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Full text of "Centralblatt für Anthropologie, Ethnologie und Urgeschichte"

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JOHN  LUGZKIW 


Centralblatt 


für 


Anthropologie,  Ethnologie  und  Urgeschichte. 


Herausgegeben 


Dr.  med.  et  phil.  G.  Buschan, 


IL  Jahrgang  1897. 


-*-♦♦♦-• 


Breslau  1897. 

J.   U.  K.erii's  Verlag, 

(Max  Müller.) 


I 


Inhalt, 


Seite 

Orig-inalarbeiteii: 

O.    Ammon:     Über    die    Wechselbeziehung     des   Kopfindex    nach 

deutscher  und  französischer  Messung 1—6 

E.  Schmidt:    Das  System  der  anthropologischen  Disziplinen 97—102 

J.  Heierli:     Die  bronzezeitlichen  Gräberfunde  der  Schweiz 193-198 

C.  Mehlis:     Archäologisches  aus  der  Pfalz    289 — ^92 

Referate: 

1.  Anthropol  ogie 7—25 

102-123 
198—220 
293—302 

2.  Ethnologie  und  Rass  enkund  6 25 —  50 

124-142 
220—241 
302—318 

3.  Urgeschichte  50—  65 

142—175 
242—260 
318—338 

Versammlungfs-  und  Vereins-Berichte 65—  73 

175--182 
260—274 
338—348 

Ta^esgeschichte 182-184 

274—275 
348-349 

Bibliographische  Übersicht .      73—96 

184-192 
275—288 
349—380 

Regfister 381-384 


Centralblatt 


für 

Anthropologie,  Ethnologie  und  Urgeschichte. 

Herausgegeben  von  Dr.  phil.  et  med.  Gt.  Busch  an. 
J.  U.  Kern's  Verlag  (Max  Müller)  in  Breslau. 


2.  Jahrgang.  Heft  4.  1897. 


A.    Originalarbeit. 
Archäologisches  aus  der  Pfalz. 

Von  Dr.  C.  Mehlis. 

1.  Prähistorische  Spinnwerkzeuge  aus  der  Pfalz.  Die 
Werkzeuge  obiger  Art  gehören,  abgesehen  von  den  Wirt  ein,  d.  h. 
den  Kreiseln  für  die  metallenen  oder  hölzernen  Spindeln  in  prä- 
historischen Fundstellen,  zu  den  Seltenheiten.  Dennoch  geht  aus 
einzelnen  Funden,  besonders  den  sogenannten  ,,Zettelstrecker", 
die  Thatsache  hervor,  dass  der  Weberstuhl  einfacher  Art  in  der 
Hallstatt-,  Bronze-  und  Steinzeit  bei  uns  nicht  unbekannt 
gewesen  sein  muss.  Letztere  Ansicht  erhält  eine  thatsächliche 
Stütze  durch  zwei  Funde,  die  im  Dezember  in  der  Vorderpfalz  — 
Dürkheim  und  Maxburg  —  gemacht  wurden. 

An  ersterem  Platze  fand  sich  zwischen  Dürkheim  und  Grethen 
am  Fusse  der  Abtei  Limburg  und  der  „Heidenmauer"  eine  durch- 
bohrte Sandsteinkugel  von  7  cm  Quer-  und  5,5  cm  Höhendurch- 
messer. Die  cyhndrische  Lochung  hält  2  cm  Durchmesser.  An  der 
Aussenseite  sind  zahlreiche  1 — 2  cm  lange  künstliche  Einschnitte 
sichtbar,  die  nur  vom  ständigen  Darüberlaufen  einer  Schnur  oder 
eines  Fadens  herrühren  können.  Ohne  Zweifel  haben  wir  es  hier 
mit  einem  regelmässigen  „Zettelstrecker",  angebracht  an  einem 
prähistorischen  Webstuhle,  zu  thun,  der  etwa,  wie  die  meisten  Funde 
auf  der  nahen  „Heidenmauer"  in  die  La  Tene-Zeit  fallen  wird.  — 
Noch  wertvoller  ist  das  zweite,  im  Hambacher  Walde,  nahe  der 
Maxburg  gemachte  Fundstück.  Es  besteht  in  einem  plattgeschliffenen 
Steinwerkzeuge  von  der  Form  eines  flachen,  kleinen  Kahnes  und 
misst  in  der  Länge  9  cm,  in  der  Breite  1,5 — 3,2  cm,  in  der  Dicke 
1,3—1,5  cm.  Die  Ecken  sind  sorgfältig  entkantet,  so  dass  das  Werk- 
zeug vorn  und  hinten  zugespitzt  erscheint.  Das  Material  hat  gelb- 
braune Farbe  und  scheint  nach  Härte  und  Gewicht  ein  etwas  heller 
Kieselschiefer  zu   sein.     Nach   seinem   Aussehen  kann   das  Artefakt 

Centralblatt  für  Anthropologie.    1897.  19 


290  ^-     Originalarbeit. 

nur  ein  sogenanntes  „Weberschiffchen"  gewesen  sein,  das  dazu 
diente,  den  Einschlagfaden  in  das  Gewebe  zu  bringen.  —  Unter  den 
ca.  500  Steinwerkzeugen,  welche  die  Sammlung  zu  Dürkheim 
a.  d.  Hardt  enthält,  befindet  sich  kein  einziges,  ähnhch  gestaltetes 
Werkzeug  aus  prähistorischer  Schicht. 

2.  Neolithische  Fundstellen  in  der  Pfalz.  Ohlenschlager 
wusste  am  letzten  Anthropologen-Kongresse  zu  Speyer  (Aug.  1896) 
nur  2  neolithische  Fundstellen  aus  der  Pfalz  namhaft  zu  machen, 
Kirchheim  a.  d.  Eck  und  Landau,  wozu  noch  Grossniedesheim, 
westlich  von  Frankenthal,  kommt.  Es  glückte  am  17.  Dezember 
1896  zu  diesen  3  Stationen  eine  vierte  hinzuzufügen.  —  Dieselbe 
liegt  bei  Neustadt  a.  d.  H.  und  zwar  östlich  der  Stadt  und  südlich 
von  Bräunichweilerhof,  nördlich  der  Distriktsstrasse  nach  Lachen  im 
„grossen  Sandfelde".  Hier  befindet  sich  eine  weitgedehnte  Schicht 
reinen,  weissen  Sandes,  an  der  sich  in  2  m  Tiefe  Kies  anschliesst. 
In  diesem  Flusssand  1—1 V2  ni  tief  stiess  man  beim  Sandgraben 
auf  eine  dunkle,  humusreiche  Schicht  von  mehreren  Quadratmetern 
Ausdehnung.  In  dieser  lagen  nach  einer  vom  Verf.  vorgenommenen 
Ausgrabung  folgende  Fundobjekte:  1.  das  nahezu  vollständige  Knochen- 
gerüste eines  grossen  Wiederkäuers,  nach  der  Untersuchung  von 
Prof.  Eberhard  Fraas  zu  Stuttgart  das  eines  mittelgrossen  Exemplars 
von  Equus  caballus.  2.  Die  zum  Teil  aufgeschlagenen  Knochen 
eines  zweiten  kleinen  Wiederkäuers.  In  derselben  Schicht  und  in 
Vergesellschaftung  der  obigen  Knochen  lagen  folgende  zwei  Arte- 
fakte: 3.  Ein  schwarzes,  roh  gebranntes  Gefässstück,  verziert  mit 
einem  eingestochenen  Bande,  dessen  Einzelglieder  aus  je  zwei 
blattartigen  Eindrücken  bestehen  (Darstellung  eines  Pflanzenzweiges?); 
4.  eine  aus  weissem  Quarz  künstlich  geschlagene  (deutliche  Schlag- 
marken!) Pfeilspitze  von  2V2  cm  Länge  und  1,5  cm  Breite  an  der 
Basis;  mit  zwei  stumpfen  Spitzen  an  dieser  zum  Zwecke  des  Ein- 
steckens  in  den  Schaft.  —  Nach  der  Technik  und  nach  der  Orna- 
mentik des  Gefässstückes,  welches  entscheidend  für  die  chrono- 
logische Fixierung  des  archäologischen  Befundes  ist —  Band- 
ornamentik —  gehört  der  Gesamtfund  in  dieselbe  Zeit  wie  die 
Grabfunde  von  Ober-  und  Niederiiigelheim,  Monsheim,  Worms,  Kirch- 
heim a.  d.  Eck.  Das  Mittelglied  zwischen  Kirchheim  und  Landau 
ist  jetzt  gefunden!  —  Die  Funde  gelangten  als  Geschenk  des  Feld- 
besitzers Siegel  an  das  Museum  der  Pollichia  zu  Dürkheim. 

Herr  Dr.  Karl  Kohl,  der  verdienstvolle  Konservator  des 
Paulusmuseums  zu  Worms,  bemerkt  in  einem  an  den  der- 
zeitigen Vorstand  der  „Anthrop.  Sektion"  der  Pollichia  vom  19.  De- 
zember gerichteten  Schreiben  über  den  Bräunichweiler  Fund  Fol- 
gendes: „Nach  dem  anliegenden  Material  Hesse  sich  schliessen,   dass 


A.     Originalarbeit.  291 

man  eine  Trichterwohnung  oder  Kochgrube  der  Vorzeit  angetroffen 
hat,  wie  sie  sich  bei  Worms  zahlreich  vorfinden".  —  In  der 
Pfalz  allerdings  sind  solche  prähistorische  Wohnungsstellen 
nur  an  wenigen  Plätzen  bisher  konstatiert  worden.  Hierzu  ge- 
hören folgende  Stationen:  1.  Halsberg  bei  Dürkheim,  Wohn- 
platz der  La  Tene-Zeit,  untersucht  von  den  Herren  Dr.  Bischoff  und 
Philipp  Zumstein.  2.  Weissenheim  a.  Sand,  Wohnplätze  der 
jüngeren  Stein-  und  der  älteren  (?)  Bronzezeit,  untersucht  von 
Gutsbesitzer  Nikolaus  Henrich.  3.  Obrigheim  a.  d.  Eis,  Wohn- 
plätze der  La  Tene-Zeit.  4.  Albsheim  a.  d.  Eis,  Wohnplätze  der 
neolithischen  Zeit  (Bandornamentik  und  Wolfszahnornament). 

3.  Ein  Kupferbeil  vom  Niederrhein,  (Mit  Zeichnung.) 
Den  Kupferzeitfunden  wendet  sich  seit  dem  epochemachenden  Werke 
„DieKupferzeit  in  Europa"  von  M.  Murch  (2.  Aufl.  1893)mitRecht 
die  Aufmerksamkeit  der  Prähistoriker  zu.  —  Vom  Nieder  rhein  ist 
unseres  Wissens  nur  ein  Artefakt  der  Kupferzeit  bisher  bekannt. 
M.  Murch  erwähnt  S.  85  u.  177  einen  „Ring"  von  Balve  (Reg.-Bezirk 
Arnsberg),  doch  ohne  nähere  Umstände.  Um  so  wertvoller  ist  ein 
zweifelloses  Kupferbeil,  welches  sich  zu  Wesel  am  Rhein  ge- 
funden hat  und  in  die  Sammlung  R.  Forrer's  zu  Strassburg  im 
Elsass  gelangt  ist  (Wesel;  province  du  Rhin;  Nr.  3921).  —  Das 
Artefakt  hat  eine  Länge  von  7,4  cm,  misst  am  Ende  1,7  cm, 
an  der  Schneide  2,5  cm  in  der  Breite.  Die  grösste  Dicke  —  un- 
gefähr in  der  Mitte  der  Wandung!  —  beträgt  nur  0,4  cm.  Von  der 
Rückseite  aus  findet  in  schwachem  Bogen  eine  gleichmässige  Ver- 
breiterung des  Querdurchschnittes  bis  zur  regelmässig,  halbmond- 
förmig gewölbten  Schneide  statt.  Das  Beil,  geformt  wie  das  ge- 
wöhnliche Steinbeil,  ist  mit  einer  ziemlich  gleichmässigen  Oxyd- 
schicht bedeckt.  Die  etwas  geschweifte  Form  der  oberen  Kante 
giebt  dem  Beil  einen  eleganten  Zug,  der  sonst  bei  Kupfersachen 
selten  vorkommt.  Offenbar  steckte  es  bei  seiner  Benutzung  bis 
zur  dicksten  Stelle  in  einer  Holz-  oder  Hornzwinge,  wie  die  noch 
in  der  Originalfassung  vorgefundenen  Steinbeile  an  den  Schweizer 
Pfahlbauten.  An  den  Schluss  der  Benutzungszeit  letzterer  gehört 
ohne  Zweifel  das  Weseler  Kupferbeil. 

Prof.  Dr.  Nachreiner,  Physiker  am  Gymnasium  Neustadt  a.  d.  Hardt, 
bestimmte  die  Gewichtsverhältnisse  folgendermaassen : 
in  Luft  gewogen     .     .     .     66,83  g, 
in  Wasser  gewogen    .     .    59,11  g, 
spezifisches  Gewiccht .     .       8,64  g. 

Das  spezifische  Gewicht  des  reinen  Kupfers  beträgt  8,88. 
Die  Differenz  von  0,24  ist  auf  Rechnung  der  Oxydationsschicht  zu 
setzen.  —  Prof.  Nachreiner  erklärt,  das  Material  des  Weseler  Beiles 

19* 


992  ^-    Originalarbeit. 

sei  reines  Kupfer.  —  Historiker  der  europäischen  Kupfer- 
zeit liaben  in  Zukunft  zu  rechnen  mit  Gestalt  und  Gehalt  des 
Kupferbeiles  von  Wesel  a.  Rh. 

4.  Ronierfunde  bei  Neustadt  a.  d.  Hardt.  Römische 
Funde  wurden  jüngst  oberhalb,  nördUch  von  Neustadt  a.  d.  H. 
gemacht  in  der  weinberühmten  Gewunne:  „Vogelgesang-'.  Zwischen 
der  erhöhten,  mit  einem  Pavillon  versehenen  Anlage  —  Deides- 
heimer  —  und  dem  Waldrande  fanden  sich  hier  beim  Roden  eines 
Herrn  Director  G  e  i  s  s  e  1  gehörigen  Weinberges  mehrere  (5)  römische 
Pfeilspitzen  von  6—8  cm  Länge  und  in  derselben  Tiefe  (V2  m) 
römische  Gefässreste.  Etwas  nach  Nordwesten  fand  sich  eine 
hübsche,  mit  dem  Bildnis  des  Kaisers  Magnentius  (350—353  n.  Chr.) 
geschmückte  Bronzemünze.  —  Es  wird  vermutet,  dass  die  jetzige 
Anlage  von  Deidesheim  nach  den  noch  vorhandenen  Resten  von 
Trockenmauern,  besonders  im  Norden,  ursprüngHch  ein  kleineres 
römisches  Kastell  von  ca.  40  m  Länge  und  20m  Breite  war. — 
Dafür  spricht  die  Gestalt  dieser  Anlage  (abgerundetes  Viereck),  die 
an  ihrer  Westseite  und  in  ihrer  Innenfläche  seiner  Zeit  (ca.  1870) 
gemachten  Römerfunde,  eine  zweite  Befestigung,  ca.  250  m  von 
der  ersten  entfernt,  die  mit  einander  den  Sattel  absperrten,  und 
endlich  die  Thatsache,  dass  von  Neustadt  in  diesen  Sattel  ein  alter 
„Römerweg"  jetzt  noch  einmündet*  Dieser  Römerweg  kommt 
direkt  von  Hambach  her  und  misst  am  „Ziegelberg"  2V2 — 3  ni 
Breite.  Auch  an  letzterem  fanden  sich  früher  Gegenstände,  welche 
auf  alten  Verkehr  hindeuten,  besonders  Maulesel-Hufeisen.  —  In 
einem  Hofraume  der  Wolfsburg  wurden  im  April  1897,  ca.  2  km 
westlich  von  obiger  Fundstelle,  zwei  seltene  römische  Bronze- 
münzen gefunden.  Dieselben  zeigen  das  Gepräge  des  Kaisers 
Licinianus  Licinius  (307 — 324),  der  als  Mitregent  und  Schwager 
Konstantin  des  Grossen  bekannt  ist.  Auf  dem  Revers  steht  der  an 
das  Sceptrum  gelehnte  Jupiter  mit  der  Victoria  in  der  Hand,  den 
Adler  neben  sich  und  der  Umschrift:  Jovi  Conservatori.  Die  Münzen 
sind  in  der  Prägung  gleich,  die  Prägeorte  sind  jedoch  verschieden. 
—  Dochnahl  senior,  der  in  seiner  „Chronik  von  Neustadt  a.  d.  H." 
dem  Kastelle  auf  dem  Wolfsberg  römischen  Ursprung  zuschreibt, 
scheint  nach  diesem  Funde  nicht  ganz  Unrecht  zu  haben.  Auch 
eignete  sich  der  Platz  für  eine  römische  Specula  vorzüglich. 


B.     Referate.     1.    Anthropologie.  293 

ß.    Referate. 

I.    Anthropologie. 

a.     Somatische  Anthropologie. 

24:8,  H.  Poll:  Ein  neuer  Apparat  zur  Bestimmung  der 
Schädel-Kapazität.  Verhdl.  der  Berliner  anthrop.  Ges.  1896. 
Bd.  XXVIII,  S,  615. 
Das  von  Poll  ersonnene  Verfahren  zur  Bestimmung  der  Schädel- 
Kapazität  beruht  auf  dem  Prinzip,  die  Wassermenge  zu  messen,  die  er- 
forderlich ist,  um  eine  dünnwandige  Gummiblase  im  Schädelinnenraume 
soweit  auszudehnen,  dass  sie  sich  den  Wandungen  leicht  anschmiegt.  Zu 
diesem  Zwecke  bringt  Poll  vermittels  einer  einfachen  Vorrichtung  den  aus- 
zumessenden Schädel  in  eine  solche  Lage,  dass  das  Hinterhauptloch  gerade 
nach  oben  sieht,  führt  in  dieses  eine  Gummi  blase  ein.  in  deren  Hals  eine 
an  ihrem  oberen  Ende  mit  zwei  Hähnen  (der  eine  zum  Eintritt  von 
Wasser,  der  andere  zum  Austritt  von  Luft)  armierte  Glasröhre  wasserdicht 
befestigt  ist,  und  lässt  aus  der  Wasserleitung  in  diese  Glasröhre  und  die 
mit  ihr  zusammenhängende  Gummiblase  kräftig  Wasser  einströmen. 
Einzelne  kleine  Kunstgriffe,  die  zur  exakten  Bestimmung  nötig  sind,  beliebe 
man  im  Original  nachzulesen.  Wie  exakt  diese  Methode  arbeitet,  erläutert 
ihr  Erfinder  an  Zahlentabellen.  Der  Apparat  ist  zum  Preise  von  15  bis 
18  Mark  bei  Paul  Altmann,  Berlin  NW.  (Luisenstrasse  52)  zu  beziehen. 

Dr.  Buschan-Stettin. 

249.  E.  Lugaro :  Sulla  genesi  delle  circonvoluzioni  cerebrali 
e  cerebellari.  Riv.  di  patologia  nerv,  e  ment.,  1897.  Bd.  II, 
S.  97. 
Lugaro  erörtert  znnächst  die  Frage,  warum  die  graue  Substanz  des 
Gehirns  in  Flächen-  oder  Rindenform  um  das  Gehirn  herum  angelegt  ist. 
Die  alte  Ansicht  (Reichert,  Seitz),  dass  die  Flächenausdehnung  der  grauen 
Substanz  die  gleichmässige  Verteilung  der  Blutgefässe  (mittels  der  Pia) 
auf  ihr  bezw.  die  gleichmässige  Blutversorgung  derselben  erleichtere,  lässt 
Lugaro  zu  Recht  bestehen.  In  erster  Linie  aber  sei  diese  Flächenaus- 
dehnung der  grauen  Substanz  durch  die  Anordnung  ihrer  Zellen  und 
Fasern  bedingt,  diese  wiederum  durch  die  Funktion  derselben,  besonders 
durch  die  Aufgabe,  die  durch  das  Projektionssystem  der  weissen  Substanz 
eintretenden  Bahnen  in  ein  Koordinationssystem  zu  verwandeln.  Die  Anlage 
der  Hirnrinde  in  Windungen  sei  das  Resultat  der  Ausdehnung  der  Rinde 
einerseits  und  der  Assoziationsbahnen  andererseits.  Die  Richtung  der 
Windungen  hängt  von  der  Ausdehnung  und  der  Struktur  der  Rinde  ab, 
welch  letztere  wiederum  auf  die  Besonderheiten  des  betreffenden  Organismus, 


294  ß-     Referate.     1.  Anthropologie. 

auf  die  Art  seiner  Assoziations-   und  Projektionsbahnen,  nur  zum  geringeren 
Teile  auf  die  Entwickelung  des  Schädels  zurückzuführen  sind. 

J.  Bresler-Freiburg  i.  Schi. 

b.     Biologie. 
1.     Physiologisches  Verhalten. 

250.  Wilhelm  Haacke:  Orundriss  der  Entwickelungsmechanik. 

Mit  143  Textfiguren.  Leipzig  A.  Georgi,  1897. 
Das  prophetische  Wort  des  Bahnbrechers  Darwin  „Licht  wird  fallen 
auf  den  Ursprung  des  Menschen  und  seine  Geschichte"  hat  sich  erfüllt: 
die  naturwissenschaftliche  Forschungsweise  hat  unerwartete  Aufschlüsse  über 
die  Vorgeschichte  des  Menschengeschlechtes  gebracht.  Trotzdem  wird 
niemand  leugnen  können^  dass  die  Lehre  des  grossen  englischen  Forschers 
vielfacher  Verbesserung  bedarf.  Besonders  seine  Auffassung  und  Erklärung 
der  Vererbung,  die  er  selbst  ja  als  ,, vorläufige"  bezeichnet  hat,  ist  ent- 
schieden unhaltbar.  Auf  der  Vererbung  beruht  aber  die  ganze  stammes- 
geschichtliche Entwickelung,  und  diese  kann  unmöglich  verstanden  werden 
ohne  eine  richtige  Vorstellung  von  jener.  In  dieser  Hinsicht  hat  unstreitig 
der  unermüdliche,  leider  zu  wenig  gewürdigte  Forscher  Wilhelm  Haacke 
vieles  zur  Förderung  unserer  Erkenntnis  beigetragen.  Jedes  seiner  Werke, 
die  freilich  nicht  ohne  ,, Hirnanstrengung"  gelesen  werden  können,  regt 
bei  den  Naturforschern,  zu  denen  ja  auch  der  Anthropologe  gehört,  eine 
Fülle  von  neuen  Gedanken  an.  So  sei  denn  auch  an  dieser  Stelle  auf 
das  vorliegende  Buch  nachdrücklich  aufmerksam  gemacht.  Der  Verfasser 
meint  es  ernst  mit  der  Wahrheit,  ,,die  doch  das  grösste  Heiligtum  des 
Forschers  sein  muss",  und  scheut  sich  daher  nicht,  ,,das  als  falsch  Er- 
kannte über  Bord"  zu  werfen,  auch  dann,  „wenn  er  es  selbst  vorgebracht 
oder  eifrig  vertreten  hat";  sein  Hauptzweck  ist  es,  den  Leser  zum  ,, Mit- 
ringen anzuregen".  Der  Hauptstreit  in  der  Entwickelungswissenschaft 
drehte  sich  im  letzten  Jahrzehnt  um  die  Vererbung  ,, erworbener"  Eigen- 
schaften. Haacke  verteidigt  diese  auch  in  seinem  neuesten  Werk,  hat  sie 
sich  aber  etwas  ,, anders  zurechtgelegt"  als  früher  und  seine  Auffassung 
von  allen  ihr  ,, bisher  anhaftenden  Schlacken"  gereinigt.  Für  das  Ver- 
ständnis der  Rassenbildung  ist  diese  Frage  selbstverständlich  von  der 
grössten  Bedeutung;  beispielsweise  lässt  sich  der  Farbstoffverlust  der  nord- 
europäischen Rasse  nur  auf  diese  Weise  erklären,  denn  die  natürliche 
Auslese  könnte,  auch  wenn  sie  artenbildend  wäre,  nur  vorteilhafte  Eigen- 
schaften züchten.  Nach  Haack es  Ausführungen  können  wir  „nicht  daran 
zweifeln,  dass  erworbene  Eigenschaften  vererbt  werden,  und  dass  ihre  Er- 
werbung und  Vererbung  das  einzige  Mittel  ist,  mit  dem  die  stammes- 
geschichtliche Umbildung  der  Organismen  arbeitet."  Nicht  blos  „stamm- 
erhaltende",   auch    „stammbedrohende"    Erwerbungen    vererben    sich,    das 


B.     Referate.     1.    Anthropologie.  295 

kann  jeder,  der  die  Augen  offen  hält,    besonders   bei    den  mancherlei  Ent- 
artungserscheinungen des  Menschen  und  der  Haustiere  beobachten, 

Dr.  Ludivig   Wilser- Karlsruhe. 

251.  Silvio  Veuturi:    Origiiie   dei   caratteri   differenziali   fra 
l'uomo    e    la    doiina.     Manicomio  moderne,     1897.     Anno  XII, 

Nr.    1. 

Venturi  widerlegt  hier  in  erster  Linie  die  Ansicht  (Lombroso,  Have- 
lock Ellis),  dass  Mann  und  Frau  auf  verschiedener  Entwicklungsstufe  be- 
findliche Individuen  einer  Spezies  vorstellen.  Schon  Morselli  und  Mante- 
gazza  haben  darauf  hingewiesen,  dass  die  Frau  nicht  quantitativ,  sondern 
qualitativ  vom  Manne  verschieden  sei.  Die  Frau  steht  nicht  unter  oder 
über  dem  Manne,  sondern  neben  ihm.  Venturi  führt  Lombrosos  Ansicht 
ad  absurdum,  indem  er  darauf  hindeutet,  dass  in  der  Entwicklung  zurück- 
gebliebene Männer  (Idioten,  Imbecille)  durchaus  nicht  den  weiblichen  Typus 
zeigen,  ebensowenig  hochentwickelte  Frauen  den  männlichen.  Er  stellt 
dagegen  eine  neue  Theorie  auf:  Mann  und  Frau,  wie  überhaupt  Männchen 
und  Weibchen  einer  jeden  Spezies,  gehören  ursprünglicli  zwei  verschiedenen 
Spezies  an,  Spezies,  die  unter  sich  die  engste  Affinität  gehabt  haben,  aber 
dennoch  hinreichend  verschieden  gewesen  sind.  Die  verschiedenen  Charaktere 
beider  Geschlechter  einer  Spezies  weisen  also  nicht  auf  einen  verschiedenen 
Grad  der  Entwicklung,  sondern  auf  einen  verschiedenen  Ursprung  hin. 
Von  und  gegenüber  einer  Periode  der  Differenzierung,  phylogenetischen 
sowohl  wie  ontogenetischen,  muss  man  nämlich  eine  solche  der  Verein- 
fachung unterscheiden.  Das  phylogenetische  und  ontogenetische  Leben  ist 
keine  kontinuierliche  Linie  oder  Reihe  von  unaufhörlich  aufeinanderfolgen- 
den Verzweigungen,  sondern  verläuft  cyklisch  in  einer  Divergenz-  oder 
evolutiven  und  einer  Konvergenz-  oder  involutiven  Periode.  Das  Indi- 
viduum, anfangs  ein  Klümpchen  amorpher  Substanz,  wird  —  in  der  ersten 
Periode  —  unter  fortwährenden  Differenzierungen  zu  einem  Komplex  von 
Teilen,  von  denen  schliesslich  kein  einziger  dem  anderen  gleich  ist;  in  der 
zweiten,  der  Konvergenzperiode,  nähert  sich  das  alternde  Individuum  den 
Formen  verwandter  Spezies,  und  unter  fortwährenden  Reduktionsprozessen 
gelangt  es  durch  Zustände  immer  geringerer  Individualisierung  und  ein- 
facherer Funktion  schliesslich  nach  dem  Tode  zu  den  einfachen  Substanzen 
zurück,  aus  denen  sich  jenes  Klümpchen  amorpher  Materie  gebildet  hatte. 
Ähnlich  die  Spezies  und  Gattungen  der  Tiere  und  Pflanzen.  Auf  der 
Höhe  der  phylogenetisch  möglichen  Entwicklung  und  Diffe- 
renzierung angelangt,  steigen  sie  durch  Paarung  und  Ver- 
mischung wieder  zu  den  einfacheren  Formen  zurück  und 
schliesslich  zu  den  einfachsten  Formen,  aus  denen  das  organische  Leben 
der  Erde  überhaupt  erwachsen  sein  mag. 


296  ß-     Referate.     1.    Anthropologie. 

Bei  der  menschlichen  Spezies  nehmen  die  Charakterverschiedenheiten 
zwischen  Mann  und  Frau  bekanntlich  im  Alter  ab,  bis  zum  gänzlichen 
Schwinden;  letztere  werden  schliesslich  wie  Kindei',  die  sich  noch  nicht 
individualisiert  haben. 

Wie  beim  Embryo  anfangs  eine  hermaphroditische  Anlage  vorhanden 
ist  und  erst  später  der  Wolffsche  Körper,  während  der  Müllersche  Gang, 
die  weibliche  Geschlcchtsanlage,  in  der  Entwicklung  zurückbleibt,  zum 
männlichen  Geschlechtsorgane  heranwächst  —  oder  umgekehrt  — ,  so  mag 
es  auch  phylogenetisch  ein  Stadium  gegeben  haben,  in  welchem,  was  heute 
Mann  und  Frau  ist,  wahre  Hermaphroditen  waren,  die  einander  zur  Fort- 
pflanzung nicht  bedurften.  Die  Pathologie,  die  Teratologie,  die  Lehre  von 
den  menschlichen  Hermaphroditen  giebt  hierfür  viele  Anhaltspunkte.  Jene 
ursprünglichen  Hermaphroditen  bildeten  nicht  etwa  zusammen  eine  Spezies 
im  heutigen  Sinne  des  Wortes,  sondern  waren,  wenn  auch  ähnlich,  so 
doch  noch  genügend  voneinander  verschiedene  Wesen.  Venturi  nennt 
diese  beiden  hermaphroditischen  Spezies  species  andrica  und  species 
gynaecina;  aus  der  Vereinigung  beider  nicht  geschlechtlichen  Spezies  wurde 
die  geschlechtliche  Spezies  Mensch. 

Unter  der  Art  und  Weise,  wie  diese  Vereinigung  hermaphroditischer 
Arten  zu  einer  geschlechtlichen  Spezies  zu  stände  gekommen,  stellt  sich 
Venturi  einen  ähnlichen  Vorgang  vor,  wie  er  noch  heute  bei  manchen 
Pflanzen  als  Übergang  vom  Hermaphroditismus  zur  geschlechtlichen  Fort- 
pflanzung beobachtet  wird.  Nach  Herbert  können  einige  Pflanzen  aus  der 
Spezies  Lobelia,  Verbascum  und  Passiflora  von  dem  Samen  anderer,  wenn 
auch  nicht  gerade  entfernter  Spezies  leichter  als  von  dem  eigenen  be- 
fruchtet werden.  Ja,  Hypeastrum,  welches  gewöhnlich  vom  Samen  einer 
Pflanze,  die  einer  ganz  getrennten  Spezies  angehört,  befruchtet  wird,  bleibt 
steril,  wenn  man  die  Befruchtung  mit  ihrem  eigenen  Samen  versucht.  Die 
männlichen  Organe  von  Hypeastrum  verkümmern  nach  einigen  Generationen, 
und  die  Pflanze  wird  das  Weibchen  einer  neuen  Spezies,  deren  Männchen 
seinerseits  vielleicht  die  eigenen  weiblichen  Geschlechtsorgane  verloren  hat. 
Nach  Haeckel  geschieht  bei  den  Schnecken  und  einigen  anderen  Tieren 
der  Familie  der  Würmer,  wo  noch  der  Hermaphroditismus  in  Tätigkeit 
ist,  die  Befruchtung  auch  mittels  gegenseitiger  Kopulation  zweier  Indi- 
viduen. Venturi  glaubt,  dass  die  phylogenetische  Laufbahn 
der  höheren  Tiere  oder  noch  besser  derjenigen  Tiere,  bei 
welchen  die  Reproduktion  eine  doppelgeschlechtliche  ist,  da 
aufhört  eine  evolutive  zu  sein,  wo  das  hermaphroditische 
System  aufhört;  mit  dem  geschlechtlichen  System  beginnt  die 
involutive  Periode  des  phylogenetischen  Cyklus.  Dem  ent- 
spricht auch,  dass,  wie  bekannt,  die  Prozesse  der  aus- 
giebigsten Differenzierung  bei  den  niedrigeren  Organismen 
statthaben,    deren  Vervielfältigung  und  Mannigfaltigkeit  eine 


B.     Referate.     1.    Anthropologie.  297 

unermessliche  ist,  während  dagegen  die  höheren  Tiere  und 
Spezies  ihre  Formen  ausserordentlich  hartnäckig  bewahren, 
so  dass  von  einer  Variabilität  kaum  noch  die  Rede  ist.  Spezies, 
welche  die  höchsten  Grade  der  Entwicklung  erreicht  haben,  verschwinden, 
und  an  ihre  Stelle  treten  andere  niedere,  welchen  die  Existenzbedingungen 
noch  genügen,  oder  welche  bessere  Existenzbedingungen  finden.  Tiere 
und  Pflanzen,  welche  durch  die  Vereinfachung  des  Systems  der  geschlecht- 
lichen Fortpflanzung  zeigen,  dass  sie  auf  dem  Wege  zur  regressiven  Periode 
des  Lebens  sich  befinden,  können  gleichwohl,  da  die  Involution  nicht  gleich- 
massig  alle  Organe  betrifft,  in  Bezug  auf  einzelne  der  letzteren,  und  zwar 
die  nicht  zur  Fortpflanzung  erforderlichen,  noch  eine  weitere  Entwicklung 
erfahren.  Man  sieht  ja  auch  bei  Menschen  die  geschlechtlichen  Fähig- 
keiten bereits  zur  Neige  gehen,  während  die  psychischen  noch  nicht  ihren 
Gipfelpunkt  erreicht  haben. 

Bei  der  Gegenüberstellung  von  Mann  und  Frau  handelt  es  sich  also 
nicht  um  einen  ,, Infantilismus"  der  letzteren,  sondern  beide  sind  Glieder 
einer  Spezies,  welche  aus  der  Konvergenz  zweier  einander  nahestehender 
Spezies  sich  entwickelt  hat.  Die  Länge  der  gemeinsam  von  den  beiden, 
ehedem  zwei  verschiedenen  Spezies  angehörigen  Individuen  auf  der  phylo- 
genetischen Bahn  zurückgelegten  Strecke  hat  die  somatischen  und 
physiologischen  Unterschiede  vermischt,  mit  Ausnahme  der- 
jenigen des  Geschlechts  und  der  mit  diesem  in  notwendiger  Beziehung 
stehenden  sekundären  geschlechtlichen  Merkmale  somatischer,  physiologischer, 
psychischer  und  soziologischer  Natur. 

Oberarzt  J.  Bresler-Freihurg  i.  Schi. 

252.  W.  Pfitzner:  Ein  Beitrag  zur  Kenntnis  der  sekundären 
Geschlechtsunterschiede  beim  Menschen.  Schwalbes  Mor- 
phologische Arbeiten.     1897.     Bd.  VII,  S.  473. 

Die  Untersuchungen  des  Verf.,  trotzdem  sie  den  von  ihm  während 
seiner  12jährigen  Thätigkeit  am  anatomischen  Institut  zu  Strassburg  an 
Anatomieleichen  gemachten  Aufzeichnungen  entstammen,  besitzen  dennoch 
den  Vorzug,  dass  sie  sich  auf  ein  recht  homogenes,  brauchbares  Material 
beziehen.  Denn  diese  Anatomieleichen  bestehen  nur  zu  einem  ganz  ge- 
ringen Teile  (5  pCt.)  aus  solchen  von  Sträflingen,  Heimatlosen  etc.,  viel- 
mehr zumeist  (90  pCt.)  aus  Angehörigen  des  wohlhabenden  Mittelstandes. 
Sie  geben  also  ein  recht  zuverlässiges  Durchschnittsbild  der  im  Unterelsass 
ansässigen  Bevölkerung. 

Das  Hauptergebnis  seiner  Untersuchungen  fasst  Verf.  unter  folgende 
Gesichtspunkte  zusammen  : 

1.  Das  Weib  ist  durchweg  weniger  blond  als  der  Mann  und  2.  durch- 
weg dunkeläugiger  als  der  Mann.  Dieser  Unterschied  beruht  auf  spezi- 
fischen Geschlechtseigentümlichkeiten,    nicht  auf  ethnologischen  Momenten, 


^98  ß-     Referate,     1.    Anthropologie. 

3.  Bezüglich  der  Beziehungen  zwischen  Haar-  und  Augenfarbe  hat  sich 
herausgestellt,  dass  die  hier  obwaltenden  Unterschiede  die  naturgemässen 
Konsequenzen  der  in  den  beiden  einzelnen  Komponenten  bestehenden  Ab- 
weichungen sind,  mit  der  einen  Ausnahme,  die  zugleich  die  einzige  An- 
deutung einer  mögliclier  Weise  bestehenden  ethnologischen  Verschiedenheit 
ist,  nämlich  des  Auftretens  einer  besonderen  Gruppe  mit  schwarzem  Haar 
und  hellen  Augen,  die  beim  erwachsenen  Manne  etwa  viermal  so  stark 
(15,9  pCt.)  als  beim  erwachsenen  Weibe  (3,4  pCt.)  vertreten  ist.  4.  Die 
Längenmaasse  des  Weibes  sind  nach  einem  bestimmten  Verhältnis  verkleinerte 
Wiederholungen  der  Maasse  des  Mannes.  5.  Für  die  Kopf-  und  Gesichts- 
maasse  gilt  dasselbe  wie  für  die  Körperhöhe,  nur  ist  die  Verkleinerung  bei 
den  Gesichtsmaassen,  namentlich  bei  der  Gesichtshöhe,  eine  stärkere,  was 
sich  aber  als  einfache  Konservierung  mehr  infantiler  Zustände  erklärt. 
6.  Die  stärkere  Neigung  des  weibhchen  Geschlechtes  zur  Dolichocephalie 
und  zur  Chamäcephalie  ist  so  ausserordentlich  gering,  dass  sie  nicht  in 
Betracht  kommen  kann ;  die  ausgesprochene  Chamäprosopie  dagegen  be- 
deutet ein  einfaches  Beharren  bei  mehr  infantiler  Form.  In  der  Häufig- 
keit der  einzelnen  Typen  und  Formen  zeigen  sich  ferner  keine  typischen 
Verschiedenheiten,  selbst  beim  Gesichtsindex  wiederholen  sich  alle  Indices 
des  Mannes  in  gleicher  Häufigkeit,  nur  in  gleichmässig  vermindertem  Werte 
beim  Weibe. 

Die  vorstehend  kurz  wiedergegebenen  Folgerungen  beziehen  sich  wohl- 
gemerkt nur  auf  die  Unterelsässer  und  Unterelsässerinnen ;  Verf.  ist  weit 
davon  entfernt,  sie  als  den  generellen  Unterschied  zwischen  Mann  und 
Weib  aufstellen  zu  wollen.  Dr.  Buschan- Stettin. 

2.     Pathologisches  Verhalten. 
Degenerations-    und   Kriminal- Anthropol  ogie. 
253.  Martin  Barr:  8ome  studies  in  heredity.    Journal  of  nervous 
and  mental  disease.     1897.     Vol.  XXIV,  S.   155. 
Verf.   bringt    in    vorliegender  Arbeit   einen   weiteren  Beitrag   zur  Erb- 
lichkeitsfrage bei  geistes-  und  nervenkranken  Familien.    Einleitend  erwähnt 
er    die   Thesen    von   Richog,    Krankengeschichten    von    Piorry,     Michaeies, 
Esquirol,  Paul  Droussac,    Burrow,    Maudsley,    Lombroso,  Morris  u.  A.     Mit 
den  von  Moreau,  Buckwill  und  Tuke,  Brigkam  u.  a.  aufgestellten  Procent- 
berechnungen vergleicht   er   die   eigenen  Untersuchungen,    die  er  als  lang- 
jähriger Chef    einer  Anstalt   für   geistesschwache  Kinder    anstellen    konnte. 
Bei  1044  Idiotenkindern   fand   er  38  pCt.  mit  erblicher  Geisteserkrankung, 
Imbecillität    mitgerechnet,    und   57    pCt.    bei   Berücksichtigung    aller    Neu- 
rosen. 

Barr  teilt  sodann  zwei  Stammbäume  von  besonders  instruktiver  erb- 
licher Belastung  mit,  deren  ersterem  kurz  folgendes  entnommen  sei: 


B.     Referate.     1.    Anthropologie.  299 

Ein  gesunder  und  intelligenter  Vater  heiratet  eine  flüchtige,  nervöse 
und  leidenschaftliche  Mutter.  Von  7  Kindern,  4  Söhnen  und  3  Töchtern, 
waren  4  gesund,   3  resp.   1,  3  imbecill   1   resp.  2. 

Von  den  imbecillen  Kindern  waren  der  Sohn  und  eine  Tochter  un- 
verheiratet, während  die  zweite  geisteskranke  Tochter  ein  uneheliches 
imbecilles  Kind  männlichen  Geschlechts  zur  Welt  brachte. 

Auffallenderweise  hatte  von  den  anderen  4  gesunden  Kindern,  die 
sämtlich  normale  und  gesunde  Individuen  heirateten,  nur  ein  Sohn 
5  gesunde  Kinder,  von  denen  2  früh  an  unbekannter  Krankheit  starben. 
Ein  andrer  Sohn  und  die  Tochter  hatten  jeder  eine  imbecille  Tochter  und 
der  dritte  Sohn  hatte  2  gesunde  und  3  kranke  Kinder.  Eines  dieser 
letzteren  war  eine  idiotische  Tochter,  eine  andere  starb  in  Konvulsionen 
und  das  dritte  Kind  starb  an  einem  Hirnleiden. 

Augenscheinlich  überwog  der  geistige  Defekt  in  den  weiblichen  Kindern 
der  Familie.  In  der  zweiten  Generation  waren  2  Töchter  und  1  Sohn,  in 
der  dritten  3  Töchter  und  1   Sohn   imbecill. 

Die  zweite  Familie  erstreckt  sich  auf  7  Generationen  und  ist  noch 
lehrreicher. 

Wir  müssen  es  uns  leider  versagen,  genau  auf  den  sehr  interessanten 
Stammbaum  einzugehen,  an  dem  ausser  auf  dem  geistigen  Zustande  der 
angeheirateten  Familienmitglieder  auch  auf  ausgesprochene  und  angedeutete 
Geisteskrankheit,  Imbecillität,  Epilepsie  und  Neurosen  Rücksicht  genommen 
ist.  Zusammengefasst  können  die  fünf  Generationen  mit  22  Ehen  in  drei 
Gruppen  unterschieden  werden.  Die  eine  umfasst  die  gesunden  Nach- 
kommen, die  ebenfalls  gesunde  Gatten  heiratheten.  Diese  hatten  bei 
11  Ehen  22  normale  Kinder,  7,  4,  3,  2;  eine  Ehe  war  steril  und  6  hatten 
nur  je  1  Kind» 

Die  zweite  Gruppe,  bei  welcher  beide  Gatten  nervenkrank  waren,  um- 
fasst 7  Ehen  mit  20  Kindern.  Von  diesen  waren  9  gesund;  5  starben  in 
der  Kindheit,  3  waren  totgeboren  und  je  1  waren  imbecill,  nervenkrank 
und  epileptisch 

Die  dritte  Gruppe  fasst  die  Ehen  von  gesunden  und  kranken  Gatten 
zusammen,  10  Ehen  mit  10  normalen  und  1  imbecillen  Kinde.  Eine  Ehe 
war  steril  und  2  Kinder  aus  anderer  Ehe,  deren  Vater  Dipsoraane  war, 
waren  totgeboren. 

Bezüglich  der  Fruchtbarkeit  sehen  wir  unter  den  28  Ehen  kaum  einen 
Unterschied.  Das  reine  Blut  überwiegt  in  der  ersten  und  dritten  Gruppe, 
während  in  der  zweiten,  den  beiderseitig  nervenkranken  Ehen,  früher  Tod 
der  Hälfte  der  Kinder  beobachtet  wird. 

Die  Arbeit  sei  allen,  die  sich  mit  der  Frage  des  Einflusses  der  Erb- 
lichkeit beschäftigen,    aufs  wärmste   empfohlen;    sie  kann  als  ein  weiterer 


300  B-     Referate.     1.    Anthropologie. 

Beitrag  dafür  gelten,   dass  von  Eben  nervöser  oder  gar  geisteskranker  Indi- 
viduen im  Interesse  der  Nachkommen  entschieden  abzuraten  ist. 

Dr.  Ä.  Fafsow-Strasshurg  i.  E. 

254.  Louis  Jullien:  Petite  uote  sur  le  pied  prehensile.  Arch. 
di  psicb.,  scienze  penali  cd  antropol.  crimin.      1897.     Bd.  XVIII, 

S.  10. 
Nach  den  Untersuchungen  von  Ottolenghi  und  Carrara  ist  ein  zwischen 
1.  u.  2.  Zehe  befindlicher  Zv^^ischenraum  keinesv^egs  auf  eine  bestimmte 
Beschäftigung,  noch  auf  Deformation  (Barfussgehen  bei  Negern)  oder  Ver- 
erbung bei  Rassen  hohen  Alters  (Hindus)  zurückzuführen,  sondern  als  eine 
atavistische  Erscheinung  zu  deuten;  denn  man  hat  ihn  recht  häufig  bei 
Degenerirten,  besonders  Idioten,  Verbrechern,  Epileptikern  und  Prostituierten 
beobachtet.  Jullien  vermag  solche  Annahme  durch  seine  Messungen,  die 
er  an  50  Pariser  Prostituierten  (91  Füsse)  vornahm,  zu  bestätigen.  Im 
Durchschnitt  belief  sich  der  Abstand  zwischen  den  beiden  Zehen  auf  4  mm; 
in  42  pCt.  der  Fälle  waren  die  Verhältnisse  der  beiden  Füsse  nicht  über- 
einstimmend. In  52  pCt.  betrug  der  Zwischenraum  (an  der  Spitze)  3  mm 
(Ottolenghi-Carrara:  42  pCt.),  in  27  pCt.  8  mm  (Ottolenghi-Carrara:  17  pCt.) 
und  in  27  pCt.  sogar  10  mm  (Ottolenghi-Carrara:  ebensoviel).  Aus  diesem 
Verhalten  zieht  Verf.  den  Schluss,  dass  es  sich  bei  einem  Zehenzwischen- 
raum von  4  mm  bereits  um  ein  ausgesprochenes  Degenerationszeichen 
handelt.  Dr.  Buschayi- Stettin. 

255.  V.  Oiuffrida-Ruggeri:  Sulla  diguitä  morfologica  dei 
segnl  detti  degenerativi.  Atti  della  Soc.  Rom.  di  antropol. 
1897.    Bd.  V,  H.  2/3,  S.   127. 

Verf.  bespricht  in  eingehender  Weise  die  Bedeutung  der  Degenerations- 
theorie Lombrosos  samt  allen  seinen  Vorgängern  und  Schülern  und  unter- 
wirft alle  ihre  Entwickelungsphasen  unter  gleichzeitiger  Berücksichtigung 
der  hierdurch  hervorgerufenen  Opposition  einer  objektiven  Kritik.  Der 
Widerspruch,  welcher  sich  bald  gegen  Lombroso  geltend  machte,  traf 
zunächst  seine  Auffassung  des  Atavismus  und  der  Degenerationszeichen 
des  geborenen  Verbrechers,  obzwar  das  häufige  gleichzeitige  Vorkommen 
von  somatischen  und  psychischen  Anomalien  im  allgemeinen  zugegeben 
wurde.  Nachdem  sich  die  Annahme  und  die  Schlussfolgerungen  der 
turinischen  Schule  über  die  Heredität  der  Degenerationszeichen  im  Sinne 
von  anatomischen  Varietäten  nicht  lange  zu  behaupten  vermochten,  begann 
man  sich  besonders  mit  dem  Studium  der  Prostitution  und  ihrer  Be- 
ziehungen zur  Hysterie,  zur  psychischen  Minderwertigkeit  undzu  verschiedenen 
Neurosen  zu  beschäftigen.  Zugleich  wurde  der  Versuch  gemacht,  eine 
Korrelation  der  atavistischen  Merkmale  mit  den  Neurosen  einerseits  und 
mit   dem   Genie   andererseits  anzubahnen   und  aufzuhellen;    mitunter    ging 


B.     Referate.     1.    Anthropologie.  3Q1 

man  allerdings  so  weit,  das  Genie  direkt  für  eine  Neurose  zu  erklären. 
Indessen  Hess  auch  gegen  diese  Art  der  Auffassung  eine  energische 
Reaktion  nicht  lange  auf  sich  warten.  Die  Untersuchungen  Brouardels 
und  Lorains  über  den  Infantilismus  schössen  bald  eine  Bresche  in  die 
neuen  Folgerungen  der  Lombrosianischen  Schule.  Sergi  versuchte  hingegen 
auf  synthetischem  Wege  zu  einer  Entscheidung  der  Frage  zu  gelangen, 
indem  er  den  Atavismus  im  Gegensatz  zu  Lombroso  nicht  als  eine  Rück- 
kehr zum  Zustande  der  Wildheit,  sondern  vielmehr  zu  einem  vormensch- 
lichen und  tierischen  Grade  aufzufassen  begann,  welcher  nicht  nur  bei 
Verbrechern,  sondern  auch  bei  Geisteskranken,  Epileptikern,  Kretins  und 
Idioten  vorkommt.  Weil  die  Anomalien  einen  bestialen  Charakter  haben, 
so  müssen  ihn  auch  die  entsprechenden  Funktionen  besitzen ;  denn  in  der 
morphologischen  Degeneration  sei  funktionelle  Degradation  zu  suchen. 

Unter  dem  Einflüsse  der  neuesten  soziologischen  Studien  machte  sich  in- 
dessen immer  mehr  und  mehr  die  Auffassung  geltend,  dass  die  Ätiologie  der 
Degeneration  in  einem  Kampfe  des  Organismus  mit  der  Umgebung  zu  suchen 
sei.  ,,Der  Kretin  sowie  der  Genius,  der  Bettler  sowie  der  Millionär,  der 
Zwerg  sowie  der  Riese  sind  Ungeheuer  der  Natur  oder  der  Gesellschaft, 
welche  die  Natur  unerbittlich  mit  Degeneration  oder  Sterilität  niederkeult." 
(Ferri.)  Dallemagne  spricht  dem  Organismus  eine  allgemeine  Widerstands- 
kraft zu,  welche  die  Komponente  ist  von  partiellen  Widerstandskräften. 
Die  Ungleichheit  der  allgemeinen  Widerstandskräfte  kennzeichnet  den  Grad 
des  individuellen  Rückschrittes,  jene  der  partiellen  Widerstandskräfte  zeigt 
den  organischen  Rückschritt  an.  Im  Grunde  genommen  ist  diese  „Ver- 
minderung der  Widerstandskräfte"  Dallemagnes  nichts  anderes  als  die  „Auf- 
lösung der  erblichen  Kräfte"  Feres,  oder  die  „Krankheitsheredität"  Morels. 
Giuffrida  definiert  schliesslich  die  Degeneration  in  folgender  Weise:  Die 
Degeneration  ist  jener  krankhafte  Zustand,  welcher  entstanden  infolge  eines 
durch  eine  Entwickelungsstörung  bedingten  Gleichgewichtsverlustes,  sich 
bei  der  Deszendenz  in  einer  Verminderung  der  Entwickelungsenergie 
kundgiebt. 

Im  zweiten  und  dritten  Abschnitte  seiner  Arbeit  nimmt  Giuffrida  die 
einzelnen  Degenerationszeichen  systematisch  durch,  welche  sich  infolge  der 
bedeutenden  Detaillierung  einer  Besprechung  entziehen.  Bei  seinen  Unter- 
suchungen im  Provinzialirrenhause  zu  Rom  legte  er  sich  folgende  Fragen  vor : 

a.  Welche  Degenerationszeichen  herrschen  unabhängig  von  den  Psychosen 
beim  männlichen,  welche  beim  weiblichen  Geschlechte  vor? 

b.  Welche  Degenerationszeichen  herrschen  bei  den  einzelnen  Psychosen 
bei  dem  männlichen,  welche  beim  weiblichen  Geschlechte  vor? 

c.  Welche  Degenerationszeichen  herrschen  unabhängig  vom  Geschlechte 
bei  den  schwersten,  welche  bei  den  leichtesten  Psychosen  vor? 

Hierbei  gelangte  er  zur  Überzeugung,  dass,  gleichwie  die  Degenerations- 
zeichen im  psychischen  Zustande  des  Trägers  ihre  Auslegung  finden,  ebenso 


302  B.     Referate.     2.    Ethnologie  und  Rassenkunde. 

umgekehrt  aus  der  Qualität  und  Quantität  derselben  auf  den  geistigen  Zu- 
stand  ein  Schluss  gezogen  werden  kann. 

Dr.  Hovorka,  Edl.  v.  Zderas-Janjina. 

256.  B.  Spina:  La  seiisibilitä  generale  nei  delinciuenti  e  nelle 
prostituite.  Rivista  quind.  di  psicologia,  psichiatria,  neuro- 
patologia.     Roma  1897.     Vol.   1,  Heft  5,  S.  65—70. 

Spina  untersuchte  95  Verbrecher  (7Ö  Männer,  25  Weiber)  und  25 
Prostituierte  auf  ihr  Verhalten  der  verschiedenen  Arten  der  Sensibilität, 
und  zwar  mit  dem  Siewkingschen  Ästhesiometer,  mit  dem  Beiionischen 
Algometer,  mit  dem  Schlittenapparat  von  Du  Bois-Reymond  und  mit  dem 
Thermoästhesiometer  Eulenburgs.  Dabei  fand  er  eine  häufige  Hypalgesie 
und  in  gewissen  Fällen  eine  Analgesie  der  Verbrecher  und  Prostituierten, 
womit  er  mit  den  Beobachtungen  der  Turinischen  Schule  übereinstimmt. 
Bei  den  Prostituierten  war  die  ästhesiometrische  Sensibilität  viel  feiner  als 
bei  den  Verbrecherinnen,  und  bei  diesen  wieder  viel  stumpfer  als  bei  den 
Verbrechern.  Dr.  Hovorka,  Edl.  v.  Zderas-Janjina. 

2.    Ethnologie  und  Rassenkunde. 

a.     Allgemeines. 

257.  G.  Buschan:  Einflnss  der  Basse  auf  die  Häufigkeit  und 
die  Formen  der  Geistes-  und  Neryenlfranlilieiten.  All- 
gemeine medizinische  Central-Zeitung,   1897,  Nr.  9  u.  ff. 

Die  vergleichenden  Untersuchungen  des  Körpers  der  Menschenrassen 
erstrecken  sich  heutzutage  noch  hauptsächlich  auf  die  äussere  Form,  auf 
Haut  und  Haare,  auf  einige  Teile  des  Knochengerüstes  und  das  Gehirn. 
Erst  kurze  Zeit  beschäftigt  man  sich  mit  den  Unterschieden  in  der  Mus- 
kulatur der  Menschenrassen.  Noch  weniger  aber  wissen  wir  von  deren 
Verhalten  in  Bezug  auf  die  Organe  der  Ernährung  und  Atmung,  des  Kreis- 
laufs, der  Harnabsonderung  und  Vermehrung,  des  Rückenmarks,  der  Nerven 
und  Sinnesorgane.  Nicht  nur  der  Bau,  sondern  auch  die  Lebensäusse- 
rungen aller  dieser  Organe  bei  den  einzelnen  Menschenrassen  bieten  noch 
eine  grosse  Fülle  von  Arbeitsstoff.  Je  mehr  dieser  bewältigt  werden  wird, 
um  so  richtiger  wird  man  auch  erkennen,  ob  und  weshalb  eine  Menschen- 
rasse als  solche  gar  nicht  oder  häufiger  als  eine  andere  von  gewissen 
Krankheiten  ergriffen  wird.  Dass  dies  aber  in  Bezug  auf  Geistes-  und 
Nervenkrankheiten  der  Fall  ist,  erörtert  Buschan  in  der  hier  nur  kurz  zu 
besprechenden,  verdienstvollen  Arbeit,  die  wieder  von  der  grossen  Belesen- 
heit des  Verfassers  zeugt.  Was  zunächst  die  weisse  Rasse  betrifft,  so  er- 
kranken die  Vertreter  des  blonden,  hellhäutigen  Menschenschlags  mehr  an 
Geistesstörungen  mit  gedrückter  Stimmung,  die  von  Buschan  Protokelten 
genannten  Europäer,    die    dunkles  Haar,   Auge  und  Haut  haben,    mehr  an 


B.     Referate.     2.    Ethnologie  und  Rassenkunde.  303 

solchen  mit  Aufregungszuständen.  Hiermit  bringt  Buschan  die  Thatsache 
in  Zusammenhang,  dass  letztere  weniger  Selbstmorde  aufweisen,  als  erstere, 
die  Germanen.  Die  Slaven,  besonders  die  westlichen,  neigen  mehr  zu  den 
mit  Aufregungen  verbundenen  Geisteskrankheiten.  Vom  semito-hamitischen 
Zweige  der  weissen  Rasse  werden  die  Juden  angeführt.  Bei  ihnen  kommen 
Gehirnleiden  und  Zuckerkrankheit  bis  sechs  mal  so  häufig  vor,  wie  bei  den 
europäischen  Ariern.  Dies  hängt  nicht  hauptsächlich  mit  einer  erhöhten 
Gehirnthätigkeit  zusammen,  da  die  Zahl  der  geisteskranken  Jüdinnen  noch 
grösser  ist  als  die  ihrer  von  solchen  Krankheiten  heimgesuchten  männ- 
lichen Stammesgenossen.  Ferner  spielt  die  Inzucht  hierbei  nur  dann  eine 
Rolle,  wenn  mindestens  einer  von  den  Erzeugern  eine  Anlage  zu  diesen 
Krankheiten  auf  seine  Nachkommen  überträgt.  Auch  das  Wohlleben  kommt 
hier  nicht  besonders  in  Betracht,  weil  die  Juden  im  Alkoholgenusse  meist 
massig  sind.  Vielmehr  liegt  die  den  Ausbruch  von  Geisteskrankheiten  be- 
günstigende Schwäche  des  Nervensystems  in  der  Rasse,  die  ,, sowohl  physisch 
als  auch  psychisch  sich  von  dem  europäischen  Arier  streng  unterscheidet." 
Die  Angehörigen  der  gelben  Rasse  neigen  zu  Erregungszuständen,  unter 
welchen  die  Amok-Krankheit  den  Malayen  eigentümlich  ist.  Von  den  Rot- 
häuten erwähnt  Buschan,  dass  sie  trotz  grossen  Alkoholmissbrauchs  selten 
dem  Säuferwahnsinn  verfallen.  Unter  den  von  der  Kultur  nicht  berührten 
afrikanischen  Negern  findet  man  wenig  Geisteskranke,  und  zwar  meist 
Idioten.  Auch  die  ,, Veitstanz"  genannte  Nervenkrankheit  ist  bei  ihnen 
selten,  häufig  dagegen  der  Starrkrampf.  Mit  der  Kultur  steigt  bei  den 
Negern  auch  die  Zahl  ihrer  Geisteskranken.  Die  gleiche  Beobachtung  hat 
man  bei  den  ausserafrikanischen  Schwarzen  gemacht. 

Dr.  Mies -Köln, 

b.     Spezielle  Ethnographie  (Rassenkunde). 

258.  H.  Bnlle:    Die   ältesten   Darstellungen   von    Germanen. 

Archiv  f.  Anthrop.  1897.  Bd.  XXIV.  Heft  4,  S.  613—620, 
Der  Verfasser  berichtet  über  die  Untersuchungen,  durch  welche 
A.  Furtwängler  uns  die  frühesten  bildlichen  Zeugnisse  vom  Aussehen  der 
Germanen  hat  kennen  gelehrt.  Auf  dem  römischen  Siegesdenkmal  von 
Adamklissi,  welches  die  Niederwerfung  der  in  dem  Landstrich  nördlich  der 
Donaumündung  sitzenden  germanischen  Bastarner  durch  M.  Lic.  Crassus 
in  den  Jahren  29  und  28  v.  Chr.  verherrlicht,  sind  nach  Furtwängler  drei 
Typen  von  Besiegten  zu  erkennen:  Neben  Geten  und  Thrakern  nehmen 
Bastarner  den  breitesten  Raum  der  Darstellung  ein.  Die  hohen,  schlanken, 
breitschulterigen  Männer  in  anliegenden  Hosen,  meist  mit  nacktem  Ober- 
körper, nur  den  Hals  mit  kleinem  mantelartigen  Kragen  bekleidet,  haben 
länglichen  Gesichtstypus,  lange  Kinn-  und  Schnurrbarte  und  tragen  das 
Haupthaar  nach  germanischer  Sitte  zur  rechten  Schläfe  hinuntergestrichen 
und   dort    in    einem   dicken  Knoten   zusammengebunden.     Ihre  Hauptwaffe 


304  B-     Referate.     2.    Ethnologie  und  Rassenkunde. 

ist  das  Siclielschwert;  bisweilen  tragen  sie  einen  ovalen  Schild  und  den 
Bogen. 

Auf  Grund  der  am  Monument  von  Adamklissi  gewonnenen  Erkenntnis 
über  die  Germanen,  als  deren  Hauptkennzeichen  Tracht  und  Gesichtstypus 
zu  bezeichnen  sind,  weist  Furtwängler  auch  auf  der  Trajanssäule  Bastarner 
nach  und  gelangt  für  die  Deutung  der  auf  der  Mariussäule  dargestellten 
Volksstämme  zu  anderen  Ergebnissen  als  Petersen  und  Domaszewski.  Von 
der  sarmatischen  Völkergruppe,  in  der  selten  einzelne  Persönlichkeiten 
hervortreten  und  in  der  meist  nur  die  Masse  als  solche  dargestellt  ist, 
heben  sich  hier  die  germanischen  Stämme  mit  einzelnen  hervorragenden 
Führern  deutlich  ab.  Bemerkensw^ert  ist,  dass  auf  der  Mariussäule  neben 
der  älteren,  auf  dem  Monument  von  Adamklissi  dargestellten  Tracht  der 
Germanen  sich  der  Einfluss  römischer  Kultur  in  der  zum  Teil  volleren 
Bekleidung  geltend  macht.  Die  Körper  der  Germanen  sind  auch  hier  von 
ungewöhnlicher  Grösse  und  Stärke,  mit  ausgesprochenen  Langschädeln, 
schmalen,  hohen  Gesichtern  von  offenem  Ausdruck  und  reichem  Haar-  und 
Bartwuchs. 

Auch  auf  anderen  zerstreuten  Denkmälern,  auf  römischen  Grabsteinen 
am  Rhein,  auf  Münzen,  Bronzereliefs,  auf  der  grossen  Pariser  Cameo  und 
der  Gemma  Augustea  in  Wien  hat  Furtwängler  Germanen  -  Darstellungen 
nachgewiesen.  Dr.  Deichmüller  -  Dresden. 

259.  G.  Herve;  Les  Germains.     Revue  mens,  de  l'Ecole  d'anthrop. 

de  Paris.  1897.  Bd.  VIII,  S.  65. 
Es  finden  sich  schon  in  den  Schriften  Cäsars  Belege  dafür,  dass  er 
sich  über  einen  gemeinsamen  Ursprung  für  die  alten  Germanen  und  einen 
Teil  der  alten  Gallier  klar  war.  Auch  die  archäologischen,  sozialen,  reli- 
giösen u.  a.  Unterschiede  dieser  zwei  grossen  kimrischen  Völkerfamilien,  über 
welche  uns  die  heutige  Geschichtsforschung  Auskunft  giebt,  sind  nur  als 
scheinbare  zu  verstehen.  Nur  die  Zeitpunkte  des  ersten  Erscheinens, 
sowie  der  Besitzergreifung  der  betreffenden  Länder  sind  durch  lange 
Epochen  getrennt.  Während  die  germanischen  Völkerschaften  bereits  vor 
der  Zeit  des  Augustus  in  römisches  Gebiet  regelmässig  einzufallen  be- 
gannen und  die  Römer  schliesslich  beim  Niedergange  ihres  Staatswesens 
in  eine  beobachtende  Defensive  zwangen,  wurden  die  Franken,  welche  dem 
Bündnisse  mit  Rom  treu  blieben,  erst  zu  Beginn  des  fünften  Jahrhunderts 
unter  Clovis  die  Herren  des  Landes.  Herve  lehnt  sich  an  Fustel  de 
Coularges  an,  indem  er  die  Bedeutung  des  Begriffes  ,, Völkerwanderung"  in 
der  Weise  modifiziert  zu  sehen  wünscht,  dass  die  „wandernden"  Völker 
nicht  als  organisierte  Einheiten  anzusehen  seien,  sondern  vielmehr  als  ein 
Ted  eines  auf  Raub  ausziehenden  Stammes,  dessen  Rest  als  Ackerbauer 
zu  Hause  bleibt  und  nach  Rückkehr  des  ersten  die  Rollen  tauscht.  Zum 
Schlüsse    unterwirft   Herve    die   anthropologisch  -  somatischen   Eigenschaften 


B.     Referate.     2.    Ethnologie  und  Rassenkunde.  3Q5 

der  alten  Germanen  einer  eingehenden  Analyse  und  stützt  sich  hierbei  vor- 
zugsweise auf  die  neueren  Arbeiten  von  Virchow,  v.  Holder,  Ranke,  Koll- 
mann u.  A. 

Die  somatische  Formel  der  alten  Germanen  lautet  für  ihn  folgender- 
maassen:  Blonde,  dolichocephale,  ieptorrhine  Rasse  mit  langem  Gesicht, 
übermittelgrossem  Körperwuchs,  dicken  und  langen  Gliederknochen  und 
stark  ausgeprägten  Muskelfurchen. 

Dr.  0.  Hovorka  Edler  v.  Zäeras-Jmijina. 

260.  Gustaf  Kossinna:  Die  ethnologische  Stellung  der  Ost- 
germanen. Indogerm.  Forschungen  VII,  3  und  4.  Strass- 
burg  1896. 
Im  Gegensatz  zu  MüUenhoffs  Zweiteilung  der  Urgermanen  neigen  sich 
neuerdings  die  Sprachforscher  wieder  mehr  der  älteren  Dreiteilung  zu; 
doch  ist  auf  sprachlichem  Wege  allein  kein  sicheres  Resultat  zu  gewinnen. 
Sprachgeschichte  ist  zunächt  Besiedlungsgeschichte  oder  vielmehr  Verkehrs- 
geschichte. MüUenhoffs  Ansicht,  dass  sich  die  Germanen  in  Brandenburg 
konsolidierten,  wird  durch  die  vorgeschichtlichen  Funde  widerlegt,  und 
erst  recht  kann  die  Oder  keine  Zweiteilung  herbeigeführt  haben:  Süd- 
skandinavien, Dänemark,  sowie  Schleswig-Holstein,  Mecklenburg,  West- 
pommern bis  zur  Oder  bilden  die  germanische  Urheimat  von  der  Steinzeit 
an;  die  weitere  Ausdehnung  nach  Osten  hin  während  der  Bronzezeit  kann 
nur  von  Skandinavien  ausgegangen  sein,  da  seit  Beginn  der  Metallzeit 
direkte  Handelsverbindungen  zwischen  Südschweden  und  der  Odermündung 
nachgewiesen  sind;  ja  in  späteren  Perioden  lassen  sich  deutlich  zwei  Wege 
über  Bornholm  und  Jütland  unterscheiden.  Auf  Handel  und  Verkehr 
folgen  leicht  Auswanderung  und  Umsiedlung,  und  wenn  nach  den  Funden 
etwa  seit  dem  6.  Jahrhundert  v.  Chr.  Ostdeutschland  mit  Hilfe  der  Skan- 
dinavier besiedelt  ist,  so  lässt  sich  noch  in  den  ersten  Jahrhunderten  nach 
Christus  dieser  Zusammenhang  in  den  Volksnamen  erkennen,  die  sich  in 
Deutschland  und  Skandinavien  entsprechen,  z.  B.  bei  Warinen,  Rügen, 
Lemoniern,  Goten,  Burgunden  (die  älteste  Form  von  Bornholm  ist  Burgund). 
Dass  auch  Seeland  an  der  Kolonisation  Ostdeutschlands  beteiligt  war,  ergiebt 
die  Zurückführung  des  Namens  Danzig  auf  Codaniska  und  den  sinus  Cudanus. 
Bis  hierher  ist  eine  schärfere  Trennung  innerhalb  der  germanischen 
Sprache  kaum  anzunehmen ;  nun  aber  wird  der  grosse  Belt  die  Völker  in 
den  beiden  grossen  Landstrecken  Südschweden  und  Norddeutschland  sprach- 
lich imer  mehr  getrennt  haben,  und  in  der  La  Tene-Zeit  von  300  v.  Chr. 
an  muss  durch  Besetzung  Westdeutschlands  die  Kluft  zwischen  Nord-  und 
Südgermanen  immer  tiefer  geworden  sein.  Sie  verschob  sich  nun  vom 
Belt  auf  die  jütische  Halbinsel,  von  wo  dann  die  nordgermanischen  Cimbern, 
Eudusier,  Haruden  und  Heruler  hervorbrachen,  wie  auch  die  Juten  Nord- 
germanen sind.     Auch   die  gemeingermanische   Lautverschiebung,   die   nach 

Cenlralblatt  für  Anthropologie     1897.  20 


3Q()  B.     Referate.     2.    Ethnologie  und  Rassenkunde. 

MüllenhofT  um  1000  v.  Chr.  in  Deutschland  eintrat,  braucht  erst  ins 
4.  Jahrli.  v.  Chr.  gesetzt  zu  werden,  als  die  erwähnten  beiden  Handelswege  noch 
einen  starken  und  anhaltenden  Verkehr  vermittelten;  westliche  keltische 
Einflüsse  sind  für  ihre  Entstehung  nicht  nachweisbar.  Endlich  ist  die  Eth- 
nogonie  der  Germanen,  wie  sie  überliefert  ist,  viel  zu  jung,  um  über  die 
ältesten  Völkerverhältnisse  zuverlässig  zu  orientieren.  Da  die  Besiedlung 
Westdeutsclilands  erst  in  das  3.  Jahrhundert  v.  Chr.  fällt,  so  ist  die 
nähere  Bestimmung  der  Istäonen  auch  nicht  älter,  wie  auch  die  nach 
Vollzug  der  Lautverschiebung  alliterierend  dazu  gebildeten  Namen  der 
Ingwäonen  und  Erminonen  beweisen.  Die  Zuteilung  der  Stämme  im 
einzelnen  ist  wohl  Zuthat  der  römischen  Gelehrten,  jedenfalls  zeigt  die 
Stellung  aller  Ostgermanen  ausserhalb  der  drei  mythischen  Stämme  eine 
Erinnerung  an  ihre  gemeinsame  nordische  Heimat,  und  wenn  die  Sage 
alle  Germanen  umfassen  wollte,  so  räumte  sie  doch  den  Ostgermanen  als 
einer  damals  noch  ziemlich  jungen  Ausscheidung  aus  den  Nordgermanen 
keine  selbständige  Stellung  ein.  Frof.  Dr.   Walter-Stettin. 

261.  Franz  Weber:  Zur  Frage  der  keltischen  Wohnsitze  im 
jetzigen  Deutschland.  Correspdbl.  d.  deutsch,  anthropol.  Ges. 
1897.    Bd.  XXVIII,  Nr.  2. 

Die  geographische  Verteilung  der  sogenannten  Regenbogenschüsselchen 
im  rechtsrheinischen  Bayern  lässt  deutlich  erkennen,  dass  der  Limes 
rhaeticus  und  östlich  von  ihm  der  Lauf  der  Donau  die  nördliche  Grenze 
ihres  Verbreitungsgebietes  bilden :  denn  nur  8  der  Fundstellen  liegen 
darüber  hinaus,  dagegen  70  südlich  oder  in  nächster  Nähe  des  Limes  und 
der  Donau.  Verf.  schliesst  aus  diesem  Verhalten,  dass  1.  im  südlichen 
Bayern  vor  der  römischen  Okkupation  keltische  Stämme  ansässig  waren, 
2.  der  Limes  und  die  Donau  die  Grenze  zwischen  ihnen  und  den  Ger- 
manen zur  La-Tene-Zeit  gebildet  haben  und  3.  die  Römer  bei  Feststellung 
ihrer  Reichsgrenze  die  schon  vorhandenen  Völkergrenzen  beibehielten. 

Verf.  vermutet,  dass  eine  Übersichtskarte  der  Hochäcker  in  demselben 
Gebiete  ein  im  allgemeinen  ähnliches  Resultat  ergeben  dürfte.  Denn  gegen- 
über Meitzen  spricht  er  die  Entstehung  dieser  Anlagen  gleichfalls  den  Kelten 
zur  La-Tene-Zeit  zu.  Dr.  Buschan-Stettin, 

262.  N.  Mohiliansky:  Etüde  sur  les  ossements  hnmains  de  la 
grotte  s^pulcrale  de  Livry-sur-Vesle  (Marne).  Revue  mens, 
de  l'ecole  d'anthropol.     1897.     Bd.  VII,  S.   116. 

Das  vom  Verf.  untersuchte  Knochenmaterial  stammt  aus  der  neolithischen 
Grabstätte  von  Livry-sur-Vesle.  Wenngleich  es  recht  spärlich  ist,  so  ge- 
winnen die  daraus  gewonnenen  Resultate  durch  Vergleich  mit  dem  von 
Manouvrier  studierten  Funde  von  Chälons-sur-Marne,  der  zeitlich  und  ört- 
lich   mit   jenem    zusammenfällt,    an    Interesse.  —  Aus   den   6  $   Röhren- 


B.     Referate.     2.    Ethnologie  und  Rassenkunde.  307 

knochen  berechnet  Verf.  eine  mutmaassliche  Grösse  von  1,643  (Chälons 
für  84  Fälle:  1,634)  m  für  das  männliche  Geschlecht,  aus  1  $  eine 
solche  von  1,491  (Chälons  für  60  Fälle:  1,535)  m  für  das  v^eibliche  Ge- 
schlecht. Der  mittlere  Cephalindex  für  6  (':  Schädel  beträgt  75,5  (Chälons 
für  17  Schädel:  77,7),  für  1  $  74,1  (Chälons  für  5  Schädel:  74,5);  die 
Capacität  für  4  ^  1598  (Chälons  für  6  Schädel  1551)  ccm.  Der  Index 
für  die  Platymerie  stellt  sich,  beide  Geschlecliter  zusammengenommen 
(5  Fälle),  im  Mittel  auf  69,6  (Chälons  für  23  ^  Femora  auf  76,1,  für  10  9. 
auf  72,6),  der  Index  pilastricus  (4  Fälle)  auf  114,7  (Chälons  für  23  j 
Femora  auf  107,7,  für  10  $  auf  110,4),  der  Index  platycnemicus  (13 
Fälle)  auf  60,0  (Chälons  für  23  J  Tibien  auf  62,2,  für  18  $  auf  62,7). 

Dr.  BuscJian-Stettin. 

263.  K.  Penka:   Zur  Paläoethiiologie  Mittel-  und  Südeuropas. 

Mitteilg.  der  Wiener  anthr.  Ges.   1897.     Bd.  XXVII,  S.   18. 

Für  die  Paläoethnologie  von  Mittel-  und  Südeuropa  haben  die  vo;r- 
geschichtlichen  Verhältnisse  auf  der  pyrenäischen,  apenninischen  und  Balkan- 
halbinsel eine  fundamentale  Bedeutung.  Durch  kombinierte  Analyse  der 
/on  der  prähistorischen,  geschichtlichen  und  linguistischen  Forschung  bisher 
gewonnenen  Resultate  kommt  Verf.  zu  dem  Schlüsse,  dass  mit  dem  ersten 
Einbrüche  der  Germanen  in  Deutschland  eine  Völkerverschiebung  in  der 
Reihenfolge  stattfand,  dass  die  Beiger  vom  rechten  auf  das  linke  Rheinufer 
vertrieben  wurden,  wodurch  wieder  die  hier  ansässigen  Gallier  in  Bewegung 
kamen  und  ihre  keltischen  Nachbarn  teils  in  ligurische,  teils  in  Gebiete 
der  pyrenäischen  Halbinsel  verdrängten.  Da  eine  Vertreibung  die  andere 
zur  Folge  hatte,  so  verlegt  Penka  auf  Grund  der  historischen  Quellen  über 
die  Keltenwanderung  den  Zeitpunkt  der  germanischen  Einbrüche  in  das 
sechste  Jahrhundert  v.  Chr.  Bezüglich  Italiens  wendet  sich  Verf.  haupt- 
sächlich gegen  die  Annahme,  dass  die  Italiker,  oder  etwa  die  Ligurer  die 
ersten  Bewohner  der  apenninischen  Halbinsel  gewesen  seien.  Die  auf- 
fallende Verwandtschaft  der  Terramarekultur  der  Emilia  verglichen  mit 
jener  der  Pfahlbauten  Veneziens  und  Laibachs,  ja  sogar  der  neueren  Funde 
Bosniens,  ferner  die  historisch  nachgewiesene  Wanderung  der  Sikuler  von 
Oberitalien  nach  Sizilien,  sowie  deren  illyrischer  Ursprung  weisen  vielmehr 
darauf  hin,  dass  es  Illyrer  waren.  Diese  Hypothese  stützt  Verf.  auch  durch 
vergleichend-linguistische  Erwägungen. 

Als  Stammsitze  der  Hellenen  nimmt  Verf.  das  Odergebiet  zwischen 
der  Elbe  und  Weichsel  an.  Da  die  dorische  Wanderung  chronologisch 
fixiert  ist  (1149  v.  Chr.)  und  sicher  als  der  letzte  hellenische  Einbruch 
nach  Griechenland  angesehen  wird,  so  kann  man  den  Beginn  der  helle- 
nischen Wanderungen  in  das  XIII.  Jahrhundert  v.  Chr.  verlegen.  Als  vor- 
hellenisch-arische Bevölkerung  Griechenlands  muss  man  die  Thraker  an- 
nehmen,   was  hauptsächhch  aus   der  Betrachtung  der  mykenischen  Kultur- 

20* 


308  B.     Referate.     2.    Ethnologie  und  Rassenkunde. 

reste  sowie  aus  dem  linguistisch- archäologischen  Nachweise  hervorgeht, 
dass  nicht  nur  der  östliche  Teil  der  Balkanhalbinsel,  sondern  auch  Griechen- 
land, Kleinasicn  und  der  östliche  und  nördliche  Teil  Ungarns  eine 
tlu-akiscbe  Urbevölkerung  hatte.  Zur  Zeit  als  die  Hellenen  aus  Mittel- 
europa nach  Griechenland  kamen,  war  die  Periode  der  Ausbreitung 
der  Völker  bereits  abgeschlossen,  und  es  begann  mit  der  hellenischen  Be- 
we^j-uno-  die  Periode  der  Auswanderung,  um  in  den  Wanderungen  der 
Italiker,  Gallier,  Germanen  u.  s,  w.  ihre  Fortsetzung  zu  finden. 

Dr.   0.  Hovorka  Edler  v.  Zderas-Janjina. 

264.  Zhoriiik    za    narodni    ziyot    i    obicaje   juznih    Slavena. 

(Jahrbuch  für  das  Volksleben  und  Gebräuche  der  Südslaven.) 
Herausgegeben  von  der  südslavischen  Akademie  der  Kunst  und 
Wissenschaft.     Redigiert  von  Prof.  Milcetic.     Agram.      1896. 

Von  .  der  Agramer  Akademie  wurde  eine  empfindliche  Lücke  in  der 
Volkslitteratur  der  Kroaten  und  Serben  ausgefüllt,  indem  sie  vorliegendes 
Jahrbuch  für  die  Folklore  ins  Leben  rief.  Das  Buch  (368  S.)  zerfällt  in 
zwei  Teile:  im  ersten  sind  Originalartikel  enthalten,  im  zweiten  Referate 
und  Bibliographie.  Bezüglich  der  letzteren  wird  nur  die  Litteratur  der 
verwandten  Slavenvölker  (Polen,  Bulgaren,  Russen,  Czechen)  vorgeführt; 
jene  der  Kroaten,  Serben  und  Slovenen  soll  in  extenso,  als  eine  ausführ- 
liche Übersicht  aller  einschlägigen  Arbeiten  vom  Anfang  bis  zum  heutigen 
Tage  im  nächsten  Bande  erscheinen.  Der  Inhalt  des  ersten  Teiles  ist 
folgender:  Dr.  Hirc:  Was  das  Volk  von  manchen  Tieren  erzählt  (1 — 26). 
V.  Vuletic-Vukasovic:  Das  Volkshaus  mit  dem  Hausgeräte  (27 — 43).  V.  Oblak: 
Einiges  über  den  Zwischenmurdialekt  (44 — 62).  L.  u.  M,  Jovovic:  Mon- 
tenegrinische Beiträge  (63 — 106).  J.  Zovko:  Volksspeisen  und  Getränke 
in  Bosnien  und  Hercegovina  (107 — 118).  S.  Korenic:  Das  Leben,  die 
Sprache  und  die  Gebräuche  von  Stupnik  bei  Agram  (119 — 151). 

Ferner :  Hochzeitsgebräuche.  Schwangere  Frauen  und  die  Geburt.  Der 
Tod.  Weihnachten.  Neujahrsgebräuche.  Gespensterglauben.  Aberglauben. 
Lokalsagen.  Anekdoten  und  Fragestellungen.  Die  Art  des  Volksverkehrs. 
Spiele  und  Tänze.  Haustierterminologie.  (Kleinere  Beiträge  von  ver- 
schiedenen Autoren.)  (152 — 314.) 

Dr.  0.  Hovorka  Edler  v.  Zderas-Janjina. 

265.  K.  Killinen:  Über  Hausmarken  und  sonstige  Abzeichen 

(Finnisch).  Suomen  Museo.  1896.  Nr.  3—4.  S.  17—21. 
Der  Gebrauch  von  Haus-  und  Hofmarken  war  früher  in  Finnland 
allgemein  verbreitet.  Jetzt  ist  er  dank  der  zunehmenden  Volkschulbildung 
zu  einer  Seltenheit  geworden.  Die  Marken  waren  Eigentum  des  Hofes, 
aber  nicht  des  Besitzers  desselben,  welcher  bei  einem  Wohnungswechsel 
auch    eine    neue    Hausmarke    annahm.     Mit    dem  Abzeichen    des    Hauses 


B.    Referate.     2.     Ethnologie  und  liassenkunde.  309 

würden  auch  die  Geräte  und  das  Mobiliar  desselben  versehen.  In  vielen 
Gegenden  wurden  die  Marken  aller  Hofbesitzer  auf  einem  ellcnstock- 
ähnlichen  Stab,  dem  Oldermannsstabe  (Oltermannin  sauva;  hierzu  eine 
Abbildung)  eingekerbt.  Nach  diesem  originellen  Verzeichnis  wurden  die 
Hofbesitzer  zu  Wegebauten,  Errichtung  von  Zäunen  und  sonstigen  kom- 
munalen Arbeiten  aufgeboten.  Eine  namentliche  Deutung  besassen  die 
Marken  nicht.  Zwei  gleichnamige  Höfe  innerhalb  derselben  Gemeinde 
hatten  stets  verschiedene  Marken.  Dagegen  wurden  durch  kleine  Ab- 
änderungen der  Marke  des  Haupthofes  für  die  im  Besitz  von  Söhnen  oder 
Schwägern  befindlichen  Teilhöfe  neue  Abzeichen  gebildet.  —  In  den  Zeiten, 
als  die  Gemeindewälder  noch  Allgemeingut  waren  und  demnach  für  alle 
Gemeindemitglieder  den  Holzbedarf  lieferten,  pflegte  jeder  Bauer  seinen  im 
Walde  fertiggehackten  Holzhaufen  durch  eine  Marke,  welche  er  mit  der  Axt  in 
einige  Scheite  hieb,  kenntlich  zu  machen.  —  An  vielen  Orten  wurden 
die  Schafherden  aller  Höfe  im  Frühling  auf  eine  gemeinsame  Waldw^eidc 
getrieben  und  erst  nach  der  Heuernte  zur  Schur  nach  Hause  genommen. 
Um  die  Tiere  der  verschiedenen  Höfe  voneinander  zu  unterscheiden, 
wurden  in  die  Ohren  derselben  Kerben  eingeschnitten.  Jetzt  ist  diese  Sitte 
vielleicht  gänzlich  verschwunden. 

Mag.  pJiü.  Ä.  Hachnan-Helsingfors. 

266.  Gr.  Sergi:  Africa.  Anthropologia  della  stirpe  camitica.  Torino, 
Fratelli  Bocca,  1897. 
Das  vorliegende  Werk  ist  ein  bedeutender  Versuch  des  ausgezeichneten 
Forschers,  seine  anthropologische  Methode  auf  das  Studium  der  Völker- 
stämme anzuwenden.  Verf.  geht  von  dem  Satze  aus,  dass  die  somatischen 
Eigenschaften  eine  verschiedene  Bedeutung  für  die  natürliche  Einteilung 
der  menschlichen  Rassen  haben,  und  zeigt,  dass  dies  in  erster  Linie  für 
die  osteologischen  Merkmale  gilt,  speziell  für  die  Schädelformen,  welche, 
wie  besonders  aus  den  Untersuchungen  über  die  Reste  der  Urbewohner 
Europas,  Egyptens  und  Nordamerikas  hervorgeht,  persistent  und  unab- 
hängig von  den  äusseren  geographischen  Verhältnissen  und  von  der 
Kreuzung  sind,  sowie  dass  eine  gegebene  Schädelform  mit  verschiedenen 
Gesichtsformen  sich  verbindet,  dass  dagegen  die  äusseren  Charaktere  (Farbe 
der  Haut  und  der  Augen,  Farbe  und  Form  der  Haare  u.  s.  w.)  einer  aus- 
gedehnten Variation  unterworfen  sind,  woraus  anzunehmen  sei,  dass  ein 
grosser  Stamm,  welcher  sich  auf  ein  weites  Areal  mit  verschiedenen 
äusseren  physischen  Bedingungen  verteilt,  sich  in  mehrere  Menschen- 
gruppen trennen  könne,  welche  dieselben  Grundeigenschaften,  aber  ver- 
schiedene Variationen  in  dem  äusseren  physischen  Habitus  darbieten.  Zu 
den  variirenden  Charakteren  zählt  auch  die  Sprache,  welche  deshalb  nur 
in  dem  Falle,  dass  sie  ursprünglich  und  nicht  erworben  ist,  einen  Wert 
für  die  Klassifikation  besitzen  kann. 


310  B.    Referate.     2.     Ethnologie  und  Rassenkunde. 

Nach  diesen  Grundsätzen  untersucht  der  Verf.  die  verschiedenen 
Völker,  welche  jene  Zone  des  afrikanischen  Kontinents  bewohnen,  die  sich 
vom  Mittelmeere  bis  zur  Sahara  einerseits  und  vom  Nilthale  bis  zum  Galla- 
Land  andrerseits  ausdehnt.  Diese  Völker  gehören  zum  Teil  dem  nach  der 
Genesis  genannten  hamitischen  Stamme  an.  Von  dem  östlichen  Zweige 
des  Stammes  ausgehend,  giebt  Verf.  eine  kritische  Darlegung  der  ver- 
schiedenen Ansichten  der  Ethnographen  und  Anthropologen  über  den  Ur- 
sprung der  dazu  gehörigen  Völker  und  untersucht  die  physischen  Charaktere 
der  einzelnen  Völker  wo  möglich  stets  auf  Grund  der  Denkmäler,  alter  und 
moderner  Skelette  und  lebender  Individuen.  Aus  der  Masse  der  so  ge- 
sammelten Daten  folgert  er,  dass  die  östlichen  Hamiten  nicht  eine  einheit- 
liche Nation  bilden,  sondern  verschiedene  Nationen  oder  Völker,  die  un- 
ähnliche Regionen  Afrikas,  bald  zusammengedrängt  auf  besondere  Land- 
strecken, bald  zerstreut  auf  die  Gebiete  anderer  Stämme,  bewohnen.  Die 
östlichen  Hamiten  stimmen  hinsichtlich  ihrer  inneren  viel  mehr,  als  hin- 
sichtlich ihrer  äusseren  physischen  Charaktere  untereinander  überein,  jedoch 
stellen  sie  keinen  einheitlichen  Typus  dar.  Die  Schädelform  zeigt  mehrere 
Varietäten,  die  indessen  konvergieren  und  offenbar  als  natürliche  uralte 
Varietäten  eines  und  desselben  Stammes  aufzufassen  sind.  Das  Gesicht  hat 
ebenfalls  verschiedene  Formen ;  doch  sind  dieselben  gleichfalls  konvergierend 
und  charakteristisch.  Die  Nase  ist  gerade  oder  gebogen,  adlerförmig  oder 
ziemlich  adlerförmig,  verschieden  von  dem  Neger-  oder  Negroid-Typus ;  die 
Lippen  sind  ziemlich  dick,  aber  nicht  aufgeworfen  wie  bei  den  Negern; 
die  Haare  sind  gewöhnlich  kraus,  aber  nicht  wellig;  der  Bart  ist  spärlich 
und  fast  nur  auf  das  Kinn  beschränkt;  die  Hautfarbe  ist  sehr  variabel, 
braun,  rot-braun,  braun-schwarz,  russig-schwarz,  chokoladen-,  kaffeebraun, 
gelblich  oder  rötlich.  Diese  Variationen  müssen  den  Einflüssen  der  Kreuzung 
und  den  äusseren  physischen  Verhältnissen  zugeschrieben  werden.  Die 
Sprachen  der  verschiedenen  Völker  gehören  heutigen  Tags  nicht  einem 
und  demselben  Stamme  an,  doch  kann  man  in  einigen  Fällen  den  Über- 
gang von  der  hamitischen  Ursprache  zur  heutigen  Sprache,  z.  B.  zu  der 
semitischen  bei  den  Egyptern,  zu  der  bantu-hamitischen  bei  den  Nubiern 
(Lepsius)  und  zu  den  hamito-semitischen  einiger  Völker  Abessiniens  er- 
kennen. Dieser  Zweig  des  hamitischen  Stammes  dürfte  folgende  Völker- 
gruppen umfassen:  1.  Alte  und  moderne  Egypter  (die  arabischen  Elemente 
ausgenommen);  2.  Nuba,  Bedscha,  Jundschi;  3.  Abessinier  (gemeinschaft- 
licher Name  für  alle  die  Einwohner  der  Gebiete  von  der  Barka  bis  zum 
Schoa);  4.  Galla  (Danakil,  Galla,  Somali);  5.  Masai;  6.  Wahuma. 

Zu  ähnlichen  Schlüssen  kommt  der  Verf.  durch  die  Analyse  der 
Völker,  welche  den  nördlichen  Zweig  des  Hamiten-Stammes  bilden,  indem 
er  auch  an  diesem  mehrere  ethnische  Gruppen  unterscheidet,  nämlich: 
1.  die    mittelländischen   Berber   (Algerien,    Tunis,    Tripolis);    2.  die  atlan- 


B.     Referate.     2.     Ethnologie  und  Rassenkunde.  311 

tischen  Berber  (Marokko,  Megreb);  3.  die  Sahara-Berber  (Jezzan,  Tuareg); 
4.  Tebu;  5.  Fulbe;  6.  Canarier  (Bewohner  der  canarischen  Inseln). 

Alle  die  genannten  ethnischen  Individualitäten  der  nördlichen  und  öst- 
lichen Teile  Afrikas  stimmen  wesentlich  in  den  inneren  physischen  Merk- 
malen, besonders  in  den  osteologischen  Schädel-  und  Gesichts-Merkmalen 
überein,  während  sie  in  den  äusseren  Eigenschaften  zum  Teil  konver- 
gieren und  zum  Teil  nach  den  verschiedenen  geographischen  Verhältnissen 
variiren.  Die  genannten  Individualitäten  bilden  darum  eine  anthropologische 
Einheit  mit  folgenden  Charakteren:  Schädelformen  verschieden  (penta- 
gonoides,  ooides,  ellipsoides,  sphenoides  u.  s.  w.),  aber  konstant 
in  allen  Gruppen  vorhanden;  Gesichtsformen  ebenfalls  verschieden  (ellip- 
soides, ooides,  pentagonoides,  tetragonalis  u.  s.  w.),  aber  gleich- 
falls identisch  in  allen  Gruppen;  Profil  nicht  prognath;  Augen  horizontal, 
nicht  vorragend,  dunkel;  Nase  gerade  oder  gebogen,  immer  hervorragend 
an  den  Ossa  nasalia  propria;  Mundöffnung  veränderlich;  Lippen  dünn 
oder  ein  wenig  geschwollen,  aber  niemals  vorspringend  oder  aufgeworfen, 
Haare  schlicht,  lockig,  lang,  schwarz  oder  kastanienbraun;  Bart  spärlich 
oder  reichlich;  Haut  in  verschiedenen  braunen  Tönen  gefärbt;  Körperhöhe 
mittel  oder  gross. 

Da  die  Hamiten  des  Nilthaies  und  des  nördlichen  Afrika,  von  Tripolis 
bis  Marokko  und  den  Canarischen  Inseln,  die  alten  Lybier,  mit  den  alten 
Völkern  der  drei  grossen  Halbinseln  Europas,  West-Asiens,  des  Gebietes 
um  das  Schwarze  Meer  herum  und  mit  denjenigen,  welche  vom  Mittel- 
meere durch  West-Europa  bis  nach  Grossbritannien  und  durch  Mittel- 
Europa  bis  an  eine  noch  nicht  bestimmte  Grenze  sich  zerstreuten,  in  den 
inneren  osteologischen  und  in  den  äusseren  Charakteren  übereinstimmen, 
so  kann  man  annehmen,  dass  die  Hamiten  Afrikas  in  Europa  sich  aus- 
gedehnt und  hauptsächlich  die  Bevölkerung  Europas,  besonders  des  süd- 
lichen, zusammengesetzt  haben. 

Diese  grosse  anthropologische  Einheit,  welche  ohne  Unterbrechung 
über  ein  enormes  Areal  Afrikas,  Asiens  und  Europas  zerstreut  ist  und  sich 
in  mehrere  Völkergruppen,  die  in  ihren  sekundären,  durch  die  Ein- 
flüsse der  gemeinsamen  geographischen  Verhältnisse  und  einer  einförmigen 
Lebensweise  erworbenen  Charakteren  verschieden  sind,  zeigt  in  der  osteo- 
logischen Architektur  des  Schädels  und  des  Gesichts  gut  bestimmte 
Formen,  welche  nicht  als  individuelle  Variationen,  sondern  als  erbliche 
und  aus  alten  Zeiten  persistierende  Varietäten  erscheinen  und  daher  sich 
wie  die  Varietäten  einer  gut  bestimmten  zoologischen  Spezies  verhalten. 
Es  ist  daher  nicht  möglich,  dass  solche  Varietäten  sich  in  den  ver- 
schiedenen, schon  abgesonderten  Völkergruppen  selbständig  gebildet  haben, 
sondern  man  muss  annehmen,  dass  sie  bereits  vor  Ablösung  und  Diffusion 
der  einzelnen  Völker  bestanden  haben.  Diese  Erscheinung  erfordert  also 
die    Annahme   eines    Ursprungscentrums   des    Stammes,    an    dem    er    sich 


312  B.    Referate.     2.     Ethnologie  und  Rassenkunde. 

vermehrt  und  verändert  und  von  dem  aus  er  sich  später  durch  Migration 
und  AnsiedUmg  verbreitet  und  in  mehrere  Gruppen  gesondert  hat,  deren 
jede  die  in  dem  primitiven  Centrum  entstandenen  Variationen  mitbrachte. 
Daraus  folgt  nun,  dass  der  hamitische  Stamm,  welcher  aus  sprach- 
lichen Gründen  dem  semitischen  oft  einverleibt  wird  (in  der  Meinung,  dass 
es  sicli  um  Zweige  einer  einzigen  hamito- semitischen  Rasse  handelt),  für 
sich  allein  oder  mit  dem  semitischen  eine  Spezies  bildet,  welche  ihren 
Ursi)rung  in  Afrika  gehabt  haben  muss,  wo  dieselbe  bestimmte  Variationen 
sich  erwarb  und  dann  sich  in  Asien  und  Europa  (unter  Beibehaltung  ihrer 
wesentlichen  Eigenschaften  und  gleichzeitiger  Entwicklung  neuer  sekun- 
därer Variationen,  besonders  in  Betreff  der  äusseren  Eigenschaften)  im 
Einklänge  mit  den  geographischen  Verhältnissen  der  einzelnen  Länder  ver- 
breitete. Dieser  Spezies,  die  in  Afrika  entstanden  und  von  da  nordwärts 
in  Europa  und  ostwärts  in  West-Asien,  Klein-Asien,  Syrien,  Mesopotamien 
und  Arabien  sich  verbreitet  hat,  giebt  der  Verf.  den  Namen  der  Species 
Eurafricana.  Prof.  Dr.  L.  Moschen-Rom. 

267.  Georg  Schweinfurth :   Über  den  Ursprung  der  Ägypter. 

Verhandl.    d.   Berlin,    anthropol.    Gesellsch.      1897.      Bd.    XXIX, 

S.  263. 
Die  neuerdings  von  Flinders  Petrie  zu  Tuch  (am  Wüstenrande  der 
Lybischen  Seite  unterhalb  Thebens),  sowie  von  Amelineau  zu  Om-el-Gaab 
bei  Abydos  und  von  de  Morgan  zu  Nagada  (6  Königsgräber)  angestellten 
interessanten  Ausgrabungen  haben  Funde  zu  Tage  gefördert,  die  geeignet 
sind,  unser  Wissen  über  die  ägyptische  Vorzeit  um  ein  ganzes  Stück  zu 
erweitern.  Denn  dieselben  reichen  bis  in  die  erste  Dynastie  und  noch 
darüber  hinaus  hinauf.  Die  wertvollsten  Aufschlüsse  haben  uns  die 
3000  Gräber  von  Tuch  gebracht,  sowie  viele  andere,  die  sich  zu  beiden 
Seiten  des  Nilthaies  vom  Gebe!  Silsele  bis  Girgeh  erstrecken.  Schwein- 
furth unterscheidet  unter  diesen  Gräbern  zwei  Kategorieen:  die  ,,troglo- 
dytischen  Gräber"  und  die  ,, Gräber  mit  sekundärer  Bestattung".  Beide 
Gruppen  liegen  nicht  etwa  räumlich  voneinander  getrennt,  sondern 
schliessen  sich  aneinander  an,  liegen  wohl  auch  durcheinander.  Der 
Unterschied  dürfte  durch  soziale  Verhältnisse  bedingt  worden  sein,  denn 
in  der  ersteren  Gruppe  liegen  die  Ärmeren  bestattet.  Beide  Gruppen  ge- 
hören zeitlich  zusammen.  Die  „troglodytischen  Gräber"  enthalten  je  einen 
Körper  ohne  Sarg  frei  im  Boden  ruhend,  seltener  in  mit  Rohziegeln  aus- 
gekleideten Schächten,  aber  stets  nur  umhüllt  von  Häuten  und  Matten. 
Die  Beisetzung  hatte  in  linker  Seitenlage  mit  angezogenen  Beinen  statt- 
gefunden. Die  Beigaben  bestanden  in  handgeformten  roten  Thonkrügen 
und  Näpfen  von  verschiedener  Gestalt,  unter  denen  cylindrische  und 
solche  mit  schwarzangelaufenen  Rändern  einen  für  die  Epoche  charak- 
teristischen  Typus    darbieten,     ferner     in    Thongefässen   mit    einer     zier- 


B,     Referate.     2.    Ethnologie  und  Rassenkunde.  313 

liehen,  in  ganz  eigenartiger  Figurensprache  zur  Darstellung  gebrachten 
Ornamentik,  auch  tellerartigen  Schalen  (mit  abgeschnittenen  Haaren 
als  Inhalt),  Schieferplatten,  die  in  Gestalt  von  allerhand  Tieren,  so- 
wie in  Rhomben,  Parallelogrammen  etc.  geschnitten  sind,  und  schliess- 
lich in  überaus  zahlreichen  Kieselartefakten.  Bronze  war  nur  andeutungs- 
weise vorhanden.  Einen  vornehmeren  Charakter  trugen  die  Gräber,  die 
Schweinfurth  als  solche  mit  sekundärer  Bestattung  bezeichnet^  denn  der 
mit  rohen  Ziegeln  umgebene  Hohlraum  barg  einen  roh  geformten  Be- 
hälter, der  die  Knochenüberreste  als  zerstreute,  oder  willkürlich  durch- 
einander geworfene,  meist  sehr  unvollständige  Skelettteile  enthielt,  was 
auf  sekundäre  Bestattung  (zunächst  Beisetzung  in  der  eigenen  Hütte, 
später  Bestattung  der  wieder  ausgegrabenen  Skelettteile  auf  dem  Fried- 
hofe) hinweist.  Die  Beigaben  dieser  Gräber  bestehen  ausser  in  den  bei 
der  ersten  Gruppe  aufgezählten  Gegenständen  in  zahlreichen  Toiletten-  und 
Luxusgegenständen,  Elfenbeinschnitzereien  etc.,  namentlich  in  formvoll- 
endeten Gefässen  aus  den  verschiedensten,  darunter  sehr  harten  krystal- 
linischen  Gesteinsarten  oder  aus  mehr  oder  minder  harten  metamorphi- 
sehen  Schiefern  und  Tuffen.     Bronze  spielt  hier  schon  eine  gewisse  Rolle. 

Schweinfurth  tritt  nun  der  Frage  näher,  welcher  Rasse  diese  älteste 
Kultur  zuzuschreiben  ist?  Er  wendet  sein  Augenmerk  zunächst  nach  Süd- 
arabien und  sucht  wahrscheinlich  zu  machen,  dass  von  hier  aus  über  die 
südlich  und  südöstlich  von  Oberägypten  gelegenen  Gebiete  die  erste  Ein- 
wanderang nach  dem  Nilthale  erfolgte.  Und  zwar  waren  es  Hamiten,  die 
als  Hirtenvölker  wohl  durch  die  prächtigen  Weideplätze  des  südlichen 
Nubien  dorthin  geführt  worden  sind.  Allerdings  werden  sie  längere  Zeit 
in  den  Gebirgen  des  Ostens  sesshaft  gewesen  sein  und  hier  die  Fertigkeit 
sich  erworben  haben,  aus  hartem  Gestein  Waffen  und  Gefässe  herzustellen. 
Im  Nilthale,  wo  sie  später  auf  eine  in  der  Herstellung  paläolithischer 
Kieselartefakte  schon  erfahrene  Urbevölkerung  stiessen,  konnten  sie  diese 
ihre  Fertigkeit  an  dem  Kieselmaterial  daher  zur  höchsten  Vervollkomm- 
nung bringen. 

Die  Nachkommen  dieser  hamitischen  Einwanderer  finden  sich  heute 
noch  in  den  Bega-Völkern  wieder;  die  Ababde  und  Bischarin  stellen  die 
am  meisten  verkümmerten  Vertreter  derselben  dar.  Interessant  ist  es,  von 
Schweinfurth  zu  erfahren,  dass  bei  den  Ababde  noch  heutigen  Tags  die- 
selben, wenn  auch  lange  nicht  so  vollkommenen  Steingefässe  in  Gebrauch 
sind,  wie  bei  ihren  Vorfahren  vor  tausenden  von  Jahren.  Verfasser  be- 
schreibt eingehend  diese  unter  der  Bezeichnung  ,,burma"  daselbst  üblichen 
Schalen,  Näpfe  und  Kochtöpfe,  sowie  die  gleichfalls  aus  Talkschiefer  an- 
gefertigten Tabakspfeifen.  Dieses  Festhalten  an  alten  Gebräuchen  erscheint 
um  so  auffälliger,  als  in  derselben  Gegend  kein  Mangel  an  Material  für 
die  Herstellung  von  Thonwaaren  ist  und  durch  den  heutigen  Verkehr  mit 


314  B.     Referate.     2.    Ethnologie  und  Rassenkunde. 

den  Nilbewohnern,  die  sich  grade  durch  keramische  Kunstfertigkeit  hervor- 
thun,  Gelegenheit,  sich  solche  zu  verschaffen,  überdies  geboten  wird. 

Eine  zweite  Einwanderung  nach  Ägypten  fand  später  von  Norden  her 
statt,  die  ilu-en  Ausgangspunkt  von  den  Euphratländern  aus  nahm.  Dieses 
Mal  waren  es  Sumero-Akkader,  die  die  Nilbewohner  mit  dem  Getreidebau 
auf  Feldern  mittelst  der  Pflugschar,  mit  metallurgischen  Kenntnissen  und 
wohl  auch  mit  einem  eigenen  Religionssystem,  vielleicht  auch  mit  der 
Kunst  der  Schrift  beschenkten.  Dr.  Bus chan- Stettin. 

268.  Letourneau  und  Papillault:  Cränes  des  dolmes  de  Ma- 
draceii,  pres  de  Batna.  Bull,  de  la  Soc.  d  anthrop.  de  Paris. 
1896.     Bd.  VII,  S.  347. 

Drei  im  Museum  von  Konstantine  befindliche,  aus  einem  megalithischen 
Grabe  zu  Madracen  in  Tunis  stammende  Schädel  weisen  die  bemerkens- 
werte Erscheinung  auf,  dass  das  Os  suboccipitale  nach  hinten  gleich  einem 
Chignon  vorspringt.  Diese  Eigenschaft,  die  bereits  Broca  an  der  Cro- 
Magnon-Rasse  beobachtet  hat  und  die  sich  auch  häufig  an  den  Schädeln 
der  Rasse  von  Baume  Chaude  vorfindet,  sowie  die  allgemeine  Form  der 
Schädel  (Dolichocephalie,  ziemlicher  Prognathismus,  vorspringende  Stirn  etc.) 
dürften  vielleicht  zu  der  Annahme  verwandtschaftlicher  Beziehungen  zwischen 
der  dolichocephalen  neolithischen  Rasse  Frankreichs  und  der  von  Madracen 
berechtigen.  Dr.  Buschan- Stettin. 

269.  Carton:  Les  s^pultures  ä  enceintes  de  Tunisie.  L' Anthro- 
pologie.    1897.     Bd.  VIII,  S.  27. 

Verf.  beschreibt  Begräbnissplätze  in  Tunis,  die  von  einer  kreisförmigen 
Mauer  umgeben  sind.  Letztere  ist  aus  losen,  unregelmässigen  Steinen  zu- 
sammengesetzt und  nur  '/j  Meter  hoch.  Sie  hat  eine  breite  Öffnung,  und 
dieser  gegenüber  befindet  sich  eine  Nische,  die  aus  grossen  Steinen  be- 
steht, welche  eine  horizontale  Platte  tragen.  Der  Innenraum  solcher  Nische 
beträgt  '/a  Meter  nach  allen  Richtungen.  In  der  Mitte  des  Kreises  ist  das 
Steinplattengrab,  das  von  einem  kleinen  Hügel  bedeckt  wird.  Für  das  ge- 
wöhnliche Volk  bildet  einfach  dieser  mittlere  Teil  das  Grab;  nur  für  die- 
jenigen, die  man  besonders  ehren  will,  ist  die  Umwallung  üblich.  Verf. 
hält  das  Steinkistengrab  samt  dem  Tumulus  für  ein  Überbleibsel  der  mega- 
lithischen Tradition  der  Berber,  den  Umkreis  sammt  der  Nische  dagegen 
für  die  Nachahmung  einer  ganz  rudimentären  Moschee.  Übrigens  bezeichnen 
die  Berberen  durch  denselben  Namen  (djemaä)  in  gleicher  Weise  die  Grab- 
stätten mit  Umwallung  wie  die  Moscheen.  Dr.  L.  Laloy-Paris. 

270.  Döring:  Anthropologisches  yon  der  deutschen  Togo- 
Expedition.  Verhandlungen  der  Berliner  Gesellschaft  für 
Anthropologie  1896.     Bd.  XXVIII,  S.  505—524. 


B.     Referate.     2.    Ethnologie  und  Rassenkunde.  315 

Döring  bringt  die  kurzen  Beschreibungen  der  Körperteile  u.  s.  w.  von 
1  ($)  Ewhe,  7  Jendi  oder  Dagomba  (4  ^,  3  .'^),  6  Mangu  (2  J,  4  f^)  und 
3  {'^,)  Gurma  in  drei  Tabellen  und  die  an  diesen  Leuten  mit  einem  höl- 
zernen Schiebeinstrument  bestimmten  Maasse  in  einer  dritten  Tabelle.  In 
der  letzteren  ist  unter  Schädel  der  Kopf  zu  verstehen,  und  wird  es  dem 
Leser  überlassen,  durch  Abziehen  der  30.  von  der  24.  Maasszahl  die  Bein- 
länge zu  berechnen.  Die  Längenbreiten-  und  Nasen-Indices,  sowie  die  nach 
der  französischen,  nicht  nach  der  deutschen  (Gesichtshöhe  X  100  :  Joch- 
breite) Formel  bestimmten  Gesichtsindices  stellt  Döring  im  Text  zusammen. 
Dort  macht  er  ferner  allgemeine  Bemerkungen  über  Haut,  Iris  und  Haar, 
über  die  Kleidung,  die  Stellung  der  Zähne,  von  welchen  die  oberen  mittleren 
Schneidezähne  bei  mehreren  Personen  durch  einen  3 — 4  mm  grossen 
Zwischenraum  getrennt  sind,  ausserdem  über  die  bei  den  §  162 — 172,5, 
bei  den  $  155 — 161  cm  betragende  Körpergrösse  und  giebt  eine  durch 
26  schematische  Zeichnungen  (Fig.  13b  und  14  werden  nicht  erklärt)  er- 
läuterte Beschreibung  der  Tättowierungen.  Zum  Schlüsse  werden  an  der 
Hand  von  Abbildungen  noch  zwei  Töpfe,  ein  Gehöft  aus  dem  Ketere- 
Ketere-Lande,  die  mit  sechs  Fingern  versehenen  Hände  eines  Dagomba- 
Mannes,  eine  20jährige  Zwergin  und  ein  hochgradiger  Spitzfuss  beschrieben. 

Dr.  Mies-Köln. 

271.  Zaborowski:  Origine  et  caract^res  des  Hovas  Revue 
mens,  de  l'Ecole  d'anthropologie  de  Paris.  1897.  Band  VII, 
S.  33. 

Der  Verfasser  sucht  den  Nachweis  zu  führen,  dass  die  Hovas  von  Mada- 
gaskar vom  ethnologischen  Standpunkte  bisher  mit  Unrecht  als  reine  Malaien 
betrachtet  wurden,  dass  sie  vielmehr  ein  Mischvolk  vorstellen,  in  welchem 
ausser  malaiischen  zugleich  indische  u.  a.  Elemente,  besonders  jene  von 
den  Sundainseln  vertreten  sind;  er  erklärt  sie  als  eine  Nuance  der  indo- 
malaiischen Völkergruppe.  Schon  die  somatischen  Eigenschaften  der  Hovas 
(glattes  Haar,  gerade  Augen,  gerade  Nase  etc.)  sprechen  gegen  eine  rein 
malaiische  Abkunft.  Nach  den  Ergebnissen  der  vergleichenden  Sprach- 
forschung, vermittels  welcher  der  Verfasser  die  nahe  Verwandtschaft  der 
betreffenden  Völkergruppen  grell  beleuchtet,  wäre  die  Urheimat  der  Hovas 
nicht  weit  von  Sumatra  und  Java  zu  verlegen,  einer  Gegend,  wo  anfangs 
die  Gründung  von  indischen  und  brahmanischen  Kultusstaaten,  später  die 
Einführung  des  Islams  grosse  Umwälzungen  hervorrief.  Zu  demselben 
Resultate  führt  die  Betrachtung  vieler  Kultusgegenstände  und  Gebräuche, 
welche  ihre  Vorfahren  aus  ihrer  Urheimat  brachten,  so  z.  B.  manche 
charakteristische  Nationalspeisen  und  Getränke,  der  Gebrauch  des  Eisens, 
des  Hanfs,  Seidenzüchterei,  Töpferei,  manche  Todtengebräuche;  dabei  ist 
es  leicht  verständlich,  dass  einige  ihrer  Gewohnheiten  infolge  der  modifizierten 


3if)  B.     Referate.     2.    Ethnologie  und  Rassenkunde. 

Lc-l)ensverliältnisse  manche  Veränderung  und  Anpassung  an  die  veränderten 
Umstände  zur  natürlichen  Folge  hatten. 

Dr.  0.  Hovorka,  Edl.  v.  Zderas-Janjina. 

272.  Maass:  Drei  Australier;  dazu  ßud.  Yirchow:  Verhandlungen 
der   Berliner    Gesellschaft    für  Anthropologie    1896,    Bd.    XXVIII, 

S.  528/9. 
Es  sind  drei  eclite  Australier,  zwei  Männer  und  eine  Frau,  aus  dem 
Buscli  in  Queensland.  Maass  hält  sie  für  dieselben  Leute,  die  vor  10  Jahren 
in  Berlin  gezeigt  wurden,  was  aber  Virohow  nicht  behaupten  möchte  wegen 
der  grossen  Verschiedenheit  der  früher  (Juli  1884)  und  jetzt  von  ihm  fest- 
gestellten Maassverhältnisse.  Letzteren  zufolge  ist  von  den  am  17.  Oktober 
1896  vorgestellten  Personen  ein  Mann  dolichocephal,  der  andere  steht  an 
der  unteren  Grenze  der  Brachycephalie,  während  die  Frau  in  hohem  Grade 
mesocephal  ist.  Obwohl  diese  Australier  eine  dunkelbraune,  fast  schwarze 
Hautfarbe  haben,  unterscheiden  sie  sich  von  den  afrikanischen  Negern  doch 
namentlich  durch  ihr  weiches,  langes,   im  grossen  Ganzen  schlichtes  Haar. 

Dr.  Mies-Köln. 

273.  Feiice  Yaggioli,  Storia  della  Nuoya  Zelanda  e  dei  swoi 
abitatori.  2  vol.  Parma,  Tipografia  Vesc  Fiaccadori  1891  und 
1896.  Band  I  mit  68  Holzschnitten  auf  35  Tafeln  und  einer 
geogr.  Karte.  711  S.  8,50  L.  Band  II  mit  14  Holzschnitten. 
548  S.     5,00  L. 

Im  Jahre  1883  erging  von  der  Propaganda  zu  Rom  an  alle  katholischen 
Missionare  der  Welt  ein  Befehl,  der  wegen  des  ihm  zu  Grunde  liegenden 
grossartigen  Gedankens  unsere  vollste  Bewunderung  verdient,  ein  Befehl, 
unter  den  fremden  Völkern  sogenannte  ethnologische  Gegenstände  zu 
sammeln,  das  Thun  und  Haben  der  „Heiden"  und  deren  historische  Ent- 
wicklung zu  studieren  und  zu  beschreiben.  Dieser  Weisung  verdankt  auch 
das  vorliegende  Werk  seine  Entstehung.  Der  Verf.,  jetzt  Benediktiner-Abt, 
ist  ehedem  8  Jahre  auf  Neuseeland  als  Missionar  thätig  gewesen  und  hat 
dort  reiches  Material  zur  Ethnographie  und  Geschichte  der  Maori  gesammelt. 
Dieses  hat  er  im  vorliegenden  Buche  verarbeitet,  hat  aber  dabei  auch 
eine  ziemliche  Anzahl  fremder  Quellen  benutzt  und  dieselben  auch  redlicher 
Weise  genau  zitiert,  was  uns  um  so  angenehmer  berühren  muss,  als  es 
sonst  nicht  die  Art  populär  geschriebener  ethnographischer  Werke  ist. 
Und,  was  wir  vor  allem  lobenswert  finden  müssen,  Vaggioli  hat  nicht  seine 
Person  als  o|A(paXog  tou  xöafAOu  in  den  Vordergrund  seiner  Darstellung 
gerückt,  wie  es  die  Mehrzahl  der  Ethnographen  thut,  deren  sich  so  gross 
dünkende  Persönlichkeiten  uns  doch  ganz  irrelevant  sind,  ausser  etwa  für 
die  Prüfung  der  Glaubwürdigkeit;  er  giebt  also  keine  Aufzählung  seiner 
einzelnen  Beobachtungen   und    Erfahrungen,     sondern   nur    deren  Gesamt- 


B.     Referate.     2.    Ethnologie  und  Rassenkunde.  317 

resultat  unter  Schlagwörter!  systenaatiscli  geordnet  und  hat  dadurch  seinem 
Werke  einen  fast  wissenschaitliclien  Charakter  zu  geben  gewusst.  So  hat 
sich  denn  das  Buch  zu  einem  Compendium  des  gesamten  Wissens  über 
Neuseeland  gestaltet,  welches  freilich  für  das  Publikum  bestimmt,  doch 
auch  dem  Fachmanne  gute  Dienste  leisten  kann.  Mag  derselbe  auch  häufig 
nicht  mit  Auffassung  und  Anschauung  des  Verf.  übereinstimmen,  so  findet 
er  doch  bei  ihm  ein  grösseres  naturwissenschaftliches,  ethnographisches 
und  historisches  Thatsachenmaterial,  das  auch  manches  neue  in  sich 
schliesst.  In  aller  Kürze  sei  deshalb  hier  noch  auf  den  reichen  Inhalt 
hingewiesen;  denn  zur  Wertschätzung  eines  Buches  ist  jedenfalls  die  An- 
gabe des  Inhalts  fruchtbarer  als  jede  noch  so  geistreiche  Rezension,  die 
im  Grunde  doch  mehr  das  Licht  des  Kritikers  leuchten  lässt,  als  sie  das 
Buch  beleuchtet.  Der  1.  Band  beschäftigt  sich  mit  dem  physischen  Habitus 
der  neuseeländischen  Inselgruppe  und  der  Ethnographie  der  Bewohner. 
Die  Entdeckung  der  Inseln,  ihre  physikalische  Geographie,  die  geologischen 
Verhältnisse,  Flora  und  Fauna  werden  mit  Exaktheit  behandelt.  Dann 
geht  Verf.  auf  die  Abstammung,  die  somatischen  und  psychischen  Eigen- 
schaften der  Maori  über,  die  er  als  seine  ehemaligen  Missionskinder  mit 
grosser  Liebe  schildert.  Er  führt  uns  in  einer  allerdings  etwas  sehr 
bunten  Reihenfolge  alle  häuslichen,  sozialen  und  politischen  Sitten  und 
Bräuche  der  Eingeborenen  vor.  Hier  ist  ein  vollständiges  Kapitel  der  be- 
rühmten und  durch  den  Verkauf  der  bemalten  Köpfe  so  berüchtigten 
maorischen  Tättowierungskunst  gewidmet.  Tagesarbeit,  Nährweise,  Woh- 
nungsanlage sind  gebührend  berücksichtigt.  Wir  erhalten  einen  Über- 
blick über  die  Sprache,  über  Gesellschaftsordnung  und  Staatseinrichtung, 
über  Ehe  und  Kindererziehung,  über  Religion  und  Priestertum,  besonders 
eingehend  sind  besprochen  die  alten  politisch-religiösen  Einrichtungen  des 
muru  und  tabu,  die  Gründe  und  die  Entstehung  dieser  eigentümlichen 
Bräuche  und  ihre  Anwendung  im  einzelnen  Falle.  Der  Anthropophagie 
wird  ebenfalls  in  einem  grösseren  Kapitel  gedacht.  Alle  Künste  und 
Wissenschaften  der  Maori  sind  des  längeren  und  breiteren  gewürdigt.  Den 
Schluss  bildet  die  Darstellung  der  Bestattungsfeierlichkeiten.  Der  ganze 
zweite,  weniger  voluminöse  Band  verfolgt  die  maorische  Geschichte  seit 
der  Entdeckung  Neuseelands,  die  der  Verf.  dem  französischen  Kapitän  de 
Gonneville  zuschreibt,  bis  in  die  neueste  Zeit  mit  besonderer  Berücksich- 
tigung der  Entwickelungsgeschichte  der  Kolonisation  und  der  katholischen 
Mission  auf  den  Inseln;  die  grossen  Rassen-  und  Religionskämpfe  sind 
nicht  nur,  wie  heute  alles,  ,, psychologisch  interessant",  sondern  ihre  Dar- 
stellung vollendet  uns  erst  das  ethnologische  Bild  der  Neuseeländer. 

H.  Laufer-Berlin. 

274.  Steinbach:    Einige  Schädel   von  der  Insel  Nauru   (Plea- 
sant  Island).     Verhandl.  der  Berl.  Gesellschaft  f.  Anthropologie, 


;]1S  B.     Referate.     3.    Urgeschichte. 

1896.  Bd.  XXVIII,  S.  545—551.  Dazu  y.  Luschan.  Eben- 
dort,  S.   551. 

Von  den  benachbarten  Gilbert-,  Marshall-  und  Karolineninseln  noch 
sehr  weit  enifernt  liegt  die  deutscJie  Korallenbank  Nauru  einsam  im  stillen 
Ozean.  Die  Zahl  ilu-er  in  Körperbau  und  Sprache  den  Gilbert-Insulanern 
ähnHchen.  noch  vollständig  im  Naturzustande  lebenden  Bewohner  hat  sich 
in  drei  Jahren  von  1317  auf  1377  vermehrt.  Da  St.  ausserdem  bei  der 
Bevülkernng  dei-  Marshallinseln  keine  Abnahme  verzeichnen  konnte  und 
auch  glaubt,  dass  die  Bew-ohner  der  Gilbert-  und  Karolineninseln  ihre 
Kopfzahl  mindestens  beliaupten  werden,  so  hält  er  die  allgemeine  Annahme 
vom  sclmellen  Aussterben  der  Südsee  -  Eingeborenen  nicht  für  alle  Teile 
dieses  grossen  Gebietes  giltig.  Die  gemeinen  Leute  auf  Nauru  sind  meist 
hager,  aber  gut  gewachsen  und  muskelkräftig,  die  Frauen  von  den  Häupt- 
lingen der  zwölf  Stämme  aber  haben  in  der  Regel  eine  grosse  Körperfülle, 
was  für  sehr  schön  gehalten  wird.  Die  Hautfärbung  schwankt  zwischen 
29  und  33  des  Brocaschen  Farbenschemas.  Das  schwarze  Haar  ist  schlicht 
und  straff,  zuweilen  aber  auch  leicht  gewellt  oder  sogar  kraus.  Die  Regen- 
bogenhaut hat  eine  tiefdunkelbraune  Farbe.  Die  Kinder  erhalten  den  Rang 
ihrer  Mutter.  In  einige  von  den  Höhlen,  die  als  tiefe  Spalten  in  das 
Korallenriff  eindringen,  stürzen  die  Eingeborenen  ihre  Toten  und  schleudern 
grosse  Steine  und  Feuerbrände  auf  sie.  Von  den  auf  diese  Weise  zer- 
trümmerten Leichen  hat  der  dortige  deutsche  Bezirksvorsteher  drei  männ- 
liche Schädel  gesammelt,  die  St.  gemessen  hat  und  vorlegt.  Ihre  Hirn- 
kapseln fassen  1410 — 1480  ccm.  Zwei  Schädel  sind  dolichocephal,  der 
dritte  ist  mesocephal.  Ein  Schädel  mit  schmalem  Gesicht  hat  auch  eine 
schmale  Nase,  während  Nr.  2  platyrrhin,  Nr.  3  mesorrhin  ist.  Die  stark 
vortretenden  Schläfenlinien  rücken  bei  einem  Schädel  ganz  dicht  an  die 
Pfeilnaht  heran.     Die  kleinste  Stirnbreite  von  Nr.  2  beträgt  nur  90  mm. 

Nach  V.  Luschan  zeigt  ein  einziger  von  diesen  Schädeln  den  aus- 
gesprochen polynesisch-malayischen  Charakter;  die  beiden  anderen  gehören 
dem  über  ganz  Polynesien  verbreiteten  ostmelanesischen  Typus  an,  was 
wiederum  beweist,  dass  „sich  so  ganz  verschiedene  Typen  trotz  Jahr- 
hunderte lang  andauernder  fortgesetzter  Vermischung  doch  selbst  in  ihren 
extremen  Formen  rein  erhalten  können".  Dr.  Mies -Köln, 

3.    Urgeschichte. 

a.     Allgemeines. 

275.  0.  de  Mortillet:    Evolution    quaternaire    de    la    pierre. 

Revue  mensuelle  de  l'Ecole  d'anthropologie.  1897.  Bd.  VII, 
S.   18. 

Die  Steinindustrie  hat  sich  mit  dem  Klima  verändert.  Am  Anfang 
der  quaternären  Zeit   war  letzteres  feucht  und  warm;    dieser   präglazialen 


B.     Referate.     3-   Urgeschichte.  319 

Epoche  entspricht  das  rohe  Material  aus  Chelles.  Entsprechend  der  ab- 
nehmenden Temperatur  vervollkommneten  sich  auch  die  Werkzeuge,  v^eil 
die  Lebensbedingungen  schwieriger  wurden.  So  finden  wir  zuerst  die 
feineren  Formen  von  St.  Acheul,  dann  die  Spitzen  und  die  Schaber  von 
Moustiers,  die  zur  Verarbeitung  der  Felle  dienten.  Diese  Kultur  ent- 
spricht der  Eiszeit,  d.  h.  einem  kalten  und  sehr  feuchten  Klima.  Die 
blattförmigen  Werkzeuge  vonSolutre  entprechen  dem  Ende  dieser  Epoche. 
Die  Kultur  des  Made  leine- Typus  endlich  ist  rein  postglazial.  Die  Stein- 
werkzeuge sind  im  Rückgang  begriffen ;  sie  werden  durch  Werkzeuge  aus 
Knochen  und  aus  dem  Geweih  des  Renntiers  ersetzt.  Das  Klima  ist  sehr 
kalt  und  sehr  trocken. 

Alle  diese  Formen  der  Steinindustrie  lassen  sich  sehr  gut  voneinander 
ableiten.  Sie  sind  also  autochton.  —  Die  folgenden  jedoch  sind  importiert. 
Die  Industrie,  die  Mortillet  als  tardenoisienne  bezeichnet,  besteht  aus 
sehr  kleinen  Feuersteinen,  meist  von  geometrischer  Form;  man  hat  sie  in 
Europa,  in  Indien,  in  Syrien  und  im  Norden  Afrikas  gefunden.  Diese 
Industrie  bildet  den  Übergang  zur  neolithischen  Zeit  oder  dem  roben- 
hausien,  durch  geglättete  Instrumente  charakterisiert.  Aber  die  paläo- 
lithischen  Formen  sind  nur  nach  und  nach  verschwunden:  als  tourassien 
bezeichnet  Mortillet  ihre  Degenerationsformen  und  als  campignien,  die 
Anfangsformen  des  robenhausien.  Übrigens  waren  die  Steinwerkzeuge  noch 
länger  in  Gebrauch,  sogar  in  der  Metallzeit,  besonders  zu  religiösen  Zwecken. 
So  hat  man  in  Ägypten  sehr  schöne  steinerne  Messer  gefunden,  die  mit 
goldenen  Platten  verziert  waren.  Dr.  L.  Laloy-Paris. 

276.  Hj.  Appelgren:  Kreftings  metod  för  rengorning  och 
Konservering  of  metallsaker.  (Kreftings  Methode  für  Rei- 
nigung und  Konservierung  von  Metallgegenständen.)  Fortsetzung. 
Finskt  Museum  1896.     S.  66—72. 

Anweisungen  zur  Benutzung  der  von  dem  norwegischen  Ingenieur 
Krefting  erfundenen  elektrischen  Methode  für  Reinigung  von  Metallgegen- 
ständen. Mag.  phü.  Ä.  Hackman-Helsingfors. 

277.  Eduard  Krause:  Yorgeschichtliche  Fischereigeräte  und 
neuere  Yergleichsstücke.   Globus.  1897.   Bd.  XXXI,  Nr.  17 

und  18. 

An  der  Hand  zahlreicher  (89)  Abbildungen,  die  sich  auf  teils  prä- 
historische, teils  moderne,  von  den  sogenannten  Naturvölkern  herstammende 
Fischereigeräte  (von  Krause  seiner  Zeit  für  die  deutsche  Fischerei-Aus- 
stellung auf  der  Berliner  Gewerbe-Ausstellung  1896  zusammengestellt)  be- 
ziehen, erläutert  Verf.  die  verschiedenen  Methoden  der  Fischerei  und  ihre 
Entwickelung  in  der  Vorzeit,  Dr.  Buschan- Stettin. 


320  ß-     Heferate.     3.     Urgeschichte. 

b.    Funde, 
a.     Die  britischen  Inseln. 

278.  Joseph  Audersoii:  Notice  of  a  caye  recently  discovered 
at  Obau,  coutainiug  human  remaius,  and  a  refuse-heap  of 
Shells  and  bones  of  animals,  and  stone  and  hone  im- 
plenients.  Proceedings  of  the  Society  of  Antiquaries  of  Scotland. 
Edinburgh.      1896.     Bd.  XXX,  S.  211. 

Die  vom  Verf.  untersuchte  Höhle  ist  die  vierte,  die  in  den  Felsen 
von  Oban  gefunden  wurde.  Sie  ist  8  m  tief  und  6  m  breit;  ihr  Eingang 
war  von  Steinblöcken  verstellt.  Man  stiess  zuerst  auf  eine  Schicht 
schwarzer  Erde,  in  welcher  Knochen  kleiner  Nager  und  zwei  Menschen- 
schädel  eingebettet  lagen.  Weiter  unten  fand  sich  eine  Anhäufung  von 
Seemuscheln  und  zerspaltenen  Knochen,  die  als  Küchenreste  zu  deuten 
sind;  unter  dieser  Schicht  war  sodann  ein  Lager  von  gerollten  Kiesel- 
steinen vorhanden,  das  eine  ungefähre  Tiefe  von  3  m  zeigte  und  sich  über 
den  ganzen  Boden  der  Höhle  erstreckte.  Im  oberen  Theil  dieser  Schicht 
fand  sich  noch  eine  kleine^  Muschelanhäufung. 

Die  in  der  Höhle  aufgefundenen  Gegenstände  bestehen  in  zwei 
Hämmern,  der  eine  aus  Sandstein,  der  andere  aus  Quarzit,  zwanzig  Feuer- 
steinsplittern;  dazu  kommen  mehrere  Stichel,  Bohrer,  Schaber  und  Har- 
punen aus  Knochen  oder  Hirschgeweih.  Letztere  sind  flach  und  tragen 
auf  jeder  Seite  4  Zacken.  Sie  zeigen  den  von  der  Dordogne  her  wohl- 
bekannten Typus. 

Die  Fauna  unterscheidet  sich  nicht  von  der  jetzigen;  sie  besteht  aus 
den  Arten  Cervus,  Bos  longifrons,  Sus  scrofa,  Canis  familiaris,  Felis 
catus  etc.;  Fischknochen  und  Krabbenstücke  sind  zahlreich.  Wir  haben 
es  also  mit  einer  gewöhnlichen  neolithischen  Ansiedlung  zu  thun:  auf  die 
zwei  Menschenschädel  ist  kein  besonderer  Wert  zu  legen,  da  die  schwarze 
Erde,  in  welcher  sie  eingebettet  lagen,  offenbar  von  einem  im  Dach  der 
Höhle  befindlichen  Loch  herabgefallen  war  und  die  betreffenden  Stücke 
wahrscheinlich  von  der  Oberfläche  mit  sich  herabgerissen  hatte. 

Dr,  L.  Laloy-Faris. 

279.  Joseph  Anderson:  Notes  on  a  deposit  of  flints  worked 
to  a  leaf-shape,  found  at  Bulwark,  Old  Deer,  Aher- 
deenshire.  Proceedings  of  the  Society  of  Antiquaries  of  Scot- 
land.    Edinburgh.    1896.     Bd.  XXX,  S.  346. 

Die  betreffenden  Feuersteinwerkzeuge,  34  an  der  Zahl,  sind  alle  von 
annähernd  blattförmiger  Gestalt.  Ihre  Länge  variirt  von  4  bis  8  cm.  Man 
muss  dabei  in  Betracht  ziehen,  dass  es  in  Schottland  keine  Kreidebildung 
giebt,  in  der  man  Feuersteinknollen  finden  könnte;  in  Folge  dessen  sind 
die  grossen  Werkzeuge  sehr  spärlich,    hingegen  die  kleineren  Sorten,    wie 


B.     Referate.     3.    Urgeschichte.  321 

die  Pfeilspitzen,  viel  zahleicher  vertreten.  Aus  diesem  Grunde  muss  man 
diesen  Fund  mit  Freude  begrüssen,  da  er  in  Schottland  ziemlich  vereinzelt 
dasteht.  Die  Werkzeuge  wurden  in  geringer  Tiefe  in  einem  Felde  auf- 
gefunden; sie  lagen  beisammen  zv^ischen  zwei  grösseren  Steinen,  jedoch 
ohne  Decke,  neben  ihnen  eine  Anzahl  von  Feuersteinsplittern.  Es  handelt 
sich  also  um  eine  Werkstätte.  Die  Feuersteine  wurden  aus  unmittelbarer 
Nähe  bezogen,  wo  sie  sich  in  den  Alluvialschichten  vorfinden.  In  der 
Werkstätte  wurden  sie  zu  grober  Blattform  verarbeitet,  um  nachher  wahr- 
scheinlich durch  den  Tausch  in  andere  Gegenden  zu  gelangen,  wo  es 
keine  Feuersteine  gab,  und  wo  sie  in  sekundären  Werkstätten  ihre  de- 
finitive Form  erhielten.  Dr.  L.  Laloy-Faris. 

280.  Joseph  Anderson:  Note  on  a  bronze  sword  found  at 
Inverbroom  Ross-Shire.  Proceedings  of  the  Society  of  Anti- 
quaries of  Scotland.     Edinburgh.    1896.     Bd.    XXX,     S.  352. 

Dieses  0,70  m  lange  Bronzeschwert  erscheint  insofern  interessant,  als 
der  Griff  und  der  Degenknopf,  sowie  die  blattförmige  Klinge  aus  Bronze 
gegossen  sind.  .Von  dieser  Varietät  sind  bisher  nur  3  Schwerter  in  Schott- 
land und  2  in  England  gefunden  worden.  Sie  scheinen  dem  Ende  der 
Bronzezeit  anzugehören.  Dr,  L.  Laloy-Faris. 

ß.     Deutschland. 

281.  A.Voss:  Oesichtsurnen  von  Schwartow,  Kreis  Lauenburg 

(Pommern).      Nachr.     über    deutsche    Altertumsfunde.      1895. 

VI.  Jahrg.  Heft  6,  S.  81  mit  4  Figuren. 
Von  dem  an  Gesichtsurnen  ergiebigen  Gebiet  an  der  pommerisch- 
westlichen  Grenze  sind  wieder  4  in  das  Berliner  Museum  gekommen,  die 
nicht  sowohl  durch  ihre  Formen,  als  durch  die  Darstellungen  Beachtung 
verdienen.  Die  grösste  zeigt  in  der  Zone  zwischen  den  Hals-  und  Bauch- 
gürtel vorstellenden  Ornamentstreifen  eine  rechteckige,  senkrecht  geteilte 
Zeichnung,  unter  dem  rechten  Ohr  eine  der  bekannten  primitiven  Pferde- 
zeichnungen, unter  dem  linken  Ohr  einen  senkrechten  Vorsprung,  von 
welchem  divergierende  Linien  ausgehen.  Sehr  ähnlich  ist  die  schon  früher 
besprochene  Urne  von  Hoch-Redlau,  die  hier  von  neuem  und  genauer  ab- 
gebildet wird ;  sie  enthält  zwar  nur  einen  Bauchgürtel^  aber  darunter  in  der 
Mitte  die  rechteckige  Zeichnung,  links  davon  u.  a.  ein  Pferd,  rechts  die- 
selbe Erhöhung  mit  ,,ordenssternartigem"  Ornament.  Auch  an  einer 
kleineren  Urne  von  Schwartow  findet  sich  letztere  Verzierung,  freilich  auf 
dem  Rücken:  sie  wird  bei  allen  drei  Urnen  nun  als  Andeutung  der 
Schulter  erklärt,  von  welcher  ein  langhaariges  Gewand  herabhängt.  Die 
rechteckige  Zeichnung  an  den  beiden  ersten  Urnen  dürfte  auch  zur  Klei- 
dung gehören  und  einen  Schurz  oder  eine  Tasche  darstellen,  weniger 
wahrscheinlich  die  Thür  zum  Hause  der  Seele. 

Frof.  Dr.   Walter-Stettin. 

Centralblatt  für  Anthropologie.    1897.  21 


322  B-     Referate.     3.    Urgeschichte. 

282.  J.  Mestorf :  Bronzemesser  mit  figürlichen  Darstellungen. 

Mitteilungen  des  Anthropologischen  Vereins  in  Schleswig-Holstein. 
1896.  Heft  IX,  S.  9  mit  4  Abbildungen. 
Aus  der  Grabkammer  eines  1884  bei  Borgdorf  (Holstein)  geöffneten  Hügels 
sind  die  Reste  von  Wollenzeug  und  Haaren,  wie  das  Thongefäss  mit  Knochen 
verloren  gegangen,  nur  das  Stück  einer  Bronzepincette  an  einem  Holzstäbchen 
und  Fragmente  eines  Bronzemessers  erhalten  geblieben.  Letzteres  lässt 
noch  das  spiralig  umgebogene  Ende  und  eine  Zeichnung  erkennen,  auf 
welcher  das  Schiff  als  beliebtes  Messerornament  mit  vorn  und  hinten 
schlangenförmig  aufgebogenem  Kiel  dargestellt  ist;  den  Schiffsraum  füllen 
kleine  Wellenlinien,  ein  schlangenartig  sich  aufbäumendes  Thier  und  ein 
auf's  Knie  gesunkener  Mann,  der  die  Rechte  abwehrend  vorstreckt  und 
mit  der  Linken  den  Vordersteven  fasst.  Die  Bildung  dieser  menschlichen 
Figur  weicht  von  der  sonst  auf  Bronzemessern  und  gleichzeitigen  Felsen- 
bildern üblichen  dadurch  ab,  dass  die  Hände  zwar  naturalistisch  5  Finger 
zeigen,  die  Beine  aber  stilisiert  geschwungene  Linien  bilden  und  der  Kopf 
schnabelförmig  an  den  Hals  anschliesst.  Die  Neigung  zur  runden  Linie 
zeigt  sich  noch  überall  und  lehrt,  wie  alle  Figuren  aus  den  Ornamenten 
der  Spirale  und  Wellenlinie  hervorgegangen  sind. 

Frof.  Dr.  Walter-Stettin. 

283.  A.  Götze:  Die  Yorgeschichte  der  Neumark.  Schriften 
des  Vereins  für  die  Geschichte  der  Neumark.  Heft  V.  Lands- 
berg a.  W.   1897.     S.   19—79.     Mit  126  Abbildungen. 

Soweit  es  möglich  wird,  stellt  Verf.  aus  den  Resten  der  Vorzeit,  die 
er  mit  den  gleichartigen  Funden  der  Nachbarlandschaften  beständig  in 
aufklärende  Verbindung  setzt,  ein  Bild  der  technischen  Fertigkeiten,  der 
Handelsbeziehungen  und  der  Gesamtkultur  der  Neumark  zusammen,  zu 
dessen  Verständnis  allgemein  orientierende  Bemerkungen  dienen.  Die 
ersten  sicheren  Spuren  vom  Auftreten  des  Menschen  gehören  der  neo- 
lithischen  Periode  an,  einzelne  Gefässe  mit  Schnurornament,  als  Ausläufer 
der  an  der  unteren  Oder  heimischen  Gefässgruppe,  und  einige  wenige  an- 
scheinend jüngere  mit  Grubenverzierungen.  Die  Steingeräte  deuten  wir 
auf  einzelne  Verbindungen  mit  Thüringen,  zum  Teil  auf  direkte  Ausstrah- 
lung der  nordischen  Länder.  Auch  Spuren  fabrikmässiger  Herstellung 
kleiner  Geräte  finden  sich  ganz  vereinzelt.  —  Das  erste  Auftreten  der 
Metalle  wird,  da  Kupferfunde  bisher  fehlen,  durch  bronzene  Flachcelte  und 
charakteristische  (z.  B.  Öhsen-)  Ringe  bezeichnet,  die  zu  den  Urnen- 
funden  noch  nicht  in  Beziehung  gebracht  werden  können.  Diesen 
letzteren  wird  für  die  Provinz  Brandenburg  das  Einteilungsprinzip  für  die 
Gliederung  der  gesamten  vorrömischen  Metallzeit  in  Perioden  entnommen. 
Die  neumärkischen  Gefässe  bilden  eine  Untergruppe  des  sogenannten 
Lausitzer  Typus.     In  dieser  Gruppe  stellen  sich  die  älteren  Gefässe  (Buckel- 


B.     Referate.     3.    Urgeschichte.  3^3 

urnen  mit  den  sie  begleitenden  Formen  doppelkonischer,  weit  offener 
Urnen,  hoher  Töpfe  mit  kurzem,  ausladenden  Halse  u.  a.)  fast  als  nörd- 
liche Ausläufer  der  Niederlausitzer  Keramik  dar,  wogegen  die  jüngeren 
Töpferarbeiten  einen  Mischstil  zeigen:  während  nämlich  im  südlichen  Teile, 
für  den  der  „Auriether  Typus"  charakteristisch  ist,  gleichfalls  Nieder- 
lausitzer Einflüsse  neben  schwächeren  von  Schlesien  und  Posen  her  er- 
kennbar werden,  treten  auf  dem  nördlichen  Gebiete,  dem  der  „Görlitzer 
Typus"  angehört,  mit  stärkerer  Halsausbildung  und  Einritzung  von  Ver- 
zierungen in  die  Kehlstreifen,  neben  schwächeren  pommerschen,  nament- 
lich posener  Einwirkungen  hervor.  —  Unter  den  zeitlich  diesen  grossen 
Urnenfeldern  parallel  gehenden  Depotfunden  werden  als  Bestandteile  die 
Waffen,  die  wichtigsten  Typen  der  Schmucksachen  und  als  Kultusgerät 
einer  der  bekannten  dreirädrigen  Wagen,  dann  der  Gesamtbestand  einzelner 
hervorragender  Funde  besprochen.  —  Spärlich  sind  bis  jetzt  die  Reste 
aus  der  La  Tene-Zeit,  die  ohne  Unterbrechung  in  die  römische  Kaiserzeit 
übergeht;  diese  letztere  setzt  sich  indessen  durch  eine  Zahl  neuer,  wichtiger 
Formen  von  jener  ab.  Die  einzelnen  Funde,  sowie  die  Fundplätze  werden 
aufgezählt:  die  Handelseinflüsse  gehen  auf  die  Donauprovinzen  zurück.  — 
Den  Beschluss  der  Schrift  bildet  die  slavische  Periode:  der  Beleuchtung 
ihrer  zum  Teil  schon  auf  der  Töpferscheibe  geformten  Gefässe,  der  Knochen-, 
Stein-  und  Eisengeräte  und  des  Silberschmuckes  folgt  die  Besprechung 
der  unbeweglichen  Denkmäler,  nämlich  der  Pfahlbauten  (4),  Skelettgräber 
(sicher  an  zwei  Stellen)  und  der  Burgwälle  (15  ausgemacht  slavische, 
während  für  die  Ermittellung  der  Stellung  anderer  erst  noch  die  Lokal- 
forschung die  Unterlage  zu  schaffen  hat).  Zahlreiche  recht  klare  Ab- 
bildungen veranschaulichen  den  Formenreichtum,  namentlich  der  Keramik 
der  Landschaft  und  erhöhen  den  Wert  der  vortrefflich  unterrichtenden 
Arbeit.  •  Prof.  Dr.  Jentsch-Quben. 

284.  W.  Grrempler:    Der  Bronzefund   yon  Lorzendorf,  Kreis 
Namslau.     Schlesiens   Vorzeit  in  Bild   und   Schrift.      Zeitschrift 
des   Vereins    für    das  Museum   schlesischer   Altertümer.     Breslau 
1897.     Bd.  VII,  Heft  2,  S.   195—205. 
Der  Fund  enthielt  drei  gerippte  Bronzeeimer  mit  je  zwei  beweglichen 
Henkeln   (in   der    Litteratur   als  Cisten  bezeichnet),    ein  paar  Pferdegebisse 
mit   zweigliedrigen  Mittelstücken    und   hufeisenförmigen  Knebeln,    zwei    in 
sich  geschlossene  Ketten,  wahrscheinlich  ebenfalls  zum  Pferdeschmuck   ge- 
hörig, deren  Glieder   bei  der  einen  aus  drei,   bei  der   andern  aus  vier  be- 
weglichen Parallelstäben   und   quadratischen  Rahmen  kunstvoll   zusammen- 
gesetzt sind,  44  sternförmigen  und  2  länglichen  Riemenbeschlägen,  4  Zier- 
behängen und   3  ornamentierten  Hohlringen   von   ca.  30  cm  Durchmesser. 
Die  Fundstücke   deuten   auf  südlichen   Import.     Insbesondere   sind  die  ge- 
rippten Cisten  mit  beweglichen  Henkeln  (im  Gegensatz  zu  denen  mit  festen 

21* 


324  ß-     Referate.     3.    Urgeschichte. 

seitlichen  Handhaben)  nach  Marchesetti's  Feststellungen  von  einem  ober- 
italisclien  Fabrikationscentrum  im  Lande  der  Veneter  ausgegangen.  Auch 
die  Pferdegebisse  und  Ketten  haben  ihre  Analogien  im  Süden  (Ronzano 
und  Ramonte  bei  Bologna,  Pfahlbau  Möhrigen  am  Bielersee).  Diese  Ver- 
gleichsfunde und  die  ausserordentlich  vollkommene  Gusstechnik  bestimmen 
den  Verfasser,  ihre  Entstehungszeit  in  die  jüngere  Bronzezeit,  und  zwar 
etwa  in  das  7.  oder  6.  Jahrhundert  v.  Chr.  zu  setzen.  Dagegen  gehören 
die  Eimer  und  auch  die  Hohlringe  bereits  der  Hallstattkultur  an.  Solche 
chronologische  Differenzen  haben  gerade  bei  Depotfunden,  zu  denen  der 
Lorzendorfer  Fund  zu  rechnen  ist,  nichts  befremdliches.  Der  Verf.  weist 
darauf  hin,  dass  die  Fundstelle  noch  im  Gebiet  der  gleichzeitigen  schlesisch- 
posenschen  Gräberfelder  mit  bemalten  Thongefässen  liege,  in  denen  Im- 
portwaren südlicher  Provenienz  nicht  zu  den  Seltenheiten  zählen,  und 
schliesst  daraus  auf  einen  ursächlichen  Zusammenhang  zwischen  den  leb- 
haften Handelsbeziehungen,  die  sich  hieraus  ergeben,  und  der  hoch- 
entwickelten Keramik  jener.  —  Die  Arbeit  ist  mit  einem  vollständigen 
Verzeichnis  der  einschlägigen  Litteratur  und  guten  Abbildungen  sämtlicher 
Fundstücke  ausgestattet.  Dr.  phü.  Seger-Breslau. 

285.  H.  Seger:     Schlesische    Fundchronik.      Schlesiens    Vorzeit. 

1897.  Bd.  VII,  Heft  2,  S.  209—247. 
Bericht  über  alle  vorgeschichtlichen  Funde  der  Provinz,  über  die  der 
Verwaltung  des  Breslauer  Museums  während  der  Jahre  1895 — 1897  Nach- 
richten zugegangen  sind.  Eingehender  behandelt  werden  folgende  Funde: 
Breslau:  10  m  langer  Einbaum  aus  Eichenholz,  4,17  m  unter  Tage  im 
alten  Oderbett  gefunden;  Zeit  unbestimmbar.  Jackschönau,  Kreis 
Breslau:  Begräbnisplatz  des  2.  bis  3.  Jahrhunderts  n.  Chr.  Thongefässe, 
eisernes  Schwert,  Lanzenspitzen,  Schildbuckel,  Kasten-  oder  Eimerbeschläge 
u.  s.  w. ;  auch  eine  Bronzefibel.  Kaulwitz,  Kreis  Namslau:  Syste- 
matische Untersuchung  eines  schon  längere  Zeit  bekannten  Gräberfeldes 
der  La  Tene-Zeit  durch  den  Berichterstatter.  Unter  den  21  untersuchten 
Gräbern  enthielt  eines  eine  Gesichtsurne  mit  gewölbtem  Falzdeckel,  ein 
anderes  eine  eiserne  Früh-La  Tenefibel,  ein  drittes  und  viertes  grosse 
Massen  von  thönernen  V^ebegewichten.  Lahse,  Kreis  Wohlau :  Terrinen- 
förmige  schwarze  Urne  mit  eingeritzter  Darstellung  einer  Hirschjagd; 
Jäger  zu  Pferde,  auch  ein  Bogenschütz  zu  Fuss  verfolgen  die  fliehenden 
Tiere.  Die  Darstellungen  gleichen  den  bekannten  Zeichnungen  auf  pom- 
merelHschen  Gesichtsurnen.  Die  Urne  stammt  aus  einem  Gräberfelde 
der  Hallstattzeit.  Ottwitz,  Kr.  Strehlen:  Skelettgräber  (liegende  Hocker) 
der  Bronzezeit.  Die  Thongefässe  zeigen  einen  in  Schlesien  noch  nicht 
beobachteten  Typus,  der  aber  in  Böhmen  für  Hockergräber  der  Über- 
gangszeit vom  Stein-  zum  Bronzealter  charakteristisch  ist.  In  der  Nähe 
ist  eine  vielleicht  derselben  Zeit  angehörige  Siedelungsstätte   und  ein  aus- 


B.     Referate.     3.    Urgeschichte.  325 

dehntes  Brandgräberfeld  der  ersten  Eisenzeit  vom  Verfasser  untersucht 
worden.  —  Die  angeführten,  sowie  mehrere  andere  Berichte  sind  mit  Ab- 
bildungen versehen.  Selbsther  icht. 

286.  Hensel:  Urnenfund  von  Solben.  Zeitschr.  d.  Histor.  Ge- 
sellschaft für  die  Provinz  Posen.  1897.  Bd.  XII,  Heft.  1, 
S.  92—94. 

Urnenfriedhof  auf  einem  Sandhügel.  Die  Gräber  sind  in  Längsreihen 
von  Osten  nach  Westen  geordnet,  die  Querreihen  von  Norden  nach  Süden 
anscheinend  auf  die  Lücken  gestellt.  Jedes  Grab  enthält  entweder  eine 
grössere  oder  zwei  bis  drei  kleinere  Aschenurnen.  In  letzterem  Falle 
lassen  die  Schädelstücke  es  ausser  Zweifel,  dass  in  jeder  Urne  ein  Kind, 
also  mehrere  zusammen  in  einem  Grabe,  beigesetzt  waren.  Von  Bei- 
gaben fanden  sich  ausser  wenigen  Resten  von  dünnen  Bronze-Armringen 
zahlreiche  Thongefässe,  die  mit  Fingereindrücken,  Punkt-  und  Linien- 
ornamenten, darunter  das  Bild  eines  Nadelholzbaumes,  verziert  waren. 
Die  Untersuchungen  sollen  fortgesetzt  werden.  Dr.  Seger-Breslau. 

287.  M.  Bach:  Fundchronik  vom  Jahre  1896.  Fundberichte 
aus  Schwaben.      1896.     Jahrg.  IV,    S.   1. 

In  Ergänzung  früherer  Berichte  führt  das  vorliegende  Verzeichnis  aus 
vorrömischer  Zeit  zwei  Steingerät-  und  17  meist  Hügelgräbern  entnommene 
Metall-Funde,  6  römische  Niederlassungen  und  7  Reihengräberfunde  der 
merowingischen  Zeit  auf.  Dr.  J.  Deichmüller-Dresden. 

288.  E.  Wagner:  Funde  in  Baden.  Fundberichte  aus  Schwaben. 
1896.     Jahrg.  IV,  S.  7. 

Kurze  Übersicht  über  die  im  Jahre  1896  in  Baden  ausgeführten  Unter- 
suchungen von  Niederlassungen  der  Steinzeit,  Grabhügeln  der  Hallstatt- 
zeit, römischen  Bauten  und  Gräberfeldern  der  fränkisch-alemannischen  Zeit. 

Dr.  J.  Deichmüller-Dresden. 

289.  V.  Tröltsch:  Die  topographische  Aufnahme  der  Pfahl- 
bauten des  Bodensees.  Fundberichte  aus  Schwaben.  1896. 
Jahrg.  IV,  S.  25. 

Der  Verf.  weist  auf  verschiedene  Gesichtspunkte  hin,  die  bei  einer 
kartographischen  Aufnahme  der  Pfahlbauten  zu  berücksichtigen  sein  würden. 
Seiner  Anregung  folgend  ist  eine  derartige  Aufnahme  der  Bodenseepfahl- 
bauten durch  den  Bodenseeverein  beschlossen  worden. 

Dr.  J.  Deichmüller-Dresden. 

290.  L.  Leiner:  Rückblicke  auf  die  Pfahlbautenfunde  am 
Bodensee  1896.  Fundberichte  aus  Schwaben.  1896.  Jahr- 
gang IV,  S.  26. 


326  B.     Referate.     3.    Urgeschichte. 

Enthält  eine  kurze  Übersicht  über  die  aus  Thon,  Bein,  Knochen  und 
Holz  hergestellten  Gerätschaften  aus  den  Bodenseepfahlbauten  und  die  an 
denselben  angewandten  Verzierungsweisen. 

Dr.  J.  Deichmüller-Dresden. 

291.  V.  Tröltsch:  Ein  Depotfund  von  Bronzesicheln  bei 
Dächingen,  0.  -  A.  Eschingen  a.  D.  Fundberichte  aus 
Schwaben.     1896.     Jahrg.  IV,  S.  31.     2  Abbildungen. 

Die  von  der  gewöhnlichen  Form  der  schwäbischen  Sicheln  abweichen- 
den Dächinger  Sicheln  erinnern  an  solche  aus  den  Terramaren  des  Po- 
Thals  und  aus  Ungarn  und  sind  vermuthlich  aus  ersterer  Gegend  nach 
Schwaben  eingewandert.  Dr.  J.  Deichmüller- Dresden. 

292.  Scheuthle:  Ausgrabungen  und  Funde  bei  Essingen,  O.-A. 
Aaalen.  Fundberichte  aus  Schwaben.  1896.  Jahrgang.  IV, 
S    32. 

Gedrängte  Beschreibung  mehrerer  in  der  Nachbarschaft  von  Hoch- 
äckern gefundener  Hügelgräber  und  eines  Ringwalls  aus  vorrömischer  Zeit, 
römischer  Bauten,  eines  römischen  Grabes  und  eines  alemannischen  Reihen- 
gräberfeldes bei  Essingen.  Dr.  J.  Deichmüller-Dresden. 

293.  E.  Kapff:  Neue  Funde  aus  Cannstatt.  Fundberichte  aus 
Schwaben.     1896.     Jahrg.  IV,     S.  36. 

Bemerkenswert  ist  der  Fund  einer  Feuersteinlanze  neben  mensch- 
lichen Knochen  im  Diluviallehm,  von  Gebäuden  und  einer  Brandstätte  mit 
Skeletten  aus  römischer  Zeit  und  mehrerer  merowingischer  Gräber. 

Dr.  J.  Deichmüller-Dresden. 

294.  V.  Holder:  Skelettfunde  aus  römischen  Gräbern.  Fund- 
berichte aus  Schwaben.     1896.     Jahrg.   IV,  S.  39.    Mit  1  Abbild. 

Die  Seltenheit  römischer  Skelettgräber  erklärt  sich  leicht  aus  der 
bis  gegen  das  Ende  des  2.  Jahrh.  n.  Chr.  bei  den  Römern  allgemein  üb- 
lichen Sitte,  ihre  Toten  zu  verbrennen.  Erst  zu  Beginn  des  3.  Jahr- 
hunderts finden  sich  neben  den  Verbrennungen  einzelne  Bestattungen, 
welche  erst  gegen  den  Ausgang  dieses  Jahrhunderts,  zur  Zeit  der  Be- 
setzung des  Landes  durch  die  Alemannen,  häufiger  werden.  Von  den 
alemannischen  Gräbern  unterscheiden  sich  die  römischen  leicht  durch  die 
Art  der  Bestattung  und  durch  die  bei  den  Leichen  gefundenen  Beigaben; 
die  Skelette  sind  mittelgross,  die  Schädel  vorwiegend  brachycephal.  Der- 
artige römische  Gräber  werden  vom  Verfasser  von  Gebersheim,  Flein, 
Cannstatt,  Kickach,  Köngen  und  aus  der  Umgebung  von  Rottenburg  be- 
schrieben. Dr.  J.  Deichmüller-Dresden. 


B.     Referate.     3.    Urgeschichte.  327 

295.  Eidam:  Masseiifund  von  Bronzegegenständen  bei  Winds- 
bach. Prähistorische  Blätter.  1897.  Jahrg.  IX,  Nr.  1  mit 
Tafel  I. 

In  einem  Hopfenacker  bei  Windsbach  (Mittelfranken)  ist  1896  ein 
Massenfund  von  23  Bronzegegenständen  gemacht  worden,  von  denen  nur 
3  unversehrt  sind,  während  die  anderen  defekt  oder  fehlerhaft  gegossen 
sind;  mitgerechnet  sind  3  Bronzegussstücke.  Hervorzuheben  ist  eine  (ab- 
geschliffene?) Dolchklinge,  eine  Sichel  mit  rautenförmigen  Verzierungen 
an  beiden  Griffseiten,  ein  Absatzkelt  mit  angegossenem  Öhr,  ein  Lappen- 
kelt  mit  scheinbar  abgeschliffener  Schneide,  eine  schöne  Lanzenspitze  mit 
langer  Röhre  und  Nagellöchern.  2  von  den  9  Kelten  weisen  noch  auf 
die  ältere  Bronzezeit  hin,  alle  übrigen  Stücke  auf  die  jüngere;  ein  massives 
offenes  Armband  mit  niederen,  gerippten  Endstollen  ist  der  in  Südwest- 
deutschland und  den  angrenzenden  Gebieten  häufigen  Form  ähnlich.  Dass 
es  sich  um  keinen  blossen  Depotfund  handelt,  beweist  auch  die  rund 
herum  geschwärzte  Erde  und  das  Vorkommen  von  Kohlen  und  Schlacken  in 
nächster  Nähe;  somit  würde  hier  die  Wohnung  eines  Bronzegiessers  ge- 
standen haben.  Auch  auf  dem  gelben  Berg  bei  Gunzenhausen  fand  sich 
eine  ähnliche  Wohn-  bezw.  Gussstätte,  und  beide  heimischen  Bronze- 
arbeiter dürften  das  Rohmaterial  aus  den  von  Schmidt- Wunsiedel  nach- 
gewiesenen alten  Zinn-  und  Kupfergruben  des  Fichtelgebirges  bezogen 
haben.  Frof.  Dr.   Walter -Stettin. 

296.  P.  Reinecke:  Eine  neolithische  Ansiedelung  mit  Band- 
keramik in  Württemberg.  Prähistorische  Blätter.  1897. 
Jahrg.  IX,  Nr.  2  mit  Textabbildungen. 

Bei  dem  Hof  Mauer  (bei  Münchingen,  Oberamt  Leonberg)  befinden 
sich  runde  Wohngruben,  bis  4  m  breit  und  bis  2  m  tief,  mit  Topfscherben 
und  sonstigen  Kulturresten.  Die  Scherben  in  den  Museen  zu  Stuttgart 
und  Berlin  sind  von  grau-gelblichem  Thon,  weisen  auf  bombenförmige 
Gefässe  hin  und  zeigen  winkelförmige  oder  bogige  Linienmuster,  mit 
Strichreihen  gefüllt  oder  von  spitzen  Eindrücken  begleitet:  es  handelt  sich 
unverkennbar  um  neolithische  Brandkeramik.  Die  sonstigen  Fundstücke, 
besonders  Fragmente  von  Steingeräten,  sind  nicht  so  typisch  für  die 
Periode;  dagegen  spricht  die  Anlage  der  Wohngruben  für  jene  Annahme. 
Man  erkennt  in  Württemberg  und  Nordbaden  immer  deutlicher  eine  lokale 
Gruppe  innerhalb  des  Kulturkreises  der  Bandkeramik. 

Prof.  Dr.  Walter-Stettin. 

Y-     Öesterreich-Ungarn. 

297.  F.  Fiala:  Die  Ergebnisse  der  Untersuchung  präliisto- 
risclier   Grabhügel   auf  dem   Olasinac   im  Jahre  1894. 

Wissenschaftliche    Mitteilungen    aus   Bosnien   und    der    Herzego- 
vina.     Wien   1896.     IV.   Band.     Separat- Abdruck  mit  69  Abbild. 


328  B-     Referate.     3.  Urgeschichte. 

Von  den  auf  20  000  Tumuli  geschätzten  Nekropolen  im  Bezirk  Ro- 
gatica  in  Bosnien  ist  der  nördliche  Teil,  die  eigentliche  Hochebene  Glasinac 
schon  ganz  durchforscht.  1894  ist  das  südliche  Hügelgelände  in  Angriff 
genommen,  das  sich  wegen  der  Zerstreutheit  der  Tumuli  und  der  Selten- 
heit geschlossener  Gruppen  schwer  überschauen  lässt.  Der  eingehende 
Fundbericht  ist  nach  Ortschaften  bezw.  Wallburgen,  wie  bei  Vrlazije  und 
Strane,  eingeteilt;  dabei  sind  die  für  den  Glasinacer  Formenkreis  neuen 
Stücke  abgebildet.  Die  Fülle  der  Einzelheiten  würde  bei  der  Nähe  diverser 
Gräber  und  den  häufigen  Nachbestattungen  nur  verwirrend  wirken,  wenn 
nicht  zum  Schluss  ein  dankenswerter  Überblick  hinzugefügt  wäre,  der  die 
vorläufigen  Angaben  im  Centralblatt  I,  S.  75  und  S.  352,  und  bei  Hoernes, 
Urgeschichte,  S.  537  ff.  ergänzt  und  berichtigt.  Von  154  geöffneten  Hügeln 
erwiesen  sich  etliche  ganz  leer,  die  Skelettgräber  überwogen  bedeutend  die 
Brandgräber  (100  :  9),  doch  kamen  auch  gemischte  Beisetzungen  vor  (17); 
ebenso  war  die  ältere  Eisenzeit  gegenüber  der  La  Tene-Periode  mit  119  :  3 
vertreten,  die  Römerzeit  mit  5,  die  Völkerwanderungszeit  mit  1  Tumulus. 
Von  den  ungefähr  1000  Fundstücken  waren  über  die  Hälfte  aus  Bronze, 
146  von  Bernstein,  126  von  Eisen  u.  s.  f.  angefertigt.  Aus  der  bedeutenden  Zahl 
von  125  Fibeln  hoben  sich  in  grösseren  Gruppen  die  Bogen-  und  Brillen- 
spiralfibeln  ab;  eine  mit  abgebildete  silberne  Charnierfibel  weist  auf 
griechische  Vorbilder  hin,  während  die  für  Bosnien  neuen  Mittel  -  La- 
Tene-Fibeln  mit  Kettchen  ihre  Analogien  weit  im  Westen  haben;  endlich 
begegnet  eine  römische  Armbrustfibel  und  eine  Münze  des  Diocletian. 
Schliesslich  wird  der  Meinung  Reinachs  entgegengetreten,  der  die  zur  Be- 
rechnung für  diese  Nekropole  heranzuziehende  Hallstattzeit  auf  300  Jahre 
beschränkt  und  die  grosse  Gräberzahl  dadurch  erklärt  wissen  will,  dass 
die  umwohnenden  Stammesgenossen  den  Glasinac  als  campus  sacer  mit-- 
benutzt  hätten.  (Vgl.  Centralblatt  I,  S.  150.)  Hiergegen  wird  für  die 
Hallstattzeit  in  Bosnien  ein  Umfang  von  700  Jahren  angenommen,  wobei  noch 
200  Jahre  für  La  Tene-Einflüsse  und  Romanisierung  freiblieben;  auch  ein- 
fache Sklavengräber  sind  gefunden  worden  und  widerlegen  die  Annahme  eines 
Begräbnisplatzes  nur  für  Vornehme,  wie  auch  die  42  Wallburgen  des  Be- 
zirks nicht  blos  Opferstätten  gewesen  sein  können.  Der  für  Viehzucht 
äusserst  günstige  Glasinac,  der  heute  24  000  Seelen  ernährt ,  brauchte 
unter  dieser  Voraussetzung  in  prähistorischer  Zeit  nur  10  000  Bewohner 
zu  haben,  um  die  Grösse  dieses  Gräberfeldes  hinreichend  erklärlich  finden 
zu  lassen.  Frof.  Dr.   Walter-Stettin. 

298.  Fr.  Fiala:    Die  prähistorische  Ansiedlung  auf  dem  Debelo 

Brdo    bei    Sarajevo.     Ebenda   1896.    Bd.    IV,   S.   38—72  mit 

255  Abbildungen. 

Die    Sarajevo    beherrschende    Bergkuppe    Debelo    Brdo    ist    auf    drei 

Seiten  von   Mauerwerk   umzogen,   welches,   wie   die   unmittelbar   dabei   ge- 


B.     Referate.     3.    Urgeschichte.  329 

machten  Funde,  unzweifelhaft  römisch  ist.  Aber  das  Plateau  zeigt,  zumal 
an  den  Abhängen,  mächtige  Kulturschichten  aus  allen  Perioden  von  der 
neolithischen  bis  zur  Völkerwanderungszeit;  die  Fundstücke  werden  zuerst 
nach  dem  Material  geordnet  besprochen  und  durch  zahlreiche  Abbildungen 
erläutert,  worauf  in  einem  Schlusswort  das  Resultat  gezogen  wird.  Unter 
den  90  Thongefässen  und  zahllosen  Scherben  ist  die  Mehrzahl  mit  der 
Hand  geformt,  teils  aus  grobkörnigem  Material  mit  plumpen  Henkeln, 
Warzen,  Knöpfen  oder  Öhsen,  durch  aufgelegtes  Ketten-  oder  Schnur- 
ornament verziert  und  spitz  zulaufend,  teils  feingeschlemmt  mit  den  ver- 
schiedensten Henkeln,  Ansen  (1  Pferdekopf),  durch  Punkte,  Bänder,  Wolfs- 
zahn, Tannenzweige  und  eingepresste  Muster  ornamentiert  und  von  sehr 
verschiedenen  Formen.  Thonwirtel  sammelte  man  nicht  weniger  als 
382  Stück.  Neben  allerlei  Stein-  und  Knochenartefakten,  darunter  vielem 
Hirschgeweih  und  einigen  Knochenschnitzereien,  ist  die  Bronzezeit  häufiger 
als  die  Hallstattzeit  vertreten;  ein  Depotfund  enthielt  Hohlkelte  und  Axt 
von  ungarischem  Typus,  auch  ältere  Stücke,  Gussformen  und  Gussklumpen 
fanden  sich,  endlich  6  Hallstätter  und  18  La  Tene-Fibeln  u.  a.  Die 
römischen  Gefässe  und  Fundstücke  sondern  sich  bei  den  Mauern  und  Ge- 
bäuderesten zu  einer  deutlich  erkennbaren  Gruppe  ab*,  die  letzte  Münze 
ist  von  Justinian.  Demnach  ist  diese  Kuppe  enorm  lange  durch  alle  Perioden 
hindurch  besiedelt  gewesen  von  Steinschlägern,  Bronzegiessern  und  pro- 
duktiven Töpfern,  die  stets  in  weitreichenden  Handelsverbindungen  standen, 
bis  auch  die  Römer  hier  einen  Militärposten  bei  der  unfern  nachgewiesenen 
römischen  Ziegelei  anlegten.  Frof  Dr.  Walter-Stettin. 

299.  Fr.  Fiala:  Über  einige  Wallbauten  im  nordwestliclien 
Bosnien»  Ebendas.  1896.  Bd.  IV,  S.  94  ff.  mit  15  Ab- 
bildungen. 

Im  Bezirk  Cazin  unterscheiden  sich  3  Wallbauten  dadurch  von  anderen 
bosnischen,  dass  dem  eigentlichen  Ansiedelungsplatz  (Kastellier)  noch  ein 
Sperrwall  vorgelagert  ist.  Im  Wall  Cungar  wurde  in  einem  Skelettgrabe  u.  a. 
ein  Bronzehelm  gefunden,  hutförmig  und  mit  einer  Art  Krempe,  wie  er 
aus  Watsch,  Olympia  und  sonsther  bekannt  ist.  Die  Funde  in  den  beiden 
anderen  Wällen  sind  geringer,  doch  weisen  die  Scherben  und  Bronzen 
auch  auf  den  Hallstattkreis  hin.  Vermutungsweise  werden  die  3  Anlagen 
einem  von  dem  südbosnischen  verschiedenen  Stamme  zugeschrieben;  doch 
äussern  Radinsky  und  die  Redaktion  Bedenken  gegen  des  Verfassers 
Terrainschilderungen.  Frof,  Dr.   Walter-Stettin. 

300.  Trulielka:  Prähistorische  Bronzen  aus  dem  Bezirke 
Prozor.  Ebendas.  1895.  Bd.  III,  S.  510  mit  14  Figuren.  — 
Steinkistengräber  in  der  Herzegowina.  Ebendas.  S.  512 
mit  13  Figuren. 


330  ^'     Heferate.     3.    Urgeschichte. 

Von  älteren  Einzelfunden  des  Landesmuseums  sind  erwähnenswert 
2  über  30  cm  lange  Brillenspiralen,  spätere  La  Tene-Fibeln,  Bronzelöffel, 
prismatisches   durchbohrtes  Senkgewicht  aus  Thon. 

Die  Grabhügel  der  Herzegovina  sind  grösser  und  anders  geartet  als 
die  bosnischen ;  sie  sind  bis  zu  40  m  im  Durchmesser  gross  und  enthalten 
in  den  Klaubsteinen  mächtige  Steinkisten  für  die  Skelette,  bei  denen  man 
jedoch  noch  keine  Beigaben  gefunden  hat.  Auch  eine  erneute  Grabung 
in  verschiedenen  Nekropolen  förderte  nur  Reste  von  hockenden  oder 
liegenden  Skeletten  aus  verschiedenen  Steinkisten  zu  Tage,  daneben  einmal 
rohe  Gefässscherben.  Eine  offenbare  Nachbestattung  dagegen  ergab  zwei 
Armbänder  von  Bronzeblech  und  3  Bogenfibeln,  die  durch  ihr  Charnier 
eine  neue  Form  bilden.  Das  Alter  der  Steinkisten  in  der  Herzegovina 
bleibt  danach  noch  immer  dunkel.  Prof.  Dr.  Walter-Stettin. 

301.  Hoernes:    Yorrömischer  Grabstein  von  Jezerine,  Ebendas. 
Bd.  III,  S.  516  mit  1   Tafel. 

Das  leider  nur  kleine  Eckbruchstück  einer  Kalkstein  -  Grabplatte  lässt 
einen  in  rohster  Relieftechnik  nur  durch  eingegrabene  Linien  ausgedrückten 
behelmten  Mann  mit  Lanze  erkennen,  der  vielleicht  sass  und  ein  Trink- 
gefäss  hielt.  Die  Verwandtschaft  mit  Darstellungen  auf  Bronzeblechen 
und  Situlen  der  venetischen  Kulturzone  ist  deutlich;  neu  ist  jedoch  die 
Thatsache,  dass  diese  Kunst  auch  in  Stein  ausgeübt  wurde,  und  doch 
wohl  an  Ort  und  Stelle.  Prof.  Dr.   Walter-Stettin. 

302.  Fiala :    Archäologische  Notizen  und  kleine  Mitteilungen. 

Ebendas.  Bd.  III,  S.  518  ff.  und  Bd.  IV,  S.  170  ff.  mit  Abbild. 
Zu  den  bisher  nur  vorhandenen  2  Kupfergeräten  aus  dem  Occu- 
pationsgebiet  ist  eine  seltene  geschwungene  Schmalaxt  von  Kosovaca  hin- 
zugekommen. —  Ungemein  zahlreich  sind  allerlei  römische  Fundstücke; 
als  Seltenheiten  bezw.  Neuheiten  in  dem  Bezirke  sind  zu  nennen:  Rein 
bronzezeitlicher  Depotfund,  wobei  neu  ein  Hohlkelt  mit  flügelartig  ver- 
längerter Schneide  und  eine  dornartige  Lanzenspitze  (Schuh?)  von  Perni- 
grad.  Aus  einem  Grabfunde  vou  Drvar  Bronzefibel  von  seltener  italischer 
Form  nebst  Brillenspiralen  und  Spiralfibel.  Unter  andern  Stücken  enthielt 
der  Wall  Gradina  Radmanici  auch  eine  Gussform  aus  Sandstein  für 
Bronzeschmuck.  Prof.  Dr.   Walter- Stettin. 

303.  K.  Moser-Triest:    Einst  bewohnte  Felshöhlen  des  Karstes 
im   österreichischen  Litorale.    Globus.     1896.    Bd.    LXIX, 

Nr.   19,  mit  Abbildungen. 

Höhlen  sind  in   den  Dohnen   des  Karstes   sehr  häufig  und    von  alters 

her  bewohnt  gewesen,  die  bequemen  Zugänge  an  den  Steilwänden  meistens 

nach  innen  durch  einfache  Mauern  gesichert,  bei  einer  Länge  bis  zu  200  m 

nach  hinten  im  Niveau  steigend   oder  fallend.     In  13  Höhlen,   namentlich 


B.     Referate.     3.    Urgeschichte.  331 

bei  Nabresina,  fanden  sich  meistens  vier  Aschenschichten  übereinander, 
von  denen  die  mit  neolithischen  Kulturresten  am  bedeutendsten  sind.  Sie 
enthalten  neben  Küchenabfällen  von  Konchylien,  Fischen,  Haustieren  und 
wilden  Tieren  zahlreiche  Knochenartefakte  für  Jagd-  und  Hausgebrauch, 
aber  auch  Schmuckstücke  mit  eingravierten  Figuren  (Mensch,  Eber,  Schild- 
kröte); nicht  minder  oft  sind  Steine  verarbeitet,  darunter  solche  Varie- 
täten, die  nur  durch  Handel  oder  mühsames  Suchen  erlangt  werden 
konnten  und  dann  Pfeilspitzen,  Messer,  Schaber,  Sägen  und  allerlei  Beile 
ergaben.  Die  Keramik  war  den  Scherben  nach  mannigfaltiger  Formen 
und  Ornamente  fähig.  Von  Metall  ist  nur  einmal  Kupfer  in  Stift  und 
Nadel,  und  Bronze  in  einer  Bogenfibel  vertreten,  die  römische  Zeit  hin- 
gegen reichlicher.  Diese  und  zahlreiche  andere  Höhlen  verdienen  noch 
weitere  Untersuchung,  besonders  hinsichtlich  der  Frage,  ob  sie  auch  wie 
anderswo  als  Begräbnisstätten  gedient  haben»      Prof.  Dr.   Walter-Stettin. 

S.     Italien. 

304.  0.  A.  Colini:  Martelli  o  mazzuoli  litici  con  foro  rin- 
venuti  in  Italia.  Bullet,  di  Paletnol.  Ital.  1896,  Bd.  XXII, 
Nr.  1—3,  S.  1—18;  Nr.  4-6,  S.  73—93;  Nr.  10  bis  12, 
S.  257—276.  Mit  2  Tafeln  Abbildungen. 
Verf.  bespricht  die  in  Italien  aufgefundenen  Steinhämmer  und  Schlägel 
mit  Durchbohrung.  Unter  Bezugnahme  auf  seine  erste  Arbeit,  in  welcher 
der  Hammertypus  mit  Verkehlung  oberhalb  des  Loches  festgestellt  wird, 
bringt  Verf.  die  Stücke  von  Montesecca  und  von  Sgurgola  zur  Anschauung. 
—  Die  Zahl  der  in  den  italienischen  Museen  aufbewahrten  Exemplare  giebt 
Verf.  auf  151  an.  Ihr  Material  besteht  z.  T.  aus  Serpentin  Cufodite  (?), 
Sandstein,  versteinerungsführendem  und  sandigem  Kalk,  hellgrünen  Ge- 
steinen, Granit,  Porphyrit  und  Basalt.  Die  hier  erwähnten  Hämmer  weisen 
beinahe  sämtlich  einen  einfachen  Typus  auf;  nur  ein  Exemplar,  sowie 
einige  Fragmente  von  Castione  dei  Marchesi  zeigen  einen  cylindrischen 
Kopf  oder  einen  konischen  Stamm,  eine  Form,  die  in  Italien  selten  be- 
obachtet worden  ist,  ausserhalb  Italiens  hingegen  eine  grosse  geographische 
Verbreitung  besitzt.  Die  Fundorte  sind  auf  die  Provinzen  Cremona,  Ancona, 
Tivoli,  Chieti,  Iscra,  Piacenza,  Bologna,  Modena  und  Sassari  verteilt.  In 
der  Fortsetzung  (Nr.  4 — 6)  erwähnt  Verf.,  dass  in  Italien  bisher  noch  keine 
Schlägel  mit  senkrecht  zur  Axe  stehender  Schneide  gefunden  wurden  wie 
in  anderen  Ländern:  noch  weniger  kennt  man  Beile  mit  doppelter  Schneide. 
Zwei  Beile  mit  halbmondförmiger  Schneide  von  Nizza  marittima  und  Tivoli 
sind  seiner  Ansicht  nach  nicht  italienischen  Ursprungs.  An  der  Hand  einer 
reichen  Litteratur  bespricht  Verf.  die  Art  ihrer  Fabrikation  und  deren 
Lochung,  die  mittels  Bohrer  aus  Hörn,  Holz,  Rohr  oder  Bein  geschah. 

Weiter  (Nr,  10 — 12)    hebt  Verf.   mit   Rücksichtnahme   auf  die  in  der 
Provinz  Ancona  vorfmdlichen  Hämmer  aus   sandigem  Kalkstein  und  Sand- 


332  B.     Referate.     3.    Urgeschichte. 

stein,  deren  Material  heimischer  Provenienz  ist,  hervor,  dass  die  gelochten 
Hämmer  in  Italien  selbst  verfertigt  sein  müssen.  Im  allgemeinen  aber 
wurden  Porphyr  und  Diorit  wegen  ihrer  Farbe,  Härte  und  der  leichten 
Bearbeitung  mittelst  Kieselsand  vorgezogen;  wenn  sie  nicht  vorhanden  waren, 
dürften  sie  von  aussen  eingeführt  worden  sein. 

An  Hammer-Fragmenten  aus  Porphyr,  die  in  der  Höhe  der  Lochung 
abgebrochen  waren,  dann  noch  einmal  gelocht  wurden  und  in  Gebrauch 
kamen,  weist  Verf.  die  Kostbarkeit  des  Materials  und  seinen  Import  nach. 
Unter  Anführung  einiger  Beispiele,  werden  ähnliche  Funde  der  Schweiz, 
Deutschlands,  Böhmens,  Skandinaviens  und  Russlands  in  Parallele  gestellt, 
wo  man  Hammerbruchstücke  als  Beile,  Stössel  und  Glätter  gebrauchte,  wie 
in  Lengyel  in  Ungarn.  Verf.  tritt  auch  der  Ansicht  Muchs  entgegen,  dass 
diese  Bruchstücke  etwa  nicht  aus  Verehrung  oder  ihres  heiligen  Charakters 
wegen,  noch  auch  der  Seltenheit  des  Gegenstandes  wegen  gebraucht 
wurden,  und  meint,  dass  man  nur  das  vorhandene  Material  ausnutzte,  für 
welche  Ansicht  er  einige  Beispiele  anführt,  indem  er  auf  die  starken  Kon- 
tusionen und  Abschabungen  am  Kopfe  und  auf  der  Schneide  aufmerksam 
macht.  Nach  ihm  sind  die  gelochten  Hämmer  Italiens,  sowie  die  auswärtigen 
vorzugsweise  Waffen,  bisweilen  auch  Verteidigungswaffen,  obschon  fast  alle 
Gelehrten  jene  Formen  für  Arbeitswerkzeuge  halten,  bei  denen  die  Schneide 
senkrecht  zur  Achse  des  Loches  gerichtet  ist.  Verf.  stützt  die  Ansicht 
Woldrichs,  wonach  die  dreieckigen  Hämmer  Böhmens  von  grossen  Dimen- 
sionen nicht  als  Arbeitswerkzeuge  gebraucht  worden  sein  sollen,  durch 
den  Gebrauch  ähnlicher  grosser  Hämmer  bei  den  Eingeborenen  Neu- 
britanniens als  Streitkeule.  Trotzdem  erscheint  dem  Verf.  die  Vermutung 
annehmbarer,  dass  die  Hämmer  von  grossen  Dimensionen  für  den  häus- 
lichen Gebrauch,  zum  Holzspalten,  bestimmt  waren.  Die  von  ihm  studierten 
Hämmer  stammen  zunächst  aus  der  Provinz  Emilia  (51)  und  den  Marken 
(29),  Umbrien  (20)  und  der  Lombardei  (10  Exemplare);  bevorzugt  ist  also 
der  östliche  Teil  des  Landes.  Bemerkenswert  ist  ferner  das  Fehlen  von 
Manufaktur  dieser  Art  in  Ligurien.  Seiner  illustrierten  Serie  (12)  gehören 
die  Funde  von  Montata  del  Orto,  der  Terramare  von  Castione,  den  Pfahl- 
bauten von  Padua,  der  Grotte  del  Farneto  von  Bologna  und  hauptsächlich 
der  Provinz  von  Teramo  (7)  an.  Mit  Bezug  auf  die  grosse  geographische 
Verbreitung  in  Europa,  und  mit  Bezug  auf  Form  und  Verzierung,  Technik 
der  Bearbeitung  meint  Verf.,  dass  sie  direkt  oder  indirekt  von  Urtypen 
herrühren,  und  aus  Pfahlbauten  und  benachbarten  Stationen  herstammen 
mögen,  von  wo  aus  die  bedeutungsvolle  Kulturströmung  ausgegangen  sei. 
Der  Gebrauch  des  Steinhammers  in  Italien  wurde  am  Schlüsse  der  neo- 
lithischen  Zeit  eingeführt,  sehr  wahrscheinlich  von  den  lombardischen  Pfahl- 
baubewohnern, die  vermutlich  zur  Gruppe  jener  schweizerischen  und  öster- 
reichischen Pfahlbauten  gehören,  in  denen  der  Hammer  sehr  verbreitet  ist 
und  wo  beinahe  alle  italienischen  Arten  vertreten  sind. 


B.     Referate.     3.    Urgeschichte.  333 

Der  Gebrauch  des  Steinhammers  setzte  sich  dann  während  der  Bronze- 
zeit bei  den  Familien  der  östlichen  Pfahlbauten  und  der  Terramaren  fort. 
Verf.  verweist  besonders  auf  die  eneolithischen  oder  cuprolithischen  Gräber, 
auf  die  mit  Monte  de  Cartellazzo  und  Imola  ähnlichen  oder  gleich- 
alterigen  Stationen  und  auch  auf  die  Gebiete  der  Hütten  und  Höhlen,  die 
in  der  Phase  des  neolithischen  Zeitalters,  der  Bronzezeit  und  auch  später 
bewohnt  wurden.  Verf.  erklärt  das  Fehlen  des  Steinhammers  in  Ligurien 
durch  den  Mangel  jedes  Zusammenhanges  der  ligurischen  Höhlenkultur 
mit  den  Seeansiedelungen  und  Terramaren. 

Er  sieht  seine  diesbezüglichen  Studien,  die  jenseits  der  Alpen  gemacht 
wurden,  bekräftigt  durch  die  Beobachtungen  in  Belgien,  in  der  Schweiz, 
Ungarn  und  Österreich.  —  Nach  Betrachtungen  über  die  Einteilung  der 
Steinzeit  kommt  Verf.  zum  Schlüsse  zu  der  Ansicht,  dass  der  Gebrauch 
des  gelochten  Steinhammers  in  Italien  wahrscheinlich  zum  ersten  Male  mit 
der  Kultur  der  subalpinen  See-  und  Sumpfwohnungen  aufkam. 

Prof.  Dr.  L.  Karl  Moser-Triest. 

305.  G.  A.  Colini:    Seghe  e  coltelli-seghe   italiani  di  pietra. 

Bullett.  di  Paletnologia  Italiana  1896.  Bd.  XXII,  Nr.  7—9,  S.  206 
bis  232,  mit  Taf.  V  und  VI,  sowie  7  Fig.  im  Texte. 
Im  vorliegenden  Aufsatze  bespricht  Verf.  die  italienischen  Sägen  und 
Messer-Sägen  aus  Stein.  Nach  ihm  wurden  die  Steinsägen  in  Westeuropa 
vielfach  gebraucht  und  zeigen  nach  Ort  und  Zeit  auch  verschiedene  Formen. 
Auch  seien,  meint  Verf.,  die  Paletnologen  über  den  Charakter  dieser  Stein- 
werkzeuge nicht  einig,  die  man  in  die  Klasse  der  Steinsägen  zusammen- 
fasst.  Verf.  hebt  hervor,  dass  man  diese  Instrumente  in  Italien  zusammen 
mit  polierten  Beilen  vorfindet.  —  Das  italienische  Material  gliedert  er  in 
2  Gruppen,  die  dem  Chelleen  und  Mousterien  der  Franzosen  entsprechen, 
und  auch  zwei  ethnisch  verschiedenen  Völkern  angehören.  Das  sog.  Schabe- 
werkzeug stelle  eine  Säge  und  eine  Messer-Säge  der  Gruppe  Mousterien 
vor.  Es  ist  aus  einem  Kieselsplitter  mit  glatter  und  fazettierter  Fläche 
hergestellt  und  zum  Schneiden  und  Sägen  geeignet.  Die  der  Schneide 
entgegengesetzte  Seite  war  so,  dass  man  sie  mit  der  Hand  leicht  fassen 
konnte.  Ihre  vielseitige  Verwertung  können  uns  die  Tasmanier  zeigen, 
die  solche  Instrumente  jetzt  noch  besitzen.  Die  Messer-Sägen,  dünne  und 
relativ  lange  Werkzeuge  aus  den  verschiedensten  Teilen  Italiens,  reichen 
nach  Chierici  bis  zur  ersten  Steinzeitperiode  hinan.  Er  verweist  ferner 
auf  die  Messer-Sägen  aus  dem  Valle  della  Vibrata,  die  von  Rosa  Schab- 
messer genannt  wurden,  und  die  z.  T.  dem  Mousterien  angehören.  De 
Mortillet  erwähnt  Sägen  dieser  Art  aus  Palästina  und  Frankreich,  wovon 
einige  zwei  Einschnitte  zum  Befestigen  einer  Handhabe  besitzen;  die  ovale 
Form  der  italienischen  Werkzeuge  lässt  deren  Benützung  zum  Schneiden 
erkennen,   und  nicht,  wie  de  Mortillet  meint,   zum  Sägen.    —    Verf.  führt 


334  R-     Referate.     3.    Urgeschichte. 

viele  Paletnologen  an,  die  wahre  Steinsägen  aufgefunden  haben;  aber  er 
bezweifelt,  ob  die  Zähne  derselben  absichtlich  gemacht  wurden  oder  durch 
den  Gebrauch  entstanden  sind.  An  diese  Gruppe  schliesst  Verf.  eine  andere 
aus  den  subalpinen  See-  und  Sumpfbauten:  mit  robuster  Klinge.  Gastaldi 
war  der  erste,  der  den  rechtswinkelig  gezähnten  Werkzeugen  den  Namen 
Säge  gab.  Chierici,  diese  Nomenklatur  verbreitend,  unterschied  diese 
Gegenstände  in  zwei  Typen,  in  die  rechtswinkligen  und  sichelförmigen  oder 
gebogenen.  Verf.  rechnet  diese  Manufacte  zu  einer  Klasse.  Die  Flint- 
artefakte aus  den  Pfahlbauten  des  Garda-Sees  teilt  er  in  3  Haupttypen:  in 
solche  von  runder  Form  mit  konvexer  Schneide,  dann  in  rechtwinkelige 
mit  abgerundeten  Ecken  und  schliesslich  in  halbmondförmige  und  spitz 
zulaufende.  Nach  Chierici  und  Orsi  erscheinen  diese  Sägen  in  Italien  in 
den  offenen  Stationen  in  der  II.  Periode  der  Steinzeit  (in  subalpinen  Pfahl- 
bauten, Terramaren,  Gräbern  und  Höhlen  derselben  Gegend).  An  vier 
Stücken  aus  der  Torbiera  di  Polada  und  von  den  Pfahlbauten  der  Insel 
Virginia  (Varese)  kann  man  ersehen,  dass  sie  an  Holzgriffen  befestigt 
waren.  Nur  ein  einziger  von  diesen  Holzgriffen  ist  beschrieben.  Die  anderen 
vier  zeigen  2  Systeme  von  Fassung,  die  in  der  Schweiz  sehr  gewöhnlich 
sind.  Nach  Evans  seien  sie  als  Messer  gebraucht  worden  (mit  Hinweis 
auf  die  Messer  der  Eskimos,  mit  denen  sie  eine  grosse  Ähnlichkeit  zeigen). 
Verf.  meint,  dass  die  Mehrzahl  derselben  nicht  als  Messer,  sondern  als 
Sägen  gedient  haben.  —  Hierauf  bespricht  der  Verf.  noch  den  Fund  ähn- 
licher Werkzeuge  von  Flinders  Petrie  in  Ägypten  und  erläutert  die  Ansicht 
Munros,  nach  welcher  sich  zwei  bestimmte  archäologische  Ringe  während 
des  neolithischen  und  Bronze-Zeitalters,  von  Ägypten  ausgehend,  über  das 
westliche  Europa  und  um  das  Mittelmeer  herum  gebildet  hätten;  er 
meint,  dass  die  Schlussfolgerungen  Munros  auch  auf  Italien  angewendet 
werden  müssen.  Prof.  Dr.  L.  K.  Moser-Triest. 

306.  Quintino  Quagliati:  Appunti  suUe  scoperte  paletnologiche 

di  Domenico  Ridola  nel  Materano.   Bulett.  di  Paletnol.  Italian. 

1896.  Band  XXII,  S.  282. 
In  diesen  seinen  Bemerkungen  zu  den  paletnologischen  Entdeckungen 
des  Domenico  Ridola  schickt  Verf.  zunächst  die  von  Pigorini  in  der  Basili- 
cata  längst  geahnte  neolithische  Kultur  der  Hüttenperiode  und  der  Höhlen 
mit  ihren  eigentümlichen  Geräten,  den  Funden  Domenico  Ridolas  voran  (die 
letzterer  im  Territorium  von  Materano  sammelte),  die  in  einer  sehr  grossen 
Menge  von  Steingegenständen  und  Gefässbruchstücken  bestehen,  entschiedenen 
Beweisen  der  dortigen  neolithischen  Kultur.  Bezeichnend  sind  die  Gefäss- 
bruchstücke,  dekoriert  mit  Schnureindrücken  und  Ausfüllung  einer  weissen 
Substanz  aus  der  Fledermausgrotte  (Grotta  dei  pipistrelli).  Der  Verf.  er- 
blickt in  diesen  Funden  einen  Kontakt  zwischen  den  Ibero  -  Ligurern  von 
Stentinello  und  den  Höhlenbewohnern  der  italienischen  Halbinsel  und  ver- 
gleicht die  bemalten  Gefässbruchstücke  mit  den  Dolmen-Funden,  denen  si 


B,     Referate.     3.    Urgeschichte.  335 

sich  nähern.  Bemerkenswert  ist  auch  das  gleichzeitige  Vorkommen  von 
Beinspitzen  und  Spateln,  sowie  die  geringe  Zahl  von  roh  geformten  und 
wenig  polierten,  heimischem  Gesteinsmaterial  angehörigen  Äxten,  sowie  von 
zwei  kleinen  Pfeilen.  Verf.  erwähnt  der  zahlreichen  Grotten  der  Murgie  von 
Materano,  als  Zufluchtsstätten  der  in  der  Kultur  vorgeschrittenen  Menschen, 
sowie  der  bedeutenden  Stationen  der  Hüttenperiode,  wo  die  Bewohner  die 
Hütte  oberhalb  eines  in  der  Erde  ausgegrabenen  Loches  bauten,  reich  an 
Geräten  und  gelöcherten  Hammer-Äxten.  Verf.  erwähnt  ferner  der  Gräber- 
funde Ridolas  von  Murgia  Timone  von  Skeletten  mit  Bronzegegenständen. 
Nach  der  Dachform  der  Gräber  zu  urteilen,  dürften  sie  Gräber  von  sicilia- 
nischem  Typus  sein;  der  Überlieferung  nach  haben  Siculi  in  der  Basilicata 
gelebt.  Drei  Gegenstände  aus  den  Funden  Ridolas  sind  besonders  be- 
merkenswert: ein  grosser  Dolch  mit  dreieckiger  Klinge,  ein  kleiner  Dolch 
und  eine  Axt,  gefunden  in  einem  rechtwinkeligem  Grabe;  sie  bestätigen 
die  Meinung  Pigorinis  über  das  hohe  Alter  der  Bronze. 

Prof.  Dr.  L.  Karl  Moser-Triest. 

307.  Pigorini:  Ossuari  del  periodo  di  Villanova  rappresentanti 
la  figura  uinana  0  la  casa.  Bullet,  di  Paletnol.  Ital.  Band 
XXII,  Nr.  7-9,  pag.  233—236. 
Verf.  bespricht  Ossuarien  der  Periode  von  Villanova,  welche  die  mensch- 
liche Figur  oder  das  Haus  vorstellen,  dem  Museum  des  Dogenpalastes  von 
Venedig  gehörig,  von  unbekannter  Herkunft,  mit  denen  sich  bereits  Undset 
und  Mariani  beschäftigten.  Letzterer  wiederholt  die  Beobachtung,  dass  das 
Ossuarium  zwei  Begriffe  in  sich  vereinige,  nämlich  den  Verstorbenen  und 
sein  Haus  vorzustellen.  Für  ihn  sind  dieselben  geradezu  entgegengesetzt  und 
müssen  verschiedenen  Ursprung  haben;  doch  ohne  Begründung  seiner 
Ansicht.  Verf.  hält  es  nicht  für  annehmbar,  dass  sie  einen  verschiedenen 
Sinn  hätten,  weil  es  sich  um  einen  einzigen  Leichenritus,  nämlich  um  den 
der  Verbrennung,  und  um  eine  einzige  Kultur,  die  von  Villanova  handle. 
Zu  seiner  Bekräftigung  führt  er  die  albanischen  Grabhügel  an,  in  denen 
nicht  nur  hüttenähnliche  Ossuarien,  sondern  auch  in  verkleinertem  Maass- 
stabe die  Figur  des  Verstorbenen  aus  Thon  und  seine  Waffen  aus  Bronze 
hineingestellt  wurden,  sowie  die  Grabstätten  gleich  einer  Stadt  gebaut  waren. 
Mariani  wolle  auch  jetzt  den  Satz  aufstellen,  dass  es  an  archäologischem 
Material  nicht  fehle,  was  die  Ankunft  der  Pelasger  an  den  Gestaden  Italiens 
anzeige.  Dies  zugegeben,  meint  Verf.,  müsse  Mariani  die  Paletnologen  von 
dem  Vorhandensein  der  Begräbnisgebräuche,  den  industriellen  Produkten 
und  den  Monumenten  überzeugen,  welche  man  ohne  Zweifel  einer  fremden 
Einwanderung  zuschreiben  müsste.  Die  hüttenähnlichen  Urnen  wären  nach 
Mariani  ein  Anzeichen  dafür,  da  man  solche  auch  im  Orient  gefunden  habe. 
Hingegen  Verf.  meint,  dass  man  Ossuarien  mit  dem  Bilde  des  Verstorbenen 
in  Italien,    besonders    im  Lande    der   Südetrusker  antrifft,    und    dass    ihre 


336  B-     Referate.     3.    Urgeschichte. 

Gräber  jener  Kultur  nicht  angehören,  die  wir  als  Etruskische  benennen, 
sondern  einer  späteren,  als  der  von  Villanova,  in  welche  Hausurnen 
hinaufreichen.  Prof.  Dr.  K.  Moser-Triest. 

2.     Asien. 

308.  A.  Götze.     Die   trojanischen    Silberbarren    der    Schlie- 
niann-Sanimlung;  ein  Beitrag  zur  Urgeschichte  des  Geldes. 

Globus.  1897.  Bd.  LXXI,  Nr.  14.  Mit  4  Figuren. 
Schlicmann  glaubte  in  seiner  zweituntersten  Schicht  von  Hissarlik 
auch  Beispiele  des  homerischen  Talents  gefunden  zu  haben,  indem  er 
6  längliche  Silberplatten  hierher  so  deutete;  da  nun  aber  später  die  sechst- 
unterste Stadt  erst  als  zur  mykenischen  Kultur  gehörig  erkannt  wurde, 
so  muss  die  zweite  viel  älter  sein,  und  die  in  ihr  gefundenen  Silberbarren 
können  nicht  mit  Homer  in  Verbindung  gebracht  werden.  Richtig  hat  er 
sie  aber  schon  als  Geld  gedeutet,  während  noch  Schuchardt  sie  als  Gürtel- 
gehänge ansehen  möchte.  Man  kannte  nach  den  Urzeiten  des  Tausch- 
handels wohl  metallische  Zahlungsmittel  wie  eingekerbte  Barren  oder 
Kupferdrähte,  aber  diese  zungenförmigen  Platten  sind  als  Geld  noch  nicht 
durch  ähnliche  Formen  nachgewiesen.  Nimmt  man  jedoch  in  denjenigen 
unserer  Depotfunde,  die  Händlern  gehört  haben  werden,  gewisse  Ringe  als 
Tauschmittel  an,  so  kann  man  auch  den  Flachkelt  als  Zahlungsmittel  an- 
sehen, zumal  er  mitunter  zu  Hunderten  oder  in  sonst  nicht  verwendbarem 
Gold  vorkommt.  Ebenso  tritt  uns  hier  zum  Gebrauch  untaugliches  Silber 
entgegen,  das  seine  Form  den  Kupfer-  oder  Bronzekelten  entlehnte,  die 
schon  lange  als  Tauschmittel  dienten;  wo  die  Umwandlung  vor  sich  ge- 
gangen, etwa  im  westlichen  Asien,  bleibt  noch  aufzuhellen.  Die  genauere 
Betrachtung  dieser  6  Silberbarren,  die  paarweise  zusammenpassen  und 
zwischen  21  und  17  cm  lang  sind  und  zwischen  189  und  172  g  wiegen, 
wies  auch  einem  ganz  ähnHchen  Eisenstück  von  21  cm  Länge  den  rich- 
tigen Platz  an;  es  stammt  ebenfalls  aus  der  zweiten  Stadt  und  beweist, 
dass  es  dort  zwar  schon  Eisen  gab,  aber  noch  nicht  zum  V\^affengebrauch, 
sondern  als  Luxusgegenstand  und  Wertstück.  So  entstand  aus  einem 
als  Tauschmittel  verwendeten  Gebrauchsgegenstande  unter  Änderung  des 
Metalls  ein  reines  Zahlungsmittel.  Frof.  Dr.   Walter-Stettin. 

309.  W.  Belck  und  C.  F.  Lehmann:  Chaldische  Forschungen. 

Verh.  d.  Berl.  anthrop.  Gesellsch.    1896.     XXVIII,  S.  309—327 
(Fortsetzung). 

4.  Eine  Kanal-Inschrift  Argistis  I.  Von  W.  Belck.  Eine  am  rechten 
Ufer  des  Araxes  gefundene  Steininschrift  in  Keilschrift  bezieht  sich  auf 
die  Erbauung  eines  Kanals  durch  Argistis  I.  (um  770  v.  Chr.).  Dieser 
18 — 20  km  lange  Kanal  versorgte  die  Stadt  Armavir  mit  Wasser. 

5.  Eine  chaldische  Backstein-Inschrift.  Von  W.  Belck.  Ein  bei  Ar- 
mavir   gefundener    fragmentierter  Backstein    trägt   eine   Inschrift  mit  z.  T. 


B.     Referate.     3.    Urgeschichte.  337 

nicht  lesbaren  Zeichen.  Nur  so  viel  ist  daraus  ersichtlich,  dass  die  In- 
schrift auf  Veranlassung  eines  Königs  Argistis  bezw.  des  Sohnes  eines 
Königs  Argistis  hergestellt  wurde.  Hierbei  kommt  Argistis  I.  oder  IL, 
möglicherweise  aber  auch  ein  König  frühestens  aus  dem  Ende  des  7.  Jahr- 
hunderts in  Betracht.  Gelegentlich  der  Erwägung  dieser  letzteren  Möglich- 
keit schliesst  Belck  eine  Untersuchung  über  den  Gang  der  Eroberung  des 
Reiches  Chaldia  durch  die  früher  in  Cappadocien  ansässigen  Armenier  an. 
6.  Tiglatpileser  III.  gegen  Sardur  von  Urartu.  Von  C.  F.  Lehmann.  In 
einer  Polemik  gegen  Rost  (Keilschrifttexte  Tiglatpilesers  III.)  beleuchtet 
Lehmann  die  Kämpfe  zwischen  Tiglatpileser  III.  und  Sardur  III.  in  der  Zeit  von 
745 — 735  und  kommt  dabei  zu  dem  Resultat,  dass  es  sich  hierbei  um  einen 
zwischen  Asur  und  Chaldis  geführten  Kampf  um  die  Weltherrschaft  handelte, 
welcher  mit  dem  Siege  des  ersteren  endigte.        Dr.  A.   Götze-Berlin. 

310.  C.  F.  Lehmann:    Metrologische  Nova.    Verhandl.   d.   Berl. 
anthrop.  Ges.    1896.     Bd.  XXVIII,  S.  438-458. 

I.  Im  Anschluss  und  in  Übereinstimmung  mit  Reisner  (Altbabylonische 
Maasse  und  Gewichte)  wird  als  Thatsache  bezeichnet,  dass  das  Sexagesimal- 
System  im  Aufbau  aller  Maass-Kategorien  bereits  um  die  Mitte  des  3.  vor- 
christlichen Jahrtausends  durchgeführt  war.  Bezüglich  der  Hohlmaasse 
spricht  Lehmann  mit  Bestimmtheit  aus,  dass  bereits  in  dieser  Zeit  eine 
königliche  Norm  neben  der  gemeinen  bestanden  habe,  im  Gegensatz  zu 
Reisner,    der  die  Frage  bis  auf  weitere  Beweise  unentschieden  lassen  will, 

IL  Die  folgende  Erörterung  betrifft  die  Frage  nach  der  Art  des  Aus- 
gleichs für  die  Differenz  zwischen  dem  tropischen  Jahr  von  365  y^  Tag 
und  dem  Jahre  von  360  Tagen,  welches  dem  ganzen  Sexagesimal-System 
zu  Grunde  liegt.  Dieser  Ausgleich  wurde  im  Altertume  in  verschiedener 
Weise  bewerkstelligt.  Für  Babylonien  kommt  Lehmann  durch  verschiedene 
Indizien  zu  dem  Schlüsse,  dass  man  jährlich  5  Tage  einschob;  das  Rund- 
jahr von  360  Tagen  ist  ebenfalls  bereits  für  die  Mitte  des  3.  Jahrtausends 
a.  C.  bezeugt. 

III.  Die  Gleichung:  40  periodische  Mondmonate  zu  27  Tagen  = 
3  sexagesimalen  Rundjahren  zu  360  Tagen  ist  die  erste  Stufe,  wo  auf 
beiden  Seiten  keine  Brüche  vorkommen;  sie  war  maassgebend  für  die  ge- 
nauere Fixierung  des  Wertverhältnisses  von  Gold  zu  Silber  =  40  :  3.  Im 
Anschlus  hieran  wird  eine  rhodische  Inschrift  astronomischen  Inhalts  be- 
sprochen, aus  welcher  die  Teilung  des  Grades  in  27  Teile  folge,  eine  Deutung, 
welche   orientalische  Einflüsse   auf  die  hellenistische  Kultur  voraussetze. 

IV.  Der  auf  der  Statue  des  Gudea  (ca.  Anfang  des  3.  Jahrtausends 
a.  C.)  angebrachte  Maassstab  muss  als  Grundlage  für  alle  auf  das  altbaby- 
lonische Längenmaass  bezüglichen  Untersuchungen  gelten.  Er  weist  16 
Einheiten  von  insgesamt  265,6  mm  Länge  auf  und  steht  in  Beziehung  zum 
Sexagesimal-System.     Es  wird  ein  System  der  Längenmaasse  entwickelt,  bei 

Centralblatt  für  Anthropologie.    1897.  22 


338  C.     Versammlungs-  und  Vereins-Berichte. 

welchem  Einheiten    erster    und    zweiter  Klasse    sich  ähnlich  verhalten  wie 
bei  den  Gewichten  das  System  der  schweren  und  leichten  Mine. 

Dr.  A.  Götze-Berlin. 


C.    Versammlungs-  und  Vereins-Berichte. 

Die  XXVIII.  aUgemeine  Versammlung  der  Deutschen    Anthro- 
pologischen Gesellschaft  in  Lübeck  yom  3*— 6.  August  1897. 

Von  Georg  Buschan. 

Der  XXVIII.  Deutsche  Anthropologen-Kongress  wurde  am  Dienstag, 
den  3.  August  in  dem  Saale  der  gemeinnützigen  Gesellschaft  zu  Lübeck 
von  dem  stellvertretenden  Vorsitzenden  Professor  Dr.  Virchow  mit  einer 
Rede  über  die  Beziehungen  Lübecks  zur  prähistorischen  Zeit 
und  im  besonderen  über  die  Ausbreitung  der  Slawen  in  Nord- 
deutschland eröffnet.  Nachdem  Redner  die  Ziele  der  deutschen  anthro- 
pologischen Gesellschaft  und  den  Begriff  Prähistorie  auseinandergesetzt 
hatte,  kam  er  auf  die  Frage  zu  sprechen,  bis  wie  weit  und  wie  lange  die 
Slawen  in  deutschen  Landen  ansässig  gewesen  sein  mögen.  Aus  Skelett- 
resten der  Vorzeit  die  Ausbreitung  des  Slawentums  klarzulegen,  ist  bisher 
nicht  gelungen:  man  ist  nicht  imstande,  von  einem  Schädel  zu  sagen,  dass 
er  ein  germanischer  oder  ein  slawischer  wäre.  Es  giebt  nämlich  keinen 
spezifisch  slawischen  Schädeltypus.  Einen  weit  besseren  Anhalt  für  die  uns 
interessierende  Frage  bieten  die  Topfscherbenfunde.  Slawische  Topf- 
scherben hat  man  allenthalben  zwischen  Elbe  und  Weichsel  aufgefunden. 
Es  steht  somit  fest,  dass  in  diesen  Gebieten  einst  slavische  Stämme  an- 
sässig gewesen  sind.  Eine  andere  Frage  ist  die,  ob  die  damalige  Be- 
völkerung rein  slawisch  oder  ob  sie  mit  germanischen  Elementen  durch- 
setzt gewesen  ist.  Redner  vertritt  gegenüber  der  Ansicht  verschiedener 
Historiker  den  Standpunkt,  dass  die  zweite  Annahme  die  wahrscheinlichere 
sei,  aus  dem  Grunde,  weil  die  germanischen  Stämme,  die  vordem  in  diesen 
Landen  sassen,  plötzlich  aus  der  Geschichte  spurlos  verschwinden.  Redner 
verbreitete  sich  sodann  über  die  Handelsbeziehungen  zu  den  Ostsee- 
ländern aus  jener  Zeit,  im  besondern  vom  9.  bis  ungefähr  12.  Jahrhundert. 
Er  betont,  dass  sicherlich  schon  damals,  als  der  Häring  noch  die  Ostsee 
aufsuchte,  Häringshandel  betrieben  worden  ist:  Rügen  und  Bornholm  waren 
die  Hauptstätten  des  Häringsfanges,  und  Lübeck  scheint  der  Vorort  dieses 
Handels  gewesen  zu  sein,  dem  es  seine  spätere  Bedeutung  als  Seehafen 
und  Oberhaupt  der  Hansa  verdankt. 

Nachdem  die  üblichen  Begrüssungsreden  im  Namen  des  Senats  und 
der  Stadt  (Bürgermeister  Dr.  Brehmer),  des  Vereins  für  Lübeckische  Ge- 
schichte und  Altertumskunde  (Dr.  Hoffmann),  des  ärztlichen  Vereins 
(Dr.  Eschenburg),  des  Naturwissenschaftlichen  Vereins  (Dr.  Lenz)   und  des 


C.     Versammlungs-  und  Vereins-Berichte.  339 

Ortsausschusses  (Senator  Dr.  Eschenburg)  gehalten  worden  waren  und  der 
Generalsekretär,  sowie  der  Schatzmeister  ihre  Jahresberichte  verlesen 
hatten,  sprach 

Dr.  Freund  -  Lübeck:  Über  die  Vorgeschichte  Lübecks. 
Unter  Bezugnahme  auf  die  im  Lübecker  Museum  befmdhchen  und  vom 
Redner  in  der  Festschrift  besprochenen  Fundstücke  hob  derselbe  hervor, 
dass  Beweisstücke  für  ein  paläolithisches  Zeitalter  fast  gänzlich  in  der 
Sammlung  fehlen ;  nur  wenige  Stücke  vom  Stuper  Huk  schliessen  sich  den 
bekannten  holsteinischen  Funden  an.  Dagegen  dürfte  die  grosse  Anzahl 
der  Stücke  aus  der  jüngeren  Steinzeit  beweisen,  dass  diese  sich  im  Lübecki- 
schen Gebiet  über  einen  langen  Zeitraum  erstreckt  haben  mag.  Die  Ober- 
fläche des  Landes  muss  damals  weit  mehr  vom  Wasser  bedeckt  gewesen 
sein,  als  heutigen  Tages;  denn  die  Hügelgräber  und  auch  noch  die  Kegel- 
gräber der  späteren  Bronzezeit  finden  sich  nur  auf  Anhöhen.  Erst  die 
Urnenfriedhöfe  finden  sich  an  niederen  Stellen  in  der  Nähe  des  Wassers. 
—  Nachdem  Redner  sodann  die  geologischen  Verhältnisse  der  Trave- 
niederung  aus  vorgeschichtlicher  Zeit  beleuchtet  hatte,  giebt  er  eine  de- 
taillierte Schilderung  der  interessantesten  Fundstücke  des  Museums  und 
eine  Darstellung  der  sich  aus  diesen  ergebenden  Konsequenzen. 

Der  ältesten  Periode  der  nordischen  Bronzezeit  gehören  nur  wenige 
Funde  an;  namentlich  fehlen  die  älteren  Formen  des  Keltes.  Was  die 
Sammlung  davon  hat,  stammt  aus  der  holsteinischen  Nachbarschaft  und 
aus  Fehmarn.  Auch  die  Ornamentik  der  übrigen  nordischen  Bronzen 
scheint  mehr  auf  den  Ausgang  der  nordischen  Bronzezeit  hinzuweisen,  so 
dass  man  zu  der  Annahme  kommen  kann,  dass  im  Lübecker  Gebiet  die 
Bronzekultur  erst  in  dem  jüngeren  Abschnitt  des  nordischen  Bronzealters 
die  allgemein  herrschende  wurde. 

Für  die  Bronzefunde  dieses  Gebietes  sind  deutlich  drei  Reviere  zu 
unterscheiden,  das  von  Albsfelde  und  Behlendorf,  das  Ritzerauer  und  das 
Waldhusener.  Das  erste  ist  wohl  das  älteste;  es  hat  fast  ausschliesslich 
Bronzen  aus  der  nordischen  Bronzezeit  ergeben;  daher  stammt  auch  der 
einzige  Schaftkelt  des  Lübeckischen  Gebietes.  Das  Ritzerauer  reicht,  wie 
einige  Eisenfunde  zeigen,  mindestens  bis  in  den  Anfang  der  La  Tene-Zeit. 
Das  Waldhusener  endlich  umfasst  eine  lange  Zeitspanne,  vom  Ende  der 
älteren  Periode  des  nordischen  Bronzealters  durch  die  Hallstattperiode 
wahrscheinlich  noch  bis  in  den  Anfang  der  römischen  Provinzialzeit,  also 
fast  ein  Jahrtausend. 

Im  besonderen  sei  noch  angeführt,  dass  der  nordischen  Bronzezeit 
der  Bechelsdorfer  Fund  mit  seiner  merkwürdigen  Tasche  und  die  grossen 
Bronzefibeln  aus  dem  Lauenburgischen  angehören,  der  Hallstattperiode  die 
bekannte  Ciste  von  Pansdorf  und  ein  schönes  Schwert  von  Siems  mit 
doppelt  sichelförmigem  Ortband,  an  dessen  Wehrgehenk  -  Beschlägen  sich 
übrigens    jetzt    eine    Eisenspur    herausgestellt  hat,    ferner    der  wegen  der 

22* 


340  C.     Versammlungs-  und  Vereins-Berichte. 

Hängegefässe  bemerkenswertlie  Moorfund  von  Mönckhof.  Die  Fundliste 
zeigt  für  die  ersten  Jahrhunderte  unserer  christlichen  Zeitrechnung  eine 
auffallende  Lücke.  Abgesehen  von  dem  grossen  Sammelfunde  vom  Poe- 
trauer Urnenfriedhofe,  der  ja  dem  engeren  Gebiete  gar  nicht  zuzurechnen 
ist,  sind  nur  wenige  Urnenfriedhöfe  der  La  Tene-Zeit  aufgedeckt  und  be- 
kannt, nämlich  nur  der  ältere  von  Neu-Ruppersdorf,  der  von  Moisling  und 
der  kleine  Fund  von  Schattin.  Selbst  unter  Berücksichtigung  des  Um- 
standes,  dass  diese  Urnenfriedhöfe,  weil  sie  Flachgräber  enthielten,  der 
Zerstörung  durch  den  Pflug  des  Landmannes  leichter  verfielen,  als  die 
Hünen-  und  Kegelgräber,  die  gewiss  auch  durch  den  Aberglauben  geschützt 
wurden,  kommt  man  zu  der  Annahme,  dass  die  Bevölkerung  in  der  La 
Tene-Periode  an  Zahl  und  Wohlstand  abgenommen  hatte,  wie  es  ja  für 
die  Zeit  der  Völkerwanderung  begreiflich  ist. 

Um  die  Mitte  des  ersten  Jahrtausend  nahmen  dann  die  Slawen  von 
den  Lübeckischen  Gebieten  Besitz;  ihre  Herrschaft  währte  bis  zum  Jahre  1139. 
Das  räumlich  nächste  Zeugnis  der  slawischen  Kultur  ist  der  Burgwall  von 
Alt-Lübeck.  Auf  die  slawische  Kultur  ist  sodann  eine  mehr  als  750jährige 
Periode  germanischer  Kraftentfaltung  gefolgt;  nur  die  Namen  der  Gewässer 
und  Waldreviere,  der  Dörfer  und  der  Stadt  selbst  zeugen  noch  von  der 
einstigen  Anwesenheit  der  Slawen. 

Dr.  Splieth-Kiel  sprach  sodann  über  das  Dann ewerk,  eine  alte  Ver- 
teidigungslinie der  Dänen  gegen  das  Sachsenvolk.  Redner  setzte  die  Ent- 
stehung dieses  bedeutenden  Werkes,  sowie  seine  Bedeutung  in  wirtschaft- 
licher und  militärischer  Beziehung  auseinander. 

Die  zweite  Hauptversammlung  am  folgenden  Morgen  brachte  zunächst 
einen  Vortrag  von  Dr.  Kohl- Worms  über  die  Ausgrabungen  römi- 
scher Grabfelder  bei  Worms.  An  der  Hand  eines  Planes  von  Worms 
erläuterte  Redner  die  Lage  der  Gräber  und  der  von  ihm  aufgefundenen  und 
ausgemessenen  Römerstrassen.  Keine  Stadt  dürfte  deren  wohl  mehr  als 
gerade  Worms  (mehr  als  30)  aufweisen.  Die  Anzahl  der  seit  Juli  vorigen 
Jahres  aufgedeckten  Gräber  beträgt  518;  davon  fallen  175  auf  ein  vom 
Redner  neu  aufgefundenes  Grabfeld.  Es  lassen  sich  Brand-  und  Skelett- 
gräber unterscheiden.  Die  ersteren  sind  die  älteren  und  haben  Beziehung 
zur  La  Tene-Zeit  (1.  bis  2.  Jahrh.  v.  Chr.);  die  Skelettgräber  gehören 
der  spätrömischen  Zeit  (3.  bis  4.  Jahrh.  n.  Chr.)  an.  Zu  dieser  Zeit 
wurde  keine  Verbrennung  mehr  geübt,  sondern  die  Leichen  wurden  in 
einen  Holz-,  Blei-  oder  am  häufigsten  in  einen  Steinsarkophag  aus  Pfälzer 
Sandstein  gelegt  und  in  diesem  der  Erde  beigesetzt.  Ausserdem  pflegte 
man  die  Toten  ganz,  den  Schädel  ausgenommen,  in  Gips  einzuhüllen, 
wahrscheinlich  behufs  besserer  Konservierung.  Die  Beigaben  der  Gräber 
sind  mitunter  wertvoll,  was  Veranlassung  gegeben  hat,  dass  sie  bereits 
früher  zumeist  geplündert  worden  sind.  Vor  allem  sind  hiervon  zu  nennen 
feine    Gläser    und    Glasfiguren,    auch    Sigillata-Gefässe,    Gesichtskrüge    aus 


C.     Versammlungs-  und  Vereins-Berichte.  341 

Thon  (einheimische  Industrie),  Münzen,  Fibeln  etc.  Bemerkenswert  erscheinen 
ferner  noch  zwei  hölzerne  Stöcke  mit  Griff  und  Zwinge  aus  Bronze, 
wahrscheinlich  Spazierstöcke,  sowie  zwei  bemalte  Eier  aus  einem  Kindergrabe. 

Reichsantiquar  Dr.  Hildebrand-Stockholm  referierte  sodann 
über  seine  Ausgrabungen  auf  der  Insel  Öland.  Nach  einer  ein- 
gehenden Schilderung  der  Bodenverhältnisse  der  Insel  beschrieb  der  Redner 
die  zahlreichen  Grabfunde  der  Steinzeit,  die  seltener  vorkommenden  aus 
der  Bronzezeit  und  die  aus  der  Wikinger-Zeit. 

Weiter  folgte  ein  Vortrag  von  Dr.  Kröhnke-Kiel  über  chemische 
Veränderungen  an  vorgeschichtlichen  Bronzen..  Unter  den  vor- 
geschichtlichen Bronzen  findet  sich  eine  grosse  Anzahl,  die  durch  das 
Fehlen  des  metallischen  Aussehens  und  durch  die  Anwesenheit  einer 
weissen,  grauen  oder  gelblichgrauen  Oberfläche  sich  von  den  meisten 
anderen  Bronzen  unterscheiden.  Diese  aus  sogenanntem  Weissmetall  be- 
stehenden Bronzen  zeigen  einerseits  eine  grössere  Beimengung  anderer 
Metalle,  die  in  den  gewöhnlichen  Bronzen  entweder  gar  nicht  oder  in  nur 
geringer  Menge  vorhanden  sind,  andererseits  zeichnen  sie  sich  durch  einen 
aussergewöhnlichen  Zinngehalt  aus.  Redner  zeigt  an  Beispielen,  dass 
dieser  hohe  Zinngehalt  durch  einen  stattgehabten  Kupferverlust  hervor- 
gerufen worden  ist,  wobei  das  Zinn  in  Zinnsäure  verwandelt  wurde.  Er 
geht  dann  näher  auf  die  Ursachen  dieses  Kupferverlustes  ein  und  kommt 
zu  dem  Schluss,  dass  das  bei  der  Verwesung  entstehende  Ammoniak  das 
Kupfer  aufgelöst  und  das  Zinn  zu  Zinnsäure  umgewandelt  habe,  wobei  die 
Bronze  ihre  äussere  Form  nicht  einzubüssen  braucht. 

Als  nächster  Redner  folgte  sodann  Prof.  Dr.  Montelius-Stock- 
holm  mit  einem  Vortrage  über  die  Hausurnen  und  die  Gesichts- 
urnen. Redner  geht  von  der  Thatsache  aus,  dass  die  Hausurnen  mehr 
westlich  der  Elbe,  die  Gesichtsurnen  dagegen  mehr  östlich  derselben  ge- 
funden werden,  und,  da  die  ersteren  den  älteren  Typus  vorstellen  und 
die  italienischen  Hausurnen  die  Vorbilder  der  nordischen  gewesen  sind,  so 
macht  er  hieraus  einen  Rückschluss  auf  die  Ausbreitung  des  nordischen 
Bernsteinhandels  in  der  Vorzeit.  Zunächst,  so  nimmt  er  an,  haben  sich 
die  Handelsbeziehungen  zwischen  Norden  und  Süden  nur  über  das  west- 
liche Deutschland  bis  zur  Elbe  hin  und  dann  weiter  über  Jütland  hin  er- 
streckt, daher  kamen  die  aus  Italien  gegen  Bernstein  umgetauschten  Haus- 
urnen nur  etwa  bis  zur  Elbe  zur  Verbreitung;  in  der  späteren  Zeit  nahm 
der  Handel  aber  eine  mehr  östliche  Richtung  an  und  daher  kommt  es, 
dass  die  Gesichtsurnen,  das  jüngere  Erzeugnis,  mehr  östlich  der  Elbe  ge- 
funden werden.  —  Im  Anschluss  an  diesen  Vortrag  entspann  sich  eine 
kurze  Diskussion  über  den  ältesten  Bernsteinhandel,  in  der  Geheimrat 
Dr.  Virchow  hervorhob,  dass  auch  bereits  im  Osten  sehr  alte  Handels- 
beziehungen bestanden  haben  müssen,  die  jedenfalls  schon  bis  in  die  Stein- 
zeit, wie  die  Gräberfunde  beweisen,  zurückreichen. 


342  C.     Versammlungs-  und  Vereins-Berichte. 

Geheimrat  Grempler  legte  sodann  einen  neuen  Bronzefund 
aus  Namslau  unter  kurzer  Schilderung  der  interessantesten  Stücke  des- 
selben vor  (bereits  oben  unter  Referat  Nr.  284  berichtet)  und  Geheimrat 
Prof.  Waldeyer  führte  einen  von  Herrn  Poll  erfundenen  Apparat 
zur  Bestimmung  der  Schädelkapazität  (bereits  oben  unter  Nr.  248 
beschrieben)  vor;  gleichzeitig  richtete  derselbe  an  die  Gesellschaft  die  Bitte, 
ihn  bei  seiner  Untersuchung  über  die  mikroskopischen  Unterschiede  des 
männlichen  und  weiblichen  foetalen  Hirns  durch  Zusendung  von  Material 
unterstützen  zu  v^ollen. 

Dr.  Karl  Ranke  jun.  berichtete  sodann  über  seine  Unter- 
suchungen, die  er  gelegentlich  seiner  jüngst  mit  Dr  Meyer  nach  Brasilien 
unternommenen  Reise  über  die  Sehschärfe  der  Indianer  (Bakairi, 
sogenannten  zahmen  und  Trumai,  sogenannten  v^ilden  Indianer)  angestellt 
hat.  Entgegen  der  weit  verbreiteten  Ansicht,  dass  die  Naturvölker  mit 
einer  ausserordentlich  feinen  Sehschärfe  ausgestattet  seien,  stellte  er  fest, 
dass  man  allerdings  anfänglich  den  gleichen  Eindruck  gewinnt,  dass  jedoch 
die  Untersuchung  eine  keineswegs  ungewöhnliche  Sehschärfe  ergiebt.  Wie 
sind  nun  jene  auffälligen  Sehleistungen  der  Indianer  zu  erklären,  fragt 
der  Redner  weiter?  Einfach  aus  der  Übung  und  Gewöhnung.  Gradeso 
wie  unser  Blick  sich  für  manche  Dinge  durch  Übung  schärft,  grade  so 
schärft  sich  auch  der  des  Naturmenschen  für  andere  lediglich  durch  die 
tägliche  Übung  und  Gewöhnung,  ganz  abgesehen  davon,  dass  manche 
Leistungen  einfach  auf  Kunstgriffen  beruhen,  die  einmal  erfasst,  jedem 
anderen  dieselben  Sehleistungen  ermöglichen.  Äusserst  wichtig  ist  die 
Fähigkeit,  das  Auge  auf  eine  bestimmte  Entfernung  einzustellen,  die  uns 
Kulturmenschen  für  grössere  Entfernungen  abzugehen  pflegt.  Das  Auge 
passt  sich  eben  dem  täglichen  Bedürfnisse  an.  Der  Indianer,  der  beständig 
Gefahren  ausgesetzt  und  behufs  seiner  Ernährung  auf  Jagd  angewiesen  ist, 
sieht  sich  gezwungen,  der  ihn  umgebenden  Natur  beständig  die  höchste  Auf- 
merksamkeit zuzuwenden,  und  hat  so  gelernt,  die  Einzelheiten  seiner  Um- 
gebung zu  beobachten.  Daher  meint  Redner  auch,  dass  dem  Naturmenschen 
die  Empfindung  für  landschaftlichen  Reiz,  die  Fähigkeit  des  Naturgenusses  in 
unserem  Sinne  überhaupt  abgeht.  Anders  der  Kulturmensch.  Er  erquickt 
sich  an  dem  landschaftlichen  Reiz  der  durchzogenen  Gegenden,  beobachtet 
dafür  viel  zu  wenig  die  Einzelheiten  seiner  Umgebung. 

Dr.  Prochownik-Hamburg  sprach  über  die  Beckenformen  der 
Anthropoiden.  Der  Vortragende  charakterisiert  einleitend  den  jetzigen 
Stand  der  Rassenbeckenkunde  dahin,  dass  auf  Grund  des  gesamten 
in  Europa  vorhandenen  Materials  sich  eine  solche  sicher  begründet 
noch  nicht  durchführen  lasse. 

Die  Beeinflussung  des  Beckengürtels  durch  Wachstum  und  Thätigkeit 
führt    schon    bei    den    Quadrupeden    zu    vielen   individuellen    Variationen; 


C.     Versammlungs-  und  Vereins-Berichte.  343 

diese  steigern  sich  aufsteigend  zu  den  Primaten.  Studium  juveniler  und 
embryonaler  Formen  oder  Schädelbeckenvergleiche  liefern  keine  zuver- 
lässigen Ergebnisse  für  Rassenmerkmale.  Ohne  die  bisherigen  Leistungen 
bei  Seite  zu  setzen  sind  vorläufig  Rassenbecken  fragen  auszuschalten, 
und  erst  die  Grundpfeiler  der  Erkenntnis  auszubauen. 

I.  Studium  der  Stammesgeschichte  des  Beckens.  (Ein  von 
zoologischer  Seite  zu  lieferndes  Sammelwerk  hierüber  fehlt.)  Aus  der 
Phylogenie  ergeben  sich  die  sicheren  Artcharaktere. 

II.  Studium  lokalgeographisch  beschränkten  Materiales 
oder  morphologischer  Sondergruppen.  Dieses  ergiebt  die  indi- 
viduellen Variationen,  besonders  Verhalten  zum  Gesamtskelett  und 
Sexualcharaktere,  und  ist  vorwiegend  Sache  der  Anthropologen.  Alle 
noch  bleibenden,  in  der  That  vorhandenen  Abweichungen  der 
Beckengruppen  untereinander  sind  dann  als  Rassenmerkmale 
zu  differenzieren. 

Vortragender  skizziert  in  einigen  Sätzen  die  Hauptergebnisse  phylo- 
genetischer Studien,  sowie  die  Unterschiede  des  Affen-  und  Menschen- 
beckens. 

Die  Anthropoiden  nehmen  zwischen  beiden  eine  deutliche 
Mittelstellung  ein.  Diese  besteht  aber  nicht  in  einheithcher  Umbildung 
oder  Bildungsfortschritt.  Jede  Spezies  der  Anthropomorphen  hat 
am  Becken  einige  Menschenähnlichkeiten,  jede  aber  an  an- 
deren Stellen;  jede  sinkt  an  anderen  Beckenstücken  wieder 
beträchtlich  auf  niedere  Affenarten  zurück. 

Beim  Gorilla  tritt  die  Umbiegung  des  Darmbeins  nach  vorn  und 
Bildung  einer  Darmbeingrube  am  schärfsten  heraus,  ohne  aber  ganz 
menschenähnlich  zu  werden;  das  übrige  Gorillabecken  weicht  zu  den 
grossen  Herbivoren  zurück. 

Beim  Schimpanse  ist  Beckeneingangsformation,  Kleinbeckenhöhle 
und  Dorsalteil  des  Hüftbeins  menschenähnlich.  Wie  für  Schädel  und  Hirn 
kann  auch  fürs  Becken  als  höchstwahrscheinlich  gelten,  dass  vom  Schim- 
panse aus  der  Aufstieg  zum  Homo  primigenius  am  ehesten  zu  suchen  ist. 
Auch  geburtshilflich  könnte  man  am  ehesten  an  einen  Geburtsmechanismus 
in  Schädellage  denken.  Darmbeinflügel,  Maasse,  Kreuzbein,  Beckenausgang 
führen  zu  niederen  Affenarten  zurück.  Der  Orang  nähert  sich  durch 
Kammschweifung  des  Hüftbeins,  Curvatura  sigmoidea,  Vorhandensein  der 
Spinna  ilei  post.  inf.  und  dadurch  Bestehen  einer  Incisura  iliae  post.  dem 
Menschen;  alles  übrige,  besonders  Darmbeinflügel,  Sitzbein  und  Kreuzbein 
sind  rein  affenartig.  Die  Hylobatesarten  (Gibbons)  sind  nur  betreffend 
des  Kreuzbeins,  und  auch  nur  bei  Sonderbetrachtung  desselben,  dem 
Menschen  genähert,  in  allem  übrigen  sind  sie  bis  weit  auf  geschwänzte 
Affenarten  degradiert.  Bei  der  Betrachtung  des  Gesamtbeckens  tritt 
die  Menschenähnlichkeit  immer  weiter  zurück. 


344  C.    Versammlungs-  und  Vereins-ßerichte. 

Alle  Anthropoiden  haben  Längsbecken  im  Gegensatze  zum  Breiten- 
becken des  Menschen.  Die  Hüftbeine  überragen  weit  das  Kreuzbein, 
legen  sich  hoch  an  die  Lendenwirbelsäule  an,  sind  stets  länger  als  breit, 
meist  flach,  und  stehen,  ausser  beim  Gorilla,  mit  der  Wirbelsäule  fast  in 
einer  Ebene.  Die  Tubera  ischii  sind  stets  nach  hinten  aussen  mit 
langen,  elliptischen  Sitzflächen  umgerollt,  die  Tiere  sitzen  nicht  mit  dem 
Rumpfe  auf  dem  Becken,  sondern  lehnen  bei  flektiertem  Rumpfe  die  Tubera 
gegen  die  Unterfläche  an.  Spinae  ischii  und  Incisura  ischiadica 
minor  fehlen  vorwiegend,  Incisura  major  nicht  scharf  ausgeprägt,  wenig  ge- 
schweift. Hinter  ePfannenwand  stets  stärker,  beim  Menschen  die  obere, 
durch  den  verschiedenen  Gang.  Schambögen  meist  wenig  ausgebildet, 
Schamfugen  relativ  lang  und  dick,  Foramina  ovalia  klein.  Die  Becken- 
eingangsformen sind  meist  ovoid,  oft  —  auch  bei  $  —  mit  Eispitze 
nach  hinten.  Alle  Längsdurchmesser  überwiegen  quere  und  schräge. 
Beckenkanal  lang,  Axenrichtung  nach  hinten.  Alle  Becken  im  ge- 
burtshilflichen Sinne  oben  eng,  unten  weit  (Trichterbecken).  Stütz- 
wirbelbildung nirgends  deutlich  ausgeprägt,  Promontorium  fehlt,  nur 
bei  Schimpanse  angedeutet.  Lendenwirbelsäule  kyphotisch.  Kreuz- 
bein schmal,  ohne  Curvatur,  zwischen  die  hohen  Ilea  eingesunken. 

Alle  Sexualdifferenzen  viel  geringer  ausgeprägt  als  beim  Menschen 
und  an  Zahl  geringer.  Ein  Vergleich  der  ältesten  bekannten  Becken- 
formen und  Stücken,  sowie  der  Becken  niederer  Rassen,  besonders  der 
Australier,  ergiebt  für  dieselben  durchaus  nichts  Pithekoides.  Auch  Ata- 
vismen kommen  am  Menschenbecken  nicht  vor,  sicher  nicht  in  Gruppen; 
wo  es  so  scheint,  liegen  stets  Hemmungsbildungen  individueller  Art  vor, 
die  sich  nicht  vererben,  soweit  bisher  bekannt.  Der  natürliche  Schluss, 
dass  die  Anthropoidenbecken  sehr  weit  vom  menschlichen 
abstehen,  hat  keine  Spitze  gegen  die  Descendenzlehr e;  das 
phylogenetische  Studium  weist  auch  auf  diesem  Gebiete  zwingend  auf 
sie  hin.  Da  die  bisher  bekannten  Fossilien  und  die  sonstigen  neuesten 
Funde  für  das  Becken  nichts  erbracht  haben,  ist  auf  weiteres  Studien- 
material zu  warten.  (Der  Vortrag  wurde  durch  Vorzeigung  der  Lübecker 
Anthropoiden-Skelette  und  Becken,  Tafeln  und  Zeichnungen  nach  Photo- 
graphieen  unterstützt.)  Selbstbericht. 

Der  dritte  Sitzungstag  brachte  zunächst  einen  Vortrag  des  Vorsitzenden 
Baron  von  Andrian-Werburg  über  kosmologische  Vorstel- 
lungen semitischer  Völker.  Der  Vortrag  eignet  sich  wegen  der  vielen 
Details  nicht  für  eine  kurze  Besprechung. 

Professor  Dr.  Johannes  Ranke-München  sprach  sodann  in 
interessanter  Weise  über  individuelle  Variation  der  Schädelbildung  des 
Menschen.  Zwei  Faktoren  wirken  bei  der  Entwicklung  des  Schädels  zu- 
sammen: das  Gehirn  einerseits  und  die  vegetativen  Organe  des  Kopfes 
andererseits.     Beim  Europäerschädel  beherrscht  wesentUch   das  Gehirn  die 


C.     Versammlungs-  und  Vereins-Berichte.  345 

Schädelform,  während  beim  Australier  und  Papua  eine  Tierähnlichkeit  im 
Schädelbau  insofern  vorliegt,  als  eine  stärkere  Formbeeinflussung  durch 
die  vegetativen  Kopforgane  sich  vorfindet.  Nach  der  landläufigen  Auslegung 
der  Entwicklungslehre  müsste  die  Reihe  der  menschlichen  Schädelformen 
beim  Australierschädel  beginnen,  da  hier  analog  dem  Verhältnisse  bei  den 
Tieren  der  Einfluss  der  vegetativen  Organe  am  stärksten  ist.  Die  indi- 
viduelle Entwicklung  zeigt  aber,  dass  der  Mensch  und  die  höheren  Wirbel- 
tiere von  einer  Schädelform  ausgehen,  bei  der  das  Gehirn  extrem  im  Über- 
gewicht ist.  Die  höchste  Form  der  Schädelbildung,  die  menschliche,  ist 
der  gemeinschaftliche  Ausgangspunkt  für  die  Schädelentwicklung  der  ge- 
samten Wirbeltierreihe.  Mit  der  Hirnentwicklung  hängt  Orthognathie  und 
Prognathie  zusammen,  wie  Redner  in  früheren  Publikationen  nachgewiesen 
hat.  In  jüngster  Zeit  konnte  er  an  einer  Professor  C.  Selenka  gehörigen 
grossen  Serie  von  Orang-Utangschädeln  beiderlei  Geschlechts,  und  aller  Alters- 
klassen den  Einfluss  der  vegetativen  Organe  auf  die  Schädelbildung  studieren 
und  die  dabei  gewonnenen  Erfahrungen  auf  den  menschlichen  Schädel  an- 
wenden. Dadurch,  dass  das  Gesichtsskelett  wächst,  wird  die  Schädelbasis 
länger  und  breiter,  was  wieder  auf  die  Form  der  Hirnschädel  von  Einfluss 
ist.  Der  Hirnschädel  erhält  die  typisch-menschliche  ,, dachförmige"  Schädel- 
wölbung und  die  fliehende  Stirn.  Sekundär  wirken  der  Hauptkaumuskel, 
der  Schläfenmuskel,  sowie  die  Ausbildung  der  Stirnhöhlen  mit.  Die 
Dolichocephalie  hängt  mit  der  Entwicklung  der  Kaumuskulatur  nicht  zu- 
sammen. Die  stärkere  Ausbildung  des  Schläfenmuskels  bedingt  eine  Ver- 
engerung des  Hirnschädels  in  der  Schläfengegend,  eine  immer  tiefer 
werdende  Einziehung  der  Schläfengrube  und  ein  Hinaufrücken  der  Schläfen- 
grube über  den  oberen  Augenhöhlenrand.  Der  Gang,  welcher  von  den 
Schädeln  unserer  Rasse  von  der  frühesten  Kindheit  bis  zum  erwachsenen 
Alter  eingehalten  wird,  repräsentiert  nicht  nur  alle  individuellen  Variationen 
innerhalb  unserer  Rasse,  sondern  auch  alle  als  wichtigste  Rassenmerkmale 
angegebenen  Schädelmodifikationen  der  gesamten  Menschheit.  Auch  die 
Unterschiede  des  männlichen  und  weiblichen  Geschlechtes  im  Schädelbau 
gehören  in  dieselbe  Reihe  hinein.  Es  ist  die  Annahme  berechtigt,  dass 
die  verschiedenen  typischen  Formen  des  Menschengeschlechts,  speziell  ihre 
ethnisch  verschiedenen  Schädelformen,  einst  aus  der  individuellen  Variation 
einer  gemeinschaftlichen  Stammform  hervorgegangen  sind. 

Es  folgte  sodann  ein  Vortrag  von  Geheimrat  Virchow  über  die 
deutsche  Steinzeit,  der  trotz  seiner  fast  einstündigen  Dauer  im  Grunde 
genommen  keine  neuen  Gesichtspunkte  eröffnete.  Redner  Hess  sich  des 
längeren  über  die  Vorsicht  aus,  die  man  bei  der  Beurteilung  von  Stein- 
geräten anwenden  müsse,  und  gab  sodann  eine  Zusammenstellung  der 
bisher  bekanntgewordenen  Fundstellen. 

Dr.  Lenz-Lübeck  demonstrierte  einen  in  der  Lübecker  Samm- 
lung   befindlichen    Orang  -  Utang  -  Schädel,      der     durch    seine 


346  C.     Versammlungs-  und  Vereins-Berichte. 

hohe  Kapazität  (535  ccm)  auffällt.  Wie  aus  dem  noch  vorhandenen 
Milchgebiss  hervorgeht,  handelt  es  sich  um  ein  noch  junges  Tier.  Während 
Geheimrat  Virchow  denselben  kurzweg  für  einen  Hydrocephalus  erklärte, 
ging  die  Ansicht  anderer  Sachverständiger  dahin,  dass  es  sich  keinesv^egs 
um  einen  solchen  handeln  könne.  Die  Beschaffenheit  der  Nähte  ist  an  dem 
betreffenden  Schädel  ganz  normal;  nur  die  Scheitelbeine  sind  stark  nach 
hinten  und  seitwärts  aufgetrieben,  eine  Erscheinung,  die  man  bekanntlich 
an  jugendhchen  menschlichen  Schädeln  sehr  häufig  zu  beobachten  Gelegen- 
heit hat.  Auch  die  Dicke  des  Schädelknochens  an  der  Stelle  der  stärksten 
Hervorwölbung  bot  absolut  nichts  auffälliges. 

Professor  Montelius  nahm  darauf  das  Wort  zu  einem  Vortrage 
über    die   Chronologie  der  älteren  Bronzezeit  im  Norden. 

Die  Bronzezeit  Skandinaviens  und  Norddeutschlands  ist  schon  im 
Jahre  1885  vom  Vortragenden  in  6  Perioden  eingeteilt  worden.  Die 
3  ersten  Perioden,  welche  der  älteren  Bronzezeit  entsprechen,  werden  in 
Dänemark  und  Mecklenburg  verschiedentlich  angefochten.  In  Dänemark 
fand  man,  dass  die  2.  und  3.  Perioden  richtig  waren;  die  1.  Periode 
wollte  man  aber  nicht  anerkennen.  In  Mecklenburg  dagegen  sagte  man, 
dass  die  1.  Periode  separat  aufgestellt  werden  müsste;  die  2.  und  3.  Perioden 
vermochte  man  dort  nicht  zu  unterscheiden.  Da  Dänemark  und  Mecklenburg 
zwei  nahe  aneinander  liegende  Bezirke  eines  und  desselben  prähistorischen 
Gebietes  sind,  beweist  dies  die  Richtigkeit  des  Systems;  nur  sind  die  Funde 
aus  der  1.  Periode  in  Dänemark  wie  aus  der  2.  und  3.  Perioden  in 
Mecklenburg  nicht  so  zahlreich,  dass  die  Sache  beim  ersten  Blick  klar  liegt. 

Vortragender  zeigt,  wie  er  jetzt  im  Stande  ist,  innerhalb  aller  dieser 
3  Perioden  einen  älteren  und  einen  jüngeren  Abschnitt  zu  unterscheiden. 
In  der  1.  Periode  kann  man  sogar  weiter  gehen:    da   haben   wir  die  Zeit 

1.  des  reinen  Kupfers,  2.  der  zinnarmen  Bronze  und  3.  der  echten  Bronze 
(mit  ca.  lOproz.  Zinn).  Dass  diese  letzte  Abteilung  der  1.  Periode  eine 
lange  Zeit  umfassen  muss,  ist  offenbar,  weil  in  jener  Zeit  die  für  die 
nordische    Region    charakteristischen  Typen,    welche   wir   im   Anfange  der 

2.  Periode  vorfinden,  hier  entwickelt  wurden.  Für  die  absolute  Chronologie 
ist  es  maassgebend,  dass  die  ältesten  Fibeln  in  der  2.  Periode  auftreten, 
dass  sie  nach  den  italienisch-griechischen  Peschiera-Fibeln  gebildet  sind, 
und  dass  sie  nicht  viel  später  als  diese  sein  können.  Da  die  Peschiera- 
Fibeln  aber  in  Funden  aus  dem  15.  Jahrhundert  v.  Chr.  vorkommen  und 
vielleicht  noch  älter  sind,  müsse  q  die  ältesten  nordischen  Fibeln  dem 
14.  Jahrhundert  angehören,  falls   sie   nicht  schon  früher  entstanden. 

In  der  2.  Abteilung  der  ersten  nordischen  Periode  kommen  einige 
aus  Italien  importierte  „trianguläre"  Bronzedolche  mit  Bronzegriff  vor, 
welche  der  2.  Abteilung  der  1.  italienischen  Bronzeperiode  und  folglich 
dem  19.  oder  18.  Jahrhundert  v.  Chr.  angehören.  Als  Resultat  seiner 
Untersuchung  findet  Vortragender,  dass  die  Bronze  schon    im    Anfange  des 


C.     Versammlungs-  und  Vereins-Berichte.  347 

2.   Jahrtausend   v.    Chr.    hier  im  Norden  bekannt  war.     Das    erste    Kupfer 
kam    wahrscheinlich    schon    vor    dem   Ende   des  3.  Jahrtausend  dorthin. 

Selhstbericht. 

Direktor  Dr.  Brinkmann  legte  zwei  Stücke  merkwürdiger 
Bronzearbeiten  vor,  die  unter  den  Trümmern  des  jüngst  von  den  Eng- 
ländern zerstörten  Palastes  zu  Benin  in  Afrika  gefunden  wurden.  Das 
eine  Stück,  ein  Hochrelief,  eine  *  Kriegerszene  darstellend,  verrät  einen 
ausserordentlich  hohen  Grad  künstlerischer  Vollendung.  Die  Formen- 
gebung  deutet  auf  ägyptischen  Einfluss  hin.  Auch  das  zweite  Stück,  ein 
Kopf  mit  den  typischen  Zügen  eines  Negers,  ist  ein  Prachtexemplar.  Die 
Technik  der  Bronzen  ist  der  sogenannte  Guss  in  verlorener  Form.  Redner 
vermutet,  dass  sicherlich  noch  viele  derartige  Stücke  zu  Benin  vorhanden 
sein  mögen,  und  nimmt  an,  dass  im  Binnenlande  des  schwarzen  Erdteils 
früher  eine  grosse  Negerkultur  bestanden  haben  müsse,  von  der  wir  bisher 
sonst  nichts  erfahren  haben. 

Dr.  Birkner-München  liess  sich  sodann  über  die  sogenannten 
Azteken  aus.  Es  sind  dies  bekanntlich  zwei  amerikanische  Mikrocephalen, 
die  seit  Anfang  der  fünfziger  Jahre  Europa  bereisen.  Aus  den  Messungen 
zu  verschiedenen  Zeiten  ergiebt  sich,  dass  von  der  späteren  Kindheit  bis 
zum  erwachsenen  Alter  die  Kopflänge  im  Durchschnitt  um  14  mm,  die 
Kopfbreite  um  6  mm  und  der  Horizontalumfang  um  56  mm  zugenommen 
hat,  eine  Zunahme,  die  nicht  geringer  ist  als  die  mittlere  Zunahme  bei 
normalen  Kindern.  Nach  der  Zusammenstellung  der  Kinderschädelmaasse 
aus  Schaaffhausens  ,, Anthropologische  Sammlungen  Deutschlands"  nimmt 
die  Schädellänge  in  den  ersten  zwei  Jahren  nach  der  Geburt  in  demselben 
Grade  zu  (22,22  pCt.),  wie  vom  2.  bis  5.  Jahre  (20,37  pCt.)  und  vom 
5.  Jahre  bis  zum  erwachsenen  Alter  (23,14  pGt.).  Die  Zunahme  der 
Schädelbreite  und  des  Horizontalumfangs  ist  in  den  ersten  zwei  Jahren 
nach  der  Geburt  gerade  so  gross  (32,58;  31,54  pCt.),  als  vom  2.  Jahre 
bis  zum  erwachsenen  Alter  (29,88 ;  33,43  pCt.).  Die  jährliche  Zunahme 
der  drei  Maasse  nimmt  nach  dem  2.  Jahre  nach  der  Geburt  sehr  schnell  ab. 

Weiter  sprach  Dr.  Hagen-Hamburg  unter  Vorführung  zahlreicher 
Waffen  und  sonstiger  Geräte  über  die  Ethnographie  der  Matty- 
Inseln,  sowie  in  einem  zweiten  Vortrage  über  den  Fuhlsbütteler 
Urnenfriedhof  bei  Hamburg. 

Den  Schluss  der  Versammlung  bildete  ein  Vortrag  von  Dr.  Hahn- 
Lübeck  über  den  Bestand  unserer  Kulturpflanzen.  Redner  gab 
eine  Übersicht  der  zahlreichen  auf  den  verschiedenen  Erdteilen  angebauten 
Kulturpflanzen,  berührte  ihre  Heimat  und  liess  sich  über  die  Art  und  Weise 
aus,  wie  dieselben  in  Kultur  genommen  worden  sind. 

Als  Versammlungsort  für  das  nächste  Jahr  wurde  Braunschweig 
festgesetzt  und  Geheimrat  Professor  Dr.  Blasius  daselbst  zum  Lokal  -  Ge- 
schäftsführer gewählt. 


348  D-     Tagesgeschichte. 

Im  Anschliiss  an  die  Versammlung  fanden  ausser  kleineren  Ausflügen 
in  die  nächste  Umgebung  ein  Nachmittags-Ausflug  nach  Schwerin  i.  M.  und 
ein  eintägiger  Ausflug  nach  Kiel  zur  Besichtigung  der  dortigen  Sammlungen 
und  anderer  Sehenswürdigkeiten  statt.  Der  ganze  Verlauf  des  Kongresses 
war  in  geselliger  Hinsicht  recht  zufriedenstellend,  vor  allem  dank  der 
grossen  Gastfreundlichkeit  der  Lübecker  Bevölkerung. 

Als  Willkommensgruss  war  der  Versammlung  von  der  Museumsver- 
waltung eine  reich  illustrierte  Festschrift  gewidmet  worden,  die  von  den 
verschiedenen  Abteilungsvorständen  bearbeitet  worden  war:  Dr.  Hach, 
Geschichtlicher  Überblick  über  Forschungen  zur  vorgeschichtlichen  Alter- 
tumskunde in  Lübeck;  Dr.  Freund,  Die  prähistorische  Abteilung  des 
Museums  zu  Lübeck;  Dr.  Karutz,  Das  Museum  für  Völkerkunde  zu 
Lübeck;  Dr.  Lenz,  Die  Anthropoiden  des  Museums  zu  Lübeck,  mit  Be- 
merkungen von  Dr.  Prochownik  über  die  Lübecker  Anthropoidenbecken 
—  Auch  das  Museum  zu  Schwerin  hatte  seinen  Besuchern  eine  Be- 
grüssungsschrift:  Steinzeitliche  Funde  in  Mecklenburg  von  Dr.  Robert 
Beltz  überreicht. 

Was  schliesslich  noch  das  wissenschaftliche  Resultat  des  Kongresses 
betrifft,  so  kann  man  wohl  zugeben,  dass  im  Vergleich  zu  den  Versamm- 
lungen der  letzten  Jahre,  in  denen  das  Ergebnis  ziemlich  gleich  Null  war, 
dieses  Mal  immerhin  etwas  geleistet  worden  ist.  Wer,  wie  Referent,  seit 
beinahe  15  Jahren  diese  Versammlungen  ziemlich  regelmässig  besucht  hat, 
wird  sich  des  Eindruckes  nicht  erwehren  können,  dass  der  wissenschaft- 
liche Wert  und  der  Besuch  derselben  progressiv  abgenommen  hat.  Zum 
nicht  geringen  Teile  mag  die  Schuld  daran  liegen,  dass  der  Verbreitung 
neuer  Gedanken,  die  zumeist  jüngere  Fachgenossen  in  den  Kongress  hinein- 
zutragen sich  bemühen,  vom  Vorstande,  wie  es  scheint,  geflissentlich 
Schwierigkeiten  in  den  Weg  gelegt  werden.  Ein  grosser  Teil  maass- 
gebender  Fachgenossen,  die  früher  zu  ständigen  Besuchern  der  allgemeinen 
Versammlung  der  deutschen  anthropologischen  Gesellschaft  zählten,  haben 
sich  deshalb  bedauerlicher  Weise  zurückgezogen :  leider  zum  Schaden  unserer 
jungen  Wissenschaft. 


D.    Tagesgeschichte. 

Berlin.  Dem  Direktorial-Assistent  am  Museum  für  Völkerkunde  inBerlin, 
Dr.  Felix  von  Luschan,  ist  das   Prädikat  ,, Professor"  beigelegt  worden. 

Budapest.  Am  9.  September  d.  J.  verstarb  im  Alter  von  83  Jahren 
Franz  Pulsky  von  Lubösz  und  Cselfalva,  Generalinspector  der 
Museen  und  Bibliotheken  Ungarns,  bekannt  durch  sein  Werk  über  die 
Kupferzeit  in  Ungarn. 

Halle.  Am  17.  September  d.  J.  verstarb  im  Alter  von  75  Jahren 
der  emer.  Professor  für  Anatomie,  Geh.  Med. -Rat  Dr.  Hermann  Welcker, 


E.     Bibliographische  Übersicht.  349 

dem  die  Anthropologie  zahlreiche  wertvolle  Studien  (z.  B.  Untersuehungen 
über  Wachstum  und  Bau  des  menschlichen  Schädels,  Schillers  Schädel  und 
Totenmaske  etc.)  verdankt.  1822  in  Giessen  geboren,  habilitierte  er  sich 
1853  daselbst  und  wirkte  seit   1859  als  Professor  in  Halle. 

Kopenhagen.  Am  21.  Juni  1897  verstarb  der  dänische  Zoologe 
und  Prähistoriker  Johannes  Japetus  Steenstrup  im  Alter  von  84 
Jahren.  Ursprünglich  Mineraloge,  wandte  er  sich  später  der  Zoologie  zu 
—  im  Jahre  1846  wurde  er  zum  Professor  der  Zoologie  und  Direktor  des 
zoologischen  Museums  in  Kopenhagen  berufen  —  und  beschäftigte  sich 
gegen  sein  Lebensende  mit  Vorliebe  mit  der  Prähistorie.  Bekannt  sind 
seine  Untersuchungen  über  die  Kjökkenmöddinger. 

London.  Die  Medico-psychological  Association  of  Great  Britain  and 
Ireland  erwählte  Dr.  Busch  an -Stettin  in  ihrer  zu  Newcastle  abgehaltenen 
Jahresversammlung  zum  korrespondierenden  Mitgliede. 

Paris.  Die  Akademie  der  Wissenschaften  erwählte  am  5.  Juli  d.  J. 
Professor  Dr.  Rudolf  Virchow  in  Berlin  zum  wirklichen  auswärtigen 
Mitgliede.  —  Am  18.  Juni  verstarb  im  Alter  von  55  Jahren  Dr.  Theo- 
phil  Chudzinski,  erster  Präparator  am  Laboratorium  für  Anthropologie, 
geschätzt  wegen  seiner  eifrigen  und  eingehenden  Untersuchungen  über  die 
Anomalien  des  menschlichen  Körpers  und  ihre  Beziehungen  zu  den  niederen 
Rassen  und  Anthropoiden. 


E.  Bibliographische  Übersicht. 

Von  Georg  Buschan. 

Laufende  Litteratur  der  Jahre  1896  und  1897.^) 

II.      Ethnologie.      (Fortsetzung.) 
Slaven. 

Ciszewski,  St.,    Künstliche    Verwandtschaft  bei  den  Südslaven.     Krakau, 

G.  Gebethner  u.  Co. 
Eichholz,  Eug.,  Materialien  zur  Anthropologie  der  Weissrussen.     (Russ.) 

Diss.  d.  milit.-med.  Akad.  z.  St.  Petersburg.     1895/96.     Nr.  47. 
Hormuzaki,   v.,    Zur  Frage    ,,Über  den  Ursprung   der  Slaven".     Globus. 

Bd.  72,  Nr.  4. 
Jaworsky,   Die  Mandragora   im    südrussischen  Volksglauben.     Zeitschr.  f. 

österr.  Volkskunde.     1896.     H.   12. 
Kaindl,  R.  Fr.,  Haus  und  Hof  bei  den  Rusnaken.     Globus.     Bd.  71,  Nr.  9. 
Kaindl,  Raim. ,  Der  Festkalender  der  Rusnaken  und  Huzulen.   Czernowitz. 

H.  Pardni  (Komm.). 
Kaindl  und    Friedrich,  Haus  und  Hof  bei  den  Huzulen.    Wien,  Holder. 
Lefevre,  A.,  Les   origines   slaves.     Bull,    de   la  Soc.    d'anthrop.   de  Paris. 

1896.     Bd.  7,  S.  351. 


*)  Wo  nicht  besonders  vermerkt,  ist  das  Jahr  des  Erscheinens  1897. 


350  E.     Bibliographische  Übersicht. 

Matiegka,  J.     Studie    über    die    czechischen    Knochen    und   Schädel,    die 

aus  Provinzialhäusern  stammen.     (Czecli.)     Rozpravy  ceske  Akad.  Cisafe 

Frantiska  Josefa  pro  vedy  etc.  v  Praze.    Tfida  II.     Rocnik  V.     Cislo  42. 
Matiegka,    J.,    Über     den    Eintritt    der    Pubertät    bei    den    Mädchen    in 

Böhmen   (Czech.    mit    deutsch.  Resume).     Vestnik    kräl.    ceske    spolecn. 

nauk.     Tfida  math.-pfirod. 
Niederle,  L.,  Püv  odu  Slovanu.     Praze.     Bursik  i  Kohout.      1896. 
Niederle,   L.,  Über  den  Ursprung  der  Slaven.     Globus.    Bd.   71,  Nr.   24. 
Pfe  ifer-Hochwalden  ,    R.  v..    Die  Entwickelung  der    Landwirtschaft   in 

Slavonien.     Diss.     Leipzig. 
Rhamm,  K.,  Über  den  Ursprung   der   Slaven.     Globus.     Bd.  71,    Nr.  20. 
Schumann,  Slovenische  Bräuche.     Zeitschr.  f.  österr.  Volkskunde.     1896, 

Heft  12. 
Volkov,   Th.,   Le  traineau  dans  les  rites  funeraires   de  l'Ukraine.     Revue 

des  trad.  popul.     Paris. 
Weisker,   Gustav,    Slavische  Sprachreste,   insbesondere  Ortsnamen,    aus 

dem  Havellande  und  den  angrenzenden  Gebieten.     Rathenow,  M.  Baben- 

zien.     1896. 

Littauen,  Letten. 

Baron,  Kr.  u.  Wissend orf,  H.,  Chansons  nationales  letaviennes.  — 
Latwju  dainas  (littauisch).     Mitau.     Leipzig,  0.  Harrassowitz. 

Tetzner,  E.,    Das  littauische  Sprachgebiet.     Globus.     Bd.   71,  Nr.  24. 

Weinberg,  R.,  Das  Gehirn  der  Letten.     Cassel,  Th.  Fischer  u.  Co. 

Winter,  Mythologischer  Versuch  über  ein  lettisches  Volkslied.  Zeitschr. 
d.  Vereins  f.  Volkskunde,  Heft  2. 

Lappen,  Finnen  und  Verwandte. 
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I dingin,  Ein  Gesang  eines  turgaischen  Kirgisen.     (Russ.)     Nachr.  d.  Ges. 

d.  Archäol.  etc.  zu  Kasan.     1896.     Bd.   13,  Heft  6. 
Jurkin,    Gesänge    der    Tschuwaschen.      (Russ.)     Nachr.    d.    Ges.    d.    Ar- 
chäol. etc.  zu  Kasan.     1896.     Bd.   13,  Heft  5. 
Jurkin,   Die   Tschuwassischen   Nationaltänze.     (Russ.)     Nachr.    d.   Ges.  d. 

Archaeol.  etc.  zu  Kasan.     Bd.   14,  H.   1. 
Krause,  Ed.,   Lappische  Geräte.     Verhandl.  d.  Berl.  anthropol.  Gesellsch. 

Bd.  29,  S.   115. 
Malow,    Über    das    Ende   der  Welt,    Übersetzung    aus    dem    tartarischen. 

(Russ.)     Nachr.  d.  Ges.  d.  Archäol.  etc.  zu  Kasan.    1896.   Bd.    14,  Heft  1. 
Matuiejew,    Hochzeit,    Sitten  und  Gebräuche  der  getauften  Tartaren  des 

Gouv.  Ufa.     (Russ.)     Nachr.   d.    Ges.    d.    Archäol.  etc.    z.   Kasan.     1896. 

Bd.  13,  Heft  5. 
Nassyrow,  A.  K.,    Muster   der  Volkslitteratur   der   kasanischen  Tartaren. 

(Russ.)     Nachr.  d.  Ges.  d.  Archäol.  etc.  zu  Kasan.   1896.    Bd.  13,  Heft  5. 
Pantussow,     Tarantschinskische    Gesänge.     Melodien    der    Tarantschins- 

kischen    Gesänge.     (Russ.)     Nachr.    d.    Gesellsch.    d.    Archaeol.   etc.    zu 

Kasan.     1896.     Bd.   13,  Heft  6. 
Ssemenow,     Tscheremisskische    Märchen.      (Russ.)      Nachr.     d.    Ges.    d. 

Archäol.    etc.  zu  Kasan.     Bd.   14,  H.   1. 
Stenin,  V.     Die  Permier.     Globus.     Bd.  71,  Nr.  22. 
Vambery,  Die  Stellung  der  Türken  in  Europa.     Geogr»  Zeitschr.     Bd.  3. 

Heft  5. 


E.     Bibliographische  Übersicht.  35j[ 

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Wicklund,    K.    B.,    Entwurf  einer   urlappischen   Lautlehre.     Helsingfors. 

1896. 

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Fient,  Begräbnisfeierlichkeiten  im  Prättigau.  Schweiz.  Archiv  f.  Volks- 
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Frueh,  J. ,  Moderne  Höhlenbewohnungen  in  der  Schweiz.  Globus. 
Bd.  71,  Nr.  21. 

Hoffmann,  Die  Fastnachtsgebräuche  in  der  Schweiz.  Schweiz.  Archiv  f. 
Volkskunde.     Bd.   1,  Heft  1. 

Hunziker,  Vom  Schweizerhof  in  der  Ausstellung  in  Genf.  Schweiz. 
Archiv  f.  Volkskunde.     Bd.   1,  Heft  1. 

Ithen,  Volkstümliches  aus  dem  Kanton  Zug.  Schweiz.  Archiv  f.  Volks- 
kunde.    Bd.   1,  Heft  1. 

Stocker,  Fr.,  Die  Augen  der  Schüler  und  Schülerinnen  der  Stadtschulen 
von  Luzern.  Jahresbericht  über  die  Primär-  und  Sekundär-Schulen  der 
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Ulrich,  Aug.,  Beiträge  zur  bündnerischen  Volksbotanik.   Davos,  H.  Richter. 

Zeppelin,  Zur  schweizerischen  Ethnographie  in  der  Pfahlbautenzeit.  Globus. 
Bd.  71,  Nr.  3  u.  4. 

Italien. 

Andrews,  J.  B.,  Neapolitan  witchcraft.     Folk-lore.     Bd.  8,   Nr.   1. 

Belucci,  G.,  Usi  nuziali  nell'  Umbria.    Perugia. 

Blasio,  A.  de,  La  superstizione  nei  camorristi.     Archiv,  di  psich.    Bd.  18, 

S.  341. 
Garufi,  C,  Ricerche  sugli  usi  nuziali  nel  medioevo  in  Sicilia.     Arch.  storico 

siciliano.     Bd.   11,  Heft  3-4. 
Godden,    G.  M.,    Notes   on   some   annual   customs    of    the    Abruzzi   pea- 

santry.  Antiquary.     Bd.  33,  Heft  3. 
Montelius,    0.,    The   Tyrrhenians   in   Greece   and    Italy.     Journ.    of  the 

anthropol.     Instit.     Bd.  26,  S.  254. 
Niceforo,    Alfredo,    La    delinquenza    in    Sardegna.      Palermo,    Remo 

Sandron. 
Pitre,    G.,    Biblioteca  delle   tradizioni   populari  Siciliane.     Bd.   10.     Indo- 

vinelli,  Dubbi,  Scioglilingua  del  populo  Siciliano.     Torino,    Clausen. 
Trombatore,  L.  A.,  Folk-lore  catanese.     Torino,  Clausen.    1896. 

Griechenland. 

Hatzidakis,  G.  N.,  Zur  Abstammung  der  alten  Makedonier.  Eine  ethno- 
logische Studie.     Athen,  Barth  u.  v.  Hirst. 

Hüppe,  F.,  Zur  Rassen-  und  Sozialhygiene  der  Griechen  im  Altertum 
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Oppel,  Die  Griechen  nach  Zahl,  Verbreitung  und  Abstammung.  Globus. 
Bd.  71,  Nr.   16. 

Spanien. 

Aranzadi,    Telesfore    de.    Der    ächzende    Wagen    und    Anderes    aus 

Spanien.     Arch.  f.  Anthropol.     Bd.  24.     S.  215. 
Chansons    populaires    de    l'Espagne.     Traduits    par    Leo  Rouanet. 

Paris,  Charles.     1896. 


352  E.     Bibliographische  Übersicht. 

Ehrenreich,    P.,    Stiergefechte   in  Spanien    und  Portugah     Verhandl.    d. 

Berliner  anthrop.  Gesellsch.     1896.     Bd.  28,  S.  429. 
Mac  Ritchie,  Zur  Frage  der  Zwergtypen  in  den  Pyrenäen.     Verhandl.  d. 

Berliner  anthrop.  Gesellsch.      1896.     Bd.  28,   S.   337. 
Perez,    P.,    Historia    de    las    instituciones    sociales    de   la    Espana   Goda. 

Valencia,  Mora. 

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Armenien. 
Geizer,  H.,  Zur  armenischen  Götterlehre.     Leipzig. 

Palästina,  Syrien,  Semiten. 

Budge,  E.  A.,  The  Laughable  stories  collected  by  Mär  Gregory  John  Bar- 
Hebraeus.  The  Syriac  text  edited  with  an  English  translation.  London, 
Luzac  Sc  Co. 

Eine  altägyptische  Urkunde  über  das  Volk  Israel.  Globus. 
Bd.  71,  Nr.  5. 

Gast  er,  M.,  Two  unknown  Hebrew  versions  of  the  Tobit  legend.  Proc. 
of  the  Soc.  of  biblical  archaeol.     1896.     Bd.   19,  Nr.   1. 

Gollancz,  H.,  The  history  of  Sindban  and  the  seven  wise  masters.  Folk- 
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Hommel,  Fr.,  Die  altisraelitische  Überlieferung  in  inschriftlicher  Be- 
leuchtung,    München,  H.  Lukaschik. 

Jansen,  Mitteilungen  über  die  Juden  in  Marokko.  Globus,  Bd.  71,  Nr.  16 
u.  22. 

Stucken,  Ed.,  Astralmythen  der  Hebräer,  Babylonier  und  Ägypter, 
Leipzig,  E.  Pfeiffer. 

Sibirien. 

Grabowsky,  Eine  Sammlung  ethnographischer  Gegenstände  von   den   Gil- 

jaken.     Internat.  Archiv  f.  Ethnogr.     Bd.   10,  H.  3. 
Grube,  W.,  Das  Schamanentum  bei  den  Golden.     Globus.     Bd.  71,  Nr.  6. 

Ostasien  (Korea,  China,  Japan,  Formosa  etc.)» 

Baelz,   Besessenheit,    religiöse  Ekstase  und  Verwandtes  in  Japan.     Mitteil. 

d.    deutsch.    Gesellsch,    f.  Natur-  und  Völkerkunde  Ostasiens.     Heft  59, 

S.  453. 
Brandt,    v.,    China  in  ethnischer,  industrieller  und  politischer  Beziehung. 

Berlin,  D.  Reimer. 
Brandt,  M.  v.,  Ostasiatische  Fragen.      China,  Japan,   Korea.    Berlin,  Paetel. 
Cady,    C.    M.,    Responsability    among    Chinese.     Century    1896.     S.    341. 
Dittrich,   R.,   Beiträge   zur   Kenntnis    der   japanischen   Musik.     Mitteil.  d. 

deutsch.  Gesellsch.  f.  Natur-  und  Völkerkunde  Ostasiens.     Bd.  6,  Heft  58, 

S.  376. 
Ehmann,    Volkstümliche    Vorstellungen    in    Japan.       Mitteil.    d.    deutsch. 

Gesellsch.  f.  Natur-  und  Völkerkunde  Ostasiens.     1896.     Bd.  6,  Heft  58, 

S.  329. 


E.     Bibliographische  Übersicht.  353 

Elkan,    W.,    Japanischer    Bronzeguss.     Mitteil.  d.    deutsch.   Gesellsch.    für 

Natur-  u.  Völkerkunde  Ostasiens.     Heft  59,  S.  450. 
Enjoy,    P.    d',    Le   calendrier    Chinois.     Bull,    de    la  Soc.    d'anthrop.    de 

Paris.     1896,     Bd.   7,  S.  562. 
Enjoy,    P.    d',   Le   culte   des   morts    en   Chine.     Revue   intern,    de   sociol. 

März. 
Forke,    Über  die    chinesische   Armbrust.     Verhandl.    d.  Berliner  anthrop. 

Gesellsch.     1896.     Bd    28,  S.  272. 
Hartmann,    F.,    Theosophie    in    China.     Betrachtungen    über    das  Tao- 

The  King.     Aus  dem  Chines.  des  Laotze.     Leipzig,  W.  Friedrich. 
Hisa,  M.,  Some  Japanized  Chinese  proverbs.    Journ.    of    Amor,    folk-lore. 

1896.     Bd.  9,  S.   132. 
Krebs,  W.,  Die  Beulenpest  Shu-Yi.     Globus.     Bd.  71,  Nr.   12. 
Landis,  E.  B.,  Native  dyes  and  methods  of  dyeing   in  Korea.     Journal  of 

the  anthrop.  Institute  of  Great  Britain  etc.     Bd.  26,  S.  453. 
Letourneau,  Gh.,  Le  commerce  et  la  monnaie  en  Chine.     Revue  intern. 

de  sociol.     April. 
Löhn  ho  Im,    Japanisches    Handelsrecht.     Mitteil.    d.    deutsch.    Gesellsch.  f. 

Natur-  und  Völkerkunde  Ostasiens.      1896.     Bd.  6,  Heft  55. 
Low,    0.,    Über    einige    japanische    Nahrungsmittel.     Mitteil.    d.    deutsch. 

Gesellsch.  f.  Natur-  u.  Völkerkunde  Ostasiens.     1896.     Bd.  6,   Heft  57, 

S.  352. 
MacKay,    Unter    den    Aboriginalstämmen    Formosas.      Mitteil.    d.    geogr. 

Gesellsch.  in  Jena.     Bd.   15. 
Matignon,   J.  J.,    Stigmates    congenitaux   et  transitoires  chez  les  Chinois. 

Arch.    Clin,    de  Bordeaux.      1896.     Bd.   5,    Nr.   9,    S.  416;    Bull,    de  la 

Soc.  d'anthrop.  de  Paris.     1896.     Bd.  7,  S.  524. 
Matignon,    Le    suicide    en    Chine.      Arch.    d'anthrop.    crimin.      Bd.     12, 

S.  365. 
Mely,  de,  Les  lapidaires  chinois.     Journ.  des  Savants.      1896.     Oct. 
Miura,  K.,  Über  Kubisagari.     Mitteil.  d.  med.  Fak.   d.  Univ.  Tokio.    1896. 

Bd.  3,  Nr.  3. 
Morse,  E.  S  ,  Korean  interviews.    Populär  Science  Monthly.    Bd.  51,  S.  1. 
Müller,  F.  U.,  Japanisches.      Anmerkungen   zu   Bartels-Ploss :    Das   Weib. 

Verhandl.  d.  Berl.  anthropol.  Gesellsch.     Bd.  29,  S.  88. 
Münsterberg,  0.,  Die  sogen,  ältesten  japanischen  Rüstungen  in  Europa. 

Verhandl.  d.  Berliner  anthrop.  Gesellsch.      1896.     Bd.   28,  S.  468. 
Parker,  E.  H.,    Diet  and  medicine   in  China.      Cornhill   Magazine.     Febr. 
Portengen,  J.  A.,  Une  theorie    chinoise  sur    l'etiologie   et  la  therapie  de 

la  peste.    Janus.     Bd.    1.     März-April. 
Psini,  C,  Idee  politiche   ed   economiche  della   Cina   antica.     Riv.    ital.  di 

Sociologia.     Bd.   1,  S.  28. 
Riess,    Ludv^ig,    Geschichte    der    Insel    Formosa.      Mitteil.    d.    deutsch. 

Gesellsch.  f.  Natur-  u.  Völkerkunde  Ostasiens.     Heft  59,  S.  405. 
Seh  edel,    J.,    Phallus  -  Kultus   in    Japan.     Yokohama,    Druck    d.    Eastern 

World. 
Schlegel,  La  fete  de  fouler  le  feu  en  Chine.      Intern.   Arch.   f.   Ethnogr. 

1896.     Bd.  9,  Heft  5. 
Seidlitz,  W.     v.,    Geschichte    des    japanischen    Holzschnittes.     Dresden, 

G.  Kühtmann. 
Serrurier,    L.,    Bibliotheque  japonaise.     Leiden,    E.  J.  Brill. 

Centralblatt  für  Anthropologrie.     1897.  23 


354  E.     Bibliographische  Übersicht. 

Steffens,  C,  Chinatown  in  New-York.     Globus.     Bd.   71,  Nr,  24. 

Török,  Aurel  v.,  Über  den  Yezoer  Ainoschädel  aus  der  ostasiatischen 
Reise  des  Herrn  Grafen  Bela  Szechenyi  und  über  den  Sachaliner  Aino- 
schädel des  königlich  zoologischen  und  anthropologisch  -  ethnographischen 
Museums  zu  Dresden.     Dritter  Theil.    Arch.  f.  Anthroj).     1896.    S.  277. 

Weipert,  H.,  Das  Shinto-Gebet  der  grossen  Reinigung  (Ohariai  no  Kotoba). 
Mitteil.  d.  deutsch.  Gesellsch.  f.  Natur-  u.  Völkerkunde  Ostasiens.  Bd.  6, 
Heft  58,  S.  365. 

Zaborowski,  L'infanticide  et  les  ensevelissements  de  personnes  Vivantes 
en  Chine.     Revue    encyclop.  Larousse.      1896.     Octobr.  31. 

Centralasien  und  Vorderindien. 

Archibald,    D.,    Die    indischen  Wetter -Vorhersagen  für  lange  Perioden. 

Naturw.  Rundschau.     Bd.   12,  Nr,   8. 
Baden-Powell,    The  indian  village  Community   examined    with  reference 

to  the  physical,   ethnographical  and  historical  conditions  of  the  provinces. 

London,  Longmans.     1896. 
Balfour,    H.  Living  history  of    an    Aghori    fakir:    with    exhibition   of  the 

human  skull  used  by  him  as  a  drinking  vessel,  and  notes  on  the  similar 

use  of  skulls  by  other  races.     Journ.  of  the  anthrop.    Institute  of  Great 

Britain  etc.     Bd.  26,  S.  340. 
Bhattacharya,    J.    N. ,    Hindu    casts   and   sects  etc.     Calcutta,    Thacker. 

1896. 
Bhikschuh's  Subhadra,  Buddistischer  Katechismus  vor  dem  Forum  der 

Vernunft   und   Moral   von    einem    anderen   Bhikschu.      Rheinbach,    Litt. 

Bureau. 
Carus,  Paul,  The  mythology  of  Buddism.     Monist.  April. 
Crooke,  W.,  The  North-Western  provinces  of  India,  their   history,  ethno- 

logy  and  administration.  London,  A.  Constable  Sc  Co. 
Crooke,    W.,    The    populär    religion    and    folk-lore    of   Northern    India. 

London,  Archibald  Constable. 
Dharmapäla,   H.,    Is  there  more  than  one  Buddhism.     The  open  Court. 

Februar.     Nr.  489. 
Deussen,   P.,    Sechzig   Upanishad's   des  Veda,     Aus   dem  Sanskrit  übers. 

Leipzig,    F.  A.  Brockhaus. 
Fick,    Richard,    Die    soziale    GHederung    im    nordöstlichen    Indien    zu 

Buddhas  Zeit.     Kiel,  C.  F.  Haeseler. 
Formichi,  Carlo,  II  primo  capitolo   della   Brahme-Upanished    coli'    annes- 

sovi  commento  di  Näräyana.  Kiel,  Lipsius  u.  Tischer. 
Frazer,  R.  W.,  British  India.  London,  Fischer  Unvin. 
Galt,    E.  A.,    Report    on    the    progress  of  historical   research    in    Assam. 

Shillong  (Assam),    Secr.    Print.    Office. 
Geiger,    W.,    Die    Sprache    der    Rodiyas    auf    Ceylon.     Akadem.    Schrift. 

München. 
Harlez,  C.  de,    Vocabulaire    bouddhique  sanscrit-chinois.     Han-Fan  Tsih- 

yao.     Precis  de  doctrine  bouddhique.     Leiden,  E.  J.  Brill. 
Hobusch,    Die    Kuh    und    die    Hindus.     Mitteil.    d.    geogr.    Gesellsch.    in 

Jena.     Bd.   15. 
Hopkins,  E.  W.,  The  religion  of  India.     London,  Arnold.     1896. 
Jacquemont,  Histoire  des  Mahrattes.     BuU.  de  la  Soc.  de  Geogr.     1896. 

Heft  3. 


E.     Bibliographische  Übersicht.  355 

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Josephson,    J.,    Darstellung   und  Beurteilung    des    Buddhismus,    im    An- 

schluss    an    den    buddhistischen    Katechismus    des   Bhikschu   Subhadra. 

Programm.     Rendsburg. 
J-Tsing,    A   record    of    the    Buddhist    religion    as   practised   in   India  and 

the  Malay  archipelago.     Oxford,  Clarendon  Press. 
Lafforgue,    Le    Laos   et  les   habitants.      Bull,   de   la   Soc.    de   geogr.  de 

Toulouse.     1896.     Juli-Aug. 
Laufe r,    B.,    Indisches    Recept  zur   Herstellung  von   Räucherwerk.      Ver- 

handl.  d.  Berliner  anthrop.  Gesellsch.      1896.     Bd.  28,  S.  394. 
Le    novelle    indiane    di    Visnusarma.     Trad.  dal   Sanscrito   da   Italo 

Pizzi-Torino.     1896. 
Mitra,  Notes  on  the  Kavasths  of  Behar;    on  the  indian  folk-beliefs   about 

the  tiger;   ancestral  property  among  the  Hindus.     Journ.   of  the   anthrop. 

Soc.  of  Bombay.     1896.     Bd.  4,  Nr.  2. 
Oldenberg,    H.,    Buddha.     Sein    Leben,    seine    Lehre,    seine    Gemeinde. 

3.  Aufl.     Berlin,  Besser. 
Oppert,  Reise  nach  Kulu  im  Himalaya.     Globus.     Bd.  71,  Nr.   1   u.  2. 
Oppert,  G.  Buddhas  Geburtsort.     Globus.     Bd.  71,  Nr.   14. 
Oppert,    G.,    Über    die   Toda  und  Köta  in  den  Nilagiri   oder  den  blauen 

Bergen.     Zeitschr.  f.  Ethnol.      1896.     Bd.  28,  S.  215. 
Oppert,  Die  Ureinwohner  Indiens  in  ethnologischer,  religiöser  und  sprach- 
licher Hinsicht.     Globus.     Bd.  72,  Nr.  4  u.  f. 
Patell,    B.  Byramjee,    Suicides    amongst   the  Parsees  of  Bombay.     Journ. 

of  anthrop.    Soc.  of  Bombay.     1896.     Bd.  4,  Nr.   1. 
Pischel,  R.  u.  Geldner,  K.,  Vedische  Studien.     Stuttgart,    Kohlhammer. 
Ranina,    The    surgical    Instruments    of    the    ancient    Hindus.      Journ.   of 

anthrop.  Soc.  of  Bombay.     1896.     Bd.  4,  Nr.  1. 
Robertson,    G.    Scott,    The    Kafirs    of    the  Hindukush.     London,    Law- 
rence &  Bullen.     1896. 
Senart,    E.,    Les    Caches    dans    l'Inde.     Ann.    du   musee   Guimet.     1896. 

Bd.   10. 
Simpson,    W.,    The    Buddhist  praying-wheel.     A    collection    of    material 

bearing    upon    the    symbols    of  the   wheel   and    circular    movements    in 

custom  and  religious  ritual.     London,  Macmillan. 
Ujfalvy -Huszär,  Baron  Gh.,    Quelques   observations  sur  l'ouvrage    „Les 

Aryens  au  nord    et   au   sud    de  l'Hindoü-Kouch.*'     Arch.     per   l'antrop. 

Bd.  27,  S.   101. 
Ujfalvy,    Die    Arier    im    Norden    und  Süden   des   Hindukusch.     Arch.  f. 

Anthrop.     Bd.  24,  Heft  4. 
Windisch,  E.,     Die    altindischen  Religionsurkunden    und    die    christliche 

Mission.     Leipzig,  S.  Hirzel. 

Hinterindien,  Anam,  Slam. 
Bloch,   Ad.,  La   main    d'une   Annamite   de    distinction.     Bull,   de  la  Soc. 

d'anthrop.  de  Paris.     1896.     Bd.  7,  S.  580. 
Enjoy,   Paul   d',   Municipalite   annamite.     Bull,    de  la  Soc.  d'anthrop.  de 

Paris.     1896.     Bd.  7,  S.  321. 
Estrey,    M.    d',    Otages    et    corveables    au    Siam.       Journ.    des    econom. 

April  15. 
Frankfurter,    Juristische    und  politische  Reformen    in    Siam.     Jahrb.  d. 

intern.  Vereinig,  f.  vergleich.  Rechtswissenschaft,  Heft  2. 

23* 


356  E.     Bibliograpliische  Übersicht. 

Ffennell,  C,   Charms  in   Siam.     Folk-lore.     Bd.   8,  Nr.    1. 

Ledere,  A.,  A  cambodian  primary  school.     Pop.  Science  Monthly.    1896. 

Bd.  49,  S.  688. 
Rasch,     Gh.,    Zur     geographischen     Pathologie     Siams.     Janus.     Bd.    1. 

März-April. 
Shufeldt,   R.  W.,    Notes   on  Bhils,  Burmese   and   Battaks.     Pop.  Science 

Monthly.'     1896.     S.  34. 
Shway,  Yoe,  The  Burman:  his  life  and  notions.     London  u.  New  York. 

Macmillan  u.  Co.     1896.     603  S. 
Stevens,    Vaughan,    Geschichte  der  Djäkun    (Benar-Benar).      Verhandl. 

d.   Berliner  anthropol.  Gesellsch.     1896.     Bd.   28,  S.  301. 
Thurston,  E.,  Badagas  and  Jrulas   of  the  Nilgiris,    Paniyans   of  Malabar. 

Madras.  Gouv.  Museum.     Bd.  2,  Nr.   1, 
Zaborowski,  Origine  des  Cambodgiens.     Tsiams,  Mois,  Dravidiens,  Cam- 

bodgiens.     Bull,  de  la  Soc.  d'anthrop.  de  Paris.     Bd.  8,  S.  38. 
Zaborowski,     Sur    les    origines,    les    moeurs    et    les    caracteres    de    la 

Cochinchine.     C,-R.  de  l'Assoc.  frangaise  pour  l'avanc.  des  sciences.    Paris. 

1895.  Pt.   1,  S.  316. 

Insulinde,  Malaischer  Archipel. 

As  doenqas  mentaes  no  povos  do  Archipelagon  malaio.    Archivar 

de  med.  de  Lisboa.     Nr.  2.     März  25. 
Hazen,    G.   A.   J.     Bijdrage   tot   de   Kennis   van  het   javaansche   Tooneel. 

Leiden.     E.  J.  Brill. 
Krujit,   Beiträge   zur  Kunde   der  Posoalfuren.     Mitteil.   d.    geogr.  Ges.  in 

Jena.     Bd.   15. 
Mantegazza,  P.,  Presentazione  di  un  cranio  daiacco.     Arch.  per  Tantrop. 

1896.  Bd.  26,  S.  377. 

Mayer,  L.  T.,  Een  blik  in  het  Javaansche  volskleven.     Leiden. 

Pleite,  G.  M.,  Seltene   ethnographische   Gegenstände   von    Kisar.     Globus. 

Bd.  70,  Nr.  22. 
Plugge,  P.  C.,    Over   de   toxische  Werking    van  Rabelaisia    philippinensis 

pl.  en  van  het  pijlgift  der  Negritos   of  Luzon.     Nederl.  Weekbl.     1896. 

Bd.  2,  Nr.  4. 
Steiner,  L.,  Übersicht  über  3104  Fälle  von  Augenkrankheiten  bei  Malayen. 

(Holl.)     Geneesk.  Tijdschr.  von  Nederl.  Indie.     1896.     B.  36,  S.  32. 
Stevans    und    Bartels,    Ausdruck    der    Gemütsbewegungen    der    Orang 

Hütan   von    Malacca.       Verhandl.    d.    Berliner    anthrop.    Gesell.       1896. 

Bd.  28,  S.  270. 
Virchow,  R.,  Die  Bevölkerung  der  Philippinen.     Berlin,  G.  Reimer. 

Babylonien,  Assyrien. 

Craig,  James   A.,   Assyrian   and  Babylonian    religious    texts   etc.    2.  Bd. 

Assyriologische  Bibliothek.  Bd.  13,  Heft  2.  Leipzig,  J.  C.  Hinrichs. 
King,  L.  W.,  Babylonian  magic  and  sorcery.  London,  Luzac.  1896. 
Lehmann,  C.  F.,  Eine  assyrische  Darstellung  der  Massage.     Verhandl.  d. 

Berlin,  anthropol.  Gesellsch.     1896.     Bd.  28,  S.  585. 

Arabien. 

Der  Koran.     Aus    dem    Arabischen    wortgetreu    neu    übersetzt    etc.    von 
Dr.  L.  Ullmann,     Bielefeld,  Velhagen  u.  Klasing. 


E.     Bibliographische  Übersicht.  357 

Loufty,   Omar  Bey,  De  Taction  penale  en  droit  musulman    (rite  hanefite). 

Saint  Dizier,  Thevenot. 
Schulthess,  Frdr.,  Der  Diwan  des  arabischen  Dichters   Hätim  Tej.  etc. 

übersetzt  und  erläutert.     Leipzig,  J.   C.  Hinrichs. 
Schwarz,    Die    ältere    geographische    Litteratur    der    Araber.      Geograph. 

Zeitschr.     Heft  3. 
Wellhausen,    Reste    arabischen    Heidentums,    gesammelt    und    erläutert. 

Berhn,  G.  Reimer. 

3.    Afrika. 

Allgemeines  über  Afrika. 

Chatelain,  African  folklore.     Journ.   of  Amer.  folk-lore.     Jan. -März. 

Frobenius,    L,,    Die  bildende  Kunst  der  Afrikaner.     Wien.     A.    Holder. 

Frobenius,  Das  Hakenkreuz  in  Afrika.  Intern.  Arch.  f.  Ethnogr.  1896. 
Bd.  9,  Heft  5. 

Frobenius,  L.,  Die  bildende  Kunst  der  Afrikaner.  Mitteil.  d.  anthropol. 
Gesellsch.  in  Wien.     Bd    27,  S.   1. 

Paulischke,  P.,  Die  Zwergvölker  Afrikas.  Mitteil.  d.  anthropol.  Ge- 
sellsch. in  Wien.      1896.     Bd.  26.     Sitzungsber.  S.  63. 

Prietze,  Die  sprachlichen  Sammlungen  Barths,  Nachtigals  und  Rolfs. 
Zeitschr.  f.  afrik.  u.  ozean.  Sprachen.      1896.     Heft  6. 

Seidel,  Christaller  und  die  afrikanische  Sprachwissenschaft.  Zeitschr,  f. 
afrik.  u.  ozean.  Sprachen.     1896.     Heft  6. 

Staudinger,  P.,  Das  Zinnvorkommen  im  tropischen  Afrika  und  eine  ge- 
wisse Zinn-Industrie  der  Eingeborenen.  Verhandl.  d.  Berlin,  anthropol. 
Gesellsch.     Bd.  29,  S.  97. 

Stewart,  Culin,  Mancala,  the  national  game  of  Africa.  Washington. 
1896. 

Allgemeines  über  Neger. 

Hamy,  E.  T.,  Les  races  negres.     L' Anthropologie.     Bd.  8,    S.  257. 
Hoffmann,    F.   L.,    Race   traits    and   tendencies   of  the   American   negro. 

New-York. 
Johns  ton,  W,  P.,   Two  negro   tales.     Journ.    of  Amer.   folk-lore.     1896. 

Bd.  9,  S.   194. 
Matas,    R.,    The    surgical  pecularities    of    the    American    negro.      New- 

Orleans.     1896. 
Plehn,  Albert,   Wundheilung  bei  der  schwarzen  Rasse.     Deutsche  med. 

Wochenschr.     1896.     Bd.  22,  Nr.  34. 
Plehn,    Albert,    Zur    vergleichenden    Pathologie    der    schwarzen   Rasse. 

Arch.  f.  path.  Anat.     1896.     Bd.   146,  S.  486. 
Smith,    Pamela  C,    Two  negro  stories  from  Jamaica.     Journ.  of  Amer. 

folk-lore.     1896      Bd.  9,  S.  278. 
Trowbridge,    Ada   W.,    Negro    customs   and   folk-stories   from   Jamaica. 

Journ.  of  Amer.  folk-lore.     1896.     Bd.  9,  S.  279. 
Wilser,  L.,  Was  hat  dem  nordamerikanischen   Neger   Befreiung   genutzt? 

Rundschau  (Deutsche  Zeitung)  Bd.  2,  Nr.   18. 

Nordafrika  und  westliche  Inseln. 

Dumont,  Arsene,  Ethnographie  tunisienne.  Bull,  de  la  Soc.  d'anthrop. 
de  Paris.     1896.     Bd.  7,  S.  393. 


358  E.     Bibliographische  Übersicht. 

Gambier,  J,  W.,  The  Guanches:  the  ancient  inhabitants  of  Canary.     Rep. 

of  the  Smithson.  Instit.    1894.     Washington.     1896.     S.  541. 
Harris,    The   nomadic    Berbers    of  Central   Marocco.     Geographical  Journ. 

Juni. 
Legrain,    La   frequence   du   sarcome   en    Algerie    et  sa   guerison   par   les 

empiriques  indigenes.     Bull,  de  l'Acad.  de  med.     1896.     Juli  21.     S.  27. 
Malbot    u.    Verneau,    Les    chaouias    et    la  trepanation   du    cräne    dans 

l'Aures.     L'Anthropologie.     Bd.  8,  Heft  1. 
Piollet,    P.,    Du    regime    de    la    propriete    fonciere    en    Tunisie.     Saint 

Dizier,  Thevenot. 
Sellami,  La  femme  musulmane.     Revue  tunisienne.     1896.     Juli. 
Stumme,    H.,   Neue  tunisische  Sammlungen    (Kinderlieder,  Strassenlieder, 

Auszählreime  etc.).     Berlin,  D.  Reimer. 
Testvin,    Note    sur    l'ethnologie    du    Mzab.     Bull,    de    la    Soc.    dauphin. 

d'ethnol.     1896.     April. 

Ägypten. 
Erman,   A.,    Bruchstücke    koptischer    Volkslitteratur.      Berlin,    G.   Reimer 

in  Komm. 
Fouquet,  Anciennete  du  tatouage  employe  comme  moyen   de   traitement. 

Semaine  med.     Bd.   17,  S.  207. 
Goldziher,     Aus     dem     mohamedanischen     Heiligenkultus     in     Ägypten. 

Globus.     Bd.  71,  Nr.   15, 
Maspero,  G.,  Histoire  ancienne  des  peuples  de  l'orient  classique.     Bd.  2. 

Paris,  Hachette  Sc  Co. 
Ollivier -Beauregard,  Chez  les  Pharaons,  etude  egyptienne.    Paris.   1896. 
Wiedemann,    Alfred,    Religion    of  the   ancient  Egyptians.     New- York, 

Putnams  Sons. 

Abessynien,  Nubien,  Nordostafrika. 
Berghold,  Somali-Studien.     Zeitschr.  f.  afrik.  u.  ozean.  Sprachen.     Bd.  3, 

Heft  1. 
Bolau,    Über  die  Dinka  -  Neger.     Correspondenzbl.    d.   deutsch,  anthropol. 

Gesellsch.     Bd.   18,  Nr.  6. 
Holzinger,  F.,  Geisteskrankheiten  in  Abessynien.     (Russ.)     Obosr.  psich. 

i  nervol.     Bd.  2,    Nr.  3. 
Lombroso,    C.    e  Carrara,   M.,    Contributo   all*    antropologia    dei  Dinka. 

Atti  della  Soc.  rom.  die  antropol.     Bd.  4,  S.   103. 

Ostafrika. 
Arning,  Die  Wahehe.     Mitteil,  aus  dem  deutschen  Schutzgebiet.     Bd.  10, 

Heft  1. 
Fromm,    E.,    Lieder    und    Geschichten    der    Suaheli.      Samml.    Virchov^r- 

Holtzendorf.     Hft.  251.     Hamburg,  Verlagsanstalt. 
Junod,  L'art  divinatoire  chez  les  Ronga  de  la  baie  de  Delagoa.     Bull,    de 

la  Soc.  Neuchätel.  de  geogr.     Bd.  9.     1896/97. 
Schlichter,   H.  G.,   Notiz   über   zv^ei   neue  afrikanische  Pygmäen   östlich 

vom  Nil.     Petermann's  Mittetl.     1896.     Bd.  42,  S.  236. 
Sowa,  V.,  Skizze  der  Grammatik  der  Ki-Mwera  (Deutsch-Ostafrika).     Ztschr. 

f.  afrik.  u.  ozean.  Sprachen.     1896.     Heft  6. 
Weule,  Die  Wahehe.     Verhandl.    d.    Gesellsch.    f.    Erdkunde    zu   Berlin. 

1896.     Nr.  9  u.   10. 


E.     Bibliographische  Ü]:)ei-siciit.  359 

Madagaskar. 
Bloch,  Adolphe,  Sur  une  race  rouge  indigene  qui  existait  anciennemenl 

ä  Madagascar  et  sur  Torigine  des  Hovas.     Bull,   de  la  Sog.  d'anthrop.   de 

Paris.     1896.     B.  7,    S.  498. 
Bouchereau,   A.,  Note   sur  l'anthropologie  de   Madagascar,    des  lies   Co- 

mores  et  de  la  cote  Orientale  d'Afrique.    L'Anthropologie.    Bd.  8,  S.  149. 
Collignon,    R.,    Presentation    d'indigenes   de   Madagascar   et   du  Soudan. 

Bull,  de  la  Soc.  d'anthrop.  de  Paris,     1896.     Bd.  7,  S.  483. 
Deniker,    J.,    Les   indigenes    de  Madagascar    exposes    au    Champ-de-Mars. 

Bull,  de  la  Soc.  d'anthrop.  de  Paris.     1896.     Bd.  7,  S.  480. 
Duckworth,    L.    H.,    An    account    of    skulls    from    Madagascar    in    the 

anatomical   Museum   of  Cambridge  University.     Journ.    of  the  anthropol. 

Instit.     Bd.  26,  S.  285. 
Letourneau,  Gh.,    L'origine   des  Hovas.     Bull,  de  la  Soc.  d'anthrop.    de 

Paris.     1896.     Bd.  7,  S.  521. 
Oppel,    A.,    Die    Herkunft    der    Bevölkerung    von    Madagaskar.     Globus. 

1896.     Bd.  70,  xNr.  24. 
Sadoul,    Madagascar.     Reponse  au  questionnaire  de  sociol.  et    d'ethnogr. 

Bull,  de  la  Soc.   d'anthrop.  de  Paris.      1896.     Bd.   7,  S.   582. 
Virchow,    R.,    Schädel   von   Hova   und  Bara   aus  Madagaskar.     Verhandl. 

der  Berliner  anthrop.  Gesellsch.  1896.  Bd.  28,  S.  411. 
Zaborov^ski,    Anthropologie   de   Madagascar.     Extr.    de  la  Grande  Ency- 

clopedie.     1896.     Bd.  22.     Paris,  H.  Lamirault  &  Co. 
ZaboroM^ski,     Origine     et    caracteres    des     Hovas.       Revue    mens,     de 

l'Ecole  d'anthrop.     Bd.   7,  S.  33. 
Zaborowski,  M.,  Malgaches-Nias-Dravidiens.     Bull,    de   la  Soc.  d'anthrop. 

de  Paris.     Bd.  8,  S.  84. 

Südostafrika. 

Bartels,  M.,  Reise  -  Unsitten  bei  den  Bavrenda  in  Nord -Transvaal.  Ver- 
band], d.   Berliner  anthrop.  Gesellsch.     1896.     Bd.  28,  S.  363 

Bartels,  M.,  Schienen  -  Verbände  für  Knochenbrüche  bei  den  Bawenda 
von  Nord  -  Transvaal.  Verhandl.  d.  Berliner  anthrop.  Gesellsch.  1896. 
Bd.  28,  S.  365. 

Christol,  Notice  sur  les  bushman.  Bull,  de  la  Soc.  Neuchät.  de  geogr. 
Bd.  9.     1896/97. 

Jacottet,  Moeurs  et  superstitions  des  Basouto.  Bull,  de  la  Soc.  Neuchät. 
de  geögr.     Bd.  9.     1896/97. 

Oestrup,  J.,  Contes  de  Damas  recueillis  et  traduits  avec  une  introduction 
et  une  esquisse  de  grammaire.     Leiden. 

White,  T.  W.,  Manners  and  customs  of  the  Boers.  Forum.  New  York. 
1896.     S.   118. 

Sudan. 

Doering,    Anthropologisches    von   der   deutschen  Togo-Expedition.     Verh. 

d.  Berliner  anthropol.  Gesellsch.  1896.  Bd.  28,  S.  505. 
Förster,  Brix,  Die  Sonrhay.  Globus.  Bd.  71.  Nr.  12. 
Fritsch,    G.,    Acca-Mädchen.      Verhandl.   d.   Berliner   anthrop.  Gesellsch. 

1896.     Bd.  28,  S.  544. 
Frobenius,    H.,    Die   Erdgebäude   im  Sudan.      Samml.    gemeinverständl. 

v^issenschaftl.  Vorträge.     N.   F.  Heft  262.     Hamburg,   Verlags-Anstalt  u. 

Druckerei. 


360  E.     Bibliographische  Übersicht. 

Haliburton,  R.  G.,  Zwergstämme  in  Süd-  und  Nord- Amerika.  Verband, 
d.  Berliner  anthrop.  Gesellsch.     1896.     Bd.  28,  S.  470. 

Meyer,  P.  C,  Erforschungsgeschichte  und  Staatenbildung  des  Westsudan, 
i.  Erforschungsgeschichte,  Litteratur,  Charakter  des  Landes  und  seiner 
Bewohner.     Dissert.     Leipzig. 

P  reu  SS,  K.  Th.,  Die  Totenklage  im  alten  Amerika  (vom  Standpunkte  der 
Völkerpsychologie).     Globus.     1896.     Bd.   70,  Nr.  22  u.  23. 

Prietze,  Beiträge  zur  Erforschung  von  Sprache  und  Volksgeist  in  der 
Togo-Kolonie.     Zeitschr.  f.  afrikan.  u.  ozean.   Sprachen.     Bd.  3,  Heft    1. 

Seidel,  Krankheit,  Tod  und  Begräbnis  bei  den  Togonegern.  Globus. 
Bd.  72,  Nr.  2  u.  3. 

Seidel,  H,  Instruktion  für  anthropologische  Beobachtungen  und  Samm- 
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Tylor,  E.  B.     The  Haie  series    of  Huron  Wampum   Belts.     Journ.  of  the 

anthrop.     Instit.     Bd.   26,   S.   248. 
Willoughby,    Analysis    of  the    decorations  upon  pottery  from  the  Missis- 

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Mittelamerika. 
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Dieseldorff,  E.  F.,   Wer  waren  die  Tolteken?     Bastian-Festschrift  S.  415. 

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Guilliod,    Troubles    de  l'etat  mental   aux  Antilles.     These   de  Bordeaux. 

1896. 
Gunckel,    The    direction,    in   which   Mayan    inscriptions    should  be  read. 

Amer.  Anthropol.     Mai. 
Gunckel,    An  analysis  of  the   day    signs  in    the    Palenquen    inscriptions 

Amer.  Antiquarian.     März. 
Sapper,    Carl,    Mittelamerikanische    Caraiben.      Intern.   Arch.   f.  Ethnogr. 

Bd.   10,  S.  53. 
Sei  er,   Eine    angeblich    in    Nord-Amerika     gefundene    Aztekenhandschrift. 

Globus.     Bd.   72,  Nr.  2. 
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Stoll,    Otto,    Die    Maya  -  Sprachen    der    Pokom- Gruppe.     2.    Teil;    Die 

Sprache  der  K'e'khi-Indianer.     Leipzig,  K.  F.  Köhler's  Antiquar.      1896. 
Williams,  A.  M.,  A  miracle  play  in    the    West   Indies.     Journ.  of  Amer. 

folk-lore.     1896.     S.   117. 

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Brühl,  G.,  Valparaiso  und  sein  Deutschtum.     Globus.     Bd.  71,  Nr.  8. 

Ehrenreich,  P.,  Materialien  zur  Sprachenkunde  Brasiliens.  Vokabulare 
von  Purus-Stämmen.     Zeitschr.  f.  Ethnologie.     Bd.  29,  S.  59. 

Ehrenreich,  P.,  Anthropologische  Studien  über  die  Urbewohner  Bra- 
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Groesbeck,  T.,  The  Incas,  the  children  of  the  sun.  London,  Putnam's 
Sons. 

Grube,  W.,  Taoistischer  Schöpfungsmythus.  Bastian-Festschrift.  S.  445. 
Berlin,  Dietr.  Reimer. 

Hoyos,    F.  u.  Echeverria  i  Reyes,    A.,    Glosario    de  la  langua  Ataca- 
meiia.     Santiago.     1896. 


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Massei,    J.,    Lcnguas    argentinas;    grupo  Mataco-Mataguayodel    Chaco.  BoL 

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Nordenskiöld,    Feuerland    und    seine    Bewohner.     Geograph.    Zeitschr. 

1896.     Heft  12. 
Nusser,    Chr.,    Die    Stämme    der    östlichen    Indianergrenze    in    Bolivien 

(Tobas,  Chiriguakos,  Matacos  u,  Siriones).     Globus.     Bd.  76,  Nr.   10. 
Page,    F.  M.,    Los   payadores  Gauchos      The   descendants   of  the   juglares 

of  old    Spain   in   La  Plata,    a  contribution  to  the  folk-lore   and  language 

of  the  Argentine  Gaucho.     Diss.     Heidelberg. 
Peel,  S.  D.,  Ancient  and  modern  pueblos  compared.     Amer.  Antiquarian. 

1896.      S.  333. 
Peet,    Relative    age    of    the    Pueblos    and    Cliff-dwellings.       Amer.    Anti- 
quarian.    März. 
Pelleschi,   Los   Indios  Matacos   y  su  lengua.     Boletin  del  Instit.   geograf. 

Argentino.      1896.     Okt.-Dez. 
Sapper,    Ein   altindianischer   Landstreit   in  Guatemala.     Globus.     Bd.  72, 

Nr.  6. 
Schur  tz.  Peruanische  Thongefässe.     Globus.     Bd.  71,  Nr.  4. 
Wer  nicke,  Otto,  Über  Blindheit  und  Augenkrankheiten  in  Argentinien. 

Centralbl.  f.  prakt.  Augenheilkunde.     Bd.  21.     Juni. 

III.    Urgeschichte. 
A..    A-llgemeines. 

Appelgren,    Hj.,    Krefting's    Methode    zur    Reinigung    und  Konservirung 

von  Metallsachen.     (Finnisch).     Finskt  Museum.     1896.     S.  66. 
C  offey,  G.,  Prehistoric  cenotaphs.     Dublin,  Univers.  Press,     1896. 
Fraipont,  J.,  La  race  imaginaire  de  Cannstatt  ou  de  Neanderthal.     Bull. 

de  la  Soc.  d'anthropol.  de  Bruxelles.     Bd.   14. 
Gaudry,  Albert,    Essai  de  paleontologie  philosophique.     Paris.     Masson. 
Gladstone,  J.  H.,  On  the  transition  from  the  use  of  copper    to   that    of 

bronze.     Journ.  of  the  anthrop.  Institute  of  Great  Britain  etc.     Bd.   26, 

S.  309. 
Helm,    0.,    Chemische   Untersuchung  vorgeschichtlicher   Bronzen.     Verh. 

d.  Berlin,  anthropol.  Gesellsch.     Bd.  29,  S.   123. 
Hörnes,  Mor.,   Urgeschichte  des  Menschen.     2.    Aufl.     Samml.    Göschen. 

Heft  42.     Leipzig,  G.  J.  Göschen. 
Hutchinson,     H.    N. ,     Prehistoric    man    and     beast.      London,    Smith, 

Eider  &  Co. 
Letourneau    und  Papillault,    Evolution   de   la   lampe   romaine.     Bull. 

de  la  Soc.  d'anthrop.  de  Paris.     1896.     Bd.   7,  S.  348. 
Masfrand,    Etudes   comparatives    des    classifications    d'anthropologie    pre- 

historique,  anciennes  et  recentes.    Bull,  de  la  Soc.  des  amis  des  sciences 

de  Rochechouart.     1896.     Heft  5. 
Morgan,   J.   de,   Recherches  sur  les  origines.     L'äge    de  la  pierre  et  des 

metaux.     Paris,   E.  Leroux. 
Morselli,   E.,    Osservazioni  critiche   suUa   parte    antropologico-preistorica 

del  recente  ,,Trattato    di   paleontologia"  di  C.  Zittel.     Arch.  per  l'antrop. 

e  l'etnol.     Bd.  26,  S.   123. 
Mortillet,   A.  de,   Les  petits  silex  tailles   ä  contours  geometriques   trou- 

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Paris.     1896.     Bd.  6,  S.  377. 


j 


E.     Bibliographische  Übersicht.  307 

Mortillet,    G.    de,    Evolution    quaternaire   de   la  pierre.     Revue   mens,  de 

l'Ecole  d'anthrop.     Bd.  7,  S.   18. 
Munro,   R.,  Prehistoric   problems.     Edinburgh,    W.  Blackwood    and  Sons. 
Poutjatine,    Prinz    Paul,    Gab    es    in    der    Steinzeit    eine    Chirurgie. 

(Russisch.)     St.  Petersburg. 
Reinecke,  P.    Nochmals   zu   den  Armschutzplatten.     Correspondenzbl.   d. 

deutsch,  anthrop.  Gesellsch.     Bd.  28,  Nr.  3. 
Wahns chaffe,  Felix,  Unsere  Heimat  zur  Eiszeit.     Berlin,  R.  Oppenheim. 
Weeren,     Analyse    einer    cujavischen    Kupferaxt     und    Bearbeitung    der 

Kupfererze.    Verhandl.  d.  Berlin,  anthrop.  Gesellsch.  1896.  Bd.  28,  S.  380. 

B.     Europa. 

OL.     Grossbritannien  und  Irland. 

Anderson,  J.,  The  pottery,  bronze  etc.  found  at  Birrens.     Proceed.  of  the 

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Anderson,  J,,  Notes  on  a  deposit  of  flints  worked  to  a  leaf-shape,  found 

at  Bulv^ark,  Old  Deer,  Aberdeenshire.     Proc.  of  the  Soc.  of  Antiquaries 

of  Scotland.     Session   1895—96,  S.  346. 
Anderson,  J,,  Note  on  a  bronze  sword  found  at  Inverbroom,  Ross-Shire. 

Proc.  of  the  Soc.  of  Antiquaries  of  Scotland.     Session  1895-— 96,  S.  352. 
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Bruce,    John,    Notice    of  remarkable  groups  of  archaic   sculpturings   in 

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Evans,    John,    The    ancient  stone  implements,  weapons,   and  Ornaments 

of  Great  Britain.     2.  Aufl.     London,  Longmans  &  Co. 
Frazer,  W.,  Rüde  bone  pins  of  large  size  made   from   red-deer  hörn  ob- 

tained  from  the  cairns  of  County  Sligo,  and  Lough  Crev^,  County-Meath. 

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Heid,  Cl. ,  The  palaeolithic  deposits  at  Hitchin   and  their  relation   to  the 

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Miliar,  Adam,  Notes  of  the  discovery  and  exploration   of  a  circular  fort 

on  Dunbuie    hill,    near  Dumbarton.     Proc.    of  the   Soc.    of  Antiquaries 

of  Scotland.     Session  1895—96,  S.  291. 
Mitchell,    A.,   The    fall   of  a  iron-age  man  into  the  stone-age.     Proc.  of 

the  Soc.  of  Antiquaries  of  Scotland.     Session   1895—96.  S.  369. 
Murray,  David,  An  archaeological  survey  of  the  united  Kingdom.   Glasgow, 

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Reid,  Clement,  An  early  neolithic  kitchen  -  midden  and  tufaceous  de- 
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and  Antiq.  Club      Bd.   17. 

ß.     Skandinavien. 

Mestorf,  J.,  Das  vorhistorische  Eisenalter  im  skandinavischen  Norden. 
Archiv  f.  Anthrop.     Heft  4,  S.  339. 


368  E.     Bibliographische  Übersicht. 

T reiche!,  A  ,  Sogenannte  Wikingerschiffe.     Verhandh  d.  Berlin,  anthropol. 
Gesellsch.     1896.     Bd.  28,  S.  333. 

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Köll,    F.,    Der   Urnenfriedhof  Pöttersberg.     Mitteil.    d.    anthropol.  Vereins 

in  Schleswig-Holstein.     Heft   10,   S.    1. 
Kröhnke,  Otto,  Chemische  Untersuchungen  an  vorgeschichtlichen  Bronzen 

Schleswig-Holsteins.     Dissert.  d.  philos.  Fakultät  z.  Kiel. 
Mestorf,  J.,  Die    holsteinischen  Gürtel.     Mitteil.    d.  anthropol.  Vereins  in 

Schleswig-Holstein.     Heft  10,  S.  6. 
Splieth,   W.,  Die  Steinaltergräber  im  Gute  Hemmelmark  bei  Eckernförde. 

Mitteil.  d.  anthropol.  Ver.  in  Schleswig-Holstein.     Heft  10,  S.   19. 

Mecklenburg. 

Beltz,   Hob.,   Bronzeschwert   von    Parum   (Mecklenburg- Schwerin),      Prä- 
historische Blätter.     Bd.  9,  Nr.  2. 

Pommern. 

Baier,  R,,  Thongefässe  aus  der  Steinzeit  auf  der  Insel  Rügen,     Verhandl. 

d.  Berl.  anthropol.  Gesellsch.     Bd.  28,  S.  350. 
Götze,    A.,    Funde    von    Steingeräten   auf  Rügen.      Nachr.    über   deutsche 

Altertumsfunde.     Bd.  8,  Heft   1. 
Pyl,    Th.,    Die  Greifswalder    Sammlungen   vaterländischer   Altertümer  etc. 

Heft  2.     Greifswald  1897. 
Schumann,    H.,    Bronze -Depotfund   von    Clempenow,    Pommern.     Naehr. 

über  deutsche  Altertumsfunde..     Bd.  8,  Heft   1. 
Schumann,     H.,    Steinzeitgrab    von    Retzin    in    Randowthal.     (Randow). 

Nachr.  über  deutsche  Altertumsfunde.     1896.     Bd.   7,  Heft  6. 
Schumann,   H.,   Die   Cultur  Pommerns   in   vorgeschichtlicher  Zeit.     Bal- 
tische Studien.     Bd.  46,  S.   103. 
Stubenrauch,   A.,   Der  Bronze-Moorfund  von  Podewilshausen,  Kr.  Stolp. 

Monatsbl.   d.  Gesellsch.    f.  Pomm.  Gesch.  u.  Altertumsk.     Nr.  2. 
Stuben  rauch,    A.,    Der  Bronze -Depotfund    von   Farbezin,    Kr,  Naugard, 

Monatsbl.     d.  Gesellsch.    f.  Pomm.  Gesch.    u.    Altertumsk.  Nr.  5. 
Stubenrauch,  A.,    Ein  zerstörtes  megalithisches  Grab  in  Stolzenburg  bei 

Pasewalk,  Kr.  Ückermünde.     Monatsbl.  d.  Pomm.  Gesellsch.  f.  Gesch.  u. 

Altertumsk.     Nr.  6. 
Staubenrauch,   A.,    Burgwälle   in   der   Umgegend    der    Stadt  Dramburg. 

Monatsbl.  d.  Gesellsch.  f.  Pomm.  Gesch.  u.  Altertumsk.     Nr.   1. 

Ost-  und  West-Preussen. 
Anger,    Eine  neu   aufgefundene  Bronze-Urne  von  Topolno,    Kr.  Schweiz. 

Verhandl.  d.  Berl.  anthrop.  Gesellsch.     Bd.  29,  S.  36. 
Anger,    Gräberfelder    von    Grutschno    und    Nachbarorten,    Kr.    Schwetz. 

Nachr.  über  deutsch.  Altertumskunde.     Bd.  7,  Nr.  5. 
Treichel,    A.,    Die   Kopce    oder   Grobe    bei   Leohain,    Kr.   Neustadt.    — 

Doppelwall   von   Bendargau,    Kr.  Carthaus.     Verhandl.    d.  Berl.  anthrop.. 

Gesellsch.     1896.     Bd.  28,  S.  374  u.  376. 


E.     Bibliographische  Übersicht.  369 

Treichel,  A.,  Der  Schlossberg  von  Mehlken,  Kr.  Carlhaus.     Verband],  d. 

Berl.  anthrop.  Gesellsch.     Bd.  29,  S.   58. 
Virchow,    Bemerkungen    zu    den  Untersuchungen    der    weissen  Substanz 

in    den   Ornamentritzen    vorgeschichtlicher    Thongefässe    Westpreussens. 

Verband],  d.  Berl.  anthrop.  Gesellsch.     Bd.  29,  S.  35. 

Posen. 

Brinckmann,  Ein  goldenes  Schmuckstück  der  Bronzezeit  aus  Schneidemüh] . 

Correspondenzbl.  d.  deutsch,  anthrop.  Gesellsch.      1896.     Bd.  28,  Nr.  6. 
Goetze,    A.,    Ein  Thongefäss   der  Völkerwanderungszeit   aus   der  Provinz 

Posen.     Nachr.  über  deutsch.  Altertumsfunde.     Bd.  8,  Heft  1. 
Götze,    A.,    Urne    mit    Mützendeckel    und   Ohrringen    von    Weissenhöhe, 

Kr.  Wirsitz,  Prov.  Posen.     Nachr.  über  deutsch.  Altertumskunde.    1896. 

Bd.   7,  Nr.  5. 
He n sei,  Urnenfund  von  Solben.     Zeitschr.  d.  histor.  Gesellsch.  f.  d.  Prov. 

Posen.     Bd.   12,  S.  92, 
Köhler,    Feuerstein  -  Schlagstätten    im    Posenschen.      Verband!,    d.    Berl. 

anthrop.  Gesellsch.     1896.     Bd.   28.  S.  346. 
Köhler,    Ein  Schädel    von  W^gierskie    bei   Schroda.      Verband],  d.   Berl. 

anthrop.  Gesellsch.     1896.     Bd.  28,  S.  591. 
Schemel,  Th.,  Der  Burgberg  otary  dwör   bei  Crone  a.  d.  Brahe.     Jahrb. 

d.  histor.  Gesellsch.  f.  d.  Netzedistrikt  zu  Bromberg.     1897.     S.  33. 
Schwartz,    Fundorte    von   Schläfenringen    in    der   Provinz   Posen.     Ver- 
band], d.  Berl.  anthrop.  Gesellsch.     1896.     Bd.  28,   S.  538. 

Schlesien. 

Grempler,  W.,  Der  Bronzefund  bei  Lorzendorf,  Kr.  Namslau.  Schlesiens 
Vorzeit  in  Wort  und  Bild.     1896.     Bd.  7,  Heft  2,  S.   195. 

Klose,  W.,  Das  Gräberfeld  zu  Goslawitz,  Kr.  Oppeln.  Schlesiens  Vorzeit 
in  Wort  und  Bild.     Bd.  7,  Heft  2,  S.  209. 

Seger,  H.,  Schlesische  Fundchronik.  Schlesiens  Vorzeit  in  Wort  und 
Bild.     Bd.  7,  Heft  2,  S.  247. 

Brandenburg. 

Buchholz,  R.,  Brandgräberfeld  und  wendischer  Burgwall  in  der  Feld- 
mark Postlin,  Kr.  Westpriegnitz.  Nachr.  f.  deutsch.  Altertumsfunde. 
1896.     Bd.  7,  Heft  4. 

Busse,  Ein  Hügelgrab  bei  Wandlitz.  Verhandl.  d.  Berl.  anthrop.  Gesellsch. 
1896.     Bd.  28,  S.  286. 

Busscy  Einige  märkische  Gräberfelder  und  ein  Burgwall.  Verhandl.  d. 
Berl.  anthrop.  Gesellsch.     Bd.  29,  S.  54. 

Götze,  A.,  Hügelgräber  mit  Steinpackungen  bei  Kieselwitz,  Kr.  Guben. 
Nachr.  über  deutsch.  Altertumskunde.     1896.     Bd.  7,  Nr.  5. 

Götze,  A.,  Neue  Funde  von  der  Feuerstein -Werkstätte  bei  Guschter- 
Holländer,  Kr.  Friedeberg.  Nachr.  über  deutsch.  Altertumsfunde. 
Bd.  8,  Heft  1. 

Götze,  Halbfertige  Steinhämmer  von  der  Bremsdorfer  Mühle,  Kr.  Guben. 
Nachr.  über  deutsch.  Altertumsfunde.     Bd.  8,  Heft   1. 

Götze,  A.,  Otterfallen  von  Gross-Lichter felde,  Kr.  Teltow.  Nachr.  über 
deutsch.  Altertumsfunde.     Bd.  8,  Heft  1. 

Centralblatt  für  Anthropologie.    1897.  24 


370  E.     Bibliographische  Übersicht. 

Götze,   A.,   Merovingische  Emailperlen  aus  der  Mark  Brandenburg.    Nachr. 

über  deutsch.  Altertumsfunde.     Bd.  8,  Heft   1. 
Jentsch,    H.,    Dreifächriges    Gefäss     und    Töpfe     mit    Durchbohrungsver- 
zierungen.    Niederlaus.  Mitteil.     Bd.  4,  Heft  7. 
Jentsch,     H. ,     Feuerstahl     und    Feuerstein     nebst     anderen    provinzial- 

römischen  Funden  aus  den  beiden  Gubener  Kreisen.     Niederlaus.  Mitteil. 

Bd.  4,  Heft  7. 
Lissauer,  Grabfund  der  römischen  Zeit  von  Raben,  Kr.  B^elzig.    Verhandl. 

d.  Berlin,  anthrop.  Gesellsch.     1896.     Bd.  28,  S.  408. 
Schwär tz,    W.,    Urnenfeld   bei    Seebach,    Kr.  Ruppin.     Nachr.   f.  deutsch. 

Altertumsfunde.     1896.     Bd.   7,  Heft  4. 
Stephan,  Georg,  Die  Bronzespiralfibel  von  Laubst,  Kr.  Kalau.    Niederlaus. 

Mitteil.     Bd.  4,  Heft  7. 
Voss,    A.,    Untersuchungen   beim  Dorfe   Kabelitz,    Kr.    Jerichow.     Nachr. 

über  deutsch.  Altertumsfunde.      1896.     Bd.   7,  Heft  6. 
Voss-Behla,  Lausitzer  Altertümer.     Verhandl.  d.  Berl.  anthrop.  Gesellsch. 

1896.     Bd.  28,  S.  406. 
Wein  eck,    F.,    Vorgeschichtliche    Wohnstätten    im    Rick     bei    Straupitz 

Niederlaus.  Mitteil.     Bd.  4,  Heft  7. 
Weineck,    F.,    Der    Straupitzer    Eisenfund.      Niederl.    Mitteil.      Bd.    4, 

Heft  7. 

Provinz  Sachsen  und  sächsische  Staaten. 

Bauer,  Fr.,  Neuere  Funde  von  Heyrothsberge  und  Leitzkau,  Provinz 
Sachsen.     Nachr.  über  deutsch.  Altertumsfunde.     1896.     Bd.  7,  H.  6. 

Brecht,  Ausgrabung  auf  der  Moorschanze  bei  Quedlinburg.  Verhandl.  d. 
Berl.  anthrop.  Gesellsch.     Bd.  29,  S.   140. 

Deich müller,  S.  V.,  Das  Gräberfeld  auf  dem  Knochenberge  bei  Nieder- 
rödern,  Sachsen.  Mitteil.  a.  d.  Kgl.  mineral.-geolog.  und  prähist.  Mus. 
in  Dresden.     Heft  12.     Cassel,  Th.  Fischer. 

Götze,  A.,  Bronze-Depotfund  bei  Riesdorf,  Kr.  Radegast,  Anhalt.  Nachr. 
über  deutsch.  Altertumskunde.     1896.     Bd.   7,  Nr.  5. 

Götze,  A.,  Brandgräber  der  Völkerv^anderungszeit  von  Messdorf,  Kreis 
Osterburg.     Nachr.  über  deutsch.  Altertumsfunde.     Bd.  8,  Heft  1. 

Jacob,  G.,  Prähistorisches  aus  dem  Herzogtum  Sachsen-Meiningen,  Schrift, 
d.  Ver.  f.  sachsen-meining.  Geschichte.  Heft  24.  Hildburghausen,  Kessel- 
ring. 

Nolte,  Th. ,  Die  Ausgrabung  bei  Thale.  Zeitschr.  d.  deutsch.  Harz-Ver. 
f.  Gesch.  und  Altertumskunde.     Bd.  29,  S.  298. 

Rein  ach,  La  Station  de  Taubach.     L'Anthropologie.     Bd.  8,  Heft  1. 

Hannover. 

Meyer,  H.,  Hügelgräber  auf  dem  Brommberge  in  der  Heide  des  Hof- 
besitzers Gross-Hahn,  Wessenstedt,  Kr.  Ülzen,  Hannover.  Nachr.  über 
deutsch.  Altertumskunde.     Bd.  8,  Nr.  2. 

Westfalen. 

Stoltzenberg,  v.,  Die  Grüfte  bei  Driburg,  Westfalen.  Verhandl.  d.  Berl. 
anthrop.  Gesellsch.     1896.     Bd.  28.     S.  600. 


I 


E.     Bibliographische  Übersicht.  37 1 

Rheinprovinz. 

Klein,    Bericht    über    die    Thätigkeit    des   Provinzial  -  Museums  zu   Bonn 

1895/96.     Nachr.  über  deutsch.  Altertumsfunde.     Bd.   7,  Heft  4. 
Kohl,  Ein  neohthisches  Gräberfeld  bei  Worms.    Correspondenzbl.  d.  deutsch. 

Gesellsch.  f.  Anthrop.     Bd.  27,  Nr.   10. 
Kohl,    Neohthisches   Grabfeld   auf  der  Rheingewann   von  Worms.     Nachr. 

über  deutsch.  Altertumsfunde.     1896.     Bd.   7,  Nr.  4  u.  5. 
Kohl,  Neues  römisches  Gräberfeld  bei  Worms.     Nachr.  über  deutsch.  Alter- 
tumsfunde.    1896.     Bd.  7,  Heft  6. 
Kohl,  Nachträge  zu  den  Berichten  über  neue  historische  Funde  aus  Worms 

und   Umgebung.     Quartalbl.    d.    histor.   Ver.   f.  d.    Grossherzogt.   Hessen. 

N.  F.     Bd.  2,  Nr.  3. 
Kohl,    Vergleichung   der    neolithischen   Gefässe  von    der  Rhelngew^ann  bei 

Worms  mit  denen  von  Albsheim.     Nachr.  über  deutsche  Altertumsfunde. 

1896.     Bd.   7,  Heft  6. 
Lehn  er,    Bericht    über    die  Verwaltung    des  Provinzial-Museums    zu  Trier. 

1895/96.     Nachr.  über  deutsch.  Altertumsfunde.      1896.     Bd.   7,  Heft  4. 
Rademacher,   0.,  Germanische  Begräbnisstätten  am  Niederrhein.     Nachr. 

über  deutsch.  Altertumsfunde.     Bd.  8,  Heft  1. 
Schnock,  H.,  Aus  Aachens  Vorzeit.     1896.     Bd.  9.     Aachen,    Cremer  in 

Komm. 

Hessen. 

Die  archäologischen  Sammlungen  des  grossherzogl.  hess. 
Museums  Darmstadt,  A.  Bergstraesser. 

Herzog,  E.,  Die  Kastelle  bei  Öhringen.  —  Kofier,  Fr.,  Kastell  Hainhaus 
bei  Vielbrunn.  —  Steimle,  Kastell  Lorch.  Aus;  Der  obergerm.-rhät. 
Limes  des  Römerreiches.     Heidelberg,  0.  Petters. 

Kohl,  Prähistorische  Funde  aus  Rheinhessen.  Nachr.  über  deutsch.  Alter- 
tumsfunde.    Bd.  7,  Nr.  5. 

Bayern. 

Durner,  Nie,  Hochäcker  und  Hügelgräber  in  der  Umgebung  von  Unter- 
germaringen,  Bezirksamt  Kaufbeuren.     Prähist.  Blätter  Bd.  9,  Nr.   1. 

Eidam,  Massenfund  von  Bronzegegenständen  bei  Wendbach.  Prähistor. 
Blätter.     Bd.  9,  Nr.   1. 

Harbauer,  Zu  den  Schratzheimer  Funden.  Jahrbuch  d.  histor.  Vereins 
Dillingen.     Bd.  9. 

Harster,  Über  vorrömische  Beziehungen  der  Pfalz  mit  Italien.  Corre- 
spondenzbl. d.  deutsch,  Gesellsch.  f.  Anthrop.     Bd.  27,  Nr.  9. 

Kirchmann,  J.,  Das  allemannische  Gräberfeld  bei  Schratzheim.  Jahrb. 
d.  histor.  Vereins  Dillingen.     Bd.  9. 

Mehlis,  C,  Über  spätrömische  Befestigungen  im  Haardtgebirge.  Corre- 
spondenzbl. d.  deutsch.  Gesellsch.  f.  Anthrop.     Bd.  27,  Nr.   10. 

Ohlenschlager,  Die  Pfalz  in  prähistorischer  Zeit.  Correspondenzbl.  d. 
deutsch.  Gesellsch.  f.  Anthropol.     Bd.   27,  Nr.  9. 

Ranke,  J.,  Steinzeitfunde  im  Spessart.  Correspondenzbl.  d.  deutschen 
Gesellsch.  f.  Anthropol.     Bd.  27,  Nr.   10. 

Schäble,  L.,  Hügelgräber  bei  Kicklingen.  Jahrbuch  d.  histor.  Vereins 
Dillingen.     Bd.  9. 

Scheu  thle,  Ausgrabungen  und  Funde  bei  Essingen.  O.A.Aalen.  Fund- 
berichte aus  Schwaben.     1896.     Bd.  4,  S.  32. 

24* 


372  E.     Bibliographische  Übersicht. 

Zintgraf,  H.,  Bronzefunde  von  Burghausen.  Monatsschr.  d.  histor.  Ver. 
von  Oberbayern.     Nr.   5. 

Elsass. 

Gutmann,  K.,  Eine  Armschiene  aus  vorgeschichtlicher  Zeit,  gefunden  bei 

Urschenheim,  Kr.  Colmar.   Correspondenzbl.  d.  deutsch,  anthrop.  Gesellsch. 

1896.     Bd.  28,  Nr.  3. 

Baden. 
Leiner,  Ludwig,  Rückblicke  auf  die  Pfahlbautenfunde  am  Bodensee  1896. 

Fundberichte  aus  Schwaben.     1896.     Bd.  4,  S.  26. 
Sökeland,    Eine   neue   Alsengemme   von   Säckingen.      Verhandl.    d.  Berl. 

anthrop.  Gesellsch.     1896.     Bd.  28,  S.  288. 
Wagner,    Neuerwerbungen  der  grossherz.  Sammlungen  f.  Altertums-  und 

Völkerkunde  i.  J.   1896.     Prähistor.  Blätter,     Bd.  9,  Nr.  2. 
Wagner,    E.,    Funde    in    Baden.      Fundberichte    aus    Schwaben.      1896. 

Bd.  4,  S.   7. 

Württemberg  und  Hohenzollern-Lande. 

Bech,  Max,  Fundchronik  vom  Jahre  1896.  Fundberichte  aus  Schwaben. 
1896.     Bd.  4,  S.   1. 

Edelmann,  H.,  Neolithische  Funde  aus  dem  oberen  Donaugau.  Prähist. 
Blätter.     Bd.  9,  Nr.  4  u.  5. 

Edelmann,  H.,  Bronzefund  aus  dem  oberen  Donaugau.  Prähist.  Blätter. 
Bd.  9,  Nr.  4. 

Fraass,  E.,  Grabungen  an  der  Schussenquelle  bei  Schussenried  anlässlich 
des  Bahnbaus  im  Sommer  1896.  Fundberichte  aus  Schwaben.  1896. 
Bd.  4,  S.  23, 

Ho  eider,  v.,  Skelettfunde  aus  römischen  Gräbern.  Fundberichte  aus 
Schwaben.     1896.     Bd.  4,  S.  39. 

Kapff,  E.,  Neue  Funde  aus  Cannstadt.  Fundberichte  aus  Schwaben.  1896 
Bd.  4,  S.  36. 

Reinecke,  P.,  Eine  neolithische  Ansiedlung  mit  Bandkeramik  in  Württem- 
berg.    Prähistor.  Blätter.     Bd.  9,   Nr.  2. 

Steiner,  L.,  Archäologische  Landesaufnahme  vom  Jahre  1893 — 1895. 
Fundberichte  aus  Schwaben.     1896.     Bd.  4,  S.   11. 

Troeltsch,  v.,  Ein  Depotfund  von  Bronzesicheln  bei  Dächingen.  Fund- 
berichte aus  Schwaben.      1896.     Bd.  4,  S.  31. 

8.     Österreich- Ungarn.  J 

Bartels,    M.,    Altes    und    Neues    vom    Mitterberge.      Verhandl.    d.    Berl. 

anthrop.  Gesellsch.     1896.     Bd.  28,  S.  292. 
Czermak,  Kl.,  Zusammengeklebtes  Gefäss  aus  der  Steinzeit  von  Dobrovic. 

Verhandl.  d.  Berl.  anthrop.  Gesellsch.     Bd.  28,  S.  331. 
Czermak,    KL,    Phallus   von   dem  Hrädek   in  Öaslau.     Verhandl.  d.  Berl. 

anthrop    Gesellsch.     1896.     Bd.  28,  S.  330. 
Darnay,    Colomanv.,    Schatz    aus   dem   Bronzealter,    gefunden   zu  Kis- 

Apäti  (Ung.).     Archäol.  Ertesitö.     Bd.   17,  S.   116. 
Dömötör,    L.,    Prähistorische   Funde    aus    dem    Kom.   Arad   und  Temes. 

Archäol.  Ertesitö.     Bd.   17,  S.  261. 


E.     ßibliogTapliische  Übersicht.  373 

Fischbach,   Otto,  Die  jüngsten  Funde  zu  Hakenberg  und  Krungl  (Steier- 
mark).    Archäol.  Ertesitö.     Bd.    17,  S.  133. 
Jelinek,    Br.,    Materialien    zur    Vorgeschichte    und   Volkskunde  Böhmens. 

Teil    3.     Mitteil,    der    anthropol.    Gesellsch.    in   W^ien.      1896.    Bd.    26, 

S.    195. 
Kficz,  M.,  Über  einen  wichtigen  Lösshügel  in  Pfedmost  bei  Prerau.    Mitteil. 

d.  Section  f.  Naturkunde  d.  österr.  Touristen-Klubs.     Nr.  5 — 7. 
Makowsky,    Alex.,    Das  Rhinozeros  der  Diluvialzeit  Mährens  als  Jagdtier 

des   paläolithischen   Menschen.     Mitteil.    d.    anthrop.  Gesellsch.  in  Wien. 

Bd.  27,  S.  73. 
Miske,   K.  v.,    Der  Bronzefund   von  Velem-St.  Veit  bei  Güns.     Mitteil.  d. 

anthrop.  Gesellsch.  in  Wien.     Bd.  27.     Sitzungsber.  S.   13. 
Miske,    Coloman,    Neolithische  Station  zu  Nemes-Csö  (Kom.  Vas).     Ar- 
chäol. Ertesitö.     Bd.   17,  S.  260. 
Naue,  A.  W,,   Die  ältesten  Bewohner  des  Trentino.     Beilage  zur  Allgem. 

Zeitung.     München.     Nr.  83  u.  84. 
Pic,    S.  L.,    Archaeologicky    vyzkum    ve    stfednech   cechäch.     1895 — 96. 

Prag,  Näkladem  Vlastnem. 
Prasek,  J.  V.,  Begräbnishügel  Pichora  bei  Dobrichow,  Nordböhmen.    Ver- 

handl.  d.  Berl.  anthrop.  Gesellsch.      1896.     Bd.  28,  S.  541. 
Preen,  H.,  Grabfunde  der  Bronzezeit  bei  Nöfmg,  Ober-Österreich.    Prähist. 

Blätter.     Bd.  9,  Nr.  3  u.  4. 
Reinecke,   P.,    Slavische  Schläfenringe  in  Dalmatien.     Verhandl.  d.  Berl. 

anthrop.  Gesellsch.     1896.     Bd.  28,  S.  469. 
Reinecke,  P.,  Ein  Depotfund  von  Steinwerkzeugen  in  Dalmatien.    Mitteil. 

d.  anthrop.  Gesellsch.  in  Wien.     Bd.  27.     Sitzungsber.  S.   17. 
Szombathy,    S.,    Bemalte   neolithische   Tliongefässreste   aus   Mähren   und 

Nieder-Österreich.     Mitteil.  d.  anthrop.  Gesellsch.  in  Wien.   1896.   Bd.  26. 

Sitzungsber.  S.  65. 
Tegläs,    Gebr.,    Wem  muss   man  die  Erbauung  von  Budvära  bei  Szekely- 

Udvarhely  zuerteilen?  (Ung.)     Archäol.  Ertesitö.     Bd.   17,  S.   108. 
Tremesväry,    Jean,    Archäologische  Funde   aus  der  Grafschaft  Szolnok- 

Doboka  (Ung.).     Archäol.  Ertesitö.     Bd.   17,  S.  97. 
Väsärhelyi,    Geza  v.,    Aschenurnen   des  Friedhofs   zu  Ocsa  (Kom.  Pest). 

Archäol.  Ertesitö,     Bd.   17,  S.  258. 

Weinzierl,    R.   v,,    Eine    prähistorische  Ansiedlung   bei  Gastorf.     Mitteil. 

d.  nordböhm.  Exkurs.-Klubs.     Bd.  20,  S.   113. 
Weinzierl,  R.  v..  Die  Bronzezeit  in  Böhmen.     Sammlung  gemeinnütziger 

Vorträge.     Prag,  Deutsch.  Verein  z.  Verbr.  gemeinnütz.  Kenntnisse.   Juni. 

Nr.  226. 

Weinzierl,  R.  v.,  Importierte  neolithische  Keramik  in  Böhmen.    Prähist. 

Blätter.     Bd.  8,  Nr.   12  u.  Bd.  9,  Nr.   1. 
Weinzierl,  R.  v..  Neue  Funde  auf  der  Lösskuppe,  südöstlich  von  Lobositz 

an  der  Elbe.     Verhandl.  d.  Berl.  anthrop.  Gesellsch.     Bd.  29,  S.  42. 

Zelisko,  J.  V.,  Beiträge  zur  Kenntnis  des  Steinwalles  auf  dem  Berge 
,,Venec"  bei  Ckyn  in  Südböhmen.  Mitteil.  d.  anthrop.  Gesellsch.  in 
Wien.     Bd.  27.     Sitzungsber.  S.   18. 


374  E.     Bibliographische  Übersicht. 

£.    Schweiz. 

Graf,  E.,    Ein   helvetisch-römischer   Fund    vom    Lindberg  bei   Winterthur 

Beil.  z.   Gymn.-Progr.  Winterthur.      1897/98. 
Haus  er,  Otto,  Ein  römisches  Militär-Hospiz.     Stäfa,  E.  Gull. 

y.    Frankreich. 

Bonnemere,   L.,  Le  Menhir  de  Kerelain  en  Plonguernevel  (Götes-du-Nord). 

Bull,  de  la   Soc.  d'anthrop.  de  Paris.      1896.     Bd.   7,  S.   643. 
Boste  au -Paris,    Histoire  de  Berru   et   du  Mont-de-Berru  au   point  de  vue 

geologique  et  paleontologique.     Reims.     Matot-Braine. 
Boule,  Les  anciennes  habitations  lacustres  de  Lignieres.     L' Anthropologie. 

Bd.  8,  Heft  1. 
Bousrez,  L.,  L'Anjou  aux  äges  de  la  pierre  et  du  bronze;  inventaire  des 

monuments  megaiithiques  de  Maine-et-Loire.     Paris,  F.  Alcan. 
Brinton,    D.  G,    The  question  of  Celts  and  Danish  antiquities.     Science. 

1896,  April   10. 
Capitan,  L.,   La  Station  acheuleenne  de  la  Micoque  (Dordogne).    Bull,  de 

la  Soc.  d'anthrop.  de  Paris.     1896.     Bd.  7,  S.   528. 
Capitan,  L.,  Station  acheulenne   de   la  Vignole,  vallee  de  la  Vezere  (Dor- 
dogne).    Bull,  de  la  Soc.  d'anthrop.  de  Paris.    Bd.  8,  S.   130. 
Capitan,  L.,  La  Station  de  la  Vignette.     Revue  mens,  de  l'Ecole  d'anthrop. 

de  Paris.     Bd.   7,    S.  208. 
Capitan  et  Brung,    Un   nouveau    type   d'instrument :    le   grottoir   ä  bec. 

Bull,  de  la  Soc.  d'anthrop.  de  Paris.     1896.     Bd.   7,  S.  373. 
Chatelier,    P.    de,    La  poterie  aux  epoques  prehistorique  et  gauloise  en 

Armorique.     Rennes,   S.  Plihon. 
Dal  e au,    Fr.,    Cachette    de    Tage    de    bronze    decouverte   au  Barrail   (Gi- 

ronde).     Bordeaux.     1896. 
Foujou,    Silex  tailles   provenants   des  poudingues    de    Souppes    (Saine-et- 

Marne).     Bull,  de  la  Soc.  d'anthrop.  de  Paris.     Bd.  8,  S.   123. 
Gaillard,  F.,  Le  dolmen  du  Mane  Hui  ä  Kerlearec  en  Carnac.     Bull,  de 

la  Soc.  d'anthrop.  de  Paris.     Bd.  8,   S.  34. 
Letourneau  et  Papillault,    Cränes  des    dolmes  de    Madracen,  pres  de 

Batna.     Bull,  de  la  Soc.  d'anthrop.  de  Paris.     1896.     Bd.   7,  S.  347. 
Mitour,    La    Station    magdalenienne    de    La    Roche-Plate,    ä    Saint-Mihiel 

(Meuse).     Revue  mens,  de  l'Ecole  d'anthrop.     Bd.   7,  S.  88. 
Piette,    E.     et    de    la    Porterie,    J.,    Fouilles    ä    Brassempouy    en    1896. 

L' Anthropologie.     Bd.  8,  S.   165. 
Raymond,    Paul,    De   la  morphologie   des  pointes    de  fleches  ä  l'epoque 

magdalenienne.   Bull,  de  la  Soc.  d'anthrop.  de  Paris.    1896.  Bd.  7,  S.  488. 
Raymond,    P.,    Deux    grottes    sepulcrales    dans   le   Gard.    Contribution  ä 

l'etude  de  Tage  du  cuivre  dans  les  Cevennes.    Bull,  de  la  Soc.  d'anthrop. 

de  Paris.     Bd.  8,  S.  65. 
Raymond,    P.,    Gravures    de   la    grotte    magdalenienne    de   Jean-Louis    ä 

Aigueze  (Gard.).     Bull,    de   la   Soc.  d'anthrop.   de  Paris.     1896.     Bd.  7, 

S.  643. 
Raymond,    P.,    A    propos    de    la    morphologie    de    pointes    de   fleches   ä 

l'epoque    magdalenienne.     Bull,   de   la   Soc.    d'anthrop.  de  Paris.     1896. 

Bd.  7,  S.  650. 
Rivi^re,  E.,  La  grotte  de  la  Mouthe.     Revue  scientif.     1896.     Oct.  31. 


E.     Bibliographische  Übersicht.  375 

Salmon,  Les  dolmes  ä  encourbellement.  Deux  sepultures  ä  incineration 
de  Tage  de  bronze,  sous  dolmen  et  tumulus.  Revue  mens,  de  l'Ecole 
d'anthrop.     Bd.   7,  S.   94. 

Vauville,  0.,  Renseigements  et  observations  sur  le  gisement  pre- 
historique  de  Solutre  (Saöne-et-Loire).  Bull,  de  la  Soc.  d'anthrop.  de 
Paris.     1896.     Bd.  7,  S.  600. 

Vinchon,  A.,  Lampes  antiques  encore  en  usage  dans  certains  de  nos 
departements.  Bull,  de  la  Soc.  d'anthrop.  de  Paris.  1896.  Bd.  7. 
S.  615. 

Vir 6,  A.,  Recher cbes  prehistoriques  dans  le  Jura  et  le  plateau  central, 
en  1896.  —  Grotte  magdalenienne  d'Arlay;  Grottes  et  habitations  lar- 
naudiennes  de  Baumes-les-Messieurs,  du  Puits-Billard,  d'Arbois;  habi- 
tations antiques  du  Puits  de  Padirar.  Bull,  de  la  Soc.  d'anthrop.  de 
Paris.     Bd.  8,  S.   13. 

Voulot,  F.,  Decouverte  d'une  sepulture  neolithique  ä  Sainte-Suzanne;  de- 
couverte  d'une  necropole  neolithique  avec  tombelles  et  levee  funeraire 
sur  le  plateau  du  Mont-Bart.  Bull,  de  la  Soc.  belfortaine  d'emulation, 
1896. 

Tj.     Italien. 

Arne  ran  0,    Nuove  ricerche   paletnologiche  nella  Liguria.     Bull,   di  paletn. 

ital.     Bd.  23,  Nr.  4—6. 
Blasio,    A.  de,    Sepolcro  della  prima  etä  del  ferro  in  provincia  di  Bene- 

vento.     Bull,  di  paletnol.  ital.     Bd.  23,  Nr.   1  —  3. 
Brizio,    E.,    Scoperte    archeologiche    nella  provincia    di   Teramo.    Not.  d. 

scavi.     1896.     S.  513. 
Cacciamali,    G.    B.,    Studj     sulla    collina   di    Castenedolo,    Comment.    d. 

Ateneo  di  Brescia.     1896. 
Campi,    L.,    Uso  del  corallo  nelle  etä  preromane.     Bull,  di  paletnol.  ital. 

Bd.  23,  Nr.   1-3. 
Castelfranco,    P.,   Necropoli  di  Bissone   nella  provincia  di  Pavia.     Bull. 

di  paletnol.  ital.     Bd.  23,  Nr.   1—3. 
Cocchi,  L'uomo  fossile  dell'  Olmo  in  provincia  di  Arezzo.     Bull,  di  paletn. 

ital.     Bd.  23,  Nr.  4—6. 
Colini,  G.  A.,  Oggetti  litici  degli  Abruzzi  Chietino  ed  Aquilano  conservati 

nel  Museo    preistorico  di  Roma.     Arch.  per  l'antropol.     1896.     Bd.  26, 

S.  319. 
Cordenons,    Le   antichitä   primitive   di  Merendole.     Bull,    di  paletn.  ital. 

Bd.  23,  Nr.  4—6. 
Gar  de  Hin  i,  C,     Antichitä    scoperte    presso    Baldaria    nel    commune    di 

Cologna  Veneta.    Not.  d.  scavi.     1896.     S.  507. 
Ghirardini,  G.,  La  situla  italica  primitiva   studiata   specialmente   in  Este. 

Mon.   ant.  d.  Acc.  d.  Lincei.     Bd.   7,  Col.  6. 
Mauceri,    L.,    Sopra  un    acropoli  pelasgica  esistente  nei  dinorni    di    Ter- 
mini Imerese      Palermo   1896. 
Orsi,    P.,    Esplorazioni  archeologische  in   Noto  Vecchio  (Netum).     Not.  d. 

scavi.     1896.     S.  69. 
Orsi,    D'una    cittä  greca    a   Terravecchia   presso   Granmichele  in  prov.  di 

Catania.  Monum.  ant.  d.  Acc.  d.  Lincei.     Bd.   7,  Col.  201. 


376  E-     Bibliographische  Übersicht. 

Orsi,    Nuovi   materiali   siculi  del  territorio   di  Girgenti.     Bull,  di  paletnol. 

ital.     Bd.  23,  Nr.   1—3. 
Patroni,  G.,    La  civilisation  primitive  dans  la  Sicile  Orientale.     L'Anthro 

pologie.     März-April. 
Patroni,    G.,  Di  un   vaso    della  forma   detta    di  Villanova  riconosciuto  tra 

gli  oggetti  della  necropoli  cumana.     Not.  d.  scavi.      1896.     S.  351. 
Perrot,    G.,    Un    peuple    oublie,    les    Sikeles.     Revue    des    deux  mondes. 

Bd.   141,    S.  594. 
Petersen,  E,,  Dreifuss  von  Lucera.     Bull.  d.  Istit.  archeol.  germanico,  sez. 

romana.     Bd.   12,    S.  3. 
Petersen    und    Pigorini,    Comparazioni    fra    le   antichitä   italiche   e  le 

egro-micence.     Bull,  de  paletnol.  ital.     Bd.  23,  Nr.   4 — 6. 
Pigorini,   L.,    Stoviglie  votive  italiche   dell'  etä  del  bron^o  e   della  prima 

etä  del  ferro.     Atti   della   R.  Accad    d.  Lincei    1896.     Bd.  5.     Nov.   15. 

S.  499. 
Pigorini,    La   terramara    Castellazzo    di    Fontanellato.      Bull.    d.    paletn. 

ital.     Bd.  23,  Nr.  4—6. 
Pigorini,    Note    archeologiche  sopra  Monte   Primo   nel   Camerinese.    Not. 

d.  scavi.     S.  95. 
Regälia,  Ettore,  Sulla  fauna  della  grotta  dei  colombi.     II.  Nystea  nivea. — 

Gulo  borealis.     Arch.  per  l'antrop.  e  l'etnol.     Bd.  26,  S.   141. 
Regälia,   Ettore,    Noccioli  di  frutti  e  paletnologia.     Arch.  per  l'antrop.  e 

l'etnol.     Bd.  26,  S.  179. 
Ricci,    S.,    Di    una   rara   fibula  scoperta  in    una   tomba  preromana  presso 

Palestro.     Not.  d.    scavi.     S.  3. 
Savignoni,    L.,    Di    un  bronzetto  arcaico    delF   Acropoli    di   Atene    e    di 

una  classe  di  tripodi  di  tipo  greco-orientale    Mon.  ant.  d.  Acc.  d.  Lincei. 

Bd.  7,  CoL  277. 

Schoetensack,  Otto,  Vor-   und  frühgeschichtliches  aus  dem  italienischen 
Süden  und  Tunis.     Zeitschr.  f.  Ethnol.     Bd.  29,  S.   1. 

%-.     Griechenland. 

Galiment,    H.,    Herodote    et    les   debuts    du  syncretisme  greco  -  egyptien. 

Bull,  de  la  Soc.  d'anthrop.  de  Paris.     1896.     Bd.  7,  S.  622. 
Kluge,    H.,    Die   Schrift   der   Mykenier.     Eine  Untersuchung   über  System 

und    Lautwert    der     von    Arthur    J.   Evans    entdeckten    vorphönizischen 

Schriftzeichen.     Köthen,  0.  Schulze. 
Montelius,    0.,    Pre-classical  chronology  in  Greece   and  Italy.     Journ.  of 

the  anthrop.  Inst.     Bd.  26,  S.  261. 
Rein  ach,  Une  peinture  mycenienne.     L'Anthropologie.     Bd.  8,  Heft  1. 
Tsountas,    Gh.,    and  Manatt,   J.,    The  Mycenaean  age.     A  study  of  the 

monuments  and  culture  of  pre-homeric  Greece.     London,  Macmillan. 

t.     Russland,  Finnland. 

Antiquarische    Arbeiten    im    Sommer    1896.      (Finnisch.)      Finskt 
Museum.     1896.     S.  76. 

Appelgren,  Hj.,  Die  runden  Buckelfibeln  mit  Tierornamenten  aus  Finn- 
land.    (Finnisch.)     Finskt  Museum.     S.   1. 


E.     Bibliographische  Übersicht.  377 

Aspelin,  J.  R.,  Ein  BJick  auf  M.  A.  Castrens  archäologische  Forschungen. 

(Finnisch.)     Suomen  Museo.      1896.     S.  49—54. 
Bonneil,    E.,    Beiträge    zur  Altertumskunde   Russlands    (von  den  ältesten 

Zeiten  bis  um  das  Jahr  400  n.   Chr.)  etc.     St.  Petersburg,  Eggers  &  Co. 

(Komm.). 
Derewitzky,  Pavlovsky  und  v.  Stern,  Terracotten.     Das  Museum  der 

Kaisers.  Odessa.    Ges.    f.  Gesch.    u.    Altertumskde.     (Russ.    u.    Deutsch.) 

1.  Lief.     Odessa.     Frankfurt  a.   M.,  J.  Bär  &  Co. 
Hackman,  A,  Die  Bronzezeit  Finnlands.     Helsingfors,   Centraldruckerei. 
Hackman,    A.,   Nägra   meddelanden    frän    den    arkeologiska   Kongressen  i 

Riga.     (Einige  Mitteilungen  vom  archäologischen  Kongress  zu  Riga.)   Finskt 

Museum.     1896.     S.  49—66. 
Hausmann,   R.,    Überblick    über    die    Entwicklung    der   archäologischen 

Forschung  in  den  Ostseeprovinzen  während  der  letzten  50  Jahre.    Riga. 

1896. 
Heikel,   A.  0.,   Die  Fundstelle  am  Flusse  Nimisjoki  im  Kirchspiel  Säräis- 

niemi.     (Finnisch.)     Finskt  Museum.     1896.     S.  84. 
Magnizkij,  W.  K.,  Die  kleine  Stadt  ,, Finder  Ssyrtsch"   und  die  Kurgane 

in  dem  Jadrinskischen    und    Kurmyschkischen    Kreise    des    Gouv.  Kasan. 

(Russisch.)     Nachrichten  d.  Gesellsch.  d.  Archäol.  etc.  zu  Kasan.     1896. 

Bd.   13,  Heft  5. 
Poliwanow,  W.  N.,   Das  Gräberfeld  von  Muranka.     (Russisch.)     Moskau. 

1896. 
Rösler,  E.,  Neue  Ausgrabungen   bei  Gülaylu,    Transkaukasien.     Verh.  der 

Berl.  anthrop.  Gesellsch.     1896.     Bd.  28,  S.  398. 
Ur    Reinholms    samlingar.     9.    Begrafningsseder.     (Aus  den  Aufzeich- 
nungen [des  Pastors]  Reinholm.    9.  Begräbnissitten  [bei  einigen  finnischen 

Völkern]).     Finskt  Museum.     1896.     S.  27/28. 
Virchow,  Der  10.  russische  archäologische  Kongress  zu  Riga.     Verhandl. 

der  Berl.  anthrop.  Gesellsch.     1896.     Bd.  28,  S.  479. 

X.     Spanien,  Portugal. 
Botelho,   H.,   Antos  e  Castros  do  concelho  de  Alijö.     0  Archeologo  por- 

tuges.     1896.     Nr.   10/11. 
Botelho,    H.,    Dolmens    no    concelho   de   Villa-Real.     0  Archeologo   por- 

tuges.     1896.     Nr.   12. 
Rocha,  S.,  A  necropole  protohistorica  da  Fönte   Velha,  em  Bensafrim,  no 

concelho  de  Lagos.     Revist.  di  sc.  nat.  e  sociaes.      1896.     Nr.   15. 
Silva,  de  Mattos,  Noticia  das  antiquidades  prehistoricas  do  concelho  de 

Avis.     0  Archeologo  portuges.     1896.     Nr.   10/11. 
Vasconcellos,    J.  Leite   de,    Dolmens    do   concelho    de   Villa  Ponca  de 

Aguiar.     0  Archeologo  portuges.     1896.     Nr.   10/11. 

X.     Rumänien. 

Neumeister,  R.,  Die  Goldfunde  von  Petroessa  in  Rumänien,  insbesondere 
warum  sie  heissen  Schatz  des  Athanarich.     Berlin,  R.  Neumeister. 

C.     Afrika, 
a.     Nordafrika. 
Chenel,    J.,    Note   sur  des    inscriptions   lybiques  trouvees   ä    Ramel-el-Ba- 
thouma.     Revue  tunisienne.     1896,  April. 


378  ß-     Bibliographische  Übersicht. 

Delattre,    Carthage.     Necropole    punique    de    la   colline    de    St.    Louis. 

Lyon.      1896. 
Letourneau,    M.,    Les    signes    libyques    des    dolmens.     Bull,    de  la  Soc. 

d'anthrop.  de  Paris.     1896.     Bd.   7,  S.  319. 

ß.     Ägypten. 

Lepsius,    CR.,    Denkmäler    aus   Ägypten    und  Äthiopien.     Herausg.  von 

E.  Nevill,  bearbeitet  von  K.  Sethe  und  L.  Bochardt.     5  Bde.     Leipzig. 

J.  C.  Hinrichs. 
Morgan,  J.  de,    La    pierre    et    les   metaux    en  Egypte.     Bull,  de  la  Soc. 

d'anthrop.  de  Paris.     1896.     Bd.   7,  S.  652. 
Petrie,  Flinders,    Notice   of  a  casket  of  Amenhotep  II.  in  the  late  Mr. 

A.  H.  Rhind's    egyptian    coUection.     Proc.    of  the  Soc.  of  Antiquaries  of 

Scotland.      1895/96.     S.  30. 
Salkow^ski,    E.,    Untersuchung    der  harzartigen  Masse    aus   dem  Schädel 

ägyptischer  Mumien    und    des  Inhaltes    eines  Schädels  aus  Peru.     Verh. 

der  Berl.  anthrop.  Ges.     Bd.   29,  S.  33. 
Salkowski,  E.,    Weitere  Untersuchungen    von   aus  der  Schädelhöhle  von 

Mumienköpfen  entleerten  Massen.    Verh.  d.  Berl.  anthrop.  Ges.     Bd.  29, 

S.   138. 
Schv^^einfurth,  G. ,  Vormenesische  Altertümer  in  Ägypten.     Verhandl.  d. 

Berl.  Gesellsch.  f.  Anthrop.     Bd.  29,  S.  27. 
Schwein furth,  G.,  Neue  Forschungen  in  Ägypten   und   die  Einbalsamie- 
rung   von   Köpfen    im  Altertum.     Verhandl.    d.  Berl.  anthrop.  Gesellsch. 

Bd.  29,  S.   131. 

y.     Das   übrige   Afrika. 
Grabow^sky,  F.,  Die  Steinzeit  am  Kongo.     Globus.     Bd.  71,  Nr.  9. 

D.     A.sien. 
a      Kleinasien,    Syrien,   Assyrien. 

Balfour,  H.,  On  a  remarkable  ancient  bow  and  arrov^s  believed  to  be  of 
Assyrian  origin.     Journ.  of  the  anthrop.  Instit.     Bd.  26,  S.  210. 

Götze,  Die  trojanischen  Silberbarren  der  Schliemann-Sammlung.  Globus. 
Bd.  72,  Nr.   14. 

Klussmann,  M.,  Die  Sarkophage  des  alten  Sidon.  Corresp.-Bl.  d.  deutsch, 
anthrop.  Gesellsch,     Bd.  28,  Nr.  6. 

Lehmann,  C.  F.,  Meteorologische  Nova.  Verhandl.  d.  Berl.  anthrop.  Ge- 
sellsch.    1896.     Bd.  28,  S.  438. 

Lehmann,  C.  F.,  Eine  neue  Ausgabe  der  auf  russischem  Gebiet  gefun- 
denen chaldischen  Keilinschriften.  Verhandl.  d.  Berl.  anthrop.  Gesellsch. 
1896.     Bd.  28,   S.  586. 

ß.     Sibirien. 

Castren,    A.,    Untersuchung    zv^eier    Grabhügel    durch   M    A.  Castren. 

(Finnisch.)     Finskt  Museum.     1896.     S.  74. 
Martin,  F.  R.,  Sammlung  F.R.Martin.    Sibirica.    Einleitung  zur  Kenntnis 

der  Vorgeschichte  und  Kultur  sibirischer  Völker.     Stockholm,  G.  Chelius. 

(Komm.) 


I 


E.     Bibliographische  Übersicht.  379 

y.     Ostasien. 

Sudo,  Notes  on  the  Clay  human  figure  and  other  objects  found  from  an 
ancient  sepulchral  mound  at  Kamakura  in  Sagami.  Journ.  of  the  Anthrop, 
Soc.  of  Tokio.     1896.     Oct. 

Yagi  und  Hayashi,  Shell  mounds  of  Shirai  and  Kaizuka  in  Shimosa. 
Journ.  of  the  Anthrop.  Soc.  of  Tokio.     1896.     Oct. 

E.     Australien. 

Baessler,    A.,    Neuseeländische   Altertümer.     Verhandl.  d.  Berl.  anthrop. 

Gesellsch.     Bd.  29,  S.   112. 
Giglioli,  H.,  L'etä  della  pietra  nella  Nuova  Caledonia.     Studi  e  richerche 

di  G.  Glaumont.     Breve  riassunto  con    aggiunte  e  considerazioni.     Arch. 

per  l'antropol.     1896.     Bd.  26,  S.  301. 
Mitchell,  A.,  An  archaeologist's  study  of  the  Admirality  Islanders.    Proc. 

of  the  Soc.  of  Antiquaries  of  Scotland.     Session.     1895/96,  S.  357. 

F.     Amerika. 

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Douglass,  A.  E.,  A  table  of  the  geographical  distribution  of  american 
indians  relics  in  a  collection  exhibited  in  the  american  museum  of  na- 
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quarian.    1896.     Bd.   18,  S.  309. 

LePlongeon,  Alice  D.  The  potters  art  among  native  Americans. 
Pop.  Science  Monthly.     1896.     S.  646. 

Nadaillac,  de,  Prehistoric  Americans.  Pt.  1.  The  mound  builders.  Pt.  2. 
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Amer.  Antiquarian.     März. 

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quarian.    März. 
Lewis,  T.  H.,    Mounds    and    stone  cists    at   St.  Paul,   Minnesota.     Amer. 

Antiquarian.     1896.     S.  314. 
Mercer,  H.  C,    An  exploration  of  aboriginal  shell  heaps   revealing  traces 

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silvania.     Bd.  6,  S.   111. 
Mercer,  Henry  C,  Researches  upon  the  antiquity  of  man  in  the  Delaware 

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Mercer,  H.  C,  An  exploration  of  Durham   cave  in   1893.     Public,  of  the 

Univ.    of  Pennsylvania.     Bd.  6,  S.   149. 
Mercer,  H.  C,  The   discovery  of  aboriginal    remains    at  a  rocksheiter  in 

the  Delaware  valley    known    as   the  indian  house.     Public,  of  the  Univ. 

Pennsilvania.     Bd.  6. 


380  E:     Bibliographische  Übersicht. 

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y.     Mittel- Amerika. 
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Brinton,  D.   G.,    The  battle  and  the  ruins  of  Cintla.     Amer.  Antiquarian. 

1896.  '  Sept. 
Brinton,  D.  G.,  The   pillars  of  Ben.     Bull,    of  the  Mus.  of  science   and 

art.     Bd.    1,  Nr.   1.     Philadelphia.     Juni    15. 
Brinton,    D.  G.,  The  missing   authorities    on    Mayan  antiquities.     Americ. 

Anthropologist.     Juni. 
Farrington,  W.  D.,   Carved  rocks  on  the  Mosquito  shore.      Amer.  Anti- 
quarian.    1896.     S.  325. 
Förstemann,  E.,  Die  Mayahieroglyphen.     Globus.     Bd.   71.     Nr.  5. 
Förstemann,    E. ,     Zur    Entzifferung    der    Mayahandschriften.     Dresden. 

R.  Bertling. 
Mercer,  H.  C,  The  bill  caves  of  Yucatan.    A  search  for  evidence  of  man  s 

antiquity   in  the  cavernes   of  Central-America.     Philadelphia,    Lippingeott 

Sc  Co.      1896. 
Neue  Forschungen  in  den  Ruinen  von  Uxmal  (Yukatan).    Globus. 

Bd.   71,  Nr.   14. 
Starr,    F.,    The    Aztecs    of    ancient    Mexico.    Chicago,     Univers.    Press. 

1896. 
Strebel,  H.,  Zur  Deutung  eines  altmexikanischen  Ornamentmotivs.    Globus. 

Bd.  71,  Nr.   13. 
Tappeiner,  Fr.,  Zum  Schluss  der  Mayafrage.    Meran,  Selbstverlag.    1897. 
Teall,    G.    C,    The  house    of  the   Kumuque.     Amer.  Antiquarian.     1896. 

S.  47. 

5.     Süd -Amerika. 

Ambrosetti,    Notas   de   arqueologia   Calchaqui.     Bol.    del   Instit.  geograf. 

Argentino.      1896.     Okt.—Dez. 
Ambrosetti,    J.  K.,    Die  Entdeckung    megalithischer  Denkmale   im   Thale 

Tafe.     Globus.     Bd.  71,  Nr.   11. 
Joe  st,  Fünf  peruanische  Altertümer,     Verh.    d.  Berl.  anthropol.  Gesellsch. 

1896.     Bd.  28,  S.  565. 


Berichtigung. 
S.  221  d.  J.   im  Referat  Nr.  202  ist  als  letztes  Wort  anstatt  „unmöghch"  zu 
lesen:  „möglich". 


Um  Einsendung  von  Separatabdrücken,  Abhandlungen  etc.  an  den  Heraus- 
geber wird  gebeten.  • 

Einsendungen  für  die  Redaction  sind  zu  richten  an  den  Herausgeber 
Dr.  Buschan,  Stettin,  Friedrich- Carlstrasse  7^. 


Register, 


1.    Autoren- Yerzeichnis. 


(Die  Zahlen  bezeichnen  die  Seiten,  auf  welchen  der  betreffende  Artikel  beginnt.) 


Achelis  25. 

Aminon  1.  8.  112 

Anderson  244.   320.  221. 

Anfosso  199. 

Antonowitsch  177.  179. 

Anutschin  180. 

Appelgren  166.  252.  264. 

Aranzadi,  de  228. 

Ardü-Onnis  131. 

Ax  166. 

Bach  325. 

Baier  150. 

Barnes  260. 

Barr  298. 

Bartels  199. 

Barth  124. 

Bassanovic  36. 

Behla  13. 

Belck  336. 

Benedikt  104. 

Bertholon  231. 

ßezzenberger  144. 

Bielenstein  262. 

Birkner  347. 

Blaschky  21. 

Blinkenberg  162. 

Bloch  134.  204. 

Boas  136.  137. 

Boltz  124. 

Bontscheff  162. 

Boy  266. 

Brandenburg  177. 

Brinkmann  347. 

Brinton  255. 

Bulle  303. 

Buschan  109.  206.  302. 

Carrara  43. 

Carteilhac  55. 

Cermak  156.  157. 

Cervinka  157.  158. 
Chipault  253. 
Chudzinski  104.  106. 
Clanning  218. 


Closson  209. 

Colini  331.  333. 

Collignon  44.  133. 

Colomb  59. 

Corrado  198. 

Crocq  13. 

Dallemagne  23.  216. 

Darnay  160.  161. 

Deniker  44.  133. 

Dumont  213. 

Dumontier  174, 

Eidam  327. 

Enjoy  235. 

Fere  11. 

Fiala  327—330 

Förtsch  154. 

Freund  339. 

Friedel  151. 

Giuffrida-Ruggeri  219.  300. 

Glück  132. 

Gönner  9. 

Götze  322.  336. 

Grempler  263.  323.  342. 

Gros  238. 

Haacke  294. 

Hackman  267. 

Hagen  347. 

Hahn  347. 

Halliburton  237. 

Hampel  162. 

Hamy  253. 

Hauser  58. 

Hausmann  167.  265. 

Hazelius  51. 

Heierli  56.  57.  58,  193.  251. 

Heikel  252. 

Hensel  325. 

Hepburn  114.  115. 

Hermann  269. 

Herve  31.  33.  304. 

Heyduk  145. 

Hildebrand  341. 

Holder,  V.,  326. 

Hörnes  330. 


Hovelacque  33. 

Hultman  225. 

Hurt  263. 

Jakubow  261. 

Jankö  227. 

Jelinek  247. 

Jentsch  148.  153.  154. 

Jera  157. 

Jovanovic-Batut  37. 

Iwanowski  45. 

Jürgenson  224. 

Jullien  300. 

Kada  160. 

Kapf  326. 

Käräsz  161. 

Karpäti  160. 

Kasser  250. 

ten  Kate  103.  139. 

Katschenko  176. 

Kaufmann,  v.  41. 

Keller  72. 

Kempe  147. 

Kern  29. 

Knies  158. 

Kohl  155.  340. 

Köhler  148.  149. 

Körte  172. 

Koganei  46. 

Kohlbrugge  211. 

Kotschubenski  182. 

Kfisz  143.  158. 

Kröhnke  339. 

Kükenthal  49. 

Laloy  121. 

Lange  108. 

Lapouge,  de  118.  211. 

La  Torre  10. 

Laurent  220. 

Läzär  133. 

Leder  172. 

Ledouble  219. 

Legowski  148. 

Lehmann,  C.  F.  336.  337. 

Lehmann-Nitsche  148. 


38^ 


Register. 


Leiner  3:28. 

Lenz  345. 

Letourneau  215. 

Lissauer  246. 

Livi  34. 

Lortet  iU. 

Lugaro  293. 

Luschan,  v.  22.  30.  22 L 

Maggi  20L  2o2. 

Mahoudeau  116. 

Maltese  24. 

Manouvrier    14.    32.    113. 

214. 
Mantegazza  18. 
Martin  71.  139. 
Matiegka  28.  226.  248. 
Mestorf  322. 
Meyer  42. 
Mies  33.  270.  272. 
Mirto  24. 

Mischtschenko  261. 
Molliere  127. 
Mondio  123. 

Montelius  50.  64.  341.  346. 
Moore  259. 
Morau  13. 
Mortillet  13.  143. 
Moschen  34. 
Moser  330. 
Müller  243. 
Mugdan  59. 
Näf  251. 
Naue  63. 
Niederle  225. 
Oechsli  57. 
Olöriz  129. 
Oppel  135. 
Papillault  21. 
Paroisse  138. 
Patroni  63. 


Pfitzner  297. 
Piette  52. 
Pigorini  62.   335. 
Pinza  62. 
Pokrowskj    178. 
Poll  293. 
Poly  55. 
Popovic  38. 
Püsta  159. 
Prochownik  342. 
Pyl  245. 

Quagliati  60.  334. 
Ranke  17.  342.  344. 
Reber  56.  250. 
Reichlen  250. 
Reinach  164.  165. 
Reinecke  161.  327. 
Ripley  120.  221. 
Rodrigues  30. 
Rössler  171.  172. 
Schein  205. 
Schmidt  47.  98.  155. 
Schröter  72. 
Scheutle  326. 
Secretan  58. 
Seger  324. 
Selenka  17. 
Sergi  122. 
Shinomura  17 
Shrubsall  230. 
Sisow  268. 
Smirow  180. 
Smirnow  180. 
Smolik  157. 
Snellman  39. 
Sommer  217.  236. 
Sperino  19.  105. 
Spina  302. 
Splieth  340. 
Staurenghi  19. 


Steinen,  v.  den  143. 
Steinmetz  26.  27. 
Stern  122. 
Stubenrauch  151. 
Studer  72. 
Sullivan  237. 
Swan  254. 
Tappeiner  222. 
Taramelli  102. 
Tautain  28.  241. 
Tenschini  102. 
Török,  V.  200. 
Treichel  144.  151. 
Tröltsch,  V.  325.  326. 
Truhelka  36.  329. 
Tscherepin  268. 
Ujfalvy  232. 
Unna  203. 
Uspenkj  268. 
Venturi  295. 
Verneau  174. 
Vigener  206. 

Virchow   31.  41.  48.  203. 
232.  237.  265.  338.  345. 
Vram  35. 
Voges  246. 
Voss  52.  321. 
Wagner  325. 
Weeren  247. 
Weineck  152. 
Wilder  218. 
Wilser  7. 

Woldfich  142.  249. 
Wosinsky  159. 
Wray  175. 
Yagi  173. 

Zaborowski  170.  220. 
Zeppelin,  v.  65. 
Zograf,  V.  38. 
Zschiesche  154. 


2,    Sachregister. 

(Die  Zahlen  bezeichnen  die  Seiten,  auf  welchen  der  betreffende  Artikel  beginnt.) 


Abänderungsspielraum  8. 

AccHmatisation  160.  211. 

Ägypten  41. 

Africa,  ethnogr.  30.  42.  43.   44,  prähist. 

253.  254. 
Ainos  46. 
Alfuren  49. 
Algier,  prähistor.  253. 
Amerika,    ethnogr.    103.    136.    137.    138. 

139,  prähist.  255.  256.  259.  260. 
Analyse,  ehem.,  d.  Bronzen  166.  247. 
Anthropoiden  343. 

Anthropologie,  System  derselben  97. 
Arier  124. 


Asien,   ethnogr.  47.  48.  49,    prähisl.  Hl 

bis  175. 
Auslese,  soziale  7.  108.  209. 
Autorenverzeichnis  381. 
Azteken,  sogen.  347. 
Babylonien,  Maasse  und  Gewichte  337. 
Bartentwickelung,  Ursachen  ders.  205. 
Basken  228. 
Bayern  31.  122. 

Becken  der  Anthropoiden  343.  345. 
Benin,  Bronzen  347. 
Bergbau,  prähistor.  155. 
Bibliographie  73  -  96 ,  184—192, 275—288, 

349—380. 


Register. 


383 


Bipedismus  116. 

Böhmen,  prähist.  28.  143.  156-158. 
247—250. 

Borneo,  prähist.  175. 

Bosnien  U.Herzegowina  36.  132.327-330. 

Bronzearbeiten  aus  Benin  347. 

Bronzen,  chemische  Veränderungen  341 

Bronzesicheln  326. 

Bronzezeit  in  Deutschland  145.  147.  151. 
154,  Dänemark  242.  England  321. 
Finnland  267,  Russland  170.  171.  180. 
252,    Schweiz  57.  194,  Ungarn  160. 

Bulgarien,  ethnogr.  36,   prähist.  162. 

Burgwälle  151.  158.  179.  247.  249. 

Calchaqui  139. 

Castration,  Einfluss  derselben  auf  Glied- 
maassenlänge  111. 

Chaldäa  336. 

Chronologie  des  nordischen  Eisenalters 
50,  der  älteren  nordischen  Bronzezeit 
346,  der  italienischen  Eisenzeit  64. 

Craniogramm  199. 

Criminal-Anthropologie  23.  24.  123.  216. 
218. 

Crista  mastoidea  des  Schläfenbeins  21. 

Dänemark,  prähist.  52. 

D  annewerk  340. 

Darstellungen  auf  Bronzemesser  322. 

Degenerationszeichen  300. 

Degenerationsanthropologie  s.  Criminai- 
anthropologie. 

Deutschland,  Funde  aus  Baden  325, 
Bayern  327,  Brandenburg  151—154, 
246.  3^"2,  Braunschweig  246,  Holstein 
322,  Pfalz  155.  289.  340,  Pommern 
150.  151,  245-246,  321,  Posen  148. 
149.  247.  325,  Schlesien  323.  324, 
Schwaben  325,  Württemberg  324. 

Diluvialfunde  158. 

Dinka  43. 

Dissociation  by  displacement  209. 

Dolmen  162. 

Dorpat,  Schädel  aus  224. 

Einteilung  d.  Vorzeit  Mitteleuropas  142. 

Eisenalter  (La  Tene)  in  Böhmen  157. 
248.  249,  Deutschland  144.  147.  148. 
152.  153.  246,  Finnland  166,  Itahen 
60.  62.  335,  Schweiz  250.  251,  Ungarn 
159—161. 

Endokannibalismus  27. 

Entwicklungsmechanik  294. 

Ersjiehung,  anthrop.  Betrachtung  der- 
selben 215. 

Esthland,   anthrop.  263,  prähist.  167, 

Europa,  ethnogr.  222.  264. 

Feminismus  112.  220. 

Femur,  Indices  ders.  114,  d.  Pithecan- 
thropus  und  der  Menschenrassen  115. 

Fetischimus  112.  220. 

Fibelformen  63.  64.  252. 

Finnland,  ethnogr.  38.  39.  225,  prähist. 
165.  166.  251     252. 

Frankreich,  ethnogr.  31.  32.  33.  127. 
211.  213,  prähist.  52.  53. 


Fundchronik  Schlesiens  .324. 

Galher,  Galater  127. 

Gaumen ,  Difformation    des    knöchernen 

Gaumens  2J8. 
Gehirn,    menschl.,    104.     123.    218.    270. 

293,  der  Affen  104. 
Geld-  und  Gewichtssystem  268.  336. 
Germanen  224.  303.  304. 
Geschlechter,     Unterschiede    ders.    295. 

297. 
Gesichtsurnen  147.  177.  321.  335.  341. 
Gewicht    des   Körpers  206,    des    Gehirn- 

und    Rückenmarks     270,     prähist.     in 

Babylonien  337. 
Glasinaefunde  327. 
Goldfunde  150.  161. 
Griechenland,  prämyken.  Kultur  163. 
Grönländerschädel  236. 
Guinea,  ethnogr.  138. 
Gynäkomastie  220 
Haarsystem  203.  204. 
Hacksilberfunde  151.  245. 
Hallstattzeit  31.  150.  154. 
Hausurnen  335.  341. 
Hautfärbung  204. 
Hautmuskeln  106.  241. 
Hauthorn  121. 

Heidelberg,  anatom.  Sammlung  33. 
Helme,  prähist.  164. 
Hermaphroditismus  220. 
Herzegowina,  prähist.  327—336. 
Hovas  134.  232. 
Japan,  prähist.  173.  174. 
Illyrien,  prähist.  164.  165. 
Indianer,  ethnogr.  103.  136. 138.  139.  342. 
Indien,  ethnogr.  47. 
Infantilismus  112. 

Instruction  1.  ethnogr.  Beobachtungen  30. 
Italien,  ethnogr.  34.  131,  prähist.  60  bis 

64.  165.  331—335. 
Kampf  ums  Dasein  7. 
Kanarische  Inseln  42.  231. 
Kapazitätsbestimmnng  des  Schädels  199. 

293.  342. 
Kelten  33.  127. 
Klima  211. 

Kupferfunde  56.  148.  162.  181.  247. 
Körpergewicht  des  Menschen  206. 
Körpergrösse  des  Menschen  108.  109. 111. 
Kurgane  170,  171.  179. 
Letten.  Littauer  182.  262. 
Livland  264. 

liübeck,  Vorgeschichte  339. 
Madagascar,  ethnogr.  133.  135.  232. 
Malacca  48. 

Markesas-Inseln  28.  241. 
Mashona-Land,  prähist.  254. 
Messung  des  Kopfindex  1,    der  Körper- 
grösse 108. 
Methoden  264. 
Microcephalen  272. 
Mol  235. 
Mongolen  45. 
Mounds  256.  259. 


384 


Register. 


Muskeln  106. 

Mycenische  Kultur  164. 

Näpfchensteine  56.  249. 

Nagel,  Morphologie  206. 

Neolithische  Zeit  in  Deutschland  145. 
146.  148.  150.  155,  Finnland  166.  252, 
Grossbritannien  242,  Japan  173.  174, 
Itahen  61.  331—325,  Österreich  158. 
161.   249.  330.  Russland  171.  177. 

Neumark,  Vorgeschichte  322. 

Norwegische  Schädel  124. 

öland,  prähist.  341. 

Österreich,  ethnogr.  36,  prähist.  156  —  162. 
247-250.  327. 

Ohrmuschel,  anthrop.  105. 

Orang-Utan,  Rassen  und  Zahnwechsel  17. 

Os  fontanellae  20^,  interparietale  201, 
tympanicum  (Deformat.)  22. 

Patagonier  139. 

Pfahlhauten,  ethnogr.  65,  prähist.  59.  325. 

Pfalz,  prähist.  289. 

Pferdegebiss  323. 

Phallus  157. 

Phrygien,  prähist.  172. 

Pithecanthropus  13.  14.  113.  115.  272. 

Polyedrismus  d.  Schädels  18. 

Polynesien,  ethnogr.  238. 

Primaten  17. 

Profatnie  219. 

Prostitution  302. 

Rasseneinfluss  auf  Krankheiten  302. 

Riga,  archäol.  Kongress  175.  260. 

Rind,  Abstammung  desselben  72. 

Römische  Funde  58.  326.  340. 

Russland,  prähist.  168.  170.  177-181. 
251.  252.  261—268. 

Sachregister  382. 

Sägen,  prähist.  333. 

Sarnoa,  ethnogr.  240. 

Sardinien,  ethnogr.  131. 

Scapula,  crista  subspinahs  219. 

Schädel,  menschlicher,  Carionekrosis  203, 
Craniogramm  199,  Crista  mastoidea 
21,  Deformation  22,  217,  Gaumen- 
Dififormität  218,  fötaler  Zustand  10, 
individ.  Variation  344,  Kapacitätsbe- 
stimmung  199.  293,  ortogonale  Pro- 
jektion 198,  os  fontan.  202,  os  inter- 
parietale 201 ,  Persistenz  der  embryo- 
nalen Augennasenfurche  200,  Polye- 
drismus 18,  Projection  198,  Sphenoid- 
Apophyse  219,  Unterkieferprofatnie219, 
tierischer  19. 


Schläfenringe  149.   250 

Schwanz  der  Mol  235. 

Schweden,  prähist.  242.  244. 

Schweiz,    ethnogr.    71,    prähist.    56,    59 

194.  250.  251. 
Sehschärfe  der  Indianer  342. 
Senegal,  ethnogr.  44. 
Sensibilität  122.  302. 
Serbien,  ethnogr.  37.  38. 
Sibirien,  prähist.  172. 
Silberbarren  aus  Troja  336. 
Silberkessel  von  Gundestrup  52. 
Skythische  Altertümer  168. 
Slaven,  ethnogr.  35.  38.  225.  226,  prähist. 

149.  250.   338. 
Sokaczen  227. 
Spanien,  ethnogr.  129. 
Steinhämmer,  Italiens  331. 
Steinwerkzeuge  Amerikas  255. 
Stigmata  23. 
Strafe,,  ethnol.  26. 
Sumerier  269. 
Svastica  143.  221. 
Tätowierung  36. 
Tagesgeschichte  182.  274.  348. 
Tastsinn  der  Münchener  Bevölkerung  122. 
Temperament  214. 
Tiroler  222. 
Torus  palatinus  224. 
Transkaukasien,  prähist.  171,  172. 
Triskeles  143. 

Tunis,  ethnogr.  231,  prähist.  253. 
Übergangszeit    v.    paläolith.    z.    neolith. 

Periode  53.  55. 
Ugro-altaische  Sprache  269. 
Umbrerschädel  34. 
Ungarn,    ethnogr.  133.  227,   prähist.  159 

bis  162. 
Unterkiefer-Anomalien  24,  Profatnie  219. 
Veranlagung,  nervöse  217. 
Verbrecher  23.  24.  123.  218.  302. 
Vererbung  9.  10.  13.  298. 
Versammlungs-Berichte,  Köln  270,  Lübeck 

338,  Riga  175.  260,  Zürich  65. 
Völkerkunde,  moderne  25, 
Vorzeit,  nordische  243. 
Wetzikon-Stäbe  72. 
Worms,  prähist,  155,  340, 
Zahnanomalien  24,  '^ 

Zigeuner  132. 

Zwergstämme  Amerikas  237. 
Zwischenraum  zwischen  1.  u.  2.  Zehe  300, 


Druck  von  Grass,  Barth  &  Comp.  (W.'  Friedrich)  in  Breslau. 


Centralblatt 


für 

Anthropologie,  Ethnologie  und  Urgeschichte. 

Herausgegeben  von  Dr.  phil.  et  med.  Gt.  Busch  an. 
J.  ü.  Kem's  Verlag  (Max  Müller)  in  Breslau. 


3.  Jahrgang.  Heft  1.  1898. 

A.    Originalarbeit. 
Über  den  sogenannten  Reihengräbertypus. 

Von  Prof.  Dr.  Giuseppe  Sergi-Rom 

Die  Frage  über  den  Ursprung  des  physischen  Typus  der  Ger- 
manen ist  noch  nicht  genügend  beantwortet  worden,  und  jeder 
deutsche  Fachmann  weiss,  wie  eng  diese  Frage  mit  der  über  den 
Ursprung  der  Arier  verknüpft  ist;  desgleichen  kennt  jedermann  die 
Einwendungen  Virchow's  und  die  Meinungen  Penka's  darüber. 
Penka,  wie  fast  alle  deutschen  Anthropologen,  glaubt,  dass  der 
Reihengräbertypus  der  echte  und  ursprüngliche  Schädeltypus  der 
Arier  sei,  und  hat  die  Wiege  desselben  nach  Skandinavien  verlegt, 
wo  dieser  Schädeltypus  überwiegend  und  kombiniert  mit  den 
anderen  mutmasslichen  physischen  Merkmalen  der  Germanen,  näm- 
lich heller  Hautfarbe,  blondem  Haar,  blauen  Augen,  vorkommt.  Ich 
hatte  aber  schon  früher  bemerkt,  dass  dieser  Schädeltypus  im  all- 
gemeinen nicht  nur  viel  seltener  als  der  brachycephale  Typus,  selbst 
fragmentarisch  vorkommt,  und  wie  der  Rest  eines  im  Untergange  be- 
griffenen Stammes  erscheint.  So  trifft  man  ihn  sporadisch  in  Süd- 
deutschland, in  geringerer  Anzahl  in  Norddeutschland,  zahlreicher 
auf  der  skandinavischen  Halbinsel  an,  während  der  brachycephale 
Typus  sehr  verbreitet  und  fast  allein  vorherrschend  in  Süddeutsch- 
land sich  findet  und  in  grosser  Anzahl  in  Norddeutschland  vor- 
kommt. Daraus  lässt  sich  folgern,  dass  die  deutsche  Revölkerung, 
die  arisch  spricht,  grösstenteils  brachycephal  ist.*) 

Es  ist  ferner  festgestellt,  dass  der  Reihengräbertypus  viel  häufiger 
und  zahlreicher  in  der  vorgeschichtlichen  Zeit,  d.  h.  in  neolithischer 
und    Rronzezeit   auftrat,    wie  v.  Holder    für  Württemberg   und    die 


*)  Vergl.  Sergis   Ursprung  und  Verbreitung    des    mittelländischen 
Stammes.    Leipzig  1897.     Deutsche  Ausgabe. 

Centralblatt  für  Anthropologie.    1898.  1 


^  A.     Originalarbeit. 

Hohenzollern  -  Lande  nachgewiesen  hat,  und  wie  die  zahlreichen 
Funde  in  anderen  Teilen  Deutschlands  erkennen  lassen.*) 

Aus  der  relativen  Stellung  der  beiden  Schädeltypen  geht  hervor, 
dass  der  Reihengräbertypus  der  ältere  und  ursprüngliche  gewesen 
sein  niuss,  gegenwärtig  aber  an  Zahl  abgenommen  hat  und  als  ein 
Überrest  anzusehen  ist,  der  andere,  der  brachycephale,  dagegen  in 
jüngerer  Zeit  nach  Europa  gekommen  ist  und  bis  jetzt  das  Über- 
gewicht gewonnen  hat.  Man  darf  auch  nicht  vergessen,  dass  Penka 
und  andere  Forscher  nach  den  Arbeiten  von  Benfey,  Geiger  und 
Latham  den  arisch-germanischen  Typus,  der  in  dem  Reihengräber- 
typus sich  repräsentiert,  nicht  für  asiatischen  Ursprungs,  sondern 
als  Umwandlung  des  palaeolithischen  Neanderthaltypus  halten. 

Es  erscheint  schon  bewiesen  und  selbst  angenommen,  dass 
dieser  germanische  Typus,  nach  den  Reihengräbern  genannt,  älter 
als  der  brachycephale  Typus  sei,  obwohl  man  ihm  eine  Herkunft  geben 
will,  die  nicht  einmal  die  deutschen  Anthropologen  annehmen  können. 

Legt  man  den  Schädelcharakteren  einen  höheren  Wert  als  den 
anderen  physischen  Merkmalen  bei,  wie  ich  immer  behauptet  habe, 
dann  ist  nur  die  vergleichende  Kraniologie  dazu  berufen,  diese  Frage 
zu  lösen,  namentlich,  wenn  sie  mit  den  archaeologischen  Thatsachen, 
die  sich  uns  nicht  nur  in  Deutschland,  sondern  auch  anderswo, 
wie  z.  B.  in  Italien,  darbieten,  im  Einklänge  steht.  Ich  habe  ge- 
zeigt, dass  in  Italien  der  arische  Typus,  im  Gegensatz  zum  itali- 
schen oder  mittelländischen,  dem  älteren  und  ursprünglicheren, 
brachycephal  ist,  und  dieselben  Formen  zeigt,  wie  der  der  Brachy- 
cephalen  Europas,  die  slavisch  und  deutsch  sprechen  und  keltisch 
gesprochen  haben,  und  als  drei  Hauptzweige  eines  einzigen  grossen, 
von  Asien  hergekommenen  Stammes  aufzufassen  sind.**) 

Die  geographische  Verbreitung  des  mittelländischen  Stammes 
in  alter  Zeit  verfolgend,  fand  ich,  dass  die  Schädel-  und  Gesichts- 
formen, die  diesem  Stamme  eigentümlich  sind,  und  grösstenteils 
pentagonal,  ellipsoidal  und  ovoidal  erscheinen,  in  Süd-  und  West- 
Frankreich,  in  den  Long-Barrows  Grossbritanniens,  in  den  schweize- 
rischen Grabstätten,  den  Pfahlbauten  der  Stein-  und  Bronzezeit,  so- 
wie in  den  ältesten  Kurganen  Süd-Russlands  vorkommen.  Da  ich 
aber  den  Reihengräbertypus  nicht  näher  kannte,  stand  ich  lange 
Zeit  zweifelnd  und  schwankend  vor  ihm,  und  dies  nicht  nur  wegen 
der  in  Deutschland    geltenden  Ansichten,    sondern  auch  der  Haut- 


*)  von  Holder,  Untersuchungen  über  die  Skelettfunde  in  den  vor- 
römischen Hügelgräbern  Württembergs  und  Hohenzollerns.  Stutt- 
gart 1895. 

**)  Vrgl.  Anhang:  Die  Arier  in  Italien  in  Ursprung  und  Verbreitung  etc. 


A.     Originalarbeit,  3 

färbe  wegen,  die  so  verschieden  von  der  des  mittelländischen 
Stammes  ist,  und  wegen  der  Thatsache,  dass  die  südlichen  Völker- 
schaften Europas  von  den  nördlichen  durch  die  brachycephalen 
Völker,  die  einen  weit  ausgedehnten  Landstrich  von  Osten  nach 
Westen  besetzen,  gleich  wie  durch  eine  Barriere  voneinander  ge- 
trennt sind. 

Im  Jahre  1895  habe  ich  das  erste  Mal  in  Paris  Gelegenheit  ge- 
habt, einige  Schädel  aus  der  Merowingerzeit  zu  studieren,  und  war 
sehr  erstaunt,  unter  diesen  Schädeln  die  gleichen  Formen  wieder- 
zufinden, die  ich  beim  mittelländischen  Stamme  schon  gesehen 
hatte.  Ein  Jahr  später  zeigte  mir  gelegentlich  einer  Zusammenkunft 
in  München  Dr.  v.  Holder,  der  Verfasser  der  „in  Württemberg  vor- 
kommenden Schädelformen",  einer  der  Begründer  der  deutschen 
Anthropologie  und  der  beste  Kenner  der  Schädelformen,  die  typi- 
schen Schädelformen  der  Reihengräber,  die  im  Museum  der  Mün- 
chener anatomischen  Anstalt  aufbewahrt  werden,  und  da  in  dem- 
selben Museum  sich  auch  eine  reiche  Sammlung  ägyptischer 
Schädel  befindet,  so  nahm  ich  einen  von  diesen,  der  die  gleiche 
Form  wie  ein  Reihengräberschädel  aufwies  und  fragte  Dr.  v.  Holder, 
ob  er  nicht  irgend  eine  Ähnlichkeit  zwischen  diesen  zwei  Schädeln 
zu  sehen  glaubte.  „Sie  sind  gleich ,  das  Gesicht  ist  verschieden" 
antwortete  er.  Andere  Reihengräberschädel  sah  ich  im  Museum 
für  Völkerkunde  in  Berlin  und  ich  erkannte  in  ihnen  die  mittel- 
ländischen Formen  wieder.  Später  erhielt  ich  von  Dr.  v.  Holder 
Photographien  und  Gypsabgüsse  der  von  ihm  studierten  württem- 
bergischen Schädel  geschenkt,  die  ich  mit  den  mittelländischen  ver- 
gleichen konnte. 

Ich  halte  es  auch  für  sehr  wichtig,  dass  Dr.  v.  Holder,  als  er 
mir  die  Photographien  der  Reihengräberschädel  schickte,  mir  gleich- 
zeitig mitteilte,  dass  er  dieselben  Schädelformen  auch  unter  den- 
jenigen Schädeln,  die  von  Prof.  Calori  in  seinem  Aufsatze  über  die 
Certosa  von  Bologna  beschrieben  worden  sind,  erkannt  habe,  und 
darin  stimme  ich  ihm  vollständig  bei.  Später  erkannte  auch  er 
die  Identität  der  Schädelformen  der  ältesten  italischen  Gräber  aus 
den  Photographien,  die  ich  ihm  mit  den  Reihengräberschädeln  zu- 
schickte. 

Diese  Übereinstimmung  der  Schädelformen  in  den  Reihen- 
gräbern und  in  den  ältesten  italischen  Grabstätten  beschränkt  sich 
nicht  nur  auf  die  Schädel  der  Certosa  von  Bologna,  die  wenigstens  dem 
5.  Jahrhundert  v.  Chr.  angehören,  sondern  erstreckt  sich  auf  die 
Schädel  von  ganz  Italien,  auf  solche  von  Gegenden,  wo  gar  kein  Ver- 
dacht auf  nordische,  gallische  oder  germanische  Einwanderungen  be- 
stehen kann;    z.  B.   aus    den  Gräbern  von  Novilara  (Pesaro),    dem 


A.     Originalarbeit. 


8.  Jahrhundert  v.  Chr.  angehörig,  und  aus  den  Gräbern  von  Alfedena 
(Samnium),  vom  8. — 6.  Jahrhundert  v.  Chr.  Diese  Übereinstimmung 
kann  nicht  zufälhg  sein,  wie  ja  auch  nicht  zufäüig  die  geographische 
Verbreitung  der  Tiere  und  Pflanzen  ist;  sie  kann  auf  natürUche 
Weise  durch  die  best  bekannten  Thatsachen  erklärt  werden. 

Die  Übereinstimmungen  zwischen  den  ältesten  italischen 
Schädeln  und  denen  der  Reihengräber,  welche  auch  alt  sind  und 
aus  der  Zeit  vor  dem  Auftreten  der  brachycephalen  Bevölkerung 
herrühren,  sind  im  folgenden  zusammengestellt: 

Merowingische    Schädel    im    anthropologischen    Museum 

von  Paris: 

I.  Ellipsoides  (N.  5):  1.  Ell.  planus  (1)  $  L.  B.  76.4, 
2.  Ell.  depressus  (2)  §  L.  B.  74.2,  H-  79,  3.  Ell.  rotundus  (1)  t. 
L.  B.  73,  prognath.,  4.  Ell.  africus  (1)  $  L.  B.  68.1,  prognath. 

IL    Ooides:   1.  Oo.  cuneatus  (1)  ?  L.  B.  73.6. 

III.  Pentagonoides  (N.  3):  1.  Pent  obtusus  (1)  $  L.  B.  75, 
2.  Pent.  subtilis  (Ij  $  L.B.  71  prognath.,  3.  Pent.  acutus  (1)  J 
L.  B.  73.6  prognath. 

IV.  Cylindroides  merovingius  (N.  1)  L.  B.  69.4.  Diese 
Schädel  stammen  aus  den  Gräbern  von  Percy  sur  Oise,  Parc  de  Chellet 
(Oise),  Londinieres  (Seine  Inf.),  Champlin  (Oise)  her. 


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Fig. 


Schädel  von  R«ihengräbern  (G.  2,  v.  Holder).    Ell.  africus,    L.  B.  70.  * 


A.  Originalarbeit.  5 

Schädel  vron  Reihengräbern  aus   den  Photographien 
von  Dr.  v.  Holder: 

I.  Ellipsoides  (N  2):  1.  Ell.  cuneatus  (G.  3)  L.  B.  75.5, 
2.  Ell.  africus  (G.  2)  L.  B.  70.4.     (Fig.  1.) 

II.  Pentagonoides  acutus  (1)  (G.  1)  L.  B.  72;  vgl.  v.  Holder: 
vgl.  Zusammenstellung  der  in  Württemberg  vorkommenden  Schädel- 
formen.    Stuttgart  1876. 

Italische  Schädel   aus   dem  Katalog  von  30  Schädel 
von  Alfedena  (Samnium): 

I.  Ellipsoides:  1.  Ell.  planus  L.  B.  $  76.4,  $  75.3,  2.  Ell. 
cuneatus  L.  B.  J  75,  $  74.9,  3.  Ell.  rotundus  L.  B.  t  72,  $  71, 
4.  Ell.  africus  L.  B.  $  69.7.   (Fig.  2.) 

II.  Pentagonoides:  1.  Pent.  acutus  L  B.  J  76.9,  V  73.3, 
2.  Pent.  obtusus  L.  ß.  $  75.8,  $  75. 


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Fig.  2.    Schädel  von  Alfedena  (Samnium)      Ell.  africus  .    L.  B.  69.  7. 

Diese  Formen  sind  nicht  nur  auf  diese  Gegend  beschränkt,  sondern 
finden  sich  auch  über  Nord-  und  Ost-Afrika  verbreitet,  unter  dem 
sogenannten  hamitischen  Stamme,  den  ich  als  Species  Eurafricana 
bestimmt  habe.*)  Es  ist  hier  nicht  der  Ort,  darauf  näher  einzugehen ;  ich 


*)  Vergl.  meine  Africa.  Antropologia  della  stirpe    camitica.    Specie 
eurafricana.    Torino  1897.    Cap.  XX. 


ß  A.     Originalarbeit. 

will  mir  anführen,  dass  es  nicht  schwer  zu  folgern  ist,  dass,  wenn  der 
mittelländische  Stamm,  der  auch  die  Völkerschaften  von  Nord-  und 
Nordwest- Afrika  umfasst  und  einen  Teil  der  Spezies  Eurafricana 
ausmacht;  in  den  osteologischen  Charakteren  mit  den  germanischen 
Elementen  des  Reihengräbertypus  übereinstimmt,  auch  die  Be- 
zieiiungen  zwischen  diesen  und  der  ganzen  eurafrikanischen  Spezies 
sehr  innig  sein  müssen. 

Hier,  kurz  zusammengefasst,  lasse  ich  meine  Schlüsse  folgen. 

Die  Ureinwohner  Europas,  ausgenommen  diejenigen,  die  die 
Charaktere  des  Neanderthaltypus  haben,  sind  von  Afrika  her- 
gekommen ,  besetzten  zuerst  das  Mittelmeergebiet  und  breiteten  sich 
dann  über  das  ganze  europäische  Festland  durch  das  Centrum, 
nach  Westen  und  nach  Osten  aus.  Die  verschiedenen  klimatischen 
oder  geographischen  Verhältnisse  waren  auf  die  Färbung  der  Haut 
und  der  Haare  u.  s.  w.  von  Einfluss,  so  dass  sich  eine  ununterbrochene 
Hautfarbenskala  bilden  konnte,  vom  schwarzen  zum  rötlich-braunen, 
zum  hellbraunen  Farbenton  der  mittelländischen  Völkerschaften  und 
weiter  bis  zum  blonden  der  Nordbevölkerung.  Sehr  lange  Zeit  ist  ver- 
flossen seit  den  frühesten  afrikanischen  Einw^anderungen  bis  zur 
Bildung  der  einzelnen  Varietäten,  welche  durch  Farbe  verschieden, 
aber  in  Sitten  und  Avahrscheinlich  auch  in  Sprachen  gemischt 
waren,  wie  dies  gewöhnlich  bei  den  grossen  Völkerwanderungen 
und  bei  der  Bildung  von  verschiedenen  Nationalitäten  vorkommt. 
Aber  unter  diesen  physischen  äusseren  Variationen  mit  ethno- 
graphischen Charakteren  sind  die  osteologischen  Merkmale  unver- 
ändert und  beharrend  geblieben,  am  meisten  vor  allem  die  Schädel 
und  Gesichtsmerkmale. 

Wie  ich  schon  an  anderer  Stelle*)  hervorgehoben  habe,  fanden 
in  der  neolithischen  Zeit  grosse  Völkerwanderungen  nach  Central- 
Europa  statt;  wilde  Völkermassen  kamen  von  Osten  her,  eroberten 
Ost-Europa,  dann  Central-Europa  und  breiteten  sich  endlich  im 
Westen  und  Süden  aus;  sie  fielen  in  Frankreich,  Grossbritannien, 
namentlich  aber  in  Central-  und  Süd-Deutschland,  in  Griechenland 
und  Italien  und  auch  in  Spanien  ein;  wo  sie  die  älteren  Ansiedler 
nicht  zu  unterdrücken  vermochten,  da  drängten  sie  dieselben  gegen 
die  Ränder  des  Festlandes  und  gegen  die  europäischen  Inseln  und 
Halbinseln  zurück.  Die  skandinavische  Flalbinsel  wurde  damals  von 
dem  ältesten  Stamme  Europas,  afrikanischen  Ursprungs,  bevölkert, 
und  diente  als  Zufluchtsort  vor  den  Neuangekommenen;  darum  er- 
hielt sich  hier   am  reinsten  der  ursprüngliche  Skeletttypus  mit  den 


*)  Vergl.    Soeben    erschienen:    Arii    e    Italici.     Torino    1898;    und    Arier 
in   Italien,   in  Ursprung  und  Verbreitung  etc, 


A,     Originalarbeit.  7 

äusseren  Merkmalen^  die  er  in  Nord-Europa  erhalten  hat.  Hieraus 
erklärt  sich  die  in  Skandinavien  grössere  Häufigkeit  des  sog.  Reihen- 
gräbertypus.*) Die  neue,  von  Asien  hergekommene  Bevölkerung  ge- 
hörte einem,  von  dem  ursprünglichen  ganz  abw^eichenden  Stamme 
an;  namentlich  durch  ihre  osteologischen  Charaktere,  vor  allem 
durch  die  Schädel-  und  Gesichtseigenschaften  war  sie  ganz  ver- 
schieden. Sie  hatte  auch  abweichende  Sitten,  und,  obwohl  sie  die 
Bronze  kannte,  war  sie  doch  viel  wilder  und  stand  auf  einer  nie- 
drigeren Bildungsstufe  als  die  ursprüngliche  Bevölkerung.  Heute  hat 
sie  ihre  Vertreter  in  den  Kelten,  Slaven  und  südlichen  Germanen 
zurückgelassen,  das  heisst  in  den  Völkern  mit  brachycephalen 
Schädeln,  Formen,  die  v.  Holder  sarmatisch  und  turanisch  nannte, 
und  den  sphenoidalen,  platycephalen  und  sphäroidalen  entsprechen. 
Dies  waren  die  Arier. 

Deswegen  findet  man  in  den  alten  Gräbern  Deutschlands  zwei 
Schädeltypen,  verschieden  gemischt,  und  dies  in  verschiedenem  Grade 
zu  einander  je  nach  den  Zeitepochen,  ob  prähistorisch  oder  proto- 
storisch;  und  dies  erklärt  auch  die  Thatsache,  die  Virchow  so 
sonderbar  erscheint,  d.  i.  das  Verschwinden  des  Reihengräbertypus 
im  germanischen  Stamme  und  das  sporadische  Vorkommen  dieses 
Typus  in  alter  und  neuer  Zeit. 

Die  deutsche  Bevölkerung  setzt  sich  gegenwärtig  aus  zwei 
Stämmen  zusammen,  aus  dem  ursprünglichen  afrikanischen  Reihen- 
gräbertypus und  aus  dem  asiatischen  arischen  Typus ;  dieser  letztere 
hat  fast  ausschliesslich  von  Süd-Deutschland  Besitz  genommen  und 
findet  sich  mit  dem  ersteren,  dem  ursprünglichen,  in  Nord-Deutsch- 
land wenig,  in  Skandinavien  und  Jütland  noch  weniger  gemischt. 

Als  in  den  geschichtlichen  Zeiten  jene  Völker  mit  blonden 
Haaren  und  langen  Schädeln  erschienen,  die  den  Namen  der  Cim- 
bern  und  Teutonen  und  dann  den  der  Alemannen  und  Franken  an- 
nahmen, glaubte  man,  dass  dies  die  echten  deutschen  Arier  wären; 
sie  waren  es  aber  nicht,  sondern  die  arianisierten  Reste  der  ur- 
sprünglichen europäischen  Bevölkerung. 

Aus  diesen  kurzen  Bemerkungen  ersieht  man,  dass  der  Reihen- 
gräbertypus nicht  den  germanischen,  arischen,  wie  die  deutschen 
Anthropologen  glauben,  vorstellt;  er  ist  ein  viel  älterer  als  der 
arische  Typus,  afrikanischen  Ursprungs,  ein  Rest  der  ursprünglichen 
europäischen  Bevölkerung  und  gehört  darum  demselben  mittel- 
ländischen Stamme  an,  der  Italien,  Griechenland  und  die  iberische 
Halbinsel   bevölkerte,    d.  h.    dem    hamitischen    Stamme    oder    der 


*)  Vergl.  Barth,  Crania  antiqua  in  parte  orientali  Norver^iae  meri 
dionalis  inventa.    Christiania  1896. 


8  B.     Referate.     1.    Anthropologie.  / 

eiiiafrikanischeii  Spezies,  dein  ältesten  Stamme,  der  nach  dem 
Neanderthalstamme  das  afrikanische  Festland  vom  Äquator  bis  zum 
Miltehneere  und  das  europäische  Festland  vom  Mittelmeere  bis  zur 
Ostsee  und  weiter  bis  zur  skandinavischen  Halbinsel  und  den  eng- 
lischen Inseln  bevölkert  hat.  Dieser  alte  eurafrikanische  Stamm 
unterlag  sowohl  am  Mittelmeer  wie  in  Central-  und  Nord-Europa 
der  Herrschaft  und  dem  Einflüsse  der  Arier. 


ß.    Referate. 

i.    Anthropologie. 

a.      Somatische  Anthropologie. 

1.  Karl  Ernst  von  Baer:  Lebensgeschichte  Cuviers.   Heraus 

gegeben    von    L.    Stieda,    Königsberg   i,    Pr.      Arch.    f.    Anthrop. 

Bd.  XXIV.,  S.  227—275. 
Im  littej  arischen  Nachlasse  Karl  Ernst  von  Baers  fand  sich  eine  nicht 
druckfertige  Handschrift:  Lebensgeschichte  Cuviers.  Stieda  hat  sich  der 
grossen  Mühe  unterzogen,  sie  durchzuarbeiten  und  druckfertig  zu  stellen; 
in  kräftigen  Zügen  giebt  sie  ein  Bild  vom  Leben  und  der  glänzenden  Wirk- 
samkeit des  grossen  Naturforschers,  als  Hintergrund  immer  die  Geschichte 
der  ganzen  damaligen  Zeit.  Dr.  Lehmann- Nits che- La- Plata. 

2,  Alois  F.  Hrdlicka:  Pathological  Institute  of  the  New- 
York  State  hospitals.  Department  of  anthropology.  Outhne 
of  its  scope  and  exposition  of  the  preliminary  work.  State  Hospi- 
tals Bulletin.  State  of  New-York.  Utica  N.  Y.  1897.  Vol.  II, 
Nr.    1. 

Die  Amerikaner  gehen  bei  Allem,  was  sie  unternehmen,  gern  ins 
Grosse.  So  hat  der  Staat  New-York  nicht  nur  für  alle  seine  Irrenanstalten 
ein  besonderes  pathologisches  Institut,  sondern  bei  dem  letzteren  noch  eine 
besondere  Abteilung  für  Anthropologie  errichtet,  an  dessen  Spitze  Dr. 
Hrdlicka  berufen  ist.  Derselbe  legt  in  dem  vorliegenden  Aufsatz  die  Auf- 
gaben und  Ziele  der  ihm  unterstellten  neugegründeten  Anstalt  dar.  Er 
fasst  (wie  die  Amerikaner  überhaupt),  den  Umfang  der  Anthropologie  weit; 
sie  ist  ihm  ,,die  Wissenschaft  von  allem  Normalen  und  Abnormen  des 
Menschen  und  seines  Geschlechtes,  sowie  die  Vergleich ung  und  Erklärung 
dieser  Dinge".  Als  Aufgabe  der  anthropologischen  Anstalt  des  pathologischen 
Instituts  sieht  er  die  Feststellung  des  normalen  amerikanischen  Menschen, 
oder  wenigstens  des  normalen,  im  Staat  New-York  geborenen  Menschen, 
zugleich  aber  auch  ,, die  Untersuchung  aller  derer  Bevölkerungsklassen  (sie!), 
die   durch  ihre  Lebensäusserung  deutlich  zeigen,  dass  sie  abnorm  sind,  wie 


B.     Referate.     1.     Anthropologie.  9 

die  Wahnsinnigen,  die  Verbrecher,  die  Epileptiker,  die  Idioten  etc."  Die 
Unterschiede  zwischen  den  ,, Normalen"  und  den  ,, Abnormen"  sind  festzu- 
stellen, zu  vergleichen,  ihr  Grund  zu  prüfen,  und  zwar  ebensowohl  am 
lebenden,  wie  am  toten  Material.  Verf.  glaubt  sein  Ziel  zu  erreichen, 
wenn  ihm  etwa  40  000  genaue  und  vollständige  Individualaufnahmen  vor- 
liegen; da  nur  eine  solcher  Aufnahmen,  wenn  sie  gewissenhaft  und  gründlich 
gemacht  wird,  einen  Beobachter  einen  vollen  halben  Tag  in  Anspruch  nimmt, 
die  ganze  Zahl  also  von  einem  Arbeiter  erst  in  60  Jahren  bewältigt  werden 
kann,  ergiebt  sich  die  Notwendigkeit  geschulter  Assistenz.  Es  sind  daher 
Hilfsarbeiter  in  Kursen  von  je  4  Wochen  gründlich  praktisch  auszubilden; 
dann  eben  verspricht  sich  Verf.  Grosses  von  den  Resultaten  der  Arbeit. 
Diese  würde  auch  zweckmässig  nicht  die  vollständige  Summe  aller  Merk- 
male des  Einzelindividuums  umfassen,  sondern  einzelne  Merkmalgruppen, 
z.  B.  anthropometrische  und  cephalometrische  zunächst  studieren,  um  später 
andere  Merkmalsgruppen  an  anderen  Individuen  zu  studieren.  —  Für  die 
Beobachtungen  am  toten  Material  sind  Sammlungen  erforderlich,  die  nach 
festem  Plan  und  nach  besten  Methoden  anzulegen  sind.  (Verf.  giebt  einige 
Bemerkungen  für  das  Sammeln  von  GehirnenJ.  Für  das  Sammeln  von 
Skeletten  bestehen  zur  Zeit  in  der  amerikanischen  Gesetzgebung  grosse 
Hindernisse.  Hrdlicka  schlägt  vor,  dahin  zu  wirken,  dass  bei  den  Hospi- 
tälern eigene  Friedhöfe  angelegt  werden  sollen,  aus  denen  die  Skelette 
nach  einiger  Zeit  herausgenommen  werden  und  den  Sammlungen  einver- 
leibt werden  könnten.  —  Der  ganze  Plan  der  Beobachtung  ist  weit  an- 
gelegt; die  zu  erwartenden  Resultate  werden  zum  grösseren  Teil  dem  Ge- 
biet der  Medizin  zufallen,  doch  würden,  wenn  der  Plan  zur  Durchführung 
gelangt,  gewiss  auch  für  rein  anthropologische  Fragen  wichtige  That- 
sachen  sich  ergeben. 

Prof.  Dr.  Emil  Schmidt- Leipzig. 

3.  H.  Ebbinghaus:    Über   eine  neue  Methode  zur  Prüfung 
geistiger  Fähigkeiten   und   ihre  Anwendung  bei  Schul- 
kindern.    Zeitschr.  f.  Psychologie   und  Physiologie    der   Sinnes- 
organe.    1897.     Bd.  XIII,  S.  401. 
Auf  Anregung  des  Breslauer  Stadtmagistrats  wurden  unter  Mitwirkung 
der  Prof.  Flügge,  Cohn  und  Jacobi  behufs  Untersuchung  in  der  Frage  der 
geistigen   Überbürdung    infolge    des    5stündigen   Vormittagsunterrichtes    die 
Schulkinder   einiger   höheren  Schulen  Breslaus  (Gymnasium  und  Mädchen- 
schule) einer  daraufhin  gerichteten  Prüfung  unterworfen.     Es  kamen  hier- 
bei vorzugsweise  drei  Prüfungsarten  zur  Anwendung,  und  zwar  die  Burger- 
steinsche  Rechenmethode,  die  Gedächtnismethode  (Niederschreiben  von  kurzen 
Reihen    vorgesagter    einsilbiger   Zahlworte)    und    die   Kombinationsmethode 
(sinngemässes  Ausfüllen  von  Lücken  eines  absichtlich  verstümmelten  Textes). 
Mit  Rücksicht    auf   die    allgemeine    geistige  Leistungsfähigkeit   der  Schüler 


-JO  B-     Referate.     1.    Anthropologie. 

ergab  sich,  dass  die  Menge  der  geleisteten  Arbeit  von  dem  obersten  zu 
dem  untersten  Drittel  jeder  Klasse  durchweg  ab-,  die  Prozentzahl  der  dabei 
gemachten  Fehler  dagegen  durchweg  zunimmt.  Ferner  stellte  es  sich 
heraus,  dass  die  Mädchen  der  untersten  Klassen  ausnahmslos  bei  allen  drei 
Methoden  hinter  den  gleichalterigen  Knaben  zurückbleiben.  Die  Ermüdung 
steht  im  umgekehrten  Verhältnisse  mit  dem  zunehmenden  Alter;  denn 
während  die  Arbeitsresultate  der  höheren  Klassen  am  Ende  des  Unterrichts 
noch  ziemlich  zufriedenstellend  sind,  so  erleiden  die  Kinder  der  unteren 
Klassen  eine  allmäWich  und  gleichmässig  zunehmende  Abschwächung  ihrer 
geistigen  Leistungsfähigkeit.  Wenn  sich  auch  im  allgemeinen  bei  der 
elementarsten  Gedächtnisleistung  eine  Beeinträchtigung  der  Leistungsfähig- 
keit durch  den  5stündigen  Unterricht  nicht  nachweisen  lässt,  so  erscheint 
es  trotzdem  fraglich,  ob  der  Unterricht  der  letzten  Vormittagsstunde  in  den 
untersten  Klassen  überhaupt  noch  einen  nennenswerten  Nutzen  habe.  Diese 
thatsächhchen  Resultate  werden  durch  eine  Anzahl  beigeschlossener  Tabellen 
übersichtlich  veranschaulicht. 

Dr.  0.  Hovorka  Edl.  v.  Zderas-Janjina. 

4.  Raff.  Gurrieri:  II  peso  del  cranio  umano  studiato  ri- 
guardo  al  sesso  ed  all'  eta.  Arch.  per  l'antrop.  e  Tetnol. 
1897.     Bd.  XXVII,    S.   169. 

Verf.  hat  seine  Untersuchungen  über  das  Gewicht  des  Schädels  bei 
beiden  Geschlechtern  (cf.  Centralbl.  Bd.  I,  S.  HO)  nunmehr  auf  950  Schädel 
ausgedehnt  und  feststellen  können,  dass  der  weibliche  Schädel  stets,  auch 
in  den  verschiedenen  Lebensaltern,  an  Gewicht  hinter  dem  männlichen 
zurücksteht.  63  %  der  männlichen  Schädel  (64  %  derer  im  Alter  von  20 — 45, 
61%  im  Alter  von  46 — 75  Jahren)  hatten  ein  Gewicht  von  651  — 1000  gr, 
71  %  der  weiblichen  Schädel  (31  %  derer  im  Alter  von  20— 45,  24  7^  imAlter 
von  46 — 75  Jahren)  ein  solches  von  nur  300 — 650  gr.  Die  höchsten  Ge- 
wichtszahlen fanden  sich  unter  den  männlichen,  die  niedrigsten  unter  den 
weiblichen  Schädeln.  —  Wohlgemerkt  beziehen  sich  diese  Untersuchungen 
bisher  nur  auf  Irrenhaus-Material.  Dr.  Buschan -Stettin. 

5.  Paul  Bartels:  Über  Oeschlechtsunterschiede  am  Schädel. 

Inaugural-Dissertation.  Berlin  1897.  S.  108. 
Eine  gründliche  Bearbeitung  und  Untersuchung  der  bis  heule  noch 
stets  offenen  Frage  nach  etwaigen  geschlechtlichen  Schädelmerkmalen  nebst 
umfassendem,  wenn  auch  nicht  vollständigem  Litteraturverzeichnis.  Verf. 
untersuchte  1090  (685  männliche  und  405  weibhche)  Schädel;  er  ver- 
mochte kein  entscheidendes  Unterscheidungsmerkmal  aufzufinden;  auch  die 
in  neuerer  Zeit  öfters  besprochene  Thiem'sche  Fossa  tympanico  -  stylo- 
mastoidea  findet  er  bei  Geschlechtsbestimmungen  von  Schädeln  nicht  als 
ausschlaggebend.  Dr.  0.  Hovorka  Edl.  v,  Zderas-Janjina, 


B.     Referate.     1.    Anthropologie.  \{ 

0.  Otto  Spöttel:    Über  Eormvcrschiedenheiteii   der  Flügel- 
fortsätze des  Keilbeins  bei  Menschen  und  Aileu.   Inaugural- 
Dissertation  aus  dem  anthrop.  Institut  von  Prof.  Johannes  Ranke 
in   München.     München    1896.     Druck    von    E.  Mühlthalers    kgl. 
Hofbuchdruckerei.     64  S.  mit  4  Abb. 
Waldeyer  hatte  bei  seinen  Untersuchungen  über  Form-   und  Rassen- 
verschiedenheiten der  Flügelfortsätze  des  Keilbeins  3  Typen  unterschieden, 
den    gewöhnlichen    (Typ.  A),     stärkere    Ausbildung    der    äusseren    Lamelle 
(Typ,  B),     geringe    Ausbildung    sämtlicher   Teile,     namentlich   der   inneren 
Lamelle  (Typ.   C).     Daran  anknüpfend  konnte  Spöttel  noch  eine  4.  Grund- 
form auffinden,  ähnlich"  Typ.  B,  nur  die  äusseren  Lamellen  scharf  dreieck- 
artig  ausgezogen   (Typ.  D).     Spöttel    nahm    folgende   Maasse:     Länge    vom 
Choanendach  bis  zur  Abgangsstelle  des  Hamulus,    Abstand  beider  Laminae 
in  der  Mitte  der  Grube,  grösste  Tiefe  der  Fossa,  mittlere  und  grösste  Breite 
der  äusseren  Lamellen,    Entfernung  zwischen  den  äussersten  Punkten  der- 
selben, Lamellenwinkel,  und  kam  zu  folgenden  Resultaten: 

Embryonen  (23  Ex.)  zeigen  eine  absolute  Grössenzunahme  der 
Flügelfortsätze.  In  der  ersten  Lebensperiode  nach  der  Geburt 
(21  Ex.  gem.)  ist  deren  Form  charakterisiert  durch  minimale  innere  La- 
mellen und  eine  seichte,  gewöhnlich  noch  keine  Trennungsleiste  auf- 
weisende Fossa.  Gut  entwickelt  sind  die  Lam.  lat.,  in  den  meisten  Fällen 
noch  ungezähnelt,  und  die  Hamuli.  Der  Lamellenwinkel  ist  sehr  ver- 
schieden (Schwankungsbreite  32  ^  und  63  °),  also  schon  so  wie  bei  Er- 
wachsenen. 

Im  kindlichen  AI  t er  (4  Ex.)  sind  in  der  ersten  Hälfte  keine  wesent- 
lichen Form-  und  Grössenänderungen.  Die  Hauptentwickelung  fällt  in  die 
zweite  Hälfte  (8 — 14  Jahre)  und  erreicht  mitunter  schon  die  für  erwachsene 
$   Ex.  enthaltenen  Maasszahlen. 

Für  erwachsene  männliche  und  weibliche  Exemplare  (je 
100  der  oberbayerischen  [Münchener]  Bevölkerung)  ist  die  charakteristische 
Form  Typus  B,  die  grösste  der  vorkommenden  Formenbildungen.  Männer 
sind  bevorzugt  (10^/^  :  56  7o)j  Weiber  restieren  also  häufiger  auf  der  jugend- 
lichen, noch  unentwickelten  Bildung  und  zeigen  auch  absolut  kleinere  Flügel- 
fortsätze als  das   J^    Geschlecht. 

Die  Grösse  der  Schädelkapazität  hat  bei  den  beiden  Geschlechtern  auf 
die  Entwickelung  der  Flügelfortsätze  keinen  Einfluss. 

378  Schädel  anderer  deutscher  Stämme  und  europäischer 
Völker  zeigten  ungefähr  dieselben  Verhältnisse,  wie  die  eben  geschilderten 
der  Münchener  Stadtbevölkerung;  afrikanische,  melanesische  und 
australische  Schädel  dagegen,  wie  schon  Waldeyer  nachgewiesen,  die 
typisch  jugendliche  resp.  weibliche  Form  C  (geringe  Entwickelung  sämtlicher 
Teile)  in  viel  grösserer  Häufigkeit,  genau  in  demselben  Prozentverhältnis 


1;2  ß-     Referate.     1.    Autliropologie. 

als    die   Frauen    der   Münchener  Stadtbevölkerung,     stehen    also    auf    einer 
weniger  entwickelten,  kindlichen  Stufe. 

Ein  Foramen  Civinini  fand  sich  bei  den  100  J^  Münchener 
Schädeln  9mal,  bei  den  100  $  8mal;  Verf.  hätte  auf  die  ev.  Beziehungen 
desselben  zu  Grösse  und  Form  der  Flügelfortsätze  eingehen  können. 

Schädel  anthropoider  Affen  (100  Ex.)  zeigen  eine  ganz  andere 
Form  der  Flügelfortsätze  als  der  Mensch,  ausserdem  keine  Form-,  sondern 
nur  Grössenunterschiede;  eine  Fossa  scaphoidea  fehlt. 

Dr.  Lehmann-Nüsche-La  Plata. 

7.  Springer:    Über  die  Stirnnaht  und  den   Stirnfontanell- 
knochen beim  Menschen.     Inaug.-Diss.     Königsberg,   1897. 

8.  Buschan:     Metopismus.     Real-Encyklopädie  der  gesamten  Heil- 
kunde.    3.  Auflage.     Wien,   1897. 

Hunault  (1740)  bespricht  als  Erster  die  Stirnnaht  und  lässt  sie  durch 
starkes  Gehirn  und  mangelhaftes  Knochenwachstum  entstehen,  Blumenbach 
fasst  sie  als  Stehenbleiben  auf  früherer  Entwdckelungsstufe  auf.  Hyrtl 
fasst  sie  als  Tierähnlichkeit  auf.  Der  erste  aber,  der  eingehend  die  sut. 
front,  untersucht,  ist  Welcker  (1862),  der  auch  zuerst  auf  den  vielfach 
andern  Bau  der  Kreuzköpfe  hinwies,  eine  typische  ünterform  bildend,  die 
brachycephalia  frontalis.  Nach  ihm  ist  die  Stirnnaht  erblich;  sie  stammt 
von  der  grösseren  Entwickelung  des  Hirns,  besonders  des  Geruchsorgans 
ab.  Dass  dieselbe  nicht  immer,  sage  selten,  die  Fortsetzung  der  sut. 
sagittalis  bilde,  erwähnt  zuerst  Simon  (1873)  und  glaubt,  dass  ausser  dem 
Alter  noch  andere  Momente  die  Stirnnaht  bedingen;  bei  Geisteskranken 
soll  sie  abnorm  häufig  vorkommen.  Anutschin  (1880)  zeigte,  dass  die 
Stirnnaht  häufiger  bei  Europäern,  als  sonst,  sei,  sagt  aber  ausdrückhch, 
dass  ausser  der  Intelligenz  der  Rasse  und  der  Schädelbreite  noch  andere 
Momente  dieselbe  bedingen.  Verf.  untersuchte  nun  804  Schädel  von  Er- 
wachsenen des  Königsberger  anatomischen  Instituts  auf  die  Stirnnaht  und 
fand  sie  in  7,96  pCt.  (oder  7,88  pGt.  bei  M.,  8,33  pCt.  bei  W.).  Das 
Mittel  der  Prozentzahlen  vieler  Autoren  ergiebt  ihm  8,6  pCt.,  oder  einzeln 
10,0  pCt.  M.,  10,4  pCt,  W.,  der  untersuchten  Schädelzahl  nach  aber:  8,6  pCt. 
und  einzeln:  9,5  pCt  M.,  15  pCt.  W.  Er  fand  ferner  nur  in  14  pCt. 
die  Sut.  front,  und  sagitt.  regelmässig  gekreuzt.  Häufig  war  auch  die 
Verbindung  der  beiden  Seitenhälften  des  Stirnbeins  mit  beiden  Schädel- 
beinen unregelmässig.  Unter  64  Schädeln  stiessen  alle  4  Knochen  nur 
4  mal  in  einem  Punkte  zusammen.  Das  ist  bedingt  durch  accessorische 
Knochenkerne  im  Bereiche  der  Stirnfontanelle.  Letztere  fand  Verf.  nur 
in  1,4  pCt ,  fast  nur  bei  M.  Grösse,  Form  derselben,  seine  Lage  ist  sehr 
verschieden.  Der  Knochen  entsteht  jedenfalls  mindestens  durch  einen  be- 
sonderen Knochenkern,  bisweilen  ist  er  doppelt. 


B.     Referate.     1.    Anthropologie.  13 

Buschan  (8)  bespricht  den  Metopismus  auf  Grund  der  neuen  Lit- 
teratur  in  Hchtvoller  Weise.  In  der  kaukasischen  Rasse  dürfte  die  Stirn- 
naht im  Mittel  in  11  pCt.  vorkommen,  bei  den  Tschechen  in  nur  5,5  pCt., 
ganz  selten  bei  Negern,  bei  den  alten  Pompejanern  in  10,5  pCt.  Sie 
verläuft  nicht  immer  in  der  Mittellinie.  Der  Kreuzkopf  ist  durchschnitt- 
lich breiter,  besonders  vorn,  ebenso  das  Gesicht,  der  Schädel  ist  scheinbar 
weniger  hoch,  neigt  zur  Brachycephalie,  zeigt  durchschnittlich  einen  höheren 
Kubikinhalt,  als  der  normale  und  ist  schwer  (durch  Hyperostose);  die 
Nähte  sind  meist  komplizierter,  öfter  treten  anomale  Suturen  auf  und 
recht  oft  Schaltknochen.  Die  Crista  frontalis  soll  oft  fehlen  oder  nur 
schwach  vertreten  sein.  Die  Auffassung  der  Stirnnaht  als  Atavismus  ist 
mehr  als  strittig.  An  Verbrechern  scheint  sie  nicht  häufiger  als  sonst 
vorzukommen,  ebenso  nicht  an  Geisteskranken.  Verf.  sieht  in  ihr  ein 
Zeichen  der  Superiorität,  durch  starke  Gehirnentwickelung  bedingt,  be- 
sonders des  Stirnhirns. 

Ref.  möchte  aber  doch  bezweifeln,  ob  die  Stirnnaht  wirklich  ein 
Zeichen  der  höheren  Entwickelung  ist,  da  1.  bei  einigen  höheren  Stämmen, 
z.  B.  einigen  Mongolen,  dieselbe  selten  auftritt,  2.  bei  Verbrechern,  die 
durchschnittlich  etwas  kleineres  Gehirn  als  normal  haben  und  weniger  in- 
telligent sind ,  die  Stirnnaht  nicht  seltener,  nach  Einigen  sogar  häufiger 
ist  und  3.  bei  gewissen  Geisteskranken  —  den  Idioten  —  häufiger  sein 
soll.  Jedenfalls  spielt  scheinbar  das  ethnische  Element  die  Hauptrolle. 
Interessant  wäre  es,  die  Schädel  hochintelligenter  Männer  auf  die  Stirn- 
naht hin  zu  untersuchen.  Ref.  bemerkt  weiter,  dass  auch  er  bei  Geistes- 
kranken (exkl.  Idioten)  nur  sehr  selten  Kieuzköpfe  sah,  gewiss  nicht 
häufiger  als  sonst,  unter  Schädeln  von  13  Verbrecherinnen  (inkl.  einer 
Selbstmörderin)  1  Stirnnaht  fand,  dass  er  sehr  daran  zweifelt,  ob  man, 
wie  Welcker  sagt,  die  Stirnnaht  an  lebenden  Menschen  sofort  erkennen 
kann  und  dass  ihm  endlich  die  Frage,  ob  nicht  doch  vielleicht  die  Stirn- 
naht ein  Degenerationszeichen  darstelle,  noch  lange  nicht  hinreichend 
untersucht  zu  sein  scheint.  Oberarzt  Dr.  P.  Näcke-Hubertusburg. 

9.  Karutz:    Studien  über  die  Form  des  Ohres.    Zeitschr.  f. 

Ohrenheilkunde.      1897.      Bd.  XXX.     S.    242    und   344;    XXXI. 

S.   U. 

Eine  interessante  Studie,    von  der   man  nur  bedauern  kann,    dass  sie 

nicht  in  einer   anthropologischen  Zeitschrift  Aufnahme    gefunden    hat    und 

daher   in  den  Fachkreisen   nicht   die  Beachtung  und  Verbreitung    erlangen 

wird,  wie  sie  es  verdient. 

Im  1.  Abschnitt  diskutiert  Verf.  den  Zweck  und  die  Gestaltung  der 
menschlichen  Ohrmuschel.  Er  giebt  eine  Zusammenstellung  der  zahlreichen 
Hypothesen,  die  über  diesen  Punkt  aufgestellt  worden  sind,  weist  das  Irrige 
derselben    nach    und  versucht   auf  entwickelungsgeschichtlicher  Basis   eine 


14  B.     Referate.     1.    Anthropologie. 

neue,  sehr  plausible  Erklärung.  Nach  dieser  handelt  es  sich  bei  der 
menschlichen  Ohrmuschel  um  ein  rudimentäres  Organ.  Verf.  geht  hierbei 
von  der  phylogenetisch  nachweisbaren  Auffassung  aus,  dass  die  ursprüng- 
liche physiologische  Bestimmung  der  Ohrmuschel  die  einer  die  Gehör- 
gangsöffnung deckenden  Schutzvorrichtung  (Klappe)  ist,  und  findet  an  der 
Hand  vergleichender  Messungen  an  dem  Gehörgange  der  Säugethiere,  die 
in  diesem  Sinne  fortzusetzen  sich  empfehlen  würde,  dass  in  dem  Augen- 
blick, wo  diese  ihre  Funktion  überflüssig  wird,  insofern  die  wertvollen 
inneren  Teile  des  Gehörorganes  durch  einen  längeren  äusseren  Gehörgang 
genügend  vor  äusseren  Schädlichkeiten  bewahrt  werden,  die  Reduktion  der 
Muschel  beginnt.  Mit  der  Verkleinerung  der  Ohrmuschel,  so  argumentiert 
Verf.  weiter,  bildet  sich,  da  ihre  Beweglichkeit  eingeschränkter  wird,  auch 
die  Muskulatur  derselben  mehr  und  mehr  zurück  und  geht  bei  den  Anthro- 
poiden und  dem  Menschen  schliesslich  gänzlich  verloren.  Eine  Folge  des 
aufhörenden  Muskelzuges  ist  die,  dass  der  obere  Teil  des  Ohres  herab- 
sinkt, sich  faltet  und  in  einen  Helix  bezw.  Anthelix  sich  verwandelt  und 
aus  dem  gleichen  Grunde  das  untere  Ende  unter  dem  Gewicht  der  eigenen 
Schwere  zum  Ohrläppchen  sich  gestaltet.  —  Im  2.  Abschnitte  ventiliert 
Verf.  die  Frage,  inwieweit  die  Ohrenform  als  Rassenmerkmal  zu  verwerten 
ist.  Mongolen  und  Amerikaner  besitzen  eine  im  Verhältnis  zur  Körper- 
grösse  wesentlich  grössere  Ohrlänge  als  die  Arier,  die  indessen  bezüglich 
der  absoluten  Ohrlänge  mit  ihnen  zusammen  die  Gruppe  der  „Grossohren" 
bilden.  Ihnen  schliessen  sich  in  der  relativen  Länge  die  Malayen  und  die 
Finnen  —  diese  letzteren  zeichnen  sich  durch  ein  absolut  recht  kurzes 
Ohr  aus  —  an.  Papuas  und  Australier  gleichen  hinsichtlich  des  Ver- 
haltens der  Ohrlänge  zur  Körperlänge  ziemlich  den  Ariern.  Dagegen 
weisen  die  Singhalesen,  Buschmänner  und  Neger  ein  relativ  sehr  kurzes 
Ohr  auf.  —  Abstehende  Ohren  sind  nicht  als  Merkmal  mongolischer 
Rassen,  ebensowenig  als  primitive  Bildung  oder  Eigenschaft  niederer  Rassen 
aufzufassen.  Sie  sind  auch  kein  Affentypus,  denn  bei  den  Gattungen 
Cynocephalus,  Macacus  und  Cercopithecus  —  von  diesen  und  nicht  von 
den  Anthropoiden  ist  die  menschliche  Ohrform  abzuleiten  —  stehen  die 
Ohrmuscheln  keineswegs  vom  Kopfe  ab.  Neger  zeichnen  sich  durch  feine, 
zierliche,  wohlgebildete  Ohren  und  Neigung  zu  schwacher  Lappenbildung 
aus.     Das  Fehlen  des  Läppchens  ist  kein  Rassenmerkmal. 

Von  der  Geburt  an  nimmt  das  Ohr  in  seinem  Längsdurchmesser  relativ 
mehr  zu,  als  in  seinem  Breitendurchmesser.  Kinder  besitzen  daher  kleinere 
und  rundere  Ohren.  —  Das  weibliche  Ohr  weist  nicht  die  Eigenschaften 
des  kindlichen  Ohres  auf. 

Der  3.  Abschnitt  ist  der  Ohrform  in  der  Physiognomik  gewidmet. 

Im  4.  Abschnitte  beschäftigt  sich  Verf.  mit  der  Ohrform  als  Degene- 
rationszeichen. Er  lässt  die  zahlreichen  Variationen  des  menschlichen 
Ohres,    als    da    sind    z.   B.    Darwinsches   Knötchen,    angewachsenes    Ohr- 


B.     Referate.     1.    Anthropologie.  15 

läppchen,  verlängertes  Ohrläppchen,  abstehende  Ohren,  Spitzohr,  schiefe 
Insertion,  übermässig  muschliger  Bau,  früh  aufhörender  und  rudimentärer 
Helix  etc.,  Revue  passieren  und  gelangt  zu  dem  Schlüsse,  dass  keiner  ein- 
zigen dieser  Formen  die  Bedeutung  des  Degenerationszeichens  zukommt. 
Variabilität  und  Erblichkeit  sind  für  ihn  die  beiden  Faktoren,  aus  denen 
sich  unter  Mitwirkung  der  Rassenmischung  die  Fülle  der  Ohrformen  er- 
klärt. Unserer  Ansicht  nach  erscheint  dieser  Schluss  keineswegs  ein- 
wandsfrei.  Verf.  führt  selbst  eine  ganze  Reihe  von  statistischen  Zusammen- 
stellungen an,  aus  denen  zur  Genüge  hervorgeht,  dass,  was  auch  für  die 
übrigen  sogen.  Degenerationszeichen  nachgewiesen  ist,  die  Häufigkeit  der 
abweichenden  Ohrformen  von  den  Geistiggesunden  zu  den  Geistesschwachen 
resp.  Kranken  und  zu  den  Verbrechern  hin  zunimmt,  er  betont  selbst 
(S.  41),  dass  ,, geistige  Abnormität  eine  Zeitlang  oder  das  ganze  Leben 
lang  dem  Blick  sich  entziehen,  aus  Mangel  an  einem  äusseren  Anstoss 
latent  bleiben  kann",  und  trotzdem  legt  er  den  wenigen  Angaben,  die 
eine  gleiche  Häufigkeit  bei  Gesunden  beobachtet  haben  wollen,  mehr  Be- 
deutung bei.  Auch  seine  Ausfälle  gegen  die  Lombrosianische  Lehre  scheinen 
uns  übertrieben  zu  sein.  Dr.  Buschan-Stettin. 

b.     Biologie. 

10.  Rudolf  Yirchow:  Eassenlbildung  und  Erblichkeit.  Fest- 
schrift zu  Adolf  Bastians  70.  Geburtstage.  Berlin  1896,  Dietrich 
Reimer,  S.   1 — 44. 

Verf.  betrachtet  die  Frage  von  der  Bildung  der  heutigen  Menschen- 
rassen und  beleuchtet  die  einzelnen  Gesichtspunkte,  sowie  die  Schwierig- 
keiten, welche  ein  tieferes  Verständnis,  geschweige  denn  eine  Lösung  dieser 
Frage  vor  der  Hand  unmöglich  machen.  Der  Hauptgang  seiner  Betrach- 
tungen ist  im  wesentlichen  folgender: 

Jede  Rasse,  auch  eine  nationale,  ist  durch  Mischung  entstanden. 
Mischung  giebt  zwar  keine  konstanten  Resultate,  die  Erblichkeit  ist  in  der 
Regel  partiell,  aber  doch  muss  bei  immer  fortgesetzter  Mischung  der- 
selben an  sich  verschiedenartigen  Typen  mit  der  Zeit  ein  herrschen- 
der Mischtypus  entstehen,  sich  allmählich  ein  neuer  Nationaltypus 
gestalten,  der  nur  die  dauerhaften  Eigenschaften  der  einzelnen  Komponenten 
zeigt.  So  kommt  man  auf  diese  selbst  und  schliesslich  auf  die  originären 
Typen  zurück,  deren  Entstehung  aber  nach  dem  jetzigen  Stande  unserer 
Kenntnisse  nicht  ins  Bereich  naturwissenschaftlicher  Forschung  gehört. 
Nur  die  Entwickelung  der  einzelnen  Rassen  aus  den  nun  einmal  vorhan- 
denen Typen  kann  in  Betracht  gezogen  werden.  Diese  ist  aber  nur  so  zu 
denken,  dass  zuerst  eine  individuelle  Variation  eintritt  und  diese  sich  dann 
erblich  fortsetzt.  Die  Frage  nach  dem  Grund  einer  solchen  Variation  ist 
damit  freilich  nicht  erledigt,  ebenso  wenig,  warum  sie  sich  das  eine  Mal 
vererbt,    das   andere  Mal   nicht.     (So  ist  beispielsweise    beim  Hollenhuhn 


iß  B.    Referate.     1.  Anthropologie. 

eine  Anomalie  des  Hirns  und  der  Federn,  eine  Encephalocele  nebst  Feder- 
schöpf,  erblich,  beim  Menschen  eine  analoge  Missbildung  des  Rückenmarks, 
Spina  bifida  occulta  nebst  Haarschopf,  nicht.)  Auch  lassen  sich  solche  ab- 
weichende Bildungen  nicht  so  ohne  weiteres  als  Atavismus  erklären;  viel- 
fach sind  es  persistierende  Fötaleinrichtungen  (z.  B.  die  Caudalanhänge). 
Jedenfalls  aber  muss  einmal,  damit  eben  die  Bildung  einer  Rasse  beginnen 
konnte,  eine  Abweichung  von  dem  Normalen,  also  etwas  Pathologisches, 
stattgefunden,  und  die  Ursache  dieser  Abweichung  ausserhalb  der  typi- 
schen Organisation  gelegen  haben,  also  eine  äussere  gewesen  sein.  Solche 
äusseren  Ursachen  sind  beispielsweise  die  örtlichen  Verhältnisse,  die  den 
Typus  beeinflussen;  aber  trotzdem  ist  dessen  Persistenz  infolge  der  Ver- 
erbung eine  ausserordentHch  grosse,  und  die  Zeit,  die  nötig  ist,  seine 
völlige  Umwandlung  herbeizuführen,  garnicht  abzusehen.  —  Dass  die  ein- 
getretenen Abweichungen  aber  nur  graduell  verschieden  sind,  zeigt  be- 
sonders deutlich  die  Pigmentierung  der  weissen  Rasse,  wodurch  sich  die 
grosse  Schwierigkeit,  sie  scharf  zu  trennen,  leicht  erklärt.  Gerade  bei  der 
weissen  Rasse  treten  dazu  noch  weitere  Schwierigkeiten  hinsichtlich  der 
Sprache  und  der  Schädelform.  Der  Schädel,  vor  allem  der  Gesichtsschädel, 
habe  aber  nicht  die  ihm  bisher  beigemessene  Bedeutung;  für  die  Rassen- 
einteilung wird  er  immer  nur  eine  sekundäre  Stelle  einnehmen,  dazu  seien 
vor  allem  die  Merkmale  des  Lebenden  heranzuziehen. 

Weiter  die  Erblichkeit.  Wie  schwer  diese  Frage  ist,  zeigen  nament- 
lich Pathologie  und  Medizin ;  mit  dem  Stande  der  Kenntnisse  wechseln  die 
Anschauungen.  Besondere  Schwierigkeit  bildet  die  Frage  der  Vererbung 
von  Verletzungen,  die  keineswegs  spruchreif  ist.  Das  einzige  Mittel,  um 
nicht  in  das  Chaos  der  Hypothesen  zu  geraten,  mit  denen  die  neueren 
Werke  über  Erblichkeit  überfüllt  sind,  sei  einzig  und  allein  die  Empirie, 
die  gut  beglaubigten  empirischen  Thatsachen  zu  vermehren. 

Verf.  schliesst:  Das  Problem  der  Rassenbildung  beim  Menschen  bleibt 
also,  wie  wir  es  auch  naturwissenschaftlich,  d.  h.  empirisch  angreifen 
mögen,  doch  immer  noch  ungelöst.  Dr.  Lehmann-Nitsche-LaPlata. 

11.  H.  Ploss:    Das    Weib   in  der  Natur-  «ud  Völkerkunde. 

Anthropoi.    Studien.     5.    umgearb.    und   stark  vermehrte  Auflage. 

Nach    dem    Tode    des    Verf.    bearbeitet    und    herausgegeben   von 

Dr.  Max  Bartels.     Mit    11    lithogr.  Tafeln  und  420  Abbildungen. 

im  Text.  2  Bände.  Leipzig,  Th.  Grieben's  Verlag.  1897. 
Kaum  2  Jahre  sind  seit  dem  Erscheinen  der  4.  Auflage  des  rühm- 
lichst bekannten  Werkes  verflossen,  und  schon  wieder  liegt  eine  neue  Um- 
arbeitung desselben  vor.  Diese  Thatsache  spricht  für  sich  selber.  —  Ein 
Vergleich  dieser  5.  Auflage  mit  der  vor  10  Jahren  erfolgten  ersten  Aus- 
gabe der  „Anthropologischen  Studien"  von  Ploss  lässt  äusserlich  kaum 
vermuten,    dass    es   sich   um  dasselbe  Buch  handelt.     Welch*    reiche    Ver- 


B.     Referate.     1.    Anthropologie.  17 

mehrung  nicht  nur,  sondern  auch  welch  gründliche  Umarbeitung  hat  sich 
hier  unter  den  Händen  von  M.  Bartels  vollzogen:  von  1078  ist  die  Anzahl 
der  Seiten  auf  1421  gestiegen;  allerdings  tragen  hierzu  die  420  gut  ge- 
M^ählten  Abbildungen  bei,  die  zusammen  mit  11  M^ohlgelungenen  litho- 
graphischen Tafeln  den  Genuss  bei  der  Lektüre  erhöhen.  Trotz  mancherlei 
Umgestaltung  und  Vermehrung  des  Stoffes  ist  der  ursprüngliche  von  Ploss 
angelegte  Plan  im  grossen  und  ganzen  beibehalten  worden.  War  Ploss' 
Darstellung  im  Grunde  genommen  noch  immer  Stückarbeit,  so  zeigt  un? 
Bartels'  Bearbeitung  ein  schon  ziemlich  abgeschlossenes,  in  sich  zu- 
sammenhängendes Bild:  das  Weib  in  anthropologischer,  ethnologischer, 
folkloristischer  und  kulturgeschichtlicher  Darstellung,  von  der  Geburt  an 
bis  über  das  Grab  hinaus. 

Es  bedarf  für  Fachgenossen  keines  erneuten  Hinweises  auf  die  Vor- 
trefflichkeit des  Werkes,  noch  einer  Wiedergabe  seines  Inhaltes.  Das 
Ganze  spiegelt  wahre  wissenschaftliche  Forschung,  echte  deutsche  Gründ- 
lichkeit und  ideale  Hingabe  des  Verfassers   an  sein  Thema  wieder. 

Dr.  Buschan-Stettin. 

12.  Flechsig:  Über  die  Associationscentren  des  mensch- 
lichen Grehirns.  3.  Intern.  Kongr.  f.  Psychologie  in  München 
vom  4.  bis  7.  August  1896.  München,  J.  F.  Lehmann  1897, 
S.  49. 
Mittelst  seiner  entwickelungsgeschichtlichen  Erforschungsweise  hat 
Flechsig  gefunden,  dass  die  Bewegungen  und  Empfindungen  vermitteln- 
den Sinnessphären,  die  beim  Menschen  nur  etwa  ein  Drittel  der  Gross- 
hirnrinde einnehmen  und  vier  verschieden  grosse  Bezirke:  Körperfühl- 
(zuerst  auftretend  und  am  grössten).  Riech-  (am  kleinsten),  Seh-  und 
(die  zuletzt  sich  entwickelnde)  Hörsphäre  bilden,  dass  diese  Sinnessphären 
räumlich  durch  Rindenfelder  getrennt  sind,  in  die  weder  von  Empfindungen, 
noch  von  Bewegungen  benutzte  Leitungen  eintreten.  Diese,  Zweidrittel 
der  Grosshirnrinde  umfassenden  Zwischenstücke  verknüpfen  die  Sinnes- 
sphären untereinander  und  werden  daher  von  Flechsig  Associations- 
centren genannt.  Flechsig  hält  es  für  sehr  wahrscheinlich,  dass  bei  Sinnes- 
eindrücken die  Erregungen  von  den  Sinnescentren  her  bis  zu  den 
Ganglienzellen  der  Associationscentren  vordringen,  wo  sie  auch  Gedächtnis- 
spuren hinterlassen,  mit  oder  ohne  die  dann  verschiedene  Wahrnehmungen 
in  diesen  Zellengruppen  verknüpft  werden.  Bei  den  niederen  Säugetieren 
sind  die  Associationscentren  noch  nicht  vorhanden,  bei  den  niederen  Affen 
nur  wenig  entwickelt  und  erst  bei  den  höheren  (katarrhinen)  Affen  an- 
nähernd ebenso  gross  wie  die  Sinnessphären,  während  sie  beim  Menschen 
die  Sinnessphären  um  das  Doppelte  übertreffen.  (Wie  sind  diese  Grössen- 
verhältnisse  bei  den  Elephanten  und  den  Waltieren?  Mies.)  Das  mensch- 
liche   Gehirn   zeichnet  sich  vor    dem   der   menschenähnlichen  Affen  haupt- 

Centralblatt  für  Anthropologie.    1898.  2 


18  B.     Referate,     1.   Anthropologie. 

sächlich  durch  die  psychisch  sehr  hoch  stehenden  Centralgebiete  aus,  die 
mit  den  sie  umgebenden,  den  Sinnessphären  benachbarten  Randzonen  zu- 
sammen die  Associationscentren  bilden.  Es  giebt  drei  Associationscentren, 
ein  grosses  hinteres,  ein  kleineres  vorderes  auf  der  Spitze  der  Stirnlappen 
und  in  der  Mitte  das  kleinste,  der  Insel  entsprechende  Associationscentrum. 
Doppelseitige  Erkrankung  von  einem  der  beiden  ersten  erzeugt  Schwach- 
bis  Blödsinn,  in  dem  die  Indolenz  vorherrscht,  wenn  die  Stirnlappen,  und 
die  Incohärenz  in  den  Vordergrund  tritt,  wenn  die  hinteren  Centren 
ergriffen  sind.  Gleichzeitige  Erkrankung  der  den  Mittelpunkt  der  gesammten 
Grosshirnrinde  darstellenden  Körperfühlsphäre  und  des  vorderen  Associations- 
centrums  führt  zur  vollständigen  Vernichtung  der  Persönlichkeit,  des  „Ich." 
Zum  Schlüsse  deutet  Flechsig  noch  die  Frage  an,  ob  durch  die  Sinnes- 
centren ein  andersartiges  Bewusstsein  vermittelt  werde,  als  durch  die 
Associationscentren.  Dr.  Mies-Köln. 

13.  Sergi:  Dov'  h  la  sede  delle  Emozioni?  3.  Intern.  Kongr. 
f.  Psychologie  in  München  vom  4.  bis  7.  Aug.  1896.  München, 
J.  F.  Lehmann  1897,  S.  74. 

Das  (im  Central  -  Nervensystem  liegende)  Centrum  der  Gemütsbe- 
wegungen ist  nicht  das  Gehirn  im  eigentlichen  Sinne,  sondern  das 
verlängerte  Mark,  wo  alle  Centren  des  vegetativen  Lebens  liegen.  In- 
dem das  Gehirn  durch  Vorstellungen  und  Erinnerungen  Gemütsbe- 
wegungen hervorruft,  ist  es  wie  die  Sinnesorgane  im  Verhältnis  zum 
verlängerten  Mark  ein  peripherisches  Organ.  An  den  Gemütsbewegungen 
nimmt  es  nur  insofern  teil,  als  es  uns  Lust  oder  Unlust  zum  Bewusstsein 
kommen  lässt.  Ihren  Sitz  haben  die  Gemütsbewegungen  in  der  Peripherie, 
weil  sie  erzeugt  werden  durch  Veränderungen  der  peripherischen  Organe 
des  Ernährungssystems  (vita  di  nutrizione) :  des  Blutkreislaufs,  der  Atmung, 
der  Ausscheidungen  u.  s.  w.,  Veränderungen,  die  begleitet  sind  von  eigen- 
artigen Teil-  und  Allgemein-Bewegungen.  Dr.  Mies-Köln. 

14.  Preyer:  Die  Psychologie  des  Kindes.  3.  Intern.  Kongr. 
f.  Psychologie  in  München  vom  4.  bis  7.  Aug.  1896.  München, 
1897,  S,  80. 

Die  Seelenentwickelung  kann  man  beim  Kinde  auf  physikalischem  oder 
experimentellem  Wege  nicht  erforschen,  sondern  zunächst  nur  durch  wieder- 
holte genaue  und  vorurteilsfreie  Beobachtungen  mühsam  kennen  lernen. 
Aul  alle  Muskelbewegungen  muss  man  achten,  denn  sie  sind  die  einzigen 
Merkmale  für  den  Beginn  seelischer  Vorgänge  in  dem  Säugling,  der  sich 
ganz  natürlich  giebt,  nicht  heuchelt  und  sich  beherrscht  wie  der  Erwachsene. 
Dabei  soll  man  nicht  über  Ursachen  und  Wirkungen  der  in  den  ersten 
Lebensmonaten  meist  rätselhaften  Bewegungen  grübeln,  vielmehr  ,,Natur- 
thatsachen  zu  sammeln  und  die  in  ihnen  zusammengefassten  Erscheinungen 


B.     Referate.     1.    Anthropologie.  19 

als  von  einander  abhängig  zu  erkennen"  suchen.  Es  würde  sich  sehr 
lohnen,  mittelst  der  Momentphotographie  die  mimischen  Funktionen  auf- 
zusuchen, in  welchen  alle  Kinder  aller  Völker  übereinstimmen,  sowie  fest- 
zustellen, wie  der  Ausdruck  eines  geistigen  Zustandes  sich  bei  demselben 
Individuum  mit  dem  Alter  ändert.  Durch  Beobachtung  kann  ferner  ent- 
schieden werden,  ob  die  geistige  Entwickelung  des  Kindes  eine  stetige  oder 
unterbrochene  ist.  Manche  Vorgänge,  z.  B.  der  erste  Schrei,  der  erste 
Gebrauch  eines  Wortes,  treten  plötzlich  auf.  Das  Kind,  bei  dem  gleich 
nach  der  Geburt  das  Grosshirn  wahrscheinlich  gar  keine  Rolle  spielt,  passt 
sich  allmählich  der  Welt  an,  indem  es  lernt,  im  Raum  und  in  der  Zeit 
schmecken,  fühlen,  riechen,  tasten,  sehen,  hören,  sich  zurecht  finden.  In 
seelischer  Hinsicht  lässt  das  neugeborene  Kind  nichts  erkennen,  was  es 
vom  Tiere  trennt.  Es  steht,  besonders  im  Hinblick  auf  die  Beweglichkeit 
und  Sinnesschärfe,  sogar  weit  zurück  hinter  vielen  Tierkindern.  Durch  An- 
passung an  die  Welt  lernt  das  menschliche  Kind  in  einem  Jahre  so  viel, 
dass  es  später  seine  Stellung  an  der  Spitze  der  Schöpfung  behaupten  kann. 
Sobald  es  angefangen  hat  zu  spielen,  erwirbt  es  die  in  der  Anlage  ererbte 
Erkenntnis,  dass  „das  in  Raum  und  Zeit  Gegliederte"  „von  irgend  Etwas 
abhängig"  ist.  „Tausende  von  Beispielen  unpraktischer  oder  verfehlter 
Orientierung"  zeigen  uns  ,, einen  Rest  der  verfehlten  Versuche  längst  ver- 
gangener Geschlechter,  sich  anzupassen."  Die  Psychologie  des  Kindes 
beweist  ferner,  dass  der  Verstand  sich  unabhängig  von  der  Aneignung  einer 
artikuherten  Sprache  entwickelt.  Denn  klare,  besondere  und  allgemeine 
Vorstellungen  namentlich  von  dem,  was  Unlust  beseitigt,  sind  vorhanden, 
bevor  dieselben  mit  einem  Worte  bezeichnet  werden.  Für  das  Vorhanden- 
sein angeborener  Ideen  findet  man  bei  keinem  Kinde  einen  Anhaltspunkt. 
Sobald  die  Kinder  unter  verschiedene  äussere  Bedingungen  kommen  und 
weniger  schlafen,  erwerben  sie  allmählich  ihre  Individualität.  Doch  hat 
das  Kind  in  den  ersten  Jahren  noch  kein  Ichbewusstsein.  Es  muss  während 
der  Entwickelung  seiner  Seele  viele  unzweckmässige  Bewegungen,  unlogische 
Überlegungen,  der  Erfahrung  widersprechende  Ideenverbindungen  ablegen, 
damit  es  später  vernünftig  handeln  kann.  Am  Schlüsse  seines  schönen 
Vortrags,  der  noch  manches  Beachtenswerte  enthält,  was  hier  zu  erwähnen 
leider  der  Raummangel  mir  verbietet,  sagte  Preyer:  ,,Die  geistige  Ent- 
wickelung des  ganzen  Menschengeschlechts  findet  sich  abgekürzt  wieder 
im  Kinde."  Dr.  Mies-Köln. 

c.   Pathologisches  Verhalten. 
Degenerations-  und  Kriminal- Anthropologie. 

15.  Petersen:    The  Stigmata  of  degeneration.     State  Hospitals 

Bulletin   1896.     Bd.  I,  S.  311. 
Verf.  studierte  die  Entartungszeichen  besonders  an  Idioten  und  definiert 
die  Entartung   als   eine  „deutliche  Abweichung  vom  normalen  Typus  (eine 

2* 


20  B-     Referate.     1.    Anthropologie. 

sehr  vage  Definition,  da  weder  der  normale  Typus,  noch  das  Adjektivum  „deut- 
lich" festgelegt  ist.  Ref.).  Degeneriert  sind  viele  Verbrecher,  Idioten,  Geistes- 
kranke, Sonderlinge  und  Genies;  doch  fügt  Verf.  mit  Recht  sofort  hinzu, 
dass  die  Abweichungen  des  Genies  nicht  krankhaft  zu  sein  brauchen, 
sondern  einem  höheren,  besseren  Typus  zustreben  können.  Eins  der  Haupt- 
zeichen der  Entartung  ist  die  Nicht-Adaptierung  an  die  Gesellschaft  und  krank- 
hafter Egoismus,  nicht  am  wenigsten  aber  ihre  Übertragbarkeit.  Die  Entartung 
wird  angezeigt  durch  anatomische,  physiologische  und  psychische  Stigmata, 
die  an  sich,  obgleich  Abweichungen  vom  Normalen,  wenig  schaden,  aber 
doch  gehäuft,  ,,eine  deutliche  oder  latente  neuropathische  Disposition"  an- 
zeigen. Es  handelt  sich  um  angeborene  intrauterine  Hypertrophien  oder 
Hemmungen  der  Entwickelung.  Unter  die  anatomischen  Stigmata  rechnet 
Verf.  die  Abweichungen  der  äusseren  Körperteile,  zu  den  physiologischen 
gewisse  angeborene  Tics,  Zittern,  Epilepsie,  Nystagmus,  gewisse  Fälle  von 
Taubstummheit,  Migräne,  Blindheit,  Unfruchtbarkeit,  Impotenz  etc.,  zu  den 
psychischen  Geisteskrankheit,  Idiotie,  Schwachsinn,  Exzentrizität,  mora- 
lisches Verbrechertum,  sexuelle  Perversion.  (Gegen  einzelnes  lässt  sich 
so  manches  einwenden.  Ref.)  An  der  Hand  vieler  Abbildungen  wird  so- 
dann kurz  auf  die  anatomischen  Stigmata  eingegangen,  näher  nur  auf 
die  des  Ohres  und  des  harten  Gaumens,  die  Verf.  für  besonders  wichtig 
hält.  Der  Gaumen  ist  ein  sehr  variables  Gebilde;  als  pathologisch  werden 
7  Formen  dargestellt  (der  mit  gotischem,  Hufeisenbogen,  der  domartig  ab- 
geflachte, vorn  und  hinten  mit  First  versehene  (hip  -  roofed),  der  asy- 
metrische  Gaumen  und  der  mit  Torus  palatinus),  die  aber  nur  Typen,  und 
zwar  meist  in  Kombinationen,  vorstellen.  Der  Torus  palatinus,  wenn  gut 
ausgeprägt,  ist  sicher  ein  Degenerationszeichen,  aber  geringer  an  Wert  als 
einige  andere  Gaumen-Abweichungen.  Hutchinsons  Zähne  sind  oft  Zeichen 
der  Entartung.  Dunkel  ist  die  Herkunft  der  Stigmata.  Meist  sind  es  in- 
trauterine Entwickelungsstörungen,  und  zwar  weniger  in  den  Organen 
selbst  als  im  Centralnervensystem,  das  ja  ganz  besonders  an  der  Körper- 
entwickelung beteiligt  ist.  Diese  Störung  im  Nervensystem  kann  auf  ver- 
schiedene Art  bedingt  sein:  durch  Erblichkeit,  Alkohol,  Gift.  „Was  dem 
degenerierten  Kinde  mit  auf  den  Weg  gegeben  wird,  ist  eine  fragile  und 
unstäte  Nervenkonstitution."  Oberarzt  Dr.  P.  Näcke-Hubertushurg. 

16.  Giuffrida-Ruggeri:  ün  osso  zigomatico  tripartito  e  altre 
rare  auomalie.  Rivista  sperimentale  di  Freniatria  1897. 
Bd.  XXIII,  S.  460. 

An  dem  Schädel  eines  53jährigen  Blödsinnigen,  der  reich  an  aller- 
hand Abnormitäten  war,  fand  sich  an  dem  rechten  Jochbeine  folgender 
überaus  seltene  Befund.  Durch  zwei  anomale  Suturen  war  es  Sgeteilt. 
Die  eine  kuze  Naht  geht  vom  untern  Augenrande  aus,  um  schief  auf  die 
Sut.  maxillo-malaris  zu  treffen  und  so  ein  kleines  dreieckiges  Knöchelchen, 


B.     Referate.     1.     Anthropologie.  21 

mit  der  Basis  am  Augenrande,  zu  bilden;  die  zweite  längere  Naht  verläuft 
ganz  unten,  parallel  dem  unteren  Augenrande  und  teilt  so  den  ganzen 
Knochen  der  Quere  nach.  Das  linke  Jochbein  zeigt  nur  die  untere  Naht. 
Verf.  macht  darauf  aufmerksam,  dass  hier  mehr  als  kasuistisches  Inter- 
esse vorliegt,  da  die  phylogenetische  Entwickelung  des  fronto-zygomatischen 
Organs  noch  vielfach  dunkel  ist,  während  es  jetzt  feststeht,  dass  das  Joch- 
bein 3  und  nicht  2  Verknöcherungskerne  besitzt.  Das  dreigeteilte  Joch- 
bein ist  wahrscheinlich  ein  Rückschlag,  auf  alle  Fälle  aber  eine  Ent- 
wickelungshemmung. 

An  dem  Schädel  einer  36jährigen  Pellagrösen  fand  sich  beiderseits, 
besonders  aber  rechts,  das  Jochbein  schlecht  entwickelt,  so  dass  es  einen 
dreieckigen  Knochen  mit  der  Spitze  nach  aussen  bildete  und  ausserdem 
der  Kiefer  direkt  mit  dem  Proc.  zygom.  ossis  temp.  sich  berührte,  also  eine 
Sutura  maxillo-temp.  gebildet  ward.  Nur  2mal  noch  unter  Hunderten  von 
Schädeln  konnte  Verf.  ein  Gleiches  entdecken.  Die  Ursache  davon  könnte 
der  Mangel   des   unteren  Ossifikations-Kerns  sein. 

Eine  andere  Art  von  Hypoplasie  des  Jochbeins  fand  Verf.  endlich  an 
einem  Verbrecherschädel.  Hier  war  die  äussere  Kante  abnorm  entwickelt, 
so  dass  der  entspringende  Proc.  zygomat.  sehr  dünn  und  der  ganze  Arcus 
zygomat.  überall  gleich  stark  war.  Ausserdem  fand  sich  an  der  Spitze  des 
Dreiecks,  das  die  beiden  Wurzeln  des  Proc.  zygomat.  oss.  temp.  bilden, 
ein  bisher  noch  nicht  beschriebener  Kanal,  den  Verf.  „Foramen  infra-zygo- 
maticum"  zu  nennen  vorschlägt. 

Oberarzt  Dr.  P.  Näcke-Huhertushurg. 

17.  Talbot:  The  degenerate  jaws  and  teeth.  International 
dental  Journal.     1897,     Februar  bis  April. 

Nach  den  Ohren  sind  die  Kiefern  und  Zähne  der  Degeneration  am 
meisten  ausgesetzt.  Zuerst  giebt  Verf.  eine  summarische  Übersicht  über 
die  Entwickelung  der  Zähne  im  Tierreiche  und  verfolgt  die  Ausbildung 
des  primitiven  (konischen)  Zahns  zum  bicuspidalen  und  molaren  Typus; 
dies  geschieht  wahrscheinlich  mehr  durch  Differentiation,  wie  Osborne  es 
angab,  als  durch  Vereinigung  mehrerer  konischer  Zähne  (Magitot).  Tritt 
Degeneration  auf,  so  zeigen  sich  wieder  leicht  konische  Zähne,  auch  der 
Molaren.  Dies,  sowie  ein  Fehlen  oder  Überzähligsein  von  Zähnen  hat  als 
Atavismus  zu  gelten  (?  Ref.).  Verf.  bespricht  dann,  immer  an  der  Hand 
von  Abbildungen,  die  der  hübschen  Arbeit  reichlich  beigegeben  sind,  die 
zeitliche  Entwickelung  der  Zahnsubstanzen,  besonders  des  Emails,  und 
lehrt  so,  wie  man  auf  den  ersten  Blick  den  Zähnen  ansehen  kann,  ob 
eine  Ernährungsstörung  intra-  oder  extrauterin  erfolgte  und  wann  dies 
geschah.  Geht  man  entwickelungsgeschichtlich  vor,  so  fällt  einem  ferner 
die  Tendenz  zur  Verkürzung  des  Kiefers  beim  Menschen  und  zur  Abnahme 
der  Zahl  der  Zähne  auf;    am  häufigsten    fehlt   bekanntlich  der  Weisheits- 


22  B.     Referate.     1.    Anthropologie. 

zahn  (in  46  "/J  und  dies  wiederum  mit  besonderer  Vorliebe  oben.  Danach 
sind  es  die  Scluieidezähne,  die  am  meisten  fehlen  (14  %),  doch  können  es  auch 
andere  thun.  Mit  diesen  Vorkommnissen  sind  Anomalien  des  Mundorgans  häufig 
verbunden.  Bei  der  Degeneration  der  Zähne  hat  man  die  Lues  eine  grosse 
Rolle  spielen  lassen;  die  Hutchinsons  Zähne  speziell  sollten  erbliche 
Syphilis  anzeigen,  was  aber  falsch  ist.  Eine  weitere  Eigentümli(jhkeit 
degenerierter  Zähne  ist  auch  ihr  totales  oder  teilweises  Zusammenwachsen 
mit  anderen.  Trotz  immer  mehr  durch  das  Milieu  bedingter  Verkürzung 
der  Kiefer  ist  die  Länge  der  Zähne  seit  Jahrtausenden  dieselbe  gebheben. 
Das  Atlimen  durch  die  Luft  hat  nicht  den  kontrahierenden  Einfluss  auf 
die  Kiefern,  der  ihm  angedichtet  ist.  Bei  Entwickelungshetnmungen  der 
Kiefer  giebt  es  2  Haupttypen  der  Zahnbögen:  den  V.  und  den  sattelförmig 
gestalteten  Zahnbogen,  ein-  oder  doppelseitig  (oder  Übergänge),  wobei  sich 
eine  ganze  Anzahl  von  Anomalien  der  Zahnstellungen  ergeben  müssen. 
Diese  Abnormitäten  der  Zahnbögen  sind  Rückschläge  (?  Ref.).  Als  Dege- 
nerationszeichen haben  endlich  auch  die  Hypertrophie  des  Alveolarbogens, 
die  abnorme  Kleinheit  des  Ober-  und  Unterkiefers  zu  gelten,  die  sich  be- 
sonders bei  Verbrechern  so  häufig  vorfinden. 

Oberarzt  Dr.  P.  Näcke-IIubertusburg. 

18.  Rathcke:  Über  anomale  Furchen  an  der  menschlichen 
Leiber.     Inaugural-Dissertation.     Berlin   1896.     31   Seiten. 

Über  diesen  Gegenstand  ist  bisher  noch  wenig  geschrieben  worden. 
Nur  soviel  war  bekannt,  dass  die  Tier-  und  Menschenleber  viel  Varianten 
in  der  Furchung  darbot.  Verf.  untersuchte  nun  verschiedene  Menschen- 
und  Tierleber,  um  gewisse  gemeinsame  Züge  festzustellen.  Leider  sind 
der  Arbeit  keine  Abbildungen  beigegeben,  wodurch  manches  unklar  bleibt. 
Zuerst  bespricht  der  Verf.  eine  Furche  am  rechten  Lappen.  Am  häufigsten 
ist  sie  2 — 3  cm  lang,  1 — 2  ein  tief,  läuft  bald  dem  vorderen  Leberrande 
parallel,  bald  mehr  schief  zu  ihm,  erreicht  aber  nie  die  Leberpforte. 
Selten  ist  zugleich  der  Leberrand  mit  eingekerbt,  und  zwar  zwischen 
Gallenblase  und  dem  rechten  lateralen  Rande.  Während  diese  Furchen 
aber  senkrecht  in  die  Lebersubstanz  dringen,  giebt  es  andere,  ziemHch 
häufige,  bei  Menschen  und  Säugetieren,  die  schief  in  die  Substanz  eintreten 
und  so  ein  oder  mehrere  zungenförmige  Läppchen  abheben.  Sie  sind  oft 
mit  den  andern  kombiniert.  Die  Läppchen  liegen  ganz  irregulär,  auf 
beiden  Lappen,  rechts  und  links  von  der  Gallenblase,  auch  oft  bei  den 
Tieren.  Sie  haben  keine  wesentliche  Bedeutung  zu  beanspruchen.  Verf. 
und  Andere  fanden  beim  Gorilla  im  Gegensatze  zu  den  anderen  Anthro- 
poiden konstant  eine  Furche  an  dem  rechten  Lappen,  meist  von  der  Porta 
ausgehend.  Die  Leber  des  Chimpansen  gleicht  so  ziemlich  der  mensch- 
lichen. Bei  Troglodytes  und  Simia  satyros  ist  das  lig.  teres  von  Leber- 
substanz überdeckt  (auch  bisweilen  beim  Menschen);  der  menschlichen  am 


B.     Referate.     1.    Anthropologie.  23 

nächsten  kommt  die  Leber  des  Gibbon.  Bei  den  übrigen  Primaten  ist 
durchweg  eine  Teilung  des  rechten,  meist  auch  des  linken  Lappens  vor- 
handen, ähnlich  bei  den  Meerkatzen  und  Pavianen ;  doch  hängen  die  Lappen 
wenigstens  dorsalwärts  zusammen,  während  bei  Hapale  Rosalia  (Krallaffe) 
die  lateralen  Lappen  völlig  vom  centralen  isoliert  sind.  Bei  den  Chiropteren 
ist  Form  und  Lappung  der  Leber  sehr  verschieden;  dies  gilt  weniger  bei 
den  Insectivoren,  die  aber  meist  die  Vierteilung  der  Leber  erkennen  lassen, 
wie  auch  bei  den  Carnivoren.  Bei  der  Hausratte  sind  die  Segmentirungen 
rechts  und  links  fast  gleich;  ähnlich  beim  Hausschwein»  Die  Wiederkäuer 
zeigen  !-eine  Lappung;  bei  Jaguar  und  Rhinoceros  ist  der  rechte  und  linke 
Lappen  symmetrisch  und  lateral  geteilt.  —  Sobald  an  einer  Säugerleber 
Lappung  angedeutet  ist,  so  geschieht  es  zuerst  am  rechten  Lappen.  Rex 
wies  zuerst  die  Abhängigkeit  der  Lappung  von  Art  und  Weise  der  Ver- 
ästelung der  Pfortader  nach.  Dem  schliesst  sich  Verf.  an  und  glaubt, 
„jene  Furchen  nicht  als  pathologische  Bildungen,  sondern  als  Analogie  der 
bei  Tieren  vorkommenden  auffassen  zu  müssen". 

Oberarzt  Dr.  P.  Näcke-Hubertusburg. 

19.  D'Abundo:  Grlandole  sebacee  preauricolari  in  un  de- 
generato.    Archivio  di  psichiatria  etc.    1897.    Bd.  XVIII,  S.  404. 

Bei  einem  hereditär  schwer  belasteten  Schwachsinnigen,  der  wenig 
anatomische,  aber  viele  physiologische  und  psychische  Abnormitäten  darbot, 
also  ein  echter  Degenerierter  war,  zeigte  sich  als  interessanter  und  bisher 
noch  nicht  beschriebener  Befund  beiderseits  vor  dem  Beginn  des  auf- 
steigenden Helix  -  Schenkels  am  Ohre  eine  Öffnung,  die  schief  in  einen 
14  mm  langen  Kanal  führte  und  Talg  absonderte.  Verf.  möchte  dies  als 
Atavismus  erklären,  da  bei  vielen  Säugern  ausser  den  Talgdrüsen  der  be- 
haarten Haut  auch  noch  solche  an  anderen  Körperteilen  sich  finden.  So 
hat  z.  B.  der  Elefant  ein  Paar  Temporaldrüsen  mit  einer  Öffnung  zwischen 
Ohr  und  Auge  beiderseits.  Das  Dromedar  hat  nahe  den  Ohren  4  sub- 
kutane Drüsen;  eine  nahe  dem  Ohre  hat  der  Lemming.  Ref.  muss  hier, 
wie  schon  öfters  aber  betonen,  dass  Ähnlichkeit  mit  einem  Rück- 
schlage noch  lange  kein  solcher  zu  sein  braucht.  Nur  genaueste 
Untersuchung  und  grosse  vergleichend  -  anatomische  Kenntnisse  können  ent- 
scheiden. Gerade  bezüglich  der  Talgdrüsen  muss  an  die  grosse  Variabilität 
des  Standortes  erinnert  werden. 

Oberarzt  Dr.  P.  Näcke-Hubertusburg. 

20.  F^r^ :  Le  d^doublement  du  tourbillon  des  cheveux  et  de 
l'infundibulum  sacro-COCCygien.  Nouvelle  Sonographie  de  la 
Salpetriere   1897,  Heft  3. 

Öfters  beobachtet  man,  besonders  an  Degenerierten,  eine  seitlichere 
Lage  des  Haarwirbels  als  sonst,   oder  eine  abnorme  Lage  z.  B.  vorn,  oder 


24  B.     Referate.     1.  Anthropologie. 

einen  doppelten  Wirbel.  Am  unteren  Rumpfteile  wiederum  sieht  man 
nicht  selten  einen  Haarwirbel  oder  ein  oder  gar  zwei  kleine  trichterförmige 
Öffnungen  an  der  untersten  Kreuzbeingegend.  Verf.  ist  nun  geneigt,  diese 
Abnormitäten  auf  oben  und  unten  spät  erst  erfolgenden  Schluss  der  Wirbel- 
säulen-Rinne zu  schieben,  wodurch  Öffnungen  übrig  bleiben,  die  sich  erst 
zuletzt  schliessen,  durch  Störung  leicht  verschoben  werden  oder  sich  teilen 
können.  Für  diese  Erklärung  spricht  dann  auch  die  Thatsache,  dass  dem 
abnormen  Haarwirbel  am  Kopfe  öfter  Unregelmässigkeiten  der  darunter 
liegenden  Knochenteile  entsprechen. 

Oberarzt  Dr.  F.  Näcke-Huhertushurg. 

21.  V»  Liszt :  Die  strafrechtliche  Z  urechnnngsf ähigkeit.  3.  Intern. 
Kongr.  f.  Psychologie  in  München  vom  4.  bis  7.  August  1896. 
München,  J.  F.  Lehmann  1897,  S.  40. 

Strafrechtliche  Zurechnungsfähigkeit  ist  der  Form  nach  die  Fähig, 
keit,  für  begangene  Handlungen  gestraft  zu  werden,  und  bedeutet  in- 
haltlich denjenigen  Seelenzustand  des  Thäters,  der  nach  unserer  Rechts- 
überzeugung im  Augenblicke  der  That  gegeben  sein  muss,  dass  Be- 
strafung eintreten  kann.  Aus  diesem  Seelenzustand  greifen  einige  Straf- 
gesetzbücher, z.  B.  das  deutsche,  die  freie  Willensbestimmung,  andere  die 
zur  Erkenntnis  der  Strafbarkeit  erforderliche  Urteilskraft  heraus,  um  die 
Zurechnungsfähigkeit  zu  erkennen;  wieder  andere  geben  nur  die  Umstände 
an,  unter  welchen  die  strafrechtliche  Verantwortlichkeit  ausgeschlossen 
wird.  Die  erste  Fassung  für  den  Begriff  der  Zurechnungsfähigkeit  (freie 
Willensbestimmung)  ist  indeterministisch;  sie  soll  aber  sowohl  für  die 
Richter  und  Sachverständigen  passen,  die  die  Willensfreiheit  für  uns 
beschränkt,  als  auch  für  diejenigen,  die  sie  für  beschränkt  halten.  Da 
aber  auch  der  Verstand  allein  nicht  als  Grundlage  für  die  Zurechnungs- 
fähigkeit  angesehen  werden  kann,  sondern  das  ganze  Seelenleben  des  Ver- 
brechers als  eine  Einheit  zu  betrachten  ist,  so  erkennt  v.  Liszt  die 
Zurechnungsfähigkeit  an  der  normalen  Bestimmbarkeit  durch  Motive  (Religion, 
Sittlichkeit,  Recht,  Klugheit).  Diese  Auffassung  reicht  aus,  soweit  es  sich 
um  Abschreckungs-  oder  Besserungsstrafe  handelt,  passt  aber  nicht  für  den 
unverbesserlichen  Gewohnheitsverbrecher,  der  in  obigem  Sinne  nicht  zu- 
rechnungsfähig ist,  daher  auch  nicht  gestraft,  sondern  nur  unschädlich  gemacht 
werden  darf  wie  ein  gemeingefährlicher  Geisteskranker.  Solange  dies  noch 
nicht  thunlich  ist,  empfiehlt  v.  Liszt,  unter  Verzicht  auf  eine  Begriffs- 
bestimmung der  Zurechnungsfähigkeit  im  Gesetze  einfach  zu  sagen:  ,,Eine 
strafbare  Handlung  ist  nicht  vorhanden,  wenn  der  Thäter  zur  Zeit  der 
Begehung  der  Handlung  in  einem  die  Zurechnungsfähigkeit  ausschliessenden 
Zustande  von  Bewusstlosigkeit  oder  von  krankhafter  Hemmung  oder  Störung 

der  Geistesthätigkeit  sich  befand,"  ^      ,,.      ^^  , 

^  Dr.  Mies-Köln, 


B.     Referate.     1.    Anthropologie.  25 

22.  Ferriani:  Minderjährige  Verbrecher.  Deutsch  von  J.  Ruhe- 
mann.    Berlin,  Cronbach,   1896,    500  Seiten. 

Verf.,  schon  seit  langem  wegen  seiner  socio-  und  volks-psychologischen 
Studien  in  seinem  Vaterlande  mit  Recht  bekannt,  hat  als  Staatsanwalt 
Gelegenheit,  die  Verbrecherwelt  ä  fond  kennen  zu  lernen.  In  obigem 
eleganten,  geistreichen,  von  Menschenliebe  durchdrungenen  und  gut  über- 
setzten Buche  behandelt  Verf.  speziell  die  ,, minderjährigen  Verbrecher" 
(eine  immer  mehr  zunehmende  Crux  der  zivilisierten  Staaten),  fussend  auf 
2000  Fälle.  Er  geht  mehr  socio-  und  psychologisch,  als  anthropologisch 
vor,  was  für  einen  Juristen  wohl  erklärlich  ist.  Ein  Kapitel  über  die 
Kindesnatur  eröffnet  das  Ganze,  mit  feinen  Bemerkungen  aller  Art,  auch 
nach  pädagogischer  Hinsicht.  Mit  Lombroso  —  dem  er  leider  in  Vielem 
folgt  —  sieht  er  bereits  im  Kinde  die  Keime  des  Verbrechens  liegen.  Ein 
weiterer  Abschnitt  behandelt  die  Strafgesetzgebung,  Minorennen  gegenüber, 
durch  alle  Zeiten  hindurch.  Der  zweite  Teil  behandelt  die  Faktoren  des 
Verbrechens,  das  Milieu  und  das  Individuelle,  wobei  die  Fehler  des  Kindes, 
wie  Grausamkeit,  Lüge,  Neid,  Faulheit,  Naschhaftigkeit  etc.  in  das  rechte 
Licht  gesetzt  werden  und  gezeigt  wird,  wie  diese  üblen  Eigenschaften  zu 
Verbrechen  führen  können.  Die  traurige  Umgebung,  namentlich  die  un- 
eheliche Geburt,  Ueberarbeitung  (die  armen  Schwefelarbeiter  Siciliens) 
können  deletär  wirken.  Fast  stets  rekrutieren  sich  die  Verbrecher  aus  den 
Bedürftigen.  Überall  demonstrieren  zahlreiche  Tabellen  die  aufgestellten 
Sätze.  Von  seinen  2000  Fällen  fand  Verf.  nicht  weniger  als  1112  Mino- 
renne, die  vollständige  Müssiggänger  waren.  Zu  den  ,, halben"  Müssig- 
gängern  rechnet  er  das  Heer  der  kleinen  Zeitungs-,  Zündholzverkäufer  etc. 
Fast  alle  minorennen  Verbrecher  sind  auch  Onanisten;  die  Prostitution 
spielt  eine  grosse  Rolle.  Aber  auch  die  bessern  Klassen  tragen  indirekt 
mit  Schuld,  indem  sie  durch  Luxus  etc.  schlechtes  Beispiel  geben.  Trostlos 
ist  die  Wirkung  der  Vererbung  und  der  Trunksucht  auf  die  Nachkommen. 
Im  dritten  Teile  werden  die  Hauptformen  des  jugendlichen  Verbrecher- 
tums abgehandelt:  Diebstahl  und  (in  geringerem  Maasse)  blutiges  Vergehen. 
Letzteres  beginnt  erst  mit  ca.  14  Jahren.  Unter  2000  Fällen  sah  Verf. 
1182  Diebe  und  300  Hehler.  Diese  hohe  Zahl  wird  psychologisch  begründet. 
Zum  Diebe  machen  den  Minorennen  besonders  behende  Bewegungen,  weniger 
schwere  Körperbeschaffenheit,  sehr  lebendiger  Blick  und  Lügenhaftigkeit 
geeignet.  19  %  der  Diebe  waren  rückfällig.  Die  blutigen  Vergehen  gründen 
sich  hauptsächlich  auf  Rachsucht.  Aber  auch  unter  den  gutsituirten  Klassen 
kommen  bei  Minorennen  genug  Verbrechen  vor,  dank  der  so  oft  verkehrten 
Erziehungsweise,  aber  sie  werden  häufig  vertuscht.  Psychologisch  interessant 
ist  das  Verhalten  der  Minorennen  vor,  während  und  nach  der  Verurteilung. 
Dies,  sowie  die  Folgen  der  Verurteilung  und  der  Strafverbüssungsorte 
sind  eingehend  im  vierten  Teile  geschildert  und  wuchtige  Hiebe  der 
Strafgesetzgebung    und   dem  Verwaltungsapparate   erteilt.      Der   fünfte  Teil 


26  B-     Referate.     2.    Ethnologie  und  Rassenkunde. 

endlich  bespricht  die  Prophylaxe  und  Behandlung  des  Verbrechens  Mino- 
renner, und  ein  langes,  prächtiges  Kapitel  ist  gleich  anfangs  der  Erziehung 
und  dem  Unterrichte  gewidmet;  schonungslos  werden  hier  die  vielen 
Schattenseiten  dargelegt.  Die  Individualisierung  sollte  hier  immer  die  Haupt- 
sache sein.  Kinder  schlechter  Provenienz  sollten  nie  mit  solchen  aus 
ehrenwerten  Familien  erzogen  werden,  sondern  apart.  Das  reine  Gift  aber 
stellen  die  Gefängnisse  dar,  jene  Hochschulen  des  Verbrechens.  Verf. 
schlägt  daher  die  Ackerbaukolonie  vor  und  nur  im  Notfalle  die  Strafkolonie- 
Ein  sehr  kräftiger  Kinderschutz  gegenüber  dem  Spekulantentume  ist  sehr 
angezeigt.  Am  radikalsten  wäre  es  freilich,  allen  degenerierten  Verbrechern, 
Säufern  etc.,  das  Heiraten  zu  verbieten  und  so  die  weitere  Verpflanzung 
der  Entartung  zu  verhindern,  was  aber  wohl,  wie  Verf.  fürchtet,  stets  ein 
pium  desiderium  bleiben  wird.  Oberarzt  Dr.  Näcke-Huhertushurg. 

2.    Ethnologie  und  Rassenkunde. 

a.     Allgemeines. 

23.  A.  Baranski:  Die  vorgeschichtliche  Zeit  im  Lichte  der 
Haustierkultur.  V^ien,  Verlag  von  Moritz  Perles.  1897. 
296  S, 

24.  Eduard  Hahn:  Die  Haustiere  und  ihre  Beziehungen  zur 
Wirtschaft  des  Menschen.  Eine  geographische  Studie.  Mit 
einer  chrom.-lith.  Karte :  Die  Wirtschaftsformen  der  Erde.  Leipzig. 
Verlag  von  Duncker  &  Humblot.     1896.     X.    581. 

Der  Verf.  will,  so  weit  man  ihn  versteht,  an  der  Hand  der  Sprache 
die  Verbreitung  der  Haustierrassen  über  Asien  und  Europa  aus  gewissen 
Kulturcentren,  das  Rind  aus  Ägypten  und  Epirus,  das  Schwein  aus  China 
u.  s.  w.  ableiten.  Hieraus  soll  sich  dann  allerlei  für  die  Ermittelung  der 
Völkerbewegungen  der  vorgeschichtlichen  Zeit  ergeben.  Wie  es  hierbei 
zugeht,  zeigen  folgende  Beispiele.  Es  giebt  nach  dem  Verf.  eine  Laut- 
gruppe p-ar,  por,  per,  die  „Pferd"  bedeutet.  Hierher  gehört  unter 
vielem  anderen  griech.  pro-bat-on  ,,Groszvieh"  (in  Wirklichkeit  ,, Vieh- 
herde", bes.  Schafe),  aus  por  ,, Pferd",  bat  ,,Rind"  (in  W.  TCpcßaTOv: 
T^poßatvot)),  griech.  par-ippos,  ,, Pferd"  zu  per,  „Pferd"  -ip,  Pferd, 
par-ip-pos  (in  W.  ndpinnoq^  „daneben  reitend"  von  der  Präp.  Tcapa  und 
iTiTTog  ,, Pferd"),  altgerm.  per-id,  pfer-id  ,, Pferd"  (in  W.  aus  spätlat. 
paraveredus,  ,,eine  Art  von  Postpferd");  vgl.  S  30.  Noch  schöner  ist 
die  Gruppe  (S.  102)  AI  „Tier,  Rind".  Hierher  stellt  der  gelehrte  Verf. 
scrt.  ala  „Rind"  in  vats-ala  ,,Kalb",  ferner  griech.  ay-sXY],  ,, Herde"  und 
altgerm.  chalp  „Kalb"  aus  che-al-p  (in  W.  sind  scrt.  -ala  in  vats- 
ala,  ,,am  Kalbe  hängend",  und  griech.  zk^q  in  ayiXy]  blosse  Ableitungs- 
suffixe, unser  Kalb  =  scrt.  garbha  „Junges"). 


B.     Referate.     2.    Ethnologie  und  Rassenkunde.  27 

Mit  derartigem  Unsinn  ist  das  Buch  von  Anfang  bis  zu  Ende  angefüllt, 
hier  und  da  von  völlig  verv^orrenen  oder  vorsündflutlichen  Ansichten  über 
Völker-  und  Sprachverwandtschaft  unterbrochen.  Das  Ganze  würde  in  das 
Gebiet  des  Humors  gehören,  wenn  sich  nicht  neuerdings  wieder  die  Fälle 
mehrten,  dass  Männer  in  verantwortlichen  Stellungen  (der  Verf.  ist  k.  k. 
Professor  an  der  Tierarzneischule  in  Lemberg)  sich  an  die  Behandlung 
sprachlicher  Probleme  machen,  für  die  sie  nicht  die  leiseste  Vorbildung 
oder  die  geringste  Begabung  mitbringen. 

Eine  sehr  erfreuliche  Arbeit  ist  hiergegen  das  Buch  von  E.  Hahn. 
Nach  einleitenden  zoologischen  und  anderen  Bemerkungen  werden  die  ein- 
zelnen Haustiere  (darunter  auch  Fische,  wie  der  Karpfen  und  Goldfisch), 
im  Ganzen  36  Tiere,  in  zum  Teil  sehr  ausführhchen  monographischen 
Darstellungen  besprochen.  Hierauf  folgt  der  wirtschaftsgeographische  Teil 
des  Buches  (S.  384 — 537).  Es  werden  6  Wirtschaftsformen  (Jagd  und 
Fischfang,  Hackbau,  Plantagenbau,  Gartenbau,  Viehwirtschaft,  Ackerbau) 
unterschieden,  woran  sich  dann  die  Besprechung  der  Wirtschaftsverhältnisse 
der  einzelnen  Länder  anschliesst. 

Der  Hauptwert  des  Buches  liegt  in  der  hier  zum  ersten  Mal  gegebenen 
beinahe  erschöpfenden  Darstellung  des  gegenwärtigen  Vcihciltnisscs  des 
Menschen  und  seiner  Wirtschaft  den  Haustieren  gegenüber  auf  dem  ge- 
samten Erdball.  Für  diese  auf  einer  bewunderungswürdigen  Belesenheit 
beruhende  Leistung  kann  die  Wissenschaft  dem  Verf.  nicht  dankbar  genug 
sein.  Demgegenüber  sind  die  Fragen,  welche  die  Geschichte  der  Haus- 
tiere und  der  Wirtschaftsformen  bei  den  Kulturvölkern  insonderheit  bei 
idg.  Völkern  betreffen,  weniger  eingehend  behandelt,  wie  dies  übrigens 
auch  die  Absicht  des  Verf.  war,  der  V.  Hehns  bekanntes  Buch  über  die 
Haustiere  und  Kulturpflanzen  nicht  ersetzen  wollte.  Auch  auf  die  prä- 
historische Archäologie  ist  wenig  Rücksicht  genommen. 

Gleichwohl  wird  das  Buch  gerade  auch  für  die  indogermanische  Alter- 
tumskunde nach  verschiedenen  Seiten  hin  anregend  sein.  Dies  gilt  sowohl 
von  den  vielfach  neuen  und  eigenartigen  Ansichten  des  Verf.  hinsichtlich 
der  Frage,  wann,  wo  und  unter  welchen  Umständen  die  einzelnen  Tiere 
in  die  Pflege  des  Menschen  eintraten,  wie  auch  ganz  besonders  von  seinen 
wirtschaftsgeschichtlichen  Anschauungen.  Nicht  als  erster,  aber  wohl  in 
entscheidender  Weise  hat  der  Verf.  dargethan  (worauf  übrigens  auch  das 
gleichzeitige  treffliche  Buch  von  E.  Grosse,  Die  Formen  der  Familie  und 
die  Formen  der  Wirtschaft  mit  Entschiedenheit  hinweist),  dass  die  alte  An- 
nahme, nach  welcher  unsere  Kulturvölker  in  stereotyper  Weise  die  3  Stufen 
des  Jägers  und  Fischers,  des  Nomaden  und  Ackerbauers  durchlaufen  hätten, 
eine  irrige  war.  Als  eine  uralte  Wirtschaftsform  und  als  Vorbedingung 
für  Viehzucht,  wie  Ackerbau  hat  der  Verf.  den  Hackbau  erwiesen,  der 
nicht  mit  dem  Pfluge,  sondern  mit  der  Hacke  arbeitete  und  als  einzige 
Getreideart  in  Europa  den  Hirse  kannte.     Nun    hat    man    auf    idg.   Boden 


28  B.     Referate.     2.    Ethnologie  und  Rassenkunde. 

schon  längst  beobachtet,  dass  die  zahlreichsten  und  wichtigsten  Ackerbau- 
gleichungen sich  auf  Europa  beschränken,  während  nur  wenige  derselben 
allen  idg.  Sprachen,  europäischen  wie  asiatischen,  gemeinsam  sind  (vergl. 
das  Material  in  meinem  Buche,  Sprachvergleichung  und  Urgeschichte,  2.  S. 
410  ff.).  Man  schloss  hieraus,  dass  die  ungetrennten  Indogermanen  No- 
maden mit  einem  geringen  Grade  von  Ackerbau  gewesen  seien,  und  be- 
deutende Fortschritte  auf  dem  letzteren  Gebiet  erst  von  den  vereinigten 
Europäern  gemacht  worden  seien,  ohne  dass  man  sich  recht  klar  werden 
konnte,  worin  diese  Fortschritte  bestanden  haben  mochten.  Die  Lesung 
des  Hahnschen  Buches  macht  es  mir  nun  wahrscheinlich,  dass  in  jenen 
wenigen  gemeinidg.  Ackerbaugleichungen  jener  uralte  Hackbau  seine  Spuren 
hinterlassen  hat,  auf  dessen  Boden  die  Indogermanen  noch  in  der  Zeit 
ihrer  Urgemeinschaft  zur  Viehzucht  übergingen,  dass  aber  der  eigentliche 
Ackerbau  mit  Pflug,  Gerste  und  Weizen  erst  bei  den  Europäern  nach  Auf- 
lösung der  idg.  Gemeinschaft  seinen  Einzug  gehalten  hat,  vielleicht  auf 
demselben  Wege,  auf  dem  nach  J.  Schmidt  das  babylonische  Sexagesimal- 
system  zu  den  Europäern  gelangt  ist. 

Wenn  das  vorliegende  Buch  so  zu  allerhand  Betrachtungen  über  die 
ältesten  Zeiten  und  Völker  anregt,  so  ist  dasselbe  doch  nicht  minder  be- 
deutungsvoll für  zahlreiche  aktuelle  Probleme  der  modernen  Landwirtschaft 
in  Deutschland  und  in  seinen  Kolonien.  Auf  diese  Dinge  einzugehen,  ver- 
hindert mich  jedoch  der  beschränkte  Raum  und  das  Maass  meiner  Kennt- 
nisse. Frof,  Dr.  0.  S ehr ader- Jena. 

b.     Spezielle  Ethnographie  (Rassenkunde). 

25.  P.  Topinard:  On  the  Anthropology  of  Brittany.  Journal 
of  the  anthropological  Institute  of  Great  Britain  and  Ireland. 
1897.     Bd.  XXVII,  S.  96. 

Die  vorliegende  Mitteilung  beweist,  dass  das  geübte  Auge  eines  er- 
fahrenen Anthropologen  ebensoviel  für  die  Wissenschaft  leisten  kann,  als 
ganze  Reihen  von  Maasstabellen  und  statistischen  Tafeln.  Topinard  hat 
nämlich  das  Volk  der  Provinz  Bretagne  in  seinen  Versammlungsorten, 
Kirchen,  Märkten,  Kirmessen  u.  u.  w.  beobachtet,  ohne  indessen  Messungen 
an  ihm  vorzunehmen.  Er  ist  auf  diese  Weise  zu  der  Überzeugung  ge- 
langt, dass  sich  die  Bevölkerung  der  Bretagne,  wenn  man  von  den  Zwischen- 
formen absieht,  aus  folgenden  Haupttypen  zusammensetzt. 

Typus  A.  Mittelmässige  Körperhöhe,  dicker  Kopf,  kurzer  Hals,  breite 
Schultern,  dicke  und  plumpe  Extremitäten,  hohes  und  viereckiges,  an  der 
Stirn-,  am  Kiefer-  und  an  der  Wangengegend  fast  breites  Gesicht  (zwischen 
Haargrenze  und  Kinn),  plumpe,  vorstehende  und  hohe  Wangenbeine,  wenig 
entwickelte  Nase,  kastanienfarbige  Haare,  helle  oder  neutrale,  öfters  blaue 
Augen. 


B.     Referate.     2.    Ethnologie  und  Rassenkunde.  29 

Typus  B.  Kleiner  Wuchs,  kleiner  Kopf  mit  feinen  Zügen,  kleine  und 
zierliche  Extremitäten,  kurzes  und  rundes,  aber  unten  dreieckiges  Gesicht, 
weniger  als  bei  A  voneinander  abstehende  Augen,  Nase  mit  schmaler  Wurzel, 
kleine,  fliehende,  wenig  vorstehende  Wangenbeine,  dunkle  Haut-,  Augen- 
und  Haarfarbe. 

Diese  zwei  Typen  sind  sehr  häufig,  ersterer  besonders  am  Meeresufer, 
letzterer  mehr  im  Inneren  der  Halbinsel.  Aber  sie  greifen  überall  ineinander 
über  und  geben  zu  einer  grossen  Zahl  von  Mischformen  Anlass.  Zu  ihnen 
gesellen  sich  noch  zwei  weniger  wichtige  Typen. 

Typus  C.  Hoher  Wuchs,  absolut  grosser,  aber  relativ  kleiner  Kopf, 
langer  Hals,  kurzer  Rumpf,  lange  Glieder,  schmale  Schultern;  langes  und 
schmales  Gesicht  mit  fliehenden  Wangenbeinen,  grosse  vorstehende  Nase, 
hellfarbige  Haare,  Augen  und  Haut.  Es  sind  dies  die  klassischen  Blonden, 
besonders  am  Nord-Ufer  zahlreich. 

Typus  D.  Hierhin  gehören  die  vielbesprochenen  Bigoudens  von  Pont- 
l'Abbe.  Ihre  Körperhöhe  ist  niedrig,  doch  weniger  als  bei  B.  Kurzer, 
fleischiger  Hals,  hohe  breite  Schultern;  kurze  obere  Gliedmaassen,  dicke 
Unter-Extremitäten,  langer  Rumpf,  dicker  Kopf,  rundes  glattes  Gesicht, 
vorstehende  Wangenbeine,  breite  Kiefer,  grosse  Stirn,  kleine  breite  Nase, 
abstehende  Augen. 

Wir  haben  gesehen,  dass  Typus  C  den  der  blonden  Rassen  dar- 
stellt. Nach  Verf.  Ansicht  sind  dieselben  viel  früher  in  Frankreich  er- 
schienen, als  man  gewöhnlich  annimmt.  Ausserdem  sind  noch  in  histo- 
rischer Zeit  Blonde  aus  England  herübergesiedelt;  sie  können  auch  zu 
der  Bildung  dieses  Typus  beigetragen  haben.  Typus  D  ist  derjenige  der 
Auvergnaten  und  Savoyarden ;  er  repräsentiert  die  alte  brachycephale  Rasse, 
welche  gegen  Ende  der  neolithischen  Zeit  aus  Asien  nach  Frankreich  ge- 
kommen ist.  Man  kann  es  sich  nicht  erklären,  warum  sie  sich  in  ihrer 
ursprünglichen  Reinheit  gerade  in  der  Umgegend  von  Pont-l'Abbe  erhalten 
hat.  Ich  erinnere,  dass  diese  Rasse,  welche  wahre  mongolische  Züge  auf- 
weist, sich  auch  von  ihren  Nachbarn  durch  verschiedene  ethnographische 
Merkmale  unterscheidet:  so  tragen  die  verheirateten  Frauen  einen  Phallus- 
ähnlichen  Zierat  auf  ihrer  Haube. 

Der  Haupttypus  A  ist  viel  jüngeren  Ursprungs;  er  hat  sich  in  den 
jetzigen  Zeiten  gebildet  und  fixiert  und  ist  eine  Zusammensetzung  von  C 
und  D.  Von  den  Brachycephalen  hat  er  die  Kopf-  und  Gesichtsform,  die 
plumpen  Gliedmaassen  u.  s.  w.  beibehalten,  während  er  den  hohen  Körper- 
wuchs und  die  helle  Farbe  des  C-Typus  angenommen  hat.  Im  Ganzen  hat 
er  mehr  Züge  von  den  Brachycephalen,  die  immer  zahlreicher  als  die 
Blonden  waren,  ererbt. 

Typus  B  ist  schwieriger  in  eine  Klassifikation  zu  bringen.  Er  hat 
nichts  mit  den  Blonden  gemein  und  erinnert  andererseits  auch  nicht  an 
die  Auvergnaten.    Dagegen  besitzt  er  mehrere  Züge  von  der  grossen,  braunen 


30  B-    Referate.    2.   Ethnologie  und  Rassenkunde. 

Rasse,  welche  beide  Ufer  des  Mittelmeers  in  Besitz  genommen  hat,  und 
in  Frankreich  von  den  neolithischen  Höhlen  des  Vezere-Thales  und  der 
Lozere  her  bekannt  ist.  Es  ist  nicht  unmöglich,  dass  sich  diese  Rasse  bis 
in  die  Bretagne  ausbreitete,  wo  sie  sich  im  Inneren  des  Landes  bis  heute 
erhalten  hat. 

Von  den  vier  Hauptrassen  der  Bretagne  wäre  also  die  eine  ein  Über- 
bleibsel der  Rasse  der  neolithischen  Zeit;  zwei  andere  sind  Vertreter  der 
der  blonden  Langköpfe  und  der  braunen  Kurzköpfe,  und  die  vierte  ist 
ein  Mischungsprodukt  beider  letzterer.  Vr,  L.  Laloy-Paris. 

26.  Charles  S.  Myers:  An  account  of  some  sknlls  discovered 
at  Brandon,  Suffolk.  Journal  of  the  anthropological  Institute 
of  Great  Britain  and  Ireland.  1896.  Bd.  XXVI,  S.  113.  (1  Tafel 
und  1  Maasstabelle). 

Betreffende  Skelette  wurden  unter  einem  kleinen  Hügel  in  der  Nähe 
von  Brandon,  Suffolk,  gefunden.  Sie  lagen  durcheinander  bis  zu  einer 
Tiefe  von  1,25  m.  Es  kamen  mit  ihnen  weder  Schmucksachen  noch 
Töpferwerke  zum  Vorschein;  jedoch  fand  man  grosse  Eisenstücke,  die  aber 
durch  Oxydation  ihre  ursprüngliche  Form  eingebüsst  haben.  Die  Schädel 
zeigen  grosse  Verschiedenheiten  und  gehören  gewiss  einer  Mischrasse  an, 
die,  allem  Anschein  nach,  vor  der  Einwanderung  der  Sachsen  lebte.  Denn 
nur  einer  von  ihnen  zeigt  die  physischen  Merkmale  der  sächsischen  Rasse. 
Wenn  dem  so  ist,  so  kann  man  annehmen,  dass  die  Invasion  der  Sachsen 
langsamer  und  allmählicher,  als  man  bisher  annahm,  vor  sich  gegangen 
ist,  oder  dass  Sachsen  von  den  Römern,  unter  die  Hilfstruppen  eingereiht, 
eingeführt  wurden.     Beide  Möglichkeiten  sind  wahrscheinlich. 

Nach  Ausschluss  einiger  nicht  zu  verwertender  Schädel  bleiben 
51  Schädel  Erwachsener,  von  denen  5  der  Brachycephalie,  23  der  Meso- 
cephalie,  und  23  der  Dolichocephalie  zuzurechnen  sind.  Von  den  Kurz- 
köpfen sind  4  männlich  und  1  weiblich.  Ihre  Stirngegend  ist  breit,  und 
die  Stirnhöcker  sind  gut  entwickelt.  Die  Parietalhöcker  stehen  sehr  hoch 
und  geben  der  Norma  verticalis  ein  eiförmiges  Aussehen.  Die  Sagittal- 
kurve  ist  sehr  regelmässig,  die  Occipitalgegend  springt  nicht  vor.  Das 
Gesicht  ist  kurz  und  breit. 

Die  Langköpfe  (12  ,^y  11  9)  haben  eine  enge  Stirn  und  vorstehende 
Arcus  zygomatici  (Phaenozygie).  In  der  Norma  verticalis  kann  man  einen 
ellipsoiden  und  einen  rhomboiden  Typus  unterscheiden.  Die  Länge  und 
Breite  des  Gesichts  sind  sehr  variabel.  Die  mesocephale  Gruppe  hat  ge- 
mischte Merkmale,  die  bald  mehr  an  die  Kurzköpfe,  bald  an  die  Langköpfe 
erinnert.    In  diese  Gruppe  fällt  der  angeblich  sächsische  Schädel  (Index  78). 

Man  kann  im  allgemeinen  sagen,  dass  die  betreffenden  Schädel  mit  ihren 
unbestimmten  Merkmalen  einer  Mischung  von  Britten,  Germanen  und 
Romanen    angehören.      Die    Kurzköpfe    würden    einem    romano-brittischen 


B.     Referate,     2.  Ethnologie  und  Rassenkunde,  31 

Typus  entsprechen,  die  Langköpfe  einen  mehr  ausgesprochenen  germa- 
nischen Einfluss  aufweisen,  während  die  platyrrhine,  mesognathe,  mesoseme 
und  subdolichocephale  Gruppe  vielleicht  auf  eine  durch  die  Romanen  ein- 
geführte slawische  Einwanderung  hindeuten  würde.  Verf.  hätte  vielleicht 
bestimmtere  Resultate  erlangen  können,  wenn  er,  statt  nur  die  Einzel- 
zahlen, auch  die  Mittelwerte  und  besonders  die  Serienbildung  der  Indices 
berücksichtigt  hätte.  Dr.  L.  Laloy-Faris. 

27.  1.  ßruinier:  Die  Heimat  der  Germanen.  Die  Umschau, 
1897,  Nr.  1.  2.  Wilser:  Nochmals  die  Heimat  der  Grer- 
maneu,  ibidem,  Nr.  8.  3.  Bruinier:  Einige  Bemerkungen 
zum  Eingesandt  des  Herrn  Dr.  Wilser  etc.,  ibidem,  Nr.  9. 

Verf.,  Germanist,  sucht  auf  Grund  der  Worte:  Fahren,  Hahn  und 
Silber  und  ihrer  Geschichte  nachzuweisen,  dass  die  Heimat  der  Germanen 
und  ihr  alter  Name  in  Skandinavien  d.  h.  wohl  dem  südlichen  Schweden 
zu  suchen  sei.  Mit  diesem  etymologischen  Nachweise  ist  nun  Wilser  (2) 
nicht  zufrieden,  er,  der  schon  seit  langem  für  Skandinavien  nicht  nur  als 
Urheimat  der  Germanen,  sondern  der  Arier  überhaupt  eingetreten  ist  und 
hält  3  Hauptbeweise  für  diese  arische  Heimat  fest:  1.  Der  Verbreitungs- 
bezirk einer  Rasse  sei  immer  dort,  wo  er  am  reinsten  erhalten  ist,  zu 
suchen ;  2.  Die  Überlieferung  von  Skandia  als  Ausgangspunkt  habe  sich  bei 
allen  germanischen  Stämmen  erhalten  und  3.  die  skandisch-germanischen 
Runen  stellten  das  Uralphabet  der  altariopäischen  Schrift  dar.  Bruinier  (3) 
nimmt  nun  Wilser  auf  das  grausamste  vor.  Wilser  begehe  den  grossen 
Fehler,  germanisch  und  indogermanisch  für  identisch  zu  halten.  Die  Ur- 
heimat der  Indogermanen  sicher  festzustellen,  sei  ausserordentlich  schwer, 
und  nur  die  Phonetik  im  Bunde  mit  der  psychologischen  Sprachenvergleichung 
könne  hier  Entscheidung  bringen.  Der  zweite  Beweis  Wilsers  für  die 
Indogermanen  sei  hinfällig  und  nur  für  Germanen  giltig;  was  über  die 
germanische  Zeit  hinaus  hege,  habe  die  Tradition  vergessen.  Der  dritte  Beweis 
Wilsers  sei  ganz  falsch,  weil  die  Runen  nur  dem  lateinischen  Alphabete 
nachgebildet  seien.  Zu  behaupten,  die  Indogermanen  müssten  blond  gewesen 
sein,  sei  ebenfalls  unrichtig.  „Die  Indogermanen  sprechen  indogermanische 
Sprachen.  Die  Sprachen  machen  sie  zu  Indogermanen."  Man  darf  das 
indogermanische  Volk  nicht  mit  einer  blonden  Rasse  verwechseln.  Die 
Leute  der  jungen  Steinzeit  konnten  schon  keine  reine  Rasse 
mehr  sein.  ,.Die  Frage  nach  der  Heimat  der  Indogermanen  ist  keine 
anthropologische,  ebensowenig  wie  die  nach  der  etwaigen  Heimat  einer 
blonden  Rasse  eine  sprachwissenschaftliche  ist.  Blonde  Menschen  und 
Indogermanen  sind  inkommensurable  Grössen.'* 

Ref.  glaubt,  dass  Bruinier  im  Rechte  ist.  Alle  die  sogenannten  Beweise 
von  Wilser,  Ammon  etc.  für  die  indogermanische  Urheimat  in  Schweden 
sind   so   wenig   überzeugend,   dass   die  meisten   Anthropologen,    Palaeonto- 


32  B.     Referate.     2.    Ethnologie  und  Rassenkunde.  i 

logen  etc.  heute  noch  davon  nichts  wissen  wollen.  Jedenfalls  hat  noch 
die  alte  Hypothese  der  asiatischen  Heimat  mehr  (?  Redaktion)  für  sich,  als 
die  neue,  nordische,  und  erst  ganz  kürzlich  erklärte  wieder  der  berühmte 
Sir  John  Evans,  dass  die  Wiege  des  Urmenschen  in  Asien  stand.  Zu  erwähnen 
ist  ferner  noch,  dass  die  Sache  mit  den  ,, nordischen  Trojaburgen"  als  ein 
missglückter  Versuch  sich  herausgestellt  hat,  dass  Tacitus  als  Tendenzschrift- 
steller, der  ausserdem  nur  aus  dritter  Hand  schöpfte,  durchaus  nicht  absolut 
zuverlässig  ist  noch  weniger  ist  es  aber  die  Tradition  und  unter  den 
(relativ  noch  so  jungen)  Reihengräberschädeln  fanden  sich  genug  Kurzköpfe 
vor.  Virchow  erklärte  erst  kürzlich  wieder,  dass  wir  den  Germanenschädel 
noch  nicht  kennen.  Und  so  weiter!  Man  sieht,  die  Sache  ist  noch 
lange  nicht  spruchreif  trotz  Wilser,  Ammon  und  Anderer. 

Oberarzt  Dr.  Näcke-Huhertushurg. 

28.  Rudolf  Much:  Die  Anfänge  des  bayrisch-österreichischen 
Volksstammes.  Beiträge  zur  Anthropologie  und  Urgeschichte 
Bayerns.     1897.     Bd.  XII,  S.   1. 

Die  Bayern  und  die  in  der  Hauptsache  ihnen  stammverwandten  Deutsch- 
Österreicher  sind  die  Nachkommen  der  Markomannen.  Diese  nahmen  im 
Jahre  8  v.  Chr.  das  circa  50  Jahre  vorher  durch  den  Auszug  der  Bojer 
freigewordene  Gebiet  des  heutigen  Böhmen  in  Besitz  und  waren  vordem 
in  den  Landstrecken  zwischen  Main,  Rhein  und  Donau  ansässig  gewesen, 
wo  vor  ihnen  wieder  die  Teutonen,  die  Verf.  für  eine  Unterabteilung  der 
Helvetier  hält,  gewohnt  hatten. 

Von  den  letzten  Jahren  des  2.  Jahrhunderts  v.  Chr.  an,  als  diese  Helvetier 
nach  Süden  ausgewandert  waren,  stand  der  Weg  vom  Norden  über  den 
Main  her  den  Germanen  offen.  Um  diese  Zeit  mögen  die  Markomannen, 
die  Verf.,  ebenso  wie  die  Quaden  für  suevische  Stämme  hält,  aus  den 
Stammessitzen  der  Sueven  in  die  Gebiete  zwischen  Main,  Rhein  und  Donau 
aufgebrochen  sein.  —  Verf.  gründet  seine  Ausführungen  auf  historische 
Angaben,  die  er  sich  allerdings  in  dem  ihm  passenden  Sinne  manchmal 
zurecht  legt,  sowie  auf  die  doch  mit  Vorsicht  anzuwendende  Etymologie  der 
Eigennamen.  Dr.  Bus chan- Stettin, 

29.  Paul  Reinecke:  Beschreibung  der  Skelettreste  aus  dem 
Flachgräberfelde  von  Manching.  Beitr.  z.  Anthrop.  u. 
Urgesch.  Bayerns.     1897.    Bd.  XII,  S,  28. 

Ausgehend  von  der  Annahme,  dass  jeglicher  anthropologische  Beitrag 
zur  Rassenkunde  der  Vorzeit,  wenn  er  auf  noch  so  spärlichem  Material 
auch  basieren  mag,  unter  Umständen  als  Vergleichsmaterial  von  Wert  sein 
kann,  hat  Verf.  sich  der  Mühe  unterzogen,  die  aus  sieben  zu  Manching 
(Bezirksamt  Ingolstadt)  aufgedeckten  Flachgräbern  der  mittleren  La  Tene-Zeit 


B.     Referate.     2,    Ethnologie  und  Rassenkunde.  33 

(circa  200  v.  Chr.)  stammenden  Skelettreste  im  Einzelnen  zu  beschreiben. 
Leider  ist  das  wissenschaftliche  Resultat  nur  sehr  gering.  Die  Knochen 
waren  in  Bruchstücken  erhalten,  die  ganz  vereinzelt  (lange  Röhrenknochen) 
nur  ein  Messen  oder  eine  vollständige  Beschreibung  ermöglichten.  Soweit 
aus  den  Überresten  ersichtlich,  muss  es  ein  kräftig  entwickelter  Volksstamm 
gewesen  sein.  Seine  mutmassliche  Körpergrösse  (aus  den  langen  Röhren- 
knochen berechnet)  stellt  sich  für  3  weibHche  Skelette  auf  159 — 160,  159 
und  153  —  154  cm,  für  2  männliche  auf  175  und   169 — 170  cm. 

Verf.  schreibt  die  Überreste  den  Kelten  zu,  die  nach  seiner  Ansicht 
erst  um  die  Mitte  des  letzten  Jahrtausend  y.  Chr.  auf  ihrer  Wanderung 
vom  Rhein  zu  der  Donau  hin  hier  ansässig  geworden  waren.  —  Im  An- 
schluss  hieran  diskutiert  er  auch  die  von  Bertrand  und  Reinach  aufgestellte 
Hypothese,  der  zufolge  eine  einheitliche  Kultur  in  Oberbayern  bereits  seit 
der  Hallstattperiode  bis  zur  Unterwerfung  des  Landes  durch  die  Römer  be- 
standen habe,  und  demnach  die  Kelten  bereits  zur  Hallstattzeit  daselbst 
ansässig  gewesen  seien.  Er  erinnert  daran,  dass  eine  Reihe  charakte- 
ristischer Funde  aus  der  mittleren  und  jüngeren  La  Tene-Zeit  in  Oberbayern 
und  dem  Donauthale  bekannt  geworden  sind,  welche  durchaus  keinen 
Zusammenhang  mit  der  Hallstattkultur  oder  deren  letzten  Ausläufern  auf- 
weisen, vielmehr  einen  ganz  neuen  Typus  darstellen,  der  unbedingt  mit 
einem  mehr  oder  minder  scharf  ausgeprägten  Wechsel  der  Bevölkerung 
Hand  in  Hand   ging.  Dr.  BuscJian- Stettin. 

30.  F.   Weber:    Germanische    ßeihengräber  in  Oberbayern. 

Correspondenzbl.  d.  deutsch,  anthrop.  Ges.  1897.  Bd.  XXVIII,  Nr.  7, 

Von  den  130  in  Oberbayern  bisher  bekannt  gewordenen  Orten  mit 
Reihengräbern  der  heidnisch  -  germanischen  Zeit  fallen  allein  56  mit 
solchen  Orten  zusammen,  deren  Namen  Patronymica  auf  -ing  sind.  Die 
Zahl  dieser  Ortsnamen,  die  dem  bayrischen  Geschichtsschreiber  S.  Riezler 
zufolge  noch  die  dorfweise  Besiedelung  des  Landes  nach  Geschlechts- 
verbänden erkennen  lassen,  machen  höchstens  Yß  der  gesamten  Zahl 
der  Ortsnamen  aus.  Verf.  schreibt  diese  Reihengräber,  deren  Entstehung 
er  in  die  Zeit  von  520 — 750  setzt,  den  Bajuwaren  zu  und  erklärt  dem- 
entsprechend die  bisher  übliche  Bezeichnung  ,,fraenkisch-alamanniseh"  für 
unberechtigt.  Auch  die  an  den  übrigen,  nicht  zu  den  Patronymica  auf  -ing 
gehörigen  Orten  Oberbayerns  aufgedeckten  Reihengräber  gehören  ihrem 
Inventar  nach  der  gleichen  Zeit  und  dem  gleichen  Volksstamme  an.  Sie 
finden  sich  zumeist  in  Landstrecken,  die  an  Getreidebau  reich  sind,  ebenso 
wie  die  Ortsnamen  auf  -ing,  woraus  schon  Riezler  den  Schluss  zog, 
dass  das  bayrische  Volk  zur  Zeit  seiner  Einwanderung  bereits  Getreidebau 
kannte  und  die  dafür  geeigneten  Gegenden  zur  Ansiedelung  bevorzugte. 

Dr.  Buschan- Stettin, 

Centralblatt  für  Anthropologie.    1898.  3 


34  B.     Referate.     2.    Ethnologie  und  Rassenkunde. 

81.   Johannes     Ranke:      Frühmittelalterliche     Schädel    und 
Gebeine  aus  Lindau.    Ein  Beitrag  zur  Geschichte  der  Schädel- 
typoii    in    Bayern,     Sitzungsberichte   der    math.    phys.  Klasse    der 
kgl.    bayer.    Akad.    der    Wissensch.     1897.     Bd.    XXVII,    Heft  I. 
München    1897. 
Durch  die  grundlegenden  Arbeiten  Rankes  über  die  physische  Anthro- 
pologie der  Bayern  ergab  sich  das  interessante  Factum,  dass  die  Mehrzahl 
der    bayerischen    Schädel    aus    der  Volkerwanderungsperiode   dolichocephal 
ist,  während  die  Schädel  der  modernen  Bayern  (bes.   Südbayern,  Altbayern 
und  Schwaben)  exquisite   Brachycephalie    zeigen,    dass  somit  im  Laufe  der 
fünfzehn    Jahrhunderte    die    Schädelform    eine    vollkommene    Umwandlung 
erfahren  habe.    Bisher  fehlten  die  Zwischenglieder,  welche  diese  Verhältnisse 
hätten  aufklären  sollen;  nun  wurde  diese  Lücke  durch  einen  im  Jahre  1896 
in    Lindau    gemachten    Skelettfund    ausgefüllt,    von     dem    sich     historisch 
nachweisen  Hess,  dass  die  Gebeine  dem  10.  bis  12.  Jahrhundert  entstammen. 
Darunter  befanden  sich  25  relativ  gut  erhaltene  ganze  Schädel,  einige  Schädel- 
bruchstücke, ferner   100  rechte  und   100  linke  gut  messbare  Femora. 

Die  Bedeutung  und  Stellung  der  Lindauer  Schädel  als  Mittelghed  im  oben 
erwähnten  Sinne  illustrirt  am  besten  die  folgende  Tabelle: 

Schädel  aus  der  CphäHpl  aua  rlpm     Schädel  der  modernen 

''^mnZiTTf'     Mhen    Mittelalt"  südbayerischen 

(200  Reihengraber-  .y  i„^on^  Bevölkerung. 

Schädel).  il^indauj.  ^^^^  Schädel). 

Dolichocephale:  42  7„  32  7^  1% 

Mesocephale:  U%  36%  U% 

Brachycephale:  1^%  32  7^  83  7o 

Summe     100  100  100 

Daran  knüpft  Ranke  Betrachtungen  und  Vergleiche  mit  Schädeln  aus 
der  Zeit  vor  der  Völkerwanderung  und  findet,  dass  in  Südbayern  die 
kraniologischen  Verhältnisse  annähernd  die  gleichen  seien,  wie  vor  der 
Völkerwanderung,  d.  h.  dass  die  Brachycephalie  jetzt  ebenso  wie  damals 
vorherrsche ;  im  Nordwesten  Bayerns  haben  die  Dolicho-  und  Mesocephalen 
in  gleicher  Weise  ihre  alten  Sitze  bewahrt,  was  mit  anderen  Worten  soviel 
bedeuten  soll,  dass  der  ansässige  Grundstock  der  Bevölkerung  Bayerns  in 
Bezug  auf  den  Schädelbau  im  Stande  war,  die  eingedrungenen  Sieger 
vollends  zu  assimilieren. 

Dr.  0.  Hovorka  Edler  v.  Zderas-Janjina. 

32.  Rudolf  Martin:  Ziele  und  Methoden  einer  Rassenkunde 
der  Schweiz.  Schweiz.  Archiv  für  Volkskunde.  1896.  Bd.  I, 
Heft  1. 

Die  heutige  anthropologische  Forschung  begeht  den  grossen  Fehler, 
dass  sie  mit  bereits  vorgefassten,  keineswegs  einwandfreien  Typen  an  die 
Analyse   einer  Bevölkerung   geht   und  bestrebt  ist  in  diese  starren  Formen 


B.     Heferate.     2.    Ethnologie  und  Rassenkunde.  35 

alles  hineinzuzwängen,  anstatt  das  entgegengesetzte  Verfahren  einzuschlagen, 
nämlich  aus  einer  gegebenen  Bevölkerung  oder  Schädelserie,  unbekümmert 
um  die  durch  historische  Daten  oder  prähistorische  Anhaltspunkte  gegebene 
Zusammensetzung,  die  Typen  herauszuschälen,  die  sich  aus  der  Unter- 
suchung nach  morphologischen  Gesichtspunkten  ergeben.  Unter  einem 
morphologischen  Typus  versteht  Verf.  mit  vollem  Recht  nicht  nur  einen 
Komplex  von  gewissen  Merkmalen  des  Schädels,  sondern  den  Gesamtkomplex 
aller  Merkmale  des  Skelettsystems  und  der  ganzen  äusseren  Somatologie 
des  Lebenden.  Bezüglich  der  Schlüsse,  die  sich  aus  solcher  Untersuchung 
ergeben,  warnt  er  vor  der  so  beliebten  Unsitte,  sogleich,  wenn  man  an  einer 
Bevölkerungsgruppe  eine  relative  Homogenität  herausgefunden  hat,  hier 
einen  ,,Urtypus"  oder  ,, Reste  reiner  Rasse*'  zu  wittern;  denn  eine  solche 
Homogenität  der  Formen  kann  sekundär  erworben  sein,  insofern  eine  Be- 
völkerung durch  räumliche  Verhältnisse  von  äusserem  Einfluss  lange  Zeit 
hindurch  fast  unbeeinflusst  geblieben  ist  und  so  durch  Inzucht  starre 
Charaktere  gezüchtet  hat. 

Die  schweizerische  Bevölkerung  setzt  sich  sichtlich  aus  einer  ganzen 
Reihe  von  Typen  ganz  verschiedenen  Alters  und  verschiedener  Provenienz 
zusammen;  diese  Typen  nach  Völkerschaften,  z.  B.  als  römischen,  hel- 
vetischen, alemannischen  etc.  Typus  zu  bezeichnen,  ist  verfrüht  und  auch 
gar  nicht  angängig,  denn  die  Völker  waren  bei  ihrem  Eintritt  in  die  Ge- 
schichte der  Schweiz  bereits  keine  Varietäten  im  morphologischen  Sinne 
mehr.  Verf.  empfiehlt,  die  Namen  für  die  aufzufindenden  Typen  vorläufig 
von  den  Lokalnamen,  Fundstätten  etc.  herzunehmen;  diese  präjudizieren 
nichts. 

Um  eine  Feststellung  aller  in  der  Schweiz  vorkommenden,  wohl 
charakterisierten,  anthropologischen  Typen  zu  ermöglichen,  bringt  Verf.  in 
Anregung,  exakte  anthropologische  Untersuchungen  über  das  ganze  Land 
hin  vornehmen  zu  lassen;  zu  ausführenden  Organen  schlägt  er  in  erster 
Linie  die  Ärzte  und  Lehrer  vor.  Behufs  einheitlichen  Funktionierens  dieser 
Erhebungen  hält  er  es  für  wünschenswert,  dass  alle  Beobachter  eine 
gleichmässige  technische  Vorbildung  (kurze  praktische  Instruktionskurse) 
erhalten,  und  dass  überall  eine  einheitliche  Methode,  dieselben  Instrumente 
und  gleichen  Beobachtungsformulare  in  Anwendung  kommen.  Ein  In- 
strumentarium hat  Martin  für  diesen  Zweck  zusammengestellt:  einen  2  m 
hohen  Anthropometer  und  einen  Tasterzirkel  (beides  kompendiös  zu- 
sammenlegbar, allerdings  auch  teuer,  nämlich  85  Fr.,  vom  Mechaniker 
F.  Meyer  in  Zürich  zu  beziehen).  Das  Formular  druckt  er  gleichzeitig  ab. 
Dasselbe  nimmt  eingehend  Bezug  auf  die  Abstammungs-Verhältnisse  des  zu 
Untersuchenden,  berücksichtigt  ebenfalls  eingehend  die  Formbeschreibung 
und  giebt  eine  Zusammenstellung  der  vorzunehmenden  Maasse.  Ob  alle 
diese  Messungen  wirklich  einen  praktischen  Wert  haben  werden  und  ob 
nicht  einige   andere  an  Stelle  einzelner  zu  setzen  sind,   darüber  lässt  sich 

3* 


36  B.    Referate.     2.     Etlmologie  und  Rassenkunde. 

streiten.  Verl\  scheint  bereits  auch  schon  solche  Ahnung  gehabt  zu  haben, 
denn  er  hisst  auf  seiner  Messkarte  noch  genügend  Raum  für  weitere 
Maasse.  ^^'-  Suschan-Stettin. 

Xi.  Gabriel  de  Mortillet:   Formation  de  la  nation  frau^aise. 

Textes,  linguistique,  palethnologie,  anthropologie.    Paris,  F.  Alcan. 
1897.     329  Seiten  8«. 

An  der  Hand  der  historischen  Daten,  der  Linguistik,  der  prähistorischen 
und  anthropologischen  Forschung  versucht  Verf.  den  Ursprung  der  franzö- 
sischen Nation  zu  ergründen. 

1.  Die  historischen  Dokumente,  die  Verf.  zunächst  prüft,  fangen  erst 
gegen  Beginn  unserer  Zeitrechnung  an,  genauere  Formen  anzunehmen. 
Die  ältesten  Nachrichten  fliessen  uns  aus  Ägypten  zu.  Im  17.  Jahrhundert 
V.  Ch.  machten  die  Lybier  und  ihre  Verbündeten,  Völkerschaften  der  Inseln 
und  Gestade  des  Mittelmeeres,  den  Versuch,  in  Ägypten  einzudringen, 
wurden  aber  durch  Thotmes  III.  zurückgeschlagen.  Die  zivilisierten  Völker 
begannen  sich  an  unserer  Küste  anzusiedeln.  Es  waren  dieses  die  Phönizier, 
dann  die  Griechen,  die  im  südlichen  Frankreich  zahlreiche  Spuren  hinter- 
lassen haben.  Von  den  Ligurern  besitzt  man  nur  ungenügende  Nachrichten; 
sie  w^aren  sicherlich  Seeleute  und  Bergbewohner  und  breiteten  sich  längs 
der  Mittelmeerküste  zwischen  Rhone,  und  vor  allem  Var  und  Macra  in 
Toscana  aus.  Im  Westen  der  Rhone  haben  sie  sich  mit  den  Iberern  ver- 
mischt und  sollen  eine  Kolonie  in  das  frühere  Colchis  entsandt  haben. 
Die  Iberer  nahmen  von  ganz  Spanien  Besitz ;  in  Frankreich  breiteten  sie 
sich  im  Osten  bis  zur  Rhone  aus,  indem  sie  hier  die  Ibero-Ligurer  bildeten, 
im  Westen  unter  dem  Namen  Aquitanier  auf  das  Gebiet  zwischen 
Pyrenäen  und  Garonne.  Im  Süden  weiter  nahmen  sie  von  den  Balearen, 
Korsika,  Sardinien  und  Sizilien  Besitz  (westliche  mediterranische  Rasse) 
und  entsandten,  ebenso  wie  die  Ligurer,  eine  Kolonie  in  die  Nähe  des 
Kaukasus.  Im  Norden  drangen  sie  bis  England  und  Irland  vor.  —  Unter  der 
Bezeichnung  Kelten,  Galater,  GalHer  und  Germanen  berichten  uns  die 
griechischen  und  römischen  Schriftsteller  ,,von  einer  und  derselben  Rasse, 
militärischer  und  räuberischer  Aristokratie,  die  von  dem  nördlichen  Italien, 
ganz  Gallien  und  ganz  Germanien  Besitz  genommen  hat,  in  Spanien  und 
selbst  in  Afrika  eingefallen  ist." 

2.  Die  Linguistik  giebt  uns  nur  wenig  Anhaltspunkte.  Die  wahre 
gallische  Sprache  muss  wenig  Beziehungen  zu  den  sogenannten  keltischen 
Idiomen  gehabt  haben,  denn  diese  haben  uns  wenig  zur  Entzifferung  der 
gallischen  Inschriften  genutzt.  Neben  diesen  letzteren  trifft  man  an  den 
megalithischen  Steinbauten  diverse  Eingravierungen  an,  über  deren  Be- 
deutung man  noch  streitet.  Verf.  teilt  sie  ein  in  einfache  Ornaments- 
motive,   in    figurative    Skulpturen,    die    bekannte    Gegenstände    darstellen, 


B,     Referate.     2.    Ethnologie  und  Rassenkunde.  37 

endlich  in   symbolische  Eingravierungen,    die  schwieriger    zu    deuten  sind, 
aber  unabhängig  von  jeglichem  Alphabet  zu  sein  scheinen. 

3  u.  4.  Die  palethnologischen  und  anthropologischen  Daten  bringen 
glücklicherweise  mehr  Licht  in  alle  diese,  bisher  noch  ziemlich  vagen 
Angaben.  Zur  Quaternärzeit  lebte  in  Frankreich  bereits  der  Mensch; 
aber  schon  aus  der  Tertiärzeit  hat  man  Flinte  kennen  gelernt,  die  mit 
Absicht  hergestellt  sind  und  die  Anwesenheit  eines  Vorläufers  des  Menschen 
beweisen.  Mortillet  hat  demselben  die  Bezeichnung  Homosimius  beigelegt 
und  unterscheidet  bereits  zwei  verschiedene  Typen :  Homosimius  Bourgeoisii 
und  Homosimius  Riberoi.  Der  erstere  lebte  in  der  ,,aquitanien"  genannten 
Erdperiode,  Hess  Silexstücke  durch  Einwirkung  der  Hitze  zerspringen  und 
retouchierte  bereits  andere;  ihm  schreibt  M.  die  von  Bourgeois  aufge- 
fundenen Flinte  von  Thenay  zu.  Der  zweite  lebte  in  ,,tortonien'',  schlug 
durch  Hämmern  bereits  Splitter  mit  schneidenden  Rändern  los;  ihm  schreibt 
er  die  von  Ribeiro  in  Portugal  und  von  Rames  zu  Puy-Courny  (Cantal) 
aufgefundenen  Silexstücke  zu.  —  Der  wirkliche  Mensch  tritt  erst  mit  dem 
unteren  Quaternär,  vor  circa  230 — 240  000  Jahren  in  die  Erscheinung; 
die  damalige  Fauna  karakterisiert  sich  durch  Elephas  antiquus  und  meridionalis. 
Es  ist  dieses  die  Neanderthal-Rasse,  deren  Reste  man  jetzt  in  Deutschland, 
Belgien,  Frankreich  und  England  nachgewiesen  hat.  Das  Werkzeug  des 
Neanderthalers  war  der  Faustkeil  (coup  de  poing)  vom  Chelles-Typus,  un- 
förmig und  schwer,  der  sich  während  der  Periode  von  St.  Acheul  ver- 
vollkommnete. Der  damalige  Mensch  war  nackt,  mit  Haaren  bedeckt, 
kräftig  entwickelt  und  noch  vollständig  wild;  er  bewohnte  die  Thäler  und 
niederen  Anhöhen.  Sehr  langsam  vollzog  sich  eine  Änderung  im  Klima; 
die  Eisperiode  hielt  ihren  Einzug.  Der  Mensch  war  daher  gezwungen,  sich 
Kleidung  zu  verschaffen  und  begann  sich  Werkzeuge  herzustellen,  um 
solche  anfertigen  zu  können;  Messer,  Schaber,  Stichel  erscheinen  während 
der  Periode  von  St.  Acheul.  Die  Menschen  gruppierten  sich  und  errichteten 
sich  Schlupfwinkel.  Die  Perioden  von  Moustier  und  Solutre  repräsentieren 
nur  einen  lokalen  Ausbau  der  St.  Acheul-Kultur. 

Das  bis  dahin  einförmige  und  feuchte  Klima  wird  trocken,  mit  extremen 
Temperaturen.  Die  Neanderthalrasse  bildet  sich  an  Ort  und  Stelle  neu, 
—  schon  in  dem  Schädel  Nr.  2  von  Spy,  in  dem  von  Eguisheim,  dem 
Unterkiefer  von  Arcy-sur-Cure  findet  man  einen  verwandten  Typus  —  und 
wird  schliesslich  zur  Rasse  von  Laugerie,  die  zwar  auch  klein,  dolichocephal, 
wie  die  vorhergehende,  und  kräftig  gebaut  war,  aber  schon  einen  ge- 
räumigeren Schädel  besass  und  mit  ziemlicher  Intelligenz  ausgestattet  war, 
vermöge  deren  sie  die  schöne  Industrie  der  Madelaine-Epoche  schuf.  Die 
Vertreter  dieser  Rasse  bewohnten  die  Grotten  und  Schlupfe  unter  den 
Felsen,  kleideten  sich  in  Felle,  betrieben  Jagd  und  Fischfang,  kannten  aber 
noch  nicht  den  Ackerbau  und  die  Züchtung   von  Hausthieren.      Es  waren 


38 


B.     Referate.     2,    Ethnologie  und  Rassenkunde. 


riihigo  lind  friedfertige  Leute,  indessen  noch  ohne  religiöses  Gefühl;  sie 
bildeten  die  Natur  in  einer  naiven  und  realistischen  Weise  nach. 

Da  trat  eine  neue  Änderung  im  Klima  ein.  Die  milde  Witterung  Hess 
das  Rennlier  auswandern  und  einen  Teil  der  Bevölkerung  ihm  nach  Norden 
folgen,  wo  sich  aus  ihr  die  Eskimos,  die  erste  französische  Kolonie,  bildeten. 
Der  zurückbleibende  Teil  gestaltet  sich  zum  Grundstock  der  französischen 
Revölkerung.  Zu  dieser  Zeit  erfolgte  die  Einwanderung  der  Brachycephalen, 
die  aus  den  Gebieten  zwischen  Kleinasien  und  Thibet  herkamen  und  die 
Industrie  und  Sitten  der  neolithischen  Zeit  mitbrachten.  Durch  sie  wurde 
die  bisherige  Kultur  volllsländig  verändert.  Die  autochthonen  Dolichoce- 
phalen  zogen  sich  vor  den  Eindringlingen  aufs  Land  oder  auf  Pfahlbauten 
zurück;  später  fand  eine  Vermischung  zwischen  beiden  statt,  wie  die 
zahlreich  vorkommenden  Mesocephalen  bekunden.  Mit  den  Brachycephalen 
hielten  Totenverehrung,  Religiosität,  die  Industrie  der  Töpferei  und  des 
geglättenen  Beils  mit  Handgriff,  der  Bogen,  die  Haustiere  und  die  Land- 
wirtschaft ihren  Einzug. 

Die  Protohistorie  beginnt  mit  der  Verwendung  der  Metalle.  Es  giebt 
in  Europa  keine  Kupferzeit,  die  der  Bronzezeit  vorangeht,  da  die  Industrie 
sich  nicht  am  Platze  entwickelt  hat,  sondern  aus  Asien,  wo  das  Zinn  des 
Alluviums  so  verbreitet  ist,  importiert  worden  ist.  Die  wenig  zahlreichen 
Einwanderer  bedienten  sich  nicht  der  Gewalt;  sie  waren  Kaufleute,  auch 
wohl  Missionare,  die  anstelle  der  Bestattung  die  Verbrennung  setzten,  mit 
Ihrer  orientalischen  Religion  das  Tintinnabulum  und  das  Zeichen  des  Kreuzes, 
im  besonderen  des  Hakenkreuzes  mitbrachten.  Sie  müssen  mit  sehr  kurzen 
Extremitäten  ausgestattet  gewesen  sein,  worauf  die  Dolche  und  Armbänder 
der  ersten  Periode  von  Morges  hindeuten;  sie  haben  das  brachycephale 
Element  verstärkt. 

Das  Eisen  wurde  aus  Ägypten  durch  kommerziellen  Austausch  ein- 
geführt, und  zwar  zwischen  dem  17.  und  14.  Jahrhundert,  wie  aus  den 
ägyptischen  Inschriften  hervorgeht.  Die  Afrikaner  sind  direkt  vom  Stein 
zum  Eisen  übergegangen.  Die  alte  Rasse  von  Laugerie  blieb  während  der 
protohistorischen  Epoque  Hallstattienne,  Marnienne,  Beuvraysienne  bestehen, 
oder  machte  nur  eine  geringe  Umwandlung  durch  in  die  neolithische 
Rasse  von  Baumes-Chaudes.  Auf  der  anderen  Seite  ging  sie  aber  auch 
eine  ausgiebige  Kreuzung  mit  den  Brachycephalen  ein,  die  noch  jetzt  mit 
Vorliebe  die  gebirgigen  Gegenden  bewohnen. 

Schliesslich  vollzog  sich  innerhalb  der  Rasse  von  Laugerie  noch  eine 
aristokratische  Auslese,  deren  erste  Typen  uns  in  dem  Alten  von  Gro- 
Magnon  und  in  den  Skeletten  von  Baousse-Rousse  entgegentreten.  „Muss 
man  nicht  in  ihnen  die  Vorfahren  der  Galater  und  der  Gallier  der 
griechischen  und  römischen  Schriftsteller  erblicken,  jener  Krieger  von 
hohem  Wüchse,  die  immer  in  Bewegung,  immer  gleichsam  auf  Abenteuer 
aus  waren?*' 


B.    Referate.     2.     Ethnologie  und  Rassenkunde.  39 

Aus  allen  diesen  Vermischungen  ist  die  soziale  Einheit  hervorgegangen, 
die  man  „französische  Nation"  nennt.  Dr.  G.  FajnUault- Paris. 

34r,  Spalikowski:  Les  dents  des  Normands  dans  la  pr^histoire 

et  ä  l'^poque  contemporaine.  L'Anthropologie.  1897.  Bd.  VIII, 

S.  205. 

Die  Zahncaries  ist  in  der  Normandie  sehr  häufig  und  wird  es  alle  Tage 

mehr.     Verf.  hat   sie   auch    an   Schädeln    der    römischen   Zeit    beobachtet, 

und    glaubt    sie   auf  einen  Rasseneinfluss   zurückführen  zu  können.     Doch 

scheinen  hereditäre  Lues,  Nervenschwäche  und  Alkoholismus,  w^elch  letzterer 

gerade  in  dieser  Provinz  sehr  verbreitet  ist,    nicht   unerheblich   zu   diesem 

Zustand  beigetragen  zu  haben.  Dr.  L.  Laloy-Paris. 

35.  G.  de  Lapouge :  Ossuaire  de  Ou^rande.  Bull,  de  la  Societe 
scientifique  et  medicale  de  l'Ouest.      1896,  S.  300 — 306. 

Aus  der  Untersuchung  von  41  Schädeln  (27  m ,  14  w.)  des  Bein- 
hauses von  Guerande  (Dep.  Loire-Inferieure)  ergab  sich  eine  vollständige 
ÜJDereinstimmung  mit  den  kraniologischen  Messungsresultaten  in  der  Bretagne. 
Der  mittlere  Schädelindex  betrug  bei  den  Männern  8,14,  bei  den  Weibern 
7,83.  Lapouge  zieht  den  Schluss,  dass  die  stets  dolichocephalen  Insel- 
bretonen,  als  sie  Armorica  unterjochten,  seitens  der  brachycephalen  Autoch- 
tonen einer  völligen  Resorption  anheimfielen. 

Dr.  0.  Hovorka  Edler  v.  Zderas-Janjina. 

36.  Ferdinand  Hüppe:  Zur  Rassen-  und  Sozialhygiene  der 
Griechen  im  Altertum  und  in  der  Gegenwart.  Wies- 
baden, a  W.  Kreidel's  Verlag.     1897.     113  Seiten. 

Wenngleich  die  Beobachtungen,  die  Verf.  gelegentlich  einer  mehrmonat- 
lichen Reise  in  Griechenland  und  Kleinasien  während  des  Jahres  1896  anstellte, 
sich  in  erster  Linie  auf  hygienische  Zustände  bei  den  alten  Griechen  be- 
ziehen —  so  weist  er  nach,  dass  diese  bereits  zur  mykenischen  Periode^  und 
später  in  noch  grösserem  Umfange  allenthalben  (Olympia,  Delphi,  Oropus, 
Kopais-See,  Athen  etc.)  in  ganz  genialer  Weise  Hochreservoirs,  Wasser- 
leitungen, Badeeinrichtungen,  Cisternen,  selbst  Kanalisation  anlegten  — , 
so  finden  auch  der  Anthropologe  und  Prähistoriker  manches  sie  interes- 
sierende. Verf.  ist  zwar  Professor  für  Hygiene,  aber  er  ist  gleichzeitig 
auch  auf  den  Gebieten  der  Anthropologie  und  Urgeschichte  gut  geschult. 
Manche  seiner  darauf  bezüglichen  Hypothesen  erscheinen  zwar  etwas  proble- 
matisch, allein  man  darf  ihnen  Scharfsinn  nicht  absprechen. 

Interessant  sind  die  Bemerkungen  des  Verfassers,  die  sich  mit 
den  vorgeschichtlichen  Völkerbewegungen  auf  der  Balkanhalbinsel  beschäf- 
tigen. Gestützt  auf  vergleichende  vorgeschichtliche  Funde  nimmt  er  an, 
dass  die  ersten   Einwanderer   in  Griechenland,  die  Pelasger,    aus  Thracien 


40  B.     Referate.     '1.    Ethnologie  und  Rassenkunde. 

kamen  und  nordisch-arischer,  also  europäischer  —  die  Bildungsstätte  der 
Arier  vorlegt  er  nach  Westdeutschland  —  Abstammung  waren.  Sie 
brachten  die  Bernsteinperlen  und  die  Stierornamente  (Stier,  der  zwischen 
seinen  Hörnern  ein  Sonnenrad  oder  eine  Doppelaxt,  Attribute  des  nordi- 
sclien  Donnergottes,  trägt),  wie  solche  mehrfach  in  Argolis  gefunden 
worden  sind,  aus  dem  Norden  mit.  Auch  die  Trojaner  gehörten  der 
arischen  Völkerfamilie  an.  Die  schwarzen,  ohne  Drehbank  angefertigten 
Gefässc  (Gegenstücke  in  den  Gräbern  Nord-Italiens,  Süd-Deutschlands  und 
in  den  Pfahlbauten  der  Schweiz),  ferner  Gefässe  mit  Rändern,  welche  eine 
besondere  innere  Ornamentik  aufweisen  (Gegenstück  der  Fund  zu  Albs- 
heim bei  Worms),  die  Svastika,  der  Goldfund  des  Priamus,  die  Schrift- 
zeichen und  das  Vorherrschen  langer  Schädel  —  alle  diese  Funde  aus 
Hissarlik  gehören  der  Zeit  vor  der  3.  Periode,  also  der  Zeit  vor  Be- 
rührung mit  Phöniziern,  Hethitern  etc.  an  und  weisen  auf  europäischen 
Ursprung  hin.  Zur  Zeit  der  3.  Periode,  der  von  Mykenae,  lässt  sich 
bereits  Import  von  Mykenae  her  nachweisen;  allein  die  Kultur,  die 
hier  herrschte,  war  ursprünglich  die  gleiche,  wie  die  trojanische,  beide  Völker 
waren  gemeinsamen  Stammes. 

Die  erste  Besiedlung  des  Peloponnes  und  der  troischen  Ebene  er- 
folgte von  Thracien  aus.  Es  waren,  wie  schon  gesagt,  langköpfige,  blonde 
Arier.  Ein  Teil  dieser  Arier,  der  phrygische  Stamm,  der  sich  freilich 
bereits  auf  seiner  Wanderung  mit  den  aus  Asien  zur  gleichen  Zeit  vor- 
dringenden Kurzköpfen  etwas  vermischte,  setzte  über  den  Hellespont  und 
wurde  zu  den  Teukrern,  ein  anderer  ging  direkt  südlich  und  wanderte 
in  Griechenland  ein;  es  waren  dies  die  Pelasger,  die  später  den  Namen 
Achäer  annahmen.  Die  Einwanderung  von  Thracien  her  vollzog  sich  in 
mehreren  Schüben.  Den  Pelasgern  folgten  die  dorisch  -  äolischen,  den 
Teukrern  die  ionischen  Stämme,  beide  gleichfalls  nordeuropäische  Arier 
vom  baltisch-lettischen  Zweige. 

Gleichzeitig  mit  der  Ausbreitung  der  thracischen  Arier  über  Klein- 
asien rückten  von  Osten  in  die  Gegend  südlich  vom  Ararat  rundköpfige 
Völker  vor,  die  Verfasser  mit  Herodot  als  alarodische  bezeichnet.  Eine 
Hauptrolle  unter  diesen  spielten  die  Hethiter,  deren  Sprache  nachweislich 
weder  arisch,  noch  semitisch  ist.  Diese  Rasse  verbreitete  sich  bereits  vor 
der  mykenischen  Periode  der  Teukrer  über  Kleinasien,  einen  Teil  der 
Inseln  und  über  Kreta  bis  zur  Westküste  Griechenlands  hinaus  und  be- 
gann sich  mit  den  Teukro-Ariern  schon  frühzeitig  zu  vermischen.  — 
Als  drittes  ethnisches  Element  wanderten  aus  dem  Mittelstromlande  noch 
die  langköpfigen  Semiten  ein,  die  aber  schon  bei  ihrem  Erscheinen  eine 
Rassenmischung  darstellten.  Aus  der  Kreuzung  der  Alarodier  mit  diesen 
Semiten  gingen  die  Phönizier  und  Juden,  wahrscheinlich  auch  die  Karier, 
Lykier  und  Kilikier,  aus  der  mit  den  Ariern  die  Armenier  hervor. 


B,     Referate.     2.    Ethnologie  und  Rassenkunde.  4^ 

Die  alten  Hellenen  waren,  wie  ihre  Urväter,  die  Pelasgo-Achäer,  baltisch- 
thracischen  Stammes  und  in  der  Mehrzahl  ausgesprochen  langköpfig 
(die  Schädel  des  anthropologischen  Institutes  zu  Athen  zeigen  mit  wenig 
Ausnahmen  einen  Index  unter  80  und  einen  ausgesprochen  germanischen 
Typus),  blond  und  blauäugig  (Tanagrafiguren  etc.)  und  von  hoher 
Statur  (die  in  Mykenae  und  Thoricos  gefundenen  Skelette  weisen  eine 
mutmaassliche  Körpergrösse  von  1,68 — ],80m  auf),  wie  es  trotz  vielfacher 
späterer  Vermischungen  noch  heute  ein  Teil  der  Bevölkerung  ist.  Diese 
Mischungen  vollzogen  sich  mit  der  gleichfalls  langköpfigen,  aber  dunklen 
und  kleinen  ligurischen  Rasse,  mit  den  stark  mongoloid  durchsetzten 
Slaven  und  den  rein  mongoloiden  Hunnen',  Avaren  und  Türken.  Die 
reinen  Albanesen  —  nach  Stephanos  lassen  sich,  wenn  man  die  Ab- 
stammung nach  Familien  und  Namen  zu  Grunde  legt,  unter  den  heutigen 
Albanesen  zwei  verschiedene  Gruppen  unterscheiden:  solche  türkischer 
Herkunft  mit  einem  Schädelindex  weit  über  80,  also  rundköpfig,  und  stets 
dunkel,  und  solche  reiner  Abstammung  mit  einem  Index  unter  80,  also 
langköpfig,  und  hell,  sowie  hochgewachsen  —  stellen  den  Überrest  der 
alten  Thraker  dar;  nach  den  Beobachtungen  von  Stephanos  sind  sie  in 
der  Hauptsache  dolichocephal  und  gleichzeitig  blond  und  helläugig,  jedoch 
stark  mit  anderen  Elementen  durchsetzt.  Im  eigentlichen  Griechenland 
haben  die  alten  Griechen  ihre  Spuren  am  deuthchsten  noch  in  den 
Maniaten  im  Taygetos  hinterlassen. 

Des  weiteren  beschäftigt  sich  Verf.  mit  den  socialen  Zuständen  des 
heutigen  Griechenlands,  wie  er  sie  durch  Augenscheinnahme  kennen  ge- 
lernt und  richtig  zu  beurteilen  verstanden  hat. 

Dr.  Buschan-Stettin. 

37.  L.  Glück.  Prilog  fizickoj  antropologyi  Albanezä.  (Beitrag 
zur  phys.  Anthropologie  der  Albanesen).  Glasnik  zem.  muzeja 
u  Bosni  i  Hercegovini.  Sarajevo  1896.  VIII.  3.  4.  S.  467—496. 
Mit  9  Tafeln  und  2  Übersichtstabellen. 

Glück  untersuchte  30  lebende  (männl.)  Albanesen  und  9  albanesische 
Schädel.  Die  Mehrzahl  der  ersteren  zeigte  einen  dunklen  Typus,  obwohl 
er  nicht  frei  war  von  Beimischungen;  die  mittlere  Körpergrösse  ergab 
1684  mm  (Weisbach  fand  1664),  der  mittlere  Kopfindex  82,58  und  zwar 
so,  dass  die  Brachycephalie  mit  70  7o  ^i^  übrigen  Fälle  von  Mesocephalie 
und  Dolichocephalie  bedeutend  überwog.  Dafür  waren  53  %  ^^^  Fälle 
dolichoprosop  und  je  23  7o  nieso-  und  chamäprosop.  Die  Stirne  war 
mittelhoch,  die  Augen  gross,  die  Nase  eher  breit  als  schmal,  die  Nasen- 
wurzel relativ  tief;    der  Mund  mittelbreit,  die  Lippen  ziemlich  dick. 

Von  den  9  Schädeln  waren  5  männlich,  3  weiblich,  einer  nicht  näher 
bestimmbar.    Im  Allgemeinen  waren  sie  mehr  oder  minder  kurz,  breit  und 


42  B.     Referate.     ±    Ethnologie  und  Rassenkunde. 

hoch,  das  Gesicht  schmal  und  lang.  Der  mittlere  Schädelinhalt  wies 
1386  ccm  auf,  der  mittlere  Schädelindex  87,06,  womit  also  alle  Schädel 
unter  Brachycephalie,  ja  sogar  Hyperbrachycephalie  einzureihen  sind.  Der 
Gesichtsindex  ergab  in  den  drei  messbaren  Fällen  53,38,  52,71  und  50,00. 
Die  Albanesen,  welche  sich  selbst  Skipetari  nennen  und  bei  den  Slawen 
Arbanasi,  bei  den  Türken  Arnauten  heissen,  werden  von  Virchow  als  Rest 
der  auf  der  Balkanhalbinsel  als  autochton  angesehenen  Illyrer  betrachtet. 
Sie  zerfallen  nach  dem  Dialekte  in  Katholiken,  welche  Nord-  und  Mittel- 
Albanien  bewohnen  [Gege],  und  in  Orthodoxe,  welche  in  Südalbanien, 
sesshaft  sind  [Toske] ;  viele  bekennen  sich  indes   auch  zum  Islam. 

Dr.  0.  Hovorka  Edler  v.  Zderas-Janjina. 

38.  E.  T.  Hamy:  Les  races  n^gres.  L* Anthropologie.  1897 
Bd.  VIII,  S.  257. 

Hamy  fasst  in  dieser  Abhandlung  kurz  zusammen,  was  er  vergangenes 
Jahr  in  seinem  Unterricht  im  Museum  d'histoire  naturelle  über  die  Anthro- 
pologie der  Negerrassen  gesagt  hat.  Letztere  bilden  ungefähr  Yio  ^^^ 
Gesamtbevölkerung  der  Erde.  Sie  sind  mehr  durch  die  Beschaffenheit  ihrer 
Haare,  als  durch  ihre  Hautfarbe  gekennzeichnet.  Unter  ihnen  unterscheidet 
Hamy  zunächst  zwei  Pygmäenrassen :  eine  östliche  (Negritos  der  Philippinen, 
der  Andamanen  und  Indiens)  und  eine  westliche  (Negrillos  Central- Afrikas). 
Erstere  Rasse  ist  insofern  interessant,  als  ihre  Verbreitung  auf  ein  sehr 
weites  Gebiet  der  Abtrennung  des  asiatischen  Archipelagos  vom  Festland 
vorhergegangen  sein  muss.  Es  ist  nicht  sicher,  dass  die  afrikanischen 
Pygmäen  mit  den  östlichen  verwandt  sind. 

Andere  Rassen,  wie  die  Tasmanier  und  Buschmänner,  bieten  einer 
systematischen  Klassifikation  ebenfalls  fast  unüberwindliche  Schwierigkeiten, 
besonders  da  es  ganze  Reihen  von  Zwischenformen  giebt,  zwischen  jenen 
und  ihren  Nachbarstämmen.  Die  Papua,  ebenfalls  eine  sehr  primitive 
Rasse,  haben  sich  mehrfach  mit  den  Polynesiern  vermischt.  In  Afrika  giebt 
es  Zwischenstufen  zwischen  Negern  und  Mohren  oder  Äthiopiern,  zwischen 
Negern  und  Negrillos  oder  Buschmännernj  vielleicht  auch  zwischen  den 
zwei  letztgenannten  Stämmen.  Dazu  kommen  noch  die  Völkerwanderungen, 
welche  die  Verwirrung  noch  vergrössern.  Aber  trotz  "der  Mängel  ihrer 
Klassifikation  bilden  die  Negerrassen  einen  der  anziehendsten  Gegenstände 
des  Studiums.  Denn  einige  ihrer  Zweige  sind  gewiss  die  ältesten  Menschen- 
gruppen, die  sich  bis  heute  erhalten  haben,  und  ihre  Trennung  als  abge- 
sonderte Stämme  reicht  nach  Hamy  bis  in  die  Tertiärzeit  hinauf,  als 
Sumatra,  Java  und  die  Philippinen  noch  mit  Indochina  zusammen  hingen; 
anders  könnte  man  sich  sonst  die  Wanderungen  jener  Stämme,  die  die 
Schifffahrt  nicht  kennen,  gar  nicht  vorstellen. 

Dr.  L.  Laloy-Paris. 


B.     Referate.     2.    Ethnologie  und  Rassenkunde.  43 

39.  Zaborowski:  Anthropologie  de  Madagascar.  Auszug  aus  der 
„Grande  Encyclopedie'^  1896.  Bd.  XXII.  Paris,  H.  Lamirault  &  Co. 
In  diesem  kurzen  Artikel  stellt  Zaborowski  das  Wissenswürdigste  zu- 
sammen, was  über  die  Anthropologie  der  Insel  Madagascar  bekannt  ist. 
Er  weist,  wie  alle  Autoren,  den  Hovas  einen  orientalischen  Ursprung  zu. 
Er  nimmt  an,  dass  die  bis  jetzt  als  hypothetisch  betrachteten  Kimo  oder 
Vazimba  wirkhch  existiert  haben,  und  dass  heute  noch  Reste  dieses  klein- 
wüchsigen, aus  Indien  oder  Äthiopien  (?)  stammenden  Volkes  unter  den 
Sakalaven  zerstreut  leben.  In  jedem  Fall  gewährt  Zaborowski's  gedrängte 
Arbeit  einen  ziemlich  genauen  Einblick  in  die  zahlreichen  Blutmischungen, 
die  in  Madagascar  stattgefunden  haben.  Dr.  L.  Laloy-Faris. 

40.  M.  Zaborowski:  Malpaches.  Nias.  Dravidiens.  Bullet.de  la 
Sog.  d'anthr.  de  Paris.   1897.    Bd.  VII.    S.    84. 

Zaborowski  studiert  in  vorliegender  Arbeit  die  anthropologischen, 
ethnographischen,  lingustischen  und  religiösen  Berührungspunkte  zwischen 
den  Hovas  Madagaskars  und  einer  Reihe  von  Völkerstämmen  der  Sunda- 
inseln,  insbesondere  der  Bewohner  der  Insel  Nias.  Dabei  erfahren  wir 
eine  Unzahl  von  sehr  interessanten  Einzelheiten,  welche  sich  jedoch  wegen 
ihrer  eingehenden  Detaillierung  einer  näheren  Besprechung  leider  entziehen. 

Dr.  0.  Hovorka  Edler  v.  Zderas-Janjina. 

4:1.  Gustav  Oppert:  Die  Ureinwoliner  Indiens  in  ethnolo- 
gischer, religiöser  und  sprachlicher  Hinsicht.  Globus. 
1897.     Bd.  LXXII,  Nr.  4  und  5. 

Bereits  zur  Zeit  der  arischen  Einwanderung  in  Indien  wurde  das  Land 
von  einer  nichtarischen  Bevölkerung,  die  vorzugsweise  die  gebirgigen  Teile 
inne  hatte,  bewohnt.  Da  die  jetzige  einheimische  indische  Bevölkerung 
nicht  nur  in  ihrem  äusseren  Habitus,  sondern  auch  in  ihren  religiösen 
Anschauungen  und  in  der  Sprache  mit  der  uralisch-altaischen  oder  finnisch- 
ugrischen  Rasse  viel  Verwandtschaft  aufweist,  so  hält  Oppert  Angehörige 
dieser  Rasse  vorläufig  für  die  Autochthonen  von  Indien.  —  Die  Haupt- 
vertreter der  Ureinwohner  sind  die  Bharata.  Sie  zerfielen  schon  frühzeitig 
in  zwei  Zweige,  die  zwar  verschiedene  Namen  annahmen,  später  aber 
besonders  als  Gaudier  und  Dravidier  erscheinen.  Alle  drei  Namen  lassen 
sich  auf  zwei  urindische  Worte  (par,  parai,  mar,  malai  und  ko,  ku),  die 
„Berg"  bedeuten,  zurückführen.  (Als  ältere  Formen  für  Dravida  nimmt 
Verf.  Drimila,  Dramila,  entstanden  aus  Tirumala,  an.) 

Die  verschiedenen  Dialekte  der  Urbewohner  Indiens  sind,  wenngleich 
sie  auf  den  ersten  Blick  stark  voneinander  abzuweichen  scheinen,  mit 
einander  verwandt  und  lassen  sich  auf  eine  Grundsprache  zurückführen. 
Das  Gaudische  und  Dravidische  waren  daher  ursprünglich  verwandte  Idiome ; 
der  jetzt  vorhandene  Unterschied    beruht    auf  späterer  Entwickelung.     Die 


44  B.     Referate.     2.   Ethnologie  und  Rassenkunde. 

Einwanderung  der  Arier  hat  vielfach,  besonders  im  Norden  und  in  vielen 
Teilen  Miltelindiens,  die  ursprüngliche  Sprache  arisirt;  daher  findet  sich 
dieselbe  in  den  südindischen  Dialekten  noch  am  reinsten  erhalten.  Die 
dravidischen  Mundarten  lassen  eine  Vorliebe  für  konkrete  Ausdrucksweise 
erkennen  und  zeigen  eine  agglutinirende  Wortbildung,  wie  Verf.  an  Beispielen 
erläutert;  wie  schon  erwähnt,  fällt  an  ihnen  eine  auffällige  Übereinstimmung 
mit  der  finnisch-ugrischen  Sprachgruppe  auf.  Dr.  Buschan-Stettin, 

42.  Oppert:  Über  die  Toda  und  Köta  in  den  Nilagiri  oder 
den  blauen  Bergen  (mit  4  Autotypien).  Zeitschrift  für  Ethno- 
logie 1896.     Bd.  XXVIII,  S.  213—221. 

Diese  im  Südwesten  Vorderindiens  wohnenden  Völker  gehören  zum 
gaudischen  Zweige  der  indischen  Urbevölkerung.  Die  in  Macht  und  Ansehen 
stehenden  Toda,  die  sich  durch  einen  schönen,  hohen  Wuchs  auszeichnen, 
sind  Hirten.  Jetzt  führen  sie  keine  Waffen,  früher  aber  übten  sie  wahr- 
scheinlich eine  kriegerische  Thätigkeit  aus,  worauf  der  Umstand  deutet,  dass  sie 
mit  der  Leiche  einen  Bogen  und  Pfeil,  sowie  ein  Messer  verbrennen.  Sie 
behaupten,  die  Sänftenträger  des  gewaltigen  Rävana  gewesen  zu  sein,  der 
als  Repräsentant  der  gaudo-dravidischen  Rasse  gilt.  Oppert  glaubt,  dass 
der  Name  Toda  aus  Koda  hervorgegangen  ist  und  Bergbewohner  bedeutet.  Der 
Erdgöttin  opfern  die  Toda  Milch  und  Blut,  ursprünglich  von  Menschen,  jetzt  von 
Büffeln.  Diese  Tiere  werden  von  den  Toda  und  auch  sonst  in  Indien  von 
alters  her  verehrt  und  haben  manchen  Völkern,  Städten  und  Ländern  den 
Namen  gegeben.  Die  Toda  wie  die  Gaudo-Dravidier  überhaupt  huldigen 
der  Polyandrie.  Sie  zerfallen  in  fünf  Klassen,  unter  welchen  die  der 
Paiki  die  vornehmste  ist.  Ihr  gehören  die  Päläl  oder  Hüter  der  heilige^ 
Heerde  und  der  Milch  an.  Es  sind  dies  die  angesehensten  von  den  eben- 
falls in  fünf  verschiedene  Arten  gesonderten  Priestern.  Die  Tempel  der 
Toda  haben  verschiedene  Formen.  Sie  gleichen  entweder  Wohnhäusern: 
Pälci  (Milchhäuser)  oder  einem  Zuckerhut  (Boa).  Das  Volk,  welches 
Sonne,  Mond  und  Feuer  für  heilig  hält,  überlässt  alle  religiösen  Verrichtungen 
den  Priestern.  Früher  Hess  man  in  den  Familien  nur  ein  Mädchen  leben 
und  tötete  die  folgenden  Mädchen  gleich  nach  der  Geburt,  was  mit  der 
Polyandrie  zusammenhängt.     Im  Jahre  1891  zählten  die  Engländer  736  Toda. 

Nächst  ihnen  sind  die  gutgewachsenen  Köta,  deren  es  nach  dem 
letzten  Census  1201  gab,  die  ältesten  Einwohner  der  Nilagiri.  Ohne 
Kasten-Unterschiede  leben  sie  als  fleissige  Ackerbauer  und  Handwerker. 
Da  sie  das  Fleisch  gefallener  Thiere  verzehren,  so  gelten  sie  für  die  Parias 
der  Hügellande.  In  jedem  Dorfe  haben  sie  zwei  Tempel,  einen  für  ihren 
Gott,  den  anderen  für  dessen  Gemahlin.  Den  Toda  entrichteten  sie  früher 
Tribut,  jetzt  nur  noch  ehrerbietigen  Gruss.  Oppert  leitet  den  Namen 
dieses  Volkes  von  der  gaudo-dravidischen  Wurzel  ko,   Berg,    ab  und  über- 


B.     Referate.     2.    Ethnologie  und  Rassenkunde.  45 

setzt  ihn  ebenso  wie  das  Wort  „Toda"  mit  Bergbewohner,    was    auch   mit 
dem  Wohnort  beider  Stämme  (auf  den  Bergen)  übereinstimmt. 

Dr.  Mies-Köln. 

43.  Edgar  Thurston:  Anthropology  of  the  Todas  and  Kotas 
of  the  Nilgiri  hüls,  and  of  the  Brahmans,  Kammälaus, 
PalliS  and  Pariahs  of  Madras  city.  Madras  Government 
Museum,  Bullet.  Vol.  I,  Nr.  4.   Madras  1896.    96  S.  mit  21  Tafeln. 

44.  Edgar  Thurston.  Anthropology.  Badagas  and  Irulas  of 
the  NiJgiris;  Paniyans  of  Malabar;  a  Chinese  Tamil  cross; 
a  Cheruman  skull;  Kuruba  or  Kurumba;  suramary  of 
results.  Madras  Government  Museum.  Bulletin  Vol.  II,  Nr.  1. 
Madras    1897,     68   S.  mit    16  Tafeln. 

Der  um  das  Museum  von  Madras  hochverdiente  Direktor  des  Museums, 
Herr  Edgar  Thurston  hat  seit  1894  sein  besonderes  Interesse  dem  Studium 
der  verschiedenen  Stämme  und  Kasten  Südindiens  zugewendet,  indem  er 
während  seiner  Ferienzeit  wichtige  Stammesgruppen  auf  den  Nilgiris  und 
im  Wynad,  während  seiner  Dienstzeit  einzelne  Kasten  in  Madras  selbst 
anthropologisch  (im  ganzen  etwa  900  Individualaufnahmen)  und  ethnologisch 
studierte.  Seine  Eigenschaft  als  höherer  britischer  Beamter  kam  ihm  dabei 
sehr  zu  statten,  indem  er  dadurch  mit  Leichtigkeit  nicht  nur  sonst  schwer  zu- 
gängliches Material  erhielt,  sondern  auch  in  ethnologischen  Dingen  tiefer 
in  die  Verhältnisse  einzudringen  im  Stande  war,  als  dies  anderen,  nicht 
mit  dem  Nimbus  des  Beamten  geschmückten  Reisenden  möglich  ist.  Er 
hat  sich  sowohl  auf  anthropologischem,  als  auch  auf  ethnologischem  Gebiete 
als  guter  Forscher  bewährt.  Bisher  hat  er  die  5  Stämme,  die  die  Nilgiri- 
Berge  bewohnen,  und  die  durch  die  Arbeiten  von  Metz,  Breeks,  Shortt  etc. 
verhältnismässig  besser  bekannt  sind,  sodann  eine  Anzahl  von  Kasten  aus 
der  Stadt  Madras  (Brahmanen,  Kammälas,  Pallis  und  Parias),  die  Paniyas 
in  Wynad,  ferner  eine  kleine  Gruppe  von  Mischlingen  chinesisch-tamilischen 
Blutes,  endlich  den  Schädel  eines  Tscheruma  untersucht  und  in  den  beiden 
vorliegenden  Heften  beschrieben. 

Die  genauere  anthropologische  Untersuchung  bestätigt  die,  von  der 
Geschichte  berichtete,  im  Norden  Indiens  durch  die  ausgedehnten  Beob- 
achtungen Risleys  festgesetzten  und  auch  im  Süden  durch  den  blossen 
Augenschein  erkennbare  Thatsache,  dass  es  sich  um  die  Mischung  zwei 
verschiedener  Elemente  handelt,  einer  dunkelhäutigen,  kleingewachsenen, 
breitnasigen,  wellig-haarigen,  dolichocephalen  und  einer  heller  pigmentirten, 
höher  gewachsenen,  schmalnasigen ,  aber  gleichfalls  welHg  -  haarigen 
und  dolichocephalen  Rasse  (Drawidas  und  Arier).  Eine  fort- 
laufende Stufenreihe  führt  von  den  heller  gefärbten  und  grösser 
gewachsenen  Kasten,  die  weniger  drawidisches  Blut  enthalten,  hinüber  zu 
den  ganz   kleinen,    sehr   dunkelhäutigen  Dschungelstämmen   und   Sklaven- 


4G  B.     Referate.     2.    Ethnologie  und  Rassenkunde.  J 

kaslen,  die  so  gut  wie  gar  kein  arisches  Blut  aufgenommen  haben  und  als 
reine  Drawidas  angesehen  werden  können.  Freilich  repräsentieren  die  Brah- 
manen  Südindiens  nicht  in  dem  Maasse  den  arischen  Völkerbestandtheil,  wie 
in  Nordindien;  sie  sind  dort  in  entschiedenem,  oft  recht  hohem  Grade  mit 
dravidischem  Blut  durchsetzt.  —  Unter  den  von  Thurston  studierten 
südindischen  Stämmen  zeigen  die  Todas  der  Nilgiri-Berge  den  höchsten 
Wuchs  (169,5  cm,  nach  den  Messungen  des  Referenten  168,7  cm);  sie 
erheben  sich  damit  beträchtlich  über  die  Körpergrösse  sämmtlicher  anderer 
von  Thurston  gemessenen  Gruppen,  deren  mittlerer  Wuchs  sich  zwischen 
164,5  und  157,4  bewegt.  Die  kleinsten  Gruppen  (unter  160  cm)  sind 
entweder  Dschungelstämme  oder  Sklavenkasten;  sie  sind  zugleich  am 
stärksten  pigmentiert  und  in  hohem  Grade  breitnasig.  Da  beide  Mischungs- 
komponenten dolichocephal  sind,  ist  auch  die  Kopfbreite  nicht  durch 
Mischung  beeinflusst;  Brachycephalie,  deren  untere  Grenze  Thurston  auf 
83,3  setzt,  fehlt  fast  gänzlich  (unter  900  Individuen  waren  nur  4  braehy- 
cephal);  die  dolichocephale  Schädelform  herrscht  bei  weitem  vor. 

Auch  auf  ethnologischem  Gebiet  bringt  Thurstons  Arbeit  Neues  und 
Werthvolles.  Am  eingehendsten  werden  darin  die  Stämme  des  Nilgiri- 
Plateau's  behandelt,  die  seit  langer  Zeit  teils  wegen  ihrer  Eigenart,  teils 
weil  sie  die  inselartige  hochgelegene  Sommerfrische  Südindiens  bewohnen 
und  daher  in  vielfachen  Kontakt  mit  europäischen  Beobachtern  kamen, 
Gegenstand  der  Untersuchung  und  der  Beschreibung  gewesen  sind.  Aber 
trotz  der  eingehenden  Sittenschilderungen  eines  Metz,  Breeks,  Marschall  etc. 
hat  Thurston  doch  noch  manches  Neue  gesehen  und  aufgezeichnet.  Wit 
erfahren  von  ihm,  wie  in  den  religiösen  Glauben  der  Todas  und  Kotas 
doch  manche  Elemente  der  Siwaanbetung  eingedrungen  sind,  wir  erhalten 
Aufklärung  über  die  lokale  Bedeutung  der  verschiedenen  Priesterarten  (der 
Vorghal,  der  Kokwalikarpal,  der  Kurpulikarpal  und  der  Talkarpal),  über  die 
langsame  Änderung  der  Sitten  durch  Eindringen  von  Modernem  und 
Europäischem;  der  Verfasser  führt  uns  in  lebendiger  Schilderung  die  selbst- 
beobachteten Vorgänge  bei  einem  ,, grünen"  und  einem  „trockenen"  Be- 
gräbnis des  Hirtenvolkes  der  Todas  vor.  Auch  von  dem  industriellen 
Stamm  der  Kotas  sowie  von  den  ackerbautreibenden  Badagas  erfahren  wir 
Neues.  Noch  wertvoller  aber  sind  die  Beiträge,  die  Thurston  zu  der 
Kenntnis  der  bisher  am  wenigsten  studierten  Nilgiri-Stämme,  nämlich  der 
Kurumbas  und  Irulas  liefert.  Beide  sind  sowohl  in  ihrem  körperlichen 
Habitus,  wie  in  ihrem  ethnischen  Verhalten  typische  Dschungelstämme,  in 
die  freilich  schon  europäische  Einflüsse  einzudringen  beginnen  (Arbeiten 
auf  Plantagen).  Körperlich  sehr  nahe  verwandt  mit  ihnen  sind  die  von 
Thurston  gut  geschilderten  Panyans  von  Wynad,  eine  charakteristisch« 
Sklavenkaste,  die  in  ihren  Sitten,  ihren  sozialen  Zuständen,  ihrem  Dämonen- 
glauben etc.  ein  typisches  Bild  der  niedersten  Kasten  darstellen,  —  Die 
von    Thurston    beobachteten     Mischlinge    von     chinesischen     Vätern     unc| 


B.     Referate.     2.    Ethnologie  und  Rassenkunde.  47 

drawidischen  (tamilischen)  Müttern  sind  dadurch  interessant,  dass  bei  ihnen 
die  mongolischen  Körpermerkmale  der  Väter  in  weit  stärkerem  Grade 
hervortreten,  als  die  drawidischen  der  Mütter.  —  Der  Schädel  eines 
Tscheruma  ist  ein  charakteristischer  Drawidaschädel. 

Die  beiden  Hefte  sind  durch  Lichtdruckbilder  nach  photographischen 
Aufnahmen  des  Verfassers  illustriert;  besonders  die  Abbildungen  des  zweiten 
Heftes  geben  eine  ziemHch  gute  Anschauung  der  betreffenden  Stämme. 
Thurston  hat  einen  längeren  Urlaub  angetreten  und  hofft  1898  die  unter- 
brochene Arbeit  wieder  aufnehmen  zu  können.  Wir  dürfen  dann  weitere 
wichtige  Aufschlüsse  über  die  Anthropologie  und  Ethnologie  Südindiens 
erwarten.  Frof.  Dr.  Emil  Schmidt- Leipzig. 

45.  Wilhelm  Geiger:  Ceylon.  Tageblätter  und  ßeiseerinne- 
rungen.  Mit  23  Abbildungen  nach  Original-Aufnahmen.  Wies- 
baden, C.  W.  Kreidel's  Verlag.     1897.     213  Seiten. 

46.  Emil  Schmidt:  Ceylon.  Mit  39  Bildern  und  1  Karte.  Berlin, 
Schall  und  Grund.     1897.     323  Seiten. 

Zwei  populär  gehaltene  Reiseschilderungen,  die  eine  aus  der  Feder 
eines  Sprachforschers,  die  andere  aus  der  eines  Anthropologen.  Den 
ersteren  führte  das  Interesse  für  die  singhalesische  Sprache  und  ihre  ver- 
schiedenen Mundarten,  den  letzteren  das  Interesse  für  die  Weddas  nach 
Ceylon.  In  der  Hauptsache  schildern  beide  Autoren  ihre  Erlebnisse,  jeder 
von  seinem  Standpunkte  aus,  so  dass  sich  beide  Schriften,  wenngleich 
einzelne  Kapitel  sich  mit  dem  gleichen  Thema  beschäftigen,  gegenseitig 
ergänzen. 

Hier  soll  nur  auf  die  wissenschaftlichen  Resultate  eingegangen  werden, 
zu  denen  die  Verfasser  bezüglich  der  Zusammensetzung  und  Herkunft  der 
Bevölkerung  Ceylons  kommen.  Nach  der  heimischen  Chronologie  landete 
der  Abenteurer  Widschaya  mit  einer  Handvoll  Leute  im  Jahre  543  v.  Chr., 
vom  nordwestlichen  Indien  herkommend,  an  der  Küste  von  Ceylon.  Es 
war  dieses  der  Beginn  der  arischen  Einwanderung.  Die  Ankömmlinge 
fanden  die  Insel  von  ,,Yakkhas*'  (Dämonen)  und  „Najas"  (Schlangen),  also 
von  Völkern,  die  Dämonen  und  Schlangen  verehrten,  bewohnt.  Im  3.  Jahr- 
hundert V.  Chr.  wurde  der  Buddhismus  durch  Mahinda  auf  Ceylon  ein- 
geführt. Bald  darauf  begannen  die  ersten  Einfälle  der  ,, Damila"  d.  h. 
drawidischer  Stämme  vom  südlichen  Indien  her ;  ihr  Führer  Eläla  war  der 
erste,  der  ein  Tamil-Reich  auf  der  Insel  gründete.  —  In  Übereinstimmung 
mit  dieser  Überlieferung  lassen  sich  noch  heute  3  ethnische  Elemente 
innerhalb  der  Bevölkerung  unterscheiden.  Die  Singhalesen,  die  das  arische 
Element  darstellen,  indessen  bereits  von  Anfang  an  ein  Mischvolk  —  die 
Kaste  der  Goiwansa  hat  sich  am  reinsten  von  fremdländischem  Blut  er- 
halten —  waren  (Schmidt),  unterscheiden  sich  von  den  dunkel  pigmen- 
tierten  Mitbewohnern    der    Inseln,    mit   denen   sie  die   längliche   Kopfform 


48  B.     Referate.     2.    Ethnologie  und  Rassenkunde. 

gemeinsam  haben,  durch  höheren  Wuchs,  geringere  Pigmentierung  der 
Haut  und  der  Regenbogenhaut,  eine  grössere  und  schmälere  Nase,  sowie 
durch  reichlicheres  Körper-  und  Barthaar.  Schmidt  giebt  uns  eine  ein- 
gehende Schilderung  ihrer  Sitten  und  Gebräuche,  die  in  vieler  Hinsicht 
an  die  auf  dem  indischen  Festlande  noch  erinnern,  ihres  Ackerbaus,  ihrer 
Kastenverhältnisse  u.  a.  m.  —  Die  Rodias,  die  niedrigste  Kaste  der  Sing- 
halesen,  zeichnen  sich  nach  Schmidt  durch  einen  verhältnismässig  hohen 
Wuchs,  ebenmässigen  Körperbau,  feinen  Schnitt  des  Gesichts  und  helle 
Haut  aus;  sie  unterscheiden  sich  deutlich  von  den  Bergstämmen  Ceylons 
und  Südindiens  und  stechen  selbst  die  Singhalesen  durch  das  Ebenmaass 
ihres  Körperbaues  und  die  schöne  Bildung  des  Gesichtes  aus,  wie  auch 
Geiger  anerkennt.  Der  letztere,  dem  sich  in  der  Umgegend  von  Ratnapura 
Gelegenheit  bot,  an  den  Rodias  linguistische  Studien  anzustellen,  fasst  das 
Ergebnis  derselben  dahin  zusammen:  Ihre  Sprache  kann  überhaupt  nicht 
eigentlich  eine  Mundart  des  Singhalesischen  genannt  werden;  sie  ist  viel- 
mehr eine  Art  ,, Slang",  der  am  besten  vielleicht  mit  unserer  Gauner- 
sprache zu  vergleichen  ist.  Grammatisch  unterscheidet  sie  sich  vom 
Singhalesischen  so  gut  wie  gar  nicht;  die  Differenz  liegt  ausschliesslich 
im  Wortschatze.  Geiger  vermutet,  dass  die  Rodias  möglicher  Weise  von 
Verbrechern  abstammen,  die  aus  der  menschhchen  Gesellschaft  ausgestossen 
wurden,  und  dass  sie  sich  im  Laufe  der  Zeit  durch  ähnHchen  Zuzug  be- 
ständig vermehrt  haben. 

Die  Tamils  stammen  von  den  Drawidas  Südindiens  ab;  sie  stellen 
ebenfalls  keine  einheitHche  Rasse  mehr  dar,  sondern  haben  sich  bereits 
mit  den  hellfarbigen  arischen  Stämmen  gemischt.  Andererseits  bieten  sie 
auch  viel  Berührungspunkte  mit  den  Weddas.  Es  bestehen  auch  Über- 
gänge zwischen  beiden;  die  Dorfweddas  stellen  eine  solche  Zwischenetappe 
dar.  Tamils  und  Weddas  bieten  in  ihren  körperlichen  Eigenschaften  viel 
Gemeinsames:  beide  sind  dolichocephal,  zeigen  an  den  von  Kleidung  be- 
deckten Körperstellen  eine  dunklere  Hautfarbe,  als  an  den  unbedeckten, 
haben  dunkles,  welliges,  reichliches  und  dichtes  Haupthaar,  dagegen  im 
übrigen  spärliches  Körperhaar,  etwas  breites  und  niedriges  Gesicht,  massig 
breite  Nase,  eben  solche  Lippen  und  besitzen  nur  geringe  Neigung  zur 
Fettleibigkeit;  sie  unterscheiden  sich  dagegen  in  erster  Linie  durch  ihre 
Körpergrösse  von  einander  (Schmidt). 

Von  den  Weddas  glückte  es  Schmidt,  gegen  40  Individuen,  darunter 
3  Weiber  und  mehrere  erwachsene  Kinder  von  Nilgala  und  Wewatte  zu 
untersuchen.  Geiger  konnte  nur  3  Männer  aus  dem  Nilgala-Bezirk  und 
aus  Bitenne  ausfindig  machen;  daher  ist  sein  Urteil  nur  mit  Vorsicht 
aufzunehmen.  Er  kann  zwischen  Singhalesen  und  Weddas  keine  „prin- 
zipielle Differenz,  sondern  nur  eine  gradweise"  herausfinden.  Beide  Völker 
sind  Mischrassen,  aus  den  Ureinwohnern  Ceylons  und  den  eingewanderten 
Ariern  hervorgegangen;    bei  den  Weddas   nur  ist  diese  Mischung  mit   den 


6.     Referate.     2.     Ethnologie  und  Rassenkunde.  49 

Aboriginern  etwas  stärker  ausgefallen.  Er  hält  die  Weddas  für  degenerierte 
Singhalesen.  Gegen  die  Annahme  einer  direkten  Abstammung  von  der 
Urbevölkerung  sprechen  zwei  Gründe.  Einmal  linguistische  Verhältnisse: 
die  Sprache  der  Weddas  steht  dem  Singhalesischen  sehr  nahe.  Entlehnt 
kann  dieselbe  deshalb  nicht  sein,  weil  die  Weddas  von  jeher  von  den 
Singhalesen  zurückgezogen  gelebt  haben.  Sodann  fällt  für  diese  Auf- 
fassung der  Umstand  ins  Gewicht,  dass  die  Weddas  nicht  nur  ihrer  eigenen 
Ansicht  nach,  sondern  auch  in  den  Augen  der  Singhalesen  einen  hohen 
Rang  einnehmen.  Allerdings  würde  für  Geiger  die  Beobachtung  von 
Schmidt  auch  sprechen,  dass  der  Gesichtsbau  der  Weddas  keineswegs 
Merkmale  niederer  Rassen  aufweist.  —  Beide  Autoren  stimmen  darin 
überein,  dass  eigentliche  „wilde"  Weddas,  die  in  den  schwer  zugänglichen 
Felsen  oder  Dschungeleinöden  hausen,  von  Europäern  wohl  kaum  bisher 
gesehen  worden  seien.  Sowohl  Geiger,  als  auch  Schmidt  machen  uns 
mit  den  Sitten  und  Gebräuchen  der  von  ihnen  gesehenen  Weddas  (u.  a. 
Fertigkeit  im  Schiessen  mit  Pfeilen,  in  der  Anfertigung  von  primitivem 
Topfgerät,  Teufelstanz  etc.)  bekannt;  sie  loben  ihren  guten  Charakter 
(Wahrheitsliebe,  Aufrichtigkeit,  Gastfreundschaft,  Ehrlichkeit  und  persön- 
liches Gefühl),  sowie  ihre  Moralität  (Strenge  und  Reinheit  im  Eheleben). 

Im  übrigen  bieten  beide  Bücher  noch  eine  Fülle  interessanter  Be- 
obachtungen geographischen,  kulturgeschichtlichen,  ökonomischen,  histori- 
schen etc.  Inhaltes.  Sie  sind  beide  flott  geschrieben,  Geiger's  Buch  mit 
einem  Anflug  von  gesundem  Humor.     Die  Austattung  ist  bei  beiden  eine  gute. 

Dr.  Buschan- Stettin. 

47.  P.  d'Enjoy:  Les  „l^vres  de  miDium^^  et  les  „l^vres  de 
plomb",  contribution  ä  Pethnologie  des  Mongols.  L' Anthro- 
pologie.    1897.     Bd.  VIII,  S.  439. 

Verf.  hat  unter  den  Annamiten  zwei  verschiedene  Typen  unterschieden. 
Obwohl  beide  die  hauptsächlichsten  Merkmale  der  mongolischen  Rasse  auf- 
weisen, so  zeichnet  sich  doch  der  eine  durch  dicke,  fleischige,  schwärzliche 
Lippen,  gelbe,  chlorotische  Hautfarbe,  kurze  Nase  mit  breiten  Flügeln  aus, 
während  bei  dem  anderen  die  Hautfarbe  heller,  die  Nase  kleiner  und  mit  besser 
geformten  Flügeln  ausgestattet  ist,  und  die  Lippen  dünner  und  von  rother 
Färbung  sind.  Beide  Typen  scheinen  in  fast  gleicher  Zahl  vertreten  zu 
sein..  Verf.  hat  sich  überzeugt,  dass  die  rote  Färbung  der  Lippen  keine 
künstliche  (etwa  durch  das  Betelkauen  hervorgerufen)  ist. 

Als  er  bei  den  Eingeborenen  darüber  Nachfrage  hielt,  erfuhr  er,  dass 
nach  ihrer  Ansicht  die  mongolische  Rasse  in  eine  hellere  und  eine  dunklere 
Varietät  zerfällt.  Die  erstere  nennen  sie  Muoi-Son  (Mennig-Lippen),  die 
andere  Muoi-Chi  (Blei-Lippen).  Sie  fügten  hinzu,  dass  die  helleren 
immer  den  wohlhabenderen  Ständen  angehören,  während  die  dunkleren 
meistens  Handwerker,  Kulis,  auch  Soldaten  sind.  Wenn  sich  diese  Beobach- 
tungen bestätigen  sollten,  drängt  sich  uns  die  Frage  auf,  ob  die  Mongolen  wirk- 

Centralblatt  für  Anthropologie.    1898.  4 


« 


50  B.    Referate.     2.     Ethnologie  und  Rassenkunde.  | 

lieh  in  zwei  ursprüngliche  Varietäten  zerfallen  (das  wäre  des  Verf.  Ansicht), 
oder  oh  die  dunklere  Varietät  von  einer  Blutmischung  mit  einer  anderen  Rasse, 
z.  B.  mit  Malaien  herrührt  (doch  ist  die  Hautfarbe  im  Tonkin  dunkler  als 
im  Süden,  wo  doch  die  Malaien  vor  dem  Eindringen  der  Annamiten  am 
zalilreichsten  waren).  Man  könnte  endlich  noch  annehmen,  dass  es  sich 
hier  einfach  um  einen  Einfluss  je  nach  den  Ständen  verschiedener  Lebens- 
weise und  Bedingungen  handeln  möge.  Dr.  L.  Laloy-Paris. 

48.  Ludwig  ßiess:  Geschichte  der  Insel  Formosa,    Mitteil.  d. 
deutsch.  Ges.  f.Natur-  u.  Völkerkd.  Ostasiens.  1897.  Heft  LIX,S.405. 

Aus  der  mehr  den  Historiker  und  Politiker  interessierenden  Studie,  die 
von  grosser  Detailkenntniss  und  Belesenheit  des  Verf.  in  der  ostasiatischen 
Geschichte  zeugt,  sei  nur  das  Kapital  über  den  Ursprung  der  Bevölkerung 
Formosas  hier  kurz  berührt. 

Die  Insel  Formosa  ist  in  den  ältesten  Zeiten  trotz  der  grossen  Nähe 
des  Festlandes  nicht  von  diesem,  sondern  sowohl  von  den  im  Norden, 
als  auch  im  Süden  gelegenen  Inseln  aus  bevölkert  worden.  Die  früher  oft 
aufgestellte  Vermutung,  dass  sich  unter  den  wilden  Stämmen  Formosas 
noch  Reste  einer  Urbevölkerung  finden  möchten,  die  mit  den  Miaotsze  des 
Festlandes  gemeinsamer  Abstammung  wäre,  hat  sich  nicht  bestätigt.  —  Die 
erste  Einwanderung  erfolgte,  wie  aus  chinesischen  Aufzeichnungen  aus  dem 
Anfange  des  6.  Jahrhunderts  n.  Ch.  hervorgeht,  von  Nordosten  her,  und 
zwar  muss  dies  schon  mehrere  Jahrhunderte  vor  unserer  Zeitrechnung  der 
Fall  gewesen  sein.  Die  von  den  Holländern  im  17.  Jahrhundert  daselbst 
noch  vorgefundenen  Lonkiu  dürften  der  letzte  Rest  dieser  ersten  Einwanderer 
gewesen  sein;  die  in  den  chinesischen  Quellen  vorkommende  Bezeichnung 
Liukiu  hält  Verf.  sprachlich  für  identisch  mit  Lonkiu.  In  der  zweiten 
Hälfte  des  6.  Jahrhunderts  n.  Ch.  fand  von  Süden  aus  eine  zweite  Ein- 
wanderung statt;  dieses  Mal  waren  es  Malaien,  v.  d.  Gabelentz,  Klaproth, 
Imbault-Huart,  Taylor  u.  a.  haben  nachgewiesen,  dass  die  einheimische 
Sprache  Verwandtschaft  mit  den  malaiischen  Dialekten  aufweist;  auch  aus 
den  Schädelmessungen  und  Sittenschilderungen  sollen  mancherlei  Analogien 
zwischen  der  Bevölkerung  Formosas  und  der  des  Sunda-Archipels  hervor- 
gehen. Der  Zuzug  der  Malaien  scheint  sich  urplötzlich  vollzogen  zu  haben 
und,  nachdem  er  einige  Zeit  ununterbrochen  in  grossem  Maassstabe  fort- 
gedauert hatte,  schon  sehr  früh  aufgehört  zu  haben.  Eine  dritte  Ein- 
wanderung begann  im  Jahre  1368.  Es  waren  dieses  die  Hakka,  die  aus 
dem  Norden  Chinas  in  dieses  Land  aufgebrochen  waren,  hier  aber  keinen 
festen  Fuss  fassen  konnten.  Dieser  Zuzug  erfolgte  allmählich  und  hielt 
über  2  Jahrhunderte  lang  an.  Nachdem  im  Anfange  des  17.  Jahrhunderts 
die  Japaner  noch  einen  missglückten  Kolonisationsversuch  gemacht  hatten, 
nahmen  um  1624  die  Holländer  und  Spanier  von  der  Insel  Besitz.  Die 
weiteren  Schicksale  der  Insel  beliebe  man  im  Original  zu  verfolgen. 

Dr,  Buschan-Stettin. 


B.     Referate.     3.    Urgeschichte,  51 

49.  Friedrich  Müller:  Die  Papuaspradien.  Globus  1897. 
Bd.  LXXII,  Nr.   9. 

Verf.  hat  schon  zu  wiederholten  Malen  die  Behauptung  aufgestellt, 
dass  die  Existenz  einer  besonderen  Papua-Rasse  und  Sprache  vollauf  be- 
rechtigt sei,  sowie  dass  die  Melanesier  malaiisierte  Papuas  vorstellen,  d.  h. 
sich  physisch  von  den  echten  Papuas  nicht  unterscheiden,  aber  eine  Sprache 
sprechen,  die  hinsichtlich  ihrer  grammatikalischen  Struktur  dem  grossen 
malaio-polynesischen  Sprachstamme  angehört.  Die  neuerdings  von  Sidney 
H.  Ray  auf  British  New-Guinea  angestellten  umfangreichen  Sprachstudien 
(A  comparative  vocabulary  of  the  dialects  of  British  New-Guinea,  London  1895) 
bestätigen  diese  Vermutung.  Durch  sie  wird  der  Nachweis  geliefert,  dass 
zwischen  papuanischen  und  melanesischen  Sprachen  tiefgreifende  Unter- 
schiede bestehen.  Auf  den  ersten  Blick  zeigt  sich  dieses  an  den  Zahlen- 
ausdrücken und  an  dem  Pronomen.  Im  Melanesischen  herrscht  das 
dekadische  Zahlensystem  und  grosse  Übereinstimmung  der  Zahlenausdrücke 
unter  einander  vor;  im  Papuanischen  giebt  es  nur  die  Zahlen  1  und  2, 
die  Zahlen  von  3  an  werden  in  der  Regel  zusammengesetzt.  Die  mela- 
nesischen Idiome  unterscheiden  ferner  einen  inklusiven  und  einen  exklusiven 
Plural  des  Pronomen,  je  nachdem  die  angesprochene  Person  eingeschlossen 
oder  ausgeschlossen  ist,  und  haben  ganz  andere  Worte,  ausserdem  besitzen 
sie  die  sogenannten  Suffixpronomina;  bei  den  papuanischen  Sprachen  sind 
diese  Eigentümlichkeiten  nicht  vorhanden.  Dr.  Buschan-Stettin. 

3.    Urgeschichte. 

a,     Allgemeines. 

50.  Otto  Kröhnke:  Chemische  Untersuchungen  an  vorge- 
schichtlichen Bronzen  Schleswig  -  Holsteins.  Kieler  In- 
augural-Dissert.     1897.     72  Seiten,  mit  43  Abbildungen. 

Aus  der  Kieler  und  Flensburger  Sammlung  sind  44  Bronzeobjekte  in 
allerdings  meist  nur  geringen  Substanzmengen  chemisch  analysiert,  und 
zwar  37  Schaftkelte  u.  ä.  Geräte,  2  Schwerter,  2  Dolche,  2  Armringe, 
1  Spirale.  Der  I.,  archäologisch  -  chemische,  Teil  führt  die  untersuchten 
Gegenstände  in  typologischer  Reihe  geordnet  mit  ausreichenden  Abbildungen 
und  kurzem  Resultat  der  Analyse  auf;  dann  wird  die  Annahme  einer  all- 
gemeinen Kupferzeit  zurückgewiesen  und  der  Behauptung  einer  stufen- 
weisen Steigerung  des  Zinngehaltes  in  den  Bronzen  durch  Beispiele  ent- 
gegengetreten. Der  Zinngehalt  in  den  untersuchten  Stücken  schwankt 
zwischen  2 — 8  pCt.  Wichtigere  Schlüsse  auf  Herkunft  und  Verarbeitung 
des  Materials  sind  aus  den  Nebenbestandteilen  zu  ziehen,  und  aus  einer 
Vergleichung  der  Kupfererze  verschiedener  Länder  nach  ihren  Bestandteilen 
muss  eine  Einführung  der  Metalle  nach  Schleswig-Holstein  z.  B.  aus  Eng- 
land für  unwahrscheinlich  erklärt  werden.      Auf  dem   Kontinent   sind    da 

4* 


52  B.    Referate.    3.   Urgeschichte. 

gegen  Schlesien,  Ungarn  und  Siebenbürgen  als  Bezugsquellen  möglich, 
von  wo  die  Metalle  etwa  auf  dem  Eibwege  im  Tauschhandel  (Bernstein) 
bezogen  werden  konnten.  Im  Gegensatz  zu  Helm  und  Hampel  wird  das 
Vorkommen  von  Antimon  (bis  zu  2  pCt.)  in  den  untersuchten  Bronzen 
nicht  darauf  zurückzuführen  sein,  dass  die  Giesser  der  grösseren  Härte 
wegen  eine  Kupfer-Antimon-Mischung  herstellten,  sondern  lediglich  auf  die 
zulallige  Verwendung  antimonhaltiger  Kupfererze.  Die  Veränderung  einiger 
Teile  des  Schwertes  von  Norby  wird  dadurch  erklärt,  dass  das  bei  der 
Leichenverwesung  entstehende  Ammoniak  das  Kupfer  der  Bronzemischung 
fast  ganz  entfernen,  das  Zinn  in  Zinnsäure  verwandeln  kann,  ohne  dass 
das  Gerät  seine  Form  einzubüssen  braucht.  Im  IL,  chemischen,  Teil  folgt 
die  genaue  Analyse  der  einzelnen  Objekte  unter  Angabe  der  Elemente^ 
auf  die  sie  sich  erstreckte,  und  des  Ganges  bei  den  quantitativen  Be- 
stimmungen. Eine  Tabelle  stellt  schliesslich  alle  bisher  analysierten  Bronzen 
Schleswig-Holsteins,  im  ganzen  47,  zusammen.  Von  den  Thesen  interessiert 
hier  die  2. :  Ein  Einfluss  Englands  auf  unsere  Bronzealterkultur  hat  nicht 
bestanden.  Frof.  Dr,  Walter-Stettin. 

51.  0.  Helm:  Chemische  Untersuchung  vorgeschichtlicher 
Bronzen.  Verhandl.  d.  Berl.  anthrop.  Gesellschaft.  1897. 
Bd.  XXIX,  S.   123—129.) 

Helm  hat  mehrere  Bronzen  des  Elbinger  Museums  analysiert,  und 
zwar  ausser  einer  spätrömischen  Sprossenfibel,  welche  etwas  Zink  enthielt, 
einen  Hohlcelt,  einen  Flachcelt,  eine  Lanzenspitze,  eine  Spirale  und 
Schleifenringe.  Der  verhältnismässig  hohe  Antimongehalt,  welcher  bei 
dem  Hohlcelt  sogar  4,48  ^q  beträgt,  lässt  ihn  an  einen  Zusammenhang 
der  westpreussischen  Bronzen  mit  Siebenbürgen  (Ungarn)  denken,  wo 
Antimon  häufig  vorkommt  und  zwar  besonders  in  Fahlerzen,  also  in 
natürlicher  Verbindung  mit  Kupfer.  Das  Antimon  findet  sich  in  ungarischen 
Bronzen  so  häufig  vor,  dass  Hampel  nicht  abgeneigt  ist,  der  Kupfer-Zinn- 
Mischung  eine  solche  aus  Kupfer  und  Antimon  vorausgehen  zu  lassen 
(vergl.  Bd.  I,  S.  352  und  Bd.  II,  S.  162).  Dr.  A.  Götze-Berlin. 

52.  R.  Tirchow :  Die  weisse  Substanz  in  den  Ornamentritzen 
vorgeschichtlicher  Thongefässe  Westpreussens.  Verhandl. 
d.  Berl.  anthrop.  Gesellschaft.     1897.     Bd.  XXIX,  S.  35—36. 

Virchow  knüpft  an  eine  gleichlautende  Arbeit  Helms  einige  Bemerkungen 
an,  welche  die  wichtige  Thatsache  zum  Gegenstand  haben,  dass  die  weisse 
Inkrustation  an  Gefässen  des  Gesichtsurnen-Typus  ganz  oder  wenigstens 
zum  grössten  Teil  aus  phosphorsaurem  Kalk  besteht,  während  an  neoli- 
thischen  und  trojanischen  Funden  kohlensaurer  Kalk  gefunden  wurde. 
Helm  vermutet,  dass  die  erstgenannte  Masse  aus  gebrannten  und  ge* 
mahlenen  Knochen  hergestellt  ist.  Dr.  A.  Götze-Berlin. 


B.     Referate.     3.    Urgeschichte.  53 

53.  0.  Olshausen:  Ein  weiteres  Ausfüllungsmaterial  der  ver- 
tieften Ornamente  an  Thongerät.  Verhandl.  der  Berl.  anthrop. 
Gesellsch.     1897.     Bd.  XXIX,  S.   180—183. 

Zu  den  bisher  bekannten  Materialien  kommen  jetzt  Muschelschalen, 
welche  in  Reihen  mittels  Urnenharzes  befestigt  sind.  Bisher  sind  zwei 
solcher  Scherben  aus  Pommern  (von  Staffeide  und  Schwennenz,  Kreis 
Randow)  bekannt;  sie  gehören  einer  späten  Periode  der  Bronzezeit  (bezw. 
der  Früh-La  Tene-Zeit)  an. 

Diese  Verwendung  von  Muschelschalen  hat  0.  veranlasst,  die  von 
Helm  gefundene,  an  Kalkphosphat  reiche  Einlegemasse  daraufhin  zu  prüfen, 
ob  sie  nicht  auch  aus  Muschelschalen  hergestellt  ist;  es  hat  sich  aber  heraus- 
gestellt, dass  letztere  bedeutend  weniger  Phosporsäure  als  die  Einlegemasse 
enthalten.  Dasselbe  gilt  von  der  Schale  des  Hühnereis,  welche  wegen 
ihrer  weissen  Farbe  vielleicht  in  Betracht  zu  ziehen  wäre.  0.  nimmt  also 
mit  Helm  an,  dass  die  überwiegend  Kalkphosphat  enthaltenden  Füllmassen 
aus  Knochenasche  bestehen.  Er  stellt  die  Frage  zur  Diskussion,  ob  es 
sich  um  Asche  von  Tier-  oder  von  Menschenknochen  handelt,  und  meint, 
dass  die  Anwendung  der  letzteren  eventuell  mit  dem  Gebrauche  des 
Leichenbrandes  zusammenhänge.  Dr.  A.  Götze-Berlin. 

54.  Lissauer :  Gewellte  Bronzeurnen.  Verhandl.  d.  Berl.  anthrop. 
Gesellsch.     1897.     Bd.  XXIX,  S.  176-180. 

L.  benennt  so  eine  Klasse  römischer  Bronzekessel  mit  getriebenen 
Wellenlinien,  welche,  in  vertikaler  Richtung  laufend,  den  grössten  Teil  der 
Ausbauchung  bedecken.  Sie  sind  ursprünglich  sämtlich  mit  Bügeln  versehen 
gewesen.  Bis  jetzt  sind  25  Stück,  sämtlich  aus  Skandinavien  und  Nord 
deutschland,  bekannt  (Dänemark  15,  Schweden  2,  Norwegen  3,  Nord- 
deutschland 5).  Soweit  ihre  Fundverhältnisse  klar  liegen,  dienten  sie  als 
Behälter  von  Leichenbrand,  in  zwei  Fällen  wurden  sie  als  Beigefässe  in 
Skelettgräbern  gefunden.  Sie  gehören  etwa  der  Zeit  von  200 — 400  p.  Chr. 
an;  Lissauer  sucht  sie  noch  genauer  in  das  3.  Jahrhundert  zu  datieren. 

Dr.  A.  Götze-Berlin. 
b.     Funde. 

55.  J.  Y.  Deichmüller:  Das  Gräberfeld  auf  dem  Knochen- 
berge bei  Niederrödern,  Sachsen.  Mitteil.  a.  d.  k.  mineralog. 
u.  prähistor.  Museum  in  Dresden.  Heft  12.  1897.  Mit  7  Tafeln 
Abbildungen. 

Zu  der  an  Urnenfeldern  vom  Niederlausitzer  Typus  reichen  Umgegend 
von  Radeburg,  die  schon  Preusker  ausbeutete,  gehört  auch  der  Knochenberg 
bei  Niederrödern,  eine  kleine  Bodenwelle  mitten  im  Walle,  die  1886 
methodisch  aufgegraben  ist.  Erkennbar  waren  noch  25  Gräber  und 
5  Brandstellen  ohne  regelmässige  Anordnung.  Trotz  der  Nähe  brauch- 
baren Steinmaterials  waren   nur    7  Gräber   durch   Steinpackung    geschützt 


54  C.     Versammlungs-  und  Vereins-Berichte. 

(vgl.  die  Abbild,  zu  Grab  8),  die  anderen  bildeten  nur  Gruben  bis  zu  80  cm 
Soiilentiefe;  es  fand  sich  immer  nur  eine  Urne,  während  die  Zahl  der 
Beigefässe  schwankte.  Unter  den  Gefässformen  herrscht  die  doppelkonische 
und  die  bauchige  mit  cylindrischem  Halsansatz  vor;  Näpfe  der  ersteren 
Art  dienen  meist  zur  Aufnahme  der  Leichenbrandreste  und  sind  mit 
Schalen  zugedeckt.  Daneben  treten  u.  a.  Buckelgefässe  in  Napf-  oder 
Kannenform  und  einfachere  Arten  auf;  vereinzelt  ist  ein  trichterartiges 
Geföss  mit  hohlem  Standfuss,  ein  kugeliges  Näpfchen,  wegen  seiner  Grösse 
ein  Gerass  von  57  cm  Höhe.  Im  ganzen  wiegt  eine  scharfe  Profilierung 
vor,  auch  die  Verzierungen  sind  meist  einfache  Strichsysteme,  hier  und 
da  plastische  Buckel,  schiefe  Rippen,  gekerbte  Thonleisten.  In  die  Unter- 
seite eines  Napfes  ist  ein  Loch  gebohrt  (Fig.  65),  auf  die  Bodenfläche  eines 
anderen  sind  zwei  sich  kreuzende  Striche  gezogen  (Fig.  90).  In  den  Urnen 
sind  die  oft  nur  geringen  Reste  des  Leichenbrandes  möglichst  regelmässig 
gebettet,  Schädelstücke  und  Zähne  obenauf;  an  Beigaben  begegnen  nur  in 
wenig  Gräbern  geringe  Reste  von  Kleinschmuck  in  Bronze,  von  älteren 
Formen  Spiralfibel  und  Anhänger,  sonst  Nadeln,  Knöpfe,  Ringe,  Pfeil- 
spitzen. Eisen  fehlt;  aus  Thon  ist  eine  Kinderklapper  vorhanden.  Aus 
einer  Vergleichung  der  Funde,  namentlich  der  Gefässe,  mit  denen  benach- 
barter Gebiete  ergiebt  sich,  dass  das  Gräberfeld  der  älteren  Gruppe  des 
Niederlausitzer  Typus  zuzurechnen  und  etwa  in  die  Mitte  des  ersten  vor- 
christlichen Jahrtausends  zu  setzen  ist. 

Prof.  Dr,  Walter-Stettin, 


C.    Versammlungs-  und  Vereins-Berichte. 

Aus  den  Verhandlungen   der  anatomisch-anthropologischen  Ab- 
teilung  des   XII.  internationalen  medizinischen  Kongresses   in 
Moskau  (19.-26.  August  1897). 

Von  Joseph  Mies-Köln. 

Obwohl  eine  stattliche  Anzahl  namhafter  Anthropologen  aus  den 
meisten  Kulturländern  sich  in  Moskau  versammelt  hatte,  wurde  in  Er- 
wägung, dass  die  angemeldeten  Vorträge  für  die  lange  Dauer  des  Kon- 
gresses nicht  ausreichen  könnten,  die  anthropologische  mit  der  anatomi- 
schen und  histologischen  Abteilung  vereinigt.  Dies  Hess  sich  um  so 
leichter  durchführen,  als  fast  ausschliesslich  über  körperliche  Eigenschaften 
der  Menschen  verhandelt  wurde,  im  Gegensatze  zu  den  deutschen  Anthro- 
pologen-Versammlungen, von  denen  dieser  wichtige  Teil  unserer  Wissen- 
schaft in  den  letzten  Jahren  leider  etwas  vernachlässigt  wird.  Die  für  die 
Leser  dieses  Centralblatts  passenden  Vorträge  der  anatomisch-anthropo- 
logischen   Abteilung    sollen    nun    in    der  Reihenfolge,   in  der  sie  gehalteu 


C.     Versammlungs-  und  Vereins-Berichte,  55 

wurden,  nebst  den  daran  angeschlossenen  Erörterungen  im  Folgenden 
besprochen  werden. 

Geheimrat  Prof.  Dr.  Stieda  (Königsberg  i.  Pr.)  teilt  die  Ergebnisse 
von  Untersuchungen  mit,  die  er  seinen  Schüler  M.  Springer  über  die 
Stirnnaht  und  den  Stirnfontanellknochen  beim  Menschen  hat 
anstellen  lassen.  Nach  dieser  jüngsten  von  den  zahlreichen  anthropolo- 
gischen Doktor-Dissertationen,  die  unsere  Wissenschaft  der  zielbewussten 
Anregung  und  meisterhaften  Leitung  Stieda's  verdankt,  kommt  die  Stirn- 
naht in  durchschnittlich  8,6  v.  H.  der  zu  Königsberg  und  an  vielen  anderen 
Orten  aufbewahrten  Schädel  vor.  Unter  den  64  Stirnnaht  -  Schädeln  der 
Königsberger  Anatomie  befinden  sich  nur  vier,  bei  welchen  die  beiden 
Seitenhälften  des  Stirnbeins  mit  den  Scheitelbeinen  in  einem  Punkte  zu- 
sammentreffen. In  allen  übrigen  Fällen  bildet  die  Pfeilnaht  nicht  die  Ver- 
längerung der  Stirnnaht,  sondern  es  tritt  entweder  das  rechte  Scheitel- 
bein ausser  mit  der  rechten  auch  mit  der  linken  Stirnhälfte  in  Verbindung 
(bei  47  Schädeln),  oder  seltener  (bei  13  Schädeln)  stösst  das  linke  Scheitel- 
bein an  das  linke  und  an  einen  Teil  des  rechten  Stirnbeins.  Diese  Ver- 
schiedenheit der  Einmündung  von  Stirn-  und  Pfeilnaht  in  die  Kranznaht 
hängt  davon  ab,  ob  die  im  Gebiet  der  Stirnfontanelle  auftretenden  Knochen- 
kerne sich  mit  dem  einen  oder  anderen  Stirn-  bezw.  Scheitelbein  ver- 
einigen und  durch  Vergrösserung  des  betreffenden  Knochens  die  angrenzende 
Naht  nach  der  anderen  Seite  schieben. 

Oberstabs-  und  Brigadearzt  Arbo  (Christiania)  sprach  ,,sur  l'indice 
cephalique  en  Norwege,  sa  repartition  topographique  et  son 
rapport  ä  la  taille"  auf  Grund  seiner  verdienstvollen  Untersuchungen, 
die  er  mit  grossem  Fleisse  und  bewundernswerter  Ausdauer  seit  20  Jahren 
an  12  000  Personen  (MiHtärpftichtigen)  mit  dem  Kopfmesser  von  Busk  u.  s.  w. 
angestellt  hat.  Auf  übersichtlichen  Landkarten  und  durch  Photographieen 
der  in  Norwegen  vorkommenden  Schädeltypen  veranschaulichte  er  seine 
wichtigen  Forschungsergebnisse,  von  welchen  ich  folgende  anführe.  Die 
Langköpfe  wohnen  im  Osten  und  erreichen  an  einigen  Stellen  die  West- 
küste. Die  Rundköpfe  finden  wir  hauptsächlich  im  Westen  die  Küste  ent- 
lang und  im  Norden.  Zwischen  den  Trägern  dieser  beiden  Kopfformen 
besteht  ein  nicht  unbedeutender  Unterschied  in  seelischer  Beziehung. 
Wie  Ammon  weist  auch  Arbo  den  Langschädeln  die  erste  Stelle  an.  — 
Die  grössten  Menschen  wohnen  teils  in  einigen  Thälern  des  Centrums, 
welche  auch  die  Langköpfe  inne  haben,  hauptsächlich  aber  im  langköpfigen 
und  mesocephalen  Teile  des  nördlichen  Norwegens  und  in  einem  kleinen 
langköpfigen  Centrum  des  Westens.  Die  kleinen  Leute  wohnen  teils  in 
den  höchstliegenden  Thälern  der  centralen  Gebirgskette,  teils  in  ver- 
einzelten Landstrichen  des  Westens  an  der  Küste,  ebenso  wie  in  einigen 
Bezirken  des  Ostens  an  der  schwedischen  Grenze,  wo  Mischung  mit  Lappen 
und  Finnen    als    sicher    angenommen   werden   kann.     Die  Körperhöhe  der 


5ß  C.    Versammlungs-  und  Vereins-Berichte. 

Bevölkerung  scheint  danach  nicht  im  Verhältnis  zu  der  Fruchtbarkeit  des 
Bodens  zu  stehen,  wohl  aber  dürfte  der  Kampf  ums  Dasein  und  auch 
die  rauhe  Witterung  in  den  hochliegenden  Gegenden  etwas  Niederdrückendes 
an  sich  haben,  was  ebenfalls  Dr.  Collignon  hervorhebt  (Anthropologie  de 
la  Frauce-Dordogne). 

In  der  Erörterung  äusserte  Sergi  (Rom)  die  Ansicht,  dass  die 
Kurzschädel  in  Norwegen  aus  dem  Osten  eingedrungen  seien.  Nach 
Stieda  (Königsberg)  können  die  Langköpfe  entweder  später  eingewandert 
sein,  oder  sie  sind  dagewesen,  und  die  Kurzköpfe  sind  eingewandert. 
Arbo  aber  hält  die  Kurzschädel  für  Urbewohner,  die  Langschädel  für  Ein- 
wanderer; denn  in  den  Gräbern  der  letzteren  finde  man  die  jüngsten 
Beigaben. 

Prof.  Dr.  von  Luschan  (Berlin):  Über  die  Trepanation  be 
den  alten  Bewohnern  von  Tenerife.  Die  prähistorischen  Völker 
scheinen  bei  ihren  Trepanationen  nur  ungefähr  4  v.  H.  Sterblichkeit  ge- 
habt zu  haben.  Die  vielen  glattgeheilten  Trepanationen,  die  in  Peru,  auf 
Tahiti  und  anderen  Südseeinseln,  überhaupt  von  Naturvölkern  ausgeführt 
wurden,  lassen  ein  ähnliches  Verhältnis  auch  für  manche  moderne  Völker 
annehmen.  Unter  210  Guanchenschädeln,  die  Vortragender  untersuchte, 
sind  zehn  trepaniert.  Was  die  Veranlassung  zur  Trepanation  betrifft,  so 
wurde  aus  der  Hirnkapsel  von  Lebenden  ein  Stück  herausgearbeitet  bei 
Verrücktheit,  Gesichtsschmerz,  einseitigem  Kopfschmerz,  Fallsucht  u.  s.  w. 
Die  Kabylen  am  Djebel  Aures  haben  auch  nach  Verletzungen  des  Schädels 
trepaniert.  Auch  ohne  ausreichenden  Grund  wurde  häufig  trepaniert,  zu- 
mal da  diese  Operation  bei  vielen  primitiven  Völkern  verhältnismässig  un- 
gefährlich ist,  hauptsächlich,  weil  diese  für  Wundinfektion  viel  weniger 
empfänglich  sind  als  die  Kulturvölker.  25  unter  den  oben  erwähnten 
210  Schädeln  aus  Tenerife  tragen  in  der  Bregmagegend  tiefe,  zum  Teil 
perforierende  Narben,  v.  Luschan  glaubt,  dass  man  hier  geschabt  habe. 
Im  14.  Jahrhundert  wurde  im  südlichen  Frankreich  geschabt,  um  Fall- 
sucht zu  heilen.  Virchow  halte  zwar  diese  Narben  für  Reste  einer  Be- 
handlung mit  einem  der  Autenrieth'schen  Salbe  ähnlichen  Medikament, 
doch  sei  es  wenigstens  für  einen  Teil  der  erwähnten  Schädel  ganz  un- 
möglich, an  andere  als  direkt  mechanische  Eingriffe  zu  denken.  —  Geheim- 
rat Stieda  giebt  zu,  dass  die  an  alten  Schädeln  vorhandenen  anormalen 
Öffnungen  meist  durch  Trepanation  entstanden  sind,  weist  aber  darauf  hin, 
dass  sie  in  einigen  Fällen  auch  pathologische  Ossifikationsdefekte  darstellen, 
so  z.  B.  in  der  Gegend  der  Foramina  parietalia.  v.  Luschan  erwidert, 
dass  eine  Verwechslung  solcher  natürlicher  Defekte  mit  seinen  künstlichen 
völlig  ausgeschlossen  sei.  Er  wisse  sehr  wohl,  dass  gerade  die  bekannten 
vergrösserten  Foram.  parietalia  genau  wie  Trepan-Narben  aussehen  können» 
aber    ihre  Symmetrie    sei   stets   ein  untrügliches  Merkmal.     Einen   Schädel 


C.    Versammlungs-  und  Vereins-Berichte.  57 

dieser  Art  habe  Broca  gerade  auch  von  den  kanarischen  Inseln  beschrieben, 
aber  Niemand  würde  da  an  Trepanation  denken  können. 

Prof.  Dr.  Debierre  (Lille)  kommt  in  seinen  Erörterungen  über  die 
Frage  ,,la  polydactylie  est-elle  une  difformite  ou  un  pheno- 
mene  d'atavisme?"  zu  dem  Schlüsse,  dass  man  nach  den  von  ihm  aus 
der  vergleichenden  Anatomie  und  der  Entv^^icklungsgeschichte  beigebrachten 
Belegen  die  Polydaktylie  nicht  zum  Atavismus,  sondern  zur  Teratologie 
rechnen  müsse.  — Sanitätsrat  Dr.  Bartels  (Berlin)  pflichtet  mit  Rücksicht 
auf  die  von  Tornier  (Berlin)  nachgewiesene,  beim  Schwein  in  Gestalt  eines 
zweiten  Hufes  auftretende  Polydaktylie  den  Ausführungen  Debierres  bei. 
—  Geheimrat  Prof.  Dr.  Hasse  (Breslau)  giebt  zu,  dass  die  meisten  Fälle 
von  Polydaktylie  teratologisch  sind,  nimmt  aber  dann,  wenn  an  beiden 
Händen  oder  Füssen  die  gleichen  Bildungen  sich  vorfinden,  Atavismus  an. 
Prof.  S er gi  (Rom)  führte  in  seinem  Vortrage :  Ist  in  Gross-Russland 
die  Schädelform  von  Urzeiten  her  immer  dieselbe  gewesen,  oder 
hat  sie  sich  geändert?  Falls  das  letztere  zutrifft,  welcher  Ur- 
sache muss  diese  Erscheinung  zugeschrieben  werden?  u.  a. 
folgendes  aus:  Er  glaubt,  dass  gar  keine  Formveränderung  eingetreten  sei,  wie 
man  gewöhnlich  annimmt,  sondern  dass  im  Gegenteil  die  Schädelform,  trotz 
aller  Mischungen,  persistent  sei.  Er  bestreitet  z.  B.,  dass  der  mesocephale 
Schädel  von  einem  dolicho-  und  einem  brachycephalen  Schädel  abstamme. 
Denn  wenn  dieses  der  Fall  wäre,  wie  könnte  man  es  sich  erklären,  dass 
in  Ostafrica  alle  Schädel  entweder  zu  den  dolichocephalen  oder  zu  den 
j  mesocephalen  gehören,  während  die  brachycephalen  nur  ausnahmsweise 
j  vorkommen.  Im  Anschluss  hieran  teilt  er  die  Ergebnisse  seiner  Studien 
i  über  die  Kurgan-Schädel  (ungefähr  1200),  allen  Zeitaltern  angehörig,  und 
I  über  die  Schädel  des  XVI.  Jahrhunderts  der  Friedhöfe  von  Moskau  mit. 
1  Unter  den  ersten  findet  er  vorwiegend  die  dolicho-  und  mesocephalen 
Schädeltypen,  und  unter  den  zweiten  die  brachycephalen  Typen  vorwiegend 
vertreten.  Er  glaubt,  dass  die  letzteren  von  Einwanderungen  neuer  eth- 
nischer Elemente  herrühren  und  nicht  durch  Formveränderung  des 
Schädels  bedingt  seien.  Er  schliesst  mit  dem  Wunsche,  dass  die  Be- 
völkerung Gross-Russlands  nach  seiner  Methode  und  in  diesem  Sinne 
studiert  werden  möchte. 

In  der  Erörterung  kommt  Prof.  Dr.  Anutschin  (Moskau)  auf  die 
Schädel  zu  sprechen,  die  aus  den  Kurganen  (Hügelgräbern)  des  9.  bis 
U.  Jahrhunderts  im  Moskauer  Gouvernement  stammen.  Diese  kurganischen 
Schädel  sind  grösstenteils  dolichocephal  und  ähnlich  den  deutschen  Schädeln 
aus  derselben  oder  einer  früheren  Zeit.  Die  Schädel  der  heutigen  Be- 
völkerung dieses  Gouvernements  sind  meist  brachy-  oder  mesocephal.  Aber 
es  ist  schwer,  aus  der  Masse  der  heutigen  Schädel  diejenigen  der  echten 
Moskoviten  auszuwählen,  weil  Moskau  ein  grosser  Sammelplatz  für  Leute 
aus    allen    Teilen    des    Reiches    ist.    —    Wie    die   Umwandlung  aus    den 


58  C.     Versarnriilungs-  und  Vereins-Berichte. 

Doliclio-  in  Brachycephale  vor  sich  gegangen  sei,  wisse  er  nicht.  —  Die 
Slaven  sind  von  Westen  (Südwesten)  gekommen  und  haben  das  Centrum 
und  den  Norden  Russlands,  später  auch  den  Osten  u.  s.  w.  kolonisiert, 
wobei  einige  finnische  Völkerschaften  assimiliert  und  russifiziert  wurden. 
Prof.  Debierre  stimmt  mit  Sergi  insofern  überein,  als  auch  er  die 
Rassen  in  Bezug  auf  ihre  Schädel  bis  zu  einem  gewissen,  in  der  Ver- 
gangenheit liegenden  Punkte  hinauf  für  unveränderlich  hält.  Redner  glaubt 
dagegen,  dass  die  Farbe  der  Augen  eines  der  primitivsten  Zeichen  sei,  und 
erklärt  vom  entwicklungsgeschichtlichen  Standpunkte  aus  die  auf  die  Augen 
sich  beziehende  Lehre  Sergis  für  sehr  diskutabel.  Arbo  (Christiania) 
hält    die    Langschädel    für    die    über   die    Kurzschädel   herrschende  Rasse. 

Geheimrat  Prof.  Dr.  Stieda  (Königsberg)  giebt  eine  nouvelle 
comparaison  des  membres  thoraciques  et  pelviens  chez 
l'homme  et  les  quadrupedes  an,  die  darin  besteht,  dass  er  nicht, 
wie  es  früher  irrtümlicherweise  geschehen  sei,  diejenigen  Muskeln  mit  ein- 
ander vergleicht,  die  durch  ihre  Verkürzung  den  oberen  und  unteren 
Gliedmaassen  dieselbe  Stellung  geben,  z.  B.  die  Beuger  mit  den  Beugern, 
die  Strecker  mit  den  Streckern,  sondern  dass  er  die  Muskeln  nebeneinander 
stellt,  die  an  den  Brust-  und  Beckengliedern  bezw.  beim  Menschen  an 
Armen  und  Beinen  die  gleiche  Lage  auf  der  sogenannten  Bauch-  (ven- 
tralen) und  Rücken-  (dorsalen)  Seiten  einnehmen,  wie  den  zweiköpfigen 
Beuger  des  Vorderarms  (Biceps)  und  den  vierköpfigen  Strecker  des  Unter- 
schenkels (Quadriceps).  Man  soll  hierbei  ganz  ausser  Acht  lassen,  ob  das 
Gelenk  nach  der  einen  oder  anderen  Richtung  hin  bewegt  wird.  Redner 
bespricht  die  verschiedenen  Hypothesen,  die  von  den  Forschern  bei  der 
Vergleichung  der  oberen  und  unteren  Gliedmaassen  aufgestellt  worden 
sind,  und  erklärt,  dass  nur  Flourens  den  von  ihm  (Stieda)  mit  gutem  Er- 
folge durchgeführten  Gedanken  geäussert  habe,  der  aber  damals  in  Ver- 
gessenheit geraten  sei. 

Dr.  A.  D.  Elkind  (Warschau):  Über  die  Schädeltypen  von  Prof. 
G.  Sergi  in  ihrer  Beziehung  zum  Schädelindex.  Redner  hat  die 
Schädel  in  den  Sammlungen  des  anthropologischen  Museums  zu  Moskau 
nach  der  Methode  Sergi's  untersucht.  Er  studierte  erstens  265  Kurganen- 
schädel  aus  dem  Gouvernement  St.  Petersburg,  zweitens  105  Kurganen- 
schädel  aus  dem  Gouvernement  Moskau  und  drittens  127  Mongolenschädel. 
In  allen  drei  Gruppen  kommt  am  meisten  und  in  fast  gleicher,  auf  Hundert 
der  Fälle  bezogenen  Zahl  die  sphenoide  Form  vor,  während  die  ooide  und 
die  sphäroide  Form  von  dem  Schädelindex  abhängig  zu  sein  scheint.  Die 
neue  Einteilung  nach  Prof.  Sergi  steht  mit  der  alten  Einteilung  nach 
dem  Index  nur  in  geringer  Beziehung,  da  bei  denselben  Schädelformen 
die  verschiedenen  Indices  vorkommen.  In  Anbetracht  dessen  ist  kaum  zu 
erwarten,  dass  durch  Sergi's  Methode,  die  für  die  beschreibende  Kraniologie 
von    bleibendem  Werte    sein  wird,    die    sehr    schwierigen  Fragen    bei  der 


C.     Versammlungs-  und  Vereins-Berichte.  59 

Messung  und  Einteilung  der  Schädel  gelöst  werden.  Sie  ist  als  wertvolle 
Vervollständigung  der  Kraniometrie  zu  betrachten,  indem  sie  die  zwei  Haupt- 
formen, die  Dolichocephalie  und  die  Brachycephalie,  genauer  zu  charak- 
terisieren im  stände  ist. 

Dr.  Mies  (Köln)  führte  Einiges  über  Länge,  Masse,  Raum- 
inhalt und  Dichte  des  menschlichen  Körpers  an  und  sprach  zu- 
nächst über  die  Haltung  der  Person,  deren  Körperlänge  bestimmt 
werden  soll,  über  Einzelheiten  des  Messverfahrens  und  der  Ausführung 
desselben  durch  den  Untersucher.  In  absoluten  und  auf  100  der  mittleren 
Länge  jeder  Person  bezogenen  Zahlen  drückt  er  die  kleinsten,  mittleren 
und  grössten  Unterschiede  der  Messungen  aus,  die  er  an  denselben  Per- 
sonen in  denselben  Stunden  verschiedener  Tage  oder  am  Morgen  und  Abend 
desselben  Tages  angestellt  hat.  —  Die  noch  immer  zu  selten  ausgeführte 
Bestimmung  des  Körpergewichts  soll  erfolgen,  wenn  Magen,  Darm 
und  Blase  leer  oder  nur  sehr  wenig  gefüllt  sind.  Am  besten  ist  es,  die 
Personen  nackt  zu  wiegen.  Kann  man  dies  nicht  thun,  so  muss  man 
das  Gewicht  der  Kleider  abziehen,  indem  man  entweder  dieselben  bei  jeder 
Person  wiegt  oder,  wenn  es  sich  um  eine  grosse  Zahl  gleich  oder  ähnlich 
gekleideter  Leute  handelt,  das  mittlere  Kleidergewicht  von  Personen  beider 
Geschlechter,  verschiedener  Grösse  und  verschiedener  Schwere  berück- 
sichtigt. Vortragender  hat  eine  Anzahl  Gewichtsbestimmungen  zusammen- 
gestellt, die  zeigen,  dass  die  auf  100  des  mittleren  Gewichts  einer  gesunden 
Person  berechneten  Unterschiede  in  einigen  Tagen  oder  Wochen  uner- 
wartet gross  sein  können.  —  Um  die  Verteilung  der  Masse  auf  die  Länge 
des  Körpers  beurteilen  zu  können,  hat  Mies  in  einer  vorläufigen  Mitteilung 
(Virchow's  Archiv,  Bd.  123,  1891,  S.  188—193)  die  „Höhenzahl  des 
Körpergewichts*'  empfohlen.  Diese  Zahl  giebt  an,  wieviel  mal  die 
Körperlänge  kleiner  oder  grösser  ist  als  eine  eben  so  viel  wie  der  Körper 
wiegende  Wassermasse  in  einem  Gefässe,  dessen  innerer  Querschnitt  überall 
ein  Quadrat  mit  10  cm  langen  Seiten  darstellt.  Man  erhält  diese  Zahl, 
indem  man  die  in  Millimetern  angegebene  ganze  Körperlänge  durch  das 
mittelst  Dekagramm  bezeichnete  Körpergewicht  teilt.  Die  ,, Höhenzahl  des 
menschlichen  Körpergewichts"  ist  um  so  kleiner,  je  grösser  das  Gewicht 
oder  die  Länge  des  Körpers  ist,  und  je  älter  der  heranwachsende  Mensch 
wird;  sie  ist  verschieden  bei  einigen  Völkern  und  wird  durch  Krankheiten 
beeinftusst. 

Bei  der  Bestimmung  vom  Rauminhalt  des  Körpers  muss  man 
nicht  nur  darauf  achten,  dass  Magen,  Darm  und  Blase  möglichst  wenig  feste 
und  iSüssige  Nahrungsmittel  bezw.  Auswurfsstoffe  enthalten,  sondern  auch 
dafür  sorgen,  dass  die  Füllung  der  Lungen  und  des  Magen-Darmkanals  mit 
Gasen  einen  mittleren  Grad  nicht  überschreitet.  Um  unter  Wasser  gleich- 
massig  und  oberflächlich  atmen  zu  können,  tragen  die  zu  untersuchenden 
Personen  eine  Kautschuk-Maske,  deren  schlauchförmiger  Ansatz   durch  ein 


ßO  C.     Versammlungs-  und  Vereins-Berichte.  W 

gläsernes  Verbindungsrohr  mit  einem  steifen,  über  Wasser  geleiteten 
Gummischlauche  verbunden  ist.  Mies  hat  diese  Maske  bis  jetzt  bei  129 
Volumbestimmungen  angewandt,  die  er  nach  zwei  verschiedenen  Verfahren 
ausführte.  Zuncächst  hat  er  1891  den  Rauminhalt  von  28  Gefangenen  im 
ganzen  68  mal  dadurch  festgestellt,  dass  er  das  von  jedem  Manne  ver- 
drängte Wasser  wog.  Zu  diesem  Zwecke  hat  Vortragender  einen  selbst- 
ersonnenen  einfachen  Heberapparat  herstellen  lassen,  der  alles  vom  Körper 
verdrängte  Wasser  in  ein  auf  einer  Dezimalwage  stehendes  Gefäss  leitet. 
Bei  einem  anderen  Verfahren,  das  Mies  im  Juni  dieses  Jahres  angewandt 
hat,  bedient  er  sich  einer  hydrostatischen  Wage  zum  genauen  Abwiegen 
von  menschlichen  und  tierischen  Körpern  in  der  Luft  und  unter  Wasser» 
die  nach  seinen  eigenen  Angaben  1897  auf  Kosten  der  Rudolf  Virchow- 
Stiftung  von  Gebrüder  Dopp  in  Berlin  angefertigt  wurde.  Redner  be- 
schreibt genau  beide  Verfahren  der  Rauminhalts-Bestimmung  und  giebt 
die  Messungsergebnisse  und  die  Unterschiede  zwischen  den  Werten  an, 
die  er  bei  unmittelbar  aufeinander  folgenden  oder  an  verschiedenen  Tagen 
angestellten  Volumbestimmungen  derselben  Person  gefunden  hat.  —  Zur 
Vergleichung  des  Rauminhalts  mit  der  Länge  des  Körpers  dient  die  von 
Mies  eingeführte  ,, Höhenzahl  des  Volumens",  die  erkennen  lässt,  wie 
viel  mal  die  ganze  Körperlänge  kleiner  oder  grösser  ist  als  die  Höhe 
einer  den  gleichen  Raum  wie  der  Körper  einnehmenden  Wassermenge  in 
einem  Gefässe,  dessen  innerer  Querschnitt  überall  ein  Quadrat  mit  10  cm 
langen  Seiten  ist.  —  Mittelst  Teilung  des  Gewichts  durch  den  Raum- 
inhalt des  Körpers  erfährt  man  dessen  Dichte  (spezifisches  Gewicht). 
Vortragender  hat  dieselbe  bis  jetzt  bei  79  Männern  im  ganzen  129  mal 
bestimmt  und  dabei  die  Zahlen  1018 — 1082  gefunden.  Bei  Untersuchungen, 
die  unmittelbar  hinter  einander  oder  in  grösseren  Zwischenräumen  bei 
derselben  Person  angestellt  wurden,  erhält  man  zuweilen  ziemlich  ver- 
schiedene Werte  für  die  Dichte  des  ganzen  Körpers. 

Dr.  Richard  Weinberg-(Jurjeff-Dorpat):  Die  Gehirnform  der 
Esten,  Letten  und  Polen,  verglichen  mit  der  Gehirnform 
einiger  anderer  Völkerschaften. 

Nach  den  berühmten  Untersuchungen  von  Burdach,  Reil,  Rolande, 
Foville,  Gratiolet  u.  a.  hat  die  ethnologische  oder  vergleichend  anthropo- 
logische Richtung  (K.  E.  v.  Bär)  der  Gehirnforschung  stetig  an  Interesse 
zugenommen.  Die  Anthropologen  und  Morphologen  sind  heut  zu  Tage 
einstimmig  der  Ansicht,  dass  die  Erforschung  der  Rasseneigentümlichkeiten 
des  Gehirnes  eine  der  dringendsten  und  wichtigsten  Aufgaben  der  physi- 
schen Anthropologie  darstelle.  Anfänglich  sind  mit  einer  gewissen  Bevor- 
zugung die  Hirne  aussereuropäischer,  exotischer  Völker  den  Untersuchungen 
zu  Grunde  gelegt  worden;  lag  es  doch  am  nächsten,  etwaige  Differenzen 
des  Gehirnbaues,  Zeichen  niederer  Hirnorganisation  gerade  bei  kulturell 
zurückgebliebenen  Rassen    zu  vermuten  und  zu  suchen.     Die  aus  diesen! 


C.     Versammlungs-  und  Vereins-Berichte.  ßj 


Bestreben  heraus  entstandenen  Schriften  sind  neuerhch  von  Waldeyer  zu- 
sammengestellt worden;  es  braucht  daher  nur  auf  dieses  Referat  hin- 
gewiesen zu  werden.  Die  erste  eingehende  Bearbeitung  des  Gehirnbaues 
eines  europäischen  Volksstammes  stammt  aus  der  Feder  von  D.  Sernoff 
(Moskau  1877)  in  Moskau  und  betrifft  das  Gehirn  der  Russen  (Slawen).  In 
gleicher  sorgfältiger  Weise  wurde  hierauf  das  Gehirn  der  Italiener  durch 
C.  Giacomimi  (Torin  1884)  untersucht.  Eberstellers  (Wien.  med.  Blätter 
1884)  Darstellung  der  Hirnwindungen  verdient  wegen  ihrer  ungewöhn- 
lichen Genauigkeit  besonders  hervorgehoben  zu  w^erden.  In  neuerer  Zeit 
hat  das  Gehirn  der  Iren  in  Cunningham  (Journ.  of  anatom.  in  ver- 
schiedenen Jahrgängen)  einen  musterhaften  Bearbeiter  gefunden.  Unüber- 
troffen steht  aber  Retzius'  (Stockholm  1896)  fundamentales  Werk  über 
das  Schwedengehirn  da ;  besonders  reich  ist  es  in  illustrativer  Hinsicht  aus- 
gestattet, in  der  richtigen  Erwägung,  dass  das  Menschenhirn  doch  min- 
destens ebensogut  abgebildet  zu  werden  verdiene,  wie  die  borneonischen 
SchmetterHnge.  Schon  vor  dem  Erscheinen  der  zuletzt  genannten  Werke 
hat  Ref.  über  das  Estengehirn  (Jurjeff  1894)  eine  Abhandlung  veröffent- 
licht, und  kürzlich  ist  seine  Arbeit  über  das  Lettenhirn  im  Drucke  er- 
schienen. Im  Anschlüsse  hieran  sind  sodann  vom  Ref.  die  Polen  unter- 
sucht worden;  das  bezügliche  Werk  erscheint  demnächst.  Über  einige 
Resultate  wird  berichtet,  wobei  einerseits  die  früheren  Ergebnisse  (Letten, 
Esten)  berücksichtigt,  andererseits  die  Befunde  der  vorhin  genannten  Autoren 
zur  Vergleichung  gezogen  werden. 

Die  Vergleichung  der  Rassenhirne  ergiebt  zunächst  das  Vorhandensein 
unzweifelhaft  übereinstimmender  Charaktere;  doch  werden  Unterschiede  im 
Hirnbaue  nicht  ganz  vermisst. 

In    ersterer    Beziehung    kann    zunächst  auf  die  allgemeine  Form  des 
Grosshirns  und  auf  die  Anordnung  der  sog.  typischen  Hirnwindungen   hin- 
gewiesen werden;    bei    allen    bekannten  Rassen   ist   der  nämliche  Bauplan 
I  leicht  nachweisbar,  wenn  auch  leichtere  Abweichungen  vorkommen.     Wich- 
I  tiger  und  beweiskräftiger  erscheinen  die  Untersuchungen  über  die  Variations- 
I  tendenz ;  weder  bei  den  Esten  noch  bei  den  Letten  und  Polen  ist  eine  der 
i  an  anderen  Rassenhirnen  beobachteten  Windungs Varianten  vermisst  worden. 
Scheinbare  Ausnahmen  (gewisse  Formen  des   Sulcus  frontalis  inferior,  des 
Sulcus  interparietalis  etc.  betreffend)  finden  eine  andere  Erklärung;  ebenso 
ist  es  mit  dem  Fehlen  eines  oberflächlichen  Gyrus  cunei  in  den  genannten 
3  Rassen,    denn    diese  Erscheinung    ist    zu    selten,    um  hier   in  Frage  zu 
kommen,    sie    gehört    ausserdem  zu  den    sog.  Hirnanomalien,  mit  welchen 
j  die  Anthropologie  noch  nicht  zu  rechnen  weiss.     Die   Variationsbreite 
bei  den  Esten,  Letten   und  Polen  ist  somit  eine  ebenso  erheb- 
liche, wie  innerhalb  anderer  Volksstämme. 

Viele  Varietäten  wichtiger  Gehirnfurchen  zeigen  bezüglich  ihrer  relativen 
Häufigkeit    bei    den    Rassen    eine    geradezu   verblüffende  Übereinstimmung. 


62  C.     Versammlungs-  und  Vereins-Berichte. 

Zahlreiche  Beispiele  werden  namhaft  gemacht,  wo  die  Differenzen  zwischen 
0  und  Ya  pCt.  schwanken.  Sonach  würden  Stämme,  die  ihrem  sonstigen 
anthropologischen  Habitus  nach  einander  gänzlich  fremd  sind,  unmittelbar 
als  verwandt,  ja  als  Brüder  erscheinen  (Esten  und  Polen;  Slawen  und 
Romanen). 

Weisen  die  angeführten  Befunde  auf  einen  hohen  Grad  von  Über- 
einstimmung im  Baue  der  Rassengehirne  hin,  so  dürfen  sie  nicht  in  dem 
Sinne  gedeutet  werden,  als  gebe  es  nicht  auch  andere  Merkmale  des  Ge- 
hirns, welche  mehr  oder  weniger  als  ethnologische  betrachtet  werden 
können.  Die  wissenschaftliche  Kritik  darf  ihnen  nicht  aus  dem  Wege 
gehen;  um  so  besser,  wenn  sich  die  Gegensätze  durch  genaue  Unter- 
suchung von  selbst  ausgleichen.  Gewisse  Differenzen  bestehen  zunächst 
bezüglich  der  relativen  Häufigkeit  mancher  Varietäten  typischer  Hirn- 
furchen und  -Windungen  bei  den  verschiedenen  Rassen,  so  insbesondere 
der  Fissura-calloso-marginalis ,  des  Sulcus  occipito-temporalis  resp.  der 
Fissura  rhinica,  der  Vorderäste  der  Fiss.  Sylvii,  des  Sulcus  praecentralis, 
der  Fissura  parieto-occipitalis  und  des  Gyrus  cunei.  Auf  die  speziellen 
Statistiken  kann  hier  nicht  genauer  eingegangen  werden.  Andererseits 
giebt  es  aber  auch  Merkmale  am  Gehirn,  die  nur  einer  Rasse  eigen- 
tümlich zu  sein  scheinen.  Bei  den  Letten  finden  sich  solche  an  der 
Fissura  calcarina,  in  den  Centralwindungen,  am  Cuneus  u.  s.  w.  Auch 
das  Estenhirn  zeigt  einige  Formeigentümlichkeiten,  die  ethnologisch  sein 
könnten  (Sulcus  retrocentralis,  Gyrus  centralis  posterior),  weniger  dieses  nach 
den  bisherigen  Beobachtungen  das  Gehirns  der  Polen,  doch  ist  die  hierüber 
demnächst  erscheinende  Schrift  des  Referenten  abzuwarten. 

Die  objektive  wissenschaftliche  Untersuchung  bleibt  auch  hier  das 
wesentliche;  ist  erst  die  Arbeit  in  diesem  Sinne  bis  zu  einer  gewissen 
Vollständigkeit  gediehen,  so  werden  sich  die  Schlüsse  von  selbst  ergeben. 
Die  obigen  Hinweise  wollen  nur  eine  vorläufige  Geltung  beanspruchen. 

Selbstbericht. 

Prof.  Dr.  V.  Luschan  (Berlin):  Über  neue  anthropologische 
Instrumente.  Redner  zeigt  zunächst  ein  billiges,  einfaches  Planimeter, 
das  nur  Fehler  bis  zu  y^  v.  H.  macht.  Diese  Genauigkeit  genügt  für 
kraniometrische  Zwecke.  Die  Firma  Eckert  und  Hamann  in  Friedenau 
bei  Berlin  hat  dieses  Instrument  hergestellt  und  bringt  es  um  15  Mark  in 
den  Handel.  Dieselbe  Firma  empfiehlt  auch  Instrumente,  mit  denen 
krumme  Flächen  aller  Art  direkt  gemessen  werden  können,  also  ohne  sie 
erst  auf  ebene  Flächen  übertragen  zu  müssen.  Beide  Apparate  seien  für 
craniometrische  Zwecke  sehr  brauchbar;  besonders  der  erste  dürfe  in 
keinem  Laboratorium  fehlen.  Der  Vortragende  demonstriert  sodann  zwei, 
auf  seine  Veranlassung  gleichfalls  von  Eckert  und  Hamann  hergestellte 
Gleit  Zirkel,  welche  wirklich  den  Namen  glissiere  verdienen,  während 
alle  früheren  Instrumente  dieser  Art   als  höchst  unvollkommen  bezeichnet 


C.     Versammiungs-  und  Vereins-Berichte.  ß3 

werden  müssten.  Besonders  die  von  Böhm  und  Wiedemann  in  München 
und  die  von  Thamm  in  Berlin  hergestellten  Schiebezirkel  stellen  über- 
mässige Anforderungen  an  die  Geduld  des  Messenden.  Besser  ist  die 
grosse  glissiere  von  Matthieu  oder  von  Collin,  aber  sie  nutze  sich  rasch 
ab  und  leide  unter  dem  Einflüsse  von  grosser  Trockenheit  oder  Feuchtig- 
keit. Die  neuen  ,, Parallelogramm-Zirkel"  vermeiden  die  Fehler  der  früheren 
Instrumente,  weil  sie  sich  bei  absolut  sicherer  Führung  doch  ohne  jede 
Reibung  verschieben  lassen.  Die  beiden  geraden  Schenkel  sind  verstellbar 
und  können  auch  leicht  durch  gebogene  ersetzt  werden,  so  dass  ein 
solcher  Zirkel  auch  als  Taster  zu  benutzen  sei.  Er  kostet  20  Mark;  ein 
ähnliches  Instrument  mit  einem  dritten  Schenkel,  zur  Messung  der  Basis- 
länge am  Lebenden  ist  um  30  Mark  zu  haben.  An  dritter  Stelle  zeigt 
Redner  den  von  Poll  in  Berlin  konstruierten  Apparat  zur  Bestimmung  des 
Schädelinhalts  und  berichtet  über  eine  grosse  Reihe  von  Kontroll- Versuchen 
mit  durchaus  höchst  befriedigenden  Resultaten,  Die  Fehler  bleiben  bei 
richtiger  Handhabung  stets  unter  1  pCt.  und  können  fast  ganz  eliminiert 
werden,  wenn  das  PolFsche  Verfahren  dahin  abgeändert  wird,  dass  man 
das  Füllwasser  nicht  durch  Messung,  sondern  durch  Wägung  bestimmt. 

Geheimrat  Waldeyer  schliesst  sich  diesen  Ausführungen  durchaus 
an  und  hebt  hervor,  dass  Poll  sein  Verfahren  völlig  unabhängig  von  seinen 
Vorgängern  entwickelt  habe.  Geheimrat  R.  Virchow  erklärt,  von  den 
Vorzügen  der  neuen  Methode  nicht  überzeugt  zu  sein  und  verlangt  weitere 
Prüfung  derselben.  Er  selbst  und  Ranke  seien  mit  ihren  eigenen  Ver- 
fahren völlig  zufrieden  und  hätten  kein  Bedürfnis  nach  einer  neuen  Me- 
thode. V.  Luschan  erwidert,  dass  Ranke's  Bronze-Schädel  nur  für  an- 
nähernd gleichgrosse  Schädel  eine  Kontrolle  ermögliche,  dass  aber  bei 
grösseren  und  kleineren  Schädeln  eine  bedauerliche  Unsicherheit  herrsche, 
der  bisher  nur  durch  die  überaus  lästige  Verwendung  zahlreicher  grosser 
und  kleiner  Kontrollschädel  abgeholfen  werden  könne.  Solche  seien  zwar 
durch  einfache  Dichtung  aufgesägter  Cranien  verhältnismässig  leicht  herzu- 
stellen, aber  ihre  Anwendung  sei  sehr  zeitraubend  und  gebe  doch  nie- 
mals ein  wirklich  gesichertes  Resultat;  nur  die  Poll'sche  Blase  ermögliche 
eine  wirklich  genaue  Messung;  sie  hätte  sich  bei  allen  Kontrollversuchen 
glänzend  bewährt.  Waldeyer  teilt  mit,  dass  auch  auf  seine  Veranlassung 
Kontrollmessungen  mit  dem  Poll'schen  Apparat  durchgeführt  worden  seien 
und  sehr  gute  Resultate  ergeben  hätten.  Dr.  Mies  empfiehlt,  Kontroll- 
messungen nicht  nur  an  Schädeln  verschiedener  Grösse,  sondern  auch 
verschiedener  Form  anzustellen ;  er  hält  es  ferner  für  möglich,  dass  die  Blase 
sich  durch  die  Löcher  und  Spalten  drängen  und  so  das  Ergebnis  vergrössern 
könne.  Prof.  v.  Luschan  hält  es  auch  für  erwünscht,  dass  solche  Kontroll- 
messungen von  allen  Beteiligten  angestellt  würden;  es  würde  sich  dann 
zeigen,  dass  die  Poll'sche  Blase  jeden  Schädel  genau  ausfüllt,  ohne  jeden 
Unterschied,    ob   er   kurz   oder    lang  sei.     Das    Vordrängen   durch   Löcher 


54  C.    VeFsammlungs-  und  Vereins-Berichte.  ^ 

und  Spalten  sei  nicht  zu  befürchten;  bei  vorsichtiger  Behandlung  sei  es 
ausgeschlossen,  bei  unvorsichtiger  würde  sich  ein  Plus  von  ein  oder  zwei 
Kubik-Cenlimetern  ergeben  —  wenn  die  Blase  nicht  platzt  oder  der  Schädel 
in  den  Nähten  auseinander  geht;  ein  wesentlicher  Fehler  sei  aber  absolut 
ausgeschlossen.  Man  möge  nur  den  Apparat  erst  kennen  lernen,  dann 
werde  man  ihn  auch  zu  würdigen  wessen. 

Geheimrat  Prof.  Dr.  R.  Virchow  (Berlin)  zeigt  einen  sehr  schön 
wieder  hergestellten  Schädel  aus  der  frühesten  Steinzeit  Russ- 
lands, der  mit  seinem  Unterkiefer  beim  Dorfe  Wolossowo  gefunden  und 
schon  von  der  Gräfin  Uwarow  beschrieben  wurde.  Nach  dem  maassgebenden 
Urteile  des  Redners  ist  dieser  Schädel  eines  der  denkwürdigsten  Monu- 
mente unserer  vorgeschichtlichen  Anthropologie,  da  er  eine  von  den  ge^ 
wohnlichen  Funden  ganz  abweichende  Form  hat.  Denn  während  die  ans 
der  Steinzeit  stammenden  Schädel  angeblich  meist  dolichoeephal  sind,  ge- 
hört dieser  Schädel  wegen  seines  ungefähr  83  betragenden  Längenbreiten- 
Index  zu  den  ausgemachten  Brachycephalen.  Im  Verhältnis  zu  seiner 
Länge  kann  er  hoch  genannt  werden.  Er  rührt  von  einem  Manne  hef 
und  zwar  von  einem  älteren  Manne,  weil  die  Zähne  stark  abgenutzt  sind. 
Seine  Stirn  ist  sehr  breit,  an  der  schmälsten  Stelle  noch  9^  mm.  Auch 
das  Gesicht  ist  breit  und  dabei  niedrig.  Die  Augenhöhlen  sind  gross.' 
Keine  Spur  von  Prognathie.  Auf  dem  Hinterhaupt  erhebt  sich  ein  starker, 
wagerechter  Wulst.  —  Geheimrat  Waldeyer  spricht  von  dem  Torus  tempo- 
ralis,  den  man  an  diesem  Schädel  bemerkt.  Dieser  Wulst  ist  sehr  selten 
und  hängt  vielleicht  mit  einer  stärkeren  Entwicklung  des  Schlaf enmuskefe 
zusammen. 

Geheimrat  Prof.  Dr.  R.  Virchow  (Berlin)  erörtert  hierauf  die  Fragef 
der  Breitenbestimmung  des  Gesichtes.  Bei  der  Messung  dieser 
Ausdehnung  wählt  der  eine  Forscher  anatomische,  der  andere  physiogno-' 
mische  Punkte.  Virchow  hält  die  Grenze  zwischen  dem  Wangen-  und' 
Oberkieferbein,  wo  beim  Lebenden  in  der  Regel  die  Tuberositas  malaris, 
der  Wangenbeinhöcker,  liegt,  für  geeignet,  die  Breitenmessung  des  Ge- 
sichtes vorzunehmen.  Das  untere  Ende  der  die  genannten  Knochen  ver- 
bindenden Naht  kann  aber,  wenn  diese  Naht  nach  der  Nase  oder  nach 
aussen  abweicht,  seine  Lage  in  Bezug  auf  den  Wangenbeinhöcker  ändern. 
Auch  weiss  man  beim  Lebenden  nicht,  ob  die  Tuberosität,  die  bei  einigen 
Rassen  stark,  bei  anderen  nur  wenig  hervortritt,  dem  Wangen-  oder  Ober- 
kieferbein angehört.  Um  zu  entscheiden,  ob  der  malare  oder  zygomatische 
Durchmesser  besser  sei,  müsse  man  die  Rassen  hierauf  untersuchen.  Virchow 
hat  nun  Schädel  mit  verschiedener  Ausdehnung  der  Gesichtsbreiten  zu- 
sammengestellt. Am  schmälsten  ist  das  Gesicht  eines  Indianers,  sehr  breil 
das  eines  Negritos  von  den  Philippinen.  Ferner  hat  Redner  eine  Anzah! 
von  Schädeln,  sowohl  nach  ihrer  malaren,  als  auch  nach  ihrer  zygo- 
matischen  Breite  in    Gruppen   geteilt   und   zwar    I.  in   eine   nördliche  und 


J 


C.     Versammlungs-  und  Vereins-ßericlite.  ()5 

amerikanische  Gruppe  mit  Jochbreiten  von  151  — 140  mm,  II.  Japaner, 
Kameruner  und  Deutsche  aus  Thüringen,  bei  welchen  dieses  Maass  139  bis 
133,  III.  Chinesen,  Negrito,  altgriechischer  Schädel,  bei  welchen  dasselbe 
129 — 121  gross  ist,  IV.  Andamanesen,  die  einen  Jugaldurchmesser  unter 
120  mm  haben.  (Referent  fand  unter  2900  Schädeln  von  erwachsenen  Per- 
sonen aus  den  verschiedensten  Ländern  die  Jochbreite  155  — 147  mm 
gross,  breiteste  Gesichter,  bei  1,0  v.  H.,  146 — 134,  breite  Gesichter,  bei 
30,6  V.  H.,  133—127,  mittelbreite  Gesichter,  bei  34,7  v.  H.,  126—113, 
schmale  Gesichter,  bei  32,5  v.  H.  und  112 — 100  mm  gross,  schmälste 
Gesichter,  bei  1,2  v.  H.  der  2900  Fälle.)  Die  Zusammenstellung  der 
malaren  Breiten  ergab  folgende  Reihe:  a.  110 — 100  mm  dehnt  sich  die 
malare  Breite  aus  bei  Grönländer,  Kalmük,  Japaner,  Kameruner,  Negrito: 
b.  98 — 92  beim  Manne  von  Triandria  u.  s.  w. ;  c.  89 — 80  Davos,  An- 
damanesen; d.  68  San  Remo.  Aus  diesen  Zusammenstellungen  ergiebt 
sich,  dass  der  malare  den  zygomatischen  Durchmesser  nicht  ersetzen  kann. 
Dr.  S.  Weissenberg  (Elisabethgrad  in  Russland),  dessen  Abhandlung 
über  die  verschiedenen  Gesichtsmaasse  u.  s.  w.  (Zeitschrift  für  Ethnologie, 
1897,  S.  41 — 58)  Virchow  in  seinem  Vortrage  kritisierte,  führt  zu  seiner 
Verteidigung  an,  dass  seine  Arbeit  sich  nicht  auf  Schädel,  sondern  auf 
lebende  Personen  beziehe,  bei  w^elchen  er  gefunden  habe,  dass  unter  den 
Breitenausdehnungen  des  Gesichts  die  malare  Breite  am  meisten,  die  Joch- 
breite viel  weniger  schwanke. 

Dr.  Mies  weist  darauf  hin,  dass  der  unterste  Punkt  der  Naht  zwischen 
dem  Wangen-  und  Oberkieferbein  oft  schwer  zu  bestimmen  ist,  wenn 
nämlich  die  vordere  Fläche  dieser  Knochen  nicht  plötzlich  mit  einer 
Kante,  sondern  allmählich  auf  einer  geneigten  Ebene  in  die  untere  Fläche 
übergeht,  und  wenn  die  Naht  auf  dieser  geneigten  Ebene  schräg,  nicht 
genau  sagittal  verläuft,  so  dass  die  Verbindungslinien  der  entsprechenden 
Punkte  beider  Gesichtshälften,  also  die  malaren  Breiten,  sich  in  ihrer 
Länge  unterscheiden. 

Prof.  Dr.  V.  Luschan  (Berlin)  bespricht  die  Urbevölkerung  von 
Vorderasien,  Leute  mit  extrem  kurzen  und  sehr  hohen  Schädeln,  als 
deren  reinste  moderne  Repräsentanten  die  heutigen  Armenier  anzusehen 
sind.  Sergi  hätte  zwar  in  Widerspruch  zu  v.  Luschan's  Resultaten  eine 
noch  ältere  dolichocephale  Bevölkerung  angenommen,  aber  diese  Annahme 
sei  völhg  willkürlich  und  stünde    zudem   noch   in  unversöhnHchem  Gegen- 

I   satz   zu    der   historischen   Thatsache   von   der   Einwanderung   der  Semiten. 

I   v.  Luschan  müsse  also  der  Annahme  Sergi's  ganz  energisch  widersprechen, 

I    so    sehr    er  Sergi  sonst,    besonders    als   Genossen    im  Kampfe   gegen   den 
-.Unfug  der  arithmetischen  Mittelzahl"  hochschätze. 

Prof.  Sergi  erklärt,  einstweilen  noch  an  seiner  Meinung  festhalten 
zu  wollen.     R.  Virchow   wendet   sich   gegen  die  Erklärung  v.  Luschan's, 

j    dass    manche    armenische   Schädel    auf  der   Gegend   des  Lambda  „stehen'' 

Centralblatt  für  Anthropologie.    1898.  5 


Cf)  C.     Versaininlimgs-  und   Vereins-Berichte. 

können,  oline  deshalb  künstlich  deformiert  zu  sein;  er  habe  im  Kaukasus 
den  Vorgang  der  künstlichen  Deformation  als  solchen  direkt  beobachten 
können,  v.  Luschan  bemerkt,  dass  er  nicht  vom  Kaukasus,  sondern  von 
Kleinasien  und  Syrien  gesprochen  habe,  und  dass  er  mit  positiver  Sicher- 
heit wisse,  dass  die  fragHche  Form  dort  ohne  jedv^ede  künstliche  Beein- 
niipsung  vorkomme.  Selhstbericht. 

Dr.  A.  Elkind  (Warschau):    Zur  Anthropologie    der  russisch- 
polnischen   Juden.     Redner    untersuchte   zu    Warschau    in  anthropolo- 
gischer Hinsicht  325  Menschen  (200  M.  und   125  Fr.),  Angestellte  dortiger 
Fabriken.     Dreifünftel   der  männlichen  Bevölkerung   gehören   dem  dunklen 
Typus   an,    welcher   somit   der   herrschende   ist.     Von   den  Frauen  gilt  im 
allgemeinen    dasselbe,     nur    findet    man    unter    ihnen    den    hellen    Typus 
häufiger   und  zwar  in   8   von    100   Fällen.     Auch   findet  man  bei  letzteren 
rotes  Haar    zweimal  so  häufig,    wie    bei    den   Männern    (2,64  pCt).     Nach 
dem  Kopfindex  der  polnischen  Juden  tritt  Subbrachycephalie  bei  den  Frauen 
(82,92)  stärker  auf,  als  bei  den  Männern  (81,89);   demgemäss   findet   man 
auch  die  Dolichocephalie   bei   den   letzteren  häufiger    (7  pCt.),    als  bei  den 
ersteren  (2,4  pCt.).     Der  Wuchs    (M.   1610  mm.  Fr.    1506  mm)    der    pol- 
nischen Juden    ist    der   kleinste   von   allen  anderen   in  Europa  wohnenden 
Juden,  wobei  die  Männer   und  Frauen  mit  braunen   und  schwarzen  Augen 
höher    von  Wuchs    sind    als    solche    mit  grauen  und  blauen  Augen.     Der 
Brustumfang  ist  nur  für  Männer  angegeben.     Derselbe  ist  ungleich  grösser, 
als  bei  den  Juden  in  Galizien    (abs.    794  mm,  rel.    49,2),    sowohl    absolut 
(839  mm),  als  auch  relativ  (51,57).     Nach  Angabe  des  Wuchses  und  Brust- 
umfanges kommt  Vortragender    noch    auf    die  Klafterweite    der   polnischen 
Juden    (M.  abs.   1667  mm  und  rel.   103,7;    Fr.    abs.    1520   mm    und    rel. 
100,92)  zu  sprechen.     Wenn  wir  hiermit  die  Angaben  Weissenberg's   ver- 
gleichen   (abs.  1701  mm    und    rel.    103),    so    müssen    wir    den    Schluss- 
folgerungen dieses  Autors  beipflichten,  dass  die  Juden  die  kleinste  Klafter- 
weite   unter    allen    europäischen    Völkern    besitzen.       Wie    aus    unseren 
Messungen  hervorgeht,  haben  die  Jüdinnen  eine  noch  kleinere  Klafterweite; 
mehr  als  in  einem  Drittel  von  Fällen  (36,8  pCt.)   zeigt  sich  bei  ihnen  die 
Klafterweite   kleiner,    als    ihre    Körperlänge,    welche    Erscheinung  bei  den 
Männern    bedeutend    seltener    (5,3  pCt.)    zu    finden   ist.     Alle  diese  ange- 
gebenen Beobachtungen  zeigen,  dass  die  polnischen  Juden  eine  im   ganzen 
gleichförmige   anthropologische   Gruppe   bilden,    und   erklärt  sich  diese  Er- 
scheinung  durch   die  historischen   und  sozial  -  ökonomischen  Bedingungen, 
durch  welche  die  Juden  Jahrhunderte  hindurch    sämtlichen   äusseren  Ein- 
flüssen vollständig  entzogen  wurden,  die  eine  Veränderung  ihres  physischen 
Typus  hätten  bedingen  können.  Selbsthericht 


I 


D.     Tagesgeschichte.  ß-y 

D.    TagesgescMchte. 

Bologna.  Die  Accademia  dei  scienze  natur.  erwählte  Sir  John  Evans 
in  London  zum  korrespondierenden  Mitgliede. 

Halle.  Am  14.  Oktober  1897  starb  Prof.  Dr.  Julius  Schmidt, 
Direktor  des  Provinzial-Museums  in  Halle  a.  S.  Am  9.  August  1823  zu 
Sangerhausen  geboren,  widmete  er  sich  zunächst  dem  Baufach,  dann  dem 
Hütten-  und  Bergfach.  Während  eines  mehrjährigen  Aufenthaltes  in  Süd- 
amerika fand  er  Gelegenheit,  sich  mit  archäologischen  Studien  zu  be- 
schäftigen, denen  er  in  den  letzten  Jahren  seines  Lebens  ausschliesslich 
obgelegen  hat. 

Leiden.  Dr.  L.  Serrurier  hat  sein  Amt  als  Direktor  des  ,,Rijks 
Ethnographisch  Museum"  aufgegeben.  An  seine  Stelle  wurde  Dr.  J.  D.  C. 
Schmeltz  durch  Königl.  Erlass  vom  16.  September  ernannt. 

Stettin.  In  Stettin  konstituierte  sich  am  22.  Oktober  d.  J.  eine  ,, Ge- 
sellschaft für  Völker-  und  Erdkunde",  die  die  Zwecke  verfolgt, 
neben  der  Lösung  wissenschaftlicher  Fragen  das  Interesse  für  diese  beiden 
Fächer  im  weitesten  Umfange  (incl.  Anthropologie  und  Urgeschichte) 
unter  der  Bevölkerung  anzuregen  und  zu  fördern.  Sie  hofft  dieses  zu 
erreichen  einmal  durch  Veranstaltung  von  Vorträgen  und  Demonstrationen 
sowohl  wissenschaftlichen,  als  auch  populären  Inhaltes,  sodann  durch 
Schaffung  einer  Centralisationsstelle  für  anthropologische  und  ethnographische 
Gegenstände,  die  später  einmal  zu  einem  Museum  für  Völkerkunde  (viel- 
leicht in  Verbindung  mit  dem  von  der  Stadt  geplanten  Museum  für  Kunst 
und  Wissenschaft)  erweitert  werden  soll.  —  Die  Gesellschaft  zählte  nach 
4 wöchentlichem  Bestehen  bereits  über  125  Mitglieder.  —  Zum  Vorsitzenden 
wurde  Dr.  Buschan,  zum  Stellvertreter  Hauptmann  a.  D.  Henry,  zu 
Schriftführern  Dr.  Iffland  und  Prof.  Dr.  Walter,  zum  Schatzmeister 
Kaufmann  Schaper  gewählt.  Es  sei  an  dieser  Stelle  an  alle  Fach- 
genossen die  Bitte  um  gütige  Unterstützung  des  Unternehmens  durch 
Zuwendung  von  Sammlungsdoubletten,  Schriften  etc.  gerichtet. 

Stuttgart.  Am  22.  Nov.  d.  J.  verstarb  Studienrat  Dr.  Oscar  Fr  aas, 
der  langjährige  Direktor  des  Naturalienkabinets.  Geboren  am  17.  Januar 
!  1824  zu  Lorch  war  er  ursprünglich  zum  Geistlichen  bestimmt  worden  und 
[  als  solcher  auch  mehrere  Jahre  im  Dienste  der  Kirche  thätig.  Später 
j  wandte  er  sich  der  Geologie  zu  und  erwarb  sich  im  besonderen  durch 
I  seine  Höhlenforschungen  einen  weitgehenden  Ruf. 

j  Teneriffa.     Ein  Malaria  -  Anfall  raffte  auf  Teneriffa  im  Dezember  den 

;  Afrikaforscher    Dr.     Eugen    Zintgraff,    dem    auch    die    ethnographische 

Forschung  mancherlei  zu  verdanken  hat,   im  Alter  von   40  Jahren    dahin. 

Tomsk.     Am    16.    April   verschied    der  Geologe  Dr.   G.  Ossowski, 

I  bekannt  durch  seine  Untersuchungen  der  Höhlen  Polens. 

5* 


Cg  E.     Bibliograpliische  Übersicht. 

Zürich.  Dozent  Dr.  Rudolf  Martin  ist  im  September  von  einer 
ert'olgreiclien  Forsclmngsreise,  die  er  nach  Hinterindien  gegen  Ende  des 
Jahres  1896  unternommen  hatte,  nach  Zürich  zurückgekehrt.  Es  gelang  ihm, 
tief  ins  Innere  vorzudringen,  zahlreiche  Angehörige  wenig  bekannter  Völker 
zu  messen   und  viele  ethnographische  Gegenstände  zu  sammeln. 


E.  Bibliographische  Übersicht. 

Von  Georg  Bus  eh  an.  I 

Laufende  Litteratur  für  das  Jahr  1897.  | 

I.    Anthropologie.  ; 

A.     A.llgemeines. 
1.     Biographieen,  Zusammenfassendes,  Museal-Bericht  e  etc. 

Dorsey,  Physical  anthropology.     Science.     Bd.  6.     JuH  23,  S.   109. 
Drohne    prace    i    notatki    Erazma    Majewskiego    z    Dziedziny    archeologii 

przedhistorycznej  i  etnografii.      Warshawa. 
Flagg,  John  S.,  Anthropology  a  University  study.    Populär  Science  monthly. 

Bd.  51,  S.  510. 
Fusbahn,    W.,   Erinnerungen    an    H.    Schaaffhausen,      Correspondenzblatt 

d.  deutsch,  anthropol.  Gesellschaft.     Bd.   28,  Nr.   8. 
Latastre,     F.,     La    symetrie    chez     les    etres    vivants.      Revue    scientif. 

Juni  26. 
Lennier,    G. ,    Museum   d'histoire   naturelle    et   d'ethnographie   du  Havre. 

Description  de  la  collection  ethnogr.  oceanienne  etc.     Le  Havre. 
M  c  G  e  e ,  The  science  of  humanity.     Amer.  Anthropologist.     August. 
M  or  tili  et,   L' Anthropologie  ä  l'exposition  de  Bruxelles.     Revue  mens,  de 

l'Ecole   d'anthrop.  de  Paris.     Bd.   9,   S.  284. 
Sketch  of  Horatio  Haie.     Populär  Science  monthly.     Bd.  51,  S.  401. 
Vinson,  J.,  Biographie  d'Abel  Hovelacque.     Revue  de  linguistique.     Jan. 

2.     Methoden,  Apparate  etc. 

Ardu-Onnis,  E.,  II  metodo  zoologico  in  antropologia.  Bollett.  della 
Soc.  Rom.  per  gli  studi  zoolog.     Bd.  6,  Heft   1/2  u.  3/4. 

Froriep,  A,,  Zur  Kenntnis  der  Lagebeziehungen  zv^^ischen  Grosshirn 
und  Schädeldach  bei  Menschen  verschiedener  Kopfform.  Mit  einem  An- 
hang: Darstellung  der  cranio-cerebralen  Topographie.     Leipzig. 

Goodall,  Edwin,  An  exact  method  of  recording  deformities  of  the  hard 
palate.     Journ.  of  ment.  science.     Bd.  43,  S.  809. 

Litten,  Paul,  Über  Identifizierung.  Zeitschr.  f.  Kriminalanthropol. 
Bd.  1,  S.  471. 

M'Kendrick,  John,  Notes  on  certain  physical  and  physiological  mea- 
surements  and  estimates.     Journ.  of  anat.     Bd.  31.     Jan. 

Niemann,  A.  Die  photographische  Ausrüstung  des  Forschungsreisenden 
mit  besonderer  Berücksichtigung  der  Tropen.  Berlin.  R.  Oppenheim. 
1896. 


E.     Bibliographische  Übersicht.  ßfj 

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La  Scuola  positiva.     Nr.  4. 
Poll,    H.,    Ein    neuer    Apparat    zur    Bestimmung    der    Schädel  -  Kapazität. 

Verhandl.   d.  Berlin,   anthrop.   Gesellsch.      1896.     Bd.  28,   S.  615. 
Röscher,    G.,    Die    Anthropometrie    in    Hamburg.     Zeitschr.   f.    Kriminal- 

anthrop.     Bd.   1,  S.  497. 
Weissenberg,    S.,   Über  die  verschiedenen  Gesichtsmaasse   und  Gesichts- 

indices,    ihre    Einteilung    und    Brauchbarkeit.     Zeitschrift   f.    Ethnologie. 

Bd.  29,  S.  41. 
Zanke,    Über    Messung    des    Schädelinnenraums.      Neurol.     Centralblatt. 

Bd.   16,  Nr.   11. 


B.     Somatische  Anthropologie. 
1.     Osteologie. 
OL.     Schädel. 

Astros,  L.  d'  et  Bonnifay,  J.,    Le   cräne   hydrocephale    du   museum   de 

Longchamp.     Marseille  med.     Jan.   1. 
Coraini,  E.,  L'articolazione  bigemina  del  bregma.   Atti  della  Soc.  rom.  di 

antropol.     Bd.  4,   S.  301. 
Danilewski,    Experiences    sur    les    relations   entre   le   developpement  du 

cräne   et   des   circonvolutions   du   cerveau.      Compt.  rend.  de   la  Soc.  de 

biol.  Nr.  25. 
Fere,   Note   sur  Tasymetrie    cranio-faciale   dans    l'hemiplegie    spasmodique 

infantile.     Nouv.  Inconogr.  de  la  Salpetriere.     Bd.   10,  Nr.  4. 
Fusari,  Sui  vari  modi  di  sostituzione  della  parte  posteriore   della   lamina 

papiracea  nelF  orbita  dell'  uomo.     Riv.  speriment.  di  freniatria.     Bd.   23, 

S.  541. 
Giuffrida-Ruggeri,  Un  osso  zigomatico  tripartito  e  altre  rare  anomalie. 

Riv.  sperim.  di  freniatria.     Bd.  23.  S.  460. 
Giuffrida-Ruggeri,   Asimmetri   nella    norma    facciale    (cavitä   orbitarie). 

Riv.  sperim    di  freniatria.     Bd.  23,    S.  607. 
Giuffrida-Ruggeri,    V.,    L'ubicazione    dell'    apertura  pyriformis.       Con- 

tributo    alla    craniologia   dei   popoli   delle  valle   di   Po.    Arch.    per    l'an- 

tropol.  e  la  etnol.     Bd.  27,  S.  227. 
Springer,  M.,    Über    die   Stirnnath   und   den   Stirnfontanellknochen  beim 

Menschen.     Dissert.     Königsberg. 
Techini,  L.,   Contribuzione  allo  studio  del  foro  pterigo-spinoso  (Civinnini) 

specialmente  rispetto  ad  alcune  piü   fragmenti  particolariä  craniche  con- 

comitanti  (in  criminali).     Arch.  per  l'antrop.     Bd.  27,  S.  43. 
Tedeschi,  E.,  Studi   sulla  simmetria   del  cranio.    Atti   della  Soc.  rom.  di 

antrop.     Bd.  4,  S.  245. 
Zoja,  Giov.,   Sopra   l'asimmetria   della    mandibola,     Arch.    per    l'antropol. 

Bd.  27,  S.   77. 

ß.     Zahnsystem. 
B.  A.,  La  troisieme  dentition.     La  Medecine  mod.     Bd.  8,  Nr.  79- 
Chiucini,  G.,  Dentizione  sopranumerania   nel  naso.     Arch.  ital.    di   otol., 

rinol.  e  laringol.     1896,  Juli. 
Waiss,  A.  S.,  Congenital  teeth.     New  York  med.  Record.     1896.     Bd.  50, 

S.  803. 


-jQ  E.     Bibliographische  Übersicht. 

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Betti,   M.,  Di   un  processo  anomalo  delF  omero  umano  in  correspondenza 

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Bd.   11,  S.   134. 
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physiol.     Bd.  31.     Juli. 
F^rochownik,   Über   die   Phylogenie   des   Beckens.     Correspondenzbl.  der 

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Rossi,  U.,  Intorno    a    due    casi   di   processo   sopracondiloideo  interno  del 

fomore  umano.     Sperimentale.      1896.     Bd.   50,  Nr.  3. 

,« 

2.     Innere  Organe.  | 

OL.    Gehirn.  |j 

Benham,   The  brain  of  the  primates.     Nature.     April  29. 

Kaes,    Tli.,    Über    den   feineren    Bau    der    Hirnrinde    und    vergleichende 

Messungen  derselben.     Correspondenzbl.    d.  deutschen  anthropologischen 

Gesellsch.     Bd.  28,  Nr.  6. 
Mi  ekle,  Julius,  Atypical  and  unusual   brain-forms,  especiaUy  in  relation 

tu   mental    status.     (Fortsetzung.)     Journ.    of    ment.    science.      Bd.    43, 

S.  462  u.  798. 
Pfister,  H.,  Das  Hirngewicht  im  Kindesalter.     Arch.    f.   Kinderheilkunde. 

Bd.  23. 
Rabitti,    Aug.,    11   peso    del    cervello.     Bologna,    Frat.    Treves    di    Pietro 

Virano.     1896. 
Sterne,     Carus,     Hirngewicht     und    Intelligenz.      Prometheus.     Bd.    8, 

S.  417  u.  442. 

3.     Musculatur. 

Azam  u.  Casteret,  Absence  congenitale  des  pectoraux.  Presse  m^d. 
Nr.   10.     Februar  3,  S.  53. 

Daffner,  Fr.,  ,,Der  Mumienmensch".     Münch.  med.  Wochensch.  Nr.  46. 

Guibe,  M.,  Anomalie  du  jambier  anterieur.  Bull,  de  la  See.  anat.  de 
Paris.     Jahrg.  72,  Bd.   11,  S.  231. 

Karsten,  P.,  Der  Mumienmensch.     Globus,  Bd.   72,  Nr.   10. 

Kohlbrugge,  J.  H.  F.,  Muskeln  und  periphere  Nerven  der  Primaten  mit 
besonderer  Berücksichtigung  ihrer  Anomalien.  Eine  vergleichende  ana- 
tomische und  anthropologische  Untersuchung.     Amsterdam,  J.  Müller. 

Le  double,  Variations  des  muscles  de  la  cuisse  de  Thomme  et  leur  signi- 
fication  au  point  de  vue  de  l'anthropologie  zoologique.  Bibliogr.  anat. 
1896,  Nov.-Dec. 

4.     Integument  (Haut,  Haare)  und  Pigment  (Albinos). 

Brandt,  AI.,    Über   die   sogenannten  Hundemenschen,    bezw.  über  Hyper- 

trichosis  universalis.     Biol.  Centralbl.  Bd.   17,  Nr.  5,  S.   161. 
Brandt,  AI.,  Über  den  Bart  der  Mannweiber  (Viragines).     Biol.  Centralbl. 

Bd.   17,  Nr.  6,  S.  226. 
Dartigues,    Anomalie   congenitale   de   la   region  lombo-sacree :    queue  pi- 

leuse.     Bull,  de  la  Soc.  anat.     Jan.     S.   104. 
Fenezia,  Carlo,  Le  teorie  sulla  genesi  degli  albini.      Arch.   per   l'antrop. 

Bd.  27,  S.  89. 


E,     Bibliographische  Übersicht.  'j  [ 

Freund,  L,,  Ein  mit  Röntgcn-Strahlen  behandelter  Fall  von  Naevus  pig- 
mentosus piliferus.     Wien.  med.  Wochenschr.  Bd.   47,  Nr.   10. 

Hepburn,  D.,  Note  on  Dr.  Harris  H.  Wilder's  paper  ,,on  the  disposition 
of  the  epidermis  folds  upon  the  palms  and  soles  of  primates'-.  Anat. 
Anzeiger  Bd.   13,  Nr.   16,  S.  435. 

Lavrond,  H.,  Conference  d'anthropologie:  les  cheveux  et  les  poils.  Journ. 
des  sciences  med.  de  Lille.     Mai  29. 

Reboul,  Trois  cas  de  cornes  cutanes.  La  Medecine  moderne.  Bd.  8, 
S.  510. 

Wilder,  Harris,  On  the  disposition  of  the  epidermis  folds  upon  the 
palms  and  soles  of  primates.     Anat.  Anzeiger  Bd.   13,  S.  250. 

Zaburin,  V.,  Ein  seltener  Fall  von  erworbener  allgemeiner  Hypertrichosis. 
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S.  649. 

5.     Äussere  Kör  per  formen. 

Fere,  Gh.,  Des  empreintes  digitales  dans  l'etude  des  fonctions  de  la  main. 
Compt.  rend.  de  la  Soc.  de  biol.  de  Paris.     Bd.  3,  S.   1114. 

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adv.   of  science,  Liverpool,   1896.     London. 

Guldberg,  G.,  Über  Asymmetrie  der  Extremitäten  beim  Menschen.  (Nor- 
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Karutz,  Studien  über  die  Form  des  Ohres.  Zeitschr.  f.  Ohrenheilkunde. 
Bd.  30,  S.  242  u.  344;  31,  S.   11. 

Vulker,    Wilh.,  Über  Polymastie.     Dissert.     Bonn. 

6.     Proportionsverliältnisse,  Riesen,  Zwerge. 
Delore,  X.,  Nanisme  par  athyroi'disme  acquis.     La  Medecine  mod.     Bd.  8. 

S.  487. 
Fere,  Gh.,  Les  proportions  relatives    des  os  du  bras    et    de   Favant  -  bras 

chez  les   hemiplegiques  infantiles  et  chez  les  degeneres.     Medecine   mod. 

Bd.  8,  S.  28. 
Fritsch,  G.,  Raphael's  Adam  und  Eva  im  Original  und  Kupferstich.     Ver- 

handl.  d.  Berl.  anthropol.  Gesellsch.     Bd.  29,  S.   183. 
Nehring,  A.,    Über   das   Vorkommen  von  Zwergen   neben  grossen  Leuten 

in  demselben  Volke.     Verhandl.  d.  Berl.  anthropol.  Ges.  Bd.  29,    S.  91. 

C.     Biologie. 

L     Physiologisches  Verhalten. 

1.     Allgemeines   über   Transformismus,    Selektion,  Zuchtwahl, 

Artenbildung  etc. 

Ackermann,  K.,  Tierbastarde.  Zusammenstellung  der  bisherigen  Be- 
obachtungen über  Bastardierung  im  Tierreiche.     Kassel,  Selbstverlag. 

Baldwin,  I.  Mark,  Organische  Selektion.    Biol.  Gentralbl.    Bd.  17,  S.  385. 

Bather,  F.  A.,  Cope's  ,,factors  of  evolution".  Nat.  Science.  Bd.  10, 
Nr.  59,  S.  37. 

Brooks,  W.  K.,  Lyell.     John  Hopkins  Univ.  Circ.     1896.     Bd.  15,  S.  78. 

Brooks,  W.  K.  Lyell  and  Lamarckism:  a  rejoinder.  Nat.  Science. 
1896.     Bd.  4,  S.  115. 

Bulmata,  G.  W.,  Bees  and  the  development  of  flowers.  Nat.  Science, 
Bd.  2,  S.   100. 


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Clodd,    Edra.,    Pioneers    of  evolution,  from   Thaies    to   Huxley.      London, 

(Jrant  Ricliards, 
Flamingo,    G.,    Conflict   of  races,    classes    and    socielies.     Monist.  Bd.    7, 

Nr.   3. 
Herlwig,  Oscar,  Zeit-  und  Streitfragen  der  Biologie.     Heft  2.    Mechanik 

und  Biologie.      Jena,  G.  Fischer. 
Lee,   Alice   u.  Pearson,    Karl,  Mathematical  contribution  to  the  theory 

of  evolution.     On  the  relative    Variation  and    correlation  in  civilized  and 

uncivilized    races.     Proc.  of  the  Roy.  Soc.  London.     Bd.  61,  S.  343. 
Mahoudeau,    P.  G.,    Le  principe    du    transformisme.      Revue    mens,    de 

l'Ecole   d'anlhropol.  de  Paris.     Bd.   7,  S.    193. 
Morgan,   C.  L.,  On  modification  and  Variation.     Science,     1896.     S.   733. 
Osboru  u.  Pul  ton,  Organic  selection.     Science.     Oct.   15. 
Pearson.    K.,    Mathematical    contributions    to  the  theory  of  evolution:    re- 

gression,  heredity  and  panmixia.     Philosoph    Trans.     Bd.   187. 
Pearson,    K.,     On    the    scientific    measure    of   variability.      Nat.    Science. 

Bd.  2,    Nr.   66,  S.   115. 
Poulton,  Remarkable  anticipation  of  modern  views   of  evolution.     Science 

Progress.     April. 
Reibmayer,    Alb.,    Inzucht    und   Vermischung    beim    Menschen.     Wien, 

Fr.  Deuticke. 
Wettstein,   R.  v..   Neuere  Anschauungen    über  die  Entstehung   der  Arten 

im  Pflanzenreiche.     Sehr.  f.  d.  Verbr.  naturw.  Kenntn.     Wien.     Bd.  37, 

S.  33. 
Williams,  H.  S.,    On    the  theory  of  organic  Variation.     Science.     Bd.  6, 

S.  73. 
Wilson,  Edm.,  The  cell  in  development  and  inheritance.     London,  Mac- 

millan  Sc  Co. 
Worgan,  C.  L.,  Organic  selection.     Science.      1896.     Bd.  5,  S.  994. 


2.     Einfluss  von  Milieu,  Klima   etc.,  Anpassung, 
Akklimatisation. 

Below,  E.,Das  Grinell-Land  und   der  Nordpol  in  ihrer  Bedeutung  für  das 

Gesetz  der    ,, Artenbildung    durch  Zonenwechsel".     Die   Natur.     Bd.   46, 

S.  235. 
Burot,  F.  et  Legrand,   A.  M.,   Les  troupes  coloniales;    statistique   de  la 

mortahte.     Paris. 
Hertwig,    0.,    Über    einige   am  befruchteten   Froschei  durch  Centrifugal- 

kraft    hervorgerufene    Mechanomorphosen.      Sitzungsber.   der  Akad.    der 

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Hyatt,    A.,  The    influence  of  woman   in  the  evolution  of  the  human  race. 

Nat.  Science.     Bd.  2,  S.  89. 
Kims  Her,   M.  J.,    Influence  des  conditions  de  miheu  sur   1  evolution   indi- 
viduelle.    Revue  scientif.     Juni  19. 
Koppe,    Über    Blutbefunde    im    Gebirge    etc.     31.  Ber.    d.  oberhess.  Ges. 

f.  Naturheilkunde.     1896.     S.   184. 
Kohlbrugge,  J.  H.  F.,  Das  Höhenklima  tropischer  Inseln   verglichen  mit 

dem  der  Schweiz   in  Bezug  auf  Veränderungen   des  Blutes.     Correspdbl. 

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!  Lucca,    H.,   Einige   Bemerkungen  über  Akklimatisation    und  Leben  in  den 

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Archipels.     Dissert.     München. 

I  Marro,  Antonio.  Influenae  de  Tage  des  parents  sur   les  caracteres  phy- 

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Ottolenghi,    S.,    La   sensibilitä    e    la   condizione   sociale.      Riv.    ital.    di 
sociol.     Bd.   1,  S.  208. 

3.     Zunahme    und  Abnahme   der   Bevölkerung,    Lebensdauer. 

Ballod,  K.,  Die  Lebensfähigkeit  der  städtischen  und  ländlichen  Bevöl- 
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Bertillon,  D.,  Le  probleme  de  la  depopulation.  Revue  polit.  et  Par- 
lament.    Juni. 

Dumont,  Arsene,  Profession  et  natalite.  Bull,  de  la  Soc.  d'anthrop. 
de  Paris.     Bd.  8,  S.  75. 

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manufacture  de  tabacs  de  Nancy.     Ann.  d'hyg.  publ.     Juni. 

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Glenesk,  The  increasing  duration  of  human  life."  Nineteenth  Century. 
September. 

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Rev.  med.  de  l'Est.    April  15. 

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Journ.  of  sociol.     September. 

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Picaud,  A.,  Duree  de  la  vie  autrefois  et  aujourd'hui.  Bull,  de  la  Soc. 
Dauphin  d'ethnol.     April. 

Regnault,  Felix,  Les  causes  de  la  depopulation.  La  M§decine  mod. 
Bd.  8,  Nr.  80. 

4.     Vererbung,  Atavismus,    rudimentäre   Organe. 

Bloch,  R.,  Familiendisposition  bei  symmetrischer  Atrophie  des  Schädel- 
daches.    Prager   med.  Wochenschrift.     Nr.   13  u.  f. 

Cope,  E.  D.,  The  inheritance  of  acquired  characteristics.  Science.  Bd.  5, 
Nr.  121,  S.  633. 

Coulter,  J.  H.  Some  practical  points  in  heredity.  Med.  Exam.,  New 
York.     1896.     Bd.  6,  S.  226. 

Favero,  E.,  Ereditä  nevropatica.     Gazz.  degli  osped.     Bd.  18,  Nr.  34. 

P6re,  L'heredite  t^ratologique.  Journ.  des  connaiss.  med.  1896.  Nr.  15 
bis  17. 


74  E.     Bibliographische  Übersicht.  -^ 

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medical.     Mai   14. 
Kohlbriigge,    J.  H.    F.,  Schwanzbildung    und  Steissdrüse   der   Menschen 

und    das     Gesetz    der    Rückschlagsvererbung.       Natuurkd,      Tijdsch.    v. 

Ned.-Indie.     Dl.  57,  S.  57. 
Kohlbrugge,  Der  Atavismus.     Utrecht,  C.  Scrinerius. 
Lombroso,  Atavismus  und  Entwicklung.     Deutsche  Revue.     August. 
Lustig,   A.,    Sulla  trasmissione   per   ereditä   e  per  l'allattamento  dell'  im- 

munitä  acquisita.     Gazz.   degl.  osped.     März   7. 
Oglc,  W.  M.,  Heredity.     Med.  and  surg.  Reporter.     Juli  31. 
Pierret,  L'heredite  psychopathique.     Revue  scientifique.     Mai  22  u.  29. 
S avage,  G.  M.,  On  heredity  in  neurosis.     Lancet.     Jan.   16.     S.   178. 
Schmidt,  W.,  Über  Heredität  der  Tuberkulose  nach   statistischen   Unter- 
suchungen aus  der  medizinischen  Poliklinik.     Diss.     Erlangen. 
Souberbielle,  M.,  Apercu  sur  l'heredite  morbide  directe  et  indirecte  ou 

de  terrain.     Paris. 
Wal  lisch,  W.,  Überzählige   Zähne  und  ihre  Beziehung   zur  atavistischen 

Theorie.     Deutsche   Monatsschrift    für   Zahnheilkunde.     Bd.    14.     Nr.   4, 

S.   160. 

5.     Stellung  des  Menschen  in   der  Tierreihe,  Vorfahren 
des  Menschen  etc. 

Dupre,  E.,    Origine    ancestrale     et    signification    quadrupede    des   mouve- 

ments    des    bras    dans    la    marche    humaine.      Semaine    med.     Bd.    17, 

S.  354. 
Earle,  Charles,    The   Lemurs   as  ancestors  of  the   apes.     Nat.    Science. 

Bd.  10,  S.  309. 
Gaskell,     W.  H.,    The  origin    of  vertebrates.     Nature.     1896.     Bd.    54, 

S.  551  u.  606. 

6.     Biologisches  Verhalten  des  Einzel-Individuums, 
a.    Geschlecht. 

Gizycki,   Paul   v.,    Vom   Baume   der  Erkenntnis.     Fragmente    zur    Ethik 

und     Psychologie     aus     der     Weltlitteratur.      II.     Das    Weib.     Berlin, 

F.  Dümmler's  Verlag. 
Keiffer,    Un    cas  de   virilisme.     Gaz.   hebdom.   Bd.  44,  Nr.  8;    Centralbl. 

f.  Gynaecol.  Nr.   17. 
Lange,  Helene,    Intellektuelle    Grenzlinien    zwischen    Mann    und    Frau. 

Berlin,  W.  Moser. 
L an 0 V,  P.,  Das  Geschlecht.     Eine  biologische  Skizze.     Die  Natur.     Bd.  46, 

S.  223. 
Temrado,    H.,    El    feminismo   ante    la  ciencia.     El    Eco    de   consultorio. 

Nr.  13. 
Thomas,    Will.    J.,    On    a    difference    in    the   metabolism   of  the  sexes. 

Amer.  Journ.  of  sociol.     Juli. 
Verrier,   Les   aptitudes   de  la  fenrnie  et  sa  craniologie.     Bull,    de  la  Soc. 

d'ethnogr.     März. 

ß.     Geistige  Entwickelung. 

Baldwin,   J.  M,   Die  Entwickelung    des  Geistes  beim  Kinde   und  bei  der 
Rasse.     Berlin,  Reuther  &  Reichard. 


# 


E.     Bibliographische  Übersicht.  75 

Baldwin,    J.  M.,    Social    interpretation   of  the  principles   of  mental  deve- 

lopment.     New  York,  Macmillan. 
Binet,    La  precocitä  intellectuelle  dans   la  famille  Pascal.     Archives  m6d. 

d'Augers.     Juli  20. 
Compayre,    G.,    The    intellectiial   and    moral   development    of    the    child. 

New  York,  Appleton  1896. 
Crozier,    J.   Beattie,   History   of  intellectual   development,    on   the  lines 

of  modern  evolution.     London,  Longmans,  Green  &  Co. 
Guicciarde,    G.    u.   Ferrari,  G.  C,    II  calcolatore  mentale  ,,Zaneboni** 

contributo  alla  psicologia   delle  memorie   parziali.     Riv.  sperim.  di    fren. 

Bd.  23,  S.   132. 
Hamlin,  A.  J.,  An  attempt  of  a  psychology  of  instinct.     Mind.  Jan.    Nr.  21. 
Oswald,  Genetic  instincts.     Modern  Medicin.     Nr.   1. 
Rosic,  V.,    Über   die  Gemütsstimmimg.     (Serbisch.)     Srpski  archiv  za  ce- 

lokupno  lekerstvo.     Bd.  3,  Heft  7,  S.   160. 


y.     Körperliche  Entwickeln  ng. 

Barbard  et  Lefevre,  La  puberte  chez  la  femme.     Paris. 

Bonnifay,  J.,  Du  developpement  de  la  tete  au  point  de  vue  de  la  cepha- 

lom^trie  depuis  la  naissance  jusqu'ä  Tage  adulte.     Lyon. 
Combe,    Körperlänge   und   Wachstum   der  Volksschulkinder  in  Lausanne. 

Zeitschr.  f.  Schulgesundheitspflge.     1896,  Bd.  9,  S.  569. 
Croisier,    Un    cas    d'obesit^    chez    un   enfant  de  4  ans    %.     Bull,  de  la 

Sog.  d'anthrop.   de  Paris.     Bd.  8,  S.  270. 
Daffner,  E.,  Das  Wachstum  des  Menschen.     Leipzig,  W.  Engelmann. 
Heubner,   Achtmonatliches    Kind   von    19,5   kg   Gewicht   infolge  enormer 

Fettentwickelung.     Deutsche   med.  Wochenschr.     Bd.    23.      Ver.-Beilage 
_    Nr.  2. 
Letourneur,  L.,  De  Tinfluence  de  la  profession  de  la  mere  sur  le  poids 

de  l'enfant  (etude  statistique).     Paris. 
Li  vi,   R.,   Delle   sviluppo   del  corpo   (statura  e  perimetro  toracico)  in  rap- 

porto  colla  professione  e  colla  condizione  sociale.     Roma,  Enr.  Voghera. 
Marro,  D.,  La  pubertä  studiata  nell' uomo  e  nella  donna.    Torino,    Bocca. 

1898. 
Marty,    Professions  et  developpement    physique.     Annales   d'hygiene   publ. 

Bd.  37,  Nr.  4  u.  5. 
Marty,   Etude  statistique   sur  l'influence  de  la  profession  ou  point  de  vue 

du  developpement  physique.     Arch.  de  med.  et  de  pharm,   milit.     Juni. 
Recht,  K.,  Das  Mittelgewicht  neugeborener  Kinder.     Diss.  Bonn. 
Seuvre.  Menstruation  enfantine   ou   prematuree.     Union    med.    du    Nord- 

Est.     Jan.  30. 


h.     Fortpflanzung,  Fruchtbarkeit,  Empfängnis,  Geburt  etc. 
I    Ibotson,  Edw.  C.  B.,  Superfoetation.     Lancet.     März  20,  S.  854. 


Mills,  H.  W.,  A  case  of  superfoetation.     Lancet.     März  13,  S.  736. 
Valenta,    A.  v..   Ein  Fall  von  kolossaler   erbHcher   Fruchtbarkeit.     Wien. 

med.  Wochenschr.     Jan.   16. 
Zoja,  R.,  Stato  attuale  degli  studi  sulla  fecondazione.     Bull,  scient.  Pavia. 

1896.     Bd.   18.  Nr.  2—4. 


^(^  E.    Bibliographische  Übersicht. 

£.     Rechts-  und  Linkshändigkeit. 
Bastian,   Charlton,  Right-handencss.     Lancet.     S.   1235. 
Campbell,    Harry,  Right-handeness.     Lancet.     S.    1503. 
Reid,    G.    A.    u.    Poore,    G.    V.,    Right-handeness.     Lancet.      S.    1174 

u.   1634. 
Rimpau,    W.,   Rechts   und    links  arbeiten.     Verhandl.    d.  Berlin,  anthrop. 

Gesellsch.     Bd.  29,  S.  263.  « 

Struthers,  J.,  Right-handeness.     Lancet.     S.   1114.  *- 

II.     Pathologisches  Verhalten. 

1.  Monstruositäten, 

a.     Missbildungen  an  Fingern. 

Chiaventino,  Polidactilia   ereditaria.     Arch.  di  psich.     Bd.   18,  S.  434. 

Cremazy,  De  la  polydactyhe.     These  de  Toulouse.      1896. 

Fenizia,    C.  N.,    Un    nuovo    caso    di    emiteria    (extradactylia    ereditaria). 

Boll.  nat.  coli.     Siena.     Bd.    16,  Nr.   11;  Bd.   17,  Nr.    1. 
Koenig,    Anton,    Zwei    Fälle    von    Polydaktylie    bei    der   Gemse    (Rupi- 

capra).     Verhandl.    d.    zool.-bot.    Gesellsch.    in    Wien.      1896.     Bd.  46, 

Heft  10,  Nr.  451. 
Rasch,  Heinrich,  Ein  Fall  von  kongenitaler  kompleter    Syndaktylie  und 

Polydaktylie.     Beitr.  z.  klin.  Chirurgie.     Bd.   18,  S.  537. 

ß.     Missbildungen  der  Genitalien  (Hemaphroditismus  etc.). 
Alexander,  E,  Über  einen  Fall  von  Pseudohermaphroditismus.     Deutsch. 

med.  Wochenschr.     Nr.  38. 
Beck,    C,    Description    of   specimen    taken    from    a  hermaphrodite.     New 

York  med.  Record.     Bd.  51,  S.  260. 
Goltman,    A    case    of   pseudohermaphroditisme.      Amer.    Journ.     of    ob- 

stetrics.     August. 
Ortiz   y   Cördoba,   J.,   Pseudo-Hermaphrodism.     New  York  med.  Record. 

1896.     Bd.  50,  S.  796. 
Oster  tag,  M.,  Ein  Fall  von  Gaumenspalte  (Schistocephalus   fissipalatinus). 

Deutsche  tierärztl.  W^ochenschr.     Bd.  5,  Nr.   7,  S.  54. 
Passarini,  Pseudo-hermaphrodite  androgynoide.     Nouv.   Montpellier   med. 

Mai  1. 
Schmidt,    R.,    Hermaphroditismus    lateralis    beim   Schwein.     Berlin,    tier- 
ärztl. Wochenschr.     Nr.   12,  S.   133. 

2.  Kons  anguinität. 

Bateman,  Fr.,  On  intemperance,  consanguine  marriages,  and  educa- 
tional  overpressure,  as  factors  to  the  genesis  of  nerve  disease  and  de- 
generation    of  the  race.     Alienist   and  Neurologist.     Bd.  28,  S.   122. 

Renner,  S.,  Über  Ehe  unter  Blutsverwandten.     Diss.     München.     1896. 

Roth,  J.  H.,  Über  den  Einfluss  der  Blutsverwandtschaft  auf  die  Ent- 
stehung von  Geisteskrankheiten.  Friedreich's  Blätter  f.  gerichtl.  Med. 
Nr.  5  u.  f. 

3.     Microcephalie,  Idiotie. 
Bateman,  The  idiot;    bis    place    in    creation    and   his   Claims   on  society. 
London,  Jarrold  and   Sons. 


E.     Bibliographische  Übersiclit.  77 

Pfleger,    L.    u.  Pilcz,    A.,    Beiträge    zur   Lehre   von   der   Microcephalie. 

Wien,  Fr.  Deuticke. 
Redlich,   Demonstration    zweier   microcephaler  Brüder.  (B.)     Wien.  med. 

Wochenschr.     Bd.  47,  Nr.  25. 


4.     Degenerationsanthropologie,  Verbrecheranthropologie 
(in  somatischer  und  physiologischer  Hinsicht),  Genie  etc. 

Arräez,    El  sistema   piloso  de  los    delincuentes  andaluces.      Anales  de   la 

Soc.  Espaila  de  historia  natural.     Bd.   15,    S.   77. 
Baldwin,    J.    M.,    The    genius    and    its    environnement.     Popul.    Science 

monthly.     1896.     S.  312  u.  522. 
Cappelletti,    L.    e  Finzi,    J.,    Alcuni   crani   di  frenastenici.     Arch.    per 

l'antropol.  e  la  etnol.     Bd.  27,  S.   133. 
Delassus,    Les    criminels    et  les  theories    de   le    criminalite,     Journ.  des 

sciences  med.  de  Lille.     Aug.  21   28. 
F^re,   Le    dedoublement    du    tourbillon  des   cheveux  et  de  l'infundibulum 

sacrococcygien.     Nouv.  Iconogr.  de  la  Salpetr.     Bd.   10,  Nr.  3. 
Ferri,    Enrico,     Les     criminels     dans     l'art    et    la    Htterature.      Paris. 

Alcan. 
Ferriani,    L.,    Entartete   Mütter.      Eine   psychisch-juridische  Abhandlung. 

Übersetzt  von  A.  Ruhemann.     Berlin,  S.  Cronbach. 
Giuffrida-Ruggeri,    V.,    Sulla    dignitä  morfologica    dei   segni  detti  ,,de- 

generativi".     Atti  della  Soc.  rom.  di  antropol.     Bd.  4,  S.   103. 
Giuffrida-Ruggeri,    Sul   significato   diagnostico   dei   segni    somatici    ab- 
norm!  dedotto   della  percentuale   con  la  quäle  essi  segni  presi  singolar- 

mente   si   presentano    nelle   singule   degenerazioni   psichiche.     3.  intern. 

Kongr.  f.  Psychol.  in  München,     S.  310. 
Leopold,  Missbildungen  und  Stellungsanomalien   des  Zäpfchens.     Dissert. 

Rostock. 
Mingazzini,    Sul    valore    morfologico    dei  segni    degenerativi      3.  intern. 

Kongr.  f.  Psychol.  in  München.     S.  320. 
Minovici,  Remarques  statistiques  relatives  ä  l'anthropologie   du    criminel. 

Annales  des  sciences  med.     1896.     Bd.   1,  S.   536. 
Moraglia,  G.  B.,   Die  Onanie  beim  normalen  Weibe   und   bei  den  Prosti- 
tuierten.    Zeitschr.  f.  Kriminalanthropol.     Bd.   1,  S.  478. 
Niceforo,  A,,  La  criminalitä  in  Sardegna.     Palermo,  Sandron. 
Ottolenghi,    I   delinquenti   nell'    esercito   studiati    in  265    processi    cri- 

minali.     Arch.  di  psich.     Bd.   18.  S.  346. 
Ottolenghi,    S.,   Applicazioni  pratiche   degli   studi    su   265  processi   cri- 

minali.     Arch.  di  psich.     Bd.   18,  S.  363. 
Pasquarelli,  P.,   Antropologia   criminale   e   folk-lore    conoscere   per  gio- 

vare.     L'Anomalo.     Bd.  7,  S.  93. 
Perrier,    Gh.,    Du    tatouage    chez    les    criminels.      Archives    d'anthrop. 

crimin.     Bd.   12,  S.  485. 
Puglia,  F.,  Nozione  dei   delitto   secondo  i  principii   della  Scuola  positiva. 

Arch.  di  psich.  Bd.   18.  S.  351. 
Rossi,  V.,  Studio  sopra  una  seconda  centuria  di  criminali  comparati  con 

quelli  della  prima  centuria.     Aquila. 
Spina,  Rosario,  La  sensibihtä   generale  nei   delinquenti   e    nelle   prosti- 

tute.     Riv.  quindic.  di  psicol.,  psich.,  neuropatol.     Bd.   1,  S.  65. 


7g  E.     Bibliographische  Übersicht. 

Starr,  Study  of  the  criminal  in  Mexico.     Amer.  Journ.  of  sociology.    Juli. 
Truc,    H,,    Gandibert,    J.  et  Rouveyroles.     Contribution   ä  l'^tude  de 

l'oeil   et  de  la  vision  chez   les  criminels.     Annales  d'oculist.     April. 
Vicars,  Raleigh,  Crime  and  criminals.     Humanitarian.     Juni. 

II.    Ethnologie. 

J^.    Allgemeines.  f 

Achelis,  Ethnologie  und  Ethik.  Fragen  des  öffentlichen  Lebens  v.  Rieh. 
Wrede.     Bd.  2,  Heft  6. 

Achelis,  Th.,  Völkerkunde  und  Ethik.  Naturwiss.  Wochenschr.  Bd.  12, 
Nr.  32. 

Achelis,  Th.,  Völkerkunde  und  Psychologie.  Naturwiss.  Wochenschr. 
Bd.   12,  Nr.  20. 

Ratzel,  Die  geographische  Methode  in  der  Ethnographie.  Geogr.  Zeitschr. 
Bd.  3,  Heft  5. 

Vierkandt,  Die  Kulturformen  und  ihre  geographische  Verbreitung.  Geo- 
graph. Zeitschr.     Bd.  3,  Heft  5  u.  6. 

Weiss,  Berthold,  Die  Zukunft  der  Menschheit.  Naturw.  Wochenschr. 
Bd.  12,  Nr.  31. 

B.    Sociologie.  ; 

Gesellschafts-,  Staatenbildung  u.  a. 

Gaidoz,   La  fraternisation.     Melusine.     Bd.  8,  Nr.   10. 

Gumpowicz,   L.,    Le   origine   della   societä  umane.     Riv.    ital.    di    socio- 

logia.     Bd.   1,  S.  55. 
Perrier,   E,,    Les  colonies   animales    et    la  formation  des  organes.    Revue 

encyclop.     Bd.   7,  Nr.   190. 
Treitschke,  H.   v.,  Entstehung  und  Untergang  der  Staaten.     Rundschau, 

Unterhaltungsbeilage  d.  deutsch.  Zeitung.     Bd.  2,  Nr.  241 — 244. 

Familie,  Ehe. 

Bebel,  A.,  Über  die  Verwandtschaftsorganisation  der  Zigeuner.     Die  neue 

Zeit.     JuH  17. 
Clerici,    L.,    Considerazioni  economiche  suU'  origine   della   famiglia.     Ve- 

nezia.     1896. 
Enjoy,    P.    d',    La  cohesion,    familiale  chinoise.     Revue  intern,  de  sociol. 

Nr.  7. 
J.  G.,   La  propiete   familiale,  son  role   dans  le  passe.     L'Association  catho- 

lique.     Juni   15. 
McGee,    W.  J.,    The  beginning    of   marriage.     Amer.    Anthropol.     1896. 

S.  371  ff. 
Meynial,  E.,  Les  mariages   apres    les    invasions.     Nouv.  Revue  histor.  de 

droit  franQ.     April. 
Tillier,  L.,  Le  mariage,  sa  genese  et  son  evolution.     Paris,  Edit.  scientif. 

1878. 

Wirtschaftliche  Verhältnisse. 
Ammon,    Otto,    Die    wirtschaftsfähige    Leistungsfähigkeit   lang-  und  rund- 

köpfiger     Bevölkerungen.      Rundschau.      (Deutsche    Zeitung.)      Bd.    2, 

Nr.   109  u.   118. 


E.     Bibliographische  Übersicht.  79 

Dallemagne,  Biologie  et  sociologie.  Revue  de  l'Univ.  de  Bruxelles. 
Bd.  2.     März-April. 

Hildebrandt,  R.,  Recht  und  Sitte  auf  den  verschiedenen  wirtschaftlichen 
Kulturstufen.     Jena,  Fischer. 

La  Bon,  Gustave,  Le  socialisme  suivant  les  races.  Revue  philos.  Juli- 
August. 

Jurisprudenz,  Recht. 

Enjoy,  P.  d',  La  femme.     1.  Le  droit  des  veuves  en  Europe  et  en  Chine. 

Bull,  de  la  Soc.  d'anthrop.  de  Paris.     Bd.  8,  S.   59. 
Fragapane,  S.     II  problema  delle  origine  del  diritto.     Roma. 
Grasserie,  R.  de  la,  Des  origines,  de  l'evolution  et  de  l'avenir   du   jury. 

Revue  intern,  de  sociol.     Aug.-Sept. 
Mauss,  La  rehgion  et  les  origines  du  droit  penal.     Revue  de  l'histoire  des 

religions.     Bd.  26,  Nr.   1. 
Steinmetz,    Continuität  oder   Lohn  und   Strafe    im  Jenseits   der  Wilden. 

Arch.  f.  Anthropol.     Bd.  24,  Heft  4. 

Handel  und  Geld. 

Babel on,  E.,  Les  origines  de  la  monnaie  considerees  au  point  de  vue 
economique  et  historique,     Paris.     Firmin-Didot  et  Co. 

Letourneau,  Gh.,  Evolution  du  commerce  dans  les  diverses  races  hu- 
maines.     Paris,  Vigot. 

Letourneau,  Gh.,  L'äge  precommercial.  Bull,  de  la  Soc.  d'anthropol. 
de  Paris.     Bd.  8,  S.   152. 

Schurtz,  Beiträge  zur  Entstehungsgeschichte  des  Geldes.  Deutsche  geo- 
graphische Blätter.     Bd.  20,  Nr.   1/2. 

Schurtz,  H.,  Die  Urgeschichte  des  Geldes.     Weimar,  E.  Felber. 

Sviatlowsky,  W.,  Die  Geschichte  und  Entwicklung  der  altrussischen 
Geldsysteme.     Diss.     München. 

Sklaverei. 
Menos,  H.,  L'evolution  du  service  domestique.     Revue  social.     Mai. 

Künste. 

Balfour,  Henry,    A    primitive    musical    instrument,      Reliquary   and   ill. 

Archaeologist  1896. 
Grosse,  E.,  The  beginnings  of  art.     New  York,  Appleton. 
Wallaschek,    Richard,    Anfänge    unseres   Musiksystems   in   der  Urzeit. 

Mitteil.  d.  anthropol.  Gesell,  in  Wien.     Bd.  27,     Sitzungsber.     S.   10. 

Schrift  und  Sprache. 

Bordier,    Origine  prehistorique   de  l'ecriture.     Bull,    de   la  Soc.  Dauphin. 

d'ethnol.     April. 
Letourneau,    La    paleographie  megalithique  de    certaines  lettres    latines. 

Bull,  de  la  Soc.  d'anthrop.  de  Paris.     Bd.  8,  S.  274. 
Much,    M. ,    Ist    unsere    Schrift  ein  Geschenk    der    Phönizier.?     Globus. 

Bd.  71,  Nr.  5. 
Timmermanns,     A. ,     Comment     se     forme     un    mot.      Revue    scientif. 

Mai  8. 


gQ  E.     Bibliographische  Übersicht. 

Astronomie.  | 

Gaillard,  F.,  L'astronomie  pr6historique.     Paris,  Charles. 

Zahlsystem. 

Crawley,  E.  S.,  The  origin  and  development  of  number  Systems.  Po- 
pulär Science  monthly.     Bd.  51,  S.    524. 

Lindemann,  F.,  Zur  Geschichte  der  Polyeder  und  der  Zahlzeichen. 
Sitzungsber.  d.  math.-phys.  Kl.  d.  k.  bayer.  Akd.  d.  Wissensch.  Bd.  26. 
Heft  4. 

Farbensinn. 

Benekay,    N.  B.,    Du   sens   chromatique   dans  l'antiquit^  sur  la  base  des 

dernieres  decouvertes.     Paris. 
Jastrow,   J.,   The  populär  aesthetics  of  colour.     Popul.   Science  Monthly. 

Bd.  50,  S.  361. 

Schmuck,  Tättowierung  etc. 
Fritsch,  Präparate  von  tätowierten  Hautstücken  des  Menschen.   Verhandl. 
d.  Berl.  anthropol.  Gesellsch.     Bd.  29,  S.  231. 

Wohnung,  Behausung.  J 

Charusin,  N.,  Geschichte  der  Entwickelung  der  Behausung  bei  den  no- 
madisierenden und  halbnomadisierenden  türkischen  und  mongolischen 
Völkerschaften  Russlands.     (Russ.)     Moskau.     1896. 

Kittler,  Über  die  geographische  Verbreitung  und  Natur  der  Erdpyramiden. 
München,  Th.  Ackermann. 

Technische  Fertigkeiten. 

Brinton,  Daniel  G.,  The  so-called  ,,bow-puller"    identified    as    the   greek 

|Aup[JiY]^.     Bull,    of  the   Mus.    of  science   and  art.     Philadelphia.     Bd.   1, 

Nr.   1,  Juni   15. 
Espinas,  A.,  Les  origines  de  la  technologie.     Etüde   sociologique.     Paris, 

Alcan. 
McGuire,    J.   D.   A.,    Study   of  the   primitive   methods   of  drilling.      Rep. 

U.  St.  Nat.  mus.     1894.     Wash.   1896.     S.  623. 
Nicolai,   A.,   Note  au    sujet  d'une    serie  de  fusaioles  modernes  fabriqu^es 

dans  les  Pyrenees.     Bull,  de  la  Soc.  de  geogr.  commerc.   de  Bordeaux. 

Januar. 

Ernährung,  Speisen,  Getränke. 

Lapicque,  L.,    Determination    quantitative    de  la    ration    alimentaire    de 

l'homme.  Revue   mens,    de  l'Ecole  d'anthrop.  de  Paris.     Bd.  7,  S.  353. 

Mortui  et,  Geb.   de,   Les   poissons   fermentees.  Revue  mens,    de  l'Ecole 

d'anthrop.  de  Paris.     Bd.  9,  S.  257. 

Religion,  Kultus. 
Brinton,    Daniel   G.,   Religion   of  primitive   peoples.     New   York,    G.   S. 

Putnam's  Sons. 
Carus,   P.,  Devil  worship  as  an  early  and  natural  stage  in  the   evolution 

of  religion.     Amer.  Antiquar.     1896.     S.  95. 


E.     Bibliographische  Übersicht.  81 

Chervin   u.    Soidi,  La   langue   sacree.     La   cosmoglyphie ;  le  mystere  de 

la  creation.     BulL  de  la  Soc.  d'anthrop.  de  Paris.     Paris.     Bd.  8,  S.  246. 
Forlong,  J.  G.  R.,  Stört  studies  in  the  science   of   comparative   religions, 

embracing  all  the  religions  of  Asia.     London,  Quaritsch. 
Freydorf,  E.  v.,  Der  Seele  Vierteilung.     Globus.     Bd.  72,  Nr.  9. 
Hennig,  L.,  Religion  und  Völkerkunde.     Globus,  Bd.  71,  Nr.  8. 
Howard,     Clifford,    Sex    worship.     An  exposition    of  the  phallic  origin 

of  religion.     Washington,  the  author. 
Jevons,  F.  Byron,  An  introduction  to  the  history  of  religion.     London, 

Methuen  &  Co. 
Kingsien,    Mary    H.,    The    fetish   view   of  the   human   soul.      Folk-lore. 

Bd.  8,  Nr.  2,  S.   138. 
Lefevre,    Andre,    Mars,    dieu    du  printemps,    de  l'orage    et  de  la  fecon- 

dite.     Revue  mens,  de  l'Ecole  d'anthrop.  de  Paris.     Bd.  6,  S.    176. 
Lefevre,  A.,  Hercule  chez  les  Latins.     Revue  mens,  de  l'Ecole  d'anthrop. 

Bd.  7,  S.  289. 
Marshall,  H.  R.,  The  religious  instinct.     Mind.  N.  S.     Nr.  21.     Jan. 
McGee,  The  beginning  of  zooculture.     Amer.   Anthropologist.     Juli. 
Reichel,  W.,  Über  vorhellenische  Götterculte.     Wien.     A.  Holder. 
Schwartz,  W.,  Die  altgriechischen  Schlangengottheiten,  ein   Beispiel    der 

Anlehnung  altheidnischen  Volksglaubens  an  die  Natur.     Berlin,  W,  Hertz 
Simpson,  W.,  The  orientation  or  direction  of  temples.    London. 
Trumbull,  H.,   Clay,    The  Threshold  Convenant,    or  the  beginning  of  re- 
ligious rites.     Edinburgh,  Clark.      1896. 
Weir,  James,  The  psychical    correlation  of  religious  emotion  and  sexual 

desire.     Ov^rensboro,  Ky.,  Selbstverlag. 

Ritus. 

Nowotny,  Nachbildungen  von  Körperteilen  als  Grabbeigabe.  Mitteil.  d. 
anthropol.  Gesellsch.  in  Wien.     1896.     Bd.  27,  S    64. 

Petak,  Über  die  Bedeutung  der  Sterbe-Andenken.  Zeitschr.  f.  Österreich. 
Volkskunde.      1896.     Heft  10-12. 

Petrie,  Flinders,  Cannibalism:  eaten  with  honor.  Contemporary  Re- 
view.    Juni. 

Zaborowski,  La  circoncision  chez  les  juifs  et  au  Soudan.  Bull,  de  la 
Soc.  d'anthrop.  de  Paris.     Bd.  8.  S.   164. 

Folklore,  Aberglauben.*) 

Alberti,  Karl,  Über  die  Bedeutung  der  Kreuzsteine,  insbesondere  des 
Ascher  Bezirks.     Asch,  Selbstverlag. 

Berenger,  Ferand,  Superstitions  et  survivances  etudies  au  point  de 
vue  de  leur  origine  et  de  leurs  transformations.     Paris,  Leroux. 

Chambe riain,  The  mythology  and  Folk-lore  of  invention.  Journ.  of 
Amer.  Folk-lore.     April-Juni. 

Oaidoz,  L'etymologie  populaire  et  le  Fol  k- lore.     Melusine.     Bd.  8,  Nr.  10. 

Karutz,  Volksmedicin  auf  dem  Gebiete  der  Ohren-,  Nasen-  und  Hals- 
krankheiten,    Zeitschr.  f.  Ohrenheilkunde.     Bd.  30,  S.  36. 


*)  Von  localen  Mythen,  Aberglauben,  Gebräuchen  etc.  haben  im  folgenden 
nur  die  grösseren  Arbeiten  Beachtung  gefunden.  Besonders  trifft  dieses  für 
das  deutsche  Folklore  zu. 

Centralblatt  für  Anthropologie.    1898.  G 


82  E.     Bibliographische  Übersicht. 

Karutz,  Das  Ohr  im  Volksglauben.     Globus  Bd.   72.  Nr.   U. 

Kleinpaul,  R.,  Die  Lebendigen  und  die  Toten  im  Volksglauben.  Re- 
ligion und  Sage.     Leipzig,  G.  J.  Göschen. 

Krause,  Ed.,  Sagen,  welche  sich  an  vorgeschichtliche  Gräber  anknüpfen, 
und  über  anderen  Aberglauben.  Verhandl.  d.  Berl.  anthrop.  Gesellsch. 
Bd.  29,  S.   117. 

Mandl,  Mittelman,  Haase  etc.,  Das  Kind  in  Glaube  und  Brauch  der 
Völker.     Der  Urquell.     Bd.   1,  Heft   1,  5,  6  u.  7. 

Mannhart,  W.,  Zauber  glauben  und  Geheimwissen  im  Spiegel  der  Jahr- 
hunderte.    Leipzig,  Borsdorf. 

March,  Colley,  The  mythology  of  wise  birds.  Journ.  of  Ihe  anthrop. 
InstiL     Bd.  27,  S.  209. 

Newell,  The  legend  of  the  holy  grail.  Journ.  of  Amer.  Folk-lore. 
April-Juni. 

Peacock,  M.,  The  horse  in  relation  to  water-lore.  Antiquary.  Bd.  33, 
Heft  3. 

Regnauld,  P.,  Comment  naissent  les  mythes.     Paris,  Alcan. 

Sartori,  Glockensagen.     Zeitschr.  d.  Ver.  f.  Volkskunde.     Heft  2  u.  3. 

Seklemian,  The  wicked  stepmother.  Journ.  of  Amer.  Folk-lore.  April- 
Juni. 

Vierkandt,  A.,  Die  Entstehungsgründe  neuer  Sitte.  Festschr.  d.  herzogl. 
techn.  Hochschule  bei  Gelegenheit  d.  69.  Versamml.  deutsch.  Naturf. 
u.  Ärzte  1897. 

Walhouse,   J.,   Folk-lore   parallels   and   coincidences.     Folk-lore.     Bd.  8. 

Nr.  3. 

Verschiedenes. 

Bartels,   M.,    Über    einen   antiken  Mutterkranz.     Verhandl.  d.  Berlin,  an- 

thropol.  Gesellsch.     Bd.  29,  S.   52. 
Enjoy,  P.  d',   Le   baiser   en  Europe  et  en  Chine.     Bull,  de   la  Sog.  d'an- 

throp.  de  Paris.     Bd.  8,   S.   181. 

Joest,  W.,  Die  einbeinige  Ruhestellung  der  Naturvölker.     Globus.     Bd.  71, 

Nr.  7. 
Peter,    Hugo,    Hausmarken    und  Steinmetzzeichen   in  und  um  Eisenach. 

Eisenach,  H.  Kahle. 

Zaborowski,  Les  hommes  ä  queue.  Bull,  de  la  Soc.  d'anthropol.  de 
Paris.     Bd.  8,  S.  28. 

C.     Spezielle  Ethnographie. 

Allgemeines  über  Rassen. 

Gobineau,  Versuch  über  die  Ungleichheit  der  Menschenrassen.  Stutt- 
gart, F.  Frommann. 

Koeppen,  W.,  Über  die  Dreiteilung  des  Menschengeschlechtes.  Corre- 
spondenzbl.  d.  deutsch,  anthropol.  Gesellsch.     Bd.  28,  Nr.  6. 

Lapouge,  G.  de,  Correlations  fmancieres  de  l'indice  cephalique.  Re- 
vue d'^conomie  polit.     März. 

Novicow,  J,,  L'avenir  de  la  race  blanche.     Paris,  Alcan. 


E.     Bibliographische  Übersicht.  g3 

1.     Europa. 
Allgemeines. 

Deniker,  J.,  Les  races  europeennes.  Bull,  de  la  Soc.  d'anthrop.  de  Paris 
Bd.  8,  S.   189. 

Marx,  Fr..  Die  Beziehungen  der  klassischen  Völker  des  Altertums  zu  dem 
klassisch  -  germanischen  Norden.  Beilage  z.  Allg.  Zeitung.  München. 
Nr.   162  u.   163. 

Penka,  K.,  Zur  Paläoethnologie  Mittel-  u.  Südeuropas.  Mitteil,  der 
anthrop.  Gesellsch.  in  Wien.     Bd.  27,  S.   18. 

Sergi,  Gr.,  Ursprung  und  Verbreitung  des  mittelländischen  Stammes.  An- 
hang:   Die  Arier    in   Italien.     Leipzig,  W.  Friedrich. 

Arier,  Indogermanen. 

Brugmann,  K.  u.  Delbrück,  B.,  Grundriss  der  vergleichenden  Gram- 
matik der  indogermanischen   Sprachen.     Strassburg,  J.  Truebner. 

Flensburg,  N.,  Studien  auf  dem  Gebiete  der  indogermanischen  Wurzel- 
bildung.    Semasiologiseh-etymologische  Beiträge.     Lund,  Hj.  Moeller. 

Ihering,  R.  v.,  The  evolution  of  the  Aryan.  London,  Swan,  Sonnenschein 
&  Co. 

Leist,  W.  B.,  Alt-arisches  Jus  civile.     Jena,  Fischer. 

Ripley,  Will,,  Z.,  The  racial  geography  of  Europe.  Popul.  Science 
monthly.     Bd.  51,  S.   192,  289,  433  u.  613;  Bd.  52,  S.  48  u.   145. 

Tappeiner,  Der  europäische  Mensch  ist  ein  in  Europa  autochthoner 
Arier.     CorrespondenzbL  d.  deutsch,  anthrop.  Gesellsch.     Bd.  28,  Nr.  7. 

Skandinavien. 

Feilberg,  Zwieselbäume  nebst  verwandtem  Aberglauben  in  Skandinavien, 
Zeitschr.  d.  Ver.  f.  Volkskunde.     Nr.   1. 

1  Grossbritannien  und  Irland. 

Beddoe,  John,  On  complexional  differences  between  the  Irish  with  indi- 
genous    and    exotic  surnames  respectively.      Journ.    of   anthrop.     Instit. 
j        Bd.  27,  S.   164. 

j     Browne,  C.  R,     The  ethnography  of  Ballycroy,  Co.  Mayo.     Proc.  of  the 
j        Roy.  Irish  Academy.     Ser.  3,  Bd.  4,  Nr.   1. 

Crooke,  W.,   Irish  funeral  customs.     Folk-Lore.     Bd.  8,  Nr.   1. 
Demo  lins,    E.,    A   quoi   tient   la    superiorite    des   Anglo  -  Saxons  ?     Paris, 
Didot. 
I     Ditchfield,    P.    H.,    Old    english    customs    extant   at   the    present    time. 
London,  Redway,   1896. 
Doberty,  Th. ,  Some  notes  on  the  physique,    customs,    and    superstitions 
of  the  peasantry  of  Innishowen    Co.  Donegal.     Folk-Lore.     Bd.  8,  Nr.   1. 
Eggleston,  E.,  The  beginners  of  a  nation;  a  history   of  the  source    and 
rise  of  the  earliest  English  life   and    character    of  the  people,     London, 
Longmans. 
Goldmerstein,    The  part  played  by  water   in   marriage   customs.     Folk- 
Lore.     Bd.  8,  Nr.  1. 
Macgregor,    John,     Luinneagan    luaineach     (random    lyrics).     London, 
D.  Nutt. 


g.-j.  E.     Bibliographische  Übersicht. 

Älackinlay,    J.  M.,    Traces    of  river-worship  in  scottish  folk-Lore.     Proc. 

of  tlie  Soc.  of  Antiquaries  of  Scotland.     Session   1895—96,  S.  69. 
Maclagan,  R.  C,  Ghost  lights  of  the  West  Highlands.     Folk-Lore.  Bd.   8, 

Nr.    3. 
Moore,    A.  W.    u.  Beddoe,    John,  Physical  anthropology    of  the   Isle  of 

Man.  Journ.  of  anthrop.  Inst,  of  Great.  Britain.     Bd.  27,  S.   104. 
'Nicholson,  Edw.  W,  B.,  Golspie,  contributions  to  its  Folk-lore.     London, 

D.  Nutt. 
Nutt,  A.,  The  fairy  mythology  of  english  literature:  its  origin  and  natura. 

Folk-Lore.     Bd.  8,  Nr.   1. 
Peacock.  Duncan  and  Townshend,  Staffordshire  superstitions.    Folk-Lore. 

Bd.  8,  Nr.   1. 
Peacock,  The  Staffordshire  horn-dance.     Folk-Lore.     Bd.  8,  Nr.   1. 
Peacock,  The  hood-game  at  Haxey.     Folk-Lore.     Bd.  8,  Nr.   1. 
Robertson,    J.    M.,    The    Saxon    and    the    Gelt.     A    study    in  sociology. 

London.  Univers.  Press. 
Topinard,    Paul,    On  the  anthropology  of  Brittany.     Journ.    of  anthrop. 

Inst,  of  Great  Britain.     Bd.   27,  S.  96. 
Windle,  Bertram,  Life  in  early  Britain.     London,  David  Nutt. 

Holland,  Niederlande. 

Sasse,  J.,  Het  Voorkomen  van  Neanderdalschedels  onder  de  Nederlandsche 
bevolking.  Handel,  v.  het  Zesde  Nederl.  Natuur-en  Gneesk.  Kongr. 
gehouden.      1897.     April  23.  en  24.  te  Delft. 

Deutschland. 

Armbrust,  L.,  Hunsrücker  Ortsnamen  in  den  Kreisen  Simmern  und 
Zell.     Bonn,  P.  Hanstein. 

Blind,  E.,  Mitteilungen  über  eine  Untersuchung  der  Schädelformen  der 
elsässischen  Bevölkerung  in  alter  und  neuer  Zeit.     Diss.     Strassburg. 

Braunschweigische  Bibliographie.  Verzeichnis  der  auf  die  Landes- 
kunde des  Herzogtums  Braunschweig  bezüglichen  Litteratur.  Braun- 
schweig, Schulbuchhandlung. 

Bröring,  Jul,  Das  Saterland.  Eine  Darstellung  von  Land,  Leben, 
Leuten  etc.  Schriften  des  Oldenburg.  Landesvereins  f.  Volkskunde  u. 
Landesgeschichte.     Heft  15.  Oldenburg,  G.  Stalling's  Verlag. 

Bulle,  Die  ältesten  Darstellungen  der  Germanen.  Arch.  f.  Anthropol. 
Bd.  24,  Heft  4. 

Götz,  A.,  Volkskunde  von  Siegelen  im  Amt  Waldkirch  in  Baden.  Bonn, 
P.  Hanstein. 

Härtung,  Zur  Volkskunde  von  Anhalt.  Zeitschr.  d.  Vereins  f.  Volks- 
kunde.    1896,  Heft  4  und  1897,  Heft  1. 

Hauffen,  Zu  den  deutschen  Volkstrachten.  Zeitschrift  f.  Österreich. 
Volkskunde.     1896.     Heft  10—11. 

Kluger,  Fried.,    Vorgeschichte    der    altgermanisehen    Dialekte.     2.   Aufl. 

Strassburg,  K.  J.  Trübner. 
Lincha,    Arthur,    Über    den    gegenwärtigen    Stand   der  Volkskunde  im 

allgemeinen    und    der   Sachsens    im   besonderen.      Dresden,    v.  Zahn  & 

Jänsch. 


E.     Bibliographische  Übersicht.  g5 

May,  M.,    Sind    die    fremdartigen    Ortsnamen    in  der  Provinz  Brandenburg 

und    in    Ost-Deutschland    slawisch    oder    germanisch?     Frankfurt   a.    M., 

Selbstverlag. 
Much,  Rudolf,  Die  Anfänge  des  bayerisch-österreichischen  Volksstammes. 

Beitr.  z.  Anthr.  u.  Urgeschichte  Bayerns.     Bd.   12,   S.    1. 
Parts  ch,  J.,  Litteratur  der  Landes-  und  Volkskunde  der  Provinz  Schlesien. 

74.  Jahresber.  d.  schles.  Gesellsch.  f.  vaterl.  Kultur.     Ergänzungsheft  5. 

Breslau,  Aderholz. 
Pieper,  Volksbotanik.     Unsere  Pflanzen  im  Volksgebrauche,  in  Geschichte 

und  Sage.     Gumbinnen,  C.  Sterzel. 

I  Ranke,    J.,    Zur    bayerischen    Volkskunde.       1.    Zwei    Rauchhäuser    am 
.   Tegernsee.     2.    Mittelfränkische    Ornamente.     Beitr.    z.    Anthrop.   u.  Ur- 
gesch.  Bayerns      Bd.   12,  S.  47  u.  51. 
Rhamm,  Karl,   Der  heutige  Stand  der  deutschen  Hausforschung  und  das 
neueste   Werk  Meitzens.     Globus,  Bd.  71,  Nr.   11 — 13. 

Schmidt,  0.,  Seiffert,  Sponsel,  Sächsische  Volksirachten  und  Bauern- 
häuser.    Dresden,  W.  Hoffmann. 
i  Wehrmann,  M.,   Die  Germanen  Pommerns  in  vorslawischer  Zeit.    Monats- 
blätter d.  Gesellsch.  f,  Pommerns  Geschichte  und  Altertumskunde.     Nr.  7. 
Zingerle,  Zum  altdeutschen  Bauwesen.     Zeitschr.  d.  Ver.  f.  Volkskunde. 
I       Heft  2  u.  3. 

Österreich  im  ganzen,  Deutsch-Österreich. 

Auerbach,    Les    races    et    les    nationalites    en  Autriche-Hongrie.     Paris. 

Alcan. 
Bartels,    M.,    Kunstgewerbliche  Gegenstände    aus  Bosnien.     Verhandl.  d. 

Berlin,  anthropol.  Gesellsch.     Bd.  29,  S.  98. 
Bunker,    Das  Bauernhaus    in   der   östlichen  Mittelsteiermark   und   in   be- 

inachbarten   Gebieten.     Mitteil.   d.   Wien,   anthropol.    Gesellsch.     Bd.  27, 
S.  113. 
Dachler,    Q.,    Das    Bauernhaus    in  Niederösterreich   und   sein  Ursprung. 

Wien,  L.  W.  Seidel  &  Sohn. 
Hauffen,    A.,    Einführung    in   die  deutsch-böhmische  Volkskunde.     Prag, 

Calve'sche  Buchhandlung.     1896. 
Ilwof,  Zur  Volkskunde  der  Steiermark.    Zeitschr.  f.  österreichische  Volks- 
kunde.    Nr.   1   u.  2. 
Peisker,  J..  Die  österreichische  Wirtschaftsgeschichte  und  ihr  wichtigster 
Behelf,    die    Katastralkarte.      Mitteil.    d.    anthrop.    Gesellsch.    in  Wien. 
Bd.  27,  Sitzungsber.  S.   1. 
Preen,    H.  v.,    Über    wohnstättenartige    Erscheinungen    in    den   Wäldern 
Laach  und  Wechart,    Oberösterreich.     Prähist.    Blätter.     Bd.  9,  Nr.  3. 
H  Seemüller,    Josef,    Alpenverein  und  Mundartenforschung.      Mitteil,   der 
^^1      deutschen  u.  Österreich.  Alpen  Vereins.     Nr.   10. 

H  Stradner,    Zur    Ethnographie  von  Istrien.     Zeitschr.  f.  Österreich.  Volks- 
t\      künde.     Heft  4. 

Bosnien,  Herzegowina. 

Schinnerer,  Bosnisch-herzegowinische  Strick-  und  Häkelarbeiten.  Zeitschr. 
f.  Österreich.  Volkskunde.     Heft  1. 

Weisbach,  A.,  Altbosnische  Schädel.  Mitteil.  d.  Wien,  anthropol.  Ge- 
sellsch.    Bd.  27,  S.  80. 


gß  E.     Bibliographische  Übersicht. 

Slawen,   Tschechen,  Kroaten    etc. 

Andrea,    Rieh.,    Tschechische    Gänge.       Böhmische     Wanderungen    und 

Studien.     2.  Aufl.     Leipzig,  Frd.   Meyer. 
Bonrliez,  J.,   Les    Tscheques  et  la  Boheme  contemporaine.     Paris,  Alcan. 
GrigorielT,  Altrussische  Volksheder.     Intern.  Arch.    f.  Ethnogr.     Bd.   11, 

Heft  4. 
Kroboth,  Die  kroatischen  Bewolnier    von    Themenau    in   Niederösterreich. 

Zeitsciir.   f.  Österreich.   Volkskunde.     Heft  7    u.  8. 
Kupczanko,    Gregor,    Nasza  rodyna  (Unser  Stamm,  Ruthenen).     Wien. 

Selbstverlag. 
Lefevre,    Andre,    Mythologie    des    Slaves    et  des   Finnois.     Revue   mens. 

de   l'Ecole  d'anthrop.     Bd.  8,   S.   225. 
Leger,   L.,    Les  sources  de  la  iriythologie    slave.     Revue    de  l'hist,  des  re- 

ligions.     Bd.  35,  Nr.   2. 
Lovcsänyi,  J.,  Der  Tod  im  Glauben  und  Brauch  der  Slowaken.     Ethnol. 

Mitteil,  aus  Ungarn.     Bd.   5,  S.  29   u.   92. 
Majciger,  J.,  Kamica-Gams  (Slowenisch).    Letopis  slovenske  matice.     1896. 

S.  47. 
Navzatil,  J.,  Slowenische  Volksgebräuche  und   Aberglauben  (Slowenisch). 

Letopis  slovenska  matice.      1896.     S.    1. 
Olechnowicz,  W.,  Anthropol.  Charakteristik  der  Bevölkerung   des  Gouv. 

Lublin.      (Poln.)       Zbior    wiadomosci     do     antrop.    Krajowej.      Bd.    17 

und   18. 
Rhamm,  K.,  Die  Fortschritte  der  tschecho-slawischen  Ethnographie.    Globus 

Bd.  71,  Nr.   1. 
Rhamm,  Tschechische  Hausgötter  in  Schlesien.     Globus.     Bd.  72,  Nr.   14. 
Rhamm,  Noch  einmal  der  Ursprung  der  Slawen.     Globus.     Bd.  72,  Nr.  23. 
Rose,    Die  Ortsnamen,   insbesondere   die   slawischen    des    Kreises    Greifen- 
hagen.    Monatsbl.  d.  Gesellsch.  f.  Pommer'sche  Geschichte  u.  Altertums- 
kunde.    Nr.   10  u.  f. 
Tetzner,  F.,  Die  Kaschuben  (Slovinzen).     Weimar,  E.  Felber. 
Voif,   G.,   Die  Heimat  der  kirchenslawischen  Sprache  und  die  Landnahme 

der  Magyaren.     Ethnol.  Mitteil,  aus  Ungarn.     Bd.  5,  S.   155. 

Zibrt,  Ö.  Rychtäfske  Pravö,  Palice,  Kluka.     Prag,  Rivnac.     1896. 

Rumänien. 

Leon,    D.  N.,    Zoologia    medicala  a  taranului  romin    (med.    Zoologie   des 

rumän.  Bauern).     Jassy. 
Panaitescu,  L.,  Zur  Ethnologie  der   heutigen  Rumänen.     Diss.     Zürich. 
Rethy,    L.,   Die  italienische  Herkunft   der  Rumänen.     Ethnol.   Mitteil,  aus 

Ungarn.     Bd.  5,  S.  221. 
Weigard,    Die   nationale  Bewegung  unter   den   Aromunen   (Rumäner    der 

Türkei).     Globus.     Bd.   71,  Nr.  4. 

Ungarn,  Finnen. 

Anton,    H.,    Die    ethnographische    Gestaltung     der  Bevölkerung   Ungarns. 

Ethnol.  Mitteil,  aus  Ungarn.     Bd.  5,  S.   1   u.  74. 
Bunker,  J.,  Das  ethnographische  Dorf  der  Landes-Milleniums-Ausstellung 

in  Budapest.     Mitteil.  d.  Wien,  anthrop.  Gesellsch.     Bd.  26,  S.  86. 


i 


E.     Bibliographische  Übersicht,  g7 

Bunker,    Herde    und    Öfen    in    den    Bauernhäusern    der    Ausstellung    in 

Budapest.     Zeitschr.  d.  Ver.  f.  Volkskunde.     Nr.   1. 
Gr eisin ger,  Mich.,    Kulturhistorisches    aus    der  Tätragegend.     Jahrbuch 

d.  Ung.  Karpathen-Vereins.     Bd.  24,  S.  87. 
Heikel,    Axel  0.,    Trachten  und  Muster   der  Mordvinen.     (Finnisch  und 

Deutsch.)     Helsingfors. 
Heikel,  A.  0.,  Mordvalaisten  pukuja  je  Kuoseja.     Helsingissa. 
Horväth,    G.,    Die    naturwissenschaftlichen    Kenntnisse    der   Magyaren  zur 

Zeit    der    Landnahme.     Ethnol.    Mitteil,    aus    Ungarn.       Bd.     5,     S.     81 

u.  200. 
Munkäcsi,  B.,  Analogien  alter  bulgarischer  und  magyarischer  Volksbräuche. 

Ethnol.  Mitteil,  aus  Ungarn.     Bd.  5,  S.  221. 
Veress,  J.,  Die  magyarischen  Mundarten.     (Ung.)    Erdelyi    Muzeum  1896. 

Bd.  13,  S.  409  u.  463. 

Türken. 

Aristov,  N.  A.,  Notizen  über  die  ethnischen  Elemente  der  türkischen 
Völker  und  Tribus.     (Russ.)     Jivaia  starina.     St.  Petersburg.      1897. 

Lobe],  Th.,  Hochzeitsgebräuche  in  der  Türkei.    Amsterdam,  H.  de  Bussy. 

Radi  off,  W.,  Die  alttürkischen  Inschriften  der  Mongolei.  Nebst  einer 
Abhandl.  v.  W.  Barthold,  Die  historische  Bedeutung  der  alttürkischen  In- 
schriften.    Leipzig,  Voss  (Komm.). 

Litauer. 
Tetzner,  F.,  Haus  und  Hof  der  Litauer.     Globus.     Bd.  72,  Nr.   16. 
Witort,  Gewohnheitsrecht  des  litauischen  Volkes  (Poln.)     Lud.,  Lemberg. 
Bd.  3,  Heft  4. 

Frankreich. 

Baissas,  Etüde  ethnologique   sur   les  affections  variqueuses  en  France    et 

en  Dauphine.     Bull,  de  la  Soc.  Dauphin  d'ethnol.     1896      Dez. 
ßeauquier,  C,    Blason  populaire   de  Franche  -  Comte.     Soubriquets,  dic- 

tons,    contes    relatifs    aux   villages   du   Doubs,    du  Jura   et  de   la  Haute- 

Saone.     Paris,  Le  Chevalier. 
Chat el Her,  P.  du,  Les  Bigoudens.     Bull,  de  la  Soc.  d'anthrop.  de  Paris. 

Bd.  8,  S.  398. 
Cherel,  Notes  ethnologiques  sur  la  commune  de  Brunissard.     Bull,  de  la 

Soc.  Dauphin  d'ethnol.     April. 
Ch ervin  (A.),  Anthropometrie  militaire.     Journ.  de  la   Soc.  de   stallst,  de 

Paris.     1896.     Nov. 
Cilleuls,  A  des,    L'arret    dans  la   population  frangaise,    ses    causes  dans 

le  passC;  ses  effets  dans  l'avenir.     Reforme  sociale.     Juni   1. 
Collignon,  R.,  La  taille  dans  le  departement  du  Gers.     Revue  mensuelle 

de  l'Ecole  d'anthrop.  de  Paris.     Bd.  7,  S.  339. 
Ernault,  Dictons  et  proverbes  bretons.     Melusine.     Bd.  8,  Nr.  7. 
Ernault.    Chansons   populaires   de   la  Basse-Bretagne.     Melusine.     Bd.    8, 

Nr.  10. 
Lecerf,    Etüde    demographique   sur    la    commune   de  Saint- Julian-de-Con- 

celles.     Gaz.  med.  de  Nantes.     1897. 


gg  E.     Bibliographische  Übersicht. 

L'Eleu,    A.,    Des   communautes    rurales   dans    l'ancienne    France  jusqu    ä 

la  fin  de   XIII    siecle.     Saint  Dizier,  Thevenot.      1896. 
Levasseur,  E.,   La  natalite  en  France.     Revue  scientifique.     Jan.  23. 
Monseiir,    E.,  La  fete  de  Russon.     Le  vieux  Liege.     Mai   1. 
Ranchon,   R.,    Du    regime    de    la    propriete    de    la    dot    en    Normandie. 

Saint  Dizier,  Thevenot. 
Ricken,  W.,  La  France,  le  pays  et  son  peuple.     Berlin,  W.  Gronau. 
Schi  11  ot,     F.,    Bibliographie    des    traditions    populaires    de    la    Bretagne. 

(1882—1894).     Vannes.      1896. 
Spalikowski,  Les  dents  des  Normands  dans  la  prehistoire  et  ä  l'epoque 

contemporaine.     L'Anthropologie.     Bd.  8,  S.  205. 
Spalikowski,     Ed.,     Etudes    d'anthropologie     normande.     I.     L'enfant    ä 

Ronen.     Bull,  de  la  Soc.  des  sc.  nat.  Ronen.     1896.     Bd.  31,  S.  113. 

Kelten,  Gallier. 

Garofalo,  F.  F.,  Sui  Celti  nella  penisola  Iberica.  Riv.  bimestr.  di  an- 
tichitä  greche  e  romane.     Bd.   1,  Nr.   1. 

Hang,  Epora  (keltische  Göttin).  Jahrb.  d.  Ver.  v.  Altertumsfreund,  im 
Rheinlande.     1896.     Heft  99,  S,  241. 

Ihm,  Keltische  Flussgottheiten.  Archäol.-epigraph.  Mitteil.  a.  Österreich- 
Ungarn.     1896.     Bd.   19,  S,  78. 

Kovalewsky,  M.,  Le  Systeme  du  clan  dans  le  pays  de  Galles.  Revue 
intern,  de  sociol.     März. 

Meyer,  Kuno,  The  celtic  doctrine  of  rebirth.  The  transformation  of 
Tnan  Mac  Cairill;    the  Dinushenchas   of  Mag  Siecht.     London.     Grimm. 

Schweiz. 

Balmer,  Das  „Abetringeln"    in  Laupen.     Schweiz.     Arch.    f.  Volkskunde- 

Bd.   1,  Heft  3. 
Chambaz,  Prieres   et  formales   magiques.     Schweiz.  Arch.  f.  Volkskunde. 

Bd.   1,  Heft  3. 
Courthion,   Rondes   et    empros.     Schweiz.    Arch.   f.  Volkskunde.     Bd.  1, 

Heft  3. 
Fricker,    Sagen    aus    Beinwyl.     Schweiz.    Arch.     f.    Volkskunde.     Bd.  1, 

Heft  3. 
Hoffmann-Krayer,   Die  Fastnachtsgebräuche   in   der  Schweiz.     Schweiz. 

Arch.  f.  Volkskunde.     Bd.   1,  Heft  3. 
Ithen,   Volkstümliches   aus   dem    Kanton    Zug.     Schweiz.   Arch.   f.  Volks- 
kunde.    Bd.   1,  Heft  3. 
Kessler,    Zwei  Wespensagen.    Schweiz.    Arch.    f.    Volkskunde.     Bd.    1, 

Heft  3. 
Ritter,  Le  jeu  de  change.     Schweiz.  Arch.  f.  Volkskunde.    Bd.   1,  Heft  3. 
Robert,  La  fete  de  mai.     Schweiz.  Arch.  f.  Volkskunde.     Bd.   1,   Heft  3. 
Singer,  Die  Wirksamkeit  der  Besegnungen.     Schweiz.  Arch.  f.  Volkskunde. 

Bd.   1,  Heft  3. 
Stickelberger,    Aberglaube   aus   dem   Kanton   Bern.     Schweiz.   Arch.  f. 

Volkskunde.     Bd.   1,  Heft  3. 
Tscheinar,  Sage  aus  dem  Wallis.     Schweiz.  Arch.  f.  Volkskunde.    Bd.  1, 

Heft  3. 


E.     Bibliographische  Übersicht.  ^9 

Winteler,  Eine  Variation  der  Tantalussage.  Schweiz.  Arch.  f.  Volks- 
kunde,    Bd.   1,  Heft  3. 

Zahn,  Fastnachtsbrauch  in  Urseren.  Schweiz.  Arch.  f.  Volkskunde.  Bd.  1, 
Heft  3. 

Spanien,  Baskan. 
Anton,   M.,    Cräneos   antiguos   de   Ciempozuelos.     Boletin   de   la  R.  Acad. 

de  la  historia.     Bd.  30,  S.  467. 
Aranzadi,  T.  de,  Origen  del  carro  euskaldun.     Euskal-erria,  Juni  10. 
Charencey,  C.  de,  Des  noms  de  jours  et   de  mois  en  basque.     C.  H.  de 

l'Assoc.  fran^.     Carthage,   1896. 
Graell,  de  la,  Estudio  histörico-etnogräfico  sobre  les  sucesivos  pobladores 

de  la  peninsula   ibärica.     Fauna  mastodolög.  iberica.     S.  589. 
Ruiz   y  Larräz,    Ensayo   bibliografico    de   antropologia  prestörica  iberica. 

Fauna  mastodolögica  iberica.     S.  685. 

Italien. 
Blasio  de,  Usi  e  costume  dei  camorriste.     Napoli,  Pierro. 
I  Caruana,  E.,  Süll'  origine  della  lingua  maltese.     Malta. 
iCaruselli,  G.,    Sülle  origini  dei  popoli  italici.     Palermo. 
Lattres,    De    iscrizioni    latine    col    matronimico    di   provenienza    etrusca. 

Napoli  1896. 
Li  vi,  R.,  Saggio  di  geographia  del  militarismo   in  Italia.     Riforme  sociale. 
Bd.  7.  Jahrg.  4,  H.  6. 
jMori,    Antonio,    Alcuni   dati    statistici   sull'    indice  nasale  degli   italiani. 
I      Arch.  per  l'antrop.  e  la  etnol.     Bd.  27,  S.   195. 
Poggi,  F.,  Usi  natalizi,  nuziali  et  funebri  della  Sardegna.     Mortara,    Cor- 
tellezzi. 

Griechenland. 

Cara,  P.  A.  de,  Gli  Hethei-Pelasgi   nel  continenti  ellenico.      Civiltä   catto- 

lica.     Nr.   1118. 
Garnett,  Lucy  M.  J.,   Greek  folk-poesy.     London,   D.  Nutt.     1896. 
Hesseling,  D.  C,  Charos.,  Ein  Beitrag  zur  Kenntnis  des  neugriechischen 

Volksglaubens.     Leipzig,  0.  Harrassowitz. 
Meyer,    G.,    Albanesische    Studien.     VI.      Beiträge     zur     Kenntnis     ver- 
'   schiedener  albanesischer  Mundarten.     Wien,  C.  Gerold's  Sohn. 

2.    Asien. 
Armenien. 

Ducreux,  C,  L'Armenie  primitive;  son  histoire  d'apres  les  inscriptions 
cuneiformes.     Revue  encyclopedique.     Bd.  7,  Nr.   190. 

Lukäcsy,  Kr.,  Die  Urheimat  der  Armenier  beim  Lichte  armen.  Quellen. 
Armenia  1896.     Bd.   10,  S.  255. 

Babylonien,  Assyrien,  Sumerier  u.  ä. 

'  Banks,   Edgar,   James.   Sumerisch-babylonische   Hymnen   der  r.  George 
Reisner    herausgegebenen    Berliner    Sammlung,    umschrieben,    übersetzt 
und  erklärt.     Diss.     Breslau. 
Lehmann,  C.  F.,  Weitere  Darstellungen  assyrischer  Ruhebetten.    Verhandl. 
d.  Berlin,  anthrop.  Gesellsch.     Bd.  29,  S.   164. 


90  E.     Bibliographische  Übersicht. 

Mitteilungen  der  vorderasiatischen  Gesellschaft.  Nr.  2.  Rost,  P., 
Untersuchungen  zur  altorientalischen  Geschichte.  Nr.  3.  Glaser,  E., 
Das  Alter  der  miuäischen  Inschriften  und  der  Ursprung  des  Namens 
der  Ebrcäer.  Ilomniel,  Fr.,  Das  graphische  H  im  Minäischen  und  das 
Alter  der  minäischen  Inschriften.  —  Müller,  W.  M.  u.  Winckler,  H., 
Papähu  Hieropolis.  —  Winckler,  H.,  Tel-Amarna  125.  --  Winckler, 
H.,  Die  Istar  v.  Ninive  in  Ägypten.  —  Niebuh  r,  C,  Die  erste  Dynastie 
V.  Bebet.  Nr.  4 — ü.  —  Fei s er,  F.  E.,  Studien  zur  orientalischen  Alter- 
tumskunde.—  Winckler,  H.,  Die  sebäischen  Inschriften  der  Zeit  Alhan 
Nahlbn's.  --  Glaser,  Ed.,  Zwei  Inschriften  über  den  Dammbruch  von 
Märib.     Berlin,   W.  Peiser. 

Palmer,  A.  Smythe,  Babylonian  influence  on  the  bible  and  populär 
beliefs.     A  comparative  study  of  Genesis  I,   2.     London,  D.  Nutt. 

Rauch,  G.,  Aus  den  Eigebnissen  der  orientalischen  Geschichtsforschung, 
2.  Teil.     Die  assyrische  Kultur.     Programm.     Brunn. 

Weissbach,   C.  F.,  Die  sumerische  Frage.     Leipzig,  Hinrichs  Verlag. 

Winckler,  H.,  Altorientalische  Forschungen.     Leipzig,  E.  Pfeiffer. 

Semiten,  Juden. 

Müller,     F.,     Die    semitischen    Elemente     der    Pahawi-Sprache.       Akad. 

Schrift.     Wien. 
Wagner,  II  giudaismo  nella  musica.     Riv.  musicale  ital.  Bd.  4,  Nr.   1. 

Araber,  Muselmänner. 

Contensons,  L.,  Les  peuples  musulmans.     Le  Correspondant.     Mai  10. 
Tallqvist,  Knut,  Arabische  Sprichwörter  und  Spiele.     Helsingfors. 

1 

Martins    Forschungsreise   zu   den   juganschen    Ostjaken.      Globus   Bd.  72,' 

Nr.   15. 
Patkanoy,  S.,  Die  Irtysch-Ostjaken  u.  ihre  Volkspoesie.     1.  T.    Ethnogr.- 

statist.  Übersicht.     Leipzig,  L.  Voss  (Komm.). 

Ainos. 

Toeroek,    v.,    Über   die   Yezoer    und   Sachaliner    Ainoschädel.      Arch.    f. 
Anthropol.     Bd.  24,  Heft  4. 

Mongolen. 

Enjoy,  P.  D.,  Les  ,,levres  de  minium''  et  les  ,,levres  de  plomb'\  contri- 
bution  ä  l'ethnologie  des  Mongols.     L' Anthropologie.     Bd.  8.     S.  439. 

Ostasien  (China,  Japan  und  Inseln). 

Adigard,  S.  L'infanticide  en  Chine  d apres  un  document  officiel  recent. 
Etudes  publ.  par  des  Peres  de  la  Compagnie  de  Jesus.     Mai. 

Courant,  M.,  La  femme  chinoise  dans  la  famille  et  dans  la  societe.  Re- 
vue de  deux  mondes.      Mai   1. 

Ehmann,  P.,  Sprichwörter  und  bildliche  Ausdrücke  der  japanischen 
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Krause,  Gottlob,  A.,  Beiträge  zum  Märchenschatz  der  Afrikaner.    Globus 

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Jung,  Die  Rechtsanschauungen  der  Eingeborenen  von  Nauru.     Mitth.«a. 

deutsch.  Schutzgeb.     Bd.   10,  H.   1. 
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mens,  de  TlÖcole  d'anthrop.     Bd.   8,  S,   248. 

Muiiiz,  A.  u.  McGee,    W.  J.,  Primitive  trephining  in  Peru.     16th.    ann. 

Report  of  the  Bureau  of  Amer.  Ethnology.     S.   11. 
Panhuys,  Ein  caraibisches    Ruder.      Intern.    Arch.    f.  Ethnogr.     Bd.    10 

Heft  4. 
Pelleschi,  Los  indios  matocos  y  sua  lengua.     Boletin  del   Instit.  geogräf. 

Argent.     April-Juni. 
Quevedo,  Los  indios  Chanases  y  sua  lengua.     Boletin  del  Instit.  geogräf. 

Argentino.     Nr.   1 — 3. 
Ranke,    Karl    E.,    Einige    Beobachtungen    über    die    Sehschärfe    bei   süd- 
amerikanischen Indianern.     Correspondenzbl.    d.   deutsch,   anthropol.  Ge- 

sellsch.     Bd.  28,  Nr.   10. 
Rüge,    R.,    Zur    geographischen    Pathologie    der   Westküste   Südamerikas. 

Berlin,  klin.  Wochenschr.    Nr.  46. 

Vierkandt,  A.,  Die  Indianerstämme  Brasiliens  und  die  allgemeinen  Fragen 
der  Anthropologie.     Globus.     Bd.  72,  Nr.  9. 

Virchow,  R.,  Gräberschädel  von  Guatemala.  Verhandl.  d.  Berlin,  an- 
thropol. Gesellsch.     Bd.  28,  S.  324. 

Um  Einsendung  von  Separatabdrücken,  Abhandlungen  etc.  an  den  Heraus- 
geber wird  gebeten. 

Einsendungen  für  die  Redaction  sind  zu  richten  an  den  Herausgeber 
Dr.  Buschan,  Stettin,  Friedrich-Carlstrasse  7^, 


Centralblatt 


für 

Anthropologie,  Ethnologie  und  Urgeschichte. 

Heransg-egeben  von  Dr.  phil.  et  med.  Q,  Bnschan. 
J.  U.  Kem's  Verlag  (Max  Müller)  in  Breslau. 

3.  Jahrgang.  Heft  2.  1898. 

A.    Originalarbeit. 
Charakter  und  Herkunft  der  pommerschen  La  Teneformen. 

Von  Hugo  Scliumann-Löcknitz. 

Die  Waffen  und  Schmucksachen,  die  der  sogenannten  „La  Tene- 
zeit"  Pommerns  angehören,  und  es  gilt  dies  zum  Teil  auch  für  die 
angrenzenden  Gebiete  Norddeutschlands,  bieten  durchaus  keinen 
einheitUchen  Typus  dar,  sondern  man  kann  unschwer  erkennen, 
dass  dieselben  ganz  verschiedenen  Einflüssen  ihre  Form  verdanken. 
Es  lassen  sich  in  Pommern  in  der  Hinterlassenschaft  der  letzten 
vorchristlichen  Jahrhunderte  drei  ganz  verschiedene  Gruppen 
unterscheiden. 

Die  erste  Gruppe  stellt  Eisengeräte  dar,  die  ersichtlich  nur 
Weiterentwickelungen  aus  der  Bronzezeit  und  aus  der  älteren  Eisen- 
zeit, der  Zeit  des  Hallstatteinflusses,  sind.  Hierher  gehören  zu- 
nächst jene  kurzen  und  plumpen  Eisenlanzenspitzen  mit  stark 
L^erundetem  Mittelgrat,  der  gewissermaassen  die  Fortsetzung  der 
Tülle  bildet;  diese  Form  schliesst  sich  noch  ganz  an  die  Lanzen- 
spitzen der  Bronzezeit  an  und  unterscheidet  sich  durchaus  von  den 
schlanken  und  dünnen  La  Tenelanzenspitzen.  Ferner  gehören  hier- 
her die  halbmondförmigen  Eisenmesserchen,  die  zwar 
häufig  mit  echten  La  Teneformen  zusammen  vorkommen,  aber  auf 
ältere  Vorbilder  zurückgeführt  werden  müssen,  und  die  sich  durch 
ganz  Ostdeutschland  bis  auf  die  alten  Gräber  von  Este,  Benacci  und 
Villanova  nachweisen  lassen.  Weiter  die  Schwanenhalsnadeln 
mit  knopfförmigem,  schälchenförmigem,  plattem  oder  kreuzförmigem 
Kopf,  die  schon  in  der  jüngeren  Bronzezeit  beginnen  und  bis  in 
die  späte  La  Tenezeit  hinein  reichen.  Ferner  die  bandförmigen 
Gürtelhaken  von  Eisen,  die  an  einer  Seite  verbreitert,  an  der 
anderen  schmäler  werdend,  in  einen  Haken  auslaufen,  deren  Vor- 
bilder gleichfalls  schon  in  den  altitalischen  GrälDern  i^on  Golasecca, 

Centralblatt  für  Anthropologie.    1898.  7 


g^  A.     Originalarbeit. 

Valtravaglia,  Castel  Ticino  und  Este  sich  finden.  Andere,  an  einem 
Ende  in  einen  Haken,  am  anderen  in  einen  mit  Nieten  (von  Bronze) 
besetzten  Querarm  auslaufende  Formen  schliessen  sich  an  solche 
an,  die  in  Hallstatt  vorkommen.  Auch  jene  Gürtelhaken  von  Eisen, 
die  an  der  Basis  in  Spiralen  aufgerollt  sind,  gehen  auf  Vorbilder 
aus  dei-  Hallstattzeit  ziu'ück,  die  aus  Bronzedraht  hergestellt 
wurden,  den  man  an  der  Basis  in  Spiralen  aufgerollt  hat. 

Eine    zv^eite   Gruppe    umfasst  Gegenstände    mit  beschränktem^ 
Verbreitungsgebiet,   die  ersichtlich  im  Lande   selbst  erfunden    sind 
und    für    die    man    nach    aussen    keine    Anknüpfungspunkte    findet.? 
Hierher  gehören  die  mehrgliedrigen   Gürtelhaken   von   Eisend 
oder  Bronze.     Zunächst  die  zweigliedrigen  von  Eisen,  aus  zwei, 
einem  kürzeren  und  einem  längeren,  durch  Charnier  verbundenen^ 
Haken  bestehend,    sowie   die   dreigliedrigen,   die  gleichfalls   aust 
zwei,     einem    längeren     und    einem    kürzeren,    Haken    bestehend,^ 
durch   einen  Ring   oder    einen  viereckigen  Rahmen  beweglich  ver-' 
bunden  sind.     Während    erstere    sich  von    Bornholm    durch  West-i 
preussen,    Pommern   bis  in  die  Lausitz  finden,    ist   das  Gebiet  der^ 
letzteren    auf   den   Unterlauf   der    Oder  beschränkt,    von  Pommeri 
durch  die  Neumark  bis  in   die  Lausitz.     Hierher  gehören  auch  di< 
im  Norden  häufigen   Charnierringe    und   Bronzekronen,    rin| 
oder   kronenförmig    ausgebildete    Halsringe,     die    aus    zwei    durch' 
Charniere   verbundenen    Teilen    bestehen    und    sich   so   öffnen  und 
schliessen    lassen.      Sie    haben  ihre    Heimat    in    Norddeutschland, 
kommen    aber    in    einzelnen    versprengten   Exemplaren  bis  an  den 
Dniester  vor. 

Die  dritte  Gruppe  umfasst  die  Gegenstände,  die  sich  als  echte 
La  Teneformen  erweisen,  oder  Weiterbildungen  solcher  sind.  An 
echten  La  Teneformen  haben  wir  die  w^eitverbreitete  Fibel  mit  ver- 
bundenem Schlussstück  (Tischlers  Mittel-La  Tenefibel),  die  in  La 
Tene  selbst  die  häufigere  ist.  Hieraus  hat  sich  später  eine  eigen- 
tümhche  Form  entwickelt,  bei  der  der  Bügel  zwei  Knöpfe 
(auch  3)  trägt,  die  durch  ein  vertieftes  und  mit  Blutemail  aus- 
gefülltes Kreuz  ornamentiert  sind.  Der  untere  Knopf  ist  orna- 
mental, der  obere  stellt  die  alte  Verbindung  des  Fusses  mit  dem 
Bügel  vor.  Diese  eigentümliche  Fibel  findet  sich  von  Bornholm 
durch  Vorpommern,  Mecklenlmrg,  die  Elbe  entlang  bis  zum  Harz  und 
hat  seine  nächsten  Verwandten  in  den  Fibeln  vom  kleinen  Gleich- 
berg in  Thüringen,  was  die  Herstellung  der  Fibel  durch  Guss  be- 
trifft. Solche  mit  Knöpfen  ohne  Kreuz  aus  Eisen  und  Bronze 
kommen  häufig  im  Norden  vor.  Eine  ferner  hierher  gehörige  Form 
ist  die  sogenannte  pommersche  Fibel  (Undset.).  Dieselbe  ist 
dadurch  ausgezeichnet,  dass  sie  einen  breiten,    bandförmigen,  oben 


A.     Originalarbeit.  99 

gewölbten  Bügel  besitzt  und  anstelle  der  eigentlichen  Spirale  einen 
massiven  Querarm.  Sowohl  die  Mitte  des  Bügels,  als  auch  die 
Enden  des  Querarms  sind  mit  vertieften  Schälchen  besetzt.  DiesQ 
Fibeln  sind  von  Rügen  durch  Vorpommern,  Mecklenburg  bis  in  die 
Provinz  Sachsen  (Jerichow)  verbreitet  und  haben  ihre  nächsten 
Verwandten  in  den  Fibeln  des  kleinen  Gleichbergs  (Thüringen). 
Häufig  sind  die  Vorbilder  dieser  Fibeln  mit  Schälchen  in  der  Pfalz 
und  in  Bayern  und  gehen  auf  eine  Früh-La  Tenefibel  zurück  mit 
frei  stehendem  Schlussstück,  das  ein  Schälchen  trägt  (Dürckheim). 
Die  eigentliche  Spät-La  Tenefibel  mit  breitem,  bandförmigen 
Bügel  und  rahmenförmigem  Nadelhalter  (Nauheimer  Alesiafibel) 
kommt  in  Pommern  bislang  nicht  vor,  dieselbe  wird  hier  durch 
eine  aus  ihr  entstandene  geknickte  Fibel  ersetzt,  welche  einen 
meist  runden  Bügel  aufweist,  der  oben  eine  knieförmige  Knickung 
zeigt.  Diese  Fibel  ist  in  Pommern  und  den  anliegenden  Gebieten 
weit  verbreitet  und  aus  ersterer  entstanden. 

Häufig  beobachtet  sind  in  Pommern  La  Ten  eschwerter,  so- 
wohl das  Mittel-  als  das  Spät-La  Teneschwert  (Tischler),  von  denen 
das  erstere  dadurch  bemerkenswert  ist,    dass    das  obere  Scheiden- 
ende   nach  oben  glockenförmig  aufgewölbt,    die  Scheide  selbst  mit 
I   wenig   Querstegen   versehen    ist,    während   bei    den   letzteren    das 
obere    Scheidenende    gerade    abgeschnitten,    die    Scheide    aber  mit 
zahlreichen    Querstegen    versehen  ist.     Bei  uns  kommt  noch  eine 
dritte  Schwertform   hinzu,    das    einschneidige    La    Teneschwert. 
Dieses  einschneidige  Schwert,  welches,  meist  etwas  breiter,  als  die 
zweischneidigen,  mit  dem  Rücken  in  die  starke,  mit  Nietstiften  ver- 
sehene,   Griffangel  übergeht,    ist  aus  dem  in  der  Hallstatt-  und  La 
Tenezeit    Süddeutschlands    so    häufigen,    geraden    Hiebmesser    ent- 
standen und  findet  sich  von  Skandinavien,    Bornholm  durch  West- 
I   preussen,    Pommern,    die  Provinz  Sachsen  (Quedlinburg)    bis  Thü- 
I    ringen  (Buttstedt).     Auch  eine  Anzahl   echter  La   Tenelanzen- 
j    spitzen  sind  aus  Pommern  bekannt,   die   sich  durch  flache  Klinge 
I    (zuweilen   mit    seitlichem  Ausschnitt)   und  scharfen  Mittelgrat   von 
den  früher  erwähnten  Formen  unterscheiden. 

Die  im  Norden  in  dieser  Zeit  vorkommenden  Schildbuckel 

sind  alle  konisch  und  rund,   auch  sie  gehen  auf  südliche  Vorbilder 

I    zurück,  sind  aber  vielleicht  als  die  ersten  Spuren  römischen  Ein- 

i    flusses    aufzufassen,    die    der    Ankunft    der    Provinzialfibeln    noch 

vorausgehen. 

Nachdem  wir  gesehen,  dass  die  während  der  letzten  vorchrist- 

Uchen  Jahrhunderte  gebrauchten  Waffen  und   Schmucksachen    sich 

aus   verschiedenen  Einflüssen    gebildet   haben,    fragt    es  sich,    auf 

j    welchem    Wege    sind   diese    echten    La    Teneformen    zu   uns  ge- 

7* 


^0Q  A.     Originalarbeit. 

kommen?  Die  echten  La  Teneschwerter  und  La  Tenefibeln  sind 
zu  weit  verbreitet,  als  dass  man  bei  Untersuciiung  der  Herkunft 
viel  Gewicht  auf  dieselben  legen  dürfte,  doch  geben  hier  die  be- 
sonderen eigenartigen  Weiterbildungen  den  nötigen  Anhalt. 

Zuerst  die  po  mm  ersehe  Fibel  (ündset)  mit  ihren  Schälchen 
auf  dem  Bügel.  Das  Verbreitungsgebiet  derselben  erstreckt  sich 
von  Rügen  durch  Vorpommern,  Mecklenburg  in  die  Provinz  Sachsen. 
Bei  ihr  ist  die  Spirale  schon  zu  einem  massiven  Stab  geworden. 
Die  nächsten  Verwandten  finden  sich  unter  den  Fibeln  des  kleinen 
Gleichbergs,  die  noch  die  echte  Spirale  haben  und  gehen  endlich 
auf  die  ältere  La  Tenefibel  zurück  mit  freistehendem  Fuss  und 
Schälchen,  wie  solche  in  Bayern  und  der  Pfalz  häufig  sind.  Auch 
die  Fibel  mit  zwei  Kugeln  auf  dem  Bügel  und  emailliertem  Kreuz 
kommen  von  Bornholm  durch  Vorpommern,  Mecklenburg,  Neu- 
Ruppin  bis  Maisdorf  am  Harz  vor  und  haben  gleichfalls  in  den 
Fibeln  vom  kleinen  Gleichberg  ihre  nächsten  Verwandten,  also 
auch  sie  zeigen  auf  einen  westlichen  Weg  hin.  Ganz  ähnlich  ist 
es  mit  den  einschneidigen  Schwertern,  die  von  Skandinavien  durch 
Westpreussen,  Pommern  bis  Quedlinburg  und  Buttstedt  in  Thüringen 
hin  vorkommen  und  dieselbe  Strasse  andeuten. 

Eine  bemerkenswerte  Zwischenstation  bilden  die  Nauheimer 
Funde,  die  eine  interessante  Mischung  echter  La  Teneformen  mit 
nordisch  germanischen  enthalten.  Ächte  La  Tenetypen  sind  die 
Reste  von  Glasarmringen,  bandförmige  (keltische)  Schildbuckel, 
durchbrochene,  ringförmige  Gürtelhaken,  Messer  mit  breiter,  hippen- 
förmiger  Klinge,  die  echte  Spät-La  Tenefibel  mit  breitem,  band- 
förmigem Bügel,  das  echte  La  Teneschwert.  —  Nordisch-germanisch 
sind  die  runden,  konischen  Schildbuckel,  die  geknickte  Fibel, 
Lanzenzwingen,  wie  wir  sie  aus  dem  Norden  kennen  und  ein  Teil 
der  Gefässe.  Bemerkenswert  ist,  dass  sich  dort  ein  Spät-La  Tene- 
schwert findet,  welches  ganz  einem  solchen  von  Münsterwalde  in 
Westpreussen  entspricht. 

Alle  diese  Umstände  machen  es  wahrscheinlich,  dass  in  jener 
Zeit  eine  Verkehrsströmung  aus  der  Pfalz  durch  Thüringen,  die  Saale 
und  Elbe  entlang  nach  dem  Norden  ging,  welche  die  La  Tene- 
geräte  mitbrachte  und  von  der  von  der  Saale  aus  ein  Seitenstrom 
in  die  Lausitz  sich  abzweigte,  der  durch  die  eigentümlichenSchieber- 
spangen,  auf  die  schon  Jentsch  aufmerksam  gemacht  hat,  markiert 
ist.  Merkwürdig  ist,  dass  in  dieser  Zeit  so  wenig  Spuren  auf  einen 
östlichen  Weg  deuten,  höchstens  die  westpreussischen  und  pommer- 
schen  ornamentierten  Lanzenspitzen  von  Eisen  könnten  auf  einer 
östlichen  Strasse  ins  Land  gekommen  sein,  da  dieselben  durch  die 
Lausitz,    Schlesien  bis  Ungarn  zu  verfolgen  sind,  war  doch  vorher 


13.     Referate.     1.     Anlliropolo^ie.  \(j\ 

und  nachher  die  Oderstrasse  bedeutend.  Dieser  westliche  Eibweg 
war  wohl  schon  in  der  Bronzezeit  bekannt,  auf  ihm  kamen  viel- 
leicht nordische  Bronzen  nach  Homburg,  Baden  (Schauenburg)  bis 
in  die  Schweiz  (Corcelette),  und  auf  ihm  kamen  in  der  älteren 
Eisenzeit  die  gerippten  Broncecisten  nach  Hannover  (Nienburg, 
Luttum),  Pansdorf  bei  Lübeck,  die  Bogenfibel  von  Bramsche,  die 
älteren  La  Tenefibeln  von  Bülstringen  a.  d.  Elbe  und  zwei 
Paukenfibeln  nach  Mecklenburg  neben  vielen  anderen.  (Hausurnen, 
Goldgefässe.) 

Bis  Pommern  gelangte  dieser  Einfluss  aber  wohl  erst  in  einer 
späteren  Periode  dieser  La  Teneentwickelung,  denn  die  älteren 
Typen  dieses  Formenkreises  fallen  in  Pommern  bislang  ganz  und 
gar  aus. 


ß.    Referate. 

I.    Anthropologie. 

a.      Somatische  Anthropologie. 
56.  J.  H.  F.  Kohlbrugge:   Der  AtaYismus.    Utrecht     G.  J.  C. 
Scrinerius.     1897. 

Dr.  Kohlbrugge,  Kurarzt  zu  Tosari  (Java),  dem  wir  schon  so  manche 
wertvolle  Arbeit  auf  verschiedenen  naturwissenschaftlichen  Gebieten  ver- 
danken, hat  sich  die  nicht  gerade  leichte  Aufgabe  gestellt,  die  Lehre  vom 
Atavismus  kritisch  auf  ihren  wissenschaftlichen  Wert  zu  prüfen.  Dazu 
hat  er  aber  erst  ,,die  Brille  der  Deszendenzlehre"  abgesetzt;  dann  ist  er, 
glaubensfrei,  rücksichtslos  an  die  Arbeit  gegangen. 

Die  Schrift  Kohlbrugges  zerfällt  in  zwei  Abschnitte:  der  Atavismus 
und  die  Deszendenzlehre,  und  der  Atavismus  und  die  Morphologie  des 
Menschen.  Beide  stehen  in  logischem  Zusammenhange;  die  Beweisführung 
in  beiden  Punkten  hat  zu  dem  gleichen  Resultat  geführt  und  zwar,  dass 
die  Lehre  vom  Atavismus  nicht  auf  Thatsachen  beruht.  Diese 
kühne  Behauptung  wird  im  Lager  der  Ultra-Evolutionisten  gewiss  auf 
heftigen  Wiederstand  stossen,  obgleich  J.  Ranke  als  Anthropologe  sich 
schon  vor  Kohlbrugge  in  ähnlicher  Weise  geäussert  hat.  Da  es  hier 
zu  weit  führen  würde,  Dr.  Kohlbrugge  in  seiner  Kritik  Schritt  für  Schritt 
zu  folgen,  wollen  wir  versuchen,  in  aller  Kürze  die  Behauptungen  dieses 
Forschers  wiederzugeben.  Uns  kommt  es  nur  darauf  an,  die  Aufmer- 
samkeit  der  Anthropologen  und  sonstigen  Biologen  auf  diese  inhaltreiche 
Schrift  zu  lenken. 

Zunächst  hat  Verfasser  sich  zum  Ziel  gesetzt,  den  Begriff  ,,  Atavismus" 
genau    abzugrenzen;    sein    zweites    Ziel   war,    genau   zu    bestimmen  „was 


102  ß-     Referate.     1.    Anthropologie. 

oder  wie    viel  wirklich  bekannt  und  bewiesen  ist,  um   dies  dann  von  dem 
nicht  Bew^iesenen,  Hypothetischen  zu  trennen''. 

Mit  Atavismus  hat  man  die  nachfolgenden  Variationen  bezeichnet: 
I.  Das  Auftreten  von  Eigenschaften  der  direkten  geschichtlichen  Vor- 
fahren; Repetition.  Kohlbrugge  meint,  ,,man  solle  den  Begriff  soweit 
ausdehnen,  als  man  von  den  Vorfahren  mit  Sicherheit  etwas  aussagen 
kann,  soweit  diese  also  durch  die  Familiengeschichte  bekannt  sind". 
Auch  sollte  man  alles,  was  sich  nicht  von  den  Eltern  herleiten  lässt,  als 
,, diskontinuierliche  Repetition"  beschreiben.  Hierzu  sind  auch  die  Variationen 
der  gekreuzten  Rassen,  welche  sich  auf  die  Stammeltern  zurückführen 
lassen,  zu  rechnen.  Sie  sind  den  Tierzüchtern  wohlbekannt.  —  II.  Das 
Auftreten  von  Abweichungen,  die  vom  speziellen  elterlichen  Typus  zum 
allgemeinen^  gegenwärtigen  Rassentypus  zurückführen  (Spezies,  Varietät, 
Genus).  Das  sind  die  Rückbildungen.  Kohlbrugge  glaubt  nicht,  und 
mit  Recht,  dass  man  die  Rückbildung  von  der  Repetition  trennen  kann, 
,,denn  sehr  viel  von  den  vermeinten  Ras^sentypuseigenschaften  kann  von  den 
direkten,  geschichtlichen,  aber  vergessenen  Vorfahren  herrühren,  die  dem- 
nach, wenn  man  nur  eine  genaue  Familiengeschichte  besässe,  in  der 
ersten  Gruppe  untergebracht  werden  müssten".  —  III.  Das  Auftreten  von 
Eigenschaften  des  vergangenen  (entfernten)  Rassentypus  oder  Rückschlag. 
Mit  dieser  Gruppe  werden  die  Grenzen  des  Genus  überschritten  und  der 
Boden  der  Deszendenzlehre  betreten.  Nur  für  einen  Teil  der  hierher 
gehörenden  Variationen  möchte  Kohlbrugge  den  Ausdruck  Atavismus 
reservieren. 

Da  das  Vorkommen  der  beiden  erstgenannten  Arten  atavischer 
Variationen  bewiesen  ist,  lässt  Verfasser  sie  weiterhin  ganz  ausser  Betracht. 
Er  behandelt  bei  seiner  Kritik  nur  den  Atavismus  im  Sinne  der  De- 
szendenzlehre, der  scharf  vom  Atavismus  der  Tierzüchter  unterschieden 
werden  muss.     Beim  hypothetischen  Atavismus  unterscheidet  man: 

A.  Vorübergehende,  embryonale  Formen  und  rudimentäre  Organe; 
B.  Entwickelungshemmungen:  C.  Eigentliche  atavische  Bildungen. 

Nach  Verfasser  lässt  sich  zwischen  den  vorübergehenden  embryonalen 
Formen  und  den  rudimentären  Organen  keine  Grenze  ziehen;  da  sie  stark 
variieren  und,  weil  ihr  Auftreten  konstant  ist,  kann  man  sie  nicht  als 
atavische  Bildungen  bezeichnen.  Sonst  müsste  man  den  Begriff  Atavismus 
von  dem  der  Variationen  trennen,  was  ja  nicht  thunlich  ist. 

Was  die  Entwickelungshemmungen  anbetrifft:  statt  einer  retrogressiven 
Kraft  nimmt  Kohlbrugge  als  Ursache  eine  Störung  normaler  Prozesse  an. 
Es  ist  beispielsweise  eine  auf  Atavismus  beruhende  Schwanzbildung  noch 
nicht  beobachtet  worden.  Wir  wissen  nur,  dass  der  Mensch  als  Embryo 
stets  einen  Schwanz  besitzt  mit  Wirbel-  und  Muskelanlagen,  den  man 
nicht  als  atavisch  betrachten  darf,  denn  sonst  könnte  man    ebensogut    die 


i- 


B.     Referate.     1.    Anthiopolojjie.  j^Q3 

Halsfisteln,  den  offenbleibenden  Ductus  Botalli,  kurz,    jede    Entwickelungs- 
hemmung  zum  Atavismus  rechnen. 

Die  eigentlichen  atavischen  Bildungen,  d.  h.  solche  Bildungen,  welche 
zufällig,  unvermittelt,  auftreten,  werden,  in  Übereinstimmung  mit  Emery, 
als  scheinbar  atavisch  bezeichnet;  denn  es  handelt  sich  dabei  meist  nur 
um  ahnenähnliche,  nicht  um  ahnenerbliche  Erscheinungen,  anders- 
gesprochen um  Rückschritt,  nicht  um  Rückschlag  in  der  Phylo- 
genese." 

Im  II.  Abschnitt  seiner  Studie  lässt  Kohlbrugge  die  zahlreichen  Formen, 
welche  man  beim  Menschen  durch  Atavismus  hat  erklären  wollen  (Hyper- 
trichosis,  Polymastie,  Schwanzbildung,  Variationen  der  Wirbelsäule  und 
Muskeln,  die  pithekoiden  Merkmale  am  Schädel  u.  s.  w.)  Revue  passiren. 
Er  legt  dabei  die  bekannte  Schrift  Wiedersheims  „Der  Bau  des  Menschen" 
zu  Grunde.  Kohlbrugge  betont,  wie  vorgefasste  Meinungen  das  kritische 
Urtheil  trüben  können  und  kommt  u.  a.  zum  Schluss,  dass  nur  für  den 
die  Beweise  Wiedersheims  den  Werth  einer  ,, Gewissheit"  haben,  der  bereits 
glaubt,  dass  der  Mensch  von  anderen  Wesen,  den  Affen  ähnlich,  abstammt. 
Für  den,  der  ganz  neutral  ist,  bringt  aber  Wiedersheim  keinen  einzigen 
Beweis,  dass  der  Mensch  seinen  Bau  geändert  hat  oder  noch  ändert.  Zu 
bedauern  ist  auch,  wie  Kohlbrugge  hervorhebt,  dass  die  Autoren  die  Begriffe 
Atavismus,  Variation  und  Hemmungsbildung  manchmal  nicht  scharf  trennen 
Die  sogenannten  progressiven  Anomalien  lässt  Verfasser  ganz  ausser  Acht, 
denn  so  lange  man  ihren  Einfluss  auf  die  Funktion  nicht  kennt,  gehört  der 
Begriff  in  das  Reich  der  Phantasie. 

Für  Kohlbrugge,  und  darin  liegt  das  endgültige  Resultat  seiner 
kritischen  Forschung,  sind:  „Alle  sogenannten  atavischen  Anomalien 
neutrale  Variationen,  neutral  in  Bezug  auf  den  gegenwärtigen 
oder  zukünftigen  Rassentypus,  hervorgerufen  entweder  durch 
Variation  oder  durch  Entwickelungshemmung.  Die  Hemmungen 
werden  durch  meist  unbedeutende,  zufällige  Störungen  veran- 
lasst, die  sich  meistens  durch  ungleichmässige  Verteilung 
der  Wachstumsenergie  äussern.  Die  Variationen  beruhen 
auf  der  Variations  fähigkeit  um  ein  Mittel;  darum  werden  die 
Variationen  stets  den  Charakter  einer  progressiven  oder  retro- 
gressiven  Entwickelung  vortäuschen." 

Solange  die  Ultra-Evolutionisten  keine  schlagenden  Beweise  für  ihren 
Atavismus  beibringen,  ,, solange  darf  ich",  sagt  Kohlbrugge,  ,,in  Bezug  auf 
den  Atavismus  behaupten:  dass  nach  den  in  der  Wissenschaft  geltenden 
Prinzipien  erst  die  Bestätigung  der  Sage  durch  die  methodische  Unter- 
suchung im  Stande  sein  kann,  den  Atavismus  zum  Range  einer  Thatsasche 

zu  erheben." 

Dr.  H.  ten  Kate-Batavia. 


[Ql  B.     Hefe  rate.     1.  Anthropologie. 

57.  J.  H.  F.  Kohlbrugge:    Schwanzbildung   und  Steissdrüse 
des  Menschen  und  das  Gesetz  der  Rückschlagsyererbung. 

Natuurkundig  Tijdschrift  voor  Ned.-lndie,   1897.     Bd.  LVII,  Seite 

57  und  171. 
Kohlbrugge  tritt  der  Frage  näher,  ob  die  bisher  beim  Menschen  be- 
obachteten Schwänze  solche  im  atavischen  Sinne  oder  nur  durch  abnorme 
Entwickelung  hervorgerufene  Bildungen  sind.  Letzteres  sind  offenbar 
Missbildungen;  erstere  aber  als  atavisch  zu  bezeichnen,  ginge  nicht  an; 
•  denn  der  Atavismus  sei  überhaupt  nur  eine  Hypothese,  die  noch  lange 
nicht  ihre  Erledigung  gefunden.  Wenn  nämlich  homologe  Organe  beim 
Menschen  und  Affen  variieren  und  zwar  nach  verschiedenen  Richtungen 
innerhalb  der  Variationsbreite,  dann  kann  leicht  und  zufällig  beim  Menschen 
eine  Varietät  angetroffen  werden,  die  einer  ebensolchen  beim  Affen  gleich 
oder  ähnlich  ist.  Es  liegt  kein  Grund  vor,  für  diese  auf  Variationsfähigkeit 
beruhende  Erscheinung  eine  besondere  Eigenschaft  oder  Kraft,  den  Atavis- 
mus, zu  supponieren.  —  Zum  Atavismus  im  engeren  Sinne  ist  nötig, 
dass  bei  einem  Individuum  Formen  auftreten,  die  denen  des  Atavus  gleichen, 
aber  dem  normalen  Embyro  fehlen.  Speziell  auf  den  Menschenschwanz 
angewendet,  lautet  diese  Forderung  (Virchow),  dass  er  nur  dann  unzwei- 
deutig zum  Atavismus  gehöre,  wenn  er  Wirbel  enthalte,  welche  durch 
Vermehrung  der  normalen  Zahl  der  Wirbel  entständen  sind,  und  wenn  er 
in  der  Verlängerung  einer  normalen  Wirbelsäule  liegt.  Ein  solcher 
Schwanz  sei  aber  bisher  in  unanfechtbarer  Weise  noch  nicht  beobachtet 
worden;  es  handle  sich  bei  den  beschriebenen  Fällen  wohl  immer  um 
Entwickelungshemmungen  (Störung  der  Resorption  der  embryonalen 
Schwanzanlage);  meist  ist  eine  Kombination  mit  anderen  Missbildungen 
vorhanden. 

Auch  für  den  hier  mitgeteilten  und  anatomisch  bis  ins  Detail  zer- 
gliederten Fall  weist  Kohlbrugge  nach,  dass,  obgleich  ein  Schwanz  mit 
Wirbeln,  Muskeln,  Nerven  und  Gefässen  vorlag,  —  (derselbe  war  sogar 
beweglich  gewesen)  —  dieses  Gebilde  doch  kein  echter  Schwanz  war. 
Statt  der  eigentlichen  Steissdrüse  fand  sich  am  Ende  des  Schwanzes  mir 
ein  die  Enden  der  Schwanzarterien  und  der  Schwanznerven  umfassendes 
Gebilde.  Da  eben  die  ganze  Schwanzanlage  auf  mangelhafter  Reduktion 
embryonaler  Elemente  beruht,  so  konnte  hier  auch  keine  Steissdrüse  vor- 
handen sein,  die  nach  Kohlbrugge  (und  Gegenbaur)  ebenfalls  diesem  Mo- 
ment ihre  Entstehung  verdankt.  -  Der  Ganalis  sacralis  war  in  seiner 
ganzen  Länge  offen.  Der  nicht  in  der  Verlängerung  des  Os  sacrum  liegende 
Schwanz  wurde  von  4  modifizierten  Wirbeln  repräsentiert;  drei  bildeten 
den  Schwanz,  einer  verband  ihn  mit  dem  Schaltstück  des  Sakralkanals. 
Das  Wirbelschema  lautete:  7+ll+5-|-6  +  4.  Das  genannte 
Schaltstück  schien  aus  Dornfortsätzen  hervorgegangen.  Der  letzte  Teil 
des    Schwanzes    mit    seinen    Röhrenknochen    und    seinen    Ge- 


B.     Heferale.     1.    Aritliropologie.  105 

lenken  glich  genau  dem  von  Hennig  und  Rauber  beschriebenen  Menscheii- 
schwanz.  Eigentümlich  war  das  Verhalten  der  Nerven:  Der 
Duralsack  reichte  bis  zum  oberen  Rande  des  2.  Sakralwirbels;  aus  ihm  traten 
dann  noch  die  letzten  Sakralnerven,  welche  schräg  distal  zu  ihren  Sakral- 
löchern zogen;  vom  2.  Sakralwirbel  ab  ging  die  Dura  in  einen  dünnen, 
bis  zum  6.  Sakralwirbel  reichenden  Strang  über.  Unter  dem  Austritt  des 
ersten  Sakralnerven  und  über  dem  des  zweiten  spaltete  sich  von  dem 
Duralsack  eine  starke  Portion  ab,  die  nach  links  und  abwärts  zum  2.  hinteren 
Sakralloch  zog  und,  durch  den  medianen  Spalt  tretend,  sich  auf  die  linke 
Seite  des  Schaltstücks  legte;  aus  diesem  Teil  des  Duralsacks  gingen  die 
Nerven  hervor,  welche  sich  an  beiden  Seiten  des  Schwanzes  verzweigten. 
Nach  diesem  Verhalten  der  Nerven  zu  schliessen,  müsste  also  der  Schwanz 
aus  Sacrumwirbeln  gebildet  gewesen  sein,  und  die  Steissbeinwirbel  hätten 
die  Rolle  des  Sacrum  übernommen.  Der  ganze  offen  gebhebene  Sacral- 
kanal  war  durch  Muskeln  und  Bänder,  sowie  durch  das  Schaltstück  ge- 
schlossen. Die  während  des  Lebens  beobachteten  Bewegungen  des 
Schwanzes  nach  rechts  und  links  wurden  durch  die  Beziehungen  des 
Gesässmuskels  zu  demselben  erklärt. 

Oberarzt  Bresler-Freiburg  i.  Schi. 

b.     Biologie. 
1.    Physiologisches  Vexhalten. 

58.  Albert    Reibmayr:     Inzucht     und    Yermischung    beim 
Menschen.     Wien.     Franz  Deuticke.     1897.     268  Seiten. 

Verfasser  hat  sich  für  vorliegende,  von  eifrigstem  Quellenstudium 
und  weitgehender  Belesenheit  zeugende  Arbeit  die  Aufgabe  gestellt,  das 
Gesetz  der  Inzucht  —  pares  cum  paribus  compregantur  —  und  seine 
Folgen  einerseits,  und  die  Wirkungen  der  Vermischung  andererseits  auf 
die  Kulturgeschichte  des  Menschen  näher  zu  erforschen. 

Nach  einem  einleitenden  geschichtlichen  Überblick,  in  welchem  der 
Autor  auf  Montesquieu  und  Buckle  zurückgeht,  bespricht  er  kurz  die 
bekannten  Theorien  der  Vererbung  von  Lamarck  und  Ribot  und  führt  deren 
hauptsächlichste  Thesen  auf. 

Zur  Inzucht  übergehend  beginnt  er  mit  Zugrundelegung  der  aus- 
führhch  auseinandergesetzten  Theorie  Darwins  und  führt  den  Nachweis  für 
seine  erste  These,  dass  die  ältesten  Kulturträger  der  Menschheit 
in  vorwiegender  Inzucht  gelebt  haben  müssen.  Er  stützt 
diesen  Ausspruch  durch  ausführhche  Auseinandersetzung  der  Ursachen 
und  der  Wirkungen  der  Inzucht  beim  Menschen. 

„Sesshaftigkeit,  natürlicher  Schutz  vor  Vermischung  und 
die  Bildung  einer  engeren  Inzuchtkaste  müssen  als  Grund- 
bedingungen  einer  jeden  Kulturperiode   angesehen  werden." 


10(3  B.     Referate.     1.    Anthropologie. 

Dem  nächsten  Kapitel  über  die  Vermischung,  ihre  Ursache  und 
Wirkung  beim  Menschen  stellt  er  ebenfalls  die  im  Pflanzen-  und  Tier- 
reiche bis  jetzt  beobachteten  und  erkannten  Gesetze  über  die  Kreuzung 
voran.  Die  Vermischung  der  Völker  hält  er  für  einen  ebenso  wichtigen 
Faktor  lür  das  Fortschreiten  der  menschlichen  Kultur,  als  die  Inzucht.  Wie 
es  ohne  rege  Inzucht,  ohne  Bildung  einer  führenden  Inzuchtkaste  keinen 
nennenswerten  Kulturfortschritt  in  einem  einzelnen  Volke  giebt,  so 
würde  die  Menschheit  im  allgemeinen  ohne  Vermischung  in  der  Kultur 
nur  langsam  oder  gar  nicht  fortschreiten  können.  Durch  diese  aber 
erreichen  die  späteren  Nachkommen  eine  neue  Kulturstufe  rascher,  mittels 
der  Vererbung  der  bereits  gezüchteten  Ganglien  nach  überwundenem 
Rückschlag. 

,,So  wie  die  Inzucht  der  Bildung  der  Kulturganglien  dient, 
so  dient  die  Vermischung  der  Verbreitung  derselben"  lautet 
die  zweite  These.  Verfasser  schildert  dann  die  Entstehung  und  den  weiteren 
Ausbau  der  Kastenbildung,  deren  erste  Bedingung  mit  persönlichem  Besitze 
verbundene  Sesshaftigkeit  war.  Da  nun  das  Land  zu  eng  wurde,  die  Vieh- 
weiden nicht  mehr  ausreichten,  kam  es  in  der  weiteren  Folge  zu  Streitig- 
keiten mit  Nachbaren  und  zu  Eroberungen.  Das  Recht  des  Stärkeren 
und  die  Unterjochung  eines  Landes,  sowie  seiner  Bewohner  ergab  weiter 
von  selbst  die  Scheidung  von  Freien  und  Unfreien.  Erstere  wurden 
im  Laufe  der  Zeit  die  führende  Kaste  —  jedoch  nicht  im  Sinne 
der  Erblichkeit  —  und  zwangen  die  wilden  Stämme  in  das  sanfte 
Joch  der  Zivilisation.  Von  diesen  führenden  Klassen  zweigte  sich 
dann  eine  kleinere  Inzuchtskaste  ab,  mit  dem  Bestreben,  das  Blut  der 
Eroberer  möglichst  rein  zu  erhalten  —  diese  stellten  dann  eine  höher 
stehende  Varietät  der  ganzen  Rasse  dar. 

Sodann  bespricht  Verfasser  den  Nutzen  und  den  Schaden  der  Inzucht 
in  einer  Kaste  und  die  Degeneration,  wie  auch  die  Regeneration.  Jeder 
Kulturfortschritt  hat  im  Verlauf  der  Generationen  eine  Einschränkung 
der  natürlichen  Auslese  in  der  Inzuchtkaste  zur  Folge,  womit 
die  Degeneration  der  Kaste  beginnt,  die  eben  infolge  der  Inzucht  ver- 
stärkt wird.  Ist  dann  infolge  der  Degeneration  der  führenden  Kaste  ein 
Volk  historisch  zurückgegangen,  so  kann  es  sich  regenerieren 
durch  Vermischung  mit  einem  körperHch  gesunden,  aber  kulturell  meist 
niedriger  stehenden  Volke.  Die  Regeneration  führt  stets  einen  ge- 
ringen Rückschritt  in  der  Kultur  mit  sich,  der  in  mehr  weniger 
kurzer  Zeit  wieder  ausgeglichen  wird. 

Das  Wesen  des  Kulturfortschrittes  der  Menschheit  beruht 
daher  in  seiner  Hauptursache  auf  dem  regelmässigen  Wechsel 
von  Inzucht  und  Vermischung  der  einzelnen  Völker  und 
Rassen. 


B.     Referate.     1.    Anthropologie.  {Q"] 

Zur  Bekräftigung,  Erläuterung  und  Stütze  der  vorstehenden  Be- 
hauptungen folgen  nunmehr  Abhandlungen  über  geniale  Völker,  über 
Inzucht  und  Vermischung  bei  den  Ägyptern  und  den  alten  Juden  und  eine 
grössere  Anzahl  von  Zusätzen. 

Die  hochinteressante  Arbeit  sei  jedem  empfohlen,  sie  regt  zu  Nach- 
denken an,  aber  —  wohl  auch  zu  teilweise  berechtigten  Zweifeln,  durch 
deren  weitere  Entgegnungen  wir  mit  der  Zeit  zu  einer  Einigung  in  dieser 
sowohl  Ärzte  wie  naturwissenschaftlich  Gebildete  heute  lebhaft  inter- 
essierenden Frage  zu    kommen  vermögen  werden. 

Dr.  Ä.  Pafsotv-Strassburg  L  E. 

2.     Pathologisches  Verhalten. 
Degenerations-Anthropologie.     Kriminal-Anthropologie. 
59.  L.  Pfleger  und  A.  Pilcz:   Beiträge  zur   Lehre   von   der 
Mikrocephalie.     Sptabd.    aus    den   Arbeiten    aus    dem    Institut 
für  Anatomie    und    Physiologie  des  Centralnervensystems   an  der 
Wiener  Universität.    Heft  5.     Wien,  F.  Deuticke,   1897. 
Bei    unserer  augenblicklichen,    trotz    zahlreicher  Beiträge  —  die  Ver- 
fasser bringen    eine  Zusammenstellung  von  365  einschlägigen  Arbeiten  — 
noch  immer    recht    dürftigen  Kenntnis    von  dem  Wesen  der  Mikrocephalie 
ist  jeder  Beitrag    mit  Freuden    zu    begrüssen.     Wenngleich    die   Verfasser 
in  demselben  über  12  neue  Fälle  eingehend  berichten,  so  wird  durch  diese 
eben  im  Grunde    genommen  dieses  unser  Wissen  leider  nur    in  negativem 
Sinne  gefördert.     Aufs    neue  wird    durch  diese  Befunde  bestätigt,    dass  es 
bisher    immer    noch    an    dem  Beweise    dafür    fehlt,    dass   es   sich   bei    der 
Mikrocephalie  um  eine  Behinderung    des  Gehirnwachstums   von  Seiten   des 
Schädels  handelt. 

Zunächst  werden  die  Schädel  und  Gehirne  (im  Laboratorium  von 
Prof.  Obersteiner  befindlich)  der  12  Mikrocephalen  in  ihren  Einzelheiten 
beschrieben  und  durch  Abbildungen  erläutert.  Sodann  werden  die  be- 
merkenswerten Befunde  am  Gehirne  unter  Berücksichtigung  der  in  anderen 
Fällen  erhobenen  zusammengestellt.  Die  Verfasser  heben  folgende  als 
wichtig  hervor: 

J.  Auf  embryonale  und  theromorphe  Bildungen  zurückzuführende  Be- 
funde, a.  Freibleiben  der  Insel;  b.  abnorme  Persistenz  des  beim 
menschlichen  Embryo  und  bei  den  Vierfüsslern  gut  entwickelten 
Gyrus  supra-callosus ;  c.  abnorm  kräftige  Ausbildung  der  Balken- 
windung, ebenfalls  eine  beim  Embryo  und  den  Quadrupeden  vor- 
kommende Erscheinung;  d.  typische  Affenspalte;  e.  direkte  Ein- 
mündung der  Fissura  calcarina  in  die  Fissura  hippocampi,  bedingt 
durch  Fehlen  des  Istmus  gyri  fornicati. 
2.  Vollkommen  atypische  Furchen,  abnormes  Verhalten  sonst  normal 
angelegter  Windungen    (u.  a.  beiderseits  vollständige  Überbrückung 


IQS  B.     Uererate.     J.    Anthropologie. 

der    Rolandoschen  Spalte),    Abnormitäten    des    Commissurensystems 
und  Mikrogyrie. 

3.  Konfluierenden  Windungstypus. 

Die  Pathogenese  dieser  Befunde,  deren  Bedeutung  sich  nur  zum  Teile 
ontogenetisch  und  phylogenetisch  erklären  lässt,  bleibt  vorläufig  noch 
völlig  dunkel. 

Weiter  beschäftigen  sich  die  Verfasser  mit  den  Schädelmaassen  und 
Hirngewichten  im  allgemeinen.  Wir  erfahren,  dass  unter  allen  zur  Be- 
obachtung gekommenen  Fällen  von  Mikrocephalie  ein  14tägiges  Mädchen 
den  geringsten  horizontalen  Schädelumfang,  22  cm,  ein  7  Wochen  alter 
Knabe  das  geringste  Hirngewicht,  15,9  gr  aufwies;  da  das  letztere  aber 
hydrocephalisch  verändert  war,  so  dürfte  als  geringstes  Hirngewicht  eines 
wirklichen  Mikrocephalen  69,3  gr  an  einem  9  Monate  alten  Knaben  be- 
obachtet worden  sein.  —  Die  Schlussbetrachtungen  sind  der  Ätiologie  und 
dem  Wesen  der  Mikrocephalie  gewidmet.  Mit  Giacomi  unterscheiden  die 
Verfasser  Pseudomikrocephalie,  d,  s.  Fälle,  in  denen  das  abnorm  niedrige 
Hirngewicht  durch  direkt  pathologische  Prozesse,  wie  Porencephalie, 
Hydrocephalus  etc.,  bedingt  wird,  und  echte  Mikrocephalie.  Bezüglich  der 
Pathologie  dieser  Erscheinung  stellen  sie  auf  Grund  ihrer  und  der  in  der 
Litteratur  niedergelegten  Beobachtungen  entschieden  in  Abrede,  dass  es 
sich  hierbei  um  eine  primäre  Störung  des  Schädels  handele;  sie  vertreten 
vielmehr  den  Standpunkt,  dass  eine  in  ihrer  Art  noch  unbekannte  Störung 
das  Gehirn  zunächst  selbst  treffe  und  erst  durch  dessen  Wachstumshemmung 
auch  ein  Zurückbleiben  der  knöchernen  Kapsel  veranlasse.  Maassgebend 
waren  für  diese  Annahme  die  pathologisch- anatomischen  Befunde,  wie 
Offenbleiben  der  Nähte,  hochgradige  Mikroencephalie  bei  nur  geringer 
Mikrocephalie,  sow^ie  ganz  unverhältnismässig  schwaches  Gehirngewicht  bei 
wenig  herabgesetzter  Schädelkapizität  etc. 

An  Wert  gewinnt  die  Arbeit  durch  die  umfangreiche  Litteratur- 
übersicht.  Dr,  Buschan-Stettin. 

60.  P.  Näcke:    Über   Kriminalpsychologie.    Zeitschrift  für  die 
gesamte  Strafrechtswissenschaft.    1897.  Bd.  XVII,  Heft  I. 

Näcke  weist  nach,  dass  es  entschieden  verfehlt  sei,  von  der  Kriminal- 
psychologie als  etwas  spezifischem  zu  sprechen.  Nachdem  in  der  Einleitung 
die  Begriffe  Verbrecher  und  Verbrechen  kurz  aber  sachlich  gestreift  werden, 
geht  Verfasser  zu  den  Gewohnheitsverbrechern  über,  wenn  auch  selbstein- 
gestandenermaassen  diese  Gruppe  bis  zu  einem  gewissen  Grade  nur  eine 
künstlich  gemachte  ist,  der  manche  mit  Unrecht  zugerechnet  werden. 
Doch  ist  sie  immerhin  eine  leidlich  umgrenzte,  da  die  Recidivisten  meist 
den  untersten  Volksklassen  angehören  und  ihr  Bildungsgrad  und  Beruf 
einheithcher  sind,  als  wenn  beispielsweise  sämtliche  Verbrecher  berücksichtigt 
würden.     Mit  Recht  will  Näcke  die  Geisteskranken,  welche  gerade  in  dieser 


B.     Referate.     1.    Anthropologie.  109 

Gruppe  so  häufig  vorkommen,  wie  auch  die  Epileptiker,  Hysteriker  und 
insbesondere  die  Schwachsinnigen  abgezogen  wissen,  so  dass  die  Zahl  der 
sodann  zu  Untersuchenden  sich  beträchtlich  mindert. 

Ziehen  wir  nun  zum  Vergleiche  die  normalen  Zustände  heran,  so 
sehen  wir,  dass  Verfasser  ganz  selbstverständlich  und  unwillkürlich  die 
Psychologie  des  niederen  Volkes  in  seine  Betrachtungen  hineinziehen  muss, 
weil  eben  die  meisten  Gewohnheitsverbrecher  diesem  entstammen.  Unter 
niederem  Volke,  resp.  niederen  Schichten  will  Näcke  die  dienende 
Klasse,  die  Hand-  und  Fabrikarbeiter,  auch  den  ungebildeten 
Bauernstand  verstanden  wissen. 

Er  untersucht  nunmehr  die  Sinnesempfmdungen,  das  Denken  und 
das  Wollen  und  kommt  nach  genauer  Abschätzung  des  pro  und  contra 
zu  dem  Schlüsse:  Das  Studium  der  Psychologie  ergiebt  nur 
Quantitätsunterschiede,  welche  nicht  so  gross  sind,  als  sie  beim 
ersten,  flüchtigen  Blicke  scheinen. 

Es  geht  aber  mit  der  kriminellen  Psychologie  ebenso,  wie  mit  der 
Kriminalanthropologie.  Wer  nüchtern  und  objektiv  kritisierend  daran  geht, 
wie  Verfasser  und  Baer,  auch  Dallemagne  und  andere  mehr,  der  kann  zu 
keinem  anderen  Schlüsse  kommen.  Wie  wir  heute  nicht  berechtigt  sind, 
von  einem  anatomischen  Kriminaltypus  zu  sprechen,  so  stehts  mit  der 
Psychologie  des  Verbrechers    nicht  anders. 

Wenn  auch  Näcke  in  der  Diskussion,  die  sich  an  den  Vortrag  an- 
schloss,  vorgeworfen  wurde,  er  sei  in  seinen  Schlüssen  zu  weit  gegangen 
und  habe  speziell  den  Bauernstand  zu  ungünstig  beurteilt,  so  ist  dem  mit 
Recht  entgegen  zu  halten,  dass  nur  solche,  die  sich  wie  Näcke  und  Baer 
viele  Jahrzehnte  mit  dieser  Frage  beschäftigt  haben  und  das  Volk  stets 
genau  beobachteten,  die  Geheimnisse  der  Volksseele  belauschten,  geeignet 
erscheinen,  in  diesen  Dingen  mitzureden. 

Dr.  A.  Pafsow-Strasshurg  i.  E. 

61.  Enrico  Ferri:  Les  criminels  daiis  Part  et  la  litt^rature. 
Traduit  par  Eng.  Laurent.    Paris,  F.  Alcan.    1897.    180  S. 

Der  schon  durch  mehrere  Schriften  auf  dem  Gebiete  der  Kriminal- 
Anthropologie,  Sociologie  und  Psychologie  rühmlichst  bekannte  Verfasser 
bietet  uns  in  vorliegendem  Werke  neues  und  interessantes.  Aus  mehreren 
Vorträgen  und  sich  daran  schliessenden  Besprechungen  ist  die  vorliegende 
Schrift  entstanden. 

In  ihr  behandelt  Ferri  die  Verbrecher,  wie  sie  in  der  Kunst  und 
Litteratur  uns  vorgeführt  werden.  Nach  einigen  einleitenden  Bemerkungen 
über  den  criminellen  Typus  und  die  charakteristischen  Merkmale  der  ver- 
schiedenen Verbrechergruppen  werden  die  Darstellungen  von  Verbrechern 
aus  der  bildenden  Kunst  besprochen,  unter   anderem  die  Büsten  von  Nero 


]\()  B.     Referate.     2.    Ethnologie  und  Rassenkunde. 

und  Caligula  und  Gemälde  aus  dem  19.  Jahrhundert,  welche  in  französischen, 
helgischen  und  italienischen  Gallerien  und  Museen  sich  befinden. 

Zur  Tragödie  und  zum  Drama  übergehend  werden  die  Mörder  und  Blut- 
schänder der  alten  griechischen  Bühne  und  im  Anschluss  daran  die  Shake- 
speareschen  Gestalten  des  Hamlet,  Othello  und  der  Macbeth,  die  Räuber  von 
Schiller,  dieMafiamitglieder  vonRizzotto  und  dieCavalleria  rusticana  betrachtet. 

Der  zweite  Teil  der  Schrift  ist  den  Romanen  und  gerichtlichen  Dramen 
gewidmet.  Zeitlich  getrennt  werden  die  Werke  von  Gaboriau  und  Sardou, 
wie  auch  von  Victor  Hugo  berücksichtigt. 

Das  vorletzte  Kapitel  beschäftigt  sich  mit  Werken    von  Zola,  Bourget, 
Coppee    und    Annunzio    und    zuletzt    mit     Ibsen,    (Geschwister),    Tolstoii 
(Kreuzersonate)  und  Dostoiewsky. 

Leider  ist  es  uns  nur  gestattet,  auf  die  Fülle  von  Beobachtungen  und 
objektiven  Besprechungen  aller  dieser  Werke  hinzuweisen.  Ferri  bietet  uns 
aber  nicht  allein  seine  eigenen  Ansichten  und  Meinungen,  sondern  er  be- 
rücksichtigt auch  die  schon  vorhandene  Litteratur  dieses  Gebietes  und 
führt  auch  der  Schriftsteller,  Künstler  u.  s.  w.  Äusserungen  an,  wie  manche  i 
von  ihnen  ihre  Werke  aufgefasst  wissen  wollten. 

Das    lesenswerte  Buch    sei    jedenfalls   bestens    empfohlen,  weil    es  zu  i 
kritischem  Nachdenken  anregt.         Dr.  Adolf  Pafsow-Strasshnrg  i.  E. 

2.    Ethnologie  und  Rassenkunde. 

a.     Allgemeines. 
62.  N.  Charusin:     Entwickelungsgeschichte  der  Behausung 
bei     den     nomadisierenden     und     halbnomadisiereuden  | 
türkischen  und  mongolischen  Völkerschaften  Russlands.  i 

(Russ.)     Ethnographische  Revue.    1896.    Nr.  1   und  2.     S.   124. 
Moskau.     1896. 

Auf  Grund  älterer  und  jüngerer  Reisebeschreibungen  giebt  der  Autor 
ein  Bild  der  Behausungsverhältnisse,  indem  er  in  höchst  interessanter 
Weise  verschiedene  Typen  von  Unterkunftsräumen  hinsichtlich  der  Ent- 
wickelung  ihrer  äusseren  Form  und  inneren  Einrichtung  schildert  und  bei 
den  einzelnen  Teilen  den  Einfluss  der  benachbarten  Völkerschaften  und 
der  Eigenart  der  besetzten  Landstriche  hervorhebt.  Die  Abbildungen  geben 
leider  nur  das  Äussere  wieder  und  sind  zum  Teil  undeutlich. 

Das  Resultat  der  Untersuchungen  lässt  sich  in  folgende  Sätze  zusammen- 
fassen: 1.  Die  ursprüngliche,  kegelförmige  Laubhütte  (Schalascha),  bedeckt 
mit  Zweigen,  Birkenrinde  und  Fellen  jagdbarer  Tiere,  bildet  einen  der  Aus- 
gangspunkte für  die  Entwickelung  der  vollständigeren  Wohnungstypen.  Aus 
ihr  arbeitet  sich  nachgerade  das  Filzzelt  (Jurte)  heraus,  anfangs  einfach, 
dann  durch  einige  Übergangsformen  hindurch,  als  Gitterjurte  (aus  Flecht- 
werk), die  sich  anscheinend  in  den  Steppen  entwickelt    hat.     Hier    erfuhr 


B.     Referate.     2.    Ethnologie  und  Rassenkunde.  \\{ 

sie  die  allergrösste  Verbreitung  bei  der  „einenden''  Bedeutung  der  Steppe 
im  Gegensatz  zu  waldigen  und  bergigen  Gegenden.  ,,Die  Steppe  kennt 
keine  Grenzen,  sie  kennt  keine  strenge  Absonderung  des  Landes  nach  An- 
teilen, sie  ist  selbst  an  und  für  sich  ein  einendes  Element,  das  alle  ihre 
Bewohner  zwingt,  sieh  mehr  oder  weniger  als  Glieder  einer  Familie  zu  be- 
trachten." Dem  ist  es  zuzuschreiben,  dass  auf  dem  ganzen  ungeheuren 
Gebiet  nur  zwei  Typen  der  Gitterjurte  vorkommen. 

Diese,  die  den  höchstentwickelten  Typus  für  transportable  Hütten  vor- 
stellt, dient  auch  beim  Übergang  der  Völkerschaft  zur  festen  Siedelung  als 
Muster  für  den  Aufbau  bleibender  Wohnstätten,  indem  sie  ihre  Form 
wiederholen.  Diese  selbst  werden  aus  Erde,  Flechtwerk,  endlich  Balken 
oder  Steinen  aufgebaut  und  führen  zu  dem  Typus  vieleckiger  Stein-  oder 
Balkenbauten  (bei  den  Kirgisen,  Kalmücken  (Astrachan),  Buriäten  und  den 
Türken  des  Altai).  —  Die  kegelförmige  Hütte  führt  auch  auf  anderem 
Wege  zum  Holzhause:  der  Ersatz  der  Stangen,  welche  das  Gerippe  bilden, 
durch  Bretter  führt  zu  dem  Typus  der  viereckigen  Hütte,  aus  der  sich  all- 
mählich trapezförmige  Hütten  und  ebensolche  Bauten  aus  Flechtwerk  ent- 
wickeln, die  bei  dem  Ersatz  durch  festeres  Material  in  die  Balkenhäuser 
übergehen  (bei  den  Jakuten,  Türken  des  Altai  und  Kalmücken  von 
Astrachan). 

2.  Zu  den  Balkenhäusern  (Srub)  führen  auch  die  Erdhütten:  die 
ursprüngliche  unterirdische  Erdhütte  erhebt  sich  entweder  allmählich  über  die 
Oberfläche  des  Bodens,  indem  sie  in  ihren  oberen  Teilen  ein  Lehm-  oder 
Balkenhaus  bildet;  oder  die  oberirdische  wird  anfangs  zur  grösseren  Festig- 
keit der  Wände  mit  Holz  bedeckt  und  verwandelt  sich  in  der  Folge  in 
ein  Balkenhaus.  3.  Das  uranfängliche  Balkenhaus  giebt  den  weiteren 
Anstoss  zur  Entwickelung  der  ,,isba"  (Russisches  Bauernhaus)  in  gleicher 
Weise  wie  die  oberirdische  Erdhütte:  in  den  einfachsten  Typen  giebt  es 
keine  Fenster,  sie  werden  durch  das  Rauchloch  ersetzt;  in  der  Folge  erscheint 
ein  Fenster  in  der  Wand  und  wird  anfänglich  mit  Eis,  dem  Bauchfell  von 
Tieren  oder  ähnlichem  bedeckt;  der  Herd  befindet  sich  wie  bei  der  Laub- 
hütte in  der  Mitte.  Nachgerade  wird  der  Herd  zum  Kamin  (Tschuwal), 
der  dann  in  eine  Ecke  des  Raumes  übersiedelt.  Gleichzeitig  damit  ent- 
wickelt sich  auch  der  Ofen,  wobei  dieser  entweder  nach  der  Form  eines 
kleinen  Kamins  oder  mit  einem  eingemauerten  Kessel  aufgebaut  wird. 
Andere  Formen  des  Ofens  sind  entlehnt;  die  Gewohnheit,  die  Nahrung  in 
einem  über  dem  Herd  aufgehängten  Kessel  zu  bereiten,  führt  entweder  zu 
der  Vereinigung  des  entlehnten  Ofentypus  mit  dem  mit  eingemauerten 
Kessel  (Kirgisen,  Baschkiren)  oder  mit  dem  Herd.  In  der  inneren  Aus- 
stattung wiederholen  diese  Wohnungstypen  im  allgemeinen  die  der  Laub- 
hütte. Die  Entwickelung  der  Balkenhäuser  und  der  oberirdischen  Erd- 
hütten führt  in  ihrer  Erweiterung  durch  Anbau  zu  dem  Grundtypus  —  der 
Vorhäuser,  Flure,  anfangs  aus  Flechtwerk   oder    Balken    (Kirgisen,    Basch- 


l\^  U.    Referate.     2.     Ethnologie  und  Rassenkunde. 

kiren.)  Der  erdige  Fussboden  wird  allmählich  durch  einen  hölzernen  ersetzt, 
und  das  flache  Dach  durch  ein  abschüssiges.  4.  Entsprechend  der  Ver- 
vollkommnung des  Wohngebäudes  erscheinen  auch  Wirtschaftsgebäude:  es 
entwickelt  sich  der  Begriff  des  Hofes,  der  sich  aus  einem  einfachen  Gehege 
für  das  Vieh  und  der  Errichtung  von  abgesonderten  Jurten  für  die  er- 
wachsenen Familienmitglieder,  in  eine  mehr  oder  weniger  weitläufige  An- 
lage verwandelt,  wobei  in  Gegenden,  w^o  die  Viehzucht  die  Hauptrolle 
spielt,  die  Viehhöfe  bedeckt  gebaut  und  mit  dem  Wohnraum  unter  einem 
Dach  vereinigt  werden  (Kirgisen,  Jakuten),  und  umgekehrt  da,  wo  die 
Viehzucht  nicht  die  ausschliessliche  Quelle  des  Wohlstandes  ist,  oder  wo 
die  Örtlichkeit  es  erlaubt,  die  Wirtschaftsgebäude  auf  dem  Hofe  zerstreut 
werden  (Baschkiren  und  Kirgisen  in  den  Walddistrikten).  5.  Feste 
Wohnungen  erscheinen  bei  dem  Übergang  einer  Völkerschaft  vom  nomadi- 
sierenden zum  halbnomadisierenden  Leben ;  eben  dann  entwickelt  sich  auch 
der  Aufbau  eines  Hofes.  Der  Übergang  zur  Halbansiedelung  begann  früher 
in  den  Walddistrikten,  wobei  an  einzelnen  Orten  (Altai)  die  Ansiedelung 
dem  Erscheinen  der  höchsten  Wohnungstypen  sogar  voraufging.  In  den 
Steppen  begann  die  Halbansiedelung  anscheinend  bei  Völkerschaften,  die 
im  Westen  wohnten,  und  wird  nach  Osten  weniger  intensiv,  indem  sie  nur 
die  Peripherie  beherrscht.  6.  Bei  dem  Übergang  zur  Halbansiedelung 
und  dem  Ersatz  der  primitiven  Behausung  durch  entwickeltere  Typen  ver- 
schwinden die  alten  Formen  nicht:  sie  dienen  Wirtschaftsbedürfnissen  und 
werden  in  einer  Reihe  mit  den  komplizierteren  Wohnhäusern  erbaut.  Da 
sie  sich  auf  einem  und  demselben  Hofe  befinden,  ergiebt  sich  die  Mög- 
lichkeit, die  Entwickelungsgeschichte  der  Behausung  in  ihren  Haupt- 
momenten zu  verfolgen. 

So  steht  neben  der  cultivierten  Erdhütte  des  reichen  Kirgisen  die  als 
Arbeiterwohnung  oder  Stall  verwandte  ursprüngliche  Erdhütte,  halb  in  den 
Boden  versenkt,  ohne  Fenster  und  mit  dem  ursprünglichen  Herd;  in  einer 
Reihe  mit  ihr  der  „Kosch"  (Kegelzelt  aus  Stangen  mit  Filz  bedeckt)  für 
Gäste  und  Arbeiter,  und  ebendort  die  Tschudschela  (Jurte  aus  Erde  und 
Rasen).  Bei  dem  Baschkiren  begegnet  man  neben  dem  hölzernen  Bauern- 
haus auch  der  ursprünglichen  runden  Laubhütte,  jetzt  Küche,  sowie  der 
Erdhütte,  jetzt  Backofen,  dem  niedrigen  Balkenhaus  mit  kleinem  Kamin, 
jetzt  Bad,  und  dem  Balkenhaus  mit  Schindeldach,  w^o  die  Familie  zuweilen 
im  Sommer  wohnt.  Auf  demselben  Hofe  endlich  schlägt  der  Baschkire, 
wenn  er  nicht  irgendwo  nomadisiert,  seine  filzgedeckte  Flechtwerk-Jurte 
auf,  um  während  der  warmen  Jahreszeit  darin  zu  wohnen. 

Der  Raum  erlaubt  es  nicht,  die  höchst  interessanten  Detailschilderungen 
des  Aufbaues  und  der  inneren  Einrichtung  zn  wiederholen.  Charakteristisch 
ist  auch  hier  die  Hartnäckigkeit,  mit  welcher  der  Mensch  auch  in  un- 
wesentlichen Dingen  an  der  Überlieferung  und  Gewohnheit  festhält.  Noch 
heute  smd  übrigens  in  Mecklenburg  die  Schlafkarren  für  die  Schäfer  genau 


B.     Referate.     2.    Etlinolo<]^ie  und  Ptassenkunde.  113 

I  so,  wie  bei  den  Tartaren  im  18.  Jahiliundert,  der  Backofen  ist  lieute  noch 
in  Norddeutschland  auf  dem  Lande  oft  nichts  als  eine  aus  Lehm  und  Fade 
erbaute  Semlianka  der  Tartaren.  Während  bei  den  Nomaden,  deren  Be- 
liausung  sich  aus  der  kegelförmigen  Hütte  entwickelt  hat,  das  Rauchloch 
imd  dann  der  Schornstein  sich  bis  in  späte  Zeiten  der  Entwickelung  in 
der  Mitte  des  Daches  erhalten  hat,  steht  er  auf  unseren  niedersächsischen, 
jetzt  zum  Teil  schön  gezierten  Bauernhäusern  noch  auf  dem  äussersten 
Ende  des  Giebels,  dem  Eingang  gegenüber.  Man  möchte  daraus  schliessen, 
dass  bei  unseren  Vorfahren  die  ursprüngliche  Hütte  schon  dachförmig  an- 
gelegt wurde. 

Die  Arbeit  des  Verfassers  ist  jedenfalls  äusserst  dankenswert,  und  wäre 
zu  wünschen,  dass  er  seine  Untersuchungen  auch  auf  Nahrung  und  Kleidung 
ausdehnte.  Divisionsarzt  Dr.  Timann- Stettin. 

63.    J.    Kohler:     Zur    Urgeschichte    der    Ehe.     Totemismus, 
Gruppenehe,  Mutterrecht.     Stuttgart,  F.  Enke.      1897.     167  S. 

Im  Gegensatze  zu  den  Ansichten  Westermarcks,  Muckes,  Sarasins  u.  A., 
welche  den  monogamischen  Ursprung  für  die  Familien  Organisation  des 
Menschen  verfechten,  vertritt  Verf.  die  Hypothese,  dass  das  Genus  Homo 
mit  der  Promiscuitäts-  oder  Gruppenehe,  d.  h.  mit  dem  sexuellen  Com- 
munismus  in  der  Urzeit  begonnen  habe.  Wenn  statt  des  Individuums 
Gruppen  untereinander  heiraten,  und  so  der  Mann  mit  dem  Weib,  dessen 
Schwester,  Nichte  und  Tante  eine  Familie  bildet,  so  muss  es  sich  von 
selbst  ergeben,  dass  der  Cousin  bald  Bruder,  bald  Neffe,  bald  Onkel,  bald 
Sohn  ist.  Die  Wahrscheinlichkeit  der  Annahme  gruppenehelicher  Verhält- 
nisse in  der  Urzeit  versucht  Verf.  an  der  Hand  der  Thatsache  zu  stützen, 
dass  es  bei  einer  Reihe  wilder  Völker  noch  heutzutage  Gruppenehen  gebe 
insbesondere  durch  eingehendes  Studium  der  einschlägigen  Morganschen- 
Tafeln  der  Rothäute.  Die  Totems,  in  welche  die  einzelnen  Indianer- 
stämme zerfallen,  glauben  an  die  Abstammung  von  eir-cm  für  sie  als 
heilig  geltenden  Tiere;  den  einzelnen  Eigenschaften,  und  Thätigkeiten 
desselben  entlehnen  sie  ihre  Personalnamen,  und  der  Tote  verwandelt 
sich  wieder  in  das  Stammtier.  In  dem  Totemglauben,  welchem  noch 
bis  heute  der  grösste  Teil  der  Indianer  Nordamerikas  huldigt,  er- 
blickt Verf.  einen  der  lebensvollsten  religiösen  Triebe,  in  welchem  zu- 
gleich der  Keim  für  die  zukünftige  Familien-  und  Staatenbildung  zu  suchen 
sei;  aus  dem  Totemismus,  der  auf  Blutsverband  beruht,  entwickelt  sich 
die  Familie  und  der  Geschlechterstaat,  Da  kein  Tier  in  sich  selbst  hinein- 
heiraten kann,  so  ist  der  Totem  notwendig  exogam.  Auch  bei  den  Austral- 
negern  fmden  sich  ähnliche  Einrichtungen,  doch  ist  hier  die  totemistische 
Exogamie  in  die  Stammesexogamie  übergegangen.  Obgleich  zwar  aus  diesen 
Thatsachen  ungemein  komplizierte  Verwandtschaftsverhältnisse  resultieren,  so 
besitzen  die  Wilden,  ungeachtet  ihrer  sonstigen  Spracharmut,  einen  grossen 

Centralblatt  für  Anthropologie.    1898.  8 


j  1^^  B.     Referate.     ±    Ethnologie  und  Rassenkunde. 

Reichtum  von  speziellen  Benennungen,  mit  welchen  sie  die  einzelnen  Ver- 
wandtschaftsstufen ebenso  streng  als  logisch  bezeichnen.  Trotz  dieser  Kom- 
pliziertheit wird  jedoch  die  Ehe  in  dem  Verhältnisse  wie  parens  und 
Kind  in  der  Regel  stets  peinlichst  gemieden.  Darum  kann  die  Geschichte 
der  Gruppenehe  als  eine  Geschichte  der  Einschränkung  der  Heirat  von 
Totem  zu  Totem  bezeichnet  werden. 

Da  der  Totem  ursprünglich  entweder  mutterrechtlich  oder  vater- 
rechtlich sein  musste,  so  erfolgte  die  Benennung  entweder  nach  dem 
Vater  oder  nach  der  Mutter;  aus  der  viel  natürlicheren  und  näher  liegen- 
den Mutterbenennung  ergeben  sich  von  selbst  die  Gründe  des  Mutterrechts. 
Stämme,  welche  ungenügende  Existenzmittel  auseinandersprengten,  wenden 
sich  vom  ursprünglichen  Mutterrecht  zum  Vaterrecht. 

Die  Gruppenehe-Verwandtschaft  tritt  in  dreierlei  Form  auf:  die  erste 
Form  (bei  den  Australnegern  und  Dravidas)  besteht  in  der  Vermischung 
gleicher  Generationen,  also  der  Brüder  einerseits  mit  den  Schwestern 
andererseits.  Die  Rothäute  haben  hingegen  zwei  Modifikationen,  und  zwar 
bei  einigen  verbindet  sich  der  Mann  zugleich  mit  der  Tante  und  Nichte 
seiner  Frau  (Omahaform),  bei  anderen  die  Frau  zugleich  mit  dem  Onkel 
und  Neffen  ihres  Mannes  (Choktaform).  Diese  beiden  Systeme  unter- 
scheiden sich  eben  dadurch,  dass  bei  den  Choktas  das  Mutterrecht,  bei 
den  Omahas  das  Vaterrecht  als  Grundlage  dient.  Der  Totemismus  führt 
direkt  zur  Gruppenehe  ;  beim  Untergang  der  Totemverfassung  und  ihrem 
Aufgehen  in  die  Stammverfassung  teilt  sich  der  Stamm  in  Generations- 
stufen, wovon  die  ältere  in  die  ältere,  die  jüngere  in  die  jüngere  hinein- 
heiratet. Nachdem  Verf.  schliesslich  nachzuweisen  sucht,  dass  der  Frauen- 
Kommunismus  dem  einstmaligen  Sachenkommunismus  entspricht,  dass  sich 
ferner  bei  verschiedenen,  in  keinerlei  näheren  Beziehung  zu  einander 
stehenden  Völkern  in  übereinstimmender  Weise  —  nur  mit  individuellen, 
Abweichungen  —  dieselben  Familienverhältnisse  entwickelt  haben,  gelangt! 
er  zu  der  Schlussfolgerung,  dass  die  Gruppenehe  als  ursprünglich  für  die 
Völker  der  Erde  angenommen  werden  müsse. 

Dr.  0.  Hovorka  Edler  v.  Zderas-Janjina. 

64.  P.  Penta:  Sulla  origine  e  sulla  evoluzione  della  dauza 
e  della  musica.     Napoli  1897.     32  Seiten. 

Die  ersten  Anfänge  des  Tanzes  und  der  Musik,  welche  in  der  mimi- 
schen und  Vokalsprache  ihre  Grundlage  haben,  reichen  bis  in  die  Tierwelt 
zurück  und  sind  als  eine  der  ersten  Entwickelungsstufen  der  menschlichen 
artikulierten  Sprache  nicht  nur  allen  Wirbeltieren,  sondern  auch  vielen 
Wirbellosen  gemeinschaftlich.  Sowie  das  Spiel  im  Allgemeinen  den  Aus- 
druck eines  primitiven,  in  erblicher  Veranlagung  wurzelnden  Instinktes 
darstellt,  so  ist  der  Tanz  in  gleicher  Weise,  wie  bei  vielen  Tieren,  z.  P. 
Tetrao,    Clamidera  etc.    nur    ein    survival  von  einer  Reihe  von  Mitteln   ge- 


B.    Referate.     2.     Etlinologie  und  Hassenkunde.  115 

schlechtlicher  Anziehung.  Erst  in  der  höheren  Stufe  entwickelt  es  sich 
zum  Kriegs-  oder  Jagdtanze  der  wilden  Völker,  wobei  der  Versuch  einer 
pantomimischen  Rückerinnerung  die  Hauptrolle  spielt.  Nach  Penta  finden 
sich  auch  die  musikalischen  Anlagen  bereits  in  der  Tierwelt  vor,  aller- 
dings nur  bei  den  Männchen,  w^elche  sie  als  Lockmittel  für  die  Weibchen 
anwenden.  Denselben  Zweck  der  Musik  glaubt  Penta  auch  für  den 
Menschen  in  einer  Zeitperiode  annehmen  zu  müssen,  in  welcher  der 
letztere  noch  nicht  im  Besitze  einer  artikulierten  Sprache  war.  Erst  später 
entwickelte  sich  die  ursprüngliche  Vokalmusik  des  Menschen  zur  Instru- 
mentalmusik, welche  letztere  übrigens  auch  in  der  Tierwelt  ihre  Äqui- 
valente besitzt.  Als  das  erste  Instrument  nimmt  Penta  die  Trommel  an; 
hir  folgte  die  Metallplatte;  nach  dieser  entwickelte  sich  die  Blas-  und 
Streichinstrumente.  Dr.  0.  Hovorka  Edler  v.  Zderas-Janjina. 

h.     Spezielle  Ethnographie. 

65.  William  Z.  Ripley:  The  racial  geograpliy  of  Europe, 
a  SOCiological  study.  Populär  Science  Monthly.  1897. 
Februar  bis  September,  Bd.  L,  S.  454,  577,  757;  LI,  S.  17,  192, 
289,  433,  613,  721;  LH,  S.  49,  145,  303  u.  591. 
Unter  diesem  Titel  erscheint  in  den  genannten  Monatsheften  seit 
Februar  d.  J.  eine  Arbeit  des  Sozial- Anthropologen  Ripley  am  technischen 
Institut  in  Boston,  Mass.,  die  ein  steigendes  Interesse  hervorruft.  Der 
Verfasser  hat  alle  Angaben  über  Körpergrösse,  Kopf-Index,  Augen-,  Haar- 
und  Hautfarben  aus  der  zerstreuten  Litteratur  mit  grossem  Fleisse  zu- 
sammengetragen und  den  ersten  Versuch  gemacht,  eine  Übersichts- 
karte der  Rassenverteilung  in  Europa  auszuarbeiten.  Da  er  überall  die 
Quellen  angiebt,  aus  denen  er  geschöpft  hat,  sind  seine  Angaben  zu  kon- 
trollieren; nebenbei  bemerkt,  wir  können  es  nicht  ganz  ohne  ein 
Gefühl  des  Neides  erwähnen,  in  welcher  Vollständigkeit  einem  ameri- 
kanischen Gelehrten  die  anthropologische  Litteratur  beider  Halbkugeln 
der  Erde  zur  Verfügung  steht,  während  dieser  Zweig  in  unseren  Biblio- 
theken immer  noch  ein  Stiefkind  ist  und  wahrscheinlich  eine  solche 
Sammlung,  wie  sie  in  Boston  besteht,  in  Europa  vergeblich  gesucht  werden 
würde.  Die  Aufgabe,  die  sich  Ripley  gestellt  hat,  hätte  eigentlich  durch  einen 
europäischen  Gelehrten  vollbracht  werden  sollen,  aber  der  erwähnte 
Umstand  lässt  uns  nicht  bedauern,  dass  gerade  er  die  Lösung  unter- 
nommen hat.  Seine  Ergebnisse  sind  durch  die  Landkarten  übersichtlich 
dargestellt.  Auf  der  Karte  von  Europa  unterscheiden  sich  deutlich  die 
langköpfigen,  aber  kleinen  und  dunkelhaarigen  Leute  der  mittelländischen 
Rasse  von  den  langköpfigen,  aber  grossen  und  blauäugigen,  blonden  Nord- 
europäern, die  in  Skandinavien  und  England  ihren  Verbreitungsherd  haben. 
Mitten  zwischen  die  beiden  Rassen  schiebt  sich  von  Osten,  über 
die  Alpen  in  ihrer  Längsrichtung  sich  ausdehnend    und   an  den   Pyrenäen 


^  j  /-  ß.     Keferate.     ''1.    Etlinologie  und  Rassenkunde.  , 

endio-end,  ein  Keil  der  Rundköpfe  herein.  Deutschland  ist  geteilt:  , 
der  Süden  mehr  rundköpfig,  der  Norden,  von  dem  übrigens  nur  wenige  , 
Beobachtungen  vorliegen,  zur  Langköpfigkeit  neigend.  Die  Gestaltung  des 
Verbreitungsgebietes  der  Rundköpfe  hat  Ripley  noch  v^^eiter  aufgehellt  durch 
eine  in  kleinerem  Maassstab  ausgeführte  Weltkarte  in  planimetrischer 
Projektion.  Auf  dieser  erkennt  man,  wie  die  europäischen  Rundköpfe  mit 
den  asiatischen  zusammenhängen.  Schon  im  europäischen  Russland 
nimmt  die  Breite  des  Keiles  zu  und  erstreckt  sich  bis  an  die  Nordküste. 
Gegen  Osten  zu  wird  der  Index  in  Asien  immer  höher,  um  in  Central- 
asien  sein  Maximum  zu  erreichen;  dann  nimmt  er  gegen  die  Küste  des 
Grossen  Ozeans  wieder  etwas  ab.  Arabien  und  Vorderindien  sind  die 
einzigen  langköpfigen  Gebiete  in  Asien,  das  erstere  wegen  der  Araber,  das 
letztere  wegen  der  Hindus.  Die  eingehende  Darstellung  Ripley's  ist  unter- 
stützt durch  eine  grosse  Anzahl  von  Photographieen,  Brustbilder  der 
wichtigsten  Typen  aller  Länder  von  Europa,  im  gleichen  Maasstaab  von 
vorn  und  von  der  Seite  aufgenommen;  schon  die  Zusammenbringung 
dieser  Aufnahmen  nach  der  Natur  muss  keine  kleine  Arbeit  und  Geduld 
erfordert  haben.  Die  ,,Racial  Geography''  Ripley's  wird  allen  Anthro- 
pologen angelegentlichst  zur  Beachtung  empfohlen.  Es  wäre  sehr  zu 
wünschen,  dass  sie  in  einem  zusammenhängenden  Bande  erschiene;  eine 
deutsche  Übersetzung  würde  dann  wohl  nicht  lange  auf  sich  warten  lassen. 

Oüo  Ämmon- Karlsruhe. 

66.  A.  Weisbach:    Altbosnische   Schädel.    Mitteil.   d.  anthrop. 
Gesellsch.  in  Wien.     1897.     Bd.  XXVII,  S.  80—85. 

Die  14  von  Weisbach  untersuchten  Schädel  aus  alten  bosnisch- 
herzegowinischen  Gräbern  (Visegrad,  Hatinici,  Stolac,  Gacko,  Dobrunje) 
zeigen  einen  zwischen  78,2 — 88,5  schwankenden  Schädelindex  und  sind 
—  mit  Ausnahme  von  drei  mesocephalen  —  durchweg  brachycephal ;  sie 
besitzen  ein  mehr  niedriges  und  breites  Gesicht  (Gesichts-Index  80,8  bis 
92,1).  Sie  entstammen  teils  mohammedanischen,  teils  katholischen,  teils 
Bogumilengräbern  und  entsprechen  in  ihrer  äusseren  Bauart  vollkommen 
dem  Schädeltypus  der  heutigen  südslavischen  Bevölkerung.  Im  Gegen- 
satze zu  ihnen  stehen  jene  aus  den  prähistorischen  Gräbern  von  Glasinac, 
welche  nach  Weisbach  (Prehistoricke  lubranje  sa  Glasinca.  Glasnik  VII,  1895) 
mehr  der  Dolichocephalie  angehören. 

Dr.  0.  Hovorka  Edler  v.  Zderas-Janjina. 

67.  0.  Radic:  Osuoya  za  sabiranje.  (Anleitung  zur  Sammlung 
und  Bearbeitung  des  Materials  über  das  Volksleben.)  Agram. 
1897. 

Radic   teilt   das  Material    für   die  kroatische   Folklore   in  drei  Haupt- 
abschnitte   und  zwar:    I.    Die    natürliche    Umgebung   des   Menschen,    seine 


ß.     Refeiale.     -1.     Ethnologie  und  Rassenkunde.  il7 

iiatürliclie  Leibesbeschaffenlieit  und  Sprache.  II.  Lebensbedürfnisse  und 
zwar:  1.  leibliche  Bedürfnisse  (Dorf,  Haus,  Nahrung,  Kleidung,  Arzneien  elc), 
:2.  Arbeit:  Werkzeuge  und  Beschäftigung  (Jagd,  Viehzucht,  Agrikultur). 
III.  Der  dritte  Abschnitt  umfasst  die  geistige  Kultur  des  Volkes  und  be- 
handelt in  drei  Abteilungen  das  Volksherz,  die  Volksseele  und  den  Volks- 
verstand. Unter  „Volksherz"  werden  die  Lebensweise  (in  der  Familie,  Za- 
druga,  Gemeinde  etc.),  das  Recht  (privates  und  öffentliches),  die  Gebräuche 
(tägliche,  jährliche  etc.),    sowie  die  Unterhaltung  subsummiert. 

Der  Abschnitt  „Volksseele"  befasst  sich  mit  der  Volkspoesie  und  dem 
Aberglauben,  der  ,, Volksverstand"  schliesslich  mit  den  Betrachtungen  des 
Volkes  über  die  Aussenwelt.  Leider  vermissen  wir  ein  bei  Büchern  dieser 
Art  unbedingt  nötiges  Wort-  und  Sachregister. 

Dr.  0.  Hovorka  Edler  v.  Zderas-Janjma. 

68.  J.  Majciger:  Kamica-Cjams.     (Slowenisch.)     Letopis  slovenske 
matice.  (Jahrbuch  der  Slovenska  Matica.)  Laibach,  1896,  S.  47 — 57. 

Verf.  sucht  den  Nachweis  zu  führen,  dass  die  deutsche  Benennung 
,,Gams"  des  Ortes  Kamica  bei  Marburg  aus  dem  slowenischen  Worte  Ka- 
menice  (Steinbruch)  entstanden  sei.  Als  Belege  führt  er  alte  Handschriften, 
lokale  Verhältnisse,  ferner  die  Angabe  einiger  deutschen  Philologen  an, 
dass  das  Wort  ,, Garns'*  (Gemse,  Steingaiss,  camozza)  weder  in  den  ger- 
manischen, noch  in  den  romanischen  Sprachen  eine  Wurzel  besitze.  Aus 
dem  Umstände,  dass  es  in  Mittel-  und  Obersteiermark  viel  Orte,  Berge  etc. 
mit  ähnlichen  Namen  gebe,  hält  er  den  Schluss  für  gestattet,  dass  es  hier 
einmal  eine  slowenische  Urbevölkerung  gegeben  haben  müsse. 

Dr.  0.  Hovorka  Edler  v.  Zderas-Jmijina. 

69.  A.    Lef^vre:      Mythologie    des    Slaves  et    des    Pinnois. 

Revue    mens,    de   l'Ecole   d'anthrop.    de   Paris.      1897.     Bd.    VII, 

S.  225. 

Von    einer    etwa    allen     Slaven    gemeinschaftlichen    Mythologie    kann 

wohl  kaum  die  Rede  sein,  da  sich  die  einzelnen  slavischen  Völkerschaften 

frühzeitig    voneinander      trennten     und     selbständig     entwickelten;    auch 

existierten  bisher  keine  Dokumente  aus  jener  Zeit   der  Urslaven.      Darum 

I    lässt  sich  ein  einheitliches  Bild  nur  annähernd  durch  vergleichende  Arbeit 

I    der  einschlägigen  Wissenschaftszweige  kombinieren.     Nur   soviel  steht  nach 

I    Lefevre    bis    heute    fest,    dass   die   mythologischen  Vorstellungen  der  alten 

j    Slaven    im   Allgemeinen    auf  der  Verehrung   der   Naturphänomene    beruht 

I    haben  mögen.     Lefevre    unterwirft   sowohl    die  monotheistische  Auffassung 

(nach   welcher    es   ein   höchstes,    allen    Slaven   gemeinsames  Wesen,    Bog, 

gegeben  haben  sollte),    als    auch    den  Dualismus   der  bisherigen    Slavisten 

I     (zwei  Weltprincipe :    Cernobog    und  Beibog)    einer  eingehenden  Kritik  und 

j    stellt    sich  in  Gegensatz  zu  Leger,    indem    er    davor    warnt,    die   Idee  des 


llg  ß.     Heferate.    2.    Ethnologie  und  Rassenkunde.  I 

höchstens  Wesens  und  des  moralischen  Dualismus  als  spätere  Bildungett 
des  slavischen  Pantheons  mit  der  Religion  der  einzelnen  Slavenstämme 
untereinander  zu  werfen.  Der  slavische  Animismus  giebt  sich  unzwei- 
deutig fast  in  allen  bisher  bekannten  slavischen  Volksliedern  kund,  aus 
denen  die  Umrisse  einer  slavischen  Mythologie  erst  mühsam  konstruiert 
werden  müssen,  da  es  ein  direktes  altes  Sprachdenkmal,  wie  etwa  die 
Edda  der  Germanen,  nicht  giebt,  und  die  spärlichen  alten  Urkunden  den 
Gegenstand  nur  vorübergehend  berühren. 

Den  obersten  Gott  Perun  der  Russen  vergleicht  Lefevre  mit  dem 
litauischen  Perkunas,  mit  der  skandinavischen  Fiörgyn,  ferner  mit  Er- 
cunnienne  (Kelt.)  und  Pardjanya  (Vedas);  mit  dem  Eintritt  des  Christen- 
tums wurde  er  durch  den  heihgen  Elias  ersetzt.  Den  Feld-  und  Schäfer- 
gott Veles  bringt  er  mit  dem  Mithra  der  Perser  und  dem  heiligen  Blasius 
in  Connex,  in  ähnlicher  Weise  den  Erntegott  Kupalo  mit  dem  heiligen 
Johannes.  Von  der  uns  besser  bekannten  baltischen  Mythologie  ist  die 
Existenz  einer  ehemals  weitverzweigten  priesterlichen  Hierarchie,  sowie 
einiger  grossartiger  Tempel  nachgewiesen.  Auf  der  Insel  Rügen  bestand 
ein  Hauptanbetungsort  des  auch  in  Böhmen  und  Mähren  verehrten  Gottes 
Svantovit;  ausserdem  w^urden  die  Götter  Triglav,  Radigast,  Porevit,  Ru- 
gevit  angebetet.  Diesen  Hauptgottheiten  stand  eine  Unzahl  sowohl  guter 
als  böser  Götter  und  Geister  zur  Seite,  deren  Genesis  der  Verschieden- 
artigkeit die  äusseren  Naturerscheinungen  entspricht.  Auf  diese  Weise 
entstanden  die  Vilen,  Rusalken,  Poladnice,  Rojenice,  Dzyadi,  Biesy,  Tras, 
Strygas  etc.  Aus  dem  slavischen  Upir  scheinen  die  ,,Vampyre''  ent- 
standen zu  sein.  m 

Bei  der  Besprechung  des  Einflusses,  welchen  die  Christianisierung 
auf  die  Slaven  ausübte,  konstatiert  Lefevre  den  hierdurch  erlangten,  aller- 
dings unleugbaren  Kulturfortschritt  im  allgemeinen,  hebt  jedoch  zugleich 
hervor,  dass  sie  ihn  mitunter  sehr  teuer,  manche  Stämme  (z.  B.  die  balti- 
schen) sogar  mit  dem  Untergange  ihrer  nationalen  Existenz  bezahlen 
mussten. 

Für  die  Mythologie  der  Finnen  ist  als  Hauptquelle  ihr  altes  von 
Dr.  Lönnrot  gesammeltes  Volksepos  Kalevala  zu  betrachten,  dessen  Inhalt 
vollständig  wiedergegeben  und  analysiert  wird ;  bezüglich  des  Wertes  dieses 
Poems  stellt  es  Lefevre  an  die  Seite  der  mittelalterlichen  französischen 
und  germanischen  Dichtungen. 

Dr.  0.  Hovorka  Edler  v.  Zderas-Janjina. 

70.  R.  Weinberg:  Das  Gehirn  der  Letten,  vergleichend  ana- 
tomisch bearbeitet.  Mit  einem  Vorwort  von  Prof.  A.  Rauber. 
Text  206  Seiten.  Dazu  ein  Atlas  von  20  Tafeln  in  Lichtdruck  und 
Lithographie.     Cassel.    Verlag  von  Th.  H.  Fischer  u.  Co.     1896. 


B.     Referate.     2,    Elhnologie  und  Uassenkuiide.  j^|9 

Von  dem  Wunsche  ausgehend,  es  möge  die  bisher  in  etwas  ein- 
seitiger Weise  auf  die  Skelettteile  beschränkte  anthropologische  Forschung 
durch  die  Ausdehnung  der  Untersuchung  auf  die  Weichteile  vertieft 
werden,  wird  man  jeden  Beitrag  in  dieser  Richtung  auf  das  Freudigste 
begrüssen  müssen,  zumal  wenn  es  sich,  wie  in  der  vorliegenden  Arbeit 
der  Fall  ist,  um  den  Versuch  handelt,  die  noch  ganz  in  Anfängen  be- 
findliche Rassen- Anatomie  des  Gehirns  zu  fördern. 

In  der  uns  vorliegenden,  aus  dem  anatomischen  Institut  der  Uni- 
versität D  0  rp  a  t  hervorgegangenen  Arbeit  hat  sich  der  Verf.  der  sehr 
dankenswerten  Mühe  unterzogen,  das  Gehirn  des  Lettenvolkes  an  25 
wohl  konservierten  Exemplaren  nach  demselben  Plane  zu  untersuchen,  wie 
er  früher  in  seiner  Doktor  -  Dissertation  dasjenige  der  Esthen  auf  die 
Furchen  und  Windungen  geprüft  hatte. 

Die  Ausstattung  des  Werkes  ist  eine  vorzügliche.  Die  Lichtdruck- 
bilder der  Gehirne  auf  den  5  ersten  Tafeln  gehören  zu  den  schönsten, 
die  wir  in  der  Litteratur  besitzen,  und  die  zahlreichen  Typen-Zeichnungen 
der  15  weiteren  Tafeln  liefern  ein  vortreffliches  und  der  Nachahmung 
würdiges  Mittel  zum  Verständnis  des  Textes. 

Ob  die  grosse  vom  Verf.  aufgewandte  Mühe  wirklich  eine  entsprechende 
Belohnung  in  den  Resultaten  findet,  muss  schon  von  vornherein  jedem  sehr 
zweifelhaft  erscheinen,  der  mit  den  Schwierigkeiten  solcher  Untersuchungen 
vertraut  ist.  Wie  gering  ist  doch  die  Bürgschaft  dafür,  dass  bei  einer 
so  geringen  Zahl  von  Objekten  wirklich  reine  Rassengehirne  vorliegen. 
Die  sehr  lebendige  Schilderung  der  Schicksale  des  z.  Z.  sehr  vom  Un- 
glück verfolgten  Lettenvolkes  illustriert  am  Besten  die  zahlreichen  Mög- 
lichkeiten einer  Vermischung  der  alten  Bestandteile  derselben  mit  Eroberern 
und  fremden  Kulturträgern. 

Der  Stoff  ist  geghedert  in  den  Hauptteil  und  einen  Anhang,  welcher 
die  genaue  descriptive  Beschreibung  jedes  einzelnen  Gehirnes  giebt. 

Wir  verfolgen  hier  nur  die  Abschnitte  des  Hauptteils. 

Im  I.  giebt  Verf.  die  Resultate  über  Grösse  und  Gewicht  des  Letten- 
gehirnes wieder  unter  Beifügung  ausführlicher  Tabellen.  Die  Gewichte 
schwanken  von  etwas  über  1000  g  bis  über  1500  g,  also  in  denselben 
Grenzen,  wie  dies  für  andere  Völkerschaften  festgestellt  ist.  Von  den 
weiblichen  nähern  sich  nur  zwei  der  Zahl  1250,  während  das  Mittel 
aus  den  10  männlichen  Lettenhirnen  1403  g  beträgt,  also  ein  relativ  sehr 
beträchtliches  Maass. 

Dem  II.  Teil  schickt  der  Verf.  eine  15  Seiten  lange,  für  den  nicht 
anatomisch  gebildeten  Leser  bestimmte  Anleitung  zur  Orientierung  über 
die  Furchen  und  Windungen  des  Grosshirns  im  allgemeinen  voraus.  Seine 
eigenen  Befunde  teilt  er  unter  A  bis  E  nach  den  einzelnen  Hirnregionen 
mit.     Ich  gebe  hiermit  einen  Auszug  des  Wichtigsten: 


120  B.     Referate.     2.    Ethnologie  und  Rassenkunde. 

A.  In  der  Länge  der  beiderseitigen  Syl vi' sehen  Furchen  treten 
bedeutend  grössere  Differenzen  auf,  als  am  Esthenhirn,  In  der  Teilung 
des  Ramu?  anterior  der  Fossa  Sylvii,  wie  sie  u.  a.  von  Eberstaller 
am  Stciermärker-,  und  von  Giacomini  am  Italiergehirn  beschrieben  worden 
ist,  erblickt  der  Verf.  eine  höhere  Stufe  der  Differenzierung,  welche  von 
den  Letten  häufiger  erreicht  wird,  als  von  den  andern  Völkerschaften. 
Der  Bau  der  Insula  Reilii  entspricht  ziemlich  genau  der  Beschreibung, 
wie  sie  u.  a.  G  uldberg  und  Eberstaller  gegeben  haben;  jedenfalls  ist  sie 
bezüglich  ihres  Oberflächenreliefs  nicht  einfacher  gestaltet,  als  bei  anderen 
Nationen. 

B.  Bezüglich  des  Verhaltens  der  Rolandi'schen  Furche  ist  nichts 
Besonderes  hervorzuheben;  hingegen  dürfte  in  der  Formenentwickelung  des 
oberen  Teiles  der  vorderen  Centralwindung  etwas  recht  charak- 
teristisches zu  erblicken  sein.  ,,Es  handelt  sich  um  eine  Formeigentüm- 
lichkeit dieser  Gegend,  welche  dadurch  herbeigerufen  wird,  dass  die  obere 
Praecentralfurche  abwärts  sehr  stark  nach  hinten  verdrängt  erscheint  und 
dabei  in  die  Rolandi'sche  Furche,  manchmal  ziemlich  tief,  meist  aber  nur 
die  vordere  Uferwand  derselben  einkerbend,  ausläuft."  —  Unter  50  Hemi- 
sphären fand  sich  37  Mal  ein  Typus  ausgeprägt,  der  der  betreffenden 
Hirnregion  ein  sehr  auffallendes  Verhalten  verleiht:  Ein  direkter  Zusammen- 
hang zwischen  Centralis,  Praecentralis  inferior,  superior,  ja 
sogar  Frontalis  secunda,  wobei  noch  dazu  die  Praecentralis  in  f. 
in  die  Sylvi'sche  Furche  auslaufen  kann.  Einen  exquisiten  Fall  dieser  Art 
hat  Verf.  auf  Taf.  XII,  Fig.  108  wiedergegeben.  —  Die  Vereinigung  der 
Praecentralis  in  f.  mit  der  Fossa  Sylvii  ist  von  vergleichend  anatomi- 
schem Interesse.  An  deutschen  Hirnen  findet  sie  sich  nur  ausnahmsweise 
(Ecker),  bei  Slaven  (Sernoff)  manchmal  und  bei  Italienern  soll  sie  nach 
Giacomini  die  Regel  darstellen.  Einen  ,, durchlaufenden"  Sulcus  prae- 
centralis, wie  ihn  Waldeyer  vom  Hirn  der  Ostafrikaner  beschrieben 
hat,  fand  Verf.  nur  einmal.  Dieser  Zustand  konnte  vielleicht  ein  Merkmal 
niederer  Hirnbildung  sein.  —  Im  Bereich  des  Frontalhirns  bieten  sich 
ziemhch  komplizierte  Verhältnisse  dar,  doch  ist  nur  wenig  als  für  den 
Lettentypus  charakteristisch  anzuführen.  Höchstens  könnte  in  dieser  Hin- 
sicht eine  in  ganzer  Länge  sich  findende  Zweiteilung  der  mittleren  Stirn- 
windung erwähnt  werden. 

C.  Die  Retrocentralfurche  bietet  einige  ziemlich  konstante  Eigen- 
tümlichkeiten dar.  Ihr  oberer  Teil  ist  stets  ausgeprägt,  manchmal 
vom  unteren  getrennt.  Ein  Fehlen  desselben,  wie  es  Giacomini  und 
Sernoff  an  Italienern  und  Slaven  beobachtet  haben,  wurde  nie  be- 
obachtet. In  dreiviertel  aller  Fälle  war  die  Retrocentralfurche  oben 
gegabelt,  das  Ende  des  Sulcus  callosomarginalis  umfassend.  — 
Von  grösserer  Bedeutung  dürfte  ein  am  Occipital  läppen  auf- 
tretendes Relief    sein,    eine    Nebenfurche    (sulcus    occipitalis    margi- 


B.     Referate.     2.    Ethnologie  und  Rassenkun(Je.  121 

nalis  obliquiis  nennt  sie  der  Verf.),  welche  auf  der  Mantelkante  oder 
in  geringer  Entfernung  davon  dicht  hinter  dem  Einschnitt  der  Parieto- 
occipitalis  beginnt  und  schräg  nach  hinten  und  aussen  verläuft.  Verf. 
fand  sie  mit  absoluter  Konstanz  bei  seinen  Objekten,  vermisste  sie  hin- 
gegen bei  den  Esthen.  Ob  es  sich  hierbei  ,,um  ein  rassenhaftes  Gebilde 
handelt",  wird  zu  prüfen  sein.  In  der  Litteratur  hat  die  Furche  wenig 
Beachtung  gefunden;  auf  einer  Figur  Giacominis  ist  sie  dargestellt.  — 
In  der  Oberflächen  -  Beschaffenheit  des  Schläfenlappens  sind  keinerlei 
auffallendere  Abweichungen  vom  Hirnplan  anderer  europäischer  Rassen 
nachzuweisen.  Eigentümlicherweise  unterscheidet  sich  die  linke  obere 
Schläfenfurche  durch  überaus  häufiges  Vorkommen  von  Unterbrechungen 
und  Komplikationen  von  der  rechtsseitigen,  eine  vermutlich  mit  dem 
Sprachcentrum  zusammenhängende  Besonderheit. 

D.  Von  den  basalen  Teilen  der  Hirnoberfläche  ist  besonders  inter- 
essant der  überaus  häufige  (Hälfte  der  Fälle)  Zusammenhang  der  dritten 
Temporalfurche  mit  der  Occipitotemporalis,  ein  bei  Sernoff's 
Objekten  sehr  seltener  Fall.  An  der  Hinterhaupt-Lappenspitze  sind  die 
typischen  Zustände  des  Lobulus  lingualis  und  fusiformis  sehr 
selten.  In  der  Mehrzahl  der  Fälle  findet  sich  hinter  dem  häufig  T-förmigen 
Ende  der  Occipitotemporalis  noch  ein  oder  zwei  quere  Furchen- 
elemente. —  Die  Orbitalfurchen  bieten  die  Broca'sche  Konfiguration 
niemals  in  reiner  Ausbildung;  meist  sind  3  bis  4  longitudinale  Furchen- 
elemente vorhanden. 

E.  Das  verschiedene  Verhalten  der  Callosomarginalis  auf  beiden 
Seiten  dürfte  zu  weiteren  Forschungen  anregen.  Rechts  ist  dieselbe  meist 
einheitlich,  links  aufgelöst.  Der  Ramus  ascendens  bietet  bei  den  vor- 
liegenden Objekten  grössere  Variabilität  dar,  als  im  allgemeinen  für  diesen 
Teil  angenommen  wird.  Eine  interessante  Varietät  der  Parieto-Occi- 
pitalis  besteht  darin,  dass  sie  vollständig  in  die  Fissura  calcarina  aus- 
läuft (12  mal,  3  mal  beiderseits,  4  mal  rechts,  2  mal  links).  Unter 
50  Fällen  bog  13  mal  die  Calcarina  unmittelbar  vor  dem  Occipitalpol 
hakenförmig  abwärts  zur  Basalfläche  ohne  Gabelung.  Auch  sonst  zeigt 
die  Gegend  des  Gyrus  cunei  mannigfache  Abweichungen,  sowie  der 
Tiefenbau  der  Fissura  calcarina  manches  Interessante  bietet. 

F.  Über  die  Furchen  tiefe  am  Lettengehirne  giebt  Verf.  eine 
Zahlentabelle.  Er  findet  ähnUche  Resultate  wie  Pansch  und  konstatiert 
keine  wesentlichen  Unterschiede  von  den  Esthenhirnen,  wie  überhaupt  die 
Furchentiefe  bisher  wenig  Anhaltspunkte  zur  Vergleichung  gewinnen  lässt. 

Im  III.  Teil  fasst  der  Verf.  in  9  Rubriken  seine  „Ergebnisse"  zu- 
sammen. Im  allgemeinen  konstatiert  er  die  Übereinstimmung  mit  den  bis- 
her bekannt  gewordenen  Befunden  an  Europäergehirnen  und  betont,  dass 
das  Lettenhirn   in  keiner  Hinsicht   (auch   bezüglich    des  Hirngewichts,   der 


jc)^  13.     llel'eiate.     "2.    Ethnologie  und  Rassenkunde. 

Furchentiefe)  zurücksteht,    in  manchen  Punkten  sogar  hervorragend  Varia- 
bilität zeigt. 

Als  thatsächlich  rassenhaft  möchte  er  betrachten:  die  Verhältnisse 
der  Piaecentralfurche,  der  unteren  Schläfenscheitelregion,  der  Central- 
windung,  der  Fissura  calcarina  und  des  Occipitallappens. 

Er  hält  es  selbst  für  möglich,  dass  auch  diese  Charaktere  sich  später 
als  nicht  ,,rassenhaftig"  herausstellen  werden. 

Dieses  Resultat,  dessen  Missverhältnis  zur  aufgewandten  Mühe  uns 
etwas  deprimierend  erscheint,  giebt  im  Gegenteil  dem  Verf.  Anlass  zu  einer 
».gewissen  inneren  Genugthuung."  Ist  es  doch,  wie  er  meint,  geeignet, 
der  Hypothese  von  der  organisatorischen  Einheitlichkeit  der  Menschen- 
rassen eine  wichtige  und  oft  genug  ersehnte  Stütze  zu  verleihen.  Er 
schliesst  seine  Arbeit  mit  den  Worten  des  ,,grössten  Naturforschers"  Ru- 
dolf Virchow,  in  welchem  derselbe  nicht  gerade  sehr  sachHch  von 
, .traditionellen"  und  ,, sentimentalen  Gedanken"  geleitet,  sich  für  den  Ge- 
danken der  Einheit  des  Menschengeschlechts  begeistert. 

Mir  scheint  die  Sache  einer  ganz  anderen  Auffassung  zugängHch. 
Wie  ich  am  Anfang  ausgeführt,  war  die  relative  Resultatlosigkeit  einer  solchen 
Untersuchung  a  priori  zu  erwarten.  Die  Vermischung  der  europäischen 
Völker  untereinander  lässt  schwerlich  noch  Reste  ursprünglicher  Rassen 
in  dem  Hirnrelief  erkennen.  Daraus  aber  zu  schliessen,  dass  solche  nicht 
existiert  haben,  ist  eine  ganz  andere  Sache.  Den  Worten  Sernoff's,  die 
Weinberg  zitiert,  stimme  ich  darin  bei.  Weitere  Untersuchungen  werden 
zu  lehren  haben,  ob  nicht  die  Gehirne  von  Nationen,  bei  denen  Inzucht 
eine  grössere  Rolle  gespielt  hat,  viel  schärfer  ausgesprochene  Rassen- 
charaktere aufweisen  w^erden.  In  dieser  Hinsicht  halte  ich  schon  die  in 
Aussicht  gestellte  Bearbeitung  des  Juden -Gehirnes  *für  ein  Feld,  auf 
welchem  der  erprobte  Fleiss  und  die  bewährte  Methode  des  Verf.  ihm 
grössere  Ausbeute  bringen  werden,  als  auf  dem  Gebiete  des  Lettenhirns. 

Vor  allem  aber  wäre  als  Grundlage  aller  weiteren  Forschung  eine 
systematische  Bearbeitung  des  Australier-Hirns  notwendig,  so 
wie  eine  auf  dem  Wege  der  Sammelsendung  zu  bewerkstelligende 
gründliche  Aufklärung  über  die  Variationsbreiten  der  ein- 
zelnen Furchen  und  Windungen. 

Prof.  Dr.  H.  Klaatsch-Heidelherg. 

71.  N.    A.   Jantschuk.     Einige   neue   Nachrichten   über  die 
Littauischen  Tataren.      Arbeiten    der    anthropologischen    Ab- 
teilung   der    K.   Moskauer    Gesellschaft   der  Freunde  der  Anthro- 
pologie.    1897.     Bd.  XVIII,  Lief.  3.     S.  514—521. 
Ein     der    Littauischen     eingeborenen     Bevölkerung    fremder    Stamm 
ist    der    der    Tataren.      Umfassende     Darstellungen    über     die     littau- 
ischen   Tataren    in    historischer  Beziehung    lieferte  1835    ein  polnischer 


B.     Referate.     ±    Ethnologie  und  Hassenkunde.  j^S 

Autor  Tadeus  Czacki  in  einem  polnischen  historischen  Sammelwerk 
(M.  Wieszniewski,  Tome  II.  Krakau  1835,  p.  87 — 108),  später  ein  russi- 
scher Schriftsteller  Muchlinski  1857,  und  ein  littauischer  Tatar  Tu- 
han-Baranowski  (Warschau  1896).  Von  besonderer  Wichtigkeit  er- 
scheinen die  Mitteilungen  des  letzteren  Autors,  eines  gelehrten  Tataren. 
Nach  seinen  Forschungen,  die  zum  Teil  von  Anton  Krumann  heraus- 
gegeben sind,  hat  Witowt  (Witold)  1397  keine  Tataren,  sondern  No- 
gaier  in  sehr  geringer  Anzahl  [angesiedelt.  Erst  1410,  während  der 
Kämpfe  Littauens  mit  den  Ordensrittern,  erbat  sich  Witold  (Witowt)  Hilfe 
vom  Chan  Tochtamysch.  Dieser  sandte  ihm  40  000  Mann  unter  An- 
führung seines  Sohnes  Dschel-el-eddin.  Nach  glücklich  beendigtem 
Kampfe  schenkte  der  Grossfürst  seinen  Tataren  Landbesitz  am  Niemen 
und  bei  Wilna  —  sie  sollten  hier  gleichzeitig  Kriegsdienste  thun.  Später 
1432  wurden  abermals  tatarische  Hilfstruppen  von  der  Wolga  her  ge- 
holt, und  von  diesen  blieben  etwa  3000  im  Dienst  des  littauischen  Gross- 
fürsten. Sie  erhielten  verschiedene  Privilegien  und  Landbesitz.  Alle  diese 
eingewanderten  Tataren  waren  Mohammedaner.  Man  unterschied  damals 
drei  Klassen:  1.  die  tatarischen  Fürsten,  Beg's,  die  den  russischen  und 
polnischen  Edelleuten  und  Schljächten  zugerechnet  wurden;  2.  die  Wolga- 
Tataren,  die  frei  von  allen  Abgaben  waren;  3.  die  Nogaier,  die  sich  durch 
Sprache,  Typus  und  Kleidertracht  von  den  übrigen  unterschieden. 

Im  Jahre  1631  zählte  man  in  den  Grenzen  des  damaligen  Reiches 
ca.  100  000  mohammedaner  Tataren.  Heute  rechnet  man  in  Littauen, 
Polen,  Wolhynien,  Podolien  gegen  6450  Individuen  beiderlei  Geschlechts. 
Die  Gebildeten  gebrauchen  untereinander  das  Tatarische,  die  anderen  reden 
Weissrussisch  oder  littauisch;  in  ihrer  Tracht  unterscheiden  sie  sich  nicht 
von  der  übrigen  christlichen  Bevölkerung  des  Landes. 

Die  Zahl  der  littauischen  Tataren  hat  sich  allmählich  vermindert; 
sie  sind  zu  einem  kleinen  Teil  wohl  ausgewandert,  der  grösste  Teil  hat 
sich  allmählich  mit  der  örtlichen  Bevölkerung  vermischt.  Von  mancher 
anderen  Seite  ist  schon  darauf  aufmerksam  gemacht  worden,  dass  inner- 
halb der  polnischen  Nationalität,  namentlich  in  Angehörigen  der  polnischen 
Schljächta,  fremdartige  Elemente  vorkommen.  —  Es  kann  wohl  keinem 
Zweifel  unterliegen,  dass  dies  tatarische  Elemente  sind. 

Prof.  Dr.  L,  Stieda-Königsherg. 

72.  W.  J.  Manotzkow:    Skizzen  des  Lebens  im  hohen  Norden. 

.  (Mnrman  -  Küste.)    Archangelsk  1897.     191    Seiten.     8^     Mit 

einer  Karte  (der  Murman-Küste)   und  einigen  Tabellen. 

Der    Verf.    hofft,    dass    bei    dem    jetzt    erwachten    Interesse   für    den 

russischen  Norden    das   Publikum  Mitteilungen    über   das   nordische  Leben 

gern  entgegennehmen  wird.     Er    schildert    das   Klima   und   die  Natur   der 

Murman  -  Küste    (S.    9—25)    und   teilt   einiges    aus    der    Geschichte    der- 


j24  L>-     Keieiate.     2.    Ethnologie  und  Rassenkunde. 

selben  mit  (S.  26  —  35),  schildert  die  natürlichen  Reichtümer  des  Weissen 
Meeres,  den  Stockfisch-  und  Walfischfang  (S.  36—52),  die  technische  Or- 
ganisation d(!r  verschiedenen  Fischereigewerbe,  die  Fahrzeuge,  die  Zu- 
bereitung der  Produkte  (S.  53—90),  die  Organisation  und  die  ökonomische 
Seite  des  Fiscliereigewerbcs  (S.  90 — 143),  die  Kolonisation  der  Murman- 
Küste,  die  Lebensbedingungen  der  Fischer  und  Kolonisten  (S.  144—189). 
Zum  Schlüsse  ist  ein  Litteraturverzeichnis  angehängt. 

Frof.  Dr.  L.  Stieda-Königsherg. 

73.   A.  D.  £lki]i(l:    Die  Weichsel-Polen   (eine  anthropologische 
und    craniologische    Skizze).     200   Seiten.     4*^.     Mit    vielen    Ta- 
bellen.    Arbeiten  der  anthropologischen  Abteilung  der  K.  Gesell- 
schaft der  Freunde  der  Naturgeschichte,  Anthropologie  und  Ethno- 
graphie.    Moskau.     1896.     Bd.  XVIII,  Lief.  3,  S.  255—458, 
Der    Autor    untersuchte    im    Sommer    1893    in    einigen  Warschauer 
Fabriken    375     Individuen,    darunter     226    Männer    und    149    Weiber    in 
anthropologischer  Beziehung.     Die   Leute   gehörten   alle  der   Arbeiterbevöl- 
kerung Warschaus    und    des    Warschauer    Gouvernements    an;    nur  einige 
wenige  stammten  aus  anderen  Gouvernements.     Das  Alter  der  männlichen 
Individuen    schwankte    von     15 — 59    Jahren,     das    der     weiblichen    Indi- 
viduen von  16 — 37  Jahren. 

Die  Arbeit  ist  auf  Anregung  und  mit  Unterstützung  des  Professors 
Dr.  Anutschin  gemacht.  Es  sind  nacheinander  abgehandelt:  die  Körper- 
grösse,  dann  weiter  der  Kopf,  das  Gesicht,  der  Rumpf,  die  oberen  Extre- 
mitäten, die  unteren  Extremitäten.  Dann  folgen  eine  craniologische  Skizze 
(S.  367 — 389),  und  schliesslich  einige  Schlussbemerkungen. 

Der  Verf.  entwirft  auf  Grund  seiner  anthropologischen  und  anthro- 
pometrischen  Untersuchungen  ein  Bild  der  Bewohner  des  Weichsel-  Ge- 
biets der  Polen. 

Sowohl  unter  den  Männern  wie  unter  den  Weibern  ist  der  gemischte 
Typus  sehr  stark  ausgeprägt.  Der  Verf.  unterscheidet  nämlich  in  Bezug 
auf  Haut-,  Haar-  und  Augenfarbe  3  Typen,  einen  hellen  (blonden),  einen 
dunkeln  und  einen  gemischten.     Er  giebt  folgende  Zahlen  (S.  263): 

Männer  Weiber 

heller  Typus 20,47  pCt.,     20,81  pCt. 

dunkler  Typus...      17,37     =         25,50     * 
gemischter  Typus.     62,16     .         53,69     ^ 
Bemerkenswert    ist,    dass    bei    den  Männern    der   helle  Typus   den 
dunkeln  etwas  überwiegt,   bei  Weibern  dagegen  umgekehrt   der   dunkle 
häufiger  als  der  helle  Typus  ist. 

Die  Männer  haben  eine  Körpergrösse  etwas  unter  dem  gewöhnlichen 
Mittel,  nämlich  1639,9  mm  mit  einer  sehr  geringen  Neigung  zu  einem 
grossen  Wuchs. 


B.     Referate.     2.  Ethnologie  und  Rassenkunde.  125 

Von  grossem  Wuchs  sind 16,23  pGt. 

über  dem  Mittel      20,99     = 

unter  dem  Mittel 38,22     := 

von  kleinem  Wuchs 23,66     s 

Die  Weiber  sind  vorherrschend  von  kleinem  Wuchs,  im  Mittel  1533  mm. 
Der  Kopf.  Der  horizontale  Umfang  ist  nicht  sehr  bedeutend,  im 
Mittel  560  mm ;  der  vertikale  Umfang  beträgt  343  mm,  der  quere  352  mm. 
Die  männlichen  Polen  sind  brachycephal.  Der  Cephalindex 
beträgt  im  Mittel  80,85  (Max.  89,55  —  Min.  74,31);  doch  kommen  auch 
dolichocephale  Individuen  vor,  und  zwar  häufiger  als  unter  den  gali- 
zischen  Polen.  Bei  den  Polinnen  ist  der  horizontale  Umfang  des  Kopfes 
massig,  im  Mittel  544,  der  vertikale  Umfang  ist  310,  der  quere  340  mm;  sie 
sind  brachycephal;  im  Mittel  ist  der  Cephalindex  81,35  (Max.  90,18  —  Min. 
75,27).  —  Das  Gesicht  der  Polen  ist  von  massiger  Länge,  die  grösste  Breite 
ist  aber  nur  gering.  Der  Abstand  von  der  Nasenwurzel  bis  zum  Al- 
veolarpunkt  ist  nicht  gross  im  Vergleich  zu  dem  Abstand  von  der  Nasen- 
wurzel zum  Kinnpunkt.  Das  Spatium  interorbitale  ist  klein,  doch  im 
Verhältnis  zum  Abstand  des  Jochbeins  erscheint  das  Spatium  gross.  Das 
Gesicht  der  Polinnen  ist  durch  seine  massige  Breite  und  seine  geringe 
Länge  ausgezeichnet;  obwohl  der  Abstand  der  Nasenwurzel  von  dem 
Kinnpunkt  gross  ist,  so  ist  der  Abstand  bis  zum  Alveolarpunkt  klein. 

Die  Rumpflänge  beträgt  '/g  der  Körperlänge;  der  Perimeter  der 
Brust  ist  gross  und  beträgt  gewöhnlich  mehr  als  die  Hälfte  der  Körper- 
grösse.  Hervorzuheben  ist,  dass  sowohl  auf  Grund  der  anthropologischen 
Messungen  an  Lebenden  als  auch  auf  Grund  der  kraniologischen  Messungen 
sich  eine  grössere  Brachycephalie  der  Weiber  als  der  Männer  ergiebt. 

Es  w^urden  42  polnische  Schädel  durch  den  Autor  gemessen,  sie 
stammen  aus  alten  Begräbnisplätzen  der  Gouvernements  Warschau,  Lublin 
und  Sedlez  und  befinden  sich  jetzt  im  anthropologischen  Museum  der  Uni- 
versität zu  Moskau;  ausserdem  konnte  der  Autor  Messungen  benutzen,  die 
Dr.  Olechnowitsch  an  27  Gräberschädeln  des  XVL  und  XVIL  Jahrhunderts 
gemacht  hatte. 

Der  Polenschädel  ist  in  seinem  Umfange  massig  entwickelt;  alle 
andern  Maasse  sind  von  mittlerer  Grösse. 

Cephalindex  der  Moskauer  Polenschädel. 

Dr.  Elkind         Dr.  Olechnowitsch  Summa 

Männer      Weiber      Männer     Weiber     Männer     Weiber 
Minimum       72,82         75,13         71,4         77,2         71,4         75,13 
Maximum     86,33         86,06         88,0         88,9         88,0         88,9 
Mittel  80,33         80,88         81,6         82,3         85,0         81,35. 


|Qß  H.     Referate.     li.    Ethnologie  und  Rassenkimde. 

Wie  liieraus  ersichtlich,  sind  die  von  Dr.  Olechnowitsch  gemessenen 
Schädel  noch  mehr  brachycephal  als  die  in  Moskau  von  Dr.  Elkind  ge- 
messenen  Schädel.  Prof.  Dr.  L.  Stieäa- König sh erg. 

74.  N.  P.  Konstantiiiow-Schtschipunow:  Zur  Kraniologie  der 

alten  Bevölkerung  des  Gouvernements  Kostroma.  Arbeiten 

der  anthropologischen  Abteilung  der  K.  Moskauer  Gesellschaft  der 

Freunde    der    Anthropologie.     1897.     Bd.    XVIII.     Lieferung    3. 

S.  528—534.     Mit  Tabellen. 

Der   Autor  untersuchte  92  Schädel,    die  aus  Kurganen  (Hügelgräbern) 

des    Gouvernements    Kostroma    stammen    und   die   im  anthropologischen 

Museum  der  Universität  zu  Moskau  aufbewahrt  w^erden.     Aus  einem  Bericht 

der  K.  archäologischen  Kommission  in  St.  Petersburg  (1893)   geht  hervor, 

dass  die  Schädel  auf  Grund   der  gleichzeitig  gefundenen  Kulturgegenstände 

als    sog.    Merjänen- Schädel    anzusehen    sind.      Unter   den    92   Schädeln 

sind   66   männliche,    19   v^eibliche    und    7   jugendliche.     Die  genommenen 

Maasse    aller   Schädel   sind    in  einer  besonderen  Tabelle  zusammengefasst ; 

ausserdem    giebt   der  Verf.  eine  andere  Tabelle,    in   der   er    die  Merjänen- 

Schädel  mit  den  Schädeln  der  benachbarten  Gouvernements  vergleicht. 

Aus  den  verschiedenen  Zahlenreihen  teile  ich  hier  nur  die  Reihe  der 

Cephalindeces  mit. 

Männer      Weiber     zusammen 

Maximum 86,31  85,89         86,31 

Minimum 68,82  76,32         68,32 

Differenz 18,29  9,87         18,29 

Mittel 77,28         78,88         77,56. 

Die  Kurgan-Bevölkerung  des  Gouvernements  Kostroma  scheint  daher 
gemischt.  Es  sind  Dolichocephale  66  pCt.,  Brachycephale  ca.  20  pCt. 
Noch  mehr  dolichocephale  Individuen  finden  sich  im  Gouvernement  Twer. 
Weiter  nach  Osten  verringert  sich  die  Dolichocephalie  der  Bewohner.  Hier- 
mit stehen  auch  die  anderen  Maasse  in  Übereinstimmung,  Am  meisten 
kommt  die  Kostroma'sche  Kurgan  -  Bevölkerung  der  Jaroslaw'schen  nahe. 
Nach  den  Forschungen  Bogdanow's  kann  man  unter  der  Moskauer  Kurgan- 
Bevölkerung  2  Typen  unterscheiden:  einen  mehr  brachycephalen  im  Süd- 
westen von  Moskau  und  einen  weniger  dolichocephalen  im  Osten  von 
Moskau. 

Woher  stammt  das  brachycephale  Element,  das  unzweifelhaft  in  der 
Kurgan-Bevölkerung  von  Kostroma  enthalten  ist?  In  Berücksichtigung  der 
eingehenden  Forschungen  Smirnow's  (Kasan),  der  über  die  Wanderungen 
der  Wotjäken  und  Tscheremissen  nach  Norden  und  Nordwesten  berichtet, 
meint  der  Autor,  dass  —  abgesehen  von  dem  Einfluss  der  slavischen 
Kolonisation  —  Wotjäken  und  Tscheremissen  sich  mit  der  eingeborenen 
Bevölkerung  Kostroma's  vermischt  haben. 

Frof.  Dr.  L.  Stieda-Königsherg. 


B.     lieierate.     i2.    Ethnologie  und  Rdssenkunde.  127 

75.  N.  A.  Jantschuk:  Über  die  Karaim  im  nordwestlichen 
Russland.  Arbeiten  der  anthropologischen  Abteilung-  der  Ge- 
sellschaft der  Freunde  der  Anthropologie  zu  Moskau.  1897. 
Bd.  XVIII,  Lief.  3,  S.  464/65. 

Unter  der  eingeborenen  Bevölkerung  des  nordwestlichen  Russlands 
leben  zwei  fremde  Volksstämme:  die  Karäer  (Karaim)  und  die  Ta- 
taren. Nach  den  polnischen  Chroniken  sind  beide  Stämme  durch  den 
Grossfürsten  Witowt  von  Litauen  angesiedelt,  Witowt  führte  nach  seinen 
Feldzügen  gegen  die  Mongolen  1397  viel  Krim'sche  Tataren  und  400  Familien 
der  Karaim  als  Gefangene  heim  und  wies  ihnen  in  der  Stadt  Novija-Trok 
(Neu-Troki)  Wohnsitze  an;  sie  haben  sich  bis  auf  den  heutigen  Tag  in 
ihrer  Eigentümlichkeit  daselbst  erhalten. 

Frof.  Dr.  L.  Stieda- Königsberg 

76.  Wladimir  Ernestowitsch  Paissel:  Materialien  zur  An- 
thropologie der  Tarantschen.  Doktor-Dissertation  der  Militär- 
Medizinischen  Akademie  zu  St.  Petersburg.  Jahrgang  1896/97. 
Nr.  41.  St.  Petersburg  1897.  112  +  XLV  Seiten.  8^  Mit 
einer  Karte. 

Die  Anregung  zu  dieser  Arbeit  ist,  wie  die  zu  den  früheren  anthro- 
pologischen Untersuchungen,  von  Herrn  Prof.  Tarenezki  in  St.  Peters- 
burg ausgegangen.  Der  Verf.  hat  seine  Messungen  währenddes  Sommers 
1895  in  Dscharkent  (Fünfstrom  -  Gebiet  —  Semiretschinskaja  Ob- 
last)  gemacht  und  hat  im  Ganzen  307  Männer  im  Alter  von  17  bis 
77  Jahren  gemessen. 

Die  Tarantschen  sind  ein  Türkenvolk  (Turkvolk);  sie  haben  ur- 
sprünglich im  Gebiet  von  Kuldscha  gesessen  und  sind  allmählich  in  das 
Gebiet  Semiretschinsk  eingewandert.  Den  Resultaten  der  Messungen  sind 
vorausgeschickt:  eine  geographische  Skizze  des  von  den  Tarantschen 
bewohnten  Gebiets,  eine  historische  und  eine  ethnographische 
Skizze.  Als  Ergebnis  der  in  genauen  Tabellen  zusammengestellten  Mes- 
sungen muss  Folgendes  gelten: 

1.  Die  Körpergrösse  der  Tarantschen  ist  eine  mittlere,  164,6  cm; 
die  grösste  Zahl,  16,9  pCt.,  der  Gemessenen  war  grösser  als  das  Mittel; 
16,2  pCt.  der  Individuen  waren  kleiner  als  das  Mittel,  und  schliesslich 
15,6  pCt.  näherten  sich  bereits  dem  niedrigen  Wuchs.  Diese  Thatsache 
ist  wohl  aus  der  Mischung  des  Volksstammes  zu  erklären;  man  muss 
schliessen,  dass  hier  ein  Volksstamm  von  niedrigem  Wuchs  sich  mit 
einem  Volksstamm  von  grossem  Wuchs  gemischt  hat.  Wahrscheinlich  war 
die  alte  arische  Bevölkerung  von  grossem  Wuchs,  die  eingewanderten  Türken- 
völker waren  hingegen  von  kleinem  Wuchs.  2.  Der  B  rust umfang  83,9  cm 
übertrifft  nur  um  ein  Geringes  die  Hälfte  der  Körpergrösse.  Das  Prozent- 
Verhältnis    zur  Körpergrösse   ist  geringer  als   bei   den  Burjäten,    noch  ge- 


ic)'^  ]],     Referate,     'i.    Etlmolouic  und  Rassenkunde. 

ringer  als  bei  den  Kabardinern,  bedeutend  geringer  als  bei  den  Kalmücken. 
3.  Der  Brustumfang  der  Tarantsclien  übertrifft  nicht  in  allen  Lebens- 
altern die  Hälfte  der  Körpergrösse,  sondern  bis  zum  30.  Lebensjahre  ist 
die  Hälfte  der  Körpergrösse  bedeutender  als  der  Perimeter  der  Brust,  und 
erst  noch  dem  30.  Lebensjahre  ist  der  Perimeter  der  Brust  grösser  als  die 
Hälfte  der  Körperlänge.  4..  Bei  den  hochgewachsenen  Tarantschen  ist 
der  Perimeter  der  Brust  im  Mittel  geringer  als  die  Hälfte  der  Körper- 
länge. 5.  Die  Schult  er  breite  beträgt  37,8  cm;  sie  ist  nicht  besonders 
gross,  fast  eben  so  gross  wie  bei  den  Tarbagaten,  Mongolen  und  Kirgisen. 
6.  Die  Becken  breite  der  Tarantschen  ist  gross  (28,1  cm);  sie  über- 
trifft beträchtlich  die  Beckenbreite  der  Kabardiner  und  Ossetiner  und 
nähert  sich  der  Breite  der  Kirgisen,  ist  aber  geringer  als  die  der  Kal- 
mücken. 7.  Der  Bauch  um  fang  ist  gross:  im  Mittel  73,9  cm  (Max. 
88,5  —  Min.  01,0  cm).  8.  Die  Klafterweite  ist  bedeutend  grösser 
(173,1  cm)  als  die  Körpergrösse  (164,6  cm);  die  oberen  Extremitäten  sind 
ziemlich  lang  (70,6  cm;  Max.  80,7  —  Min.  6J,0);  sie  gleichen  hierin  am 
ehesten  den  Burjäten.  9.  Die  Länge  der  Hand  ist  nicht  gross  (18,9  cm; 
Max.  21,3  —  Min.  16,6);  sie  nähert  sich  am  ehesten  der  Handlänge  der 
Kalmücken  von  Kuldscha.  10.  Die  Länge  der  Füsse  ist  nicht  bedeutend 
(23,8  cm;  Max.  27,8  —  Min.  20,3).  Die  Tarantschen  stehen  in  dieser 
Beziehung  den  Kirgisen  des  Fünfstrom-Gebiets  nach.  11.  Die  Tarantschen 
sind  brachycephal  (87,0  cm;  Max.  98,8  —  Min.  73,0),  aber  doch  dies  weniger 
als  die  Kirgisen  und  Burjäten.  Das  absolute  Maass  der  Kopfbreite  der  Ta- 
rantschen ist  (15,6  cm;  Max.  17,5  —  Min.  13,3)  meistenteils  kleiner  als  bei 
den  genannten  Volksstämmen,  vielleicht  deshalb,  weil  die  Tarantschen  ihre 
Kinder  lange  in  der  Wiege  halten.  12.  Die  Länge  des  Kopfes  der  Ta- 
rantschen ist  (17,9  cm;  Max.  21,0  —  Min.  16,2)  dieselbe  wie  die  Kopf- 
länge der  Kalmücken  und  Türken;  die  Kopfbreite  der  Tarantschen  (im 
Mittel  15,6  cm)  ist  dieselbe  wie  bei  den  Kabardinern  und  Ossetinen. 
13.  Die  Kopfhöhe  ist  bei  den  Tarantschen  eine  mittlere  (13,0  cm; 
Max.  15,8  —  Min.  10,8);  sie  nähert  sich  der  Kopfhöhe  der  Targöuten, 
Abrunsumunen  und  der  Turfan  -  Kalmücken.  U.  Dem  Höhen-  und 
Längendurchmesser  des  Kopfes  nach  sind  die  Tarantschen  als  ortho- 
cephal  zu  bezeichnen  (72,0).  15.  Der  kürzeste  Stirndurchmesser 
und  der  Stirnindex  sind  fast  dieselben  wie  bei  den  Burjäten.  16.  Die 
Gesichtslänge  (wie  die  Körpergrösse)  der  Tarantschen  gruppiert  sich 
um  einige  „Mittel'';  bei  der  grössten  Zahl  der  Tarantschen  ist  die  Ge- 
sichtslänge dieselbe  oder  etwas  grösser  als  bei  den  Kabardinern  und  Os- 
seten; die  Gesichts  breite  ist  bei  den  Tarantschen  dieselbe  wie  bei  den 
anderen  beiden  Volksstämmen.  17.  Die  Mehrzahl  der  Tarantschen  ist 
chaemoprosop,  das  Gesicht  ist  weniger  breit  als  bei  den  Burjäten, 
aber  beträchtlich  schmäler  als  bei  den  Tarbagaten,  Mongolen  und  Don- 
Kalmücken.     18.    Die  Nase    ist    ziemlich    lang,    hoch    und   von   mittlerer 


B.     Referate.     2.    Ethnologie  und  Rassenkunde.  129 

!  Breite,  etwa  wie  bei  den  Kabardinern  und  Osseten.  19.  Der  Abstand 
I  zwischen  den  inneren  (medialen)  Augenwinkeln  ist  nicht  gross,  viel  ge- 
'  ringer  als  bei  Mongolen  und  Kalmüclien,  fast  der  gleiche  wie  bei  den 
!  Kabardinern  und  Karatschawajern.  20.  Der  Typus  der  heutigen  Ta- 
'  rantschen  ist  nicht  rein;  er  ist  als  eine  Mischung  der  Eigentümlichkeiten 
des  arischen  und  mongolischen  Typus  anzusehen. 

Frof.  Dr.  L.  Stieda-Königsherg. 

77.  Fh.  Fr.  v.  Siebold:   Nippon,  Archiv  zur  Beschreibung  von 

Japan  und  dessen  Neben-  und   Schutzländern   Jezo    mit 

den  südlichen  Kurilen,  Sachalin,  Korea  und  den  Liukiu- 

Inseln.     Herausgegeben  von  seinen  Söhnen.    2.  Aufl.  Bd.  I.  421, 

Bd.  IL  342  Seiten.     Würzburg,  Leo  Woerl.     1897. 

:  V.  Siebolds  berühmtes  Werk  über  Japan  blieb  bisher  wegen  der  enorm 

'  hohen  Herstellungskosten  leider  unvollendet.     Gelegentlich  der  Wiederkehr 

I  des  100.  Geburtstages  seines  Verfassers  unternahmen  es  dessen  Söhne,  dieses 

I  kulturgeschichtliche  Denkmal  von  neuem  herauszugeben,  umzuarbeiten  und 

mit  Hilfe    der    druckfertig   hinterlassenen    Aufzeichnungen    v.    Siebolds    zu 

seinem  ursprünglichen  Entwürfe    zu  vervollständigen.      Es    gebührt    ihnen 

dafür  gewiss  unser  Dank  in  hohem  Maasse.     In  noch   höherem   Grade   hat 

sich  aber  um  die  Wiederausgabe  verdient  gemacht  der  kaiserliche  Hof    in 

Tokio,  der   kaiserliche    Prinz    Taruhito    und    eine   Reihe    hochangesehener 

japanischer  Adliger,  die  in  hochherziger  Weise   das   Unternehmen   derartig 

I   pekuniär  unterstützten,    dass    das    Werk    in    2    Prachtbänden    zu    einem 

niedrigen  Preise  (20  Mark)  der  Öffentlickheit  übergeben  werden  konnte. 
'  Der  Verf.  entwirft  uns  ein  Bild  von    dem    japanischen    Volke,    seinen 

I   Einrichtungen,  seiner  Geschichte  und  seiner   Religion    zu    Beginn    unseres 
I   Jahrhunderts,  also  zu  einer  Zeit,  als  Land  und  Volk  noch  unberührt    von 
j    europäischem  Einflüsse   ihre  grösste    Orginalität    aufwiesen.      Er    kam    im 
I   Jahre  1823  zum  ersten  Male  in  seiner  Eigenschaft  als  Arzt  einer  holländischen 
j   Gesandtschaft  nach  Japan  und  begann  sogleich  mit  einem    Rieseneifer    das 
j  für  europäische  Verhältnisse  noch  jungfräuliche  Land    kennen    zu    lernen. 
I  Mit  welchem  Eifer  er  sich  an  die  Arbeit  machte,  und  welche  segensreiche 
Thätigkeit  er  in  medizinischer,  ethnographischer,  geographischer  und  natur- 
wissenschaftlicher Hinsicht  zuerst  in  der  Faktorei  Dezima,  sodann  auf  einer 
Gesandtschaftsreise  nach  Jedo  entfaltete,  erfahren  wir  in  der  Einleitung  aus 
'   der  Biographie  seines  Sohnes.      Leider  waren  v.  Siebolds  Bestrebungen  auch 
von  Misserfolgen  begleitet.     Er  wurde  von  den  Japanern    des  Hochverrates 
bezichtigt,  Monate  lang  gefangen  gehalten  und,  nachdem   ihm    ein    grosser 
Teil  seiner  Sammlungen  und  Aufzeichnungen  konfisziert  worden  war,    des 
Landes  verwiesen,  das  er  am   2.   Januar     1830    verliess.      Als    63 jähriger 
Greis  suchte  er  im  Jahre  1859  zum  zweiten  Male  Japan  auf,  allerdings  nur 

Centralblatt  für  Anthropologie,     1898.  9 


130  B.     Referate.     2.    Ethnologie  und  Rassenkunde. 

l'ür  wenige  Monate;  denn  polilisclie  Verwickelungen  erforderten  auch  dieses 
Mal  wieder  seine  Rückkehr  nach  Europa. 

Der  1.  Band  ist  den  geographischen  Verhältnissen,  sowie  dem 
Volk  und  Staate  im  allgemeinen  gewidmet.  Verf.  schildert  uns  in  der 
ersten  Abteilung  in  anziehender  Weise  seine  Reisen  auf  Nipon,  von  denen 
im  besonderen  die  nach  dem  Hofe  des  Sjogun  nach  Jedo  im  Jahre  1826 
Beachtung  verdient  (S.  48 — 231);  während  derselben  war  es  v.  Siebold 
vergönnt,  zahlreiche  wissenschaftliche  Beobachtungen  auf  den  verschiedensten 
Gebieten  der  Naturwissenschaft  anzustellen.  Im  weiteren  beschäftigt  er  sich  : 
mit  der  Geographie  und  Entdeckung  des  Landes  (S.  232 — 280). 

Der  2.  Abschnitt  wird  eingeleitet  mit  einer  Erörterung  der  Frage  nach 
der  Abstammung  der  Japaner.     Verf.    analysiert    die    hierüber    geäusserten  i 
MögKchkeiten,  bestreitet,  dass  dieses    Volk    von    den    Chinesen    herstamme 
und  neigt  sich  zu  der  Annahme,  dass  die  Japaner    eine    Mischbevölkerung  i 
vorstellen,  zu  der  am  meisten  ethnische  Elemente  aus  Korea  und  Sachalin  i 
beigetragen  haben  mögen;  jedoch  hält  er  auch  die  Einwanderung  von  den 
Liukiu-Inseln  und  denen  des  stillen  Oceans  her,  sowie  eine  Verwandtschaft 
mit  gewissen  südamerikanischen  Stämmen  für  möglich.     Nach  einer  kurzen 
Erörterung  des  Schiefstehens  der  Augen    bei    den    Japanern  —  ,,eine    im 
Bau  der  Schädel    und    Gesichtsknochen   begründete   eigentümliche    Bildung 
der  äusseren  Teile  des   Auges"  —  schildert    uns    v.    Siebold    sodann    die 
Waffen,  Waffenübungen  und  Kriegskunst  der  Japaner  (S.  303 — 360),  giebt 
einen  Überblick  über  die  Geschichte  der  Entwickelung  der  Volkskultur  und 
der  Begründung  des  Sjogunats   (S.    361 — 414)    und    schliesst    den    ersten 
Band  mit  einem  Abriss    der  japanischen    Rechtspflege.     (S.  415 — 421.) 

Der  2.  Band  ist  der  Mythologie,  Archäologie,  der  Kunst  und  Wissen- 
schaft, der  Religion,  sowie  dem  Handel  und  Gewerbe  gewidmet.  In  der 
dritten  Abteilung  (S.  1 — 70)  beschäftigt  sich  v.  Siebold  mit  den  Schöpfungs- 
mythen, der  Zeitrechnung,  der  Einteilung  des  Tages,  den  Uhren,  dem 
Kalender,  im  besonderen  dem  Blinden-  und  Blumenkalender  und  mit  den 
Magatama.  Die  letzteren  sind  eigentümlich  geformte  (zumeist  gekrümmte), 
aus  der  Vorzeit  stammende,  entweder  einzeln  oder  mit  anderen  Ueber- 
resten,  u.  a.  mit  den  Kinkwan  (Ringen)  in  Gefässen  gefundene  Steine,  zu- 
meist Halbedelsteine,  von  verschiedener  Grösse,  Form  und  Farbe.  —  In 
der  vierten  Abteilung  (S.  71—86)  behandelt  der  Verf.  unter  der  Rubrik 
Kunst  und  Wissenschaft  die  Längen-,  Flächen-  etc.  Maasse,  sowie  die  ärzt- 
liche Kunst  (Acupunktur  und  Moxen).  —  Im  fünften  Kapitel  (S.  87—133) 
lässt  er  sich  eingehend  über  die  Religion  (Sintodienst)  aus.  —  In  dem 
sechsten  Abschnitte  (S.  134—206)  werden  uns  der  Handel  und  die  Land- 
wirtschaft vorgeführt.  —  Den  Schluss  bildet  ein  Kapitel  (S.  207—342) 
über  die  Neben-  und  Schutzländer  von  Japan:  Jezo  mit  den  südlichen 
Kurilen,  Sachalin,  Korea  und  die  Liukiu-Inseln.     Auch  von   den    hier    an- 


B.     Referate.     2.    Ethnologie  und  Rassenkunde.  \21 

sässigen  Völkerschaften  erhalten  wir  einen  Einblick  in  ihre  Sitten,  Gebräuche, 

\  Religion,  Verfassung,  Geschichte  u.  a.  m. 

I 

Wir  mussten  uns  im  vorstehenden  auf  eine  Wiedergabe  des  Inhalts- 
Verzeichnisses  beschränken.  Der  Inhalt  des  v.  Sieboldschen  Werkes  ist  ja  ein 
so  überaus  reichhaltiger  und  vielseitiger,  dass  auch  ein  umfangreicheres 
Referat  kaum  demselben  gerecht  werden  dürfte.  Zweck  dieser  Zeilen 
sollte  es  auch  nur  sein,  die  Aufmerksamkeit  auf  dieses  Prachtwerk  zu 
lenken,  das  einen  bleibenden  Wert  in  der  Kulturgeschichte  Ostasiens 
besitzen  wird.  Die  beiden  Bände  sind  sehr  vornehm  ausgestattet  und  mit 
zahlreichen  Abbildungen  und  einer  geographischen  Karte  versehen.  Auch 
der    Verlagsbuchhandlung  gebührt  daher  unser  Dank. 

Dr.  Busclian-Stettin. 

78.  C.  H.  Stratz:    Die  Frauen  auf  Java»     Eine    gynäkologische 

Studie.     Stuttgart,  Ferd.  Enke.     1897.     312  Seiten. 
Eine  für  den  Gynäkologen,  aber  auch,  besonders  in  ihrer  ersten  Hälfte, 
für  den  Anthropologen  und  Ethnologen  sehr  interessante  Arbeit. 

Bezüglich  der  Einteilung  der  Bevölkerung  Javas  gesteht  der  Verf.  ein, 
dass  man  auch  heute  noch  nicht  im  stände  ist,  dieselbe  rein  wissenschaft- 
lich festzustellen,  wegen  der  starken  üntereinandermischung  der  Elemente. 
So  sind  neben  den  ,, eigentlichen  Eingebornen"  die  drei  grossen  reinen 
Menschenrassen  nach  Verneaus  Einteilung:  Weisse  (Europäer),  Gelbe 
I  (Chinesen),  Schwarze  (Reste  der  früheren  holländischen  Negerbataillone) 
und  deren  aller  Mischlinge  vertreten. 

1  Die  Eingebornen  zerfallen  in    drei    grosse    Gruppen;    die    Sundanesen 

(westHch),  die  Javanen  (besonders  im  mittleren  Teile   der    Insel)    und    die 

Maduresen  (östlich).      Die     eingebornen    Frauen    zeigen    hinsichtlich    ihrer 

,    Körperformen     zwei     Typen,     den     malaiischen     (Sundanesinnen     und 

I    Maduresinnen)   und  den  Hindutypus    (Javaninnen),    letzteren    als    einzigen 

!    historisch  beglaubigten   Typus.      Während    die    Vertreterinnen    des    ersten 

j    Typus  durch  breitere  Hüften  und  grösseren  Fettansatz    mehr    die    Körper- 

I    formen  des  Weibes  präsentieren,  erweisen    sich    die    des    letzteren    durch 

!    schmälere  Hüften  und   schlanke    Gliedmassen    als    jungfräuliche    Gestalten. 

Im  übrigen  zeigt  die  eingeborne  Frau  ohne  Rücksicht  auf  den   Typus  eine 

Hautfarbe,  welche    zwischen    einem    tiefen    Blaubraun    und    einem    hellen 

Weissgelb  (Hautnarben  immer  weiss !)  variiert,  reiches,  schlichtes,  schwarzes 

Haar,  dunkle  Augen,  blendend  weisse  Zähne,  spärliche  Behaarung  (in    der 

Achselhöhle  und  an  den  Genitalien  werden    die   an    sich  spärlichen   Haare 

meist  sorgsam  expiliert),  feine  Modellierung  des  Rumpfes,  schlanke    Taille, 

kleine  Hände  und   Füsse,    feine,    sehr    bewegliche    Gelenke    und    zierliche 

Gliedmassen,  von  denen  die  oberen  lang,  die  unteren  kurz    und,    wie    bei 

allen  orientalischen  Völkern,  besonders  an  den   Waden,   mager   sind.     Der 

9* 


;132  B.     Referate,     2.    Ethnologie  und  Rassenkunde. 

Schädel  ist  rund,  und  das  Becken  weist  im  Vergleich  mit  dem 
europäischen  erlicbliche  Unterschiede  auf.  Die  zahlreichen,  an  Lebenden 
vorgenommenen  Beckenmessungen  des  Verf.  decken  sich  mit  den  Leichen- 
messungen von  Zaayas  und  mit  den  von  Hennig  aus  der  Litteratur  ge- 
sammelten Beckenmassen.  Das  javanische  Frauenbecken  zeigt  erstens 
kleinere  Mittelmasse,  als  das  europäische  und  zweitens  nähert  es  sich,  da 
es  im  Verhältnis  zu  seinem  Sagittaldurchmesser  im  transversalen  verkürzt 
ist,  mehr  der  runden  Form,  im  Gegensatz  zu  der  ovalen  Form  des 
europäischen  Frauenbeckens.  Bei  Mischlingen,  die  übrigens  durch  die  Ver- 
mischung körperlich  sich  vervollkommnen,  wenn  auch  oft  erst  im  3.  oder 
4.  Glied,  erhält  sich  von  allen  Rasseeigentümlichkeiten  die  runde  Form 
des  Beckens  am  längsten.  J 

Trotz  zweckmässigerer  Lebensweise,  die  sich    in    der    Kleidung    (kein 
Korsett!),  regelmässigem  Baden,   Reinhalten    der    Vagina    (Verletzen    bezw. 
Vernichten  des  Hymens  schon  in   den  Mädchenjahren    mit    dem    Spülrohr) 
ausspricht,  sind  die  gynäkologischen  Erkrankungen  unter    den    javanischen 
Frauen  ähnlich  verteilt  wie  in   Europa.       Auffallend    ist,    dass    die    Retro- 
flexion  der  Gebärmutter  mehr  als  50  '^/^^   aller   gynäkologischen  Krankheiten 
ausmacht.     Die  Mehrzahl  der  Retroflexionen  rührt  von  dem  ,, Ärzten"    der 
javanischen  Hebammen    und    ,, weisen   Frauen",    der  Dukuns,    her.      Diese 
kippen,  besonders  gern  in   den  ersten    Tagen   des    Wochenbettes    mit    ge- 
schickten, äusseren,  massierenden  Handgriffen  (Ankat  prut)  die  Gebärmutter 
ihrer  Klientin  nach  hinten,  um  letztere  temporär  unfruchtbar   zu    machen. 
Aber    auch    Nullipares    (Prostituirte)    vermögen    die    Dukuns    durch    ihre 
Massierkünste,  in  welchen  sie  auch  in    anderer    Beziehung    hervorragendes 
leisten,  zu  sterilisieren.     Die  Geburtshilfe  dieser  Dukuns,  welche  im  allge- 
meinen eine  höhere  Bildungsstufe  als  unsere    Hebammen    einnehmen,    ist, 
abgesehen  von  mysteriösem  Beiwerk,  durchaus  rationell :  Stellung  der  Diagnose 
und  Leitung  der   Geburt  durch  äussere  Handgriffe,    Anlegen  von    Tüchern 
(Slendang)  und  Binden  (Benkun)  während  der  Geburt  und  im  Wochenbett 
(indische  Gwita). 

Verf.  bespricht  in  Parallelle  mit  dem  vorigen  die  Verteilung  gynäko- 
logischer Erkrankungen  und  die  Geburtshilfe  bei  den  auf  Java  lebenden 
Europäerinnen  bezw.  Mischlingen,  stellt  im  Anschluss  an  eine  einschlägige 
Arbeit  van  der  Scheers  sowohl  eine  spezifische  Tropenanämie  als  auch, 
auf  Grund  eigener  Beobachtungen  einen  spezifischen  tropischen  Fluor  albus 
in  Abrede,  und  giebt  in  der  grösseren,  zweiten,  ebenfalls  durch  Ab- 
bildungen belebten  Hälfte  seines  Buches  lediglich  für  den  Gynäkologen  lehr- 
reiche und  hochinteressante  Mitteilungen  aus  seinem  wissenschaftlichen  und 
praktischen  Wirken  als  dankbarer  Schüler  Carl  Schröders  und  „erster 
Gynäkologe  auf  dem  tropischen  Boden  von  Java". 

Dr.  Timmling -Stettin. 


B.     Referate.     2.    Ethnologie  und  Rassenkiinde.  133 

79.  F.  von  Liischan:   Beiträge  zur  Yölk erkunde  der  deutschen 
Schutzgebiete.    Mit  48  Tafeln  und  46  Text-Abbildungen.  Berlin. 
Dietrich  Reimer.     1897.     87  S.     Gross  4". 
Nur  durch  das  ausserordentliche   Entgegenkommen,   und    die    seltene 
Opferwilligkeit   der  bekannnten  Reimer'schen  Verlagshandlung  (E.   Vohsen) 
ist  es  möglich  geworden,  die  Luschan'schen  Beiträge  zur  Völkerkunde  den 
Fachleuten  in  extenso  zugänglich  zu  machen.      Gegenüber    der    ursprüng- 
lichen, im  ,, Amtlichen  Bericht  über  die  erste  deutsche  Kolonial-Ausstellung 
in  Treptow  1896"  abgedruckten  Publikation  ist    diese    Sonderausgabe    um 
mehrere  wichtige  Abhandlungen,  ferner  um  8  Lichtdrucktafeln  und  mehrere 
Textillustrationen  vermehrt,  —  eine  Erweiterung,    die    auf    das  Freudigste 
begrüsst  werden  darf. 

Der  reiche  Inhalt  des  Werkes  kann  hier  nur  angedeutet  werden.  Ein 
erster  Teil  behandelt  die  Physische  Anthropologie  der  ausgestellten  Ein- 
gebornen-Truppe,  die  hauptsächlich  aus  Togo-Leuten,  Kamerunern,  Süd- 
westafrikanern (Hottentotten  und  Herero),  Wasswahlli,  Massai  und  einigen 
Neu-Britanniern  bestand.  Das  von  Prof.  v.  Luschan  ausgearbeitete  Beob- 
achtungsblatt, nach  welchem  auch  diese  Erhebungen  angestellt  wurden, 
besitzt  gegenüber  den  meisten  sonst  gebräuchlichen  eine  Reihe  von  Vor- 
zügen. Vor  allem  ist  neben  der  Messung  auch  der  Beschreibung  ein  grösserer 
Spielraum  gegönnt,  und  die  genau  abgedruckten  Individual-Analysen  ent- 
halten daher  für  den  Fachmann  eine  Menge  wichtiger  Details.  Man  ent- 
behrt zwar  ungern  zusammenfassende  Charakteristiken,  aber  die  Zurück- 
haltung des  Verf.  ist  in  Anbetracht  des  nicht  sehr  grossen  Beobachtungs- 
materials berechtigt.  Von  den  beigehefteten  Lichtdrucktafeln  illustrieren 
20  diesen  1.  Abschnitt:  sie  enthalten  Typenbilder,  die  in  ihrer  vorzüg- 
lichen Ausführung  das  Verständnis  der  Beschreibungen  wesentlich  unter- 
stützen und  erleichtern. 

!  Auch  der  zweite,  ethnographische  Teil  beschränkt  sich  auf  Einzel-Dar- 

stellungen; diese  sind  aber  so  ausführlich  und  gewissenhaft,  dass    sie    des 
Neuen  und  Anregenden  genug  bringen.     Eingehend  wird  die    Ornamentik 

i  der  sog.  Haussa- Toben  analysiert  und  dadurch  deren  Erklärung  angebahnt. 

j  Aus  dem  Oebiet  der  Bali,  Wuta  und  anderer  (Kameruner)  sind  mehrere 
interessante  Objekte  beschrieben,  darunter  eigenartige,  hölzerne  Bogen- 
spanner,  Fetische  u.  dgl.  Am  umfangreichsten  waren  die  ostafrikanischen 
Sammlungen  auf  der  Ausstellung  vertreten;  besonders  erwähnt  seien  die 
schönen  Matten  aus  Moa  (von  Dr.  Stuhlmann)  mit  ihren  geometrischen 
und  im  Umsetzungsprozess  begriffenen  figürlichen  Mustern,  die  mit  so 
vollendeter  Technik  hergestellt  sind,  dass  sie  vom  Verf.  den  Schrift- 
bändern der  Sswahili  Matten  aus  Lamu  an  die  Seite  gestellt  werden. 
Von  den  Südsee  -  Sammlungen  werden  ausführlicher  die  Speer  -  Wurf- 
hölzer und  die  monoxylen  und  zusammengesetzten  resp.  aufgebundenen 
Kopfbänke  von  Neu-Guinea  behandelt.     Verf.   ist   der    Ansicht,    dass    diese 


134  B.     Heferate.     3.    Urgeschichte. 

Bänke  aus  von  Telemonen  getragenen  Kapitalen  hervorgegangen  sind.  Auf 
den  sehr  interessanten  Beweisgang,  der  an  die  verschiedene  stiKstische 
Behandlung  von  Köpfen  und  Masken  in  der  melanesischen  Kunst  anknüpft, 
und  auf  die  prinzipielle  Wichtigkeit,  die  in  der  Zurückführung  der  Kopf- 
bankfornien  auf  vorder-asiatische  Elemente  gelegen  ist,  kann  hier  nicht  ein- 
getreten werden. 

Auch  mehrere  der  folgenden  Abschnitte  behandeln  das  Ornament  und 
seine  Entwickelung;  ein  reiches  Material  für  diese  Studien  lieferten  die 
Nasenflöten  aus  Neu-Britannien,  die  Speerschäfte  der  Neu-Irländer  und 
Neu-Hannoveraner,  sowie  die  Speere  der  Admirality-  und  Salomon-Gruppe. 
An  den  letzteren  Objekten  werden  in  äusserst  instruktiver  Weise  die 
Wandlungen  veranschaulicht^  welche  die  menschliche  Figur  im  Ornament 
erfährt.  Sehr  verdienstlich  ist  die  genaue  Beschreibung  des  Hohlbohrers 
zur  Herstellung  von  Tridacna-Armbändern,  weil  er  beweist,  dass  auch  die 
Steinbeile  der  prähistorischen  Völker  Europas  mit  Holzbohrern  unter  An- 
wendung von  Reibsand  durchlocht  werden  konnten.  Eine  eingehende  Be- 
sprechung finden  dann  ferner  noch  einige  künstlerisch  hochstehende  Schnitz- 
werke aus  Neu-Irland  und  3  Masken  von  den  Kaan-Inseln,  die  einen  ganz 
neuen  Typus  repräsentieren. 

Diese  kurze  Analyse  mag  genügen,  um  die  Aufmerksamkeit  des  Fach- 
mannes auf  das  vorliegende  Werk  zu  lenken;  aber  auch  der  Kolonialfreund 
wird  daraus  reiche  Belehrung  und  Anregung  schöpfen  und  sich  an  dessen 
gediegenem  Bilderschatz  erfreuen.  Dr.  Bud,  Martin-Zürich. 

3.    Urgeschichte. 

b.     Funde. 
1.     Europa, 
a.     Die  nordischen  Reiche. 
80.  J.  Mestorf:   Das   vorhistorische   Eisenalter    im   skandi- 
navischen Norden.     Arch.  f.  Anthrop.  1897,  Bd.  XXIV,  S.  339 
bis  346. 

Sophus  Müller  in  Kopenhagen  (Ordning  af  Danmarks  Oldsager. 
II.  Jernalderen.  Kjöbenhavn,  Reitzel;  Leipzig,  Brockhaus;  Paris,  Leroux; 
London,  Williams  &  Norgate.  Kl.  Folio,  104  S.  mit  672  Figuren  auf 
42  Tafeln)  und  Oscar  Montelius  in  Stockholm  (Les  temps  prehistoriques 
en  Suede  et  dans  les  autres  pays  Scandinaves,  franz.  Übers,  von  Reinach) 
haben  in  den  eben  citierten  Werken  auch  die  letzte  vorgeschichtliche 
Kulturperiode,  das  Eisenalter,  eingehend  studiert  und  chronologisch  ge- 
ordnet. Fräulein  Mestorf  giebt  eine  treffliche  Übersicht  und  stellt  die  An- 
sichten beider  Forscher,  wo  sie,  immer  nur  in  geringen  Punkten,  aus- 
einandergehen, gegenüber,  zieht  auch  selbst  die  Schleswig-Holsteinschen 
Funde  mit  heran.     Die  Einteilung  der  Perioden  ist  folgende: 


B,     Referate,     o.    ürgeschicliLe.  ;[;>; 

a.    Einteilung  nach  Müller. 

1.  VoiTÖmische  Periode  von  400  bis  Chr.  Geb.  ) 

2.  Römische  Periode  von  Chr.  Geb.  bis  3.  Jahrhundert  '  älteres  Eisenalter 

3.  Völkerv^anderungszeit  vom  3.  bis  5.  Jahrhundert 

4.  Nachrömische  Periode  vom  5.  bis  8.  Jahrhundert 


"    in  •  rj  ',  o    i  •     -in    T  1   1       j    X  i   jüngeres    Eisenalter. 

0.  Vikmger  Zeit  vom  8,  bis  10.  Jahrhundert  \ 

b.    Einteilung  nach    Montelius, 
(Vergl.  Centralbl.  f.  Anthropol.  Bd.   1,  S.   144j. 
Die  (nach  Müller)   innerhalb   der   ganzen   nordischen  Eisenzeit  (Dauer 
a.    1400    Jahre)    ,, wahrnehmbaren    Kulturabschnitte    stehen    in    gewissem 
I   Zusammenhange  mit  der  historischen  Entwicklung  in  Europa.    Die  direkten 
und    indirekten    Berührungen    mit    den    Nachbarvölkern     brachten     neue 
Elemente  nach  dem  Norden,  die  dort  nicht   nur   angenommen,  sondern  je 
nach  Bedürfnis,  Geschick    und  Geschmack    umgeformt  wurden,    sodass  wir 
in  der  Hinterlassenschaft  der  aufeinander  folgenden  Generationen  zwar  all- 
i   gemein  europäische  und  mitteleuropäische  Grundformen  erkennen,  daneben 
I    aber  dem  Norden  eine  selbstständige  Verarbeitung    der    fremden   Elemente 
I    zusprechen  müssen.     Die    fortschreitende  Entwicklung   wird  weder  durch 
fremde  Eroberer  noch  durch  grössere  Einwanderungen  unterbrochen. 

Um  400  V.  Chr.  nahmen  unter  den  barbarischen  Völkern  keltische 
j  Stämme  eine  hervorragende  Stellung  ein,  deren  teils  friedHche,  teils 
j  kriegerische  Berührungen  mit  Itahen  und  Griechenland  nicht  ohne  Einfluss 
1  auf  ihre  Kulturentwickelung  bHeben.  Alsdann  war  es  die  Weltherrschaft 
I  der  Römer,  die  ihren  Einfluss  auf  die  nahe  und  fern  wohnenden  Barbaren 
I  übte.  Im  3.  bis  5.  Jahrhundert  (Müllers  dritte  Periode)  waren  es  dann 
I  die  Germanen,  die  mehr  oder  minder  romanisiert,  als  Mitbewerber  um 
die  Herrschaft  auftraten  und  die  Führerschaft  der  barbarischen  Völker 
übernahmen". 

i  Fräulein  Mestorf  schildert  dann  die  einzelnen  Perioden,  hauptsächlich 

i    Müllers  Ausführungen  folgend.     Näher  hierauf  einzugehen,   verbietet  uns 
leider  der  Raum.  Dr.  Lehniann-Nitsche-La  Flata. 

81.  Sophtts  Müller:    Nordische  Altertumskunde.  Nach  Funden 
und   Denkmälern   aus    Dänemark    und    Schleswig    gemeinfasslich 
dargestellt.     Deutsche  Ausgabe  von  Jiriczek.    Erster  Band:   Stein- 
zeit—Bronzezeit.    Strassburg,  K.  J.  Trübner,   1897.     10  M. 
Das    in    dänischer    Sprache   verfasste    Originalwerk  („Vor  Oldtid'')  ist 
bereits    vollständig    erschienen;    von   der   deutschen   Bearbeitung    liegt  die 
erste    Hälfte    mit    der    Darstellung    der    Stein-   und  Bronzezeit   vor.     Das 
dänische  Werk  ist  bereits  von  Prof.  Montelius  im  Centralblatt   (1897,  S.  242) 
ausführlich  besprochen,  es  bleibt  hier  also  nur  wenig  zu  sagen  übrig.    Es 
könnte  gewagt  erscheinen,   ein  Buch,   welches   im   Wesentlichen  dänische 


136  ß-     Hefeiate.     3.  Urgeschichte.  S^ 

Verhältnisse  berücksichtigt,  ins  Deutsche  zu  übersetzen,  zumal  der 
Prähistoriker  von  Fach  in  der  Regel  so  viel  dänisch  verstehen  wird,  um 
eine  wissenschaftliche  Arbeit  in  dieser  Sprache  lesen  zu  können.  Nun 
ist  aber  die  ,, Nordische  Altertumskunde"  nicht  nur  für  Fachleute,  sondern 
für  ein  weit  grösseres  Publikum  bestimmt,  nämlich  für  Alle,  die  ein 
Interesse  an  der  Vorzeit  haben. 

Es  ist  ja  richtig,  dass  in  erster  Linie  dänische  Verhältnisse  behandelt 
werden,  aber  diese  sind  denjenigen  des  benachbarten  Norddeutschland 
sehr  ähnlich,  und  ihre  Spuren  und  Einwirkungen  lassen  sich  bis  weit 
hinein  nach  Deutschland  verfolgen.  Es  ist  also  für  die  Kenntnis  unserer 
heimischen  Vorgeschichte  von  grösstem  V^ert,  dass  hier  eine  mustergültige 
Bearbeitung  eines  verwandten  Gebietes  erfolgt  ist,  wie  sie  für  Deutschland 
noch  nicht  vorliegt  und  zur  Zeit  auch  noch  nicht  möglich  ist.  Dazu 
kommt,  dass  Verf.  sich  nicht  streng  auf  Dänemark  beschränkt,  sondern 
die  dänische  Vorgeschichte  in  den  Rahmen  der  europäischen  Vorzeit  ein- 
passt  und  somit  Gelegenheit  nimmt,  auch  diese  in  allgemeinen  Umrissen 
zu  behandeln.  Hierin  liegt  der  Hauptwert  des  Buches  für  den  grösseren 
Kreis  der  deutschen  Leser,  hierdurch  wird  es  zu  einem  Handbuch  der 
Vorgeschichte  Europas,  welches  in  einer  jedem  Gebildeten  verständlichen 
Form  streng  wissenschaftlich  ist.  Diejenigen  Leser,  welche  mit  der 
Littei^atur  nicht  vertraut  sind,  sich  aber  über  einzelne  Punkte  ausführlicher 
unterrichten  wollen,  finden  die  Litteratur  angegeben,  und  zwar  nur  das 
Wichtigste,  so  dass  die  weniger  Kundigen  nicht  einem  Berge  mehr  oder 
minder  wertvoller  Citate  gegenüberstehen.  Das  Buch  ist  für  den  Fach- 
mann wie  für  den  Laien,  welcher  sich  aus  diesen  oder  jenen  Gründen 
mit  der  Vorgeschichte  Deutschlands  und  Europas  beschäftigen  will  oder 
muss,  ein  unentbehrliches  Hilfsmittel.  Dr,  Ä.  Götze-Berlin, 

82.  Neergaard,    C:    Nogle    Depotfund    fra    Bronzealderen. 

Nordiske  Fortidminder.     Heft  3,    S.  69—111,  m.  Taf.  XV— XXII 
u.  31  Figuren  im  Texte.     Avec  resume  en  franqais  S.  112 — 124. 
Kjöbenhavn  1897,  gr.  4^ 
Die  Depotfunde    des   Bronzealters   bilden   eine  besondere  Fund- 
gruppe.    Auf   beschränktem  Räume    im    Boden    oder    im   Wasser    wurden 
diese  Altertümer  verborgen,    damit    sie   vor  feindlichen   Nachstellungen  ge- 
sichert blieben.     Im  Vergleich  zu  den  Grabbeigaben  zeigen  die  Depotfunde 
häufig  einen  grösseren  Reichtum    an  Prachtstücken,    die    sich   zugleich  in 
Folge  der  günstigeren    äusseren   Verhältnisse    besser   erhalten   haben.     Die 
Entwickelung  der  Formen  und  Stilarten  im  Laufe  der  Zeit  lässt  sich  deshalb 
an  diesen  Stücken  besonders    schön   verfolgen,    daher    für   die  vorliegende 
Arbeit  eine  Reihe  solcher  Funde    aus   dem   dänischen  Nationalmuseum  ge- 
wählt wurde,  die  dazu    geeignet  waren,    die   höchste  Ausbildung    von  Stil, 
Ornamentik  und  Technik  innerhalb  der   vier  von  S.  Müller  festgestellten 


B.     Referate.     3.    Urgeschichte.  I37 

Perioden  des  Bronzealters  zu  illustrieren.  Auf  den  dem  Werke  bei- 
gegebenen phototypierten  oder  radierten  Tafeln  in  besonders  glänzender 
Ausstattung  werden  die  eingehend  besprochenen  Funde  vorgeführt. 

Im  Allgemeinen  findet  sich  eine  Regel  darin  ausgesprochen,  dass, 
je  zahlreicher  die  Grabfunde  einer  Periode  vorliegen,  um  so  sparsamer 
kommen  die  Depotfunde  derselben  Periode  vor.  Verschiedenheiten  geben 
sich  in  der  Weise  kund,  dass  die  Funde  der  beiden  ersteren  Perioden  vor- 
wiegend entweder  solche  Sachen,  die  wie  Waffen,  dem  Manne  angehört 
haben  dürften,  oder  aber  nur  Frauenschmuck  darstellen,  enthalten,  während 
in  den  letzteren  Abschnitten  des  Bronzealters  eine  Mischung  beider  Kate- 
gorien üblich  war. 

Ausser  Waffen,  wie  bronzenen  Äxten  und  Speerspitzen,  dann  Schmuck- 
sachen, wie  die  prächtigen,  spiralverzierten  Gürtelscheiben  und  Armringe, 
enthalten  schon  die  ältesten  Funde  Werkzeuge  verschiedener  Art. 

So  liegt  ein  Fund  aus  dem  Moore  Gallemose  in  Jütland  vor,  darin 
8  flache  bronzene  Beile  von  einer  Form,  die  dem  ältesten  europäischen 
Bronzealter  angehört  und  mit  jener  verwandt  erscheint,  in  der  die  kupfernen 
oder  zinnarmen  bronzenen  Äxte  aus  dem  Anfang  der  Metallzeit  auftreten. 
Ferner  drei  eigentümliche,  etwas  gekrümmte  und  mit  einem  Haken  endigende 
Bronzestäbe,  die  als  Pferdegeschirr  gedeutet  werden.  Schliesslich  enthält 
der  Fund  noch  9  schwere  massive  bronzene  Ringe,  die  sonst  in  Skandinavien 
äusserst  selten  gefunden  werden,  aus  dem  östlichen  Deutschland  aber  in 
grosser  Zahl  vorliegen.  Wahrscheinlich  wurden  diese  Ringe  um  die  Hand- 
gelenke und  um  die  Knöchel  getragen. 

Wenngleich  nun  auch  anzunehmen  ist,  dass  diese  und  ähnliche  von 
einer  primitiveren  Technik  zeugenden  Altertümer  dem  Beginn  der  Metallzeit 
zugeschrieben  werden  müssen,  so  liegen  doch  aus  dem  Norden  noch  zu  wenige 
derartige  Funde  vor,  als  dass  man  berechtigt  wäre,  eine  besondere,  jener  der 
spiralverzierten  Bronzen  voraufgehende  Periode  der  Bronzezeit  darauf  zu 
begründen,  zumal  noch  Grabfunde  mit  derartigen  Sachen  bis  jetzt  völlig 
fehlen.  > 

Wahre  Prachtstücke  sind  die  spiralverzierten  Gürtelscheiben;  die  grösste 
hat  nicht  weniger  als  28,2  cm  Durchmesser;  im  Langstrup -Moor  im 
nördhchen  Seeland  wurde  dieser,  von  einer  Frau  am  Leibe  getragene, 
äusserst  fein  gearbeitete  Schmuck  mit  zwei  Spiralringen  und  einem  nach 
Art  eines  Schwertes  gebildeten  Bronzemesser  zusammen  gefunden. 

Wie  in  den  Grabfunden  wird  auch  in  den  Depotfunden  die  Gürtel- 
scheibe häufig  von  einer  bronzenen  Dose  begleitet,  darin  goldene  Ringe 
eingeschlossen  sein  können.  Scheibe  und  Dose  sind  immer  von  ent- 
sprechender Grösse  und  waren  wahrscheinlich  beide  nebeneinander  am 
Gürtel  befestigt,  wobei  anzunehmen,  dass  die  Dose  ihren  schön  verzierten 
Boden  nach  aussen,  den  Deckel  nach  innen  kehrte.  Die  Dose  habe  in 
dieser  Weise  die  sonst  der  Kleidung  fehlenden  Taschen  ersetzt.    Von  einer 


138  B.     Referate.     3.    Urgeschichte. 

solchen  Anbringungsweise  zeugen  auch  deutliche  Spuren  der  Abnutzung 
an  den  Ösen  und  am  Rande  des  Deckels. 

Die  bis  zu  bedeutenden  Grössen  heranwachsenden  bronzenen  Hänge- 
gefässe  des  jüngeren  Bronzealters  bilden  die  weitere  Entwickelung  jener 
Dosen.  Auch  sie  dürften  ähnlichen  Zwecken  gedient  haben  und  in  gleicher 
Weise  angebracht  gewesen  sein.  Allerdings  lassen  sich  keine  entsprechende 
Abnutzungszeichen  nachw^eisen,  die  wie  dort  die  Frage  entscheiden  könnten. 
Die  nicht  abgenutzten  Unebenheiten  an  der  inneren  Fläche  der  Gefässe 
deuten  darauf,  dass  sie  zu  dauernder  Aufbewahrung  harter  Gegenstände 
nicht  bestimmt  waren.  Was  die  in  denselben  häufig  auftretenden  Guss- 
nähte oder  Relieflinien  betrifft,  darf  wohl  zugegeben  werden,  dass  sie  ur- 
sprünglich eine  technische  Bedeutung  gehabt  haben,  später  scheinen  sie 
jedoch  als  blosse  Dekorationslinien  aus  Gewohnheitsrücksichten  angebracht 
worden  zu  sein.  Die  Ornamentik  dieser  Gefässe  bietet  schöne  Anhalts- 
punkte für  die  Erörterung  der  Stilarten-Entwickelung. 

Zu  den  häufiger  beigegebenen  Stücken  zählen  ferner  Hals-  und  Arm- 
ringe, sowie  Fibeln  und  bronzene  Nadeln.  In  der  letzten  Periode  liegen 
innerhalb  desselben  Fundes  die  einzelnen  Formen  oft  in  vielen  Exemplaren 
vor,  w^as  vordem  seltener  der  Fall  war.  Sarauw-Kopenhagen. 

ß.    Deutschland. 

83.  J.  Mestorf:  Die  holsteinischen  Gürtel.  Mitteil,  des 
Anthropol.  Vereins  in  Schleswig-Holstein  1897.  Heft  10,  S.  6, 
mit  7  Abbildungen. 

Als  ,, holsteinisch"  werden  gewisse  kettenartige  Gürtel  oder  Wehr- 
gehänge bezeichnet,  von  denen  bisher  nur  5  Exemplare  in  holsteinischen 
Urnengräbern  gefunden  sind.  Jedesmal  sind  5  Platten  durch  Ringe  ver- 
bunden und  endigen  einerseits  mit  einem  Haken,  waren  also  andrerseits 
wohl  an  einem  Riemen  befestigt,  in  dessen  Schlussring  der  Haken  griff; 
die  Platten  sind  doppelt,  unten  von  Eisen,  oben  aus  gestanztem  Bronze- 
blech, durch  geschlitzte  Bronzerollen  zusammengeklemmt.  Sämtliche  Funde 
sind  nicht  sachkundig  gehoben  und  zum  Teil  unvollständig,  doch  gehörten 
überall  zu  der  Kette  noch  Beigaben  wie  Gürtelblech,  grössere  ähnUch 
ornamentierte  Platte,  Gehänge  mit  Zwingen  oder  geschlitzten  Röhren,  endlich 
spätere  La  Tenefibeln;  auch  sind  die  Objekte  in  Urnen  niedergelegt  und 
vorher  absichtlich  zerstört.  Die  Datierung  ist  nicht  leicht,  da  neben  den 
Fibeln  auch  manche  Hallstattelemente  vorhanden  sind,  wie  das  Stanzen 
des  Bronzeblechs,  die  Ornamente  (Trique.trum,  S förmige  Figuren  mit 
3  Tupfen)  u.  a.  Sonach  dürften  die  Urnengräber  um  die  Zeit  vor  und 
nach  Chr.  Geb.  angesetzt  werden  können.  Das  Fundgebiet  reicht  von  Ham- 
burg durch  das  östliche  Holstein;  die  Ketten  sind  wohl  aus  einer  ein- 
heimischen Werkstatt  hervorgegangen. 

Frof.  Dr.  Walter- Stettin. 


B.     Referate.     3.    Urgescliiclite.  139 

84.  Katalog  des  Prussia  ■  Museums  in  Königsberg  i.  Pr. : 
Teil  II.  Die  Funde  aus  der  Zeit  der  heidnischen 
Gräberfelder  (von  Christi  Geburt  bis  zur  Einführung 
des  Christentums).  Mit  einem  Anhang  enthaltend  den  Katalog 
der  ethnographischen  Sammlung.  Mit  126  Abbildungen.  Königs- 
berg 1897. 

Der  von  A.  Bezzenberger  herausgegebene  Katalog  bildet  durch  seine 
Übersichtlichkeit,  seine  zahlreichen  Illustrationen  und  namentlich  durch 
die  jedem  Funde  beigefügten  Litteraturnachweise  ein  willkommenes  Nach- 
schlagebuch nicht  bloss  für  die  Besucher,  sondern  auch  für  auswärtige 
Forscher,  die  sich  über  die  Bestände  des  Prussia-Museums  unterrichten 
wollen.  Dr.  H.  Seger-Breslaic. 

85.  H.  Conwentz:   Die  Moorbrücken  im  Thal  der  Sorge   auf 

der  Grenze  zwischen  Westpreussen  und  Ostpreassen.     Ein  Beitrag 
zur  Kenntnis  der  Naturgeschichte  und  Vorgeschichte  des  Landes. 
Mit  10  Tafeln  und    26  Textfiguren.     Abhandlungen    zur  Landes- 
kunde  der  Provinz  Westpreussen,    herausgegeben    von    der  Pro- 
vinzial-Konmiission  zur  Verwaltung  der  westpreussischen  Provinzial- 
Museen.     Heft  X.     Danzig  1897.     XV  +   142  S.  in  4^. 
H.  Müller-Brand:    Die   Bohlenbrücken   im  Teufelsmoor 
(Provinz  Hannover).    Globus.    1898.  Bd.  LXXIII,  Nr.  2,  S.  23—25. 
Ernst  H.  L.  Krause:  Die  alten  Moorbrücken  der  östlichen 
Ostseeländer.     Globus.     1898.    Bd.  LXXIII,  Nr.  2,  S.  25—27. 
Dem    Spürsinn    des    unermüdlichen    Direktors    des    westpreussischen 
Provinzial-Museums  ist  abermals  eine  hochinteressante  Entdeckung  gelungen, 
die    an  wissenschaftlichem  Werte  die  des   Baumgarthner  Segelbootes    noch 
übertrifft. 

Diesmal  handelt  es  sich  um  zwei  im  Thal  der  Sorge  auf  der  Grenze 
zwischen  Ost-  und  Westpreussen  gefundene  parallele  Moorbrücken  aus 
Eichenholz  von  1230  und  640  m  Länge,  die  mit  Faschinen  und  Lang- 
hölzern unterbaut  und  durch  seitlich  eingeschlagene  Pfählchen  vor  Ver- 
schiebungen geschützt  sind.  Beigaben,  die  in  hölzernen  Schlägeln  bestehen, 
sind  nur  an  der  zweiten  Brücke  gefunden  worden.  Eisen  fehlt  vollständig; 
Thonscherben  wurden  an  beiden  Stellen  gesammelt.  Sie  erinnern  an 
Stücke  der  Tene-  und  der  jüngeren  Hallstattzeit,  wie  sie  in  Urnengräbern 
und  Steinkisten  desselben  Gebietes  nicht  selten  auftreten.  Hieraus  ergiebt 
sich  die  einzige  Möglichkeit  einer  ungefähren  Altersbestimmung  der  Brücken. 
Die  Lage  der  Brücken  deckt  sich  mit  der  mutmaasslichen  Richtung  einer 
grossen,  wo  nicht  der  grössten  Verkehrsstrasse,  die  vom  Süden  her  am 
rechten  Weichselufer  entlang  ins  Samland  führte.  Auf  diesem  Wege  hatte 
man  verschiedene  Thaleinschnitte,    besonders    das    breite  Thal    der    Sorge 


I^jO  B.     Referate.     3.    Urgeschichte. 

zu  kreuzen:  das  Hindernis,  das  seine  sumpfige  Bodenbeschaffenheit  bot, 
wurde  von  den  Eingebornen  durch  Anlage  der  Moorbrücken  bewältigt. 
Dieselben  bedeuten  somit  einen  wichtigen  Übergang,  welcher  lange  Zeit, 
jedenfalls  durch  Jahrhunderte,  einen  grossen  Teil  des  ganzen  Verkehrs 
vom  Süden  zum  Norden  vermittelt  hat. 

Die  Aufdeckung  der  Brücken  und  ihre  Untersuchung  ist  von  Conwentz 
mit  einer  der  Bedeutung  des  Fundes  entsprechenden  Gründlichkeit  in  die 
Hand  genommen  worden,  wobei  er  sich  der  thatkräftigen  Unterstützung  der 
Behörden  und  der  beteiligten  Grundbesitzer  und  Anwohner  zu  erfreuen 
hatte.  Das  Ergebnis  hat  er  nunmehr  der  wissenschaftlichen  Welt  in  einem 
eignen,  mit  Abbildungen  reich  ausgestatteten  Buche  mitgeteilt.  Dasselbe 
geht  indes  über  den  Rahmen  eines  einfachen  Fundberichtes  weit  hinaus; 
es  giebt  vielmehr  einen  ausführlichen  Beitrag  zur  Kulturgeschichte  des 
Weichselgebietes.  Da  derartige  Funde  im  ganzen  Osten  neu  sind,  werden 
erst  die  Holzwege  der  Gegenwart  und  Vergangenheit  in  verschiedenen 
Landesteilen  und  Ländern  allgemein  behandelt.  Sodann  kommt  eine 
Übersicht  der  Boden-  und  Vegetationsverhältnisse  des  Geländes  zu  beiden 
Seiten  der  Sorge;  darauf  der  spezielle  Bericht  über  die  gesamten  Aus- 
grabungen; weiter  folgen  die  Untersuchungen  über  Verlauf,  Bau  und  Be- 
schaffenheit der  Brücken,  sowie  Betrachtungen  über  Alter,  Ursprung  und 
Bedeutung  derselben.  Ein  Schlusswort,  hauptsächlich  die  vorausgehenden 
Abschnitte  der  Arbeit  zusammenfassend,  beendigt  die  Schilderung. 

Hans  Müller-Brand  bespricht  die  römischen  Bohlwege,  die  in  den 
Torfmooren  der  ehemaligen  Herzogtümer  Bremen-Verden,  des  heutigen 
Regierungsbezirks  Stade,  seit  dem  Jahre  1855  entdeckt  und  beschrieben 
worden  sind,  und  beschreibt  weiter  drei  von  ihm  selbst  im  Juli  1897  bei 
Gnarrenburg,  im  Teufelsmoore,  aufgefundene  derartige  Anlagen.  Die  hierbei 
zu  Tage  geförderten  Fundstücke  geben  keinen  sicheren  Anhalt  für  die 
Zeitbestimmung.  Der  Verfasser  ist  jedoch  der  Ansicht,  dass  es  sich  um 
römische  Anlagen  handelt,  wenn  er  auch  die  Möglichkeit  zugiebt,  dass  an 
derselben  Stelle  auch  schon  in  älterer  und  ebenso  auch  noch  in  späterer 
Zeit  ein  Durchgangsweg  durch  die  Moore  zwischen  Elbe  und  Weser  be- 
standen habe. 

Der  Aufsatz  von  Ernst  Krause  giebt  einen  kurzen  Überblick  über  die 
uns  überlieferten  historischen  Nachrichten  von  Moorbrücken  im  nördlichen 
Deutschland  und  beschäftigt  sich  dann  mit  den  oben  besprochenen  Moor- 
brücken im  Sorgethal.  Dr.  H.  Seger-Breslau. 

86.  Er.  Weber:  Bericht  über  neue  vorgeschichtliche  Funde 
in  Bayern.  Für  die  Jahre  1894  — 1896  zusammengestellt. 
Beiträge  zur  Anthr.  u.    Urg.    Bayerns.      1897.     Bd.  XU.     S.  53 

bis  84. 


B.     Referate.     3.    Urgeschichte.  \J^\ 


I  Eine  Aufzählung  der  Ausgrabungen,    Untersuchungen  und  Einzelfunde 

j  in  den  Jahren   1894,   1895    und   1896.     Die   Fundstellen   werden  kurz  be- 

I  schrieben   und   die   Fundstücke   einzeln  angeführt.      Besonders   erwähnens- 

j  wert    sind    zwei   Gegenstände   aus   Reihengräbern:    ein   eherner  (?)  Schild- 

1  buckel  von   Schretzheim    (S.    58)    und   ein    Steigbügel   von  Niederneuching 

I  (S.  81.)     Slavische    Gräber   wurden   bei   Wattendorf,    Oberfranken   (S.  75) 
und  bei  Luhe,  Oberpfalz  (S.  80)  gefunden.             Dr.  Ä.  Götze-Berlin. 

87.  Fr.  Weber:  Die  Hügelgräber  auf  dem  bayerischen  Lech- 
feld.  Beiträge  zur  Anthropol.  und  Urg.  Bayerns.  1897.  Bd.  XII, 
S.  37—46. 

Weber  berichtet  über  die  von  ihm  vorgenommene  Untersuchung  von 
Hügelgräbern,  welche  teils  der  Hallstatt-,  teils  der  La  Tene-Zeit  angehören; 
in  einem  Falle  handelt  es  sich  um  ein  Grab  aus  römischer  Zeit,  vielleicht 
eine  Nachbestattung.  Die  Hügel  sind  aus  Erde  aufgeschüttet,  die  Begräb- 
nisse befinden  sich  im  Bodenniveau  oder  etwas  erhöht,  letzteres  wohl 
wegen  des  moorigen  Untergrundes.  Die  vorherrschende  Bestattungsart  ist 
Beisetzung  der  Leichen  in  gestreckter  Lage.  Weber  macht  darauf  auf- 
merksam, dass  in  einigen  La  Tene-Gräbern  zwei  Skelette,  anscheinend  ein 
männliches  und  ein  weibliches,  nebeneinander  bestattet  wurden,  und  dass 
das  Letztere  dann  eine  etwas  unregelmässige  Lage  hat.  Er  schliesst  wohl 
mit  Recht  daraus,  dass  die  Mitgabe  eines  Weibes  stattgefunden  hat. 
!  Dr.  Ä.  Götze-Berlin, 

88.  H.  Edelmann:  Zwei  Grabhügel  der  Hallstattzeit  bei 
Bachheim,  Amt  Messkirch  (Baden).    Prähistorische  Blätter, 

I  1897.     Band  IX,  Nr.  6  mit  1   Tafel. 

Beim  Wolfegghofe  der  Gemeinde  Buchheim    sind    schon    früher  Grab- 
j  hügel  untersucht,  jetzt  wieder   zwei    unscheinbare    mit   einem  Umfang  von 

25 — 30  Schritten,  die  erwähnenswert  sind.  Unter  geringer  Steinschicht 
'  hegen  50  cm  tief  die  Skelette,  nach  Osten  oder  Norden  gerichtet,  zu  den 
j  Füssen  Scherben  von  je  3  Gefässen,  zur  Rechten  je  ein  geschwungenes 
i  Eisenmesser  mit  kurzer  Griffzunge.  Ausserdem  lagen  unter  dem  ersten 
I  Schädel  Bernsteinperlen  und  eine  blaugrüne,  als  ägyptisch  bezeichnete 
'  Glasperle;  beide  Unterarme  schmückten  Reste  von  Bronzearmbändern,  auf 
:  dem  breiten  Mittelstück  mit  Rautenverzierung,  dann   sich    verjüngend    und 

in  massive,  kugelige  Köpfe  auslaufend.  Die  sehr  dünn  gegossenen  Stücke 
,  ruhten  auf  einer  genau  passenden  Unterlage  von  Eichenholz,  die  wohl  das 
\  Einschneiden  der  dünnen  Ränder  verhindern  sollte.  Solche  Einlagen  aus 
'  Holz  dürften  sehr  selten  beobachtet  sein  und  auf  einheimische  Herstellung 

hinweisen.     Zeitlich  gehören  die  Hügel  der  Jüngern  Hallstattperiode  an. 

Prof.  Dr.   Walter-Stettin, 


14:> 


B.     Referate.     3.    Urgeschichte. 


89.  J.  Naue:  Noiiyelles  trouvailles  pr^historiques  de  la 
Haute  -  Baviere.  (Vom  Original  -  Manuskript  übersetzt  von 
Dr.  L.  Laloy.)  L'Anthropologie  1897.  Band  VIII,  S.  641 
(CO  Abbildungen). 

Verfasser  giebt  eine  Übersicht  der  in  der  Gegend  von  Traubing  und 
jSIachtlfing,  unweit  vom  Starnberger  See,  gemachten  Funde.  Es  handelt 
sicli  um  zwei  Nekropolen,  deren  kleinere  dem  jüngeren  Bronzealter  angehört, 
während  die  grössere  vom  Ende  dieser  Periode  ab  bis  zur  jüngsten  Hall- 
stattzcit  in  Gebrauch  gewesen  ist.  In  der  älteren  Hallstattzeit  findet  man 
7  Leichengräber  und  14  Brandgräber?  dagegen  in  der  jüngeren  Hallstattzeit 
13  Leichengräber  und  nur  4  Brandgräber;  die  männlichen  Bestattungen 
sind  zahlreicher  als  die  weiblichen. 

Von  den  Beigaben  wollen  wir  nur  hervorheben  ein  schönes  langes 
Schwert  mit  achtkantigem  Griff,  das  einem  Typus  angehört,  der  als  süd- 
bayerisch bezeichnet  werden  kann,  grosse  wohlerhaltene  Lanzenspitzen,  ? 
Gürtelplatten,  Kahn-  und  Schlangenfibeln  u.  s.  w.  Unter  den  Schmuck- 
sachen verdient  ein  sehr  seltener  Gegenstand  ganz  besondere  Aufmerksam- 
keit. Es  ist  eine  Haar-  oder  Bartzange,  mit  langem,  schön  geziertem, 
bronzenem  Stiel,  während  die  eigentliche  Pinzette  aus  Eisen  besteht. 
Dieses  seltsame  Objekt  wurde  in  einem  männlichen  Grabe  gefunden.  Die 
andern  Beigaben  waren  eine  Lanzenspitze,  zw^ei  eiserne  Messer,  eine 
Bronze-Situla  und  ein  grosses  bronzenes  Gefäss.  Es  ist  bemerkenswert, 
dass  sich  die  bronzenen  Gefässe,  Schalen  und  Situlen  nur  in  männlichen 
Gräbern  vorfanden. 

Aus  der  Zahl  und  Schönheit  der  Beigaben,  besonders  der  bronzenen 
Gefässe,  sowie  aus  den  in  der  Nachbarschaft  der  Nekropolen  festgestellten 
Kulturspuren  (Hochäcker)  geht  hervor,  dass  hier  eine  friedliche,  ackerbau- 
treibende und  reiche  Bevölkerung  sesshaft  gewesen  ist.  Sie  stand  in  Ver- 
kehr einerseits  mit  Italien  und  Griechenland,  wie  es  die  Kahn-  und 
Schlangenfibeln  beweisen,  andererseits  mit  den  nördhchen  Gegenden,  woher 
sie  die  Bernsteinperlen  bezog.  Dr,  L.  Laloy-Paris. 

y.     Österreich-Ungarn. 

90.  F.  Hantschel:  Prähistorische  Fundchronik  für  das  Gebiet 
des  Nordbölimischen  Excursions  -  Clubs  und  die  an- 
grenzenden Landstriche.  Mit  1  Karten-Beilage  und  6  Kärtchen 
im  Text.  Leipa,  1897.  Verlag  der  Nordböhm.  Excurs.-Clubs 
(Sep.-Abdr.  a.  d.  Mitt.  der  Nordb.  Exc.-CL     Bd.  XX.) 

Eine  fleissige  und  verdienstvolle  Arbeit,  welche  denjenigen,  der  sich 
über  die  prähistorischen  Funde  Nordböhmens  orientieren  wall,  schnell  und 
ausgiebig  belehrt.  Im  ersten  Teil  werden  die  Fundstellen  in  alphabetischer 
Reihenfolge  aufgezäblt  und  die  Funde  beschrieben.    Dazu  ist  die  Litteratur, 


B.     Referate.     3.    Urgeschichte.  j^43 

wie  es  scheint,  vollständig  angeführt.  Der  zweite  Teil  giebt  eine  An- 
ordnung nach  der  Art  der  Funde  und  zwar  sind  als  Stichworte  die  Fund- 
orte angegeben,  unter  denen  man  das  Nähere  im  ersten  Teil  findet.  Es 
sind  so  zwei  Verzeichnisse  zusammengestellt:  A.  nach  der  Art  der  Funde 
(Wallburgen,  Opferstätten,  Gräber  u.  s.  w.),  B.  nach  dem  Material 
(Knochen,  Stein,  Bronze  u.  s.  w.).  Der  dritte  Teil  enthält  in  ähnlicher 
Weise  eine  Zusammenstellung  nach  Zeitperioden.  Einige  Kärtchen  veran- 
schaulichen die  Lage  der  Fundorte  und  die  Verbreitung  der  Wallburgen, 
der  Gräber,  der  Steingeräte,  der  Bronzegeräte  und  der  paläolithischen 
!  Fundstellen.  Dr.  A.  Götze-Berlin. 

91.  .R.  V.  Weinzierl:  Prähistorische  plastische  Thonfiguren 
aus  Böhmen.  Verhandl.  d.  Berl.  anthrop.  Gesellsch.  1897. 
Bd.  XXIX,  S.  246—260. 

Es  werden  9  Thonfiguren  unter  Beifügung  guter  Abbildungen  be- 
sprochen, und  zwar  teilt  v.  W.  sie  der  jüngeren  Steinzeit  zu:  eine 
menschliche  Figur  von  Sabnitz  bei  Brüx,  einen  Stierkopf  als  Öhse  eines 
Thongefässes  von  Podbaba  bei  Prag,  einen  Stierkopf  als  Aufsatz  eines 
Thongefässes  von  Cerny  vül  bei  Prag  und  zwei  Stierfiguren  vom  Schlaner 
Berg;  der  Völkerwanderungszeit:  einen  Stierkopf  von  Wiessen  und 
zwei  Vogelfiguren  von  Havrau  bei  Brüx  (letztere  vielleicht  einer  noch 
späteren  Zeit);  der  slavischen  Kultur:  ein  mit  Kopf  und  Schw^anz 
eines  Widders  verziertes  Thongefäss  vom  Hrädek  bei  Caslau. 

Ob  die  zuerst  genannte  Menschenfigur  wirklich  neolithisch  ist,  geht 
aus  den  angeführten  Daten  nicht  mit  voller  Gewissheit  hervor,  doch  ist 
es  wahrscheinlich.  Die  beiden  Stierköpfe  von  Podbaba  und  Cerny  vül  sind 
sicher  neolithisch  und  zwar  gehören  sie,  wie  aus  den  an  den  Stücken 
befindlichen  Ornamenten  sicher  hervorgeht,  der  Bandkeramik  an;  es  sei 
hier  an  ein  analoges  Stück  der  Sammlung  Zschiesche  in  Erfurt  erinnert, 
welches  anscheinend  ein  gehörntes  menschliches  Gesicht  darstellen  soll  und, 
wie  Ref.  bezeugen  kann,  ebenfalls  der  Bandkeramik  angehört.*)  Die  Datierung 
der  beiden  Stier figuren  vom  Schlaner  Berg  scheint  nicht  so  sicher  zu  sein, 
da  man  aus  v.  W.'s  Angaben  nicht  ersehen  kann,  ob  sie  in  der  neolithischen 
oder  einer  ebenfalls  dort  vorkommenden  bronzezeitlichen  Schicht  gefunden 
wurden.  Auch  die  Zeitstellung  des  Stierkopfes  von  Wiessen  möchte  ich 
für  eine  provisorische  halten,  bis  die  damit  zusammen  gefundenen  höchst 
eigenartigen  Gefässe  noch  sicherer  datiert  sind.  Das  Widdergefäss  ist  durch 
Form  und  Ornament  hinreichend  sicher  bestimmt. 

Dr.  A.  Götze-Berlin. 


*)  Vergl.  Zschiesche.   Mitt.  d.   Vereins    f.    d.    Geschichte   u     Altertumsk.    von 
Erfurt.    XIII.    Taf.  IV,  Fig.  J6. 


144 


B.     Referate.     3.    Urgeschichte.  I 


I 


92.  J.  L.  Pic.    Archaeologicky  vyzkum  ve  strednich  Cechäch 
1895  —  1896.      (Archäologische  Forschungen    in    Mittelböhmen.)  i 
Pamätky    archäol.    1896    und    1897,   Band  XVII,  Seite   175,  367, 
479  u.  671. 

Ein  tüchtiges  Stück  gewissenhafter  Arbeit,  an  der  sich  ausser  dem 
Autor  auch  A.  Formaneek,  J.  Hellich  und  J.  Wank  beteiligten.  Das  ■ 
Ergebnis  ist  kurz  folgendes:  Aschengruben  bei  Vepfek  (Tafel  XX), 
flache,  Cylinder-  oder  birnförmige  Gruben  mit  Tierknochen,  Knochen- 
artefakten und  Scherben,  seltener  mit  Stichornament  (Neolith.,  Monsheim) 
häufiger  graphitiert  und  vom  Hallstatttypus;  dazu  gehören  4  Gussformen 
(eine  für  eine  Lunula).  Verfasser  nimmt  mit  Recht  eine  Doppelbesiedlung 
an.  Bemerkenswert  sind  liegende  Hockerskelette  und  2  Kindergräber  in 
Töpfen.  (Einmal  hockendes  Skelett  in  einem  Topfe  mit  einer  Schüssel  '' 
bedeckt,  ein  andermal  zwei  übereinandergestürzte  Töpfe,  von  denen  der 
eine  den  überragenden  Oberkörper  und  Schädel  umfasst.)  —  Aschen- 
gruben zwischen  Pecky  und  Radim,  mehrere  lokal  und  zeitlich 
getrennte  Ansiedlungen  vorstellend:  so  eine  Gruppe  (Tafel  XXI)  mit 
Scherben  der  neol.  Bandkeranik,  Feuersteinwerkzeugen,  Marmorarmband 
(Fragment)  mit  dem  zugehörigen  Bohrkern;  eine  Bronzepfeilspitze  ohne 
näher  konstatierte  Fundtiefe.  —  In  einer  zweiten  Gruppe,  deren  Gruben 
in  einer  mächtigen  Aschenschicht  gelagert  waren,  fanden  sich  auch  liegende 
oder  sitzende  Hocker  in  Gruben  (Schädel  dolichocephal).  Die  Scherben 
(Tafel  XXII — XXIV)  gehören  einer  vorgeschrittenen  Kultur  an  (jüngeren 
Hallstattkultur).  —  Aschengruben  bei  Voderady  (Tafel  XXV),  jenen  von 
Radim  gleichend  und  nebst  Scherben  eine  Nadel  mit  spiralig  eingedrehtem 
Kopf,  einen  zweizähnigen  Bronzekratzer  und  eine  Kahnfibel  (Bologner  Form) 
enthaltend.  —  Ebendaselbst  eine  Grube  aus  der  La  Tene-Zeit 
mit  charakteristischer  Keramik  und  Glasarmband  (Tafel  XXVI).  —  Kultur- 
gruben  in  der  Plananer  Zuckerfabrik  (Tafel  XXVII,  1—8)  mit 
schönen,  bauchigen,  auf  der  Töpferscheibe  gefertigten,  graphitierten  Gefässen 
mit  getüpfeltem  Mäander  oder  solchen  von  Becherform  mit  geometrischen 
Ornamenten.  Das  Alter  dieser  Gefässe  ist  durch  den  Darzauer  Grabfund 
bestimmt  (II.  Jahrh.  p.  Chr.);  die  becherförmigen  Gefässe  erinnern  an  die 
von  Kostomlat  (mit  Münze  Nervas).  Ähnliche  Mäander-Ornamente  finden 
sich  auf  Scherben  aus  den  Gräbern  bei  Brouckov  (Tafel  XXVII,  9—13), 
vor  allen  aber  auf  den  Gefässen  des  Grabfelds  auf  der  Pichora  bei  Dobfichov. 
—  Ansiedln ng  bei  Tuklaty  (Tafel  XXXVI— XXXIX).  Nach  den  in 
Gruben  gemachten  Funden  (Gefässe  und  Scherben  mit  Mäander,  Terra 
Sigill.-Scherben,  prov.  römischen  Fibeln,  Bronzepinzette,  Bronzegefässhenkel, 
Eisenlanzenspitzen,  Nadeln  etc.,  abgesehen  von  dem  oberflächlich  gefundenen 
römischen  Eisenschlüssel,  Bronzesiegelring)  gehört  die  Ansiedlung  dem 
Ende  des  I.  oder   dem  II.  Jahrhundert    nach    Christi    an.      Bemerkenswert 


B.     Referate.     3.    Urgeschichte.  145 

sind    zwei  Eisenschmelzöfen,    die    zum  Teil    in    die  Erde    eingelassen,  zum 
Teil    mit    (jetzt  gebranntem)    Lehm    ausgeschmiert    sind.       Der    Rauclifang 
oder  Ofenröhre  ist  gut   erhalten.     Am  Boden    fanden    sich  Schlacken    und 
Gusseisen    (vergl.  Abbildung  p.  373,  376,  380).      Ein    anderer    Herd,    auf 
dem    eine    runde    Eisengussplatte    lag,    scheint    der  weiteren  Verarbeitung 
gedient  zu  haben.  —  Grabfeld  mit  liegenden  Hockern    bei  Bylany 
(Tafel  XL— XLVIII)    und    das    Grab    bei    Zärybnik    (Tafel    XLIX):      Die 
örthch  gemischten  Gräber  gehören  zwei  verschiedenen  Kulturen  und  Zeiten 
an.     Die  älteren    enthalten  Amphoren    und    Becher    mit    Schnurornament, 
Feuersteinmesserchen ,    perforierte    Tierzähne,    daneben     spärlich     Bronze 
(Spiralen);    die  jüngeren  sind  charakterisiert  durch    offene   Bronzearmringe 
i  vom    La  Tenetypus    (an    einer    Leiche  9  Paar),    Halsringe,    Schwanenhals- 
I  nadeln,    Bronzezaum,    Toilettengarnitur    (Pinzette,  Kratzer    und    Ohrlöffel), 
I  Lignitringe,  Bernsteinperlen,  eiserne  Nadeln,  Messer,  Lanzenspitzen,  Eisen- 
i  Schwerter  (Zärybnik).      Dazu    gehört    eine  wohl    charakterisierte  Keramik: 
I  gemalte  (meist  rot)  und  graphitierte  Gefässe  mit  gestreiften,    geritzten  oder 
i  eingedrückten  geometrischen  Ornamenten;  (ein   Gefäss  mit  ansa  lunata  aus 
einer  Grube  gehört  einer  anderen  Kultur  an).     Das  ganze  Bild  entspricht 
der  Hallstattkultur,  jedoch  schon  mit  Anklängen  an  La  Tene,  wie  sie  sich 
in  den  oberpfälzischen  und   fränkischen  Funden    offenbart;    ja    es    scheint, 
!  dass  diese  Kultur  Strömung  von  dort  nach  Böhmen  gelangte  (4.  Jahrhundert 
j  vor  Christi.  —  Naue).     Eine    spätere   Volksinvasion    glaubt  Verfasser    aus- 
'  schliessen  zu  können,  teils  wegen  der  Übereinstimmung  der  Schädelformen 
i  mit  jenen  aus  den  älteren  Hockergräbern,    teils  weil    diese  Kulturrichtung 
j  auch  in  den  Hügelgräbern  Südböhmens  ihren  Einfluss  verrät.     Der  Chrono- 
logie nach  könnte    man    sonst   an    die  Bojer  denken.    —    Brandgräber 
lauf  der  Pichora   bei   Dobrichov  (Tafel  LH — LXX.)     Im  Ganzen  131 
[Gräber  aus  der  Römerzeit;  die  Leichenbrandreste  sind    in   einer  Urne  bei- 
'  gesetzt,  darüber,  seltener  neben  oder    unier    der  Urne    die    Beigaben,    die 
I  zum  Teil  durch  Feuer  gelitten  haben.     Die  Männergräber  enthalten  Waffen 
j  (mehrfach  zusammengebogene  Eisenschwerter,  Lanzen  etc.),  die  der  Weiber 
I  Haus-  und  Kleidungsgeräte  (Nadeln,  Messer,  Scheeren,  Bronzekasserolen  etc.). 
j  Von    den  6  vollständig    erhaltenen    Bronzeurnen    zeigen  2    die    bekannten 
!  römischen  (etruskischen)  Formen  und  Verzierungen,    die    eine    unter    den 
Henkelohren    je    einen  Frauenkopf    en    face    und    beiderseits  davon  einen 
Hundekopf  en  profil,  während   der  Henkelreif    jederseits    in   rückgebogene 
I  Schwanenköpfe   ausläuft;    2  Gefässe  haben  Kessel-,    2  Topfform    und    sind 
'  insgesamt   am  Hals    mit  Eisenösen  versehen.     Von  den    übrigen  Bronzege- 
fässfragmenten  trägt  ein  Kasseroigriff  den  Stempel  HILOKA.     Die  Keramik, 
noch  teilweise    vom    La  Tenetypus    und    teils    mittels  Töpferscheibe,    teils 
wohl  nur  am  Töpfertisch  geformt,  weist  mehrere  Charakteristika  auf:    die 
einfache    Wellenlinie,     halbkreisförmige    mehrfache     Ritzlinien,     Mäander- 
ornament.    Dies  letztere,  ursprünglich  linienförmig,  stammt,  wie  Verfasser 

Centralblatt  für  Anthropologie,     1898.  10 


146  B.     Referate.     3.   Urgeschichte. 

ausführt,  aus  Griechenland,  von  wo  es  nach  Klein-Asien,  andererseits  nach 
Italien  gelangte;  von  da  aus  drang  es  über  die  Schweiz  (Pfahlbauten)  und 
Baden  bis  nach  Norden  (Schweden),  ausserdem  aber  über  die  Alpen 
(Hallstatt)  nach  Böhmen  und  Norddeutschland.  Das  punktierte,  mittels 
Rollrädchen  erzeugte  Mäanderornament  auf  den  Gefässen  der  Pichora  ist 
auch  in  Mähren  und  Norddeutschland  zu  finden,  kommt  aber  nirgends  so 
zahlreich  an  Gebrauchsgefässen  vor  wie  in  Böhmen,  so  dass  es  wohl  hier 
seinen  Ursprung  nahm  und  zwar  wohl  bei  den  Slaven,  die  in  jener  Zeit 
sich  hier  durch  einige  Ortsnamen  verraten  (Krkonos,  Rakati,  Rakousy, 
Vindobona),  da  die  Markomannen  bereits  verdrängt  waren.  —  Unter  den 
180  Fibeln  finden  sich  solche  mit  La  Teneköpfchen,  Hakenfibeln,  Gallische 
und  Sternfibeln  u.  s.  w.  Ausserdem  fanden  sich  Nadeln,  Gürtelhaken 
(auch  mit  durchbrochener  Platte),  Filigrananhängsel,  Messer,  Scheeren, 
Kämme,  Spiegel,  Becher-  und  Kästchenbeschläge,  an  Waffen  Schwerter 
vom  provinz. -römischen  Typus,  Lanzenspitzen,  Schildbuckel  und  -Halter, 
Sporen  etc.  —  Unweit  vom  Grabfelde  liegt  die  zugehörige  Ansiedlung 
(Gruben  mit  Scherben  vom  selben  Typus,  Mäander  etc.).  —  Ein  Brand- 
grab bei  Liber  in  der  Nähe  von  Eule  (Tafel  LXXII)  mit  einem  Bronzetopf, 
zwei  absichtlich  verbogene  Bronzekasserolen,  Schildbuckel,  Schildhalter, 
Eisenlanzenspitzen,  Messer,  Gürtelhaken  und  Bronzegehänge  gehört  derselben 
Kultur  an. 

Im  Anschluss  an  früher  gebotene  Ausführungen  sucht  Verfasser  die 
böhmischen  Funde  mit  den  geschichtlichen  Überlieferungen  in  Einklang 
zu  bringen:  Tacitus'  Bojer  findet  er  in  den  La  Teneskelettgräbern,  die 
Kotini  in  denen  Mährens,  das  markomannische  Marobudum  in  dem  seiner 
Zeit  mit  Mauern  befestigten  Stradonice  (bei  Beraun)  mit  seiner  an  Alesia 
erinnernden  Keramik,  seinem  Reichtum  an  gallischen  Münzen  und  seinem 
typischen  Inventar.  Die  Funde  von  Dobfichov  und  Tuklaty  gehören  weder 
den  Germanen  noch  den  Sueven  an,  besitzen  ein  ganz  anderes  Gepräge 
und  zeigen  Beziehungen  einerseits  durch  den  Fund  bei  Michle  mit 
der  Kultur  der  spätslavischen  Reihengräber  und  Burgwälle,  andererseits 
mit  den  Urnenfeldern  Norddeutschlands,  d.  h.  sie  gehören  schon  den 
Slaven  an.  Die  Urnenfelder  vom  Lausitzer  und  Schlesischen  Typus  zwischen 
der  Weichsel,  der  Elbe  und  den  Sudeten,  deren  Beginn  von  deutschen 
Autoren  um  800  (bis  600)  vor  Christi  verlegt  wird,  verraten  uns  die  hier 
stattgehabte,  auch  linguistisch  nachweisbare  Spaltung  der  hier  stark  ange- 
wachsenen slavischen  Bevölkerung.  Die  erste  slavische  Etappe  vor  dieser  Zeit 
(800 — 600  v.  Chr.)  sucht  Autor  (wie  Safafik)  der  Nomenklatur  nach  an  der 
mittleren  Donau.  —  Die  ausführliche  Begründung  dieser  Ansichten  kann 
hier  nicht  wiedergegeben  werden.  —  Neue  Funde  aus  der  Umgebung 
von  Libic  bei  Podebrad  (Tafel  LXXX  u.  Abbild,  p.  677):  Ansiedlung 
(Gruben)  mit  Objekten  (besonders  Scherben  vom  Burgwalltypus),  sowie 
Grabfeld  aus  derselben  Zeit    mit    slavischen    Schläfenringen    und    Denaren 


B.     Referate.     3.   Urgeschichte.  147 

Boleslavs  (967 — 999).  Die  Schädel  sind  im  Mittel  mesocephal  (75,3,  min. 
69,6,  maxim.  82,2).  —  Burg  wall  bei  Libic  (Durchschnitt  p.  689)  und 
Ansiedlung  bei  Tfeboule  (Tafel  LXXXI)  aus  derselben  Zeit. 

Dr.  H.  Matiegka-Prag. 

93.  M.  Kriz:  Über  einen  wichtigen  Löshügel  in  Predmost  bei 
Prerau.  Mitt.  d.  Sektion  für  Naturkunde  des  Ö.  T.-C.  1897. 
Nr.  5—7. 

Kfi'z  teilt  die  Resultate  seiner  Beobachtungen  auf  der  bekannten 
diluvialen  Fundstelle  mit.  Vor  allem  bemüht  er  sich  nachzuweisen,  dass 
der  Mensch  gleichzeitig  mit  dem  Mammuth  dort  gelebt  hat,  und  dies  ist 
ihm  geglückt  —  unter  der  Voraussetzung,  dass  die  von  ihm  angeführten 
thatsächlichen  Daten  richtig  sind.  In  der  Annahme,  dass  die  auf  S.  19 
unter  Nr.  2  und  3  erwähnten  Mammuthknochen  sich  in  primärer  Lagerung 
befinden,  muss  man  die  daselbst  angeführte  Beobachtung  als  einen  voll- 
gültigen Beweis  dafür  ansehen,  dass  der  Mensch  mindestens  gleichzeitig 
mit  dem  Mammuth  auf  der  Lösskuppe  gelebt  hat.  Bedenken  allgemeiner 
Natur,  wie  man  sie  vielleicht  vor  mehreren  Decennien  vorgebracht  hätte, 
können  hiergegen  nicht  mehr  geltend  gemacht  werden,  seitdem  man  aus 
der  grossartigen  Ansiedelungsstelle  bei  Taubach  weiss,  dass  der  Mensch 
bereits  in  einer  der  letzten  Interglacialzeiten  in  Mitteldeutschland  gelebt  hat. 

Dr.  Ä.  Götze-Berlin. 

94.  R.  V.  Weinzierl:  Eine  prähistorische  Ansiedelung  bei 
Gastorf.  Mit  2  Textfiguren  und  4  Tafeln.  Leipa  1897.  Selbst- 
verlag des  Nordböhm.  Excurs. -Clubs.  (Sep.-Abdr.  a.  d.  Mitt. 
d.    Nordböhm.    Excursions-Clubs.     Bd.  XX.     S.   113—125.). 

Als  Einführung  wird  eine  Anzahl  von  Funden  aus  der  näheren  und. 
weiteren  Umgebung  Gastorfs  besprochen.^  Warum  der  Grabfund  von 
Techobusitz  der  La  Tene-Periode  zugewiesen  wird,  ist  nicht  recht  ersicht- 
lich, da  Verf.  ja  selbst  aus  diesem  Fund  Fibeln  der  römischen  Kaiserzeit 
erwähnt.  Wichtig  ist  eine  Notiz  über  ein  slavisches  Skelettgräberfeld  mit 
Schläfenringen  und  einer  bei  den  Skeletten  gefundenen  Münze  des 
Wratislaus  II.     (1061  —  1092.) 

Die  Ansiedelungsstelle  bei  Gastorf  wird  dann  ausführlicher  beschrieben. 
Es  sind  mehrere  Schichten  vorhanden,  die  nach  v.  W.  teils  der  neolithischen, 
teils  der  Bronzezeit  angehören,  teils  auch  Keramik  vom  Lausitzer  Typus 
enthalten.  Zwischen  den  Ansiedelungsresten  wurden  auch  Gräber  ge- 
funden,   und    zwar    in   der   unteren   Sclncht   ein  liegender  Hocker,  weiter 

oben  Brandgräber. 

Dr,  Ä.  Götze-Berlin. 

10* 


148  B-    Referate.     B.    Urgeschichte. 

95.  R.  y.  Weiuzierl:  Neue  Funde  auf  der  Lösskuppe,  süd- 
östlich von  Lolbositz  a.  d.  Elbe.  Verhandl.  d.  Berl.  anthrop. 
Gesellsch.      1897.     Bd.  XXIX,  S.  42—51. 

Bericht  über  die  Fortsetzung  der  Ausgrabungen  des  Verf.  bei  Lobositz. 
Von  besonderem  Interesse  sind  Angaben  über  neolithische  Brandgräber, 
die  aber  nach  der  Beschreibung  von  den  späteren  Brandgräbern  abzu- 
weichen scheinen,   sowie  über  Anzeichen  von  Anthropophagie. 

Dr.  A.  Götze-Berlin. 

96.  H.  Matiegka:  0  bronzoYych  jehläch  süskem.    (Über  Bronze- 
nadeln mit  Öhr)  Öasopis  spol.    prätel    star.    Ö.    v.    Praze  1897.    i 
S.  81.     Mit  1   Tafel. 

Die  Tafel  bringt  Abbildungen  der  verschiedenen  Formen  und  Über- 
gänge der  in  Böhmen  gefundenen  Nadeln  mit  Öhr  von  den  langen  Grab- 
hügelnadeln mit  einfachem  Loch  (wie  sie  Naue  in  Bayern  fand)  bis  zu  den 
knieförmig  gebogenen  schlesischen  und  den  Virchowschen  Scheiben-  oder 
Spiegelnadeln,  deren  oberer  Rand  zu  einem  Röhrchen  eingebogen  ist. 
Speziell  werden  die  Säbelnadeln  behandelt,  die  in  Böhmen  wie  wohl  nirgends 
häufig  zu  finden  sind  und  zwar  in  Skelettgräbern  mit  liegenden  Hockern. 
Sie  erscheinen  nebeneinander  in  4  Formen:  1.  das  obere  Ende  ist  wie  an 
einer  Fibel  mehrmals  eingedreht  und  dann  um  den  Schaft  gewunden. 
2.  Das  runde  Köpfchen  ist  am  Grund  durchbohrt.  3.  Ein  verkehrt  kegel- 
förmiges Köpfchen  trägt  ein  Öhr.  4.  Das  obere  Ende  ist  flach  ausge- 
hämmert und  von  beiden  Seiten  eingebogen.  Jedenfalls  geschah  das  Ein- 
biegen um  einen  in  der  Achse  der  Nadel  gelegenen  Riemenstreifen  und 
beweist,  dass  diese  Nadeln  an  das  Kleidungsstück  mittels  eines  Fadens  be- 
festigt waren  (vergl.  Olshausen).  Die  letzten  zwei  Formen  sind  die 
häufigsten.  Fast  alle  Nadeln  sind  am  unteren  Ende  schwach  gebogen. 
Die  verschiedene  Lage  der  Nadeln  am  Skelett  (vertikal  oder  horizontal  gegen- 
einander) erklärt  sich  aus  der  angeführten  Gebrauchsweise. 

Selhstbericht 

97.  H.  Matiegka:  Naleziste  u  Brozänek  pod  M^lniken.  (Fund- 
ort bei  Brozanek  unterhalb  Melnik  [Böhmen]).  Pamätky 
archaeol.  1897.  Bd.  XVII.  S.  565.  Mit  Tafeln  und  Abbildungen 
im  Text. 

Der  Fundort  weist  Abfallsgruben  und  Kesselgräber  auf.  Die  letzteren 
enthielten  zusammengekrümmte  Skelette  (liegende  Hocker)  oder  erhaltene 
Schädel  neben  Asche  (zweimal).  In  den  Gruben  fanden  sich  Tierknochen, 
vereinzelt  Menschenknochenfragmente,  eine  Gussform  für  Pfeile  und  Ringe, 
Bein-  und  Steinobjekte,  Scherben  vom  Hallstätter  Typus,  Bronzegegen- 
stände (Nadeln,  Halsringfragment  etc.).  Von  hier  stammt  auch  eine  grosse 
Schildfibel,  ein  Bronzemesser  u.  s.  w. 


B.     lleferate.     3.    Uiyescliiclite.  ||,y 

Von  den  Gefässen  sind  bemerkenswert:  schwarzgraphitieite  Etagcn- 
gefässe,  zierlich  ornamentierte,  feine  Schalen,  grobe  Urnen  mit  geschweiftem 
Hals,  einer  aufgesetzten  Schüssel  gleichend  (an  Etagengefässe  erinnernd), 
eine  grosse  ovale  Wanne,  deren  Rand  an  beiden  Enden  etwas  ausgezogen 
erscheint.  Endlich  sind  Bruchstücke  mehrerer  mondförmiger  Idole  oder 
Kopfkissen  hervorzuheben.  Sie  zeigen  die  rohesten  Formen  mit  flachem 
Boden,  seitlich  mehr  weniger  ausgezogenen  Hörnern  und  sind  aus  ge- 
branntem Thon  verfertigt.  Sie  scheinen  praktischen  Zwecken  gedient  zu 
haben  und  ähneln  am  meisten  einigen  Schweizer  Formen  (Kellers  Pfahl- 
bautenberichte IL  Bericht.  1858.  Tafel  I.  27.  S.  147,  VII.  Bericht  1876. 
Tafel  XX.  3.  5.  15.  17.),  sowie  jenen  von  Ghambery  (Andree:  Verh.  d. 
Berl.  anthrop.    Ges.  1890.  480).  Selbsthericht. 

98.  J.  L.  Pic:  Hromadny  nälez  bronzu  u  Jensovic.     (Bronze- 
massenfund bei  Jenschowit  zin  Böhmen).    Pamätky  archaeol.  1897. 
Bd.  XVII,  S.  693,  Tafel  LXXXIL 
Bedeutender  Massenfund  in   blossem    Ackerboden    gelegen,    bestehend 
aus  14  Bronzeschalen  mit  Henkeln  und  mit  kleinem,    eingebogenen  Boden 
versehen,  und  mit    Reihen    von    kleineren    und    grösseren,    linsenförmigen 
Buckeln  verziert,  welche  durch  Aushämmern  von  Innen  hergestellt  erscheinen. 
An  einer  Schale  ist  ein  Schaden  mittels  Bronzeblech  und  3  Nieten  ausgeflickt. 
Über  Schalen  dieser  Art  hat  Dr.  Voss  (Verh.  der  Berl.  anthrop.  Ges.  1881. 
111)  ausführlich  gehandelt  und  ihren  Ursprung  ebenso  wie  Lindenschmidt, 
Undset  und  S.  Müller  nach  Süden  resp.  Südosten  verlegt.      Im    Prager 
Museum  finden  sich  noch  3  ähnliche    (Ghrostän,  Libkovic,    Velkä    Dobrä); 
ein  Fragment  aus  Khenov  beschrieb  Woldrich  (Wien.    Mitteil.  XIII.  27). 
Überdies  fanden  sich  Bronzebuckeln,  35  kleine  Bronzeknöpfe,  über  30  flache 
Bronzeringe,  36  Bronzespiralen,  2  Bronzesicheln,  ein  geschweiftes  Bronze- 
\  messer,  eine  Bernsteinperle  von  Fässchenform,  7  torquierte  Halsringe,  deren 
I  ausgehämmerte    Enden    zu    einer    Öse    umgebogen    sind,    32   spiralig    ge- 
!  wundene  Armbänder,  wie  sie  in  Böhmen  schon  häufiger   gefunden  wurden, 
I  2  Armbänder,  deren  ovales  Schild  aus  Bronzeblech  fein  ausgehämmert  ist, 
j  während  die  beiden  Enden  in  flache  Spiralen  eingedreht  sind  (ä  la  Blödes- 
heim  und  Ludwigshöhe;    vergl.   Lindenschmidt),    sowie  4  Fingerringe    von 
gleicher  Form.     Interessant  sind  weiter  zwei  Bronzespiralfibeln  (24  X  10,5 
und  9,1   X   11,5  cm)  mit   mittlerem,    ovalem    Schild,    von    welcher    Form 
Undset  (Etudes  sur  Tage  de  bronze,  1880.   54)   ausführlich  gehandelt  hat. 
Dergleichen  fanden  sich  in  Böhmen   noch    bei    Brozanek    (unweit    diesem 
Fundorte),  bei  Cep  (Pardubitz)  und  2  bei  Vrcovic  (in  der  Nähe  von  Strakonitz). 
EndHch  fand  sich  ein  grader  Bronzestab  und  ein  zweiter  zangenförmig  zu- 
sammengebogener,    dessen    Mitte    ovalförmig     etwas     ausgehämmert    war, 
jedenfalls  eine  unvollendete  Fibel  von  eben  erwähnter  Form.  —  Der  Fund 


150  ß-     Hefeiate.     3,    Urgescliiclite. 

bietet  also  nebeneinander  Stücke  der  Hallstatter,  der  ungarischen,  der 
nordischen  und  der  schweizer  Bronzekultur  und  beweist  deren  gleich- 
zeitiges Bestehen.  —  Die  vergleichende  Litteratur  ist  ausführlich  angegeben. 

Dr.  H.  Matiegka-Prag. 

90.  J.  L.  Cerviuka:  Archaeologicke  zprävy  zokoli  Uh.  Uradiste. 

(Archäol.  Berichte  aus  der  Umgebung  von  Ung.  Hradischt,  Mähren). 

Öasopis  vi.  muz.  sp.  Olom.  Olmütz  1896.  S.  113. 
Beschreibung  einer  Reihe  von  Einzel-  und  Massenfunden,  sowie  Fund- 
stätten, darunter  die  Ansiedelung  auf  der  Flur  „Plostiny"  bei  Bilowitz 
(Tafel  VIII.):  Gruben  mit  Scherben,  Bronzedolch,  Ring  mit  Endspiralen, 
Bronzebeil  und  Massenfund  von  8  Bronzesicheln,  Bronzeschwertfragment 
(Griff),  Einzelfund  von  Hluk.  Dr.  H,  Matiegka-Prag. 

100.  J.  Felcmann  und  V.  Schmidt:  Archäologicky  Yyzkum 
„Üdoli  svatojirsk^ho'^  a  okoli.  (Archäol.  Erforschung  des 
St.  Georgsthaies  und  seiner  Umgebung  [Mittelböhmen]).  Pamätky 
archaeol.  1897.  Bd.  XVI.  S.  191,  285,  411  u.  539.  Mit  Tafeln 
und  Abbildungen  im  Text. 
Brandgrab  vonLisovic:  schöner  Bronzeeimer,  auf  3  Füssen  ruhend, 
dessen  Henkel  mit  den  schwanenkopfförmig  gebildeten  Enden  in  2  Öhre 
am  Gefässrand  eingreift,  unter  welchen  sich  je  ein  Menschengesicht  mit 
seitlichen  flügelartigen  Verzierungen  befindet.  Der  Inhalt  bestand  aus 
Asche,  Knochen,  Bronzemesser,  Draht,  Bronzeblech  (Deckel?)  und  einem 
kegelförmigen,  auf  einer  mit  4  Nieten  versehenen  Basis  aufgesetzten  Bronze- 
sporn. —  Weitere  Hockergräber  bei  Neprobilic  mit  Säbelnadeln 
mit  Öhr  und  charakteristischer  Keramik.  Desgleichen  ein  Grabfeld  bei 
Lotous.  —  La  Tenegrab  bei  Kl.  Cicovice,  enthaltend  einen  Buckel- 
armring, dessen  beide  Hälften  mittels  Schloss  verbunden  sind.  —  Der 
Schlaner  Berg  (Slänskä  hora):  Erdwälle  mit  Steinkern  umgeben  einen 
ausgedehnten  Fundort  mit  Kultur-  oder  Abfallsgruben;  dieselben  ent- 
halten Knochen,  Asche,  Bein-  und  Steinartefakte,  sowie  Scherben,  die  auf 
die  Neolith-,  Bronze-,  Hallstatt-  und  La  Tenezeit  hinweisen  und  mehrfache 
Ansiedelung  annehmen  lassen.  Spärliche  Bronzeobjekte.  Unter  den 
Knochen  auch  vereinzelte  zerschlagene  Menschenknochen  (Anthropophagie?). 
—  Ansiedelung  bei  Kamenomost:  Abfallgruben  wie  am  Schlaner 
Berge,  jedoch  von  einheithchem  Typus  und  älterem  Datum  mit  Bein-  und  Stein- 
artefakten, sowie  Scherben  der  charakteristischen,  neolithischen  Band- 
keramik. —  Grab feld  bei  Lisovic:  In  der  Nähe  des  ersterwähnten 
Brandgrabes  fanden  sich:  ein  Hockergrab  aus  älterer  Zeit,  2  Skelettgräber 
aus  dem  X. — XI.  Jahrhundert  und  mehrere  Brandgräber  aus  der  Römer- 
zeit mit  Bronzeobjekten  und  verbogenen  Eisenwaffen,  wie  sie  im    grossen 


B.     Referate.     3.    Urgescliiclite.  151 

Grabfeld  von  Dobvichor  massenhaft  gefunden  wurden.  Bei  einem  Skelett- 
grab handelte  es  sich  um  teilweise  Verbrennung.  Anstatt  des  Kopfes  stand 
unweit  (20  cm)  eine  Aschenurne  mit  den  Schädelfragmenten.  —  An- 
siedelung und  Brandgräber  aus  der  Römerzeit  bei  Slatina: 
Gefässe,  Gold-  und  Silberanhängsel  (Filigranarbeit),  Tierfibel  aus  Bronze 
(Hase?),  Eisenmesser,  Beinkammfragment,  Glasperlen. 

Dr.  H.  Matiegka-Prag. 

101.  R.  Virchow:  Das  vermeintliche  Torkommen  von  prä- 
historischem Zinkguss  in  Siebenbürgen.  Verhandl.  d. 
Berl.  anthrop.  Gesellsch.   1896.     Bd.  XXVIII,  S.  338-339. 

Ein  bei  Tordos  gefundenes,  angeblich  altdakisches  Idol  besteht  nach 
Helms  Analyse  aus  Zink  mit  Beimischung  von  Blei  und  Eisen  (vergl. 
Centralbl.  1896.  Bd.  I,  S.  352).  Helm  hatte  daraus  gefolgert,  dass  das  Zink 
bereits  in  prähistorischer  Zeit  bekannt  gewesen  sei.  Virchow  hat  nun 
eine  nochmalige  Untersuchung  der  Probe  durch  Landolt  veranlasst,  welche 
zeigte,  dass  es  sich  nicht  um  eine  Legierung,  sondern  um  die  Verlötung 
einer  Bleiplatte  mit  einer  Zinkplatte  handelt.  Nach  Virchow  zwingen  die 
Fundumstände  nicht  zu  der  Annahme,  dass  dieses  Idol  altdakisch,  d.  h. 
prähistorisch  sei. 

Ein  ebenfalls  „auf  der  altdakischen  Wohnstätte"  gefundener  Reif 
enthält  nach  Helm  6,92  pCt.  Zinn.  Da  Zinnerze  in  Siebenbürgen  nicht 
vorkommen,  hatte  Helm  Import  des  Rohmaterials  angenommen,  während 
Virchow  auf  fremdländischen  Ursprung  des  Reifes  selbst  schliesst. 

Dr.  Ä.  Götze-Berlin. 

5.     Frankreich. 

102.  J.  Mähen:  Note  sur  nn  silex  taille  trouve  dans  la  conche 
plioc^ne  de  Oourbesville  (Manche).  Bull,  de  la  Soc.  d'an- 
throp.  de  Paris.     1896.     Bd.  VII,  S.  491. 

Zu  Port-Brehay,  einem  Dorfe  zwischen  Chef- du -Pont  und  Valogne 
(Marne)  fand  Verf.  in  Schichten,  die  seiner  Ansicht  nach  —  er  ist  Geologe 
—  dem  oberen  tertiären  Pliocen  angehören,  einen  Feuersteinsplitter,  der 
nach  dem  übereinstimmenden  Urteile  der  Archäologen  G.  de  Mortillet  und 
Vire  absichtlich  von  Menschenhand  geschlagen  sein  muss. 

In  der  Diskussion  hebt  jedoch  de  Mortillet  hervor,  dass  für  das  tertiäre 
Alter  der  betreffenden  Fundschicht  die  nöthige  Garantie  leider  noch  aus- 
stände. Dr.  Buscliayi-Stettin. 

103.  P.  Raymond:  Gravures  de  la  grotte  magdalenienne  de 
Jean-Lonis  ä  Aigu^ze  (Gard.).  Bull,  de  la  Soc.  d'anthrop. 
de  Paris.     1896.     Bd.  VII,  S.  643. 


152  B.     Referate.     3.     Urgeschichte. 

In  der  Gemeinde  Aigueze  existiert  eine  Grotte,  deren  Wände  Gra- 
vierungen tragen.  Dieselben  bestehen  in  vertikalen  Strichen,  auch  in  solchen, 
die  quer  verlaufen  und  sich  im  Winkel  schneiden,  v^odurch  eine  wirk- 
liche Schraffierung  entstanden  ist,  sowie  in  einem  aus  diametral  sich  gegen- 
überstehenden und  miteinander  verschränkten  Winkeln  gebildeten  Sterne. 
Teilweise  sind  dieselben  von  einer  Stalaktiten-Schicht  bedeckt. 

Die  Grotte  wurde  zur  Madeleine-Periode  bewohnt;  zur  neolithischen 
Zeit  scheint  dies  nicht  mehr  der  Fall  gewesen  zu  sein.  Erst  aus  der  gallo- 
römischen  Epoche  hat  man  wieder  Funde  zu  verzeichnen.  Welchem  Zeit- 
alter die  Skulpturen  angehören,  lässt  der  Verfasser  unentschieden. 

Dr.  Buschan-Stettin. 

104.  E.  Piette  et  J.  de  la  Porterie:  Fouilles  ä  Brassempouy 
en  1896.  L'Anthropologie  1897.  Bd.  VIII,  S.  165.  (1  Tafel 
und  6  Abbildungen.) 

Die  Ausgrabungen  in  Brassempouy  ergaben  im  Jahre  1896  nur  wenig 
neues:  die  unterste  Schicht  der  Grotte  du  Pape  lieferte  eine  elfenbeinerne 
Frauenstatuette,  die  durch  ihre  Fettleibigkeit  an  die  berühmte  race  adipeuse 
von  Brassempouy  erinnert.  Diese  Schicht  entspricht  der  Skulpturenschicht 
vom  Mas-d'Azil.  In  der  mittleren  Schicht  kamen  Feuersteinschaber,  Pfeil- 
spitzen aus  Renntiergeweih  und  Weberwerkzeuge  zum  Vorschein.  In 
der  obersten  Schicht  endlich  fand  man  eingravierte  Darstellungen  vom 
Pferd.  Die  zwei  unteren  Schichten  sind  rein  glaciär  (Mammut,  Rhinozeros, 
Auerochs,  Renntier);  in  der  oberen  gleicht  die  Fauna,  mit  Ausnahme  des 
Renntiers,  der  der  Gegenwart.  Dieselbe  scheint  also  der  Übergangsperiode 
anzugehören.  Dr.  L.  Laloy-Paris. 

105.  A.  Laville,  H.  Mansuy  et  B.  Verneau:  Stations  pr^histori- 
ques  des  Hautes-Bruy^res,  commune  de  Yillejuif  (Seine). 

L'Anthropologie.     1897.     Bd.  VIII.  S.  385. 

Die  zwei  betreffenden  Niederlassungen  befinden  sich  auf  einem  eocenen 
Sandhügel  in  der  unmittelbaren  Nähe  von  Paris.  In  und  neben  den  Feuer- 
stellen traf  man  mehrere  Feuersteinwerkzeuge:  Bohrer,  Schaber  und 
Klingen  (ein  Schaber  und  ein  57  Millimeter  langer  Meissel  sind  nach- 
träglich noch  vom  Referenten  aufgefunden  worden)  an;  alle  sind  einfach 
behauen.  Aber  die  polierten  Beile,  sowie  die  Topfscherben  und  ein  steinerner 
Armring  zeigen,  dass  es  sich  hier  um  neolithische  Niederlassungen  handelt. 
In  einer  derselben  fand  sich  sogar  eine  66  Millimeter  lange  bronzene 
Klinge;  indessen  meint  Referent,  dass  man  nicht  zuviel  Gewicht  auf  diesen 
Fund  legen  darf,  denn  viel  jüngere  Gegenstände  mögen  durch  Pflügen  des 
Ackers  in  grössere  Tiefen  eingedrungen  sein. 

In  einer  der  Niederlassungen  fanden  sich  auch  zwei  Skelette,  die 
leider    von    den    Handwerkern    fast   vollständig   vernichtet  wurden.     Wenn 


B.     Referate.     3.    Urgeschiclite.  I53 

man  die  Manouvriersche  Formel  auf  die  übriggebliebenen  Radii  anwendet, 
so  bekommt  man  eine  Körperhöhe  von  1,70  m  bezw.  1,68  m.  Die  Femora, 
von  denen  nur  Bruchstücke  übrig  blieben,  zeigen  von  vorn  nach  hinten 
jene  Abplattung,  die  in  neolithischer  Zeit  häufig  vorkommt.  Die  Schädel 
(Index  73,19  und  69,27)  scheinen  ziemlich  gross  gewesen  zu  sein.  Der 
eine  war  sehr  hoch,  und  seine  Höhe  war  gewiss  viel  grösser  als  seine 
Maximalbreite;  der  andere  dagegen  ist  niedrig  und  zugleich  kürzer,  was 
auf  eine  Kreuzung  des  neolithischen  Dilichocephalen  mit  der  Rasse  von 
Furfooz  zurückgeführt  werden  kann.  Dr.  L.  Laloy-Paris. 

106.  P.  Baymoud:  Deux  grottes  sepulcrales  dans  le  Oard, 
contribution  ä  l'etude  de  Tage  du  ciiivre  dans  les  C6- 
yennes.  Bull,  de  la  Soc.  d'anthrop.  de  Paris.  1897.  Bd.  VIII, 
S.  65. 

In  der  Höhle  von  St.  Genies,  departement  du  Gard,  wurden  neolithsche 
Werkzeuge  aus  Feuerstein,  Töpfergerät  und  leider  nicht  zu  verwertende 
Skelettreste  aufgefunden.  Dazu  kamen  später  noch  ein  0,165  m  langer 
Dolch  und  ein  periförmiges  Schmuckstück,  beide  aus  reinem  Kupfer.  — 
Die  Höhle  von  Aiguerze,  unweit  jener,  ist  niemals  bewohnt  worden.  Man 
fand  darin  nur  das  Grab  einer  jungen  Frau,  die  sich  durch  ihre  Brachy- 
cephalie  (83,3),  Platyrrhinie  (56,5)  und  Mesosemie  (88,8)  auszeichnet.  Die 
mutmaassliche  Körperhöhe  dürfte  nur  ungefähr  1,50  m  betragen  haben. 
Es  sind  dieses  die  Merkmale  der  neolithischen  brachycephalen  Rasse  von 
Grenelle-Furfooz,  durch  welche  die  ursprünglichen  Dolichocephalen  ver- 
drängt wurden.  Was  aber  bemerkenswert  erscheint,  ist  der  Umstand,  dass 
ein  Vertreter  dieser  Rasse  in  einer  natürlichen  Höhle  bestattet  Avorden  ist; 
denn  bis  jetzt  hatte  man  im  Gard  Brachycephalen  nur  in  den  Dolmen 
gefunden. 

Hervorzuheben  ist  noch,  dass  in  diesem  Grabe,  neben  rohem  neo- 
lithischen Topfgerät,  auch  Stücke  einer  feineren  schwarzen  Keramik,  die 
das  Bronzealter  kennzeichnen,  aufgefunden  wurden,  und  dass  unter  einem 
nahestehenden  Dolmen  ein  Kupferring  zum  Vorschein  kam.  Alle  diese 
i  Funde  scheinen  also  einer  Übergangsperiode  zwischen  jüngerer  Stein-  und 
Bronze-  oder  vielmehr  der  Kupferzeit  anzugehören.  Brachycephale  mischen 
sich  mit  Langköpfen;  die  Toten  werden  in  Höhlen,  unter  Dolmen,  oder 
unter  Steinplatten  bestattet;  eine  neue  Kultur  ist  in  der  Entwickelung  be- 
griflfen;  im  nächstkommenden  Stadium  wird  das  Kupfer  durch  die  Bronze, 
die  Leichenbestattung  durch  den  Leichenbrand  ersetzt. 

Dr.  L.  Laloy-Faris. 

107.  Charles  Blin:  Dicouverte  de  petites  haches  en  bronze 
Cachette  de  Champ-Cauvet.  Revue  mens,  de  l'Ecole  d'anthrop. 
de  Paris.     1896.     Bd.  VI,  S.  450. 


j^54  B-     r^eferate.     3.     Urgeschichte. 

Zu  Champ-Cauvet  in  der  Gemeinde  Saint-Germain-de-Tournebut  bei 
Montebourg  (Arrond.  Valognes,  Dep.  Manche)  wurden  gegen  100  Bionze- 
teilchen  (Hohlkette  mit  Öse)  gefunden,  die  wegen  ihrer  Kleinheit  (Länge  0,065 
bis  0,080  m,  Gewicht  0,065— 0,095  kg)  Beachtung  verdienen.  Dieser  Um- 
stand spricht  dafür,  dass  wir  es  hier  mit  Votivstücken  oder  Bronzeketten 
zu  thun  haben. 

Das  Departement  Le  Manche  hat  bisher  die  grösste  Anzahl  von  sogen. 
Versteckfunden  geHefert,  deren  Mortillet  1 1  mit  Namen  im  Anhange  anführt. 

Dr.  Buschan-Stettin. 

108.  E.  Cartailhac:  Les  torques  d'or  du  musee  de  Bordeaux. 

L'Anthropologie  1897.  Bd.  VIII.  S.  584  (1  Abbild.). 
Dieses  prächtige  Stück  wiegt  762  gr  und  besteht  aus  4  dicken,  ge- 
wundenen Drähten  aus  massivem  Gold.  An  jedem  Ende  ist  eine  Hohl- 
kugel von  4  Centimeter  Durchmesser.  Es  wurde  1893  in  einem  Felde 
aufgefunden  und  war  in  3  Stücke  zerbrochen.  Dabei  fanden  sich  73  Gold- 
stangen von  einem  mittleren  Gewicht  von  7,60  gr,  ein  Golddraht,  der  53  gr 
wog,  und  zwei  weitere  Goldfragmente  von  55  und  17  gr;  endlich  325 
Goldmünzen  der  Arveonen  und  der  Bellovaben.  Diese  Münzen  sind 
teilweise  nur  auf  einer  Seite  geprägt.  Der  ganze  Fund  lag  in  zwei  Ge- 
fässen,  die  leider  verloren  gingen.  Es  handelt  sich  also  um  einen  Depot- 
fund eines  galhschen  Münzengiessers.  Das  goldene  Halsband  war  zer- 
schlagen, um  leichter  geschmolzen  werden  zu  können.  Man  kann  bezüghch 
desselben  sich  fragen,  ob  es  aus  derselben  Zeit  herstammt,  wie  die  galhschen 
Münzen   oder  ob    es  aus   einer   ausgebeuteten    älteren  Grabstätte  herrührt. 

Dr.  L.  Laloy-Paris. 

109.  S.  Reinach:  Sur  les  cornes  de  boyid^s  termin^es  par  des 
boules.     L'Anthropologie.   1896.     Bd.  VII,  S.  553. 

Verf.  hebt  hervor,  dass  in  den  keltischen  Kunstwerken  Hörner,  die 
mit  Kugeln  enden,  häufig  beobachtet  werden,  z.  B.  auf  Helmen,  auf  Dolch- 
griffen u.  s.  w.  1825  wurde  bei  Chavanges  ein  prächtiger  bronzener 
Ochsenkopf  entdeckt,  dessen  Hörner  in  Kugeln  endigten.  Dieser  Kopf 
stammt  gew^iss  aus  vorrömischer  Zeit,  und  die  mit  Kugeln  verzierten  Hörner 
müssen  als  ein  charakteristisches  Merkmal  keltischer  Kunst  angesehen 
werden.  Dr,  L.  Laloy-Paris. 

£.     Schweiz. 

110.  J.  Heierli:   Die  ältesten  Gräber  in  der  Schweiz.    Globus. 
1897.     Band  LXXII,  Nr.   16. 

Gräber  aus  paläolithischer  Zeit  sind  bis  jetzt  in  der  Schweiz  nicht 
bekannt  geworden.  Die  ältesten  Grabfunde  stammen  aus  der  neolithischen 
Epoche.      Es     sind    Höhlengräber,    wie    diejenigen    von     Herblingen    bei 


B,     Referate.     8.    Urgeschichte.  155 

Schaffhausen,  oder  Hockergräber  in  freier  Erde.  Am  Genfersec  fand  man 
Grabkisten  aus  Steinplatten  von  ca.  Yj  m  Länge  und  Breite.  In  diesen 
Kisten  lagen  1 — 4  Leichen,  wobei  die  Köpfe  in  die  Ecken  zu  liegen 
kamen,  die  übrigen  Knochen  in  der  Mitte  des  Grabes  aufgehäuft  wurden 
(sekundäre  Begräbnisse?).  Wie  an  einigen  Stellen  der  Westschweiz,  so 
fanden  sich  auch  im  Schweizersbild  bei  Schaffhausen  Hockergräber.  Der 
letztgenannte  Fundort  lieferte  zum  Teil  Skelette  von  ,, pygmäenartigen" 
Menschen.  Gegen  Ende  der  Steinzeit  erscheint  die  Sitte  des  Leichenbrandes, 
wie  z.  B.  in  den  Grabhügeln  von  Schöffiisdorf  im  Kanton  Zürich,  deren 
Keramik  das  Schnur-  und  Tupfen-Ornament  aufweist,  die  beide  auch  an 
Gefässen  aus  kupferzeitlichen  Pfahlbauten  nachgewiesen  werden  können. 

Frof.   Dr.  J.   W eher -Winter  thur. 

111.  A.  Naef:  Fouilles  romaines  ä  Martigny  (Valais)  1896, 
jusqu'  ä  1897.  Anzeiger  für  schweizerische  Altertumskunde- 
1897.     Seite  92—105  mit  Tafeln  und  Text-Illustrationen. 

Das  römische  Octodurus,  am  Nordfusse  des  Grossen  St.  Bernhard 
war  schon  in  vorrömischer  Zeit  bewohnt.  Die  römischen  Funde  sind 
jedoch  bedeutender,  als  diejenigen  älterer  Epochen.  Seit  einigen  Jahren 
werden  systematische  Grabungen  ausgeführt  unter  der  Aufsicht  der  eidge- 
nössischen Kommission  für  Erhaltung  vaterländischer  Altertümer.  Diese 
haben  eine  Art  Bazar  finden  lassen,  und  die  Arbeit  Naef  s  bildet  nun  eben 
den  Bericht  des  Leiters  der  Ausgrabungen  an  den  Präsidenten  der  eid- 
genössischen Kommission.  Die  Funde  sind  zahlreich  und  bestehen  in  Bau- 
fragmenten, Inschriften,  Objekten  aus  Bronze,  Eisen,  Hörn,  Thon  u.  s.  w. 
Einige  Graffiti  und  Statuetten  erregen  unser  Interesse,  ebenso  die  sehr 
zahlreichen  Münzen.  Unter  den  vorrömischen  Funden  sei  besonders  ein 
im  Museum  Bern  befindliches  Bronzeschwert  erwähnt,  das  in  Form  und 
Verzierung  an  ungarische  Typen  erinnert.  Vor  längerer  Zeit  sind  auch 
vorrömische  Münzen  in  Martigny  zum  Vorschein  gekommen. 

J.  Heierli' Zürich. 

112.  J.  Heierli:  Ein  Gräberfeld  der  La  T^ne-Zeit  bei  Oempe- 
nach  [-Champagny]  im  Kanton  Freiburg.  Anzeiger  für 
schweizerische  Altertumskunde    1897.    S,  126— 130  mit  2  Tafeln. 

Die  Gräber  von  Gempenach  (französisch  Champagny)  an  der  Frei- 
burg -  Bernischen  Grenze  gehören  der  La  Tene-Zeit  an.  Sie  enthalten 
Skelette  in  flacher  Erde.  Als  Beigaben  erscheinen  Früh-  und  Mittel-La 
Töne-Fibeln,  Bronzeketten,  Spangen  und  Ringe  etc.  Unter  den  Ringen 
giebt  es  solche  aus  Glas,  die  bei  uns  bekanntlich  den  letzten  zwei  vor- 
christlichen Jahrhunderten  angehören.  Dazu  kommt  ein  auf  der  Töpfer- 
scheibe gedrehter  Topf,  ein  neuer  Beweis'  für  die  früher  bewiesene  Ansicht, 
dass  die  Drehscheibe  erst  in  der  La  Tene-Zeit  in  der  Schweiz  bekannt 
wurde.  Selhstbericht 


156  ^'     Keferaie.     3.    Urgeschichte. 

^.Italien. 

113.  J.  Naue:  Grabfund  von  Sirolo  bei  Ancona.    Prähistorische 
Blätter   1897,  Bd.  IX,  Nr.  5  mit  1   Tafel. 

Der  schöne  Fund  ist  durch  einen  Händler  in  den  Besitz  des  Historien- 
malers Sieck  in  München  gekommen.  Auf  der  Abdachung  eines  Hügels 
in  Sirolo  bei  Ancona  fand  sich  in  einem  Grabe  ausser  zerstreuten  Thon- 
sachen  ein  Skelett  mit  reichen  Bronzebeigaben.  Den  Schädel  bedeckte  ein 
getriebener  Glockenhelm  mit  schmalem  Rande,  auf  dem  Scheitel  durch 
zwei  Bronzeknöpfe  verstärkt,  während  ein  andrer  vorn  als  Handhabe  beim 
Abnehmen  gedient  haben  kann;  aus  einem  anders  patinierten  Streifen, 
2  Löchern  und  2  vierkantigen  Stäben  folgt,  dass  ein  kammartiger  Helm- 
busch dazu  gehört  hat,  wie  sich  auch  wegen  des  kreisrunden  Durchmessers 
von  27  cm  eine  starke  Kappe  unter  dem  Helme  annehmen  lässt.  Die 
Helmform  gehört  zu  den  ältesten  und  ist  nicht  zu  häufig  gefunden,  am 
meisten  in  Mittelitalien,  besonders  in  der  Nekropole  von  Novilara.  Auf 
der  Brust  lagen  um  eine  grosse  Mittelscheibe  acht  kleinere,  die  mit  Riemen 
befestigt,  sowohl  zum  Schmuck  als  zum  Schutz  dienten.  Die  Mittelscheibe, 
eine  der  grössten  unter  den  bekannten,  gehört  wegen  ihrer  einfachen 
Ornamentierung  zu  der  altern  Art  dieser  Fundstücke,  die  ebenfalls  in 
Mittelitalien  zu  Hause  sind.  Schön  gearbeitet  ist  die  Lanzenspitze,  deren 
Schneide  mittels  eines  Zwischengliedes  an  die  Schaftröhre  ansetzt.  Zwei 
Fibeln  mit  langem  Nadelschuh,  einseitiger  Feder  und  Endknopf  weisen  auf 
die  etruskische  Periode  Italiens  hin,  sie  scheinen  Vorläufer  der  Certosa- 
fibeln  zu  sein  und  lassen  den  Fund  (auch  dem  Helm  nach)  in  die  erste 
Hälfte  des  6.  Jahrhunderts  setzen.  Im  Bügel  der  einen  Fibel  hängt  ein 
Ring  mit  einer  Bronzebulla,  der  der  andern  trägt  vortrefflich  in  Bronze 
nachgebildete  Muscheln  als  Schmuckstücke  oder  Amulette. 

Prof.  Dr.  Walter-Stettin. 

114.  Taramelli:  Tracce  dell'  uomo  neolitico  in  Yalle  di  Susa. 

Bullet,  di  Paletnologia  Ital.  1897.  Bd.  XXIII,  S.  101. 
Verf.  berichtet  über  eine  im  Gemeinde-Museum  von  Susa  aufgestellte 
Sammlung  von  Steinwerkzeugen  der  neolithischen  Periode  aus  dem  Susa- 
Thale.  Unter  diesen  Steinartefakten  befindet  sich  ein  grosses  (260  mm) 
Beil,  poliert  und  von  hellgrüner  Felsart.  Verf.  hält  es  wegen  seiner  Härte 
und  Pellucidität  an  den  Rändern  für  Nephrit.  Die  Krümmungen  des 
Beiles  gegen  die  Schneide  hin  sind  verschieden  geführt,  so  dass  die 
eine  mehr  hervortritt  als  die  andere.  Am  gerundeten  Kopfe  ist  noch  die 
alte  Oberfläche  des  Gerölles  sichtbar.  Verf.  meint,  dass  dieses  Beil,  wegen 
der  Seltenheit  des  Materials,  nur  als  Paradestück  diente,  und  sicherem 
Vernehmen  zufolge  aus  dem  nächst  Susa  gelegenen  Thale  der  Dora  stamme, 
woher    noch    ein  zweites    poliertes    und    durchbohrtes,    stark    abgenutztes 


B.     Referate.     3.    Urgeschichte.  I57 

Dioritbeil  herstamme.  Drei  andere  Beile  sind  aus  der  im  Susa-Thale  an- 
stehenden Felsart,  einem  sehr  dichten  Chloritschiefer,  gefertigt.  Verf. 
bringt  die  Funde  dieses  Thaies  in  Verbindung  mit  denen  des  Rhone- 
Thaies,  da  es  durch  zwei  Strassen,  die  des  Mont-Cenis-Frejus  mit  dem 
Po-Rhone-Thale  in  Verbindung  steht  und  hofft  für  weitere  zu  gewärtigende 
Ausgrabungen  auf  reiche  Funde  und  erhöhtes  Interesse. 

Frof.  Dr.  K.  Moser-Triest. 

115.  Gherardo  Ghirardini:  II  sepolcretto  primitivo  di  Baldaria 
presso  Cologna  Veneta.  Bullet,  d.  Paletnologia  Italiana,  1897. 
Bd.  XXIII,  S.  122. 

Im  Eingange  seiner  Betrachtungen  über  das  alte  Grab  von  Baldaria 
bei  Cologna  Veneta  wirft  Verf.  angesichts  der  bisher  geltenden  Annahmen, 
dass  am  Fusse  der  Euganeischen  Hügel  eins  der  Hauptcentren  der 
venetianischen  Cultur  zu  suchen  sei,  die  Frage  auf,  ob  es  gerechtfertigt  sei, 
die  anderen  Funde  dieser  Gegend  zu  vernachlässigen.  Er  verweist  auf 
das  klassische  Werk  von  Montelius  (La  civilisation  primitive  en  Italie),  das 
bestimmt  war,  ein  vollständiges  Bild  der  Cultur  der  ältesten  italischen  Be- 
wohner zu  geben,  und  auf  die  niedrige  Stellung,  welche  darin  den  venetischen 
Altertümern  eingeräumt  wird,  vor  anderen  zugehöriger  Provenienz.  Verf. 
bemerkt,  dass  im  V^erke  von  Montelius  12  Tafeln  den  Funden  von  Este 
gewidmet  sind,  während  die  aus  dem  veronesischen  Rivoli  und  die  von 
Oppeano  nur  auf  je  einer  Tafel  abgebildet  erscheinen.  Irren  würde  jeder, 
sagt  Verf.,  der  glaubte,  dass  die  venetianische  Gegend,  mit  Ausnahme  des 
Territoriums  von  Este,  in  der  Prähistorie  so  ärmlich  vertreten  sei.  Verf. 
verweist  auf  die  im  Jahre  1883  im  Auftrage  des  Unterrichts-Ministeriums 
gemachten  Forschungen  und  Publikationen  über  archäologische  Funde  in 
Padua,  Treviro  und  Belluno,  ferner  auf  die  in  den  Notizii  degli  scavi  ver- 
öffentlichten Berichte  über  die  Gräber  von  Caverzano  b.  Belluno,  Lozzo 
und  Pozzale  bei  Pieve  di  Cadore,  von  Montebelluna,  von  Asolo  und  von 
S.  Eulalia  im  Treviranischen,  und  bedauert,  dass  seine  Publikationen, 
mangels  an  Abbildungen,  nicht  jene  Beachtung  gefunden  haben,  wie  sie 
es  wohl  verdient  hätten;  selbst  MonteHus  habe  ihnen  keine  Beachtung 
geschenkt.  —  Zufallsfunde  von  Industrieerzeugnissen  aus  dem  ersten  Eisen- 
zeitalter in  der  Umgebung  von  Cologna  Veneta  gaben  dem  Verf.  Gelegen- 
heit im  vorliegenden  Aufsatze  das  Interesse  auf  dieselben  zu  lenken.  Nach 
einer  geschichtlichen  Schilderung  der  Veränderung  des  Laufes  der  Etsch 
im  Jahre  589  und  der  damit  erschwerten  Beziehungen  zwischen  Este  und 
Cologna,  erwähnt  er  die  im  Jahre  1884  durch  Prof.  Cipolla  in  Baldaria, 
einem  Dorfe  in  der  Gemeinde  von  Cologna,  gemachten  Entdeckungen  über 
römische  und  archaische  Funde  sowie  die  bei  der  Neuanlage  des  Bettes 
für    den  Fluss  Guä   im  Jahre    1892  und  93  gemachten  Funde.     Schon  im 


158  B-     Referate.     3.    Urgeschichte. 

Jahre  1894  hatte  er  alle  diese  Funde  (Museum  von  Cologna)  untersucht 
und  davon  eine  ausführliche  Beschreibung  gegeben.  Es  waren  fast  alle 
Funde  Brandgräbern  entnommen,  die  zerstreut  und  ohne  Anordnung 
zwischen  1,20  bis  1,80  m  Tiefe  verteilt  lagen,  daneben  auch  einige 
Skelettgrübern,  mit  Halsketten  aus  Röhrchen  von  vielfarbigem  Email,  ausser- 
dem Urnen,  in  Form  von  bauchigen  Töpfen  bis  zu  45  cm  Höhe  und 
42  cm  Diameter,  trichterförmige  Füsse  von  Schaalen,  wie  sie  für  die 
Necropole  von  Villanova  und  Este  charakteristisch  sind,  ferner  Schälchen, 
Gefässe  mit  hörnertragenden  Henkeln,  Thonspindeln  etc.  aus  rohem  Thon, 
aus  freier  Hand  gefertigt,  unregelmässig  in  Form  und  ohne  jegliche  Ver- 
zierung. Von  Bronzegegenständen  sind  hervorzuheben  Haarnadeln  mit 
Kügelchen,  ein  Armbandblatt  aus  Blech,  Ringelchen  und  eine  unleserliche 
Münze,  ferner  Armbänder  aus  cylindrischem  Bronzedraht  spiralig  gebogen, 
Medaillons  von  Kugelform,  eine  Kahnfibel,  Haarnadeln  mit  Knotenver- 
zierung, römische  Thonspindeln.  Da  auch  römische  Gegenstände,  z.  B. 
Silbermünzen  aus  der  Zeit  der  Republik,  Fibeln  mit  Scharnier  und  von 
Zangenform,  Schlüssel,  Nägel,  Ahlen,  Löffel  und  Spateln  vorkommen,  so' 
ist  Verf.  der  Ansicht,  dass  hier  eine  Vermischung  von  Gegenständen  aus 
Gräbern  archäischen  und  römischen  Ursprungs  stattgefunden  habe.  —  Den 
Fibeln  schenkt  er  eine  grössere  Aufmerksamkeit.  Bei  zweien  nähert  sich 
der  Bogen  der  Quadratform,  bei  der  dritten  der  Geigenbogenform,  die  den 
Palafiten  der  Terramaren  eigen  ist.  Der  Bogen  einer  dieser  Fibeln  ist  mit 
Email,  blutegel artig  angeschwollen,  verziert,  ähnlich  denen  von  Villanova. 
Zahlreich  sind  Fibeln  mit  grossem  geripptem  Bogen  vertreten;  das  wichtigste 
Stück  ist  mit  Kettchen  geschmückt,  die  an  jene  von  Santa  Lucia  und  Hallstatt 
erinnern.  Eine  dritte  Art  sind  die  Kahnfibeln,  hohl  und  mit  länglichem 
Bügel  verziert,  mit  parallelen  schlangenartigen,  netzartigen  Linien  und 
Kreisen.  Einige  dieser  Kahnfibeln  haben  im  Centrum  zweieckige  Vor- 
sprünge oder  Spitzen  mit  Kügelchen.  Eine  dieser  Kahnfibeln  ist  mit  drei  kleinen 
Figürchen  sitzender  Affen  geschmückt  —  eine  Verzierung,  die  bisher  nur 
an  drei  tarquiniensischen  Fibeln  beobachtet  worden  ist;  sie  beweist,  wie  Verf. 
meint,  mehr  als  einmal  die  Zugehörigkeit  dieser  Figur  zur  dekorativen  Erb- 
schaft der  Villanova-Kultur.  Verf.  weist  ihr  einen  phönizischen  Ursprung  an, 
mit  Heibig,  welcher  Affenfiguren  aus  Bernstein  aus  den  karthagischen 
Gräbern  Sardiniens  anführt.  Verf.  stützt  insbesondere  diese  seine  Ansicht 
durch  die  goldenen,  zum  mykänischen  Schatze  von  Ägina  gehörigen 
Ringe,  wo  auch  2  Affen,  jeder  symmetrisch  mit  dem  Rücken  gegen  den  anderen 
gekehrt,  vorkommen.  Er  verweist  auf  Evans,  der  auch  die  äginetischen 
Ringe  unter  phönizischen  Einfluss  stellt,  und  auf  andere  in  ganz  Italien 
vorkommende  Funde.  Erwähnenswert  sind  ferner  aus  dem  archäischen 
Grabe  von  Baldaria  Schlangenfibeln  mit  2  Kugelgehängen,  nach  Mar- 
chesetti  Drachenfibeln  genannt,  auch  eine  Fibel  mit  doppelter  Spirale 
vom  Typus  La  Tene,    Halsketten    mit    verschieden    geformten    Anhängseln- 


B.     Referate.     3.    Urgeschiclite.  ^r^C) 


t>  Ein    beweglicher    Doppelhenkel,    nach    Verf.    Meinung    als   Fragment  nicht 
einer   Situla,    sondern    einer    Cista    zugehörig,    ist    abgebildet.      Besonders 
wertvoll  ist  nach  Verf.  Ansicht  ein    Gürtel   aus   Bronze   von    52  cm  Länge 
und  105  mm  Breite  an  seiner  ganzen  Oberfläche  mit  Spiralen  verziert.     Er 
hält    ihn    für    den   leiblichen   Bruder    des   von   Este   und   stellt  ihn  jenem 
von  Euböa  an  die  Seite.      Die  in  einander  gewundenen  Spiralen  erscheinen 
ilim  als  ein  Motiv  mykänischen   Ursprungs.      Nach   den    sehr   eingehenden 
Untersuchungen    des    Verf.    sind  alle   diese   Geräte   für   synchron   mit  der 
zweiten  Kulturstufe  von  Este  oder  mit  jener,  welche  Verf.  als  für  die  erste 
Phase    der    ausschliesslich   venetischen   Periode   hält,    anzusehen;    und    es 
müsste    nach   ihm   die   Gegend,    welcher    das  Grab  von  Baldaria  angehört, 
in  unmittelbarer  und  beständiger  Beziehung  mit  der  alten  Stadt  Este,  quer 
I  über  den  Lauf  der  Etsch,  gestanden  haben.    Der  Verf.  will  ferner  beweisen, 
I  dass    es   sich    hier  nicht   um    die   Überreste  eines  kleinen  und   armsehgen 
Dorfes  handelt,   sondern   eines    Schlosses ,    das  von   Völkern  in  glücklicher 
Lage    und    im    Besitze    der    Vv'ohlthat    auserwählter   Cultur  bewohnt  war. 
Verf.    drückt    schliesslich   im   Verein  mit    der    Generaldirektion   der   Alter- 
tümer den  Wunsch  aus,  man  möge  eine  methodische  Erforschung  vornehmen 
:  lassen  an  dieser  Stelle,  wo  der  Zufall  diese   spärlichen   und   ungeordneten 
!  Überreste  des  archäischen  Grabes  zu  Tage  gefördert  hat. 

Prof.  Dr.  Karl  Moser-Triest. 

116.  A.  Patroni:    Bronzi  arcaici  di  Terra  di  Lavoro.   Bullet, 
di    Paletnol.    Ital.,    1897.     Bd.   XXIII,    S.    140—147    mit   einem 
Anhange  von  Pigorini,  S.   147-152,  (4  Abbildungen). 
Verf.    beschreibt    einen    Bronzegegenstand    von    der    Form    eines    ge- 
I  flügelten    Beiles    von    25    cm    Länge    aus    dem    Territorio   di  Mondragona 
(Sinuessa)  bei  Gaeta  stammend,  für  das  Museum  von  Neapel  erworben.    Der 
:  kurze  Stiel  ist  durch   eine  mit  Linienbündelornament   gezierte  Schaufel  ab- 
:  getrennt    und   aus   einem   Stücke  gehämmert.     Verf.  schreibt  dieses  Stück, 
da  die   archäologische   Schichtenangabe   fehlt,    nach   der  Metallkomposition, 
;  Form    und    Technik    der  zweiten   Bronzeperiode    oder    dem    ersten   Eisen- 
I  Zeitalter  zu  und  meint,  es  habe  entweder  als   Parade-Axt  oder  als  Symbol 
gedient.     Pigorini,  der  eine    ähnliche   geflügelte  Axt   von  demselben  Fund- 
orte, im  prähistorischen  Museum   von  Rom  befindlich,  abbildet,  stimmt  der 
Ansicht  Patroni's  bei;  nur  meint  er,    es  handle  sich  hier  um  eine  Parade- 
Axt,  wegen  der  Krümmung  der  Enden,    und  verweist  auf  ähnlich  geformte 
Exemplare    aus    ItaHen;    hinsichthch    ihrer    Verzierung    sind    diese   beiden 
Äxte  die  einzigen  bisher  bekannten  von  diesem  Fundorte.    Er  glaubt,  dass 
vier    andere    zu    derselben    Gruppe    gehörige    und    in    den    Museen    von 
St.  Germain,  München  und  Berlin  befmdHche  Stücke  ohne  Zweifel  italischen 
Ursprungs  sind.  Prof.  Dr.  Karl  Moser-Triest. 


160  B-     Referate,     3.    Urgeschichte 

117.  O.Patroni:  La  civilisationprimitiye  danslaSicile Orientale. 

L'Anthropologie    1897.     Bd.    VIII,    S.    129    und    294    (40    Ab- 
bildungen). 

Dieser  Aufsatz  giebt  eine  gute  Übersicht  der  Urgeschichte  Siziliens, 
wie  sie  die  moderne  Wissenschaft,  im  besonderen  die  Ausgrabungen  Orsi's 
geschaffen  haben.  f 

Wenn  wir  von  der  paläolithischen  Zeit  absehen,  die  bereits  von 
V.  Andrian  studiert  worden  ist,  so  sehen  wir,  dass  unser  Wissen  von  der 
neolithischen  Periode  durch  Orsi  bedeutend  gefördert  worden  ist.  Er  hat 
in  Stentinello  die  Reste  eines  neoHthischen  Dorfes  gefunden,  dessen  Ausbeute 
in  kleinen  Messern  aus  Feuerstein  und  aus  Obsidian  bestanden  hat.  Diese 
Bevölkerung  scheint  keine  eigentlichen  Waffen  gehabt  zu  haben.  Die  ohne 
Drehbank  hergestellten  Töpferwaaren  sind  gut  gebrannt;  auf  ihrer  Ober- 
fläche finden  sich  geometrische  Ornamente  (Zickzacklinien,  Rauten 
u.  s.  w.)  eingedrückt,  die  mit  einer  weissen  Masse  (CO^Ca)  ausgefüllt  er-^ 
scheinen.  Die  Fauna  enthält  nur  Haustiere;  man  kann  daraus  schliessen, 
dass  die  neolithische  Bevölkerung  dieser  Gegend  Viehzucht  (Hircus  aegagrus, 
Ovis  aries,  Bos  brachyeros,  Bos  taurus,  Sus  palustris,  dazu  Canis  und  Mustela) 
und  vielleicht  auch  Ackerbau  (Bruchstücke  eines  Mahlsteins  aus  Lava)  ge- 
trieben hat. 

Die  eneolithische  Periode  ist  durch  Einführung  kleiner  Gegenstände 
aus  Bronze  gekennzeichnet.  Was  Sicilien  anbetrifft,  so  steht  es  ausser  allem 
Zweifel,  dass  dieselben  importiert  worden  sind,  nämlich  aus  dem  Orient. 
Gleichzeitig  machte  sich  eine  vollständige  Umwandlung  in  den  Gebräuchen 
geltend.  Zum  ersten  Mal  kommen  Totenfelder  zum  Vorschein.  Jedes 
Grab  besteht  aus  einer  kleinen  Kammer,  die  entweder  in  einer  Felsenwand 
oder  auch  in  dem  Boden  einer  felsigen  Hochebene  angelegt  w^urde.  Der 
Eingang  ist  sehr  schmal,  und  das  ganze  Grab  gleicht  einem  Backofen. 
Hieraus  und  aus  dem  Umstand,  dass  man  mehrere  Skelette  in  einer 
Kammer  bestattet  findet,  kann  man  schliessen,  dass  man  nur  entfleischte 
Skelette  beerdigte.  Neben  dem  Toten  wurden  Zierrate,  Werkzeuge, 
Gefässe  niedergelegt.  Der  Eingang  des  Grabes  wurde  mit  einer  verzierten 
Steinplatte  geschlossen.  Von  Beigaben  sind  zu  nennen  eingravierte 
Knochen  mit  vorstehenden  kleinen  Kugeln,  ganz  gleich  denjenigen  von 
Hissarlik.  Die  Keramik  weist  auch  fremden  Einfluss:  zweihenkelige  Gefässe, 
Schaalen,  Becher  erinnern  an  die  Formen  von  Troas.  Was  aber  Siciliens 
Töpferei  auszeichnet,  ist  die  mehrfarbige  Ornamentierung:  auf  einem  gelben 
Grund  befinden  sich  braune  Linien,  die  offenbar  ein  Flechtwerk  nachahmen 
sollen.  Obwohl  die  Form  solcher  Gefässe  sehr  regelmässig  aussieht,  so 
sind  sie  doch  noch  ohne  Drehbank  angefertigt. 

Die  Steinwerkzeuge  sind  dieselben  wie  in  der  neolithischen  Periode. 
Die  eneolithische  Bevölkerung  scheint  ebensowenig   kriegerisch  gewesen  zu 


B.     Referate.     3.     Urgescliichle.  |(',5 

121.  Sam.  Wide:  Nachleben  Mykenischer  Oriuiineiile.  MiUeil. 
des  deutsch,  arch.  Instit.  zu  Athen  1897.  Bd.  XXll,  S.  23:3—258, 
mit  28  Figuren  und   1   Tafel. 

Schon  mehrfach  sind  Einflüsse  mykenischer  Ornamentik  nachgewiesen, 
z.  B.  bei  rhodischen  und  frühattischen  Vasen,  fast  gar  nicht  beim 
geometrischen  Stil.  Aber  auch  dieser  scheint  auf  den  Inseln  sich  weniger 
spröde  dagegen  verhalten  zu  haben,  namentlich  in  kretischen  Gefässen. 
Auf  ihnen  findet  sich  häufig  die  Form  eines  mykenischen  Schmuckstückes, 
Rhombus  mit  Kreisen  an  den  Ecken,  einfach  wiederholt  Figur  2  —  4,  oder 
geometrisch  übertragen  Figuren  4a,  5,  6,  oder  zu  Palmetten  verwandelt 
wie  auf  dem  schönen  Berliner  Gefäss  Tafel  VI.  Daneben  begegnet  das 
Radornament,  die  Spirale,  und  manche  Gefässdeckel  sind  wie  mykenische 
Goldknöpfe  verziert.  So  hat  die  mykenische  Kunst  auf  den  Inseln  kräftiger 
geblüht,  als  auf  dem  Festlande,  und  ihr  Fabrikationscentrum  muss  auf  den 
Inseln  oder  an  der  Küste  Kleinasiens  gesucht  werden.  Ihr  Einfluss  ist 
aber  ferner  auch  im  Hallstätter  Kulturkreise  deutlich  zu  verfolgen.  Gürtel- 
bleche tragen  dasselbe  rhombische  Ornament,  ferner  um  Buckel  gezogene 
Bänder  oder  Halbkreise,  um  Augen  gelegte  Bandwindungen,  Gefäss- 
deckel u.  a.  das  Radornament,  Bronzebeschläge  gleichen  mykenischen 
Goldknöpfen.  Man  müsste  zur  Erklärung  dieses  Einflusses  die  Dauer  der 
mykenischen  Kultur  auch  über  das  2.  Jährt,  v.  Christ,  verlängern  und  die 
Hallstätter  schon  vor  800  ansetzen.  Die  Berührung  wäre  bei  dem  Mangel 
von  mykenischen  Motiven  in  den  Bronzen  von  Olympia  und  Ungarn  etwa 
durch  Vermittelung  der  Jonier  zu  denken  (Löschke),  die  schon  früh  einen 
lebhaften  Handel  nach  dem  Schwarzen  Meere  unterhielten,  von  wo  die 
mykenischen  Formen  nach  der  Blütezeit  des  ungarischen  Bronzealters 
donauaufwärts  vorgedrungen  sein  könnten. 

Frof.  Dr.   Walter -Stettin. 

122.  J.  L.  Myres:  Copper  and  bronze  in  Cyprus  and  South- 
East  Europe.  Journal  of  the  Anthropological  Institute  1897. 
Band  XXVII  Nr.  2,  S.   171   (1  Tafel). 

Diese  kurze  Abhandlung  ist  besonders  interessant,  weil  Verfasser 
einige  der  wichtigsten  in  Cypern  und  im  südöstlichen  Europa  gemachten 
Kupfer-  und  Bronzefunde  zusammenstellt  und  miteinander  vergleicht.  Er 
kommt  zum  Schluss,  dass  Cypern,  welches  wahrscheinUch  von  der  Zeit 
der  XII.  ägyptischen  Dynastie  bis  zum  Ende  des  römischen  Reichs  die  alte 
Welt  mit  Kupfer  versorgte,  auch  das  erste  Land  war,  in  dem  Kupfer  be- 
arbeitet wurde.  Von  hier  aus  verbreitete  sich  nach  Asien  und  Europa  und 
vielleicht  auch  nach  dem  Norden  Afrikas  die  erste  Kunde  der  Metall- 
bearbeitung. Die  Hauptgründe  für  diese  Behauptung  sind  die  Abwesenheit 
eines  entwickelten  Steinalters  in  Cypern,  die  Töpfer-  und  Kupferwerke 
cyprischer  Form,  die    man    in   allen  angrenzenden  Ländern  vorfindet,  und 


165  B.     Referate.     3.    Urgeschichte. 

endlich  die  Einfachheit  der  Form  der  Kupferwerkzeuge  in  Cypern;  sie 
hängt  mit  der  Häufigkeit  des  Kupfers  und  der  Seltenheit  des  Zinns  zu- 
sammen. Dr.  L.  Laloy-Paris. 

{)'.     Europäisches  Russland. 

123.  A.  Hackman:  Über  die  Bronzezeit  Finnlands.  (Deutsch) 
Finska  Fornminnesföreningens  Tidskrift.  1897.  Bd.  XVII., 
S.  349—408.      Mit  einer  Karte. 

Das  bronzezeitliche  Material  Finnlands  lässt  sich  in  zwei  Gruppen 
einteilen,  nämlich  in  eine  skandinavische,  beziehungsweise  westeuropäische 
und  eine  permisch  -  uralische  Gruppe.  Die  Fundorte  der  zur  ersten 
Gruppe  gehörenden  Bronzen  liegen  in  der  Nähe  des  Ufers  des  Bottnischen 
und  des  Finnischen  Meerbusens  und  am  Wuoktenstrome;  nur  ein  Fund  von 
skandinavischem  Typus,  ein  kurzes  Schwert,  ist  im  Innern  des  Landes 
in  der  Landschaft  Sawolaks,  und  eine  Pfeilspitze  hoch  im  Norden  an  der 
norwegischen  Grenze  angetroffen  worden.  Der  Gesammtbestand  der  zur 
ersten  Gruppe  gehörenden  Bronzen  setzt  sich  zusammen  aus:  4  Schwertern, 
7  Dolchen,  einer  Lanzenspitze,  einer  Pfeilspitze,  3  Messern  (das  eine  mit 
Schiffsdarslellungen),  6  Schaftcelten,  8  Hohlcelten  und  2  Brillenfibeln.  Dazu 
kommt  noch  ein  Fund  (3  Halsringe)  aus  der  Übergangszeit  vom  Bronze- 
alter zum  Eisenalter. 

Auffallend  ist,  dass  eine  verhältnismässig  grosse  Anzahl  (13  Gegen- 
stände) aus  der  älteren  Bronzezeit,  nämlich  aus  Montelius'  2.  Periode 
stammt.  Die  übrigen  Gegenstände  müssen  hauptsächlich  Montelius'  4.  und 
5.  Periode  zugezählt  werden.  Von  allen  Funden  stammen  12  Gegen- 
stände aus  10  Steinhügelgräbern.  Die  übrigen  Gegenstände  sind  auf 
freiem  Felde  oder  in  Seen  und  Mooren  gefunden  worden. 

Die  nackten,  d,  h.  von  kleiner  Erdschicht  bedeckten  Steinhügelgräber 
liegen    zu    vielen    Hunderten     auf    einem    breiten    Küstensaum  längs   des 

o 

Bottnischen  und  Finnischen  Meerbusens,  sowie  auf  den  Alandsinseln  zer- 
streut. In  geringerer  Anzahl  kommen  sie  an  den  Binnenseen  des  Inneren 
vor.  Der  Durchmesser  dieser  Grabhügel  schwankt  zwischen  2  und  25  m, 
ihre  Höhe  zwischen  0,3  und  5  m.  Einige  Grabhügel  enthielten  eine  oder 
mehrere  Steinkisten,  andere  sind  um  einen  grossen  Steinblock  —  den  s.  g. 
Centralstein  —  aufgeführt.  In  vielen  Steinhügelgräbern  sind  verbrannte 
Menschenknochen  gefunden  worden;  sichere  Spuren  von  Bestattung  un- 
verbrannter Leichen  sind  noch  nicht  in  sachkundig  untersuchten  Grabhügeln 
angetroffen  worden.  Dagegen  berichten  die  Bauern  von  Skeletten,  welche  sie 
in  Steinkisten  gefunden  haben  wollen.  Diese  Grabhügel  gehören  bei  weitem 
nicht  alle  der  Bronzezeit  zu.  Eine  ganze  Reihe  sicherer  Funde  beweist 
vielmehr,  dass  Steinhügelgräber  noch  bis  in  das  achte  nachchristliche  Jahr- 
hundert hinein  errichtet  worden  sind. 


B.     Referate.     3.     Ufgeschicbte.  167 

Zu  der  permisch-uralischen  Gruppe  gehört  nur  ein  einziger  Fund  in 
Tawastland  (ein  Hohlcelt),  zwei  Funde  (Gussformen  für  Hohlcelte)  am 
Uleaflusse  und  ein  Fund  (Gussform  für  Hohlcelte)  am  Flusse  Tornea. 
Hierzu  kommt  ein  weiterer  Fund  (Hohlcelt),  der  wahrscheinlich  in  der 
Nähe  von  Borga  im  südlichen  Finnland  gemacht  worden  ist.  Auch  aus 
dem  nördlichen  Schweden  (Lycksele  in  Norrland)  stammt  ein  Hohlcelt  vom 
uralischen  Typus.  Selbsthericht. 

124.  A.  E.  Snellman:  Die  Altertümer  des  Härads  (Gerichts- 
Bezirks)  Laukaa.  2.  Teil.  (Finnisch.)  Finska  Fornminnes- 
föreningens  Tidskrift,  (Zeitschrift  der  Finnischen  Altertums- 
gesellschaft.) 1897.  Bd.  XVII,  S.  1  —  82.  Mit  einer  Übersicht 
in  deutscher  Sprache  und  einer  Karte. 

Der  im  südösthchen  Teile  des  Gouvernements  Wasa  gelegene  Gerichtsbezirk 
Laukaa  war  anfänglich  von  Lappen  bewohnt  und  wurde  erst  um  die  Mitte  des 
16.  Jahrhunderts  auf  eine  Aufforderung  des  Königs  Gustaf  I.  hin  von  Kareiern 
aus  der  Landschaft  Sawolaks  besiedelt,  wobei  es  nicht  ohne  blutige  Kämpfe 
zwischen  Finnen  und  Lappen  abging.  —  Die  steinzeithchen  Funde  —  52  an 
2ahl  —  bestehen  meist  aus  Gerad-  und  Hohlmeisseln ;  bronzezeitliche 
Funde  sind  in  dem  hier  beschriebenen  Teile  des  Härads  noch  nicht  ge- 
macht worden.  In  einem  Acker  bei  Pylkönmäki  wurde  ein  Flachgrab  mit 
verbrannten  Knochen  und  Beigaben,  bestehend  aus  einem  einschneidigen 
Kurzschwert,  einer  Lanzenspitze  (:=  Lindenschmit,  Handbuch  der  deutschen 
Älterthumsk.  Fig.  55),  einer  Axt,  Pfeilspitze,  Bronzepinzette  u.  a.  m.  aus 
der  Zeit  um  das  Jahr  600  n.  Chr.  angetroffen.  Zahlreich  sind  kleine 
Steinhügel,  deren  Höhe  0,5  m  bei  einem  Durchmesser  von  1 — 4  m  be- 
trägt. Wenigstens  einige  derselben  dürften  Grabhügel  vorstellen.  Trichter- 
förmige Graben  —  früher  als  Wohnungen  benutzt  —  sieht  man  an 
manchen  Stellen.  Mag.  pUl.  Hackman-Helsingfors. 

125.  E.  E.  Takala:  Die  Altertümer  des  finnischen  Teiles  des 
Härads      (Gerichtsbezirks)      Pietarsaari       (Pedersöre). 

(Finnisch.)        Finska     Fornminnesföreningens     Tidskrift.       1897. 

Bd.   XVII,    S.   105  —  330.     Mit    einer    deutschen    Uebersicht   und 

einer  Karte. 

Der  Gerichtsbezirk  Pietarsaari  (schwedisch  Pedersöre),  dessen  nördliche 

Hälfte  hier  beschrieben  wird,  liegt  im  nordwestlichen  Teile  des  Gouvernements 

Wasa. 

Die  Zahl  der  dem  Verf.  bekannt  gewordenen  steinzeitlichen  Funde 
aus  diesem  Gebiete  beträgt  etwa  130. 

Am  zahlreichsten  sind  die  Gerad-  und  Hohlmeisel  vertreten.  Unter 
den  durchlochten  Steinbeilen  fallen  5  Hammeräxte  von  skandinavischer 
Form  aut     Dem  Verf.  wurde  von  einem  mit   einem    eingemeisselten   Tier- 


[(38  f^-     Heferale.     3.    Ur^'eschiclite.  > 

kopt'e  verzierten  Steinbeile  berichtet,  welcher  Fund  (von  ostfinnischem  Typus)  : 
leider  verloren  gegangen  ist.  Die  übrigen  steinzeitlichen  Funde  bestehen  \ 
aus  Pfeil-  und  Lanzenspitzen,  Steinhämmern  mit  Rillen,  runden  durch- 
lochten Steinen  (Keulen),  einer  Hacke  und  Messern.  Keiner  von  diesen 
Gegenständen  ist  weniger  als  10  Kilometer  von  der  Meeresküste  entfernt 
gefunden  worden.  —  Bronzezeitliche  Funde  sind  in  diesem  Gebiete  noch 
nicht  zu  Tage  getreten.  Aus  der  älteren  Eisenzeit  stammt  nur  ein  weber- 
schiffchenfürmiger  Stein.  —  Auch  aus  der  späteren  Eisenzeit  sind  die  im 
Härad  gemachten  Funde  noch  recht  spärlich.  Hervorgehoben  zu  werden 
verdient  eine  grosse  Armbrustiibel  aus  Bronze  von  einem  im  Ostbalticum 
zahlreich  vertretenen  Typus  (vergl.  Katalog  zur  Ausstellung  zum  X.  archäol. 
Kongress  in  Riga,  Taf.  6,  Fig.  5). 

Die  terrestrischen  Altertümer  bestehen  aus  Steinhügelgräbern,  Wohn- 
gruben, Burgwällen  und  Labyrinthsetzungen.  Interessant  sind  ovale  Stein- 
wälle mit  gewöhnhch  4  Oeffnungen  (Eingängen).  Ihre  Länge  variiert 
zwischen  45 — 50  m,  ihre  Breite  zwischen  25 — 30  m.  Appelgren  hält  sie 
für  ähnliche  Überreste  alter  Wohnungen  wie  die  s.  g.  Kämpagrafvar  auf 
Gotland.  Mag.  phil.  A.  Hackman-Helsingfors. 

126.  Hj.  Appelgren:    Svestkarnes  inflyttning  i  Fiuland.    (Die 
Einwanderung  der  Schweden  nach  Finnland.)  Finskt  Museum  1897. 

Verf.  wendet  sich  gegen  die  von  0.  Montelius  in  einem  Vortrage  aus- 
gesprochene Ansicht,  nach  welcher  die  Einwanderung  der  Schweden  nach 
Finnland  schon  während  der  Steinzeit  erfolgt  wäre  und  seit  dieser  Zeit 
im  südlicen  und  westlichen  Finnland  neben  den  Lappen  und  Finnen  un- 
unterbrochen eine  schwedische  Bevölkerung  gewohnt  hätte,  als  deren  Nach- 
kommen die  jetzigen  Schweden  Finnlands  betrachtet  werden  müssten.  Im 
Gegensatz  dazu  stellt  A.  die  Möglichkeit  einer  ethnographischen  Bestimmung 
der  steinzeitlichen  Bevölkerung  Finnlands  in  Abrede,  so  lange  die  Be- 
stattungsweise dieser  Periode  hier  noch  unbekannt  wäre.  In  Finnland 
fehlten  die  für  Schweden  charakteristischen  Gräber  —  die  Dolmen,  die  grossen 
Steinkammern  mit  Gang  und  die  Steinkisten.  Während  der  Bronzezeit  und 
der  nachchristlichen  älteren  Eisenzeit  (etwa  vom  1.  Jahrhundert  ab)  könne 
ein  schwedischer  Volksstamm  an  den  Küsten  Finnlands  gesessen  haben, 
da  sowohl  die  beweglichen  wie  die  Bodenaltertümer  den  schwedischen 
Formen  entsprächen.  Aus  der  zwischen  beiden  zuletzt  genannten  Perioden 
liegenden  Zeit  (jüngere  Hallstatt-  und  la  Teneperiode)  fehlten  jegliche 
Funde,  weswegen  die  Annahme,  dass  Finnland  auch  während  dieser  Zeit 
eine  schwedische  Bevölkerung  gehabt  habe,  unbewiesen  wäre.  Die  Alter- 
tümer der  jüngeren  Eisenzeit  (etwa  vom  Jahre  700  an)  hätten  zum  grössten 
Teile  einen  durchaus  finnischen  Charakter,  wenn  auch  ein  schwedischer 
Einfluss,  eine  Nachbildung  nach  schwedischen  Originalen  vielfach  erkennbar 
wäre.      Die    Finne     müssten   zu    dieser   Zeit,    ungefähr  im  8.  Jahrhundert, 


B.     Referate.     ?>.    Urgeschichte.  \Q\ 

sein,  wie  ihre  Vorgänger  von  Stentinello.  Orsi  meint,  dass  die  eneoiilhische 
Kultur  demselben  Volk  angehörte  als  die  bronzezeitliche,  während  die 
neolithische  Bevölkerung  eine  verschiedene  gewesen  ist.  Dagegen  sucht 
Patroni  zu  beweisen,  dass  sowohl  steinzeitliche,  wie  eneolithische  Bevölkerung 
eine  einheitliche  war  und  den  durch  die  Geschichte  überlieferten  Sicanern 
angehört.  Wir  wollen  diese  Frage  nicht  näher  erörtern  und  nur  er- 
wähnen, dass  nach  Patroni  die  bronzezeitliche  Kultur  den  aus  Italien  in 
protohistorischer  Zeit  gekommenen  Siculern  entspricht. 

Während  der  Bronzezeit  werden   noch  die   Toten    in    Felsenkammern 
bestattet.    Aber  dieselben  sind  schon  grösser,   und  vor  der  runden  gewölbten 
Kammer   findet    sich  oft  noch   eine  trapezoide  Vorkammer,  immer  mit  sehr 
j  kleiner    Öffnung.      In    mehreren    Grabkammern    ist    eine  Art  Bank  in  der 
Felsenwand   ausgehauen.     Die    Skelette    waren    in    sitzender    Stellung    be- 
stattet   worden.      In   anderen    Fällen    hat    man    in    der  Wand    horizontale 
I  Nischen  anlgeegt,  wo  je  ein  Toter  —  wahrscheinlich  die  ganze  Leiche,  nicht 
das  Skelett  allein  —  liegend  beerdigt  wurde.  Die  Beigaben  bestehen  aus  Waffen 
(Degen,   Dolche,    Messer),   Fibeln    vom    mykenischen   ,, fidelbogenförmigen'' 
Typus,    Thongefässen  derselben  Herkunft    und    anderen,    die  lokale  Fabri- 
,  kate  vorstellen.      Letztere   sind  nicht  mehr  bemalt,  sondern   sehr  fein  ein- 
I  graviert    und    von    schöner  regelmässiger   Form.    Einige  scheinen  metallene 
!  Gegenstände  nachzuahmen.     Es  verdient  endlich  noch  Beachtung,    dass  die 
■  Bronzezeit  breits  einige  architektonische   Versuche  aufweist:   manche  Grab- 
kammern haben  Pfeiler  mit  Kapitalem  und  steinernen  Mauern. 

Im  Eisenalter  sind  die  Grabkammern  nicht  mehr  rund,  sondern  vier- 
,  eckig,  mit  flachem  Dach:  es  besteht  keine  Vorkammer  mehr,  der  Eingang 
ist  ziemlich  gross.  Die  Toten  werden  hier  immer  liegend  bestattet  ge- 
funden; ihr  Kopf  ruht  auf  einem  Vorsprung,  den  man  an  einer  Seite 
der  Felsenwand  gelassen  hat.  Nicht  die  Bevölkerung,  sondern  nur  die 
äusseren  Verhältnisse  haben  sich  in  dieser  Periode  verändert.  Sie  ent- 
spricht dem  Einbruch  der  rein  hellenischen  Kultur  und  der  Gründung  der 
griechischen  Kolonien  längs  der  Küste.  Statt  der  mykenischen  Gefässe 
findet  man  solche,  die  mit  braunfarbigen,  geometrischen  Ornamenten  ver- 
ziert sind.  Sie  sind  mittels  der  Drehbank  angefertigt  und  erinnern  an  die 
griechischen  Formen.  Die  Waffen  sind  bereits  aus  Eisen,  die  Schmucksachen 
noch  aus  Bronze  hergestellt.  Die  Bogenfibel  wird  seltener,  sie  wird  von 
der  Schlangen-,  der  Kahn-  und  endlich  der  Stäbchenfibel  ersetzt.  Es 
wäre  zu  wünschen,  dass  Orsi  seine  Ausgrabungen  im  Westen  Siziliens 
fortführte,  d.  h.  im  Land,  das  den  Sicanern  von  den  eingebrochenen 
Sikulern  überlassen  wurde,  und  auch  im  Süden  Italiens,  woher  historischen 
Angaben  zufolge  letztere  gekommen  sind.  Dann  wäre  diese  interessante 
Frage  der  Urbevölkerung  Siziliens  ihrer  Lösung  nahe. 

Dr.  L.  Laloy-Paris. 

.  Centralblatt  für  Anthropologie     1898.  11 


IQ^  B.     Referate.     3.    Urgeschichte. 

Y].     Griechenland. 
118.  S.  Reiiiach:     Une  peinture  mycenienne.     L'Anthropologie. 

1897.  Bd.  VllI,  S.  19. 
Betreffendes  Gemälde  wurde  in  einem  Grab  unter  der  Terrasse  von 
Mykenä  gefunden.  Es  ist  ursprünglich  eine  Kalkplatte,  die  in  früherer 
Zeit  mit  Skulpturen  bedeckt  war,  die  aus  kreisförmigen  Ornamenten  be- 
stehen; sodann  wurden  die  Skulpturen  teilweise  mit  einer  Mörtelschicht 
bedeckt  und  auf  letzterer  wurde  gemalt.  Das  Gemälde  bildet  zwei  Etagen, 
von  denen  die  höhere  fünf  mit  Schild  und  Speer  bewaffnete  Krieger,  die 
untere  vier  Hirsche  und  ein  Wildschwein  darstellt.  Die  angewandten 
Farben  sind  schwarz,  blau,  rot  und  gelb.  Sie  sind,  wie  bei  jedem  anderen 
primitiven  Kunstversuch,  ganz  willkürlich  verteilt:  ein  Hirsch  ist  blau  mit 
rotem  Hinterbein,  der  andere  rot  u.  s.  w.  Sonderbarerweise  hat  Schliemann 
in  den  Ruinen  eines  Hauses  in  Mykenä  ein  Bruchstück  eines  Gefässes  ge- 
funden, auf  welchem  die  nämlichen  Gegenstände  in  einer  ganz  gleichen 
Anordnung  gemalt  erscheinen.  Es  scheint  viel  jünger  zu  sein  als  die 
Kalkplatte:  wahrscheinlich  sind  Stele  und  Gefäss  nur  Kopien  eines  viel 
älteren  Gemäldes,  das  am  Anfang  der  mykänische  Periode  existierte. 

Dr.  L.  Laloy-Paris. 

119«  H.  Kluge:     Die  Schrift  der  Mykenier.    Eine   Untersuchung 
über  System  und  Lautwert  der  von  A.  J.  Evans  entdeckten   vor- 
phönizischen   Schriftzeichen.      Mit    4    Schrifttafeln    und    80    Ab- 
bildungen.    Cöthen,    Otto  Schulze.     1897,   110  S. 
Gegenüber  der  bis  1894    allgemein    verbreiteten    Annahme,    dass    die 
s.  g.  mykenische  Kulturperiode   keine    Schrift    besessen    habe,    hat    zuerst 
Evans   auf    geschnittenen,    meist    prismatischen    Siegelsteinen    lineare    und 
figürliche  Zeichen  einer  Schrift  erkennen  wollen,  die  er  ägäisch  nannte  und 
in  das  3.  bis   1.  Jahrtausend    v.    Chr.    setzte,    ohne    jedoch    zu    ermitteln, 
welcher  Sprache  sie  angehörte.     Kluge  macht  nun  den  Versuch,  griechische 
Worte  herauszulesen,  indem  er  das  Prinzip  der  Bilderschriften,  den  Anlaut 
der  Bezeichnung  des  dargestellten  Gegenstandes  als  Lautwert  des  Zeichens 
zu  nehmen,  auf  die  Inschriften  anwendet.      Tabelle  I  giebt  die  Lautzeichen, 
d.    h.    neben    den    griechischen    Alphabetbuchstaben    die    zugehörige    vor- 
phönizische  Bezeichnung  in  verschiedenen  Entwickelungsformen,  z.  B.  wird 
A  durch  3  verschiedene  Formen  einer    a^tvv]    dargestellt    oder    durch    ein 
apOTpov,  bezeichnet,  AI   a— c  und  2. 

Em  Teil  dieser  Zeichen  kann  auch  ganze  Silben  bedeuten,  andre  sind 
nur  Silbenzeichen;  diese  sind  auf  Tabelle  II  zusammengestellt,  z.  B.  Hirsch- 
geweih bedeutet  kX  oderi'eXacpo.  Dazu  kommen  Ligaturen  der  verschiedensten 
Art,  von  denen  Tabelle  III  nur  diejenigen  bringt,  für  welche  es  ent- 
sprechende  kyprische  Zeichen  giebt;  daraus  wird   ein    Zusammenhang    der 


B.     Referate.     3.    Urgeschichte.  1(3 -j 

I  letzteren  mit  dem  mykenischen  System  gefolgert,  das  andrerseits  deutlich 
die  Urformen  der  späteren  griechischen  Schrift  enthält,  wie  schon  Evans 
behauptete,    dass    die    spätere    griechische    Alphabetschrift    eigentlich    den 

I  Griechen  von  den  Phöniziern  nur  zurückgebracht  sei.  Tabelle  IV  stellt  die 
rein  linearen  Formen  der  mykenischen  Zeichen  mit  denen  altgriechischer 
Buchstaben  zusammen,  deren  Fortschritt   darin    besteht,    dass    die    Formen 

;  gegenüber  der  Unzahl  von  erlaubten  mykenischen  Formen  beschränkt  sind, 
wenn  auch  die  Griechen  immer  noch  einzelne  Varianten  der  Buchstaben- 
formen beibehalten  haben.  Nach  diesen  einführenden  Bemerkungen  über 
die  mykenischen  Schriftzeichen  und  ihren  Lautwert  werden  im  ersten 
Hauptteil  die  Inschriften  mit    deutlich    erkennbarem    Schriftcharakter    und 

i  schriftartig  aneinander  gereihten  Zeichen  erklärt.      Zunächst   werden    drei- 

'  oder  vierseitige  Prismen  nach  Evans  Abbildungen  untersucht^  der  Anfang 
der  Lesung  immer  da  gemacht,  wo  ein  Zeichen  den  Rand  berührt,  dann 
die  verschiedenen  Seiten  ßoDaTpocpY]56v  gelesen,  wobei  eine  Anzahl  Zeichen 
durch  Tabelle   1   ihre  Erklärung  finden,   daneben    aber    auch    blosse    Füll-, 

1  Sonder-  und  Lesezeichen  angenommen  werden  neben  ornamentalen,  die 
wahrscheinlich  Verhüllungen  von  Buchstaben  seien.  So  werden  griechische 
Formen,  allerdings  mit  allerlei  Abkürzungen  gewonnen,  dem  Sinn  nach 
meist  Weihinschriften  von  Personen,  die  Freude  erbitten,  oder  einen  Sohn- 
oder Errettung  aus  Unheil,  gute  Jagdbeute  u.  a.,  wobei  mehrfach  Zeus  an, 
gerufen  wird.  Aber  auch  Eigentumsbezeichnungen  tragen  wirkliche  runde 
Siegelsteine  z.  B.  Figur  11:  {lol  z6  a[Y][Ji£rov]  olov^  Vasenhenkel,  Bronze- 
äxte, auch  scheinbare  Steinmetzzeichen  an  Bauwerken  mykenischer  Bauart 
werden  als  Hausmarken  erklärt.  Eine  andere  Gruppe  Figur  23 — 31  stammt 
aus  Hissarlik  und  wird  der  ältesten  Zeit  griechischer  Besiedelung  des  Burg- 
hügels zugeschrieben,  sie  enthält  meist  Inschriften  auf  Graburnen  und  Be- 
ziehungen auf  den  Totenkult.  Wie  bei  runden  Steinen  kreuzartige  Figuren 
so  erklärt  werden,  dass  sie  teils  sondern,  teils  auf  Kreisschrift  deuten 
sollen,  so  werden  andere  Zeichen  als  Abkürzungen  aufgefasst,  und  zwar 
Stäbchen  mit  Scheiben  oder  Kugeln,  Punkte,  Sterne,  Striche  rechts  oder 
links,  vor  oder  hinter,  oder  überhaupt  neben  dem  Zeichen,  während  häufig 

!  genug  die  Abkürzung  gar  nicht  angedeutet  sei.  Aus  Mykenä  selbst 
stammen  Figuren  34 — 37;  auf  einem  Diadem  und  einem  Siegelring  soll 
Oiosios  als  Verfertiger  genannt  sein,  auf  einem  Schwertbande  der  Held 
Hippasos  als  Besitzer.  Die  letzte  Gruppe  von  Inschriften  nach  Ohnefalsch- 
Richter  bezieht  sich  auf  den  Kult  der  Astarot,  des  Adonis  u.  a.  Aus  dem 
nach  Möglichkeit  erschlossenen  Sinne  aller  dieser  bisher  rätselhaften  In- 
schriften wird  nun  gefolgert,  dass  der  Schlüssel  für  die  mykenischen  In- 
schriften nunmehr  gefunden  sei.  Sodann  werden  im  zweiten  Teil  die  In- 
schriften in  halbfigürlicher  Form  besprochen,  Schriftzeichen  dieser  Art 
sind  von  der  ältesten  Figürlichkeit  der  Zeichen  wohl  zu  unterscheiden; 
denn  hier  sind  die  schon  linear  gewordenen  Zeichen  sekundär  verbildlicht 

11* 


1()4  ß-     Heferate.     3.    Urgeschichte. 

zu  Mustern,  Nachbildungen  von  menschlichen  und  tierischen  Körpern; 
oft  kommen  lineare  Schriftzüge  in  Mischung  mit  figürlich  ein- 
gekleideten vor,  die  ursprüngliche  Bedeutung  wird  vergessen,  wie  z.  B. 
die  Hakenkreuze  ursprünglich  M  bedeuten,  später  aber  rein  ornamental 
werden,  Figur  59.  Noch  kürzer  werden  im  dritten  Teile  die  Inselsteine 
und  ähnliche  figürliche  Darstellungen  behandelt,  die  anscheinend  eine  Gruppe 
bilden,  in  welcher  der  Schritt  von  der  halbfigürhchen  und  halblinearen 
Darstellung  der  Schriftzeichen  zu  einem  vollständigen  Überwuchern  des 
figürlichen  Elementes  gethan  ist,  wohl  für  Kult-  oder  individuelle  Zwecke. 
Nachdem  sodann  für  A  und  T  vorläufige  Andeutungen  über  die  Modi- 
fikationen der  Zeichentypen  gegeben  sind,  deren  zeitliche  und  örthehe  Ver- 
schiedenheit noch  genauer  zu  untersuchen  bleibt,  wird  schliesslich  die  Ent- 
wickelung  der  primären  Zeichen  bis  zum  griechischen  Alphabet  nochmals 
dargethan  und  hervorgehoben,  dass  überall  der  angenommene  Lautwert  der 
mykenischen  Zeichen  einen  guten  Sinn  ergiebt,  besonders  bei  Namen  und 
bilinguen  Inschriften,  wie  z.  B.  bei  einer  assyrisch-hittitischen,  deren  hittitischer 
Teil  mykenisch  gelesen  einen  guten  Sinn  ergiebt. 

Frof.  Dr.   Walter -Stettin. 

1 20.  Petersen  e  Pigorini,  Comparazioni  fra  le  antichitä  italiche 
e  le  egeo-micenee.  BuUetino  di  Paletn.  Ital.  1897.  Anno  XXIII. 

Nr.  4—6,  S.  81,  c.  18  figur. 
Wie  die  Publikationen  von  Evans  den  Versuch  Kluge's  angeregt  haben, 
die  mykenische  Schrift  zu  entziffern,  so  veranlassten  sie  Petersen,  zu  den 
namentlich  auf  den  Inselsteinen  dargestellten  Figuren  nach  Erklärungen 
unter  italischen  Funden  zu  suchen.  Er  erinnert  bei  dem  ah^  Ledermesser 
erklärten  Zeichen  (b.  Kluge  Tabelle  1,  T  =  Topisug)  auch  an  Hängebleche 
ein  andres  deutet  er  als  Rasiermesser;  wo  Evans  Blumen  sieht,  weist  er 
auf  italische  Bronzegehänge  hin,  ferner  auf  Dolche,  Kämme  u.  a.,  denn  die 
Deutung  der  primitiven  mykenischen  Schrift  werde  um  so  wahrscheinhcher, 
je  mehr  in  ihren  Zeichen  Gegenstände  des  alltäglichen  Gebrauchs  erkannt 
würden.  —  Dazu  bemerkt  Pigorini,  dass  er  mit  Orsi  schon  früher  Be- 
ziehungen zwischen  der  ägäischen  und  italischen  Kultur  anerkannt  habe, 
nur  in  der  Zeitbestimmung  noch  schwanke;  er  findet  es  bedenklich,  zur 
Erklärung  der  einheitlich  geschlossenen  ägäischen  Gruppe  Gegenstände  aus 
der  Bronze-  und  Eisenzeit  Italiens  und  aus  verschiedenen  Landesteilen  heran- 
zuziehen. So  seien  abgesehen  von  den  Dolchen  mit  dreieckiger  Klinge 
die  Rasiermesser  mit  Doppelschneide  auf  ein  so  bestimmtes  Gebiet  in  Itahen 
wie  in  ganz  Europa  beschränkt,  dass  sie  schwerlich  ein  ägäisches  Schrift- 
zeichen bilden  könnten;  ähnlich  steht  es  mit  den  Hängeblechen  aus  Bolog- 
neser Gebiet.  Man  wird  also  Zeit  und  Ort  der  zur  Erklärung  heranzu- 
ziehenden Gegenstände  noch  mehr  beachten  müssen. 

Prof.  Dr.   Walter-Stettin. 


C.     Tagesgeschichte.  ^73 

logischen  Abteilung  des  Field  Columbian  Museum  in  Chicago  W.  H.  Holmes 
gemacht  hat,  und  von  denen  jetzt  die  zweite  Veröffentlichung  erschienen  ist. 
Die  Studienreise  führte  Holmes  aus  Yucatan  nach  Palenque,  zu  den 
Pyramidengruppen  von  Monte-Alban,  den  prächtigen  Architekturresten  von 
Mitla,  zu  der  Pyramiden-  und  Terrassenstadt  von  Teotihuacan  im  Thal  von 
Mexico.  Es  giebt  kaum  einen  besser  vorbereiteten  Beobachter  für  jene 
Altertümer,  kaum  Einen,  der  die  Technik  und  Kunst  der  Ureinwohner 
Amerikas  so  systematisch  und  durchaus  durchgearbeitet  hat  als  Holmes. 
Und  dazu  kommt  noch,  dass  er  selbst  ein  vortrefflicher  zeichnender  Künstler 
ist,  und  uns  als  solcher  nicht  nur  mit  der  Feder,  sondern  auch  mit  dem 
Stift  das  Gesehene  in  so  vollendeter  Weise  vorführt,  dass  wir  die  klarsten 
Anschauungen  erhalten.  Ich  möchte  ganz  besonders  auf  die  panoramischen 
Gesamtansichten  von  Palenque  (Tafel  25),  von  Monte  Alban  (Tafel  26 
und  27),  von  Mitla  (Tafel  38),  von  Teotihuacan  hinweisen,  die  mit  Meister- 
schaft gezeichnet,  uns  ein  deutlicheres  Gesamtbild  geben,  als  es  die  um- 
ständlichtse  Beschreibung  vermöchte. 

Holmes  stellt  in  einem  dritten  Band  die  Betrachtung  des  Ursprungs 
und  der  Entwicklung  der  alten  mexikanischen  Kultur  in  Aussicht,  und 
man  darf  gespannt  sein  auf  dies  Werk  eines  so  berufenen  Forschers. 

Vrof.  Dr.  E.  Schmidt-Leipzig. 


C.    Tagesgescliichte. 

Australien.  Auf  einer  der  Santa-Cruz-Inseln  verstarb  im  Alter  von 
46  Jahren  Prof.  Dr.  Wilhelm  Joest,  ein  durch  seine  zahlreichen  Reisen 
um  die  Ethnographie  verdienstvoller  Forscher. 

Paris.  Die  Ecole  d'anthropologie  de  Paris  erwählte  am  6.  Januar 
Dr.  J.  Naue  in  München  zum  korrespondierenden  Mitgliede.  —  Die 
Societe  d'anthropol.  de  Paris  sprach  den  letzten  ,,Prix  Godard"  Herrn 
Dr.  Lehmann-Nitsche  in  La  Plata  in  Anbetracht  seiner  Arbeit  ,,Über 
die  langen.  Knochen  etc.  der  Reihengräberbevölkerung"  (cfr.  Centralblatt 
Bd.   1  S.  16)  zu. 

Prag.  An  der  hiesigen  Universität  mit  böhmischer  Vortragssprache 
hält  seit  Herbst  1897  Dozent  Dr.  Heinrich  Matiegka  Vorlesungen  über 
,, physische  Anthropologie  und  Demographie"  ab,  welche  Wissenszweige 
bisher  Dozent  Dr.  L.  Nieder le  seit  1891  neben  seinem  Hauptfach  (prä- 
historische Archäologie)  gleichzeitig  vertrat. 

Sarajewo.  Am  28.  Januar  d.  J.  raffte  der  Tod  nach  kurzem 
schwerem  Leiden  im  Alter  von  37  Jahren  den  Kustos  am  bosnisch-herce- 
govinischen  Landesmuseum  Franz  Fiala  hinweg.  Seine  wertvollen  prä- 
historischen Untersuchungen  haben  im  Centralblatt  ihre  Würdigung  ge- 
funden. 


174  D-     Bibliographische  Übersicht.  4 

D.   Bibliographische  Übersicht. 

Laufende  Litteratur  für  das  Jahr  1897. 

Von  Georg  Buschan. 

III,    Urgescliiclito. 

A.     A-llgemeines.  f 

Alter  des  Menschen,  Eiszeit. 

Anvers,   d',   Story  of  early  man.     Journ.  of  the  anthrop.     Soc.  of  Tokyo. 

Nr.   137/138. 
Büchner,    L.,    Menschliche    Pygmäen    der    Steinzeit.       Deutsche    Revue. 

September. 
Cope,  E.,  The  oldest  civilized  men.     Amer.  Naturalist.      1896.     S.   616. 
Crawford,    The    prehistoric    route   from   Asia    to    the    Western    coast    of 

America.     The  Americ.  Antiq.     Mai — Juni. 
Engel,  Theodor,  Über  den  fossilen  Menschen.     Jahrb.  d.  Ver.  f.  vaterl. 

Naturgeschichte.     Württemberg.     Bd.  53,  S.  66. 
Evans,    John,  Archaeology   and    the   antiquity   of  man.      Populär   Science 

monthly.     Bd.  52,  S.  53.  »i 

Evans,  The  paläolithic  age.     Amer.  Antiquarian.     Sept.-Okt. 
Evans,  Les  premiers  äges  de  l'humanite.     Revue  scientif.     Sept.   18. 
Lepsius,    R.,    Kultur    und    Eiszeit.     Naturwiss.    Wochenschrift.     Bd.   12, 

Nr.  7. 
Mortillet,    G.    de,     L'antiquite    de    l'homme.      Revue    mens,    de    l'Ecole 

d'anthrop.  de  Paris.     Bd.  7,  S.  347. 
Salmon,    Philippe,    L'Atlantide    et    le   renne.     Revue  mens,  de  l'Ecole 

d'anthrop.  de  Paris.     Bd.   7,  S.   279. 
The    relation    of  palaeolithic   man  to  the  glacial  epoch.     Rep.  of  the 

66  meet.  of  the  Brit.  Assoc.  etc.  at  Liverpool.     1896.     London. 

Vorgeschichtliche  Zoologie  und  Botanik.  % 

Busse,    H.,    Pflanzenreste    in    vorgeschichtlichen    Gefässen.     Verband!,  d. 

Berlin,  anthrop.  Gesellsch.     Bd,  29,  S.   223. 
Conwentz,  Die  Eibe  in   der   Vorzeit  der    skandinavischen  Länder.     Cor- 

respondenzblatt   d.  deutsch.  Gesellsch.  f.  Anthropol.     1898.    Bd.  29, 

Nr.  2. 
Keller,  Figuren  des  ausgestorbenen  Ur    (Bos   primigenius  Boj.)    aus  vor- 

homerischer  Zeit.     Globus.     Bd.  72,  Nr.   22. 
Schar  ff,    On    the    origin    of    the    european    faune.     Proc.    of  Roy.  Irish 

Academy.     Nr.  2  u.  3. 
Studer,    Th.,    Beiträge    zur    Geschichte    unserer    Hunderassen.     Naturw. 

Wochenschr.     Bd.   12,  Nr.  28. 

Einteilung,  Chronologie,  chemische  Zusammensetzung  der 

Bronzen,  Typen  etc. 

Almgren,  Oscar,    Studien  über  nordeuropäische  Fibelformen  der  ersten 
nachchristlichen    Jahrhunderte,     mit     Berücksichtigung     der    provinzial- 


D.     Bibliographische  Übersicht.  I75 

I         römischen    und    südrussischen    Formen.     2    Bände.     Stockholm,    Druck 
V.  J.  Haeggström. 
Appelgren,  Hj.,  Kreftings  Methode  für  Reinigung  und  Konservierung  von 
i         Metallgegenständen.     (Deutsch.)     Finska  Fornminnesföreningens  Tidskrift 
1         Bd.   17,  S.  333—347. 

Buckland,  A.  N.,   The    significance  of  Holes  in  archaeology.      Antiquary. 

1896.     Bd.  32,  Nr.   11  —  12. 
Cook.     The  sign  of  the  cross.     American  Antiquarian.     Bd.   19,  Nr.   4. 
t     Florschütz,  Vorgeschichtliche    Kultusstätten     etc.       Correspondenzbl.    d. 
»         Ges.-Ver.  f.  deutsche  Geschichte  etc.      1896.     Bd.  44,    Nr.   12,    S.   147. 
Grabov^sky,  F.,  Lokalformen  vorgeschichtlicher  Geräte.     Globus.     Bd.  72. 
Nr.  8. 

Helm,    Vorgeschichtliche    Bronzen    im    Zusammenhange   mit  ihrem  Alter, 

ihrer  Herkunft  und  chemischen  Zusammensetzung.     Correspondenzbl.  d. 

deutsch,  anthropol.  Gesellsch.     Bd.  28,  Nr.  7. 
Holder,    Ose,    Die    Formen    der    römischen    Thongefässe   diesseits   und 

jenseits  der  Alpen.     Stuttgart,  W.  Kohlhammer. 
Köhler,    Geflügelte    Lanzenspitzen.     Verhandl.    d.    BerHn.    anthrop.    Ges. 

Bd.  29,  S.  214. 
Kröhnke,    0.,    Über   eine    chemische   Veränderung   an  vorgeschichtlichen 

Bronzen.     Correspondenzbl.  d.  deutschen  anthropol.  Gesellsch.     Bd.  28, 

Nr.   10. 

Legende    internationale    des  cartes    et   publications   palethnologiques. 

Revue  mens,  de  l'Ecole  d'anthrop.  de  Paris.     Bd.   7,  S.  368. 
Lewis,  A.  L.,  Ancient  measures  in  prehistoric  monuments.     Journ.  of  the 

anthrop.  Instit.     Bd.  27,  S.   194. 
Lis sauer,    Gewellte   Bronze-Urnen.     Verhandl.  d.  Berlin,  anthropol.  Ges. 

Bd.  29,  S.   176. 
Montelius,  0.     Die  Hausurnen  und  die  Gesichtsurnen.     Correspondenzbl. 

d.  deutsch,  anthropol.  Gesellsch.     Bd.  28,  Nr.   10. 
Montelius,    0.,     Zur    Chronologie    der    älteren    nordischen    Bronzezeit. 

Correspondenzbl.  d.  deutsch,  anthropol.  Gesellsch.     Bd.  28,  Nr.   10. 
Müllner,  A.,  Bernstein  in  römischen  Gräbern.     Argo,   Zeitschr.   f.    krain. 

Landeskd.     Nr.  2. 
Olshausen,    0.,    Kroehnke's  chemische  Untersuchungen  an  vorgeschicht- 
lichen   Bronzen    Schleswig-Holsteins.      Verhandl.    d.    Berlin,    anthropol. 

Gesellsch.     Bd.  29,  S.  344. 
Olshausen,    Ein  weiteres  Ausfüllungs-Material    der  vertieften  Ornamente 

an  Thongeräten.     Verhandl.    d.    Berlin,    anthropol.    Gesellsch.     Bd.    29, 

S.  180. 
!    Peet,  The  bone  age  in  Europe  and  America.     Amer.  Antiquarian.     Bd.  19, 

Nr.  6. 
,    Pichler,  Fr.,  Römische   Bergstrassen  in  den  Ostalpen.      Correspondenzbl. 
I        d.  deutsch.  Ges.  f.  Anthrop.     Bd.  28,  Nr.   1   u.  2. 

!    Sarasin,  P.  u.  F.,    Über  den  Zweck   der  Pfahlbauten.     Globus.     Bd.  72, 
I         Nr.   18. 

Wilson,  A  canon    in    prehistoric   archaeology.       The   Amer.  Antiquarian. 

Mai-Juni. 
Zeppelin,  v..  Was  ist  der  allgemeine  Grund  und  Zweck  der  Pfahlbauten? 

Globus.     Bd.  72,  Nr.   13. 


\^Q  D.     Bibliographische  Übersicht. 

B.     Fände. 

1.  Europa, 
a.  Die  nordischen  Länder. 

Arpi,    R.,    Meddelanden    frän   Uppsala    universitets   museum   för   nordiska 

fornsaker.     3.  Upplands  fornminnesför.  Tidskr.      1896.     Bd.  3,  Heft  18, 

S.  344. 
Bugge,     S.,     och    Salin    B.,    Bronsspänne    med.    runinskrift   funnet    vid. 

Skabergjö  i  Skäne.     Svenska  forneminnesför.  Tidskr.     Bd.   10,  S.   17. 
Clason,    Edv. ,    Om  ett  fynd  af  menniskoskelettes   pä  Helegeandsholmen. 

Upsala  läkaref.     Förhdlgr.  N.  F.     Bd.   2,   S.   76  u.   141. 
Hansso n,  H.,  En  stenälders  beplats  pä  Gotland.     Svenska  forneminnesför. 

Tidskr.     Bd.   10,  Heft  1,  S.   1. 
Hildebrand,    H.,    De   öster-    och  vesterländska   mynten   i  Sveriges    jord. 

Historiska  studier,  festskrift  tillägnad    C.  G.  Malmström. 
Kj  eil  mark,  K.,  Une  trouvaille  archeologique  faite   dans  une  tourbiere  au 

nord  de  la  Nericie.    Bull,  of  the  Geol.  Instit.  of  Upsala.      1896,  Bd.  3,  S.  14 
Lehmann-Filhis,    Freysnes    im  östlichen    Island.     Verhandl.    d.    Berlin. 

anthrop.  Gesellsch.     Bd.  29,  S.   165. 
Montelius,  0.,    Sveriges  förbindelse  med    andra  länder   i  förhistorisk  tid. 

Historiska  studier,  festskrift  tillägnad  C.  G.  Malmström.     S.   1. 
Montelius,  0.,  Den  nordiska  jernälderns  kronologie.  III.  Jernälderns  sjette 

period.     Svenska  forneminnesför.  Tidskr.     Bd.   10,  S.  55. 
Salin,    B.,    Fynd    fram    Finjasyons    Strand,    Skäne.     Vitterhets    Hist.    och 

Antiq.     Akad.  Mänadsblad  (1894),     1897/98.     S.  84. 
Salin,    B.,    Ornamentstudier    tili  belysning    af  nägra   föremäl    ur  Vendel- 

fynden.    Upplands  fornminnesför.   Tidskrift.    1896.   Bd.  3,  Heft  18,  S.  235. 
Statens    Historiska    Museum     och    K.    Myntkabinettet     Samlingarnas 

tillvaxt  under  är   1893.     Vitterhets  Hist.  och  Antiq.     Akad.   Mänadsblad 

(1894).     1896/97.     S.  6  u.  64;   1897/98.     S.  39. 
Wibling,  C.,  Bidrag  tili  kännedomen  om  äckerbrukets  älder  i  värt  land. 

Ymer.     S.   17. 
Wibling,  C.,  Ulföfynden.     Ymer.     S.   189. 

ß.     Grossbritannien  und  Irland. 

Balfour,  Henry,  Ancient  double  locks  of  bronze.  Reliquary  and  ill. 
Archaeologist.      1896. 

Fourth  report  of  the  Dartmoor  Explor.  Committee.  Trans,  of  the 
Devonshire  Ass.  f.  the  advanc.    of  sc.  etc.     Bd.  29,  S.   145. 

Ossuna,  de,  Anaga  and  its  antiquities.     Scottish  geogr.  Magazine.     Dez. 

Patterson,  W.  H.,  A  recent  discovery  of  worked  flints  in  submerged 
pead  of  Portrush.  Rep.  and  Proc.  of  the  Belfast  nat.  hist.  and  phil. 
Soc.  for   1897,  S.  32. 

Salin,  B.,  Nägra  tidiga  former  af  germanska  fornsaker  i  England.  Vitter- 
hets Hist.  och  Antiq.     Akad.  Mänadsblad  (1894).     1897/98.     S.  23. 

Y«     Deutschland. 

Allgemeines. 

Flor  schütz.  Inwieweit  lassen  die  Funde  aus  den  sogenannten  Reiheti- 
gräbern   einen   Schluss  auf  deren   allemannischen  oder  fränkischen  Cha- 


B.     Referate.     3.    Urgescliiclite.  j69 

von  Finnland  Besitz  ergriffen  haben.  Was  die  Sitte  der  Leichenverbrennung 
anbeträfe,  deren  Vorkommen  in  Finnland  Montelius  als  einen  sicheren 
Beweis  für  germanische  Besiedelung  auffasste,  so  könne  dieselbe  leicht  von 
einem  Volke  auf  das  andere  übergehen,  wie  das  Beispiel  der  Liven  in  Liv- 
land,  bei  welchen  Leichenverbrennung  im  13.  Jahrhundert  geschichtlich 
nachgewiesen  ist,  beweise.  Auch  die  alten  schwedischen  Ortsnamen  in 
Nyland  könnten  kaum  als  Beweise  für  die  Existenz  einer  schw^edischen 
Bevölkerung  zur  Heidenzeit  herangezogen  werden.  Sie  wären  nämlich 
höchstwahrscheinhch  von  den  schwedischen  Kolonisten  des  12.  bis 
14.  Jahrhunderts,  den  Vorfahren  der  jetzigen  schwedischen  Küstenbevölkerung, 
eingeführt  w^orden.  Mag.  pliil.  A.  Hackman-Helsingfors. 

127.  Hj.  Appelgrenr  Eine  Fibel  aus  der  Völkerwanderungs- 
periode,  gefunden  auf  der  Insel  Tytärsaari.  (Finnisch.) 
Suomen  Museo  1897.  S.  75  —  76.  (Derselbe  Fund  kürzer  be- 
schrieben im  Finskt  Museum.     1897.     S.  78.) 

Die  Fibel  gehört  einem  skandinavischen  Typus  des  6.  Jahrhunderts 
an  (vgl.  Montelius,  Antiquites  suedoises  Fig.  440),  Bemerkenswert  ist  der 
Fundort  —  eine  Insel  mitten  im  Finnischen  Meerbusen,  in  der  Nähe  der 
grossen  Insel  Hogland.  Mag.  pUl.  A.  JTackman-Helsingfors. 

128.  Hj.  Appelgren:  Ein  Brandgrab  auf  dem  Friedhofe  von 
Yliskylä   (Öfverby)   im  Kirchspiel  Bjerno   (Gouv.  Abo.) 

(Finnisch.)      Finskt  Museum  1897.     S.  60—65. 
Das  Brandgrab,  ein  zerstörter  Grabhügel,    enthielt  eine  Menge  Waffen 
aus  der  Zeit  um  600  n.  Chr.,  sowie  850  Nietnägel.    Die  letzteren  müssen 
zu  einem  Fahrzeug  gehört  haben,  in  welchem  die  Leiche  verbrannt  wurde. 

Mag.  phil.  A.  Hackman-Helsingfors. 

129.  A.  Hackman:  Über  Leichenverbrennung  in  Böten  während 
der  jüngeren  Eisenzeit  in  Finnland.  (Finnisch.)  Finskt 
Museum  1897.     S.  66-93. 

Verfasser  macht  auf  das  zahlreiche  Auftreten  von  Nietnägeln  in 
Gräberfeldern  der  jüngeren  Eisenzeit  im  westlichen  Finnland  aufmerksam 
und  nimmt  an,  dass  diese  Nägel  von  Böten  herstammen,  mit  denen  die 
Toten  verbrannt  wurden.  Zu  derselben  Zeit  war  der  Brauch,  die  Leichen 
in  Schiffen  zu  verbrennen  oder  mit  dem  Schiffe  oder  Boote  zu  begraben, 
in  dem  skandinavischen  Norden  sehr  verbreitet.  (Die  Funde  von  Vendel, 
Sandefjord  etc.)  In  Finnland  findet  man  die  Spuren  dieser  Sitte  zumeist 
in  Grabfeldern  mit  Resten  von  verbrannten  Leichen  und  Beigaben,  welche 
in  geringer  Tiefe  unter  dem  Rasen  ohne  Ordnung  zerstreut  oder  mehr 
gesammelt  in  flachen  Brandgruben  herumliegen. 


170  B'     llet'erale.     o.      ÜJgeschichte. 

Die  vor  etwa  30  Jahren  in  abgelegenen  karelischen  Walddörfern  noch 
vorkommende  Sitte,  die  Toten  in  Einbäumen  zu  begraben,  kann  sicher  auf 
den  alten  heidnischen  Brauch  der  Bootbestattungen  zurückgeführt  werden. 

Selhsthericht. 
2.     Asien. 

130,  E.  Rö ssler:  Neue  Ausgrabungen  bei  Oülaplu,  Trans- 
kaukasien.  Verh.  d.  Berl.  anthrop.  Ges.  1896.  Bd.  XXVIII, 
S.  398—402. 

Der  eifrige  Ausgräber  Transkaukasiens  lässt  wieder  von  sich  hören, 
Bei  dem  30  Werst  nordöstlich  von  Schuscha  gelegenen  Dorfe  Gülaplu  hat 
er  36  Kistengräber,  5  Steinkranzgräber  und  3  Kurgane  untersucht.  Die 
Kistengräber  enthalten  vorwiegend  hockende,  in  zwei  Fällen  gestreckte 
Skelette  mit  Beigaben  von  Thongefässen,  Schmucksachen  u.  dgl.  aus  Bronze, 
Stein  und  Glas,  und  eisernen  Dolchen.  Die  Steinkranzgräber  bestehen  aus 
gestreckten  Skeletten,  von  denen  je  mehrere  (bis  zu  11)  mit  einer  ein- 
fachen oder  doppelreihigen  Steinsetzung  in  quadratischer  oder  oblonger 
Form  umschlossen  sind;  Beigaben  fand  man  nicht.  Von  den  Kurgan en 
enthielt  der  eine  in  einer  grossen  Steinaufschüttung  eine  über  3  m  lange, 
wahrscheinlich  ausgeraubte  Steinkiste.  Im  zweiten  Kurgan  wurde  anstatt 
einer  Kiste  eine  Kiesschüttung  mit  Thonscherben  und  in  den  oberen 
Schichten  Urnen  mit  Leichenbrand  gefunden.  Der  dritte  Kurgan  ergab 
ausser  „Aschenurnen"  einen  Knochenwirtel.  Dr.  A.  Götze-Berlin. 

131.  S.  K.  Kusnezow:  Fund  eines  Mammntskelettes  und 
menschlicher  Spuren  in  der  Nähe  der  Stadt  Tomsk 
(Westsibirien).     Aus  der  Zeitschrift  „Sibirischer  Bote."     1896. 

Nr.  90  u.  92 ;  Mitteilungen  der  Anthropologischen  Gesellschaft  in 
Wien.     1896.     Bd.  XVI,   S.   186. 

Dass  Mammutknochen  in  Gemeinschaft  von  Spuren  des  Menschen 
gefunden  worden  sind,  derart,  dass  an  einer  Gleichzeitigkeit  dieses  Tieres 
mit  dem  Menschen  nicht  gezweifelt  werden  kann,  ist  nichts  Neues.  Was 
aber  den  von  Kusnezow  beschriebenen  Fund  bei  Tomsk  wichtig  erscheinen 
lässt,  ist  der  Umstand,  dass  dies  der  erste  Fall  ist,  durch  den  in  Sibirien 
diese  Gleichzeitigkei  des  Menschen  mit  dem  Mammut  unzweifelhaft  dar- 
gethan  wird.  Kein  Land  ist  so  reich  an  Überresten  des  Mammut  als 
Sibirien;  trotzdem  wurde  bis  jetzt  noch  niemals  eine  Spur  des  Menschen 
—  weder  von  seinem  Körper,  noch  von  seinen  Waffen  —  in  Gemein- 
schaft von  Mammutknochen  daselbst  gefunden. 

Kusnezow  knüpft  an  den  Tomsker  Fund  Betrachtungen  über  die  mut- 
maassliche  Heimat  des  paläolithischen  Menschen  an.  Er  sagt,  dass  ein 
Teil  der  gelehrten  Forscher  die  Ansicht  vertritt,  das  Mammut  habe  in  süd- 
lichen Gegenden  gelebt,  und  die  Überreste  desselben,  die  man  jetzt  in 
Sibirien   findet,    seien    durch   Fluten    dorthin    geschafft    worden.      Andere 


ß.     Referate.     3.    Urgeschichte.  171 

Forscher  dagegen  betrachten  das  nördliche  Asien,  speziell  Sibirien,  als 
Heimat  des  Mammut,  das  dann  später,  als  die  Temperatur  im  Norden 
sank,  nach  dem  Süden  und  Westen  (Europa)  ausgewandert  sei.  Der  paläo- 
lithische  Mensch,  der  in  Sibirien  gleichzeitig  mit  dem  Mammut  lebte,  wie 
der  Tomsker  Fund  beweist,  sei  diesem  Tiere  auf  seiner  Wanderung  nach 
Süden  und  Westen  gefolgt,  so  dass  die  Urheimat  des  europäischen  paläo- 
lithischen  Menschen  in  Sibirien  zu  suchen  sei.      W.  Oshorne-Dresden. 

132.  F.  R.  Martin:  Die  Sammlung  F.  ß.  Martin,  ein  Beitrag 
zur  Kenntnis  der  Vorgeschiclite  und  Kultur  sibirischer 
TÖlker.     Stockholm,  Gustav  Chelius  in  Komm.   1895. 

Dem  von  uns  auf  Seite  133  des  1.  Jahrg.  d,  Bl.  angezeigten  Atlas 
ist  der  reich  illustrierte  Textband  nunmehr  gefolgt.  In  Form  einer  Reise- 
beschreibung berichtet  uns  der  Verf.  über  seine  ethnographischen  Beobach- 
tungen, die  er  gelegentlich  seiner  Reise  längs  des  Surgut  an  den  Ostjaken 
gemacht  hat,  und  über  seine  archäologischen  Studien  im  Gouvernement 
Tomsk  und  im  Kreise  Minusinsk.  Im  Gouvernement  Tomsk  öffnete  Verf. 
einige  Kurgane,  die  seiner  Ansicht  nach  jüngeren  Datums  und  von 
Kirgisen  aufgeschüttet  sein  dürften.  Seine  archäologischen  Studien  im 
Kreise  Minusinsk  beziehen  sich  einmal  auf  das  Freilegen  einiger  Kurgane, 
sodann  auf  die  Verarbeitung  des  in  dem  dortigen  Museum  aufgespeicherten 
vorgeschichtlichen  Materials.  Erst  1874  gegründet,  haben  die  Sammlungen 
des  Museums  zu  Minusinsk  bereits  den  stattlichen  Umfang  von  40000 
Nummern  erreicht,  allein  dank  der  Fürsorge  ihres  Vorstandes,  Nicolaus 
Michailowitsch  Martianoff,  ohne  Unterstützung  von  Seiten  des  Staates.  Die 
archäologische  Sammlung  umfasst  allein  9000  Nummern  und  ist  überaus 
reich  an  sibirischen  Bronzen.  Verf.  gedenkt  später  diese  seine  archäo- 
logischen Forschungen  unter  Vorführung  der  charakteristischen  Typen  — 
er  hat  gegen  900  Stücke  photographisch  aufgenommen  —  zu  veröffentlichen. 
Auf  Tafel  24 — 35  giebt  er  vorläufig  eine  interessante  Serie  von  Gegen- 
1  ständen  aus  der  Bronze-  und  Eisenzeit.  Es  sind  Kelt,  Axt,  Messer,  Dolch, 
runde  Scheiben  und  andere  Schmuckgegenstände  aus  Bronze,  von  manchmal 
ganz  unbekannten  Formen,  eine  Axt  aus  Kupfer,  ferner  Messer,  deren  Heft 
in  eine  Öse  endet,  eiserne  Scheere,  Dolch,  Trense,  Steigbügel,  sowie  eine 
Menge  eiserner  Lanzenspitzen  mit  breitem,  spatenförmigen  oder  stumpf- 
winklig gebogenen,  auch  gespaltenen  Rande  oder  durchbrochenen  flügei- 
förmigen Fortsätzen  etc.  Die  übrigen  24  Tafeln  veranschaulichen  Gegen- 
stände, die  sich  auf  das  häusliche  und  gewerbliche  Leben  (Kleidung,  Löffel, 
Spaten,  Kessel,  Wiege,  Schlitten,  Ruder,  Körbe,  Matten,  Kerbholz,  Trommeln, 
Musikinstrumente  etc.),  sowie  auf  den  Kultus  (Götzen,  Schamanentrommel) 
beziehen.  Im  ganzen  finden  sich  400  Gegenstände  auf  35  Tafeln  in  meister- 
haften Lichtdrucken  wiedergegeben,  Dr.  Bus clian- Stettin. 


^72  t5-     Heierate.     3.  Urgeschichte. 

133.  M.  A.  Castren:  Tva  grafundersökniugar  utftörda  af  M.  A. 
Castren.  (Untersuchung  zweier  Kurgane  durch  M.  A.  Castren.) 
Finskt  Museum.     1896.     S.  74-76. 

Aspelin  teilt  aus  der  Sammlung  von  Manuskripten  M.  A.  Castrens  den 
Bericht  über  die  von  dem  letzteren  vorgenommene  Untersuchung  zweier 
Kurgane  unweit  der  Stadt  Nertschinsk  in  Sibirien  mit.  Beide  Gräber  ent- 
hielten die  Reste  einer  Steinkiste.  In  dem  einen  Kurgane  fand  Castren 
ein  Skelett  ohne  Kopf.     Keine  Beigaben. 

Mag.  phil.  A.  Hackman-Helsingfors. 

3.     Amerika. 

134.  J.  Walter  Fewkes:  Two  Ruins  recently  discovered  in  the 
Red  Rock  Country  Arizona.  The  American  Anthropologist 
Washington  1896,  S.  263. 

In  dieser  Abhandlung  werden  zwei  Gliff- Wohnungen  beschrieben,  die 
sich  in  einem  jetzt  ganz  öden  Teil  Arizonas  befinden.  Sie  stehen  an  einer 
Felsenwand,  die  Red  Rock  genannt  wird,  und  zeigen  die  gew^öhnliche  Bauart 
der  Pueblo-Indianer.  In  einer  dieser  Wohnungen  ist  jedoch  eine  Eigen- 
tümlichkeit bemerkenswert,  nämlich  dass  die  Vordermauer,  anstatt  gradlinig 
zu  sein,  eine  Reihe  Bögen  bildete,  die  wohl  dazu  bestimmt  waren,  mehr 
Platz  für  die  Zimmer  zu  geben,  und  vielleicht  auch  das  Gebäude  fester  zu 
machen. 

Von  den  Fundgegenständen  verdient  ein  Steinwerkzeug  Beachtung,  das 
mit  Pech  in  einem  hölzernen  Handgriff  befestigt  war;  ferner  Flecht-  und 
Töpferwerk,  letzteres  mit  geometrischer  Ornamentik. 

Dr.  L.   Laloy  -Paris. 

135.  William  H.  Holmes:  Arehaeological  studies  among  the 
ancient  eitles  Of  Mexico.  Field  Columbian  Museum.  Publi- 
cation  16.  Anthropological  Series  Vol.  I.  Nr.  1.  Part.  IL 
Monuments  of  Chiapas,  Oaxaca  and  the  valley  of  Mexico.  Chicago 
N.  S.  A.     1897.     February 

Als  mit  der  Gründung  des  Bureau  of  ethnology  in  Washington  für  die 
amerikanische  Archäologie  eine  neue  Zeit  anbrach,  war  es  natürlich,  dass 
sich  die  Forschung  zunächst  auf  die  beiden  grossen  Probleme  der  Mound- 
builders  und  Pueblos  konzentrierte.  Dank  der  energischen  Arbeit  jenes 
Bureaus  sind  jetzt  jene  Probleme  in  allen  ihren  wesentlichen  Zügen  gelöst. 
Es  lag  nahe,  dass  die  Archäologie  Amerikas  sich  dennoch  vor  allem  den 
geheimnisvollen  Rätseln  jener  im  Urwald  vergrabenen  Ruinenstädte  der 
mexikanischen  und  der  Maya-Kultur  zuwandte,  und  vortreffliche  Einzelunter- 
suchungen hat  gerade  die  letzte  Zeit  geliefert  (Seier,  Maler,  Sapper, 
Plongeon,  Mercer,  Mandoley,  das  Peabody  Museum  etc.).  Ihnen  reihen  sich 
vollwertig  an  die  archäologischen  Studien,  die    der  Curator   der    anthropo- 


I 


D.     Bibliographische  Übersicht.  177 

rakter  zu?     Gorrespondenzbl.    d.    Ges.-Ver.   d.    deutsch.  Gesch.    u.  Alter- 
tumsver.     Bd.  45,  Nr.   1. 
Virchow,    R.,    Zur    deutschen    Steinzeit.      Gorrespondenzbl.    d.   deutsch. 
Gesellsch.  f.  Anthropol.     Bd.  28.     Nr.   11   u.  12. 

Schleswig-Holstein,  Mecklenburg. 

Beltz,  R.,  Bronzeschwert  von  Lischow  (Mecklenburg).     Prähistor.  Blätter. 

Bd.  9,  Nr.  5. 
Freund,  Zur  Einführung  in  die  Lübeckische  Prähistorie.     Gorrespondenzbl. 

d.  deutsch,  anthropol.  Gesellsch.     Bd.  28,  Nr.  9. 
Jensen,    Gh.,    Grabhügel   und    Hünengräber    der     nordfriesischen    Inseln 

in  der  Sage.     Globus  1898.     Bd.   73,  Nr.  8  u.  9. 
Splieth,    Über    das  Danewerk.     Gorrespondenzbl.    d.    deutsch,    anthropol. 

Gesellsch.     Bd.  28,  Nr.  9. 

Pommern. 

Götze,  A.,  Bronzefund  von  Lekow,  Kreis  Schivelbein.     Nachr.  über  deutsche 

Altertümsfunde.     Bd.  8,  Heft  3. 
Götze,    A. ,     1.    Depotfund    von    Bergen    auf   Rügen.     2.    Hohlcelte    von 

Heringsdorf,    Kreis    Usedom- Wolhn.      Nachr.    über    deutsch.    Altertums- 
funde.    Bd.  8,  Heft  3. 
Haas,  A.,  Das  Dorf  Lietzow  auf  Rügen  und  seine  vorgeschichtliche  Feuer- 
stein -  Werkstätte.     Verhandl.    d.   Berlin,    anthropol.   Gesellsch.    Bd.  29, 

S.  291. 
Krause,    Ed.,    Ausgrabungen    in    Hinterpommern.     Verhandl.    d.    Berlin. 

anthropol.  Gesellsch.     Bd.  29,  S.  260. 
Lehmann-Nitsche,    Ein    Kupferbeil    von    Augustenhof,    Kreis    Wirsitz, 

Prov.  Posen.     Verhandl.  d.  Berlin,  anthrop.  Gesellsch.     Bd.  29,  S.  239. 
Lehmann-Nitsche,    Ein   Burgwall   und    ein  vorslavischer    Urnenfriedhof 

von  Königsbrunn,  Cujavien.     Verhandl.  d.  Berlin,  anthropol.  Ges.   Bd.  29. 
S.   171. 
Schumann,    Charakter  und    Herkunft  der  pommerschen   La  Teneformen. 

Centralbl.  f.  Anthropol.     1898.     Bd.  3,  Heft  2. 
Schumann,   Ein  Gräberfeld  mit  Leichenbrand  und  Skeletten  von  Ramin. 

Monatsbl.  d.  Ges.  f.    pomm.  Gesch.  u.  Altertumskde.     1898.     Nr.  2. 
Schumann,    H.,    Bronzeschwert    aus    der    Peene.     Verhandl.    d.   Berlin. 

anthropol.  Gesellsch.     Bd.  29,  S.  221. 
Schumann,  H.,  Bronzekeule  (Morgenstern)  von  Butzke  (Pommern).  Verh. 

d.  Berlin,  anthropol.  Gesellsch.     Bd.  29,  S.  241. 
Stubenrauch,   Der  Bronze-Depotfund  von  Steinwehr,  Kreis  Greifenhagen. 

Monatsbl.  d.  Ges.  f.  pomm.  Geschichte  etc.     Nr.   12. 
■Stubenrauch,    Ein    bronzezeitliches    Grab    in    Casekow,    Kreis   Randow. 

Monatsblätter  d.  Ges.  f.  pomm,  Gesch.  u.  Altertumskde.     1898.     Nr.  2. 

Preussen. 

Conwentz,    H.,    Die    Moorbrücken    im  Thal   der  Sorge    auf    der   Grenze 

zwischen  Westpreussen  und  Ostpreussen.     Abhandl.    z.  Landeskunde    d. 

Provinz   Westpreussen.     Heft    10.     Danzig,    Th.   Bertling   (Komm.);    als 

Bericht    Gorrespondenzbl.   d.    deutsch.  Gesellsch.   f.  Anthropol.     Bd.  28, 

I        Heft  7. 

Centralblalt  für  Anthropologrie.    1898.  12 


;[78  ^-     Bibliographische  Übersicht. 

Conwentz,  Bootsfund  von  Baumgarth.  Correspondenzbl.  d.  deutsch, 
anthropol.  Gesellsch.     Bd.  28,  Nr.   7. 

Conwentz,  Wertvoller  Bronzefund  (grosses  urnenartiges  Gefäss  und  zwei 
Trinkhörner).  Correspondenzbl.  d.  deutsch,  anthropol.  Gesellsch.  Bd.  28, 
Nr.   7. 

Katalog  des  Prussia-Museums.  1.  Steinzeit,  Bronzezeit,  Pfahlbau-Funde. 
2,  Die  Funde  aus  der  Zeit  der  heidnischen  Gräber.  Königsberg. 
Prussia. 

Kemke,  H.,  Der  Silberfund  von  Marienhof.  Sehr.  d.  physik.-ökon.  Ges. 
zu  Königsberg.     Bd.  38,  S.   79. 

Lakowitz,  Hügelgräber  von  Stendsitz  (Kreis  Carthaus).  Correspondenzbl. 
d.  deutsch,  anthropol.  Gesellsch.     Bd.  28,  Nr.  7. 

Schmidt,  Fundbericht  über  die  Aufdeckung  von  zwei  Hügelgräbern  bei 
Schlagenthin,  Kreis  Tuchel.  —  Fundbericht  über  die  Aufdeckung  einer 
Steinkiste  bei  Klein-Kensau,  Kreis  Tuchel.  —  Über  einige  urgeschicht- 
liche, wahrscheinlich  neolithische  Fundstellen  in  der  Umgegend  von 
Graudenz.     Nachr.  über  deutsche  Altertumsfunde.     Bd.  8,  Heft  3. 

Schlesien. 

Grempler,  Ein  neuer  Bronzefund.  Correspondenzbl.  d.  deutsch,  anthrop. 
Gesellsch.     Bd.  28,  Nr.   10. 

Seger,  Figürliche  Darstellungen  auf  schlesischen  Grabgefässen  der  Hall- 
stattzeit.    Globus.     Bd.  72,  Nr.   19. 

Brandenburg. 

Behla,  Ein  thönerner  Schwan.  Verhandl.  d.  BerHn.  anthropol.  Gesellsch. 
Bd.  29,  S.  362. 

Buchholz,  Leinsamen  -  Vorrat  in  den  Überresten  einer  prähistorischen 
Wohnstätte  bei  Frehne,  Kreis  Ostpriegnitz.  Verhandl.  d.  Berlin,  anthrop. 
Gesellsch.     Bd.  29,  S.  361. 

Buchholz,  Hacksilberfunde   von    Gralow.    Brandenburgia.     1896.     Nr.  8,  , 
S.  293. 

Busse,  H.,  1.  Altgermanische  Gräber  am  Wehrmühlenberg  bei  Biesen- 
thal. 2.  Reiherberg  bei  Biesenthal.  3.  Bronze-  und  Steinfuude  vom 
grossen  Werder  im  Liegnitz-See.  Verhandl.  d.  Berlin,  anthropol.  Ges. 
Bd.  29,  S.  267. 

Busse,  H.,  1.  Feuerstein  -  Hohlmeissel  vom  grossen  Liegnitz  -  Werder. 
2.  Steinbeil  aus  dem  Freigrunde  bei  Wilmersdorf.  3.  Feuersteinmesser 
aus  einem  Urnengrabe  bei  Vehlefanz.  4.  Rundwall  und  alte  Burgstelle 
in  Vehlefanz.  5.  Vorgeschichtliche  und  mittelalterliche  Funde  vom 
Schlossberg.     Nachr.  über  deutsche  Altertumskunde.     Bd.  8,  Heft  3. 

G  an  der,  Nachgrabung  auf  dem  Kukatzberge.  Niederl.  Mitteil.  Bd.  5, 
Heft  1—4,    S.   113. 

Götze,  A.,  Fundstelle  bei  Bornim,  Kr.  Osthavelland.  Nachr.  üb.  deutsch. 
Altertumsfunde.     Bd.  8,  Heft  3. 

Jentsch,  H.,  Scarabaeen-Gemme  von  Sadersdorf,  Kreis  Guben.  Verhandl. 
d.  Berl.  anthropol.  Gesellsch.     Bd.  29,   S.  169. 

Jentsch,  H.,  Vorslavische  Wohnreste  in  der  Sprucke.  Niederlaus.  Mitteil. 
Bd.  5,  Heft  1—4,  S.   116. 

Krause,  Ed.,  Eine  thönerne  Kinderklapper  von  Luckau.  Verhandl  d. 
Berlin,  anthropol.  Gesellsch.     Bd.  29,  S.  261, 


t).     Bibliographische  Übersicht.  179 

Schumann,    H. ,    Römische    Fingerringe    von    Hammelstall,    Uckermark 

Nachr.  über  deutsche  Altertumsfunde.     Bd.  8,  Heft  3. 
Treichel,  A.,  Der  Tapfenstein  bei  Mehlken,   sowie   im   allgemeinen   über 

Steine    mit     Fussspuren.     Verhandl.     d.     Berlin,     anthropol.    Gesellsch 

Bd.  29,  S.  68. 
Wegner,  Ph.,  Die  Altertums-Sammlung   des  Gymnasiums  in  Neuhaldens 

leben.     Neuhaldensleben.     Schulfestschrift. 
Weineck,    Das    Gräberfeld   bei    Schlepzig,    Kr.  Lübben.     Niederl.    Mitteil 

Bd.  5,  Heft  1—4,  S.  95. 
Weineck,    Feuersteinaxt    von    Leibchel,    Kreis   Lübben.     Niederl.   Mitteil 

Bd.  5,  S.   111. 
Wilisch,    E. ,     Zur    Vorgeschichte    des    Oybin.       Zittau,    Buchdruckerei 

Haase  Sc  Boes. 

Hannover. 
Meyer,  H.,  Funde  auf  dem  langobardisch-sächsischen  Friedhofe  bei    Nien- 

büttel    (Kreis    Ülzen).     Nachr.    über    deutsche    Altertumsfunde.      Bd.    8, 

Nr.  5. 

Mitteldeutsche  Staaten. 
Andree,  R.,    Vor-    und    frühgeschichthche    anthropologische    Skizze    der 

Kreise    Braunschweig,    Helmstedt    und    Wolfenbüttel.      Festschrift    zur 

69.  Versammlung   deutscher   Naturforscher   und  Ärzte  zu  Braunschweig. 

1897.     S.  41. 
Andree,    Ein    Küpfercelt    mit    wenig    Zinn   im  Braunschweiger  Museum. 

Braunschweig.  Magazin.      1896.     Bd.  2,  S.  47. 
Becker,    H.,    Eilsdorfer    Haus-    und    Gesichtsurnen    und    ihr   Gräberfeld. 

Zeitschr.  d.  Harzver.  f.  Geschichte  etc.     1896.     Bd.  29,  S.  265. 
Brinckmann,     Ausgrabungen     im    braunschweigischen     Harze.       Corre- 

pondenzbl.    d.    Ges.-Ver.    d.    deutsch.  Gesch.-    u.    Altertumsver.     Bd.  45, 

Nr.   1. 
Deichmüller,   J.,   Eine  vorgeschichthche  Niederlassung  auf  dem  Pfaffen- 
steine   in    der    sächs.    Schweiz.     Abhandl.    d,    naturw.     Gesellsch.    Isis. 

Heft  3,  S.  73. 
Höfer,  Erstes  Auftreten  des  Eisen  im  Nordharz  -  Gebiete.     Correspondzbl. 

d.  Ges.-Ver.  d.  deutsch.  Geschichts- und  Altertums. -Ver.    1896.     Bd.  44, 

S.  128. 
Voges,    Th. ,    Kupferne   Doppelaxt    von   Börssum,     Nachr.    über    deutsche 

Altertumsfunde.     Bd.  8,  Heft  3. 

Hessen. 
Jacobi,  L.,  Das  Römerkastell  Saalburg  bei  Homburg  von   der  Höhe  nach 

den    Ergebnissen    der    Ausgrabungen    der    k.    Konserv.    Oberst    v.    Co- 

hausen.     Homburg,  F.  Fraunholz. 
Kohl,   Ausgrabungen   bei  Worms.      Correspondenzbl.    d.  deutsch,  anthrop. 

Gesellsch.     Bd.  28,  Nr.  10. 
Kohl,    Neue    Ausgrabungen    bei    Worms.     Correspondenzbl.    d.  deutschen 

anthropolog.  Gesellsch.     Bd.  28,  Nr.  8. 
Koerber,  K.,  Römische  Inschriften  des  Mainzer  Museums.     Progr.  Mainz. 
Olshausen,  0.,  Eine  frührömische  Fibel  mit  der  Aufschrift  AVCISSA  aus 

Rheinhessen.     Verhandl.  d.  Berlin,  anthrop.  Gesellsch.     Bd.  29,  S.  286. 
Pallat,   L.,  Depotfund  von   Eibingen   bei  Rüdesheim.     Annalen  d.  Ver.  f. 

nass.  Altertumskde.  etc.     Bd.  29,  Heft  1. 

12* 


^ 


'i 
IgQ  D.     Bibliographische  Übersicht.  *• 

Quill ing,    F.,    Fränkisches    Gräberfeld    in    Sindlingen  a.  M.     Annalen  d. 

Ver.  f.   nass.  Altertumskde.  etc.     Bd.  29,  Heft   1. 
Seyler,   Beziehungen  des  rätischen  Limes  zum  Vorgelände.     Correspdzbl. 

d.  deutsch.  Gesellsch.  f.  Anthopol.     Bd.  27,  Nr.   10. 
Steimle,  Kastell  Schierenhof.     Heidelberg,  0.  Petters. 
Wolff,    G.,    Kastell    Hofheim    und    die    anderen    Befestigungen    daselbst. 

Heidelberg,  0.  Petters.  m 

Rheinprovinz-Westphalen. 

Gissinger,  K.,  Gräberfunde  in  Euskirchen.     Rheinische  Geschichtsblätter. 

Nr.   10. 
Gräberfunde  aus  Andernach,     Köln.  Volkszeitg.  Nr.  21;  Correspondzbl. 

d.  deutsch,  anthropol.  Gesellsch.     Bd.  28,  Nr.  7. 
Klein,  Bericht  über  die  Verwaltung   des  Provinzial-Museums    zu  Bonn  in 

der  Zeit  vom  1.  April  1896  bis  31.  März   1897.     Nachr.  über   deutsch. 

Altertumsfunde.     Bd.  8,  Nr.  5. 
Koenen,  Fränkische  Kunstweise.     Rheinische  Geschichtsbl.     1896.    Bd.  2, 

Nr.  7,  S.  219. 
Lehn  er,  Bericht  über  die  Thätigkeit  des  Provinzial-Museums  zu  Trier  in 

der  Zeit  vom  1,  April  1896  bis  31.  März   1897.     Nachr.   über  deutsch. 

Altertumsfunde.     Bd.  8,  Nr.  5. 
Mehlis,  G.,  Die  neolithischen  Grabfelder  vom  Mittelrhein,     Correspdbl.  d. 

Ges. -Ver.  d.  deutsch.  Geschichts-  u.  Altertumsver.     Bd.  44,   Nr.  8  u.  9. 
Schumacher,  Germanische  Waffen   aus   vormerowingischer  Zeit   (Kastell 

Osterbrücken).     Correspondzbl.  d.  westdeutsch.  Zeitschr.    für  Kunst  etc. 

1896.     Bd.   15,  Nr.  4. 
Wilbrand,    Römische    und   vorrömische   Fundstücke   aus   Metall   aus  der 

Gegend   von   Bielefeld.     Correspondenzbl.   d.   Ges.  -  Ver.    d.    deutsch.  Ge- 
schichts- und  Altertumsver.     1896.     Bd.  44,  S.  41. 

Bayern. 

Haxthausen,    v.,    Trichter    der    Stein-    und   Bronzezeit   zu   Eichelsbach. 

Beitr.  z.  Anthrop.  u.  Urgesch.  Bayerns.     Bd.   12,  S.   11. 
Hock,    B.,    Funde    aus   der   Stein-    und  Reihengräber-Zeit  bei   Weilheim, 

Prähistor.  Blätter.     Bd.   9,  Nr.  6. 
Jentsch,    H.,   Funde   aus   römischen   Wohnstätten   unter   dem  Zwiesel  in 

Ober-Bayern   und   Neolithisches   von   Au   bei   Hammerau,   Bezirk  Traun- 

stein.     Verhandl.    d.  Berlin,  anthrop.  Gesellsch.     Bd.  29,  S.  316. 
Kraus,  G.,  Bronzefund  von  Mühldorf.     Monatsbl.    d.  histor.  Ver.  f.  Ober- 
bayern.    Nr.   10. 
Krauss,    G.,   Reihengräber   von  Hörpalding.     Monatsschr.   d.   histor.  Ver. 

v.  Oberbayern.     Nr.   12. 
Mehlis,    C.,    Archäologisches    aus    der    Pfalz.      Centralbl.    f.    Anthropol. 

Bd.  2,  Heft  4. 
Naue,  S.,  Nouvelles  trouvailles  prehistoriques  de  la  Haute-Baviere.     L'An- 

Ihropologie.     Bd.  8,  S.  641. 
Naue,    J.,    Oberbayrische  Schmuckgegenstände    der  Hallstattzeit.     Prähist. 

Blätter.     1898.     Bd.   10,  Heft  1. 
Ranke,    Joh. ,    Frühmittelalterliche    Schädel    und    Gebeine    aus    Lindau. 

Sitzungsber.    d.  mathem.  -  physik.  Kl.    d.  k.   bayer.  Akad.  d.  Wissensch. 

Bd.  27,  Heft  1. 


D,     Bibliographische  Übersicht.  \^\ 

Rein  ecke,  P.,  Beschreibung  der  Skelettreste  aus  dem  Flachgräberfelde 
von  Manching.  Beitr.  z.  Antliropol.  u.  Urgeschichte  Bayerns.  Bd.  12, 
S.  27. 

Steinmetz,  Gg.,  Bericht  über  Ausgrabungen  bei  Eichhofen.  Prähist. 
Blätter.     1898.     Bd.   10,  Nr.   1. 

Steinmetz,  Gg.,  Prähistorisches  und  Römisches  aus  Regensburg  und  Um- 
gegend.    Verhandl.  d.  histor.  Ver.  v.  Oberpfalz  u.  P».egensburg.     Bd.  49. 

Weber,  F.,  Germanische  Reihengräber  in  Oberbayern.  Correspondenzbl. 
d.  deutsch  anthropol.  Gesellsch.     Bd.  28,  Nr.  7. 

Weber,  Fr.,  Hügelgräber  auf  dem  bayerischen  Lechfelde.  Beitrag  zur 
Anthropologie  und  Urgeschichte  Bayerns.     Bd.   12,  S.  37. 

Weber,  F.,  Zur  Frage  der  Verbreitung  und  des  Alters  der  Hochäcker 
im  rechtsrheinischen  Bayern.  Correspondenzbl.  d.  deutsch.  Gesellsch.  f. 
Anthropol.     1898.     Bd.   29,  Nr.   1. 

Weber,  Fr.,  Bericht  über  neue  vorgeschichthche  Funde  in  Bayern.  Beitr. 
z.  Anthropol.  u.  Urgeschichte  Bayerns.     Bd.  12,  S.  53. 

Baden. 

Dorn,  L.,   Der  Lehmbühl  bei  Hundersingen   O.-A.  Riedlingen.     Blätter  d. 

Schwab.  Albver.     1898.     Nr.   1. 
Edelmann,    H.,    Zwei   Grabhügel  der  Hallstattzeit   beim  Wolfegghofe  der 

Gemeinde  Buchheim,  Amt  Messkirch  (Baden).     Prähistor.  Blätter.     Bd.  9, 

Nr.  6. 
Schumacher,  K.,    Die    Besiedelung    des    Odenwaldes    und    Baulandes  in 

vorrömischer  und  römischer  Zeit.     Neue  Heidelberger  Jahrb.     S.  138. 

Württemberg  und  Hohenzollern-Lande. 

Scheuthle,     Vorgeschichthche     Eisenschmelzstätte     bei     Tauchenweiler. 

Blätter  d.  schwäb.  Albver.     1898.     Nr.   1. 
Wetzel,    S.,    Altertümliche    Erdarbeiten   im  Winkel   zwischen  Donau  und 

Hier.     Württemb.  Vierteljahrsschrift.     Bd.  6,  S.  385. 

5.     Österreich-Ungarn. 

Campi,    L.,    Di   una  tomba  gallica  scoperta  presso  Mechel  nella  Naunia. 

Archivio  Trentino.     Bd.   13,  S.   129. 
Öervinka,  J.  L.,  Archäol.  Berichte  aus  der  Umgegend  von  Ung.  Hradischt. 

(Tschech.)     Casopis  vi.  muz.  sp.  olom.     1896.     S.   113. 
Cseplö,   P.,   Funde  von  Csökmö   und  Puszta-Koväcsi.     (Ung.)     Archaeol. 

Ertesitö.     Bd.   17,  S.  437. 
Darnay,  C,   Funde   aus   der  Grafschaft    Sümegh.     (Ung.)     Archaeol.  Er- 
tesitö.    Bd.  17,  S.  351. 
Felcman,  J.  u.  Schmidt,  V.,  Archäol.  Erforschung  des  St.  Georgsthaies 
und  seiner  Umgebung.     (Tschech.)     Pamätky  archaeol.     Bd.  17,  S.  191, 
285,  411  u.  539. 
!  Fest,     Aladar    v..    Eine    prähistorische   Station    in    der   Umgegend    von 
I       Fiume.     (Ung.)     Arch.  Ertesitö.     Bd.  17,  S.  432. 
Fetz  er,   F.  J.,   Altertümer  der  Grafschaft   Szilägy.     (Ung.)     Archaeol.  Er- 
tesitö.    Bd.   17,  S.  356. 
I   Fiala,  Frz.,  Ausgrabungen  aus  dem  Debelo  Brdo  bei  Serajevo  i.  J.  1894. 
I       —  Beiträge  zur   römischen  Archäologie   der  Hercegovina.  —   Römische 


jg2  D.     Bibliographische  Übersicht. 

Brandgräber  bei  Rogatica.  —  Die  Ergebnisse  der  Untersuchung  prä- 
historischer Grabhügel  auf  dem  Glasinac  i.  J.  1895.  Wissensch.  Mitteil, 
aus  Bosnien  und  der  Herzegowina.  Bd.  5.  Wien,  C,  Gerold's  Sohn 
(Komm.). 

Hantschel,  F.,  Prähistorische  Fundchronik  für  das  Gebiet  des  Nord- 
böhmischen Exkursions-Klubs  und  der  angrenzenden  Landstriche.  Leipa, 
Verlag  d.  Nordböhm.  Exkursions-Klubs. 

Herepey,  Gh.,  Scythische  Funde.  (Ung.)  Archaeol.  Ertesitö.  Bd.  17, 
S.  325. 

Ho  ff  er,  P.  A,,  Fundorte  römischer  Altertümer  im  Bezirke  Travnik. 
Wissensch.  Mitteil,  aus  Bosnien  und  der  Hercegovina.  Bd.  5.  Wien, 
C.  Gerold's  Sohn. 

Jösa,  A.  de.  Die  Tumuli  der  Grafschaft  Szabolcs.  (Ung.)  Archaeol.  Er- 
tesitö.    Bd.   17,  S.  318. 

Kellner,  J.,  Römische  Baureste  in  Ilidze  bei  Serajevo.  Wissensch, 
Mitteil.  a.  Bosnien  u.  d.  Hercegovina.  Bd.  5.  Wien,  C.  Gerold's  Sohn 
(Komm.). 

Kfiz,  L'epoque  quaternaire   en  Moravie.     L' Anthropologie.     Nr*  5. 

Lehöczky,  Th.,  Das  Gotengrab  bei  Mezökäszony,  Ethnol.  Mitteil,  aus 
Ungarn.     Bd.  5,  S.  225. 

Lehöczky,  Th.  de,  Germanische  Altertümer  aus  der  Nähe  von  Munkäcs. 
(Ung.)     Archaeol.  Ertesitö.     Bd.   17,  S.  333. 

Makov^sky,  A.,  Neuer  Fund  aus  dem  Löss  von  Brunn.  Correspondzbl. 
d.  deutsch.  Gesellsch.  f.  Anthropol.     1898.     Bd.  29,  Nr.  2. 

Marchesetti,  C.  de.  Neue  Funde  von  S.  Lucia  bei  Tolmein.  Nachr. 
über  deutsche  Altertumsfunde.     Bd.  8,  Nr.  5. 

Matiegka,  H. ,  Fundort  bei  Brozanek  unterhalb  Melnik.  (Tschech.) 
Pamätky  archaeol.     Bd.   17,  S.  565. 

Matiegka,  H,  Über  Bronzenadeln  mit  Öhr.  (Tschech.)  Casopis  spol. 
pfät.  Star  c  v  Praze.     S.  81. 

Miske,  Baron  Coloman,  Thongefässe  und  Bronzegegenstände  aus  der 
prähistorischen  Station  von  Velem-Szent-Vid.  (Ung.)  Archaeol.  Er- 
tesitö.    Bd.   17,  S.  290. 

Miske,  Coloman,  Nadeln  aus  der  Station  Velem-Szent-Vid.  (Com.  Vas.) 
(Ungar.)     Archaeol.     Ertesitö.     1898.     Bd.   18,  S.  25. 

Müllner,  A.,  Die  Bronzehelme  des  Laibacher  Museums.  Argo,  Zeitschr. 
f.  krain.  Landeskunde.     Nr.  2. 

Müllner,  A.,  Fund  einer  Bronzefibel  bei  Eisnern.     Argo.     Nr.  4. 

Müllner,  A.,  Fund  eines  Einbaumes  am  Moor  bei  Schwarzdorf.  Argo. 
Nr.  4  u.  5. 

Orosz,    G.,    Die   prähistorische   Kolonie   von   Kurjacska   Greda   bei  Kecsa. 

(Ung.)     Erdelyi  Müzeum.     1896.     Bd.   13,  S.  22  u.  62. 
Orsi,  P.,  Grotte-minier i  e  grotti-sepolcri  di  etä  antichissima  a  Montetabuto  e 

Monteracello   nel  com.  di  Ragusa.     Not.  d.  scavi,     S.  278. 
Pic,    J.    L.,    Bronzemassenfund    bei    Jenschowitz.      (Tschech.)      Pamätky 

archaeol.     Bd.  17,  S.  693. 
Pösta,    A.,    Gräber  heidnischer    Magyaren.     Ethnol.   Mitteil,  aus   Ungarn. 
Bd.  5,  S.  36. 


D.     Bibliographische  Übersicht.  j[g3 

Pösta,    Adalbert,    Urnenfriedhof   zu    Lovas-Bereny.     (Ung.)     Archaeo]. 

Ertesitö.     Bd.   17,  S.  304. 
Pulaski,   Kurgan  von   Popowka.     (Poln.)     Zbior    wiadomosci   do    antrop. 

Krajowej.     Bd.   17  u.    18. 
Reinecke,  P.,     Slavische   Gräberfunde   im   kroatischen   und   slowenischen 

Gebiete.     Verhandl.  d.  Berl.  anthropol.  Gesellsch.     Bd.  29,  S.  362. 
Reinecke,    Paul,    Denkmäler   aus   dem  Beginne   der  Hallstattperiode  in 

Ungarn.     (Ung.)     Arch.   Ertesitö.     Bd.   17,  S.  385. 
Reinecke,  P.,  Scythische  Altertümer  in  der  Bukovina.     Jahrb.  d.  Bukov. 

Landes-Mus.     Bd.  4,   1896. 
Richly,   Handwerkzeuge    eines    reisenden    Schmiedes    der    Bronzezeit    in 

Böhmen.     Mitteil.  d.  k.  k.  Centr.-Comm.     1896.     Bd.  22,  S.   121. 
Richly,  Allgemeine  Bemerkungen  über  urgeschichtliche  Verhältnisse  in  der 

südHchen  Hälfte  Böhmens.     Mitteil.  d.  k.  k.  Central-Comm.   1896.  Bd.  22, 

S.   181. 
Richly,  Kupferbeile   aus  Böhmen  und  Mähren.     Mitteil,  d,  k.  k.  Central- 
Comm.     1896.     Bd.  22,   S.  227. 
Rutar,    Hügelgräber  von  Brezje   bei    Königstein,    Krain.     Mitt.    d.    k.   k. 

Central-Comm.     1896.     Bd.  22,  S.  225. 
Semrau,  Bronze-Depotfunde  von  Czernowitz*     Verhandl.  d.  Berlin,  anthrop. 

Gesellsch.     Bd.  29,  S.  290. 
Temesväry,    J.,    Archäol.    Fund    der   Grafschaft    Szolnokdoboka.     (Ung.) 

Archaeol.  Ertesitö.     Bd.   17.  S.  433. 
Töth,  M.,    Urgeschichtlicher    Fund  in    Nagyvarad.      (Ung.)     Termeszettu- 

domänyi  Közlöny.     1896.     Bd.  27,  S.   150. 
Virchow,   R.,    Anthropologische  Exkursion   nach    Mähren.     Verhandl.    d. 

Berlin,  anthropol.  Gesellsch.     Bd.  29,  S.  331. 
Virchow,  R.,  Besuch  der  Höhlen   von  St.  Canzian  bei  Triest.     Verhandl. 

d.  Berlin,  anthropol.  Gesellsch.     Bd.  29,  S.  225. 
Weinzierl,    R.  v.,    Die    neolithische    Ansiedlung    bei   Gross  -  Czernosek. 

Mitteil.  d.  Wien,  anthropol.  Gesellsch.     Bd.  27,   S.  57. 
Weinzierl,    R.    v.,    Prähistorische    plastische    Thonfiguren    aus  Böhmen. 

Verhandl.  d.  Berl.  anthrop.  Gesellsch.     Bd.  29,  S.  246. 
Wosinsky,  M.,  Funde  aus  den  Gräbern  heidnischer    Magyaren    im    Kom. 

Tolna.     Ethnol.  Mittheil,  aus  Ungarn.     Bd.  5,  S.  228. 

s.    Italien. 

Anelli,  M.  A.,  Pullada,  stazione  neolitica  delle  morene  del  Benaco.     Lodi. 
Beiluc ci,  G.,  Contributo  alla  bibliografia  dell'  Umbria,  geologia  e  scienze 

affmi.     Perugia. 
Brizio,    E.,    Di   una   spada   di   bronzo   di  tipo   ad   antenne  della  prov.  di 

Ascoli  Piceno.     Not.  d.  scavi,  S.   135. 
Cara,    A.  de,   Gli    Hethei-Pelasgi  in  Italia.    La  Civiitä   cattolica.     Bd.    11 

u.  12,  Heft  1131,   1135,  1137  u.   1139. 
Cicco,  V.  di,   Antichitä   preromane    del  com.  di  Torre  del  Greco.   Arte  e 

Storia.     Bd.   16,  Nr.  8,  S.  61. 
Cordenons,  La  stirpe  votiva  aponense.     Bull,  di  paletnol.  ital.     Bd.   23, 

Nr.  10—12. 


;[g4  D.     Bibliographische  Übersicht.  ■§-. 

Crespellani,  A.,  Guida  al  museo  civico  di  Modena.     Modena,   108  S. 
Galani,  A.,  Relazione  sul  tema:  riconosciuto    che  la  paletnologia   e  parle 

deir  archeologia,  le  trattazioni  storiche,  come  non  possono  respingere  il 

sussidio  degli  archeologi,  cosi  conviene  che  tengano  ragione  dei  resultati 

ottenuti   dai    paletnologi    coli'    indagine   della   civiltä    italica  preromana. 

Roma.     Rend.  della  Soc.  rom.  d.  storia  patria.     1896. 
Gammurrini,  G.  F.,    Chiusi.     Nuove   iscrizioni    etrusche    e   latine.     Not; 

d.  scavi.     S.  254. 
Ghirardini,    II    sepolcreto   primitivo    di  Baldaria   presso  Cologna   Veneta. 

Bull,  di  paletn.  ital.     Bd.  23,  Nr.  7—9. 
Grion,  G.,  Scoperte  archeologiche   nel  comune  di  St.  Pietro   al  Natisone, 

Forum  Julii  (Cividale).     Nov.  20. 
Hörn  es,  M.,  Zur   prähistorischen   Formenlehre.     II,   4.     Über   altitalische 

Bronzefiguren    und    deren    kulturgeschichtliche    Bedeutung.      Mitteil.    d. 

prähistor.  Comm.  d.  K.  Akad.  d.  Wissensch.     Bd.   1,  Nr.  4. 
Holm,  A.,  Sopra  un  acropoli  pelasgica  esistente   nei  dintorni  di  Termini. 

Berlin,  philol.  Wochensch.     Nr.  25. 
Naue,   J.,     Grabfund    von   Sirolo    bei    Ancona.     Prähist.    Blätter.     Bd.  9, 

Nr.  5. 
Olöriz,    Fr.,    Estudio    de  una   calavera   antigua  perforada   por   un  clavo, 

encontrada   en    Italia.     Boletin    de  la  R.  Acad.   de   la  historia.     Bd.  31, 

S.  257. 
Orsi,  L'etä  della  necropoli  di  Castelluccio    in  prov.  di  Siracusa.     Bull,  di 

paletn.  ital.     Bd.  23,  Nr.  7  —  9. 
Orsi,    Nuove    esplorazioni    nella  necropoli    sicula    del    monte   Finocchito  i 

presso  Noto.     Bull,  di  paletnol.  ital.     Bd.  23,  Nr.   10  —  12. 
Orsi,  P.,  Esplorazioni   nella  grande   necropoli  sicula  del   secondo   perioda 

a  Cassibile,  comune  di  Siracusa.     Not.    degli  scavi.     S.  277. 
Orsi,  P.,  Necropoli  sicule   di  Licodia  Eubea,  del  quarto   periodo,   riferibili 

al   etä  tra  il  sec.  7.  ed  il  5.  av.  Chr.  Not.  d.  scavi,  S.  327. 
Orsi   e  Rizzo,    Nuovi  materiali  siculi  del  teritorrio   di  Girgenti.     Bull,  di 

paletnol.  ital.     Bd.  23,  Nr.  7—9. 
Pasqui,  A.,  Di  un  morso  equino   di  bronzo  scoperto  nel  territorio  del  co- 
mune di  Barbarano.     Not.  degli  scavi.     S.   137. 
Pasqui,   A.,   Palestrina.     Nuove  scoperte  nella  necropoli.   Not.  degli  scavi. 

S.  277. 
Patroni    e    Pigorini,     Bronzi    arcaici    di    Terra    di    Lavoro.     Bull,    di 

paletn.  ital.     Bd.  23,  Nr.  7—9. 
Patroni,  G.,  La  ceramica  antica  nell' Italia  meridionale.     Atti  dell'  Accad. 

di  archol.  etc.  di  Napoli.     Bd.   19,  Teil  2. 
Patroni,  G.,    Nuove   richerche   di   antichitä  nella  Lucania   e  nell'  Apulia. 

Not.  d.  scavi,  S.   163. 
Pellegrini,    A.,   Nota  sopra  un'  iscrizione  egizia  del  museo   di  Palermo. 

Atti  e  memorie  d.  Soc.  Sicil.  per  la  storia  patria.     Heft  3  u.  4. 
Ricci,  S.,  Golasecca.     Oggetti  d'ornamento    personale   in   bronzo,    corallo 

ed    ambra    provenienti    dell'    antica  necropoli   di  Golasecca.     Not.    degli 

scavi.     S.  243. 
Santarelli,    A.,    Oggetti    litici    provenienti    dalla    stazione    terramaricolÄ 

della  Bertarina.     Not.  d.  scavi.     S.  410. 


D.     Bibliographische  Übersicht.  ;[g5 

Santarelli,    A. ,    Oggetti    di    etä    preromana    raccolti    presso    Fiume    in 

prov.  di  Forli.     Not.  d.  scavi.     S.  411. 
Santarelli,   A.,    Armi   litiche    scoperte    nei  territorii  dei  comuni    di  Por- 

tico  e  Dovadola.  Not.  d.  scavi.     S.  412. 
Scotti,    L.,  La   terramara  Rovere  di  Caorso   nel  Picentino  e   gli   scavi  ivi 

eseguiti  nel  1896.     Not.  d.  scavi.     S.   132. 
Taramelli,     Tracce    delF    uomo     neolitico    in   Valle   di    Susa.      Bull,    di 

paletn.  ital.     Bd.  23,  Nr.  7—9. 

^.     Griechenland  und  seine  Inseln. 

Gärtringen,    Frh.    Hiller    v.     Die   archaische  Kultur  der  Insel  Thera. 

Berlin,  G.  Reimer. 
Hei  big,  W.,  Eiserne  Gegenstände  an  drei  Stellen   des  homerischen  Epos. 

Hermes.     Nr.   1. 
Heibig,  W.,  Sur  la  question  mycenienne.    Polybiblion.     Sept. 
Lechat,  H.,  Bulletin  archeologique.     Revue  des  etudes  grecques.     Bd.  10, 

Nr.  39. 
Myres,    J.  L.,    Copper    and    bronze    in    Cyprus    and    South-East   Europe. 

Journ.  of  the  anthrop.  Instit.     Bd.  27,  S.   171. 
Myres,  John,  Textile  impressions  on  an  early  clay  vessel  from  Amorgos. 

Journ.  of  the  anthrop.  Instit.     Bd.  27,  S.   179. 
Ridder,  A.  de,  Le  disque  homerique.    Revue  des  etudes  grecques.     Bd.  10, 

Nr.  39. 
Struck,  Entdeckung  einer  unterirdischen  Grabkammer  bei  Palatizza  (Mace- 

donien).     Globus.     Bd.  73,  Nr.   10. 
Wide,    S.,    Nachleben   mykenischer   Ornamente.     Mitteil.    d.    k.    deutsch. 

archäol.  Instit.  (Athen.  Abt.).     Nr.  3. 

Y].     Schweiz. 

Bourban,    Inscriptions   romaines   trouvees   ä  Ardon.     Melanges   d'hist.   et 

d'archeologie.     Societe  helvötique  de  St.  Maurice,  Valais.     Tome  I. 
Briere,  Ein  Goldring  aus  Courtilles,  Kanton  Waadt.     Anzeiger  f.  Schweiz. 
!       Altertumskunde.     S.  6 — 7. 

i    Dunant,  E.,    Note  sur  2  milliaires  de  Prevessin.     Anzeiger    für  Schweiz. 
Altertumskunde.     S.  86. 
Egli,  E.,   Zum  Goldring  aus  Courtilles.     Anzeiger  für  Schweiz.  Altertums- 
I       künde.     S.  35. 

I    Geikie,    The    prehistoric    rock  -  shelter    at    Schweizerbild.     The    Scottish 
I        geogr.  Magazine.     Sept. 
Hauser,  0.,  Das  Amphitheater  Vindonissa.     Stäfa,  E.  Gull    Buchdruckerei. 

1898. 
Heier li,  J.,  Nachträge  zur  archäologischen  Karte  der  Schweiz.     Anzeiger 

für  Schweiz.  Altertumskunde.     S.  2. 
Heierli,    J.,    Die    bronzezeitlichen    Gräber     der    Schweiz.      Anzeiger    f. 
Schweiz.  Altertumskunde.     Nr.  2,  S.  42;  Centralbl.  f.  Anthropol.     Bd.  2, 
S.  193. 
Heierli,    J.,    Die    ältesten    Gräber    in    der    Schweiz.      Globus,    Bd.    72, 
Nr.  16. 


;l3ß  D.     Bibliographische  Übersicht. 

Keller,  R.,  Das  Schweizerbild.     Biol.  Centrblbl.     Bd.   17,  Nr.  15,  S.  545. 

Mayor,  J.,  Trouvailles  recentes  ä  Geneve.  Anzeiger  für  Schweiz.  Alter- 
tumskunde.    S.  50. 

Michel,  J.,  Les  fouilles  sur  l'emplacement  des  anciennes  basiliques  de 
St.  Maurice.  Melanges  d'hist.  et  d'arch^ol.  Soc.  helv.  de  St.  Maurice. 
Tom.   1. 

Wahn  seh  äffe.  F.,  Die  prähistorische  Niederlassung  am  Schweizerbild 
bei  Schaffhausen.     Globus.     1898.     Bd.  73,  Nr.  9. 

Wellauer,  Th.,  Trouvaille  ä  Nyon.  Anzeiger  für  Schweiz.  Altertums- 
kunde.    S.   130. 

'9'.     Belgien. 

Goblet  d'Alviella,  Silex  neolithiques  et  paleolithiques  de  Court  -  Saint- 
Etienne.     Bull,  de  l'Acad.  Roy.  de  Bruxelles.     April.     S.  286. 

Loe,    A.    de,     Fouille    d'un    cimetiere     du    premier    äge   de    fer    ä    Biez  ] 
(Brabant).     Annales  de  la  Soc.  d'archeol.  de  Bruxelles.     1898.     Jan. 

i.     Fr  an  kr  eich.  iH 

Bordier,    Persistance    des    dolmes.     Bull,    de  la   Soc.    Dauphin,  d'ethnol.^ 

April. 
Bousrez,    L.,    L'Anjou    aux    äges  de  la  pierre   et  du  bronze.     InventaipeS 

des  monuments  megalithiques  de  Maine-et-Loire.     Paris,  F.  Alcan.  ' 

Cartailhac,    Les   torques  d'or   du  musee   de  Bordeaux.     L' Anthropologie. 

Bd.  8  Nr.  5,  S.  584. 
Champagne,  J.,  La  Station  magdalenienne  de  Trelissac.     Bull,  de  la  See. 

de  geogr.    com.  de  Bordeaux.     April   17.  ' 

Chauvet,  G.,  Stations  humaines   quaternaires  de   la  Charente   (1.   fouilles^ 

au  Merieux  et  ä  la  Quina).     Ruffec,  L.  Coquemard.  ] 

Eck,    A.,  Un    mot    sur    le    Magdalenien    et    le   Robenhausien  au  Perraux 

(Seine).     Bull,  de  la  Soc.  d'anthropol.  de  Paris.     Bd.  8,  S.  267. 
Gran  eiere,  A.  de  la,  Cachette  de  fondeur  decouverte  ä  Kerhon  en  Rou- 

douallec    (Morbihan).      Extr.    Bull,  de  la   Soc.    polymath.    de  Morbihan. 

Vannes,  Galle. 
Laville,    A.,    Station  prehistorique  de  Villeneuve-Triage  (Seine  -  et  -  Oise). 

Bull,  de  la  Soc.  d'anthropol.  de  Paris.     Bd.  8,  S.  212. 
Laville,    Mansuy    et    Verneau,     Stations    prehistoriques    des    Hautes- 

Bruyeres,  commune  de  Villejuif  (Seine).  L' Anthropologie.     Bd.  8,  S.  385. 
Le  Rouzic,  Z.,  Carnac  et  ses  monuments.     Morlaix,  Chevalier. 
Manouvrier,  L.,  Note  sur  les  cränes  humaines  quaternaires  de  Marcilly- 

sur-Eure  et  de  Brechamps.     Revue  mens,   de  l'Ecole   d'anthrop.     Bd.  7, 

S.  303. 
Mohylianski,  N.,  Note  sur  les  ossements   de   la  sepulture  n^olithique  de 

Livry-sur-Vesle.     Bull,  de  la  Soc.  d'anthrop.  de  Paris.     Bd.  8,  S.  129. 
Mo  r  tili  et,    A.    de,    Les    monuments    megalithiques    cristianises.      Revue 

mens,  de  l'Ecole  d'anthrop.  de  Paris.     Bd.  7,  S.  321. 
Mortillet,    G.  de,    Grottes  ornees,    de   gravures   et  de   peintures.     Revue 

de  l'Ecole  d'anthropol.  de  Paris.     1898.     Bd.  8,  S.  20. 
Nadailac,    de,    Megalithes    de    Loir-et-Cher.     Bull,  de  la  Soc.  d'anthrop. 

de  Paris.     Bd.  8,  S.  260. 
Ri viere,  E.,  La  grotte  de  la  Mouthe  (Dordogne).     Bull,  de   la  Soc.  d'an- 
throp. de  Paris.     Bd.  8,  S.  302. 


D.    Bibliographische  Übersicht.  Jgy 

Salmon,   Ph.,    Sepulture   de  Tage   du   bronze  ä  Saint-Fiacre   en  Melrand 

(Morbihan).     Rev.  mens,  de  l'Ecole  d'anthrop.  de  Paris  1898.     Bd.  8,  S.  101. 

Vauville,  Octave,  Cimetiere  gallo-romain  de  Soissons.  Bull,  de  la  Sog. 
d'anthrop.  de  Paris.     Bd.  8,  S.  290. 

%.     Die  iberische  Halbinsel. 

Apollinario,  M. ,  Grutas  do  Furadouro.  0  Archeologo  portugues. 
Nr.  3  u.  4. 

Bonsor,  Jorge,  Notas  arqueolögicas  de  Carmona.  Revista  de  archivos, 
bibhotheco  y  museos.     Nr.  5. 

Chabret,  A,  La  n^cropolis  saguntina.  Boletin  de  la  R.  Acad.  de  la 
historica.     Dez. 

Macineira  y  Pardo,  J.  G.,  Castros  prehistöricos  de  Galicia.  Rev.  critica 
de  historia  y  literatura  espanolas  etc.     Septbr. 

May,  F.  F.,  La  ceramica  de  Ciempozuelos  y  edad  de  la  pietra  pulimen- 
tada.  Nueva  estaciön  prehistorica  en  la  confluencia  del  Tajo  y  del  Ge- 
balo.     Boletin  de  la  R.    Academia  de  la  historica.     Mai. 

Melida,  Jose  Ramön,  La  arqueologia  iberica  e  hispano - romana  en 
1896.     Revista  de  archivos,  bibliotecas  y  museos.     Nr.  7. 

Melida,  J.  R.,  Los  anulatos  fenicios  de  Carmona.  Revista  critica  de  his- 
toria y  Hteratura  espanolas  etc.     Septbr. 

Nun  es,  J.  J.,  Gruta  do  Serro  do  Algarve.  0  Archeologo  portugues. 
Nr.  3  u.  4. 

X.     Russland. 

Appelgren,    Hj.,    Die   Äxte   aus   der   vorgeschichtlichen   Zeit   Finnlands. 

(Finnisch.)     Suomen  Musen.     S.   17. 
Appelgren,  Hj.,  Eine  Fibel  aus  der  Völkerwanderungsperiode,  gefunden 

auf  der  Insel  Tytärsaari  (Finnisch).     Suomen  Museo.     S.   75. 
Appelgren,  Hj.,  Ein  Brandgrab  auf  dem  Friedhofe  von  Yliskylä  im  Kirch- 
spiel Bjerno  (Gouv.  Abo).     (Finnisch.)     Finskt  Museum.     S.  60. 
Hackman,  A.,  Über  Leichenverbrennung  in  Böten  während  der  jüngeren 

Eisenzeit  in  Finnland.     (Finnisch.)     Finskt  Museum.     S.  66. 
Paasonen,    H.»    Sprachliche    Beiträge    zur   Kulturgeschichte   der   Finnen. 

(Finnisch.)     Suomi  Bd.  3,   13.     S.   1—49. 
Podczaszynski,  Funde  aus  einem  Tumulus  mit  Leichenbrand  im  Dorfe 

Demby    bei   Kaiisch.     (Poln.)     Zbior   wiadomosci   do  antropol.  Krajowej. 

Bd.  17  u.   18. 
Snellmann,  A.  E.,  Die  Altertümer  des  Härads-Laukaa.    2.  Teil.  (Finnisch.) 

Finska  Fornminnesför.  Tidskr.     Bd.  17,  S.   1. 
Takala,  E.  E.,  Die  Altertümer   des   finnischen  Teiles    des    Härads  Pietar- 

saari.     (Finnisch.)     Finska  Fornminnesför.  Tidskr.     Bd.   17,  S.   105. 
Vorgeschichtliche  Wege.     (Finnisch.)     Suomen  Museo.     S.  78—79. 

2.     Asien. 

Belck  und  Lehmann,  Chaldische  Forschungen.  7.  Zur  Frage  nach 
dem  ursprünglichen  Standorte  der  beiden  assyrischen  Inschriften  Sardurs, 
Sohnes  des  Lutipris.  Verhandl.  d.  Berlin,  anthrop.  Gesellsch.  Bd.  29, 
S.  302. 

Brüsselbach,  Palästina  -  Funde.  Nr.  1  und  2.  Crefeld,  G.  A.  Hohn 
(Komm.). 


183  D.     Bibliographische  Übersicht.  U^ 

Clay   Imman  figures  from  an  ancient  sepulchral  mound  in  Hitachi.     Journ. 

of  the  anthrop.  Soc.  of  Tokyo.     Nr.   137/138. 
On    some    Haniwa    objects,    recently    discovered    in  Musashi    and  Hitachi. 

Journ.  of  the  anthrop.  Soc.  of  Tokyo.     Nr.   137/138. 
Reinecke,  P.,  Über  einige  Beziehungen  der  Altertümer  Chinas   zu  denen 

des    skythisch  -  sibirischen   Völkerkreises.     Zeitschr.   f.    Ethnol.     Bd.  29, 

S.   141. 
R Osler,    E.,    Archäologische    Funde    in    Transkaukasien.      Verhandl.    der 

Berlin,  anthrop.  Gesellsch.     Bd.   29,  S.   209. 
Z  umoffen,  G.,  L'äge  de  la  pierre  en  Phenicie.     L'Anthropologie.     Bd.  8, 

S.  271   u.  426. 

3.     Afrika.  ^■ 

Bissing,    Fr.    W.   v..   Die   statistische   TaM    von  Karnak.      Leipzig,   J.  C. 

Hinrichs. 
Borchardt,    L.,    Ein    neuer    Königsname    der   ersten  Dynastie.      Berlin, 

G,  Reimer  (Komm.) 
Borchardt,    L.,    Über    das  Alter   der   Sphinx   bei  Gizeh.     Akad.  Schrift. 

Berlin. 
Flamand,    Note    sur  deux   pierres   ecrites  (Hadjva  Mektouba).     L'Anthro- 

pologie.     Bd.  8,  Nr.  3. 
Griffith,    Memoirs    of    the   archaeological   survey   of  Egypt.     Revue    crit. 

d'hist.  et  de  litterat.    Nr.   11. 
Hamy,    E.    T.,    Lage    de   pierre   au   Gabon.     Bull,   du  Musee  d'hist.  nat. 

Nr.  5. 
H  e  1  b  i  g ,  Ein  ägyptisches  Grabgemälde  und  die  mykenische  Frage.     Sitzber, 

d.    philos.-philol.    Gl.    d.    b.    Akad.    d.  Wissensch.  zu  München.     1896. 

Nr.  4. 
Henning,  Die  neuesten  Forschungen  über  die  Steinzeit  und  die  Zeit  der 

Metalle  in  Ägypten.     Globus.     Bd.  72.     Nr.  17. 
Kenyon,    F.  C.,  Deux  papyrus  grecs  du  British  Museum.     Revue  de  phi- 

lologie.     1897.     Nr.  1. 
Lenz,  Altarabische  Ruinenstättten  in  Maschonaland.     Mitt.   d.  geogr.  Ges- 

in  Wien.     Nr.  3  u.  4. 
Maspero,    G.,    La    table    d'offrende  des    tombeaux    egyptiens.     Revue  de 

rhist.  des  religions.     Nr.   1. 
Meyer,  P.,  Aus  ägyptischen  Urkunden.     Philologus.     Nr»   1. 
Petrie  e  Quibell,  Nagade  and  Ballas.     Revue  crit.  d'hist.    et  de  litterat. 

Nr.  7. 

Piehl,  K.,  Quelques  petites  inscriptions  provenant  du  temple  d'Horus  ä 
Edfou  traduites  et  annotees.    Upsala.     Leipzig,    0.  Harrassov^itz. 

Seton-Karr,  H.  W.,  Discovery  of  the  lost  flint  mines  of  Egypt.  Journ. 
of  the  anthrop.  Inst,  of  Great   Britain.  Bd.  27,  S.  90. 

Seton-Karr,  Further  discoveries  of  ancient  stone  implements  in  Somali- 
land.    Journ.  of  the  anthrop.  Inst,  of  Great.  Britain.     Bd.  27,  S.  93. 

Wilcken,  U.,  Die  griechischen  Papyrusurkunden.     Berlin,  G.  Reimer. 

Winslow,  The  graeco-roman  brauch  of  the  Egypt  exploration  fund.  Amer. 
Antiquarian.     Bd.   19,  Nr.  4. 


D.     Bibliographische  Übersicht.  ;189 

4.     Amerika. 
Allgemeines. 

Grabowsky,  Die  Technik  der  Uramerikaner  bei  der  Bearbeitung  der 
Steine.     Globus.     Bd.  72,  Nr.   19. 

Nord-Amerika. 

Gunckel,    Lewis,    Ruins    and    picture  writings    in    the    Canons    of   the 

McElmo  and  Hovenweep.     American  Antiquarian.     Bd.   19,  Nr.  4. 
Hodge,   F.  W.,  The  verification  of  a  tradition.     Amer.  Anthropol.     Sept. 
Hodge,    F.  W.,    The    Enchanted    Mesa.     Nat.    geogr.    Magazine.     Bd.    8, 

Nr.   10. 
Laidlow,    Aboriginal    remains     of    Balsam     Lake.       The    Amer.    Antiq. 

Mai-Oct. 
Mindeleff,  Cosmos,  The    repair   of  Casa  Grande  ruin,   Arizona.     15th. 

annual  Report  of  the  Bureau  of  Ethnology,  1893—94,  S.  321.     Washington, 

1897. 
Mindeleff,    Cosmos,    Cliff    ruins    of    Canyon    de    Chelly,  Arizona,   16th. 

Annual  Report  of  the  Bureau  of  Amer.  Ethnol.     S.  79. 

Mittel-Amerika. 

Farrington,  0.  C,  Observations  on  Popocatepetl  and  Iztaccihuatl.     Field 

Columbian  Museum.     Public.  Nr.   16.    Chicago. 
Holmes,  W.,  Archaeological  studies  among  the  ancient  Cities   of  Mexico. 

II.  Monuments  of  Chiapas,  Oaxaca  and  the  Valley  of  Mexico.     Field    Co- 
lumbian Museum.     Nr.   16. 
Mercer,    B.   Henry,    Cave    hunting    in    Yucatan.      Technology    quaterly. 

Bd.  10,  Nr.  4.     Dez. 
Niven,  W.,  Omitlan,  a  prehistoric  city  in  Mexico.     American  Antiquarian. 

Bd.   19,  Nr.  4. 
Saville,    M.  H.,    An    ancient  figure    of   terra    cotta    from    the   valley    of 

Mexico.     Bull,  of  Amer.  Mus.  of  nat.  bist.     Bd.  9^  Aug. 
Seier,  Die  Tempelpyramide  von  Tepoztlen.    Globus.    Bd.  73,   1898.    Nr.  8. 
Starr,  Fr.,  The  little  pottery   objects   of  lake  Chapala,   Mexico.     Chicago 

1897;  Globus.     Bd.  72,  Nr.   15. 

Süd-Amerika. 

Ambrosetti,  Juan  B.,  Notas  de  arqueologia  Calchaqui.  I.  Idolos  fune- 
ravios.  II.  Idolo  de  significaciön  incäsica.  III.  Amuletas  ö  ex-votos 
para  el  buen  parto.  IV.  Amuletos  para  el  amor.  V.  Idolos  femeninos 
de  piedra  j  la  pacha  mama?  VI.  Idolo  tangatanga.  VII.  Vasos  votivos 
antropomorfos.  Bol.  del  Inst,  geogr.  Arg.  1896.  Bd.  17,  Nr.  7 — 9, 
S.  415.  VIII,  Representaciones  de  tigres.  IX.  Vasos  ornitomorfos. 
X.  Illas  ö  amuletos  para  los  animales.  XL  Figuras  zoomorfas,  ibidem 
Nr.  10—12,  S.  527.  XII.  Divinidad  Catequil  (?).  XIIl.  Morteros  zoo- 
morfos  de  piedra  ibidem  1897,  Bd.   18,  Nr.  4—6,  S.  351. 

Ambrosetti,  Juan  B.,  La  antigua  ciudad  de  Quilmes  (valle  Calchaqui). 
Bol.  del  Inst,   geogr.  Arg.     1897.  Bd.  18,  Nr.   1—3,  S.  33. 

Ambrosetti,  Juan  B.,  Los  monumentos  megaliticos  del  valle  de  Tafi 
(Tucumän).    Bol.  del  Inst,  geogr.  Arg.     1897.    Bd.   18,  S.   105. 


;[90  D.     Bibliographische  Übersicht. 

Holmberg,    E.  L.,    Restauracion   de   vasos.   Apuntes  arqueolögicos.     Rev. 

del  jardi'n  zoolog.   de  Buenos  Ayres.      1895.    Tomo   1,  p.   57 — 61,  { 

Lista,    Ramön,    Exploraciones    antiguas    en    la    Patagonia.     Anal,  de  la 

Soc.  scient.  Arg.    1896.    Bd.  42,  S.   131. 
Lynch  Arribalzaga,  Felix,    Las    urnas    funerarias  y    la    chicha.      Rev. 

del  jardin  zool.  de  Buenos  Ayres.     1895.     Tomo   1,  p.   187—192. 
Perez,    Canto  C. ,    Un  ustensilio  de  cobre   del  antiguo  Peru.     Actes   de 

la  Soc.  scient.  du  Chili.      1895.     Bd.  5,  p.  31. 
Quiroga,  Calchaqui-Altertümer.     Globus.     Bd.   72,  Nr.   10. 


Südamerikanische  Bibliographie. 

(1895—1897.) 
Zusammengestellt  von  Dr.  med.  et  phil.  Lehmann-Nitsche  in  La  Plata. 

Ambrosetti,    Juan   B.,    Los  indios  Kaingangues   de  S.  Pedro  (Misiones). 

Rev.  del  jardin  zoolog.  de  Buenos  Ayres.     1895.     Bd.  2,  S.  305—387. 
Ambrosetti,  Juan  B.,  Materiales  para  el  estudio  del  Folk-lore  misionero. 

Rev.  del  jardin  zoolog.  de  Buenos  Ayres.     1895.     Bd.  1,    S.    129—160. 
Ambrosetti,    Juan    B.,    Apuntes  para  un  Folk-lore  argentino    (Gaucho). 

L  El  sapo,  II.  Veterinaria   campestre,   III.  Supersticiones  diversas.     Rev. 

del  jardin  zoolog.  de  Buenos  Ayres.     1895.     Bd.   1,  S.  367—387. 
Ambrosetti,   Juan   B.,  Materiales   para    el  estudio  de  lenguas  del  grupo 

Kainf^angue.     (Alto  Paranä.)     Bol.  de  la  Ac.  nac.  de  cienc.  de  Cordoba. 

Cordoba.     1896.     Bd.  14,  S.  331—383. 
Ambrosetti,   Juan  B.,  El  simbolo  de  la  serpiente   en  la   alfareria  fune- 

raria    de     la    regiön     Calchaqui.      Bol.    del    Inst.    Geogr.    Arg.       1896. 

Bd.   17,  Nr.  4—6,  S.  219—230. 
Ambrosetti,  Juan  B.,  La  leyenda  del  Yaguarete-abä   (el   indigo   tigre)  y 

sus    proyecciones    entre    los    guaranies,    qufchuas   etc.     Contribuciön  al 

estudio  del  Folk  -  Lore  comparado.     Anal,  de  la  Soc.  cient.  Arg.     1896. 

Bd.  41,  S.  321. 
Ambrosetti,  Juan   B.,    Costumbres   y  supersticiones   en   los    valles    Cal- 

chaquies    (Provincia    de    Salta);    contribuciön    al    estudio    del  Folk-Lore 

Calchaqui.     Anales  de  la  Soc.  cient.  Argentina.     1896.     Bd.  41,  S.  41. 
Ambrosetti,  Juan,  B.,  Industria  vinicola  de  Salta.     Bol.  del  Inst,  geogr. 

Arg.     1896.     Bd.   17.     Nr.   10—12,  S.  645. 
Barr  OS,  Grey  D.,    El  dios  Viracocha.     Actes  de  la  Soc.  scient.  du  Chili, 

1895.     Bd.  5,  S.   198. 
Biblioteca  Peruana.     Apuntes  para  un  catälogo  de  impresos.     I.  Libros 

y  folietos  Peruanos    de    la    Biblioteca    del    Instituto   Nacional.     Santiago 

de  Chile,  Imprenta  Cervantes.     1896. 
Biblioteca  Peruana,  Apuntes  para  un  catälogo  de  impresos.     II.  Libros 

y  folietos  Peruanos  de  la  Biblioteca  nacional  y  notas  bibliogräficas.     San- 
tiago de  Chile,  Imprenta  y  encuadernaciön  Barcelona.     1896. 
Boggiani,    Guido,    Apuntes  sueltos    de    la  lengua    de    los  Indios  Cadu- 

veos.     Bol.  del  Inst,  geogr.  Arg.     1897.     Bd.   17,  Nr.  4—6,  S.  367. 
Dassen,  Claro  C.     El  juego  del  nudo  gordiano.     An.   de   la  Soc.  cient. 

Arg.     1897.     Tom.  44,  S.  337—374. 


D.     Bibliographische  Übersicht.  \(^\ 

Delgado,    Eulogio,    Vocabulario    del    idioma  de  las  tribus  Campas    (con- 

tinuaciön  y  conclusiön).     Boletin  de  la  Soc.   Geogr.  de  Lima.     Jahrg.  6, 

ßd.  6,  April   1896  bis  März   1897.     S.  96—105,    230—240,  347—356, 

393—396. 
Eguigüren,  Victor,  Demografia  y  estadistica  de  Piura.     Bol.  de  la  Soc. 

geogr.    de    Lima.     Jahrg.    6,    Bd.  6,    S.   282—294);    Jahrg.    7,    Bd.    7, 

S.  21. 
Gautier,    F.,    Sur   une   certaine    argile  blanche    que  mangent  les  indiens 

de   Bolivie.     Actes   de   la   Soc.    scient.    du    Chili.     1895.     Bd.  5,    S.    85 

bis  86. 
Holmberg,  E.  L.,  Munaysapa  (palabra  quichua   por   ,,favorita").     Lo   que 

dice    un   fragmento    de  vaso  calchaqui.     Apuntes  arqueolögicos  IL     Rev. 

del  jardi'n  zoolög.  de  Buenos  Ayres.     1895.     Bd.   1,  S.   102 — 115. 
Kalb,  Courtenay  de,    Los  indios  Sumus  de  Nicaragua.     Bol.  de  la  Soc. 

geogr.  de  Lima.     Jahrg.  6,  Bd.  6.     Jan. -März   1897.     S.  390—392. 
Kermes,  Enrique,      Tejidos   pampas.     Rev.   del  jardin  zool.     de  Buenos 

Ayres.     1895.     B.   1,  S.   178—187. 
Kermes,  Enrique,  Vida  familiär  de  los  Pampas.     Apuntes  etnicos.     Rev. 

del  jardin  zoolög.  de  Buenos  Ayres.     1895.     Bd.   1,  S.  206—210. 
Koslov^^sky,  Julio,  Tres   semanes   entre   los   Indios    Guatös.      Excursiön 

efectuada    en     1894.     Rev.     del    Museo    de    La    Plata.     1895.     Bd.    6, 

S.  221—252. 
Koslowsky,    Julio,  Algunos   datos   sobre  los   Indios  Bororös.     Rev.    del 

Museo  de  la  Plata.     1895.    Bd.  6,  S.  373—412. 
Mexla,  Mateas  Ramos.     Las  leyes  de  la  vida.    Aplicaciön  cientifica  que 

de  ellas  Micieron    sus    primeros   descubridores.     Rev.    del  jardin  zoolög. 

de  Buenos  Ayres.     1895.     Bd.   1,  S.  257 --337. 
Mitre,  Bartolome,  Lenguas  americanas.      Estudio    bibliogräfico  -  lingüis- 

tico  de  las  obras  de  P.  Luis  de  Valdivia    sobre    el  Arancano  yel  Allen- 

tiak,  con  un  vocabulario  razonado  del  Allentiak.     Rev.    del  Museo    de  La 

Plata.     1895.     Bd.  6.  S.  45—100. 
Murin 0,    A.,    Demograffa    de    Montevideo.     Actes   de   la  Soc.   scient.   du 

Chili.     1896.     Bd.  6,  S.  60. 
Nina,    Rodriguez,    0  animismo  fetichista  dos  negros  bahianos.     Revista 

brazileira.     Jahrg.  2  u.  3,  Bd.  6  u.  7.     Rio  de  Janeiro.     1896/97. 
össuna,    Manuel   de,    El    problema    de    la  Atläntida  y    Geologia   de  la 

regiön  de  Araga    (Islas    Canarias).     Bol,  del  Inst,    geogräf.  Arg.     1897. 
:  Bd.  18,  S.  522—528. 
Patron,  Pablo,  La  rais   ,,Chi"    en  varias  lengues    de  America.     Bol.  de 

la  Soc.  geograf,  de  Lima.     Jahrg.  7.     Bd.  7.     1897.     S.  26—40. 
Pelleschi,  Juan,  Los  Indios  Matacos  y  su  lengua.     Bol.  de  Inst,   geogr. 

Arg.     1896.     Bd.   17,  Nr.  10—12,  S.  559—622.     Bd.   18,   1897,  Nr.  4 

bis  6,  S.  173—350. 
Philipp! ,  R.  A.,  Description  de  los  idoles  peruanos.     Annales  del  Museo 

nacional  de  Chile.     Santiago  1895. 
Quevedo,    A.   Lafone,    Arte   y  vocabulario   de  la  lengua   Toba,   por   el 

padre  Alonso    Bärcena    S.  J.  (Manuscrito    en    la    biblioteca    del  General 

Mitre),  con  un  lexicon  toba-castellano  y  otras  piezas.     Rev.  del  museo  de 

La  Plata.     1896.     Bd.  7,  S.   189—262. 
Quevedo,  S.  A.  Lafone,  Lenguas  argentinas.      Idioma  Abipon.     Ensayo 

fundado  sobre  el  ,,De  Abiponibus"  de  Dobrizhoffer  y  los  manuscritos  del 


j^g2  D«     Bibliographische  Übersicht. 

Padre  J.  Brigniel,    S.  J.     Bol.  de  la  Acad.  nac.   de  cienc.    en    Cordobst 
1896/97'.     Bd.   15,  S.  5—200,  253—420. 
Quevedo,    S.    A.   La  föne,    Tesoro   de  Catamarquefiismus    con   etimologfa 
de    nombres    de    lugar    y    de    persona    en    la   antigua  provincia  de  Tu- 
cumän.     Anal,    de   la    Soc.  cient.  Arg.     Bd.  42,   1896,  S.  278,  Bd.  43, 
1897,  S.  32,  73,  148,   172,  241,  289,  Bd.  44,  1897,   S.  39,   154,  260, 
310  u.  383. 
Quevedo,  S.  A.  Lafone,  Lenguas  argentinas.  Grupo    „Guaycurü-Mocovi" 
del  Chaco.     Idioma  Mbraya,    Uamado  „Guaycurü-Mocovi",   segün   Hervas, 
Gilii  y  Castelnau.     Anal,  de  la  Soc.  cient.  Arg.     Bd.   41,    1896,  S.  339, 
Bd.  42,   1896,  S.  44,   145. 
Quevedo,  S.  A.  Lafone,   Lenguas   argentinas.     Grupo  Mataco-Mataguayo 
del  Chaco.     Dialecto  Vejoz:  Vocabulario  y  Apuntes  M.  S.  d'Orbigny  con 
Introducciön,   Notas   etc.      Bol.    del    Inst,    geogr.    Arg.     1896.   Bd.  17, 
Nr,  4—6,  S.   121. 
Quevedo,    S.    A.    Lafone,    Los    indios    Matacos    y    su    lengua    por    el 
P.  Joaquin    Remedi  Ord.    Seraf.    misionero    apostölico    con  vocabularios 
ordenados.       Bol.   del.    Inst,    geogr.    Arg.      1896.    Bd.    17,    Nr.    7—9, 
S.   131. 
Quevedo,  S.  A.  Lafone,  Los  indios  Chanases   y  su  lengua  con   apuntes 
sobres   los   Querandies,   Yaros,   Boancs,  Güenoas  o  Minuanes   y  un  mapa 
etnico.     Bol.  del.  Inst,  geogr.  Arg.     1897.     Bd.   18,  Nr.   1—3,  S.  115. 
Quevedo,  S.  A.  Lafone,    El    nombre  ,,Rio  de  La  Plata"    y  los    „come- 
dores    de    carne    Munana"    ä    la    lus    de    documentos    recolectados  por 
M.  R.  Trelles.     Bol.  del  Inst,  geogr.  Arg.     1897.     Bd.  18,  S.  529—540. 
Quiroga,    A.,   Escursiones   por   Poman   y   Tinogasta.     Valles   de  Abaucan 
(Provincia    de  Catamarca).     Bol.    del.  Inst,  geogr.   Arg.     1896.    Bd.  17, 
Nr.   10—12,  S.  499. 
Quiroga,  Adän,  Folk-lore  Calchaqui.     Bol.  del  Inst,  geogr.  Arg.     1897. 

Bd.  18,  S.  548—574. 
Sampaio,  Theodor,  Conferencias  sobre  Anchieta.     Sao  Paulo  no  tempo 
do  Anchieta.   —    General   Conto  de  Magalhäes.  —   Anchieta,  as  ragas  e 
linguas  indigenas.  —  Sao  Paulo  1897. 
Vergara,  L.  Flores,   ün  cräneo  sifilitico  de  indigena.  —  Murillo,  A.,  Re- 
flexions  ä  ce  propos.     Actes  de  la  Soc.  scient.  du  Chili.      1895.    Bd.  5 
S.  92—95. 
Villär,  Leonardo,     Caracteres   de    las    lenguas    americanas    en   general 
y  de    da   Keschua    en    particular.       Bol.    de    la    Soc.    geogr.    de    Lima. 
Jahrg.  6,  Bd.  6.     Jan.-März  1897,  S.  444—460. 
Villär,  Leonardo,    Analogias    lexicas    entre    la    Keschua  y  las   lenguas 
ultra  -  continentales.    Bol.   de  la  Soc.  geogr.    de  Lima.     Jahrg.  6,  Bd.  6. 
1896.    April-Juni.     S.   105—116. 
Villär,    Leonardo,    Analogias    lexicas   y  grammaticales   de    la    Keschua 
con    otras    lenguas     americanas.      Bol.    de    la    Soc.    geogr.    de    Lima. 
Jahrg.  6,    Bd.   6.     1896.    Oct.-Dec.    S.  329—347. 

Um  Einsendung  von  Separatabdrücken,  Abhandlungen  etc.  an  den  Heraus- 
geber v^ird  gebeten. 

Einsendungen  für  die  Redaction  sind  zu  richten  an  den  Herausgeber 
Dr.  Buschan,  Stettin,  Friedrich-Carlstrasse  7^. 


Centralblatt 

Anthropologie  j  Ethnologie  und  Urgeschichte. 

Herausgegeben  von  Dr.  phil.  et  med.  G.  Bnschan. 
J.  ü.  Kern's  Verlag  (Max  Müller)  in  Breslau. 

3.  Jahrgang.  Heft  3.  1898. 

A.    Originalarbeit. 

Die  Beziehungen  zwischen  Kriminal -Anthropologie,  gericht- 
licher Medizin  und  Psychiatrie. 

Von  Prof.  Dr.  A.  Zuccarelli  in  Neapel. 

Obgleich  die  Kriminal-Anthropologie  mit  der  gerichtlichen  Me- 
dizin und  der  Psychiatrie  viele  Berührungspunkte  bietet,  darf  sie 
doch  weder  mit  der  einen,  noch  mit  der  anderen  verquickt  werden, 
sie  ist  vielmehr  eine  selbständige  Wissenschaft  und  muss  dieses 
auch  im  Unterricht  sein.  —  Die  gerichtliche  Medizin,  um  auf  diese 
zunächst  zu  sprechen  zu  kommen,  steht  zur  Kriminal-Anthropologie 
in  demselben  Verhältnis,  wie  zu  den  anderen  Disziplinen.  Als 
Wissenschaft  mit  besonders  praktischen  Zwecken  stellt  sie  in  den 
Dienst  des  Gerichts  in  gleicher  Weise  die  Erfahrungen  der  Kriminal- 
Anthropologie ,  wie  sie  selbst  die  Resultate  der  Chemie,  Physik, 
chirurgischen  und  klinischen  Pathologie,  der  Geburtshilfe,  patho- 
logischen Anatomie,  Bakteriologie  u.  a.  m.  sich  zu  Nutze  macht,  und 
wie  bei  diesen  Wissenschaften,  so  darf  man  auch  nicht  bei  jener  mit  der 
Anwendung  der  Resultate  zu  einem  gegebenen  Zweck  die  Summe 
von  Grundsätzen,  Untersuchungen,  Kenntnissen  und  konkreten  Lehren 
zusammenwerfen,  eine  Summe  von  Einzelheiten,  die  eben  das  Wesen 
einer  jeden  von  ihnen  zusammensetzt.  Diese  Thatsache  liegt  so 
klar  auf  der  Hand,  dass  es  wohl  keiner  weiteren  Erläuterung 
bedarf. 

Was  weiter  die  Psychiatrie  betrifft,  so  hat  die  Kriminal- Anthro- 
pologie mit  dieser  im  besonderen  die  Methoden  der  klinischen  Be- 
obachtung und  der  Beurteilung  der  psychischen  Störungen  gemein, 
wie  sie  es  ebenso  mit  der  speziellen  klinischen  Pathologie  und 
der  speziellen  Neuropathologie  bezüglich  der  Methoden  klinischer 
Beobachtung  und  Feststellung  gewöhnlicher  funktioneller  Störungen 
thut.  —  Aber  besteht  Kriminal- Anthropologie  ausschliesshch  hierin? 

Centralblatt  für  Anthropologie.    1898.  13 


I 

194  A.     Originalarbeit.  ^ 

Sicherlich  nicht.  Das,  was  sie  vielmehr  vor  allem  spezifisches  und 
grundlegendes  hat,  ist  das  direkte,  ausgebreitete  und  detaillierte 
Studium  der  anthropologischen  Morphologie,  sowohl  der  indivi- 
duellen, als  auch  der  ethnischen,  der  externen  und  internen,  sodass 
sie  die  Bezeichnung  „Naturwissenschaft  vom  Verbrecher"  verdient. 
In  solchem  Falle  entlehnt  sie  ihre  Beobachtungs-Methoden  und  Mittel 
von  der  allgemeinen  oder  eigentlichen  Anthropologie;  sie  schöpft 
ferner  reichlich  aus  der  vergleichenden  Anatomie  und  Physiologie 
behufs  onto-  und  phylogenetischer  Feststellung  der  verschiedenen 
anatomischen  Formen  und  Entwickelungs-Zustände;  sie  bedient  sich 
ferner  der  allgemeinen  Pathologie  und  pathologischen  Anatomie  be- 
hufs Feststellung  und  Beurteilung  der  Zustände  auf  der  Basis  ge- 
wöhnlicher allgemeiner  Krankheits  -  Zustände  und  solcher  infolge 
von  abnormer  Entwickelung  und  Rückschlag  auf  Vorfahren-Zustände. 
Weiter  diese  Dinge  auszuführen  ist  für  Fachleute  überflüssig.  Es 
wird  genügen,  wenn  ich  daran  erinnere,  welches  Interesse  und  welche 
Ausdehnung  in  der  jüngsten  Zeit  einzelnen  dieser  morphologischen 
Untersuchungen  zukommt,  z.  B.  über  die  überzähligen  Schädel- 
knochen, das  Os  bregmaticum,  die  Ossa  parietalia  und  praeparie- 
talia,  die  Anomalien  des  Gaumens  und  der  Zähne,  die  Entwickelung 
des  dritten  Molarzahnes  u.  a.  m.;  es  wird  genügen,  wenn  ich  an 
die  verschiedenen  Theorien  und  Erklärungs  -  Versuche,  die  weit- 
gehenden Erörterungen  und  Nachprüfungen,  sowie  die  leidenschaft- 
lichen Diskussionen  erinnere,  um  den  Leser  zu  überzeugen,  dass 
die  Kriminal  -  Anthropologie  ein  weites  selbständiges  Arbeitsgebiet 
eröffnet,  das  sich  immer  mehr  vergrössert  und  sich  von  dem  der 
Psychiatrie  und  anderer  Disziplinen  trennt,  die  sie  nur  unter- 
stützen und  vervollständigen.  Indessen  ist  es  damit  noch  nicht  genug. 
Es  giebt  noch  eine  ganz  besondere  Symptomatologie,  die  ausser- 
halb des  Bereiches  der  Irren-  und  Krankenhäuser  liegt  und  die 
man  in  den  Gefängnissen,  Schlupfwinkeln  des  Elends,  Prostitutions- 
häusern und  in  den  niedrigsten  sozialen  Schichten  der  mensch- 
lichen Gesellschaft  studieren  muss  (Palimsesti,  Rotwelsche  Sitten 
und  Gebräuche  der  Camorra,  Maffia  etc.).  Hieran  schliesst  sich  ein 
ausgedehntes  Studium  der  Ätiologie  und  im  besonderen  der  zahl- 
reichen, gewichtigen  und  komplexen  ätiologischen  sozialen  Momente, 
nicht  nur  als  Basis  für  die  Diagnose,  Prognose  und  Behandlung 
des  Individuums  und  der  Familie,  sondern  auch  vor  allem  in  pro- 
phylaktisch -  sozialer  Absicht,  um  die  Ursachen  und  die  Vorgänge 
der  kriminellen  Entartung  klarzulegen,  auf  die  wirksamen  Präventiv- 
maassregeln  zu  achten,  die  Ursachen  zu  bekämpfen  und  so  zu 
richtigen  ethisch -erzieherischen,  ökonomischen,  politischen,  juristi- 
schen und  detentiven  Maassnahmen  zu  gelangen.     Von  dieser  Seite 


B.     Referate.     1.    Anthropologie.  195 

her  bietet  die  Kriminal-Anthropologie  mehr  als  jede  andere  Wissen- 
schaft eine  enge  Verquickung  mit  den  Wissenschaften  der  Ethik, 
Jurisprudenz  und  Soziologie.  Es  ist  dieses  ein  anderes  spezielles 
und  eigenartiges  Gebiet  von  sehr  hoher  Wichtigkeit,  das  keineswegs 
besonderer  und  hauptsächlicher  Gegenstand  der  Psychiatrie,  noch 
einer  anderen  verwandten  Wissenschaft  sein  kann,  vielmehr  der 
Kriminal  -  Anthropologie  ein  spezifisches  Gepräge  sui  generis  auf- 
drückt. 

Aus  allen  diesen  Gründen  darf  die  Kriminal- Anthropologie  nicht 
mit  der  Psychiatrie  zusammengeworfen,  noch  verwechselt  werden; 
noch  weniger  kann  sie  als  Unterabteilung  derselben  aufgefasst 
werden.  Und  da  dies  in  ihrem  Wesen  ist,  so  muss  sie  es  auch  be- 
züglich des  Unterrichts  sein.  Daher  trage  ich  kein  Bedenken, 
folgende  Grundsätze  aufzustellen: 

1.  Trotzdem  die  Kriminal  -  Anthropologie  auf  dem  Gebiete  der 
Verwandtschaft  und  Zusammengehörigkeit,  wodurch  heutzu- 
tage alle  Wissenschaften  miteinander  verbunden  werden, 
Methoden  und  Ergebnisse  anderen  Zweigen  der  verschie- 
densten Disziplinen  entleiht,  bietet  sie  nicht  minder  diesen 
ebenfalls  solche  dar,  indem  sie  eine  Wissenschaft  für  sich  mit 
eigenen  Grundsätzen,  eigenem  Felde  für  Untersuchungen  und 
einem  ganz  besonderen  Zweck  bildet,  die  sie  keineswegs  für 
eine  denselben  untergeordneten  Zweig  zu  halten  gestatten. 

2.  Da  die  Kriminal-Anthropologie  eine  wissenschaftliche  Einheit 
darstellt,  so  muss  sie  eine  solche  auch  im  Unterricht  sein, 
und  darf  dementsprechend  auch  einen  eigenen  Lehrstuhl  be- 
anspruchen. 

3.  Bezüglich  ihrer  Stellung  wird  die  Kriminal-Anthropologie  am 
besten  zwischen  die  Biologie  und  Soziologie   zu  stellen  sein. 


ß.    Referate. 

I.    Anthropologie. 

a.    Allgemeines. 

136.  B/.  Munro:    Prehistoric  problems   being  a   selection  of 

essays  on  the  evolution  of  man  and   other  controverted 

Problems   in  anthropology   and  archaeology.    Edinburgh 

and  London,  W.  Blackwood  &  Sons.     1897.     371   S.,    8  Tafeln, 

150  Abbildungen. 

Verf.  hat  in  diesem  Werk    eine  Anzahl  Arbeiten    gesammelt,    die    er 

seit  einigen  Jahren  in  verschiedenen   Gesellschaften   vorgetragen   hat.     Die 

13* 


l^^  B.     Referate.     1.    Anthropologie. 

meisten  sind  umgearbeitet  und  vervollständigt  worden.  Nach  einem  ein- 
leitenden Kapitel  über  die  Fortschritte  der  Anthropologie  kommt  eine  Er- 
örterung des  Einflusses  der  stehenden  Haltung  auf  die  körperliche  und 
geistige  Enwickelung  des  Menschen,  dann  eine  Zusammenstellung  der 
wichtigsten  Funde  vom  fossilen  Menschen,  endlich  ein  Kapitel  über  die 
Zwischenstufen  zwischen  Menschen  und  Tier.  In  seinen  Schlussbetrach- 
tungen hebt  Verf.  nochmals  hervor,  dass  die  aufrechte  Haltung  frühzeitiger 
gewesen  sein  muss,  als  die  Entwicklung  des  Gehirns. 

Der  urgeschichtliche  Teil  enthält  Kapitel  über  die  Trepanation  und 
die  Amulette  aus  Schädelfragmenten,  über  die  prähistorischen  Biber- 
und  Otterfallen,  die  knöchernen  Schlittschuhe,  die  nach  Verf.  Ansicht  nicht 
prähistorisch  sind,  sondern  von  den  alten  germanischen  Stämmen,  welche 
die  Ufer  der  Nordsee  bewohnten,  erfunden  und  später  nach  Gross-Britannien 
eingeführt  worden  sind;  endlich  über  die  Feuerstein-  und  metallenen 
Sägen  und  Sicheln ;  zahlreiche  Abbildungen  veranschaulichen  hier  den  Über- 
gang vom  Stein-  zum  Bronze-  und  dann  zum  Eisenwerkzeuge.  Die  Fach- 
leute werden  in  diesem  höchst  interessanten  W^erke  eine  Fülle  wertvoller 
Angaben  über  alle  die  erörterten  Fragen  finden.        Dr.  L.  Laloy-Paris. 

b.     Somatische  Anthropologie. 

137.  Zanke:  1.  Über  Messung  des  Schädel  -  Innenraumes. 
2.  Hirngewicht  und  Schädel-Innenraum.  Neurologisches 
Centralblatt.  1897.  Bd.  XVI,  S.  488—491  u.  881-887. 
In  dem  ersten  Aufsatze  beschreibt  Zanke  seine  Verfahren,  den  Inhalt 
der  Hirnkapsel  an  der  Leiche,  am  aufgesägten  und  am  nicht  eröffneten 
trockenen  Schädel  zu  bestimmen.  Bei  der  Leiche  nimmt  er  das  Schädel- 
dach in  der  üblichen  Weise  ab  und  lässt  in  diesem  und  dem  Schädel- 
grunde die  harte  Hirnhaut  zurück,  von  der  er  das  Kleinhirnzelt  abschneidet, 
ohne  den  queren  Blutleiter  zu  verletzen.  Wird  letzterer  aber  eröffnet,  so 
muss  das  Loch  mit  Watte  verstopft  werden.  Nachdem  der  Rückenmarks- 
kanal mit  Wasser  angefüllt  worden,  giesst  man  aus  einem  mit  Teilung 
versehenen  Glase  in  den  unteren  und  oberen  Teil  des  Schädels  Wasser 
bis  zur  wagerecht  gehaltenen  Schnittfläche  und  erfährt  durch  Zusammen- 
zählen der  beiden  Inhalte  die  Grösse  des  Schädel-Innenraumes.  Diese 
Ausmessung  wird  zur  Kontrolle  2 — 3  mal  vorgenommen,  wobei  Zanke  nie 
Unterschiede  über  10  ccm  gefunden  hat.  —  Ist  der  trockene  Schädel 
durch  den  gewöhnlich  etwas  über  dem  Horizontalumfang  geführten  Säge- 
schnitt eröffnet,  so  legt  Zanke  eine  in  Wasser  geschmeidig  gemachte, 
dünne  Schweinsblase  mit  grosser  Öffnung,  deren  Rand  nach  der  Aussen. 
Seite  des  Schädels  umgeschlagen  wird,  in  die  beiden  Schädelteile  und 
lässt  dieselbe  unter  dem  Drucke  von  hineinfliessendem  Wasser  sich  an- 
legen, wobei  er  die  Falten  der  Blase  auf  dem  Schädelgrunde  mit  den 
Fingern  ausgleicht.    —    Zur  Messung   des  Innenraumes   vom  uneröfifneten 


B.     Referate.     1.    Anthropologie.  I97 

trockenen  Schädel  verstopft  Zanke  die  Augenhöhlen  mit  nasser  Watte,  die 
kleinen  Löcher  und  Spalten  mit  Wachs  (er  bedient  sich  also  hierbei  doch 
eines  Verfahrens,  das  er  im  Anfange  seines  Aufsatzes  als  unappetitlich, 
langwierig  und  nicht  verwertbar  bezeichnet),  füllt  den  Schädel,  den  er 
so  hält,  dass  die  Augenhöhlen  (oberer  oder  unterer  Rand,  Mitte?  Ref.) 
und  der  hintere  Rand  des  grossen  Hinterhauptsloches  wagerecht  stehen, 
und  misst  das  aus  dem  Schädel  gegossene  Wasser.  Da  nach  Zanke  ,, viele 
Calotten  schon  so  gut  wie  wasserdicht  sind",  so  denkt  derselbe  nicht 
daran,  das  in  die  Knochen  eingedrungene  Wasser  durch  den  Gewichts- 
unterschied des  Schädels  vor  und  nach  der  Inhaltsbestimmung  zu  er- 
mitteln und  abzuziehen. 

Denn  der  Schädel  saugt  auch  Wasser  auf,  ebenso  wie  das  Gehirn, 
das  beim  Menschen,  wie  Zanke  in  seinem  zweiten  Aufsatze  ausführt,  sein 
Gewicht  um  durchschnittlich  19  v.  H.  vermehrt  hat,  nachdem  es  24  Stunden 
im  Leitungswasser  gelegen  ist.  Diese  Fähigkeit  des  Gehirns,  Wasser  auf- 
zunehmen und  in  gebundenem  Zustande  festzuhalten,  ist  ungefähr  gleich 
gross,  wenn  Wasser  von  Zimmer-  oder  von  Blutwärme  verwandt  wird; 
sie  sinkt  auf  die  Hälfte  durch  Zusatz  von  0,6  v.  H.  Kochsalz  zum  Wasser 
und  ist  verschieden  für  die  Gehirne  verschiedener  Tiergruppen.  Nach 
Zanke  vermag  in  gleicher  Weise  das  lebende  Gehirn  Wasser  nicht  nur 
aufzusaugen,  sondern  das,  wie  er  annimmt,  chemisch  gebundene  Wasser 
auch  wieder  abzugeben,  so  dass  die  Hirnmasse  im  Leben  wahrscheinlich 
sehr  schwanken  kann,  und  das  nach  dem  Tode  bestimmte  Hirngewicht 
nur  als  Leichenbefund  in  Betracht  kommt.  Diese  ,, Schwammnatur  der 
Hirnmaterie"  ist  mehr  oder  weniger  daran  schuld,  dass  gemäss  Unter- 
suchungen, die  Zanke  an  Leichen  von  geisteskranken  Personen  angestellt 
hat,  das  Gehirn  einerseits  bis  580  gr  leichter,  andererseits  vermöge  seiner 
grösseren  Dichte  aber  auch  bis  30  gr  schwerer  sein  kann,  als  das  die  zu- 
gehörige Hirnkapsel  ausfüllende  Wasser.  Es  wäre  wünschenswert,  dass 
andere  Forscher  den  vom  Verf.  betretenen  Weg  weiter  verfolgen  würden, 
da  Zanke  angiebt,  dies  vorläufig  nicht  thun  zu  können. 

Dr.  Mies-Köln. 

138.  Mies:  Das  Verhältnis  des  Hirn-  zum  Mckenmarks- 
gewicht,  ein  Unterscheidungsmerkmal  zwischen  Mensch 
und  Tier.  Deutsche  mediz.  Wochenschr.  1897.  Bd.  XXIII,  Nr.  33. 

Als  Durchschnittsgewicht  des  Gehirns  der  Frau  giebt  Verf.  1230,0,  als 
das  des  Mannes  (und  zwar  am  Ende  des  zweiten  Jahrzehnts)  1400  gr  an. 
Ein  absolut  grösseres  haben  bekanntUch  aber  Elephanten  und  einige  Wale, 
während  ein  relativ  grösseres  der  Sperling,  einige  Singvögel  und  Mäuse 
besitzen.  Verf.  konnte  54  Tiere  zusammenstellen,  die  ausgewachsen,  auf 
1 ,0  gr  Gehirn  1 2  (zwei  Blaumeisen)  bis  34,4  (ein  Sperling)  gr  Körpergewicht 
besitzen,  der  Mensch  im  günstigsten  Falle  aber  durchschnittlich  nur  35,0. 


198  B-     Referate.     1.    Anthropologie. 

Aber  auch  bezüglich  der  Körperlänge  hat  der  Mensch  nicht  das  grösste 
Gehirn,  da  bei  der  Frau  auf  1,0  Gehirn  ca.  1,3—1,25,  beim  Mann  auf 
1,25 — 1,2  mm  Körpergrösse  kommen,  beim  Elephanten  aber  schon  auf 
1,18,  wenn  man  die  Länge  des  Hinterbeins  noch  zur  Körperlänge  rechnet. 
Dagegen  hat  bezüglich  des  Rückenmarks  der  Mensch  stets  das  grösste 
Gehirn.  Elf  neugeborene  Knaben  zeigten  durchschnittlich  177,44, 
11  Mädchen  113,11  mal  so  viel  Gehirn  als  Rückenmark  und  in  der  Jugend 
bei  11  Männern  durchschnitthch  51,13,  bei  4  Frauen  49,80.  Ungünstiger 
endlich  lauten  die  Zahlen  bei  Geisteskranken,  doch  auch  hier  haben 
Männer  ein  relativ  grösseres  Gehirn  als  Frauen. 

Oberarzt  Dr.  P.  Näcke-Hubertushurg. 

139.  Pflster:  Das  Gehirngewicht  im  Kindesalter.  Archiv  für 
Kinderheilkunde.  1897.  Bd.  XXIII.  Nr.  1—3,  S.  164. 
Dieser  vortrefflichen  Arbeit  liegen  zu  Grunde  die  von  Pfister  im 
Friedrich  -  Kinderkrankenhause  zu  Berlin  angestellten  Wägungen  von  156 
kindlichen  Gehirnen.  Nach  den  die  Aufzeichnungen  über  jedes  Gehirn 
enthaltenden  Zusammenstellungen  gehörten  88  derselben  Knaben  an,  die 
nach  einer  Woche  bis  13%  Jahren  starben,  und  stammen  68  von  einer 
Woche  bis  ll^g  Jahre  alten  Mädchen.  Es  finden  sich  darunter  keine 
Gehirne,  die  in  ausserordentlich  hohem  Grade  reich  oder  arm  an  Blut 
oder  von  entzündeten  Häuten  umgeben  waren.  Ausserdem  hat  Pfister  die 
auf  das  Hirngewicht  bezüglichen  Schriften  anderer  Forscher  verwertet  und 
in  einem  59  Nummern  umfassenden  Litteratur  -  Verzeichnis  zusammen- 
gestellt. —  Zunächst  werden  die  Haupt  -  Ergebnisse  bisheriger  Unter- 
suchungen über  die  absolute  und  relative  Zunahme  der  wachsenden  Ge- 
hirnmasse angeführt.  Bei  der  Wiedergabe  der  vom  Referenten  ermittelten 
Werte  setzt  Pfister  statt  1,35  mm  Körperlänge,  die  bei  Knaben  (gegen- 
über 1,41  mm  bei  Mädchen)  im  ersten  Monat  nach  der  Geburt  auf  1  gr 
Gehirn  kommen,  0,78  mm,  d.  h.  die  von  den  Mädchen  im  zweiten  Lebens- 
jahre erreichte  günstigste  Verhältniszahl  zwischen  Hirngewicht  und  Körper- 
grösse, von  welchen  jenes  bis  zum  zweiten,  oder  bei  Knaben  dritten 
Lebensjahre,  von  da  ab  jedoch  diese  schneller  und  mehr  zunimmt.  Aus 
seinen  hierauf  geschilderten  Untersuchungen,  die  sich  auf  die  Gewichts- 
zunahme von  blutarmen  und  blutreichen  Gehirnen  nach  48  stündigem 
Liegen  in  Formollösung  oder  Müller'scher  Flüssigkeit  beziehen,  schHesst 
Pfister,  dass  mit  Blut  überfüllte  Gehirne  7,5  v.  H.  schwerer,  sehr  blut- 
arme Gehirne  aber  eben  so  viel  leichter  sind,  als  wenn  die  Gefässfüllung 
bei  beiden  die  gewöhnliche  wäre  (vgl.  hiermit  den  2.  Teil  des  Referats 
Nr.  137  über  Zanke).  Wie  andere  Forscher,  so  findet  auch  Pfister  die 
(in  den  zweimal,  auf  S.  10/11  und  20/21  abgedruckten  Tabellen  D  und  E 
aufgeführten)  mittleren  Hirngewichte  in  allen  Altersstufen  bei  den  Knaben 
höher  als  bei  den  Mädchen.     Verf.  erkennt  den  Einfluss   der  Körpergrösse 


B.    Referate.     1.    Anthropologie.  I99 

auf  das  Hirngewicht  bei  Erwachsenen  an,  spricht  aber  bei  Kindern  der 
Vererbung  und  den  durch  gute  Ernährung  oder  Krankheit  (Schädelrachitis) 
ausgeübten,  ein  schnelleres  Hirnwachstum  bedingenden  Reizen  eine  grössere 
Bedeutung  für  das  Hirngewicht  zu  als  der  Körperlänge.  Dieses  immerhin 
wichtige  Maass  hat  Pfister  überhaupt  nicht  angegeben;  statt  dessen  macht 
er  den  beachtenswerten  Vorschlag,  die  an  gesunden  lebenden  Kindern 
gleichen  Alters  ausgeführten  Längen-Bestimmungen  heranzuziehen,  um  das 
Verhältnis  zwischen  Hirngewicht  und  Körpergrösse  zu  ermitteln.  Die 
Kinder,  deren  Gehirne  gewogen,  und  die  anderen,  deren  Grösse  gemessen 
wurde,  müssten  dann  aber  auch,  wie  Referent  hinzufügt,  aus  derselben 
Volksschicht  und  Gegend  stammen.  —  Im  zweiten  Teile  seiner  Abhandlung 
stellt  Pfister  die  nicht  übereinstimmenden  Ergebnisse  von  vergleichenden 
Wägungen  der  beiden  Hirnhälften  bei  gesunden  und  bei  geisteskranken 
Erwachsenen  zusammen  und  fügt  hinzu,  dass  die  zuerst  von  ihm  an  einer 
grösseren  Anzahl  kindlicher  Gehirne  bestimmten  Unterschiede  zwischen  den 
Grosshirn-Hälften  ein  meist  weniger  als  5  gr  betragendes  Übergewicht  der 
linken  Hemisphäre  bei  83  unter  seinen  156  Fällen  ergiebt.  Einen  deut- 
lichen Einfluss  des  Geschlechts  oder  Alters  konnte  er  hierbei  nicht  fest- 
stellen. —  Der  dritte  Abschnitt  bringt  die  ebenfalls  von  einander  ab- 
weichenden Angaben  früherer  Forscher  über  die  sowohl  an  und  für  sich 
betrachtete,  als  auch  mit  dem  Gesamthirngewicht  verglichene  Schwere  des 
Hinterhaupts-  und  des  Kleinhirns,  ferner  die  in  zwei  Zusanomenstellungen 
vorgeführten  eigenen  Untersuchungen  und  die  daraus  gezogenen  Schlüsse 
des  Verf.,  denen  Referent  entnimmt,  „dass  das  absolute  Kleinhirngewicht 
der  Knaben  durchschnittlich  grösser  ist,  als  das  der  Mädchen,"  und  dass 
vom  zweiten  Jahre  ab  das  weibliche  Kleinhirn  einen  grösseren  Teil  der 
gesamten  Hirnmasse  zu  bilden  scheint,  als  dies  beim  männlichen  Klein- 
hirn der  Fall  ist.  Auf  dieses  u.  a.  von  Meynert  angegebene  relative  Über- 
gewicht des  weiblichen  Kleinhirns  deutet  auch  eine  Thatsache,  die  Referent 
fand  und  in  die  Worte  kleidete:  ,,Die  Hinterhauptslänge  ist  dasjenige  lineare 
Maass,  durch  welches  die  weiblichen  Anatomieschädel  in  Heidelberg  den 
männlichen  am  nächsten  kommen,  und  der  Hinterhauptsindex  ist  diejenige 
Verhältniszahl,  durch  welche  dieselben  die  dortigen  Schädel  von  Männern 
am  meisten  übertreffen."  Dr.  Mies-Köln. 

140.  Carlo    Fenizia.     Le    teorie    suUa   genesi    degli    albini. 

Archivio  per  l'antrop.     1897.     Bd.  XXVII,  S.  89. 

Bei  Plinius  dem  Älteren  finden  sich  nur  dunkle  Andeutungen  über 
den  Albinismus;  seit  den  Entdeckungsreisen  Cortez'  sind  aber  mehrere 
Fälle  bekannt  geworden,  von  denen  einige  sogar  aus  Oceanien  stammen. 

In  allen  Völkermassen  sind  seitdem  Albini  beobachtet  und  genauer  von 
Voltaire,  Maupertius  und  anderen  beschrieben  worden.  Um  die  Mitte  des 
16.  Jahrhunderts    soll    ein   Negerknabe   nach  Frankreich   gekommen  sein. 


200  B-    Referate.     1.    Anthropologie. 

Die  Farbe  der  Haut,  der  Augen,  der  Nystagmus,  das  eigentümlich  von 
weiss  ins  gelbliclie  spielende  Haar  finden  sich  getreulich  erwähnt.  Ein 
anderer  Fall  betrifft  einen  Neger,  der  von  schwarzen  Eltern  stammte  und 
echt  -  schwarze  Brüder  hatte.  Seine  Haut  war  im  allgemeinen  rosenfarbig 
bis  hellrot  mit  Flecken,  die  ca.  2—3  qcm  gross  waren  und  bernstein- 
artige Farbe  hatten.  Unter  den  Krankheitssymptomen  war  besonders  stark 
die  Photophobie  ausgeprägt.  Also  ein  Fall  eines  gefleckten  Negers,  der  als 
Albino  gelten  muss.  —  Es  existieren  eine  Menge  Zwischenformen  mit 
verschiedenen  Färbungen,  bei  denen  die  Haare  meist  rötUch  bis  schwärzHch 
sind.  Die  Iris  nimmt  mit  zunehmender  Lichtscheu  und  herabfallender 
Sehschärfe  eine  ins  Bläuliche  übergehende  Färbung  an. 

Es  folgt  dann  eine  Aufzählung  mehrerer  Albini  nebst  genauer  Be- 
schreibung der  Haut,  Haare,  Augen  und  der  direkt  als  pathologisch  anzu- 
sprechenden Erscheinungen. 

Weiterhin  unterscheidet  Verf.  mehrere  Formen.  Vollständig  ist  der 
Albinismus,  wenn  das  Melanin  gänzlich  fehlt;  geschwächt,  wenn  sich 
Spuren  desselben  finden ;  teilweise  oder  unvollständig,  wenn  das  Melanin,  ohne 
Veränderung  grade  hervorgerufen  zu  haben,  verschiedentlich  lokalisiert  ist. 
Letzterer,  auch  scheckiger  Albinismus  genannt,  findet  sich  zumal  bei  Negern. 

—  Während  sich  vorstehende  Auseinandersetzungen  auf  angeborenen 
Albinismus  beziehen,  muss  auch  daran  gedacht  werden,  dass  ein  solcher  durch 
eine  Hemmung  oder  Störung  des  intrauterinen  Lebens  zustande  kommen 
kann.  Über  letzteren  Punkt  gehen  die  Ansichten  zur  Zeit  noch  weit 
auseinander;  auffällt  und  anerkannt  wird,  dass  Albini  oft  kränklich  sind, 
dass  also  intrauterine  Störung  nicht  ganz  von  der  Hand  zu  weisen  ist. 

Der  zweite  Teil  der  kleinen  Arbeit  beschäftigt  sich  mit  den  Theorien. 
Zur  atavistischen  behauptet  Verf.  annehmen  zu  müssen,  dass  die  weissen, 
d.  h.  hellen  Rassen  mehr  oder  weniger  durch  die  umgebende  Luft  pig- 
mentiert seien,  damit  sodann  für  die  Albini  die  Möglichkeit  eines  Minus 
an  Farbstoff  vorhanden  sei.  —  Die  pathologische  Theorie  stützt  sich  auf 
allgemeine  Ursachen,  wie  Elend,  schlechtes  Klima,  kränkliche  Körper- 
beschaffenheit der  Eltern,  Blutsverwandtschaft  und  Zwillings-  oder  mehrfache 
Schwangerschaften.  All  dieses  ist  aber  heute  als  absolut  widerlegt  anzusehen. 

—  Eine  dritte  Theorie  ist  die  der  Anomalie.  Doch  auch  diese  ist  nicht 
aufrecht  zu  erhalten,  so  dass  Verf.  zu  dem  Schlüsse  kommt,  es  handle 
sich  bei  dem  Albinismus  (anthropologisch  gesprochen)  ein- 
fach um  einen  Mangel  des  Pigments,  wie  Hovelacque  bereits  es 
ausgesprochen  hat. 

Durch  einen  Exkurs  auf  entwickelungsgeschichtliches  Gebiet  stützt 
Verf.  diese  Ansicht;  leider  ist  es  mir  nicht  gestattet,  näher  darauf  ein- 
zugehen. Der  Arbeit  ist  ein  Litteraturverzeichnis  der  wichtigsten  Ver- 
öffentlichungen in  allen  Sprachen  beigegeben. 

Dr.  A.  Pafsow-Strasshurg  i.  JE. 


B.     Referate.     1.    Anthropologie.  201 

141.  W.  Tonkoff:  Über  normale  Anordnung  der  Hautnerven 
auf  dem  Handrücken  des  Menschen,  YcrgHchen  mit  dem 
normalen  Verhalten  bei  den  Affen.  (Russ.)    Wratsch,   1897. 

Aug.  7. 
Die  Innervation  der  Haut  des  Handrückens  und  der  Rückseite  der 
Finger  wird  nach  den  gangbarsten  Darstellungen  zu  gleichen  Teilen  von 
dem  Ellenbogen-  (N.  ulnaris)  und  dem  Speichennerv  (N.  radialis)  besorgt, 
so  jedoch,  dass  entsprechend  der  Längsachse  des  Mittelfmgers,  wo  die  zwei 
Nervengebiete  aneinander  stossen,  eine  konstante  Anastomose  zwischen 
ihnen    hinüberführt.      Ausgeschlossen    von    dieser    Versorgung    sind    beide 

I  Endglieder  der  drei  mittleren  Finger,  die  in  interessanter  Weise  von  der 
hohlen  Handfläche  her  ihre  Nervenästchen  beziehen.  Indessen  fehlt  es 
hier  nicht  an  mancherlei  Abweichungen,  indem  bald  der  eine,  bald  der 
andere  von  den  genannten  beiden  Nerven  an  der  Hand  zu  dominierender 
Stellung  gelangt.  Dieser  Wettstreit  kann  dazu  führen,  dass  schliesslich 
nur  der  Nervus  radialis  übrig  bleibt  und  mittels  10  Nervenzweige,  in 
die    sein    oberflächlicher  Ast    hier    auseinander    weicht,    sämtliche   Finger- 

I  rücken  (mit  der  erwähnten  Einschränkung)  allein  versorgt.     Das  Gegenteil 

j  davon,   Schwächung  des   Ramus  superficialis  nervi    radialis   und  Einrücken 

I  von  Ulnarisästen  in  sein  Gebiet  gehört  zu  den  seltensten  Nervenvarietäten, 

1  die  wir  kennen.     Was  geht  da  nun  vor  sich? 

i  Den  Schlüssel    zu   der   Frage   bietet   uns    die  vergleichende  Anatomie. 

Bei  einer  ganzen  Reihe  von  Geschöpfen  verbreitet  sich  der  Nervus  radialis 
normalerweise  viel  weiter  nach  innen  (ulnarwärts),  als  bei  dem  Menschen 

'  und  hört  hier  mit  einer  scharfen  Grenze  auf,  die  durch  die  Mitte  des 
Ringfingers  hindurchgeht,    und    es  bleibt  dem  N.  ulnaris  nur  noch  die  be- 

I  scheidene  Aufgabe,  die  einander  zugewendeten  Seiten  des  Ring-  und  kleinen 
Fingers,  sowie  den  medialen  (ulnaren)  Rand  des  letzteren  mit  im  ganzen 
drei  Fäden  zu  versehen.  Es  steht  daher  der  Annahme,  dass  jenes 
anomale  Ueberwiegen  des  Nervus  radialis  bei  dem  Menschen,  wovon  Verf. 
einen  weiteren  Fall  mitteilt,  einem  Zurückgreifen  auf  theromorphe  Ver- 
hältnisse gleichbedeutend  sei,  nichts  besonderes  im  Wege.  Vorherrschen 
des  N.  ulnaris  könnte  in  diesem  Sinne  folgerecht  als  anthropologisches 
Merkzeichen  aufgefasst  werden,  wenn  es  nicht,  wie  schon  bemerkt,  so 
ungeheuer  selten  vorkäme. 

Um  der  Angelegenheit  noch  weiter  auf  den  Grund  zu  gehen,  ist  Verf. 
der  richtigen  Idee  gefolgt,  die  fraglichen  Verhältnisse  bei  den  nach  dieser 
Richtung  hin  noch  wenig  untersuchten  Primaten  genauer  zu  prüfen.  Und 
wie  nicht  anders  zu  erwarten  war,  konnten  hier  alle  fehlenden 
Übergänge  zu  den  tiefer  stehenden  Geschöpfen  vollzählig 
nachgewiesen  werden.  Dies  wird  an  mehreren  Abbildungen  von 
Macacus  rhesus  und  nemestrinus,  die  schon  einigermaassen  menschliche 
Formen   erkennen   lassen,    zu   veranschaulichen  versucht.     Sehr  erfreulich 


202  ß-     Referate.     1.    Anthropologie. 

für  den  Menschen  gestaltet  sich  nach  des  Verf.  Ausführungen  der  Umstand, 
dass  wegen  des  innigen  Zusammenhanges  der  Nervenausstrahlungen  an 
der  menschlichen  Hand  und  dank  der  so  hergestellten  doppelten,  ja  drei- 
fachen Verbindungen  mit  dem  Centralorgan  Schädigung  eines  der  Äste 
nicht  sofort  zu  Gefühllosigkeit  von  Hautgebieten  Anlass  giebt,  sondern 
durch  Eintreten  des  Nachbarnerven  wieder  compensiert  wird,  ein  Vorzug, 
dessen  die  niederen  Klassen  der  Geschöpfe  mit  scharfer  Demarkations- 
linie zwischen  den  Verbreitungsgebieten  des  N.  radialis  und  ulnaris  nicht 
teilhaftig  sind.  Dr.  E.   Weinherg-Dorpat 

14:2.  M.  Tichomiroff.    Ein  Fall  von  sogenannter  Verdoppelung 
der  unteren   Hohlvene    bei   dem   Menschen.     Sep.-Abdr. 
aus  den  Mitteilungen  der  St.  Wladimir-Universität  pro  1897. 
Verdoppelung  der  unteren  Hohlvene  —  zu  der  normalen  rechten  tritt 
eine   zweite  an  der  linken  Seite  der  Wirbelsäule  hinzu  —   entsteht  durch 
Andauern  eines  Zustandes,  der  in  sehr  früher  Fötalperiode  (in  der  6.  Woche 
nach  der  Befruchtung  des  Eies)   bei  m.enschlichen  Embryonen  nachgewiesen 
ist.     Die  seltene  Anomalie   ist  daher   auf  Entwicklungshemmung  zurückzu- 
führen.    Zugleich    muss    eine    atavistische    Grundlage    für    dieselbe    ange- 
nommen werden,    da  sich   doppelte  Hohlnerven   als  Endform  bei  gewissen 
niederen   Geschöpfen   (Phoca,   Phocaena   communis,   Dasypodidae,    Manidae, 
Pteropus   edulis,    Echidna  setosa)    vorfinden.      Es    sind    bisher    im  ganzen 
32  Fälle    dieser    Varietät    bekannt    geworden.      Während   23   Jahre  seiner 
speziellen  Thätigkeit  als  Anatom  hat  Tichomiroff  nur  zweimal  dieselbe  be- 
obachtet. Dr.  B.   Weinberg-Dorpat. 

c.     Biologie. 

14:3.(j.  J.  Romanes:  Darwin  und  nach  Darwin.    Eine  Darstellung 
der  Darwinschen  Theorie  und  Erörterung  Darwinscher  Streitfragen, 
III.    Bd.     Übersetzt  von    Dr.     B.    Nöldecke.     Leipzig,    Engelmann 
1897,  S.  212. 
Der  dritte  (Schluss-)  Band  dieses  Werkes,  von  welchem  wegen  vorzeitigen 
Todes  des  Verf.  drei  Kapitel  von  C.  L.  Morgan  redigiert  wurden,  befasst  sich 
ebenso  wie  der  zweite  (s.  Centralbl.  f.  Anthrop.  I,   104)   mit  Darwinschen 
Streitfragen  und  zwar  vorzugsweise  mit  dem  Prinzipe  der  Isolation.     Dieses 
Prinzip    bildet    mit   den  Principien   der   Vererbung    und   der  Variation  die 
Grundpfeiler  der  organischen  Entwickelung.      Unter  Isolation,  über  welche 
Romanes   mit   J.  Gulick  einer  und   derselben  Meinung  ist,   versteht  er  die 
Verhinderung    der   Kreuzung    zwischen   einer  abgetrennten  Abteilung  einer 
Art    oder   Gattung    mit    dem    übrigen   Teil.     Es  bestehen    zwei  Arten  der 
Isolation,  und    zwar  abgetrennte  Zucht   (nach  Gulik),    Isolation   ohne  Aus- 
sonderung oder  Apogamie   (nach  Romanes)   und  ausgesonderte  Zucht  oder 
Homogamie.     Als   zwei   wichtige  Formen   der   Isolation   hebt  Romanes    die 


B.     Referate.     1.    Anthropologie  203 

physiologische  und  die  natürliche  Auslese  hervor.  Während  die  erstere 
von  den  distinktiven  Eigenschaften  abhängt,  die  den  Organismen  selbst 
eigen  sind,  bezeichnet  man  mit  der  letzteren  die  ausschliessliche  Zucht 
zwischen  den  den  äusseren  Verhältnissen  am  besten  angepassten  Indi- 
viduen; mit  ihr  spielt  sich  jener  Prozess  ab,  durch  den  das  geeignetste 
Einzelwesen  von  der  Kreuzung  mit  dem  weniger  geeigneten  abgehalten 
wird.  Es  ist  eine  Theorie  der  akkumulativen  Entwicklung  der  An- 
passungen. Mit  Rücksicht  auf  die  Isolation  ohne  Aussonderung  oder 
Apogamie  hat  Romanes  die  Ursache  der  spezifischen  Absonderung  mit  dem 
Namen  freie  Variabilität  oder  Variabilität  bei  Abwesenheit  unterdrückender 
Kreuzung  belegt.  Der  freien  Variabilität  entspricht  gewissermaassen  die 
Weissmann'sche  Amixie,  obzwar  sie  von  der  letzteren  in  verschiedenen 
Einzelnheiten  abweicht.  Die  Amixie  entsteht,  sobald  die  nicht  plötzliche, 
sondern  in  Abstufungen  auftretende  und  auf  der  freien  Kreuzung  (Pan- 
mixie)  aller  Individuen  begründete  Konstanz  eines  gegebenen  spezifischen 
Typus  aufhört  oder  sobald  ein  Teil  einer  Spezies  von  dem  elterlichen 
Grundstock  isoliert  wird.  Die  freie  Variabilität  ist  nun  eine  Wiederholung 
des  Delboeufschen  Gesetzes,  welches  die  Thatsache  hervorhebt,  dass  eine 
konstante  Ursache  einer  Variation,  mag  sie  noch  so  unbedeutend  sein,  die 
Gleichförmigkeit  des  Typus  Schritt  für  Schritt  und  ad  infinitum  äussert, 
d.  h.  dass  bei  einer  genügend  langen  Isolation  eine  Abänderung  des  spe- 
zifischen Typus  mit  Notwendigkeit  erfolgen  muss,  mag  die  Differenz 
zwischen  den  durchschnittlichen  Eigenschaften  einer  isolierten  Abteilung 
einer  Spezies  und  denen  des  Restes  derselben  noch  so  ausserordentlich 
gering  sein.  Zur  Erkenntnis  dieses  Prinzips  gelangte  Gulick  durch  eifrige 
und  langjährige  Studien  über  die  Landmollusken  der  Sandwichinseln. 

In  den  folgenden  Kapiteln  seines  Buches  befasst  sich  Romanes  mit  den 
zwei  hauptsächlichsten  Einwänden,   welche  man  gegen  die  Anschauung  er- 
heben   könnte,    dass    in    der    natürlichen    Zuchtw^ahl    eine   genügende   Er- 
klärung für  die  Entstehung  der  Arten  enthalten  sei;    es  ist  dies  der  Gegen- 
satz zwischen  natürlichen  Arten  und  domestizierten  Varietäten  hinsichtlich 
der  Kreuzungssterilität   und   die  Thatsache,    dass  die  natürliche  Zuchtwahl 
!   nicht  imstande  ist,    zu  einer  polytypischen    (im  Gegensatze  zu  einer  mono- 
I  typischen)    Entwickelung    zu    führen.     Beide    Schw^ierigkeiten    vermag    die 
i   Theorie  der  physiologischen  Auslese  zu  beseitigen.     Mit  ihrer  Hilfe  erklärt 
i   es   sich   leicht,    dass  die  Absonderung   des  Geeigneten  alle  Schwierigkeiten 
gänzlich  aufhebt,  welche  sich  bis  jetzt  für  das  Überleben  des  Geeignetsten 
,   bei  der  Erklärung    ergaben,    warum    die    Sterilität    so    konstant   zwischen 
i   Arten  und  so  selten  zwischen  Varietäten  auftritt. 

Am  Schlüsse   findet  sich  eine   kurze   historische  Darstellung   der  An- 
sichten über  die  Isolation  als  Faktor  organischer  Entwickelung. 

Dr.  0.  Hovorka  Edler  v.  Zderas-Janjina. 


I 

I 

204  ß-     {Referate.     1.    Anthropologie.  ^ 

144.  0.    Bickeles:    Zur    Genese    der    menschlichen    Affekte. 

(2  philosopische  Essays.)  Lemberg,  im  Verlage  des  Verf.  1897. 
Verf.  benutzt  zum  Studium  der  Affekte  des  Menschen  den  Weg  des 
Vergleichs  derselben  mit  denjenigen  der  Naturvölker  und  Tiere  und  findet,  dass 
eine  ganze  Reihe  egoistischer  und  altruistischer  Affekte  bei  beiden  letzteren 
schon  vorhanden  sind.  Ein  bei  den  Tieren  sehr  verbreiteter  Affekt  ist  die 
Liebe  zu  den  Jungen,  ferner  die  Eifersucht,  das  Mitleid,  die  Anhänglich- 
keit, Treue,  Dankbarkeit,  Herrschsucht,  der  Sammeltrieb,  die  Eitelkeit, 
Missgunst,  Rachsucht.  In  der  Seele  der  Naturvölker  und  der  Tiere  im 
Keime  bereits  vorhanden,  aber  in  der  menschlichen  Gesellschafte  rst  gross- 
gezogen, werden  das  Ehrgefühl,  die  Achtung  und  Ehrfurcht,  die  Scham; 
Hoffnung,  Reue  und  Gerechtigkeit  dagegen  wurden  erst  im  Laufe  der 
kulturellen  Entwickelung  des  Menschen  erworben.  „Nicht  an  sich  ist  das 
Gemüt  des  Menschen  verschieden  von  dem  des  Tieres,  sondern  durch  die 
grössere  Fortbildungsfähigkeit  des  Menschen  bekam  sein  Gemüt  einen 
reicheren  Inhalt."  ^^^^^^^^  Bresler -Freiburg. 

145.  F.  Schrader:  Des  conditions  d'arret  ou  d'avortement 
de  groupes  humains.  Rev.  mens,  de  l'Ecole  d'anthrop.  de 
Paris.     1897.     Bd.  VII,  S.   129. 

Unter  den  mannigfachen  Faktoren,  welche  auf  den  jeweiligen  Grad 
der  intellektuellen  Entwickelung  bei  niederen  Völkerschatten  ihren  Einfluss 
ausüben,  ist  nach  Schrader  vorzugsweise  die  geographische  Umgebung 
hervorzuheben,  in  welcher  sie  sich  befinden.  So  blieb  z.  B.  der  australische 
Eingeborene  auf  einer  niederen  Stufe  stehen  und  vermochte  sich  nicht 
weiter  zu  entwickeln,  da  sich  ihm  einesteils  wegen  seiner  völligen  Abge- 
schlossenheit, andererseits  infolge  der  unwirtlichen  Beschaffenheit  des 
Bodens,  sowie  der  unberechenbaren  Unregelmässigkeit  des  Klimas  zur  Ent- 
faltung eines  Jäger-,  Hirten-  oder  Agrikulturlebens  keine  Gelegenheit  bot. 
Unter  den  Bewohnern  des  Congo  und  des  Amazonenstromes  fand  der 
Mensch  hingegen  wegen  des  Überflusses  an  Naturgaben  keine  Veranlassung 
zur  Verbesserung  seiner  Lebensbedingungen.  Einen  gewissen  Grad  von 
Rauhigkeit  des  Klimas  muss  man  demnach  als  erziehend  für  den  Ur- 
menschen gelten  lassen,  wie  dies  die  alten  Bewohner  von  Mexiko,  Peru 
und  Europa  bezeugen.  Doch  findet  Schrader  zum  Schlüsse,  dass  ein  Volk, 
wenn  es  auch  bereits  durch  das  Zeichen  des  Absterbens  stigmatisiert  ist, 
wie  z.  B.  die  Australier,  Indianer,  Negritos,  Ainos  u.  A.,  trotzdem  de  facto 
nicht  völlig  untergeht,  da  sich  infolge  der  Zuchtwahl  in  der  Descendenz 
des  besiegenden  Volkes  stets  wenigstens  somatische  und  psychische  Spuren 
der  Besiegten  als  Rückschlag  erkennen  lassen. 

Dr.  0.  Hovorka  Edler  v.  Zderas-Janjina. 


B.     Referate.     1.    Anthropologie.  205 

146.  H.  Muffang:  Etudes  d'anthropo-sociologie.  Rev.  internal, 
de  sociologie.  Paris,  Giard  &  Briere.  1897.  6  Tabellen.  S.  15. 
Die  kraniologisch  stark  gemischte  Bevölkerung  des  Dep.  Cötes  du 
Nord  gab  Muffang  Veranlassung,  die  anthropologischen,  von  Lapouge  und 
Ammon  aufgestellten  Gesetze  an  dem  Kopfindex  von  über  500  Schul- 
kindern in  St.  Brieuc  nachzuprüfen.  Er  reiht  die  hohen,  blonden  Dolicho- 
cephalen  unter  die  Abkömmlinge  des  Homo  europaeus,  die  niedrigen  braunen 
Brachycephalen  unter  jene  des  Homo  alpinus.  Entsprechend  dem  ,, Ge- 
setze der  städtischen  Indices"  findet  er  die  aus  der  Stadt  stammenden 
Schulkinder  dolichocephal,  jene  vom  Lande  brachycephal.  Die  allmähliche 
prozentuale  Abnahme  der  brachycephalen  Kopfindices  von  den  niedrigen 
Schulen  in  die  höheren,  sowie  den  Unterschied  im  Kopfindex  von 
10  Notarssöhnen  (82,70),  sov^^ie  10  Arztsöhnen  (81,48)  vermeint  er  als 
eine  Bestätigung  des  ,,Stratiricationsgesetzes^'  ansehen  zu  dürfen.  Bei  dem 
Versuche,  auch  das  ,, Gesetz  der  Intellectuellen"  zu  bestätigen,  nach  welchem 
|bei  den  besseren  Schülern  die  absoluten  und  besonders  die  Längs- 
dimensionen des  Schädels  überwiegen  sollen,  machen  ihm  jedoch  die 
Brachycephalen  der  höheren  Gymnasialklassen  einen  Strich  durch  die  Rech- 
nung, indem  die  besseren  Schüler  fast  durchweg  der  Brachycephalie 
mehr  zuneigen,  als  die  schlechteren.  Mit  Recht  giebt  er  am  Schlüsse 
dem  Wunsche  Ausdruck,  man  möge  zahlreichere  Daten  sanameln,  um  die 
Gesetze  der  Anthropologie  vollends  bestätigen  zu  können. 

Dr.  0.  Hovorka  Edler  v.  Zderas-Janjina. 

14:7,  Franz  Daffner:  Das  Wachstum  des  Menschen.  Anthro- 
pologische Studie.  Leipzig,  W.  Engelmann.  1897. 
Auf  129  Seiten  behandelt  diese  Schrift  nicht  nur  den  durch  den 
Titel  bezeichneten  grossen  und  wichtigen  Abschnitt  der  Anthropologie, 
sondern  sie  enthält  auch  über  die  Eigenschaften  und  Verrichtungen  der 
gesunden  sowie  der  durch  Krankheiten  veränderten  Organe  viele  Be- 
merkungen, die  der  lesende  Arzt  in  diesem  Buche  nicht  erwartet  und  der 
nicht  ärztlich  ausgebildete  Leser  zuweilen,  z.  B.  wenn  Ausdrücke,  wie 
Paralytiker,  Pneumoniker,  Arthritiker,  Lungenödem  gebraucht  werden, 
nicht  versteht.  Die  Entwickelung  des  menschlichen  Körpers,  sowie  die 
in  der  Kindheit  und  Jugend  vor  sich  gehenden  Grössen-  und  Gewichts- 
zunahmen desselben  werden  auf  Grund  von  eigenen  Untersuchungen  und 
von  gediegenen  Arbeiten  einiger  anderer  Forscher  uns  vorgeführt.  Da- 
gegen sind  viele  einschlägige  Schriften,  die  Buschan  in  den  Litteratur- 
Verzeichnissen  seiner  auf  S.  109  und  206  dieses  Centralblatts,  1897,  be- 
sprochenen Abhandlungen  angiebt,  nicht  benutzt  worden.  Infolgedessen 
ist  kein  Grundriss  der  allgemeinen  Wachstumslehre  des  Menschen  ent- 
standen, sondern  eine  hier  und  da  etwas  lose  aneinander  gereihte  Zu- 
sammenstellung von  Beiträgen  zu  diesem  grossen   und   mühsamen  Werke. 


206  ß-     Referate.     1.  Anthropologie. 

Die  Untersuchungen,  deren  Zahl  zur  Berechnung  mancher   Durchschnitts- 
werte   nicht    ausreicht,    sind   wohl    meist    in    Bayern    angestellt    worden. 
Wenn  Daffner  nicht  nur  die  absoluten,  sondern  auch  die  relativen  Wachs- 
tumszunahmen berechnet  hätte,  so  würde  er  den  Satz,   dass   der  horizoH- 
tale  Kopfumfang    unter    allen    Kopfmaassen    am    meisten   wächst    (S.    29), 
nicht    aufgestellt    haben.     Denn   aus   den   S.    68   angeführten   Mittelzahlen. 
ergiebt   sich,   dass   von   der  Geburt   bis  zum   25.  Lebensjahre   der   Umfang 
des    Kopfes    um    63,    sein    Breitendurchmesser   um   68    und    sein    (haupt- 
sächlich für  Geburtshelfer  bestimmter)    Diagonaldurchmesser  um  78  v.  H. 
der    entsprechenden    Durchschnittsmaasse    beim    Neugeborenen    zunimmt. 
Wertvolle  Bausteine   für   die   Lehre  vom  Wachstum  des  Menschen   im  all- 
gemeinen sind  u.  a.    enthalten  in   den  Abschnitten  über  die  Zähne,   über 
die  zwischen   den  vorderen  Seitenfontanellen   gemessene  Stirnbreite,    übet 
die  Zunahme    der  Körpergrösse    und    des  Kopfumfangs    (mit   schönen  Ta- 
bellen, die  auch  die  wichtige  Zahl  der  Fälle  angeben),  über  Brust-,  Hand- 
und  Fussmaasse.     Mit   der    zur  Zeit  sich   ausbreitenden  Anschauung,   dass« 
die  langköpfigen  Menschen  körperlich,  geistig  und   sittlich  leistungsfähiger 
seien   als   die  kurzköpfigen,  steht  im  Widerspruch,   w^as  Daffner  auf  S.  75 
sagt:     ,,Und  wie  bei  den  Anthropoiden,    so   dürfen  wir  auch    —    und    eS' 
spricht  dafür  die  grössere  Entwicklung  des  Längen breiten-Index  mit  dem| 
zunehmenden  Alter  im  Verhältnis    zum  Neugeborenen  —   beim  Menschen! 
annehmen,    dass    die   Brachycephalie    resp.  Brachyencephalie    eine    höhere! 
Stufe,    eine    geistig   entwickeltere  Menschenrasse  darstellt   als  die  Dolicho-i 
cephalie  bezw.   Dolichoencephalie.''     Ohne  eine  der  beiden  Ansichten  vör-i 
treten  zu  wollen,    welche  die  Fähigkeiten    des  Menschen   in  einem  sicher- 
lich schwer    zu  erklärenden  Zusammenhang    zu   bringen  suchen    mit  den 
Verhältniszahl    zwischen  Länge  und  Breite  der  Hirnkapsel,  möchte  ReferentI 
nur    kurz  darauf  hinweisen,    dass   unter    247    Schädeln   mit   grossem  und! 
sehr   grossem   Innenraum  (1600 — 1960  ccm),    die   derselbe  aus   den  Ver- 
zeichnissen   der    anthropologischen   Sammlungen  Deutschlands  zusammen- 1 
stellte,    54,7  v.  H.  brachycephal,    29,9    v.  H.   mesocephal    und    nur    15^ 
V.  H.    dolichocephal    sind.     Schliesslich    sei    noch    bemerkt,    dass  Daffner 
recht   beachtenswerte    Auszüge    aus    Briefen    mitteilt,    die    der    berühmte 
Anatom  Th.  v.  Bisch  off  an  ihn  gerichtet  hat.  Dr.  Mies-Köln. 

148.  Jean  Bonnifay:    Du  d^veloppement  de  la  fete  au  poiHt( 

de  vue  de  la  c^phalom^trie  depnis  la  naissance  jusqu'ä 

l'äge  adulte.     These  de  Lyon.     1897.     Lyon.    Storck,  editeur. 

Um    die   Gesetze    für    das   Wachstum   des   Schädels  festzustellen,    hat 

Verf.  Schädel-  und  Körperlänge-Messungen  an  1093  Individuen  jeden  Alters 

bis  zu  24  Jahre  (Soldaten,  Schüler,  Kinder  in  Kleinkinderbewahr-Anstalten 

und  Gebär-Anstalten)    aus  der  Bevölkerung  von  Marseille  angestellt  (unter 

peinlichster  Ausscheidung  der  chronisch  Kranken,  Rhachitischen,  Individuen 


B.     Referate.     1.    Anthropologie. 


207 


I 


mit  abnormer  Schädel-  oder  Knochenbildung  etc.).  —  Er  schickt  seiner 
Arbeit  einige  Betrachtungen  über  die  Morphologie  des  Schädels,  die  Phy- 
siologie seiner  Entwickelung  und  die  verschiedenen  Messverfahren  voraus, 
sodann  teilt  er  die  von  ihm  erhaltenen  mittleren  Maasszahlen  mit,  die  er 
zu  denen  anderer  Autoren  in  Vergleich  setzt  und  leitet  aus  diesen  seine 
Deduktionen  für  die  Entwickelung  des  Schädels,  die  Beziehungen  derselben 
zu  der  Entwickelung  der  Körperlänge,  die  sexuellen  Unterschiede  und  die 
Veränderung  der  Kopfform  mit  dem  Alter  ab. 

Von  den   19  Tabellen  lasse    ich    nur  die  wichtigste  hier  folgen.     Die 
Mittelmaasse  des  Schädels  betrugen: 


im  Alter 

bei  einer 

Körper- 

grösse 

Horizon- 

tal-Um- 

fang 

1/2  Trans- 
versal-Um- 
fang  von 
einer  Ohr- 
öffnung 
zur  andern 

V2Längs- 
Umfang 

Quer- 
durch- 
messer 

Grösster 
Längs- 
durch- 
messer 

Cephal- 
index 

mm 

mm 

mm 

mm 

mm 

mm 

mm 

von  der  Geburt  bis 
zu  14  Tagen    . . 

495 

343,9 

213,1 

212,5 

934 

116,3 

80,44 

von  14  Tagen  bis 
2  Monaten • 

551 

368,7 

223,2 

228,6 

99,1 

126,3 

78,20 

von  3—4  Monaten 

587 

388,8 

245,5 

246,1 

106,0 

132,7 

79,93 

'-     6  Monaten  bis 
1  Jahre  

660,9 

429,8 

265,8 

267,2 

118,2 

145,4 

81,83 

von    1—2  Jahren 

748 

459,7 

285,5 

284,6 

129,3 

154,3 

83,95 

=       2-  3      - 

830 

473,5 

294,3 

296,6 

133,3 

161,9 

83,00 

=      3-  4      = 

919 

487,4 

304,0 

308,1 

136,3 

166,2 

83,32 

'-      4—  5      = 

957 

495,7 

308,7 

308,4 

138,0 

169,9 

81,49 

=      5-  6      = 

1012 

497,8 

311,1 

310,4 

140,4 

171,0 

81,95 

-       6      7      ^ 

1068 

504,4 

315,2 

313,2 

141,1 

172,8 

81,73 

"       7-  8      = 

1153 

511,6 

319,2 

317,8 

143,7 

175,2 

82,13 

'       8-  9      . 

1190 

514,1 

321,9 

319,7 

144,3 

176,1 

81,91 

'-       9—10      = 

1244 

514,7 

319,6 

320,5 

144,2 

176,4 

81,72 

"     10-11       '. 

1298 

519,8 

326,1 

323,5 

146,6 

177,1 

82,90 

"     11—12      = 

1350 

521,1 

324,5 

322,7 

145,7 

177,5 

82,00 

=     12-13      = 

1391 

529,7 

328,7 

325,9 

1,47,8 

180,1 

82,35 

"     13-14      = 

1433 

533,1 

331,0 

324,9 

148,5 

178,0 

82,47 

-'     14—17      * 

1435 

540,8 

339,6 

332,8 

152,2 

182,4 

83,27 

-.     22-24      = 

1643 

549,1 

338,1 

335,7 

153,2 

185,6 

82,42 

Bis  zum  9.  Jahre  wachsen  alle  Durchmesser  des  Kopfes  in  regel- 
mässiger Weise,  von  da  an  wird  für  einzelne  derselben  diese  Zunahme 
j  unregelmässig ;  nur  der  Horizontalumfang  nimmt  stetig  bis  zum  erwachsenen 
i  Alter  zu,  allerdings  auch  nicht  für  jedes  Jahr  um  den  gleichen  Wert.     Im 


(208  B-     Referate.     1.    Anthropologie.  '^ 

allgemeinen  lässt  sich  sagen,  dass  die  Zunahme  des  Kopfes  in  3  Perioden 
sich  vollzieht,  von  denen  die  erste,  die  lebhafteste,  von  der  Geburt  bis 
zum  4.  Jahre,  die  zweite  vom  6.  bis  8.  Jahre  reicht  und  die  dritte  das 
12.  und  13.  Jahr  umfasst;  die  Zwischenzeiten  bedeuten  Wachstumsstillstand. 
Die  vom  Verf.  über  die  Wachstums-Verhältnisse  des  Kopfes  und  die  Körper- 
grösse  aufgezeichnete  Kurve  lehrt,  dass  der  Kopf  zunächst  ein  sehr  schnelles 
Wachstum  besitzt,  das  viel  früher  aber  nachlässt,  als  das  der  Körperlänge. 
Zu  jeder  Periode  des  Lebens  von  der  Geburt  an,  selbst  während  der  ersten: 
Monate,  geht  die  Entwicklung  des  Kopfes  langsamer  vor  sich,  als  die 
der  Körperlänge.  Während  der  ersten  4  Monate  nimmt  die  Körperlänge 
um  1/6,  der  Kopfumfang  um  1/7  zu:  am  Ende  des  1.  Jahres  war  jene 
um  mehr  als  die  Hälfte,  dieser  um  kaum  Yg  gestiegen.  Mit  Ausgang  des 
4.  Jahres  flacht  sich  die  graphische  Kurve  für  den  Schädelumfang  merklich  ab 
und  zeigt  trotz  der  beiden  Erhebungen  im  7.  Jahre  und  zur  Zeit  der  Pubertät 
Neigung  sich  mehr  und  mehr  horizontal  zu  gestalten,  während  die  Kurve 
für  die  Körperlängen-Zunahme  rapid  in  die  Höhe  steigt.  —  Die  vorstehen- 
den Beobachtungen  haben  für  das  männliche  Geschlecht  Giltigkeit,  bis  zum 
6.  Jahre  auch  für  das  weibliche.  Weil  bei  diesem  die  Messungen  wegen 
des  Haarreichtums  Ungenauigkeiten  ergeben,  hat  Verf.  über  das  6.  Jahr 
hinaus  die  Mädchen  unberücksichtigt  gelassen.  Allgemein  gesagt,  be- 
sitzen die  Mädchen  bei  demselben  Alter  und  unter  denselben  Bedingungen 
einen  kleineren  Kopf  als  die  Knaben.  —  Bei  Individuen  desselben  Alters 
konunen  indessen  ziemlich  bedeutende  Schwankungen  in  den  Dimensionen 
des  Kopfes  vor;  die  geringste  Variationsbreite  scheint  von  allen  Maassen 
noch  der  Horizontalumfang  zu  besitzen.  Die  Schwankungen  in  dem  Vo- 
lumen des  Kopfes  stehen  bei  Individuen  desselben  Alters  in  gewisser  Be- 
ziehung zu  den  Schwankungen  der  Körpergrösse.  Bei  Individuen  gleicher 
Körperlänge,  aber  verschiedenen  Alters,  sind  die  Kopfdimensionen  sehr 
variabel,  die  grössten  Köpfe  gehören  im  allgemeinen  aber  nicht  immer 
älteren  Personen  an. 

Im  Verlanfe  seiner  Entwickelung  unterzieht  sich  der  Kopf  besonderen 
Veränderungen,  die  aber  keinen  Einfluss  auf  die  allgemeine  Form  zu 
haben  scheinen.  Man  kann  nicht  behaupten,  dass  es  eine  konstante  Um- 
wandlung von  Brachycephalie  zu  Dolichocephalie  und  vice  versa  giebt. 

Dr.  Busehan-Stettin. 

149.   R.  Livi:     Dello  sviluppo  del  COrpo.     Roma,  Enrico  Voghera. 

1897.  S.  40.  Mit  10  Tabellen  und  5  Tafeln. 
Behufs  Feststellung  der  Beziehungen  zwischen  der  Körpergrösse  und 
dem  Brustumfange,  sowie  des  Einflusses  der  einzelnen  Berufsarten  auf  die 
ersteren  unterzog  Livi  die  Konskriptionslisten  der  in  den  Jahren  1859  bis 
1863  geborenen  Rekruten  einer  eingehenden  Revision.  Es  standen  ihm 
die   Daten   von   über    250  000  Individuen   aus   allen    16  Provinzen  Italiens 


ß.     Referate. 


Anthropologie. 


209 


mit  einem  Durchschnittsalter  von  ca.  20  Jahren  zur  Verfügung;  die  Rekruten 
teilte  er  in  13  Berufsgruppen:  Studenten,  Kleinhändler,  Bauern,  Schmiede, 
Tischler,  Maurer,    Schneider  und  Schuster,  Barbiere,  Fleischer,    Fuhrleute, 

i  Bäcker,  Taglöhner  und  Diverse.  Als  Ziffer  für  die  mittlere  Körpergrösse 
erhielt  er  164,7,  für  den  Brustumfang  87,1.  Der  Brustindex,  d»  h.  das 
Verhältnis  zwischen   der  Körpergrösse  und  dem  Brustumfang   betrug  52,9. 

I  Das  neue  italienische  Assentierungsgesetz  vom  Jahre  1896  verlangt  ein 
Minimum  von  0,80  des  Brustumfanges  für  alle  Körpergrössen,  welche  das 
Maass  von  1,65  nicht  erreichen  und  einen  Zuschlag  von  1  cm  des 
Brustumfanges  für  jede  5  cm  der  Körpergrösse.  Der  Brustumfang  von 
0,84  gilt  für  alle  Körpergrössen  über  1,80. 

^  Dr.  0.  Hovorka  Edler  v.  Zderas-Javjina. 

d.     Pathologisches  Verhalten  (Anomalie,  Degenerations- 
Kriminal- Anthropologie). 
150.    G.  Mac-Curdy:    Le  poids  et   la    capacite  du  cräne,   le 
poids  de  la  mandibule,  les  indices  cranio-mandibulaire, 
Cranio-C^r^bral   etc.     Bull,    de   la   Soc.    d'anthropol.   de   Paris. 
1897.     Bd.  VIII,  S.  408. 
Verf.  hat  die  Indices  cranio-mandibularis  (Verhältnis  des  Gewichts  des 
Unterkiefers    zu  demjenigen   des  Schädels  =   100)    und    cranio  -  cerebralis 
[(Verhältnis    des    Schädelgewichts     zum    Schädelinhalt  =   100)  an  61  Ver- 
I  brecherschädeln  studiert.     Diese  Indices  geben,   wie  schon  Manouvrier  ge- 
I  zeigt  hatte,    keinen  Aufschluss   über   die  Schädelentwickelung.     Darum  hat 
:Verf.    zwei    neue  Indices  aufgestellt:    Index   cephalo-cerebralis    (Verhältnis 
des  Schädel-    und   Kiefergewichts   zusammen   zur  Schädelkapazität  =   100) 
und  Index-mandibulo-cerebralis  (Verhältnis  des  Kiefer-Gewichts  zur  Schädel- 
kapazität).    Wenn  man  die  51   französischen  Verbrecherschädel   nach  dem 
Index  cephalo-cerebralis  einreiht  und  sie  in  drei  Gruppen  von  je  17  Schädeln 
einteilt,  so  erhält  man  folgende  Tabelle: 


Gruppe 


Index 


cephalo- 
cerebralis 


mandibulo- 
cerebralis 


Gewicht 


des 
Schädels 


des 
Kiefers 


des  Kopfes 
(Schädel 
u.  Kiefer) 


Kapazität. 


37,9 
44,6 

52,8 


5,1 
5,3 
6,2 


520,6 
617,2 
715,2 


80,7 
83,4 
94,6 


601,0 
700,6 

809,8 


1586 
1572 
1538 


Verf.  hat  auch   10  Verbrecherschädel  aus  Algier  studiert;  sie  verändern 
jaber   nicht  die  gewonnenen  Ergebnisse   und   können   hier  unberücksichtigt 

Centralblatt  für  Anthropologie.     1898.  14 


210  B-     Referate.     1.  Anthropologie. 

bleiben.  Er  schliesst  aus  seinen  Betrachtungen,  dass  der  Mandibulo- 
cerebral-Index  am  besten  die  Hirnentwickelung  im  Vergleich  zu  der  ganzen 
Masse  des  Körpers  repräsentiert  und  dass  er  letztere  in  Ermangelung  des 
Skeletts  ersetzen  kann.  Dr.  L.  Laloy-Paris. 

151.  Peli:  Sul  tipo  progeneo  nei  sani  di  mente,  negll  alie- 
nati  e  nei  criminali.  Archivio  di  psich.,  scienze  pen.  e  antrop. 
crimin.     1898.     Bd.  XIX,  S.  61. 

Progenie  fand  sich  unter  200  Geistiggesunden  bei  2  pCt.  der  Männer 
und  1  pCt.  der  Weiber,  unter  400  Geisteskranken  der  Jrrenanstalt  zu  Bo- 
logna bei  28  pCt.  der  Männer  und  15  pCt.  der  Weiber,  unter  100  krimi- 
nellen Irren  bei  31  pCt.  und  unter  200  Verbrechern,  bei  denen  Geistes- 
krankheit nicht  vorhanden  waren,  in  38  pCt.  der  Männer  und  21  pCt. 
der  Weiber.  Es  nimmt  demnach  die  Häufigkeit  für  die  genannte  Anomalie 
von  den  Geistesgesunden  zu  den  Geisteskranken,  weiter  zu  den  geisteskranken 
Verbrechern  und  zu  den  nicht  direkt  geisteskranken  Verbrechern  zu.  Das 
stärkste  Kontingent  stellten  die  Mörder.  —  Ferner  konstatierte  Peli,  dass 
die  progenäen  Schädel  mehr  Neigung  zu  Brachycephalie  besitzen,  als  die 
nicht-progenäen  Schädel,  wie  bereits  auch  Meyer,  Lombroso  und  Ferri 
(an  Mördern)  beobachtet  haben.  Dr.  Buschan-Stettin, 

152.  Giuffrida  -  Ruggeri :  Asimmetrie  nella  norma  facciale 
(cavitä  orbitarie).  Rivista  sperimentale  di  freniatria.  1897. 
Bd.  XXIII,  S.  607. 

Gesichtsasymmetrien  lassen  sich  sicher  nur  messen,  nicht  mit  dem 
Auge  beurteilen,  auch  nicht  am  Lebenden.  Verf.  untersuchte  nun  431 
männliche  und  477  weibliche  Irrenschädel  und  fand  ganz  gegen  alle  Ver- 
mutung, dass  die  linke  Augenhöhle  um  1 — 4  mm  links  höher  ist  als  die  rechte 
und  dies  bei  36  pCt.  der  Männer  und  32  pCt.  der  Weiber  (fast  nie  im  Quer- 
durchmesser verschieden!)  und  dies  ferner  bei  Geistesschwachen  in  18  pCt. 
(M.),  resp.  30  pCt.  (W.);  bei  Epileptikern  in  24  pCt.  (M.),  resp.  33  pCt.  (W.); 
bei  Pellagrösen  in  36  pCt.  (M.),  resp.  37  pCt.  (W.),  bei  Verbrechern  endlich  in 
60  pCt.  Nach  Verf.  ist  diese  Asymmetrie  kein  Entartungszeichen  (?  Ref.), 
do  ch  hält  er  sie  eher  für  eine  Entwickelungs  -  Hemmung,  als  für  einen 
ästhetischen  Fehler.  Zur  Entscheidung  gebracht  kann  dies  aber  nur  durch 
noch  fehlende  Untersuchungen  an  Normalen  werden.  Wichtig  ist  endlich 
die  Bemerkung,  dass  ein  ziemlich  deutlicher  Parallelismus  zwischen  nor- 
malen und  Verbrecher-Schädeln  bezw.  der  Menge  der  asymmetrischen  Schädel- 
segmente besteht,  so  dass  allein  schon  hieraus  folgt,  dass  der  Verbrecher- 
schädel, ganz  gegen  Lombroso's  Ansicht,  fast  immer  dem  Typus  seines 
Heimatsschädels  folgt.  Oberarzt  Dr.  F.  Näcke-Hubertusburg. 

153.  F^rö:  Note  sur  Tasym^trie  cranio-faciale  dans  Fh^mi- 
pl6gie  spasmodique  infantile.  Nouvelle  Sonographie  de  la 
Salpetriere.     1897.     Bd.  X,  S.  282. 


B.     Referate.     1.    Anthropologie.  211 

Wichtig  ist  diese  Arbeit  durch  die  Methodik  und  .die  biologischen  An- 
merkungen. Schädelgesichts- Asymmetrie  fand  Verf.  oft  bei  der  Kinder- 
lähmung. Mit  Zirkel  und  Maassstsab  kann  man  solche  noch  nachweisen, 
wo  das  Auge  nichts  davon  sieht  (?  Ref.).  Als  Maass  dienten  ihm  1.  der 
sagittale  Diameter  des  Kopfes,  gemessen  von  der  Protuber.  occip.  post.  bis 
zu  den  Stirnhöckern;  2.  die  Dimensionen  der  Orbita,  der  horizontale  und 
noch  besser  der  verticale,  3.  die  Länge  der  ünterkieferhälften  vom  Kinn- 
rande zum  Unterkieferwinkel.  —  Bei  Verkürzung  einer  Unterkieferhälfte 
kann  Kreuzung  der  Zahnbögen  oben  und  unten  stattfinden.  V^ichtig  ist, 
dass  durch  Entwickelungs-Hemmung  der  einen  Unterkieferhälfte  ein  Pro- 
cessus lemurinus  entstehen  kann;  hier  ist  also  von  Atavismus  keine 
Rede.  So  muss  das  gleiche  häufige  Vorkommnis  bei  Degenerierten 
erklärt  werden.  Es  fand  auch  Verf.  auf  der  gelähmten  Seite  das  Ohr  öfter 
abstehend,  durch  aufgerollten  Rand  des  Helix  länger  erscheinend  und  bis- 
weilen am  Knorpelrande  mehrere  statt  eines  Darwin'schen  Knötchens,  was 
gleichfalls  alle  besagten  Befunde  für  pathologisch  und  nicht  als  Rückschläge 
erscheinen  lässt;  so  ist  dies  wohl  auch  bei  den  Degenerierten  zu  erklären. 
Endlich  fand  Verf.  den  normalen  Zahnbogenstand  oben  und  unten  bei  152 
Epileptikern  nur  107  mal,  18  mal  trafen  beide  Bögen  aufeinander  und 
17  mal  bestand  Progenie. 

Oberarzt  Dr.  P.  Näcke-Hubertushurg. 

154.  Albert  Leopold:  Missbildungen  und  Stellnngs- Anomalien 
des  Zäpfchens.  Dissert.  Rostock  (Druck  der  Eberhardt'schen 
Buchdruckerei  in  Wismar)  1897. 
Dana  hatte  auf  Grund  seiner  Untersuchungen  (cfr.  d.  Centralbl.  1896, 
Bd.  I  S.  310)  den  Satz  aufgestellt,  dass  Stellungs  -  Anomalien  der  Uvula 
ein  Degenerationszeichen  bedeuteten.  Verf.  hält  die  Untersuchungsreihe 
dieses  Autors  für  zu  klein,  um  hieraus  endgiltige  Schlüsse  zu  ziehen.  Er 
hat  an  einem  grösseren  Material,  1686  Soldaten,  150  poliklinischen  Kranken 
und  221  Geisteskranken  (davon  164  mit  angeborenem,  57  mit  erworbenem  Irr- 
sinn) die  gleichen  Untersuchungen  angestellt  und  ist,  im  Gegensatz  zu 
Dana,  zu  dem  Schlüsse  gekommen,  ,,dass  die  Stellungsanomalie  der  Uvula 
nicht  für  ein  pathognomisches  Zeichen  des  Irrsinns  gehalten  werden  darf: 
sie  ist  kein  Stigma  degenerationis."  Denn  es  zeigten  ein  abnormes  Ver- 
halten der  Stellung  des  Zäpfchens  von  den  Soldaten  29  pCt.  (darunter 
in  1,7  pCt.  Uvula  bifida),  den  pohklinischen  Kranken  48  pCt.  (Uvula  bi- 
fida 4,7  pCt.)  und  den  Geisteskranken  nur  35  pCt.  (Uvula  bifida  1,8  pCt.). 
Verf.  scheint  indessen  kein  Gewicht  auf  die  ebenfalls  von  Dana  beobachtete 
Thatsache  zu  legen,  dass  der  Prozentsatz  bei  den  angeborenen  Formen 
der  von  ihm  beobachteten  Psychosen  mehr  als  das  Doppelte  von  dem  bei 
den  erworbenen  Formen  (24:   11  pCt.)  ausmacht. 

Dr.  Buschan-Stettin. 

14* 


<^\<^  B.    Referate.     2.     Ethnologie  und  Rassenkunde. 

155.  ü.  Rossi:  Le  anomalie  antropologiche  in  rapporto  alla 
condizione  sociale  e  alla  degenerazione.  Atti  d.  Soc.  Rom. 
di  antropol.     1897.     Bd.  V,  S.   77. 

Behufs  Untersuchung  des  Einflusses  der  sozialen  Bedingungen  und 
der  Degeneration  auf  die  anthropologischen  Anomalien  untersuchte  Rossi 
600  Individuen  aus  Siena  und  zwar  je  100  Kinder  und  100  Erwachsene 
aus  dem  Arbeiter-,  Bauern-  und  wohlhabenden  Stande.  Er  fand  ein 
Minimum  der  Anomalien  in  den  wohlhabenden  Kreisen;  bei  den  Arbeitern 
überwogen  die  kranischen  Anomalien  und  die  Gesichtsasymmetrie,  bei  den 
Bauern  hingegen  war  die  Häufigkeit  der  hervorstehenden  Backenknochen 
und  der  Ohr-Anomalien  auffallend.  Auf  die  Häufigkeit  der  anthropologi- 
schen Anomalien  übt  die  Degeneration,  selbst  im  leichten  Grade,  einen  be- 
deutenden Einfluss  aus,  und  zwar  in  höherem  Maasse  als  die  sozialen  Be- 
dingungen. Dr.  0.  Hovorka  Edler  v.  Zderas-Janjina. 

2.    Ethnologie  und  Rassenkunde.  m 

a.     Allgemeines.  * 

156.  Oscar  Peschel:  Yölkerkunde.  7.  Aufl.  Unveränderter  Ab- 
druck des  Urtextes.  Leipzig,  Duncker  &  Humblot.  1897. 
Seiten  570. 

157.  Friedrich   von    Hellwald:    Die   Erde   und   ihre  Völker. 

Ein  geographisches  Hausbuch.     4.  Aufl.     Durchgesehen  von  Prof. 

Dr.  W.  Ule.     Mit  397  Text  -  Illustrationen,    29  Extrabildern  und 

20   Kartenseiten.     Stuttgart,   Union  Deutsche  Verlagsgesellschaft. 

1897.  Seiten  915. 
Nachdem  bereits  Kirchhoff  an  Peschel's  letztem  Werk  aus  dem  Jahre 
1874  ,, Völkerkunde"  gelegentlich  der  mehrfachen  Auflagen,  die  dasselbe 
erfreulicher  Weise  erlebte,  die  verbessernde  Hand  gelegt,  ist  in  der  vor- 
liegenden, von  F.  von  Richthofen  mit  einigen  einleitenden  Bemerkungen 
versehenen  Auflage  die  ursprüngliche  Fassung  wieder  beibehalten  worden. 
Ob  damit  der  Wissenschaft  und  der  Verbreitung  des  Werkes  gedient 
worden  ist,  möchte  ich  bezweifeln,  v.  Richthofen  fürchtete  nämlich,  dass, 
wenn  er  dasselbe  umarbeiten  würde,  er  ihm  das  individuelle,  eigenartige 
Gepräge  nehmen  und  allzuviel  neue  Gesichtspunkte  hineintragen  möchte, 
auf  der  anderen  Seite  aber  wieder,  dass,  wenn  er  diesem  Umstände  vor- 
beugen wollte,  er  in  seiner  eigenen  Arbeit  sich  behindert  fühlen  könnte. 
Es  hat  diese  Befürchtung  ihren  guten  Grund,  indessen  wäre  es  doch  wohl 
nicht  bloss  angebracht,  sondern  sogar  nötig  gewesen,  dass  mit  An- 
schauungen, die  durch  den  gewaltigen  Fortschritt  der  ethnologischen 
Forschung  in  den  beiden  letzten  Dezennien  umgestossen  worden  sind, 
nun  auch  in  den  Lehrbüchern  endgültig  aufgeräumt  würde,  und  dafür  den 
neuen    Ideen    und    Hypothesen,    wenn    auch    nur    kurz    und    in    der  An- 


B.     Referate.     2.    Ethnologie  und  Rassenkunde.  ^13 

merkung  (als  Zusatz  des  Revisors)  Beachtung  geschenkt  worden  wäre. 
So  aber  werden  veraltete  Ansichten  leider  von  neuem  ins  Volk  getragen. 
Wenn  man  von  diesem  Übelstande  absieht,  dann  behält  das  vorliegende 
Werk  gewiss  einen  historischen  Wert  und  wird  dem  Fachmanne,  wenn 
er  auf  ältere,  grundlegende  Arbeiten  zurückgreifen  will,  sich  stets  nützlich 
erweisen. 

Anders  steht  es  mit  dem  Werke  von  Hellwald's.  Hier  ist  dem  Fort- 
schritte   der  Wissenschaft  mehr   Rechnung    getragen    worden.     In    seinem 

1  Wesen  ist  es  nicht  verändert  worden,    es   ist   ihm   die  Eigenart   des   Verf. 

'  gewahrt  geblieben,  trotzdem  ,,im  einzelnen  die  angeführten  Thatsachen 
und  ausgesprochenen  Theorien  dem  heutigen  Stande  der  Forschung  ge- 
mäss abgeändert  worden  sind."  Wie  ursprünglich  beabsichtigt,  ist  das 
Werk  ein  ,, Hausbuch"  geblieben,  das  nicht  für  Gelehrte,  sondern  für  das  grosse, 
für  geographische  und  ethnographische  Fragen  sich  interessierende  Publikum 
geschrieben  worden  ist.  In  diesem  Sinne  sei  auch  die  vorliegende  vierte 
Auflage  empfohlen.  Neben  Angaben  rein  geographischen  Inhaltes  bringt 
das  Werk  auch  eine  Fülle  ethnologischer  Thatsachen,  die  an  passend  ge- 
wählten, vereinzelt  allerdings  auch  trivialen  Text-Illustrationen  und  Voll- 
bildern erläutert  werden.     Die  Karten  sind  massig  ausgefallen. 

Dr.  Buschan-Stettiu. 

158.  Daniel  0.  Brinton:  The  socalled  „Bow-PuUer"  identi- 
fied  as  the  greek  Myrmex.  Museum  of  science  and  art. 
Bd.  I,  Nr.   1.     Philadelphia  1897.     2  Abbildungen. 

Das  Objekt,  das  in  den  Museen  gewöhnlich  als  ,,Bow-Puller",  d.  h. 
Bogenspanner,  bezeichnet  wird,  wird  vom  Verf.  mit  dem  griechischen 
Myrmex  identifiziert.  Es  ist  fast  immer  aus  Bronze  angefertigt  und  besteht  aus 
zwei  Ringen,  die  von  einem  soliden  Mittelkörper  entspringen.  Auf  diesem 
erheben  sich  senkrecht  zu  der  Ebene  der  Ringe  drei  bis  fünf  feste  Spitzen. 
Der  Gegenstand  wurde,  nach  Verf.  Ansicht^  durch  einen  Riemen  (Caestus) 
an  die  Hand  befestigt  und  diente  dazu,  heftige  Stösse  mit  der  Faust  beim 
Gladiatorenkampf  beizubringen,  vielleicht  auch  die  Opfer,  Tiere  oder  Sklaven, 
bei  den  religiösen  Zeremonien  niederzuschlagen.  Verf.  bringt  mehrere 
Citate  aus  den  Klassikern,  welche  die  eine  oder  die  andere  dieser  Hypo- 
thesen bestätigen  können.  Dr.  L.  Laloy-Paris. 

h.     Spezielle  Ethnographie. 

159,  J.  Novicow:  L'avenir  de  la  race  blanche.  Bibl.  de  Philo- 
sophie contemporaine.     Paris,  F.  Alcan  1897.     183  Seiten. 

Novicow's  Buch  ist  hauptsächlich  gegen  die  pessimistische  Auffassung 
einiger  moderner  Schriftsteller  (Le  Bon,  Ribot,  Faguet,  Lapouge,  Pearson, 
Estournelles  u.  A.)  gerichtet,  welche  in  dem  heutigen  Entwickelungsgange 
der  europäischen  Kultur   eine  Reihe    von  Decadenzerscheinungen  erblicken 


214  B-     Referate.     2.    Ethnologie  und  Rassenkunde. 

und  sogar  einen  nahen  Untergang  der  weissen,  sowie  den  endlichen  Sieg 
der  numerisch  stärkeren  gelben  und  schwarzen  Rasse  voraussagen.  Ver- 
fasser  versucht  an  der  Hand  statistischer,  anthropologischer,  ethnographischer 
und  anderer  Daten,  sowie  mittels  sozialpolitischer  und  philosophischer 
Erwägungen  den  Nachweis  der  Grundlosigkeit  von  Befürchtungen  zu  führen, 
welche  von  diesen  Schriftstellern  gehegt  werden  in  Bezug  auf  den  Arbeiter- 
lohnkampf mit  Unterbietung,  auf  die  grössere  physische  Resistenzfähigkeit 
der  nichtweissen  Rassen,  sowie  Überflutung  des  europäischen  Marktes  mit 
aussereuropäischer  Waare  etc.  Er  wendet  sich  auch  speziell  gegen  die 
moderne  Auffassung  des  anthropologischen  Begriffes  ,, Rasse"  und  zwar 
insbesondere  gegen  die  Deutung  desselben  als  Hauptfaktor  der  Civilisation ; 
seiner  Meinung  nach  habe  z.  B.  eine  lateinische  oder  arische  Rasse  nie 
existirt  (S.  85).  Ebenso  scharf  kritisiert  er  die  Begriffe  von  den  ,, vor- 
nehmen Dolichoblonden"  und  den  ,, gemeinen  Brachybraunen" ;  die  Rasse 
sei  eine  Summe  von  physiologischen  Beziehungen,  während  die  Vornehmheit 
eine  soziale  Tatsache  vorstelle  (S.  98).  Novicow  erblickt  in  der  befürchteten 
Möglichkeit,  dass  Europa  einst  seine  jetzige  Hegemonie  in  der  Welt  ver 
Heren  soltte,  keineswegs  ein  Unglück,  sondern  im  Gegenteil  sogar  ein 
Maximum  des  Wohlstandes,  welcher  eintreten  muss,  sobald  Europa  einmal 
auf  sozialem,  ökonomischen  und  intellektuellem  Gebiete  prima  inter  pares 
geworden  sein  wird.  Ebenso  wie  er  die  Möglichkeit  einer  militärischen 
Invasion  Europas  seitens  eines  chinesischen  Massenheeres  als  unwahr- 
scheinlich zurückweist,  erblickt  er  in  einer  eventuellen  langsamen  Infiltration 
Europas  durch  andere  Rassen  nur  eine  günstigere  Bedingung  zur  vorteil- 
hafteren Ausnützung  der  Erwerbsquellen  des  gesamten  Erdballes  seitens 
der  Menschheit,  sowie  zur  Stabilisierung  eines  internationalen  Weltfriedens. 
Als  Ideal  der  Zukunft  erscheint  ihm  die  völlige  Ausgleichung  der  Rassen- 
und  sozialen  Unterschiede. 

Dr.  0.  Hovorka  Edler  v.  Zderas-Janjina. 

160.  M.  Zaborowski:  Les  Aryens.  Revue  mens,  de  TEcole  d'an- 
throp.  de  Paris.  1898.  Bd.  VIII,  S.  37. 
Die  Sprachen-  und  Rassenfrage  der  Arier  ist  noch  immer  nicht  end- 
giltig  entschieden ;  Zaborowski  sucht  in  vorliegender  Abhandlung  ein  treues 
Bild  ihres  heutigen  Standes  zu  entwerfen.  Der  Namen  Aryas  erscheint 
zuerst  in  den  Hymnen  des  Rig  -  Veda,  woraus  wir  erfahren,  dass  dieses 
(sanskrit  redende)  Volk,  nachdem  es  die  Südabhänge  des  Hindu-Kusch 
herabgestiegen,  die  oberen  Zuflüsse  des  Indus  besetzte.  Mit  Hilfe  der  ver- 
gleichenden Sprachforschung  und  der  linguistischen  Paläontologie  wurde 
nun  eine  ganze  Reihe  von  Theorien  aufgestellt,  welche  fast  alle  dahin 
zielten,  die  dunkle  Abkunft  der  Mehrzahl  der  jetzigen  Bevölkerung  Europas 
in  Indien  zu  suchen.  Doch  blieben  auch  vielerlei  Einwände  und  ernste 
Bedenken    nicht  aus,    und   im  Verlaufe   der  Diskussion   sah   man  sich  bald 


:i 


B.     Referate.     2.    Ethnologie  und  Rassenkunde.  215 

zur  Annahme  von  rein  arischen  und  arianisierten  Völkern  gezwungen, 
bald  wieder  dazu  gedrängt,  die  Ursitze  der  Arier  ausserhalb  Indiens  und 
zwar  vorzugsweise  nach  Nordeuropa  zu  verlegen.  Als  man  die  Frage  vom 
Standpunkte  der  Archäologie,  Ethnologie  und  Geschichte  zu  betrachten 
begann,  wurde  sie  um  so  komplizierter,  und  mit  dem  Eintreten  der  Soma- 
tologie  in  die  Erörterung  nahm  die  Konfusion  noch  mehr  zu.  Broca  war 
der  erste,  welcher  darauf  hinwies,  dass  man  die  Sprachen  nicht  mit  den 
Rassen  vermengen  dürfe.  Allmählich  gelangte  man  zur  Annahme  von 
folgenden  drei  Gruppen  unter  den  Ariern:  1.  eines  kleinen,  braunen,  lang- 
köpfigen  Menschenschlages,  zu  welchem  die  alten  Pelasger,  Iberer  und 
Hindus  gehören,  2.  eines  lichtbraunen,  rundköpfigen  Menschenschlages 
mit  lichter  Hautfarbe  und  Augen:  Gelten,  Slaven,  die  heutigen  Tadjik 
in  Persien,  3.  eines  grossen,  blonden,  langköpfigen  Menschenschlages 
mit  rosiger  Hautfarbe  und  blauen  Augen:  die  Kymrier  (Gallier)  und 
Germanen. 

Gestützt  auf  linguistisch-paläontologische  Forschungsresultate,  musste 
man  zwei  Gruppen  der  alten  Arier  unterscheiden:  europäische  und  asiatische; 
als  älteste  Niederlassungen  der  ersteren  nahm  man  Nordeuropa,  als  jene 
der  letzteren  die  Gegend  am  Jaxartes  an.  Der  Frage,  ob  die  ersteren  aus 
Asien  gekommen  sind,  oder  ob  die  letzteren  aus  Europa  stanomen,  kann 
man  nur  folgende  Thatsachen  entgegenstellen:  die  europäischen  Sprachen 
weisen  im  Vergleiche  mit  dem  Sanskrit  und  Zend  eine  primitivere  Ent- 
wickelungsstufe  auf;  zwischen  den  europäischen  und  asiatischen  Ariern 
giebt  es  keine  bestimmte  Begrenzungslinie;  die  Wanderungszüge  der  arischen 
Rassen  waren  gegen  Süden  und  im  gewissen  Grade  auch  nach  Osten  ge- 
richtet. Den  archäologischen  Untersuchungen  ist  zu  entnehmen,  dass  die 
Arier  weder  Fischfang,  noch  Metalle  (mit  Ausnahme  des  reinen  Kupfers) 
kannten,  und  dass  sie  zur  Zeit  der  jüngeren  Steinperiode  in  Europa  er- 
schienen. Zaborowski  ist  überzeugt,  dass  die  Arier  weder  die  Bronze, 
noch  die  arischen  Sprachen  nach  Europa  brachten;  er  spricht  die  Er- 
findung der  ersteren  vielmehr  den  Babyloniern  zu;  jedenfalls  steht  bisher 
so  viel  fest,  dass  die  Bronze  von  einem  brachycephalen  Volke  nach  Central- 
europa  importiert  wurde.  Gegen  Ende  des  neolithischen  Zeitalters  nimmt 
Zaborowski  eine  rückläufige  Völkerbewegung  an,  welche  von  den  aus  dem 
Norden  gegen  Centraleuropa  drängenden  Kymriern  ausging,  nachdem  die 
turanischen  Völker  den  Westen  und  Südwesten  Europas  allmählich  in- 
filtriert hatten.  Der  Typus  der  Kymrier  ist  uns  unter  der  Bezeichnung 
der  neolithischen  DoHchocephalen  bekannt.  Die  grosse  Expansionsbewegung 
dieser  blonden  Völkerschaften  am  Vorabende  der  Bronzeperiode  und  ihre 
gleichzeitige  Vermischung  mit  den  Turaniern  fällt  mit  der  Entstehung  jener 
Mundarten  zusammen,  aus  welchen  später  die  arischen  Sprachen  hervor- 
gehen sollten. 

Dr.  0.  Hovorka  Edler  v.  Zderas-Janjina. 


21(3  B.     Referate.     i2.    Ethnologie  und  Rassenkunde. 

161.  Lucretia    Panaitescu:     Zur   Ethnologie    der   Rumänen. 

Inaug.-Dissert.     Zürich.      1897. 

Vorliegende  Arbeit  ist  ein  nicht  unwichtiger  Beitrag  zur  rumänischen 
Volkskunde.  Auf  eine  gedrängte  Schilderung  der  prähistorischen  und 
historischen  Thatsachen  folgen  einige  anthropologische  Daten,  die  von 
einem  Bruder  des  Verf.  gesammelt  wurden.  Diese  Erhebungen  sind  an 
militärpflichtigen  Leuten  vorgenommen  worden  und  beschränken  sich  auf 
Körpergrösse  und  Komplexion.  Die  folgenden  Abschnitte  behandeln  Sprache, 
Tracht,  Hausbau,  Nahrung,  Beschäftigung  u.  s.  w.,  doch  scheint  dem  Verf, 
der  Schwerpunkt  der  Arbeit  in  den  Kapiteln,  welche  die  Hochzeits-  und 
und  Totengebräuche  beschreiben,  zu  liegen.  Gerade  bei  diesen  Gebräuchen 
treten  noch  häufig  ältere,  dem  Christentum  fremde  Vorstellungskreise  zu 
Tage,  die,  speziell  in  Totenkultus,  überraschende  Analogien  mit  den  Ge- 
bräuchen Ural  -  altaischer  Völker  aufzeigen.  Besonders  hervorgehoben  sei 
hier  nur  die  eigentümliche  Beschränkung  der  Ehefreiheit,  welche  die  Ver- 
wandtschaft durch  Gevatterschaft  (Cumatria)  bedingt.  Das  Volk  vermeidet 
die  Heirat  mit  Blutsverwandten  bis  in  die  dritte  Generation,  die  Heirat 
mit  Verwandten  durch  Gevatterschaft  oder  Verschwägerung  dagegen  bis  in 
die  siebente  Generation.  Es  wurde  für  eine  geringere  Sünde  gehalten,  die 
leibliche  Schwester  zu  heiraten,  als  die  Gevatterin,  und  ein  Mann  darf  nie- 
mals mit   einer  Milchschwester  eine  Ehe  eingehen. 

Eine  ebenso  interessante  aber  im  Aussterben  begriffene  Sitte  ist  die- 
jenige, die  Leiche  nach  7  Jahren  (bei  Kindern  schon  nach  3  Jahren)  aus- 
zugraben. Die  Knochen  werden  sorgfältig  weiss  gewaschen,  neu  verpackt, 
und  es  findet  dann  ein  vollständiges  zweites  Begräbnis  statt.  Andere 
Gebräuche,  die  auf  einen  ausgedehnten  Geisterglauben  hinweisen,  wolle 
man  in  der  kurzen,  aber  sehr  interessanten  Arbeit  selbst  nachlesen. 

Dr.  Bud.  Martin-Zürich. 

162.  L.  Moschen:    Note  di  craniologia  trentina.    Atti  d.  See. 
rom.  di  antrop.      1897.     Bd.  V,  S.  5. 

Nach  den  craniologischen  und  cephalometrischen  Messungs-Resultaten 
über  den  Schädelindex  von  Wälschtirol,  welche  sich  aus  den  Arbeiten  von 
Moschen,  Tappeiner,  Canestrini  und  Holl  ergaben  (1498  Individuen),  über- 
wiegt dort  die  Zahl  der  Brachycephalen  (49,0)  und  Hyperbrachycephalen 
(29,4),  während  die  Mesocephalen  (20,8)  und  Dolichocephalen  (0,7)  in 
Minorität  bleiben.  Durch  die  Untersuchungen  von  Toldt  und  Tappeiner 
wurde  festgestellt,  dass  in  Deutschtirol  die  Zahl  der  Hyperbrachycephalen 
eine  noch  grössere  ist.  Mit  Rücksicht  auf  die  zoologische  Untersuchungs- 
Methode  von  Sergi  fand  Moschen  folgende  Schädel-Varietäten:  Ellipsoides, 
Ovoides,  Pentagonoides,  Sphenoides  und  Platycephalus. 

Dr.  Hovorka  Edler  v.  Zderas-Janjina. 


B,     Referate.     2.    Ethnoloüie  und  Kassenkunde. 


217 


163.  E.  Tedeschi:  Studi  di  antropologia  veneta.  Aiti  d.  Soc. 
rom.  di  antropol.   1897.     Bd.  V.  S.  21. 

Tedeschi  untersuchte  107  venetianische  Schädel  des  anatomischen 
und  zoologischen  Museums  in  Padua  (95  männlich,  12  weihlich,  58  Ver- 
brecherschädel). Der  Schädelinhalt  schwankte  zwischen  1120  und  1720  ccm, 
und  zwar  waren  mikrocephal  ( —  1150)  2  Schädel,  elattocephal  (1150  bis 
1300)6,  oligocephal  (1300-1400)  11,  metriocephal  (1400—1500)  33, 
megalocephal  (1500—1700)  43,  über  1700  ccm  4  Schädel.  Der  Schädel- 
umfang variierte  zwischen  450  und  560  cm  bei  den  Männern  und  zwischen 
447  und  540  bei  den  Weibern.  Davon  waren  5  dolichocephal,  25  meso- 
cephal,  76  brachycephal ,  19  chamaeprosop,  80  leptoprosop.  Im  all- 
gemeinen waren  die  Schädel  dieser  Provinz  brachycephal,  niedrig  ortho- 
cephal,  leptoprosop,  leptorrhin,  hypsiconch  mit  Überwiegen  der  platy- 
cephalen  Formen.  Von  den  Sergischen  Varietäten  fanden  sich  die  Formen 
Platycephalus  (46,60  pCt.)  (mit  6  Untervarietäten),  Ovoides  (12,62),  Sphe- 
noides  (12,42);  ausserdem:  Sphaeroides,  Scolopeides,  Pentagonoides,  Co- 
motocephalus.  Dr.  Hovorka  Edler  v.  Zderas-Janjina. 

164.  A.  A.  Arutinow:  Zur  Anthropologie  des  kaukasischen 
Volksstammes  der  Uden  (oder  Udiner).  Arbeiten  der 
anthropologischen  Abteilung  der  K.  Moskauer  Gesellschaft  der 
Freunde  der  Anthropologie.  1897.  Bd.  XVIII,  Lief.  3,  S.  521 
bis  528. 

Die  Uden  sind  ein  kleiner  kaukasischer  Volksstamm.  Eckert  zählt 
gegen  10  000  Individuen,  der  kaukasische  Kalender  von  1896  nur  7856  In- 
dividuen; sie  bewohnen  2  Ortschaften:  Wartaschen  und  Nidscha. 
Der  Verf.  konnte  25  Individuen  im  Sommer  1896  messen;  überdies  be- 
schaffte er  sich  6  Schädel  aus  einer  Begräbnisstätte  nahe  bei  Wartaschen. 

Ihre  Kleidung  ist  die  gewöhnliche  kaukasische,  aber  ihre  Sprache  ist 
eine  eigentümliche   (Schiefner  hat  eine  Grammatik  geschrieben). 

Die  Uden  sind  von  mittlerer  Grösse,  besitzen  Knochenbau  und  Mus- 
kulatur gut  entwickelt. 

Die  Stirn  ist  niedrig  und  schmal,  die  Scheitelgegend  breit,  das 
Hinterhaupt  abgeflacht,  der  Cephalindex  ist  sehr  hoch,  86,62.  Die  Uden 
sind  brachycephal  (Max.  93,89  —  Min.  80,63);  die  Nase  lang,  massig  breit, 
der  Mund  nicht  gross ;  Haare  glatt,  Haarfarbe  dunkel,  Hautfarbe  bräunlich, 
Augen  hellbraun  und  braun. 

Der  Verf.  hat  6  Schädel  untersucht,  die  in  der  Nähe  der  Ortschaft 
Wartaschen  gefunden  worden  sind,  und  erklärt  dieselben,  sowie  die  von 
Dr.  Batschinski  ebendaselbst  gefundenen  und  gemessenen  12  Schädel  für 
Uden-Schädel. 

Allein  auf  Grund  seiner  Messungen  erhielt  er  als  Mittel  des  Cephal- 
index 74,22  —  die  Schädel  sind  also  dolichocephal.     Vergleicht  man  diese 


218  B-     Referate.    2.   Ethnologie  und  Rassenkunde. 

Zahl  mit  dem  Cephalindex  der  lebenden  Uden  86,62,  so  ergiebt  sich  — 
auch  nach  Abzug  von  2  Einheiten  als  Korrektur  —  immerhin  84,62, 
bleibt  also  ein  Unterschied  von   10  Einheiten. 

Danach  ist  der  Schluss  berechtigt,  dass  die  Gräber-Schädel  nicht  den 
Uden  angehört  haben.  Prof.  Dr.  L.  Stieda-Königsherg. 

165.  J.  K.  Twarjanowitsch:  Beiträge  zur  Anthropologie  der 
Armenier.  Doktor -Dissertation  der  Milit.-Mediz.  Akademie  zu 
St.  Petersburg.  Jahrgang  1896/97.  Nr.  57.  St.  Petersburg 
1897.     158  Seiten.     8^.     Mit  einigen  Tabellen. 

Auch  diese  anthropologische  Dissertation  ist  unter  Leitung  des  Herrn 
Prof.  Tarenezky  angefertigt. 

Der  Verf.  giebt  zuerst  eine  geographische  Skizze  Armeniens,  dann  einen 
kurzen  Abriss  der  armenischen  Geschichte,  und  schliesslich  eine  ethno- 
graphische Skizze  (S.  1 — 42).  Die  anthropologischen  Beobachtungen 
und  Messungen  konnte  der  Verf.  in  seiner  Eigenschaft  als  Militär-Arzt 
(jüngerer  Arzt  im  14.  Grusinischen  Grenadier-Regiment  von  1889  ab)  be- 
quem ausführen,  insofern  ihm  durch  vielfache  Dienstreisen  Gelegenheit  ge- 
boten v^urde,  den  Kaukasus   und  dessen  Bev^ohner  zu  studieren. 

Es    vi^urden    108   muskelkräftige   und   gesunde   Männer   (Soldaten  und  ^ 
Bauern),    die    aus    der   Umgegend   der    Stadt"  Tiflis   und  aus   den   Kreisen 
Bortschalisk   und  Tiflis   stammten,   untersucht.     Die  Maasse   sind  in  genau 
geführten  Tabellen  zusammengestellt. 

Als  Ergebnisse  sind  hervorzuheben: 

1.  Unter  den  Armeniern  überwiegt  der  Zahl  nach  das  männliche 
Geschlecht.  2.  Pocken  -  Epidemieen  sind  unter  den  Armeniern,  weil  der 
Nutzen  der  Impfung  nicht  anerkannt  wird,  sehr  häufig.  3.  Die  Haut- 
farbe des  Gesichts  ist  dunkler,  an  den  übrigen  Körperstellen  heller. 
4.  Die  Armenier  sind  dunkelhaarig  und  dunkeläugig.  5.  Die  Behaarung 
der  Körperoberfläche  ist  sehr  gross.  6.  Der  Schnurrbart  und  Backenbart 
wächst    sehr    früh.      7.    Die  Gesichtsschärfe    ist  grösser   als    die  normale. 

8.  Die  Muskelkraft  dsr  linken  Hand  ist  grösser,  als  die  der  rechten  Hand. 

9.  Das  Körpergewicht  der  Armenier  ist  im  allgemeinen  gross.  Es  beträgt 
im  Mittel  167,95  Pfund  (d.  i.  67,2  Kilogramm).  Bei  einer  kleinen  Reihe 
von  56  Mann  betrug  das  Mittel  170  Pfund  (Max.  210,  Min.  127).  10.  Das 
Körpergewicht  der  armenischen  Soldaten  nimmt  gegen  das  Ende  der  Dienst- 
zeit zu.  Unter  den  56  Mann  nahm  das  Körpergewicht  bei  43  Mann 
(76,79  pCt.)  zu,  verminderte  sich  nicht  bei  10  (17,86  pCt.),  verringerte  sich 
bei  3  (5,36  pCt.).  11.  Die  Armenier  sind  brachycephal.  Cephalindex  im 
Mittel  86,89  cm;  Max.  94,13  (bei  einem  Individuum),  Min.  78,13  (bei 
einem  Individuum).  Brachycephal  sind  82,9  pCt.,  subbrachycephal  15,2; 
mesocephal  1,9  pCt.  12.  Der  Längsdurchmesser  des  Kopfes  ist  verhältnis- 
mässig kurz,   im  Mittel    181,78  cm;   Max.   198   —   Min.   164.     Der  Quer- 


B.     Referate.     2.    Ethnologie  und  Rassenkunde.  219 

durchmesser  des  Kopfes  ist  verhältnismässig  gross,  im  Mittel  157,82  cm-, 
Max.  173,  Mio.  147.  13.  Die  Stirn  ist  grade,  von  mittlerer  Höhe,  breit,  mit 
nur  schwach  entv^ickelten  Stirnhöckern.  14.  Deformationen  des  Schädels 
(des  Kopfes)  sind  verhältnismässig  häufig.  15.  Die  Armenier  haben  ein 
Gesicht  von  mittlerer  Form,  neigen  jedoch  etv^as  zur  Leptoprosopie 
(Schmalgesicht).  Die  Backenknochen  springen  nicht  vor.  Das  Kinn  ist 
spitz.  16.  Die  Nase  ist  lang,  der  Nasenrücken  gekrümmt  und  breit. 
17.  Das  Spatium  interorbitale  ist  nicht  breit.  18.  Der  Mund  ist  von 
mittlerer  Grösse,'"  die  Lippen  sind  dick,  etv^as  umgestülpt.  19.  Die  Zähne 
sind  grade,  von  mittlerer  Grösse,  ohne  beträchtliche  Zv^ischenräume,  der 
sogenannte  „Biss''  ist  ein  oberer.  20.  Die  Zähne  der  Armenier  v^^erden 
sehr  häufig  durch  Caries  angegriffen.  21.  Die  Weisheitszähne  brechen 
sehr  spät  hervor.  22.  Die  Ohren  sind  nicht  gross,  aber  abstehend;  die 
Grösse  beider  Ohren  ist  gleich.  23.  Der  Hals  ist  geschmeidig  und  von 
mittlerer  Länge.  24.  Die  Körpergrösse  der  Armenier  überschreitet  das 
Mittelmaass;  sie  beträgt  im  Mittel  1671,02  mm;  Max.  1860,  bei  einem  In- 
dividuum, Min.  1530,  auch  bei  einem  Individuum.  Differenz  330  ist  sehr 
gross.  25.  Der  Rumpf  ist  sowohl  absolut  wie  relativ  nicht  gross; 
Länge  im  Mittel  904,33  mm.  Max.  996,0  —  Min.  805,0.  26.  Der 
Perimeter  der  Brust  übertrifft  die  Hälfte  der  Körpergrösse.  Er  beträgt  im 
Mittel  884,2  mm.  (Die  Körpergrösse  im  Mittel  1671,02).  27.  Schulter- 
und  Beckenbreite  sind  beträchtlich.  Schulterbreite  im  Mittel  383,34  mm; 
i  Max.  451  —  Min.  328;  Beckenbreite  im  Mittel  273,94  mm;  Max.  311  — 
Min.  244.  28.  Die  Klafterbreite  überschreitet  die  Körpergrösse  bedeutend; 
I  sie  beträgt  im  Mittel  1738,42,  Max.  1924,  Min.  1570  mm.  29.  Die 
I  oberen  Extremitäten  haben  eine  beträchtliche  Länge  =  753,31  mm 
im  Mittel  (Max.  839,  Min.  679).  Die  rechte  und  die  linke  Hand  sind  von 
gleicher  Länge.  30.  Die  Beine  sind  lang,  im  Mittel  878,37  mm  (Max. 
990,  Min.  780)  in  Folge  der  beträchtlichen  Länge  des  Schienbeins;  die 
Fusslänge  ist  nicht  gross ;  der  rechte  und  der  linke  Fuss  sind  von  gleicher 
Länge.  Prof.  Dr.  L.  Stieda-Königshery. 

166.  Dimitrij  Posdnejew:     Beschreibung    der   Mandschurei. 

Zwei  Bände.  St.  Petersburg  1897.  I.  Bd.  V  +  620  +  VI. 
II.  Bd.  Beilagen.     Mit  einer  Karte. 

Das  vorliegende  Werk  ist  vom  K.  russischen  Finanz-Ministerum  durch 
den  Direktor  den  III.  Abteitung  D.  M.  Posdnejew  herausgegeben  worden. 

Mit  dem  Namen  derMandschurei  (Russisch:  Mantschschurija)  werden 
die  drei  östlichen  Provinzen  des  chinesischen  Reiches  bezeichnet.  Es 
haben  diese  drei  Provinzen  heute  ein  ganz  besonderes  Interesse  zu  er- 
warten, weil  die  russisch  -  chinesische  Bahnlinie  die  genannten  Provinzen 
durchqueren  wird.  Das  vorliegende  Werk  giebt  eine  Beschreibung  in  ge- 
schichtlicher,   geographischer  und  handelspolitischer    Hinsicht;    die  in   der 


220  ß-    Referate.     2.     Ethnologie  und  Rassenkunde. 

westeuropäischen  Litteratur  enthaltenen  Angaben  über  die  Mandschurei  sind 
sehr  dürftig.  Einige  Nachrichten  verdanken  wir  den  russischen  Gesand- 
schaften,  die  im  XVII.  und  XVIII.  Jahrhundert  auf  dem  Wege  nach  Peking 
durch  die  Mandschurei  hindurch  reisten.  Dann  ist  lange  Zeit  nichts  zu 
hören,  bis  erst  in  der  Neuzeit  durch  die  Erwerbung  des  Amurgebiets  und 
durch  die  allmähliche  Erschliessung  China's  die  Europäer  auch  mit  der 
Mandschurei  in  Bekanntschaft  getreten  sind. 

Deshalb  erschien  eine  zusammenfassende  Darstellung  sehr  notwendig 
und  wünschenswert.  Man  darf,  so  schreibt  der  Verf.,  keineswegs  nur 
neue  Angaben  erwarten,  keineswegs  eine  streng  wissenschaftliche  Behand- 
lung des  Gegenstandes,  vielmehr  ist  derselbe  bestrebt  gewesen,  so  viel 
als  möglich  verschiedene  Notizen  zusammen  zu  tragen. 

Die  beigefügte  Karte  der  Mandschurei  im  Maassstabe  von  Vaeooooo 
(80  Werst  auf  einen  Zoll)  ist  auf  Grundlage  der  40  werstigen  Karte  der 
russisch-asiatischen  Grenzländer  angefertigt  worden. 

Wir  geben  hier  eine  gedrängte  Übersicht  des  reichen  Inhalts: 

Es  muss  vorausgeschickt  werden,  dass  bei  der  Zusammenstellung,  so- 
wohl des  Textes  wie  auch  der  Beilagen,  nicht  nur  Posdnejew  beteiligt 
war,  sondern  darin  unterstützt  wurde  von  seinem  Gehilfen  K.  M.  Jo- 
hannson.  Ausserdem  nahmen  Anteil  an  der  Abfassung  des  Werkes: 
W.  S.  Kotwitsch,  L.  J.  Borodowsky,  M.  A.  Konossewitsch,  Act. 
Schklarewitsch.  Die  geologische  Skizze  der  Mandschurei  hat  den 
Adjunkt-Professor  des  Instituts  für  Landwirthschaft  und  Forstwirtschaft 
K.  D.  Glinka  zum  Verfasser;  die  Hieroglyphen  der  Beilage  V  sind  vom 
Lektor  der  Universität  zu  St.  Petersburg,  Jossibumi  Korono,  nieder- 
geschrieben. 

Der  erste  Band  enthält  eine  historische  und  eine  geographische 
Skizze  der  Mandschurei  (S.  1  — 144),  eine  Darstellung  des  geologischen 
Baues  (S.  145 — 160),  eine  kurze  Schilderung  des  Klimas,  des  Pflanzen- 
und  Tierreichs  (S.  161 — 213),  eine  Schilderung  der  Bewohner  der 
Mandschurei  (S.  214 — 256),  Dauren,  Orotschonen,  Koreaner,  Manegren, 
Biraren,  Golden,  Solonen,  Burjäten,  Tschiptschiner  und  Olöten,  Chinesen: 
sie  gehören  den  drei  Völkern  der  Tungusen,  Mongolen  und  Chinesen  an. 
Die  Gesamtzahl  ist  nicht  sicher  zu  bestimmen,  der  Verfasser  schätzt 
sie  etwa  auf  12  Millionen.  Ausser  den  Anhängern  der  chinesischen 
Staatsreligion  giebt  es  eine  geringe  Anzahl  Mohammedaner  und  etwa 
20  000  Christen.  Bemerkenswert  ist,  dass  in  der  Mandschurei  noch 
Sklaverei  herrscht.  —  Weiter  folgt  eine  Beschreibung  der  Administration 
der  einzelnen  Provinzen  (S.  257 — 268),  eine  Schilderung  einzelner  Städte 
und  Wohnplätze  (S.  269—305),  der  Strassen  und  Wege  (S.  306—422), 
der  Landwirtschaft,  der  Viehzucht  und  des  Handels  (S.  422—584.  Diese 
letzten  Abschnitte  sind  sehr  ausführlich  und  ganz  besonders  sorgfältig 
behandelt. 


B.     Referate.     2.    Ethnologie  und  Rassenkunde.  221 

Der  II.  Band  enthält  sehr  verschiedenartige  Beilagen.  Beilage  1  zum 
Kapitel  Klima:  Meteorologische  Tabellen,  Temperatur,  Windrichtung  u.  s.  w. 
Beilage  2  giebt  ein  Verzeichnis  der  in  der  Mandschurei  gefundenen 
Pflanzen  (13  Seiten).  Beilage  3  giebt  ein  Verzeichnis  der  Säugetiere 
und  der  Vögel  der  Mandschurei.  Die  Beilage  4  bringt  Tabellen  über  die 
Militärmacht,  über  die  administrative  Einteilung  und  den  Etat  der  Ver- 
waltung der  einzelnen  Provinzen.  Die  Beilage  5  giebt  Mitteilungen  über 
die  Entfernungen  auf  den  einzelnen  Wegstrassen,  do.bei  ein  Verzeichnis 
der  Stationen  der  Wege  in  der  Provinz  Schen-Tsin  in  chinesischen  Schrift- 
zügen (Hieroglyphen).  Beilage  6  eine  Tabelle  der  verschiedenen  Seiden- 
waaren.  Beilage  7  Tabelle:  astronomische  Punkte,  hypsometrische  Be- 
stimmungen und  Höhen-Angaben.  Beilage  8:  Tabelle  über  die  Ausfuhr 
aus  der  Mandschurei  während  der  Jahre  1891  — 1895  mit  besonderer  Be- 
rücksichtigung des  ausgeführten  Viehes.  Beilage  9:  Chinesische  Maasse. 
Chinesische  Chronologie.  Beilage  10:  Bibliographie  der  Mandschurei, 
26  Seiten,  Geschichte,  Geographie  und  Ethnographie.  Flora,  Fauna. 
Sprache  und  Litteratur.     Geldgewinnung.     Vermischtes.     Karten. 

Frof.  Dr.  L.  Stieda-Königsherg. 

167.  A.   Posdnejew.     Die  Mongolei  und  die   Mongolen.     Er- 
gebnisse einer  während  der  Jahre  1892 — 1893  durch  die  Mongolei 
ausgeführten    Reise.     Bd.    I.       Tagebuch    der    Reise     189  2. 
St.    Petersburg    1896.      8«.     XXX    +    696  Seiten.      Mit    Ab- 
bildungen  im  Text  und  den  Portraits  des  Reisenden,  seiner  Frau 
und    seines  Gefährten.     (Herausgegeben    von    der   K.    russischen 
geogr.  Gesellschaft  zu  St.  Petersburg.)     In  russischer  Sprache. 
A.  M.  Posdnejew,    Prof.    an  der   K.  Universität   zu  St.    Petersburg 
der  bedeutendste  aller  russischen  Mongolisten,  hat  sich  bereits  im  Jahre  1876 
an    der    Potanin'schen    Expedition    beteiligt    und    verweilte    im    Anschluss 
daran  3  Jahre  in  der  Mongolei,  um  insbesondere  die  mongolische  Sprache 
zu  studieren.     Darnach  wurde  er  als  Professor   der  mongolischen  Sprache 
in  St.  Petersburg  angestellt.     Im  Jahre  1892  begab  sich  Posdnejew  infolge 
einer  Aufforderung    von  Seiten    des   russischen  Ministers    der   auswärtigen 
Angelegenheiten  abermals  nach  Asien,    um   nicht   nur  die  Bevölkerung  der 
Mongolei  in  ethnographischer    Beziehung,  sondern   auch   die  ökonomischen 
Beziehungen   der  Gegend    zu   studieren,    um  Land  und  Leute  gründlich  zu 
erforschen. 

Die  Reise  Podnejews  nahm  etwa  2  Jahre  in  Anspruch;  an  derselben 
beteiligte  sich  seine  Frau  Olga  und  ein  Gehilfe  Fedorow. 

Die  Länge  des  von  den  Reisenden  durchmessenen  Weges  betrug 
etwa  22  Tausend  Werst,  die  Unkosten  gegen  9000  Rubel.  Die  Reisenden 
verliessen  St.  Petersburg  am  7./19.  April  1892,  waren  am  11. /23.  Juni 
bereits  in  Werchneudinsk  und  am  23.  Juni  in  Kiachta.  Hier  wählte 
Posdnejew  sich  zum  Reisebegleiter  einen  jungen  26jährigen  Mann,  der  ur- 


222  B-     Heferate.     2.     Ethnologie  und  Rassenkunde. 

sprünglich  das  Schuhmacherhandwerk  erlernt  hatte,  später  aber  Photo- 
graph geworden  war.  Dieser  aus  Irkutsk  stammende  Bürgersohn  Iwan 
Fedorow  hatte  als  Photograph  2  Jahre  in  Urga  gelebt  und  hatte  infolge 
dessen  unter  den  dortigen  Mongolen  viele  Bekannte;  leider  konnte  er  nur 
wenig  mongolisch  sprechen.  Fedorow  erwies  sich  als  ein  sehr  brauch- 
barer Gehilfe.  Am  27.  Juni  verliess  Posdnejew  Kjachta;  am  21.  Dezember 
langten  die  Reisenden  glücklich  in  Peking  an.  Der  vorHegende  Band,  der, 
wie  bemerkt,  das  Tagebuch  der  im  Jahre  1892  ausgeführten  Reise  enthält, 
beschäftigt  sich  dementsprechend  mit  der  Nord-Mongolei  (Chalcha). 
Posdnejew  reiste  nicht  direkt  von  Kjachta  nach  Peking,  sondern  auf  Um- 
wegen, da  er  sich  mit  der  nördlichen  Mongolei  insbesondere  bekannt 
machen  wollte.  Er  zog  von  Kjachta  nach  Urga,  der  Hauptstadt  der 
Mongolei,  dem  Sitz  des  Oberlama  —  dann  weiter  von  Urga  nach  Ul- 
jässutai,  und  noch  weiter  westlich  nach  Kobdo;  dann  von  Kobdo  wieder 
zurück  nach  Urga,  dann  nach  Kaijan  und  nach  Peking.  —  Da  die 
Reisenden  im  Jahre  1893  gleichfalls  diese  Strecke  Kaigan  -  Peking  zu 
passieren  beabsichtigten,  so  ist  die  Schilderung  dieser  Wegesstrecke  hier 
fortgeblieben,  um  der  Reisebeschreibung  des  Jahres  1893  eingefügt  zu 
werden.  Wir  müssen  uns  hier  mit  dieser  allgemeinen  Skizze  begnügen 
und  können  auf  die  Einzelbeschreibungen  nicht  eingehen;  es  möge  nur 
hervorgehoben  werden,  dass  sehr  viel  Neues  und  Interessantes  darin  ent- 
halten ist;  vor  allem  bemerkenswert  sind  die  Beschreibungen  der  mongo- 
lischen Klöster,  der  lamaistischen  Geistlichkeit,  der  Tempel  und  der  Alter- 
tümer. Nicht  minder  anziehend  sind  die  Schilderungen  des  mongolischen 
Volkslebens,  die  Erörterungen  über  die  Handelsbeziehungen  und  über  die 
Volkswirtschaft.  Diesem  ersten  Bande  sollen  noch  6  weitere  folgen.  Da- 
von wird  enthalten:  der  zweite  Band  die  Reise-Ergebnisse  des  Jahres  1893 
der  dritte  Band  eine  Skizze  der  administrativen  Einrichtungen  der  Mon- 
golei, die  militärische  und  national-ökonomische  Lage  der  Mongolen;  der 
vierte  Band  wird  die  Religion  der  Mongolen,  den  Lamaismus,  schildern; 
der  fünfte  Band  soll  die  Ethnographie  der  Mongolen,  der  sechste  Band 
eine  Schilderung  des  russisch  -  chinesischen  Handels,  und  allendlich  der 
siebente  Band  eine  Geschichte  der  mongolischen  Dynastie  bringen. 

Wünschen  wir  dem  fleissigen  Gelehrten  Zeit  und  Kräfte,  um  alles  ge- 
sammelte Material  gehörig  verarbeiten  zu  können. 

Prof.  Dr.  L.  Stieda-Königsherg. 

168.  Karl  von  üjfalvy:    Die  Arier  im  Norden  und  Süden  des 

Hindu-Kusch.     Arch.  f.  Anthropol.    1897.     Bd.  XXIV,  S.  609. 

Referat  von  unbekannter  Hand  über  Ujfalvy's  Werk :  Les  Aryens  etc. 

(cfr.  dieses  Centralblatt  Bd.  II,  S.  233.) 

Nach   Schilderung  der  Gegenden  und  Bewohner   im  westlichen  Hima- 

laya   und  den  südlichen  Abhängen  des  Himalaya-Gebirges   geht  Verf.  näher 


B.     Referate,     2.    Ethnologie  und  Rassenkunde,  223 

auf  die  Wichtigkeit  der  geologischen  Verhältnisse  ein  und  berührt  auch 
die  völkergeschichtliche  Bedeutung  der  chinesischen  Mauer;  an  der  Hand 
einer  ethnologischen  Karte  der  Länder  nördlich  und  südlich  des  Hindukusch 
zeigt  er  die  anthropologische  Kluft,  die  zwischen  Iraniern  und  Indern  be- 
steht, und  macht  den  Vorschlag  einer  rationellen  Klassifizierung  jener 
Völker.  Hervorgehoben  wird  weiterhin  der  Einfluss  der  biologischen  Ge- 
setze auf  die  Umgestaltung  der  innerasiatischen  Rassen;  Brocas  Unter- 
suchungen über  die  Schwankungen  des  Breitenindex  werden  wieder  auf- 
genommen. Von  besonderem  Wert  ist  bei  der  nun  folgenden  Schilderung 
der  in  Betracht  kommenden  Völker  die  genaue  kritische  bibliographische 
Übersicht;  Arier  nördlich  und  südlich  des  Hindukusch  erweisen  sich  ethno- 
und  anthropologisch  als  scharf  geschieden.  —  Die  Spuren  der  Lehren 
Zarathustras  und  Buddhas  bei  den  jetzt  muselmanischen  Völkern  kann 
Ujfalvy  nachweisen. 

Interessant  und  ganz  neu  ist  seine  numismatische  Anthropologie; 
an  einer  Reihenfolge  von  Münzen  prüft  er  den  Typus  der  darauf  dar- 
gestellten ehemaligen  Könige  von  Baktrien,  Afghanistan  und  Pentschab 
und  findet  je  nach  Ländern  verschiedene,  wohlcharakterisierte  anthropo- 
logische Typen  der  Königsbildnisse,  die  übrigens  auch  auf  Felsenzeich- 
nungen wiederkehren.  Die  betreffenden  Typen  erinnern  an  noch  ältere, 
uns  wohl  bekannte  Bildnisse  (Philipps  von  Makedonien,  Alexanders  des 
Grossen),  oder  an  jetzige  moderne  indische  Prinzen.  Seine  Unter- 
suchungen wären  also  neue  Beweisgründe  zu  Gunsten  der  Theorie  eng- 
lischer Forscher,  welche  absolut  die  Münzen  der  Sakka's  von  jenen  der 
griechisch  -  baktrischen  Fürsten  trennen  und  umgekehrt ;  der  Unterschied 
dieser  Münzen  besteht  in  den  darauf  dargestellten  Pferden,  auf  ersteren 
finden  sich  prächtige  zierliche  hochbeinige  Renner,  auf  letzteren  untersetzte 
kurzbeinige  rohe  Steppenrosse,  Unterschiede,  wie  sie  von  französischer 
Seite  bestätigt  wurden. 

Zum  Schluss  rechtfertigt  Verf.  sein  Verfahren,  sich  einer  besonderen 
anthropologischen  Nomenklatur  bedient  zu  haben. 

Dr,  Lehmann-Nitsche-La  Plata. 

169.  Kohlbrugge:     Die   Krankheiten    eines    Bergvolkes    der 

Insel  Java.  Janus,  Amsterdam.  1897,  Bd.  II.  Nov.-Dez. 
Die  Tenggeresen,  mit  denen  sich  Verf.  beschäftigt,  sind  ein  Volks- 
stamm in  den  Bergen  Javas  (1700 — 2000  m  ü.  d.  M.),  der  den  Überrest 
der  indonesischen  Urbevölkerung  darstellt.  Da  derselbe  seit  Jahrhunderten 
isoliert  in  den  Bergen  lebt,  bis  zu  Anfang  unseres  Jahrhunderts  fast 
gänzlich  abgeschlossen  von  jeglichem  Verkehr  mit  Europäern  war  und  erst 
seit  5  Jahren,  seitdem  an  Stelle  der  Fusspfade  ein  breiter  Weg  zu  den 
betreffenden  Dörfern  führt,  sich  dem  Verkehr  erschlossen  hat,  so  sind  die 
Untersuchungen  des  Verfassers  von  ganz  besonderem  Wert.  —  Die  mittlere 


224  ß-     Heferate.     2.    Ethnologie  und  Rassenkunde. 

Grösse  von  130  gemessenen  Männern  betrug  1604  mm,  der  Cephalindex 
79,71:  die  Beckenbreite  belief  sich  an  60  Männern  im  Durchschnitt  auf 
148,  der  Brustumfang  auf  855,  der  Umfang  der  Wade  auf  346  mm.  Die 
mittlere  Athemfrequenz  setzte  K.  bei  den  Männern  auf  21,4  Züge,  die 
mittlere  Pulsfrequenz  auf  73  Schläge  fest.  —  Die  durchschnittliche  Zahl 
der  Kinder  von  einer  Frau  waren  8;  jedoch  gehörten  11—12  Kinder 
keineswegs  zu  den  Seltenheiten;  einmal  erreichte  die  Fruchtbarkeit  die 
Zahl  15  — 16.  Die  Tenggereser  Frauen  gebären  leicht  und  schnell;  Aus- 
treibung der  Frucht  und  Verhalten  dieser,  sowie  der  Mutter  verlaufen 
normal.  Das  Kind  wird  erst  abgenabelt  (mit  einem  scharfen  Stück  Bambu), 
wenn  die  Placenta  vollständig  ausgetrieben  ist,  was  zumeist  spontan  wenige 
Minuten  nach  der  Geburt  der  Fall  zu  sein  pflegt.  Die  Wöchnerin  ruht  nur 
4 — 5  Stunden  aus  und  geht  dann  ihrer  gewohnten  Arbeit  nach.  Während 
des  Jahres  1895,  in  dem  Verf.  sich  über  alle  Vorgänge  unter  den  Teng- 
geresen  wöchentlich  mündlich  Bericht  erstatten  liess,  betrug  die  Natalität 
5,38  pCt.  der  Bevölkerung,  die  Mortalität  2,5  pCt.,  es  war  also  ein  Über- 
schuss  von  2,88  pCt.  zu  verzeichnen.  Es  wurden  mehr  Knaben  (52  pCt.), 
als  Mädchen  (48  pCt.)  geboren,  indessen  die  ausserordentlich  hohe  Sterb- 
lichkeit während  des  ersten  Lebensjahres  lässt  die  Zahl  der  Gesamt' 
bevölkerung  sowohl,  als  auch  die  Zahl  der  Knaben  bedeutend  herabgehen. 
Die  Todesfälle  während  des  ersten  Jahres  machen  nämlich  59  pCt.  aller 
Todesfälle  aus  (davon  34  pCt.  J,  25  pCt.  9)-  Verf.  vergleicht  die  Mor- 
talität unter  den  Tenggeresen  mit  der  anderer  Völker,  im  besonderen 
mit  der  ziemlich  unter  gleichen  klimatischen  Bedingungen  lebenden  Be- 
völkerung des  Oberengadin.  Während  des  ersten  Lebensjahres  ist  die 
Sterblichkeit  unter  ihnen  noch  viel  ungünstiger,  als  in  den  in  dieser  Hinsicht 
am  ungünstigsten  gestellten  Gegenden  Europas  (z.  B.  Island  38,8  pCt.,  Bayern 
36,6  pCt.);  sobald  aber  die  Klippe  des  ersten  Jahres  überwunden  ist, 
stellt  sie  sich  sowohl  im  allgemeinen,  als  auch  für  die  männlichen  In- 
dividuen immer  günstiger.  So  fallen  auf  die  Zeit  nach  der  Pubertät  (Be- 
schneidung) im  Tenggergebirge  nur  38  pCt.  der  Todesfälle  (davon  47  pCt. 
Männer,  53  pCt.  Weiber),  in  Oberengadin  aber  76,8  pCt.  —  Von  56  Todes- 
fällen unter  Erwachsenen  im  Jahre  1895  waren  49  durch  Krankheit,  die 
übrigen  durch  Unfall  oder  Selbstmord  bedingt.  Verf.  wurde  in  1359  Krank- 
heitsfällen von  der  einheimischen  Bevölkerung  in  Anspruch  genommen; 
er  giebt  uns  eine  detaillierte  Übersicht  derselben.  Am  häufigsten  war  unter 
den  verschiedenen  Krankheitsformen  die  Malaria  (355  Fälle),  demnächst 
Wunden,  Geschwüre  und  Verletzungen  (160),  Katarrhe  der  Respirations- 
organe (159)  und  Darmkrankheiten  (134)  vertreten.  Von  Infektions- 
Krankheiten  kamen  am  häufigsten  (84  Fälle)  die  Masern  zur  Behandlung, 
indessen  in  gutartiger  Form.  Diphtheritis,  Scharlach,  Röteln,  Cholera, 
Blattern  und  Typhus,  ferner  Konstitutions- Anomalien  (Chlorose,  Diabetes, 
Gicht,  Rhachitis)    fehlten.     Sehr    selten  kamen  dem  Verf.  schliesslich  noch 


ß.     Referate.     2.    Ethnologie  und  Rassenkunde.  225 

Herz-,  Nieren-,  Magenkrankheiten,  Syphilis,  sowie  Psychosen  und  Neurosen  zu 
Gesicht;  unter  den  Augenkrankheiten  herrschte  die  Konjunktivitis,  unter 
den  Hautkrankheiten  die  Krätze  vor.  Dr.  Bus chan- Stettin. 

I        170.  Zaborowski:     Origine   des  Cambodgieus:    Tsiams,  Mo'is, 
'■  Dravidiens,  Cambodgiens.     Bulletins  de  la  Societe  d'Anthro- 

pologie  de  Paris.      1897.     Bd.  VIII,  S.  38  (3  Abbild.). 
Verfassers  reichhaltige  Abhandlung    bringt    in  das  Gewirr  der  Völker- 
schaften, die  Cambodga  bewohnen,    ein  wenig  Ordnung.     Nach  ihm  wären 
die  Tsiam  die  ursprünglichen  Herren  Cochinchinas  gewesen.     Sie  bestehen 
bis  auf  ein  Drittel  aus  reinen  Moi,  die  sich  durch  ihr  breites  Gesicht  und 
ihre  nicht-mongolischen  Augen  kennzeichnen ;  ihre  Hautfarbe  ist  nicht  gelb, 
1  sondern  rötlich  und  gräulich  (Nr.  36  und  37   der  Broca'schen  Skala),    wie 
'  diejenige  der  Malaien.     Durch  alle  diese  Merkmale,  sowie  durch  diejenigen 
ihres  Schädels    sind    die  Moi  echte  Dravidas,  und  die  Tsiam,    die  sich  zu- 
!  meist  aus  ihnen  zusammensetzen,  müssen  aus  Südindien  gekommen  sein. 
Was  die  Khmeren    anbetrifft,    so    scheinen    dieselben    aus   Nordindien 
herzustammen.     Am  Anfang   unserer  Aera    ist    ihre  Bedeutung    im  Tsiam- 
Reich    entstanden    und    hat    sich    auf  dessen  Kosten    entwickelt.     Die  ver- 
schiedenen Völker  Cochinchinas    hätten    demnach    den   gleichen    indischen 
Ursprung;   sie   unterscheiden   sich  von  einander   nur  durch  die  Menge  des 
beigemischten  mongolischen  Blutes:  bei  den  Khmeren  ist  diese  Beimischung 
sehr  beträchtlich,    bei    den  Tsiam  sehr  unbedeutend    und   bei   den  Wilden 
Cochinchinas  noch  geringer.  Dr.  L.  Laloy-Faris. 

171.  W.  Krause:    Australische   Schädel.     Verhandl.   d.    Berlin. 

anthropol.  Gesellsch.  1897.  Bd.  XXIX,  S.  508—558. 
Auf  seiner  anthropologischen  Reise  nach  Australien  im  Sommer  1897 
hat  Krause  zu  Melbourne,  Sydney  und  Adelaide  die  bisher  grösste  Anzahl, 
nämlich  über  200,  Schädel  von  australischen  Ureingeborenen  untersucht 
und  187  derselben  nach  der  Frankfurter  Verständigung  gemessen.  Von 
letzteren  sind  15  nachgewiesenermaassen  weiblich,  21  sicher  männlich- 
Auch  die  134  Stück,  die  nach  Ausschaltung  der  jugendlichen,  der  krank- 
haft veränderten,  der  Mischhngs  -  Schädel  u.  s.  w.  übrig  bleiben  und  von 
Krause  als  ,, gemischte"  aufgeführt  werden,  stammen  wohl  grösstenteils 
A'on  Männern.  Die  daher  zusammengefassten  männlichen  und  gemischten 
Schädel  sind  im  Verhältnis  zu  ihrer  Länge  durchschnittlich  schmal  und 
nahezu  hoch;  sie  sind  prognath  infolge  der  schrägen  Stellung  des  Zahn- 
höhlenfortsatzes ihres  Oberkiefers  und  haben  im  Vergleich  mit  ihrer  kleinen 
Jochbreite  ein  hohes  Gesicht.  Die  weiblichen  Schädel  haben  ihren  mitt- 
leren Verhältniszahlen  gemäss  eine  weniger  schmale,  aber  höhere  Hirn- 
kapsel, einen  geringeren  Grad  von  Prognathie  und  ein  weniger  hohes  Ge- 
sicht als  die  australischen  Männer.  Doch  hält  Referent  diese  weiblichen 
Schädel  eigentlich  für  etwas  mehr  leptoprosop  (90,9),  als  jene  männlichen 

Centralblatt  für  Anthropologie.    1898.  15 


226  B-     Referate.     2.    Ethnologie  und  Rassenkunde. 

und  gemischten  Scljädel  (91,8),  weil  der  weibliche  Menschenschädel  im 
allgemeinen  einen  kleineren  Jochbreiten -Gesichtsindex  hat  als  der  männ- 
liche. Die  australischen  Schädel  haben  sehr  stark  vorstehende  Augen- 
brauenbogen,  eine  eingedrückte  Nasenw^urzel  und  im  Zusammenhange 
hiermit  eine  kurze  Schädelbasis  trotz  der  an  und  für  sich  beträchtlichen 
Grösse  der  geraden  Schädellänge,  die  nach  Krause  (S.  512)  ihren  höchsten 
Wert  von  204  mm  am  Schädel  Nr.  81  erreicht,  in  der  Tabelle  bei  Nr.  137 
aber  sogar  mit  207  mm  angegeben  ist.  Auf  der  schmalen,  stark  geneigten 
Stirne,  die  von  einer  geringen  Entwickelung  der  Stirnlappen  des  Gehirns 
abhängt,  erhebt  sich  häufig  ein  senkrechter,  auf  dem  Hinterhauptsbein  ein 
wagerechter  Wulst.  Wie  alle  Durchgangsöffnungen,  so  sind  auch  die 
äusseren  und  inneren  Gehörgänge  sehr  weit,  woraus  Krause  auf  ein 
grosses  Trommelfell  und  einen  dicken  Hörnerven  bei  den  sehr  scharf 
hörenden  Eingeborenen  schliesst.  Die  durchschnittlich  1  cm  betragende 
Verlängerung  des  Zahnbogens  vom  Oberkiefer  über  den  Weisheitszahn 
hinaus  enthält  zuweilen  kleine,  auf  einen  vierten  Mahlzahn  deutende  Höhlen 
und  dürfte  nach  Ansicht  des  Referenten  die  Prognathie  verursachen  bezw. 
erhöhen.  Die  Unterscheidungsmerkmale  zwischen  männlichen  und  weib- 
lichen Schädeln  genügen  nicht  zur  sicheren  Geschlechtsbestimmung  der 
australischen  Schädel.  Die  Hirnkapsel  von  5  weiblichen  Schädeln  fasst 
990 — 1370,  im  Mittel  1136  ccm  und  ist  bei  50  männlichen  oder  ge- 
mischten Schädeln  1000 — 1590  und  durchschnittlich  1238  ccm  gross. 
Die  meist  auf  dem  Lande  gesammelten  Schädel  haben  sehr  dicke  und 
ausserordentlich  harte  Knochen  ohne  schwammige  Zwischenschicht.  Eine 
offene  Stirnnaht  wurde  nur  an  einem,  ein  Stirnfortsatz  der  Schläfenschuppe 
an  14  und  ein  Schläfen-Fontanellenknochen  an  42  von  186  Schädeln  be- 
obachtet. In  der  Regel  ist  der  mittlere  Teil  jeder  Kranznaht-Hälfte  viel 
mehr  gewunden  als  der  obere  und  untere  Teil  und  hat  weit  längere 
Zacken  als  am  Europäerschädel.  Im  Gegensatze  zu  Topinard  findet  Krause 
keine  Anhaltspunkte  für  eine  Sonderstellung  der  Bewohner  des  westlichen 
Australiens ;  denn  die  mittleren  Verhältniszahlen  von  Schädeln  aus  dem 
Norden,  NO,  0,  SO,  S,  W  und  dem  Innern  zeigen  keine  wesentlichen 
Unterschiede. 

Da  Krause  nur  durch  die  Zahlen,  die  in  der  ersten  wagerechten  Reihe 
der  Tabellen  stehen,  auf  die  mit  denselben  Nummern  in  der  Frankfurter 
Verständigung  bezeichneten  Maasse  hinweist,  so  erfährt  der  Leser  dieser 
überaus  wichtigen  Abhandlung  nicht,  auf  welche  Maasse  die  unter  den  in 
der  Frankfurter  Verständigung  fehlenden  Nummern  4a^  13a,  13b  und  18a 
stehenden  Zahlen  sich  beziehen.  Vielleicht  ersetzt  eine  derselben  die  bei 
Krause  nicht  vorhandene  Nummer  10  a,  unter  der  in  der  Frankfurter  Ver- 
ständigung die  Breite  der  Schädelbasis  aufgeführt  ist.  Auffallend  gross 
sind  die  vom  Referenten  berechneten  Unterschiede  zwischen  gerader  und 
grösster  Länge.    Im  Mittel  betragen  dieselben  bei  den  1 70  in  den  Tabellen 


B,     Referate.     ''2.    Ethnologie  und  Rassenkunde. 


227 


enthaltenen  Schädeln  4,7  mm  und  zwar  4,3  mm  bei  den  21  sicher 
männlichen  und  5,7  mm  bei  den  15  bestimmt  weiblichen  Schädeln.  An 
9  Schädeln  dehnt  sich  die  grösste  Länge  10 — 19  mm  mehr  aus  als  die 
gerade  Länge;  den  grössten  Unterschied  von  19  mm  zeigt  der  weibliche 
Schädel  Nr.  18.  Dass  die  grösste  Länge  in  5  Fällen  aber  2 — 4  mm 
kürzer  ist  als  die  von  demselben  vorderene  Messpunkte  ausgehende 
gerade  Länge,  kann  Referent  sich  nicht  erklären. 

Eine  genaue  Beschreibung  der  einzelnen  Schädel  findet  sich  im  zweiten 
Teile  (30  Seiten)  dieser  bedeutsamen  Arbeit,  die  noch  manche,  wegen 
Mangel  an  Raum  hier  nicht  erwähnte  Einzelnheiten  enthalt. 

Dr.  Mies-Köln. 

172.  W.  L.  H.  Duckworth  und  Macalister:   Notes  on  crania  of 
Australian    aborigines.      Journal    of    the    anthropological    In- 
stitute.     1897.     Bd.  XXVII,  Nr.  2,  S.  204. 
Es    handelt    sich    hier    um    3    männliche    ausgewachsene    Australier- 
schädel, deren  sich  einer  im  Cambridge  Museum  und  die  zwei  anderen  in 
Privatsammlungen  befinden;  ihre  nähere  Herkunft  ist  unbekannt.     Sie  be- 
sitzen in  einem  hohen  Grade  die  Merkmale  der  australischen  Schädel,  wie 
Prognathismus  und  Skaphocephalie.     In    nachstehender  Tabelle   haben  wir 
ihre  Hauptmaasse  zusammengestellt. 


Schädelinhalt 

Grösste  Länge . 

Grösste  Breite ,  . 

Horizontal-Umfang 

Schädelhöhe  (vom  Basion  zumBregma) 

Cephalindex .    .  . 

Längenhöhen-Index .    . 

Augenhöhlen-Index 

Nasen-Index    

^    .  ,  .    ^    ,      (   nach  Broca 

besicnts-Index  {         ,    rz  ^^ 

nach  Kollmann.    .  . 


1225 

1180 

180 

175 

127 

133 

496 

487 

132 

132 

70,6 

72,6 

73,4 

75,4 

72,3 

73,2 

61,5 

63,4 

69,3 

60,3 

54 

47 

1300 

193 

130 

515 

136 

67,4 

70,5 

81 

70,5 

72,3 

52 


Im  allgemeinen  stimmt  diese  Maasstabelle  mit  den   von  anderer  Seite 
j      an  Australiern  gemachten  Beobachtungen  überein. 
'  Dr.  L.  Laloy- Paris. 

173.  H.  Mathews:  Australian  class  Systems.  The  American 
Anthropologist.  1896.  Bd.  IX,  S.  411,  und  1897,  Bd.  X, 
S.  345. 

15* 


228 


B.     Referate.     2.    Ethnologie  und  Rassenkunde. 


Manches  ist  über  die  Verwandtschaftssysteme  der  Australischen  Ein- 
geborenen geschrieben  worden,  aber  Vieles  bleibt  noch  immer  dunkel. 
Mathews  giebt  hier  einen  belangreichen  neuen  Beitrag  zu  unserer  Kenntnis 
derselben,  indem  er  die  Verwandtschafts-Organisation  einiger  Stämme  der 
Wiradthuri-Gruppe  bespricht,  die  am  Murrumbridge  oberhalb  Jugiong  bis 
hinab  nach  Hay,  südlich  bis  zum  Murray  und  nördlich  bis  an  den  Lachlan 
river  wohnen.  Sie  sind  geteilt  in  vier  Gruppen,  in  deren  jeder  die 
Männer  eine  andere  Bezeichnung  haben,  als  die  Weiber,  nämlich  in: 
1.  Murri  ^  —  Matha  ?;  2.  Kubbi  ^f  —  Kubbitha  $;  3.  Ippai,  cf  — 
Ippatha  $;  4.  Oombi  J^  —  Butha  $.  Es  gilt  nun  die  Regel,  dass  ein 
Mann  aus  einem  dieser  Clans  sein  Weib  nur  aus  einem  ganz  bestimmten 
anderen  Clan  nehmen  darf  (Murri  —  Ippatha,  Kubbi  —  Butha,  Ippai  — 
Matha,  Oombi  —  Kubitha) ;  doch  konmien  viele  Abweichungen  davon  als 
Neuerungen  vor,  freilich  mit  ganz  bestimmten  totemischen  Einschränkungen, 
die  in  dem  Aufsatz  näher  geschildert  werden.  Höchst  eigentümlich  und 
ganz  alleinstehend  ist  die  Thatsache,  dass  das  Totem  einer  Mutter  nie  das 
der  Tochter  ist,  sondern  immer  erst  das  der  Tochter  dieser  letzteren,  so 
dass  also  in  weiblicher  Descendenz  in  ganz  regelmässiger  Folge  ein  immer- 
währender Totemwechsel  stattfindet. 

Prof,  Dr.  Emil  Schmidt-Leipzig, 


174.  J.  Chalmers:    Anthropometrical   obseryations  on  some 

natiyes    of   the    Papuan    Gulf.      Journal    of   the    anthropol. 

Institute  of  Great  Britain.     1897.     Bd.  XXVII,  Nr.  2,  S.  335. 

Diese  Beobachtungen  sind  von  einem  Missionar  in  British  Neu-Guinea 

angestellt    worden.     Die    gemessenen    Eingeborenen    stanamen    aus    Kiwai, 

einer  Insel    an   der  Mündung  des  Fly  -  Flusses,    aus  Maipua,  Orokolo  und 

Toaripi,    drei  Dörfern    an   der  Küste   des   papuanischen   Meerbusens.     Wir 

fassen    die    gemachten    Beobachtungen    in    folgender    Tabelle    zusammen. 

(Der  Kopfindex  ist   nicht  korrigiert.) 


Zahl 

der 

Fälle 

Körperhöhe 

Klafter- 
weite 

Kopf 

Nase 

Herkunft 

ig 

1 

1 

'S 

X 

a 

■  :a3 

1 

1 

Kiwai 

19 

1656 

821 

1761 

176 

145 

83 

51 

25 

49 

Maipua  .... 

6 

1636 

807 

— 

193 

135 

70 

55 

27,5 

50 

Orokolo     .... 

17 

.1677 

836 

1741 

184 

141 

76,5 

51 

25 

49 

Toaripi .... 

16 

1702 

843 

1782 

186 

147 

77,7 

60 

24 

44 

Wir  wollen   nur   die  in  Kiwai  vorherrschende  Brachycephalie  hervor- 
heben: von  den   19  gemessenen  haben   14  einen  Index,  der  grösser  ist  als 


B.     Referate.     "1.    Ethnologie  und  Rassenkunde. 


229 


82  und  bis  92  hinansteigt.  Dagegen  sind  die  Einwohner  von  Maipua  sehr 
langköpfig  und  zugleich  niederen  Wuchses.  Die  zwei  anderen  Dörfer 
nehmen  in  Hinsicht  des  Kopfindex  eine  mittlere  Stellung  ein. 

Dr.  L.  Laloy-Paris. 

175.  G.  A.  Dorsey:    Observations  on  a  collection  of  Papuan 
crania. 

W.  H.  Holmes:    Notes  on  preservation   and   decorative 
features.      Field    Columbian    Museum,    Anthropological    series. 
Chicago.     1897.     Bd.  II,  Nr.   1.     XI  Tafeln. 
Betreffende  Sammlung  stammt  aus  einem  unbestimmten  Ort  von  Neu- 
Guinea,  wahrscheinlich  vom  nördlichen  Ufer    des  Papuanischen  Golfs.     Sie 
wurde  angeblich  von  einem  eingeborenen  Häuptling  dem  Schiffskapitän  ge- 
schenkt, der  sie  nach  Amerika  gebracht  hat.     Sie  besteht  aus  16  Schädeln, 
nämlich   8   männlichen,    7  weiblichen   und  1   kindlichen.     Die  Ausgewach- 
senen scheinen  ungefähr  35 — 40  Jahre  alt  zu  sein;  an  keinem  Schädel  sind 
senile  Erscheinungen  vorhanden. 

Die  Kapazität  wurde  nach  Broca's  Methode  bestimmt;  die  grösste 
Länge  ist  von  der  Glabella  aus  gemessen,  die  Gesichtslänge  vom  Nasion 
aus.  Der  Gaumen  und  der  Unterkiefer  konnten  nicht  recht  studiert 
werden,  weil  letzterer  durch  Bänder  befestigt  ist,  wie  wir  weiter  unten 
sehen  werden.  Nachstehende  Tabelle  enthält  eine  Zusammenstellung  der 
wichtigsten  Merkmale  dieser  Schädel. 


Maasse 


8  cf 


7  $ 


Beide 

Geschlechter 

zusammen 


5— 9jähr. 
Kind 


Kapazität , 

Grösste  Länge 

Grösste  Breite 

Basio  -  bregmatische  Höhe 
Foramen  magnum-Länge  . 
Foramen  magnum-Breite  . 
Bizygomatische  Breite  ... 
Längen  -  Breiten  -  Index  .  . 
Längen  -  Höhen  -  Index  .  . 

Nasen  -  Index 

Augenhöhlen  -  Index 


1425 

182 

131 

131 

35 

29 

128 

71 

71 

51 

84 


1262 

171 

127 

127 

32 

27 

118 

73 

73 

53 

91 


1343 

177 

129 

129 

33 

28 

123 

72 

72 

52 

87 


161 

127 

30 

24 

78 

47 

100 


Mit  Ausschluss  des  Kinderschädels  ist  also  die  Schädelreihe  sehr 
homogen.  Die  Kapazität  variirt  von  1275  bis  1560  bei  den  männlichen, 
von  1060  bis  1365  bei  den  weiblichen  Schädeln.  Sie  ist  also  gering,  ob- 
wohl etwas  grösser  als    die   von  Hovelacque    und    Herve    für  Papuas    an- 


230  B-     Heferate.     "2.    Ethnologie  und  Rassenkunde. 

gegebene.  Die  anderen  Merkmale  weisen  noch  grössere  Übereinstimmung 
auf;  so  variirt  der  Schädelindex  bei  den  männlichen  Schädeln  nur  von 
65  bis  74,  und  von  65  bis  77  bei  den  v^eiblichen.  Die  Schädel  sind  in 
der  Regel  lang  und  schmal,  mit  komprimierter  Stirngegend,  gut  ent- 
wickelten, nach  hinten  sitzenden  Parietalhöckern ;  in  der  Norma  posterior 
ist  die  Form  gut  pentagonal.  Die  Stirn  ist  wenig  entwickelt,  der  höchste 
Punkt  der  Sagittalkurve  liegt  weit  hinter  dem  Bregma.  Die  Suturen  sind 
sehr  einfach,  die  Muskelansätze  sind  gut  entwickelt,  die  Schläfenlinien 
liegen  sehr  hoch.  Dazu  kommt  noch  die  starke  Prognathie,  die  den 
Schädeln  einen  sehr  rohen  Ausdruck  verleiht. 

Die  Schädel  sind  von  den  Eingeborenen  mit  grosser  Sorgfalt  bereitet 
und  verziert  worden;  es  waren  wahrscheinlich  Schädel  von  Verwandten 
oder  Freunden.  Die  Zähne  sind  befestigt  durch  einen  Strick  aus  Palmfasern, 
das  sich  um  jeden  herumwindet;  die  ausgefallenen  Zähne  sind  durch 
künstliche  aus  Holz  ersetzt.  Unter  der  Incisura  mandibulae  am  Ramus 
ascendens  befindet  sich  ein  Loch,  wo  ein  anderes  Band  angebracht  ist, 
das  den  Unterkiefer  mit  dem  Processus  zygomaticus  verbindet.  Ausserdem 
geht  noch  ein  sorgfältig  geflochtener  Strick  durch  die  Nasenlöcher  vor  dem 
Ober-  und  Unterkiefer,  um  dann  durch  die  Mundhöhle  und  den  Gaumen 
an  seinen  Ausgangspunkt  zurückzukehren.  Begreiflicherweise  sind  der 
Gaumen  und  die  Nasenmuscheln  durch  diesen  Prozess  stark  beschädigt. 

Auf  dem  Stirnbein  tragen  sämtliche  Schädel  eine  eingravierte  Zeich- 
nung, die  sehr  plump  gemacht  ist  und  wahrscheinlich  in  gewisser  Be- 
ziehung zu  den  mythologischen  Ideen  der  Papuaner  steht.  Meist  sind  es 
stark  stylisierte  tierische  oder  menschliche  Darstellungen,  die  manchmal  in 
rein  geometrische  Figuren  ausgeartet,  oder  wenigstens  von  solchen  (Kreuz, 
Dreieck,  Stern)  umgeben  sind.  Dr.  L.  Laloy-Paris. 

176.  Bertholon:  Exploration  anthropologiqne  de  l'lle  de  Gerba 
(Tunisie).  L'Anthropologie.    1897.  Bd.  VIII,  S.  318,  399  u.  559 

Die  Insel  Gerba  ist  im  Meerbusen  der  kleinen  Syrte  gelegen ;  sie  ist  haupt- 
sächlich von  Berbern  bevölkert.  Die  Körpergrösse  der  Berber  (333  Fälle) 
ist  ziemlich  niedrig:  1,637  m.  Die  mittlere  Grösse  der  Tunisier  beträgt  nach 
Collignon  1,66  und  die  der  Krumiren  1,67  m.  Die  Farbe  der  Augen  und  der 
Haare  wird  im  folgenden  veranschaulicht:  Augen  blau  4  pCt.,  hell  14  pCt., 
mittelfarbig  9  pCt.,  dunkel  73  pCt.;  Haare  hell  0,6  pCt. ,  mittelfarbig 
2,4  pCt.,  dunkel  97  pCt.  Der  Kopfindex  (330  Fälle)  beträgt  79,94;  er 
ist  also  nach  Broca's  Einteilung  subbrachycephal  und  weicht  daher  von  der 
in  Tunis  herrschenden  Dolichocephalie  (bei  358  Krumiren  hat  Verf. 
einen  Index  von  74  gefunden,  und  bei  226  Einwohnern  der  Oasen  in  der 
Gegend  von  Gabes  Indices,    die  zwischen  72,6  und  74,8  variierten)  ab. 

Der  Nasenindex  (332  Fälle)  ist  mesorhin  =  69,8.  Wenn  man 
darauf    achtet,    in    welcher    Weise    sich    die    körperlichen    Merkmale    der 


B.    Referate.     5}.     Ethnologie  und  Rassenkunde.  231 

Gerbier  untereinander  kombinieren,  so  bemerkt  man,  dass  die  Hellfarbigen 
(25  Fälle)  auch  die  grössten  (1,662  m)  und  mehr  langköpfig  (78,4)  sind, 
als  die  übrigen  Gerbier ;  ihr  Nasenindex  beträgt  nur  68,6.  Übrigens  sind 
diese  Hellfarbigen  stark  mit  dem  dunklen  Typus  vermischt.  Dieser  Typus 
zerfällt  in  einen  weit  überwiegenden  kurzköpfigen  und  einen  spärlicher 
vertretenen  langköpfi^en.  Ersterer  wäre,  nach  Verf.  Ansicht,  mit  den 
europäischen  Brachycephalen  eng  verwandt. 

Bertholon's  Aufsatz  enthält  ausserdem  zahlreiche  interessante  Angaben 
über  die  Ethnographie,  das  soziale  Leben,  die  Sitten,  die  religiösen  An- 
schauungen und  die  Sprache  dieses  wenig  bekannten  Stammes.  Was  die 
Religion  betrifft,  wollen  wir  nur  hervorheben,  dass  die  Gerbier  einer  be- 
j  stimmten  Sekte  des  Islam  angehören  und  dass  sie  sich  so  wenig  als 
möglich  mit  den  anderen  Muhamedanern  mischen.  Dieser  Umstand  mag 
dazu  beigetragen  haben,  ihre  Rassenreinheit,  sowie  die  Eigentümlichkeiten 
ihrer  Sitten  (Genuss  des  Hundes  als  Nahrungsmittel  u.  s.  w.)  zu  erhalten. 

Dr.  L.  Laloy-Paris. 

177.  F.  Carlsen:  Benin  in  Guinea  und  seine  rätselhaften 
Bronzen.     Globus  1897.     Bd.  LXXII,  Nr.  20. 

Über  die  bereits  auf  S.  347  des  2.  Bandes  d.  Bl.  kurz  erwähnten 
Bronzefunde  aus  Afrika  liegen  nun  weitere  Mitteilungen  vor.  —  Die 
älteste  Kunde  über  Benin  stammt  von  den  Portugiesen  aus  dem  15.  Jahr- 
hundert; seine  Einwohner  (verwandt  mit  den  landeinwärts  wohnenden 
Tappas)  werden  stets  als  blutdürstige  und  grausame  Leute  geschildert. 
Trotzdem  scheinen  sie  wahre  Meister  auf  dem  Gebiete  der  Elfenbein- 
schnitzerei und  des  Bronzegusses  gewesen  zu  sein. 

Bisher  hat  man  gegen  300  Bronzeplatten  unter  dem  Schutt  von  Benin 
aufgefunden  und  sie  dem  British  Museum  einverleibt.  Es  sind  Platten  von 
30 — 70  cm  Länge,  mit  stark  erhabenen  Figuren  mancherlei  Art  bedeckt. 
Die  Technik  ist  die  des  ,, verlorenen  Gusses";  das  Ganze  ist  aus  einem 
Stück  gegossen,  Spuren  von  späterem  Löten  oder  Nieten  sind  daran  nicht 
vorhanden.  Die  Ausführung  verdient  die  Bezeichnung  ,, künstlerisch".  Verf. 
unterscheidet  3  Arten  von  Darstellungen:  1.  menschliche  Figuren,  ein- 
heimische Häuptlinge,  ausländische  Krieger  etc.;  2.  einheimische  Tiere, 
wie  Krokodile,  Leoparden,  Schlangen  etc.  und  3.  allerlei  Gegenstände,  wie 
Armringe,  Messer,  Geräte,  Palmenbäume  etc.  Das  meiste  Interesse  daran 
beanspruchen  die  Darstellungen  der  Menschen.  Die  Neger  sind  charak- 
terisiert durch  ihr  typisches  Gesicht  mit  breiter  Nase,  dicken  Lippen  und 
grossen  Augen;  ihre  auffällige  Tracht  erinnert  einmal  an  die  behelmten 
Wattenpanzer  -  Reiter  des  Sultans  von  Bernu  (von  Glapperton  und  Nach- 
tigall beschrieben),  zum  andern  auch  an  einen  sehr  alten  Buanga-Fetisch 
(von  Wissmann  und  Wolf  mitgebracht).  Die  Europäer  sind  gekennzeichnet 
durch   ihr   langes,    schlichtes  Haar,    langen  Bart,   lange   schmale  Nase   und 


232  ß-     Referate.     2.    Ethnologie  und  Rassenkunde. 

europäische  Kleidung  (eiserne  Helme,  Luntenflinten  und  Spangenschwerte), 
die  an  die  der  Landsknechte  des  16.  Jahrhunderts  erinnert.  —  Als  Zeit 
der  Entstehung  dieser  Platten  nimmt  Verf.  die  Mitte  des  16.  Jahrhunderts 
an;  er  vermutet,  dass  um  diese  Zeit  ein  europäischer  Giesser  an  den  Hof 
des  Königs  von  Benin  gelangt  sei  und  hier  die  bereits  schon  einheimische 
Kunst  des  Bronzegusses  weiter  vervollkommnet  habe  (?). 

Dr.  Bus chan- Stettin. 

178.  Kud.   Tirchow:    6   Schädel   von   Jaunde   aus  Eamernu. 

Verhandl.  d.  Berlin,  anthropol.  Gesellsch.  1897.  Bd.  XXIX, 
S.  604-609. 
Diese  Schädel  erwachsener  Personen  sind  die  ersten,  die  aus  dem 
südlichen  Gebiete  Kameruns  untersucht  wurden.  Da  die  Geschlechts- 
bestimmung von  Schädeln  ,, wilder"  Stämme  noch  sehr  unsicher  ist,  so  er- 
klärt Virchow  nur  unter  Vorbehalt  einen  Schädel  für  weiblich,  die  übrigen 
für  männliche.  Der  weibliche  ist  gewaltsam  abgeschlagen  worden;  ferner 
zeigt  einer  von  den  männlichen  Schädeln  zahlreiche  Spuren  von  Ver- 
letzungen. Auf  dem  Dache  des  letzteren  und  eines  anderen  (^)  Schädels 
finden  sich  krankhafte  Veränderungen.  Die  weibliche  Hirnkapsel  fasst 
1262?  ccm,  die  männlichen  bewegen  sich  hierbei  in  weiten  Grenzen, 
zwischen  1275?  und  1590  ccm.  Für  die  Form  der  Jaundeschädel  ist, 
wie  bei  den  von  Virchow  früher  untersuchten  Dualla  aus  Kamerun,  die 
im  Verhältnis  zur  Länge  grosse  Höhe  bezeichnend;  nur  einer  ist  chamae- 
cephal,  nach  Virchow's  Annahme  infolge  von  individueller  Variation.  Ausser- 
dem sind  4  von  den  Schädeln  im  Vergleiche  mit  ihrer  Länge  mittelbreit, 
die  übrigen  2  aber  schmal.  Die  Form  der  in  keinem  Fall  verhältnis- 
mässig schmalen  Nase  zeigt  geringere  Unterschiede  als  die  der  Augen- 
höhlen. Die  sehr  grosse  Ursprungsfläche  des  Schläfenmuskels  erstreckt 
sich  ungemein  weit  nach  hinten,  womit  eine  Verschmälerung  und  Er- 
höhung der  Hinterhauptsschuppe  zusammenzuhängen  scheint.  In  der  bei- 
gegebenen Tabelle  sind  ausser  den  absoluten  Messzahlen  und  den  be- 
rechneten Indices  auch  die  sagittalen  Umfangsmaasse  und  deren  prozen- 
tuale Verteilung  zusammengestellt,  die  uns  zeigen,  dass  wegen  der  starken 
Entwickelung  der  Stirnhöhlen,  wie  Virchow  im  Text  erklärt,  das  Stirn- 
bein bei  allen  5  männlichen  Schädeln  (an  dem  weiblichen  Schädel  konnten 
diese  Maasse  nicht  bestimmt  werden)  den  grössten  Teil  des  Sagittal- 
umfangs  einnimmt,  während  das  Hinterhaupt  bei  4  Schädeln  den  kleinsten, 
nur  bei  einem  Schädel  (vergl.  die  verallgemeinernde  Bemerkung  unten  auf 
S.  605)  den  mittleren  Anteil  an  diesem  Bogen  hat.         Dr.  Mies-Köln. 

179.  Uösemann:  Anthropologische  Aufnahmen  von  Einge- 
borenen aus  Ujiji.  Verhandl.  d.  Berlin,  anthropol.  Gesellsch. 
1897.  Bd.  XXIX,  S.  410— 425.  Dazu  Rud.  TirchOW:  Eben- 
daselbst S.  426. 


B.     Referate,     "2.    Ethnologie  und  Rassenkunde.  cj33 

Nach  einem,  73  Angaben,  Messungen  und  Merkmale  verlangenden 
Schema  hat  Hösemann  unter  Weglassuug  mehrerer  Nummern  Aufzeich- 
nungen über  17  männliche  und  10  weibliche,  16 — 50  Jahre  alte  Ein- 
geborene aus  Udschidschi  gemacht.  Tättowierung  und  Zahnfeilung  werden 
auf  wertvollen  Abbildungen  veranschaulicht.  Ausserdem  hat  Hösemann 
die  Körperlänge  (147 — 150  cm)  von  7  Watwa,  angeblichen  Zwergen,  in 
Urundi  gemessen.  —  Virchow  erkennt  den  grossen  Eifer  des  Verf.,  der 
Assistenzarzt  1.  Kl.  unserer  Schutztruppe  ist,  an,  bemängelt  jedoch  die  von 
demselben  mit  einem  hierzu  ungeeigneten  Instrumente  ausgeführten 
Messungen  und  äussert  den  dringenden  Wunsch,  dass  die  von  den 
Militär- ,  Marine-  und  Kolonial  -  Verwaltungen  ausgesandten  Ärzte  und 
Reisenden  mit  guten  anthropologischen  Instrumenten  versehen  werden  und 
deren  Handhabung  vor  ihrer  Abreise  einüben,  Dr.  Mies-Köln. 

180.  Rud.  Tirchow:  Über  einen  echten  Mtussi-Schädel.  Verhdl. 
der  Berlin,  anthropol.  Gesellsch.  1897.  Bd.  XXIX,  S.  426 
bis  429. 

Dieser  erste,  von  Virchow  untersuchte  Mtussi  -  Schädel,  den  Höse- 
mann aus  Udschidschi  am  Tanganyika-See  durch  Stuhlmann  eingesandt 
hat,  stammt  von  einem  älteren  Manne  und  zeichnet  sich  durch  eine 
grosse  (1536  ccm)  Hirnkapsel  aus.  Im  Verhältnis  zu  seiner  Länge  ist 
er  schmal  (L:B  =  74,2)  und  hoch  (L:H  =  77,4)  und  gehört  mit  einem 
Gesichtsindex  von  81,8  nach  Virchow  zu  den  Mesoprosopen ,  nach  dem 
Einteilungsversuch  des  Referenten  aber  unter  die  rundlichen  Gesichter. 
Obwohl  an  der  unteren  Grenze  der  Platyrrhinie  stehend,  hat  er  eine 
oben  schmale,  weit  vortretende  Adlernase.  Durch  diese  Form-Verhältnisse 
unterscheidet  sich  der  Schädel  von  dem  Bantu-Typus  der  dortigen  Gegenden 
und  ähnelt  den  südlichen  Hamiten.  Was  die  Nachbarstämme  betrifft,  so 
weicht  der  Mtussi-Schädel  von  dem  einzigen  bis  jetzt  vorliegenden  Mhehe- 
Schädel  durch  seine  Vorderansicht,  von  2  Wassandaui-Schädeln  in  wich- 
tigen Verhältniszahlen  beträchtlich  ab.  Dr.  Mies-Köln. 

181.  ßamsay:  Anthropologische  Aufnahmen  in  Udjidji.  Ver- 
handl.  der  Berlin,  anthrop.  Ges.  1897.  Bd.  XXIX,  S.  561— 571. 
Dazu  Rud.  Tirchow:     Ebendaselbst  S.  570  u.  571. 

Die  vom  Hauptmann  Ramsay  in  Udjidji  ausgefüllten  Aufnahmeblätter 
enthalten  eine  kurze  Beschreibung  der  hauptsächlichsten  körperlichen 
Eigenschaften  von  9  Mbwari-Männern  (Fischern,  Trägern  und  Bootsleuten), 
von  7  Angehörigen  (6  a,  1  .^)  des  Mdjidji- Stammes,  von  6  Mwinsa-Männern 
(Salzkochern),  von  einem  Marungu  und  einer  Mrundi.  Die  Zahnfeilung,  durch 
welche  die  innere  Seite  eines  oder  meist  beider  oberen  mittleren  Schneide- 
zähne abgeschrägt  wird,  die  Tättowierung,  die  Form  des  unteren  Nasen- 
querschnitts   und    der    Brüste    werden    durch   Zeichnungen    im  Text   ver- 


234 


B.     Referate.     2,    Ethnologie  und  Rassenkunde. 


anschaulicht.  Kopf-  und  Körpermaasse  der  24  Personen  sind  in  Tabellen 
zusammengestellt.  Ob  die  Entfernung  des  rechten  oder  linken  Ohrloches 
von  der  Nasenwurzel  gemessen  wurde,  ist  nicht  angegeben,  doch  "wäre  es 
zweckmässig,  die  Seite  in  dem  Schema  vorzuschreiben  oder  hinter  den 
Maasszahlen  zu  bemerken,  weil  die  genannten  Abstände  auf  beiden  Seiten 
zuweilen  verschieden  sind. 

Aus  den  zusammenfassenden  Betrachtungen,  die  Virchow  an  die  von 
Ramsay  ausgeführten  Beschreibungen  und  Messungen  knüpft,  hebt  Referent 
hervor,  dass  im  Verhältnis  zur  Kopflänge  9  Männer  und  1  Weib  einen 
breiten,  7  Männer  einen  mittelbreiten  und  6  Männer  und  1  Weib  einen 
schmalen  Kopf  hatten.  Von  letzteren  gehörten  5  dem  Stamme  der  Mdjidji 
an;  ausserdem  war  noch  die  eine  Mrundi  und  einer  von  den  6  Mwinsa 
dolichocephal.  Dagegen  erwiesen  sich  die  Mbwari  grösstenteils  (6  von  9) 
als  breitköpfig.  Alle  Mwinsa  und  die  Männer  vom  Mdjidji-Stamme  waren 
nicht  beschnitten  und,  wie  Referent  hinzufügt,  die  Mbwari  mit  einer  Aus- 
nahme nicht  tättowiert.  Dr.  Mies-Köln. 

182.  W.  L.  H.  Duckworth:    An  account  of  Skulls  from  Mada- 
gascar   in   the   anatomical   museum  of  Cambridge  üni- 
versity.     Journ.  of  the  anthropoL  Institute  of  Great  Britain   and 
Ireland.     1897.     Bd.   XXVI,  S.  285.     1   Tafel. 
Die    3  betreffenden  Schädel    sind    angeblieh   die   eines    Betsimisaraka, 
eines  Betsileo   und   eines  Hova.     Da  aber   ihre  Herkunft   doch  nicht  ganz 
sichergestellt    ist,    so    verlieren   Verf.    Erörterungen    etwas   an   Bedeutung. 
Die  Hauptmerkmale   dieser   Schädel   sind   in   folgender  Tabelle   zusammen- 
gestellt : 


Maasse 


Betsimi- 
saraka 


Betsileo 


Hova 


Kapazität    

Grösste  Länge    

Grösste  Breite 

Bizygomatische  Breite 

Ophryo  -  alveolar  -  Länge  .  .  . 
Basio  -  bregmatische  Höhe  .  . 
Längen  -  Breiten  -  Index  .  .  .  , 

Längen  -  Höhen  -  Index 

Augenhöhlen  -  Index 

Nasen  -  Index  ............ 

Gesichts-Index  (nach  Broca) 


1450 

186 

132 

115 

92 

130 

71 

70 

85,7 

57,14 

80 


1480 

185 

134 

130 

92 

134 

72,4 

72,4 

80,25 

60 
70,8 


1315 
168 
138 
130 

87 

132 

82,1 

78,6 

89,2 

60 

67 


Jedenfalls  scheinen  die  beiden  ersteren  Negerstämmen  zu  entsprechen, 
während   sich   der   letztere  von  solchen   durch   seine  Kurzköpfigkeit  unter- 


I 


B.     Referate.     2.    Ethnologie  und  Rassenkunde.  235 

scheidet.  Nach  einer  kurzen  Zusammenstellung  der  Hypothesen,  die  über 
die  Bevölkerung  Madagascar's  gemacht  worden  sind,  schliesst  Verf.,  dass 
der  Hovaschädel  demjenigen  eines  Dayak  von  Borneo  sehr  ähnlich  ist,  hin- 
■  gegen  die  zwei  anderen  ganz  anders  gebildet  sind  und  viel  eher  an  ge- 
wisse afrikanische  Schädel,  als  an  melanesische  erinnern. 

Dr.  L.  Laloy-Paris. 

183.  F.  Shrubsall:  Crania  of  african  Bush  races.  Journal  of 
the  anthropological  Institute.  1897.  Bd.  XXVII,  Nr.  2,  S.  263 
(1   Tafel  und  3  Maasstabellen). 

Verf.  hat  26  Schädel  von  Buschmännern  und  22  von  Hottentotten 
gemessen.  Er  vergleicht  die  gefundenen  Werte  mit  denen  anderer  Forscher 
und  stellt  ein  eingehendes  Studium  jedes  einzelnen  anatomischen  Merkmals 
an.  Nicht  minder  interessant  sind  seine  Vergleichungen  mit  den  an- 
grenzenden Völkerschaften.  So  finden  wir  für  den  Kopfindex  folgende 
Serie:  Akkas  77,5,  Buschleute  ,/  75,2,  $  76,8,  Hottentotten  J  72,7, 
i^  76;  Kaffern  72,3;  Anyanja  73;  Neger  der  V^estküste  73,2.  Die  Zahl 
der  gemessenen  Fälle  ist  leider  nicht  immer  angegeben. 

Wir  können  hier  nicht  in  das  einzelne  eingehen.  Es  genüge  die 
Mitteilung,  dass  Verf.  eine  Blutsverwandtschaft  zwischen  den  Buschmännern 
und  den  Pygmäen  Centralafrikas  annimmt.  Letztere  haben  entweder  ihre 
Zuflucht  in  den  Urwald  genommen,  während  die  Buschmänner  von  den 
eindringenden  Kaffern  nach  Süden  zurückgedrängt  wurden,  oder  die  Ne- 
grillos  lebten  schon  vorher  im  Urwald  und  sind  so  von  diesem  Einbruch 
unberührt  geblieben.  Der  einzige  Einwand  gegen  diese  Theorie  ist  die 
Abwesenheit  der  Steatopygie  bei  den  Negrillos;  sie  kann  aber  erst  in  ihrer 
neuen  Heimat  von  den  Buschmännern  erworben  worden  sein. 

Dr.  L.  Laloy-Faris. 

184.  Frank  Hamilton  CusMng:  The  need  of  studying  the 
Indian  in  order  to  teach  him.  XXVIIl.  Annual  Report  of 
the  Board  of  Indian  Commissioners.  Washington  1897.  (Auch 
als  Sonderabdruck.) 

Der  rühmlichst  bekannte  amerikanische  Ethnologe  und  Zuni-Forscher 
Frank  Cushing  hielt  jüngst  in  Washington  eine  Rede,  die  ebenso  lehr- 
reich, wie  interessant  war.  Redner  wies  auf  die  absolute  Nothwendigkeit 
hin,  Völker,  resp.  die  Indianer,  welche  man  zivilisieren  will,  erst  in  Bezug 
auf  ihren  psychischen  Charakter  genau  zu  studieren.  Bis  jetzt  ist  dies 
sehr  selten  geschehen.  Man  hat,  von  Vorurteilen  eingenommen,  unwissend 
und  taktlos,  die  Indianer  zu  zivilisieren  versucht.  Nicht  nur  in  Nord- 
amerika ist  dies  der  Fall  gewesen,  sondern  überall,  wo  der  Europäer  mit 
fremden  Völkern  in  Berührung  gekommen  ist,  sind  in  dieser  Beziehung 
grobe  Fehler  begangen.     Man  hat  Unrecht,   zu  glauben,    dass  der  Indianer 


236  B-     Referate.     i2.    Ethnologie  und  Rassenkunde. 

nicht  lernen  kann  oder  will.  Der  nordamerikanische  Eingeborene  ist  nach 
Cushing's  Meinung  der  intelligenteste  aller  sogenannten  Wilden.  Referent 
kann  aus  eigener  reichen  Erfahrung  Cushing  darin  nur  beistimmen. 

Dass  der  Indianer  oft  nicht  hat  lernen  wollen,  liegt  weniger  an  ihm, 
als  an  seinen  Erziehern.  Die  meisten  Lehrer  und  Missionare  haben  von 
der  Bedeutung  indianischer  Sitten  und  Bräuche  gar  kein  Verständnis,  um  von 
mangelhaften  Sprachkenntnissen  nicht  zu  reden.  Dass  Manches  einen 
tiefen  psychischen  Grund  hat,  z.  B.  ihre  Tänze,  ist  keinem  in  den  Sinn 
gekommen.  Statt  aus  den  Anschauungen  der  Indianer  über  Welt  und  Natur 
dasjenige  herauszugreifen,  worauf  man  leicht  hätte  fortbauen  können,  hat 
man  von  Anfang  an  mit  vornehmer  Miene  alles  verurteilt,  den  Indianer 
oft  in  seiner  tiefsten  Seele  verletzt  und  ihm  etwas  aufzudrängen  versucht, 
von  dem  er  die  Notwendigkeit  nicht  einsehen  konnte. 

Um  erfolgreich  ,, Wilde"  zu  zivilisieren  und  zu  christianisieren,  sollte 
der  Erzieher  oder  Missionar  sich  zuerst  in  deren  religiöse  Anschauungen 
einzudenken  versuchen,  sich  taktvoll  anschmiegen  an  die  Eigenart  der 
Individuen,  im  speziellen  und  allgemeinen.  Dann  erst  kann  man  ihr  Ver- 
trauen gewinnen  und  sie  überzeugen,  ihre  Existenzweise  zu  ändern. 

Cushing  illustrierte  seine  Behauptungen  durch  zahlreiche  aus  seinem 
eigenen  und  dem  Indianerleben  gegriffene  Beispiele ;    sie  beweisen  den  grossen 
Nutzen    des    ethnologischen    Studiums    für    die    Erziehung  wilder    Völker. 
Möge    dieser   Mahnruf   des    humanen    geistreichen  Forschers    die   ihm  ge- 
bührende Würdigung  finden.  Dr,  H.  ten  Kate-Batavia. 

185.  F.  H.  Cushing:  Scarred  sknlls  from  Florida.  The  Ameri- 
can Anthropologist.  1897.  Bd.  X,  S.  17. 
Cushing  untersuchte  vor  einem  Jahr  im  Auftrag  des  Bureau  of  Ethnology 
eine  Anzahl  von  Begräbnis-Mounds  bei  Tarpon  in  West-Florida.  Unter  den 
Resten  von  mehr  als  600  Individuen  waren  etwa  50  Schädel  besser  er- 
halten, und  von  ihnen  zeigten  9  eigentümliche  leistenähnliche  Knochen- 
erhöhungen aus  knötchenförmigen  Erhabenheiten,  die  regelmässig  von  der 
Bregmagegend  nach  aussen  und  hinten  hin  gerichtet  waren,  augenscheinlich 
das  Resultat  einer  periostelen  Reizung,  die  wohl  durch  Verbrennung  oder 
sonstige  Cauterisation  der  Kopfhaut  an  den  angegebenen  Stellen  hervorge- 
rufen worden  war.  Offenbar  wollte  man  das  Haar  längs  dieser  Linien 
scharf  abgrenzen.  —  Nun  wissen  wir  aus  bestimmten  Angaben  älterer 
Autoren,  dass  manche  Stämme  der  Maskoki- Conföderation,  insbesondere 
die  Criks,  das  Haar  vorn  schmal  und  hahnenkammähnlich  erhoben  trugen. 
Gatschet  hat  gezeigt,  dass  dies  die  besondere  Haartracht  der  Krieger  war; 
in  der  Crik-Sprache  heisst  täs-sa  nicht  nur  Königsfischer  (ein  Vogel), 
sondern  auch  Haarleiste  und  Tas-si  ka-ya  heisst  Krieger  (wörtlich  Haarleiste 
aufstehend).  Wir  wissen  aus  anderen  Quellen,  dass  der  Königsfischer  für 
einen    besonders     mutigen    Vogel    gehalten    wurde,    desshalb    wurde    sein 


B.     Referate.     2.    Ethnologie  und  Rassenkunde.  237 

natürlicher  Kopffederschmuck  von  den  Kriegern  in  ihrer  Haartracht  nach- 
geahmt; die  obenerwähnten  Funde  sprechen  dafür,  dass  jener  Form  des 
Haarschmuckes  durch  eingreifendere  Mittel  grössere  Dauer  zu  geben  ver- 
sucht v^urde.  Auch  andere  Kopfdeformationen  sind  vielleicht  auf  ähnliche 
Gedankengänge  zurückzuführen,  so  manche  künstliche  Schädelformen,  die 
sich  den  charakteristischen  Formen  des  Kopfs  vom  Berglöwen  oder  Puma 
nähern;  manche  körperliche  Prüfungen  und  Torturen  bei  Kriegerun- 
ruhen etc.  wurden  vielleicht  weniger,  um  den  Mut  der  zu  Prüfenden 
festzustellen,  angenommen,  als  in  der  Absicht,  dem  Betreffenden  eine 
Ähnlichkeit  mit  einem  mächtigen  Tiere  zu  geben,  die  ihn  selbst  mächtiger 
machte.  Frof.  Dr.  Emil  Schmidt-Leipzig. 

186.  George  A.  Dorsey:  Wormian  bones  in  artiflcially  de- 
formed  Kwakiutl  crania.  The  American  Anthropologist.  1897. 
Bd.  X,  Nr.  6.     S.   169. 

In  der  Sut.  coronalis  sind  bisher  Schaltknochen  nicht  oder  nur  sehr 
wenig  berücksichtigt  worden.  Auffallend  viele  solche  Schaltknochen  finden 
sich  in  einer  Anzahl  indianischer  Schädel  des  Kwakiutl-Stammes,  und  da 
sie  alle  in  der  Kindheit  künstlich  verunstaltet  worden  waren,  liegt  hier  die 
Vermutung  sehr  nahe,  dass  solche  mechanische  Einwirkungen  in  ursäch- 
lichem Zusammenhang  mit  dem  Auftreten  jener  Schaltknochen  stehen. 
Es  handelt  sich  um  eine  Sammlung  von  etwa  60  Schädeln,  von  denen  35 
für  die  Untersuchung  brauchbar  waren;  sie  waren  durch  Binden,  die  von 
der  Bregmagegend  nach  hinten  und  abwärts  (über  das  Asterion)  um  den 
Schädel  geführt  worden  waren^  eingeschnürt  und  zwar  teils  so,  dass  eine 
tiefe  breite  Rinne  über  oder  dicht  hinter  der  Sut.  coronalis  verlief,  teils 
so,  dass  man  eine  solche  Rinne  nicht  erkennen  konnte ;  unter  den  ersteren 
fanden  sich  Schaltknochen  in  der  Coronalis  neun  mal,  unter  den  letzteren 
einmal,  es  kamen  also  im  Ganzen  auf  je  S^^o  Schädel  einer  mit  Schalt- 
knochen. Verhältnismässig  etwas  häufiger  waren  sie  beim  weiblichen 
Geschlecht  und  auf  der  linken  Seite,  jedoch  muss  man  bei  Verwertung 
von  Zahlen  aus  so  kleinen  Reihen  vorsichtig  sein. 

Prof.  Dr.  Emil  Schmidt-Leipzig. 

187.  H.  Pittin:  Primera  contribucion  para  el  estudio  de  las 
razas  indigenas  de  Costa  Rica.  Anales  del  Instituto  Fisico- 
geogräfico  de  Cosca  Rica   Bd.  VII.     San  Jose  1897. 

Dieser  erste  Beitrag  zu  einer  Anthropologie  der  Costa  Rica-Indianer 
behandelt  die  Guatusos,  welche  das  Thal  des  Rio  Frio  gegen  den  See  von 
Nicaragua  zu  bewohnen  und  nach  der  Ansicht  des  Verf.  die  Reste  ver- 
schiedener alter  Eingeborenenstämme  des  nördlichen  Costa  Rica  und  der 
benachbarten  Teile  von  Nicaragua  darstellen. 

Sie  leben  heute  noch  vollständig  isoliert  von  den  übrigen  ethnischen 
Gruppen   des  Landes,   sind  jedenfalls  weniger   vermischt  als  diese.     Leider 


;j^38  ß-     Referate.     2,    Ethnologie  und  Rassenkunde. 

gehen  sie  rasch  zu  Grunde;  die  Todesfälle  überschreiten  die  Zahl  der  Ge- 
burten in  ausserordentlichem  Grade,  und  es  ist  vorauszusehen,  dass  ia 
einem  Zeiträume  von  einigen  Jahren  die  ganze  interessante  Gruppe  aus« 
gestorben  sein  wird. 

Gemessen  wurden  8  Individuen,  5  Männer  und  3  Frauen  im  Alter 
von  20 — 35  Jahren,  die  eine  mittlere  Körpergrösse  von  nur  156  cm  resp.^ 
143  cm  besassen.  Die  individuellen  Variationen  sind  gering.  Auch  die- 
Hautfarbe  ist  ziemlich  einheitlich  und  entspricht  einem  rötlich-braunen 
Ton,  Nr.  29  der  Broca'schen  Farbentafel.  Mit  einer  leichten  Dolichocephalie 
resp.  Mesocephalie  (Index  der  ^f  =  75,2  der  $  ==  70,2)  verbindet  sich 
Chamaeprosopie  und  Platyrrhinie,  Der  äussere  Augenwinkel  ist  in  allen 
Fällen  höher  als  der  innere.  —  Auch  die  übrigen  Merkmale  und  Körper- 
proportionen sind  einer  eingehenden  Untersuchung  unterzogen  worden, 
doch  muss  hinsichtlich  dieser  Details  anf  die  sehr  sorgfältige  Originalarbeit 
verwiesen  werden.  Den  Schluss  derselben  bildet  ein  Glossar  des  Guntuso- 
Idioms,    ebenfalls    nach    eigenen  Aufnahmen  des  Verfassers. 

Dr.  B.  Martin-Zürich. 

188.  Rud.  Virchow:  Gräberschädel  von  Guatemala.  Verhandl. 
der  Berlin.  Gesellschaft  für  Anthropologie.  1897.  Bd.  XXIX, 
S.  324—328. 

Aus  alten  Grabhügeln  bei  Cobän  (Guatemala)  im  Gebiet  der  Quecchi- 
Indianer  hat  P.  Dieseldorf  sehr  leichte,  gelblich-graue,  im  Innern  weisse 
Bruchstücke  von  Knochen  mitgebracht,  aus  welchen  vier  in  Chajcar  und 
zwei  in  Papa  gefundene  Schädel  noch  so  gut  zusammengefügt  wurden, 
dass  einer  ein  durch  zwei  geometrische  Zeichnungen  veranschaulichtes 
Bild  seines  ursprünglichen  Zustandes  giebt  und  die  übrigen  ihre  Haupt- 
durchmesser bestimmen  lassen.  Ein  Schädel  ist  in  geringem,  die  anderen 
sind  im  höchsten  Grade  nach  Art  der  Natchez  verunstaltet:  d.  h.  sie 
dehnen  sich  mehr  in  der  Breite  als  in  der  Länge  aus,  während  eine 
natürlich  geformte  Hirnkapsel  stets  länger  als  breit  ist;  dabei  sind  sie 
hoch  und  haben  eine  schräge  zurückgedrängte  Stirn  und  ein  senkrechtes 
Hinterhaupt.  Diese  in  Guatemala  gefundenen  Schädel  zeigen  uns,  dass  auf 
centralamerikanischen  Kunstwerken  keine  Karrikaturen,  sondern  wirkliche 
Deformationen  dargestellt  wurden,  und  füllen  die  Lücke  in  der  von  der 
Mississippi-Mündung  bis  Bolivien  sich  hinziehenden  Verbreitung  dieser  Unsitte 
aus.  Die  Schädel  sind  endlich  noch  bemerkenswert  wegen  ihrer  massiven 
Kiefer  und  Zähne,  sowie  wegen  des  an  den  Winkeln  aller  vorhandenen 
Unterkiefer  sich  ansetzenden  Processus  lemurianus.       Dr.  Mies-Köln. 

189.  P.  Ehrenreich:  Anthropologische  Studien  über  die  ür- 
bewohner  Brasiliens.  Nach  eigenen  Aufnahmen  und  Beob- 
achtungen in  den  Jahren  1887 — 1889.  Mit  zahlreichen  Abbild, 
und  Tafeln.     Braunschweig,  Friedrich  Vieweg  &  Sohn.     1897. 


B.     Referate.     2.    Ethnologie  und  Rassenkunde.  239 


Die  reichen  anthropologischen  Beobachtungen  und  Erfahrungen,  welche 
Ehrenreich  gelegentlich  der  zweiten  deutschen  Xinguexpedition  im  Innern 
Brasiliens  gesammelt,  legte  er  in  einem  gross  angelegten  Werke  nieder,  welches 
in  mehr  als  einer  Richtung  durch  originelle  und  selbständige  Auffassung  aus- 
gezeichnet ist.  In  dem  allgemeinen  Teile  seines  Buches  wendet  er  sich  vor- 
zugsweise gegen  die  heutzutage  in  der  Somatologie  herrschende  Verwirrung 
und  unterwirft  manche  extreme  Bestrebungen  und  Richtungen  in  den  heutigen 
psychisch  -  anthropologischen  Untersuchungsmethoden  einer  vernichtenden 
Kritik.  Seinen  Ansichten  über  die  Mittelwerte,  über  die  endlosen  Zahlen- 
anhäufungen, über  die  scheinbare  Präzision  und  Gründlichkeit  der  Schädel- 
indices  und  über  die  Nichtigkeit  der  darauf  begründeten  Theorieen  und  An- 
schauungen wird  zweifellos  so  mancher  Anthropologe  zustimmen.  Mit  Nach- 
druck weist  er  auch  auf  die  Konfusion  hin,  welche  mit  den  Begriffen  Rasse, 
Typus,  Volk  bisher  angerichtet  wurde.  Während  er  die  Rasse  als  eine  rein 
anthropologisch  bestimmte  und  von  jeder  ethnographischen  Gliederung, 
sowie  äusseren  Einflüssen  unabhängige  Dauerform  anspielt,  ist  für  ihn  der 
Typus  einer  Rasse  der  Komplex  aller  derjenigen  Merkmale,  die  von  äusseren 
Einflüssen  nicht  modifiziert  werden   und   allen  Individuen  zukommen. 

Der    spezielle    Teil    ist    der   sorgfältigen   anthropologischen  Aufnahme 

von    184   lebenden   Individuen   gewidmet,   welche  den  Indianerstämmen  im 

Quellgebiete  des  Xingu,  des  Plateaus    von  Matto  Grosso,   sowie  solchen  an 

den    Flüssen    Araguaya,    Tocantins    und   Purus   angehören.     Entsprechend 

I  seinen  eingangs  entwickelten  Ansichten    legt    er   im    beschreibenden  Teile 

I  den  Mittelwerten  und  Indices   nur   eine   sekundäre  Bedeutung  bei,    obzwar 

I  er    es    nicht    unterlässt,    am  Ende    der    einzelnen  Abschnitte   ganz  genaue 

'  Messungsresultate  und  Maasstabellen  von  Fall  zu  Fall  anzuführen. 

Die    Haut  der    von   ihm  beobachteten  Indianer   zeigte  im  allgemeinen 
eine  hellgelbgraue  Grundfärbung,  doch  sah  er   sie  rein  nur  bei  den  Yama- 
madi  und  Ipurina.     Bei  den  Paumari  war  die  entstellende  Fleckenkrankheit 
der    Haut    sehr    häufig.     Das    Haar   fand   er   durchaus   nicht   gleichförmig, 
i  sondern  er  konnte  sowohl  straffes,  welliges,  als  auch  Kraushaar  beobachten; 
j  bei  den  Bororos  konstatierte  er  den  Brauch  der  Haarepilirung.     Die  Körper- 
höhe schwankte  zwischen  159,1   und  173,7  cm;  der  kleinste  Menschenschlag 
I  war    durch    die    Trumai,    der    grösste    durch   die   Bororo   vertreten.     Der 
'  Grössenunterschied   zwischen  dem  männlichen   und  weiblichen  Geschlechte 
war   bei    den    grossen    Leuten    stärker    als    bei    den    kleinen.      In   Bezug 
auf  die  Kopfform  und  Indices   fand   er   fast  alle  Formen  zwischen   Brachy- 
und   Dolichocephalie.      Das   Gleiche    stellte    sich   bei   der   Betrachtung  der 
Gesichtsform  heraus,  wobei  er  bei  den  Karaya  die  höchsten,  bei  den  Mehi- 
naku    die   niedrigsten    Gesichter    feststellte.     Das   anthropologische  Material 
sammelte  er  auf  einer  Weiterreise  nach  Westbrasilien,  nachdem  er  sich  von 
der    eigentlichen    Xinguexpedition     getrennt    hatte.      Er    vermochte    nur 
j   11  Schädel    nach  Berlin  zu  bringen,    wovon  3   mit   ganzem   Skelett,    doch 


1.^ 

240  B.     Referate.    2.    Ethnologie  und  Rassenkunde.  | 

waren  dies  durchaus  neue,  in  Europa  bisher  nicht  gesehene  Typen.  Bei' 
der  Besprechung  des  Gesichtes  liebt  er  hervor,  dass  die  wesentlichsten 
Rassenmerkmale  am  Gesichtsschädel  und  zwar  am  Oberkiefer  haften,  ob- 
zwar  der  letztere,  w^enn  er  auch  einen  wahren  Rassenknochen  darstellt, 
ebensow^enig  durch  Indices  charakterisiert  werden  kann. 

Dem  Werke  sind  zum  Schlüsse  ausser  zahlreichen  Abbildungen  und 
Tabellen  im  Texte  30  Tafeln  mit  wohlgelungenen  Porträts  der  Ein« 
geborenen  beigegeben.  Dr.  0.  Hovorka  Edler  v.  Zderas-Janjina. 

190.  Graf  de  La  Hitte  und  Dr.  ten  Kate:    Notes  ethnogra- 
phiques   sur    les  Indiens   Gruaya(][uis   et   description   de 
leurs  caract^res  physiques.     Anales  de  Museo   de  La  Plata, 
Section  anthropologique,  Tome  II.     38  Seiten  mit  8  heliogr.   Tafeln 
und  einer  Karte  im  Text.     La  Plata,  Argentina,  Talleres  de  Publi» 
caciones  del  museo,   1897. 
In  den  unzugänglichen  Urwäldern  des  bergigen  Innern  von  Paraguay, 
zwischen  Rio  Paranä    östlich  und  dem  Paraguay    der  Länge    nach    durch- 
ziehenden  Gebirge   westlich,   haust   der    Wildstamm    der   Guayaquis,    kaum 
dem  Namen    nach   bekannt.     Graf  de  La  Hitte  hatte  bei  früherem  Aufent- 
halte   in    Paraguay  Gelegenheit,    Näheres    über   sie   zu  erfahren  und  auch 
ein    Individuum    zu    photographieren ;    später    vermochte   er   auf  einer  mit 
ten  Kate  unternommenen  Reise  seine  Kenntnisse  darüber  zn  vervollständigen 
und  ethnologische  Gegenstände,  sowie  Schädel  und  ein  Skelett  mitzubringen. 
Die  vorliegende   Prachtpublikation   in   der  üblichen  glänzenden  Ausstattung 
der   Publikationen    des   La   Plata  -  Museums   giebt   nach  einer  kurzen  Ein- 
leitung im  ersten  Teil,  von  der  Hand  des  Grafen,  eine  anziehende  Schilderung 
der  ethnographischen  Verhältnisse. 

Der  bibliographischen  Übersicht  nach  sind  die  Guayaqui  fast  un- 
bekannt; ohne  festen  Wohnsitz  ziehen  sie  in  den  Urwäldern  umher,  haupt- 
sächlich auf  Jagd  angewiesen;  sie  jagen  Tapir,  Jaguar,  Wildschwein,  Affen 
und  stellen  dem  Pferdebestande  der  Kolonisten  mit  grosser  Hartnäckigkeit 
nach,  trotz  der  grossen  Lebensgefahr,  da  die  Kolonisten  sie  sowieso  bei 
jeder  Gelegenheit  rücksichtslos  über  den  Haufen  schiessen.  Ebenso  er- 
picht wie  auf  Pferdefleisch  sind  sie  auf  Honigwaben,  die  sie  samt  der 
Brut,  unbekümmert  um  die  Wespenstiche,  gierig  aussaugen.  Ihre  weitere 
Nahrung  besteht  aus  den  Früchten,  den  Knospen,  dem  süssen  Mark  und 
den  fetten  Holzlarven  vieler  Palmenarten,  die  sie  mühsam  mit  der  Stein- 
axt fällen.  Derartige  Stümpfe  haben  die  Reisenden  häufig  angetroffen.  — 
Halten  sie  sich  irgendwo  gelegentlich^  längere  Zeit  auf,  so  kampieren  sie 
unter  Hütten,  die  aus  Astwerk  errichtet  werden,  sehr  niedrig  und  sehr 
lang  (ca.  20—30  m)  sind.  Kulturell  stehen  die  Guayaqui  äusserst  niedrig; 
von  Kunst  ist  nichts  vorhanden*,  kein  Körperbemalen,  kein  Tättowieren; 
Musikinstrumente  nicht  nachweisbar.     Sehr  schüchtern  und  furchtsam  lassen 


B.     Referate.     2.    Ethnologie  und   Rassenkunde,  241 

sie  alles  im  Stich,  wenn  Gefahr  droht.  Angeblich  gelegentlicher  Endo- 
kannibalismus.  Die  Zahl  des  ganzen  Stammes  mag  wohl  etwa  500  bis 
600  betragen. 

Ein  von  Graf  de  La  Hitte  1894  beobachtetes  J  Individuum,  zwischen 
25  und  30  Jahren,  war  gefangen  genommen  und  unter  die  Soldaten  ge- 
steckt worden,  bei  welcher  Gelegenheit  photographische  Aufnahmen,  die 
reproduziert  werden,  gemacht  werden  konnten.  Der  Körper  zeigte  sich 
sehr  muskulös  und  mit  vielen  Narben  bedeckt;  die  Kniee  wiesen  starke 
Schwielen  auf,  der  Fuss  war  klein,  kurz  und  sehr  fleischig ;  Körpergrösse 
ca.  1,50  m,  Hautfarbe  weniger  tief  als  die  der  Caingua-lndianer  und  selbst 
vieler  Paraguayer.  Gesicht  bartlos,  nur  oben  an  den  Mundwinkeln  leichter 
Anflug;  Haar  lang  getragen. 

Nach  den  wenigen  aufgenommenen  Worten  zu  schliessen,  glaubt 
Graf  de  La  Hitte  die  Sprache  in  die  linguistische  Gruppe  der  Tupy  und 
speziell  des  Guarani,  des  verbreitetsten  Idioms,  stellen  zu  können. 

Im  II.  Teil  giebt  Dr.  ten  Kate  die  Resultate  seiner  anthropologischen 
Untersuchungen;  ein  Schädel  unbestimmten  Geschlechts,  aus  den  alten  Be- 
ständen des  Museums,  ist  klein,  von  regelmässigen  Formen,  besitzt  eine  hohe 
Stirn  und  ein  etwas  vorspringendes  Hinterhaupt,  Nähte  im  allgemeinen  einfach, 
Muskelinsertionen  schwach.  Maxillarprognathismus  ausgesprochen;  Nase 
catarrhin.  Fossa  canina  ziemlich  ausgeprägt,  ebenso  die  Tuberositas  malaris. 
Flügelfortsätze  breit,  Zahnbogen  elliptisch.  Die  3  noch  vorhandenen  Molaren 
sind  abgenutzt,  aber  gesund.  Unterkiefer  fehlt.  Das  Gewicht  des  Schädels 
beträgt  649  gr.  Die  Maasse  (nach  Broca  gemessen)  sind:  Kapazität  1464  ccm, 
Länge  175,  Breite  142,  Höhe  138,  Stirnbreite  93,  Horizontalumfang  498, 
Sagittalumfang  364,  Querumfang  318,  Jochbreite  132,  Obergesichtshöhe 
(ophyro-alveoläre  H.)  90;  messen  wir  (Ref.)  noch  die  Obergesichtshöhe 
nach  der  F.  V.  (=  74),  die  Oberhöhe  (=  118)  und  den  Profilwinkel 
nach  Ranke  (80°),  so  wäre  der  Schädel  brachycephal  (Längenbreitenindex 
81,1,  oder  wenn  wir  mit  Ammon  0,5  zufügen  =  81,6),  hypsicephal 
(Längenhöhenindex  78,9;  die  ,,Höhe*'  von  der  ,,Hülfshöhe*',  Brocas  Hauteur 
basilo-bragmatique,  kaum  verschieden),  mesorrhin  (48,9),  hypsiconch  (102,6), 
leptostaphylin  (60,0),  prognath;  Index  des  Foramen  occipitale  76,5,  Joch- 
breiten-Obergesichtshöhenindex  nach  Broca  (indice  facial  sup^rieur)  67,9, 
nach  F.  V.  56,1,  Obergesicht  also  leptoprosop  (über  55,0,  Weissenberg, 
Z.  f.  E.  1897),  oder  vielmehr  an  der  Grenze  von  Chamae-  und  Lepto- 
prosopie.  — 

Weiterhin  folgt  die  Beschreibung  des  Skelettes  einer  alten  Frau,  die 
von  den  ,, christlichen''  Kolonisten  niedergemetzelt  worden.  Der  Schädel 
ist  klein,  regelmässig,  dem  vorigen  sehr  ähnlich.  Nähte  im  allgemeinen 
einfach.  Rechts  Stenocrotaphie.  Muskelinsertionen  schwach.  Stirn  etwas 
zurückHegend,  Parietalgegend  verhältnismässig  stark  entwickelt.  Phänozygie, 
maxillärer    Prognathismus.     Zahnbogen    atrophisch,    elliptisch.     Kinn    vor- 

Centralblatt  für  Anthropologie.    1898,  16 


24^  B.     Referate.     3,    Urgeschichte.  -f 

springend,  die  vier  noch  vorhandenen  Zähne  abgeschliffen.  Maasse  (nach 
Broca):  Gewicht  496  ohne  Unterkiefer,  Kapazität  1478,  Länge  178, 
Breite  145,  Höhe  138,  Stirnbreite  91,  Horizontalumfang  508,  Sagittal- 
umfang,  373,  Querumfang  328,  Jochbreite  126,  Obergesichtshöhe  (h.  ophyro- 
alv^olaire)  —  (defect),  Gesichtshöhe  (h.  ophyro-mentonni^re)  c.  120  mm. 
Dazu  nach  der  F.  V.  gemessen  (Ref.)  Ohrhöhe  123,  Gesichtshöhe  c.  92. 
Der  Schädel  ist  also  brachycephal  (Index  81,5  oder  nach  Ammon  82,0), 
hypsicephal  (77,5;  Höhe  =  der  Hilfshöhe,  hauteur  basilo  -  bregmatique 
Brocas),  platyrrhin  (55,3),  hypsiconch  (94,4),  leptostaphylin  (61,2);  Index 
des  For.  occ.  81,9.  Jochbreiten-Gesichtshöhen-Index  (indice  facial  total) 
nach  Broca  95,2  (dolichofacial) ,  nach  der  F.V.  c.  73,0  (chamaeprosop; 
nach  Weissenberg,  Zeitschr.  f.  Ethn.   1897,  S.  41 — 58,  ultra  chamäprosop). 

Die  Zungenbeinhörner  mit  dem  Körper  nicht  verschmolzen;  Index 
mericus  rechts  66,7  (Ref.),  links  65,5  (Ref.);  pilastricus  beiderseits  87,5; 
cnemicus  rechts  73,  links  67,8.  Aus  den  Proportions-Verhältnissen  des 
Skeletts  folgt,  dass  der  Kopf  verhältnismässig  gross,  Becken  eng,  obere 
Extremität  relativ  länger  als  die  untere  ist;  die  Körpergrösse  w^äre  nach 
Manouvrier  142,4  cm. 

Zum  Schluss  folgt  die  Beschreibung  und  die  Maasse  dreier  Guayaqui- 
kinder  und  fünf  erwachsener  Caingua-Indianer. 

Schon  unter  der  so  einheitlichen  dolichocephalen  Lagoa-Santa-Rasse 
fand  sich  ein  brachycephaler  Schädel ;  lässt  man  die  modernen  Botocuden 
und  Feuerländer  von  der  dolichocephalen  Lagoa-Santa-Rasse  abstammen, 
was  sehr  wahrscheinlich  ist,  so  darf  man  in  den  von  K.  v.  d.  Steinen  in 
Brasilien  entdeckten  Indianerstämmen,  ferner  in  den  Guayanaindianern, 
den  Caingua  und  den  Guayaqui  Paraguays  Abkömmlinge  jener  ,, atypischen" 
brachycephalen  nur  durch  ein  Individuum  repräsentierten  Form  er- 
blicken; die  Guayaquis  wären  ihr  südlichster,  schwächster  und  primitivster 
Zweig.  Dr.  Lehmann- Nits che- La  Plata. 

3.   Urgeschichte.  ; 

a.     Allgemeines.  ^' 

191.  E.  Majewski:    Drobue  prace  i  notatki.    (Kleinere  Arbeiten 
und  Notizen).     Warschau  1897,   128  S.  v 

Verfasser  führt  eine  Sammlung  von  einschlägigen  Arbeiten  aus  dem 
Gebiete  der  Archäologie,  Prähistorie  und  Ethnographie  vor  uud  schliesst 
dem  Buche  eine  Reihe  von  Museumsberichten,  Referaten  und  biblio- 
graphischen Nachrichten  an.  Unter  den  Abhandlungen  sind  besonders 
folgende  hervorzuheben:  Flintwerkzeuge,  der  Ursprung  der  Weichsel 
(prunus  cerasus),  Bärenkultus,  Entzifferung  der  Runeninschriften  vom 
Jennissey.  Dr.  0.  Hovorka  Edl.  v.  Zderas-Janjina, 


B.     Referate,     3.  Urgeschichte.  243 

192.  Ph.  Salmon:   L'atlantide    et   le   renne.    Revue   mens,   de 
l'Ecole  d'anthrop.  de  Paris   1897.     Bd.  VII,  S.   279. 
Obwohl    man  früher  die  Berichte  der  Alten    über  die  Atlantis,    einen 
zwischen  Europa    und  Amerika   befindlichen    und    versunkenen    Kontinent, 
als  Legende  ansah,    machen  uns  die   neueren    geologischen,  ethnologischen 
und     hydrographischen     Untersuchungen     die     Wahrscheinlichkeit     seiner 
einstigen  Existenz  sehr  plausibel.     Die  Verbindung  zwischen  der  alten  und 
neuen  Welt  muss   nicht  nur  im  Norden    bestanden  haben    (welch    letztere 
Mutmaassung    bereits    von  Darwin  herrührt),    sondern    sie  hat    sich  wahr- 
scheinlich noch  viel  weiter  gegen  Süden  erstreckt.     Da   man  hierdurch  zu 
der  Annahme    einer  Ablenkung    des    von  Mexiko    kommenden   Golfstromes 
"gezwungen  wird,  so   muss  damals  das  Klima  Mittel-  und  Westeuropas    ein 
viel  kälteres  gewesen  sein;  durch  diesen  Umstand  würde  sich  wieder  leicht 
erklären  lassen,  warum    die   südliche  Grenze    des  Renntiers    einst    bis    zu 
den    Pyrenäen    reichte.       Salmon    versucht    auch    die    Stirnerhebung    des 
magdalenischen  Menschen  durch  Einfluss  einer  hypothetischen   atlantischen 
Rasse  zu  deuten.     Der  Untergang  der  Atlantis,  welcher  wahrscheinlich  am 
i  Ende  der    magdalenischen  Epoche    stattfand,    hatte    zugleich   eine  Terrain- 
I  erhebung  des  heutigen  europäischen  Ostrusslands  zu  Folge. 
[  Dr.  0.  Hovorka  Edl.  v.  Zderas-Janjina. 

j       193.  Eberhard  Graf  Zeppelin-Ebersburg:   Was  ist  der  allge- 
-  meine    Grund    und   Zweclt    der    Pfahlbauten?      Globus. 

1897.     Bd.  LXXII,  Nr.   13. 

P.   u.   F.   Sarasin:    Über   den  Zweck    der  Pfahlbauten. 

Ebendaselbst  Nr.   18. 
Graf    Zeppelin,    der    sich    seit    längerem    schon    mit    der   Frage  nach 
der  Besiedlung  der  Bodenseegegend    (cfr.  d.  Centralblatt  Bd.  II,  S.  65)  be- 
j  schäftigt,  ist  zu  der   Überzeugung    gekommen,  dass  die  Pfahlbauten    einzig 
1  und  allein    aus  Gründen   der  Hygiene    und   des  praktischen  Nutzens  ange- 
legt worden    sind.     Die    längs    der  Strom-  und  Flussthäler    vordringenden 
j  Völkerschaften  sahen  sich  gezwungen,  da  ihnen  bessere  Lagerplätze  im  Innern 
i  der   von   ihnen  durchstreiften  Länder  unbekannt  waren,  in  diesen  Thälern 
I  ihre  Wohnungen  aufzuschlagen.     Der    die  Flüsse  begrenzende  Urwald  war 
wegen  des  übermässig  feuchten  Bodens  zum  Wohnen  ungeeignet;  ausserdem 
war  das  Lichten  desselben  behufs  Beschaffung  von  genügend  grossen  Wohn- 
plätzen zu  beschwerlieh  und  zu  umständlich.     Hingegen   boten  die  offenen 
I  Anschwemmungen   in  dem   Flussgebiet   einen    geeigneteren   Platz    zur  An- 
siedlung.     Hier  konnte  man  in  freier  Luft,  unberührt  von  den  schädlichen 
Ausdünstungen    des  Überschwemmungsgebietes   und  daher  verhältnismässig 
gesünder  als  im  Duster  der  Wälder  leben.     Ausserdem  bot    sich   gute  Ge- 
legenheit   zum  Betriebe  der  Jagd,  Fischerei,  Töpferei,  der  Holz-  und  Bild- 
schnitzerei, sowie  vor  allem  zur  Herstellung  von  Steingeräten  (Flussgeröll). 
ii  16* 


244  B      Referate.     3.    Urgeschichte. 

Das  abwechselnde  Steigen  und  Fallen  des  Wassers  wurde  sodann  die 
spezielle  Ursache  dafür,  dass  die  Wohnungen  gerade  auf  Pfählen  angelegt 
wurden.  —  P.  und  F.  Sarasin,  anknüpfend  an  die  vorstehend  wieder- 
gegebenen Ausführungen  Zeppelins,  berichten,  dass  sie  im  Innern  von 
Celebes  einmal  einen  Pfahlbauern  nach  dem  Grunde,  warum  die  Leute  ihre 
Wohnungen  ins  Wasser  gebaut  hätten,  gefragt  und  die  Antwort  erhalten 
hätten :  ,,Das  ist  wegen  des  Schmutzes".  Ihrer  Ansicht  nach  sprechen 
ebenfalls  hygienische  Gründe  bei  der  Anlage  der  Pfahlbauten  mit.  Ur- 
sprünglich wären  diese  längs  den  Meeresküsten  mit  Vorliebe  innerhalb  der 
Flutmarke  errichtet  worden,  damit  die  herankommende  Flut  allen  Unrat, 
der  sich  auf  dem  während  der  Ebbe  trocken  liegenden  Boden  unter  den 
Häusern  angehäuft  hatte,  wegspülen  konnte  Als  dann  später  die  Küsten- 
bewohner das  Innere  des  Landes  aufsuchten,  bauten  sie,  sobald  sie  auf 
einen  See  stiessen,  innerhalb  der  Hochwassermarke,  oder  soweit  in  den 
See  hinein,  als  dessen  Seichtheit  es  zuliess,  ebenfalls  ihre  Wohnungen  auf 
Pfählen.  Dr.  Buschan-Stettin. 

194.  Th.  Studer:    Beiträge    zur  Geschichte    unserer   Hunde- 
rassen.    Naturwissenschaftliche  Wochenschrift.    1897.     Bd.  XII, 

Nr.  28. 

C.  Keller:  Die  afrikanischen  Elemente  in  der  europäischen 
Haustierwelt.  Globus.  1897.  Bd.  LXXII,  Nr.  18. 
Nach  Studer  können  weder  die  Gattung  Cyon,  noch  Vulpes  Anspruch 
darauf  erheben,  als  Stammvater  der  Hunderassen  zu  gelten.  Hingegen 
weisen  die  Wolf-  und  Schakalarten  mehr  Verwandtschaft  mit  den  altwelt- 
lichen Haushunden  auf;  wieweit  diese  Verwandtschaft  zurückgeht,  muss  die 
Paläontologie  noch  feststellen.  Der  Ursprung  der  Hunderassen  ist 
polyphyletisch.  —  Der  Mensch  der  Diluvialzeit  besass  noch  keine  Haus- 
hunde; erst  in  der  neolithischen  Zeit  treten  uns  dieselben  entgegen.  In 
den  Pfahlbauten  aus  dieser  Zeit  lassen  sich  bis  jetzt  3  durch  Grösse  und 
Form  verschiedene  Hunderassen  nachweisen.  Am  häufigsten  kommt  Canis 
familiaris  palustris  Ruetim.,  vergleichbar  in  Grösse  und  Gestalt  einem  mittel- 
grossen Spitz,  vor.  In  den  ältesten  Pfahlbauten  hat  sich  der  ursprüngliche 
Typus  dieser  Form  noch  rein  erhalten;  in  denen  der  späteren  Zeit  ist 
dieselbe  zwar  im  grossen  und  ganzen  auch  noch  unverändert  geblieben, 
jedoch  finden  sich  bereits  Anzeichen  dafür,  dass  die  Züchtung  auf  dem 
Wege  ist,  neue  differenzierte  Formen  zu  schaffen.  Studer  unterscheidet 
bereits  3  verschiedene  Unterrassen  der  ursprünglichen  Urform  zur  Pfahl- 
bautenzeit. Aus  dem  Torfspitz  gingen  später  hervor  der  Pinscher,  der 
Battakhund,  der  grosse  Wolfsspitz  und  der  Spitzer.  Die  zweite  der 
steinzeitlichen  Stammformen,  Canis  familiaris  Inostranzewi  Anutsch.  (La- 
doga-,  Bieler-  und  Neuenburger-See),  weist  Verwandtschaft  im  Schädel 
niit  dem  Wolfe  auf  und  stimmt  nahezu  mit  dem  Laika-  oder  Eskimohund^ 

4- 


B.     Referate.     3.   Urgeschichte.  245 

überein.  Sie  kann  als  Urform  der  grossen  Hunde  (Doggen,  Neufundländer, 
Bernhardiner)  betrachtet  werden.  Die  dritte  Urform  endlich  ,,Canis  familiaris 
Leineri  Stud."  ist  bisher  erst  durch  einen  einzigen  Schädel  von  der  Station 
Bodman  im  Überlinger  See  her  bekannt.  Dieser  Typus  findet  sich  in  dem 
heutigen  Hirschhund  und  irischen  Wolfshund  wieder.  Hirschhunde  finden 
sich  vielfach  auf  Vasen,  Mosaiken  und  Bronzen  der  helvetisch-römischen 
Zeit  dargestellt,  —  In  den  Schweizerischen  Pfahlbauten  der  Bronzezeit 
erscheinen  zwei  neue  Formen,  der  Schäferhund  und  der  Jagdhund.  Der 
erstere,  Canis  familiaris  matris  optimae  Jeit.,  (Pfahlbauten  zu  Olmütz, 
Starnbergersee,  Westschweiz,  Murtensee),  dürfte  nach  Studer  von  dem  Canis 
Leineri  der  Steinzeit  abzuleiten  sein;  in  historischer  Zeit  ging  aus  ihm  der 
Pudel  hervor.  Der  zweite,  Canis  familiaris  intermedius  Wold.  (Weikers- 
dorf),  ist  möglicher  Weise  aus  einer  Kreuzung  zwischen  den  grossen  Rassen 
der  Steinzeit  und  einer  grösseren  Varietät  des  Pfahlbautenspitzes  entstanden. 
Die  römischen  und  griechischen  Denkmäler  lassen  neben  Wind-  und 
Schäferhunden  auch  typische  Jagdhunde  mit  Hängeohren  erkennen.  In 
der  althelvetischen  Niederlassung  zu  La  Tene  fand  Studer  den  Schädel 
eines  Laufhundes.  Dieselbe  Form  findet  sich  mehrfach  auf  Darstellungen 
der  helvetisch-römischen  Zeit.  Er  hält  daher  den  Laufhund  für  die 
primitive  Form  des  Jagdhundes.  Keller  hingegen  schreibt  dem  Jagdhunde 
einen  afrikanischen  Ursprung  zu.  Auf  alt-ägyptischen  Darstellungen  treffen 
wir  bereits  Jagdhunde  mit  Hängeohren  an.  Vorstehhund,  Wachtelhund 
und  Dachshund  gingen  nach  Studer  aus  dem  Laufhunde  ebenfalls  durch 
Differenzierung  hervor.  —  Von  einer  südländischen  oder  äquatorialen 
Stammform,  die  ihren  ursprünglichen  Vertreter  in  dem  Dingo  übrig  gelassen 
hat,  sind  der  Windhund  und  die  Pariahunde  herzuleiten.  Der  erstere 
findet  sich  recht  häufig  auf  alt-ägyptischen  Grabmalereien  dargestellt  und 
ist,  wie  daselbst  gleichzeitig  angegeben  wird,  aus  Äthiopien  bezogen 
worden.     (Keller.) 

Die  Ausführungen  Kellers  decken  sich,  abgesehen  von  dem  Ursprünge 
des  Jagdhundes,  vollkommen  mit  denen  Studers.  Den  Ursprung  und  das 
Alter  einiger  anderer  Haustiere  giebt  derselbe,  wie  folgt,  an. 

Hauspferd.  Von  dem  diluvialen  Wildpferde  sind  gewisse  heutige 
Hauspferde  herzuleiten.  Andere  stammen  ohne  Zweifel  aus  Innerasien,  wo 
die  Heimat  der  kurzköpfigen  Pferde  ist.  Schon  zur  Bronzezeit  der  west- 
schweizerischen Pfahlbauten  müssen  solche  von  dort  aus  eingeführt  worden 
sein.  Nach  Afrika  gelangte  das  Pferd  verhältnismässig  spät.  —  Esel. 
Zur  Diluvialzeit  reichte  die  Verbreitung  des  asiatischen  Steppenesels  (Equus 
hemionus)  bis  nach  Mitteleuropa  hinein;  indessen  hat  diese  Spezies  an  der 
Bildung  unseres  zahmen  Esels  keinen  Anteil  genommen.  Dieser  stammt 
sicherlich  aus  Afrika.  In  Ägypten  erscheint  der  Esel  weit  früher  als  das 
Pferd.  Keller  glaubt,  dass  hamitische  Völker  in  Nubien  und  in  den  Galla- 
ländern  den  afrikanischen  Wildesel,  der  noch  heute  bis  zum  Cap  Guardafui 


246  B-     Referate.     3.    Urgeschichte. 

wild  vorkommt,  zuerst  als  Haustier  gezüchtet  haben.  —  Hauskatze.  Zur 
europäischen  Steinzeit  fehlt  diese  zahme  Form  noch;  auch  die  alten  Griechen 
besassen  sie  noch  nicht,  erst  die  Römer  führten  sie  ein.  Von  der  Wild- 
katze kann  die  domestizierte  Form  nicht  abgeleitet  werden.  Ägypten  war 
bekanntlich  eine  Hauptstätte  für  Katzenkultur.  Unter  den  daselbst  aufge- 
fundenen Katzenmumien  lassen  sich  zwei  Arten  unterscheiden :  eine  grössere, 
Felis  chaus  zuzurechnen,  und  eine  kleinere,  die  mit  Felis  maculata  über- 
einstimmt. —  Schaf,  Ziege  und  Schwein  finden  sich  bereits  zur 
ältesten  Pfahlbautenzeit  in  Europa;  sie  scheinen  frühzeitig  aus  Asien  ein- 
gewandert zu  sein.  —  Rind.  Unter  den  zahlreichen  Kreuzungsprodukten 
des  europäischen  Rindes  lassen  sich  zwei  Hauptgruppen  unterscheiden: 
die  grossen  Niederungs-  und  Steppenrinder  (Verbreitung  im  nördlichen  und 
besonders  in  Ost-Europa)  stammen  vom  Bos  primigenius  ab,  die  kleinen 
kurzhörnigen  Rinder  von  auffallend  zartem  Bau  (in  den  Alpen,  Polen 
und  Albanien  Braunviehschläge)  dürften  vom  Torfrind  herzuleiten  sein. 
Dieses  ist  das  älteste  Rind,  welches  zu  Beginn  der  Pfahlbauzeit  uns  entgegen 
tritt;  die  reine  Primigeniusrasse  zeigt  sich  erst  später  neben  ihm,  und  in 
noch  späteren  Pfahlbauten  kommen  bereits  vielfache  Kreuzungen  zwischen 
beiden  vor.  Das  Ursprungsland  des  Pfahlbautenrindes  vom  brachyceren 
Typus  ist  Nordafrika.  Wie  Keller  an  osteologischen  Merkmalen  nachweisen 
konnte,  stimmt  diese  Form  mit  den  afrikanischen  Zeburindern  vielfach 
überein.  Er  vermochte  sogar  in  Afrika  vom  Süden  nach  Norden  eine 
stetige  Annäherung  an  unser  kleinhörniges  Rind  nachweisen.  In  Alt- 
Ägypten  tritt  eine  kleine  Rasse  in  den  Wandmalereien  auf,  die  sich  äusserlich 
in  nichts  vom  Braunvieh  der  Alpen  unterscheidet.  Das  Verbreitungsgebiet 
des  afrikanischen  Zeburindes  ist  Äthiopien.  Dr.  Bus chan- Stettin. 

b.     Funde. 
a.     Grossbritannien  und  Irland. 

195.  John  Evans:    The   ancient  stone  implements,  weapons 
and    Ornaments,    of    (jreat    Britain.      2th.    ed.,     revised. 

London,  Longmans,  Green  &  Co.  1897.  747  Seiten. 
Eine  zweite  Auflage  anzuzeigen  genügen  in  der  Regel  wenig  Worte, 
zumal  wenn  die  erste  so  allgemein  bekannt  und  geschätzt  war,  wie  es  bei 
dem  vorliegenden  Werke  der  Fall  ist.  Da  indessen  seit  dem  Erscheinen 
der  ersten  Auflage  im  Jahre  1872  gerade  in  dem  behandelten  Gebiete 
überall  grosse  Fortschritte  gemacht  sind,  so  liegt  wohl  eine  etwas  ge- 
nauere Vergleichung  näher  als  gewöhnlich.  Da  hat  sich  zunächst  der 
Umfang  des  stattlichen  Bandes  von  etwa  750  Seiten  gegen  früher  um 
100  vermehrt,  aber  der  Zuwachs  ist  im  Grunde  weit  höher  anzuschlagen, 
da  beträchtliche  Partieen  in  kleineren  Typen  gedruckt  sind;  die  476  treff- 
lichen Illustrationen  der  früheren  Ausgabe  sind  um  67  Nummern  er- 
weitert,   wobei    die    praktische    Einrichtung    allgemeiner    Billigung    sicher 


B.    Referate.    3.   Urgeschichte.  247 

sein  darf,  dass  die  frühere  Zählung  durchgehend  beibehalten  ist,  so  dass 
die  neu  eingeschobenen  Abbildungen  durch  zugesetzte  Buchstaben  als 
solche  kenntlich  gemacht  sind.  Was  den  Text  selbst  betrifft,  so  hat  der 
Verf.  auch  hier  die  bewährte  Einteilung  des  Stoffes  nach  der  ersten  Aus- 
gabe beibehalten  und  nach  einer  Einleitung  über  die  prähistorische 
Periodeneinteilung  und  die  Art  der  Bearbeitung  von  Steinwerkzeugen  im 
ersten  Hauptteil,  der  19  Kapitel  umfasst ,  die  neolithische  Periode  be- 
sprochen. Es  werden  die  einzelnen  Typen  der  Steinwerkzeuge  und  Waffen 
einschliesslich  der  Schmucksachen  eingehend  behandelt,  und  zwar  ist  das 
Material  aus  England  anscheinend  vollzählig  aufgeführt,  aber  zur  Erläute- 
rung und  zum  Beweise  der  Verbreitung  einzelner  Typen  wird  stets  Rücksicht 
auf  entsprechende  Funde  des  festländischen  Europa,  ja  selbst  der  andern  Erd- 
teile genommen,  so  dass  das  Werk  nach  wie  vor  seine  Bedeutung  über 
Englands  Grenzen  hinaus  behält.  Der  zweite  Hauptteil  beschäftigt  sich  in 
4  Kapiteln  mit  der  paläolithischen  Periode  und  ist  nach  der  eigenen  An- 
gabe des  Verf.  verhältnismässig  am  meisten  erweitert,  entsprechend  den 
zahlreichen  inzwischen  gemachten  Funden.  Auch  die  Indices,  ein  General- 
index und  ein  geographisch-topographisches  Inhaltsverzeichnis,  angefertigt  von 
Mrs.  Hubbard,  sind  weit  vollständiger  gegen  früher  geworden  und  erhöhen  in 
der  That  die  bequeme  Benutzung  des  Werkes  ungemein.  Schliesshch  ist  die 
grosse  Sorgfalt  zu  erwähnen,  mit  welcher  auch  in  den  Anmerkungen  die 
Litteratur  des  letzten  Vierteljahrhunderts  überall  nachgetragen  ist;  die 
Citate  erwiesen  sich  bei  vielfachen  Nachprüfungen  zuverlässig,  ausser  dass 
z.  B.  S.  11  ein  Steinhammer  nach  Klemm's  Angabe  for  pounding  „dried 
fish"  gebraucht  sein  soll,  wie  schon  in  der  ersten  Auflage,  während  in 
meiner  Origininalausgabe  von  Klemm's  Allg.  Kulturwiss.  I,  86  steht:  zum 
Klopfen  des  Fleisches.  Frof,  Dr.  Walter-Stettin. 

196.  A.  L.  Lewis:  Ancient  measures  in  prehistoric  monuments. 

Journal  of  the  anthropological  Institute  1897.  Bd.  XXVII,  Nr.  2, 
S.  194. 
Aus  diesen  interessanten  Zusammenstellungen  geht  hervor,  dass  die 
Maasse  der  prähistorischen  Denkmäler  keine  zufälligen  sein  können,  sondern 
dass  sie  absichtlich  gewählt  worden  sind  zu  einem  bestimmten  Zweck 
oder  in  einer  bestimmten  Absicht,  die  hoffentlich  einmal  entdeckt  werden 
wird.  So  scheint  im  grossen  Zimbabwe  (Mashonaland)  der  Durchmesser 
des  grossen  Turms  die  Einheit  gebildet  zu  haben,  die  im  Bau  der  anderen 
Teile  angewendet  worden  ist.  Der  Umfang  des  kleinen  Turms  ist  diesem 
Durchmesser  genau  gleich.  Wenn  wir  diesen  Durchmesser  mit  D  be- 
zeichnen, so  finden  wir,  dass  die  Radii  und  Durchmesser  der  verschiedenen 
Kurven,  die  von  den  Mauern  des  Gebäudes  gebildet  sind,  folgende  Werte 
haben : 


'1?' 


248  C.     Tagesgeschichte. 

D      3  Mal 

2D 3  „ 

D  X  3,14  (Verhältnis  des  Kreises  zum  Durchmesser)  7  ,, 

D  X  3,14  o 

2 ^  " 

2D  X  3,14 3  „ 

D  X  3,14^    2  „ 

D  X  3,14^  . 

2            ^  "         ,. 

Wenn  wir  vom  Mashonaland  nach  Gross-Brittannien  zurückkehren,  so 
finden  wir  ebenso  interessante  Verhältnisse  in  den  megalithischen  Denk- 
mälern von  Stanton  Drew,  unweit  Bristol.  Sie  bestehen  aus  einer  Gruppe 
von  3  Steinen,  einem  grossen  und  einem  kleinen  Kreise.  Die  gerade 
Linie,  welche  diese  drei  Gebilde  verbindet,  ist  gleich  14  Mal  dem  Durch- 
messer des  kleinen  Kreises.  Es  befindet  sich  noch  ein  anderer  Kreis  und 
ein  isolierter  Stein,  die  wieder  in  gerader  Linie  zu  dem  grossen  Kreise 
gelegen  sind.  Die  Linie,  welche  den  Mittelpunkt  des  grossen  Kreises  mit 
dem  isolierten  Stein  verbindet,  ist  gleich  19  Durchmessern  des  ersten  kleinen 
Kreises  und  5  Durchmessern  des  grossen  Kreises.  Vom  zweiten  kleinen 
Kreis  über  den  grossen  bis  zum  isolierten  Monolith  ist  der  Abstand  gleich 
7  Durchmessern  des  grossen  Kreises.  In  einer  anderen  Richtung  finden 
sich  wieder  zwei  Steine,  deren  Entfernung  vom  Mittelpunkt  des  grossen 
Kreises  gleich  9  Durchmessern  dieses  Kreises  ist.  Wenn  wir  diese  Er- 
gebnisse kurz  zusammenfassen,  so  finden  wir,  dass  die  Durchmesser  der 
drei  Kreise  untereinander  sich  wie  5:  l^j^'-  19  verhalten,  und  dass  andere 
Maasse  den  grössten  und  den  kleinsten  dieser  Durchmesser  5,  7,  9, 
14  und  19  Mal  enthalten. 

Das  Denkmal  von  Merivale  Bridge,  Dartmoor  besteht  aus  2  doppelten 
Reihen  von  Steinen,  deren  südliche  sich  an  beiden  Enden  weiter  erstreckt 
als  die  nördliche.  An  ihrem  östlichen  Ende  sind  sie  näher  aneinander 
gerückt;  da  ist  ihre  Entfernung  gleich  der  Weite  zwischen  den  äusseren 
Seiten  der  Reihen  am  westlichen  Ende.  Verfasser  findet  noch  mehrere 
interessante  Zahlverhältnisse  in  der  Länge  der  einzelnen  Teile  dieses 
Monuments.  Aber  ohne  Abbildung  können  sie  nicht  leicht  auseinander- 
gesetzt werden.  Dr.  L.  Laloy-Faris. 


C.    Tagesgeschichte. 

Brannschweig.  Vom  4. — 6.  August  wird  zu  Braunschweig  die  29.  all- 
gemeine Versammlung  der  deutschen  anthropologischen  Gesellschaft  statt- 
finden.     Die    Lokalgeschäftsführung    hat    Prof.    Dr.    W.    Blasius    über- 


D.     Bibliographische  Übersicht.  249 

nommen.     (Ein  Verzeichnis    der   Vorträge    ist   zur  Zeit    an   die  Redaktion 
nicht  eingelaufen.) 

Düsseldorf.  Die  vom  19.— 24.  September  in  Düsseldorf  tagende 
70.  Versammlung  deutscher  Naturforscher  und  Ärzte  wird  auch  wieder 
eine  Sektion  für  Anthropologie  und  Ethnologie  ins  Leben  rufen,  deren 
Einführung  Sanitätsrat  Dr.  Hermkes  und  deren  Schriftleitung  Ober- 
lehrer Dr.  Lasalle  übernommen  haben. 

Prag.  Dr.  Niederle  ist  zum  a.  o.  Professor  für  Archäologie  er- 
nannt worden. 

Stockholm.  Prof.  Dr.  Montelius  ist  vom  deutschen  Kaiser  durch 
den  Orden  pour  le  merite  ausgezeichnet  worden. 

Turin.  Am  19.  Februar  verstarb  Prof.  Luigi  Schiaparelli,  Di- 
rector  des  ägyptischen  Museums. 

Zaandani.  In  Holland  konstituierte  sich  am  30.  April  die  „Neder- 
landsche  anthropologische  Vereenigung",  eine  Gesellschaft,  die  sich  zum 
Ziel  „das  Studium  und  die  Förderung  der  Anthropologie  im  weitesten 
Sinne'*  gesteckt  hat.  Zum  ersten  Vorsitzenden  wurde  Dr.  C.  Winkler, 
Prof.  f.  Psychiatrie  zu  Amsterdam,  zum  zweiten  Dr.  Eugen  Dubois  in 
Haag,  zum  Schriftführer  Dr.  J.  Sasse  Az  in  Zaandam,  zum  Schatzmeister 
Dr.  Kerbert,  Direktor  des  Tiergartens  in  Amsterdam  und  zum  Biblio- 
thekar John  E.  Greven,  Dozent  f.  Zahnheilkunde  daselbst  gewählt. 


D.  Bibliographische  Übersicht. 

Von  Georg  Buschan. 

Laufende  Litteratur  für  das  Jahr  1898. 

I.    Anthropologie. 

A..    Allgemeines. 

1.     Biographieen,  Berichte  u.  ä. 

Belilowskj,  K.  A.,  Historische  Skizze  der  Entwicklung  der  Wissen- 
schaft vom  Menschen  überhaupt  und  der  Wissenschaft  vom  Verbrecher 
insbesondere  bis  zur  Periode  Lombroso's.  (Russ.)  Arb.  d.  anthrop. 
Ges.  b.  d.  K.  milit.-med.  Akad.  z.  St.  Petersburg.     1897.     Bd.  2,  S.  229. 

Brinton,  D.  G.,  Dr.  AUen's  Contributions  to  anthropology.  Proc.  of  the 
Acad.  of  nat.  sc.  of  Philadelphia.     1897.     S.  522. 

Chambe riain,  A.  F.,  Anthropology  at  the  Toronto  meeting  of  the  Brit. 
Assoc.     Science  Bd.  6,  S.  575. 

F Dimer,  H.  C.,  De  volkomen  overeenstemming  in  anthropologisch  type. 
Weekblad  v.  h.  Nederl.  Tijdschr.  v.  Geneeskd.     1897.     Bd.  33.     Oct.  30. 

Greenley,  T.  B.,  Anthropology  er  the  störe  of  man.  Amer.  Pract.  and 
News.     1897.     Bd.  25,  Nr.  3  u.  4,  S.  81  u.   121. 


I 

250  D-     Bibliographische  Übersicht.  § 

Krzywicki,    L.,    Kurs    systematyczny    antropologii.        1.    Rasy    fizyczne. 

Warschau   1897. 
Lapouge,  de,  Les  lois  fondameniales  de  l'anthropologie.     Revue  scientif. 

1897.     Oct.  30. 
Lasplasas,    Origen,  naturaleza    y  formazion   del   hombre.      San   Salvador 

1897. 
Manouvrier,    L.,    Notice    sur   Theophile    Chudzinski.     Bull,    de   la   See. 

d'anthrop.  de  Paris.     1897.     Bd.  8,  S.  664. 
Marina,  G.,  L'istituto  antropologico  italiano    di  Livorno.     Livorno   1897. 
McGee,  A.  N.,    Anthropology    at    the   American   Assoc.   f.    the  adv.  of  sc. 

Science  1897.     Bd.  6,  S.  508. 
Nadaillac,  de,  Unite  de  Tespece  humaine  prouvee  par   la   similarite   des 

conceptions    et    des    creations    de   Thomme.      Revue   des  quest.  scientif. 

1897.     Oct. 
Picard,  Th.,  Essai  d'anthropologie.     Paris  1897. 
Platz,   Bon.,    Der  Mensch,   sein  Ursprung,    seine  Rassen  und  sein  Alter. 

3.  Aufl.     Würzburg,  L.  Woerl.   1897. 
Retd,    G.    Archdali,    The    present    evolution    of   man.     Science    1897. 

Bd.  6,  Nr.   140  u.   145. 
Schiattarella,    R.,    Che  cosa   e  rantropologia  scientifica?     Riv.    scientif. 

del  diretto.     1897.     Aug.-Sept. 
Virchow,    R.,  Die    anthropologischen    Versammlungen    des    Spätsommers 

1897    (Lübeck,  Moskau,  Hamburg,  Braunschv^eig).     Verhandl.  d.  Berlin. 

anthrop.  Gesellsch.     1897.     Bd.  29,  S.  452. 

2.     Methoden,  Apparate  etc. 

Craniometry,    as    applicable    to    the    lov^er   animals,    and    to    each  human 

race.     Science  of  men  and  Australasian  anthrop.  Journ.     Bd.   1,  S.  35. 
Ha  ddon,  A.  C,  The  anthropometry.     Science  Progress.     Jan. -März. 
Mortillet,    Fourdrignier,    Manouvrier    et    Capitan,    Photographies 

anthropologiques.     Revue  mens,  de  l'Ecole  d'anthrop.    de   Paris.     Bd.  8, 

S.   105. 
Picaud,    A.,    Application    de    la    radiographie   ä  l'anthropologie.     Revue 

mens,  de  TEcole  d'anthrop.  de  Paris.     Bd.  8,  S.   120. 
Ray,  L.  A.,    L'anthropometrie.     Union   med.   de  Canada.     1897.     Bd.  26, 

S.  324. 

B.     Somatische  A-nthropologie. 

1.     Osteologie. 

a.     Schädel. 

Bergeat,  H.  W.,  Befunde  im  Naseninnern  von  skelettierten  Rassen- 
schädeln bei  vorderer  Rhinoscopie.  Arch.  f.  Laryngol.  1897.  Bd.  6, 
S.  89. 

Cunningham,  R.  0.,  On  the  occurrence  of  a  pair  of  supernumerary 
bones  in  the  skull  of  a  Lemur  and  on  a  pecularity  in  the  skull  of  a 
young  Orang.     Proceed.  of  the  zool.  Soc.  London  1896.  Pt.  4,  S.  996. 

Koppel,  A.,  Vergleichende  Bestimmungen  des  Innenvolumens  der  Rück- 
grat- und  Schädelhöhle  bei  Menschen  und  Tieren.  Diss.  München. 
1897. 

i 


D.    Bibliographische  Übersicht.  25l 

Lengnick,    H.,  Untersuchungen  über  das   Os  Kerkringii.     Diss.     Königs- 
berg 1897. 

Macalister,   A.,    The   apertura   pyriformis.     Journ.   of  anat.   and  physiol 
Bd.   12,  S.  223. 

Macalister.    A.,    The    causation   of  brachy-   und   dolichocephaly.     Journ. 

of  anat.  and  physiol.     Bd.   12,  S.  334. 
Maggi,  L.,  Note  craniologiche.     Boll.  scientif.     1897.     Bd.   19,  S.  33. 
Maggi,    L.,    Intorno   alle   ossa   bregmatiche.     Bollettino  scientif.     Bd.  20, 

Nr.   1. 
Maggi,  L.,  Post-frontaH  nei  mammiferi.     Rendic.  d.  R.  Istit.  lomb.  d.    sc. 

lett.     1897.     Bd.  30,  S.  538  u.  634. 
Maggi,    L.,    Postfrontaux    chez    les    mammiferes.     Archives  ital.   de   biol. 

Bd.  28,  S.  329. 
Maggi,    L.,    Les    os    bregmatiques    chez  les   fossiles.      Archives    ital.    de 

biologie.     1897.     Bd.  27,  S.  362. 
Minot,  Ch.  S.,  Cephalic  homologies.     A  contribution  to  the  determination 

of  the  ancestry  of  vertebrates.     Amer.  Naturalist.     1897.     Bd.  31,  S.  927. 
Mondio,    Guglio,    Studio  sopra   duecento   teschi  messinesi,    180  apperte- 

nenti  a  sani,    20  a  deliquenti.     Archivio    per   l'antrop.     1897.     Bd.  27, 

S.  267. 
Ranke,  J„    Über  individuelle  Variation   der  Schädelbildung.     Correspdzbl. 

d.  deutsch.  Gesellsch.  f.  Anthropol.     1897.     B.  28,  Nr.   11  u.   12. 
Tenchini,    Contribuzione    allo   studio    del   foro   pterigo-spinoso  (Civinini) 

specialmente  rispetto  ad  alcune  piü  frequenti  particolaritä  craniche  con- 

comitanti  in  criminali.     Arch  di  psich.     1897.     Bd.   18,  S.  609. 
Török,  A.  V.,  Über  eine  neue  Methode  zur  kraniologischen  Charakteristik 

der    Nase.     1.     Die    Variationen    der   Linearmaasse    des    Nasenskeletts. 

Intern.  Monatsschr.  f.  Anat.  u.  Physiol.     Bd.   15,  Heft  3. 
•Valenti,  G.,  Varietä  delle  ossa  nasali  in  un  negro  del  Sudan.     Monitore 

zool.  itaL     1897.     Bd.  8,  S.   191. 
Vannerus,  J.,  Presentation  d'un  cräne  neanderthaloide.     Bull,  de  la  Soc. 

d'anthrop.  de  Bruxelles  1896.     Bd.   14,  S.  44. 
Vram,  U.,  Sopra  un  caso  di  macrocefalia  ippocratica.     Atti  d.  Soc.  Rom. 

di  antrop.     1897.     Bd.  5,  S.  89. 
Zuccarelli,    A.,    La   capacitä   cranica  normale,  patologica  e  teratologica. 
"    L'Anomalo.     Bd.  9,  S.   15  u.  f. 

ß.     Zahnsystem. 

Pearsall,  W.  B.,  Linear  determination  of  the  human  tooth  form.     Journ. 

of  anatomy  and  physiol.     Bd.   12,  S.  219. 
Vram,  U.,  Considerazioni  sui  premolari  inferiori  umani.   —   Relazione    di 

compenso  nei  premolari  e  molari  umani.     Atti   d.  Soc.  Rom.   di  antrop. 

1897.     Bd.  5,  S.  92  u.  95. 

Y-     ^^^  übrige  Skelett. 

I  Benedikt,  M.,  Das  Skelett  in  der  Kunst  und  in  der  Wissensch.     Deutsch. 
Revue.     April. 

Corevin   et   Lesbre,    Memoire   sur  les  variations  numeriques   de   le  co- 

,    lonne   vertebrale   et   des  cötes  chez   les  mammiferes  domestiques.     Bull. 

de  la  Soc.  centrale  de  med.  veter.     1897;    Revue   scientif.  1897,  Oct.  16. 


252  ^-     Bibliographische  Übersicht. 

Dorsey,  George,  A.,   A  sexual  study  of  size  of  articular  surfaces  of  the 

long   bones   in   aboriginal   American   skeletons.     Boston  med.  and   surg. 

Journ.      1897.     Bd.   137,  Nr.  4,  S.  80. 
Dorsey,  George,    A  rare  form  of  occipital-atlantal    articulation.     Boston 

med.  and  surg.     Journ.   1897.     Bd.   137,  Nr.   12,  S.  294. 
Funke,    E.,    Über    einen    Processus   odontoideus    atlantis   hominis.     Anat. 

Anzeig.     Bd.   14,  Nr.   15. 
Warren,  E.,    An  investigation  on  the    variability    of  the  human  skeleton, 

with  especial  reference  to  the  Naquada  race  discovered  by  Prof.  Flinders 

Petrie    in    his    explorations    in    Egypt.     Proc.    of  the  Roy.  Soc.     1897. 

Bd.  61,  S.  398. 

2.     Innere  Organe, 
a.    Gehirn. 

Biruljä-Bälynezky,    Zur   Frage   nach   dem   Hirngewicht   des  Menschen. 

(Russ.)     Mat.  z.  Anthrop.  d.  slav.  u.  anderer  Volksstämme  in  Russland. 

Arb.  d.  anthrop.  Gesellsch.   bei    d.    K.  milit.-med.  Akad.   zu    St.   Peters- 
burg.    Bd.  2.     1897.     S.   128—130. 
Cunningham,    D.   J.,    Insular    district    of  cerebral    cortex   in   man    and 

man-like  apes.     Journ.  of  anat.      1897.     Bd.  32.     Oct. 
Dubois,  Eugene,  Sur  le  rapport   du  poids   de  l'encephale  avec  la  gran- 

deur    du    corps    chez   les   mammiferes.     Bull,    de   la  Soc.  d'anthrop.  de 

Paris.     1897.     Bd.  8,  S.  337. 
Dubois,    Abhängigkeit    des    Hirngewichts   von   der  Körpergrösse   bei  den 

Säugetieren.     Arch.  f.  Anthrop.     1897.     Bd.  25,  Heft  1  u.  2. 
Lapicque,  L.,  Sur  la  relation  du  poids  de  l'encephale  au  poids  du  corps. 

Compt.  rend.  de  la  Soc.  de  biol.     Bd.  5,  Nr.  2,  S.   62. 
Manouvrier,    L.,    Note    provisoire    sur    les    proportions    des   lobes  cer6- 

braux  et  leurs  consequences  craniologiques.     Bull,   de  la  Soc.  d'anthrop. 

de  Paris.     1897.     Bd.  8,  S.  559. 
Peläez,    P.  L.,    Notas   de   laboratorio   sobre    la  lobulizaciön    de    cerebelo 

humano.     Ciencia   med.     1897.     Bd.  4,  S.  434. 
Saporito,    F.,   Rare    varietä  anomale  della  scissura  di  Rolande  ed  in  es- 

pecie   della  sua   duplicitä.     Riv.  mens,  di  psich.  for.,    antrop.    crim.  etc. 

Bd.  1,  S.   137. 
Wald ey er,    W.,    Hirnwindungen.     Ergebn.    d.    Anat.    u.   Entwickelungs- 

geschichte.     1897.     Bd.  6,  S.   171. 
Zanke,   Hirngewicht  und   Schädel-Innenraum.     Neurol.    Centralbl.     1897.. 

Bd.   16,  Nr.   19.  I 

3.     Muskulatur. 

Fallot,    Absence    congenitale    des    muscles    pectoraux.      Marseille    med. 

Jan.   15. 
Jeanne,  A.,  Un  cas  de  muscle  presternal.     Bull,  de  la  Soc.  anat.     1897. 

Bd.   11,  S.  438. 
Le  Double,  Considerations  generales   sur  les  variations  du  Systeme  mus- 

culaire  de  l'homme.     Gaz.  med.  du  Centre.     1897.     Oct.-Dez. 
Ledouble,  Variations  des  muscles  de  la  cuisse  de  l'homme  et  leur  signi- 

fication   au    point  de    vue    de   l'anthropologie   zoologique.     Bibliographie 

anatom.     1897.     Bd.  5,  Nr.   1. 
Lesbre,  Note  sur  l'existence  du  long  supinateur  chez  un  cheval.     Compt. 

rend.  de  la  Soc.  de  biol.  de  France.     1897.     Nr.  36,  S.  997. 


D.     Bibliographische  Übersicht.  253 

Parsons,  F.  G.,  The  muscles  of  mammals,  with  special  relation  to  human 
myology.     Journ.  of  anat.  and  physiol.     Bd.   12,  S.  428. 

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6.     Äussere  Körperformen,  Polymastie,  Polysarcie, 
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Bull,  de  la  Soc.  d'etude  des  sc.  nat.  de  Nimes.     1897.     Bd.  25.  S.  116. 

O.     Biologie. 
I.     Physiologisches  Verhalten. 

1.     Allgemeines  über  Darwinismus,    Selektion,   Artenbildung, 
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Stanley,    Hiram    M.,    A    suggested    experiment    on    heredity.      Science. 

1896.     Bd.  3,  Nr.  77,  S.  900. 
Stearns,    H.  Putnam,    Heredity,    a   factor   in   the   etiology    of  insanity. 

Amer.  Journ.  of  insanity.     1897.     Bd.  54,  S.  227. 
Tayler,    J.  Lionel,    The  relation    of  acquired   modifications  to  heredity. 

Nat.  Science.     Bd.  2,  Nr.  68,  S.  247. 
Thistle,  W.  G.,  A  question  on  heredity.     The  Humanitarian.    1897.    Nov. 
Tissie,    P.,    L'heredite    des    tendances    et   la  fatigue   avant  la  naissance. 

Revue  scientif.     1897.     Bd.  8,  S.  7. 
Vannerus,  Telegonie  et  heredite.     Bull,  de  la  Soc.  d'anthrop.  de  Bruxelles. 

1896.     Bd.  14,  S.  292. 

Centralblatt  für  Anthropologie.    1898.  17 


258  D-     Bibliographische  Übersicht. 

Vasilescu,  L'heredite  de  la  monodactylie  du  porc.     Revue  scientif.    1896. 

Bd.  6,  S.  535. 
Waldeyer,    W.,    Befruchtung    und    Vererbung.      Naturwiss.    Rundschau. 

Bd.   13,  Nr.   13. 
Worthingst  on,   S.  M.,   The  inheritance  of  mutilations  and  other  inheri- 

tances.     New  York  med.  Rev.     1897.     Bd.  51,  S.  286. 

3.     Zunahme  und  Abnahme  der  Bevölkerung. 

Besser,    L.    u.    Ball  od,  K.,    Sterblichkeit,   Altersgliederung  und  Lebens- 
dauer der  orthodoxen  Bevölkerung  beiderlei  Geschlechts  in    Russland  in 

den  Jahren   1851—1890.      St.  Petersburg.      1897. 
Bougon,  Sobre  la  disminuciön  de  la  mortalidad  en  Europa.     Actes  de  la 

Soc.  scient.  du  Chili.  Tome  VI.   1896,  p.  XXXIX. 
Desclozeaux,  La  depopulation  de  la  France.     Paris.     1897. 
Dumont,    Essai  sur  la  natalite  au   Massachusetts.      Journ.    de  la  Soc.  de 

Statist,  de  Paris.     Febr. 
Gonnard,  R.,  La  depopulation  en  France.     Lyon,  Storck. 
Philippson,  Die  Bevölkerungszunahme  in  Griechenland.     Geogr.  Zeitschr. 

Bd.  4,  Heft  3. 
Rahts,    Die  Zahl    der  Sterbefälle    und    deren    Hauptursachen    in    einigen 

deutschen    und    ausserdeutschen    Städten,     Städtegruppen    und    Staaten. 

Med.-Stat.  Mitt.  a.  d.  Kais.  Gesundheitsamte.     1897.     Bd.  4,  H.  3. 
Ras  er  i,    E.,  SuUe   variazioni    dei   quozienti    di  nativitä   e    sull'    etä  media 

degli    sposi    secondo    la   condizione   economica.     Atti    d.    Soc.   Rom.    di 

antropolog.     1897.     Bd.  5,  S.  61. 
Raseri,   E.,    Les  naissances  et  les  deces  suivant  les  heures  de  la  journöe. 

Archives  ital.  de  biol.     Bd.  28,  S.  362. 
Schooling,    Holt,    The    depopulation    of   Ireland.     Pall   Mall  Magazine. 

1897.     Sept. 
Smit,  J.  A.  Roordam,  Sur  la  mortalite  et  la  morbidit^  et  leurs  causes. 

Archives  neerland.  de  sc.  exact.  et  nat.     1897.     Bd.  30,  S.  291. 
Über  die  längstmögliche  Lebensdauer  des  Menschen.     Reichs-Med.-Anzeiger. 

Bd.  23,  Nr.  2. 

4.     Stellung  des  Menschen  in  der  Tierreihe,   Vorfahren 
des  Menschen  etc. 

Bolk,    B.,    Beitrag   zur  Neurologie   der   unteren  Extremität   der  Primaten. 

Morphol.  Jahrbuch.      1897.     Bd.  25,  H.  3,  S.  305. 
Cligny,  A.,  Du  singe  ä  l'homme.     Revue  encyclop.  Larousse.    1897.    Bd.  7, 

S.  837. 
Earle,    Charles,  Relations  of  Tarsius  to  the  lemurs  and  apes,     Science. 

1897.     Bd.  5,  S.  258,  550,  657  u.  740. 
Heape,    W.,    The    menstruation    and    Ovulation    of   Macacus    rhesus    etc. 

Philos.  Trans,  of  the  Roy.  Soc.  of  London.     1897.     Bd.   188,  S.  135. 
Keith,  A.,  Exhibition  of  some  lantern-slides  of  the  orang-outang  lately  in 

the  society's  garden.     Proc.  of  the  zool.  Soc.  of  London.     1897.    Thl.  3, 

S.  721. 
Manouvrier,   L.,    On  Pithecanthropus  erectus.     Amer.  Journ.  of  science. 

1897.     Bd.  4,  Nr.  21,  S.  213. 


D.     Bibliographische  Übersicht.  259 

5.     Biologisches  Verhalten   des    Einzelindividuum, 
a.     Geschlecht. 

Angiolella,    G.,    La   quistione    della  donna    del  punto    di   vista   biologico 

e  sociale.     Boll.  del  Manie,  prov.  di  Ferrara.     Bd.  26,  Nr.   1   u.  2. 
Marholm,  L.,  Zur  Psychologie  der  Frau.     Berlin,   C.  Duncker.      1897. 
Ullrich,    M.  W.,    Einiges    über  physische  und  intellectuelle  Unterschiede 

des  männlichen  und  weiblichen  Geschlechtes.     Metaph.  Rundschau.    1897. 

Bd.  2,  S.  363. 
Wilser,    Die  Frauenfrage    im   Lichte   der  Ant?iropologie.     Globus.     1897. 

Bd.  72,  Nr.  21. 

ß.     Geistige  Entwicklung,  Instinkt. 

Baldwin,  James  Mark,  Le  developpement  mental  chez  l'enfant   et  dans 

la  race.     Traduit  de  l'anglais.     Paris  1897. 
Baldwin,  J.  M.,  Invention  or  Imitation  in  children.     Inland  Educ.    1897. 

Bd.  5,  S.  58. 
Bücke,  R.  M.,  Mental  evolution  in  man.    Brit.  med.  Journ.    1897.    Sept.  11. 
Cope,  E.  D.,  Psychic  evolution.     Amer.  Naturalist.     1897.     Bd.  31,  S.  91. 
Mortillet,  G.  de,    Instinct  et  raisonnement.     Bull,   de  la  Soc.  d'anthrop. 

de  Paris.     1897.     Bd.  8,  S.  439. 
Steffan,    Ph.,    Die  Entwicklung    des  Verstandes    und    der   Sprache  beim 

Menschen.     Ber.  d.  Senckenberg.  naturf.  Gesellsch.     1897.     S.  3. 
Wallace,  A.  R.,  The  problem  of  instinct.     Nat.  Science.    1897.    Bd.  10, 

S.   161. 
Wasmann,  E.,  Zur  Entwicklung  der  Instincte.     Verh.  d.  K.  K.  zool.-bot. 

Ges.  in  Wien.     1897.     Bd.  47,  S.   168. 

y.     Körperliche  Entwicklung. 

Boas,  Fr.,  The  growlh  of  children.     Science.     1897.     Bd.  5,  S.  570. 
Burk,    Fr.,    Growth   of  children   in   height  and  weight.     Amer.  Journ.  of 

psychol.     Bd.  9,  Nr.  3,  S.  253. 
Desjardins,  Le  poids  et  le  volume  du  corps  humain    dans  l'appreciation 

de  r^tat  de  sante  ou  de  maladie.     Revue  d'hygiene  therap.     1897.    Dez. 
Faucon,    A,    Pesees    et    mensurations    foetales    a    differents    äges   de   la 

grossesse.     Paris  1897. 
Hoberg,  J.,  Beitrag  zur  Casuistik  des  angeborenen  Riesenwuchses.     Diss. 

Greifswald. 
Jardine,  Robert,  Menstruation  in  a  newborn   infant.     Brit.  med.  Journ. 

1897.     Sept.   11,  S.  652. 
Silva,    B.,    Caso   singolare  di   accrescimento   tardivo   della  statura.     Pavia 

1897. 
Smith,  E.  Cassel,  Precocious  children.    Journ.  of  hygieo-therapy.    1897. 

October. 
Tesjäkow,    N.,    Die    physische    Entwicklung    der    Landschüler    im    Kreis 

Jelisawetgrad.     (Russ.)     Arb.   d»  anthrop.  Gesellsch.  b.  d.  K.  miht.-med. 

Akad.  z.  St.  Petersburg.     1897.     Bd.  2,  S.  208-227. 

8.     Fortpflanzung,  Fruchtbarkeit,  Empfängnis,  Geburt  etc. 

Beard,  J.,  The  span  of  gestation  and  the  cause  of  birth.     A  study  of  the 
critical  period  and  its  effects  in  mammalia.     Jena,  G.  Fischer.     1897. 

17* 


260  D.     Bibliographische  Übersicht. 

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Corriere  sanitario.      1897.     Bd.  8,  Nr.    1. 

Cohn,  L.,  Die  willkürliche  Bestimmung  des  Geschlechts,  Würzburg, 
A.  Stuber. 

Eddowes,  W.  Dowley,  Superfoetation  in  a  case  of  twins.  Brit.  med. 
Journ.      1887.     Sept.  4,  S.  596. 

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vorgängen der  Tiere  und  Pflanzen  und  die  Keimmutterzellen.  Biol. 
Centralbl.      1897.     Bd.   17,  Nr.   19  u.  20. 

Jardine,  Robert,  Superfoetation  (?).  Brit.  med.  Journ.  1897.  Sept.  18, 
S.  745. 

Laloy,  L.,  Die  ungeschlechtliche  Fortpflanzung  bei  den  Phanerogamen. 
Biol.  Centralbl.     Bd.   18,  Nr.  3,  S.  65. 

Schenk,  L.,  Einfluss  auf  das  Geschlechtsverhältnis.  Magdeburg,  Schal- 
lehn, W. 

Steffeck,  Menstruation  und  Ovulation.  Jahresber.  d.  Gesellsch.  f.  Ge- 
burtsh.  etc.     1897.     Bd.   10,  S.  448. 

Vierordt,  H.,  Ein  Fall  von  excessiver  Fruchtbarkeit  aus  früherer  Zeit. 
Wien.  med.  Wochenschr.     1897.     Bd.  47.     Nr.  41. 

Zoja,  R.,  Stato  attuale  degli  studii  sulla  fecondazione.  Bollett.  scientif. 
Bd.  20,  Nr.   1. 

£.     Rechts-  und  Linkshändigkeit.  ^ 

Liersch,    Über   die    Ursache    und   Bedeutung    der   Linkshändigkeit.     Die 

Heilkunde.     1897.     Bd.   1,  Heft  3. 
Patrick,  G.  T.  W.,  Right-handedness  and  left-handedness.     Univ.  of  Jowa 

Stud.  in  psychol.     1897.     Bd.   1,  S.  87. 
Rothschild,    Zur    Frage    der    Ursachen    der   Linkshändigkeit.     Jahrb.   f. 

Psych.     Bd.   16,  Heft  3. 
Tracy,  F.,    Left-handedness.      Trans,  of  Jllin.    Soc.   of  child-stud.     1897. 

Bd.  2,  S.  68. 

II.     Pathologisches  Verhalten. 

1.     Monstruositäten. 

a.     Missbildungen  an  den  Extremitäten. 

Briot,  A.,  Gas  de  polydactylie  chez  un  cheval.     Compt.  rend.  de  la  Soc. 

de  biol.     Bd.   10,  S.  464. 
Chamayou,    Sur    un   cas   de   polydactylie.     Gaz.   des  höpit.  de  Toulouse,     y 

Febr.  19.  j 

Grandmaire,    A.   E.,    Essai   t^ratologique  humaine,   une   famille  de  pho-      , 

comeliens.     Bordeaux.     1897. 
Jayle  et  Jarvis,  Ectrodactylie  de  deux  pieds,  ectrodactylie  et  syndactylie 

de  la  main  droite.     La  Presse  med.     Febr.  26.  u.  März  2. 
Joachimsthal,  Über  Brachydactylie  und  Hyperphalangie.    Archiv  f.  pathol. 

Anat.  Bd.   151,  S.  429. 
Maass,  Das  Bärenweib.     Verhandl.  d.  Berlin,  anthropol.  Gesellsch.     1897 

Bd.  29,  S.  621. 
Maas,    Ein   armloses   Mädchen.      Verhandl.    d.   Berlin,  anthrop.  Gesellsch. 

1897.     Bd.  29,  S.  624. 


D.     Bibliographische  Übersicht.  261 

Phocas,  Difformites  congenitales  des  doigts  et  pouce  bifide.  Annales  de 
Chirurgie.     Bd.   11,  S.  46. 

Tornier,  G.,  Über  Operationsmethoden,  welche  sicher  Hyperdactylie  er- 
zeugen.    Zool.  Anzeig.     1897.     Bd.  20,  S.  362. 

Tornier,  G.,  Über  experimentell  erzeugte  dreischwänzige  Eidechsen 
und  Doppelglied maassen  von  Molchen.  Zool.  Anz.  1897.  Bd.  20, 
S.  356. 

Vincent,  Un  cas  de  polydactylie.     Archives  de  med.  nav.     1897.     Aug. 

ß.     Missbildungen  an  den  Genitalien  (Hermaphroditismus  etc.) 

Daffner,  Fr.,  Pseudohermaphroditismus   femininus   externus.     Münchener 

med.  Wochenschrift.     Nr.   13. 
Finkenbrink,  J.,  Unechte  Hermaphroditen.     Diss.     Münster.     1897. 
Kösters,    J.,   Ein   neuer   Fall  von  Hermaphroditismus  spurius  masculinus. 

Diss.     Berlin. 
Stocquart,  Note   sur  un  cas  de  polydactylie  bilaterale.     Bull,  de  la  Soc. 

d'anthrop.  de  Bruxelles.     1896.     Bd.   14,  S.  335. 
Str  oebe,  H.,  Ein  Fall  von  Pseudohermaphroditismus  masculinus  internus  etc. 

Beitr.  z.  pathol.  Anat.  u.  z.  allg.  Pathol.     Bd.  22,  Heft  1.     1897. 

Y-     Sonstige  Missbildungen. 

Hutchinson,   Woods,    Some    deformities    of    the   cest  in   the  light    of 

its  ancestry  and  development.     New  York  med.  Record.     1897.     Bd.  52, 

S.  59. 
Kirschbaum,    en  Koning  Munting,    de.  Congenital  defect  van  de  sterno- 

costale  afdeeling    van  den  m.  pectoralis  major  en  van  den  m.  pecloralis 

minor.     Psych,  en  neurol.  Bladen.     Bd.  2,  S.  222« 

2.     Microcephalie,  Cretinismus. 

Berkhan    0.,    Zur    Entwickelung    und  Deutung   der  sog.  Azteken-Mikro- 

cephalen.     Globus.     Bd.  73.     Nr.  4. 
B irkner,   Über   die   sog.   Azteken.     Arch.   f.  Anthropol.     1897.     Bd.  25. 

Heft  1  u.  2,  S.  45. 
Frey,  Drei  mikrocephale  Geschwister.     Arch.  f.  Anthropol.   1897.     Bd.  25, 

Heft  1  u.  2,  S.  33. 
Jentsch,  E.,  Beitrag  zur  speziellen  Kraniologie   des  Cretins.    Allg.  Zeitsch. 

f.  Psych.     Bd.  54,  S.  776. 
Kempson,  T.  C,  Skull  of  an  adult  mikrocephalic   idiot.     Journ.  of.  anat. 

and  physiol.  Bd.   12,  S.  267. 

3.     Degenerations-Anthropologie,  Kriminalanthropologie 
(in  somatischer  und  physiologischer  Hinsicht),  Genie  u.  a. 

Angionella,   G.,  Manuale   di    antropologia    criminale   ad   uso   dei  medici 

e  degli  studenti.     Milano,  Casa  editr.  F.  Vallardi. 
Benedikt,  M.,  Criminalanthropologie.     Deut.  Revue.     Febr. 
Boeck,    de,    Enquete   sur    Tetat    anthropologique,  physique    et    psychique 

des    pensionnaires   de    la  maison   du  travail    de   Bruxelles.     Bull,   de  la 

Soc.  d'anthrop.  de  Bruxelles.     1896.     Bd,    14,     S.  82. 
Buchanan,  W.  J.,    The  relative  heights  and  weights  of  Bengal  prisoners. 

Lancet.     1897.     Sept  4.     S.  598. 


2ß2  D-     Bibliographische  Übersicht. 

Cooley,  C.  H.,    Genius,  fame  and  the  comparison  of  races.      Publ.  of  the 

Amer.  Acad.  of  pol.  and  soc.  sc.     1897.     Bd.  9,  S,   1. 
Courmelles,  F.  de,  Nevropathie  et  genie.     Revue  gener.  intern,  scientif. 

1897.     Bd.  2,  S.  327. 
Cristiani,  A.,  Atavismo  dell'  arte  in  un  paranoico  originario  etc.     Arch. 

di  psich.     1897.     Bd.   18,  S.  559. 
Curdy,    G.     et    Mohilansky,    N.,   Le  poids    et   la  capacite   du  cräne,  le 

poids  de  la  mandibule,  les  indices  cränio-mandibulaire,  cränio-cerebral  etc. 

etudies    sur   61    cränes   de   criminels.     Bull,    de  la   Soc.  d'anthropol.  de 

Paris.     1897.     Bd.  8,  S.  408. 
Ellis,  H.,  Genius  and  stature     Nineteenth  Century.    1897.    Bd.  62,  S.  87. 
Eula,  D.  C.,  L'espressione  del  tatuaggio  appunti  critici  d'antropologia  cri- 

minale.     Corriere  sanit.  settim.     1897.     Bd.  8,  S.  3. 
Giuffrida-Ruggeri,  Un  nuovo  carattere  pitecoide  in  13  cranl  di  alienati. 

Riv.  sperim.  di  freniatria.     Bd.  24,  S.  107. 
Goodall,    E.,    The    collection   of  anthropological  data  in  asylums.     Journ. 

of  ment.  science.     B.  44,  S.  235. 
Guti^rrez,  Jimenez,    La   teoria   del   hombre  criminal.     Gacela  med.  de 

Granada.     Bd.   16,  Nr.  9  u.  f. 
Hirsch,   W.,   The   psychology   of   genius.     Pop.  Science  monthly.     1897. 

Bd.  50,  S.  389. 
Jentsch,   Studio   su  cinque    cranii  di   criminali   abissini.     Arch.  di  psich. 

1897.     Bd.   18,  S.  493. 
Letamendi,    J.  de,   Antropologia   del   genio   como   potencia   clarividente, 

creadora  y  ejecutiva.     Independ.  m6d.     1896.     Bd.  27.     S.  249. 
Lombroso,  C,  Criminal  anthropology.      Twentieth   Cent.     Pract.      1897. 

Bd.   12,  S.  371. 
Lombroso,  C,  Genio  e  degenerazione.     Palermo,  R.  Sandron. 
Lord,    John    R. ,    Descriptive     and    anthropometric    data  of    the    ear    in 

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S.  241. 
Macnamara,    R.   J.,   Relationship    of    crime   to   insanity    and   head   mea- 

surements.     Indian  Lancet,  Calcutta.     1897.     Bd.   10,  S.   108. 
Marty,  J.,   Recherches   statistiques  sur  le  developpement  physique  des  de- 

linquants.     Archives  d'anthrop.  crim.     Bd.   18,  S.   178. 
Mellusi,  V.,  La  madre  delinquente.     Roma,  Löscher  u.  Co.     1897. 
Orchansky,    Les   criminels   russes   et   la   theorie   de    C.    Lombroso.     Ar- 

chivio  di  psich.     Bd.   19,  S.   1. 
Papillault,  G.,  Essai  d'etude  an thropologique  sur  Victor  Hugo.     Revue  de 

psych.     Nr.  2,  S.  39. 
Pasquarelli,  P.,  Antropologia  criminale  e  folklore  conoscere  per  giovare. 

L'Anomalo.     1897.     Bd.  7,  S.   120  u.  146. 
Peli,  Sul  tipo  progeneo  nei  sani   di  mente,  negli  alienati  e  nei  criminali. 

Archivio  di  psich.     Bd.   19,  S.  61. 
Pieraccini,   Polidismorfismo   organico  -  antropologico   non  comune  in  un 

paranoico  ereditario.     Arch.  di  psich.     1897.     Bd.   18,  S.  567. 
Plaats,  D.  van  der,  Berekningen  voer  de  metingen   aan   de  hofden  van 
gewone  menschen,  misdadigers   en   krankzinnigen.     Festb.   v.    d.  Nederl. 
Ver.  V.  Psych.     1896.     S.  305. 
Rakowsky,    K.    G.,  De    la   question   de  l'etiologie    du  crime   et  de  la  d6- 
g^nerescence.     Montpellier,  Firmin  u.  Montane.     1897. 


D.     Bibliographische  Übersicht.  263 

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Raul,  A.,  Les  unions  consanguines  en  zootechnie;  histoire  de  la  creation 

des  races  celebres.     Annales  de  la  med.  veter.     1897.     Bd.  46,   S.   65, 

125  u.   181. 
Rossi,  U,,  Le  anomalie  antropologiche  in  rapporto  alle  condizione  sociale 

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S.  77. 
Talbott,    E.  S.,    A  study   of  the   deformities   of  the  jaws  among  the  de- 

generate   classes    of  Europe.      Journ.    of   Amer.   med.  Assoc.      Bd.    30, 

S.  369. 
Tardo,  G.,  Is  there  a  criminal  type?     Char.  Review.     1897.     S.   108. 
Vigneri,  G.,  La  madre  delinquente.     Lecce  1897. 
Wolff,  L.,  En  blick  fran  medicinsk  Standpunkt  pa  den  moderna  Kriminal- 

antropologien.     Hygiea.     1897.     Bd.  59,  S.  358. 

II,    Ethnologie. 
A.     Allgemeines. 

Die  koreanische  Sammlung  des   Museums   Umlauff,    Hamburg.     Hamburg, 

1897. 
Hab  er  1  an  dt,    Rieh.,   Völkerkunde.     Samml.   Göschen.     Bd.  73.     Leipzig, 

G.  J.  Göschen. 
Hazelius,  A.,  Samfundet  för  Nordiska  Museets  Främjande  1895  och  1896. 

Stockholm  1897.     P.  A.  Norstadt  &  Söner. 
König,  W,,  Ein  eigenartiges  Museum  für  Natur-  und  Völkerkunde.     Stock- 
holm, Haeggströms  Buchdruckerei. 
Lehmann,  P.,  Länder-  und  Völkerkunde.     Neudamm,  J.  Neumann. 
Luschan,    F.   v.,  Beiträge  zur  Völkerkunde   der  deutschen   Schutzgebiete. 

Berlin,  D.  Reimer.     1897. 
Oberhummer,    E.,    Bericht    über    Länder-    und   Völkerkunde    der   alten 

Welt.     Revue  des  etudes  grecques.     1897.     Bd.   10,  Nr.  39. 
Peschel,   Oscar,  Völkerkunde.     Leipzig,  Duncker  u.  Humblot.     1897. 
Schmeltz,    Mededeelingen   uit's  Rijks  Ethnogr.  Museum.    Intern.  Arch.  f. 

Ethnogr.     1897.     Bd.   10.     Heft  6. 

B.     Soziologie. 
Allgemeines. 

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Grasserie,  Raoul,  de  la,  Definizione  e  classificazione  della  sociologia  e 

delle  scienze  sociali.     Riv.  ital.  di   sociol.     Bd.  2,  S.   172. 
Lapouge,    G.    de,   Le    leggi   fondamentali   dell'  antropo  -  sociologia.     Rev. 

ital.  di  sociol.     1897.     Bd.   1,  S.  305. 
Morselli,  Emilio,  Elementi  di  sociologia  generale.     Milano,  Höpli. 
Sergi,  G.,  I  dati  antropologici  in  sociologia.     Riv.   itah    di  sociol.     Bd.  2, 

S.  66. 
Topinard,  P.,  Man  as  a  member  of  society.     Monist  1897.     Bd.  7,  S.  505; 

Bd.  8,  S.  39. 
Vaccaro,   M.   A.,   La  legge   ultima  dell'   evoluzione  sociale.     Riv.  ital.  di 

socioL     1897.     Nr.   1,  S.  269. 
Winiarsky,  L.,  L'anthropo-sociologie.     Devenir  social.     Heft  3. 


254  D.     Bibliographische  Übersicht. 

Gesellschafts-,  Staatenbildung  u.  ä. 

Fouill^e,  A.,  Les  facteurs  des  caracteres  nationaux.   Revue  philos.   Bd.  23, 

Nr.   1,  S.   1. 
Ide,   Kate  Kingsley,   The   primary   social   settlement.     Populär  Science 

monthly.     Bd.  52,  S.  534. 
Regnault,  F.,    Sur  une  des  causes   de   la  grandeur   des  nations.     Revue 

de  psych.     S.  23. 
Zocco-Rosa,  A.,  Studi  sulle  origini  della  gens.     Riv.  scientif.  del  diretto. 

Jan.-Febr. 

Ehe. 

Cunow,  H.,  Zur  Urgeschichte  der  Ehe.     Deutsche  Warte.    1897.    Okt. 
Cunovs^,  H.,    Die    ökonomischen   Grundlagen    der  Mutterherrschaft.     Neue 

Zeit.     1897.     Bd.   1,  Nr.  4—8,  S.   106,   133,   176,  204  und  237. 
Faure,  A.,    Le   mariage  en   Judee  et  en  Egypte.     Valence,    Impr.  Villard. 

1897. 
Meyer,  P.,    Die    ägyptischen  Urkunden    und   das  Eherecht  der  römischen 

Soldaten.  Ztschr.  d.  Savigny-Stiftung  f.  Rechtswissensch.    1897.    Bd.   18. 
Win  ekler,  H.,  Polyandrie  bei  Semiten.     Verh.  d.  Berl.  anthrop.  Gesellsch. 

Bd.  30,  S.  29. 

Wirtschaftliche  Verhältnisse,  Ackerbau. 

Bos,   Jagd,   Viehzucht  und  Ackerbau  als  Kulturstufen.     Intern.  Archiv  für 

Ethnogr.     1897.     Bd.   10,  Heft  5. 
Bücher,    Karl,    Die   Wirtschaft    der    Naturvölker.      Dresden,    v.  Zahn   u. 

Jänsch. 
Dallemagne,    Quelques    phases    de    l'evolution    de    la    propriete.      Paris 

1897. 
Hahn,  Wie  setzt  sich  der  Bestand  der  Kulturpflanzen  zusammen?    Corre- 

spond.-Bl.    d.    deutsch.  Gesellsch.   f.   Anthrop.     1897.     Bd.  28,   Nr.   11 

u.   12. 
Mucke,  J.  R.,  Urgeschichte  des  Ackerbaues  und  der  Viehzucht.     Greifswald. 
Oppenheim  er.  F.,   Die  Entstehung  des  Grossgrundeigentums.     Ztschr.  f. 

Sozialwissenschaft.     Febr. 
Vierkandt,   Die  Kulturtypen  der  Menschheit.     Archiv  f.  Anthrop.     1897. 

Bd.  25,  Heft  1  u.  2. 

Recht  und  Vergeltung. 

Brugi,  B.,  Evoluzione  o  formazione  naturale  del  diretto?  Riv.  ital.  di 
sociol.     Bd.  2,  S.  321. 

Löwen  stamm,  A.,  Aberglaube  und  Strafrecht.    Berlin,  J.  Rade.     1897. 

Makarewicz,  Jul.,  Evolution  de  la  peine.  Archives  d'anthrop.  crim. 
Bd.   18,  S.   129. 

Pelly,  F.  W.,  Prehistoric  law  and  custom.  Cathol.  Univ.  Review.  1897. 
Bd.  3,  S.  65. 

Post,  A.  H.,  Introduction  to  the  study  of  ethnological  jurisprudence.  Chi- 
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Wrede,  R.,  Die  Körperstrafen  bei  allen  Völkern  von  den  ältesten  Zeiten 
bis  auf  die  Gegenwart.     Dresden,  H.  R.  Dohrn.     1897. 


D.     Bibliographische  Übersicht.  2ß5 

Verkehrsmittel. 

Hirt,    H.,    Schiffahrt    und  Wanderungen   zur  See   in   der  Urzeit  Europas. 

Allgem.  Ztg.,  Beil.  Nr.  51,  München. 
Seidel,   Der  Schneeschuh   und   seine  geographische  Verbreitung.     Globus. 

Bd.  73,  Nr.   10. 

Fertigkeiten,  Industrie. 
Allen,  J.  R.,  The  evolution  of  the  textile  industries:  spinning.     Relig.  and 

Illustr.  Arch.     1897.     Bd.  3,  S.   165. 
Bartels,   Über   das  Weben  mit  Kartenblättern  im  Kaukasus.    Verhandl.  d. 

Berlin,  anthrop.  Gesellsch.     Bd.  30,  S.  34. 
Mercer,  Henry  C,  Light  and  fire  making.     Contrib.  to  Amer.  bist,  by  the 

Bucks  county  bist.  Soc.     Nr.  4. 

Tanz,  Musik. 

Emmanuel,  M.,  La  danse  grecque  antique.     Berlin,  philol.   Wochenschr. 

Nr.   1. 
Guerville,  A.  de,  Music  in  the  far  east.     Pearson's  Mag.     1897.    Bd.  3, 

S.  690. 
Mason,  Geographical  distribution  of  the  musical  brow.     Amer.  Anthropol. 

1897.     Nov. 
Thornton,  S.,  Problems  of  aboriginal  art.     Science  of  man  and  Austral- 

asian  anthrop.  Journ.     Bd.   1,  Nr.   1. 
Wallaschek,   Richard,   Urgeschichte  der  Saiteninstrumente.     Mitteil.  d. 

Wien,  anthrop.  Ges.     Bd.  28,  Stzber.,  Nr.  1. 

Schrift,  Sprache. 
Delitzsch,  Fr.,    Die    Entstehung    des    ältesten    Schriftsystems.      Leipzig, 

Hinrichs;  Revue  crit.  d'hist.  et  de  litter.     1897.     Nr.  25. 
Hutson,    Ch.  Woodward,    The   story  of  language.     Chicago,   Mc  Clurg 

&  Co.     1897. 
Stein,    L.,    Psychischer   Ursprung    und    socialer   Charakter    der    Sprache. 

Deut.  Revue.     1897.     Bd.  90,  S.  206. 

Astronomie,  Astrologie. 
Bouche-Leclerq,  A.,  L'astrologie  dans  le  monde  romain.    Revue  historique« 

1897.     Bd.  63,  Nr.  2. 
Lockyer,   J.  Norman,   The  dawn  of  astronomy.     A  study  of  the  temple 

worship  and  mythology  of  the  ancient  Egyptians.    New  York,  Macmillan  Co. 

1897. 

Schmuck,  Tätowierung. 
Giglioli,  Enr. ,  Lo  specchio  tra  populi  primitivi.     Di  alcuni  specchi  litici. 

Arch.  per  l'antrop.     1897.     Bd.  27,  S.  391. 
Regnault,  F.,  L'art  du  tatouage.     Revue  encycloped.     Nr.  231. 
Smeaton,  0.,  Tattoing  and  its  history.     Westminster  Review.     März. 
Virchow,  R.,  Europäische  Tätowierungen.  Verh.  d.  Berl.  anthrop.  Gesellsch. 

1897.     Bd.  29,  S.  328. 

Wohnung. 
Bancalari,  G.,  Forschungen  und  Studien  über  das  Haus.     Mitt.  d.  Wien. 

anthrop.  Gesellsch.     Bd.  28,  H.   1,  S.  193. 


266  D.     Bibliographische  Übersicht, 

Heilkunde,    Trepanation. 
Dur  et,  La  trepanation  dans  les  temps  prehistoriques.     Journ.  des  sc.  mM. 

de  Lille.     Febr.   12. 
Fortescue,  R.  Fox,    Medical  folk  lore.     Scottish  med.  and  surg.  Journ. 

1897.     Oct. 
Höfler,    M.,  Über  germanische  Heilkunde.     Janus,   Archives  intern,  pour 

l'histoire  de  la  med.     1897. 

Religion,  Kultus,  Ritus. 

Allen,  G.,  The  evolution  of  the  idea  of  god:  an  enquiry  into  the  origins 
of  religion.     London,  Richards.     1897. 

Andrian  -  Werburg,  Die  kosmologischen  und  kosmogenischen  Vor- 
stellungen primitiver  Völker.  Correspdbl.  d.  deut.  Gesellsch.  f.  Anthropol. 
1897.     Bd.  28,  Nr.   11   u.   12. 

Crooke,    W.,    The   binding   of  a  god:     a   study   of  the  basis  of  idolatry. 

Folk-Lore  1897.     Bd.  8,  S.  325. 
Cushing,    F.  Hamilton,    Remarks   on  Shamanism.     Proc.  of  the  Amer. 

phil.  Soc.     1897.     Bd.  36,  S.  183. 
Fletcher,  A.   C,  The  Import  of  the  totem.     Salem  1897. 
Gamble,  E.  B.,  The  god-idea  of  the  ancients.    New  York,  Putnams.    1897. 
Gunckel,  The  symbol  of  the  band.     Amer.  Antiquarian.    1897.    Sept.-Oct. 
Halm,    Ph.  M.,    Totenbretter  im  bayrischen  Wald.     Beitr.  z.  Anthrop.  u. 

Urgesch.  Bayerns.     Bd.   12,  S.  85. 
Lang,  A.,  Modern  mythology.     New  York,  Longmans,  Green  &  Co.     1897. 
Lang,  A.,  The  evolution  of  the  idea  of  god.    Contemp.  Review     1897.    Dez. 
Lewis,   R.  F.,   The   cults  of  the  greek  states.     Revue  de  l'hist.  des  relig. 

1897.     Nr.   1. 
March,  H.  C.,  The  history  of  exorcism.     Rochdale,  J.  Clegg.     1897. 
Marinier,  L.,   La  place  du  totemisme  dans  Tevolution  religieuse.     Revue 

de  l'hist.  des  relig.     Bd.  36,  Nr.  2  u.  3. 
Marshall,    H.  R.,    The    function    of    religious    expression.     Mind.    1897. 

Bd.  6,  S.  182. 
Matthews,  The  Studium  of  ceremony.     Journ.  of  Amer.  Folk-Lore.    1897. im 

Okt.-Dez.  ^ 

Morris,  J.  Cheston,  Relation  of  the  pentagona!  dodecahedron  found  near 

Marietta,  Ohio,    to   Shamanism.      Proc.    of  the  Amer.  phil.  Soc.     1897. 

Bd.  36,  S.   179. 
Müller,    F.  M.,    Contributions   to    the  science   of  mythology.     New  York, 

Longmans,  Green  &  Co.     1897. 
Myer,    J.,    Scarabs,   the    history,  manufacture  and  religious  symbolism  of 

the   scarabaeus   in  ancient  Egypt,   Phoenicia,    Sardinia,    Etruria.     Revue 

crit.   d'hist.  et  de  litter.     1897.     Nr.  6. 
O'Neill,  J.,  The  night  of  the  gods ;  an  enquiry  into  cosmic  and  cosmogenic 

mythology  and  symbolism.     London,  Nutt.     1897. 
Origins    and    interpretations    of    primitive  religions.      Edinburgh  Review. 

1897.     Bd.  186,  S.  213. 
Pech,  T.,  Leichenbrand.     Globus.     Bd.  73.     Nr.  20. 
Preuss,    J.,    Die    Beschneidung    nach    Bibel    und    Talmud.     Wien.    klin. 

Rundschau.     1897.     Bd.  47,  Nr.  43  u.  44. 
R^clus,  E.,  fitude  sur  l'^volution  des  religions.     L'Humanite  nouvelle.    Jan. 


D.     Bibliographische  Übersicht.  267 

Regnaul t,    J.,    La  sorcellerie,   ses  rapports  avec  les  sciences  biologiques. 

Paris,  Alcan.     1897. 
Rohde,     Erwin,     Psyche.      Seelenkult    und    Unsterblichkeitsglaube    der 

Griechen.     2.  Aufl.     Freiburg  i.  Br.,  J.  C.  B.  Mohr. 
S avage,    E.  B.,    Ancient  burial   customs.     Proceed.    of  the    Soc.    of  anti- 

quaries.     1897.     Bd.   16,  Nr.  3. 
Schürt,    E.,    Sanctuaires    d'orient.      Egypte,    Grece,    Palestine.      Paris, 

Parzin  &  Co. 
Schurtz,   H.,    Wertvernichtung    durch   den   Totenkult.     Ztschr.  f.  Social- 

wissensch.     1897.     Bd.   1. 
Sinnett,  A.  P.,  The  growth  of  the  soul;  a  sequel  to  ,,Esoteric  Buddhism". 

London,  Theos.  Public.  Soc.     1896. 
Spencer,    H,,    Istituzioni    ceremoniali.     Trad.   di    F.   Federici.     Palermo, 

R.  Sandron. 
Stein,  L.,  Origine  psychique  et  caractere  sociologique  de  la  religion.    Paris, 

Giard  et  Briere.     1897. 
Wilde,    C,    Die  Jenseitshoffnungen    der  Griechen   und  Römer   nach   den 

Sepulcralinschriften.    Studien  op  gods  dienstig  etc.    1897.    Bd.  48,  Nr.  5. 

Gebräuche,  Aberglauben,  Folk-Lore. 
Cock,  de,  L'etymologie  et  le  folk-lore.    Melusine.     1897.    Bd.  8,  Nr.  12. 
Das   Kind  im  Glauben  und  Brauch  der  Völker.     Urquell.     1897.     Bd.   1, 

S.  8,  82,   107,   170  u.  239. 
Gaidoz,  Un  vieux  rite  medical.     Melusine.     1897.     Bd.  8,  Nr.   12. 
Kroll,  W.,  Antiker  Aberglaube.     Hamburg,  J.  F.  Richter.     1897. 
Lehmann,    Alfred,    Aberglaube   und   Zauberei   von   den  ältesten  Zeiten 

bis  in  die  Gegenwart.     Stuttgart,  F.  Enke. 
Newell,  Legend  of  the  holy  grail.  IIL    Journ.  of  Amer.  Folk-Lore.    1897. 

Okt.-Dez. 
Patsch,   G.  A.,    Menschenblut   in  seiner   kulturgeschichtlichen  Bedeutung. 

Konitz,  W.  Dupont.     1897. 
Regnaud,  P.,  Comment  naissent  les  mythes.   Revue  de  l'Univ.  de  Bruxelles. 

Bd.  3,  Nr.  4—5. 
Rehm,  A.,   Mythographische   Untersuchungen  über  griechische  Sternsagen. 

Revue  des  etudes  grecques.     1897.     Bd.   10,  Nr.  39. 
Ridder,    A.  de,    De    l'idee    de    la  mort   en    Grece   ä   l'epoque   classique. 

Revue  de  l'hist.  des  relig.     1897.    Nr.   1;     Cultura.     1898.    Jan.  1—15. 
Sartori,  P.,  Über  das  Bauopfer.     Ztschr.  f.  Ethnol.     Bd.  30,  S.   1. 

Psychologie. 
Pourvourville,  A.  de,  L'esprit  des  races  jaunes.     Tours  1897. 
Setson,    G.  R.,    Some    memory    tests    of   whites    and    blacks.       Psychol. 

Review.     1897.     Bd.  4,  S.  285. 
Smith,  A.  T.,  A  study  in  race  psychology.     Pop.  Science  monthly.    1897. 

Bd.  50,  S.  354. 
Vierkandt,  Philologie  und  Völkerpsychologie.     Arch.  f.  Religionswissensch. 
|i        Bd.  1,  H.   1. 
f  Verschiedenes. 

Andree,  R.,  Wilhelm  Joest  f.     Globus.     Bd.  73,  Nr.  3. 
ii     Bougle,    C,    Anthropologie    et    democratie.     Revue    de  m^t.  et   de  mor. 
1897.     Bd.  5,  S.  443. 


268  D.     Bibliographische  Übersicht. 

Branky,     F.,     Übernamen;     eine     Umfrage.      Urquell.      1897.      Bd.     1,   i 

S.  36  u.   123.  I 

Brinton,  D.  G.,  Note  on  the  classical  murmex.     Bull,  of  the  Museum  of 

sc.  and  art,  Univ.  of  Penna.     1897.     Bd.   1,  Nr.  2. 
Buckland,    A.  W.,    Message-sticks   and  prayer-sticks.     Antiquary.     1897. 

Bd.  33,  Nr.   10. 
Dawson,    J.  W.,    Relics   of  primeval  life.     London,  Hodder  &  Stoughton. 

1897. 
Giglioli,    Enr.,    Trombe    completate  con   un   teschio  umano  nel  Messico. 

Arch.  per  l'antrop.     1897.     Bd.  27,  S.  395. 
Knott,  J.,  A  study  in  comparative  ethnology.     Indian  med.  Record.     1897. 

Bd.   13,  S.  45. 
Ratzel,  F.,  II  suolo  e  la  popolazione.     Riv.  ital.  di  sociol.     Bd.  2,  S.  139. 
Regnault,    F.,    Lutte  entre  les  peuples.     Bull,    de   la  Soc.  d'anthrop.  de 

Paris.     1897.     Bd.  8,  S.  604. 
Zmigrodski,    M.,    Über   die  Suastika.     Correspdbl.  d.   deut.  Gesellsch.  f. 

Anthropol.     1897.     Bd.  28,  Nr.   11  u.   12. 

C    Spezielle  Etlmographie. 

Allgemeines  über  Rassen  und  Völker. 

Allen,  G.,  The  romance  of  race.     Cornhill  Mag.     1897.     S.  461. 
Iljinski,  A.,  Die  Völker  der  Erdkugel.     (Russ.)     Petersburg,  Rikker  1897. 
Lombroso,  C.,  Les  races  et  le  milieu  ambiant.    Revue  scientif.    April  23. 
Novicow,  J.,    L'aberrazione  della  razza.     Riv.   popol.   di  polit.  lett.   e  sc. 

soc.     März  30. 
Topinard,  On  primordial  races.     Amer.  Antiquarian.     Nr.  2. 

1.     Europa. 

Allgemeines. 

Collignon,   Presentation  d'une  carte  toponomastique  de  la  repartition  en 

Europe  des  noms  en   ville,   weiler,   ingen,    ange    etc.     Revue  mens,   de 

l'Ecole  d'anthrop.  de  Paris.     Bd.  8,  S.   124. 
Deniker,  J.,  Les  races  de  l'Europe.   Bull,  de  la  Soc.  d'anthrop.  de  Paris. 

1897.     Bd.  8,  S.   120  u.  294. 
Fraipont,   Jul.,    La  race  ,,imaginaire"  de  Cannstadt   ou  de   Neanderthal. 

Bull,  de  la  Soc.  d'anthrop.  de  Bruxelles.     1896.     Bd.   14,  S.  32. 
Grossmann,  F.,  Wanderungen,  Anbau  und  Agrarrecht  der  Völker  Europas 

nördlich   der   Alpen.     1.  Siedelung    und  Agrarv^esen   der  Westgermanen 

und   Ostgermanen,    der  Kelten,   Römer,    Finnen   und   Slaven.     Jahrb.  f. 

Gesetzgebung  etc.  Heft  1. 

Arier,  Indogermanen. 
Boughton,  The  Aryan  question.     Amer.  Antiquarian.     Nr.  2. 
Hirt,  Die  wirtschaftlichen  Zustände  der  Indogermanen.     Jahrb.  f.  National- 

ökon.     Bd.   15.     April. 
Lefevre,  Andre,  Distribution  des  langues  indo-europeennes  dans  l'Europe 

occidentale.     La  Tribüne  med.     Jan.  u.  Febr. 
Schmidt,  Emil,  Denikers  neues  System  der  Körpertypen  Europas.    Globus. 

Bd.  73,  S.  214. 


D.     Bibliographische  Übersicht.  269 

Zaborowski,     M.,    Les    Aryens.      Revue    mens,    de    l'ficole    d'anthropol 
Bd.  8,  S.  37. 

Skandinavien. 

Pineau,    L.,    Les   vieux    chants    populaires    scandinaves    (Gamle  nordiske 

Folkeviser).     Paris,  E.  Bouillon. 
Sesselberg,  Fr.,  Die  frühmittelalterliche  Kunst  der  germanischen  Völker 

unter    besonderer    Berücksichtigung    der    skandinavischen    Baukunst    in 

ethnologisch-anthropol.  Begründung.  Berlin,  Ernst  Wasmuth.  1897. 
Sisco,  Note  sur  les  pecheurs  d'Islande.  Archives  de  med.  nav.  Febr. 
Wadenstjerna,    v.,    Die    nordischen    Festgebäckformen,    namentlich    die 

Weihnachtsbrote.     Globus.     1897.     Bd.  72,  Nr.  24. 

Grossbritannien  und  Irland. 

Manning,    Percy,    Some  Oxfordshire   seasonal   festivals;    w^ith  notes  on 

Morris- dancing  in  Oxfordshire.     Folk-Lore.     1897.     Bd.  8,  S.  307. 
Milligan,  Sexton  F.,  Ireland:  its  ancient  civilisation  and  social  customs. 

Rep.  and  Proc.  of  the  Belfast  nat.  bist,  and  phil.  Soc.  for  1897.    S.  40. 
Mitchell,  A.,  Some  notes  on  Scottish  crusies;  their  v^^ide  distribution  and 

the    contrivance    for    suspending    them.     Proc.   of  the   Soc.  of  antiq,  of 

Scotland.     1897.     Bd.  31,  S.   121. 
Nutt,  Alfred,    The  discrimination   of  racial  elements  in  the    folk-lore  of 

the  British  isles.     Folk-Lore.     Bd.  9,  S.  30. 
Wake,  Staniland,  The  origin  of  the  Irish.     Amer.  Antiquarian.     Nr.  2. 

Germanen. 

Bulle,  H.,    Die  ältesten  Darstellungen   von  Germanen.     Arch.  f.  Anthrop. 

1897.     Bd.  24,  S.  613. 
Dieter,    Ferd. ,    Laut-    und    Formenlehre    der    altgermanischen    Dialekte. 

1.  Lautlehre  des  Urgermanischen,  Gotischen,  Altnordischen  etc.    Leipzig, 

0.  R.  Reisland.     1897. 
Helbing,  A.,  Der  Zug  der  Cimbern  und  Teutonen.     Zürich,  A.  Müller. 
Jantzen,  H.,  Gotische  Sprachdenkmäler  mit  Grammatik,   Übersetzung  und 

Erläuterungen.     Leipzig,  G.  J.  Göschen. 
Luft,  W.,  Studien    zu  den  ältesten  germanischen  Alphabeten.     Gütersloh, 

C.  Bertelsmann. 
Pösche,    Theodor,    Die  Longobarden    nach   den  neuesten  Forschungen. 

Globus.     Bd.  73,  Nr.  6. 
Reinecke,    P.,    Antike  Germanen -Darstellungen  in  Bronze.     Abhandl.  d. 

Berlin,  anthrop.  Gesellsch.     1897.     Bd.  29,  S.  587. 
Sergeants,  L.,  The  Franks.     London,  Fisher  Unwin. 

Deutschland. 

Andrae,  Hausinschriften  aus  Friesland.     Globus.     1897.     Bd.  72,  Nr.  24. 
Bau  mann,  Die  Bevölkerung  des  bayerischen  Schwabens  in  ihrer  geschicht- 

hchen  Aufeinanderfolge.     Beitr.  z.  Anthrop.  u.  Urgesch.  Bayerns.    Bd.  12 

S.  105. 
Blind,   E.,   Die  Schädelformen  der  elsässischen  Bevölkerung  in  alter  und, 

neuer  Zeit.     Strassburg,  K.  J.  Trübner. 
Brandt,  G.,  Die  Körpergrösse  der  Wehrpflichtigen  des  Reichslandes  Elsass- 

Lothringen.     Strassburg,  Trübner. 


270  D-     Bibliographische  Übersicht.  # 

Hottenroth,  F.,  Deutsche  Volkstrachten  —  städtische  und  ländliche  — 
vom  Beginn  des  16.  bis  zum  Anfange  des  19.  Jahrh.  Volkstrachten  aus 
Süd-  und  Südwest-Deutschland.     Frankfurt  a/M.,  H.  Keller.      1897. 

Meyer,  Neuere  Zeugnisse  von  altgermanischen  Sitten.  Ztschr.  d.  Ver.  f. 
Volkskde.     1897.     Heft  4. 

Meyer,  E.  H.,  Deutsche  Volkskunde.     Strassburg,    K.  J.    Trübner.     1897. 

Ranke,  Joh.,  Schädel  der  bayerischen  Stadtbevölkerungen.  1.  Frühmittel- 
alterliche Schädel  aus  Lindau.  Beitr.  z.  Anthrop.  u.  Urgesch.  Bayerns. 
Bd.   12,  S.   127. 

Österreich. 

Battistini,  Verteilung  der  Bevölkerung  des  Trentino  nach  der  Höhenlage. 

Tridentum,  Riv.  bim.  di  studi  scient.     Bd.   1,  H.   1. 
Öervinka,  J.  L.,  Donnerkeile  (Tschech.).     Cas.  spol.  pfät.  staz.  c.  v.  Praze. 

1897,  S.  46. 
Glück,  Leop. ,  Zur  physischen  Anthropologie  der  Zigeuner  in  Bosnien  u. 

der  Hercegovina.     1.  Die  mohamed.  Zigeuner.     Wiss.  Mitteil.  a.  Bosnien 

u.  d.  Hercegovina.     1897.     Bd.  5.     Wien,  C.  Gerolds  Sohn  (Komm.). 
Krcek,    Fr.,    Die   gemalten   Ostereier   in   Galizien.     (Poln.)     Lud.    Bd.  4, 

S.   186. 
Mo  sehen,  L.,  Note  di  craniologia  Trentina.    Atti  d.  Soc.  Rom.  di  antropol. 

1897.     Bd.  5,  S.  5. 
Schneider,  L.,  Verteilung   der  Schwarzhaarigen   in  Böhmen.     Verhdl.  d. 

Berlin,  anthrop.  Gesellsch.     1897.     Bd.  29,  S.  588. 
Schön,   J.,   Volksglaube  und  Brauch  der  Juden  in  Ungarn.     Ethnol.  Mitt. 

aus  Ungarn.     1897.     Bd.  5,  S.  39  u.  215. 
Truhelka,  C,  Altbosnische  Inschriften.     Wien,  C.  Gerolds  Sohn. 
Vesnaver,    G.,    Tradizioni    populari    istriane.      Popolo    Istriano.     Bd.   1, 

Nr.  7  u.  f. 

Livland,  Esthland. 
Bienemann,  Fr.,  Livländisches  Sagenbuch.     Reval,  F.  Kluge.     1897. 
Meyer,  L.,  Über   die   ältesten    esthnischen   Sprachdenkmäler  und   Joachim 

Rossihnius.     Stzber.    der    Gelehrten  Esthnischen    Gesellsch.    in    Dorpat. 

1897.     S.   1—29. 

Türkei. 
Katanow,    Türkische  Märchen    über  den  Menschen,    der  die  Sprache  der 

Tiere    verstand.     (Russ.)     Istwest,    obscht.    archeol.    etc.     Kasan,     1897. 

Bd.  14,  H.  2  u.  3. 

Bulgarien.  ,1 

Leskien,  A.,  Handbuch  der  altbulgarischen  (altkirchenslavischen)  Sprache. 

Weimar,  H.  Böhlau. 
Strauss,  A.,  Die  Bulgaren.     Ethnograph.  Studien.     Leipzig,   Th.  Grieben. 

Belgien. 
Zanardelli,  M.,  Contribution  ä  l'etude  de  la  toponymie  beige  d^terminant, 
entre  outres,    l'etymologie  de  Namur.     Bull,   de  la    Soc.   d'anthrop.    de 
Bruxelles.     1896.     Bd.   14,  S.   157. 

Kelten,  Gallier. 
Bertrand,  A.,  Nos  origines.     La    religion    des    Gaulois.     Les   druides    et 
le  druidisme.     Paris,  Leroux.     1897. 


D.     Bibliographische  Übersicht.  271 

Bryant,  S.,  The  celtic  mind.     Contemp.  Review.      1897.     Okt. 
Campiön,  Arturo,  Celtas,  iberos  y  euskaros.    Euskal-Erria.   Bd.  37.  Aug. 
Craigie,    W.  A.,    The  Gaels   in   Iceland.     Proc.    of   the  Soc.  of  antiq.  of 

Scotland.     1897.     Bd.  31,  S.  247. 
France,    Nouvelles   preuves  de   l'indigönat  des  Celtes  dans  le  Bas-Valais, 

Melanges  d'hist.  et  d'archeologie.    Soc.  helv.  de  St.  Maurice.    1897.  Bd.  1. 
Garofalo,  F.  P.,  Los  Celtas  en  la  peninsula   iberica.     Rev.  crit.   de  bist. 

y  literat.  espan.     1897.     Sept;     Riv.   bimestr.   di   antich.  greche  e  rom. 

1897.     Nr.  2  u.  3. 
Holder,  Alfred,  Altceltischer  Sprachschatz.    Lfg.  10.   Leipzig,  G.  Teubner. 
Nutt,  Alfred,  The  celtic  doctrine  of  re-birth.     London^  D.  Nutt.     1897. 
Schuermans,    H.,    Les    Aduatuques    sur   la   Meuse.     Annales  de  la  Soc. 

archeol.  de  Namur.     1896.     Bd.  21,  S.  243. 
Zanardelli,    T.,    De   quelques   Suffixes    d'origine   celtique    dans  les  noms 

de    lieux    de    la    Belgique.     Bull,    de    la    Soc.   d'anthrop.    de  Bruxelles. 

1896.     Bd.   14,  S.  214. 

Frankreich. 
Chopine  et  Leveque,  Recrutement  de  l'armee   dans  les  Landes.     Revue 

mens,  de  l'Ecole  d'anthrop.  de  Paris.     Bd.  8,  S.   117. 
Co  reelle,  S.,   Etüde  sur  la  population  du  departement   de  l'Ain.     Bourg, 

Impr.     Allombert.   1897. 
Ernault,  Chansons  publiques  de  la  Basse-Bretagne.  Melusine.    Bd.  9,  Nr.  2. 
Fouillie,  A.,  Psychologie  du  peuple  frangais.     Paris,  Alcan. 
Labit,    Anthropologie    des  Ardennes.     Revue    mens,  de  l'Ecole  d'anthrop. 

de  Paris.     Bd.  8,  S.   117. 
Martin,    Mouvement    de    la  population   en  France  pendant  l'annee  1895. 

Bull,  de  la  Soc.  d'anthrop.  de  Paris.     1897.     Bd.  8,  S.  546. 
Milhaud,  A.,  La  densite  de  la  population  fran^aise  en  1801,   1846,   1896. 

Annales  de  geqgr.     März   15. 
Muffang,    H.,    Etudes    d'anthropologo  -  sociologie,  ecoliers  et   paysans    de 

Saint-Brieuc.     Revue  intern,  de  sociol.     1897. 
Schrader,    F.,    Gaule    et    France.     Rev.   mens   de   l'Ecole   d'anthrop.  de 

Paris.     Bd.  8,  S.  73. 

Ligurier,  Sikuler. 
De  loche,  M.,  Les  Ligures  en  Gaule.     Revue  celtique.     1897.     Okt. 
Perrot,    G.,  Un  peuple  oublie.  Les  Sikels.    Riv.  stör.  ital.     1897.     Sept.- 
Dezbr. 

Spanien,  Basken. 
Arzac,    Ant.,    Fiestas    de    la   tradiciön   basca   etc.     Euskal-Erria.     1897. 

Bd.  37,  Aug.  30. 
ßerlanga,    M.  R.   de,    Una  inscripciön  iberica  inedita  de   la   Turdetania. 

Rev.  de  archivos,  bibliotecas  y  museos.     1897.     Nov. 
Charencey,  de,  Etymologies  euskariennes.     Paris  1897. 
Ferrändez,    Anton  M.,    Antropologia  de   las  razas  de  Espana.     Regene- 

raciön  fis.     1897.     Bd.  3,  S.  4. 
Hoyos     Sainz,    L'anthropologie    et    la    prehistoire    en     Espagne     1897. 

L'Anthropologie  Nr.   1. 
Zocco,    Rosa  A.,   Sülle  cerimonie   nuziali   dei  Lusitani.     Riv.  scientif.  del 

diretto.     1897.     Aug.-Sept. 


272  D«     Bibliographische  Übersicht. 

Schweiz. 

Halbfass,  Die  Gemeinde  Obersaxen,  eine  deutsche  Sprachinsel  im  roma- 
nischen Vorderrheinthal.     Globus.     Bd.   73,  Nr.   17. 

Pitard,  E.,  Etüde  de  114  cränes  de  la  vallee  du  Rhone  (Haut - Valais). 
Revue  mens,  de  l'Ecole  d'anthrop.  de  Paris.     Bd.  8,  S.  86. 

Italien,   Corsica. 
Cossu,   A. ,    Una   ricerca  antropo  -  geografia  soll*  isola  di  Sardegna-     Riv. 

di  geografica  ital.     März. 
Marcaggi,    J.  B.,    Les    chants  de  la  mort  et  de  la  Vendetta  de  la  Corse. 

Paris,  Perrin  &  Co.     1897. 
Mori,    Antonio,    Alcuni    dati    statistici    sull'  indice    nasale  degli  italiani. 

Campiglia  Marittima.     1897. 
Pulle,  F.  L.,  Profilo  antropologico  dell'  Italia.     Firenze. 
Ras  er  i,    E.,    Sullo    stato    fisico    della  popolazione   italiana.     Giorn.    degli 

econom.     April. 
Tedeschi,  E.  E.,  Studi    di    antropologia    Veneta.      Atti  d.   Soc.   Rom.   di 

antropol.     1897.     Bd.  5,  S.  21. 

Griechenland,  Albanesen. 
Glück,    L.,    Zur    physischen  Anthropologie  der  Albanesen.     Wiss.  Mitteil. 

a.  Bosnien  u.  d.  Hercegovina.     1897.     Bd.  5.     Wien,    C.  Gerolds  Sohn 

(Komm.). 
Hesseling,   D.  C,    Charos,  ein  Beitrag  zur  Kenntnis  des  neugriechischen 

Volksglaubens.     Leipzig,  0.  Harrassowitz.     1897. 
Hirschberg,    J.,    Die   Optik    der   alten   Griechen.     Ztschr.  f.  Psychol.  u. 

Physiol.  d.  Sinnesorg.     Bd.   16,  Nr.  5,  S.  321. 
Lynch,    E.   M.,    Customs,    races   and   religions   in   the  Balkans.     Catholic 

World.     Febr. 

Letten,  Litauer. 
Bielenstein,  Das  lettische  Wohnhaus  in  der  Mitte  des   19.  Jahrhunderts. 

Globus.     1897.     Bd.  72,  Nr.  24. 
Lautenbach,    J. ,    Zur    Geschichte    lettisch  -  litauischer    Volksschöpfung. 

Parallel-Texte  und  Untersuchungen.     (Russ.)     221   S.     Jurjev^r  1896. 
Nehring;    A.,    Die   Anbetung    der   Ringelnatter    bei    den    alten   Litauern, 

Samogiten  und  Preussen.     Globus.     Bd.  73,  Nr.  4. 
Tetzner,    Alte    Gebräuche,    Kleidung    und   Geräte    der   Litauer.     Globus. 

Bd.  73,  Nr.  7  u.  8. 
Tetzner,  F.,    Feste  und  Spiele   der   Litauer.     Globus.     Bd.  73,  Nr.  20. 
Wissukuok,  Wissendorf  V.,  Materialien  zur  Ethnographie  des  lettischen 

Volksstammes     des     Witebski'schen     Gouvernements.       Mitau ;     Leipzig, 

0.  Harrassov^itz. 
Witort,    J.,    Grundriss    des   Gewohnheitsrechtes    des    littauischen  Volkes. 

(Poln.)     Lud.     Bd.  4,  Heft  1  u.  f. 

Slaven. 

Faminzyn,  A.,  Alt-arische  und  alt-semitische  Elemente  in  Sitten,  Ge- 
bräuchen, Glauben  und  Kultus  der  Slaven.  (Russ.)  Ethnographische 
Rundschau.      1895.     Nr.  3,  S.   1—48. 

Florinski,  W.  M.,  Die  alten  Slaven  nach  ihren  prähistorischen  Denk- 
mälern. Versuch  einer  slavischen  Archäologie.  (Russ.)  Bd.  2,  Heft  1, 
272  Seiten  mit  XII  Tafeln  u.  68  Figuren  im  Texte.     Tomsk  1896. 


D.     Bibliographische  Übersicht.  ^73 

Miler,    E.,    Die  Hauskommunion  der  Südslaven.     Jahrb.  d.  intern.  Ver.  f. 
vergl.  Rechtswissensch.      1897,  H.    1. 

Polivka,    Slavische   Beiträge    zur    vergleich,    Märchenkunde.      Zeitschr.  f. 

Österreich.    Volkskunde.      1897.     H.   10  u.    11. 
Vuletic-Vukasovic,  Die  Schwalbe  bei  den  Südslaven.     Ztschr.  f.  österr. 

Volkskde.     1897.     H.   10  u.   11. 
Washburn,  G.,  The  coming  of  the  Slav.     Contemp.  Review.     Jan. 

Huzulen. 

Kaindl,  R.  F.,  Bei  den  Huzulen  im  Pruththal.     Mitteil.  d.  Wien,  anthrop. 

Gesellsch.     1897.     S.  210. 
Kaindl,    R.  Fr.,    Volksüberlieferungen   der  Pidhireane.     Globus.     Bd.   73, 

Nr.   15  u.   16. 

Slovenen. 

Urbas,  Sprichwörter  der  Slovenen.     Ztschr.  f.  Österreich.  Volkskde.    1897. 
Heft  10  u.   11. 

Russland  und  seine  Völker  (in  Europa). 

Appelgren,  Hj.,  Die  Einw^anderung  der  Schweden  nach  Finnland.   Finskt 

Museum.     1897. 
Bloch,    A.,    Caracteres    particuliers    du  type  Grand -Russien.     Bull,  de  la 

Soc.  d'anthrop.  de  Paris.     1897.     Bd.  8,  S.  457. 
Budde,    Die    Nationalität    der    russischen  Bevölkerung    im   Gouvernement 

Wjatka.     (Russ.)     Iswestija  obsch.    archeol.  etc.     Kasan   1897.     Bd.   14, 

H.  2  u.  3. 
Dillon,  E.  J.,  The  struggle  of  rehgions  and  races  in  Russia.    Fortnightly 

Review.     Jan. 
Eichholz,  E.  Rudolfowitsch,  Materialien  zur  Anthropologie  der  Weiss- 
russen.    (Russ.)     Diss.  d.  K.  mil.-med.  Akad.  z.  St.  Petersburg.    Nr.  47. 

1895/96. 
Elkind,  A.  D.,  Die  Weichsel-Polen.     (Russ.)     Arb.  d.  anthrop.  Abt.  d.  K. 

Gesellsch.    d.    Fr.    d.   Naturw.  etc.    z.  Moskau.     1896.     Bd.   18,   S.  255 

bis  458. 
Jantschuk,  N.  A.,  Über  die  Karaim  im  nordwestlichen  Russland.     (Russ.) 

Arb.    d.   anthrop.   Abt.    d.    Gesellsch.   d.  Fr.  d.  Naturw.  etc.   z.  Moskau. 

1897.     Bd.   18,  S.  464. 
Jantschuk,  N.  A.,  Einige  neue  Nachrichten  über  die  littauischen  Tataren. 

Arb.  d.  anthrop.  Abteil,  d.  Ges.    d.   Fr.    d.   Naturwiss.   etc.   zu   Moskau. 

1897.     Bd.   18,  S.  514—521. 
Jaworsky,  Hausgeister  bei  den  Südrussen.     Ztschr.  f.  Österreich.  Volkskde. 

1897.     Heft  10  u.   11. 
Iswoschtschikow,     Hochzeitsbrauch    im    Dorfe    Ankudinowska ,     Gouv. 

Simbirsk.      (Russ.).     Iswestija  obsch.  archeol.    Kasan.     1897.     Bd.    14, 

H.  2  u.  3. 
Iwanow,  Der  tschuwaschische  Festtag  ,,Sinsja''  und  das  Festbeten  um  Regen. 

(Russ.)    Iswestija  obscht.  archeol.  etc.  zu  Kasan.    1897.    Bd.  14,  H.  2  u.  3. 

Centralblatt  für  Anthropologie.    1898.  18 


274  D.     Bibliographische  Übersicht. 

Konstantinow-Schtschipunow,  Zur  Kraniologie  der  alten  Bevölkerung 

des    Gouv.  Kostroma.     (Russ.)     Arb.    d.    anthrop.   Abt.    d.  K.  Gesellsch. 

d.  Fr.  d.  Naturwiss.  etc.  z.  Moskau.     1897.     Bd.   18,  S.  528—534. 
Kr  ahmen,   Das  Fest  ,,Sinsja"  und  das  „Feldgebet"  um  Regen  und  Ernte 

der  Tschuwaschen.     Globus.     Bd.   73,  Nr.   10. 
Mielke,    Rob. ,   Photogr.  Aufnahmen  aus  Russland.     Verhandl.  d.  Berlin. 

anthrop.  Gesellsch.     Bd.  30,  S.  32. 
Mischtschenko,     Die    Ethnographie    Russlands    bei    Herodot.       (Russ.) 

Journal  des  Ministeriums  der  Volksaufklärung.     1896.     Mai. 
Moschkow,    Charakteristik    der    musikalischen    Schöpfungen    der   Fremd- 
wörter des  Wolga -Kama- Bezirks  (Russ.).     Istwest,    obscht.    archeol.  etc. 

Kasan.     1897.     Bd.   14,  H.  2  u.  3. 
Nehring,    A.,    Über  Herbersteins  Angaben  betreffs  der  Samogiten.     Dazu 

Virchow.     Verhandl.  d.  Berlin,  anthrop.  Gesellsch.    1897.    Bd.  29,  S.  379. 
Sergi,  Di  quanto  il  tipo  del  cranio  della  presente  popolazione  della  Russia 

centrale  differisce  del  tipo  antico  delF  epoca  dei  Kurgani?    Come  si  puö 

spiegare  la  modificazione  del  tipo,  se  puö  essere  constatata?     Atti  d.  Soc. 

Rom.  die  antrop.     1897.     Bd.  5,  S.  97. 
Sobolewski,    A.  J.,    Gross-Russische    Volkslieder.     (Russ.)      Bd.    2.   XVI 

u.  588  S.     St.  Petersburg  1896. 
Sumzoff,    N.    Th.,    Die    moderne    kleinrussische    Ethnographie.      (Russ.) 

Kiewskaja  Starina  1896,  Nr.  9,  S.  262—274  u.  Nr.   11   S.   166—177. 
Talko-Hrinzewitsch,  J.,  Zur  Anthropologie  der  Bevölkerung  Podoliens. 

(Russ.)     Arb.    d.    anthrop.    Gesellsch.    b.    d.    K.  mil. -med.  Akad.    z.   St. 

Petersburg.     1897.     Bd.  2. 

Weissenberg,  S.,  Südrussische  Amulette.  Verhandl.  d.  Berlin,  anthrop. 
Gesellsch.     1897.     Bd.  29,  S.  367. 

2.     Asien. 
Vorderasien. 
Bugge,  Sophus,  Lykische  Studien.     Christiania,  J.  Dybwad  (Komm.). 
Chantre,    Ernest,    Recherches  anthropologiques    dans  l'Asie  occidentale, 

Syrie  septentrionale,  Haute-Mesopotamie,  Asie  mineure  et  Transcaucasie. 

Revue  mens,  de  l'Ecole  d'anthrop.  de  Paris.     Bd.  8,  S.   123. 
Luschan,  v..  Zur  Anthropologie  Kleinasiens.     Globus.     Bd.  73,  Nr.   13. 
Trampe,    Ernst,    Syrien    vor    dem  Eindringen   der  Israeliten.     (Nach  d. 

Thontafeln  von  Tell-el-Amarna).     Progr.     Berlin,  R.  Gärtner. 
Zimmerer,  H.,  Die  Bevölkerung  Kleinasiens.     Correspdzbl.  d.  deutsch.  Ges. 

f.  Anthrop.     Bd.  29,  Nr.  3—5. 

Armenier. 

Chantre,  E.,  Les  Armeniens,  las  Kurdes,  esquisse  historique  et  ethno- 
graphique.     Bull,  de  la  Soc.  d'anthrop.  de  Lyon.     1896/97. 

Gotwald,  M,  Die  Jesiden.     Globus.     Bd.  73,  Nr.   11. 

Jensen,  P.,  Hittiter  und  Armenier.     Strassburg,  Trübner. 

Müller,  Frd.,  Über  den  Ursprung  der  gruzinischen  Schrift.  Wien, 
C.  Gerolds  Sohn.     1897. 


D.    Bibliographische  Übersicht.  275 

Patrubäny,  L.  v.,  Beiträge  zur  armenischen  Ethnologie.     Ethnol.  Mitteil. 

aus  Ungarn.  1897.  Bd.  5,  S.  139. 
Patrubäny,  L.  v.,  Zur  thracisch-phrygischen  Ethnologie.     Ethnol.  Mitteil. 

aus  Ungarn.  1897.  Bd.  5,  S.  242. 
Twarjanowitsch,    J.  K.,    Materialien    zur    Anthropologie    der  Armenier. 

(Russ.)     Diss.  d.  K.  mil.-med.  Akad.  z.  St.  Petersburg.     Nr.  57.     1896/97. 

Assyrier,  Babylonier. 

Bill  erb  eck,  A.,  Geographische  Untersuchungen.  1.  Nebukadnezars  Be- 
festigungen der  Umgebungen  von  Babylon  und  der  Angriff  der  Perser. 
2.  Tigris,  Surapi,  Nahr-Dupalias,  Uknu  u.  Ulai.  Mitteil.  d.  Vorderasiat. 
Gesellsch.     Bd.  3,  H.   1  u.  2. 

Hilprecht,  H.,  and  Clay,  A.  T.,  Business  documents  of  Murashü  sons 
of  Nippur,  dated  in  the  reign  of  Artaxerxes  I.  Philadelphia,  Erlangen, 
R.  Merkel. 

Lehmann,  C.  E.,  Zwei  Hauptprobleme  der  altorientalischen  Chronologie 
und  ihre  Lösung.     Leipzig,  E.  Pfeiffer. 

Meissner,  B.,  Supplement  zu  den  assyrischen  Wörterbüchern.  Leiden, 
E.  J.  BrilL     1897. 

Rauch,  G.,  Die  Assyrer.     Brunn,  Winkler. 

Scheil,  V.,  Choix  de  textes  religieux  Assyriens.  Revue  de  l'hist.  des  relig. 
Bd.  36,  Nr.  2. 

Sessions,  Frederick,  Some  Syrian  folk-lore  notes  gathered  on  Mount 
Lebanon.     Folk-Lore.     Bd.  9,  S.  3. 

Winckler,  Hugo,  Altorientalische  Forschungen.  1.  Bruchstücke  von  Keil- 
inschrifttexten. Supria  Sareser  und  Assarhaddon.  Zu  semitischen  In- 
schriften: 1.  Die  Grabinschrift  von  Petra.  2.  Die  Inschrift  von  Limyra 
(CIAr  100).  3.  CIAr  164.  Altorient.  Forschungen.  —  2.  Assyrien  und 
Tyrus  seit  Tiglat-Pileser  IIL  —  Sa'mal  unter  Sargon  —  zur  Ge- 
schichte des  alten  Arabien.  II.  Saracenen.  III.  Zur  Inschrift  v.  Teimar. 
IV.  Die  Könige  von  Characene.  —  Die  Polyandria  bei  den  Minäern.  — 
Einige  semitische  Eigennamen  —  Lot  —  semed  —  hamästu.  Leipzig, 
E.  Pfeiffer. 

Sumerier. 

Weissbach,  F.  H.,  Zur  Lösung  der  sumerischen  Frage.  Habil.-Schr. 
Leipzig  1897. 

Kaukasus-Länder. 

Kovalevski,    M.,    L'organizzazione   del   clan  nel  Daghestan.    Riv.  ital.  di 

sociol.     Bd.  2,  S.  279. 
Uslar,  P.  K.,  Ethnographie  des  Kaukasus.     (Russ.)     Tiflis  1896. 

Semiten,  Juden. 
B^raud,  A.  J.,  Sur  la  pathologie  des  Semites.     Bordeaux  1897. 
Brown,    R.  J.,    Semitic    influence    in    Hellenic    mythology  etc.      London, 

Williams  and  Norgate. 
Danon,  Superstitions  des  juifs  ottomans.    Melusine.    1897.   Bd.  8,  Nr.  12. 

18* 


276  D.     Bibliographische  Übersicht. 

Lees,  G.  R.,  Village  life  in  Palestine.     London,  Elliot  Stock. 

Sayce,   A.  H.,  The  early  history  of  the  Hebrews.     London,  Rivingtons. 

Arabe  r. 

Jacob,    G.,    Altarabisches  Beduinenleben,    nach    den   Quellen    geschildert. 

2.  Ausg.     Berlin,  Mayer  Sc  Müller. 
Winckler,  H.,  Musri,  Meluhha,  Mac'in.     Ein   Beitrag   zur    Geschichte  des 

ältesten  Arabien  und  zur  Bibelkritik  etc.    Mitteil.  d.  vorderasiat.  Gesellsch. 

Bd.  3,  H.   1   u.  2. 

Nordasiatische  Mongolen. 

Anitschkow,  Reise  zu  den  kirgisischen  Gedächtnisfeiern  1892.  (Russ.) 
Iswestija  obsch.  archeol.  Kasan.     1897.     Bd.   14,  H.  2  u.  3. 

Diwajew,  Altkirgisische  Begräbnisgebräuche.  (Russ.)  Iswestija  obsch. 
archeol.  Kasan.     1897.     Bd.   14,  H.  2  u.  3. 

Diwajew,  Kirgisisches  Märchen  über  die  Sterne  und  die  Sonne.  (Russ.) 
Istwest,  obscht.  archeol.     1897.     Bd.   14,  H.  2  u.  3. 

Jaworskj,  J.,  Anthropologische  Skizze  der  Turkmenen.  (Russ.)  Arb.  d. 
anthrop.  Gesellsch  d.  K.  mil.-med.  Akad.  z.  St.  Petersburg.  1897.  Bd.  2, 
S.  145. 

Jaworski,  J.  L.,  Bericht  über  eine  geographische  und  anthropologische 
Reise  nach  Turkestan  im  Sommer  1894.  Nachrichten  der  Kaiserl.  Neu- 
russischen Universität.     Odessa  1896.     Bd.  67.     Suppl.  211   Seiten. 

Kondratowitsch,  0.  W.,  Zur  Ethnographie  der  Ostjäken.  (Russ.) 
Arb.  d.  anthrop.  Gesellsch.  b.  d.  K.  mil.-med.  Akad.  z.  St.  Petersburg. 
1897.     Bd.  2,  S.  328—351. 

Nikolsky,  B.,  Ethnographisch  -  anthropologische  Skizzen  der  östlichen 
Tscheremissen.  (Russ.)  Arb.  d.  anthrop.  Gesellsch.  b.  d.  K.  mil.-med. 
Akad.  z.  St.  Petersburg.     1897.     Bd.  2,  S.  3—108. 

Owtschinnckow,  M.,  Materialien  zu  einer  Ethnographie  der  Jakuten. 
I.  Legenden,  Märchen,  Überlieferungen.  (Russ.)  Ethnographische  Rund- 
schau.    Moskau  1897.     Nr.  3,  S.   148—184. 

Paissel,  Wl.  E.,  Materialien  zur  Anthropologie  der  Tarantschen.  Diss. 
d.  K.  milit.-med.  Akad.  zu  St.  Petersburg.     Nr.  41.     1896/97. 

Porotow,  M.  T.,  Zur  Anthropologie  der  Burjäten.  Die  Alar- Burjäten. 
(Russ.)     Dissertat.  d.  K.  mil.-med.  Akad.  z.  St.  Petersburg.     1895/96. 

Posdnejew,  A.,  Kalmükische  Sagen.  Sehr.  d.  Kais  Russ.  Archäol.  Ge- 
sellsch.    1896.     Bd.  9,  Heft  1—4,  S.   1—59. 

Schendrikowskj,  J.,  Einige  Bemerkungen  zur  Ethnographie  der  Bur- 
jäten. (Russ.)  Arb.  d.  anthrop.  Gesellsch.  b.  d.  K.  mil.-med.  Akad.  zu 
St.  Petersburg.     1897.     Bd.  2,  S.  236—257. 

Beringsvölker. 

Radlinski,  Les  peuplades  du  nord-est  de  l'Asie.   Revue  de  geogr.    März. 

Roshdestwenski,  A.  G.,  Materialien  zu  einer  Lehre  von  dem  physischen 
Typus  der  Tschuktschen  und  Lamuten.  (Russ.)  Sehr,  der  Amur- 
Sektion  d.  Kais.  Russ.  Geogr.  Gesellsch.     1896.     Bd.  2,  Heft  1. 


D.     Bibliographische  Übersicht.  277 

Silnitzki,  A.  P.,  Reise  nach  Kamtschatka.     Sehr.    d.  Amur  -  Sektion  der 

Kaiserl.  Russ.  Geogr.   Gesellsch.     Bd.  2,  Heft  3.     Chabarowsk    1897. 
Stenin,  v.,  Das  Haus  der  Jakuten.     Globus.     1897.     Bd.  72,  Nr.  22. 

Centralasien,  Tibet. 

Laufer,    B.,    Kluodum    bsdus    pai    suin    po.     Eine   verkürzte  Version  des 

Werkes  von  den  Hunderttausend  Näga^s.    Tibetischer  Text  mit  graphischen 

und  kritischen  Erläuterungen.     Diss.  Leipzig.      1897. 
Martin,    Sammlung    F.   R.   Martin,    Moderne    Keramik    von    Centralasien. 

Stockholm,  G.  Cheluw.     1897. 
Obrutschew,  W.  A.,  Land  und  Leute  von  Central-Asien  und  ihrer  süd- 
östlichen Grenzgebiete.     (Russ.)     Semlewed  1896.     Heft  2,  72  Seiten. 
Pech,  Th.,  Die  tibetische  Medizin.     Globus.     Bd.  73,  Nr.   18. 
Schkapski,  Die  Stellung  der  Frau  bei  den  Nomaden  Mittelasiens.    (Russ.) 

Sredne-asiatski  Wrjestnik  1896.     Juni,   1 — 20. 
Specht,    E.,    Etudes    sur  l'Asie    centrale,    d'apres  les    historiens    chinois. 

IL    Les  Indo  -  Scythes    et   l'epoque   du  regne  de  Kanichka.     Paris,  Impr. 

nat.     1897. 
Verneau,  La  mission  Chaffanjon  en  Asie  centrale.    L'Anthropologie.    1897. 

Nr.  5. 
Ujfalvy,    Karl  v.,    Die  Arier    im  Norden    und  Süden    des  Hindu -Kusch. 

Arch.  f.  Anthropol.     1889.     B.  24,  S.  609—611. 
Wellby,  M.  S.,  Through  unknown  Tibet.     London,  Fisher  Unwin. 
Zaborowski,     Le    T    sincipital.       Mutilations    des     cränes    neolithiques, 

observees  en  Asie  centrale.     Bull,  de  la  Soc.  d'anthrop.  de  Paris.    1897. 

Bd.  8,  S.  501. 

Korea. 
Bishop,  J.  B.,  Korea  and  her  neigbours.     London,  Murray. 
Landis,  Korean  folk-tales.     Journ.  of  Amer.  Folk-Lore.     1897.     Okt.-Dez. 
Lubenjoff,  A.  G.,  Die  Provinzen  Cham-Kjeng   und  Pschieng-an   in  Korea. 

Sehr.  d.  Amur-Sektion   d.  Kais.  Russ.  Geogr.    Gesellsch.     1897.     Bd.    2, 

Heft  4. 
Smith,    Nursery    rhymes  from  Korea.     Journ.  of  Amer.  Folk-Lore.    1897. 

Juli-Sept. 

Japan. 

Ahmead,    A.  S.,    Regulation   of  the  sexual  relations  in  Japan.     St.  Louis 

med.  and  surg.  Journ.     Jan. 
Dooman,  J.,  The  influence  of  Greco-Persian  art  on  Japanese  art.     Trans. 

of  the  Asiatic  Soc.  of  Japan.     1897.     Bd.  24. 
Ehmann,    P.,     Die    Sprichwörter    und    bildhchen    Ausdrücke    der    Japan. 

Sprache.     Thl.  2.     Mitteih  d.  deutsch.  Gesellsch.  f.  Natur-  u.  Völkerkde 

Ostasiens.     1897.     Suppl.  IL  T. 
Inouye,    Tetsusiro,    Sur  le  developpement  des  idäes  philosophiques  au 

Japan  avant  l'introduction  de  la  civilisation  europ^enne.     Paris,    Maison- 

neuve.     1897. 
Luer,  H.,  Über  japanische  Stichblätter.     Diss.  Heidelberg.     1897. 


278  D.     Bibliographische  Übersicht. 

Mitsukuri,  K.,  The  social  and  domestic  life  of  Japan.     Atlantic  Monthly. 

März. 
Nihongi  oder  japanische  Annalen,  übers,    v.  Prof.  K.     Florenz.     Mitt.  d. 

deutsch.  Gesellsch.    f.  Natur-   u.  Völkerkunde  Ostasiens.     1897.     Bd.  6, 

Suppl.,  Heft  4. 
Sannomiya,  A.,  Shinto  funeral.  Nineteenth  Century.     1896.     Dez. 
S  a  t  ö ,  Criticism  on  the  anthropological  views  in  several  text  books,  recently 

published    in    Japan.     Journ.    of    the  anthrop.  Soc.    of  Tokyo.     Bd.   13, 

Nr.   140  u.   141. 
Tarenetzky,  A.,  Die  Gebräuche  der  Säki  in  Japan  und  das  Opiumrauchen 

in  China.     Arb.    d.    anthrop.  Gesellsch.    d.    K.  milit.-med.  Akad.    zu  St. 

Petersburg.     Bd.  2.     1897.     S.   109—118. 
Torii,  R.,    Anthropological  study  about  Eta.    Journ.  of  the  Anthrop.  Soc. 

of  Tokyo.     Bd.   13,  Nr.   140  u.   141. 
Voihinger,  P.,  Imaginäre  Heil-  und  Schutzmittel  der  Japaner.     Deutsche 

Med.  Ztg.     1897.     Bd.  18,  S.  730. 

China. 

Brandt,    v.,    La    superstition    en    Chine.     Revue    cathol.  des   rev.      1897. 

Bd.  5,  S.  552. 
Girard,    H.,    Note   anthropometrique    sur    les    Chinois    de    Lang  -  Tcheou 

(Quang-Si).    Revue  mens,  de  l'Ecole  d'anthrop.  de  Paris.    Bd.  8,  S.  121. 
Girard,    H.,    Esquisse    sur    les   Mans    du   Haut-Tonkin.     Revue  mens,  de 

l'Ecole  d'anthrop.  de  Paris.     Bd.  8,  S.   124. 
Groot,   S.  M.  de,    The  religious  System  of  China,   its  ancient  forms,   evo- 

lutions,  history  etc.     Leiden,  Brill.     1897. 
Hirth,    Friedrich,    China  und   sein  Aussenhandel.     Deutsch.  Kolonial-Ztg. 

Bd.   11,  Nr.  8. 
Kühn  er  t.  Fr.,  Syllabar   des  Nanking-Dialectes  etc.     Wien,  A.  Holder. 
Matignon,  J.  J.,  Note  complementaire  sur  l'infanticide  en  Chine.    Archives 

d'anthrop.  crim.     Bd.   13,  S.  262. 
Matignon,    J.    J.,    L'auto-cremation    des    pretres    bouddhistes    en    Chine. 

Archives  d'anthrop.  crim.     Bd.   13,  S.  34. 
Mc  Gowan,  J.  A.,  A  history  of  China  from  the  earliest  days  down  to  the 

present.     London,  P.  Trübner  &  Co.     1897. 
Nakamura,    Keijiro,    The  history  and   spirit   of  Chinese  ethics.     Internat. 

Journ.  of  ethics.     1897.     Okt. 
Parker,    E.  P,,    The   religion   of   Chinese.     New  Century  Review.     1897. 

Septbr. 
Parker,    E.  H.,    China    and    the    Pamir.     The    contemp.   Review.     1897. 

Dezbr. 
Schmeltz,   J.  D.  E.,    Das  Pflugfest  in  China.     Intern.  Archiv   f.  Ethnogr. 

Bd.  9,  S.  72. 
Wicker sham,    The   religion  of  China    and  Mexico.     Amer.  Antiquarian. 

1897.     Bd.   19,  Nr.  6. 
Wirth,  The  aborigines  of  Formosa.     The  Amer.  Anthrop.    1897.    Nov. 

Hinterindien,  Slam,  Annam  etc. 

Collineau,  Le  Choum-Choum  de  Conchinchine.     Revue  mens,  de  l'Ecole 
d'anthrop.  de  Paris.     Bd.  8,  S.   114. 


D.     Bibliographische  Übersicht.  279 

Coussot,  A.  et  Ruel,  H.,  Douze  mois  chez  les  sauvages  du  Laos.     Paris, 

Challamel. 
Dumontier,   G.,   Traditions  populaires  sino-annamites.     Revue  des  tradit. 

popul.   1897.     Nr.  8  u.  9. 
Luro,  E.,  Les  pays  d'Annam.    Etüde  sur  l'organisation  politique  et  sociale 

des  Annamites.     Paris,  Leroux. 
Marre,  A.,  Malais  et  Siamois.     De  l'esclavage   dans  la  presqu'  ile  malaise 

en  XIX.  siecle.     Revue  gener.  Internat,  scientif.      1897.     Nr.   15. 
Meyer,    A.  B.,    u.    Foy,    W.,    Bronzepauken  aus  Südost- Asien.     Dresden, 

Stengel  &  Co.     1897. 
Stevens,    Hrolf  Vaughan,    Anthropologische   Bemerkungen   über    die  Ein- 
geborenen von  Malacca.     Zschr.  f.  Ethnologie.      1897.     Bd.  29,  S.   173. 
Young,  E.,  The  kingdom    of    the  yellow  robe  being  sketches   of   the    do- 

mestic    and   religious    rites  and   ceremonies    of    the    Siamese.     London, 

Constable. 

Ainos. 

Batchelor,  J.,  Ainu  words  as  illustrative  of  customs  and  matters  patho- 
logical,  psychological  and  religious.  Trans,  of  the  Asiatic  Soc.  of  Japan. 
1897.     Bd.  24. 

Török,  Aurel  v.,  Über  den  Yezoer  Ainoschädel  aus  der  ostasiatischen  Reise 
des  Herrn  Grafen  Bela  Szechenyi  und  über  den  Sachaliner  Ainoschädel 
des  königl.  zoologischen  und  anthropologisch-ethnographischen  Museums 
zu  Dresden.    IIL  Teil.    Arch.  f.  Anthrop.     1897,  Bd.  24,    S.  479—576. 

Insu  linde. 
Das  javanische  Schattenspiel  (Wajang  Purwä).     Globus.     Bd.  73,  Nr.   15. 
Hazeu,    De    Naga    Arddhawalika    bij    de    Javanen.      Bijdr.    tot   de   Taal-, 

Land-en  Volkenkunde  v.  Nederl.-Indie.     Bd.  49,  Heft  2. 
Hoevell,    v..    Einige   Typen    aus  dem  Niederländisch  -  Indischen  Archipel. 

Intern.  Arch.  f.  Ethnogr.     1897.     Bd.   10,  Heft  5. 
Kern,    Eine    merkwürdige    Textverderbung  im    altjavaniscben    Ramajana. 

Bidrag  tot  de  Taal-,  Land-  en  Volkenkd.  v.  Nederl.-Indie.     Bd.  49,  Heft  1. 
Kohlbrugge,  J.,  Anthropologie  des  Tenggerois.     L' Anthropologie.    Bd.  9, 

S.   1, 
Kruijt,    Beiträge    zur   Volkskunde   der    Posoalfuren.     Mitt.  d.  Geogr.  Ges. 

z.  Jena.     1897.     Bd.   16. 
Leclercq,    J.,    Un   sejour  dans  l'ile  de  Java.    Le   pays,    les  habitants,    le 

Systeme  colonial.     Paris,  Plön,  Nourrit  &  Co. 

Vorderindien  und  Ceylon. 

Bloomfield,  M.,  Hymns  of  the  Atharvaveda,  together  with  extracts  from 
the  ritual  books  and  the  commentaries.    Oxford,  Clarendon  Press.   1897. 

Bühler,  G.,  On  the  origin  of  the  Indian  Brahma  aiphabet.  Together  with 
two  appendices  on  the  origin  of  the  Kharosti  aiphabet  and  of  the  so- 
called  letter-numerals  of  the  BrähmL     Strassburg,  Trübner. 

Colmans,  E ,  Les  croyances  religieuses  dans  l'Inde  antique.  Revue  de 
Belgique.     1897.     Oktbr. 


280  D-     Bibliographische  Übersicht. 

Dhruva,  On  the  early  races  of  India.     Journ.  of  anthrop.  Soc.  of  Bombay. 

1897.     Bd.  4,  Nr.  3  u.  4. 
Dhruva,   On  vedic  chronology  and  the  dawn  of  indian  philosophy.     Journ. 

of  the  anthrop.  Soc.  of  Bombay.     1897.     Bd.  4,  Nr.  3  u.  4. 
Dubois,  J.  A.,  Hindu  manners,  customs  and  ceremonies.    Oxford,  Frowde. 

1897 
Francke,  Ein  Besuch  im  buddhistischen  Kloster  Hemis  (Ladak).     Globus. 

Bd.  73,  Nr.   1. 
Frazer,  R.  W.^  A  literary   history  of  India.    (The  Aryans  etc.).     London, 

Fisher  Unwin. 
Frey  er,    S.  F.,    On  the  supposed  immunity   of  natives  of  India  to  enteric 

fever.     Brit.  med.  Journ.     1897.     Aug. 
Geiger,  W.,   Ethymologie  des  Singhalesischen.     München,  G.  Franz'  Verl. 

(Komm.) 
Lauf  er,  Neue  Materialien  und  Studien  zur  buddhistischen  Kunst.    Globus. 

Bd.  73,  Nr.  2. 
Linguistic   and    anthropological  characteristics    of    the   north  Dravidian  and 

Kolarian   races,   the  Uränwe.     Rep.  66    Meet.  Brit.  Assoc.   f.  the  adv.  of 

sc.  Liverpool  1896.     London. 
Lloyd,   A.,    Buddhistische  Gnadenmittel.     Mitteil.    d.  deutsch.  Gesellsch.  f. 

Natur-  u.  Völkerkunde  Ostasiens.     1897.     Bd.  60. 
Magoun,  H.  W.,   Early  religion  of  the  Hindoos.     Bibliotheca  Sacra.    Jan. 
Menant,    D.,    Les    Parsis.     Histoire    des  communaut^s   Zoroastriennes   de 

rinde.     Paris,  Leroux. 
Ne  gel  ein,   J.   v.,    Zur  Sprachgeschichte  des  Veda.     Das  Verbalsystem  des 

Atharva-Veda.     Preisschrift.     Berlin,  Mayer  &  Müller. 
Nys,  E.,  LTnde  aryenne.     Revue  de  droit  internal,  etc.     1897.     Nr.  5. 
Pandian,  T.  B.,  Indian  village  folk.     London,  Elliot  Stock. 
Pavolini,  P.  E.,  Buddismo.     Milano,  Hoepli. 
Rhys -Davids,    T.  W.,   Buddhism,  its  history  and  literature.     New  York, 

Putnam. 
Richter,    0.,   Die   unechten   Nominalkomposita   des  Altindischen  und  Alt- 
iranischen.    Diss.     Leipzig.     1897. 
Schmidt,  Emil,  Die  Mappilas  (Moplahs)  der  Malabarküste.    Globus.  Bd.  73, 

Nr.  4. 
Simons,  T.  H.,  Native  life  in  and  arround  Calcutta.   Frank  Leslie's  Pop. 

Monthly.     1897.     Dez. 
Welch,  Fr.  H.,  The  supposed  immunity  of  natives  of  India  to  enteric  fever. 

Brit.  med.  Journ.     1897.     Aug.  21,  S.  499. 

3.   Afrika. 

Allgemeines  über  Afrika  und  Neger. 

Bryce,  Thomas  H.,  A  pair  of  negro  femora.    Journ.  of  anat.   1897.  Bd.  32. 
Octbr. 

Dubois,    W.  E.  B.,    The    study    of    the    negro   problems.     Annais  of  the 
Amer.  Academy  of  pol.  and  soc.  sc.     Jan. 

Lemaire,  C,  Africaines:  Contribution  ä  l'histoire  de  la  femme  en  Afrique. 
ßruxelles,  Bulens.     1897. 

Rein  ecke,  Paul,  Beschreibung  einiger  Rassenskelette  aus  Afrika.     Archiv 
f.  Anthrop.     Bd.  25,  Heft  3. 


D.     Bibliographische  Übersicht.  281 

Reynaud,    Presentation    d'un    cräne   de    negre.     Revue   mens,    de  l'Ecole 

d'anthrop.  de  Paris.     Bd.  8,  S.   119. 
Rudel,  A.,  „Schauri".     Deutsche  Kolonial-Ztg.     Bd.   11,  Nr.   12. 

Nordafrika. 
Bertholon,  Exploration  anthropologique  de  Tile  de  Gerbe  (Tunisie).    L'An- 

thropologie.     1897.     Bd.  8,  S.  318,  399  u.  558. 
Bertholon,    Les   premiers    Colons    de   souche   europeenne   dans   l'Afrique 

du    Nord.     Essai    historique    sur    les    origines   de   certaines    populations 

herberes.     Revue  tunisienne.     1897.     Bd.  5,  Nr.   16  u.   17. 
Bertholon,  Que  droit  etre  le  role  de  la  France  dans  l'Afrique  du  nord. 

Coloniser    ou    assimiler?     Documents   anthropologiques   sur   la   question. 

Bull,  de  la  Soc.  d'anthrop.  de  Paris.     1897.     Bd.  8,  S.  509. 
Dumont,  Arsene,  Demographie  des  musulmans  de  l'Algerie.    Revue  mens. 

de  l'Ecole  d'anthrop.  de  Paris.     Bd.  8,  S.   116. 
Karsten,  P.,  Einiges  über  die  Araber  von  Nord-Afrika.  —  Der  Vorabend 

des  muselmanischen  Sabbaths  bei  den  'Aisäv^^a.     Verh.  d.  Berlin,  anthrop. 

Ges.     1897.     Bd.  29,  S.  372  u.  376. 
Macadam,  Jvison,    Notes   on  amulets  from  Morocco.     Proc.  of  the  Soc.  of 

antiq.   of  Scotland.     1897.     Bd.  31,  S.   112. 
Papillault,    Sur  les  populations   de  l'Aures.     Bull,  de  la  Soc.  d'anthrop. 

de  Paris.     1897.     Bd.  8,  S.  537. 
Pfeil,  J.  V.,  Eine  Reise  nach  Fez.     Globus.     Bd.  73,  Nr.   15  u.   16. 
Seidel,    Beiträge  zur  Kenntnis   der   tunisischen  Volkslitteratur.     Zeitschr. 

f.  afrik.  u.  ocean.  Sprachen.     1897.     Bd.  3,  Heft  3. 
Testevin,   Ethnologie   du  M'zab.     Bull,  de  la  Soc.  d'ethnol.  de  Grenoble. 

1897.     Juli. 
Zaborov^ski,   M.,    De  l'assimilation   des   indigenes  algeriens.     Bull,  de  la 

Soc.  d'anthrop.  de  Paris.     1897.     Bd.  8,  S.  490;    Revue  scientif.   1897. 

Novbr.  6. 
Zaborowski,    M.,    A  propos   de  „l'assimilation"    des  indigenes  algeriens. 

Bull,  de  la  Soc.  d'anthrop.  de  Paris.     1897.     Bd.  8,  S.  587. 

Ägypten. 

Cohn,  H.,   Untersuchungen  über  die  Sehleistungen  der  Ägypter.     Berliner 

klin.  Wochenschr.     Bd.  35,  Nr.  20  u.  21. 
Ebers,    Georg,    Die    Körpertheile,    ihre    Bedeutung    und   Namen    im    Alt- 
ägyptischen.    München,  G.  Franz'  Verlag. 
Fouquet,    Le  tatouage  medical    en   Egypte    dans  l'antiquite   et  ä  l'epoque 

actuelle.     Archives  d'anthrop.  crim.     Bd.   13,  S.  270. 
Fraas,  E.,  Anthropologisches  aus   dem  Lande  der  Pharaonen.     Correspd.- 

Blatt  d.  deut.  anthrop.  Gesellsch.     Bd.  29,  Nr.  2. 
Petrie,    W.  M.  F.,    Religion  and  conscience  in   ancient  Egypt.     London, 

Methuen. 
R^gnault,    F.,    Le   dieu   egyptien  B^s   6tait  myxoedemateux.     Bull,  de  la 

Soc.  d'anthrop.  de  Paris.     1897.     Bd.  8,  S.  434. 
Torr,    C,    Sur    quelques    pretendus    navires    egyptiens.     L' Anthropologie. 

Bd.  9,  S.  32. 


282  D-     Bibliographische  Übersicht. 

Virchow,    R.,    Die  Kopfhaare  aus  den  prähistorischen  Gräbern  Ägyptens. 

Verb.  d.  Berlin,  anthrop.  Gesellsch.     1897.     Bd.  29,  S.  401. 
Wiedemann,    A. ,     Menschen  Vergötterung    im    alten    Egypten.      Urquell. 

1897.     ßd.   1,  Heft  2. 

Ostafrika. 

Cleve,  Beiträge  zur  Logik  der  Sprache  bei  den  Wasuaheli.     Zeitschr.  für 

afrik.  u.  ocean.  Sprachen.     1897.     Bd.  3,  Heft  3. 
Junod,  Les  Ba-Ronga  de  la  baie  Delagoa.     Le  Globe.     1897.     Juli. 
Seidel,  A.,    Aus    der  Volkslitteratur   der  Eingeborenen   in  den  deutschen 

Kolonien.     Deutsche  Kolonial-Ztg.     Bd.   11,  Nr.  2. 
Zache,    Beiträge    zur    Suaheli  -  Litteratur.      Zeitschr.    f.    atrik.    u.    ocean. 

Sprachen.     1897.     Bd.  3,  Heft  3. 

Sudan.  - 

Hösemann,  Anthropologische  Aufnahmen  von  Eingeborenen  aus  Ujiji.  — 

Ein  ächter  Mtussi  -  Schädel.     Verh.  d.  Berlin,  anthrop.  Gesellsch.     1897. 

Bd.  29,  S.  410  u.  426. 
Ramsay,  Anthropologische  Aufnahmen  des  Hauptmanns  Ramsay  in  Udjidii. 

Verh.  d.  Berhn.  anthrop.  Gesellsch.     1897.     Bd.  29,   S.  561. 
Seidel,    A.,    Sprichwörter    der    Sudan  -  Araber.     Deutsche    Kolonial-Ztg. 

Bd.   11,  Nr.  21. 
Valenti,    Varietä    delle    ossa  nasali    di    un   negro   del   Sudan.     Monitore 

zool.  ital.     1897.     Nr.  9.  jl 

Westafrika. 

Betz,  Die  Trommelsprache  der  Duala.  Mitteil.  a.  d.  deutsch.  Schutzgeb. 
Bd.  2,  Heft  1. 

Christaller,  Sprichwörter  der  Tschwi-Neger.  Ztschr.  f.  afrik.  u.  ocean. 
Sprachen.     1896.     Heft  6. 

Dalton,  C.  M.,  Works  of  art  from  Benin  city.  Journ.  of  the  anthrop. 
Inst,  of  Great  Britain.     Bd.  27,  S.  362. 

Schüler,  Aus  der  Volkslitteratur  in  Kamerun.  Zeitschrift  f.  afrik.  u. 
ozean.  Sprachen.     1897.     Bd.  3,  Heft  3. 

Seidel,  H,  Der  Jevhe-Kult  in  Togo  und  seine  Anhänger.  Sdabdr.  Neu- 
haldensleben. 

Seidel,  H.,  System  der  Fetischverbote  in  Togo.  (Ein  Beitrag  zur  Volks- 
kunde der  Evhe).     Globus.     Bd.  73,  Nr.  21   u.  22. 

Stein,  V.,  Anthropologisches,  namentlich  auch  Zwerge  in  Kamerun.  Verh. 
d.  Berhn.  anthrop.  Gesellsch.   1897.     Bd.  29,  S.  602. 

Virchow,  Sechs  Schädel  von  Jaunde  aus  Kamerun.  Verh.  d.  Berliner 
anthrop.  Gesellsch.     1897.     Bd    29,  S.  604. 

Waruschkin,  A.,  Beschreibung  von  5  Ngumbe-Schädeln  aus  der  Samm- 
lung Zenker.  Verhandl.  d.  Berlin,  anthrop.  Gesellsch.  1897.  Bd.  29, 
S.  405. 

Congo-Gebiet. 

Chastrey,    H.,    L'hygiene   et  la  medecine    chez   les  Bakambes  et  les  Ba- 

tekes.     La  Medecine  mod.     Bd.  9,  S.   119. 
Pauw,  L.  de,  Presentation   d'objets   ethnographiques   du   Congo.     Bull,  de 

la  Soc.  d'anthrop.  de  Bruxelles.     1896.     Bd.  14,  S.  336. 


D.    Bibliographische  Übersicht.  283 

Pergens,  Ed.,  Les  yeux  et  les  fonctions   visuelles  des  Congolais.     Janus, 
Bd.  2,  Nr.  5. 

Südwest -Afrika. 

Möller,  P.,  Jakttagelser  under  en  resa  i  sydwästra  Afrika  (Beobachtungen 
während  einer  Reise  in  Südwestafrika).     Ymer.     Heft  1,  S.  49. 

Süd-Afrika. 

Angus,   H.  Crawfurd,   A  year   in  Azimba  and  Chipitaland.     Journ.  of  the 

anthrop.  Instit.     1897.     Bd.  27,  S.  316. 
Haan,    R,   Vetement  ou  parure  du  gland  chez  les  indigenes  du  sud  Afri- 

cain.     Bull,  de  la  Soc.  d'anthrop.  de  Paris.     1897.     Bd.  8,  S.  397. 
Lewkowitsch,    H.,    Feuilletonistische   Skizze    über  Augenkrankheiten    in 

Süd-Afrika.     Centralbl.  f.  Augenheilkde.     1897.     Bd.  21,  S.  253. 
Scully,   N.  and  W.  C,   Kaffir  music.     Pall  Mall  Magaz.     1897.     Bd.  72, 

S.   179. 
Shrubsall,    F.,    Crania   of  African  Bush   races.     Journ.    of    the   anthrop. 

Instit.     1897.     Bd.  27,  S.  263. 
Werner,    Lobgesänge   der  Könige  der  Zulu.     Zeitschr.  f.  afrik.  u.  ozean. 

Sprachen.     1897.     Bd.  3,  Heft  3. 

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Science  of  man  and  Australasian  anthrop.  Journ.     Bd.   1,  Nr.   1. 
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Coghlan,    J.,    Foods    of    north    west    aboriginals.     Science    of   man    and 

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1897.     Bd.  27,  S.  381. 
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Australasian  anthrop.  Journ.     Bd.   1,  Nr.   1. 
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1897.     Bd.  29,  S.  508. 
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Ord,  G.,    A  brief  account  of  the  natives  of  western  Australia;    their  cha- 

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Parker,  L  ,  Australian  dialects.  —  The  Eu-Ah-Lay.    Science  of  man  and 

Australasian  anthrop.  Journ.     Bd.    1,  Nr.   1. 
Parker,    L.,    The   medicine    and    witchcraft    of  the   blacks   of  Australia. 

Science  of  man  and  Australasian  anthrop.  Journ.     Bd.  1,  Nr.   1 
The  ethnology  of  the  Australian  blacks.   —   Our  illustrations  of  aboriginal 

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the  anthrop.  Instit.     1897.     Bd.  27,  S.  346. 
Roth^    H.  Ling,    Is  Mrs.  F.  C.  Smith   a    „Last    living    aboriginal    of  Tas- 

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1897.     Bd.  27,  S.  343. 


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Bd.   19,  Nr.  6. 

Papua,  Deut.  Kolonial-Ztg.  Bd.   15,  Nr.  24.     Beilage. 
Schmidt,  E.,  Verzierte  Papuaschädel.     Globus.     Bd.  73,  Nr.   15. 
Turner,    W.,   A    decorated   sculptured    human    skull    from  New  Guinea. 
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t 


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Giglioli,    Enr.,    La    moneta    tra    popoli    primitivi    ed   il    ,,birok",    denaro 

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Gesellsch.  f.  Anthrop.      1897.     Bd.  28,  Nr.   11   u.   12. 
„Koppensnellen"  in  der  Südsee.     Deutsch.  Kolonial-Ztg.    Bd.  11,  Nr.   10. 
Krämer,   Der  Phallusberg   von  Molokai  (Hawai-lnseln).     Globus.     Bd.  73, 

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Prag  er,    M.,    Reisen    durch    die  Inselwelt  der  Südsee.     Deutsche  Marine- 

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Boas,    Northern   elements  in    the   mythology   of  the   Navaho.     Amer.  An- 

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Nr.  24. 


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Gunckel,    Analysis    of    the    deities   of   Mayan    inscriptions.     Amer.    An- 

thropol.     1897.     Dez. 
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of  nat.  history.     Bd.   10. 
Lumholtz,  Trephining  in  Mexico.     Amer.  Anthropol.     1897.     Dez. 
Lumholz,  C,  and  Hrdlicka,  A.,  Marked  human  bonos  from  a  prehistoric 

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Seier,  Über  die  Worte  Anuauc  und  Nauatl.    Congres  intern,  des  American. 

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Verhandl.  d.  Berl.  anthropol.  Gesellsch.     1897.     Bd.  29,  S.  609. 
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Hultkrantz,    J.    Villi.,    Nägra    bidrag   tili  Sydamerikas   fysiska  antropo- 

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Lehmann-Nitsche,    El  medico    mäs  antiguo    de  la  Repüblica  Argentina 

(dos  cräneo  trepanados).     Semana  med.     Bd.  5,  S.   182. 
Marabottini,   M.,    L'Uraguay   e   la   sua   civiltä   preistorica.     La  Rassegna 

nazion.     1897.     Dez.   16. 
Sei  er,    Die    soziale    Stellung    des    Khapah    Inca.      Congres    intern,    des 

Americ.     Compt.    rendu   de  la  10.  sess.     Stockholm,    Haeggström  1897, 

S.  9. 
Sellergren,     G.,    Gammalperuanska    väfnader     (Altperuanische    Gewebe). 

Ymer,  Heft  1,  S.  25. 
Virchow,  R.,    u.    Polakowsky,    Über   die   verstümmelten   peruanischen 

Figuren.     Verhandl.    d.    Berlin,    anthropol.    Gesellsch.     1897.     Bd.    29, 

S.  474,  558  u.  612. 
Virchov^,  Peruanischer  Turmkopf  aus  Arica,     Verhandl.  d.  Berlin,  antrop. 

Gesellsch.     1897.     Bd.  29,  S.  506. 

Verschiedenes. 
Boltong,  Counting-out  rhymes.     Journ.  of  Amer.  Folklore.     1897.    Oct.- 

Dezember. 
Laidlaw,  Diminutive  reHcs.     Amer.  Anthropologist.     Bd.  20,  Nr.   1. 
Thomas,  On  certain  stone  images.     Amer.  Anthropol.     1897.     Nov. 

Um  Einsendung  von  Separatabdrücken,  Abhandlungen  etc.  an  den  Heraus- 
geber v^^ird  gebeten. 

Einsendungen  für  die  Redaction  sind  zu  richten  an  den  Herausgeber 
Dr.  Buschan,  Stettin,  Friedrich- Carlstrasse  7^. 


Druck  von  Gras»,  Barth  &  Comp.  (W.  Friedrich)  in  BrMlai». 


Centralblatt 


für 


Anthropologie,  Ethnologie  und  ürgescilclite. 


Herausgegeben 


von 


Dr.  med.  et  phil.  G.  Buschaii. 


IIL  Jahrgang  1898. 


-♦♦♦-♦ 


Breslau  1898. 

J.   U.  Kern's  Verlag. 

(Max  Müller.) 


I 


I  n  h  al  t. 


^   .    .       ,      ,     .-  Seite 

Orig-inalaroeiten: 

G.  Sergi:     Über  den  sogenannten  Reihengräbertypus 1  —  8 

H.  Schumann:     Charakter    und    Herkunft    der    pommerschen    La 

Teneformen . .  , 97  —  101 

A.  Zuccarelli:    Die  Beziehungen  zwischen  Kriminal-Anthropologie, 

gerichtlicher  Medizin  und  Psychiatrie 193  —  195 

O.Hovorka  Edler  v.  Zderas:  Sollen  wir  weiter  messen  oder  nicht?     289—294 
Referate: 

I.Anthropologie 8 —  26 

101  —  110 
195—212 
349— ;;55 

2.  Ethnologie  und  Rassenkunde 26—  51 

110-134 
212—242 
295—303 

3.  Urgeschichte 51—  54 

134-173 
212—248 
304—348 

Versammlungs-  und  Vereias-Berichte 54—  66 

356-363 

Tagesgeschichte 67—68 

173 
248—249 
363-364 

Bibliographische  Übersicht 68—96 

174—192 
249—288 
365—380 

Register 381-384 


Centralblatt 


für 

Anthropologie  j  Ethnologie  und  Urgeschichte. 

Herausgeg-eben  von  Dr.  phil.  et  med.  Gt.  Busch  an. 
J.  ü.  Kern's  Verlag  (Max  Müller)  in  Breslau. 


3.  Jahrgang.  Heft  4.  1898. 


A.    Originalarbeit. 
Sollen  wir  weiter  messen  oder  nicht? 

Von  Dr.  Oskar  Hovorka  Edler  v.  Z  de  ras. 
Sowie  es  in  allen  Zweigen  der  menschlichen  Kulturarbeit  von 
jeher  Perioden  der  höchsten  Entwickelung  und  des  Rückschlages, 
der  Begeisterung  und  der  Erschlaffung  gegeben  hat,  so  hat  auch 
die  Anthropologie  ähnliche  Schwankungen  durchzumachen,  in 
welchen  der  jeweilige  Stand  ihrer  Entwickelungsstufe  ihren  Aus- 
druck findet.  Sie  werden  am  besten  durch  Tagesfragen  charak- 
terisiert, von  welchen  auch  die  Anthropologie  nicht  verschont 
bleiben  konnte,  obzwar  sie,  wie  jede  andere  Wissenschaft,  un- 
bekümmert um  alle  Nebenrücksichten,  einem  einzigen  Ziele  nach- 
zustreben hat:  der  Erforschung  der  Wahrheit.  Dessenungeachtet 
darf  in  einer  periodischen  Zeitschrift,  wie  die  unsere,  welche  sich 
die  objektive  Berichterstattung  aller  wissenschaftlichen  Erscheinungen 
auf  dem  Gebiete  der  Anthropologie  zur  Aufgabe  stellte,  eine  Bewegung 
nicht  mit  Stillschweigen  übergangen  werden,  von  welcher  fast  jedes 
grössere  Werk  der  neuesten  anthropologischen  Litteratur  ergriffen 
zu  sein  scheint. 

Gestehen  wir  es  offen  ein:  wir  gehen  einer  Krise  entgegen, 
welche  durch  die  Unzulänglichkeit  unserer  bisherigen  Messmethoden 
gegeben  ist.  Unter  dem  Zeichen  dieser  Krise  stehen  die  neuesten 
anthropologischen  Forschungen;  sie  bildet  thatsächlich  einen  Hemm- 
schuh in  der  weiteren  Entwickelung  der  Anthropologie,  insbesondere 
der  somatischen.  Eine  Vernachlässigung  der  Somatologie  wurde  an- 
lässlich der  letzten  Kongresse  von  sachverständiger  Seite  ausdrück- 
lich konstatiert.  Einem  aufmerksamen  Leser  und  Beobachter  wird 
gewiss  diese  Erkenntnis  nicht  entgangen  sein,  welche  die  meisten 
heutigen  Anthropologen  auch  offen  eingestehen,  dass  wir  trotz  der 
eingehendsten  Studien  seitens  einer  Reihe  berufener  Forscher, 
trotz  des  kolossalen  im  Laufe  der  Jahre  bereits  angehäuften  wissen- 

Centralblatt  für  Anthropologie.     1898.  19 


290  ^      Originalarbeit. 

schaftliclien  Materials  und  trotz  der  täglich  fast  in  erschreckendem 
Maasse  zunehmenden  Litteratur  in  dem  Weiterausbau  unserer  jungen 
Wissenschaft  ziemlich  weit  zurückgebheben  sind.  Jahraus  jahrein 
wird  ein  ungeheurer  Beobachtungsstoff  den  Archiven,  sowie  der 
einschlägigen  Presse  zugeführt,  die  Anhäufung  der  sorgfältigst  kon- 
statierten Zahlen,  Maasse  und  Indices  nimmt  bereits  Riesen- 
dimensionen an,  ja  es  werden  noch  immer  neue  Untersuchungs- 
methoden in  mehr  oder  minder  geistreicher  Weise  vorgeschlagen, 
geprüft  und  wieder  verworfen  —  und  trotz  alledem  kann  es 
niemand  leugnen,  dass  die  ungeheure  Arbeitsleistung  in  keinem 
VorhäUiiisse  steht  mit  den  gewonnenen  und  erwarteten  Resultaten. 
(Gerade  in  der  Labihtät  der  gegenwärtigen  Untersuchungsmethoden 
liegt  ein  pathologisches  Moment,  ein  Anzeichen  dafür,  dass  die  So- 
matologie  noch  lange  nicht  alle  Kinderkrankheiten  überstanden  hat. 

Nur  vorübergehend  sei  auf  den  Spott  hingewiesen,  dem  wir 
infolge  dieser  Zustände  seitens  der  etwas  ernster  zu  nehmenden 
Gegner  der  Anthropologie  ausgesetzt  sind.  So  geht  z.  B.  Novicow*) 
in  seinem  neuesten  bemerkenswerten  Buche  so  weit,  dass  er  unter 
dem  Hinweise  auf  die  unter  den  Anthropologen  herrschende  Konfusion 
die  Existenz  einer  arischen,  lateinischen  u.  a.  Rasse,  sowie  die 
Existenz  eines  fixen  Typus  überhaupt  leugnet:  Jamals  personne  n'a 
pu  dire  quels  traits  etabhssent  la  caracteristique  de  la  race.  On 
a  affirme  longtemps  que  c'etait  la  couleur  de  la  peau.  Mais  con- 
siderer  un  noble  dolycho-blond  et  un  vil  brachy-brun,  blancs  tous 
les  deux,  comme  representants  de  la  meme  race,  parait  la  plus 
impardonnable  des  heresies  aux  anthropologistes  modernes. 

Wenn  Novicow  als  Sozialpolitiker  mit  einigem  Erfolge  den  Be- 
weis zu  hefern  sucht,  dass  nicht  nur  die  höherstehenden  Rassen 
als  Kulturträger  und  Verbreiter  der  Civilisation  zu  betrachten  sind, 
sondern  dass  auch  den  niederen  Rassen  die  Fähigkeit  hierzu  im 
Laufe  der  Zeiten  keineswegs  abgeleugnet  werden  kann,  so  läuft  ihm 
vom  anthropologischen  Standpunkte  der  fatale  Fehler  unter,  dass 
er  die  Annahme  der  grösseren  Produktivität  und  Eugenismus  der 
superioren  Rassen  mit  der  thatsächlichen  Existenz  derselben  ver- 
wechselt. Dagegen  muss  ihm  ohne  weiteres  zugegeben  werden, 
dass  heutzutage  in  der  Anthropologie  eine  beispiellose  Verwirrung 
der  Begriffe  Rasse  und  Typus  herrscht. 

Wir  brauchen  jedoch  nicht  auf  die  nicht  immer  aus  berufener 
Feder  stammende  Kritik  von  Nichtanthropologen  zurückzugreifen, 
sondern  wir  finden  auch  in  unseren  eigenen  Reihen  Männer,  welche 


*)  J.  Novicow,     L'avenir  de  la  race  blanche.     Paris  1897. 


A.    Originalarbeit.  291 

direkt  auf  den  Misskredit  hinweisen,  in  welchen  durch  diese  Zu- 
stände die  Anthropologie  geraten  ist. 

Beim  Durchlesen  einer  ganzen  Reihe  der  neuesten  anthro- 
pologischen Werke  empfängt  man  den  Eindruck  der  Ungewissheit, 
gleichsam  die  Empfindung  wie  am  Vorabende  einer  zu  erwartenden 
Umwälzung  oder  Übergangsbewegung.  Wiederholt  wird  die  relative 
Aussichtslosigkeit  der  verschiedenen  Körper-  und  Skeletmessungen, 
die  Wertlosigkeit  der  blossen  Schädel-Indices  und  arithmetischen 
Mittelzahlen  offen  eingestanden. 

In  einer  sehr  überzeugenden  Weise  hat  Ehrenreich*)  an- 
lässlich seiner  brasilianischen  Studien  diesen  gegenwärtigen  halt- 
losen Stand  der  Somatologie  zu  schildern  unternommen.  Es  ist 
fürwahr  nicht  leicht,  heutzutage  ein  anthropologisches  Werk  zu 
schreiben,  da  man  nicht  weiss,  ob  morgen  jemand  unserer  in 
Zahlen  ausgedrückten  Arbeit  noch  eine  Beachtung  schenken  wird, 
da  man  ferner  eine  Ablösung  der  alten  Untersuchungsmethoden 
durch  neue,  bessere,  einfachere  ziemlich  sicher  voraussehen  kann. 
Er  weist  auf  das  Vorgehen  K.  Riege r's  hin,  welcher  als  einer  der 
Ersten  auf  das  Irrationelle  unserer  bisher  ausgeübten  Schädelmessung 
in  rücksichtsloser  Kritik  hinwies  und  1885  eine  neue  exakte  Me- 
thode der  Kraniographie  vorschlug.  In  gleicher  Weise  ging  Ihering 
in  seiner  Arbeit  „Zur  Reform  der  Kraniometrie"  (Zeitschr.  f.  Ethn.  V, 
166)  vor,  Welcker  zeigte  das  Unrecht  der  Einmischung  der  Kra- 
niologie  in  die  Ethnologie,  Ecker  behauptete,  dass  die  kranio- 
logischen  Unterschiede  zwischen  grossen  Rassen  auf  Selbst- 
täuschung beruhen,  Kollmann  endlich  betonte  die  Unmöglich- 
keit, an  Schädeln  die  Nationalität  zu  erkennen. 

Es  ist  auch  die  Schnelligkeit  bezeichnend,  mit  welcher  die  An- 
sichten über  den  Wert  der  kraniologischen  Messungen  abwechseln 
und  einander  ablösen.  Mit  Recht  bezeichnet  es  Ehrenreich  als  ,, eines 
der  merkwürdigsten  Beispiele  der  wissenschaftlichen  Suggestion," 
wenn  man  nach  Retzius'  Vorgang  mit  wenigen  Messungen  und  In- 
dices  allein  einen  Schädel  genügend  charakterisieren  zu  können 
glaubte  und  so  zur  Aufstellung  der  verworrensten  Rassen  gelangte. 
So  ereignete  es  sich  oft,  dass  autochtone  und  monolithe  Stämme, 
wenn  sie  irgendwelche  Indexunterschiede  zeigten,  ganz  willkürlich 
in  zwei  oder  mehrere  „Rassen"  zerrissen  wurden.  Was  nicht  in 
den  engen  Rahmen  der  Schädelindices  passte,  wurde  auf  Rechnung 
von  „Mischungen"  gesetzt.  Bei  zunehmender  Erkenntnis  dieses  offen- 
kundigen Fehlers  ging  man  daran,  die  Zahl  der   Messpunkte,  Mess- 


*)  P.  Ehrenreich.     Anthropologische  Studien  über  die  Urbewohner  Brasiliens. 
Braunschweig  1897,  s.  Centralbl.  f.  Anthropol.  III.  Nr.  238. 

19* 


292  ^-     Originalarbeit.  | 

linien  und  Indices  allmählich  zu  vermehren;  ungerechnet  die  be- 
deutende Erschwerung  und  K^omplikation  der  deskriptiven  Forschung, 
brachte  uns  dieses  Beginnen  mehr  Zahlentabellen  als  Nutzen.  Den 
Nachteil,  welchen  uns  der  Widerspruch  in  den  Anschauungen  der 
„Frankfurter  Verständigung"  und  jenen  der  französischen  Horizon- 
tale brachte,  wird  die  Anthropologie  wohl  noch  lange  nachempfinden. 
Selbst  die  übertriebene  Genauigkeit,  durch  welche  Benedikt  mit 
seinem  Präzisionskraniometer  und  Török  mit  seinen  5000  Zahlen 
den  einzelnen  Schädel  zu  charakterisieren  glaubten,  hat  keine  prak- 
tischen Erfolge  geliefert. 

Inzwischen  nahm  das  Chaos  infolge  der  Überschätzung  des 
Zahlenprinzips  als  differential- diagnostisches  Merkmal  rein  natur- 
wissenschaftlicher Thatsachen  immer  mehr  zu,  und  man  unterliess 
es  nicht,  dasselbe  durch  Aufstellung  neuer  „Rassen",  durch  die  An- 
nahme der  merkwürdigsten  „Mischungen"  und  Wanderungen  über 
Ozeane  und  Kontinente  am  grünen  Tische  zu  vermehren.  Zu- 
fällige Ähnlichkeiten,  wenige  Indices  oder  Dimensionen  genügten 
dazu,  um  zur  Deutung  als  Verwandtschaftszeichen  herbeigezogen  zu 
werden.  Es  ist  unbestreitbar,  dass  durch  diese  überhandnehmende 
spekulative  Art  der  Forschung  den  faktischen  Untersuchungsresul- 
taten der  reale  wissenschaftliche  Boden  entzogen  wird.  Das  ver- 
anlassende Moment  hierzu  ist  gewiss  in  der  überflüssigen  und  des- 
halb irreführenden  Genauigkeit  der  kraniologischen  Messergebnisse 
zu  suchen.  Treffend  bemerkt  hierzu  Ehrenreich,  dass  wir  dadurch 
auf  dem  Papier  Differenzen  erhalten,  die  in  der  Wirklichkeit  völlig 
bedeutungslos  sind  und  schon  Rassenunterschiede  und  Mischungen 
wittern,  wo  es  sich  um  Unterschiede  von  5  pCt.  im  Breitenindex 
handelt.  Drückt  man  die  Kopf  breite  in  Prozenten  der  Kopflänge 
aus,  so  übersieht  man  gewöhnhch,  dass  1  pCt.  der  letzteren  nicht 
mehr  als  1,5  bis  2  mm  ausmacht,  5  pCt.,  also  nur  7,5  bis  10  mm, 
man  also  wahrlich  keine  Veranlassung  hat,  Schädel,  die  um  einen 
so  geringen  Betrag  in  der  Breite  von  einander  abweichen,  für 
wesentUch  verschieden  zu  halten.  Nun  gar  noch  eine  oder  zwei  De- 
zimalstellen zu  berücksichtigen,  d.  h.  also  die  Breite  in  Tausendsteln 
und  Zehntausendsteln  der  Kopflänge  auszudrücken,  ist,  so  „exact"  es 
auch  scheinen  mag,  einfach  sinnlos.  Wesentliche  Unterschiede 
dürften  bei  Lebenden  erst  bei  einer  Differenz  von  10  pCt.  im 
Breitenindex  vorliegen.  Hätte  man  sich  von  vornherein  daran  ge- 
wöhnt, die  Länge  bei  der  Indexberechnung  nicht  =  100,  sondern 
=  10  oder  =  1  zu  setzen,  so  wäre  manches  phantastische  Spiel  mit 
Indexziffern  und  Kurvenkonstruktionen  über  die  Verteilung  von  In- 
dices innerhalb  einer  Bevölkerung  unterblieben,  und  man  stände 
nicht  solchem  Chaos  von   „Mischungen"  gegenüber  wie   jetzt.     Die 


A.     Originalurbeit.  293 

Indexwerte  0,7  und  0,8  oder  '/lo  und  %q  erscheinen  eben  niciit 
so  verschieden  wie  etwa  72,5  von  83,5.  Da  die  Indices  nach  den 
absoluten  Kopfmaassen  ohne  Berücksichtigung  der  Körperhöhe  ])e- 
rechnet  zu  werden  pflogen,  so  ergeben  sie  auch  keinen  Aufschluss 
darüber,  ob  z.  B.  Dolichocephalie  durch  grössere  Länge  oder  durch 
geringere  Breite  bedingt  ist,  worauf  doch  zum  Zwecke  der  Ver- 
gleichung  aUes  ankommt.  Schon  deswegen  können  gleiche  Indices 
durchaus  ungleichwertig  sein.  Ein  Oblong  Avürde,  wie  Sergi  seiir 
richtig  hervorhebt,  denselben  Index  zeigen  wie  ein  Rhombus.  Be- 
trachten wir  also  die  Indices  als  das^  was  sie  sind,  nämlich  rein 
beschreibende  Termini,  als  Ausdrücke  für  gewisse  Formmerkmale 
von  sehr  verschiedenem  Wert.  Sie  zum  Klassifikationsprinzip  oder 
geradezu  zum  ,, Rassenmerkmal"  zu  machen,  ist  ebenso  bequem 
wie  unwissenschaftlich.  Die  kritiklose  Berechnung,  Gruppierung 
und  Vergleichung  von  Indices  ist  —  sit  venia  verbo  —  „nichts 
als  ein  wissenschaftlicher  Zopf,  dessen  sich  die  moderne  Anthro- 
pologie endlich  einmal  entäussern  sollte." 

Aus  ähnlichen  Betrachtungen  ergiebt  sich  nun  von  selbst  die 
Frage,  welchem  Schicksale  eigentlich  unsere  ungeheueren  Zahlen- 
magazine entgegen  sehen,  wenn  einmal  bei  allen  Anthropologen  die 
Überzeugung  Platz  greifen  wird,  dass  eine  einzige  gute  Abbildung 
einen  grösseren  Wert  hat,  als  ein  ganzer  Band  von  Indices  und 
arithmetischen  Mittelwerten?  Werden  unsere  Nachkommen  den 
grossen,  in  Zahlen  ausgedrückten  und  mühsam  gesammelten  Er- 
fahrungsschatz weiter  ausgestalten  oder  einfach  den  Archiven  über- 
antworten? 

Dies  ist  wohl  kaum  vorauszusehen.  Das  grosse  Werk  der  Ver- 
messung aller  grossen  anthropologischen  Schädelsammlungen 
Deutschlands  wird  gewiss  stets  seinen  bleibenden  Wert  behalten, 
wenn  uns  auch  seitens  der  Anthropologen  der  kommenden  Jahr- 
hunderte ein  Lächeln  über  die  ganz  überflüssige  Mühe  und  über 
den  „apparatus  magnus  rerum"  nicht  erspart  bleiben  wird,  mit 
welchem  wir  daran  gingen,  einen  Neger  von  einem  Weissen  zu 
unterscheiden!  Die  gesammelten  Zahlenwerte  werden  wahrscheinlich 
stets  ihre  Bedeutung  in  demselben  Maasse  beibehalten,  wie  in  den 
übrigen  naturwissenschaftlichen  Disziplinen.  Freilich  werden  sie 
voraussichtlich  nicht,  wie  Ehrenreich  glaubt,  zu  Merkmalen  sekun- 
därer, sondern  zu  solchen  tertiärer  Natur  zurücksinken. 

Es  werden  zwar  auch  in  der  Zoologie,  Botanik,  Mineralogie, 
wird  man  uns  einwenden,  zahlreiche  Messungen  unternommen;  ja, 
aber  man  unterzieht  nicht  etwa  je  150  Individuen  genauen  Schädel- 
messungen, um  den  dalmatinischen  vom  ägyptischen  Schakal  zu 
untercheiden,   man  drückt  sich  nicht  in  Präzisionsdimensionen  der 


294  '^-     Orig'inalarbeit. 

Blütenblätter  aus,  um  den  prunus  cerasus  vom  prunus  avium  aus- 
einander zu  halten!  Dessenungeachtet  fällt  es  niemandem  ein,  die 
differential-diagnostische  Wichtigkeit  des  Tierschädels  oder  der 
Blüten  in  Abrede  zu  stellen.  ,,Den  grössten  klassifikatorischen  Wert, 
meint  Rieger,  besitzen  diejenigen  Eigenschaften  der  Organismen, 
welche  von  den  Funktionen  der  Organe  unabhängig  sind,  daher 
Haare,  Farbe,  schiefe  Mongolenaugen ,  Judenphysiognomien  immer 
ihren  klassifikatorischen  Wert  behalten  werden,  auch  wenn  die 
künstlichen   Schädelsysteme  längst  geschwunden  sind." 

Es  scheint  die  Zeit  nicht  ferne  zu  liegen,  wo  auch  in  der  An- 
thropologie eine  Anpassung  der  Untersuchungsmethoden  an  das 
thatsächliche  Bedürfnis  Platz  greifen  wird.  In  diese  neue  Richtung 
der  Schädeluntersuchung  trachtet  in  neuester  Zeit  Sergi*)  einzu- 
lenken; er  versucht  es,  seine  Untersuchungsmethode,  welche  er  die 
morphologisch-zoologische  nennt,  auf  rein  naturwissenschaftlichen 
Grundsätzen  zu  fundieren  und  geht  von  dem  Prinzipe  aus,  dass  der 
Schädel  seiner  äusseren  Form  nach  betrachtet  werden  solle.  In- 
dem er  eine  Reihe  von  bestimmten,  schon  äusserlich  leicht  erkenn- 
baren Schädelformen  (Ellipsoides,  Ooides,  Pentagonoides  etc.)  auf- 
stellt, verfährt  er  „wie  ein  Zoologe;  wenn  dieser  einen  neuen  Erdstrich 
besucht  und  die  dort  lebende  Fauna  studiert,  so  bestimmt  er  die 
Spezies,  Arten,  Varietäten,  und  wo  er  bekannte  Spezies  oder  Arten 
antrifft,  wendet  er  die  Nomenclatur  oder  die  Namen  an,  welche 
diese  erhalten  hatten;  so  hat  er  ein  Mittel,  auch  die  geographische 
Verbreitung  der  Tiere  kennen  zu  lernen."  Diese  neue  Methode  hat 
Sergi  zuerst  in  seiner  unten  angeführten  Studie  über  die  Ur- 
bevölkerung Europas  dargestellt  und  in  praktische  Anwendung  ge- 
bracht; ihre  ausführliche  Schilderung  behielt  er  sich  für  seine 
späteren  Werke  „L'Africa"  und  „Arii  e  Italici"  vor. 

Als  Sergi  zum  ersten  Male  mit  seiner  Methode  in  die  Öffent- 
lichkeit trat,  stiess  er  auf  eine  Reihe  von  Angriffen;  darin  liegt  das 
Zeichen  ihrer  Diskutabilität.  Heute  wird  sie  bereits  als  eine  wert- 
volle Vervollständigung  der  Kraniometrie  anerkannt.  Auch  sie  be- 
sitzt natürlich  ihre  Mängel;  so  bleibt  z.  B.  die  von  Sergi  ange- 
nommene Persistenz  der  Schädelform  erst  zu  beweisen.  Wenn 
auch  die  Sergi'sche  Methode  noch  immer  nicht  einen  Ersatz  der 
bisherigen  kraniologischen  Methoden  zu  liefern  vermochte,  so  be- 
deutet sie  gewiss  einen  Schritt  zum  Besseren. 


*)    G.    Sergi.      Ursprung    und    Verbreitung     des    mittelländischen    Stammes. 
Leipzig  1897. 


B.     Kelerale.      1.    Etlmoloyie  und  Ha.s.senkuiide.  2U5 

ß.    Referate. 

I.  Ethnographie  und  Rassenkunde. 

a.    Allgemeines. 

197.  Daniel  G.  Brintoii:  Religioiis  of  primitive  peoples.    Now- 
York  und  London.     G.  P.   Putnam's  Sons.      1897.     254   S. 

Das  vorliegende  Buch  bildet  die  zweite  Serie  der  American  Lectures 
on  tlie  History  of  Religions,  die  seit  einiger  Zeit  von  dem  American  Com- 
mittee  for  Lectures  on  the  History  of  Pieligions  veröffentlicht  werden. 

Die  erste  Vorlesung  erörtert  die  Methoden  zur  Erforschug  der  Re- 
ligionen, nämlich  die  geschichtliche,  die  vergleichend-ethnologische  und  die 
psychologische;  letztere  vervollständigt  das  Studium,  denn  nur  die  Gesetze 
des  menschlichen  Denkens  können  dessen  Produkte  erklären.  Das  Vor- 
handensein solcher  von  Zeit  und  Ort  unabhängiger  Gesetze  erklärt  es, 
dass  sich  in  den  Religionen  der  Naturvölker  aller  Zeiten  und  Orten  so 
viel  Übereinstimmungen  finden,  während  Unterschiede  nur  Zufälligkeiten 
ihre  Entstehung  verdanken.  Der  Begriff  Naturvolk  —  primitive  people  — 
wird  in  der  bekannten  Weise  erläutert,  der  Unterschied  zwischen  Religion 
und  Glaube  betont;  der  Glaube  (z.  B.  an  Gott,  an  die  Unsterblichkeit  der 
Seele)  macht  die  Religion  nicht  aus,  oder .-  ist  nicht  identisch  mit  Religion. 
Es  giebt  nicht'  ein  einziges  Glaubensbekenntnis,  das  von  allen  Religionen 
angenommen  wäre;  gleichwohl  haben  sie  alle  eine  gemeinsame  Quelle,  ein 
gemeinsames  Ziel  und  die  innigsten  Analogieen  in  der  Erreichung  desselben ; 
die  niedrigste  Religion  hat  die  Gewalt  der  höchsten  und  die  höchste  ist 
nichts  weiter  als  die  Vollendung  der  niedrigsten.  Der  Ausspruch  des 
heiligen  Augustinus:  ,,Res  ipsa,  quae  nunc  religio  Christiana  nuncu- 
patur,  erat  apud  antiquos,  nee  defuit  ab  initio  generis  humani",  deckt 
sich  gänzlich  mit  den  Anschauungen  der  heutigen  Ethnologie.  Kein  Volks- 
stamm, sei  er  noch  so  roh,  entbehrt  der  "Religion.  Die  entgegengesetzte 
Ansicht  entstand  dadurch,  dass  die  Missionäre  die  heidnisch-religiösen 
Äusserungen  der  Naturvölker  nicht  als  solche  anerkennen,  und  dass 
andererseits  bei  vielen  der  letzteren  der  Verrat  der  religiösen  Geheimnisse 
mit  schwerer  Strafe  bedroht  ist.  Der  Urmensch  der  paläolithischen  Periode 
dürfte  allerdings  keine  Religion  od^r  ihr  Ähnliches  gehabt  haben;  auch 
gegenüber  der  Ansicht,  dass  Tiere  religiöser  Gefühle  fähig  seien,  verhält 
sich  der  Autor  ablehnend.  —  Der  Naturmensch  steht  ganz  ausserordent- 
lich unter  dem  Zwange  seiner  Religion,  mehr  als  der  Culturmensch.  All- 
tägliche Verrichtungen  werden  von  strengen  Ceremonieen  begleitet,  staat- 
liche Einrichtungen  sind  durch  religiöse  Vorschriften  festgelegt  (Tote- 
mismus,  Tabu). 

Die  zweite  Vorlesung  beschäftigt  sich  mit  Wesen,  Ursprung  und  In- 
halt  der  Religion.     Die   Unzulänglichkeit  der  älteren  Theorien,   theosophi- 


296  ß-     Heferate.     1.    Ethnologie  und  Rassenkunde. 

sehen,  philosophischen  und  ethnologischen,  wird  nachgewiesen;  eine  be- 
friedigende Theorie  muss  auf  alle  Religionen  sich  anwenden  lassen;  eine 
solche  formuliert  Er.  folgendermaassen :  ,,Das  allgemeine  Postulat,  der 
psychische  Ursprung  allen  religiösen  Denkens,  ist  die  Erkenntnis  oder  die 
Annahme,  dass  ein  bewusster  "Wille  die  letzte  Quelle  aller  Kraft  ist.  Es 
ist  der  Glaube,  dass  hinter  der  sinnlichen  Welt  der  Erscheinungen,  von 
ihr  getrennt,  und  ihr  Form,  Existenz  und  Thätigkeit  verleihend,  die  letzte, 
unsichtbare  und  unmessbare  Macht  einer  Seele,  eines  bewussten  Willen, 
einer  Vernunft  liegt,  ähnlich  der  in  uns  selbst  gefühlten;  und  dass  der 
Mensch  mit  dieser  Seele  in  Verbindung  steht"  (S.  47).  Letztere  Er- 
kenntnis wird  dem  Menschen  nicht  durch  die  Anschauung,  sondern  durch 
innere  Empfindungen  seiner  Seele  (besonders  in  ekstasischen  Zuständen) 
zu  teil;  daher  ihre  Unwiderlegbarkeit  gegenüber  Verstandesbeweisen.  Diese 
Inspirationen  sollen  auf  dem  Wege  der  unbewussten  Gehirnthätigkeit  und 
Sinnesfunktionen,  mittelst  des  Unterbewusstseins  möglich  werden;  die 
Macht  ihrer  Wirkung  beruht  auf  einem  anderen  psychologischen  Prozess, 
auf  der  Suggestion,  deren  Wesen  für  den  vorliegenden  Zweck  kurz  be- 
sprochen wird.  Beides,  die  unbewusste  Seelenthätigkeit  und  die  Sug- 
gestion wirken  zusammen,  um  dem  Inhalt  der  Inspiration  zu  einem 
ausserordentlichen  Einfluss  zu  verhelfen.  —  In  der  Ketschua  -  Sprache  in 
Peru  ist  ,,huaca"  der  allgemein  übliche  Ausdruck  für  göttlich,  jedoch 
wird  unter  huaca  runa  ein  ,, wahnsinniger  Mann"  verstanden;  eine  ähn- 
liche Doppelbedeutung  hatte  das  Wort  mania  im  Griechischen,  nämlich: 
Wahnsinn  und  prophetische  Inspiration.  Es  sind  also  für  gewöhnlich  be- 
sondere Seelenzustände,  in  denen  dem  Menschen  die  Beziehung  seiner 
Seele  zu  einer  ebensolchen  anderen,  d.  h.  der  göttlichen  zu  Bewusstsein 
kommt,  Zustände,  in  denen  es  sich  weder  um  besondere  Beobachtungen, 
noch  um  logische  Prozesse  handelt.  Die  Idee  des  Übermenschlichen 
stammt  aus  dem  unbewussten  Vermögen  der  menschlichen  Seele  (S.  60). 
Interessant  ist  der  Nachweis,  den  Br.  mittelst  der  bei  den  Dakotas,  den 
alten  Peruanern  und  den  Südseeinsulanern  für  das  Unendliche  und  Ausser- 
ordentliche gebräuchlichen  Worte  führt,  dass  diese  Worte,  obgleich  auf 
den  Begriff  Gott  hinweisend,  nichts  Persönliches  enthalten.  —  Das  Traum- 
leben und  die  Wachhallucinationen  spielen  bei  den  Naturvölkern,  und 
speziell  in  ihrer  Religion,  eine  grosse  Rolle.  Die  Fähigkeit  zu  Wach- 
hallucinationen wird  durch  Fasten,  Genuss  narkotischer  Pflanzen  u.  A. 
geflissentlich  gross  gezogen.  Das  ganze  Leben,  Wachen  wie  Schlafen,  ge- 
winnt dadurch  einen  träumerischen,  einen  Scheincharakter.  —  Gott  be- 
deutet bei  manchen  Naturvölkern  das  Lebensprinzip;  sie  haben  kein  Wort 
für  Sterben,  statt  dessen  nur  das  Wort  ,, getötet  werden";  das  Leben  an 
sich  ist  ihnen  etwas  Ewiges.  Kein  Wunder,  dass  der  Grabritus  bei 
manchen  Völkern  alle  übrigen  Ceremonieen  so  überwucherte,  dass  man  in 
diesem  erst  den  eigenthchen  Anfang  der  Religion  erkennen  zu  müssen  glaubte. 


B.     Referate.     1.    Ethnologie  und  Rassenkunde.  297 

Die  dritte,  vierte  und  fünfte  Vorlesimg  schildern  die  primitiven 
religiösen  Äusserungen,  wie  sie  sich  in  Sprache,  bildlicher  Darstellung 
und  Ritus  zu  erkennen  gegeben  haben. 

Die  sechste  Vorlesung  schildert  die  Etappen,  durch  welche  die  Re- 
ligion die  Menschheit  zur  Kultur  und  Vollkommenheit  geführt  hat  und  führt. 
Ihre  ersten  Produkte  smd  die  primitiven  sozialen  Verbindungen;  Beispiele: 
das  Totem,  die  heiligen  Vereinigungen,  die  Priesterschaft,  das  ceremonielle 
Gesetz.  Dann  folgt  die  Familie  und  die  soziale  Höherstellung  des  Weibes, 
weiter  die  Gesetzgebung  und  die  Ethik  ;  bei  letzteren  beiden  wird  nicht  un- 
erwähnt gelassen,  wie  oft  die  ,,götthchen"  Gesetze  mit  den  irdischen, 
durch  soziale  Verhältnisse  geschaffenen  Gesetzen  und  der  menschlichen 
Moral  in  Widerspruch  stehen.  Die  Förderung  der  Wissenschaft  durch  die 
Religion  findet  nur  auf  den  niedrigsten  Stufen  der  letzteren  statt;  später 
leben  beide  in  beständigem  Streit,  was  auch  natürlich  sei,  denn  erstere 
schöpft  aus  der  Welt  der  bewussten  Erscheinungen,  letztere  aus  dem 
Reich  des  Uiibewussten.  Sie  sind  beide  in  ihrem  gegenseitigen  Verhältnis 
incommensurabel.  Dagegen  war  sie  von  jeher  eine  Gönnerin  der  Künste, 
die  ja  ebenfalls  in  der  Tiefe  des  Gemüts,  nicht  in  der  oberflächlichen 
Sphäre  der  Erscheinungen  ihre  Wurzel  haben.  —  Am  Ende  dieser  Vorlesung 
tritt  Er.  der  Frage  näher,  inwieweit  die  individuelle  Freiheit  durch 
primitive  Religionen  gewährleistet  wird.  Der  Wilde  ist  in  jeder 
Beziehung  Sklave  seiner  Religion;  bei  vielen  Naturvölkern  ist  jedoch  der 
Möghchkeit  einer  Selbstbestimmung  dadurch  Rechnung  getragen,  dass  be- 
sondere göttliche  Eingebungen  (Inspirationen,  Träume)  dem  Einzelnen  zu 
teil  werden  können,  die  ihn  durch  irgend  welchen  Ratschlag  in  Wider- 
spruch mit  den  vorhandenen  Gesetzen  bringen;  solchen  göttlichen  Rat- 
schlag darf  er  natürlich  unbestraft  befolgen.  Liegt  daher  in  den  strengen 
Religionsgesetzen  der  Naturvölker  hauptsächlich  das  hohe  Streben  ver- 
borgen, den  Menschen  zum  Gehorsam,  zur  Selbstkontrolle  und  Selbst- 
beherrschung zu  erziehen  und  ihn  daran  zu  gewöhnen,  sich  in  den  Dienst 
allgemeiner  kommunaler  und  sozialer  Interessen  zu  stellen  — ,  so  hat  doch 
hier  und  da  auch  die  freie  Persönlichkeit  bereits  in  irgend  welcher  Ge- 
stalt ihre  Wurzel  geschlagen.  Schwieriger  erscheint  die  Frage,  wieweit 
die  Naturreligionen  die  Glückseligkeit  des  Einzelnen  fördern;  hierfür  ist 
die  Bemerkung  nicht  gleichgiltig,  dass  die  Wilden  im  allgemeinen  sich 
im  Sterben  sehr  kaltblütig  und  indifferent  verhalten.  —  Blutige  und  grau- 
same Opfer  hat  das  Heidentum  nicht  mehr  gefordert  als  das  Christen- 
tum; auch  die  Religionen  haben  ihre  Entwickelung,  ihre  Blütezeit  und 
ihren  Verfall. 

Das  Buch  ist  anregend  und  in  glattem  Stile  geschrieben. 

Oberarzt  Bresler-Freiburg  in  Schi. 


9f)g  B.     Referate.      1.    Etbnoloyie  und  Rassenkunde. 

b.      Spezielles. 

11)8.  Edmund    Blind:     Die    Scliädelformen    der    Elsässischen 
Bevölkerung  in  alter  und  neuer  Zeit.    Eine  anthropologisch- 
historische   Studie    über    siebenhundert  Schädel    aus    den   elsässi- 
schen Ossuarien.     Mit  einem  Vorwort  von  G.  Schwalbe.     Beitrag 
zur    Anthropologie    Elsass  -  Lothringens,    herausgegeben   von    Dr. 
G.    Schwalbe,   Prof.    der  Anatomie    an  der  Universität  Strassburg. 
lieft  1.    Strassburg,  Karl  J.  Trübner  1898.      107  Seiten,   10  Tafeln 
und    1   Karte. 
Unter    dem  Titel  ,, Beiträge  zur  Anthropologie  Elsass-Lothringens"  be- 
absichtigt Prof.   Schwalbe  eine  Reihe    von    anthropologischen  Abhandlungen 
folgen    zu    lassen,    die    das    Material    zur    lokalen    Erforschung   der    körper- 
lichen   Verhältnisse    der    Elsass-Lothringer,    ähnlich   wie  bereits    von   Ecker 
und  Amnion  für  Baden  und  von  Ranke  für  Bayern  solches  vorliegt,  der  Öffent- 
lichkeit überliefern  sollen,   um  daraus  eine  zuverlässige  Grundlage    für  all- 
gemeinere    anthropologische    Fragen     über    die    Bevölkerung    Europas     zu 
gewinnen. 

Die  Serie  dieser  Abhandlungen  beginnt  mit  einer  Arbeit,  die  sich  mit 
der  Zusammenstellung  und  Beschreibung  der  vorhandenen  Schädelreste  der 
Bewohner  des  Landes  um  die  Zeit  des  14. — 16.  Jahrhunderts  beschäftigt. 
Es  sind  dieses  im  ganzen  700  Schädel  aus  den  Beinhäusern  zu  Dambach, 
Scharrachbergheim,  Kaysersberg,  Ammerschweyer,  Zabern;  Lupstein,  Epfmg 
und  Horburg,  die  Blind  nach  dem  Schema  der  F.  V.  gemessen  hat.  Da- 
durch, dass  diese  Schädel  aus  Ortschaften  stammen,  die,  abseits  von  den 
grossen  Verkehrsstrassen  gelegen,  auf  einen  nur  schwachen  Einfluss  von 
Seiten  fremdländischer  Elemente  und  daher  auf  eine  gewisse  Rassenreinheit 
der  Bevölkerung  schliessen  lassen,  besitzen  die  Untersuchungen  des  Ver- 
fassers einen  anthropologischen  Wert.  Auf  20  Tabellen  finden  sich  die 
Messresultate  der  einzelnen  Schädel  (je  23  Messungen,  9  Indices  und  die 
Kapazität)  wiedergegeben,  soweit  das  Material  und  vor  allem  auch  die 
äusseren  Umstände  eine  Messung  erlaubten.  Die  Schädelformen  bewegen 
sich  von  übermässiger  Kurzköpfigkeit  in  fortlaufender  Reihe  bis  zu  massiger 
Langköpfigkeit,  und  zwar  so,  dass  die  letztere  nur  3  pCt.  der  Schädel 
ausmacht,  die  Kurzköpfigkeit  dagegen  nach  ersterer  hin  in  progressiver 
Weise  und  an  Zahl  fortwährend  zunimmt.  Blind  unterscheidet  innerhalb 
der  ganzen  Serie  6  Formen:  1.  Ultrabrachycephale  mit  dem  Index  92,7; 
hochgradig  abgeplattetes  Occipitale,  2.  Hyperbrachycephale  mit  dem  Index 
89,4;  ebenfalls  hochgradig  abgeplattetes  Occipitale,  3.  Hyperbrachycephale 
mit  dem  Index  86,1  uhrglasartig  gewölbtes  Occipitale,  4.  Brachycephale 
mit  dem  Index  80,0;  blasenförmig  vorspringendes  Occipitale,  5.  Meso- 
cephale  mit  dem  Index  77,6,  in  den  unteren  Partieen  pyramidenartig 
facettiertes,  in  den  oberen  blasenartig  gewölbtes  Occipitale,  das  im  ganzen 


B.     Referate.     1.    Eilirjoloyie  und  Hassenkiiiule.  ^(ji^ 

stark  nach  hinten  vorspringt,   und    6.  Dolichocephale  mit  deni   Index   74,0; 
vollständig  pyramidenartiges,   stark  vorspringendes  Occipitale. 

Dieser  seiner  Hauptaufgabe,  der  Messung  und  Analyse  der  Scliädel 
aus  den  angeführten  Ortschaften,  schickt  der  Verfasser  eine  Untersuchung 
über  die  Veränderung  der  Schädelformen  der  elsässisclien  Bevölkerung  im 
Laufe  der  Vorgeschichte  und  Geschichte  voraus.  Die  diluvialen  Funde  aus 
Elsass-Lothringen,  da  sie  zum  Teil  unsicherer  Herkunft,  zum  Teil  sehr  mangel- 
haft erhalten  sind  (Egisheim  und  andere  Schädelreste  der  lothringischen 
Vogesenabhänge),  genügen  nicht  zur  Aufstellung  eines  besonderen  Urtypus. 
Zur  Steinzeit,  deren  Funde  für  das  Elsass  eine  Trennung  in  eine  ältere 
und  eine  jüngere  Epoche  nicht  durchführen  lassen,  überwiegen  die  Doli- 
choiden  vom  Cro-Magnon-Typus,  jedoch  kommen  auch,  allerdings  in  der 
Minderheit,  schon  kurzköpfige  Formen,  die  vielleicht  mit  der  Furfooz- 
Rasse  identisch  sind,  unzweifelhaft  vor.  Zur  Metallzeit  vollzieht  sich  eine 
Umwandlung,  insofern  jetzt  das  brachycephale  Element  das  Übergewicht 
gewinnt;  Verfasser  ist  geneigt,  diesen  Umstand  der  Einwanderung  eines 
brachycephalen  Typus  zuzuschreiben  und  vermutet  in  den  Ankömmlingen 
einen  Vorschub  der  Kelten.  Keltische  Stämme  waren  mit  Beginn  der 
ersten,  sicher  verbürgten  geschichtlichen  Überlieferung  in  den  elsässisch- 
lothringischen  Gebieten  bereits  anäässig.  Darauf  nahmen  die  Römer  von 
denselben  Besitz.  Die  Einwanderung  der  Alemannen  und  Franco-Mero- 
winger  brachte  ein  neues  Rassenelement  von  grosser  Reinheit  (s.  o.  Typus  6) 
ins  Land.  Aus  einer  mehr  oder  minder  starken  Mischung  dieser  entgegen- 
gesetzten ethnischen  Elemente  ging  die  heutige  Bevölkerung  hervor.  In 
den  abgelegenen  Dörfern  des  Vogesenabhangs  und  der  Vogesenthäler  blieb 
indessen  das  brachycephale  Element  einigermaassen  rein  erlialten;  aus 
diesen  stammt  das  vom  Verf.  untersuchte  Schädelmaterial.  Der  exquisite 
Kurzkopf  mit  der  hochgradigen  Abplattung  des  Hinterhauptes  ist  der 
typische  Keltenschädel.  Dr.  Buschan-Steitin. 

199.  Eugene  Pitard:    Etüde   de   59   cränes   Valaisaiis   de   la 

yallee    du    llhone.     Revue    mens,    de    l'Ecole    d'anthropol.    de 

Paris.      1898.     Bd.   VII,  S.  223. 

59  gut  erhaltene  Schädel  Erwachsener  aus  dem  Beinhause  der  Kirche 

zu  Saxon-les-Bains  auf  dem  linken  Ufer  der  Rhone  (Valais  Infericure),  die 

wahrscheinlich   frühestens    aus    dem    15.  Jahrhundert  stammen,    gaben  das 

Material  für  die  vorliegenden  Untersuchungen  ab, 

Die  Schädel  weisen  die  Eigenschaften  des  sog.  alpinen  Keltenschädels 
auf.  In  der  Norma  verticalis  erscheinen  sie  sehr  deutlich  kugelig,  gegen 
die  Scheitelhöcker  zu  ist  die  sphärische  Form  besonders  ausgesprochen; 
zumeist  treten  die  Jochbogen  sehr  wenig  hervor  oder  sind  überhaupt  nicht 
sichtbar.  Von  vorn  erscheint  der  Schädel  hoch  und  nach  oben  zu  sich 
deutlich  verbreiternd.     Die  ziemlich  weit  von  einander  abstehenden   Stirn- 


300  ß-    Referate.     1.     Ethnologie  und  Rassenkunde. 

höcker  sind  deutlich  ausgeprägt;  die  Stirnregion  tritt  oft  deutlich  hervor. 
Die  Arcus  supraciliares  sind  im  allgemeinen  nur  in  massigem  Grade  vor- 
handen, sie  treten  mehr  an  ihrem  nasalen  Ursprünge  hervor.  Die  Schläfen- 
beine erscheinen  besonders  in  ihrer  hinteren  Partie,  die  sehr  deutlich 
vorspringt,  hervorgewölbt.  Augenhöhle  und  Nasenöffnung  bieten  nichts 
besonderes.  Die  Interorbitalbreite  ist  für  gewöhnlich  ziemlich  gross.  Im  Profil 
erscheint  die  Stirn  grade,  die  Sagittalkurve  verläuft  bis  zum  Lambda  in 
einer  harmonischen  Ellipse  und  fällt  vom  Obelion  bis  zum  Inion  steil  ab; 
manchmal  bildet  das  Hinterhaupt  auch  einen  leichten  Vorsprung  in  seiner 
oberen  Partie.  Die  Nasenbeine  springen  im  allgemeinen  wenig  vor.  In 
der  Hinteransicht  bilden  die  Grenzen  des  Schädels  ein  Pentagon,  was 
manchmal  recht  deutlich  zu  Tage  tritt  (auch  am  Disentis-Schädel  von  His 
und  Ruetimeyer  hervorgehoben).  Von  unten  gesehen  zeigen  sich  die 
Warzenfortsätze  massig  entwickelt,  die  Hinterhauptkondylen  ziemlich  von 
einander  entfernt,  das  Basilarstück  des  Occipitale  ziemlich  deutlich  ge- 
krümmt. —  Von  den  59  Schädeln  w^aren  69,49  pCt.  brachycephal, 
18,64  pCt.  subbrachycephal,  8,47  pCt.  mesocephal,  1,69  pCt.  subdolicho- 
cephal  und  ebensoviel  dolichocephal.  Des  weiteren  stellt  Verf.  bezüglich 
der  üblichen  Indices  einen  Vergleich  mit  den  sonstigen  Serien  der  Schädel 
vom  sog.  Keltentypus  an  (Schädel  von  Naters  in  Haut-Valais  [Pitard], 
Saas  im  Grund,  Daves,  Poschiavo  [Scholl],  Auvergnaten  [BrocaJ,  Savo- 
yarden  [Hovelacque]  etc.).  Er  findet,  dass  die  Schädel  von  Saxon  grosse 
Verwandtschaft  mit  den  Savoyardenschädeln  besitzen,  wie  sie  Broca,  Hove- 
lacque und  Herve  beschrieben  haben ,  sowde  dass  unter  ihnen  eine  so 
grosse  Einförmigkeit,  wie  unter  denen  von  Naters  nicht  herrscht. 

Dr.  Bus chan- Stettin. 

200.  0.  Montelius:    The   Tyrrhenians   in   Oreece   and   Italy. 

Journ.  of  the  anthropol.  Instit.  of  Great  Britain  and  Ireland. 
1897.     Bd.  XXVI,  S.  254. 

Die  mykenische  Kultur  ist  vom  Euphrat  -  Thal  her  durch  das  Reich 
der  Hittiten  bis  an  die  westlichen  Küsten  Asiens  und  die  südöstlichen 
Teile  Europas  importiert  worden.  Verf.  zeigt  an  mehreren  archäologischen 
Thatsachen,  dass  diese  Hypothese  die  richtige  ist,  und  dass  die  Mykenier 
wirklich  aus  Kleinasien  kamen  und  nicht  aus  Phönizien  oder  Ägypten,  ob- 
wohl Spuren  eines  Einflusses  von  selten  der  Kultur  dieser  Länder  auf 
die  mykenische  vorhanden  sind.  Die  Mykenier  sind  auch  keine  Hittiten, 
obwohl  sie  von  diesen  beeinflusst  wurden.  Von  den  griechischen  Schrift- 
stellern werden  sie  Pelasger  oder  Tyrrhener  und  manchmal  Carier  oder 
Leleger  genannt.  Alle  diese  Bezeichnungen  entsprechen  den  Trägern  der 
niykenischen  Kultur. 

Die  Pelasger  oder  Tyrrhener  bildeten  nicht  die  grosse  Maasse  der 
Bevölkerung  Griechenlands  vor    den  Hellenen,    sondern  sie   lebten  in  ge- 


B.     Referate.     1.    Ethnologie  und  Rassenkunde.  3Qj^ 

wissen  Teilen  des  Landes  mitten  unter  der  eingeborenen  Bevölkerung,  die 
nicht  vernichtet  worden  war.  Sie  wurden  aus  Griechenland  durch  die 
dorische  Einwanderung  vertrieben.  Einige  von  ihnen  siedelten  nach 
Lemnos  über,  wo  sie  noch  500  v.  Chr.  ansässig  waren,  andere  kelirlen 
nach  den  Küsten  Kleinasiens  zurück,  noch  andere  wanderten  nach  Sizilien 
und  Italien  aus,  wo  sie  zahlreiche  Kolonieen  im  Gebiet  zwischen  Tiber 
und  Arno  gründeten.  Dort  waren  sie,  wie  in  Griechenland,  höher  in  der 
Kultur,  aber  geringer  an  Zahl  als  die  früheren  Bewohner,  die  sich  mit 
ihnen  vermischten.  Sie  werden  immer  noch  von  den  Griechen  als  Tyr- 
rhener,  von  den  Römern  aber  als  Etrusker  bezeichnet.  Diese  Identität  der 
Etrusker  mit  den  Tyrrhenern  wird  durch  die  Überlieferung  und  durch 
die  archäologischen  Thatsachen  bestätigt. 

Während  des  Bronzealters  findet  man  nämlich  keinen  Unterschied 
zwischen  Nord-  und  Centralitalien.  Aber  mit  dem  ersten  Erscheinen  des 
Eisens  machen  sich  grosse  Unterschiede  zwischen  den  Gebieten  nördlich 
und  südlich  des  Apennin  bemerkbar.  Im  Norden  setzt  die  Kultur  die 
angefangene  Entwickelung  regelmässig  fort:  man  findet  immer  nur  Brand- 
gräber. Dagegen  in  Centralitalien  sind  die  Leichenbestattungen  sehr  zahl- 
reich; sie  weisen  grosse  Ähnlichkeiten  mit  den  Grabdenkmälern  des 
mykenischen  Kulturkreises  in  Griechenland  auf.  —  Wenn  wir  alle  diese  Er- 
gebnisse kurz  zusammenfassen,  dann  können  wir  sagen,  dass  die  my- 
kenische  Kultur  eine  ältere  Stufe  der  nach  Europa  gebrachten  orientali- 
schen Kultur  darstellt,  während  die  etruskische  eine  jüngere  Phase  der- 
selben Kultur  ist.  Dr.  L.  Laloy- Paris. 

201.  M.  de  la  P.  Graells:    E studio  historico-etnografico  sobre 
los  sucesivos  polbladores  de  la  peniusula  iberica.    (Der 
geschichtlich  -  ethnographische    Abschnitt    umfasst   die  Seiten  589 
bis  633).     Fauna  mastodologica  iberica.      1897.     In  41     806  S. 
22  (Kindische,  Referent)  Zeichnungen. 
Eine  Arbeit,    die  ausschliesslich  auf  einer,    noch  dazu  unvollständigen 
Kenntnis  der  lateinischen  und  arabischen  Litteratur  basiert  und  nur  folgende 
vom  Verf.  selbständig  aufgestellte   Behauptungen   enthält:     Die   Araber   be- 
sitzen    einen  im     höheren    Grade    sphärischen    Schädel,     als     die     übrigen 
Menschenrassen.     Die    Zigeuner    haben    ihren    ursprünglichen   Typus   rein 
bewahrt.     Die  Basken  besitzen  kurzes  Kopfhaar  (weil  sie  seit  2  Mensclien- 
alter  wie  die  Jungen  geschoren  werden ;  unsere  Grossväter  trugen  die    Haare 
noch    lang    bis  auf  die  Schultern,  Referent)    und  vorspringende  —   dieses 
zwar   nicht,    aber   nach    vorn   tiefliegende    und    nach    der  Seite   vorstehene 
(d.  h.  grosse  Jochbogenbreite),  Referent  —  Wangenbeine;  sie  stammen  von 
den  Georgiern  ab.     Die  Portugiesen  besitzen  eine  seitlich  mehr  oder  weniger 
gewölbte  Stirn  und  sprechen  einen  Dialekt,    der  ebenso  wie  das  Galizische, 
nur   eine  Korrumption   des   alten   Kastilianisch   vorstellt.     Die  von  Fischer 


302  ß-     Referate.     1.    Ethnologie  und  Rassenkimde. 

(Synopsis  mammalium.  Stuttgart  1829)  Homo  pelasgius  benannte  Rasse 
bewohnt  die  Küsten  Kataloniens,  die  von  ihm  Homo  celticus  benannte 
Rasse  umfasst  alle  anderen  Spanier  (Hispaner,  Vasconen  etc.).  Dessen- 
ungeachtet bringt  der  Verfasser  am  Schlüsse  die  ethnographische  Karte 
Prichards  und  eine  von  ihm  selbst  in  der  Weise  abgeänderte,  dass  er  auf 
ihr  den  Unterschied  zwischen  der  unvermischten  iberischen  Rasse  und  der 
der  Georgio -Iberer  (die  letzteren  zwischen  Bilbao,  Cameros,  Soria,  Albar- 
racen  und  Castellon  einerseits  und  San  Sebastian,  Pamplona,  Huesca, 
Lerida  und  Taragona  andererseits)  zur  Darstellung  bringt,  ferner  die  Var- 
dula  im  Roncal,  die  Pelasger  in  Rosas,  die  Phönizier  in  Barcelona  und  von 
Castellan  bis  Cadiz.  Brof.  Dr.  Telesforo  de  Aranzadi-Granada. 

'20'^.  Yictor  Bartenew:    Im  äusserstcii  Nordwesten  von  Sibirien. 

Skizzen  aus    dem  Gebiet    von    Obdorsk.     St.    Petersburg.      1896. 

154  S.  80. 
Obdorsk,  ein  kleiner  Ort,  gelegen  an  der  Mündung  des  Ob-Flusses, 
ist  neuerdings  häufiger  genannt  worden  als  bisher,  infolge  der  wiederholten 
Versuche,  vom  Ob  und  vom  Obischen  Meerbusen  aus  in  das  Eismeer  zu 
gelangen.  Um  nun  das  grosse  Publikum  mit  diesem  Ort  und  dessen  Um- 
gebung näher  bekannt  zu  machen,  hat  der  Verf.,  der  4  Jahre  in  Obdorsk 
gelebt  hat,  die  vorliegenden  Skizzen  entworfen.  Das  Büchlein  ist  lebhaft 
und  anziehend  geschrieben ;  der  Inhalt  beschäftigt  sich,  wie  zu  erwarten 
war,  insbesondere  mit  den  verschiedenen  in  dem  Gebiet  von  Obdorsk 
lebenden  sibirischen  Eingeborenen:  Syrjänen,  Samojeden,  Ostjäken  und 
deren  Sitten  und  Gebräuchen,  vor  allem  mit  dem  Schamanismus.  Die 
Beziehungen  der  Russen  zu  den  Eingeborenen,  die  Einflüsse,  die  die  Ein- 
geborenen auf  die  Sitten  und  die  Sprache  der  Russen  ausüben,  werden 
geschildert.  Dieser  Theil  der  Skizze  gewinnt  dadurch  besondere  An- 
ziehung, weil  der  Verf.  der  Thätigkeit  des  Kasan'schen  Professors  Jacobi 
gedenkt,  der  sich  mit  der  Erforschung  jener  Völkerschaften  seit  langer 
Zeit  beschäftigt.  Abgesehen  von  den  ethnographischen  Schilderungen  giebt 
der  Verf.  Auskunft  über  das  Land,  über  das  Klima,  über  die  Lebensweise 
der  Russen,  sowie  über  die  Beschäftigungen  mit  Fisch-  und  Jagdgewerbe. 

Frof.  Dr.  L.  Stieda- König sherg. 

203.  A.  G.  Roshdestwenski:    Materialien  zu  einer  Lehre  von 
dem  physischen  Typus  der  Tschuktschen  und  Lamuten. 

Nach    Messungen    von    A.    W.    Olsufjeff.      Schriften    der    Amur- 
Sektion     der    Kaiserl.     Russischen     Geographischen    Gesellschaft. 
St.  Petersburg  1896.     Bd.  II,  Heft  1. 
Nachrichten    über  Tschuktschen    und    ähnliche    Nomadenstämme    des 
arktischen   Asiens    besitzen   wir   bereits   seit    mehr  als  ^%   Jahrhunderten, 
allein    noch    immer    besteht    keine    Gewissheit,    wohin    alle    diese   Völker- 


B.     Referate.     1.    Ethnologie  und  Rassenkunde.  303 

Schäften  zu  rechnen  sind,  ob  sie  thatsächlich  der  grossen  Gruppe  der 
Mongoloiden  angehören,  wie  man  besonders  nach  den  bekannten  linguisti- 
schen Feststellungen  von  Castren  zu  vermuten  veranlasst  war,  oder  ob 
eine  besondere  Hyperboräerrasse  im  Norden  des  alten  Kontinents  ange- 
nommen werden  muss  (Middendorf).  Diesen  alten  Streit  will  auch  Verf.  nicht 
entscheiden,  glaubt  aber  wegen  der  Spärlichkeit  des  bisher  vorhandenen 
thatsächlichen  anthropologischen  Materiales  mit  seinem  kleinen  Beitrage 
auf  Anerkennung  der  Fachkreise  rechnen  zu  dürfen.  Diese  letztere  wird  ihm, 
wiewohl  es  sich  in  der  Arbeit  nur  um  14  Tschuktschen  und  9  genauer 
beobachtete  Lamuten  handelt,  nicht  abgesprochen  werden  dürfen,  wenn 
man  bedenkt,  mit  welchen  Schwierigkeiten  es  die  Forscher  in  jenem  hohen 
Norden  zu  thun  haben  und  wie  ausserordentlich  gross  die  Abneigung 
halbwilder  Nomaden  gegen  jede  wissenschaftliche  Beobachtung  an  ihrem 
Körper   ist. 

Unter  den  Tschuktschen  scheint  geringe  Körpergrösse  im  ganzen 
selten  vorzukommen,  über  64  pCt.  der  Gemessenen  erweisen  sich  vielmehr 
als  ein  hoher  Menschenschlag  (zwischen  1650  und  1700  mm);  als  mittlere 
Körpergrösse  fand  sich  166,04  cm,  als  Maximum  1761,  als  Minimum 
1520  mm.  Die  kleinen  Leute  sind  wahrscheinlich  weiblichen  Geschlechts 
gewesen,  doch  ist  dies  aus  der  Arbeit  nicht  bestimmt  ersichtlich.  Als 
absolute  Grösse  des  Kopfes  nimmt  Verf.  die  Differenz  zwischen  Vertikal- 
projektion des  unteren  Kinnrandes  und  ganzer  Körperlänge  an.  Bei  den 
Weibern  ist  dieselbe,  wie  nicht  anders  zu  erwarten,  bedeutend  geringer 
als  bei  Männern,  da  sie  ja  der  Körpergrösse  proportional  geht.  Ihr  Mittel 
beträgt  203,6  mm,  ihr  Maximum  230,  ihr  Minimum  175  mm.  Auch  die 
relative  Kopfgrösse,  deren  Mittel  12,22  pCt.  betrug,  steht  in  Abhängigkeit 
von  der  Körpergrösse,  doch  ist  das  Verhältnis  hier  ein  umgekehrtes.  Nach 
der  Länge  und  Breite  des  Kopfes  bezw.  nach  dem  L.-B. -Index  entfällt  die 
überwiegende  Mehrzahl  der  gemessenen  Individuen  (11  von  14)  auf  das 
Gebiet  der  Brachycephalie  (über  80),  eins  ist  mesocephal,  zwei  subdolicho- 
cephal.  Dass  eine  Mischung  stattgefunden,  wie  Verf.  annimmt,  ist  sehr 
wahrscheinlich.  Zwei  der  dolichocephalen  Köpfe  gehörten  Tschuktschinnen 
an.  —  Die  kleinste  Stirnbreite  maass  im  Mittel  116  mm,  es  überwiegen  aber 
die  grossen  Werte  (110 — 120).  Das  gleiche  Mittel  der  Tschuktschinnen 
berechnete  sich  auf  112,7  mm.  —  Die  Gesichtslänge  der  Weiber  ist  er- 
heblich geringer,  als  die  der  Männer,  das  $  Maximum  erreicht  nicht  ein- 
mal das  Mittel  von  J. 

Den  Tschuktschen  gegenüber  sind  nun  die  Lamuten  vorwiegend 
kleine  Leute;  ihre  mittlere  Körperhöhe  erreicht  nur  158,77  cm  und  nur 
4  von  9  Lamuten  waren  länger  als  1600  mm.  Es  überwiegt  bei  ihnen 
Mesocephalie  mit  nur  1  Brachycephalus,  aber  3  Langköpfen  unter  9.  Sie 
neigen  also  stark  zur  Dolichocephalie.  Auch  ihre  zygomatischen  Durch' 
messer  sind  bedeutend  geringer  als  bei  den  Tschuktschen. 


3Q4  B.     Referate.     2.    Urgeschichte. 

Soll  aus  alledem  überhaupt  schon  jetzt  etwas  abgeleitet  werden,  ehe 
noch  grössere  Untersuchungsreihen  vorliegen,  so  würde  sich  die  mongolische 
Rassenzugehörigkeit  der  Tschuktschen  vollauf  bestätigen.  Denn  das  scheint 
heute  zweifellos  zu  sein,  dass  Brachycephalie  neben  niederer  Stirn  eines  der 
sichersten  und  konstantesten  Merkmale  der  mongolischen  Völker  bedeutet. 
Die  Lamutcn  aber,  die  von  vielen  als  tungusischer  Volksstamm  hingestellt 
werden,  bleiben  ilirer  anthropologischen  Zugehörigkeit  nach  noch  rätselhaft, 
eine  Eigentümlichkeit,  die  sie  mit  noch  vielen  anderen  Stämmen  des  weiten 
Asiens  gemein  haben.  Dr.  B.   Weinherg-Jurjeff  (Dorpat). 

2.    Urgeschichte. 

a.     Allgemeines. 

204:.  J.  Fraiponi:  La  race  ^,i"*aginaire"  de  Cannstadt  ou  de 
Neanderthal.  Bull,  de  la  Soc.  d'anthrop,  de  Bruxelles.  1896. 
Bd.  XIV,  S.  32. 
In  scharfer  Polemik  wendet  sich  Verf.  gegen  die  auf  der  Anthro- 
pologen-Versammlung zu  Ulm  (1892)  besonders  von  Virchow  aufgestellte 
These,  dass  eine  ,, Cannstadt-  oder  Neanderthalrasse"  ein  Hirngespinnst 
sei  und  dass  man  daher  endgiltig  diese  Bezeichnung  fallen  lassen  müsse. 
Er  führt  aus,  dass,  wenn  auch  die  Fundstücke,  die  aus  diesen  beiden 
Orten  herstammen,  nicht  einwandfrei  wären,  man  in  Anbetracht  der  zahl- 
reichen, übrigens  bezüglich  ihres  Alters  zumeist  ganz  einwandfreien  ähn- 
lichen Funde  das  Vorhandensein  einer  Rasse  mit  gut  ausgeprägten  so- 
matischen Eigenschaften  nicht  in  Abrede  stellen  dürfe.  Wenn  heutigen 
Tages  es  noch  Leute  gäbe,  die  den  gleichen  Typus  wie  diese  darböten, 
dann  wäre  diese  Erscheinung  einfach  als  Rückschlag  zu  deuten.  Von  den 
bekannteren  Funden,  deren  diluviales  Alter  durch  die  fast  stets  dabei 
gefundenen  Knochenreste  des  Mammut,  Rhinozeros,  Höhlenbären,  Höhlen- 
löwen etc.  bezeugt  w^ird,  zählt  Verf.  die  von  Lahr,  Staegenaes,  La  Denise, 
Moulin  -  Quignon,  Grenelle,  Arcy-sur  -  Eure,  Naulette,  Goyet,  Eguisheim, 
Clichy,  Brüx,  Schipka,  Tilburg,  Gourdon,  Malarnaud,  Brunn  und  Spy  auf,  wo- 
bei er  auch  kurz  eine  Schilderung  der  geologischen  resp.  archäologischen 
Verhältnisse  jedes  einzelnen  Fundes  giebt;  etwas  eingehender  bespricht  er 
die  Stratigraphie  von  Spy.  Er  giebt  seiner  Verwunderung  Ausdruck,  dass 
alle  diese  Funde  den  deutschen  Anthropologen  entgangen  wären  und  hält 
auf  Grund  der  zahlreichen  Knochenreste  an  der  Behauptung  fest,  dass  zur 
Quarternärzeit  in  Belgien,  Frankreich,  England,  Italien,  Österreich  etc. 
eine  wohl  charakterisierte  Rasse  gelebt  habe,  die  einen  einheitlichen  Typus, 
nämlich  den  von  Hamy  als  „Cannstadt-  oder  Neanderthalrasse"  benannten, 
besessen  hat.  J)r.  BuscJian-Stettin. 


B.     Heferate.     2.    üryeschiclite.  3Q5 

205.  S.  Schwalbe:  Über  die  Schädelformen  der  ältesten 
Menschenrassen  mit  besonderer  Berücksichtii^ung  des 
Schädels  von  Egisheim.  Mitteilungen  der  philomathischen  Ge- 
sellschaft   in    Elsass  -  Lothringen.      1897.     Jahrgang    V,     Heft    3, 

S.  72—85. 

In  der  vorliegenden  kurzen,  aber  inhaltsreichen  Mitteilung,  die  einen 
Teil  der  Vorstudien  zu  einer  Abhandlung  über  den  Pithecanthropus  dar- 
stellt, prüft  der  Autor  die  Stellung  des  bekannten  Egisheimer  Schädel- 
fragnientes. 

Mit  Recht  tritt  Schwalbe  wieder  für  die  Existenz  einer  diluvialen 
Rasse  ein,  und  seine  streng  wissenschaftlich  durchgeführten  Beweise  geben  ein 
abgerundetes  Bild  der  wesentlichsten  kraniologischen  Merkmale.  Von 
dieser  Spy-Rasse  ( —  es  ist  dies  wohl  der  geeignetste  Name,  da  die  Spy- 
Schädel  am  w^enigsten  Anfechtung  gefunden  haben  —  Ref.)  unterscheidet 
sich  nun  das  Egisheimer  Fragment  in  so  wesentlichen  Charakteren,  dass 
es  definitiv  nicht  mehr  zu  derselben  gezählt  werden  darf. 

Charakteristisch  für  die  Schädel  der  Spy-Rasse  sind  eine  bedeutende 
absolute  Länge,  verbunden  mit  ansehnlicher  Breite  und  sehr  geringer 
Höhe,  ferner  ein  Überwiegen  der  Glabella-Inion-Länge  über  die  Glabella- 
Lambda-Länge^  die  fliehende  Stirn,  der  quere  Stirnwulst,  ausgesprochene 
Dolichocephalie,  starke  Absetzung  des  supraorbitalen  Teiles  des  Stirnbeins 
und  bedeutende  postorbitale  Einziehung. 

Der  Egisheimer  Schädel  dagegen  besitzt  eine  weit  grössere  Calotten- 
höhe,  eine  stärkere  Stirn wölbung  u.  s.  w.,  nähert  sich  überhaupt  in  allen 
oben  angeführten  Punkten  den  Schädeln  jetzt  lebender  Rassen.  Von  den 
modernen  Elsässer  Schädeln  weicht  er  nur  durch  seine  Dolichocephalie 
ab  und  tritt  dadurch  in  die  Reihe  der  ältesten  und  dem  Elsass  bekannten 
prähistorischen  Schädel,    die  ebenfalls  dolichocephal  sind. 

Was  die  so  oft  angeführten  recenten  neanderthaloiden  Formen  an- 
langt, so  konstatiert  der  Verf.,  dass  bei  denselben  niemals  alle  für  die 
Spy-Rasse  hervorgehobenen  Merkmale  zusammentreffen  und  dass  über- 
haupt von  einem  häufigen  Auftreten  solcher  Formen  in  historischer  Zeit 
keine  Rede  sein  kann. 

Die  in  Aussicht  stehende  Arbeit  des  Verf.  über  den  Pithecanthropus, 
die  wohl  diese  Frage  endgültig  entscheiden  soll,  wird  auch  noch  ein- 
gehendere Belege  über   die  anatomische  Beurteilung  der  Spy-Rasse   liefern. 

Dr.  B.  Martin-Zürich. 

206.  K.  Gntmann  und  P.  Reinecke:  Über  prähistorische  Arm- 
schutzplatten. Correspondenz-Blatt  der  deutschen  Gesellschaft 
für  Anthropologie.     1897.     Bd.  XXVIII,  Nr.  3. 

Der  erste  Verfasser  berichtet  über  Auffindung  einer  Armschiene  von 
Grauwackschiefer    mit    polierter    Aussenfläche    und    vierfacher     konischer 

Centralblatt  für  Anthropologie.     1898.  20 


306  ß-     Referate.     2.    Urgeschichte. 

Durchbohrung  in  einem  (steinzeitlichen?)  Skelettgrabe  bei  Urschenheim, 
Kreis  Colmar,  Elsass.  Im  Anschluss  daran  stellt  Reinecke  die  zum  Teil 
noch  unpublizierten  Exemplare  aus  einem  Gebiete  zusammen,  das  von  den 
britischen  Inseln  und  Spanien  bis  Bosnien,  von  Griechenland  bis  Dänemark 
reicht.  Sie  kommen  sicher  bezeugt  schon  in  neolithischen  Gräbern  vor, 
z.  B.  bei  Hodejitz  in  Mähren,  doch  auch  in  der  ältesten  Stufe  des  Bronze- 
alters, sodass  der  weiten  Verbreitung  im  prähistorischen  Europa  die  lang- 
andauernde Verwendung  entspricht.  Ob  es  damals  noch  andre  Schutzvor- 
richtungen gegen  den  Rückprall  der  Bogensehne  gab,  wie  sie  primitive 
Völker  noch  heute  haben,  lässt  sich  noch  nicht  feststellen. 

Frof.  Dr.   Walter-Stettin. 

h.     Funde. 
OL.     Die  britischen  Inseln. 

207.  Fourth  report  of  the  Dartmoor  exploration  Committee. 

Trans,  of  the  Devonshire  Association  for  the  advanc.  of 
science  etc.  1897.  Bd.  XXIX,  S.  145.  (10  Tafeln.) 
Dieser  Bericht  enthält  die  Beschreibung  einer  Steinreihe  im  Stall 
Moor,  einer  Niederlassung  bei  Walkham,  die'  43  Hütten  enthielt,  eines 
Steinkreises  bei  White  Moor,  der  aus  19  grossen  Steinen  bestand  und 
einen  ungefähren  Durchmesser  von  20  m  hatte  (bei  wissenschaftlichen 
Forschungen  wenigstens  sollten  doch  die  Engländer  ihre  ungenauen  Be- 
stimmungen in  Fuss  und  Zoll  weglassen!)  Es  wurden  auch  Reste  von 
Hütten  erforscht  in  Blackslade  Down;  daselbst  wurden  Gefässscherben  aufge- 
funden, die  mit  tiefen  unregelmässigen  Linien  verziert  waren,  sowie  auch  neo- 
lithische  Feuersteininstrumente.  Eine  Hütte  in  Torr  Hill  ist  bemerkenswert, 
weil  sich  der  gepflasterte  Feuerplatz  dicht  am  Eingang  ausserhalb  der  Hütte 
befindet.  —  Der  Bericht  enthält  schliesslich  einige  Bemerkungen  über  die 
Keramik  von  Dartmoor.  Sie  ist  immer  von  sehr  primitiver  Beschaffenheit, 
ohne  Drehscheibe  angefertigt,  schlecht  gebrannt  und  besteht  aus  einer 
groben  Mischung  von  Thon  und  Quarzsand.  Der  Boden  der  Gefässe  ist 
selten  flach,  gewöhnlich  konvex.  Diese  Keramik  entspricht  genau  dem 
„Barrow  pottery  age,"  d.  h.  der  jüngeren  neolithischen  Periode  und  dem 
Anfange  der  Bronzezeit.  Die  Verzierungen  bestehen  in  Bändern,  Punkten, 
Fingereindrücken  und  ZickzackHnien.  Die  Verfasser  haben  Analysen  vor- 
genommen, um  festzustellen,  ob  die  Töpfer  den  Thon  aus  Dartmoor  be- 
nutzten, sowie  sie  ihn  fanden,  oder  ob  die  Sandbeimengungen  künstlich 
sind.  Ersteres  scheint  der  Fall  zu  sein,  denn  der  natürliche  Thon  von 
Dartmor   enthält   denselben  Prozentsatz    von  Sand  wie  die  Thonscherben. 

Dr.  L.  Laloy-Paris. 


ß.     Referate.     ^.    Urgeschichte.  307 

208.  Dayid  Christison:  Early  fortifications  in  Scotland, 
motes,  camps  and  forts.  Edinburg  und  London,  W.  Black- 
wood &  Sons,  1898  in  8".  407  Seiten,  137  Abbildungen  und 
3  Landkarten  in  Farbendruck. 

Die  alten  Befestigungen  in  Schottland  zerfallen  in  Umwallungen,  grad- 
linige Werke  oder  Lager  und  bogenförmige  Werke  oder  eigentliche  Festungen  ; 
aber  es  ist  nicht  immer  möglich,  zu  bestimmen,  zu  welcher  Klasse  jeder 
einzelne  Fall  gehört. 

Die  Umwallungen  befinden  sich  nicht  nur  in  Grossbritannien,  sondern 
auch  in  Frankreich  und  anderen  Teilen  Europas.  Wenn  sie  gut  ent- 
wickelt sind,  bestehen  sie  aus  einer  künsthchen  Erdanhäufung  mit  steilem 
Rand,  die  früher  durch  ein  Pfahlwerk  befestigt  war.  In  anderen  Fällen, 
besonders  in  Schottland,  wurden  dazu  natürliche  Anhöhen  benutzt.  Diese 
Umwallungen,  die  in  Schottland  den  normannischen  Ausdruck  ,,Mote" 
führen,  sind  wahrscheinlich  von  den  Normannen  eingeführt  worden.  — 
Die  gradlinigen  Werke  sind  älter:  sieben,  mit  Einschluss  des  Valium  An- 
tonium,  haben  sich  durch  Inschriften  und  andere  Funde  als  römisch  er- 
wiesen; fünfzehn  andere  grosse  rechtwinkelige  Befestigungen  können 
auch  als  römisch  angesehen  werden,  in  Anbetracht  ihrer  Form,  niederen 
Lage  und  Ähnlichkeit  mit  anderen  echt  römischen  Lagern.  Noch  andere  recht- 
winkelige EinSchliessungen  ohne  befestigten  Eingang  sind  von  unbekannter 
Herkunft;  es  steht  nun  nicht  ganz  fest,  dass  sie  Festungen  waren.  —  Die 
eigentlichen  Festungen  scheinen  der  Zeit  anzugehören,  wo  die  Schotten, 
Picten,  Britten  und  Normannen  um  die  Herrschaft  kämpften,  also  dem 
Zeitraum  zwischen  dem  VI.  und  VII.  Jahrhundert.  Jedenfalls  hat  man 
keinen  Bronze-  resp.  steinzeitlichen  Fund  daraus  zu  verzeichnen :  alle 
Funde  gehören  der  Eisenzeit  an.  Es  herrscht  eine  grosse  Verschiedenheit 
in  der  Bauart  dieser  Festungen,  ohne  dass  sich  jedoch  eine  progressive 
Entwickelung  von  den  niederen  zu  den  vollkommneren  Typen  bemerkbar 
macht.  Man  kann  folgende  Klassen  unterscheiden  :  Erdwerke,  Wälle  aus 
Erde  mit  Steinen  vermengt,  Wälle  aus  unbehauenen  Steinen,  Festungen 
aus  trockenem  Mauerwerk,  Terassen-Festungen  und  verglaste  Festungen.  Man 
hat  gesagt,  dass  die  Verglasung  eine  zufällige  sei;  das  kann  aber  nicht 
der  Fall  sein,  da  sie  zuweilen  im  ganzen  oder  beinahe  im  ganzen  Umkreis 
des  Walles  vorhanden  ist.  Der  Zweck  dieser  eigentümlichen  Bildung 
scheint  der  gewesen  zu  sein,  eine  grössere  Festigkeit  dem  Mauerwerk  zu 
geben;  dass  aber  jenes  auf  losen  Steinen  ruhte,  war  ein  Übelstand,  der 
das  Rutschen  auf  dem  Abhang  begünstigte. 

Die  Wälle  der  Festungen  sind  gewöhnUch  kreis-  oder  eiförmig;  doch 
sind  die  gradlinigen  auch  nicht  selten.  Der  Hauptsache  nach  hängt  die  Form 
von  derjenigen  der  natürUchen  Anhöhen  ab,  auf  welchen  die  Festungen 
aufgebaut  sind ;  die  Wälle  sind  oft  doppelt  und  sogar  dreifach  vorhanden.  Von 
den  Einzelnheiten  im  Innern  der  Festungen  wollen  wir  nur  hervorheben,  dass 


3Qg  B.     Referate.     2.    Urgeschichte. 

viele  derselben  kreis-  oder  hufeisenförmige  Plätze  enthalten,  die  im  ab- 
schüssigen Boden  ausgehoben  sind  und  als  Spuren  von  Hütten  aus  Holz 
oder  Flechtwerk  aufgefasst  werden  können.  Solcher  Bildungen  giebt  es 
manchmal  bis  zu  mehreren  Hunderten,  was  auf  eine  zahlreiche,  obwohl 
vielleicht  nur  zeitweilig  ansässige  Bevölkerung  der  Festungen  hindeutet. 

Dr.  L.  Laloy-Paris. 

209.  B.  Salin:  Nagra  tidiga  former  af  germanska  tornsaker 
i  England.  Vitterhets  Historie  och  Antiqvitets  Akademiens 
Mänadsblad  1894.  Stockholm  1897—1898,  S.  23—38.  Mit 
13  Fig. 

Die  ältesten  germanischen  Altsachen,  die  in  England  nördlich  der 
Themse  (Cambridgeshire,  Bedford,  Dorchester)  vorkommen,  sind  durchweg 
von  Formen,  die  sonst  an  der  Eibmündung  heimisch  sind*)  und  dem  Ende 
des  vierten  bezw.  dem  ersten  Anfang  des  fünften  Jahrhunderts  angehören. 
Darunter  ist  eine  bisher  wenig  beachtete  Fibelform  besonders  zu  vermerken, 
die  sehr  gross,  gleicharmig  und  reich  verziert  ist.  Die  in  dem  genannten 
Teil  Englands  angesiedelten  Germanen  kamen  also  offenbar,  ganz  wie  auch 
die  geschichtliche  Überlieferung  bezeugt,  aus  der  Eibgegend  (zweifelsohne 
über  See),  aber  wahrscheinlich  schon  in  etwas  früherer  Zeit,  als  die  schrift- 
lichen Quellen  anzugeben  wissen.  —  Südlich  der  Themse,  in  Kent,  sind  ganz 
andere  Formen  vorhanden,  die  nach  dem  Süden  hinweisen;  und  diese  Ver- 
schiedenheit zwischen  Kent  und  den  vorher  genannten  Gegenden  besteht 
noch  bis  in  das  siebente  Jahrhundert,  wogegen  die  Entwicklung  der 
Formen  nördlich  der  Themse  viele  Parallelismen  mit  der  gleichz'eitigen 
skandinavischen  bietet.  Hieraus  scheint  hervorzugehen,  dass  die  in  Kent 
eingewanderten  Germanen  ganz  anderen  Stämmen  angehörten,  als  die 
nördlich  der  Themse  angesiedelten. 

Dr.   0.  Älmgren- Stockholm. 

ß.     Die  skandinavischen  Länder. 

210.  0.  Montelius:    Sveriges  förbindelse  med  andra  länder  i 
förhistorisk  tid.     Historiska    studier,    festskrift   tillägnad  C.  G.  ^ 
Malmström.     Stockholm  1897,  S.   1—27.  ^' 

Der  Verf.  giebt  hier  einen  kurzgefassten  Überblick  über  die  Ver- 
bindungen Schwedens  mit  anderen  Ländern  in  vorgeschichtlicher  Zeit. 
Von  der  Vikingerzeit  rückwärts  bis  tief  in  die  Steinzeit  gehend  bespricht 
er  alle  wichtigeren   Belege   solcher   Verbindungen:     Importstücke,    Kultur- 


*)  Gewisse  von  den  betreffenden  Formen  fanden  sich  auch  in  Belgien,  sowie 
in  dem  nordöstlichen  Frankreich  (Dep.  Aisne  und  Meuse),  wo  sie  unrichtig  „gallo- 
romains"  genannt  werden.  Sie  sind  zweifelsohne  auch  hier  germanisch  und  aus 
der  Eibgegend  gekommen. 


*| 


B.     Referate.     2.    Uryescliichte.  309 

einflüsse  in  Stil,  in  Bestattungsweise  u.  s.  w.,  sowie  auch  die  natürlich 
■weit  spärlicheren  Fälle,  wo  nordischer  Import  oder  Einfluss  im  Süden  er- 
kennbar ist.  Dieser  seit  wenigstens  3000  Jahren  v.  Chr.  (Zeit  der  Dolmen) 
nachweisbare  Verkehr  zwischen  dem  Norden  und  dem  Süden  ging  in 
älterer  Zeit  die  Westküste  Europas  entlang,  später  (vom  Ende  der  Stein- 
zeit an)  hauptsächlich  längs  der  grossen  noiddeutschen  Flüsse.  Wenigstens 
seit  dem  Anfang  der  Bronzezeit  müssen  diese  Verbindungen  den  Charakter 
eines  völlig  regelmässigen,  lebhaften  Handelsverkehrs  gehabt  haben;  dies 
zeigt  vor  allem  der  Umstand,  dass  alle  im  Norden  in  vorgeschichtlicher 
Zeit  benutzte  Bronze  (NB.  als  Material  betrachtet)  vom  Süden  importiert 
sein  muss  (was  auch  von  Gold  und  Silber  gilt).  Diesem  Import  entspricht 
der  bedeutende,  nachweislich  schon  während  der  Steinzeit  begonnene  Bern- 
steinexport vom  Norden  nach  dem  Süden.  Bei  einem  so  regelmässigen 
Handel  kann  es  aber  nicht  richtig  sein,  die  für  den  Transport  der  einzelnen 
Importstücke,  z.  B.  aus  Italien,  nach  Südskandinavien  nötige  Zeit  auf 
1 — 2  Menschenalter  oder  sogar  auf  1 — 2  Jahrhunderte  anzusetzen.  Dieser 
Transport  kann  sicher  in  einigen  Monaten,  höchstens  in  1 — 2  Jahren 
erfolgt  sein.  Verf.  vergleicht  die  jetzigen  Verhältnisse  in  Centralafrika, 
wo  (wie  es  Bastian  berichtet  hat)  der  Händler  aus  der  Nigermündung 
aiif  einer  nur  fünfmonatlichen  Reise  nach  dem  Innern  des  Landes 
mit  Elfenbeinjägern  aus  dem  fernen  Osten  zusammentrifft.  Aber  der  Weg 
quer  durch  Afrika  ist  dreimal  so  weit  wie  die  Strecke  von  Triest  bis 
Hamburg.  ,, Also  sind  wnr  berechtigt  zu  sagen:  die  vom  Süden  importierten 
Gegenstände  können  im  allgemeinen  als  gleichzeitig  mit  den  nordischen 
Arbeiten,  mit  denen  sie  sich  zusammen  finden,  betrachtet  werden;  und  dies 
ist  für  die  Möglichkeit  einer  genauen  Zeitbestimmung  der  vorgeschichtlichen 
Perioden  des  Nordens  von  der  grössten  Bedeutung.''  —  Im  Hinblick  auf 
den  Umstand,  dass  gewisse  archäologische  Thatsachen  für  eine  directe 
Verbindung  zwischen  England  und  Westschweden  schon  in  der  Steinzeit 
zu  sprechen  scheinen,  bemerkt  der  Verf.  zuletzt,  dass  der  Bau  grösserer 
Schiffe  schon  vor  der  Einführung  der  Metalle  nicht  undenkbar  erscheint.  Noch 
im  12.  Jahrhundert  n.  Chr.  bauten  Skandinavier  in  Grönland  bei  Mangel 
an  Eisen  ein  Schiff,  dessen  Planken  durch  Holznägel  aneinander,  durch 
Sehnen  an  den  Spanten  befestigt  waren,  und  segelten  damit  nach  Island. 

Dr.  0.  Älmgren-Stockholm. 

211.0.  Adlerz:  Fynd  af  ett  stenredskap  i  Östersjölera.  Geo- 
logiska  Föreningens  i  Stockholm  Förhandlinger.  1897.  Bd.  XX.  S.  87. 
Bei  Garde  im  Kirchspiel  Skön,  unweit  der  Stadt  Sundsvall,  Nord- 
schweden, fand  sich  eine  Lanzenspitze  aus  Schiefer  vom  sog.  arktischen 
Typus  (Antiquites  suedoises  52)  im  untersten  Teil  einer,  wie  es  scheint, 
unverrückten  Schicht  von  Ostseelehra,  die  43  m  über  der  jetzigen  Ober- 
fläche der  Ostsee  liegt.  Dr.  0.  Älmgren-Stockholm. 


310  B.     Referate.     2.    Urgeschichte. 

212.  C.  VVibliug:  Bidrag  tili  kännedomen  om  äkerbrukets 
alder  i  värt  Land.  Ymer  (Zeitschr.  d.  schwed.  Gesellsch.  f. 
Anthropologie  und  Geographie)    1897,  S.   17  —  20. 

Wahrscheinlich  ein  Zeugnis  für  neolithischen  Ackerbau  in  Schweden 
legt  ein  Fund  ab,  den  der  Verf.  bei  Svenstorp,  Ksp.  Hoby,  Prov.  Bleking, 
gemacht  hat.  In  einer  Kohlenschicht,  die  etwa  15  cm  unter  der  Erd- 
oberfläche lag,  fand  er  zwei  Feuersteinsplitter,  den  einen  mit  Spur  von 
Schleifung,  sowie  einige  gebrannte  Thonstücke;  an  einem  von  diesen  hat 
Museums-Assistent  Sarauw  in  Kopenhagen  den  Abdruck  eines  Gerstenkornes 
erkannt.  Dr.  0.  Almgren-Stockliohn. 

213.  C.  Wibling:  Ulföfynden.  Ymer  (Zeitschr.  d.  schwed.  Ges. 
f.  Anthropol,  u.  Geogr.)   1897,  S.   189  —  198.     Mit  6  Fig. 

In  der  Gegend  von  Ulfö,  Prov.  Smäland,  wurden  vor  längerer  Zeit 
beim  Eisenbahnbau  einige  Gräberfelder  zerstört,  die  allem  Anschein  nach 
Flachgräber  aus  der  Steinzeit  enthielten ,  eine  in  Schweden  sehr  seltene 
Erscheinung.  Die  Funde,  die  in  verschiedene  Sammlungen  gerieten,  sind 
teils  neolithisch,  teils  von  Formen  der  ,,Kjökkenmödding"-Zeit.  Bei  den 
Nachgrabungen,  die  der  Verf.,  zum  Teil  im  Verein  mit  Prof.  Montelius, 
vor  ein  paar  Jahren  vornahm,  wurden  nur  noch  einige  wenige  Gräber  an- 
getroffen, die  auch  sehr  wenig  ergiebig  waren.  Sie  waren  von  Mannes- 
länge und  enthielten  Kohlen,  Asche  und  Feuersteinsplitter;  nur  in  einem 
einzigen  wurden  einige  äusserst  kleine  Knochenstücke  gefunden.  Erst 
weitere  Funde  dürften  über  diese  eigentümlichen  Gräber  völlige  Aufklärung 
bringen.  Dr.  0.  Älmgren- Stockholm. 

214.  K.  Kjellmark:  Une  trouvaille  arch^ologique,  falte  dans 
une  tourbi^re  au  nord  de  la  NMcie.  Bull,  of  the  Geol. 
Instit.  of  Upsala.    1896.    Vol.  III,  Nr.  5,  S.   14—26.     Mit  3  Fig. 

Bei  der  geologischen  Untersuchung  eines  Torfmoores  bei  Gottersäter, 
Ksp.  Axberg,  Prov.  Nerike,  hatte  der  Verf.  das  seltene  Glück,  einen  prä- 
historischen Fund  zu  machen.  Es  waren  mehrere  kleine  Bruchstücke 
eines  verzierten  Thongefässes,  welche  der  Finder  dem  Stockholmer  Museum 
schenkte,  wo  sie  von  Prof.  Montelius  untersucht  worden  sind.  Zwei  ab- 
gebildete Stücke  ähneln  in  ihrer  Verzierung  von  parallelen,  teils  geraden,  ^1 
teils  zickzackförmigen  Strichen  ganz  auffallend  einem  ebenfalls  abgebildeten  ™ 
Gefässstücke ,  das  aus  einem  Ganggrab  in  der  angrenzenden  Provinz 
Vestergötland  stammt.  Der  Fund  gehört  somit  in  Montelius'  Periode  III 
der  jüngeren  Steinzeit  (Zeit  der  Ganggräber).  Auch  die  mit  Körnern  von 
Quarz  und  Feldspat  gemengte  Thonmasse  ist  für  die  Steinzeit  charakte- 
ristisch. —  Der  Fund  lag  2  m  unter  der  Oberfläche  des  Moores,  20  cm 
hoch  in  einer  mächtigen  Schlammschicht,  die  in  einem  Binnensee  sich  gebildet 
hat  und  auf  Ablagerungen  des   Litorinameeres   ruht.     In  derselben  Schicht 


B.     Referate.     2.    Urgeschichte.  21  \ 

fanden  sich  zahlreiche  Früchte  von  Trapa  natans,  früher  wurden  elienda  Ein- 
bäume angetroffen ;  der  Verf.  vermutet  nun,  dass  das  jetzt  gefundene  Gefäss  von 
Steinzeitmenschen,  die  zum  Sammeln  von  Trapanüssen  auf  dem  See  herum- 
ruderten, mitgeführt,  zufällig  zerschlagen  und  dann  über  Bord  geworfen 
worden  ist.  —  Schliesslich  versucht  er  eine  durch  geologische  Gründe 
gestützte  Datierung  des  Fundes,  dessen  Alter  er  auf  mindestens  5500  Jahre 
anschlägt.  Diese  Zeitbestimmung  übertrifft  um  etwa  ein  Jahrtausend 
die  von  Montelius  gegebene  archäologische.  —  Die  geologischen  und  bota- 
nischen Ergebnisse  der  Untersuchung  können  natürlich  hier  nicht  berück- 
sichtigt werden.  Dr,  0.  Älmgren-StockJiolm. 

215.  H.  Hansson:  En  stenäldersboplats  pä  Gotland.  Svenska 
fornminnesföreningens  Tidskrift.  Stockholm  1897.  Bd.  X,  Heft  1. 
S.   1  —  16.     Mit   13  Fig. 

Ein  kurzer  Bericht  über  die  vom  Verf.  im  Auftrage  der  Vitterhets- 
Historie-  och  Antiqvitets  -  Akademien  mit  grösster  Sorgfalt  ausgeführte 
Untersuchung  eines  neolithischen  Wohnplatzes  auf  Gotland.  Der  Fundplatz 
liegt  im  Kirchspiel  Näs,  im  südlichsten  Teil  der  Insel,  3,5  km  vom  inneren 
Ende  der  tief  einschneidenden  Bucht  Burgsviken  auf  einem  niedrigen  Höhen- 
zug, etwa  11,5  m  über  der  jetzigen  Meeresfläche.  Von  der  Kulturschicht 
wurden  etwa  1000  qm  untersucht.  Es  fanden  sich  hier:  6  Feuerstellen,  sehr 
zahlreiche  Tierknochen,  grösstenteils  von  Fischen,  Seehund  und  Wild- 
schwein, mehr  vereinzelt  von  Hund,  Fuchs,  Hasen,  Igel,  Hausschwein  (?) 
und  Vögeln  herrührend ;  über  22  000  Thongefässscherben,  darunter  sehr  viele 
mit  Gruppen  von  parallelen  Strichen,  Reihen  von  eingedrückten  Grübchen 
u.  s.  w.  verziert;  einige  Tausend  Feuersteinsplitter,  aber  nur  wenige  vollendete 
Geräte  aus  Feuerstein  (Pfeilspitzen);  etwa  50  geschliffene  Äxte  und  Meissel 
aus  Diorit  oder  ähnlichem,  davon  viele  auffallend  klein  (20 — 30  mm  lang 
und  12 — 20  mm  breit);  zahlreiche  Harpunspitzen,  Angelhaken,  Pfriemen 
u.  s.  w.  aus  Knochen  oder  Eichhorn.  Das  merkwürdigste  Fundstück  ist  ein 
kanneähnliches  Instrument  aus  Knochen,  dessen  zwei  obere  Ecken  in  die  ge- 
schnitzten Köpfe  eines  Menschen  und  eines  Pferdes  (?)  auslaufen  (der 
erstere  erinnert  sehr  an  die  bekannten  preussischen  Bernsteinfiguren). 
Sehr  interessant  ist  der  Nachweis  mehrerer  Bestattungen  auf  dem  Wohn- 
platz selbst:  einfache  Skelettgräber  in  ganz  geringer  Tiefe  unter  der  ur- 
sprünglichen Erdoberfläche.  Bei  einer  Leiche  wurde  ein  Halsschmuck  von 
durchbohrten  Seehundszähnen  gefunden.  —  Die  Funde  werden  im  Staats- 
museum zu  Stockholm  aufbewahrt. 

Dr.  0.  Älmgren-Stockholm. 

216.  0.  Montelius:    Ett  märkligt  fynd  fran   Södermanland. 

Svenska  förnminnes  foreningens  Tidskrift.    1897.     Bd.  X,  Heft  29. 
S.  189,  mit  13  Fig. 


312  B-     Referate.     2.    Urgeschichte. 

Bei  Juna  im  Kirchspiel  Ytter-Enhörna,  Prov.  Södermanland,  nicht 
weit  von  Stockhohn,  hat  man  drei  Sandsteinplatten  angetroffen,  die  auf 
der  einen  Seite  eingehauene  Figuren  ganz  im  Stil  der  bronzezeitlichen 
Felsenritzungen  (Schiffe,  Fusssohlen,  schalenförmige  Vertiefungen)  tragen. 
Zweifelsohne  gehörten  die  Platten  ursprünglich  zu  einem  Steinkistengrab 
aus  der  cältesten  Bronzezeit  (spätestens  um  die  Mitte  des  zweiten  Jahr- 
hunderts V.  Chr.).  Ein  solches  Grab  mit  sehr  reichem  Bilderschmuck  ist 
bei  Kivik  in  Schonen  noch  erhalten;  einzelne  Platten  derselben  Art  — 
Überreste  zerstörter  Gräber  —  sind  an  mehreren  anderen  Stellen  in 
Schonen  vorhanden.  Auch  in  Norwegen  ist  ein  ähnliches  Grab  entdeckt 
worden.  Verf.  vergleicht  hiermit  einige  Gräber  mit  ziemlich  analogen  Ein- 
ritzungen in  Deutschland  (Göhlitzsch  bei  Merseburg),  in  der  Bretagne  und  auf 
den  britischen  Inseln;  diese  Gräber  gehören  der  spätesten  Steinzeit  oder 
dem  Übergange  zur  Bronzezeit  an.  ,, West-Europa  stand  damals,  wie  der 
Norden,  unter  einem  freilich  sehr  mittelbaren  Einflüsse  von  den  Kultur- 
ländern des  Orients,  und  es  scheint  mir  recht  wahrscheinlich,  dass  jene 
mit  Figuren  verzierten  Steingräber  West-  und  Nordeuropas  als  barbarische 
Nachahmungen  solcher  mit  prächtigen  Wandbildern  geschmückten  Gräber 
wie  die  ägyptischen  betrachtet  werden  können." 

Dr.  0.  Almgren-Stockholm. 

217.  F.  Baehrendtz:  Brousäldersfynd  frän  St.  Dalby  i  Kast- 
lösa  socken,  Öslaud.  Meddelanden  fran  Kalmar  läns  forn- 
minnesförening  I.     Kalmar   1898.     S    22  —  30,  mit  7  Fig. 

Der  hier  beschriebene  schöne  Depotfund  aus  der  Bronzezeit  wurde 
1894  bei  Stora  Dalby  im  Kirchspiel  Kastlösa  auf  der  Insel  Öland  0,6  m 
tief  gefunden  und  für  das  Museum  zu  Kalmar  erworben.  Er  stammt  aus 
dem  Anfang  der  V.  Periode  Montelius'  und  besteht  aus  einem  ,,Hänge- 
gefäss",  dessen  reiche  Bodenverzierung  eine  eigentümliche  Abart  der 
gewöhnlichen  Ornamentik  zeigt;  in  dem  Gefässe  lagen  die  übrigen  Gegen- 
stände: zwei  ,,brillenförmige"  Spangen,  ein  glockenförmiger  ,,Tutulus'S 
zwei  (Ohr?)Ringe  und  sieben  Sägen.  Dr.  0.  Almgren-Stockholm. 

218.  R.  Arpi:  Meddelanden  frän  Uppsala  universitets  museum 
för  nordiska  fornsaker  3.  Upplands  fornminnesförenings 
Tidskrift.  Upsala  1896.  Bd.  III,  Heft  18,  S.  344—350.  Mit 
6  Figuren. 

Dem  kurzen  Verzeichnis  über  die  Neuerwerbungen  des  Universi- 
tätsmuseums für  nordische  Altertümer  zu  Upsala  im  Arbeitsjahre  1895 
bis  1896  fügt  der  Verf.  einige  ausführlichere  Mitteilungen  über  neue 
bronzezeitliche  Funde  aus  der  Provinz  Uppland  (vergl.  Heft  17  derselben 
Zeitschrift  S.  223  ff.)  zu.  Wichtig  ist  vor  allem  ein  Fund  aus  Torslunda, 
Ksp.  Tierp    (jetzt  im  Staatsmuseum  zu  Stockholm).     Hier    fanden   sich  in 


i 


ß.     Referate.     2.    Urgeschichte.  313 

einer  Kiesgrube  zusammenliegend  ein  ,,Flachce]t''  mit  liohen  Seitenrändern, 
eine  massive  unverzierte  Axt  mit  Schaftloch  und  eine  sehr  hübsch  ver- 
zierte Lanzenspitze,  alle  mit  der  schönsten  Patina.  Der  Fund  gehört  dem 
Ende  der  ersten  Periode  Montelius'  an  und  ist  wahrscheinlich  als  ein  Grab- 
fund anzusehen,  obwohl  von  einer  Leiche  keine  Spuren  sich  feststellen  Hessen. 
—  Von  grossem  Interesse  ist  auch  ein  vom  Museum  in  Upsala  erwor- 
benes Bronzeschwert  von  mitteleuropäischem  Typus  (wie  Antiqu.  sucd.  156), 

o 

das  bei  Ansta,  Ksp.  Skepptuna,  gefunden  wurde. 

Dr.  0.  Almgren-Stockholm. 

219.  0.  Montelius:  Den  nordiska  jernälderns  kronologi.  III. 
Jernalderns  sjette  period.  Svenska  fornminnesföreningens 
Tidskrift  1897.  Bd.  X,  Heft  1,  S.  55—130.  Mit  108  Fig. 
Als  Fortsetzung  seiner  früheren  Abhandlungen  über  die  Chronologie 
der  nordischen  Eisenzeit  (vergl.  dieses  Centralblatt  I,  S.  264,  II,  S.  50) 
behandelt  der  Verf.  jetzt  die  VI.  Periode  derselben,  ,,den  frühen  Ab- 
schnitt der  Völkerwanderungszeit'S  den  er  von  etwa  400  bis  600  nach 
Christi  Geburt  ansetzt.  Er  bespricht  zuerst  die  wichtigsten  Gruppen  der  in 
diese  Periode  gehörigen  Altsachen:  die  Fibeln,  unter  denen  zwei  Haupt- 
formen, die  kreuzähnliche  und  die  breite,  reich  verzierte  besonders  zu 
merken  sind;  die  bekannten  Goldbrakteaten,  deren  älteste  Formen  Nach- 
bildungen von  römischen  Goldmedaillons  aus  dem  4.,  seltener  aus  dem 
5.  Jahrhundert  sind;  andere  nordische  Goldarbeiten,  worüber  ausführliche 
Fundverzeichnisse  mitgeteilt  werden;  weiter  die  Schwerter,  die  aus  West- 
europa importierten  Bronze-  und  Glasgefässe,  die  Thongefässe,  gewisse 
Ornamentsmotive,  endlich  die  römischen  und  byzantinischen  Solidi,  welche 
für  die  absolute  Zeitbestimmung  der  Periode  von  der  allergrössten  Be- 
deutung sind.  Diese  stammen  hauptsächlich  aus  der  Zeit  395- 518  (noch 
spätere  sind  äusserst  selten) ;  sie  sind  im  allgemeinen  nur  wenig  abgenutzt, 
so  dass  sie  nicht  lange  Zeit  in  Umlauf  gewesen  sein  können.  Ihre  lokale 
Verbreitung  ist  auch  von  grösstem  Interesse;  sie  kommen  fast  nur  in  den 
östlichen  Teilen  Skandinaviens  vor,  besonders  auf  den  drei  Ostseeinseln 
Bornholm,  Öland  und  Gotland,  die  älteren  vor  allem  auf  Öland,  wo  da- 
gegen die  anderswo,  besonders  auf  Gotland,  recht  häufigen  Anastasius-Münzen 
auffallenderweise  gänzlich  fehlen.  —  Hiernach  folgt  ein  umfangreiches 
Verzeichnis  grösserer  geschlossener  Funde,  in  welchen  mehrere  Arten  der 
vorher  besprochenen  Altsachen  zusammen  vorkommen  (mit  oder  ohne 
Münzen),  und  durch  welche  somit  ihre  relative  und  absolute  Chronologie 
erwiesen  wird.  —  Schliesslich  zeigt  Verf.,  dass  gewisse  Fibelformen 
dieser   Zeit    in   Süddeutschland    und    England    nur    aus    dem    nordischen 

Kulturgebiete  stammen  können. 

Dr,  0.  Almgren-Stockholm. 


314  B-     Referate.     2.    Urgeschichte. 

220.  B.  Salin:  Ornamentsstudier  tili  belysning  af  nägra 
föremäl  ur  Yendelfynden.  Upplands  fornminnesförenings 
Tidskrift.  Upsala  1896.  Bd.  III,  Heft  18,  S.  235—256.  Mit 
3G  Fig. 

Der  Verf.  weist  nach,  dass  die  Tierornamentik  der  bekannten  Funde 
von  Vendel  in  Uppland  (600—800  n.  Chr.)  zweierlei  Art  ist.  Die 
eine  Art  zeigt  die  späteren  Entwickelungsstufen  der  allgemeinen  nord- 
germanischen Tierornamentik;  die  andere,  die  bei  Vendel  sowohl  in  ihrem 
Anfang,  als  in  ihrem  Verfall  vertreten  ist,  hat  einen  ziemlich  verschiedenen 
Charakter,  lässt  sich  aber  doch  recht  wohl  als  eine  Umbildung  der  vorigen 
erklären.  Andere  Forscher  haben  dagegen  die  letztere  Art  aus  der  irlän- 
dischen Tierornamentik  hergeleitet;  Verf.  zeigt  indessen,  dass  gewisse 
für  die  betrefTende  nordische  Stilart  besonders  charakteristische  Einzel- 
heiten, wie  z.  B.  die  Form  der  Köpfe,  in  der  irländischen  gänzlich  fehlen, 
und  dass  die  Ähnlichkeiten  dieser  zwei  Stilarten  nur  darauf  beruhen,  dass 
sie  beide  der  allgemein  germanischen  Tierornamentik  entsprungen  sind. 
Denn  sowohl  die  irländische  Tierornamentik,  als  auch  gewisse  andere  in 
Irland  gleichzeitig  verwendete  Ornamentsmotive  sind,  wie  der  Verf.  in  sehr 
einleuchtender  Weise  darlegt,  unzweifelhaft  germanischer  Herkunft. 

Dr.   0.  Almgren- Stockholm. 

221.  B.  Salin:  Fynd  fran  Finjasjöns  Strand,  Skane.  Vitterhets 
Historie  och  Antiqvitets  Akademiens  Mänadsblad  (1894).  Stock- 
holm 1897-98,   S.  84  —  106.     Mit  33  Fig. 

Der  hier  beschriebene,  im  Staatsmuseum  zu  Stockholm  aufbewahrte 
Fund  ist  vor  40  Jahren  bei  Sjöröd,  Ksp.  Stoby,  Prov.  Schonen,  am  Ufer 
des  Finja-Sees  angetroffen  worden.  Die  näheren  Fundumstände  sind  leider 
unbekannt;  jedenfalls  ist  es  ein  Depotfund  gewesen,  entweder  ein  Schatz 
(alle  Gegenstände  sind  aus  Silber),  oder  analog  mit  den  grossen  dänischen 
und  schleswigschen  Moorfunden.  Mit  den  jüngsten  dieser  Funde,  denen 
von  Kragehul  und  Porsker,  ist  nämlich  der  Syöröder  Fund  offenbar  ganz 
gleichzeitig  (um  400  n.  Chr.).  Alle  Gegenstände  des  Fundes,  von  denen 
mehrere  sehr  beschädigt  sind  (z.  T.  absichtlich),  gehören  Schwertern  an. 
Es  sind  Teile  von  Schwertgriffen,  Ortbänder,  Mündungs-  und  Seitenbeschläge 
der  Scheiden,  weiter  Schnallen,  Riemenzungen  und  verschiedene  andere 
Riemenbeschläge.  Die  letzteren  Sachen  waren  zweifelsohne  an  den  Schwert- 
riemen angebracht ;  diese  müssen  lose  über  die  Schulter  gehängt,  nicht  um 
den  Leib  gespannt  worden  sein;  die  eigentümliche  Konstruction  der 
Schnallen,  die  der  Verf.  in  sehr  einleuchtender  Weise  klarlegt,  hat  nämlich 
eine  Verlängerung  oder  Verkürzung  der  Riemen  nicht  gestattet.  Die  meisten 
Fundstücke  sind  sehr  reich  verziert,  teils  in  Relief  (mit  Vergoldung),  teils 
durch  Nielloeinlagen.  Die  Ornamentsmotive  sind:  1.  rein  klassische  Blatt- 
ranken,   Mäander    u.    s.   w. ;    2.    verschiedene    Zusammenstellungen    einer 


B.     Referate.     2.    Urgeschichte.  315 

eigentümlichen  krummhornähnlichen  Figur,  die  nach  der  scldagenden  Be- 
weisführung des  Verf.  nichts  anderes  ist  als  das  negative  Komplement  der 
erwähnten  klassischen  Blattranke;  die  von  diesem  Grundelement  gebildeten 
Motive  sind  zwar  barbarisch,  aber  doch  von  einem  starken  klassischen  Stil- 
gefühl beeinflusst;  3.  germanische  Tierornamente,  die  teils  auf  denselben 
Gegenständen,  wie  die  vorigen  Ornamentsmotive,  teils  für  sich  allein  auf- 
treten. Verf.  sondert  nun  den  Fund  in  zwei  Gruppen:  die  eine,  deren 
Ornamentik  sich  durch  einen  sehr  starken  Einfluss  der  klassischen  Industrie 
und  eine  sehr  scharfe  Formengebung  auszeichnet,  ist  nach  seiner  Ansicht 
bei  Germanen,  die  in  unmittelbarer  Berührung  mit  den  Römern  lebten, 
entstanden;  die  andere,  mit  wenigen  Spuren  klassischen  Einflusses  und  mit 
einer  mehr  schlaffen  Formengebung,  betrachtet  er  dagegen  als  nord- 
germanisch. Was  diese  Mischung  von  Erzeugnissen  zweier  Kulturgebiete 
in  einem  Funde  bedeutet,  ist  eine  umfassende  Frage,  auf  deren  Erörterung 
der  Verf.  diesmal  nicht  eingeht;  sie  hängt  mit  der  Erklärung  der  grossen 
Moorfunde  zusammen.  Dr.  0.  Almgren-StockJiohn. 

222.  S.  Bugge  och  B.  Salin:  Bronsspänne  med  ruDinskrift, 
funnet  vid  SkabersjÖ  i  Skäne.  Svenska  fornminnesföre- 
ningens  Tidskrift  1897.  Bd.  X,  Heft  1,  S.  17—29.  Mit  8  Fig. 
Das  Universitätsmuseum  in  Lund  besitzt  eine  vergoldete  Bronzespange, 
deren  Rückseite  eine  längere  Inschrift  in  Runen  trägt.  Sie  ist  bei  Skabersjö 
auf  Schonen  gefunden  und  wird  hier  in  archäologischer  Hinsicht  von  Dr. 
Salin,  in  runologischer  von  Prof.  Bugge  behandelt.  Ihre  Form  ist  sehr 
einfach:  eine  grosse  rektanguläre  Platte,  die  wahrscheinlich  ursprünglich 
einem  anderen  Zweck  gedient  hat  und  erst  später  als  Spange  eingerichtet 
worden  ist.  Die  Oberseite  der  Platte  ist  reich  verziert,  teils  mit  ge- 
flochtenen Bändern,  teils  mit  15  in  einander  verschlungenen  Tierfiguren, 
welche  der  zweiten  von  den  im  Referate  Nr»  220  erwähnten  Stilarten,  und 
zwar  deren  ältester  Stufe  engehören.  Der  Verf.  bespricht  hier  noch  weiter 
diese  Stilart.  Dass  sie  durch  irländischen  Einfluss  entstanden  sei,  ist  auch 
deshalb  sehr  unwahrscheinlich,  weil  die  genannte  älteste  Stufe  derselben 
bisher  nur  im  südlichen  und  östlichen  Schweden,  sovile  auf  Bornholm 
konstatiert  werden  konnte;  erst  die  späteren  Entwickelungsstufen  sind 
auch  in  Dänemark  und  Norwegen  vertreten.  Die  unzweifelhaft  irländischen 
Importstücke  fanden  sich  dagegen  hauptsächlich  an  der  Westküste  Nor- 
wegens; sie  gehören  auch  erst  der  Zeit  nach  800  an.  Die  jetzt  fragliche 
Ornamentik  ist  dagegen,  wie  besonders  gotländische  Funde  zeigen,  für  das 
achte  Jahrhundert  charakteristisch,  und  ihre  früheste  Stufe,  die  auf  der 
Spange  von  Skabersjö  vertreten  ist,  muss  in  die  Zeit  um  700  angesetzt 
werden.  —  Prof.  Bugge  deutet  die  Runenschrift  der  Spange,  die  in  Vers- 
form abgefasst  ist,  folgendermaassen:  ,,Es  vermehrte  sehr  meinen  Reichtum 
diese  (Spange)  zu  erwerben,    denn    sie    ist    sehr   kostbar;    aber  ich  Assur 


31G  B.     Heferate.     2.    Urgescliichte. 

habe  auch  dafür  bezahlt.  .  ."  (das  folgende  ist  undeutlich).  Nach  Sprach- 
und  Runenformen  setzt  Bugge  die  Inschrift  in  die  erste  Hälfte  des  zehnten 
Jahrhunderts.  Die  Spange  ^väre  also  schon  zweihundert  Jahre  in  Gebrauch 
gewesen,  als  ihr  die  Runen  aufgeritzt  wurden. 

Dr.  0.  Älmgren-Stockholm. 

223.  Stateiis  Historiska  Museum  och  k.  Myntkabinettet.  Sam- 
lingarnas  tillväxt  under  är  1893.  K.  Vitterhets  Historie 
och  Antiqvitets  Akademiens  Manadsblad  (1894),  Stockholm  1896 
bis  1897,  S.  6-16  u.  64—67,  mit  5  Fig.;  1897/98,  S.  39—83 
mit  29  Figuren. 

Kurzes  Verzeichnis  über  den  Zuwachs  des  historischen  Staatsmuseums 
und  des  königl.  Münzenkabinetts  zu  Stockholm  in  den  Jahren  1893  und 
1894  mit  vielen  Abbildungen  von  Gegenständen  aus  verschiedenen  Kultur- 
perioden. Ausführlicher  beschrieben  ist  im  Jahrgang  1894  (S.  79  ff.)  ein 
Grabfund  der  Vikingerzeit  aus  Kräkberg,  Ksp.  Mora,  in  der  an  vorgeschicht- 
lichen Altertümern  ziemlich  armen  Provinz  Dalarne  (Dalekarlien) ;  der 
Fund  besteht  aus  einer  reichverzierten  Ringnadel  von  Bronze  und  aus 
verschiedenen  Waffen  und  Pferdegeschirrstücken  von  Eisen. 

Dr.  0.  Älmgren-Stockholm. 

224.  H.  Hildebrand:  De  öster-  och  vesterländska  mynten  i 
Sveriges  jord.  Historiska  studier,  festskrift  tillägnad  C.  G. 
Malmström.     Stockholm   1897,  S.   1  —  18. 

Von  einer  Untersuchung  über  die  zahlreichen  schwedischen  Münz- 
funde der  Wikingerzeit  gewinnt  der  Verf.  u.  a.  die  folgenden  Ergebnisse. 
Die  Einfuhr  der  arabischen  Münzen  hat  schon  um  800  begonnen,  wird 
aber  erst  nach  der  Mitte  des  neunten  Jahrhunderts  —  etwa  gleichzeitig 
mit  der  Begründung  des  russischen  Reiches  durch  die  Schweden  —  be- 
deutender; die  grössten  Mengen  dieser  Münzen  sind  in  der  ersten  Hälfte 
des  zehnten  Jahrhunderts  eingeführt  worden;  dann  nimmt  die  Anzahl  all- 
mählich ab;  die  späteste  Münze  ist  von  1010.  —  Erst  in  einigen  Funden, 
die,  nach  der  jüngsten  Münze  zu  schliessen,  im  dritten  Viertel  des  zehnten 
Jahrhunderts  vergraben  worden  sind,  zeigen  sich  unter  den  arabischen 
Münzen  auch  abendländische,  deutsche  und  angel-sächsische.  Diese  bilden 
dann  in  der  Folgezeit,  bis  zur  Mitte  des  elften  Jahrhunderts,  den  Haupt- 
bestand der  Münzfunde;  sie  sind  offenbar  in  ungeheuren  Massen  importiert 
worden,  besonders  die  deutschen.  —  Ganz  wenige  englische  Münzen,  die  schon 
aus  der  ersten  Hälfte  des  zehnten  Jahrhunderts  stammen,  sind  indessen  auch  in 
Schweden  gefunden,  die  meisten  auf  der  Insel  Björko,  wo  bekanntlich  die 
bedeutende  Handelsstadt  Birka  lag.  Daselbst  wurden  auch  arabische  u.  a. 
Münzen  aus  derselben  Zeit  gefunden,  aber  die  späteren  englischen,  sowie 
die  deutschen  fehlen  gänzlich.     Hieraus  schliesst  der  Verf.,  dass  diese  Stadt 


B.     Referate.     2.    Urgeschichte.  3j^7 

schon  einige  Zeit  vor  dem  Ausgang  des  zeimten  Jahrhunderts  zerstört 
worden  ist.  —  Der  Verf.  betont  stark,  dass  alle  Thatsachen  darauf  hinweisen, 
dass  diese  bedeutende  Münzzufuhr  während  der  Wikingerzeit  auf  regel- 
mässigen Handelsverbindungen,  nicht  auf  den  Plünderungszügen  der  Wikinger 
beruhte.  —  Schliesslich  bespricht  der  Verf.  die  in  den  Münzfunden  zahl- 
reich vorkommenden  Schmuckgegenstände  aus  Silber.  Diese  sind  zweifels- 
ohne grösstenteils  in  Schweden  angefertigt,  obwohl  zum  Teil  nach  arabischen 
Vorbildern.  Dr,  Almgren-Stockholm. 

y.     Deutschland. 

225.  K.  Brunner:  Die  steinzeitliche  Keramik  in  der  Marli 
Brandenburg.  Ar  eh.  f.  Anthrop.  1898.  Bd.  XXV,  Heft  3, 
S.  243 — 296  ;  auch  als  Sonderabdruck.  Braunschweig,  Vieweg  1898. 
Die  Arbeit  bildet  eine  wertvolle  Bereicherung  der  Litteratur,  durch 
welche  die  Kenntnis  der  steinzeitlichen  Kultur  Deutschlands  in  dem  letzten 
Jahrzehnt  gefördert  worden  ist.  Eingehende  Beschreibung,  klare  Darstellung 
und  zahlreiche  gute  Abbildungen  veraDschaulichen  den  Reichtum  an  Formen 
und  Verzierungen  der  Erzeugnisse  neolithischer  Keramik  in  dem  be- 
handelten Gebiet.  Die  Betrachtung  der  Gefässformen  ergiebt  hinsichtlich 
ihrer  Verbreitung  vier  Gruppen,  von  denen  drei  dem  westlichen  und  dem 
mittleren  Teile,  die  vierte  dem  Nordosten  der  Mark  Brandenburg,  dem 
Gebiete  der  unteren  Oder  angehören.  Zu  einem  ähnlichen  Ergebnis  führt 
die  Untersuchung  der  Verzierungstechnik,  deren  Hauptelement  für  die 
westlichen  Gruppen  das  Stichmuster,  für  die  nordöstliche  der  Schnur-Ab- 
druck ist.  Da  beide  Ornamente  an  keiner  Stelle  der  Mark  zusammenkommen, 
im  Gegenteil  ein  nicht  unbedeutender  Gebietsstreifen  sie  räumlich  von- 
einander scheidet,  ist  eine  voneinander  völlig  unabhängige  Entwickelung 
der  Hauptgruppen  sehr  wahrscheinlich.  Die  Schwierigkeiten,  welche  einer 
chronologischen  Bestimmung  der  einzelnen  Gruppen  infolge  der  unvoll- 
kommenen Kenntnis  der  Bestattungsweise  und  der  Grabformen  der  ein- 
zelnen Funde  entgegenstehen,  überwindet  der  Verf.  durch  eingehenden 
Vergleich  der  brandenburgischen  Funde  mit  den  in  Form  und  Verzierung 
verwandten  Gruppen  der  benachbarten  Gebiete.  Als  Gesamtergebnis  ist 
das  Hervortreten  von  vier  Hauptgruppen  in  den  keramischen  Funden  der 
Mark  Brandenburg  zu  bezeichnen:  1.  Als  jüngste  stellt  sich  die  jüngere 
nordöstliche  Gruppe,  die  Gruppe  der  unteren  Oder,  dar,  mit  Skelett- 
bestattung (vereinzelt  auch  mit  Leichenbrand)  in  Flachgräbern  und  mit  in 
Form  und  Verzierung  dürftigen  keramischen  Grabbeigaben,  für  welche 
Schnurornament  und  Griffleisten  an  den  meist  becherförmigen  Gefässen  be- 
zeichnend sind.  Unter  den  Beigaben  an  anderem  Gerät  sind  Hammer 
hochentwickelter  Form  aus  kristallinischem  Gestein  hervorzuheben.  2.  Die 
ältere  nordöstliche  Gruppe  mit  Skelettbestattung  in  Steinkammern  mittlerer 
grosse    mit    und    ohne   Hügel,    Kugelgefässen    mit   Stich-   und   Schnurver- 


318  B.     Referate.     2.     Urgeschichte. 

zierung  und  Feuersteinbeigaben.  Mit  dieser  Gruppe  gleichalterig  ist  die 
3.,  die  westliche  keramische  Gruppe,  reich  vertreten  im  Havellande  durch 
Skelettbestattung  in  Flachgräbern.  Charakteristische  Gefässtypen  sind  Kugel- 
flasclie,  einhenkelige  Tasse  und  einhenkeliger  Krug,  verziert  mit  Furchen- 
stich. Die  4.,  südliche  Gruppe,  Vielehe  durch  nasenförmige  Henkelansätze 
gekennzeichnet  ist,  lässt  sich  zeitlich  nicht  näher  bestimmen;  Grabfunde 
sind  noch  nicht  nachgewiesen.  —  Den  Abschluss  der  Arbeit  bildet  eine  den 
Fundort,  die  Art  der  Grabanlage,  die  Bestattungsform  und  die  Beigaben 
enthaltende  tabellarische  Übersicht  über  ca.  50  Funde  steinzeitlicher  Keramik 
der  Mark  Brandenburg,  gruppenweise  nach  der  Grabform  geordnet. 

Dr.  F.  Deichmüller-Dresdeyi. 

226.  F.  Weineck:    Das  (jräberfeld  bei  Schlepzig,  Kr.  Lübben. 

Niederl.  Mitteil.  1897,  Bd.  V,  S.  95  —  111. 
Auf  einer  Landzunge,  die  sich  in  den  Unterspreewald  von  seinem 
Ostrande  hineinstreckt,  sind  die  letzten  Gräber  eines  ausgedehnten  Urnen- 
feldes aufgedeckt  worden,  5  m  von  einander  entfernt,  mit  spärlichem 
Steinsatz  ausgestattet,  unter  ihnen  eine  Familiengruft  mit  4  Begräbnissen. 
Als  Leichengefässe  waren  gewöhnlich  Terrinen  mit  Kehlstreifen  verwendet, 
aber  auch  einmal  eine  tiefe  Schüssel  mit  spiraligem  Rande.  Unter  den 
Beigaben  ist  eine  Flasche  mit  cylindrischem  Halse  und  B-förmigem  Henkel, 
ein  Pokal  mit  hohem,  nach  oben  hin  stark  verengten  Standfusse  hervor- 
zuheben: zu  dem  Doppelhenkel  waren  7  Seitenstücke  angeführt.  Hierzu 
kommen  Schälchen,  Teller  mit  facettiertem  Rande,  Tassen  (eine  grosse, 
bedeckt  mit  senkrecht  gegen  einander  gestellten  dreieckigen  Strichgruppen 
die  auch  an  anderen  Gefässen  als  Verzierung  angebracht  sind),  mittelgrosse 
Henkelflaschen  mit  spitzem  Fusse,  Reste  von  Buckelurnen  mit  wenig  aus- 
geprägten Vorsprüngen  und  ein  Krug  mit  wagerechtem  Furchensystem,  das 
neben  den  Ösenhenkeln  beiderseits  quastenförmig  heruntergezogen  ist.  Die 
Metallbeigaben:  eine  kleine  Spirale,  eine  Nadel  mit  wenig  abgeschnürtem  Kopf, 
eine  zweite  mit  kleiner  Platte  über  einer  Anschwellung,  ein  Teil  eines 
längs  gefurchten  Armbandes,  ein  strickartiger  Arm-  oder  Halsring  mit  Ösen- 
abschluss,  91  Perlen,  alles  aus  Bronze,  diese  letzteren  zum  Teil  zu  3 — 5 
auf  einen  Bronzedraht  aufgereiht,  werden  dem  Ausgang  der  Hallstattperiode 
zugeschrieben,  der  Zeit  vom  Anfang  des  sechsten  bis  zum  vierten  Jahrh. 

Prof.  Dr.  Jentsch-Guhen. 

227.  C.  Gunda:  Tom  Schlösschen  bei  Seitwann,  Kreis  Gruben. 

Niederl.  Mitteil.  1897,  V.  1—4,  S.  114—116. 
Die  slavischen  Funde,  die  bei  Verwendung  des  Bodens  zu  Auf- 
schütttungen nach  dem  Hochwasser  der  Neisse  gewonnen  sind :  ausser  Tier- 
knochen und  Scherben  ein  wohlerhaltener  dickwandiger,  etwas  plumper 
Topf,  11  cm  hoch,  mit  Doppelreihen  unregelmässig  gestellter  Tupfen  und 
mit  kreisförmigem  Stempel  im  Boden.  Prof.  Dr.  Jentsch-Guhen. 


B.     Referate.     2.    Urgeschichte,  3;[9 

228.  H.  Jentsch:  Yorslayische  Wohnreste  in  der  Sprucke, 
Kreis  Guben.     Niederl.  Mitteil.   1897,  Bd.  V,  S.   116. 

Ein  mit  Steinen  ausgelegte,  mit  Lehm  verstrichene  Brandgruhe,  kessei- 
förmig gefüllt  mit  grauweisser  Asche,  über  und  neben  ihr  viele  gebrannte 
Lehmkloben  mit  20 — 25  cm  breiten  Eindrücken  von  Rollfilz,  in  der  Um- 
gebung tennenartiger  Estrich,  jetzt  1  m  unter  der  Erde.  Vorslavische 
Scherben,  u.  a.  ein  dicker  Topfboden,  bieten  für  die  Datierung  die  Handhabe. 

Brof.  Dr.  Jentsch- Guben. 

229.  F.  Weineck:    Das  Urnenfeld  bei  Tanneberg,  Kr.  Luckau. 

Niederl.  Mitteil.  1897,  Bd.  V,  S.  151. 
Ein  Urnenfeld  in  der  Haide  an  der  kleinen  Elster;  der  Leichenbrand 
lag  unter  dichter  Packung  ziemlich  grosser  Steine,  in  einem  Falle  durch 
die  untere  Hälfte  eines  Gefässes  bedeckt;  dabei  terrinenförmige  Urnen  mit 
mehr  kugeligem,  als  konisch  erweitertem  Körper,  blumentopfförmige 
Töpfchen  und  Tassen,  ein  eimerförmiges  Gefäss  mit  Punktverzierung, 
Thonperlen,  u.  a.  eine  melonenförmig  gerippte;  auch  ein  Feuerstein- 
messerchen  von  4  cm  Länge.  Prof.  Dr.  Jentsch-Guben. 

230.  H.  Schumann:    Bronzekeule   (Morgenstern)   yon   Butzke. 
•         (Pommern).      Verhandl.    d.    Berl.    anthrop.    Gesellsch.       1897. 

Bd.  XXIX,  S.  241-^246. 

Es  ist  eines  jener  röhrenförmigen,  mit  pyramidalen  Zacken  besetzten 
Geräte,  deren  Zeitstellung  bisher  noch  sehr  unsicher  war,  so  unsicher, 
dass  man  sogar  in  Zweifel  sein  konnte,  ob  es  sich  um  vorgeschichtliche 
Geräte  handelt.  Seh.  sucht  nun  nachzuweisen,  dass  sie  in  die  Bronzezeit 
und  beginnende  Eisenzeit  gehören.  Von  besonderer  Bedeutung  ist  hierbei 
die  von  Prof.  Semmler  vorgenommene  Analyse  der  Keule  von  Butzke, 
deren  Resultat  (Kupfer  79,81  7«,  Zinn  19,23  7o,  etwas  Antimon  und 
Eisen)  für  die  vorchristliche  Datierung  von  besonderer  Bedeutung  zu 
sein  scheint. 

Seh.  unterscheidet  4  Typen:  eine  transkaukasische  Form,  eine  Über- 
gangsform, eine  ungarische  Form  (alle  3  bronzezeitlich)  und  eine  italienische 
(eisenzeitlich);    als  ihre  ursprüngliche  Heimat  sieht  er  den  Orient  an. 

Dr.  A.  Götze-Berlin. 

231.  W.  Schwartz:  Fundorte  Ton  Schläfenringen  in  der  Proyinz 
Posen.  VerhandL  d.  Berl.  anthrop.  Gesellsch.  1896.  Bd.  XXVIII, 
S.  538—540. 

Berichtigende  Bemerkungen  zu  der  von  Köhler  unter  derselben 
Überschrift  ebenda  S.  246  —  251  gegebenen  Zusammenstellung  (vergl. 
Centralbl.  f.  Anthrop.  B.  II,   S.   149,   Nr.  122). 

Dr.  A.  Götze-Berlin. 


320  ß-     Referate.     %  Urgeschichte. 

232.  Lehmaim-Nitsche :  Ein  Kupferbeil  von  Augustenhof,  Kreis 
Wii'Sitz,  Provinz  Posen.  Verhandl.  d.  Berl.  anthrop.  Gesellsch. 
1897.     Bd.  XXIX,  S.  239—241. 

In  Ergänzung  einer  früher  zusammengestellten  Liste  Posenscher 
Kupferfunde  publizirt  L.-N.  obiges  Beil,  einen  Flachkelt  von  der  bekannten 
rohen  Form  der  Kupferkelte  ohne  Seitenränder.  Die  von  Herrn  Dr.  Fischer 
gemachte  Analyse,  deren  Resultat  mitgeteilt  wird,  zeigt  einen  Kupfergehalt 
von  99,16  7o.  Dr.  Ä.  Götze-Berlin. 

233.  Hans  Seger:  Figurliche  Darstellungen  auf  schlesischen 
Grabgefässen  der  Hallstattzeit.  Globus  1897.  Bd.  LXXII, 
Nr.   19  m.   13  Fig. 

Bildliche  Darstellungen  auf  prähistorischen  Thongefässen  waren  bisher 
eigentlich  nur  aus  der  Gegend  von  Ödenburg  in  Ungarn  (4  Urnen)  und 
zahlreicher  aus  Westpreussen-Ostpommern  bekannt;  jetzt  haben  sich  auch 
aus  Schlesien  auf  7  Gelassen  derartige  Verzierungen  feststellen  lassen. 
Am  interessantesten  ist  die  1896  dem  Breslauer  Museum  geschenkte  Urne 
von  Lahse,  Kreis  Wohlau;  um  den  Bauch  läuft  ein  eingeritztes  Zickzack- 
band mit  16  Dreieckfeldern,  von  denen  ein  oberes  und  alle  8  unteren 
Figuren  enthalten,  über  deren  Bedeutung  man  nicht  in  Zweifel  sein  kann : 
es  ist  eine  in  mehrern  Scenen  dargestellte  Hirschjagd.  Die  Körper  der 
Menschen  und  Tiere,  Beine,  Ohren,  Geweihe  sind  höchst  einfach,  aber 
vollkommen  deutlich  durch  Striche,  die  Köpfe  und  Füsse  durch  rundliche 
Eindrücke  wiedergegeben.  Es  erscheinen  Reiter  auf  Pferden,  zweimal  auch 
auf  Hirschen,  ein  Fussgänger  mit  schussbereitem  Bogen,  Hirsche  einzeln 
und  in  Rudeln,  zweimal  auch  paarweise  verbunden  etwa  in  der  Brunstzeit; 
ein  Reiter  führt  sein  Ross  zu  einer  \  förmigen  Figur,  vielleicht  einer 
Krippe.  Nach  Ausweis  der  Begleitfunde  gehört  diese  Urne  in  den  Ausgang 
der  Hallstattzeit.  Sehr  nahe  steht  ihr  eine  Urne  von  Osten,  Kreis  Guhrau, 
mit  allerdings  nur  einer  Tierfigur  am  Bauch.  Da  sich  nun  in  Schlesien 
viele  Thonklappern  und  Gefässe  in  mancherlei  Tierfiguren  finden,  auf  denen 
die  scheinbar  geometrischen  Ornamente  doch  die  Gliederung  der  Schild- 
krötenschale, die  Federn  des  Vogels,  die  Borsten  des  Vierfüsslers  vorstellen, 
so  dürften  die  schlesischen  Töpfer  doch  wohl  auch  nicht  nur  modelliert, 
sondern  auch  gezeichnet  haben.  Bei  genauerer  Betrachtung  der  vor- 
handenen Gefässe  scheinen  auch  wirklich  eine  Anzahl  bisher  unerklärlicher 
Ornamente  unvollkommene  Zeichnungen  zu  sein.  Auf  die  Unterseite  einer 
gelblichen  Schale  von  Woischwitz  ist  vielleicht  ein  schwimmender  Wasser- 
vogel gezeichnet;  dann  könnten  auf  einer  rötlichen  Schale  von  Auras 
fliegende  Vögel  in  Schwarz  dargestellt  sein,  wie  oft  in  Verbindung  mit  dem 
Radornament.  Sonst  finden  sich  Eidechsen  und  Pflanzen,  letztere  in  der 
primitiven  Kunst  seltener,  endlich  auf  einer  schwarzen  Schale  von  Auras 
eine  Reihe    tanzender    oder    kämpfender  Menschenfiguren.     Unter    Berück- 


lli 


B,     Referalo.     i2.    IJrt^esfliiclile.  ;^o>j 

sichtigung  unsrer  neuerdings  bei  den  Naturvölkern  gemachten  Beobachtung, 
dass  die  meisten  scheinbar  geometrischen  Ornamente  auf  tierisclie  und 
menschhche  Formen  zurückgehen,  wird  man  eine  entsprechende  Erklärung 
auch  weniger  deutlicher  Darstellungen    nicht   phantastisch    nennen  können. 

Frof,  Dr.   Walter -81611111. 

234.  P.  ßeinecke:  Der  Goldring  von  Yogelgesang.  Schlesiens 
Vorzeit  in  Bild  und  Schrift.  Zeitschrift  des  Vereins  für  das 
Museum  schlesischer  Altertümer.  Breslau  1898.  Bd.  VII,  Heft  3, 
S.  335  —  340.  Mit  Abbildung  und  einer  Karte. 
Im  Jahre  1821  wurde  auf  einem  Felde  bei  Vogelgesang,  Kr.  Nimptsch, 
ein  227  Dukaten  schwerer  Armring  aus  hellem  Golde  gefunden,  dessen 
offene  Enden  durch  Löwenköpfe  mit  aufgerissenen  Mäulern  und  prächtige 
Palmetten  verziert  waren.  In  der  Nähe  kamen  später  noch  eine  ähnliche 
,, Goldbarre"  von  44  Yj  Dukaten  Gewicht  und  zahlreiche  Urnenscherben  zum 
Vorschein.  Der  grosse  Ring  wurde  für  die  Königl.  Kunstkammer  in 
Berlin  angekauft,  aber  im  Jahre  1841  entwendet  und  bis  auf  zwei  Bruch- 
stücke eingeschmolzen.  Diese,  sowie  ein  glücklicherweise  vorher  her- 
gestellter Abguss  befinden  sich  heute  im  Museum  für  Völkerkunde  in 
Berlin.  Reinecke  untersucht  nun  auf  Grund  von  Vergleichsmaterial  Her- 
kunft und  Alter  dieses  seltenen  Fundes.  Er  weist  zunächst  die  Vermutung' 
ab,  dass  es  sich  um  ein  von  Massalia  her  eingeführtes  Erzeugnis  der  Früh- 
La  Teneperiode  handle,  und  gelangt  zu  dem  Resultat,  dass  wir  hier  eine 
griechische  Arbeit  vor  uns  haben,  die  gleich  dem  etwa  ein  Jahrhundert 
älteren  Funde  von  Vettersfelde,  für  einen  Skythen  angefertigt  und  vom 
Nordufer  des  Schwarzen  Meeres  bis  nach  Schlesien  verschlagen  worden 
sei.  Die  Grenzen  des  Skythengebietes  sucht  der  Verf.  viel  weiter  westlich, 
als  man  bis  vor  kurzem  anzunehmen  gewöhnt  war,  und  er  findet  in  den 
skythischen  Altertümern  Ungarns  und  seiner  Nachbarländer  wichtige 
Stützen  für  seine  Auffassung.  Weitergehende  ethnologische  Folgerungen 
erhofft  der  Verf.  von  einem  genaueren  Studium  der  Hallstattzeit  in  Schlesien 
und  Westgalizien,  namentlich  ihrer  jüngeren  Stufen  und  ihrer  Übergänge 
zur  älteren  La  Tenezeit.  Dr.  H.  Seger-Breslau. 

235.    0.   Mertins:     Kupfer-    und    Bronzefunde    in   Schlesien. 

Schlesiens  Vorzeit.     1898.     Bd.  VII.     Heft  3,  S.  341—365.     Mit 

vielen  Abbildungen. 
Die  Frage,  welche  Rolle  das  unlegierte  Kupfer  in  der  Stufenfolge  der 
prähistorischen  Kultur  gespielt  habe,  ist  durch  die  Untersuchungen  von 
Montelius,  Much,  Hampel  u.  A.  in  den  Vordergrund  des  Interesses 
getreten.  Sehr  viele  Metallgeräte  eines  frühen  Typus,  die  bisher  schlecht- 
hin als  Bronze  gegolten  hatten,  haben  sich  durch  die  chemische  Analyse 
als  reines   Kupfer    erwiesen    und   die   Wahrscheinlichkeit   erhöht,    dass   in 

Centralblatt  für  Anthropologie.    1898.  21 


322  B-     Heferate.     2.    Uri^eschichte. 

den  Ländern  ihres  Verbreitungsgebiets  der  Übergang  vom  Stein  zur  Bronze  ' 
durch  eine  Periode  der  Kupferverarbeitung  vermittelt  worden  sei.  Für 
Scldesien  fehlte  es  bisher  an  einer  Zusammenstellung  der  einschlägigen 
Untersuchungen.  Merlins  hat  nun  die  an  39  Objekten  des  Breslauer 
Museums  teils  schon  früher,  teils  erst  jüngst  auf  seine  Veranlassung  vor- 
genommenen Analysen  veröffentlicht  und  die  Ergebnisse  einer  sehr  ein- 
gehenden Besprechung  unterzogen.  Ein  Vergleich  dieser  Ergebnisse  mit 
den  verschiedenen  Typen  bestätigt  im  allgemeinen  den  Satz,  dass  sich  der 
Zinnzusatz  vermehrt,  je  weiter  sich  die  Form  entwickelt.  Am  besten 
lassen  sich  die  einzelnen  Stufen  dieser  Entwicklung  an  den  Äxten  oder 
Meissein  und  Gelten  verfolgen;  die  Äxte,  die  in  ihrer  Form  noch  an  stein- 
zeitliche Vorbilder  erinnern,  bestehen  ausnahmslos  aus  reinem  Kupfer, 
während  die  am  weitesten  entwickelten  Hohlcelte  den  in  der  Blütezeit  der 
Bronzeindustrie  üblichen  Zinngehalt  aufweisen.      Dr.  H.  Seger-Breslau. 

236.  0.  Mertins:  Das  Gräberfeld  von  Ottwitz.  Schlesiens  Vor- 
zeit. 1898.  Bd.  VII,  Heft  3,  S.  366—412.  Mit  vielen  Ab- 
bildungen. 
Der  ungeheure  Reichtum  der  schlesischen  Gräberfelder  an  keramischen 
Beigaben,  verbunden  mit  den  äusserst  beengten  Raumverhältnissen  des 
schlesischen  Provinzialmuseums  hat  den  Nachteil  gehabt,  dass  man  sich 
bei  fast  allen  bisherigen  Ausgrabungen  auf  das  Sammeln  besonders  be- 
merkenswerter Stücke  beschränken  musste,  während  es  doch  im  wissen- 
schaftlichen Interesse  durchaus  notwendig  erscheint,  den  Inhalt  aller  über- 
haupt untersuchten  Gräber  in  möglichster  Vollständigkeit  aufzubewahren. 
Der  Umstand,  dass  dies  bei  dem  Gräberfelde  von  Ottwitz  zum  erstenmale 
in  grösserem  Maassstabe  durchgeführt  ist  —  wie  es  in  Zukunft  dank  der 
erweiterten  Räumlichkeiten  des  Museums  immer  geschehen  soll  — ,  verleiht 
diesen  Funden  für  die  Chronologie  der  schlesischen  Urnenfriedhöfe  eine 
fundamentale  Bedeutung  und  rechtfertigt  die  Gründlichkeit,  womit  Mertins 
bei  ihrer  Publikation  zu  Werke  gegangen  ist.  An  und  für  sich  bietet  das 
in  Ottwitz  zu  Tage  geförderte  Material  an  Thongefässen  und  Beigaben 
nichts  neues.  Es  sind  die  längst  bekannten  Formen  des  sog.  oberlausitzischen 
Typus,  denen  man  auch  ausserhalb  der  Grenzen  Schlesiens  im  ganzen 
ostelbischen  Fundgebiete  begegnet,  und  die  während  eines  viele  Jahr- 
hunderte dauernden  Zeitraumes  nahezu  konstant  geblieben  sein  müssen. 
Gerade  diese  Gleichförmigkeit  macht  aber  ein  Eingehen  auf  die  bei 
scharfem  Zusehen  immerhin  erkennbaren  lokalen  und  zeitlichen  Unter- 
schiede um  so  notwendiger.  Indem  Mertins  jede  einzelne  Gefäss-  und 
Beigabenform  auf  ihr  sonstiges  Vorkommen  hin  untersucht,  gelangt  er  da- 
zu, die  relative  Zeitstellung  des  Ottwitzer  Gräberfeldes  ziemlich  eng  zu 
begrenzen:  es  gehört  nach  seiner  Datierung  an  das  Ende  der  jüngeren 
Bronzezeit.  Dr.  H.  Seger-Breslau. 


B.     Keferate.     i2.    IJrgescbichle.  323 

237.    H.  Seger:    Der    Fund    von    Wichulla.     Sclilesiens   Vorzeit. 

1898.     Bd.  VII,    Heft  3,    S.   413—439.      Mit    einer    Liclitdruck- 

tafel  und  Abi)ildungcn  im  Text. 
Der  Fund  von  Wichulla  bei  Oppeln  war  in  der  Litteratur  bisher  nur 
aus  gelegenthchen  Erwähnungen  bekannt.  Er  besteht  in  einer  selir 
schönen  mit  Seeungetümen  und  Delphinen  in  Relief  verzierten  Sil])er- 
schale,  und  einer  Anzahl  bronzener  Gefässe  und  Geräte  von  einer  Art, 
wie  sie  in  Böhmen,  Norddeutschland  und  Skandinavien  öfter  gefunden 
worden  sind.  Der  Verfasser  weist  nach,  dass  alle  diese  Gegenstände  alt- 
römischer, die  silberne  Schale  vielleicht  alexandrinischer  Herkunft  sind, 
und  dem  Ende  des  ersten  oder  dem  Anfang  des  zweiten  Jahrhunderts 
unserer  Zeitrechnung  angehören,  die  Vergrabungszeit  des  Fundes  also  etwa 
ins  zweite  Drittel  des  zweiten  Jahrhunderts  zu  setzen  ist.  Er  stellt  ferner 
die  analogen  deutschen  und  nordischen  Funde  zusammen  und  bespricht 
die  zu  ihrer  Erklärung  aufgestellten  Hypothesen,  wobei  er  zum  Teil  zu 
abweichenden  Resultaten  gelangt.  Nach  seiner  Ansicht  sind  der  Fund 
von  Wichulla  und  die  ihm  gleichartigen  aus  den  lebhaften  Handels- 
beziehungen zu  erklären,  die  die  Römer  von  der  Zeit  Neros  bis  zum  Beginn 
des  Markomannenkrieges  mit  dem  Norden  unterhalten  haben,  und  denen 
auch  die  Einführung  der  grossen  Menge  römischer  Münzen  in  der  Haupt- 
sache zuzuschreiben  ist.  Die  bei  diesem  und  ähnlichen  Funden  be- 
obachtete Form  von  Skelettgräbern  mit  mauer artiger  Steinsetzung  für 
„römisch"  oder  überhaupt  fremdartig  zu  erklären,  liegt  kein  Grund  vor, 
da  dieselbe  Bestattungsform  auch  bei  ärmlich  ausgestatteten  Gräbern  dieser 
Periode  im  ganzen  Norden  verbreitet  ist.  Ein  Vergleich  des  Fundes  von 
Wichulla  mit  dem  von  Sackrau  trifft  nur  insofern  zu,  als  beide  wahr- 
scheinlich die  Lage  von  Stationen  der  alten  durch  Schlesien  führenden 
Völkerstrasse  bezeichnen.  Im  übrigen  sind  sie  sowohl  zeitlich,  als  auch 
was  die  Art  ihrer  Einführung  betrifft,  durch  eine  weite  Kluft  getrennt. 

Selhstherichf. 

238.  R.  Virchow   und   Brecht:    Ausgrabung    auf    der   Moor- 
schanze    bei     Quedlinburg.       Verhandl.     d.    Berl.     anthrop. 
Gesellsch.     1897.     Bd.  XXIX,  S.   140-154, 
Der    von   Brecht    durch    einen   Graben    geöffnete    Hügel    enthielt    ein 
bronzezeitliches  Thongefäss  (Uneticer  Typus)  unter  einer  Holzbohle,  ferner 
in    einer    im    Mittelpunkte    des    Hügels    befindlichen    Aschenschicht    einen 
isoHert    Hegenden    Schädel    und    ein    angebhch     aus    mehreren    Skeletten 
zusammengesetztes  Gerippe.     In  der  Hügelerde  lagen  an  mehreren  Stellen 
anscheinend    neolithische    Scherben.      Nach    Virchows    Urteil    nun   finden 
sich  unter  den  Knochen  des  Skelettes  Teile   von  mindestens  5  Individuen, 
manche  Knochen  sind  aber  überzählig  vorhanden,  so  dass  hinsichtlich  der 
Angabe,    dass    es    ein    zusammengesetztes   Skelett   gewesen   sei,    ein  Beob- 

21* 


324  B-     Referate.     2.    Urgeschichte. 

achtungsfehler  bei  der  Ausgrabung  vorzuliegen  scheint.  Nach  der 
Beschaffenheit  der  Knochen  möchte  V.  ihnen  kein  höheres  Alter  als  ein 
Paar  Jahrhunderte  zuschreiben.  Dr.  A.  Götze-Berlin. 

239.  A.  Nehring:  Nannocephaler  Menschenschädel  von  Euckan 
bei  Magdeburg.  Verh.  d.  Berl.  anthropol.  Gesellsch.  1896 
Bd.  XXVIII,  S.  405/6. 

Der  gut  erhaltene,  wahrscheinlich  weibliche  Schädel  hat  einen  Innen- 
raum von  nur  1095  ccm  und  sehr  dicke,  durch  offene  Nähte  voneinander 
getrennte  Knochen.  Er  ist  158  mm  lang,  142  breit  und  121  hoch.  Im 
Verhältnis  zu  seiner,  an  und  für  sich  sehr  geringen  Länge  ist  er  also 
ausserordentlich  breit  (Index  89,9),  während  die  Schädel  des  Verf.  aus  dem 
westlich  von  Magdeburg  liegenden  Reihengräberfelde  von  Hohnsleben  in 
Braunschweig  dolichocephal  sind.  Indem  Nehring  das  spurlose  Fehlen  der 
vier  Weisheitszähne  am  Buckauer  Schädel  durch  die  Annahme  erklärt,  dass 
sie  sich  überhaupt  nicht  entwickelt  haben  oder  früh  ausgefallen  sind, 
worauf  ihre  Alveolen  sich  schlössen,  spricht  er  denselben  einer  völlig  er- 
w^achsenen  Person  im  mittleren  Lebensalter  zu,  ohne  etwas  auszusagen  über 
die  hierbei  gewöhnlich  erwähnte  Beschaffenheit  der  Sphenobasilarfuge.  Wie 
lange  der  Schädel  in  der  Erde  gelegen  hat,  lässt  sich  nicht  bestimmen 
da  keine  Beigaben  gefunden  wurden  und  die  Stirngegend  viel  jünger  aus- 
sieht als  Hinterhaupt  und  Unterkiefer.  Zum  Vergleich  bringt  Nehring  die 
Maasse  des  1645  ccm  fassenden  (in  geringerem  Grade  brachycephalen, 
84,1  Referent)  und  mit  kolossalen  Muskelansätzen  versehenen  Schädels  von 
einem  Ritter  des   12.  Jahrhunderts  aus  Königslutter  in  Braunschweig. 

Dr.  Mies-Köln. 

240.  E.  Wilisch:   Zur  Vorgeschichte   des  Oybin.    Zittau  1897. 

%\  2  Taf. 
Der  durch  seine  Naturschönheiten  bekannte  Oybin  bei  Zittau  in  Sachsen 
ist  neuerdings  auch  als  Fundstätte  vorgeschichtlicher  Altertümer  bemerkens- 
wert geworden.  Der  Verfasser  beschreibt  von  dort  \ier  Steinbeile,  welche 
teils  auf  dem  Oybin,  teils  in  dessen  nächster  Umgebung  gefunden  sind, 
sowie  eine  Anzahl  von  Gefässscherben,  welche  solchen  aus  den  Gräber- 
feldern vom  ,, Lausitzer  Typus*'  entsprechen  und  den  Beweis  liefern,  dass 
jener  Felskegel  schon  während  der  Bronzezeit  dem  Menschen  als  Auf- 
enthaltsort gedient  hat.  Dr.  J.  Deichmüller-Dresden. 

241.  J.  Deichmüller:  Eine  vorgeschichtliche  Niederlassung 
auf  dem  Pfaffensteine  in  der  sächsischen  Schweiz.    Mit 

1  Tafel.     Abhandl.    der    naturw.    Gesellsch.    „Isis"    in    Dresden. 
1897.     Heft  II,  S.  73. 
Der   Verf.   leitet   seine  Abhandlung   mit  den  Worten  ein:    „kaum  ein 
anderer  Landstrich  Sachsens,  das  Erzgebirge  ausgenommen,  ist  so  arm  an 


B.     licIcr.iLc.     '2.     ürue.scliiclitu. 


li^fj 


Überresten  aus  urgeschichtliclier  Zeit  wie  das  Elbsandsleingohirge.  P^is  vor 
Kurzem  waren  aus  diesem  Gebiete  weder  Gräberfelder  nocli  Woluislälleii 
als  Beweise  einer  Besiedelung  desselben  in  der  Vorzeit  bekannt  geworden; 
nur  ganz  vereinzelte  Funde  von  Eisen-  und  Bronzegeräten  im  Thale  der 
Elbe  deuten  darauf  hin,  dass  schon  damals  der  Menscli  versuchte,  längs 
des  Eibstromes  in  das  unwirtsame  Gebirge  einzudringen.  Neuere  Funde 
haben  jedoch  gezeigt,  dass  einzelne  der  zum  Teil  schwer  zugänglicben 
Felsen  schon  frühzeitig  dem  Menschen  als  Wohnstätte  oder  vorübergehender 
Zufluchtsort  gedient  haben,  wie  der  beim  Königsstein  an  der  Elbe  gelegene 
Pfaffenstein." 

Der  Pfaffenstein  ist  ein  isolierter  Quadersandsteinfels,  wie  sie  in  der 
sächsischen  Schweiz  mehrfach  vorkommen.  Er  erhebt  sich  mehr  als  60  m 
über  das  umgebende  Gelände,  und  seine  schroff  abfallenden  senkrechten 
Wände  gestatten  nur  an  einer  Stelle  durch  eine  enge  Schlucht  den  Zu- 
gang zur  Hochfläche. 

In  den  Lehmlagern  des  Pfaffensteins,  d.  h.  in  seinen  isolierten  Piesten 
altdiluvialer  Schichten,  die  in  Vertiefungen  der  erodierten  Oberfläche  des 
Felsens  zurückgeblieben  sind,  finden  sich  nun  die  Reste  einer  urgeschicht- 
lichen Kultur  vor,  und  zwar  über  eine  ziemlich  ausgedehnte  Fläche  ver- 
streut, während  in  der  den  Lehm  überlagernden  Sandschicht  keine  solche 
Überreste  vorkommen,  ein  Beweis,  dass  der  Sand  erst  später,  als  der  Platz 
von  seinen  Bewohnern  bereits  verlassen  war,  durch  Regen  und  Wind 
darüber  geschwemmt  und  geweht  worden  ist.  —  Ausser  Holzkohlenresten 
fand  man  zahlreiche  Gefässscherben,  von  denen  nur  sehr  wenige  zu  mehr 
oder  weniger  vollständigen  Gefässen  zusammengesetzt  w^erden  konnten, 
ferner  Mahl-  und  Reibsteine.  Metallgegenstände  kamen  nicht  zum  Vorschein. 
In  Form  und  Material  und  in  Herstellungsweise  stimmen  die  Gefässe  voll- 
kommen mit  denjenigen  überein,  die  als  charakteristisch  für  die  älteren 
Gräberfelder  des  Lausitzer  Typus  angesehen  werden.  Sie  gehören  der- 
selben Periode  an,  wie  die  im  nördlichen  Flachlande  Sachsens  und  in  der 
Elbthalniederung  thalabwärts  Pirna  häufigen  älteren  Urnenfelder,  stammen 
aber  nicht  von  einem  Grabfelde,  sondern  von  einer  Ansiedelung  her. 
Ein  auf  der  Hochfläche  des  Pfaffensteines  befindlicher,  im  Volksmunde 
als  Opfer-,  Druiden-  oder  Teufelstein  bezeichneter  Sandsteinblock  erwies 
sich  nicht  als  von  Menschenhand  bearbeitet,  sondern  verdankt  seine  eigen- 
tümliche Gestalt  atmosphärischen  Einflüssen. 

Am  westlichen  Fusse  des  Pfaffensteines,  an  der  Stelle,  wo  der  einzige 
Zugang  zum  Felsen  liegt,  befinden  sich  die  Überreste  eines  Walles  aus 
Sandsteinstücken,  der  diesen  Zugang  bogenförmig  abschliesst.  Der  Wall 
hat  eine  Länge  von  50—  60  Schritt  und  eine  Höhe  von  ca.   1  Yj   m. 

W.  Oslorne-Dresden. 


320  ^^-     Referate.     "2.    Urgeschichte. 

24^2.  Adolf  Fritze:  Die  Stöckelhöhle  hei  Söhustetten.  Fund- 
berichte aus  Schwaben.  1897.  Jahrg.  V,  S.  18—23. 
Die  Durchforschung  der  am  Fusse  des  Stöckelbergs  östlich  Söhnstätten 
befindhchen  Höhle  hat  gezeigt,  dass  letztere  dem  prähistorischen  Menschen 
nicht  zum  dauernden  Aufenthalt,  sondern  von  den  ältesten  Zeiten  ab  — 
wie  der  Fund  eines  Feuersteinmessers  und  einiger  Thonscherben  vom 
ältesten  Typus  beweisen  —  bis  in  spätere  Zeit  nur  als  gelegentlicher  Unter- 
scldupf  gedient  hat.  In  der  reichen  Fauna  sind,  mit  Ausnahme  einiger 
Knochen  und  Zähne  des  diluvialen  Wildpferdes,  nur  recente  Arten  vertreten. 

Dr.   Deichmüller-Dresden. 

243.  Max  Bach:  Fundchronik  vom  Jahre    1897.    Fundberichte 

aus  Schwaben.  1897.  Jahrg.  V,  S.  2—7.  2  Abbild. 
Als  äusserst  seltene  Erscheinung  in  süddeutschen  Grabhügeln  der 
Bronzezeit  ist  beachtenswert  der  Fund  eines  Bronzediadems  mit  Spiral- 
enden aus  einem  Grabhügel  der  älteren  Bronzezeit  bei  Sigmaringen.  Das 
Diadem  ist  durch  Aushämmern  eines  starken  Bronzedrahts  hergestellt  und 
mit  eingeschlagenen  Punktreihen  verziert.         Dr.  DeicJimüller-Dresden. 

244:.  J,  Steiner:    Archäologische  Landesaufnahme  im  Jahre 
1896  und  im  Frühjahr   1897.     Fundberichte  aus  Schwaben. 
1897.     Jahrg.  V,  S.   7—18. 
Mit   den   hier   verzeichneten   Untersuchungen   ist   die  im  Herbst  1893 
im  Auftrag  und  unter  der  Oberleitung  der  Direktion  der  Kgl.  Staatssammlung 
durch  den  Verf.  begonnene  Aufnahme  aller  bekannten,  vor  und  hinter  dem 
Donaulimes    gelegenen   Altertumsbauten   von  Lorch   und  Welzheim  bis  zur 
bayrischen  Grenze  und  deren  Einzeichnung  in  die  Flurkarten  zu  Ende  ge- 
führt worden.  Dr.  Deichmüller-Dresden. 

24:5.  F.  Quilling:  Fränkisches  Gräberfeld  in  Sindlingen  a.  M. 

Mit  einer  Tafel  und  4  Abbildungen.     Ann.  d.  Ver.  f.  nassauische 

Altertumskunde.     1898.     Bd.  XXIX,   Heft  1. 
In  Sindlingen,    3   Kilometer    abwärts    von    der   Niddamündung,    bietet 
sich  der  gesichertste  Flussübergang  im  Gebiet  des  Mainunterlaufs,    da   der 
Ort  auf  einer  hochwasserfreien  Erhebung  unmittelbar  am  Flusse  liegt,  der  ^1 
früher   noch   2  Inseln  an  dieser  Stelle  zeigte,    und  der  am  Südufer  künst-  ™ 
lieh  aufgeschüttete  Hügel    der  Martinskirche   wohl  zur  Deckung   des  Über- 
gangs dient«.     Nördlich  vom  Orte  wurden  seit  1892  bei  Neubauten  Skelett- 
gräber   entdeckt,    von    den    Herren    Dr.  Kuthe    und  Ingenieur  Wehner 
untersucht  und  vom  Herausgeber  beschrieben.     Die  Grabfunde  zerfallen  in 
3  Gruppen,  je  nachdem  die  Gräber  anfangs  planlos  durchwühlt,  dann  von 
Dr.  Kuthe    1895—1897    sachkundig   geöffnet,    später  wieder  ohne  Aufsicht 
ausgebeutet  sind ;  die  Gegenstände  sind  noch  dazu  in  die  Sammlungen  von 


I 


B.     llefeiiite.     2.  UrgeschicJite.  ^^^J 

Frankfurt  und  Höchst  zerstreut,  so  dass  dem  Herausgeber  trotz  aller  Sorg- 
falt die  Ermittelung  der  Zusammengehörigkeit  und  der  Fundumslände  nieliL 
mehr  überall  möglich  gewesen  ist.  Untersucht  sind  30  Gräber,  aussei- 
dem  mindestens  ebenso  viele  nachträghch  nicht  mehr  aufmesshare  durch 
Beigaben  konstatiert,  so  dass  auf  Grund  eines  bestimmten  Reihenschemas, 
nach  dem  die  Gräber  in  regelmässig  wiederkehrenden  Zwischenräumen 
angelegt  sind,  etwa  500  angenommen  und  die  Grabreihen  ver- 
mutungsweise in  die  Karte  eingetragen  werden  konnten,  d.  h.  diejenigen 
Gruppen,  welche  durch  nebeneinander  bestattete  Körper  entstanden  sind. 
Als  Abstand  ergab  sich  durch  genaue  Nachmessungen  von  Reihe  zu  Reihe 
3,66  m  und  von  Nachbargrab  zu  Nachbargrab  3,39  m;  die  Orientierung 
weicht  um  15  Grad  vom  geographischen  Osten  ab,  der  Umfang  des  Gräber- 
feldes konnte  trotz  mehrerer  Versuchsgräber  noch  nicht  endgültig  festge- 
stellt werden.  Die  Toten  lagen  auf  dem  Rücken  oder  nach  der  Seite  aus- 
gestreckt, den  Kopf  nach  Osten,  ohne  Särge  in  muldenförmigen  Gruben 
ohne  Alters-  und  Standesunterschiede.  Letzteres  scheint  aus  der  Art  der 
Beigaben  hervorzugehen,  die  zwischen  ärmlichen  Einzelstücken  und  reichen 
Ausstattungen  schwanken.  Spinnwirtel,  ein  Thongewicht,  zahlreiche  Glas- 
und  Thonperlen,  Kämme,  Scheren,  weisen  auf  Frauengräber,  wogegen  die 
Kriegergräber  allerdings  zahlreicher  sind  mit  ihren  Schwertern,  Messern, 
Äxten  der  verschiedensten  Art,  Lanzen-  und  Pfeilspitzen  (ein  angeb- 
lich mitgefundener  Köcher  ist  abhanden  gekommen),  Gürtel-  und  Schild- 
beschlägen. .  Diese  Gegenstände  sind  sämtlich  aus  Eisen,  wie  auch 
2  Schlüssel  und  1  Sporn,  während  Bronze  nur  in  kleineren  Schmuck- 
stücken, davon  eins  in  Kreuzform,  vorkommt.  Von  Fibeln  fanden  sich 
mehrere  scheibenförmige,  eine  ,, säulenförmige",  eine  eiserne,  die  auf  Villa- 
novatypen zurückgeht.  Auch  unter  den  zahlreichen  Thongefässen  haben 
sich  sogar  einzelne  aus  der  Hallstattzeit  erhalten,  andere  sind  wie  eine 
Silbermünze  des  Macrinus  römisch ;  trotzdem  zeigt  die  Mehrzahl  durchaus 
fränkischen  Charakter  etwa  aus  dem  6.  Jahrhundert,  gelegentlich  treten 
schon  spätfränkische  oder  frühkarolingische  Formen  auf.  Auch  die  Schädel 
entsprechen  den  von  Schaaffhausen  für  den  fränkischen  Typus  auf- 
gestellten Merkmalen,  und  sollte  man  geneigt  sein,  wegen  der  Endung  des 
Namens  Sindlingen  auf  Alemannen  zu  schHessen,  so  wird  im  Anschluss 
an  Schibers  Untersuchungen  durch  eine  beigegebene  Karte  von  Becher 
dargethan,  dass  SindHngen  zwar  in  vorfränkischer  Zeit  gegründet  sein 
mag,  dann  aber  jedenfalls  durch  Franken  besetzt  wurde,  die  es  in  eine 
ansehnliche  merowingische  Niederlassung  verwandelten  und  das  besprochene 
Gräberfeld  mit  ihren  Toten  belegten.  Prof.  Dr.   Walter -Stettin. 

246.  Rud.  Yirchow:  EröffnuDg  prähistorischer  und  römischer 
Gräber  in  Worms.  Verhandl.  d.  Berlin,  anthropol.  Gesellsch. 
1897.     Bd.  XXIX,  S.  464—470. 


328  ^-     I^eferate.     2.    Urgeschichte. 

Schöteusack :     Uutersuchimg    der    Tierreste    aus    dem 
Orjiberfelde  der  jüngeren  Steinzeit  Ibei  Worms.    Ebendas. 

S.  470—474. 

V.  beschreibt  zunächst  die  Skelettteile,  die  aus  zwölf  der  nördlich  von 
Worms  auf  der  Rheingewann  geöffneten  69  neolithischen  Gräbern  heraus- 
gearbeitet worden  sind  und  zwar  in  mehr  oder  weniger  beschädigtem  Zu- 
stande wegen  ihrer  festen  Vereinigung  mit  dem  Erdreich.  Die  messbaren 
Schädel,  von  welchen  vier  sicher,  zwei  wahrscheinlich  Männern  ange- 
hörten, sind  im  Verhältnis  zu  ihrer  Länge  schmal  mit  Ausnahme  eines 
Schädels,  der  wohl  durch  eine  mit  seiner  5tirnnaht  zusammenhängende 
grössere  Breitenzunahme  mesocephal  geworden  ist.  Ein  Schädel  hat  die 
ausserordentliche  Länge  von  201  mm;  auch  ein  anderer  wird  in  An- 
betracht der  von  ihm  erhaltenen  Bruchstücke  als  sehr  lang  bezeichnet. 
Die  Breitenmaasse  sind  dagegen  klein ;  bei  zwei  Schädeln  beträgt  die  kleinste 
Stirnbreite  nur  88  mm  (also  eben  so  wenig  bezw.  noch  weniger  als  beim 
Pithecanthropus  erectus  Dub. :  Ref.).  Von  vier  Hirnkapseln,  deren  Höhe 
bestimmt  werden  konnte,  erscheinen  drei  im  Verhältnis  zu  ihrer  Länge 
hoch,  nur  eine  niedrig.  Das  Gesicht  ist  in  der  Regel  hoch  und  schmal. 
Aus  der  Zusammenstellung  der  Maasse  ergiebt  sich,  dass  V.  bei  der  nach 
ihm  benannten  Gesichtsbreite  nicht  mehr  die  Entfernung  zwischen  den 
unteren  Enden  der  Oberkiefer-Jochbeinnähte,  sondern  den  Abstand  des 
Vorsprungs  eines  Wangenbeins  von  dem  der  anderen  Seite  misst.  Bei 
sechs  Skeletten  fand  V.  seitlich  abgeflachte  Schienbeine. 

Drei  (2J  und  1  $),  einem  römischen  Friedhofe  (4.  Jahrhundert)  im 
Südwesten  von  Worms  entstammende  Schädel  und  ein  weiblicher,  einem 
fränkischen  Reihengräberfelde  zu  Worms  entnommener  Schädel  sind  im 
Verhältnis  zu  ihrer  Länge  sämtlich  mittelbreit  und  zur  Hälfte  (die  Männer) 
hoch,  zur  Hälfte  (die  Frauen)  niedrig.  Bei  der  Einzelbeschreibung  sind 
die  weiblichen  Schädel  infolge  von  Druckfehlern  als  ortho-  bezw.  hypsi- 
cephal  bezeichnet.  Die  Männer  haben  nach  V.  mesoprosope  Gesichter. 
Die  auf  dem  römischen  Friedhofe  bestattete  Frau  hatte  ein  ausgeprägt 
längliches  Gesicht.  Bei  dem  fränkischen  Frauenschädel,  dessen  Dach  mit 
einer  Anzahl  von  flachen  Knochenauswüchsen  bedeckt  ist,  konnte  der  Ge- 
sichtsindex nicht  bestimmt  werden. 

Seh.  hat  die  in  den  neolithischen  Gräbern  zu  Worms  gefundenen  Tier- 
knochen mit  Hilfe  des  in  Bern  und  Mainz  aufbewahrten  Vergleichs- 
materials als  Reste  vom  Urstier,  Torfrind,  Schaf  bezw.  Ziege,  Edelhirsch 
und  Hund  erkannt.  Von  diesen  Tieren,  die  beim  Leichenschmaus  ver- 
speist wurden,  pflegte  man  wohl  bestimmte  Stücke  dem  Toten  mitzugeben, 
nämlich  vom  Ur  die  Schulter,  von  den  anderen  Tieren  Extremitätenteile. 
Die  Überreste  des  gezähmten  Rindes  und  des  Schafes  bezw.  der  Ziege 
zeugen  davon,  dass  schon  in  der  Steinzeit  am  Mittelrhein  Viehzucht  ge- 
trieben wurde.  Dr.  Mies-Köln. 


B.     Refeiiilo.     i2.    IJrye.sehiclite.  3y<j 

247.  S.  Wetzel:  Altertümliche  Erdarbeilen  im  Winkel  zwischen 
Donau  und  Hier.  Württemberg.  VierteJjahrsliei'te  1897.  Jahr- 
gang VI,  S.  385—452. 

Das  zum  grössten  Teil  das  Oberamt  Laupheim  umfassende  Unter- 
suchungsgebiet zeigt  einen  solchen  Reichtum  und  eine  solche  Mannigfaltigkeit 
an  altertümlichen  Erdarbeiten,  wie  kaum  eine  zweite  Gegend  in  Württem- 
berg: Hochäcker,  ein  ausgedehntes  uraltes  Wegenetz  und  namentlich 
Schanzwerke,  welche  dort  allerorts  in  grosser  Zalil  vorhanden  sind.  Die 
Hochbeete  erstrecken  sich  über  das  geneigte  und  hügelige  Land,  getrennt 
durch  breite,  vorherrschend  in  der  Ebene  liegende,  jetzt  ungepflügte,  in 
früherer  Zeit  aber  sicher  ebenfalls  bebaute  Flächen.  Unter  den  Hochäckern 
begraben  liegen  Reste  einer  älteren  Kulturwelt:  Wege,  welche  das  Land 
nach  allen  Richtungen  hin  durchziehen  und  sich  in  den  Thalmulden  als 
Dämme,  im  Gehänge  als  Gräben  und  Hohlwege  bemerkbar  machen,  auf 
der  Höhe  aber  unter  den  Hochbeeten  verschwinden.  Als  die  ältesten 
Erdarbeiten  bezeichnet  der  Verfasser  die  häufigen  Schanzwerke,  welche 
entweder  als  Hochschanzen  auf  den  Bergrücken  im  Winkel  zwischen  zwei 
in  einander  mündenden  Thälern,  meist  als  mehrteilige  Umwallungen  an- 
gelegt sind  oder  als  Wasserschanzen  in  Niederungen,  von  Wasser  oder 
einem  breiten  Sumpfgürtel  umgeben,  erscheinen.  Diese  Erdwerke  werden 
nach  ihrer  geographischen  Verteilung  in  dem  untersuchten  Gebiet  eingehend 
beschrieben  und  zum  Teil  in  Grundrissen  dargestellt. 

Nach  den  Untersuchungen  Wetzeis  muss  das  Land  in  vorrömischer 
Zeit  viel  intensiver  bewohnt  gewesen  sein,  als  später  oder  heutzutage; 
dies  beweisen  die  zahlreichen,  von  der  Bevölkerung  in  der  Nähe  ihrer 
Wohnplätze  zum  Schutze  gegen  feindliche  Angriffe  errichteten  Schanzwerke. 
Ob  dieselben  in  der  La  Tene-  oder  in  der  Hallstattzeit  erbaut  wurden, 
lässt  der  Verfasser  unbestimmt.  Nach  der  Unterjochung  oder  Vertreibung 
dieser  Bevölkerung  durch  die  Römer,  welche  weniger  Interesse  am  Ackerbau, 
umsomehr  aber  an  der  Ausdehnung  des  Handels  hatten,  überzog  sich  das 
Land  mit  einem  dichten  Wegenetz.  Nach  der  Besitzergreifung  durch  die 
Alemannen  änderte  sich  das  Bild,  Ackerbau  und  Viehzucht  traten  in  den 
Vordergrund,  das  Land  bedeckte  sich  mit  Hochäckern,  durch  welche  ein 
Teil  der  älteren  Anlagen,  Wege  und  Schanzen  eingeebnet  und  verwischt 
wurde.  Entgegen  Rankes  Ansicht  kommt  der  Verfasser  zu  dem  Ergebnis, 
dass  die  Hochäcker  aus  nach  römischer  Zeit  stammen  und  dass  die  Alle- 
mannen, ebenso  wie  der  bayerische  Stamm,  das  Land  zuerst  gemeinschaftlich 
in  Hochbeeten  bebauten  und  erst  durch  den  Einftuss  des  Christentums 
zum  Übergang  in  die  Bewirtschaftung  in  Flachbeeten,  zum  Privateigentum 
und  zur  Dreifelderwirthschaft  geführt  wurden. 

Dr.  J.  Deichmüller-Dresden. 


330  ^-     Referate.     2.    Urgeschichte. 

2tt8.  YOii  Haxtliauseu :  Trichter  der  Stein-  imd  Bronzezeit 
zu  Eiclielsbach,  Bezirksamt  Obernburg  a.  Main.  Beiträge 
zur  Anthropologie  und  Urgeschichte  Bayerns.  1897.  Bd.  XII, 
Heft  1—2,  S.  11  mit  2  Tafeln. 
Im  Gegensatz  zu  den  Grabfeldern  sind  vorhistorische  Tiefbauten  selten 
und  fast  nie  zusammenhängend  untersucht;  diese,  seien  es  nun  Gräber, 
Feuerstätten,  Senkgruben  oder  ähnliches,  unter  der  Bezeichnung  , »Trichter" 
zusammengefasst,  können  aber  wichtige  Aufschlüsse  über  die  ältesten 
Wohnstätten  und  das  Leben  auf  dem  festen  Lande  geben,  das  doch  nicht 
unwichtiger  als  die  Pfahlbautenkultur  sein  dürfte.  Freilich  sind  sie 
schwierig  zu  erkennen,  da  sie  ohne  Abzeichen  unter  spätem  Erdschichten 
verborgen  sind,  und  zwar  meist  unter  jetzigen  Dörfern  oder  in  deren 
nächster  Nähe;  denn  ganz  im  Gegensatz  zu  den  Hügelgräbern  meiden  sie 
meistens  die  wasserlosen,  sandig-steinigen  Höhen,  sodass  bei  rationeller 
Pflege  der  Trichterforschung  nun  auch  statt  der  wenigen,  immer  mehr 
verschwindenden  Hügel  das  ganze  Ackerland  in  den  Kreis  der  Unter- 
suchung gezogen  werden  muss.  Während  die  Vorgeschichte  durch  ihre 
sonstigen  Beobachtungen  nur  relativ  kleine  Zeiträume  erschloss,  öffnet  sich 
nun  der  Blick  in  weitere  Fernen  und  findet  Belehrung  über  Siedelungen 
und  Volksleben  der  Vorzeit;  da  muss  z.  B.  sogleich  das  Vorurteil  schwinden, 
der  vorgeschichtliche  Mensch  habe  isoliert  in  seiner  Hütte  oder  Höhle  ge- 
haust. Vielmehr  zeigt  schon  die  Steinzeit  dichtbesiedelte,  durch  Verhaue 
geschützte  Verbände,  die  mit  ähnlichen  Anlagen  aus  der  Bronzezeit  den 
Spessart  und  Taunus  durchziehen.  Bei  Eichelsbach  sind  154  Trichter 
untersucht,  längliche  Gruben  von  durchschnittlich  1,07  m  Tiefe  und  1,6  m 
oberer  Länge  unter  12  cm  Humusdecke,  in  denen  teils  selbst  gebrannt 
ist  oder  anderweitige  Brandreste  gesammelt  sind,  so  dass  sie  w^ohl  als 
Koch-  und  Heizstellen  benutzt  sein  dürften;  ob  sie  vorübergehend  oder 
länger  benutzt  sind,  scheint  zweifelhaft,  doch  deuten  zahlreiche  Mahlsteine 
auf  Ackerbau  und  eine  gewisse  Sessheftigkeit,  Spinnwirtel  auf  Woll-  oder 
Leinenproduktion  und  Weberei.  Feuersteine,  darunter  ein  unversehrtes 
Messer,  aber  keine  paläolithischen  Formen,  fanden  sich  mehrfach,  von 
Steinkeilen  2  Exemplare  mit  charakteristischer  Form,  bei  dem  Fehlen  aller 
Metalle  ein  sicherer  Beweis  für  die  Ansetzung  der  Siedelung  in  die 
neolithische  Zeit.  Auch  roh  gearbeitete  Thonperlen  und  ein  Reibstein  mit 
Rötel  zur  Gewinnung  von  Farbe  kamen  zu  Tage,  sonst  Scherben  von 
Trink-  und  Kochgefässen,  wenig  Böden  und  meist  nur  ein  Henkel-  oder 
Warzenstück;  gekocht  wurde  auf  4 — 6  handgrossen,  roh  zu  einer  Platte 
zusammengefügten  Steinen,  und  die  Töpfe  scheinen  nicht  an  Schnüren 
über  loderndes  Feuer  gehängt  zu  sein.  Die  Siedelung  an  der  Eichels- 
bacher Kirche,  deren  Trichter  2 — 7  m  voneinander  entfernt  sind,  bildet 
einen  30  m  breiten  und  220  m  langen  Gürtel,  dessen  scharfe  Abgrenzung 
eine  Schutzhecke  vermuten  lässt  und  das  Bild  einer  Festung  der  Steinzeit 


i 


B.     Referate.     ^.     IJryescJiichle.  33  j 

bietet;  die  planmässige  Anlage  spricht  für  eine  Genosseiiscliaft  mit  einlu-it- 
licher  Leitung,  das  ganze  macht  einen  harmonischen  Totaleindiuck  ohne 
chronologische  Unterschiede. 

Südwestlich  von  diesen  neolithischen  Trichtern  zieht  sich  eine 
1  72  Kilometer  lange  Zone  anderer,  zu  Gruppen  vereinigter  aus  der  Bronze- 
zeit hin;  die  Form  ist  mehr  rund,  einmal  sind  auch  gebrannte  kannelierte 
Thonbrocken  vom  Bewurf  einer  Reisigwand  erhalten,  die  auf  Hüttenbau 
schliessen  lassen.  Ein  Bronzemesser  gleicht  Schweizer  Pfahlbaufunden ; 
die  Thongefässe  zeigen  horizontal  gestellte  Ränder  und  breite  Henkel. 
Zwei  runde  verzierte  Thonplatten  müssen  wohl  zum  Stempeln  (von  Teig?) 
gedient  haben.  Die  Verzierung  des  Tupfenstichs  am  Gefässrande  rückt 
das  Feld  an  die  Grenze  der  Steinzeit,  das  Bronzemesser  jedenfalls  vor  die 
Hallstattzeit.  So  sind  aus  der  Kette  des  Entwicklungsganges  der  Vorzeit 
zwei  Glieder  an  einer  Stelle  nachgewiesen,  von  denen  die  Bronzezeit  für 
den  Spessart  bisher  unbekannt  war.  Übrigens  ist  ein  geschw^eiftes  unver- 
ziertes  Bronzemesser  auch  bei  Kl.  Wallstadt  im  Main  gefunden. 

Prof.  Dr.   Walter-Stettin. 

249.  Fr.  Weber:  Die  Hügelgräber  auf  dem  bayerischen 
Lechfeld.  Beiträge  zur  Anthropologie  und  Urgeschichte  Bayerns. 
1897.     Band  XII.     Heft  1—2,  S.  37,  mit  1   Tafel. 

Am  linken  Lechufer  liegt  dem  bayerischen  das  grössere  schwäbische 
Lechfeld  gegenüber,  das  vor  seiner  neuerdings  fortgeschrittenen  Kulti- 
vierung zahllose  Hügelgräber  enthielt,  die  unordentlich  ausgebeutet  wurden. 
Erst  1896 — 97  sind  die  Reste  einzelner  Gruppen  im  Auftrage  der  kgl. 
Akademie  der  Wissenschaften  untersucht  worden,  und  die  Funde  in  das  Mün- 
chener Museum  gekommen.  Die  Hügel  lagen  in  Moorwiesen  oder  auf  trockener 
Haide,  ein  System  war  in  ihrer  Anlage  nicht  mehr  zu  erkennen,  sie  hatten 
niemals  Steinkern  und  wechselten  zwischen  30  cm  bis  2  m  Höhe;  die 
Beigaben  waren  schlecht  erhalten,  doch  zur  chronologischen  Beurteilung 
noch  ausreichend;  am  wenigsten  brauchbar  erwies  sich  das  somatische 
Material. 

Aus  der  1.  Gruppe  bei  Sand  ergaben  2  Hügel  Bestattungen  mit  Resten 
von  Beschlägen  und  Nägeln  aus  Bronze,  Messer  und  Nägel  von  Eisen, 
Scherben  unverzierter  Gefässe.  Aus  den  teilweise  leeren  Gräbern  der 
2.  Gruppe  bei  Unterach  ist  ein  Eisendolch  der  Hallstattzeit  erwähnens- 
wert. Das  wichtigste  Grab  der  3.  Gruppe  bei  Oberach,  abgebildet  Fig.  1, 
war  ein  grosser  Hügel  von  ursprünglich  70  Schritt  Umfang,  der  ver- 
schiedentlich angegraben  ist  und  noch  erkennen  lässt,  dass  etwa  5  Skelette 
gleichzeitg  beigesetzt  waren,  davon  2  in  der  Mitte;  Scherben  und  eiserne 
Nadel  weisen  dies  Grab  der  La  Tenezeit  zu.  Von  der  4.  Gruppe  bei  Au 
hat  ein  früher  abgetragener  Hügel  römische  Funde  mit  einer  Münze 
Vespasians    ergeben,    dagegen    gehören    die    11  Hügel   auf    einem    andern 


334  B-     Horeiale.     2.     ürgescliiclite. 

W^iesengruiulslück  wieder  in  die  La  Tenezeit.  In  Grab  2  und  7  (mit 
Abbildungen)  fanden  sich  je  2  Skelette  in  ungleicher  Lage,  dabei  einmal 
ein  sehr  grosses  Thongefäss,  das  andere  mal  eine  kleine  Henkeltasse  in 
einer  birnt'örmigen  Vase,  ausserdem  Eisenreste;  die  anderen  Hügel  ent- 
hielten nur  Einzelbestattungen  und  waren  wohl  wegen  der  Eisenbeigaben 
Männergräber,  nur  Nr.  9  (s.  d.  Abbildung)  gehörte  anscheinend  einer 
jugendlichen  Frauensperson  mit  Armreif  aus  Bronzedrähten  und  Armbrust- 
übel  von  ausgeprägtem  La  Tenetypus  an.  Die  5.  Gruppe  beim  Hofe  Lindenau 
war  schon  durchwühlt,  doch  blieb  zu  erkennen,  dass  die  Bestatteten 
Bronzepfeilspitzen  und  Bronzebuckel  auf  einem  Ledergürtel  bei  sich  gehabt 
hatten ;  es  dürfte  eine  frühere  Phase  der  Hallstattzeit  sein ;  Eisen  wurde 
nicht  beobachtet.  Endlich  wurde  von  der  6.  Gruppe  bei  Kissing  ein  Hügel 
geöffnet,  der  bei  2  m  Höhe  und  90  Schritt  Umfang  eine  Aschenschicht 
mit  terrassenförmig  über  einander  gepackten  bemalten  Gefässen  enthielt, 
wie  schon  früher  untersuchte  Gräber  aus  dem  Ausgang  der  Hallstattzeit 
im  benachbarten  Heilachwalde. 

Die  Friedhöfe  erstrecken  sich  demnach  durch  verschiedene  Perioden 
und  zeigen  bis  auf  das  letzte  Beispiel  Bestattung;  ihre  Anlage  in  der  den 
Überschwemmungen  ausgesetzten  Ebene  muss  auffallen.  Die  dazu  gehörigen 
Ansiedelungen  sind  auf  dem  Lechrain  zu  suchen,  die  keine  sehr  wohl- 
habende oder  keramisch  geschickte  Bevölkerung  voraussetzen  lassen.  Unter 
der  Annahme,  dass  in  drei  beobachteten  Fällen  Mann  und  Frau  gleich- 
zeitig bestattet  wären,  wird  auf  Caesar  bell.  Gall.  VI,  19  hingewiesen  und 
für  die  La  Tenezeit  gelegentliche  Tötung  der  Frau  beim  Tode  des  Mannes 
vermutet.  Prof.  Dr.   Walter-Stettin. 

5.     Österreich-Ungarn. 

250.  Alexander  Makowsky:    Das  Rhinozeros  der  Diluvialzelt 
Mährens    als    Jagdtier    des   paläolithischen    Menschen. 

Mitteil.    d.    anthrop.    Gesellsch.    in   Wien.       1897.      Bd.    XXVII, 

S.  73. 
Obwohl  zahlreiche  Funde  von  Zähnen  und  Knochen  der  grossen 
diluvialen  Säugetiere  gemacht  worden  sind,  die  unzweifelhafte  Spuren  der 
Bearbeitung  durch  Menschenhand  tragen,  besteht  bei  vielen  Männern  der 
Wissenschaft  immer  noch  Zweifel  an  der  Gleichzeitigkeit  des  Menschen 
mit  diesen.  Diese  Zweifel  gründen  sich  auf  die  Ansicht,  dass  die  Be- 
arbeitung durch  den  paläolithischen  Menschen  nicht  an  frischen,  von  er- 
legten Tieren  herstammenden  Knochen  vorgenommen  worden  sei,  sondern 
an  Knochen,  die  diese  Menschen  in  dem  während  der  Eiszeit  noch  vor 
dem  Auftreten  des  Menschen  erstarrten  und  später  wieder  aufgetauten 
Boden  vorgefunden  hätten.  Man  könne  daher  bloss  von  einem  Menschen 
der    Renntierzeit,    aber    nicht    von    einem  Menschen  der  Mammutzeit,    die 


B.     Keferate.     i2.    Urgeschiclite.  3^J3 

von  der  Renntierzeit  durch  Hunderte,  ja  Tausende  von  Jahren    geschieden 
sei,  reden. 

Dieser  Ansicht  tritt  M.  auf  Grund  seiner  in  Mähren  gesammelten  Er- 
fahrungen entgegen.  Zunächst  weist  er  darauf  hin,  dass  eine  solche  l)e- 
arbeitung,  wie  sie  an  den  in  Mähren  gefundenen  Mammut-  und  Rhino- 
zerosknochen vorkommt,  nur  an  frischen  oder  an  direkt  aus  dem  ge- 
frorenen Boden  entnommenen  Knochen  (Sibirien)  möglich  sei,  keineswegs 
aber  an  solchen,  die  längere  Zeit  in  aufgethautem  Boden  gelegen  haben, 
indem  letztere  für  eine  Bearbeitung  viel  zu  brüchig  geworden  seien.  Für 
Mähren  wäre  ausserdem  —  mit  Ausnahme  des  Oderthaies,  in  das  das 
grosse  Nordlandseis  eingedrungen  war  —  die  Annahme  eines  durch  Jahr- 
hunderte währenden  Gefrierens  des  Bodens  völlig  unerwiesen,  ja  un- 
haltbar. 

Einen  weiteren  Beweis  für  die  Gleichzeitigkeit  des  Menschen  mit 
Mammut  und  Rhinozeros  sucht  der  Verf.  durch  den  Nachweis  von  Schlag- 
marken von  eigentümlicher  Beschaffenheit  an  den  Knochen  dieser  Tiere 
zu  liefern.  Diese  Schlagmarken  sind  nämlich  an  den  in  Höhlenlehm  ge- 
fundenen, und  infolge  dessen  besser  erhaltenen  Knochen  viel  glätter  als 
die  übrige  Oberfläche.  Diese  Glätte  ist  durch  das  Schlagen  mit  den  Stein- 
werkzeugen bewirkt  worden,  wodurch  mit  gleichzeitigem  Austritte  des 
Knochenfettes  eine  Verdichtung  des  Gewebes  herbeigeführt  wurde.  (Dieses 
Austreten  des  Knochenfettes  scheint  also  der  Verf.  als  Beweis  anzusehen, 
dass  die  Knochen  frisch  waren,  als  sie  bearbeitet  wurden.  Ref.)  Ein 
solcher,  durch  Schlag  bewirkter  Knochenbruch  unterscheidet  sich  daher 
leicht  vom  gewöhnlichen  splitterigen  Bruch  des  Knochens. 

Wenn  die  Knochen  in  feinem,  mit  Asche  gemengten  Lehme  einge- 
bettet sind,  so  sind  sie  zuweilen  mit  einer  festen  Hülle  überzogen.  Diese 
Hülle  ist  offenbar  dadurch  entstanden,  dass  der  Knochen,  nachdem  das 
Fleisch  und  Mark  demselben  entnommen  war,  in  die  heisse  Asche  ge- 
worfen und  so  gänzlich  von  derselben  eingehüllt  wurde.  Deshalb  er- 
scheinen derartige  Knochen  wie  gebrannt,  kalciniert  und  durch  den  Einftuss 
der  Hitze  nicht  selten  in  Teile  zersprengt.  Sehr  häufig  bemerkt  man  in 
der  Umhüllungskruste  grössere  oder  kleinere  Holzkohlenstücke.  Dies 
schliesst  jeden  Zweifel  darüber  aus,  dass  dem  diluvialen  Menschen  Mährens 
die  Tiere,  von  denen  diese  Knochen  stammen,  als  Nahrung  dienten. 

Schliesslich  weist  M.  noch  darauf  hin,  dass  Mammut  und  Rhinozeros, 
wie  alle  übrigen  Pachydermen,  keine  Mark-  oder  Röhrenknochen,  wie 
z.  B.  Pferd,  Hirsch  oder  Rind  haben,  deshalb  auch  die  Knochen  der 
Extremitäten  bei  ihnen  nicht  hohl,  sondern  im  Innern  mit  einem  spongiösen 
Knochengewebe  angefüllt  sind.  Wenn  man  aber  im  Inneren  der  Knochen 
vom  Rhinozeros  eine  Höhlung  findet,  so  konnte  sie  nur  auf  künstlichem 
Wege  vom  Menschen,  durch  Beseitigung  des  Knochengewebes,  hergestellt 
worden  sein. 


334  B-     Referate.     2.    Urgeschichte. 

Nachdem  der  Verf.  die  von  Graf  G.  Wurmbrand,  Dr.  Wankel,  Maska 
und  Dr.  Kfiz  in  Mähren  gemachten  Funde  bearbeiteter  Mammut-  und  Rhi- 
nocerosknochen,  die  oft  in  Gemeinschaft  von  menschlichen  Artefakten  oder 
dihivialcn  Menschenknochen  vorkommen,  kurz  erwähnt  hat,  bespricht  er 
vier  in  neuerer  Zeit  in  der  Umgebung  von  Brunn  gemachte  Funde  be- 
arbeiteter Rhinozerosknochen  und  unterzieht  die  letzteren  einer  eingehenden 
Untersuchung.  W.  Oshorne-Dresden. 

251.  M.  Kriz:  L'epo(iue  quaternaire  eu  Morayie.  L'Anthro- 
pologie.      1897.     Bd.  VIII,   S.  513.     (11   Abbildungen.) 

Verf.  giebt  eine  Übersicht  seiner  in  der  Höhle  Kulna  bei  Slup  ge- 
machten Forschungen,  die  zum  Teil  schon  im  Jahrbuch  der  k.  k.  geo- 
logischen Rcichsanstalt  veröffentlicht  worden  sind.  Diese  Höhle  verdankt 
ihre  Entstehung  deai  Wasser,  das  durch  zahlreiche  Röhren  und  Schächte 
in  den  devonischen  Kalk  eingedrungen  ist.  Später  ist  sie  durch  abgerissene 
Kalkblöckc;  Kies,  Thon  und  schw^arze  Erde  bis  zu  einer  Höhe  von  18  m 
angefüllt  worden.  In  der  oberflächlichen,  aus  schwarzer  Erde  bestehenden 
Schicht  befinden  sich  Reste  von  Haustieren  und  neolithisches  Material. 
Darunter,  in  einer  aus  gelbem  Thon,  Kies  und  Steinblöcken  bestehenden 
Schicht,  ist  eine  quaternäre  Fauna  mit  paläolithischer  Industrie. 

Dr.  L.  Laloy-Paris. 

252.  H.  von  Preen:  Grabfunde  der  Bronzezeit  bei  Nöflng, 
Oberösterreicll.  Prähistorische  Blätter.  1897.  Bd.  IX,  Nr.  3 
mit  2  Tafeln. 

Bei  Nöfing  sind  neben  einem  schon  früher  geöffneten  Bronzezeitgrabe, 
das  ein  Schwert  enthielt,  zwei  weitere  Gräber  untersucht  worden.  Das  erste 
barg  unter  starker  Rollsteinschichtung  in  Asche  und  Knochenresten 
scheinbar  zwei  gesonderte  Bestattungen ;  denn  Fragmente  von  zwei  Urnen 
scheinen  der  älteren  Bronzezeit  anzugehören  nach  dem  Thon  und  der 
Tupfenverzierung  am  Rande,  ein  andres  Thongefäss  dagegen  nebst  verzierten 
Scherben  von  drei  weitern  Gefässen  und  einer  Bronzenadel  mit  doppelt- 
kegelförmigem Kopfe  weist  auf  die  jüngere  Bronzezeit  hin.  Das  unversehrte 
Gefäss  ist  stark  ausgebaucht  und  unten  mit  senkrechten  Linien,  am  Halse 
mit  Zickzacklinien  verziert;  gleich  ihm  zeigen  die  Scherben  Graphitüberzug, 
dazu  Warzen  und  die  von  Naue  für  die  oberbayrische  jüngere  Bronzezeit 
beobachteten  Ornamente.  Der  andre  Grabhügel,  leider  vorher  durchwühlt, 
war  ähnlich  gebaut  und  enthielt  unter  den  Rollsteinen  in  der  Mitte  der 
Kohlenschicht  ein  weitbauchiges  Henkelgefäss  mit  senkrechter  Cannellierung 
und  gebogenem  Halse,  daneben  Reste  von  9  weiteren  Gefässen,  auch  diese 
stark  gebrannt  und  leicht  graphitiert,  mehrfach  senkrecht  geriefelt  und  mit 
tutulusartigen  Warzen  versehen.  Form  und  Verzierung  der  Thongefässe, 
Graphitierung,  Bau  der  Grabhügel,  alles  zeigt  eine  deutliche  Verwandtschaft 


R.     Referate.     2.    Urt,^eschiclite.  3;jrj 

mit  der  letzten  Periode  der  jungem  Bronzezeit  in  Obcrl)ayorn  und  lässl 
wohl  die  Annahme  einer  Geschmacks-  und  Stammesverwandtschaft  für  die 
damaligen  Bewohner  Oberösterreichs  zu. 

Prof.  Dr.   WaUer-Stetlm, 

E.  Belgien. 

253.  Marcel  de  Puydt:  L'atelier  neolithique  de  Rullen.  Bull, 
de  la  Soc.  d'anthrop.  de  Bruxelles.  1896.  Bd.  XIV,  S.  71. 
Die  vom  Verf.  ausgebeutete  Werkstätte  liegt  beim  Weiler  Fouron- 
Saint-Pierre  auf  dem  rechten  Ufer  der  Meuse  in  der  Provinz  Liege,  auf 
einem  bis  dahin  vorgeschichtlich  noch  vollständig  unbekannten  Terrain. 
Das  Material  zu  den  daselbst  in  ungeheueren  Massen  zu  Tage  tretenden 
Feuersteinsachen  wurde  höchstwahrscheinlich  an  Ort  und  Stelle  aus 
Feuersteinblöcke  führenden  Thonschichten  gewonnen.  Spezifische  Merk- 
male kommen  den  Fundstücken  nicht  zu ;  sie  gleichen  vollständig  denen, 
die  man  von  anderen  neolithischen  Niederlassungen  in  der  Umgegend  und 
an  der  holländischen  Grenze  her  bereits  kennt.  —  Sehr  zahlreich  waren 
Blöcke  mit  Schlagmarken,  Fauststeine  und  Ambosse  vorhanden,  seltener 
Messerklingen,  Stichel,  Meissel,  Hacken,  Beile  und  Schaber;  von  letzteren 
bildet  Verf.  zwei  Exemplare  ab,  die  sich  dadurch  auszeichnen,  dass  die 
eine  Fläche  vollständig  plan ,  die  andere  konvex  gekrümmt  ist.  Pfeil- 
spitzen, Knochen-  und  Hornwerkzeuge  und  Topfgerät  w^urden  bisher  nicht 
gefunden,  jedoch  hofft  Verf.,  dass  weitere  Nachforschungen  auch  in  dieser 
Bichtung  Ausbeute  ergeben  werden.  —  Eine  Tafel  giebt  13  in  Bullen  auf- 
gefundene Beile  wieder,  darunter  ein  Exemplar  aus  grünem  Diorit-Por- 
phyr,  einer  in  Belgien  fremden   Gesteinsart. 

Dr.  Buschan-Stettin. 

254»  Marcel  de  Puydt:    Des  fouilles  excutees  par  Mm.  Dayiii- 

Rigot   et   de  M.  de  Puydt   dans   les   fonds  de  cabannes 

n^olitliiques  en   1894:  et  1895.     Bull    de  la  Soc.   d'anthrop. 

de  Bruxelles.     1896.     Bd.  XIV,  S.  300. 

1 .     Neolithische    Station    beim    Dorfe    Vieux  -  Waleffes    (Arrond.  Huy, 

Prov.  Liege),    genannt    ,,Cite    Gaillard,"    von    der   bisher    16  Hüttenböden 

aufgedeckt  worden  sind.     Es  handelt   sich   eigentlich   um  Herdgruben   von 

runder  oder  ovaler  Form  (Durchmesser  circa  2 — 5  :  0,75 — 2   Meter),    die 

in  einer  Tiefe  von    % — 2  Meter   von  NW.  nach  SO.    orientiert  lagen.     Die 

Ausbeute    derselben    ergab:    zahlreiche  Messerklingen    (einzelne  davon  ge- 

zähnelt),  Pfeilspitzen,  Sägen,  Schaber,    Nuclei   und  SpHtter  aus  Feuerstein, 

Platten   aus   Sandstein    und   Oligist,    Stücke   oder  Werkzeugreste    aus  noch 

anderen  Gesteinsarten,    darunter  einen  Glättstein  aus  Basaltgestein,   das  in 

Belgien    nicht    vorkommt  und    vom    Siebengebirge   her    importiert  worden 

sein  dürfte,   schliesslich  noch  hunderte  von  Topfscherben,  teils  aus  rohem, 

teils  aus  feinerem  Material  hergestellt,  darunter  viele  Henkel  und  warzen- 


336  B-     Referate.     2.    Urgeschichte. 

artig  ausgezogene,  manchmal  auch  durchbohrte  Stücke  (Buckel);  ver- 
schiedentlich waren  die  Scherben  mit  warzenartigen  Buckeln  versehen 
und  mit  Nageleindrücken,  die  auch  in  parallelen  Linien  verliefen,  und 
mit  Schnurornament  verziert. 

2.  Neolithische  Station  in  der  Gemeinde  Latinne,  genannt  ,,Cite 
Davin,"  nicht  weit  von  der  vorigen.  Hier  wurden  bisher  5  Herdstätten 
freigelegt.  Die  Fundstückc  sind  ziemlich  dieselben,  wie  die  aus  der 
vorigen  Station.  Ausserdem  kamen  zum  Vorschein  3  Mühlsteine,  die  in 
einer  Hütte  neben  einander  angetroffen  wurden,  sowie  Reste  vom  Pericarp 
von  Haselnüssen  und  Holzfragmente,  die  ebenso  wie  die  Fruchtreste  ver- 
kohlt waren.  Es  gelang,  aus  den  Scherben  ein  tassenförmiges,  ein- 
henkliges Gefäss  von  114  mm  Höhe  und  127  mm  Durchmesser  am  Rande 
zu  konstruieren. 

Auffällig  erscheint,  dass  in  beiden  Stationen  bearbeitete  oder  geglättete 
Beile  aus  Feuerstein  vollständig  fehlen. 

Dr.  Buschan- Stettin. 

'Q.     Frankreich. 

255.  E.  Collin,  Reynier  et  Fouju:    La  Station  de  La  Vignette. 

BulL  de  la  Soc.  d'anthropol.  de  Paris.     1897.     Bd.  VIII,  S.  420. 

(10  Abbildungen.) 
Diese  Niederlassung  befindet  sich  im  Süden  des  Waldes  von  Fon- 
taineblau, am  Abhang  eines  sandigen  Hügels,  wo  grosse  Sandsteinblöcke 
unregelmässig  zerstreut  vorkommen..  Einige  derselben  sind  wahr- 
scheinlich als  Obdach  (abri  sous  röche)  benutzt  worden.  Dieser  sehr 
harte  (aus  dem  oberen  Eocän)  Sandstein  hat  zugleich  das  Material  für  die 
zahlreichen  auf  dem  Boden  und  im  Sand  aufgefundenen  Werkzeuge  ge- 
liefert. Keines  ist  poliert;  doch  ist  eine  gewisse  Formverwandtschaft  mit 
den  neolithischen  Instrumenten  nicht  zu  leugnen.  Während  die  Verfasser 
diese  Niederlassung  als  neolithisch  betrachten,  sind  einige  Mitglieder  der 
Gesellschaft  der  Ansicht,  dass  sie  der  Epoche  von  Campigny  (Anfang  der 
jüngeren  Steinzeit  nach  Salmon)    oder   gar  der  älteren  Steinzeit  angehört. 

Dr.  L.  Laloy- Paris. 

256.  E.  Rivi^re:  La  grotte  de  la  Mouthe  (Dordogne).  Bull, 
de  la  Soc.  d'anthrop.  de  Paris.  1897.  Bd.  VIII,  S.  302,  484 
und  497.     (5  Abbildungen.) 

Diese  Höhle  befindet  sich  im  Kreis  Sarlat  unweit  der  berühmten 
Niederlassung  ,,les  Eyzies".  R.  studiert  sie  schon  seit  1895,  ohne  dass 
die  Forschung  bei  weitem  als  erschöpft  betrachtet  werden  könnte.  Die 
Höhle  war  ursprünglich  mit  Lehm  und  Sinterablagerungen  fast  vollständig 
ausgefüllt;  darin  befanden  sich  an  der  Oberfläche  neolithische  Werkzeuge 
und  Überreste    moderner    Fauna,    in    der  Tiefe   paläolithische  Instrumente 


B.     llet'eiate.     2.    Urgeschichte.  337 

und  solche  quaternärer  Fauna.  Nach  Entfernung  dieses  Fülhnaterials 
zeigten  sich  an  der  Wandung  sehr  merkwürdige  eingravierte  und  teilweise 
mit  Ocker  gefärbte  Zeichnungen.  An  ihrer  Echtheit  kann  man  nicht 
zweifeln,  denn  sie  waren  zum  Teil  mit  den  alten   Ablagerungen  bedeckt. 

Die  bestgelungene  Zeichnung  stellt  einen  0,52  m  hohen  und  0,91  m 
langen  Wisent  dar.  Dazu  kommen  noch  mehrere  pferde-  oder  antilopen- 
ähnliche Tiere  uud  eine  aus  parallelen  roten  und  weissen  Strichen  be- 
stehende Zeichnung,  die  vielleicht  eine  Hütte  mit  sichtbarem  Eingang  dar- 
stellt. Alle  diese  Zeichnungen  befinden  sich  sehr  weit  vom  Eingang  der 
Höhle  entfernt  (ungefähr  100  m)  an  einem  heute  dem  Licht  ganz  unzu- 
gänglichen Platz.  Aber  in  prähistorischer  Zeit  mag  es  anders  gewesen 
sein :  denn  das  Tageslicht  konnte  durch  jetzt  verschlossene  Öffnungen  zum 
Dach  der  Höhle  hereindringen.  Die  Zeichnungen  tragen  ganz  denselben 
Charakter,  wie  die  auf  paläolithischen  Knochen-  und  Hirschgeweihplatten 
sie  können  auch  mit  den  Zeichnungen  in  den  Höhlen  Pair  -  non  -  Pair 
(Gironde,  Frankreich)  und  Altamica  (Santander,  Spanien)  verglichen  werden. 

Dr.  L.  Laloy-Faris. 

257*     S.  ßeinach:     Statuette  de  femme  uue  decouverte   daiis 
une  des  grottes  de  Menton.   L'Anthropologie.    1898.    Bd.  IX, 
S.  26.     (2  Tafeln.) 
Dieses  höchst  merkwürdige  Stück,  das  in  einer  der  Höhlen  von  Men- 
tone    aufgefunden    wurde,     muss    den    Zeugnissen    prähistorischer    Kunst, 
welche  Piette  beschrieben  hat,  zur  Seite  gestellt  werden.     Wie  in  Brassem- 
pouy    (s.  L'Anthropol.   1895)    handelt    es  sich    hier    um   das  Bildnis    einer 
nackten  Frau  mit  kolossalen  Brüsten,  sehr  entwickelten  Hüften  und  Ober- 
schenkeln   und    grossem    Mons  veneris.     Die  Arme    sind  nicht  angedeutet, 
der  Kopf  ist  sehr  roh  geformt.     Diese  Statuette  ist  0,047  m  hoch  und  hat 
0,012  m  grösste  Dicke;    sie   besteht    aus    gelbem  Steatit.     Mit   ihr  wurden 
zwei    andere    Steine    gefunden,    die   mit   eingeritzten    Linien    ornamentiert 
sind,  dazu  zahlreiche  Meissel  aus  Feuerstein. 

R.  hebt  mit  Recht  hervor,  dass  diese  paläolithischen  Kunstwerke  sich 
ganz  unabhängig  von  den  ähnlichen,  aber  viel  späteren  Produkten  des 
Orients  entwickelt  haben;  ein  Beweis,  dass  die  griechischen  und  trojani- 
schen Statuen  von  nackten  Frauen  auch  unabhängig  von  dem  Orient  und 
namentlich  von  Chaldäa  entstanden  sein  können.  Ob  unsere  prähistori- 
schen Statuetten  die  Existenz  eines  besonderen  ,,steatopygen"  menschlichen 
Typus  beweisen  (s.  Piette  loc.  cit.),  ist  eine  andere  Frage.  Referent  meint 
hingegen,  dass  sie  nur  ein  Sinnbild  der  Wollust  darstellen,  da  gerade  bei 
ihnen  alle  beim  geschlechtlichen  Verkclir  aktiven  Teile  kolossal  entwickelt 
sind,  während  der  übrige  Körper  nur  schematisch  behandelt    erscheint. 

Dr.  L.  Laloy-Paris. 

Centralblatt  für  Anthropologie,    1898.  22 


338  ^      Referate.     2.    Urgeschichte. 

258.  Manouvrier:  Note  sur  les  eränes  huniains  quaternaires 
de  Marcilly-sur-Eure  et  de  H^champs.  Bull,  de  la  Soc. 
d'anthropologie    de  Paris.      1897.     Bd.  VIII,   S.  564.     (1  Abbild.) 

Betreffende  Schädel  sind  in  der  Zeitschrift  „l'Homme''  (Bd.  I,  J884) 
und  in  der  ,, Revue  de  l'Ecole  d'Anthropologie"  (1893),  studiert  worden. 
Derjenige  von  Marcilly  ist  echt  neanderthaloid,  obwohl  seine  Arcus  super- 
ciliares weniger  vorstehen,  als  beim  Neanderthaler  Schädel.  Er  hat  eine 
ziemlich  beträchtliche  Breite,  wodurch  seine  Höhe  zum  Teil  kompensiert 
wird.  Der  Schädel  von  Bechamps  ist  Manouvrier  übergeben  worden,  da- 
mit er  ihn  eingehender  studiere.  Die  von  ihm  gewonnenen  Zahlen  unter- 
scheiden sich  nur  ganz  unbeträchtlich  von  denjenigen,  die  von  den  früheren 
Beobachtern  festgestellt  worden  waren.  M.  macht  darauf  aufmerksam, 
dass  die  Prominenz  der  Glabella  nicht  ohne  Einfluss  auf  den  Schädel - 
index  ist.  Wenn  man  dagegen  einen  Sagittaldurchmesser  benützt,  der 
vom  metopischen  Punkt  ausgeht,  erhält  man  einen  höheren  Index:  79,3 
statt  78,2  bei  50  männlichen  Pariser  Schädeln.  Für  den  Schädel  von 
Brechamps  ist  der  Unterschied  viel  grösser:  78,9  statt  75,5.  Wenn  also 
man  nur  den  echt  cerebralen  Teil  des  Schädels  in  Betracht  zieht,  ist 
dieser  Schädel  fast  ebenso  brachycephal  als  die  modernen  Pariser  Schädel. 
Der  grosse  Unterschied  zwischen  den  zwei  Sagittaldurchmessern  (188  und 
180  mm)  zeigt  auch,  wie  stark  die  Stirn  nach  hinten  geneigt  ist. 

Aus  allen  seinen  Betrachtungen  schliesst  Verf.,  dass  die  Schädel  von 
Marcilly  und  von  Brechamps  der  ethnischen  Gruppe  von  Neanderthal, 
Spy  u.  s.  w.  angehören.  Sie  dürfen  nicht  bloss  als  ein  sporadisches  Auf- 
treten dieses  Typus  angesehen  werden,  wie  solche  auch  in  modernen 
Rassen  vorkommen.  Denn  die  geologischen,  paläontologischen  und  urge- 
schichtlichen Umstände  ihres  Fundes  beweisen,  dass  sie  aus  der  quartären 
Zeit  stammen.  Dr.  L.  Laloy-Paris. 

259.  E.  Riviere:  Nouvelles  recherches  ä  Cro-Magnon.  Bull, 
de    la    Soc.    d'anthrop.    de    Paris.       1897.      Bd.    VIII,    S.     503. 

R.  hat  in  der  wohlbekannten  Station  Cro-Magnon  eine  neue  Nieder- 
lassung aufgegraben,  die  der  magdalenischen  Epoche  angehört.  Die  Fauna 
gehört  dem  Renntier  (ziemhch  zahlreich),  Bos,  Equus,  Sus,  Canis,  Felis, 
Lepus  und  Mus  an;  die  Arten  sind  nicht  näher  bestimmbar.  Die  Feuer- 
stein- und  Knochenwerkzeuge,  sowie  Waffen  sind  von  den  bekannten 
paläolithischen  Formen.  Sehr  bemerkenswert  sind  die  gravierten  Gegen- 
stände: Drei  Knochenstücke  und  zwei  Platten  aus  Hirschgeweih  tragen 
Einkerbungen,  beziehungsweise  eingeritzte  parallele  Linien,  die  vielleicht 
als  Jagdzeichen  (zur  Andeutung  der  Zahl  der  getöteten  Tiere)  gedeutet 
werden  mögen. 

Zwei  andere  Stücke  verdienen  noch  mehr  Aufmerksamkeit.  Das  eine 
ist  ein  0,101  m  langes  Rippenfragment,  auf  welchem  der  ganze  Körper  einer 


B.     Referate.     2     LJryescliiclile.  339 

Frau  im  Profil  eingraviert  ist;  die  Beine  sind  dünn,  der  Baiicli  ein  ^^'enig 
vorstehend,  die  Brüste  lang  und  herabhängend;  der  Kopf  hat  eine  vor- 
springende Nase  und  fliehende  Stirn;  er  gleicht  dem  eines  Mikiocephalen. 
Ein  anderes  0,070  m  langes  und  0,018  m  breites  Knochenslück  zeigt  die 
eingeritzte  Darstellung  eines  ganzen  Wisents,  der  demjenigen  aus  der  Hoble 
von  La  Mouthe  durch  die  enorme  Grösse  des  Höckers  sehr  älmlich   ist. 

Dr.  L.  Laloy-Paris. 

260.  Paul  Raymond:  Nouvelles  lecherches  sur  Page  du  cuivre 
dans  les  C^vennes  (epoque  durfortienne).  Bull,  de  la 
Soc.  d'anthrop.  de  Paris.      1898.     Bd.  IX,  S.  50. 

Verf.  vervollständigt  die  Liste  der  vorgeschichtlichen  Kupferfunde  aus 
den  Cevennen  um  zv^ei  Stücke,  einen  Dolch  und  ein  Stück  Schlacke  (cfr. 
d.  Centralbl.  1898.  Bd.  III,  Ref.  Nr.  106).  —  Der  Dolch,  der  zusammen 
mit  Gegenständen  von  rein-neolithischem  Typus  in  der  Grotte  Latrone  bei 
Saint-Chaptes  (Gard)  gefunden  wurde,  zeigt  eine  unregelmässig  -  rauten- 
förmige Gestalt.  Die  eigentliche  Klinge  ist  im  Vergleich  zum  Griff  in  die 
Länge  gezogen  (105  mm  lang,  36  mm  breit,  40  gr  schwer).  Das  Stück 
Schlacke,  das  15  gr  wiegt,  fand  sich  zusammen  mit  Flintresten,  zwei 
Pfeilspitzen  von  Weidenblattform,  einer  Silexklinge,  einem  Quarzithammer, 
einer  grossen  Buccina-Schnecke  und  einer  grossen .  Menge  verkohlter 
Knochen  in  der  Grotte  du  cräne  noir  genannten  Höhle  von  Roquemaure. 

Die  chemische  Analyse  Prof.  Villejean's  ergab,  dass  beide  Stücke  aus 
reinem  Kupfer  bestehen  und  in  ihnen  keine  Spur  von  Zinn  vorhanden  ist. 

Verf.  knüpft  an  diese  Funde  einige  allgemeine  Bemerkungen  über  das 
Alter  derselben.  Sie  decken  sich  mit  seinen  früheren  (s.  0.)  Äusserungen, 
Er  erinnert  u.  a.  daran,  dass  die  Kupferfunde  in  nichts  den  klassischen 
Formen  der  Bronzezeit  ähneln,  sondern  vielmehr  zumeist  grobe  Nachbil- 
dungen von  steinzeitlichen  Werkzeugen  sind,  und  schlägt  für  den  Zeitraum, 
dem  sie  angehören,  nämlich  der  Übergangszeit  vom  Stein  zur  Bronze  die 
Bezeichnung  ., epoque  Durfortienne''  (nach  der  Grabhöhle  von  Durfort  im 
Depart.  le  Gard  so  benannt)  vor.  '  Dr.  G.  Bus chan- Stettin. 

261.  Variot:  Les  sepultures  de  Collonges  en  Bourgogue.  Bull, 
de  la    Soc.   d'anthropologie    de    Paris.      1897.     Bd.   VIII,    S.  613, 

Manouvrier:  Etüde  des  squelettes  antiques  de  Collonges, 
pr^S  Kemigny.  Ebendas.  S.  626.  (3  Abbild.) 
In  Ermangelung  einer  genauen  Datierung  dieses  Grabfeldes  besitzen 
vorstehende  Erörterungen  nur  einen  relativen  Wert.  Die  sehr  seltenen 
Beigaben  scheinen  auf  die  merowingische  Zeit  hinzuweisen.  Die  Gräber 
sind  sehr  zahlreich  vorhanden,  bis  jetzt  sind  ungefähr  40  ausgebeutet 
worden;  sie  bilden  längliche  Gruben,  die  mit  Steinplatten  umgeben  und 
bedeckt  sind,  ohne  dass  sie  jedoch  über  die  Oberfläche  des  Bodens  liervor- 

22* 


340  ti.     Referate.     2.    Urgeschichte. 

ragen.  Jedes  Grab  enthält  gewöhnlich  nur  eine  Leiche.  Die  chemische 
Analyse  hat  ergeben,  dass  die  Knochen  mehr  Calciumcarbonat  und  weniger 
Phosphat  als  im  normalen  Zustand  enthalten,  was  von  der  kalkhaltigen 
Beschaffenheit  des  umgebenden  Bodens  herrührt. 

Von  den  aufgenommenen  Maassen  wollen  wir  nur  folgende  hervor- 
heben: 15  männliche  Skelette  hatten  eine  Körperhöhe  von  1,67  m, 
8  weibliche  eine  solche  von  1,53  m.  Bei  den  ersteren  betrug  die  Schädel- 
kapazitat  1537,  der  Schädelindex  81;  bei  den  letzteren  1454  bezw.  77,3. 
Der  Schädelindex  hat  eine  sehr  grosse  Variationsbreite :  von  71,7  bis  85,7, 
was  auf  eine  sehr  gemischte  Rasse  hindeutet.  Die  mesocephalen  Schädel 
sind  ausserdem  sehr  selten;  dieser  Umstand  beweist,  dass  die  Mischung 
der  Langköpfigen  mit  den  Kurzköpfigen  eine  sehr  recente  gewesen  sein 
muss.  Da  die  Skelette  einzeln  herausgenommen  wurden  und  jede  Ver- 
wechslung ihrer  Bestandteile  vermieden  wurde ,  so  konnte  man  mehrere 
interessante  Thatsachen  feststellen,  nämlich  dass  die  hohen  und  niederen 
Körpergrössen  sich  ebensow^ohl  bei  den  Kurzköpfen  als  bei  den  Lang- 
köpfen vorfinden.  Es  bestand  also  damals  schon  eine  hochwüchsige 
brachycephale  Rasse,  wie  man  sie  noch  hepte  im  Osten  Frankreichs  an- 
trifft. Wenn  einmal  die  Ausbeutung  des  Grabfeldes-  von  Collonges  be- 
endet sein  wird,  dann  dürfte  M.  über  grössere  Zahlenreihen  verfügen,  und 
dadurch  werden  auch  seine  Untersuchungen  an  Bedeutung  gewinnen. 

Dr.  L.  Laloy -Paris, 

262.  Caziot:    D^couvertes   d'olbjets   prehistoriques   et  proto- 
historiques   faites  dans   Pile   de  Corse.    Bull,  de  la  Soc. 
d'anthrop.  de  Paris.     1897.     Bd.  VIII,  S.  463. 
Die   Insel  Korsika   ist  archäologisch  noch    wenig    untersucht    worden. 
Darum     muss    man     es    mit    Freude    begrüssen,     dass     Caziot    eine    Zu- 
sammenstellung der  bisherig  gemachten  Funde  giebt,  die  sich  teils  in  Privat- 
sammlungen,   teils    im   Musee    de   St.    Germain  befinden   (es  existiert  kein 
Landesmuseum  in  Korsika).  —  Die  jüngere  Steinzeit  ist  durch  Pfeilspitzen 
aus    Jaspis,    Hämmer    aus    Serpentin    oder    Porphyr,    Meissel    aus    Diorit, 
Äxte  aus  Porphyr,  Gefässscherben  aus  Topfstein  vertreten.     Alle  diese  Ge- 
steine sind  einheimisch.     Ausserdem  hat  man  noch  in  der  Nähe  von  Boni- 
facio Feuersteinsplitter    und    einen    gleichfalls   aus   Feuerstein  bestehenden 
Hammer  gefunden;  derselbe  ist  eiförmig,  0,065  m  lang  und  0,055  m  breit. 
Diese  Werkzeuge  sind  deswegen  bemerkenswert,  weil  Feuerstein  in  Korsika 
nicht  existiert. 

Kupfererze  finden  sich  an  mehreren  Plätzen  der  Insel,  und  viele 
metallene  Gegenstände  scheinen  aus  reinem  Kupfer  zu  bestehen.  Die 
ältere  Bronzezeit  (epoque  morgienne)  ist  durch  drei  flache  Beile  vertreten, 
die  jüngere  (epoque  larnaudienne),  durch  einen  runden  Brustschmuck  und 
ein  Beil    mit  dicken  Rändern  und  schmaler  Schneide.     Aus   der   Hallstatt- 


B.     lleCcrale.     '2.    UrL,^escliiclito.  ^^j 

zeit  besitzt  man  drei  bronzene  Fibeln,  die  denjenigen  von  Südilalieii  sein- 
ähnlich  sind.  Man  hat  endlich  noch  vereinzelte  Gegenstände  aus  der 
etruskischen  und  römischen  Zeit  gefunden.  Dr.  L.  Laloij-raiis. 

8".     Spanien. 

263.   Manuel    Anton :      Cnineos    antiguos    de    Cienipozuelos. 

Boletin  de  la  K.  Acad.  de  la  Historie.      18"J8.     \^^.\.  XXX,    S.    407 

bis  483. 
Verf.  kommt  bezüglich  der  Schädel  von  Ciempozuelos  zu  folgendem 
Schlussresultat.  Die  Schädel  dürften  unsicheren  Alters,  entweder  spätvor- 
geschichtlich oder  frühistorisch  sein.  Drei  derselben,  die  eine  bi-achycephale 
Form  besitzen,  dürften  weniger  alt,  wohl  kelto-slavisch  mit  Eigenschaften 
des  Überganges  zur  lappoiden  Rasse  sein,  und  wahrscheinlich  aus  der 
ersten  Metallzeit  oder  selbst  der  neolithischen  Periode  stammen.  Hin- 
gegen dürften  die  drei  Mesocephalen  mit  schmaler  Stirn  (entsprechend  dem 
Canon  der  römischen  und  griechischen  Bildhauer)  älteren  Datums  sein  und 
Iberern  angehören,  die  sich  von  der  Cro-Magnon-Rasse  durch  schmäleres 
Gesicht,  sowie  höhere  und  weitere  Augenhöhlen  unterscheiden. 

Frof.  Dr.  Telesforo  de  Aranzadi-Granada. 

2.     Asien. 

264:.  Gr.  Zumoffen:  L'äge  de  la  pierre  en  Phenicie.  L'Anthro- 
pologie  1897.  Bd.  VIII,  S.  271  und  426  (4  Tafeln  und  1  Karte). 
In  dieser  wichtigen  Abhandlung  wird  alles  zusammengestellt,  was  über 
die  Prähistorie  Phöniziens  bekannt  ist.  Dieselbe  zerfällt  in  paläolithische 
und  neolithische  Fundorte.  Von  der  älteren  Steinzeit  kennt  man  7  Nieder- 
lassungen, welche  durch  ungeglättete  Feuersteinwerkzeuge  und  Abwesenheit 
jeder  Topfindustrie  gekennzeichnet  sind.  Die  Werkzeuge  sind  von  den 
wohlbekannten  Chelleschen  und  Moustierschen  Typen.  Die  Niederlassungen 
befinden  sich  fast  alle  in  natürlichen  Höhlen.  Die  Küchenabfälle  und 
Instrumente  sind  meist  durch  Infiltration  von  Kalk  zu  einer  festen  Masse 
zusammengebacken,  die  zum  Teil  als  Baumaterial  benutzt  worden  ist.  Die 
Dicke  dieser  Breccie  beträgt  in  der  Niederlassung  von  Adloun  1,50 — 2  m, 
was  auf  einen  sehr  langen  Aufenthalt  des  Menschen  hindeutet.  Die  Knochen 
sind  gespalten  und  tragen  Streifen,  als  ob  sie  mit  einem  steinernen  Werk- 
zeug entfleischt  worden  wären.  Das  gleiche  gilt  von  den  menschlichen 
Knochen,  die  in  der  grossen  Höhle  von  Antelias  gefunden  wurden.  Die 
Fauna  dieser  Niederlassung  setzt  sich  aus  Überresten  vom  Menschen,  Panther, 
Bären,  Marder,  Fuchse,  Wiesel,  Bison,  Hasen,  Hirsch,  Schwein,  Pferd, 
der  Ziege,  verschiedener  Vögel  und  Mollusken  zusammen. 

Es  besteht  kein  wesentlicher  Unterschied  zwischen  dieser  Fauna  und 
derjenigen  der  neolithischen  Niederlassungen;  in  zwei  der  letzteren  sind 
jedoch  Zähne  von  Rhinoceros  tichorhinus  aufgefunden  worden.    Die  jüngere 


342  ^-     Heferate.     2.    Urgeschiclite. 

Steinzeit  ist  durch  vier  Niederlassung-en  und  zwei  Werkstätten  vertreten. 
Auch  hier  sind  meistens  die  Reste  menschlicher  Thätigkeit  zu  einer  festen 
Breccie  zusammengeschmolzen.  Die  Werkzeuge  bestehen  in  polirten  Beilen, 
Meissein,  Schabern,  Sägen,  Lanzenspitzen  u.  s.  w.  Dazu  kommen  Scherben 
von  Gefässen,  die  ohne  Drehscheibe  aus  schlecht  gebackener,  mit  Kies  ver- 
mischter Erde  angefertigt  sind.  Dr.  L.   Laloy-Paris. 

3.      Afrika. 

265.  Letourneaii:  Les  signes  libyques  des  dolmens.  Bull, 
de  la  Soc.  d'anthrop.  de  Paris.      1896.     Bd.  VII,  S.  319. 

Im  Museum  von  Bardo  in  Tunis  fand  Verf.  eine  Anzahl  Stelen  mit 
libyschen  Inschriften.  Mindestens  5  der  diese  zusammensetzenden  Buch- 
staben entsprechen  genau  gewissen  „alphabetiformen"  Zeichen,  die  sich  in 
französischen  Dolmen  eingraviert  finden.  Er  sieht  hierin  eine  Bestätigung 
seiner  bereits  früher  ausgesprochenen  Vermutung,  dass  die  megalithischen 
Steinbauten  Frankreichs  von  einem  Volke,  wahrscheinlich  berberischer  Ab- 
stammung herrühren,  das  aus  Nordafrika  eingewandert  ist.  Er  erinnert 
aber  gleichzeitig  daran,  dass  verschiedene  tunesische  Autoren  eine  ent- 
gegengesetzte Richtung  dieser  Wanderung  annehmen. 

Dr.  Bus chan- Stettin. 

266.  J.  R.  Martin:  OeschlifFene  ägyptische  Steinwerkzeuge 
und  Bronzen.  Verhandl.  der  Berl.  anthropol.  Gesellsch.  1896. 
XXVIII,  S.   191. 

Vier  grosse,  an  einer  Seite  geschliffene  Messer,  1  Dolch  und  2  Lanzen- 
spitzen  aus  Feuerstein  sind  vorzüglich  gearbeitet.  Martin  glaubt,  sie  seien 
aus  einem  Lande  importiert,    wo    die  Steinkultur    älter  als  in  Ägypten  ist. 

Dr.  Ä.  Götze-Berlin. 

267.  H.  W.  Seton-Karr:  Discovery  of  tlie  lost  flint  mines  of 
Egypt.  Journal  of  the  anthropologial  Institute  of  Great  Britain 
and  Ireland.     1897.     Bd.  XXVII,  S.  90. 

Die  betreffenden  Feuersteinbrüche  liegen  in  der  Provinz  Wady-el 
Scheik,  ungefähr  30  Meilen  vom  Nil  entfernt.  Einige  derselben  bestehen 
aus  Schächten  von  %  m  Durchmesser,  welche  mit  Sand  ausgefüllt  sind 
und  auf  deren  Rand  sich  noch  Massen  der  gewonnenen  Steine  vorfinden.  Dicht 
in  der  Nähe  vieler  Brüche  war  eine  Werkstätte  vorhanden,  wo  man 
Werkzeuge  aufdeckte.  In  verschiedenen  Brüchen  lagen  Stäbe  und  Keulen 
zerstreut,  die  vielleicht  zur  Gewinnung  der  Steine  gedient  hatten.  Verf. 
giebt  leider  keine  nähere  Beschreibung  weder  der  aufgefundenen  Objekte, 
noch  der  geologischen  Lage  der  Brüche.  Eine  solche  Beschreibung  hätte 
zu  einem  interessanten  Vergleich  führen  können  mit  den  neolithischen 
Feuersteinbrüchen  Frankreichs.  Dr.  L.  Laloy-Paris. 


\i.     Keleiale.     2.     (Jryes('lii(;hte.  3.J3 

2G8.  H.  W.  Setoii-Karr .   Further  discovories  of  iiiicieiit  stone 

implements    in    SoilialilaiMl.      Journal    of    tlie    aullnopolo-ical 

Institute  of  Great  Diitain  und  Ireland.      1897.     IUI.  XXVII,    S.   WA. 

Die    paläolithische    Niederlassung,    wo    diese    Instrumente  aufgefunden 

wurden,    befindet  sich  85  Meilen  im  S.   W,  v.  Berbera  und  75  Meilen  von 

Bulhar,    auf  einem  Hügel.       Es  ist  der  einzige  Ort  im  Soinaliland,    woher 

paläolithische  Funde  zu  verzeichnen  sind;    alle  anderen  Funde  entstammen 

nämlich    der    neolithischen    Zeit.      Die    betreffenden    Stücke    besitzen   eine 

genaue   Formenähnlichkeit   mit    denjenigen  Westeuropas.      Es  handelt  sich 

hier  um  eine  Niederlassung  und  nicht  um  eine   Werkstätte;  denn  es  fanden 

sich    keine  Splitter,    sondern    nur    ganze    und  schön  erhaltene  Werkzeuge. 

Dr.  L.   Laloy-Faris. 

269.  0.  Flamand:  Note  sur  deux  pierres  ecrites  (Hadraj 
Mektouba)  (Felseu-Inschriften  yon  El-Hadj-Mimouii,  in 
der  Gegend  von  Figuig,  Provinz  Oran).  L'Anihropologie. 
1897.     Bd.  VIII,  S.  284. 

Die  in  Rede  stehenden  zwei  Steine  sind  von  F.  dem  Musee  du  Louvre 
in  Paris  zugesandt  worden.  Sie  gehören  der  lybisch-berberischen  Periode  an. 
Die  Inschriften  scheinen  durch  Abschaben  mittelst  eines  spitzen  Werkzeuges 
hervorgebracht  worden  zu  sein.  Sie  bestehen  auf  dem  einen  Stein  aus 
buchstabenähnlichen  Zeichen;  auf  dem  anderen  scheint  eine  Jagd  der- 
gestellt  zu  sein:  3  Pferde  mit  Reitern,  ein  Kameel  mit  seiner  Beladung, 
ein  Hund  (?)  und  2  Vögel.  Alle  diese  Tiere  sind  aber  stark  schematisiert 
und  nur  durch  einige  sehr  unbeholfene  Linien  angedeutet.  Diese  lybisch- 
berberische  Kunst  steht  weit  hinter  den  so  schönen  Darstellungen  der 
prähistorischen  Künstler  zurück. 

Die  Felseninschriften  der  Provinz  Oran  sind  sehr  zahlreich.  Sie 
zerfallen  in  4  Gruppen:  vorgeschichtliche  (Tierdarstellungen,  besonders 
des  Elephanten,  nicht  schematisiert  und  einen  gewissen  Sinn  für  Perspektive 
aufweisend),  lybisch-berberische  (lybische  Buchstaben  und  sehr  schematische 
Darstellungen  von  jetzt  noch  einheimischen  Tieren),  arabische  (leicht 
deutbare  arabische  Inschriften,  hauptsächUch  religiösen  Inhalts)  und  moderne 
Inschriften  (von  den  französischen  Soldaten  gemacht).  Für  das  genauere 
Studium  des  Gegenstands  verweise  ich  auf  Flamands  Aufsatz  in  l'Anthro- 
pologie,  Bd.  III,  Paris  1892,  S.   145.  Dr.  L.  Laloy-Paris. 

4.     Amerika. 

270.  Cornelia  Horsford:  Dwellings  of  the  saga-time  in  Ice- 
land, Greenland  and  Yineland.  The  National  geographic 
Magazine.     1898.     Bd.  IX,  S.  73.     (10  Abbild.) 

Die  Saga-Zeit  begann  mit  der  Kolonisation  von  Island  im  Jahre  875 
und    dauerte    ungefähr    150  Jahre.      Wie    man    weiss,    ist    in    Dänemark, 


344  '^-     Referate.     2.     Urgeschichte. 

Schweden  und  Norwegen  noch  keine  Ruine  aus  dieser  Zeit  her  bekannt 
geworden.  Anders  verhält  es  sich  in  Island;  hier  hat  die  antiquarische 
Gesellschaft  einige  hundert  alte,  nur  noch  in  Ruinen  vorhandene  Wohnplätze 
beschrieben  und  gemessen.  Alle  liegen  an  Abhängen,  unweit  von  Flüssen  oder 
Fjords.  Diese  Ruinen  bilden  gewöhnlich  niedere,  grasbedeckte  Erhöhungen, 
deren  Hohlraum  oft  schwer  zu  entdecken  ist.  Jede  Wohnung  bestand  aus 
einem  Hauptgemach  mit  dem  Feuerplatz  und  zwei  kleineren  Stuben,  die  eine  für 
die  Weiber,  die  andere  zur  Aufbewahrung  der  Speisen.  Jedes  dieser  drei 
Räume  bildete,  so  zu  sagen,  ein  kleines  Haus  mit  besonderem  Dach; 
aber  sie  waren  miteinander  verbunden,  und  Öffnungen  führten  von  dem 
einen  zum  andern  durch  die  dicken  Mauern.  Der  Boden  bestand  aus  fest- 
gestampfter Erde.  Die  Mauern  waren  1^/^  m  dick  und  1 — 1^2  m  hoch. 
Die  Innenseite  bestand  aus  unbehauenen  Steinen,  deren  Zwischenräume 
mit  Erde  gefüllt  waren,  die  Aussenseite  aus  abwechselnden  Schichten  von 
Steinen  und  Rasen,  und  die  Mitte  zwischen  den  zwei  Seiten  w^ar  mit  fest- 
gestampfter Erde  ausgefüllt.  In  anderen  Fällen  wieder  waren  die  Mauern 
einfach  aus  Rasenschichten  aufgebaut.  —  Die  Hauptstube  hatte  3 — 7  m 
Breite  und  10 — 17  m  Länge.  In  der  Mitte  war  ein  3  m  langer  und 
0,60 — 0.80  m  breiter  Feuerplatz,  der  zur  Erwärmung  und  Beleuchtung 
des  Gemachs  diente.  Neben  diesem  Feuerplatz  war  ein  kleiner  Herd  zum 
Kochen  der  Speisen.  Pflastersteine  und  Pfeiler  befinden  sich  gewöhnlich 
an  der  Schwelle  und  an  den  Übergängen  von  einem  Zimmer  zum 
andern. 

In  Grönland  liegen  auch  die  alten  Gehöfte  an  den  Ufern  der  Flüsse 
und  der  Fjords.  Das  Haus  war  gewöhnlich  lang  und  schmal  und  bestand 
aus  3 — 8  Stuben;  es  war  umgeben  von  zahlreichen  kleineren  Gebäuden, 
wie  Scheune,  Viehställe  u.  s.  w.  Die  Mauern  sind  schmäler  als  in  Island;  sie 
bestehen  aus  Stein  und  Rasenschichten;  der  mittlere  mit  Erde  gefüllte 
Raum  ist  fast  verschwunden. 

Die  Ruinen,  die  im  vermeintlichen  Weinland  aufgefunden  wurden, 
stimmen  in  ihren  hauptsächlichsten  Zügen  mit  denen  von  Island  überein.  Miss 
Horsford  beschreibt  zw^ei  solcher  normannische  Häuser  aus  Massachusetts; 
das  eine  bestand  nur  aus  Rasenschichten,  hatte  aber  einen  echt  isländi- 
schen Herd;  das  andere  hatte  steinerne  Mauern  und  einen  langen  ge- 
pflasterten Feuerplatz.  Dr.  L.  Laloy-Paris. 

271.  H.  C.  Mercer:    The  linding  of  the  remains  of  the  fossil 
sloth  at  Big  Bone  Cave,  Tennessee  in  1896.    Proceed.  of 
the  American  philosophical  Society.      1897.  Vol.  XXXVI,  Nr.  154 
(26  Abbildungen). 
Dieser    Fund    ist    in  doppelter  Hinsicht    bemerkenswert.     Erstens,    da 
an  den  Knochen  noch  Knorpel  und  an  einer  Klaue  noch  Hornsubstanz  an- 
haftete, so  scheint  die  Gattung  Megalonyx  in  Nordamerika  später  erloschen 


B.     Piefei;it(!.     ^i.    Urgeschichte.  345 

zu  sein,  als  man  bisher  annahm.  Trotzdem  ist  kein  Beweis  liir  das  »j^leirli- 
zeitige  Bestehen  des  Megalonyx  und  des  Menschen  gehelert;  andererseits 
ist  diese  Möglichkeit  aber  auch  nicht  abzustreiten. 

Zweitens,  da  genanntes  Tier  doch  zu  schwerfällig  war,  um  an  Bäumen 
heraufzuklettern,  und  da  seine  Skelettreste  im  entferntesten  Teile  der  Höhle 
gefunden  wurden,  wo  das  Tageslicht  nie  hineindringen  ivonnte,  das  Tier 
dort  also  sein  gewöhnliches  Obdach  gehabt  zu  haben  scheint,  so  meint 
Verfasser,  dass  der  Megalonyx  eine  ganz  andere  Lebensweise  gehabt  liat, 
als  das  jetzige  südamerikanische  Faultier.  Dr.  L.  Jjaloy-  Paris. 

272.  Cosmos  Mindeleff:  The  cliff  ruins  of  Canyon  de  Chelley, 
Arizona.  16  th.  Annual  Report  of  the  Bureau  of  American 
Ethnology     by  J.   W.  Powell.     Washington   1897.     S.    73—198. 

Das  Bureau  of  American  Ethnology  in  Washington  hat  es  sich  zur 
Aufgabe  gestellt,  die  Anthropologie  und  Ethnologie  der  amerikanischen 
Urbevölkerung  nach  allen  Seiten  zu  studieren,  und  es  löst  seine  Aufgabe 
in  so  vollendeter  Weise,  dass  man  ihm  dafür  die  höchste  Bewunderung 
nicht  versagen  kann. 

Wie  romantisch-fabelhaft  waren  noch  zur  Zeit  der  Gründung  des 
Bureaus  die  Vorstellungen  über  die  Moundbuilders,  und  wie  natürlich  und 
einfach  wurde  das  Rätsel  gelöst,  als  das  Bureau  mit  seinem  Stab  von 
wissenschaftlichen  Fachleuten  die  Frage  in  der  umfassendsten  und  ein- 
gehendsten Weise  durcharbeitete :  es  zeigte  sich,  dass  keine  Kluft  zwischen 
den  modernen  Indianern  und  den  Erbauern  jener  früher  so  rätselhaften 
Erdwerke  besteht.  Ein  zweites,  gleich  verschleiertes,  archäologisches  Gebiet 
war  das  der  Pueblo-Ruinen  im  SW.  der  Vereinigten  Staaten  von  Amerika 
(Utha,  Colorado,  Neu-Mexico,  Arizona),  um  die  die  romantische  Phantasie 
gleichfalls  ein  buntschillerndes  Gewebe  gesponnen  hatte.  Mit  derselben 
wissenschaftlichen  Vorurteilslosigkeit,  Unermüdlichkeit  und  Vertiefung  ins 
Einzelnste  hat  das  Bureau  in  vielfachen  Expeditionen  auch  hier  den  Beweis 
für  die  Kontinuität  der  Erbauer  jener  Steinbauten  und  der  modernen 
Indianer  erbracht.  Wenn  schon  früher  höchst  wertvolle  Arbeiten  über  die 
Pueblos  in  den  Jahresberichten  des  Bureaus  veröffentlicht,  so  bildet  die 
Abhandlung  Cosmos  Mindeleffs  einen  gewissen  Abschluss  derselben,  indem 
sie  die  alten  Bauten  im  Thal  und  in  den  Felsenwänden  des  Canyon  de 
Chelley  (der  an  der  westlichen  Grenze  der  Navaho  reservation  zwischen 
36.  und  37.0  ^  g^  ^^d  109.  und  110.^  westl.  Länge  verläuft)  in  er- 
schöpfender Weise  behandelt. 

Der  Canyon  de  Chelley  ist  eine  in  die  Plateaulandschaft  mit  senk- 
rechten Wänden  eingeschnittene  Schlucht,  die  auf  ihrer  flachen  Sohle 
gutes  Ackerland,  in  den  Steilwänden  ihrer  Ränder  zahlreiche,  durch  Aus- 
waschung entstandene  Grotten  und  Nischen  enthält.  Der  Fels  hat  grosse 
Neigung  in  Platten  zu  zerbrechen,  die  dem  noch  nicht  auf  der  Kunsthöhe 


340  ^-     Rtiferate.     "2.    Urgeschiclite. 

einer  Steinarchitektur  vorgerückten  Indianer  umsomehr  eine  Anregung 
geben  muss,  zu  dieser  überzugehen,  da  Bauholz  in  der  ganzen  Gegend 
sehr  selten  ist.  Aus  jenem  iMaterial  hat  nun  auch  die  Hand  früherer 
Bewohner  zahllose,  jetzt  in  Ruinen  liegende  Wohnungen  errichtet,  die 
Mindelefl'  in  4  Gruppen  einordnet:  1.  alte  Ansiedlungen  in  offener  Lage, 
in  der  Regel  sehr  zerstört  und  nur  in  unbestimmten  Resten  nachzuweisen. 
2.  Ansiedelungen  in  der  Thalsohle,  meist  besser  erhalten.  3.  Dörfer,  die 
ihrer  Lage  nach  für  Verteidigung  gut  geeignet  waren  (schwieriger  Zugang, 
Grundplan  mit  defensivem  Charakter,  mit  einzelnen  runden  Bauten 
[Kiwas]).  4.  Ausgucke  oder  Unterschlupfe  für  die  Zeit  der  Bodenbestellung, 
stets  so  gelegen,  dass  die  Felder  beobachtet  werden  konnten,  und  ohne 
defensive  Merkmale.  Sie  wurden  ganz  ebenso  wie  ähnliche  Bauten  der 
Navahos  während  der  Feldarbeit  benutzt. 

Die  Gesamtbevölkerung  des  Canyon  de  Chelley  war  nie  eine  be- 
trächtliche; gleichzeitig  haben  wohl  nie  mehr  als  400  (vielleicht  richtiger  300) 
Bewohner  im  ganzen  Thal  gelebt.  Mindeleff  giebt  zunächst  eine  bis  ins 
Einzelnste  gehende  Beschreibung  aller  dieser  Bauten  und  entwickelt  dann 
überzeugend,  wie  Alles,  was  die  Ruinen  des  Canyon  de  Chelley  (wie  die 
ganze  Pueblo-Gegend)  von  den  Bauten  der  Indianer  unterscheidet,  eine 
notwendige  Folge  der  eigenartigen  Daseinsbedingungen  der  umgebenden 
Natur  ist.  In  erster  Linie  drängte  das  überall  bereit  liegende  Baumaterial 
zur  Verwendung  von  Stein,  und  damit  war  die  Einführung  des  viereckigen 
(von  dem  des  runden  Lederzeltes  ganz  verschiedenen)  Grundrisses  gegeben; 
es  war  leicht,  einen  viereckigen  Raum  mit  Hilfe  von  Holzbalken  zu  decken, 
für  den  Indianer  war  dagegen  die  Bedeckung  eines  runden  Raumes  viel 
schwieriger.  Und  doch  finden  sich  auch  solche  Grundformen,  die  — 
charakteristisch  genug  -^  in  den  zu  politischen  und  religiösen  Ver- 
sammlungen dienenden  Kiwas:  hier  hat  die  Religion,  die  konservativste 
aller  Mächte,  die  gewohnten  Formen  noch  beibehalten,  wo  das  praktische 
Leben  schon  zu  ganz  anderen  architektonischen  Anpassungen  gedrängt 
hatte.  Prof.  Dr.  Emil  Schmidt-Leipzig. 

273.  F.  S.  Dellenbaugh:    Death-niasks   in   ancient  American 
pottery.      The     American     Anthropologist.       1897.       Bd.     X, 

S.    48    ff. 

Im  Ganzen  steht  die  Keramik  der  prähistorischen  und  historischen 
Indianer  Nordamerikas,  was  Darstellung  menschlicher  Köpfe  betrifft,  auf 
keiner  hohen  Stufe.  Selbst  in  Mexiko,  das  sonst  bemerkenswerte  Leistungen 
der  Plastik  aufzuweisen  hat,  ist  die  Darstellung  des  menschlichen  Gesichts 
mangelhaft  (die  Ohren  werden  nicht  abgebildet,  sondern  versteckt).  Ver- 
hältnismässig weit  entwickelt  ist  die  Bildnerei  an  der  Pacifischen  Küste; 
aber  wenn  man  von  der  schönen  Thonbildnerei  der  Moundbuilders  absieht, 
sind   die   künstlerischen   Leistungen   der   Indianer  östhch    von  den  Felsen- 


B.     Uelciiile.     '1.    üiye.scliichte.  347 

gebirgen  recht  rückständig.  Da  fällt  nun  mitten  in  dieser  künslleriseiien 
Olinmacht  eine  Gruppe  von  Begräbnisurnen  aus  Arcansas  durch  ihre  voll- 
endet naturwahre  Darstellung  des  menschlichen  Kopfes  mit  scharfer  Cha- 
rakterisierung der  individuellen  Eigenart  und  selbst  der  Erstarrung  des 
Todes  wie  ein  unmittelbarer  Gegensatz  auf  (Holmes,  im  4.  Annual  Kep. 
Bur.  Ethnology  S.  407,  Fig.  420).  D.  glaubt,  diese  merkwürdige  Nalur- 
wahrheit  des  Kopfes  durch  direkte  Abformung  nach  der  Natur  (über  dem 
Gesicht  der  Leiche)  erklären  zu  müssen,  und  sucht  dies  durch  Vergleichung 
der  Kopfmaske  jener  Urnen  mit  denen  eines  halberwachsenen  Knaben,  einer 
Frau  und  eines  Mannes  zu  begründen.         Prof.  Dr.  E.  Schmidt-Leiyzig. 

274.  Daniel  G.  Brinton.  The  pillars  of  Ben.  Bull,  of  the 
Museum  of  Science  and  Art.  Philadelphia  181)7.  Bd.  I,  Nr.  1. 
3  Abbildungen. 

Die  betreffenden  monolithischen  Säulen  beiinden  sich  im  Staate 
Chiapas,  Mexiko ;  sie  sind  gewöhnlich  3  m  hoch,  mit  spitzem  Ende  und 
sind  heute  noch  von  den  Eingeborenen  verehrt.  Nachdem  Verf.  ver- 
schiedene historische  Angaben  erörtert  hat,  bringt  er  diese  seltsamen 
Überreste  einer  längst  verschlossenen  Vergangenheit  in  Zusammenhang 
mit  der  Zeitgottheit  Ben.  Dr.  L.  Laloy-Faris. 

275.  Juan  B.  Ambrosetti:  Los  nionunientos  megaliticos  de 
yalle  de  Tali  (Tucumän).  Bol.  del  Inst.  Geogr.  Arg.  1897. 
Tomo  XVIII,  Nro.  1—3,  p.  33—70;  auch  Globus  1897. 
Bd.  LXXI,  Nr.   11. 

Beschreibung  und  Abbildung  einer  grossen  Zahl  Menhire,  in  einem 
ganz  engen  Gebiet  errichtet,  teilweise  mit  Skulpturen  bedeckt,  teihveise 
kreisförmig  mit  Steinsetzungen  umgeben.  Das  betreffende  Thal  zeigt  auch 
Reste  cyklopischer  Mauern.  Jedenfalls  nicht  von  den  Calchaquis  her- 
rührend und  älter  als  die  Jesuitenansiedlungen,  die  sich  dicht  daneben 
finden.  Die  Indianer  wussten  schon  damals  nichts  von  ihnen  und  zeigten 
keine  Verehrung  dafür,  andernfalls  sie  sicher  von  den  Jesuiten  zerstört 
worden  wären.  Dr.  Lehmann-Nitsche-La  Plata. 

276.  Juan   B.   Ambrosetti:    La    antiqua    ciudad    de   Quilmes 

Bol.    del    Inst.    Geogr.    Arg.    1897.       Tomo     XVIII,     Nr.     1—3, 

p.  105—114. 
Beschreibung  der  Ruinenstadt  Quilmes;  Lage,  Gebäude,  Befestigungen, 
Gräber,  Grabgefässe  vom  echten  Calchaquitypus.  Interessant  vom  prähis- 
torischen Standpunkt  sind  Felsenzeichnungen  in  der  Umgegend,  darunter 
ein  Kopf  von  genau  demselben  Typus  wie  er  als  Ornament  auf  Kupfer- 
sachen und  Gefässen  der  Calchaqui  wiederkehrt,  Spiralen,  auch  zur 
Swastika  kombiniert  etc.  Mit  Kupferbeilen  primitivster  Form,  die  sich 
auch  vorfinden,  hält  Ambrosetti  diese  Skulpturen  für  ausgeführt. 

Dr.  Lehmann-Nitsche-La  Plata. 


348  ß-     Referale.     2.    Urgeschichte. 

211.  Manuel    Antonio  Muniz    and   W.    J.    McOee:    Primitive 
trephining   in  Peru.     Sixteenth  Annual  Report  of  the  Bureau 

of  American   Etlinology    by    S.  W.  Powell.      Washington    1897. 

S.  3—  72. 
Dr.  A.  A.  Muniz,  bis  1893  Surgeon  General  der  peruaner  Armee, 
hatte  bis  zu  jener  Zeit  eine  sehr  grosse  Sammlung  peruaner  Altertümer 
angelegt,  darunter  mehr  als  1000  alte  Schädel  der  Eingeborenen.  Neun- 
zehn dieser  Schädel  waren  trepaniert,  also  fast  2  7o5  und  an  mehreren 
Schädeln  war  die  Operation  wiederholt  vorgenommen  worden,  so  dass  die 
Gesammtzahl  der  operativen  Eingriffe  2  V2  7o  ^^^  ^^^^1  ^^r  Schädel  über- 
haupt betrug.  Die  trepanirten  Schädel  befinden  sich  jetzt  bis  auf  einen 
im  Besitz  des  United  States  National  Museum. 

Das  Verfahren  bei  den  Operationen  war  in  allen  Fällen  äusserst  roh, 
und  man  ging  dabei  nicht  immer  in  gleicher  Weise  vor.  In  der  Mehrzahl 
der  Fälle  wurde  durch  gerade  oder  durch  gebogene  Einschnitte  in  den 
Knochen  ein  Stück  desselben  umgrenzt  und  durch  Hebelbewegung  heraus- 
gehoben; in  anderen  Fällen  wurde  der  Knochen  durch  Schaben  entfernt. 
Die  Einschnitte  sind  auf  dem  Querschnitt  V  förmig,  auf  dem  Längsschnitt 
bootsförmig,  d.  h.  sie  sind  in  der  Mitte  am  tiefsten  und  laufen,  seichter 
werdend,  an  den  Enden  allmählich  aus.  Man  umschnitt  mit  geraden  Linien 
ein  Rechteck  oder  Quadrat;  oft  auch  wurde  unregelmässig  vorgegangen, 
wenn  es  galt,  bei  Frakturen  Knochendepressionen  zu  heben  oder  abgesplitterte 
Fragmente  zu  beseitigen.  Spuren  von  Heraushebeln  des  zu  entfernenden 
Knochenplättchens  zeigten  sich  an  Druckstellen,  an  denen  der  Hebel  auf- 
gelegt worden  war,  in  einem  Falle  sehr,  und  in  6  weiteren  weniger 
deutlich. 

Zu  den  Einschnitten  wurde  ein  konisch-spitziges  Instrument  benutzt 
(Steinpfeilspitzer  oder  Ahnliches),  das  sägend  hin-  und  hergeführt  wurde; 
die  Schabung  geschah,  wie  die  meist  unregelmässigen,  rohen  Steinritzungen 
an  denselben  zeigen,  wohl  mit  einem  ganz  ähnlichem  Gerät.  Nichts  zeigt  eine 
besondere,  der  Eigenart  der  Operation  angepasste  Form  des  chirurgischen 
Instrumentes  an,  nichts  spricht  auch  dafür,  dass  dieses  aus  Metall  bestanden 
habe;  dieser  letztere  Umstand,  sowie  die  rohe  Art  des  Vorgehens  sprechen 
dafür,  dass  jene  Trepanationen  noch  in  die  vorspanische  Zeit  fallen. 

Unter  den  24  vorliegenden  Trepanationswunden  zeigen  13  Ver- 
änderungen, die  es  zur  Gewissheit  machen,  dass  der  Operierte  noch  längere 
Zeit  nach  dem  Eingriff  lebte,  mindestens  mehrere  Monate,  in  einzelnen 
Fällen  wohl  Jahre.  In  6  oder  7  Fällen  starb  der  Patient  wohl  während, 
oder  sehr  bald  nach  der  Operation;  es  waren  die  Fälle,  in  denen 
schwere  Knochenbrüche  mit  Depression,  etc.  die  Indikation  zu  derselben 
abgegeben  hatten.  Ein  solcher  Grund  für  das  chirurgische  Eingreifen  lässt 
sich  bei  11   Schädeln   mit  16  Trepanationen    nicht    erkennen.      Hier    sind 


B.     Keterute.     3.    Anthropologie.  349 

die  Resultate  viel  günstiger;  der  Trepanierte  lebte  hier  na(;li  G  Operationen 
noch  lange,  nach  4  oder  5  kürzere  Zeit  weiter. 

Die  Verfasser  glauben,  dass  die  Operation  auch  bei  den  schwer  Ver- 
letzten weniger  zur  Behandlung  der  Knochenwunden,  als  zur  Bekämpfung 
der  Symptome  (Coma,  Delirien,  Krämpfe)  angewandt  wurde,  und  dass  aus 
dieser  Indikation  oft  auch  der  nicht  mechanisch  verletzte  Schädel  eröffnet 
wurde.  Es  seien  magisch-schamanische  (,,thaumaturgische")  Eingriffe  ge- 
wesen. Der  Zweck,  Knochenscheibchen  (,,Rondelettes")  zu  gewinnen,  tritt 
in  Peru  nirgends  hervor. 

Frof.   Dr.  Emil  Schmidt-Leipzig. 

3.    Anthropologie. 

a.  Somatische  Anthropologie. 
278.  Crochley  Clapham:  A  note  ou  the  comparative  intel- 
lectual  value  of  the  anterior  aud  posterior  cerebral 
lobes.  Journ.  of  ment.  science.  1898.  Bd.  XLIV,  S.  290. 
Dass  der  Sitz  der  Intelligenz  hauptsächlich  im  Hinterhaupt  zu  suchen 
ist,  wie  bereits  Retzius,  Carpenter,  Bastian  und  Hughlings  Jackson  u.  A. 
vermutet  haben,  sucht  Verf.  durch  folgende  Thatsachen  zu  stützen: 
1.  Biologisch.  Die  niederen  Wirbeltiere  besitzen  keine  Occipitallappen, 
sondern  nur  Vorderlappen.  Bei  den  Reptilien  und  Vögeln  nehmen  jene 
mehr  und  mehr  an  Volumen  zu.  Bei  den  niederen  Säugetieren  er- 
scheint das  Mittelhirn  in  Entwicklung  und  nimmt  aufsteigend  in  der 
Tierreihe  ebenfalls  zu.  Erst  bei  den  Carnivoren  differenziert  sich  ein 
Hinterlappen  von  dem  Mittelhirn.  Je  weiter  man  dann  in  der  Tier- 
reihe aufsteigt,  um  so  mehr  entwickelt  sich  dieser  Hinterhauptslappen. 
Der  Mensch  besitzt  allerdings  ein  relativ  kleineres  Hinterhirn,  als  gewisse 
Affen,  aber  dafür  ist  dieses  bei  ihm  in  zahlreichere  Falten  und  Windungen 
gelegt.  —  2.  Ethnologisch.  Die  niederen  Rassen  besitzen  Occipitallappen 
von  nur  geringem  Volumen;  so  z.  B.  sind  sie  am  Gehirne  des  Busch- 
manns so  gering  entwickelt,  dass  sie  das  Kleinhirn  nur  ungenügend  be- 
decken (Marshall,  Bastian).  —  3.  Geistig  hochstehende  Männer  (Gauss,  de 
Morgan  etc.)  besitzen  dagegen  ein  entwickelteres  Hinterhirn.  —  4.  Ent- 
wicklungsgeschichtlich. Die  Hinterhauptslappen  erscheinen  sowohl  beim 
Individuum,  als  in  der  Spezies  verhältnismässig  spät;  im  2.  oder  3.  Monat 
des  intrauterinen  Lebens  bilden  sich  die  Vorderlappen,  gegen  Ende  des 
3.  und  im  4.  erscheinen  die  beiden  Mittellappen  und  erst  nach  dem 
5.  Monat  die  Hinterlappen.  (Retzius.)  —  5.  Klinisch.  Bei  Idioten  pflegt 
das  Hinterhirn  nur  mangelhaft  entwickelt  zu  sein  (Fletcher  Beach,  Shutt- 
leworth).  Verf.  hat  Messungen  des  Horizontalumfanges  am  Schädel  von 
183  Geistesgesunden  und  1944  Geisteskranken  angestellt  mit  dem  Re- 
sultat, dass  das  vordere  Segment  (bis  zum  Gehörgang)  bei  Idioten  52,30, 
bei  Geisteskranken    52,27    und    bei    Geistesgesunden    52,15   pCt.   des    Ge- 


350  ^^      Referate.     3.    Anthropologie. 

samtumfanges  ausmacht.  In  dem  Maasse  also  wie  die  Intelligenz  abnimmt, 
nimmt  das  vordere  Segment  der  Horizontalcurve  zu,  eine  Beobachtung, 
die  auch  Garson  und  Flower  bei  ihren  Untersuchungen  über  Schädel 
niederer  Rassen  gemacht  haben  wollen.  —  6.  Pathologisch.  Die  Autopsien 
lehren,  dass  in  der  That  das  Occipitalgehirn  von  Idioten  weniger, 
hingegen  das  Frontalhii-n  mehr  im  Vergleich  zu  dem  Gesamtgewichte  des 
Gehirns  wiegt.  Verf.  fand  ein  relatives  Gewicht  der  Frontallappen  bei 
Idioten  von  37,16,  bei  Imbecillen  von  37,11  und  bei  Geisteskranken  von 
35,99  i)Ct.  des  Gesamtgewichtes.  Aphasie  ist  hochgradiger  und  häufiger, 
je  mehr  die  Läsionen  nach  dem  Hinterhaupt  zu  liegen  (Marc  Dax  u.  A.). 
Das  Gehirn  von  chronisch  Dementen  weist  oft  destructive  Prozesse  im 
Hinterhaupt  auf. 

Neuerdings  verlegt  auch  Flechsig  den  Sitz  der  Intelligenz  in  das 
Hinterhirn.  Dr.  Buschan-Stettin. 

279.  Dubois:    Über  die  Abhängigkeit  des  Hirngewichts   Ton 
der  Körpergrösse  bei  den  Säugetieren.    Arch.  f.  Anthrop. 
1897/98.     Bd.    XXV,     S.    1—28.     (Abdruck    aus:    Verhandl.    d. 
kon.   Akad.    van  Wetenschappen  te  Amsterdam.      1897.     Deel  V, 
Nr.    10.     April;    auch    Bull,    de    la    Soc.    d'anthrop.    de   Paris. 
1897.     Bd.  VIII,  S.  337.) 
Das   Hirngewicht   eines  jeden    Tieres  hängt  ab:   erstens   von  der  Ent- 
wicklungsstufe,   welche    das  Gehirn    als  Organ    erreicht  hat,    also  von  der 
Cephalisation    des    Centralnervensystems    und    zweitens    von    der    Körper- 
grösse,     von    letzterem    Faktor    aber    nicht    in  genauer  Proportion;    denn 
kleinere  Tiere  besitzen  ein  relativ  höheres  Hirngewicht.     Nach  Darstellung 
der    für    diese    Erscheinung   vorgebrachten    Erklärungen    (verhältnismässig 
grössere  Sinnesorgane  und   grössere  Muskelaction   bei  kleineren  Tieren,  so- 
wie   stets    gleichbleibende    Dicke    der    Grosshirnrinde,    nicht   vollkommen 
gleiche  Grösse   der  Ganglienzellen  etc.)    geht   Verf.    ohne  spezielle  Berück- 
sichtigung   dieser    Faktoren    zur    allgemein    mathematischen   Formulierung 
dieses  Problems. 

Nach  seiner  theoretischen  Darlegung  steht  die  Quantität  des  Gehirns 
im  Verhältnis  zur  Körperoberfläche,  und  um  letztere  genau  auszu- 
drücken, ist  0,6666 als  Exponent  zu  der  das  Körpergewicht  dar- 
stellenden Zahl  zuzusetzen.  Soll  also  erstere  theoretische  Annahme 
richtig  sein,  so  wird,  wenn  man  die  Hirngewichte  zweier  Tiere  von 
gleicher  systematischer  Stufe  miteinander  vergleicht,  die  Zahl,  welche  dem 
Körpergewicht  der  beiden  betreffenden  Tiere  als  Exponent  (Relations- 
exponent) zuzusetzen  ist,  um  das  Verhältnis  der  gegebenen  Hirngrössen 
auszudrücken,  der  Zahl  0,6666  .  .  .  nahe  kommen  müssen.  Dies  ist  in  der 
That  der  Fall;  Verf.  hat  die  Weber'schen  Angaben  daraufhin  berechnet, 
sowie  eigene  Untersuchungen  vorgenommen,   und  es  ergiebt  sich  so  mathe- 


B,     Referate,     3.    Anthropologie.  35| 

matisch    die    Bestätigung    der    Annahme,    dass    das    Flirngewiclit    von    di^v 
Körperoberfläclie  abhiingig  ist. 

Hat  man  erst  einmal  den  Relationsexponenten  gefunden,  so  kann  man 
darnach  auch  den  Cephalisationsfaktor  (als  mathematischer  Ausdruck  der 
Cephalisation  des  Centralnervensystem)  berechnen.  Es  steht  hiernach  der 
Mensch  weit  obenan.  Aber  auch  der  Elephant  steht  hoch,  Verf.  sucht 
für  des  letzteren  Verhalten  eine  Erklärung  in  der  „passiven  Vergrösserung 
des  Hirns",  folgend  der  Ausdehnung  des  Schädels  und  der  Schädelhöhle, 
während   es  sich  beim  Ameisenbär  gerade  umgekehrt  verhält. 

Dr.  Lehmcmn-Nitsche-La  Flata. 

280.  H.  Welcker:  Die  Dauerhaftigkeit  des  Dessins  der  Rief- 
clien  und  Fältclien  der  Hände.  Archiv  f.  Anthropol.  1897/98. 
Bd,  XXV,  Heft  1—2,  S.  29—32. 

Schon  Galton  (Journ.  of  the  anthrop.  Inst.  1888,  p.  188  —  189)  hatte 
dies  an  dem  Abdruck  der  Fingerbeere  des  rechten  Zeige-  und  Mittelfingers 
Sir  W.  Herschels  für  den  Zeitraum  von  28  Jahren  (1860  und  1888) 
nachgewiesen.  Verf.  hat  dasselbe  ausser  für  die  Fingerbeere  (rechter 
Daumen)  auch  für  den  Handteller  bestätigt;  die  1856  und  1897  ge- 
nommenen Abdrücke  weisen  während  des  Zeitraums  von  41  Jahren  nur 
solche  Abweichungen  auf,  die  auf  Entwickelung  oder  Rückbildung  der 
jüngeren  Form  beruhen.  Immer  sind  diese  nur  recht  unbedeutend  und 
haben  ihren  Grund  teils  in  dem  Druck,  teils  in  sehr  wenig  eingreifenden 
Rückbildungen  von  Riefchen  oder  Neubildungen  von  Fältchen,  „Nur 
werden  die  Handfalten  mit  zunehmendem  Alter  zum  teil  breiter;  hin  und 
wieder  tritt  eine  neue  hinzu  und  ein  oder  das  andere  Riefchen,  welches 
sich  früher  vorfand,  fehlt  in  dem  mehrere  Dezennien  späteren  Abdrucke 
längs  eines  verbreiterten  Fältchens." 

Dr.  B.  Lehmmin-Nitsche-La  Plata. 

281.  B.  Livi:  L'indice  ponderale  o  rapporto  tra  la  statiira 
e  il  pesO.  Atti  della  Societä  Romana  di  Anthropologia  1898. 
Vol.  V,  Fase.  II. 

Die  Beziehung  zwischen  dem  Gewicht  und  der  Körper  grosse  ist 
nicht  so  einfach  festzustellen,  wie  manche  Autoren  glaubten.  Die  Ver- 
hältniszahl beider  Grössen  wechselt  je  nach  dem  Alter  und  der  Grösse, 
natürlich  auch  der  Stärke  der  Individuen  in  so  weitem  Rahmen,  dass 
irgend  eine  Gesetzmässigkeit  nicht  herauszufinden  ist.  Der  Verf.  hat 
richtig  erkannt,  woher  dies  rührt.  Das  Gewicht  steht  in  naher  Be- 
ziehung zu  dem  Rauminhalt  des  Körpers,  lässt  sich  also  nicht  einfach 
mit  der  Länge  einer  Linie  vergleichen.  Ähnliche  Körper  verhalten  sich 
zu  einander  vielmehr  wie  die  dritten  Potenzen  homologer  Linien,  und 


352  ß-     Referate.     3.    Anthropologie. 

wenn  sich  ein  leichter  Wechsel  dieses  Verhältnisses  kundgiebt,  so  kann 
man  schliessen,  dass  die  Körper  nicht  ganz  ähnlich  sind  und  in  welchem 
Sinne  sie  abweichen.  Vergleicht  man  die  dritte  Wurzel  aus  dem  Gewicht 
mit  der  Körpergrösse,  so  findet  man  die  bisher  verborgenen  Gesetzmässig- 
keiten auf  der  Stelle.  Die  Prozent  zahl,  die  hierbei  herauskommt, 
wurde  von  Livi  ,,Gew  i  chts-Index"  (Indice  ponderale)  genannt.  Der 
Gewichts-Index  wechselt  in  doppeltem  Sinne,  zunächst  mit  dem  Alter. 
Er  beträgt  bei  männlichen  Neugeborenen  29,7,  bei  weiblichen  29,6  pCt. 
und  geht  bei  Knaben  bis  zum  11.  Jahre,  bei  Mädchen  bis  zum  10.  Jahre 
herunter  auf  22,8  und  23,2  pCt.  Dann  folgt  ein  Stillstand  mit  geringen 
Schwankungen.  Vom  17.  Jahre  an  hebt  sich  der  Index  beim  männlichen 
Geschlecht  wieder  etwas  bis  auf  etwa  24^6  pCt. ;  beim  weiblichen  steigt 
er  schon  vom  15.  Jahr  an  und  kommt  auf  24,7.  Ferner  wechselt  der 
Gewichts-Index  mit  der  Grösse  der  Individuen.  Die  bekannten  Angaben 
von  Gould  über  Soldaten  der  Vereinigten  Staaten  ergeben  in  dieser 
Weise  berechnet,  dass  der  Gewichts-Index  bei  1,524  cm  Körpergrösse 
24,3  pCt.  beträgt  und  mit  zunehmender  Grösse  stetig  abnimmt.  Er  be- 
trägt bei  1,651  cm  noch  23,7  pCt.,  bei  1,753  cm  noch  23,3  pCt.  und 
bei  1,905  cm  noch  22,2  pCt.  Die  Schwankungen  sind  nicht  bedeutend, 
was  für  die  Theorie  Livis  spricht,  aber  sie  sind  sehr  bezeichnend: 
die  kleinen  Leute  sind  verhältnismässig  schwerer,  die  grossen  leichter, 
d.  h.  jene  stämmiger,  diese  schlanker.  Der  Verf.  fügt  noch  eine  Ver- 
gleichung  von  Angaben  über  Gewicht  und  Körpergrösse  aus  verschiedenen 
Ländern  an,  die  ebenfalls  interessante  Schlüsse  zulassen.  Auch  widmet 
er  dem  Verhältnis  zwischen  dem  Gewicht  des  Gehirns  und  dem  des 
Körpers  einige  sachgemässe  Betrachtungen.  Er  drückt  das  Körpergewicht 
durch  einen  Würfel  aus,  dessen  Seite  bestimmt  wird,  und  dann  giebt  er 
an,  wie  hoch  eine  in  diesem  Würfel  stehende,  dem  Gewicht  des  Gehirns 
entsprechende  Wassermenge  in  Prozent  der  Würfelseite  sein  würde.  Da- 
bei ergiebt  sich  das  Resultat,  dass  die  Verhältniszahl  mit  der  Körpergrösse 
abnimmt.  Sie  beträgt  bei  Männern  von  145  bis  149  cm  7,46  pCt.,  bei 
solchen  von  170  bis  179  cm  6,44  und  bei  solchen  von  180  bis  187  cm 
6,09  pCt.  Die  Abnahme  der  Zwischenstufen  geschieht  stetig.  Bei  Frauen 
sind  die  entsprechenden  Zahlen  für  die  Grösse  von  132 — 139  cm  7,86  pCt., 
160—169  cm  6,72  pCt.  und  174—184  cm  6,10  pCt.  Als  Anhang  sind 
den  Abhandlungen  Rechent  ab  eilen  beigegeben,  die  für  jede  beliebige 
Körpergrösse  von  einem  Centimeter  zum  andern  und  für  jedes  Gewicht 
von  1  kg  zum  andern  den  Gewichts-Index  angeben,  also  die  mühsame  Be- 
rechnung des  Kubikwurzelziehens  und  Teilens  ersparen.  Die  Abhandlung 
Livis  bezeugt  wieder  den  grossen  Nutzen,  den  der  Anthropologe  aus  einer 
geometrisch  -  mathematischen  Schulung  ziehen  kann.  Livi  hat  schon 
manches  geleistet,  was  er  ohne  seine  gediegenen  Kenntnisse  auf  diesem 
Gebiet  nicht  hätte  leisten  können.     Es   sei   hier  nur  an  seine  gründlichen 


B.     Referate.     3.    Anthropologie.  353 

Untersuchungen  über  die  graphische  Darstellung  der  Frequenz  der  Grüssen- 
Stufen  hingewiesen.  Unsere  Anthropologen  mögen  sich  dies  gesagt 
sein  lassen.  0.  Am)no)i-Karhnili<i. 

b.     Biologie. 

282.  (j.  Papillault:  Le  transforniisme  et  son  iiiterpr^tation 
en  craniologie.  Bull,  de  la  Soc.  d'anthrop.  de  Paris.  1897. 
Bd.  Vm,  S.  377. 

In  dieser  ,, Conference  annuelle  transformiste"  giebt  Redner  eine 
kurze  Übersicht  der  Fortschritte  der  Evolutions-Theorie  und  iiircs  Ein- 
flusses auf  die  Wissenschaft.  Dann  zeigt  er  an  einigen  Beispielen,  dass 
alle  scheinbar  atavistischen  Erscheinungen  nicht  als  Atavismus  gedeutet 
werden  dürfen.  So  ist  der  Metopismus  kein  Rückschlag  auf  tierische 
Schädelbildung.  Bei  den  Fischen  vereinigen  sich  die  Stirnbeine  nicht,  weil 
das  Knochensystem  überhaupt  wenig  ausgebildet  ist;  bei  den  Säugetieren, 
weil  das  Riechorgan  sehr  entwickelt  ist;  zufälliger  Weise  beim  Menschen 
wegen  der  grossen  Gehirnentwickelung.  Diese  Erscheinung  hat  also  drei 
verschiedene  Ursachen  (s.  a.  Centralbl.  Bd.  II,   1897,  S.  21). 

Das  zweite  Beispiel  ist  noch  zutreffender.  Auf  der  Sagittalnaht,  am 
Obelion,  ist  der  Knochen  oft  dünner,  die  Naht  ist  einfach,  und  jederseits 
befindet  sich  ein  Gefässloch.  Manchmal  sind  diese  Löcher  sehr  gross,  in 
anderen  Fällen  mit  einander  verbunden ;  hier  und  da  bildet  sich  sogar  eine 
wahre  Fontanelle,  die  durch  einen  Schaltknochen  ausgefüllt  wird  oder 
offen  bleibt.  Die  Fontanelle  existiert  fast  immer  beim  Neugeborenen.  Es 
besteht  also  hier  an  der  Stelle  des  längst  verschwundenen  dritten  Auges 
der  Wirbeltiere  eine  Unvollständigkeit  der  Verknöcherung.  Aber  warum 
tritt  diese  Erscheinung  gerade  beim  Menschen  auf,  der  doch  das  jüngste 
der  Säugetiere  ist?  Weil  bei  ihm  das  Gehirn  sehr  hypertrophisch  ist, 
so  dass  der  Schädel  es  nur  mit  grosser  Mühe  einhüllen  kann.  Da  sich 
am  Obelion  als  Erinnerung  des  einst  dagewesenen  dritten  Auges,  so  zu 
sagen  ein  Locus  minoris  resistentiae  befindet,  wo  die  Verknöcherung  lang- 
samer vor  sich  geht,  und  wo  Gefässe  vorhanden  sind,  die  für  das  Auge 
bestimmt  waren,  so  kann  unter  Umständen  hier  eine  Lücke  entstehen, 
die  zugleich  einen  Rückschlag  auf  eine  längst  verschwundene  Bildung  und 
ein  Zeichen  neuer  Fortentwickelung  des  Gehirns  vorstellt. 

Dr.  L.  Laloy- Paris. 

283.  G.  de  Mortillet:  Jnstinct  et  raisonnement.  Bull,  de  la 
Soc.  d'anthrop.  de  Paris.     1897.     Bd.  VIII,  S.  439. 

M.  führt  einige,  dem  Tierleben  entnommene  Beispiele  an,  um  zu 
zeigen,  dass  zwischen  Instinkt  und  Vernunft  keine  Grundverschiedenheit 
besteht.  Referent  meint,  dass  nach  der  Entdeckung  der  Associations- 
centren  durch  Flechsig  (Centralbl.  Bd.  III,  1898,  S.  17)  und  der  Beweg- 
lichkeit der  Nervenzellen  (Mathias-Duval,  L'amoeboisme  des  cellules  ner- 
veuses,    Revue  seien tifique  1898,    Nr.   11),    diese  Frage   bald  eine  bessere, 

Centralblatt  für  Anthropologie.     1898.  23 


354  B«    Referate.     5.    Anthropologie. 

als  eine  empirische  Lösung  finden  wird.  Er  glaubt,  dass  die  Verschiedenheit 
zwischen  der  sogenannten  Vernunft  und  dem  Instinkt  nur  darin  besteht, 
dass  beim  Menschen  die  Beweglichkeit  der  Zellenfortsätze  eine  grössere 
ist,  als  bei  den  anderen  Tieren  und  infolge  dessen  die  gebildeten  Ver- 
bindungen leicht  wieder  gelöst  und  in  andere  umgewandelt  werden  können, 
während  bei  den  Tieren  eine  je  nach  der  Art  grössere  oder  kleinere 
,, Steifheit"  der  Zellenfortsätze  besteht,  so  dass  die  einmal  gebildeten  Ver- 
bindungen oder  Associationen  eine  grosse  Neigung  haben  fortzubestehen, 
und  sich  zu  vererben.  Übrigens  existiert  auch  beim  Menschen  ein  ge- 
wisser Grad  dieser  Tendenz.  Nach  dieser  Hypothese,  die  durch  weitere 
Untersuchungen  bestätigt  werden  dürfte,  wäre  also  zwischen  Instinkt  und 
Vernunft  keine  Grund-,  sondern  nur  eine  Gradverschiedenheit:  es  bestände 
nur  eine  Verschiedenheit  in  der  Tenacität  der  von  den  Zellenfortsätzen 
gebildeten  Verbindungen.  Dr.  L    Laloy-Paris, 

d.     Pathologisches  Verhalten, 
Anomalien,  Degenerations -,  Kriminal-Anthropologie. 
*^84:.  Ferdinand  Birkner:    Über   die    sog.   Azteken.    Archiv   f. 
Anthr.     1897/98.     Bd.  XXV,  Heft  1—2,  S.  45—59. 

0.  Berkhau:    Zur  Entwickelung  und  Deutung  der  sog. 
Azteken-Microcephalen.     Globus.    1898.    Bd.  LXXIII,  Nr.  4. 

Ausführliche  Fassung  des  Vortrages,  den  Birkner  auf  dem  vorletzten 
Anthropologen  -  Congress  zu  Lübeck  (s.  Correspondenzbl.  d.  Deutschen 
anthrop.  Gesellsch.,  1897,  Nr.  11  u.  12,  S.  153—154)  gehalten  hat. 
Unter  Hinweis  auf  das  betr.  Referat  im  Centralbl.  (Bd.  IL  1897,  S.  347) 
geben  wir  im  folgenden  nur  die  Resultate: 

,,Das  Wachstum  des  Schädels  normaler  Menschen  zeigt  im  Laufe  der 
Entwickelung  hinsichtlich  der  Schädellänge,  der  Schädelbreite  und  des 
Horizontalumfanges  eine  Abnahme.  Die  jährliche  Zunahme  wird  sowohl 
absolut,  als  auch  insbesondere  relativ  immer  geringer.  Die  Azteken 
gleichen  hinsichtlich  der  Hirnschädel  maasse  (Länge,  Breite,  Horizontal- 
umfang) ungefähr  den  Neugeborenen  und  den  Kindern  vom  2.  Jahre,  aber 
hinsichtlich  der  Hirnschädelentwickelun  g  stehen  sie  den  normalen 
Menschen  nicht  nach.  Weder  die  Zunahme  der  Kopflänge  noch  der  Kopf- 
breite oder  des  Horizontalumfanges  sinkt  unter  die  mittlere  Zunahme  beim 
normalen  Menschen.  Es  muss  also  die  Hemmungsperiode  vor  dem  Zahn- 
wechsel liegen,  am  wahrscheinlichsten  vor  der  Geburt.  Auch  bei  der 
Margarethe  Becker  gilt  das  Gleiche."       Dr.  B.  Lehmann-Nitsche-La  Plata. 

285.  G.   J.    Frey:     Drei  mikrocephale   Geschwister.    Arch.  f. 
Anthrop.     1897/98.     Bd.  XXV,  Heft  1—2,  S.  33—44. 
Ausführliche  Beschreibung  und  umfangreiche  Messungen  dreier  in  der 
Irrenanstalt  zu  Schweiz  internierter  mikrocephaler  Geschwister.     Auffallend 


B.     Referate.     3.    Anthropologie.  355 

das  hohe  Lebensalter  (der  Bruder  z.  Z.  49,  die  beiden  Schwestern  45  resp. 
42  Jahr)  und  der  starke  Geschlechtstrieb  dieser  Idioten.  Die  geistigen 
Fähigkeiten  des  Bruders  haben  sich  durch  die  Anstaltsbehandlung  gehoben. 
Ätiologisch  nichts  nachweisbar,  Eltern  normal;  ein  verstorbenes  viertes 
Kind  (Drillingsbruder  der  einen  mikrocephalen  Schwester)  ebenfalls  mikro- 
cephal,  vier  andere  Kinder  normal. 

Dr.  E.  Lehmann-Nüsche-La  Flata. 

286.  J.  Marty:  Recherches  statistiques  sur  le  d^veloppement 
physique  des  d^linquants.  Archives  d'anthropologie  crimi- 
nelle.    1898.     Bd.  XIII,  S.   178. 

Verf.  hat  die  körperliche  Entwicklung  von  mehr  als  4000  Zücht- 
lingen  studiert,  die  nach  Abbüssung  der  Strafe  ihren  Militärdienst  in  den 
„bataillons  de  discipline"  verrichteten.  Sie  gehören  zu  der  kleinen  und 
mittleren  Kriminalität.  Als  Vergleichsmaterial  dienten  französische  Sol- 
daten der  gewöhnlichen  Armee. 

Die  Körperhöhe  giebt  keinen  nennenswerten  Unterschied:  1,650  m 
bei  10  651  Normalen  und  1,647  m  bei  4704  Sträflingen;  bei  letzteren 
sind  die  Grossen  und  Kleinen  zahlreicher,  die  Mittleren  etwas  seltener 
vertreten,  als  bei  den  Normalen.  Der  Brustumfang  soll  nach  Lombroso 
grösser  sein  als  bei  den  Verbrechern;  das  ist  aber  nicht  der  Fall:  er  be- 
trägt 0,844  M.  bei  10  689  Normalen  und  0,846  m  bei  4  445  Züchtungen 
Dagegen  ist  das  Körpergewicht  grösser:  59,740  kg  bei  10  071  Nonnalen 
und  63,456  kg  bei  2  545  Züchtungen. 

Im  Vergleich  zu  der  Körperhöhe  sind  die  Verbrecher  günstiger  ge- 
stellt, nicht  allein  durch  ihr  Gewicht,  das  um  3,856  kg  das  Normalgewicht 
für  ihre  Taille  übertrifft,  sondern  auch  durch  ihren  Brustumfang,  der  das 
Mittel  um  0,023  m  übertrifft.  Dazu  kommt  noch,  dass  ihre  allgemeine 
Körperbeschaffenheit  eine  bessere  ist,  als  die  der  Normalen.  Alle  diese 
Unterschiede  erklären  sich  durch  die  Selektion,  die  in  den  schlechten 
hygienischen  Verhältnissen  der  Verbrecher  -  Familien  und  dann  in  den  Ge- 
fängnissen stattfindet,  und  welcher  alle  Schwachen  oder  schlecht  Prä- 
disponierten zum  Opfer  fallen.  Dr.  L,  Laloy-Paris. 

287.  J.  R.  Lord:    The  collecting  and  recording  of  descrip- 

tive  and  anthropometric   data    of  the   ear  in  the  neu- 

rotic,  insane   and  criminal.      A    new  method.      Journal   of 

mental  science.   1898.     Bd.  XLIV,    S.  241.     (4  Abbildungen.) 

Diese  kurze  Abhandlung  enthält  die  Beschreibung   einer  Methode   der 

Aufnahme  der  verschiedenen  Maasse  des  äusseren  Ohres.     Sie  unterscheidet 

sich  nur  ganz  unbeträchtlich  von  derjenigen  Schwalbe's.     Der  Abhandlung 

ist  das  Modell  eines  Schemas   zur  Eintragung    der  aufgenommenen  Maasse 

beigefügt.  Dr.  L.  Laloy-Paris. 

23* 


356  C.     Versammlungs-  und  Vereins-Berichte. 

C.    Versamiiiliings-  und  Vereins-Berichte. 

Bericht   über  die   29.   angemeiue  Versammlwng    der   deutschen 
anthropologischen  Gesellschaft  in  Braunschweig(4r.—  6.  Aug.  1898.) 

Von  Joseph  Mies,   Köln. 

An  der  von  Geheimrat  Blas  ins  und  den  übrigen  Mitgliedern  des 
Ortsausschusses  aufs  beste  vorbereiteten  Versammlung  nahmen  164  An- 
thropologen bezw.  Freunde  der  mit  den  Menschen  sich  beschäftigen- 
den Wissenschaft  nebst  zahlreichen  Damen  teil.  Nicht  in  Braunschweig 
wohnen  96  Teilnehmer,  unter  welchen  sich  13  Ausländer  befanden  (7  Öster- 
reicher, ein  in  der  Schweiz  ansässiger  Forscher,  2  Russen,  1  Engländer 
und  2  Angehörige  der  Vereinigten  Staaten  von  Nordamerika). 

Geheimrat  Virchow  gedachte  bei  Eröffnung  der  von  ihm  geleiteten 
Versammlung  zunächst  des  schweren  Verlustes,  den  das  deutsche  Volk  und 
das  Kaiserhaus  erlitten  haben.  Redner  erinnerte  an  eine  ähnliche 
schwere  Zeit,  den  Ausbruch  des  deutsch-französischen  Krieges,  der  die 
Vertagung  der  nach  Schwerin  einberufenen  begründenden  Versammlung 
der  deutschen  anthropologischen  Gesellschaft  veranlasste,  v^ährend  die 
Berliner  anthropologische  Gesellschaft  damals  sowie  überhaupt  seit  1869 
keine  Sitzung  habe  ausfallen  lassen.  Da  aber  die  Arbeit  über  die  Gräber 
hinausgehe,  so  müssten  wir  auch  nach  dem  Tode  des  grossen  Staatsmannes 
auf  unsere  gewöhnlichen  Geschäfte  zurückkommen. 

Virchow  verbreitete  sich  dann  über  die  jüngere  Steinzeit  in 
einer  längeren  Rede,  aus  der  folgendes  angeführt  sei :  Die  vor  30 — 50  Jahren 
in  Bezug  auf  die  Steinzeit  gemachten  Entdeckungen  gaben  die  Veranlassung 
dazu,  dass  anthropologische  Gesellschaften  gegründet,  zuerst  internationale, 
dann  nationale  Versammlungen  veranstaltet  wurden.  Die  Lösung  der 
seitdem  erörterten  Frage  der  Steinzeit  wird  vielleicht  Keiner  von  uns  er- 
leben. Um  zu  erforschen,  in  welche  Zeit  die  zwischen  Braunschweig  und 
der  Elbe  besonders  zahlreichen  megalithischen  Denkmäler  gehören,  darf 
man  sich  nicht  auf  die  Betrachtung  der  in  diesem  Lande  befindlichen 
Monumente  beschränken,  sondern  muss  ähnliche  Funde  in  Amerika  und 
Afrika  heranziehen.  Die  grosssteinigen  Denkmäler  wurden  nicht  für  Jeder- 
mann, sondern  nur  für  Könige  und  Adelige  errichtet.  Als  gross  sind  sie 
insofern  zu  bezeichnen,  als  sie  über  das  Maass  hinausgehen,  das  man  auch 
heute  noch  bei  Bauten  für  ähnliche  Zwecke  gewöhnlich  anwendet.  Die 
mit  den  megalithischen  Denkmälern  oft  verwechselten  Steinkisten  können 
recht  gross  sein,  dürfen  aber  nicht  megalithische  Denkmäler  genannt 
werden. 

Virchow  kommt  hier  auch  auf  die  Kjökkenmöddinger  und  auf  die 
in  den  Mounds  (amerikanischen  Erdaufwürfen  oder  Schanzen)  ausgegrabenen 
Küchenabfälle  zu  sprechen  und  betont,  dass  man  einem  solchen  Abfall- 
haufen einen  grossen   Wert   nur   dann   beimessen    dürfe,   wenn  man  seine 


C.     Versammlungs-  und  Vereins-Berichte.  357 

Entstehung  in  eine  längst  vergangene  Zeit  zurückverlegen  könne,  die  mit  der 
heutigen  Welt  nichts  zu  thun  habe. 

Die  megalithischen  Bauten  haben  im  Laufe  vieler  Jahrhunderte  durch 
Verwitterung  und  namentlich  durch  die  Zerstörungssucht  der  Menschen 
sehr  gelitten.  Auf  natürlichem  oder,  wie  andere  meinen,  auf  künstlichem 
Wege  sind  Vertiefungen,  Näpfchen,  entstanden.  Entgegen  den  Regierungs- 
Verordnungen  werden  die  Megalithen  jetzt  noch  angegriffen,  um  zu  Chaussee- 
steinen verwandt  zu  werden.  Auf  diese  Weise  sind  früher  sorgfältig  be- 
schriebene grosssteinige  Denkmäler  ganz  verschwunden  und  kann  das  Ge- 
biet, in  dem  diese  Monumente  errichtet  wurden,  nicht  mehr  in  seiner  ur- 
sprünglichen Ausdehnung  begrenzt  werden.  Durch  aufmerksame  Über- 
wachung und  Verhängung  strenger  Strafen  muss  daher  die  Befolgung  der 
zum  Schutze  dieser  unersetzlichen  Denkmäler  erlassenen  Vorschriften  ge- 
sichert werden.  Gegenüber  der  Annahme,  dass  die  bis  ins  nördliche 
Afrika  zu  verfolgenden  megalithischen  Bauten  von  einem  auf  der  Wande- 
rung begriffenen  Volke,  etwa  den  Vandalen,  aufgeführt  wurden,  kann 
Virchow  sich  nicht  entschliessen,  diese  Denkmäler  mit  irgend  einem  ge- 
schichtlichen Volke  in  Beziehung  zu  bringen.  Zur  Zeit  der  Völker- 
wanderung waren  diese  Denkmäler  längst  fertig.  Wenn  wir  die  ältesten 
Angaben  römischer  und  griechischer  Schriftsteller  über  die  Namen  be- 
stimmter Völker  heranziehen,  so  kommen  wir  für  die  Germanen  auf  die 
Bastarner  an  der  unteren  Donau.  Die  auf  einem  grossen  Denkmal  in  der 
Dobrudscha  aus  der  Zeit  des  Trajan  dargestellten  Barbaren  könnte  man 
für  Bastarner  halten.  Aber  mit  Trajan  kommen  wir  noch  nicht  in  die 
Entstehungszeit  der  Megalithen.  Übrigens  kann  man  diesen  Monumenten 
ebenso  wenig  wie  vorgeschichtlichen  Schädeln  ansehen,  ob  sie  von  Ger- 
manen herrühren.  Dies  liegt  daran,  dass  keine  unversehrten  Megalithen 
mehr  vorhanden  sind.  In  ähnlicher  Weise  w^urden  die  ägyptischen  Gräber 
schon  Jahrtausende  vor  Christo  geplündert.  Man  brachte  daher  die  Mumien 
von  Königen  und  Oberpriestern  in  einem  tiefen  Erdspalt  unter,  wo  man 
jetzt  eine  grosse  Zahl  derselben  nebeneinander  gefunden  hat. 

Das  bewährte  Verfahren,  mittelst  des  Topfgeschirrs  gewisse  Zeit- 
abschnitte zu  bestimmen,  kann  auch  noch  an  einem  ausgeraubten  Grabe, 
in  dem  Topfscherben  als  wertlos  zurückgelassen  wurden,  angewandt 
werden.  Das  älteste  neu-steinzeitliche  Gräberfeld  liegt  in  der  Nähe  von 
Tangermünde.  Grosse  Gräberfelder  aus  der  jüngeren  Steinzeit  sind  neuer- 
dings in  Worms  aufgedeckt  worden,  wo  das  Vorhandensein  einer  prä- 
historischen Stadt  nachgewiesen  wurde.  Viele  sehen  diese  Gräberfelder  als 
typisch  an  für  die  Germanen,  die  durch  Mecklenburg,  Pommern  bis  in  die 
Ostsee-Provinzen  gekommen  sind,  und  Virchow  würde  es  keinem  Lang- 
kopfe verdenken,  wenn  er  sich  in  Beziehung  bringen  wollte  mit  den  in 
den  neu-steinzeitlichen  Gräbern  bestatteten  Langköpfen. 


358  C.    Versammlungs  und  Vereins-ßerichte. 

Aber  diese  Gräber  sind  lange  vor  der  Zeit  angelegt  worden,  worüber 
wir  Urkunden  haben.  So  hat  man  in  den  letzten  Jahren  solche  Gräber 
in  Ägypten  gefunden,  die  weit  älter  sind  als  die  ägyptischen  Dynastien. 
In  diesen  Gräbern  der  Fremden  sind  die  Leichen  nicht  in  besonderen 
Kammern,  sondern  unmittelbar  in  der  Erde  bestattet.  Dabei  liegt  eine 
Masse  von  früher  in  Ägypten  nur  vereinzelt  gefundenen  Geräten  aus 
geschlagenem,  gemuscheltem  Feuerstein,  an  denen  wir  die  neolithische  Zeit 
erkennen.  Virchow  hält  es  für  möglich,  dass  die  in  diesen  Gräbern 
beim  1.  Katarakt  ruhenden  Fremden  Zeitgenossen  der  Leute  waren,  die 
in  die  Gräber  von  Tangermünde  und  Worms  gelegt  wurden. 

Diese  und  andere,  die  jüngere  Steinzeit  betreffenden  Fragen,  wann 
und  von  wem  die  grosssteinigen  Denkmäler  errichtet  wurden  u.  s.  w., 
können  nur  gelöst  werden,  wenn  Viele  sich  mit  ihnen  beschäftigen.  Da- 
her forderte  Virchow  am  Schlüsse  seine  Zuhörer  auf,  zum  Ausbau  der 
anthropologischen  und  archäologischen  Wissenschaften  dadurch  beizutragen, 
dass  sie  sorgfältig  über  das  berichten,  was  sie  an  Resten  der  Vorzeit  auf 
ihren  Reisen  und  Spaziergängen  bemerken. 

Nachdem  hierauf  Geheimrat  Blasius  im  Auftrage  des  zu  den  Trauer- 
feierliehkeiten  für  Bismarck  nach  Berlin  gereisten  Staatsministers  v.  Otto 
versichert  hatte,  dass  die  Regierung  den  Verhandlungen  mit  dem  aller- 
grössten  Interesse  folge,  und  nachdem  die  Vertreter  der  Stadt,  der  Hoch- 
schule, des  ärztlichen  und  des  naturwissenschaftlichen  Vereins  die  Ver- 
sammlung begrüsst  hatten,  erstattete  der  Generalsekretär,  Professor  Jo- 
hannes Ranke,  den  wissenschaftHchen  Jahresbericht.  Denselben  er- 
öffnete er  mit  dem  Hinweis  darauf,  dass  die  Anthropologie  im  letzten 
Jahre  durch  einen  neuen  Zweig,  die  Stammbaumkunde,  bereichert  worden 
sei.  Mit  diesem  Gebiete  beschäftigen  sich  das  grundlegende  ,, Lehrbuch  der 
gesamten  wissenschaftlichen  Genealogie"  von  Professor  Lorenz  und 
ein  vortreffliches  Werk  des  Grafen  Zichy.  Auch  die  Münzkunde,  der 
mehrere  gediegene  Arbeiten  des  letzten  Jahres  angehören,  muss  als  eine 
beachtenswerte  Hilfswissenschaft  der  Anthropologie  und  Ethnologie  an- 
gesehen werden.  In  der  somatischen  Anthropologie  sei  das  Studium  der 
Weichteile  in  den  Vordergrund  getreten  vor  die  wissenschaftliche  Betrach- 
tung der  Knochen.  Als  Beleg  für  diesen  Satz  wird  die  soeben  erschienene 
Arbeit  Kollmann's  über  die  Rekonstruktion  des  Gesichtes  über  dem 
knöchernen  Gerüst  auf  Grund  der  durchschnittlichen  Dickenmaasse  der 
Weichteile  angeführt.  Redner  spricht  dann  von  der  Steinzeit  in  Ägypten, 
die  durch  die  jüngst  erforschten  Gräber  der  Fremden  festgestellt  wurde, 
und  erwähnt  die  wichtigen  Ergebnisse  von  W.  Krause's  Reise  nach 
Australien.  Nachdem  Ranke  das  freundschaftUche  Verhältnis  der  deutschen 
zur  Wiener  anthropologischen  Gesellschaft  und  die  regen  Wechselbeziehungen 
zu  den  anthropologischen  Gesellschaften  in  den  Niederlanden,  der  Schweiz 
und  Skandinavien  hervorgehoben   hatte,    erinnerte   er    zum   Schlüsse  noch 


C.     Versammlungs-  und  Vereins-Bericlite.  359 

an  den  vor  einigen  Monaten  gefeierten  Eintritt  Virchows  in  das  50.  Jahr 
seiner  akademischen  Lehrthätigkeit  und  die  gleichzeitige  Vollendung  des 
150.  Bandes  seines  berühmten  Archivs  und  bittet  die  Versammelten,  sich 
von  ihren  Sitzen  zu  erheben  zum  Zeichen  dafür,  wie  stolz  die  Gesell- 
schaft darauf  sei,  dass  ihr  Gründer  und  Ehrenvorsitzender  noch  mit  alter 
Kraft  das  Steuer  führe. 

Indem  Geheimrat  Virchov^  für  diese  Ehrung  bewegt  dankte,  sagte 
er  u.  a.,  dass  wir  Alle  Schüler  der  Anthropologie  seien  und  als  unseren 
einzigen  Meister  nur  die  Erfahrung  anerkennen.  So  lange  seine  Kräfte 
ausreichen,  werde  er  im  Dienste  der  Anthropologie  stehen. 

In  dem  Kassenberichte,  womit  die  erste  Sitzung  abschloss,  hob  Ober- 
lehrer Weismann  auch  die  umfassende,  alle  Erscheinungen  auf  den  ver- 
schiedenen Gebieten  der  Anthropologie  sorgfältig  beobachtende  Thätigkeit 
des  Generalsekretärs  der  Gesellschaft  rühmend  hervor. 

Am  2.  Sitzungstage  besprach  zunächst  Prof.  Johannes  Ranke  neuere 
anthropologische  Veröffentlichungen  aus  dem  bei  allen  Anthropologen 
rühmlichst  bekannten  Verlage  von  Vi e weg  in  Braunschweig. 

Hierauf  legte  Paul  Teige,  Berlin,  einen  grösseren,  bei  Drencova  in 
Serbien  am  eisernen  Thor  gemachten  und  von  ihm  auf  einer  Reise  nach 
Rumänien  erworbenen  Bronzefund  vor,  nämlich  11  Fibeln,  ein  Arm- 
band, eine  Figur,  Spiralringe  und  zwei  altrömische  Gewichte.  Eine  dieser 
Fibeln,  von  welcher  der  Finder  die  Patina  abgeschabt  hatte,  zeichnet  sich 
jetzt,  nachdem  Redner  sie  vollständig  abgeschliffen,  poliert  und  metallisiert 
hat,  durch  ihren  schönen  goldigen  Glanz  aus.  Ferner  zeigte  er  zwei 
goldene  Ohrgehänge  und  zwei  goldene  Ringe  aus  Tomi  bei  Constanza  in 
der  Dobrudscha.  Einer  der  Ringe  enthält  eine  Saphirgemme,  die  an- 
scheinend einen  wandernden  Bär  darstellt.  Endlich  legte  der  durch  seine 
vortrefflichen  Nachbildungen  vor-  und  frühgeschichtlicher  Funde  sich  aus- 
zeichnende Berliner  Hofjuw^elier  noch  einen  prachtvoll  verzierten  Bronze- 
celt  und  eine  grosse  Anzahl  Perlen  (darunter  sehr  schöne  dunkle  Bern- 
steinperlen) vor  aus  Werschetz  in  Südungarn.  —  Geheimrat  Virchow 
äusserte  die  Ansicht,  dass  unter  den  zuletzt  erwähnten  Stücken  fossile 
Reste  sich  fänden.  Ausserdem  erinnerte  er  daran,  dass  Ovid  nach  Tomi 
verbannt  worden  sei,  und  meinte,  es  sei  möglich,  dass  einige  der  dort  ge- 
machten Funde  aus  der  Zeit  dieses  römischen  Dichters  stammen. 

Alsdann  gab  Geheimrat  Prof.  Dr.  W.  Blasius  —Braunschweig  eine 
sehr  klare  Übersicht  über  die  Vorgeschichte  und  Frühge  schichte 
des  braunschweigischen  Landes.'  Mit  Hilfe  einer  von  ihm  ent- 
worfenen Karte  des  aus  mehreren  zersplitterten  Teilen  bestehenden  braun- 
schweigischen Gebietes  führte  der  gewandte  Redner  folgendes  aus.  Der 
älteren  Steinzeit  gehören  an  die  Fundstätten  in  Thiede,  Westeregeln,  in 
der  Höhle  von  Scharzfeld,  den  Rübeländer  Höhlen  und  in  Watenstedt. 
An    diesen   Stellen   sind    Spuren   des   ältesten  Menschen   aus    der  Zeit  des 


I 


350  C.     Versainmlungs-  und  Vereins-Berichte. 

Diluviums  gefunden  worden.  Die  damaligen  Bewohner  haben  wahrschein- 
lich das  Land  verlassen.  '  Die  neusteinzeitlichen  Bewohner  aber  sind  im 
Lande  geblieben.  Von  ihnen  zeugen  die  Lübbensteine  bei  Helmstedt,  die 
Hünensteine  bei  Benzingerode,  eine  Anzahl  von  Steinkistengräbern,  viele, 
südlich  von  Braunschweig  gefundene  Jadeitbeile,  unter  welchen  eines  durch 
seine  ausserordentliche  Länge  von  45  cm  alle  bekannten  Stücke  aus 
diesem  sehr  geschätzten  harten  Gestein  übertrifft,  endlich  Feuersteinsachen 
und  viele  andere  Steingeräte.  Den  Übergang  zur  Metallzeit  kennzeichnet 
ein  bei  Borssum  in  hockender  Stellung  gefundenes  Skelett.  Die  Kupferzeit 
ist  im  Herzogtum  Braunschweig  durch  einige  aus  fast  reinem  Kupfer  her- 
gestellte Geräte  vertreten,  z.  B.  durch  eine  Doppelaxt  aus  der  Gegend  von 
Börssum.  Der  Bronzezeit  gehört  eine  grosse  Anzahl  von  Funden  an;  auch 
Doppelfunde  wurden  gemacht.  Ja  sogar  ein  ganzer  Wohnplatz  aus  der 
Bronzezeit  kam  in  der  Holzener  Höhle  zum  Vorschein.  Manche  der  zahl- 
reichen Urnen,  deren  Form  sehr  verschieden  ist,  gehören  in  die  Bronze- 
zeit, andere  können  aber  auch  in  späterer  Zeit  angefertigt  worden  sein. 
Man  findet  sie  in  Steinkisten  mit  oder  ohne  Grabhügel,  in  Kegelgräbern 
oder  frei  in  der  Erde.  Auch  ohne  Urnen  wurde  die  Asche  unter  Hügeln 
beigesetzt.  Die  Urnen  dürften  der  Zeit  von  500  vor  bis  einige  Jahr- 
hunderte nach  Christus  angehören.  Einige  Schädel  aus  Grabstätten  mit 
Urnen  sind  gefunden  worden.  Die  La  Teneperiode  ist  gut  vertreten.  Ob 
die  vorhandenen  Ringwälle  und  Befestigungen  aus  der  vorgeschichtlichen 
oder  der  geschichtlichen  Zeit  stammen,  ist  noch  unentschieden.  An  einigen 
Ringwällen  sind  slavische  Einflüsse  wahrnehmbar.  Am  wichtigsten  ist  der 
Ringwall  auf  dem  Burgberg  des  Elm.  Auch  Tumuli  oder  grosse  Grab- 
hügel kommen  vor;  besonders  schön  ist  der  bei  Evessen.  Römisch  sind 
nur  wenige  kleine  Gegenstände,  wie  Löffel,  Gefässe,  Lampen,  die  vereinzelt 
gefunden  wurden.  Infolge  dessen  kann  man  wohl  annehmen,  dass  die 
Römer  hier  nicht  dauernd  gewohnt  haben,  obgleich,  nach  dem  Hildesheimer 
Silberfund  zu  schliessen,  ihre  Einflüsse  bis  in  die  Nähe  des  Herzogtums 
reichten.  Was  die  frühgeschichtliche  Zeit  betrifft,  so  hat  Cäsar  über  das 
braunschweigische  Gebiet  geschrieben.  Als  Bewohner  desselben  werden 
von  ihm  die  Cherusker  genannt,  in  deren  Nähe  die  Fosen,  Sigambrer, 
Sueben  und  Langobarden  sassen.  Später  kommen  die  Sachsen  in  betracht, 
von  deren  vier  Stämmen  die  Ostfalen  im  braunschweigischen  Lande  an- 
sässig waren.  Mit  ihnen  stehen  die  jetzigen  Bewohner  in  unmittelbarer 
Beziehung. 

Im  Anschluss  an  diesen  Vortrag  sprach  Privatdozent  Dr.  R.  Much  — 
Wien  zur  Stammeskunde  der  Altsachsen.  Jakob  Grimm  suchte 
die  Sachsen,  deren  Namen  er  von  sax,  Schlachtschwert,  ableitete,  mit  den 
Cheruskern  in  Verbindung  zu  bringen.  Diese  Ansicht  hat  sich  aber  als 
unzulässig  erwiesen.  Beide  Völker  werden  von  den  Schriftstellern  neben 
einander  genannt.     Die   Cherusker,    die    im  Anfange  unserer  Zeitrechnung 


C.     Versammlungs-  und  Vereins-Beiiclite.  ^(]\ 

unter  Führung  des  Arminias  so  mächtig  in  die  Geschichte  eingriffen, 
sind  poHtisch  ganz  von  der  Bildfläche  verschwunden.  Möghcherweise  sind 
sie,  wie  die  Angrivarier  und  Reste  der  Langobarden:  die  Barden,  im  frühen 
Mittelalter  in  die  sächsischen  Gemeinden  aufgenommen  worden.  P  t  o  1  cm ü u s 
erwähnt  einen  dem  Tacitus  unbekannten  Stamm  der  Saxones,  die  im 
Norden  bis  zur  Eider  wohnten.  Von  dort,  Holstein,  aus  haben  sich  die 
Sachsen  durch  eroberndes  Vordringen  verbreitet.  Die  Wanderrichtung 
lässt  sich  bei  dem  Gauvolke  der  Sturmi  noch  zeigen.  Die  Sachsen,  die 
durch  ihre  Züge  bis  nach  England  eine  erstaunliche  Kolonisationskraft  be- 
wiesen, haben  im  Norden  und  Osten  der  Elbe  nichts  wesentliches  ver- 
loren, sich  wahrscheinlich  zuerst  die  östlich  wohnenden  Völkerschaften 
angegliedert  und  sind  dann  später  nach  Westen  gegangen.  Hierbei  dürften 
sie  von  den  dänischen  Inseln  Verstärkungen  erhalten  haben.  Redner 
bringt  die  Hauptbestandteile  der  Saxones:  die  Ost-  und  Westfalen,  auch 
Falen  allein  genannt,  in  Beziehung  mit  der  Insel  Falster,  dem  Sitz  der 
Falen.  Als  die  Chauken  =  hugas,  die  Hohen,  nach  Westen  zogen  und 
den  Anstoss  gaben  zur  Bildung  des  Frankenreiches,  drangen  die  Sachsen 
auch  in  das  von  den  Chauken  verlassene  Land.  Von  den  zwischen  den 
Chauken  und  den  Franken  wohnenden  Stämmen  sind  vermutlich  einzelne 
in  den  Sachsen  aufgegangen,  andere  fränkisch  geworden.  —  Freiherr 
v.  Stolzenberg-Luttmersen  kann  von  diesen  Ausführungen  Nichts  an- 
erkennen. Die  Chauken  seien  römische  Bundesgenossen  gewesen.  Dieses 
Volk,  dessen  Land  wir  nach  allen  Seiten  umgrenzen  könnten,  bilde  eine 
Einheit  bis  nach  Westfalen.  Die  Chauken  seien  heute  noch  da.  Ihre 
Namen  hätten  sich  in  England  erhalten.  Redner  geht  dann  auf  die  Ge- 
schichte der  Langobarden  ein  und  erklärt,  dass  wir  uns  die  in  den  römi- 
schen Urkunden  niedergelegten  Thatsachen  nicht  nehmen  lassen  könnten. 
—  Durch  diesen  heftigen  Angriff  gereizt,  antwortete  der  Vortragende 
in  scharfer  Weise,  so  dass  Geheimrat  Virchow  als  Vorsitzender  dazu 
auffordern  musste,  die  Verhandlungen  ruhig  und  sachlich  zu  führen. 

Es  folgte  der  grossangelegte  und  formvollendete  Vortrag  von  Professor 
J.  Kollmann  — Basel  über  die  Beziehung  der  Vererbung  zur 
Bildung  der  Menschenrassen.  Auf  dem  Gipsabguss  von  einem  sehr 
gut  erhaltenen  Frauenschädel  der  jüngeren  Steinzeit  aus  dem  Pfahlbau 
von  Auvernier  am  Neuenburger  See  (Schweiz)  hat  Redner  in  Gemeinschaft 
mit  dem  Bildhauer  Büchly,  Thonschichten  von  der  mittleren  Dicke  der 
Weichteile  aufgetragen  und  so  eine  schöne  Büste  hergestellt,  die  er  schon 
1897  auf  dem  internationalen  medizinischen  Kongresse  zu  Moskau  durch  den 
dortigen  Prof.  An uts Chi n  hatte  zeigen  und  erklären  lassen.  Prof.  KoU- 
mann  hat  diese  Nachbildung  eines  Frauenkopfes  aus  der  jüngeren  Stein- 
zeit anzufertigen  unternommen  auf  Grund  seiner  Ansichten  von  der  Ver- 
erbung. Um  die  Herkunft  der  Völker  zu  erforschen,  sind  Tausende  von 
Schädeln  unter  der  Voraussetzung  gemessen  worden,  dass  die  verschiedenen 


3ß2  C.     Versammliings-  und  Vereins-Berichte. 

Formen  von  den  Vorfahren  ererbt  sind,  und  hat  man  die  Farbe  der  Augen, 
der  Haare  und  der  Haut  an  Millionen  von  Kindern  in  Deutschland  und 
den  angrenzenden  Ländern  bestimmt.  Hierbei  stellte  es  sich  heraus,  dass 
im  Norden  vorzugsweise  die  Blonden,  im  Süden  hauptsächlich  die  Braunen 
wohnen.  Auch  überzeugte  man  sich  davon,  dass  diese  beide  Varietäten 
von  altersher  eingewandert  sind  und  schon  vor  dem  Auftreten  der  Ger- 
manen und  Römer  sich  an  ihren  Plätzen  befunden  haben.  Die  Annahme, 
dass  die  Blonden  und  die  Braunen  stets  dieselben  bleiben,  ist  von  vielen 
Forschern  bestritten  worden,  die  sagten,  dass  die  Umgebung,  das  Klima, 
die  Nahrung,  das  Milieu  diese  Varietäten  verändert  haben.  Unter  den 
genannten  Einflüssen  aber  haben  die  europäischen  Völker  (die  weisse 
Rasse)  bei  ihren  Wanderungen  nach  Afrika,  Amerika,  Australien  in  den 
letzten  300  Jahren  nirgends  eine  Umänderung  erfahren.  Aber  auch  aus 
weit  älteren  Zeiten  haben  wir,  wie  Virchow  zeigte,  Nachrichten,  die  für 
die  Persistenz  der  Rassen  sprechen.  Denn  auf  den  Denkmälern  in  Ägypten 
sind  die  Vertreter  von  Rassen  abgebildet,  die  in  einer  an  die  neusteinzeit- 
lichen  Periode  Europas  heranreichenden  Zeit  lebten  und  nicht  nur  in- 
bezug  auf  die  Knochen  (den  Körperbau),  sondern  auch  im  Hinblick  auf 
die  Weichteile  heutigen  Menschen  gleichen.  Diese  Persistenz  beruht  auf 
der  Vererbung.  Zwar  üben  das  Milieu  und,  wie  zuerst  Virchow  fest- 
stellte, das  Klima  einen  bedeutenden  Einfluss  auf  den  Körper  aus.  Unter 
den  äusseren  Verhältnissen  erleiden  jedoch  von  den  in  der  menschlichen 
Natur  vereinigten  Rasse-,  Geschlechts-  und  Individualitäts-Merkmalen  nur 
die  individuellen  oder  die  physiologischen  Eigenschaften  Veränderungen, 
ohne  dass  dadurch  die  Rasse  beeinflusst  wird.  Das  Geschlecht  spielt  bei 
der  Vererbung  gewisser  Krankheiten  eine  Rolle.  So  wird,  wie  der  Vor- 
tragende an  dem  Stammbaum  einer  Bluterfamilie  nachweist,  die  Bluter- 
krankheit durch  weibliche  Familienangehörige  auf  deren  männliche  Nach- 
kommen vererbt.  Ebenso  geht  die  Farbenblindheit  (gewöhnlich  durch  die 
Mutter)  nur  auf  männliche  Mitglieder  der  Familie  durch  Vererbung  über. 
Was  nun  noch  die  Rassenmerkmale  betrifft,  so  sind  dieselben  bis  zu  einem 
gewissen  Grade  unabhängig  von  den  anderen  Eigenschaften  des  Körpers. 
Infolge  dessen  haben  sich  die  Menschenrassen  von  der  Zeit,  die  bis  an  die 
neusteinzeitliche  Periode  heranreicht,  nicht  verändert,  und  zwar  sehen  wir 
nicht  nur  inbezug  auf  unsere  Knochen,  sondern  auch  auf  unsere  Weich- 
teile noch  gerade  so  aus,  wie  unsere  Vorfahren  in  der  Steinzeit.  Da  wir 
also,  mit  anderen  Worten,  den  Urbewohnern  Europas  gleichen,  so  lässt 
sich  auf  Grund  von  Knochenfunden,  die  aus  weit  entlegenen  Zeiten 
stammen,  die  äussere  Erscheinung  der  damaligen  Menschen  wieder  her- 
stellen. Zu  diesem  Zwecke  hat  Prof.  Ko  11  mann  die  Dicke  der  Weich- 
teile an  verschiedenen  Punkten  des  Gesichtes  von  gut  genährten  weib- 
lichen Leichen  genau  bestimmt,  die  25 — 30  Jahre  alt  waren,  wie  die 
Pfahlbaubewohnerin    von    Auvernier,    von    deren    Schädel    er    einen   Gips- 


D.     Tagesgeschichte.  363 

abguss  benutzte.  An  den  entsprechenden  Punkten  der  Schädelnachbildung 
wurden  Gipspyramiden  befestigt  von  der  durchschnittlichen  Dicke  der 
Weichteile.  Die  Zwischenräume  zwischen  den  Gipspyramiden  wurden  dann 
ausgefüllt  und  die  Oberfläche  modelliert.  Auf  diese  Weise  entstand  die 
ausgestellte  Büste,  die  ein  niedriges,  breites  Gesicht,  vortretende  Wangen- 
beine, eine  breite  Nase,  dicke  Lippen,  einen  grossen  Mund  und  ziemlich 
kräftige  Gesichtszüge  hat.  Die  Einzelheiten  konnten  genau  nach  den 
Knochen  wiedergegeben  werden,  da  nach  einem  Ausspruche  Goethes 
Nichts  im  Körper  ist,  was  nicht  durch  den  Knochen  ausgedrückt  wäre, 
eine  Beobachtung,  die  auch  Virchow  gemacht  hat.  Sogar  der  Gesichts- 
ausdruck wird  durch  die  Knochen  bestimmt.  Nach  ihrem  Schädel  und 
ihrer  von  Professor  Kollmann  hergestellten  Büste  hatte  die  betreffende 
Pfahlbaubewohnerin  einen  im  Verhältnis  zu  seiner  Länge  breiten  Hirn- 
schädel und  ein  in  anbetracht  seiner  Breite  niedriges  Gesicht.  Sie  gehörte 
also  zu  den  chamäprosopen  Brachycephalen,  die  neben  den  leptoprosopen 
Brachycephalen,  d.  h.  den  Leuten  mit  verhältnismässig  breitem  Kopf  und 
hohem  Gesichte,  seit  der  Steinzeit  bis  auf  den  heutigen  Tag  in  Central- 
Europa  sich  erhalten  haben.  Dagegen  sind  die  Völker  der  Stein-,  Bronze- 
und  Eisenzeit  verschwunden.  Die  Völker  gehen  eben  unter,  aber  die 
Rassen  sind  unsterblich  durch  die  Vererbung.  —  Geheimrat  Virchow 
erkannte  mit  rühmenden  Worten  die  Ausdauer  an,  womit  Professor  Koll- 
mann  seine  weit  ausschauenden  Forschungen  anstellt. 

(Schluss  im  nächsten  Hefte.) 


D.    Tagesgeschichte. 

Berlin.  Am  15.  August  ist  Prof.  Bastian  nach  2^/2 jähriger  Ab- 
wesenheit von  seiner  Forschungsreise  nach  Südost- Asien  glücklich  nach  Berlin 
wieder  zurückgekehrt. 

Brüssel.  Am  2.  August  d.  J.  ist  zu  Brüssel  unter  dem  Namen 
„Societe  anonyme  d'etudes  et  d'editions  geographiques  Elisee  Reclus"  eine 
Gesellschaft  zusammengetreten,  die  sich  die  Herausgabe  und  Bearbeitung 
des  Atlas,  geographischer  und  anderer  Karten,  Erdgloben  und  sonstiger 
Manuskripte,  die  sich  direkt  oder  indirekt  auf  geographische,  ökonomische, 
industrielle  etc.  Fragen  beziehen,  zum  Ziel  gesteckt  hat.  Sie  hofft  ihr 
Wirkungsfeld  zu  entfalten  u.  a.  dadurch,  dass  sie  sich  an  allen  Forschungen 
und  Untersuchungen  interessiert,  die  zur  Geographie  in  Beziehung  stehen, 
besonders  an  der  Herstellung  des  „Atlas  isometrique  commercial"  und  des 
„Atlas  isometrique  globulaire  Elisee  Reclus'S  ferner  dadurch,  dass  sie 
Forschungsreisende  aussendet,  wissenschaftliche  Expeditionen  ausrüstet 
oder  sich  an  solchen  beteiligt,  die  Ausbildung  der  geographischen  Disziplin 
oder  der  Wissenschaften  im  allgemeinen  durch  pekuniäre  Unterstützungen, 


364  D.     Tagesgeschichte. 

Vorlesungen,  Zusammenkünfte,  Schriftenherausgabe  und  besonders  durch 
die  Publikation  einschlägiger  Zeitschriften,  Bücher  und  Broschüren  fördert 
u.  a.  m.  Die  Gesellschaft,  die  vorläufig  auf  30  Jahre  gegründet  ist,  kann 
auf  dem  Wege  der  Beziehungen,  Verschmelzung,  Ankauf  von  Aktien  oder 
auf  sonstige  Weise  mit  Gesellschaften,  die  ähnliche  Zv^ecke  verfolgen,  in 
Verbindung  treten;  sie  kann  im  Auslande  Zweiggesellschaften  ins  Leben 
rufen  u.  a.  m.  —  Das  Grundkapital  ist  auf  1  200  000  Fr.  vorausgesehen. 
Die  Leitung  der  ganzen  Sache  ist  Prof.  Dr.  Elisee  Reclus  übertragen. 

Darmstadt.  Am  14.  Januar  verschied  im  Alter  von  48  Jahren  der 
Inspektor  des  grossherzoglichen  Museums  in  Darmstadt,  Professor  Rud. 
Adamy,  der  sich  auch  auf  vorgeschichtlichem  Gebiete  verschiedentlich 
litterarisch  beteiligt  hat. 

Dresden.  Geh.  Rat  Prof.  Dr.  H.  Bruno  Geinitz  hat  nach  51  jähriger 
Verwaltung  des  Kgl.  mineralogisch-geologischen  Museums  zu  Dresden,  das 
auch  eine  wertvolle  prähistorische  Abteilung  enthält,  seinen  Abschied 
genommen;  an  seine  Stelle  ist  Dr.  E.  Kalkowsky,  o.  Prof.  d.  Mineralogie 
an  der  Königl.  sächs.  technischen  Hochschule,  berufen  worden. 

Görlitz.  Am  19.  August  verstarb  in  Görlitz  im  Alter  von  nahezu 
50  Jahren  der  Direktor  der  Königl.  Baugewerkschule  Dr.  Richard  Bohn, 
der  Mitte  der  70  Jahre  vom  Unterrichtsmininister  mit  der  Teilnahme  an 
den  Ausgrabungen  zu  Olympia,  darauf  von  der  Berliner  Akademie  mit  der 
Untersuchung  klassischer  Überreste  in  Athen  betraut  wurde  und  schliess- 
lich durch  seine  selbständige  Leitung  der  Ausgrabungen  in  Pergamon  sich 
einen  Namen  schuf. 

Jena.  Im  Alter  von  66  Jahren  verstarb  Dr.  Friedrich  Klopfleisch, 
a.  0.  Prof.  der  deutschen  Altertumskunde  in  Jena,  dem  die  Urgeschichte 
der  sächsisch  -  thüringischen  Staaten  manche  wertvolle  Untersuchung 
verdankt. 

Meran.  Dr.  Franz  Tappeiner  in  Meran,  bekannt  durch  seine  anthro- 
pologischen Studien  über  die  Tiroler  Bevölkerung,  wurde  der  Adel  mit 
dem  Ehrenwort  Edler  und  dem  Prädikat  Tappein  verliehen. 

München.  Am  18.  Juni  verstarb,  75  Jahre  alt,  in  München  Geh. 
Rat  Dr.  C.  W.  Ritter  v.  Gümbel,  königl.  bayr.  Oberbergdirektor  und 
Professor  an  der  dortigen  Universität,  der  Begründer  der  Münchener 
anthropologischen  Gesellschaft  und  der  ,, Beiträge  zur  Anthropologie  und  Ur- 
geschichte Bayerns"  ein  gelegentlich  seiner  geologischen  Studien  um  die 
Geschichte  Bayerns  (besonders  Höhenforschung)  verdienstvoller  Forscher. 

Wien.  Am  24.  Mai  d.  J.  verstarb  im  Alter  von  64  Jahren  an  einem 
Herzleiden  in  Wien  Dr.  Friedrich  Müller,  Professor  für  vergleichende 
Sprachwissenschaft  und  Sanskrit  an  der  Universität,  als  Sprachforscher 
und  Ethnograph  gleich  hochgeschätzt  (Allgemeine  Ethnographie,  Grund- 
riss  der  Sprachwissenschaft  u.  a.  m.). 


I 


E.     Bibliographische  Übersicht.  ;j(^r^ 

E.  Bibliographische  Übersicht. 

Von  Georg  Busch  an. 

Laufende  Litteratur  für  das  Jahr  1898. 

III.    Urgeschichte. 

A..     Allgemeines. 

Alter  des  Menschen. 

Arcelin,  L'homme  prehistorique.  Bull,  de  la  Sog.  d.  sc.  nat.  de  Saöne- 
et-Loire.     1897.     Nov. 

Engel,  Über  den  vorgeschichtlichen  Menschen  und  sein  muthmaassHches 
Alter.     Blätter    des  Schwäbischen  Albvereins.     Nr.  2. 

Koken,  Über  den  tertiären  Menschen.  Jahresber.  d.  Ver.  f.  vaterl.  Natur- 
kunde in  Württemberg.     Bd.   54,  S.  84. 

Schwalbe,  G.,  Über  die  Schädelformen  der  ältesten  Menschenrassen  mit 
besonderer  Berücksichtigung  des  Schädels  von  Egisheira.  Mitteil.  d. 
philomat.  Gesellsch.  in  Elsass-Lothringen.      1897.     Bd.   5,  S.   72. 

Industrie. 

Dragendorff,  H.,  Zur  Terra  sigillata-lndustrie  in  Griechenland,  Kleinasien, 
Südrussland  und  Ägypten.    Bonner  Jahrbücher.    1897.  Heft  101,  S.  140. 

Fabie,  A.  M.,  La  edad  del  cobre.  Boll.  de  la  R.  Acad.  de  Hist.  1897. 
Bd.  30,  S.  332. 

Gutknecht,  G.  u.  Gessner,  H.,    Geflügelte  Lanzenspitzen.     Verhandl.  d. 

Berlin,  anthrop.  Gesellsch.     Bd.  30,  S.   111   u.   137. 
Schulenburg,    W.  v..    Gemalte    Strichverzierung.      Verhandl.    d.  Berhn. 

anthropol.  Gesellsch.      1897.     Bd.  29,  S.  497. 
Voss,    A.,    Nadel,  Fibel    und    Gürtelhaken.     Verhandl.    d.  Berlin,  anthrop. 

Ges.  Bd.  30,  S.  216. 

Verschie  denes. 

Bis  eh  off,  prähistorische  Kochgefässe?  Correspondenzbl.  d.  Ges. -Ver.  d. 
deutsch.  Geschichts-  und  Altertums-Ver.     Bd.  46,  Nr.   1   u.  2. 

Cohausen,  Aug.  v.,  Die  Befestigungsweisen  der  Vorzeit  und  des  Mittel- 
alters.    Herausgegeben  von  Max  Jahns.     Wiesbaden,  C.  W.   Kreidel. 

Florschütz,  Mardellen.  Correspondenzbl.  d.  Ges.-Ver.  d.  deutsch.  Ge- 
schichts- und  Altertums-Ver.     Bd.  46,  Nr.   1   u.  2. 

Hoernes,  M.,  Wanderung  archaischer  Tierformen.  Jahresber.  d.  öster. 
archäol.  Instit.     Bd.   1,  S.   9. 

Mortillet,  G.  de,  L'Atlantide.  Bull,  de  la  Soc.  d'anthrop.  de  Paris. 
1897.     Bd.  8,    S.  447. 

Schiemenz,  P.,  Hat  das  Ur-Rind  (Bos  primigenius  Boj.)  noch  in  historischer 
Zeit  gelebt?     Biol.  Centralbl.     1897.     Bd.   17,  Nr.  21. 

Schwartz,  Die  Grundsätze  für  die  Ordnung  von  Sammlungen  vor- 
geschichtlicher Altertümer.  Correspondenzbl.  d.  Ges.-Ver.  d.  deutsch. 
Geschichts-  und  Altertums-Ver.     Bd.  46,  Nr.   1   u.  2. 


3ß6  E.     Bibliographische  Übersicht. 

B.     Funde. 

1.  Europa. 

Allgemeines. 

Geikie,  The  tundres  and  steppes    of  prehistoric   Europe.     Scottish   geogr. 

Magazine.     Juni  u.  Juli. 
Hirt,  Die  vorgeschichtliche  Kultur  Europas  und  die  Indogermanen.     Geo- 
graphische Zeitschr.  Bd.  4,  H.   7. 
Myres,    J.  L,,    Prehistoric  man   in   the    eastern  Mediterranean.     Sciences 

progress.     1897.     Bd.  7,  Nr.  6. 
Tapp  einer,  F.,  Der  europäische  Mensch  und  die  Eiszeit.     Meran. 

Grossbritannien  und  Irland. 
Anderson,    J.,   Notices   of  some  recently  discovered  inscribed  and  sculp- 

turedstones.     Proc.  of  theSoc.  ofantiq.  of  Scotland.   1897.  Bd.  31,  S.  293. 
Baxter,   George,  C,    Notice   of  a  cup  -  marked   stone  recently  found  at 

Gallowhill,  Parish   of  Cargill.     Proc.   of  the  Soc.   of  antiq.  of  Scotland. 

1897.     Bd.  31,  S.  290. 
Bruce,  John,    Notice    of  a   cup-and   ring-marked   boulder,    recently  dis- 
covered on   the  Braid    hüls.     Proc.   of  the  Soc.   of   antiq.    of  Scotland. 

1897.     Bd.  31,  S.  110. 
Christison,  D.,  Notice  of  a  burial  mound  at  Cavers,  Roxburghshire.   Proc. 

of  the  Soc.  of  antiq.  of  Scotland.     1897.     Bd.  31,  S.   188. 
Christison,    David,      ,,The    Girdlestanes"    and    a    neighbouring    stone 

circle,   in   the  Parish  of  Eskdalemuir,   Dumfriesshire.     Proc.  of  the  Soc. 

of  antiq.  of  Scotland.     1897.     Bd.  31,  S.  281. 
Coffey,  Browne  and  Westropp,    Prehistoric  burial,  Wicklow.   Proc.  of 

the  R.  Irish  Acad.     1897.     Dez. 
Coles,    Fred.  R.     Notes   on  a  stone   circle   in   Wigtownshire.     Proc.    of 

the  Soc.  of  antiq.  of  Scotland.     1897.     Bd.  31,  S.  90. 
Coles,  Fred.  R.,  Notices  1.  of  the  discovery  of  a  eiste  and  bronze  blade 

at  Letham   Quarry,   Perth;    2.    of  the  standing  stones  ad  High  Auchen- 

larie,  Anwoth,   Kirkcudbrightshire.     Proc.    of  the  Soc.  of  antiq.  of  Scot- 
land.    1897.     Bd.  31,  S.   181. 
Cramond,    W.,    Notes    on  tumuli  in  Cullen  district;    and    notice   of  the 

discovery  of  two   urns   at  Foulford,   near  Cullen.     Proc.   of  the  Soc.  of 

antiq.  of  Scotland.     1897.     Bd.  31,  S.  216. 
Cunningham  and    Browne,    Human    remains,    Lismore.     Proc.   of  the 

R.  Irish  Acad.     1897.     Dez. 
Donelly,  W.  A.,  Note  of  a  stone  on  the  moor  near  Dullatur,  called  the 

carrick  stone,  shaped  like  a  roman  altar,  and  having  cups  on  its  upper 

surface.    Proc.  of  the  Soc.  of  antiq.  of  Scotland.     S.  228. 
Duns,  Notes  of  the  discovery  of  urns    at  Chesters,  Roxburghshire,     Proc. 

of  the  Soc.  of  antiq.  of  Scotland.     1897.     Bd.  31,  S.   199. 
Haddon,    Neolitic    eist    burial    ad    Oldbridge,    co.    Meath.     Proc.    of  the 

R.  Irish  Acad.     1897.     Dez. 
Hicks,   H.,    On   the   evidence   of  the  antiquity  of  man  furnished  by  ossi- 

ferous    caverns    in    glaciated   districts  in  Britain.     Quart.  Journ.   of  the 

Geol.  Soc.     1898. 
Hutcheson,    AI.,    Notices  of  an  ancient  canoe,    found   in  the  river  Tay, 

near  Errol ;   and  a  spearhead  of  flint,  found  in  the  Carcass  of  a  Whale. 

Proc.  of  the  Soc.  of  antiq.  of  Scotland.     1897.     Bd.  31,  S.  265. 


E.     Bibliographische  Übersicht.  3ß7 

Lumsden,    H.    W.,    Notes    on    the  excavation    of  a  kitchen-midden,    and 

on  a  cup-marked  stone  at  Den  of  Dun,  Forfarshire.     Proc.  of  the   Soc. 

of  antiq.  of  Scotland.      1897.     Bd.  31,  S.  240. 
Macdonald,  James,  Note  on  a  cinerary  urn,  of  a  type  not  common  in 

Scotland,    lately    Ibund    near    Cramond.      Proc.    of  the  Soc.  of  antiq.  of 

Scotland.     1897.     Bd.  31,  S.  244. 
Mitchell,  Arthur,    Scottisch    burials  and  skulls,    probably  belonging  to 

the    bronze    age.     Proc.    of    the    Soc.    of    antiq.     of    Scotland.       1897. 

Bd.  31,  S.   115. 
Ussher,    Human   and   other  remains,    Lismore.     Proc.  of  the  Irish  Acad. 

1897.     Dez. 
Westropp,    The    distribution    of    ,,cromlechs"    in   the    county    of    Cläre. 

Proc.  of  the  Irish  Acad.     1897.     Dez. 
Wallace,    Thomas,     Notes   of    antiquities    in  Loch    Alsh    and    Kintail. 

Proc.  of  the  Soc.  of  antiquaries  of  Scotland.     1897.     Bd.  31,  S.   86. 

Skandinavien  und  Dänemark. 

Adlers,  G.,    Fynd   of  ett   stenredskap    i   Östersjölera.      Geolog.  Förening. 

i.  Stockholm  Förhandl.     1897.     Bd.  20,  S.  87. 
F.    Boehrendtz,     Fornborgar  in  Södra    Tjust    (Burgwälle    in    Süd-Tjust, 

Küstengegend    der  Provinz   Smäland).     Meddelanden    frän    Kalmar    läns 

fornminnesförening  Bd.  I.     Kalmar   1898,  S.  47. 
Bendixen,  B.  E.,  Fornlevninger  i  Sönderhordland.     Foreningen  til  norske 

fortidsmindesmoerkers    bevaring,    aarsberetning    for     1896,     S.    1  — 17. 

Kristiania  1897. 
Bendixen,    B.    E.,    Antikvariske    notiser.     Förening    til    norske   fortidsm. 

for  1896,  S.   124—127. 
Hansen,  A,  M.,    Menreskeslogtens  olde.     Heft  4,   Kristiania   1897. 
Hansson,    H.,    Graffält   frän  järnäldern   i  Wimmerbyorten.     Meddelanden 

frän  Kalmar  läns  fornminnesförening  Bd.  I.     Kalmar,  S.  38. 
Lossius,  K.,    Beretning  om  en  helleristning  paa  Barstad.     Foreningen    til 

norske  fortidsm.  for   1896.     S.   145—149. 
Lossius,  K.,    Arkoeologiske    undersögelser    i    1896.     Det    kongel.    norske 

videnskabers    selskab    Skrifter   1896.      Nr.    8,    S.    1  —  16.      Trondhjem 

1897. 
Lossius,    K.    Arkseogoliske  undersögelser  i.   1897.     D.  k.  norske  vidensk. 

selsk.  skr.   1897.     Nr.  5,  S.   1—10.     Trondhjem  1898. 
Montelius,    0.,    Ett    märkligt    fynd    frän   Södermanland.     Svenska   forn- 

minnesför.     Tidskrift  1897.     Bd.   10,  S.   189. 
Nicolaissen,  0.,  Undersögelser  og  udgravninger  i  Nordlands  amt  i  1896. 

Fornen.  til  norske  fortidsm.  for   1896.     S.   1 — 17. 
Nicolaysen,    N.,    Udgravninger   i    1896.     Foren,  til    norske   fortidm.  for 

1896.     S.  46—55. 
Nicolaysen,    N.,    Antikvariske   notiser.     Foren,    til    norske    fortidm.    for 

1896.     S.   124—127. 
Ross,    J.,    Antikvariske    notiser.      Foren,    til    norske    fortidm.    for    1896. 

S.   128—130. 
Rygh,     K.,     Tröndelagen    i    forhistorisk    tid;     en    archseologisk    oversigt. 

Festskrift   udgivet    i    anledning     af    Trondhjems    900    aars  jubilseum   af 

det   kongel.   norske  videnskabers   Selskab.     Nr.   1,  S.    1— 59.  Trondhjem 

1897. 


3ßg  .E     Bibliographische  Übersicht. 

Sarauw,    G.    F.    L.     Lyngheden  i  oldtiden.     Aarb0ger  for  nord.  oldk.  og 

bist.  S.  69. 
Schmidt,    V.,    Les    dernieres    decouvertes    prehistoriques    en    Danemark. 

Revue   mens,  de  l'Ecole  d'anthrop.   de  Paris.     Bd.  8,  S.   118. 
Zuwachs  der  archäologischen  Sammlungen  in  Kristiania,  Bergen,  Trondjem, 

Tromsö  und  Stavanger  i.  J.   1896.     Foren,  til  norske  fortidm.  for   1896. 

5.  56—123. 

Deutschland. 

Allgemeines. 
Hang,    F.,    Vom    römischen    Grenzwall.     Correspondenzbl.   d.  Ges.  Ver.   d. 

deutsch.  Geschichts-  u.  Altertums-Ver.     Bd.  46,  Nr.  6. 
Schumacher,  Prähistorische  Wohnreste  in  Südwestdeutschland.     Globus. 

Bd.  72,  Nr.   10. 
Schumacher,  K.,    Prähistorisches  vom  Limes.     Globus.     Bd.  73,     Nr.  8. 

Schleswig-Holstein,  Lübeck. 

Freund,    K.,    Die    vorgeschichtlichen    Altertümer    im    Lübecker    Gebiete. 

Programm  d.  Realschule  zu  Lübeck. 
Hartmann,  Fr.,  Mitteilung   über  einen  interessanten  Fund   in  Schleswig- 
Holstein.     Correspdbl.  d.  deutsch,  anthrop.  Gesellsch.     Bd.  29,  Nr.  5. 
Splieth,    W.,    Eine    Gruppe    von   Grabhügeln    der   älteren   Bronzezeit  in 
Holstein.     Mitteil.  d.  anthropol.  Vereins  in  Schleswig-Holstein.     Heft  11, 
S.   15. 

Pommern. 

Bai  er,  R.,  Ein  Küstenfund  auf  Rügen.  Nachr.  über  deutsche  Altertums- 
funde.    Bd.  8,  Heft  6. 

Baier,  R. ,  Eine  steinzeitliche  Wohnstätte  auf  Rügen.  Nachr.  über 
deutsche  Altertumsfunde.     Bd.  9,  Heft  1. 

Haas,    A.,    Die    vorgeschichtliche  Feuersteinstätte  zu   Lietzow  auf  Rügen. 

6.  Jahresber.  d.  Geogr.  Gesellsch.  zu  Greifswald.     Teil  2,  S.  63. 
Schumann,    Hugo,    Pommerns    Bewohner    in    vorgeschichtlicher    Zeit. 

6.  Jahresber.  d.  Geogr.  Gesellsch.  zu  Greifswald.     Teil  2,  S,   74. 
Schumann,    H.,    Bronze  -  Depotfunde    von    Hanshagen     (Kreis    Colberg), 

Pommern.     Nachr.  über  deutsche  Altertumsfunde.     Bd.  9,  Heft  1. 
Schumann,    H.,    Slavisches   Skelett-Gräberfeld   mit   älteren   Gräbern    von 

Rammin    (Pommern).      Verhandl.    d.    Berl.    anthrop.    Gesellsch.   Bd.   30, 

S.  93. 

Posen. 
Goetze,   A.,  Die  Schwedenschanze   bei  Trzek,  Kr.   Schroda.     Nachrichten 

über  deutsche  Altertumsfunde.     Bd.  9,  Heft  3. 
Heinemann,    Otto,    Hacksilberfund    von    Deutsch- Wilke.      Zeitschr.    d. 

bist.  Ges.  f.  d.  Prov.  Posen.     1897.     Bd.   12,  S.  377. 
Hensel,    P.,   Urnenfund   von    Solden.      Zeitschr.    d.   bist.  Ges.  f.  d.  Prov. 

Posen.     1897.     Bd.  12,  S.  92. 
Verzeichnis     den     Schenkungen     etc.      II.    Altertümer.      Jahrb.    d. 

Histor.  Gesellsch.  f.  d.  Netzedistrikt  zu  Bromberg.     1898.     S.  87. 

Preussen. 
Matbes    u.    Schmidt,    Ein   zweites   slavisches    Gräberfeld   in  Grutschno, 
Kr.  Schweiz.     Nachr.  über  deutsche  Altertumsfunde.     Bd.  9,  Heft  2.  u.  3. 


E.     Bibliographische  Übersicht.  3^9 

Schlesien. 
Mertins,   0.,  Kupfer-  und  Bronzefunde   in  Schlesien.     Schlesiens    Vorzeit 

in  Wort  und  Bild.     Bd.  7,  S.  341. 
Mertins,    0.,    Das  Gräberfeld   von  Ottwitz.     Schlesiens   Vorzeit   in    Wort 

und  Bild.     Bd.  7,  S.  366. 
Reinecke,  P.,  Der  Goldring  von  Vogelsang.     Schlesiens  Vorzeit  in  Wort 

und  Bild.     Bd.   7,  S.  335. 
Seger,    H.,    Der   Fund    von    Wichulla.      Schlesiens   Vorzeit    in  Wort   und 

Bild.     Bd.  7,  S.  413. 

Brandenburg. 

Brunner,   Die  steinzeitHche  Keramik  in   der  Mark  Brandenburg.     Archiv 

f.  Anthropol.     Bd.  25,  Heft  3. 
Busse,    H.,    Hügelgräber    bei   der  Hall-Mühle,    Kr.  Ober-Barnim.     Nachr. 

über  deutsche  Altertumsfunde.     Bd.  9,  Heft  1. 
Busse,  H.,    Das  Urnenfeld  am   Rothpfuhlberg   bei  Tempelfelde,  Kr.  Ober- 
Barnim.     Nachr.  über  deutsche  Altertumsfunde.     Bd.  9,  Heft  2. 
Fr i edel.    Vorgeschichtliches   Gefäss   aus    dem  salzigen  See.     Verhandl.  d. 

Berlin,  anthrop.  Gesellsch.     1897.     Bd.  29,  S.  591. 
Götze,  Bronzeschwert  von  Selchow,  Kr.  Angermünde.   Nachr.  über  deutsch. 

Altertumsfunde.     Bd.  8,  Heft  6. 
Götze,    A.,    Urnengräber   mit   Steinsetzungen   bei  Eichstedt,    Kr.  Stendal. 

Nachr.  über  deutsche  Altertumsfunde.     Bd.  9,  Heft  2. 
Jentsch,    H.,    Die  archäologische  Stellung  der  Schale  mit  Vogelfigur  von 

Burg  im  Spreewalde.     Verhandl.  d.  Berlin,  anthropol.  Gesellsch.     1897. 

Bd.  29,  S.  591. 
Mielke,    R.,    Die   Franzosen-   oder  Schwedenschanze  bei   Bornim.     Prov. 

Brandenburg.     Nachr.  über  deutsche  Altertumsfunde.     Bd.  9,  Heft  1. 
Schulenburg,    W.  v..  Märkische  Altertümer   und  Gebräuche.     Verhandl. 

d.  Berlin,  anthrop.  Gesellsch.     1897.     Bd.  29,  S.  429. 
Schulenburg,  W.  v.,  Altertümer  aus  dem  Kreise  Teltow.     Brandenburgia 

1897.     Nr.  4. 
Virchow^  R.,  Die  Durchschneidung  des  Schlossberges  bei  Burg  a.  Spree. 

Verhandl.  d.  Berlin,  anthropol.  Gesellsch.     1897.     Bd.  29,  S.  489. 
Wein  eck.    Ein    Urnenfeld    bei    Schlepzig.     Nachr.    über   deutsche   Alter- 
tumsfunde.    Bd.  8,  Heft  6. 

Sächsische  und  thüringische  Staaten. 

Blasius,  W.,  Spuren  paläolithischer  Menschen  in  den  Diluvial-Ablagerungen 
der  Rübeländer  Höhlen.  Beitr.  z.  Anthropol.  Braunschweigs,  Festschr.  S.  1. 

Deichmüller,  J.,  Neue  Erwerbungen  d.  k.  prähist.  Sammlung  in  Dresden 
(paläol.  Station  von  Ehringsdorf.  Neolith.  Fundstellen  bei  Casabra. 
Bronzedepotfund  bei  Laubegast.  Gefässscherben  mit  zwei  Tierzeich- 
nungen aus  Stetzsch.  Scherben  vom  Burgwall  bei  Zehren).  Abhandl. 
d.  naturw.  Gesellsch.  Iris  zu  Dresden.     1897.     S.  21. 

Deichmüller,  J.,  Über  Maassregeln  zur  Erhaltung  und  Erforschung  der 
urgeschichtlichen  Altertümer  im  Königr.  Sachsen.  Abhandl.  d.  naturwiss. 
Gesellsch.   Isis  zu  Dresden.     1897.     S.  49. 

Döring,  H.,  Neue  Burgwallfunde  vom  Burgberg  in  Niederwartha,  Sachsen. 
Sitzungsber.  d.  naturw.  Gesellsch.  Isis.     Dresden  1897.     S.  22. 

Götze,  A.,  Spätneolithische  Gräber  bei  Rollleben  am  Kyffhäuser.  Nachr. 
über  deutsche  Altertumsfunde.     Bd.  9,  Heft  2. 

Centralblatt  für  Anthropologie.     1898.  24 


370  E.    Bibliographische  Übersicht. 

Kautzsch,   R.,     Thonfigürchen    aus    dem   Kreise  Eckartsberga.     Verhandl. 

d.  Berlin,  anthropol.  Gesellsch.     Bd.  30,  S.   121. 
Scher  er,    Chr.,    Die    Naserschen   Gräberfunde   im   herzoglichen  Museum. 

Braunschweig.     Magazin  1897.     Bd.  3,    S.   199. 
Theile,    F.,      Der    Pfaffenstein    in    seinen    prähistorischen    Beziehungen. 

Über  Berg  und  Thal.     Jahrg.  28,  Nr.  3,  S.   23. 
Voges,    Th.,    Bronze  -  Depotfund    von    Börnecke.     Verhandl.   der   Berlin. 

anthrop.  Gesellsch.     Bd.  30,    S.  31. 

Hannover. 
Meyer,  H.,  Hügelgräber  am  Losenmeere  in  der  Haarstorfer  Feldmark  (Kr. 
Ülzen).     Nachr.  über  deutsch.  Altertumsfunde.     Bd.  8,  Heft  6. 

Rheinprovinz. 
Dahm,  0.,  Der  römische  Bergbau  an  der  unteren  Lahn.     Bonner   Jahrb. 

1897.     Heft  101,  S.   117. 
Klein,    Funde     aus     Bonn.       Euskirchen,    römische     Funde,     fränkische 

Funde  etc.     Bonner  Jahrbücher  Heft  102,  S.   178  u.  s-.  w. 
Knickenberg.   Römische  und  germanische  Funde  am  Rheinwerft  zu  Bonn 

Bonner  Jahrb.  Heft  102,  S.   174. 
Kohl,   Über   römische  Grabfelder    um   Worms.     Correspondenzbl.  d.  Ges. 

Ver.  d.  deutsch.  Geschichts-  und  Altertums-Ver.  Bd.  46,  Nr.   1   u.  2. 
Konen,  C,  VorgeschichtHche  Grabstätten  in  dem  Dorfe  Gosek  bei  Weissen 

fels.     Rhein.  Geschichtsblätter.     Nr.  2  u.  3. 
Konen,    C.,  Ein  römisches   Totenfeld  auf  einer  vorgeschichtlichen  Kultur 

Stätte  im  Fürstentum  Birkenfeld.     Rhein.  Geschichtsblätter.     Nr.  2  u.  3 
Konen,  van  Vleuten,  Oxe  und  Siebourg,   Die  Kulturreste  der  Ebene 

zwischen    dem  Meerthal   und   dem  Legionslager.     Bonner  Jahrb.     1897 

Heft  101,  S.   1. 
Oxe,  A.,  Die  Terra  sigillata-Gefässe  des  Cn.  Ateius.     Bonner  Jahrb.     1897 

Heft  101,  S.  22. 
Oxe,    A.,    Neue    römische    Funde    vom   Niederrhein.     Bonner  Jahrbücher 

Heft  102,  S.   127. 
Rademacher,    C.,    Germanische    Begräbnisstätten   am  Niederrhein.     Aus- 
grabungen   auf   der    Iddelsfelder    Hardt.    Nachr.    über    deut.   Altertums- 
funde.    Bd.  9,  Heft  1. 
Römische  Funde.     Bonner  Jahrb.     1897.     Heft   101,  S.   169. 
Ruppersberg,     Die     älteste    Besiedelung    des    Saargebietes.       Verhandl. 

naturhistor.  Ver.  d.  preuss.  Rheinlande.     Bonn,   1897.     Jahrg.  54,  S.  8. 
Schult  eis,    Münstereifel.    Fund    von    Thongefässen.      Bonner   Jahrbücher 

Heft  102,  S.   188. 

Provinz  Hessen-Nassau. 
Boehlau,  J.  u.  Gilsa  zu  Gilsa,  F.  v.,  Neolithische  Denkmäler  aus  Hessen. 

Zeitschr.   d.   Ver.   f.   hess.  Gesch.  u.  Landeskunde.     N.  F.     12.   Supple- 
mentheft. 
Plath,  Ausgrabung  der  Hünen-  oder  Frankenburg   an    der   Langen  Wand 

bei  Rinteln  a.  W.     Verhandl.    d.    Berlin,    anthropol.    Gesellsch.      1897. 

Bd.  29,  S.  369. 

Rheinpfalz,  Rheinhessen. 
Koehl,  Neue  prähistorische  Gräberfelder  bei  Wachenheim  und  bei  Rhein- 

dürkheim   in   Rheinhessen.     Nachrichten   über  deutsche   Altertumsfunde. 

Bd.  9,  Heft  3. 


E.     Bibliographische  Übersicht.  371 

Mehlis,  C,  Archäologisches  aus  der  Pfalz  (1.  Schalenstein  aus  der  Vorder- 
pfalz. 2.  Römischer  Meierhof  auf  dem  Weilberg.  3.  Neolithischer  Fund 
von  Gross-Niedersheim).  Correspdzbl.  d.  deutsch,  anthropol.  Gesellsch. 
Bd.  29,  Nr.  4. 

Mehlis,  C,  Neolithisches  aus  der  Rheinpfalz.     Prähist.  Blätter  Bd.  10,  Nr.  3. 

Schötensack,  Otto,  Untersuchung  der  Tierreste  aus  dem  Gräberfelde 
der  jüngeren  Steinzeit  bei  Worms.  Verhandl.  d.  Berlin,  anthropol. 
Gesellsch.     1897.     Bd.  29,  S.  470. 

Virchow,  Eröffnung  prähistorischer  und  römischer  Gräber  in  Worms. 
Verhandl.  d.  Berlin,  anthropol.  Gesellsch.     1897.     Bd.  29,  S.  4G4. 

Bayern. 
Kirch  mann,    J.,    Das    alamannische   Gräberfeld   bei  Schretzheim.     Jahrb. 

d.  histor.  Vereins  Dillingen.     Bd.   10. 
Kotier,   Die   Ausgrabungen    bei  Zöschingen  1897.     Jahrb.  d.  histor.  Ver. 

Dillingen.     Bd.  10. 
Schäble,    C. ,     Hügelgräber    bei    Kicklingen.       Jahrb.   d.    histor.    Vereins 

Dillingen.     Bd.   10. 
Schell  er,    M.,   Die   Ausgrabungen   bei   Faimingen.     Jahrb.  d.  histor.  Ver. 

Dillingen.     Bd.   10. 
Schlosser,  Max,  Höhlenstudien   im  fränkischen  Jura,   in   der   Oberpfalz 

und   im   Ries.      Correspondzbl.    d.    deutsch.    Gesellsch.   f.  Anthropologie. 

Bd.  29,  Nr.  3. 
Reinecke,  P.,  Zur   neolithischen   Keramik  von   Eichelsbach   im   Spessart. 

Beitr.  z.  Anthrop.  u.  Urgeschichte  Bayerns.     Bd.   12,  S.   165. 
Weber,  Fr.,  Bericht  über  neue  vorgeschichtliche  Funde  in  Bayern  (Nach- 
trag  zum   Bericht  für  1896).     Beitr.  z.  Anthropologie  und  Urgeschichte 

Bayerns.     Bd.   12,  S.   169. 
Ziegler,  Fr.,  Bericht  über  zv^ei  durch  H.  P.  Ellinger  im  Jahre  1893  bis 

1894  geöffnete  Grabhügel.     Prähistor.  Blätter.     Bd.  9,  Nr.  2. 

Baden,  Württemberg  und  Hohenzollern. 
Bach,    Max,    Fundchronik    vom    Jahre    1897.     Fundber.   aus   Schwaben. 

1897.     Jahrg.  5,  S.  2—7. 
Bauer,  B.,  Zur  vorgeschichtlichen  Eisenschmelzstätte.     Blätter  d.  Schwab. 

Albvereins.     Nr.  3. 
Branco-Hohenheim,  W.,  Die  menschenähnlichen  Zähne  aus  dem  Bahn- 
erz   der    schwäbischen  Alb.      Jahresber.    d.    Ver.    f.   vaterl.   Naturkunde 

in  Württemberg.     Bd.  54,  S.   1. 
Bürger,    Neuer   römischer  Fund   in  Langenau.     Fundber.  aus  Schwaben. 

1897.     Jahrg.  5,  S.  35. 
Edelmann,  H.,  Bronzefunde  aus  Veringenstadt.     Prähist.  Blätter  Bd.  10, 

Nr.  2. 
Fritze,    Adolf,    Die    Stöckelhöhle    bei     Söhnstetten.      Fundbericht    aus 

Schwaben.     1897.     Jahrg.  5,  Seite  18—23. 
Hedinger,    Neue    merowingische   Funde   in  Oberschwaben  (Reihengräber 

am  Farrenberg  bei  Bronnen).    Fundber.  aus  Schwaben.     1897.    Jahrg.  5, 

S.  51. 
Herzog,  R.,  Kastell  Sulz.     Heidelberg,  0.  Petters. 
Kapff,  E.,  Der  römische  Begräbnisplatz  beim  Kastell    Canstatt.      Fundber. 

aus  Schwaben.     1897.     Jahrg.  5,  S.  39. 
Kofier,   Fr.,  Kastell  Langenheim.     Heidelberg,  0.  Petters. 

24* 


372  ß-      Bibliographische  Übersicht. 

Kreuser,  Über  einen  Gräberfund  beim  Zellerhof.  Jahresber.  d.  Ver.  f. 
vaterl.  Naturkunde  in   Württemberg.     Bd.  54,  S.  81. 

Loiner,  L.,  Rückblicke  auf  die  Pfahlbautenfunde  am  Bodensee  1897. 
Fundber.  aus  Schwaben.      1897.     Jahrg.   5,  S.  23. 

Maurer,  H.,  Prähistorisches  aus  Riegel.  Breisgau-Ver.  ,^Schau-ins-Land.'' 
1897.     Bd.   24. 

Mettler,  A.,  Kastell  Walheim.     Heidelberg,  0.  Petters. 

Nägele,    E.,    Kastell   Waldmössingen.     Heidelberg,    0.  Peters. 

Nestle,  W.,  Funde  antiker  Münzen  im  Königreich  Württemberg.  Fund- 
bericht aus  Schwaben.      1897.     Jahrg.  5,  S.  43. 

Richter,  Römische  Niederlassung  auf  dem  Weissenhof  bei  Besigheim. 
Fundber.  aus  Schwaben.      1897.     Jahrg.  5,  S.  33. 

Richter,  Ein  neues  Epona  -  Relief.  Fundber.  aus  Schwaben.  1897. 
Jahrg.  5,  S.  41. 

Schnarrenburger,  W.,  Die  vor-  und  frühgeschichtliche  Beziehung  des 
Kraichgaues.     Programm.     Bruchsal. 

Schumacher,  K.,  Römische  Ansiedelung  bei  Duttenberg  an  der  Jagst. 
Fundber.  aus  Schwaben.     1897.     Jahrg.  5,  S.  30. 

Schumacher,    K.,    Kastell   Oberscheidenthal.     Heidelberg. 

Schumacher,  K.,  Die  Kastelle  bei  Neckarbürken.     Heidelberg,  0.  Petters. 

Scheuthle,  W.,  Eine  vorgeschichtliche  Eisenschmelzstätte  auf  dem  Aal- 
buch,    Fundbericht   aus  Schwaben.     1897.     Jahrg.   5,  S.  28. 

Speidel,  Vorgeschichtliche  Eisenschmelzstätten  im  Gebiet  der  mittleren 
Alb.     Blätter  d.  Schwab.  Albvereins.     Nr.  4. 

Steiner,  J.,  Archäologische  Landesaufnahme  im  Jahre  1896  und  im 
Frühjahr   1897.     Fundber.  aus  Schwaben.     1897.     Jahrg.  5,  S.  7—18. 

Tröltsch,  V.,  Vorgeschichtliche  Funde  am  Bodensee.  Fundbericht  aus 
Schwaben.     1897.     Jahrg.  5,  S.  26. 

Elsass-Lothringen. 

Forrer,  Steinbruch- Werkstätten  auf  dem  Odilienberge  im  Elsass.  Nach- 
richten über  deutsche  Altertumsfunde.     Bd.  9,  Heft  3. 

Kenne,  J.  B.  Die  keltischen  Göttersteine  des  Altertums  -  Museums  der 
Stadt  Metz.  Jahrb.  d.  Ges.  f.  lothring.  Geschichte  u.  Altertumskunde 
Bd.  8,  Heft  2. 

Österreich-Ungarn. 

Bella,   Louis,    Prähistorische  Funde    von    der    unteren    Donau.      (Ung.) 

Archaeol.  Ertesitö.     Bd.   18,    S.   103. 
Cziraky,  J.,  Die  prähistorische  Station  zu  Bogojeva  (Kom.  Bäcs).    (Ungar.) 

Archaeol.  Ertesitö.     Bd.   18,  S.   19, 
Dudäs,  J.,   Funde   aus  Zombor-Säponya   (Kom.   Bäcs).      (Ung.)      Archaeol. 

Ertesitö.      Bd.   18,  S.  24. 
Fiala,  Fr.,  Die  neolithische  Station  von  Butmir  bei  Sarajewo  in  Bosnien. 

Teil  2.     Wien,  A.  Holzhausen. 
Fischer,    L.  H.,  Eine    neolithische   Ansiedlung   in   Wien.     Mitteil.   d.  an- 

thropol.  Gesellsch.  in  Wien.     S.   107. 
Herepey,    Karl,    Scythische   Funde    zu  Nagy-Enyed.     (Ung.)     Archaeol. 

Ertesitö.     Bd.   18,  S.  267. 
Kärpäti,  Clemens,  Altertümer  aus  Sabaria.     (Ung.)     Archaeol.  Ertesitö. 

Bd.   18,  S.   146. 


E.     Biblio^^-aphisdie  Üborsicht.  ;J73 

Kri'z,    M.,    Über    die    Quatärzeit    in    Mähren    und    ihro    nezioliun^roii    zur 
tertiären  Epoche.     Mitteil.    d.    anthropol.    Gesellsch.    in    Wien      lid    ^X 
S.    1.  •  •  -   . 

Majläth,    A.  von,    Neue    Funde    zu    Alpar    (Korn.  Pest).     Archaeol    Kr- 

tesitö.     Bd.   18,  S.  257. 
Mihalik,    J.,    Die   prähistorischen  Stationen  von  Mislye  und  Hejcze  (Kom. 

Abanj.).     (Ungar.)     Archaeol.  Ertesitö.     Bd.   18,   S.  38. 
Miske,  Baron  Coloman,  Altertümer  der  Station    Velew-Szt.-Vid.     (Ungar.) 

Archaeol.    Ertesitö.     Bd.    18,    S.    138;    Verhandl.    d.    Berlin,    anthropol 

Gesellsch.     Bd.  30.  S.   105. 
Much,    M.,    Grabfunde    aus    Zellerndorf  in   Nieder-Üsterreich.      Mitteil.    d. 

k.  k.  Central-Kommission  f.  Kunst  u.  histor.  Denkmäler.      1898. 
Much,  M.,  Frühgeschichthche  Funde  aus  den  österreichischen  Alpenländern. 

Mitteil.  d.  k.  k.  Central-Komm.    für  Kunst   u.  histor.  Denkmäler.      1808. 

S.   125. 

Müllner,  A.,  GaUische  Funde  aus  Krain.     Argo.     Nr.   1. 
Müllner,  A.,  Prähistorischer  Stahl  von  Mannsburg.     Argo.     Nr.  3. 
Orosz,    A.,    Die  prähistorischen  Stationen    von  Viceküt  und  ,, Costa  gerli" 

(Com.  Szolnok-Doboka).     (Ungar.)     Archaeol.  Ertesitö.     Bd.   18,  S.  29. 
Palliardi,    J.,  Die  neolithischen  Ansiedelungen   mit  bemalter  Keramik  in 

Mähren   und   Nieder-Österreich.     Mitteil.  d.  praeh.  Komm.  d.  k.  k.  Akad. 

d.  Wissensch.     1897.     Bd.   1,  Nr.  4,  S.  237. 
Reinecke,  Paul,  Topfgerät  aus  der  prähistorischen  Station  von  Tordos. 

(Ung.)     Archaeol.  Ertesitö.     Bd.   18,  S.  97. 
Reinecke,    Paul,    Die    prähistorische    Station    von   Bogojeva.    (Ungar.) 

Archaeol.  Ertesitö.     Bd.   18,  S.  256. 
Reizner,    Johann,    Fund    aus    der    Bronzezeit    zu    Tömörkeny    (Kom. 

Csongräd).     (Ung.)     Archaeol.  Ertesitö.     Bd.   18,  S.  265. 
Rzehak,    A. ,     Massenfunde     altertümlicher     Gefässe    im    Weichbilde    der 

Stadt    Brunn.     Zeitschr.  d.    Vereins   f.    d.    Geschichte   Mährens.       1897. 

Bd.  1. 
Schneider,  L.,    Suevisch-slavische  Ansiedelungen   in  Böhmen.     Verhandl. 

d.  Berlin,  anthropol.  Ges.     Bd.  30,  S.  201. 
Schneider,    L.,    Bearbeitete  Schädel  aus    einer  Kulturschicht   mit  Terra- 

mare- Kultur   Keramik   auf  dem  Burgberge   von  Velis  bei  Jicin.     Verhdl. 

d.  Berlin,  anthropol.  Ges.     Bd.  30,  S.  214. 
Seehars,    F.,    Über    einen  prähistorischen  Eisen-Schmelzofen  in  Wicklitz 

bei  Tuermitz.     Verhandl.  d.  Berlin,  anthropol.  Ges.     Bd.  30,  S.   189. 
Söter,    August    v. ,     Archäologischer    Fund    zu    Gäta    (Kom.    Mosony). 

(Ung.)     Archaeol.  Ertesitö.     Bd.   18,  S.   146. 
Szombathy,  J.,  Sammlung  prähistorischer  Funde  aus  Ostgalizien.     Mitteil. 

d.  Wiener  anthrop.  Gesellsch.     Bd.  28,  Sitzungsber.  Nr.   1. 
Vir  oho  w.    Urgeschichtliche    Funde   von   Brunn    und   rotgetärbte  Knochen 

aus   Mähren    und    Polynesien.      Verhandl.    d.  Berlin,  anthrop.  Gesellsch. 

Bd.  30,  S.  62. 
Zderas,    Hovorka    v.,    Die  Steinhügel   (Gomilen)   von  Janjina.     Mitteil.  d. 

Wiener  anthrop.  Gesellsch.     Bd.  28,    Sitzungsber.  Nr.   1. 

Belgien  und  Holland. 

A.  0.,    Nos    fouilles.      Annales    de    la    See.    archeol.    de    Namur.      1897. 
Bd.  21,  S.  365. 


374  E-     Bibliographische  Übersicht. 

Bequet,  Alfr.,  Le  cimetiere  franc  de  Pry.     Annales  de   la  Soc.  archeol. 

de  Namur.     1897.     Bd.  21,  S.  311. 
Huybrights,    F.,    Antiquites    romaines    ä    Tongres.     Bull,    de    la    Soc. 

scientif.  et  litt,  du  Limbourg.    1897.     Bd.   17,  S.  5. 
Lissauer,  Eine  gewellte  Bronze-Urne  von  Nijmegen.     Verband),  d.  Berlin. 

anthrop.  Gesellsch.  ^   1897.     Bd.  29,  S.  450. 
Mortillet,  G.  de,    Äge  du  bronze  en  Belgique.     Revue  mens,  de  l'Ecole 

d'anthropol.     Bd.  8,  S.  280. 
Puydt,    Marcel    de.    Des   fouilles    executees    par    Mm.    Davin  -  Rigot  et 

M.  de  Puydt  dans  les  fonds  de  cabannes  neolithiques  en   1894   et   1895. 

Bull,  de  la  Soc.  d'anthrop.  de  Bruxelles   1896.     Bd.   14,  S.  300. 
Puydt,    Marcel    de,    L'atelier    neolithique    de    Rullen.     Bull,    de  la  Soc. 

d'anthrop.  de  Bruxelles.     1896.     B.   14,  S.  71. 
Tihon,  F.,     1.    Fouilles   de   Goyet.     2.  L'atelier  prehistorique  de  l'Hermi- 

tage    ä    Huccorgne.     Bull,    de   la  Soc.    d'anthrop.    de  Bruxelles.     1896. 

Bd.   14,  S,  279  u.  287. 

Frankreich. 

Capitan    et    Collin,    Un   village  neolithique  dans   le  departement  de  la 

Seine,  ä  Villejuif.     Revue  mens,  de  l'Ecole  d'anthrop.  de  Paris.     Bd.  8, 

S.    121;   Ass.    fran(^.    pour   l'avanc.    des   sc.  26.    Session   ä  Saint-Etienne 

1897.     Teil  2,  S.  667. 
Caziot,  Decouvertes  d'objets  prehistoriques  et  protohistoriques,  faites  dans 

nie    de    Corse.     Bull,    de    la   Soc.    d'anthrop.   de  Paris.     1897.     Bd.  8, 

S.  463. 
Chauvet,    E.  et  Ri viere,   E.,     Station   quaternaire   de   la  micoque  (Dor- 

dogne).     Assoc.   franq.  pour  l'avanc.  d.  sc.    26.  Session  ä  Saint-Etienne 

1897.     Teil  2,  S.  697. 
Collin,    Reyoier    et  Fouju,    La    Station   de  la  Vignette.     Bull,    de  la  Soc. 

d'anthropol.  de  Paris.     1897.     Bd.  8,  S.  420. 
Collin,   E.,    Station  neolithique  du  rocher  de  la  Vignette,   pres  Bourron 

Revue  mens,  de  l'Ecole  d'anthrop.  de  Paris.     Bd.  8,  S.   121. 
Collin  et  Capitan,    Station    acheuleenne    dans  les   limons   de   plateaux, 

ä  Villejuif.     Revue  mens,  de  l'Ecole  d'anthrop.  de  Paris.     Bd.  8,  S.   125. 
Daleau:    Les   gravures   sur  rocher    de   la  grotte  de  Pair-non-Pair.     Actes 

de  la  Societe  archeologique  ä  Bordeaux  1897. 
Delort,    Results    de    la   fouille    de    trois   tumulus   de   la   fm   de   Tage  du 

bronze    et    de    la    premiere    periode    du    fer.      Revue   mens,    de  l'Ecole 

d'anthrop.  de  Paris.      Bd.  8,  S.    119. 
Fondauce,    Cazalis    de,    Fonderie  antique   de   bronze   des  environs  de 

Montpellier.     M6m.  de  la  Soc.  archeol.  de  Montpellier.     Bd.  8. 
Granciere,  A.  de  la,  Les  rouelles  gauloises  et  les  fusaioles  en  plomb  de 

Morbihan.     Saint-Brieuc,  Prud'  homme. 
Granciere,    A.    de   la,  Grotte  sepulcrale   artificielle   de   Kerfulus  en  Cle- 

gueric  (Morbihan)    et    les    chambres  souterraines   analogues   decouvertes 

en  Basse-Bretagne.     Bull,   de  la  Soc.  polymath.  du  Morbihan.     1897. 
Granciere,  A.  de,  Le  bronze  dans  le    centre   de  la  Bretagne-Armorique. 

L'Anthropologie.     März-April. 
Granciere,    A.  de  la,    Les   parures  prehistoriques  et  antiques  en  grains 

d'enfilage  et  les  colliers  talismans  celte-armoricains.     Paris  1897. 
Hamy,    E.     T.,    L'äge    de    pierre    dans    la    Dubreka.     Bull,    du   Museum 

d'hist.  nat.      1897. 


E.     Bibliographische  Übersicht.  375 

Hamy,  E.   T.,  Les  grottes  de  la  Basse-Falize  ä  Hydrequent  (Pas-de-Calais). 

Bull,  de  la  Soc.  de  l'Acad.   de  BouIogne-sur-Mer.      1897. 
Laville,    A.,    Le    gisement    Chelleo  -  Moustiericn    ä   Corbicules   de  Cergy. 

Bull,  de  la  Soc.   d'authrop.  de  Paris.     Bd.  9,  S.   56. 
Le   Rouzic,     Fouilles    ä    Carnac    1897.     Bull,    de   la    Soc.    polymath.  de 

Morbihan.     Vannes,    Galles  1897. 

Manouvrier,  L.,  Note  sur  les  cränes  humains  quaternaires  de  Marcilly- 
sur-Eure  et  de  Brechamps.  Bull,  de  la  Soc.  d'anthrop.  de  Paris.  1897. 
Bd.  8,  S.  564. 

Manouvrier,  L.,  Etüde  des  squelettes  antiques  de  Collonges,  pres  Reinigny 

(Bourgogne).    Bull,  de  la  Soc.  d'anthrop.  de  Paris.    1897.    Bd.  8,  S.  626. 
Masfrand,  A.,  Caverne  de  Rochebertier  (Haute-Vienne).     Bull,  de  la  Soc. 

de  Rochechouart.     1897. 
Massenat,    E.,    Epoques    de    la   pierre  polie,    du  bronze  et  du  fer,    ä  la 

Station  de  Laugerie-Basse.     Revue  mens,  de  l'EcoIe  d'anthrop.  de  Paris. 

Bd.  8,  S.   125. 
Nicolas,  Inscription  phenicienne  gravee  sur  un  calcaire  schisteux.     Bull. 

de  la  Soc.  d'anthrop.  de  Paris.     Bd.  9,  S.  45. 
Raymond,    Fonds    de    cabanes    neolithiques    ä    Villeneuves-les    Avignon. 

Bull,  de  la  Soc.  d'anthrop.  de  Paris.     1897.     Bd.  8,  S.  454. 
Raymond,   Paul,  Nouvelles  recherches  sur  Tage   de   cuivre   dans  le  Ce- 

vennes    (epoque    durfortienne).     Bull,    de    la    Soc.   d'anthrop.    de  Paris. 

Bd.  9,  S.  250. 
Reinach,    F.,    Statuette   de  femme    nue  decouverte   dans  une  des  grottes 

de   Menton.     L'Anthropologie.     Bd.  9,  S.  26. 
Ri viere    E.,    La    grotte    de   la  Mouthe.     Bull,    de   la   Soc.    d'anthrop.   de 

Paris.     1897.     Bd.  8,  S.  484  u.  497;    Revue  mens,  de  l'Ecole  d'anthrop. 

de  Paris.     Bd.  8,  S.   122. 
Ri  viere,    E. ,    Recherches    nouvelles    ä    Cro-Magnon.      Bull,    de    la    Soc. 

d'anthrop.  de  Paris.     1897.     Bd.  8,  S.  503. 
Ro Ilain,    A.,   Station  de  Tage   de  la  pierre  ä   Jubercy  (Marne).     Bull,  de 

la  Soc.  d'anthrop.  de  Paris.     Bd.  9,  S.  69. 
Salmon,   Philippe,  Contribution   ä  l'inventaire   des  monuments   megali- 

thiques  de  France  (Bretagne).     Revue  mens,   de  l'Ecole   d'anthropol.  de 

Paris.     Bd.  8,  S,  284. 
Sallustien,  Ferere,  Le  Gard  prehistorique.     Revue   du    midi.      Bd.   12, 

S.  81. 
Savoye,  Les  pseudo-dolmens  de  Vaudragon,  comm.  de  Larajasse  (Rhone). 

Bull,  de  la  Soc.  d'anthrop.  de  Lyon.     (1896).     1897. 
Thieullen,  A.,    Les  veritables   Instruments    usels   de  l'äge   de  la  pierre. 

Paris.     Imprim.  Larousse  1897;    Bull,    de    la  Soc.   d'anthrop.    de  Paris. 

Bd.  9,  S.  29  u.  40. 
Toulouse,  E.,  Le  polissoir  de  St.  Mammes.    L'Anthropologie.    März-April. 
Variot,    Les    sepultures    de  Collonges    en  Bourgogne.     Bull,   de    la   Soc. 

d'anthrop.  de  Paris.     1897.     Bd.  8,  S.  613. 
Vauville,    0.,   Station   neolithique   de   Venizel   (Aisne).     Bull,    de  la  Soc. 

d'anthrop.  de  Paris.     1897.     Bd.  8,  S.  453  u.  477. 
Verneau,   R.,    Stations   prehistoriques   des  Hautes-Bruyeres,    commune   de 

Villejuif    (Seine).      Description    des    restes    humains.      L'Anthropologie. 

1898.     Bd.  8,  Nr.  4,  S.  385. 


376  E-     Bibliographische  Übersicht. 

Zaborowski,  Fouilles  anciennes  et  nouvelles  des  villages  neolithiques 
des  environs  de  Choisy-de-Roy.  Bull,  de  la  Soc.  d'anthrop.  de  Paris. 
1897.     Bd.  8,  S.  403. 

Schweiz. 

Gross,    V.,    Bronze -Armband  von  Serrieres   bei  Neuchätel.     Verhandl.  d. 

Berlin,  anthrop.  Gesellsch.     1897.     Bd.  29,  S.  489. 
Mortui  et,  G.  de,    Le  prehistorique    suisse.     Revue   de  l'Ecole  d'anthrop. 

de  Paris.     Bd.  8,  S.   138. 
Pitard,    Eug. ,   Etüde    de    59    cränes  Valaisans    de  la  vallee    du   Rhone. 

Revue  mens  de  l'Ecole  d'anthropol.  de  Paris.     Bd.  8,  S.  223. 
Reber,  B.,   Monuments  prehistoriques  et  legendes  de  Zermatt.     Le  Valais 

romand.     Nr.  51   u.  52. 
Schenk,  A.,  Etüde  sur  les  ossements  humains  des  sepultures  neolithiques 

de  Chamblandes,  du  Chätelard  et  de  Montagny  sur   Lutry.     Archiv,  des 

scienc.  phys.  et  nat.  Juni  15;  Bull,  de  la  Soc.  Vaud.  des  sc.  nat.  Bd.  33, 

Nr.   127. 
Schneider,    A.,    Die  neuesten  römischen  Ausgrabungen   in  der  Schweiz. 

Zürich,  F.  Schulthess. 

Italien  und  seine  Inseln. 

Angelis   d'Ossart,  G.  de,  Contribuzione  alla  paletnologia  romana.     Atti 

de  Soc.  Rom.  di  antrop.     Bd.  5,  S.  203. 
Bartels,    M.,    Einiges    Vorrömisches    aus    Italien.      Verhandl.    d.    Berlin 

anthrop.  Gesellsch.     Bd.  30,  S.  87. 
Colini,  II  sepolcreto  di  Remedello  e  11  periodo  eneolitico  in  Italia.     Bull 

di  paletn.  ital.     Bd.  24,  Nr.   1—3  u.  4—6. 
Falchi,    I,    Nuove   scavi  nell'   area  della  cittä   e  della  necropoli    di  Vetu 

lonia.     Not.  d.  scavi.     S.  81. 
Ghirardini,  G. ,    La   necropoli   primitiva   di   Volterra.     Monum.    ant.   dei 

Lincei.     Bd.  8. 
Karo,  Cronologia  preclassica   nell'   Italia  centrale.     Bull,    di  paletnol.  ital 

Bd.  24,  Nr.  4—6. 
Mancinelli  Scotti,  Relazione  degli  scave  eseguiti  a  Narce,  Faleri,    Cor 

chiano,  Nepete,  Sutrium  e  Capena.     Roma.     1897. 
Mayer,   M.,  Ceramica   dell'  Apulia  preellenica.     1.    La  Messapia.     Bull,  d 

Instit.  archeol.  german.  Sez.  rom.     Bd,   12,  S.  200. 
Naue,    J.,    Grabfund   von  Canosa   in  Apulien.     Prähist.   Blätter.     Bd.   20, 

Nr.  4. 
Orsi,  P.,  Abitazioni  di  cavernicoli  presiculi   nel   com.    di   Pachino.,    prov. 

di   Siracusa.     Not.  d.  scavi.     S.  35. 
Pannella,  G.,  Lavori  di  terra  cotta  dell'  Abruzzo  teramano.     Teramo. 
Patroni,  L'ossuario  tipico  di  Villanova  e  le  anfore  a  rotelle  lucano-apule. 

BulL  di  paletn.  ital.     Bd.  24,  Nr.   1—3. 
Patroni,    G.,    Villaggio    siculo  presso  Materna.     Monum.    ant.    di    Lincei. 

Bd.  8. 
Patroni,    La    grotta    Cicchetti    nell'  agro  di  Materna.     Bull,    di  paletnoL 

ital.     Bd.  24,  Nr.  4—6. 
Pinza,    Scavi    nel    territorio    Falisco.       Bull,     di    paletn.    ital.      Bd.    24, 

Nr.   1—3  u.  4-^6. 


E.     Bibliographisclie  Übersicht.  ;>77 

Ricci,  S.,  Di  una  lamina  in  bronzo  lavorata  a  sbalzo  provoniente  da  Ro- 
vereto  ^  ed  ora  presso  il  R.  Museo  delle  antichita  di  Torino.  Nuovo 
Archivio  Veneto.     Bd.    14,  Teil   1. 

Rizzo,  G.  E.,  Forme  fittile  agrigentine,  contributo  alla  storia  della  coro- 
plastica  greca.     Roma. 

Traverso,  G.  B.,  Stazione  neolitica  di  Alba.     Alba. 

Griechenland  und  seine  Inseln. 

Bö  blau,  J.,  Aus  jonischen  und  italischen  Nekropolen.     Leipzig. 

Gross,  J.,  Skizzen  von  einer  Studienreise  nach  Griechenland.  1.  Ho- 
merische Stätten.     2.    Olympia.     Programm.     Kronstadt   1897. 

Keller,  C,  Nochmals  die  Goldbecher  von  Vaphio.  Globus.  1898.  Bd.  74, 
Nr.  5. 

Naue,  J.,  Une  plaque  en  or  mycenienne  decouverte  ä  Chypre.  Revue 
archeol.     1897.     S.  333. 

Spanien  und  Portugal. 

Alsius,    P.,    Descubriments    protohistorichs    en    l'Ampurdä.     Rev.    de    la 

Assoc.  Art.-Arq.  Barcelonesa.     1897.     Bd.   1,  S.  146. 
Anönimo,  Las  cuevas  de  Bizcaya.     Euskal-erria.     1897.     Bd.  36,  S.  138. 
Anton  y  Ferrändiz,  Dos  cräneos    de  la  cueva  de  Enguera.     Actas  Soc. 

Esp.  de  Histor.  nat.     1897.     Bd.  26,  S.  82. 
Berlanga,  Rodriguez  de,    Una  inscipciön   iberica   inedita  de  la  Turde- 

tania.     Rev.  de  arch.,  bibl.  y  mus.     1897.     Bd.   1,  S.  481. 
Botelho,  H.,    Antiguidades   de  Träs-os-Montes.     0   Archeologo   portugues 

1897.     Bd.  3,  S.  69. 
Boule,  M.,  Nouvelles  explorations  de  gisements  prehistoriques  de   la  pro- 

vince  de  Seville.     L'Anthropologie.     1897.     Bd.  6,  S.  690. 
Capelle,  E.,  La  estaciön  prehistörica  de  Segobriga.     Bol.  de  la  Soc.  Esp. 

de  excursiones.     1897.     Bd.  5,  S.   19,  34  u.  56. 
Cardoso,    F.,    Penedo    com    insculpturas,  nos    arredores    de  Vianna    do 

Castello.     0  Archeologo  portugues.     1897.     Nr.  7  u.  8. 
Di'az,    E.  R.,    Noticias    archeologicas.     Bol.    de  la   R.    Ass.  dos  Archit.  e 

Archeol.  portug.      1897.     Nr.  8. 
Guillen  Garcia,    G.  J.,   Una  nota  de  antropologia.     Uso  de  los  metalles 

por  los  primeros  pueblos.     Rev.  de  la  As.  Art.  Arq.  Barcelonesa.     1897. 

Bd.   1,  S.  321. 
Hüb n er,  E.,   Inscripciones   ibericas  de   Asturias.     Bol.  de  la  R.  Acad.  de 

la  Hist.     1897.     Bd.  30,  S.  226. 
F.  F.,    La    ceramica    en   Ciempozuelos    y   edad   de   la  piedra  puhmentada. 

Nueva    estaciön    prehistörica   en  la   confluencia   del   Tajo   y   del  Gebalo. 

Bol.  de  la  R.  Acad.  de  la  Hist.     1897.     Bd.  30,  S.  448. 
Fita,    F.,    Nuevos    epigrafes   ibericos,    griegos    y    romanos.     Bol.  de  la  R. 

Acad.  de  la  Hist.     1897.     Bd.  30,  S.  518. 
Fonseca  Cardoso,    Estagao   Chelleana   do    valle    d'Alcantara.     Rev.    de 

Sc.  nat.  e  soc.     1897.     Bd.  5,  S.  50. 
Lopo,  A.  P.,  Noticias  de  Lamalonga.     Vestigios   archeologicos   e  tradiqoes 

das  pedras.     0  Archeologo  portugues.     1897.     Nr.   12. 
Medina    y    Ramos,    M.,  y  Barras   de  Aragon,   F.,    Notas  antropologicas. 

Craneos   y   huesos  prehistöricos   de  Carmona.     Actas   Soc.  Esp.  de   hist, 

nat.     1897.     Bd.  26,  S.   108. 


378  E.     Bibliographische  Übersicht. 

Meli  da,    J.    R.,    Idolos    ibericos.      Rev.     de    arch.,     bibl.    y    mus.      1897. 

Bd.    1,  S.   145. 
Melida,  J.  R.,  Bulletin  arclieologique  d'Espagne.     Revue   des  Univers,  du 

Midi.     1897.     Bd.    19,  S.   105. 
Paris,    P.,    Les    bronces    de    Costig    au  Musee  archeologique   de   Madrid. 

Revue  archeolog.      1897.     Bd.   30,  S.    138. 
Puig    y    Larräz,    G,,    Inscripciones    ibericas    de    Galicia.     Bol,    de   la  R. 

Aead.    de    la    Hist.      1897.     Bd.  31,   S.   414. 
Puig   y  Larraz,    G.,    Ensayo    bibliogräfico    de    antropologia    prehistörica 

iberica.     Mem.    de    la    R.    Aead.    de    cienc.    exact.    de    Madrid.     1897. 

Bd.  17. 
Rasteiro,  J.,  Noticias  archeologicas  da  peninsula  da  Anabida.     0  Archeol. 

portugues.     1897.     Bd.  3,  S.   1. 
Rotondo  y  Nicolau,    E.,    Catälogo    del   Museo    proto  -  histörico   iberico. 

Madrid.     1897. 
Santos    Rocha,    Alguns    vestigios    da    epocha    do    cobre    colligidos    no 

Museu    municipal   da   Figueira.     Rev.   de  sc.  nat.  e  soc.     1897.     Bd.  5, 

S.   14. 
Segura,  J.,  Sepultures  prehistoriques  de  Santa  Coloma  de  Queralt  (Tarra- 

gona).     Rev.  de  la  Asoc.  Art.-Arq.  Barcelonesa.     1897.     Bd.  1,  S,  161. 
Segura,  J.,   Sepultures  prehistoriques  de  Bellmunt   (Gerona).     Rev.  de  la 

Assoc.  Art.-Arq.  Barcelonesa.     1897.     Bd.   1,  S.  211. 
Vasconcellos,    Leite,    de,    Nova    inscripgäo   iberica   do    Seol    de   Por- 
tugal.    0  Archeologo  portugues.      1897.    Nr.   7  u.  8. 
Vasconcellos,    Leite   de,    Dolmen    de  Villarinho.     0  Archeologo  por- 
tugues.     1897.     Nr.   7  u.  8. 

Russland. 

Appelgren,  Hj.,  Barbariska  efterbildningar  af  orientaliska  mynt  Finskt 
Museum.     S.  24. 

Aspelin,  J.  R.,  Tvänne  ringar  af  en  för  de  slaviska  folken  karaktäristik 
form.     Finsk  Museum.     S.  63. 

Awenarius,  N.,  Die  Kurgane  im  Gouv.  Poltav^a  (Postawmuk).  (Russ.) 
Schriften  der  Kaiserl.  Russ.  Arch.  Gesellsch.  1896.  Bd.  8,  Heft  1 
u.  2,  S.   178—186. 

Beljaschewski,  Der  archäologische  Kongress  in  Riga.  (Russ.)  Kiews- 
kaje  Starina.     1896.     Nr.   10,  S.  20—64. 

Brandenburg,  N.  E.,  Über  die  gefärbten  Skelette  in  den  Kurgan- 
gräbern.    Globus.     Bd.   74,  Nr.   7. 

Cholschtschewnikov^,  P.,  Einige  Bemerkungen  über  aufgedeckte  Kur- 
gane der  Steinzeit  im  Gouv.  Wolhynien.  Arb.  d.  anthrop.  Gesellsch.  bei 
d.  K.  milit.-med.  Akad.  zu  St.  Petersburg.     1897.     Bd.  2,  S.  119—126. 

Hausmann,  R.,  Über  den  vorbereitenden  archäologischen  Kongress  in 
Moskau.  Stzber.  d.  Gelehrten  Estnischen  Gesellsch.  in  Dorpat.  1897. 
S.  29—37. 

Hausmann,  R.,  Allatzkiwwi,  Skelettgrab  VIII.  Stzber.  d.  Gelehrten  Est- 
nischen Gesellsch.  in  Dorpat.     1897.     S.   144—151. 

Heikel,  H.  J.,  Ett  graffynd  fran  bronsäldern.     Finskt  Museum.     S.   13. 

Jung,  J.,  Die  Mumien  von  Luggenhusen.  Stzber.  d.  Gelehrten  Estnischen 
Gesellschaft  in  Dorpat.     1897.     S.  44—48. 


E.     Bibliographische  Ühersiciil.  ;^7<j 

Körber,  B.,  Steinhügelgräber  in  Waiwara  Stzber.  d.  rielehrlcn  Est- 
nischen Gesellschaft  in  Dorpat.      1897.     S.   49— G8. 

Kulakowski,  Julian,  Süd-russische  Altertümer.  Zwei  Kalakomben  mit 
Fresken  in  Kertsch.  Mit  einer  Vorlage.  Eine  cliristliche  Katakombe, 
entdeckt  im  Jahre  1895.  Materialien  zur  Archäologie  Russlands,  herausg. 
von  der  Kaiserl.  Archäol.  Kommission.  (Russ.)  Mit  XIV  Tafeln  und 
Textfiguren.     St.  Petersburg   1896. 

Leontowitsch,  Zur  Frage  der  westrussischen  Altertumskunde.  (Russ.) 
Nachrichten  der  Universität  Warschau.      189G.     Bd.  5,  S.    1— iO. 

Liaskoronsky,  B.,  Geschichte  des  Pereiaslavllandes,  vom  Altertum  bis 
zur  Mitte  des   13.  Jahrh.     (Russ.)     Kiev   1897. 

Martin,  F.  R.,  Ein  bronzezeitlicher  Werkstatt  -  Fund  aus  der  Umgebung 
von  Odessa.     Verhandl.  d.  Berlin,  anthrop.  Gesellsch.     Bd.  30,    S.   144. 

Schalin,  Z.,  Fasta  fornlämninger  pa  Larsmo.     Finskt  Museum.     S.  61. 

Spizyn,  A.,  Die  Kurgane  des  Gouvernements  St.  Petersburg.  Nach  Aus- 
grabungen von  L.  K.  Iwanowski  bearbeitet.  Mit  vielen  Tafeln.  4*. 
Materialien  zur  Archäologie  Russlands,  herausg.  von  der  Kaiserl.  Archäol. 
Kommiss.     St.  Petersburg  1896. 

2.     Asien. 

Archaeological  survey  of  India.     New   Imperial   series.     Bd.  22.     Calcutta, 

Off.  of  the  Superint.  of  Govern.  printing. 
Ausgrabungen  in  Sendschirli.      Mitteil.  a.   d.    Orient.   Samml.    d.  Kgl.  Mus. 

z.  Berhn.     Heft  12.     Berlin,  W.  Spemann. 
Calvert,   Frank,   Über   den  Tumulus   von  Choban  Tepeh  in  der  Troas. 

Verhandl.  d.  Berlin,  anthropol.  Ges.     Bd.  30,  S.   186. 
Chantre,    E.,    Mission   en   Cappadoce   (1893—1894),    recherches   archeo- 

logiques  dans  l'Asie  occidentale.     Paris,  Leroux. 
Gowland,  W.,  The  dolmens  and  burial  mounds  in  Japan.     Archaeologia. 

Bd.  55,  Nr.  2. 
Heikel,  A.  0.,  De  sibiriska  Jenissej-inskrifterna.     Finskt  Museum.    S.  50. 
Kaschtschenko,    N.,    Über    Mammutfunde    bei    Tomsk.      Schriften    der 

Kaiserl.  Akad.  d.  Wissensch.     1896.     Juni.     S.  31—32. 
Keppen,    Th.   J.,    Einige  Worte    über   das  kaukasische  Museum.     (Russ.) 

Journ.  d.  Minist,  d.  Volksaufkl.     1896.     April. 
Nikolski,    M.    W.,    Keilinschriften    in   Transkaukasien.     (Russ.)     133   S. 

u.  XXXIII  Tafeln.     Mat.    z.  Archäologie  des    Kaukasus.     1896.    Heft  5. 
Nonaka,  K.,  On  the  ancient  pottery  from    Corea.     Journ.  of  the  anthrop. 

Soc.  of  Tokyo.     Bd.   13,  Nr.   140  u.   141. 
Olshausen,    0.,    Drei    angebliche    Eisenobjecte    aus    der    zweituntersten 

Ruinenschicht   von   Hissarlik.      Verhandl.   d.   Berlin,   anthrop.  Gesellsch. 

1897.     Bd.  29,  S.  500. 

3.     Afrika. 

Gar  ton,    Classification    des    tombes    de  l'Afrique   du  Nord.     Revue  mens. 

de  l'Ecole  d'anthrop.  de  Paris.     Bd.  8,  S.   116. 
Morgan,   J.    de.    Carte   de   la  necropole   Memphite,   Dahchour,    Sakkarah, 

Abou-Sir.  Le  Caire.     Leipzig,  K.  W.  Hiersemann. 
Müller,    D.  H.,    Palmyrenische  Inschriften  nach   Abklatschen  des  S.    Dr. 

Alois  Musil.     Wien,  C.  Gerold's  Sohn. 


380  D.     Bibliographische  Übersicht. 

Paulitschke,  P.,  Prähistorische  Funde  aus  dem  Somällande.     Mitteil.  d. 

anthropol.  Ges.  in  Wien.     S.   115. 
Piehl,    K.,    Quelques    petites    inscriptions    provenant    du    temple   d'Horus 

ä    Edfou.      Skrift.    utgifna    af   Kongl.     Humanistiska    Vetenskaps  -  Sam- 

fundet  i  Upsala.     Bd.   5,  Nr.   10. 
Radiograph   of   the   mumified   foot    of    an    egyptian  princess.     Amer.  X-ray 

Journ.      1897.     Dez.     Nr.   1,  S.   137. 
Seh  wein  furth,    G.,    Einiges   über   die    Ornamentik   der  ältesten  Kultur- 

epoclie   Ägyptens.     Österreich.    Monatsschr.    f.  d.  Orient.      1897.     Nr.  9 

u.   10;    Verhandl.  d.  Berlin,  anthrop.  Gesellsch.     1897.     Bd.  29,  S.  391. 
Salkowski,    E.,    Inhalt  eines  Schädels  von   Gebe!  Silsiläh.     Verhandl.  d. 

Berlin,  anthropol.  Gesellsch.      1897.     Bd.  29,  S.  389. 
Seton-Karr,    Decouverte    d'un    äge   de   pierre   paleolithique   dans   le  So- 

maliland.     Bull,  de  la  Soc.  d'anthrop.  de  Lyon.     (1896.)     1897. 

4.     Amerika. 

Charnay,    Sur    la    disparation    des    cliff-dwellers.      Congres    intern,    des 

American.     Compte    rendu    de    la    10.    sess.      Stockholm,    Haeggström. 

1897.     S.  52. 
Fewkes,    An    ancient  human  effigy  vase  from  Arizona.     The   Amer.   An- 
thropologist.    Bd,   11,  Nr.  6. 
Horsford,  C.,  Dwellings  of  the  saga-time  in  Iceland,  Greenland  and  Vine- 

land.     National  geograph.  Magazine.     Bd.  9,  Nr.  3. 
Laidia w,  Hörn  relics  in  Ontario.     Amer.  Antiquarian.     Nr.  2. 
Lucas,  F.  A.,    A   dog   of  the   ancient   pueblos.     Science.      1897.     Bd.  5, 

S.  544. 
Nordenskiöld,  G.,  Les  ruines  et  les  tombeaux  de  Mesa  Verdi.     Congres 

intern,  des  American.      Compte  rendu  de    la    10.    session.      Stockholm, 

Haeggström  1897. 
Peet,  The  cliff  palace.     Amer.  Anthropologist.     Bd.  20,  Nr.   1. 
Pect,  Cliff  fortresses.     Amer.  Antiquarian.     Nr.  2. 
Peet,    Caves  and   cliff  -  dwelling    compared.      The    Americ.    Antiquarian. 

Bd.  20,  Nr.  4. 
Sapper,    Die  Ruinen  von  Mixco.     Internat.    Arch.    f.    Ethnogr.     Bd.    11, 

Heft  1. 
Seier,    Neue   Goldfunde    aus  Columbien.     Congres   intern,    des  American. 

Compt.  rendu  de  la   10.  sess.     Stockholm,  Haeggström  1897. 
Seier,    Ed.,    Über   Altertümer   vom  Rio  Ulua   in   der  Republik  Honduras. 

Verhandl.  d.  Berlin,  anthrop.  Gesellsch.     Bd.  30,  S.   133. 
Seier,  Ed.,  Altmexikanische  Knochenrasseln.     Globus.     Bd.  74,  Nr.  6. 
Virchow,  Neue  Gräberfunde  aus  Südamerika.     Congres  intern,  des  Americ. 

Compte  rendu  de  la  10.  sess.     Stockholm,  Haeggström.     1897.     S.   38. 

Um  Einsendung  von  Separatabdrücken,  Abhandlungen  etc.  an  den  Heraus- 
geber wird  gebeten. 

Einsendungen  für  die  Redaction  sind  zu  richten  an  den  Herausgeber 
Dr.  Buschan,  Stettin,  Friedrich- Carlstrasse  7^ 


Register. 


1.    Autoren- Verzeichnis. 

(Die  Zahlen  bezeichnen  die  Seiten,  auf  welchen  der  betreffende  Artikel  beginnt.) 


Abundo  d'  23. 

Adlerz  309. 

Ambrosetti  347. 

Anton  341. 

Anutschin  57. 

Appelgren  168.  169. 

Arbo  55. 

Arpi  312. 

Arutinow  217. 

Bach  326. 

Bährendtz  312. 

Baranski  26. 

Bartels  10. 

Bartenew  302. 

Berkhan  354. 

Bertholon  230. 

Bickeles  204. 

Birkner  354. 

Blin  153. 

Blind  298. 

Brecht  323. 

Brinton  213.  295.  347. 

Bruinier  31. 

Brunner  317. 

Bugge  315. 

Buschan  12.  68.  174.  249. 

Carlsen  231. 

Cartailhac  154. 

Castren  172. 

Caziot  340. 

V 

Cervinka  150. 
Chalmers  228. 
Charusin  110. 
Christison  307. 
Clapham  349. 
Collin  336. 
Conwentz  139. 
Cushing  235.  236. 
Daffner  205. 
Debierre  57. 
Deichmüller  53.  324. 
Dellenbaugh  346. 
Dorsey  229.  237. 
Dubois  350. 
Duckworth  227.  243. 
Ebbinghaus  9. 
Edelmann  141. 


Ehrenreich  238. 

Elkind  52.  66.  124. 

Enjoy  d'  49. 

Evans  246. 

Felcman  150. 

Fenicia  199. 

Ferre  23.  210. 

Ferri  109. 

Ferriani  25. 

Fewkes  172. 

Flamand  343. 

Flechsig  17. 

Fouju  336. 

Fraipont  304. 

Fritze  326. 

Geiger  47. 

Ghirardini  157. 

Giuffrida-Ruggeri  20.  210. 

Glück  41. 

Graells,  de  la  301. 

Gunda  318. 

Gurieri  10. 

Gutmann  305. 

Hackman  166.  169. 

Hahn  26. 

Hamy  42. 

Hansson  311. 

Haxthausen,  v.  330. 

Hantschel  142. 

Heierli  154.  155. 

Hellwald,  v.  212. 

Helm  52. 

Hildebrand  316. 

Hitte,  de  la  240. 

Hösemann  232. 

Holmes  172.  229. 

Horsford  343. 

Hovorka  v.  Zderas  289. 

Hrdlicka  8. 

Hüppe  39. 

Jantschuk  122.  127. 

Jentsch  319. 

Karutz  13. 

ten  Kate  240. 

Keller  244. 

Kjellmark  310. 

Kluge  162. 


Kohlbrugge  101.  104.  223. 
Kohler  113. 
Konstantinow  -  Schtschi- 

punow  126. 
Krause  139.  225. 
Kficz  147.  334. 
Kröhnke  51. 
Kusnezow  170. 
Lapouge,  Vacher  de  39. 
Laville  132. 
Lefevre  117. 
Lehmann-Nitsche  320. 
Leopold  211. 
Letourneau  342. 
Lewis  247. 
Lissauer  53. 
Liszt  24. 
Livi  208.  351. 
Lord  355. 

Luschan,  v.,  56.  62.  65.  133. 
Mac-Curdy  209. 
Macahster  227. 
Mahoudeau  355. 
Maheu  151. 
Majciger  117. 
Majewski  242. 
Makowsky  332. 
Manotzkow  123. 
Manouvrier  338.  339. 
Mansuy  152. 
Martin  34.  171.  342. 
Marty  355. 
Mathews  227. 
Matiegka  148. 
McGee  348. 
Mercer  344. 
Mertins  321.  322. 
Mestorf  134.  138. 
Mies  59.  197. 
Mindeleff  345. 
Montelius  300.308.311. 313. 
Mortillet  236.  353. 
Much  32. 
Muffang  205. 
Müller  51.  135. 
Müller-Brand  139. 
Muniz  348. 


382 


Register. 


Munro  195. 
Myres  30.  165. 
Näcke  108. 
Naef  155. 
Naue  142.  156. 
Neergaard  136. 
Nehring  324. 
Novicow  "J13. 
Olshausen  53. 
Oppert  43.  44. 
Paissel  127. 
Panaitescu  216. 
Papillault  353. 
Patroni  159.  160. 
Peli  210. 
Penta  114. 
Peschel  212. 
Petersen  19.  164. 
Pfister  198. 
Pfleger  107. 
Pic  144.  149. 
Piette  152. 
Pigorini  164. 
Pilcz  107. 
Pitard  299. 
Pittin  237. 
Ploss  16. 

Posdnejew  219.  221. 
Poterie,  de  la  152. 
Preen  334. 
Preyer  18.. 
Puydt  335. 
Quilling  326. 
Ramsay  233. 


Ranke  34. 
Radic  116. 
Rathcke  22. 

Raymond  151.  153.  339. 
Reibmayer  105. 
Reinach  154.  162.  337. 
Reinecke  32.   305.  321. 
Reynier  336. 
Ripley  115. 
Riess  50. 
Riviere  336.  338. 
Rössler  170. 
Romanes  202. 
Roshdestwenski  302. 
Rossi  212. 
Salin  308.  314.  315. 
Salmon  243. 
Sarasin  243. 
Schmidt,  E.  47,  V.  150. 
Schötensack  328. 
Schrader  204. 
Schmnann  97.  319. 
Schwalbe  305. 
Schwartz  319. 
Seger  320.  323. 
Sergi  1.  18.  57. 
Seton-Karr  342.  343. 
Shrubsall  235. 
Siebold,  v.  129. 
Snellman  167. 
Spalikowski  39. 
Spöttel  11. 
Springer  12. 
Steiner  326. 


Stieda  8.  55.  58. 
Stratz  131. 
Studer  244. 
Takala  167. 
Talbot  21. 
Taramelli  156. 
Tedeschi  217. 
Thurston  45. 
Tichomiroff  202. 
Tonkoff  201. 
Topinard  28. 
Twarjanowitsch  218. 
Ujfalvy,  V.  222. 
Variot  339. 
Verneau  152. 
Virchow    15.  52.   64.  151. 
232.  233.  238.  323.  327. 
Weber  33.  140.  141.  331. 
Weinberg  60.  118. 
Weineck  318.  319. 
Weinzierl,  v.  143.  147.  148. 
Weisbach  116. 
Welcker  351. 
Wetzel  329. 
Wibling  310. 
Wide  165. 
Wihsch  324. 
Wilser  31. 

Zaborowski  43.  214.  225. 
Zanke  196. 
Zeppelin,  v.  243. 
Zuccarelli  194. 
Zumoffen  341. 


2.    Sachregister. 


(Die  Zahlen  bezeichnen  die  Seiten,  auf  welchen  der  betreffende  Artikel  beginnt.) 


Affekte,  Genese  der  menschhchen  204. 

Afrika  (ethnolog.)  133,  (vorgesch.)  342. 

Albanesen  41. 

Albinos  199. 

Amerika    (ethnolog.)    235—240,     (vor- 

geschichthch)    172.    236.     238.    343. 

344. 
Ammon'sches  Gesetz  205. 
Anthropologie,  allgemeines  8. 
Arier  39.  214.  222. 
Armenier  (anthrop.)  218. 
Armschutzplatten,  prähist.  305. 
Asien  (ethnol.)  43—50.    129—132.   218 

bis  225,  (vox'gesch.)  341. 
Asymmetrie  des  Schädels  und  Gesichtes 

210. 
Atavismus  21.  22.  23.  101.  201.  202. 
Atlantis  243. 

Austrahen  (ethnol.)  133.  225.  227. 
Azteken  354. 


Badagas  45. 

Baden  (vorgesch.)  139. 

Bayern  (ethnol.)  32.  33.  34,  (vorge- 
schichtlich)   140.   141.  142.  330.  331. 

Belgien  (vorgesch.)  335. 

Bibliographie  über  Anthropologie  68. 
249,  Ethnologie  78.  263,  Urgeschichte 
174.   365. 

Böhmen  (vorgeschichtl.)  142—150. 

Bogenspanner  (myrmex  der  Alten)  213. 

Bosnien  (ethnol.)  116. 

Brasilien  (anthrop.)  238. 

Bronzealter  147.  149.  153.  156.  159. 
160.  166.  171.  321.  334. 

Bronzeurnen,  gewellte  53. 

Bronzen,  chemische  Analyse  derselben 
51.  52. 

Bronzen  aus  Guinea  231. 

Buschmänner  235. 

Cambodgier  225. 


Register. 


383 


Canstadt-Rasse  304 

Ceylon  (ethnol.)  47. 

Corsica  (vorgesch.)  340. 

Costa-Rica  (ethnol.)  237. 

Cuvier's  Lebensgeschichte  8. 

Cypern  (vorgesch.)  165. 

Darwinismus  202.  204. 

Degeneration ,  Degenerationszeichen, 
Degenerations- Anthropologie  1 9 — 25. 
77.  107.  354,  s.  a.  Kriminal-Anthropol. 

Deutschland  (vorgesch.)  51.  52.  53. 
317.  332. 

Dravidas  43.  48.  225. 

Egisheimer  Schädel  305. 

Ehe,  Urgeschichte  der  113. 

Etsch  (ethnol.)  298. 

England  s.  Grossbritannien. 

Entartung  s.  Degeneration. 

Entwicklung  des  menschlichen  Körpers 
205.  208. 

Erblichkeit  15. 

Esten  60. 

Europa  (ethnol.)  115. 

Extremitäten,  Analogie  derselben  bei 
Menschen  und  Tieren  58. 

Figuren,  vorgeschichtliche  152.  320. 
337. 

Finnland  (ethnol.)  117,  (vorgesch.)  166 
bis  169. 

Flügelfortsätze  des  Keilbeins  11. 

Formosa  (ethnol.)  50. 

Frankreich  (ethnol.)  36.  39,  (vorgesch.) 
151-154.  336—340. 

Gehirn  (menschliches).  Gewicht  des- 
selben und  Schädel -Innenraum  196, 
im  Verhältnis  zum  Rückenmarks - 
gewicht  197,  zur  Körpergrösse  350, 
im  Kindesalter  198,  Rassengehirne 
60.  118,  und  Intelligenz  349.  Asso- 
ciationswindungen  17. 

Gemälde  der  mykenischen  Periode  162. 

Gemütsbewegung  18. 

Germanen  (ethnol.)  31.  33. 

Geschlechtsunterschiede  im  mensch- 
lichen Schädel  10. 

Gewicht  des  menschlichen  Gehirns  196, 
197.  198,  Schädels  10. 

Goldring  321. 

Gravierungen,  vorgeschichtliche  151. 

Griechenland  (ethnol.)  39.  300,  (vor- 
gesch.) 162—166. 

Grossbritannien  (anthrop.)28,(vorgesch.) 
246.  247.  306.  307.  308. 

Guatemala-Schädel  238. 

Guayaquis  (anthropol.)  240 . 

Guinea-Bronzen  231. 

Haarwirbel  23. 

Hand,  Dauerhaftigkeit  ihrer  Riefchen 
und  Fältchen  351. 

Haustiere,  Geschichte  derselben  26.  244. 

Hautnerven  auf  Handrücken  des  Men- 
schen und  der  Affen  201. 

Hochäcker  329 


Hohlvene,  Verdoppelung  derselljen  202. 

Hottentotten  235. 

Hunderassen,  Ursprung  der  244. 

Japan  (ethnol.)  129. 

Java  (anthropol.)  131.  223. 

Index  cranio-mandibularis,  cranio-cere- 

bralis  209,    ])onderalis  351. 
Indianer  (ethnol.)  235.  236.  237. 
Indien  (ethnol.)  43. 
Instinkt  und  Vernunft  353. 
Instrumente,  anthropologische  62. 
Inzucht  105. 
Irulas  45. 

Island  (vorgesch.)  343. 
Itahen    (ethnol.)    300,    (vorgesch.)    156 

bis  161. 
Juden  (anthropol.)  66. 
Kalk-Einlagerung  in  vorgeschichtlichen 

Thongefässen  52.  .53. 
Kamerun  (ethnol.)  232. 
Keilbein  11. 
Kind  9.  18.  198. 
Körper  (menschlicher),  Länge,  Maasse, 

Gewicht,  Wachstum  59.  205.  351. 
Kongressbericht     über     Moskau     54, 

Braunschweig  356. 
Kota  44.  45. 

Krankheiten  der  Tenggeresen  223. 
Kriminal  -  Anthropologie    19—25.    108. 

109.  193.  354.  355. 
Kroatien  (ethnol.)  116. 
Kupferzeit  153.  160.  165.  321.  339. 
Kwakiutl-Schädel  237. 
La  Tene-Funde  97.  144.  148.  150.  155. 
Lamuten  302. 

Leber,  abnorme  Furchen  der  22. 
Letten  60. 

Levres  de  minium,  de  plomb  49. 
Lindau,  frühmittelalterliche  Schädel  34 
Maasse    der   vorgeschichtlichen   Stein- 
bauten   247,    Wert    der    anthropol. 

Maasse  289. 
Madagaskar  (anthrop.u.  ethnol.)  43.  234. 
Mammut,     Gleichzeitigkeit     mit     dem 

Menschen  170. 
Mandschurei  219. 

Megalithische   Bauten  in  Amerika  347. 
Methoden    zur   Prüfung    der  geistigen 

Fähigkeiten  9. 
Metopismus  12. 
Mexico  49.  110.  221. 
Microcephalie  107.  354. 
Mois  225. 

Mongolen  49.  110.  221. 
Moorbrücken  139. 
Mtussi-Schädel  233. 
Murman-Küste  123. 
Musik,  Entwicklung  der  .1 14. 
Mykenische  Kultur  162—165. 
Neger  42. 
Neolithische   Zeit    143.   147.    152.   153. 

154.  310.  317.  328.  335.  341.  343. 
Neu-Guinea  (anthropol.)  228. 


384 


Register. 


Niederrödern,  Gräberfeld  53. 

Nippon  129. 

Norwegen  (ethnol.)  55. 

Österreich  (ethnol.)  32,  (vorgeschichtl.) 
142—151.  332—334. 

Ohrform  13. 

Ohrtalgdrüse  23. 

Ostafrika  133. 

Paläolithische  Zeit  147.  151.  152.  170. 
246.  333.  334.  336.  337.  338.  341. 

Papuas  50.  228.  229. 

Peru  (vorgesch.)  348. 

Pfahlbauten,  Zweck  der  243. 

Phönizien  (vorgesch.)  341. 

Pliocen,  Funde  aus  dem  151. 

Polen  (anthropol.)  60.  66.  124. 

Polydactyhe  57. 

Pommern  (vorgesch.)  97. 

Prussia-Museum  in  Königsberg  139. 

Psychologie  des  Kindes  18»  des  Ver- 
brechers 108, 

Rasse,  Rildung  derselben  und  Erblich- 
keit 15,  weisse  Rasse  und  ihre  Zu- 
kunft 213. 

Rassengeographie  Europas  115. 

Reihengräber  1.  33. 

Religion  der  primitiven  Völker  295. 

Rhinozeros  als  Jagdtier  332. 

Römische  Funde  151.  155. 

Rumänien  (ethnol.)  216. 

Russland  (ethnol.)  57.  64.  66.  126. 
127,  (vorgesch.)  166—172. 

Schädel,  Entwicklung  seiner  Maasse 
206,  Formverschiedenheit  der  Flügel- 
fortsätze 11,  Geschlechtsunterschiede 
10,  Gewicht  10.  208,Indices  209,  Joch- 
bein -  Anomahen  20 ,  Messung  des 
Rinnenraumes  191,  Schaltknochen 
237,  Stirnnaht  und  Stirnfontanell- 
knochen 12.  55.  353. 

Schädelreste,  vorgeschichtliche,  siehe 
Skelettreste. 

Schädeltypen  Sergi's  58. 

Schlesien  (vorgesch.)  320—323. 

Schrift,  mykenische  162. 

Schwanzbildung  104. 

Schweiz  (ethnol.)  34.  299,  (vorgesch.) 
154.  155. 

Sibirien  (ethnol.)  171 .302,  (vorgesch.)  171. 
Sicilien  (vorgesch.)  160. 
Singhalesen  47. 
Skandinavien  (vorgesch.)  134.  135.  308 

bis  316. 
Skelettreste,  vorgeschichtliche  32.   39. 
64.  116.  126.  298.  304.  305.  324.  338. 
339.  341. 
Slaven  (ethnol.)  117. 


Slovenen  (ethnol.)  117. 

Spanien  (ethnol.)  301,  341,  (vorgesch.) 
341. 

Statuen,  vorgeschichtliche  s.  Figuren: 

Stirnnaht  12.  55. 

Stirnfontanellknochen  12.  55. 

Stratifikationsgesetz  205. 

Tagesgeschichte.  Ernennungen,  Aus- 
zeichnungen: Evans,  Schmeltz  67, 
Naue,  Lehmann  -  Nitsche,  Matiegka 
173;  Niederle,  Montelius  249,  Tap- 
peiner 364;  Todesfälle:  Schmidt, 
Fraas ,  Zintgraff,  Ossowski  67,  Joest, 
Fiala  123,  SchiaparelH  249;  Adamy, 
Rohn,  Klopfleisch,  v.  Gümbel,  Friedr. 
Müller  363;  Verschiedenes:  Martin, 
Serrurier  67,  Rastian,  Geinitz  363, 
Stettiner  Gesellschaft  für  Volkere-  u. 
Erdkunde  67,  Societe  anonyme  d'e- 
tudes  et  d'editions  geograph.  363, 
Kongress  249.  356. 

Tamil  45. 

Tanz,  Entwicklung  des  114. 

Tarantschen  127. 

Teneriffa  (ethnol.)  56. 

Tenggerssen  223. 

Totenmasken  d.  alten  Amerikaner  343. 

Transformismus  353. 

Transkaukasien  (vorgesch.)  170. 

Trepanation  56.  349. 

Trichtergruben  330. 

Tschuktschen  302. 

Tyrrhener  300. 

Tsiams  225. 

Türkenstämme  110.  127. 

Tunis  (ethnogr.)  230. 

Uden  (anthropol.)  217. 

Ujiji  (anthropol.)  232.  233. 

Unterkiefer  des  Menschen  21.  209. 

Venetien  (anthropol.)  217. 

Verbrecher  25.  109,  s.  a.  Kriminal- 
Anthropologie. 

Vermischung  105. 

Völkerkunde  (Werke  über)  212. 

Vorderasien  65. 

Wachstum  des  Menschen  205. 

Weib  in  der  Natur-  und  Völkerkunde 
16,  auf  Java  131. 

Wirbelsäule  23. 

Wohnung,  Entwicklung  der  110. 

Zähne  21.  39. 

Zäpfchen,  Missbildung  und  Stellungs- 
anomalien 211. 

Zeichnungen  (vorgesch.)  336.  338.  342. 
343. 

Zinkguss,  prähistorischer  151. 

Zurechnungsfähigkeit,  strafrechtliche24. 


Druck  von  Grass,  Barth  &  Comp.  (W.  Friedrich)  in  Breslau. 


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