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Full text of "Centralblatt für Bakteriologie und Parasitenkunde"

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https://archive.org/details/centralblattfrba9189unse 


CENTRALBLATT 


für 

Bakteriologie  und  Parasitenkunde. 


IX.  Band. 


CENTRALBLATT 

für 

Bakteriologie  und  Parasitenkunde. 


In  Verbindung  mit 


Geh.  Hofrath  Professor  Dr.  Leuckart 

in  Leipzig 


und 

Professor  Dr.  Loeffler 

in  Greifswald 
herausgegeben  von 


LBBRARY 
NEW  YORK 
BOTAN1CAL 

Garden 


Dr.  Oscar  UJilworm  in  Cassel. 


IX.  Band. 

Mit  1 lithographischen  Tafel  und  27  Abbildungen  im  Texte. 


-o c- 


Jena, 

Verlag  von  Gustav  Fischer. 
1891. 


. 


- 


Bakteriologie  und  Parasitenkunde. 


In  Verbindung  mit 

GeL  Hoff.  Frof.  Br.  Leaetart  m Professor  Dr.  Loeffler 

fc  Ltipug  (a  QteiUvüli 

heraosgegeben  von 

Dr.  O.  Uhlworm  in  Cassel. 


Verlag  von  Gustav  Fischer  in  Jena. 


IX.  Band.  -o-  Jena,  den  8.  Januar  1891.  Ne.  1. 

Prell  für  den.  Band  (26  Nmnmern)  14  Mark. 

Jährlich  erscheinen  zwei  Bände. 

-**  Zu  beziehen  durch  alle  Buchhandlungen  und  Postanstalten.  i$e*- 


Die  Redaktion  des  „Centralblatts  für  Bakteriologie  und  Parasiten - 
künde'"  ticktet  an  die  Herten  Mitarbeiter  die  ergebene  Bitte , etwaige 
Wünsche  um  Lieferung  von  besonderen  Abdrücken  ihrer  Auf- 
salze  entweder  auf  das  Manuskript  schreiben  zu  wollen  oder 
direkt  an  den  Verleger,  Herrn  Gustav  Fischer  in  Jena,  gelangen 
zu  lassen.  Die  Verlagshandlung  ist  leider  nicht  in  der  Lage , später 
eingehende  Wünsche  berücksichtigen  zu  können. 


LfBRARY 

NEW  YORK 
ßOTANICAi, 
ÖARDSN 


Original  - föittheiiungen. 

Der  Einfluss  der  Koch 'scheu  Impfungen  auf  die 
Tuberkeibaeillen  im  Sputum. 

Mittheilung  aus  dein  bakteriologischen  Laboratorium 

von 

J.  Amann 

in 

Davos. 

Seit  dem  17.  November  werden  in  Davos  ca.  100  Lungenkranke 
mit  dem  Koch 'sehen  Mittel  behandelt.  Es  wäre  gewiss  verfrüht, 
nach  etwa  drei  Wochen  über  die  erzielten  Erfolge  berichten  zu 
wollen,  dies  wird  später  von  berufener  Seite  geschehen;  es  sei  mir 
dennoch  gestattet,  hier  in  Kurzem  einige  Beobachtungen  zu  ver- 
öffentlichen, welche  ich  überden  unverkennbaren  Einfluss  der  Koch- 
3Q  sehen  Impfungen  auf  die  Tuberkelbacillen  im  Sputum  gemacht  habe, 
ix.  lid.  1 


2 


A m an  n , 


Seit  dem  Beginne  der  Impfuogen  habe  ich,  laut  meinem  Labora- 
toriums-Journale, die  Sputa  von  288  Patienten  untersucht,  wovon 
198  geimpft  waren.  Einige  dieser  Patienten  lassen  ihr  Sputum  jeden 
Tag,  andere  alle  zwei,  drei,  sechs  etc.  Tage  untersuchen. 

Die  Veränderungen,  welche  die  neue  Behandlungs- 
methode im  phthisischen  Sputum  hervorruft,  sind  für 
den  erfahrenen  Beobachter  so  auffallende,  dass  ap 
eine  tiefeingreifende  Wirkung  des  Mittels  auf  das 
tuberculöse  Gewebe  auch  in  der  Lunge  nicht  zu  zwei- 
feln ist. 

Diese  Veränderungen  finden  in  verschiedenen  Richtungen  statt,, 
und  zwar: 

1)  Die  Quantität  des  Auswurfes  wird,  nach  einge- 
tretener Reaktion  auf  die  Impfung,  in  der  Regel  ver- 
mehrt. (In  einem  Falle  von  30  ccm  zu  140  ccm  täglich.) 

2)  Die  Zahl  der  Tuberkelbacillen  im  Sputum  nimmt 
in  der  Regel  beträchtlich  zu.  Bei  17  Patienten,  wo  der 
Nachweis  der  Bacillen  im  Sputum  bisher  trotz  zahlreichen  und  sorg- 
fältigsten Untersuchungen  nie  gelungen  war,  wurde  der  Auswurf  nach 
der  Impfung  bacillenhaltig. 

Auch  in  dieser  Richtung  bewährt  sich  also  die  Koch’sche 
Impfung  als  äusserst  werthvolles  diagnostisches  Hülfsmittel. 

Diese  (oft  enorme)  Zuuahme  der  Bacillenzahl  im  Sputum  nach 
der  Impfung  habe  ich  bei  ca  70°/o  (134)  der  Geimpften  beobachtet. 
Dass  dieselbe  eine  vorübergehende  sein  und  nach  einiger  Zeit 
eine  Abnahme  stattfinden  wird,  ist  nach  allem,  was  über  die  Wirkung 
des  Mittels  bei  Phthisikern  bereits  veröffentlicht  worden  ist,  sehr 
wahrscheinlich.  Diese  Abnahme  habe  ich,  der  kurzen  Zeit  ent- 
sprechend, nur  in  ganz  vereinzelten  Fällen  (2)  beobachten  können. 

Bei  4 Patienten  habe  ich  dagegen  die  merkwürdige  Thatsache- 
einer  sofortigen  und  stetigen  Abnahme  der  Bacillenmeßge  im  Sputum 
nach  der  Impfung  konstatirt. 

Ich  will  hier  beifügen,  dass  ich  mich  zur  approximativen  Schätzung 
der  Bacilienmenge  im  Sputum  der  in  meiner  „Mikroskopischen  Sputum- 
Untersuchung  ')“  beschriebenen  Methode  bediene,  welche  mir  ausge- 
zeichnete Resultate  liefert. 

3)  Auch  auf  die  Form  der  Bacillen  übt  das  Mittel 
einen  unverkennbaren  Einfluss.  Nach  dem,  was  ich  be- 
obachtet, äussert  sich  derselbe  durch  einen  aktiven  Zerfall  der  Stäb- 
chen in  Mikrokokken  (oder  ganz  kurze,  oft  punktförmige  „Bacillen“), 
welche  formlose  Häufchen  bilden. 

Bei  einigen  Sputis  geht  diese  Veränderung  bereits  so  weit,  dass 
das  mikroskopische  Bild  nur  noch  solche  Detritushäufchen 1  2)  zeigt, 
während  die  eigentlichen  Bacillen,  d.  h.  Stäbchen  verschwuuden  sind. 

4)  Eine  weitere,  sehr  merkwürdige  Thatsaehe  habe  ich  in  einigen 


1)  Davos  bei  Hugo  Riehter,  1890. 

2)  Diese  merkwürdige  Involutionsform  der  Tuberkelbacillen  habe  ich  bereits  vor 
zwei  Jahren  bei  Patienten  beobachtet,  welche  lange  Zeit  hindurch  mit  Arsenik  behan- 
delt worden  waren,  (conf.  Amann,  1.  c.  p.  15). 


Der  Einfluss  d.  Koch 'sehen  Impfungen  auf  die  Tuberkelbacillen  im  Spntom.  3 


Fällen  feststellen  können:  diejenige  nämlich,  dass  durch  die  Be- 
handlung mit  dem  Koch’schen  Mittel  die  spezifische 
Widerstandsfähigkeit  der  gefärbten  Tuberkelbacillen 
gegen  entfärbende  Reagentien  in  einigen  Fällen  ent- 
schieden ab  geschwächt  wurde. 

Bisher  habe  ich  mich  zur  Entfärbung  der  Präparate  einer  20°  |0 
Schwefelsäure  mit  bestem  Erfolg«  bedient.  (Die  mit  Schwefelsäure 
entfärbten  Präparate  sind  weit  dauerhafter,  als  diejenigen,  welche  mit 
Salpetersäure  behandelt  worden  sind.)  Nun  ist  es  mir  in  letzter  Zeit 
bei  der  Untersuchung  der  Sputa  von  geimpften  Patienten  mehrfach 
passirt,  dass  trotz  einer  sehr  vorsichtigen  Behandlung  mit  diesem 
Entfärbungsmittel  (so  dass  z.  B.  die  Kerne  der  Pflasterepithelien 
särnmtlich  noch  stark  gefärbt  erschienen),  die  Tuberkelbacillen  nur 
noch  eine  sehr  schwache  röthliche  Färbung1 2)  behalten  hatten,  so  dass 
es  bei  etwas  kräftiger  Grundfärbung  mittelst  Malachitgrün  oder  Me- 
thylenblau vieler  Aufmerksamkeit  bedurfte,  dieselben  zu  unterscheiden. 
Durch  die  „Umfärbungsmethode“  gelang  es  mir,  in  einem  Falle  zahl- 
reiche Tuberkelbaeilien  in  einer  Hälfte  eines  Präparates  nachzu weisen, 
während  die  andere  Hälfte  desselben  Präparates,  welche  mit  H^SO^ 
entfärbt  worden  war,  gar  keine  Bacillen  zeigte.  Der  Einwand,  dass 
es  eben  möglich  ist,  dass  die  eine  Hälfte  eines  Präparates  zahlreiche 
Bacillen,  die  andere  Hälfte  aber  gar  keine  enthält,  trifft  hier  nicht 
zu.  Seit  etwa  drei  Jahren  nräparire  ich  das  Sputum  nicht  mehr  auf 
Deckgläschen,  weil  bei  dem  üblichen  „Herauszupfen  eines  Minimal- 
partikelchens“  der  Zufall  eine  Hauptrolle  spielen  kann.  Ich  zerreibe 
die  sämmtlichen  verdächtig  aussehenden  (vorzüglich  die  eiterigen) 
Theile  des  Sputums s)  zwischen  zwei  mattgeschliöenen  Glasplatten, 
bis  die  Masse  vollkommen  homogen  erscheint;  damit  werden  mehrere 
(in  der  Regel  3)  Objektträger  englischen  Formats  möglichst  gleich- 
massig  beschickt  und  im  Luftbade  bei  60 0 C getrocknet.  Das  Fixiren 
auf  freier  Flamme  ist  nach  dieser  Methode  überflüssig. 

üebrigens  will  ich  hier  bemerken,  dass  es  die  langen  und  dünnen 
(alten?)  Bacillen  sind  (welche  für  alte  tuberculöse  Prozesse  in  der 
Lunge  geradezu  charakteristisch  sind),  die  am  leichtesten  entfärbt 
werden. 

5)  Eine  weitere  Beobachtung,  die  ich  bei  etwa  40ü/0  der  Ge- 
impften gemacht  habe,  ist,  dass  einige  Zeit  nach  der  Reak- 
tion die  Menge  der  elastischen  Alveolar  fasern  im 
Sputum  bedeutend  zugenommen  hat. 

Es  handelt  sich  hier  offenbar  um  einen  Zerfall  des  tuberculösen 
Gewebes,  welches  expektorirt  wird.  Dies  steht  mit  dem,  was  uns 
Koch  über  die  spezifische  Wirkung  seines  Mittels  gelehrt  hat,  voll- 
kommen im  Einklänge. 

Davos,  7.  Dezember  1890. 

1)  Zur  Färbung  dient  mir  die  absolut  zuverlässige  kochendheisse  Z i e h 1 'sehe 
Lhsung. 

2)  Unter  Umständen  das  ganze  Sputum. 


1* 


4 Bajwid,  Eine  einfache  Filtervori  iclitung  z.  Filtriren  sterilisirter  Flüssigkeit. 


Eine  einfache  Filtervorrichtung  zum  Filtriren 
sterilisirter  Flüssigkeit. 

Von 

Dr.  0.  Bnjw!d 

in 

Warschau, 
xm  1 Abbildung. 

Das  ganze  Verfahren  beruht  auf  dem  Prinzipe  des  Pasteur- 
schen Wassei filterß.  Dazu  dient  eine  ziemlich  laDge  und  breite 
Pasteur-Chamberland’sche  Bougie  (etwa  15  cm  lang  und 
2 — 3 cm  breit)  (A)  mit  dem  emaillirten  Deckel  (B),  welcher  mit  einem 
Röhrchen  versehen  ist  ( C ).  Eine  solche  Bougie  stellt  eine  poröse 
Eprouvette  dar,  welche  leicht  sterilisirbar  mit  heisser  Luft  oder  mit 
strömendem  Wasserdampf  ist.  Sie  darf  aber,  um  ganz  sichere  Resul- 
tate zu  geben,  nicht  weniger  als  3—5  mm  dicke  Wäude  haben.  Vor 
dem  Gebrauch  muss  sie,  nachdem  dieselbe  mit  einem  W'attepfropf 
versehen  worden  ist,  je  6 Stunden  während  30  Minuten  mit  Wasser- 
dampf bei  100°  dreimal  oder  sonst  nach  einer  anderen  Methode 
sterilisirt  worden  sein. 

Zum  Gebrauch  füllt  man  mit  der  Flüssigkeit,  welche  man  steri- 
lisiren  will,  eiue  breite  Eprouvette  (D)  und  saugt  mittelst  einer 


kleinen  Luftpumpe  oder  Wra3serstrahlluftpurope  die  Luft  aus  der 
Bougie  ab.  Die  Flüssigkeit  sammelt  sich  ziemlich  bald  in  dem 
Innern  des  Cylmders,  und  saugt  sich  mittelst  der  Röhrchen  ( F)  aus 
dem  Kölbchen  (Cr)  in  die  Eprouvette.  Zwischen  dem  Boden  der 
Bougie  und  Eprouvette  liegt  ein  Wattepfropfen.  Wregen  der  grossen 
Oberßäche  des  Fiiters  bekommt  man  in  kurzer  Zeit  ziemlich  grosse 


Kirchner,  Ueber  die  Sputuaedesinfektien  bei  Lungentuberculose. 


5 


Quantitäten,  selbst  dicker,  ei  weissartiger  Flüssigkeiten,  welche  sich 
in  den  sterilisirten  Kolben  (if)  sammeln.  Wenn  wir  eine  Wasser- 
strahlluftpumpe an  wenden,  so  stellen  wir  dazwischen  eine  Wut’ sehe 
Flasche  ein,  in  welcher  sich  zurückgeschlagenes  Wasser  von  der 
Luftpumpe  ansammelt.  Der  Filter  eignet  sich  am  besten,  um  steri- 
lisirte  Produkte  der  Bakterienkulturen  zu  bekommen.  Es  handelt  sich 
nur  darum,  dass  die  Wände  ziemlich  dick  und  die  Bougie  genau 
aterilisirt  ist. 


Ueber  die  Nothwendigkeit  und  die  beste  Axt  der 
Sputumdesinfektion  bei  Lungentuberculose. 

[Aus  der  Hygienischen  Untersuchungsstelle  des  X.  Armeecorps  zu 

Hannover.] 

Von 

Dr.  Martin  Kirchner, 

Stabsarzt. 

Kit  1 Abbildung. 

Dass  die  Schwindsucht  eine  ansteckende  Krankheit  sei,  ist  eine 
früher  vielfach  behauptete  Thatsache,  an  der  jedoch  erst  seit  der 
Entdeckung  des  Tuberkelbacillus  durch  Robert  Koch  Niemand 
mehr  zweifelt.  Da  die  Ausathmungsluft  der  Schwindsüchtigen,  wie 
die  Untersuchungen  von  Charrin  und  Karth1 2),  Grancher  und 
de  Gennes8),  Cadeac  und  Malet3)  übereinstimmend  ergeben 
haben,  ebenso  wie  der  Schweiss4 5)  frei  von  Bacillen  ist,  so  hat  sich, 
namentlich  in  Folge  der  schönen  Untersuchungen  von  Cor  net6), 
die  Ueberzeugung  allgemeine  Anerkennung  verschafft,  dass  wir  als 
den  Hauptträger  der  Ansteckung  den  Auswurf  der  Schwindsüchtigen 
zu  betrachten  haben. 

Meist  kommt  dies  in  der  Weise  zu  Stande,  dass  der  Auswurf 
austrocknet,  verstäubt  und  direkt  eingeathmet  wird.  Konnten  doch 
Koch6)  selbst,  dann  Cornet,  Hanau7)  und  Ne  eisen8)  Ver- 
suchsthiere  tuberculös  machen,  indem  sie  dieselben  ver  Aubte  Sputa 
einathmen  Hessen,  und  konnte  Cornet  überzeugend  naenweisen,  dass 
der  Staub  in  Räumen,  die  Phthisikern  zum  Aufenthalt  gedient  hatten, 
Tuberkelbacillen  enthielt,  allerdings  nur,  wenn  mit  dem  Auswurfe 


1)  Revue  de  tn4d.  1885.  No.  8. 

2)  Revue  d’Hyg.  X.  1888.  S.  193. 

8)  Lyon  inöd.  18o8.  S.  229 

4)  De  Matt  ei,  Sulla  trasmissibilitk  della  tubercalosi  per  mezzo  del  sadore  dei 
tisici.  Ricerche  sperimcntali.  (Areh.  per  le  Science  m£d.  1888.  S.  893). 

5)  Cornet,  G.,  Die  Verbreitung  der  Tuberkelbacillen  ausserhalb  des  Körpers. 
(Zeitschr.  f.  Hyg.  V.  1888.) 

6)  Mittheilungen  a.  d.  kaiserl.  Gesundheits-Amt.  II.  1884. 

7)  Ueber  die  Lokalisation  und  die  weitere  Verbreitung  der  Tuberculose  in  der 
Lunge.  (Zeitschr.  f.  klin.  Med.  XII.  1887.) 

8)  Ueber  Lungenschwindsucht.  (Jahresbericht  der  Gesellsch.  f.  Nat.  n.  Heilkunde 
so  Dresden  18  7/88). 


6 


Kirchner, 


unsauber  verfahren  worden  war.  Aber  auch  in  Fällen,  in  denen  die 
Ansteckung  scheinbar  auf  ganz  andere  Weise  zu  Stande  kommt,  ist 
es  doch  bei  genauerer  Nachforschung  schliesslich  wieder  der  Lungen- 
auswurf,  der  sich  als  eigentliche  Quelle  der  Tuberkelbacillen  heraus- 
stellt. Die  zahlreichen  Fälle  von  Beschneidungstuberculose  z.  B., 
die  vou  Elsenberg1),  Eve2),  Hoffmokl8),  Lehmann4), 
Meyer5)  u.  A.  beschrieben  worden  sind,  kommen  lediglich  dadurch 
zu  Stande,  dass  der  Rabbiner,  welcher  nach  der  Circumcision  die 
Blutung  durch  Aussaugeu  zu  stillen  sucht,  phthisisch  ist  und  Reste 
tuberkelbacillenhaltigen  Auswurfs  am  Bart  oder  den  Lippen  hat. 

Ansteckungen  durch  Wasche,  wie  sie  von  v.  Lesser6),  Stein- 
thal7) u,  A.  berichtet  sind,  kommen  gewiss  Dur  ausnahmsweise 
durch  Beschmutzung  der  Wäsche  mit  diarrhoischen  Darmausleerungen, 
viel  häutiger  durch  Verunreinigungen  mit  Auswurf  zu  Stande.  Ueber- 
tragung  von  Tubereulose  durch  Fingerwunden  nach  Verletzungen 
mit  Gegenständen,  an  denen  Auswurf  haftete,  als  zerbrochenen  Spei- 
gläsern u.  dergl.  in.,  finden  wir  ausserordentlich  zahlreich  in  der 
Litteratur beschrieben,  so  vonv.  Eiseisberg  8), Fl eur 9),  Holst10), 
Leser11),  Merklen12),  L.  Pfeiffer13),  Tscherning14),  Ver- 
neuil15)  u.  A.  Verchere15)  sah  nach  dem  Biss  eines  tubercu- 
lösen  Menschen  an  der  Stelle  der  Verletzung  einen  Knoten  von  dem 
Aussehen  eines  Leichentuberkels  entstehen.  E.  v.  Düring16)  be- 
richtet von  Geschwüren  an  den  Ohrläppchen  und  beginnender  Lungen- 
tuberculose  bei  einem  jungen  Mädchen,  welches  seit  i1/i  Jahren  die 
Ohrringe  einer  an  Schwindsucht  verstorbenen  Freundin  trug.  Dass 
die  Tuberculose  durch  Fliegen  übertragbar  ist,  welche  an  dem  Aus- 
wurf  Schwindsüchtiger  genascht  haben,  ist  eine  durch  verschiedene 
Forscher,  namentlich  durch  S p i 1 1 m a n n und  Haushälter17),  so- 
wie durch  Hofmann18)  nachgewiesene  Tbatsache. 

Die  früher  vielfach  geäusserte  Behauptung,  dass  die  Kranken- 
pfleger gegen  die  Ansteckung  mit  Lungentuberculose  gefeit  oder  der- 
selben wenigstens  nicht  stärker  ausgesetzt  sind,  als  andere  Leute, 


1)  Berl.  klin.  Wochenschr.  1886.  No.  35. 

2)  The  Lancet.  1S88  Jan.  28. 

3)  Wiener  ined.  Presse  1886.  No.  22  u.  23. 

4)  Deutsche  med.  Woeheuschr.  1886.  No.  9 — 13. 

5)  New-Yorker  med.  Presse.  1887.  Juni. 

6)  Deutsche  med.  Wochenschr  1888.  No.  29. 

7)  Deutsche  med.  Wochenschr.  1888.  No.  10 

8)  Wiener  med.  Wochenschr.  1887.  No.  53. 

9)  Etudes  expdriment.  et  c!in.  sur  la  tuberculose,  publiöes  sous  la  direction  de 
M.  le  prof  Verne  uil.  II  1888. 

10)  The  Lancet.  II.  No.  9 1886. 

11)  Fortschr.  d.  Med.  1887  No.  16. 

12)  Revue  des  Sciences  mdd.  1888.  No.  52. 

13)  Zeitscbr.  r.  Hyg,  Ul.  1887. 

14)  Fortschr.  d.  Med.  1885  No  3. 

15)  Etudes  experiment.  et  clin.  II  1S88. 

16)  Monatsschr.  f.  prakt.  Dermatologie  18S8.  No.  22. 

17)  Compt.  read.  CV.  1887.  No.  7. 

18)  Correspondenzbl.  d.  ärztl.  Kr.-  u.  Bez. -Vereine  im  Kgr.  Sachsen.  1888.  No.  12. 


Ueber  die  Sputumdesinfektion  bei  Lungentuberculose. 


7 


findet  daher  heute  keinen  Glauben  mehr.  Coro  et’)  konnte  aus 
den  Sterbelisten  der  katholischen  Krankenpflegerinnen-Orden  nach- 
weisen,  dass  von  denselben  ein  wahrhaft  erschreckender  Prozentsatz 
an  Tuberculose  zu  Grunde  geht.  Grawitz1 2)  weist  aus  den  Sanitäts- 
berichten der  französischen  Armee  nach,  dass  die  lüfirmiers  die 
grösste  Schwindsuchtssterblichkeit  haben,  und  zwar  im  Durchschnitt 
4,34  °/ö0  der  Iststärke  gegenüber  1,83  °/00  Todesfällen  der  gesamten 
französischen  Infanterie  und  1,11  °/oö  des  ganzen  Heeres. 

Ich  habe  mich  bemüht,  aus  deu  Preussischen  Sanitätsberichteu 
mir  ein  Urtheil  über  die  Schwindsuchtssterblichkeit  der  Militär- 
kranken  Wärter  und  Lazarethgehülfen  zu  verschaffen.  Bezüglich 
der  Lazarethgehülfen  war  dies  leider  unmöglich , da  dieselben, 
obwohl  sie  einen  ganz  andern  Dienst  und  ganz  andere  Lebensbe- 
diDgungen  haben,  als  die  Truppen,  zu  denen  sie  gehören,  nicht  für 
sich  allein,  sondern  bei  ihren  Truppentbeilen  verrechnet  werden. 
Allein  ich  fand  einige  Zahlen,  welche  doch  wenigstens  einiges  Licht 
auf  diese  Verhältnisse  zu  werfen  geeignet  sind.  In  deu  fünf  Jahren 
vom  1.  April  1879  bis  zum  31.  1884  starben  von  der  Armee  1464 
Mann  an  Schwindsucht.  Unter  ihnen  befanden  sich  nicht  weniger 
als  34  Lazarethgehülfen,  d.  h.  2,3  °/0  aller  an  Schwindsucht  Gestor- 
benen. Auf  1000  Mann  der  Iststärke  und  den  Jahresdurchschnitt 
berechnet,  hatte  in  diesem  Zeiträume  die  preusslsche  Armee  eine 
Schwindsuchtssterblichkeit  von  0,83  ^ die  Lazarethgehülfen  aber  eine 
solche  von  2,72°/öö,  d.  h.  also:  ein  Lazarethgehülfe  hat  eine  mehr  als 
dreimal  so  grosse  Wahrscheinlichkeit,  an  Schwindsucht  zu  sterben, 
a’3  jeder  andere  Soldat. 

Was  die  Militärkrankenwärter  betrifft,  so  werden  sie  zwar  in 
den  Rapporten  für  sich  verrechnet,  sie  treten  jedoch  nur  in  den  all- 
gemeinen Gruppen , nicht  bei  den  einzelnen  Krankheiten  gesondert 
hervor.  Ihre  Sterblichkeit  an  Schwindsucht  ist  daher  ebensowenig 
aus  den  Sanitätsberichten  zu  ersehen,  wie  diejenige  der  Lazarethge- 
bülfen.  Nur  im  Jahre  1881—82  findet  sich  ausdrücklich  bemerkt, 
dass  unter  den  276  an  Schwindsucht  Verstorbenen  sich  2 Militär- 
krankenwärter befanden,  was  einer  Sterblichkeit  von  5,l°/o0  derselben 
entspricht,  während  die  gesammte  Armee  nur  O,78ö/0  0 der  Iststärke  durch 
Tod  an  Schwindsucht  verlor.  Dass  aber  die  Krankenwärter  überhaupt  An- 
steckungen in  hohem  Grade  ausgesetzt  sind,  geht  schon  daraus  hervor, 
dass  ihre  Sterblichkeit,  abgesehen  von  den  Invaliden,  von  keiner  anderen 
Waffengattung  übertroffen  wird.  In  dem  neunjährigen  Zeiträume  vom 
1.  April  1873  bis  zum  31.  März  1882  war  die  durchschnittliche 
jährliche  Sterblichkeit  an  Krankheiten  bei  den  Militärarbeiterabthei- 
lungen  2,2  °/00,  bei  den  Pioniren  und  Eisenbahntruppen  3,2ö/(>0, 
bei  der  Infanterie  3,3  ü/00,  bei  der  Kavallerie  sowie  bei  der  Artillerie 
3,8  °/00,  beim  Train  4,4  0/fl0,  bei  den  Militärfestungsgefangenen  5,3  °/OÖ, 
und  bei  den  Militärkrankenwärtern  11,0  °/00. 

Diese  Zahlen  sprechen  für  sich  selbst.  Die  Militärkrankenwärter, 
die  aus  der  Infanterie  hervorgehen,  haben  eine  mehr  als  dreimal  so 

1)  Zeitschr.  f.  Hyg.  VI  1889.  Die  Sterblichkeitsverhältnisse  in  den  Kranken- 
pflegeorden. 

2)  Die  Tuberculose  (Deutsche  militärärztl.  Zeitschr  XVIII.  1889.  No.  10.) 


8 


Kirchner,  Ueber  die  Sputumdesinfektion  bei  Lungentuberculose. 


grosse  Sterblichkeit  an  Krankheiten,  als  diese  Waffengattung;  und 
unter  den  Todesfällen  der  Militärkrankenwärter  nehmen  die  Infek- 
tionskrankheiten regelmässig  die  erste  Stelle  ein. 

So  wenig  verwerthbare  Zahlen  uns  aber  auch  die  Statistik  an 
•die  »Hand  gibt,  so  fest  dürfen  wir  doch  davon  überzeugt  sein,  dass 
ein  grosser  Tbeil  der  an  Schwindsucht  zu  Grunde  gehenden  Lazareth- 
gehülfen  und  Krankenwärter  den  Krankheitskeim  bei  der  Kranken- 
pflege in  sich  aufnimmt  und  dass  hierbei  gerade  die  Beseitigung  des 
Luugenauswurfs  eine  wesentliche  Rolle  spielt. 

Im  Sanitätsbericht  über  die  K.  Preussische  Armee  für  die  Be- 
richtjahre  vom  1.  April  1884  bis  31.  März  1888  werden  nicht  weni- 
ger als  vier  Fälle  berichtet,  in  denen  sich  mit  der  Pflege  von  Phthi- 
sikern beauftragte  Lazarethgehülfen  unzweifelhaft  mit  Tuberculose 
infizirten. 

T)ie  von  verschiedenen  Forschern  angestellten  Desinfektionsver- 
suche haben  ergeben,  dass  die  Tuberkelbacillen,  obwohl  sie  allem 
Anschein  nach  keine  Sporen  besitzen1),  doch  über  eine  sehr  grosse 
Widerstandsfähigkeit  verfügen.  Bei  den  Versuchen  von  H.  Jaeger2) 
stellte  sich  heraus,  dass  die  Bacillen  des  Schweinerothlaufs,  der 
Schweineseuche,  Mäuseseptikämie,  des  Rotzes,  Typhus  und  des  Milz- 
brandes durch  33 x/3  % Kalkmilch  vernichtet  werden,  dass  die  Tuber- 
kelbacillen dagegen  ebenso  wie  die  Milzbrandsporen  auch  einer  50% 
Kalkmilch  widerstehen;  dass  Chlorkalk  schon  in  25%  Lösung  Milz- 
brandsporen, dagegen  Tuberkelbacillen  im  Sputum  nicht  einmal  in 
50%  Lösung  zu  vernichten  vermag;  dass  die  Widerstandsfähigkeit 
von  Milzbrandsporen  und  Tuberkelbacillen  gegen  Steinkohlen-  und 
Holztheer  gleich  gross  ist;  4%  rohe  Karbolsäure  mit  Zusatz  von 
2%  Salzsäure,  2%  und  5%  rohe  Schwefel  - Karbolsäure  (nach  La- 
Pl  ace),  10%  Kreolinlösung,  2%,  5%  und  10%  Kreolinlösung  da- 
gegen vernichteten  die  Tuberkelbacillen  in  verhältnissmässig  kurzer 
Zeit.  Kali-  und  Natronlauge,  gesättigte  Sodalösung,  5%  Lösung  von 
Kaliumpermanganat,  25%  Eisenvitriollösung  waren  gegenüber  den 
Tuberkelbacillen  ebenso  unwirksam,  wie  gegenüber  den  Milzbrand- 
sporen. 

Schill  und  Fischer3)  fanden,  dass  die  Bacillen  im  Sputum 
durch  3%  Karbolsäurelösung  schon  in  20  Stunden  zu  Grunde  gehen. 
Das  Sublimat  in  1 °/00  Lösung  erwies  sich  dagegen  als  unwirksam, 
hauptsächlich,  wie  Behring4 5)  und  Laplace6)  gezeigt  haben,  we- 
gen des  hohen  Eiweissgehalts  der  Sputa. 

1)  C.  Fraenkel,  Grundriss  der  B&kterien'kunde.  3.  Aufl.  Berlin  1890.  S.  309. 

2)  Untersuchungen  über  die  Wirksamkeit  verschiedener  chemischer  Desinfektions- 
mittel bei  kurz  dauernder  Einwirkung  auf  Infektionsstoffe.  (Arb.  a.  d.  kaiserl  Gesund- 
heitsamte, Bd  V,  S.  247 — 293.) 

3)  Mitth.  a.  d.  kaiserl.  Gesundheitsamte,  Bd.  II. 

4)  Ueber  Quecksilbersublimat  in  eiweisshaltigen  Flüssigkeiten.  (Centralbl.  f.  B&kt. 
u.  Paras.  III.  1888.  Nr.  1 u.  2.) 

5)  Saure  SublimatlösuBg  als  desinficirendes  Mittel  und  ihre  Verwendung  in  Ver  - 
bandstoffen.  (Deutsche  raed.  Wochenschr.  1887.  Nr.  40.) 

(Schluss  folgt.) 


Danilewsky,  Ueber  die  Myoparasiten  der  Amphibien  and  Reptilien. 


9 


Ueber  die  Myoparasiten  der  Amphibien  und  Reptilien. 

Von 

Prof.  B.  Danilewsky 

in 

Charkow. 

Während  meiner  hämatozoologischen  Studien  ist  es  mir  ge- 
glückt, einige  neue  Fakta  betreffs  der  Parasiten  auch  der  Muskel- 
gewebe zu  bekommen,  welche  hier  vorläufig  in  aller  Kürze  Platz 
finden  mögen. 

Die  Untersuchungen  über  die  pathogenen  Gregarinen  und  Spo- 
ridien,  besonders  von  L.  Pfeiffer,  deuten  auf  eine  sehr  grosse 
Verbreitung  dieser  Parasiten  bei  verschiedenen  Erkrankungen  hin. 
In  letzterer  Zeit  hat  dieser  Gelehrte  eine  sehr  wichtige  Entdeckung 
gemacht,  nämlich  — eine  Infektion  der  Muskeln  eines  Fisches 
(Barbe)  mit  Myxospor  id  ia,  statt  der  Sarcosporidia,  welche  für 
diese  Gewebe  bis  jetzt  als  einzige  parasitische  Sporidien  betrachtet 
wurden.  Es  sind  also  diesbezügliche  Myoparasiten  für  Fische  und  Mam- 
malia schon  bekannt 1).  Im  Anschluss  hierzu  bin  ich  jetzt  nun  im 
Stande, hinzuzufügen,  dass  Myosporidien  auch  bei  den  Fröschen, 
Eidechsen  und  Schildkröten  von  mir  gefunden  worden  sind, 
welche  gewöhnlich  gleichzeitig  auch  Haematozoa  SDorozo'ica 
(Haemagregarina,  Drepanidium)  enthalten.  [Es  ist  höchst  interessant, 
dass  bei  den  von  mir  untersuchten  Schlangen  undTritonen,  welche  über- 
haupt keine  Blutparasiten  aus  Sporozoen  besitzen,  auch  keine  Myo- 
sporidien gefunden  wurden.]  — Bei  der  ersten  vorläufigen  Bekannt- 
schaft mit  den  von  mir  untersuchten  Myoparasiten  der  Amphibien 
und  Reptilien  hielt  ich  sie  für  Sarcosporidien , was  schon  a priori 
das  Wahrscheinlichste  schien.  Durch  die  freundlichen  Andeutungen 
von  Herrn  Geh.-Rath  Dr.  L.  Pfeiffer  angeregt,  habe  ich  mein 
Material  mit  besseren  mikroskopischen  Objektiven  aufs  Neue  durch- 
mustert und  nun  hat  es  sich  herausgestellt,  dass  die  Muskel- 
schläuche mit  äusserst  kleinen  Sporen,  die  den  Corn  a 1 ia -Körperchen 
oder  den  Pebrinesporen  äusserst  ähnlich  sind,  gefüllt  sind.  Auf 
diese  Weise  darf  man  nun  die  Muskelinfektion  bei  den  genannten  Thieren 
mit  Mikrosporidien  annehmen,  welche  bei  den  Insekten  (B  o m b y x 
mori,  neustria  und  and.)  so  verheerende  Erkrankungen  verursachen. 

Die  grössten  Muskelschläuche  sind  gewöhnlich  als  weissliche,  spindel- 
förmige Streifchen  sichtbar,  ungefähr  1 — 1,5  mm  lang;  besonders  häufig 
findet  mau  sie  beim  Frosch  in  den  Muskeln  der  hinteren  Extremitäten.  Das 
parasitische  Gebilde  liegt  im  Innern  des  Sarkolemmschlauches  und  be- 
steht aus  kleinen  (ca.  0.003  — 0,004  mm),  ovalen,  oder  eiförmigen 
Sporen,  welche  aus  einer  Hülle  und  protoplasmatischem  Inhalte  bestehen. 


1)  Es  möge  hier  noch  daran  erinnert  sein,  dass  die  Myoparasiten  bei  Mammalia  auoh 
in  anderen  Klassen  der  Protozoa  gehören  können,  z.  B.  Haplococcns  reticu- 
latus  ( W.  Zopf),  aus  Monadinen  (Mycetozoen)  im  Schweinefleisch  (s.  Biolog  Centrzl- 
blatt.  1883). 


10 


Bakterien  in  Bier  und  Würze. 


In  den  mehr  reifen  Sporen  ist  der  centrale  Theil  mehr  durchsichtig, 
als  bei  jungen,  bei  welchen  die  IJiilie  keinen  doppelten  Coritour 
gibt.  Es  kommen  auch  rosenkrauzartige  Muskelschläuche  bisweilen 
vor  fSporoblastenstadium  ?). 

Es  ergibt  sich  also,  dass  fast  sämmtliche  Klassen  der  Verte- 
il rata  (mit  Ausnahme  der  Vögel?)  die  Myoparasiten , und  zwar 
Sporidien,  besitzen  können,  welche  zu  allen  3 Genera  von  Sporidien: 
Sarco-,  Myxo-  und  Mikro-Sporidien  gehören. 

Nun  drängt  sich  die  Frage  auf:  Welcher  Zusammenhang  besteht 
zwischen  den  Myosporidien  und  Haematozoa  sporozoi'ca  ? Sind  sie  ge- 
netisch verwandt  oder  bloss  zufällige  Gefährten?  Die  Lösung  dieser 
Frage  würde  von  grosser  Tragweite  sein,  falls  sie  im  positiven  Sinne 
aasfällt,  weil  es  alsdann  die  ganze  Lehre  über  die  Sporozoen parasiten 
des  Blutes,  der  Muskelgewebe,  der  Nieren  etc.  vom  synthetischen 
Standpunkte  aus  zu  bearbeiten  zulasseu  würde.  In  dieser  Hinsicht 
bietet  die  folgende  Thatsache  kein  geringes  Interesse:  im  Blute  der 
Vögel  , welche  Malariahämatozoen  besitzen,  fand  ich  mehrere 
Male  sehr  kleine  (ca.  3 Mikron),  ovale  Körperchen,  äusserst  ähnlich 

— nach  ihren  optisch-morphologischen  Eigenschaften  — den  Sporen 
einiger  Sporidien1).  Diese  Körperchen  wurden  von  mir  fast  aus- 
schliesslich nur  während"  ak u ter  Malariaerkrankung  der  Vögel 
(ein  paar  Tage)  gefunden,  welche  dem  Febris  tertiana  resp.  quartana 
des  Menschen  betreffs  der  Sporulation  des  Haemocytozoons  ja  selbst 
in  Betreff  der  KrankheiUverlaufe  grosse  Analogieen  darbietet2). 

Was  nun  aber  meine  Nachforschungen  nach  etwaigen  Myosporidien 
bei  denselben  Vögeln  betrifft,  so  sind  sie  bis  jetzt  erfolglos  geblieben. 
Es  ist  wohl  möglich,  dass  solche  Aufsuchungen  bei  den  Vögeln, 
welche  an  chronischer  Malariakachexie  leiden  (Nachweis  im  Blute 

— Vorhandensein  geisseltragender  Polirnitus  und  Laverania  sin. 
Pseudovermiculus  malariae,  d.  h.  Mondsichel  der  Autoren),  zu 
mehr  positiven  Resultate  lühren  wird. 

Charkow,  im  November  1890. 


Referate. 


Zeidler,  Ä.,  Beiträge  zur  Kenntniss  einiger  in  Würze 
und  Bier  vor  komme  «den  Bakterien.  (Wochenschrift  für 
Brauerei.  1890.  No.  47 — 48.) 

Verf.  untersuchte  drei  in  Würze  und  Bier  vovkemraende  Bak- 
terien, von  welchen  das  erste  theils  mit  Bacterium-Termo  - Formen, 
theiis  auch  mit  Ketten  und  Fäden  auftritt;  es  gibt  der  Würze 
einen  eigenthümiiehen  selierieartigeu  Geruch.  Die  zwei  anderen 

1)  z.  15.  Psörospsrmiss  utriculitbrmes  bei  Otaria  (Huett)  s.  Baibiani,  I.cfons 
sei*  !es  Sporozoaires.  1384.  ili.  fig  8i.  4 a t>. 

2)  Darüber  s laeicea  bald  erscheinende.-!  Aufsatz  über  die  akute  Malariainfektio» 
der  Vögel  ia  Aunsie*  Je  l’iusiitat  Pasteur. 


Lehrbücher  der  Bakteriologie. 


11 


Arten  verursachen  Essigsäuregährung;  von  diesen  ist  das  eine  mit 
Eact.  aceti  identisch,  das  andere  stimmt  aber  nicht  mit  den  Be- 
schreibungen von  B.  aceti,  Pasteurianum  und  xylinum  überein. 

Reinkulturen  dieser  Bakterien  wurden  in  sterile  Würze  und  in 
WTürze  auf  verschiedenen  Stadien  der  alkoholischen  Gähruug  sowie 
in  gepresste  Reinzuchthefe  geimpft. 

Die  Hauptresultate  dieser  Versuche  sind,  dass  die  Bacterium- 
Termo- ähnliche  Art  sehr  bald  abstirbt,  sobald  die  alkoholische 
Gährung  eiuset.zt.  In  die  Hefe  eingeimpft,  vermehren  sich  diese 
Bakterien  ausserordentlich  stark,  wodurch  die  Hefetnasse  schnell  in 
Fäulniss  übergeht;  finden  sich  nur  solche  Bakterien  in  der  Hefen- 
masse, welche  die  alkoholische  Gährung  mit  durcbgemacht  haben, 
so  hält  sich  die  Hefenmasse  längere  Zeit  unverändert.  — Unter  den 
Essigsäurebakterien  bewirkte  das  eine,  namentlich  bei  gewissen  Tem- 
peraturen, eine  starke  Schleimbildung  im  Biere,  die  andere  dagegen 
nicht.  Eine  gepresste  Hefenmasse  schien  von  diesen  zwei  Arten 
nicht  angegriffen  zu  werden.  Jörgensen  (Kopenhagen). 

Günther,  Carl,  Einführung  in  das  Studium  der  Bak- 
teriologie mit  besonderer  Berücksichtigung  der 
mikroskopischen  Technik,  gr.  8°.  244  p.  Leipzig  (Georg 
Thieme)  1890. 

Verf.  stellt  im  Vorwort  als  sein  Programm  auf,  „dem  Mediziner, 
und  zwar  dem  Studierenden  ebenso  wie  dem  Arzte,  eine  kurzge- 
fasste, das  Wesentliche  vollständig  bringende  Einführung  in  das 
praktische  Studium  der  Bakterien  Wissenschaft  zu  geben“,  und 
man  muss  gestehen,  dass  er  seinem  Programm  gerecht  geworden 
ist.  Aber  nicht  nur  der  Neuling  in  der  Bakteriologie,  sondern  auch 
der  Geübtere,  wird  manches  Schätzeuswerthe  der  Lektüre  des  fes- 
selnd geschriebenen  Buches  entnehmen  können.  Besondere  Berück- 
sichtigung bat  Verf.  der  elementaren  manuellen  Technik,  speziell 
der  Behandlung  des  Mikroskopes  zu  Theil  werden  lasseu.  60,  bis 
auf  2,  nach  eigenen  Präparaten  hergestellte,  fast  durchweg  muster- 
gültige, vom  Autor  selbst  aufgenommene  Photogramme  sind  dem 
Werk  beigegeben. 

In  einem  allgemeinen  Theile  behandelt  Verf.  zunächst  1)  die 
Morphologie  und  Systematik  der  Bakterien,  2)  ihre  Lebensbe- 
dingungen, Desinfektion,  Sterilisation,,  Antiseptik,  Aseptik,  3)  die 
allgemeinen  Lebensäusserungen  der  Bakterien,  4)  die  allgemeine 
Methodik  der  Bakterienbeobachtung  und  5)  Züchtung. 

In  den  beiden  folgenden  speziellen  Theilen  bespricht  Verf. 
sodann  die  wichtigsten  der  als  Krankheitserreger  bekannten  Bak- 
terien und  eine  Anzahl  der  am  genauesten  studirten  Saprophyten. 
Letztere  sind  gegenüber  den  ersteren  etwas  stiefmütterlich  bedacht, 
was  zu  bedauern  ist,  da  der  Anfänger  an  ihnen  wohl  doch  meist 
seine  Erstlingsstudien  macht,  ehe  er  zu  den  pathogenen  Arten  über- 
geht. Am  besten  gelungen  erscheint  lief,  der  allgemeine  Theil. 
Speziell  interessirt  der  Abschnitt  über  Färbung  und  Entfärbung. 
Der  Gram’schen  Färbung  und  ihrer  vom  Verf.  modifizirten  Form, 
die  Ref.  aus  eigener  Erfahrung  gebührend  würdigen  geleimt  hat, 


12 


Lebrbuch  der  Bakteriologie.  — Hanger  and  Infektionskrankheiten. 


ist  mit  Recht  ausführlicher  gedacht.  Ueberall  aber  ersieht  mau 
aus  kurzen  Bemerkungen  und  kleinen  eingestreuten  praktischen 
Winken,  dass  der  durch  seine  früheren  Arbeiten  rühmlichst  bekannte 
Verf.  vollkommen  zu  Hause  ist  und  das,  was  er  empfiehlt,  auch 
selbst  erprobt  hat. 

Einige  Kleinigkeiten  möchte  Ref.  noch  berühren.  Yerf.  sagt: 
„Bei  Mikrokokken  kennt  man  Eigenbewegung  nicht  — mit  einer 
einzigen  Ausnahme“  (M icroc.  agilis,  beschrieben  von  Ali  Cohen, 
diese  Ztschr.  Bd.  VI.  No.  2).  Doch  gibt  in  demselben  Bande  dieser 
Zeitschrift  (Bd.  VI.  S.  566)  M endo  za  die  Uebersetzung  einer  schon 
früher  von  ihm  veröffentlichten  Beschreibung  eines  gern  in  Tetraden 
auftretenden  Coccus  und  macht  damit  Ali  Cohen  die  Priorität 
der  Entdeckung  von  der  Eigenbewegung  der  Mikrokokken  streitig. 
Soviel  Ref.  weiss,  ist  die  Mendoza’sche  Entdeckung  nicht  bezwei- 
felt worden.  Es  dürfte  wohl  überhaupt  noch  mehr  bewegliche 
Mikrokokkenarten  geben.  — Bei  dem  Artikel  Tuberkelbacillus  wäre 
in  einer  neuen  Auflage  nach  den  neuesten  (wohl  erst  nach  dem 
Drucke  des  Buches  bekannt  gewordenen)  Mittheilungen  von  Maf- 
fucci  und  Koch  der  Bacillus  der  Hühnertuberculose  als  höchst- 
wahrscheinlich eigene  neue  Art  abzusondern. 

Doch  dies  sind,  wie  gesagt,  nur  Kleinigkeiten.  Ref.  empfiehlt 
das  ausserdem  von  der  Verlagsbuchhandlung  würdigst  ausgestattete 
Buch  allen  Interessenten  angelegentlichst  — selbst  zu  lesen. 

Czaplewski  (Görbersdorf  i/Schl.). 

Canalis  e Morpurgo,  Intorno  all’  influenza  del  digiuno 
sulla  disposizione  alle  mal attie  infettive.  (Laboratorio 
di  batteriologia  e microscopia  della  Direzione  di  Sanitä  Pubblica 
del  Regno  d’Halia.  Roma  1890.) 

Die  Verff.  untersuchten  den  Einfluss  des  Hungerns  auf  die  Dis- 
position zur  Milzbranderkrankung  bei  Thieren,  die  normalerweise 
gegeu  Milzbrand  mehr  oder  weniger  immun  sind,  wie  Tauben,  Hühner, 
weisse  Ratten.  Ara  ausgedehntesten  sind  die  Versuche  an  Tauben. 
Von  12  Kootrollthieren,  die  regelmässig  gefüttert  wurden,  starben  2 
nach  4 resp.  7 Tagen  an  Milzbrand.  Es  war  dafür  Sorge  getragen, 
hier  wie  in  allen  folgenden  Experimenten,  dass  das  zum  Versuche 
dienende  Thiermaterial  möglichst  gleichmässig  beschaffen  war.  Die 
Infektionsmethode  (eine  Platinöse  einer  sporenreichen  virulenten  Agar- 
kultur subkutau  applizirt)  blieb  immer  dieselbe. 

In  einer  ersten  Versuchsreihe  wurden  16  Tauben,  von  denen 
die  Hälfte  schon  vorher  einige  Tage  gefastet  hatte,  mit  Milzbrand 
geimpft  und  dann  dem  Hungern  unterworfen  (d.  h.  jedwede  feste 
oder  flüssige  Nahrung  wurde  ihnen  entzogen).  Mit  Ausnahme  eines 
Falles  (in  dem  das  Thier  nach  7-tägigem  Fasten  am  1.  Tage  nach 
der  Inoculation  an  Inanition  zu  Grunde  ging),  starben  sämmtliche 
Tauben  2—7  Tage  nach  der  Impfung  an  Milzbrand.  Zahlreiche  Ba- 
cillen fanden  sich  überall  im  Blut,  Milz  und  Leber  waren  geschwollen, 
am  Orte  der  Infektion  ein  mehr  oder  weniger  beträchtliches  Oedem. 

In  einer  zweiten  Reihe  wurde  Tauben  das  Pankreas  ganz,  zu 
drei  Viertheilen,  oder  zur  Häiite  abgetragen.  Die  Thiere,  die  sich 


Hunger  und  Infektionskrankheiten  (Milzbrand). 


13 


von  der  Operation  erholt  hatten,  wurden  mit  Milzbrand  geimpft. 
Obwohl  die  Zahl  der  Experimente  nur  klein  war,  glauben  die  Verff. 
doch  feststellen  zu  können,  dass  die  totale  oder  partielle  Exst'rpation 
des  Pankreas  die  Empfänglichkeit  der  Tauben  für  Milzbrand  in 
grösserem  oder  geringerem  Maasse  steigert,  dass  aber  die  Immunität 
gegen  denselben  nach  einiger  Zeit  zurückkehrt.  [Es  handelt  sich 
um  die  kurze  Zeit  von  14  Tagen,  Die  Thiere,  die  an  Anthrax  starben, 
waren  2,  3,  7 resp,  11  Tage  nach  der  Operation  geimpft.  Die  Inter- 
pretation dieser  Versuche  dürfte  auf  Schwierigkeiten  stossen.  Ref.] 

In  einer  dritten  Serie  von  Experimenten  wurde  festgestellt,  dass 
Tauben,  die  man  längere  Zeit  hatte  fasten  lassen,  gegen  eine  Impfung 
mit  Milzbrand  sich  refraktär  verhielten,  sobald  dieselben  gleichzeitig 
mit  der  Inoculation  wieder  ernährt  wurden.  Erst  wenn  der  Hunger- 
zustand 8 oder  9 Tage  gedauert  hatte,  ging  die  Immunität  öfters 
verloren. 

In  einer  vierter  Reihe  Hessen  die  Verff.  Tauben  2—5  Tage  nach 
der  Infektion  mit  Anthrax  hungern  und  begannen  dann  die  regel- 
mässige Ernährung.  Es  ergab  sieb  dass  die  Tbiere  eine  grössere 
Resistenz  an  den  Tag  legten,  indem  sie  meistentheils  erst  Dach  län- 
gerer Zeit  (8 — 14  Tage)  an  Milzbrand  zu  Grunde  gingen  oder  sogar 
überlebten. 

Aus  allen  diesen  Versuchen  ziehen  die  Autoren  den  Schluss, 
dass  der  Verlust  der  Immunität  bei  den  Tauben  mehr  abbängt  voa 
der  Aufhebung  der  Zufuhr  von  Nahrungsstoffen,  als  von  dem  Ver- 
brauch der  Gewebselemente  im  Hungerzustande. 

Es  bot  sich  hier  ein  bequemes  Mittel  dar,  zu  erfahren,  wie  lange 
das  Infektionsmaterial  im  Körper  von  refraktären  Tauben  sich  lebens- 
kräftig und  virulent  erhält.  Die  Thiere  wurden  nach  der  Inoculation 
verschieden  lange  Zeit  regelmässig  gefüttert  und  dann  erst  dem  Hungern 
unterworfen.  Die  Tauben,  denen  nach  2 — 5 Tagen  die  Nahrung 
entzogen  wurde,  starben  sämmtlich  an  Milzbrand.  Diejenigen  dagegen, 
die  nach  6—8  Tagen  zu  hungern  anfingen,  gingen  nur  zum  Theil 
an  der  Infektion  zu  Grunde,  während  die  letztere  nach  noch  späterer 
Zeit  sich  gar  nicht  mehr  bemerklich  machte. 

Die  Verff.  kamen  so  zu  demselben  Ergebniss,  das  Met  sch  ni- 
koff  auf  anderem  Wege  erhalten  batte,  dass  die  Milzbrandkeirce  in 
refraktären  Tauben  bis  zu  8 Tagen  virulent  bleiben  können. 

Experimente  an  Hübnern  gaben  erstlich  ein  Resultat,  das  mit 
dem  Pasteur’ s übereinstimmte,  dass  nämlich  diese  Thiere,  wenn 
man  sie  von  dem  Moment  der  Impfung  an  hungern  liess,  nicht  an 
Milzbrand  starben , obwohl  sie  der  Inanition  lange  genug,  einmal 
z.  B.  18  Tage  widerstanden.  Wurde  den  Hühnern  aber  auch  schon  vor 
der  Inoculation  die  Nahrung  entzogen  (3 — 7 Tage),  so  erlag  die  Hälfte 
an  Anthrax. 

Analoge  Versuche  an  weissen  Ratten  (mit  den  Kontrollthiereu  15) 
führteu  nie  zu  einem  positiven  Ergebniss.  Die  Ratten  erwiesen  sich 
als  völlig  refraktär. 

Um  dem  Einwande  zu  begegnen,  dass  vielleicht  die  Temperatur- 
erniedrigung, die  nach  Pasteur  den  Hühnern  Empfänglichkeit  für 
Milzbrand  verleiht,  auch  in  den  Experimenten  der  Verff.  diesen  Erfolg 


14 


Carcinoin. 


hat  haben  könneD,  wurden  regelmässige  Temperaturmessungen  ange- 
stellt. aus  denen  sich  ergab,  dass  die  Hühner,  auch  nachdem  sie 
7 Tage,  gehungert  hatten,  nie  mehr  unter  der  Sonn  hatten. 

Nach  Coliu  genügt  aber  ein  so  schwaches  Sinken  der  Körperwärme 
nicht,  um  die  Immunität  der  Thiere  aufzuheben.  Was  die  Tauben 
anlangt,  so  schwankte  die  in  einer  Kontrollreihe  beobachtete  Tempe- 
raturerniedrigung nach  einer  Fastenzeit  vou  7 Tagen  zwischen  1,8 
bis  2,8°.  Um  dieselbe  auf  einem  anderen  Wege  zu  erzielen,  wurden 
9 Tauben  iu  Wasserbäder  gebracht,  deren  Temperatur  auf  32 — 36° 
gehalten  wurde;  so  gelang  es,  die  Körperwärme  um  2 — 3°  herab- 
zusetzen. Meist  mussten  die  Thiere  künstlich  gefüttert  werden,  weil 
sie  die  Nahrung  verweigerten.  Die  Inoculation  mit  Milzbrand  geschah, 
um  accidentelie  Infektionen  zu  vermeiden,  an  einer  trockenen  Stelle 
zwischen  den  Schulterblättern.  Alle  Tauben  starben  zwischen  dem 
2.  und  7.  Tage,  wie  eine  genaue  Prüfung  zeigte,  in  keiuem  Falle  an 
Milzbrand,  sondern  wahrscheinlich  während  der  Nacht  an  Suffokatiou, 

Zum  Schluss  gestehen  die  Verff.,  dass  sie  nicht  im  Stande  sind, 
die  Frage  zu  beantworten,  auf  welchem  Wege  der  Hungerzustand  die 
Empfänglichkeit  der  Tauben  und  Hühner  für  die  Milzbrandinfektion 
beeinflusst.  Der  verschiedene  Effekt  bei  den  3 zum  Versuch  dienenden 
Spezies  scheint  ihnen  dafür  zu  sprechen,  dass  das  Hungern  entweder 
bei  differenten  Thierarten  eine  differente  Wirkung  äussert,  oder  dass 
der  Mechanismus  der  Immunität  ein  verschiedener  ist. 

W.  Kruse  (Neapel). 

Klebs,  E.,  Ueber  das  Wesen  und  die  Erkennung  derCar- 
cinombildung.  (Deutsche  Medicinische  Wochenschrift.  1890. 
No.  32.) 

K.’s  neue  Untersuchungen  lassen  den  parasitären  Ursprung  des 
Carcinoms  zum  mindesten  sehr  zweifelhaft  erscheinen.  Er  geht  von 
der  UeberlegUDg  aus,  dass  bei  Uebertragung  von  menschlichen  Car- 
cinommassen  auf  zu  Carcinom  disponirte  Thiere  ein  eventuell  vor- 
handener Parasit  in  den  Epithelien  des  implantirten  Stückes  einer- 
seits, in  der  Ernährungsflüssigkeit  des  disponirteu  Impfthieres  anderer- 
seits die  günstigsten  Bedingungen  zu  seinem  Fortkommen  finden 
müsse. 

Auf  Grund  dessen  wurden  kleine  keilförmige  Stücke  in  die  Peri- 
tonealhöhle eingeführt,  gegen  die  Milz-  oder  Lebergegend  vorge- 
schoben — 11  Versuche  dieser  Art  — , 3 Impfungen  unter  die 
Rückenhaut  und  5 Fütterungsversuche  mit  Carcinomstücken , die 
letzteren  ohne  allen  Erfolg,  gemacht. 

Die  Thiere  wurden  nach  einem  Zeitraum  zwischen  3 und  188 
Tagen  getödtet;  in  der  Hälfte  der  Versuche  war  das  implanlirte 
Stück  noch  vorhanden  resp.  eingewaehsen. 

Von  der  nun  erfolgten,  sehr  eingehenden  histiologischen  Unter- 
suchung ist  hier  von  Interesse,  dass  in  dem  Mammacarcinom,  welchem 
das  implantirte  Stück  entnommen  war,  sich  reichliche  hyaline  Ab- 
lagerungen vorfanden,  namentlich  innerhalb  der  wuchernden  Epithel- 
schläuche, welche  sie  stellenweise  in  theils  runden,  mehr  noch  eckigen 
Massen  erfüllten,  auch  in  dem  erst  seit  3 Tagen  in  der  Bauchhöhle 


Carcinom. 


Malaria. 


15 


der  Ratte  implantirten  Stücke  fanden  sich  dieselben  Bildungen  in 
den  wuchernden  Epithelmassen  vor,  theils  zwischen  den  Zellen  als 
kleine  kugelige  Massen,  theils  innerhalb  derselben,  sie  bildeten  dann 
bisweilen  grosse,  wurstförmige,  vielleicht  durch  Verschmelzung  hervor- 
gegaugene  Körper.  Noch  auffallender  war  der  Umstand,  dass  diese 
Bildungen  vielfach  in  Hämatoxylin  sich  dunkelblau  färbende,  körnige 
Massen  enthielten , die  meist  in  einem  Haufen  zusammenlagen. 
Diese  riefen  den  Eindruck  fremder  Körper  — Parasiten?  — her- 
vor, welche  Annahme  jedoch  bei  genauer  Prüfung  von  K.  als  ganz 
unwahrscheinlich  erklärt  wird.  Es  konnten  keine  besonderen  morpho- 
logischen Eigenschaften  an  den  Körpern  wahrgenommen  werden. 

Eine  Weitereutwickelung  derselben  findet  nicht  statt;  viel- 
mehr verschwinden  sie  spurlos,  wenn  die  Epithelzeilen  unter- 
gehen, was  trotz  der  anfänglichen  Wucherung  der  letzteren  niemals 
auszubleiben  scheint.  Auch  ist  schou  im  Anfänge  der  epithelialen 
Wucherung  eine  Abnahme  dieser  Körper  zu  konstatiren. 

Aus  diesen  und  anderen  histiologisch  begründeten  Erwägungen 
stellt  K.  den  parasitären  Charakter  der  Hyalinbildungen  in  Abrede, 
welch’  letztere  er  für  den  Carcinomen  eigene  Exsudations-  resp.  Zell- 
produkte hält. 

In  den  gelungenen  Versuchsfällen  handelt  es  sich  nicht  um  einen 
Infektions-  sondern  um  einen  Transplantationsvorgang,  es  findet  eine 
Zellübertragung  und  keine  parasitäre  Einwirkung  statt. 

Kronacher  (München). 

Martin,  L. , Ueber  die  Krankheitserreger  der  Malaria. 
(Münch,  med.  Wochenschr.  1890.  No.  3.) 

Der  durch  seine  Schrift  über  „Malaria  in  den  Tropen“  bekannte 
Verf.  reiste,  um  die  von  Celli  und  Marchiafava  beschriebenen 
Plasmodien  aus  eigener  Anschauung  kennen  zu  lernen,  nach  Rom 
und  unterzog  unter  Anleitung  dieser  beiden  Autoren  eine  Reihe  von 
Maluriakranken  im  Spitale  Santo  Spirito  eingehenden  Blutunter*- 
suchungeu,  die  ihn,  wie  er  bekeunt,  zu  einem  überzeugten  Anhänger 
der  Plasmodien  gemacht  haben.  Er  schildert  genau  die  Technik 
der  Untersuchung  und  die  Bilder,  unter  denen  die  Mikroorganismen 
im  Innern  der  Blutkörperchen  sich  darstellen,  Schilderungen,  auf  die 
als  anderweitig  bekannt  hier  nicht  weiter  einzugehen  sein  durfte. 
Auch  einen  an  Febris  perniciosa  comatosa  Verstorbenen  konnte 
M.  zusammen  mit  Bignami  secireu  und  sich  in  Schnittprä- 
paraten aus  dem  Gehirn  von  dem  reichen  Gehalt  der  strotzend  ge- 
füllten Kapillaren  an  Parasiten  führenden  rothen  Blutkörperchen 
überzeugen.  Die  Plasmodien  waren  hier  massig  mit  Pigment  erfüllt. 
Den  gleichen  Befund  zeigten  Schnitte  durch  die  Magen-  und  Darm- 
schleimhaut  der  an  Febris  perniciosa  cholerica  Verstorbenen. 

M.  Kirchner  (Hannover). 

Xaveran,  Del’examen  du  sang  au  point  de  vucdela 
recherche  deUhörnatozoaire  dupaludisme.  (Lasemaino 
m6d.  X.  1890.  No.  53.) 

Iu  der  Sitzung  der  Soci6t6  des  höpitaux  vom  28.  November  1890 


16 


Malaria. 


trug  Verf.  seine  Erfahrungen  über  die  Blutuntersuchung  bei  Malaria 
vor.  Man  soll  das  Blut  auf  der  Höhe  der  Fieberanfälle  und  bei 
Kranken  untersuchen,  welche  seit  einiger  Zeit  kein  Chinin  bekommen 
haben.  Man  entnimmt  das  Blut  vermittelst  eines  Stiches,  der  in  die 
sorgfältig  gereinigte  Fingerkuppe  mit  einer  Lancette  gemacht  wiTd. 
Man  fängt  den  Bluttropfen  auf,  auf  einem  Deckgläschen,  welches 
man  sofort  mit  einem  zweiten  bedeckt.  Das  frische  Blut  untei sucht 
man  am  besten  bei  Tageslicht  und  mit  einem  starken  Trockensystem. 
Man  sieht  dann  die  Geissein  am  häufigsten  an  den  Rändern  der  runden 
pigmentirten  freien  Körperchen.  Will  man  ein  Trockenpräparat  unter- 
suchen, so  zieht  man  die  beiden  Deckgläschen  von  einander  ab,  lässt 
das  Blut  trocknen  und  zieht  die  Gläschen  dreimal  durch  die  Flamme. 
Man  kann  sie  dann  ungefärbt  untersuchen,  doch  zieht  L.  die  Färbung 
mit  konzentrirter  wässeriger  Lösung  von  Methylenblau  vor,  vor  deren 
Anwendung  er  die  Deckgläschen  mit  Alkohol  und  Aether  zu  gleichen 
Theilen  abspült.  Hierbei  färben  sich  die  Kerne  der  weissen  Blut- 
körperchen dunkelblau,  die  freien  oder  an  rotben  Blutzellen  haftenden 
rundlichen  Körper  färben  sich  blassblau,  die  im  Wachsen  begriffenen 
Körperchen  färben  sich  kaum.  Auch  für  die  Versuche  der  Trocken- 
präparate empfiehlt  L.  Trockensysteme.  Diese  Untersuchungsmethode 
enthält  nichts  Neues.  L.  scheint  die  Loeffler’sche  Geisselfärbung 
nicht  zu  kennen.  M.  Kirchner  (Hannover). 

Sacharoff,  N.,  Malaria  an  derTranskaukasischenEisen- 
bahn  im  Jahre  1889.  Mikroskopische  Beobachtungen; 
mit  Beilage  von  12  Mikrophotogramraen.  Von  der 
Kaiserlich  kaukasischen  medicinischen  Gesellschaft  gekrönte  Preis- 
schrift. Tiflis  1890.  [Russisch.] 

Verf.  dieser  Arbeit  hatte  sich  zur  Aufgabe  gestellt,  die  Theorie 
von  Golgi,  sowohl  hinsichtlich  der  regelmässigen  Tertiana  und 
Quartana,  als  auch  die  Quotidiana  betreffend,  nachzuprüfen.  Er  über- 
zeugte sich  davon,  dass  zwei  verschiedene  Arten  des  Parasiten  existi- 
ren,  welche  die  3-  und  4-tägigen  Fieber  hervorrufen,  und  dass  die 
von  Golgi  gegebene  Beschreibung  von  deren  morphologischen  Eigen- 
thümlichk eiten  — richtig  ist. 

Was  den  Zusammenhang  zwischen  den  Entwickelungsstadien 
dieser  Parasiten  und  den  Krankheitssymptomen  betrifft,  so  äussert 
sich  derselbe  dadurch,  dass  die  Theilung  des  Parasiten  während  des 
Anfanges  des  Paroxysmus  stattfindet.  Einen  noch  näheren  Zusammen- 
hang gelang  es  Verf.  nicht  zu  finden,  da  während  des  ganzen  Ver- 
laufes der  von  ihm  beschriebenen  Fälle  regelmässiger  tertiärer  und 
quartaner  Fieber  im  Blute  zu  gleicher  Zeit  mit  Parasiten  eines  Alters 
eine  unbedeutende  Anzahl  von  Parasiten  ganz  anderer  Entwickelungs- 
perioden gefunden  wurden,  so  dass  man  Eines  von  Beiden  zulassen 
muss : 

1)  es  können  bei  regelmässigen  tertianen  und  quartanen  Fie- 
bers im  Blute  mehr  als  eine  Generation  der  Parasiten  leben,  oder 

2)  die  Parasiten  anderer  Stadien  sind  Parasiten  derselben  Ge- 
neration, die  nur  in  der  Entwickelung  zurückgeblieben  sind  und  auf 
den  Krankeitsverlauf  des  Individuums  keinen  Einfluss  haben. 


Malaria.  — Gelbfieber.  — Tetanus. 


17 


Sehr  selten  beobachtete  Verf.  diese  Arten  von  Parasiten  bei 
quotidiauen  Fiebern,  weshalb  sich  die  Theorie  Golgi’s  hier  nicht 
anwenden  lässt.  Bei  diesen  Fiebern  wurde  vielmehr  im  Blute  eine 
besondere  Parasitenart  gefunden,  welche  sich  von  den  von  Golgi 
beschriebenen  durch  ihre  geringe  Grösse  unterschied,  die  nie  diejenige 
eines  roihen  Blutkörperchens  erreichte,  ferner  durch  eigentümliche 
Lagerung  des  Pigmentes  in  Form  eines  Häufchens  oder  durch  voll- 
kommene Abwesenheit  desselben  während  des  ganzen  Verlaufes  der 
Krankheit.  (Siehe  Photogramm  No.  5,  1,  2.) 

Zum  Schluss  beschreibt  Verf.  Fälle,  in  denen  die  im  Anfänge 
der  Krankheit  gefundenen  Parasiten  im  weiteren  Verlaufe  derselben 
verschwanden,  das  quotidiane  Fieber  aber  fondauerte  (zuweilen  sehr 
lange,  ein  ganzes  Jahr),  wobei  die  Kranken,  in  einem  Zustande 
schwerer  Anämie,  nicht  selten  starben.  Solche  chronische  Malaria- 
formen  ohne  Parasiten  schlägt  Verf.  vor,  secundäre  zu  nennen,  in 
der  Voraussetzung,  dass  dieselben  ihr  Zustandekommen  denjenigen 
Veränderungen  innerer  Organe  verdanken,  welche  durch  die  unter 
der  Chininwirkung  verschwundenen  Parasiten  verursacht  sind. 

Bei  diesen  chronischen  Malarien  bleibt  Chinin  wirkungslos. 

Reich  (Tiflis). 

Sau  Martin,  J.,  In vestigaciones  espectroscöpicas  sobre 
la  sangre,  bilis  y orina  en  la  fiebre  amariila.  (Cröuica 
mddico-quirürgica  de  la  Habana.  J890.  Februar.) 

Verf.  hat  eine  ganze  Reihe  von  spektroskopischen  Untersuchungen 
des  Blutes,  der  Galle  und  des  Harns  von  au  Gelbfieber  Erkrankten 
oder  Gestorbenen  ausgeführt,  ist  aber  nur  in  Bezug  auf  die  Galle 
zu  einem  abschliessenden  Ergebniss  gekommen,  während  er  die  Er- 
forschung der  beiden  anderen  Flüssigkeiten  fortsetzen  zu  müssen 
glaubt,  um  eine  endgültige  Schlussfolgerung  machen  zu  können.  In 
der  Galle  hat  er  beständig  Oxyhämosphärin  gefunden  und  glaubt 
nun,  dass  diese  Thatsache  dazu  beitragen  wird,  die  Frage  nach  dem 
ausschliesslich  iiepatogenen  oder  hämatogenen  oder  etwa  kombinirten 
Ursprung  des  Gelbfiebers  zu  entscheiden. 

S e n t i ii  o d (Barcelona). 

Peyraud,  Etiologie  dutetanos;  sa  vaccinatio n chimique 
par  la  strychuiue.  (La  semaiue  m6d.  X.  1890.  No.  44.) 

Verf.  nahm  eine  Reihe  von  Impfungen  mit  Stoffen  vor,  die  man 
als  Träger  der  Infektion  mit  Tetanus  kennt:  mit  Pferdemist  erhielt 
er  nur  negative  Resultate;  mit  Heustaub  gelaug  es  ihm,  50°/o  der  ge- 
impften Kaninchen  tetanisch  zu  machen;  mit  nicht  kuitivirter  Erde 
von  einem  Weinberge  erhielt  er  in  ö|6  der  Fälle  positive  Ergebnisse. 
Nocard,  dem  dieselbe  Erde  zugesandt  war,  gelang  dies  allerdings 
unter  18  Kaninchen  nur  2 mal. 

Des  weiteren  hat  P.  den  Nachweis  versucht,  dass  es  möglich 
sei,  durch  Impfung  Kaninchen  gegen  Tetanus  immun  zu  machen. 
Er  ist  der  x\nsicht,  dass  dies  durch  Gewöhnung  au  ein  Gift  geschieht, 
welches  selbst  dem  Tetanus  ähnliche  Wirkungen  hat,  nämlich  das 
Strychnin.  Er  bringt  au  5 bis  6 Tagen  den  Versuchstieren  eine 

IX.  Bd.  2 


18 


T«tanu». 


Dach  dem  Alter  derselben  wechselnde  Strychninmenge  unter  die  Haut 
und  impft  sie  dann  mit  Gaben  des  Tetanusvirus,  die  gross  genug 
sind,  um  alle  nicht  so  vorbereiteten  Thiere  zu  tödten.  4 Kontroll- 
tbiere  starben  sämiutlich,  von  10  geimpften  Kaninchen  aber  nur  3 
am  5.  bis  7.  Tage  an  Tetanus  Zur  Erklärung  des  Todes  der  drei 
letzteren  führt  P.  an,  er  habe  noch  am  Tage  nach  der  Impfung  ihnen 
l/2  mg  Strychnin  unter  die  Haut  gespritzt,  wodurch  die  Wirkung 
des  Tetanusgiftes  gesteigert,  statt  verringert  worden  wäre. 

In  einer  zweiten  Versuchsreihe  starben  14  Kontrollthiere  sämmt- 
lich,  von  den  schutzgeimpften  7 dagegen  nur  3.  Aus  diesen  That- 
sachen  schliesst  P.  auf  die  Wirksamkeit  seines  Verfahrens. 

Nocard,  der  P. ’s  Versuche  nicht  mit  der  Weinbergserde,  son- 
dern mit  Reinkulturen  des  Tetanusbacillus  wiederholte,  sah  die  mit 
Strychnin  behandelten  Thiere  sämmtlich  in  derselben  Zeit  — in  3 
bis  5 Tagen  — zu  Grunde  gehen,  wie  die  nicht  unter  Strychnin- 
wirkung gesetzten.  (Acad^mie  de  m6d.  S6ance  du  7.  Octobre  1890.) 

M.  Kirchner  (Hannover). 

Oapltan,  Du  bacille  du  t^tauos.  (La  semaine  m(d.  X.  1890. 
No.  46.) 

Verf.  versetzte  Bouillon  mit  dem  Speichel  eines  mit  Heu  und 
Mohrrüben  gefütterten  Kaninchens  und  injizirte  2 Tage  darauf  1 ccm 
dieser  Bouillon  demselben  Kaninchen  in  die  Ohrvene.  3 Tage  später 
erkrankte  das  Thier  mit  Convulsionen,  bekam  am  5.  Tage  Opisthoto- 
nus und  ging  24  Stunden  darauf  zu  Grunde.  Kulturen  machte  C.  nicht 
mit  den  Organen  des  Thieres,  ist  jedoch  überzeugt,  dass  die  Tetanus- 
bacillen, unter  deren  Einwirkung  das  Kaninchen  augenscheinlich  zu 
Grunde  gegangen  war,  an  der  Nahrung  gesessen  hatten,  deren 
Aufnahme  in  den  Darmkanal  dem  Thiere  nicht  geschadet  hatte. 
(Soci6t6  de  biologie.  S6ance  du  18.*  Octobre  1890.) 

M.  Kirchner  (Hannover). 

Sanchez  Toledo  et  Veillon,  De  la  pr6sence  du  bacille  du 
t6tanos  dans  les  excr£ments  du  cheval  et  du  boeuf  ä 
l’6tat  sain.  (La  3emaine  med.  X.  1890.  No.  45.) 

Der  Tetanusbacillus  ist  bekanntlich  ausser  in  der  Gartenerde 
noch  in  anderen  Substanzen  gefunden  worden,  so  von  Riet  sch 
im  Heustaub,  von  Sormani  in  den  Exkrementen  verschiedener 
Thiere,  von  Chicoli  Nicola  in  den  Exkrementen  von  Pferden. 
Vertf.  machten  unter  Leitung  von  Straus  ähnliche  Versuche,  bei 
denen  sie  übereinstimmend  mit  Sormani  fanden,  dass  mit  Tetanus- 
kulturen gefütterte  Ratten,  Mäuse,  Meerschweinchen,  Kaninchen  Ex- 
kremente entleerten,  mit  denen  man  Tetanus  erzeugen  konnte,  wäh- 
rend sie  selbst  gesund  büeben.  Auf  Grund  dieser  Versuche  gingen 
sie  dazu  über,  die  Exkremente  gesunder  Thiere  auf  Tetanusbacillen 
zu  untersuchen,  und  zwar  bei  Pferden  und  Rindern.  Sie  fingen 
Pferdeäpfel  im  Augenblicke  der  Entleerung  in  sterilisirten  Ge- 
fässen  auf.  Von  diesen  Aepfeln  brachten  sie  eine  ziemlich  be- 
trächtliche, etwa  nussgrosse  Quantität  in  eine  Hauttasche  am  Rücken 
von  Kaninchen.  (Sie  wählten  Kaninchen,  weil  die  für  Tetanus  ebenso 


Tetanus. 


19 


empfänglichen  Mäuse  und  Meerschweinchen  zu  empfänglich  sind  für 
malignes  Oedem,  dessen  Sporen  im  Staube  so  sehr  verbreitet  sind 
und  daher  in  der  Regel  an  dieser  Krankheit  zu  Grunde  gehen,  bevor 
der  Tetanus  sich  entwickeln  kann.)  Von  den  auf  diese  Weise  ge- 
impften Kaninchen  starben  die  einen  in  2 — 3 Tagen  an  Septikämie, 
die  andern,  die  Majorität,  in  5 — 6 Tagen  an  deutlich  ausgesproche- 
nem Wundstarrkrampf;  bei  der  mikroskopischen  Untersuchung  fand 
sich  im  Eiter  und  Gewebssaft  der  Impfwunde  neben  andern  Mikro- 
organismen der  Nicolai  er’ sehe  Tetanusbacillus.  Durch  Ueber- 
impfung  von  Eiter  aus  der  Wunde  der  Kaninchen  auf  Mäuse,  weisse 
Ratten  und  Meerschweinchen  konnten  die  Vertf.  typischen  Tetanus 
übertragen.  Es  gelang  ihnen,  auch  aus  dem  Eiter  und  dem  Gewebs- 
saft der  Kaninchen  den  Tetanusbacillus  in  Reinkultur  zu  gewinnen. 
Bei  8 Impfungen  von  Kaninchen  mit  dem  Koth  von  6 Pferden  be- 
kamen sie  4 mal  Tetanus.  Zwei  mit  dem  Mist  einer  Kuh  geimpfte 
Kaninchen  gingen  gleichfalls  an  Tetanus  zu  Grunde. 

Verneuil  hat  bekanntlich  behauptet,  dass  der  Tetanus  beson- 
ders häufig  nach  Verwundungen  von  Leuten  auftritt,  welche  mit  Pfer- 
den zu  thun  haben.  Diese  Thatsache  findet  durch  die  Versuche  der 
Verff.  ihre  Erklärung,  Rinder  und  Pferde  nehmen  mit  ihrem  Futter 
(Heu,  Laub,  Gräser)  und  mit  dem  auf  demselben  haftenden  Staube 
Tetanussporen  in  sich  auf,  ohne  selbst  zu  erkranken,  und  geben  die- 
selben in  virulentem  Zustande  in  ihrem  Kothe  eingeschlossen  an  die 
Aussenwelt  wieder  ab,  wo  sie  dann  den  mit  diesen  Thieren  verkeh- 
renden Menschen  verderblich  werden  können.  — (Soci6t6  de  biologie. 
Sdance  du  11.  November  1890.)  — M.  Kirchner  (Hannover). 

Plä,  E.  F.,  Naturaleza  infecciosa  del  tätanos.  (Crönica 
m^dico-quirurgica  de  la  Habana.  1890.  April.) 

Verf.  hat  8 Fälle  von  Wundstarrkrampf  bakteriologisch  mittelst 
Kultur-  und  Tmpfungsversuchen  studirt  und  obschon  es  ihm  in  keinem 
Falle  gelungen  ist,  den  Nicolaier’ sehen  Bacillus  zu  erhalten,  hat 
er  sich  doch  von  der  infektiösen  Natur  des  Tetanus  überzeugt,  be- 
sonders in  seinem  5.  Falle,  indem  er  durch  Trepanation  Kaninchen  und 
Meerschweinchen  verlängertes  Mark  eines  2 Stunden  vorher  an  Tetanus 
verstorbenen  24-jährigen  Hafenarbeiters  beibrachte.  Die  Thiere  star- 
ben unter  deutlichen  Tetanussymptomen  nach  18 — 25  Tagen  und 
wurde  deren  verlängertes  Mark  zu  neuen  Impfungen  benutzt,  wobei 
die  Thiere  nach  5 — 7 Tagen  an  denselben  Erscheinungen  zu  Grunde 
gingen.  Auch  deren  verlängertes  Mark  erwies  sich  als  infektiös,  da 
es  nach  7 Tagen  den  Tod  unter  Trismus  und  Zuckungen  des  Hinter- 
viertels hervorbrachte.  Als  Beispiel  der  Ansteckungsfähigkeit  des 
Starrkrampfes  führt  Verf.  einen  ihm  von  Dr.  Fors  mitgetheilten 
und  eine  Nichte  desselben,  Tochter  eines  Arztes,  betreffenden  Fall  an. 
Dieses  Kind  wird  am  17.  April  1888  gesund  geboren,  am  10.  Juni 
von  Dr.  Laguardia  geimpft  und  am  folgenden  Tage  von  den  El- 
tern mit  aufs  Land  genommen,  wo  es  in  demselben  Zimmer  und  auf 
derselben  Stelle  sein  Bettchen  aufgestellt  bekommt,  wo  5 Monate 
vorher  ein  tetanuskrankes  Kind  gelegen  hatte;  während  dieser  Zeit 
war  die  Wohnung  ohne  alle  Lüftung  verschlossen  geblieben.  Am  1 . 

2* 


20 


Bleunorrhoea  neonatorum.  — Echinococcus  der  Leber. 


Juli,  wo  noch  der  Schorf  auf  2 Impfpusteln  haftete,  merkte  die  Mut- 
ter, dass  das  Kind  die  Brust  nicht  ordentlich  zu  nehmen  vermag, 
der  Vater  stellt  eineu  leichten  Trismus  fest,  und  da  ihm  dabei  das 
vorher  Passirte  einfällt,  leitet  er  sogleich  eine  energische  Behandlung 
ein,  die  jedoch  nicht  verhinderte,  dass  das  Kind  am  5.  Juli  unter 
exquisiten  Starrkrampferscheinungeu  zu  Grunde  geht. 

Seutiilon  (Barcelona). 

Schmidt  - Ilimpler , Bemerkungen  zur  Aetiologie  und 

Therapie  der  Blennorrhoea  neonatorum.  (Dtscb.  med. 

Wocheuscbr.  1890.  No.  31.) 

Verf  bekämpft  die  vielfach  vertretene  Ansicht,  dass  jede  Blen- 
norrhoea neonatorum  durch  Gonokokkemnfektion  veranlasst  sei, 
und  dass  gerade  die  Tripperbakterieu  die  Bösartigkeit  der  Krank- 
heit bedingten.  Wie  es  bereits  durch  Bock  hart  erwiesen  sei, 
dass  auch  andere  Mikroorganismen  als  Gouokokken  heftige  eitrige 
Harnröhrenkatarrhe  hervorbringen  können,  so  kann  beim  neuge- 
borenen Kinde,  dessen  Lidbindehaut  besonders  empfindlich  gegen 
Reize  ist,  ein  der  Blennorrhoe  vollkommen  gleichender  heftiger 
eitriger  Koujunktivalkatarrh  ohne  Gonokokkeu  zu  Stande  kommen. 
Verf.  hat  mehrere  derartige  Fälle  gesehen,  und  beschreibt  einen  der- 
selben ausführlich.  Eine  andere  Krankenbeobachtung  führt  er 
zum  Beweise,  dafür  an,  dass  Blennorrhöen,  welche  unzweifelhaft  die 
Folge  von  Tripperinfektiou  sind,  sehr  milde  verlaufen  können. 

Bezüglich  der  Therapie  macht  Schmidt-Rimpler  keinen 
Unterschied,  ob  Tripperinfektion  vorliegc,  oder  nicht.  In  allen  Fäl- 
len empfiehlt  er  prophylaktische  Einträufelungen  von  Chlorwasser 
in  das  Aage  der  Neugeborenen.  Dasselbe  Mittel  wandet  ei  auch 
im  ersten  Stadium  der  ausgebildeten  Blennorrhoe,  so  lange  die  Lider 
steif  sind,  die  Sekretion  gering  und  die  Schleimhaut  noch  nicht 
weich  ist,  in  Verbindung  mit  eiskalten  Borsäure-Umschlägen  an; 
erst  spater  bei  zunehmender  Sekretion  pinselt  er  lmal  täglich  die 
Schleimhaut  mit  2 °/0  Höllensteinlösung,  die  er  gleich  darauf  mit 
Kochsalz  neutralisirt.  Nur  bei  sehr  profuser  Sekretion  und  im 
weiteren  Verlaufe  der  Krankheit  bedient  er  sich  des  gemilderten 
oder  reinen  Höllensteiustiltes.  K übler  (Oldenburg). 


Vierordt,  Hermann.  Der  multilokulare  Echinococcus  der 
Leber.  (Berliner  Klinik.  Heft  28.  1890.  IG  3.) 

Der  kleine  Aufsatz  behandelt  das  Wissens wertheste  über  den 
schon  durch  seine  eigentümliche  geographische  Verbreitung  merk- 
würdigen Parasiten,  namentlich  auch  nach  der  klinischen  Seite  hin. 
Die  in  demselben  mitgetheilte  Statistik  ist  durch  3 n eu e (bayerische) 
Fälle  zu  vermehren  (2  w.,  I m.),  beschrieben:  a)  in  einer  Erlanger 
Dissertation  von  M.  Löwenstein  „über  die  ulcerirende  multilocu- 
läre  Echinokokkengeschwulst“  1889,  b)  in  einer  ganz  kürzlich  er- 
schienenen Münchener  Dissertation  von  Weindel,  „Fall  vou  Embolie 
des  Gehirns  und  Rückenmarks  in  Folsre  von  Thrombose  der  Vena 


Echinococcus  der  Leber  — Heterodera  Schachtii  und  radicicola. 


21 


cava  ascendens“.  In  diesem  Fall  hatte  bei  einer  46-jährigen  Aus- 
geherin  eine  durch  Alveolarechinococcus  hervorgerufene  Vergrösserung 
des  rechten  Leberlappens  mittelst  Druckwirkung  die  Thrombose  ver- 
anlasst. 

Von  den  bis  jetzt  beobachteten  Fällen  haben  die  übergrosse 
Mehrzahl  (reichlich  5/K)  geliefert  Bayern,  die  Schweiz  und  Württem- 
berg, nämlich  42,  21,20;  es  folgen  Oesterreich  mit  7,  Russland  mit  4, 
Preussen  mit  2 (1  aus  Hokenzollern),  Baden  1,  Vereinigte  Staaten  1 
[und  1 Fall  aus  der  Söm  merri  ng’schen  Sammlung  von  unbekannter 
Herkunft  — München?  Frankfurt  a.  M.??].  Trotzdem  in  letzter  Zeit 
mehr  weibliche  Fälle  beobachtet  wurden,  überwiegen  bis  jetzt  in  der 
Gesammtstatistik  immer  noch  die  Männer;  40  gegen  35  Weiber.  Im 
„Centralblatt  für  Bakteriologie“.  Bd.  I.  p.  185  hat  sich  bei  der  Be 
sprcchuDg  der  Monographie  des  Ref.  „Abhandlung  über  den  multilo- 
culäreu  Echinococcus“  (1886)  irrthümlich  eine  gegen theilige,  sogar 
für  die  Identität  beider  Echinococcusformen  (cystos  und  multilocular) 
direkt  verwertete  Angabe  eingeschlicben.  Vor  4 Jahren  war  das 
Verhältniss  männlich  : weiblich  — 36:24.  Autorreferat. 


Yoigt,  Infektionsversuche  zur  Unterscheidung  von 

Heterodera  radicicola  Greeff  u.  H.  Schachtii  Schm. 

(Sitzgsb.  der  Niederrhein.  Ges.  zu  Bonn.  1890.  pg.  66—74.) 

Es  kan;  dem  Autor  darauf  an,  durch  Infektionsversuche  zu 
entscheiden,  ob  die  Heterodera  radicicola,  welche  in  Gallen 
an  den  Wurzeln  von  Kultur-  und  Wildpflanzen  lebt,  identisch  ist 
mit  dem  bekannten  Rübennematoden,  was  Strubel!  und  Ritze- 
ma  Bos  vermuthet  hatten.  Der  Letztere  hatte  nämlich  gezeigt, 
dass  eine  Anzahl  als  verschieden  beschriebener  Ty  1 e n ch us-Arten, 
die  in  oberirdischen  Theilen  verschiedener  Pflanzen  schmarotzen 
und  hier  verschiedeneKrankheiten  erregen,  doch  nur  eine 
einzige  Art  bilden  Nun  ruft  H.  radicicola  Gallenbildung  her- 
vor, H.  Schachtii  nur  ganz  ausnahmsweise.  Der  Autor  inflzirte 
daher  verschiedene  Pflanzen,  von  denen  es  bekannt  ist,  dass  sie 
H Schachtii  beherbergen  können,  mit  K.  radicicola  und  er- 
hielt konstant  Gallenbildungen;  die  gleichen  Pflanzen  wurden  dann 
mit  H.  Schachtii  intizirt,  doch  entstand  nicht  die  geringste  Gal- 
lenbildung — demnach  hängt  letztere  nicht  von  einer  Verschieden- 
heit in  der  Reizbarkeit  der  pflanzlichen  Gewebe  ab,  sondern  allein 
von  der  Natur  des  Parasiten.  Ein  genauer  Vergleich  der  beiden 
Formen  liess  auch  eine  Reihe  von  Verschiedenheiten  aufflnden,  wor- 
über folgende  Tabelle  gegeben  wird. 


22 


Beteroder*  Schachtii  and  radicicoh».  — Oncbocotyle. 


Heterödera  Schachtii 
Schm. 

Erzeugt  keine  Gallen. 


Heterodera  radicicola 
Greeff. 

Erzeugt  Gallen. 


Weibchen. 


Aussen  an  den  Wurzeln  sitzend, 
mit  einem  Eiersack,  der  nur  we- 
nige, häufig  gar  keine  Eier  ent- 
hält. 


Gewöhnlich  von  einer  dünneren 
oder  dickeren  Schicht  der  Wur- 
zelrinde und  immer  am  Hinter- 
ende von  dem  viele  oder  alle  Eier 
enthaltenden  Eiersaok  bedeckt. 


Länge  0,  8 — 1,3  mm. 

Dicke  0,5 — 0,9  mm. 

Citronenförmig;  die  Anschwel- 
lung des  Körpers  beginnt  ziemlich 
unvermittelt  in  der  Höhe  des 
Schlundbulbus. 


Von  einer  runzelig-schuppigen 
(sogen,  subkrystallinischen)  Schicht 
umgeben. 

Cuticula  der  angeschwollenen 
Region  des  Körpers  mit  granulir- 
ter  Oberfläche,  ohne  deutliche 
Querriugelung. 


Länge  0,6  — 0,85  mm. 

Dicke  0,3 — 0,5  mm. 

Bimförmig ; die  Anschwellung 
des  Körpers  beginnt  erst  in  der 
zwei-  bis  vierfachen  Entfernung 
des  Schlundbulbus  vom  Vorder- 
ende, der  halsartige  Vordertheil 
geht  mehr  allmählich  in  den  an- 
geschwollenen Körper  über. 

Nackt,  fettig  glänzend. 


Cuticula  mit  ziemlich  deutlicher 
feiner  Querringelung. 


Länge  0,8 — 1 mm. 
Dicke  .0,03  mm 


Männchen. 

Länge  1 — 2 mm. 
Dicke  0,03 — 0,05  mm. 


Larve  des  Männchens. 

Ohne  deutlich  abgesetzte»  Mit  deutlich  vom  Körper  ab- 

Schwanzende.  gesetztem,  zugespitztem  Schwanz- 

ende. 

M.  Braun  (Rostock). 


Saint-Remy,  0.,  Sur  une  espece  nouvelle  de  Polystomien 
du  gen  re  Oncbocotyle  Dies.  (Rev.  biol.  du  Nord  de  la 
France.  Ann.  III.  No.  2.  nov.  Lille  1890.  pag.  41—43.) 

Das  Genus  Onchocotyle  beschränkt  sich  in  seinem  Vorkommen 
auf  Haie  und  Rochen,  deren  Kiemen  vier  Arten  bewohnen ; der  Autor 
beschreibt  als  O.  Preoanti  n.  sp.  eine  neue  Art  von  den  Kiemen 
von  Raja  oxyrhynchus,  die  er  im  Juli  und  August  d.  J.  in 
Roscoff  beobachtet  hat.  M.  Braun  (Rostock). 

Kirchner,  0.,  Die  Krankheiten  und  Beschädigungen 
unsererlandwirthschaftlichenKulturpflanzen.  Eine 
Anleitung  zu  ihrer  Erkeunung  und  Bekämpfung. 
Für  Landwirthe,  Gärtner  etc.  8°.  X,  637  p.  Stuttgart  (Dimer)  1890. 


Pflanzenkrankheit«n. 


23 


Die  umfangreiche  Arbeit  besitzt  nicht  nur  für  die  Fragen  des 
praktischen  Betriebes  des  Laudwirths,  des  Försters,  des  Gärtners  hohe 
Bedeutung,  sondern  wird  auch  von  Botanikern  und  Zoologen  mit 
warmer  Anerkennung  aufgenommen  werden.  Für  die  Erkennung  und 
Bekämpfung  der  Parasiten  unserer  Kulturpflanzen  ist  das  Buch  ein 
ausgezeichnetes  Hülfsmittel.  Es  soll  nicht  die  ausführlichen  Hand- 
und  Lehrbücher  über  Pflanzen krankheiten  ersetzen,  sondern  vielmehr 
für  den  Gebrauch  derselben  als  Vorbereitung  dienen.  Auf  das  vor- 
theilhafteste  ist  es  durch  die  ganz  eigenartige  Anordnung  des  Stoffes 
ausgezeichnet.  Die  zweckmässige  Gruppirung  desselben  sowie  die 
grosse  Vollständigkeit,  mit  der  alle  bisher  beobachteten  Parasiten, 
Krankheiten  und  Beschädigungen  berücksichtigt  werden,  gestaltet  das 
Buch  zu  einem  Nachschlagewerk  vou  grösster  Brauchbarkeit.  Ein 
weiterer,  nicht  zu  unterschätzender  Vorzug  ist  die  gleichmässige  Be- 
arbeitung sowohl  der  schädlichen  Pflanzen  wie  Thiere,  so  dass 
hier  in  einem  Werke  die  Arbeit  des  Botanikers  mit  der  des  Zoologen 
zur  Lösung  einer  sie  beide  angehenden  Aufgabe  glücklich  vereinigt  ist. 

Das  Buch  zerfällt  in  zwei  Haupttheile.  Der  erste:  „Die  land- 
wirthschaftlichen  Kulturpflanzen  mit  ihren  Krankheiten  und  Beschädi- 
gungen“ enthält  die  in  Nord-  nud  Mittel-Europa  feldraässig  angebau- 
ten Kulturgewächse  und  zerfällt  in  die  Kapitel:  Getreide,  Hülsen- 
früchte,  Futtergräser,  Futterkräuter,  Wurzelgewächse,  Handelsgewächse 
(Tabak,  Hopfen,  Cichorie  u.  s.  w.),  Gemüse  und  Küchenpfianzen, 
Obstbäume,  Beerenobst  — Gewächse,  Weinstock.  Man  findet  in  ihm 
die  Anleitung,  durch  die  an  einer  erkrankten  Pflanze  beobachteten 
Merkmale  das  Wesen  der  Krankheit,  deren  Namen,  ihre  Ursachen 
und  die  Mittel  zur  Bekämpfung  aufzufinden.  Die  Diagnosen  sind 
scharf  und  kurz  und  mit  grosser  Sorgfalt  aufgestellt. 

Wünscht  man  eine  nähere  Beschreibung  eines  Parasiten  oder 
sucht  man  Belehrung  über  seine  Lebensweise,  so  findet  man  beides 
im  zweiten  Theile  des  Buches,  welcher  eine  systematische  Beschrei- 
bung derjenigen  Pflanzen  und  Thiere  enthält,  welche  die  im  ersten 
Theil  beschriebenen  Krankheiten  verursachen. 

Der  Zusammenhang  und  die  leichte  Benutzung  beider  Theile  ist 
dadurch  hergestellt,  dass  im  ersten  Theil  hinter  dem  Namen  des 
Schädlings  eine  Zahl  auf  die  Stelle  verweist,  an  der  im  zweiten  Ab- 
schnitt die  ausführliche  Beschreibung  gegeben  ist.  Der  Ausarbeitung 
des  Buches  sind  die  besten  grösseren  Werke  zu  Grunde  gelegt;  vieles 
wurde  aus  Spezialabhandiungeu  zusammengetragen,  das  Meiste  aber 
sorgfältig  selbständig  nachuntersucht.  Den  Schluss  des  Buches  bildet 
ein  ausführliches,  allgemeines  alphabetisches  Register  sowie  eiu 
Verzeichniss  der  im  Texte  erklärten  Kunstausdrücke.  Vorange- 
schickt sind  auf  vier  Seiten  Vorbemerkungen  über  den  Gebrauch  des 
Ganzen. 

Das  Werk  erfüllt  seinen  Zweck  trefflich  und  kann  aufs  Wärmste 
empföhlen  werden.  Max  Scholtz  (Breslau). 


24 


Untersuchuugitmelhoden,  Instrumente  etc. 


Untersuchungsmethoden,  Instrumente  etc. 


Despeignes , V. , Nouveau  r&gulateur  pour  etuve 
chauffäe  au  pötrole.  (La  Provioce  möd.  V.  1890.  No.  23 
p.  270.) 

Dieser  .Regulator  besteht  aus  einer  Uröhre,  deren  kurzer,  am 
Ende  zugeschmolzener  Schenkel  etwas  ausgebaucht  Ist  und  mit  dem 
langen  offenen  Schenkel  mittelst  einer  engeren  Röhre  kommunizirt. 
Die  Uröhre  ist  mit  dem  eigentlichen  Regulator  verbunden,  dessen 
Haupt  tkei!  ein  Gummicylinder  bildet,  welcher  von  2 Metallscheiben 
verschlossen  wird.  Durch  die  eine  der  Scheiben  mündet  eine  Rühre 
in  das  innere  des  Cylinders,  während  an  der  anderen  nicht  durch- 
bohrten Scheibe  eine  Zahnstange  aus  Metall  befestigt  ist,  die  in  ein 
Zahnrad  eiugreift.  Dieses  trägt  auf  seiner  vertikalen  Axe  die  hori- 
zontal gestellte  Extinktionsscheibe.  In  den  langen  Schenkel  der 
Uröhre  wird  bis  zu  einer  gewissen  Höhe  Quecksilber  gebracht,  hier- 
auf in  den  kurzen  Schenkel  etwa  1 ccm  Aethyläther  eingeführt  und 
der  noch  leere  Tkeil  des  laugen  Schenkels,  das  Rohr,  welches  diesen 
mit  dem  in  den  Cylinderraum  führenden  Rohre  verbindet,  sowie  der 
Gummicylinder  selbst  vollständig  mit  Wasser  angefüllt.  Die  Uröhre 
wird  in  den  Brütofen  oder  zwischen  die  Doppelwände  in  der  Wasser- 
raum  eingestellt,  derart,  dass  der  lange  Schenkel  durch  eine  der,  für 
die  Thermometer  angebrachten  Oelfnungen  ins  Freie  geführt  wird. 
Zum  Erhitzen  dient  eine  Petroleumlampe  mit  Flachbrenuer , deren 
Docht  mittelst  Zahnstange  leicht  beweglich  sein  muss.  Der  Regu- 
lator wird  so  aufgestellt,  dass  sich  die  Extinktionsscheibe  1 — 2 mm 
oberhalb  des  Dochtes  befindet. 

Tritt  eine  Temperaturerhöhung  im  Brutofen  ein,  so  wird  bei 
einer  gewissen  Spannung  der  Aetherdämpfe  der  Druck  auf  die  Queck- 
silber- und  Wassersäule  bezw.  auf  den  Gummicylinder  übertragen, 
welcher  seinerseits  mittelst  der  Zahnstange  und  dem  Zahnrade  die 
Extinktionsscheibe  in  Bewegung  setzt  Letztere  wird  durch  einen 
am  I.ampenbrenner  angebrachten  Stift  daran  gehindert,  die  Lampe 
völlig  auszulöschen.  Die  Extinktionsscheibe  ist  an  ihrer  Axe  mittelst 
Stellschraube  verstellbar,  so  dass  es  durch  zwei  Versuchsreihen 
leicht  gelingt,  die  Reguliruug  für  eine  gegebene  Temperatur  in  der- 
selben Zeit  wie  bei  Gasregulatoren  vorzunehmen. 

Das  Petroleumniveau  im  Lampenkörper  soll  sich  nicht  wesent- 
lich ändern,  weshalb  letzterer  mit  einem  grösseren  Vorratbsgefässe 
verbunden  wird. 

Die  Empfindlichkeit,  Genauigkeit  und  konstante  Funktionirung 
des  Apparates,  dann  die  Billigkeit  des  Heizmateriales  und  die  ver- 
ringerte Explosionsgefahr  gegenüber  Gas  werden  besonders  hervor- 
gehoben. K r ä 1 (Prag). 


Schutzimpfung,  künstl.  Infektionskrankheiten.  Entwickelungshemmung  etc.  25 


Schutzimpfung,  künstliche  Infektionskrankheiten,  Entwick- 
lungshemmung und  Vernichtung  der  Bakterien  etc. 


Neuere  Arbeiten  über  Immunisirungs-  bezw, 
Heilungsversuehe  bei  Thieren  gegenüber  der  Infektion, 
mit  Milzbrand-,  Tetanus-  und  Diphtherie-Bacillen, 

Ref.  Prof.  Loeffler. 

In  den  Mittheilungen  der  inedicinisehen  Fakultät  d.  Kaiserl.  Japan. 
Universität  Tokio  ist  vor  einigen  Monaten  eine  aus  dem  hygienischen 
Institute  in  Tokio  stammende  Arbeit  des  Prof.  M.  Ogata  und  stud. 
med.  Jasuliara  erschienen,  welche  ein  besonderes  Interesse  in  An- 
spruch nimmt.  Sie  ist  betitelt:  Ueber  die  Einflüsse  einiger 
Thierblutarten  auf  Milz  brandbacilleu. 

Die  Verff.  gehen  von  der  bekannten  Thatsache  aus,  dass  gewisse 
Thierarten  eine  angeborene  Immunität  gegenüber  dem  Milzbrandvirus 
besitzen.  Die  Theorieen  zur  Erklärung  dieser  Wirkung  des  immunen 
Thierkörpers  schienen  nicht  ausreichend.  Sie  suchten  deshalb  experi- 
mentell die  Frage  zu  studireu. 

Der  Frosch  ist  milzbrandimmun.  In  einer  Froschbouillon  wuch- 
sen die  Milzbrandbacillen  (die  Verff.  hatten  nur  den  sog.  Mäusemilz- 
brand zur  Verfügung,  d.  h.  Bacillen,  welche  wohl  Mäuse,  nicht  aber 
Meerschweinchen  und  Kaninchen  tödteten),  ohne  in  ihrer  Virulenz 
gegenüber  der  Maus  beeinträchtigt  zu  werden.  Da  die  immunisirende 
Wirkung  des  Froschkörpers  durch  Siedehitze  zerstört  wird,  so  nah- 
men die  Verff.  Froschblut  als  Nährsubstrat.  Die  2 bis  3 Tage 
darin  gewacl  senen  Bacillen  verimpften  sie  auf  Mäuse.  Diese  wurden 
etwas  krank,  starben  aber  nicht,  während  die  Kontrollmäuse,  welche 
aus  Gelatinekulturen  geimpft  waren,  zu  Grunde  gingen.  26  Mäuse 
mit  Froschblutkultur  geimpft,  starben  nicht,  13  Kontrollmäuse  aus 
Gelatinekultur  starben  prompt.  Von  den  26  Mäusen  impften  sie  10 
nach  einigen  Wochen  mit  Kartoffelkulturen.  Sie  starben  alle  — aber 
erst  nach  3—6  Tagen,  während  die  Kontrollthiere  nach  2 Tagen 
starben.  Sie  waren  demnach  etwas  widerstandsfähiger  geworden. 

Die  Verff.  haben  dann  weiter  in  Froschblutserum  und  auf  Frosch- 
blutkuchen Milzbrandbacillen  kultivirt  und  mit  den  Kulturen  Mäuse 
geimpft.  Alle  Thiere,  welche  mit  den  Kulturen  geimpft  wurden,  blieben 
am  Leben  bis  auf  eine,  welche  mit  Blutkuchenkultur  geimpft  war. 

Sie  haben  dann  weiter  Kulturen  in  Blut,  Blutserum  und  Blut- 
kuchen von  weissen  Ratten  und  Hunden  (milzbrandimmun), 
sowie  von  Kaninchen  (nicht  immun)  angestellt  und  mit  denselben 
Mäuse  geimpft.  Die  Kulturen  in  den  Substraten  aus  den  immunen 
Thieren  tödteten  die  Mäuse  nicht,  wohl  aber  die  Kulturen  in  dem 
Kaninchenblut. 


26  Schutzimpfung,  küustl.  Infektionskrankheiten,  Entwickelungshemmung  etc 


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3 | 
> ° 

Datum  der 
Milzbrand- 
Impfung 

Versuchs- 

thiere 

Menge  des 
iujizirten 
Blutes 

Zeit  der 
Blutinjektion 

Ausgang  der 
V ersuchs- 
thiere 

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77 

17 

72  „ vor  ,, 

Gesund 

17 

77 

77 

+ 

33 

24/1 

2 

77 

0,5 

17 

71 

120  ,,  99  9 1 

Tod  durch 
Milzbrand/26/^ 

77 

71 

1f 

34 

28/1 

3 

77 

0,5 

17 

17 

5 „ nach  ,, 

Gesund 

77 

77 

71 

+ 

35 

28/1 

3 

71 

0,5 

77 

77 

72  „ vor  „ 

17 

77 

77 

7* 

+ 

86 

29/1 

29/1 

2 

77 

0.5 

7» 

„ 

5 99  nach  99 

77 

77 

77 

77 

+ 

57 

1 

0,5 

77 

3 91  91  91 

77 

77 

77 

77 

+ 

38 

31/1 

1 

77 

0,5 

77 

» 

72  „ vor  „ 

11 

77 

71 

7) 

+ 

39 

31/1 

1 

77 

0,5 

77 

77 

120  ,,  9)  99 

Tod  durch 
Milzbrand  (*/,) 

79 

97 

77 

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Versuchs- 


Schutzimpfung,  kiinstl.  Infektionskrankheiten,  Entwickolungsbemmung  etc.  27 


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2 a 

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Datum  der 
Milzbrand- 
Impfung 

Versnchs- 

thiere 

Menge  des 
injizirten 
Blutes 

Zeit  der 
Blutinjektion 

Ausgang  der 
Versuchs« 
thiere 

Ausgang  der 
Eostroll- 
thiere 

Resultat  1 

— i 

40 

31/1 

1 

Maus 

0,5  Gtt  Hunds- 
blutserum 

24  St.  vorMilz- 
brandim- 
pfung 

Gesund 

Tod  durch 
Milzbrand 

4- 

1 

i 

41 

1/2 

l 

7» 

0,5 

7?  7) 

dicht  nach 
Milzorand- 
impi'ung 

75 

77 

75 

»» 

+ 

42 

1/2 

1 

71 

0,5 

>7  7» 

5 bt-  yy 

77 

75 

75 

77 

+ 

43 

1/2 

1 

57 

0,5 

7?  »I 

^ 77  77  57 

Tod  durch 
Milzbrand  (al3) 

77 

77 

77 

44 

5/2 

2 

77 

3 

„ Hunds- 
blutserum 
gefüttert 

dieüt  yy  yy 

„ „ „ d) 

77 

77 

77 

45 

5/2 

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77 

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77  >7  77 

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71 

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77 

77 

77 

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17 

6/2 

1 

77 

7 

77  77  77 

77  77  77 

77  77  77  ( 77  ) 

77 

77 

>7 

— 

«8 

8/2 

1 

77 

0,5 

,,  Hunds- 
blutserum 
(inject.) 

77  77  77 

Gesund 

77 

77 

77 

+ 

19 

8/2 

1 

77 

0,5 

„ Hunds- 
blutserusn 
1 Stunde 
auf  45®  C 
erwärmt 

77  77  77 

Tod  durch 
MilzbrandX10/,) 

77 

17 

77 

50 

8/2 

1 

7* 

0,5 

» Fer- 
ment? aus 
Hundsblut- 
serum 

77  77  77 

77  77  77  (l?) 

57 

77 

77 

Nunmehr  gingen  sie  dazu  über,  Mäusen  gleichzeitig  mit,  vor  und 
nach  der  Infektion  Blut  oder  Blutserum  von  immunen  Thiereu  subkutan 
zu  injiziren. 

10  Tropfen  und  4 Tropfen  Froschblut  wurden  je  2 Mäusen  nach 
der  Milzbrandimpfung  injizirt.  Alle  Mäuse  starben  nach  1 — 2 Tagen, 
doch  fanden  sich  nur  an  der  Impfstelle  Bacillen,  nicht  aber  in  den 
inneren  OrganeD,  wie  bei  den  Kontrollthieren.  Die  Verff.  gingen  deshalb 
mit  der  Dosis  herab  und  nahmen  nur  1 Tropfen  Froschblut  bzw.  Frosch- 
blutserum. Alle  Thiere  blieben  am  Leben.  Ebenso  wirksam 
erwies  sich  0,5  Tropfen  Hundeblutserum.  Alle  Thiere  überleb- 
ten, wenn  ihnen  in  der  Zeit  von  72  Stunden  vor  bis  5 Stunden  nach 
der  Infektion  die  Blutinjektionen  gemacht  waren.  Frühere,  120  Stun- 
den z.  B.  vor,  oder  spätere,  7 Stunden  nach  der  Infektion  gemachte 
Injektionen  konnten  die  Thiere  nicht  retten.  Die  nebenstehende 
Tabelle  bietet  eine  vortreffliche  Uebersicht  der  angestellten  Versuche. 

Wurde  das  Blut  auf  45  0 1 Stunde  erwärmt,  so  verlor  es  seine 
heilende  Kraft,  ebenso  wenn  mit  Magendarmsaft  von  Mäusen  zu- 
sammengebracht. In  der  Kälte  aufbewahrt,  behielt  das  Blutserum 
seine  Wirkung  wochenlang. 

Weiter  konstatirten  die  Verff.,  dass  von  7 durch  Milzbrand- 
impfung und  Blutinjektion  immun  gemachten  Mäusen,  nachdem  sie  mit 
wirksamem  Milzbrand  einige  Wochen  später  geimpft  waren,  6 
am  Leben  blieben  und  nur  eine  starb. 


2S  Schutzimpfung,  künstl.  Infektionskrankheiten,  Entwickelungshemraung  etc. 


Das  Blut  der  Rüsselschildkröte,  ebenso  wie  das  Rinderblut  hatte 
keine  abschwächende  Wirkung  auf  Milzbrandbacillen. 

Die  Verfl.  schlossen  aus  ihren  Versuchen:  „dass  das  Blut 
milzbrandiramuuer  Thiere  (Frosch,  Hund,  weisse  Ratte)  nicht  nur  die 
Eigenschaft  hat,  im  Thierkörper  selbst  Milzbrandgift  abzuschwächen, 
sondern  auch  ausserhalb  des  Thierkörpers  und  vor  allem  im  fremden, 
nicht  immunen  Thierkörper,  der  dadurch  eine  gewisse  Zeit  immun 
wird.“ 

Auf  welche  Substanz  jene  milzbrandabschwächende  Eigenschaft 
des  Blutes  zurückzuführen  ist,  wissen  die  Verif.  nicht. 

Sie  ziehen  aber  aus  ihren  Versuchen  folgenden  Schluss:  „Da  unsere 
Versuche  bei  Mäusen  innerhalb  einer  gewissen  Zeit  sowohl  thera- 
peutisch als  prophylaktisch  ziemlich  sichere  positive  Resultate  ergebeu, 
so  darf  mau  hoffen,  dieselben  in  derselben  Weise  mit  Nutzen  bei 
dem  epidemischen  Milzbrand  anderer  Thiere  zu  verwenden,  wenn 
man  für  die  letzteren  durch  das  Experiment  die  wirksame,  aber  nicht 
schädliche  Menge  des  Blutes  oder  Serums  milzbrandimmuner  Thiere 
festgestcllt  hat.  Auch  für  andere  Infektionskrankheiten  dürfte  das- 
selbe Prinzip  sich  verwenden  lassen.“ 

Weiter  berichten  dann  die  Verff.  noch  über  Versuche  an  Ka- 
ninchen und  Meerschweinchen,  nachdem  sie  in  den  Besitz  von  viru- 
lentem Milzbrandmaterial  gekommen  waren.  Ein  Meerschweinchen 
von  400  g erhielt  20  Tropfen  mit  physiolog.  Kochsalzlösung  ver- 
dünnten Froschblutes  (von  6 Fröschen)  subkutan  unmittelbar  nach 
einer  Impfung  mit  virulentem  Milzbrand.  Es  erkrankte  leicht  — 
blieb  gesund. 

Ein  zweites,  370  g,  erhielt  2 ccm  defibrinirten  Hundeblutes 
auf  der  anderen  Seite  nach  der  Infektion.  — Es  erkrankte  leicht  — 
blieb  gesund.  Das  Kontrollthier  starb  nach  2 Tagen  an  Milzbrand. 

Ein  Kaninchen , 1500  g.  erhielt  8 ccm  defibrinirtes  Hundeblut, 
ein  zweites,  1600  g,  4 ccm  desselben.  Das  erste  erkrankte  ganz 
ieicht,  das  zweite  etwas  schwerer,  am  dritten  bezw.  vierten  Tage 
waren  sie  wieder  munter. 

Als  sämmtliche  Thiere  nach  einigen  Wochen  mit  virulenten  Milz- 
brandbacillen wieder  geimpft  wurden,  blieben  alle  gesund. 

Endlich  haben  die  Verff.  noch  die  Menge  Hundeblutserums  be- 
stimmt, welche  bei  Mäusen  zum  Schutze  genügt.  Von  4 Mäusen 
erhielt  unmittelbar  nach  der  Impfung 

die  erste  0,5  Tropfen  mit  0,6  NaCUösung  doppelt,  verdünnt 
die  zweite  0,25  „ „ 0,6  „ dreifach  „ 

die  dritte  0,125  „ „ 0,6  „ „ „ 

die  vierte  diente  zur  Kontrolle. 

Maus  3 und  4 starben.  Mithin  erwiesen  sich  0,25  Tropfen 
Hundeblutserums  auf  10  g Maus,  d.  h.  1 Theil : 800  Körpergewicht 
als  ausreichend,  deD  Tod  an  Milzbrand  zu  verhüten. 

(Schluss  folgt.) 


Schutzimpfung,  künstl.  Infektionskrankheiten,  Entwickeiangshemmang  etc.  29 


Petruscliky , J.,  Der  Verlauf  der  Phagocyten-Contro- 
verse.  (Fortschritte  d.  Medicin.  Bd.  VIII.  1890.  No.  12.) 
Hueppe,  F.,  Bemerkungen  zu  Petruschky’s  Mittheilung 
in  No.  12  d.  Zeitschrift  über  den  Verlauf  der  Phago- 
cytencontroverse.  (Fortschr.  d.  Med.  Bd.  VII!.  1890.  No.  13.) 
Petruschky,  J.,  Entgegnung  auf  F.  Hueppe’s  „Bemer- 
kungen u.  s.  w.“  in  No.  13  d.  Zeitschrift.  (Fortschr.  d. 
Med.  Bd.  VIII.  1890.  No,  15.) 

Hueppe  hatte  in  No.  9 der  Fortschritte  der  Medicin.  Bd.  VIII 
ein  Referat  über  7 im  Jahre  1889  erschienene  Arbeiten,  welche  die 
Frage  der  natürlichen  Immunität  behandeln,  veröffentlicht  und  in 
dessen  Schlusssatz  gesagt:  „Nach  den  diesmal  referirten  Arbeiten 
scheinen  demnach  extracelluläre  Einflüsse  bei  der  Vernichtung  der 
Bacillen  im  Innern  des  thierischen  Körpers  als  allgemeine  Schutz- 
vorrichtungen gegen  Mikroorganismen  wirklich  in  Betracht  zu  kom- 
men, aber  diese  Einflüsse  sind  zu  allgemeiner  Art,  um  die  Immunität 
oder  Disposition  von  Rassen  und  Individuen  irgendwie  verständlich 
zu  machen.  Ferner  ergeben  sich  ganz  zweifellos  cellulare  und  spezi- 
fisch ausgebildete  Einflüsse,  unter  denen  die  von  Metschnikoff 
hervorgetretene  uds  als  Ausgangspunkt  hingestellte  Phagocytose  noch 
immer  zweifellos  die  erste  Stelle  einnimmt.“ 

Verf.  wendet  sich  gegen  diesen  Passus,  indem  er  nachzuweisen 
sucht,  dass  die  Bemerkungen  Hueppe’s  keineswegs  die  Ergebnisse 
der  referirten  Arbeiten  darstellen,  und  Hueppe’s  Ansicht  über  die 
Bedeutung  der  Metschnikoff 'sehen  Theorie  nicht  im  entferntesten 
als  Ergebniss  der  neueren  Arbeiten  gelten  kann. 

Schon  die  Arbeiten  von  Behring,  Nuttall  und  G.  Frank 
hätten  statt  der  Phagocytose  biochemische  Prozesse  im  Körper  als 
Grund  der  Immunität  in  Anspruch  genommen.  Verf.  hätte  dann  ge- 
zeigt, dass  der  blutleere  Frosch  auch  ohne  Phagocyten  gegen  Milz- 
brand immun  bleibt.  Arbeiten  von  Nissen,  Büchner,  Verf., 
Lubarsch,  Fahrenholtz,  Baum  garten,  Czaplewski,  Vos- 
win  kel  hätten  weiter  dazu  beigetragen,  die  Phagocytenlehre  zu  unter- 
graben, deren  Vertheidigungsversuche  durch  Metschnikoff  nicht 
glücklich  gewesen  wären.  Auch  die  vermittelnde  Ansicht  Buchner’s, 
dass  die  Fresszellen  als  Mitursache  der  Immunität  neben  den  Ein- 
flüssen der  Körpersäfte  ir  Betracht  kommen,  hält  Verf.  nicht  mehr 
für  zulässig,  und  zwar  aus  folgenden  drei  Gründen: 

1)  „weil  in  empfänglichen  Thieren,  in  deren  Säften  die  Bacillen 
zu  gedeihen  vermögen,  die  Leukocyten  überhaupt  keinen  Angriff  auf 
dieselben  versuchen ; 

2)  weil  in  den  immunen  Thieren  die  Bacillen  sich  gewisser- 
maassen  in  einer  für  sie  irrespirablen  Atmosphäre  befinden,  in  der 
sic  auch  ohne  Leukocyten  bald  zu  Grunde  gehen,  jedenfalls  nicht  im 
Sinne  Metschi  ko  ff ’s  an  irgend  welchem  „Kampfe“  mit  den  Leuko- 
cyten befähigt  sind; 

3)  weil  in  dern  einzig  bekannten  Falle,  in  welchem  die  ur- 
sprünglich irrespirabie  Atmosphäre  in  eine  für  die  Bakterien  respirable 
verwandelt  werden  kann  — im  erwärmten  Frosch  nämlich  — die 
noch  nicht  völlig  abgestorbenen  Bacillen  wieder  aus  ihrer  Starre  er- 


30  Schutzimpfung,  künstl.  Infektionskrankheiten,  Entwickelungsbemmung  etc. 


wachen  und  trotz  der  Leukocyten,  ja  selbst  in  Leukocyten  (wie  schon 
Koch  nachwies)  zu  wachsen  vermögen,  ln  diesem  Zusammenhänge 
wird  das  Hineingelangen  noch  lebender  Baciiien  iu  Leukocyten,  welche 
die  Gefährlichkeit  der  letzteren  beweisen  sollte,  gerade  umgekehrt 
zum  Beweise  für  ihre  Harmlosigkeit"  — 

Hueppe  bemerkt  dagegen,  dass  er  keineswegs  über  die  Ar- 
beiten des  Jahrgangs  1889,  sondern  nur  über  einige  Arbeiten  aus 
dem  Jahre  1889  referirt  habe,  und  dass  er  gegenüber  der  sehr  ein- 
seitigen Berücksichtigung,  die  der  chemische  Theii  in  einigen  dieser 
Arbeiten  gefunden,  es  für  angezeigt  gehalten  habe,  „auf  das  celluläre 
Moment  besonders  hinzuweisen,  was  ohne  der  Objektivität  zu  schaden 
sehr  wohl  möglich  war“. 

H.  gibt  die  chemischen  Einflüsse  der  Gewebssäfte  auf  die  Bak- 
terien zu,  behauptet  aber,  dass  sie  für  sich  allein  das  verschiedene 
Verhalten  der  einzelnen  Thierspezies  zu  den  Bacillen  nicht  zu  erklären 
vermögen,  sondern  dass  die  Wirkungen  der  Zellen  hinzukommen 
müssen.  Wäre  das  Serum  allein  bakterientödtend  oder  nicht,  so 
müsste  das  Serum  der  immunen  Thiere  auch  ausserhalb  des  Körpers 
derselben  die  Bakterien  vernichten,  dasjenige  der  nicht  immunen  ihnen 
dagegeu  Zusagen,  während  in  Wirklichkeit  auch  das  letztere  den 
Bakterien  nicht  günstig  sei.  Auf  alle  Fälle  hält  H.  eine  definitive 
Stellungnahme  für  oder  gegen  die  Phagocyteniehre  für  verfrüht. 

Er  weist  ferner  darauf  hin,  dass  er  für  seine  Person  durchaus 
nicht  die  biochemische  Seite  der  Frage  unterschätze,  was  schon  daraus 
zu  schliesen  sei,  dass  die  Arbeiten  von  Holschewnikoff  über 
Schwefelwasserstoffbildung  durch  Bakterien  und  seine  und  Wood’s  Ar- 
beit über  die  Cholerabakterien  ja  aus  seinem  Laboratorium  hervorge- 
gangen  seien. 

H.  ist  entschieden  der  Ansicht,  „dass  die  Phagocyten  thatsäch- 
lich  lebende  und  vollvirulente  Bakterien  aufnehmen  können,  dass 
nach  dieser  Hinsicht  zweifellose  Unterschiede  zwischen  immunen  und 
disponirten  Thieren  bestehen.“ ....  „Die  biochemischen  Untersuchungen 
von  1889“,  bemerkt  H.  schliesslich,  „lehren  von  Neuem,  dass  man 
mit  der  chemischen  Theorie  allein  auf  Abwege  geräth,  wenn  das 
biologisch-cellulare  zu  sehr  aus  dem  Gesichtskreis  verschwindet.“ 

In  seiner  Entgegnung  verzichtet  Petruschky  auf  eine  ausführ- 
lichere Erwiderung  gegenüber  den  Bemerkungen  Hueppe’s  und 
wendet  sich  nur  gegen  dessen  Ansicht,  dass  die  Leukocyten  lebhafter 
lebende  Bakterien  aufzunehmen  scheinen,  als  todte.  Seinen  Er- 
fahrungen nach  haben  die  lebenden  Milzbrandbacillen  eine  gewisse 
„Klebrigkeit“,  die  den  todten,  bez.  den  kürzlich  abgetödteten  fehlt, 
eine  Klebrigkeit,  vermöge  deren  sie  besonders  leicht  an  den  Leuko- 
cyten haften  bleiben.  Dies  genüge  zur  Erklärung  der  von  Hueppe 
hervorgehobenen  Erscheinung.  P.  erklärt  sieh  durch  die  Wirkuug 
der  bakteriellen  Stoffwechselprodukte  das  Ausbleiben  der  Phagocytose 
in  empfänglichen  Thieren,  während  in  immunen,  wo  die  Bakterien 
diese  Stoffwechselprodukte  nicht  zu  erzeugen  vermögen,  dieselben  der 
Phagocytose  anheimfallen. 

Bezüglich  der  von  H.  geleugneten  Unterschiede  in  der  bak- 


Schutzimpfung,  künstl  Infektionskrankheiten,  E.nfwickeluagshemtnung  etc.  31 


terientödtenden  Wirkung  des  Serums  immuner  und  nichtimmuner 
Thiere  weist  P.  auf  die  Arbeit  von  Behring  und  Nissen  hin. 

Ais  Hauptargument  gegen  die  Phagocytentheorie  hebt  P. 
schliesslich  nochmals  den  Umstand  hervor,  „dass  die  Bakterien  nicht 
nur  im  Blutserum  des  Reagirglases,  sondern  vor  allem  in  der  Säfte- 
masse des  immunen  Thierkörpers  auch  ohne  Zelleneinfiuss  zu  Grunde 
gehen  oder  pathologische,  dem  Thiere  unschädliche  Wuchsformen 
treiben.“  M.  Kirchner  (Hannover). 


Lubarseh.  ö..  Ueber  die  Ursachen  der  Immunität.  (Fort- 
schr.  d.  Med.  Bd.  VIII.  1890.  No.  17.) 

Die  vom  Bef.  besprochenen  Arbeiten  Petrusch ky’s  und 
Hueppe’s  über  die  Phagocytenkontroverse  veranlassen  den  Verf., 
weil  er  sich  von  jenen  Forschern  missverstanden  sieht,  seinen 
Standpunkt  zu  dieser  Frage  scharf  zu  präcisiren.  Er  sagt  zunächst, 
dass  Petruschky  „zwei  Punkte  vermengt,  welche  bisher  von  den 
meisten  Forschern  mit  Recht  aus  einander  gehalten  werden;  nämlich 
die  Frage,  ob  wesentlich  biochemische  Einflüsse  die  Immunität  ver- 
mitteln oder  nicht,  und  die,  ob  es  sich  bei  der  Widerstandsfähigkeit 
eines  Thieres  gegen  Bakterien  um  einen  wirklichen  Kampf  handelt“. 
Die  Anschauung  Baumgar ten’s  und  seiner  Schüler,  dass  M e t s c h‘- 
nikoff  biochemische  Einflüsse  ganz  leugne,  weisst  Verf.  als  unrich- 
tig zurück  und  betont,  dass  ihm  kein  einziger  Untersucher  bekannt 
sei,  „welcher  nicht  stets  und  von  vornherein  zugegeben  hätte,  dass 
biochemische  Vorgänge  eine  wesentliche  Rolle  bei  der  Immunität 
spielen“.  Dass  sich  aber  die  chemische  Theorie  mit  der  Auflassung 
der  Immunität  als  eines  Kampfes  v/ohl  vereinigen  lassen,  dafür  führt 
Verf.  die  Autoritäten  von  Flügge,  Emmerich,  di  Mattei  an. 

Nach  Ansicht  L.’s  sind  die  wichtigsten  Streitfragen  augenblicklich : 

1)  „Sind  die  die  Immunität  vermittelnden  Stoffe  in  dem  Körper 
natürlich  immuner  oder  immunisirter  Thiere  von  vornherein  bezw. 
dauernd  vorhanden  oder  werden  sie  erst  erzeugt,  wenn  der  Thier- 
körper infiziri  wird?“ 

2)  „Werden  diese  Stoffe  nur  durch  bestimmte  Körperzelleu  bereitet?“ 

Die  erste  Frage  ist  seiner  Meinung  nach  vor  der  Hand  allgemein 

überhaupt  nicht  zu  beantworten : einmal , weil  unter  den  Begriff 
der  Immunität  sehr  komplizirte  und  verschiedenartige  Vorgänge 
zusauimeugefasst  werden;  zweitens,  weil  bei  der  einen  Reihe  von 
Bakterienkrankbeiten  wesentlich  die  chemischen  Produkte  der  Bak- 
terien die  Erkrankung  verursachen,  bei  anderen  dagegen  die  Bak- 
terien direkt  die  Zellen  schädigen;  endlich,  weil  die  Dinge  verschieden 
liegen,  je  nachdem  es  sich  um  Allgemeininfektiou  oder  um  l.okal- 
krankheit  handelt. 

Die  Behauptung  Petrusc.hky’s,  dass  Verf.  die  Zellkampf- 
theorie „mit  besonderer  Betonung“  völlig  fallen  gelassen  habe,  weist 
Verf.  energisch  zurück  und  führt  eine  Reihe  von  Versuchen  an , die 
im  Original  nachzulesen  sind,  und  die  ihn  veranlassen,  zum  min- 
desten für  die  Immunität  des  Frosches  gegen  Milzbrand  die  Kampf- 
iheorie  für  sehr  wahrscheinlich  zu  halten. 


32  Schutzimpfung,  küustl.  Infektionskrankheiten,  Entwickelungsbeinmuog  etc. 


Bezüglich  der  zweiten  Frage  hält  Yerf.  es  für  verfrüht,  die  bakterien- 
tödtenden  Eigenschaften  des  Serums  für  die  Erklärung  der  Immunität 
zu  benutzen  und  nach  der  Natur  der  bakterientödtenden  Substanzen 
im  Blute  zu  forschen.  Verf.  wendet  sich  hier  gegen  die  Arbeiten 
von  Behring  und  Nissen,  was  im  Orginal  nachzulesen  ist. 

Er  fasst  seine  Ansichten  in  die  folgenden  Schlusssätze  zusammen: 

1)  „Erscheint  es  bis  jetzt  unmöglich,  auch  nur  für  eine  Bakterien- 
krankbeit eine  allgemeine  Erklärung  der  Immunität  zu  geben.“ 

2)  „Für  gewisse  Fälle  erscheint  es  sehr  wahrscheinlich,  dass  die 
Immunität  durch  eine  Wechselwirkung  zwischen  Zellen  und  Bakterien 
bedingt  ist,  wobei  es,  wie  ich  im  Gegensätze  zu  Metschnikoff 
annehme,  wesentlich  darauf  ankommt,  wie  das  Verhältniss  bereits 
ausserhalb  der  Zellen  sich  gestaltet.“ 

3)  „Ist  eine  von  den  Körperzellen  unabhängige  bakterientödtende 
Eigenschaft  des  zirkulirenden  Blutes  bis  jetzt  so  gut  wie  unbewiesen.“ 

M.  Kirchner  (Hannover). 

Campana,  EL,  La  crisarobina  sopra  alcuni  fermenti  e 
sopra  alcuni  schizomiceti  patogeni.  (La  Riforma  med. 
VI.  1890.  No.  116.  p.  693.) 

Das  Chrysarobin  scheint  nach  des  Verf.’s  Untersuchungen  auf 
Schizo-  und  Blastomyceten  keine  entwickelungshemmende  Wirkung 
auszuüben. 

Es  wurden  junge  Kulturen  mit  dem  in  Terpentinöl  oder  in  Aether 
gelösten  Mittel,  mit  Suspensionen  in  Wasser  und  mit  dem  trockenen 
Pulver  behandelt.  Nur  Sarcina  lutea  zeigte  eine  geringe  Ver- 
zögerung im  Wachsthura  gegenüber  der  Kontrollkultur.  Die  anderen 
untersuchten  Mikroorganismen:  Staphylococcus  pyogenes 

aureus  und  citreus,  rosa  und  schwarze  Hefe,  Bac.  pyocyaneus, 
cinnabareus,  violaceus  uDd  einige  andere  chromogene  Spalt- 
pilze blieben  vom  Chrysarobin  gänzlich  unbeeinflusst. 

Kräl  (Prag). 


Neue  Litteratur 

znsamraengestellt  von 

Dr.  Abthor  Wörzburg, 

Bibliothekar  im  Kaiserlichen  Gesundheitsamts  in  Berlin. 


Allgemeines  über  Bakterien  und  Parasiten. 

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Neue  Litteratur. 


33 


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Beziehungen  der  Bakterien  und  Parasiten  zur  belebten  Natur. 

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Exanthematische  Krankheiten. 

(Pocken  [Impfung],  Flecktyphus,  Masern,  Röihcln,  Scharlach,  Friesei,  Windpocken.) 

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IX.  Bd. 


3 


34 


Nene  Litteratur. 


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W undinfektionsk  rankheiten 

(Eiterung,  Phlegmone,  Erysipel,  acutes  purulentes  Oedem,  Pyämie,  Septikämie, 
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Braatz,  E.,  Die  Bedeutung  der  Anaerobiose  für  die  Wundheilung  und  für  die  allgemeine 
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Neue  Litterafur. 


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3* 


86 


Nona  Litteratur. 


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1 sb.  6 d. 


Schutzimpfungen,  künstliche  Infektionskrankheiten,  Entwicke- 
Inngshemmang  und  Vernichtung  der  Bakterien  mit  besonderer 
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(Deutsche  medic.  Wochensehr.  1390.  No.  47.  p.  1078 — 1078.) 

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Eocb’schen  Heilverfahrens  gegen  Tuberculose  gemachten  Wahrnehmungen.  (Oester- 
reich. Sanit.-Wesen.  1890.  No.  49.  p.  745 — 748.) 

Berichte  über  das  Koch’sche  Heilverfahren.  I.  Medicinische  Universitätsklinik  (Kora- 
nyi).  — II.  Medicinische  Klinik  (Kdtlij.  — Interne  Abtheilung  des  Israeliten-Spitals 
(Stiller).  — Rochus-Spital  (Kuller).  — Chirurgische  Abtheilung  des  Israeli ien-Spitals 
(B&ron).  — Dermatologische  Abtheiluug  der  Poliklinik  (Havas).  (Pest,  med.-thir. 
Presse.  1890.  No.  49  p.  1163—1161.) 

Berichte  über  das  Koch'sche  Heilverfahren.  I Medicinische  Universitäts-Klinik  (Xora- 
nyi).  — Dermatologische  Abtheüung  der  Poliklinik  (H&Vas).  — II.  Chirurgische  Uni* 
versitäts-Klinik  (Lumniczer)  (Pest,  med.-ehir.  Presse.  1890.  No  60.  p 117  7 — 1180.) 

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Anwalt. 


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S&nchez- Toledo  et  Veillor),  De  la  presence 


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San  Martin,  J.,  Investigaciones  espectro- 
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Bespaignes,  V. , Nouveau  regulärem  pouf 
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krankheiten, Entwicklungshemmung 
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Loefller,  Neuere  Arbeiteu  über  Immunisi- 
rungs-  bezw.  Heilnugsversuche  bei  Thie- 
ren  gegenüber  der  Infektion  mit  Milz- 
brand-, Tetanus-  und  Diphtherie-Bacillen, 
p 25. 

Lubarsch.  0.,  Ueber  die  Ursachen  der  Im- 
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Petruschky,  J.,  Der  Verlauf  der  Phagocy- 
ten-Controverse,  p.  29. 

Hueppe,  I’.,  Bemerkungen  zu  Petruschky’s 
Mittheilung  in  No.  12  d.  Zeitschrift  über 
den  Verlauf  der  Pbagocytencoutroveise, 
p 29. 

Petruschky,  J.,  Entgegnung  auf  F.  Huep- 
pe’s  ,, Bemerkungen  u.  s.  w “ iu  No.  13 
d.  Zeitschrift,  p 29 

Neue  Litteratur,  p.  32. 


frommannsche  Buchdruckere.  (Hermann  i’ohle)  in  Jena. 


Bakteriologie  und  Parasitenkunde. 

In  Verbindung  mit 

Gei.  Hofr.  Prof.  Dr.  Lerntet  ui  Professor  Dr.  Löffler 

in  Leipzig  in  Greifswald 

herausgegeben  von 

Dr.  O.  ühlworm  in  Cassel. 


Verlag  von  Gustav  Fischer  in  Jena. 


IX.  Band.  -O-  Jena,  den  19.  Januar  1890.  — &-  No.  2. 


Original  - Mittheilungen. 

Xfeber  die  Nothwendigkeit  und  die  beste  Art  der 
Sputumdesinfektion  bei  Lungentuberculose. 

[Aus  der  Hygienischen  Untersuchungsstelle  des  X Armeecorps  zu 

Hannover.] 

Von 

Dr.  Martin  Kirchner, 

Stabsarzt. 

Mit  1 Abbildung. 

(Schluss.) 

Wenn  es  daher  auch  seit  dem  Augenblicke,  wo  man  die  Gefähr- 
lichkeit des  tuberculösen  Auswurfs  erkannte,  an  mancherlei  Vorschlä- 
gen zur  unschädlichen  Beseitigung  desselben  nicht  gefehlt  hat,  so 
haben  doch  mancherlei  Umstände  allmählich  dahin  geführt,  von  einer 
Desinfektion  der  Sputa  ganz  Abstand  zu  nehmen.  Abgesehen  von 
der  eben  dargelegten  Unwirksamkeit  der  meisten  chemischen  Des- 
infektionsmittel kam  in  erster  Linie  in  Betracht,  dass  bei  einer  so 
langwierigen  Krankheit,  wie  die  Phthisis,  die  Beschaffung  der  Des- 
infektionsmittel für  die  Mehrzahl  der  Kranken  auf  die  Dauer  zu 
kostspielig  wird,  und  dass  die  stetige  Verwendung  so  grosser  Mengen 
der  nicht  indifferenten  Mittel  auch  Gefahren  mit  sich  bringt. 

Der  Coruet’sche  Rath,  den  Auswurf  in  SpuckDäpfen  oder  Glä- 
sern, die  mit  feuchten  Sägespänen  oder  einfach  mit  Wasser  gefüllt 
sind,  aufzufangen,  hat  jetzt  wohl  allgemeine  Beachtung  gefunden  und 
wird  auch  in  Kasernen  und  Militärlazarethen  strenge  befolgt.  Für 

IX  Bd.  4 


42 


Kirchner, 


ambulante  Kranke  hat  die  bekannte  Dett  weiler’sche  Spuckflasche 
Anerkennung  und  vielfache  Anwendung  gefunden. 

Die  gewaltige  Tenacität  der  in  dem  Auswurfe  enthaltenen  Tu- 
berkelbacillen — sie  widerstehen  der  Fäulniss  nach  Schill  und 
Fischer  43  Tage1),  dem  Eintrocknen  6 (Koch,  Schill  und  Fi- 
scher) bis  10  (de  Torna)*)  Monate,  Chantemesse  und  Wi- 
rt al3)  fanden  sie  in  sterilisirtem  Seinewasser  noch  nach  70  Tagen 
virulent  — scheint  mir  indessen  eine  Desinfektion  der  Sputa  mit 
Not, h wendigkeit  zu  erheischen.  Denn  wenn  auch  ein  Austrocknen, 
Verstäuben,  kurz  ein  Uebergang  in  die  Luft  den  Bacillen  nicht  mög- 
lich ist,  so  lange  sie  sich  in  der  Flüssigkeit  befinden,  so  sind  sie 
wohl  in  der  Lage,  infizirend  zu  wirken  während  und  nach  der  Reini- 
gung der  Spuckflaschen,  -näpfe  und  -gläser. 

Einen  Vorschlag  zur  Desinfektion  der  Sputa  in  den  Athemwegeu 
selbst  vor  ihrer  Entleerung,  den  Petrescu4)  gemacht  hat,  kann 
man  allerdings  nur  als  ein  Kuriosum  bezeichnen.  Er  hat  einen  Ap- 
parat angegeben,  dessen  Benutzung  er  für  alle  Phthisiker  obligatorisch 
gemacht  wisseu  will,  der  mit  Desinfizientien  gefüllt  wird,  und  durch 
den  der  Kranke  aus-  und  einathmen  soll,  ein  Apparat,  der  ebenso 
unzweckmässig  als  lästig  für  den  Kranken  ist. 

Für  die  Militärlazarethe  ist  zur  Reinigung  der  Spuckgläser  und 
Spuckuäpfe  Ausspülen  derselben  mit  kochendem  Wasser  vorgeschrie- 
ben. Dies  genügt  indessen  bei  der  Klebrigkeit  der  meisten  Sputa 
zur  unschädlichen  Beseitigung  derselben  nicht.  Meist  sind  die  mit 
der  Reinigung  beauftragten  Wärter  genöthigt,  mit  den  Händen  nach- 
zuhellen, die  dann  bei  mangelhafter  Reinlichkeit  zu  Infektionsträgern 
werden  müssen,  auch  ist  in  der  Regel  das  zum  Ausspülen  bestimmte 
Wasser,  welches  kochend  aus  der  Lazarethküche  empfangen  werden 
soll,  erheblich  abgekühlt,  wenn  es  mit  den  Speigläsern  und  deren 
Inhalt  iu  Berührung  kommt. 

Die  Angabe  Yersin’s5),  dass  die  Tuberkelbaciilen  im  Sputum 
durch  IO  Minuten  langes  Erhitzen  auf  70°  C zu  Grunde  gehen  sollen, 
habe  ich  bei  meinen  Versuchen  nicht  bestätigt  gefunden,  dieselbe 
stimmt  auch  mit  den  grundlegenden  Versuchen  von  Schill  und 
Fischer6)  nicht  überein.  Sie  fanden,  dass  einmaliges,  ja  doppeltes 
Aufkochen  die  Infektiosität  der  Tuberkelbacillen  nicht  aufhebt,  dass 
sie  vielmehr  erst  nach  10  Minuten  langer  Einwirkung  der  Temperatur 
von  100°  C zu  Grunde  gehen. 

Zur  gefahrlosen  Beseitigung  der  phthisischen  Sputa  ist  daher 
meines  Erachtens  die  Desinfektion  der  Spuckgläser  vermittelst  strö- 
menden Wasserdampfes  unbedingt  erforderlich. 

Dieselben  Erwägungen  brachten  3chon  1888  Graue  her  und 
de  Gen  n es")  dahin,  sich  von  Geoesteund  Here  her  einen  Spu- 

1;  1.  e. 

2)  Änuaii  universali  di  ined.  VoJ.  283.  1363 

3)  1 Tub.  Kongress  za  Paris.  1888.  Juii. 

4)  Heber  die  Methode,  um  der  Kontagiösitäl  der  uiherculösen  Sputa  voriubeugen. 
(Ref.  in  Centralbl.  f.  Bakt.  c.  Paras.  V.  188&.) 

5)  Annal.  de  l’Institut  Pasteur.  1888.  No.  2. 

6)  1.  c. 

7)  Sur  la  desinfeotion  des  chracfcoirs  des  luliereuieux.  (Rsv.  d’Eyg.  1888.  No.  3.) 


Heber  die  Sputamdesinfoktion  bei  Lungentuberculose. 


43 


tum-Desinfektionsapparat  bauen  zu  lassen,  der  zwar  zweckmässig  und 
wohlempfehlenswerth , aber  für  die  allgemeinere  Einführung  viel  zu 
kostspielig  ist.  Auch  hat  die  von  diesen  Forschern  gegebene  Anre- 
gung meines  Wissens  nur  wenig  Beachtung  gefunden. 

Zwar  drängt  schon  seit  längerer  Zeit,  hauptsächlich  aber  seit 
der  herrlichen  R.  Koch’schen  Entdeckung  eines  Specificums  gegen 
die  Tuberculose,  die  öffentliche  Meinung  mit  zunehmender  Einmüthig- 
keit  auf  Centralisirung  der  Phthisiker  in  eigenen  Sanatorien  hin,  und 
auch  in  der  Armee  ist  man  dazu  übergegangen,  die  Tuberculösen 
ganzer  Arraeecorps  in  den  grösseren  Lazarethen  an  den  Sitzen  der 
Generalkommandos  zwecks  planmässiger  Behandlung  zu  sammeln. 
So  lange  diese  Maassregel  aber  nicht  überall  durchgeführt  ist,  muss 
ein  zur  Sputumdesinfektion  bestimmter  Apparat  bei  voller  Wirksam- 
keit so  einfach  und  billig  wie  möglich  sein,  um  seine  Einführung  auch 
in  kleinen  Krankenhäusern  und  in  Privathaushai tungeu  zu  gestatten. 

Einen  derartigen  Apparat  anzugeben,  schien  mir  eine  dankens- 
werte Aufgabe  zu  sein,  die  um  so  leichter  zu  lösen  war,  als  wir  in 
dem  Soxhl  et’scheu  Milchkochapparat  ein  sehr  zweckmässiges  Vor- 
bild besitzen.  Es  kam  nur  darauf  an,  dieses  Modell  entsprechend  zu 
vergrössern  und  auf  seine  Wirksamkeit  gegenüber  den  tuberculösen 
Sputis  zu  erproben. 

Ich  liess  mir  von  einem  hiesigen  Klempner  aus  festem  Eisen- 
blech einen  Kessel  anfertigen  von  42  cm  Höhe  und  40,3  cm  Durch- 
messer, dessen  unterster  Theil  jedoch,  der  zum  Einsetzen  in  ein 
Herdloch  bestimmt  ist,  in  der  Höhe  von  6 cm  nur  einen  Durchmesser 
von  29  cm  hat.  An  dem  Kessel  befinden  sich  zwei  derbe  eiserne 
Handgriffe.  Der  Deckel  greift  wie  beim  Koch’schen  Dampfkochtopf 
mit  einer  3,2  cm  langen  Muffe  in  das  Innere  des  Kessels  ein  und 
trägt  zwei  knopfartige  Handgriffe  von  Holz  und  einen  Tubus  zur 
Aufnahme  des  Thermometers.  Für  die  Speigläser  sind  zwei  Einsätze 
bestimmt,  deren  jeder  fünf  Speigläser  aufzunehmen  vermag.  Die  dem 
Soxhlet’schen  Flaschenträger  sehr  ähnlichen  Einsätze  haben  drei 
Füsse;  die  Höhe  des  Einsatzes  einschliesslich  der  4,8  cm  hohen 
Füsse  beträgt  13,6  cm,  der  Durchmesser  derselben  39  cm;  er  be- 
steht aus  zwei  parallel  über  einander  vermittelst  sechs  Säulen  be- 
festigten Blechscheiben , von  denen  die  untere  zahlreiche,  0,4  cm  iin 
Durchmesser  haltende  Löcher  für  den  Durchtritt  des  Dampfes , die 
obere  fünf  kreisförmige  Ausschnitte  von  12,6  cm  Durchmesser  zur 
Aufnahme  des  Speiglases  enthält. 

Das  6 cm  hohe  Bodenstück  fasst  4,4  1,  der  Kessel  bis  zum 
Bodenbrett  des  ersten  Einsatzes  11,6  1 Wasser. 

Die  im  ganzen  X.  Arraeecorps  eingeführten  Speigläser  sind  aus 
weissem  Glase  gefertigt,  12  cm  hoch,  haben  einen  oberen  Durch- 
messer von  11  und  einen  grössten  Umfang  von  37,5  cm;  ihr  grösster 
Durchmesser  in  dem  bauchartig  verdickten  unteren  Theile  be  rägt 
12  cm.  Sie  kosten  beim  Massenbezuge  11  Pfg.  das  Stück. 

Für  die  Aufstellung  des  Apparates  wurde  mir  vom  Chefarzt  des 
hiesigen  Garnisonlazareths,  Herrn  Oberstabsarzt  1.  Kl.  Dr.  Stanj  :ek, 
eine  Theeküche  eingeräumt.  Dort  wurde  der  in  derselben  befir.  che 
ziemlich  primitive  Kochherd  zur  Aufstellung  und  Heizung  des  pa- 
*■  4:'; 


44 


Kirchner; 


Z9  Cm. 


rates  benutzt.  Die  Speigläser  werden  täg- 
lich nach  der  Visite  vermittelst  der  beiden 
mit  derben  Handhaben  versehenen  Einsätze 
von  der  inneren  Station  geholt  und  unter 
Aufsicht  eines  zuverlässigen  Lazarethgehül- 
fen  in  dem  Apparat  desinhzirt.  Nachdem 
sie  von  dem  Augenblicke  ab,  wo  das  Ther- 
mometer 100°  C zeigt,  noch  eine  halbe 
Stunde  lang  darin  gewesen  sind,  werden 
sie  in  die  Wasserleitung  entleert  und  mecha- 
nisch mit  grösster  Leichtigkeit  gereinigt. 

Zur  Früfung  des  Apparates  verwendete  ich  zunächst  Seidenfäden 
mit  Milzbrandsporen , deren  Virulenz  kurz  vor  dem  Versuch  durch 
Impfung  einer  weissen  Maus  erprobt  war.  Vom  Augenblicke  ab,  wo 
die  Temperatur  des  im  Deckel  befestigten  Thermometers  100°  C 
zeigte,  wurden  die  in  den  Kessel  verbrachten  Seidenfäden  15  Minuten 


Ueber  die  Sputamdessnfektion  bei  Lungentubeiculose. 


45 


lang  der  Einwirkung  des  strömenden  Wasserdampfes  ausgesetzt. 
Daun  wurden  je  2 in  Bouillon  in  den  Brütschrank  gebracht,  in  flüs- 
siger Nährgelatine  zu  Esra arch ’ sehen  Rollplatten  ausgerollt  bzw. 
einer  weissen  Maus  unter  die  Haut  au  der  Schwanzwurzel  verimpft. 
Die  Bouillon-  und  Gelatinekulturen  blieben  steril,  die  Maus  blieb 
am  Leben,  während  die  zur  Kontrolle  verarbeiteten,  nicht  sterilisirten 
Seidenfäden  üppige  Kulturen  ergaben  und  die  Maus  in  der  üblichen 
Zeit  von  22  Stunden  tödteten. 

Nunmehr  ging  ich  dazu  über,  den  Apparat  auf  seine  Wirksam- 
keit gegenüber  dein  tuberculösen  Sputum  zu  prüfen.  Von  einem 
durch  die  mikroskopische  Untersuchung  als  sehr  bacilienrcieh  fest- 
gestellten  Auswurf  wurde  ein  etwa  haselnussgrosser  Ballen  in  sterili- 
sirtem  Wasser  gründlich  verrieben,  und  hiervon  eine  Koch’sche 
Spritze  voll  einem  Meerschweinchen  in  die  Bauchhöhle  iujizirt.  Der 
Fest  wurde  in  den  Kessel  gebracht  und  15  Minuten  lang  dem  strö- 
menden Wasserdarapf  ausgesetzt.  Nach  Ablauf  dieser  Zeit  wurde 
eine  Koch’sche  Spritze  davon  einem  zweiten  Meerschweinchen  in 
die  Bauchhöhle  gespritzt.  Das  letztere  Thier  lebt  noch  und  ist  augen- 
scheinlich gesund,  während  das  erstere  am  29.  Tage  nach  der  Im- 
pfung an  schwerer  allgemeiner  Tuherculose  zu  Grunde  ging. 

Die  Wirksamkeit  des  Apparates  ist  durch  diese  Versuche  zur 
Genüge  dargethau,  und  ist  seine  Zweckmässigkeit  durch  seinen  nun- 
mehr schon  Wochen  langen  Gebrauch  im  hiesigen  Garnisonlazareth 
vollauf  bewiesen.  Wir  verwenden  ihn  nicht  nur  zur  Desinfektion  der 
Speigläser,  sondern  auch  zu  der  der  Det  tw e il e r’schen  Speiflaschen, 
welche  mit  Genehmigung  des  Königlichen  Kriegsministeriums,  Medi- 
cinalabtheilung,  für  das  hiesige  Lazareth  angeschafft  worden  sind. 
Bei  der  Desinfektion  der  letzteren  dar!  man,  wie  ich  bemerken  möchte, 
nicht  vergessen,  von  Beginn  der  Desinfektion  den  Deckel  der  Flaschen 
zu  öffnen,  da  dieselben  sonst  springen. 

Die  Anbringung  eines  Wasserstandsrohres  an  dem  Apparat  habe 
ich  nicht  für  nothwendig  befunden,  da  auch  bei  mehr  als  einstündi- 
ger  Benutzung  die  Verdunstung  des  Wassers  eine  mässige  ist  und 
die  im  Kessel  enthaltene  Wassermenge  bei  weitem  nicht  erschöpft. 
Es  genügt  die  Vorschrift,  deu  Apparat  vor  dem  Anheizen  bis  zur 
oberen  Scheibe  des  unteren  Einsatzes  füllen  und  bei  jeder  folgenden 
Benutzung  das  Verdampfte  nachfüllen  zu  lassen. 

Obwohl  zur  Desinfektion  der  Sputa  15,  nach  Schill  und  Fi- 
scher sogar  nur  10  Minuten  genügen,  lasse  ich  die  Gläser  vom 
Augenblicke  ab,  wo  das  Thermometer  100°  C zeigt,  eine  volle  halbe 
Stunde  in  dem  Apparat. 

Der  Preis,  für  den  der  Klempnermeister  G.  Schulze  hierselbst 
mir  den  Apparat  geliefert  hat  — 26  Mark  — ist  etwas  hoch,  doch 
wird  sich  bei  Anfertigung  mehrerer  derartiger  Apparate  der  Einzel- 
preis bedeutend  billiger  stellen. 

Bezüglich  der  Einzelnheiten  des  Apparates  verweise  ich  auf  die 
Zeichnung. 

Als  eine  der  Abhülfe  dringend  bedürftige  hygienische  Einrich- 
tung möchte  ich  die  Spucknäpfe  bezeichnen.  Mögen  sie  nun  aus 
Porzellan  oder  Eisen  hergestellt,,  mögen  sie  mit  Sand,  Sägespänen 


46 


Kirchner,  Heber  die  Sputurmiesiafektion  bei  Lungentuberculose. 


oder  Wasser  gefüllt  sein,  niemals  sind  sie  meiner  Ansicht  nach  im 
Stande,  die  Sputa  so  aufzunehnien,  dass  die  Verbreitung  von  Tuber- 
kelbacillen sicher  vermieden  wird.  In  Wohnräumen  von  Privaten 
dienen  sie  ja  eigentlich  nur  als  Zimmerschmuck,  benutzt  werden  sie 
fast  nie.  Wer  aber  in  Krankenhäusern  und  Kasernen  die  Spuck- 
näpfe gesehen  hat,  die  auf  vielbegangenen  Fluren  und  Treppen  ste- 
hen, der  wird  von  dem  Anblick,  den  sie  darbieten,  wahrhaft  entsetzt 
sein.  Da  der  am  Boden  stehende  Spucknapf  von  dem  Munde  des- 
jenigen, der  ausspuckt,  durchschnittlich  160  cm  entfernt  ist,  so  ge- 
hört immer  ein  gewisser  Grad  von  Aufmerksamkeit  und  Zielvermögen 
dazu,  den  Auswurf  so  zu  dirigiren,  dass  er  in  den  Spucknapf  und 
nicht  neben  demselben  auf  den  Fussboden  gelangt.  Häufig  genug 
habe  ich  Spucknäpfe  gesehen,  deren  Ränder  und  deren  Umgebung 
einen  wahrhaft  ekelhaften  Belag  von  Sputum  zeigten.  Dass  die  ge- 
fahrlose Beseitigung  dieser  Verunreinigungen  erhebliche  Schwierig- 
keiten bereiten  muss,  ist  leicht  einzusehen. 

Aber  auch  reinlich  gehaltene  Spucknäpfe  bereiten  derartige  Schwie- 
rigkeiten. Sind  sie,  wie  jetzt  wohl  allgemein  üblich,  mit  Flüssigkeit 
gefüllt,  so  kommt  es  in  Folge  der  geringen  Tiefe  der  Spucknäpfe  häu- 
fig genug  vor,  dass  beim  Aufheben  derselben  die  in  ihnen  enthaltene, 
mit  Auswurf  vermischte  Flüssigkeit  über  den  Rand  hinwegschwappt 
und  auf  den  Fussboden  gelangt.  Dies  könnte  man  wohl  als  unappetit- 
lich, aber  nicht  als  gefährlich  ansehen,  da  es  sich  ja  in  der  überwiegen- 
den Mehrzahl  der  Fälle  nicht  um  tuberculöses  Sputum  handeln  wird, 
dessen  Verschmierung  also  nicht  gefahrbringend  für  die  Umgebung  ist. 

Dies  ist  kein  Einwand.  Im  Gegentheil,  bei  der  Verbreitung  der 
Phthisis  müssen  wir  annehmen,  dass  gerade  in  öffentlichen  Gebäuden 
— Gerichten,  Gefängnissen,  Schulen,  Kasernen  — von  den  Personen, 
die  die  dort  aufgestellten  Spucknäpfe  benützen,  eine  viel  grössere 
Anzahl  tuberculös  ist,  als  man  gewöhnlich  denkt.  Von  den  wegen 
Tuberculose  in  Behandlung  kommenden  Soldaten  wissen  wir  wenig- 
stens genau,  dass  sie  schon  Wochen  lang  oder  noch  länger  ihr  Lei- 
den mit  sich  herumtragen,  ehe  dasselbe  zur  Kenntniss  des  Arztes 
gelangt.  Und  wenn  dies  schon  beim  Militär  der  Fall  ist,  bei  dem 
eine  stetige  ärztliche  Ueberwachung  jedes  Mannes  stattfindet,  wie 
viel  mehr  muss  man  dies  dann  von  der  Civilbevölkerung  annehmen. 

Spucknäpfe  mit  strömendem  Wasserdampf  zu  desinfiziren  erfor- 
dert grosse  und  kostspielige  Apparate  uüd  ist  schwierig  ausführbar. 

Es  erscheint  mir  daher  am  zweckmässigsten,  in  öffentlichen  Ge- 
bäuden, namentlich  in  Krankenhäusern,  Schulen  und  Kasernen,  über- 
haupt keine  Spucknäpfe  aufzustellen , sondern  an  geeigneten  Stellen 
der  Wand  in  etwa  1 m Höhe  zweckmässig  konstruirte,  zur  Aufnahme 
von  Spuckgläsern  bestimmte  Träger  aus  Eisen  oder  Messing  anzu- 
bringen. Eine  derartige  Einrichtung  habe  ich  im  hiesigen  Clemen- 
iinenhau.se,  einem  überhaupt  höchst  zweckmässig  eingerichteten  Kran- 
kenhause,  das  unter  der  Leitung  des  Rothen  Kreuzes  steht,  gesehen. 
Die  hier  in  der  angegebenen  Weise  an  den  Wänden  der  Korridore 
befestigten  Spuckgläser  sind  aus  Milchglas  angefertigt  und  haben 
einen  mit  einer  centralen  Durchbohrung  versehenen  abnehmbaren 
Milchgiasdeckel.  Eia  am  oberen  Rande  des  Glases  vorspriugender 


K ! 8 i u , Ei«  weiterer  Hei  trag'  z.  Keantniss  d.  Äetiologie  d.  Grouse  Disease.  47 


Rand  ruht  auf  einem  eisernen  Ringe,  der  mittelst  eines  Annes  in 
der  Wand  befestigt  ist.  Ueber  diesem  Spuckglase  befindet  sich  an 
der  Wand  eine  Tafel,  die  die  Aufforderung  trägt,  zum  Ausspucken 
nur  dieses  Glas  zu  benützen.  Das  ist  äusserst  praktisch.  Das  ein- 
zige, was  ich  an  diesen  Gläsern  auszusetzen  habe,  ist  der  Umstand, 
dass  sie  etwas  zu  gross  und  deswegen  schwer  mit  Dampf  desinfizir- 
bar  sind.  Am  meisten  empfehlen  würde  sich  meines  Erachtens,  wenn 
die  auf  den  Korridoren  u.  s.  w.  aufzustellenden  Spückgläser,  die  auch 
meiner  Ansicht  nach  schon  aus  ästhetischen  Gründen  aus  Milchglas 
zu  fertigen  und  mit  Deckel  zu  versehen  wären,  dieselbe  Grösse  hät- 
ten, wie  die  auf  den  Krankenstationen  verwendeten  Spuckgläser  aus 
durchsichtigem  Glase.  Sie  könnten  daun  jeden  Morgen  gleichzeitig 
mit  den  Spuckgläsern  der  Stationen  in  dem  von  mir  angegebenen 
Apparat  mit  strömendem  Wasserdampf  desinfizirt  werden. 

Die  Anschaffung  derartiger  Gläser  und  des  Desinfektionsappara- 
tes in  allen  öffentlichen  Gebäuden,  wo  erfahr ungsgemäss  regelmässig 
ein  grösseres  fluktuirendes  Publikum  verkehrt,  halte  ich  für  eine 
höchst  erstrebenswerthe  Maassregel.  Der  Spucknapf  hat  seit  der  Ent- 
deckung des  Tuberkelbacillus  seine  Existenzberechtigung  verloren. 


Ein  weiterer  Beitrag  zur  Renntniss  der  Äetiologie 
der  Grouse  Disease, 

Von 

Professor  E.  Klein 

in 

London. 

Im  VI.  Band.  No.  2 und  im  VII.  Band.  No.  3 dieser  Zeitschrift 
wurde  gezeigt,  dass  diese  die  Moorhühner  befallende  akute  Infektions- 
krankheit während  des  Frühjahrs  (zwischen  Mitte  April  und  Mitte 
Juni)  grosse  Verheerungen  anrichtet,  und  dass  die  spezifischen  Mi- 
kroben — Bacillus  der  Grouse  Disease  — stets  in  der  entzündeten  Lunge 
und  Leber  und  nur  ausnahmsweise  im  Herzblute  der  an  der  Krank- 
heit erlegenen  Moorhühner  nachweisbar  sind.  Ich  habe  im  letzten 
Jahre  weitere  Notizen  über  diese  interessante  Krankheit  gesammelt, 
die  mir  der  Veröffentlichung  werth  scheinen.  Das  in  obigen  Mit- 
theilungen (Bd,  VI.  No.  2)  konstatirte  Faktum,  dass  in  den  an  der 
Frühjahrsepidemie  erlegenen  Hühnern  die  spezifischen  Bacillen  kon- 
stant aus  den  entzündeten  Lungen  in  Reinkultur  gezüchtet  werden 
können,  wurde  auch  heuer  bestätigt.  In  keinem  dieser  Thiere  konnten 
die  Bacillen  im  Herzblute  nachgewiesen  werden.  Die  aus  der  Lunge 
gewonnenen  Kulturen  wurden  auf  weisse  Mäuse,  Meerschweinchen, 
Ammern  und  Finken  verimpft  und  höchst  virulent  befunden.  Sie  be- 
hielten ihre  volle  Virulenz  in  der  Nährgelatine  und  auf  dem  Agar 
oder  der  Bouillon  nach  mehrmonatlieher  Abimpfung. 

Während  des  abgelaufenen  August,  September,  Oktober  und  An- 
fang November  erhielt  ich  aus  mehreren  Theiien  Schottlands  und 
dein  Norden  Englands  Moorbüliuer,  die  während  dieser  Monate  starben ; 


48 


S in  i th  ; 


bei  der  Sektion  zeigten  sie  dieselbe  doppelseitige  Lungenhyperämie 
und  Lungenentzündung  sowie  auch  die  hochgradige  Hyperämie  der 
Leber,  die  die  Frühjahrsepidemie  kennzeichnet.  Es  wurde  jedoch  in 
Erfahrung  gebracht,  dass  während  des  Spätsommers  und  Herbstes 
nur  wenige  Hühner  auf  den  Hochmooren  erlagen  und  ferner,  dass  auf 
einzelnen  dieser  Hochmoore  die  Frühjahrsepidemie  gar  nicht  geherrscht 
hat.  Bei  allen  während  des  Spätsommers  und  Herbstes  erlegenen  Moor- 
hühnern, die  mir  in  gutem  Zustande  zugekommen  — es  sind  deren 
mehrere  Dutzende  untersucht  worden  — wurden  die  spezifischen  Ba- 
cillen der  Grouse  Disease  von  dem  Herzblute  in  unzähligen  Kolonieen 
und  in  Keinkultui  gewonnen.  In  kultureller  und  morphologischer 
Beziehung  unterscheiden  sich  diese  Blutbacillen  der  Herbstepidemie 
von  den  aus  der  Lunge  der  Moorhühner  in  der  Frühjahrsepidemie 
erhaltenen  gar  nicht,  doch  lassen  sich  in  Bezug  aut  Virulenz  be- 
stimmte Unterschiede  konstatiren.  Während  die  mit  Frühjahrsbacillen 
geimpften  Mäuse  rasch  an  der  Krankheit  erliegen  — das  Blut  ist 
voll  von  den  Bacillen  — bleibt  die  grosse  Mehrzahl  der  mit  den 
Hei  bstbacillen  geimpften  Mäuse  am  Leben.  Von  10  solchen  Mäusen 
staib  eine  nach  3 Tagen,  eine  nach  7 Tagen,  die  übrigen  waren  ruhig 
und  scheinbar  krank  während  der  ersten  2—3  Tage,  erholten  sich 
aber  darauf  vollkommen.  Auch  bei  Ammern  wirken  die  Herbstkul- 
turen schwächer,  indem  diese  Thiere  erst  nach  dem  4.  oder  5.  Tage 
eingeheu;  das  Herzblut  dieser  Thiere  enthält  jedoch  die  Grouseba- 
cillen  sehr  reichlich. 

Mäuse,  die  die  Impfung  mit  den  Herbstbacillen  überlebten  (8 
Thiere  von  10)  wurden  mit  Frühjahrskulturen  wiedergeirnpft,  doch 
zeigten  sic  sich  vollkommen  refraktär,  während  alle  Kontrollmäuse  der 
Impfung  mit  denselben  Frühjahrskulturen  in  20—40  Stunden  erlagen. 

Aus  diesen  Beobachtungen  kann  man  mit  Recht  schliessen,  dass 
die  Herbstepidemie  einen  leichteren  Virulenzgrad,  als  die  Frühjahrs- 
epidemie besitzt  uud  dass  die  aus  dem  Herzblute  der  im  Herbste  er- 
legenen Moorhühner  gezüchteten  Bacillen  eine  bedeutend  geringere 
Virulenz  aufweisen,  als  die  aus  der  Lunge  der  an  der  Frühlingsseuche 
erlegenen  Thiere  gezüchteten  Mikroben. 

London,  22.  November  1890. 


Einige  Bemerkungen  zu  dem  Aufsätze  „Eine  Methode 
der  Blutentnahme  beim  Menschen“  l). 

Von 

Dr.  Theobald  Smith 

in 

Washington,  U.  S.  A. 

Die  Mittheilung  des  Herrn  Dr.  Scheurlen  veranlasst  mich, 
hier  mit  einigen  Worten  eine  Pipette  zu  beschreiben,  die  derjenigen 


1)  Diese  Zeitsehr.  Ed.  VIII.  1890.  p.  2£tf. 


Eine  Methode  der  Blutentnahme  beim  Menschen. 


49 


Scheurlen’s  identisch  ist  und  die  ich  schon  seit  1884  im  Ge- 
brauch habe  und  damals  beschrieb  und  abbildete1). 

Die  Pipette  verdankte  ihre  Entstehung  der  Thatsache,  dass 
ich,  mit  Untersuchungen  infektiöser  Thierkrankheiten  beschäftigt, 
oft  weite  Strecken  zum  Laboratorium  zurücklegen  musste  und  nur 
wenig  oder  gar  kein  Nährmaterial  bei  mir  hatte.  Ihren  Gebrauch 
beschränkte  ich  auf  die  Flüssigkeiten  in  den  serösen  Höhlen  und 
auf  das  Herzblut.  Sie  unterscheidet  sich  von  derjenigen  Scheur- 
len’s  nur  durch  einen  beliebig  langen,  ziemlich  dünnen  ausgezo- 
genen Theil  und  eine  Kautschukkappe. 

Soll  z.  B,  Flüssigkeit  aus  irgend  einer  Körperhöhle  gesammelt 
werden,  so  wird  die  Pipette  mit  der  Kappe  angefasst  (welche  da- 
her ziemlich  steif  sein  muss,  um  nicht  durch  das  Gewicht  der  Pi- 
pette gebogen  zu  werden),  der  ausgezogene  Theil  einigemale  in 
der  Flamme  hin  und  herbewegt,  die  Spitze  abgebrochen  und  die 
Kappe  zusammengedrückt.  Die  Spitze  wird  dann  in  die  Flüssig- 
keit getaucht  und  der  Druck  auf  die  Kappe  langsam  nachgelassen. 
Die  Flüssigkeit  steigt  in  die  Kammer  hinauf  und  wenn  beinahe 
genug  aufgesogen  worden  ist,  wird  die  Spitze  zugeschmolzen.  Bei 
den  meisten  Pipetten  ist  das  Zuschmelzen  beinahe  unmöglich  wegen 
der  Flüssigkeit,  die  den  kapillaren  Theil  der  Pipette  ganz  ausfüllt. 

Durch  Regulirung  des  Druckes  auf  die  Kappe  kann  mar.  die 
Flüssigkeitssäule  weit  genug  von  dem  unteren  Ende  hin- 
wegziehen, um  das  Zuschmelzen  leicht  von  Statten 
gehen  zu  lassen.  Auf  diesen  Punkt  lege  ich  den  meisten 
Werth  des  Gebrauchs  der  Kautschukkappe.  Sollte  sie  nach  dem 
Auffüllen  sich  schon  maximal  ausgedehnt  haben,  so  ist  es  leicht, 
einige  Tropfen  auszudrücken  und  so  sieb  einen  negativen  Druck 
zu  schaffen,  mit  dem  mau  die  Flüssigkeit  von  dem  offenen  Ende 
bequem  heben  kann.  Damit  sie  nicht  in  den  Wattepfropf  steigen 
kann,  wählt  man  den  Inhalt  der  Kammer  immer  etwas  grösser,  als 
denjenigen  der  Kappe. 

Ueber  die  weitere  Handhabung  der  Pipette  kann  ich  noch  Fol- 
gendes hinzufügeu.  Sollen  weite  Strecken  zurückgeiegt  werden, 
empfiehlt  es  sich  auch,  die  obere  Verengerung  zuzuschmelzen.  Die 
Röhre  muss  dann  später  aufgebrochen  und  der  Inhalt  mit  einer 
anderen  Pipette  oder  Oese  hervorgeholt  werden. 

Ist  nur  die  Spitze  zugeschmolzen,  so  stelle  ich  die  Pipette  in 
1 °/o  0 Sublimatlösung  für  5—10  Minuten,  wasche  dann  mit  Alko- 
hol und  schliesslich  mit  Aether  ab.  Die  Spitze  wird  dann  abge- 
brochen und  Nährmedien  durch  das  Auspressen  einiger  Tropfen 
infizirt.  Die  Spitze  kann  sodann  wieder  zugeschraolzeu  und  der 
Inhalt  aufgehoben  werden.  Ist  die  Flüssigkeit  geronnen,  so  ist  es 
manchmal  unmöglich , dieses  Verfahren  anzuweuden.  Dann  muss 
man  bei  der  oberen  Verengung  abbrechen  und  wie  oben  verfahren. 

Washington,  14./10.  1890. 


1)  First  Animal  report  of  tht  Bureau  of  Animal  Industry,  Department  of  Agri- 
culture.  1885.  p.  240. 


50 


S tein  li  a a a, 


Cytophagus  Tritonis. 

Eine  in  den  Darmepithelzellen  parasitisch  lebende  Ooccidie. 

(Aus  dem  pathologischen  Laboratorium  der  k.  Universität  in 

W arschau.) 

Von 

Julius  Steinhaus, 

Assistenten  am  pathologischen  Laboratorium  zu  Warschau. 

Im  IX.  Bande  der  „Archives  de  Zoologie  experimentale“  hat 
Aim6  Schneider1)  eine  neue  Coccidienart  — Orthospora 
propria  — (zugleich  Repräsentant  einer  neuen  Gattung),  die  er  in 
den  Darmepithelzellen  von  Tritonen  fand,  beschrieben.  Sie  kommt  in 
Form  einer  hüllenlosen,  kernhaltigen  Protoplasmamasse  zum  Vorschein, 
welche  sich  bald  incystirt,  die  sie  beherbergende  Zelle  sprengt  und 
in  den  Darm  fällt.  Hier  erfolgt  die  Umbildung  in  eine  Spore  uud 
die  Entwickelung  der  sichelförmigen  Körperchen  (4  an  der  Zahl). 
Das  weitere  Schicksal  der  Sichel  gelang  es  Schneider  nicht  zu 
verfolgen.  Balbiaui'2)  macht  bei  Wiedergabe  der  Schneide  r- 
schen  Beschreibung  in  seinem  Sporozoenwerke  die  Bemerkung,  dass 
er  diesen  Parasiten  nicht  wiederfiuden  konnte. 

Als  ich  vor  einigen  Monaten  im  Darme  eines  Tritons  in  den 
Epithelzelleu  Gebilde  fand,  welche  schon  auf  den  ersten  Blick  als 
EntwickelungsstadieD  eines  Sporozoen  (Coccidie)  gedeutet  werden 
mussten,  machte  mich  Herr  Prof.  S.  M.  Lukjanow  auf  den  er- 
wähnten Befand  von  Aim6  Schneider  aufmerksam.  Ich  suchte 
Schneider’s  Arbeit  wieder  auf,  doch  überzeugte  ich  mich  gleich, 
dass  die  von  mir  gesehenen  Formen  der  Orthospora  propria 
nicht  entsprechen,  und,  soweit  meine  Litteraturkenntniss  reicht,  ent- 
sprechen sie  im  Allgemeinen  den  bis  jetzt  bekannten  Formen  nicht. 
Dieser  Umstand  bewegt  mich , diese  kurze  Notiz  zu  veröffentlichen. 
Die  von  mir  gefundene  Coccidie  erscheint  in  den  Darmepithelzellen 
zwischen  dem  Kerne  und  dem  Stäbchensaume  in  Form  von  winzigen 
rundlichen  Zellen,  welche  einen  deutlichen,  bläschenartigen  Kern  mit 
einem  Kernkörperchen  und  einige  schwarze  Pigmentkörner  einscbliessen. 
Eine  besondere  Zellenmembran  ist  nicht  zu  bemerken.  Die  Dimen- 
sionen schwanken  zwischen  * ziemlich  weiten  Grenzen  (2 — 9 <u  im 
Durchmesser  für  den  Zellenleib,  0,7 — 1,6  fi  für  den  Zelleokern),  was 
augenscheinlich  mit  dem  Alter  der  Coccidie  im  Zusammenhänge  steht, 
da  in  den  grössten  Exemplaren  die  ersten  Anzeichen  von  Prolife- 
rationsvorgängen auftreten.  Diese  ersten  Proliferationsanzeichen  be- 
stehen darin,  dass  der  Kern  der  ausgewachsenen  Coccidie  eine  Art 
mitotischer  Umwandlung  erleidet.  Ueber  die  Einzelheiten  dieser  Mi- 
tose kann  wegen  der  Kleinheit  des  Objektes  nichts  Genaueres  er- 


1)  Ai  me  Schneider,  Les  Psorospermies  oviformes  ou  Coccidies.  (Archives 
de  Zoologie  experimentale  T.  IX.  1881.  pp.  S89 — 391.  Tab.  XXII.  Fig.  1 — J8-) 

2)  Balbiani,  Leijons  sur  les  Sporozoaires.  Paris  1884.  p.  76. 


Cytophagus  Tritonis. 


51 


rr-ittelt  werden.  Nur  das  steht  für  mich  fest,  dass  wir  es  hier  mit 
einem  Vorgänge  zu  thun  haben,  welcher  komplizirter  ist,  als  die 
direkte  Theilung:  der  Kern  verliert  sein  bläschenartiges  Aussehen 
und  sein  Kemkörperehen,  er  wird  zu  einem  Fadenklümpcheo. 

Nach  der  Theilung  des  Kernes  erfolgt  Zellentheilung,  worauf  die 
jungen  Kerne  resp.  Zeilen  sich  in  gleicher  Weise  wiederholt  theilen, 
bis  au  Steile  der  ersten  Mutterselle  sich  eine  ganze  Anzahl  (16)  äusserst 
kleiner  Elemente  mit  knäuelförmigen  Kernen  gebildet  hat.  Dann 
verwandeln  sich  alle  — bisher  rundlichen  — Zellchen  in  sichel- 
förmige Körperchen  (6—7  u lang);  nun  kehren  auch  die  Kerne  zum 
Ruhezustände  zurück,  d.  b.  sie  werden  wieder  bläschenförmig  und 
nucleölenhaltig. 

Die  sichelförmigen  Körperchen  gruppiren  sich  meridional  in  der 
Hohlkugel,  welche  durch  die  Anwesenheit  des  Parasiten  im  Leibe  der 
Epithelzelle  entstanden  ist,  und  alle  Sichelkerne  liegen  in  regelmässiger 
Anordnung  in  der  Aequatorialebene. 

Nach  dieser  Phase  folgt  die  Umwandlung  der  sichelförmigen 
Körperchen  in  amöboide  Zellen,  welche  von  denjenigen,  die  erst  zu 
sichelförmigen  Körperchen  werden  sollen,  durch  den  Zustand  ihrer 
Kerne  (Ruhezustand)  scharf  zu  unterscheiden  sind. 

Soviel  durch  Zusammenstellung  verschiedener  Bilder  an  fixirten 
Präparaten  des  Darmes  ermittelt  werden  kaDn,  wandern  die  jungen 
amöboiden  Zellen  — junge  Coccidien  — aus  der  Epithelzeüe,  deren 
Protoplasma  sie  zum  Theil  verbraucht  haben,  aus,  um  in  einer  anderen 
Zelle  dasselbe  Unheil  anzurichten,  welches  die  Muttereoccidie  in  der 
sie  bisher  beherbergenden  Zelle  angerichtet  hat 

Während  der  ganzen  Proliferationsperiode  bleibt  die  Goccidie 
cystenlos. 

Suchen  wir  nun  die  systematische  Stellung  unserer  Coccidie  zu 
bestimmen,  so  fallen  uns  vor  Allem  drei  Merkmale  auf,  welche  sie 
von  beinahe  allen  anderen,  bisher  bekannten  unterscheiden  und  dem 
von  mir  im  Januarhefte  1890  des  Virchow’ sehen  Archivs  be- 
schriebenen Karyophagus  salamaödrae l)  nahe  steilen;  es 
sind  dieses  nämlich : Ausbleiben  von  Incystirung  bei  der  Proliferation, 
Abwesenheit  eines  „Restkörpers“  bei  der  Sichelbildung  und  Prolife- 
ration in  derselöen  Wirthszelle,  die  sie  im  vegetativen  Stadium  be- 
herbergt. 

Schon  bei  der  Beschreibung  des  Karyophagus2)  haben  wir 
die  Nothwendigkeit  hervorgehoben , die  Coccidienklassifikation  von 
Aimö  Schneider3)  durch  Eintheilung  aller  Coccidien  in  cysten- 
bildende  und  cystenlose  zu  vervollständigen.  Der  Karyophagus 
war  damals  der  erste  und  einzige  Repräsentant  der  cystenlosen;  er 
entsprach  den  monosporen  mit  vielen  sichelförmigen  Körperchen 
(Gattung  Eimeria)  unter  den  cystenbildenden. 

Mein  Befund  am  T rito n e n darme  liefert  eine  zweite  cystenlose 


1)  Julius  Steinhaus,  Karyophagus  salamandrae.  (Virchow’s 
Archiv.  Bd.  CXV.  Heft  1.  1889.  pp.  176 — 186.  Taf.  V.) 

2)  1.  c.  p.  183. 

3)  1.  c.  p.  388 


52 


Braun 


Art,  und  zwar  ebenfalls  eine  monospore  mit  vielen  sichelförmigen 
Körperchen. 

Die  Unterschiede  zwischen  dem  Karyophagus  und  der  neuen 
Coccidie,  die  ich  Cytophagus  Tritonis  zu  nennen  vorschlage, 
bestehen  : 1)  in  den  verschiedenen  Dimensionen  der  einzelnen  Theile 
in  allen  Entwickelungsphasen,  2)  in  der  Anwesenheit  von  Pigment- 
körnern im  Cytophagusleibe , 3)  in  der  Verschiedenheit  des  Wohn- 
ortes — hier  Zellenleib  des  Tritons,  dort  Zellenkern 
vom  Salamander  — und  endlich  4)  in  der  Struktur  des  Zellen- 
leibes im  vegetativen  Stadium  — hier  ist  das  Protoplasma  grob- 
körnig und  vacuolenhaltig , beim  Karyophagus  — gleichmässig 
feingranulirt.  Diese  Umstände  genügen  wohl,  um  beide  Formen  von 
einander  zu  trennen. 

Warschau,  den  10.  November  1890. 


Helminthologische  Mittheilungen. 

Von 

M.  Braun 

in 

Rostock  i.  M. 

Im  Folgenden  möchte  ich  kurz  über  die  Resultate  einiger  Ar- 
beiten berichten,  die  vor  Kurzem  im  hiesigen  zoologischen  Institute 
unter  meiner  Leitung  ausgeführt  worden  sind.  Die  eine  derselben, 
welche  unter  dem  Titel:  „Chr.  Di  eck  hoff:  Beiträge  zur  Kenntniss 
der  ektoparasitischen  Trematoden“  (mit  2 Taf.)  erscheinen  wird,  be- 
handelt zuerst  den  Canalis  vitello -intestinalis.  Mit  diesem 
Namen  habe  ich  *)  einen  in  seinen  Beziehungen  zuerst  von  J.  Ij  ima1 2) 
richtig  erkannten  Kanal  bezeichnet,  der  aus  dem  Keimleiter  ent- 
springt und  in  offener  Verbindung  mit  dem  Darm  steht.  An  der 
Angabe,  dass  bei  einer  Anzahl  von  ektoparasitischen  Trematoden  Keim- 
leiter und  Darm  direkt  verbunden  sind,  lässt  sich  nicht  mehr  zwei- 
feln, wenn  auch  die  Deutung  dieses  Verhältnisses  schwierig  ist. 
Ijima  fand  den  Canalis  vitello-intestinalis  bei  Polystomum  in- 
tegerrimum,  P.  ocellatum,  Diplozoon  paradoxum  und 
einer  Octobothr  ium- Art;  Di  eckhoff  ausser  bei  den  genannten 
Arten  noch  bei  Octobothrium  merlangi  Kuhn,  Oct.  lanceo- 
latum  Lkt.  und  Axine  belones  Abildg.  Bei  einigen  Vertretern 
der  Tristomeen  ist  vergeblich  nach  diesem  Kanäle  gesucht  worden. 
Die  Temnocephalen  besitzen  ihn  ebenfalls  nicht,  so  dass  er  sich  auf 
Polystomeen  beschränkt,  wobei  noch  anzuführen  ist,  dass  Wright 


1)  Bd.  Vermes  in  H.  G.  Bronn’t  Klassen  .und  Ordnungen  des  Thierreichs. 
Leipzig  1890.  pg  490. 

2)  Ueber  den  Zusammenhang  des  Eileiters  mit  dem  Yerdauungskanal  bei  gewissen 
Poiystomen.  (Zool.  Anz.  Bd.  VII.  1884.  pg.  635.) 


Helminthologisehe  Mittbeilungen.  53 

und  Macall  um1 2)  die  gleichen  Verhältnisse  von  Sphyranura 
0 sleri  melden. 

Die  Geschichte  des  Canalis  vitello-intestinalis  ist  mit  den  ange- 
führten Arbeiten  nicht  abgethan;  sie  wird  zeigen,  welche  Schwierig- 
keiten sich  der  Untersuchung  und  der  Deutung  entgegenstellen. 
Zeller,  dem  wir  so  erfolgreiche  Studien  nicht  nur  auf  heimintho- 
logischem  Gebiete  verdanken,  erwähnt  einen  den  Samen  zuleitenden 
Kanal  von  Polystomum  integerrimum  ä),  dessen  innere  Ver- 
bindung mit  dem  Eileiter  er  gesehen,  dessen  äussere  Mündung  er 
anfangs  auf  der  Rückenfläche  des  Thieres  vermuthete ; in  einer  spä- 
teren Arbeit3)  verlegt  Zeller  das  andere  Ende  des  Ganges  in  die 
männliche  Keimdrüse  und  lässt  dasselbe  von  dem  seitlichen  Um- 
fange des  Hodens  entspringen.  Obgleich  Zeller  selbst  die  Kopu- 
lation zweier  Polystomen  gesehen  und  beschrieben  hat,  auch  bei  zu- 
fällig isolirt  lebenden  Polystomen  die  Möglichkeit  einer  Selbstbegat- 
tung zugibt,  sieht  er  wegen  des  Ursprunges  und  Endes  des  Canalis 
vitello-intestiualis  in  diesem  ein  Hülfsmittel,  um  unter  gegebenen 
Umständen  eine  innere  Selbstbefruchtung  mit  dem  eigenen  Sperma 
des  betreffenden  Individuums  zu  ermöglichen. 

Die  Angaben  Ijima’s  von  der  Einmündung  des  Kanales  in 
einen  Darmschenkel,  sowie  die  Deutung,  dass  der  Gang  die  Aufgabe 
habe,  überflüssige  Dottersubstanz  dem  Darm  zuzuleiten,  kann  Zel  1er4 5) 
in  einer  weiteren  Notiz  nicht  acceptiren.  Grund  hierfür  ist,  dass 
Zeller  auch  beim  Diplozoon  paradoxum  einen  Gang  findet, 
den  er  zuerst 6)  als  „den  Samen  zuleitenden  Kanal“,  später 6)  als 
Laurer’schen  Kanal  bezeichnet  und  folgendermassen  beschreibt: 
dieser  Kanal  schliesst  sich  unmittelbar  an  das  Vas  deferens  des  an- 
deren Thieres  an,  öffnet  sich  nach  kurzem  Verlauf  in  den  Dotter- 
gang, verlässt  denselben  aber  sofort  auf  der  anderen  Seite  und  zieht 
in  zahlreichen  Schlängelungen  über  den  Keimstock  hinweg,  um 
schliesslich  in  den  Ausführungsgang  des  letzteren  einzumünden.  Das 
Sperma  soll  demnach  aus  dem  Hoden  des  einen  Thieres  durch  den 
eigenen  Samenleiter  und  den  unmittelbar  daran  sich  anschliessenden 
Laurer’schen  Kanal  des  zweiten  Individuums,  der  den  Dottergang 
durchsetzt,  schliesslich  in  den  Keimgang  des  letzteren  gelangen  und 
die  austretenden  Keimzellen  befruchten.  Doch  liegen  die  Verhält- 
nisse etwas  anders:  es  ist  richtig,  dass  von  der  Stelle,  wo  Keim- 
leiter und  Dottergang  zusamraenstossen,  auch  (neben  der  Fortsetzung 
des  Keimleiters  zum  Ootyp)  der  geschlängelt  verlaufende  Kanal  ent- 
springt, der  aber  im  weiteren  nach  vorn  zu  gerichteten  Verlauf 
schliesslich  nicht  zum  Endtheil  des  Vas  deferens  des  anderen  Thieres, 
sondern  in  den  Darm  desselben  Thieres  führt.  Was  Zeller  als 
Laurer’schen  Kanal  bezeichnet,  sind  zwei  verschiedene  Gänge;  nur 

1)  Journ.  of  Morphol.  Vol.  I.  1886.  pg.  1. 

2)  Untersuch,  üb.  Entw.  u.  Bau  des  Pol.  int.  (Zeitschr.  f.  -wiss.  Zool.  XXII.  1872. 
pg.  20.) 

3)  Weitere  Beitr.  z.  Keuntn.  der  Polystomen.  '(Ibidem.  XXVII.  1876.  pg.  238.) 

4)  Ueber  den  Geschlechtsapparat  von  Diplozoon  paradoxum.  (Zeitschr.  f.  wiss. 
Zool.  Bd  XLVI.  1888  pg.  237  Anm.) 

5)  Unters  üb.  d.  Entwickl.  der  Diplozoon  paradoxum.  (Ibid.  XXII.  pg.  168.) 


54 


Braun, 


für  den  einen  derselben  kann  man  deu  Namen,  den  man  besser  durch 
Vagina  ersetzt,  beibehalten,  für  den  nämlich,  der  sich  allerdings,  wie 
Zeller  ganz  richtig  sieht,  an  das  Vas  deferens  des  anderen  Thieres 
unmittelbar  anschliesst  und  in  den  Dottergang  einmündet  ; hier  aber 
findet  der  Gang  sein  Ende,  und  das  Sperma  des  anderen  Thieres  ge- 
langt mit  Dotter  gemengt  in  den  Keimleiter.  Die  vermeintliche  Fort- 
setzung dieser  Vagina,  jenseits  ihrer  Einmündung  in  den  Dotter- 
gang, der  geschlängelt  verlaufende  Kanal  (unser  Can.  vit.-intest.)  hat 
mit  der  Vagina  Nichts  zu  thun,  sondern  ist  räumlich,  wie  Quer- 
schuittserien  lehren,  von  derselben  getrennt,  besitzt  auch  eine  andere 
Struktur  und  führt,  wie  gesagt,  aus  dem  Keimleiter  in  den  Darm. 

Hat  sich  somit  dieser  Stützpunkt  der  Zel  1er  ’ sehen  Auffassung  als 
irrig  ergeben,  so  muss  die  Aufklärung  über  einen  anderen  Punkt  spä- 
teren Untersuchungen  Vorbehalten  bleiben.  Die  schönen  Studien  Zel- 
Ier’s  haben  uns  mit  einem  eigen thümlichen  Dimorphismus  des  Poly- 
stomum  integerrimum  unserer  Frösche  bekannt  gemacht ; unter 
normalen  Verhältnissen  siedeln  sich  die  Polystoraenlarven  in  der 
Kiemeuhöhle  älterer  Froschlarven  an  und  finden  schliesslich,  nach- 
dem sie  eine  Metamorphose  durchgemacht  haben,  bei  dem  Schwunde 
der  Kiemen  ihrer  Wirthe  den  Weg  durch  den  Darm  nach  der  Harn- 
blase; hier  werden  sie  zum  Polystomum  der  gewöhnlichen  Fora 
(Harnblasen  p ol y s to  m u ra).  Wenn  die  Polystomenlarven  aber  Ge- 
legenheit haben , an  ganz  jungen  Froschlarven  sich  anzusiedeln , so 
wachsen  sie  nicht  nur  bedeutend  schneller  und  werden  bald  geschlechts- 
reif, sondern  zeigen  auch  in  ihrem  Bau  beträchtliche  Verschiedenheiten 
von  den  geschlechtsreifen  Harnblasenpolystomen.  Abgesehen  davon, 
dass  sie  nur  einen  Hoden  besitzen,  ist  ihr  männliches  wie  weibliches 
Begattungsorgan  (die  zwei  Seitenwülste)  ganz  rudimentär  und  funktions- 
unfähig, eine  Begattung  demnach  ausgeschlossen.  Trotzdem  produ- 
ziren  die  Thiere  Eier  und  findet  sich  Sperma  in  den  weiblichen 
Leitungswegen!  Hier  soll  nun  nach  Zeller  derselbe  Kanal,  den 
wir  bei  den  Harnblasenpolystomen  und  anderen  Arten  und  Gattungen 
als  Canalis  vitello-intestinalis  kennen,  den  Hoden  mit  dem  Keim- 
leiter verbinden  und  so  eine  innere  Selbstbefruchtung  und  damit 
die  Fortpflanzung  ermöglichen.  Wie  gesagt,  bedürfen  die  Verhält- 
nisse hier  erneuter  Untersuchung,  da  es  nicht  anzuaehmen  ist,  dass 
derselbe  aus  dem  Keimleiter  entspringende  Kanal  in  der  Mehrzahl 
der  Fälle  nach  dem  Darm,  in  einem  einzigen  nach  dem  Hoden  hinzieht. 

Aus  den  weiteren  Untersuchungen  Dieckhoff’s  will  ich  nur 
kurz  anführen,  dass  Octobothrium  lanceolatum  und  Polysto- 
mum  ocellatum  eine  eingehende,  anatomische  Beschreibung  er- 
fahren, die  manches  Bemerkenswerthe , besonders  in  Bezug  auf  den 
Genitalapparat  vorbringt,  ohne  andere  Systeme  zu  vernachlässigen. 

Ein  anderer  Autor,  Fr.  Matz,  beschäftigte  sich  mit  der  Unter- 
suchung der  im  Rostocker  zoologischen  Institute  vorhandenen  Bo- 
thriocephalen , um  aus  den  topographischen  Verhältnissen  des  Ge- 
schlechtsapparates bessere  Anhaltspunkte  zur  Unterscheidung  der 
Arten  zu  gewinnen,  als  wir  sie  zur  Zeit  haben;  der  Werth  einer 
beiläufig  gesagt  recht  mühsamen  Arbeit  steigt  natürlich  mit  der  Zahl 
der  untersuchten  Arten;  deshalb  habe  ich  nicht  nur  selbst  während 


Helraiothologische  Mittheilungen. 


55 


der  letzten  vier  Jahre  hierorts  eifrig  nach  Bothriocephalen  gefahndet, 
sondern  auch  versucht,  das  Material  anderer  Institute  uns  zugäng- 
lich zu  machen : als  solche  mussten  in  Betracht  kommen  das  Berliner 
zoologische  Museum  wegen  der  in  demselben  befindlichen  Sammlung 
von  Rudolphi,  das  K.  Hofmuseum  in  Wien  (Die sing)  und  die 
Sammlung  Creplin’s  in  Greifswald;  Berlin  und  Greifswald  kamen 
meinen  Wünschen  in  liberalster  Weise  nach  und  gestatteten  auch 
eine  anatomische  Untersuchung  bei  Arten,  die  in  einer  grösseren  An- 
zahl von  Doubletten  vorhanden  waren  — Wien  aber  verhielt  sich 
schweigend. 

Da  nun  das  hiesige  zoologische  Institut  selbst  eine  von  Creplin 
erworbene  Helminthen  Sammlung  besitzt,  die  nicht  besser  und  nicht 
schlechter  konservirt  ist,  als  die  Greifswalder , und  da  bei  einer 
Sichtung  der  Formen  es  sich  bald  herausstellte,  dass  die  in  genügend 
grosser  Anzahl  in  Berlin  und  Greifswald  vorhandenen,  demnach  einer 
anatomischen  Untersuchung  zugänglichen  Arten  auch  uns  zufälliger- 
weise nicht  fehlten,  so  konnten  wir  von  dem  bereitwilligen  Entgegen- 
kommen der  genannten  Anstalten  für  unsere  Zwecke  keinen  grossen 
Nutzen  ziehen,  was  uns  selbstredend  nicht  hindern  kann,  rühmend 
und  dankend  der  erhaltenen  Unterstützung  zu  gedenken. 

Die  untersuchten  Arten  sind  folgende: 

1)  Bothriocephalus  hians  Dies,  aus  Phoca  vitulina 
(Ostsee,  Warnemünde,  December  1887). 

2)  B.  ditremus  Crepl.  aus  Colymbus  septentrion alis 
(Warnemünde,  December  1887). 

3)  B.  dendriticus  Nitzsch  (Exemplar  von  Creplin  gesammelt 
und  als  B.  ditremus  bezeichnet). 

4)  B.  punctatus  Rud.  aus  Cottus  scorp io  (Ostsee,  Warne- 
münde, Mai  1888). 

5)  B.  claviceps  Rud.  aus  Anguilla  vulgaris  (Ostsee, 
Warnemünde  und  Unterwarn ow-Rostock  1889/90). 

6)  B.  infundibuliformis  Zschokke  (=  B.  inf.  Rud.  -f- 
B.  proboscideus  Rud.)  aus  Salmo  salar  und  Trutta  trutta 
von  Warnemünde  (und  Nordsee). 

7)  B.  rugosus  Rud.  aus  Lota  vulgaris,  von  Creplin  ge- 
sammelt. 

8)  B.  microcephalus  Rud.  — Bruchstücke  von  Rudolphi- 
schen  Exemplaren. 

9)  B.  fragilis  Rud.  — Exemplare  von  Creplin  und  Ru- 
dolphi. 

10)  B.  plicat us  Rud.  — Bruchstücke  von  Rudolphi’schen 
Exemplaren. 

11)  B.  rectan gulus  Rud.  aus  Barbus  fluviatilis,  welche 
Herr  Dr.  v.  Lin  stow  uns  freundlichst  übersandt  hatte. 

Das  ist  ein  bescheidener  Bruchtheil  von  den  etwa  50  bekannten 
Arten,  wobei  die  ungenügend  beschriebenen  und  die  Larvenformen 
abgerechnet  sind. 

Die  Untersuchung  hat,  wie  das  gelegentliche  Angaben  früherer 
Autoren  erwarten  Hessen,  eine  Reihe  von  spezifischen  Verschieden- 
heiten im  Geschlechtsapparat  ergeben ; schon  die  Lage  der  Ge- 


56 


Gährung. 


schleck  tsöffoun  gen  ist  verschieden : dieselben  liegen  entweder  ventral, 
wobei  dann  der  Cirrus  vor  der  Vaginamündung  liegt,  oder  marginal, 
in  welchem  Falle  dann  die  Vagmamüadung  vor  dem  Cirrus  liegt, 
oder  dorsal  mit  dem  Verhältniss  vou  Cirrus  und  Vagina  wie  im 
ersten  Falle.  Die  Uterusmündung  wird  stets  als  ventral  liegend 
angenommen,  d.  k.  eben  die  Fläche,  auf  der  der  Uterus  ausmündet, 
als  ventrale  bezeichnet.  Auch  in  der  Zahl  und  Grösse  der  Hoden- 
bläschen bestehen  Verschiedenheiten,  doch  sind  dieselben  nicht  sehr 
beträchtliche.  Die  Dotterstocksfollikel  liegen  entweder  ganz  nach 
aussen  vou  den  Bündeln  der  Längsmuskelfasern  oder  rücken  zwischen 
dieselben , ja  selbst  noch  weiter  nach  innen ; das  sogenannte  Mittel- 
feld bleibt  meist  frei  von  Dotterstocksbläschen,  doch  gilt  dies  nicht 
für  alle  Arten. 

Wie  bei  den  Hoden  kann  auch  bei  den  Dotterstocksfollikeln  eine 
Trennung  zwischen  den  Drüsen  zweier  auf  einander  folgender  Pro- 
glottiden  bestehen  oder  nicht.  Die  Zahl  der  Uterusschlingen  ist  bald 
grösser,  bald  kleiner,  als  beiBothriocephalus  latus,  von  dem 
immer  ausgegangen  wurde;  nur  bei  Arten  mit  ventral  gelegenen 
Geschlechtsöffnungen  bilden  die  Uterusschlingen  die  bekannte  Rosette  ; 
bei  den  anderen  ist  der  Endabschnitt  vor  der  Mündung  zu  einer 
grossen  Höhle  erweitert,  in  der  die  Eier  sich  anhäufen;  der  übrige 
Theil  des  Uterus  hat  dann  mehr  den  Charakter  eines  leitenden 
Kaaales,  als  eines  Fruchthälters  Die  Arbeit  wird  unter  dem  Titel: 
„Beiträge  zur  Kenntniss  der  Bothriocephalen“  (mit  3 Taf.)  erscheinen. 


Referate. 


Johan-Olsen,  0.,  Gjaering  og  Gjaeringsor ganismer.  (Med- 
delelser  fra  det  gjaerings  fysiologishe  Laboratorium  paa  Ringnes 
& Co.  Bryggeri  I.  Christiania  1890.) 

Die  Einleitung  des  Buches  gibt  eine  kurze  Darstellung  der  ver- 
schiedenen älteren  und  neueren  Ansichten  über  Gährung,  Verwesung 
und  Fäulniss;  behandelt  danach  Fermentation  und  Gährung,  ächte  und 
unächte  Gährungen,  zuckerbildende,  peptonbildende,  albuminbildende, 
glycerinbildende  und  ammoniakbildende  Fermente.  Der  folgende  Ka- 
pitel gibt  eine  Uebersicht  über  die  Hefenpilze,  die  zymogenen  Bak- 
terien und  die  Schimmelpilze  nach  Hansen’s  und  Brefeld’s  Ar- 
beiten, sowie  eine  Darstellung  der  Methoden  zur  Reinkultur  dieser 
Organismen.  Im  letzten  Kapitel  werden  die  verschiedenen  Gärungs- 
prozesse behandelt:  Alkoholgährung , Bierbrauerei,  Weingährung, 
Branntweinbrennerei , Brctgährung , japanische  Bierbrauerei , Hefe- 
fabrikation, Aethergährung , Essigsäuregährung , Milchsäuregährung, 
ßuttersäuregährung,  Uringährung,  Schleimgährung , Salpetergährung, 
Humusgährung,  Kephirgährung,  Käsegährung,  Verwesung  und  Fäul- 
niss, Verdauung,  Bildung  von  Humus. 

Jörgensen  (Kopenhagen). 


Fäulniss.  57 

Sanfelice,  Fr.,  Contributo  alla  biologia  e morfologia 
dei  batterii  saprogeni  aerobi  e anaerobi.  (Istituto 
d’Igiene  sperimentale  di  Roma.  — Atti  della  Accad.  Medic.  di 
Roma.  Anno  XVI.  Serie  II.  Vol.  V.) 

Verf.  hat  sich  die  Aufgabe  gestellt,  die  aöroben  und  anaöroben 
Bakterien  zu  studiren,  welche  die  Fäulniss,  speciell  in  Fleischinfusen, 
bewirken.  Im  allgemeinen  wurden  in  nicht  sterilisirte  Gefässe  mit 
gewöhnlichem  Wasser  Fleischstiicke  eingebracht  und  die  Gefässe 
mit  Watte  verschlossen. 

Die  aeroben  Bakterien,  die  sich  durch  die  Flattenmethode  kon- 
stant nachweisen  Hessen,  waren  Proteus  vulgaris,  Proteus 
mirabilis  und  Bacillus  subtilis.  Die  übrigen  Mikroorga- 
nismen, die  etwa  noch  zu  isoliren  waren,  waren  inkonstant  und  hatten 
nicht  die  Fähigkeit,  stinkende  Fäulniss  zu  erregen.  [Letztere  Eigen- 
schaft dürfte  Verf.  wohl  auch  nicht  dem  Bac.  subtilis  zuschreiben.] 

Wurden  die  Fleischaufgüsse  unter  Sauerstoffabschluss  gehalten, 
so  fanden  sich  die  genannten  3 Species  ebenfalls.  Der  Bac.  sub- 
tilis gelangte  hierbei  eher  zur  Sporenbildung,  als  bei  freiem  Sauer- 
stoffzutritt. 

Verf.  erörtert  die  schon  von  andern  Autoren  bemerkte  grosse 
Variabilität  der  Proteus  arten  in  Bezug  auf  Wachsthumsschnellig- 
keit,  Peptonisirungsvermögen  u.  s.  w.  und  glaubt,  viele  bisher  als 
besondere  Spezies  beschriebene  Bakterien  als  einfache  Proteus- 
varietäten auffassen  zu  müssen.  So  seien  der  Proteus  Zenkeri 
Hauser,  der  Bac.  fluorescens  liquefaciens,  die  Bac.  liqui- 
dus,  arborescens,  aquatilis  Frankland  mit  dem  Proteus 
vulgaris,  das  Bacterium  Zopfii  mit  dem  Proteus  mira- 
bilis identisch.  [Verf.  geht  hier  wohl  zu  weit.  Der  Beweis  müsste 
im  Einzelnen  erbracht  werden;  speziell  für  das  Bacterium  Zopfii 
haben  die  Untersuchungen  Schedtler’s  das  Gegentheil  wahrschein- 
lich gemacht,  Ref.J 

Das  Hauptinteresse  der  Arbeit  liegt  in  der  Isolirung  der  an- 
aeroben Fäulnisserreger,  von  denen  Verf.  9 Arten  beschreibt.  Die 
Nährmedien,  die  angewandt  wurden,  waren  Nährgelatine  und  -Agar 
mit  Zusatz  von  1—2  °/0  Traubenzucker  oder  ameisensaurem  Natron 
(Kitasato  und  Weyl).  Jedoch  erwies  sich  das  letztere  für 
einige  Anaeroben  als  entwickelungshemmend. 

Bei  der  Isolirung  der  anaeroben  Bakterien  leisteten  folgende 
Modifikationen  der  bekannten  Methoden  die  besten  Dienste: 

Anstatt  mit  Glimmerscheiben  wurden  die  in  der  üblichen  Weise 
angefertigten  Originalplatten  und  Verdünnungen,  nachdem  sie  kaum 
fest  geworden  waren , je  mit  einer  zweiten  Glasplatte  bedeckt.  Um 
die  Ränder  der  Gelatine  wurde  Kalipermanganat  gestreut  oder  anti- 
septische Gelatine  gegossen.  Namentlich  durch  letztere  wurde  der 
Luftabschluss  noch  vollkommener.  Diese  Doppelplatten  waren  für 
die  mikroskopische  Beobachtung  der  Kolonieeu  sehr  geeignet,  sie 
konnten  oft  wochenlang  (natürlich  handelt  es  sich  nier  um  die 
letzten  Verdünnungen)  konservirt  werden.  Sollten  Kolonieen  ab- 
geimpft werden,  so  wurden  die  Platten  von  einander  gelöst,  an 
einer  von  beiden  blieb  die  Gelatine  haften. 

IX.  Bd. 


B 


68 


Fäalniss. 


Die  zweite  Methode  bestand  darin,  dass  Röhrchen  mit  Agar 
in  hoher  Schicht  mit  dem  Impfmaterial  beschickt  und  Verdünnungen 
davon  hergestellt  wurden.  Nachdem  dieselben  einige  Tage  im  Öfen 
gehalten  waren,  zeigte  sich  gewöhnlich  die  3.  oder  4.  Verdünnung 
zu  weiterer  Behandlung  geeignet : durch  peripherische  Erwärmung 
wurde  der  Agar  von  der  Glaswand  gelöst,  auf  Glasplatten  aus- 
geschüttet und  in  Scheiben  geschnitten,  die  der  mikroskopischen 
Untersuchung  unterworfen  werden  konnten. 

Indem  wir  betreffs  der  genaueren  Beschreibung  und  der  zuge- 
hörigen Abbildungen  auf  das  Original  verweisen , geben  wir  hier 
eine  kurze  Charakteristik  der  9 isolirten  Bacillenarten. 

No.  I verflüssigt  die  Gelatine  nicht,  erzeugt  übelriechende  Gase 
in  reichlicher  Menge,  ist  beweglich,  bildet  keine  Sporen,  wohl  aber 
spindelförmige  Auftreibungen,  • die  mit  den  gewöhnlichen  Anilinfarben 
tingibel  sind.  Auf  der  Platte  erscheint  er  am  2. — 4.  Tage.  In 
Stichkulturen  (Zuckergelatine  in  hoher  Schicht)  Entwickelung  von 
unregelmässigen  weissen  Häufchen  längs  des  Stichs , daneben  zahl- 
reiche Gasblasen. 

No.  II  verflüssigt  die  Gelatine  nichi,  erzeugt  Gas  nur  in  ge- 
ringer Menge,  ist  beweglich,  bildet  Köpfchensporen.  Erscheint  auf 
der  Platte  am  8.  — 10.  Tage.  In  Stichkulturen  zeigt  er  eine  dop- 
pelte Art  des  Wachsthums,  für  deren  Verschiedenheit  Verf.  keinen 
Grund  anzugeben  weiss.  Entweder  baumförmige  Verästelung  längs 
des  Stichs  (wie  Milzbrand)  und  wenige  Gasblasen,  oder  isolirte  resp. 
zusammenfiiessende  Massen  ohne  Gasbildung.  Erinnert  an  den  Bac. 
polypiformis  Liborius. 

No.  III  verflüssigt  die  Gelatine  Dicht,  erzeugt  kein  Gas  in 
sichtbarer  Menge,  aber  übelriechende  Produkte,  ist  unbeweglich, 
bildet  keine  Sporen.  Erscheint  auf  der  Platte  am  10. — 15.  Tage. 
Im  Impfstich  punktförmige  oder  zart  strichförmige  Entwickelung. 
Vom  Bac.  solidus  Lüderitz  durch  den  Mangel  der  Sporenbildung 
unterschieden. 

No.  IV  verflüssigt  die  Gelatine  nicht,  erzeugt  reichlich  Gas, 
ist  beweglich,  bildet  Köpfchensporeu.  Erscheint  auf  der  Platte  am 
3.-4.  Tage.  Längs  des  Impfstichs  eine  nebelartige  Trübung,  rings 
herum  isolirte  Kolonieen. 

No.  V verflüssigt  die  Gelatine  schneil,  unter  reichlicher  Gas- 
entwickelung, ist  beweglich,  bildet  Köpfchensporen.  Erscheint  auf 
der  Platte  am  4. — 5.  Tage.  In  Stichkulturen  zuerst  getrennte  Mas- 
sen, die  die  Gelatine  verflüssigen  und  dann  mit  einander  verschmel- 
zen. Dem  Clostridium  foetidum  Liborius  ähnlich. 

No.  VI  verflüssigt  die  Gelatine  schnell,  ohne  sichtbare  Gas- 
entwickelung, aber  mit  Gestank.  Beweglich,  bildet  Köpfchenspuren. 
Erscheint  auf  der  Platte  am  3. — 4.  Tage  in  Kolonieen,  die  denen 
des  Proteus  mirabilis  ähneln.  Längs  des  Stichs  Trübung  und 
Verflüssigung.  Die  Gelatine  bleibt  trübe.  Durch  den  Mangel  jeg- 
licher Gasbildung  von  Bac.  liquefaciens  magnus  Lüderitz  zu 
unterscheiden. 

No.  VII  verflüssigt  weniger  schnell,  entwickelt  nur  üblen  Ge- 
ruch, ist  beweglich,  bildet  Köpfchensporen.  Kolonieen  ähnlich 


Füulniss.  — Streptothrix  Foerstsri. 


59 


denen  des  Proteus  mirabilis.  In  Stichkulturen  gehen  Radien 
vom  Stich  aus:  Bac.  radiatus  Lüderitz? 

No.  VIII  verflüssigt  die  Gelatine,  entwickelt  Gestank,  ist  be- 
weglich, bildet  Köpfchenspcren.  Erscheint  am  4. — 5.  Tage  auf  der 
Platte.  Im  Stich  bilden  sich  Gentren  mit  dornartigen  Fortsätzen. 
Bac.  spinös us  Lüderitz? 

No.  IX  verflüssigt  die  Gelatine,  ohne  Gasbildung.  In  geringem 
Maasse  übler  Geruch.  Wenig  beweglich,  bildet  Köpfchensporen. 
Erscheint  auf  der  Platte  am  6. — 7.  Tage.  Im  Stich  nebelartige 
Trübung.  Nach  dem  Verf.  dem  Tetanusbacillus  ähnlich. 

Als  sicher  differente  Species  fasst  Verf.  No.  I,  III,  V,  IX  auL 

No.  II  und  IV  einerseits  und  No.  VI — VIII  andererseits  könn- 
ten Varietäten  einer  Species  vorstellen. 

Alle  diese  Bakterien  ordnet  Verf.  in  das  Genus  Proteus  ein. 

Untersuchungen  über  die  Verbreitung  der  Fäulnissbakterien 
ergaben  in  Aufschwemmungen  von  Erdproben  die  Anwesenheit  aller 
beschriebenen  aeroben  und  anaeroben  Fäulnisserreger;  im  Kanal- 
wasser fanden  sich  dieselben  ebenfalls  wieder,  mit  Ausnahme  der 
No.  III  und  IX.  W.  Kruse  (Neapel). 

Gasperini,  Recherches  mor phol ogiques  et  biologiques 
sur  un  microorganisme  de  Tatmosph^re,  le  Strepto- 
thrix Foersteri  Cohn,  (Annaies  de  micrographie.  Tome  II. 
1890.  No.  10—11.) 

Verf.  beschreibt  ausführlich  die  morphologischen  und  biologischen 
Charaktere  eines  Organismus,  den  er  mehrfach  in  der  Luft  in  Pisa 
gefunden  hat,  und  deD  er  mit  der  von  Cohn  sog.  Streptothrix 
Foersteri  identifizirt.  Auf  allen  gebräuchlichen  Nährböden  ist  dieser 
Pilz  bei  gewöhnlicher  und  bei  Körpertemperatur  zum  Wachsthum  zu 
bringen,  besser  auf  alkalischen,  als  auf  sauren ; er  verflüssigt  die  Ge- 
latine. Die  Kolonieen  setzen  sich  aus  1 /u  dicken,  unsegmentirten, 
echt  verzweigten  Fäden  zusammen,  einer  Art  Mycel,  das  auf  der  Ober- 
fläche der  Nährmedien  einen  dichten,  namentlich  zur  Zeit  der  „Spo- 
rulation“  rein  weissen  Filz  bildet.  Die  Sporulation  kommt  so  zu 
Stande,  dass  von  dem  horizontalen  Fadeulager  aus  etwas  dickere, 
unverzweigte  Fäden  senkrecht  in  die  Luft  aufsteigen,  die  in  erst 
weiteren,  daun  immer  engeren  Zwischenräumen  Scheidewände  bilden. 
Die  Endglieder  sind  schliesslich  so  lang  als  breit,  runden  sich  ab 
und  werden  frei ; sie  können  zu  Fäden  und  weiterhin  zum  Mycel 
auswachsen.  Sie  nehmen  die  Anilinfarben  noch  leichter  auf,  als  das 
Mycel. 

Während  Cohn  seine  Streptothrix  in  Konkrementen  des 
Thränenkanals  gefunden  hatte,  waren  alle  Versuche  des  Verf.,  den 
Pilz  im  Thierkörper  zu  kultiviren,  erfolglos. 

[Die  beschriebene  Spezies  Hesse  sich  mit  den  neuerdings  von 
A 1 m q u i s t gefundenen  Streptothrix  arten  und  dem  Actinomyces- 
pilz  in  die  Zopf’sche  Spaltpilzgruppe  der  Cladothricheen  ein- 
reihen. Nur  müsste  dann  der  von  letzterem  Autor  in  der  Definition 
gegebene  Charakter  der  falschen  Zweigbildung  fallen  gelassen  werden. 
Eine  weitere  wichtige  Differenz  gegenüber  der  Cladothrix  besteht 


60 


Gangrän  und  Tetanus. 


ferner  in  dem  Mangel  der  Segmentirung  des  Mycels  bei  Strepto- 
thrix.  Wenn  Verf.  die  Verwandtschaft  mit  den  Fadenpilzen  betont, 
so  ist  dieselbe  zweifellos  anzuerkennen,  es  handelt  sich  hier  um  eine 
Uebergangsgruppe.  Ref.]  W.  Kruse  (Neapel). 

Verneuil,  Note  sur  les  rapports  de  la  septic6mie  gan- 
gröneuse  et  du  t6tanos,  pour  servir  ä l’6tude  des 
associations  microbiennes  virulentes.  (Lasemaine  m6d. 
X.  1890.  No.  48.) 

Gangrän  und  Tetanus  wurden  bekanntlich  schon  seit  lauge  von 
den  Chirurgen  zusammen  beobachtet,  besonders  nach  Quetschwunden, 
Abreissung  von  Gliedern,  Komminutivbrüchen,  Verbrennungen,  Er- 
frierungen u.  s.  w.,  doch  gesellt  sich  erfahrungsgemäss  der  Wund- 
starrkrampf viel  häufiger  zu  leichten  Verletzungen.  Man  musste 
sich  daher  fragen,  ob  nicht  das  Zusamraenvorkommen  von  Gangrän 
und  Tetanus  ein  einfacher  Zufall  sei,  oder  ob,  wie  manche  annehmen, 
die  Gangrän  den  Tetanus  hervorruft  bezw.  begüustigt. 

Impfungen  mit  Gartenerde,  in  der  ja  sowohl  die  Sporen  des 
malignen  Oedems  als  diejenigen  des  Tetanusbacillus  so  häufig  Vor- 
kommen, pflegen  bekanntlich  bei  Versuchsthieren  entweder  die  eine 
oder  die  andere,  niemals  aber  beide  Krankheiten  zu  erzeugen.  V. 
sieht  den  Grund  dafür  gewiss  mit  Recht  in  der  Thatsache,  dass  die 
Inkubationsdauer  des  malignen  Oedems  bei  Versuchsthieren  nur  wenige 
Tage  oder  gar  Stunden  beträgt,  während  der  Tetanus  erst  am  4.  oder  5. 
Tage  zum  Ausbruch  kommt.  Sind  also  Sporen  beider  Mikroorganismen 
in  der  überimpften  Erde  vorhanden,  so  kommen  die  des  Tetanus 
gar  nicht  erst  zur  Entwickelung,  weil  das  Thier  schon  vorher  an 
malignem  Oedem  zu  Grunde  geht. 

Beim  Menschen  ist  die  Inkubationsdauer  beider  Krankheiten 
etwas  länger,  auch  ist  das  maligne  Oedem  bei  ihm  nicht  so  schnell 
tödtlich  und  wird  zuweilen  sogar  geheilt.  Daher  kommt  es,  dass 
beim  Menschen  in  der  That  beide  Krankheiten  zusammen  Vorkommen 
können,  wofür  V.  drei  Beispiele  mittheilt. 

Den  ersten  Fall  beobachtete  Labit  in  Rouen  1885  bei  einem 
Chasseur  ä cheval,  der  sich  durch  einen  Sturz  einfachen  Bruch  des 
linken  Radius  und  einen  komplizirten  Bruch  beider  linken  Vorder- 
armknochen zugezogen  hatte,  wobei  die  durch  die  zerrissenen  Weich- 
theile  hervorschauenden  Knochenenden  mit  dem  Sande  der  Reitbahn 
beschmutzt  worden  waren.  Konservative  Behandlung,  Auswaschung 
mit  Karbollösung,  immobilisirender  antiseptischer  Verband.  In  den 
nächsten  40  Stunden  ging  alles  vorzüglich.  Am  3.  Tage  akut  puru- 
lentes Oedem.  Amputation , durch  die  die  Weiterverbreitung  des 
Oedems  abgeschnitten  wurde.  Vier  Tage  später  Tetanus.  Tod  am 
22.  Krankheitstage.  Die  Amputationswunde  war  inzwischen  geheilt. 

Die  beiden  anderen  Fälle  beobachtete  F 6 d e n a t in  Montpellier. 
Der  eine  Kranke,  ein  39  Jahre  alter  Mann,  hatte  bei  einem  Sturze 
mit  dem  Pferde  eine  komplizirte  Ellenbogenluxation  erlitten,  wobei 
das  Gelenkende  des  Humerus  in  einen  Düngerhaufen  gerathen  war. 
Schüttelfrost  eine  Stunde  nachher.  Am  nächsten  Tage  Gasblasen 
unter  der  Haut  des  Vorderarmes.  Incisionen,  permanentes  antisep- 


Gangrän  und  Tetanus.  — Aktinomykose 


61 


tisches  Armbad.  Anscheinend  Heilung.  Am  8.  Tage  Tetanus,  Tod 
in  48  Stunden. 

Ein  junges  Mädchen  von  23  Jahren  erlitt  eine  komplizirte  Fuss- 
gelenks- Verrenkung  nach  aussen , wobei  das  untere  Ende  der  Tibia 
sich  in  die  Erde  einbohrte.  Karbolausspülung.  Am  3.  Tage  akut 
purulentes  Oedem  des  Unterschenkels.  Zahlreiche  Einschnitte.  Te- 
tanus, der  am  20.  Tage  heilt.  Resektion.  Heilung. 

V.  zieht  folgende  Schlüsse  aus  diesen  Beobachtungen: 

1)  „Das  Zusammenvorkommen  gewisser  Formen  der  Gangrän 
und  des  Tetanus  beim  Menschen  ist  nichts  zufälliges“; 

2)  „Es  ist  die  Folge  des  gleichzeitigen  Eindringens  der  beiden 
wohlbekannten  Mikrobien  Pasteur’s  und  Nicolaier’s  in  die 
Wunde,  die  ja  so  häufig  zusammen  Vorkommen,  zumal  in  dem  be- 
bauten Erdreiche“; 

3)  „Die  beiden  Krankheiten,  die  gleichzeitig  sind,  was  die  Ent- 
stehung betrifft,  entwickeln  sich  in  verschiedener  Weise,  entsprechend 
der  besonderen  Wirksamkeit  ihres  Virus,  und  scheinbar  ohne  sich 
gegenseitig  zu  beeinflussen“; 

4)  „Die  Entwickelung  brandiger  Septikämie  von  einer  mit  Erde 
verunreinigten  Wunde  aus  muss  die  Befürchtung  wecken,  dass  es 
weiterhin  zum  Ausbruch  des  Tetanus  kommen  wird;  aber  die  tat- 
sächliche Unabhängigkeit  der  beiden  Infektionen  findet  ihren  Beweis 
in  der  Thatsache,  dass  die  vollständige  Unterdrückung  des  Herdes 
der  ersten  die  zweite  nicht  am  Ausbruch  verhindert“; 

5)  „Alles  scheint  aber  zu  beweisen,  dass  es  sich  dabei  um  eine 

reine  und  einfache  Association  von  Krankheiten  handelt,  als  Folge 
des  zufälligen  Zusammentreffens  der  beiden  Virus“.  — (Acad.  des 
Sciences.  3.  11.  90.)  M.  Kirchner  (Hannover). 

Schreyer,  Zwei  Fälle  von  Aktinomykose  der  Bauch- 
decken. [Inaug.-Diss.]  Greifswald  1890. 

Verf.  berichtet,  nachdem  er  eine  Beschreibung  des  Strahlenpilzes 
gegeben  nebst  kurzer  Uebersicht  über  die  bisher  bekannt  gewordenen 
Fälle  und  nachdem  er  als  die  am  meisten  beobachtete  Eingangspforte  des 
Pilzes  die  Mundhöhle  bezeichnet  und  den  unverkennbaren  Zusammenhang 
der  Infektion  mit  Getreidegrannen  und  Holzsplittern  betont  hat,  über 
zwei  auf  der  H elfe  rieh’  sehen  Klinik  operirte  Fälle  von  AJktino- 
mykose  der  Bauchdecken,  in  welchen  die  Eingangspforte  des  Pilzes 
eine  ungewöhnliche  war.  Namentlich  in  Fall  I konnte  ein  Zusammen- 
hang des  aktinomykotischcn  Eiterherdes  mit  irgend  welchen  inneren 
Organen  nicht  nachgewiesen  werden.  Patient  war  ein  ländlicher 
Tagelöhner,  der  viel  mit  Getreide,  Stroh  etc.  in  Berührung  kam ; er 
gibt  an,  beim  Garbenbinden  oft  gefühlt  zu  haben,  wie  die  scharfen 
Spitzen  der  Aehren  durch  die  leichte  Erntebekleidung  in  die  Bauch- 
haut eindrangen.  Es  soll  auch  auf  dem  betreffenden  Gute  eine  Kuh, 
durch  eine  „Geschwulst  am  Unterkiefer“  verdächtig  auf  Aktinomykose, 
sich  befunden  haben.  Patient  erkrankte  nun  ohne  bekannte  Ursache 
an  einer  kleinen  harten  Geschwulst  in  der  rechten  Inguinalgegend, 
die  sich  unter  Fiebererscheinungen  und  Schmerzen  langsam  ver- 
grösserte;  im  Laufe  von  zwei  Monaten  erreichte  genaunte  Geschwulst 


62 


Aktiaomykose. 


die  Grösse  von  einem  silbernen  Fünfmarkstück , die  Baachhaut  war 
bis  zum  Nabel  hin  brettartig  indurirt;  in  der  Mitte  dieser  Indu- 
ration fanden  sich  zwei  Fistelöffnungen  mit  prominenten,  harten, 
narbigen  Rändern,  aus  welchen  sich  dünner,  gelblicher  Eiter  ent- 
leerte, der  jedoch  keine  Actinomyces körner  enthielt.  Bei  Incision 
der  Geschwulst  entleerte  sich  reichlicher  dicker,  gelber  Eiter,  in 
welchem  zahlreiche  Körnchen  als  Actinomyces  sicher  mikroskopisch 
erkannt  wurden.  Das  derbe,  schwielige  Gewebe  der  Induration  wurde 
mit  dem  scharfen  Löffel  entfernt  und  die  Fisteln  bis  zu  ihrem  Grunde 
aufgeschnitten , wodurch  sich  konstatiren  liess,  dass  diese  Fisteln 
weder  mit  dem  aktinomykotischen  Abscess,  noch  mit  irgend  einem 
inneren  Organe  in  Verbindung  standen.  Dasselbe  erwies  sich  für  den 
aktinomykotischeu  Abscess,  der  isolirt  in  der  Bauchdecke  sass.  Heilung 
sehr  langsam.  War  hier  die  Infektion  durch  das  beim  Garbenbinden 
erfolgte  Trauma  der  Bauchhaut  erfolgt?  — 

In  Fall  II,  einer  schweren  Infektion,  war  ein  Zusammenhang  der 
Bauchdecken-Aktinomykose  mit  dem  Processus  vermiformis  nachweis- 
bar. Patient,  ein  45jähriger  Schuhmacher,  der  die  Gewohnheit  hatte, 
auf  Spaziergängen  Getreideähren  zwischen  den  Fingern  zu  zerreiben 
und  die  herausfallenden  Körner  zu  essen,  ausserdem  Schweine  und 
Gänse  mittelst  Gerstenschrot  aufzog,  litt  seit  Jahren  au  hartnäckiger 
Stuhlverstopfung  und  Verdauungsschwäche.  Schliesslich  bildete  sich 
ohne  bekannte  Ursache  eine  walnussgrosse  Geschwulst  in  der  rechten 
Inguinalgegend,  die  langsam  wuchs  unter  Schmerzhaftigkeit  beim 
Stuhlgang.  Als  der  Tumor  faustgross,  die  Umgebung  bretthart  wurde, 
liess  sich  Patient  auf  der  chirurgischen  Klinik  operiren.  Ein  hühner- 
eigrosser Abscess  mit  starren  Wandungen,  gefüllt  mit  dickem  Eiter, 
in  welchem  zahllose  Actinomyces  körner  gefunden  wurden,  wird 
incidirt.  Doch  der  Prozess  ging  weiter,  unter  dem  Po  apart’  sehen 
Bande  bildete  sich  im  Laufe  von  drei  Wochen  ein  neuer  Abscess, 
der  bei  Incision  dicken,  stark  aktinomykotischen  Eiter  austreten  liess; 
bei  dieser  Operation  stellte  es  sich  aber  heraus,  dass  das  ganze  Ge- 
webe der  Bauchdecken  rechterseits  unten  in  eine  schwielige,  derbe 
Granulationsmasse  verwandelt  war,  die  von  Fisteln  und  kleinen,  mit 
viel  Actinomyceskörner  enthaltendem  Eiter  gefüllten  Abscessen 
durchsetzt  war.  Namentlich  war  der  rechte  Muse,  rectus  abdom.  ganz 
unterminirt;  im  Grunde  dieser  grossen  Wunde  ragte  der  entzündlich 
verdickte  Proc.  vermiformis  herauf,  welcher  unterbunden  und  ex- 
stirpirt  wurde,  sodsI  bildeten  den  Grund  die  Fascia  transversa  und 
das  Peritoneum.  Die  darunter  liegenden  Darmschlingen  waren  mit 
der  Bauchwand  verklebt.  In  dem  exstirpirten  schwieligen  Granula- 
tionsgewebe gelang  es  nicht,  in  auf  dem  Gefriermikrotom  gemachten 
Schnitten  Actinomyces  nachzuweisen,  jedoch  war  aller  in  dieser 
Gegend  gesammelter  Eiter  sehr  reich  daran.  Der  exstirpirte  Proc. 
vermiformis  zeigte  im  unteren  Abschnitt  entzündliche  Erkrankung  der 
Mucosa  mit  grossen  Substanzverlusten;  derselbe  soll  nach  Härtung 
genau  auf  Actinomyces  durchforscht  werden. 

Dieser  Fall  ist  interessant  nicht  nur  wegen  seiner  Schwere,  son- 
dern auch  wegen  des  sichtlichen  Hervorgehens  aus  einer  Darm-Akti- 
nomykose.  Diese  scheint  sich  im  Blinddarm  lokalisirt  zu  haben  (eine 


Aktinomykose. 


ßn 

bo 

verschluckte  Getreidegranne?),  durch  eine  entzündliche  Perforation 
und  nachträgliche  Peritonitis  mit  Fixirung  der  verklebten  Darm- 
schlingen die  chronische  Verstopfung  des  Pat.  verursachend , indem 
sie  schliesslich  nach  der  Peripherie  fortschreitend  durch  Fistel-  und 
Abscessbildung  die  Bauchdecken  vollständig  unterminirte. 

B e r n h e i m ( W ürzburg). 

Pretopopoü',  N.,  und  Hammer,  BL,  Ein  Beitrag  zur  Keunt- 
niss  der  Actinomyceskulio.  ren.  (Zeitschrift  für  Heilk. 

Bd.  XL  1890.) 

Ausgebeud  von  einer  Reinkultur  von  Prof.  Afanassiew  in 
Petersburg,  welche  direkt  aus  Eiter  eines  an  Aktinomykose 
kranken  Menschen  gezüchtet  worden  war,  haben  die  Verff.  die 
Wachsthumsverhältnisse  des  Strahlenpilzes , sowie  eine  Reihe  an- 
derer interessanter  biologischer  Verhältnisse  dieses  Pilzes  studiren 
können. 

Gezüchtet  wurde  der  Actin omyces  auf  Glycerinagar,  Bouillon, 
Kartoffel,  Gelatine,  in  Milch  und  in  Eiern.  Die  Impfungen  wurden 
so  vorgenornmen,  dass  KörncheD  der  Agarkultur  mit  steriler  Bouillon 
in  einer  Glasschale  zerrieben  wurden  uDd  diese  Emulsion  erst 
mit  der  Platinöse  übertragen  wurde.  Bei  diesem  Verfahren  war 
das  Wachsthum  ein  viel  rascheres,  als  bei  direkter  Uebertragung 
der  Körnchen  mit  der  Platinöse. 

Auf  Glycerinagar  steilen  die  Kulturen  eine  Masse  von  miliaren 
und  höchstens  bis  hanfkorngrossen,  dicht  bei  einander  stehenden 
Körnchen  dar,  welche  eine  gelblich  weisse  Farbe  haben  und  sehr 
fest  dem  Nährboden  aufsitzen.  Aehnlich  ist  das  Wachsthum  auf 
Kartoffeln,  auf  denen  der  Actinomyces  überhaupt  üppig  und  ganz 
typisch  wächst,  nur  dass  die  Kulturen  ein  bedeutend  trockeneres 
Aussehen  haben.  In  Bouillon  entwickeln  sich  in  kurzer  Zeit  miliare 
Knötchen,  die  bis  zu  haselnussgrossen  Ballen  anwachsen  können; 
dabei  bleibt  die  Bouillon  klar.  In  Milch  gedeiht  der  Strahlenpilz  gut 
u.  z.  werden  die  Ei  weisskörper  der  Milch,  ohne  früher  zu  gerinnen, 
anscheinend  direkt  peptonisirt.  Gelatine  verflüssigt  den  Actino- 
myces langsam.  Das  Wachsthum  in  Eiern  wurde  gleichfalls  an 
vielen  Versuchen  geprüft. 

Als  obere  Temperaturgrenze,  bei  der  der  Strahlenpilz  nicht 
mehr  zu  wachsen  vermag,  fanden  die  Verff.  52°  C,  obwohl  auch 
schon  Temperaturen  von  40 0 C das  Wachsthum  bedeutend  beein- 
trächtigen. 

Weiter  konnten  die  Verff.  an  den  Kulturen  mit  einer  gewissen 
Regelmässigkeit  beobachten , dass  der  Strahlenpilz  bei  seiner  Ent- 
wicklung in  auf-  und  absteigender  Richtung  einen  ganz  bestimm- 
ten Formenkreis  durchmacht  in  der  Art,  dass  die  anfangs  sich 
gut  färbenden,  dichotomisch  verzweigten  Actinomycesfäden 
mit  der  Zeit  durch  fortwährende  Gliederung  in  der  Längs-  und 
queren  Richtung  endlich  Stäbchen-  und  Kokkenformen  annehmen 
können,  aus  denen  sich  wieder  dieselben  langgestreckten,  verzweigten 
Fäden  heranzüchten  lassen.  Dieser  Formenkreis  konnte  besonders 
schön  an  Kartoffelkulturen  gesehen  werden.  Ausser  diesen  Formen 


64  Schutzimpfung,  kfinstl.  Infektionskrankheiten,  Entwickelungshemmung  et<\ 


können  aber  in  alten  Kulturen  echte,  regressive  Metamorphosen, 
Keulen-,  Spirillen-  und  Kolbenforraen,  schleimige  Degeneration  etc.  zur 
Beobachtung  kommen.  Die  Drusenformen,  wie  sie  sich  in  den  Erkran- 
kungsherden  beim  Menschen  und  Thier  finden,  sehen  die  Verff.  als  den 
Ausdruck  einer  Art  parasitischer  Anpassung  an  den  Thierkörper  an. 

An  weiteren  Versuchen  konnte  gezeigt  werden,  dass  in  alten 
Kulturen  in  Folge  der  Anhäufung  von  Stoffwechselprodukten  das 
weitere  Wachsthum  der  Kulturen  sistiren  kann. 

Die  Thierexperimente  bleiben  einer  späteren  Mittheilung  Vor- 
behalten und  nur  der  Versuch  von  interperitonealer  Injektion  von 
anaerob  i.  e.  in  Eiern  gewachsenen  Actin omyceskulturen  bei  Kanin- 
chen unabhängig  von  J.  Israel  findet  Erwähnung. 

Dittrich  (Prag). 


Schutzimpfung,  künstliche  Infektionskrankheiten,  Entwick- 
lungshemmung und  Vernichtung  der  Bakterien  etc. 

Fortsetzung  der  Mittheilungen  über  ein  Heilmittel 
gegen  Tuberculose. 

Von 

Professor  ß.  Koch 

in 

Berl  in. 

Seit  der  vor  zwei  Monaten  erfolgten  Veröffentlichung  (cf.  diese 
Wochenschr.  1890.  No.  46a)  meiner  Versuche  mit  einem  neuen  Heil- 
verfahren gegen  Tuberculose  haben  viele  Aerzte  das  Mittel  erhalten 
und  sind  dadurch  in  den  Stand  gesetzt,  sich  durch  eigene  Versuche 
mit  den  Eigenschaften  desselben  bekannt  zu  machen.  Soweit  ich  die 
bisher  hierüber  erschienenen  Publikationen  und  die  an  mich  gelaugten 
brieflichen  Mittheilungen  übersehe,  haben  meine  Angaben  im  Grossen 
und  Ganzen  volle  Bestätigung  gefunden.  Darüber,  dass  das  Mittel 
eine  spezifische  Wirkung  auf  tuberculöses  Gewebe  ausübt  und  in- 
folgedessen als  ein  sehr  feines  und  sicheres  Reagens  zum  Nachweis 
versteckter  und  zur  Diagnose  zweifelhafter  tuberculöser  Prozesse  ver- 
werthet  werden  kann,  ist  man  wohl  allgemein  einig.  Auch  in  Bezug 
auf  die  Heilwirkung  des  Mittels  wird  von  den  meisten  berichtet,  dass 
trotz  der  verhältnissmässig  kurzen  Dauer  der  Kur  bei  vielen  Kranken 
schon  mehr  oder  weniger  weitgehende  Besserung  eilige  treten  ist.  In 
nicht  wenigen  Fällen  soll,  wie  mir  berichtet  wurde,  selbst  Heilung 
erzielt  sein.  Nur  ganz  vereinzelt  ist  behauptet,  dass  das  Mittel  nicht 
allein  bei  zu  w'eit  vorgeschrittenen  Fällen  gefährlich  werden  könne, 
was  man  ohne  weiteres  zugeben  wird,  sondern  dass  es  den  tuber- 
culösen  Prozess  geradezu  befördere,  also  an  und  für  sich  schädlich 
sei.  Ich  selbst  habe  seit  anderthalb  Monaten  Gelegenheit  gehabt, 
an  etwa  150  Kranken  mit  Tuberculose  der  verschiedensten  Art  im 
städtischen  Krankenhaus  zu  Moabit  weitere  Erfahrungen  über  die 
Heilwirkung  und  die  diagnostische  Verwendung  des  Mittels  zu  sam- 
meln, und  kann  nur  sagen,  dass  alles,  was  ich  in  letzter  Zeit  gesehen 


Schutzimpfung,  künstl.  Infektionskrankheiten,  Entwickelungshemmung  etc.  65 


habe,  mit  meinen  früheren  Beobachtungen  im  Einklang  steht,  und 
dass  ich  an  dem,  was  ich  früher  berichtete,  nichts  zu  ändern  habe  1). 

Solange  es  nur  darauf  ankam,  meine  Angaben  auf  ihre  Rich- 
tigkeit zu  prüfen,  war  es  nicht  erforderlich,  zu  wissen,  was  das  Mittel 
enthält  und  woher  es  stammt.  Es  musste  im  Gegentheil  die  Nach- 
prüfung um  so  unbefangener  ausfallen,  je  weniger  von  dem  Mittel 
selbst  bekannt  war.  Nachdem  nun  aber  die  Nachprüfung,  wie  mir 
scheint,  in  hinreichendem  Maasse  stattgefunden  und  die  Bedeutung 
des  Mittels  ergeben  hat,  wird  es  die  nächste  Aufgabe  sein,  das  Mittel 
auch  über  den  bisherigen  Bereich  der  Anwendung  hinaus  zu  studiren 
und  womöglich  die  Prinzipien,  welche  der  Entdeckung  desselben  zu 
Grunde  liegen,  auch  auf  andere  Krankheiten  anzuwenden.  Diese 
Aufgaben  verlangen  selbstverständlich  die  volle  Kenntniss  des  Mittels, 
und  ich  halte  deswegen  den  Zeitpunkt  für  gekommen,  dass  nach 
dieser  Richtung  hin  die  erforderlichen  Angaben  gemacht  werden, 
was  in  Folgendem  geschehen  soll. 

Ehe  ich  auf  das  Mittel  selbst  eingehe,  halte  ich  es  zum  besseren  Yer- 
ständniss  der  Wirkungsweise  desselben  für  geboten,  ganz  kurz  den  Weg 
anzugeben,  auf  welchem  ich  zur  Entdeckung  desselben  gekommen  bin. 

Wenn  man  ein  gesundes  Meerschweinchen  mit  einer  Reinkultur 
von  Tuberkelbacillen  impft,  dann  verklebt  in  der  Regel  die  Impf- 
wunde und  scheint  in  den  ersten  Tagen  zu  verheilen ; erst  im  Laufe 
von  10 — 14  Tagen  entsteht  ein  hartes  Knötchen,  welches  bald  aufbricht 
und  bis  zum  Tode  des  Thieres  eine  ulcerirende  Stelle  bildet.  Aber 
ganz  anders  verhält  es  sich,  wenn  ein  bereits  tuberculös  erkranktes 
Meerschweinchen  geimpft  wird.  Am  besten  eignen  sich  hierzu  Thiere, 
welche  4 — 6 Wochen  vorher  erfolgreich  geimpft  wurden.  Bei  einem 
solchen  Thiere  verklebt  die  kleine  Impfwunde  auch  anfangs,  aber  es 
bildet  sich  kein  Knötchen,  sondern  schon  am  nächsten  oder  zweiten 
Tage  tritt  eine  eigen thümliche  Veränderung  an  der  Impfstelle  ein. 
Dieselbe  wird  hart  und  nimmt  eine  dunklere  Färbung  an,  und 
zwar  beschränkt  sich  dies  nicht  allein  auf  die  Impfstelle  selbst, 
sondern  breitet  sich  auf  die  Umgebung  bis  zu  einem  Durchmesser 
von  0,5  — 1 cm  aus.  An  den  nächsten  Tagen  stellt  sich  dann 
immer  deutlicher  heraus,  dass  die  so  veränderte  Haut  nekrotisch 
ist,  sie  wird  schliesslich  abgestossen,  und  es  oleibt  dann  eine  flache 
Ulceration  zurück,  welche  gewöhnlich  schnell  und  dauernd  heilt 
ohne  dass  die  benachbarten  Lymphdrüsen  infizirt  werden.  Die 
verimpften  Tuberkelbacillen  wirken  also  ganz  anders  auf  die  Haut 
eines  gesunden,  als  auf  diejenige  eines  tuberculösen  Meerschweinchens. 
Diese  auffallende  Wirkung  kommt  nun  aber  nicht  etwa  ausschliesslich 
den  lebenden  Tuberkelbacillen  zu,  sondern  findet  sich  ebenso  bei  den 
abgetödteten,  ganz  gleich,  ob  man  sie,  wie  ich  es  anfangs  versuchte, 
durch  niedrige  Temperaturen  von  längerer  Dauer,  oder  durch  Siede- 
hitze , oder  durch  gewisse  Chemikalien  zum  Absterben  gebracht  hat. 

Nachdem  diese  eigenthümliche  Thatsache  gefunden  war,  habe 


1)  In  Bezug  auf  die  Dauer  der  Heilung  möchte  ich  hier  anführen,  dass  von  den 
KrankeD,  welche  von  mir  vorläufig  als  geheilt  bezeichnet  waren,  zwei  in  das  Kranken- 
haus Moabit  zur  weiteren  Beobachtung  wieder  aufgenommen  sind,  und  dass  sich  seit 
drei  Monaten  keine  Bacillen  im  Sputum  gezeigt  haben ; auch  die  physikalischen  Sym- 
ptome sind  bei  denselben  allmählich  vollkommen  verschwunden. 


66  Schutzimpfung,  küustl  Infektionskrankheiten,  Entwickehingaheininung  etc. 


ich  sie  nach  allen  Richtungen  hin  weiter  verfolgt,  und  es  ergab 
sich  dann  weiter,  dass  abgetödtete  Reinkulturen  von  Tuberkelba- 
cillen, nachdem  sie  verrieben  und  in  Wasser  aufgeschwemmt  sind, 
bei  gesunden  Meerschweinchen  in  grosser  Menge  unter  die  Haut 
gespritzt  werden  können,  ohne  dass  etwas  anderes  als  eine  lokale 
Eiterung  entsteht1).  Tuberculöse  Meerschweinchen  werden  dagegen 
schon  durch  die  Injektion  von  sehr  geringen  Mengen  solcher  aufge- 
schwemmten Kulturen  getödtet,  und  zwar  je  nach  der  angewendeten 
Dosis  innerhalb  von  6 —48  Stunden.  Eine  Dosis,  welche  eben  nicht 
mehr  ausreicht,  um  das  Thier  zu  tödten,  kann  eine  ausgedehnte 
Nekrose  der  Haut  im  Bereich  der  Injektionsstelle  bewirken.  Wird 
die  Aufschwemmung  nun  aber  noch  weiter  verdünnt,  so  dass  sie 
kaum  sichtbar  getrübt  ist,  dann  bleiben  die  Thiere  am  Leben,  und 
es  tritt,  wenn  die  Injektionen  mit  ein-  bis  zweitägigen  Pausen  fort- 
gesetzt werden,  bald  eine  merkliche  Besserung  im  Zustande  der- 
selben ein;  die  ulcerirende  Impfwuude  verkleinert  sich  und  vernarbt 
schliesslich,  was  ohne  eine  derartige  Behandlung  niemals  der  Fall  ist; 
die  geschwollenen  Lymphdrüsen  verkleinern  sich ; der  Ernährungszu- 
stand wird  besser,  und  der  Krankheitsprozess  kommt,  wenn  er  nicht 
bereits  zu  weit  vorgeschritten  ist  und  das  Thier  an  Entkräftung  zu 
Grunde  geht,  zum  Stillstand. 

Damit  war  die  Grundlage,  für  ein  Heilverfahren  gegen  Tuber- 
culose  gegeben.  Der  praktischen  Anwendung  solcher  Aufschwem- 
mungen von  abgetödteten  Tuberkelbacillen  stellte  sich  aber  der  Um- 
stand entgegen,  dass  an  den  Injektionsstellen  die  Tuberkelbacillen 
nicht  etwa  resorbirt  werden  oder  in  anderer  Weise  verschwinden, 
sondern  unverändert  lange  Zeit  liegen  bleiben  und  kleinere  oder 
grössere  Eiterherde  erzeugen. 

Das,  was  bei  diesem  Verfahren  heilend  auf  den  tuberculösen  Pro- 
zess wirkt,  musste  also  eine  lösliche  Substanz  sein,  welche  von  den 
die  Tuberkelbacillen  umspülenden  Flüssigkeiten  des  Körpers  gewisser- 
maassen  ausgelaugt  und  ziemlich  schnell  in  den  Säftestrom  überge- 
führt wird,  während  das,  was  eitererzeugend  wirkt,  anscheinend  in 
den  Tuberkelbacillen  zurückbleibt  oder  doch  nur  sehr  langsam  in 
Lösung  geht. 

Es  kam  also  lediglich  darauf  an,  den  im  Körper  sich  abspielen- 
den Vorgang  auch  ausserhalb  desselben  durchzuführen  und  womög- 
lich die  heilend  wirkende  Substanz  für  sich  allein  aus  den  Tuberkel- 
bacillen zu  extrahiren.  Diese  Aufgabe  hat  viel  Mühe  und  Zeit 
beansprucht,  bis  es  mir  endlich  gelang,  mit  Hülfe  einer  40  bis 
50%igen  Glycerinlösung  die  wirksame  Substanz  aus  den  Tuberkel- 
bacillen zu  erhalten.  So  gewonnene  Flüssigkeiten  sind  es  gewesen, 
mit  denen  ich  die  weiteren  Versuche  an  Thieren  und  schliesslich 
am  Menschen  gemacht  habe,  und  welche  zur  Wiederholung  der  Ver- 
suche an  andere  Aerzte  abgegeben  sind. 

Das  Mittel,  mit  welchem  das  neue  Heilverfahren 
gegen  Tuberculöse  ausgetibt  wird,  ist  also  ein  Glyce- 
rinextrakt aus  den  Reinkulturen  der  Tuberkelbacillen. 

In  das  einfache  Extrakt  gehen  aus  den  Tuberkelbacillen  natür- 

1)  Derartige  Injektionen  gehören  ze  den  einfachsten  und  sichersten  Mitteln , urt» 
Eiterungen  zu  erzeugen,  welche  frei  von  lebenden  Bakterien  sind. 


Schutzimpfung,  kiiustl.  Infektionskrankheiten,  Entwickelungshemmung  etc.  ß7 


lieh  neben  der  wirksamen  Substanz  auch  alle  übrigen  in  50  % 
Glycerin  löslichen  Stoffe  über,  und  es  finden  sich  deswegen  darin 
eine  gewisse  Menge  von  Mineralsalzen,  färbende  Substanzen  und 
andere  unbekannte  Extraktivstoffe.  Einige  dieser  Stoffe  lassen  sich 
ziemlich  leicht  daraus  entfernen.  Die  wirksame  Substanz  ist  näm- 
lich unlöslich  in  absolutem  Alkohol  und  kann  durch  denselben,  aller- 
dings nicht  rein,  sondern  immer  noch  in  Verbindung  mit  anderen 
ebenfalls  in  Alkohol  unlöslichen  Extraktivstoffen  ausgefällt  werden. 
Auch  die  Farbstoffe  lassen  sich  beseitigen,  so  dass  es  möglich  ist, 
aus  dem  Extrakt  eine  farblose  trockene  Substanz  zu  erhalten,  welche 
das  wirksame  Prinzip  in  viel  konzentrirterer  Form  enthält,  als  die 
ursprüngliche  Glycerinlösung.  Für  die  Anwendung  in  der  Praxis 
bietet  diese  Reinigung  des  Glycerinextraktes  indessen  keinen  Vortheil, 
weil  die  so  entfernten  Stoffe  für  den  menschlichen  Organismus  in- 
different sind,  und  also  der  Reinigungsprozess  das  Mittel  nur  un- 
nötigerweise verteuern  würde. 

Ueber  die  Konstitution  der  wirksamen  Substanz  lassen  sich 
vorläufig  nur  Vermutungen  aussprechen.  Dieselbe  scheint  mir  ein 
Derivat  von  Eiweisskörpern  zu  sein  und  diesen  nahe  zu  stehen , ge- 
hört aber  nicht  zur  Gruppe  der  sogenannten  Toxalbumine,  da  sie  hohe 
Temperaturen  erträgt  und  im  Dialysator  leicht  und  schnell  durch  die 
Membran  geht.  Das  im  Extrakt  vorhandene  Quantumder  Substanz 
ist  allem  Anscheine  nach  ein  sehr  geringes ; ich  schätze  es  auf  Bruch- 
teile eines  Prozents.  Wir  würden  es,  wenn  meine  Voraussetzung 
richtig  ist,  also  mit  einem  Stoffe  zu  thun  haben,  dessen  Wirksamkeit 
auf  tuberculös  erkrankte  Organismen  weit  über  das  hinausgeht,  was 
uns  von  den  am  stärksten  wirkenden  Arzneistoffen  bekannt  ist. 

Ueber  die  Art  und  Wreise,  wie  wir  uns  die  spezifische  Wirkung 
des  Mittels  auf  das  tuberculöse  Gewebe  vorzustellen  haben , lassen 
sich  selbstverständlich  verschiedene  Hypothesen  aufstellen.  Ich  stelle 
mir,  ohne  behaupten  zu  wollen,  dass  meine  Ansicht  die  beste  Er- 
klärung abgibt,  den  Vorgang  folgender maassen  vor.  Die  Tuberkel- 
bacillen produciren  bei  ihrem  Wachsthum  in  den  lebenden  Geweben 
ebenso  wie  in  den  künstlichen  Kulturen  gewisse  Stoffe  , welche  die 
lebenden  Elemente  ihrer  Umgebung,  die  Zellen,  in  verschiedener 
Weise  und  zwar  nachtheilig  beeinflussen.  Darunter  befindet  sich  ein 
Stoff,  welcher  in  einer  gewissen  Konzentration  lebendes  Protoplasma 
tödtet  und  so  verändert,  dass  es  in  den  von  Weigert  als  Koagula- 
tionsnekrose bezeichneten  Zustand  übergeführt  wird.  In  dem  nekro- 
tisch gewordenen  Gewebe  findet  der  Bacillus  dann  so  ungünstige  Er- 
nährungsbedingungen, dass  er  nicht  weiter  zu  wachsen  vermag,  unter 
Umständen  selbst  schliesslich  abstirbt.  Auf  diese  Weise  erkläre  ich 
mir  die  auffallende  Erscheinung,  dass  man  iu  frisch  tuberculös  er- 
krankten Organen,  z.  B.  in  der  von  grauen  Knötchen  durchsetzten 
Milz  oder  Leber  eines  Meerschweinchens,  zahlreiche  Bacillen  findet, 
während  letztere  selten  sind  oder  gar  fehlen,  wenn  die  kolossal  ver- 
grösserte  Milz  fast  ganz  aus  weisslicher,  im  Zustande  der  Koagula- 
tionsnekrose befindlicher  Substanz  besteht,  wie  man  es  häufig  beim 
natürlichen  Tode  tuberculöser  Meerschweinchen  findet.  Auf  grosse 
Entfernung  vermag  der  einzelne  Bacillus  deswegen  auch  nicht  Ne- 
krose zu  bewirken;  denn  sobald  die  Nekrose  eine  gewisse  Ausdeh- 


{38  Schutzimpfung,  kirnst).  Infektionskrankheiten,  Entwickelungsbemirmng  etc. 


nung  erreicht  hat,  nimmt  das  Wachsthum  des  Bacillus  und  damit 
die  Produktion  der  nekrotisirenden  Substanz  ab,  und  es  tritt  so  eine 
Art  von  gegenseitiger  Kompensation  ein,  welche  bewirkt,  dass  die 
Vegetation  vereinzelter  Bacillen  eine  so  aufiallend  beschränkte  bleibt, 
wie  z.  B.  beim  Lupus,  in  skrophulösen  Drüsen  u.  s.  w.  In  solchem 
lalle  erstreckt  sich  die  Nekrose  gewöhnlich  nur  über  einen  Theil 
einer  Zelle,-  welche  dann  bei  ihrem  weiteren  Wachsthum  die  eigent- 
liche Form  der  Riesenzelle  annimmt;  ich  folge  also  in  dieser  Auf- 
fassung der  zuerst  von  Weigert  gegebenen  Erklärung  von  dem 
Zustandekommen  der  Riesenzellen. 

Würde  man  nun  künstlich  in  der  Umgebung  des  Bacillus  den 
Gehalt  des  Gewebes  an  nekrotisirender  Substanz  steigern , dann 
würde  sich  die  Nekrose  auf  eine  grössere  Entfernung  ausdehnen,  und 
es  würden  sich  damit  die  Ernährungsverhältnisse  für  den  Bacillus 
viel  ungünstiger  gestalten,  als  dies  gewöhnlich  der  Fall  ist.  Theils 
würden  alsdann  die  in  grösserem  Umfange  nekrotisch  gewordenen 
Gewebe  zerfallen,  sich  ablösen  und,  wo  dies  möglich  ist,  die  ein- 
geschlossenen Bacillen  mit  fortreissen  und  nach  aussen  befördern; 
theils  würden  die  Bacillen  so  weit  in  ihrer  Vegetation  gestört,  dass 
es  viel  eher  zu  einem  Absterben  derselben  kommt,  als  dies  unter 
gewöhnlichen  Verhältnissen  geschieht. 

Gerade  in  dem  Hervorrufen  solcher  Veränderungen  scheint  mir 
nun  die  Wirkung  des  Mittels  zu  bestehen.  Es  enthält  eine  gewisse 
Menge  der  nekrotisirenden  Substanz,  von  welcher  eine  entsprechend 
grosse  Dosis  auch  beim  Gesunden  bestimmte  Gewebselemente,  vielleicht 
die  weissen  Blutkörperchen,  oder  ihnen  nahestehende  Zellen  schädigt 
und  damit  I’ieber  und  den  ganzen  eigentümlichen  Symptomenkomplex 
bewirkt.  Beim  Tuberculösen  genügt  aber  schon  eine  sehr  viel  ge- 
ringere Menge,  um  an  bestimmten  Stellen,  nämlich  da,  wo  Tuberkel- 
bacillen vegetiren  und  bereits  ihre  Umgebung  mit  demselben  nekro- 
tisirenden Stoß’  imprägnirt  haben,  mehr  oder  weniger  ausgedehnte 
Nekrose  von  Zellen  nebst  den  damit  verbundenen  Folgeerscheinungen 
für  den  Gesammtorganismus  zu  veranlassen.  Auf  solche  Weise  lässt 
sich , wenigstens  vorläufig , ungezwungen  der  spezifische  Einfluss, 
welchen  das  Mittel  in  ganz  bestimmten  Dosen  auf  tuberculöses  Ge- 
wrebe  ausübt,  ferner  die  Möglichkeit,  mit  diesen  Dosen  so  auffallend 
schnell  zu  steigen,  und  die  unter  nur  einigermaassen  günstigen  Ver- 
hältnissen unverkennbar  vorhandene  Heilwirkung  des  Mittels  erklären. 

(Deutsche  medic.  Wochenschrift.  1891.  No.  3.) 


Neuere  Arbeiten  über  Immunisirungs-  bezw. 
Heilungs versuche  bei  Thieren  gegenüber  der  Infektion 
mit  Milzbrand-,  Tetanus-  und  Diphtherie-Bacillen. 

Ref.  Frof.  LoefHer. 

(Schloss.) 

Behring  und  Kitasato,  üeber  das  Zustandekommen  der 
Diphtherie-Immunität  und  der  Tetanus-Immunität 
bei  Thieren.  — (Deutsche  med.  Wochenschrift.  1890.  No.  49.) 


Schutzimpfung,  künstl.  Infektionskrankheiten,  Entwiekelungshsmmung  etc.  ß9 


Die  beiden  Verff.  theilen  die  wichtige  Thatsache  mit,  dass 
es  ihnen  gelungen  ist,  bei  beiden  Infektionskrankheiten  sowohl  in- 
fizirte  Thiere  zu  heilen,  wie  die  gesunden  derartig  vorzu- 
behandeln,  dass  sie  später  nicht  mehr  an  Diphtherie 
bezw.  am  Tetanus  erkranken. 

Der  Stoff,  mit  Hülfe  welches  diese  Ergebnisse  erzielt  werden,  ist 
das  Blut  oder  auch  das  Blutserum  von  Thieren,  welche  gegen  Diph- 
therie bezw.  Tetanus  immun  gemacht  sind.  Lieber  die  Methoden  der 
Immunisirung  berichten  die  Verfl.  zunächst  noch  nicht.  Sie  wollen 
dieselben  später  mittheilen.  Sie  berichten  zunächst  nur  über  die 
Erfolge,  welche  sich  mit  dem  Blute  immunisirtes  Thiere  erzielen 
lasset)  in  den  beiden  genannten  Richtungen. 

Ein  gegen  Tetanus  immunisirtet  Kaninchen  erhielt  10  ccm  einer 
keimhaltigen  virulenten  Tefanusbacillenkultur,  von  welch«’  für 
normale  Kaninchen  0.5  ccm  genügten,  um  dieselben  ganz  sicher  an 
Tetanus  zu  Grunde  gehen  zu  lassen,  eiugespritzt.  Es  blieb  gesund. 
Von  dem  flüssigen , aus  der  Carotis  entnommenen  Blute  dieses  Ka- 
ninchens erhielt  eine  Maus  0,2  ccm,  eine  zweite  0,5  ccm  in  die  Bauch- 
höhle injizirt.  Beide  wurden  nach  24  Stunden  mit  2 Koutrollmausen 
mit  virulenten  Tetanusbacillen  geimpft.  — Die  beiden  Kontrollmäuse 
starben  nach  36  Stunden  an  Tetanus,  die  injizirten  blieben  gesund. 
Von  dem  Serum  jenes  Carotisblutes  erhielten  6 Mäuse  je  0,2  ccm 
in  die  Bauchhöhle.  Nach  der  24  Stunden  später  erfolgten  Infektion 
blieben  alle  gesund,  die  Kontrollmäuse  starben  nach  weniger  als  48 
Stunden  an  Tetanus. 

Die  Yerfi.  haben  ferner  auch  therapeutische  Erfolge  in  der  Weise 
erzielt,  dass  sie  die  Thiere  zuerst  impften  und  hinterher  das  Serum 
in  die  Bauchhöhle  eiuspritzten.  Nähere  Angaben  hierüber  bringen 
sie  nicht. 

Mit  demselben  Serum  haben  sie  ferner  Versuche  angestellt, 
welche  eine  enorme  giftzerstörende  Wirkung  desselben  beweisen. 

Von  einer  10-tägigen  Tetanuskultur,  welche  durch  Filtriren 
keimfrei  gemacht  war,  genügte  0,00005  ccm,  um  eine  Maus  nach 
4 — 6 Tagen,  und  0,0001  ccm.  um  eine  solche  nach  weniger  als  2 Tagen 
sicher  zu  tödten.  1 ccm  dieser  Kultur  wurde  mit  5 ccm  Serum  des 
tetanusimmunen  Kaninchens  vermischt.  Nach  24-stündigem  Stehen 
erhielten  von  dieser  Mischung  4 Mäuse  je  0,2  ccm  (0,033  ccm  der 
Kultur),  mithin  mehr  als  das  300  fache  der  sonst  für  Mäuse  tödt- 
lichen  Dosis  — sämmtliche  4 Mäuse  blieben  dauernd  gesund,  die 
Kontrollmäuse  starben  an  0,0001  ccm  der  Kultur  nach  36  Stunden. 

Alle  Mäuse  haben  sich  dauernd  immun  erwiesen  gegen 
wiederholte  Impfungen  mit  virulenten  Tetanusbacillen,  ja  sie  haben 
auch  nicht  eine  Spur  von  Erkrankung  gezeigt. 

Das  Serum  von  Kindern,  Kälbern,  Pferden,  Hammeln  und  nicht 
tetanusimmunen  Kaninchen  erwies  sich  gänzlich  unwirksam ; es 
zeigte  auch  keine  tetanusgiftzerstörenden  Eigenschaften.  Auch  das 
Blut  innerhalb  der  Gefässe  lebender,  nicht  immuner  Thiere  besitzt 
keine  t.etanusgiftzerstörenden  Eigenschaften.  Das  Brusthöhlentrans- 
sudat von  Kaninchen,  welche  eiuer  Injektion  von  0,5  ccm  einer  giftigen, 
aber  keimfreien  Tetanuskultur  nach  5 — 6 Tagen  erlegen  sind,  tödtet 
in  der  Dosis  von  0,3  ccm  Mäuse  unter  tetaniseben  Erscheinungen 


70  Schutzimpfung,  kür.stl.  Infektionskrankheiten,  Entwickelungshemmung  etc. 


ebenso  wie  die  gleiche  Dosis  des  Blutes  des  tetanusvergifteten  Thieres. 
Somit  haben  die  Verth  den  an  die  Spitze  ihrer  hochwichtigen  Mit- 
theilung gestellten  Satz  bewiesen,  dass  nämlich  „die  Immunität  von 
Kaniuchen  und  Mäusen,  die  gegen  Tetanus  immunisirt  sind,  auf 
der  Fähigkeit  der  zellenfreien  Blutflüssigkeit  beruht,  die  toxischen 
Substanzen,  welche  die  Tetanusbacillen  produziren,  unschädlich  zu 
machen“. 

Die  diphtheriegiftzerstörende  Wirkung  des  Blutes  von  diphtherie- 
immunen  Thieren,  über  welche  freilich  nichts  mitgetheilt  wird,  hat  die 
Verff.  auf  die  Richtung  geführt,  in  welcher  die  Unempfänglichkeit  für 
Diphtherie  zu  suchen  ist.  Aber  erst  bei  der  Anwendung  der  bei 
der  Diphtherie  gemachten  Erfahrungen  auf  den  Tetanus  sind  die 
Verff.  zu  den  geschilderten  Ergebnissen  gelangt,  welche  in  der  That 
an  Beweiskraft  nichts  zu  wünschen  übrig  lassen. 

Gleichzeitig  mit  der  Arbeit  von  Bell  ring  und  Kitasato 
erschien  in  der  Berliner  klinischen  Wochenschrift.  No.  49  eine  Mit- 
theilung von  L.  Briegcr  und  0.  Fraenkel  über  Immuni- 
sirungs versuch e bei  Diphtherie. 

Bekanntlich,  sagen  die  Verff.,  gelingt  es,  Thiere  gegen  die  Einwirkung 
pathogener  Bakterien  zu  festigen,  auf  zwei  W egen,  erstens  durch  ab- 
geschwächte Kulturen  der  infektiösen  Organismen  und  zweitens  durch 
die  keimfreien  Stoffwechselprodukte  derselben.  Beide  WTege  sind 
von  den  Verff.  eingeschlagen.  Eine  Abschwächung  gelingt  leicht 
durch  Züchtung  bei  höheren  Temperaturen,  sowie  durch  Zusätze  von 
antiseptischen  Mitteln  wie  Kaliumbichromat  und  Gentianaviolett  za 
Nährlösungen.  Die  Abschwächung  ist  aber  sehr  unbeständig,  da  die 
Kulturen  in  ganz  unberechenbarer  Weise  plötzlich  wieder  virulent 
werden.  Die  mit  den  abgeschwächten  Kulturen  geimpften  Thiere 
erkrankten  und  gingen  langsam  nach  Tagen,  Wochen,  ja  selbst  nach 
Monaten  erst  zu  Grunde.  Die  Probeimpfungen  mussten  deshalb  lange 
hinausgeschoben  werden.  Das  Ergebniss  derselben  war  das,  dass  bei 
den  schutzgeimpfteu  Thieren  von  einer  irgendwie  erhöhten 
Widerstandskraft  nicht  die  Rede  war.  Auch  die  Impfungen 
mit  natürlichen,  d.  h.  durch  längere  Kultur  auf  Agar-Agar  abge- 
schwächten Diphtheriebacillen  hatten  keine  immunisirende  Wirkung. 

Auch  die  Beibringung  der  aus  den  Kulturen  gewonnenen  giftigen 
Toxalbumin e der  Diphtheriebacillen  führte  zu  keinem  Resultat.  Ja 
die  mit  kleinen  Mengen  dieser  Produkte  geimpften  Thiere  schienen 
sogar  schneller  bei  der  Probeimpfung  einzugehen,  als  die  Kontrollthiere. 

Durch  Beibringung  der  Kulturflüssigkeit  selbst,  nachdem 
sie  durch  einstündiges  Erhitzen  auf  53 0 keimfrei  gemacht  war.  liess 
sich  eine  gewisse  vermehrte  Widerstandskraft  bei  den  Meerschweinchen 
erzielen.  Die  Thiere  starben  bei  cler  Probeimpfung  später  erst  nach 
3,  4,  6 oder  selbst  9 Tagen. 

Erst  nach  Beibringung  grosser  Mengen  durch  Erhitzen  un- 
wirksam gemachter  Kulturflüssigkeit,  10  ccm  einer  auf  100 € eine 
Stunde  erhitzten  Bouillonkultur,  überstanden  einige  Thiere  die  Probe- 
impfung,  während  die  Mehrzahl  noch  erlag,  freilich  nach  längerer 
Zeit  — bis  nach  2 */2  W7ochen. 

Weitere  Versuche  ergaben,  dass  10 — 20  ccm  — je  nach  der 
Grösse  des  Thieres  — einer  drei  Wochen  alten,  eine 


Seüntzimpftiag,  biinstl.  Infektionskrankheiten,  Entwickehingsheinniung  etc.  71 


Stunde  auf  60—70°  erwärmten  Bouillonkultur  der  Diph- 
theriebacillen, Meerschweinchen  unter  die  Haut  gespritzt,  genügen, 
um  das  Thier  gegen  die  nachfolgende  subkutane  Impfung  mit  viru- 
lenten Bakterien  zu  immunisiren,  doch  darf  die  Infektion  mit  dem 
virulenten  Material  frühestens  14  Tage  nach  Ausführung 
der  Schutzimpfung  stattfinden.  In  den  ersten  Tagen  nach  der- 
selben ist  die  Empfänglichkeit  gegen  subkutane  Impfungen  fast  noch 
erhöht,  dann  nimmt  die  Widerstandskraft  zu,  so  dass  die  geimpften 
Thiere  später  sterben,  um  nach  14  Tagen  endlich  eine  vollkommene 
zu  werden. 

Bei  der  Probeimpfung  auf  die  durch  Zug  eröffnete  Vulva,  wie 
sie  vom  Ref.  angegeben  ist,  erfolgten  meist  noch  diphtheritische  Ent- 
zündungen bei  den  schutzgeimpften  Thieren  jedoch  ging  kein  einziges 
der  so  behandelten  Thiere  ein. 

Der  Verf.  (C.  Fraenkel)  neigt  sich  der  Auflassung  zu,  dass 
das  von  den  Diphtheriebacillen  erzeugte  Gift,  die  toxisch  wirkende 
und  die  immunisirende  Substanz,  zwei  verschiedene  Körper  sind, 
deren  erstere  durch  Temperaturen  von  55 — 60°  ihrer  spezifischen 
Kraft  beraubt  werde,  während  letztere  wesentlich  höhere  Hitze- 
grade vertrage.  Bei  60 — 70°  werde  die  toxische  Substanz  gerade 
vernichtet,  die  immunisirende  noch  nicht  wesentlich  beeinflusst,  daher 
sei  diese  Temperatur  die  geeignetste. 

Therapeutisch  ist  die  auf  60 — 70°  erhitzte  Kulturflüssigkeit 
völlig  machtlos.  Irn  Gegentheil,  mit  virulenten  Bacillen  geimpfte 
Thiere,  welchen  man  in  Abständen  von  mehreren  Stunden  die  auf 
65°  erhitzte  Flüssigkeit  einspritzt,  gehen  schneller  zu  Grunde,  als 
nicht  behandelte  Thiere. 

Von  dem  höchsten  Interesse  ist  nun  die  weitere  Mittheilung  von 
Behring  in  der  Deutschen  med.  Wochenschrift.  Nr.  50:  „Unter- 
suchungen über  das  Zustandekommen  der  Diphtherie- 
Immunität  bei  Thieren.“ 

Behring  bestätigt  zunächst  die  Angabe  des  Ref.,  dass  es  Thiere 
giebt,  Mäuse  und  Ratten,  welche  gegenüber  dem  Diphtheriebacillus 
sich  einer  natürlichen  Immunität  erfreuen.  Darauf  geht  er  über  zur 
Besprechung  der  Methoden,  mit  Hülfe,  welcher  sich  auch  Thiere,  welche 
für  Diphtherie  sehr  empfänglich  sind,  gegen  dieselbe  immun  machen 
lassen: 

1)  Die  Methode  von  C.  Fraenkel  hat  sich  ihm  ebenfalls  als 
probat  erwiesen. 

2)  Zusatz  von  Jodtrichlorid  zu  4 Wochen  alten  Kulturen  im 
Verhältniss  von  1:500.  Nach  16 ständiger  Einwirkung  desselben 
Einspritzung  von  2 ccm  in  die  Bauchhöhle  von  2 Meerschweinchen. 
Nach  3 Wochen  Injektion  von  0,2  ccm  einer  Diphtheriekultur,  die 
4 Tage  in  Bouillon  mit  Jodtrichloridzusatz  1 : 5500  gewachsen  war. 
Nach  weiteren  14  Tagen  waren  beide  Thiere  immun. 

3)  Immunisirung  durch  Stoffwechselprodukte,  welche  von  den 

Diphtheriebacillen  im  lebenden  Körper  erzeugt  werden.  Bei  den 
nach  Impfung  von  Diphtheriebacillen  gestorbenen  Meerschweinchen 
findet  sich,  wie  Ref.  zuerst  mitgetheilt,  sehr  häufig  ein  mehr  oder 
weniger  rötlilich  gefärbtes  bacilleafreies  Transsudat  in  den  Pleura- 
höhlen 10 — 15  ccm  davon  tödten  Meerschweinchen  meist  nach 


72  Schutzimpfung,  künstl.  Infektionskrankheiten,  Entwickelungibemmung  etc. 


mehreren  Tagen.  Die  Thiere  sind  regelmässig  sehr  krank,  sie  sind 
nicht,  im  Stande,  auf  den  Rücken  gelegt,  sich  schnell  zu  erheben,  wie 
gesunde  Thiere.  Wenn  diese  kranken  Thiere  sich  erholt  hatten,  so 
vertrugen  sie  Impfungen  mit  virulenten  Bacillen , welche  gesunde 
Thiere  nach  3 — 4 Tagen  tödteten. 

4)  Immunisirung  durch  Impfen  mit  virulenten  Bacillen  und  Auf- 
hebung der  deletären  Wirkungen  durch  therapeutische  Behandlung. 

Diplitherieinfizirte  Thiere  zu  heilen  ist  an  einzelnen  Indi- 
viduen Behring  in  Gemeinschaft  mit  Hofarzt  Dr.  Bo  er  ge- 
lungen durch  Goldnatriumchlorid,  Naphtylamin,  Trichloressigsäure 
und  Karbolsäure.  Am  besten  wirkte  Jod  tric  hl  orid.  Von  8 Meer- 
schweinchen, die  mit  0,3  ccm  Kultur  geimpft  waren,  starben  2 nicht 
behandelte  nach  24  Stunden.  4 Thiere,  welche  je  2 ccm  einer  I °/0 
bezw.  2ö/„  Jodtrichloridlösung  sofort  nach  der  Infektion  au  der  In- 
fektionsstelle erhalten  hatten,  blieben  am  Leben.  Von  2 Thieren, 
welche  erst  6 Stunden  nach  der  Infektion  behandelt  wurden, 
starb  eins  nach  4 Tagen.  Bei  allen  Thieren  wurden  an  den  3 nächst- 
folgenden Tagen  neue  Jodtrichlorideinspritzungen  gemacht.  Später 
als  6 Stunden  nach  der  Infektion  gemachte  Injektionen 
gaben  keine  positiven  Resultate  mehr.  Die  überlebenden  Thiere 
waren  stets  längere  Zeit  krank;  es  bildete  sich  eine  demarkirende 
Entzündung,  daun  ein  trockener  Schorf,  unter  welchem  sich  noch 
nach  3 Wochen  lebende  und  virulente  Bacillen  nach  weisen  Hessen. 

Erst  nach  vollkommener  Vernarbung  erwiesen  sich  mehrere 
durch  Jodtrichlorid  geheilte  und  ein  durch  Goldnatrium  geheiltes 
Meerschweinchen  gegeu  Impfungen  mit  virulenten  Bacillen  immun. 

Kaninchen  gelingt  es  leichter  durch  Jodtrichlorid  und  auch  ohne 
Aet7schorfbilduug  zu  heilen.  Die  Behandlung  ist  noch  24  Stunden 
nach  der  Infektion  erfolgreich,  wenn  Kontrollthiere  nach  4 Tagen 
sterben.  Ob  die  geheilten  immun  sind,  ist  noch  nicht  festgestellt. 
Vorsichtige  Versuche  am  Menschen  ergaben,  dass  das  Jodtrichlorid 
als  Heilmittel  für  den  Menschen  sich  nicht  verwerthen  lässt. 

Durch  alleinige  Vorbehandlung  mit  Jodtrichlorid  war  Behring 
nicht  im  Stande,  Diphtherie-Immunität  bei  Thieren  zu  erzeugen,  wohl 
aber 

5)  durch  Wasserstoffsuperoxyd  in  schwach  schwefel- 
saurer 10°/0iger  Lösung.  Meerschweinchen  vertragen  davon 
1 : 4000  bis  1 : 2500,  Mäuse  1 : 2000  bis  1 : 800,  Kaninchen  weniger 
als  1:15000  Körpergewicht.  Therapeutische  Wirkung  besitzt  das 
Wasserstoffsuperoxyd  nicht  — im  Gegeutheil,  es  macht  die  Impfung 
schneller  tödtlich  und  Kulturen  giftiger.  War  aber  das  Mittel  den 
Thieren  einige  Tage  vor  der  Infektion  beigebracht,  so  zeigte 
es  sich,  dass  die  Thiere  einen  mehr  oder  weniger  ausgesprochenen 
Grad  von  Immunität  erreicht  hatten.  An  der  Infektionsstelle  bildete 
sich  eine  pralle  Geschwulst,  welche  als  eine  schwartige,  eine  klare, 
seröse  Flüssigkeit  enthaltende  Cyste  sich  darstellte. 

5 Kaninchen  erhielten  am  11.,  12.,  14.  und  17.  November  je 
0,5  ccm  Wasserstoffsuperoxyd  und  am  20.  November  0,5  ccm  einer 
vollvirulenten  Bacillenkultur.  Das  Kontrollthier  starb  nach  24  Stunden. 
Von  den  Geimpften  starben  eins  nach  5 Tagen,  2 nach  7 Tagen, 
eins  nach  8 Tagen,  eins  blieb  gesund. 


Neue  Litterattn*. 


73 


Die  letzte  Methode  der  Immunisirung  hat  bis  jetzt  noch  kein 
Analogon,  wohl  aber  beruht  eine  der  Immunisirungsmethoden  gegen 
Tetanus  bei  Kaninchen , wie  Behring  im  Einverständnisse  mit 
Kitasato  mittheilt,  auf  der  Vorbehandlung  derselben  ausschliesslich 
mit  Jodtrichloridlösungen. 

Alle  5 Methoden  sind  nach  Ansicht  der  Verff. 
für  den  Menschen  nicht  verwerthbar,  sie  sind  aber  im 
Stande,  zur  Erklärung  des  Zustandekommens  der  Diphtherie-Immu- 
nität beizutragen. 

Verf.  hat  experimentell  festgestellt,  dass  die  diphtherie-immunen 
Thiere  sämmtlieh  im  Stande  sind,  das  von  virulenten  Diphtherie- 
bacillen in  alkalischer  Bouillon  erzeugte  Gift,  i.  e.  durch  Filtriren 
keimfrei  gemachte  Kulturflüssigkeit  in  ihrem  Blute  sowohl  inner- 
halb des  Körpers,  als  auch  ausserhalb  desselben  zu  zerstören.  Die 
Thiere,  bei  welchen  die  Immunität  noch  nicht  ganz  befestigt  ist, 
sind  nun  iveniger  giftwiderstandsfähig,  als  die  normalen.  Durch 
wiederholte  Injektionen  erheblicherer  Giftmengen  kann  die  Immunität 
wieder  verloren  gehen.  Von  einer  „Giftgewöhnung“  kann  nicht  die 
Rede  sein. 

Diphtherie  b a c i 1 1 e n feindliche  Eigenschaften  besitzt  nach  den 
Untersuchungen  Behring’s  das  Blut  immuner  Thiere  nicht. 
Ebenso  wie  bei  der  Diphtherie  ist  die  giftzerstövende  Wirkung  des 
Blutes  tetanus-immuner  Thiere  die  causa  sufficiens  für  das  Zustande- 
kommen der  Tetanus-Immunität.  Mäuse  werden  durch  das  Blut 
tetanus-immuner  Kaninchen  nicht  bloss  immunisirt,  sie  werden  auch 
nach  der  Infektion  vor  der  Erkrankung  an  Tetanus  bewahrt,  und 
zwar  auch  dann  noch,  wenn  schon  mehrere  Extremitäten  tetauisch 
geworden  sind  und  nach  den  sonstigen  Erfahrungen  der  Tod  der 
Mäuse  in  wenigen  Stunden  zu  erwarten  ist . falls  keine  Behandlung 
Eintritt.  Selbst  dann  noch  gelingt  es  mit  grosser  Sicherheit,  die  Hei- 
lung herbeizuführen,  und  zwar  so  schnell,  dass  sphon  in  wenigen 
Tagen  nichts  von  der  Erkrankung  zu  merken  ist. 

Die  Möglichkeit  der  Heilung  auch  ganz  akut  verlaufender  Krank- 
heiten ist  darnach  nicht  mehr  in  Abrede  zu  stellen. 


Neue  Litte ratur 

zusammengesteilf  von 

Da.  Aethdb  Wüezbubö, 

Bibliothekar  im  Kaiaerlicben  Gesundheitsamts  tu  Berlin. 


Allgemeines  iiher  Bakterien  und  Parasiten. 

Billings,  F.  S.,  The  study  of  bacteriology  iu  medicine.  (West.  Med.  Reporter,  Chicago 
1890.  p.  165—171.) 

Potter,  T.,  Some  of  the  problems  of  bacteriology . (Iudianu  Med.  Jour«.  1890/91.  p.  28 — 30.) 
Smitk,  T. , Observations  on  the  variability  of  disease  gerras.  (New  York  Med.  Jouru. 
1890.  Vol.  II.  No.  18.  p.  485—487.) 


Biologie. 

(Gährung,  Fäulnis«,  Stoffwechsclprodukte  nsw.) 

Cohn,  F.,  Geber  Wärmeerzeugung  durch  Schimmelpilze  und  Bakterien,  Nach  einem 
Vortrage.  8°.  6 p.  Breslau  1890. 


74 


Nene  Litteratur. 


Lupine,  E.,  et  B&rrai,  E.,  Sur  le  ferment  glycolytique.  (Lyon  m^d.  1890.  No.  45. 

p.  325 — 328.) 

Beziehungen  der  Bakterien  und  Parasiten  zur  unbelebten  Natur. 

Nahrungs-  und  Genusamittcl,  Gebrauchsgegenstände. 

Gotteiwinter,  Phosphorescirendes  Schweinefleisch.  (Wochenschr.  f.  Thierheilk.  u.  Vieh- 
zucht. 1890-  No.  46.) 

Janssen,  K.  <L,  Intozicatie  door  het  gebruik  van  rijstenbrij.  (Nederl.  Tijdschr.  v.  Ge- 
neesk.  1890.  Vol.  II.  No.  16.  p.  517—521.) 

Monti.  A , e Tirelli,  V. . Ricerche  sui  mieroorganismi  del  maiz  guasto.  Prima  nota 
prevent.  (Atti  d.  r.  Accad.  d.  Lincei.  Ser.  IV.  1890.  Rendiconti.  Vol.  VI.  p.  132  ) 

Beziehungen  der  Bakterien  und  Parasiten  zur  belebten  Natur. 

Krankheitserregende  Bakterien  und  Parasiten  bei  Menschen. 

A.  Infektiöse  Attgemeinkrankheiten. 

Bonardi,  S..  Ricerche  sulla  tossicitä  delle  orine  in  alcune  malattie  infettive.  (Rir.  clin., 
arch.  ital.  di  clin.  med.  1890.  No.  3.  p.  389—407.) 

Furey,  G.  W. , The  origin  of  epidemica.  (Med  and  Surg.  Reporter.  1890.  Vol.  II. 
No.  18.  p.  603— 505  ) 

Malariakrankheiten. 

Bastianelli,  G.,  e Bignami,  A.  , Süll’  infezione  malarica  primaverile.  CRiforma  med. 
1890.  p.  860,  866,  872.) 

Coronado,  T V.,  F.1  microbio  de  la  malaria  y su  evolnciön  en  la  sangie  de  los  intoxi- 
cados.  (Crön.  med.-quir.  de  la  Habana.  1890.  p.  287  — 311.) 

Exanthematische  Krankheiten. 

(Pocken  [Impfung],  Flecktyphus,  Masern,  Rötbein,  Scharlach,  Friesei,  Windpocken.) 

Hutchinson,  J. , Note  on  smail-pox  vaccination  and  exantbems.  (Arch.  of  Sarg.,  Lon- 
don 1890/91.  p.  20—24.) 

Moore.  E.  H.,  Coesistenee  of  measle3  and  scarlatina.  (Brit.  Med.  Journ.  No.  1558. 
1890.  p.  1065.) 

Report,  second,  of  the  Royal  Commission  on  vaccination.  (Practitioner.  1890-  Nov. 
p.  380—400.) 

Widowitz,  J.,  Ein  Beitrag  zur  Frage  der  Selbständigkeit  der  Rötheln.  (Wiener  medic. 
Presse.  1890.  No.  45.  p.  1774—1776.) 

Cholera,  Typhus,  Bahr,  Gelbfieber,  Pest 

de  Bäcker,  F. , Le  cbclera  en  1890.  Le  chol£ra  est-il  coDtagieux?  Peut-on  i’eviter? 
Pent-on  ie  gndrirV  Par  quels  moyeus?  (Uev.  gdner,  de  l’antisepsie  mdd.  et  chir. 
1880/91.  p.  545—566.) 

Daniels,  C.,  An  epidemic  of  dysentery.  (Practitioner.  1890.  Nov.  p.  343  — 346.) 

Duval,  E , Nouvelle  epidemie  cJiolerique  en  Espagne.  (Mdd.  contempor.  1890.  p.  205  — 
211.) 

Moore,  A.  W.,  Typhoid  fever.  (Proceed.  of  the  Oregon  Med.  Soc.  1889,  Portland  1890. 
p.  79—112.) 

Nichcla,  F.  P. , Enteric  fever  in  India.  (Brit.  Med.  Journ.  No.  1558.  1890.  p.  1091.) 
de  Pietra  Santa,  P.,  Le  cbolera  de  1890.  (Journ.  d’hygiene.  1890.  p.  325.) 

Wundiufektionskrankheitea. 

Eiterung,  Phlegmone,  Erysipel,  acutes  purulentes  Oedem,  Pyärnie,  Septikämie, 
Tetanus,  Hospitalbrand,  Paerperalkrankheiten,  Wnndtaulniss.) 

Chantemesse,  L’infection  puerperale.  (Arch.  de  tocol.  1890.  No.  9,  10.  p.  623 — 634, 
688—698.) 

Haushälter,  P.,  Recherches  bacteriologiques  dans  quelques  cas  d’infsctioa  puerpdrale. 
^Arch.  de  tocol.  1890.  No.  10.  p.  713—721.) 

iafektionsgeschwülst 

(Lepra,  Tuberculose  [Lupus,  SkrophuloseJ,  Syphilis  [und  die  anderen  venerischen 

Krankheiten].) 

Borrei,  A,,  Sur  la  signifleation  des  Sgures  ddcriteä  comme  coccidies  dans  les  dpitbelio- 
mes.  (Arch.  de  mdd.  expCrim  1890.  No.  6.  p.  786 — 797  ) 


Nene  Litteratur. 


75 


Hache,  E.,  Les  coccidies  dans  las  eancers  epitheliaux.  (Union  aned.  du  Nord-Est.  1890. 
No.  11.  p.  371  — 378.) 

Hajxet,  V.,  et  Gilbert,  A.,  Note  sur  la  eirrhose  tuberculeuse  expdrimentale.  (Compt 
rend.  de  la  soc  de  biol.  1890.  No.  31.  p.  580 — 533.) 

Hicks,  S.  H.,  Leprosy  in  the  Republic  of  Colunibia,  South  America.  (Brit.  Med.  Journ. 
No.  1558  1890.  p.  1060.) 

Diphtherie  und  Croup,  Keuchhusten,  Grippe,  Pneumonie,  epidemische  Genickstarre, 
Mumps,  Kückfallsfieber,  Osteomyelitis. 

Antony,  F . La  grippe  au  point  de  vue  epidemiologique.  (Areh.  de  mdd.  et  de  pharm, 
railit.  1890.  No.  11.  p.  345 — 374.) 

Bickenbach,  0.,  Ueber  die  in  der  medicinischen  Klinik  in  Bonn  im  Wintersemester 
1889/90  beobachteten  Influenza  - Fälle.  gr.  8°.  26  p.  Tübingen  (Moser)  1890. 

0,70  M. 

Crendiropoulos,  M.,  La  dengue  ä Smyrne  en  1889.  (Bullet,  gdndr.  de  therapeut.  1890. 
Nov.  p.  405 — 422.) 

B.  Infefcciöse  Lokalkrankhe  'ten. 

Athrn  ungsorgane. 

Lodge,  S.,  La  maladie  des  trieuvs  de  laine  (cbarbon  broneho-pulmonaire).  (Arch.  de 
mdd.  experim.  1890.  No.  6.  p.  759—771.) 

0.  Entozootisehe  Krankheiten. 

(Finnen,  Bandwürmer,  Trichinen,  Echinokokken,  Filaria,  Oestruslarve,  Ascaris, 
Anchylostomum,  Trichocephalus,  Oxyuris.) 

Maitiand,  J.,  T wo  cases  of  filarial  disease.  (Transact.  of  the  South  Indian  Brauch  ot 
the  Brit.  Med.  Assoc.,  Madras  1889.  p.  9 — 11.) 

Krankheitserregende  Bakterien  und  Parasiten  bei  Menschen  und  Thieren. 

Aktinomykose. 

Mari,  N.  N. , Beiträge  zur  Renntniss  der  Aktinomykose.  (Separat-Ahdruck  ans  den 
„Wissenschaftlichen  Notizen  des  Kasaner  Veterinär-Institutes“.)  8°.  154  p.  m.  2 graph. 
Taf.  Kasan  1890  [Russisch.] 

Perrouoito,  P.,  Accidentai  inoculation  of  actinomyeosis  in  a horse.  (Veterin.  Journ. 
1890.  Nov.  p.  313—314.) 

Tollwuth. 

BrsscJiettini,  A.,  Sur  la  maniere  dout  se  comporte  le  virus  de  la  rage  dans  le  vida  et 
daus  plusieurs  gaz.  (AnnaL  de  microgr.  1891.  No.  1.  p.  22 — 31.) 

Me  Clöry,  T.  A , Rapid  incubation  of  a case  of  bydrophobia.  (Med.  Bullet.,  Phlladelph. 
1830.  p.  279.) 

Peter,  M.,  La  rage  humaine  avant  Pasteur  et  la  rage  bumaine  aprös  Pasteur,  mortalitd 
toujours  la  meine  avec  et  malgrd  la  mdlhode  de  salut.  (Journ.  de  mild,  de  Paris. 
1890.  p.  417.) 

Krankheitserregende  Bakterien  und  Parasiten  bei  Thieren. 

Säugethiere. 

A.  Infektiöse  Allgeraeinkrankheiten. 

Entschädigungen  der  Thierbesitzer  im  Deutschen  Reiche  aus  Anlass  der  Bekämpfung 
von  Thierseuchen  im  Jahre  1889.  (Veröffentl.  d,  kais.  Gesundh. -Amtes.  1890.  No.  46. 
p.  701.) 

Stand  der  Thierseuchen  in  Umgarn  während  des  3.  Vierteljahres  1890.  (Veröffentl.  d. 

kais.  Gesundh. -Amtes.  1890.  No.  46.  p.  717.) 

Viehseuchen  im  Gouvernement  Cherson  1889.  (Veröffentl.  d.  kais.  Gesundh. -Amtes. 
1890.  No.  46.  p.  717.; 

Krankheiten  der  Vielhufer. 

(Rothlauf,  Schweineseuche,  Wildseucho.) 

Schweinekrankbeit  in  Cbristiania.  (Veröffentl.  d.  kais.  Gesundh. -Amtes.  1890.  No.  46, 
p.  717.) 


76 


Neue  Litteratur. 


Vögel 

Maffucci,  A.,  Beitrag  zur  Aetiologie  der  Tuberculose  (Hühnertuberculose).  Vorl.  Mittb. 
(Centraibl.  f.  aligem.  Patbol.  u.  pathol  Anat.  1890.  No.  13.  p.  409 — 416.) 

Krankheitserregende  Bakterien  und  Parasiten  bei  Pflanzen. 

Briosi,  G.,  Per  difendersi  dalla  peronospora  della  vite.  (Kelazione  letta  nella  seduta  del 
24  settembre  1890  del  Congresso  agrario  di  Pavia.)  8°.  8 p.  Milano  1890. 

Frühauf,  ln  welcher  Weise  lässt  sieb  die  Bekämpfung  der  Peronospora  am  sichersten 
durchführen?  (Aligem.  Wein-Zeitg.  1890.  No.  46.  p.  453 — 454.) 

Galloway,  B.  T.,  and  Southworth,  E.  A.,  Preliminary  notes  on  a new  and  destructive 
oat  disease.  (Journ.  of  Mycol.  T.  VI.  1890.  No.  2 p.  72 — 73.) 

Maslcell,  W.  M. , How  do  coccids  produce  cavities  in  plants  ? (Entomologist’s  Mouthly 
Magaz.  1890.  Nov.  p 277 — 280.) 

Prillieux,  La  pourriture  du  coeur  de  la  betterave.  (Compt.  rend.  de  l’Acaddinie  des 

Sciences  de  Paris.  T.  CXI.  1890.  No.  17.  p.  614  — 616.) 

Bosa,  A , Norme  pratiche  per  la  cura  della  peronospora,  raccolte  dalle  istruzioui  del 

ininistero  d’agricoltura  e commercio.  8".  8 p.  Castelnuovo  (A.  Rosa)  1890. 

V&nnacoi,  V.,  Preparazione  del  miseuglio  calce-rameico  per  la  i ura  della  peronospora. 
(Atti  d.  r.  Accad.  economico-agraria  d.  Georgofili  di  Firenze.  Ser.  IV.  1890.  Vol.  XIII. 
Disp.  2.) 

Entwicklnngslieiumung  and  Vernichtung  der  Bakterien  und  Parasiten. 

Von  der  Goltz,  E.,  Weitere  Mittheilungen  über  Anilin  als  Antiseptieuin.  (Medic.  Mo- 
natssehr.  New  York.  1890.  No.  10.  p.  476— 480  ) 


Inhalt. 


Original  mittheilnngen. 

El  nun,  M.,  Helminthologische  Mittheilungen. 

(Orig.),  p.  52. 

Kirchner,  Martin,  Ueber  die  Nothwendig- 
keit  und  die  beste  Art  der  Sputumdes- 
infektion bei  Lungentuberculose.  Mit 
1 Abbildung.  (Orig.)  (Schluss),  p.  41. 

Klein,  E.,  Ein  weiterer  Beitrag  zur  Kennt- 
niss  der  Aetiologie  der  Gronse  Disease. 
(Orig.),  p.  47. 

Smith,  Theobald,  Einige  Bemerkungen  zu 
dem  Aufsatze  „Eine  Methode  der  Blut- 
entnahme beim  Menschen“.  (Orig.),  p 48. 

Steinhaas,  Julias , Cytopbagus  Tritonis. 
(Orig.),  p 50. 

Beferate. 

Gasperini,  Rechercbes  morpliologiques  et 
biologiques  sur  un  microorganisme  de 
l'atmosphfere , le  Streptothrix  Foersteri 
Cohn,  p.  69. 

Jchan-Olsen,  0.,  Gjaering  og  Gjaeringsor- 
ganismer,  p.  56. 

Protopopoff,  N , und  Hammer,  H.,  Ein  Bei-  ‘ 
trag  zur  Kenntniss  der  Actinomyceskui-  ; 
turen,  p.  63. 

Sanfelice,  Fr.,  Contributo  alla  bioiogia  e 
morfologia  dei  batterii  saprogeni  aerobi 
e anaerobi,  p.  57. 


Schreyer,  Zwei  Fälle  von  Aktinomykoso 
der  Bauchdecken,  p.  61. 

Vemeuil,  Note  sur  les  rappurts  de  la  sep- 
tiedmie  gangreneuse  et  du  tdtauos,  pour 
servir  ä l’ätude  des  associations  micro- 
biennes  virulentes,  p.  60. 

Schutzimpfung , künstliche  Infektions- 
krankheiten, Entwicklungshemmung 
und  Vernichtung  der  Bakterien 
und  Parasiten. 

Koch,  B.,  Fortsetzung  der  Mittheilungen  übet 
ein  Heilmittel  gegen  Tuberculose.  p.  64. 

Loeffler,  Neuere  Arbeiten  über  Imrnunisi* 
rungs-  bezw.  Heilungsversuche  bei  Thie- 
ren  gegenüber  der  Infektion  mit  Milz- 
brand-, Tetanus-  und  Diphtherie- Bacillen. 
(Schluss),  p.  68  : 

Behring , Untersuchungen  über  das  Zu-, 
standekommen  der  Diphtherie-Immuni- 
tät bei  Thieren,  p.  71. 

Behring  und  Kitasato , Ueber  das  Zu- 
standekommen der  Diphtherie-Immuni- 
tät und  der  Tetanus-Immunität  bei  Thie- 
ren, p.  68. 

Brieger,  L.,  und  Fraenkel , C.,  Gebe* 
Immunisirungsversuche  bei  Diphtherie, 
p.  70. 

Neue  Litteratur,  p.  69. 


fVommanTische  Bucbdruckerei  (Hermann  Poble)  in  Jena. 

HBH?“  Dieser  Nummer  liegt  ein  Prospekt  von  W.  Budenberg 
in  Dortmund , Fabrik  von  Desinfektions-Apparaten , bei. 


In  Verbindung  mit 

S®.  Hoff.  Prot  Dr.  Lenctart  im  Professor  Dr.  Loefler 

ic  Leipzig  io  Greifcvalß 

her&üsgegeben  von 

Dr.  Ö.  UMr/orm  in  Cassel. 


Verlag  von  Gustav  Fischer  in  Jena. 


IX.  Bs-ftd.  -o~  Jena,  den  2.  Februar  1891.  No.  3/4» 

Brrais  für  dea  Baad  (26  Hvjruaern)  24  Mark. 

Jährlich  erscheiueu  zwei  Bände. 

— »*  Zu  beziehen  durch  alle  Buchiandiungen  und  Fostanstaliea.  jg«.— 


Die  Redaktion  des  „Centralblatts  für  Bakteriologie  und  Parasiten- 
kunde“ richtet  an  die  Herren  Mitarbeiter  die  ergebene  Bitte , etwaige 
Wünsche  nm  Lieferung  von  besonderen  Abdrücken  ihrer  Auf- 
sätze entweder  auf  das  Manuskript  schreiben  zu  wollen  oder 
direkt  an  den  Verleger f Herrn  Gustav  Fischer  in  Jena , gelangen 
zu  lassen.  Die.  Verlagshandlung  ist  leider  nicht  in  der  Lage , später 
eingehende  Wünsche  berücksichtigen  zu  können . 


Original  - Miitheflunger?. 

Ueber  die  Vernichtung  von  Mikroorganismen  durch 
die  Induktionselektricität. 

Von 

W.  Spilker  unrl  A.  Gottstein,  Dr.  med. 

in 

B erlin. 

Während  in  dem  zehnjährigen  Zeitraum  der  bakteriologischen 
Aera  die  Einwirkung  chemischer  Agentien  auf  das  Leben  der 
Bakterien  durch  rastlose  Arbeit  in  nahezu  erschöpfender  Weise 
Gegenstand  des  Studiums  gewesen  ist,  hat  die  Forschung  die  Ver- 
nichtung der  Mikroorganismen  durch  physikalische  Kräfte  nicht 
in  demselben  ausgiebigen  Maasse  berücksichtigt.  Die  Einwirkung  der 

EX.  Bä.  6 


78 


S p i 1 k e r uud  Gottstein 


einen  dieser  Kräfte,  nämlich  der  Wärme,  ist  zwar  durch  die  be- 
kannten Untersuchungen  von  Koch  und  seinen  Schülern  so  voll- 
ständig abgeschlossen,  dass  kaum  etwas  wesentliches  mehr  hinzuzu- 
fügen ist,  dass  die  Resultate  dieser  Untersuchungen  die  Grundlage 
unserer  wirksamsten  Abwehrmaassregeln  gegen  die  pathogenen  Bak- 
terien geworden  ist,  und  dass  auf  ihnen  die  Hauptpunkte  der  Des- 
infektionspraxis und  eines  speziellen  Theiles  derselben,  der  chirur- 
gischen Asepsis,  aufgebaut  wurden.  Die  Wirkungen  einer  zweiten 
physikalischen  Kraft,  des  Lichtes,  sind  durch  die  Mittheilungen 
von  Duclaux,  Koch  u.  A.  noch  nicht  erschöpft,  aber  gerade  in 
jüngster  Zeit  Gegenstand  eingehenderer  Forschung  geworden.  Aber 
gerade  diejenige  Kraft,  welche  der  Technik  unserer  Zeit  den  beson- 
deren Charakter  gegeben,  die  Elektricität,  hat  bisher,  soweit  die 
Mittheilungen  in  der  Litteratur  vorliegen,  nicht  die  eingehende  Be- 
rücksichtigung erfahren,  die  ihr  wohl  zukommt.  Es  liegen  zur  Zeit, 
soweit  aus  der  Fachlitteratur  uns  bekannt  geworden,  nur  die  Mit- 
theilungen von  Cohn  und  Mendelsohn  über  die  Einwirkung  des 
galvanischen  Stromes  aus  älterer  Periode  der  Bakteriologie  und  die 
Veröffentlichungen  von  Apostoli  und  Laquerriere,  wie  von 
Prochownfck  aus  jüngster  Zeit  vor,  in  beiden  Mittheilungen  han- 
delt es  sich  aber  weniger  um  die  spezifische  Einwirkung  der  Elektri- 
cität, als  um  die  chemische  Wirkung  der  durch  Elektrolyse  der  Flüssig- 
keit entstandenen  antibakteriellen  Substanzeu.  Ueber  die  Einwirkung 
des  der  Elektricität  verwandten  Magnetismus  auf  Bakterien  sind 
uns  einige  höchst  interessante,  aber  nicht  erschöpfende  Mittheilungen 
von  D’Arsonval  undDubois1)  bekannt.  Schliesslich  ist  in  jüngster 
Zeit  noch  eine  sehr  alte,  mit  der  Elektricitätswirkung  eng  verknüpfte 
Frage,  diejenige  der  Einwirkung  des  Ozons  auf  Bakterien,  Gegen- 
stand von  Untersuchungen  nach  den  modernen  Methoden  geworden; 
da  aber  die  in  den  Laboratorien  von  Binz  und  Wolffh  ügel 2)  über 
die  Ozonwirkung  angestellten  Untersuchungen  zum  Theil  zu  nicht  aus- 
sichtsvollen Ergebnissen  gelangt  sind,  so  ist  auch  hier  ein  ab- 
schliessendes Urtheil  gegenwärtig  noch  nicht  erzielt. 

Die  in  Folgendem  wiedergegebenen  Versuche  beschäftigen  sich 
mit  einer,  soweit  aus  der  Litteratur  ersichtlich,  noch  nicht  zur  Unter- 
suchung gekommenen  Methode  der  Einwirkung  der  Elektricität  auf 
Mikroorganismen,  bei  welcher  die  Mitthätigkeit  anderer  Kräfte,  wie 
Wärme  oder  chemische,  durch  Elektrolyse  entstandene  Körper,  aus- 
zuschliessen  ist.  Die  im  Folgenden  beschriebenen  Resultate  scheinen 
zu  der  Folgerung  zu  berechtigen,  dass  es  sich  um  eine  ganz  neue, 
nicht  magnetische  Wirkung  der  Induktionselektricität  handelt.  Die 
Veranlassung  zu  denselben  war  die , dass  der  Eine  von  uns 
(W.  Spilker)  bei  Gelegenheit  von  Versuchen,  organische  Flüssigkeit 
durch  Induktionselektricität  zu  behandeln,  als  Nebenwirkung  das  Ab- 
sterben der  in  denselben  vorhandenen  Mikroorganismen  beobachtete. 
Auf  Grund  dieses  Befundes  haben  wir  dann  in  der  elektrochemischen 
Versuchsstation  der  Herren  W.  Spilker  und  C.  Löwe  hier  diese 
Frage  nach  bakteriologischen  Methoden  seit  dem  Juni  vorigen  Jahres 

1)  Compt.  rend.  soc.  d.  bioL  1686. 

2)  Referat  in  dieser  Zeitscnr.  Bd.  VII.  p.  360.  Bd.  V11L  p.  778. 


Ueber  d.  Vernichtung  von  Mikroorganismen  durch  die  Induktionselektricitat. 


io  Angriff  genommen.  Wir  sind  mit  dem  experimentellen  Theil  der 
Frage  noch  nicht  zu  völligem  Abschluss  gelangt  und  gegenwärtig  be- 
schäftigt, die  Verwendung  der  Ergebnisse  für  hygienische  und  tech- 
nische Zwecke  festzustellen.  Der  Umstand,  dass  wir  Kenntniss  er- 
halten haben,  dass  auch  von  anderer  Seite  ähnliche  Untersuchungen 
angestellt  worden,  veranlasst  uns,  schon  jetzt  mit  den  von  uns  er- 
haltenen Resultaten  hervorzutreten. 

Die  von  uns  benutzte  Elektricität  war  die  Induktionselek- 
tricität,  die  geübte  Versuchsanordnung  diejenige,  dass  das  zur 
Prüfung  gelangende  Giasgefäss  (Reagensglas  oder  Glasröhre)  mit 
Draht  spiralig  umwunden  oder  in  eine  frei  hängende  Drahtspirale 
hineingestellt  wurde,  durch  welche  der  Strom  von  einer  Dynamo- 
maschine oder  von  Accumulatoren  aus  hindurchging.  Später  benutzten 
wir  auch  Thonröhren  von  grösserem  Durchmesser,  die  mit  dem  Lei- 
tungsdraht spiralig  umwickelt  wurden  und  in  deren  Inneres  der  zu 
untersuchende  Gegenstand  eingebracht  war.  Bei  dem  Durchgang  des 
Stromes  durch  den  Draht  trat  eine  mit  der  gewählten  Stromstärke 
steigende  Erwärmung  der  innerhalb  der  Spiralen  befindlichen  Sub- 
stanz ein ; dieselbe  überschritt  aber  bei  den  von  uns  verwendeten 
Stromstärken  niemals  die  für  das  Wachsthum  der  Bakterien  zuläs- 
sigen Grade;  bei  den  von  uns  augestellten  Versuchen  mit  pathogenen 
Mikroorganismen  betrug  die  höchste  je  beobachtete  Temperatur  36,6°  C. 
Im  Thonrohr  verhinderten  wir  die  bei  den  erforderlichen  Stromstärken 
nicht  zu  umgehende  höhere  Temperatur  durch  Einbringung  von  Eis- 
stücken resp.  Schnee  oder  Durcbfiiessenlassen  kalten  Wassers.  Es 
war  somit  bei  den  von  uns  erhaltenen  Ergebnissen  eine  Mitwirkung 
der  Wärme  mit  Sicherheit  auszusehliessen.  — Es  galt  zunächst  fest- 
zustelleu,  ob  bei  der  von  uns  gewählten  Behandlungsmethode  über- 
haupt eine  Einwirkung  auf  Mikroorganismen  stattfimlet.  Zu  dem 
Zwecke  wurden  Versuche  mit  Aufschwemmung  einer  frischen  Agar- 
kolonie von  Micrococcus  prodi giosus  in  Wasser  gemacht. 

Versuch.  In  einem  Kolben  sterilisirten  destillirien  Wassers 
wurden  einige  Oesen  einer  frischen  Agarkultur  von  M.  prodigiosus 
aufgeschwemmt.  Mit  dieser  Aufschwemmung  wurden  sterilisirte  Glas- 
röhren mit  ca.  250  ccm  Inhalt  oder  Reagensgläser  gefüllt  und  mit 
einer  Stromenergie  von  2,5  Ampere  X 1?25  Volt  durch  24  Stunden 
behandelt.  Die  Temperatur  überstieg  niemals  30°  C.  Nach  Schluss 
der  Behandlung  wurden  Proben  mit  dem  Platindraht  entnommen  und 
auf  Gelatineröhrchen  übertragen,  dann  diese  in  Petri’sche  Schalen 
ausgegossen.  Es  kam  in  den  Platten  zu  keiner  Entwickelung  von 
Prodigiosus,  während  dagegen  die  unmittelbar  vor  der  Behand- 
lung entnommenen  Kontrollproben , wie  die  nach  Beendigung  des 
Versuches  aus  dem  Kolben,  welcher  die  ursprüngliche  Aufschwem- 
mung enthielt,  entnommenen  Proben  reichliche  Entwickelung  ergaben. 

Ein  zweiter  in  derselben  Weise  angestellter  Versuch  hatte  das 
gleiche  Resultat.  Dagegen  galt  das  Ergebniss  nur  für  die  Auf- 
schwemmung des  Prodigiosus  in  Wasser;  der  Versuch,  unter 
Benutzung  derselben  Stromstärke  den  Prodigiosus  in  der  Nähr- 
substanz, Gelatine  wie  Agar,  zu  vernichten,  misslang;  die  nach  der 
Behandlung  entnommenen  Proben  ergaben  Entwickelung. 

«• 


80 


Spilkor  und  Gottsteia, 


Da  bei  dieser  Versuchsanordnung  noch  der  Einwand  möglich 
war,  dass  das  Fehlen  von  Nährsubstanz  das  Absterben  des  Pro- 
digiosus  im  Wasser  begünstige,  wie  das  für  einige  Versuche  mit 
Rosahefe  thatsächlich  der  Fall  war,  so  wurden  weitere  Versuche  in 
der  Weise  angestellt,  dass  die  Aufschwemmung  des  Bacillus  zugleich 
mit  .Nährsubstanz  dem  Wasser  zugesetzt,  d.  h.  dass  dem  Stamm- 
kolben mit  sterilisirteui  Wasser  entweder  eine  ganze  verflüssigte  Ko- 
lonie oder  10  g frische  Nährgelatine  hinzugefügt  wurden.  Bei  Be- 
ginn und  Abschluss  des  Versuches  wurden  Kontroliproben  aus  dem 
Stammkolben  entnommen. 

Versuch.  4 Röhrchen  mit  Aufschwemmung  von  Prodigio- 
sus  in  Wasser  bei  Zusatz  von  Nährgelatine. 

a)  Behandlung  22  Stunden  mit  einer  Stromenergie  von  5 Amp.  ^ 0,4  Volt. 

t>)  tj  21  ,,  „ „ „ ,,  5 „ yC  0,4  ,, 

c)  »»  ^ n >»  >>  >»  ?»  »»  »> 

d)  ,,  1 ii  20  Min.  ,,  ,,  ,,  ,,  12,5  ,,  1,0  ,, 

Als  Resultat  ergab  sich  übereinstimmend  bei  allen  4 Versuchen; 
dass  die  entnommenen  Proben  auf  der  Platte  vollkommen  steril 
blieben,  während  beide  entnommenen  Kontroliproben  Entwickelung 
ergaben.  Schon  makroskopisch  stellte  sich  ein  auffallender  Unter- 
schied heraus;  während  die  behandelten  Wasserproben  im  Reagens- 
glas farblos  blieben,  zeigten  die  unbehandelten  und  der  Stammkoiben 
nach  einigen  Tagen  eine  deutliche  Rosafärbung. 

Die  vier  obigen  Versuche  waren  um  so  beweisender,  als  zwei 
weitere  Röhren,  in  ganz  gleicher  Weise  behandelt,  nur  dass  sie  ver- 
suchsweise noch  mit  einer  Eisenhülle  umgeben  waren,  um  welche 
dann  die  Drähte  gewickelt  wurden,  reichliche  Entwickelung  von  Pro- 
digiosus  ergaben. 

Durch  diese  Versuche  ist  einwandsfrei  die  Mög- 
lichkeit bewiesen,  Mikroorganismen  in  wässrigen 
Aufschwemmungen  durch  Induktion s elektricität  zu 
vernichten. 

Was  aber  für  Wasser  erwiesen  wurde,  hat  nicht  in  demselben 
Umfange  ohne  Weiteres  für  andere  Flüssigkeiten  Geltung.  So  gelang 
es  ans  nicht,  für  Milch  dasselbe  Resultat  zu  erzielen.  Da  die  An- 
führung aller  Einzelversuche  bei  dem  negativen  Resultat  zu  weit 
führen  würde,  heben  wir  nur  hervor,  dass  stets  (in  mehr  als  30  Ver- 
suchen) eine  Verzögerung  der  Entwickelung  gegenüber  der  Kontroll- 
platte  um  ein  bis  einige  Tage  und  eine  durch  Zählung  der  entstan- 
denen Eolonieen  nachweisbare  Verminderung  derselben  sich  ergab, 
niemals  aber  eine  Sterilisirung  oder  eine  derselben  nahekommende 
Abnahme  der  zur  Entwickelung  gelangenden  Eolonieen,  Dagegen 
ergab  sich  bei  Behandlung  von  Weissbier  nahezu  das  gleiche  Resul- 
tat wie  bei  Wasser,  In  alles  Fällen  war  die  Entwickelung  eine  höchst 
spärliche  und  ausserdem  auf  Tage  hinaus  verzögert 

Da  für  das  Wasser  die  Möglichkeit  der  Sterilisirung  mit  Sicher- 
heit bewiesen  war.  kam  es  weiter  darauf  an , den  Einfluss  der  mit- 
wirkenden  Faktoren  zu  prüfen.  Es  kamen  deren  drei  in  Frage,  dk 


Votier  d.  Vernichtung  von  Mikroorganismen  durch  die  ladaktionselektricittii.  81 


Stärke  des  Stromes,  die  Dauer  der  Behandlung  und  der  Zustand 
der  Flüssigkeit  mit  Bezug  auf  Buhe  oder  Bewegung. 

Was  die  Stromstärke  betrifft,  so  haben  uns  zahlreiche  spätere 
Versuche  ergeben,  dass  man  gut  thut,  nicht  unter  eine  Stärke  von 
etwa  10—12  Ampere  für  den  Querschnitt  der  von  uns  angewendeten 
Röhren  (3,5  cm)  herabzugellen,  welcher  für  weitere  Querschnitte  ent- 
sprechend zu  steigern  ist.  Ueber  die  Berechnung  der  antibakteriellen 
Wirkung  aus  dem  Querschnitt  und  der  angewendeten  Stromenergia 
behalten  wir  uns  vor,  demnächst  weitere  Mittheilungen  zu  machen. 

Von  ganz  wesentlichem  Einfluss  ist  die  Zeitdauer  der  Ein- 
wirkung. Waren  wir  bei  unseren  ersten  Versuchen  mit  Prodigio- 
sus  nicht  unter  die  Zeit  einer  Stunde  herabgegangen,  so  zeigte 
sich  in  späteren  zahlreichen,  zum  Studium  des  Einflusses  der  Zeit 
angestellten  Versuchen,  bei  denen  wir  bald  bestimmte  Bakterienarten 
dem  Wasser  zusetzten,  bald  schon  verunreinigtes  (Kanal wasser)  be- 
nutzten, dass  bei  einer  Behandlung  un  te  rh  al  b der  Zeit  einer  Stunde 
niemals  eine  Sterilisirung  des  Wassers,  sondern  ähnlich  wie  bei 
den  obengenannten  Versuchen  an  Miich , nur  eine  Verzögerung 
der  Entwickelung  der  Bakterien  gegenüber  der  Kontrollplatte  und 
eine  durch  Zählung  nachweisbare  Verminderung  ihrer  Menge  im  Ver- 
hältnis von  1:6:7  der  Kolonieen  in  der*Kontrollplatte  sich  ergab. 
Die  angewendete  Stromstärke  betrug  hierbei  in  allen  Fällen  höchstens 
das  Maximum  der  bei  den  vorigen  Versuchen  angewendeten,  nämlich 
ca.  12,5  Ampere.  Der  Querschnitt  der  Röhren  war  derselbe  wie  früher, 
auch  der  zum  Umwickeln  benutzte  Draht. 

Es  bestand  nun  noch  die  Möglichkeit,  dass,  wenn  es  auch  nicht 
gelang,  durch  die  elektrische  Behandlung  die  im  Wasser  befind- 
lichen Bakterien  bei  kürzerer  Einwirkungsdauer  und  derselben  Strom- 
stärke zu  ^zernichten,  sie  durch  diese  Einwirkung  in  ihren  Lebens- 
eigenschaften ab  geschwächt  wurden.  Zum  Studium  dieser  Frage 
wurde  eine  Versuchsreihe  derart  angestallt,  dass  dem  zu  behandelnden 
Wasser  geringe  Mengen  aus  Kulturen  von  Hühnercholera,  Mäusesep- 
tikämie  und  M.  tetragenus  zugesetzt  wurden.  Vor  der  Behand- 
lung wurde  jedesmal  eine  Kontrollmaus  mit  dem  Wasser  geimpft, 
nach  der  Behandlung  des  Wassers,  welche  zwischen  10  Minuten  bis 
zu  1 Stunde  schwankte,  wurden  dann  je  zwei  Mäuse  in  eine  kleine 
Hautwunde  am  Rücken  geimpft.  Diese  Versuchsreihe  erforderte  das 
Leben  von  mehr  als  30  Mäusen;  denn  nur  in  einem  einzigen  Falle, 
in  welchem  auf  die  grosse  Menge  von  10  Liter  stenlisirten  Wassers 
der  Inhalt  einer  Kolonie  von  M.  tetragenus  vertheilt  wurde, 
blieben  2 Mäuse  am  Leben,  während  die  Kontrollmaus  und  zwei  andere 
mit  behandeltem  Wasser  geimpfte  Mäuse  starben.  Da  die  überlebenden 
Mäuse  zuerst  geimpft  waren,  so  ist  der  Ein  wand  berechtigt,  dass 
anfangs  die  Mischung  noch  nicht  genügend  war  und  die  ersten 
gar  keine  pathogenen  Keime  erhalten  hatten,  um  so  mehr,  als  in  sämmt- 
lichen  übrigen  Fällen  die  mit  behandeltem  Wasser  geimpften  Mäuse 
gleich  den  Kontrollmäusen  starben,  mei3t  gleichzeitig  mit  ihnen,  selten 
eine  nicht  in  Betracht  kommende  Zeit  später.  Damit  ist  erwiesen, 
dass  bei  kürzerer  Behandlung  die  Zahl  der  im  Wasser  vorhandenen  Keime 
zwar  vermindert,  ihre  Virulenz  über  nicht  abgeschwächt  wird. 


82 


Spilker  und  Gottstein, 


Auch  die  Zahl  der  im  Wasser  ursprünglich  vorhandenen  Keime 
ist  ohne  Einfluss  auf  das  Ergebniss.  Dies  wurde  erwiesen  durch  eine 
Anzahl  von  Versuchen,  die  nach  dem  Muster  des  folgenden  angestelll 
waren. 

Versuch.  Eine  Kultur  von  Mäuseseptikämie  in  Gelatine,  14 
Tage  alt,  wird  verflüssigt.  Hiervon  10  Tropfen  auf  10  gm  sterilisirtes 
Wasser  in  einem  mit  I bezeichneten  Reagensglas.  Von  Glas  I 10 
Tropfen  auf  10  g sterilisirtes  Wasser  in  Glas  No.  II.  Von  Glas  II 
ebenfalls  10  Tropfen  auf  Glas  No.  III.  Aus  No.  III  eine  Kontroll- 
maus  geimpft.  Von  Glas  I,  II  und  III  je  2 Oesen  auf  Reagensgläser 
gegossen  und  zur  Konstatirung  der  Zahl  der  Kolonieen  zu  Platten 
gegossen.  Dann  die  drei  Röhren  bei  8,5  Ampere  1 Stunde  lang  be- 
handelt. Die  höchste  hierbei  erreichte  Temperatur  betrug  nach  Aus- 
weis des  Maximal thermometers  35,7 u C.  Von  jedem  der  drei  Gläser 
eine  Maus  geimpft.  Nach  drei  Tagen  sämratliche  4 Mäuse  todt  oder 
sterbend. 

Gleichwie  sich  erwiesen  hatte , was  im  Folgenden  noch  klarer 
wird,  dass  die  Stromstärke  und  die  Dauer  der  Behandlung  von  maass- 
gebendem Einfluss  auf  das  Ergebniss  sind,  so  gilt  das  auch  in  hohem 
Grade  für  den  dritten  Faktor , ob  das  der  Behandlung  unterworfene 
Wasser  in  Ruhe  oder  in  Bewegung  ist.  Hatten  wir  schon  bei 
den  oben  erwähnten  Versuchen  mit  Milch  und  Weissbier  gesehen, 
dass  die  Verminderung  der  Zahl  der  Keime  eine  grössere  wurde,  wenn 
die  Flüssigkeit  nicht  in  der  Ruhe  sich  befand,  sondern  fliessend  er- 
balten wurde,  so  ergab  sich  für  Wasser  das  Gleiche  mit  völliger 
Regelmässigkeit.  Wir  ordneten  die  Versuche  so  an,  dass  das  Wasser 
aus  einem  10  Liter  fassenden  Eimer  mittelst  Gummischlauchhebers 
in  ein  System  von  8 mit  einander  verbundenen  Glasröhren  geleitet 
wurde,  an  deren  letzter  ein  Gummischlauch  mit  einer  Stellschraube 
angebracht  war,  welche  die  Ausflussgeschwindigkeit  regulirte.  Die 
Glasröhren  waren  mit  dem  Leitungsdraht  spiralig  umwickelt,  sie 
wurden  durch  Füllung  mit  siedendem  Wasser,  die  Schläuche  aber 
im  Trockenschrank  sterilisirt.  Die  entnommenen  Proben  wurden  mit 
der  stets  gleichmässigen  Platinöse  oder  mit  der  graduirten  Stroschein- 
schen  Spritze  entnommen  und  in  Petri’schen  Platteu  oder  Es- 
march’scheu  Rollröhren  untersucht.  Das  gleichmässige  Resultat 
war,  dass,  wenn  wir  zunächst  die  Flüssigkeitsschicht  ruhend  bei  ge- 
schlossenem Hahn,  dann  fliessend  behandelten,  derart,  dass  das 
fliessende  Wasser,  gleich  lange  der  Behandlung  ausgesetzt  wurde, 
wie  das  ruhende,  in  den  letzten  Proben  die  Kolonieen  ausserordent- 
lich viel  spärlicher  und  verspäteter  aufgingen.  Mehrfach  fiel  es  uns 
hierbei  auf,  dass  die  in  dem  Ausgangswasser  vorhandenen  verflüssigen- 
den Keime  in  den  nach  der  Behandlung  entnommenen  Proben  voll- 
ständig fehlten.  Zum  Beweise  diene  die  Anführung  zweier  Versuche: 

Versuch.  Zu  10  Liter  Kanalwasser  wird  eine  verflüssigte  Ko- 
lonie von  M.  tet ragen  us  hinzugesetzt.  8 Röhren  in  2 parallel 
geschalteten  Paaren.  50  Ampere,  d.  h.  je  25  Ampere,  4,8  Volt.  Cir- 
culation  3 Liter  pro  Minute.  Kontrollproben  vor  der  Behandlung. 

Drei  Tage  später  in  Kontrollproben  zahllose  gut  entwickelte 
Kolonieen  von  tetrageuus  und  B.  fluorescens  liquefaciens, 


Ueb«r  d.  Vernichtung  von  Mikroorganismen  durch  die  Induktionselektrlcitfit.  §3 


in  den  behandelten  Proben  erst  Zeichen  der  Entwickelung.  Nach  8 
Tagen  in  den  behandelten  fliessenden  Probeu  zu  50  resp.  70  fest' 
lassende  Kolonieen,  Kontrollröhrchen  fast  ganz  verflüssigt,  im  nicht 
verflüssigten  Tlieil  der  Gelatine  unzählige  kleine  Kolonieen. 

Versuch.  Zu  10  Liter  Wasser,  in  welchem  aus  später  ange- 
führten Gründen  4,5  g Ferr.  album.  gelöst  sind,  eine  verflüssigte  Kultur 
von  tetragenus,  Kontrollprobe  (C.).  Eine  Viertelstunde  ruhend 
behandelt  (entnommene  Probe  R.),  dann  fliesst  die  ruhende  Flüssigkeit 
ab,  darauf  Behandlung  fliessenden  Wassers  bei  einer  Geschwindigkeit 
von  150  ccm  in  der  Sekunde.  17  Ampere.  Keine  Erwärmung  des 
Wassers  (entnommene  Probe  F.).  6 Tage  später  keine  der  behan- 

delten Proben  aufgegangen.  Kontrollproben  zahlreiche  verflüssigende 
und  nicht  verflüssigende  Kolonieen  seit  3 Tagen.  Am  8.  Tage  erste 
Entwickelung  in  R.  und  F.  Nach  14  Tagen  in  R.  etwa  5mal  so  viel 
Kolonieen  wie  in  F.,  keine  einzige  verflüssigende  darunter.  Menge 
derselben  durch  Zählung  bequem  festzu stellen.  Immerhin  wurde 

auch  bei  diesen  Versuchen  bei  der  Kürze  der  Einwirkungsdauer  eine 
Sterilisirung  nicht  erzielt. 

Die  obigen  Versuche  haben  also  festgestellt,  dass  die  Einwirkuug 
abhängig  ist  von  der  Stromstärke,  der  Dauer  der  Einwirkung  und 
der  Bewegung.  Sie  haben  aber  auch  das  eine  Resultat  ergeben, 
dass  unsere  ursprüngliche  Hoffnung  fiiessendes  Wasser,  wie  Leitungs- 
wasser, mittelst  dieser  Methode  keimfrei  machen  zu  können,  sich 
nicht  bewahrheitet  hat.  Denn  da  zu  diesem  Zwecke  eine  Behand- 
lung des  Wassers  von  einer  Stunde  oder  weniger  nur  eine  Vermin- 
dernng  und  ein  verspätetes  Wachsthum  der  Keime,  aber  nicht  einmal 
eine  Abschwächung  derselben  erzeugt,  eine  länger  dauernde  Behand- 
lung aber  grössere  Kosten  verursachen  musste , als  die  Aufgabe  ver- 
trägt, so  haben  wir  uns  mit  der  Feststellung  obiger  Thatsachen  be- 
gnügt , dass  es  thatsächlich  möglich  ist , bei  genügend  langer  Ein- 
wirkung Mikroorganismen  in  Wasser  zu  vernichten  und  das  Wasser 
steril  zu  machen. 

Sind  wir  bisher  bei  diesen  Was  serversuchen  nicht  zu  Resul- 
taten gekommen,  welche  eine  Uebertragung  auf  die  Praxis  gestatteten, 
so  haben  wir  (abgesehen  von  alkoholhaltigen  Flüssigkeiten,  über  die 
wir  uns  nähere  Mittheilungen  Vorbehalten)  für  eine  andere  Flüssigkeit 
bei  Gelegenheit  dieser  Versuche  feststellen  können,  dass  sie  sich  in 
Bezug  auf  die  Vernichtung  der  in  ihr  enthaltenen  Mikroorganismen 
durch  Elektricität  günstigerstellt,  als  das  Wasser,  eine  Flüssigkeit, 
deren  so  geartete  Eigenschaft  nicht  bloss  theoretisch,  sondern  auch 
praktisch  von  bedeutendem  Interesse  erscheint,  nämlich  das  Blut. 
Gelegentlich  unserer  Thierversuche  entdeckten  wir  diese  Eigenschaft 
des  Blutes,  dass  in  demselben  pathogene  Mikroorganismen  schon  in 
verhältnissmässig  kurzer  Zeit  durch  dessen  induktiouselektrische  Be- 
handlung unschädlich  werden,  und  haben  diese  Thatsache  in  einer 
grösseren  Zahl  von  Versuchen  verfolgt.  Es  gelang  uns  nicht  nur 
Blutwasser  mit  pathogenen  Keimen  bei  elektrischer  Behandlung  von 
der  Dauer  von  5 Minuten  bis  \ Stunde  und  der  früher  angewendeten 
Stromstärke  von  ca.  12,5  Amp.  derart  zu  verändern,  dass  die  nach- 
herige  Impfung  auf  Mäuse  dieselben  nicht  mehr  erkranken  liess.  Auch 


34 


Spilker  und  Gottstein, 


ganze  Organstücke  aus  den  Leichen  von  Mäusen,  die  durch  Impfung 
mit  pathogenen  Bakterien  septikämisch  getödtet  waren,  ergaben  sich 
nach  entsprechend  längerer  Behandlung  zwischen  12  und  24  Stunden 
als  nunmehr  unschädlich  für  Mäuse.  Wenn  wir  daran  denken,  dass 
es  bei  24stündiger  Einwirkung  und  gleicher  Stromstärke  uns  nicht 
gelang,  ganze  Kulturen  von  Prodi giosus  in  Gelatine  oder  Agar 
irgendwie  zu  beeinflussen,  auch  nicht  einmal  Milch  oder  Weissbier  in 
dieser  Zeit  ganz  keimfrei  zu  machen,  so  springt  der  Unterschied  bei 
den  Organstücken  in  die  Augen.  Wir  wollen  bekennen,  dass  bei  den 
von  uns  angestellten  Versuchen  eine  ganze  Versuchsreihe  ein  ab- 
weichendes Resultat  ergab,  insofern,  als  uns  alle  oder  fast  alle  der 
jedesmal  geimpften  Thiere  zu  Gruude  gingen.  Die  Ursache  für  dies 
Scheitern  halten  wir  uns  berechtigt,  in  diesen  Fällen  in  einer  Misch- 
iufektion  durch  malignes  Oedem  zu  suchen,  bedingt  durch  die  äusseren 
Umstände  eines  Neubaues,  der  (im  Sommer)  unseren  Arbeitsraum  und 
die  Mäusegläser  mit  einer  dicken  Kalk-  oder  Staubschicht  bedeckte. 
Während  dieser  Zeit  gingen  uns  alle  Mäuse,  die  eine  Hautwunde 
hatten,  zu  Grunde  und  wir  konnten  mehrfach,  freilich  nicht  durch 
die  Kultur,  sondern  durch  mikroskopische  Untersuchung  des  Binde- 
gewebssaftes,  den  Bacillus  des  malignen  Oedems  nachweisen.  Wir 
brachen  deshalb  damals  die  Versuche  vorläufig  ab,  um  später  wieder 
unter  günstigeren  Bedingungen  bessere  Erfolge  zu  habeu. 

Zum  Beweis  führen  wir  einen  Theil  unserer  Versuche  an,  sowohl 
solche,  in  welchen  wir  sämmtliche  Thiere  am  Leben  erhielten,  als  solche, 
in  welchen  das  eine  oder  andere  der  Versuchsreihe  dennoch  erlag. 

Versuch.  Von  einer  mit  Baci  11  u s muri  septicus  geimpften 
und  nach  3 Tagen  erlegenen  Maus  wurde  mit  Herzblut  eine  Aufschwem- 
mung in  sterilisirtem  Wasser  gemacht  und  von  dieser  eine  Koutroll- 
maus  geimpft.  Dieses  Blutwasser  wurde  in  2 Proben  vertheilt  und 
No.  1 5 Minuten,  No.  2 30  Minuten  in  der  Spirale  behandelt.  Dar- 
auf wurden  geimpft  von  No.  1 1 Maus,  von  No.  2 2 Mäuse. 

Kontrollmaus  todt  nach  3 Tagen  an  Mäuseseptikämie.  Die 
sämmtliehen  drei  anderen  Mäuse  blieben  andauernd  gesund. 

Von  der  Maus,  welche  zu  diesem  Versuch  das  Material  gegeben 
hatte,  wurde  gleichzeitig  die  Milz  22  Stunden  im  Reagensglase  be- 
handelt und  am  nächsten  Tage  wurden  von  der  Schnittfläche  dieser 
Milz  zwei  Mäuse  geimpft,  welche  ebenfalls  dauernd  gesund  blieben. 

Versuch.  Von  einer  durch  Impfung  mit  Hühnerchoiera  ge- 
tödteten  Maus  wurde  aus  den  Organen  eine  Aufschwemmung  von 
Blut  in  10  ccm  Wasser  gemacht  und  hiervon  eine  Kontrollmaus  ge- 
impft. Das  Blutwasser  5 Minuten  behandelt  und  hiervon  2 Mäuse  ge- 
impft. Von  diesen  Mäusen  starb  die  erste  vor  der  Kontrollmaus, 
sie  war  der  erste  Fall,  bei  welchen  wir  malignes  Oedem  fanden, 
gleichzeitig  enthielt  das  Blut  sehr  spärliche  Hühnercholerabacillen. 
Die  Kontrollmaus  starb  vor  Ablauf  des  zweiten  Tages,  sie  hatte 
ebenfalls  neben  der  Hühnercholera  malignes  Oedem ; die  zweite  Maus 
dagegen  erkrankte  nicht  und  lebte  noch  einen  Monat  nach  der  Impfung. 

Versuch.  Die  Milz  einer  an  Hühnercholera  gestorbenen  Maus 
wurde  12  Stunden  behandelt.  Eine  von  ihr  geimpfte  Maus  starb  an 


tJeber  d.  Vernichtung  von  Mikroorganismen  durch  die  Induktionselehtrieität  35 


Hühnercholera.  Die  Bebandluugsdauer  von  12  Stunden  ist  also  nicht 
genügend  gewesen,  um  die  Milz  unschädlich  zu  machen. 

Bei  Gelegenheit  dieser  Versuche  war  es  auch,  wo  wir  den  oben 
schon  genannten  Einfluss  der  Stromstärke  auf  die  Wirkung  kennen 
lernten.  Die  nächsten  hierher  gehörigen  Versuche  machten  wir  der- 
art, dass  wir  ein  Thonrohr  von  30  cm  Durchmesser  umwickelten  und 
in  dessen  Hohlraum  die  Reagensgläschen  hiueinstellten.  Hierbei 
stellte  sich  heraus,  dass  für  die  Abtödtung  von  M.  tetragenus 
in  Blutwasser  eine  Stromstärke  erforderlich  ist,  welche  für  den 
Durchmesser  eines  Reagensglases  10  Ampere  überschreitet  und  für 
den  des  Thonrohres  dem  entsprechend  mehr  zu  betragen  hat.  Als 
wir  das  Thonrohr  mit  einem  Strom  von  23  Ampere  umgaben,  fanden 
wir,  dass  sowohl  das  Blutwasser  wie  die  Organstücke  einer  an  Tetra- 
genus gestorbenen  Maus  ihre  volle  Virulenz  bewahrt  hatten  und  so- 
wohl die  Kontrollthiere,  wie  die  mit  den  Proben  geimpften  Thiere 
gleichmässig  tödteteu.  Als  wir  den  Strom  auf  34  Ampere  verstärkten, 
behielten  wir  bei  gleicher  Versuchsanordnung  zwar  nicht  alle,  aber 
einen  Theil  der  geimpften  Thiere  am  Leben.  Das  Resultat  eines 
weiteren  Versuchs  mit  Aufschwemmung  des  Blutes  einer  an  Te tra- 
gen us  gestorbenen  Maus,  welches  wir  sowohl  mit  starkem  Strom  be- 
handelt, als  während  der  Behandlung  bewegt  hatten,  war,  dass  die 
Kontrollmaus  nach  6 Tagen  starb,  von  den  4 nach  der  Behandlung 
geimpften  Mäusen  aber  zwei  am  Leben  blieben,  zwei  weitere  starben. 
Bei  diesem  Versuche  hatte  der  durch  die  Erwärmung  vermehrte 
Widerstand  ein  rasches  Absinken  des  Stromes  von  45  Ampere  auf  36  Am- 
pere hervorgerufen. 

Obwohl  die  Zahl  der  Blutversuche,  welche  noch  fortgesetzt 
werden,  nicht  besonders  gross  ist,  so  ist  ihr  Gewicht  in  Anbetracht 
der  bekannten  und  stets  durch  Kontrollversucne  sichergesteilten 
grossen  Empfänglichkeit  der  benutzten  Versuchsthiere  für  die  ange- 
wendeten Bakterienarten  gross  genug,  um  das  auffallend  günstigere 
Verhalten  des  Blutes  gegenüber  der  Beeinflussung  der  in  ihm  ent- 
haltenen pathogenen  Keime  durch  die  Induktionse.lektricilät  als  sicher- 
gestellt zu  betrachten.  Nur  ist  die  Frage  noch  offen,  ob  es  sich 
in  diesem  Falle  um  Abschwächuug  oder  Abtödtung  der  im  Blut- 
wasser enthaltenen  Mikroorganismen  handele.  Wir  sind  mit  der 
Beantwortung  dieser  Frage  noch  beschäftigt,  und  behalten  uns  vor, 
das  Ergebniss  der  nach  dieser  Richtung  in  Gang  befindlichen  Ver- 
suche später  zu  beantworten. 

Es  lag  nahe,  den  Ursachen  dieses  verschiedenen  Verhaltens  im 
Blutwasser  nachzugehen.  An  die  seit  einem  Jahre  bekannt  gewordene 
Eigenschaft  des  Blutserums,  Bakterien  zu  tödten,  war  hier  wohl 
nicht  zu  denken,  da  eben  die  von  derselben  Flüssigkeit  geimpften 
Kontrollmäuse  stets  zu  Grunde  gingen.  Man  konnie  eher  ein  phy- 
sikalisches Moment  annehmen.  Da  die  letzten  Ursachen  dieser  Wir- 
kung der  Elektricität  vorläufig  uns  noch  ganz  unbekannt  sind,  die 
Verwandtschaft,  der  elektrischen  Induktionswirkung  mit  der  des  Mag- 
netismus aber  eine  Thatsache  ist,  so  lag  es  nicht  allzufern,  das  be- 
obachtete günstigere  Verhalten  des  Blutes  mit  seinem  Eisengehalt 
in  Zusammenhang  zu  bringen. 


86 


S p il k e r und  tiottitein, 


Wir  gingen  daher  zu  einer  Versuchsreihe  über,  bei  weicher  wir 
dem  mit  Bakterien  versetzten  Wasser  verschiedene  lösliche  und  un- 
lösliche Eisensalze  zusetzten  und  nun  dieses  selbe  Wasser  kürzere 
Zeit  in  ruhendem  oder  strömendem  Zustande  behandelten.  Hierbei 
stellte  sich  heraus,  dass  die  benutzten  Salze,  wie  Ferr,  sulfuricum, 

1 a c t i c u m , c i t r i c u m , ohne  jeden  Einfluss  blieben.  Ganz  anders 
und  eigentümlich  war  aber  da»  Verhalten  von  Ferrum  a 1 b u m i n a - 
tarn.  Setzte  man  dasselbe  in  einer  Verdünnung  von  1 : 1000  einer 
Aufschwemmung  einer  Bakterienart  in  Vtasser  zu,  bei  welcher  von 
einer  antäseptischen  Wirkung,  wie  die  Kontroliprobe  ergab,  auch 
nicht  die  mindeste  Rede  sein  konnte,  und  behandelte  10  Minuten 
laug,  so  waren  die  Roliröhrchen  oder  die  Platten  noch  acht  Tage 
nach  Beginn  des  Versuches  vollkommen  steril,  während  die  mit  an- 
deren Eisensalzen  oder  ohne  solche  angesetzten  ebenfalls  behandelten 
Proben  schon  seit  Tagen  reichliche  Entwickelung  zeigten.  Regel- 
mässig aber  etwa  am  8.  Tage  Dach  geschehener  Ueberimpfung  trat 
eine  Bildung  einer  geringen  Zahl  von  Kolonieen  ein,  welche  der  Zahl 
nach  wenig  hinter  der  in  den  andern  Röhrchen,  die  ebenfalls  elek- 
trisch behandelt  waren,  zurückblieb.  Einer  der  hierher  gehörigen 
Versuche  ist  ausführlicher  auf  S.  83  mitgetheiit. 

Eklatant  trat  die  Wirkung  hei  folgendem  Versuch  zu  Tage,  bei 
welchem  mit  einer  verhältnissmässig  sehr  hohen  Stromstärke  gear- 
beitet wurde.  Reagensröhrchen  mit  Leitungsdraht  von  2 mm  Durch- 
messer umwickelt  und  ein  Strom  von  etwa  60  Amp.  hindurchgelassen. 
Behandlungsdauer  6 resp.  10  Sec.  Nach  3 Tagen  zeigen  sich  bei 
den  üeberimpfungen  auf  Gelatine  sowohl  in  dem  Kontrollröhrchen 
als  in  dem  behandelten  unzählbare  Kolonieen.  Derselbe  Versuch 
wiederholt,  nur  wurde  dem  zu  behandelnden  Wasser  ein  wenig  Eisea- 
albuminat  zugesetzt.  Kontroliprobe  nach  3 Tagen  sehr  zahlreiche 
Kolonieen,  während  die  behandelten  erst  nach  8 Tagen  sehr  spär- 
liche Kolonieen  zeigten,  die  sich  in  der  Folge  auch  nicht  vermehrten. 

Wir  können  für  das  Verhalten  des  Ferrum  aibuminatum  keine 
Erklärung  bringen,  denken  aber  dabei  an  die  von  Pfeffer  zuerst 
beschriebene  und  neuerdings  von  Büchner  besonders  betonte  che- 
motaktische Eigenschaft  einiger  Bakterien  und  halten  es  nicht 
für  ausgeschlossen,  dass  unter  der  Einwirkung  der  induktionselektri- 
cititt  das  gelöste  Eisenalbuminat  ganz  andere  Wechselbeziehungen 
zu  den  aus  Eiweiss  bestehenden,  in  der  Flüssigkeit  suspendirten  Mi- 
kroorganismen eingeht,  als  vor  der  Behandlung,  Beziehungen,  welche 
nach  Aufhören  der  Behandlung,  falls  sie  nicht  anhaltend  genug  war, 
wieder  schwinden,  aber  immerhin  die  geschilderte  bedeutende  Ver- 
zögerung der  Entwickelung  zur  Folge  haben.  Wir  sind  ja  überhaupt 
nicht  in  der  Lage,  für  die  von  uns  beobachteten  Erscheinungen  eine 
Erklärung  zu  geben,  wir  sind  aber  auf  Grund  von  Erwägungen  über 
die  Eigenschaft  der  wirkenden  Kraft  und  auf  Grund  anderer  Beobach- 
tungen, über  die  zu  berichten  wir  uns  Vorbehalten,  zu  der  Vermu- 
thuog  berechtigt,  dass  es  in  letzter  Eigenschaft  sich  um  Bewe- 
g uo  g s p h ä n o m e ne  handelt. 

Obwohl  wir  nicht  behaupten,  dass  die  mit  der  Eisenalbuminai- 
lösung  gemachte  Erfahrung  die  einzige  Ursache  für  das  Verhalten 


Uefcer  d.  Vernichtung  von  Mikroorg»u.;“'T'"  lureb  die  induktionselektricitüt.  £7 


des  Biutwassers  ist,  so  liegt  doch  kein  Grund  vor,  diese  Eigenschaft 
zur  Erklärung  nicht  trat  beranzuzieben,  Eine  so  bedeutende  Eut- 
wickelungs Verzögerung  der  durchaus  nicht  abgetödteten  Keime  auf 
dem  neuen  Nährboden  dürfte  für  die  Widerstandskraft  des  Organis- 
mus schon  genügen,  um  der  eiagedrungeneu  Feinde  Herr  zu  werden, 
« he  sie  sich  vermehren.  Es  spricht  für  diese  Erklärung  auch  der 
oben  angeführte  Versuch  mit  Bühnercholera.  Das  eine  der  mit  be- 
handeltem Blutwasser  geimpften  Thiere  ging  vor  dem  Kontrolltkier 
zu  Grunde,  int  Blute  fanden  wir  Hühnercholera,  im  Gewebssaft  ma- 
lignes Oedern.;  die  Mischinfektion  hatte  das  Auskeimen  der  gewisser - 
maassen  gelähmter)  Kühaercbolerabäcilien  begünstigt;  das  zweite 
Thier  dagegen  ist  noch  heute  nach  mehreren  Monaten  am  Leben,  Dar- 
aus erklärt  es  sich  auch,  dass  in  anderen  Versuchsreihen  von 
4 Thieren  uns  eins  oder  zwei  doch  manchmal  zu  Grunde  gingen. 

Jedenfalls  lehren  uns  diese  Versuche,  dass  wir  bei  Zusatz  oder 
Gehalt  von  Ferrum  albumiuatum  in  organischen  Flüssigkeiten  und  Ge- 
weben durch  die  elektrische  Behandlung  ein  wirksames  Mittel  haben, 
die  Entwickelung  von  Mikroorganismen  aufzuhalten  oder  aufzuheben. 

Es  lag  nahe,  die  erhaltenen  Resultate  für  die  Hygiene,  zunächst 
für  die  Konservirung  organischer  Produkte,  wie  Fische,  Fleisch, 
Butter,  Milch  u.  s.  w.  zu  erproben.  Mit  diesen  Versuchen  sind  wir 
gegenwärtig  beschäftigt  und  behalten  uns  vor,  nach  Abschluss  der- 
selben über  die  erhaltenen  Resultate  zu  berichten.  Da  die  von  uns 
zu  T hierversuchen  benutzten  Septikämiebakterien,  nämlich  Hübner- 
cholera und  Mäuseseptikämie,  sehr  nahe  Verwandte  der  Erzeuger 
der  Seuchen  gewisser  Hausthiere,  namentlich  der  Schweine  sind, 
welche  in  der  Frage  der  Voiksernäkrung  eine  grosse  Bedeutung  er- 
halten haben,  so  beabsichtigen  wir,  sobald  es  uns  gelungen  ist,  ge- 
eignetes Material  zu  erhalten,  auch  mit  diesem  Versuche  zum  Zwecke 
der  Abtödtung  zu  machen  und  es  erscheint  uns  wahrscheinlich,  dass 
dasjenige,  was  wir  für  das  Verhalten  des  Mauseseptikämiebacillus  in  der 
Leber  und  Milz  der  Maus  festgestellt  haben,  auch  für  die  Organe 
grösserer  Thiere  gelten  muss.  Denn  wir  haben  festgestellt,  dass,  was 
für  das  Reagensglas  in  enger  Spirale  erzielt  wurde,  auch  für 
das  mit  weitem  Immen  versehene  Thonrohr  bei  entsprechend  ver- 
stärktem Strom  zu  Recht  besteht. 

Wenn  wir  uns  die  bis  jetzt  nach  dieser  Richtung  erzielten  Er- 
gebnisse für  eine  spatere  Mittheilung  Vorbehalten  und  uns  heute 
darauf  beschranken,  die  experimentellen  Grundlagen  eines  Verfahrens 
mitzutbeilen,  von  welchem  wir  uns  die  Möglichkeit  heilsamer  Folgen 
für  die  Hygiene  der  Volksernähruug  durch  Konservirung  leicht  ver- 
derblicher Nahrungsmittel  oder  Befreiung  des  Fleisches  von  patho- 
genen Bakterien,  sowie  durch  billige  Herstellung  bakterienfreieu 
Wassers  versprechen,  so  wollen  wir  doch  von  unseren  bisherigen  Beob- 
achtungen schon  jetzt  einige  Andeutungen  machen. 

Es  liess  sich  voraussetzen,  dass  eine  physikalische  Kraft,  welche 
im  Stande  ist,  Bakterien  in  Flüssigkeiten  keimungsunfähig  zu  machen, 
auch  noch  andere  Einwirkungen  auf  organische  Sub- 
stanzen haben,  muss.  Wir  haben  dem  entsprechend  mehrfach 
derartige  Beobachtungen  gemacht,  für  die  wir  ebenfalls  vorläufig 


88  Spilker  a.  Gottstein,  Üeber  d Vernichtung  v.  Mikroorganismen  etc. 

nicht  in  der  Lage  sind,  eine  Erklärung  abzugeben,  welche  aber  auch 
von  ganz  unbeteiligter  Seite  bestätigt  werden  kounte. 

So  konnten  wir  nach  weisen,  dass  in  dieser  Weise  behandeltes 
Weissbier  ein  viel  klareres  Aussehen,  als  nicht  behandeltes  hatte. 
(Von  etwaigen  Geschmacksveränderungen  wollen  wir  als  rein  subjek- 
tiv absehen.)  Dieses  Weissbier  wird  selbst  im  Sommer  bei  offenem 
Stehen  viel  später,  oft  8 — 10  Tage  später  karnig,  als  das  Kontroll- 
bier.  Ebenso  behält  Butter  nach  der  Behandlung  noch  nach  Wochen 
frisches  Aussehen,  frischen  Geruch  und  Geschmack.  Von  zwei 
Hälften  eines  Stückes  Butter  zeigt  die  unbehandelte  Hälfte  nach 
einigen  Wochen  einen  bis  zu  30°/0  grösseren  Gehalt  an  freier  Säure, 
als  die  behandelte  Es  hält  aber  schwer,  bei  dieser  Thatsache  eben- 
falls an  eine  Bakterienwirkung  zu  denken. 

Ein  ganz  eigenthümliches  Verhalten  zeigt  die  Milch.  Wir 
haben  bei  derselben  durch  zahlreiche  Versuche  festgestellt,  dass  hier 
das  Casein  früher  ausfällt,  als  in  den  Kontrollgefässen , die  bei 
gleicher  Temperatur  gehalten  wurden.  Schon  aus  diesem  Grunde 
eignete  sich  das  elektrische  Verfahren  also  nicht  zur  Sterilisirung 
der  Milch.  Da  wir  auf  Grund  dieser  Erscheinung  das  allgemeinen 
Prinzip  der  elektrischen  Wirkung,  auch  in  dem  speziellen  Falle  der 
Bakterienbeeinflussung,  in  einer  Eiweissfällung  suchten,  behan- 
delten wir  eiweisshaltigen  Urin  in  gleicher  Weise;  hier  aber  blieb  das 
Eiweiss  in  Lösung. 

Eine  weitere  eigentümliche  Einwirkung  beobachteten  wir  mehr- 
fach auf  die  Haare  des  Thierfelles.  Das  Haar  des  Mäusefelles  fing 
aD,  nach  bstündiger  Behandlung  sich  aufzurichten  und  behielt  diese 
Sträubung  auch  nach  der  Entfernung  aus  der  Spirale  bei.  Wir  haben 
uns  durch  genauere  Kontrollversuche  überzeugt,  dass  diese  Wirkung 
weder  auf  Rechnung  der  Austrocknung,  noch  der  Temperatur  kommen 
konnte. 

Zum  Schluss  möchten  wir  noch  erwähnen , dass  wir  eine  Ein- 
wirkung auf  das  Leben  der  Thiere  selbst  nicht  nachweisen  konnten. 
Im  Anfang  hatten  wir  freilich  einige  Todesfälle,  aber  dies  war  zu  einer 
Zeit,  als  wir  die  Temperaturwirkung  noch  nicht  sicher  ausschlossen. 
Als  wir  später  Mäuse  ins  abgekühlte  umwickelte  Thonrohr  selbst  für 
mehrere  Tage  brachten,  zeigten  sie  keine  Spur  von  Erkrankung. 

Ebenso  mussten  wir  feststellen , dass , was  für  Bakterien  in  der 
Flüssigkeit  gilt,  für  solche  im  lebenden  Körper  wirkungslos  bleibt. 
Wir  haben  geimpfte  Mäuse  für  mehrere  Tage  ins  Thonrohr  gebracht 
oder  deren  Gefäss  -mit  Leitungsdrahtspiralen  umwickelt;  sie  sind  un- 
beeinflusst von  der  Einwirkung  stets  zur  vorschriftsmässigen  Zeit  zu 
Grunde  gegangen. 

Berlin,  3.  Januar  1891. 


Tubeuf.  Generatious-  u.  Wirthswechsel  unserer  eiDheira  Gymuospor.-Artea.  89 


Generations-  und  Wirthswechsel  unserer  einheimischen 
Gymnosporangium-Arten  und  die  hierbei  auftretenden 
Formveränderungen. 

Von 

Dr.  C.  von  Tubeuf, 

Privatdoceuten  an  der  Universität  München. 

Mit  3 Abbildungen. 

Ueber  wenige  Pilzgattuugen  herrscht  trotz  vielfachster  Bearbei- 
tung immer  noch  eine  so  grosse  Unklarheit,  wie  über  die  Gymno* 
sporangien. 

Die  geringen  mikroskopischen  Unterschiede  und  das  Bestreben, 
die  einzelnen  Spezies,  welche  auf  verschiedenen  Wirtspflanzen 
sich  finden,  nach  dem  Verhalten  der  Aecidienperidie  zusammenzu- 
fassen, hat  diese  Unklarheit  jederzeit  vermehrt.  Der  einzige  Weg, 
die  Kenntniss  der  verschiedenen  Spezies  durch  Kultur  auf  verschie- 
denen Wirthen  und  unter  anderen  Verhältnissen  kennen  zu  lernen, 
wie  die  Beobachtung  der  Objekte  in  allen  Stadien,  kann  nur  zum 
Ziele  führen. 

ßeess  *),  welcher  in  daukens werthester  Weise  die  bis  Jan.  1869 
bekannten  Thatsachen  zusammenstellte  und  auf  zahlreiche  Lücken 
aufmerksam  machte,  kam  leider  nicht  dazu,  selbst  Infektionen  aus- 
zuführen. Es  mochte  dies  auch  weniger  nötig  erscheinen,  daüeess 
von  der  Gattung  Gymaosporangium  damals  noch  folgende  An- 
sicht haben  konnte:  „Die  Gattung  G ym  nosporangium  ist  durch 
Oersted’s  Untersuchungen  die  bestumschriebene  und  vollständigst 
gekannte  nicht  allein  der  Coniferen  bewohnendeu,  sondern  fast  sämmt- 
licher  Rostpilze  geworden.  Einem  wohlcharakterisirlen , der  Uredo 
eigentümlicher  Weise  entbehrenden,  fast  ausschliesslich  die  Juni- 
peru s-Ar teil  bewohnenden  Teleutosporenforrageuus  mit  einer  auf 
2 Jahre  verteilten  Entwickelung  (Gym nosporangium  DC.) 
hat  sich  ein  gleichfalls  durch  gemeinsame  auffällige  Eigentümlich- 
keiten ausgezeichnetes  A e c i d i e n formgenus  (R  o e s t e 1 i a im  Sinne  von 
Fries  S.  V.  510),  sämmtliche  Pomaceen  bewohnende  Aeci dien  um- 
fassend, als  metoecische  2.  Generation  angereiht.  Auch  innerhalb 
der  wohlbegrenzten  Gattung  sind  die  einzelnen  Arten  gut  unter- 
schieden und  ist  die  Zusammengehörigkeit  der  entsprechenden  Teleuto- 
sporeu-  und  Aecidienformen  durch  Kulturversuche  sicberge<tellt. 
(Von  einer  einzigen  in  dieser  Beziehung  vielleicht  noch  offenen  Frage 
mag  bei  der  speziell  beteiligten  Art  die  Rede  sein).“ 

Den  ersten  Schritt  zur  exakten  Erforschung  machte  durch  zahl- 
reiche Infektionsversuche,  und  Abbildungen  Oersted1 2). 

1)  Oie  Kostpilzfonnen  der  deutschen  Conil'eren. 

2)  Xjitteratnr  siehe  am  Schlüsse 


90 


Tubeiif, 


In  der  Zusammenstellung  von  Reess  finden  wir  die  Gruppirung 
hauptsächlich  auf  die  Untersuchungen  dieses  Forschers  gestützt. 

Re  e s s hatte  damals  io  der  Weise  gruppirt,  dass  er  zu  G.  fuscum 
(Sa bin ae)  auf  J.  Sabina  (Oxycedrus,  virginiana,  phoe- 
uieea,  Pinus  halepensis)  die  Roestelia  canoellata  auf 
Pirus  communis  zog. 

Er  liess  dabei  die  Frage  oüen,  ob  auf  den  verschiedenen  Wirthen 
der  Teieutospcrenforui  nicht  auch  verschiedene  Spezies  stecken. 

Zu  G.  c o n i c u.  m auf  J u n i p.  c o m m.  wurde  die  Roestelia 
cornuta  auf  Sorbus  Aucuparia.  torminaiis  und  Aronia 
rotundifolia  gezogen.  — Hier  finden  wir  die  Angabe,  dass  die 
Ae  ei  dien  flaschen  auf  Aronia  kurz,  auf  S.  Aucuparia  lang 
seien,  worauf  ich  später  noch  zurückkommen  werde.  — 

Zu  G.  clavariaeforme  gehörten  2 Roestelien , nämlich  die 
R.  p e n i c i 1 i a t a auf  Pirus  Malus,  silvestris,  Sorbus  Aria 
u.  S,  Chamaemespilus,  wie  die  R,  lacerata  auf  Crataegus 
Oxyacantha,  lobata  und  melanocarpa  etc,  wie  auch  Mes- 
pilus  germanica  u.  s,  f. 

Oersted  warf  R.  penicillata  und  lacerata  zusammen 
zu  G.  clavariaeforme,  weil  er  Spermogonien  auf  Apfel, 
Aecidien  auf  Crataegus,  beide  von  G.  clavariaeforme,  er- 
halten hatte,  — Dass  dies  unberechtigt  war,  werde  ich  noch  zeigen.  — 

Durch  die  Verschiedenheiten  der  R.  penicillata  und  lacerata 
einerseits,  wie  die  Beschreibung  der  Teleutosporen  von  G.  conicum 
(lang  spindelförmig!)  andererseits  war  R.  H artig  veranlasst,  ein 
Gymnosporangium,  welehes  er  m den  Alpen  fand  und  mit 
welchem  die  Diagnosen  der  beschriebenen  Gymnosporangien  nicht  wohl 
stimmen  wollten,  für  eine  neue  Spezies  zu  halten,  mit  weicher  er 
Sorbus  Aria  infizirte  und  als  Erfolg  die  R.  penicillata  erhielt. 
Damit  schien  diese  Roe  st  eliaform  untergebracht  zu  sein,  und 
Hartig  nannte  den  Pilz  Gymnosporangium  trem elloi  des. 
— Durch  Infektions versuche,  welche  unterdessen  von  verschiedenen 
Seiten  ausgeführt  wurden,  zeigte  es  sich,  dass  mit  demselben  Gym- 
nosporangium  sowohl  Sorbus  Aria  und  Pirus  Malus,  wie 
auch  Aronia  rotundifolia  und  Sorbus  Aucuparia  mit  Er- 
folg infizirt  werden  können. 

Durch  weitere  ausgedehnte  Versuche  habe  ich  nun  neuerdings 
gefunden,  dass  bei  Infektionen  mit  G.  clavariaeforme  der  Erfolg 
insofern  ein  wesentlich  verschiedener  ist,  als  bei  der  einen  Pflanze, 
welche  erfolgreich  inüzirt  wurde,  es  nicht  weiter  wie  bis  zur 
Spermogonienbildung,  bei  der  anderen  zu  kurzen,  stark  zerschlitzten, 
bei  den  dritten  zu  geschlossenen  langhaisigen  Aecidien  kam.  Kurz 
es  wurde  von  mir  konstatirt,  dass  dasselbe  Gymnosporangium 
verschiedene  Formen  der  Roestelia  erzeugen  kann,  und  dass  ferner 
verschiedene  Gymnosporangien  auf  dieselbe  Wirthspflanze  mit  Erfolg, 
aber  mit  verschiedenem  Erfolge  infizirbar  sind. 

Nach  diesen  Thatsachen  muss  die  Roes t e lia  p en  i ci  1 ia  ta 
auf  Pirus  Malus  und  Sorbus  Aria  und  wohl  auch  Sorbus* 
Chamaemespilus  zu  Gymnosporangium  conicum—  j u n i - 
perinum  —tremelloi des  gezogen  werden,  und  die  neue  Spezies 


Generations-  u.  Wirthswechsel  unserer  einheim.  Gyinnosporang'nnn- Arten.  9 


G.  tremelioides  kann  als  solche  nicht  bestehen  bleiben.  Dagegen 
möchte  ich  Vorschlägen,  den  Namen  G.  tremelioides  beizubehalten, 
nachdem  sowohl  G.  conicum  wie  G.  juniperinurn  gerade  durch 
die  Bedeutung  des  Namens  schon  zu  so  vielen  Verwechselungen  Ver- 
anlassung war,  nachdem  der  Name  G.  tremelioides  am  meisten 
auf  den  Charakter  des  Pilzes  hindeutet  und  so  denselben  Zweck  er- 
reicht, wie  der  Name  des  G.  clavariaeforme  — und  nach- 
dem endlich  ein  Blick  auf  das  bei  Reess  aufgestelite  Verzeichniss 
der  Synonyma  und  die  Erklärung  von  Reess  selbst  zeigt,  dass 
er  zum  Theil  unter  Hintansetzung  von  Prioritätsansprüchen  alle 
den  Wirtbspflanzen  entnommenen  Namen  kassirt  und  dafür  je  den 
ältesten  anderweitig  begründeten  Speziesnamen  einführte,  und 
zwar  u m Verwechselungen  zu  verhüten.  Aus  demselben 
Grunde  aber  möchte  ich  „conicum“  kassiren  und  „t  re  me  Hol- 
des“ einfübren. 

Die  Unterschiede  der  Gymnosporangien  sind  ganz  leicht,  an  der 
Teleutosporenform  zu  unterscheiden.  Ebenso  einfach  ist  es 
aber,  sie  an  der  blossen  äusseren  Erscheinung  zu  erkennen. 
Ein  Blick  auf  die  Figuren,  welche  sowohl  die  Sporen  wie  auch  die 
oft  sehr  verschiedenen  Entwickelungsstadien  der  ganzen  Pilzpolster 
darstellen,  kann  uns  hiervon  schon  überzeugen. 

Zur  genaueren  Unterscheidung  diene  noch  Folgendes: 

Gvmnosporangium  Sabinae  kommt  in  Deutschland  nur 
auf  Juni  perus  Sabina  vor.  Die  einzeln  aus  den  angeschwollenen 
Zweigstellen  (sie  erscheinen  auch  an  den  jüngsten  blattbedeckten 
Trieben)  kommenden  chokoladebraunen , kegelförmigen  Zäpfchen  er- 
scheinen schon  im  Mai,  sie  quellen  bei  Regen  stark  auf  und  sehen 
dann  gefeidert  aus,  weil  die  Sporen  an  der  Oberfläche  der  Zapfen 
beim  Quellen  von  der  helleren  Masse  der  gequollenen  Stiele  in 
kleinere  Partieen  aus  einander  gepresst  werden,  wie  dies  alle  Figuren 
bei  O e r s t e d etc.  deutlich  zeigen. 

Sie  verquellen  dann  aber  weiter  zu  einem  gelbbraunen,  zähen 
Schleim,  der  mm  grössere  Astpartieen  überzieht,  bei  gutem 
Wetter  zu  einer  dünneren,  braunen  Haut  zusammentrocknet  und 
schliesslich  abfällt. 

Die  Zäpfchen  lösen  sich  schon  beim  ersten  Quellen  vom  Zweige 
ab  und  hinterlassen  eine  scharf  umschriebene,  runde,  hellgelbe  Narbe. 

Die  Sporen  unterscheiden  sich  wie  bei  allen  Gymnosporangien 
in  dunkle,  dickwandige  und  hellere  dünnwandige,  welche  Kienitz- 
Gerloff  als  Teleuto-  und  Uredosporen  auffasst.  Alle  sind  aber  der 
Hauptform  nach  mehr  breit  kegelförmig,  wie  die  von  G.  tremel- 
ioides (conicum)  und  nicht  lang  spindelförmig,  wie  die  von 
G.  clavariaeforme. 

Die  dickwandigen  sind  nach  Reess  38—49^  lang  und  ca  2ö/j, 
breit,  die  dünnwandigen  bis  55 /t  lang  und  18 ^ breit,  was  ich  un- 
gefähr bestätigen  kann.  Ihre  genauere  Beschreibung  wolle  bei  Reess 
und  Oersted  nachgelesen  werden,  wie  auch  die  Beschreibung  der 
Sporidien,  Spermogorden  und  Aecidien  (Gitterrost),  welche  auf  Birn- 
blättern  erscheinen  und  nicht  mit  den  anderen  Gymnosporangien 
verwechselt  werden  können.  — 


92 


Tubeuf , 


Weniger  gui  bekannt  sind  G.  clavariaefo  rme  undG.  tremel- 
] o i d e s (c  o n i c u m). 

Das  erstere  erscheint  schon  in  den  ersten  Apriltagen  in  hell- 
gelbe, einzelne  Zäpfchen,  die  sich  bald  vergrössern,  bei  Regen 
dann  stark  aufquellen  und  Zungenform  annehmen;  einzelne  ver- 
schmelzen mit  einander  zn  breiteren  Bändern,  bei  Trockenheit  schrum- 
pfen sie  zu  wurmförmig  gekrümmten,  einzelnen  Figuren  ein  und  fallen 
ab.  Sie  erscheinen  auf  den  stark  angeschwollenen  Zweigen.  Die 
Sporen  sind  viel  heller,  wie  die  der  beiden  anderen  Arten  und 
sehr  lang  spindelförmig  gestreckt.  Die  dickwandigen  haben  eine 
Länge  von  86 — 96  und  eine  Breite  von  12 — 16^,  die  dünnwandigen 
werden  bis  106 /.i  lang  und  sind  13 — 14  (x  dick. 

Abnorm  kleinere  und  grössere  Formen  sind  übrigens  bei  beiden 
stets  zu  finden. 

Die  Keimung  ist  durch  Kienitz-Gerloff  (Butan.  Ztg.  1888. 
S.  389)  und  die  Verschiedenheiten  auch  durch  Körnike  (Hedwigia. 
Bd.  XVI.  S.  27)  und  V.  Dietel  » Hedwigia.  Bd.  XXVIII.  S.  22  und  99) 
bekannt.  Eine  Verbreitung  der  Sporen  durch  Ameisen,  welche 
Kienitz  vermuthet,  kann  ich  nicht  bestätigen.  — 

Was  nun  vor  Allem  G.  tremelloides  (conicum,  juni- 
p er  in  um)  anlangt,  so  ist  sein  Vorkommen  hier  bei  München  räum- 
lich getrennt  von  dem  des  G.  cla  varia eform  e.  Es  erscheint  erst 
bei  Hessellohe,  findet  sich  daselbst  schon  sehr  häufig  und  ist  im 
Gebirge  überall  massenhaft  zu  sehen. 

G.  clavariaeforme  findet  sich  hier  nördlich  von  Gross- 
hessellohe in  den  Isarauen  rein  und  in  Massen. 

Das  G.  tremelloides  verändert  während  seiner  Entwickelungs- 
zeit seinen  Habitus  weit  stärker,  wie  irgend  ein  anderes  Gymno- 
sporangium,  und  können  daher  die  Entwickelungsformen  leicht 
für  verschiedene  Spezies  gehalten  werden. 

Schon  Mitte  April  sind  hier  die  dunkel-chokoladebraunen  Polster 
(nicht  einzelne  Zapfen,  wie  bei  G.  Sabinae)  zu  finden,  welche  zwi- 
schen den  Rindenschuppen  hervorkommen  und  in  diesem  Stadium  lange 
Zeit  verharren.  Diese  braunen  Polster  sind  sehr  zähe,  schwer  abzu- 
lösen , trocken  und  wie  kurzer , steifer  Piuche  an  ihrer  Ober- 
fläche. Es  finden  sich  hier  zunächst  nur  Sporen  mit  derben  Wän- 
den auf  langen  Stielen,  unter  deren  Schutz  sich  die  dünnwandigen 
dann  bilden.  Erst  im  Mai  bis  Anfang  Juni  tritt  die  Vergrösserung 
und  das  Aufquellen  der  zusammenhängenden  Polster  zu  grossen,  galler- 
tigen Klumpen  und  Lappen  ein,  welche  au  der  Ober-(Aussen-)Seite 
noch  dunklere  Punkte  (die  dickwandigen  Sporen) , sonst  aber  eine 
mehr  gelbbraune  Gallerte  (besonders  die  Stiele)  zeigen.  Zu  dieser 
Zeit  tritt,  wie  bei  den  anderen  Gymnosporaugien,  die  Bildung  von 
Promyceiien  und  Sporidien  im  Polster  ein.  Die  Gallerte  trocknet 
dann  zusammen  und  hinterlässt  grosse,  hellgelbe  Flecke  auf  den 
knorpelig  zu  grossen  Beulen  aufgeschwollenen  Aesten  zurück. 

Dieses  Gymnosporangium  wirkt  pathologisch  weit  inten- 
siver, wie  die  beiden  anderen,  denn  während  bei  den  anderen  der 
befallene  Zweig  sich  meist  noch  sehr  lauge  am  Leben  erhält  und 
oft  eine  ganze  Reihe  von  Beulen  zeigt,  tritt  hier  vielfach  schon  im 


Generations-  n.  Wirthswechsel  unserer  einheim.  Gymnosporanginm-Arten.  93 

ersten  Jahre  der  Tod  bei  dem  betreffenden  Zweige  ein,  so  dass  man 
im  Frühling  sehr  viele  todte  Zweige  an  den  befallenen  Wachholder- 
btisehen  findet;  ein  anderer  Theil  erhält  sich  allerdings  am  Leben 
und  entwickelt  an  den  nicht  abgestorbenen  Theilen  der  Beule  seine 
Polster  im  nächsten  Jahre  wieder. 

Die  Aecldien  der  Gymnosporangien  sind  schwer  an  und 
für  sich  zu  unterscheiden.  Das  Bestreben,  sie  nach  äusseren  Merk- 
malen verschiedenen  Spezies  zuzutheilen,  führte  zu  ebenso  falschen 
Resultaten,  wie  die  Annahme,  durch  einen  Infektionsversuch  bis  zum 
Auftreten  der  Spermogonien  könne  auf  eine  bestimmte  Roestelienform 
und  die  Zusammengehörigkeit  dieser  mit  dem  Infektionsmaterial  ge- 
schlossen werden. 

Ich  habe  vielmehr  gefunden,  dass  ich  mit  Gjmnosp.  clava- 
riaeforme  auf  Crataegus  eine  It  o e s t e 1 i a erziehen  kann,  welche 
man  nach  der  äusseren  Erscheinung  sofort  für  R cornuta  halten 
müsste.  Es  ist  ferner  bekannt,  dass  die Roestelien  auf  Sorbus  Aucu- 
paria  und  Aronia  zwar  durch  dasselbe  Gymnosporangium 
erzeugt,  aber  verschieden  ausgebildet  sind,  und  wiederum  anders  er- 
scheinen dieselben  auf  P i ru  s M alus.  Ferner  habeich  gefunden, 
dass  das  Gymnosp.  clavariaeforme  zwar  Spermogonien  auf 
Sorbus  Aueuparia  entwickelt,  aber  nicht  zur  Aecidienbildung 
schreitet,  dass  es  auch  auf  Sorbu s latifolia  sich  entwickelt,  aber 
bis  in  den  Juli  hinein  fast  nur  kleine,  gelbe  Erhebungen  auf  der 
Blattunterseite  und  schliesslich  einige  Aecidien  bildete  mit  nur 
äusserst  kurzer,  unscheinbarer  Peridie,  dass  also  auch  von 
ihm  nicht  die  R.  cornuta  auf  dem  Sorbus  zu  erwarten  ist. 

Aehnlich  scheint  es  R ä t h a y mit  der  Infektion  auf  Sorbus  tor- 
rnin  alis  gegangen  zu  sein,  von  der  Rath  ay  aber  annahm,  dass  sie 
zu  der  auf  Sorb.  torminalis  sonst  zu  findenden  Roestelia 
gehöre.  — Es  sind  daher  die  Roestelien  nicht  nach  der  Wirthspflanze 
allein  und  nicht  nach  ihrer  äusseren  Gestalt  allein  zu  unterscheiden. 

Wie  weit  die  Bemerkung  Farlow’s  hier  von  Bedeutung  ist, 
dass  in  Amerika  an  der  Küste  von  Maine  die  typische  R.  cornuta 
mit  Gymnosporangium  clavariaeforme  (in  Europa  dagegen 
mit  G.  conicum)  auftrete,  während  G.  conicum  nicht  da  vor- 
komme, wo  die  typische  cornuta  auftrete,  ist  nicht  zu  sagen. 
Ich  kann  um  so  weniger  Gewicht  hierauf  legen,  weil  im  Referate  der 
Arbeit  die  Wirthspöanze  der  R.  cornuta  nicht  angeführt  wird. 

Ueber  die  bisherigen  Versuche  kann  man  sich  aus  folgenden 
Tabellen  orientiren.  (Siehe  Tabellen  auf  Seite  94.) 

Wir  erhalten  dagegen  einfacher  die  Zugehörigkeit  des 

G.  clavariaeforme  zu  den  verschieden  geformten  Roeste- 
lien (meist  die  Form  R.  lacerata)  auf  Crataegus-Arten  (auf 
welchen  auch  noch  G.  fuscum  nach  Plowright  Vorkommen  soll 
[ob  Aecidien  bildend  ?j). 

G.  conicum  auf  Sorbus  Aueuparia,  Pirus  Malus, 
S.  Aria  die  R.  cornuta  und  penicillata  bildend,  und  zwar 
auch  hier  in  verschiedenen  Formen  Auch  auf  Cydonia  eine 

IX.  Bd.  7 


94 


T u b e u ( , 


Infektionen  mit  den  deutschen  Gymnosporangien. 
1)  Gymnosporangium  clavariae forme  auf  Juni perus 


Auf  Holzart: 

com  in.  ergab : 

Aecidienforro 

Nach  Autor 

Crataegus  Oxyacaut.ha  | 

resp.  Spermogonien : 

j 

Plowright 

Pirus  communis  j 

Crataegus  toment. 

R.  lacerata 

Thaxter 

,,  Oxyac.  und  \ 

R.  lacerata 

R 4 1 b a v 

mono gyn*  J 

Pirus  comm. 

Roestelia  ? 

n 

Sorbus  torm. 

Spermogonien 

91 

Pirus  Malus 

t» 

0 e r s t e d 

Amelanchier 

R.  lacerata  x 

Thaxter 

Crat.  Oxyae. 

R.  lacer.  und  cornuta 

Tubeuf 

Crat.  grandiö.  1 

sanguiuea  > 

R.  lacerata 

»/ 

nigra  J 

Cydonia  vulg. 

Spermogonieu 

»» 

Sorbus  Aucup. 

Spermogonien 

Sorb.  latifolia 

Spermog.  und  Aecidieu 

»1 

2)  Gy  ni n osp o r a n g i u m tremelloides  (conicum)  auf 
Juniperus  c o m m.  - Zweigen  und  -Nadeln  ergab: 


Nach  Autor: 


Auf  Holzart. 

Sorbus  Aucuparia 
Aronia  rotuudifolia 
Pirus  Malus  1 
Sorbus  Aria  f 
Cydonia  vulg. 

Sorb.  Aucup. 

Pir.  Malus 

Amelauchier  eanadensis 
Sorbus  Aria 
Pirus  Malus 
Sorbus  torru. 

Sorb.  Cbarnaemesp. 


Accidienform 
resp  Spermogonieu : 
R.  cor u uta 
Kurze  Aecidieu 

Spermogonien 

Roesteüa  ? 

? 

Spermogonien 
Roest.  ecrcuta 
R.  penicillata 
Aecid.  penicillatuin 
? 

R.  penieiilata 


R ät  b a y 

ft) 

Ritbayu.  Plowright 
Plowright 
Thsxter 
» 

Hartig 

Nawaschin 


3)  Gymnosporangium  S a b i n a e (f  u s c u m)  auf  J u n i p. 
S a b i n a e ergab  : 


Auf  Holzart: 

Pirus  communis 
Cratasg  Osyacaniba 
Mespilus  gern». 

Nur  Pirus  comm. 


Aecidieofortu  : 
resp.  Spermogonieu  : 

? 

R.  canceilata 


Nach  Autor : 


P iowrigh 

Oersted,  De  Bary 
R 4 tha  y , Tubeuf  u.  a. 


Pir.  comm.,  Michauxii, 
tomentosa. 


cfr.  Reess. 


Zu  den  amerikanischen  Gymnosporangien  ist  die  Tabelle  von 
Thaxter  zu  vergleichen.  ($*.  bot.  Centra.lbl.  1890.) 


Generatioüs-  u.  Wirthswecbse!  unserer  einhaira.  Gymcosporangiuai-Arten.  95 


Roestelia  bildend,  ferner  auf  Aronia  rotundifolia  ebenfalls 
Aoxidien  bildend. 

Ferner,  dass  G.  clavariaeform  e auf  Ameianehier  ebenfalls 
zur  Aecidienbildung  (lacerata  T hast  er)  kommt,  dass  es  auf 
Cydonia,  So rbus- Arten  red  Pirus  communis  (?)  (nach 
Oersted,  entgegen  meinen  Versuchen,  auch  auf  Pirus  Malus) 
wenigstens  bis  zur  Spennogonienbildung  gedeihen  kann. 

Die  Bezeichnung  der  Roestelien formen  wird  daher 
am  besten  ganz  kassirt  werden. 

Gemeinsam  lasst  sich  dagegen  sagen,  dass  die  Peridienzellen  des 
G.  clavariaeforme  stets  weitlurniger,  heller,  mit  nur  gekörnelten 
Wänden  versehen  sind,  und  dass  die  eine  am  Ende  in  und  über  die 
andere  greift,  was  von  der  Fläche  wie  von  der  Seite  zu  erkennen  ist. 
Dass  die  Innenmembran  bedeutend  verdickt  ist,  was  bei  Verschieden- 
heiten im  Feuchtigkeitsgrade  das  Rückwärtsroilen  der  regelmässig 
über  einander  gestellten  Zellen  veranlasst. 

Bei  der  Peridie  von  R.  cornuta  auf  S o r b u s sind  die  Zellen 
mehr  durch  einander  und  weniger  reihenweise  angeordnet,  sie  haben 
daher  auch  mehr  seitlichen  Halt.  Bei  R.  peniciliata  beim  Apfel 
reissen  sie  ebenso  aus  einander  wie  bei  lacerata,  die  Aecidien  sind 
nur  etwas  breiter.  Gemeinsam  für  G.  conicum  scheint  nur  zu  sein, 
dass  die  Zellwände  mehr  strichförmig  zusammenhängende 
Wacdverdick ungen  zeigen. 

Sehr  viele  Infektionen  mit  dem  gleichen  sonst  so  erfolgreich 
wirkenden  Materiale  von  G.  clavariaeforme  zu  gleicher  Zeit  und 
gleichen  Verhältnissen  hatten  auf  P ir u s Malus,  S orb u s A r i a, 
Sorbus  Oh  am  aemespilus  und  Mespilus,  ich  möchte  sagen 
einen  beweisend  negativen  Erfolg. 

Wenn  demnach  Oersted’s  Erzielung  von  Spermogonien  auf 
Apfel  mit  Gymnosp.  clavar.  richtig  war,  so  zeigt  dies  jeden- 
falls nur  ein  seltenes,  schlechtes  Gedeihen  auf  Apfel,  deutet  aber 
gewiss  nicht  auf  Aecidienbildung  hin,  welche  beim  Apfel  wohl  nur 
von  Gymn.  conicum  zu  erwarten  ist. 

Wie  es  mit  Räthay’s  Beobachtung  von  besonderen  Aecidien 
auf  Birnblättern  und  deren  Zugehörigkeit  zu  Gymnosporangium 
clavariaeforme  steht,  lässt  sich  aus  den  kurzes  Angaben  nicht 
ersehen. 

Ebenso  steht  es  mit  dem  Infektionsversuche  Plowright’s  mit 
G.  clav.  auf  Pirus  communis.  Vielleicht  ist  es  auch  nicht  an- 
ders mit  Piowright’s  Infektionen  des  Gymnosp.  Sabinae 
(fuscum)  auf  Crataegus  Oxyacantha  und  Mespilus  ger- 
manica, während  Plow right  glaubt,  es  seien  in  Gymnosp. 
fuscum  zwei  Spezies  versteckt. 

Räthay  erzielte  ausdrücklichen  Misserfolg  auf  diesen  Holz- 
arten. Mir  ging  es  bis  jetzt  ebenso,  während  die  Infektion  von  G. 
sabinae  auf  Pirus  communis  sehr  leicht  gelingt.  (Die  Sper- 
mogonien entwickelten  sich  bei  mir  in  14  Tagen.) 

Von  der  Ansicht  ausgehend,  dass  genauere  Publikationen  spe- 
zieller Ini'ektioDSversuche  und  ihres  Erfolges  die  Arbeit  des  Folgen- 

7* 


96 


Tube  uf, 


den  und  seiDe  Einsicht  wesentlich  erleichtern,  will  ich  hier  meine 
Versuche  mit  Gymnosporangium  clavariaefo rm e anführen. 

Dieses  Gymnosporangium  kommt  hier  in  den  Isarauen  in 
grossen  Massen  vor;  der  eiu  dichtes  Unterholz  in  den  mittel- 
waldartig  bewirthscbafteteu  Auen  bildende  Wachholder  zeigt  oft  eiu 
Dutzend  Beulen,  welche  die  langen  gelben  Zungen  radial  abstehen 
lassen.  Sie  erscheinen  schon  Anfangs  April  in  kurzen  Zäpfchen,  wie 
die  gelbe  Zunge  eines  grossen  Käfers,  etwa  des  Hirschkäfers;  bei 
feuchtem  Wetter  quellen  sie  gallertig  an  zu  c 1 a v a r i a ähnlichen  laugen 
Bändern,  die  bei  Trockenheit  zu  zierlich  gelben  Fäden  zusammen- 
schrumpfen. Mitte  Mai  waren  dieselben  noch  in  voller  Entwickelung 
an  den  Stämmchen  zu  finden.  Mitte  Juni  war  von  den  Sporen  keine 
Spur  mehr  zu  entdecken. 

Die  ersten  Infektionen  führte  ich  am  7.  April  aus  im  Kalthause 
unter  Glasglocke.  In  13 — 14  Tagen  waren  Blätter  und  Triebe  von  jun- 
gen Crataegus  Oxyacantha  - Pflanzen  auf  beiden  Seiten  dicht 
mit  gelben  Spermogonien  besetzt,  wo  bis  zum  6.  Juni  bereits  Aeci- 
dien  reiften. 

Der  ganze  Entwickelungsgang  dieser  Generation  dauerte  dem- 
nach gerade  2 Monate 

Gleichzeitig  infizirte  Sorbus  Au cupar ja -Zweige  zeigten  erst 
am  23./'24.  April  Spermogonien,  also  in  16—17  Tagen,  somit  später 
wie  bei  Crataegus. 

Die  Spermogonien,  welche  ich  auf  3 verschiedenen  Zweigen  unter 
verschiedenen  Glocken  und  später  an  einer  Topfpflanze  erhielt,  stimmten 
genau  mit  jenen  auf  Crataegus  überein  — es  entwickelten  sich 
aber  in  keinem  Falle  Aecidien.  Iufektionsversuche  im  Freien  brachten 
mir  keinen  Erfolg. 

Infektionen  am  17.  April  im  Garten  auf  Crataegus-  und  Sor- 
bus-Arten  blieben  ohne  Erfolg,  ebenso  solche  am  23.  April  auf  ver- 
schiedene Sorbus-,  Crataegus-  und  Pirus- Arten.  Gleich- 
zeitig angestellte  im  Glashause  förderten  bis  3.  Mai  Spermogonien 
auf  Crataegus  Oxyacantha,  also  in  11  Tagen. 

Infektionen  an  Stöcken  im  Feuchtraume  gaben  auf  Crataegus 
Oxyacantha  vom  2. — 10.  Mai , auf  Sorbus  Aucuparia  vom 
2.— 12.  Mai  Spermogonien. 

Die  Aecidien  dieses  nun  ira  Zimmer  gehaltenen  Crataegus 
wie  eines  unter  der  Glasglocke,  gehaltenen  Keimlings  derselben  Pflanze 
lieferten  Aecidien.  welche  grau,  lang  flaschenförmig  und  vielfach  horn- 
artig  gekrümmt  waren ; ich  werde  auf  dieselben  zurückkommen. 

Mit  demselben  Infektionsmateriale  wurde  am  2.  Mai  im  Garten 
mit  Erfolg  infizirL 

Crataegus  nigra  zeigte  schon  einige  Spermqgonien  am  10. 
Mai,  noch  mehr  dann  am  13.,  an  diesem  Tage  hatten  sich  solche 
massenhaft  auch  auf  Crataegus  Oxyacantha,  graudi- 
flora,  sanguinea  und  C y d o n i a vulgaris  entwickelt,  während 
sich  auf  Sorbus  latifolia  (mehr  Aria  wie  torminalis)  we- 
niger bildeten. 

Die  auf  Cydonia  wurden  wie  die  auf  Cr.  gr  an  di  fl.  grössteu- 
theils  von  Scnnecken  und  Raupen  gefressen,  welche,  wie  es  schien, 


Generations-  n.  Wirthswechsel  unserer  einheim.  Gymnospor&ngium-Arten  97 


gerade  die  gelben  Stellen  aufsuchten.  (Die  Uredosporengallerten  da- 
gegen werden  selbst  auf  den  höchsten  Wachholderzweigen  von  Tau- 
sendfüsslern  noch  aufgesucht.) 

Den  Zweig  von  Cr.  sanguinea,  welcher  die  infizirten  Blätter 
trug,  brachte  vorzeitig  Nectria  cinnabariua  zum  Verwelken. 

Viele  Exemplare  von  Cr.  Oxyacantha  und  Cr.  nigra  da- 
gegen entwickelten  die  allerdings  langhalsige,  dann  aber  sich  bis  zur 
Basis  zertheilende  Peridie,  welche  am  8.  Juni  schon  völlig  geöffnet 
war  und  stäubte. 

Es  hatte  die  Entwickelung  von  Anfang  Mai  bis  Aufang  Juni 
gedauert. 

Ein  Besuch  der  Isarauen  zeigte,  dass  Mitte  Juni  auch  dort  reife 
Aecidieu  zu  finden  waren,  daneben  aber  auch  unreife  und  viele  gelbe, 
geschwollene  Flecken , auf  denen  es  nicht  zur  Aecidienbildung  ge- 
kommen war. 

Während  es  nun  an  fast  allen  Crata e guspflanzen  zur  über- 
reichlichen Bildung  von  Aecidieu  kam,  bildeten  die  von  Schnecken 
verschonten,  allerdings  wenigen,  jedoch  dicht  mit  Spermogonien  be- 
setzten Cyd  oniablätter  und  Sorbus  Aucupariablätter  weiter 
nichts,  die  von  Sorbus  latifolia  aber  dicke,  gelbe  Zapfen  auf 
der  Blattunterseite,  welche  theilweise  Anfang  Juli  tief  versenkte  Ae- 
cidien  mit  ganz  kurzen  und  unscheinbaren  Peridien  bildeten. 

Eine  Infektion  auf  die  Kotyledonen  von  Crataegus  Oxya- 
cantha ergab  die  Bildung  von  Spermogonien,  aber  keine  Aecidien, 
obwohl  die  Cotyledonen  noch  wobl  erhalten  waren,  als  die  Aecidien 
auf  den  Blättern  erschienen. 

Zu  bemerken  ist  hier,  dass  die  verschiedenen  Blattseiten  zur 
Bildung  von  Spermogonien  und  Aecidien  nicht,  wie  z.  B.  bei  Rees s 
angenommen  wird,  unterschieden  werden,  sondern  dass  beide  auf  bei- 
den Blattseiten  und  rings  um  den  Stengel  und  Blattstiel  sich  bilden. 
Ebenso  erschienen  die  Spermogonien  auch  auf  beiden  Kotyledonen- 
fiächen. 

Die  Aecidien  auf  Crataegus  Oxyacantha,  welche  durch 
G.  clavariaeforme  erzogen  waren,  sind  in  der  Natur  und  bei 
meinen  Infektionen  im  Freien  nicht  so  langhalsig,  wie  solche  der 
Zimmerinfekticnen,  sie  sind  auch  nicht  so  sehr  gekrümmt,  wie  hier 
eine  grosse  Auzahl.  Alsbald  zerschlitzen  sie  in  Längsfasern,  welche 
theils  ziemlich  regelmässig  nach  auswärts  gekrümmt  sind  (wie  bei 
R.  peu ici  11  ata),  theils  mehr  wirr  durch  einander  gelegen  erscheinen 
(mehr  wie  es  für  R.  lacerata  beschrieben  wird).  Die  Peridie  zer- 
schlitzt aber  grösstentheils  bis  zur  Basis.  Schliesslich  rcissen  die 
äusseren  Theile  der  Peridie  vielfach  ab,  so  dass  nur  ein  kurzer  Ba- 
salkranz  stehen  bleibt.  Bei  den  im  Zimmer  kultivirten  Exemplaren 
entwickelten  sich  die  Aecidien  zu  sehr  ianghalsigen  (bis  10  mm 
langen)  und  vielfach  stark  gekrümmten  Flaschen  (wie  die  Roeste- 
1 i a cornuta  sie  bildet). 

Nur  wenige  derselben  öffneten  sich  mit  einer  runden  Oeffnung 
an  der  Spitze  oder  erhielten  einzelne,  kleine  Längsrisse,  die  meisten 
blieben  vollkommen  geschlossen  und  waren  so  noch  im  Juli.  Die 
feingekörnelte  Peridienwand  und  das  weite  Lumen,  sowie  die  regel- 


98 


Öährung. 


massigere  Anordnung  der  Peridienzellen , welche  an  der  Basis  kurz, 
sonst  langgestreckt  waren,  stimmte  mit  den  laceraten  Aecidien  im 
Freien  überein. 

Wasser  auf  dieselben  gebracht,  veranlasste  ein  sehr  starkes  Zer- 
reissen der  Peridie  in  lange  Lappen.  Es  geht  aus  diesem  Versuche 
hervor,  dass  zur  Oeffnung  der  Peridie  der  Regen  nothwendig  ist;  die 
Abwechselung  von  Regen  und  Trockenheit  und  speziell  das  Quellen 
und  Strecken  veranlasst  die  stärkere  Krümmung  der  verdickten  Innen- 
wand und  somit  das  Auswärtsbiegen  der  einzelnen  Streifen.  Die 
direkt  über  einander  stehenden  Peridienzellen  haften  aber  dadurch 
fest  an  einander,  dass  sie  sebarnierartig  in  einander  greifen.  (Reess 
sagt  noch  „die  Zellen  sitzen  mit  schiefen  Wänden  über  einander,  aber 
ohne  einwärts  vorspringenden  Wulst  der  oberen  Kante“,  welchen 
Re  ess  nur  für  G.  Sabi  uae  annimmt)  Dies  geschieht  dadurch,  dass 
die  untere  Peridienzelle  mit  einem  ausbiegenden  Vorsprunge  einen 
Theil  der  nächst  oberen  bedeckt  und  dass  vielfach  ein  zapfenähu- 
liches  Ende  der  oberen  in  das  obere  Ende  der  unteren  noch  einge- 
senkt ist. 

(Schluss  folgt.) 


Referate. 


Hausen,  Emil  Ohr,,  Untersuchungen  aus  der  Praxis  der 
G äh  r u ngsi  n d us  t rie.  Zweite,  vermehrte  und  neu  bearbeitete 
Auflage,  mit  14  Abbildungen.  Heft  1.  München  (Oidenbourg’s  Verlag) 
1890. 

Im  Jahre  1888  erschien  die  erste  Auflage  dieses  Werkes1),  worin 
der  Verf.  die  für  die  Praxis  verwendbaren  Resultate  seiner  ex- 
perimentellen Studien  über  die  Hefenarten  niederlegte,  indem  er  eine 
ausführliche  Darstellung  der  Reform  in  der  Gährungsindustrie  gab, 
welche  seine  wissenschaftlichen  Arbeiten  hervorgerufen  haben.  Die 
Hauptabschnitte  des  Buches  behandeln ; Die  Hefereinzucht  m Dienste 
der  Industrie;  die  gewonnenen  praktischen  Resultate;  die  fabrik- 
niüssige  Darstellung  reingezüchteter  Hefen;  die  Reinzuchtapparate; 
über  die  Filter;  die  Ueberfübrung  der  Hefe  in  den  Reinzuchtapparat 
und  deren  Verwendung;  Beobachtungen  über  Brauereihefearten ; über 
die  praktische  Untersuchung  des  Bieres  in  den  Lagerfäßsern  rück- 
sichtlich seiner  Haltbarkeit. 

Die  jetzt  vorliegende  neubearbeitete  Auflage,  weiche  um  22  Seiten 
vergrössert  wurde,  enthält  eine  Reihe  von  neuen  Beobachtungen  über 
die  Physiologie  der  Hefenarten.  Aus  diesen  seien  hervorgehoben  die 
Untersuchungen  über  die  Lebeosdauerder  Hefezellen  in  Bierwürze,  in 
Rohrzuckerlösung  und  is  Filtrirpapier ; das  Resultat  des  Verf. ’s  ist 
dieses,  dass  Kolben  mit  Saccharoselösung  im  allgemeinen  als  das  beste 

4)  Bef.  iu  dieser  Zeitscbr.  Bd.  IV.  J888  No.  19.  g.  582, 


Dextrin  bei  der  Gäbrung. 


Ö9 


AufbewahruRgsruittel  für  die  verschiedenen  Hefenarten  anzusehen  sind. 
Die  zymotechnische»  Laboratorien  können  daher  mit  Sicherheit  Samm- 
lungen von  den  verschiedenen  Heferassen  auf  diese  Weise  aufbewahren, 
was  auch  schon  bisher  an  vielen  Orten  geschah. 

Von  besonderem  Interesse  sind  ferner  des  Verf.’s  Beobachtungen 
über  den  Einfluss  weinsaurer,  zuckerhaltiger  Flüssigkeiten  auf  gewisse 
Hefenarten.  Die  Methode  Pasteur’s  zur  Reinigung  der  Hefe,  so  wie 
sie  von  seinem  Anhänger  Velten  angegeben  wird,  besteht  darin,  dass 
man  die  Stellhefe  längere  Zeit  in  Zuckerlösung  mit  einem  Zusätze  von 
Weinsäure  kultivirt.  Die  Versuche,  welche  darüber  von  Hansen  an- 
gestellt wurden,  haben  nun  festgestellt,  dass  diese  Bebandlungsweise 
zur  Reinigung  der  Brauereihefe  unbrauchbar  ist,  denn  die  Krankheits- 
hefen werden  dadurch  in  ihrer  Entwickelung  eben  begünstigt,  man 
erreicht  also  das  Gegentheil  von  dem,  was  man  beabsichtigt. 

Ein  neuer  Abschnitt  im  Werke  bildet  die  übersichtliche  Darstel- 
lung des  Verf.’s  Untersuchungen  über  die  bei  den  Hefenarten  auftre- 
tecden  Variationserscheinungen  und  deren  Bedingungen. 

In  Betreff  der  übrigen  sehr  vielen  neuen  Beobachtungen  und 
kritischen  Bemerkungen  sei  auf  das  schöne,  gediegene  Werk  selbst 
hingewiesen.  Jörgensen  (Kopenhagen). 

Bas,  A.,  Ueber  die  scheinbare  Zunahme  des  Dextrin- 
gehaltes in  Bierwürzen  während  der  Gährung,  so- 
wie über  die  Bestimmung  der  Dextrose  und  des 
Dextrins  in  ihnen.  (Wochenscbr.  f.  Brauerei.  1890.  No.  42.) 

Die  Beobachtung  Hansen’s,  dass  es  eine  Gruppe  von  He- 
fenpilzen  gibt,  welche  nur  eine  geringe  Aikoholmenge  in  der  Bier- 
würze hervorbringen  und  dass  dies  davon  herrührt,  dass  sie  wohl 
den  Invertzucker  der  Würze  vergähren  können,  dagegen  nicht,  die 
Maltose,  wurde  vom  Verf.  benutzt,  um  experimentell  darzuthun, 
dass  die  scheinbare  Zunahme  des  Dextringehalts  in  der  Würze  im 
Verlauf  der  Gährung  durch  die  Gegenwart  einer  oder  mehrerer 
Zuckerarten  bedingt  ist,  welche  ein  höheres  Reduktionsvermögen 
gegenüber  Fehlin  g’scher  Lösung  besitzen,  als  die  Maltose,  welche 
beim  Invertiren  mittelst  Salzsäure  Dextrose  bleiben  oder  in  solche 
übergeführt  werden  und  welche  von  den  nicht  invertirenden  He- 
fen arten,  z.  B.  Saccharomyces  apiculatus,  die  nicht  Maltose 
vergährt,  vergehreu  werden. 

Bei  Anwendung  der  gewöhnlichen  analytischen  Methode  für 
die  Bestimmung  der  Maltose  in  der  Würze  erhält  man  also  immer 
zu  grosse  Zahlen,  indem  man  den  ganzen  Zuckerinhalt  als  Maltose 
berechnet,  und  da  die  Dextrinbestimmung  von  der  Maltosebestim- 
mung  abhängig  ist,  so  erhält  man  durch  die  Dextrinbestimmung 
in  der  nicht  vergohrenen  Würze  zu  niedrige  Zahlen.  Will  man 
eine  genaue  Dextrinbestimmung  geben,  so  muss  man  also  erst  die 
Würze  für  Dextrose  untersuchen  Da  die  cResusch- analytische 
Methode  hier  nicht  binreicht,  so  bat  also  der  Verf,  die  genannten 
Beobachtungen  B a n sen’s  für  ein  e physiologi  s ch - analy- 
tische Methode  benutzt,  indem  er  als  analytisches  Reagenz  absolut 
reiue  Kulturen  von  %> a c<e fearomyces  apreu I.at.u s verwendete, 


1<30 


T)extrin  bei  <3er  Gährncp.  — IJefetrübo  Biere. 


Die  Würze  wurde  bei  hoher  Temperatur  sterilisirt,  welche  Behand- 
lung nach  des  Verfassers  Untersuchungen  — im  Gegensätze  zur 
Behandlung  durch  Chamberland  - Filter  — keinen  Einfluss 
auf  den  Inhalt  der  Würze  von  Zucker  und  Dextrinen  hatte  Eine 
Probe  der  sterilen  Würze  wurde  nach  der  gewöhnlichen  Methode 
für  Maltose  nnd  Dextrin  untersucht;  der  Rest  der  Würze  wurde 
mit  einer  Reinkultur  von  Sacch.  apiculatus  geimpft  und  nach 
vollendeter  Gährung  wieder  analysirt. 

Die  Analysenbefunde,  auf  diesem  neuen  Wege  erhalten,  bestä- 
tigen im  Wesentlichen,  dass  die  Zunahme  des  Dextrins  in  der 
vergohrenen  Würze  nur  eine  scheinbare  ist.  Nach  der  Gährung  der 
sterilisirten  Würze  mittelst  Sacch.  apiculatus  ist  die  schein- 
bare Zunahme  des  Dextrins,  ebenso  gross,  als  bei  Anwendung  ge- 
wöhnlicher Bierhefe. 

Der  Verf.  schiiesst  aus  seinen  Untersuchungen,  dass  die  Haupt- 
menge des  durch  den  Sacch.  apiculatus  vergährbaren  Zuckers 
Dextrose  ist,  und  dass  dieser  Pilz  die  vorhandene  Dextrose  voll- 
ständig vergährt. 

Da  die  Berücksichtigung  des  Verhältnisses  zwischen  Maltose 
und  anderen  Zuckerarten  in  der  Würze  ohne  Zweifel  dazu  beitragen 
kann , gewisse  Vorgänge  in  den  alkoholischen  GähruDgen  zu  be- 
leuchten, so  wird  mit  Recht  vom  Verf.  hervorgehoben,  dass  die 
Analyse  der  Würzen  mittelst  einer  der  von  Hansen  gefundenen, 
die  Maltose  nicht  vergährenden  Hefenarten  neben  der  wissenschaft- 
lichen Erkenntniss  der  Zusammensetzung  dieser  Flüssigkeit  auch 
für  die  Praxis  von  Bedeutung  sein  wird. 

Er  schlägt  daher  vor,  die  Gährung  der  Würze  durch  Sacch. 
apiculatus  als  ein  Glied  mit  in  die  Analyse  hineinzuziehen. 

Jörgensen  (Kopenhagen). 

Schwallhäuser,  Beitrag  zur  experimentellen  Unter- 
suchung der  Ursache  der  Gesundheitsschädlich- 
keit hefetrüber  Biere.  (Inaug.-Diss.)  Greifswald  1890. 

Verf.  will  durch  seine  Arbeit  mitwirken  an  der  Entscheidung 
der  neuerdings  mehrfach  aufgeworfenen  Streitfrage:  Ist  die  nach 
Genuss  sog.  „hefetrüber“  Biere  häufig,  wenn  auch  durchaus  nicht 
immer,  auftretende  Gesundheitsstörung  in  Form  einer  akuten  Gas  tri- 
tis  und  Gastro-Enteritis  die  Folge  eiuer  Beimischung  von 
Hefe  in  lebeDS-  und  entwickelungsfähigem  Zustande  und  also  eine 
Reaktionserscheinung  der  Magen-Darmschleimhäute  gegen  den  Reiz 
der  auf  ihnen  wuchernden  Sprosspilzzellen,  oder  sind  die  genannten 
Digestionsstörungen  auf  toxischem  Wege  erzeugt  durch  Einver- 
leibung von  un vergohrenen  oder  theüweise  vergohrenen  Resten  der 
Maltose,  welche  bei  gewissen,  disponirten  Konstitutionen  Magen- 
Darmkatarrh  verursachen  können? 

Verf.  fixirt  zuerst  den  Status  praesens  dieser  Frage,  indem 
er  die.  bisher  erschienene  Litteratur,  wie  sie  in  der  zuletzt  erschienenen 
Arbeit  von  Simanowsky  (Archiv  f.  Hygiene.  Bd.  IV)  zusammen- 
getragen ist,  kritisch  resümirt.  Die  Autoren  theilen  sich  in  solche, 
welche  der  Hefe  eine  ganz  spezifische  Wirkung  auf  den  menschlichen 


HefeUübe  Biare. 


10! 


und  thierlschen  Organismus  zuschreiben  und  nach  Einverleibung  per 
cs  resp.  Injektion  grösserer  Mengen  von  Hefe  ins  Blut  und  ins  Peri- 
toneum Zustände  ein  treten  sahen,  welche,  wie  Grote,  Strausa 
and  Popo  ff  behaupten,  an  Abdominaltyphus  erinnern  und  durch 
einen  „den  Fäulniseprozessen  sehr  nahestehenden  Vorgang“  entstehen 
sollen  (Popo ff).  Auch  Simanowsky  (s.  oben)  kam  nach  Ver- 
suchen, welche  er  an  sich  und  zwei  Versuchspersonen  mit  hefetrübem 
Biere  machte,  zu  dem  Resultate,  dass  bei  Genuss  derartigen  Bieres 
früher  oder  später  stets  gastrische  Erscheinungen  einträten,  wobei 
er  allerdings  zugeben  muss,  dass  vorzugsweise  Personen  mit  bereits 
bestehendem  Magenkatarrh  hierzu  besonders  disponirt  seien.  Diese 
Thatsache  erklärt  S.  damit,  dass  nach  Leube  hei  Magenkatarrhen 
der  Zucker  sehr  lange  im  Magen  verweile,  wodurch  die  Ansiedelung 
von  Hefepilzen  begünstigt  würde.  Dem  gegenüber  nimmt  Fetten- 
kofer  in  einem  Nachwort  zu  der  S.’schen  Arbeit  eine  entschieden 
ablehnende  Steilung  ein,  indem  er  daran  erinnert,  dass  in  Weissbieren 
und  gährendem,  sog.  „pitzelndem“  Weinmost  enorme  Quantitäten  von 
Hefe  ohne  eine  nennenswerte  Gesundheitsstörung  konsumirt  würden. 
Es  müssen  also  noch  gewisse  Nebenbedingungen  erfüllt  sein , um 
ein  hefetrübes  Bier  gesundheitsschädlich  zu  machen;  ausserdem  habe 
Simanowsky  ausschliesslich  mit  sehr  jungen,  wenig  vergohrenen, 
also  noch  maltosereichen  Bieren  seine  Versuche  angestellt,  wodurch 
er  gleich  mit  der  Hefe  noch  eine  reichliche  Menge  einer  vorzüg- 
lichen Nährflüssigkeit  dem  Magen  einverleibt  habe.  Es  sei  ferner 
noch  nicht  bewiesen,  dass  ein  ausreichend  vergohreaes,  hefehaltiges 
Bier  auch  und  dann  nur  wegen  seines  Hefegehaltes  schädliche 
Wirkungen  haben  könne.  Und  wenn  schliesslich  in  der  Hefebei- 
mischung allein  die  Ursache  des  Gastricismus  angenommen  werden 
sollte,  so  sei  es  noch  ganz  unbekannt,  ob  es  sich  hier  um  den  Sac- 
charomyces cerevisiae  handele,  oder  ob  nur  gewisse  „wilde“, 
aus  der  Luft  stammende  Hefearten  pathogen  seien,  die  im  trüben 
Biere  bald  vorhanden  wären,  bald  fehlten. 

Letztere  Frage  durch  das  Platten-  und  Reinkulturverfahren  zu 
entscheiden,  unternahm  nun  Schwanhäuser,  in  der  Meinung,  dass 
bei  gelungener  Darstellung  verschiedener  Hefearten  aus  dem  hefe- 
trüben  Biere  in  Reinkultur  auch  die  für  jede  Hefeart  charakteristi- 
schen Gährungsprodukte  gefunden  und  auf  ihre  pathologische  Wirkung 
einzeln  geprüft  werden  könnten.  Denn  verschiedene  Hefearten  ver- 
gähren  Bierwürze  verschieden  und  namentlich  über  die  Gährungs- 
produkte der  sog.  „wilden“  Hefen  sei  noch  wenig  bekannt. 

S c h w,  arbeitete  mit  dem  Inhalte  einer  dem  hygienischen  Institute 
Greifswald  übergebenen  Flasche  hefetrüben  Bieres,  nach  dessen  Ge- 
nuss eine  Dame  unter  Erscheinungen  lebhafter  Verdauungsstörungen 
erkrankt  war.  Aus  diesem  Biere,  das  in  der  Flasche  einen  Boden- 
satz, wie  auch  eine  Oberflächenhaut,  bestehend  aus  Hefezellen  von 
verschiedener  Form  zeigte,  isolirte  nun  Schw,  mittelst  des  Platten- 
kulturverfahrens auf  Pflaumengelatine  — Bakterien  konnten  nach 
den  üblichen  Methoden  nicht  nachgewiesen  werden  — 2 scharf  von 
einander  unterscheidbare  Hefearten , von  denen  die  eine  sich  als 
Saccharomyces  cerevisiae,  die  andere  als  eine  fremde, anschei* 


102 


Hefetrabe  Biere. 


neml  mit  dem  Saccharomyces  Pastoriaiius  III  Hansen  iden- 
tische sich  erwies.  Verf.  suchte  nun  zuerst  nach  differentiell-diaguosti- 
schen  Merkmalen,  um  das  Vorhandensein  der  einen  oder  der  anderen 
dieser  beiden  Hefeformen  auf  kulturellem  Wege  ad  oculos  denion- 
striren  zu  können , da  morphologische  Unterschiede  nach  Hansen 
zur  feineren  Hefediagnose  ohne  Werth  seien  und  auch  die  von  Jör- 
gensen (Gähruugsindustrie  etc.  1880)  angegebenen  Differenzen  der 
Sptossuugsgrenze,  sowie  der  Zeitgrenzen  für  die  Ascosporeu- 
Bildung  nicht  so  gauz  sicher,  sowie  schwer  demonstrirbar  seien. 
Nachstehend  die  vom  Verf.  gefundenen,  für  die  Differentialdiagnose 
verwendbaren  kulturellen  etc.  Unterschiede : 


Nährböden  Saccharomyces  cerevisiae 


Saccharomyces  Pastor.  Hl.  H. 


Pflaumengela- 

tine 


V erflüssigt  nicht.  Kultur  gut ; 
riecht  nach  Wein. 


Starker  Weingeruch. 


Nicht  gehopfte 
Bierwürze 

Bierwürzegela-  Nacli  14  Tagen  ist  die  Ko- 

tiue  lonie  weiss,  feuchtglänzend, 

i über  das  Nährsubstrat  her- 

vorgewölbt. Auf  der  Ober- 
; fläche  fingerartig  in  die  Höhe 

gewachsen,  biegt  nach  Er- 
reichung von  2 — 3 mm  Höhe 
bogenbildend  auf  die  Ober- 
fläche des  Nährbodens  zu- 
rück. Rand  der  Kultur  scharf 
abgesetzt , fast  glatt  im  mi- 
kroskop.  B’lde;  Strichkultu- 
ren weiss  , dick  aufgetragen. 


10  \ Nähr- 
gelatine 

1 °/o  Trauben-' 
zuckeragar  j 

Würzeagar 


Auf  Platteu  und  Strichkul- 
turen Wach&tbum  langsam, 
schlecht. 

Wachsthum  gut. 


Kartoffeln,  ge- 
kochte 

0,5  °/0  Alkali- 
Bierwürzege- 
latine 

Neutralisirte 

Bierwürzege- 

latine 


Saure  Bier- 
würzegelatine 


Kultur  feucht,  dick,  schmu- 
tzig , grauweiss  av.ssehend ; 
riecht  nach  Alkohol. 

Kultur  weiss,  dick  aufliegend. 
Wachsthum  ziemlich  gut. 


Auf  dem  Impfstrich  in  die 
Hohe  dick  wachsend,  mehr  als 
anf  saurem  Boden.  Rand  fein 
gekerbt  Geruch:  Alkohol. 

Bei  2,5  °/0  Acidität  kein 


Verflüssigt  nach  10  Tagen  Pflaumengela- 
tine  . Kultur  vorzüglich ; riecht  nach  Käse 
und  Leim. 

Geruch  nach  Käse  und  verdorbenem  Leim. 


Breitet  sich  der  Fläche  nach  aus , kein 
Dicken wachsthurn , von  trockenem,  grau- 
weissem  Aussehen,  kreisrund,  in  der  Mitte 
eine  kleine  Kuppe,  die  nach  dem  Rande 
treppenförmig  abfällt  und  dort  durchschei- 
nend grau  aussieht.  Mikroskopisch  zeigt 
die  Kultur  am  Rande  kurze,  körnige  Vor- 
sprünge. Strichknlturen  flächeuhaft,  grau- 
weiss und  trocken  aussehend. 


Aensserst  schlechtes  Wachsthum , oft  gar 
nicht. 


Wachsthurn  gut. 

Wächst  flach,  trocken,  helles  Grauweiss; 
riecht  nach  altem  Käse. 

Kultur  wächst  in  die  Fläche,  trocken,  grau- 
weiss. 

Wachsthurn  schlecht. 


Ausbreitung  ohne  Dicke , fläohenhsft  zu 
beiden  Seiten  des  Impfstrichs. 


Erträgt  höhere  Säuregrade,  als  der  S.  cerev-, 


Wachsthum  mehr;  bei  0,8 0/0  ! üppige  Kultur  bei  2 ®/0  Acidität  Gäbrungs- 


Gährungsmasimum. 


maximuin  bei  1 °/0  Acidität 


Hefetrübe  Biere. 


103 


Morphologisch  zeigten  sich  ebenfalls  prägnante  Unterschiede  der 
beiden  Hefearten  unter  dem  Mikroskop,  namentlich  an  Präparaten, 
welche  Kartolfelkulturen  entnommen  waren:  die  Zellen  des  Sacch. 
cerevisiae.  erscheinen  gross,  kugelig  oder  oval;  im  Innern  7 — 8 
Körnchen,  zum  Theil  in  den  Vakuolen  lebhaft  tanzend.  Die  Zellen 
des  Pastorianus  sind  kleiner,  meist  wurstförmig  und  enthalten  ent- 
weder nur  1 Körnchen  im  Innern  einer  Vakuole  tanzend  oder  2 — 3 
an  den  Polen  der  Zelle  sich  gegenüberliegend.  Die  Färbung  (beide 
Arten  färben  sich  nach  Gram,  am  Besten  mit  konz.  alkohol.  Fuchsiu- 
lösung  und  1 % Essigsäure  cux  ; Tuberkelbacillenfärbung  nehmen  beide 
nicht  an)  ergab  keine  Differenzen.  Nur  in  der  Hautbildung  waren 
noch  Unterschiede  vorhanden,  indem  in  4 Tagen  auf  Kulturen  des 
Pastorianus  in  mit  H3  P04  angesäuerter  Peptonbouillon  eine 
Haut  erschien,  auf  den  Kulturen  der  Cerevisiae  während 3 wöchent- 
licher Beobachtung  jedoch  nicht. 

Mit  den  Reinkulturen  der  bisher  beschriebenen  Hefearten,  welche 
man  aus  Gemischen  derselben  stets  wieder  rein  gewinnen  konnte, 
wurden  bei  einer  Reihe  von  Mäusen,  Meerschweinchen  und  Katzen 
Infektionsversuche  theils  durch  subkutane  Einführung  in  eine  Haut- 
tasche, theils  durch  Fütterung  gemacht,  alle  jedoch  mit  negativem 
Resultate.  Verf.  ging  deswegen  zu  Versuchen  mit  Gemischen  von 
beiden  Arten  über , erhielt  aber  ebenfalls  eiu  negatives  Resultat 
Jetzt  versetzte  Verf.,  nachdem  er  ebenfalls  resultatlos  eine  Würze- 
kultur des  Saccharomyces  Pastorianus  getrunken,  21  Fla- 
schen Eldenaer  Bier  mit  je  2 ccm  der  Würzekulturen  von  Saccha- 
romyces Pastorianus  und  12  Flaschen  mit  ebensoviel  Sac- 
charomyces cerevisiae.  Nur  das  mit  der  ersteren  Hefe  versetzte 
Bier  wurde  sofort  trübe,  zeigte  auf  allen  Flaschen  schon  am  zweiten 
Tage  Anfang  der  Hautbildung,  welche  nach  weiteren  2 Tagen  voll- 
ständig war;  dagegen  wurden  die  mit  Saccharomyces  cere- 
visiae geimpften  Flaschen  sofort  wieder  klar,  indem  sich  ein  weisser 
Bodensatz  von  Hefe  absetzte,  von  welchem  einzelne  klare  Gasbläschen 
aufstiegen.  Von  diesem  Biere  tranken  Schw.  und  zwei  Freunde 
jeder  täglich  zwei  Flaschen,  ohne  eine  nennenswerthe  Reaktion  zu 
spüren.  Auch  im  Geschmack  unterschied  sich  das  geimpfte  Bier 
nicht  von  dem  ungeimpften  Kontrollbier. 

Diese  Versuche  ergaben  vor  der  Hand  also  keine  definitive  Ant- 
wort auf  die  Frage  nach  der  Grundursache  der  Gesundheitsstörungen 
nach  Genuss  hefetrüber  Biere.  Immer  bleibt  noch  für  die  Ansicht 
freies  Feld,  dass  es  nicht  ein  Hefepilz  oder  andere  Organismen  sind, 
welche  hier  pathogen  wirken,  sondern  dass  es  sich  um  Intoxika- 
tion durch  unvergohrene  oder  nur  theilweise  vergohrene  Reste  der 
Maltose,  resp.  um  nicht  genügend  invertirtes  Amylum  und  dessen 
Derivate  handelt,  wie  sie  neuerdiugs  in  den  gerichtlichen  Gutachten 
der  Chemiker  bei  Weinverfälschungsprozessen  unter  dem  Namen 
„Amylose“  eine  grosse  Rolle  spielen,  weil  sie  als  unvergährbare 
toxische  Stoße  dem  aus  Trauben-  oder  Kartoffelzucker  hergestellteu 
„Weine“  beigemischt  sind  und  als  Ursache  der  nach  Genuss  der- 
artiger Weine  auftretenden  gastrischen  Erscheinungen  mit  Bestimmt- 
heit angegeben  zu  werden  pflegen.  H.  Bern  heim  (Würzburg). 


104 


Brotgsiirung  und  verdorbenes  Brot. 


UtapdiT,  Sur  uo  bacille  anaerobie  de  la.  fermentation 
paun&ire.  [aus  dem  Laboratorium  von  Chamber! and  im  In- 
stitut Pasteur.j  (Annales  de  i’Iustitut  Pasteur.  1830.  No.  10. 

o.  67 1) 

BroUeig  aus  verschiedenen  Bäckereien  wurde  in  sterilem  Wasser 
vertheilt  und  zu.  Plattenkukuren  in  Petri’schen  Schälchen  verar- 
beitet. Die  Kulturen  wurden  unter  eine  Glasglocke  über  Lösung 
von  Pyrogallussäure  und  Kalilauge  gestellt  und  ergaben  nach  2 — 
4 Tagen  kleine  Kolouieen  eines  sehr  kurzen,  ovalen  Bacillus,  meist 
paarweise  zusammenhängend.  Derselbe  wächst  — obwohl  zur  Ver- 
mehrung  bei  Luftabschluss  befähigt  — übrigens  auch  bei  Zutritt 
von  Sßuerstoff  und  scheint  hier  nur  schwieriger  zu  isoliren. 
Der  Bacillus  bevorzugt  saure  Nährsubstrate,  bildet  au  der  Oberfläche 
der  Gelatine,  welche  er  nicht  verflüssigt,  sehr  zarte,  weisse  Ausbrei- 
tungen; auf  Kartoffeln  sind  seine  Kulturen  fast  unsichtbar.  In 
Bouillon  bildet  er  einen  weisslichen  Niederschlag.  Die  Wuchsformen 
werden  in  älteren  Kulturen  länger  und  es  bilden  sich  Ketten. 
Sporen  wurden  nicht  beobachtet.  Bei  80°  erfolgt  in  10  Minuten 
Tödtung. 

Der  beschriebene  Bacillus  bildet  Milchsäure  und  Gase,  welche 
noch  nicht  aualysirt  wurden.  Bei  Zumischung  einer  Bouillon-Rein- 
kultur zu  Brotieig  zeigen  sich  alle  gewöhnlichen  Zeichen  der  Brot- 
gährung  und  es  resultirt  ein  leichtes,  sehr  poröses  Brot  von  gutem 
Geschmack.  Verf.  glaubt  daher,  dem  von  ihm  isolirten  Bacillus,  der 
sich  im  Sauerteig  stets  findet,,  eine  wichtige  Rolle  bei  der  Brotgäh- 
rung  zuschreiben  zu  sollen,  ebne  damit  zu  behaupten,  dass  nicht 
auch  andere  Bakterien  dabei  betheiiigt  sein  können. 

Büchner  (München). 


Boeser,  P.3  Note  sur  un  mode  de  ccntamination  du  p a i n 
par  !e  Muco:  stolonifer.  (Äreh.  de  indd.  et  de  pharm,  raili- 
taires.  1890.  No.  6.  p.  462.) 

Im  August  1889  zeigte  die  Krume  des  aus  der  Versailler  Mili- 
tärbäckerei stammenden  Brotes  häufig  grosse,  schwärzliche  Flecken, 
welche  sich  bei  der  mikroskopischen  Untersuchung  und  durch  Kultur- 
versuche als  Rasen  des  Mucor  stolonifer  erwiesen.  Bas  sur 
Bereitung  des  Brotes  verwendete  Mehl  gab  bei  der  Aussaat  aller- 
dings auch  Piizrasen  von  M.  stolonifer,  sie  waren  jedoch  nicht 
so  zahlreich,  als  jene  von  Penicillium  gl  au  cum.  Es  war  nun 
wichtig,  das  Verhalten  der  Sporen  des  Piizes  unter  dem  Einflüsse 
höherer  Temperaturen  und  unter  den  bei  der  Broterzeugung  gegebenen 
Bedingungen  kennen  zu  lernen.  Zu  diesem  Behufe  wurden  die  Sporen 
auf  sterilisirtes  Brot  ausgesät  und  £ Stunden  iang  Temperaturen 
von  70°,  80°  und  100°  0 ausgesetzt.  Dasselbe  geschah  mit  Brot« 
Stückchen  mit  reichlicher  spontaner  Pilzvegetation,  ferner  mit  Teig 
mit  eiugesäten  Pilzsporen.  Aus  jenen  Kulturen,  welche  bei  70°  ge- 
halten wurden,  konnte  der  Pilz  noch  gezüchtet  werden,  alle  übrigen 
blieben  steril.  Ebensowenig  gelang  es,  aus  Brotlaiben  Kulturen  au 


Verdorbenes  Brot  — - feieler  Wasse/o&cillns. 


105 


gewinsen,  in  welche  vor  dem  Backen  .Pilzsporen  oder  Brotstückchen 
mit  üppiger  Püzvegetation  eingeschlossen  worden  waren.  Man  musste 
daher  annehmen,  dass  die  Infektion  des  Brotes  auf  einem  anderen 
Wege,  als  durch  den  Pilsgehalt  des  Mehles  geschehe.  Als  an  einem 
verpißten  Brote  auch  an  der  Auasenseite  und  zwar  an  einer  jener 
durch  Anstossen  entstehenden  rauhen  rissigen  Stellen  ein  Pilzwachs- 
thum wahrgenommen  wurde,  konnte  festgestellt  werden,  dass  das 
Eindringen  des  Pilzes  von  der  Oberfläche  aus  erfolgt  sei.  Gleich- 
zeitig köüat&tirte  man  das  Vorhandensein  einer  Unzahl  von  Fliegen 
tu  dem  Saale  der  Militärbäekerei , wohin  das  Brot  aus  den  Back- 
ofen zum  Abkühlen  gebracht  wird.  Die  Fliegen  scheinen  in  der 
That  die  Verbreiter  des  Pilzes  gewesen  zu  sein,  welchen  sie  von  den 
zahlreichen  Düngerhaufen  der  nächsten  Umgebung  auf  das  noch 
wanne  Brot  verschleppten  und  in  das  sie  häufig  recht  tief  durch  die 
Oeffnaugen  der  Anstossstelien  eindringen  können.  Aus  den  ver- 
schiedenen Theilen  der  Düngerhaufen  konnte  der  Pilz  durch  Kultur 
immer  erhalten  werden.  Kral  (Prag), 


Laurent,  Etüde  sur  la  variabilitd  du  baciile  rouge  de 
Kiel.  (Annales  de  l’Institut  Pasteur.  1890.  No.  8,  p.  465.) 

Schon  A r i o i n g hatte  durch  Einwirkung  von  Sonnenlicht 
Milzbrandbaeillen  abgeschwächt.  Durch  das  gleiche  Agens  gelang  es 
Yerf.,  den  von  Breunig  zuerst  beschriebenen  Kieler  Wasser- 
bacillus seines  Farbstoffs  zu  berauben,  während  die  gleiche 
Veränderung  beim  M.  prodigiosus  durch  Belichtung  zwar 
möglich  ist,  aber  nicht  zu  dauerndem,  erblichem  Verlust  des  Farb- 
stoffs führt  — durch  5-stündige  Einwirkung  des  Lichtes  werden  die 
Prodigiosus  zellen  schon  getödtet  Dagegen  zeigte  sich  die  Verän- 
derung beim  Kieler  Wasserbacillus  als  eine  konstante,  durch  Gene- 
rationen hindurch  andauernde. 

Ueber  die  allgemeinen  biologischen  Verhältnisse  des  letzteren 
macht  Verf.  eine  Reibe  von  Angaben,  deren  Detail  im  Original  elm- 
gesehen  werden  wolle.  Der  Farbstoff  ist  wenig  löslich  in  Benzin, 
löslicher  in  Wasser  und  Alkohol , unlöslich  in  Chloroform , Schwefel- 
kohlenstoff u,  s.  w.  Geringe  Säuremengen  machen  die  rotke  Farbe 
lebhafter,  während  Alkalien  dieselbe  verschwinden  lassen;  bei  Säure- 
zusatz kehrt  sie  wieder  zurück.  Alle  diese  Eigenschaften  zeigt  auch 
der  Farbstoff  des  M.  prodigiosus.  Der  Kieler  Wbsserbacillus  ge- 
deiht vortrefflich  in  einer  blossen  Lösung  von  Mineralsalzen  mit  einem 
AmmoniaksaSz  [auch  vom  Ref.  konstatirt]. 

Die  Temperaturgrenze  für  das  Gedeihen  liegt  zwischen  10  und 
42°,  das  Optimum  zwischen  30  und  35°.  Oberhalb  36"  leidet  die 
Färbung,  kehrt  aber  bei  geringeren  Temperaturgradea  wieder  zurück. 
Bei  Luftabschluss  kann  Wachsthum  erfolgen,  aber  ohne  Farbstoff. 

Saure  Reaktion  des  Nährsubstrats  verhindert  die  Entwickelung 
(1  promille  freie  Weinsäure),  während  der  Bacillus  selbst  bei  seinem 
Wachsthum  eine  nicht  unbeträchtliche  Säuremeuge  (bei  Anwesenheit 


106 


Kieler  Wasserbacillus.  — Geissein  <ier  Bakterien. 


von  Zucker)  bildet,  welche  schliesslich  seine  weitere  Vermehrung  be- 
hindert; schon  vorher  erlischt  die  Fähigkeit  der  Farbstoffbildung, 
wahrend  eine  schwach  saure  Reaktion  an  und  für  sich  die  Färbung 
lebhafter  erscheinen  lässt.  Auch  die  Temperatur  und  die  Einwirkung 
der  Kohlensäure  bedingt  gewisse  Nuancirungen  des  Farbstoffs. 

Gegen  das  Licht  endlich  zeigt  sich  der  Bacillus  sehr  empfind- 
lich. Kulturen,  welche  drei  Stunden  lang  den  senkrecht  auffallenden 
Sonnenstrahlen  ausgesetzt  wurden , gaben  regelmässig  ganz  über- 
wiegend farblose  Kolonieen,  welche  bei  fortgesetzter  Kultur  unter  den 
gleichen  Bedingungeu  wie  vorher  die  Farbe  nicht  wiedergewannen. 
Bei  einstündiger  Belichtung  war  der  Effekt  dagegen  nur  ein  vorüber- 
gehender; bei  östündiger  zeigten  sich  die  Kulturen  abgestorben. 
Kontrollversuche  mit  Kulturen  ! )i  Luftausschluss  oder  in  Wasserstoff 
oder  Kohlensäureatmosphäre  ergaben,  dass  die  verändernde  Wirkung 
der  Sonnenstrahlen  nur  bei  gleicnzeitiger  Anwesenheit  von  Luft  ein- 
tritt.  Wesentliche  Unterschiede  in  der  Wirksamkeit  der  einzelnen 
Strahlen  des  leuchtenden  Spektrums  konnten  übrigens  nicht  kon- 
statirt  werden. 

Die  durch  Belichtung  erhaltene  farblose  Rasse  blieb  bei  32maliger 
Üebertragung  auf  Kartoffeln  bis  25 — 35°  farblos,  während  sie  früher 
unter  diesen  Bedingungeu  stets  eine  violettrothe  Färbung  gezeigt 
hatte.  Ebenso  blieb  sie  farblos  bei  Kultivirung  in  den  verschieden- 
artigsten Nährmedien , zeigte  aber  wieder  Rothfärbung  bei  Ueber- 
tragung  auf  Kartoffeln  bei  niederer  Temperatur  (10 — 25°). 
Doch  ist  letztere  Färbung  keine  konstante  Eigenschaft , da  sie  bei 
weiterer  Kultur  unter  etwas  höheren  Teraperaturgraden  wieder  ver- 
schwindet. Büchner  (München). 


Messea,AL,  Con  tribuzione  allo  Studio  delie  ciglia  dei 
batterii  e proposta  di  una  classificazione.  [Bakterio- 
logisches Laboratorium  der  Zoologischen  Station  zu  Neapel.]  (Rivista 
d’Igiene  e Sanitä  Pubblica.  Anno  I.  No.  14.) 

Diese  im  Laboratorium  des  Ref.  ausgeführte  Arbeit  wurde  unter- 
nommen, um  die  Loeffler’sche  Methode  der  Färbung  der  Bakterien- 
cilien  nachzuprüfen.  Die  Angaben  letzteren  Forschers  (dieses  Cen- 
tralbl.  Bd.  VII.  No.  20)  konnten  bis  ins  Einzelne  bestätigt  werden,  spe- 
ziell was  die  als  Zusatz  zur  Beizflüssigkeit  (Tannin-Eisensulfat-Fuchsin) 
nethwendige  Menge  Alkali  resp.  Säure  anbetrifft.  Von  einigen  von 
Lo eff ler  nicht  beschriebenen  Bakterien  ist  das  interessanteste  der 
Proteus  vulgaris.  Dieser  Bacillus  ähnelt  in  gelungenen  Präpa- 
raten (2  Tropfen  Säurezusatz  auf  16  ccm  Beize)  einem  Federbart, 
so  dicht  gedrängt  und  zahlreich  (60 — 100)  stehen  die  Cilien.  Die 
4 — 8 seitlichen  Geissein  des  B.  Megaterium  färben  sich  ebenso 
gut  bei  Säure-  als  bei  Akalizusatz  (Petruschky  macht  keine  An- 
gaben über  diesen  Bacillus).  Der  Bacillus  subtilis,  der  von 
Cornil  und  Babes,  Mac 6 u.  a.  nach  einer  älteren  Angabe  von 
Koch  mit  einer  Geissei  an  jedem  Pole  abgebildet  wird , trägt  nach 
dem  Verf.  an  jeder  Längsseite  statt  dessen  deren  4 — 5.  Ein  aus 


Geiseln  der  Bakterien.  — Ptomain®. 


107 


einem  Typhusstuhl  isolirter  beweglicher  Bacillus,  der  in  Kultur  ähn- 
lich dem  Typhusmikroben  wächst , auch  die  Indolreaktion  vermissen 
lässt,  unterscheidet  sich  von  letzterem  durch  das  Vorhandensein  nur 
einer  Geissei  (5  Tr.  Alkali). 

Rei  unbeweglichen  Bakterien  gelingt  es  nie,  Geissein  sichtbar  zu 
machen,  so  auch  nicht  bei  dem  von  manchen  Autoren  (Eisen  berg) 
fälschlich  als  beweglich  bezeichneten  Rotzbacillus. 

Zur  Anfertigung  von  Präparaten  eignen  sich  besser  auf  festen 
Nährböden  gewachsene  Bakterien ; bei  denjenigen,  weiche  die  Gelatine 
verflüssigen,  wählt  man  am  besten  Agar-  oder  Kartoffelkulturen. 

Schliesslich  schlägt  Verf.  folgende  auf  das  Vorkommen  und  die 
Vertheilung  der  Cilien  gestützte  systematische  Klassifikation  der  Bak- 
terien vor : 

I.  Gymnobacteria: 

Mo  n o trieb  a. 

Lophotricha. 
Amphitricba. 

Peritricha. 

Die  Monotricha  haben  eine  Geisse!  an  dem  einen  Pole  (z.  B. 
Bacillus  pyoeyaneus).  Die  Lophotricha  tragen  ein  Büschel 
von  Geissein  an  einem  Pol  (Baciilus  der  blauen  Milch).  Die  Am- 
phi t rieh  a haben  an  jedem  Pol  eine  Cilie  (Spirillum  volutans). 
Die  Peritricha  sind  rings  von  Geissein  umgeben  (Bacillus 
Proteus  vulgaris,  Bacillus  typhosus), 

[Um  gerechten  Einwänden  zu  begegnen,  erlaubt  sich  Ref,  hier 
folgende  Bemerkungen.  Die  Klassifikation  kann,  wenn  sie  natürlich 
sein  soll,  nur  subsidiäre  Bedeutung  haben.  Denn  sonst  müsste  man 
nabverwandte  Bakterien,  wie  öenBaeillus  anthracis  und  sub- 
til is,  den  Fäces-  und  den  Typhusbacillus  in  verschiedene  Ord- 
nungen unterbringen  ; andererseits  vereinigte  die  Familie  der  Mono- 
tricha Angehörige  aus  allen  drei  natürlichen  Gruppen,  der  Kokken, 
Bacillen  und  Spirillen.  Es  dürfte  unseren  Ansichten  von  der  na- 
türlichen Verwandtschaft  und  Phylogenese  der  Bakterien  mehr  ent- 
sprechen, wenn  wir  den  Modus  der  Cilienbildung  als  sekundäres 
Eiutheilungsprinzip  verwertbeten.  Z.  B.  Hesse  sich  die  grosse 
Masse  der  nicht  sporenbildenden  Bacillen  nach  obigem  Schema  ganz 
gut  klassitiziren.  Ref.]  W.  Kruse  (Neapel). 


( 1. 

I o 

II.  Trich obacteria:  < 

j 

4. 


Jaeqaemart,  F.,  Les  Ptomai'nes.  Histoire  et  caract&res 
chimiques.  (Mdmoire  couronn6  par  la  Socidtd  royale  des  Scien- 
ces mddicales  et  naturelles  de  Bruxelles.  [Concours  de  chimie  1888 
— 1889  ] — Journal  de  m6decine,  de  Chirurgie  et  de  pharmacologie. 
Bruxelles  1890.  No.  18.) 

Nach  einer  kurzen  Einleitung,  in  welcher  der  Verf.  unter  an- 
derem den  Gegensatz  zwischen  den  durch  Mikroben  bei  der  Zerstö- 
rung des  Gewebes  gebildeten  „Ptomainen“  und  den  von  den  lebenden 
Zellen  des  thierischen  Gewebes  abgeschiedenen  „Leukomaünen“  be- 
spricht, wird  eine  gedrängte  Uebereicht  über  die  geschichtliche  Ent- 


108 


Ptomaine. 


Wickelung  unserer  Kenntnisse  von  den  Ptomainen  gegeben.  Darauf 
folgen  die  allgemeinen  Eigenscbaften  der  Ptomaine.  Es  sind  flüssige 
oder  feste,  starke  Basen,  welche  starke  Säuren  zu  sättigen  vermögen, 
also  keine  Amide,  wie  Casali  und  Andere  glaubten.  Man  hat  zwei 
Kategorien  zu  unterscheiden : flüssige,  flüchtige  mit  eigenartigem  Ge- 
ruch ohne  Sauerstoff  und  feste,  nicht  flüchtige,  sauerstoffhaltige. 

Die  flüssigen  Ptomaine  besitzen  einen  durchdringenden  und  sehr 
beständigen,  widerlichen  oder  leichenhaften  Geruch ; sie  sind  löslich 
in  Aether,  z.  Theii  auch  in  Amylalkohol  und  Chloroform.  Die  festen 
sind  gewöhnlich  krystallisirt,  weiss,  löslich  in  Wasser,  unlöslich  in 
Alkohol,  Benzin  und  Chloroform.  Beide  Gruppen  sind  unbeständig; 
sie  verbinden  sieb  mit  Säuren,  welche,  im  Ueberschuss  zugesetzt,  sie 
zersetzen,  indem  sie  sie  zuerst  roth  färben  und  dann  als  braune, 
harzartige  Masse  ausfällen.  Als  Chlorbydrate  bilden  sie  mit  Platin- 
cblorid  lösliche,  mehr  oder  weniger  krystallisirbare  Salze.  Durch 
einen  Ueberschuss  von  Platinchlorid  werden  sie  ebenso  wie  durch 
Licht  zersetzt  und  durch  eine  grosse  Anzahl  von  Reagentien,  wie  das 
M ey  e r ’sche,  das  Nes  s 1 e r’sche,  Jodjodkalium,  Jodkalium,  Wismuth- 
jodür,  phosphormolybdänsaures  Natron  werden  sie  ausgefällt.  Queck- 
silberchlorür  fällt  sie  je  nach  der  Konzentration  bald  aus,  bald  nicht 
aus.  Goldcblorid,  Pikrinsäure,  Tannin  bilden  entsprechende  Verbin- 
dungen; nur  ein  Körper,  Phosphormolybdänsäure,  wirkt  ausnahmslos 
auf  alle  Ptomaine  ein.  Die  Farbenreaktionen  waren  früher,  als  man 
die  Ptomai'ne  noch  nicht  rein  darstellen  konnte,  wichtiger,,  als  jetzt, 
unter  den  aufgezählten  ist  diejenige  am  wichtigsten,  weiche  die  Pto- 
maine wesentlich  von  vielen  pflanzlichen  Alkaloiden  unterscheidet: 
die  Bildung  von  „P’reussisch  Blau“  mit  Blutlaugensalz,  zu  welcher 
ein  umfangreiches  Citat  aus  einer  Arbeit  von  Brouardei  et  Bout- 
m y gegeben  ist.  Darauf  werden  eine  Anzahl  Alkaloide  angeführt, 
welche  die  gleiche  Reaktion  zeigen,  wie  die  Ptomaine,  so  dass  die 
Unterscheidung  durch  dieses  Reagens  ohne  praktischen  Werth  ist. 
Ebensowenig  seien  die  Methoden  brauchbar,  welche  von  Bettink 
und  von  Dissel  empfohlen  seien.  Dis  Gegenwart  von  Ptomainen 
kann  die  Reaktionen  von  pflanzlichen  Alkaloiden  in  den  Auszügen 
der  Eingeweide  verdecken  oder  ungewiss  machen. 

Die  meisten  Chemiker,  welche  sich  mit  Ptomainen  beschäftigt 
haben,  schlugen,  um  sie  zu  isoiircn,  einen  ähnlichen  Weg  ein,  wie  bei 
der  Isolirung  der  pflanzlichen  Alkaloide,  einige  wendeten  neue  Me- 
thoden an,  von  denen  die  von  Gautier,  Stas,  Dragendorf 
und  B r i e g e r als  die  wichtigsten  beschrieben  werden  ; die  Me- 
thoden von  Gautier  und  Brieger  sind  nach  der  Ansicht  des  Verf.’s 
die  praktischsten  und  exaktesten  und  liefern  die  besten  Resultate. 

Hierauf  folgt  eine  eingehende  Beschreibung  der  einzelnen  Ptc- 
maine,  welche  in  folgender  Weise  geordnet  sind. 

I.  Sauerstofffreie  Ptomaine. 

Parvolin  von  der  Formel  C9Ii15N  wurde  1881  von  Gautier 
und  Ltard  in  den  Produkten  der  bakteriellen  Zersetzung  der  Ma- 
krele und  des  Pferdefleisches  entdeckt  und  aus  den  fauligen  Sub- 
stanzen durch  Gautier’s  Methode  isoilrt.  Eine  ambrafarbige,  öl- 


Ptomain« . 


109 


artige  Flüssigkeit,  welche  nach  den  Blüthen  des  Hagedornes  riecht, 
bei  ca.  200°  kocht  und  leicht  löslich  in  Wasser,  Alkohol,  Aether  und 
Chloroform  ist;  an  der  Luft  bräunt  es  sich  und  verharzt.  Sein 
Doppelsalz  mit  Platinchlorid  ist  wenig  löslich,  krystallisirt,  fleisch- 
farben, an  der  Luft  rasch  rosa  werdend. 

Hydrocollidin  von  der  Formel  C8H15N  wurde  1881  von  den 
gleichen  Forschern  und  in  den  gleichen  Stoffen  entdeckt,  die  häufigste 
Base,  welche  sich  bei  der  Fäulniss  von  Pferde-  und  Rindfleisch  bildet. 
Es  ist  eine  fast  farblose  Flüssigkeit,  etwas  ölartig,  durchdringend 
nach  Jasmin  (Philadelphus)  riechend,  an  der  Luft  sich  bräunend 
und  unter  Kohlensäureaufnahme  klebrig  werdend.  Sein  Doppelsalz 
mit  Platinchlorid  ist  blassgelb,  leicht  fleischfarben,  krystallinisch, 
wenig  löslich ; es  löst  sich  in  der  Hitze  wieder  auf  und  scheidet  sich 
in  gekrümmten  Nadeln  ab.  Es  kocht  bei  ca  210°,  ohne  sich  zu  zer 
setzen.  Brie  ge  r hält  dieses  Hydrocollidin  und  ein  von  Cloaz 
synthetisch  dargestelltes  Aethylendiamiu  für  identiseh,  doch  ist  dieses 
letztere  in  seinen  Wirkungen  auf  Thiere  ganz  anders,  als  das  sehr 
giftige  Hydrocollidin,  welches  schon  in  ? Milligramm  starker  Dosis 
für  einen  Vogel  tödtlich  ist. 

Beim  Eindampfen  der  Mutterlauge  des  Hydrocollidins  wurde 
von  Gautier  undfitard  noch  eine  Base  von  der  Formel  C17H38N4 
erhalten. 

Guareschi  und  M o s s o und  später  Oechsner  deConinck 
erhielten  eine  Base  von  der  Formel  Cl0HläN,  welche  ölig,  stark  al- 
kalisch, von  Pyridingeruch,  wenig  löslich  in  Wasser  und  leicht  ver- 
harzbar ist. 

Collidin  von  der  Formel  CgHuN  wurde  1876  von  Nencki 
bei  Fäulniss  der  mit  Pankreas  versetzten  Gelatine  gefunden. 

Gelbliche,  leicht  bewegliche  Flüssigkeit  von  widerlichem  Geruch, 
schwer  löslich  in  Wasser,  leichter  in  Methyl-  und  Aethylalkohol  und 
in  Aether. 

Neuridinvon  der  Formel  C5H14N2  wurde  1884  von  B rieg er 
in  faulendem  Fleisch  entdeckt.  Das  Neuridin  findet  sich  immer  von 
Cholin  begleitet,  nimmt  aber  mit  der  fortschreitenden  Fäulniss  zu, 
während  dieses  abnimmt.  Die  Herstellung  und  Eigenschaften  des 
Neuridins  werden  nach  Brieger  citirt. 

Kadaverin,  ebenfalls  von  Brieger  entdeckt,  in  unreinem 
Zustande  schon  früher  beschrieben,  hat  die  Formel  C5H16N2  und  ist 
aus  menschlichen  Leichen  erhalten  worden.  Es  ist  eine  dicke,  trans- 
parente, zwischen  120  und  150°  kochende  Flüssigkeit,  welche  unter 
Aufnahme  von  Kohlensäure  aus  der  Luft  sich  in  Krystallc  umwan- 
delt und  einen  unangenehmen,  dem  Conicin  ähnlichen  Geruch  besitzt. 
Mit  Schwefelsäure  und  Salzsäure  gibt  es  schöne,  in  Aether  und 
absolutem  Alkohol  unlösliche,  in  Wasser,  gewöhnlichem  Alkohol 
und  Aether-Alkohol  lösliche  Krystalle.  Das  reine  Kadaverin  ist 
nicht  giftig. 

P u t r e s c i u,  mit  dem  vorigen  von  Brieger  erbalteu,  von  der 
Zusammensetzung  Cj  4 als  wasserhelle,  leicht  bewegliche  Flüs- 
sigkeit von  einem  Geruch  der  zugleich  a*a  Sperma  und  an  Pyridin- 
basen  erinnert.  Reines  Putrescin  ist  nicht  giftig. 

IX.  HA. 


8 


110 


Ptomain«.  — Kohlensäure  n.  Wasserfcakterien. 


S a p r i n , ebenso  wie  voriges  von  Brieger  entdeckt  und  dem 
Kadaverin  in  der  chemischen  Zusammensetzung  gleich,  aber  durch 
einige  Reaktionen  von  diesem  unterschieden,  besonders  durch  das 
Verhalten  des  Doppelsalzes  mit  Platinchlorid.  Es  ist  nicht  giftig. 

My  da  lein,  von  Brieger  entdeckt  in  der  Mutterlauge  der 
Platinsalze  der  vorigen,  durch  die  ausserordentlich  leichte  Löslichkeit 
seines  Salzes  mit  Platinchlorid  von  jenen  verschieden.  Es  ist  sehr  giftig. 

II.  Sauerstoffhaltige  Ptomaine, 

Dieselben  sind,  mit  Ausnahme  des  Gadinins,  f 3St : sie  bilden  den 
Uebergang  zwischen  den  Ptoroainen  im  engeren  Sinne,  d.  h.  den 
Alkaloiden,  welche  bei  den  durch  Bakterien  herbeigeführten  Zer- 
setzungen auftreten,  und  den  Leukomainen,  den  physiologischen  Al- 
kaloiden. Mau  findet  sie  ebenso  in  normalen  wie  in  faulenden  Geweben. 

„N6vrine  put,r6fa  ctive“,  von  der  Formel  C5Hj  2N(OH),  ist 
eine  starke  Base,  in  federn  Verhältnis  in  Wasser  löslich.  Es  wirkt 
giftig,  aber  seine  Wirkung  ist  für  verschiedene  Thiefe  eine  ungleiche. 
Eine  Menge,  die  hinreicht,  eine  Katze  zu  tödten,  bleibt  ohne  Einfluss 
auf  ein  Meerschweinchen.  Das  Gegenmittel  ist  Atropin,  aber  merk- 
würdiger Weise  ist  es  umgekehrt  kein  Gegenmittel  gegen  Atropin. 

Cholin,  von  der  Formel  C5H5N02,  ist  dem  vorigen  ähnlich, 
aber  von  jenem  dadurch  unterschieden,  dass  sein  Chlorhydrat  Tannin 
nicht  fällt,  während  das  entsprechende  Salz  von  Neurin  Tannin  fällt. 
Auch  ist  seine  toxische  Wirkung  zwar  derjenigen  des  Neurins  ähn- 
lich. aber  schwächer. 

Muscarin,  Cf(Hi5N03,  wurde  1870  von  Schmiedeberg  und 
Koppe  aus  dem  Fliegenpilz  erhalten,  1878  von  Gautier 
unter  den  Produkten  der  Fäulniss  in  faulendem  Fischfleisch  uaclige- 
wieseB.  Es  bildet  unregelmässige,  leicht  zerfliessliche  Krystalle,  ist 
durch  chemische  Reaktionen  und  seine  grosse  Giftigkeit  ausgezeichnet. 
V30  °der  V20  Milligramm  genügt,  um  den  Herzschlag  eines  Frosches 
zu  sistiren.  Das  Gegenmittel  ist  Atropin. 

Gadinin,  C7H1VN02,  von  Brieger  entdeckt,  aus  der  Mutter- 
lauge des  Chlorplatinsalzes  des  vorigen  erhalten;  es  ist  nicht  giftig. 

Schliesslich  werden  noch  zwei  Ptomaine  von  den  Formeln 
C7Hl3N2Os  und  C*H12N204  erwähnt,  welche  von  Pouchet  1880 
entdeckt  wurden  und  giftig  wirken. 

In  der  Schlussbetrachtung  wird  darauf  hingewiesen,  dass  der 
thierische  Körper  fortwährend  giftige  Stoffe  erzeugt,  deren  unvoll- 
kommene Entfernung  oder  Zerstöruug  durch  den  Sauerstoff  des 
Blutes  die  Ursache  einer  Selbstinfektion  sei  und  dass  eine  ganze 
Anzahl  Krankheiten,  die  zum  Theil  aufgeführt  werden,  auf  eine  der- 
artige Ursache  zurückzuführen  sei.  Migula  (Karlsruhe). 

Scala  e Sanfelice,  Azione  d e 1 1 ’ acido  carbonico  disciolto 
nelle  acque  potabili  su  alcuni  micr oorganismi  pato- 
g e n i.  (Istituto  d’igiene  di  Roma.  — Bullettino  della  R.  Accademia 
Medica  di  Roma.  Anno  XVI.  Fascic.  VIII.) 

Verff.  legten  sich  zuerst  die  Frage  vor,  ob  die  im  Trinkwasser 
gewöhnlich  in  Lösung  befindliche  Kohlensäure  auf  pathogene  Bak- 


Kohlensäure  u.  W&sserbakterien.  — Malaria. 


111 


terien  schädlich  wirkt.  Zu  dem  Zwecke  wurde  das  Wasser  durch  Cham- 
berlandfilter  filtrirt  und  dann  zu  je  200 — 300  ccm  eine  Bouillon- 
kultur hinzugefügt.  Durch  Piattenkulturen  wurde  bis  zum  dritten 
Tage  konstatirt,  ob  eine  Verminderung  oder  Vermehrung  stattge- 
funden hatte,  und  daraus  auf  die  Schädlichkeit  oder  Unschädlichkeit 
der  in  Wasser  gelösten  Kohlensäure  geschlossen.  Es  ergab  sich  auf 
die  Weise,  dass  die  pathogenen  Mikroorganismen  (Cholera-  und 
Milzbrandbakterien,  Staphy lococcus  aureus  und  albus,  Ty- 
phus- und  Kaninchenseptikämiebacillen)  gegen  das  gewöhnliche  Maass 
von  Kohlensäure  bei  der  Temperatur  von  15°  unempfindlich  waren. 
[Streng  genommen  nur  in  der  hier  angewendeten  sehr  verdünnten 
Nährlösung.  Ref.J. 

Wrurde  das  Wasser  mittelst  Durchleitung  von  Kohlensäure  reich- 
licher mit.  diesem  Gas  gesättigt,  so  trat  ein  schädlicher  Einfluss  des 
letzteren  bei  den  Cholera-  und  Milzbrandbakterien  hervor,  während 
die  übrigen  sich  indifferent  verhielten. 

Die  im  Soda-  und  Selterwasser  unter  höherem  Druck  befindliche 
Kohlensäure  erwies  sich  schädlich  gegenüber  dem  Bacillus  sub- 
tilis,  nicht  gegenüber  dem  Proteus  vulgaris. 

Die  Sporen  des  Bac.  subtilis  und  anthracis  keimen,  wenn 
sie  im  kontinuirlichen  Kohlensäurestrom  gehalten  werden,  nicht  aus. 

W.  Kruse  (Neapel). 

Celli  e Marchiafava,  II  reperto  del  sangue  nellefebbri 
malariche  invernali.  (Bullettino  delle  R.  Accad.  Medic.  di 
Roma.  Anno  XVI.  1889 — 90.  Fascicolo  VI.) 

Den  klinischen  Typen  des  Malariafiebers  entsprechen  verschiedene 
Formen  von  Parasiten  im  Blut  der  Kranken.  Der  Terzana  und 
Quartana,  die  in  Rom  im  Frühjahr  vorwiegen,  gehören  die  pig- 
mentirten  Plasmodien  an,  welche,  wenn  ihr  Wachsthum  beendigt  ist, 
fast  das  ganze  rothe  Blutkörperchen  ausfüllen,  „Sporen“  bilden 
und  als  solche  in  andere  Blutkörper  eindringen,  um  denselben 
Kreislauf  von  neuem  durch  zu  machen.  Die  Quotidiana  (des  Sommers 
und  Herbstes),  die  klinisch  eine  Neigung  zu  irregulärem,  sub- 
kontinuirlichem  Verlauf  zeigt  und  manchmal  perniciös  auftritt,  wird 
durch  die  kleinen,  amöboiden  Formen  gekennzeichnet,  die  kein  oder 
wenig  Pigment  bilden  und  nur  einen  Theil  des  Blutkörpers  aus- 
füllen, wenn  sie  zur  Sporuiation  übergehen.  Neben  den  letzteren 
finden  sich  namentlich,  wenn  die  Infektion  schon  längere  Zeit  ge- 
dauert hat,  grössere  pigmentirte  Formen,  deren  Endstadien  die 
Halbmonde  Laveran's  vorstellen 

Die  Verff.  haben  im  Laufe  des  W'inters  1889/90  öfters  Gelegen- 
heit gehabt,  zu  beobachten,  dass  entsprechend  einer  Veränderung 
im  Typus  des  Fiebers  sich  auch  der  Blutbefund  bei  einem  und 
demselben  Kranken  veränderte.  In  einem  der  citirteu  Fälle  dauerte 
die  Infektion  fast  ununterbrochen  vom  August  bis  zum  März,  der 
Kranke  verliess  immer  nur  auf  wenige  Tage  das  Hospital.  Die 
Recidive  entsprachen  zuerst  dem  Typus  der  Quotidiana  des  Sommers, 
später  dem  der  doppelten  Terzaua;  der  Blutbefund  ging  dem 
.parallel.  [Leider  wurde  die  Blutuntersucliung  hier  nicht  regel- 

8* 


112 


Malaria. 


massig  durchgeführt,  so  dass  nicht  genau  gesagt  werden  kann, 
wann  und  in  welcher  Weise  der  Uebergang  erfolgte.  Allein  der 
klinische  Vermerk  Quotidiana  oder  Terzana  doppia  ist  nicht  ent- 
scheidend, denn  oft  genug  findet  man  bei  einer  scheinbaren  Quoti- 
diana eineu  BlutbefuDd,  der  einer  Terzana  doppia  entspricht.  Ref.] 

In  einem  andern  Falle  folgten  nach  dreimonatlichem  Vorherrschen 
des  Quotidiantypus  im  Winter  Fieber  von  der  Form  der  doppelten 
Terzana  mit  den  entsprechenden  Parasiten  im  Blute.  Kaum  aber 
hatte  Patient  das  Hospital  als  geheilt  verlassen,  so  kehrte  er  auch 
schon  wieder  zurück  mit  leichten  täglichen  Fiebererscheinungen. 
Itn  Blute  fanden  sich  jetzt  die  kleinen  amöboiden  Formen  und 
Halbmonde.  Nach  10  Tagen  traten  hierzu  abermals  die  Parasiten 
der  Terzana,  ohne  dass  Patient  das  Hospital  verlassen  hätte. 
Nach  weiteren  10  Tagen  waren  die  letzteren  nur  noch  allein  ver- 
treten, während  das  Fieber  seinen  leichten  unregelmässigen  Charakter 
bewahrte. 

Wie  lassen  sich  diese  Thatsachen  deuten? 

Entweder  kann  der  Malariaparasit  im  Blute  aus  der  einen  in 
die  andere  Form  übergehen. 

Oder  es  handelt  sich  um  zwei  verschiedene  Genera  (Grassi 
und  Feletti)  oder  verschiedene  Spezies  oder  Varietäten  von  Para- 
siten, die  nach  einander  den  Körper  infiziren,  oder  zu  derselben 
Zeit  in  ihn  eindringen,  aber  zum  Theil  latent  bleiben. 

Vor  der  endgültigen  Lösung  der  Frage  mittelst  der  Kultur 
lassen  sich  für  die  eine  oder  andere  Ansicht  nur  Wahrscheinlich- 
keitsgründe angeben,  denn  auch  die  Ergebnisse  der  Versuche,  in 
denen  Malariablut  auf  Gesunde  mit  Erfolg  übertragen  wurde,  sind 
einer  verschiedenen  Auslegung  fähig.  [Die  bisherigen  Resultate 
derselben  sprechen  eher  für  die  spezifische  Identität  der  Formen 
des  Parasiten,  als  gegen  dieselbe.  Ref.] 

Zu  Gunsten  der  ersten  Auffassung  berufen  sich  die  Verff. 
einmal  auf  Gründe  der  Analogie,  z.  B.  die  vom  Ref.  (Virchow’s 
Archiv  CXX.  Bd.)  gefundenen  Verhältnisse  bei  den  Blutparasiten 
des  Frosches,  ferner  auf  die  Uebereinstimmung,  die  in  Bezug  auf 
die  jüngsten  Stadien  des  Parasiten,  seine  Lebensweise,  die  Sporen- 
bildung und  gewisse  andere  Endphasen  seiner  Entwickelung  un- 
leugbar zwischen  den  Formen  der  Quotidiana  und  denen  der  Ter- 
zana-Quartana  besteht.  Die  wesentlichen  Differenzen  derselben 
lassen  sich  nach  den  Verff-.  durch  die  verschiedene  Schnelligkeit 
im  Wachsthum  der  Parasiten  erklären. 

Am  grössten  ist  die  letztere  bei  einigen  Formen  von  Perniciosa, 
bei  denen  es  gar  nicht  zur  Bildung  von  Pigment  kommt. 

Schnell  ist  die  Entwickelung  auch  noch,  aber  schon  mit  Bildung 
von  einigem  Pigment  verbunden,  bei  der  Quotidiana  des  Sommers 
und  des  Herbstes  mit  mehr  oder  weniger  irregulärem,  oft  kontinuir- 
lichem  Verlauf  und  bei  gewissen  Formen  von  doppelter  Terzana  und 
dreifacher  Quartana.  [?  Ref] 

Langsam  geht  die  Entwickelung  von  Statten  in  der  Terzana 
und  Quartana  und  ist  hier  mit  reichlicher  Pigmentbildung  ver- 
bunden. 


Malaria 


113 


Diese  Verschiedenheit  in  der  Art  des  Wachsthums  könnte 
erstlich  aus  den  variablen  Bedingungen  der  Aussenwelt  abgeleitet 
werden,  wie  Temperatur  und  Feuchtigkeit.  Daraus  erklären  sich 
die  Differenzen  der  Formen  des  Sommers  und  Herbstes  von  denen 
des  Winters  und  des  Frühjahres,  ferner  die  der  geographischen 
Zonen  und  Klimate.  Zweitens  spielen  die  Bedingungen  eine  Rolle, 
die  im  Organismus  selbst  liegen,  seien  es  erworbene  oder  ererbte. 
L.  Martin  (Aerztliche  Erfahrungen  über  die  Malaria  der  Tropen- 
länder. Berlin  1889)  berichtet  z.  B.,  dass  auf  Sumatra  neu  ange- 
kommene Europäer  oder  Chinesen  an  den  schwersten  Malariafiebern 
erkranken,  Malayen  und  Javanesen  an  Terzana  und  die  Tamil  ent- 
weder gar  nicht,  oder  an  Quartana. 

Welche  Bedeutung  die  Halbmonde  haben  und  in  welcher  Be- 
ziehung sie  zu  den  übrigen  Formen  stehen,  lassen  die  Verff.  vor- 
läufig unbestimmt. 

Andere  Gründe  für  die  Einheit  der  Malariaparasiten  sind 
klinischer  Natur.  Auch  bei  anderen  Infektionen  kennt  man  ver- 
schiedene Formen,  ohne  doch  an  der  Unität  des  Virus  zu  zweifeln. 
Ferner  werden  die  Fieber  des  Winters  von  allen  Aerzten  als  Recidive 
aufgefasst,  während  sie  nach  der  dualistischen  Theorie  als  nepe 
Infektionen  oder  als  lauge  Zeit  latent  gebliebene  angesehen  werden 
müssen.  Nun  ist  aber  die  primäre  Infektion  nn  Winter  (in  Rom) 
eine  Seltenheit.  Ausserdem  sind  die  Intervalle  zwischen  den  Er- 
krankungen im  verschiedenen  Typus  häufig  so  kurz,  dass  man 
nicht  sagen  kann,  dass  die  vorhergehende  vollständig  geheilt  war; 
und  oft  ist  eine  so  günstige  Veränderung  im  Befinden  des  Kranken 
in  der  Zwischenzeit  eingetreten,  dass  man  eher  an  eine  Abschwächung 
der  alten  Infektion  durch  den  gekräftigten  Körper,  als  an  das  Ein- 
treten einer  neuen  glauben  möchte. 

Andererseits  muss  die  lange  Latenz  eines  andern  Virus,  die 
nach  der  gegnerischen  Theorie  z.  B.  für  den  oben  erzählten  zweiten 
Krankheitsfall  anzunehmen  wäre,  unwahrscheinlich  bleiben,  da  in 
der  ganzen  Zwischenzeit  trotz  regelmässiger  Beobachtung  nie  eine 
von  den  so  schwer  zu  übersehenden  und  persistenten  Halbmond- 
formen im  Blute  konstatirt  werden  konnte.  W.  Kruse  (Neapel). 

Antolisei,  Enrico,  Considerazioniintorno  alla  classifi- 
cazione  dei  parassiti  dellamalaria  (La  Riforma  med. 
1890.  No.  99—103.) 

Der  leider  zu  früh  dahingeschiedene  Verf.  hatte  nicht  mehr  die 
Genugthuung,  seine  im  Vereine  mit  A.  Augelini  angestellten  Un- 
tersuchungen über  die  Malariaparasiten  selbst  veröffentlichen  zu 
können.  Letzterer  unterzog  sich  dieser  anerkennenswerthen  Aufgabe. 

Verf.  berichtet  über  die  bisherigen  Klassifikationsversuche  bei  den 
Malariaparasiten,  insbesondere  über  die  Anschauungen  von  Mar- 
chiafava  und  Celli,  Me  tsch  nikoff,  Council  man,  Celli 
und  Guarnieri  u.  A.  mehr.  Die  halbmond-  und  sichelförmigen 
Körper  können  nicht  als  Sporen  angesehen  werden,  denn  sie  stellen 
höhere  Entwickelungsstufen  der  Amöbenform  dar  Sie  besitzen  weder 
die  Widerstandsfähigkeit  noch  die  Membran  von  Sporen,  sie  werden 


114 


MaUna. 


gleichzeitig  neben  der  Amöbenform  gefunden  und  die  Halbmond- 
formen zeigen  immer  Digestionsresidua.  Dass  die  Sporozoen  in  Be- 
ziehung zu  den  Malariaparasiten  gebracht  wurden,  beruhte  einzig 
auf  der  Aehnlichkeit  der  Laveran’schen  Halbmondformen  mit  den 
sichelförmigen  Körperchen  der  Sporozoen  und  auf  einer  irrthümlichen 
Deutung  der  feineren  Strukturverhältnisse  der  Halbmondformen.  Es 
gibt  eben  keine  Berührungspunkte  zwischen  Sporozoen  und  Hämatozoen. 

Bezüglich  der  Frage,  ob  es  einen  oder  mehrere  Malariaparasiteu 
gäbe,  kam  Verf.  bei  seinen  Untersuchungen  zu  den  gleichen  Ergeb- 
nissen, wie  Golgi:  dass  die  Malariainfektion  wirklich  von  drei  ver- 
schiedenen Parasiten  erzeugt  wird. 

Die  Hämatozoe  der  Quartana  beginnt  ihr  Dasein  als 
Amöbe  im  rothen  Blutkörperchen.  Nach  ihrer  Pigmentirung  sistirt 
sie  die  Emission  und  Retraktion  der  Pseudopodien,  es  werden  nur 
noch  langsame  Deformationen  des  Konturs  beobachtet.  Mit  der  Zer- 
störung des  rothen  Blutkörperchens  ist  auch  die  vegetative  Phase 
des  Parasiten  beendet  und  er  tritt  in  die  Reproduktioasphase  ein. 
Während  der  vegetativen  Phase  ist  eine  Strukturdifierenz  im  Proto- 
plasma nicht  wahrnehmbar,  obzwar  es  sich  in  das  Ektoplasma  und 
das  Endoplasma  scheidet,  welche  bei  den  amöboiden  Formen  durch 
ihr  verschiedenes  Lichtbrechungsvermögen,  bei  den  pigmentirten  mit 
der  Färbungsraethode  von  Celli  und  Guarnieri  zur  Wahrnehmung 
gelangen.  Die  Vermehrung  geschieht  endogen  ohne  Sporocysten  und 
durch  Sporen,  welche  mit  einer,  im  gefärbten  und  ungefärbten  Zu- 
stande gut  sichtbaren  Membran  versehen  sind.  Aus  den  Sporen 
treten  wieder  Amöben  heraus , mit  welchen  eine  neue  Generation 
beginnt. 

Die  Hämatozoe  der  Tertiana  unterscheidet  sich  von  der 
vorangehenden  dadurch,  dass  die  Amöbe,  auch  wenn  sie  bereits  pig- 
mentirt  ist,  die  Emission  und  Retraktion  ihrer  Pseudopodiea  fort- 
setzt. Man  begegnet  daher  bei  der  Tertiana  häufig  sehr  grossen  pig- 
mentirten Amöben,  wie  man  sie  bei  keiner  anderen  Varietät  der 
Malariaparasiten  findet.  Die  pigmentirten  Formen  der  Tertiana 
sind  in  rothen  Blutkörperchen  eingeschlossen,  die  immer  grösser 
sind,  als  die  normalen  und  verschiedene  Degenera tiooser schein ungen 
zeigen.  Ihre  Pigmentgranula  lassen  eine  sehr  lebhafte  Bewegung 
sehen.  Wenn  das  Blutkörperchen  ganz  zerstört  ist,  kann  man  sie 
häufig  Geissein  von  ihrer  Peripherie  aussenden  sehen.  Die  Sporu- 
lation  findet  auch  hier  endogen  statt,  und  zwar  sind  die  Sporen  kleiner, 
als  bei  dem  Quartanaparasiten  und  häufig  iu  Doppelreihen  um  die 
Pigmentmasse  gelagert. 

Die  sichelförmige  Hämatozoe  bietet  ein  sehr  wechseln- 
des Bild  ihrer  morphologischen  und  biologischen  Eigenschaften  dar, 
je  nach  der  Intensität  der  Infektion  und  der  Jahreszeit,  in  welcher 
letztere  geschah.  Der  Parasit  lebt  und  vermehrt  sich  vornehmlich 
in  den  inneren  Organen  iMilz,  Leber,  Gehirn,  Knochenmark)  und  sein 
amöboides  Stadium  bildet  ausnahmsweise  ein  wichtiges  diagnostisches 
Hülfsmittel,  da  häufig  Zweife’  über  den  Charakter  der  durch  diesen 
Parasiten  erzeugten  Infektionskrankheit  bestehen  können.  Iu  einer 
im  Sommer  häufig  auftreteuden  Fiebergruppe,  bei  welcher  die  Biut- 


Malaria. 


115 


Untersuchung  eine  enorme  Anzahl  beweglicher  Amöben  mach  weist, 
sind  die  pigmentirten  Formen  nur  schwach  vertreten  und  bestehen 
aus  einer  rundlichen,  weisslichen  Frotoplasmamasse , in  welcher  das 
Pigment  zu  einem  Blöckchen  kontrahirt  uad  central  gelagert  ist. 
Dieser  Befund  ändert  sich  nicht  die  nächsten  2 — 3 Tage,  auch  nicht 
bei  letalem  Ausgange.  Bei  der  Untersuchung  der  Organe  wird  man 
aber  viele  in  Sporenbildung  begriffene  Formen  finden.  Wenn  die 
Erkrankten  der  Infektion  nicht  erliegen,  so  lässt  sich  nach  mehreren 
Tagen  im  circulirenden  Blute  immer  das  Vorhandensein  sichelför- 
miger oder  auch  halbmondförmiger  Elemente  nachweisen.  Bei  anderen 
klinisch  wenig  verschiedenen  Fällen  tritt  im  Blute  sofort  eine  grosse 
Zahl  Amöben  und  pigmentirter  Formen  gleichzeitig  auf  und  bei 
langsam  vorwärtsschreitender  Infektion  auch  die  Laveran’sche 
Halbmondform.  Wenn  sich  die  pigmentirten  Formen  zur  halbmond- 
förmigen Gestalt  entwickeln,  dann  sind  die  ovoiden  und  rundlichen 
Formen  mit  peripheren  Körperchen  und  Geisselformen  leicht  auf- 
findbar. Die  Chininbehandlung  bewirkt  eine  sehr  starke  Vermehrung 
der  Geisselformen. 

Die  sichelförmige  Hämatozoe  beginnt  ihren  Lebenslauf  ebenfalls 
als  Amöbe,  die  aus  ihr  entstehenden  pigmentirten  Formen  können 
in  ihrer  Gestalt  variiren,  bald  eine  rundliche  Form  mit  einem  ein- 
zigen Pigmentblöckchen,  bald  eine  Spindelform  mit  zugespitzten  Enden 
und  mit  längsvertheiltem  Pigment,  bald  die  Halbraondform  an- 
nehmeD.  ln  jedem  dieser  Fälle  ist  die  Sporulation  jener  der 
Quartana  ähnlich. 

Um  die  Frage  über  den  spezifischen  Parasiten  und  sein  Ver- 
mögen, einen  bestimmten  Fiebertypus  auszulösen,  möglichst  klar  zu 
stellen,  wurden  Uebertragungen  auf  den  Menschen  vorgenommeri. 
Die  ersten  Versuche,  bei  welchen  Malariabiut  von  einem  Kranken 
verimpft  wurde,  der  schon  früher  au  Fieber  verschiedener  Typen  ge- 
litten hatte,  gaben  Resultate,  welche  eher  gegen  die  Muitiplizität 
der  Malariaparasiten  sprachen.  Erst  bei  der  Verimpfung  des  Blutes 
solcher  Kranken,  welche  immer  nur  von  primärer  Malariainfektion 
befallen  waren,  gelang  es,  denselben  Typus  zu  erzeugen.  Mit,  pri- 
märer Tertiana  wurde  wieder  Tertiana,  mit  dem  ausgesäten  spezi- 
fischen Parasiten  wieder  derselbe  identische  Parasit  hervorgebracht, 
ebenso  wurde  mit  Quartana  und  den  Halbmondformen  wieder  Quartana 
bezw.  unregelmässiges  Fieber  mit  den  spezifischen  Varietäten  er- 
halten. Die  Impfungen  mit  „Reinkulturen“  gewährten  demnach  ein- 
deutige Resultate. 

Ist  der  Kranke  von  mehreren  Varietäten  der  Malariaparasiten 
infizirt  werden,  so  kann  Heilung  des  Fiebers  nach  der  einen  Varie- 
tät eintreten  und  das  Individuum,  trotzdem  eine  weitere  Infektion 
ausgeschlossen  bleibt , nach  einer  gewissen  Zeit  an  einer  anderen 
Varietät  neuerdings  erkranken.  Die  späten  Recidive  könne  man 
daher  mit  giosserer  Berechtigung  auf  einen  Latenzzustand  der  wider- 
standsfähigen Sporen  zurückführen,  als  auf  das  Vorhandensein  wenig 
wahrscheinlicher  Dauerzustände. 

Nach  eingehender  kritischer  Vergleichung  der  biologischen  Cha- 
raktere der  Varietäten  der  Malariaparasiten  mit  jenen  der  von 


116 


Malaria.  — Perforirendes  Geschwür  in  dar  Nasen  scheide*  and. 


L a n k e s t e r aufgestellten  Klasseu  , Arten  uud  Familien  schliesst 
Verf.:  Die  Parasiten  der  Malaria  sind  Protozoen,  welche  zur  Ord- 
nung Gytunomyxa  gehören  und  die  Klasse  Proteorayxa  bilden, 
jene  Klasse,  von  welcher  die  höheren  Protozoen  abstammen. 

Kral  (Prag). 

Coronado,  E.  V.,  El  microbio  de  la  malaria  ym  evolu- 
cion  en  la  sangre  de  losintoxicados.  (Crönica  müdico- 
quiicrgiürca  de  la  Habana.  1890.  Juni.) 

Nach  einer  Einleitung  über  die  Morphologie  des  normalen  Blutes 
geht  Verf.  zur  Beschreibung  der  Untersuchungen  über,  die  er  an  7 1 Cuba- 
nern  von  verschiedener  Rasse,  Alter  uud  Geschlecht  angestellt  hat,  um  sich 
von  der  Richtigkeit  der  Angaben  La  v er  an’ s auch  für  die  Malaria  der 
Insel  Cuba  zu  überzeugen.  Ausser  dem  der  Oberfläche  entnommenen 
Blute  untersuchte  er  auch  in  7 Fällen  Proben  aus  dem  Gewebe  der 
Milz.  In  ersterem  fand  er:  bewegliche  Körperchen  67mal,  kugel- 
förmige Körperchen  Laveran’s  36mal,  halbmondförmige  Körper- 
chen desselben  29mal,  eine  oder  mehrere  Geissei  führende  Kugeln 
llmal;  im  Milzblut  fand  er  seine  beweglichen  Körperchen  in  allen 
7 Fällen,  die  Kugeln  Laveran’s  in  7 Fällen  und  die  Halbmonde 
in  5 Fällen;  mit  Geissein  behaftete  Körperchen  fand  er  im  Milzblute 
nicht. 

Aus  seinen  zahlreichen  Blutuntersuchungen  (Mikroskop  von  L e i t z, 
Wetzlar)  zieht  Coronado  den  Schluss,  dass  das  Vorkommen  des 
Lave  r an’schen  Parasiten  im  Blute  der  W'echselfieberkranken  von 
Cuba  eine  unbestreitbare  Thatsache  ist,  dass  aber  die  verschiedenen 
Formen  nicht  besonderen  Typen  angehören,  sondern  nur  Entwicke- 
lungsphasen ein  und  desselben  Microbiums  sind,  als  deren  Keime 
er  seine  „beweglichen  Körperchen“  (0,1  ju — 1,0 fi)  ansieht,  während 
die  Geissein  (Spirillen)  die  vollendete  Form  darstellen. 

Auf  4 lithographirten  Tafeln  finden  sich  die  beobachteten  und 
in  der  verdienstvollen  Arbeit  beschriebenen  Formen  zur  Anschauung 
gebracht.  Sentinon  (Barcelona). 


Hajek,3L,  Das  perforirende  Geschwür  der  Nasen  sc  heide- 
wand. Eine  anatomisch-klinische  Studie.  (Aus  dem 
Laboratorium  des  Prof.  Weichselbaum  in  Wien.  — Virchow’s 
Archiv.  Bd.  CXX.  p.  497.) 

Von  den  Untersuchungen  können  hier  nur  jene  Erwähnung  finden, 
weiche  das  ätiologische  Moment  des  perforirenden  Geschwürs  in  dem 
knorpeligen  Theile  der  Nasenscheidewand  berühren. 

Nach  den  bisherigen  direkten  Untersuchungen  hat  dieser  Er- 
krankungsprozess mit  Lues,  Tuberculose  und  Diphtherie  nichts  zu 
thun. 

In  den  oberflächlichen  Schichten  der  Pseudomembranen  fand 
Verf.  mikroskopisch  bedeutende  Kokkenansammlungen,  dazwischen  nur 
spärliche  Bacillen  von  nicht  konstanter  Form.  Bacillen , die  Verf. 
zuweilen  ebenfalls  in  grösserer  Menge  fand,  schreibt  er  nur  die  Rolle 
einer  sekundären  Invasion  zu. 


Psrforirendes  Geschwür  in  der  Nasenscheidewand.  — Koryza. 


117 


Niemals  fand  Verf.  Bakterien  im  gesunden  Gewebe. 

Die  Nekrose  der  Schleimhaut  führt  Verf.  mit  grösster  Wahr- 
scheinlichkeit auf  die  Einwirkung  der  Kokken  zurück,  weiche  allem 
Anscheine  nach  dem  Streptococcus  pyogenes  aureus  und 
dem  Streptococcus  pyogenes  entsprechen,  welch  letztere  Arten 
er  aus  solchen  Geschwüren  beim  Lebenden  züchten  konnte. 

D i 1 1 r i c.  h (Prag). 

Pasquale,  AI.,  Ulteriori  ricerche  sugli  streptococchi 
delle  m ucose  a contributo  dell’  etiologia  della  corizza. 
[Aus  dem  bakteriologischen  Laboratorium  der  zoologischen  Station 
zu  Neapel.)  (Giornale  internazionale  delle  Scienze  Mediche.  Anno  XII. 
1890.) 

In  seinem  Bericht  über  die  zur  Zeit  der  letzten  Infiuenzaepi- 
deraie  ausgeführten  Studien  (dieses  Centralbl.  Bd.  VII.  No.  21)  hatte 
lief,  eine  Gruppe  von  Mikroorganismen,  die  fast  konstant  in  dern 
System  der  Influenzakranken  vertreten  war , als  Schleimhaut- 
streptokokken zusammengefasst.  In  dieselbe  gehört  auch  der 
Diplococcus  pneumoniae  Frankel- Weichselbaum,  von 
dem  sich  die  übrigen  durch  gewisse  morphologische  Eigenschaften  und 
durch  das  Thierexperiment  unterscheiden  lassen.  Die  gemeinsamen 
Charaktere  sind : Wachsthum  in  Ketten  oder  als  Diplokokken,  Resistenz 
gegen  die  Gram’ sehe  Lösung,  Neigung  zu  Kapselbildung,  Aehnlich- 
keit  der  Kolonieen  in  Agar  und  Bouillon,  fehlende  Entwickelung  in 
Gelatine  bei  20",  geringe  Lebensfähigkeit  der  Kulturen.  Schon  in 
dem  obigen  Bericht  konnte  mitgetheilt  werden,  dass  der  Befund  dieser 
Streptokokken  für  Influenza  nicht  charakteristisch  ist.  Ausgedehnte 
weitere  Untersuchungen  haben  uns  jetzt  gelehrt,  dass  dieselben  im 
Auswurf  von  Kranken  aller  Art  einen  konstanten  Befund  ausmachen 
(S.  Pansini,  Virchow’s  Archiv.  Bd.  122). 

Wie  sich  das  katarrhalische  Sekret  der  Nasenschleimbaut  ver- 
hält, dem  Studium  dieser  Frage  ist  der  Verf.  auf  Vorschlag  des 
Bef.  näher  getreten  Obwohl  erst  5 Fälle  von  Koryza  genauer  studirt 
wurden  (die  Untersuchung  musste  äusserer  Umstände  wegen  abge- 
brochen werden),  ist,  das  Ergebniss  doch  der  Veröffentlichung  werth. 
Es  fand  sich  konstant  ein  Streptococcus,  der  zu  der  obigen 
Gruppe  gestellt  werden  muss.  Im  Sekret  erschien  er  als  ein  meist 
mit  Kapsel  versehener  kleiner  Dipl ococ'cus , der  nach  der 
Gram 'sehen  Methode  sich  färben  Hess,  der  nicht  in  Gelatine 
bei  21°,  schwach  in  Bouillon  wuchs  und  auf  Agar  kleine  Kolonieen 
bildete,  welche  sich  durch  ausserordentliche  Transparenz  von  denen 
des  Pneumococcus  unterschieden.  In  5 Tagen  waren  die 
Kulturen  abgestorben.  Dieser  Streptococcus,  Verf.  nennt  ihn 
Khinostreptococeus,  war  für  das  Kaninchen.  Dicht  für  das  Meer- 
schweinchen pathogen,  doch  nahm  die  Virulenz  sowohl  in  Kulturen 
als  im  Sekret  selbst  ab.  Subkutane  Einspritzung  von  1 ccm  einer  sehr 
virulenten  Bouillonkultur  erzeugte  eine  ausgedehnte  Gangrän  der 
Haut.  Die  mikroskopisch  nachweisbaren  Kokken  waren  im  darunter- 
liegenden Eiter  am  4 Tage,  wie  die  Kultur  zeigte,  schon  abgestorben. 


US 


Koryza.  — Dipteren  bei  Mussaualieber.  — Alopecia. 


auch  andere  Bakterien  nicht  vorhanden.  Abgeschwächte  Kulturen 
bewirkten  nur  kleine  Abscesse. 

Während  in  den  meisten  (nicht  ganz  frischen)  Fällen  von  Katarrh 
die  Kokken  mit  andern  Mikroorganismen  vermischt  waren,  zeigte 
das  Sekret  eines  akuten  Katarrhs  am  1.  Tage  der  Erkrankung  eine 
Reinkultur  von  schönen  Kapseldiplokokken , am  2.  Tage  waren  die- 
selben schon  weniger  zahlreich,  am  3.  Tage  mit  andern  Bakterien 
untermischt  und  später  nur  noch  vereinzelt  zu  finden.  Der  mikro- 
skopischen Beobachtung  entsprach  das  Ergebniss  der  Piattenkultur. 
lieber  die  ätiologische  Bedeutung  seines  Rhino  Streptococcus 
für  die  untersuchten  Fälle  von  Koryza  spricht  sich  Verf,  vor- 
sichtig aus. 

[Wie  sich  die  Streptokokken  der  Schleimhäute  zu  einander  ver- 
halten, ob  einige  von  ihnen  oder  alle  auf  experimentellem  Wege  etwa 
auf  eine  Grundform  zurückgeführt  werden  können , darüber  sind 
weitere  Untersuchungen  im  hiesigen  Laboratorium  im  Gange.  Bis 
dadurch  ein  positiver  Beweis  für  die  Variabilität  erbracht  ist,  ist 
uns  mit  dem  Worte  Varietät  wenig  geholfen.  Ref.] 

W.  Kruse  (Neapel). 

Pasquale,  Sulla  presenza  di  larve  di  ditteri  nell’  in- 
testino  di  alcuni  febbri citan ti  di  Massaua.  (Gior- 
nale  internazion.  delle  scienze  mediche.  Anno  XII.  1890.) 

Nach  der  Besprechung  der  bereits  recht  ausgedehnten  Litteratur 
über  das  Vorkommen  von  Dipterenlarveu  im  Verdauungskanal  des 
Menschen  berichtet  Verf.  über  vier  neue  Fälle,  bei  denen  er  in  den 
frischen  Fäces  Fliegenlarven  nachweisen  konnte.  Es  handelte  sich 
um  fieberkranke  Soldaten  in  der  italienischen  Kolonie  Massaua.  Für 
den  ersten  Fall,  wo  die  Maden  in  grosser  Menge  und  zu  wieder- 
holten Malen  entleert  wurden,  macht  es  Verf.  wahrscheinlich,  dass 
das  Fieber  ebenso  wie  starke  Schmerzen  direkt  auf  die  Existenz  der 
Thiere  im  Darm  zurückzuführen  waren.  Welchen  Spezies  — es 
müssen  zwei  gewesen  sein  — die  Larven  angehörten,  war  Verf.  nicht 
im  Stande  zu  bestimmen,  da  die  Züchtung  nicht  gelang.  Dagegen 
konnte  er  dieselben  auch  ausserhalb,  z.  B.  auf  verdorbenen  Kartoffelu, 
nachweisen.  Die  bekannten  Anthelmintica  bewährten  sich  auch  bei 
der  Austreibung  der  Maden.  W.  Kruse  (Neapel). 

Vaillard  et  Vincent,  Sur  une  pseudopelade  de  nature 
microbienne.  (Annales  de  Tlnstitut  Pasteur.  1890.  No.  7. 
p.  446.) 

Die  Verff.  haben  44  Fälle  einer  Favus-äbnlichen  eigentüm- 
lichen Alopecie  beobachtet  und  bei  allen  den  nämlichen  spezifischen 
Mikroben  aufgefunden,  der  sich  leicht  zur  Demonstration  und  Kultur, 
ja  sogar  zur  erfolgreichen  Uebertragung  auf  Thiere  eignet  und  auch 
hier  Haarausfall  verursacht. 

Die  Erkrankung  tritt  theils  in  Form  von  grösseren  haarlosen 
Stellen,  theils  disseminirt  auf;  die  Haut  behält  meist  ihre  normale 
Farbe;  eine  Neigung  zum  'Weiterschreiten  existirt  nicht,  wohl  aber 
Ansteckungsfähigkeit  von  Person  zu  Person,  auch  zu  epidemischer 


Alopeci».  — Arthritis  blennorrhoic».  — Psnophthtlmi«. 


119 


Ausbreitung,  z.  B.  innerhalb  eines  Regiments.  Der  Verlauf  ist  gün- 
stig; nach  2 — 4 Monaten  erfolgt  meist  vollkommene  Heilung. 

Bei  Untersuchung  ausgezogener  Haarschäfte  und  Färbung  nach 
Gram  finden  sieb  an  deren  Peripherie  regelmässig  Mikrokokken, 
zu  zwei  oder  in  Haufen.  Noch  sicherer  ist  der  Nachweis  im  Schnitt 
bei  Färbung  mit  Eosin  und  Pikrokarmin  nach  Orth,  dann  Gentiana- 
violett  nach  Gram.  Die  Follikel  erscheinen  meist  leer  oder  ent- 
halten nur  noch  Reste  von  Haaren;  alle  enthalten  aber  beträchtliche 
Mengen  lebhaft  gefärbter  Mikrokokken. 

Durch  Abstreifen  der  unteren  Schnittfläche  exzidirter  Haut- 
stücke und  Uebertragung  auf  Agar  lassen  sich  Kuituren  erhalten. 
Den  gleichen  Zweck  erzielt  man  durch  Aussaat  von  etwas  Blut  aus 
der  erkrankten  Partie.  In  24  Stunden  bilden  sich  runde , weisse, 
glänzende  Kolonieen,  bestehend  aus  einem  Micrococcus  von  1 p Durch- 
messer, weicher  die  Gelatine  verflüssigt  und  auf  Kartoffeln  schlecht 
gedeiht.  Bei  Mäusen,  subkutan  injizirt,  zeigt  sich  derselbe  pathogeu 
und  vermehrt  sich  in  allen  Organen , während  Meerschweinchen  bei 
dieser  Infektionsart  kaum  reagiren.  Bei  kutaner  Anwendung  dagegen, 
Einreiben  auf  die  von  Haaren  befreite  Hautfläche  (Verletzung  der- 
selben ist  nicht  nöthigj  erzielt  man  eine  Alopecie,  ähnlich  derjenigen 
des  Menschen.  Dieses  Resultat  wurde  bei  25  Kaninchen  und  Meer- 
schweinchen erhalten.  Am  2.  Tag  erscheint  die  Haut  schwach  ge- 
röthet,  am  8.  Tag  werden  die  Haare  mürb  und  lassen  sich  leicht 
ausziehen,  später  fallen  sie  von  selbst  aus;  die  Haut  ist  dann  an- 
fangs noch  roth,  später  wird  sie  weiss.  Nach  4 Wochen  etwa  er- 
folgt Wiederersatz  der  Haare.  Büchner  (Münehen). 

Deutädmiann , B.,  Arthritis  blennorrhoica.  (Archiv  für 
Ophthalmologie.  Band  XXXVI.  18Ö0.  Seite  109.) 

D.  bekam  ein  3 Wochen  altes  Kind  mit  Blenuorrhoea  neona- 
torum zur  Behandlung,  welches  seit  wenigen  Tagen  auch  eine 
starke  Röthung  und  Schwellung  des  linken  Kniegelenkes  zeigte. 

Im  Bindebautsekrete  und  in  dem  durch  Punktion  gewonnenen 
eiterigen  Exsudate  des  Kniegelenkes  wurden  Gonokokken,  in  erstcrem 
in  grosser,  in  letzterem  in  massiger  Menge  naebgewiesen. 

Yerf.  ist  der  Ansicht,  dass  die  Gonokokken  von  der  Binde- 
haut aus  durch  die  Blut-  und  Lymp’nbahnen  verschleppt  wurden. 

Dittrieb  (Prag). 

Poplawska,  S.,  Zur  Aetiologie  der  Panophthalmie  nach 
Verletzung  durch  Fremdkörper.  (Fortschr.  d.  Med. 
1890.  No.  13.) 

Prof.  Ha  ab  in  Zürich  hatte  in  2 Fällen  von  Panophthalmie 
in  dem  Bulbus  im  Glaskörperexsudat  einmal  Baciilen,  das  andere 
Mai  Kokken  gefunden.  (Die  Fälle  sind  beschrieben  in  der  Inaug.- 
Diss.  von  II.  Weidmann:  „Ueber  die  Verletzungen  des  Auges 
durch  Fremdkörper.  Zürich  1888.)  P.  unterwarf  12  weitere  von 
Ha  ab  wegen  Fremdkörperverletzung  und  folgender  Panophthalmie 
enukleirte  Augen  der  mikroskopischen  Untersuchung.  Er  legte 
durch  die  Bulbi,  die  sofort  nach  der  Enukleation  in  absoluten  Al- 


m 


Panophthalmie.  — Thierische  Parasiten  im  Vogelblutd. 


kohol  gelegt  worden  waren,  nach  Eiubettung  in  Celloidin  Schnitt- 
serien an,  die  nach  Graui,  Loeffler  und  Weigert  gefärbt 
wurden.  In  2 Bulbi,  die  sofort  nach  der  Operation  hatbirt  worden 
waren  und  in  Folge  dessen  keinen  Glaskörper  mehr  enthielten, 
fanden  sich  keine  Mikroorganismen.  In  den  übrigen  gelang  es  P., 
im  Glaskörper,  und  zwar  am  meisten  dicht  in  der  Umgebung  des 
in  denselben  eingedrungenen  Fremdkörpers,  Bacillen  zu  finden,  ver- 
einzelt oder  in  Nestern  und  Haufen,  die,  wie  P.  mit  Sicherheit  be- 
haupten zu  können  meint,  sämmtlich  und  in  allen  Fällen  nur  einer 
Art  angehöreD.  Meist  lagen  sie  frei  im  Exsudat,  in  zwei  Fällen 
auch  in  weissen  Blutkörperchen  eingeschlossen.  „Die  Bacillen  zeigen 
alle  Stadien  der  Entwickelung:  Anordnung  in  lange  Fäden,  Auf- 
treten von  helleren  ovalen  Steilen  im  Inneren  von  einzelnen  Indivi- 
duen (Sporen?).  Bildung  von  dunkleren  runden  Körnern  innerhalb 
der  Bacillen  oder  Zerfall  in  viereckige  kurze  Stücke“.  Kulturver- 
suche konuteu  nicht  gemacht  werden,  da  ja  die  Buibi  schon  ge- 
härtet in  P.’s  Hände  kamen.  Trotzdem  beansprucht  P.  für  diese 
Bacillen  die  Rolle  der  Eitererreger  und  sieht  sie  „in  jedem  einzelnen 
Falle  als  spezifische  Ursache  der  auftretenden  Panophthalmie,, 
an,  eine  Anschauung,  die -ebenso  kühn  als  überraschend  ist.  Dass 
P.  „eine  Klassifikation  der  gefundenen  Bacillen  und  eine  Einrei- 
hung in  das  Spaltpilzsystem  vorläufig  für  ganz  zwecklos“  hält,  ist 
nur  anzuerkennen.  Aus  seiner  Beschreibung  ist  ebensowenig  ein 
sicheres  Bild  von  den  Eigenschaften  des  Mikroorganismus  als  die 
Ueberzeugung  zu  gewinnen,  dass  es  sich  dabei  in  der  Tbat  nur  um 
einen  einzigen  spezifischen  handelt,  wie  Verf.  meint.  — Uebrigens  be- 
hält sich  P.  weitere  Mittheilungen  vor.  M.  Kirchner  (Hannover). 

Tlanliewsky,  B.,  La  parasitologi e compar6e  du  sang. 
I.  Nouvelies  recherehes  sur  les  parasites  du  sang 
des  oiseaux.  8°.  93  p.  Avec  trois  planches.  Charkow  18891). 

In  dem  vorliegenden  Werke  gibt  Verf.  eine  systematische  Dar- 
stellung der  an  seine  früheren  Publikationen  (s.  a.  Ref.  i.  d.  Cen- 
tralbi.  Bd.  I.  p.  352)  anknüpfenden  Untersuchungen  über  die  Para- 
siten des  Vogelblutes  unter  kritischer  Sichtung  der  einschlägigen 
üntersuchungsergebnisse  anderer  Autoren.  Wir  müssen  uns  bei  der 
Fülle  des  dargebotenen  Materiales  auf  die  kurze  Mittheilung  einiger 
morphologischer  Merkmale  der  aufgestellten  Arten  beschränken  und 
bezüglich  weiterer  Details,  sowie  bezüglich  der  Biologie  und  der 
Klassifikation  auf  das  Original  verweisen. 

Die  Hämatozoen  konnten  nur  im  Blute  der  Insessores,  und  zwar 
insbesondere  der  Raptatores  und  Passerinae,  nie  aber  bei  den  Äuto- 
phagae  nachgewiesen  werdeu.  Zur  Untersuchung  dienten  meist  frisch 
gefangene  oder  angeschossene  Exemplare,  von  weichen  (300)  hlos 
4—5  in  Folge  von  Blutparasitismus  zu  Grunde  gingen.  Letzterer 
manifestirt  sich  durch  ausserorde  etliche  Vermehrung  der  Hämatozoen, 
Anschwellung  von  Milz  und  Leber  und  durch  eine  sehr  reichliche 
Ablagerung  von  schwarzem  Pigment  in  diesen  Organen. 


I)  Leider  verspätet  eiiigegjaDgei!  ! Bed, 


Tbieriscbe  Psrasiteu  im  Vogelblnte. 


121 


Die  Hämatözoen  des  Vogeiblutes  umfassen  folgende  Gruppen: 

1)  Pseudovermiculi  sanguiuis.  Tu  diese  Gruppe  gehört 
ein  fertig  geformter  und  mit  freier  Eigenbewegung  versehener  Ver- 
miculus,  der  am  häufigsten  im  Blute  des  Würgers  und  der  Nacht- 
eule augetroffen  wird.  Seine  Länge  ist  selten  unter  10  fx,  häufig  be- 
trägt sie  noch  etwas  mehr  als  die  des  Blutkörperchens.  Der  Yermi- 
culus  ist  mit  einem  central  situirten  Kern  versehen  und  lässt  nur 
einen  einzigen  Kontur  wahruehinen.  Freie  Pseudovermiculi  werden 
im  Vergleiche  zu  anderen  Hämatozoen  selten  gefunden.  Eine  andere, 
dieser  sehr  ähnliche,  Art  kommt  im  Blute  der  Racke,  des  Würgers 
und  der  Nachteule  vor.  Diese  Hämatozoe  bildet  ein  farbloses,  durch- 
sichtiges, sphärisches  Protoplasmakörperchen  von  7 — 9 /<,  da3  von 
einer  zarten  Membran  umgeben  ist  und  manchmal  schwarzbräunliche 
Körnchen  enthält.  Bei  fortschreitendem  Wachsthum  bewirkt  es  Zer- 
störung des  Blutkörperchens  und  verwandelt  sich  schliesslich  in  einen 
15 — 17  fx  langen,  beweglichen  Verraiculus. 

2)  Pseudo vacu oi ae  oder  Cytozoa.  Die  Parasiten  dieser 
Gruppe  entwickeln  sich  im  Innern  der  Hämocyten.  Es  sind  farblose, 
verschieden  gestaltete  Gebilde,  welche  erst  durch  Tinktion  oder  auf 
mikrochemischem  Wege  als  protoplasmatische  Körperchen  erkannt, 
sonst  aber  leicht  mit  den  wahren  Vakuolen  verwechselt  werden  können 
Häufig  bedingen  sie  keine  Lage-  und  Form  Veränderung  des  Kernes 
und  Kouturs  des  rothen  Blutkörperchens.  Ihre  Grösse  schwankt 
zwischen  2—4  und  der  Grösse  der  Liämocyten.  Sie  werden  auch 
in  den  Mikrocyten  gefunden.  Die  Leukoeytozoen  von  sphärischer 
oder  ovaler  Gestalt  und  der  l1/*  fachen  Lauge  der  Hämocyten  sind 
am  häufigsten  in  den  Leukocyten  der  Eulen  vorhanden.  Eine  andere 
Form  der  Pseudovacuolae  zeigt  bei  Abkühlung  im  Innern  eine  heftige 
Bewegung  der  Granula,  worauf  die  Pseudovacuole  platzt  und  eine 
Anzahl  spirillenförmiger  Körperchen  frei  werden  lässt,  die  sich  mit 
grosser  Schnelligkeit  nach  allen  Seiten  hin  zerstreuen. 

3)  Polimitus  sanguinis  avium,  eine  sphärische,  mit 
Geissein  versehene  Hämatozoe.  Ebenfalls  am  häufigsten  bei  Elstern, 
Eulen  und  Würgern.  Der  Parasit  erscheint  unter  der  Form  eines 
wahren  „Blutinfusoriums“  uud  ist  morphologisch  und  biologisch  dem 
Laveran’scheD  Malariaparasiten  sehr  ähnlich.  Er  entwickelt  sich 
in  den  rothen  Blutkörperchen  vorerst  als  Pseudovakuole,  die  allmäh- 
lich grösser  wird  uud  eine  spärliche  Form  annimmt.  Ihre  Substanz 
ist.  farblos  und  durchsichtig  und  enthält  schwarze  Granula.  Bald 
kann  mau  im  Hämocyten  eine  intracelluläre  Bewegung  wahrnehmen, 
nach  \ — 1 Minute  platzt  derselbe  und  lässt  ein  sphärisches  Cytozoon 
austreteD,  das  mit  4—6,  seltener  8 — 10  Geissein  versehen  ist  und 
eine  starke  Eigenbewegung  besitzt.  Die  Grösse  des  Parasiten  ist 
bei  der  gleichen  Vogelart  konstant  und  variirt  bei  den  verschiedenen 
Arten  von  6— IG  Der  freie  Polimitus  ist  eine  seltene  Form,  im 
Kreislauf  findet  er  sich  nur  intracellulär  als  Pseudo vakuole.  Die 
Geissein  können  eine  Länge  von  20 — 30  /.i  erreichen , sind  bei  dem- 
selben Iudividuum  von  verschiedener  Länge  uud  jede  von  ihnen  be- 
sitzt ihre  von  den  anderen  unabhängige  Eigen bewegung.  Häufig  ge- 


Thierische  Parasiten  im  Vogeiblate. 


123 

langt  eine  Theilung  des  freien  Politnitus  in  zwei  sphärische  Körper 
zur  Beobachtung.  Unter  eigentümlichen  stürmischen  Bewegungen 
der  intracellulären  Granula  im  Mutterleibe  findet  schliesslich  die 
Abtrennung  der  neugebildeten  Hemisphäre  statt.  Die  verschiedenen 
Formen  von  Polimitus  können  durch  das  Vorhandensein  der 
schwarzen  Körnchen  und  durch  die  Anzahl,  Länge  und  Form  ihrer 
Geisselndifferenzirt  werden. 

4)  Pseudospirilla.  Die  sehr  beweglichen  Spirillenformen 
des  Vogelblutes  kann  man  in  zwei  Gruppen  eintheilen ; in  die  feineren, 
längeren  und  weniger  beweglichen  Formen,  welche  immer  gleichzeitig 
mit  Polimitus  auftreten  und  nichts  anderes  sind,  als  dessen  abge- 
trennte  Geissein ; dann  in  diesen  ähnliche  Organismen  mit  mehr  ab- 
geflachtem Körper.  Im  Kreislauf  findet  eine  Abtrennung  der  Geis- 
sein nur  selten  statt,  im  extravascuiären  Blute  scheint  es  jedoch  ein 
normaler  Vorgang  mechanischer  Natur  zu  sein,  welcher  bereits  rach 
10— 20  Minuten  nach  der  Blutentnahme  beobachtet  werden  kann. 
Die  vom  Polimitus  abgetrennten  Fäden  behalten  vollständig  ihre 
Beweglichkeit  uDd  ihre  morphologischen  Eigenschaften  bei.  Die  ty- 
pische Form  des  Pseudo s pirillum  ist  fadenförmig  cylindrisch, 
.gewellt  und  von  gleichmässiger  Dicke,  der  grösste  Durchmesser  nicht 
über  1—1,6 fi.  Vermehrung,  sowie  Involutionsformen  kamen  nicht 
zur  Beobachtung. 

5)  Trypanosom a san guini s avium,  zu  welcher  Gruppe 
auch  die  Jugendformen  der  Trypanomonades  gehören.  Dieser 
Parasit  unterscheidet  sich  durch  seine  typische  Organisirung  wesent- 
lich vcn  den  vorangehenden.  Der  protoplasrnatische  Körper  hat  eine 
cylindrische,  sichelförmige  Gestalt,  erscheint  grau,  halbdurchsichtig, 
vollständig  homogen.  Das  vordere  Ende  verjüngt  sich  fast  zur  Spitze, 
während  das  andere  in  eine,  mehr  oder  weniger  lange,  undulirende 
Geissei  ausläuft,  deren  Durchmesser  gegen  das  Ende  hin  immer 
kleiner  wird.  Die  Geisse!  steht  in  unmittelbarer  Verbindung  mit  der 
undulirenden  Membran,  beide  unterliegen  gemeinschaftlicher  Bewegung. 
Die  Membran  stellt  sich  als  farbloser  hyaliner  Rand  dar.  Der  Kern  wird 
von  einem  rundlichen  Körperchen  gebildet,  welches  grau,  homogen, 
von  einer  helleren  Randzone  umgeben  und  meist  central  gestellt  ist. 
Nach  der  Grösse  könnte  man  Trypanosoma  majus  und  minus, 
erstere  von  65—60  ft,  letztere  von  18—22  fi  Durchmesser,  annehmen.  Die 
Bewegung  ist  spirillenförmig , mit  der  Geissei  nach  vorne  gerichtet. 
Im  Vogelblute  wurde  nur  eine  einzige  Form  des  Parasiten  gefunden, 
welche  mit  der  sichelförmigen  Trypanosoma  der  Fische  identisch 
zu  sein  scheint.  Der  Parasit  ist  bei  den  Vögeln  am  häufigsten  im 
Knochenmark  vorhanden , wo  er  sich  mit  Vorliebe  entsvickelt  und 
vermehrt.  Unter  ungünstigen  Lebensbedingungen  verliert  die  Try- 
panosoma die  undulirende  Membran  und  die  Geissei  und  nimmt  eine 
rundliche  Gestalt  an : sie  geht  gewissermassen  in  einen  „Ruhezustand1' 
über  Eine  andere  Metamorphose  führt  zur  Vermehrung  des  Parasiten., 
die  im  Allgemeinen  auf  dem  Wege  longitudinaler  oder  transversaler 
Theilung  oder  durch  Segmentation  vor  sich  gehen  kann.  Bei  der 
Segmentation  zerfällt  die  Trypanosoma  im  amoeboiden  oder 
Ruhezustände  in  eine  Anzahl  embryonaler  Kügelchen. 


Pseudoparas.  — Dermatomykose  d.  Eidechsen  — Thier.  Paras.  d.  HeustMera  in  Japan.  j23 


Betreffs  der  Einwirkung  der  Blutparasiten  auf  die  Gesundheit 
der  Thiere  neigt  sich  Verf.  der  Auffassung  zu,  dass  die  Cytozoen 
des  Vogelblutes  pathogene  Organismen  seien,  welche  unter  gewissen  Be- 
dingungen bei  Vögeln  eine  infektiöse  Krankheit  zu  erzeugen  vermögen. 

Die  auf  3 Tafeln  beigefügten  zahlreichen  Abbildungen  geben  ein 
klares  Bild  der  Entwickelungsphasen  der  beschriebenen  Blutparasiten. 

Krai  (Prag). 

Blanehard,  E.,  Pseudo-parasites’.  (Extr.  du  „Dictiounaire 
encvclopödique  des  Sciences  medicalesu.  Serie  II.  T.  XXVII. 
mai  1889.) 

Verf.  gibt  eine  fesselnd  geschriebene  und  übersichtliche  Zusam- 
menstellung der  Pseudoparasiten  und  erhärtet  die  einzelnen  Erschei- 
nungsformen durch  drastische  Beispiele.  Es  handelt  sich  entweder 
um  wirkliche  Thiere,  die,  sei  es  aus  gewisser  Geschmacksrichtung, 
oder  um  zu  täuschen,  von  Kranken  verschlungen  oder  in  die  Körper- 
öffnungen — Urethra,  Anus  u.  s.  w.  — eingeführt  worden,  oder  die 
durch  Zerfall  in  dieselben  hineingelangt  sind.  Oder  es  sind  Parasiten 
anderer  Thierarten,  der  Hunde,  Pferde,  des  Geflügels,  die  gelegent- 
lich aber  vorübergehend  noch  einmal  beim  Menschen  Vorkommen. 
Dann  sind  vielerlei  Dinge  — Speisereste,  Pflanzen theile  u.  s.  w.  — 
in  den  Ausleerungen  fälschlich  für  Parasiten  gehalten  worden,  Blatt- 
nerven  von  Gemüse,  Saftzellen  von  Apfelsinen  u.  dergl.  in.  Für 
die  Leichtgläubigkeit  der  Patienten,  die  zufällig  in  ihre  Exkremente 
gelangte  Dinge  der  Art  oder  Insektenlarven  für  Parasiten  gehalten 
haben,  führt  B.  zahlreiche,  theiiweise  ergötzliche  Beispiele  an.  Schliess- 
lich handelt  B.  die  erfundenen  und  fabelhaften  Parasiten  ab , z.  B. 
die  Furia  infernalis,  die  nochLinnd  zu  den  Nematoden  zählte. 
Neues  bringt  die  Zusammenstellung  B.’s  übrigens  nicht. 

M.  Kirchner  (Hannover). 

Blanchard,  E,,  Sur  un  nouveau  type  de  dermatomycose. 
(La  semaine  m6d.  X.  1890.  No.  44.) 

Verf.  fand  bei  einer  grösseren  Eidechse  an  der  vorderen  Hälfte 
und  an  der  Oberfläche  des  Schw-anzes  drei  dicke  Hautauswüchse  von 
warzenartiger  Beschaffenheit  und  rissiger  Oberfläche.  Es  fand  sieb, 
dass  alle  drei  erzeugt  waren  durch  Wucherungen  eines  Pilzes,  den 
er  als  zum  Genus  Salenosporium  gehörig  bezeichnet.  Alle  Arten 
dieser  Gattung  sind  Saprophvten,  die  mit  Vorliebe  auf  faulenden 
Pflanzen resten  hausen ; nur  zwei  Arten  darunter  sind  als  auf  thie- 
rischen  Kadavern  schmarotzend  bekannt,  dagegen  als  Parasit  auf  dem 
lebenden  Thiere  kannte  man  bisher  keine.  Näher  beschrieben  hat 
Verf.  den  Pilz,  um  den  es  sich  hier  handelt,  nicht;  wir  haben  es 
mit  einer  Mucedinee  zu  tbun.  (Acad  des  Sciences.  Seance  du  29.  IX.  90.) 

M.  Kirchner  (Hannover). 

Eaillict,  A.,  Les  parasites  des  animaux  domestiques  au 
Jap on.  (Le  Naturaliste.  S6r.  II.  Ann.XII.  No. 79.  pag.  142—143. 
Paris  1890.) 

Die  Veterinärsektion  der  land-  und  forstwirtschaftlichen  Schule 


124  Tbierischc  Parasitei:-  der  Hausthiere  ic  Jayau  — Echinococcus  u.  Coccidien, 


zu  Kemaba  hatte  auf  der  Pariser  Ausstellung  auch  eine  Kollektion  der 
in  Japan  vorkommenden  Parasiten  der  Hausthiere  ausgestellt,  über 
welche  R folgende  Liste  publizirt: 

1)  Eehinococcus  aus  der  Leber  vorn  Rind, 

2)  Taenia  perfoliat®  aus  dem  Dickdarm  des  Pferdes, 

3)  T.  expansa  aus  dein  Darm  von  Schafen, 

4)  T cuoumerina  aus  dem  Dünndarm  vom  Hunde, 

5)  ö)  7)  Drei  unbestimmte  Tänien  aus  Hund,  Katze  und  Huhn, 

8)  Bothriocephalus  latus  vom  Hunde, 

9)  Distoinum  hepaticum  Gitliengäugo  vom  Rind, 

10)  D.  panereaticum  n.  sp.  aus  dem  Ductus  pancreaticus 
von  Schafen, 

11)  D.  panereaticum  var.  Pankreas  von  Schafen,  dürfte 
■wohl  zu  Dist.  lan  ceolatum  gehören, 

12)  D.  pulmonale  aus  den  Bronchien  des  Hundes, 

13)  D.  endemicum  Leber  der  Katze, 

14)  Amphistomum  conieum  Hagen  des  Rindes, 

15)  Ascaris  sp.  Darm  vom  Schwein  (Asc.  lumbricoides?), 

16)  A.  megalocephala  Darm  des  Pferdes, 

17)  A.  sp.  ebendaher, 

18)  19)  A.  mystax  Darm  des  Hundes  und  der  Katze, 

20)  Eustrongylus  gigas  Niere  vom  Hund, 

21)  Strongylus  armatus  Colon  des  Pferdes, 

22)  St.  filaria  Bronchien  der  Schafe, 

23)  St.  conlortu6  Labmagen  des  Schafes, 

24)  St.  paradoxus  Bronchien  de«  Schweines, 

25)  St.  armatus  (larvae)  Beckenarterien  der  Pferde, 

26)  Dochmius  sp.  Darm  des  Hundes, 

27)  Filaria  papillosa  Leibeshöhle  des  Pferdes, 

28)  F.  i m m i t i s Herz  des  Hundes, 

29)  Spiroptera  sanguinolent.®  Muskelhaut  des  Oesopha- 
gus vom  Hunde, 

30)  Sp  microatoma  Magen  und  Darm  de»  Pferdes, 

31)  Sp.  m egastoma  Magen  des  Pferdes, 

32)  Sp,  sp.  Aorta  vom  Hund, 

33)  Trichocephalus  crenatus  Colon  vom  Schwein, 

34)  Demodex  foiliculorum  vom  Hund, 

35)  Sarcoptes  sp.  vom  Schwein, 

36)  37)  Ixodes  sp.  vom  Pferd  und  Hund, 

38)  39)  Läuse  von  Ziege  und  Schwein, 

40)  Gastrus  e qui  Magen  des  Pferdes.  M.  B ra U n (Rostock). 

Lominsky,  lieber  Symbiose  des  Echinococcus  mit  Coc- 
cidien. (Wratsch.  1890.  No.  18.)  (Russisch.] 

Verf.  fand  in  einem  Stücke  Schinken  eine  ziemlich  grosse  An- 
zahl von  Knötchen,  welche  ausschliesslich  im  Fleisch  (nie  im  Speck) 
lagen , von  rundlicher  bis  ovaler  Form  und  schmutzig-grauer  bis 
bräunlicher  Farbe  waren.  Im  Allgemeinen  waren  sie  sehr  klein ; die 
grössten  erreichten  miliare  Grösse 


Echinococcus. 


125 


Die  kleinsten  Knötchen  bestanden  aus  einer  bindegewebigen  Kap- 
sel und  feinkörnigem  Inhalt,  in  welchem  die  ovoiden  Coccidien  sehr 
scharf  hervortraten.  In  den  grösseren  fand  Verf.  ebenfalls  eine 
bindegewebige  Kapsel,  der  Inhalt  war  jedoch  von  komplizirterer  Na- 
tur. Inmitten  des  Knotens  lag  der  Echinococcuskopf  mit  seinen 
charakteristischen  Haken.  Zwischen  Kopf  und  Membran,  in  einer 
feinkörnigen  Masse,  lagen  die  Coccidien  zum  Thei!  unregelmässig 
zerstreut,  zum  Theil  in  regelmässigen  Reihen  an  der  Knotenwand, 
zum  Theil  endlich  auf  der  Oberfläche  des  Echinococcuskopfes.  In 
diesen  Knoten  fanden  sich  auch  Kalkablagerungen  sowohl  im  fein- 
körnigen Inhalt  liegend,  als  auch  die  Haken  des  Echiuococcuskopfes 
inkrustirend. 

Verf.  hält  die  gefundenen  Coccidien  für  Coccidium  ovi- 
forme,  und  glaubt,  dass  sie  durch  die  Blutgefässe  der  Knotenwand 
resp.  Echinococcusblasen  wan d in  dieselbe  eingewandert  sind. 

Steinhaus  (Warschau). 

KOnig,  F.,  Der  cystische  Echinococcus  der  Bauchhöhle 
und  seine  Eigentümlichkeiten  vor,  bei  und  nach 
der  Operation.  (Göttinger  Diss.  inaug.)  8°.  55  pp.  Leipzig  1890. 

Diese  unter  dem  Einfluss  des  gleichnamigen  grossen  Göttinger 
Chirurgen  entstandene  Arbeit  stützt  sich  auf  die  in  den  Jahren  1877 
bis  1890  an  dortiger  chirurgischer  Klinik  vorgekommenen  19  Fälle. 

Zunächst  wird  die  Ruptur  in  die  Bauchhöhle  besprochen  und 
durch  einen  operativ  geheilten  Fall  illustrirt.  Die  Ruptur  wird  als 
sehr  gefährliches  Ereigniss  aufgefasst. 

Hierauf  folgt  „der  vereiterte  Echinococcus  der  Bauchhöhle“, 
und  vier  Fälle  werden  berichtet.  In  drei  derselben  bot  der  Echino- 
coccus nach  latentem  Dasein  plötzlich  alle  Anzeichen  eines  akuten 
Eiterungsprozesses.  Punktion  ist  bisweilen  Veranlassung.  Im  Ge- 
folge der  Eiterung  kann  es  zur  amyloiden  Degeneration  kommen  (wie 
Ref.  auch  am  Falle  eines  Milzechinococcus  gezeigt  hat.  Mün- 
chener med.  Wochenschrift.  1890.  Januar),  ferner  zur  Septikämic. 

Bezüglich  der  Operationsmethoden  empfiehlt  Prof.  König  unter 
Umständen  dem  weniger  Geübten  das  Voikmann’sche  Verfahren, 
doch  hat  er  selbst  seit  1880  nur  die  einzeitige  Operation  gemacht. 
Das  Verfahren  wird  pag.  19  kurz  beschrieben.  Besonderes  Gewicht 
wird  auf  die  Anlegung  eines  „sehr  ausgiebigen  Schnittes”  gelegt,  wie 
Prof.  König  ja  überhaupt  bei  seinen  Operationen  denselben  mit 
Recht  auwendet. 

An  dieses  Kapitel  schliesst  sich  die  genauere  Erörterung  der 
„gleichzeitigen  Operation  mehrerer  Echinococcus  cysten“.  Die 
multipeln  Cysten  werden  als  nicht  selten  bezeichnet.  Die  Kenntniss 
der  grossen  Arbeit  von  Masseron  (These  de  Paris  1882  mit  92 
Fällen)  wäre  hier  von  Nutzen  gewesen.  — Als  praktisch  wichtige  Regel 
ergibt  sich  für  den  Operateur,  bei  jedem  Falle  nach  dem  Dasein 
weiterer  Cysten  zu  suchen.  Für  die  bei  solchen  Gelegenheiten  vor- 
kommenden Schwierigkeiten  bietet  der  12.  Fall  eine  treffliche,  lehr- 
reiche Illustration 

Die  diagnostischen  Schwierigkeiten  (pag.  31  ff.)  können  recht 
ix.  Bd.  9 


126 


Kmuklieiten  der  Kulturpü&nzea. 


erheblich  sein.  Das  Fremisseinent  wird  nicht  hoch  angeschlagen, 
doch  wurde  es  dreimal  wahrgetiommeu.  Die  Probepunktionen,  selbst 
mit  Pr avaz  scher  Spritze  werden  verworfen  und  sind  seit  1882  in 
Göttingen  proskribirt.  Eröffnung  der  Bauchhöhle  mit  „grossem 
Schnitt“  soll  die  Operation  einleiteu. 

Ausführlich  besprochen  wird  (pag.  39—55)  der  Gallenausfluss 
nach  der  Operation  (5  Fälle).  Die  Gefahr  desselben  liege  darin,  dass 
er  die  Leistungsfähigkeit  des  Organismus  durch  Nutritionsstöruug 
sehr  herabsetzt  und  schwächere  Individuen  gegen  Komplikationen 
widerstandslos  macht. 

Die  Arbeit,  eine  reife  Frucht  aus  der  klinischen  Thätigkeit  eines 
grossen  Chirurgen,  muss  dringend  empfohlen  werden. 

J.  Ch.  Huber  (Memmingen). 

Brios! , Giovanni,  Rassegna  delle  principali  malattie 
sviluppatesi  sulle  piante  culturali  ne  11’  anno  1887, 
delle  quali  si  6 occupato  il  Laboratorio  Crittoga- 
m i c o.  ( Atti  dell’  istituto  botanico  dell’  universitä  di  Pavia.  Ser.  II. 
Vol.  I.  p.  289—292.) 

Der  berühmte  italienische  Phytopatholog  gibt  eine  Uebersicht  der 
im  Jahre  1887  von  ihm  untersuchten  Krankheiten  an  Kulturpflanzen 
seines  Vaterlandes. 

Krankheiten  des  Weins: 

Peronospora  (Peronospora  viticola  de  Bary)  trat 
später  und  weniger  intensiv  auf,  als  im  Jahre  1886,  aber  verbreitete 
sich  über  grössere  Gebiete,  als  in  den  Vorjahren,  wie  die  folgende 
Aufzählung  der  befallenen  Orte  zeigt. 

Rot  bianco  (Con  iothyrium  diplodiella  (Speg.)  Sacc.) 
wurde  wegen  seiner  grossen  Aehnlichkeit  mit  dem  Black-Rot  der 
Amerikaner  eingehend  studirt  (Phoma  uvicola  Berk,  et  Curt.); 
die  Schädlichkeit  jenes  steht  derjenigen  dieses  sehr  nach. 

Antracnosi  (Sphaceloma  ampelinum  de  Bary). 
Dieser  Parasit  hat  nur  geringe  Verbreitung  erlangt,  ist  aber  ent- 
schieden schädlich.  Weisse  Trauben  haben  sich  nicht  in  höherem 
Grade  intizirbar  erwiesen,  als  andere. 

Macroplioma  reniformis  und  Macrophoma  flaccida 
(Viala  et  Ravaz)  fanden  sich  auf  trockenen  und  kranken  Trauben 
von  Stradella,  Casteggio  und  Voghera. 

Crittogama  commune  (Oidium  Tuckeri  Berk,  et 
Curt.).  Obgleich  dieser  Parasit  lange  Zeit  auf  bestimmte  Gebiete 
eingeengt  blieb,  erschien  er  in  diesem  Jahre  auch  da,  wo  man  die 
Weinstöcke  sich  selbst  überlassen  hatte  oder  nur  mit  einfachen  Lö- 
sungen von  Kupfervitriol  behandelt  hatte. 

Fitoptosi  (Pnytoptus  viti^  Landois).  Obgleich  die 
durch  diesen  Pilz  zugefügten  Schäden  nicht  schwere  sind,  so  ist  der 
Schmarotzer  doch  fortwährend  in  Ausbreitung  begriffen. 

Von  den  übrigen  beobachteten'  Pflanzenkrankheiten  seien  fol- 
gende angeführt: 

Olivo  (OleaEuropaea) da Vollano (Lueca) mit  Fumago  Oleae. 

0 1 i v o (0  1 e a E ur  o p a e a}  da  Vellano  (Lucea)  aut  Coccus  Oleae. 


Kr&nklieiteu  iler  Kulturpflanzen 


127 


0 1 i v o (Olea  Europaea)  da  Porto  Maurizio  mit  Phlaeotrips 
0 1 e ae. 

Oliyo  (Olea  Europaea)  da  Roma  mit  Rogna. 

Rosa  (Rosa  spec.  coltivata)  da  Pavia  mit  Phragmidium  in- 
crassatum. 

Rosa  (Rosa  spec.  coltivata)  da  Pavia  mit  H y 1 o th  orn  a pagana. 

Pesco  (Amygdalus  Persica)  da  Asti  mit  Gommosi. 

Gelso  (Morus  alba)  da  Macerata  mit  Septoria  Mori. 

Agrumi(Cilru8  deliciosa)da  Casale  mit  Larven  von  Cr  y s opa 
spec. 

Agrumi  spec.  coltivata  da  Scio  mit  Coccus  Hesperidum. 

Pero  (Pvrus  communis)  da  Modena  mit  Phytoptus  pyri. 

Canepa  (Cannabis  sativa)  da  Forli  mit  P h y 11  o s t i c t a spec. 

Canepa  (Cannabis  sativa)  da  Pavia  mit  Septoriacannabina. 

Sorbo  (Sorbus  ancuparia)  da  Como  mit  Ceratitium  cor- 
n utum. 

Trifoglio  (Trifolium  campestre)  daPavia  mitPolythri- 
n ici  um  trif ol  i i. 

Batate  (Solanum  tuberosum)  da  Chioggia  mit  Phytoph- 
thora infestans. 

Frumento  (Triticum  vulgare)  da  Stradella  mit  Ustilago 
Carbo. 

Frumento  (Triticum  vulgare)  da  Pavia  mit  Puccinia  gra- 
min is. 

Frumento  (Triticum  vulgare)  da  Roma  mit  CI  ad  o s p o ri  um 
herbarum. 

Frumento  (Triticum  vulgare)  da  Roma  mitSaperda  gra- 
cilis. 

Rizo  (Oryza  sativa)  da  Pavia  mit  Brusone. 

Cavolo  (Brassica  oleracea)da  Pavia  mit  Alternaria  bras- 

sioae. 

Spinacio  (Spiuacia  oleracea)  da  Barcellona  mit  Perono- 
spora  effusa.  Kohl  (Marburg). 

Yarendorff,  vt,  Ueber  die  Kiefernachütte.  (Forstliche 
Blätter.  1890.  Heft  4.  p.  97—104) 

Die  Schütte  ist  bekanntlich  eine  die  Kiefern  bis  etwa  zum 
10jährigen  Alter  befallende,  überall  verbreitete  und  häufig  epidemisch 
auftretende  Krankheit,  welche  besonders  aber  die  2jährigen  Kiefern- 
pflänzchen ergreift.  Sie  äussert  sich  darin,  dass  die  Nadeln  beim 
Erwachen  der  Vegetation  meist  ziemlich  plötzlich  roth  werden,  ein- 
zelne dunklere  Punkte,  die  Sporenlager  eines  Pilzes,  zeigen  und 
im  Laufe  des  Frühjahres  und  Sommers  abfallen,  während  die 
jungen,  empfindlichen  Knospen  saftig  und  gesund  sind.  Verf. 
schildert  nach  eigenen  Beobachtungen  den  Verlauf  der  Krankheit 
aus  einer  Reihe  von  Gegenden;  in  manchen  derselben,  z.  B.  Schles- 
wig, ist  durch  sie  der  Anbau  der  Kiefer  unmöglich  geworden,  in 
anderen  Revieren  gelang  ein  leidlicher  Kulturzustand  der  Saatkämpe 
nur  mit  Hilfe  der  Fichte.  Besonders  gewüthet  hat  die  Krankheit 
von  Anfang  der  siebziger  Jahre  bis  zum  Jahre  1885,  wo  ihre  Heftig- 

9* 


128 


Untersucbungsmethodeu,  Instrumente  etc. 


keit  und  Verbreitung  sehr  nachliess.  Ungeeignetes  Klima  wie  nasse 
und  Winter  kühle  Sommer,  Beschattung  der  Pflänzchen,  Bodenarmuth 
oder  nasser,  mooriger  Boden,  Schädigung  der  Wurzeln,  gedrängterStand 
der  Pflanzen,  Hinderung  der  Luftzirkulation,  Graswuchs  und  Unkraut 
begünstigen  die  Ausbreitung  der  Krankheit.  Verf.  vertheidigt  die 
Ansicht,  dass  Hysterium  Pinastri  der  Erreger  der  Krankheit 
ist  und  tritt  den  Erklärungen  durch  andere  Ursachen,  wie  Boden- 
armuth, Frost,  gefrorener  Boden,  aus  welchem  die  Verdunstung 
der  Blätter  nicht  ersetzt  werden  kann,  u.  s.  w.  entgegen.  Ein 
sicheres  Mittel  zur  Bekämpfung  gibt  es  nicht.  Verhinderung  der 
erwähnten , die  Schütte  begünstigenden  Umstände  dient  zur  Ver- 
minderung des  Schadens.  Br  ick  (Karlsruhe). 

Tubeuf,  K.  v.,  Ueber  eine  neue  Krankheit  der  Weisstanne 
und  ihre  forstliche  Bedeutung.  Vorläufige  Mittheilung. 
Zeitschrift  für  Forst-  und  Jagdwesen.  1890.  Heft  5.  p.  282 — 85). 

Ausser  den  durch  die  Arbeiten  von  Hartig  schon  bekannten 
Feinden  des  Holzes  der  Weisstanne  (Pol  ypor  us  fulvus,  Tra- 
raetes  Pini,  Tr.  radiciperda  und  Agaricus  melleus)  hat 
Verf.  auch  P oly por us  sulphureus  gefunden  und  einen  bisher  als 
schädlichen  Parasiten  noch  unbekannten  Pilz,  Agaricus  adiposus 
F r.,  welcher  bisher  nur  an  lebenden  Buchen  und  gefälltem  Holze 
beobachtet  worden  ist.  Derselbe  bricht  mit  seinen  sich  häufig  und 
massenhaft  bildenden  und  durch  ihre  schöne  gelbe  Farbe  sich  aus- 
zeichnendeu  Fruchtkörpern  aus ' Wunden,  Rindenrissen,  Spechtlöchern 
und  besonders  häufig  aus  den  Krebsstellen  von  Aecidium  ela- 
tinum  aus  der  Weisstanne  hervor.  Er  bewirkt  durch  seine  Holz- 
zersetzung neben  dem  Polyporus  fulvus  das  Brüchig  werden 
dieser  Krebsstellen.  Das  zersetzte  Holz  hat  einen  gelben  bis  gelb- 
braunen Ton  und  ist  von  dem  Mycel  nach  allen  Pachtungen  durch- 
setzt, besonders  aber  verbreiten  sich  dichte,  weisse  Mycelstränge 
in  der  Jahresringfläche,  und  erscheint  das  Holz  auf  dieser  inselartig 
zerfressen.  Die  Endzersetzung  zeigt  uns  ein  in  die  Jahresringe 
zerblättertes  Holz,  welches  unregelmässig  zart  durchbrochen  ist. 

Br  ick  (Karlsruhe). 


Untersuchungsmethoden,  Instrumente  etc. 

Kleinere  Mitteilungen  zur  bakteriologischen  Technik1). 

Von 

W.  Prausnitz. 

Mit  2 Abbildungen 

I.  Vorrichtung  zum  Abimpfen  einzelner  Kolonieen 
von  der  Koch 'sehen  Platte. 

Unter  den  Manipulationen,  die  bei  bakteriologischen  Untersuchun- 
gen auszuführen  sind,  befindet  sich  eine,  welche  öfters  grosse  Scbwie- 


1)  Nach  einem  Vortrag,  gehalten  ir.  der  Gesellschaft  fUr  Morphologie  und  Physiologie 
su  München  am  28.  Juli  1890.  — Abdruck  aus  Münch,  med.  Woehenschr.  1890.  No.  48, 


Untersuchungsmethoden,  Instrumente  etc. 


129 


rigkeiten  bereitet,  nämlich  das  Abimpfen  einzelner  Eolonieen  von  der 
Koeh’schen  Platte, 

Zur  Erleichterung  desselben  habe  ich  einen  kleinen  Apparat 
konstruirt,  der  an  jedes  Objektiv  eines  Mikroskopes  leicht  UDd  rasch 
angeschraubt  werden  kann.  Derselbe  besteht  aus  einem  Metall  ring, 
welcher  an  der  einen  Seite  zusammengeschraubt  werden  kann.  An 
seiner  anderen  Seite  ist  ein  Metallstück  angesetzt,  in  welchem  eine 
Rinne  verläuft,  die  zur  Aufnahme  eines  kleinen  fahnenförmigen  Pla- 
tinblecbes  dient.  Die  Rinne  ist  so  gearbeitet,  dass  das  am  oberen 
Ende  etwa  1 mm  breit  rechtwinklig  abgebogene  Platinblech  leicht 
eingesetzt  und  herausgezogen  werden  kann , wenn  es  aber  eingefügt 
ist,  vollkommen  fest  sitzt. 

Die  Verwendung  des  Apparates  ist  aus  der  beiliegenden  Zeich- 
nung ersichtlich.  Beim  Abimplen  wird  die  Platinnadel  in  den  Aus- 
schnitt des  Platinbleches  gelegt,  so  dass 
das  Ende  der  Nadel  etwa  2 mm  von 
der  abzuimpfenden  Kolonie  entfernt  ist; 
die  den  Glasstab  haltende  Hand  stützt 
sich  auf  den  Rand  des  Objekttisches 
oder  auch  auf  eine  kleine  neben  dem 
Objekttisch  in  gleicher  Höhe  stehende 
Holzbank.  Dann  kann  man  das  Auge 
dem  Ocular  nähern,  ohne  fürchten  zu 
müssen,  dass  der  Platindraht  aus  der 
ihm  anfänglich  gegebenen  Lage  verrückt 
wird. 

Beim  Gebrauch  des  Apparates  ist 
das  Abimpfen  bedeutend  erleichtert, 
besonders  ist  die  Gefahr  in  andere,  als  die  gewünschte  Kolonie  ein- 
zudringen, bei  kurzer  Einübung  nicht  mehr  vorhanden. 

Ein  weiterer  Vortheil  ist  es,  dass  man  nun  uicht  mehr  nach  er- 
folgter Abimpfung  an  das  Objektiv  anstossen  kann. 

Da  das  Platinblech  mit  einer  Pincette  leicht  herausgezogen,  in 
der  Flamme  geglüht  und  dann  wieder  eingesetzt  werden  kann,  ist 
man  vor  zufälligen  Verunreinigungen,  wie  sie  früher  durch  Anstossen 
au  das  Ocular  möglich  waren,  gesichert. 

Der  kleine  Apparat  wird  von  Herrn  Hofinstrumectenmacher 
Katsch,  München,  Schillerstrasse,  angefertigt.  Bei  Bestellung  ist 
entweder  das  Objektiv  einzusenden,  oder  die  Stärke  desselben  genau 
anzugeben. 

n.  Apparat  zur  Anfertigung  von  Esmarch’scher  Roll- 
kulturen. 

Der  in  nebenstehender  Figur  wiedergegebene  Apparat  besteht 
aus  einem  10  cm  hohen,  23  cm  breiten  und  19  cm  tiefen  Blechkasten. 
In  der  Mitte  der  beiden  Schmalseiten  ist  am  oberen  Rande  eine 
kleine  Vertiefung  angebracht,  in  welche  die  Axe  einer  Rolle  zu  liegen 
kommt.  An  der  Axe  sind  in  Entfernung  von  14  cm  von  einander 
2 runde  Blechscheiben  befestigt,  in  deren  Peripherie  10  runde  Löcher 
eingeschnitten  sind. 


UutersuchuagsmetliodeD,  Instrumente  etc. 


130 


Beim  Gebrauch  wird  der  Kasten  mit  10 — 12°  warmem  Wasser 
gefüllt,  in  die  Löcher  der  Rolle  die  mit  der  verflüssigten  Gelatine 
versehenen  Reagensgläser  eingelegt  und  die  Kurbel  so  lange  gedreht, 

bis  die  Gelatine  erstarrt  ist. 
Man  erhält  dann  die  Gela- 
tineschicht an  der  Wand  der 
Gläser  ganz  gleichmässig 
ausgebreitet,  besonders  wenn 
man  darauf  achtet,  dass  der 
Kasten  horizontal  steht  und 
dass  in  den  Gläsern  die  ge- 
hörige Gelatinemeuge  vor- 
handen. Am  besten  ist  es, 
wenn  die  Gläser  bis  zu  l/* 
der  gesainmten  Höhe,  excl. 
Wattestopfer,  mit  Gelatine  gefüllt  sind.  Abgesehen  von  der  Möglichkeit, 
die  Gelatine  ganz  gleichmässig  auszubreiten,  was  besonders  dann  von 
Yortheil,  wenn  die  Kolonieen  gezählt  werden  müssen,  bietet  der 
Apparat  noch  die  Annehmlichkeit,  eine  grössere  Anzahl  derartiger 
Rollkulturen  zu  gleicher  Zeit  zu  vollenden. 

Der  Apparat  ist  vollständig  lackirt  bei  Ulrich  und  Reinig, 
München,  Zweigstrasse  6,  für  den  Preis  von  8 Mk.  zu  beziehen. 

III.  Apparat  der  bakteriologischen  Wasserunter- 
suchung. 

Die  Erfahrung,  dass  sich  der  Bakterien gehalt  der  Wässer,  bald 
nachdem  sie  ihren  natürlichen  Bedingungen  entzogen,  bedeutend 
ändert,  macht  es  nothwendig,  die  Wässer  möglichst  bald  nach  ihrer 
Entnahme  zu  untersuchen  und  zwar  werden  diejenigen  Untersuchungen 
die  genauesten  Resultate  ergeben,  welche  sofort  nach  der  Entnahme 
an  Ort  und  Stelle  ausgeführt  sind. 

Ich  habe  deshalb,  da  ich  in  den  letzten  Jahren  vielfach  ausser- 
halb des  Laboratoriums  Wässer  bakteriologisch  zu  untersuchen  genöthigt 
war,  einen  Apparat  zusammengestellt,  der  in  kompendiöser  Form 
alles  das  enthält,  was  man  zu  einer  bakteriologischen  Wasserunter- 
suchung gebraucht. 

Der  Apparat  besteht  aus  einem  22  cm  breiten,  19  cm  tiefen 
und  12  cm  hohen  verschliessbaren  Blechkasten.  In  diesen  Kasten 
ist  ein  zweiter  eingefügt,  welcher  jedoch  nur  8 cm  hoch  ist  und  in 
3 Fächer  getheilt  ist.  In  dem  ersten  Fach  liegt  der  Thermometer, 
einige  Glaspipetten  und  ein  zum  Schreiben  auf  Glas  sehr  gut  ver- 
wendbarer F a b e r ’ scher  Fettstift.  Das  zweite  bietet  Platz  für  20  Stück 
19—20  nun  weite  und  17  cm  hohe  Gelatineröhren.  Im  dritten  befindet 
sieb  ein  kleines  Blechgefäss,  das  man  mittelst  einer  besonderen  Vor- 
richtung an  einen  Stock  befestigen  kann,  um  aus  Flüssen  vom  Ufer 
entfernt  Wasserproben  entnehmen  zu  können.  Sodann  enthält  es  ein 
zweites  Blechgefäss,  mit  Untersatz  und  Spiritusflamme  zur  Herstellung 
von  warmem  Wasser  für  Verflüssigung  der  Gelatineröhren,  weiterhin 
eine  Blechsehachtel  mit  Gummiklappen  und  2 kleinen  Glasflaschen 
mit  Spiritus. 


Untersuchungsmethoden,  Instrumente  etc. 


131 


Wird  dieser  zweite,  die  vorgenannten  Utensilien  enthaltende  Kasten 
aus  dem  ersten  herausgenommen,  so  kann  man  letzteren  zur  An- 
fertigung der  Esmarch’ sehen  Rollkulturen  nach  der  weiter  oben 
beschriebenen  Methode  benutzen.  Die  zu  diesem  Zweck  nothwendige 
Rolle  ist  zusammenlegbar  konstruirt,  ihre  einzelnen  Theile  haben 
in  dem  unteren  Theil  des  Kastens  Platz  gefunden. 

Mit  einem  derartigen  Apparat  habe  ich  vielfache  Wasserunter- 
suchungen unter  den  ungünstigsten  Verhältnissen  ausgeführt.  Ich 
hatte  dabei  die  Gewissheit,  dass  die  von  mir  gefundenen  Zahlen  ab- 
solut genau  waren,  da  eine  Veränderung  des  Bakteriengehalts  des 
Wassers  bei  den  immer  an  Ort  und  Stelle  vorgenommenen  Unter- 
suchungen ausgeschlossen  war  und  weiterhin  die  Annehmlichkeit,  für 
die  bakteriologische  Wasseruntersuchung  besonders  aufgefangene , in 
Eis  transportirte  Wasserproben  nicht  erst  ins  Laboratorium  bringen 
zu  müssen. 

Selbstverständlich  kann  der  Apparat  auch  für  anderweitige, 
ausserhalb  des  Laboratoriums  anzustellende  bakteriologische  Unter- 
suchungen (Milch,  Boden  u.  s.  w.)  gut  verwerthet  werden. 

Der  Apparat  ist  von  der  Firma  Johannes  Gr  ein  er  in  München, 
Neuhauserstrasse  49,  geschickt  und  sauber  zusammeBgestellt  für  den 
Preis  von  18  M.  zu  haben. 

IV.  Eine  neue  Methode  zur  Anfertigung  von  Dauer- 
kulturen. 

Während  die  bisher  zur  Anfertigung  von  Dauerkulturen  rnitge- 
theilten  Methoden  sehr  komplizirt  waren  und  nur  besonders  für  die- 
sen Zweck  hergestellte  Kulturen  zu  konserviren  gestatteten,  verbindet 
das  vod  mir  versuchte  Verfahren  den  Vorzug  der  Einfachheit  mit 
dem  allgemeiner  Verwendbarkeit. 

Ich  konservire  die  Roll-  und  Stichkulturen  — auch  verflüssigen- 
der Arten,  wenn  die  Verflüssigung  noch  nicht  allzuweit  vorgeschritten 
— indem  ich  in  die  Röhrchen  eine  Gelatinelösung  giesse,  welcher 
ein  Desinficiens  zugesetzt  ist.  Die  Gläser,  welche  die  zu  konserviren- 
den  Kulturen  enthalten,  werden  in  Eiswasser  gestellt,  der  Wattepfropf 
entfernt  und  antiseptische,  gerade  noch  flüssige  Gelatinelösung  mit- 
telst einer  tief  ins  Glas  eingeführteu  Pipette  langsam  bis  oben  ein- 
gegossen. Das  Glas  wird  dann  mit  einem  Korkstopfen  verschlossen, 
der  am  Rande  des  Glases  abgeschnitten  und  zur  Vermeidung  der 
Austrocknung  der  Gelatine  versiegelt  wird. 

Die  Wahl  des  zuzusetzenden  Desinficiens  hat  mir  erst  Schwierig- 
keiten bereitet,  da  die  zumeist  gebrauchten  Desinficientien  die  Gela- 
tine entweder  verflüssigen  oder  eine  Trübung  verursachen.  Am  ge- 
eignetsten erwiesen  sich  eine  5-proz.  Essigsäure  und  eine  1-proz.  Kar- 
bolsäuregelatine. Bei  Bereitung  derselben  ist  die  Gelatine  natürlich 
ohne  Zusatz  von  Fleischwasser  und  Pepton  durch  Kochen  mit  ge- 
schlagenem Eiereiweiss  zu  klären  und  nach  beendeter  Filtration  die 
Säure  zuzusetzen. 

Das  Verfahren  hat  den  Vortheil,  jede  beliebige  Kultur,  die  ge- 
rade geeignet  erscheint,  konserviren  zu  können.  Ich  besitze  derartige 
Dauerkulturen,  welche  nunmehr  2 Jahre  sich  vollkommen  unverändert 


132  Schutzimpfung,  kiiustl.  Infektionskrankheiten,  Gutwickelungshemmung  etc. 


erhalten  haben.  Wenn  ich  auch  nicht  verschweigen  kann,  dass  bei 
einem  Theil  derartig  hergestellter  Kulturen  nach  einem  halben, 
manchmal  auch  erst  nach  einem  Jahre,  aus  mir  übrigens  unerklär- 
lichem Grunde,  Verflüssigung  eiugetreten  ist,  so  dürfte  das  Verfahren 
dennoch  besonders  für  Unterrichtszwecke  als  sehr  zweckmässig  zu 
empfehlen  seiu. 


Botkm,  S.,  Eine  einfache  Methode  zur  Isolirung  auaerober  Bakterien.  (Zeitschr.  f.  Hy- 
giene. Bd.  IX.  1890.  Heft  2.  p.  383 — 388.) 


Schutzimpfung,  künstliche  Infektionskrankheiten,  Entwick- 
lungshemmung und  Vernichtung  der  Bakterien  etc. 

Steril,  Rick.,  Ueber  die  Wirkung  des  menschlichen  Blu- 
tes und  anderer  Körperflüssigkeiten  auf  pathogene 
Mikroorganismen.  (Zeitschrift  f.  klin.  Medicin.  Bd.  XVIII. 
Heft  1 und  2.) 

Verf.  entnahm  mittels  sterilisirter  Schröpfschnepper  von  der 
desinfizirten  Haut  in  desinfizirte  Schröpfköpfe  Blut.  Es  gelang  fast 
stets  — wie  sich  der  Autor  durch  das  Plattenverfahren  überzeugte 
— steriles  Blut  zu  erhalten.  Das  Blut  wurde  aus  den  Schröpfköpfen 
in  sterile  Glasgefässe,  die  mit  Glasstöpseln  versehen  waren,  gegossen, 
hier  durch  Schütteln  mit  sterilem  Kies  oder  Glasperlen  vollständig 
defibrinirt,  dann  mittels  steriler  Pipetten  in  Portionen  zu  6 — 8 Tro- 
pfen in  sterile,  mit  Wattepfropien  versehene  Reagensgläser  einge- 
füllt. Zur  Impfung  wurden  meist  Aufschwemmungen  von  Agar  oder 
Gelatinekulturen  benutzt.  Nur  bei  dem  Versuche  mit  Milzbrand- 
bacillen wurden  Aufschwemmungen  von  der  Milz  einer  eben  an  Milz- 
brand verendeten  Maus  — oder  ca,  8 Stunden  alte  Bouilloukulturen, 
die  sich  mikroskopisch  sporenfrei  erwiesen  — verwendet.  Bei  jedem 
Versuche  wurde  ein  Theil  der  Blutproben  vor  dem  Impfen  M2  Stunde 
lang  auf  55  Grad  oder  kurze  Zeit  auf  60  Grad  erwärmt.  Nach  der 
Impfung  wurden  die  Reagensgläschen  mit  Gummikappen  überzogen 
und  in  den  Thermostaten  bei  37  Grad  gestellt  und  nach  verschieden 
langer  Zeit  mit  Agar-Agar  oder  Gelatine  zu  Platten  ausgegossen. 

Ferner  wurden  in  derselben  Art  Versuche  angestellt  mit  pleuriti- 
schem  Exsudat,  peritonealem  Transsudat,  Hydroceleflüssigkeit  und  dem 
Inhalt  einer  Brandblase.  Aus  den  zahlreicben,  in  Tabeilenforrn  be- 
schriebenen Versuchen  zieht  der  Verf.  folgende  Resultate: 

1)  Menschliches,  defibrinirtes  Blut  ist  im  Stande,  gewisse  patho- 
gene Bakterien  abzutödten.  Am  stärksten  wirkt  dasselbe  auf 
den  Bacillus  cholerae  asiaticae,  etwas  weniger  auf 
den  Bacillus  typhi  abdominalis,  noch  weniger  auf  den 
Fried länder ’schen  Pneumoniebacillus ; 

2)  die  Exsudate  und  Transsudate  zeigen  dieselben  Eigenschaften 
und  zwar  in  derselben  Intensität; 


Schutzimpfung,  kiinstl  Infektionskrankheiten,  Entwickelongshemmung  etc.  133 


3)  die  Wirkung  des  Blutes  und  anderer  Körperflüssigkeiten  scheint 
bei  verschiedenen  Individuen  und  selbst  bei  denselben  Indivi- 
duen zu  verschiedenen  Zeiten  nicht  unerheblichen  Schwankungen 
in  Bezug  auf  ihre  Intensität  zu  unterliegen; 

4)  das  Blut  bei  akuten  Infektionskrankheiten  (Typhus  abdom., 
Pneumonie)  zeigt,  soweit  die  bisherigen  Untersuchungen  ein  Ur- 
theil  gestatten,  keine  erhebliche  Veränderung  bezüglich  seiner 
antibakteriellen  Wirkung; 

5)  andere  pathogene  Mikroorganismen  (Bac.  anthracis,  Bae. 
diphther.,  Staphyloc.  pyog.  alb.  und  aur.,  Streptoc. 
pyog.)  zeigen  entweder  sofort  nach  dem  Eindringen  in  das 
Blut  oder  nach  einer  anfänglichen  Verzögerung  reichliches 
Wachsthum  in  demselben. 

Die  bakterientödtende  Wirkung  des  menschlichen  Blutes  und 
anderer  Körperflüssigkeiten  wird  durch  Bj-stündige  Erwärmung  auf 
60  Grad  vollständig  aufgehoben 

Der  Verf.  betont  zum  Schluss,  dass  nur  die  fortgesetzte  Er- 
forschung der  Einzelthatsachen  uns  dem  Verständniss  der  verschie- 
denen Ursachen  der  Immunität  näher  bringen  kann. 

T renkmann  (Eilsleben). 

Gibier,  Pani,  Antirabic  inoculations.  Sensations  ex- 
perienced  by  inoculated  persons.  How  immunity  is 
attained.  (The  Journ.  of  the  Americ.  Med.  Ass.  Vol.  XV.  1890. 
No.  11.) 

Wie  die  Direktoren  und  Assistenten  in  Impfanstalten  gegen  die 
Tollwuth  sich  impfen,  um  sich  gegen  eine  zufällige  Impfung  bei 
ihren  täglichen  Manipulationen  mit  virulentem  Material  zu  schützen, 
impfte  der  Verf.  sowohl  sich  selbst,  als  auch  zwei  seiner  Assistenten 
und  einen  am  Laboratorium  beschäftigten  Knaben.  Der  letztere 
beklagte  sich  nur  über  lokale  Empfindlichkeit,  Mattigkeit  und  ge- 
ringe nächtliche  Störungen , während  die  Uebrigen , mehr  geeignet 
für  Beobachtungen,  auch  thatsächlich  solche  machten,  die  dem  Verf. 
wertb  zur  Veröffentlichung  schienen. 

Die  Reihe  der  Impfungen  begann  am  27.  März  1890  mit  14 
Tage  altem  Mark  und  endeten  am  10.  April  mit  2 Tage  altem  Ma- 
terial. Die  subkutanen  Injektionen  riefen  in  den  ersten  vier  Tagen 
eine  leichte  Entzündung  hervor,  welche  sich  bei  dem  einen  etwas 
weiter  ausbreitete,  ohne  aber  hart  zu  werden.  Während  der  Nacht 
war  der  Schlaf  etwas  gestört  durch  Empfindlichkeit  an  der  Impf- 
stelle. Während  der  ersten  10  Tage  waren  die  Symptome  ziemlich 
dieselben.  Die  Körpertemperatur  stieg  leicht,  ohne  dass  sich  jedoch 
entscheiden  Hess , ob  diese  Steigerung  durch  die  injizirte  Masse  oder 
durch  die  in  Folge  der  Einspritzung  selbst  entstandene  Entzündung 
herbeigeführt  war.  Am  10.  Tage  schien  sich  das  Gewebe  an  die 
injizirte  Flüssigkeit  angepasst  zu  haben,  die  Reaktion  war  schwächer, 
der  Schmerz  nahm  ab  und  drei  Tage  nach  der  letzten  Injektion 
blieben  nur  noch  Spuren  der  Einspritzungen  zurück  Auf  die  Frage, 
ob  nun  hierdurch  Immunität  erlangt  sei,  geht  der  Verf.  in  einer 
höchst  eigenthümlichen  Weise  ein.  Er  gebt  dabei  zunächst  auf  eine 


134  Schutzimpfung,  künstl.  Infektionskrankheiten,  Entwickelungshemmung  etc. 


früher  von  ihm  aufgestellte  Hypothese  (er  nennt  sie  „Theorie“)  ein, 
in  welcher  er  das  Wesen  der  Immunität  zu  erklären  sucht.  Für  ihn 
ist  die  Immunität  eine  Erscheinung  des  Zellengedächtnisses. 
„Die  Zellen  sind  kleine  individualisirte  Wesen,  im  entsprechenden 
Verhältniss  mit  den  wesentlichen  Prinzipien  des  lebenden  Wesens, 
so  wie  wir  es  erkennen,  begabt.  Als  solche  besitzen  sie  Gedächtniss- 
vermögen  und  erinnern  sich  jeder  Zeit,  in  der  sie  durch  eine  Krank- 
heit angegriffen  wurdeD,  — wenn  man  will  automatisch  — , aber  sie 
erinnern  sich,  wie  sie  den  Eindringling  (ich  meine  das  Mikro 
.bion),  welcher  sie  angriff,  sich  vom  Halse  schafften,  und  wenn 
wiederum  angegriffen , wissen  sie  nun  sofort , welche  Maassregeln 
nötliig  sind,  um  den  Feind  zu  verhindern,  festen  Fuss  in  ihnen  zu 
fassen.“ 

Der  Verf.  verlangt  zwar  selbst  nicht,  dass  man  daran  glauben 
soll,  weist  aber  doch  darauf  hin,  dass  die  neuesten  Arbeiten  von 
Metschnikoff  dieser  „Theorie“  zur  Bestätigung  dienen. 

Verf.  beschreibt  nun  noch  eine  Anzahl  nervöser  Erschei- 
nungen, welche  er  und  seine  Assistenten  während  der  Impfzeit  an 
sich  wahrgenommen,  welche  zeigten,  dass  gewisse  Gebiete  des  Nerven- 
systems zu  einer  ungewöhnlichen  Thätigkeit  angeregt  waren.  IV, 
Monat  nach  der  letzten  Impfung  befanden  sich  alle  drei  in  nur  irgend 
wünschenswerther  Gesundheit.  Zum  Schluss  wird  noch  erwähnt, 
dass  die  16  von  tollen  Hunden  gebissenen  und  geimpften  Personen 
gesund  blieben,  während  ein  gebissener  und  nicht  geimpfter  Mann 
und  Hausthiere  der  Tollwuth  erlagen.  Migula  (Karlsruhe), 

Petersen,  Ueber  die  antibakterielle  Wirkung  der  Ani- 
linfarben [Pyoktanin  Merk’s].  (St.  Petersburger  med. 
Wochenschr.  1890.  Nr.  27.) 

Fessler,  Erfahrungen  über  die  bakter ientödten d e Wir- 
kung der  Anilinfarben.  (Münchener  med.  Wochenschrift. 
1890.  Nr.  25.) 

darrt»  und  Troje,  Chirurgische  und  bakteriologische 
Erfahrungen  über  das  Pyoktanin.  (Münchener  med. 
Wochenscbr.  1890.  Nr.  25.) 

Stilling’s  Aufsehen  erregende  Veröffentlichungen  über  die 
desinfizirende  Kraft  der  Anilinfarben,  speziell  des  als  Pyoktanin 
bezeichneten  Methylvioletts  (Referat  in  dieser  Zeitschrift.  Bd.  VHI. 
Nr.  5)  haben  die  4 Verfasser  der  vorliegenden  Aufsätze  zu  Ver- 
suchen mH  diesem  Mittel  angeregt. 

Ein  begeisterter  Anhänger  des  Pyoktanins  ist  Petersen.  Er 
hat  theils  im  städtischen  Alexanderhospital  und  in  einer  Poliklinik  zu 
Petersburg,  theils  in  seiner  Privatpraxis  zahlreiche  Versuche  damit 
angestellt  und  rühmt  besonders  die  Wirkung  des  Mittels  bei  Ulcus 
molle.  Gleichgültig,  ob  jenes  in  Form  eines  Stiftes  oder  als  Streu- 
pulver oder  als  Pinselwasser  angewendet  wurde,  jedesmal  heilten 
die  Schankergeschwüre  nach  wenigen  Tagen  auch  in  solchen  Fäl- 
len, wo  das  Jodoform  erfolglos  blieb.  Der  Verf.  hebt  ferner  die 
günstigen  Erfolge,  welche  er  mit  dem  Pyoktanin  bei  Ozaena  syphi- 
litica, bei  der  Desinfektion  einer  Operatiouswunde  und  bei  Äugen- 


Schutzimpfung,  künstl.  Infektionskrankheiten,  Entwickelungshemmung  etc.  ^35 


leiden,  wie  Conjunctivitis,  Keratitis , Iridocyclitis  erreichte,  hervor 
und  erwähnt  endlich,  dass  die  Flecken,  welche  das  Mittel  bei  un- 
vorsichtigem Gebrauch  an  den  Händen  und  au  der  Wäsche  erzeugt, 
durch  Acid.  hydrochloric.  dilut.  leicht  entfernt  werden  können. 
Jedenfalls  habe  das  Methylviolett  in  den  von  ihm  behandelten 
Fällen  mindestens  den  gleichen  Erfolg  wie  das  Jodoform  erzielt, 
und  besitze  dasselbe  vor  dem  letztgenannten  Mittel  den  grossen 
Vorzug  der  Geruchlosigkeit. 

Auch  Fessler  lobt  das  Pyoktanin.  Er  hat  in  der  chirurgi- 
schen Klinik  der  Universität  München  eiternde  Wunden,  welche 
z.  Th.  mit  Knochennekrose  komplizirt  waren,  mit  1 p.  mille  Lösung 
des  Mittels  ausgewaschen  und  mit  Pyoktaningaze  verbunden  und 
erreichte  dabei  stets  Stillstand  der  Eiterung,  rasche  Reinigung  und 
Heilung  der  Wunde.  Seine  klinischen  Erfahrungen  kontrollirte  er 
durch  bakteriologische  Versuche.  In  einer  Nährbouillon , welche 
auf  5 — 8 ccm  lj l0  mgr  des  Farbstoffes  enthielt,  sah  er  kein  Sta- 
phylokokken-Wachsthum  mehr  eiutreten;  Seidenfäden,  welche  in 
einer  Kultur  der  Eiterbakterien  getränkt,  getrocknet  und  demnächst 
15  Minuten  lang  der  Einwirkung  einer  1 p.  m.  Pyoktanin-Lösung 
ausgesetzt  worden  waren , erwiesen  sich  als  vollkommen  steril, 
da  in  der  mit  ihnen  beschickten  Bouillon  auch  bei  Brüttem- 
peratur keine  Bakterienentwickelung  stattfand.  Da  indessen  Verf. 
nicht  angiebt,  ob  er  die  Seidenfäden  nach  Entfernung  aus  der 
Desinfektionsflüssigkeit  ausgewaschen  hat,  bevor  er  sie  in  die  Nähr- 
lösung tibertrug,  so  ist  es  immerhin  möglich,  dass  es  sich  auch 
hier  nur  um  Entwickelungshemmung,  nicht  um  Vernichtung  han- 
delte, insofern  die  Seidenfäden  auch  in  der  Nährlösung  noch  mit 
Methylviolett  imprägnirt  blieben.  Fessler  erklärt  übrigens  die 
Färbekraft  des  Mittels  für  sehr  unbequem  bei  dessen  praktischer 
Anwendung.  Die  Farbe  liess  sich  durch  Kaliseife  zwar  von  den 
Händen,  nicht  aber  von  der  Wäsche  entfernen. 

Weit  ungünstige’-  klingt  das  Urtbeil,  welches  Gar  re  und 
Troje  über  das  Pyoktanin  fällen.  Ersterer  behandelte  damit  eine 
Reihe  von  Kranken  der  chirurgischen  Universitätsklinik  zu  Tübin- 
gen, indem  er  das  Mittel  sowohl  als  Stift,  wie  als  Streupulver,  wie 
als  Lösung  in  Anwendung  brachte.  Er  konnte  zwar  in  keinem 
Falle  giftige  Nebenwirkungen  von  Seiten  desselben  beobachten,  doch 
fand  er  auch  niemals  Vorzüge  seiner  antiseptischen  Wirkung  vor 
der  desinfizirenden  Kraft  anderer  gebräuchlicher  Mittel.  Tubercu- 
löse  Prozesse  waren  durch  das  Pyoktanin  nicht  zum  Stillstand  zu 
bringen;  ebensowenig  wurde  eine  ausgesprochene  Besserung  des 
Zustandes  eitriger  und  jauchiger  Geschwüre  dadurch  erzielt.  Bei 
einer  Phlegmoue  in  der  Nähe  des  Kreuzbeins  kam  es  zu  Senkungs- 
abscessen  trotz  ausgiebiger  Anwendung  des  Mittels.  Dass  die  Dif- 
fundirbarkeit  des  Methylvioletts  bei  weitem  nicht  so  gross  ist,  wie 
Stilling  annimmt,  bewies  Gar  re  u.  a.  die  gelegentliche  Auto- 
psie einer  Frau,  welche  wegen  jauchiger  Absonderungen  am  Ober- 
schenkel grössere  Pyoktaniuinjektionen  erhalten  hatte  und  kurze 
Zeit  darauf  an  Lungenembolie  starb.  Bei  der  Oeffuung  zeigte  die 
grosse  Abscessköhle  keine  Verfärbung  durch  das  Mittel. 


136  Schutsimpfang,  künstl.  Infektionskrankheiten,  Entwickelungshemmung  etc. 


In  einem  Falle  von  Kniekehlenabscess  schien  das  Methylviolett 
günstiger  gewirkt  zu  haben.  Gleich  nach  der  einer  Punktion  der 
Abscesshöhle  angeschlossenen  Pyoktanininjektion  fiel  unter  Nach- 
lass der  Schmerzen  die  Temperatur.  Nach  einigen  Tagen  näherte 
sich  indessen  der  Abscess  dennoch  dem  Durchbruch,  so  dass  eine 
Incision  gemacht  werden  musste,  bei  welcher  sich  dunkeltheep- 
farbiger,  mit  Fetzen  vermischter  Eiter  entleerte.  In  letzterem  fand 
Troje  (im  pathologischen  Institut  Tübingen)  keine  gefärbten  Bak- 
terien, dagegen  konnte  er  das  Vorhandensein  zahlloser  lebender 
Staphylokokken  durch  Gram’sche  Färbung  und  Kulturversuche 
nachweisen.  — Andere  Versuche  Troje’s  bewiesen,  dass  eine 
Methylviolettlösung  1 : 1000  wohl  die  Entwickelung  der  Eiterkokken 
deutlich  hemmt,  aber  selbst  bei  12  Stunden  langer  Einwirkung 
diese  Bakterien  noch  nicht  tödtet.  Er  übergoss  frische  Kulturen 
von  Staphylococcus  aureus  mit  einer  solchen  Lösung,  entnahm 
nach  einiger  Zeit  (bis  zu  12  Stunden)  mit  einer  Platinöse  Spuren 
der  Kultur  und  übertrug  sie  auf  Agar  in  der  Weise,  „dass  die 
Hauptmasse  des  Kultur-Farbstoff-Gemisches  im  oberen  Theil  der 
Agarfiäche  deponirt  wurde,  während  die  Platinöse  bis  unten  hin 
weitergeführt  wurde,  um  noch  etwa  daran  haftende  Bakterien  gänz- 
lich abzustreifen“.  In  den  unteren  Theilen  des  Kulturglases  fand 
dann  deutliche  Kokkenentwickelung  statt.  Dem  Einwand,  dass 
hier  vielleicht  Kokken  übertragen  worden  waren,  welche  mit  der 
Farbstofflösung  keine  Berührung  gehabt  hatten,  wurde  dadurch  be- 
gegnet, dass  in  allen  Deckglastrockenpräparaten,  die  aus  den  ver- 
schiedensten Stellen  der  Kultur  entnommen  wurden,  nur  gefärbte 
Kokken  zu  erkennen  waren.  — Im  Uebrigen  erinnert  Troje  daran, 
dass  dem  Methylviolett  von  den  Bakteriologen  bisher  stets  nur 
entwickelungshemmende  Eigenschaften  zugeschrieben  worden  seien. 
Babes  und  Cornil  hätten  dasselbe  sogar  zur  Beobachtung  lebend- 
gefärbter  Bakterien  empfohlen.  Kübler  (Oldenburg). 

Liebreich,  Oskar,  Das  Met.hylviolett  (Pvoktanin).  (Thera- 
peut. Monatshefte.  IV.  No.  7.  p.  344). 

Verf.  wendet  sich  gegen  die  Anwendung  des  neuerdings  in 
Mode  gekommenen  „PyoktaninV4.  Zunächst  sei  es  kein  einheit- 
licher Körper,  sondern  ein  Gemenge  von  verschiedenen  Farb- 
stoffen , die  als  Methylviolette  gemeinsam  bezeichnet  werden  und 
deren  Herkunft  und  Darstellung  er  kurz  skizzirt.  Für  Färberei- 
zwecke und  bakteriologische  Färbung  könne  man  wohl  auch  solche 
Gemenge  benutzen,  nicht  aber  zu  pharmakodynamischen  Unter- 
suchungen Hierzu  müsste  man  die  einzelnen  Komponenten  des 
Gemenges  gesondert  betrachten.  „Eine  einfache  Kasuistik,  publi- 
zirt  auf  Grund  ungenauer  Kenntniss  der  angewandten  Substanz, 
ist  nicht  im  Stande  Klarheit  zu  bringen“.  Es  sei  daher  unrichtig, 
ein  undefinirbares  und  in  seiner  Konstanz  unkontrollirbares  Ge- 
menge verschiedener  Körper  mit  dem  einheitlichen  Namen  Pyok- 
tanin  zu  belegen.  Vielleicht  seien  aus  der  Inkonstanz  des  Prä- 
parates die  Verschiedenheiten  der  Resultate  einzelner  Beobachter 
zu  erklären  Vielleicht  seien  in  dem  Pyoktanin  benannten  Gemenge 


Schutzimpfung,  künstl.  Infektionskrankheiten,  Entwickelungshanunung  etc.  137 


nur  eine  oder  wenige  Substanzen  „die  Träger  einer  guten  Wirkung'4, 
falls  man  eine  solche  überhaupt  annehmen  wolle,  andere  dürften 
vielleicht  sogar  schaden.  Das  Viktoriablau,  ein  dem  Krystallviolett 
sehr  nahe  stehender  Farbstoff,  sei  gegen  Mikrobien  überhaupt 
inaktiv.  „Es  liegt  also  die  Möglichkeit  vor,  dass  eines  der  Me- 
thylpararosaniline günstig  wirken  kann,  andere  eine  deletäre  und 
andere  wieder  gar  keine  Wirkung  ausüben“.  Verf.  bespricht  dann 
die  bisherigen  Veröffentlichungen  über  das  Py oktanin  von  Br  es  gen 
(günstig) , die  bakteriologischen  Untersuchungen  von  J a e n i c k e 
(ausführlicheres  Referat  cf.  diese  Ztschr.).  Verf.  knüpft  an  die  be- 
obachtete verschiedenartige  Wirkung  auf  verschiedene  Mikrobien  die 
Hoffnung,  „dass  es  gelingen  werde,  spezifische  Desinfektionsmittel 
zn  finden.“  Versuche  mit  Blutserum  fielen  aber  viel  ungünstiger 
aus.  Am  energischsten  zeigte  sich  immer  die  Wirkung  auf  Sta- 
phylococcus  pyogenes,  welcher  durch  1 : 5000  in  Nähr- 
bouillon schon  nach  | Minute  getödtet  wurde.  Verf.  geht  dann  zu 
den  ungünstigen  Beobachtungen  Braunschweig’s  über,  welcher 
am  Auge  danach  Brennen,  aber  auch  heftige  Schmerzen,  ferner 
dreimal  bei  parenchymatöser  Keratitis  eine  pseudocroupöse  Con- 
junctivitis (auch  bei  Kaninchen  einmal  schon  nach  3 Tropfen),  ferner 
bei  gesunden  Konjunctiven  stets  leichte  BeizuDg,  brennendes  Ge- 
fühl, Thränen  beobachtete.  Ob  gewisse  Hornhautaffektionen  auch 
dem  Pyoktanin  zur  Last  zu  legen  waren,  blieb  zweifelhaft.  Ferner 
erwähnt  Verf.  die  negativen  Resultate  von  Mauthner  und  Roe- 
loffs,  er  schliesst  daher,  „dass  das  Methylviolett  für  die  Praxis 
vorläufig  nicht  als  geeignet  zu  betrachten“  sei. 

Czaplewski  (Görbersdorf  i.  Schl.). 

Chabarid,  Antiseptique  gazeuse,  son  action  sur  la  bac- 
tdrie  pyogene  de  l’infection  urinaire.  (La  semaine  mdd. 
X.  1890.  No.  51.) 

Verf.  hat  sich  nurch  Einwirkung  von  Fluorsilber  auf  Methylen- 
chlorur  Fluormethylen  hergestellt  und  dieses  Gas  auf  seine  anti- 
septischen  Eigenschaften  geprüft.  Er  fand,  dass  dasselbe  im  Stande 
ist,  das  von  Bouchard  1879  entdeckte  Bacterium  der  urinösen  In- 
fektion nicht  nur  in  seiner  Entwickelung  zu  verhindern,  sondern  auch 
in  voller  Entwickelung  zu  vernichten.  Reizende  Wirkungen  besitzt 
das  Gas  nicht.  Auf  die  Schwimmhaut  und  das  Mesenterium  des 
lebenden  Frosches  übte  es  keine  anderen  Wirkungen  aus,  wie  ein  ein- 
facher Wasserstrahl.  (Acaddmie  des  Sciences.  17.  Nov.  1890.) 

M.  Kirchner  (Hannover). 

Bard,  M.  L.,  De  la  ddclar ation  des  maladies  trans- 
missibles  et  des  Services  de  ddsinfection  ä Lyon  et 
dans  le  ddp  arte  ment  du  Rhone.  (Revue  sanitaire  de  la 
Province.  VIII.  1890.  No.  155.  p.  72.) 

Mit  den  dem  allgemeinen  Verkehre  dienenden  Transportmitteln, 
wie  Pferdebahnwagen,  Omnibussen,  Lokalschiffen  etc.,  dürfen  in  Lyon 
Kranke,  mit  alleiuiger  Ausnahme  von  Verwundeten,  nicht  befördert  wer- 
den. Den  Miethwagen  ist  der  Krankentransport  gestattet,  doch  werden 


138  Schutzimpfung,  kirnst).  InfcktionskrRnkheitnn,  Entwickelungshemmung  etc 


sie  sofort  einer  gründlichen  Desinfektion  von  Seite  der  betreffenden 
Krankenhausverwaltung  unterzogen,  wenn  der  dienstthuende  Arzt  eine 
infektiöse  Krankheit  bei  dem  transportirten  Kranken  konstatirt  hat 
Jedes  Krankenhaus  ist  überdies  mit  speziellen  Krankentransportwagen 
versehen,  welche  derart  gebaut  sind,  dass  sie  leicht  und  sicher  des- 
infizirt  werden  können.  Wird  der  Wagen  auf  Grund  eines  ärztlichen 
Zeugnisses  oder  auf  behördliches  Ansuchen  verlangt,  so  werdeu  die 
Pferde  eines  herbeigeholten  Miethwagens  vorgespannt  und  der  Trans- 
port von  dem  Inhaber  des  letzteren  zu  dem  festgesetzten  Stadttarif 
bewerkstelligt.  Auf  diese  Weise  reduziren  sich  die  Transportkosten 
auf  ein  Geringes  und  es  entfällt  die  Desinfektion  der  Miethwagen. 

In  Frankreich  ist  die  obligatorische  Anzeigeptlicht  der  Aerzte 
gesetzlich  nicht  zulässig.  Es  wurde  daher,  um  die  grösstmöglichste 
Zahl  der  infizirten  Lokalitäten  kennen  zu  lernen,  für  Lyon  und  das 
Rhönedepartement  die  Anzeigepöicht  auf  die  Verwandten  oder  die 
Umgebung  des  Kranken  übertragen.  Auch  die  Direktoren  der  öffent- 
lichen Schulen  wurden  verpflichtet,  alle  Kinder  dem  Maire  namhaft 
zu  machen,  welche  dem  Schulbesuche  wegen  Erkrankung  fern  blieben, 
und  keines  ohne  ärztliches  Zeugniss  zum  Schulbesuche  zuzulassen, 
welches  mehr  als  eine  WToche  wegen  einer  nicht  bekannten  Krankheit 
ausgeblieben  war.  Der  städtische  Desinfektionsdienst  wird  von  einem 
gut  eiugeübten  Personale  mittelst  eines  mobilen  Desinfektionsapparates 
von  Geneste  und  Herscher  versehen.  Die  Desinfektion  der 
Wohnräume  geschieht  je  nach  Erforderniss  durch  Waschungen  oder 
Spray,  mit  1 °/00  Sublimat  oder  5 °/0  Karbolsäure,  oder  sie  wird  mit 
schwefeliger  Säure,  20 — 30  Gramm  pro  Kubikmeter,  oder  mit  Chlor- 
gas, 5 Gramm  pro  Kubikmeter,  vorgenommen. 

Für  das  Departement  ist  der  Desinfektiousdienst  kein  kontinuir- 
licher.  Er  wird  nur  von  Fall  zu  Fall  auf  Kosten  der  betreffenden 
Gemeinde,  sonst  aber  ganz  in  derselben  W7eise  wie  für  Lyon  ausge- 
übt. Kral  (Prag). 

Juhel-Renoy,  Traitement  de  la  fi6vre  typhoide  par  les 
bains  froids.  (La  semaine  m6d.  X.  1890.  No.  48.) 

Bouvezet  und  Tripier  in  Lyon  hatten  bei  der  Kaltwasser- 
behandlung des  Typhus  von  233  Fällen  20  verloren,  also  eine  Mor- 
talität von  8,58%  gehabt.  Verf.  verlor  in  Paris  von  161  so  behan- 
delten Typhösen  14  = 8,8%  durch  den  Tod.  Auf  Grund  dieser 
günstigen  Ergebnisse  in  der  Civilbevölkerung  plädirt  er  warm  für 
Einführung  der  Brandt’schen  Methode  auch  in  der  Armee.  Durch 
dieselbe  wird  nach  seinen  Erfahrungen  nicht  nur  die  Sterblichkeit, 
sondern  auch  die  durchschnittliche  Behandlungsdauer  des  Typhus  um 
fast  50%  herabgedrückt.  (Soc.  mdd.  des  hopitaux.  31./10.  1890.) 

M.  Kirchner  (Hannover). 

Brunner,  Zur  Behandlung  von  Diphtherie  und  Croup. 
Andree,  Das  Resorcin  bei  Diphtheritis.  (St.  Petersburger 
med.  Wochenschr.  1890.  No.  6 u.  20.) 

Brunner  verwirft  die  lokale  Behandlung  der  Diphtherie  mit 
antiseptischen  Mitteln.  Alles  Gurgeln,  Pinseln,  Aetzen  u.  s.  w.  sei 


Schutzimpfung,  kÜDstl.  Infektionskrankheiten,  Entwickelungshemmtuig  etc.  139 


nicht  nur  belästigend  oder  schmerzhaft  für  den  Kranken,  sondern 
sogar  gefährlich,  da  hierbei  einerseits  gesundes  Gewebe  verletzt 
und  somit  der  Einwirkung  des  diphtherischen  Koutagiums  zugäng- 
lich gemacht  werde,  andererseits  ein  Verschlucken  der  oft  giftigen 
antiseptischen  Mittel  befürchtet  werden  müsse.  Auch  haben  klinische 
Erfahrungen  allerorts  bewiesen,  dass  durch  solche  Therapie  that- 
sächlich  keine  Erfolge  erzielt  werden.  Brunner  empfiehlt  statt 
dessen  die  Behandlung  mit  Wasserdampf,  welchen  er  theils  als 
Diaphoreticum  auf  den  gesammteu  Körper  des  Kranken  einwirken 
lässt,  theils  als  Inhalation  anwendet.  Er  schliesst  das  Bett  mit 
dem  Kranken  durch  eine  Art  Zelt  aus  wollenen  Decken  gegen  das 
Zimmer  ab,  legt  unter  die  Bettstelle  heisse  Ziegelsteine  und  be- 
giesst  letztere  mit  Wasser,  welches  dann  sofort  verdampft.  Dies 
Verfahren  setzt  er  bis  14  Stunden  laDg  fort.  Er  erreicht  hier- 
■ durch  seiner  Meinung  nach: 

1)  Die  lokale  Reinigung  der  Nasen-,  Rachen-  und  Kehlkopf- 
schleimhaut. Der  Wasserdampf  lockert  nicht  nur  Schleimballen 
und  Membranen,  sondern  er  bewirkt  auch  Temperaturerhöhung 
und  stärkeren  Blutzufluss  in  den  erkrankten  Theilen.  Die  Leuko- 
cyten  treten  daher  reichlicher  aus,  reissen  die  Diphtheriekeime 
mit,  befördern  diese  an  die  Oberfläche  und  werden  mit  ihnen  aus- 
gestossen,  ohne  dass  die  Keime  sich  von  neuem  festsetzen  können, 
da  bei  dieser  Behandlung  Schleimhautverletzungen  ausgeschlossen  sind. 

2)  Ein  allgemeine  Reaktion  des  Körpers  in  Folge  des  Schwitz- 
bades. 

Verf.  erwähnt  13  schwere  Fälle  von  Diphtherie,  welche  er  auf 
seine  Weise  behandelte.  Nur  2mal  blieb  das  Verfahren  erfolglos. 
Einer  der  beiden  letzteren  Patienten  starb  an  Septikämie,  der 
andere  an  Erstickung. 

Auch  Andeer  verwirft  die  lokale  Behandlung  mit  den  ge- 
bräuchlichen autiseptischen  Mitteln.  Dagegen  erblickt  er  in  dem 
Resoreiu  ein  Präparat,  welches  das  gesammte  erkrankte  Gebiet  zu 
durchdringen  und  zu  vernichten  vermag,  ohne  das  gesunde  Gewebe 
anzugreifen.  Nach  Pinselungen  mit  10$  Resorcinglycerin  soll  meistens 
bei  Diphtherie  eine  schnelle  Besserung  eintreten  und  sich  alsbald 
durch  Abschwellen  der  Lymphdrüsen  verrathen.  In  schweren  Fällen 
von  Kehlkopfdiphtherie  emnfiehlt  der  Verf.  perkutane  Injektionen 
von  Resorcin-Vaselinöl  durch  das  Ligamentum  conioi'des  vel  laryngeo- 
cricoideum.  Wenn  Nothnagel,  Rossbach  und  Loeffler 
die  Erfolge  der  Resorcinbehandlung  bezweifeln,  so  beruft  sich  der 
Verf.  ihnen  gegenüber  auf  die  Veröffentlichungen  von  Callias, 
Leblond,  Baudier,  Besnier,  Chenet,  Fraignaud,  Thoien 
und  Yvon,  welche  ebenso  günstige  Resultate  mit  dem  genannten 
Mittel  erzielten,  wie  er  selbst.  Kübler  (Oldenburg). 

ria[xrcouy.Tj^,  IT.,  liegt  ano^v/u  ävoe  io  g tüv  mv  o fiat  <av  vrjg 
(pv[i  avtwo  eiu  g ngo  zrjg  <o  g avrcov.  [Ueber  Desinfi- 

zirung  der  tuberculösen  Sputa  vor  deren  Färbung.]  (lalnvog, 
1890.  No.  45.) 

In  der  Sitzung  vom  27.  Okt.  (8.  Nov.)  der  „ärztlichen  Gesell- 


1 40  Bakteriol.  vom  X.  internatioualen  inedicinischeu  Kongresse  zu  Berliu. 


schaft  zu  Athen“  machte  Verf.  eine  Mittheilung  über  die  Art  und 
Weise,  wie  er  im  „mikrobiologischen  Institut“  zur  Beruhigung  der 
Studireuden  die  tuberculösen  Sputa  vor  der  Untersuchung  desiufizirt, 
was,  wie  er  wohl  ganz  richtig  bemerkt,  bisher  noch  nirgends  geschehen 
ist.  Er  hat  nun  gefunden,  dass  durch  das  vorherige  Sterilisiren  im 
Arzonval  bei  120°  die  Färbungsfähigkeit  der  Sputa  und  Bacillen 
nicht  beeinträchtigt  wird  und  daun  auch  durch  Impfversuche  an  Ka- 
ninchen sich  von  der  Zuverlässigkeit  der  Desinfektion  mit  Wasser- 
dampf von  120°  überzeugt.  Die  Versuche  des  Verf.’s,  ob  nicht  auch 
durch  Behandlung  mit  Sublimatlösung  derselbe  Zweck  bequemer  zu 
erreichen  ist,  sind  noch  nicht  zum  Abschluss  gelangt;  bis  dahin  em- 
pfiehlt er  seine  bisherige  Methode  zum  allgemeinen  Gebrauche. 

S e n t i n o n (Barcelona). 

Courmont  et  Dor,  De  la  vaccination  contre  la  tubercu- 
lose  aviaire.  (La  semaine  inM.  X.  1890.  No.  52.) 

Den  Verü.  gelang  es,  Kaninchen  durch  Impfung  mit  filtrirten 
Kulturen  Immunität  gegen  die  GeÜügeltuberculose  zu  verleihen.  Sie 
impften  6 Kaninchen  mit  filtrirten  Kulturen.  Von  zwei  derselben, 
die  gleichzeitig  mit  virulenter  Kultur  geimpft  worden  waren,  bekam 
eines  leichte  tuberculöse  Veränderungen,  das  -andere  blieb  gesund. 
Von  zwei  anderen,  die  einige  Tage  später  mit  virulenter  Kultur  geimpft 
waren,  bekam  das  eine  gleichfalls  leichte  Tuberculöse,  während  das 
andere  gesund  blieb.  Die  zwei  letzten  Thiere,  die  nicht  weiter  geimpft 
worden  waren,  blieben  gesund.  Zwei  zur  Kontrolle  nur  mit  virulenten 
Tuberkelbacillen  geimpfte  Kaninchen  gingen  in  der  üblichen  Zeit  an 
Tuberculöse  zu  Grunde.  (Soc.  de  Biologie.  22.  Nov.  1890.) 

M.  Kirchner  (Hannover). 


Originalberiehte  über  Kongresse. 

Bakteriologisches  vom  X.  internationalen  medicinischen 
Kongresse  zu  Berlin,  4= — 9,  August  1890, 

(Fortsetzuug.) 

Aus  den  Abtheilungs-Sitzungen. 

III.  Abtheilung:  Allgemeine  Pathologie  und  pathologische 

Anatomie. 

Herr  Boilinger  (München).  Ueber  die  Infektionswege  des 
tuberculösen  Giftes. 

Die  äussere  Decke  des  menschlichen  Körpers  bietet  wenig 
günstige  Bedingungen  für  die  Ansiedelung  und  die  Vermehrung  des 
Krankheitserregers,  denn  bei  oberflächlichen  oder  tieferen  Hautdefekten 
entsteht  durch  Kontaktinfektion  nur  ausnahmsweise  eine  lokale 


fiakteriol.  vom  X.  internationalen  medicinischen  Kongresse  zu  Berlin.  241 


Tuberculose,  welche  sich  zumeist  durch  ihre  Gutartigkeit  und  ihre 
Neigung  zum  chronischen  Verlauf  und  zur  spontanen  Heilung 
charakterisirt.  Bei  Kindern  ist  die  Empfänglichkeit  der  Haut  für 
die  Aufnahme  des  tuberculösen  Giftes  eine  grössere,  als  bei  Erwachsenen, 
insbesondere  scheinen  die  Subcutis  und  die  lockeren  bindegewebigen 
Theile  eine  geringe  Resistenz  gegen  den  Eintritt  des  Tuberkelbaeilius 
zu  bieten.  Entzündliche  Prozesse  der  Haut  dürften  die  Disposition 
derselben  für  Aufnahme  und  Durchgang  des  Virus  erhöhen.  Trauma- 
tische Impftuberculose  der  Haut,  hervorgebracht  durch  zerbrechende 
Spucknäpfe,  Biss  u.  dergl.  kam  zur  Beobachtung.  Dagegen  ist  die 
Möglichkeit  der  Uebertragung  des  tuberculösen  Giftes  durch  die 
Vaccination  entschieden  zu  verneinen.  Auch  durch  die  Drüsenaus- 
führungsgänge vermag  es  — im  Gegensätze  zu  den  Eitererregern  — 
nicht  einzudringen.  Die  der  Haut  angrenzenden  Schleimhäute  des 
Kopfes  besitzen  eine  grosse  Neigung,  das  tuberculose  Gift  passiren 
zu  lassen,  ohne  selbst  zu  erkranken.  Pathologische  Veränderungen 
der  genannten  Schleimhäute  begünstigen  diese  Neigung.  Sie  führt 
bei  jugendlichen  Individuen  zunächst  zu  lokaler  Drüsentuberculose. 

Die  Lunge  bildet  eine  der  vorzüglichsten  Eintrittspforten  für 
das  Virus.  Die  grosse  Mehrzahl  der  Fälle  von  menschlicher  Tuber- 
culose beginnt  fast  gesetzmässig  in  der  Lungenspitze  als  dem  Locus 
minimae  resistentiae.  Da  aber  in  allen  Lungenpartieen  die  gleiche 
Menge  des  staubförmigen  Tuberkelvirus  inhalirt  und  deponirt  wird, 
so  muss  wohl  die  weitaus  grösste  Mehrzahl  der  in  die  Lungen  ein- 
dringenden  Tuberkelkeime  von  den  physiologischen  Kräften  des 
Organismus  vernichtet  werden.  Das  tuberculose  Gift  vermag  namentlich 
bei  Kindern  das  intakte  Lungengewebe  zu  durchdringen,  um  sich  in 
den  Bronchialdrüsen  festzusetzen  und  von  da  aus  weiter  verschleppt 
zu  werden.  Für  die  allgemeine  Prädisposition  der  Lunge  spricht 
auch  das  Auftreten  der  metastatischen  Tuberculose  derselben,  wobei  das 
Gift  von  beliebigen  Organen  aus  in  den  Körper  eingedrungen  sein 
kann , weshalb  nicht  jede  Tuberculose  der  Lungen  auf  Inhalations- 
infektion beruhen  muss.  Bei  der  primären  Tuberculose  des  Hodens, 
der  Knochen  und  der  Gelenke  muss  eine  latente  hämatogene  Infektion 
angenommen  werden,  wobei  das  Gift  von  irgend  einem  Organ  aus 
eindringt,  ohne  Spuren  zu  hinterlassen.  Die  Tuberculose  des  Kehl- 
kopfes wird  in  der  Regel  auf  dem  Wege  intrabronchialer  und  intra- 
trachealer Autoinfektion  erworben.  Die  obere  Hälfte  des  Verdauungs- 
traktus  ist  für  die  Ansiedelung  des  Tuberkelbacillus  wenig  disponirt; 
die  Prädiiektionsorgane  bei  der  intestinalen  Infektion  sind  die  Lymph- 
follikel  des  Ileums  und  des  Dickdarmes,  obwohl  sie  offenbar  wider- 
standsfähiger sind,  als  die  Lungen.  Die  seltenere  primäre  Darm- 
tuberculose  dürfte  auf  den  Genuss  roher  Milch  von  tuberculösen 
Kühen  zurückzuführen  sein,  bei  Kindern  ihre  Entstehung  auch  zu- 
fälliger lufektion  während  der  künstlichen  Ernährung  verdanken. 
Die  sekundäre  Darratuberculose  entsteht  durch  Autoinfektion,  indem 
infektiöse  Sputa  in  den  Darm  gelangen.  Das  tuberculose  Gift  ver- 
mag das  intakte  Darmepithel  zu  passiren,  es  ist  demnach  das  Vor- 
handensein von  Schleimhautläsionen  für  die  Entstehung  einer  Darm- 
infektiou  nicht  erforderlich.  Der  normale  Magensaft  tödtet  auch  bei 
ix.  na.  10 


]4:2  Bakterie!,  vom  X.  internationalen  tnedicinischeu  Kongresse  *u  Berlin. 


voller  Wirkung  die  Tuberkelbacillen  nicht  sicher.  Die  Tuberculose 
des  Bauchfells  nimmt  ihren  Ursprung  von  tuberculösen  Darmulcerationen 
oder  tuberculösen  Lymphdrüsen  oder  dem  Urogenitalsystem,  auch  von 
Pleura  und  Lungen  aus  und  ist  am  häutigsten  tertiär. 

In  Betreti  des  Einflusses,  welchen  der  Genuss  der  Milch  uDd 
des  Fleisches  tuberculöser  Tbiere  auf  die  Entstehung  der  menschlichen 
Tuberculose  hat,  steht  fest,  dass  die  von  Kühen  mit  Eutertuberculose 
stammende  Milch  höchst  gefährlich  und  dass  die  Milch  tubercu- 
löser  Kühe  mit  normalem  Euter  in  der  Mehrzahl  der  Fälle  virulent 
ist.  Auch  die  verschiedenen  Milchprodukte  bewahren  nachgewiesener- 
inassen  ihre  Infektiosität  und  künstlich  infizirte  Butter  kann  Monate 
lang  virulent  bleiben,  Untersuchungen  über  die  Infektiosität  der 
Milch  tuberculöser  Frauen  ergaben  bisher  nur  negative  Resultate. 
Das  Fleisch  tuberculöser  Thiere  besitzt  in  gewissen  Fällen  pathogene 
Eigenschaften  und  eine  Infektionsgefahr  ist  für  den  Menschen  ent- 
schieden vorhanden,  aber  jedenfalls  von  geringerer  Bedeutung,  als 
von  Seiten  der  Milch  tuberculöser  Thiere.  Sie  kann  durch  sicher 
keimtödtende  Zubereitung  des  verdächtigen  Fleisches  vor  dem  Genüsse 
vermieden  werden.  Dieses  Palliativmitte!  ist  ungenügend , der 
eigentliche  Kampf  soll  gegen  die  Tuberculose  der  Sehlachtthiere  ge- 
führt werden. 

Was  die  Disposition  der  verschiedenen  Organe  für  die  Aufnahme 
und  Vermehrung  des  tuberculösen  Giftes  betrifft,  so  verhalt  sich  ihre 
Empfänglichkeit  für  die  spontane  menschliche  Tuberculose  nach 
folgender  absteigender  Linie:  Lunge,  Lymphdrüsen.  Darmschleimhaut, 
seröse  Häute,  Kehlkopf,  Milz,  Gelenke,  Knochen,  Leber,  Nieren, 
Genitalien,  äussere  Haut,  Gehirn  und  Rückenmark,  Muskulatur 
(fast  immun).  Für  die  künstliche  Infektion  (z.  B.  von  der  Subcutis 
oder  vom  Peritoneum  aus  erzeugt):  Lymphdrüsen,  Milz,  Lunge, 
seröse  Häute,  Leber,  Nieren,  Genitalien,  äussere  Haut.  Gelenke, 
Knochen. 

Schliesslich  unterscheidet  B.  in  Bezug  auf  die  Formen  der 
Disposition  1)  eine  Disposition  der  Gattung  und  Art,  2)  eine  Dispo- 
sition der  Familie,  3)  eine  Disposition  des  Individuums,  4)  eine  Dispo- 
sition der  Organe  und  5)  eine  Disposition  der  Zelle. 

Herr  PonSck  (Breslau).  Ueber  die  Wechselwirkungen 
zwischen  örtlicher  und  allgemeiner  Tuberculose. 

In  der  parasitären  Natur  der  Tuberculose  liegt  es  begründet, 
dass  sie  zu  Anfang  lokal  auftritt.  Als  Eintrittspforten  werden  haupt- 
sächlich , neben  anderen  Invasionsarten , jene  Organe  anzunehmen 
sein,  die  direkt  mit  der  Aussenwelt  kommuniziren.  Die  spezifischen 
Bacillen  dringen  in  die  Athemwege  ein  und  finden  in  dem  Exsudate 
des  von  ihnen  verursachten  „indifferenten  Katarrhs“  einen  adäquaten 
Nährboden,  von  dem  aus  eine  weitere  centrifugale  und  centripetale 
Verbreitung  des  Virus  erfolgen  kann.  Aus  dem  Aufhören  aller 
KrankheitserscheinuugeR  und  dem  zuletzt  vollkommenen  Verschwinden 
der  Bacillen  aus  dem  Sputum  kann  auf  eine  Vernichtung  aller  para- 
sitären Keime  nicht  sicher  geschlossen  werden.  Ein  kleiner  Herd 
mit  lebensfähigen  Bacillen  kann  vorhanden  geblieben  sein , welcher 


öäkterid.  vom  X.  internationalen  medseiimehen  Kongresse  za  Berlin.  143 


durch  Jahre  und  sogar  Jahrzehnte  latent  bleibt,  um  bei  einer  geeig- 
neten Gelegenheit  mit  einer  Wiederholung  der  früheren  Störungen 
zu  überraschen.  Das  Ausbleiben  einer  weiteren  Verbreitung  der  la- 
tenten Mikroorganismen  beruht,  was  die  Parenchyme  anbelangt,  auf 
der  Verstopfung  ihrer  Saftkanäle  mit  geronnenem  Exsudat,  mit 
weissen  Blutkörperchen,  zusarnmengebaiiten  Bacillen.  Bei  den  Lymph- 
röhrchen  und  den  Vasa  afferentia  wird  das  Lumen  durch  dieselben 
Bestandteile  oder  durch  Endothelwucberung  und  entzündliche  Ver- 
dickung der  Membran  verlegt.  In  den  Lymphdriisen  wird  das  Hin- 
derniss  durch  eine  überreichliche  Wucherung  der  in  den  Rindensinus 
vorhandenen  lymphoi'den  Elemente  hervorgebracht. 

Neben  der  akuten  muss  auch  eine  „chronische11  Miliartuberculose 
angenommen  werden.  Bei  letzterer  wird  im  Anschlüsse  an  eine 
lokale  Tuberculose  die  Säftemasse  immerhin  bereits  mitbetheiiigt  sein, 
indess  so,  dass  die  Metastase  zunächst  weniger  wichtige  Organe  be- 
fällt; einen  Zustand  demnach,  wo  mangels  Transportes  virulenter 
Keime  in  lebenswichtigere  Organe  keine  unmittelbare  Besorgniss  ge- 
hegt zu  werden  braucht,  ln  Wirklichkeit  bilden  die  Fälle  von  chro- 
nischer Miliartuberculose  die  Mehrheit. 

P.  schliesst  mit  den  Thesen: 

1)  Die  Tuberculose  ist,  weil  stets  durch  einen  ectogenen  Bacillus 
entstehend,  eine  zunächst  örtliche  Krankheit. 

2)  Demgemäss  schlägt  sie  ihren  ersten,  allerdings  mitunter  ver- 
borgen bleibenden  Sitz  in  denjenigen  Organsystemen  auf,  welche  mit 
der  Aussenwelt  in  unmittelbarer  Verbindung  stehen  und  zwar  (in 
der  Reihe  der  Häufigkeit) : dem  Respiratioos-,  Digestions-,  Urogenital- 
Apparat,  den  äusseren  Hautdecken. 

3)  Jede  an  irgend  welchem  anderen  System  auftretende  Tuber- 
culose kann  erst  auf  dem  Wege  des  Lymph-  oder  Blutstromes  aus 
Selbstinfektion  hervorgegangen  sein. 

4)  Der  Uebergang  von  der  örtlichen  zur  allgemeinen  Tuberculose 
vollzieht  sich  bald  gleichmässig  — markirt  durch  bacilläre  Nieder- 
schläge und  Tuberkeleruptionen  auf  der  Innenfläche  des  Milchbrust- 
ganges — , bald  schubweise  — vermittelt  durch  direkten  Einbruch 
des  Virus  in  die  Blutbahn. 

5)  Es  gibt  Verallgemeinerungen  mit  eigenartig  modifizirtem  Ver- 
lauf, welcher  uns  zwingt,  neben  der  akuten  eine  „chronische 
Miliartuberculose“  aufzustellen. 

Herr  Heller  (Kiel)  vertritt  die  Ansicht,  dass  eine  Art  Dispo- 
sition für  die  tuberculose  Infektion  vorhanden  ist.  Sie  besteht  in 
der  Verminderung  derjenigen  Widerstandsfähigkeit,  die  ursprünglich 
alle  Menschen  in  gleichem  Maasse  besitzen.  Diese  Verminderung  der 
Widerstandsfähigkeit  kann  eine  örtliche  sein  und  wesentlich  die 
Epithelien  betreffen,  welche  in  diesem  Falle  zum  bevorzugten  Nähr- 
boden für  die  Tuberkelbacillen  werden.  Letztere  vermögen  das  in- 
takte Epithel  durchzudringen;  etwaige  Läsionen  des  Epithels  werden 
noch  günstigere  Eintrittspforten  für  das  Virus  schaffen.  In  der 
Regel  wird  sich  nur  eine  geringe  Anzahl  der  Bacillen  ansiedeln, 
welche  sich  aber  rasch  vermehren  können,  wenn  die  entsprechenden 
Vegetationsbedingungen  vorhanden  sind.  Bei  einer  allgemeinen 

10* 


144  Bakteriol.  vom  X.  iutcrnfctionaleu  madicinischen  Kongresse  zu  Berlin. 


Verminderung  der  Widerstandsfälligkeit  gegen  die  tuberculöse  In- 
fektion ist  der  Ernährungszustand  in  Betracht  zu  ziehen , welchem 
sich  sehr  jugendliches  oder  sehr  hohes  Alter,  Ernährungsart , ver- 
mehrte örtliche  Disposition  und  Anderes  mehr  ais  weitere  beachtens- 
werthe  Faktoren  anschliessen.  Die  aus  gewissen  Berufsarten  resul- 
tirenden  Schädigungen  bilden  ein  weiteres  Moment  für  eine  erhöhte 
Disposition  des  männlichen  Geschlechts.  Die  erbliche  Uebertragung 
der  Tuberculöse  kann  stattfinden,  hat  aber  ihrer  Seltenheit  wegen 
nicht  jene  hervorragende  Bedeutung,  wie  die  vererbte  Disposition. 

Herr  Bang  (Kopenhagen).  Ist  dieMilch  tuberculöser  Kühe 
virulent,  wenn  das  Euter  nicht  ergriffen  ist? 

Durch  eine  Reihe  Impfversuche  mit  der  Milch  tuberculöser  Kühe, 
welche  keine  wahrnehmbaren  pathologischen  Veränderungen  des 
Euters  aufwiesen,  wurde  sichergestellt,  dass  die  Milch  solcher 
Provenienz  eine  relativ  geringe  Pathogenität  besitzt.  Beim  Schlach- 
ten der  Thiere  zeigt  sich  jedoch , dass  in  dem  scheinbar  normalen 
Euter  nicht  selten  Tuberkelknötchen  Vorkommen,  weshalb  auch  die 
Milch  der  tuberculösen  Kühe  mit  anscheinend  gesundem  Euter  als 
verdächtig  angesehen  werden  muss. 

Herr  Jürgens  (Berlin).  Ueber  einen  Fall  von  perlsucht- 
ähnlicher Erkrankung  beim  Menschen. 

J.  demonstrirt  Präparate  von  Perlsucht,  beim  Menschen,  in 
welchen  die  fest  verkalkten  körnigen  Knoten  den  Perl  suchtknoten 
der  Thiere  sehr  ähnlich  sehen  und  ganz  verschieden  von  der  käsigen 
Tuberculöse  des  Menschen  erscheinen. 

Herr  Wyssoko witsch  (Charkow).  Ueber  den  Einfluss  der 
Quantität  der  verimpften  Tuberkelbacillen  auf  den 
Verlauf  der  Tuberculöse  bei  Kaninchen  und  Meer- 
schweinchen. 

Der  chronische  Verlauf  der  nach  Verimpfung  skrophulöser  Drüsen- 
raassen  entstehenden  Tuberculöse  bei  Meerschweinchen  und  der  häufig 
negativen  Irnpfresultate  bei  Kaninchen  dürfte,  im  Gegensätze  zu  A r 1 ö i n g 
nicht  au»  einer  verminderten  Virulenz,  sondern  auf  der  geringen  Menge 
der  eingeführten  Tuberkelbacillen  beruhen.  Da  diese  keine  septi- 
kämischen  Eigenschaften  besitzen , so  lässt  sich  a priori  vermuthen, 
dass  Verschiedenheiten  in  der  Schnelligkeit  des  Kiankheitsverlaufes 
erhalten  w-erden,  je  nachdem  mau  wenige  oder  aber  tausende  Ba- 
cillen dem  Thierkörper  einverleibt.  Um  eine  gleiehmässige  Suspension 
der  Bacillen  zu  erzielen,  wurden  Sputum  und  Reinkultur-Bouillonauf- 
schwenimungen  durch  sterilisirtes  Fiitrirpapier  filtrirt  und  im  Filtrat 
die  Bacillenanzahl  genau  bestimmt.  6 Kaninchen  und  8 Meer- 
schweinchen erhielten  je  8 — 150  Tuberkelbacillen  theils  subkutan  und 
intraperitoneal,  theils  intravenös  verimpft  und  3 Kontrollmeer- 
schweinchen  bekamen  gleichzeitig  grössere.  Mengen  desselben  Mate- 
riales. 

Die  Resultate  ergaben  in  Ueberein Stimmung  mit  Hirschbergev 
und  Gebhardt,  dass,  je  weniger Tnberkelbacillen  den  Meerschwein- 
chen verimpft  wurden,  desto  langsamer  die  Tuberculöse  verlief.  Bei 
den  nach  92--145  Tagen  getödteten  Kaninchen  konnte  keine  tuber- 


Baktefiol.  vom  X.  intcri>Htionalen  mediciniscTien  Kongresse  zu  Berlin.  145 


culöse  Veränderung  der  inneren  Organe  oder  der  Lymphdrüsen  nach- 
gewiesen werden.  Nur  bei  einem  mit  20—30  Baciilen  aus  Sputum 
geimpften  Thiere  waren  in  den  Luugeu  einige  kleine  harte  Knötchen 
vorhanden,  weiche  sich  als  Herde  von  interstitieller  Pneumonie  ohne 
Spuren  tuberkelalmlicher  Bildung  erwiesen,  aber  doch  als  tubercu- 
lösen  Ursprunges  zu  betrachten  sind.  Es  übt  demnach  die  Quantität 
der  verimpften  Bacillen  einen  bedeutenden  Einfluss  auf  die  Ent- 
wickelung der  Tuberculose  bei  'filieren  aus , welcher  namentlich  bei 
den  weniger  empfänglichen  Thieren  in  prägnanter  Weise  auftritt. 

Discussion: 

Herr  v,  Zenker  (Erlangen).  Dass  es  ohne  den  Tuberkelbacillus 
keine  Tuberculose  gibt,  kann  nicht  bestritten  werden.  Doch  gelangen 
die  Bacillen  fast  ununterbrochen  in  den  menschlichen  Organismus, 
ohne  die  Krankheit  hervorzubringeu.  Es  muss  noch  die  Disposition 
hinzutreten,  welche  bereits  als  lokale  Disposition  in  den  Lungeu- 
spitzen  und  in  den  Spitzen  der  Unterlappeu  , als  den  ruhigsten 
Stellen  des  Organs  vorhanden,  und  hier  auf  die  langsamere  Lungen- 
circulation  zurückzuführen  ist. 

Herr  Woodhead  (London)  demonstrirt  mikroskopische  Ueber- 
siehtsschnitte  von  ganzen  tuberculösen  Lungen,  welche  durch  Här- 
tung in  Müller’scher  Flüssigkeit,  Einbettung  in  eine  Traganth- 
gummilösung  und  mittelst  des  Hamilton-Mikrotoms  hergestellt 
werden. 

Herr  Orth  (Göttingen)  sieht  die  käsigen  Veränderungen  der 
Lunge  nicht  als  einheitliche  Erscheinung  an,  sie  sind  vielmehr  in 
Tuberkelgranulationen  und  exsudative  Veränderungen  zu  trennen. 
An  der  Peripherie  der  bronchopneumonisehen  Herde  ist  Fibrin  reich- 
lich vorhanden  und  lässt  sich  mit  dem  Weigert’schen  Färbungs- 
verfahren leicht  nachweisen. 

Herr  Genersieh  (Klausenburg)  schliesst  sich  der  x\uffassung 
nicht  an , dass  die  Tuberculose  eine  rein  bacilläre  Krankheit  sei. 
Trotz  der  Aehnlichkeit  des  Bacillus  der  Perlsucbt  mit  dem  Tuberkel- 
bacillus in  Gestalt  und  Färbbarkeit,  trotz  der  Aehrdichkeit  des  Perl- 
suchtknötchens  mit  dem  miliaren  Tuberkel  ist  die  Identität  der  beiden 
Mikroorganismen  cioch  in  Zweifel  zu  ziehen.  Abgesehen  von  der  be- 
kannten Verschiedenheit  im  Kraakheitsverlaufe,  in  der  Lokalisation 
und  in  der  ganzen  grob-anatomischen  Erscheinung  der  Perlsucht  des 
Rindviehes  gegenüber  der  Tuberculose  des  Menschen  sei  noch  auf 
einen  Umstand  aufmerksam  gemacht  In  Deutschland  ist  die  Per- 
sucht des  Rindes  überaus  häufig  und  ebenso  die  Tuberculose  des 
Menschen,  dies  würde  ganz  gut  für  die  Identitätslehre  stimmen.  In 
Siebenbürgen  jedoch  ist  die  Tuberculose  des  Menschen  ebenso  häufig, 
als  nur  irgendwo  in  Deutschland,  hingegen  die  Perlsucht  des  Rindes 
ganz  unbekannt.  Nach  den  amtlichen  Ausweisen  des  Klausenburger 
Schlachthofes  wurden  von  Juli  1887  bis  Deceunber  1889  nahezu 
37000  Stück  Rinder  (fast  ausschliesslich  von  der  grauweissen  Landes- 
rasse)  geschlagen  und  darunter  befand  sieb  kein  einziger  Fall  von 
Perlsucht.  G.  selbst  und  seine  Schüler  fahndeten  vergebens  nach 
vier  Krankheit.  Dieser  auffällige  Gegensatz  im  Vorkommen  der  bei- 


]4ü  ßakteriol.  vom  X.  iuternatiou&lea  mediciuischeu  Kongrejsa  zu  Berlin. 


den  Krankheiten  spricht  gegen  jene  Identitätslehre  und  berechtigt  zu 
derHoffnuBg,  dass  früher  oder  später  spezifische  Unterschiede  zwischen 
Tuberculose  und  Perlsucht  aufgedeckt  werden. 

Herr  Fraenkel  (Hamburg)  bemerkt,  anknüpfend  an  die  Aus- 
einandersetzungen Bolliuger’s,  dass  er  in  Uebereinstimmung  mit 
diesem  die  Ansicht  Derer  für  nicht  genügend  begründet  erachtet, 
welche  für  die  Entstehung  der  Kehlkopftuberculose  durch  Invasion 
des  Virus  von  der  Blutbahn  aus  plaidiren.  F.  hat  sich  mit  dem 
Studium  dieser  Frage  eingehend  befasst,  zumal  in  der  Lehre  von 
der  Kehlkopftuberculose  auch  noch  andere  Punkte  der  Beantwortung 
harren,  wie  z.  B.  der,  ob  alle  im  Verlauf  der  Lungenschwindsucht 
im  Larynx  auftretenden  Ulcerationen  ätiologisch  als  tuberculose  zu 
betrachten  und  ob  die  Entstehung  der  Ulcerationen  bei  der  Larvnx- 
phthise  ausschliesslich  auf  Rechnung  der  Tuberkelbacillen  zu  setzen 
sei.  Zur  Entscheidung  der  Frage  von  der  Genese  der  Kehlkopf- 
schwindsucht muss  man  eben  beginnende  Geschwürsprozesse 
untersuchen.  Dabei  lasse  sich  feststellen,  dass  die  Bacillen  in  aller- 
erster Linie  sich  im  Oberflächenepithel  ausiedein;  in  diesem  finde 
man  die  ersten  Veränderungen.  Allmählich  dringen  die  Tuberkei- 
bacillen  dann  in  die  Tiefe  und  führen  weiterhin  zu  den  bekannten 
Zerstörungen.  An  weiter  vorgeschrittenen  tubercuiösen  Erkrankungen 
des  Kehlkopfs  ist  die  Frage  nach  der  Genese  nicht  mehr  zu  Ibsen. 
Ist  der  Bacillus  einmal  in  die  Gewebe  hineingelangt,  dann  siedeln 
sich  häufig  andere  Mikrobenarten,  überwiegend  pyogene  Staphylo- 
und  Streptokokken  an  und  unterstützen  den  Tuberkelbacillus  iß 
seinem  Zerstörungswerk.  Diese  Invasion  ist  aber  eine  sekundäre, 
denn  man  findet  Tuberkel bacillen  immer  in  tieferen  Gewebsiagen, 
als  die  genannten  Kokkenarteu. 

Zum  Schluss  berichtet  F r.  über  einen  seltenen  Fall  von  wah r- 
scheinlich  als  primär  aufzufassender  schwerer  tuber- 
culöser  Erkrankung  der  Schilddrüse.  Das  Organ  war 
bei  der  betr.  Patientin  in  einen,  namentlich  die  Trachea  beeinträch- 
tigenden erheblichen  Tumor  umgewandelt,  über  dessen  Natur  Zweifel 
herrschten.  Die  Exstirpation  liess  sich  nur  mit  gleichzeitiger  Ent- 
fernung eines  grossen  Theiles  des  Kehlkopfs  und  Rachens  bewerk- 
stelligen. Die  mikroskopische  Untersuchung  ergab  eine,  durch  den 
Nachweis  von  riesenzellenhaltigen  Tuberkeln  und  den  Befund  von, 
die  charakteristische  Färbungsreaktion  zeigenden  Bacillen  als  solche 
erkannte,  schwere  tuberculose  Erkrankung  der  Schilddrüse,  lieber 
die  Art,  wie  in  diesem  Falle  die  Infektion  erfolgt  ist,  lässt  sich 
nichts  Bestimmtes  aussagen. 

Herr  Marehand  (Marburg)  wendet  sich  gegen  die  seit  der  Ent- 
deckung des  Tuberkelbacillus  viel  verbreitete  Ansicht,  dass  die  Ent- 
stehung der  Lungenphthise  bei  Erwachsenen  stets  oder  besonders 
häufig  auf  eine  direkte  Infektion  von  Tuberkelbacillen  zurückzuführen 
sei.  M.  hält  diese  Gefahr  für  sehr  übertrieben.  Seiner  Meinung 
nach,  welche  sich  auf  die  Erfahrungen  an  der  Leiche  stützt,  sind  bei 
Weitem  die  meisten  Fälle  von  Lungenphthise  auf  Infektionen  im 
frühen  kindlichen  Alter  zurückzuführen , wofür  das  ausserordentlich 
häufige  Vorkommen  von  Drüsenverkäsungen  bei  Kindern  in  den 


Bf.kteriol.  vom  X.  internationalen  medicinUclien  Kongresse  zu  Berlin.  ]4? 


ersten  Lebensjahren , auch  ohne  LuDgenaffektionen , spricht.  Man 
muss  aber  annehmen,  dass  derartige  Herde  ausserordentlich  lange 
latent  bleiben  und  dann  durch  eine  gelegentliche  Ursache  zur  weiteren 
Entwickelung  und  Ausbreitung  des  Prozesses  führen  können.  Die 
pathologisch-anatomischen  Thatsachen , welche  das  beweisen , sind 
hinlänglich  bekannt,  werden  aber  doch  bäuüg  bei  Beurtheilung  der 
Entstehung  der  Phthise  ausser  Acht  gelassen , indem  man  geneigt 
ist,  Fälle  von  Tuberculose,  welche  z.  B.  Dach  einer  vorhergegangeneu 
Erkrankung  an  Masern,  Keuchhusten  etc.  zur  Beobachtung  gelangen, 
auf  eine  frische  Infektion  der  Atbmungsorgaue  von  aussen  zurück- 
zuführen. Bekommt  man  solche  Fälle  hinreichend  früh  zur  Unter- 
suchung, so  zeigt  sich,  dass  bereits  eine  Drüsenverkäsung  vorhan- 
den war,  von  welcher  aus  dann  in  Folge  der  frischen  Hyperämie 
und  Succulenz  im  Anschlüsse  an  eine  bronchitische  oder  pneu- 
monische Affektion,  die  weitere  Eruption  von  Tuberkeln  in  die  Um- 
gebung ausging.  Für  die  Entstehung  der  primären  Infektion  des 
kindlichen  Organismus  fehlt  es  ja  in  den  ersten  Zeiten  des  Lebens 
nicht  an  Gelegenheiten  durch  direkte  Uebertragung  von  Bacillen  auf 
die  Schleimhäute. 

Herr  Meller  glaubt  nicht,  dass  die  Tuberculose  so  lange  Zeit- 
perioden im  latenten  Zustande  verharren  kann,  wie  von  Anderen  an- 
genommen wird , obzwar  eine  gewisse  Latenz  der  Krankheit  nicht 
abgesprcchen  werden  kann. 

Herr  Ponffek  macht  wiederholt  auf  die  Beziehungen  zwischen 
lokalen  Kreisiaufverhältuissen  und  erhöhter  Empfänglichkeit  auf- 
merksam. 

Herr  Bollinger  kann  die  Perlsucht  des  Rindes  nicht  als  her- 
vorragendes ätiologisches  Moment  bei  der  Verbreitung  der  Tuber- 
culose des  Menschen  ansehen. 

XV.  Abtheilang:  Hygiene. 

Herr  Cornet  (Berlin-Reichenhall).  Derzeitiger  Stand  der  Tu- 
bercu  lo  3 enfrage. 

Die  Entdeckung  des  Tuberkelbacillus  als  Ursache  der  Tubercu- 
lose hat  die  früheren  Anschauungen  über  das  Wesen  der  Krankheit 
mannigfach  berichtigt,  sie  stellt  die  Möglichkeit  einer  Prophylaxe  in 
Aussicht  und  dürfte  vielleicht  auch  zur  Therapie  der  Tuberculose 
führen. 

Die  Lungenschwindsucht  bildet  den  Ausdruck  für  die  deletäre 
Wirkung  des  im  Körper  angesiedelten  Tubcrkelbacillus.  Die  That- 
sache,  dass  in  den  meisten  Fällen  der  primäre  Sitz  des  Leidens  in  den 
Lungen  oder  den  Bronchialdrüsen  zu  suchen  ist,  lässt  auf  die  ge- 
wöhnliche Eintrittspforte  des  Krankheitserregers  schliessen.  Die 
Lunge  erkrankt  häufiger  als  andere  Organe,  weil  sie  vermehrte  Ge- 
legenheit hat,  mit  dem  tuberculösen  Virus  in  dauernde  Berührung 
zu  kommen.  Unzählige  Thierexperimente  haben  gezeigt,  dass  vorerst 
an  der  Infektionsgegend  die  Krankheitsveränderungen  auftreten,  wes- 
halb denn  auch  das  anatomische  Bild  je  nach  der  Infektionsstelle 
wechselt.  Bei  der  experimentellen  Iubalationstuberculose  am  Thiero 


1 48  Bakterlol.  vorn  X internationalen  modwinischen  Kongresse  ».u  Berlin 


erkranken  zuerst  und  am  ausgedehntesten  die,  Lunge  und  die  Bron- 
ehiaidrüsen,  fortschreitend  bis  zur  Kavernenbildung.  Die  Frage,  ob 
die  Lungentuberculose  in  den  weitaus  meisteu  Fällen  eine  Iuhalations- 
tuberculose  sei,  ist  durch  die  konstanten  Resultate  dieser  in  enormer 
Zahl  angestellten  Versuche  in  positivem  Sinne  entschieden  worden. 

Die  Lehre  von  der  Heredität  der  Tuberculose  in  dem  Sinne  einer 
intrauterinen  Uebertragung  ist  nicht  haltbar.  Bei  der  menschlichen 
Tuberculose,  als  einer  vorwiegend  lokalen  Erkrankung,  bleiben  die 
vom  Krankheitsherde  unabhängigen  Se-  und  Exkrete  fast  immer 
bacillenfrei  und  da  bei  phthisischen  Eltern  nur  sehr  selten  tubereu- 
iöse  Prozesse  im  Genitalapparat  beobachtet  werden,  so  ist  ohne  solche 
eine  Infektion  des  Samens  oder  Eies  unwahrscheinlich.  Allerdings 
kommen  Fälle  mit  allgemeiner  Bacilleninvasion  yor,  wie  bei  der  Mi- 
iiartubercuiose,  oder  andere,  wo  Hoden-  oder  weibliche  Genitaltuber- 
culose  besteht.  Aber  diese  Fälle  sind  seltene  Ausnahmen  und  können 
da  nicht  in  Betracht  kommen,  wo  es  sich  um  die  Aufstellung  eines 
allgemein  geltenden  Gesetzes  für  Erscheinungen  handelt,  die  sich 
millionenfach  wiederholen.  Zudem  zeigen  klinische  und  pathologisch- 
anatomische  Beobachtungen,  dass  die  Tuberculose  bei  Neugeborenen 
so  gut  wie  niemals  vorkommt.  Die  Tuberculosefrequenz  nach  Alters- 
klassen spricht  ebenfalls  gegen  die  Vererbungstheorie.  Aus  den  über- 
einstimmenden Statistiken  der  verschiedensten  Länder  hat  sich  er- 
geben, dass  nicht  die  ersten  Jahre  der  Kindheit  und  Jugend,  welche 
doch  sonst  für  andere  Infektionskrankheiten  sehr  empfänglich  sind, 
das  Hauptkontingent  stellen,  sondern  dass  die  Hauptsterblichkeit  ge- 
rade die  späteren  Jahre  betrifft,  die  Zahl  der  Infektionen  also  mit 
steigendem  Alter  wächst.  Aehnlich  verhält  es  sich  bei  den  Schlacbt- 
thieren.  Die  jungen  Jahrgänge,  z.  B,  die  Kälber,  sind  ausserordent- 
lich selten  tuberculös,  und  auch  hier  nimmt  die  Tuberculose  mit  den 
Aitersjahren  zu.  Ferner  konnte  experimentell  festgestellt  werden, 
dass  selbst  unter  jenen  Thierspezies,  die  eine  ausgesprochene  Neigung 
zur  Generalisirung  der  Tuberculose  haben  und  bei  denen  die  Gewebs- 
säfte  gewissermaassen  vou  den  Infektionskeimen  direkt  durchdrungen 
sind,  ein  Uebergang  der  Bacillen  auf  den  Fötus,  eine  Entwickelung 
derselben,  nicht  zu  beobachten  war.  Wenn  aber  thatsächlich  die 
Kinder  tuberculöser  Eltern  häufiger,  als  andere  Menschen  an  Tuber- 
culose zu  erkranken  scheinen,  so  liegt  hierfür  die  natürlichste  Erklä- 
rung wohl  in  der  vermehrten  und  fortgesetzten  Ansteckungsgelegen- 
beit,  keineswegs  aber  in  der  hereditären  Disposition,  was  die  Stati- 
stiken der  Waisenhäuser  klar  darlegen. 

Die  Annahme,  dass  in  Folge  der  allgemeinen  Verbreitung  der 
Tuberculose  auch  der  Tuberkeibaciilus  überall  Vorkommen  müsse,  war 
eine  irrthümliche.  Es  zeigte  sich,  dass  der  Bacillus  nur  dort  in  einer 
eine  Infektion  ermöglichenden  Form  und  Zahl  sich  finde,  wo  Phthi- 
siker sich  dauernd  aufhalten  und  ihre  Sekrete  auf  irgend  eine  Weise 
hatten  vertrocknen  lassen,  während  bei  zweckmässiger  Entleerung 
der  Sekrete,  selbst  in  mit  Tuberculösen  belegten  Krankenräumen, 
niemals  Bacillen  nachgewiesen  werden  konnten.  Ebensowenig  finden 
sich  im  Freien  oder  auf  der  Strasse  zufolge  der  daselbst  staUtindendeu 
Verdünnung  Tuberkelbacillen  in  einem  eine  Infektionsgefahr  bedin- 


Neue  Litteratur. 


149 


genden  Maasse  vor.  Diese  neugewonnenen  Thatsachen  in  Verbindung 
mit  der  Kenntniss  der  biologischen  Eigenschaften  des  Tuberkelbacillus 
gewähren  eine  feste  Basis  für  die  prophylaktischen  Maassnahmen. 
Diese  werden  sich  hauptsächlich  damit  zu  befassen  haben,  das  Spu- 
tum feucht  zu  erhalten  und  im  feuchten  Zustande  unschädlich  zu 
machen,  womit  wohl  die  Hauptursache  für  die  Tuberculoseverbreitung 
beseitigt  wird,  wenn  auch  nicht  jede  Möglichkeit  einer  Inhalatiens- 
tuberculose,  z.  B.  durch  heftiges  Anhusten,  ausgeschlossen  ist. 

Praxis,  Experiment  und  Statistik  lassen  die  Tuberculose  als  emi- 
nent kontagiöse  Krankheit  ansehen.  Von  den  katholischen  und  evan- 
gelischen Krankenpflegerinnen  erliegt  eine  ungeheuere  Prozentzahl 
der  Tuberculose.  Dass  hieran  nicht  die  durch  die  Krankenpflege  er- 
zeugte Schwäche  des  Organismus  Schuld  trägt,  zeigen  die  ähnlichen 
Verhältnisse  in  der  Armee  — einer  Auswahl  gesunder  und  kräftiger 
Menschen  — , bei  welcher  gleichfalls  ein  höherer  Prozentsatz  an  Tu- 
berculose erkrankt,  als  in  der  gleichalterigen  Civil bevölkerung. 

Nächst  der  Lungentuberculose  ist  die  Darmtuberculose  eine  sehr 
häufige  Lokalisation,  die  namentlich  das  kindliche  Alter  bedroht. 
Hier  dürfte  die  Infektion  per  os  stattfinden  und  zunächst  wohl  von 
den  zugeführten  Speisen  und  Getränken  herrühren. 

(Fortsetzung  folgt.) 


Neue  Litteratur 

ruiaramengestallt  von 

Db.  Arthub  Wübzbubg, 

Bibliothekar  im  Kaiserlichen  Gesundheitsamt»  in  Berlin. 


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Beziehungen  der  Bakterien  und  Parasiten  zur  unbelebten  Natur. 

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150 


Neue  Litteratur. 


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in  halt. 


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Tubeuf,  C.  von,  Geuerations-  und  Wirths- 
wechsel  unserer  einheimischen  Gymno- 
sporangium-Artcn  und  die  hierbei  auf- 
trotenden  Formverändorungeu.  Mit  3 Ab- 
bildungen. (Orig.),  p.  89. 

Referate. 

Antolisei,  Enrico,  Considerazioni  inforno 
alla  classificazione  dei  parassiti  deila  ma 
laria,  p.  113. 

Bau,  A.,  Ueber  die  scheinbare  Zunahme 
des  Dextringehaltes  iu  Bierwürzen  wäh- 
rend der  Gehrung,  sowie  über  die  Be- 


stimmung der  Dextrose  und  des  Dextrins 
in  ihnen,  p.  99. 

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i — — , Sur  un  nouveau  type  de  dermato- 
mycose,  p.  123. 

j Briogi,  Giovanni,  Rassegna  delle  principali 
malattie  sviluppatesi  sulle  pinnte  cultu- 
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156 


Inhalt, 


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Hansen,  Emil  C'nr , Untorsuchungen  aus 
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König,  F..  Der  cystische  Echinococcus  der 
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cus mit  Coccidien,  p.  124. 

Jäessea,  Al.,  Contribuzione  allo  Studio  delle 
ciglia  dei  batterii  e proposta  di  una  das- 
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tococchi  delle  mucose  e contributo  dell’ 
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— — , Sulla  presenza  di  larve  di  ditteri 
nell’  intestino  di  alcuni  febbricitanti  di  ; 
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Poplawska,  S.,  Zur  Aetiologie  der  Pan- 
opbthalmie  nach  Verletzung  durch  Fremd-  i 
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Popoö',  Sur  un  bacille  anaerobie  de  la  fer-  1 
mentation  pannaire,  p.  104. 

Bailliet,  A.  , Les  parasites  des  animaux 
domestiques  au  Japon,  p.  123. 

Boeser,  P.,  Note  sur  un  mode  de  contami- 
nation  du  pain  par  le  Mucor  stolonifer, 
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Scala  e Sanfelice.  Azione  dell’  acido  car- 
bonico  disciolto  nelle  acque  po'.abili  su 
alcuni  microorganismi  patoger-i,  p.  110. 

Schwanhäuser,  Beitrag  zur  experimentellen 
Untersuchung  der  Ursache  der  C8sund- 
heitsschädlichkeit  hefetrüber  Biere,  p.  100. 

Tubeuf,  K.  v.,  Ueber  eine  neue  Krankheit 
der  Weisstanne  und  ihre  forstliche  Be- 
deutung. p.  128 

Vaillard  et  Vincent,  Sur  uue  pseudopelade 
de  nacure  microbience,  p.  118. 

Varendorf!,  v. , Ueber  die  Kiefernschütte, 
p 127. 

Unterauchnngsmethoden,  Instrumente  etc.  j 

Prausnitz,  W , Kleinere  Mittheiluugen  zur 
bakteriologischen  Technik.  Mit  2 Abbil-  i 
düngen,  p.  128. 

Schutzimpfung,  künstliche  Infektions- 
krankheiten, Entwicklungshemmung 
und  Vernichtung  der  Bakterien 
und  Parasiten. 

Andree . Das  Resorcin  bei  Diputheritis, 
p.  138. 


Bard,  K L , De  la  döclaration  des  mala- 
dies  transmissibles  et  des  Services  de 
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Brunnnr,  Zur  Behandluug  von  Diphtherie 
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sur  la  bacterie  pyogfene  de  l’ihfection 
uriuaire,  p.  137. 

Courmont  et  Dor,  De  la  vacciuation  contre 
la  tuberculose  aviaire,  p.  140. 

Fessler , Erfahrungen  über  die  bakte- 
nentödtende  Wirkung  der  Anilinfarben, 
p.  134. 

Garre  und  Troje,  Chirurgische  und  bakte- 
riologische Erfahrungen  über  das  Pyok- 
tauin,  p.  134. 

Gibier,  Faul,  Antirabic  inoculations-  Sen- 
satious  experienced  by  inoculated  persons. 
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Juhel-Renoy,  Traitement  de  la  fiövre  ty- 
phovde  par  les  bains  froids,  p.  138. 

Liebreich,  Oskar,  Das  Methylviolett  (Pyok- 
tanin),  p.  136. 

Pampoukes,  P.  , Ueber  Desinfizirung  der 
tuberculösen  Sputa  vor  deren  Färbung, 
p.  139. 

Petersen,  Ueber  die  antibakterielle  Wir- 
kung der  Anilinfarben  (PyoktaDin  Merk’s), 
p.  134. 

Stern,  Rieh.,  Ueber  die  Wirkung  des 
menschlichen  Blutes  und  anderer  Körper- 
tlüssigkeiten  auf  pathogene  Mikroorga- 
nismen, p.  l32. 

Originalberichte  über  Kongresse. 

Bakteriologisches  vom  X.  inter- 
nationalen medicinischen 
Kongresse  zu  Berlin, 

4. — 9.  August  1890.  (Fortsetzung.) 

Bang,  Ist  die  Milch  tuberculöser  Kühe  vi- 
rulent, wenn  das  Euter  nicht  ergriffen 
ist?  p.  144. 

Eol’tnger,  Ueber  die  Infektionswege  des 
tuberculösen  Giftes,  p 140. 

Cornet,  Derzeitiger  Stand  der  Tuberculo- 

senfrage,  p.  147. 

Jürgens.  Ueber  einen  Fall  von  perlsucht- 
ähnlicher Erkrankung  beim  Menschen, 
p.  144. 

Ponfick,  Ueber  die  Wechselwirkungen  zwi- 
schen örtlicher  und  allgemeiner  Tubercu- 
lose, p.  142. 

Wyssokowitsch,  Ueber  den  Einfluss  der 
Quantität  der  verimplten  Tnberkelbacillen 
auf  deu  Verlaut  der  Tuberculose  bei  Ka- 
ninchen und  Meerschweinchen,  p.  144. 

Neue  Litte ratur,  p.  149. 


Fronau4.iai»iclie  Bachdruckerci  (Hei  mann  Polilei  in  Jena. 


und  Parasitenkiinde 


Bakteriologie 


In  Verbindung  mit' 

Csh.  Hofr.  Fror,  Dr.  Leitet  im  Professor  Dr.  Lceffter 

ja  Leipzig  io  Greifswald 

kerausgegeben  von 

Dr.  O.  Uhlworm  in  Cassel. 


Verlag  von  Gustav  Fischer  in  Jena. 


IX.  Band.  -<*-  Jena,  den  9.  Februar  1891.  No.  5. 

Preis  für  den  Band  (26  Nummern)  14  Mark. 

Jährlich  erscheinen  zwei  Bände. 

— >»f  Zu  beziehen  durch  alle  Buchhandlungen  und  Postacglalten. 


Die  Redaktion  des  „Centralblatts  für  Bakteriologie  und  Parasiten- 
kunde“ richtet  an  die  Herren  Mitarbeiter  die  ergebene  Bitte , etwaige 
Wünsche  um  IAeferung  non  besonderen  Abdrücken  ihrer  Auf- 
sätze entweder  auf  das  Manuskript  schreiben  zu  wollen  oder 
direkt  an  den.  Verleger , Herrn  Gustav  Fischer  ln  Jena,  gelangen 
zu  lassen.  Die  Verlagshandlung  ist  leider  nicht  in  der  Lage,  .später 
eingehende  Wünsche  berücksichtigen  zu  können . 


Original- Mittheilungen. 

.Zur  Kenntniss  der  Leuchtbakterien. 

Von 

Dr.  Oscar  Katz 

in 

Sydney. 

In  den  Sitzungen  der  Linnean  Society  of  New  South  Wales  vom 
29.  Juni  und  26.  October  1887  gab  ich  einen  vorläufigen  Bericht  mit 
angeschlossener  Demonstration  von  Vertretern  von  sechs  Arten  licht- 
en t wickelnder  Bakterien,  die  theils  direkt  aus  Seewasser,  theils  von 
todten,  spontan  leuchtenden  Seethieren  mittelst  der  Gelatineplatten, 
resp.  RoUröbrchenmethode  in  Reinkultur  erhalten  waren  (Nr.  9 
des  am  Ende  dieses  Aufsatzes  befindlichen  Verzeichnisses  der  be- 

IX.  Bd.  11 


158 


K atz , 


nutzten  Litteratur).  Ich  hatte  mir  vorgenommen,  diese  Gruppe  von 
Bakterien  einer  näheren  Untersuchung  nach  verschiedenen  Richtungen 
hin  zu  unterziehen,  sowie  über  die  Art  und  Weise  ihrer  Verbreitung 
Ina  Meerwasser  in  der  Nabe  von  Sydney  fortlaufende  Beobachtungen 
anzustellen.  Dazu  ist  es  jedoch,  in  Folge  von  anderweitigen  Arbeiten, 
nur  zum  Theil  gekommen;  seit  dem  Beginn  von  1888  bis  jetzt  ist, 
abgesehen  von  der  Weiterführung  der  Reinkulturen  und  gelegentlichen 
Beobachtungen,  in  der  Sache  verhältnissmässig  wenig  geschehen x). 
Da  es  unbestimmt  ist,  wann  ich  den  Gegenstand  wieder  aufuehmen 
kann,  so  verölfentliche  ich  im  Folgenden  die  Ergebnisse  meiner  bisherigen 
Beobachtungen,  die  immerhin  vollständig  genug  sind,  um  ein  Urtheil 
über  die  Beziehungen  der  von  mir  kultivirten  Foirucn  zu  den  unter 
anderen  Himmelsstrichen  gefundenen  zu  ermöglichen. 

Gemäss  dem  Befunde  ihres  Verhaltens,  aus  frischen  Kulturen  iß 
den  üblichen  Nährmedien,  unter  dem  Mikroskop,  gehören  die  unten 
beschriebenen  Mikroben  zu  denen  mitStähchenform,  zu  den  ßakteria- 
ceen  im  Sinne  Hueppe’s,  weicher  in  dieser  Gruppe  Bacterium, 
mit  Arthrosporen-  oder  doch  ohne  Endosporen-Bildung  von  Bacillus 
mit  Endosporenbiklung  trennt.  Ich  möchte  gleich  bemerken,  dass  die 
Frage,  ob  meine  Bakterien  Sporen  bilden  oder  nicht,  und  falls  sie 
dies  thun  sollten,  welcher  .\rt  dieselben  sein  und  unter  welchen  Be- 
dingungen sie  entstehen,  ihrer  sicheren  Entscheidung  noch  harrt. 
Die  Frage  nach  Sporenbildung  ist  auch  bei  den  vou  anderen  Be- 
obachtern untersuchten  und  beschriebenen  Formen  wohl  kaum  defiuitiv 
beantwortet.  Beyerinck  (Nr.  1,  a)  giebt  zwar  von  den  ihm  be- 
kannten Arten  an,  dass  sie  niemals  Sporen  bilden,  doch  ist  andrer- 
seits in  der  Dubois’schen  Mittheilung  über  Bacterium  Pelagia 
(No.  3)  von  Sporen  bei  dieser  Art  ausdrücklich  die  Rede.  Wenn  ich 
die  für  jene  Organismen  in  meinen  früheren  Notizen  gebrauchte  „ge- 
nerische” Bezeichnung  Bacillus  im  Folgenden  Doch  beibehalte,  so 
wolle  man  dieselbe  als  provisorisch  gelten  lassen.  Sollte  die  von 
Beyerinck  (No.  L,  a)  vorgeschlagene,  an  sich  recht  passende  Be- 
nennung Photobacter iu m ais  Genus  für  die  Abtheilung  der 
Phospborescenzbakterien  allgemeinen  Anklang  finden,  so  wären  der- 
selben natürlich  auch  die  nachstehend  aufgeführten  Arten  unterzu- 
ordnen. 

Diese  Arten  sind: 

1)  Bacillus  cy  an  eo- phosphor  es  eens*).  Erhalten  aus 
einer  Probe  Seewassers  von  der  Küste  bei  Little  Bay,  ungefähr 
17  km  südlich  von  Sydney.  Ein  an  Ort  und  Stelle  am  6.  Juni  1887 
aDgefertigtes  Nährgelatine-Rollröhrchen,  etwa  0,5  ccm  des  Seewassers 
enthaltend,  lieferte  zwei  Kolonieen  des  betreffenden  Mikroben.  Derselbe 
ist,  wenn  auch  nicht  geradezu  identisch,  so  doch  jedenfalls  nahe  ver- 


1)  Beiläufig  mag  erwähnt  sein , dass  bei  Gelegenheit  der  zweiten  Zusammeu 
kauft  von  Mitgliedern  der  ,,Aastralasian  Association  for  the  Advancement  of  Science* 
in  Melbourne,  im  Januar  1890,  di«  Leuchtbakterien  den  Gegenstand  eiues  mit  Demou 
strationen  verbundenen  populären  Vortrages  von  mir  in  der  Biologischen  Sectio d jene* 
Association  bildeten. 

2)  Die  Speziesnamen  sind  einstweilen  aus  der  vorhin  bereits  erwähnten  vorläufigen 
Mittheilung  herübergecommen. 


Zu r Kenntnis»  der  Leuchtbakterien. 


159 


wandt  mit  dem  Fische  r’schen  aus  dem  westindischen  Meer  (Ba- 
cillus phospborescens  Fischer  — Photobacterium  in- 
dicum  Beyerinck). 

2)  Bacillus  smaragdino-phosphorescens.  Isolirt  vod 
einem  am  9.  Mai  1887  vom  Fischmarkte  in  Sydney  u.  A.  bezogenen 
Hering  (Clupea  hypselosoma  Bleek.),  welcher  mit  frischem  See- 
wasser befeuchtet  und  zwischen  zwei  Tellern  aufbewahrt,  bereits 
nach  kurzer  Zeit  an  mehreren  Stellen  seiner  Oberfläche  leuchtete. 
Diese  Art  erinnerte  in  gewissen  Punkten  sehr  an  die  aus  der  Ostsee 
bekannt  gewordenen  Formen  (Photobacterium  phosphore- 
seens  [Cohn]  Beyer,  und  Ph.  Pfiügeri  [Ludw.]  Beyer.  [No.  1,  a, 
Referat] ). 

3)  Bacillus  a r gen  teo - p h o sph o r escens  I.  Wiederholt 
erhalten  (1887)  aus  Proben  von  Seewasser  bei  Elizabeth  Bay,  an  der 
Südseite  von  Port  Jackson  (des  Hafens  von  Sydney),  zuerst  anfangs 
Mai  jenes  Jahres.  Die  Art  lässt  sich  mit  den  unter  4)  und  5)  auf- 
gezählten zwanglos  zu  einer  engeren  Gruppe  vereinigen.  Der  mir 
zugänglichen  Litteratur  über  Leuchtbakterien  nach  zu  urtheiien, 
sind  derartige  Formen  von  anderswo  noch  nicht  beschrieben ; mög- 
licherweise steht  in  naher  Beziehung  zu  denselben  eine  von  Beye- 
rinck (No.  1,  a)  eben  angedeutete,  aus  der  Ostsee  stammende 
Art,  die  nach  ihm  vielleicht  als  Varietät  von  Photobact. 
Fischeri  Beyer,  (dem  „einheimischen  Leuchtbacillus‘‘  nach  Fischer 
[No.  5,  c])  zu  betrachten  ist. 

4)  Bacillus  argeuteo-ph osphorescens  II,  Isolirt  Mitte 
September  1887  von  einem  spontan  leuchtenden  Stücke  einer  Art 
Tintenfisch  (Genus  Loligo),  ausserdem  von  spontan  leuchtenden 
Stücken  des  „Gar-fish“  der  hiesigen  Fischerleute  (H  e m i rh  a ni  p h u s 
intermedius  Cant.).  Sowohl  dieses  wie  jenes  Material  war  von 
einigen  aus  einer  Fischhand 'urig  bezogenen  und  zu  Kulturversucben 
später  verwendeten  Exemplaren  übrig  geblieben.  Die  mit  Seewasser 
benetzten  und  bei  Zimmertemperatur  gehaltenen  Ueberbleibsel  leuchte- 
ten über  und  über  nach  weniger  als  einem  Tage. 

5)  Bacillus  argen  teo  - phosphor escens  III.  Isolirt 
neben  der  vorhergehenden  Form  aus  dem  leuchtenden  üeberzuge 
eines  Fragmentes  des  oben  erwähnten  Tintenfisches. 

6)  Bacillus  argen  teo-phosphor  escens  liquefaciens. 
Erhalten  aus  einer  Probe  Seewassers  an  der  Küste  bei  Bondi  Bay, 
in  geringer  Entfernung  Yon  Sydney.  Eine  am  11.  September  1887 
daselbst  angefertigte,  etwa  0,5  ccm  des  Seewassers  enthaltende  Nähr- 
gelatine-Rollplatte ergab  späterhin  vereinzelte  Kolo  ni  een  obiger  Art. 
Dieselbe  scheint  dem  Photobacterium  luminosum  Beyer. 
(No.  1,  a)  nahezukommen. 

Morphologische  Eigenschaften  ’ ). 

1)  B.  cyaneo-phosphor.  ln  gefärbten  Deckglaspräparaten 
von  frischen  Agarkulturen,  gerade,  an  den  Enden  abgerundete  Stäb- 

1)  Die  Angaben  unter  dieser  Ueberschrift  beziehen  sich  auf  Beobachtungen,  welche 
kurze  Zeit  nach  der  Gewinnung  der  verschiedenen  Arten  angestellt  wurden. 

11* 


160 


Ratz, 


chen  darstellend,  bis  zu  circa  0,0026  mm  Länge,  welche  circa  21/» 
Mal  die  Dimension  des  Dick endurchmessers  ist.  Derartige  Präparate  mit 
Lo eff ler ’s  Methylenblaumischung  oder  anderen  Auilinfarblösungen 
behandelt,  zeigen  theilweise  eine  auf  die  Enden  und  Seiten  der  Ba- 
cillen beschränkte  Färbung.  Material  von  einer  frischen  Kultur  auf 
alkalisch  gemachter  Kartoöelscheibe  lieferte  stattliche  Stäbchen, 
welche  sich  gleichmässig  färbten,  und  vereinzelte  Fäden.  Gram’s 
Methode  ist  für  alle  Fälle  gut  geeignet.  Im  hängenden  Tropfen  von 
Nährbouillon  im  hohlgeschliffenen  Objektträger  24  Stunden  bei 
20—22 0 C kultivirt,  zeigten  die  einzeln  oder  zu  zweien  vorkommen- 
den Stäbchen  lebhafte  Eigenbewegungen.  Verhältnissmässig  selten 
waren  Fäden,  die  dann  aber  hier  und  da  eine  beträchtliche  Länge 
aufwiesen;  bei  fortgesetzter  Kultur  sah  man  bis  zu  0,8  mm  lange 
Fäden,  die  mannigfach  gebogen  und  eingeknickt  erschienen ; Lokomo- 
tion wurde  an  ihnen  nicht  wahrgenommen. 

2)  B.  smaragdino-phosphor.  In  gefärbten  Deckglasprä- 
paraten von  frischen  Kulturen  auf  (8  prozent.)  Nährgelatine  gedrungene 
Stäbchen  auf  einem  Längendurchmesser  bis  zu  etwa  0,002  mm  und 
einer  etwa  halb  so  viel  betragenden  Breite.  Enden  etwas  verjüngt. 
Bei  Behandlung  mit  Loeffler’s  Methylenblaugemisch  oder  mit 
Vesuvinlösung  färbte  sich  fast  nur  die  Peripherie,  und  auch  dann 
gewöhnlich  unregelmässig,  während  der  übrige  grössere  Theil  der 
Zellen  sieb  vakuolenartig,  ungefärbt  darstellte.  Nach  der  Gram’schen 
Methode  färbte  sich  ein  grösserer  Antbeil  der  StäbcheD,  als  sonst. 
Die  auf  alkalischer  Kartoffelscheibe  gezüchteten  Bacillen  waren  nach 
Anordnung  und  Grösse  den  von  Gelatine  entnommenen  ähnlich,  doch 
war  in  den  mir  vorliegenden,  mit  dem  erwähnten  Methylenblau  tin- 
girten  Präparaten  die  Färbung  der  Regel  nach  eine  gleichmässige. 
Im  hängenden  Tropfen  von  Nährbouillon  wurde  bei  der  von  Zeit  zu 
Zeit  vorgenommenen  Untersuchung  weder  Eigenbeweguug  noch 
Fadenbildung  beobachtet.  Die  Individuen  waren  entweder  ein- 
zeln oder  zu  zweien  zusammenhängend;  jung  waren  sie  fast  kokken- 
gleich. 

3)  B.  ar ge nteo- phosphor.  I.  In  gefärbten  Deckglasprä- 
paraten von  frischen  Kulturen  auf  (8  prozent.)  Nährgelatine  schlanke, 
gewöhnlich  schwach  gekrümmte,  an  den  Enden  verjüngte  Stäbchen 
von  circa  0,0025  mm  Länge  und  einer  circa  1/3  der  Länge  betragenden 
Dicke.  Mit  Loeffler’s  Methylenblau  färbten  sie  sich,  obigem  Nähr- 
boden entnommen,  nur  schwach,  durchschnittlich  gut  und  gleichmässig 
dagegen  in  frischem  Kulturmaterial  von  alkalischer  Kartoffelscheibe. 
Gram’s  Methode  war  anwendbar.  Im  hängenden  Tropfen  von  Nähr- 
bouillon  deutliche  Eigenbewegung;  nach  24-stündigem  Stehen  bei 
20—22  0 C sah  man  einzelne  oder  in  Theilung  begriffene,  seltener 
zu  zweien  zusammenhängende  Stäbchen;  bei  fortgesetzter  Kultur  traten 
vereinzelte,  bis  zu  0,1  mm  lange,  wellig  verlaufende  Fäden  auf. 

4)  B.  ar  ge  n teo- phosp  h o r.  II.  In  gefärbten  Deckglasprä- 
paraten von  frischer  Nährgelatinekultur  gestreckte  Stäbchen  mit  ab- 
gerundeten Enden.  Ihre  Länge  betrug  bis  zu  ungefähr  0,0027  mm, 
ibre  Breite  ungefähr  0,00067  c.m.  Loeffler’s  Methylenblau  be- 
wirkte eine  homogene  und  gute  Färbung.  Im  hängenden  Tropfen 


Zur  Kenntnis«  der  Leuchtbakterien 


161 


wurden  sie  ohne  Eigenbewegung  gefunden;  bei  der  Kultur  entwickel- 
ten sieb  vereinzelte,  kurze  Fäden. 

5)  B.  argeuteo-pbosphor.  III.  In  gefärbten  Deckglasprä- 
parateu  von  frischer  Nährgelatinekultur  erschienen  die  Individuen 
im  Allgemeinen  ein  wenig  diinncr,  als  diejenigen  der  vorigen  Art,  waren 
den  letzteren  aber  sonst  ähnlich.  Im  hängenden  Tropfen  wurde 
sehr  deutliche  Eigenbewegung  konstatirt;  bei  fortgesetzter  Kultur  be- 
obachtete man,  ausser  sehr  häufigen  Diploformen,  kurze  Fäden. 

6)  B.  argen teo-phosp hör.  liquef.  In  gefärbten  Deckglas- 
präparaten von  frischen  Agarkulturen  entweder  gerade  oder  leicht 
gebogene  Stäbchen,  circa  0,002  mm  lang  und  ein  Drittel  so  breit; 
Enden  abgerundet.  Mit  Loeffler’s  Methylenblau  färbten  sie  sich 
leicht  und  gleichmässig.  Im  hängenden  Tropfen  von  Nährbouillon 
zeigten  sie  sehr  lebhafte  Eigenbewegung ; es  kam  daselbst  zur  massen- 
haften Bildung  von  längeren  und  kürzeren,  gewundenen  und  gebogenen 
Fäden. 

Als  den  sechs  Arten  gemeinschaftlich  gilt,  dass  Beweise  für  eine 
etwaige  Sporulation  bei  denselben  bis  jetzt  noch  fehlen;  in  dieser 
Hinsicht  mag  erwähnt  sein,  dass  besondere,  nach  der  Neisser- 
schen  Sporenfärbungsmethode  angestellte  Versuche  bei  den  unter 
1—3  aufgeführten  Arten  negative  Resultate  ergaben;  die  Versuchs- 
objekte waren  Kulturen  in  Nährbouillon,  nach  3-tägigem  Stehen  bti 
20—23°  C. 

' Kulturinerkmale. 

Plattenkulturen  in  öprozent.  Nährgelatine  *). 

J)  B.  cyaneo- phosphor.  Nach  18  Stunden,  bei  21—22°  C, 
waren  die  Kolonieen  bereits  wohl  bemerkbar.  In  der  Grösse  zwischen 
den  oberflächlichen  und  den  im  Innern  der  Gelatine  befindlichen  be- 
stand um  diese  Zeit  wenig  Unterschied;  von  den  letzteren  waren 
einige  grösser,  als  die  vor*  vornherein  oberflächlichen.  Von  der  Se.ie 
betrachtet  liess  die  Gelatineobei fläche,  den  Stellen  der  letzteren  Kolo- 
nieen entsprechend,  flache,  kreisförmig  umschriebene  Einziehungen  er- 
kennen, auf  deren  Grunde  die  Kolonieen  lagen.  Der  Anfang  einer 
Verflüssigung  war  damit  gegeben.  Der  bei  den  kleineren  Kolonieen 
von  etwa  0,2  mm  Durchmesser  noch  scharf  ausgeprägte  uud  kreis- 
runde Kontour  war  bei  den  grösseren  von  0,25—0,3  mm  Durchmesser 
bereits  etwas  verschwommen  und  durch  eine  wellig  verlaufende  Linie 
gekennzeichnet.  Der  Inhalt  war  bei  durchfallendem  Lichte  unter 
schwacher  Mikroskopvergrösserung  hellgelblich-grau  und  homogen  fein- 
körnig. Die  tiefen  Kolonieen  besassen  vollständige  Kreisgestalt  im 
optischen  Durchschnitt,  scharfen,  glatten  Kontour  und  ein  dunkel- 
graues  Kolorit;  Inhalt  durchaus  homogen  und  deutlich  gekörnt; 
Durchmesser  0,25—0,4  mm.  An  einigen  der  so  beschaffenen  tiefen 


1)  Wo  immer  von  Näbrgelatine  die  Rede  ist,  ist  damit  das  in  der  üblichen  Weise 
bergostclte  Nährmedium  gemeint;  auf  100  ccm  Kindflfiisehinfus  kamen  1 g Pepton,  sicc., 
0,6 — 0.7  g Kochsalz,  und  je  nachdem  6 oder  8 oder  10  g bester  Gelatine.  D' : Reak- 
tiou  derselben,  falls  nicht  gegenseitig  bemerkt,  war  leicht  alkalisch,  hai-gestellt  ttels! 
Dinatriumkarbonatlösung. 


162 


Katz,  Zur  Keantniss  der  Leucbrbakterien. 


Kolonieen  zog  eine  lebhaft  wimmelnde  Bewegung  ihres  Inhalts,  ohne 
dass  sieh  der  Kontour  änderte,  die  Aufmerksamkeit  auf  sich.  Die 
Temperatur  zur  Zeit  der  Beobachtung  war  etwa  17  0 C (August  1887). 
Diese  Erscheinung  deutet  auf  ausserordentliche  Beweglichkeit  der 
individuellen  Stäbchen  hin,  wie  dieselbe  denn  auch  in  einer  Probe 
solcher  Kolonieen  bei  starker  Vergrösserung  sogleich  zu  Tage  trat. 

Nach  weiteren  24  Stunden  — Temperatur  21—22°  C — be- 
rührten die  von  Anfang  an  oberflächlichen,  jetzt  circa  0,6  mm  breiten, 
unregelmässig  grob  ausgebuchteten,  schmutzig  bräunlich-gelben  Ko- 
lonieen  die  Glasplatte;  sie  waren  umgeben  von  einem  0,5 — 0,7  mm 
breiten  Gürtel  verflüssigter  Geiatine  (optischer  Durchschnitt).  Letztere 
zeigte  bei  schwacher  Mikroskopvergrösserung  und  durciifalleudem  Licht 
heilgraue  oder  gelblich-graue  Färbung  und  köruelige  Struktur  und 
enthielt  hier  und  da  Ansammlungen  dichterer,  daher  dunkler  als  der 
Rest  erscheinender  Köruermassen.  Begrenzung  der  Verflüssigungszone 
ziemlich  verschwommen,  im  Grossen  und  Ganzen  kreisförmig.  Die 
von  vornherein  in  der  Tiefe  gelagerten  Kolonieen  waren  jetzt  schmutzig- 
gelblich-braun mit  einem  Stich  ins  Grünliche;  Kontour  mit  kurzen 
und  seichten  Ausbuchtungen  versehen,  immerhin  noch  wohl  ausge- 
prägt; Durchmesser  0,3 — 0,5  mm.  Sie  waren  umgeben  von  einer 
0,05—0,1  mm  starken  Hülle  verflüssigter  Gelatine,  von  homogenem, 
fein  granulirtem,  lichtbraunem  oder  lichtgrauem  Inhalt  und  mit  zier- 
licher radiär  verlaufender  Streifung  oder  Strichelung.  Die  Begren- 
zungslinie dieser  Hülle  gegen  die  noch  solide  Gelatine  war  ziemlich 
scharf  ausgeprägt. 

Proportional  dem  energischen  Wachsthum  der  räumlich  gut  ge- 
trennten Kolonieen  war  auch  die  Verflüssigung  der  Gelatine  eine 
rasche.  Die  nach  dem  Herabgleiten  der  verflüssigten  Massen  auf  der 
Platte  zurückbleibenden,  ursprünglich  oberflächlichen  oder  nahezu 
oberflächlichen  Kolonieen  waren  von  aschgrauer  Färbung  und  unregel- 
mässig zerfetzter  Berandung. 

Bei  dichtgedrängter  Aussaat  der  Keime  war  die  Gelatine  auf 
der  Platte  bereits  nach  18  Stunden  total  verflüssigt. 

Im  Zustande  der  Verflüssigung  gaben  die  Plattenkulturen  einen 
eigentümlich  faden  Geruch  von  sich,  wie  er  auch  bei  anderen  Bak- 
terien, z.  B.  gewissen  Wasserkulturen,  angetroffen  wird. 

Noch  ein  Wort  über  die  im  Innern  von  Nährgelatine  wachsenden 
Kolonieen.  In  deu  später  zu  erörternden  Stichkulturen,  falls  nur  ver- 
einzelte Keime  im  Stichkanal  abgelagert  waren,  oder  nach  Einbrin- 
gung von  wenigen  Keimen  in  ein  Reagensglas  mit  vorher  verflüssig- 
ter steriler  Nährgelatine,  welche  man  dann  wieder  säulenförmig  er- 
starren liess,  war  denselben  Gelegenheit  zur  ungestörten  Entwickelung 
gegeben.  Die  resultirenden  Kolonieen  stellten  schliesslich  hyaline, 
glatt-kontourirte,  von  verflüssigter  Gelatine  gebildete  Kugeln  dar,  in 
deren  unterem  Theile  sich  die  gelblich-weissen,  krümlicheu  Kultur- 
rnassen  zu  einem  verhältnismässig  kleinen  Haufen  aDgesammelt  hatten. 
Bei  einer  derartig  beschaffenen  Kugel,  welche  sich  iD  der  Tiefe  einer 
Stichkultur  in  gewöhnlicher  6 prozent.  Nährgelatine  unbehindert  von 
dem  übrigen  Waebsibum  entwickeln  konnte  — dieses  war  in  Folge 
der  Art  und  Weise  des  Impfcns  ein  anormales,  langsames,  s.  unten  — 


van  Overbeek  de  Meyer,  Ueber  die  Bereitung  des  Nähragars.  163 


betrug  der  Durchmesser  Dach  58  Tagen,  während  welcher  die  Kultur 
bei  etwa  20 — 22°  C stand,  ungefähr  6 mm. 

Später  wiederholt  angelegte  Platteukulturen  in  einer  10  prozent. 
Nährgelatine  ergaben  ein  dem  von  solchen  Kulturen  in  der  6 prozent. 
Nährgelatine  im  Grossen  und  Ganzen  ähnliches  Bild  *). 

(Fortsetzung  folgt.) 


Ueber  die  Bereitung  des  Nähragars. 

(Mittheilungen  aus  dem  hygienischen  Laboratorium  der  Reichs- 
Universität  in  Utrecht.) 

Von 

Professor  Dr.  van  Overbeek  de  Meyer 

in 

Utrecht 

Während  die  Anfertigung  der  Nährgelatine  zu  bakteriologischen 
Untersuchungen  wohl  keinem  Laboranten  einige  Mühe  macht,  ist  die 
Bereitung  des  Nähragars  nicht  so  leicht  und  macht  dieselbe  Man- 
chem einen  ziemlich  grossen  Verdruss.  Mein  Assistent,  der  Militär- 
arzt Herr  J.  A.  Vrijheid,  und  ich,  wir  haben  uns  darum  bestrebt, 
das  bisher  allgemein  übliche  Verfahren  sehr  zu  erleichtern,  und  wir 
haben  einen  völlig  befriedigenden  Ausweg  gefunden  bei  Benutzung 

1)  Die  energische  Verflüssigung  der  Gelatine  durch  diese  Mikroorganismen  beruht, 
in  ähnlicher  Weise  wie  bei  vielen  anderen  verflüssigenden,  auf  der  Wirkung  einer  im 
Stoffwechsel  der  Bacillen  gebildeten,  peptonisirenden  Substanz.  Dieses  erhellt  aus  zwei 
von  mir  angesteilten  Versuchen:  1)  Nachdem  eine  itn  Beagensgias  befindliche  Emulsion 
von  frischer  Kuitnr,  auf  sterilisirtem  Fisch  (s.  anten),  in  sterilisirtem  Seewasser  — die 
Emulsion  leuchtete  sehr  stark  — auf  45  Minuten  in  Wasser  von  55°  C eingetaucht  er- 
hallen war  — diese  Prozedur  tödtete  die  Organismen  — wurde  von  der  nun  dunklen, 
gut  dnrchgeschdttelteu  Masse  circa  tji0  ccm  mittelst  sterilisirter  Pipette  mit  zuvor  ver- 
flüssigter 6prozent.  Kaniachenbrühe-Pepton-Kochsalz-Gelatine  von  leicht  alkalischer  Reak- 
tion gemischt  und  die  Mischung  ohne  Weiteres  erstarren  gelassen  (2S.  IX.  1888).  Bei 
Zimmertemperatur  hingestellt,  begann  die  Gelatiue  sich  laugsam  zu  verflüssigen;  am 
19.  X war  der  ganze  Inhalt  dickflüssig;  wieder  angesehen  am  16  XI  dünnflüssig. 
Sonst  war  das  Aussehen  ähnlich  dem  von  Kontrollröhrchen.  (11).  Von  einer  der  obigen 
analogen,  intensiv  leuchtenden  Emulsion  wurde  unter  Zuhülfenehme  eines  Gebläse»  eine 
Portion  durch  eine  C h a m b e rl  a n d’sche  Porzellanzelle  filtrirt.  Die  Filtration  ging  sehr 
langsam  vor  sich.  Das  Filtrat  war  wasserklar,  nach  Fisch  riechend,  Dicht  leuchtend, 
während  das  in  der  Filterzeile:  zurüekbleibonae  Material  prächtig  phorphoreszirte.  Nach- 
dem eine  kleine  Menge  des  Filtrats  abgetropft  war,  wurden  drei  Tropfen  in  einem 
Röhrchen  mit  zuvor  verflüssigter  Nährgelatine  (wie  oben)  aufgefangeu , in  derselben 
vcrtheilt  und  darauf  die  Mischung  erstarren  gelassen  (29.  IX  1888).  Dieselbe  blieb 
dauernd  steril.  Dahingegen  zeigte  sie  sich  am  19.  X.  oberflächlich  zähflüssig,  ohne 
dass  beim  Neigen  des  Glases  etwas  berabfloss;  wiederum  angesehen  am  16.  XI.,  war 
sie  eine  durchaus  dünnflüssige,  klare  Masse.  Die  Temperatur  während  der  Beobach- 
tutigspcriode  blieb  von  der  für  eine  Verflüssigung  d8r  intakten  Nährgei atiuo  erforder- 
lichen stets  entfernt. 

Für  Photobacteriuui  lum  inosutn  bringt  B e y o r i n c k (No.  1 a.  p.  408)  einen 
airikten  Beweis  von  der  Anwesenheit  eines  besonderen , leicht  ditTundirbaren  , die  Lö- 
sung der  Gelatine  bewirkenden  Enzyms. 


164  van  Overbeek  de  Meyer,  Uebflr  die  Beraitaug  des  Nähragars. 

meines  Desinfektionsofens,  dessen  Desiufektiousraum  eine  konstante 
Temperatur  vod  etwas  über  100 0 C bis  lül  0 C sichert. 

Das  in  möglichst  kleine  Stückchen  zerschnittene  Agar  wird  im 
Verhältniss  von  l1/*  — 2°/o  iu  0,5  Liter  der  gewöhnlichen  LoeflTer- 
schen  ßouilion  eingeschüttet;  sogleich  erfolgt  der  Zusatz  von  1% 
Pepton  uud  0,5%  Kochsalz  und  man  lässt  das  Agar  in  dieser  Flüssig- 
keit bloss  eine  Stunde  quellen.  Daun  wird  die  Masse  in  meinem 
Desinfektionsolen  (kleinste,  für  Laboratorien  passende  Grösse)  3/4  Stunde 
hindurch  im  strömenden  Wasserdampf  von  etwas  über  100°  G gründ- 
lich gekocht;  das  Agar  wird  somit  gelöst  uud  die  koagulablen  Ei- 
weisssubstanzeu  werden  ausgeschieden.  Jetzt  folgt  die  Neutralisirung, 
resp.  die  Sorge  für  eine  passende  Reaktion.  Die  Mischung  bleibt 
einige  Zeit  hei&s  stehen,  bis  die  Klärung  einigermassen  erfolgt  ist. 
.Inzwischen  wird  in  einem  Glastrichter  von  über  0,5  Liter  Inhalt  ein 
Filter  angefertigt  von  starkem,  einfach  zusammengelegtem  Fliesspapser 
— die  Sorte  nämlich,  welche  in  der  Pharmacie  zum  Fiitrireu  vou 
Syrupen  benutzt  wird.  Man  kann  es  unterlassen,  das  Filter  vou 
vornherein  mit  kochendem  Wasser  anzufeuchten.  Das  Filter  wird 
auf  einen  einfach  gereinigten,  nicht  sterilisirten  Glaskolben  aufgestellt, 
mit  Watteverschluss  um  den  Hals  des  Trichters.  Der  bereit  stehende, 
durch  Absetzung  schon  ziemlich  geklärte  und  noch  heisse  Bouillon- 
agar wird  vorsichtig  in  das  Filter  abgegossen,  und  der  Trichter 
wird  mit  einem  Uhrglase  abgedeckt  (die  konvexe  Seite  nach  obeu 
und  der  Rand  denjenigen  des  Trichters  überragend).  Dieser  Apparat 
muss  3/4-  i Stunde  abermals  dem  strömenden  W asserd ampfe  im 
Desinfektionsofen  übergeben  bleiben  uud  man  wird  dann  ungefähr 
0,25  Liter  recht  schönen  Bouillonagars  fillrirt  finden.  Der  Trichter 
wird  aus  dem  Kolben  langsam  herausgenommen  und  der  Watte- 
pfropfen bildet  den  gewünschten  keimfreien  Verschluss  des  Kolbens. 

Soll  eigentliümlichen  Zwecken  gedient  werden  durch  besondere 
Beimengungen,  dann  wird  die  erlangte  Menge  des  Bouillonagars  ge- 
messen und  erfolgt  der  Zusatz  vou  Traubenzucker,  Glycerin  u.  s.  w. 
in  dem  gewünschten  Verhältnisse.  — Jedenfalls  wird  der  erhaltene 
Nähragar  eine  gute  halbe  Stunde  im  Desinfektionsofen  sterilisirt  und 
diese  Sterilisirung  an  den  zwei  folgenden  lagen  wiederholt. 

Der  Bodensatz,  der  bei  der  beschriebenen  Klärung  zurückbleibt, 
kann  natürlich  in  derselben  Weise  in  einem  zweiten  Trichter  zu- 
gleich filtrirt  werden;  das  Filtriren  erfordert  aber  selbstverständ- 
lich etwas,  aber  nicht  viel,  mehr  Zeit.  Im  Ganzen  wird  immerhin 
aus  500  g Fleischwasser  ungefähr  0.5  Liter  Nähragar  erhalten.  — 
In  meinem  Laboratoriumsofen  werden  gewöhnlich  vier  Filtrirapparate 
neben  einander  aufgestellt. 

Auch  die  Füllung  der  Reagensgläscr,  entweder  mit  Nährgelatine 
oder  mit  Nähragar,  machen  wir  viel  einfacher,  als  es  nach  den 
klassischen  Vorschriften  geschehen  sollte.  Neue  (ungebrauchte)  Gläser 
werden  nach  Carl  Fraenkel  (Grundriss der Bakterienkunde, 3. Aufl.) 
mit  angesäuertem  Wasser  gereinigt.  Alte  Reagensglaser  werden  aber 
ganz  einfach  mit  Leitungswasser  gereinigt,  zum  Trocknen  umgekehrt 
auf  ein  hölzernes  Gestell  gesetzt,  dann  mit  eiutm  Verschluss  von  ge- 
wöhnlichen entfetteten  Watten  versehen,  endlich  in  diesem  völlig  uu- 


Kinnen,  Eia  neues  KultorgeOiss. 


165 


sterilisirten  Zustande  gefüllt  uud  dann  sofort  im  Desinfektionsofen 
oder  im  Papin’schen  Topfe  (jedoch  ohne  Deberdruck)  25—30  Mi- 
nuten laug  sterilisirt;  an  zwei  auf  einander  folgenden  Tagen  wird 
diese  Steriiisirung  wiederholt,  und  die  auf  diese  Weise  präparirten 
Gläser  halten  sieb  Monate  iasig  gut;  fast  nie  wird  die  beschriebene 
Anfertigungsmethode  ungenügend  befunden. 

Der  Glycerinagar  wird  auch  bei  unseren  bakteriologischen 
Arbeiten  sehr  oft  angewendet.  Es  kommen  aber  dabei  einige  Be- 
sonderheiten heraus,  welche  ein  näheres  Studium  verdienen;  z„  B. 
das  auffallend  rasche  Vertrocknen  einer  Reinkultur  von  Spirillum 
Fi a kl  er  Prior,  das  eigenthümliche  Wacbsthum  von  Staphylo- 
eoccus  pyogenes  citreus,  die  abnorme  Färbung  von  Kulturen 
des  8,  cyanogenus,  der  Rosahefe  u.  s,  w,  — Dieser  ausgezeich- 
nete, feste  und  durchsichtige  Nährboden  hat  übrigens  auch  bei  uns 
die  Benutzung  des  durchsichtigen  Blutserums  in  den  Hinter- 
grund gedrängt.  Die  umständliche  fraktionirte  Sterilisation  haben 
wir  jedenfalls  ganz  verlassen.  "Wir  bedienen  uns  aber  in  bestimmten 
Fällen  recht  gerne  des  — zwar  weniger  durchsichtigen  — kalt 
sterilisirten  Blutserums,  welches  wir  uns  sehr  bequem,  rasch  und  gut 
bereiten  mittelst  eines  nach  unseren  Anweisungen  konstruirten  Appa- 
rates, bestehend  aus  Cham  beri  and -Röhre,  Druckpumpe,  Behälter 
und  Manometer. 

Utrecht,  8.  Januar  1891. 


Ein  neues  Kultegefass. 

Yod 

Regimen  tsarzt  Dr.  Ludwig  Kasten 

in 

C z e r now  i t z. 

Mit  1 

Gelegentlich  einer  grösseren  Reihe  von  Wasseruntersuchungen, 
welche  ich  im  Laufe  des  vorigen  Jahres  unternahm,  hatte  ich,  um 
Impfungen  des  Wassers  und  Ausgiessen  der  Platten  an  Ort  und  Stelle 
vornehmen  zu  können,  abwechselnd  die  Ko wal ski’schen  trichter- 
förmigen Kolben  und  Lipez’s  Kulturgefässe  benutzt.  Es  dürften 
wohl  Jedem,  der  sich  mit  Wasseruntersuch  engen  befasst,  sowohl  die 
Vor-  als  auch  Nachtheiie  dieser  Gcfasse  bekannt  sein,  so  dass  ich 
füglich  von  einer  eingehenden  Schilderung  derselben  absehen  kann. 
Die  Schwierigkeit  der  Durchmusterung  der  aufgegangeaen  Kolonieen 
in  den  Ko  wal  ski’schen  Kolben,  namentlich  bei  Anwesenheit  vieler 
und  rasch  verflüssigender  Keime  einerseits  und  die  ungleichmässige 
Ausführung  der  Lipez’ sehen  Kulturgefässe,  welche  wegen  einer  zu 
starken  Krümmung  des  Halstheiles  mitunter  selbst  unter  starker 
Verbiegung  der  Platinnadel  die  am  Grunde  des  Gefässes  befindlichen 
Koienieeu  nicht  erreichen  liess,  ohne  dass  man  mit  dem  Ende  des 


166 


Kamen,  Ein  neues  Knlturgefäss. 

Glasstabes  andere  Kolonieen  berührte,  als  auch  die  Schwierigkeit  der 
Probenentnahme  von  den  beim  Halse  befindlichen  Winkeln  anderer- 
seits, veranlassten  mich,  nahezu  gleichzeitig  mit  Herrn  Dr.  Johann 
Petruschky  und  vollkommen  unabhängig  von  inm,  ein  neues 
Kulturgefäss  zu  konstruiren,  welches  frei  von  den  Mängeln  der  oben- 
erwähnten Gefässe  deren  meiste  Vortheile  verbinden  sollte. 

Die  leitenden  Gesichts- 
punkte waren  zum  grössten 
Theiie  identisch  mit  denen, 
welche  Petrusch  ky  zur 
Konstruktion  seines  in  No.  20 
dieses  Blattes  vom  6.  Novem- 
ber 1890  beschriebenen  plat- 
ten Kölbchens  führtet) ; es 
waren  dies  erstens  die  Be- 
seitigung der  Krümmung  des 
Halstheiles  und  zweitens  die 
der  für  die  Entnahme  un- 
bequemen Winkel  der  Li- 
pez  ’ sehen  Kulturgefässe  un- 
ter Beibehaltung  der  Eignung 
für  die  Durchmusterung  der 
Gläser  mit  Hülfe  der  Lupe 
und  des  Mikroskops.  Mit 
Rücksicht  auf  die  letztere 
beizubehaltende  Eigenschaft 
konnte  die  Form  der  Ko- 
walski’  sehen  Kolben  über- 
haupt nicht  in  Betracht  kom- 
meu  und  so  ging  ich  an  eine 
wesentliche  Modifikation  der 
Lipez’ sehen  Kulturgläser. 

Nach  einigen  unwesent- 
lichen Aenderungen  der  ur- 
sprünglich von  mir  angege- 
benen Form  lieferte  mir  die 
Firma  Dr.  Hermann  Rohr- 
beck in  Berlin,  welche  zwar  schon  Anfang  Oktober  die  Herstellung 
dieser  neuen  Gläser  übernahm , aber  in  Folge  einiger  technischer 
Schwierigkeiten  in  derselben  und  der  daraus  resultirenden,  wenn  auch 
unwesentlichen  Umgestaltung  der  Form  erst  im  Dezember  die  definitive 
Ausführung  der  Gläser  bewirken  konnte,  eine  Anzahl  dieser  von  mir 
angegebenen  Kulturgefässe,  deren  Gestalt  aus  der  beigegebenen  Zeich- 
nung ersichtlich  ist. 

Ich  müsste  mich  rein  der  Worte  des  Herrn  Dr.  Petruschky 
bedienen,  welche  er  seinem  platten  Kölbchen,  mit  dem  mein  neues 
Gefäss  unstreitig  viel  Aehnlichkeit  besitzt,  auf  den  Weg  gibt,  um  die 
Vortheile  meines  Kulturglases,  welches  mit  ca.  12  ccm  Nährboden  ge- 
füllt wird,  hervorzuheben.  Es  sei  nur  des  an  der  unteren  Fläche  des 
Gefässes  befindlichen,  in  Form  einer  schiefen  Ebene  sanft  abfallenden 


T b b e n f , Üenersticas-  u.  Wirtbswechsel  unserer  einheim.  Gymnospor.-Arteo.  Jß7 


Einschnittes  erwähnt,  der  eine  bequeme,  ohne  besondere  Verkrümmung 
der  Platinnadel  zu  bewerkstelligende  Entnahme  von  Kolonieen,  die  sich 
in  der  Nähe  des  Halses  entwickelt  hatten,  bezwecken  soll. 

Und  so  beschränke  ich  mich  darauf,  dasselbe  behufs  Erprobung 
der  Oeffectlichkeit  zu  übergeben,  indem  ich  ausdrücklich  betone, 
dass  ich  mit  der  Konstruktion  dieses  neuen  Kulturglases  nur  einen 
brauchbaren  Ersatz  für  die  Kocb’sche  Platten methode,  die  sich, 
wie  bekannt,  vorzüglich  für  Laboratoriumarbeiten  eignet,  in  allen 
jenen  Fällen  zu  bieten  beabsichtigte,  wo  die  letztere  aus  praktischen 
Gründen  nicht  gut  anwendbar  ist. 

Czernowitz,  am  3.  Januar  1891. 


Generations-  und  Wirthswechsel  unserer  einheimischen 
Gymnosporangium-Arten  und  die  hierbei  auftretenden 
Formveränderungen. 

Von 

Dr.  C.  von  Tuheuf, 

Privatdocenten  an  der  Universität  München. 

Kit  3 Abbildungen. 

(Schluss.) 

Zum  Schluss  muss  übrigens  bemerkt  werden , dass  auch  auf 
Crataegus  Oxyacanthaeiu  grosser  Theil  der  Infektionen  mit 
Gy  mnosporangium  clavariaeforme  in  der  Natur  zwar  dicke, 
rothe  Blatterhöhungen  erzeugt,  aber  keine  Aecidien  bildet. 

Es  können  somit  die  Infektionsversuche  als  nicht  völlig  abgeschlossen 
betrachtet,  sondern  mögen  zahlreich  wiederholt  und  fortgesetzt  werden. 

Was  die  Verwechselung  der  Hendersonia  foliicola  Fuckel 
mit  Podisoma  foliicolum  Berk.  = Podisoma  Juniperi 
a minor  Corda  anlangt,  so  ist  zu  konstatiren,  dass  Corda 
jedenfalls  Gymnosporangium  conicum  (=  juniperi  num 
= tremelloides)  auf  den  Nadeln  von  Junip.  communis  vor 
sich  hatte  uud  die  2-zelligen  Sporen  auf  langen  Stielen  zeichnete. 
Die  eigenthümliche  Felderung  der  Sporen  ist  jedenfalls  durch  die 
schlechte  Wiedergabe  schaumigen  Protoplasmas  hervorgerufen.  Das- 
selbesieht. bei  schwacher  Vergrösserung  der  betreffenden  Figur  ähnlich. 

Ganz  mit  Unrecht  hat  Fuckel  die  Hendersonia  folii- 
cola Berk,  für  identisch  mit  Corda’s  Podisoma  Juniperi  a 
miuor  (Cd.  Ic.  I.  8.  tab.  II.  fig.  122)  erklärt. 

Er  schreibt  von  der  Hendersonia,  dass  sie  sehr  selten  auf 
welken  Blättern  von  Juniperus  communis  vorkomme. 

Dem  gegenüber  ist  zu  bemerken,  dass  die  Hendersonia  sich 
sehr  häufig  auf  den  Blättern  des  gemeinen  Wachholders  findet,  und 
zwar  nicht  erst  auf  den  abgestorbenen,  sondern  schon  auf  den  grünen 
lebenden. 


168 


T u b e u f , 


Fig.  1.  G y m a o s p o r a n g : um  tr«  m e 1 1 o i d e 3. 

1.  Junge  Teleutosporenpolster,  die  Binde  durchbrechend  (April).  2.  Späterer  Zu- 
stand, gequollen.  3 Ein  Gallertlappen  von  oben  mit  umgeschlagenen  Bändern , die 
die  Unterseite  dieses  SporenbaufeBs  zeigen.  4.  Eine  Wachholdernadel  mit  3 Sporen- 
poistern.  5 Junge  Pflanze  mit  Sporenpolstern  auf  den  Nadeln.  (Vom  Würmsee).  8,  7, 
8.,  9 , 10.  dick-  und  dünnwandige  Sporen.  6 Die  Theilsporen  trennen  sich  (von  der 
Nadel).  11.  Promyeel  mit  Sporidie.  12.  Sporidie  keimend. 


Die  SporeDhäufchen  sind  leicht  mit  blossem  Auge  als  schwarze 
Körnchen,  die  das  Blatt  auf  der  nach  oben  gewendeten  Innenseite  be- 
decken, zu  erkennen. 

Ein  mikroskopischer  Schnitt  zeigt  uns  die  länglichen , braunen 
und  querseptirten  Sporen  auf  der  Oberfläche  des  Blattes  von  einem 
Mycel  abgeschnürt,  welches  sich  weiter  im  Biattinnern  verbreitet  und 
den  Pilz  als  echten  Parasiten  charakterisirt.  Somit  ist  die 
Synonymie  dieser  beiden  Pilze,  welche  sowohl  in  den  neueren  pa- 
thologischen Werken,  wie  in  den  systematischen,  sich  findet,  zu 
streichen. 

Ree ss  wies  zwar  hierauf  schon  hin,  aber  seine  vielleicht  durch 
das  „wohl“  nicht  genügend  bestimmte  Anmerkung  ist  bis  jetzt  nicht 
durchgeörungen. 

Was  nun  Corda’s  Podisoma  Juniperi  a minor  betrifft 
so  findet  sich  dasselbe  schon  bei  Oersted,  „Oversigt  over  det 
kongeiige  dauske  Videnskabernes  Selskabs  Forhandlinger.  1866.  S.  184 
in  unverkennbarer  Weise  auf  den  Wachholdernadeln  abgebildet  Es 
ist  weiter  nichts,  als  da3  auf  die  Nadeln  übergegangene  Gymno- 
sporangium  conieum  (tremeiloides).  Merkwürdiger  Weise 
wurde  es  spater  nicht  mehr  auf  Nadeln  gefunden  und  nur  die  zweig- 


Generation«-  u.  Wirthswechscl  unserer  einheim.  Gymnosporangium-Arten,  169 


Fig.  2.  G y m n o sp oran gi u m clavariaeforme. 

1,  2,  3.  Sporenhaufen  in  verschiedenen  Stadien  der  Entwickelung,  3.  gequollen 
und  im  Begriffe  abznfallen.  4,  5,  6 dick-  und  dünnwandige  Sporen  7.  Gekeimte 
Spore,  auf  dem  Promycel  Sporidien  (8)  abschnürend.  9.  Sporidie  keimend. 


bewohnende  Form  bekannt.  Mit  dieser  stimmt  es  aber  besondere  in 
der  Sporenform  vollständig  überein.  Erst  Nawaschin  fand  1888 
die  nadelbewohnende  Form,  und  zwar  mehr  wie  die  zweigbewohnende 
bei  Moskau.  Er  infizirte  mit  den  Sporen  (ob  der  nadei-  oder  zweig- 
bewohnenden Sporenhaufen,  ist  nicht  zu  ersehen)  Pirus  Malus 
und  erhielt  das  Aeeidium  penicillatura.  Die  Teleutosporen- 
fcrm  zeigte,  dass  er  Gy  mnosporangi  um  trem  elloide  s = co- 
nicum=j  uniperin  um  vor  sich  hatte.  — 

Für  Deutschland  war  es  mir  in  diesem  Frühjahre  (1890)  und 
zwar  Anfang  April  möglich,  die  nadelbewohnende  Form  wieder  auf- 
zufinden, und  zwar  auf  einem  3—4jährigcn,  kaum  verzweigten  Pflänz- 
chen, welches  mehrere  Nadeln  und  auch  Nadelbasen  mit  den  Polstern 
der  Teleutoäporen  besetzt  zeigte.  Das  Stämmchen  dagegen  war  voll- 
ständig frei  von  denselben  geblieben. 

Warum  dasselbe  so  selten  zu  finden  ist,  scheint  nicht  ganz  klar 
zu  sein.  Ich  kann  mir  nur  denken,  dass  es  sieb  auf  den  Nadeln 
frühzeitiger  entwickelt  und  alsbald  ganz  abgestossen  wird , worauf 
zahlreiche  braune  Partieen  der  Wachholdernadeln  an  Stöcken,  die 
am  Stamme  das  Gymnosporangium  zeigen,  hindeuten  würden. 
Infektionsversuche  sind  mir  noch  nicht  geglückt.  — 


170  Tubeuf,  Generations-  u.  Wirlhswe.chsel  unserer  einheim  Oymnospor -Arten. 


Die  Zweig  bewohnende  Form  dieses  Gymuosporangium  tre- 
melloides  auf  Juniperus  nana  wurde  uns  kürzlich  aus  der 
Schweiz  zugeschickt.  — 


Als  wichtigste  Litteratur  ist  zu  vergleichen: 

Arbeiten  mit  Abbildungen : 

1)  Oersted,  Gymnosporangiutn  Sf.binae  (auf  3 Tafein)  auf  Juniperus  Sabine, 
und  Birnblättern  (Kong,  danske  Videnskabernes  Selskabs  Skrifter  Bd.  VII.  1868. 
p.  564.) 

2)  Gymnosporaugium  juuiperinum  = conicum  = tremelloides.  Auf  Zweigen  und 
Jiadeln  von  Juuiperus  communis  und  auf  Blattern  von  Sorbus  Aucuparia.  (Oversigt 


Pig.  3.  Aecidie  nformen  von  Gymnosporanginm  tremelloides 
(1 — 8 incl.),  Gj  mnosporangium  elavariacfortne  (9 — 18  inel.). 

1 und  2 Aecidinm  auf  den  Blättern  von  Sorbus  Aria.  3 und  4 Aeeidien  Ruf 
Sorbus  Aucuparia.  5 und  6 Aeeidien  auf  Pirus  Malus.  7 und  8 Aeeidien  auf  Ame- 
ianchier  vulgaris. 

9 und  10  Aeeidien  auf  Sorbus  latifoliu.  II,  12  und  16,  Aecidieu  auf  Crataegus 
Oxyacantha  (Inf.  im  Freien).  14  Dieselben  stärker  vergrössert.  13,  15,  17  Aeeidien 
auf  Crataegus  Oxyacantha  (Zimmerinfektion).  18  Spermogonien  auf  Zweigen  von  Cra- 
taegus Oxyacantha  19  und  20  Peridienstücke  aus  einem  Aecidiutn  (Pirus  Mains)  von 
G.  trem. 


Influenza. 


171 


over  det  kong.  danske  Videnskabernea  Selskabs  Foi  hsnblinger  og  dets  Medleminers 
Arbeider  in  Aaref  1868.  p.  164  ) 

3)  Gymnospoiaugiiisn  elavariaeforme.  Auf  Zweigen  von  Janiperus  communis. 
(Ann.  d sc.  nac.  Ser.  4.  Bot.  Tom.  2.  1854.  Von  Tulasne.) 

Die  übrige  Litteratur,  sowie  die  Synonyma  sind  bei  Reess  vollständig  zusatnoieu- 
gostellt.  Man  vergleiche  daher  vor  Allem  : Die  Bostpilzformeu  der  deutschen  Coniferen. 
Zusammengeslellt  and  beschrieben  von  Dr.  M.  Beess.  1869. 

Ferner  Corda,  Icones  fung.  Bd.  I.  Tfi.il  Fig.  122.  (Podisoma  Juniperi  aminor) 
und  Fuckel.  Fuag  rhen.  144 

Feiner:  R.  Hurtig,  Lehrbuch  der  Banmkrenkheiten  mit  einer  Abbildung  von 

Gytnnosporangniin  tremeiloides  lirt.g.  1882  ouä  1888.  Ueber  die 'Verschiedenheiten  der 
SpoTeu  vergl.  P.  Dietel  (Hedwigia.  1889.  S 22  und  99)  und  K i e n i tz  - G er  1 o ff 
(Bot.  Ztg.  1888.  S.  339  mit  einer  Tafel). 


Ueber  Infeklionsversuclie  berichten  besonders: 

Vorläufige  Mittheiluug  über  den  Generationswechsel  unserer  einheimischen  Gyrnno- 
sporangien.  Von  E.  Rdthay.  (Oasterr  bot.  Ztg.  1880.  S.  241).  — 

Podisoma  juniperi  and  Boestelia  lacerata.  Vcu  Cit.  P low  right.  (Card.  Chr. 
1882.  II.  p.  553  und  1884.  II.  XXi£;  raf.  in  Jnst.  Jabrber  Jahrgang  10.  und  12.) 

Note  on  the  British  Gymnosporangia.  Von  Ch.  B.  P low  right.  (Journ.  of  Bot. 
XXII;  ref  in  Just.  Jb.  Jabrg.  12.) 

Notes  on  some  speeies  in  rhe  tliird  oa  eleventh  centuries  of  Ellia  North  American 
Fungi.  (Proc.  of  the  Am.  Acad.  of  arts  and.  sc.  1883;  ref.  in  Just.  J,  J&hrg.  11.) 

Notes  on  some  speeies  of  Gymnosporangiam.  Von  W.  G.  Farlow.  (Proc.  of 
the  Am.  Ac.  3 885;  ref.  Just.  Jb.  Jahrg.  18.) 

The  development  of  tne  Gymnosporaagia  of  tbe  United  States.  Von  W.  G.  Far- 
low. (Bot  Gaz  XI.  1886;  ref.  Just  Jb.  Jahrg.  14.) 

Experimental  observatioos  on  certain  british  heteroecious  Uredines.  Von  Ch.  8. 
Plowright.  (Journ.  Linn.  Soc.  London.  Vol  XXIV.  1887;  ref.  in  Just.  Jb.  Jahrg.  15.) 

Notes  on  cultures  of  Gyninosporangium  made  in  1887  and  1888.  Von  R Thar- 
ter  (Bot.  Orz.  Bd.  XIV,  1889;  ref.  Bot.  Centralbl.  1889  ) 

Ueber  das  Vorkommen  cea  Gymncsporangiurn  tremeiloides  R.  Htg.  bei  Moskau. 
Von  S.  N a w a s c h i n. 


Referate. 


Bein,  Bakteriologische  Untersuchungen  über  Influenza. 

(Zeitschrift  für  klinische  Medicin.  XVII.  1890.  Heft  6.) 

Das  Hauptaugenmerk  richtete  Verf.  darauf,  zu  entscheiden, 
ob  es  sich  in  den  Fällen  von  Lungenkomplikationen  bei  Influenza 
um  eine  oder  um  verschiedene  Formen  bakterieller  Erkrankung 
handelt.  Im  Ganzen  wurden  20  Fälle  untersucht. 

Im  Sputum  fand  man  nur  einen  Diplococcus,  oder  diesen 
mit  dem  Streptococcus  pyogenes  oder  mit  Staphylokokken,  oder 
aber  endlich  bloss  Streptokokken. 

Die  Untersuchung  von  vier  pleuritischen  Ergüssen  ergab 
einmal  nur  Diplokokken,  einmal  nur  Streptokokken,  einmal  Diplo- 
kokken und  Streptokokken  und  einmal  Diplokokken,  Streptokokken 
und  Staphylokokken. 

Die  Untersuchung  der  Lungen  selbst  ergab  in  zwei  Fällen 
Diplokokken  und  Streptokokken , in  einem  Falle  Diplokokken  und 
Staphylokokken,  in  zwei  Fällen  nur  Staphylokokken. 


172 


Influenza. 


Die  Untersuchungen  an  der  Leiche  stimmten  mit  den  entspre- 
chenden Untersuchungen  am  Lebenden  überein. 

Einen  spezifischen  Coccus  hat  Verfasser  bei  den  Influenza- 
kranken nicht  gefunden.  Nach  B.’s  Untersuchungen  müssen  die 
Lungenerkrankungen  bei  Influenza  auf  mehrere  Arten  von  Bakterien 
zurückgefübrt  werden. 

Die  Vorgefundenen  Diplokokken  sieht  Verf.  zum  Theil  nicht 
als  identisch  mit  Fraenkei’s  Pneumoniekokken,  wohl  aber  als 
denselben  sehr  nahe  verwandt  an. 

Im  Körperblute  Iufluenzakranker  konnte  Verf.  niemals  Mikro- 
organismen nach  weisen.  Dittrich  (Prag). 


Vogl,  Mittheilungen  über  die  Beziehungen  der  In- 
fluenza zu  den  Athm  ungsorgane n.  (Münchener  med. 
Wochenschr.  1890.  No.  23—25.) 

Verf.  berichtet  über  die  letzte  Influenza-Epidemie  unter  dem 
Münchener  Militär.  Die  Epidemie  begann  am  10.  Dezember,  erreichte 
ihre  Höhe  am  23.  Dezember  1889  und  ihren  Abschluss  am  8.  Fe- 
bruar 1890.  Bei  einer  Präsenzstärke  der  Garnison  von  8823  Mann 
erkrankten  1247  = 14,1  °/0.  Die  Krankheit  hatte  viel  Aehnliches 
mit  einer  Seuche,  welche  im  Frühjahr  1887  in  der  Münchener  Gar- 
nison geherrscht  hatte.  Damals  war  eine  grosse  Anzahl  der  Mann- 
schaften plötzlich  mit  Schüttelfrost,  heftigem  Stirn-  und  Hinterhaupt- 
schmerz  und  hohem  Fieber  erkrankt.  Letzteres  währte  circa  4 Tage 
und  fiel  stufenweise  ab.  Daneben  traten  Katarrhe  der  Konjunktiven, 
der  Nase  und  der  Respirationsorgane  ein ; bei  einer  beschränkten  An- 
zahl der  Erkrankten  kam  es  zu  ausgesprochenem  Masernexanthem. 
Alien  gemeinsam  war  tiefste  Prostration  und  Schlafsucht,  welche  eiwa 
1 — 2 Tage  währte.  Der  Verlauf  war  durchweg  gutartig.  Verf.  lässt 
es  dahin  gestellt,  ob  es  sich  damals  um  eine  besondere  Krankheit 
oder  um  Influenza  oder  gar  um  Masern  gehandelt  habe,  da  ein  bak- 
teriologischer Nachweis  der  beiden  letztgenannten  Krankheiten  z.  Z. 
noch  unmöglich  ist.  Gegen  Masern  sprechen  einmal  die  Seltenheit 
des  Exanthems,  dann  die  Nebenerscheinungen,  endlich  die  ausser- 
ordentlich schnell  (in  2 Tagen)  erfolgende  üebertraguog. 

Während  der  Influenza-Epidemie  1889/SO  entbehrte  ein  beträcht- 
licher Theil  der  Patienten  aller  Krankbeitserscheinungen  seitens  der 
Athmungswege,  dagegen  endeten  8 Fälle  in  Folge  schwerer  Er- 
krankung der  Respirationsorgane  letal,  2mal  handelte  es  sich  um 
eitrige  Pleuritis  ohne  vorausgegangene  Erkrankung  der  Bronchien, 
3mal  kam  es  zu  eitrigen  bez.  nekrotischen  Bronchopneumonien,  ver- 
bunden mit  Empyem  (2  Fälle)  oder  seröser  exsudativer  Pleuritis  (1 
Fall).  In  diesen  b Fällen  war  der  letalen  Erkrankung  nachweisbar 
Influenza  kurz  vorausgegaagen.  Sowohl  dieser  Umstand,  als  der 
eitrig- nekrotische  Charakter  des  Lungen-Brustfellieidens,  welcher  für 
Influenzaerkrankung  dieser  Organe  nach  dem  übereinstimmenden  Gut- 
achten vieler  Autoren  pathognomonisch  ist,  feiner  das  Fehlen  des 
pneumonischen  Sputums  und  der  von  Beginn  der  Komplikation  an 
kleine,  weiche  Puls,  endlich  die  Depression,  Somnolenz,  Prostratioc 


InflueDza. 


173 


und  die  Delirien  der  Kranken  bestimmten  den  Verf.  zu  der  Annahme, 
dass  es  sich  hier  nicht  um  eine  neue  Erkrankung  handelte,  welche 
sich  auf  einem  durch  Influenza  vorbereiteten  Boden  entwickeln  konnte, 
sondern  dass  das  Infiuenzakontagium  selbst  die  Ursache  des  Leidens 
gewesen  sei. 

3 weitere  Fälle,  in  denen  es  ohne  nachweisbar  vorausgegangene 
Grippe  zu  fibrinöser  Pneumonie  kam,  glaubte  Verf.  in  Folge  ihres 
perniciösen  Verlaufes  gleichfalls  als  Influenza  auifassen  zu  müssen. 
In  einem  dieser  Fälle  entwickelte  sich  in  5 Tagen  eitrige  Infiltration 
eines  ganzen  Lungenlappens,  in  einem  anderen  führte  hämorrhagische 
Pneumonie  und  hämorrhagische  Pleuritis  biuneu  36  Stunden  den  Tod 
herbei,  der  dritte  Fall  war  mit  Pericarditis  kornplizirt.  Das  Krank- 
heitsbild  war  in  allen  3 Fällen  von  typhoiden  Symptomen,  Prostration, 
Delirien,  Schmerzäusserungen,  Cyanose  beherrscht. 

Vogl  verbreitete  sich  endlich  über  die  Beziehungen  der  Influenza 
zur  Tuberculose.  Nach  einem  vergleichenden  Rückblick  auf  die  Aeus- 
serungen  zu  dieser  Frage  von  Guttmann, Leyden,  GeorgMeyer, 
Kernig,  de  la  Croix,  Mosler  u.  A.  berichtet  er  über  die  Be- 
obachtungen eines  Landarztes  Dr.  Pauer,  der  in  seinem  Wirkungs- 
kreis Ruhpolding,  einem  sonst  von  Tuberculose  wenig  heimgesuchten 
Bezirk,  bei  10  Patienten  im  Anschluss  äd  Influenza  die  Phthise  hatte 
rasch  sich  entwickeln  sehen.  — In  der  Münchener  Garnison  finden 
stets  genaue  mikroskopische  Untersuchungen  der  Sputa  aller  irgend- 
wie auf  Tuberculose  verdächtigen  Mannschaften  unter  Büchner ’s 
Leitung  statt.  Nun  ergab  sich  während  der  beiden  Influenza- M o - 
nate  ein  positives  Resultat  bei  der  Untersuchung  von  81  Sputa, 
einer  Zahl,  welche  sich  gegen  die  Resultate  früherer  Jahre  wie 
2 : 1 verhielt.  Verf.  hält  es  für  nicht  unwahrscheinlich,  dass  diese 
plötzliche  Steigerung  der  Tuberculose-Erkrankungen  unter  dem  Ein- 
fluss der  Influenza-Epidemie  erfolgt  war,  wenn  sich  auch  nur  bei  38 
der  betreffenden  Kranken  eine  vorausgegangene  Grippe  nachweisen 
Iie3s.  2/3  dieser  81  Phthisiker  waren  Infanteristen  und  zwar  zur 
grösseren  Anzahl  Soldaten  des  Leibregiments,  welches  sich  aus  be- 
sonders grossen  und  schön  gewachsenen  Leuten  zusammensetzt. 
8/s  dieser  Mannschaften  standen  im  ersten  Dienstjahre,  70  derselben 
hatten  einen  verhäitnissmässig  schmalen  Brustkorb.  Fast  bei  Allen 
Hessen  sich  Lungenspitzenerkrankungen  physikalisch  nachweisen;  wo 
dies  nicht  möglich  war,  verriethen  die  Patienten  durch  Atrophie, 
Anämie,  Drüsenanschwellungen  ihr  Leiden.  In  56  Fallen  war  eine 
Prädisposition  zur  Tuberculose  durch  Heredität,  Skrophulose,  voraus- 
gegangene schwere  Krankheiten  oder  Exzesse  geschaffen  worden. 

Dagegen  konnten  die  Strapazen  des  Dienstes  weniger  als  ursäch- 
liches Moment  in  Betracht  kommen,  weil  die  Mannschaften  des  ersten 
Dienstjabres  erst  kurz  vorher  zur  Fahne  berufen  worden  waren  und 
weil  ein  Theil  derselben  kurz  nach  dem  Dienstantritt  dem  Lazareth 
zur  Beobachtung  zugeschickt  wurde.  Verf.  nimmt  hier  Gelegenheit, 
dem  neuerdings  (vergl.  Schmidt,  Tuberculose  in  der  Armee.  Ref.) 
erhobenen  Vorwurf,  dass  in  der  Armee  eine  grössere  Verbreitung  der 
Tuberculose  statthabe,  als  in  der  gleichaltrigen  Civilbevölkerung, 
entgegenzutreten.  Ein  grosser  Theil  der  tuberculösen  Soldaten  be- 

ix.  Bd.  12 


Influenza. 


11 4 

trifft  Leute,  deren  bereits  bestehendes  Leiden  bei  der  Musterung 
nicht  klar  festgestelit  ist  und  daher  erst  durch  genaue  Beobachtung 
im  Lazareth  konstatirt  werden  muss.  Kühler  (Oldenburg). 

Eraenkel,  R.,  üeber  Erkrankungen  der  oberen  Luftwege 
im  Gefolge  der  Influenza.  (Dtsch.  med.  Wochenschr.  1890. 
No.  28.) 

Die  Anzahl  der  vom  Verf.  beobachteten  bez.  behandelten  Falle 
von  Influenza  ist  verhäitnissmässig  gering,  da  ihm  in  der  Königlichen 
Universitätsklinik  zu  Berlin  nur  45  und  in  seiner  Privatpraxis  unge- 
fähr ebenso  viele  Kranke  dieser  Art  zugeführt  wurden;  jedoch  han- 
delte es  sich  meist  um  ausgesuchte  Fälle,  wo  die  Mehrzahl  der  be- 
treffenden Kranken  den  Verf.  wegen  ihrer  Erkrankung  in  den  oberen 
Luftwegen  aufsuchte.  Besonders  hatte  F rae nk  el  Gelegenheit,  die 
Influenza-Laryngitis  genauer  zu  studiren.  Dieselbe  keunzeichuete  sich 
fast  stets  durch  Heiserkeit,  welche  sich  in  einzelnen  Fällen  bis  zur 
Aphonie  steigerte  und  durch  hyperämische  Schwellung  der  Stimm- 
bänder sowie  durch  Bewegungsbeschränkung  der  Muskeln  erklärt  wurde. 
Besonders  charakteristisch  erschienen  dem  Verf.  die  regelmässig  vor- 
handenen sehmierig-weissen  Flecken  auf  den  gerötheten  Stimmbändern; 
er  bezeichnet  dieselben  geradezu  als  diagnostisches  Merkmal  der  In- 
fluenza und  nimmt  an,  dass  sie  durch  fibrinöse  Ausschwitzungen  be- 
dingt seien.  Auch  sah  er  in  einem  Falle  die  Bildung  von  wirklich 
fibrinösen  Membranen,  in  einem  anderen  Borkenbildung  au  den  Stimm- 
bändern. — Von  anderen  Infiuenzaerkrankungen  der  oberen  Luftwege 
erwähnt  Fraenkel  noch  die  Rhinitis,  welche  er  allerdings  nur 
seilen  sah,  und  die  Pharyngitis,  bei  der  er  die  mehrfach  beschriebene 
fleckige  Rothe  vermisste. 

Uebrigens  hält  der  Verf.  die  Influenza  für  eite  entschieden  kon- 
tagiöse  Krankheit  mit  kurzem  Inkubationsstadium.  Er  berichtet,  wie 
die  Influenza  durch  einen  Herrn  von  Berlin  nach  Thorn  verschleppt 
sei.  Von  dem  \Vohnbau3e  dieses  Patienten,  dessen  Krankheit  man 
anfangs  als  ein  einfach  katarrhalisches  Fieber  auffasste,  soll  die  Seuche 
in  Thorn  ihren  Ausgang  genommen  und  ihre  Verbreitung  gefunden 
haben.  Kühler  (Oldenburg). 


Sirena,  S.,  Sulla  Influenza.  (La  Riforma  med.  VI.  1890.  No.  114. 

p.  680.) 

Verf.  fand  im  Sputum  von  Influenzakranken  neben  zahlreichen 
anderen  Mikroorganismen  auch  den  Diplococcus  Fraenkel. 
In  einem  Falle  hämorrhagischer  Pneumonie  war  dieser  Mikroorganis- 
mus nahezu  in  Reinkultur  im  Sputum  vorhanden.  Hingegen  konnten 
im  Nasensekret  mittelst  Gelatineplatten  keine  pathogenen  Formen 
nachgewiesen  werden. 

Besondere  Sorgfalt  wurde  auf  die  Untersuchung  des  Blutes  ver- 
wendet. Im  frischen  Zustande  gefärbt  und  ungefärbt  enthielt  es 
weder  Mikroorganismen  noch  sonstige  anormale  Elemente,  ebenso 
war  die  Untersuchung  der  mit  wässerigen  und  alkoholischen  Anilin-  * 
farblosungen  tingirten  Trockenpräparate  erfolglos.  Sämmtliche  Kul- 


Influenza. 


175 


turen,  welche  von  dem  Blute  in  Fleischbrühe,  Nähragar,  Glycerinagar 
und  Gelatine  angelegt  und  bei  Zimmer-  und  Körpertemperatur  ge- 
halten worden  waren,  blieben  ausnahmslos  steril. 

Verf.  kommt  zu  dem  gleichen  Schlüsse,  wie  die  meisten  der  an- 
deren Autoren,  dass  nämlich  die  in  den  Sputa  und  den  entzündlichen 
Sekreten  und  Exsudaten  bei  Influenza  gefundenen  bekannten  Eiter 
erreger  und  Diplokokken  mit  den  gleichzeitig  oder  konsekutiv  auf- 
tretenden Komplikationen  Zusammenhängen  und  dass  der  Influenza- 
erreger bisher  unbekannt  sei.  Kral  (Prag). 

Sfittheilungen  über  die  in  Berlin  herrschende  In- 
fluenzaepidemie. (Dtscb.  med.  Wochenschr.  1890.  No.  2 — 4.) 

In  seinen  Sitzungen  vom  16.  December  1889  und  6.  Januar 
1890  beschäftigte  sieb  der  Verein  für  innere  Medicin  zu  Berlin 
mit  der  zu  dieser  Zeit  in  der  Reichshauptstadt  wüthenden  Influenza- 
epidemie.  Wiewohl  die  Discussion,  an  welcher  sich  viele  der  her- 
vorragendsten Kliniker  Berlins  betheiligten,  ein  allseitig  überein- 
stimmendes Resultat  nicht  zu  Stande  brachte,  so  wurde  doch  der 
Erwartung  gemäss  reichliches  Material  zur  Erforschung  und  Er- 
kenntniss  der  Seuche  zusammengetragen. 

Bezüglich  der  Symptomatik  stellte  Renvers  bereits  bei 
Eröffnung  der  ersten  Sitzung  3 Hauptformen  der  Krankheit  auf, 
je  nachdem  das  Nervensystem,  die  Respirationsorgane  oder  die 
Digestionsorgane  vorwiegend  betroffen  seien,  eine  Beobachtung, 
welcher  im  Wesentlichen  Niemand  widersprach.  Die  These  Löwen - 
stein’;;,  dass  ein  bestimmter  Rachenkatarrh  mit  Schiefstellung 
der  Uvula  für  Grippe  pathognomisch  sei,  wurde  von  Leyden  bis 
zu  einem  gewissen  Grade  angenommen;  sie  rief  dagegen  den  ent- 
schiedenen Widerspruch  Fürbringer ’s  hervor.  — Unter  den 
Komplikationen  wurde  natürlich  besonders  eingehend  die  In- 
fluenzapneumonie besprochen.  Leyden  hat  bereits  1875 
bei  Gelegenheit  einer  Grippeepidemie  in  Strassburg  die  Ansicht  ge- 
äussert,  dass  die  Influenzapneumonie  kroupöser  Natur  sei;  es  ist 
ihm  auch  bei  der  neuen  Epidemie  stets  gelungen,  die  Fraeukel- 
schen  Diplokokken  im  Sputum  und  Lunge  nachzuweisen ; von  anderer 
Seite  (Fürbringer  u.  A.)  sind  auch  viele  Bronchopneumonieen 
beobachtet  worden.  — Unter  weiteren  selteneren  Komplika- 
tionen sei  hier  nur  erwähnt,  dass  Ewald  einen  Fall  von  Menin- 
gitis und  Abscedirung  in  der  Highmorshöhle  und  einen  anderen 
Fall  von  psychischer  Störung  bei  Influenza  beobachtete,  und  dass 
Leyden  die  durch  die  Krankheit  verursachte  Neigung  zu  Blu- 
tungen der  verschiedensten  Organe  hervorhob. 

Auf  Leyden’s  Anregung  stellte  man  Vergleiche  zwischen 
Dengue  und  Influenza  an,  als  deren  Ergebniss  wohl  bezeich- 
net werden  darf,  dass  bei  der  geringen  Kenntniss  der  ersterea 
Krankheit  in  Berlin  ihre  Identität  mit  Grippe  nicht  ohne  weiteres 
geleugnet  wurde,  dass  man  dagegen  betonte,  wie  die  bei  Dengue 
typischen  Exantheme  nur  in  einzelnen  Iufluenzafällen  beobachtet 
würden,  und  wie  auch  anderseits  Katarrhe  in  den  Respirations- 
organen  bei  Dengue  selten  seien. 


12* 


176 


Influenza. 


In  der  Frage  der  Aetiologie  konnte  gar  keine  Einigkeit 
erzielt  werden.  Wenngleich  alle  Itedner  bis  auf  Strahler,  der  die 
Epidemie  lediglich  Witte rungseinflüssen  zur  Last  legen 
wollte,  der  Ansicht  waren,  dass  es  sich  um  Infektion  handele, 
so  wusste  keiner  das  fragliche  Virus  zu  nennen.  Fürbringer 
erwähnte  nur  kurz,  dass  eine  Betbeiliguug  der  Seifert’ sehen 
Kokken  keineswegs  erwiesen  sei.  Für  die  Annahme  einer  mias- 
matischen Verbreitung  traten  unter  Anderen  Fürbringer, 
Leyden,  Fräntzel,  Baer,  für  Contagium  Hirsch  (Char- 
lottenburg) und  He  noch  ein.  Zu  Gunsten  der  ersten  bez.  als 
Beweis  gegen  die  andere  Ansicht  wurde  sowohl  das  Erkranken  von 
Menschen  in  abgeschlossenen  Anstalten  (Strafanstalt  Plötzensee) 
wie  die  geringe  Anzahl  von  Influenzafällen  in  einem  kasernirten 
Regiment  und  das  lange  Verschontbleiben  von  Wärtern  und  Kranken 
in  Hospitälern  trotz  des  Zudranges  von  Grippekranken  (Friedrichs- 
hain, Charit^),  wie  endlich  die  Häufigkeit  der  Krankheit  bei  Leuten, 
welche  dem  Witterungswechsel  besonders  ausgesetzt  sind,  ange- 
führt; für  die  Contagiontheorie  dagegen  machten  Hirsch  und 
Henoch  das  Nichterkranken  von  Insassen  eines  von  der  Aussen- 
welt  abgeschlossenen  Klosters  in  Charlottenburg  und  der  kleinen 
Patienten  in  der  Kinderabtheiluug  der  Charitd,  zu  welchen  keine 
Influenzakranken  eingedrungen  waren,  geltend.  Auch  fehlte  es  natür- 
lich nicht  an  Mittheilungen  einzelner  Fälle  von  scheinbarer  Ueber- 
tragung  der  Krankheit. 

Ueber  die  Berliner  Epidemie  selbst  wurde  festgestellt, 
dass  dieselbe  Mitte  November  1889  begann  und  bis  Mitte  December 
bereits  Vio  (Leyden)  oder  gar  >/ 3 (Renvers)  der  gesammten 
Einwohnerschaft  ergriffen  hatte.  Sie  war  im  Allgemeinen  gut- 
artig, namentlich  in  ihrem  Beginn,  und  befiel  vorwiegend  das 
kräftigste  Lebensalter. 

Ais  Resultat  der  Diskussion  kam  der  Beschluss  zu  Stande, 
eine  grosse  Enquete  über  die  allseitig  betreffs  der  Krankheit  ge- 
wonnenen Beobachtungen  zu  veranstalten.  Die  bezüglichen  Arbeiten 
wurden  einer  besonderen  Kommission  übertragen. 

Kühler  (Oldenburg). 

Kartulis,  Einiges  überdas  angebliche  Verhältniss  der 
Influenza  zum  Dengue-Fieber.  (Dtsch.  raed.  Wochenschr.. 
1890.  No.  21.) 

Verf.  hatte  in  Alexandrien  Gelegenheit,  Beobachtungen  über  Epi- 
demieen  von  Dengue  und  Influenza  anzustelleD.  Er  gelangte  dabei 
zu  der  Ansicht,  dass  beide  Krankheiten  wesentlich  von  einander  ver- 
schieden seien.  Als  Unterscheidungsmerkmal  führt  er  an : 

1)  den  fast  stets  gutartigen  Verlauf  des  Dengue-Fiebers  gegen- 
über den  schweren  Komplikationen  und  dem  nicht  selten  letalen  Aus- 
gang bei  Influenza; 

2)  das  fast  konstante  Exanthem  bei  Dengue  gegenüber  dessen 
Seltenheit  bei  Influenza ; 

3)  das  Fehlen  von  katarrhalischen  Symptomen  bei  DeDgue 
gegenüber  deren  häufigem  Vorkommen  bei  Influenza; 


Influenza. 


177 


4)  endlich  das  Gliederreissen  bei  Dengue,  welches  besonders  in 
den  Knieen  lokalisirt  ist  (der  arabische  Name  der  Krankheit  lautet 
Abon  Rakaba  = Kniekrankheit)  gegenüber  dem  Vorherrschen  von 
Kopfschmerzen  und  Neuralgieen  bei  Influenza. 

Bezüglich  des  Fiebers  erklärt  der  Verf.  seine  Beobachtungen  für 
nicht  ausreichend,  um  darin  Unterscheidungsmomente  beider  Krank- 
heiten zu  finden.  Mikroorganismen  konnte  er  weder  für  Dengue 
noch  für  Influenza  nachweisen ; er  will  jedoch  wahrgenommen  haben, 
dass  bei  der  letzteren  Krankheit  die  Leukccyten  im  Blute  zahlreicher 
sind,  wie  bei  Dengue.  K übler  (Oldenburg). 


Natanson,  Ein  Fall  von  Influenza  mit  Pleuropneumonie 
und  doppeltseitiger  Iridochorioi'ditis  embolica.  (St. 
Petersburger  med.  Wochenschr.  1890.  No.  24). 

Ein  russischer  Bauer  erkrankte  im  November  1889  mit  Influenza. 
Die  hervorstechendsten  Symptome  der  Krankheit  verloren  sich  in 
8 Tagen,  doch  blieb  Husten  zurück,  dessen  Intensität  beständig  zu- 
nahm, bis  Mitte  Januar  unter  Schüttelfrösten  und  hohem  Fieber  eine 
heftige  Lungenentzündung  einsetzte,  welche  5 Wochen  anhielt.  An- 
fang März  hatte  Patient  das  Gefühl  eines  Schleiers  vor  den  Augen 
und  die  Empfindling  von  mouches  volantes.  Tags  darauf  erblindete 
das  eine  Auge,  wieder  einen  Tag  später  das  andere.  Bei  einer 
Untersuchung  Anfangs  April  war  die  Hornhaut  klar,  die  vordere 
Augenkammer  verstrichen.  Die  schmutzig  verfärbte  Iris  und  die 
zunächst  klare  Linse  lagen  der  hinteren  Hornhautfläche  unmittelbar 
an.  Allmählich  gesellten  sich  Augenschmerzen  und  Linsentrübung 
hinzu. 

Verf.  ist  der  Meinung,  daß  es  sich  hier  um  embolische  Vorgänge 
gehandelt  habe,  welche  bei  Influenza  nicht  selten  seien.  Die  ver- 
. schleppten  Krankheitserreger  hätten  in  dem  dichten  Gefäßnetz  der 
Chorioidea  gehaftet  und  sich  weiter  entwickelt.  Aehnliche  Fälle 
hatten  auchA.dler,  Hirschberg  und  Eversbusch  beschrieben. 
In  dem  Falle  des  letztgenannten  Beobachters  hätte  auch  eine  Paeu- 
monie  das  Bindeglied  zwischen  Influenza  und  Augenleiden  dargesteüt. 
IJehrigens  übertraf  der  hier  beschriebene  Fall  an  Intensität  und  Ex- 
tensität des  Augenleidens  alle  anderen. 

Verf.  erinnert  schliesslich  daran,  dass  ähnliche  Augenkrankheiten 
auch  nach  Febris  recurrens  häufig  vorkamen. 

Kühler  (Oldenburg). 

Fraser,  James  W.,  On  the  occurrence  of  the  Pneumo- 
coccus  iu  the  sputum  from  a case  of  Influenza.  (The 
Lancet.  No.  3482.  1890.  p.  1118.) 

Im  Sputum  eines  Falles  von  Influenza  konnte  Verf.  mikrosko- 
pisch und  kultureil  deD  F riedlän der’schen  Pneumococcus 
nachweisen.  [Da  Gelatinestichkulturen  direkt  von  dem  Sputum  an- 
gelegt wurden  und  die  derart  erzielte  Vegetation,  in  Platten  ausgesät, 
eine  leichte  Verflüssigung  der  Gelatine  bewerkstelligte,  so  dürfte  es 


178 


Pneumonie. 


sich  trotz  der  „charakteristischen“  Nagelkultur  wohl  um  einen  ande- 
ren Mikroorganismus  oder  um  eine  Mischkultur  gehandelt  haben.  R.J 

Kr  dl  (Prag). 

Walther,  P.,  Ueber  den  Einfluss  vod  künstlichem  Fieber 
auf  die  mit  Fraenkel-Weichselbaum’ sehen  Pneu- 
monie mikr  ob  ien  infizirten  Thier  e.  (Wratsch.  1890. 
No.  37 — 40.)  [Russisch.] 

Durch  entsprechende  Versuche  überzeugte  sich  der  Verf.,  dass: 

1)  Kaninchen  keine  langdauernde  Erwärmung  im  Thermostaten 
vertragen;  nach  3—4  Stunden  müssen  sie  herausgenommen  und 
v/ährend  */ 4 — */<,  Stunde  bei  Zimmertemperatur  abgekühlt  werden; 
diese  kurze  Zeit  genügt,  um  ihre  Körpertemperatur  wieder  auf  die 
Norm  zurückzufnhreD. 

2)  Die  Körpertemperatur  von  Kaninchen  steigt  bis  auf  41 — 42  a, 
wenn  die  Temperatur  der  Luft  iru  Thermostaten  35 — 38  0 C beträgt. 
Die  Individualität  spielt  dabei  doch  eine  gewichtige  Rolle,  so  dass 
man  immer  darauf  gefasst  sein  muss,  dass  die  Temperatur  der  Ver- 
suchstiere während  der  ersten  3—6  Stunden  entweder  gar  nicht 
zur  gewünschten  Höhe  steigt,  oder  aber  dieselbe  übersteigt  und  das 
Thier  tödtet.  Das  Thier  erwärmt  sich  im  Thermostaten  unter  den 
genannten  Bedingungen  auf  41 — 42 0 C schon  während  der  ersten 
Stunde,  dann  bleibt  seine  Temperatur  eine  gewisse  Zeit  lang  unver- 
ändert, worauf  sie  wieder  zu  steigen  beginnt,  und  das  Thier  geht  zu 
Grunde,  wenn  es  nicht  herausgeuomraen  wird.  Diese  sekundäre 
Steigerung  beginnt  nach  3—4  Stunden,  wie  es  die  Erfahrung  lehrt. 

3)  Kaninchen  ertragen  ein  Erwärmen  bis  auf  43,5  und  selbst 
mehr,  wenn  es  nur  nicht  lange  anhalt. 

Die  bei  den  Versuchen  ermittelten  Thatsachen  dienten  dem  Verf. 
als  Richtschnur  bei  den  eigentlichen  Versuchen  an  infizirten  (mit 
Pneumobakterien)  Kaninchen. 

Im  Ganzen  hat  Verf.  5 Versuche  ausgeführt;  in  3 Versuchen 
wurden  die  Thiere  unmittelbar  nach  der  Infektion  erwärmt ; in  zweien 
begann  sie  erst  14  Stunden  nach  der  Infektion.  Jedesmal  wurden 
selbstverständlich  Kontrollthiere  (in  gleicher  Weise  und  mit  gleichem 
Material  infizirt)  bei  Zimmertemperatur  gehalten. 

Die  Versuche  zeigen,  dass  Thiere,  welche  bald  nach  der  In- 
fektion eine  gewisse  Zeit  lang  (in  einem  Falle  z.  B.  32  Stunden  mit 
grossen  Pausen)  erwärmt  werden,  viel  später  der  Infektion  unterliegen, 
als  nicht  erwärmte  (z.  B.  in  einem  Falle  starb  das  Versuchsthier  nach 
3 Tagen  und  19  Stunden,  das  Kontrolltbier  nach  19  Stunden;  Differenz 
volle  3 Tage).  Dieses  Ergebniss  ist  von  grosser  Wichtigkeit,  wenn 
man  die  verhängnisvolle  Einwirkung  der  Erwärmung  beachtet,  welche 
an  und  für  sieb  schon  sehr  leicht  zum  Tode  führen  kann. 

Ferner  ist  hervorzuheben,  dass  bei  jedesmaliger  Herausnahme 
der  Versuchsthiere  aus  dem  Brütofen  ihre  Körpertemperatur  sehr 
bald  zur  Norm  wiederkehrte,  während  bei  den  Kontrollthieren  eine 
stetig  bis  zum  Tode  anwachsende  Temperatursteigerung  zu  beobachten 
war.  Verf.  ist  geneigt,  daraus  zu  schliesseo,  dass  durch  die  Er- 
wärmung die  Vermehrung  der  Mikrobien  gehemmt  und  ihre  Intektions- 


Pneumonie. 


179 


kraft  geschwächt  wird.  Nach  endgültiger  Herausnahme  der  Thiere 
aus  dem  Brutofen  steigt  die  Temperatur,  jedoch  ziemlich  langsam, 
und  das  Thier  geht  zu  Grunde. 

Viel  schwächer  traten  die  genannten  Erscheinungen  bei  den- 
jenigen Ibieren  hervor,  welche  erst  14  Stunden  nach  der  Infektion 
in  den  ßrütofen  gestellt  worden  sind ; sie  gingen  beinahe  gleich- 
zeitig mit  den  Kontrollthieren  zu  Gruüde.  Es  batten  hier,  meint  Verf., 
die  Mikroorganismen  Zeit  genug,  um  die  Lebensthätigkeit  der  Organe 
und  Gewebe  zu  schwächen,  so  dass  die  künstliche  Erwärmung  ohn- 
mächtig im  Kampfe  mit  ihnen  bleibt.  Aus  den  Sektionsberichten 
hebt  der  Verf.  den  Umstand  hervor,  dass  bei  den  Kontrollthieren  die 
Diplobakterien  in  kolossaler  Quantität  im  Blut  und  in  den  Geweben 
zu  finden  waren,  während  sie  bei  den  Versuchstieren  nur  spärlich 
auftraten.  Kulturen  bestätigten  dieses  Ergebniss  der  mikroskopischen 
Untersuchung.  Steinhaus  (Warschau). 


Banti,  Guido,  Süll’  etiologia  delle  pneumoniti  acute. 

(La  Sperimentale.  XLIV.  1890.  Fase.  4—6,  pp.  349,  461,  573.) 

Die  Klassifikation  der  Pneumonieen  nach  ihren  pathologisch-ana- 
tomischen und  klinischen  Charakteren  bildet  die  Einleitung  der  Ab- 
handlung, welcher  sich  die  Schilderung  der  Methoden  anschliesst, 
deren  sich  Verf.  bei  seinen  Untersuchungen  bediente.  Im  Ganzen 
waren  es  55  eingehend  untersuchte,  im  Original  genauer  beschriebene 
Falle,  die  sich  auf  die  Jahre  1886 — 1890  vertheilen. 

Bei  den  47  fibrinösen  Pleuropneumonieen , wovon  46  primäre 
und  1 sekundäre  nach  Ileotyphus,  wurde  in  allen  Fällen  in  dem 
Lungen-  und  Pleuraexsudate  der  Diplococcus  lanceolatus 
gefunden.  Nur  einmal  waten  neben  letzterem  Staphylococcus 
pyogenes  aureus  und  albus  und  viermal  andere  nicht  pa- 
thogene Mikroorganismen  vorhanden.  Der  Friedlaender’sche 
PDeumobacillus  oder  der  Streptococcus  pyogenes  konnten 
nie  naebgewiesen  werden. 

Aus  dem  Verhalten  in  den  Kulturen,  noch  mehr  aus  den  Thier- 
experimenten  überzeugte  sich  Verf.,  dass  die  biologischen  Eigen- 
schaften des  Diplococcus  nicht  immer  die  gleichen  bleiben  (s.  a. 
Ref.  i.  d.  Centralbl.  Bd.  VII.  p.  30),  sondern  sich  dergestalt  ändern, 
dass  4 Varietäten  der  Spezies  Diplococcus  lanceolatus  cap- 
sulatu s anzunehmen  seien,  welche  Verf.  als  Diplococcus 
pneumoniae  I — IV  bezeichnet. 

Diplococcus  pneumoniae  I ist  mit  dem  Fraenkel- 
Weichselbaum’schen  Diplococcus  identisch  und  erzeugt  bei 
Kaninchen  die  bekannte  Speichelseptikämie.  Seine  Virulenz  erhöht 
sich  in  Serienimplungen  an  Kaninchen  , geht  dagegen  in  Kulturen 
mehr  oder  weniger  rasch  verloren. 

Diplococcus  pneumoniae  II  verhält  sich  morphologisch 
und  kulturell  wie  I und  verliert  ebenfalls  seine  Virulenz  in  Kulturen. 
Virulentes  frisches  Blut  oder  Kulturen  erzeugen  bei  subkutaner  Ver- 
impfung an  Kaninchen  eine  „Diplokokkenseptikämie“  mit  klciuer 
Milz  und  Zerstörung  rother  Blutkörperchen. 


180 


Pneumonie. 


Diplocoecus  pneumoniae  III  stimmt  in  seinem  kulturellen 
Verhalten  gleichfalls  mit  den  vorangehenden  überein.  Kultur  oder 
Blut  bringen  bei  Kaninchen  eine  „Diplokokkenseptikämie“  hervor  mit 
mitteimässiger  Miizschweliuug,  Diffusion  des  Hämoglobins  in  den 
rotken  Blutkörperchen  und  Ablagerung  einer  granulirten  pigmen- 
tirten  Substanz. 

Diplocoecus  pneumoniae  IV  weicht  in  Aussehen  und 
Form  von  den  übrigen  nicht  ab.  Der  Virulenzverlust  geht  in  den 
Kulturen  äusserst.  rapid  vor  sich.  Subkutane  Injektion  virulenten 
Materiales  erzeugt  bei  Kaninchen  eine  febrile  Septikämie  mit  Albu- 
minurie. Mittelmässige  Vergrösserung  der  Milz.  In  allen  Organen 
lassen  sich  hyaline  Degeneration  der  rothen  Blutkörperchen  und  die 
Bildung  hyaliner  Massen  nachweisen,  welche  in  den  Nieren  von  den 
Glomeruli  eliminirt  werden  und  in  den  Tubuli  byaiine  Cyliuder  bilden 
Das  Blut  enthält  die  Diplokokken.  Reiheuirnpfüngeu  gelingen  nicht, 
weil  die  Thiere  trotz  Einverleibung  grosser  Mengen  den  Eingriff 
überstehen.  Verf.  bezeichnet  die  mit  diesem  Diplocoecus  erzeugte 
Krankheit  als  „Diplokokkeninfektion“. 

Die  vier  Varietäten  treten  nicht  gleichzeitig  auf.  In  den  Jahren 
1886  und  1887  wurde  in  allen  Fällen  von  Pneumonie  nur  der  ge- 
nuine Fraen  k el’scbe  Diplocoecus  erhaltenen  den  beiden  darauf- 
folgenden Jahren  die  anderen  Varietäten  und  1890  wieder  nahezu 
ausschliesslich  der  Fraenkel’sche  Diplocoecus.  Die  Pneumonieen 
mit  Varietät  1 zeigten  vorwiegend  einen  benignen  Charakter ; in  die 
Jahre  1888  und  1889,  in  welchen  bei  deu  Pneumonieen  nie  der 
Fraenkel’sche  Diplocoecus  gefunden  werdeu  konnte  und  bloss 
die  anderen  Varietäten  II,  III  und  IV  auftraten,  fallen  die  schwersten 
Erkrankungen.  Eine  Differenz  in  ihrer  pathogenen  Wirkung  auf  den 
Menschen  konnte  bei  den  Varietäten  II,  III  und  IV  nicht  wahrge- 
nommen werdeu. 

Einige  mitgetheilte  Thierversuche  bestätigen  die  auch  von 
Fraenkel,  Weichselbaum,  Monti  und  Patella  gemachte 
Beobachtung,  dass  der  Diplocoecus  lanceolatus  in  der  Lunge 
eine  Abschwächung  seiner  Virulenz  erleidet  Die  Abschwächung 
scheint  nicht  durch  eine  schwach  saure  Reaktion  des  Lungengewebes 
bewirkt  zu  werdeo,  denn  auch  sin  schwach  alkalischen  Pleuraexsudat 
wurden  vom  Verf.  Diplokokken  ohne  pathogenes  Vermögen  gefunden. 
Eher  könnten  die  Fiebertemperatur  und  die  bakterientödtende  Eigen- 
schaft der  Organsäfte  die  Attenuation  bewirken. 

Bei  den  8 sekundären  katarrhalischen  Bronchopneumunieen  siud 
die  bakteriologischen  Resultate  nicht  konstant.  Bald  war  der  Diplo- 
coccus  lanceolatus  allein,  bald  nnt  uern  Staphylococcus 
pyogenes  aureus  gemeinschaftlich,  oder  letzterer  war  allein  oder 
mit  dem  Streptococcus  pyogenes  zusammen  vorhanden. 
Ausserdem  fanden  sich  wieder  ganz  andere  Mikroorganismen  vor, 
wie  z.  B.  der  Bacillus  pneumoniae  capsulatus  (eine  Varietät 
des  Fried  laendei 'sehen  Pneumobacillus). 

Aus  den  Untersuchungen  geht  demnach  hervor,  dass  bei  den 
lobären  fibrinösen  Pneumonieen  der  Diplocoecus  lanceolatus 
konstant  gefunden  vrird  und  dass  er  nicht  nur  im  Pleura-  und 


Pneumonie. 


181 


Lungenexsudate,  sondern  auch  häufig  und  wahrscheinlich  immer  im 
Blute  vorhanden  ist.  Seine  biologischen  Eigenschaften  sind  nicht 
unveränderlich.  Die  verschiedenen  Abstufungen  seiner  Virulenz 
könnten  auch  mit  der  variireudea  Schwere  der  Fälle  und  Epidemieen 
in  Beziehung  gebracht  werden.  Die  typhoiden  Formen  der  fibrinösen 
Pneumonieen  werden  von  demselben  Diplococcus  iauceolatus 
hervorgebracht,  ihr  schwerer  Verlauf  kann  zum  Theile  von  der 
grösseren  im  Blute  circulireuden  Anzahl  der  Bakterien  herrübreu. 
Die  Komplikationen,  welche  im  Verlaufe  der  fibrinösen  Pueumonieeu 
auftreten,  werden  in  der  Regel  von  demselben  Mikroorgauisi  us  er- 
zeugt. Die  katarrhalischen  Pueumonieeu  köuuen  ätiologisch  ver- 
schiedenen Ursprungs  sein. 

Die  Eintheiiung  der  akuten  Pneumonieen  auf  ätiologischer  Grund- 
lage müsste  in  foigeude  Gruppen  stattfinden:  1.  Gruppe.  Reine 

Di  piokokk en pneu m on  ie e n , bei  weichen  im  Exsudat  nur  der 
Diplococcus  vorhanden  ist  und  gemischte  Diplococceu- 
pneumonieen  mit  anderen  Bakterien  neben  dem  Diplococcus* 
welche  danu  je  nach  der  anatomischen  Qualität  des  Exsudats  in  die 
Unterabtheilungen  fibrinöse  und  katarrhalische  zerfallen 
würden.  2.  Gruppe.  Pneumonieen,  deren  Erzeuger  die  Eiter- 
erreger , der  Friedländer ’sche  Pneumobacillus , der  Bacillus 
pneumoniae  capsulatus  etc.  sind,  und  die  3.  Gruppe  der 
atypischen  Pneumonieen,  welche  durch  weniger  verbreitete 
Bakterien  hervorgerufen  werden.  Kral  (Prag), 


Müller,Ad.?  Beobachtungen  und  Erfahrungen  über  Pueu- 
monia  crouposa.  (Münch,  med.  YVochenschr.  1800.  No. 22 u.  23.) 

Verf.  berichtet  über  444  Fälle  von  Pneumonia  crouposa,  welche 
er  während  seiner  15jährigen  ärztlichen  Thätigkeit  zu  Gunzeuhausen 
im  Altmühlthal  beobachtete,  einer  Gegend,  in  welcher  diese  Krankheit 
endemisch  sei.  Müller  hält  die  Pneumonie  für  eine  Infektions- 
krankheit, lässt  es  jedoeh  dahingestellt,  ob  sie  nicht  durch  verschie- 
denartige Koutagien  hervorgerufeu  werde,  da  die  einzelnen  Fälle  in 
den  Symptomen  und  im  Verlauf  oft  sehr  von  einander  abwichen. 

Unter  seinen  444  Patienten  konnte  Verf.  36  Gruppen  von  je 
mehreren  Fällen  zusammenstellen,  welche  Familien-,  Haus-  oder  Orts- 
epidemieen  betrafen.  Die  grösste  Anzahl  der  Erkrankungen  hatten 
die  Jahre,  in  welchen  nicht  gleichzeitig  Epidemieen  anderer  Infektions- 
krankheiten herrschten.  Unter  den  Monateu  brachte  der  Mai  die 
meisten  (60),  der  Oktober  die  wenigsten  (20)  Fälle.  Das  männliche 
Geschlecht  war  stärker  (56,75%)  betroffen,  wie  das  weibliche  (43,25) 
und  hatte  auch  entsprechend  mehr  Todesfälle  (36:25,  zusammen 
13,7  %).  Das  jugendliche  und  das  kräftigste  Lebensalter  lieferten 
die  meisten  Kranken.  Bezüglich  der  Lokalisation  des  Leidens  stellte 
Verf.  fest,  dass  der  rechte  untere  Lungenlappen  weitaus  am  häufig- 
sten betroffen  wurde.  Mehrfach  kamen  Wanderpneumonieen  vor. 

Müller  glaubt,  dass  die  Disposition  in  der  Aetiologie  der 
Krankheit  eine  hervorragende  Rolle  spielt.  Doch  handele  es  sich 
weniger  um  angeborene,  als  um  erworbene  Veranlagung.  Insbesondere 


182 


Pneumonie.  — Tuberculose. 


würde  die  Disposition  durch  einmaliges  Ueberstehec  der  Krankheit 
vermehrt. 

Unter  den  Komplikationen  hält  Verf.  das  Emphysem  für  beson- 
ders gefährlich.  Vou  anderweitigen  Nebeuerkraukungen  sah  er  ex- 
sudative Pleuritis  9mal , Tuberculose,  Herzfehler  je  4iuai , Lungen- 
gangrän,  Peritonitis,  Parotitis,  Periorchitis  je  Imal,  Meningitis  2mal. 

Kühler  (Oldenburg). 

Pernice,  B.,  e Alessi,  G.,  Sulla  diffusione  nell’  organismo 
del  pneumococco  di  Praenkel  nella  pneumonite  cru- 
pale.  (La  Riforma  med.  VI.  1890.  No.  111,  112.  pp.  662,  668.) 

Verff.  unterzogen  2 Fälle  croupöser  Pneumonie  und  den  Kadaver 
eines  au  spontaner  Pneumonie  verendeten  Hundes  einer  mikroskopi- 
schen uud  bakteriologischen  Untersuchung  zu  dem  Zwecke,  um  fest- 
zustellen, ob  der  Krankheitserreger  durch  Diffusion  auch  in  die  an- 
scheinend gesunden  Organe  gelangen  kann  und  somit  zu  einer 
Allgemeininfektion  führe,  bei  welcher  der  pneumonische  Herd  nur 
das  hauptsächlichste  anatomische  Symptom  der  spezifischen  Infektions- 
krankheit darstellen  würde. 

Mikroskopisch  und  kulturell  konnte  im  Blute,  im  Knochenmark, 
in  Gelenksflüssigkeit  und  den  anderen  untersuchten  Organsäften  bei 
allen  Fällen  der  lanzettförmige  Kapseldiplococcus  nachgewiesen  wer- 
den. Thierversuche  und  Gelatinekulturen  dienten  als  Gegenprobe. 

Verff.  ziehen  aus  den  Ergebnissen  ihrer  Untersuchungen  die 
folgenden  Schlüsse: 

1)  Dass  bei  der  croupösen  Pneumonie  der  Pneumococcus 
Fraenkel  in  allen  Orgauen  vorhanden  war,  welche  untersucht 
wurden. 

2)  Das  Vorhandensein  des  Pneumococcus  in  den  ver- 
schiedenen Organen  ist  nicht  an  die  Existenz  einer  lokalen  Ent- 
zündung gebunden. 

3)  Die  Pneumonie  könnte  als  eine  durch  den  Pneumo- 
coccus erzeugte  Allgemeininfektion  mit  häutiger  Lokalisation  in 
der  Lunge  angesehen  werden.  Die  Lokalisation  kann  auch  in  an- 
deren Organen  auftret en,  daher  der  Diplococcus  Fraenkel 
nicht  nur  ein  echter  Pneumococcus,  sondern  auch  ein  phlogo- 
genes Agens  wäre,  das  Entzündungen  in  verschiedenen  Organen  her- 
vorbringen kann. 

4)  Beim  Hunde  gibt  es  eine  spontane  Pneumonie,  welche  ebenfalls 
durch  den  Fr ae d kel’ sehen  Diplococcus  mit  denselben  An- 
zeichen einer  Allgemeininfektion  erzeugt  wird.  Kral  (Prag). 


Casado  y Fernandez,  F.,  Infeccion  tuberculosa  por  ei 
agua  contaminada.  (Revista  de  medecina  y cirugia  practica. 
1890.  Oktober  22.) 

Im  Dorfe  Ataquiues  starb  eine  tuberculose  Frau  an  Metrorrhagie 
in  Folge  eines  Abortus,  nachdem  sie  zwei  Säuglinge  an  Meningitis 
tuberculosa  verloren  hatte.  Der  Vater  mit  seinen  Kindern  verliess 
das  Haus,  welches  von  da  an  verschlossen  blieb,  der  Hof  wurde 


Tuberculos«. 


1£3 


einem  Nachbarn  zur  Benutzung  überlassen  und  blieb  den  ganzen 
Tag  über  offen ; es  befand  sich  darin  eine  seichte  Pfütze  von  3 ir 
Durchmesser,  um  die  herum  die  Nachbarskinder  alltäglich  zum  Spieler 
kamen.  2 '/a  Monate  nach  dem  Tode  der  Frau  starb  ein  vorher 
ganz  gesunder  Junge  von  3J/2  Jahren  aus  ganz  gesunder  Familie  an 
Enteromesenterialtuberculose.  Es  entstand  nun  der  Verdacht  einer  In- 
fektion mit  dem  Wasser  der  Pfütze,  das  nun  daraufhin  untersucht 
wurde,  undVerf.  fand  wirklich  den  K och’ sehen  Bacillus,  isolirte  und 
züchtete  ihn  weiter,  um  Inoculationsversuche  anzustellen,  deren  Er- 
gebnis er  demnächst  veröffentlichen  will. 

S e n t i n o n (Barcelona). 

Müller,  Z ur  Kenntniss  der  Kin d ertubercu lose.  (Münch, 
med.  Wochenschr.  1890.  No.  50 — 52.) 

Verf.  beginnt  mit  einer  geschichtlichen  Uebersicht  über  die 
Anschauungen  bezüglich  des  Verhältnisses  zwischen  Skrophulose 
und  Tuberculose;  er  selbst  bezeichnet  die  skrophulösen  Erschei- 
nungen als  eine  Besonderheit,  welche  die  Tuberculose  der  Kinder 
ebenso  charakterisirt,  wie  deren  Häufigkeit  und  Verlauf. 

Seine  eigenen  Anschauungen  gründen  sich  auf  die  Ergebnisse 
von  500  Kindersektiouen , weiche  von  1881 — 88  im  pathologischen 
Institut  zu  München  vorkamen;  150 mal  war  hierbei  Tuberculose 
als  Todesursache,  59 mal  als  Nebenbefund  festgesteilt  worden.  Die 
meisten  (76)  der  an  Tuberculose  gestorbenen  Kinder  standen  in 
den  5 ersten  Lebensjahren,  und  bei  diesen  Patienten  traten  auch 
die  Sonderheiten  der  Kindertuberculose  am  deutlichsten  hervor. 

Für  die  Tuberculose  der  Kinder  ist  die  Latenz,  d.  h.  das  Lo- 
kalisirtbleiben  der  spezifischen  Prozesse  besonders  charakteristisch. 
Es  kommt  sehr  häufig  vor,  dass  die  hierher  gehörigen  Erkran- 
kungen in  den  Lymphdrüsen  oder  Gelenken  entweder  allmählich 
verheilen  oder  auch  den  Tod  herbeiführen,  ohne  dass  eine  Ver- 
breitung der  Krankheit  auf  die  übrigen  Organe  des  Körpers  statt- 
findet. Andererseits  pflegt  sich  leicht  Miliartuberculose  anzu- 
schliesseu,  wenn  einmal  erst  der  Prozess  auf  andere  Theile  über- 
gegriffen hat. 

Die  Ergebnisse  von  173  der  Sektionen,  bei  denen  die  Lungen 
tuberculos  erkrankt  waren,  zeigen,  dass  das  Athmungsorgan  auch 
bei  Kindern  der  tuberculösen  Infektion  besonders  ausgesetzt  ist; 
doch  erkranken  seltener  die  Spitzen,  als  die  mittleren  und  unteren 
Partieen  und  diese  besonders  an  den  Stellen,  welche  den  Bronchial- 
drüsen  zunächst  liegen.  Da  letztere  meist  in  Verkäsung  gefunden 
werden,  und  da  auch  die  erkrankten  Lungentheile  vornehmlich  im 
Zustande  der  käsigen  Pneumonie  erscheinen,  so  ist  anzunehmen, 
dass  die  Bacillen  zunächst  die  Lungen  passiren,  ohne  sich  dort 
anzusiedeln,  in  den  Bronchialdrüsen  dagegen  stecken  bleiben  und 
von  dort  aus  ihre  verderbliche  Wirkung  beginnen. 

Unter  anderen  Drüsen  fand  der  Verf.  die  Cervicaldrüsen  be- 
sonders häufig  erkrankt;  er  glaubt  dieses  scheinbar  mit  früheren 
Befunden  nicht  ganz  übereinstimmende  Ergebniss  einfach  dadurch 
erklären  zu  köunen,  dass  man  im  Allgemeinen  die  Cervicaldrüsen 


184 


Neue  Litteratur. 


ihrer  Lage  wegen  bei  Sektionen  weniger  berücksichtigt.  Die  tuber- 
culösen  Drüsen  stellen  sich  meist  in  Form  grosser  käsiger  Packete 
dar,  wie  der  Verf.  überhaupt  in  der  grossen  Neigung  zur  Ver- 
käsung eine  Haupteigenthümlichkeit  der  Kindertuberculose  sieht. 

Erkrankungen  der  Meningen , welche  ja  bekanntlich  häutig 
den  Tod  der  tuberculosen  Kinder  herbeiführen,  fand  der  Verf. 
40 mal.  Bei  der  Besichtigung  der  übrigen  Organe  erwiesen  sich 
tuberculös;  die  Lymphdrüsen  170mal,  Pleura  111,  Milz  10,  Nieren 
68,  Darm  58,  Leber  51,  Knochen  36,  Peritoneum  27,  Gehirn  12, 
Herz  8,  Magen  5,  Herzbeutel  und  Larynx  je  4,  Tonsillen  und  Sub- 
maxillaris  je  3,  Rückenmark  und  Nebennieren  je  2,  Oesophagus, 
Parotis,  Thymus,  Tube  und  Ovarium,  Nebenhode  und  Hode  je  ImaL 

K üb ler  (Oldenburg). 


Neue  litteratur 

zoaammeages'elit  von 

Db.  Abthüb  Wübzbübo, 

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Lahorde,  J.  V.,  Signes  fonetionnels  de  lesions  enc4phaliques  multiplides  chez.  le  lapin, 
A la  »uite  de  la  maladie  pyocyanique  (Compt.  rend  de  la  »nc.  de  biol.  1890.  No.  34. 
p.  652  — 653.) 


Krankheitserregende  Bakterien  und  Parasiten  bei  Pflanzen. 

Beseey,  C £.,  The  strawberry  leaf-spot,  Ramuiaria  Tulasnei  Sacc.  (Nebraska  Farmer. 
1890  VoL  XIV.  p.  209  ) 

— — , Grain  rtist,  Puecinia  graminis  Pers.  (Nebraska  Farmer.  1890.  Vol.  XIV.  p.  250.) 

— — , The  raspberry  stem  fungus.  (Nebraska  Farmer.  1890.  Vol.  XIV.  p.  333.) 

Bolley,  H.  L.,  Note  on  the  wheat  rast.  (Microscopical  Jonrn.  1890.  Vol.  XI.  p.  59.) 
Eriosi,  G,  Ancora  sul  come  difendersi  dalia  peronospora.  4°.  4 p.  Milano  1890. 

Halsted,  B.  D.,  Fungi  injurioos  to  crops.  (10.  Annual  Report  of  the  New  Jersey  Agri- 

cult.  Experim  Station  for  1889.  p.  231.) 

— — , Legislation  against  fungous  diseases.  (Garden  and  Forest.  1890.  Vol.  III.  p.  307.) 


Inhalt. 


Originalmittheilungen. 

Kamen,  Ludwig.  Ein  neues  ltulturgefass. 
Mit  1 Abbildung  (Orig.),  p 165. 

Katz,  Oscar , Zur  Kenutniss  der  Leucht- 
baklerlen.  (Orig  ),  p.  157. 

Van  Overbeek  de  Meyer,  Ueber  die  Be- 
reitung des  Nähragars.  (Orig.),  p.  163. 

Tubenf,  C.  you.  Generations-  und  Wirths- 
wechsel  unserer  einheimischen  Gymno- 
sporangium- Arten  und  die  hierbei  auf- 
tretenden  Formveränderungen.  Mit  3 Ab- 
bildungen. (Orig.)  (Schluss.),  p.  187. 

Referate. 

Banti,  Guido,  Süll’  ctioiogia  delle  pneumo- 
niti  aente,  p.  179. 

Bein.  Bakteriologische  Untersuchungen  über 
Influenza,  p.  171. 

Casado  y Fernandez,  F.,  Infeccion  tuber- 
culosa  por  el  agua  contaminada,  p.  182. 

Fraenkel,  B. , Ueber  Erkrankungen  der 
oberen  Luftwege  im  Gefolge  der  Influenza, 
p.  174. 

Fraser,  James  W.,  On  the  occurrence  of 
the  Pneumococeus  in  the  sputum  from  a 
case  of  Influenza,  p.  177. 


j Kartulis,  Einiges  über  das  angebliche  Ver- 
hältniss  der  Influenza  zum  Dengue-Fieber, 
i p.  176. 

Mittheilungen  über  die  in  Berlin  herrschend*! 

1 Influenzaepidemie,  p.  175. 

I Müller,  Ad  , Beobachtungen  nnd  Erfahrun- 
gen über  Pneumonia  cronposa,  p.  181. 

Müller,  Zur  Kenntniss  der  Kindertubercu- 
lose,  p 183. 

Natanson , Ein  Fall  von  Influenza  mit 
Pleuropneumonie  und  doppeltscitiger  Iri- 
| dochorioiditis  embolica,  p.  177. 

I Pernice,  B.,  e Alessi,  G.,  Sulla  diffuslone 
neli’  organismo  del  pneumococco  di  Fraen- 
kel nelia  pnenmonile  crupale,  p.  182. 

, oirena,  8.,  Sulla  Influenza,  p.  174. 

Vogi,  Mittbeilungen  über  die  Beziehungen 
I der  Influenza  zu  den  Athmungsorganen, 
i P-  U'i 

; Walther,  P.,  Ueber  den  Einfluss  von  künst- 
lichem Fieber  auf  die  mit  Fraenkel- 
Weiehselbaum’schen  Fneumoniemikrobien 
inflzirten  Thiere,  p.  178. 

Neue  Litteratur,  p.  184. 


Fronunannsche  Bct-hdrucitcrei  (II ermann  Polilo)  in  Jera. 


für 


Bakteriologie  und  Parasitenkunde. 

In.  Verbindung  mit 

Gell.  Hofr.  Prof.  Dr.  Lenckart  und  Professor  Dr.  Loeffler 

ln  Leipzig  in  lireifswald 

herausgegeben  tob 

Dr.  O.  TThlworm  in  Cassel. 


Verlag  von  Gustav  Fischer  in  Jena. 


IX.  Band.  -®- 

Jena,  den  16.  Februar  1891.  -0- 

No.  6. 

Preis 

Zu  beziehen 

für  den  Band  (26  Nummern)  14  Mark. 

Jährlich  erscheinen  zwei  Bände, 
durch  alle  Buchhandlungen  und  Postanstalten. 

Die  Redaktion  des  „Centralblatts  für  Bakteriologie  und  Parasiten- 
kunde“  richtet  an  die  Herren  Mitarbeiter  die  ergebene  Bitte , etwaige 
Wünsche  um  Lieferung  von  besonderen  Abdrücken  ihrer  Auf- 
sätze entweder  auf  das  Manuskript  schreiben  zu  wollen  oder 
direkt  an  den  Verleger-,  Herrn  Gustav  Fischer  in  Jena , gelangen 
zu  lassen.  Die  Verlagshandlung  ist  leider  nicht  in  der  Lage , später 
eingehende  Wünsche  berücksichtigen  zu  können. 


Original  - Mittheilungen. 

Ueber  die  Art,  einem  Tbiere  die  Immunität  gegen 
Tetanus  zu  übertragen. 

Von 

Prof.  Guido  Tizzoni  und  Dr.  Giusepplna  Oattani 

iu 

Bologna. 

Iu  einer  unserer  früheren  Arbeiten  1),  in  weicher  wir  die  Re- 
sultate unserer  Untersuchungen  über  das  Tetanusgift  niedergelegt 
haben,  hatten  wir  auch  erwähnt,  dass  unsere  Versuche,  Thiere  gegen 
dieses  Gift  empfänglich  zu  machen,  zu  keinem  Erfolg  geführt  hätten, 
und  zwar  weder  mit  abgeschwächten  Kulturen,  noch  durch  den  Ver- 

1)  Tizzoni  und  Oattani,  Untersuchungen  über  das  Tetanusgift.  (Archiv  für 
experimentelle  Pathologie  und  Pharmakologie  3d  XXVII.  pg  482  folg.) 

LX._Bd.  13 


190 


T i z z o n i und  C * 1 1 & n i , 


such,  den  Orgauismus  durch  Iujektion  minimaler  Dosen  an  dieses 
Gift  zu  gewöhnen,  dazu  gebrauchten  wir  filtrirte  Kulturen,  deren 
Toxicität  durch  die  Wärme,  durch  Mineralsäuren  u.  s.  w.  vermin- 
dert war. 

Seitdem  haben  wir  nicht  aufgehört,  Untersuchungen  über  Immu- 
nität und  Heilung  des  Tetanus  anzustellen,  indem  wir  immer  neue 
Wege  betraten,  um  das  Ziel  zu  erreichen. 

Ueber  diese  Untersuchungen  wolleu  wir  in  gegenwärtigem  Auf- 
sätze Rechnung  ablegen,  vorher  jedoch,  wie  es  unsere  Pflicht  ist, 
über  die  Hauptfolgerungen  einer  wichtigen  Mittheilung  über  den- 
selben Gegenstand  berichten,  welche  in  den  letzten  Tagen  von  den 
DDr.  Behring  und  Kitasato  veröffentlicht  worden  ist1).  Den 
Forschern  ist  es  geglückt,  durch  vorherige  Behandlung  mit  Jod- 
Trichlorür  ein  Kaninchen  für  den  Tetanus  unempfänglich  zu  machen. 
Sie  haben  gefunden,  dass  das  Blut  oder  das  Blutserum  dieses  Ka- 
ninchens, wenn  es  mit  öltrirter  Tetanuskultur  gemischt  wird,  dieselbe 
nach  20  Stunden  ihrer  Toxicität  beraubt.  Wenn  es  Mäusen  in  ge- 
ringer Menge  (0,2 — 0,5)  in  die  Brusthöhle  injizirt  wird,  überträgt  es 
diesen  Tbieren  dauernde  Immunität  gegen  spätere  Einspritzung  von 
virulenten  oder  auch  filtrirten  Tetanuskulturen.  Ausserdem  hat  dieses 
Serum,  wenn  es  schon  tetanisirten  Mäusen  injizirt  wird,  das  Ver- 
mögen, auch  schon  sehr  vorgeschrittene  Tetanussymptome  nach  und 
nach  zum  Verschwinden  zu  bringen,  und  in  4—5  Tagen  den  Thieren 
die  vollkommene  Gesundheit  wiederzugeben. 

Unsere  Untersuchungen  lassen  sich  in  zwei  Serien  theilen.  In 
einer  ersten  studirten  wir  in  vitro  die  Wirkung  verschiedener  che- 
mischen Substanzen  auf  das  Tetanusgift  und  versuchten  dann , oh 
diejenigen  Stoffe,  welche  die  Toxicität  zu  vernichten  im  Stande  waren, 
eine  ebenso  günstige  Wirkung  ausiibten,  wenn  sie  Thiereu  einge- 
spritzt wurden,  um  den  experimentellen  Tetanus  zu  verhüten  oder 
zu  heilen. 

In  einer  zweiten  Serie  von  Untersuchungen  benutzten  wir  die 
geringere  Empfänglichkeit  für  die  Tetanus-Infektion,  welche  wir  bei 
gewissen  Thierarten  bemerkt  hatten. 

Bei  der  ersten  Reihe  dieser  unserer  Untersuchungen  versuchten 
wir  eine  sehr  grosse  Zahl  von  Stoffen ; aber  fast  alle  (darunter  auch 
diejenigen,  welche  einen  reichlichen  Niederschlag  geben,  wie  Silber- 
uitrat, Sublimat,  Jodwasserstoffsäure)  veränderten  die  Toxicität  fil- 
trirter  Tetanuskulturen  auch  nach  langer  Berührung  durchaus  nicht. 

Die  einzigen  Stoffe,  welche  wir  in  dieser  Beziehung  als  aktiv 
befunden  haben,  sind  Phenylsäure,  Chlorwasser  und  Jod-Trichloriir. 

Frisch  bereitetes  Chlorwasser  und  Jod-Trichlorür  in  zweiprozen- 
tiger. wässriger  Lösung,  wenn  man  sie  24  Stunden  lang  auf  gleiche 
Mengen  einer  Tetanuskultur  in  Gelatine,  welche  man  tiltrirt  und 
dann  durch  Abdampfung  im  leeren  Raume  auf  ein  Drittheil  ihres 
Volumens  reduzirt  hat,  einwirken  lässt,  machen  diese  vollkommen 


1)  Behring  und  Eitasato,  Ueber  das  Zustandekommen  der  Diphtherie-Immu- 
nität und  der  Tetacus-Immnnität  bei  Thieren.  (Deutscho  medic.  Wochenschrift.  1390. 
No.  49.  4.  Dez  ) 


Ueber  die  Art,  einem  Thiere  die  Immunität  gegen  Tetanus  zu  übertragen.  IQ) 


unwirksam1).  Fünfprozentige  Phenylsäure,  welche  mit  gleichem  Vo- 
lumen von  filtrirter  Tetanuskultur  in  Berührung  gebracht  wird,  be- 
raubt diese  ihrer  Toxicität  in  verhäitnissmässig  kurzer  Zeit  (drei 
Stunden  z.  B.),  während  schwächere  Lösungen  (3—4%)  noch  nach 
24  ständiger  Einwirkung  die  Toxicität  dieser  Kulturen  nicht  ver- 
nichten. 

Aber  keine  dieser  drei  Substanzen,  wenn  sie  Mäusen  oder  Ka- 
ninchen unter  die  Haut  gespritzt  wurde,  sei  es  vor,  sei  es  nach  der 
Injektion  einer  virulenten,  filtrirten  Tetanuskultur,  vermochte  bei 
diesen  Thieren  die  Entwickelung  der  tetauischen  Erscheinungen  zu 
hindern. 

In  der  zweiten  Versuchsreihe  haben  wir  danach  getrachtet,  ge- 
wisse Thiere  (Tauben,  Hunde),  welche  sich  schon  seit  langer  Zeit 
in  unserem  Laboratorium  in  Untersuchung  befanden,  und  uns  wenig 
Empfänglichkeit  für  die  tetanische  Infektion  gezeigt  hatten,  ganz  und 
gar  gegen  den  Tetanus  immun  zu  machen. 

In  der  That  starben  Tauben,  wenigstens  die,  an  deuen  wir  ex- 
perinrentirt  haben,  nicht  nach  Injektion  einer  massigen  Menge  höchst 
virulenter  Tetanuskultur,  sondern  zeigten  nur  örtliche,  vorübergehende 
Erscheinungen  und  geuasen  nach  mehr  oder  weniger  langer  Zeit- 
vollständig. 

Wenn  man  die  Injektionen  mit  Tetanus-Virus  oder  Gift  wieder- 
holt, so  zeigen  die  Tauben  bei  jeder  folgenden  Einspritzung  immer 
weniger  schwere  Erscheinungen  und  reagiren  zuletzt  gar  nicht  mehr 
auf  eine  verhäitnissmässig  bedeutende  Menge  von  Virus  oder  teta- 
nischem  Gift. 

Ebenso  wie  Tauben  kann  man  auch  Hunde  durch  wiederholte, 
allmählich  stärker  werdende  Unterhautinjektioncn  von  Tetanus-Virus 
gegen  Tetanus  unempfänglich  machen,  wenn  nur  die  Anfangsdosis 
sehr  klein  ist,  wie  es  zuerst  von  Dr.  Pari  et  ti  nachgewiesen  wurde. 

Auf  diese  Weise  konnten  wir  2 Tauben  und  1 Hund  gegen  Te- 
tanus unempfänglich  machen  und  folgende  Thatsachen  feststellen ; 

Das  Blutserum  des  immunen  Hundes,  auf  die  gewöhnliche  WTeise 
gesammelt  und  in  einem  Glas  mit  filtrirter  Tetanuskultur  in  Gelatiue 
in  Berührung  gebracht,  hat  das  Vermögen,  die  Toxicität  derselben 
vollständig  zu  vernichten,  auch  wenn  die  Menge  des  Serums  sehr 
gering  ist  (z.  B.  1—2  Tropfen  Serum  auf  */ä  ccm  Kultur),  und  die 
Zeit  der  Berührung  sehr  kurz  (15—20  Min.). 

Die  Unschädlichkeit  der  so  behandelten  Kulturen  haben  wir  in 
wiederholten  Versuchen  an  Mäusen  und  Kaninchen  erprobt. 

Die  Unterhautinjektion  einer  kleinen  Menge  vom  Blutserum  dieses 
Hundes  ist  fähig,  einem  andern  Hunde  die  Immunität  gegen  Tetanus 
mitzutheilen,  auch  wenn  man  eine  für  unvorbereitete  Hunde  sicher 
tödtliche  Menge  einer  Kultur  injizirt. 

Weisse  Mäuse  werden  durch  subkutane  oder  endoperitoneale  In- 
jektion kleiner  Mengen  dieses  Serums  (*/*  ccm)  gegen  die  Wirkung 

1)  Wir  wollen  hier  bemerken,  dass,  wenn  wir  in  dieser  Arbeit  die  Wenge  von 
filtrirten  Kulturen  angebeu,  welche  wir  injizirt  haben,  wir  immer  vor,  Kulturen  sprechen, 
welche  auf  ein  Drittheil  ihres  ursprünglichen  Volumens  reduzirt  worden  sind 

33* 


192  Tizzoni  und  Cattani,  Ueber  dio  Art,  einem  Thiere  die  Immunität  etc. 


von  virulenten  oder  filtrirten  Tetanuskulturen  immun  gemacht,  auch 
wenn  die  Einspritzungen  in  verschiedenen  Zwischenräumen  und  in 
höheren  Dosen  wiederholt  werden,  als  die,  welche  genügen,  um  die 
Kontrollrhiere  in  kurzer  Zeit  zu  tödten.  So  z.  B.  während  zwei  Tropfen 
filtrirter  Tetanuskultur  eine  Maus  in  ungefähr  30  Stuudeu  tödten, 
übt  1ls  ccm  derselben  Kultur  auf  Mäuse,  welche  vorher  mit  dem 
Serum  des  immunen  Hundes  behandelt  worden  waren,  durchaus  keinen 
Einfluss.  Nur  wenn  die  Menge  der  injizirten  Kultur  sehr  gross 
(1  ccm),  oder  wenn  eine  gewisse  Zeit  nach  der  Einspritzung  des 
Serums  verflossen  ist,  sterben  diese  Thiere;  aber  auch  in  diesem 
Falle  haben  die  tetanischen  Erscheinungen  wenig  Neigung,  sich  aus- 
zubreiten und  der  Tod  tritt  spät  ein  (uach  4 — 5 Tagen  ungefähr). 

Dagegen  zeigen  ebenso  mit  dem  Blut  des  immunen  Hundes  in 
der  Menge  von  2 1j3  ccm  vorbereitete  Kaninchen  bei  Injektion  von 
Tetanus-Virus  oder  -Gift  keinen  grösseren  Widerstand,  als  nicht  vor- 
bereitete Kaninchen. 

Meerschweinchen  verhalten  sich  wie  Kaninchen,  d.  h.  es  gelingt 
nicht,  sie  durch  Injektion  des  Serums  vom  immunen  Hunde  in  das 
Peritoneum  gegen  Tetanus  unempfänglich  zu  machen. 

Mit  dem  Blutserum  immuner  Tauben  haben  wir  bei  Mäusen  und 
Kaninchen  genau  dieselben  Resultate  erhalten , wie  mit  dem  vom 
Hunde. 

Was  das  therapeutische  Vermögen  der  Injektion  des  Blutserums 
vom  immunen  Hunde  betrifft,  so  haben  wir  beobachtet,  dass  nicht 
nur  bei  Kaninchen,  sondern  auch  bei  Mäusen,  auch  wenn  die  Tetanus- 
Intoxikatiou  mit  kleinen  Mengen  des  Giftes  (1 — 2 Tropfen  einer  Kul- 
tur) ausgeführt  worden  ist,  die  Entwickelung  der  tetanischen  Er- 
scheinungen sich  nicht  verhindern  oder  aufhalten  lässt,  wenn  die 
Einspritzung  des  Blutserums  nicht  vor  dem  Erscheinen  der  Te- 
tanus-Symptome (z.  B.  4 Stunden  nach  Injektion  des  Giftes)  stattge- 
fundeu  hat. 

Die  von  uns  erhaltenen  Resultate  bringen  keine  einfache  Bestä- 
tigung derjenigen  von  Behring  und  Kitasato,  sei  es  wegen  der 
direkten  Bedingungen  der  Experimente  (die  Art,  die  Immunität  heryor- 
zubringen  — das  zuerst  immun  gemachte  Thier),  sei  es,  weil  sie 
einige  neue  Thatsachen  aufweisen,  nämlich,  dass  das  Blutserum  eines 
immunen  Tbieres  auch  in  kleinster  Menge  und  in  sehr  kurzer  Zeit 
die  Toxicität  der  filtrirten  Tetanuskulturen  vernichten  kann,  was  die 
Hypothese  sehr  wahrscheinlich  macht,  dass  ihr  wirksamer  Stoff  ein 
Ferment  ist,  und  dass  die  sehr  interessante  Thatsache,  dass  die 
Uebertragung  der  Immunität  gegen  Tetanus  durch  Transfusion  des 
Blutes  oder  Serums  eines  immunen  Thieres  nicht  ohne  Unterschied 
für  alle  Thiere  gilt,  sondern  selbst  in  derselben  Thierklasse  nur  für 
einige  Arten  stattfindet. 

Bologna,  am  10.  Januar  1891. 


§.anarelli,  Heber  einen  neuen  Mikroorganismus  des  Wassers. 


193 


Ueber  einen  neuen  Mikroorganismus  des  Wassers, 
welcher  für  Thiere  mit  veränderlicher  und  konstanter 
Temperatur  pathogen  ist. 

(Pathologisches  Institut  der  Königl.  Universität  Siena1),  Direktor 
Prof.  C.  S a n q u i r i c o). 

Von 

Dr.  Ginseppe  San&reüi, 

Assistenten. 

Mit  einer  lithographischen  'Tafel. 

Seit  Anfang  des  laufenden  Jahres  hatte  ich  Untersuchungen  an- 
gestellt, um  auf  möglichst  einfache  und  entscheidende  Weise  den 
respektiven  Werth  der  Lymphe  und  der  Leukocyten  in  betreff  der 
bekannten  Frage  über  die  Immunität  der  Frösche  gegen  das  Milz- 
brandgift zu  bestimmen. 

Diese  Aufgabe  war  mir  von  anderer  Seite  ziemlich  einfach  ge- 
macht worden,  da  es  mir  gelungen  war,  eine  leichte  Methode  zu  finden, 
welche  mir  erlaubte,  bedeutende  Mengen  vod  Froschlymphe  zu  er- 
halten, welche  vor.  Keimen  und  Leukocyten  ganz  frei  ist 

Mit  den  aus  der  langen  Reihe  meiner  Versuche  erhaltenen  Re- 
sultaten und  dem  Verfahren,  die  Lymphe  aus  dem  Unterhautrücken- 
sack  der  Frösche  zu  gewinnen , werde  ich  mich  in  einer  andern 
Veröffentlichung  beschäftigen. 

Für  jetzt  beschränke  ich  mich  blos  darauf,  eine  Thatsache  be- 
kannt zu  machen,  welche,  wie  ich  glaube,  vom  hygienischen  und  bio- 
logischen Gesichtspunkte  aus  nicht  uninteressant  und  zum  Gegen- 
stand mannigfacher  Untersuchungen  geworden  ist : nämlich  das  Vor- 
handensein eines  Mikroorganismus,  welcher  sich  entschieden  pathogen 
für  Thiere  mit  konstanten , wie  für  solche  mit  veränderlicher  Tem- 
peratur verhält,  in  dem  gewöhnlichen  Trinkwasser. 

In  dem  Verlaufe  meiner  Versuche  über  die  durch  Froschlymphe 
auf  die  Milzbrandbacillen  ausgeübte  Wirkung  habe  ich  sehr  oft  die 
Beobachtung  gemacht,  dass  diese  letztere,  welche  einerseits  unbe- 
streitbare Mikrobien  tödtende  Wirkung  auf  die  bekanntesten  patho- 
genen Mikroorganismen  ausübt,  andrerseits  die  üppigste  Entwickelung 
eines  besonderen  Schizomyceten  erlaubt,  dessen  ausserordentlich  in- 
fektive  Wirkung  auf  Thiere  mir  schon  seit  langer  Zeit  zweifellos  ge- 
worden war. 

Die  Methode  meiner  Untersuchungen  bestand  hauptsächlich 
darin,  dass  ich  bedeutende  Mengen  von  Lymphe  auf  ebenfalls  be- 
deutende Mengen  von  Milzbrandsporen  und  Bacillen  einwirken  liess. 
Aber  oft  musste  ich  eine  Reihe  von  Inokulationen  unterbrechen 


1)  Mitteilung  und  Demonstration  darüber  vor  der  medic.  Chirurg.  Gesellschaft  von 
Pavia  in  der  Sitsung  vom  12.  Juli  1890. 


194 


Sanar  e I Ii, 


wegen  zufälliger  Verunreinigung  der  Lymphe  mit  dem  genannten 
Organismus,  welcher  sehr  schnell  bei  den  Thieren  Septikämie  her- 
vorbrachte, die  unfehlbar  in  weniger  als  zwölf  Stunden  den  Tod 
herbeiführte , ohne  jedoch  die  vollkommene  Entwickelung  des  Milz- 
brandprozesses zu  verhindern , welcher,  wie  bekannt,  niemals  in  kür- 
zerer Zeit,  als  36 — 48  Stunden  abläuft. 

Ganz  zu  Anfang  war  ich  der  Meinung,  die  Verunreinigung  der 
Froschlymphe  hänge  von  zufälligen  und  darum  schwer  zu  entdecken- 
den Ursachen  ab,  und  hatte  mich  darum  nicht  bemüht,  ihren  Ur- 
sprung genau  zu  erforschen.  Aber  die  häufige  Wiederholung  dieser 
Verunreinigung  und  die  Beobachtung,  dass  dieselbe  immer  von  dem- 
selben Mikroorganismus  herrührte,  dessen  Entwickelung  auf  den  ge- 
wöhnlichen Nährstoffen  schon  beim  ersten  Blick  von  der  der  be- 
kanntesten pathogenen  Bakterien  ganz  verschieden  schien , veran- 
lassten  mich,  die  Ursache  dieser  unangenehmen  Zufälle  genau  zu 
untersuchen,  welche  einige  Serien  meiner  Versuche  bedrohten  uud 
nicht  selten  wirklich  vereitelten. 

Vor  allen  Dingen,  wenn  ich  es  für  einen  Augenblick  uuterliess, 
das  Herkommen  eines  so  virulenten  Mikroorganismus  zu  erforschen, 
hatte  mich  im  höchsten  Grade  die  Thatsache  interessirt,  dass  die 
Froschlymphe,  welche  der  Entwickelung  aller  bis  jetzt  bekannten 
Arten  von  pathogenen  Bakterien  so  kräftig  widersteht,  die  üppige 
uud  schnelle  Entwickelung  dieser  Art  erlauben  konnte,  welche  doch 
einen  so  ausgesprochen  infektiösen  Charakter  besass. 

Man  begreift  leicht,  dass  diese  Beobachtung  mich  auf  den  Ge- 
danken brachte,  der  neue  Mikroorganismus  könnte  auch  für  den 
Frosch  selbst  pathogen  sein,  ln  der  That  überzeugten  mich  an 
diesen  Thieren  ausgeführte  Injektionen  bald  von  der  Richtigkeit  dieser 
Ansicht,  sodass  ich  endlich  eine  wahrscheinliche  Erklärung  der  wahr- 
haft beunruhigenden  Sterblichkeit  fand,  welche  ich  täglich  im  Aqua- 
rium und  den  Glasglocken  wahrnahm,  worin  ich  die  zur  Lieferung  der 
Lymphe  für  meine  Untersuchungen  über  den  Milzbrand  bestimmten 
Frösche  aufbewahrte.  Diese  Sterblichkeit  hatte  ich  Anfangs  auf  ver- 
schiedene Weise  erklärt,  musste  sie  aber  nun  auf  eine  wirkliche, 
echte  Infektion  beziehen,  hervorgerufen  durch  den  Parasiten,  welcher 
den  Iuhalt  der  gegenwärtigen  Mittheilung  ausmacht. 

Als  ich  diese  erste  Thatsache  festgestellt  hatte  , bemühte  ich 
mich,  das  Aquarium,  die  Glasglocken  und  alle  andern  Geräthe  des 
Laboratoriums,  welche  ich  für  verunreinigt  halten  konnte,  zu  des- 
iufiziren ; aber  darum  hörte  die  Infektion  der  Frösche  nicht  auf,  vor- 
züglich unter  den  operirten.  In  der  That  überzeugten  mich  spätere 
Untersuchungen,  welche  nur  den  Zweck  hatten,  die  Ursache  dieser 
Infektion  zu  ergründen,  dass  der  ausschliessliche  Träger  der  An- 
steckung das  Wasser  sei,  welches  ich  für  die  gewöhnlichen  Zwecke 
des  Laboratoriums  benutzte  und  welches  aus  einem  im  Innern  unseres 
Instituts  befindlichen  Brunnen  herrührte. 

Die  überzeugendste  Bestätigung  dieses  Resultats  wurde  durch 
folgenden  Versuch  geliefert:  in  zwei  sterilisirte  Glasgefässe,  von  denen 
das  eine  gekochtes  Brunnenwasser,  das  andere  dasselbe,  aber  unge- 
kocht enthielt,  brachte  ich  Frösche,  welche  vorher  mittelst  weider- 


üeber  einen  neuen  Mikroorganismus  des  Wassers. 


195 


holter  Waschungen  in  antiseptischen  Lösungen  und  in  sterilisirtem 
Wasser  einer  genauen  äussern  Desinfektion  unterzogen  worden  waren. 

Ehe  ich  die  Frösche  in  ihre  respektiven  Gefässe  setzte,  hatte 
ich  ihnen  mit  sterilisirten  Instrumenten  Hautwunden  beigebracht 

Nach  kurzer  Zeit  starben  alle  in  das  nicht  gekochte  Wasser  ge- 
setzten Frösche  au  Infektion,  während  die  andern,  die  man  als 
Kontroll  thiere  betrachten  konnte,  am  Leben  blieben. 

In  Folge  dessen  konnte  eine  genaue  Untersuchung,  welche  nicht 
nur  in  hygienischer  Beziehung,  sondern  auch  zu  dem  Zwecke  ausge- 
führt wurde,  die  biologischen  Charaktere  eines  Organismus  festzu- 
stellen,  welcher  nicht  nur  für  die  sogenannten  kaltblütigen , sondern 
auch  für  die  warmblütigen  Thiere  pathogenetisch  ist,  nur  vollkommen 
gerechtfertigt  erscheinen. 

I.  Kultureil  auf  künstlichen  Nährmitteln. 

Die  eisten  Kulturen,  welche  ich  auf  Agarplattea  erhielt,  stammten 
aus  der  Lymphe  angesteckter  Frösche  oder  aus  dem  Blute  solcher 
Thiere,  welche  wenige  Stunden  nach  der  Infektion  mit  Milzbrand- 
lymphe  gestorben  waren. 

Das  Blut  (besonders  das  von  Meerschweinchen)  wurde  mit  einer 
kleinen  Platinschlinge  auf  die  Platte  übertragen,  und  brachte  immer 
einige  tausend  Kolonieen  hervor,  weiche  sich  mit  der  grössten 
Schnelligkeit  in  18—24  Stunden  entwickelten.  Diese  rundlichen,  regel- 
mässigen Kolonieen  mit  glatter  Oberfläche  zeigen,  wenn  sie  auf  einer 
dunkeln,  durchsichtigen  Fläche  untersucht  werdeu,  eine  weiss-grauliche 
Färbung,  wenn  aber  direktes  Licht  durch  sie  hindurchgeht,  so  erscheint 
in  ihrem  Umkreis  eine  schwache,  bläuliche,  ziemlich  charakteristische 
Refraktion. 

Auch  die  Kulturen  auf  Geiatineplatten  zeigen  ungefähr  dieselben 
Charaktere  wie  die  vorigen,  aber  die  Schnelligkeit,  mit  welcher  die 
Gelatine  sich  verflüssigt,  hindert  durchaus  die  Verfolgung  der  allmäh- 
lichen Entwickelung  der  Kolonieen. 

Entwickelung  in  Agar  mit  Glycerin. 

Schon  wenige  Stunden  nach  der  Impfung  (bei  37°  C)  erscheint 
an  der  Oberfläche  eine  leichte  bläuliche,  diffuse  Fluorescenz,  worauf 
sogleich  das  üppige  Wachsthum  der  Kolonieen  folgt,  welche  bald  fast 
den  ganzen  Nährstoff  bedeckt  und  das  Kondensationswasser  trübt. 

Nach  24—36  Stunden  beginnen  bisweilen  sich  grosse  Gasblasea 
in  der  Dicke  des  Agar  zu  bilden,  und  dies  geschieht  besonders,  wenn 
Ausläufer  der  Kultur  in  den  Agar  selbst  haben  eindringen  können. 
Im  weitern  Verlauf  beginnt  die  bläuliche  Fluorescenz  allmählich  an 
zu  verschwinden,  die  Kolonie  wird  dickerund  reicher,  und  die  schmutzig- 
graue  Farbe  wird  nach  und  nach  bräunlich. 

Die  in  Agar  entwickelten  Bacillen  behalten  ein  ziemlich  kon- 
stantes Ansehen.  Kleine,  sehr  bewegliche  Stäbchen  von  1 — 3 u 
Länge  sind  immer  vorherrschend  Die  kürzeren  sind  gewöhnlich 
einförmig  eiförmig,  mit  regelmässigem  Umriss,  die  längeren  dagegen 
zeigen  nicht  selten  eine  leichte  Mittelstreifung. 


196 


S a n * r c 1 1 ! , 


Entwickelung  auf  Nährgelatine. 

Das  Wachsthum  des  Parasiten  ist  hier  ausserordentlich  schnell, 
auch  bei  der  Temperatur  der  Umgebung  (18 — 20°  C).  Nach  12  Stunden 
ist  längs  dem  Impfstriche  die  Gelatine  verflüssigt,  der  Inhalt  des 
Kauaies  ist  trübe  und  reich  an  weisslichen  Flocken.  Nach  36 — 
48  Stunden  ist  die  Gelatine  zur  Hälfte  verflüssigt,  aber  doch  behält 
die  von  der  Kolonie  besetzte  Zone  ein  trichterförmiges  Ansehen. 
Nach  drei  bis  vier  Tagen  ist  das  Nährsubstrat  vollkommen  verflüs- 
sigt, und  auf  dem  Boden  der  Röhre  bildet  sich  eine  dichte,  weiss- 
liche,  flockige  Schicht.  Das  Ansehen  der  auf  Gelatine  kultivirten 
Bacillen  ist,  im  Gegensatz  zu  den  auf  Agar  gewachsenen,  sehr  ver- 
schiedenartig. Denn  wenn  auch  die  Formen  von  2 — 3 n Länge  vor- 
herrschen, so  finden  sich  doch  auch  häufig  solche  von  12 — 20  j«,  und 
andre  so  kurze,  dass  sie  ein  eiförmiges  oder  kugliches  Aussehen 
annehmen.  Auch  in  Bezug  auf  die  Dicke  finden  sich  Unterschiede 
besonders  in  den  kleinsten  Formen,  von  denen  viele  einander  ganz 
unähnlich  sind. 

Entwickelung  im  Serum. 

Auch  dieser  Nährboden  ist  der  Entwickelung  des  Mikroorganis- 
mus äusserst  günstig. 

Längs  dem  ganzen  Impfetriche,  auf  welchem  dieser  sich  ver- 
mehrt, verflüssigt  sich  das  Serum  schnell;  schon  nach  12  Stunden 
erscheint  eine  ziemlich  tiefe  Furche,  welche  sich,  der  Kondensations- 
flüssigkeit  entsprechend,  ein  gutes  Stück  weit  erstreckt.  Das  Aus- 
seheu  der  auf  Serum  entwickelten  Bacillen  unterscheidet  sich  nicht 
wesentlich  von  dem,  welches  ich  für  die  Gelatine-Kulturen  beschrieben 
habe. 

Entwickelung  auf  Fleischbrühe. 

Nach  zwölf  Stunden  ist  die  Flüssigkeit  vollkommen  trübe  ge- 
worden, und  mit  der  Zeit  bildet  sich  auf  ihrer  Oberfläche  ein  dünner, 
weisslicher  Ueberzug. 

Der  Anblick  der  einzelnen  Stäbchen  ist  den  der  bisher  be- 
schriebenen nicht  unähnlich. 

Entwickelung  auf  Kartoffel. 

Diese  ist  am  meisten  charakteristisch.  Schon  nach  zwölf  Stunden 
erscheint  längs  dem  Impfstrich  ein  feines,  mattes  Häutchen  von 
strohgelber  Farbe ; diese  wird  allmählich  gelb  und  nimmt  nach  4—5 
Tagen  ein  so  braunes  Ansehen  an,  dass  es  vollkommen  den  Kartoffei- 
kulturen  des  Rotzbaciilus  gleicht.  Die  einzelnen  vorherrschenden 
Formen  ähneln  den  auf  Agar  entwickelten;  aber  zum  Unterschied 
von  diesen  letzteren,  welche  mehr  oder  weniger  einen  konstanten 
Typus  einhalten,  sind  auch  die  verlängerten  Formen  nicht  selten. 

Es  ist  bekannt,  dass  die  braungelbe  Farbe  der  Kulturen  des 
Rotzbacillus  auf  Kartoffel  ein  Si-hr  werthvolles  Unterscheidungszeichen 
abgibt,  wenn  es  sich  darum  handelt,  diese  Krankheit  frühzeitig  zu 
erkennen,  wenn  Unbekanntschaft  mit  der  mikroskopischen  Technik 


lieber  einen  neuen  Mikroorganismns  des  Wassers. 


107 


eine  genaue  Untersuchung  unmöglich  macht.  In  der  That  kannte 
man  ausserdem  Spirillus  ckolerigenus  und  dem  Bacillus 
pyocyaneus,  welche  auf  Kartofl'elkulturen  das  Ansehen  des  Rotz- 
bacillus annehmen  können,  bis  jetzt  keine  andern  Mikroorganismen 
(mit  Ausnahme  einiger  Arten  von  Mikrokokken,  zu  deren  Erkennung 
aber  eine  grosse  Uebung  am  Mikroskop  nicht  nöthig  ist),  welche 
einen  Irrthum  in  der  bakteriologischen  Diagnose  veranlassen  könnten. 
Aber  die  Cholera-Spirillen,  abweichend  von  den  Rotzbacillen , verän- 
dern im  Laufe  der  Zeit  ihre  graubräunliche  Farbe  durchaus  nicht, 
und  für  den  Bacillus  pyocyaneus  kann  man  die  gewöhnliche 
Probe  machen,  welche  dariu  besteht,  dass  man  über  die  Oberfläche 
der  Kartotfelkultur  mit  einem  Stück  Fliesspapiers  streicht  und  dieses 
dann  Ammoniakdämpfen  aussetzt : dann  färbt  sich  das  Papier  blau- 
grünlich. Da  ich  nun  beobachtet  hatte,  dass  die  Kartoffelkulturen 
dieses  neuen  Parasiten  eine  noch  grössere  Aehnlichkeit  mit  den  Rotz- 
bacillen darbieten,  als  die  vorhergenannten , vorzüglich  weil  sie  im 
Laufe  der  Zeit  eine  immer  braunere  Farbe  annehraen  und  wegen 
ihres  Verhaltens  gegen  Farbstoffe,  so  habe  ich  mich  bemüht,  ein  leicht 
anzuwendendes  Verfahren  zu  finden,  mittelst  dessen  man  leicht  eine 
grobe  Differentialuntersuchung  anstellen  könnte.  So  habe  ich  ge- 
funden, dass,  wenn  man  einigen  Tropfen  einer  Sublimatlösung  (die 
von  mir  gebrauchte  enthielt  20  &)  auf  Kartoffelkulturen  des  Rotz- 
bacillus, des  Bacillus  pyocyaneus  und  des  neuen,  von  mir  auf- 
gefundenen Mikrobiums  fallen  lässt,  man  ebensoviel  verschiedene 
Färbungen  erhält,  welche  auch  dem  ungeübtesten  Auge  nicht  ent- 
gehen können. 

Nach  Einwirkung  des  Sublimats  nehmen  die  Rotzkulturen  ein 
gelbliches,  einigermassen  dem  des  St aph y lo cocc  u s aureus  ähn- 
liches Aussehen  an;  die  pyocyanischen  Kulturen,  welche  gewöhnlich 
intensiv  braun  gefärbt  sind,  werden  sogleich  blaugrünlich,  und  die 
des  neu  entdeckten  Bacillus  zeichnen  sich  durch  ein  milchiches,  in 
der  Mitte  etwas  röthliches  Ansehen  aus. 

Die  Kulturen  auf  den  verschiedenen  künstlichen  Nährsubstraten 
habe  ich  in  gleichem  Masse  infektiös  gefunden  und  habe  mich  ihrer 
ohne  Unterschied  bei  den  Experimenten  an  Thieren  bedient. 

B:s  jetzt  ist  es  mir  nicht  gelungen , die  Erzeugung  von  Sporen 
zu  beobachten. 

Fernere  an  Trinkwassern  aus  andern  Brunnen  nach  derselben 
von  mir  von  Anfang  an  in  diesem  Laboratorium  befolgten  Methode 
augestellte  Versuche  haben  mir  die  Gegenwart  dieses  Mikroorganis- 
mus noch  zweimal  unter  26  untersuchten  Wassern  dargethan. 

In  Folge  davon,  und  mit  Berücksichtigung  des  charakteristischen 
Aussehens  der  Kartoffelkulturen,  habe  ich  es  für  passend  gehalten, 
ihn  Bacillus  hydrophilus  fuscus  zu  nennen. 

II.  Wirkung  auf  Thiere  von  veränderlicher  Temperatur. 

(Sogenannte  kaltblütige  Thiere.) 

Ich  habe  mit  Fröschen  (R.  temporaria  und  esculenta), 
Kröten  (Bufo  cinereus),  Salamandern  (Triton  cristatus), 


198 


SanArelli,  Ueber  einen  neuen  Mikroorganismus  des  Wassers. 


Eidechsen  (Lacerta  agilis  und  viridis),  Barben  (Barbus 
plebejus)  und  Süsswasseraalen  (Anguilla  vulg.)  Versuche  an- 
gestellt, und  habe  bei  allen  diesen  Thieren  eine  ausgesprochene  Em- 
pfänglichkeit für  diese  Infektion  angetrotfen. 

Ich  will  gleich  anführen,  dass  Injektionen  in’s  Parenchym,  be- 
sonders bei  Fröschen  und  Eidechsen,  die  Infektion  schneller  und 
sicherer  hervorbringen,  als  blosse  Einspritzungen  unter  die  Haut. 

Bei  Fröschen  und  Kröten  folgt  auf  die  Injektion  einiger  Tropfen 
der  bacillenreichen  Flüssigkeit  in  die  Muskeln  eines  Schenkels  sehr 
bald  die  Anschwellung  der  Stelle  und  des  entsprechenden  Gliedes 
unter  lebhafter  Röthung. 

Die  Thiere,  besonders  die  Frösche,  verlieren  ihre  gewöhnliche 
Lebhaftigkeit,  bleiben  unbeweglich,  bisweilen  halten  sie  das  verwun- 
dete Glied  gestreckt  und  wenn  sie  ins  Wasser  gesetzt  werden,  wird 
ihnen  das  Schwimmen  schwer.  Nach  8 — 10  Stunden  findet  man  sie 
fast  immer  todt. 

Die  Sektionsbefunde  zeigen  bisweilen  Verschiedenheiten,  aber  im 
Allgemeinen  findet  man  mehr  oder  weniger  folgende  Erscheinungen: 
Die  Leber  ist  etwas  mehr  als  gewöhnlich  zerreiblich,  die  Milz  ist 
oft  hyperämisch  und  bisweilen  bedeutend  vergrössert,  die  Nieren  sind 
immer  sehr  hyperämisch,  sowie  man  auch  beständig  starke  Injektion 
der  Darmgefasse  bemerkt.  Die  Bauchmuskeln  und  die  Zunge  zeigen 
hie  und  da  kleine  hyperämische  Flecken;  nicht  selten  habe  ich 
reichliche  hämorrhagische  Exsudate  in  der  Bauch-  und  Perikardial- 
höhle gefunden.  Einmal  waren  die  Lungen  so  hyperämisch  und  kol- 
labirt,  dass  sie  unfähig  waren,  zu  schwimmen ; ein  anderes  Mal  be- 
obachtete ich  auf  dem  Epikardium  kleine,  punktförmige,  an  Bacillen 
reiche  Vegetationen. 

Die  Impfstelle  zeigt  immer  die  Symptome  einer  heftigen,  ent- 
zündlichen Reaktion.  Wenn  sie  sich  zwischen  den  Schenkelmuskeln 
befindet,  so  findet  man,  dass  diese  ihr  normales,  perlmutterartig- 
weisses  Ansehen  verloren  und  eine  schmutzigweiurothe  Färbung  an- 
genommen haben.  Die  Muskelfasern  zeigen  unter  dem  Mikroskop 
ihre  charakteristische  zarte  Querstreifung  nicht  mehr  deutlich.  Nur 
mit  Hülfe  von  Essigsäure  lasst  sich  ein  wenig  Langsstreifung  deut- 
lich machen;  wohl  aber  findet  man,  dass  grosse  Abschnitte  von  Fa- 
sern schon  in  körnige  Entartung  verfallen  sind,  und  inr  normales 
Aussehen  vollständig  verändert  haben. 

Im  Gross-  und  Kleinhirn  habe  ich  niemals  etwas  Bemerkens- 
werthes  angetroffen. 

Die  Bacillen  finden  sich  in  grosser  Menge  im  Blute  und  in 
allen  Organen,  und  die  Probe  durch  Kulturen  beweist,  dass  es  sich 
nur  um  den  inokulirten  Bacillus  handelt.  Eine  charakteristische  Er- 
scheinung besteht  darin,  dass  sie  sich  meistens  in  zooglöischen  Massen 
darstellen,  und  die  verschiedenen  Präparate,  welche  ich  die  Ehre 
hatte,  der  Gesellschaft  vorzulegen,  zeigten  deutlich  diese  besondere 
Ordnung,  besonders  im  Blute. 

Zur  Färbung  dieses  letzteren  habe  ich  mich  einer  gesättigten 
Lösung  von  Methylenblau  in  einprozentiger  Osmiumsäi.re  bedient.  Diese 
Methode  scheint  mir  einen  gewissen  Vortheil  gegenüber  der  gewöhn- 


K a t z , Zur  Kenntdss  der  Leuchtbakterien. 


199 


liehen  Doppelfärbung  zu  bieten,  aus  dem  einfachen  Grunde,  weil  man 
in  derselben  Zeit,  während  der  sowohl  die  Bacillen,  als  auch  die  zelligen 
Elemente  durch  eine  sehr  schnelle  Behandlung  sehr  deutlich  gemacht 
werdeD,  zugleich  den  gewünschten  Farbenkontrast  erhält;  denn  die 
Gegenwart  der  Osmiumsaure  bedingt  nicht  nur  eine  deutliche  Blaufär- 
bung der  chromatischen  Kern-Filamente,  sondern  theilt  auch  dem 
Protoplasma  der  rothen  Blutkügelchen  eineu  zart  grünlichen  Ton  mit. 

(Schluss  folgt.) 


Zur  Kenntniss  der  Leuchtbakterien. 

Von 

Dr.  Oscar  Katz 

in 

Sydney. 

(Fortsetzung.) 

2)  Bacillus  smaragdino-phosphorescens.  Nach  18 
Stunden,  bei  21 — 22°  C,  Hessen  die  Gelatinepiatten  in  der  Tiefe  graue 
Punkte,  an  der  Oberfläche  weisshch  - graue  Tröpfchen  erkennen. 
Letztere  waren  um  genannte  Zeit  dünn,  ganz  wenig  gewölbt.  Ihr  Inhalt 
war  (unter  schwacher  Mikroskopvergrösserung)  homogen  feinkörnig, 
hellgrau  mit  einem  Stich  ins  Gelbliche,  nach  dem  Rande  zu  wasserklar; 
Kontour  mit  zähnchenartigen  VorsprüDgen  versehen ; Durchmesser 
0,3—0,45  mm  (in  einer  Kultur  auf  8proz.  Gelatine  bis  zu  0,6  mm). 
Die  tiefen  Kolonieen  waren  im  Grossen  und  Ganzen  stumpf-eiförmig 
oder  citrorienförmig ; ihr  Kontour  war  glatt  und  scharf,  hier  und  da 
buchtig.  Sie  massen  durchschnittlich  etwa  0,15  mm  im  grössten 
Durchmesser.  Inhalt  graugelblich,  etwas  iüs  Grünliche  spielend; 
Granulirung  undeutlich  (deutlicher  in  8 proz.  Gelatine  gesehen).  Es 
waren  drei  Partieen  zu  unterscheiden : eine  breite,  centrale,  der  sich 
eine  schmale,  mittlere  Zone  anschloss , welche  ihrerseits  von  einer 
noch  schmaleren  Randzone  umgeben  war  (bei  gleichalterigen  Kolo- 
nieen in  8proc.  Gelatine  Zonenbildung  nicht  beobachtet). 

Nach  weiteren  24  Stunden  — Temperatur  wie  oben  — waren 
die  feuchtglänzenden  oberflächlichen  Kolonieen  bis  zu  0,8  mm  (bei 
Anwendung  von  8 prozent.  Nährgelatine  bis  zu  1,2  mm)  gross.  Unter 
schwacher  Mikroskopvergrösserung  zeigte  der  noch  feinkörnige  Inhalt 
an  den  Rändern  hellbraune  Färbung,  nach  dem  Centrum  zu  einen 
dunkleren  Farbenton  (auf  8 prozent.  Gelatine  bestand  um  jene  Zeit 
an  den  Kolonieen  eine  dem  unbewaflneten  Auge  sichtbare  Zonen- 
bildung, indem  eine  Randpartie  sich  von  einer  Innenpartie  schied). 
Begrenzungslinie  war  undeutlich  kreislinig.  In  den  jetzt  0,2—0,25 
mm  (bei  Anwendung  von  8 prozent.  Gelatine  0,25—0,3  mm)  grossen, 
noch  glattrandigen , tiefen  Kolonieen  war  die  früher  beobachtete 
Zonenbildung  mehr  oder  weniger  verwischt  (während  an  den  gleich- 
alterigen  Kolonieen  in  8 prozent.  Gelatine  eiue  Ausbildung  vou  zwei 
Zonen  jetzt  ersichtlich  war). 


200 


Satz, 


Nach  20  Tagen  untersucht,  waren  die  oberflächlichen  Kolonieen 
etwa  2 nitu  breit,  flach,  unregelmässig  begrenzt.;  ein  verhältniss- 
mässig  kleines  centrales  Feld  von  gelblicher  Färbung  setzte  sich 
gegen  den  übrigen,  schiefergrau  gefärbten,  grösseren  Antheil  ab.  Die 
tiefen  Kolonieen,  am  20.  Tage  angesehen,  waren  bis  zu  0,6  mm 
gross,  makroskopisch  von  gelbliehweisser  Färbung,  strohgelb  bei 
schwacher  Mikroskopvergrösserung. 

Eine  Erweichung  oder  Verflüssigung  der  Näbrgelatine  wurde  an 
den  innerhalb  Mai  bis  August  J887  angefertigten  Platten-  oder  Roll- 
röhrehenkulturen  — auf  die  obige  Beschreibung  Geltung  hat  — nie- 
mals beobachtet;  auch  nicht  an  Strich-  oder  Stichkulturen  bis  zu 
einem,  weiter  unten  zu  erwähnenden  Zeitpunkt.  Aus  dem  Grunde 
war  die  früher  von  mir  mitgetheilte  Angabe,  dass  die  Nährgelatine 
nicht  verflüssigt  werde,  berechtigt.  Diese  Angabe  muss  jetzt  dahin 
erweitert  werdeu , dass  iu  späteren  Generationen , wie  zuerst  an 
Strichkulturen  beobachtet  — wann  und  unter  welchen  Umständen, 
darüber  weiter  unten  — Verflüssigung  eintrat.  Hier  mag  Folgendes 
kurze  Erwähnung  finden.  Am  31.  Juli  a.  c.  wurden  von  einer  im 
Antang  der  Verflüssigung  stehenden  Stichkultur  iu  einer  2,7  % Koch- 
salz enthaltenden  6 prozent.  Nährgelatine  (vgl.  unten)  vom  6.  des- 
selben Monats  Rollplatten  in  gewöhnlicher  10  prozent.  Gelatine  an- 
gelegt. Von  den  entstandenen  Kolonieen  wurden  die  oberflächlichen 
bis  zu  10  mm  breit,  und  zwar  liessen  sich  an  ihnen  zwei  Partieen 
unterscheiden : eine  centrale,  bis  zu  3,5  mm  breit,  flach,  bläulichgrau 
im  durchfallenden  Licht,  feuchtglänzend,  mit  unregelmässig  gelapptem 
oder  gezähntem  Kontour,  und  eine  periphere  Partie,  wolkig,  bläulich- 
weiss  durchscheinend,  hier  und  da  mit  fädigen,  lappigen  oder  ein- 
geschnitten zähnigen  Ausläufern.  Im  centralen  Antheil  waren  hier 
und  da  konzentrische  Ringe  ausgebildet.  Weiterhin  erschienen  auf 
den  oberflächlichen  Ausbreitungen  fast  ausnahmslos  eine  Anzahl  neuer 
oder  sekundärer,  minutiöser,  oft  dicht  gedrängter  Kolonieen,  mit 
denen  jene  wie  bespickt  waren.  Sie  fanden  sich  sowohl  auf  dem 
centralen  dichteren,  als  auf  dem  peripheren  bauchartigen  Theil,  von 
dem  sie  sich  scharf  abhoben.  Die  Stelle  der  Begrenzungslinie  der 
ursprünglichen  Kolonieen  nahm  jetzt  in  mehreren  Fällen  ein  Kranz 
von  meist  dicht  bei  einander  stehenden  punktförmigen  Kolonieen 
ein1).  Die  Verflüssigung  der  Gelatine  ging  langsam  vor  sich.  Nach 
ungefähr  14  Tagen  begann  unter  einzelnen  oberflächlichen  Kolonieen 
die  Gelatine  zu  erweichen,  um  nach  und  nach  ganz  zu  verflüssigen 
und  mit  den  Kuiturmassen  auf  den  Boden  des  Reagensglases  zu 
gleiteu;  dort  sieht  man  noch  nach  geraumer  Zeit  einige  Kolonieen 
an  ihrem  alten  Platz,  zumal  im  oberen,  der  Austrocknung  zuerst  aus- 
gesetzten Theil  des  Röhrchens. 

Ein  solches  gesteigertes  Oberflächenwachsthum  der  Kolonieen, 
so  verschieden  von  dem  früheren  beschränkten,  wurde  auch  schon, 
abgesehen  von  der  Erweichung  der  Gelatine,  im  April  1889  an  einem 
Rollröhrchen  (6  prozent.  Nährgelatine)  beobachtet. 


1)  Ueber  neue  ,, sekundäre“  Kolonieen  in  alten  Kulturen  der  anderen  Bakterien 
*.  unten. 


Zur  Kenntniss  der  Lenchtb&kterien. 


201 


3)  Bacillus  argen  teo-phosph.  I.  Nach  etwa  20  Stun- 
den, bei  21—22 ö C,  waren  die  Kolouieen  schon  gut  erkennbar.  Die 
oberflächlichen  erschienen  als  starkglänzende,  helle,  flache  Tröpfchen, 
unter  schwacher  Mikroskopvergrösserung  und  bei  durchfallendem 
Licht  fast  wasserklar  (nach  der  Mitte  zu  schwach  gelblich) ; Inhalt 
homogen,  ohne  deutliche  Körnelung;  Kontour  mit  kurzen,  zahnartigen 
Ausbuchtungen,  im  Grossen  und  Ganzen  kreisförmig;  Durchmesser 
0,4 — 0,6  mm.  Die  tiefen  Kolonieeu  waren  kugel-  bis  stumpf  eiförmig ; 
Jnbalt  gleichmässig  hellgelb;  Kontour  scharf  und  glatt;  Durchmesser 
0,15— 0,2ö  mm.  — Nach  weiteren  24  Stunden  — Temperatur  die- 
selbe — waren  die  oberflächlichen  Kolonieen  bis  zu  1,25  mm  breit; 
Inhalt  mit  deutlicher  Körnelung,  hellgelb,  nach  dem  Rande  zu  heller 
werdend ; Kontour  wellig.  Die  tiefen  Kolonieen  waren  nun  0,2— 0,3 
mm  gross,  ihr  Inhalt  im  Allgemeinen  erbsengelb  und  homogen 
körnig.  — Nach  weiteren  3—4  Tagen  angesehen,  Hessen  die  tiefen 
Kolonieen  die  Ausbildung  von  Zonen  — im  Ganzen  drei  — deutlich 
erkennen.  Bei  den  oberflächlichen  trat  eine  ähnliche  Erscheinung 
erst  im  weiteren  Verlauf  der  Entwickelung  klar  zu  Tage.  Fach  20 
Tagen  vom  Beginn  untersucht,  zeigten  sie  unschwer  zwei  oder  drei 
Zonen.  Durchmesser  dieser  oberflächlichen  Kolonieen  ca.  3 mm. 

In  einer  mit  8 prozent.  Nährgelatine  angefertigten  Plattenkultur 
war  bereits  nach  2 Tagen  an  den  eiförmigen,  0,45  : 0,35  mm  grossen 
eingepflaDzten  Kolonieen  die  Anlage  von  drei  scharf  begrenzten 
Zonen  bemerkbar;  bei  den  oberflächlichen  trat  die  Erscheinung  erst 
zwischen  dem  4.  und  7.  Tage  ein.  Letztere  waren  um  die  Zeit  ca. 
S mm  breit,  bei  schwacher  Mikroskopvergrösserung  und  durchfalleu- 
dem Licht  einen  deutlich  granulirten  Inhalt  von  durchschnittlich 
grünlich-gelber  Farbe  zeigend,  die  nach  dem  Rande  zu  in  einen 
helleren  Ton  überging.  Die  endgültige  Breite  derselben  betrug  bis 
zu  7 mm;  der  Kontour  war  schliesslich  unregelmässig,  im  Grossen 
und  Ganzen  sich  der  Kreisform  nähernd;  die  Färbung  in  der  Mitte 
hell-orangcgelb,  nach  dem  Rande  zu  weisslich-grau.  Von  den  ur- 
sprünglich uuter  der  Gelatineoberfläche  befindlichen,  schliesslich  theil- 
weise  über  dieselbe  hinausragenden , fast  ausnahmslos  eiförmigen, 
glatt  koutourirten , bernsteingelben  Kolonieen  wurde  eine  definitive 
Grösse  bis  zu  1,5  mm  erreicht. 

Verflüssigung  der  Nährgelaline  fand  weder  in  obigen,  innerhalb 
Mai  bis  August  1887  erlangten  Plattenkulturen,  noch  in  solchen  statt, 
welche  und  soweit  sie  von  Nachkommen  späterer  Generationen  abge- 
leitet wurden.  Unter  welchen  Umständen  bei  Strichkulturen  eine 
Verflüssigung  beobachtet  wurde,  und  über  sonstige  Abweichungen  in 
Wachsthurn  (und  Wirkung),  soll  weiter  unten  berichtet  werden. 

4)  Bacillus  argenteo-phosph.  II.  Die  Kolonieen  bildeten 
nach  24  Stunden,  bei  18—20 0 C,  an  der  Oberfläche  bis  zu  0,5  mm 
breite,  stearintröpfcbenartige  Gebilde , mit  scharfem , vollkommen 
kreisrundem  Kontour  und  homogeu  hell  gelblich-grauem  Inhalt.  Nach 
weiteren  24  Stunden  waren  sie  bis  zu  1 mm  gross,  Inhalt  feinkörnig, 
grau-gelblich,  nach  dem  Rande  zu  weisslich;  Koutour  zackig-wellig. 
Die  erheblich  kleineren  tiefen  Kolonieen  zeigten  um  die  genannte 
Zeit  eineu  deutlich  körnigen,  scharf  und  glatt  begrenzten,  grünlich- 


202 


K a tz , 


gelben  Inhalt  mit  Andeutung  von  zwei  Zonen.  Die  an  die  Gelatme- 
oberfläche  dringenden,  ursprünglich  unter  deren  Niveau  gelagerten 
Kolonieen  bildeten  auf  derselben  nachträglich  (nach  ca.  7 Tagen) 
bläulich-graue,  glänzende  Ausbreitungen  bis  zu  6 mm  Durchmesser. 

Die  Nährgelatine  wurde  weder  in  jenen,  kurze  Zeit  nach  der 
Isolirung  des  Mikroben  erlangten  Kulturen,  noch  in  solchen  folgen- 
der Generationen,  im  Mindesten  verflüssigt.  Einige  weitere  Angaben 
über  Kolonieen  finden  sich  unter  Strichkulturen. 

Sowohl  einzeln,  wie  in  ihrem  Ensemble,  zeigten  die  Kolonieen 
auffällige  Unterschiede  von  denen  der  anderen  nicht  verflüssigenden 
Arten. 

5)  B.  argenteo-phosph.  III.  Nach  24 Stunden,  bei  18 — 20° C, 
zeigten  die  Platten  an  der  Oberfläche  unregelmässig  ausgebuchtete 
oder  gelappte  Schüppchen  mit  weisslichem  Inhalt,  der  feine  Striche- 
lungen und  Furchen  aufwies;  Durchmesser  bis  zu  0,45  mm.  Die 
tiefen  Kolonieen,  von  Kugel-,  Ei-  oder  Citronengestalt.  waren  um  die 
Zeit  bik  zu  0,15  mm  gross;  Kontour  schail  abgesetzt;  Inhalt  homogen 
grünlich-gelb,  mit  undeutlicher  Strichelung.  Nach  weiteren  24  Stun- 
den besassen  letztere  einen  feingranulirten  Inhalt,  der  sich  in  zwei 
Zonen  schied.  Die  nach  der  genannten  Zeit  etwa  1 mm  breiten 
oberflächlichen  Kolonieen  boten  wenig  Besonderes.  Nach  etwa  7 
Tagen  vom  Beginn  waren  sie  bis  zu  3 mm  breit,  von  bläulich-grauer, 
wolkiger  Beschaffenheit,  in  der  Mitte  gelblich-grau,  sehr  wenig  über 
die  Gelatine  hervorragend;  Begrenzungslinie  gekerbt  oder  zackig 
ausgeschweift.  Nach  dieser  Zeit  waren  die  von  Anfang  an  tiefen  Ko- 
lonieen bis  zu  0,4  mm  gross;  Inhalt  deutlich  granulirt,  dunkelgrün- 
lich-gelb, mit  schmaler,  hellerer,  scharf  abgesetzter  Randzone. 

Die  Nährgelatine  blieb  stets  fest,  sowohl  in  den  bald  nach  der 
Isolirung  der  Bacillen  angelegten  Kulturen , auf  die  sich  obige  Be- 
schreibung bezieht,  als  auch  in  denen  späterer  Generationen,  wie 
auch  letztere  in  ihrem  Aussehen  von  dem  typischer  Kulturen  sich 
unterscheiden  mochten.  (Vergl.  Striehkultureu.) 

6) B.  argenteo-phosph.  liquef.  Nach  24  Stunden,  bei 
Zimmertemperatur  (die  des  Tags  über  ca.  20° C betrug,  des  Nachts 
auf  17 " C herunterging),  wies  die  Platte  an  der  Oberfläche  hyaline 
Scheibchen  auf,  von  homogenem,  sehr  feinkörnigem,  liebtbraunem  In- 
halt (schwache  Mikroskop- Vergr.  durchf.  Licht);  Kontour  unregel- 
mässig buchtig  oder  ausgeschweift,  im  Grossen  und  Ganzen  kreis- 
förmig; Durchmesser  bis  zu  0,7  mm.  Die  tiefen  Kolonieen  waren 
nach  jener  Zeit  0,ü8 — 0,2  mm  gross,  die  meisten  etwa  0,15  mm; 
Inhalt  gleichmässig  strohgelb,  zerklüftet,  derart,  dass  eine  maulbeer- 
aitige  Anordnung  resultirte,  die  besonders  bei  den  grösseren  der 
Kolonieen  sehr  deutlich  hervortrat;  der  Kontour  erschien  daher  als 
eine  gewellte  oder  ausgebuchtete  Linie.  Bei  deD  allerkleinsten  Ko- 
lonieen, deren  es  nur  vereinzelte  gab,  war  der  Inhalt  noch  homogen. 
— Nach  weiteren  24  Stunden  (während  welcher  die  Temperatur  des 
Nachts  ein  wenig  höher  war,  als  vorhin)  bot  die  Platte  ein  gänzlich 
verändertes  Aussehen.  Entsprechend  der  Lage  der  ursprünglich 
oberflächlichen  oder  nahezu  oberflächlichen  Kolonieen  gab  es  jetzt- 


Zur  Kenotniss  der  Leuchtbakterien. 


203 


kreisförmig  begrenzte,  bis  zu  2 mm  breite  Aushöhlungen,  nach  Art 
der  Höhlung  in  einem  Uhrglas;  dieselben  enthielten  verflüssigte  Ge- 
latine mit  flach  konkaver  Oberfläche,  und  am  Grunde  die  nach  oben 
zu  ebenfalls  flach  konkaven  Kulturmassen.  Die  mikroskopische  Ver- 
grösserung  ergab  eine  den  Hauptantheil  der  Kolonieen  darstellende 
centrale  Masse,  von  etwa  strohgelbem  Inhalt,  mit  deutlich  ausge- 
prägtem, buchtigem  Kontour,  und  mit  einem  Durchmesser  von  ca. 
0,75  mm.  An  dieselbe  schloss  sich  ein  etwa  0,15  mm  starker  Gür- 
tel mit  lichtbraunem,  körnigem  Inhalt,  und  an  diesen  eine  periphere, 
doppelt  so  breite,  im  Uebrigen  gleichartige  Zone,  welche  von  ihrem 
Rande  aus  gegen  die  noch  feste  Gelatine  dichte,  minutiöse,  radiär 
verlaufende  Ausläufer  richtete.  Bei  anderen  Kolonieen,  deren  Keime 
in  der  Gelatine  nahe  der  Oberfläche  fixirt  waren , waren  die  Aus- 
höhlungen ähnlich,  nur  kleiner;  die  Kolonieen  hier  bestanden  aus 
zwei  Portionen ; einer  centralen,  mit  feinkörnigem,  strohgelbem  Inhalt 
und  im  Allgemeinen  kreisförmigem  Kontour,  und  einer  peripheren 
Portion  mit  im  Allgemeinen  hellbraunem,  körnigem  Inhalt.  Die 
tieferen  Kolonieen  waren  nun  0,3 — 0,45  mm  gross;  Kontour  mehr 
oder  weniger  polygonal ; der  strohgelbe  Inhalt  in  zwei  Partieen  zer- 
fallend: eine  centrale,  die  Hauptmasse  bildend,  von  feinkörnigem 
Aussehen,  und  eine  schmale,  hin  und  wieder  radiärgestrichelt  er- 
scheinende Randzone.  — Nach  weiteren  24  Stunden  (während  welcher 
Zeit  die  Temperatur  des  Tags  bis  an  22°  C betrug)  — im  Ganzen  also 
nach  3 Tagen,  waren  die  von  Anfang  an  oberflächlichen  Kolonieen 
bis  zu  4,5  mm  gross  (Durchmesser  des  Verflüssigungsrandes).  Dem 
unbewaffneten  Auge  erkennbar  war  in  ihnen  ein  gelblich  weisser  Kern, 
und  um  denselben  ein  grauer,  trüber  Gürtel.  Die  in  der  Tiefe  der 
Gelatine  sich  entwickelnden  Kolonieen  waren  (im  optischen  Durch- 
schnitt) nicht  mehr  polygonal  begrenzt;  ihre  Grösse  war  jetzt  0,4  bis 
0,ö  mm.  Man  bemerkte  an  ihnen,  ähnlich  wie  an  den  oberflächlichen 
zu  einem  früheren  Zeitpunkt,  einen  kreislinig  begrenzten  Kern  von 
strohgelber  Färbung,  und  an  denselben  sich  anschliessend  eine  peri- 
phere, lichtbraune,  feinkörnige,  an  ihrem  Rande  wie  mit  lauter  feinen 
radiär  gerichteten  Streifen  oder  Linien  besetzten  Zone,  mit  ver- 
flüssigter Gelatine. 

Die  nach  der  totalen  Verflüssigung  der  Gelatine  und  nach  deren 
Herabgleiten  von  der  Platte  daselbst  zurückbleibenden , den  Kernen 
der  Kolonieen  entsprechenden  Kulturmassen  waren  makroskopisch  von 
citronengelber  Färbung;  die  flüssige  trübe  Masse  war  von  gelblicher 
Färbung. 

Obige  Beschreibung  der  Kolonieen  von  Bacillus  argenteo- 
phosph.  liquef.  gilt  für  die  Mikroben  unmittelbar  oder  kurze 
Zeit  nach  ihrer  Isolirung.  Als  gegen  Ende  April  1889,  nachdem 
diese  durch  41  Kulturgenerationen  fortgeführt  waren , wiederum 
Platten  (Rollröhrchen)  in  6prozeut.  Nährgelatine  angelegt  wurden, 
war  das  Resultat  von  dem  früheren  verschieden,  analog  dem  schon 
früher  beobachteten  abweichenden  Verhalten  der  Strichkulturen 
(s.  unten).  Die  oberflächlich  gelegenen  Keime  wuchsen  zu  ansehn- 
lichen, circular  begrenzten,  dünnen  Auflagerungen  heran;  erst  nach 
ca.  8 Tagen,  bei  21—23"  C,  begann  die  zunächst  unter  ihnen  befind- 


204 


Atlas  der  ßakterienkunde. 


liehe  Gelatine  zu  erweichen,  um  erst  verhältnissmässig  spät  herab 
zufliessen,  wobei  die  Kolonieen  selbst  am  Glase  haften  blieben. 

(Fortsetzung  folgt.) 


Referate. 

Fraenkel,  C.,  und  Pfeiffer,  R.,  Mikrophotographischer  At- 
las der  Bakterienkunde.  Lieferung  6.,  7.  und  8.  Tfl.  XXVII 
— XLI  mit  Text.  Berlin  lte90. 

An  den  Bacillus  des  malignen  Oedems  werden  zwei  andere  anae- 
robe Mikroorganismen  angeschlossen,  der  Tetanus-  und  der  Rausch- 
brandbacillus.  Wir  sehen  den  bekanntlich  zuerst  von  Kitasato 
auf  festem  Nährboden  gezüchteten  Tetanusbacillus  in  Fig.  53  in  hoher 
Kultur  im  Reagensgiase;  eine  Kolonie  wird  uns  dann  in  Fig.  54  bei 
lOOfacher  Vergrösserung  vorgeführt,  wobei  ihre  charakteristi^he  An- 
ordnung, die  dichte  festgeballte  Mitte,  von  der  aus  zahllose  feinste 
Fäserchen  strahlenförmig  nach  allen  Seiten  hin  ziehen,  ganz  beson- 
ders deutlich  zu  Tage  tritt.  Auch  in  der  Siichkultur,  die  im  näch- 
sten Bilde  Fig.  55  in  natürlicher  Grösse  vorgeführt  wird,  verhält 
sich  der  Bacillus  ähnlich,  wodurch  die  Kultur  eine  unverkennbare 
Aeholichkeit  mit  einer  Tanne  bekommt.  Dem  Rauschbrandbacillus 
sind  drei  Abbildungen  gewidmet,  Fig.  56 — 58.  Auf  der  ersten  sehen 
wir  ihn  auf  dem  Deckglaspräparat;  kurze,  dicke,  plumpe  Stäbchen, 
theils  sporentragend,  daneben  freie  SporeD.  Das  zweite  Bild  zeigt 
eine  Reinkultur  in  hoher  Schicht:  völlig  runde  Kolonieen  von  ver- 
schiedener Giösse,  die  theilweise  in  einander  fliessen,  am  Grunde 
des  Reageusglase8  ein  langer  Spalt  im  Nährboden,  eine  Folge  der 
durch  den  Bacillus  bewirkten  Gasentwickelung.  Die  von  diesem  Mi- 
kroben mit  Vorliebe  gebildeten  Involutionsformen,  verkrüppelte,  spin- 
delförmige Gebilde,  sehen  wir  auf  der  dritten  Abbildung. 

An  die  Anaöroben  schliessen  sich  die  Bakterien  aus  der  Gruppe 
der  Infektionsgeschwülste:  der  Tuberkel-,  der  Lepra-,  der  Syphiiis- 
und  der  Rotzbacillus.  Besonders  eingehend  wird  der  Tuberkelbacillus 
behandelt,  dem  zwölf  Abbildungen  gewidmet  sind.  Wir  sehen  ihn 
im  Deckglaspräparat  vom  Sputum  eines  Phthisikers;  in  Reinkultur 
im  Klatschpräparat  oei  100-  und  bei  IGOQfacher  Vergrösserung  und 
in  Kultur  im  Reagensglase.  Dann  wird  er  im  Gewebe  vorgeführt,  im 
miliaren  Tuberkel  und  in  der  Riesenzelle,  wobei  die  Dtkrobiotischen 
Veränderungen,  welche  das  Gewebe  unter  dem  Einflüsse  des  Mikro- 
organismus erleidet,  durch  Voriührung  verschieden  weit  degenerirter 
Gewebsschnitte  erläutert  wird. 

Den  dem  Tuberkelbacillus  so  ähnlichen  Leprahacillus  sehen  wir 
in  Fig.  71  im  Ausstrichpräparat  \on  Gewebssaft  aus  einem  Lepra- 
knoten  und  in  Fig.  72  und  73  in  Schnitten  durch  die  Haut  und  das 
Unterhautzellgewebe  des  Menschen.  Wir  Anden,  wie  in  der  Beschrei- 
bung hervorgehoben,  die  Bacillen  in  den  Zellen  und  nicht,  wie 
Unna  hat  darthun  wollen,  in  erweiterten  Stellen  von  Lympbgängen, 


Atlas  der  Bakterieukuode.  — Milzbrand. 


205 


Eine  Abbildung  der  ja  immer  noch  mit  einem  Fragezeichen  zu 
versehenden  Syphilisbacillen  geben  die  Vertf.  nicht,  an  seiner  Stelle 
führen  sie  den  Smegmabacillus  im  Aasstrichpräparate  vor  (Fig.  74). 

Fig.  75  und  76  zeigen,  den  Rotzbacillus  in  Reinkultur  im  Aus- 
strichpräparat und  im  Scbnittpräparat  in  der  Milz  der  Feldmaus; 
der  helle  Hof,  von  dem  sich  die  Stäbchen  in  der  Regel  umschlossen 
zeigen,  tritt  auf  dem  ersten  Bilde  sehr  schön  zu  Tage. 

Die  sieben  folgenden  Abbildungen  führen  den  Diphtheriebacillus 
vor  und  zwar  Fig.  77  im  Ausstrichpräparat  von  einer  diphtheritischen 
Membran  aus  der  Trachea,  Fig.  78,  79  uiid  80  im  Schnittpräparat 
in  der  diphtheritischen  Schleimhaut  der  Trachea  in  100-  bezw.  500- 
faeher  Vergrösserung;  Fig.  81  und  82  zeigen  Kolonieen  auf  der  Agar- 
platte im  Klatscbpräparat  bei  100-  bez.  1000-facher  Vergrösserung. 
Fig.  83  endlich  zeigt  die  Bacillen  im  Ausstrichpräparat  von  der 
Reinkultur  auf  erstarrtem  Blutserum.  Hier  sehen  wir  die  Bacillen 
besonders  gut  wiedergegeben,  und  iiegen  kurze  und  lange,  gerade 
und  gebogene,  gleichmässig  gestaltete  und  keulenförmig  angeschwollene 
Stäbchen  iü  buntem  Durcheinander. 

Diese  Inhaltsangabe  zeigt  zur  Genüge,  mit  welcher  Sorgfalt  die 
zur  Wiedergabe  geeignetsten  und  für  den  betreffenden  Mikroorganismus 
charakteristischsten  Präparate  ausgewählt  worden  sind.  Die  Klarheit 
der  Bilder  und  die  Sauberkeit  der  Ausführung  ist  die  vou  den 
früheren  Lieferungen  her  bekannte.  M.  Kirchner  (Hannover). 

Osborne,  A.,  Die  Sporenbildung  des  Milzbrandbacillus 
auf  Nährböden  von  verschiedenem  Gehalt  an  Nähr- 
stoffen. [Aus  dem  hygienischen  Institut  zu  Würzburg.]  (Archiv 
für  Hygiene.  Bd.  XI.  Heft  1.  S.  51.) 

Auf  Veranlassung  von  K.  B.  Lehmann  prüfte  Verf.  die  Bil- 
dung von  Milzbrandsporeu  auf  Nährböden,  welche  entweder  von  vorn- 
herein arm  an  Nährsubstanz  oder  durch  vorhergegangenes  Bewachsen 
durch  Milzbrandkultureu  erschöpft  waren. 

Sämmtliche  Versuche  führen  den  Verf.  zu  dem  Schlüsse,  „dass  von 
einer  Begünstigung  der  Sporenbildung  durch  Nährböden , deren  Er- 
schöpfung früher  eintritt,  keine  Rede  sein  könne“,  womit  derselbe 
die  früher  von  Ref.  aufgestellte  Behauptung,  dass  die  Ursache  der 
Sporenbildung  beim  Milzbrand  „in  dem  eintretenden  Mangel  an  Er- 
nährungsmaterial“ gelegen  ist,  für  widerlegt  erachtet.  [Die  irrthüm- 
liche  Auffassung  der  Sporenbildungsfrage , welche  die  vorliegende 
Arbeit  cbarakterisirt,  wurde  vom  Ref.  in  diesem  Centralblatt  bereits 
gegenüber  einer  vorläufigen  Mittheilung  Lehmann ’s  über  die  Re- 
sultate derselben  genügend  nachgewiesen  J).  Ref.] 

Büchner  (München). 

Jacobi,  E.,  V i e r Fälle  von  Milzbrand  beim  Menschen. 
(Zeitschrift  für  klinische  Medicin.  Bd.  XVII.  1890.  Heft  5.) 

Bei  4 Patienten,  bei  deuen  auf  der  N eis  se  r 'sehen  Klinik  zu 
Breslau  Arseniujektionen  zu  therapeutischen  Zwecken  gemacht  wur- 

1)  Ccntralblatt  f.  Bakt.  u.  P.  Bd.  VUI.  No.  1. 

12.  ua. 


14 


206 


Milzbrand  und  Cholera. 


den,  entwickelte  sich  im  Anschlüsse  an  eine  bei  allen  diesen  Indivi- 
duen gleichzeitig  vorgenommene  derartige  Injektion  Milzbrand,  wel- 
cher durch  bakteriologische  Untersuchung  konstatirt  wurde. 

Es  war  nicht  zu  bezweifeln,  dass  die  Infektionen  von  den  Arsen- 
injektionen ausgegangen  waren;  auf  welche  Weise  dieselben  erfolgt 
sind,  liess  sich  jedoch  nicht  feststellen.  Am  meisten  Wahrschein- 
lichkeit hat  nach  den  Ausführungen  des  Autors  die  Annahme  für 
sich,  dass  die  Milzbrandkeime  von  dem  einen  Patienten,  einem  Trödler 
und  Kleiderreiniger,  welcher  der  Infektion  erlag,  auf  die  anderen 
übertragen  wurden.  Di  tt rieh  (Prag). 


Manfredi  und  Scrafini,  Ueber  das  Verhalten  von  Milz- 
brand- und  Cholerabacillen  in  reinem  Quarz-  und 
reinem  Marmorboden.  [Aus  dem  hygienischen  Institut  in 
München.]  (Archiv  für  Hygiene.  Bd.  XI.  Heft  1.  S.  1.) 

Reine  und  trockene  Marmor-  und  Quarzstücke  wurden  zer- 
schlagen und  je  in  zweierlei  Korngrösse  (Feinkies  von  2 — 4 mm, 
Grobsand  von  1—2  mm)  in  Blechcylinder  von  20  cm  Höhe  fest  ein- 
gerüttelt Die  gefüllten  Cylinder  wurden  durch  Dampf  von  120°, 
dann  durch  trockene  Hitze  von  160—170°  sterilisirt,  mit  steriler 
Bouillon  imprägnirt,  endlich  mit  Bouillon-Reinkulturen  von  Milz- 
brand- resp.  Cholerabakterien  infizirt,  nachdem  eine  vorhergehende 
mehrtägige  Durchsaugung  von  filtrirter  und  kohlensäurefreier  Luft 
erwiesen  hatte,  dass  aus  den  sterilen  Bodenproben  selbst  sich  keine 
Kohlensäure  entwickelte.  Spuren  von  Kohlensäure,  die  hierbei  auf- 
trateu,  kounten  von  der  Oberflächenanziehung  fester  Körper  für  Gase 
abgeleitet  werden. 

Nach  der  Infektion  der  Bodenproben  wurde  durch  die  Cylinder 
nuu  fortwährend  kohlensäurefreie  Luft  hindurchgeleitet  und  die  Ab- 
gabe von  C02  aus  denselben  bestimmt.  Bei  11  Versuchen  ergab 
sich  hierbei  eine  wesentlich  stärkere  Kohlensäureproduktion 
im  Marmor-,  als  im  Quarzboden  und  gleichzeitig  auch  eine 
beträchtlichere  Zunahme  der  Bakterienzahl  während  der  Versuchs- 
dauer in  ersterem.  Innerhalb  jeder  der  beiden  Bodenarten  zeigte 
sich  ferner  ein  deutlicher  Unterschied  zu  Gunsten  der  feinporigen 
Proben  gegenüber  den  mehr  grobkörnigen;  in  ersteren  war  die  Ent- 
wickelung der  Bakterien  eine  intensivere  und  auch  längerdauernde. 

Was  die  Ursache  dieser  Unterschiede  betriflt,  so  kann  die  grössere 
Kohlensäureproduktion  im  Marmorboden  nicht  durch  ein  Freiwer- 
den von  COg  aus  Calciumcarbonat  erklärt  werden , da  es  nicht 
gelang,  in  den  Bodenproben  saure  Reaktion  oder  in  dem  vorgelegteu 
Barytwasser  organische  Säuren  nachzuweisen.  Dagegen  spielt  jeden- 
falls die  Grösse  der  Poren  eine  wesentliche  Rolle,  da  der  feinkörnige 
Boden  mehr  Nährflüssigkeit  zurückhielt.  Der  grobkörnige  Boden 
musste  daher  umgekehrt  mehr  Luft  enthalten , stärker  durchlüftet 
sein,  was  nach  Soyka  die  Sporenbildung  und  damit  das  Aufhören 
der  Bakterienentwickelung  begünstigt.  Hierin  erblicken  die  Verff. 
die  Ursache  der  intensiveren  und  längerdauernden  Bakterieuent 
Wickelung  im  feinporigen  Boden. 


Milsbrand.  — Metastatiscbe  Ophthalmie.  — Heterodera. 


207 


Den  spezifischen  Unterschied  des  Marmor*  vom  Quarzboden  da- 
gegen glauben  die  Verff.  auf  die  theils  bereits  bekannte,  theils  für 
die  hier  angewendeten  Verhältnisse  von  ihnen  neuerdings  bestätigte 
grössere  Wärme  leitu  ngsfähigkeit  des  Quarzes  zurückführen 
zu  sollen.  Die  Mikroorganismen  werden  im  Marmor  deshalb  eine 
ausgedehntere  Entwickelung  erreichen,  weil  die  von  ihnen  selbst  pro- 
duzirte  Wärmemenge  sich  besser  in  diesem,  als  im  Quarz  erhält, 
welch  letzterer  im  Gegentheil  die  zugeführte  Wärme  leicht  wieder 
abgibt.  Büchner  (München). 

Xodge  Fils,  Samuel,  La  maladie  des  trieurs  de  laine 
(c  har  hon  broneho-pulmonaire).  (Archives  de  mMecine 
experimentale  et  d’anatomie  pathologique.  1890.  No.  6.) 

Die  wesentlichsten  Symptome  der  sogen.  Krankheit  der  Woll- 
sortirer  (maladie  des  trieurs  de  laine,  woolsorters  disease)  bestehen 
in  Bronchopneumonieen  und  Erscheinungen  von  Seite  des  Darmes. 
Bei  der  Sektion  solcher  Fälle  findet  man  häufig  Cyanose,  Oedem 
am  Halse  und  im  Mediastinum,  Petechien  in  der  Haut,  Exsudation 
in  die  Pleurahöhle,  Bronchitis,  Schwellung  der  Bronchialdrüsen, 
pneumonische  Herde  in  den  Lungen,  Pericarditis. 

Die  Beobachtungen  des  Verf.’s  erstrecken  sich  auf  5 Fälle,  von 
denen  3 letal  abliefen. 

Aetiologisch  fällt  diese  Krankheit  mit  der  sogenannten  Hadern- 
krankheit zusammen,  indem  sie  gleich  dieser  als  echte  Milzbrandin- 
fektion sich  darstellt. 

Die  Milzbrandbacillen  finden  sich  in  der  Wand  der  Luftröhre 
und  der  Bronchien,  in  den  Bronchialdrüsen,  in  Leber,  Milz  und 
Nieren. 

Der  Digestionstractus  konnte  in  den  vom  Verf.  beobachteten, 
letal  abgelaufenen  Fällen  weder  anatomisch,  noch  bakteriologisch 
untersucht  werden.  Di tt rieh  (Prag). 

Vossius,  Ein  Fall  von  einseitiger  metastatischer  Oph- 
thalmie im  Puerperium,  bedingt  durch  Strepto- 
kokkenembolie. [Aus  dem  Laboratorium  der  Königl.  Univer- 
sitäts-Augenklinik zu  Königsberg  i.  Pr.]  (Zeitschrift  für  Geburts- 
hülfe und  Gynäkologie.  Bd.  XVIII.  Heft  2.) 

Verf.  untersuchte  den  Bulbus  einer  am  6.  Tage  des  Puer- 
periums an  Pyämie  verstorbenen  39jährigen  IV  para.  Das  Auge 
bot  anatomisch  das  Bild  einer  eiterigen  Ophthalmie  dar.  Letztere 
war  bereits  wenige  Stunden  post  partum  aufgetreten. 

Im  Inneren  des  Auges  fanden  sich  allenthalben  Streptokokken, 
welche  die  Entzündung  bewirkt  hatten.  Welcher  Art  diese  Strepto- 
kokken waren,  wurde  nicht  untersucht.  Dittrich  (Prag). 

Voigt,  Ueber  den  Eiersack  von  Heterodera  Schachtii 
und  H.  radicicola.  (Stzgsb.  d.  niederrh.  Ges.  in  Bonn.  1890. 
pg.  94—98.) 

Bei  Heterodera  Schachtii  entsteht  aus  einem  der  weib- 
lichen Gcschlechtsöffnung  entfliessenden  Sekret  der  Uteruswaudung 

14* 


208 


Unttrsu'ihungsmetboden,  Instrumente  etc. 


unmittelbar  oder  kurz  vor  Beendigung  der  Begattung  der  sogenannte 
Eiersack , in  welchem  nicht  selten  die  Männchen,  oder  Reste  der- 
selben und  eine  relativ  kleine  Anzahl  von  Eiern  eingeschlossen  wer- 
den , während  die  Hauptmasse  der  Eier  nicht  ausgestossen  wird, 
sondern  innerhalb  des  zu  Grunde  gehenden  mütterlichen  Körpers  ihre 
Eutwickeluug  durchmacht.  Der  Eiersack  ist  demnach  bei  H.  S c h a c h t i i 
ein  nur  selten  und  nicht  in  voller  Ausnützung  gebrauchtes  Gebilde, 
während  H.  radicicola,  welche  Art,  wie  Voigt  entdeckte,  ebenfalls 
einen  Eiersack  bildet,  alle  oder  die  meisten  Eier  nach  aussen  ab- 
legt, also  noch  die  ursprünglichen  Verhältnisse  aufweist.  Ein  kleiner 
Theil  der  Eier  kommt  gelegentlich  auch  in  den  Eiersack  und  ein 
anderer  bleibt  mitunter  in  dem  absterbenden  Weibchen,  wo  er  vor- 
aussichtlich eine  normale  Entwickelung  durchmachen  wird.  Während 
also  die  Weibchen  von  H.  Schach tii,  dem  Rübennematoden, 
schliesslich  zu  Brutsäcken  werden,  finden  sich  diese  Verhältnisse  erst 
in  den  Anfängen  und  als  Ausnahme  bei  H.  radicicola. 

M.  Braun  (Rostock). 


UntersuchuRgsmethoden,  Instrumente  etc. 


Tiselmtkin,  N.,  Eine  vereinfachte  Methode  der  Berei- 
tung von  Fl  ei  sch- Pepton- Agar.  (W ratsch.  1890.  No.  8.) 
[Russisch.] 

Verf.  gibt  folgende  Methode  an,  welche  die  Bereitung  von  Fleisch- 
Pepton-Agar  samint  Filtrirung  in  der  kurzen  Zeit  von  2 — 2\  Stunden 
ermöglicht.  Er  legt  die  nöthige  Quantität  Agar-Agar  in  eine  ver- 
dünnte Lösung  von  Essigsäure  (5  ccm  acidi  acetici  glacialis  in  100  ccm 
Aq.  dest.)  auf  15  Minuten.  Das  aufgequollene  Agar-Agar  wird  dann 
in  reinem  Wasser  sorgfältig  gewaschen  (von  der  Säure  befreit),  wor- 
auf es  erst  in  die  Bouiilon  kommt.  3 — 5 Minuten  langes  Kochen 
genügt  dann  , um  das  Agar-Agar  in  Bouillon  zur  vollständigen  Lö- 
sung zu  bringen.  Nach  Neutralisirung  und  Abkühlung  wird  Eiweiss 
von  2 Hühnereiern  zugegossen  und  die  Mischung  \ — £ Stunden  im 
Koch  ’schen  Dampfapparat  gehalten.  Die  Filtrirung  durch  Schulze’- 
sches  Papier  erfolgt  dann  ohne  Wärmetrichter  in  äusserst  kurzer 
Zeit.  J.  Steinhaus  (Warschau). 

Gasser,  J.,  Culture  du  bacille  typhique  sur  milieux. 
nutritiis  color6s.  (Archive»  de  n ödecine  experimentale  et 
d’anatornie  pathologique.  1890.  No.  6.) 

Platten  von  Typhusbaciilen  wurden  mit  Agar,  welcher  theils  mit 
No e g gerat h ’scher  Lösung,  bestehend  aus  gesättigter  wässeriger 
Lösung  von  Methylenblau  (2  ccm),  Gentianaviolett  (4  ccm) , Methyl- 
grün (1  ccm),  Chrysoidin  (4  ccm),  Fuchsin  (3  ccm)  und  aus  200  ccm 
destillirteo  Wassers,  theils  mit  den  einzelnen  diese  Lösung  zusammen- 
setzenden  Farbstoffen  gefärbt  war,  mittelst  Impfstricheu  angelegt 
und  die  Platten  bei  39°  gehalten.  Auf  jenen  Platten,  deren  Nähr- 


Schutzimpfung,  kSustl.  Infektionskrankheiten,  Entwickelungshemmung  etc.  209 


boden  mit  Fuchsin  gefärbt  war,  erfolgte  bereits  nach  24  Stunden 
eine  reichliche  Entwickelung  der  Typhusbacillen,  während  das  Agar 
um  die  Kulturen  herum  sich  zu  entfärben  begann.  Die  Kulturen 
nahmen  in  den  folgenden  Tagen  eine  immer  intensiver  rothe  Farbe 
an,  während  der  Nährboden  selbst  schliesslich  vollständig  entfärbt 
wurde.  Dasselbe  Verhalten  zeigte  nur  noch  das  Bacteriuin  coli 
commune.  Während  aber  das  Wachsthum  des  letzteren  sich  auf 
den  Impfstrich  beschränkte  und  seine  Kulturen  geradlinig  begrenzt 
erschienen,  wuchsen  die  Typhusbacillen  über  diese  Impfstriche  hinaus, 
wobei  die  Kulturen  derselben  unregelmässig  begrenzt  erschienen. 

Bei  vielen  anderen  in  dieser  Richtung  geprüften  ßakterienarten 
wurde  kein  dem  Verhalten  der  Typhusbacillen  analoges  Verhalten 
konstatirt. 

Verf.  bezeichnet  das  genannte  Verhalten  der  Typhusbaciilen  als 
ein  Merkmal,  welches  geeignet  ist,  neben  anderen  Merkmalen  die 
Typhusbacillen  als  solche  erkennen  zu  lassen.  Di t tri ch  (Prag). 

Bofkin,  Eine  einfache  Methode  zur  Isolirung  an  aerober 
Bakterien.  [Aus  dem  hygienischen  Institut  der  Universität 
Breslau.]  (Zeitschrift  für  Hygiene.  Bd.  IX.  Heft  2.) 

Botkin  gibt  ein  Verfahren  zur  Kultivirung  anaerober  Bakte- 
rien an.  Dasselbe  ist  unter  Benützung  der  gebräuchlichsten  Labo- 
ratoriumsutensilien ausführbar.  Die  Handhabung  des  vom  Verf.  an- 
gegebenen und  in  der  Originalarbeit  abgebildeten  Apparates  ist  eine 
äusserst  einfache.  Dittrich  (Prag). 


Schutzimpfung,  künstliche  Infektionskrankheiten,  Entwick- 
lungshemmung und  Vernichtung  der  Bakterien  etc. 

Phisalix . Etüde  experimentale  sur  le  röle  attribu6 
aux  cellules  lymphatiques  dans  la  protection  de 
l’organisme  contre  l’invasion  du  bacillus  anthra- 
cis  et  dans  le  möcanisme  de  l’immunite  acquise.  — 
(La  semaine  m£d.  X.  1890.  No.  49.) 

Zur  Prüfung  der  Rolle,  welche  die  Leukocytcn  nach  der  Phago- 
cytenlehre  spielen,  machte  Ph.  Milzbrandimpfungen  bei  Mausen,  Ka- 
ninchen und  Meerschweinchen  und  untersuchte  die  der  Impfstelle  zu- 
nächst gelegene  Lymphdrüse.  Er  kam  zu  folgenden  Resultaten : 

Das  Versuchsthier  überlebt  oder  stirbt  innerhalb  einer  Zeit,  die 
zwischen  10  und  72  Tagen  wechselt. 

In  allen  Fällen,  in  denen  das  Thier  stirbt  oder  überlebt,  wird 
der  Milzbrandbacillus  in  der  Drüse  nicht  zerstört,  denn  eine  Aussaat 
desselben  in  Bouillon  erzeugt  eine  reichliche  Milzbrandentwickelung. 

Im  Blut  dagegen  hat  er  seine  Entwickelungsfähigkeit  vollkommen 
verloren,  denn  alle  Kulturen  in  Blut  (Blutserum  ?)  bleiben  steril. 

Ph.  schliesst  daraus,  dass  die  Lymphzelleu  immerhin  eine  me- 
chanische Rolle  spielen,  dass  aber  diese  zur  Zerstörung  der  Mikrobien 


210  Schutzimpfung,  künstl  Infektionskrankheiten,  Entwickelaagsheiumung  etc. 


Dicht  genügt.  Der  Schutz  des  Organismus  kommt  vielmehr  haupt- 
sächlich durch  die  die  Lebensfähigkeit  des  Milzbrandbacillus  schä- 
digenden Einflüsse  des  Blutes  zu  Stande.  — [Acad.  des  Sciences. 
10.  Nov.  1890. J M.  Kirchner  (Hannover). 

Malm.Sur  la  virulence  de  la  bact6ridie  charbonneuse 
apres  passage  chez  le  chien  et  chez  le  lapin  vac- 
cin6.  [Aus  dem  Laboratorium  von  Roux.]  (Annales  de  l’lnsti- 
tut  Pasteur.  1890.  No.  8.  S.  520.) 

Verf.  gibt  zunächst  eine  vollständige  Lebersicht  der  bisherigen, 
wesentlich  widersprechenden  Angaben  über  das  Verhalten  der  Milz- 
brandvirulenz bei  Uebertragung  auf  nichtempfängliche  Thiere. 

Für  die  Methodik  der  Versuche  von  Wichtigkeit  ist,  dass  nicht 
direkt  das  Oedem,  überhaupt  die  Körpersäfte  des  mit  Milzbrand  ge- 
impften immunen  Thieres  zur  Prüfung  der  Virulenz  verimpft  werden; 
gewöhnlich  ist  die  Menge  der  darin  enthaltenen  Bacillen  eine  zu 
geringe,  letztere  müssen  daher  durch  Eouillonkultur  vermehrt  und 
dann  erst  verimpft  werden.  Die  Unterlassung  dieser  Vorsichtsmass- 
regel  erklärt  wohl  hauptsächlich  die  durch  verschiedene  Autoreu  ge- 
fundene scheinbare  Abnahme  der  Virulenz.  Zur  Prüfung  dienten 
Kaninchen  von  gleichem  Gewicht;  der  Milzbrand  galt  um  so  wirk- 
samer, je  schneller  dieselben  erlagen. 

Die  Hauptversuche  wurden  an  24  meist  ausgewachsenen  Hun- 
den angestellt;  hiervon  wurden  7 subkutan  mit  Milzbrand  inokulirt, 
von  denen  einer  erlag,  17  wurden  intravenös  infizirt,  von  denen  7 
erlagen.  Die  Prüfung  der  Virulenz  der  Milzbrandbacillen,  zunächst 
aus  dem  lokalen  Oedem  der  subkutan  inokulirten  Hunde  ergab  nun 
stets  eine  Steigerung  derselben.  Die  damit  geimpften  Kaninchen 
erlagen  im  Mittel  in  42  Stunden,  während  der  gleiche  Milzbrand  vor 
der  Passage  dieselben  erst  in  72  Stunden  getödtet  hatte.  Bei  Meer- 
schweinchen sank  die  Todeszeit  ebenfalls  von  36  auf  27—30  Stun- 
den. Ebenso  zeigten  die  durch  intravenöse  Injektion  auf  Huude 
übertragenen  Milzbrandbacilieu  — von  denjenigen  Hunden,  welche 
sich  immun  erwiesen  — eine  wesentliche  Erhöhung  der  Virulenz. 
Es  war  dabei  oft  schwer,  die  Milzbrandbacilieu  aus  dem  Blut  und 
den  Organen,  Milz  und  Leber  der  nach  2 — 3 Tagen  getödteten  Hunde 
wieder  herauszuzüchten,  da  dieselben  grösstentheils  sehr  rasch  im 
Körper  zu  Grunde  gingen.  Aber  die  erlangten  Kulturen  tödteten 
Kaninchen  im  Mittel  in  32  Stunden. 

Ebenfalls  Steigerung  der  Virulenz  trat  ferner  ein  bei  Ueber- 
tragung des  Milzbrandes  auf  künstlich  immuuisirte  Kaninchen.  Bei 
deD  für  Milzbrand  empfänglichen  Hunden  dagegen  erwies  sich 
die  Steigerung  der  Virulenz  als  eine  unregelmässige. 

Von  weiteren  Ergebnissen  ist  zu  erwähnen,  dass  beim  Hunde 
durch  eine  vorausgehende  subkutane  oder  iutravenöse  Milzbrand- 
infektion  die  Immunität  bis  zur  absoluten  Unempfänglichkeit  ver- 
stärkt werden  kann.  Ferner  zeigte  sich  die  intravenöse  Injektion 
für  Hunde  gefährlicher,  als  die  subkutane.  Schwarze  Hunde  erwiesen 
sich  auffallender  Weise  weit  empfänglicher  für  Milzbrand,  als  audere. 
Manche  Hunde  erliegen  in  Folge  von  Milzbrandmokulation,  ohne  dass 


Schutzimpfung,  künstl.  Infektionskrankheiten,  Entwickelungshemmung  etc.  211 


man  bei  der  Sektion  Bacillen  zu  finden  vermag.  Bei  absolut  unem- 
pfänglichen Hunden  sind  die  Bacillen  bereits  nach  18  Stunden 
völlig  verschwunden,  wahrend  man  sie  bei  dem  gewöhnlichen  Grade 
von  Immunität  noch  nach  24  Stunden  im  Blute,  nach  3 Tagen  in 
der  Milz  nachzuweisen  vermag.  Büchner  (München). 

Blagovestchensky,  Sur  l’antagonisme  entre  les  bacilles 
du  charbon  et  ceux  du  pus  bleu.  [Aus  dem  Laboratorium 
von  Metschnikoff  im  Institut  Pasteur.]  (Annales  de  lTustitut 
Pasteur.  1890.  No.  11.  S.  689.) 

Aus  den  Untersuchungen  von  Emmerich,  Pawlowsky, 
Bouchard  u.  s.  w.  geht  hervor,  dass  die  pathogene  Wirkung  von 
Milzbrand bacillen  durch  gleichzeitige  oder  nachfolgende  Impfung  mit 
anderen  Bakterienarten  aufgehoben  werden  kann.  Verf.  hat  es  unter- 
nommen, den  Mechanismus  dieses  Hernmungsvorganges,  speziell  für 
Milzbrandbaciilen  und  Bacillus  pyocyaneus,  näher  zu  erforschen. 

Zunächst  wurden  in  die  vordere  Augenkammer  von  Kaninchen 
und  Meerschweinchen  durch  angelegte  kleine  Schnittöffnungen  gleich- 
zeitig je  eine  Platinöse  von  gleich  alten  Agarkulturen  der  beiden 
Bakterienarten  eingebracht.  Das  Auge  wurde  alsdann  zwei-  bis  drei- 
mal täglich  mit  destillirtem  Wasser  ausgewaschen,  um  eine  sekun- 
däre Infektion  möglichst  zu  vermeiden.  Die  Folge  dieser  Impfungen 
waren  heftige  entzündliche  Erscheinungen,  welche  fast  in  allen  Fällen 
gegen  Anfang  der  dritten  Woche  zu  einer  totalen  Atrophie  des 
Bulbus  führten.  Während  des  Verlaufes  des  ganzen  Prozesses  wurden 
nun  mittelst  kapillar  ausgezogener  Pipetten  in  verschiedenen  Zeit- 
räumen durch  die  erwähnten  Schnittötfn ungen  in  der  Cornea  kleine 
Flüssigkeitsproben  aus  der  Augeukammer  entnommen  und  theils 
mikroskopisch,  theils  durch  Agarkulturen  untersucht. 

Schon  nach  6 und  12  Stunden  fanden  sich  reichlich  Leukocyten, 
stellenweise  auch  Phagocyten  mit  aufgenommenen  Milzbrandbaciilen, 
während  die  Pyocyaneu s- Bacillen  frei  waren;  nach  18 — 24  Stun- 
den findet  man  Phagocyten  vollgepfropft  mit  Milzbrandbaciilen,  nach 
36—48  Stunden  beginnen  letztere  körnig  zu  degeneriren  und  ver- 
schwinden allmählich.  Nun  beginneu  die  Phagocyten  auch  die  Pyo- 
cyaneus bacillen,  weiche  sich  bis  dahin  vermehrt  hatten,  aufzu- 
nehmen, und  zwar  in  grossen  Massen. 

Von  11  auf  diese  Weise  intizirten  Kaninchen  erlagen  nur  3, 
nach  70  Stunden  bis  7 Tagen,  und  bei  keinem  konnten  Milzbrand- 
bacillen aus  den  Organen  gezüchtet  werden ; 8 Thiere  blieben  am 
Leben,  während  4 Kontrollthiere,  mit  gleichen  Mengen  der  nämlichen 
Änthraxkultur  infizirt,  innerhalb  58  Stunden  bis  6 Tagen  an  Milz- 
brand erlagen.  Aehnlich  waren  die  Resultate  bei  Meerschweinchen. 
Die  überlebenden  Thiere  erwiesen  sich  nicht  immun  gegen  Anthrax. 

Bei  5 anderen  Kaninchen  wurde  der  Milzbrandbacillus  in  das 
eine,  der  Pyocyaneus  in  das  andere  Auge  übertragen.  3 von 
diesen  Thieren  erlagen  an  Anthrax,  2 an  Pyocyan  e u s-Infektion,  ob- 
wohl sich  in  mehreren  Organen  degenerirte  Milzbrandbaciilen  fänden. 
Bei  grösserer  Entfernung  des  Bacillus  pyocyaneus  vom  Anthrax- 
bacillus  wird  die  Wirkung  somit  geringer. 


212  Schutzimpfung,  künstl.  Infektionskrankheiten,  Eutwickelungsbewmung  etc. 


Ferner  wurden  bei  4 Kaninchen  Fäden  mit  angetrockneten  Milz- 
brandsporen gleichzeitig  mit  Bacillus  pyocyaneus  ins  Auge  ge- 
bracht. Der  Erfolg  bewies  eine  direkt  hemmende  Wirkung  des 
Pyocyaneus,  indem  die  Sporen  nicht  auskeimten,  obwohl  dieselben 
sonst  stets,  auch  bei  immunen  Thieren,  in  der  Vorderkammer  zu 
keimen  pflegen.  Bei  nachheriger  Uebertragung  in  Bouillon  dagegen 
erfolgte  ein  Auswachsen  der  Sporen. 

Es  wurde  nun  zu  Versuchen  mit  sterilisirten  Py  ocy  an  eus- 
kulturen  übergegangen.  Von  8 Kaninchen,  welche  solche  sterilisirte 
Kulturen  und  gleichzeitig  Milzbrand  in  die  vordere  Augenkammer 
erhielten,  erlagen  jedoch  7 an  Milzbrand.  Besser  wirkte  die  gleich- 
zeitige subkutane  Injektion  von  1—2  ccm  steriler  Pyocyaneus- 
kultur  und  ebenso  viel  Bouillonkultur  von  Anthrax  an  der  näm- 
lichen Stelle,  indem  von  6 Kaninchen  nur  eines  am  23.  Tage  und 
zwar  ohne  Anthraxsymptome  erlag.  Ebenfalls  Hemmung  des  Milz- 
brandes wurde  noch  bei  einer  Anzahl  weiterer  Versuche  erzielt,  bei 
denen  die  sterile  Pyocyaneuskultur  rings  um  die  Anthraxinoku- 
iationsstelle  wiederholt  injizirt  wurde.  Ein  Theil  der  so  vor  dem 
Milzbrand  geschützten  Kaninchen  (4  unter  9 Thieren)  erwies  sich 
bei  späterer  Prüfung  nach  1 — 2 Monaten  immun  gegen  Anthrax. 
Verf.  bestätigt  somit  die  von  Wood  und  Woodhead  erzielten 
günstigen  Hemmuugsresultate;  aber  es  bedürfe  sehr  grosser  Mengen 
steriler  Kultur.  Deshalb  erliegen  die  Thiere,  wenn  die  Injektionen 
in  die  Vorderkammer  geschehen,  weil  hier  nur  minimale  Quantitäten 
angewendet  werden  können. 

Schliesslich  wurden  nun  Versuche  über  den  Antagonismus  von 
Milzbrand-  und  Pyocyaneus -Bacillen  ausserhalb  des  Körpers 
angestellt.  Agarplatten  in  Petri’schen  Schalen  wurden  mit  zwei 
gekreuzten  Streifen  von  Aussaatmaterial  der  beiden  verschiedenen 
Bakterienarten  besät.  Am  Kreuzungspunkt  der  Streifen  konnte  sehr 
deutlich  die  Einwirkung  der  Bacillen  des  blauen  Eiters  auf  die  An- 
thraxbacillen  beobachtet  werden.  Bei  vielfach  wiederholten  Ver- 
suchen ergab  sich,  dass  diese  Einwirkung  stets  eine  stark  hemmende 
und  nachtheilige  war.  Andere  Versuche  nach  verschiedenen  Me- 
thoden Hessen  sogar  erkennen,  dass  die  blosse  Nachbarschaft  der 
Produkte  der  Lebensthätigkeit  der  Pyocyaneuskulturen  — wobei 
hauptsächlich  eine  flüchtige  Substanz  von  üblem  Geruch  wirksam 
sein  soll  — einen  schädlichen  Einfluss  auf  die  Entwickelung  der 
Milzbrandbacillen  ausüben. 

In  diesem  Antagonismus  der  Pyocy aneusbacillen  gegen  die 
Antliraxbacillen  ausserhalb  des  Körpers  erblickt  Verf.  die  Erklärung 
auch  für  die  Hemmung  der  Milzbrandentwickelung  im  Innern  des 
Organismus,  beschränkt  aber  vorsichtiger  Weise  diese  theoretische 
Auffassung  [welche  Ref.  nicht  zu  theilen  vermag]  auf  den  speziell 
vorliegenden  Fall.  [Die  Hemmung  des  Milzbrandes  durch  Etysipel- 
kokken,  durch  sterilisirte  Kulturen  des  Pneumobacillus  u.  s.  w.  lassen 
sich  auf  diese  Weise  nicht  erklären.  Ref.] 

Büchner  (München). 


tS«klerioi.  vom  5.  internationalen  medscinischen  Kongresse  zn  Berlin  213 


Originaiberishte  über  Kongresse. 


Bakteriologisches  vom  X5  internationaler-  medicinischen 
Kongresse  m Berlin,  4—  8*  August  1890« 

(Forts  elaung.) 

Aus  den  AbtbeüuBgs-SitaBngen, 

XV.  Abtbsilimg:  Hygiene. 

Herr  Cornet  (Berlin-Reichenhali),  Derzeitiger  Stand  der  Tu- 
bercu  lose  n frage. 

Nach  dem  heutigen  Stande  der  Taberculosen-  speziell  der  Lungen- 
tubercalosenfrage steht  fest, 

1)  dass  dieselbe  durch  den  Bacillus  und  zwar  durch  die  Kin- 
athmung  desselben  entsteht; 

2)  dass  wegen  der  eigenartigen  Lebensbedingungen  des  Tuber- 
kelbacillus ein  Wachsthuni  desselben  ausserhalb  des  menschlichen 
resp.  thierischen  Organismus  unter  natürlichen  Verhältnissen  unmög- 
lich ist; 

3)  dass  das  Sputum  wegen  der  in  ihm  repräsentirten  grössten 
Menge  des  ans  Freie  gesetzten  tuberculösen  Materials  der  schädlichste 
Faktor  ist; 

4)  dass  das  Sputum,  trecken  und  zur  Verstäubung  geeignet,  sehr 
gefährlich  ist,  im  leuchten  Zustande  die  Gefahr  einer  Inhalation  völlig 
verliert; 

5)  dass  darum  mit  Nothwendigkeit  alles  auf  die  Feuchterhaltung 
aller  Sputa  und  auf  deren  Unschädlichmachung  in  diesem  Zustande 
hindrängt. 

Die  Prophylaxe  würde  sich  somit  relativ  einfach  gestalten,  obzwar 
ein  praktischer  Erfolg  nur  dann  zu  erwarten  ist,  wenn  die  Grund- 
sätze der  Prophylaxe  dem  Volke  geradezu  anerzogen  werden.  Popu- 
läre Anweisungen,  wie  sie  Vortr.  jedem  seiner  Patienten  einhändigt, 
und  ähnliche  publizistische  Mittel  können  vieles  zur  Ausbreitung  der 
prophylaktischen  Maassnahmen  beitragen. 

Unabweisliches  Postulat  wäre  es,  dass  in  allen  öffentlichen  Ge- 
bäuden wassergefüllte,  leicht  und  täglich  zu  entleerende  Spucknäpfe 
aufgestellt  werden.  Die  Desinfektion  des  Sputums  ist  unnöthig  und 
nicht  allgemein  durchführbar,  eine  Füllung  mit  Sand  oder  Sägespänen 
aber  verwerflich.  Der  Inhalt  der  Näpfe  soll  in  den  Abort  geschüttet 
werden,  da  die  Bacillen  in  Fäulnissgemengen  in  35  Tagen  zu  Grunde 
gehen.  Die  unentgeltliche  Desinfektion  von  Räumen,  in  denen  Tu- 
berculöse  lebten  oder  starben,  ist  gesetzlich  zu  fordern  und  die  Er- 
richtung von  Desinfektionsanstalten  obligatorisch  zu  machen.  Die 
Reinigung  der  Wobnräume  finde  stets  auf  feuchtem  Wege  statt.  Es 
möge  die  Gründung  von  Anstalten  für  Schwindsüchtige  angestrebt 
werden,  denn  in  solchen  Instituten  hat  der  Schwindsüchtige  die  meiste 


214  Bakteriol  vom  X.  internationalen  medieiniselien  Kongresse  2u  Berlin. 


Aussicht  auf  Heilung  und  seine  Familie  oder  Umgebung  wird  durch 
seine  Entfernung  am  sichersten  vor  Ansteckung  geschützt.  Die  Milch 
darf  von  Kindern,  Kranken  und  Rekonvalescenten  oder  selbst  von 
Gesunden  nur  in  gut  gekochtem  Zustande  genossen  werden.  Sanitäts- 
polizeiliche Vorschriften  sind  in  dem  Sinne  zu  treffen,  dass  einerseits 
das  Fleisch  von  Thieren,  welche  an  mehr  als  einem  Organe  an  Tu- 
berculose  leiden  oder  schon  bereits  abgemagert  sind,  vom  Genüsse 
gänzlich  auszuschliessen  bezw.  zu  vernichten  und  dass  andererseits 
das  Fleisch  von  Thieren  mit  minderer  lokalisirter  'l'uberculose  zum 
Verkauf  nur  unter  der  ausdrücklichen  Bezeichnung  als  minderwerthig 
zugelassen  werden  darf.  Frühzeitiges,  zwangsweises  Schlachten  tuber- 
eulöser  Thiere  mit  theilweiser  Entschädigung  der  Besitzer  ist  gesetz- 
lich anzubahnen. 

Herr  Sormani  (Pavia),  Internationale  Maassregein  gegen 
die  Tuberculose. 

Die  Prophylaxe  der  Tuberculose  kann  behördliche  Vorsichts- 
maassregeln internationalen  Charakters  beständig  nötig  machen; 
denn  es  gibt  vielerlei  Wege,  auf  welchen  das  Tuberkelvirus  leicht 
von  einem  Lande  in  das  andere  übertragen  und  verbreitet  wird. 

Hauptsächlich  gehören  hierher 

1)  die  Tuberculösen,  welche  sich  behufs  klimatischer  Kur  an  ge- 
wissen Orten  in  grösserer  Zahl  ansammeln; 

2)  die  Eisenbahnwagen  und  Schiffe  für  den  Personentransport; 

3)  die  tuberculösen  Schlachtthiere  und  einige  Nahrungsmittel, 
welche  im  Handel  Vorkommen; 

4)  die  grossen  industriellen  Etablissements,  in  welchen  sich  Ar- 
beiter verschiedener  Nationalität  zusamraenfinden. 

Italien  und  andere  Mittelmeerländer  beherbergen  während  der 
Winter-  und  Frühlingsmonate  eine  grosse  Anzahl  Lungenkranker, 
welche  aus  den  nördlicher  gelegenen  Gegenden  Europas  nach  dem 
Süden  kommen.  Die  Folgen  dieser  Anhäufungen  Schwindsüchtiger 
an  einzelnen  Punkten  finden  bereits  ihren  Ausdruck  in  der  grösseren 
Frequenz  der  Phthise  in  mehreren  klimatischen  Stationen  des  süd- 
lichen Frankreichs,  Italiens  und  Algiers.  Für  San  Rerno  hat  Raser i 
nachgewiesen,  dass  die  Tuberculose  iu  kontinuirlicher  Zunahme  be- 
griffen ist.  Die  Uebertragung  der  Tuberculose  wird  auch  in  den  kli- 
matischen Kurorten  zumeist  durch  die  Infizirung  der  Wohmäume 
stattfinden,  namentlich  der  Hotels,  der  raöblirten  Mietwohnungen, 
der  Kaffeehäuser,  Kirchen  etc.  Weniger  Gefahr  bringt  die  mögliche 
Verunreinigung  der  Wege  und  Plätze,  denn  bei  diesen  trägt  die  keim- 
tödtende  Wirkung  des  Sonnenlichtes  namhaft  zu  einer  gewissen  rela- 
tiven Desinfektion  des  Bodens  bei.  Es  wäre  daher  für  die  klima- 
tischen Kurorte,  wo  so  viele  Brustkranke  zusammenströmen,  eine 
unabweisliche  Noth wendigkeit,  einen  regelmäesigen  und  strengen  Des- 
infektionsdienst für  Wohnräume  einzuführen,  welcher  sich  besonders 
auf  die  Gasthöfe,  die  an  Kranke  vermieteten  Wohnungen  und  auf 
die  öffentlichen  Lokale  zu  erstrecken  hätte.  Die  Desinfektion  dürfte 
nicht  den  Privatparteien  und  Hotelbesitzern  überlassen,  sondern 
müsste  unter  der  Leitung  der  kompetenten  Behörde  durehgefübrt 


Rakteriol.  vom  X internationalen  medieiniseken  Kongresse  zu  Berlin.  215 


werden.  Bei  der  Neuanffiihrung  von  Hotels,  Sanatorien  und  ähn- 
licher Gebäude  soll  auf  eine  möglichst  leicht  durchführbare  Desin- 
fektion der  Fussböden  und  Wände  Rücksicht  genommen  werden,  da- 
her soweit  als  thunlich  Teppiche,  Papiertapeten,  Vorhänge  etc.  zu 
vermeiden  sind.  Jedes  Zimmer  und  die  Treppenruheplätze,  siud  mit 
den  von  Cornet  empfohlenen  Spucknäpfen  zu  versehen. 

Die  Eisenbahnpersonenwagen  können  ebenfalls  wesentlich  zur 
Verbreitung  des  tuberculösen  Virus  beitragen.  Die  Sputa,  welche  die 
Tuberculösen  auf  den  Waggonfussboden  deponiren,  werden  durch  den 
herrschenden  Luftzug  rasch  getrocknet,  durch  das  Reiben  derFüsse  in 
Staub  verwandelt  und  durch  die  kontinuirliche  Luftbewegung  im  Innern 
des  rollenden  Bahnwagens  in  der  Luft  suspendirt  erhalten.  Es  wäre 
demnach  wünschenswert,  wenn  zum  mindesten  der  Fussböden  der 
Personenwagen  nach  jeder  Fahrt  desinfizirt  werden  würde.  Um  dies 
rasch  und  vollständig  bewerkstelligen  zu  können,  müsste  der  Fuss- 
boden  eine  glatte  Oberfläche  besitzen  und  frei  von  Unebenheiten  und 
Ritzen  sein.  Grösser  ist  die  Infektionsgefahr  bei  Seereisen,  wenn 
sich  Tubereulöse  an  Bord  befinden.  Tausende  von  Auswanderern 
kreuzen  den  Ocean.  Das  dichte  Nebeneiaauderleben  vieler  Menschen 
in  einem  beschränkten  Raume  bedingt  es,  dass  unter  solchen  Um- 
ständen die  Tuberculösen  eine  grosse  Gefahr  für  die  Mitreisenden 
bilden.  Insbesondere  ist  dies  bei  den  Rückfahrten  von  Amerika  nach 
Europa  der  Fall,  weil  die  Ausgewanderten,  welche  an  Phthise  er- 
kranken, fast  immer  die  Rückkehr  in  die  Heimath  anstreben.  Viele 
dieser  Unglücklichen  sterben  während  der  Ueberfahrt.  Im  Zwischen- 
deck der  Auswandererschiffe  werden  die  Getränke  in  gemeinschaft- 
lichen Gelassen  gereicht,  die  Kabinen  sind  klein  und  dicht  neben- 
einander gelegen,  das  Wasser  lässt  an  Reinheit  viel  zu  wünschen 
übrig:  alles  Momente,  welche  die  Infektionsgefahr  für  die  übrigen 
Reisenden  erhöhen.  Die  prophylaktischen  Maassnahmen  müssten 
darin  bestehen,  dass  entweder  Tubereulöse  übeihaupt  nicht  an  Bord 
genommen  werden  dürfen  oder  wenigstens  die  Fälle  in  vorgeschrit- 
tenem Stadium  ausgeschlossen  bleiben;  oder  aber  es  wären  die  Tuber- 
culösen in  einem  abgesonderten  Raume,  z.  B.  der  Krankenabtheilung, 
zurückzuhalten.  Ferner  wären  noch  die  Benutzung  von  Spuckschalen, 
Desinfektion  und  eine  relative  Isolirung  zur  Pflicht  zu  machen. 

Zwischen  den  verschiedenen  Ländern  findet  ein  reger  Handels- 
verkehr mit  Schlaehtthieren  und  Nahrungsmitteln,  wie  Milch,  Natur- 
und  Kunstbutter,  konservirtem  Fleisch  etc.  statt,  welche  alle  geeignet 
sind,  als  Träger  und  Verbreiter  des  Tuberkelbacillus  von  einem 
Lande  in  das  andere  zu  fungiren.  Man  wird  die  gehörige  Aufsicht 
des  Verkehrs  mit  derartigen  Handelsprodukten  nicht  verabsäumen 
dürfen.  Wenn  auch  die  Diagnose  der  Rindertuberculose  intra  vitam 
schwierig  ist,  so  muss  dennoch  von  den  Grenzthierärzten  der  Ueber- 
tritt  jener  Thiere  in  jedem  Falle  verhindert  werden,  in  welchem  die 
Diagnose  möglich  ist. 

Der  Schutz  der  Arbeiter  gegen  die  Invasion  der  pathogenen  Mi- 
kroorganismen ist  keineswegs  eine  der  minderwerthigen  Fragen.  Viele 
Arbeiter  werden  thatsächlich  die  Opfer  von  Infektionskrankheiten, 
welche  sie  in  deu  Arbeitsstätten  acquiriren,  worunter  die  Tubereulöse 


216 


Neue  Litteratur. 


nicht  gerade  die  seltenste  ist.  Ein  Tuberculöser,  welcher  den  Fuss- 
boden  rücksichtslos  mit  seinen  Sekreten  verunreinigt,  kann  zum  In- 
fektionsherde für  viele  seiner  Geuossen  werden,  obzwar  in  den  grossen 
Etablissements  ausserdem  gewöhnlich  auch  noch  andere,  die  Ueber- 
tragung  der  Krankheit  begünstigende  Umstände  hinzukommen,  wie 
das  Einathmen  von  Staub  und  von  irritirenden  Gasen,  verdorbene 
Luft,  Bewegungsmangel  und  plötzlicher  Temperaturwechsel.  Aehnliche 
Verhältnisse  herrschen  auch  in  Militärkasernen.  Diesen  Zuständen 
könnte  durch  eine  hygienische  Aufsicht  der  industriellen  Etablisse- 
ments und  der  obligatorischen  Einführung  jener  Maassregeln,  welche 
die  Prophylaxe  der  Tuberculose  in  der  Familie  bilden,  abgeholfen 
werden. 

(Fortsetzung  folgt.) 


Neue  Litteratur 

znsammenfestellt  von 

Da.  Akthüb  Würzbubg, 

Bibliothekar  im  Kaiserlichen  Oeiundheitsamte  ln  Berlin. 


Biologie. 

(Qährung,  Fäulniss,  StofFwechselprodukte  usw.) 

I.ewandaweki,  A.,  Ueber  Indol-  und  Pbenolbildung  durch  Bakterien.  (Deutsche  raedic. 
Wochenschr.  1890.  No.  51.  p.  1186.) 

Ritter,  R.,  lieber  die  Durchgängigkeit  der  Darmw&nd  für  Mikroorganismen  bei  künst- 
lich dargestellten  eingeklemmten  Hernien,  gr.  8°.  25  p.  Göttingen  (Vandenhoeck  u. 
Ruprecht)  1891  0,60  M. 

Beziehungen  der  Bakterien  und  Parasiten  zur  unbelebten  Natur. 

Nahrungs-  und  Genussmittel,  Gehrauchsgegenstände. 

Bollinger,  Ueber  die  Verwendbarkeit  des  an  Infektionskrankheiten  leidenden  Schlacht- 
viehes (Deutsche  Vierteljahrsschr.  f.  Öffentl.  Gesundheitspfl  1891.  No.  1.  p.  95 — 129.) 
Ostertag,  R.,  Anweisung  zur  Untersuchung  geschlachteter  tuberculöser  Thiere  8°  26  p. 

Berlin  (Th  Cbr.  Fr.  Euslio  [Richard  Schoetz])  1890.  1 M. 

'Würzburg,  A. , Ueber  Infektionen  durch  Milch.  (Therapeut.  Monatsh.  1891.  No.  1. 
p.  18-31.) 

Beziehungen  der  Bakterien  und  Parasiten  zur  belebten  Natur. 

Harmlose  Bakterien  und  Parasiten. 

David,  Th.,  Les  microbes  de  la  bouche.  Avec  113  fig.  8°.  Paris  (Fdlix  Alcan)  1890. 

10  fr. 

Neum&yer,  J.,  Untersuchungen  über  die  WivkuDgen  der  verschiedenen  Hefearten,  welche 
bei  der  Bereitung  weingeistiger  Getränke  Vorkommen,  auf  den  thierischen  und  mensch- 
lichen Organismus.  (Arch.  f.  Hygiene.  Bd.  XII.  1891.  Heft  1.  p.  1 — 60.) 

Krankheitserregende  Bakterien  und  Parasiten. 

ITuttall,  G.  H.  F , Beiträge  zur  Kenntniss  der  Immunität,  gr.  8°.  55  p.  Göttingen 

(Vandenhoeck  & Ruprecht)  1891.  1,20  St. 


Nene  Littcratur. 


217 


Krankheitserregende  Bakterien  und  Parasiten  bei  Menschen. 

A.  Infektiöse  Allgemein krc.nkhe iten. 

Cholera,  Typhus,  Ruhr,  Gelbfieber,  Pest 

de  Bäcker,  F.,  Le  cholera  en  1890.  8°.  Paris  (Masoon)  1880.  1 fr. 

Xaupe,  W , Untersuchungen  über  die  Lebensdauer  der  Cholerab&cilien  im  menschlichen 
Koth.  (Zeitschr.  f.  Hygiene.  Sd.  IX.  1890.  Heft  3.  p.  540 — 545.) 

lufeköoEsgeßehwfilste. 

(Lepra,  Tubercnloee  [Lupus,  Skropbulose],  Syphilis  [und  die  anderen  venerischen 

Krankheiten].) 

Erlass  des  Kg!.  Preussischen  Ministers  der  geistlichen  etc.  Angelegenheiten  vom  10.  De- 
ceinber  ) 890  und  Gutachten  der  Wissenschaft!.  Deputation  für  das  Medicinalwesen 
vom  5.  November  1890  über  Müssregcln  zur  Verhütung  der  Tuberculo.-m.  (Berlin, 
kiin.  Wochonschr.  1890.  No.  53.  p.  1216 — 1217.) 

Hummerscklag,  A. , Bakteriologisch-chemische  Untersuchungen  über  Tuberkelbacilleu. 

(Centralbl.  f.  klin.  Medic.  1891.  No.  1.  p.  9 — 18.) 

Mittheilungen  aus  Dr.  Brekmer’s  Heilanstalt  für  Lungenkranke  in  Görbersdorf.  Neue 
Folge,  gr.  8°.  Mit  Portr.  u.  2 Tafeln  u.  Textabb.  Wiesbaden  (Bergmann)  1890. 

5 M. 

Bibbert,  Die  Geschichte  des  Tuberkelbacillus.  (Therapeut.  Monatsh.  1890  No.  12. 
p.  G20— 624.) 

Schleich,  C.  L.,  Infektion  und  Geschwulstbildaog.  (Deutsche  medic.  Wocbenschr.  1891. 
No.  3.  p.  83  — 87.) 

Schätz,  J , Der  heutige  Stand  der  Krebsfrage  von  Dr.  J.  E.  Alberts  (Deutsche  Me- 
dicinal-Zeitg.  1881.  No.  5.  p.  51 — 53.) 

Vclland,  Zur  Prophylaxis  der  Tuberculose.  (Sep.-Abdr.)  12°.  36  p.  Hamburg  (Gebt. 
Lüdeking)  1890. 

Zambaco  Facha,  Voyages  cbex  les  14preux.  Avec  une  carte.  8°.  Paris  (Masson)  1880. 

8 fr. 

Diphtherio  und  Croup,  Keuchhusten,  Grippe,  Pneumonie,  epidemische  Genickstarre, 
Mumps,  Rückfallsfieber,  Osteomyelitis. 

Fizchel,  F. , Eine  bakteriologisch-experimentelle  Studie  über  Influenza.  (Zeitschr.  f. 
Heiik.  Bd.  XII.  1891.  No.  1/2.  p.  1—44.) 

Kirchner,  M. , Bakteriologische  Untersuchungen  über  Influenza.  (Zeitsehr.  f.  Hygiene. 
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Lub&rsch,  0.,  Ein  Fall  von  septischer  Pneumonie  beim  Neugeboroen,  verursacht  durch 
den  Bacillus  euteritidis  (Gärtner).  (Arch.  f.  pathol  Anat.  u.  Physiol.  Bd.  CXXIII. 
1891.  Heft  1.  p.  70—85.) 

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n.  pathol.  Anat.  1890.  No.  25.  p.  795 — 797.) 

Gelenkrheumatismus. 

Schmidt,  A.,  Ueber  die  in  der  Göttinger  medicinischen  Klinik  in  der  Zeit  vom  1.  Apr. 
1877  bis  1.  Apr.  1889  behandelten  Fälle  von  akutem  Geleukrheumatisinus.  gr.  8°. 
99  p.  Göttingen  (Vandenhoeck  & Ruprecht)  1891.  2 M. 

B.  Infektiöse  LokcXkrankheiien. 

Haut,  Muskeln,  Knochen. 

Fick,  F J.,  Untersuchungen  über  Favus.  (Sonderdr.)  gr.  8°.  17  p.  m.  1 Taf.  Berlin 

(Fischer)  1891.  1,20  M. 

Athmungsorgane. 

Schnitzler,  J.,  Ueber  Kombination  von  Syphilis  und  Tuberculose  des  Kehlkopfes  und 
die  gegenseitige  Beeinflussung  beider  Prozesse.  Vortrag,  gr.  8°.  31  p.  m.  10  Ab- 

bildgn.  Wien  (ßraumüller)  1890.  0,70  M. 


218 


Neue  Litteratur. 


Krankheitserregend t Bakterien  und  Parasiten  bei  Pflanzen. 

Nonne,  die,  auch  Fichtenspinner,  Fichtenbär,  Rothbauch  genannt  (Liparius  monacha). 
Naturgeschichtliche  Beschreib*;  der  Nonne,  Darlegg.  der  Lebensweise  u.  d forstL  Ver- 
haltens derselben,  daun  der  Massnahmen  zur  Bekämpfg  der  Nonne.  Auf  Veranlassg. 
der  betheiligten  Staatsministerien  zusammengestellt  f.  waldbesitz.  Gemeinden  etc.  u. 
Privatwaldbesitzer.  2.  Autl.  gr.  8°.  36  p.  m.  1 färb.  Tat.  München  (M.  Rieger’sche 

Univ.-Buehh.  [Gustav  Himraor])  1890.  0,30  M 

Rathay.  E,  Welche  neuen  biologischen  Beobachtungen  über  die  Reblaus  liegen  vor  und 
welche  Art  der  Bekämpfung  lässt  sieh  etwa  darauf  gründen  '(  (Internat,  land-  u.  forst- 
wirlhschaftl.  Kongress  zu  Wien.  Heft  117.)  Wien  (Frick)  1891. 


Schutzimpfungen,  künstliche  Infektionskrankheiten,  Entwicke* 
lungshemmung  und  Vernichtung  der  Bakterien  mit  besonderer 
Berücksichtigung  der  Arbeiten  über  das  Koch’sche 
Heilverfahren  gegen  Tubercuiose. 

Alsberg,  Bericht  über  18  auf  der  chirurgischen  Abtheilung  mit  dem  Koch'scben  Ver- 
fahren behandelten  Fälle  (Hamburg).  (Deutsche  rnedie.  Wochenschr.  1891  No.  2. 
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Amann,  J.,  Der  Einfluss  der  Koch'scben  Impfungen  auf  die  Tuberkelbacillen  im  Sputum. 

(Centralbl  f.  Bakteriol.  u.  Parasitenk.  Bd.  IX.  1891.  No  1.  p 1 — 3.) 

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Lepra  und  Lupus  erythematodes.  (Deutsche  medic.  Wochenschr.  1890.  No.  50. 
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(Deutsche  medic.  Wochenschr.  1891.  No.  3 p.  115  — 116.) 

Bäumler,  C , Beobachtungen  bei  Anwendung  des  Koch'schen  Heilverfahrens.  (Deutsche 
medic.  Wochenschr.  1891.  No.  2.  p.  61 — 66.) 

Biedert,  P.,  Zur  Diagnose  und  Behandlung  der  Tubercuiose.  (Berlin,  klin.  Wocheusehr. 
1891.  No.  2.  p.  31—33  ) 

Browie*.  Beitrag  zur  Histologie  der  Gewebsveränderungen  nach  Injektion  der  Koch’schen 
Vaccine.  (Wiener  medic.  Blätter.  1891.  No  3.  p.  39 — 40  ) 

Burckhardt,  K.  v.,  Mittheilungen  über  das  Koch’sche  Heilverfahren,  (Medic  Korrspdzbl. 

d.  württemb.  ärztl.  Landesver.  1890.  No.  33 — 35.  p.  257  — 264,  265  — 271,  273 — 276) 
CaEtellino,  0.,  Modiflcazioni  del  sangue  in  seguito  ad  iniezioni  di  linfa  di  Koch.  (Gazz. 
d.  ospit.  1891  No.  1.  p.  3 — 4.) 

Centrsl-Zeitung  für  das  Koch’sche  Heilverfahren.  Organ  f.  die  Fortschritte  in  der  Heilg. 
der  Tubercuiose.  1.  Jahrg.  1891.  (24  Nrn.)  No.  1.  16  p.  gr  4°.  Berlin  (Alfred  H. 
Fried  u.  Co.)  Vierteljährl.  1,50  M. 

Cheyne,  W.  W.,  Case  of  lupos  treated  by  Kocb’s  method.  (Brit  Med.  Journ  No  1566. 
1891.  p.  21—22  ) 

Damm,  A.,  Nochmals  gegen  Koch.  Ein  weiterer  Beitrag  zur  Tuberculosen-Frage  und 
zu  den  Vorgängen  der  Gegenwart.  8°.  26  p.  Wiesbaden  (H.  fsadowsky)  1891. 

0,50  M. 

Demonstrationen  zum  Koch’schen  Heilverfahren  (Frankel,  B. , Fränkel,  A. , Ba- 
ginsky,  B.,  Virchow).  (Berlin,  medic.  Ges.]  (Berlin,  klin.  Wochenschr.  1891. 
No.  3.  p.  79—83.) 

Discussion  über  den  Vortrag  des  Herrn  B.  Fränkel:  Ueber  die  Anwendung  des  Koch- 
schen  Mittels  bei  Tubercuiose.  [Berlin,  medic.  Ges.]  (Berlin,  klin.  Wochenschr. 
1891.  No.  3.  p.  83—86.) 

Discussion  on  tke  treatment  of  tubereulosis  by  Koch’s  method.  [Clinicai  soc.  of  Man- 
chester] (Lancet.  1891.  Vol.  I No.  2.  p.  89.) 

Fl&tau,  T.  S-,  Laryngoskopisebe  Beobachtungen  zur  Koch’schen  Heilmethode-  (Berlin, 
klin.  Wochenschr.  1891.  No.  3.  p 56—58.) 

Gihbeb.  H.,  and  Shurly,  E.  L.,  An  investigation  into  the  etiology  and  treatment  of 
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Goldschmidt,  J , Bericht  über  feir.f  mit  dem  Koch’schen  Heilmittel  behandelte  Fälie  von 
Lepra.  (Berl.  klin.  W’ochensckr.  1891.  Ko.  2 p.  28 — 29.) 


Neue  Litteratur. 


219 

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1891.  No.  2.  p.  12—13.) 

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licher Kombinirung  der  Koch’schen  Methode  mit  interner  Jodkaliumbehandlung.  Vorl. 
Mitth.  (Berlin,  klin.  Wochenschr.  1890.  No.  52.) 

Hirschfeld,  F.,  Stoffwecbselnntersuchungen  bei  Lungentuberculose  nach  Anwendung  des 
Koch’scheu  Mittels.  (Berl.  klin.  Wochenschr.  1891.  No.  2 p.  29—31.) 

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f.  laegevidensk.  1891.  No.  1.  p.  1 — 15.) 

J&sinski,  R. , Leczenie  gruzlicy  kosci  plytiem  Koch’a.  (Gaz.  lekarska.  1891.  No.  2. 
p.  38—38.) 

Isaak,  H.,  lieber  die  Aussichten  der  Lupusbehandluug  mit  dem  Koch’schen  Heilmittel. 

(Dtsch.  Medizinal-Ztg.  1891.  No.  6.  p.  62 — 63.) 

Kaatzer,  P..  Zur  Behandlung  mit  dem  Koch’schen  Heilmittel  gegen  Tuberculose.  (Dtsch. 

med.  Wochenschr.  1891.  No.  3.  p 129 — 131.) 

Kahler,  Peptonurie  nach  Injektion  des  Koch’scben  Mittels.  (Wien.  klin.  Wochenschr. 
1891.  No.  2.  p.  22—26.) 

Esck’s  S-.,  Heilmittel  gegen  die  Tuberculose.  2.  u.  3.  Heft.  (Sonderdr.)  gr.  8°.  88  u. 

129  S.  m.  Textfig.  Leipzig  (Georg  Thieme)  1891.  ä 1,60  M. 

— — , Fortsetzung  der  Mittheilungen  über  ein  Heilmittel  gegen  Tuberculose.  (Deutsche 
med.  Wochenschr.  1891.  No.  3 p 10  i — 102.) 

Zönigshöfer , 0.  und  M&schke,  S.,  Beobachtungen  Uber  die  Wirkung  des  Koch’schen 
Heilmittels  bei  Augenerkrankungen.  (Deutsche  med.  Wochenschr.  1891.  No.  2. 
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Korach , Ueber  die  mit  dem  Koch’schen  Heilmittel  auf  der  mediciDischeu  Abtbeiiung 
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Professor  Koch’s  treatment  of  tubereulosis  Report  of  cases  ander  treatment.  (Glasgow 
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220 


Neue  Litteratur. 


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1891.  0,60  M. 

Schwann  II,  Fall  von  tuberculösem  Hornhautgeschwür  des  rechten  Auges.  Keilupg 
nach  6 Injektionen.  (Deutsche  med.  Wochenschr.  1891.  No.  3.  p.  116  — 117.) 
Schwimmer,  E.,  Die  Koch’sehen  Impfungen  vom  dermatologischen  Standpunkte.  (Orvosi 
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Seemann,  E.  A.,  Plyn  Kocli’a  w ehorobscli  chirurgicznych.  (Gaz.  lekarska.  1891.  No,  1. 
p.  8-11.) 

Skerrit.t,  E.  6£.  and  Baron,  S.  J.,  Kocb’s  ireatment  of  tubercalosis.  (Bristol  med-chir. 
Journ.  1890.  Dec.  Appendix,  p.  1 — 14.) 

Sonnenburg,  Das  Koch’sche  Verfahren  kombiuirt  mit  chirurgischen  Eingriffen.  (Deutsche 
med.  Wochenschr.  1891.  No.  3.  p.  117  — 122) 

Steaxns,  H.  S.,  The  clinical  aspects  of  Koch’s  nietbod  in  Berlin.  (New  York  med.  Journ. 
1890.  Vol.  II.  Nr.  26.  p.  709—711.) 

Spicola , Die  neue  Polizeiverordnung,  betreffend  Desinfektion  bei  Tuberculcse.  (Bert, 
klin.  Wochenschr.  1891.  No.  1.  p.  22 — 28  ) 

Thibierge,  G.,  Le  tr&itement  du  lupus  vulgaire  par  ies  injections  de  iymphe  da  Koch. 

(Auuai.  de  dermatol.  et  de  syphiligr.  1890.  No.  12.  p 941  — 956.) 

Virchow  B. , lieber  die  Wirkung  des  Koch’schen  Mittels  auf  innere  Organe  Tubcr- 
culöser.  (Berl.  klin.  Wochenschr.  1891.  No.  2.  p.  49 — 52.) 

W&etzoldt,  Zur  Verhütung  der  Tuberculose.  (Therapeut.  Monatsh.  1890.  No.  12. 
p.  603—605.) 


Inhalt. 


Orlginalmittheilunges. 

Satz,  Oscar,  Zur  Kenntniss  der  Leucht- 
bakterien. (Orig.)  (Fcrtsetz  ),  p.  199. 

ß&rarelli,  Giuseppe , Ueber  einen  neuen 
Mikroorganismus  des  Wassers,  welcher 
für  Tbiere  mit  veränderlicher  und  kon- 
stanter Temperatur  pathogen  ist.  Mit  1 
lithographischen  Tafel.  (Orig),  p 193. 

Tizzoni,  Guido,  und  Cattani,  Giuseppina, 
Ueber  die  Art,  einem  Thiere  die  Immu- 
nität gegen  Tetanus  zu  übertragen.  (Ori- 
gin.), p.  189. 

Kefer&te. 

Fr&enkei,  C.,  und  Pfsiffer,  Ä.,  Mikropho- 
tographischer Atlas  der  Bakterienkunde, 
p 204. 

Jacobi,  E.,  Vier  Fälle  von  Milzbrand  beim 
Menschen,  p.  205. 

Lodge  Fils,  Samuel,  La  maladie  des  trieurs 
de  laine  (charbon  broncho-pulmonaire), 
p.  207. 

Kanfrsdi  und  Serafini,  Ueber  das  Ver- 
halten von  Milzbrand-  und  Choleraba- 
uillen in  reinem  Quarz-  und  reinem  Mar- 
morboden, p.  206. 

Osbome,  A.,  Die  Sporenbildung  des  Miiz- 
brandbacillus  auf  Nährböden  von  ver- 
schiedenem Gehalt  an  Nährstoffen,  p.  205. 

Voigt,  Ueber  den  Eiersack  von  Heterodera 
Schachtii  und  H.  radicicola,  p.  207 

Vossius,  Ein  Fall  von  einseitiger  metasta- 
tischer Ophthalihie  im  Puerperium,  be- 
dingt durch  Streptokokkenembolie,  p.  207. 


i Unterauchungsmethodes,  Instrumente  etc. 

3otkiu , Eine  einfache  Methode  zur  Isoli- 
i rung  anaerober  Bakterien,  p.  209. 

Gs.ssor,  J.,  Culture  du  bacille  typhique  sur 
milieux  nutritifs  colores,  p 208. 

Tischatkin,  N.,  Eine  vereinfachte  Methode 
der  Bereitung  von  Fleisch-Pepton-Agar, 

p.  208. 

Schutsimpfung,  künstliche  Infektions- 
krankheiten, Entwicklungshemmung 
und  Vernichtung  der  Bakterien 
und  Parasiten. 

! Blagovestehensky,  Sur  1’aDtagonisme  entre 
les  bacillea  du  charbon  et  ceux  du  pua 
bleu,  p.  211. 

Malm , Sur  la  ciruleuce  de  la  bacteridie 
charbooneuse  nprös  passage  chez  le  chien 
et  chez  le  lapin  vaccine,  p.  210. 

! Fhisaliz,  Etüde  experimentale  sur  le  röle 
attribuö  aux  cellules  iymphatiques  dans 
la  protection  de  i’organisme  contre  l’in- 
vasion  du  bacilius  anthracis  et  dans  le 
mecanisme  de  l’immunitö  acquise,  p.  209. 

Originalberichte  über  Kongresse. 

I Bakteriologisches  vom  X.  inter- 
nationalen medicinischen 
Kongresse  zu  Berlin, 

4. — 9.  August  1890.  (Fortsetzung.) 

Cornet  Derzeitiger  Stand  der  Tuberculose, 
! p.  213. 

Sormani , Internationale  Massregeln  gegen 
die  Tuberculose,  p 214. 

i Neue  Litterator,  p.  216. 


Prou  mannsche  Buch  drucke  rei  (Hermann  Pohle)  in  Jena. 


Bakteriologie  und  Parasitenkunde. 


In  Verbindung  mit 

Gel  Eafr.  Prot,  Dr.  Lerntet  ui  Messer  Dr.  Loeffler 

in  Leipzig  Io  (•reifsvald 

heraasgegeben  von 

Dr.  O.  Uhlworm  in  Cassel. 


Verlag  von  Gustav  Fischer  in  Jena. 


IX.  Band.  -c-  Jens,,  den  21.  Februar  1891.  No.  7. 

Preis  für  den  Band  (26  Nummern)  14  Marie. 

Jährlich  erscheinen  zwei  Bände. 

— »K  Zu  beziehen  durch  aile  Buchbaridlungen  und  Postanstalten.  f<— 


Die  Redaktion  des  „Centralblatts  für  Bakteriologie  und  Parasiten- 
künde “ richtet  an  die  Herren  Mitarbeiter  die  ergebene  Bitte , etwaige 
Wünsche  um  Liefeming  von  besonderen  A bdidiclcen  ihrer  Auf- 
sätze entweder  auf  das  Manuskript  schreiben  zu  wollen  oder 
direkt  an  den  Verleger,  Hemm  Gustav  Fischer  in  Jena,  gelangen 
zu  lassen.  Die  Verlagshandlung  ist  leider  nicht  in  der  Lage , später 
eingehende  Wünsche  berücksichtigen  zu  können. 


Original  - Nlittheilungen. 


Ueber  die  Wirksamkeit  von  Desinfektionsmitteln  bei 
höherer  Temperatur. 

Vorläufige  Mittheilung 

von 

Dr.  Adolf  Heider, 

Assistenten  am  hygien  Institute  der  Wiener  Universität. 

Die  Publikation  Behring’s:  Ueber  Desinfektion,  Desinfe’  äons- 
mittel und  Desinfektionsmethoden  (Ztschr.  f.  Hygiene.  Bd.  IX.  Heft  3.) 
veranlasst  mich  zu  einer  kurzen  Mittheilung  über  das  wesentlichste 
Resultat  einer  Reihe  von  Versuchen , welche  ich,  angeregt  durch 
meinen  verehrten  Lehrer,  Herrn  Prof.  G ruber,  unternommen  habe, 
um  die  Wirksamkeit  von  Desinfektionsmitteln  bei  erhöhter  Tempera- 
tur zu  prüfen. 

IX.  B4, 


15 


222  Hei  der,  Die  Wirksamkeit  v.  Desinfektionsmitteln  bei  höherer  Temperatur. 


Es  hat  sich  hierbei  auch  mir  die  bemerkenswerthe  und  wohl 
auch  praktisch  verwendbare  Thatsache  herausgestellt,  dass  bei  einer 
Anzahl  von  Desinfektionsmitteln  schon  durch  eine  massige  Erhöhung 
der  Temperatur  eine  sehr  bedeutende  Erhöhung  ihrer  Wirksamkeit 
erzielt  werden  kann. 

Beispielsweise  sollen  im  Folgenden  die  Zeiten  angeführt  werdeD, 
welche  nothweudig  waren,  um  bei  einer  Temperatur  vou  55 0 C Milz- 
brandsporen  abzutödten,  deren  Entwickelungsfähigkeit  durch  36tägige 
Einwirkung  von  5°/o  Karbolsäure  bei  Zimmertemperatur  nicht  ver- 
nichtet wurde.  Dieselben  waren  bei  5 % Karbolsäur  e ca.  1 — 2 Stunden, 
bei  5%  Karbolschwefelsäure  J Stunde,  bei  3°/o  Karboischwefelsäure 
1 Stunde,  bei  5%  Kresol-Schmierseife  2 Stunden. 

1 °/o  und  3 % Karbolsäure,  sowie  1 °/0  Karbolschwefelsäure  waren 
bei  dieser  Temperatur  noch  nach  7 — 8 Stunden  ohne  Wirkung,  ebenso 
3 °/0  Kresolschmierseife  bei  5stündiger  Einwirkung. 

Eine  weitere  Steigerung  der  Temperatur  um  20°  C,  also  auf  ca. 
75°,  kürzte  die  zur  Tödtang  der  Sporen  nöthige  Zeit  bei  5 °/o  Karbol- 
säure auf  3 Minuten,  bei  3%  Karbolsäure  auf  15  Minuten,  bei  1% 
Karbolsäure  auf  2— 2|  Stunden,  bei  5%  Karbolschwefelsäure  auf 
1 Minute,  bei  3%  Karboischwefelsäure  auf  10  Minuten,  bei  5%  Kre- 
solschmierseife auf  5 Minuten,  bei  3%  Kresolschmierseife  auf  15  Mi- 
nuten ab. 

Eine  mehr  oder  weniger  bedeutende  Steigerung  der  Wirksamkeit 
durch  Erhöhung  der  Temperatur  wurde  auch  bei  Schwefelsäure.  Kali- 
lauge und  Sodalösung  beobachtet. 

Dagegen  waren  10%  Pearson’sches  Kreolin,  1%  Pyoktanin, 
gesättigtes  Kalkwasser  bei  55°  (letzteres  auch  bei  75°)  bei  7 — 8s tün- 
ch ger  Versuchsdauer  ohne  Einwirkung  auf  die  Entwickelungsfähigkeit 
der  Milzbrandsporen. 

Mit  Versuchen  über  die  Einwirkung  warmer  Desinfektionsmittel 
auf  sporenfreies  Material,  sowie  über  die  praktische  Verwendbarkeit 
heisser  Deainfektiousflüssigkeiten  bin  ich  derzeit  Doch  beschäftigt  und 
behalte  mir  weitere  Mittbeilungen  vor. 


Heber  einen  neuen  Mikroorganismus  des  Wassers, 
weicher  Ihr  Thiere  mit  veränderlicher  und  konstanter 
Temperatur  pathogen  ist. 

(Pathologisches  Institut  der  Königl.  Universität  Siena,  Direktor 
Prof.  C.  Sanquirico.) 

Von 

Dr.  Gfiaseppe  Sanarelll, 

Assistenten. 

JSit  einer  lithographischen  Tafel. 

(Schluss. ) 

Die  Schnitte  aus  den  verschiedenen  in  Alkohol  gehärteten  und  in 
Ce'loiöin  eingeschlossenen  Organen  wurden  dann  mit  dem  alkalischen 


Sanarelli,  Ueber  einen  neuen  Mikroorganismus  des  Wassers. 


223 


Methylblau  von  Lo eff ler  gefärbt,  weil  der  B.  hydrophil us  fus- 
cus  sich  nicht  nach  der  Methode  von  Gram  färben  iässt. 

Die  Bacillen  sind  grösstentheils  in  den  Blutgefässen  oder  in  deren 
Nähe  angebäuft  und  behalten  überall  dieselbe  Neigung,  sich  in  zahl- 
reiche Gruppen  zu  sammeln,  welche  sehr  deutlich  im  Innern  der  Ge- 
webe hervortreten. 

Ausserdem  fand  ich  häufig  in  dem  cirkulirenden  Blute  selbst 
zahlreiche  riesige  Leukocy ten , welche  mehrere  Bacillen  in 
ihrem  Innern  enthielten. 

Auch  die  Eidechsen  (L.  agilis  und  viridis)  sterben  schnell 
nach  der  Infektion  mit  dem  B.  hydrophilusfuscus,  doch  ist 
bei  ihnen  die  lokale  Reaktion  etwas  weniger  ausgesprochen , als  bei 
den  Fröschen.  Sie  sterben  gewöhnlich  nach  7—8  Stunden,  wenn 
die  Impfung  an  einem  Bein  ausgeführt  wurde,  nach  zwölf  Stunden 
nach  der  Injektion  unter  die  Haut.  Die  Bacillen  finden  sich  in  bedeu- 
tender Menge  sowohl  im  Blut,  als  in  den  Organen,  welcher  ausser  der 
oben  beschriebenen  Hyperämie  nichts  besonders  Auffallendes  zeigen, 
das  nicht  im  Allgemeinen  dem  bei  Fröschen  Angetroffenen  analog 
wäre.  Auch  die  Salamander  (Tr.  cristatus)  erliegen  der  An- 
steckung bald  und  zeigen  ungefähr  dieselben  makro-  und  mikrosko- 
pischen Alterationen , welche  ich  für  die  anderen  Thiere  angegeben 
habe. 

Um  die  Infektion  an  Süsswasserfischen  studiren  zu  können,  welche 
nicht  ausserhalb  des  fliessenden  Wassers  leben  können,  musste  ich  zu 
besondern  Kunstgriffen  meine  Zuflucht  nehmen,  um  sie  hinreichend 
lange  am  Leben  zu  erhalten,  so  dass  ich  den  Ausgang  der  Inokulatiou 
erwarten  konnte,  ohne  ihren  vorzeitigen  Tod  zu  befürchten.  Zu  die- 
sem Zweck  brachte  ich  die  Thiere  in  ein  grosses  Gefäss,  in  welches 
ich  beständig  einen  schwachen  Wasserstrahl  fliessen  liess,  so  dass  das 
Wasser  fortwährend  bewegt  und  erneuert  wurde.  Auf  diese  Weise 
lassen  sich  auch  Süsswasserfische  viele  Tage  lang  am  Leben  er- 
halten. 

Die  vorzugsweise  gebrauchten  Fische  waren  die  Flussbarbe  (B. 
plebejus)  und  der  Aal  (A.  vulgaris). 

In  Betracht  der  grossen  Zartheit  dieser  Thiere  gebrauchte  ich 
die  Vorsicht,  zugleich  mit  den  inokulirten  Thieren  andere  in’s  Aqua- 
rium zu  setzen,  denen  ich  nur  einen  einfachen  Stich  mit  der  sterili- 
sirten  Nadel  beigebracht  hatte. 

Aber  in  allen  Fällen  blieben  die  letzteren  am  Leben  , wä'hrend 
die  ersteren  unfehlbar  der  Infektion  binnen  8 — 26  Stunden  erlagen. 
Sehr  hervorstechend  ist  bei  den  Fischen  die  Heftigkeit  der  örtlichen 
Reaktion,  und  zwar  ist  diese  um  so  stärker,  je  später  der  Tod  ein  tritt. 

Im  Allgemeinen  erscheint  an  der  Impfstelle  eine  ausgedehnte 
Schwellung  von  bräunlicher  Farbe,  hie  und  da  mit  rothen,  hämor- 
rhagischen Punkten  bestreut,  welche  man  auch  auf  dem  Reste  der 
Körperoberfläche  wahrnimmt.  Unter  der  Geschwulst  sind  die  Gewebe 
schlecht,  fast  gangränös,  von  weinrotber  Farbe  und  mit  Bacillen  er- 
füllt. 

Die  mikroskopische  Untersuchung  und  die  Kulturen  des  Bluts 
lassen  keinen  Zweifel  an  der  Natur  der  Infektion. 

]5  * 


224 


S a na r el  li, 


Bei  dem  Aal  besonders  ist  die  lokale  Reaktion  so  stark,  dass  sie 
umfangreiche  Geschwülste  und  wirkliche,  ausgedehnte,  brandige 
Stellen  längs  einem  grossen  Theile  des  Körpers  hervorbringt. 

Diese  tiefen  Alterationen  hängen  auch  zürn  Theil  von  der  grös- 
seren Widerstandsfähigkeit  ab,  weiche  diese  Thiere  in  Vergleich  mit 
allen  andern  zeigen.  Sie  können  die  Infektion  36 — 48  Stunden  über- 
leben, ohne  dass  diese  jemals  stiilsteh r oder  heilt;  in  solchen  Fällen 
ist  es  also  Dicht  schwer,  grosse  Ulceratiouen  und  tiefe  Erosionen  der 
Gewebe  anzutreften. 

Ui.  Wirkung  auf  Thiere  mit  konstanter  Temperatur. 

(Sogenannte  vvarmbültige  Thiere.) 

Ich  habe  mit  Meerschweinchen,  KaniucheD , Hundeu  , Katzen, 
Mäusen,  Fledermäusen , Igeln , Hühnern  und  Tauben  experimentirt, 
und  festgestellt,  dass  alle  diese  Thiere  in  verschiedenem  Grade,  aber 
auf  positive  Weise  der  ausserordentlich  pathogenen  Wirkung  des 
B.  hydropkilus  fuscus  unterliegen. 

Die  Meerschweinchen  zeigen  sich  auch  gegen  kleine  Mengen  des 
Virus  sehr  empfindlich.  Bei  ihnen  wie  bei  verschiedenen  andern 
Thierer.  entwickelt  sich  die  Infektion  binnen  sehr  wenigen  Stunden, 
denn  selten  erreichen  sie  die  zwölfte  Stunde  nach  der  subkutanen 
Impfung. 

Auch  die  mikro-  und  makroskopischen  Befunde  sind  sehr  ähn- 
lich. Man  findet  fast  immer  alle  Eingeweide  hyperämisch,  die  Miiz 
ist  verdickt  und  geschwollen,  die  Leber  zerreibbar,  Leber  und  Nieren 
stark  injizirt;  im  Peritoneum,  der  Pleura  und  im  Pericardium  findeu 
sich  bisweilen  hämorrhagische  Exsudate,  und  nicht  selten  habe  ich 
auch  ausgedehntes  subkutanes  Oedera  in  der  Nähe  der  Inokulations- 
stelle und  im  Unterhautbindegewebe  der  Bruch  wände  gefunden. 

Die  Bacillen  finden  sich  immer  in  zahlloser  Menge,  wie  man  sich 
an  den  Präparaten,  welche  ich  der  Gesellschaft  verlegte,  leicht  über- 
zeugen kann.  Besonders  in  der  Milz,  im  Blut  und  im  Knochenmark 
sind  sie  in  grosser  Menge  nachweisbar  und  in  Bezug  auf  Ansehen 
und  Anordnung  unterscheiden  sie  sich  nicht  von  den  in  Thieren  mit 
veränderlicher  Temperatur  Vorgefundenen,  welche  derselben  Infektion 
erlegen  sind. 

Auch  die  Kaninchen  sterben  bald  nach  der  Infektion.  Ein- 
spritzungen in  die  Venen  bringen  immer  in  5 — 6 Stunden  den  Tod 
hervor,  die  Unterhautinjektionen  nach  etwas  längerer  Zeit  Nur  ein- 
mal habe  ich  nach  einer  Unterbauteinspritzung  ein  kräftiges  Ka- 
ninchen nach  nur  3 Stunden  sterben  sehen , und  auch  in  diesem 
Fälle  enthielten  das  Blut  und  die  verschiedenen  Eingeweide  eine  be- 
trächtliche Menge  von  Bacillen. 

Die  makro-  und  mikroskopischen  Befunde  sind  jedoch  etwas 
weniger  ausgesprochen,  als  bei  Meerschweinchen.  Vor  Allem  sind 
die  Bacillen,  von  denen  einige  sowohl  im  Blute , als  im  Innern  der 
Organe  sich  innerhalb  der  Zellen  befinden,  weniger  zahlreich,  als 
beim  Meerschweinchen;  ausserdem  ist  es  mir  ausser  dem  nicht 
häufigen  Vorkommen  der  serös  - hämorrhagischen  Exsudate  in  den 


Ueber  einen  neuen  Mikroorganismus  des  \Vassers. 


225 


Eingeweiden,  einer  mehr  oder  weniger  deutlichen  örtlichen  Reaktion 
und  einem  sehr  ausgesprochenen  und  konstanten  Meteorisinus  nie- 
mals möglich  gewesen,  sonstige  bedeutende  Alterationen  aufzufinden. 

Bei  erwachsenen  Hunden  bringen  weder  Einspritzungen 
unter  die  Haut,  noch  solche  in  die  Venen,  weder  örtlich,  noch  im  All- 
gemeinen, irgend  eine  merkliche  Wirkung  hervor;  aber  neugeborene 
(3 — 4 Tage  alte)  Hunde  erliegen  unfehlbar  auch  nach  Unterhautin- 
jektionen  von  kleinen  Mengen  des  Virus  nach  12 — 36  Stunden.  Die 
anatomisch-pathologischen  Alterationen,  welche  sich  bei  diesen  letz- 
teren finden,  werden  vorzüglich  durch  ausgedehnte,  blutige  Oedeme 
unter  der  Haut  dargestellt , weiche  sich  von  dem  Impfpunkte  aus 
weit  erstrecken,  sowie  durch  eine  ausgesprochene  Neigung  der  darüber 
liegenden  Haut,  die  Haare  zu  verlieren. 

Die  Baciilen  finden  sich  in  grosser  Menge  in  den  Organen  und 
im  Blute,  und  mehr,  als  sonstwo,  in  dem  subkutanen  Oedem.  Sie 
sind  im  Allgemeinen  zu  zweien  und  dreien  verbunden,  bisweilen  fast 
kettenartig  angeordnet. 

Bei  neugeborenen  Katzen  sind  der  Ausgang  und  die  charak- 
teristischen Symptome  der  Infektion  ungefähr  dieselben , wie  bei 
jungen  Hunden.  Aber  auch  bei  erwachsenen  Katzen  bringen  Unter- 
hautinjektionen , wenn  sie  auch  keine  allgemeine  Infektion  erzeugen, 
doch  ausgedehnte  Infiltrationen  hervor,  gefolgt  von  grossen  Brand- 
stellen und  Geschwüren  von  schwieriger  und  langsamer  Heilung  in 
der  Umgebung  der  Impfstelle. 

Auch  weisse  Mäuse  und  Fledermäuse  (Plecotus  auri- 
tus)  werden  schnell  infizirt.  Die  ersteren  starben  nach  ungefähr  7 — 8 
Stunden.  Die  Impfsteile  ist  in  grosser  Ausdehnung  geschwollen  und 
geröthet,  das  Haar  fällt  leicht  auf  grossen  Strecken  aus  und  ent- 
biösst  eine  breite  Zone  ödematöser,  rothviolett  gefärbter  Haut;  die 
Milz  ist  etwas  geschwollen  und  enthält,  wie  auch  das  Blut,  zahlreiche 
Bacillen. 

Die  zweiten  starben  nach  nur  5 — 6 Stunden  mit  denselben  An- 
zeichen, wie  die  Mause. 

Der  Igel  (Erinaceus  europaeus)  zeigt  sich  dagegen  etwas 
widerstandsfähiger.  In  Folge  der  Unterhautinjektion  stirbt  er  erst 
nach  18 — 24 — 36  Stunden.  Auch  in  diesem  Falle  ist  die  Infektion 
allgemein;  die  örtlichen  Symptome  sind  ungefähr  wie  die  früheren. 

Auch  Hühner  und  Tauben  sind  der  allgemeinen  Infektion 
unterworfen,  aber  nur  durch  Einspritzung  in  die  Venen. 

Injektionen  unter  die  Haut  und  inJs  Parenchym  (Brustmuskeln) 
bleiben,  auch  bei  Anwendung  bedeutender  Mengen  von  Virus,  un- 
wirksam, und  verursachen  nur  vorübergehende,  kurz  dauernde  Stö- 
rungen, während  intravenöse  Einspritzungen  den  Tod  auf  5 — 7 Stunden 
zur  Folge  haben. 

Die  Bacillen  finden  sich  im  Blut  und  in  den  Organen,  aber  nicht 
in  so  grosser  Menge,  wie  bei  einigen  der  oben  genannten  Thiere. 

Bei  andern  von  mir  angestellten  Versuchen  an  Hühnern  und 
Tauben  hat  es  mir  geschienen,  als  ob  die  pareuchymatösen  Ein- 
spritzungen gegen  die  Wirkung  späterer  intravenöser  Injektionen 
Schutz  gewährten.  Aber  bis  jetzt  sind  die  beobachteten  Fälle  nicht 


22Ö 


S a n a r el  1 i , 


zahlreich  genug,  um  dieses  bemerkcnswerthe  Resultat,  das  ich  künf- 
tig weiter  zu  verfolgen  gedenke,  als  sicher  hinzustellen. 

Ein  anderer  auffallender  Umstand  ist  die  ausserordentliche  Schnel- 
ligkeit, mit  der  bei  allen  an  dieser  Infektion  gestorbenen 
Thieren  der  Fäulnissprozess  verläuft. 

Bis  jetzt  habe  ich  noch  keine  Gelegenheit  gehabt,  das  Studium 
dieses  neuen  und  interessanten  Mikroorganismus  weiter  zu  verfolgen, 
welcher  mit  so  intensiv  pathogener  Kraft  begabt  ist,  wie  keiu  anderer 
unter  den  bis  jetzt  bekannten  und  beschriebenen. 

Aber  die  gesammelten  und  kurz  vorgetrageuen  Thatsachen  sind 
scüon  hinreichend , um  den  Werth  dieses  Bacillus  in  Bezug  auf 
Hygiene  und  Pathologie  festzustellen.  Denn  wenn  wir  auch  für  den 
Augenblick  von  der  Wichtigkeit  absehen,  welche  hinsichtlich  der  all- 
gemeinen Infektionslehre  ein  Mikroorganismus  haben  kann,  welcher  so 
hervorragend  infektiöse  Wirkung  sowohl  auf  kalt-  als  auf  warmblütige 
Thiere  ausübt,  so  bleibt  doch  noch  seine  ausserordentlich  pathogene 
Wirkung  auf  eine  Anzahl  von  Individuen  zu  betrachten , welche  den 
verschiedensten  Arten  angehören,  und  nur  der  Mangel  an  direkten 
Beweiseu  verhindert  uns  für  jetzt,  diese  Wirkung  für  viele  andere 
Thierarten,  vielleicht  sogar  für  den  Menschen  selbst  anzunehmen. 

Aber  eine  bis  jetzt  einzige  Erscheinung  in  der  Pathologie  ist 
die  überraschende  Schnelligkeit,  mit  welcher  das  allgemeine  Bild  des 
infektiösen  Prozesses  abläuft. 

Diese  Thatsache  hatte  mich  zuerst  zu  dem  Glauben  verleitet,  die 
Stotfwechselprodukte  des  B.  hydrophilus  fuscus  seien  mit 
energischen  toxischen  Eigenschaften  begabt.  Um  diese  für  meine 
Untersuchung  wichtige  Frage  zu  entscheiden,  öltrirte  ich  verschiedene 
Kulturen  auf  Fleischbrühe  und  Gelatine,  die  ich  vorher  zwei  bis  drei 
Wochen  laug  im  Brutraume  gehalten  hatte,  durch  das  Chamber  - 
1 and 'sehe  Filter;  aber  ich  bekenne  freimüthig,  dass  die  Injektionen 
unter  die  Haut  und  in  die  Venen,  welche  ich  mit  reichlichen  Mengen 
der  filtrirten  Flüssigkeit  machte,  niemals  bei  Thieren  irgend  eine 
Erscheinung  hervorgebracht  haben,  welche  mit  der  im  Laufe  meiner 
verschiedenen  Experimente  an  Thieren  gemachten  Untersuchungen 
in  Beziehung  gebracht  werden  könnte. 

Es  blieb  mir  noch  übrig,  auf  die  Wichtigkeit  hinzudeuten,  welche 
der  B.  hydrophilus  fuscus  aus  dem  speziellen  Gesichtspunkte 
der  natürlichen  Immunität  zeigt,  denn  Niemandem  kann  der  vorhan- 
dene Zusammenhang  zwischen  den  Bedingungen  entgehen,  welche  in 
den  organischen  Flüssigkeiten  die  Entwickelung  der  Bakterien  be- 
günstigen oder  verhindern,  und  zwischen  der  Empfänglichkeit  und 
Immunität,  welche  die  Thiere  gegen  dieselben  zeigen. 

Die  Froschlymphe  z.  B. , welche  die  üppigste  Entwickelung  des 
B.  hydrophilus  fuscus  erlaubt,  der  für  den  Frosch  pathogenisch 
ist,  während  sie  die  des  B.  anthracis  verhindert,  der  für  denselben 
wirkunkslos  ist,  bildet  eines  der  schönsten  Beispiele,  die  uns  die  Bak- 
teriologie dargeboten  hat. 

Nota.  Einige  Tage,  ehe  ich  -üese  meine  Studien  der  medizinisch- 
chirurgischen  Gesellschaft  in  Pavia,  mittheilte,  erschien  in  dem  letzten 


Ueber  einen  neuen  Mikroorganismus  des  Wassers. 


227 


Heft  von  Ziegler ’s  Beiträgen  ein  Aufsatz  von  P.  Ernst1)  in 
Heidelberg,  in  welchem  auf  eine  charakteristische  Frühlingsepidemie 
der  Frösche  hingewiesen  wird. 

Nach  den  Zeichnungen  und  einigen  allgemeinen  charakteristischen 
Eigenschaften , welche  Ernst  angibt , zweifle  ich  durchaus  nicht, 
dass  das  von  ihm  studirte  und  B.  ranicida  genannte  infektive 
Agens  dem  meinigen  vollkommen  entspricht.  Aber  da  seine  Resultate 
nicht  ebenso  gut  mit  den  meinigen  übereinstimmen,  so  ergreife  ich 
diese  Gelegenheit,  um  die  Hauptpunkte,  in  denen  wir  auseinander 
gehen,  anzudeuten  und  vielleicht  zu  erklären. 

Die  Untersuchung  von  Ernst  hat  zum  Ausgangspunkte  die 
Beobachtung  gehabt,  dass  die  Frösche  im  Frühling  wenig  zu  Experi- 
menten geeignet  sind,  welche  eine  Hautwunde  nöthig  machen.  Er 
hat  die  Ursachen  der  Sterblichkeit  untersucht,  welche  unter  solchen 
Umständen  eintritt,  und  hat  in  dem  Wasser,  worin  die  Frösche  ge- 
halten werden,  das  Vorhandensein  eines  pathogenen  Mikroorganismus 
feststellen  können,  welcher  ihre  Infektion  in  der  Gestalt  einer  wahren 
Epidemie  zur  Folge  hat,  wenn  ein  Eingangsthor  dem  Parasiten  den 
Zutritt  erleichtert.  Nach  der  Feststellung  dieser  Thatsachen  ist  der 
hauptsächlichste  Zweck  des  Dr.  Ernst  gewesen,  den  Einfluss  der 
äusseren  Temperatur  auf  den  Verlauf  und  Ausgang  der  Infektion  zu 
verfolgen,  und  dies  hat  nichts  mit  meinen  Untersuchungen  zu  thun, 
welche  sich  nach  einer  andern  Richtung  gewendet  haben. 

Die  zwischen  den  Untersuchungen  des  Dr.  Ernst  und  den 
meinigen  vorhandenen  Berührungspunkte  scheinen  sich  nur  auf  die 
pathogenen  Wirkungen  des  Mikroorganismus  auf  die  Thiere  zu  be- 
ziehen, und  gerade  in  diesem  Punkte  gehen  unsere  Resultate  wesent- 
lich aus  einander. 

Was  die  Infektion  beim  Frosch  betrifft  (die  er  allein  studirt  hat), 
so  behauptet  Ernst  zunächst , dass  die  Inokulationen  des  Virus 
in  den  Lymphsack  des  Rückens  immer  positiv  bleiben,  während 
ich  nach  wiederholten  Versuchen  mich  habe  überzeugen  müssen,  dass 
dieser  Weg  immer  trügerisch  ist,  und  dass  man,  um  ein  sicheres 
Resultat  zu  erhalten,  ia’s  Parenchym  injiziren  muss. 

Ferner  hatte  er  beobachtet,  dass  die  zur  Entwickelung  des  Pa- 
rasiten günstigste  Temperatur  nicht  30°  C überschreitet,  und  dass 
derselbe  über  30°  C weniger  üppig  wächst.  Daraus  zieht  er  den 
Schluss,  dass  er  bei  der  Körpertemperatur  warmblütige r 
Thiere  nicht  gedeihen  könne,  und  in  der  That  hätten  seine 
an  einer  Maus  und  eiDem  Kaninchen  ausgeführten  Inokulationen  diese 
Annahme  bestätigt.  Die  einzige  mit  dem  Blute  des  ersteren , einen 
Tag  nach  der  Impfung  gestorbenen  Thieres  ausgeführte  Kultur  sei 
unfruchtbar  geblieben,  und  die  Kultur  des  Blutes  des  Kaninchens 
(gestorben  8 Stunden  nach  der  Infektion)  habe  eine  so  geringe  Au- 
zahl  von  Kolonieen  geliefert,  dass  Ernst  annimmt,  diese  letzteren 
rührten  von  den  früher  eingespritzten  Keimen  her,  ohne  sich  im  Blute 
vermehrt  zu  haben.  Um  die  Ursache  des  Todes  beider  Thiere  zu 


1)  Die  Frühlingsseuche  der  Frösche  und  ihre  Abhängigkeit  von  Temperatureinflüssen. 
(Bd.  VIII,  Heft  1 der  Beiträge  zur  path.  Anatomie  und  allgem.  Pathologie,  j>.  203.  lbäO.) 


228 


Sanarelli,  Ueber  einen  neuen  Mikroorganismus  des  Wassers. 


erklären,  beruft  er  sich  auf  die  Wirkung  der  toxischen  Produkte, 
welche  aus  den  Kulturen  mit  den  Bacillen  in’s  Blut  übergeführt 
worden  seien. 

Zum  Beweis  dafür  werden  die  positiven  Resultate  angeführt, 
welche  durch  Injektion  von  gekochten  Kulturen  in  ein  zweites  Ka- 
ninchen und  iu  drei  weitere  Mäuse  erhalten  wurden.  Das  Kaninchen 
und  eine  Maus  blieben  am  Leben , während  die  beiden  andern  am 
folgenden  Tage  starben,  und  Ernst  schliesst  daraus  wieder,  für 
warmblütige  Thiere  könne  man  diesen  Mikroorganismus  eher  toxisch, 
als  infektiös  nennen. 

Die  kurze,  aber  klare  Darstellung  meiner  Versuche  lässt  es  mir 
unnöthig  scheinen,  mich  weiter  über  die  Punkte  zu  verbreiten,  in 
denen  E rnst’s  Resultate  von  den  mehligen  abweigen,  und  ich  weise 
nur  kurz  darauf  bin : 

1)  dass  der  beschriebene  Mikroorganismus  auch  über  30°  C 
üppig  gedeiht  und  seine  infektiösen  Eigenschaften  bewahrt; 

2)  dass  er  sich  auch  im  Körper  der  sogenannten  warmblütigen 
Thiere  schnell  entwickelt; 

3)  dass  filtrirte  (nicht  gekochte)  Kulturen  bei  ihrer  Infektion  in 
gewöhnlichen  Dosen  keine  Vergiftung  hervorbringen; 

4)  dass  endlich  der  von  Ernst  gegebene  Name  B.  ranicida 
nicht  mehr  annehmbar  ist,  sobald  derselbe  auf  Thiere  mit  konstanter 
Temperatur  ebenso  oder  mehr  pathogen  wirkt,  als  auf  solche  mit 
veränderlicher.  Als  streng  richtig  bleibt  also  nur  der  von  mir  bei- 
gelegte Name:  Bacillus  hydropbilus  fuscus. 

Mit  diesen  Bemerkungen  will  ich  übrigens  durchaus  nicht  die 
Arbeiten  des  berühmten  Heidelberger  Observatoriums  kritisiren;  aus 
meinen  eignen  Versuchen  weiss  ich,  wieviel  Einfluss  die  äussere 
Temperatur  auf  diesen  neuen,  interessanten  Mikroorganismus  aus- 
übt; daher  ist  es  durchaus  nicht  unmöglich,  dass  andere  von  der 
Untersuchungsmethode  unabhängige  Einflüsse,  wie  Klima,  Jahreszeit, 
etc.  auf  das  Resultat  unserer  Studien  einen  bedeutenden  Einfluss 
ausgeübt  haben. 


Erklärung:  der  Abbildungen. 

Fig.  1.  Blnt  von  Triton,  a rotbe,  b weisse  Blutkörperchen,  e Bacillen,  in  kleine 
Gruppen  vereinigt  (Keristka,  Obj.  hom.  Imm.  1/,g-  Oc.  3-)  Färbung:  Methylenblau- 
Osmium  säure. 

Fig.  2.  Blut  vom  neugeborenen  Hunde,  a rotbe  , b weisse  Blutkörperchen,  c Ba- 
cillen, kettenförmig. 

Fig.  3.  Taubenblut,  a rothe,  b weisse  Blutkörperchen,  c Bacillen  (ebenso). 

Fig.  4.  Kultur  vom  16  Stunden  auf  Nährgelatine. 

Fig.  5.  Kultur  von  5 Tagen  auf  Kartoffel. 

Fig.  6.  Kultur  von  2 Tagen  auf  Agar  mit  Glycerin. 

Fig.  7.  Froschleber.  a Leberz^llen.  b Pigment  e Blutgefässe  voll  Bacillen. 
(Koristka,  Obj.  8.  Oc.  3.)  Färbung  wie  oben. 

Fig.  8.  Niere  vom  Meerschweinchen,  a Glomeruli  b.  Canaliculi.  o Bacillen  (idem). 
Fig.  9.  Bacillus  hydropbilus  fuscus,  in  Gelatine  entwickelt.  (Koristka,  Ohj. 
Imm.  hom.  Ylg.  Oo.  3.) 

Sieua,  am  5.  Juli  1890. 


Centralbl  f BaclerioL.  u.  Pcu'asitenk.  Bd.IX. 


Taf.  I. 


DrG.Sanareili  ad.nat.pinx 


Veriv  Gustav  FisokpJcna 


] llhAnst.v  AGiltsch  Jena. 


K a t z , Zur  Eenntniss  der  Leuchtbakterien. 


229 


Zur  Kenntniss  der  Leucht bakterien. 

Von 

Dr.  Oscar  Katz 

in 

Sydney. 

^Fortsetzung.) 

Stich-  und  StriciLkultnreii  in,  resp.  auf  Jfälirgelatine. 

1)  Bacillus  cy  aneo -phosph.  In  Stichkultureu  in  6proz. 
Nährgelatiue  bildete  sich1)  an  der  Oberfläche  eine  der  Kolonieen- 
bildung  analoge,  flach-  napf  oder  uhrglasförmige,  kreisförmig  be- 
randete  Aushöhlung,  die  nach  2 Tagen  — Temperatur  21 — 22°  C — 
ca.  5 mm  breit  war.  Die  Menge  der  nach  dieser  Zeit  in  jener  Aus- 
höhlung ersichtlichen  verflüssigten  Gelatine  war  etwas  geringer,  als 
diejenige  der  ursprünglich  festen  Gelatine.  Am  Boden  der  Vertiefung 
befand  sich  ein  weisslich-graues  Häutchen,  von  dem  aus,  als  der 
Basis,  ein  zunächst  kegelförmiger,  im  weiteren  Verlauf  cylindrischer 
Kulturstrang  nach  abwärts  verlief.  Derselbe  war  rings  umgeben  von 
einer  schmalen  Zone  verflüssigter  Gelatine.  Nach  im  Ganzen  3—4 
Tagen  hatte  die  Verflüssigung  an  der  Oberfläche  den  Rand  des  ca. 
18  mm  weiten  Reagensglases  erreicht. 

Die  Oberfläche  nahm  ein  grauweisses  zusammenhängendes  Häutchen 
ein ; in  dem  entsprechend  breiten  Verflüssigungstrichter  bestand  die 
Kultur  aus  grauweissen  oder  gelblichen , krümeligen  oder  flockigen 
Massen , der  grösste  Theil  am  Boden.  Die  Entwickelung  schritt 
energisch  vorwärts  , bis  schliesslich  die  ganze  Gelatinemenge  ver- 
flüssigt war.  Am  Boden  des  Röhrchens  lag  der  Hauptantheil  der 
Kultur  als  ansehnliche,  gelbliche,  fadenziehende  Masse;  die  darüber 
stehende,  an  der  Oberfläche  ein  Kulturhäutchen  tragende  Flüssigkeit 
war  zunächst  noch  trübe,  wurde  aber  nach  und  nach  vollständig 
klar;  ihre  Färbung,  anfangs  gelblich,  wurde  gemäss  dem  Fortschreiten 
der  Verdunstung  der  Flüssigkeit  allmählich  röthlich-braun , und  war 
schliesslich  — in  ganz  abgetrockneten  Kulturen  — dunkel  rothbraun. 

Stichkulturen  in  lOproz.  Nährgelatine  verhielten  sich,  abge- 
sehen von  der  etwas  langsameren  Entwickelung,  wie  solche  in  6proz. 
Nährgelatine.  In  6proz.  Nährgelatine,  mit  einem  Gehalt  von  2,7% 
Kochsalz,  war  das  Wachsthum  ein  besonders  üppiges.  Stichkulturen 
in  einem  solchen  Nährboden  unterschieden  sich  von  denen  in  gewöhn- 
licher Nährgelatine  sogleich  dadurch,  dass,  während  bei  letzteren  die 
Begrenzung  des  Flüssigkeitstrichters  gegen  die  noch  feste  Gelatine 
dem  unbewaffneten  Auge  oder  bei  Lupenbetrachtung  glatt  erschien, 
bei  ersteren  in  ausgesprochener  Weise  von  der  Peripherie  des  Ver- 

1)  Die  Beschreibung  von  anomalen  Stichkulturen,  die  dadurch  entstanden,  dass  im 
Stichkanal  nach  dem  Impfen  der  Gelatine  Luft  zurückgehalten  worden  war , kann 
füglich  übergangen  werden. 


230 


Ratz, 


flüssigungsschlauches  aus,  gewöhnlich  iu  dessen  ganzem  Verlauf, 
kurze  wimperartige,  mehr  oder  weniger  dicht  stehende  Ausläufer 
radiär  in  die  noch  feste  Gelatine  eindrangen. 

In  8prozent.  Nährgelatine,  mit  2%  Traubenzucker,  war  das 
Wachsthum  ein  beschränktes.  Nach  etwas  mehr  als  14  Tagen, 
nach  welcher  Zeit  die  Temperatur  zuweilen  27°  C betrug  — Ende  De- 
zember 1887  bis  Anfang  Januar  1888  — zeigte  sich  im  unteren 
Theile  von  Stichkulturen  eine  schmale  flüssige  Säule,  in  derselben 
suspendirt  hier  und  da  einige  Kulturbröckchen  und  am  Boden  ein 
gelblich-weisses,  traubig-flockiges  Präcipitat.  Eine  verhältnissmässig 
niedrige  Schicht  verflüssigter  Gelatine,  mit  einem  Häutchen  an  der 
Oberfläche,  kennzeichnete  den  oberen  Theil  der  Kultur. 

Auf  einer  mit  dem  Infus  von  Meeräschen(Mugil)-Eleisch  ohne 
Kochsalzzusatz  hergesteliten , die  natürliche  saure  Reaktion  zeigen- 
den 8prozent.  Pepton-Gelatine  war  Wachsthum  und  Verflüssigung 
verlangsamt.  Dagegen  vollzog  sich  Wachsthum  und  Verflüssigung 
in  gewöhnlicher  Weise  auf  jener  Fischfleisch-Pepton-Gelatine,  nach- 
dem dieselbe  mittelst  Sodalösuug  schwach  alkalisch  gemacht  worden  war. 

2)  Bacillus  smaragd. -phosph.  In  stichweise  geimpfter 
6 prozent.  Nährgelatine  bildete  sich  entlang  dem  Verlaufe  des  Platin- 
drahtes ein  dünner  weisslicher  Faden,  und  oben  eine  flache,  weisslich- 
graue,  stearin-glänzende  Ausbreitung,  mit  nahezu  kreisförmigem  Um- 
risse und  schwach  angedeuteter  Ringbildung.  Der  Durchmesser  der 
fertigen  Auflagerung  betrug  bis  zu  5 mm.  — Im  Strich  entwickelte 
sich  ein  flaches  Band,  in  Färbung  und  sonstiger  Beschaffenheit  analog 
dem  oberflächlichen  Wachsthum  iu  Stichkulturen.  Die  Wandungen 
des  Reagensglases,  selbst  wenn  dieses  nur  12  mm  weit  war,  wurden 
von  der  Kultur  niemals  erreicht.  — In  oder  auf  8-  oder  10  prozent. 
Nährgelatine  wurden  den  obigen  im  Allgemeinen  ähnliche  Resultate 
erzielt. 

In  8 prozent.  Nährgelatine,  mit  2 g Traubenzucker,  war  das  Wachs- 
thum gehemmt.  An  der  Oberfläche  eines  solchen,  im  Stich  geimpften 
Mediums  bestand  schliesslich  ein  dünnes,  bläulich-graues,  wenig  aus- 
gedehntes Häutchen;  der  Grad  des  Wachsthums  im  Stich  war  pro- 
portional dem  an  der  Oberfläche.  Auf  der  natürlich  sauer  reagiren- 
den,  mit  Fischinfusum , ohne  Kochsalz  hergestellten  Peptongelatine 
(s.  oben)  blieb  die  Entwickelung  aus,  währeud  dieselbe  Gelatine,  nur 
schwach  alkalisirt,  für  die  Bacillen  einen  guten  Nährboden  abgab. 

Bei  den  in  oder  auf  der  gewöhnlichen  Nährgelatine  von  Anfang 
an  bis  etwa  auf  ein  Jahr  ausschliesslich,  von  Glas  zu  Glas  fortge- 
führten Kulturen,  auf  die  sich  obige  Beschreibung  bezieht,  war  vou 
Verflüssigung  oder  selbst  Erweichung  des  Substrats  nicht  die  Rede, 
wie  Monate  alte  Kulturserien  aus  jener  Zeit  bewiesen.  In  den  seit 
Anfang  April  1888  begonnenen  und  auf  mehr  als  ein  Jahr  successive 
fortgesetzten  Uebertragungen  auf  eine  2,7  proz.  Kochsalz  enthaltende 
6 prozent  Nährgelatine  — ein  dem  Gedeihen  des  Mikroorganismus 
sehrzusagendes  Nährmedium  — trat  eine  bemerkenswerthe  Veränderung 
ein,  derart,  dass  nach  wenigen  solchen  Uebertragungen  die  Anzeichen 
einer  Verflüssigung  des  Nährsubstrats  deutlich  wurden.  Nachdem 
die  Strichkultur  den  Höhepunkt  ihres  Wachsthums  erreicht  hatte, 


Zur  Kenntniss  der  Leuchtbakterien. 


231 


begann  die  zunächst  unter  ihr  liegende  Gelatine  zu  erweichen  ; die 
Oberfläche  der  Kulturmassen  nahm  ein  verwaschenes  Aussehen  an, 
sie  senkte  sich  nach  Art  einer  flachen  Mulde,  während  mittler- 

weile, vom  Rande  her , ein  Herabgleiten  von  Kultur  und  Gelatine 
seinen  Anfang  nahm.  Nach  und  nach  war  der  Inhalt  des  Röhrchens 
eine  zähflüssige,  in  einem  späteren  Zeitpunkte  dünnflüssige  Masse; 
bei  einer  Temperatur  von  etwa  + 25°  C ging  die  Verflüssigung 

rascher  von  statten,  als  bei  einer  von  -f-  20°  C.  In  Stichkulturen  voll- 
zog sich  die  Erweichung  und  Verflüssigung  entsprechend  langsamer, 
als  in  Strichkulturen  , und  zwar  nur  von  oben  nach  unten;  den  in 

der  Tiefe  der  Gelatine  befindlichen,  vereinzelten  oder  zu  Reihen  an- 

geordneten  Kolonieen  kam  die  Eigenschaft  des  Verflüssigens  nicht  zu. 

Sämmtliche  seitdem  erhaltenen  Generationen  auf  6- oder  10  Pro- 
zent. Nährgelatine  mit  einem  Gehalt  von  0,6  % Kochsalz  zeigten 
mehr  oder  weniger  vollständige  Verflüssigung  des  Substrates;  dieselbe 
war,  natürlicherweise,  langsamer  in  der  letzteren,  als  in  der  erstereu 
Art  von  Gelatine.  Am  4.  August  a.  c.  wurden  von  einer  3tägigen  ober- 
flächlichen (nichtleuchtenden  und  noch  nicht  verflüssigenden)  Kolonie 
im  Rollröhrchen  (10  prozent.  Nährgelatine)  je  zwei  Stich-  und  Strich- 
kulturen in  resp.  auf  gleichem  Nährboden  angelegt  und  in  den  Thermo- 
staten bei  ca.  21°  C gestellt.  Nach  14  Tagen  beobachtete  man  an 
den  letzteren  eine  Erweichung  der  Gelatine,  seichte  Einsenkung  der 
Kultur  und  geringe  Ansammlung  von  zähflüssiger  Gelatine  am  Grunde. 
Nach  weiteren  14  Tagen  bildete  der  Inhalt  der  beiden  Röhrchen, 
abgesehen  von  einer  kleinen  Portion  noch  fester  Gelatine  im  unteren 
Thei),  eine  dickflüssige  Masse,  auf  deren  Grunde  sich  der  Hauptan- 
theil  der  Kultur  in  Form  von  weisslieh-  oder  gelblich-grauen  Fetzen 
befand,  während  in  der  zähflüssigen  Gelatine  nach  oben  kleinere 
Kulturfragmente  zerstreut  waren.  Nach  und  nach  wurde  der  Inhalt 
dünnflüssig.  An  den  Stichkulturen  fiel  zunächst  nach  etwa  14  Tagen 
eine  schüsselförmige  Eiusenkung  der  Gelatine  und  der  zerschlitzt- 
randigen  Kulturauflagerung  auf;  die  Verflüssigung  hatte  noch  nicht 
begonnen.  Nach  weiteren  14  Tagen  fand  sich  jene  Auflagerung 
schwebend  auf  einer  3 — 3,5  mm  hohen  Schicht  trüber,  zähflüssiger 
Substanz , die  im  weiteren  Verlaufe  sehr  langsam  an  Ausbreitung 
zunahm,  während  die  Kulturmassen  sich  zu  Boden  senkten').  — 


1)  Da  die  Eigenschaft  des  Verflüssigens  zuerst  iu  der  2,7  % Kochsalz-Gelatine 
beobachtet  wurde,  so  lag  der  Gedanke  nahe  , dass  der  höhere  Gehalt  an  Kochsalz  in 
der  Nährgelatine  auf  die  Ausbildung  jener  Eigenschaft  möglicherweise  von  Einfluss  war. 
Der  Umstand,  dass  alle  späteren  Generationen  in  Nährgelatine  mit  dem  gewöhnlichen 
Zusatz  von  0,6  % Kochsalz  verflüssigten , wäre  sodann  mit  eiuer  Vererbung  jener 
Eigenschaft  in  Zusammenhang  zu  bringen.  — Dass  geringe  Differenzen  in  der,  wie  er- 
wähnt, stets  schwach  alkalischen  Reaktion  der  zu  deD  verschiedenen  Zeiten  benutzten 
Nährgelatine  mit  der  Ausscheidung  eines  peptonisirenden  Fermentes  etwas  zu  thuii 
hatten  — die  Art  des  benutzten  Ausgangsmaterials  (Tafelgelatine  bester  (Qualität)  war 
übrigens  von  Anfang  bis  auf  etwa  l1/2  Jahre  dieselbe  — ist  kaum  wahrscheinlich 
Wann  und  unter  welchen  Bedingungen  Verflüssigung  der  Gelatine  stattjindet , darüber 
könnten  nur  bestimmte  Versuche  sicheren  Aufschluss  geben,  zu  dem  Ende  wäre  der 
Mikroorganismus  aus  seinem  spontanen  Aufenthaltsort  wieder  rein  zu  kultiviren.  — 

Dass  eine  etwaige  Verunreinigung  der  verflüssigenden  Kulturen  von  Anfang  an 
ausgeschlossen  war,  wurde  durch  das  Ergebniss  von  Rollplattenkulturen  wiederholt  und 
zur  Genüge  dargethan  Die  Kolonieen  selbst  verflüssigten  die  Gelatine.  Alle  soweit 


232 


K a 1 z 


i 


Die  verflüssigte  Gelatine  mitsaramt  Kultur  reagirte  ziemlich  stark 
alkalisch. 

3)  Bacillus  argen  t.  -phosp  h.  I.  Wie  bei  der  vorhergehenden 
und  den  beiden  gleich  folgenden  Arten  blieb  in  Stichkulturen  das 
Wachsthum  im  Innern  der  Nährgelatine  auf  einen  durch  hervor- 
tretende Kolonieen  hier  und  da  körnigen  oder  knotigen  Faden  be- 
schränkt. An  der  Oberfläche  kam  es  zu  einer  flachen , glänzenden, 
im  Grossen  und  Ganzen  kreislinig  kontourirten  Auflagerung  yoii 
grünlich-gelber  oder  wachsartiger  Färbung  und  ca.  1 cm  Durchmesser. 
Strichkulturen  ergaben  einen  dieser  Ausbreitung  in  Färbung  und  Struk- 
tur ähnlichen  bandartigen  Belag.  In  einer  8 prozent.  Nährgelatine 
mit  2%  Traubenzucker  war  das  Wachsthum  noch  geringer,  als 
bei  1 und  2. 

Auf  saurer  Fischinfus-Pepton-Gelatine  (vergl.  1 und  2)  blieb  das 
Wachsthum  aus;  es  war  dagegen  sehr  lebhaft  auf  einer  derartigen 
Gelatine  nach  vorhergehender  Alkalisirung. 

Obige  Beschreibung  gilt  für  typische  Kulturen.  Im  Laufe  der 
Zeit  erwuchsen  Generationen,  die  von  jenen  in  Aussehen  und  Funk- 
tion (s.  unter  „Leuchten“)  abwichen.  Das  oberflächliche  Wachsthum 
war  dünn,  ohne  die  charakteristische  Färbung.  Alte  Strichkulturen, 
sowohl  typische  wie  atypische,  besassen  die  Tendenz  einer  Bildung 
neuer  „sekundärer“  Kolonieen  (vergl.  die  übrigen  Arten).  Ich  gebe 
hier  folgendes  Beispiel  neueren  Datums.  Am  17.  August  a.  c.  wurden 
von  einer  am  25.  Juni  a.  c.  angefertigten  Stichkultur  in  2,7% 
Kochsalz- Gelatine  zwei  Strichkulturen  auf  gleichartiger  Gelatine  an- 
gelegt. Am  18.  September  waren  auf  den  alten,  dünnen,  jetzt  un- 
scheinbaren Auflagerungen  vereinzelte,  hinter-  oder  nebeneinander, 
unregelmässig  reiheDförmig  angeordnete  — je  eine  Reihe  nahe  den 
alten  Impfstrichen  — frische  Kolonieen  vorhanden,  von  starkem  Glanz 
und  grünlich-gelber  Färbung.  Sie  verhielten  sich  auch  in  sonstiger 
Beziehung  wie  typische  Kolonieen.  Die  von  einer  solchen  Kolonie 
abgeleiteten  Stichkulturen  waren  durchaus  typisch.  Dieselbeu  ver- 
flüssigten die  Gelatine  ebensowenig  wie  die  der  allerersten  Genera- 
tionen. An  ganz  alten  atypischen  Strichkulturen  in  6 prozent.  Nähr- 
gelatine mit  2,7  % Kochsalz  habe  ich  beobachtet,  dass  Erweichung 
mit  nachfolgender  Verflüssigung  eintritt,  wenn  die  Temperatur  sich 
derjenigen  nähert,  bei  welcher  die  Verflüssigung  der  betr.  Gelatine 
von  selbst  erfolgt. 

4)  B.  arg  ent.  - phosp  h.  II  und  5)  B.  argen  t. -phosp  h.  III. 
Typische  Strichkulturen  dieser  beiden  Arten  auf  gewöhuliche  6 prozent. 
Nährgelatine  unterscheiden  sich  in  Bezug  auf  das  Wachsthum  da- 
durch, dass  bei  4 ein  verhältnissmässig  schmales,  gleichmässig  dickes, 
grau-weissliches,  fettglänzendes  Band  entstand,  bei  5 ein  nach  den 
Rändern  hin  sehr  dünn  werdender,  fast  bis  an  die  Wandungen  des 
Reagensglases  reichender  Belag.  Auf  der  Oberfläche  der  Gelatine 
in  Stichkulturen  erfolgte  der  Vorgang  in  analoger  Weise.  Verglichen 


von  isolirten  , um  die  Zeit  noch  Dichtverflüssigenden  Kolonieen  abstammenden  Geiatiue- 
kultnren  verflüssigten  früher  oder  später.  Die  Befände  wurden  durch  die  früher  oder 
später  eintretende  Phosphoreseenz  kontroUirt,  von  der  unten  mehr. 


Zur  Keuntniss  der  Leuebtbakterien. 


233 


mit  typischen  Obeiflächenkult  uren  von  B.  arg.-ph.  I,  unterschieden 
sich  diejenigen  von  B.  arg.-ph.  II  und  III  sogieich  durch  die  Ab- 
wesenheit der  jenen  eigentümlichen  Färbung  (s.  o.);  die  seitliche 
Ausbreitung  in  Strichkulturen  angehend,  hielt  B.  arg.-ph.  I die 
Mitte  zwischen  jenen. 

In  Sprozent.  Gelatine  mit  2%  Traubenzucker  war  das  Wachs- 
thum etwas  ausgedehnter  bei  5,  als  bei  4,  in  beiden  Fällen  jedoch 
verhältnissmässig  schwach. 

In  der  Art  und  Weise  des  Wachsthums  der  jetzt  vorliegenden 
Generationen  von  B.  arg.-ph.  II  besteht  — gleiche  Bedingungen 
vorausgesetzt  — kaum  ein  Unterschied  von  dem  Modus  des  Wachs- 
thums früherer  und  frühester  Generationen.  Ein  neuerdings  beobach- 
tetes Vorkommen  von  „sekundären“  Kolonieen  verdient  hier  erwähnt 
zu  werden.  Am  17.  August  a.  c.  wurde  von  einer  4wöchentlichcn 
Stichkultur  in  2,7%  Kochsalz- Gelatine  (s.  o.)  eine  Strichkultur  auf 
gewöhnlicher  lüprozent.  Nährgelatine  angelegt  (es  wurden  zwei  Impf- 
striche parallel  zu  einander  ausgeführt).  Die  Entwickelung  erfolgte 
in  der  auf  solchem  Nährboden  üblichen  W?eise:  bläulich-grauer,  nach 
den  Rändern  zu  wolkiger  Kulturrasen.  Von  Mitte  bis  Ende  September 
begannen  neue  Kolonieen  zu  erscheinen,  im  Ganzen  etwa  30.  Die- 
selben waren  über  die  Gelatineoberfläche,  auf  der  alten,  jetzt  undeut- 
lichen Kultur,  regellos  zerstreut.  Sie  bildetet]  im  ausgewachsenen 
Zustande  bis  zu  etwa  1,5  mm  breite,  nagelkopfförmige,  glatt  kon- 
tourirte,  stearin-glänzende  Erhebungen  von  gelblich-grauer  Färbung 
bei  durchfallendem  Lichte.  Man  konnte  glauben,  eine  Art  Platten- 
kultur vor  sich  zu  haben.  (Weiteres  über  diese  Kolonieen  s.  unter 
„Leuchten“.) 

B.  arg.-ph.  III.  erwies  sich  nach  W7achsthum  (und  Wirkung) 
im  Laufe  der  Zeit  weniger  konstant,  als  B.  arg.-ph.  II.  In  einer 
am  25.  August  a.  c.  unter  ähnlichen  Verhältnissen  wie  im  vorigen 
Falle  angefertigten  Strichkultur  auf  lOprozent.  Nährgelatine  wurden 
ebenfalls  „sekundäre“,  wenn  auch  weniger  markante  Kolonieen  später- 
hin beobachtet.  Dieselben  waren  in  ungefähr  derselben  Zahl  wie  vor- 
hin, fast  alle  klein,  nur  eine  oder  zwei  etwa  1 mm  an  Breite  er- 
reichend. Letztere,  wiewohl  flacher,  ähnelten  sonst  den  oben  be- 
schriebenen Kolonieen  sekundären  Ursprunges  bei  B.  arg.-ph.  II 
(vergl.  ausserdem  das  unter  „Leuchten“  Gesagte). 

Verflüssigung  der  Nährgelatine  fand  weder  bei  der  einen,  noch 
der  anderen  Art  statt. 

6)  B.  argen t.- ph  o sph.  liquef.  In  typischen  Stichkulturen 
war  die  Entwickelung  an  der  Oberfläche  zunächst  analog  derjenigen 
von  oberflächlichen  typischen  Kolonieen.  Im  weiteren  Verlauf  glichen 
die  Kulturen,  abgesehen  von  einer  geringeren  Wachsthumsenergie, 
denen  von  B.  cyaneo-phosph.  Stichkulturen  in  6 prozent.  Nähr- 
gelatine mit  2,7%  Kochsalz  blieben  in  der  Geschwindigkeit  des 
Wachsens  und  Verflüssigens  ebenfalls  hinter  ähnlichen  Kulturen  von 
B.  cyaneo-ph.  zurück,  von  welchen  sie  sich  überdies  durch  den 
Mangel  von  wimperartigen  Ausläufern  an  der  Peripherie  des  Vcr- 
flüssigungsschlauches  oder  -trichters  unterschieden. 


234  Scbeurlen,  Zusatz  zu:  Eine  Methode  d.  Blutentnahme  beim  Menschen. 


Bei  Beschreibung  der  Plattenkulturen  wurde  gesagt,  dass  die 
Kolouieen  in  späteren  Generationen  einen  von  denen  anfänglicher 
Generationen  verschiedenen  Habitus  aufwiesen.  Gleiches  galt  auch 
für  die  Stichkulturen  jener  Generationen,  insofern,  als  der  Beginn  der 
Verflüssigung  der  Gelatine  unter  den  üblichen  Kulturbedingungen 
erheblich  verzögert,  dafür  jedoch  die  Ausbreitung  der  Kultur  an  der 
Gelatineoberfläche  vor  dem  Beginn  der  Verflüssigung  um  so  beträcht- 
licher war  (vergl.  die  Notizen  unter  „Leuchten“). 

Ein  Zusatz  von  2 % Traubenzucker  zu  einer  8 prozeut.  Nähr- 
gelatine wirkte,  wie  bei  den  andren  Arten,  entwickelungshenimend. 

(Fortsetzung  folgt.) 


Zusatz  zu  dem  Aufsatze  „Eine  Methode  der  Blutent- 
nahme beim  Menschen“1 2). 

Von 

Dr.  Seheurlen 

in 

Berlin. 

Die  „Bemerkungen  zu  dem  Aufsatze  Eine  Methode  der  Blutent- 
nahme beim  Menschen  von  Dr.  Th.  Smith“*)  veranlassen  mich  zu 
der  Annahme,  dass  ich  mich  in  diesem  Aufsatze  zu  kurz  ausgedrückt 
habe,  verleitet  durch  die  geringe  Wichtigkeit,  die  ich  dem  gewiss 
nur  Wenige  interessirenden  Inhalt  meiner  Mittheilung  beilegen  zu 
müssen  glaubte. 

Nicht  die  Gestalt  und  Grösse  der  Glasröhre,  sondern  die  Art  der 
Blutentnahme  am  lebenden  Menschen  war  es,  durch  deren  Ver- 
öffentlichung ich  mir  den  Dank  des  einen  oder  anderen  Blutunter- 
suchers zu  erwerben  hofite,  und  die  bis  jetzt  meines  Wissens  noch 
nicht  geübt  wurde. 

Glasröhren  oder  daraus  hergestellte  Gefässe,  die  nach  der  Fül- 
lung zugeschmolzen  werden,  sind  zur  Entnahme,  zum  Transport  und 
zur  Aufbewahrung  von  Flüssigkeiten  in  der  Bakteriologie  schon  seit 
längerer  Zeit  im  Gebrauch ; ich  erinnere  nur  an  die  Glaskugeln  und 
Glasröhren  von  Flügge  und  Heraeus,  die  bei  der  Wasserunter- 
suchung früher  beliebt  waren ; heutzutage  hält  man  ein  Glaskölbchen 
oder  Reagensröhrchen  mit  Watteverschluss  für  zweckentsprechender. 

Bei  meinen  Blutuntersuchungen  kam  es  mir  darauf  an,  eine  Me- 
thode der  Blutentnahme  am  lebenden  Menschen  zu  erhalten,  die 
etwas  mehr  Blut  liefert,  als  der  übliche  Nadelstich,  und  ein  geringerer 
Eingriff  ist,  als  der  Aderlass.  Zugleich  musste  bei  dieser  Manipu- 
lation die  Möglichkeit  eiuer  Verunreinigung  des  Blutes  ausgeschlossen 
werden.  Es  durfte  also  das  Blut  unter  keinen  Umständen  mit  der 


1)  Diese  Zeitschr.  Bd.  VIII.  1890.  p 257 

2)  Diese  Zeitschr.  Bd  IX.  1891.  p AS. 


Reduktion  von  Nitraten  durch  Bakterien. 


235 


Hautoberfläche  und  nicht  mit  der  äusseren  Luft  in  Berührung  kommen, 
beides  Nachtheile  der  zwei  erwähnten  Methoden.  Dieses  Postulat  war 
erfüllt,  als  ich  die  Beobachtung  gemacht  hatte,  dass  sich  die  Haut 
mit  einer  ausgezogeneu,  etwas  kräftigen  Glasröhre  sehr  leicht  bis  in 
eine  oberflächliche  Vene  durchstechen  lässt  und  dass  dieser  Eingriff 
keinerlei  Gefahr  für  den  Menschen  mit  sich  bringt. 

Wie  ich  in  meiner  ersten  Mittheilung  erwähnte,  zeigte  es  sich 
als  das  zweckmässigste,  nach  der  Entnahme  das  Blut  möglichst  bald 
in  irgend  ein  steriles,  verschliessbares  Gefäss  zu  entleeren , da  die 
Gerinnung  in  der  Röhre  die  Untersuchung  und  weitere  Verarbeitung 
des  Blutes  erschwerte. 

Mir  diente  also  dieses  beschriebene  Glasrohr  fast  lediglich  als 
Operationsinstrument  am  lebenden  Menschen;  dasselbe  mag  mit 
dem  Smith 'sehen  äusserlich  vollkommen  übereinstimmen,  innerlich 
d.h.  ihrem  Zweck  und  ihrer  Verwendung  nach,  sind  sie  grundverschieden. 


Referate. 


Laurent,  Experiences  sur  la  rßduction  des  nitrates  par 
les  veg^taux.  (Annales  de  l’Institut  Pasteur.  1890.  No.  11. 
p.  722.) 

Von  vorstehender  Arbeit,  deren  Ergebniss  auch  für  die  Physio- 
logie der  Bakterien  von  Interesse  ist,  seien  zunächst  die  Schlusssätze 
angeführt: 

1)  Die  Fähigkeit  der  Reduktion  von  Nitraten  existirt  bei  den 
höheren  Pflanzen,  den  Algen  und  Pilzen  ebenso,  wie  bei  den  Bakterien. 

2)  Auch  bei  keimenden  Samenkörnern  und  Wurzelknollen  lässt 
sich  das  gleiche  Vermögen  leicht  nachweisen. 

3)  Bei  den  höheren  Pflanzen  kommen  Substanzen  vor,  deneu  die 
Fähigkeit  der  Reduktion  von  Nitraten  auch  nach  dem  Tode  der  Zellen 
innewohnt. 

4)  Die  Fähigkeit  der  Reduktion  der  Nitrate  bei  den  Pflanzen  ist, 
wie  die  alkoholische  Gährung,  eine  blosse  Aeusserung  der  Lebens- 
thätigkeit,  welche  in  einem  sauerstofffreien  Medium  andauert. 

Verf.  betrachtet  demnach  die  Reduktion  von  Nitraten  als  einen 
allgemeinen,  weit  verbreiteten  Vorgang.  Nach  einer  früheren  Arbeit 
desselben  kommt  sogar  dem  blossen  Sonnenlicht,  auch  bei  mittlerer 
Intensität,  die  Fähigkeit  zu,  die  Nitrate  von  Kalium,  Natrium  un  i 
Calcium  zu  reduziren,  und  zwar  ebenso  bei  Luftzutritt,  wie  im  lurr- 
leeren  Raum. 

Was  die  Methodik  der  Versuche  betrifft,  so  war  das  Verfahr  m 
z.  B.  bei  den  Getreidekörnern  folgendes:  Um  alle  anhaftenden  Bak- 
terien sicher  abzuschliessen,  wurden  dieselben  für  | Stunde  in  e .e 
1 promille  Sublimatiösung  in  sterilen  Röhren  eingelegt  und  wieder- 
holt kräftig  geschüttelt,  um  die  anhaftenden  Luftbläschen  zu  e.  - 
fernen.  Hierauf  folgte  dreimaliges  Abwaschen  mit  sterilem  Wasser, 


236 


Lepra. 


von  dem  man  zuletzt  eine  kleine  Quantität  ia  der  Rohre  zurück  lässt, 
uir.  die  Keimung  zu  ermöglichen.  Den  Röhren  gibt  mau  eine  nahezu 
horizontale  Lage,  so  da^s  die  Körner  mit  dem  Wasser  in  Berührung 
sind,  ohne  untergetaucht  zu  sein.  Bei  höherer  Temperatur  erfolgt 
rasch  die  Keimung.  Nun  wird  mit  steriler  Pipette  1 proz.  Nitrat- 
lösuug  zugegebeu.  Stets  ist  darauf  zu  achten,  dass  das  verwendete 
destillirte  Wasser  frei  von  Nitriten  sei,  was  in  Laboratorien  keines- 
wegs immer  der  Fall  ist.  Zum  Nachweis  des  gebildeten  Nitrits  diente 
als  höchst  empfindliches  Reagens  Naphthylaminchlorür  bei  Gegenwart 
von  Salzsäure  und  Sulfanilsäure,  welches  bei  Spuren  von  Nitrit  Roth- 
färbung  ergibt.  Die  Zeit,  innerhalb  deren  die  Reaktion  eintrat,  war 
eine  verschiedene. 

Schliesslich  erwähnt  Verf.  Versuche  mit  Bakterien.  In  Ueber- 
einstimmung  mit  anderen  Autoren  konnte  er  bei  verschiedenen  patho- 
genen, chromogeneu  und  anderen  Bakterienarten  reduzirende  Eigen- 
schaften nachweiseD.  Dagegen  erwiesen  sich  die  streng  aerobischen 
Bacillus  subtilis,  Tyrothrix  tenuis  und  B.  niesen  teri- 
cus  in  Kalbsbouillon  mit  Zusatz  von  Nitrat  unfähig  zur  Reduktion, 
was  Verf.  als  einen  weiteren  Beweis  dafür  betrachtet,  dass  die  Re- 
duktion an  das  Leben  ohne  Sauerstoff  gebunden  sei.  Eine  der  redu- 
zirendcn  Arten  wurde  einerseits  mit  reichlichem,  andererseits  mit 
sehr  beschränktem  SauerstoÜ'zutritt  gezüchtet  und  gab  nur  in  letzterem 
Fall  Reduktion.  Die  reduzirende  Wirkung  bei  den  Bakterien  tritt 
übrigens  nur  relativ  langsam  auf,  beruht  somit  nach  Verf.  nicht  auf 
der  Aktion  eines  schon  vorgebildeten  Enzym-artigen  Körpers. 

Büchner  (M ünchcn). 

Ramon  y Cajal,  S.,  Sobre  las  c61ulas  gigantes  de  la  le- 
pra  y sus  relaciones  con  las  colonias  del  bacilo  le- 
pros o.  (Gaceta  sanitaria  de  Barcelona.  1890.  Juli.) 

Verf.  beschreibt  seine  Untersuchungen  der  Leprakuoten,  die 
zwei  Kranken  aus  der  Wange  ausgeschnitten  worden  waren  und  in 
denen  er  ganz  typische  Riesenzellen  in  grosser  Anzahl  gefundeu  hat, 
während  ihm  das  bei  früheren  Untersuchungen  ebensowenig  gelungen 
war,  als  Baumgarten,  Unna,  Lutz  und  andern.  Die  Knoten 
waren  rasch  in  absoluten  Alkohol  gebracht  worden.  Die  Präparate 
wurden  theils  nach  Ehrlich- Weigert,  theils  nach  Unna  ange- 
fertigt und  mit  Z ei  ss,  Apochr.  1/3 ö und  dem  älteren  lj  18  untersucht. 
Verf.  erläutert  seine  Beschreibung  mit  3 Figuren,  wovon  eine  farbig, 
und  fasst  schliesslich  seine  Beobachtungen  in  folgenden  Schlüssen 
zusammen : 

1)  Die  Lepragranulome  enthalten,  wenigstens  an  gewissen  Stellen, 
echte  vielkernige  Riesenzellen,  die  alle  Merkmale  der  Langhaus- 
sehen  Tuberkelriesenzellen  darbieten. 

2)  Diese  Zellen  besitzen  wenig  oder  gar  keine  Protoplasmavar 
kuolen,  zum  Unterschiede  von  den  gewöhnlichen  epithelartigen  Zellen, 
bei  denen  dieselben  reichlich  zu  finden  sind. 

3)  Die  Ricsenzellen  beherbergen  vereinzelte  und  zu  Kolonieen  ver- 
einigte Bacillen,  die  während  ihres  Wachsthums  in  das  Protoplasma 


Lepra. 


237 


einzudringen  scheinen  und  dessen  Vakuolen  sammt  den  Kernen  in 
sich  aufneimien. 

4)  Auch  die  kleinsten  Kolonieen  besitzen  eine  Central vakuole, 
was  darauf  hinzudeuten  scheint,  dass  die  Vermehrung  der  Bacillen 
um  eine  Vakuole  herum  stattgefunden  hat. 

5)  Die  grossen  Kolonieen  der  Riesenzellen,  wie  auch  die  der  epi- 
thelartigen, können  die  ganze  Zelle  mit  Einschluss  der  Membran 
zerstören  und  erscheinen  dann  frei  in  den  Bindegewebstrümmern, 

6)  Auf  die  Lepra  findet  der  Phagocytismus  keine  Anwendung,  wie 
auch  schou  andere  Forscher  angegeben  haben;  die  Zellen  liefern 
gerade  den  besten  und  fast  ausschliesslichen  Nährboden  für  die  Mi- 
krobien. 

7)  Die  Lepra-Riesenzellen  scheinen  üppig  entwickelte  Bindege- 

webselemente  zu  sein.  Sentinon  (Barcelona). 

Lima,  Azcvedo,  und  Havelburg,  Hospital  dosLazaros.  Re- 
latoros  de  1890;  ferner  Brazii-Medico.  S.  281.  No.  35.  1890.  Mit  3 
Figuren.  Rio  de  Janeiro.  1890.  Autorreferat. 

Verff.  berichten  über  die  namentlich  in  den  Staaten  Minas, 
S.  Paulo  und  in  der  Hauptstadt  Rio  de  Janeiro  zu  beobachtende 
Zunahme  von  Lepra-Erkrankungen.  Zu  früheren  Beobachtungen  über 
die  Ansteckungsfahigkeit  kommt  eine  neue,  dass  ein  Koch,  der  30 
Jahre  hindurch  Dienste  im  Hospital  leistete,  dessen  Herkunft  unbe- 
lastet ist,  schliesslich  doch  eine  Leprainfaktion  acquirirte.  Ausführ- 
licher wird  ein  Krankheitsfall,  der  sechs  Jahre  hindurch  beobachtet 
wurde,  berichtet.  Es  handelt  sich  um  eine  theils  tuberöse,  theils 
anästhetische  Form,  die  schliesslich  zur  Kachexie  und  damit  zum 
Tode  führte.  Die  Sektion  ergab  zerfallene  lepröse  Knoten  in  der 
Nase,  im  Pharynx,  in  den  Lungen,  Volumsvergrösserung  der  Milz 
und  Leber,  Atrophie  der  Herzmuskulatur,  der  Magenwände  und  des 
Darms.  Leprabacillen  wurden  in  allen  Lepraknoten,  in  der  Milz  und 
der  Leber  konstatirt.  Besonders  hervorgehoben  wird  der  Befund  der 
spezifischen  Bacillen  in  den  von  interstitieller  Entzündung  ergriffenen 
Nieren ; die  Bacillen  wurden  nur  in  den  Glomerulis  angetrotfen. 
Leprabacillen  in  deu  Nieren  wurden  von  Cornil  und  Babes  be- 
obachtet, von  anderen  Forschern  in  diesen  Organen  vermisst.  Somit 
würde  das,  wenn  auch  seltenere  Vorkommen  von  Leprabacillen  in  den 
Nieren  eine  Bestätigung  finden.  — Die  Therapie  in  dem  Hospital 
besteht  neben  prophylaktischen,  hygienischen  und  roborirenden  Maass- 
nahmen in  der  Anwendung  von  Pyrogallussäure,  Ichthyol,  Chrysaro- 
biu,  Salben  von  Karbolsäure,  Sublimat,  Salicylsäure,  der  internen 
Darreichung  von  Karbolsäure,  Gynocardiumsäure  und  der  eventuellen 
Zerstörung  durch  das  Thermocautenum.  Die  Therapie  ist  nicht  ganz 
resultatlos,  jedoch  keineswegs  von  durchschlagendem  Erfolg.  — Bei 
dieser  Gelegenheit  sei  erwähnt,  dass  der  angeblich  geheilte  Lepra- 
fall Unna’s  (s.  IV.  Kongr.  für  innere  Medicin.  1885)  auf  Irrthum 
beruht.  Zum  Mindesten  nahm  die  Lepra  bei  der  nach  Rio  zurück- 
gekehrten Patientin  die  gewöhnliche  weitere  Entwickelung  und  erlag  die 
Kranke,  unter  qualvollen  Leiden  einer  durch  disseminirte  Lepra  verur- 
sachten Kachexie  vor  ca.  2 Jahren.  H a v e 1 b u rg  (Rio  de  Janeiro), 
ix.  iw.  16 


238 


Knochenmark  and  Infektionen. 


Sanfelice , Fr. , Contributo  alla  fisiopatologia  d e 1 rai- 
doll  o d e 1 1 e o s s a.  (Bolletino  della  Societä  di  Naturalisti  in  Napoli. 
Serie  I.  Anno  IV.  Vol.  IV.  1890.  Fascic.  1.) 

Diese  Arbeit  ist  die  Fortsetzung  einer  früheren  über  die  Ent- 
stehung der  rotheu  Blutkörper  im  Knochenmark  der  Wirbelthiere ; 
nur  derjenige  Abschnitt,  der  sich  mit  dem  Verhalten  des  Knochen- 
marks bei  einer  Reihe  von  künstlichen  Infektionen  beschäftigt,  kann 
hier  referirt  werden.  Die  Untersuchungen  umfassen  von  akuten  Er- 
krankungen den  Milzbrand  und  die  Mäuseseptikäraie,  von  chronischen 
die  Tuberculose.  Die  Methode  bestand  in  Untersuchung  der  Schnitte 
nach  Fixirung  des  Knochenmarks  durch  kaltgesattigte  Sublimatlösung, 
der  einige  Tropfen  Essigsäure  zugesetzt  waren;  Färbung  in  Häma- 
toxylin,  das  auch  die  Anthraxbacillen  färbt,  bezüglich  in  Lithion- 
karmin  und  Nachfärbung  nach  der  Grara’schen  Methode  oder  (bei 
der  Tuberculose)  Färbung  theils  uut  Ilämatoxylin,  theils  mit  Karbol- 
fuchsin und  Methylenblau. 

Die  Hauptveränderung  im  Knochenmark  bei  an  Milzbrand  ge- 
storbenen Thieren  (Kaninchen,  Meerschweinchen,  Igel)  besteht  in  un- 
gewöhnlicher Vermehrung  der  Zellen  mit  irregulären  oder  fragmen- 
tirten  Kernen,  und  zwar  sowohl  der  gewöhnlichen  Leukocyten,  als 
der  Erythroblasteu  (die  der  Verf.  mit  Löwit  als  Vorstufen  der 
kernhaltigen  rothen  Blutkörper  ansieht,  wenn  er  sie  auch  abweichend 
von  diesem  Autor  von  den  Leukocyten  herleitet),  als  auch  der  kern- 
haltigen rothen  Blutkörper.  Die  Kernfragmentation  in  den  Leuko- 
cyten kann  namentlich  an  Stellen,  wo  die  Bacillen  massenhaft  liegen, 
soweit  gehen,  dass  der  Kern  in  einen  Detritus  zerfällt.  Manchmal 
verschmelzen  derartig  degenerirte  Zellen  zu  grösseren  Massen. 

Der  Verf.  bemerkt,  dass  der  Kernzerfall  in  geringerem  Grade 
physiologisch  ist,  hier  nur  ausserordentlich  häufig  wird. 

Das  Knochenmark,  namentlich  das  rothe  oder  „funktionirende“, 
ist  sehr  reich  an  Bacillen , die  nicht  nur  innerhalb  der  Bluträume, 
sondern  auch  im  Gewebe  liegen.  Die  Bacillen  sind  niemals  in  Leu- 
kocyten eingeschlossen,  sehr  selten  finden  sie  sich  in  Riesenzellen 
und  auch  dann  stets  gut  gefärbt.  Da  der  Verf.  zudem  die 
Riesenzellen  mit  Löwit  u.  a.  als  regressive  Formen  auffasst,  die 
durch  Verschmelzung  entstanden  sind,  kann  er  hier  dem  Phagocytis- 
mus  keine  Rolle  zuschreiben.  Die  Zahl  der  Leukocyten  innerhalb 
der  Blutgefässe  des  Marks  ist  in  gleicher  Weise  wie  im  übrigen  Blute 
erheblich  vermehrt. 

Bei  der  Mäuseseptikämie  finden  sich  dieselben  Verhältnisse,  wie 
beim  Milzbrand.  Nur  liegen  hier  viele  Bacillen  in  Leukocyten . nie- 
mals in  Riesenzellen. 

Der  Befund  bei  der  Tuberculose  ist  folgender:  Das  Fett  ist 

zum  grossen  Theil  in  lymphoides  Mark  übergegangen,  doch  sind  die 
Erythroblasten  und  kernhaltigen  rothen  Blutkörper  sehr  spärlich  ver- 
treten, während  die  Leukocyten  in  ziemlicher  Menge  Mitosen  dar- 
bieten. Die  Formen  mit  fragmentirtem  Kern  sind  viel  seltener,  als 
bei  den  akuten  Erkrankungen,  häufiger  ist  die  Kernform  der  Leuko- 
cyten eine  unregelmässige.  Von  den  Riesenzellen  des  Marks,  die  der 
Verf.  eintheilt  in  solche,  die  aus  der  Verschmelzung  von  kernhaltigen 


Cysticerken  im  Schweine. 


239 


rothen  Blutkörperchen  hervorgehen , sind  die  letzteren  reichlicher 
vorhanden. 

Verf.  zieht  aus  diesen  Beobachtungen  den  Schluss,  dass  die 
Blutbildung,  wenn  nicht  völlig  zum  Stillstand  gekommen,  so  doch 
erheblich  verlangsamt  ist. 

Die  Genese  des  Tuberkels  beginnt  nach  dem  Verf.  damit,  dass 
Leukocyten  eine  Veränderung  ihres  Kernes  erleiden  , der  chromatin- 
ärmer  erscheint,  dann  mit  ihrem  Zellkörper  unter  einander  ver- 
schmelzen und  so  zur  Bildung  von  Riesenzellen  Anlass  geben  , die 
ohne  Ausläufer  sind  und  meist  peripherische  Anordnung  der  Kerne 
zeigen.  Rings  herum  bildet  sich  durch  gleiche  Veränderung  der 
Leukocyten  die  Epitheloidzellenzone,  die  ihrerseits  von  Leukocyten 
mit  fragmentirten  Kernen  umgeben  wird.  In  den  Riesenzellen  sind 
selten  Bacillen  zu  sehen,  in  reichlicher  Menge  in  der  Zone  der  Epi- 
theloidzellen.  In  älteren  Tuberkeln  ist  das  verkäste  Centrum  von 
jungen  Riesen-  und  Epitheloidzellen,  diese  wieder  von  einem  dichten 
Kranz  von  Leukocyten  umgeben.  [Kern-  und  Zelltheilungen  scheint 
Verf.  demnach  bei  der  Tuberkelbildung  nicht  gesehen  zu  haben.  Ref.] 

W.  Kruse  (Neapel). 

Morot,  Quelques  considörations  sur  1 a d6gene rescen ce 
des  cysticerques  ladriques  du  porc.  (Journal  de  uföd. 
v6t.  et  de  zootechnie.  1890.  Octobre.  p.  529/32.) 

Verf.  beschäftigt  sich  in  vorliegender  Arbeit  mit  den  Degenera- 
tionserscheinungen, welche  er  bei  Schweinefinnen  zu  beobachten  Ge- 
legenheit hatte.  Er  unterscheidet  4 verschiedene  Grade:  a)  Erster 
Grad.  Veränderung  der  äusseren  Haut  durch  Auflagerung  eines  kä- 
sigen Stoffes;  der  Bläscheninhalt  ist  dabei  vollkommen  klar  und  der 
Skolex  zeigt  vollkommen  unveränderte  Struktur,  b)  Zweiter  Grad. 
Der  Innenraum  der  Finne  ist  ganz  mit  käsigem  Inhalte  gefüllt.  Am 
Skolex  kann  man  die  Saugnäpfe  nicht  mehr  erkennen,  dagegen  ist 
der  Hakenkranz  noch  intakt.  c>  Dritter  Grad.  Die  Häkchen  finden 
sich  nicht  mehr  in  kranzförmiger  Anordnung,  sondern  zerstreut  in 
wechselnder  Zahl  in  dem  käsig  veränderten  Finnenknötchen  vor. 
d)  Der  vierte  Grad  endlich  zeichnet  sich  dadurch  aus,  dass  in  der 
käsigen  Masse  keine  Spur  der  Skolexmembran  oder  von  Häkchen 
mehr  zu  entdecken  ist. 

M.  weist  darauf  hin,  dass  bei  einem  und  demselben  Schweine 
neben  degenerirten  auch  ganz  normale  Finnen  Vorkommen  können  (La- 
drerie  mixte),  und  dass  die  Degeneration  der  Finne  nicht  nur  nach 
vollständiger  Entwickelung,  sondern  auch  während  derselben  be- 
obachtet werde  Ferner  erklärt  M.,  dass  beim  Fehlen  der  Haken  in 
degenerirten  Schweinefinnen  die  Natur  der  Gebilde  mit  Sicherheit 
nicht  festgestellt  werden  könne.  (Im  Gegensatz  zu  dieser  Annahme 
hat  Ref.  in  den  „Kalkkörperchen“  ein  ausgezeichnetes  diagnostisches 
Merkmal  für  abgestorbene  Cysticerken  gefunden.  — Vergl.  „Monats- 
hefte f.  prakt.  Thier  heil  künde.  Bd.  I.  S.  64/70.)  Zum  Schlüsse  wirft 
Verf.  die  Frage  auf,  ob  cs  nicht  möglich  sei,  durch  Erforschung  der 
Ursachen  des  Absterbens  der  Schweinefinnen  ein  Mittel  zu  finden, 
durch  welches  die  Schweine  gegen  Finneninvasion  immun  gemacht, 

16* 


240 


bezw.  die  bereits  eingedrungeneu  Finnen  getödtet  werden  könnten. 
Irgend  einen  positiven  Anhaltspunkt  hierzu  vermag  jedoch  M.  nicht 


Guiliebeau,  Ein  neuer  Fall  von  Cysticercus  der  Taenia 
s a g i n a t a b e i m R i n d.  (Schweizer  Archiv  f.  Thierheilkunde.  1 890. 
Heft  4.  S.  174/9.) 

Die  Taenia  saginata,  muss  als  ein  nicht  allzuseltencr  Gast 
des  menschlichen  Darmes  bezeichnet  werden.  Nach  einer  Statistik 
von  Z äs  lein  (Korrespondenzblatt  f.  Schweizer  Aerzte.  Bd.  XI.  S. 
673)  fand  Prof.  Roth  in  Basel  bei  1526  Sektionen  llmal  Taenia 
saginata,  kein  einziges  Mal  aber  Taenia  so  1 i u m.  Mit  Benutzung 
aller  zuverlässigen  Quellen  konnte  Zäslein  in  der  Schweiz  im  Gan- 
zen 160  Falle  von  Taenia  saginata  und  19  Fälle  an  Taenia 
soli um  feststeilen.  Dieses  Verhältnis  entspricht  vollkommen  den 
an  anderen  Orten  (Wien,  Holstein,  Italien)  gewonnenen  Zählungs- 
ergebnissen,  und  es  muss  auf  Grund  dieser  Statistik  angenommen 
werden,  dass  sich  heute  ein  Umschwung  in  Bezug  auf  die  Häufigkeit 
des  Vorkommens  der  beiden  Bandwurmarten  geltend  gemacht  hat. 
Denn  früher  war  Taenia  solium  häufiger  oder  ebenso  häufig,  als 
Taenia  saginata. 

Bis  vor  kurzem  konnte  man  sich  diese  Thatsache  angesichts  des 
seltenen  Vorkommens  des  Cysticercus  der  Taenia  saginata, 
der  Rindsfiune,  nicht  recht  erklären.  Seitdem  aber  auf  dem  Central- 
schlachthofe zu  Berlin  die  Entdeckung  gemacht  ist,  dass  die  Kau- 
muskeln Lieblingssitze  der  Rindsfinnen  vorstellen,  liegt  dieses  Ver- 
hältnis anders.  Im  Jahre  1887  fand  man  in  Berlin  unter  130733 
Rindern  nur  2 und  unter  99185  Kälbern  nur  1 mit  diesem  Parasiten 
behaftet,  im  Berichtsjahre  1888/9  dagegen,  nach  obiger  Entdeckung, 
nicht  weniger  als  113  Rinder  unter  der  Gesammtsumme  von  141814 
und  im  Jahre  1889/90  389  Rinder  unter  154218  überhaupt  unter- 
suchten. In  Zürich  waren  schon  im  Jahre  1886  in  Folge  der  genauen 
Untersuchung  der  Herzen  der  Schlachtthiere  (Z s c h o k ke)  19  Rinder 
und  38  Kälber  als  Träger  von  Finnen  erkannt  worden. 

Verf.  beschreibt  nach  dieser  Einleitung  einen  Fall  von  Finnen 
bei  einem  3 Wochen  alten  Kalbe.  Die  Muskulatur  dieses  Thieres  war 
mit  hellweissen,  eiförmigen  Knötchen  von  6 mm  Länge  und  4 mm 
Breite  durchsetzt.  Die  histologische  Untersuchung  der  Knötchen  er- 
gab Folgendes:  In  der  Mitte  liegt  der  Embryo  als  leicht  herausfal- 
lendes Kügelchen  von  l/2  mm  Breite;  in  dem  Innern  desselben  lässt 
sich  bereits  Flüssigkeit  nachweisen.  Neben  dem  Embryo  liegt  nekro- 
tisches Rundzellengewebe,  welches  stets  von  Blutextravasaten  durch- 
setzt. ist.  Die  Hauptmasse  des  Knötchens  bilden  gut  erhaltene  epi- 
tlieüoide  und  spindelförmige  Zellen , welche  allmählich  in  das  Pe- 
rimysium übergehen  Obwohl  die  Vorgefundenen  Gebilde  des  für 
die  Systematik  so  wichtigen  Kopfes  entbehren,  ist,  wie  G.  näher  be- 
gründet, unzweifelhaft,  dass  es  sich  in  seinem  Falle  um  Cysticer- 
ken  von  Taenia  saginata  gehandelt  hat. 


zu  geben. 


Ost  er  tag  (Berlin). 


Ostertag  (Berlin). 


Cysticerkeii.  — Distomum  tylindracaurri. 


241 


Labonlb&ne,  Sur  les  raoyens  de  reconnaltre  les  Cysti- 
cerques  du  Taenia  sagin  ata,  produisant  la  ladrerie 
du  veau  et  du  boeuf,  malgr6  leur  rapide  dispari- 
tion  a l’air  atmospherique.  (Compt.  rend.  des  S6ar.ces 
de  l’Acad.  des  Sciences  de  Paris.  1890.  No.  3.  p.  155/7.) 

L.  hatte  ein  Kalb  mit  reifen  Gliedern  von  Taenia  saginata  ge- 
füttert und  dasselbe  nach  21|ä  Monaten  gewerbsmässig,  wie  zum  Ver- 
kaufe, ausschlachteu  lassen.  Hierbei  fand  er  in  ziemlich  reich- 
licher Zahl  Finnen  über  die  Muskulatur  zerstreut,  machte  aber  die 
Entdeckung,  dass  die  Finnen  sowohl  in  ihrer  natürlichen  Lage  als 
isolirt  durch  die  Berührung  mit  der  Luft  sich  rasch  verkleinerten 
und  zwar  so,  dass  sie  kaum  mehr  wahrnehmbar  wurden.  Die  Cysti- 
cerken  konnten  indessen  wieder  deutlich  sichtbar  gemacht  werden, 
wenn  L.  die  ausgetrockneten  Fleischstücke  in  Essigsäure-  oder  Sal- 
petersäurewasser oder  in  eine  Mischung  von  Wasser,  Glycerin  und 
Essigsäure  legte.  Das  Verschwinden  der  Finnen  erklärt  Verf.  durch 
Verdunstung  ihres  flüssigen  Inhalts;  unter  Aponeurosen  und  in  der 
Tiefe  der  Muskelmassen  bleiben  dieselben  unversehrt. 

Ostertag  (Berlin), 

Linstow,  y.,  Deber  den  Bau  und  die  Entwickelung  des 
Distomum  cylindraceum  Zed.  (Arch.  f.  mikr.  Anal 
Bd.  XXXVI.  1890.  pg.  173-191.  2 Tat.) 

Obgleich  D i s tom  u m cylindraceum  aus  der  Lunge  unserer 
Frösche  und  Kröten  (Bufo)  sehr  lange  bekannt  ist  und  in  vielen 
Gegenden  zu  den  häufigsten  Parasiten  der  Batrachier  gehört,  sind 
unsere  Kenntnisse  über  seinen  Bau  und  Entwickelung  recht  dürftige. 
Diese  Lücke  wird  durch  die  vorliegende  Arbeit  des  bekannten  Göt- 
tinger Helmintbologen  ausgefüllt;  sie  beschäftigt  sich  mit  der  Ana- 
tomie des  Thieres,  die  wegen  der  enormen  Entwickelung  des  Uterus 
in  späterem  Alter  und  der  dabei  stattfindenden  Verödung  der  keim- 
bereitenden Drüsen  an  jüngeren  Individuen  zu  studiren  ist,  und  klärt 
die  Entwickelung  auf.  Aus  dem  ersten  Theile  der  Arbeit  heben  wir 
nur  eine  Beobachtung  hervor:  obgleich  Distomum  cylindra- 
ceum einen  Laurer’schen  Kanal  besitzt,  wird  dieser  nicht  als 
Vagina  benutzt,  sondern  der  Endtheil  des  Uterus,  wie  zwei  in  Copula 
beobachtete  Thiere,  die  auch  beim  Konserviren  vereinigt  blieben,  bei 
der  späteren  Untersuchung  auf  Schnitten  ergaben.  Da  es  sich  um 
zwei  ältere  Thiere  handelt,  die  schon  zahlreiche  befruchtete  Eier 
entwickelt  hatten,  muss  angenommen  werden,  dass  die  Begattung 
des  öfteren  wiederholt  wird.  Das  eingeführte  Sperma  macht  den 
umgekehrten  Weg,  den  die  Eier  zurücklegen,  d.  h.  es  dringt  im  Uterus 
zuerst  nach  hinten  und  von  da  wieder  in  den  Anfangstheil  des  Or- 
ganes, das  strotzend  mit  Samen  angefüllt  ist. 

Der  Embryo,  der  den  grössten  Theil  seiner  Entwickelung  im 
mütterlichen  Uterus  durchraacht,  bedarf  nach  dem  Freiwerden  der 
Eier  immer  noch  einige  Wochen  bis  mehrere  Monate,  ehe  er  die  Ei- 
schale verlässt  und  mit  Hülfe  seiner  fast  den  ganzen  Körper  be- 
deckenden Wimpern  im  Wasser  umherschwimmt.  Der  erste  Zwischen- 
wirth,  in  den  die  Larve  unter  Verlust  ihrer  Wimperhülle  einwandert 


242 


Fichtenritzenschorf. 


uud  zu  einem  Keimscklauche  auswächst,  ist  eine  Schnecke,  Lim- 
naeus  ovatus,  die  zu  den  häufigsten  Bewohnern  unserer  Gräben 
und  Tümpel  gehört. 

Etwa  Mitte  Juni  sind  in  den  Keimschläuchen  die  Cercarien  ent- 
wickelt und  schwärmen  aus;  ihr  feinbedornter  Körper  ist  0,33  mm 
lang,  0,12  inm  breit  uud  besitzt  einen  stabförmigen,  keine  Verdickung 
zeigenden  Bohrstachel  im  Mundsauguapfe;  der  Ruderschwanz  hat 
ungefähr  gleiche  Länge  mit  dem  Körper.  Die  Bewegungen  dieser 
Cercarien  sind  theils  schwimmende,  theils  kriechende. 

Eine  Einwanderung  der  Cercarien  in  einen  zweiten  Zwischeu- 
wirth  hat  v.  L.  nicht  beobachtet,  wohl  aber  die  späteren  einge- 
kapselteu  Stadien  in  einem  Schwimmkäfer (1 1 y b i u s fuliginosusF.) 
gefunden.  Bei  der  grossen  Uebereinstiinmung  zwischen  den  in  einer 
dicken  Cyste  befindlichen  und  auf  0,65  mm  gewachsenen  Distomen 
und  dem  Körper  der  Cercarien  ist  an  der  Identität  beider  wohl 
kaum  zu  zweifeln.  Uebrigens  vermuthet  v.  L.  ganz  mit  Recht,  dass 
die  Infektion  der  Käfer  nicht  auf  passivem  Wege  mit  der  Nahrung 
geschieht,  sondern  dass  die  Cercarien  einwandern  und  zwar  schon  in 
die  Larven  des  Ilybius. 

Frösche  gemessen  diese  wie  andere  Käfer,  die  ihnen  bei  ihren 
verhältnissmässig  langsamen  Schwimmbewegungen  leicht  zur  Beute 
werdeu,  und  importiren  auf  diese  Weise  die  eingekapselten  Di- 
stomen, welche  wahrscheinlich,  nachdem  sie  im  Magen  der  Frösche 
ihre  Kapsel  verlasseu  haben , durch  den  Oesophagus  in  die  Mund- 
höhle und  von  da  durch  den  Kehlkopf  und  die  ganz  kurze  Trachea 
in  die  weite  Lungenhöhle  einwandern.  Die  kleinsten  Distomen,  welche 
v.  L.  in  der  Lunge  von  Fröschen  fand,  waren  0,63  mm  lang.  0,35  mm 
breit,  auch  ganz  bedornt  und  Hessen  die  bei  den  Cercarien  vorkom- 
menden Hautdrüsen  in  der  gleichen  Form  und  Anordnung  noch  er- 
kennen. M.  Braun.  (Rostock). 

Lommatzsch , W. , Beobachtungen  über  den  Fichten- 
ri  tz  en  sc  ho  rf  (Hysterium  macrosporum  Hrtg.).  (Tha- 
rander forstliches  Jahrbuch.  1890.  Heft  3.  S.  144 — 150.) 

Hysterium  macrosporum  Hg.  fügt  alljährlich  seit  1885 
den  Fichtenbeständen  in  Sachsen  umfangreichere  Beschädigungen  zu. 
Die  Nadeln  werden  unter  dem  Einfluss  des  Pilzes  erst  röthüch,  ver- 
gilben dann  und  sterben  ab,  indem  die  schwarzen  Fruchtpolster  her- 
vorbrecheu.  Fichten  von  20 — 70jährigem  Alter  gehen  so  einzeln  oder 
in  kleineren  Gruppen  zu  Grunde.  Die  Krankheit  tritt  an  den  west- 
lichen Bestandesraudern  zuerst  und  am  stärksten  auf  und  ferner  auch 
bei  nassen  Bodenlagen. 

Die  bisher  vorgeschlageneu  Bekämpfungsmaassregelu,  bestehend 
in  Fällung  der  erkrankten  Bäume,  Verbrennung  des  Reisigs  und  der 
Nadelstreu  mit  den  Perithecien  des  Pilzes  sind  zu  weitgehend,  da  es 
einerseits  unmöglich  ist,  alle  Ansteckungskeime  mit  der  Verbrennung 
zu  vernichten,  indem  unzählige  derselben  am  Boden  und  an  be- 
nachbarten Fichten  Zurückbleiben,  durch  die  Fällung  vieler  Bäume 
aber  grosse  Gefahren  für  Wald  und  Boden  heraufbeschworen  werden ; 
schliesslich  erholen  sich  viele  Fichten  auch  wieder  von  der  Infektion, 


Schutzimpfung,  künstl.  Infektionskrankheiten,  Entwickelungshemmung  etc.  243 


Dagegen  empfiehlt  Verf.,  nur  die  absterbenden  Bäume  he rauszu nehmen 
und  die  weniger  stark  befallenen  nur  dann,  wenn  diese  Durchforstungs- 
weise ohne  bedenkliche  Unterbrechung  des  Schlusses  möglich  er- 
scheint, während  die  Verbrennung  des  Reisigs  und  der  Nadelstreu 
als  zu  mühsam  und  nutzlos  zu  unterlassen  ist.  Als  Vorbeugungs- 
mittel sind  anzuwenden:  Entwässerung  nasser  Bodenpartieen  resp. 
Bebauen  derselben  mit  passenden  Laubhölzern , kräftige  Durch- 
forstung der  durch  den  Pilz  gefährdeten  Fichtenbestände,  Mischung 
der  Fichtenbestände  mit  anderen  Nadel-  oder  Laubhölzern  und  An- 
legung von  mindestens  30  m breiten  Schutzstreifen  von  Kiefern  oder 
Laubhölzern  an  den  gefährdeten  westlichen  Bestaudesräudern  gegen 
die  Infektion  des  Pilzes.  Br  ick  (Karlsruhe). 


Schutzimpfung,  künstliche  Infektionskrankheiten,  Entwick- 
lungshemmung und  Vernichtung  der  Bakterien  etc. 

Gärtner,  F.,  Beitrag  zur  Aufklärung  des  Wesens  der 
sogen.  Prädisposition  durch  Impfversuche  mit 
Staphylokokken.  [Gekrönte  Preisschrift  der  Universität  Hei- 
delberg. — Aus  dem  Laboratorium  des  Prof.  Kehrer.]  (Z  i e g 1 e r’s 
Beiträge  zur  pathologischen  Anatomie  und  zur  allgemeinen  Patho- 
logie. Band  IX.  1890.  Heft  2.) 

Verf.  erwähnt  znnächst  einige  Besonderheiten  des  Staphylococ- 
cus  pyogenes  aureus,  die  ihm  bei  seinen  Untersuchungen  auf- 
gefallen  sind.  Hier  verdient  besonders  der  Umstand  hervorgehoben 
zu  werden,  dass  der  Staphylococcus  pyogenes  aureus 
unter  verschiedenen  Verhältnissen  verschiedene  Pigmentbilduug  zeigt. 
Letztere  ist  um  so  intensiver,  je  grösser  der  Sauerstoffgehalt  ist. 
Bei  gleichbleibender  Impfmenge  von  Staphylococcus  pyogenes 
aureus  war  auch  die  Wirkung  stets  dieselbe. 

Verf.  versuchte  nun  weiter  die  Bedingungen  zu  erproben,  welche 
die  Pilzentwickelung  in  den  Säften  und  Geweben  begünstigen. 

Bei  künstlich  hergestellter  allgemeiner  Anämie  zeigten  die 
anämischen  Thiere  in  den  folgenden  Tagen  nach  der  Impfung  viel 
raschere  Abscessbildung,  als  normale  und  diese  war  auch  ausgebrei- 
teter. Auch  der  Allgemeinbestand  der  anämischen  Thiere  war  ver- 
ändert. Von  den  anämischen,  geimpften  Thieren  starben  einige.  Durch 
Impfung  von  Herzblut  auf  Agar  erhielt  man  Staphylokokkenkulturen. 

Bei  lokaler  Anämie  erfolgte  nach  Staphy  iococcusimpfungen 
die  Abscessbildung  langsamer,  als  bei  normalen  Thieren. 

Nach  Gärtner’s  Anschauung  wirkt  bei  der  allgemeinen  Anä- 
mie wahrscheinlich  die  qualitative  Veränderung  des  Blutes,  die  Hy- 
drämie,  günstig  auf  das  Wachsthum  der  Kokkeu.  Eigene  Versuche 
zeigten  in  der  That,  dass  der  Staphylococcus  pyogenes 
aureus  auf  hydrämischem  Nährboden  besser  sich  entwickelte,  als 
auf  normalem,  wobei  namentlich  das  hydrämische  Blutserum  eiDq 
wesentliche  Rolle  spielt. 


244  Schutzimpfung,  kiinstl.  Infektionskrankheiten,  EntwiekelungshemmunH  etc 


Es  ist,  sonach  nach  Gärtner ’s  Untersuchungen  die  Hydrämie 
ein  Prädispositionsmoment  für  die  Entstehung  von  Infektionskrank- 
heiten. D itt  r i c h (Prag). 


Leubuscher,  (*.,  Einfluss  von  Verdauungssekreten  auf 
Bakterien.  [Aus  dein  hygienischen  Institute  zu  Jena]  (Zeit- 
schrift für  klinische  Medicin.  Band  XVII.  1890.  Heft.  5.) 

Verf.  prüfte  experimentell  den  Einfluss  des  Darmsaftes,  des  pan- 
kreatischen  Saftes  und  der  Galle  auf  Bakterien. 

Zunächst  wurde  das  Verhalten  des  Darmsaftes  gegen  Bakterien 
geprüft  und  untersucht,  ob  sich  Differenzen  der  Wirkung  zwischen 
dem  vom  Jejunum  und  dem  vom  Ileum  abgesonderten  Sekrete  fest- 
stellen lassen. 

Der  Darmsaft  erwies  sich  hei  Einhaltung  der  nothwendigen  Vor- 
sichtsmaassregeln  als  vollständig  keimfrei.  Die  Prüfung  der  Einwir- 
kung desselben  auf  Bakterien  erstreckte  sich  auf  Typhusbacillen, 
Cholerabacillen,  Finkler-Prior’ sehe  Bacillen,  Kartotfelbacillen  und 
Milzbrandbacillen. 

Im  allgemeinen  erfolgte  nach  einer  Stunde  häufig  eine  geringe 
Verminderung  des  Bakteriengehaltes  im  Darmsafte.  Dann  aber  be- 
gann bei  sämmtlic'hen  untersuchten  Bakterienarten  eine  enorme  Ver- 
mehrung des  Wachsthums.  Der  Darmsaft  besitzt  sonach  keine  des- 
infizirenden  Eigenschaften,  gibt  vielmehr  einen  günstigen  Nährboden 
für  die  zur  Untersuchung  gelangten  Bakterienarten  ab.  Im  Allge- 
meinen entwickelten  sich  die  Mikroorganismen  besser  im  Jejunum- 
safte, als  in  dem  aus  dem  Ileum  stammenden  Darmsafte. 

Trypsinlösungen  gaben  ein  noch  besseres  Nährsubstrat  für  Bak- 
terien ab,  als  der  Darmsaft,  insbesondere  für  Cholera-  und  Typhus- 
bacillen. 

Ferner  wurde  der  Einfluss  von  frischer  Schweinegalle,  Rindsgalle 
und  Menschengalle  auf  Bakterien  geprüft.  Die  frische  Galle  selbst 
war  stets  steril.  Hier  wurden  Versuche  angestellt  mit  Milzbrand-, 
Typhus-,  Cholera-,  Finkler-Prio  r ’ scheu  Bacillen,  mit  Bacteriuin 
coli  commune,  Proteus  vulgaris,  Bacillus  butyricus, 
Bacillus  acidi  lactici,  Saccharomyces  cer  evisiae  und 
Saccharomyces  ellipsoideus. 

Cholera-  und  Typhusbacillen,  ferner  P ro t e us  vulgaris,  Bac- 
terium  coli  commune  und  Milchsäurebacillen  entwickelten  sich 
in  der  Galle  sehr  gut,  der  Bacillus  butyricus  und  die  Hefe- 
arten dagegen  schlecht. 

Gallensäurelösungcn  tödteten  im  Gegensatz  zur  Galle  Typhusba- 
cillen, Cholerabacillen,  F i n k 1 er  - P r io  r ’sche  Bacillen  und  Milzbrand- 
bacillen binnen  4 bis  15  Stunden,  Proteus  in  10  Stunden,  Milch- 
säurebacülen  in  5 Stunden,  Buttersäurebacillen  in  \ Stunde.  Die 
Entwickelung  der  Hefepilze  war  in  Gallensäurelösungen  zwar  gehemmt, 
aber  nicht  vollständig  aufgehoben.  Milzbrandsporen  wuchsen  in  diesen 
Lösungen  zu  Bacillen  aus. 

Verf.  kommt  zu  folgenden  Resultaten: 

1)  Im  Darmsaft  und  im  pankreatischen  Saft  entwickeln  sich 


Schutzimpfung,  kiinstl.  Infektionskrankheiten,  Eütwickehingshemmung  ete.  245 


Bakterien  verschiedenster  Art  ausserordentlich  gut.  Fermente  ver- 
dauender Natur  haben  keinen  Einfluss  auf  die  lebenden  Organismen. 

2)  Die  frische  Galle  ist  ohne  antiseptische  Wirkung.  Gut  ver- 
mögen dagegen  die  freien  Gallensäuren  zu  desinfiziren,  und  der  alte 
Satz  von  der  antiseptischen  Wirkung  der  Galle  würde  damit  zu 
Recht  bestehen  — vorausgesetzt,  dass  auch  im  weiteren  Verlaufe  des 
Darmrohres  Bedingungen,  die  das  Freibleiben  der  Säuren  ermöglichen, 
vorhanden  sind.  Dittrich  (Prag). 

Babes  et  Kalind£ro,  Sur  la  röaction  produite  par  le  re  - 
mede  de  Koch  chez  les  lepreux.  (La  semaine  m6d.  1891. 
No.  3.) 

Die  Verff.  haben  7 Fälle  vou  Lepra  dem  Koch’schen  Heilver- 
fahren gegen  Tuberculose  unterworfen,  wie  dies  M.  J.  Gold  Schmidt 
in  Madeira  mit  5 Fällen  gethan  hat.  Sie  beobachteten  in  allen 
Fällen  eine  allgemeine  Reaktion , welche  aber  von  der  bei  Tubercu- 
lösen  durchaus  verschieden  war  Sie  wendeten  dieselben  oder  etwas 
stärkere  Dosen,  als  die  bei  Tuberculösen  üblichen  an.  Die  Unter- 
schiede in  der  Reaktion  waren  folgende: 

1.  Bei  der  Tuberculose  beginnt  die  allgemeine  Reaktion  unge- 
fähr 6 Stunden  nach  der  Impfung;  beim  Aussatz  in  der  Regel  24, 
ausnahmsweise  12  und  nur  einmal  2 Stunden  nach  der  Einspritzung. 

2.  Dauer  und  Begleitsymptonie  des  Fiebers  wechseln  beim  Aus- 
satz ebenso  wie  bei  der  Tuberculose,  ihre  Dauer  ist  aber  gewöhnlich 
bei  der  Lepra  länger. 

3.  Nach  einer  ersten  Reaktion  erfolgt  eine  zweite  am  folgenden 
und  häufig  eine  dritte  am  dritten  Tage  nach  der  Impfung;  während 
diese  Wiederholungen  bei  der  Tuberculose  Ausnahmen  sind. 

4.  Entgegengesetzt  von  dem  Verhalten  bei  Tuberculose  beob- 
achtet man  beim  Aussatz  eine  Steigerung  der  Wirkung  des  Mittels, 
wenn  man  die  Impfungen  täglich  wiederholt. 

5.  Während  man  bei  der  Tuberculose  fast  immer  gleichzeitig 
mit  der  allgemeinen  eine  deutlich  ausgesprochene  lokale  Reaktion 
beobachtet,  fehlt  die  letztere  bei  der  I^epra  gewöhnlich  gänzlich  oder 
tritt  erst  später  nach  stärkeren  Einspritzungen  ein. 

6.  Die  lokale  Reaktion  bei  der  Tuberculose  zieht  gewöhnlich  eine 
reichliche  Ausstossung  der  tuberculösen  Produkte  und  eine  merk- 
liche Besserung  nach  sich.  Bei  der  Lepra  besteht  die  Reaktion  in 
einer  starken  Injektion  der  infiltrirten  Hautpartieen  und  ihrer  Nach- 
barschaft und  führt  zu  einer  langsamen  Bildung  kleiner  Krusten  und 
einem  wenig  ausgesprochenen  Eintrocknen  der  leprösen  Produkte. 
Also  auch  bei  Lepra  kommt  es  zu  einer  Besserung,  die  in  einem 
Falle  sogar  zur  Wiederkehr  der  verloreu  gegangenen  Stimme  führte. 

7.  Bei  nervöser  Lepra  beobachteten  die  Verff.  nur  in  einem  Falle 
mit  Sicherheit  eine  örtliche  Reaktion,  bestehend  in  dem  Auftreten 
von  Hyperästhesie  an  Stelle  von  Anästhesie  und  in  dem  Erscheinen 
von  rothen  Flecken ; aber  auch  in  den  anderen  Fällen  kam  es  nach 
fortgesetzten  Injektionen  zu  einer  Besserung  des  Allgemeinbefindens, 
zu  einer  Hebung  der  Intelligenz  sowie  der  Sensibilität  imd  Motilität 
der  erkrankten  Gliedmassen. 


246  B&ktoriol.  vom  X.  internationalen  mediciimchen  Kongresse  zu  Berlin. 


Die  Verfl.  glauben  daher,  dass  die  Koch’sche  Behandlung  in 
zweifelhaften  Fällen  die  Differentialdiagnose  zwischen  Tuberculose 
und  Lepra  ermöglicht  bezw.  die  Entscheidung,  ob  Tuberculose  und 
Lepra  gleichzeitig,  oder  ob  die  letztere  oder  ein  anderes  nicht  tuber- 
culöses  Leiden  vorliegt,  und  halten  weitere  Untersuchungen  für 
wünschenswert!!  zur  Entscheidung  der  Frage,  ob  das  Koch’sche 
Heilverfahren  auch  bei  Lepra  dauernde  Heilwirkungen  ermöglicht. 

M.  Kirchner  (Hannover). 


Originalberichte  über  Kongresse. 

Bakteriologisches  vom  X.  internationalen  medicinischen 
Kongresse  zu  Berlin,  4. — 9.  August  1890. 

( Fortsetzung.) 

Aus  den  Abtheilungs  - Sitzungen. 

XV.  Abtheiluag;  Hygiene. 

Herr  Sormani  (Pavia),  Internationale  Massregeln  gegen 
die  T uberculose. 

Zu  einer  internationalen  Prophylaxe  der  Tuberculose  dürften 
relativer  Weise  folgende  Maassregeln  führen. 

1)  In  Städten,  welche  wegen  ihrer  geographischen  und  topogra- 
phischen Lage  als  klimatische  Kurorte  für  Phthisiker  dienen,  ist  eine 
fleissige  Desinfektion  der  Hotels,  Mietwohnungen,  überhaupt  aller 
Räume,  in  welchen  sich  Lungenkranke  aufhalten,  anzuempfehlen.  Die 
Desinfektion  muss  von  einem  technisch  geschulten  Personale  uDter 
Aufsicht  der  Sanitätsbehörde  vorgenommen  werden. 

2)  Die  Eisenbahupersonen wagen  sollen  derart  konstruirt  sein, 
dass  die  Fussböden  leicht  gereinigt  und  desinfizirt  werden  können. 
Auf  Seeschiffen,  insbesondere  in  der  3.  Klasse  der  Auswandererschiffe, 
muss  auf  gewissenhafte  Reinlichkeit  und  Desinfektion  gesehen  werden. 
Schwer  Tuberculose  sollten  nicht  eingeschifft  oder  wenigstens  getrennt 
von  den  übrigen  Reisenden  gehalten  werden. 

3)  Auch  gewisse  zur  Nahrung  dienende  Waaren,  ebenso  die  zur 
Schlachtung  bestimmten  Thiere  sollen  im  Interesse  der  Prophylaxe 
einer  Ueberwachung  unterzogen  werden. 

4)  Wünschenswert  ist  ferner  die  Kontrolle  aller  grossen  indu- 
striellen Etablissements,  in  welchen  zahlreiche  Arbeiter  verschiedener 
Nationalität  beschäftigt  werden,  und  die  obligatorische  Beobachtung 
der  von  C or  n e t vorgeschlagenen  prophylaktischen  Maassregeln  seitens 
der  Arbeitgeber  und  Arbeitnehmer. 

Discussiou:  Herr  Härtner  (Jena)  führt  aus: 

Die  immer  wieder  von  Neuem  hervortretende  Annahme  der  Erb- 
lichkeit der  Tuberculose,  d.  h.  der  Uebertragung  des  Krankheits- 


Baktenol  vom  X.  internationalen  medicinischen  Kongresse  zu  Berlin.  24 7 


keimeä  von  den  Eltern  auf  die  Frucht,  habe  ihn  veranlasst,  dieser 
Frage  experimentell  näher  zu  treten.  Die  Statistik  uud  vor  Allem 
die  Befunde  der  pathologischen  Anatomie  Hessen  erwarten,  dass, 
wenn  überhaupt  ererbte  Tuberculose  vorkomme,  diese  sehr  selten 
sein  müsse;  es  wurden  daher  zunächst  bei  den  Versuchen  die  gün- 
stigsten Bedingungen  für  die  Uebertragung  gewählt,  d.  h.  wenig 
empfänglichen  Thieren,  weissen  Mäusen  uud  Kanarienvögeln  wurde 
etwa  1 Theilstrich  einer  trüben  Aufschwemmung  von  Tuberkelba- 
cillen in  die  Bauchhöhle  injizirt. 

Hierbei  bestand  die  Möglichkeit,  dass  Tuberkelbacillen  direkt  und  in- 
direkt in  das  Ovarium  eindrangen  oder  dass  das  ausgetretene  Ei 
sich  bei  seinem  Uebergang  in  den  Eileiter  infizire,  ebenfalls  war  eine 
Infektion  auf  placentarem  Wege  möglich. 

Die  frisch  geborenen  Jungen  der  Mäuse  wurden  in  siedendes 
Wasser  getaucht,  die  dann  leicht  ablösbare  Oberhaut  abgezogen, 
der  Magen  und  Darm  entfernt,  ebenso  die  Maulschleimb&ut  (durch 
Einbringen  einer  heissen  Pincettenbranche),  die  Nase,  der  Schwanz 
und  die  4 Füsse  abgeknifi'en,  dann  die  Thiere  in  sterilisirtem  Mörser 
zerstampft  und  meist  zu  dreien  je  einem  Meerschweinchen  in  die 
Bauchhöhle  injizirt.  Die  Meerschweinchen  wurden  gesondert  ge- 
halten, sie  waren  einer  spontanen  Infektion  nicht  ausgesetzf. 

Im  Ganzen  wurden  geimpft  102  Mäuse,  darunter  71  Weibchen, 
von  diesen  gebaren  20  Stück  in  25  Würfen  116  Junge,  die  Jungen 
wurden  36  Meerschweinchen  injizirt.  Davon  starben  6 an  Sepsis. 
Diese  repräsentiren  6 Würfe  mit  20  Jungen.  Die  restirenden 
30  Meerschweinchen  repr.äsentiren  19  Würfe  mit  96  Jungen. 

3 von  den  30  Meerschweinchen  sind  an  Tuberculose  gestorben. 
Zwei  waren  am  15.  März  1890  geimpft  mit  dem  Brei  von  6 Jungen. 
Die  letzteren  stammten  von  einer  tuberculösen  Maus,  welche  früher 
bereits  6 Junge  geworfen  hatte;  die  mit  denselben  geimpften  Meer- 
schweinchen waren  gesund  geblieben.  Das  erste  der  Meerschweinchen 
starb  6 Wochen,  das  zweite  8 Wochen  nach  der  Injektion  an  exqui- 
siter Abdominaltubereulose. 

Das  dritte  Meerschweinchen  war  geimpft  mit  einem  kleinen 
Thei!  des  Breies  von  6 Jungen  eines  Wurfes  vom  8.  März.  Auch 
in  diesem  Falle  hatte  die  tuberculose  Mutter  in  einem  ersten 
Wurfe  gesunde  Junge  geworfen.  Das  Meerschweinchen  starb 
am  24.  Juli  an  ausgesprochener  abdomineller  Tuberculose.  Das 
zweite  Meerschweinchen  war  kurz  nach  der  Injektion  an  Sepsis  eiu- 
gegangen. 

Eine  Reihe  von  Versuchen  an  Hühnern  verlief  resoltatlos,  da 
es  nicht  gelang,  dieselben  trotz  intravenöser  Injektion  grosser  Mengen 
von  Tuberkelbacilleri,  die  vom  Menschen  stammten,  zu  infiziren. 

Von  12  intraabdominal  geimpften  Kanarienvögeln  wurden  im 
Ganzen  9 Eier  erzielt,  die  9 Meerschweinchen  injizirt  wurden.  Wenn 
das  Ei  aus  dem  Nest  genommen  war,  wurde  es  iu  Sublimat  abge- 
waschen, mit  sterilisirtem  Messer  in  geringem  Umfange  geöffnet, 
durch  die  Oeffnung  die  Kanüle  einer  Spritze  eingeführt,  der  Eiinhalt 
aufgesogen  und  sofort  dem  Meerschweinchen  injizirt. 


248  Bakteriol.  vom  X.  internationalen  me'liciniiclien  Kongresse  za  Berlin 


Zwei  der  Meerschweinchen  starben  an  Tuberculose  und  zwar 
an  exquisirter  Abdominaltuberculose. 

„Weun  man  auch  sagen  könnte,  bei  den  Versuchen  mit  den 
Mäusen  sei  eine  Verunreinigung  durch  Zufall  immerhin  denkbar,  so 
fällt  dieser  Einwand  bei  den  Eierversucheu  völlig  fort;  meines  Er- 
achtens sind  diese  Versuche  einwandsfrei.“ 

Um  zu  sehen,  ob  auf  placentarem  Wege  eine  Infektion  möglich 
ist,  wurden  10  trächtigen  Kaninchen  ein  Gramm  einer  dünnen  Auf- 
schwemmung der  Kultur  in  die  Ohrvene  injizirt.  Von  den  38  Jungen 
wurden,  wenn  sie  durch  sectio  caesar.  aus  dem  Uterus  entfernt 
waren,  unter  entsprechenden  Kautelen  die  Leber,  Milz,  Niere  und 
Lungen,  — wenn  sie  geboren  waren,  die  gleichen  Organe  ohne  die 
Lungen  zerstampft  und  injizirt.  Nur  eines  der  38  injizirten  Meer- 
schweinchen starb  au  Sepsis,  dahingegen  starben  3 au  Tuberculose, 
welche  von  dt-ui  Abdomen  ausgegangen  war.  Die  Jungen  entstammten 
3 verschiedenen  Würfen. 

Um  zu  sehen,  ob  vom  Vater  die  Tuberculose  übertragbar  sei, 
wurden  30  Kaninchen -Weibchen  im  Laufe  der  Zeit  mit  11  Männchen 
zusammengebracht,  welche  Tuberkelinjektionen  in  beide  Testikel  er- 
halten hatten. 

Nur  4 Thiere  warfen,  und  zwar  16  Junge.  Keines  derselben 
war  tuberculös,  dahingegen  starben  2 Kaninchen  an  einer  Tubercu- 
lose, welche  zweifellos  von  der  Vagina  und  dem  unteren  Theile  des 
Uterus  ausgegangeo  war. 

61  Meerschweinchen- Weibchen  erhielten  nach  und  nach  18  Männ- 
chen zugesetzt,  welchen  ebenfalls  die  Hoden  tuberculös  gemacht 
waren.  Es  war  wiederum  die  Zahl  der  Geburten  sehr  gering.  Von 
den  20  Früchten  war  keines  tuberculös,  dahingegen  zeigte  ein  Meer- 
schweinchen primäre  Vaginaltubercuiose. 

Der  Experimentator  folgert  aus  seinen  Versuchen: 

1 Bei  hochgradiger  abdomineller  Tuberculose  kann  man  bei  Mäu- 
sen und  Kanarienvögeln  tuberculose  Nachkommen  erzielen. 

2.  Für  die  menschliche  Tuberculose  kommt  dieser  Uebertragungs- 
modus  nur  sehr  selten  in  Betracht,  da  bei  der  an  und  für  sich  seltenen 
abdominellen  Tuberculose  entweder  keine  Konzeption  eintritt  oder 
meistens  Abort  erfolgt. 

3.  Die  Placenta  des  Kaninchens  ist  für  Tuberkelbaeiilen  durch- 
gängig, wenD  sie  in  grösserer  Masse  in  die  Blutbahn  injizirt  werden. 

Man  solle  sich  indessen  hüten,  hieraus  Schlüsse  auf  den  Men- 
schen zu  ziehen,  da  die  menschliche  und  Kaninchenplacenta  nicht 
gleichartig  sind. 

4.  Die  üebertragung  von  Tuberculose  vom  Vater  auf  die  Frucht 
kommt  bei  Kaninchen  und  Meerschweinchen  auch  dann  nicht  vor, 
wenn  die  Testikel  hochgradig  tuberculös  sind. 

5)  Dahingegen  findet  bei  Kaninchen  häufiger,  bei  Meerschweinchen 
anscheinend  seltener  eine  Üebertragung  der  Krankheit  durch  den 
Coitus  statt,  weun  der  Samen  Tuberkelbacillen  enthält. 

(Fortsetzung  folgt.) 


Neue  Litieratur. 


249 


Neue  Litteratur 

znsammengestellt  von 

Db,  Abthub  Wöbzbüeg, 

Bibliothekar  im  Kaiserlichen  GejandheitssrnM  ia  Berlin. 


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und  die  schädigenden  Wirkungen  derselben  za  reduziren,  und  was  kann  und  muss  in 
solcher  Richtung  noch  gethan  werden?  (Internat  land-  u.  forstwirthschaftl.  Kongress 
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Richter,  E. , Studien  über  die  pilztödtende  Wirkung  des  frischen  Harns.  (Arch.  f. 

Hygiene.  Bd.  XII  1891.  Heft  1.  p.  61 — 82.) 

S&lmoc,  D.  E , Report  on  inoculation  as  a preventive  of  swine  diseases.  (Amor,  veter. 
Review.  1890/91  p.  67—76.) 

Serafici,  A , Ueber  den  Virulenzgrad  der  Fjices  von  Thieren , welche  mit  pathogenen 
Bakterien  intizirt  wurden.  (Arch.  f.  Hygiene.  Bd.  XI  1891  Heft  3.  p.  325 — 334.) 
Täuscher,  H.,  Beiträge  zur  Desinfektion  mit  Wasserdampf.  (Zeitschr.  f.  Hygiene.  Bd.  IX. 
1891.  Heft  3 p.  492—527.) 

Walter,  P A.,  Ueber  die  Wirkung  des  künstlichen  Fiebers  auf  mit  Fränkel-WeichseR 
baum'sehem  Diploeoecus  iuüzirten  Thieren.  (Wratscb.  1890.  No.  37,  38,  40.  p.  8-35 — 
837,  869—870,  910—912.)  [Russisch.) 


Inhalt. 


Origicalmittheil  ungen. 

Helder,  Adolf,  Ueber  die  Wirksamkeit  von 
Desinfektionsmitteln  bei  höherer  Tempe- 
ratur. (Orig.),  p 221 

Katz,  Oscar.  Zur  Kenntniss  der  Leucht- 
bakterien. (Orig  ) (Kortsetz.),  p.  229. 

Sanarelli,  Giuseppe , Ueber  einen  neuen 
Mikroorganismus  des  Wassers,  welcher 
für  Thiere  mit  veränderlicher  und  kon- 
stanter Temperatur  pathogen  ist.  Mit 
einer  lithographischen  Tafel.  (Origin.) 
(Schluss),  p.  222. 

Scheurlen,  Zusatz  zu  dem  Aufsatze  „Eine 
Methode  der  Blutentnahme  beim  Men- 
schen“. (Orig.),  p.  234. 

Referate. 

Guillebeau,  Ein  neuer  Fall  von  Cysticer- 
cus der  Taenia  saginata  beim  Rind,  p.  240. 

Laboulbene,  Sur  les  moyeus  de  reconnaitre 
les  Cysticerques  da  Taenia  saginata,  pro- 
duisant  la  ladrerie  du  veau  et  du  boeuf, 
malgre  leur  rapide  disparitioD  ä Fair 
atmospberique,  p.  241. 

Laureat,  Expöriences  sur  la  röduction  des 
nitrates  par  ies  vegetauz,  p 235. 

Lima,  Azevedo,  und  Havelburg,  Hospital 
dos  Lazaros,  p.  237 

Linstow,  v , Ueber  den.  Bau  und  die  Ent- 
wickelung des  Distomum  cylindraceum 
Zed.,  p.  241. 

Lommatzsch.  V.,  Beobachtungen  über  den 


Ficbter.ritzenschorf  (Hysterium  macrospo- 
rum  Hrtg.),  p.  242. 

Morot,  Quelques  considerations  sur  la  dö- 
g4nerescence  des  cysticerques  ladriques 
du  porc,  p.  239- 

Samoa  y Cajal,  8.,  Sobre  las  celulas  gi- 
gantes  de  la  lepra  y sus  relaciones  coa 
las  coionias  del  baciio  leprose,  p.  236. 

Bauteil  ce,  Pr..  Contri'buto  alla  fisiopatolo- 
gia  del  midollo  deile  ossa,  p.  238. 

Schutzimpfung,  künstlich  3 Infektions- 
krankheiten, Entwicklungshemmung 
und  Vernichtung  der  Bakterien 
und  Parasiten. 

Babes  et  Xalindero,  Sur  la  r^actiou  pro- 
duite  par  le  remöde  de  Koch  chez  les 
14preux,  p.  245. 

Gärtner,  P.,  Beitrag  zur  Aufklärung  des 
Wesens  der  sogen  Prädisposition  durch 
Impfversuche  mit  Staphylokokken,  p.  2aV 

Leubuicher,  G , Einfluss  von  Verdauungs- 
sekreten auf  Bakterien,  p 244. 

Originalberichte  über  Kongresse. 

Bakteriologisches  vom  X.  inter- 
nationalen medicinischen 
Kongresse  zu  Berlin, 

4. — 9.  August  1890.  (Fortsetzung.) 

Sora&ni,  Internationale  Massregeln  gegen 
die  Tuberculose,  p.  246. 

Neue  Litteratur.  p.  249 


iboiuicauusche  Buchen!  ckerei  (Hermann  Pohle)  in  Jena, 


Bakteriologie  und  Parasitenkunde. 


In  Verbindung  mit 

Geh.  Hefr.  Prof.  Dr.  Leociart  im  Professor  Dr.  Loefc 

ln  Leipzig  Id  Greifswald 

herausgegeben  von 

Dr.  O.  Dhlworm  in  Cassel. 


Verlag  von  Gustav  Fischer  in  Jena. 


IX.  Band.  Jana,  den  i,  März  1891.  No.  8. 

Preis  für  den  Sand  (26  Nummern)  £4  Mark. 

Jährlich  erscheinen  zwei  Bände. 

Zu  beziehen  durch  alle  Buchhandlungen  und  Postanstalten  (e» 


Die  Redaktion  des  „Centralblatts  für  Bakteriologie  und  Parasiten- 
kunde“ richtet  an  die  Herren  Mitarbeiter  die  ergebene  Bitte , etwaige 
Wünsche  um  Lieferung  von  besonderen  Abdrücken  ihrer  Auf- 
sätze entweder  auf  das  Manuskript  schreiben  zu  wollen  oder 
direkt  an  den  Verleger,  Herrn  Gustav  Fischer  in  Jena,  gelangen 
zu  lassen.  Die  Verlagshandlung  ist  leider  nicht  in  der  Lage , spüter 
eingehende  Wünsche  berücksichtigen  zu  können. 


Original - Mittheiiungen. 


Zur  Kenntniss  des  Hogcholerabacillus 1 2). 

(Aus  dem  bakteriologischen  Laboratorium  des  Bureau  of  Animal 
Industry,  Washington  U.  S.  A.*). 

Von 

Dr.  Theobald.  Smith, 

Vorstand. 

1)  Biologische  und  pathogene  Eigenschaften. 

Hogcholera  tritt  auf  in  verheerenden  Epizootieeu,  in  welchen  oft 
90°/o  der  infizirten  Thiere  der  Krankheit  erliegen.  Man  kann  eine 

1)  Bei  der  Absendung  dieser  Mittheilung  gebt  mir  Koch ’s  Artikel  über  die  ameri- 
kanische Schweinesauche  (Zeitschr.  t'.  Hygiene.  IX.  S.  235)  zu,  auf  den  ich  später  zurück- 
kommen  werde,  da  es  unmöglich  ist,  ihn  in  Betracht  zu  ziehen,  ohne  diese  Mittheilung 
gänzlich  nmzugestalten. 

2)  Die  Untersuchungen  des  Bureau  of  Animal  Industry  über  infektiöse  Kruak- 

!X.  BO.  j7 


254 


Smith 


akute  und  eine  chronische  Fotm  unterscheiden.  Erstere  besteht  in 
einer  Septikämie,  die  sich  durch  Hämorrhagieen  auszeichnet.  Diese 
findet  man  in  den  Lungen,  Nieren,  auf  den  serösen  Häuten,  uu 
Magen  und  in  den  Gedärmen.  Besonders  ist  die  Rinde  und  manch- 
mal die  ganze  Marksubstanz  der  verschiedenen  Lympbdrüsen  blutig 
infiltrirt.  Die  Milz  ist  immer  vergrössert,  schwärzlich,  weich.  Selbst- 
verständlich verläuft  diese  Krankheit  sehr  schnell  tödtlich,  sodass 
Schweine,  die  am  Morgen  anscheinend  gesund,  Abends  todt  sind. 
Die  Bakterien  befinden  sich  oft  in  grosser  Menge  in  der  Milz.  Diesen 
Typus  habe  ich  nur  einmal  (1885)  rein  beobachtet.  Er  war  durch 
eine  hohe  Virulenz  der  Bakterien  bedingt,  der  ich  seither  nicht  be- 
gegnet bin. 

Die  mehr  chronische  Form  dauert  2 — 4 Wochen , manchmal 
länger.  Die  Thiere  magern  ab,  liegen  viel  und  wackeln  mit  den 
Hintertheilen.  Nach  dem  Tode  findet  man  die  meisten  Veränderungen 
im  Darmtractus.  Auf  den  Lippen,  am  Gaumen  und  auf  der  Zunge 
befinden  sich  kleine  und  grössere,  gelbliche,  nekrotische  Stellen  und 
seichte  Geschwüre.  Die  Schleimhaut  des  Magenfundus  ist  intensiv 
geröthet,  stellenweise  mit  Ekchymosen  besetzt.  Im  Dünndarm  sind 
selten  grössere  Veränderungen  vorhanden,  die  dann  denen  des  Dick- 
darmes gleich  sind.  Im  Blinddarm  und  Kolon,  abnehmend  nach 
unten  zu  und  im  Rectum  selten  zu  sehen,  sind  nekrotische  Herde, 
die  bald  als  runde,  harte  Kuöpfe  iu  der  Schleimhaut  sitzend , aus 
derselben  mehr  oder  weniger  hervorragen,  bald  als  flache  diphtheri- 
tische  Ausbreitungen  den  grössten  Theil  der  Mucosa  zerstört  haben. 
Die  Knöpfe  zeigen  im  Durchschnitt  eine  sehr  feste,  gelblich-weise 
Masse,  die  oft  bis  an  das  Peritoneum  reicht  und  zu  Verwachsungen 
mit  anderen  Bauchorganen  Veranlassung  gibt.  Die  Lungen  sind 
meistens  gesund.  Nach  langer  Kraukheit  befinden  sich  manchmal 
die  kleinen  ventralen  Lappen  im  Zustande  der  Atelektase  oder  sel- 
tener der  Bronchopneumonie.  Die  Nieren  sind  fast  immer  erkrankt. 
Im  Harn  sind  Eiweiss  und  Cylinder  anwesend. 

Die  hämorrhagische  und  die  nekrotische  Form  der  Krankheit 
finden  sich  oft  bei  derselben  Heerde.  Die  hämorrhagische  Form  zeigt 
sich  zuerst  und  weicht  später  der  mehr  chronischen  Form.  Es  ist 
leicht  möglich,  dass  alle  Thiere  einer  Herde  beinahe  zur  selben  Zeit 
infizirt  werden  und  dass  die  hämorrhagische  Infektion  zuerst  in  den 
am  meisten  disponirten  Thieren  zum  Ausbruch  kommt,  während  die 
mehr  immunen  dem  Krankheitsgifte  länger  widerstehen  und  später 


beiten  (hog  cholera  und  swine  plague}  seheineu  nur  unvollständig  bekannt  zu  sein. 
Dieses  mag  theils  der  Art  der  Publikation  , theils  der  Sprache  zugeschrieben  werden. 
Jedenfalls  sind  die  Referate  nicht  immer  glücklich  ausgefallen  In  einigen  sind  die 
zwei  Krankheiten  als  identisch  erklärt  worden,  obwohl  die  Bakterien  sehr  leicht  zu 
unterscheiden  und  auch  gänzlich  verschieden  in  ihrer  Wirkungsweise  sind.  Dr.  D.  E. 
Salinon,  Chef  des  Bureau  of  Animal  Industry,  übergab  mir  die  bakteriologischen  Ar- 
beiten 3chon  im  Jahre  1884  und  es  schien  angezeigt,  dass  ich  in  Kürze  eine  Uebersicht 
der  wichtigsten  Punkte  hie.  gebe,  um  zukünftigen  Missdeutungen  keine  Veranlassung 
zu  geben  Auf  die  andere  Schweinekrankheit  komme  ich  ein  ander  Mal  zurück  t da 
viele  neuere  Untersuchungen  vorliegen , die  die  früheren  durchaus  bestätigen.  Eine 
vollständige  Uebersicht  über  Hog-cholera- Untersuchungen  bis  zu  1889  ist  in  ,,Hog- 
cboiera,  its  Cause,  Nature  and  Treatment,  Washington  1889“  zu  finden. 


Zur  Kenntniss  des  Hogeholeralacillus. 


256 


nicht  selten  an  Mischinfektionen  (Peritonitis,  Pleuritis,  Pericarditis) 
zu  Grunde  gehen.  Es  mag  aber  auch  sein,  dass  eine  langsame  Ab- 
schwächung der  Bakterien  von  Thier  zu  Thier  stattfindet,  die  durch 
Kultur  und  Thierexperiment  nicht  scharf  zum  Ausdruck  kommt. 

Den  Hogcholerabacillus  l)  habe  ich  aus  den  Milzen  von  mehr 
als  500  Schweinen  züchten  können,  die  15 — 20  verschiedenen  Epi- 
zootieen  angehörten.  Die  Bacillen  erscheinen  in  Schnitten  der  Milz 
und  anderen  Organen  der  Schweine  und  kleinen  Versuchsthieren 
in  Klumpen,  in  dieser  Hinsicht  den  Typhusbacillen  ähnlich.  In  sehr 
seltenen  Fällen  sind  sie  nicht  in  der  Miiz  zu  finden.  Zu  diesen  sind 
zu  rechnen  solche  Thiere,  die  an  Komplikationen  zu  Grunde  gingen. 
Die  Bacillen  sind  in  fast  allen  Organen  zu  finden,  doch  nicht  in  jedem 
Thiere.  Im  Harn  habe  ich  sie  in  zehn  untersuchten  Fällen  durch 
Rollkulturen  demonstriren  können.  Die  Blase  wurde  nach  dem  Tode 
unterbunden,  herausgenommen  und  mit  einem  Platinspatel  ein  Loch 
durch  die  Wand  gebrannt.  Aus  diesem  Loche  wurden  einige  Tropfen 
mit  einer  sterilen  Pipette  in  Nährmedien  übertragen.  Andere  Bak- 
terien waren  nicht  zugegen. 

Obwohl  die  Bakterien  aus  dem  Darme  durch  Kaninchenimpfung 
isolirt  werden  können,  so  sind  doch  Platten k ul turen  meistens  negativ 
oder  durch  andere  Bakterien  überwuchert.  Schnitte  durch  die  diph- 
theritische  Darmwand  zeigen  Einnistungen  der  verschiedenartigsten 
Bakterien.  Im  Gründe  alter  Geschwüre  waren  oft  T r i c h o - 
cephaluseier  zu  sehen 

Die  Hogcholerabacillen  sind  Kurzstäbchen  mit  abgerundeten 
Enden,  1,2 — 1,5  /t  laug  und  6 — 7 p breit.  Die  Grösse  schwankt 
etwas,  je  nachdem  die  Bacillen  aus  verschiedenen  Kulturen  oder  in 
Schnitten  gemessen  werden.  Sporen  oder  irgendwelche  Dauerzu- 
stände habe  ich  nicht  beobachtet.  Die  Bacillen  sind  durch  eine 
grosse  Beweglichkeit  ausgezeichnet,  die  Wochen  und  Monate  lang 
in  Kulturen  erhalten  bleibt.  Im  bangenden  Tropfen  bewegen  sie  sich 
rasch  durch  das  Gesichtsfeld.  Meist  zu  zweien  vereinigt  bewegen  sie 
sich  zur  selben  Zeit  um  den  Verbindungspunkt,  indem  jeder  Bacillus 
die  Oberfläche  eines  Kegels  beschreibt.  Die  Bacillen  nehmen  verschie- 
dene Färbung  leicht  an,  entfärben  sich  aber  bei  Anwendung  der  (irani- 
schen Methode.  In  Schnitten  habe  ich  oft  schöne  Bilder  erhalten, 
indem  ich  die  Schnitte  einige  Stunden  in  Anilinwassermethylviolett 
legte  und  dann  mit  1 °/0  Eisessig  leicht  entfärbte.  Die  Bacillen 
lassen  sich  sehr  leicht  kultiviren.  Auf  Gelatineplatten  werden  die 


1)  Dieser  Bacillus  wurde  zuerst  von  E.  Klein  beschrieben.  (Virchow’s  Archiv. 
XCV.  [1884]  S 468.)  Er  fand  nach  der  Impfung  von  Kaninchen  und  Mäusen  die 
durchaus  charakteristischen  Nekrosen  in  der  Leber.  Unvereinbar  mit  meincu  Unter- 
suchungen ist  seine  Beschreibung  von  Sporen,  die  ich  nie  gefunden  habe.  In  Involutions- 
formen in  Gelatine  habe  ich  allerdings  manchmal  Lücken  in  den  Bacillen  gesehen,  die 
Sporen  vortäuschten  Auch  fand  Klein  Peritonitis  und  Pericarditis  bei  der  geimpften 
Kaninchen,  welche  bei  Impfung  mit  Reinkulturen  sonst  nicht  auftreten.  ln  der  Milz 
sind  seine  Bacillen  2 bis  5 p lang,  in  Flüssigkeiten  2 bis  3 p.  Da  Klein  damai~ 
nicht  mit  Plattenkulturen  arbeitete,  so  waren  unreine  Kulturen  nicht  ausgeschlossen 
Meine  Beschreibung  kam  Mitte  1886  zur  Ausgabe,  zu  welcher  Zeit  J.  S.  Billing-, 
der  sich  kürzlich  als  Entdecker  des  Bacillus  ankündigte,  erst  anfing,  auf  diesem  Gebiete 
zu  arbeiten. 


17» 


256 


S nii  t b , 


Kolonieen  je  Dach  der  umgebenden  Temperatur  in  24 — 48  Stunden 
sichtbar.  Die  tiefen  Kolonieen  sind  kreisrund,  haben  einen  scharfen 
Rand,  die  Fläche  ist  bräunlich  bei  durchfallendem  Lichte,  ohne  Mar- 
kirungeu.  Sie  werden  selten  grösser,  als  ] mm  im  Durchmesser.  Die 
oberflächlichen  Kolonieen  breiten  sich  wenig  aus,  höchstens  bis  zu 
2 mm  im  Durchmesser.  Ueberliaupt  geben  die  Kolonieen  nur  wenige 
charakteristische  Unterscheidungsmerkmale.  Auf  Agar  erreichen  die 
oberflächlichen  Kolonieen  bis  zu  4 mm  im  Durchmesser;  sie  haben 
ein  graues,  durchscheinendes  Aussehen,  mit  spiegelnder  Oberfläche, 
und  sind  kreisrund,  leicht  gewölbt.  Auf  Kartoffeln  kommt  es  im 
Thermostaten  zu  leicht  gelblichen  Auflagerungen.  Leicht  alkalische 
Bouillon  mit  oder  ohne  Pepton  wird  in  24  Stunden  schwach  getrübt. 
Nach  ein  oder  zwei  Wochen  , wenn  das  Glas  ruhig  stehen  bleibt, 
kommt  es  oft  zu  einem  dünnen  fragmentirten  Häutchen.  Milch  wird 
makroskopisch  nicht  verändert. 

Ueber  die  Gährungsthätigkeit  des  Hogcholerabacillus  habe  ich 
in  dieser  Zeitschrift  an  anderer  Stelle  kurze  Mittheilungen  gemacht 1 ). 
Sie  sind  fakultative  Anaerobier.  Im  Gährunpskölbchen  wird  Glykose 
gespalten  und  eine  Säure  frei,  die  bald  entwickelungshemmend  wirkt. 
Das  Gas  besteht  aus  einem  Theile  COg  und  zwei  Theilen  eines  brenn- 
baren Gases,  vielleicht  H.  Sie  sind  Alkalibildner,  denn  leicht  saure 
Bouillon  wird  mit  der  Zeit  alkalisch. 

Obwohl  nicht  eine  dieser  verschiedenen  morphologischen  und 
biologischen  Eigenschaften  als  charakteristisch  bezeichnet  werden 
kann  und  jede  von  anderen  Bakterien  getheiit  wird,  so  habe  ich  doch 
noch  keine  Bakterien  ausserhalb  des  kranken  Thierkörpers  gefunden, 
welche  zu  dieser  Beschreibung  genau  passten.  Die  spezifische  Natur 
dieser  Bacillen  wird  besonders  durch  Thierexperimente  in  ein  klares 
Licht  gestellt. 

Impft  mau  ein  Kaninchen  subkutan  aus  einer  Reinkultur  mit 
Oese  oder  Spritze,  so  erscheint  das  Thier  in  den  ersten  3 oder  4 
Tagen  ganz  munter.  Später  sitzt  es  ruhig  im  Käfig  und  isst  wenig 
oder  gar  nichts,  bis  der  Tod  7—12  Tage  nach  der  Impfung  ein- 
tritt.  Mit  einer  Verdünnung  bis  zu  lji Ooooooccm  Bouillonkultur 
habe  ich  positive  Resultate  erhalten.  Ueberhaupt  entspricht  diese 
Beschreibung  nur  ganz  kleinen  Impfquantitäten.  3 — 5 Tage  vor  dem 
Tode  steigt  die  Temperatur  plötzlich  um  2° — 3°  C und  bleibt  hoch  bis 
zum  Tode.  Grössere  Quantitäten  Bouillonkultur  tödten  in  5 Tagen. 
Intravenös  in  sehr  kleinen  Dosen  bewirken  die  Bacillen  den  Tod  in 
48  Stunden.  Wenn  der  Tod  nach  einer  Krankheitsdauer  von  7—12 
Tagen  eintritt,  findet  man  die  Milz  vergrössert,  fest,  dunkelroth. 
Die  Leber  ist  mit  kleinen,  gelblichweissen  nekrotischen  Herden  besetzt, 
die  manchmal  einen,  manchmal  mehrere  Acini  umfassen,  manchmal 
den  interlobulären  Gefässen  entsprechen.  Die  Nieren  sind  parenchy- 
matös erkrankt,  der  Harn  eiweissreich.  Die  Herzmusculatur  ist  fleckig 
grau,  fettig.  Im  Bereich  des  Darmtractus  sind  die  Veränderungen 
grösser,  je  nach  der  Krankheitsdauer.  Der  Inhalt  des  Dünndarms 
ist  gelblich,  wässerig  und  schleimig,  die  Plaques  sind  meist  geröthet 

1)  Diese  Zeitschrift.  VII.  S.  502  ; VID.  S.  389. 


Zur  Kenntniss  des  Hogcholerabacillus. 


257 


und  leicht  geschwollen.  Im  Zwölffingerdarm  nahe  der  Pylorusklappe 
sind  sehr  oft  Ekchymosen  und  grössere  Extravasate  vorhanden.  Im 
unteren  Dickdarm  findet  man  manchmal  Ekchymosen  und  glasigen 
Schleim,  der  aus  dem  After  in  langen  Bändern  hervorhängt.  Die 
Bacillen  finden  sich  in  allen  Organen. 

Bei  grauen  Hausmäusen  ist  die  Krankheit  ungefähr  dieselbe. 
Meerschweinchen  verlangen  ungefähr  1/10  ccm  Bouillonkultur  subkutan, 
wenn  sie  der  Impfung  unterliegen  sollen.  Tauben  sind  noch  mehr 
refraktär.  Ich  fand,  dass  f ccm  Bouillonkultur  in  die  Brustmuskeln 
ganz  oberflächlich  eingespritzt,  fast  immer  tödtlich  wirkten.  Die  Impf- 
resultate schwankten  etwas,  je  nach  der  Virulenz  der  Kultur.  Die 
soeben  mitgetheilten  entsprechen  den  Erscheinungen,  die  ich  mit  Ba- 
cillen aus  fast  allen  Epifcootieen  erhielt,  so  lange  die  Kulturen  nicht 
zu  alt  waren ; in  lange  fortgesetzten  Kulturen  geht  die  Virulenz  all- 
mählich etwas  zurück. 

Schweine  sind  ziemlich  refraktär  gegen  subkutane  Injektionen, 
doch  sterben  sie  fast  immer  nach  einer  intravenösen  Injektion  von 
I — 2 ccm  Bouillonkultur.  Fütterung  mit  200—300  ccm  Bouillonkultur 
nach  eintägigem  Fasten  oder  mit  ganz  kleinen  täglichen  Quantitäten 
bedingt  eine  schwere,  ausgebreitete,  dipbtheritische  Entzündung  des 
Dikdarmes  und  des  Magens.  Auch  in  diesen  Versuchen  ist  die 
Virulenz  der  Kulturen  von  Einfluss  auf  die  Intensität  und  Ausbrei- 
tung der  Schleimhautveräuderungen.  Fütterung  mit  den  Organen 
gefallener  Schweine  bedingt  dieselben  Läsionen  wie  solche  mit  Kul- 
turen. 

Nach  dieser  kurzen  Beschreibung  ist  es  wohl  kaum  noch  nothwendig, 
auf  die  grossen  Unterschiede  zwischen  den  Hogcholerabaeillen  und 
den  Swineplaguebakterien  hinzuweisen.  Die  Swineplaguebakterien 
sind  identisch  mit  denjenigen  der  Schweineseuche,  wie  ich  mich 
selbst  überzeugen  konnte1).  Die  ersten  Untersuchungen  der  Swine- 
plague lieferten  mir  eine  abgeschwächte  Rasse  der  Swineplague- 
bakterien, die  in  Kaninchen  nach  subkutaner  Impfung  hauptsächlich 
Peritonitis  erzeugten  und  sie  nach  5 — 8 Tagen  tödteten.  Später 
fand  ich  die  mehr  virulente  Rasse,  die  Kaninchen  in  16  Stunden 
tödtet.  Üeber  die  Identität  der  Hogcholerabaeillen  mit  denjenigen 
der  schwedischen  und  französischen  Schweinepest  gehe  ich  hinweg, 
indem  ich  nur  hinzufüge , dass  die  Beschreibungen  dieser  Bakterien 
viel  zu  wünschen  übrig  lassen.  Sie  scheinen  mir  der  später  zu  be- 
schreibenden Spielart  des  Hogcholerabacillus  nahe  zu  stehen2). 

1)  Diese  Sckweinseuchekulturen  verdanke  ick  der  Güte  des  Herrn  Pro f.  Dr.  Welch 
in  Baltimore,  der  sie  aus  Berlin  mitbrackte. 

2)  Die  Kulturen  aus  Frankreich  (Dr.  Rietseh)  und  Schweden  (Prof.  Dr.  Luid- 
gren),  die  mir  Dr.  Salmon  zur  Untersuchung  übergab,  erschienen  dem  Bacillus 
coli,  der  dem  Hogcholerabacillus  sehr  nahe  steht,  sehr  ähnlich.  Beide  waren  nicht 
pathogen  bei  Kaninchen  und  Schweinen. 

(Fortsetzung  folgt.) 


258 


K a t z , 


Zur  Kenntniss  der  Leuchtbakterien. 

Von 

Dr.  Oscar  Katz 

in 

Sydney. 

(Fortsetzung.) 

Agarkulturen. 

Auf  Nähragar1)  liesseu  sich  leicht  Kulturen  erzielen,  jedoch  er- 
wies sich  dieses  Nährsubstrat  weniger  günstig  für  B.  smar.-ph.  und 
arg. -ph.  I,  als  fürB.  arg. -ph.  II  und III;  sehr  üppig  gediehen  auf 
demselben  B.  cyaneo-ph.  und  arg.-ph.  liquef.2).  Die  auf  der  Ober- 
fläche des  Nähragars  rasch  entstehenden  Kulturrasen  von  B.  cyaneo- 
ph.  — es  sind  vorzugsweise  Strichkulturen  gemeint  — von  weiss- 
lich-grauer  Färbung  und  glasig- viscider  Konsistenz  boten,  abgesehen 
von  dem  Leuchten,  zunächst  wenig  Auöälliges.  Nachdem  jedoch  diese 
ursprüngliche  Kulturdecke,  in  Folge  von  Abtrocknung,  mehr  oder 
weniger  hyalin  geworden  und  an  Schärfe  der  Begrenzung  abgenommen 
hatte  — nach  14  Tagen  bis  zu  einigen  Wochen  — begann  ein  neues 
Wachsthum  in  Form  von  isolirten  Kolonieen,  welche  über  die  alte 
Kultur  in  grösserer  oder  geringer  Zahl  regellos  zerstreut,  zunächst 
als  aschgraue,  flachgewölbte,  feucht-glänzende,  mehr  oder  weniger 
kreislinig  begrenzte,  von  ihrer  Unterlage  sich  scharf  abhebende  Ge- 
bilde erschienen.  Vereinzelte  dieser  Kolonieen  brachten  es  hin 
und  wieder  zu  etwa  3 mm  Grösse;  in  dem  Falle  waren  sie  abge- 
flacht und  vou  unregelmässiger,  gekerbter  oder  gelappter  Berandung. 
Die  Kolonieen  traten  oft  succesive  auf,  derart,  dass,  nachdem  eine 
Abtheilung  das  Maximum  ihrer  Entwickelung  (und  ihres  Leuchtens) 
hinter  sich  hatte,  eine  neue  auf  den  Schauplatz  trat.  In  zwei  am 
l./VIII.  a.  c.  angelegten  Strichkulturen  war  eine  massige  Anzahl  am 
besten  entwickelt  gegen  Mitte  September;  einige  andere  Anfangs 
Oktober,  und  schliesslich  eine  oder  zwei  Mitte  Oktober. 

Das  Wachsthum  von  B.  arg.-ph.  liquef.  auf  Nähragar  war  ähn- 
lich dem  beiß,  cyaneo-ph.  Auch  dort  kam  es  zur  Ausbildung  von 
„sekundären“  Kolonieen.  Ein  vor  Kurzem  beobachteter  Fall  sei  hier 
angeführt.  Am  5./TX.  a.  c.  wurden  zwei  Stichkulturen  angefertigt 
(mit  Material  von  einer  gut  entwickelten  Strichkultur  in  2,7  °/0  Koch- 
salz-Gelatine). Gegenwärtig  (Ende  Oktober)  angesehen,  erweist  sich 

1)  Anstatt  der  Gelatine  enthielt  die  Nährmischung  1 °/0  Agar-Agar,  und  zwar  die 
von  Japan  ans  in  den  Handel  gebrachte,  Kanten  genannte  Sorte;  die  Reaktion  war 
leicht  alkalisch. 

2)  AgarkuUuren  von  B.  cyaneo-ph.  wurden  am  häufigsten  angefertigt,  da  dieselben 
wegen  ihres  konstant  wiederkehrenaen  prächtigen  Leuchteffekts  (wovon  später  mehr) 
zu  Demonstrations-  und  anderen  Zwecken  sehr  geeignet  waren.  Weniger  zahlreich 
waren  Agarkulturen  von  B.  arg.-ph.  liquef.  Diejenigen  der  vier  auderen  Arten  datiren 
von  18S7  und  Anfang  1888 


Zur  Kenntniss  der  Leuchtbakterien. 


259 


die  ursprüngliche  bandartige  Auflagerung  als  sehr  dünn  und  in  ihrer 
Begrenzung  soeben  noch  erkennbar.  Auf  oder  entlang  dem  alten 
Impfstrich  jedoch  besteht  eine  Reihe  von  theils  confluirenden,  theils 
vereinzelten,  sehr  scharf  hervortretenden  Kolonieen,  die  etwa  einen 
Monat  alt  waren.  Die  meisten  derselben  waren  etwa  1 mm  gross, 
eine  oder  zwei  etwa  2 mm.  In  Gestalt  und  Anordnung  ähnelten  sie 
den  oben  beschriebenen  „sekundären“  Kolonieen  von  B.  cyaneo-ph. 

Ob  ähnliche  Bildungen  in  Agarkulturen  der  vier  übrigen  Formen 
Vorkommen  oder  nicht,  kann  ich  nicht  mit  Sicherheit  angeben,  da 
die  betreffenden,  während  der  oben  genannten  Zeit  erhaltenen  Kul- 
turen nicht  lange  genug  beobachtet  wurden.  Auf  Nährgelatine  jedoch, 
wie  aus  dem  Vorhergehenden  ersichtlich  ist,  wurde  bei  den  vier  das 
Vorhandensein  von  sekundärem  Wachsthum  festgestellt1). 

B ouillonkul  turen. 

In  gewöhnlicher  Nährbouillon2)  bewirkten  die  Leuchtbakterien 
zunächst  eine  gleichmässige  diffuse  Trübung.  Dieselbe  war  für  B. 
c y a n e o-ph.  und  a r g.-p  h.  1 i q u e f.  stärker,  als  für  die  andern.  Bei  B. 
cyaneo-ph.,  arg.-ph.  liquef.,  arg.-ph.  I und  III  erfolgte, 
neben  Absetzen  von  Kultur  am  Boden,  oberflächliche  Häutchenbildung, 
am  raschesten  bei  der  erstgenannten  Art;  die  Trübung  der  Nähr- 
flüssigkeit verschwand  im  Laufe  der  Zeit,  am  ehesten,  wie  es  schien, 
bei  B.  arg.-ph.  III.  Alte  Kulturen  von  B.  cyaneo-ph.  glichen 
in  ihrem  Aussehen  alten  Gelatinekulturen  dieser  Spezies,  insofern  als 
die  anfänglich  gelbliche  Bouillon  schliesslich  rothbraun  gefärbt  war. 
— Bei  B.  smar. -ph.  und  arg.-ph.  II  kam  es  zu  einer  oberfläch- 
lichen Häutchenbildung  überhaupt  nicht. 

Impfungen  in  eine  ohne  Zusatz  von  Pepton  und  Kochsalz  her- 
gestellte, nur  leicht  alkalisch  gemachte  Kaninchenfleischbrühe,  in  der 
Hühnercholera-  oder  Milzbrandbacillen  gut  gediehen,  blieben  in 
jedem  Fall  ohne  Erfolg.  Für  B.  cyaneo-ph.,  B.  3mar.-ph.  und 
B.  arg.-ph.  I wurde  in  Bezug  auf  Bouillonkulturen  noch  das  Fol- 
gende ermittelt.  Gewöhnliche  Nährbouillou  von  amphoterer  Reaktion 
gestattete  den  drei  Arten  Vermehrung,  wie  an  der  deutlichen  Trü- 
bung sogleich  kenntlich  war.  Weder  in  Fleischinfus  als  solchem,  d.  h. 
ohne  jeglichen  Zusatz  und  die  natürliche  schwach  saure  Reaktion 
zeigend,  noch  in  dem  mittelst  Sodalösung  schwach  alkalisirten 
Fleischinfus,  trat  Entwickelung  ein.  In  einem  der  Infuse  der  letz- 
teren Kategorie  mit  Zusatz  von  0,5%  Kochsalz  wuchs  von  den  drei 
Arten  nur  die  erstere,  und  zwar  ganz  gut;  ein  Zusatz  von  2,5% 
Kochsalz  bewirkte  bei  allen  kräftiges  Wacbsthum.  (Ueber  „Leuchten“ 
von  Bouillonkulturen  s.  unten). 


1)  Vorderhand  muss  ich  mich  damit  begnügen,  diese  Thatsachen  einfach  mitzu- 
theilen.  Das  Vorkommen  eines  oftmals  sehr  ausgesprochenen  „sekundären“  Kolonieen- 
wachsthums  auf  dem  alten  Kulturterrain  beweist,  dass  letzteres,  fUr  Individuen  derselben 
Spezies  auf  jeden  Fall,  nicht  „vaccinirt“  war,  im  Gegensatz  zu  anderen  Bakterien- 
arten,  für  welche  eine  „Vaccination“  des  Nährbodens  in  dem  gedachten  Siune  erzielt 
wurde. 

2)  RiuJdeischiofus  -f  1 ^/o  Pepton  + 0,6 — 0,7%  Kochsalz;  Reaktion  leicht  al- 
kalisch. 


260 


Katz 


Fisch-  und  ähnliche  Kulturen. 

Das  vornehmste  Material  zum  Züchten  der  Leuchtbakterien  bil- 
deten ohne  Zweifel  gewisse  marine  Thiere,  besonders  Fische,  im  ge- 
kochten Zustande,  wie  zuerst  Fisc h er  für  den  westindischen  Leucht- 
mikroben demonstrirte.  In  meinen  Versuchen  bediente  ich  mich  sol- 
cher Fische,  wie  Meeräschen  (Gen.  M u gil),  Meerbrassen  (Gen.  Chry- 
sophrys),  des  „Wkiting“  des  Sydneyer  Fischmarktes  (Gen.  Sillago, 
Fam.  Tr ac  hi  ni dae),  des  „Gartish“  (Gen.  H e m i r h am ph  us,  Farn. 
Scombresocidae).  Alle  diese  entsprachen  meinen  Zwecken  vollkom- 
men. Auch  das  gekochte  Fleisch  von  Stechrochen  eignete  sich  ziemlich 
gut,  hingegen  dasjenige  von  einem  jungen  Exemplar  des  sog.  Port 
Jackson-Haies  (Heterodontus  Phillip i)  nur  in  geringem  Maasse. 
Einen  vorzüglichen  Nährboden  lieferte  ferner,  abgesehen  von  Fischen, 
die  Oberfläche  von  gekochten  Exemplaren  einer  Tintenfischart  (Gen. 
Loligo),  welche  in  den  hiesigen  Fischhandlungen  häufig  feilgeboten, 
als  Köder  beim  Fischfang  benutzt,  von  gewissen  Kreisen  der  Bevöl- 
kerung auch  wohl  gegessen  wird.  Auch  gekochte  Krabben  (Gen. 
Scylla;  Neptunus)  kamen  ein  paar  Mal  mit  Erfolg  zur  Anwen- 
dung, während  gekochte  Garneelen  sich  für  die  Kultur  der  Bakterien, 
einem  gleichzeitigen  Versuchen  nach,  als  unbrauchbar  erwiesen. 

Die  der  Eingeweide  und  Schuppen  entledigten  Fische,  die  Tin- 
tenfische und  Krabben,  wurden,  nachdem  sie  in  frischem  Seewasser 
abgespült  waren,  in  entsprechenden,  bis  zu  etwa  23  cm  hohen  und 
6,5  cm  weiten  Reagensgläsern  untergebracht,  und  in  denselben,  unter 
Watteverschluss,  dem  strömenden  Dampf  im  gewöhnlichen  Sterili- 
sirungsapparat  1/2  Stunde  oder  länger  ausgesetzt.  Das  so  behan- 
delte Material  konnte  nach  dem  Abkühlen  entweder  ohne  Weiteres 
benutzt  werden,  oder  — besser  noch  — nachdem  eine  diskontinuir- 
liche  Sterilisation,  nach  Art  anderer  Nährmedien,  durchlaufen  war. 

Nach  strichweiser  Impfung  der  Oberfläche  der  Fische  oder  Tin- 
tenfische ging,  bei  geeigneter  Temperatur  (20 — 24°  C),  die  Entwicke- 
lung rasch  vor  sich.  Innerhalb  zweier  Tage  war  oft  die  ganze  freie 
Oberfläche  derselben  mit  Kultur  kontinuirlich  bedeckt.  Andere  Male 
blieb  das  Konfluiren  aus;  statt  dessen  bildeten  sich  isolirte  Streifen, 
oder  ebensolche  verästelte  oder  verzweigte,  grössere  oder  kleinere 
Flecke  aus.  Der  Ausfall  der  Kulturen  war  in  gewissem  Grade  ab- 
hängig von  der  Zahl  der  Impfstriche,  der  relativen  Menge  von  Impf- 
material, und  dem  jeweiligen  Grade  der  Feuchtigkeit  au  der  Fisch- 
oberfiäche.  Auf  den  Krabben  erfolgte  das  Wachsthum  nur  an  den 
mit  genügender  Feuchtigkeit  versehenen  Stellen. 

Den  frischen  Kulturen  auf  Fischen  u.  s.  w.  kam,  für  jede  Art 
der  Bakterien,  eine  f<  licht-glänzende  Oberfläche,  klebrige  Konsistenz 
und  im  allgemeinen  wachsartige  Färbung  zu;  die  Kulturaufiagerungen 
waren  von  massiger  Dicke.  An  einer  Serie  von  6 tägigen  Kulturen 
der  Bakterien  auf  Meerbrassen  war  die  Farbe  bei  B.  cyaneo-ph. 
gelblich,  oder  gelblich-braun  an  den  Stellen,  wo  die  Kultur  ein  wenig 
dicker  aufgelagert  war ; beiß,  sm  ar.  - p h.:  creme-artig;  bei  B.  arg.- 
ph.  I hellgelb,  mit  einem  Stich  ins  Grünliche;  bei  B.  arg.-ph,  II 


2m  KenntnioS  der  Leuchtbakterien.  261 

gelblich,  hie  und  da  citronengelb;  bei  arg.-ph.  111:  gelblich;  bei 
B.  a r g.  * p b.  1 i q u e f.  gelblich-grau. 

Andere  Kal  tu  rv  er  suche. 

Bezüglich  der  drei  zuerst  isolirteu  Arten,  nämlich  B.  cyaneo- 
p h.,  B.  s m a r.  - p h.  und  B.  a r g.  - p h.  I wurden  einige  andere  Kul- 
turversuche angestellt  mit  den  folgenden  Resultaten : 

Auf  koagulirtem  Blutserum,  und  zwar  koagulirter  Hydro- 
fchoraxäüssigkeit  (vom  Menschen),  fand,  einem  gleichzeitigen  Versuche 
nach,  nur  spärliche  Entwickelung  statt,  am  besten  noch  bei  B.  cya- 
neo-ph.;  das  Substrat  wurde  von  der  Kultur  desselben  langsam 
verflüssigt. 

Auf  Scheiben  von  gekochten  Eiern  wuchs  (und  leuchtete)  von  den 
drei  Arten  B.  cyaneo-ph.  am  besten.  In  diesem  Falle  bildete 
sich  ein  unterbrochener  schleimiger  Belag,  dessen  Farbe  auf  dem 
Dotter  hellbraun,  auf  dem  Weissen  hell-grünlich-gelb  war,  Die  Kul- 
turen von  B.  smar.-ph,  und  B.  arg.-ph.  I erschienen  als  dünne, 
grauweissliche,  unterbrochene  Ueherzüge. 

In  resp.  auf  sterilisirter  (gekochter)  Milch,  an  und  für  sich, 
blieb  die  Entwickelung  aus  (wenigstens  makroskopischer  Beobachtung 
nach  zu  urtheilen).  Dagegen  erfolgte  auf  einer  mit  etwas  Kochsalz 
versetzten  und  steriiisirten  Milch  unzweifelhaft  Vermehrung  bei  B, 
cyaneo-ph.  und  B.  smar.-ph.;  auf  einer  mit  ei  was  Dinatrium- 
phosphat  versehenen  und  steriiisirten  Probe  entwickelten  sich  B. 
cyaneo-ph.  und  B.  arg-pb.  I spärlich  (ein  analoger  Versuch  mit 
B.  srnar-ph.  verunglückte  in  Folge  vorzeitigen  Zerbrechens  des 
Reagenzglases). 

Kulturversuche  auf  Scheiben  gekochter  Kartoffeln  fielen 
negativ  aus.  Die  Versuche  gelangen  dagegen,  nachdem  die 
Kartoffeischeiben  mit  Dinatriumphosphatlösung  übergossen  wareD. 
wodurch  alkalische  Reaktion,  wenigstens  aa  der  Oberfläche  jener,  ent- 
stand. Bei  B.  cyaneo-ph.  bildete  sich  auf  dem  unteren  Theii  der 
Scheiben  — dieselben  befanden  sich  in  weiten  Reagensröhren  — 
eine  ansehnliche,  schmierig-gelatinöse,  zusammenhängende  Auflage- 
rung, in  der  Mitte  von  röthlich-brauner,  nach  der  Peripherie  hin  von 
geiblich- grauer  Färbung.  Für  B.  smar-pb.  ergab  sich,  ebenfalls 
auf  der  unteren  Hälfte  der  Scheibeuoberfiäche,  ein  düDner,  hell-bräun- 
lieh-gelber  Belag.  Auf  der  mit  B.  arg.-ph.  I geimpften,  wie  oben 
rnodifizirfen  Kartoffelscheibe  konnte,  weder  makroskopisch,  noch  der 
Wirkung  nach  — dieselbe,  das  Leuchten,  war  hier  null,  im  Gegensatz 
zu  den  Versuchen  mit  den  beiden  anderen  Arten  — ein  Wachsthum 
nachgewiesen  werden;  die  mikroskopische  Untersuchung  jedoch  er- 
gab, dass  eine  gewisse  Vermehrung  stattgefunden  haben  musste. 

ln  sterilisirtem  Harn,  auch  nachdem  derselbe  mittelst  Sodalö- 
sung leicht  alkalisch  gemacht  worden  war,  gelang  die  Züchtung  der 
Bakterien  nicht,  ebensowenig  auf  gekochtem  Reisbrei,  auf  Scheiben 
roher  oder  gekochter  Bananen  und  Ananas,  auf  der  Schnitt- 
fläche des  zartgewebigen  Embryo  der  Cocosnuss,  in  Cocos- 
wilch,  auf  Seetang  (Laminaria).  Die  Versuche  in  Cocosrailcb 


262 


Katz 


wurden  erweitert,  und  zwar  wurde  ein  Theil  dieser  Flüssigkeit  mit 
Dinatriumphosphatlösung  versetzt,  bis  leicht  alkalische  Reaktion  ent- 
stand; ein  anderer  Theil  erhielt  obendrein  einen  Zusatz  von  1 °/0  Koch- 
salz; ein  dritter  neben  genannten  Stoffen  1 °/0  Pepton.  Die  in  den 
zwei  letztgenannten  Fällen  filtrirten  und  darauf  sterilisirten,  im  ersten 
Falle  ohne  Weiteres  sterilisirten  Mischungen  waren  alle  geeignet  für 
ein  Fortkommen  der  Leuchtorganismen,  am  besten  die  Kochsalz  und 
Pepton,  oder  Kochsalz  allein  enthaltenden  Präparate.  Die  entste- 
henden Trübungen  waren  denen  in  Bouillonkulturen  ähnlich1).  (Ihrer 
Wirkung  nach  differirten  die  Cocosmilchkulturen  der  drei  Arten  von 
einander,  wie  unter  „Leuchten“  angedeutet  ist.) 


Weitere  biologische  Merkmale. 

Dem  atmosphärischen  Sauerstoff  gegenüber  verhielten  sich  die 
verschiedenen  Arten,  ihrem  Wachsthum  in  gewöhnlicher  Nährgelatine 
nach  zu  urtheilen,  etwas  verschieden.  Darnach  gehören  B.  s mar -pli., 
arg. -ph.  I,  II  und  III  zu  den  Aeroben,  B.  cyaneo-ph.  und  arg.- 
ph.  liquef.  zu  den  fakultativen  Anaeroben.  Bei  jenen  vier  blieb 
die  Entwickelung  der  Kolonieen  im  Innern  des  genannten  Nährme- 
diums auf  einen  verhältnissmässig  geringen  Umfang  beschränkt,  wie 
bereits  Platten-  und  Stichkulturen  lehrten.  Nach  gleichmässiger  Ver- 
theilung  einer  nicht  zu  grossen  Anzahl  lebenskraltiger  Keime  von 
B.  smar.-ph.  und  arg. -ph.  I — die  beiden  anderen  wurden  auf 
diese  Weise  nicht  behandelt  — in  Nährgelatine  in  einem  Reagenz- 
glase, entstanden,  abgesehen  von  denen  an  der  Oberfläche,  in  der 
Gelatinesäule  Kolonieen,  welche  in  Bezug  auf  ihre  Dimensionen, 
weiche  unbedeutend  waren,  sich  vou  einander  nicht  unterschieden. 
Aehulich  war  es,  nachdem  eine  Schicht  steriler  Gelatine  oder  sterilen 
Leinsaraenöls  über  einer  analog  geimpften  Gelatinemasse  angebracht 
war.  — B.  cyaneo-ph.  und  arg. -ph.  liquef.  gediehen  zwar 
auch  am  kräftigsten  an  den  der  atmosphärischen  Luft  zugänglichen 
Theilen  der  Nährgelatiue,  doch  war  immerhiu  die  Entwickelung  in 
den  tieferen,  von  dem  Zutritt  der  Luft  abgeschnittenen  Schichten  des 
genannten  Nährbodens,  gegenüber  der  unter  gleichen  Umständen 
stattfindenden  Entwickelung  bei  den  übrigen  Arten,  unvergleichlich 

1)  Bei  dieser  Gelegenheit  sei  auf  eine  kleine  Verbesserung  in  Bezug  auf  die  Tech- 
nik des  Impteus  der  Kulturmedien  die  Aufmerksamkeit  gelenkt.  Seit  einiger  Zeit  be- 
nutze ich  Platindrähte,  welche  anstatt,  wie  üblich  in  Glasstäbe  mit  oder  ohne  Email 
oingeschmolzen  zu  sein,  an  entsprechend  lauge  und  ca.  2,6  mm  dicke  Stäbe  von  Silber, 
als  Handhaben,  in  das  eine  Ende  vermittelst  Hartloth  eingelöthet  sind.  Wie  misslich  es 
ist,  bei  Anwendung  des  alten  Vertabreus  den  Platindraht  sich  im  kritischen  Augenblick 
von  dem  Glasstabe  loslösen  zu  sehen,  wird  wohl  schon  Mancher  erfahren  haben.  Der 
Metallstab  lässt  sich  überdies  durch  Erhitzen  in  der  Flamme  natürlich  rascher  sterili- 
siren  und  nach  dem  Erhitzen  in  einem  früheren  Zeitpunkt  benutzen  , als  dies  unter 
analogen  Verhältnissen  beim  Glasstab  der  Fall  ist:  jener  lässt  sich  auch  rasch  in  jede 
gewünschte  Form  biegen,  was  zuweilen,  z.  B.  beim  Impfen  der  Oberfläche  von  Fischen 
in  Reagensgläsern,  beachtenswerth  ist.  — Es  könnten  natürlich  auch  andre  Metalle, 
z.  B.  Nickel,  in  Drahtform,  als  Handhaben  verwendet  werden,  der  Gebrauch  von  ent- 
sprechend dickem  Platindraht  zu  dem  Zweck  dürfte  vielleicht  weniger  V erbreilung 
ftndeu. 


Zur  Kenntniss  der  Leuchtbakterien. 


263 


beträchtlicher.  Dies  geht  schon  aus  dem  hervor,  was  bei  der  Be- 
schreibung der  Kolonieen  der  beiden  Arten  näher  angegeben  wurde. 
Sehr  anschaulich  war  ein  ,iu  dieser  Hinsicht  angestellter  Versuch  mit 
B.  cyaneo-ph.  Eine  massige  Anzahl  von  einer  frischen  Kultur, 
genauer  gesagt  einer  Aufschwemmung  derselben  in  steriler  0,6  °/0 
Kochsalzlösung,  entnommenen  Keimen  wurde  in  vorher  verflüssigter 
Nährgelatine  in  einem  Reagensglas  vorsichtig  vertheilt,  letztere 
wieder  erstarren  gelassen  und  unmittelbar  nachher  mit  einer  5 cm 
hohen  Schicht  vou  sterilem  Leinsamenöl  bedeckt.  Die  Vermehrung 
der  Keime  ging  stetig,  wenn  auch  langsam,  vor  sich.  Die  ent- 
stehenden Veröüssigungskugeln  griffen  schliesslich  in  einander  über, 
und  die  körnerartigen,  grau-gelben  Kolonieen  sammelten  sich  all- 
mählich am  Boden  des  Glases  an,  über  sich  eine  fast  durchaus 
klare  flüssige  Masse  lassend. 

Ob  die  eine  oder  andere  der  sechs  Arten  in  geeigneten  gähr- 
fähigen  Substraten  Gährthätigkeit  ausüben  kann,  oder  ob  eine  be- 
stimmte Gährung  die  eine  oder  andere  erst  zu  einer  anaeroben  Ver- 
mehrung befähigt  oder  dieselbe  begünstigt,  darüber  fehlen  die  Ver- 
suche noch. 

Ueber  den  Einfluss  der  Temperatur  auf  das  Wachsthum  der 
Leuchtbakterien  wurde  Folgendes  ermittelt. 

Als  sämmtlichen  Arten  gemeinschaftlich  erwies  sich,  in  einem 
Versuche,  deren  Vermehrungsunfähigkeit  bei  niederer,  dem  Gefrier- 
punkt nahe  stehender  Temperatur.  Gewöhnliche  6 prozent.  Nährge- 
latine in  Reagensgläsern  wurde  (April  1889)  mit  geringen  Mengen 
von  entwickelungsfähigen  Individuen  aus  Aufschwemmungen  von  Kul- 
tur der  sechs  Arten  — Stichkulturen  bei  B.  cyaneo-ph.  undarg.- 
ph.  liquef.  etwa  4 Wochen  alt;  Strichkulturen  bei  den  übrigen  etwa 
8 Tage  alt  — in  0,6  % Kochsalzlösung  geimpft;  die  Keime  wurden 
in  der  (vorher  verflüssigten)  Gelatine  gleichmässig  vertheilt,  und 
nachdem,  zur  Kontrolle,  aus  jedem  der  Versuchsgläser  mittelst  ste- 
riler Pipette  eine  Probe  entnommen  und  in  sterile  Reagenzröhrchen 
übertragen  war,  wurden  „Roliplatten“  angefertigt.  Mit  Gummikappe 
versehen,  wurden  sie  alsbald  in  einem  Eisspind  auf  Eis  gelegt, 
welches  täglich  erneuert  wurde.  Während  in  den  ebenfals  ausge- 
rollten, mit  Gummikappe  verschlossenen  und  bei  Zimmertemperatur 
aufgestellten  Kontrollröhrchen  die  Kolonieen  in  der  üblichen  Zeit  zum 
Vorschein  kamen  und  sich  weiter  entsprechend  entwickelten,  fehlte 
in  den  auf  Eis  befindlichen  Röhrchen,  nach  Verlauf  von  8 Tagen, 
jegliche  Andeutung  von  Kolonieenbildung.  Die  Keime  mussten  binnen 
dieser  Zeit  entweder  abgestorben  oder  doch  wenigstens  in  einem  be- 
stimmten Grade  abgeschwächt  sein,  da  auch  später,  nachdem  die 
Röhrchen  einer  Temperatur  von  -f-  20°  C oder  etwas  darüber  aus- 
gesetzt waren,  die  Entwickelung  ausblieb.  Der  Versuch  ist  allerdings 
der  Wiederholung  und  Variirung  bedürftig,  denn  es  wäre  nicht  aus- 
geschlossen, dass  die  zu  demselben  verwendeten  Individuen  nicht 
lebenskräftig  genug  waren,  um  einem  8 tägigen  Aufenthalt  in  eisig- 
kalter Umgebung  Stand  zu  halten,  geschweige  um  zu  wachsen,  wie- 
wohl sie  unter  normalen  Bedingungen  rasch  zu  Kolonieen  heran- 
wuchsen. Es  ist  jedoch  a priori  unwahrscheinlich,  dass  die  aus  dem 


B r & u d e S , 


2Ö4 

Meerwasser  unter  diesen  Breitengraden  stammenden  Leuchtbakterien 
bei  solch  niedrigen  Temperaturen  wie  den  obigen,  eine,  wenn  auch 
nur  minimale  Vermehrung  ohne  Weiteres  eingehen  sollten. 

{Fortsetzung  folgt.) 


Zur  Frage  des  Begattungsa.ktes  bei  den  entoparasitischen 

Treinatodec. 

Kritische  Bemerkungen  zu  Pintner’s  Aufsatz1). 

Von 

Dr.  Gr.  Brandes, 

Assistenten  am  zoologiscnen  Institut  zu  Halle  a.  S. 

Dass  „die  Frage  nach  der  Art,  wie  die  männlichen  Fortpfianzungs- 
zellen  bei  den  parasitischen  Plathelminthen  in  die  weiblichen  Lei- 
tungswege gelangen“,  bisher  eine  offene  zu  nennen  gewesen  wäre,  wie 
Fiutner  meint,  vermag  ich  nicht  zuzugeben,  wenigstens  würde  sie 
mir  dann  jetzt  ebensowenig  beantwortet  scheinen,  als  vorher.  Denn 
das  Resultat,  das  Pintnev’s  Arbeit  zu  Tage  fördert,  ist  etwa  das- 
selbe, wie  es  Leuckart,  in  der  zweiten  Auflage  seines  Parasiten- 
werkes  zusammenfasst,  nur  hütet,  sich  Leuckart  vorsichtiger  Weise 
zu  schematisiren,  sondern  sucht  mit  den  einzelnen  Beobachtungen 
als  mit  Thatsachen  zu  rechnen.  Und  diese  widersprechen  sich 
durchaus  nicht,  wenn  auch  Pintner  dies  so  darzustellen  beliebt, 
Abzusehen  ist  natürlich  ohne  weiteres  von  einer  beiläufigen  Be- 
merkung aus  dem  Cestodentheil  des  Werkes,  wo  Leuckart  es  für 
einen  Irrthum  erklärt,  wenn  man  gemeint  hätte,  der  Uterus  der  Tre- 
matoden  vermittle  Begattung  und  Eiablage.  Diese  Bemerkung  wurde 
im  Jahre  1881  veröffentlicht  und,  wie  scheu  gesagt,  ganz  beiläufig, 
zu  einer  Zeit,  ais  der  Verf.  durchaus  nicht  mit  Untersuchung  der 
Trematoden-Anatomie  beschäftigt  war.  Als  aber  Leuckart  sich 
in  den  Jahren  1885,  86  etc.  von  neuem  intensiv  mit  diesen  Fragen 
zu  beschäftigen  hatte,  waren  inzwischen  die  Beobachtungen  von 
Z&ddach  und  Looss  bekannt  geworden  und  diese  im  Verein  mit 
den  Resultaten  der  von  ihm  angestellten  Untersuchungen  ergaben 
eine  Auffassung,  die  ihn  die  betreffenden  Verhältnisse  etwa  in  folgender 
Weise  schildern  lässt: 

Bei  den  Trematoden  muss  Selbsthegattung  Vorkommen,  da 
wir  einzeln  in  Cysten  ein  geschlossene  Können  befruchtet  finden, 
sie  kann  auch  statthaben , da  die  Mündung  des  männlichen 
Geschlechtstraktus  meist  dicht  neben  der  üterusmündung  ge- 
legen ist.  Hiermit  stimmt  Zaddach’s  Beobachtung  überein,  der 
Bistoraum  cirrigerum  in  Selbstbegattung  antraf,  indem  der  Penis 
tief  in  den  Uterus  versenkt  war  und  Samen  überfliessen  liess.  Dafür 
dass  in  derselben  Weise  auch  eine  W echseibegattung  stattfinden 
kann,  geben  uns  die  Beobachtungen  von  Nitzsch  an  Hciostomum 

1)  Pi  nt  Ui  , Th,  Neue  Beiträge  zur  Kenntniss  des  Bandwuraikörpers.  (Ar- 
beiten des  zoe-  I istiL  zu  Wien.  Bd.  IX.  Heft  I.)  Vergl.  dks  Referat  auf  p.  286  dieser 
Num  »er. 


Zur  Frage  des  Begattungsaktes  bei  den  entopa  rasstiscbeu  Tremetoden  265 


scrpens  und  besonders  von  Looss  an  Distomum  cla  vigerum 
direkte  Beweise.  Dagegen  ist  weder  die  Selbst-  noch  die  Kreuzbe- 
gattung  mit  Benutzung  des  Lau  rer 'sehen  Kanals  jemals  mit 
Sicherheit  beobachtet.  Für  eine  derartige  Begattung  wird  der  Um- 
stand ins  Feld  geführt,  dass  in  dem  Laurer’schen  Kanal  hier  und 
da  Samenfäden  angetroffen  werden , aber  unser  Altmeister  der  Hel- 
minthologie sagt  sehr  einleuchtend , dass  auch  häufig  Dotterniaterial 
und  Ovarialeier  dort  gefunden  würden;  so  gut  wie  dies  Material  aus 
dem  Ovidukt  in  den  Kanal  hereiugepresst  sei,  könne  auch  der  Samen 
aus  dem  Uterus  stammen.  Er  führt  noch  die  Beobachtung  von  Looss 
an,  der  einmal  den  Uterus  von  Di  st  om  um  trfgonocep  lialum 
mit  Samenfäden  gefüllt,  das  Receptaculum  seminis  dagegen 
leer  fand,  ein  Umstand,  der  wiederum  auf  Begattung  durch  den 
Uterus  hinweist,  und  schliesat  endlich  mit  der  Erklärung,  dass  der 
Lau  rer 'sehe  Kanal  wohl  morphologisch  der  Scheide  der  Cestoden 
entspreche,  dass  es  aber  nur  wenig  wahrscheinlich  sei,  dass  er  bei 
den  Distomeen  auch  physiologisch  als  solche  funkiiouire;  „Unter 
gewissen  Umständen  möge  es  aber  immerhin  möglich 
s e i n.“  Bei  der  Besprechung  von  Distomum  s p a t h u 1 a t u m ändert 
der  Befund  eines  sehr  weiten  L a u rer’schen  Kanals,  der  sehr  häufig  mit 
Spermamasseu  prall  gefüllt  ist,  nichts  an  Leuckart’s  früherer  Auf- 
fassung, da  derselbe  den  Laurer’schen  Kanal  durchaus  nicht  mit  Be- 
stimmtheit für  eine  Scheide  hält,  wie  Pintner  in  Anm.  4 auf  S.  6 
seiner  Arbeit  anführt,  sondern  lediglich  zugibt,  dass  die  Vermutbung, 
der  Laurer’scbe  Kanal  möge  in  diesem  Falle  als  Vagina  funktioniren, 
immerhin  einige  Wahrscheinlichkeit  hat.  Wir  sehen,  Wider- 
sprüche sind  bei  dieser  Art  der  Darstellung  nicht  vorhanden. 

Wie  will  nun  P i u tu  e r die  Frage  des  Begatiungsaktes  beantworten? 
Mir  scheint,  als  ob  er  im  Grunde  genommen  keineswegs  zu  einem 
andern  Resultate  kommt:  leugnen  kann  er  weder  die  Möglichkeit 
der  Benutzung  des  Uterus  bei  der  Selbst-  und  bei  der  Wechselbe- 
gattung, noch  die  dementsprechend  beobachteten  Fälle  solcher  Be- 
gattungen, es  kommt  ihm  also  nur  darauf  an,  auch  für  die  Begat- 
tung vermittels  des  Laurer’schen  Kanals  schwerwiegende  That- 
Sachen  ins  Feld  zu  führen.  Aber  hiermit  sieht  es  eben  nicht  allzu 
günstig  aus.  Wenn  Kerbert  für  Distomum  pulmonale, 
Miesch  er  für  Monostomum  bijugum  und  Fischer  für 
Opisthotrema  cochleare  gegenseitige  Begattung  und  zwar 
unter  Funktion  des  Laurer’schen  Kanals  als  Vagina  angeben,  so 
geschieht  dies  doch  nur  auf  Grund  theoretischer  Betrachtungen ; die 
unmittelbare  Beobachtung  des  Kopulationsvorganges  steht  noch  bei 
allen  drei  Formen  aus.  Ebens.owenig  beweisend  sind  die  eigenthüm- 
lichen  anatomischen  Geschlechtsverhäitnisse  von  Eurycoelurn 
Sluiteri,  einem  Trematoden  eines  Percoiden  von  Java,  den  Brock 
in  ganz  kurzen  Zügen  ohne  Abbildung  beschreibt.  Brock  selber 
möchte  eine  Befruchtung  durch  den  Laurer’schen  Kanal  annehmen, 
da  er  weder  eine  Uterusöflnung  noch  einen  innern  Samengang  vor- 
fand, aber  er  konnte  auch  keinen  Laurer’scheu  Kanal  nachweisen; 
einmal  beobachtete  er  einen  feinen  Kanal,  der  vom  Rücken  aus  gegen 
eine  üterusschlinge  zog,  jedoch,  ohne  dieselbe  zu  erreichen,  im  Paren- 


26  0 


Brandes, 


chym  blind  eudigte.  Um  diesen  Kanal  als  Laurer’schen  an- 
sprechen zu  können,  nimmt  Bruck  seine  Zuflucht  zu  einer  Erklä- 
rung, die  er  aber  nur  mit  aller  Reserve  gibt:  er  meint,  es  möchte 
vielleicht  nach  der  Begattung  durch  den  Laurer’schen  Kanal 
letzterer  sich  schliessen.  — Ein  Urtheil , in  diesen  schwierigen 
Verhältnissen  zu  fällen,  können  wir  uns  um  so  weniger  zumuthen, 
als  der  anatomische  Bau  des  Thieres  durchaus  noch  nicht  als  ge- 
nügend bekannt  zu  betrachten  ist.  Aber  es  Hesse  sich  sehr  wohl 
denken,  dass  bei  so  eigenthümlich  orgauisirten  Formen  auch  ein  ab- 
normer Kopulationsprozess  zu  verzeichnen  wäre.  — Zum  Schluss 
führt  Pintner  noch  die  Ansicht  Zeller ’s  an,  der  von  der  Ver- 
wachsung der  beiden  Diporpen  zum  Diplozoon,  die  in  der  Weise 
geschieht,  dass  die  Mündung  des  Vas  deferens  eines  jeden  Thieres 
sich  auf  die  Vagina  des  anderen  legt , auf  die  Begattung  bei  den 
Trematoden  überhaupt  schliessen  will.  Dieser  letzte  Punkt  scheint 
mir,  besonders  bezüglich  seiner  Verallgemeinerung,  so 
hypothetisch  zu  sein,  dass  er  keiner  weiteren  Erörterung  bedarf,  nach 
Braun  sind  aber  auch  selbst  die  t h a ts  äc  h i j che  n Ergebnisse 
der  Zeller’schen  Untersuchungen  durchaus  nicht  einwandsfrei1). 

Wir  sehen,  dass  der  direkte  Nachweis  auch  nur  eines  einzigen 
Falles  von  Begattung  durch  den  Laurer’schen  Kanal  noch  fehlt,  wie 
zuvor;  aber  wenn  solcher  mit  Sicherheit  für  einen  Fall  (z.  B.  Eury- 
coelum)  erbracht  würde,  so  hätten  wir  doch  noch  keinen  Grund, 
von  der  Auffassung,  wie  sie  Le uckart  vertritt,  abzuweichen:  „unter 
gewissen  Umständen“  kann  eben  der  Laurer’sche  Kanal  vielleicht 
als  Scheide  funktioniren,  als  Regel  ist  aber  jedenfalls  für  die  augen- 
blickliche Entwickelungsstufe  der  metastatischen  und  digeuetischen 
Trematoden  die  Begattung  zu  erachten,  die  durch  Einführung  des 
Penis  in  die  Uterusmündung  erfolgt.  Und  zwar  glaube  ich,  dass  die 
Selbstbegattung  häufiger  ist,  als  die  Wechselkreuzung.  Denn  während 
man  etwaige  Kopulation  bei  der  Oeffnung  des  Darmes  gleich  auf  den 
ersten  Blick  wird  konstatiren  können , entgeht  die  Selbstbegattung 
für  gewöhnlich  auch  wohl  dem  schärfsten  Auge.  Da  trotzdem  ebenso 
viele  Fälle  von  Selbstbegattung  wie  von  Kreuzung  zur  Beobachtung 
gekommen  sind,  so  glaube,  ich  daraus  schliessen  zu  dürfen,  dass 
Selbstbegattung  als  der  gewöhnlichere  Modus  anzusehen  ist. 

Dass  der  Laurer’sche  Kanal  morphologisch  der  Vagina  der 
Cestoden  und  ektoparasitischen  Trematoden  entspricht,  ihr  also  homo- 
log ist.  hat  bisher  meines  Wissens  noch  Niemand  bezweifelt,  aber  da- 
mit ist  doch  nicht  gesagt,  dass  Laure  r’scher  Kanal  und  Vagina  die 
gleichen  Funktionen  haben  müssen.  Nach  Anführung  eines  Citates 
von  Monticelli,  das  die  Homologie  des  Laurer’schen  Kanals  und 
der  Vagina  zum  Gegenstand  hat,  schreibt  Pintner  nämlich:  „Ich 
für  meinen  Theil  schliesse  mich  diesen  Anschauungen  Monticelli ’s 
durchaus  an,  umsomehr,  als  mir  sämmtiiehe  wider  die  Deutung  des 
Laurer ’schen  Kanals  als  funktionirende  Scheide  vorgebrachten 
Einwendungen  vollständig  unsticbhaltig  erscheinen.“  Mir  scheint  hier 

1)  Vergl.  hierzu  die  Mittheilung  Braun’s  über  die  Ergebnisse  einer  diesbezüg- 
lichen in  seinem  Laboratorium  »ngestellten  Untersuchung  von  Dieckkoff  (Dies.  Cen- 
tralblatt. Bd.  IX.  No.  2 p.  58.) 


Zur  Frage  des  Begattungsaktes  bei  den  entoparasitischen  Trematoden.  267 


von  Seiten  Pintner’s  eine  Verwechselung  der  Analogieen  und 
Homologieen  vorzuliegen.  Der  Arm  des  Menschen  ist  dem  Flügel 
des  Vogels  homolog,  aber  nicht  analog;  der  Flügel  des  Vogels  ist  dem 
Flügel  der  Insekten  analog,  aber  nicht  homolog.  Aehnlich  hier.  Der 
Laurer’sche  Kanal  der  entoparasitischen  Trematoden  ist  der  Vagina 
der  ektoparasitischen  Trematoden  und  der  Cestoden  homolog,  aber 
nicht  analog,  die  Vagina  der  letzteren  ist  der  Uterusmündung  der 
ersteren  analog,  aber  nicht  homolog1 *).  Wenn  der  Laurer’sche  Kanal 
nun  für  gewöhnlich  der  Vagina  nicht  analog  ist,  so  fragt  es  sich, 
welche  Funktion  er  sonst  haben  kann.  Sommer  und  Landois 
haben  ihn  als  Sicherheitsventil  für  die  Schalendrüse,  das  Ovarium 
und  die  Dotterstöcke  angesprochen.  Ich  habe  diese  Erklärung  schon 
an  anderer  Stelle*)  bekämpft;  es  sei  mir  gestattet,  den  Passus  hier 
einzuschalten.  ,,Dass  Dottermaterial  und  Schalensubstanz  zufällig 
aus  ihm  heraustreten  können , wird  Niemand  bestreiten , aber  dass 
der  Kanal  die  Betimmung  hätte,  überflüssige  Massen  nach  aussen 
zu  befördern,  will  mir  durchaus  nicht  plausibel  erscheinen.  Ich  kann 
überhaupt  nicht  recht  an  die  Möglichkeit  einer  Ueberproduktion  von 
Seiten  der  zum  Genitalapparate  gehörigen  Drüsen  glauben,  sollte 
vielmehr  denken,  dass  sich  unter  guten  Lebensbedingungen  alle  Ge- 
schlechtsdrüsen in  gleicher  Weise  kräftig  entwickeln,  und  die  Bildung 
der  Eier  um  so  beschleunigter  vor  sich  geht,  je  mehr  Material  die 
Drüsen  produziren.  Auf  jeden  Fall,  meine  ich,  darf  man  annehmen, 
dass  bei  dem  Bedürfnisse  eines  Abflussrohres  für  überschüssiges  Ma- 
terial sich  die  Vagina  der  Cestoden  in  besserer  Weise  den  neuen 
Verhältnissen  angepasst  haben  würde:  vor  allem  würde  man  ihre  Ur- 
sprungsstelle i m m e r in  allernächster  Nähe  der  Eibereitungsstätte 
zu  suchen  haben  und  auch  i mm  er  eine  kräftige  Entwickelung  voraus- 
setzen dürfen,  während  der  L au  rer’sche  Kanal  bei  den  Trematoden 
nur  einen  sehr  rudimentären  Eindruck  macht,  ja  verschiedentlich 
noch  gar  nicht  hat  aufgefunden  werden  können?3)  Mir  scheint  eben 
dieser  rudimentäre  Charakter  und  das  gänzliche  Fehlen  darauf  hin- 
zudeuten, dass  die  entoparasitischen  Trematoden  in  Begriff  sind,  den 
Laurer’schen  Kanal,  der  ein  Erbtheil  der  cestodenartig  organisirten 
Vorfahren  ist,  allmählich  zu  verlieren.  Formen,  die  einen  stark  ent- 
wickelten Laurer’schen  Kanal  mit  einem  Receptaculum  se- 
in in  is  beim  Uebergange  in  den  Ovidukt  aufweisen,  werden  als  ur- 
sprünglicher, den  Stammeseltern  näher  stehend  aufgefasst  werden 
müssen,  während  andererseits  die  Formen  ohne  Receptaculum 
oder  gar  ohne  Laurer’schen  Kanal  am  längsten  sich  vou  den 
Stammelten]  abgezweigt  haben  werden.“ 

Halle,  28.  Januar  1891. 

1)  Nach  dem  gewöhnlichen  Sprachgebrauch  benennt  man  die  analogen  Orrane,  die 
die  gleiche  Funktion  verrichten,  mit  derselben  Bezeichnung,  man  würde  also  am  besten 
das  Uterusendstück  als  Vagina  bezeichnen. 

*<ä)  Die  Familie  der  Holostomeae.  Leipzig  1888,  oder  Die  Familie  der  IIo:  'storaiden. 
(Zool.  Jahrbücher,  Abth.  f.  Systematik  etc.  Bd.  V.  p.  565.) 

3)  So  behauptet  Monticelli  mit  grosser  Bestimmtheit  das  Fehlen  des  Laurer’- 
schen Kanales  boi  Distoraura  Richardii  aus  der  Leibeshöhle  eine»  H.i  is  Auch 
bei  dem  Genus  Apohlema  wird  das  Fehle/i  desselben  von  Juel  besonders  'ne. not. 


2ÖS 


Umschlagen  des  Weines.  — Entzündungen, 


Referate. 


Kramer,  E.,  Bakteriologische  Untersuchungen  über  das 
„Umschlagen“  des  Weines.  (Landwirtschaftliche  Versuchs- 
Stationen.  Bd.  XXXVII.  S.  325.) 

Die  „faulige“  Gährung  des  Weines  oder  das  „Umschlagen“  des 
Weines  wurde  zwar  schon  von  Mul  der  untersucht,  aber  erst  Pa- 
steur entdeckte  die  Ursache  der  Gährung  und  beschrieb  1866  zwei 
Formen  von  Stäbchenbakterien1),  von  denen  die  grössere  1 — (i 
dick  und  3—5  u lang  war.  Diese  vergähren  zunächst  die  Weinsäure 
und  den  Weinstein  unter  Produktion  flüchtiger  Fettsäuren  und  Koh- 
lensäure; hierauf  werden  auch  die  weiteren  Bestandtheile,  wie  Glyce- 
rin, Gerbstoff,  Pepton,  verändert.  Kramer  nahm  nun  mit  den 
verbesserten  Methoden  der  Neuzeit  die  Untersuchung  „umgeschlage- 
ner“ Weine  von  Neuem  auf,  und  zwar  mit  32  verschiedenen  Sorten 
aus  Kroatien,  Steiermark  und  Krain,  und  konnte  7 verschiedene  For- 
men von  Bacillen  und  2 Kokkenarten  isoliren,  welche  sämmtliche 
Arten  ziemlich  schnell  Gelatine  verflüssigten.  Die  Züchtung  erfolgte 
in  Fleischbrühe,  welcher  noch  0.05%  Pepton  und  0,5%  Glycerin  und 
Wein  bis  zui  sauren  Reaktion  zugesetzt  war.  Als  fester  Nährboden 
diente  mit  Wein  sauer  gemachte  Nährgelatine. 

Die  Bacillen  nannte  er  Bacillus  sapro genes  vini  Nr.  I — 
VII,  die  Kokken:  Micro coccus  sa progenes  vini  Nr.  I uud 
II.  — Der  Bacilius  Nr.  I ist  jedenfalls  identisch  mit  dem  grossen 
Bacillus  Pasteur’s.  Nr.  III  ist  sporenbildend,  die  Sporen  begin- 
nen an  den  Enden  der  Stäbchen;  diese  Form  ist  nicht  identisch  mit 
dem  Bacillus  putrificus  coli.  Nr.  IV  sind  sehr  feine  und 
lange  Stäbchen  und  wurden  nur  in  stark  zersetzten  Weinen  ge- 
funden. Nr.  V kommt  nur  in  wenigen  Weinsorten  vor,  Nr.  VI  ist 
wieder  sporenbildend,  und  Nr.  VII  könnte  möglicherweise  nur  eine 
etwas  grössere  Form  von  Nr.  I sein. 

Der  Micrococcus  I hat  im  Durchschnitt  nur  0,5  /x,  Nr.  II 
1 — 1,5  /u  Durchmesser;  letzterer  bildet  Dipplokokken,  ersterer  nicht. 

Beim  „Umschlagen“  wird  die  Weinsäure  jedenfalls  in  mehrfacher 
Art  vergohren;  als  Endprodukte  sind  nachgewiesen:  Kohlensäure, 
Ameisensäure,  Essigsäure,  Propionsäure,  Buttersäure,  etwas  Bern- 
steinsäure und  Milchsäure  und  nach  Gautier  soll  auch  Tartron- 
säure  gebildet  werden,  Loew  (München). 

Lewin.  Ä.,  Zur  P athologie  der  akuten  bakteriellen  Ent- 
zündungen. (Wratsch.  1890.  Nr.  38—39.)  [Russisch.] 

Verf.  stellte  sich  die  Aufgabe,  mittelst  der  neuesten  Methoden 
der  mikroskopischen  Forschung  die  Histogenese  der  akuten  bakteriel- 
len Entzündungen  einer  erneuerten  Untersuchung  zu  unterwerfen. 

Als  Typus  einer  rein  serösen  Entzündung  wählte  er  die  nach 


1)  Etüde  sur  le  via,  Paris  1806. 


Entzündungen. 


269 


Milzbrandimpfung  an  der  Infektionsstelle  (Subcutis)  zu  Stande  kom- 
mende Entzündung,  während  Eiterung  durch  Staphylococcus 
pyogenes  aureus  erzeugt  wurde.  Mit  Milzbrand  experimentirte 
er  an  Meerschweinchen  und  weissen  Ratten,  mit  den  Eiterkokken 
an  Kaninchen,  Meerschweinchen  und  zum  Theil  auch  an  weisseu 
Ratten. 

Zur  Untersuchung  kamen  die  Gewebe  4 bis  127  Stunden  nach 
der  Infektion. 

Die  ersten  Veränderungen  im  Bindegewebe  nach  Milzbrandinfek- 
tion (4.  Stunde)  bestehen  in  Durchtränkung  mit  einer  hyalinen  Sub- 
stanz, welche  die  Maschen  des  Bindegewebes  stark  erweitert  und  die 
einzelnen  Fasern  auseinandertreibt.  Gleichzeitig  unterliegen  auch  die 
Bindegewebszellen  und  Kerne  der  hydropischen  Degeneration 
(Ziegler). 

Zugleich  findet  auch  Leukocyteninfiltration  (polynukleäre  Leuko- 
cyten)  statt,  die  stets  zunimmt,  so  dass  es  nach  12  Stunden  den 
Eindruck  machen  kann,  als  ob  sich  mikroskopische  Abscesse  gebildet 
hätten.  Zur  eigentlichen  Eiterung  kommt  es  aber  nie. 

Das  Verhalten  der  Leukocyten  gegenüber  den  Milzbrandbacillen 
ist  sehr  verschieden : entweder  gruppiren  sich  die  letzteren  herd- 
weise und  zwischen  ihnen  liegen  nur  einzelne  Leukocyten , oder  im 
Gegentheil  liegen  die  Leukocyten  in  Herden,  in  welchen  nur  einzelne 
Bacillen  zu  finden  sind ; endlich  kommt  es  auch  vor,  dass  Bacillen- 
gruppen von  einer  dichten  Leukocytenschaar  umgeben  werden.  Nie- 
mals konnte  der  Verf.  Phagocytose  sehen;  die  Bacillen  gingen  zu 
Grunde,  erlitten  bedeutende  Veränderungen,  aber  extracellulär. 

24  Stunden  nach  der  Infektion  kann  man  schon  viele  Bacillen 
in  dem  Zustande  der  Degeneration  finden,  welcher  in  alten  Kulturen 
eine  regelmässige  Erscheinung  bildet  und  allgemein  bekannt  ist.  Nur 
ein  kleiner  Theil  der  Bacillen  giebt  neue  Generationen,  aber  diese 
letzteren  gehen  auch  bald  zu  Grunde,  nachdem  sie  folgende  eigen- 
artige Umwandlung  erlitten  haben.  Die  peripherischen  Schichten 
der  Bacillen  schwellen  stark  an,  so  dass  der  Dickendurchmesser  bis 
2,2  //  beträgt;  bei  Safraninfärbung  erscheint  diese  peripherische 
Schicht  rosa  gefärbt,  während  die  centrale  Zone  dunkelroth,  beinahe 
schwarz  ist.  Verf.  ist  geneigt,  diese  Umwandlung  als  Verschleimung 
resp.  Bildung  einer  schleimigen  Kapsel  zu  betrachten  Nicht  selten 
kommen  auch  solche  geschwellte  Bacillen  zu  Gesicht,  in  deren  Mitte 
nur  Reste,  oder  selbst  gar  keine  Spur  der  dunkel  sich  färbenden 
Zone  mehr  zu  sehen  ist. 

Die  Gewebsveränderungen  während  des  zweiten  Tages  nach  der 
Infektion  bleiben  dieselben,  wie  früher,  nur  sind  ausser  polynukleären 
auch  uninukleäre  Leukocyten  zu  beobachten.  Von  Phagocytose  — 
keine  Spur. 

Im  Verlaufe  des  zweiten  Tages  erscheinen  auch  die  ersten  ka- 
ryokinetischen  Figuren,  und  zwar  im  Endothel  kleiner  Venen;  später 
sieht  man  gleiche  Figuren  auch  in  den  Bindegewebszelleu. 

Deu  weiteren  Verlauf  konnte  Verf.  nur  an  weissen  Ratten  beob- 
achten, da  die  Meerschweinchen  gewöhnlich  schon  zu  Ende  des  zwei- 
ten Tages  zu  Grunde  gehen.  An  Ratten  fängt  das  entzündliche 
IX.  Bd.  13 


270 


Entzündungen.  — Darmkatarrh  der  Kinder. 


Oedem  nach  48  Stunden  schon  zu  schwinden  an.  Die  Zahl  der  Ba- 
cillen wird  immer  geringer  und  in  der  Umgebung  von  Gefässen  er- 
scheinen Inseln  von  jungem  Bindegewebe,  dessen  Kerne  sehr  oft  im 
Zustande  der  karyokinetischen  Theilung  zu  finden  sind. 

Im  weiteren  Verlauf  des  Prozesses  schwinden  allmählich  die 
eingewanderten  Leukocyten,  und  zwar  meistentheils  dadurch,  dass 
sie  von  den  Bindegewebszellen  aufgenommen  und  verzehrt  werden. 

In  den  nächsten  Tagen  verschwindet  das  Oedem  vollständig,  das 
Bindegewebe  kehrt  zum  normalen  Zustande  zurück,  Karyokinese  wird 
immer  seltener,  die  Bacillen  sind  vollständig  verschwunden,  mit  einem 
Worte,  der  entzündliche  Prozess  kann  als  abgeschlossen  betrachtet 
werden. 

Die  Versuche  mit  Staphylokokkeninfektion  gaben  im  Allgemeinen 
Ergebnisse,  die  mit  deu  H o h n feld ’schen  (Ziegler’s  Beiträge. 
Band  III)  übereinstimmen. 

Hervorgehoben  sei,  dass  Verf.  die  Staphylokokken  nach  8 Stun- 
den sowohl  in  den  immigrirten  Leukocyten,  wie  in  deu  Bindegewebs- 
zellen reichlich  fand,  während  er  sie  im  Gefässendothel  vermisste. 

Nach  24  Stunden  sah  er  die  ersten  karyokinetischen  Figuren, 
und  zwar  auch  hier  im  Venenendothel;  erst  später  erscheinen  sie 
auch  im  Bindegewebe. 

Nach  3 Tagen  beginnt  um  den  Abscess  herum  die  Bildung  von 
jungem  Bindegewebe,  dessen  Zellen  von  Kokken  vollgepfropft  sind. 
Die  Bedeutung  der  Kokken  in  diesen  Zellen  versucht  Verf.  durch 
folgende  Hypothesen  zu  erklären:  entweder  haben  die  Kokken  im 
Organismus  ihre  Giftigkeit  verloren,  sind  von  den  Zellen  als  gewöhn- 
liche Fremdkörper  aufgenomraen  worden  und  stören  sie  in  ihrem 
Proliferationsgeschäfte  nicht,  oder  aber  ihre  Giftigkeit  ist  nur  abge- 
schwächt und  sie  bilden  in  diesem  Zustande  einen  Impuls  zur  Pro- 
liferation. 

lieber  den  weiteren  Verlauf  der  Entzündung  bis  zur  Narbeu- 
blldung  spricht  der  Verf.  nicht.  Steinhaus  (Warschau). 

Dein  me,  R.,  Ueber  das  Vorkommen  ein  es  rot  hen  Spross- 
pilzes in  der  Milch  und  im  Käse  und  das  Auftreten 
von  Darmkatarrh  bei  Kindern  frühesten  Alters 
durch  den  Genuss  derartig  infizirter  roher  oder 
unvollständig  gekochter  Milch.  Mit  1 Tafel.  (Pädiatrische 
Arbeiten.  Festschrift,  Herrn  Eduard  Henoch  gewidmet.  Berlin 
[Hirschwald]  1890) 

Im  Monat  Juni  1888  erhielt  Verf.  ein  Stück  Quarkes,  d.  h.  von 
der  Molke  möglichst  befreiten  Käsestoffes,  das  auf  der  Oberfläche 
wie  im  Durchschnitt  zahlreiche  himbeerrothe  Stellen  aufwies,  die  sich 
aus  kleinen  punktförmigen  Farbstoffherdeu  entwickelt  batten.  Die 
mikroskopische  Untersuchung  ergab,  dass  die  rotheu  Farbstoffmassen 
zum  grössten  Theile  aus  einem  in  üppiger  Wucherung  begriffenen 
Sprosspilze  bestanden.  Die  meist  runden  bis  ovaleren  Zellen  bil- 
deten Sprossverbände  von  2 — 3 Zellen  und  zeigten  einen  mittleren 
Durchmesser  von  4,5  fi.  Mittels  Gelatineplattcn  gelang  es,  den  Pilz 
zu  isoliren.  Am  vierten  Tage  zeigten  die  Kolonieen  Hirsekorngrösse 


Rcther  Sprosspilz  in  Milch  und  Darmkfttarrh  der  Kinder. 


271 


die  Rothfärbung  ist  erst  vom  6. — 10.  Tage  an  deutlich  zu  erkennen. 
Die  Gelatine  wird  durch  dieselben  nicht  verflüssigt.  Auch  auf  den 
Gelatinestichkulturen  wird  der  erste  leicht  röthliche  Schimmer  nicht 
vor  dem  6. — 8.  Tage  wahrnehmbar. 

Die  Entwickelung  erfolgt  vorwiegend  auf  der  Oberfläche  und 
bildet  dort  eine  konvexe,  nagelförmige  Erhebung,  während  im  Stich- 
kanal das  Wachsthum  sehr  gering  bleibt.  Im  Verlaufe  von  Wochen 
sinkt,  die  Kolonie  in  den  trichterförmig  erweiterten  Stichkanal  ein ; 
8 — 10  Monate  alte,  bei  Zimmertemperatur  aufbewahrte  Gelatine- 
kulturen lassen  eine  Verflüssigung  der  obersten  Gelatineschicht  in 
der  Höhe  von  1—2  cm  wahrnehmen.  Die  Kulturmassen  sinken  zu 
Boden  und  bilden  dort  ein  tiefrothes  Sediment,  während  die  darüber 
befindliche  Gelatine  sich  in  eine  gleichmässig  gelbbraune  Flüssigkeit 
verwandelt.  Auf  Agar  und  Blutserum  bietet  das  Wachsthum  nichts 
Charakteristisches.  Kartoffelscheiben  sind  nach  8—12  Tagen  mit 
einem  himbeerrothen  Rasen  von  2—4  mm  Dicke  bedeckt. 

Sterilisirte  Milch,  sowie  der  Eingangs  erwähnte  Quark  stellen 
ebenfalls  einen  sehr  guten  Nährboden  für  den  Sprosspilz  dar,  jedoch 
vermag  derselbe  deu  Zucker  nicht  zu  vergähren.  Auf  feuchter  Gar- 
tenerde und  altem  Holze  gelang  es  nur  zuweilen  und  im  Verlaufe  von 
WTochen,  kleine  Kulturrasen  zu  erzeugen.  Die  günstigste  Temperatur 
liegt  zwischen  18 — 22°  C.  Bei  60°  sistirt  das  Wachsthum;  jedoch 
erst  durch  während  8—10  Minuten  fortgesetztes  Kochen  wird  die 
Lebensfähigkeit  des  Pilzes  vernichtet.  Auch  gegenüber  den  antisep- 
tischen Mitteln  erweist  er  sich  als  resistent  ; so  bedarf  es  von  Sublimat 
einer  Lösung  von  1 : 10000,  Phenol  15  : 10000,  um  die  Fortpflan- 
zungsfähigkeit desselben  zu  vernichten.  Aller  Wahrscheinlichkeit 
nach  gelangte  der  Pilz  mit  der  dazu  verwendeten  Milch  in  den  Käse; 
dafür  spricht,  dass  jdesmal  nur  die  frischen  Fabrikate  und  auch 
diese  in  sehr  beschränkter  Ausdehnung  ergriffen  wurden.  Nach  ener- 
gischer Desinfektion  der  benutzten  Kellerräumlichkeiten  und  Gelasse 
blieb  die  Erkrankung  aus. 

Im  Oktober  1889  begegnete  Verf.  dem  rothen  Sprosspilze  zum  zweiten 
Male.  Auf  einem  Bauernhöfe  waren  7 im  Alter  zwischen  3 — 30  Monaten 
stehende  Kinder,  die  sämmtlich  mit  roher  oder  ungenügend  gekochter 
Milch  ernährt  wurden,  plötzlich  und  ziemlich  gleichzeitig  an  Diarrhöe, 
theilweise  auch  an  Erbrechen  erkrankt.  Die  älteren  Kinder,  sowie 
die  Erwachsenen  blieben  von  der  Krankheit  verschont.  Es  wurde 
darauf  hin  die  Milch  einer  bakteriologischen  Untersuchung  unter- 
zogen, um  so  mehr,  als  bemerkt  wurde,  dass  in  den  hölzernen  Milch- 
gefässen  in  letzter  Zeit,  seit  dürre  Buchenblätter  als  Streuung  ver- 
wendet wurden,  sich  regelmässig  ein  röthlicher  Bodensatz  bilde,  der 
sich  in  den  Spalten  und  Ritzen  der  Gefässe  festsetzte.  Dieselbe  er- 
gab, dass  die  diesen  Gefässen  entnommene  Milch  den  beschriebenen 
rothen  Sprosspilz  enthielt,  während  die  direkt  dem  Euter  entnom- 
mene frei  von  demselben  war.  Desgleichen  wurde  der  Pilz  in  den 
untersten  Schichten  des  als  Streuung  dienenden  Blätterhaufens  uach- 
gewiesen,  und  war  vermuthlich  von  dort  aus  in  die  Milch  gelangt. 
Die  gründliche  Desinfektion  der  Räumlichkeiten  (Abwaschen  der 
Holztheile  mit  koDzentrirter  Lösung  von  roher  Karbolsäure  und  nach- 

18* 


272 


Tuberculose. 


heriger  Einwirkung  von  schwefliger  Säure),  Beschaffung  neuer  Holzge- 
fässe  beseitigte  das  Uebel  dauernd. 

Die  Anwesenheit  dieses  Sprosspilzes  in  der  Milch  ist  wahrschein- 
lich auch  als  die  Ursache  der  katarrhalischen  Darmerkrankung  der 
Kinder  zu  betrachten.  Die  Pilze  gelangten  in  lebensfähigem  Zu- 
stande in  den  Darmkanal  der  Kinder  und  wurden  von  D.  aus  den 
diarrhoischen  Ausleerungen  isolirt.  Bei  subkutaner  und  intravenöser 
Injektion  erweisen  sie  sich  zwar  als  nicht  pathogen,  jedochterkrankten 
zwei  junge  Hunde,  die  mit  infizirter  Milch  gefüttert  wurden,  mit  ähn- 
lichen Darmerscheinungen,  wie  sie  die  Kinder  dargeboten  batten. 
D.  glaubt,  dass  der  Pilz,  dem  ja  pathogene  Eigenschaften  im  eigent- 
lichen Sinne  des  Wortes  fehlen,  durch  die  mechanische  Reizung, 
welche  er  auf  die  Schleimhaut  des  Darmkauals  ausübt,  zu  Erkran- 
kungen Veranlassung  gibt.  Er  schlägt  für  denselben  den  Namen 
Saccharomyces  ruber  vor,  da  er  von  den  bisher  beschriebenen 
Arten,  insbesondere  der  bekannten  Rosahefe  deutliche  Unterschiede 
aufweist.  Escherich  (Graz). 


Hammersclilag,  Albert,  Bakteriologisch-chemische  U nter- 
suchungen  über  Tuberkelbacillen.  (Centralblatt  für  klin. 
Medicin.  1891.  No.  1.) 

Der  Verf.  rekapitulirt  in  Kürze  die  Ergebnisse  seiner  in  den 
Monatsheften  für  Chemie  1889  publizirten  Untersuchung,  und  be- 
richtet über  seine  neu  gewonnenen  Resultate.  Die  chemische  Zusam- 
mensetzung der  Leibess  u bst  an  z der  Tuberkelbacillen  ergab,  dass 
die  Menge  der  in  Alkohol  und  Aether  löslichen  Substanzen  mit  im 
Mittel  27%  bei  Weitem  alle  bei  anderen  Bakterien  gefundenen 
Zahlen  übersteigt  (gegen  7,3  bis  10,1  ü/0).  In  diesem  Alkohol-  und 
Aetherextrakt  befindet  sich  Fett,  Lecithin  und  ein  — aus  der  Leibes- 
substanz gewonnenes)  — Gift,  welches  bei  Kaninchen  und  Meer- 
schweinchen Krämpfe  mit  schliesslichem  Exitus  erzeugt.  Der  in  Al- 
kohol und  Aether  unlösliche  Rückstand  der  Leibessubstanz  enthält 
einen  mit  Kalilauge  ausziehbaren,  durch  die  Reaktionen  charakteri- 
sirten  Eiweisskörper  und  Cellulose. 

Das  tinktorielle  Verhalten  der  Tuberkelbacillen  während  der  ver- 
schiedenen Phasen  der  chemischen  Behandlung  ist  sehr  interessant. 
Die  Form  hatten  die  Bacillen  sowohl  nach  der  Extraktion  mit  Aether 
und  Alkohol,  als  auch  nach  der  Behandlung  mit  KOH  beibehalten. 
Die  Färbbarkeit  nach  der  Methode  von  Ehrlich  geht  jedoch  ver- 
loren, sobald  sie  mit  Kalilauge  behandelt  wurden,  und  zwar  entfärben 
sich  die  durch  Karbolfuchsin  etc.  färbbaren  Bakterienreste,  sobald 
man  sie  mit  Säure  differenzirt.  In  der  Meinung,  der  extrahirte 
Eiweisskörper  sei  der  Träger  der  Reaktion,  hat  der  Verf.  denselben 
nach  dessen  Vertheilung  auf  Deckgläser  gefärbt,  dabei  aber  gefunden, 
dass  auch  der  isolirte  Eiweisskörper  den  Farbstoff  leicht  aufnimmt, 
ihn  jedoch  an  die  Salpetersäure  abgibt.  Verf.  kommt  demnach  zu 
dem  Schlüsse,  dass  die  gegenseitige  Anordnung  der  Eiweiss- 
und  Cellulosetheilcben  im  Bakrerienleibe  das  tinktorielle  Verhalten 
bedinge. 


Taberculose. 


273 


Betreffs  des  Wachsthums  der  Bakterien  und  ihres  Stoff- 
wechsels hat  Verf.  gefunden,  dass  dieselben  nur  auf  Glycerin  oder 
kohlehydrathaltigen  Nährböden  (Bouillon  mit  Traubenzucker,  Rohr- 
zucker, Milchzucker,  Glykogen,  Dextrin)  sehr  gut  wachsen,  am  besten 
allerdings  bei  Glycerinzusatz.  Der  Verbrauch  an  Kohlehydrat  (Verf. 
hat  zur  Bestimmung  desselben  quantitative  Untersuchungen  an 
Bouillontraubenzuckerkulturen  gemacht)  ist  jedoch  ein  so  geringer, 
dass  eine  Vergährung  desselben  durch  die  Tuberkelbacillen  nicht  an- 
genommen werden  kann.  Es  dürfte  vielmehr  nur  zur  Bildung  der 
nothwendigen  Wärme  und  der  Cellulose  verbraucht  werden.  Bemer- 
kenswerth ist,  dass  die  Tuherkelbacillen  Kohlehydrate  oder  Glycerin 
nothwendig  zu  ihrem  Wachsthum  benöthigen  im  Gegensätze  zu 
den  bisher  bekannten  Arten. 

Die  nach  Chamberland’s  Methode  gewonnenen  Filtrate  der 
Bouillon kulturen  erwiesen  sich  bei  wiederholten  Versuchen  als  un- 
giftig. 

Auch  gelang  es  dem  Verf.  nicht,  bei  Versuchen  nach  Bri eger’s 
Methode  auf  Ptomaine  zu  kommen,  wenn  er  auch  giftige  Extrakte 
erhalten  konnte.  Dagegen  gelang  es  ihm,  nach  den  bekannten  Me- 
thoden ein  Toxalbumin  darzustellen,  welches  nach  subkutaner  In- 
jektion bei  Kaninchen  1 — 2 Tage  anhaltende  Temperatursteigerung 
um  1 — 2n  C hervorrief. 

Die  Versuche,  welche  der  Verf.  über  Abschwächung  der  Bak- 
terien und  Immunisirung  der  Versuchsthiere  anstellte,  ergaben,  dass 
Glycerinbouillonkulturen  nach  8 Monaten  ihre  Virulenz  verlieren, 
ohne  ihre  Lebensfähigkeit  einzubüssen,  dass  aber  eine  Immunisiruug 
durch  Verimpfung  dieser  abgeschwächten  Kulturen  ohne  Erfolg  bleibt. 
Behufs  weiterer  Details  sei  auf  die  Originalabhandlung  verwiesen. 

Kerry  (Wien). 

Dubreuilli  et  Auch4,  De  la  tuberculose  cutan^e  primi- 
tive par  inoculation  direct e.  (Archives  de  mödecine  expe- 
rimentale et  d’anatomie  pathologique.  1890.  No.  5.) 

Im  Anschlüsse  an  einen  selbstbeobachteten  Fall  von  primärer 
Inokulationstuberculose  der  Haut  besprechen  Verff.  eingehend  die 
anatomischen  und  bakteriologischen  Befunde  dieses  sowie  anderer 
bisher  veröffentlichter  Fälle  dieser  Art. 

Sie  unterscheiden  an  der  Hand  der  bisher  beobachteten  und  in 
der  vorliegenden  Publikation  zusammengestellten  Fälle  fünf  verschie- 
dene Formen  von  Hauttuberculose,  und  zwar  1)  das  sekundäre  tuber- 
culöse  Geschwür,  2)  die  skrophulös-tuberculösen  Herde,  3)  die  pri- 
märe Inokulationstuberculose  der  Haut,  4)  den  Lupus  tuberculosus, 
5)  das  primäre  tuberculose  Hautgeschwür,  und  besprechen  die  Ver- 
hältnisse, unter  denen  diese  verschiedenen  Formen  der  Hauttuber- 
culose aufzutreten  pflegen.  Di tt rieh  (Prag). 

Granchcr  et  Ledoux-Lebard , La  tuberculose  zoogldique. 
(Deuxieme  mdmoire.)  (Archives  de  mödecine  experimentale  et  d’ana- 
tomie pathologique.  1890.  No.  5.) 

Verff.  treten  in  der  vorliegenden  Mittheilung  für  die  Identität 


274 


Tuberculose.  — Pseudotuberculose. 


der  sogen.  Pseudotuberculose  und  der  „tuberculose  zoogl6ique“  ein. 
(Vergl.  auch  das  Referat  über  die  erste  Mittheilung  der  beiden 
Autoren  in  diesem  Centralblatte.  Band  VII.  No.  1.) 

Dittrich  (Prag). 

Eppifiger,  H.,  Ueber  eine  pathogene  Cladothrix  und  eine 
durch  sie  hervorgerufene  Pseudotuberculosis  (cla- 
dothrichica).  (Ziegler’ s Beiträge  zur  pathologischen  Ana- 
tomie und  zur  allgemeinen  Pathologie.  Baud  IX.  Heft  2.) 

Eppinger  konnte  bei  einem  an  Meningitis  cerebrospinalis  nach 
Durchbruch  eines  chronischen,  metastatischen  Gehirnabscesses  ver- 
storbenen, älteren  Glasschleifer,  bei  dem  sich  ausserdem  obsolete 
Lymphdrüsenabscesse  und  Pseudotuberculose  der  Lungen  und  Pleura 
vorfanden,  als  Erreger  der  ersteren  Erkrankung  eine  bis  jetzt  unbe- 
kannte pathogene  Cladothrix  nachweisen.  Dieselbe  wurde  rein- 
gezüchtet, zeigte  charakteristische  Wachsthumsverhältnisse  auf  künst- 
lichen Nährböden.  Wegen  der  Sternform  bezeichnet  Eppinger  diese 
Cladothrix  als  Cladothrix  asteroides.  Bei  Meerschwein- 
chen und  Kaninchen  erzeugt  sie  die  Pseudotuberculosis  cladothrichica. 
Aus  den  Erkrankungsherden  der  Pseudotuberculosis  cladothrichica  Hess 
sich  die  Cladothrix  asteroides  rein  züchten. 

Dittrich  (Prag). 

Cadlot,  Gilbert  et  Roger,  Tuberculose  du  chien.  (La  semaine 
m^dicale.  XI.  1891.  No.  4.) 

Bekanntlich  ist  der  Hund  fast  vollständig  unempfänglich  für 
Tuberculose;  kommt  doch  einmal  Infektion  zu  Stande,  so  pflegt  die 
Krankheit  sich  auf  ein  Organ  und  besonders  auf  die  Lunge  zu  be- 
schränken. Mit  Rücksicht  auf  die  Seltenheit  des  Vorkommens  ver- 
öffentlichen die  Verff.  einen  von  ihnen  beobachteten  Fall  von  Ilunde- 
tuberculose.  Es  handelte  sich  um  einen  Schäferhund,  welcher  seit  3 
Monaten  angefangen  hatte  zu  husten  und  sehr  schnell  abgemagert 
war.  Als  sie  das  Thier  tödteten,  fanden  sie  in  der  linken  Brusthöhle 
einen  Erguss  von  2 Litern.  Die  Serosa  war  stark  hypertrophisch, 
besonders  in  dem  mediastinalen  Theile,  wo  sie  eine  Dicke  von  1 bis 
zu  3 cm  erreichte.  Im  Unterlappen  der  Lunge  fand  sich  ein  käsiger 
Herd  von  der  Grösse  einer  Nuss,  der  von  kleinen  Hohlräumen  durch- 
setzt war,  in  denen  sich  schleimigeitrige  Flüssigkeit  befand.  Die  übrigen 
Organe  waren  gesund.  Bei  der  mikroskopischen  Untersuchung  stellte 
sich  die  Lungenaffektion  als  käsige  Pneumonie  heraus,  bedingt  durch 
die  Gegenwart  einer  Anzahl  von  Bacillen,  die  denen  der  menschlichen 
Tuberculose  ähnlich,  aber  etwas  schlanker  und  länger  waren.  Die 
Neubildung  au  der  Pleura  erwies  sich  als  ein  Lymphosarkom.  Die 
Verff.  verrauthen,  dass  der  Hund,  der  mit  Phthisikern  nicht  in  Be- 
rührung gekommen  war,  sich  auf  dem  Schlachthofe,  wohin  er  seinen 
Herrn  häufig  zu  begleiten  pflegte,  durch  den  Genuss  von  Abfällen 
tnberculöser  Thiere  infizirt  habe.  Ueber  Impfversuche,  welche  die 
Verfi.  mit  den  Bacillen  gemacht  haben,  werden  sie  des  Weiteren 
berichten.  (Soc.  de  biol.  17.  Januar  1891.) 

M.  Kirchner  (Hannover). 


Taberculose.  — Pueumonie. 


275 


Tang!,  Fr»,  Ueber  die  Aetiologie  des  Chalazion.  Ein 
Beitrag  zur  Keuntniss  der  Tuberculose.  [Aus  dem  pa- 
thologischen Institute  der  Universität  Tübingen.]  (Ziegler’s 
Beiträge  zur  pathologischen  Anatomie  und  zur  allgemeinen  Patho- 
logie. Band  IX.  Heft  2.) 

Verf.  konnte  in  einem  Chalazionknoten  beim  Menschen  Tuberkel- 
bacillen und  die  für  Tuberculose  typischen  histologischen  Verände- 
rungen nachweisen,  wodurch  er  die  tuberculose  Natur  dieses  Pro- 
zesses als  erwiesen  betrachtet.  Verf.  ist  der  Ansicht,  dass  die  In- 
fektion des  Tarsusgewebes  auf  dem  Wege  der  Blutbahn  erfolge.  Er 
stellt  sich  vor,  dass  die  Tuberkelbacillen  zuerst  in  das  Bindegewebe 
gelangen,  hier  eine  Proliferation  der  Bindegewebszellen  anregen,  die 
dann  wahrscheinlich  erst  sekundär  das  Parenchym  der  Meibom’schen 
Drüsen  in  Mitleidenschaft  zieht.  Dittrich  (Prag). 


Haegier,  C.,  Zur  pyogenen  Eigenschaft  von  Pneumococ- 
cus  Fraenkel-Weichselbaum.  (Fortschr.  d.  Med.  VIII. 
1890.  No.  10.) 

Die  von  H.  Neumann  in  No.  6 Bd.  VH  dieser  Zeitschrift 
aufgeworfene  Frage:  „Ist  der  Micrococcus  pyogenes  tenuis 
(Rosenbach)  mit  dem  Pneumoniecoccus  (Fraenkel-Weich- 
selbaum) identisch?“  veranlasst  den  Verf.,  die  von  ihm  gemachte 
Beobachtung  eines  spontanen  Weichtheilabscesses  mitzutheilen,  welcher 
im  Verlaufe  einer  Pleuropneumonie  und  Pericarditis  entstanden  und, 
wie  Platten  und  Thierversuche  ergaben,  lediglich  durch  einen  Mikro- 
organismus veranlasst  war,  der  sich  morphologisch  und  biologisch  ge- 
nau so  wie  der  Pneumoniecoccus  verhielt.  Er  sucht  im  An- 
schluss an  diese  Beobachtung  Fälle  aus  der  Litteratur  zusammen,  in 
denen  Kapselkokken  bisher  als  Eitererreger  gefunden  wurden,  und  kann 
eigentlich  nur  2 Fälle  von  Passet  und  einige  Beobachtungen  von 
Guarnieri  und  Orthmann  anführen.  Sein  eigener  Fall  scheint 
ihm  die  Neumann’sche  Ansicht,  dass  der  Micrococcus  pyo- 
genes tenuis  mit  dem  Pseuinococcus  identisch  ist,  zu  unter- 
stützen. M.  Kirchner  (Hannover). 

Banti,  Sopra  alcune  localizzazioni  extrapulmonari  del 
diplococco  lanceolato  capsulato.  (Istituto  di  sludi  su- 
periori  pratici  e di  perfezionamento  in  Firenze.  Firenze  1890.) 

Verf.  berichtet  über  die  bakteriologische  Untersuchung  von  45 
Fällen  einfacher  oder  mit  einander  resp.  mit  serösen  Entzündungen 
kombinirter  Pneumonie  und  Cerebrospinalmeningitis.  Darunter  sind 
3 katarrhalische  Pneumonieen  und  3 Fälle  von  „Polyserositis“  begriffen ; 
als  Begleitaffektion  war  3mal  Endocarditis  vorhanden.  In  diesen 
Fällen  wurde  in  allen  genannten  Lokalisationen  der  Krankheit  der 
Diplococcus  lanceolatus  capsulatus  gefunden.  Jedoch  glaubt 
Verf.,  gestützt  auf  Kulturmerkmale  und  namentlich  auf  die  auch  in 
anatomischer  Beziehung  genau  studirteu  Ergebnisse  der  Thierver- 
suche, folgende  4 Varietäten  dieses  Parasiten  unterscheiden  zu 
müssen : 


276 


Pneumonie. 


Diplococcus  No.  I entspricht  wesentlich  dem  Pneumonie- 
coccus  Fraenkel’s,  dem  M en  i n goc occu  s Foä  und  Bor- 
doni-Uffreduzzi’s.  Er  erscheint  in  pathologischen  Produkten 
und  Kulturen  als  Diplococcus  oder  in  kurzen  Ketten,  ist  in  Kul- 
turen ohne  Kapsel,  wächst  in  Gelatine  erst  bei  24°  , aber  auch  da 
nicht,  wenn  die  Impfung  direkt  aus  dem  Blute  erfolgt.  In  saurer 
Bouillon  gedeiht  er  nicht,  macht  aber  alkalische  Bouillon  sauer,  koagu- 
Jirt  die  Milch , wächst  ebenso  gut  als  Aerobe  wie  als  Anaerobe. 
Die  Kulturen  verlieren  nach  4 — 10  Tagen  ihre  Virulenz ; wenn  sie 
jeden  oder  jeden  zweiten  Tag  erneuert  werden , erst  später. 
Von  den  Thieren  sind  am  meisten  empfänglich  die  Mäuse,  dann  die 
Kaninchen , am  wenigsten  die  Meerschweinchen.  Aber  auch  die  letz- 
teren gehen  regelmässig  zu  Grunde,  wenn  man  ihnen  virulentes  Ma- 
terial in  die  Bauchhöhle  spritzt,  während  sie  der  subkutanen  Injektion 
widerstehen.  Kaninchen  zeigen  ein  verschiedenes  Verhalten  je  nach 
der  Menge  und  Virulenz  — der  Herkunft  des  injizirten  Materials  — 
dem  Orte  der  Applikation. 

I a)  Bei  subkutaner  Injektion  der  krankhaften  Produkte 
oder  aerober  Kulturen  sterben  die  Kaninchen  in  1,  2 — 5, 
5 — 7 Tagen  an  JSepticaemia  acutissima,  acuta,  subacuta,  oder 
später  an  chronischem  Marasmus  (d.  h.  ohne  dass  die  Bakterien  im 
Körper  der  Thiere  mehr  nachweisbar  wären).  Verläuft  die  Krank- 
heit subakut,  so  sind  die  lokalen  Veränderungen  meist  beträchtlicher 
(Hantödem,  Peritonitis,  Pleuritis  etc.),  die  Milz  kaum  vergrössert 
und  ohne  die  charakteristischen  Veränderungen,  die  bei  den  akuten 
und  sehr  akuten  Infektionen  ins  Auge  fallen.  Während  nämlich  hier 
die  Lokalisationen  am  Ort  der  Injektion  und  auf  den  serösen  Häuten 
ganz  fehlen,  oder  wenigstens  unbedeutender  sind,  erreicht  die  Ver- 
grösserung  der  Milz  ein  bedeutendes  Maass.  Dabei  erscheint  dieselbe 
hart,  auf  dem  Schnitt  blutleer.  Mikroskopisch  sieht  man  die  venösen 
Lakunen  erfüllt  von  einem  dichten  Netz  von  Fibrin:  „Milza  fibri- 

nosa“. 

lb)  Bei  subkutaner  Injektion  anaerob  gewachsener 
Kulturen  (Buchner’sche  Methode)  sterben  die  Kaninchen  in 
1 — 2 Tagen.  Die  Milz  ist  klein;  es  findet  sich  mikroskopisch  kein 
Fibrin.  Wohl  aber  eine  mehr  oder  weniger  homogene  Substanz,  die 
Verf.  von  entfärbten  und  verschmelzenden  rothen  Blutkörperchen  ab- 
leitet. 

lc)  Bei  intraperitonealer  Injektion  erfolgt  der  Tod  in 
1—2  Tagen.  Die  Milz  ist  kaum  vergrössert,  weich  und  zerreisslich, 
ohne  Fibrin  und  ohne  homogene  Thromben.  In  anderen  Fällen  hat 
Verf.  aber  auch  eine  vergrösserte,  harte,  „fibrinöse“,  Milz  gefunden  (1). 

Blut  oder  aerobe  Kulturen  von  Thieren,  die  nach  der  Methode 
b)  und  c)  infizirt  waren,  erzeugen,  subkutan  injizirt,  wieder  die  Sep- 
tikämie  nach  dem  Typus  Ia),  oder  wie  Verf.  sie  nennt:  Septi- 

caemia  salivare. 

Der  Diplococcus  No.  II  unterscheidet  sich  von  No.  I mor- 
phologisch dadurch,  dass  er  in  Agar  und  anaerober  Bouillon  lange 
zierliche  Ketten  bildet  und  in  Präparaten  aus  dem  Kondensations- 
wasser der  Agarkulturen  eine  färbbare  Kapsel  besitzt.  Ferner  wächst 


Pneumonie. 


277 


er  in  Gelatine  bei  20°  (nicht  bei  direkter  Impfung  aus  dem  Blute). 
Die  Kulturen,  namentlich  in  Bouillon,  verlieren  früher  ihre  Virulenz. 
Das  Blut  von  Kaninchen,  die,  mit  diesem  Diplococcus  infizirt, 
sterben,  ist  weniger  virulent,  als  im  Fall  von  No.  I.  (Dagegen  waren 
die  Pneumonieen , die  durch  No.  II  beim  Menschen  hervorgerufen 
wurden,  entschieden  perniciöser,  als  die  durch  No.  I.).  Mäuse  und  Meer- 
schweinchen lassen  sich  ähnlich  infiziren,  wie  mit  No.  I.  Beim  Ka- 
ninchen unterscheidet  Verf. 

II a)  die  subkutane  Injektion  aerober  Kulturen  oder 
frischen  virulenten  Blutes.  Die  Thiere  sterben  nach  1—5  Tagen  an 
Septikämie.  Die  Milz  ist  wenig  vergrössert,  weich,  enthält  keine 
fibrinöse  Thromben,  ist  dagegen  durch  die  reichliche  Zerstörung  rother 
Blutkörperchen  unter  Bildung  von  gelbem  oder  braunem  Pigment 
charakterisirt. 

II  b)  Die  subkutane  Injektion  anaerober  Kulturen 
oder  virulenten  Blutes,  das  längere  Zeit  (bis  24  Stunden  nach  dem 
Tode)  im  Körper  des  gestorbenen  Thiers  gelassen  worden  ist,  tödtet  eben- 
falls in  1—5  Tagen.  Die  Milz  ist  erheblich  vergrössert  und  hart 
durch  Fibrinthromben,  ohne  dass  jedoch  diese  beiden  Merkmale  so 
stark  ausgesprochen  wären,  wie  bei  der  fibrinösen  Milz  No.  la). 

II c.  Die  intraperitoneale  Injektion  tödtet  meist  in 
1—2  Tagen.  Die  Milz  ist  ziemlich  klein  udö  weich.  Bei  der  mikro- 
skopischen Untersuchung  zeigt  sich  Dur  wenig  Fibrin. 

Auch  hier  erlangt  der  Diplococcus,  wenn  er  von  Neuem  in 
aeroben  Kulturen  und  subkutan  eingespritzt  wird,  seine  typischen 
Eigenschaften  wieder,  d.  h.  erzeugt  die  Septikämie  II a):  Septi- 

caemia  diplococcic a“. 

Diplococcus  No.  III  verhält  sich  morphologisch  und  in  Kul- 
turen, wie  No.  II.  Die  Virulenz  dieses  Bacteriums  für  die  Versuchs- 
thiere  ist  geringer,  als  die  von  No.  II,  d.  h.  man  bedarf  grösserer 
Mengen  Kulturmaterials,  um  den  Tod  hervorzurufen.  Auch  hier 
unterscheidet  Verf.  beim  Kaninchen 

lila)  die  subkutane  Injektion  aerober  Kulturen 
oder  frischer  Krankheitsprodukte.  Die  Thiere  sterben  nach  1—5 
Tagen  an  Septikämie.  Die  Milz  ist  wenig  vergrössert,  weich,  ent- 
hält homogene  thrombotische  Massen,  die  Verf.  aus  den  rothen  Blut- 
körperchen hervorgehen  lässt,  kein  Pigment  (vergl.  Ib). 

III b)  Die  subku  tane  Injektion  anaerober  Kulturen 
ruft  in  1—5  Tagen  den  Tod  der  Kaninchen  an  Septikämie  hervor. 
Die  Milz  ist  sehr  vergrössert,  aber  nicht  ganz  so  hart  und  so  trocken 
auf  der  Schnittfläche,  wie  in  Ia);  sie  enthält  Fibrin  und  ausserdem 
die  hyalinähnlichen  Thromben. 

Ille)  Die  intraperitoneale  Injektion  tödtet  ebenfalls 
durch  Septikämie.  Der  Milzbefund  ist  ähnlich  wie  bei  III b),  nur 
ist  die  Alteration  nicht  so  stark  ausgeprägt.  Auch  diese  Infektion 
bezeichnet  Verf.  mit  dem  Namen  Septicaemia  diplococcic a. 

Diplococcus  No.  IV  bildet  schon  in  den  Organen  des  Men- 
schen häufiger  kleine  Ketten,  in  Kulturen  sind  dieselben  lang,  aber 
nicht  gewunden,  wie  bei  II  und  III,  sondern  gestreckt;  im  Thier- 
körper erscheint  er  wesentlich  als  Diplococcus.  ln  Kulturen 


27g 


Pneumonie. 


kann  man  keine  Kapseln  nachweisen.  Die  Färbung  nach  Gram  ge- 
lingt hier,  wie  übrigens  auch  bei  No.  I — III.  Bei  20°  findet  in  Ge- 
latine kein  Wachsthum  statt,  wohl  aber  bei  24°  (aber  nicht  bei  direkter 
Impfung  aus  dem  Blute).  Die  Virulenz  dieses  Diplococcus  ist  noch 
geringer,  als  die  von  No.  III;  der  Verlust  derselben  in  den  Kulturen, 
aber  auch  im  Thierkörper,  tritt  ausserordentlich  schnell  ein;  auch  die 
Lebensfähigkeit  ist  eine  sehr  beschränkte:  trotz  täglicher  Erneuerung 
der  Kulturen  erlischt  sie  schliesslich  nach  20—40  Generationen.  Die 
Infektion  von  Meerschweinchen  gelingt  auch  hier  auf  dem  peritonealen 
Wege,  nur  verläuft  sie  öfter  chronisch  (2  Fälle  von  Lebercirrhose,  die 
au  die  biliäre  Form  erinnern). 

Die  Milz  (sowie  die  übrigen  Organe)  von  Kaninchen  (Meer- 
schweinchen und  Mäusen),  die  durch  Injektion  grosser  Mengen  des 
diplokokkenhaltigen  Materials  getödtet  worden  sind  (in  1 — 5 Tagen) 
ist  charakterisirt  durch  geringe  Volumzunahme,  weiche  Konsistenz 
und  eine  ausgedehnte  hyaline  Degeneration  der  rothen  Blutkörperchen, 
die  zur  Bildung  hyaliner  Thromben  führt.  Ueberleben  die  Kaninchen, 
so  manifestirt  sich  diese  Diplokokkeninfektion  durch  eine 
fieberhafte  Erkrankung,  die,  was  Dauer,  Ansteigen  und  Abfallen  der 
Temperatur  betrifft,  viel  Aehnlicbkeit  hat  mit  der  menschlichen  Pneu- 
monie. 

Um  die  Verschiedenheit  der  beschriebenen  Varietäten  des  Di- 
plococcus lanceolatus  capsulatus  weiter  zu  demonstriren, 
berichtet  Verf.  folgende  Erfahrungen : Kaninchen , welche  die  In- 
fektion mit  No.  I überstanden  haben,  sind  unempfänglich  gegen  eine 
neue  Einimpfung  desselben  Coccus,  erliegen  dagegen  dem  Diplo- 
coccus No.  II.  Andererseits  gelingt  es  nicht,  Thiere,  die  eine  ein- 
malige Infektion  mit  No.  IV  überstanden  haben,  gegen  diese  letztere 
refraktär  zu  machen;  dieselben  sterben  bei  neuer  Infektion  mit  No.  IV 
ebenso,  wie  bei  Einimpfung  von  No.  II  oder  III. 

Beim  Menschen  scheint  jede  der  verschiedenen  Varietäten  (viel- 
leicht mit  Ausnahme  von  No.  III,  der  bisher  nur  in  5 Fällen  ein- 
facher Pneumonie  gefunden  wurde)  sowohl  Pneumonie  wie  Meningitis, 
wie  seröse  Entzündungen  hervorrufen  zu  können.  Stets  wurde  übrigens 
bei  Komplikationen,  in  älteren  sowie  frischen  Lokalisationen  aus  einer 
und  derselben  Leiche  nur  eine  einzige  Varietät  gezüchtet. 

Im  Jahre  1886  und  1887  wurde  nur  der  Diplococcus  No.  I, 
1888  und  1889  nur  No.  II,  III  und  IV,  Ende  1889  und  Anfang 
1890  wieder  nur  No.  I gefunden. 

Verf.  glaubt  durch  die  Verschiedenheit  des  Virus,  wie  sie  in 
diesen  Zahlen  einen  Ausdruck  findet,  die  sog.  epidemischen  Konstitu- 
tionen erklären  zu  müssen.  Die  Diplokokken  II — IV  entsprachen  bös- 
artigen Pneumonie-Epidemieen,  No.  I gutartigen. 

Den  Ort,  an  dem  das  Variiren  desPneumoniecoccus  statt- 
findet, hat  man  nach  Ansicht  des  Verf.’s  ausserhalb  des  menschlichen 
Körpers  zu  suchen. 

[Verf.  schliesst  seine  Arbeit  mit  der  Bemerkung,  dass  er  nicht 
glaube,  alle  Varietäten  des  in  Rede  stehenden  Diplococcus  beschrie- 
ben zu  haben,  und  dass  man  sich  nicht  damit  begnügen  solle,  die 
Gegenwart  des  Bacteriuras  festzustellen,  sondern  genauer  in  jedem 


Lepra.  — Typhus. 


279 


einzelnen  Falle  die  Eigenschaften  desselben  zu  studiren  habe,  eine 
Wahrheit,  die  schon  einleuchtet,  wenn  man  die  von  den  früheren 
Forschern  gegebenen  Charakteristiken  des  Fraen kel’schen  Coccus 
mit  einander  vergleicht.  Ref.]  W.  Kruse  (Neapel). 

Hicks,  Edward  H.,  Lepros y in  the  republic  Columbia, 
South  America.  (Brit.  Med.  Journ.  No.  1558.  1890.  p.  1060.) 

In  Columbia  hat  die  Lepra  in  der  letzten  Zeit  eine  erschreckende 
Verbreitung  erfahren  und  nach  der  dermaligen  niedrigsten  Schätzung 
beläuft  sich  die  Zahl  der  Leprösen  auf  18000  oder  3 pro  mille  der 
Bevölkerung.  Am  häufigsten  kommt  die  Krankheit  in  den  feuchten, 
niedrig  gelegenen  Gegenden  vor,  deren  Temperaturen  zwischen  17,5 
und  23°  C schwanken.  Hingegen  ist  sie  in  den  wärmeren  Land- 
strichen seltener  anzutreffen.  Für  die  kontagiöse  Natur  der  Krank- 
heit sprechen  kräftige  Beweise.  In  Gegenden,  wo  Lepra  früher  un- 
bekannt war,  erschien  sie  plötzlich,  und  zwar  traten  die  ersten  Fälle 
kurz  nach  der  Rückkehr  von  Einheimischen  auf,  welche  Lepra  in 
einem  anderen  fernen  Distrikte  acquirirt  hatten.  Die  Infektion  scheint 
aber  nur  dort  stattzufinden,  wo  Gesunde  und  Lepröse  im  intimen 
Familienverkehr  Zusammenleben.  Es  ist  kein  Fall  von  der  Geburt 
eines  leprösen  Kindes  bekannt.  Obzwar  die  Kinder  Lepröser  im  All- 
gemeinen in  den  Pubertätsjahren  oder  noch  später  ebenfalls  leprös 
werden,  so  mögen  doch  viele  dieser  sogenannten  hereditären  Fälle 
durch  Ansteckung  entstehen.  Fische  sind  in  den  am  meisten  heim- 
gesuchten Bezirken  des  Landes  nicht  erhältlich.  Am  empfänglichsten 
für  die  Krankheit  zeigen  sich  die  Weissen,  die  Mischlinge  von  Weissen 
und  Indianern,  dann  die  reinen  Indianer,  während  Neger  am  selten- 
sten von  Lepra  befallen  werden.  Kral  (Prag). 

Vincent,  Prösence  du  bacille  typhique  dans  l’eau  de 
Seine  pendant  le  mois  de  juillet  1890.  (Annales  de  l’In- 
stitut  Pasteur.  1890.  No.  12.  S.  772.) 

Zur  Isolirung  der  Typhusbacillen  bediente  sich  Verf.  eines  schon 
früher  von  ihm  angegebenen  Verfahrens.  6 Röhrchen  von  Pepton- 
bouillon mit  Zusatz  von  0,7  promille  Karbolsäure  werden  besät  mit 
5 — 50  Tropfen  des  zu  untersuchenden  Wassers  und  dann  in  einem 
Thermostaten  bis  42  0 belassen.  Gewöhnlich  genügen  zwei  Passagen  in 
dieser  Lösung.  Es  können  sich  zwar  in  der  karbolisirten  Bouillon 
auch  verschiedene  andere  Arten  entwickeln,  aber  diese  sind  leicht 
vom  Typhusbacillus  zu  unterscheiden,  mit  Ausnahme  des  Bacterium 
coli  commune.  Zur  Isolirung  von  letzterem  dient  schliesslich  die 
Plattenkultur. 

Auf  diese  Weise  untersuchte  Verf.  im  Laufe  des  Juli  1890  sechsmal 
das  Seinewasser,  fand  jedesmal  das  Bacterium  coli  commune 
in  demselben  und  zweimal  den  Typhusbacillus,  der  vollständig  die  ihm 
zugehörenden  Charaktere  aufwies.  Zur  Kontrolle  verglich  Verf.  drei, 
kürzlich  von  Cassedebat  als  „Pseudotyphusbacillen“  beschriebene, 
ebenfalls  aus  Seinewasser  stammende  Arten.  [Bei  letzteren  war 
eine  Verwechselung  allerdings  ausgeschlossen,  da  die  eine  derselben 


280 


Typhus. 


die  Gelatine  verflüssigt,  die  andere  auf  Kartoffeln  braun  wächst,  die 
letzte  auf  Bouillon  ein  dichtes  Häutchen  bildet.  Ref.] 

Büchner  (München). 

Anbert,  Relation  d’une  6 p i d 6 m i e de  fievre  typhoide 
qui  a s 6 v i sur  le  23«  r 6 g i m e n t d’infanterie  et  sur  la 
Population  de  la  ville  de  Bourg,  en  dücembre  et  en 
j an  vier  1888 — 1889.  (Arch.  de  m6d.  et  de  pharm,  milit.  1890. 
No.  2.  p.  81.) 

Die  Typhusepidemie  ergriff  gleichzeitig  die  Civil-  und  Militär- 
bevölkerung der  Stadt  Bourg-en-Bresse  (Ain)  mit  ca.  7000  Einwoh- 
nern, und  zwar  erkrankten  während  der  beiden  Monate  Dezember  1888 
und  Januar  1889  22  Soldaten  vom  23.  Infanterie-Regiment  (mit 
einem  Effektivstande  von  910  Mann)  und  in  den  verschiedenen  Stadt- 
theilen  52  Personen  aus  allen  Gesellschaftsklassen.  Die  Stadt  wird 
mit  dem  Wasser  der  Quellen  von  Lent  versorgt,  zum  Theil  wird 
Grundwasser  benutzt.  Diejenigen  Strassen  und  Etablissements  mit 
einer  Bewohnerzahl  von  4500  Seelen,  welche  auf  das  Grundwasser 
angewiesen  sind,  hatten  keinen  einzigen  Typhusfall  zu  verzeichnen. 
Das  Quell wasser  wurde  an  verschiedenen  Stellen  der  Wasserleitung 
unmittelbar  in  der  Autfanggallerie,  aus  dem  Reservoir,  in  der  Stadt 
und  in  der  Kaserne  entnommen  und  von  Chantemesse,  Vail- 
lard  und  von  Ogi  er  zu  wiederholten  Malen  einer  bakteriologischen 
Untersuchung  unterzogen.  Nur  einmal  konnte  in  dem  Wasser,  das 
aus  der  Kaserne,  und  zwar  aus  dem  neueren  Gebäude  derselben  her- 
rührte, in  einer  am  28.  Dezember  entnommenen  Probe  von  Vail- 
lard  der  Typhusbacillus  neben  17000  (zumeist  aus  Fäkalien  stam- 
menden) Keimen  pro  ccm  konstatirt  werden.  In  dem  Wasser  des 
älteren  Kasernengebäudes  fanden  sich  sogar  30900  Keime  pro  ccm 
vor,  der  Typbusbacillus  war  indes  hier  nicht  nachzuweisen.  Ogier 
erhielt  aus  demselben  Wasser  nur  mehr  5000  Kolonieen  pro  ccm, 
nach  den  etwas  spärlichen  Angaben  zu  schliessen,  wahrscheinlich  von 
den  gewöhnlichen  Wasserbakterien  herrührend.  In  weiteren,  am 
18.  Februar  entnommenen  Wasserproben  von  den  sämmtlichen  früher 
erwähnten  Stellen  war  die  Keimzahl  nach  Vaillard  eine  sehr  ge- 
ringe geworden  und  nur  das  Wasser  aus  der  Kaserne  enthielt  noch 
eine  namhaft  grössere  Anzahl  von  Bakterien.  Trotz  der  einander 
widersprechenden  Resultate  der  bakteriologischen  Untersuchungen 
muss  das  Quellwasser  von  Lent  als  der  Träger  und  Verbreiter  des 
infektiösen  Agens  angesehen  werden.  Wahrscheinlich  geschah  die 
Verunreinigung  des  Wasser  bereits  an  den  Quellen  selbst,  da  die 
Wiese,  auf  welcher  sie  entspringen,  zur  Deponirung  von  Dünger  be- 
nutzt wurde  und  ihrer  Lage  zufolge  auch  die  atmosphärischen 
Niederschläge  der  Nachbarschaft  aufnimmt  und  zurückbehält.  [Die 
so  auffällig  verschiedenen  Resultate  der  bakteriologischen  Untersu- 
chung scheinen  wohl  auch  darauf  zurückgeführt  werden  zu  können, 
dass  zwischen  Entnahme  und  Untersuchung  bezw.  dem  Plattengiessen 
eine  verschieden  und  unbekannt  lange  Zeit  verstrich,  während  welcher 
eine  nicht  kontrollirbare  Vermehrung  oder  Verminderung  der  Keime 
eintreten  konnte,  selbst  wenn  alle  sonstigen  Vorsichtsmaassregeln 


Typhus.  — Malaria. 


281 


streng  beobachtet  wurden.  Nur  sofortiges  Plattengiessen  oder  An- 
legen Es  mar  ch’ scher  Röhrchen  unmittelbar  bei  der  Entnahme  an 
Ort  und  Stelle  sichert  ein  einwandfreies  Resultat.  Ref.] 

Kral  (Prag). 

Cassedebat,  Le  bacille  d’Eberth-Gaffky  etlesbacilles 
pseudo-typhiques  dans  les  eaux  de  ri  viere.  (Annales 
de  T Institut  Pasteur.  1890.  No.  10.  p.  625.) 

Im  Wasser  der  Durance,  welches  den  grössten  Theil  des  oft  en- 
demisch und  epidemisch  von  Typhus  ergriffenen  Marseille  versorgt, 
gelang  es  Yerf.  nicht,  den  Bacillus  von  Eberth  aufzufinden.  Da- 
gegen fanden  sich  oft  Mikroben,  welche  grosse  Aehnlichkeit  zeigten 
und  nur  durch  ein  sorgfältiges  Studium  vom  Typhusbacillus  unter- 
schieden werden  konnten.  Hauptsächlich  drei  derartige  Formen  wur- 
den isolirt,  von  Verf.  insgesammt  als  „bacilles  pseudo-typhi- 
ques“ bezeichnet,  und  diese  wurden  nach  den  verschiedensten  Rich- 
tungen, namentlich  durch  Kultivirung  in  allen  möglichen  Nahrme- 
dien  mit  dem  echten  Typhusbacillus  in  Vergleich  gesetzt.  Dieselben 
zeigten  eine  Reihe  von  Verschiedenheiten,  theils  von  letzterem,  theils 
auch  unter  sich,  konnten  aber  auch  mit  anderen  ähnlichen,  bereits 
beschriebenen  Bacillenarten  nicht  identifizirt  werden.  Uebereinstim- 
mend  mit  dem  echten  Typhusbacillus  verhielten  sie  sich  unter  aoderm 
bezüglich  des  Wachsthums  auf  Kartoffeln  und  der  Kolon ieenform  auf 
Gelatineplatten. 

Schliesslich  studirte  Verf.  das  Verhalten  des  ächten  Typhusbacil- 
lus  im  Wasser.  In  sterilem  Wasser  konnte  derselbe  44  Tage  nach 
der  Aussaat  noch  nachgewiesen  werden.  Bei  Zugabe  von  6 ver- 
schiedenen Arten  von  Wasserbakterien  gelang  der  Nachweis  noch  nach 
16  Tagen.  Verf.  hält  demnach  dafür,  dass  der  Typhusbacillus  einige 
Zeit  im  Wasser  leben  kann,  aber  er  ist  weit  davon  entfernt,  das 
Wasser  etwa  als  ein  günstiges  Medium  für  denselben  zu  betrachten, 
und  er  warnt  vor  den  Angaben  verschiedener  Autoren,  welche  den 
Typhusbacillus  in  grossen  Mengen  im  Wasser  gefunden  haben  wollen. 
Die  Kolonieen  der  Pseudo-Typhusbacillen  und  verschiedener  anderer 
Mikroben  seien  zu  leicht  mit  jenen  der  echten  Typhusbacillen  zu  ver- 
wechseln. Auch  der  Befund  von  Typhusbacillen  im  Wasser  der  Seine 
zu  Ivry  durch  Thoinot  sei  nicht  absolut  gesichert,  ebensowenig 
die  Angaben  von  Chantemesse  und  Widal.  Man  müsse  daher, 
in  Uebereinstimmung  mit  W eichs  el  bäum , gegen  alle  Behaup- 
tungen von  positiven  Befunden  im  Wasser  misstrauisch  sein,  sofern 
dabei  gründliche  vergleichende  Studien  fehlen. 

Büchner  (München). 

Bignaini , Ricerche  sull’  anatomia  patologica  delle 
perniciose.  [Istituto  d’anatomia  patologica  di  Roma.]  (Atti 
della  R.  Aceademia  Medica  di  Roma.  Anno  XVI.  Serie  II.  Vol.  V.) 

Ein  grosser  Theil  der  in  dieser  Arbeit  niedergelegten  Resultate 
wurde  schon  auf  dem  2.  italienischen  Kongress  für  innere  Medicin 
(in  Rom  1889)  durch  Marchiafava  bekannt  gegeben.  Man  sehe 
das  Referat  darüber  in  No.  13  des  VIII.  Bandes  dieses  Central- 


282 


Malaria. 


blattes.  Einiges  ist  hier  nachzutragen.  Es  handelt  sich  um  die 
Leichenuntersuchung  von  20  Fällen  von  Malaria  perniciosa, 
von  denen  in  14  Fällen  alle  wichtigen  Organe  (Gehirn,  Milz,  Leber, 
Nieren,  Lungen,  z.  Th.  auch  Knochenmark,  Magen  und  Darm)  genau 
mikroskopisch  studirt  wurden.  Die  Untersuchung  konnte  meist  (nach 
einer  Privatmittheilung  an  den  Ref.)  wenige  Stunden  nach  dem  Tode 
vorgenommen  worden.  Als  Fixationsmittel  dienten  vorzüglich  Alko- 
hol absol.  oder  eine  l°/oige  wässerige  Sublimatlösung,  der  0,75  °/o 
wässeriges  Chlornatrium  und  1 % Essigsäure  zugefügt  waren 
(|  bis  einige  Stunden  in  dieser  Lösung,  je  nach  der  Grösse  des 
Stücks,  dann  in  jodhaltigen  Alkohol  und  Alkoh.  absol.).  Zur  Färbung 
der  Schnitte  wurde  wässrige  Safraninlösung  (A  d am k ie  w icz), 
L o e f f 1 e r ’sches  alkalisches  Methylenblau,  wässrige  Bismarckbraun-  oder 
Magentarothlösung  benutzt.  Diese  letzteren  beiden  Substanzen  er- 
wiesen sich  besonders  nützlich  zur  Hervorhebung  der  Plasmodien, 
namentlich  der  amöboiden  kleinen  Formen  und  der  Sporen.  Die 
Halbmonde  Laveran’s  färbten  sich  weniger  gut,  manchmal  gar 
nicht. 

Was  die  einzelnen  Organe  angeht,  so  bezieht  sich  der  von 
M a r c h i a f a v a beschriebene  Befund  (vergl.  obiges  Referat)  im,  Gehirn 
nur  auf  die  Fälle  von  Perniciosa  comatosa.  In  einem  Fall  von 
Perniciosa  algida  fehlte  hingegen  die  charakteristische  Injektion 
der  Kapillaren  der  grauen  Substanz  mit  parasitenhaltigen  rothen 
Blutkörperchen  und  ebenso  die  Degeneration  der  Kapillarendothelien. 
Desgleichen  in  einem  Fall  von  Quartana. 

In  der  Milz  wiegt  der  Prozess  der  Phagocytose  im  Allgemeinen 
vor.  Die  Zahl  der  Makrophagen,  die  Pigment  öfters  in  der  für  den 
Parasiten  charakteristischen  Anordnung,  oder  plasmodienhaltige  ent- 
färbte Blutkörperchen,  nicht  selten  auch  Sporulationsformen  (Rosetten) 
einschliessen , ist  m der  Milzpulpa  ausserordentlich  gross,  daneben 
sehr  beträchtlich  die  Zahl  der  freien  plasmodienhaltigen  Blutkörper, 
während  die  zuführenden  Kapillaren  nur  freie  rothe  Blutkörperchen 
mit  Parasiten  im  Innern  enthalten,  und  die  Venen  oft  nur  normale 
Blutkörperchen  nebst  Phagocyten  aufweisen.  In  einigen  wenigen 
Fällen  ist  die  Phagocytose  nicht  deutlich. 

Das  Knochenmark  zeigt  eine  enorme  Anhäufung  von  Parasiten 
im  fortgeschrittenen  Stadium  und  ausgesprochene  Phagocytose. 

Was  die  Vertheil ung  der  Parasiten  im  Gefässsystem  betrifft,  so 
ist  ihre  Zahl  im  Gebiet  der  Kapillaren  und  kleinen  Arterien  immer 
viel  grösser,  als  in  den  Venen  und  grösseren  Gefässen.  Die  weiter 
vorgeschrittenen  Formen  und  die  Sporulationsstadien  finden  sich  be- 
sonders in  einzelnen  Kapillargebieten.  Obenan  hierin  steht  das  Ge- 
hirn, dann  folgen  die  Lungen,  die  Milz,  das  Knochenmark,  die  Leber, 
der  Darm,  welcher  letztere  nur  in  einigen  Fällen  (Perniciosa  colerica) 
die  übrigen  Organe  übertrifft.  Die  Halbmonde  und  verwandte  Formen 
sind  in  der  Milz  und  im  Knochenmark  am  reichlichsten  zu  treffen, 
nur  in  einem  Fall  (Perniciosa  apyretica  comatosa)  wurden  sie  auch 
im  Gehirn  gefunden.  Dieser  Fall  ist  auch  dadurch  interes- 
sant, dass  im  Blute  fast  ausschliesslich  und  in  reichlichster  Weise 
Parasiten,  die  in  den  Cyklus  der  Halbmonde  gehören,  vorhanden 


Malaria. 


283 


waren,  dabei  aber  die  Sporulationen  in  keiner  Weise  von  den  ge- 
wöhnlich im  Entwickelungsgang  der  kleinen  amöboiden  Formen  auf- 
tretenden sich  unterschieden,  wie  Verf.  gegenüber  der  von  Canal is 
gegebenen  abweichenden  Schilderung  der  Sporenbildung  hervorhebt. 

Anlangend  die  vielumstrittene  Frage  nach  der  Entwickelung  und 
Bedeutung  der  Halbmonde  glaubt  Verf.  die  Thatsachen  der  kli- 
nischen und  mikroskopischen  Beobachtung  am  besten  folgender- 
maassen  erklären  zu  können: 

Die  Halbmonde  sind  Zustände  des  Parasiten,  die  dem  Tode,  der 
Degeneration  verfallen,  keiner  weiteren  Entwickelung  fähig  sind. 
Sie  gehen  aus  Sporen  hervor,  die  von  den  gewöhnlich  im  Lebens- 
kreislauf der  kleinen  amöboiden  Formen  auftretenden  anscheinend 
nicht  abweichen,  sich  aber  durch  eine  langsamere  Entwickelung  in- 
nerhalb des  Blutkörperchens  auszeichnen.  Dieses  langsame  Wachs- 
thum führt  durch  ein  Zwischenstadiurn  (endoglobuläre,  kleinere,  ovale, 
oder  runde,  pigmentirte  Körper)  eben  zu  den  grossen  Halbmonden 
(oder  ovalen  Formen),  oder  aber  auch  zu  einer  ganz  der  gewöhn- 
lichen Sporenbildung  entsprechenden  Fruktifikation.  Die  Fähigkeit 
der  Sporen,  die  sie  im  Anfang  der  Krankheit  haben,  sich  rapid  im 
Innern  der  rothen  Blutkörperchen  zu  entwickeln  und  immer  neue 
ebenso  aktive  Generationen  zu  bilden,  geht  ihnen  durch  eine  längere 
Dauer  der  Infektion  verloren  oder  wird  ihnen  durch  Chinin  genom- 
men. Daher  finden  sich  Halbmonde  regelmässig  erst  im  späteren 
Stadium  der  Malariainfektion  resp.  in  den  fieberlosen  Intervallen,  die 
zwischen  den  Recidiven  liegen.  Das  Material  für  ihre  Bildung  lie- 
fern Sporen,  die  in  gewissen  Organen  (Milz,  Knochenmark)  einge- 
schlossen, vielleicht  in  Phagocyten,  die  nicht  im  Stande  sind,  sie  zu 
vernichten,  aufgespeichert  liegen.  Dadurch,  dass  die  einschliessenden 
Zellen  früher  oder  später  der  Nekrose  verfallen,  werden  die  Sporen 
frei  und  können  sich  entwickeln. 

[Es  handelt  sich  hier,  wie  auch  Verf.  zugibt,  natürlich  um  Hy- 
pothesen, deren  eine,  grundlegende,  eine  sehr  erhebliche  Resistenz 
der  „Sporen“  voraussetzt.  Die  Bezeichnung  der  Halbmonde  geradezu 
als  nekrotischer  Formen  dürfte  von  Dem  nicht  acceptirt  werden,  der 
die  aus  diesen  hervorgehenden  Geisselformen  und  freien  Geissein 
stundenlang  in  aktivster  Bewegung  gesehen  hat.  Ref.J 

Auf  die  Ausführungen  des  Verf.’s,  welche  die  Erklärung  der 
klinischen  Symptome  durch  den  anatomischen  Befund  bezwecken, 
ist  hier  nicht  der  Ort,  einzugehen.  W.  Kruse  (Neapel). 


Baker,  Henry,  Malaria  and  the  causation  of  intermittent 
fever.  (Journ.  of  the  Americ.  Med.  Assoc.  Vol.  XV.  No.  16. 
Chicago  1890.) 

Der  Verf.  sucht  zu  zeigen,  dass  die  Malaria  wesentlich  von 
atmosphärischen  Verhältnissen  abhängig  ist,  insbesondere  von  der 
Temperatur,  und  glaubt,  dass  sich  diese  Anschauung  sehr  leicht  mit 
derjenigen  vereinigen  lässt,  nach  welcher  die  Malaria  durch  Mikro- 
organismen hervorgerufen  wird.  Doch  scheint  der  Verf.“  mehr 
der  Ansicht  zu  sein,  dass  die  Organismen  nicht  die  Ursache  der 


284 


Malaria. 


Krankheit  sind,  sondern  dass  diese  vielmehr  in  der  Einwirkung 
raschen  Temperaturwechsels  auf  den  Körper  zu  suchen  ist.  Die 
Veränderungen  an  den  rothen  Blutkörperchen  schreibt  er  der  Ent- 
ziehung des  Chlornatriums  durch  den  Schweiss  zu.  Er  ist  der  An- 
sicht, dass  alle  Krankheitserscheinungen  ebenso  gut  mit  als  ohne 
Parasiten  erklärt  werden  können  und  kleidet  seine  Ansicht  in  die 
Worte:  „Es  scheint  eine  allgemeine  Thatsache  zu  sein,  dass  in  der 
That  überall,  wo  ein  höher  organisirtes  Wesen  dem  Verfall  entgegen- 
geht, Orgauismen  auf  diese  Gelegenheit  lauern,  und  dass  dies  in  den 
Fällen,  wo  der  Verfallsprozess  Elemente  von  mikroskopischer  Grösse 
betrifft,  wie  ich  glaube,  Mikroorganismen  sind.“ 

Durch  3 statistische  Kurventabellen  erläutert  der  Verf.  seine  An- 
sicht über  die  Beziehungen  zwischen  Temperatur  und  Malaria;  hiernach 
ist  das  Verhaltniss  zwischen  Temperatursteigerung  und  Zunahme  der 
Malaria  allerdings  ein  auffallendes.  Migula  (Karlsruhe). 


Titoff,  H.,  Die  diagnostische  Bedeutung  der  Malaria- 
parasiten. (Iuaug.-Diss.)  St.  Petersburg  1890.  [Russisch.] 

Verf.  hatte  Gelegenheit,  12  Fälle  von  Malaria  genauer  zu  studiren, 
die  er  folgendermaassen  gruppirt:  1)  4 Fälle,  in  welchen  es  während 
der  ganzen  Krankheitsdauer  nicht  gelungen  ist,  die  Anwesenheit  der 
Plasmodien  zu  konstatiren;  2)  3 Falle,  die,  allem  Anschein  nach, 
durch  die  halbmondförmige  Varietät  verursacht  waren,  und  3)  5 Fälle, 
welche  durch  die  für  die  Febris  tertiana  charakteristische  Varie- 
tät erzeugt  waren. 

Die  Ergebnisse  seiner  Studien  formulirt  Verf.  folgermaassen : 

1)  In  gewissen  Fällen  von  Malaria,  in  welchen  die  Chininbehand- 
lung schon  eingeleitet  ist,  gelingt  es  während  der  ganzen  Krankheits- 
dauer nicht,  im  Blute  Plasmodien  zu  entdecken. 

2)  Die  einzelnen  Entwickelungsstadien  der  Plasmodien  bei  F e b ris 
tertiana  entsprechen  den  Phasen  des  Fiebers,  obgleich  nicht  so 
genau,  wie  es  Golgi  in  seinem  Schema  angiebt. 

3)  Die  beiden  Generationen  der  Parasiten  bei  Febris  tertiana 
duplex  können  kurz  vor  Beginn  des  Anfalls  mehr  oder  weniger 
genau  von  einander  unterschieden  werden. 

4)  Längere  Zeit  vor  Beginn  des  Anfalls  ist  eine  derartige  Unter- 
scheidung schwer  durchzuführen. 

5)  Das  nach  Golgi  für  den  Parasiten  der  Febris  tertiana 
charakteristische  Entfärben  der  rothen  Blutkörperchen  proportional 
dem  Wachsthuin  des  Parasiten  bestätigt  sich  vollständig. 

6)  Einige  Tage  vor  jedem  Anfälle  erscheinen  die  Parasiten  im 
Blute  und  sind  somit  beständige  Vorboten. 

7)  Um  hartnäckige  Fälle  von  Malaria  gründlich  zu  heilen,  muss 
die  Chininbehandlung  noch  ca.  6 Tage  nach  Aufhören  der  Anfälle 
audauern. 

8)  Die  Malariaparasiten,  welche  iD  gemässigtem  Klima  beobachtet 
werden , unterscheiden  sich  nicht,  von  denjenigen , welche  im  süd- 
lichen Klima.  gefunden  worden  sind.  Steinhaus  (Warschau). 


.Empyem.  — Protozoen  in  Krebszellen. 


285 


Koplik,  Henry,  The  Etiology  of  Empyema  iß  Children. 

(Archive«  of  Pediatrics.  1800.  October,) 

Nach  dem  Vorgänge  FraenkePs  theilt  Verf.  die  von  ihm 
bakteriologisch  untersuchten  Empyemfälle  in  4 Gruppen.  Bei  den 
3 Fällen  der  ersten  Gruppe  wurden  die  Eiterkokken,  zweimal  der 
Streptococcus,  einmal  der  Stapbylococcus  pyogenes  ge- 
funden.  Da  dieser  Befund  keinen  Rückschluss  auf  die  Natur  des  der 
Erkrankung  zu  Grunde  liegenden  Prozesses  zulässt,  blieb  die  Aetio- 
logie  dieser  Fälle  unaufgeklärt.  Die  7 Fälle  umfassende  zweite  Gruppe 
enthielt  ausschliesslich  den  Fraenkel-Weichseibaum’ sehen 
Diplococcus  pneumoniae  in  sehr  virulentem  Zustande.  Zwei 
derselben  waren  zur  Zeit  der  Punktion  noch  serös;  das  Deckglas- 
präparat zeigte  neben  zahlreichen  Kapselkokken  nur  einzelne  Eiter- 
zeilen. Verf.  nimmt  mit  Recht  an,  dass  bei  solchen  Exsudate«  die 
eitrige  Umwandlung  in  Bälde  eiatreten  wird  und  dass  man  früher 
fälschlicherweise  die  Produktion  als  Ursache  derselben  beschuldigt  hat. 

Die  dritte  Gruppe  bilden  die  Empyeme  tuberculösen  Ursprunges, 
wohin  auch  diejenigen  zu  rechnen  sind,  in  denen  Mikroorganismen 
überhaupt  vermisst  werden.  In  einigen  Fällen  wurden  neben  den 
Tuberkelbaciilen  noch  Streptokokken  im  Eiter  gefunden.  Dies  war 
auch  bei  dem  vom  Verf.  beobachteten  Patienten,  einem  8-jährigen 
Knaben,  der  Fall.  Die  Höhle  schloss  sich  auch  nach  Resektion  meh- 
rerer Rippen  nicht. 

Die  vierte  Gruppe,  sekundäre  Empyeme,  ausgehend  von  einem 
ausserhalb  der  Lunge  gelegenen  Infektionsherde,  ist  gleichfalls  nur 
durch  einen  Fall,  ein  viermonatliches  Brustkind,  repräsentirt.  Dasselbe 
litt  schon  seit  längerer  Zeit  an  einer  Eiterung  am  Fuss,  als  das 
Empyem  diagnostizirt  wurde.  Der  Eiter  enthielt  K.ettenkokken,  -die, 
auf  Thiere  (weiche?  Ref.)  veriropft,  multiple  Abscesse  in  Leber  und 
Lunge,  Gelbsucht,  Miiztumor,  Tod  hervorriefen.  Auch  der  kleine 
Patient  erlag  zwei  Tage  nach  der  Operation  unter  Erscheinungen 
der  Pyämie.  Escherick  (Graz). 

Schlitz , U e b e r die  Protozoen-  und  Coccidienartigen 

Mikroorganismen  in  Krebszellen.  (Münch. roed. Wochensch. 

1890.  No.  35.) 

Verf.  hat  die  von  Siegenbeek  van  Heukelora  und  Nils 
Sjö  bring  kürzlich  in  Krebszellen  nachgewiesenen  amöboiden  Formen, 
welche  nach  der  Vorstellung  jener  Forscher  organisirte  Lebewesen 
sind  und  die  epithelioide  Proliferation  des  Karcinomgewebes  in  ähn- 
licher Weise  bedingen,  wie  gewisse  Coccidien  beim  Salamander 
W ucherungen  im  Darmepithel  hervorrufen  (Steinhaus.  Vi r c h o w 1 s 
Arch.  Bd.  XV.  Heft  1),  gleichfalls  gesehen.  Er  vermochte  aber  fest- 
zustellen,  dass  diese  Bildungen  sich  der  F 1 emmi  n g’ sehen  Färbuug 
gegenüber  vollkommen  wie  rothe  Blutkörperchen  verhalten.  Er  hält 
es  daher  nicht  für  ausgeschlossen,  dass  es  sich  bei  den  erwähnten 
Beobachtungen  um  eine  Verwechselung  mit  rothen  Blutkörperchen  ge- 
handelt bat,  zumal  diese  nach  den  Beobachtungen  von  Klebs  und 
dem  Verf.  selbst  bei  Karciuow  nicht  selten  aus  den  Gefissen  aus- 
treten,  in  Zellen  eindriegen  und  bei  dieser  Wanderung  die  mannig- 

IX.  Bd. 


286 


Pfeilgift  (Tetanus).  — Thierisehe  Parasiten. 


fachsten  Formveränderaugen  erfahren.  Die  als  Sporencysten  be- 
schriebenen Gebilde  hält  Verf.  für  eigenthümlich  veränderte  Leuko- 
cyten.  Er  sieht  sich  in  seiner  Auffassung  durch  die  Thatsache  be- 
stärkt, dass  durch  Beobachtung  von  ungefärbten»  und  ungehärtetem 
Krebsgewebe  die  fraglichen  Mikroorganismen  im  lebendigen  Zustande 
bisher  noch  nicht  nachgewiesen  seien.  Kübler  (Oldenburg). 

Ledantec,  Origine  tellurique  du  poison  des  fleches  des 
naturels  des  N ouve  lies-  H6bri  des  (Oc6anie).  (Annales 
de  l’Institut  Pasteur.  1890.  No.  11.  p.  71G.) 

Die  vergifteten  Pfeile  der  Eingebornen  der  Neuen  Hebriden  er- 
zeugen Tetanus,  wie  aus  einer  Reihe  bekannt  gewordener  Fälle  sich 
ergibt.  Verf.  hatte  als  Marinearzt  Gelegenheit,  im  Laboratorium  zu 
Noumea  Versuche  über  die  Natur  des  verwendeten  Gift-  resp.  In- 
fektionsstoffes anzustellen.  . Die  subkutanen  Impfungen  mit  abgeschab- 
tem Gift  von  Pfeilen  älterer  Herkunft  hatten  anfangs  (bei  Hunden, 
Kaninchen  und  Ratten)  keinen  Erfolg,  waren  aber  bei  den  für  Te- 
tanus am  meisten  empfänglichen  Meerschweinchen  erfolgreich.  Gleich- 
zeitig gelang  es  auch,  durch  einen  Kanaken  von  den  Neuen  Hebriden 
Näheres  über  die  Herstellung  der  Giftpfeile  zu  erfahren.  Die  Pfeil- 
spitze, welche  gewöhnlich  aus  einem  menschlichen  Knochen  besteht, 
wird  zuerst  mit  Baumharz  überzogen  und  dann,  wenn  dieses  an  der 
Luft  eingedickt  ist,  mit  Sumpfschlamm  bestrichen,  den  man  antrocknen 
lässt.  Die  so  bereiteten  Pfeile  verlieren  mit  der  Zeit,  vermuthlich 
durch  Einwirkung  vou  Trockenheit  und  Licht,  an  Wirksamkeit  und 
werden  schliesslich  ungiftig.  Büchner  (München). 

Pintner,  Th.,  Neue  Beiträge  zur  Kenntniss  des  Band- 
wurmkörpers. (Arbeiten  aus  d.  zool.  Inst.  d.  Universität  Wien. 
Bd.  IX.  Heft  1.  28  Seiten.  Mit  2 Tafeln.) 

II.  Zur  Frage  des  Begattungsaktes  bei  den  Band- 

würmern. (p.  1 — 17.) 

Verf.  gibt  eine  ausführliche  Zusammenstellung  der  Litteratur 
über  die  Begattung  bei  den  Trematoden  und  kommt  zu  dem  Schlüsse, 
dass  der  Laurer’sche  Kanal  für  gewöhnlich  als  Vagina  funktionire, 
und  die  Selbst-  oder  Kreuzbegattung  durch  die  Uterusmündung  nur 
nebenbei  statthabe1)-  Betreffs  der  Begattung  bei  den  Cestoden  theilt 
er  zwei  interessante  Beobachtungen  mit:  erstens  sah  er  2 Glieder 
von  Anthobothrium  Musteli  van  Ben.  in  Wechselkreuzung, sodass 
der  Penis  des  Einen  in  die  Vagina  des  Andern  geführt  war  und  um- 
gekehrt, und  ausserdem  ein  Glied  desselben  Bandwurmes  in  Selbst- 
begattung. 

III.  Einiges  über  die  weiblichen  Geschlechtsorgane 

derTetrabothrien.  (p.  17 — 26.) 

Verf.  beschreibt  eine  schon  von  R.  Moni eza)  beobachtete,  aber 
seitdem  in  den  Cestodenarbeiten  nicht  berücksichtigte  Bildung  des 

1)  Ref.  ist  anderer  Meinung,  wie  er  in  der  Originalmittheilung  dieser  Nummer  des 
weiteren  auseinandergesotzt  bat. 

Moniez,  R,  Mdmoires  sur  les  Cestoides  Premiere  partie.  Pari»  1881. 


Thicrisebe  Parasiten. 


287 


weiblichen  Geschlechtstractus , die  er  als  Schluckapparat  anspricht. 
Es  ist  ein  muskulöses  Gebilde,  das  hart  am  Ovarium  am  Anfänge  des 
Ovidukts  seinen  Ursprung  nimmt  und  dazu  dienen  soll,  die  reifen 
Eier  aus  dem  Ovarium  in  den  Eileiter  zu  pumpen.  Vorhanden  ist 
dieser  Apparat  nach  Verf.’s  Vermuthung  bei  allen  Bandwürmern,  aber 
bei  Echinobothrien  und  Tetrabothrien  stärker  entwickelt,  als  bei  Te- 
tr&rhynchen,  Taenien,  Bothriocephaliden  und  Liguliden. 

G.  Brandes  (Halle  a.  S.). 

Monticclli,  Fr.  Lay.,  Elenco  degli  elminti  studiati  a 
Wimereux  nella  primavera  del  1889.  (Bull,  scientif.  de  la 
France  et  de  la  Belgique.  Tom.  XXII.  1890.  pg.  417—444.  1 pl.) 

Die  Arbeit  bringt  theils  fatalistische,  theils  anatomische  Daten 
und  behandelt: 

A.  Trematodes: 

1)  Tristomum  molae  B!.  — Bemerkung  über  die  Anordnung 
der  Muskeln  im  hinteren  Saugnapfc. 

2)  Epibdella  soleae  v.  Ben.  et  Hesse;  ursprünglich  als  Pliyl- 
lonella  soleae  beschrieben,  kann  diese  Form  von  der  Gattung 
Epibdella  nicht  abgetrennt  werden;  das  Genus  Pkyllonella  ist 
also  zu  streichen. 

3)  Pseudocotyle  squatinae  v.  Ben.  et  Hesse  auf  Squa 
tin  a an  gelus. 

4)  Udonella  lupi  v.  Ben.  Hesse  auf  Caligus  von  Labrax 
1 u p u S. 

5)  Udonella  n.  sp.  (?)  auf  Caligus  von  Platessa  fl  esu  s. 

6)  Octoeotyle  merlangi  Kuhn  auf  Gadus  merlangus 
(Kiemen). 

7)  Octoeotyle  scorabri  Kuhn  auf  Scomber  scombrus 
(Kiemen). 

8)  Onohocotyle  appendiculata  Kuhn  auf  den  Kiemen 
von  Galeus  canis. 

9)  Diplozoon  paradox  um  Nordm.  auf  den  Kiemen  von 
Gasterosteus  aculeatus. 

10)  Axine  belones  Ab.  auf  den  Kiemen  von  Bolone  vul- 
garis. 

11)  Distomum  laticolle  Rud.  in  Caranx  trachurus; 
ausgezeichnet  durch  einen  Krauz  von  blattförmigen  Anhängen  um  die 
Mundöffnung  und  durch  je  sechs  schröpfkopfartige  Anhänge  au  deu 
Seiten  des  Halses. 

12)  Distomum  varicum  0.  F.  Müll,  in  Trigla  gurnar- 
dus,  auch  an  den  Kiemen. 

13)  Distomum  luteum  v.  Ben.  in  Scyllium  stellare; 
wird  ausführlich  beschrieben ; das  Thier  ist  ganz  bedornt,  besitzt  sehr 
kurze  Darmsehenkel,  zwei  vor  dem  Keimstock  gelegene  Hoden  und 
linksseitigen  Genitalporus 

14)  Distomum  megastomum  Rud.  aus  dem  Magen  vou 
Mustelus  vulgaris  und  der  1 eibeshökle  eines  Krebses  (Maja) 

15)  Didymozoon  scombri  Taschbg.  am  Gaumen  von  S c o m 
ber  scombrus. 


19* 


288 


Thferiscbe  Parasiten 


B.  Ceßtodes. 

1)  Sehistocephalus  dimorph us  Crepl.  in  Gastercsteus 
aculeatus. 

2)  Bothriocephalus  microcephalus  Rud.  aus  Orthago- 
r i s c u s m o 1 a, 

3)  Bothr.  punctatus  Rud.  iu  Rhombus  maximus. 

4)  Bothr.  belones  Duj.  im  Belore  vulgaris  uud  neuer- 
dings von  Lönnberg  (cf.  dies.  Centralbl.  Bd.  VI.  pag.  611)  zum  \ er- 
treter  eines  neuen  Genus  P t y c h o bo  t hr  i uin  erhoben,  wogegen  Mon- 
ti colli  opponirt. 

6)  E cliincbothriuin  typus  v.  Bea.  im  Magen  von  Raja 
elavata,  wohin  dieser  Wurm  wahrscheinlich  durch  Amphipoden 
eingefiihrt  wird;  die  aus  Mollusken  (Nassa,  Solen)  bekannten  Plero- 
cercoiden  von  Echinobothrium  gehören  einer  anderen  Art  an. 

6)  Tetrabothrium  m&crocephalum  Rud.  im  Darm  von 
Colymbus  s ep  t6  u t r i o n al  i s. 

7 An  t h o bo  t h li  um  cornucopiae  v.  Ben.  im  Darm  von 
Gaieus  canis. 

8)  Echeneibothrium  variabile  v.  Ben.  im  Darm  von 
Raja  cla  va  t a. 

9)  Phyllobothrium  tri  da x v.  Ben.  im  Darm  von  8qua- 
tina  angelus. 

10)  Phyllobothrium  lactuca  v.  Ben.  im  Dann  von  Mu- 
stelus v ulgaris. 

11)  Mouorygma  gracile  Oie.  im  Darm  von  Acanthias 
yulgaris. 

12)  0 ry  gm  atob  o th  r ium  rersatile  Dies,  im  Darm  von 
Mustelus  vulgaris. 

13)  Calliobothrium  uacinatum  Rud.  im  Dann  von  Raja 
cl  a v a t a. 

14)  Calliobothrium  verticillatum  Rud.  Finne  in  Can- 
cer m oenas. 

15)  Calliobothrium  Leuckartii  v.  Ben.  in  Mustelus 
vulgaris. 

16)  Calliobothrium  eorollatum  Ab.  in  Scyllium  ca- 
n i c ul a. 

17)  Calliobothrium  filicolle  Zsch.  Finne  in  Pl6uro- 
b r achi  a pi  1 eus. 

18)  Tetrabotbriorhynchus  affinis  Dies,  in  Aoanthias 
vulgaris. 

19)  Dibothriorhynchus  tenuis  Wedl.  Jugendstadium  in 
Ammodytes  t o b i a n u s. 

20)  Dibothriorhynchus  ruficoliis  Eys.  in  Mustelus  vul- 
garis, die  Larve  in  Pilum  a u 8 hirtellus.  M.  Brau  n (Rostock). 

Montieelli,  Fr.  Lav.,  Note  elmint  ologiche.  (Boll.  soc.  di  na- 
turalisti  in  Napoli.  Ser.  I.  1890.  pg.  189 — 208.  c.  1 tav.) 

Diese  Note  bringt  eine  Reihe  kleinerer  Mittheiluagen  über  ver- 
schiedene Trematodeu  und  Cestcden;  zuerst  erhalten  wir  eine  kurze 
Charakteristik  des  neuen  Genus  Acan  thocotyle,  welches  zu  den 


Thierisclie  Parasiten. 


289 


Tristomeen  gehört  und  von  anderen  Gattungen  dieser  Gruppe  durch 
die  Anordnung  des  Genitalapparates  und  durch  das  Verhalten  des 
hinteren  Saugnapfes  sich  unterscheidet.  Es  liegt  nämlich  die  männ- 
liche Genitalöffnung  bauchseitig  und  in  der  Mittellinie  hinter  der 
Bifurkation  des  Darmes,  die  Geburtsöffnung  ist  am  rechten  Körper- 
rande und  die  Mündung  der  Vagina  rechts  von  der  männlichen  öeffnung 
gelegen,  wogegen  der  hintere  Saugnapf  statt,  der  bei  den  Tristomen 
so  häufigen  musculösen  Radien  etwa  20  radiär  angeordnete  Haken- 
reihen trägt.  Zwei  Arten  werden  erwähnt:  Ac.  Lobianchi  und 
A.  ei  eg  ans,  die  erstere  auf  der  heilen  Bauch-,  die  letztere  auf  der 
dunklen  Rückenseite  von  Raja  clavata  lebend  und  von  einander 
durch  die  Grösse  sowie  die  Form  der  Haken  im  Saugnapf  unterschieden. 

Darauf  folgt  die  Beschreibung  von  Pseudo cotyle  minor 
d.  sp.,  auf  der  Rückenfläche  eines  Haifisches,  Scyllium  canicula 
lebend. 

In  Bezug  auf  Amphibdella  torpedinis,  deren  Zugehörig- 
keit zu  den  Gy  r od a c ty  i i d e n Monticelli  zuerst  erkannt  hat 
(ci.  dies.  Centralbl.  Bd.  VII.  p.  517),  geht  der  Autor  noch  weiter  als 
Parona  und  Perugia  (cf.  dies.  Centralbl.  Bd.  VII  p.  776),  da  er 
für  diese  Form  nicht  einmal  ein  besonderes  Genus  beibehalten  wissen, 
sondern  sie  direkt  zu  Tetracnchus  stellen  will.  Zweifellos  sind 
die  Beziehungen  von  Amphibdella  zu  Tetraonchus  sehr  nahe, 
doch  finden  sich  Differenzen  genug,  welche  die  generische  Trennung 
vorläufig  rechtfertigen. 

Von  Rexa cotyle  wird  konstatirt,  dass  ausser  den  sechs 
grossen  Saugnäpfen  des  Hiuterendes  noch  zwei  kleine,  median  gele- 
gene und  oft  übersehene  Vorkommen. 

im  Darm  von  C entrolophus  pompilius  kommen  zwei  Bo- 
thriocephaiusartee  vor,  die  schon  Diesing  und  Wagener  kann- 
ten, aber  in  ihren  verschiedenen  Publikationen  verwechselten;  M.  entwirrt 
die  Synonymie  und  gibt  die  Differentialdiagnose  für  Amphicotyle 
typica  Dies.  (==  Bothr.  centr clophi  Dies.  = Dibothrium 
h eteropleur  u m Dies,  und  Wagener)  und  Bothriocep’nalus 
Wageneri  Mont.  (—  Di  bothr.  heteropleurum  Dies.  p.  p,  = 
Dibr.  Centrolophi  porapilii  (Wagen.)  Dies. 

Des  Weiteren  folgt  eine  eingehende  Beschreibung  de3  von  Ley- 
dig  1853  in  Polyp terus  bichir  endeckten  Teirabothrium 
poly  p teri  Leyd.,  Jas  Di  csi  ng  als  Poiyo  n ch  o bo  t hri  um  sep- 
t i c o 1 1 e in  sein  System  der  Cephalocotyleen  aufgenommen 
hat.  Die  Untersuchung  der  D i esi  n g’schen  Originale  ergab  nun, 
dass  gar  nicht  ein  Teirabotbride,  sondern  ein  Bothr iocephalus 
im  weiteren  Sinne  vorliegt,  der  mit  B.  microcephalus  den  Besitz 
von  Stacheln  auf  der  Scheitelfiache  des  Scolex  gemein  hat.  Mon- 
ticelli schlägt  nun  vor,  diese  beiden  Arten  (B.  microcephalus 
Rud.  und  Tetrab.  polyp  teri  ~ Polyonchobothrium  sep- 
ticolie  Dies.)  zu  einem  Genus  zu  vereinigen,  das  er  Anchi- 
strocephalus  nennen  will. 

Von  der  Taenia  phocarum  des  Fabricius  (1791)  — aus 
dem  Darme  von  Phoca  barbata,  welche  Rudolphi  als  Tae- 
nia anthocephala,  Diesing alsTetrabothriumanthocepha- 


290 


Botbriocepbalus  microcephalus. 


lum  und  Krabbe  als  Bothriocephalus  phocarura  anführen, 
ergab  die  Untersuchung  der  Krabbe’schen  Originale,  dass  dieselben 
wegen  ihrer  Kopfform  von  Bothriocephalus  zu  trennen  ist;  M. 
bildet  für  sie  ein  neues  Genus:  Pyr  amicocephal  us. 

Endlich  folgen  Angaben  über  die  Krabbe’sche  Gattung  Dip  lo- 
co tyle,  einen  nicht  gegliederten,  zu  den  Bothriocephalen  gehö- 
rigen Cestoden,  von  dem  ein  Vertreter  aus  dem  Darm  von  Salrno 
carpio  (D.  Olriki  Kr.),  und  einer  (D.  Kudolphi  Mont.)  aus 
Solea  vulgaris  und  impar  beschrieben  werden. 

M.  Braun  (Rostock). 

Montlcelli,  Fr.  Lav.,  Di  una  forma  teratologica  di  Bo- 
thriocephalus microcephalus.  (Boll.  della  societä  di  Na- 
turalist! in  Napoli.  Ser.  I.  1890.  pg.  128—130.  c.  3 üg.) 

Von  diesem  in  Orthagoriscus  mola  lebenden  Bandwurme 
wird  eine  interessante  Missbildung  beschrieben;  der  ganze  Wurm 
misst  1 1,3  cm.  Der  hintere  Theil,  an  dem  die  Endproglottis  vor- 
handen ist,  ist  normal  gebildet;  an  der  Grenze  des  vorderen  Drit- 
tels gabelt  sich  die  Strobila  in  zwei  ungleiche  und  völlig  getrennte 
Stücke.  Das  eine  ist  nur  kurz  und  besteht  aus  4—5  Gliedern,  das 
andere  ist  lang  und  trägt  am  Ende  den  Kopf. 

Derartige  Gabeiungeh  nach  vorn  zu  sind  nocht  nicht  beobachtet 
worden,  doch  kennt  man  solche  des  Hintereudes  bei  verschiedenen 
Cestoden,  die  zum  Theil  wenigstens  durch  eine  weitgehende  Fen- 
sterung  der  Strobila  entstanden  sind.  Auch  Monticelli  nimmt 
zur  Erklärung  des  vorliegenden  Falles  an,  dass  der  normale  Ab- 
schnitt ursprünglich  gefenstert  war,  dass  dann  ein  Weiterschreiten 
des  Schwundes  bestimmter  Abschnitte  der  Proglottiden  eine  völlige 
Trenuung  dieser  Strecke  der  Länge  nach  bewirkte,  und  dass  endlich 
der  grössere  Theil  der  einen  Hälfte  abgestossen  wurde. 

M.  Braun  (Rostock). 

Sonsino,  P.,  Notizie  di  trematodi  della  collezioue  del 
museo  di  Pisa.  (Extr.  Proc.  verb.  Soc.  Tose.  d.  scienz.  nat.  G 
luglio  1890.  6 pg.  8°.) 

Die  vom  Autor  früher  beschriebene  Octocotyle  arcuata  (vou 
den  Kiemen  von  Lichia  amia)  erkennt  derselbe  als  identisch  mit 
Vallisia  striata  Par.  et  Per.  (cf.  d.  Centralbl.  VII.  pg.  774)  an, 
kann  sich  jedoch  nicht  entschliessen,  die  Nothwendigkeit.  der  Kreirung 
einer  neuen  Gattung  zuzugeben,  da  nach  seiner  Meinung  die  sonder- 
bare Körpergestalt  dieser  zu  den  Octobothrien  gehörigen  Termatoden 
allein  durch  eine  abnorme  Kontraktion  hervorgerufen  ist.  Original- 
exemplare dieser  Form  haben  den  Ref.  überzeugt,  dass  von  einer 
abnormen  Kontraktion  nicht  die  Rede  sein  kann;  es  ist  aller  Grund 
für  die  generische  Abtrennung  vorhanden. 

Des  Weiteren  folgen  kurze  Notizen  über  Distomum  fraotum 
Rud.  (aus  Box  salpa),  D.  contortum  R.  (aus  Orthagoriscus 
mola),  D.  nigroflavum  R.  (ebendaher),  D.  fasciatum  Rud.  (aus 
Serranusscriba),  D.  microsomum  R,  (ebendaher),  D.  capitel- 
latum  R.  (aus  UranoscopuB  sc  aber),  D.  Polonii  Mol.  (aus 


Untersuebunesmethodeu,  Instrumente  etc. 


291 


Caranx  trachurus),  D.  Fabenii  Mol,  (aus  Cantharus  linea- 
tu s)  und  Kollikeria  filicollis  Cobb.  (von  Brama  ßaji). 

M.  Braun  (Rostock). 

Sonsino,  P.,  Un  nuovo  Distoma  del  sotto-genere  Polyor- 
chis Stoss.  (Proc.  verb.  della  Soc.  Tose.  d.  scienze  natur.  6 
luglio  1890.  8U.  3 pg.) 

Der  Autor  beschreibt  unter  dem  Namen  Distomum  formo- 
sum  n.  sp.  ein  zur  Untergattung  Polyorchis  Stossich  gehörendes 
Distomum  aus  dem  Darmkanal  von  Grus  cinerea  Bechst.,  das 
mehr  als  200  Hoden  und  eine  Länge  von  etwa  30  mm  besitzt.  Die 
Saugnäpfe  sind  gross,  besonders  der  Bauchsaug napf,  welcher  1,5  mmr 
die  Hälfte  der  ganzen  Breite  des  Thieres  erreicht. 

M.  Braun  (Rostock). 

Sousiiio,  P.,  Un  nuovo  Heterakis  del  Gallus  domesticus. 
(Extr.  Proc.  verb.  Soc.  Toscan.  di  scienz.  nat.  6 luglio  1890. 

8°.  2 pg.) 

Die  neue,  im  Darm  des  Haushuhnes  zu  wiederholten  Malen  in 
Pisa  gefundene  Art  (H.  differens  n.  sp.)  ähnelt  der  bekannten 
Heterakis  vesicularis  Fröl.  desselben  Wirthes,  ist  aber  grösser 
(bis  15  mm),  entbehrt  der  drei  Mundlippen,  besitzt  zwei  gleiche 
Spicula,  einen  deutlich  abgegrenzten  Pharynx  und  entbehrt  der  Flügel 
in  der  Bursa,  sowie  des  verdickten  Ringes  im  Saugnapf;  auch  die 
Eier  bieten  Differenzen.  M.  Braun  (Rostock). 


Untersuchungsmethoden,  Instrumente  etc. 


Nikiforoff,  Michael,  Ein  Beitrag  zu  den  Kulturmethoden 
der  An  aeroben.  (Zeitschr.  für  Hygiene.  Bd.  VIII.  S.  489.) 

Verf.  bediente  sich  zu  seinen  im  Ga  ffky’ sehen  Laboratorium 
ausgeführten  Untersuchungen  der  Büchner 'sehen  Methode  der  Züch- 
tung der  Anaeroben  mit  Erfolg  im  hängenden  Tropfen,  indem 
er  zwischen  den  Rand  des  Hohlschliffes  des  Objektträgers  und  dem- 
jenigen des  mit  dem  geimpften  Bouillontropfen  versehenen  und  mittelst 
einer  Vaselinschicht  bereits  anhaftenden  Deckgläschens  auf  der  einen 
Seite  eine  Platinöse  voll  starker  Pyrogallussäurelösung  und  nach  der 
Verschiebung  des  Deckgläschens  auf  der  entgegengesetzten  Seite  eine 
gleiche  Menge  Kalilösung  einffiessen  liess,  worauf  sich  nach  richtiger 
Lagerung  des  Objektes  die  an  der  Berührungsstelle  beider  Gläser 
hinfliessenden  Lösungen,  eventuell  durch  leichte  Neigung  des  Präpa- 
rates, mischten.  Zur  Vermeidung  der  Störungen,  welche  das  beim 
Herausnehmen  solcher  Präparate  aus  dem  Brütschrank  entstehende 
Kondenswasser  verursacht,  empfiehlt  N.  die  Verwendung  von  Objekt- 
trägern mit  eingeschliffener  Rinne  und  als  noch  besser  den  von  F.  E. 
Schulze  angegebenen.  Der  im  Innern  der  feuchten  Kammer  durch 
die  Luftverdüunung  erfolgenden  Verdunstung  und  Konzentrations- 
Yenaehrung  des  Bouillontröpfchens  begegnet  Verf.  durch  Verwendung 


292 


Untcrauchungsmetlioden,  Jostrumente  etc» 


frisch  gekochter,  mit  J/4  bis  J/3  destillirten  Wassers  verdünnter  Pep- 
tonbouillon. 

Ferner  beschreibt  N.  eine  Kultivirungsraethode  der  Anaerobien 
in  Bouillon  resp.  in  anderen  flüssigen  Nährböden,  unter  Luftausschluss. 
Ein  Reagensröhrchen  wird  zu  beiden  Seiten  in  einem  Abstand  von 
3 — 5 cm  zu"  je  einer  gleichmässig  dünnen,  etwa  1 — 2 mm  im  Durch- 
messer haltenden  Röhre  ausgezogen.  Die  untere  Kapillare  wird 
3 — 4 cm  vom  weiteren  Tboile  entfernt,  abgeschraolzen,  und  die  obere, 
etwa  25  cm  lange,  in  einer  Entfernung  von  8—10  cm  umgebogen, 
nach  vorgäugiger  Erwärmung  der  Luft  des  ganzen  Rohres  etwas 
steriles  Wasser  einslrömen  lassen  und  dana  dadurch  mit  Bouillon, 
verflüssigter  Gelatine,  Milch  u.  dgl.  beschickt,  dass  man  das  umge- 
bogene Kapillarrohr  dicht  über  die  Oberfläche  der  in  einem  Reagens- 
glas  befindlichen  Nährflüssigkeit  hält,  das  im  Rohre  befindliche  Wasser 
zum  Kochen  bringt,  bis  es  fast  verdampft  ist,  und  dann  das  Kapiliar- 
rohr  in  die  Nährflüssigkeit  taucht,  welche  alsbald  ins  Kulturgefäss 
stürzt,  worauf  die  Abschrnelzung  des  umgebogenen  Theiles  erfolgt. 
Blutserum  muss  mit  Hülfe  eines  an  beiden  Enden  offenen  Kulturge- 
fässes  eingesogen  werden  [ähnlich  einem  der  von  Roux1)  ange- 
gebenen Verfahren,  Ref.'J.  Zur  Beiropfung  wird  das  abgeschmolzene 
Ende  wieder  abgebrochen,  ein  kurzes,  ganz  feines,  mit  dein  Impf- 
material gefülltes  Haarröhrchen  eingeführt,  mit  der  Platinnadel  weiter 
geschoben  und  das  Ende  von  Neuem  zugesehmoizen.  Die  Prüfung  mit 
alkalischer  Pyrogallussäurelösung,  sowie  mit  aeroben  und  auaernben 
Bakterien  bestand  der  Apparat.  Dabei  beobachtete  Verf.,  dass  flüssiges 
Blutserum  durch  die  in  ihm  gezüchteten  Tclanusbacillen  unter  Ab- 
Scheidung  von  wenigem,  klaren  Serum  koaguiirte,  auch  gelang  ihm 
eine  Züchtung  dieser  Bakterien  in  Bouillon  und  Milch,  weich  letztere 
dabei  nicht  gerann.  Weisse  Hefe  wuchs  unter  Luftabschluss  nicht. 
Bei  Verwendung  von  Gelatine  dessen  sich  die  im  kapillaren  Theil  des 
Rohres  zur  Entwickelung  gekommenen  Keime  gut  mit  dem  Mikroskop 
beobachten.  Heim  (Würzburg) 

Blücher,  Hans,  Eine  Methode  zur  Plattenkultur  anae- 
rober Bakterien.  (Zeitschr.  f.  Hyg.  Bd.  VIII.  S.  499.) 

Eine  zur  Aufnahme  des  besäten  Nährmaterials  bestimmte  Glas- 
schale wird  in  einem  federnden  Drahtring,  welcher  3 als  Füsse  dienende 
Ausläufer  hat,  befestigt,  in  eine  zweite  grössere  Glasschale  gesetzt  und 
mit  einem  mit  Blei  beschwerten,  im  Halse  mit  Wattepfropf  versehenen 
Glockentrichter,  der  auf  den  Füssen  des  Drahtrings  zu  ruhen  kommt, 
bedeckt.  Wenn  der  ganze  Apparat  im  Trockeuschrank  sterihsirt  und 
die  Kulturschale  mit  dem  iulizirten  Nährboden  beschickt  ist,  wird 
der  Raum  zwischen  Trichter  und  äusserer  Schale  mit  einer  Glycerin- 
mischung  (1:3—4  Wasser)  ausgefüllt,  der  Trichterhals  mit  dem  Gss- 
entwickeler  durch  Gummischlauch  verbunden  und  nun  10  Min.  H ein- 
geleitet, welcher  durch  die  Glycerinmischung  nach  aussen  durch- 
brechend die  Luft  verdrängt.  Nach  Verschluss  mittelst  Scbrauben- 
quetscbhahu  wird  der  Gummischlauch  abgeschnitten.  Die  Brauch- 

1)  Annales  de  l’Institut  Pasteur.  1887.  No.  2.  — Vergl.  dieses  Centralbl.  Bd.  II. 
p.  327. 


Untersucbungsmethoden,  Instrumente  etc. 


293 


barkeit  des  Apparates  wurde  u.  A.  durch  Aussaat  von  Oedemflü3sig- 
keit  eines  nach  Impfung  mit  Gartenerde  verstorbenen  Meerschweinchens 
geprüft,  wobei  sich  ausser  den  Bacillen  des  malignen  Oedems  noch 
2 obligate,  aber  nicht  pathogene  Anaeroben  gewinnen  Hessen,  von 
welchen  sich  die  eine  morphologisch  wie  kulturell  den  erstgenannten 
sehr  ähnlich  erwies. 

Bei  einer  anderen  Methode  der  Plattenkultur  zog  Verf.,  welcher 
unter  Gaffky  arbeitete,  das  Buchner’sche  Verfahren  in  Anwen- 
dung. Eine  Glasschale  von  6 cm  Durchmesser,  kam  mit  dem  ge- 
impften Nährboden  in  eine  grössere  Krystallisationsschale , deren 
Deckel  nach  vorherigem  Einbringen  von  Pyrogallussäure  und  Kali- 
lauge mit  Vaselin  gedichtet  wurde.  Die  durch  die  entstehende  Luft- 
verdünnung verursachte  Eintrocknung  des  Nährbodens  erwies  sich 
hier  als  Nachtheil. 

Endlich  gibt  B.  noch  eine  Methode  zur  Anfertigung  von  Stich- 
kulturen in  Agar  und  für  nicht  verflüssigende  Bakterien  in  Gelatine 
an.  Das  geimpfte  Röhrchen  wird  ohne  Wattepfropf  mit  der  Mün- 
dung nach  unten  in  ein  zur  Hälfte  mit  verdünntem  Glycerin  gefülltes 
Becherglas  gesetzt  und  mittelst  U-förmigen  Glasrohres  H eingeleitet, 
welches  nach  5 Min.  etwa  den  0 verdrängt  hat.  Tetanusbacillen 
wuchsen  u.  A.  darin  kräftig.  Heim  (WTürzburg). 

Holz,  Max,  Experimentelle  Untersuchungen  über  den 

Nachweis  der  TyphusbacilleD.  {Zeitschr.  für  Hygiene. 

Bd.  VIII.  S.  143.) 

Verf.  konnte,  unter  Lo e ff ler’s  Leitung  arbeitend,  zunächst  die 
Angaben  von  Ghantemesse  und  W i d a 1 , denen  zufolge  Typhusba- 
cillen noch  in  0,25  °/ö  Karbol-Gelatine  zur  Entwickelung  kommen  sollen, 
nicht  bestätigen,  fand  vielmehr  als  zulässige  Grenze  des  Karbolzu- 
satzes zum  Nährboden  0,1  %.  Zur  Differenzirung  des  Typhusbacilius 
von  anderen  Bakterien  sei  das  genannte  Verfahren  nicht  zu  ver- 
wenden. Etwas  besser,  jedoch  auch  nicht  zuverlässig,  erwies  sich 
ihm  das  Verfahren  nach  T hoi  not  (Zusatz  von  20  Tropfen,  bezw. 
0,25%,  reiner  Karbolsäure  zu  500  ccm  des  verdächtigen  Wassers). 
Auch  der  Zusatz  von  Jodtrichiorid  (Riedel)  zum  Nährboden  liess 
die  Typhusbakterien  nicht  von  andern  unterscheiden.  Dagegen  sei 
die  Anwendung  der  nach  Noeggerath1)  gefärbten  Bacillen,  zumal 
bei  schwach  saurer  Reaktion,  und  von  ebenso  gefärbter  Mflch  als 
ein  werthvolles  diflerentialdiagnostisehes  Hülfsmitte!  zwischen  Typhus- 
und  diesen  ähnlich  wachsenden  Bacillen  anzusehen,  jedoch  müsse 
stets  eine  unzweifelhafte  Reinkultur  echter  Typhusbacillen  zum  Ver- 
gleich herangezogen  werden.  Nun  fand  Holz,  dass  letztere  in  einer 
Kartofl'elgeiatiue,  von  der  10  gr  2,4  bis  3,2  ccm  Zebntel-Normai- 
alkali  zur  Sättigung  gebrauchen,  in  ganz  charakteristischer,  sie  Yon 
ähnlich  wachsenden  Bacillen  unterscheidender  Wreise  gedeihen.  Dieser 
Nährboden  ist  gleichzeitig  der  Entwickelung  anderer  Bakterien  mehr 
oder  weniger  ungünstig,  und  es  gelang  dem  Verf.,  mittelst  desselben 
in  zwei  bakterienreichen  Wässern  Typhusbacillen,  welche  ihnen  zu- 


1)  s.  dieses  Centralbl.  Bd.  III  S.  481. 


294  SchutaimpfuDg,  künstl.  Infektionskraukheiteu,  Entwicklungshemmung  etc. 


gesetzt  waren,  noch  nach  14  und  18  Tagen  nachzuweisen.  Durch 
Zusatz  von  0,05  °/0  Karbolsäure  gelang  es  weiterhin,  ohne  nennens- 
werthe  Schädigung  der  Typhusbacillen  störende  Ansiedelungen  von 
Schimmelpilzen  und  verflüssigenden  Bakterienarten  soweit  zu  be- 
hindern, dass  das  Auffinden  der  ersteren  in  Erde-  und  Schmutz- 
proben leichter  ermöglicht  wurde ; waren  die  fraglichen  Bacillen  stark 
bakterienhaltigen  Wässern  zugesetzt,  so  gelang  ihr  Nachweis  am 
besten  durch  dreistündige  Behandlung  derselben  mit  Karbol  (0,25  °/0) 
und  folgende  Aussaat  auf  Kartoflelgelatine.  Sie  wird  nach  Holz 
folgendermaassen  bereitet: 

Reinigen,  Schälen,  Abwaschen  der  Kartoffeln. 

Zerkleinerung  auf  einem  Küchenreibeisen. 

Durchpressen  des  Saftes  und  Breies  durch  ein  Tuch. 

24stündiges  Aufbewahren  des  Saftes  in  verschlossener  Flasche. 
Filtriren. 

*/2  stündiges  Erhitzen  im  Dampftopf  und  abermaliges  Filtriren. 

Zusatz  von  10  °/0  Gelatine. 

*/4  stündiges  Erhitzen  im  Dampftopf. 

Filtriren;  Abfüllen  in  Reagensgläser;  diskontinuirliche  Sterili- 
sation. 

In  den  Verdünnungsplatten  von  solcher  Gelatine  wurden  die 
tiefer  liegenden,  anfänglich  stark  lichtbrechenden,  selten  kreisrunden 
Kolonieen  der  Typhusbacillen  nach  einigen  Tagen  etwas  mehr  gelb- 
lich-braun, später  braun-gelb,  grünlich  schimmernd,  von  ganz  gleich- 
mässiger,  feiner  Zeichnung;  einigemale  zeigten  sie  auch  in  der  Mitte 
einen  dunkleren,  bräunlichen,  stets  unregelmässig  begrenzten  Fleck. 
Die  Oberflächeukolouieen  blieben  meistens  kleiner,  als  1 qmm,  wurden 
selten  bis  1,5  qmm  gross;  gegen  das  Licht  betrachtet  erschienen  sie 
leicht  irisirend;  das  auffallendste  Merkmal  an  ihnen  war  ihre  Durch- 
sichtigkeit. Mikroskopisch  wiesen  sie  in  der  Mitte  leicht  gelbliche 
Färbung,  aber  niemals  eine  grössere  Erhöhung  auf. 

[Ref.  kann  die  Angaben  des  Verf.’s  sowohl  hinsichtlich  dieser 
Punkte,  als  auch  bezüglich  der  Nachprüfung  der  Chantemesse- 
Widal’schen  Versuche  aus  eigener  Anschauung  bestätigen.  Die 
Kartoffelgelatine  verwendet  Ref.  mit  Vorliebe  zur  Fortzüchtung  von 
Hefen-Reinkulturen,  welche  auf  ihr  besonders  üppig  gedeihen.] 

Heim  (Würzburg). 

Schutzimpfung,  künstliche  Infektionskrankheiten,  Entwick- 
lungshemmung und  Vernichtung  der  Bakterien  etc. 

Strobell,  C.  W.,  Prophylaxis  of  tuberculosis.  (Philadel- 
phia Med.  News.  No.  927.  1890.  p.  387.) 

Die  Verbreitung  der  Tuberculose  kann  durch  einige  einfache 
Mittel  wesentlich  beschränkt  werden.  Hierzu  gehört  vor  Allem  die 
Abtödtung  der  Bacillen  in  den  Sputis  der  Tuberculösen,  welche  am 
sichersten  erreicht  werden  soll,  wenn  man  die  Kranken  ihre  Sputa 
auf  entsprechende  Abschnitte  Zeitungspapiere  deponiren  und  letztere 


Neue  Litteratur. 


295 


zusammengefaltet  sofort  und  direkt  ins  Feuer  oder  in  Sammelgefässe 
werfen  lässt.  Der  Inhalt  dieser  letzteren  soll  jede  3.  Stunde  gleich- 
falls verbrannt  werden.  Spucknäpfe  sind  — wenigstens  für  den 
Sommer  — nicht  anzurathen,  weil  das  Virus  durch  die  Stubenfliegen 
verschleppt  werden  kann.  Als  weitere  prophylaktische  Maassnahmen 
werden  eine  periodische  Kontrolle  der  Milchwirthschaften  von  Seite 
der  Sanitätsbehörden  und  eine  ebenfalls  amtliche  Fleischschau  em- 
pfohlen. Kral  (Prag). 


Neue  Litteratur 

züsammengestellt  von 

De.  Abthüb  Wübzburg, 

Bibliothekar  im  Kaiserlichen  Gesundheitsamte  in  Berlin. 


Beziehungen  der  Bakterien  und  Parasiten  zur  unbelebten  Natur. 

Luft , Wasser,  Boden. 

Despeignes,  V. , Etüde  expdriinentale  sur  les  microbes  des  eaux  8°.  Paris  (Baillihre 
et  Öls)  1891.  3 fr. 

Eberbach,  0 , Ueber  das  Verhalten  der  Bakterien  im  Boden  Dorpats  in  der  Embach- 
niederung , nebst  Beschreibung  von  5 am  häufigsten  vorkommenden  Bakterienarten, 
gr.  8°.  71  p.  m.  3 Taf.  Dorpat  (Karow)  1891.  2 M. 

Beziehungen  der  Bakterien  und  Parasiten  zur  belebten  Natur. 

Krankheitserregende  Bakterien  und  Parasiten  hei  Menschen. 

A.  Infektiöse  AUgemeinkrankheiten. 

Eiautbematische  Krankheiten. 

(Pocken  [Impfung],  Flecktyphus,  Masern,  Röthein,  Scharlach,  Friesei,  Windpocken.) 

L&ngsdorff,  G.  , Das  Weseu  der  Pocken-Pustel.  12°.  16  p.  Wiesbaden  (H.  Sa- 

dowsky)  1891.  0,30  M. 

WundinfektionBkrankheiten. 

(Eiterung,  Phlegmone,  Erysipel,  acutes  purulentes  Oedem,  Pyämie,  Septikämie, 
Tetanus,  Hospitalbrand,  Puerperalkrankheiten,  Wundfäulniss.) 

Boger,  G.  H , Infiuence  des  nerfs  sensitifs  sur  l’infection  drysipdlateuse.  (Compt.  rend. 

de  la  soe.  de  biol.  1890.  No.  34.  p.  646—648.) 

Vaillard  et  Vincent,  Sur  le  poison  tetanique.  (Compt.  rend.  de  la  soc.  de  biol.  1890. 
No  33.  p.  634  -636.) 

Infektioiregesckwülste. 

(Lepra,  Tuberculose  [Lupus,  Skrophulose],  Syphilis  [und  die  anderen  venerischen 

Krankheiten].) 

Baer,  A.  N.,  Die  Hygiene  der  Syphilis,  ihre  Prophylaxe  und  Behandlung  mit  besonderer 
Berücksichtigung  der  Syphilis  und  Ehe.  gr.  8°.  66  p.  Berlin  (Alfred  H.  Fried  & Co.) 
1891.  2 M. 

Meyer,  J.,  De  la  tuberculose  8°  Paris  (J.  B.  Baillifcre  et  fils)  1891.  2 fr.  60  c. 

Diphtherie  und  Croup,  Keuchhusten,  Grippe,  Pneumonie,  epidomische  Genickstarre, 
Mumps,  Rückfailsfieber,  Osteomyelitis. 

Bericht,  über  die  Influenza-Epidemie  in  Oesterreich  zu  Ende  1889  und  im  Beginne  des 
Jahres  1890,  verf.  m.  Berücksicht  der  v der  medicin.  Akademie  in  Paris  aufgestell- 
ten Fragepunkte.  (Sonderdr.)  gr.  8°.  18  p.  Wien  (Alfred  Holder)  1891.  0,60  M 

Bruch,  Statistischer  Beitrag  zum  Auftreten  der  Pneumonie  in  Pirmasens.  (Vereinsbl.  d. 
pfälz.  Aerzte.  1890.  No.  10,  11.  p.  219-227,  239—247.) 


29G 


Neue  Litieratur. 


Grifftth,  A.  L.,  Diphtheria  in  KeDsal  towu.  (Lancet.  1890.  Vol  U.  No.  22.  p.  1189.) 
Teissier,  J,  L’infiuenza  de  1889 — 1890  eu  Kassie.  Avec  3 eartes  et  3 diagrammes. 
4“  Paris  (Bai liiere  et  fils)  1891.  5 fr. 

B.  Infektiöse  Lokalkrankheitcn. 

Athuiungsorgane. 

Boinet,  £.,  Kole  des  microbes  dacs  le  developpement  et  l’41imination  sponianee  de  trois 
gros  polypes  sus-glottiques.  (Aunal.  d.  malad,  de  l’oreille,  du  larynx  etc.  1890.  No.  11. 
p.  787  — 772.) 

Verdauungsorgane. 

Broughton,  L.  G , The  etiology  of  cholera  infantum  and  its  treatment  by  zinc  and  so- 
dmm  sulpho-carbolate.  (Therapeut.  Gaz.  1890.  Nov.  p.  741 — 744.) 

Massai,  F.,  Akute  infektiöse  Entzündungen  des  Pharynx  und  I.arynx.  (Wiener  kiiu. 
Wocbenscbr.  1890.  No.  47  p.  912 — 914  ) 

Harn-  und  Geschlechtsorgane. 

Chabrie,  C. , Sur  un  antiseptique  gazeux  ; son  action  sur  la  bacterie  pyogene  de  l’in- 
feetion  urinaire.  (Compt.  rend.  de  i’Acaddmie  des  Sciences  de  Paris.  T.  CXI.  1890. 
No.  20.  p.  748—760.) 

van  Santvoord,  B..,  Spontaneous  (non-instrumental)  access  of  bacteria  to  the  bladder. 
(Times  and  Register.  1890.  Vol.  II.  No.  20.  p 458 — 454.) 

Augen  und  Ohren. 

Braunechweig,  P. , Zur  Keuntniss  der  infantilen  Xerosis  conjunctivae.  (Fortschr.  d. 
Medic.  1890.  No.  23.  p.  8S9— 900.) 


Krankheitserregende  Bakterien  und  Paratiten  bei  Menschen  und  Thieren. 

Milzbrand. 

Blagovestchecsky,  N , Sur  l’antagonisme  entre  Ies  bacilles  du  charbon  et  ceux  du  pus 
bleu.  (Annai.  de  l'Institut  Pasteur.  1890.  No.  11.  p 889 — 715.) 

Lorenz,  Zur  Frage  der  Gesetzgebung,  betreffend  die  Entschädigung  für  au  Milzbrand 
und  ähnlichen  Krankheiten  gefallene  Thiere.  (Zeitschr.  f.  d.  landwirtkschaftl.  Ver.  d. 
Grossherzogthums  Hessen.  1890.  No.  49.  p.  385  ) 

Maul-  und  Klauenseuche. 

Dettweiler,  C. , Bekämpfung  der  Maul-  and  Klauenseuche.  (Zeitschr-.  f.  d.  landwkth- 
schafti.  Ver.  d.  Grossherzogthums  Hessen.  1890.  No.  43.  p.  385 — 387.) 

Tollwuth, 

Högyes,  A. , Die  erste  Halbjahrs-Statistik  des  Pasteur-Instituts  in  Budapest.  (Orvcri 
hetilap.  1890.  No.  47.)  [Ungarisch. 1 

Krankheitserregende  Bakterien  und  Parasiten  bei  Thitren. 

Söugethiere. 

A.  Infektiöse  Allgemeinkrarjcheiitn. 

Krankheiten  der  Einhufer. 

(Typhus,  Influenza,  Beschälkrankheit,  Septikämie,  Druse.) 

Babe,  C.,  Zur  Naturgeschichte  des  Streptococcus  der  Druse.  (Sonderdi.)  gr.  4°.  12  p. 
ffi.  1 Tat".  Berlin  (Th.  Chr.  Fr.  Eusiin  [Rieh.ard  Schoetz])  1891.  2 M. 

Wirbellose  Ihiere. 

Kiutökel  d Herculais,  J. , Les  coleopteres  parasites  des  acridiens.  Les  metamorphoses 
des  mylabres.  (Compt.  rend.  de  l’Academie  des  Sciences  de  Paris.  T.  CXI.  1890.  No.  19. 
p.  697—702.) 


Neue  Litteratur. 


297 


Schutzimpfungen  künstliche  Infektionskrankheiten,  Entwieke- 
lungshemimuig  und  Vernichtung  der  Bakterien  mit  besonderer 
Berücksichtigung  der  Arbeiten  über  das  Koch’sche 
Heilverfahren  gegen  Tubereaiose. 

Abboth,  A.  C.,  Report  on  the  Koch  treatment  of  tuberculosis  at  Berlin.  (Med.  News. 
1891.  No.  3.  p.  77—79.) 

Aehorn,  J.  W.,  Tuberculosis  in  childreo : some  phenomena  attending  initial  injeciions 
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— - — , Koch’s  five  original  cases,  (Med.  Record.  1891.  No.  3.  p.  77.) 

Arnstein,  Przyczynek  do  leczenia  gruz’licy  metoda  Kocha  (Medycyna.  1891.  No.  3. 
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300 


Inhalt. 


Inhalt, 


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i 

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Neue  Litteratur,  p.  295. 


Frommanosche  Buchdruckerei  (Hermann  Pohle)  in  Jena, 

Dieser  Nummer  liegt  eiu  Prospekt  des  graphischen  Instituts  von 
Julius  Klinkhardt  in  Leipzig  über  Vervielfältigung  wissenschaft- 
licher Abbildungen  bei. 


Bakteriologie  und  Parasitenkunde. 


In  Verbindung  mit 

fleli  Hott.  Prot,  Dr.  IMart  m Professur  Dr.  Loelter 

Id  Leipzig  In  (irelfrwtli 

herausgegeben  von 

Dr.  O.  Uhlworm  in  Cassel. 


Verlag  von  Gustav  Fischer  in  Jena. 


IX.  Band. 

-o-  Jena,  den  7.  März  1891.  -0- 

No.  9. 

— *f  Zn 

Preis  für  den  Band  (26  Nummern)  14  Mark. 

Jährlich  erscheinen  zwei  Bände, 
beziehen  durch  alle  Buchhandlungen  und  Postanstalten. 

Die  Redaktion  des  „ Centralblatts  für  Bakteriologie  und  Parasiten- 
kunde“ richtet  an  die  Herren  Mitarbeiter  die  ergebene  Bitte , etwaige 
Wünsche  um  Lieferung  von  besonderen  Abdrücken  ihrer  Auf- 
sätze entweder  auf  das  Manuskript  schreiben  zu  wollen  oder 
direkt  an  den  Verleger , Herrn  Gustav  Fischer  in  Jena , gelangen 
zu  lassen.  Die  Verlagshandlung  ist  leider  nicht  in  der  Lage,  später 
eingehende  Wünsche  berücksichtigen  zu  können. 


Original  - Mittheüungen. 

Ueber  einen  Befund  von  Typhusbacillen  im  Brunnen- 
wasser, nebst  Bemerkungen  über  die  Sedimentirmethode 
der  Untersuchung  auf  pathogene  Bakterien  in 
Flüssigkeiten. 

Von 

Geh.- Rath  Prof.  Dr.  Finkelnburg 

io 

Bonn. 

In  dem  Dorfe  N.  des  Kreises  Ahrweiler,  Reg.-Bezirk  Koblenz, 
erkrankte,  nachdem  mehrere  gleichartige  Erkrankungsfälle  in  einer 
benachbarten  Häusergruppe  vorhergegangen,  der  Schüler  eines  Knaben- 
IX.  Bd,  20 


302  Finkelnburg,  Ueb.  einen  Befund  v . Typhusbacillen  im  Brunnenwasser. 


instituts  an  Unterleibstyphus,  und  die  von  der  Ortsbehörde  vorge- 
nommene  Orlsbesichtigung  ergab  eine  bedenkliche  unmittelbare  Nähe 
des  Fumpbruunens  bei  der  Abtrittsgrube  im  Hofe  der  Anstalt.  Die 
Ortsbebörde  übersandte  dem  Unterzeichneten  eine  vorschriftsmässig 
durch  den  Apotheker  aus  dem  Pumpbrunnen  entnommene  Wasser- 
probe, welche  zunächst  nach  der  üblichen  Methode  mittelst  Mischung 
von  je  1 ccm  des  Wassers  mit  Nährgelatiue  und  Anlegung  graduirt 
verdünnter  Plattenkulturen  uutersucht  wurde,  ohne  dass  es  bei  wieder- 
holten Versuchen  gelang,  in  einer  der  Kulturen  den  Eberth’schen 
Bacillus  nachzuweisen.  Schon  im  Begriffe,  über  das  negative  Ergeb- 
nis gutachtlich  zu  berichten,  legte  Referent  versuchshalber  noch  eine 
weitere  Reihe  vou  Plattenkulturen  an,  zu  welchen  der  Nieder- 
schlag des  Probewassers  mittels  des  von  ihm  seit  Jahren  zu 
mikroskopischen  Wasseruntersuchungen  konstruirt.en  Sedimeritirappa- 
rates  (beschrieben  im  Corresp.-Blatt  des  niederrhein.  Vereins  f.  öff. 
Ges.-Pflege,  Bd.  II.  S.  30)  unter  vorgängiger  Sterilisirung  durch  ab- 
soluten Alkohol  benutzt  wurde.  In  den  so  angelegten  Kulturen 
erschienen  neben  anderen,  bei  der  vorherigen  Untersuchung  nicht  zur 
Entwickelung  gelangten  Kolonieenformen  auch  die  für  den  Eberth’- 
schen Bacillus  charakteristischen  Rasenkolonieen , deren  weitere  Ver- 
impfung, Färbung  und  mikroskopische  Beobachtung  dann  alle  Eigen- 
schaften des  Typhuspilzes  als  unzweifelhaft  vor- 
handen  erwiesen. 

Referent,  welcher  in  den  letzten  Jahren  etwa  15  typhusverdäch- 
tige Brunnenwässer  nach  der  bisher  üblichen  Methode  mit  stets  nega- 
tivem Ergebniss  untersucht  hat  und  bei  der  ersten  Anwendung  der 
Niederschlagsmethode  zu  dem  vorstehenden  Ergebniss  gelangte,  hält 
die  Annahme  für  berechtigt,  dass  bei  regelmässiger  Anwendung  der 
letzteren  man  weit  häufiger  zum  Befunde  pathogener  Spaltpilze  in 
Brunnenwässern  gelangen  werde,  als  es  bis  jetzt  der  Fall  ist.  Es 
bedarf  kaum  des  Hinweises  darauf,  wie  viel  wahrscheinlicher  das 
Antreffen  vorhandener  Keime  in  dem  mechanisch  erzielten  Nieder- 
schlag der  suspendirten  Wasserbestandtheile  sein  muss,  als  in  den 
kleinen,  zu  Kulturen  verwerthbaren  Mengen  des  Wassers  selbst.  Na- 
mentlich wird  dies  bei  Untersuchung  versandter  Wasserproben 
Geltung  verdienen.  Die  Methode  der  Niederschlagsuntersuchung  ver- 
dient daher  im  Vereine  mit  den  bisher  üblichen  Verfahren  eine  all- 
gemeine Einführung  bei  sanitätspolizeilichen  Untersuchungen  von 
Flüssigkeiten  überhaupt  auf  pathogene  Mikroorganismen. 

Bonn,  17.  Februar  1891. 


van  Cott,  Das  Vorkommen  der  Baciilen  des  Oedems  in  der  Moecliustinktur  303 


Untersuchungen  über  das  Vorkommen  der  Bacillen  des 
malignen  Oedems  in  der  Moschustinktur. 

[Aus  dem  hygienischen  Institut  zu  Berlin.] 

Von 

Dr.  J.  van  Cott  jr., 

Assistenten  am  Hoagland  Laborator,  in  Brooklyn. 

Bekanntlich  sind  in  der  Litteratur  schon  mehrere  Fälle  mitge- 
theilt,  in  denen  nach  subkutaner  Injektion  von  Moschustink- 
tur der  Tod  der  betreffenden  Patienten  in  Folge  von  malignem 
Oedem  eingetreten  ist.  Im  Hinblick  auf  diese  Thatsache  glaubte 
ich  deshalb,  einmal  den  Versuch  machen  zu  sollen,  ob  die  Bacillen  des 
malignen  Oedems  unmittelbar  im  Moschus  nachzuweisen  waren. 

Auf  Rath  des  Herrn  Professor  C.  F ra  e n k e 1 , unter  dessen  Leitung 
ich  diese  Arbeit  ausgefühi * habe,  verschaffte  ich  mir  zunächst  eine  An- 
zahl von  unverarbeiteten  Moschusbeuteln,  deren  Oberfläche  noch 
etwa  zur  Hälfte  mit  dem  Fell  des  Thieres  bekleidet  und  also  mit 
dichten  Haaren  bedeckt  war,  die  schon  von  vornherein  wohl  ge- 
eignet schienen,  Schmutz  etc.  festzuhalten.  Diese  Beutel  wurden  nun 
zunächst  unter  Beobachtung  der  üblichen  Vorsichtsmaassregeln  zer- 
schnitten und  die  Stücke  mit  sterilisirtem  Wasser  aufgeschwemmt. 
Nach  24stündigem  Stehen  bei  Zimmertemperatur  hatte  sich  eine 
schmutziggraue  Flüssigkeit  gebildet,  von  welcher  dann  je  2 ccm  einer 
Anzahl  von  Meerschweinchen  theils  in  das  Unterhautzellgewebe, 
theils  in  die  Bauchhöhle  injizirt  wurden.  Von  drei  auf  diese  Weise 
präparirten  und  untersuchten  Moschusbeuteln  fanden  sich  bei  zweien 
die  Oedembacillen  in  den  Infusionen:  die  infizirteu  Meerschweinchen 
gingen  an  typischem  Oedem  zu  Grunde  und  aus  der  Milz  Hessen 
sich  die  anaeroben  Bakterien  ohne  Mübe  kultiviren. 

Auf  den  aus  den  Infusionen  hergestellten  Gelatineplatteu  ent- 
wickelten sich  natürlich  zahlreiche  verschiedenartige  Mikroorganismen, 
unter  denen  jedoch  nur  ein  einziger  — eiD  kleines,  lebhaft  beweg- 
liches Stäbchen  — auch  bei  höherer  Temperatur  zu  gedeihen  ver- 
mochte, sich  im  Thierversuch  jedoch  als  nicht  pathogen  erwies. 

Impfungen  von  Meerschweinchen  mit  je  2 ccm  reiner  Mo- 
schustinktur, die  in  einer  grossen  Anzahl  einzelner  Proben  aus 
verschiedenen  Apotheken  bezogen  wurde,  blieben  erfolglos.  Trotz- 
dem wird  man  deshalb  die  Möglichkeit,  dass  die  Oedembacillen 
resp.  ihre  Sporen  in  der  Moschustinktur  Vorkommen  können,  nicht 
bestreiten  dürfen,  und  zwar  namentlich  deshalb  nicht,  weil  dieMwschus- 
tinktur  aus  den  Beuteln  ohne  Einwirkung  der  Hitze  gewonnen  wird 
und  zu  ihrer  Herstellung  nur  verhältnissuiässig  geringe  Mengen  yer- 
dünuten  Alkohols  verwendet  werden. 


20* 


304 


Ne  n c ki, 


Die  isomeren  Milchsäuren  als  Erkennungsmittel 
einzelner  Spaltpilzarten. 

Von 

M.  Nencki 

in 

B e rn. 

In  den  Wiener  Akademieberichten  (Monatshefte  für  Chemie.  Bd.  X. 
Jahrgang  1889)  habe  ich  gemeinschaftlich  mit  N.  Sieber  die  Be- 
obachtung veröffentlicht,  dass  in  den  Geschwülsten  der  mit  Rausch- 
brand infizirten  Meerschweinchen  wir  ausser  den  Rauschbrandbacillen 
auch  eineu  fakultativ  anaeroben  Micrococcus  fanden,  welcher 
Traubenzucker  vergährt,  wobei  aber  als  Hauptprodukt  nicht  die 
inaktive,  sondern  die,  das  polarisirte  Licht  nach  rechts  drehende, 
mit  der  aus  Fleisch  erhaltenen,  identische  Milchsäure  entsteht;  wes- 
halb wir  diesen  Micrococcus:  Micrococcus  acidi  para- 
lactici  benannten.  Seither  sind  wir  wiederholt  Spaltpilzeu  be- 
gegnet, die  aus  Kohlehydraten  die  optisch  aktive  Milchsäure  bilden. 
Von  Dr.  Sieber  wurde  UDter  den  Gährungsprodukten  der  Glukose, 
durch  einen  von  Dr.  F r e u d e n r e i c h im  Käse  gefundenen  Bacillus, 
aktive  Milchsäure  erhalten  (Annales  de  Micrographie.  1889.  p.  1),  und 
gelegentlich  unserer  Untersuchung  „über  die  chemischen  Vorgänge 
im  menschlichen  Dünndarm“,  wobei  auch  die  im  Ileum  vorkommen- 
den Mikroben  berücksichtigt  wurden,  fanden  wir,  dass  unter  sechs, 
Zucker  vergährenden  Spaltpilzarten  drei  die  optisch  aktive  Säure 
bilden. 

Vor  Kurzem  hat  Dr.  F.  Schardinger  (Wiener  Akademie- 
berichte, Sitzung  vom  4.  Dezember  1890)  in  einem  sanitär  beanstan- 
deten Wasser  ein  Kurzstäbchen  gefunden , das  Rohrzucker  und  Dex- 
trose unter  Bildung  von  Milchsäure  vergährt.  Die  erhaltene  Milch- 
säure hat  alle  chemischen  Eigenschaften  der  Para-  oder  Fieiscbmilch- 
säure,  und  ihre  Salze  haben  auch  dieselbe  Zusammensetzung,  d.  h. 
das  Zinksalz  (C3H50.,)2Zn  krystallisirt  mit  2 Mol.  H20,  das  Cal- 
ciumsalz mit  Mol.  H20.  Optisch  dagegen  zeigen  die  Säure  und 
ihre  Salze  einen  gegensätzlichen  Unterschied  zur  bekannten  Para- 
milchsäure; während  nämlich  letztere  die  Polarisationsebene  rechts 
als  Anhydrid  und  in  ihren  Salzen  aber  links  dreht,  dreht  umgekehrt 
die  von  Schardinger  erhaltene  Säure  im  freien  Zustande  in 
wässeriger  Lösung  lmks  als  Anhydrid  und  in  den  Salzen  aber  rechts. 
Er  erkannte  daher  in  seiner  Säure  die  bisher  unbekannte  optisch 
linksdrehende  Säure  und  nennt  sie  Linksmilchsäure.  Schar- 
dinger hat  ferner  festgestellt,  dass  durch  Mischung  von  molekularen 
Mengen  des  neuen  milchsauren  Zinks  mit  paramilchsaurem  Zink  ein 
Zinklaktat  erhalten  wird,  welches  inaktiv  ist,  mit  3 Mol.  H20  krystal- 
lisirt, und  daher  mit  dem  bis  daher  als  „gährungsmilchsaures  Zink“ 
bezeichneten  Salze  identisch  ist.  Es  sind  dies  also  Verhältnisse,  wie 
wir  sie  bei  der  WTeinsäure  und  anderen  organischen  Verbindungen 


Die  isomeren  MilehsSirren  als  Erkennungsmitte!  einzelner  Spaltpflzartcn.  305 

kennen  und  die  durch  das  asymmetrische  Kohienstoffatom  in  der 
Aethylidenmilchsäure  bedingt  sind. 

Da  die  meisten  fakultativen,  sowie  obligaten  Anaeroben,  welche 
Kohlehydrate  vergähren,  daraus  in  wechselnden  Mengen  Milchsäure 
bilden,  so  erwächst  bei  bakteriologisch -chemischen  Untersuchungen 
die  Nothwendigkeit,  nicht  allein  zu  konstatiren,  dass  eine  bestimmte 
Spaltpilzspezies  Zucker  in  Milchsäure  umwandelt,  sondern  auch  genau 
anzugeben,  ob  die  entstandene  Säure  die  optisch  inaktive  oder  die 
Rechts-  resp.  Linksmilchsäure  ist.  Anlässlich  der  oben  citirten  Arbeit 
isolirten  wir  aus  dem  menschlichen  Dünndarroinhalt  ein  Kurzstabchen, 
das  in  seinem  ganzen  Verhalten  die  grösste  Aehnlichkeit  mit  dem 
Bacterium  coli  commune  hatte.  Die  in  unserem  Laboratorium 
von  ür,  Bischler  genau  ausgeführte  Untersuchung  der  Gährungs- 
produkte  aus  Zucker  durch  die  beiden  Mikroben  belehrte  uns  aber, 
dass  sie  nicht  identisch  sind.  Das  Bacterium  coli  commune 
bildet  aus  Glukose  die  Rechtsmiiehsäure,  das  aus  dem  Reum  isolirte 
Bacterium,  das  wir  Bacterium  Bischleri  nennen,  die  optisch 
inaktive  Milchsäure.  Einzig  und  allein  durch  diesen  Befund  wurde 
die  Verschiedenheit  der  beiden  Spaltpilze  bewiesen;  denn  dass  ein 
und  derselbe  Mikrobe  stets  die  gleiche  Milchsäure  bildet,  das  haben 
wir  bei  dem  Micrococcus  acidi  paralactici  in  mehr  als  ein 
Dutzend  Gährversuehen  gesehen.  Selbst  als  wir  in  einem  Falle  Glu- 
kose durch  ein  Gemenge  von  Rauschbrandbacillen,  die  daraus  die 
inaktive  Milchsäure  bilden  und  den  Micrococcus  der  Paramilch- 
säure vergähren  liessen,  erhielten  wir  nach  vollendeter  Gährung  ein 
Gemisch,  aus  der  optisch  inaktiven  und  der  Rechtsmilchsäure  be- 
stehend. 

Um  die  Zersetzungsprodukte  der  Kohlehydrate  durch  Bakterien 
zu  ermitteln,  hat  sich  nach  Versuchen  in  meinem  Laboratorium  fol- 
gendes Verfahren  als  das  zweckraässigste  erwiesen: 

In  einem  Liter  Rinderbouillon  oder  1 prozent.  Lösung  von  Pep- 
ton Chapoteau  werden  50—80  g des  zu  untersuchenden  Kohlehy- 
drates, Glycerins  oder  mehratomigen  Alkohols  gelöst  — für  gewöhn- 
lich werden  die  ersten  Versuche  mit  dem  käuflichen,  krystallisirten, 
sogenannten  amerikanischen  Traubenzucker  gemacht  — sodann  auf 
je  ein  Liter  der  Lösung  20— 30g  schwach  geglühter,  kohlensaurer 
Kalk  gegeben  und  die  Flüssigkeit  durch  Erhitzen  im  Autoklaven 
während  20  Minuten  auf  115°  sterilisirt,  nach  dem  Erkalten  geimpft 
und  der  Kolben  entweder  mit  Wattepfropf  bei  Bruttemperatur  stehen 
gelassen , oder,  falls  der  Versuch  anaerobiotisch  ausgeführt  werden 
soll,  mit  sterilisirtem , doppelt  durchbohrtem  und  mit  Zu-  und  Ab- 
leitungsrohr versehenem  Kautschukkork  verschlossen.  Die  Luft 
wird  durch  Kohlensäure  oder  Stickstoff  ausgetrieben  und  der 
Kolben  bei  Bruttemperatur  gelassen.  Nach  etwa  zwei  Wochen  bei 
Luftzutritt,  und  — da  die  anaerobiotischen  Gährungen,  wenn  auch 
anfangs  manchmal  stürmisch,  später  doch  langsamer  verlaufen  — 
nach  ungefähr  doppelt  so  langer  Zeit  bei  Luftausschluss,  wird  der 
Kolbeninhalt  zunächst  auf  die  Reinheit  der  Kultur  mikroskopisch 
untersucht,  in  einer  Probe  der  Flüssigkeit  der  Gehalt  an  unzer- 
setztem  Zucker  titrimetrisch  bestimmt,  hierauf  die  Lösung  vom 


306  Nencki,  Die  isomeren  Milchsäuren  als  Erkennungsmittel  einz.  Spaltpilzarten. 


Bodensatz  abgegossen  und  mit  Oxalsäurelösung  im  Ueberscbusse 
gefallt.  Der  Bodensatz  besteht  manchmal  nicht  allein  aus  Kalk- 
karbonat, sondern  enthält  auch  bernsteinsauren  Kalk.  Ei  wird  daher 
in  wenig  Salzsäure  gelöst  und  die  Bernsteinsäure  durch  Aikoholäther 
(2  Theile  Aether,  1 Th.  Alkohol)  daraus  extrahirt. 

Nachdem  der  gelöste  Kalk  durch  Oxalsäure  vollkommen  ausge- 
fällt worden,  wird  die  vom  Kalkoxalat  filtrirte  Lösung  destiilirt,  wobei 
sowohl  flüchtige  Fettsäuren,  als  wie  Alkohole,  in  das  Destillat  über- 
gehen. Das  Destillat  wird  bis  zur  schwach  alkalischen  Reaktion  mit 
Soda  versetzt  und  destiilirt.  Die  flüchtigen  Fettsäuren  bleiben  als 
Natronsalze  zurück  und  nur  die  Alkohole  gehen  mit  den  Wasser- 
dämpfen über.  Die  verflüchtigten  Alkohole  werden  durch  wiederholte 
Destillation  konzentrirt,  schliesslich  mit  gebrannter  Pottasche  ausge- 
salzen, über  Aetzkalk  getrocknet  und  rektifizirt. 

Der  von  flüchtigen  Fettsäuren  und  Alkoholen  befreite  Retorten- 
rückstand wird  auf  dem  Wasserbade  bis  zur  syrupigen  Konsistenz 
eingedampft  und  mit  Aether  extrahirt.  ln  den  Aether  geht  über- 
schüssig zugesetzte  Oxalsäure,  die  Milchsäure  und  die  etwa  vorhan- 
dene Bernsteiusäure  über.  Nach  Abdestilliren  des  Aethers  hinterbleibt 
em  syrupiger  Rückstand,  der  durch  Kochen  mit  wenig  Wasser  unter 
Zusatz  von  Thierkohle  entfärbt  und  sofort  polaristrobometrisch  unter- 
sucht werden  kaun.  Durch  Kochen  mit  Zinkhydroxyd  bleibt  von  den 
3 Säuren  die  Oxalsäure  als  im  Wasser  unlösliches  Zinkoxalat  zurück 
und  aus  dem  heissen  Filtrate  kann  das  schwerlösliche,  bernsteinsaure 
Zink  von  dem  viel  leichter  löslichen  Zinklaktat  dadurch  getrennt 
werden,  dass  das  Filtrat  auf  dem  Wasserbade  zur  Trockne  verdunstet 
und  der  Rückstand  aus  wenig  heissem  Wasser  umkrystallisirt  wird, 
wobei  das  bernsteinsaure  Zink  ungelöst  zurückbleibt.  Ist  keine  Bern- 
steinsäure vorhanden,  so  hat  man  im  Filtrate  vom  Zinkoxalat  nur 
das  milchsaure  Zink,  das  dann  durch  ümkrystallisiren  aus  Wasser 
event.  unter  Zusatz  von  Thierkohle  leicht  analytisch  rein  erhalten 
wird.  War  der  saure  Aetherauszug  optisch  aktiv,  so  ist  auch  ein 
Zinklaktat  mit  12,9  °/0  Krystallwasser  zu  erwarten.  Die  völlige 
Gewissheit  über  die  Natur  der  Milchsäure  gibt  die  polaristrobometrische 
Untersuchung  des  Zinksalzes.  Da  die  Drehung  der  kalkgesättigten 
Lösung  des  Salzes  nur  eine  schwache  ist  — in  einer  2 dem  laugen 
Schicht  etwa  2/3  eines  Grades  — so  ist  auf  möglichst  farblose  Lösung 
des  Salzes  zu  achten.  Wie  ich  schon  oben  erwähnte,  bilden  die  rein- 
gezüchteten Mikroben  stets  die  gleiche  Milchsäure;  dagegen  habeich 
die  Beobachtung  gemacht,  dass  einzelne  Spaltpilze,  wie  z.  B.  derMi- 
crococcus  acidi  paralactici,  längere  Zeit  auf  den  festen  Nähr- 
böden, wie  Gelatine  oder  Agar  kultivirt,  allmählich  ihre  Gährtüchtigkeit 
verlieren,  d.  h.  sie  zersetzen  mit  der  Zeit  ceteris  paribus  viel  geringere 
Mengen  des  Zuckers.  Es  verhält  sich  also  mit  der  Gährtüchtigkeit 
ähnlich,  wie  mit  der  Abnahme  der  Virulenz  verschiedener  pathogener 
Spaltpilze. 

Bern,  5.  Februar  1891. 


Smith,  Zur  Kenntniss  des  Kogcholerabacillus. 


307 


Zur  Kenntniss  des  Hogcholerabacillus. 

(Aus  dem  bakteriologischen  Laboratorium  des  Bureau  of  Animal 
Industry,  Washington  U.  S.  A.). 

Von 

Dr.  Theobald  Smith, 

Vorstand. 

(Fortsetzung.) 

2.  Die  Lebensfähigkeit  der  Bacillen. 

Om  die  Lebensdauer  angetrockneter  Bacillen  zu  bestimmen, 
Wurde  folgende  Methode  angewandt: 

Kulturmaterial  von  verschiedenen  Substraten  wurde  in  ganz 
dünner  Schicht  auf  Deckgläser  ausgebreitet,  die  auf  einer  Glasplatte 
lagen  und  mit  einem  Trichter  zugedeckt  waren.  Die  Oeffnung  des 
Trichters  war  mit  einem  Wattepfropf  versehen.  Die  Deckgläser, 
Trichter  u.  s.  w.  waren  selbstverständlich  vorher  im  Trockenschrauk 
sterilisirt.  Von  Zeit  zu  Zeit  wurden  diese  Deckgläser  in  Pepton- 
bouillon’)  gelegt,  um  eine  etwaige  Vermehrung  der  Bakterien  wahr- 
nehmen zu  können. 

Angetrocknete  Milzpulpa  gab  noch  Reinkulturen  nach  21  resp. 
49  Tagen.  Getrocknete  Bacillen  aus  Agarkulturen  waren  auf  einigen 
Deckgläsern  schon  nach  17  Tagen  getödtet,  auf  anderen  noch  nach 
4 Monaten  lebensfähig.  Im  Bouillontropfen  getrocknet,  waren  die  Ba- 
cillen in  einem  Falle  schon  nach  9 Tagen  todt.  (Das  Austrocknen 
der  Kultur  an  Fäden  und  nachheriges  Legen  auf  Gelatine  wurde  zu- 
erst angewandt,  doch  später  aufgegeben.)  Die  grossen  Schwankungen 
in  der  Lebensdauer  der  getrockneten  Bacillen  sind  wohl  auf  die  ver- 
schiedene Dicke  der  Schicht  zurückzuführen,  da  die  Agarkulturen  am 
längsten  Widerstand  leisteten.  Getrocknete  Bacillen massen  aus 
Agarkulturen  mit  sterilem  Wasser  öfters  befeuchtet,  waren  schon 
nach  3 resp.  5 Wochen  abgestorben. 

Um  die  Lebensfähigkeit  der  Bacillen  in  der  oberflächlichen  Erd- 
schicht zu  bestimmen,  wurde  folgender  Versuch  ausgeführt: 

Gartenerde  wurde  unter  Dampfdruck  bei  110°  C sterilisirt,  mit 
Bouillonkultur  getränkt  und  in  einen  Blumentopf  gefüllt.  Dieser 
wurde  in  die  Erde  eines  Gartens  versenkt,  bis  seine  Oberfläche  der- 
jenigen der  umgebenden  Erde  gleich  war.  Von  Zeit  zu  Zeit  wurde 
entweder  von  der  Oberfläche,  oder  von  den  tieferen  Schichten  durch 
das  Loch  im  Boden  des  Topfes  mit  einem  Korkbohrer  Erde  entnom- 
men und  eine  Suspension  derselben  in  Bouillon  Kaninchen  subkutan 
verimpft  Frische  Töpfe  wurden  von  Zeit  zu  Zeit  hergestellt,  so  dass 
die  Untersuchung  ungefähr  ein  Jahr  dauerte. 

1)  Die  Kulturgläser  oder  Kölbchen,  die  bei  diesen  Versuchen  gebraucht  wurden 
und  die  zum  Erfolg  der  angegebenen  Methoden  wesentlich  beitrageu,  sind  zuerst  von  Dr. 
Salmon  konstruirt  und  in  Hüppe ’s  Bakterienforschnug,  3.  Auflage,  S.  119  etwas 
modifizirt  abgebildet.  Die  letzte  Auflage  dieses  Werkes  isf  mir  nicht  zur  Hand. 


308 


Smith, 


Die  Bacillen  blieben  in  einigen  Fällen  zwischen  2 und  3 Monaten, 
in  den  meisten  zwischen  l und  2 Monaten  infektionsfähig.  Das  Aus- 
trocknen der  obersten  Schicht  schien  den  Bacillen  gefährlicher,  als 
Frost.  Bedeutende  Unterschiede  zwischen  Sommer  und  Winter  konnten 
nicht  konstatirt  werden. 

Mit  sterilem  Flusswasser  wurden  folgende  Versuche  gemacht: 
10  ccm,  mit  einer  Oese  Bouillonkultur  geimpft,  enthielt  gleich  nach- 
her 26000  Keime  im  ccm,  5 Tage  spater  2.6  Millionen,  2 Monate 
später  225  Keime.  Nach  4 Monaten  waren  alle  Bacillen  verschwunden. 
Nach  einem  zweiten  Versuche,  in  welchem  das  Wasser  von  einer 
Agarkultur  geimpft  und  kein  Nährmaterial  dabei  übertragen  wurde, 
blieben  die  Bacilleu  nur  2 Tage  am  Leben.  Der  erste  Versuch  wurde 
im  Herbste  und  Winter,  der  zweite  im  Hochsommer  gemacht. 

In  konzentrirtem  Salzwasser  waren  sammtliche  Bacillen  schon  nach 
4 Wochen  getödtet. 

3.  Vernichtung  der  Bacillen  ausserhalb  des  Thierkörpers. 

In  Bouillonkulturen,  enthaltend  10  ccm  Flüssigkeit  werden  im 
Wasserbade  bei  100°  C die  Bacillen  augenblicklich  getödtet. 

Bei  70°  C sind  geimpfte  Bouillonkulturen  steril  nach  4 Minuten, 

„ 58°  C .,  sie  steril  nach  15  Miuuten, 

„ 54«  C n „ „ „ 60  „ 

„ 49°  C „ „ noch  lebensfähig  nach  2 Stunden. 

Bei  den  vier  letzteren  Temperaturen  ist  die  Erhitzungszeit  der  Bouillon 
mit  eingerechnet.  Diese  beträgt  ungefähr  5 Minuten  bei  58°  C. 

Bei  der  Prüfung  bakterientödtender  Mittel  gebrauchte  ich  fol- 
gende Methode: 

Einer  gewissen  Verdünnung  des  zu  prüfenden  Mittels  in  einer 
sterilen  Glasschale  unter  einer  Glocke  wurden  einige  Tropfen  Bouillon- 
kultur zugesetzt.  Nach  bestimmten  Zeiträumen  wurden  mit  eiuer 
Oese  dieser  Flüssigkeit  Kulturgläser,  enthaltend  10  ccm  Peptonbouillon, 
geimpft  und  in  den  Brutschrank  gestellt.  Die  entwickelungshemmende 
Eigenschaft  des  übertragenen  Desinhciens  wurde  öfters  in  denjenigen 
Gläsern,  welche  klar  blieben,  geprüft.  Diese  Methode  kann  ich  für 
sporenfreie  Bakterien  als  durchaus  zuverlässig  empfehlen.  Die  Ge- 
fahren der  Verunreinigung  der  Bouillon  sind  durch  den  Gebrauch 
der  beschriebenen  Kulturgläser  fast  gänzlich  ausgeschlossen.  Für 
sporenbiideude  Bakterien  wäre  es  nicht  unmöglich,  dass  die  übertragene 
Flüssigkeit,  indem  sie  die  Sporen  tödtet,  in  seltenen  Fällen  sich  als  ent- 
wickelungshemmend erweisen  würde.  Rechnet  man  die  Kapazität  der  Oese 
auf  höchstens  V 5 0 ccm,  so  ist  die  Verdünnung  der  desinfizirenden  Flüssig- 
keit in  lOccm Bouillon  schon  1/& 00,für  1 Pro  mille Sublimatetwa  1li o0()e. 
Durch  diese  Methode  wird  die  Anwesenheit  auch  nur  eines  ein- 
zigen überlebenden  vermehrungsfähigen  Bacillus  angezeigt.  Das  über- 
tragene Desinficiens  ist  nicht  an  einigen  Punkten  angehäuft,  wie  bei 
festen  Kulturmedien,  sondern  gleiehmässig  vertheilt.  Es  darf  aber 
auch  nicht  vergessen  werden,  dass  die  erhaltenen  Zahlen  uns  nur  die 
maximale  Leistungsfähigkeit  der  Desinfektionsfiüssigkeit  bei  fast  totaler 
Abwesenheit  organischer  Substanzen  anzeigt.  Auf  diesen  Punkt 


Zar  Kemitniss  des  Hogcholerabacillns. 


309 


komme  ick  später  zurück.  Um  die  Leistungsfähigkeit  dieser  Methode 
zu  zeigen,  sei  folgender  Versuch  mitgetneiit: 

5 ccm  einer  l°/oigeu  Lösung  Sublimat  wird  mit  einigen  Tropfen 
einer  Bouillonkultur  versetzt  Nach  2,  4,  6,  8 und  lü-Minuten  wird 
frische  Bouillon  mit  einer  Oese  dieser  Flüssigkeit  geimpft.  Alle  Gläser 
bleiben  klar.  Einige  nachträglich  geimpfte  trübten  sieb  in  24  Stunden. 
Ebenso  wird  eine  0,05 %ige  Lösung  geprüft.  Alle  Gläser  bleiben  klar. 
Eine  0,01  und  eine  0 005°/oige  Lösung  geben  das  gleiche  Resultat.  Bei 
Prüfung  einer  0,002%igen  Lösung  bleiben  die  2.  4.  8 und  10-Minuten- 
Gläser  klar,  das  6 - Minuten  - Glas  trübt  sich.  Bei  Prüfung  einer 
0,00l%igen  Lösung  wurden  Gläser  nach  5,  10,  15,  20,  25  und  30 
Minuten  geimpft.  Die  5 und  10-Minuten-Gläser  waren  am  folgenden 
Tage  getrübt.  Am  zweiten  Tage  waren  auch  die  15,  20  und  25-Mi- 
nuten-Gläser  getrübt  Nur  das  30- Minuten -Glas  blieb  klar  Alle 
anderen  enthielten  Reinkulturen  des  Hogcholerabacilius.  Somit  haben 
wir  durch  eine  3 : 100000  Lösung  Sublimat  die  Vernichtung  der  Ba- 
cillen in  30  Minuten  erzielt.  Folgende  Resultate  wurden  durch  die- 
selbe Methode  erhalten: 

HgJj,  in  2 Theilen  KJ  gelöst,  vernichtet  die  Bacillen  in  Lö- 
sungen von  1:200000  in  2 Minuten,  in  Lösungen  voa  1:1000000 
in  10  Minuten. 

Jodwasser  wirkt  desiniizirend  in  15  Minuten, 


Die  hohe  Veruichtungskraft  des  übermangansauren  Kalis  bei  Abwesen- 
heit organischer  Substanz  war  besonders  auffallend.  Bei  diesem  Ver- 
suche wurden  der  Reihe  nach  5,  2'/2,  i,  :/2,  1U,  V i0  und  1 /2 0 °/o igs 
Lösungen  geprüft;  alle  Gläser  blieben  klar.  Zuletzt  wurde  eine 
Lösung  von  1:5000  geprüft;  die  2,  4,  6 und  10-Minuten-Gläser 
trübten  sich. 

Den  störenden  Einfluss,  den  grosse  Quantitäten  organischer  Sub- 
stanzen auf  die  bakterien vernichtende  Eigenschaften  ausüben,  konnte 
ich  nur  genauer  beim  Kalk  prüfen,  da  Kalk  als  Desinäciens  bei  in- 
fektiösen Thierkrankheiten  besonders  leicht  zur  Anwendung  kom- 
men kann.  Ich  gebrauchte  hierbei  die  Methode  von  Liborius3), 
indem  ich  Gelatinerollkulturen  statt  Bouillon  impfte.  Ich  fand 
dabei  z.  B. , dass  Bacillen  schon  nach  3 Stunden  in  0,019%  Kalk- 
wasser abgestorben  waren , während  0,08%  dazu  nöthig  war,  wenn 
3/3  der  Desinfektionsfiüssigkeit  aus  Bouillon  bestand.  Wenn  nach 
Liborius  das  Gerinnsel  in  der  Bouillon  verbleibt  und  dazu  noch 
etwas  Eiweiss  kommt,  so  steigt  der  nöthige  Kalkgehalt  auf0,32°/o  Bei 
diesen  Untersuchungen  machte  ich  die  Beobachtung,  welche  schon  von 
Anderen  erwähnt  ist,  dass  die  entwickelungshemmende  Kraft  des 
Kalkes  mit  der  bakterientödtenden  erlischt.  Ist  z.  B.  in  einem  Kolben 
Bouillon  mit  Gerinnsel  Kalk  genug  zugesetzt,  um  alle  Bakterien  mit 


CuS0.4  1:200 


„ 1:1000 
H2S04  1:2000 


Karbolsäure  1 : 100 
ZnCl2  1:10 


5—10 


1)  Zeitschrift  f.  Hygiene.  II.  S.  15 


310 


Smith,  Zar  Kenntnis*  das  Hogcholerabp.rillu». 


niederzureissen,  so  dass  die  Flüssigkeit  oben  klar  wird  und  es  den 
Anschein  hat,  als  ob  sie  sterilisirt  sei,  so  trübt  sie  sich  wieder  in  den 
folgenden  Tagen,  wenn  nicht  alle  Bakterien  vernichtet  worden  sind 

Zu  den  Untersuchungen  mit  Karbolschwefelsäure  gebrauchte  ich 
dieselbe  Versuchsanordnung.  Zu  150  ccm  Bouillon,  enthaltend  Ge- 
rinnsel und  etwas  Eiweiss,  wurden  verschiedene  Quantitäten  zugesetzt. 
1la  Volumprozent  sterilisirte  in  einer  Stunde.  Als  ich  den  Einfluss 
der  Schwefelsäure  gesondert  prüfte,  fand  ich,  dass  0,26  Volumprozent 
fast  dieselbe  Desinfektionskraft  besass.  Ein  zweiter  Versuch,  über  ein 
Jahr  später  ausgeführt,  zeigte,  dass  0,48  Gewichtsprozent  Schwefelsäure 
ungefähr  dieselbe  Vernichtungskraft  besassen  als  Karbolschwefelsäure, 
enthaltend  0,28  Schwefelsäureprozent.  Diese  Versuche  waren  ausge- 
führt, ehe  die  Arbeit  Frankels1)  erschien.  Die  Flüssigkeit  war 
daher  nicht  kalt  zubereitet.  Immerhin  glaube  ich  aber,  dass  der 
Werth  der  Karbolschwefelsäure  zum  grossen  Theil  auf  der  Anwesen- 
heit der  Schwefelsäure  beruht. 

Ueber  eine  Spielart  des  Qogcholerabacillas. 

Alle  Fragen  über  die  Veränderlichkeit  pathogener  Bakterien, 
denen  bisher  einige  Aufmerksamkeit  geschenkt  worden  ist,  kann  man 
folgend ermas'sen  eintheilen : 

1.  Die  künstliche  Veränderung  der  biologischen  Eigenschaften 
irgend  einer  Art  durch  Hitze,  komprimirten  Sauerstoff,  Passage  durch 
eine  Reihe  empfänglicher  Thiere  (Pasteur,  Chauveau  u.  A.  m.) 

2.  Das  Auftreten  von  echten  Spielarten  in  der  Natur. 

3.  Die  Beziehungen  von  Bakterien  zu  einander,  die  keine  kon- 
stanten Unterschiede  zeigen,  aber  Krankheiten  bei  verschiedenen  Thier- 
arten hervorrufen  (Wildseuche,  Schweineseuche  [Swine  plague],  Hühner- 
cholera, Kaninchenseptikämie). 

Ueber  das  Auftreten  von  Spielarten  bei  pathogenen  Bakterien 
oddr,  anders  ausgedrückt,  über  das  Auftreten  von  grösseren  oder 
geringeren  Schwankungen  der  biologischen  Eigenschaften  einer  ge- 
wissen Art  liegen  jetzt  schon  viele  Beobachtungen  vor.  Nach  Brie- 
ger  und  Frankel,  Loeffler  und  E.  Klein  sollen  Diphtherie- 
bacillen  in  ihrer  Virulenz  sowohl  wie  in  ihrer  Wachsthumsenergie 
variiren.  Ich  selbst  habe  bedeutende  Schwankungen  in  der  Virulenz 
der  Schweineseuchebakterien  gesehen.  Bei  Kulturen  von  Rotzba- 
cillen2) habe  ich  von  Fall  zu  Fall  Schwankungen  in  der  Stärke  des 
Pigments  und  der  Wachsthumsenergie  beobachtet.  Auch  Saprophyten 
zeigen  diese  Eigenschaft  des  Variirens  in  noch  grösserem  Maasse. 
Dieses  ist  ganz  besonders  bemerkbar,  wenn  man  sich  z.  B.  dem  Stu- 
dium der  Darmbakterien  irgend  eines  Thieres  zuwendet. 

Schon  im  Jahre  1886  beschrieb  ich  Hogcholerabacilien 3),  die 
sich  von  den  zuerst  beschriebenen  durch  ihre  Fähigkeit  auszeichneten, 
auf  Bouillonkulturen  eine  Membran  zu  bilden.  Dieser  Unterschied 


1)  Die  desinfiairenden  Eigenschaften  der  Kresoie.  (Zeiiachr  f.  Hygiene.  VI.  S.  521.) 

2)  Journal  Comparative  Medieine.  1890.  S.  158. 

8)  American  Montbly  Micr.  Journal.  1686. 


Satz,  Zur  Kenatniss  der  Leachtbaktorien. 


311 


war  kein  vorübergehender,  sondern  erhielt  sich  nach  Passirung  vieler 
Versuchstbiere.  Das  Häutchen  erschien,  sobald  die  Bouillon  getrübt 
war,  während  auf  Kulturen  der  echten  Bacillen  eine  schwache  An- 
deutung einer  Membran  erst  nach  ein  oder  zwei  Wochen  sich  zeigte. 
Im  Anfänge  des  Jahres  1889  kam  ich  in  die  Lage,  eine  Hogcholera- 
epizootie  zu  untersuchen,  deren  Ursache  ein  Bacillus  war,  der  als 
eine  ausgesprochene  Spielart  des  Hogcholerabacillus  angesehen  werden 
muss.  Diese  Krankheit  unter  den  Schweinen  unterschied  sich  von  den 
früher  untersuchten  Ausbrüchen  nur  durch  einen  etwas  langsameren  Ver- 
lauf (die  Thiere  starben  ungefähr  vier  Wochen,  nachdem  sie  mit  den 
kranken  in  dieselbe  Stallung  gebracht  wurden)  und  durch  eine,  in 
den  meisten  Fällen  gefundene  diphtheritische  Entzündung  des  Magens. 
(Bei  der  echten  Hogcholera  ist  eine  hämorrhagische  Entzündung  der 
Schleimhaut  vorhanden.)  Auch  waren  Hämorrhagieen  in  den  ver- 
schiedenen Organen  nicht  zu  sehen.  Um  den  Vergleich  der  Ba- 
cillen zu  erleichtern,  werde  ich  den  erstbeschriebenen  a,  den  zweiten 
ß nennen. 

In  der  Form  sind  die  beiden  Bacillen  einander  gleich,  doch  ist  ß 
in  Kulturen  etwas  grösser.  Beide  sind  lebhaft  beweglich. 

Auf  Gelatine  bildet  ß Kolonieen,  die  2— 3 mal  grösser  sind,  als 
diejenigen  von  a.  Die  tiefen  Kolonieen  sind  kreisrund,  mit  scharfem 
Rande,  bräunlich  bei  durchfallendem  Lichte.  Sie  können  bis  2 mm 
gross  werden,  wenn  sie  weit  von  einander  abstehen.  Die  oberfläch- 
lichen Kolonieen  sind  weisslich,  glänzend,  etwas  erhaben  im  Centrum 
(konvex)  und  erreichen  einen  Durchmesser  von  2 — 4 mm.  Die  Ko- 
lonieen von  a bleiben,  wie  gesagt,  sehr  klein.  Pepton bouillon  wird 
durch  ß viel  stärker  getrübt,  als  durch  a.  Andere  biologische  Unter- 
schiede konnte  ich  nicht  konstatiren. 

(Schluss  folgt.) 


Zar  Kenntniss  der  Leuchtbakterien. 

Von 

Dr.  Oscar  Satz 

in 

Sydney. 

(Fortsetzung.) 

Auf  der  andern  Seite  scheint  ein  längerer  Aufenthalt  bei  einer 
Temperatur  von  -j~  33 — 36°  C auf  die  Keime  der  sechs  Arten  tödtlich 
oder  mindestens  stark  abschwächend  zu  wirken,  wie  aus  folgendem, 
allerdings  wiederholuugsbedürftigem  Versuche  hervorgeht,  gegen 
dessen  Resultat  der  Einwand  erhoben  werden  kann,  dass  die  dem 
Versuch  unterworfenen  Individuen  vielleicht  von  vornherein  etwas  ab- 
geschwächt  waren.  Schräg  erstarrter  Nähragar  in  Probirröhrchen 
wurde  mit  (entwickelungsfähigen)  Keimen  aus  lOtägigen  Kulturen  in 
10 prozent.  Nährgelatine  geimpft  (25.  März  1888)  und  in  einen  Brut- 
ofen gestellt,  dessen  Innentemperatur  in  den  beiden  ersten  Tagen 


312 


K at i , 


zwischen  34— 36°  C schwankte,  am  dritten  Tage  aber  bis  auf  33°  C her- 
unterging. Nach  Ablauf  dieser  drei  Tage  war  das  Aussehen  der  Röhr- 
chen noch  unverändert;  dieselben  wurden  nun  in  Zimmertem- 
peratur gebracht,  doch  blieben  sie  sämmtlicb  steril.  — Das  Tempera- 
turoptimum  für  das  Wachsthum  umd  Leuchten,  s.  u.)  bei  den  diffe- 
renten Arten  stellte  sich  etwa,  wie  folgt,  heraus:  Für  B.  cyaneo- 
phosph.  liegt  dasselbe  nahe  oder  etwas  oberhalb  der  natürlichen 
Verflüssigungstemperatur  für  die  gewöhnliche  Nährgelatine,  indem 
einerseits  Platten-  oder  Stichkulturen  in  solchem  Nährboden  sich  am 
lebhaftesten  bei  ca.  26°  C entwickelten,  andererseits  das  Wachsthum 
auf  schräg  erstarrtem,  mit  Material  von  einer  4tägigen  Gelatinekultur  ge- 
impftem Nähragar,  nach  etwa  2\  tägigem  Verweilen  bei  32— 34°  C, 
ein  ganz  spärliches  war , verglichen  mit  Nähragar-Kontroliröhrchen 
bei  26°  C.  Bei  4-13 — 15"  C war  das  Wachsthum  durchaus  nicht 
aufgehoben,  sondern  nur  verzögert;  so  zeigte  beispielsweise  eine 
solcher  Temperatur  ausgesetzte  Stichkultur  in  2,7%  Kochsalzgelatine 
iu  einem  12  mm  weiten  Röhrchen  nach  ca.  12  Tagen  oben  eine  6 mm 
hohe  Schicht  verflüssigter  trüber  Gelatine,  im  fiebrigen  ein  ähnliches 
Verhalten,  wie  jüngere,  bei  höheren  Temperaturen  erzielte  Stichkul- 
turen. — B.  smar. - phosph.  wuchs  am  besten  bei  -f  20—24°  C. 
Eine  Temperatur  von  4-32 — 34°  C wirkte  entwickelungshemmend, 
wie  ein  mit  frischem  typischem  Material  geimpftes  und  bei  jener  Tem- 
peratur während  etwa  2|  Tagen  aufgestelltes  Nähragarröhrchen  bewies; 
entwickelungshemmend,  jedoch  in  geringerem  Grade,  als  4-  32—34°  C, 
zeigte  sich  auch  eine  Temperatur  von  -t— 13 — 15°  0.  — Das  Optimum 
für  B.  argen  t-p  hos  ph.  1 lag  zwischen  14  und  ungefähr  23  0 C. 
Bei  4-13 — 15°  C war  das  Wachsthum,  zumal  in  Kulturen  der  An- 
fangsgenerationen, nur  wenig  langsamer,  als  bei  4-20°C.  In  einem 
Röhrchen  mit  Nähragar,  welches  mit  lebenskräftigen  Individuen  von 
einer  frischen  Gelatinekultur  geimpft  war,  trat,  bei  -{-32— 34 0 C,  eine 
deutliche  Vermehrung  nicht  ein , auch  nicht  nach  Tagen.  Für 
B.  arg.- phosph.  II  und  III  war  das  Optimum  ungefähr  dasselbe, 
wie  für  B.  sm ar. -phosph.  Bei  4*32 — 34° C erfolgte  auf  Nähr- 
agar deutliches  Yvachsthum,  wiewohl  hinter  dem  auf  gleichem  Nähr- 
boden bei  23 — 26°  C beträchtlich  zurückbleibend.  Eine  Temperatur 
von  4-13 — 15°  C hemmte  ebenfalls  die  Entwickeluug,  und  zwar  et- 
was mehr  bei  III,  als  bei  II.  — Für B.  arg. -phosph.  liquef.  end- 
lich ergab  sich  das  Temperaturoptimum,  wie  es  schien,  ein  wenig 
niedriger,  als  für  B.  cyaneo- phosph.;  es  bewegte  sich  um25"C. 
Auf  schräg  erstarrtem , mit  4tägiger  typischer  GelatinekuJtur  ge- 
impftem Nähragar  war  nach  24  tägigem  Verweilen  bei  4~  32 — 34°  C 
eine  Vermehrung  noch  nicht  erfolgt.  Eine  Temperatur  von  4- 13 — 15°  C 
wirkte  entwickelungsheminend ; eine  Stichkultur  in  2,7  % Kochsalz- 
gelatine  — die  Kultur  war  von  einer  allerdings  frischen,  jedoch  aty- 
pischen Stammkultur  angelegtes,  c.  — zeigte  nach  etwa  12  Tagen 
(Juni — Juli  1889)  bei  jener  Temperatur  an  der  Oberfläche  einen 
dünnen,  weisslich-grauen , ca.  7 mm  weiten  Belag,  aber  nur  wenig 
vou  Verflüssigung. 

Ein  auf  die  Wirkung  des  Eintrocknens  abgezielter  Versuch 
bei  B.  cyaneo-ph.,  sraar.-pb  und  arg.-ph.  I war  dieser;  Steri- 


Zur  Kenntniss  der  Lsnchtbakterien. 


313 


lisirte  Seidenfäden  mit  Material  von  typischen,  4tägigen  Xährbouiüon- 
kulturen  beiaden,  wurden  auf  6 Stunden  bei  Zimmertemperatur  im 
Exsiccator  über  Chiorcalcium  belassen  und  sodann  in  weiten  Ab- 
ständen von  einander  auf  eine  mit  flüssiger  Nährgelatine  bedeckte 
Glasplatte  gelegt.  Diese  wurde  nach  dem  Erstarren  der  Gelatine  in 
einer  feuchten  Kammer  bei  günstiger  Temperatur  aufgestellt.  Es 
kamen  nicht  zur  Entwickelung:  B.  smar.-ph.  und  arg. -ph.  I, 
während  cyan.-ph.  die  Gelatine  (unter  intensivem  Leuchten)  rasch 
zu  verflüssigen  begann. 

Sterilisirtes  destillirtes  Wasser  vernichtete,  einem  Versuche 
nach,  die  Leuchtbakterien  in  verhältnissmässig  kurzer  Zeit.  Von 
jungen,  kräftigen  Fischkultureu  — mit  Ausnahme  von  B.  arg. -ph.  I, 
dessen  Kulturen  damals  gerade  nicht  besonders  zum  Experimentiren 
geeignet  waren  — wurde  eine  Probe  in  einer  bestimmten  Menge 
sterilisirten  destillirien  Wassers  in  Probirröhrchen  gleichmässig  ver- 
theilt und  letztere  14  Stunden  bei  Zimmertemperatur  über  Nacht 
stehen  gelassen.  Zur  Kontrolle  dienten  Röhrchen  mit  steriler  0,6  °/Cl 
Kochsalzlösung,  in  welcher,  wie  oben,  Fischkultur  vertheilt  war. 
Nach  der  angegebenen  Zeit  wurde  eine  kleine  Menge  der  vorher 
durcbgeschtittelten  Emulsionen  auf  erstarrte  Nährgelatine  auf  Glas- 
platten ausgebreitet  und  diese  in  feuchter  Kammer  bei  günstiger 
Temperatur  hingestellt.  Die  Gelatine  mit  den  Proben  der  Bakterien 
aus  dem  destillirien  Wasser  blieb  durchaus  steril,  während  diejenigen 
aus  der  schwachen  Kochsalzlösung  in  jedem  Falle  sich  in  gewohnter 
Weise  entwickelten. 

Ueber  die  Lebensdauer  der  Individuen  der  verschiedenen  Arteu 
in  Kulturen  finden  sich  einige  Bemerkungen  im  Zusammenhang  mit 
der  Beschreibung  der  Erscheinung  des  Leuchtens. 

Bas  Leuchten. 

lu  Uebereinstimmung  mit  dem,  was  für  die  soweit  bekannten 
Formen  von  Leuchtbakterien  ermittelt  wurde,  sind  die  Bedingungen 
für  ein  Zustandekommen  des  Leuchtens  zweierlei,  vornämlich  die  An- 
wesenheit erstens  von  gewissen  Salzen,  vornehmlich  Kochsalz,  in  einem 
sonst  geeigneten  Medium,  und  zweitens  von  freiem  Sauerstoff.  Die 
Anwesenheit  von  Salzen,  wie  Chlornatrium,  Diuatriumphosphat  u.  a. 
ist  für  den  Grad  der  Kulturfähigkeit  der  Leuchtbakterieu  — welche 
bis  jetzt  bloss  im  Meerwasser,  direkt  oder  indirekt,  gefunden  sind  — 
an  und  für  sich  von  hoher  Bedeutung;  beispielsweise  wachsen  sie  in 
gewöhnlichem  neutralisirten  oder  schwach  alkalischem  Fleischinfus 
nicht;  ein  Zusatz  von  0,5  °/0  Kochsalz  genügte  noch  nicht  für  alle 
Fälle ; nach  Zusatz  grösserer  Dosen  trat  Vermehrung  ein.  Der 
Reaktion  des  Nährbodens  kommt  unmittelbar  weder  in  Bezug  auf 
Wachsthum  noch  auf  Funktion  der  Bakterien  eine  solche  allgemeine 
Bedeutung  zu,  was  z.  B.  daraus  ersichtlich  ist,  dass  bei  Anwendung 
von  gelatinirten  Nährsubstanzen  eine  leicht  alkalische  Reaktion  der- 
selben dem  Wachsthum  und  dem  Leuchten  am  förderlichsten  war. 
während  andererseits  die  schwach  sauer  reagirende  Oberfläche  ge- 
kochter Seewasserfische  z.  B.  als  ein  Mittel  zur  Kultur  der  Orga- 


314 


K » 1 1 


nismen  weder  in  Bezug  auf  Gedeihen  noch  auf  Wirkung  derselben 
das  Mindeste  zu  wünschen  übrig  lässt.  Als  das  idealste,  weil  na- 
türlichste, Substrat  zur  Erzielung  der  Phosphorescenz,  wenn  auch 
nicht  der  Vermehrung  der  Phosphorescenzmikroben,  besteht,  wie  zu- 
erst Fischer  für  seinen  Bacillus  phosphorescens  (Photo- 
bacterium  indicum  Beyer.)  mit  Hülfe  von  Reinkulturen  nach- 
wies, das  Meerwasser  mit  der  ihm  eigenen  Kombination  von  Salzen. 
Es  ist  erstaunlich,  zu  sehen,  welch  geringe  Menge  von  gut  leuchten- 
den Kulturen  — ich  experimentirte  besonders  mit  B.  cyaneo-ph., 
sraar.-ph.  und  a r g. - p h.  II  — genügen,  um  eine  verhältuissmässig ko- 
lossale Menge  Seewassers  in  den  Zustand  eines  prächtigen  Leuchtens 
zu  versetzen.  Seitdem  mittelst  Reinkulturen  eines  aus  dem  Meere 
stammenden  bakteriellen  Mikroorganismus  die  Nachahmung  eines 
Meerleuchtens  gelang,  lässt  sich  au  dem  ursächlichen  Zusammenhang 
der  verschiedenen  Arten  von  Leuchtbakterien  mit  gewissen  Arten 
jenes  Phänomens  nicht  mehr  zweifeln. 

Was  das  zweite  Postulat  für  ein  Zustandekommen  des  Leuchtens, 
nämlich  den  freien  Zutritt  von  Sauerstoff  anbetriti't,  so  genügt  es,  denke 
ich,  zu  erwähnen,  dass  die  im  Laufe  der  Zeit  hinsichtlich  dieses  Punktes 
angesteilten  Beobachtungen,  sei  es  bei  Kulturversucben  in  festen  oder 
flüssigen  Nährmedien,  sei  es  nach  der  Uebertragung  von  leuchtenden 
Kulturen  im  Meerwasser,  hinreichend  überzeugend  waren.  Allerdings 
konnte  es  fast  so  scheinen,  als  ob  im  Falle  der  nicht-verflüssigenden 
Arten  und  des  in  den  späteren  Generationen  oberflächlich  verflüssi- 
genden B.  smar. -ph.,  diese  Abhängigkeit  vom  freien  Sauerstoff  etwas 
hinfällig  würde,  indem  Stichkulturen,  ausser  an  der  freien  Oberfläche, 
manchmal  auch  nach  abwärts  leuchteten,  doch  konnte  diese  Erschei- 
nung — wenn  sie  sich  zeigte,  so  war  es  in  nicht  mehr  ganz  jungen 
Kulturen  — wohl  auf  Rechnung  einer,  wenn  auch  ohne  Weiteres 
nicht  oder  kaum  erkennbaren  Kommunikation  der  leuchtenden  Partieeri 
mit  der  atmosphärischen  Luft  gesetzt  werden.  Ein  ähnlicher  Grund 
musste  auch  vorliegen,  wenn  in  einer  Gelatiue-Mischkultur  von  B. 
s mar. -p b osp h.  nach  18-tägigem  Verweilen  bei  4-  16—20°  C die 
Kolonieen  bis  zu  8 mm  Entfernung  von  der  Oberfläche  leuchteten ; 
nach  weiteren  10  Tagen  leuchteten  sie  bis  zu  3 cm  nach  abwärts, 
doch  waren  nach  dieser  Zeit  deutliche  Spalten  in  der  Gelatinesäule 
vorhanden.  Gelatine-Mischkulturen,  mit  steriler  Gelatine  oder  sterilem 
Oel  bedeckt,  leuchteten  überhaupt  nicht.  Nicht  zu  junge  Nährbouillon- 
kulturen oder  Aufschwemmungen  von  Kultur  in  Seewasser  leuch- 
teten bei  ruhigem  Stehen  nur  oberflächlich;  bei  B.  smar. -phosph. 
und  arg. -phosph.  II,  bei  denen  die  Nährflüssigkeit  lange  diffus 
getrübt  blieb  und  ,die  Bildung  einer  Kalturdecke  fehlte,  fand  sich, 
selbst  bei  ruhigem  Stehen  der  Kulturgläser,  das  Leuchten  gewöhnlich 
etwas  nach  abwärts  reichend ; bei  c y a n e o - p h o s p h.,  argent.- 
pbosph.  I und  III  leuchtete  nach  der  Ausbildung  des  oberfläch- 
lichen Kulturhäutcheus  nur  dieses. 

Indessen  war,  seihst  nach  Erfüllung  obiger  Bedingungen,  das 
Leuchten  unserer  Bakterien  nicht  in  ailen  Fällen  eine  Begleiterschei- 
nung ihres  W'achsihums.  Während  in  einer  mit  Dinatriumphosphat, 
«'der  Dinatriumphosphat  und  Kochsalz,  oder  diesen  beiden  plus  Pepton 


Ztu-  Kenntniss  der  Leuchtbakterien. 


315 


versetzten  Kokosmilch  B.  smar.-ph.  nicht  allein  gut  wuchs,  sondern 
auch  gut  leuchtete,  unterblieb  in  jenen  Flüssigkeiten  das  Leuchten 
bei  B.  cyaneo-ph.  und  arg.-ph.  1,  obwohl  die  Vermehrung,  wie 
dort,  eine  lebhafte  und  zum  Impfen  gut  leuchtendes  Material  beuntzt 
worden  war.  — Von  fundamentaler  Bedeutung  für  das  Leuchten 
innerhalb  der  einzelnen  Spezies  erwies  sich  deren  sonstiges  Verhalten 
unter  dem  Einfluss  der  successiven  Kultur  auf  oder  in  den  künst- 
lichen Nährsubstraten.  Von  diesem  Gesichtspunkt  aus  mag  folgende 
Uebersicht  über  das  Leuchten  bei  den  verschiedenen  Arten  gegeben 
werden  ’): 

1)  B.  cyaneo-phosph.  Durch  mehr  als  70  Kulturgenera- 
tionen fortgeführt,  hat  sich  diese  Art  in  kultureller  und  physiolo- 
gischer Beziehung  als  konstant,  vielleicht  als  die  konstanteste  von  allen, 
erwiesen.  Zwischen  Wachsthum  und  Leuchten  von  heute  und  Wachs- 
thum und  Leuchten  der  ersten  Generationen  besteht  ein  merklicher 
Unterschied  nicht.  Die  Farbe  des  von  frischen  Kulturen  oder  gut 
leuchtendem  Seewasser  bei  geeigneten  Temperaturen  abgegebenen 
Lichtes  ist  bläulich  mit  einem  Stich  ins  Grünliche;  in  Fischkulturen 
trat  die  Beimischung  des  grünlichen  Lichtes,  zumal  unter  der  Wir- 
kung des  Kontrastes  mit  typischen  Kulturen  von  B.  smar.-phosph. 
(s.  unten)  merklich  zurück.  Neben  solchen  Fischkulturen  oder  Emul- 
sionen derselben  mit  Seewasser  gaben  Agarkulturen  einen  pracht- 
vollen Leuchteffekt;  die  Intensität  des  Lichtes  einer  auf  der  Höhe 
ihrer  Entwickelung  stehenden  Agar-Strichkultur,  in  einem  gewöhn- 
lichen Reagensglase,  war  derartig,  dass  man  mit  dessen  Hilfe  z.  B. 
eine  gewöhnliche,  aus  ca.  2 mm  grossen  Buchstaben  oder  Zahlen  be- 
stehende Schrift  auf  Etiquetten,  in  sonst  dunkler  Umgebung,  abzu- 
lesen vermochte.  Das  Leuchten  trat  rasch  in  die  Erscheinung,  an 
Kolonieen  auf  festem  Nährboden,  sobald  sie  sichtbar  wurden.  Die 


1)  Die  Ansichten  über  das  Wesen  der  Phosphorescenz  bei  Bakterien  sind  noch  ge- 
theilt.  Ludwig  hält  es  für  wahrscheinlich,  dass  die  Lichtentwickciung  nicht  von  den 
Bakterien  als  solchen  , sondern  von  einer  im  Verlaufe  ihres  Stoffweebsels  gebildeten 
Substanz  ausgehe  (Photogentheorie).  Nach  D u b o i s besitzen  die  Individuen  der  von 
ihm  beobachteten  Arten  (Bact  Pholas  und  Bxct.  P e 1 a g i a)  die  Eigenschaften  eines  Fer- 
mentes schlechthin,  durch  dessen  Wirkung  eiue  in  den  Geweben  der  lebenden  Thiere 
(Pholas  dactylus  und  P e 1 a g i a n o c t i 1 u c a)  — zu  deueD  jene  Mikroorganismen  itn 
Verbäitniss  der  Symbiose  stehen  — abgesonderte,  „Luciferin“  genannte  Substanz,  in  den 
Zustand  der  Phosphorescenz  versetzt  werden  könne;  in  analoger  Weise  sei  auch  das 
Leuchten  von  Bouillonkultureu  und  Meerwasser  zu  erklären.  Diese  Ansicht  steht  aber 
mit  der  L u d w i g ’s  auf  einer  Stufe.  Dagegen  sind  Lehmann  und  Tollhausen, 
Beyerinck  u.  a.  geneigt,  das  Leuchten  der  von  ihnen  studirten  Arten  als  einen  intra- 
cellulären oder  doch  wenigstens  als  einen  an  das  lebende  Protoplasma  der  Individuei 
unmittelbar  gebundenen  Vorgang  anzuseben,  nach  Analogie  des  Vorganges  des  Leuch- 
tens  der  Leuchtorge.ne  gewisser  Thiere.  Diese  durch  sorgfältige  Experimente  gestützte 
Ansicht  hat  in  der  That  Vieles  für  sich.  Dass  das  Optimum  der  Temperatur  für  das 
Wachsthum  gleichbedeutend  ist  mit  dem  für  das  Leuchten , und  jedwede  Schädigung 
oder  Vernichtung  der  Artindividuen  eine  Schädigung  oder  Vernichtung  des  Leuchtens 
in  entsprechender  Weise  zur  Folge  hat,  spricht  gewiss  sehr  zu  Guusten  dieser  Ansicht. 
Diese  Thatsachen  gelten  ailem  Anschein  nach  auch  für  die  von  mir  gefundenen  Formen  ; 
Genauere  Versuche  bezüglich  des  Einflusses  verschiedener  Temperaturen  auf  das  Leuch- 
ten bei  B.  cy  a n eo  - p b o s p h.  führten  mich  zu  ähnlichen  Schlüssen,  wie  diejenigen  sind, 
welche  L e h tu  a n n und  Tollbausen  für  Bact.  phosphor  escens  aufstellen. 
Ein  wio  auch  immer  beschaffenes  Leuchten  ist  unter  allen  Umständen  ein  direkter  Be- 
weis von  der  Anwesenheit  lebensfähiger  Individuen. 


316 


Katz,  Zur  Kcnutuiss  der  l.euchibaktenen. 


Dauer  des  maximalen  Leucbtens  in  Kulturen  war  proportional  der 
Dauer  der  grössten  Waebsthumsenergie ; sie  betrug  nur  einige  Tage. 
Mit  der  Sislit  ung  oder  Beschränkung  des  oberflächlichen  Wachsthums 
begann  die  Abnahme  der  Leuchtkraft,  doch  war  im  Allgemeinen  die 
Dauer  des  Leuchtens  überhaupt  bei  dieser  Art  sehr  bomerkenswerth. 
Eine  am  1t.  September  1888  in  Tprozent.,  2,7 °/0  Kochsalz  enthal- 
tender Nährgelatme  angelegte  Stichkultur  zeigte  noch  schwaches, 
silberiges  Leuchten  am  9.  Mai  1889,  d.  b.  nach  8 Monaten;  während 
dieser  Zeit  befand  sich  die  Kultur  in  Zimmertemperatur,  die  2o°  C 
zuweilen  überstieg  und  die  (verflüssigte)  Gelatine  war  auf  weniger 
als  die  Hälfte  zusammeugeschrumpft ; nach  weiteren  3 Tagen  war  das 
Leuchten  erloschen.  — Eine  am  14.  Sept.  1887  auf  gekochtem  Tinten- 
fisch angelegte  Kultur  leuchtete  noch  lan  einer  Stelle)  am  5.  Okt.  1887, 
nach  weiteren  6 Tagen  nicht  mehr.  — Nachdem  in  den  Agarkulturen 
im  Verlaufe  von  14  Tagen  bis  zu  einigen  Wochen  das  Leuchten  schwach 
geworden,  oder  hier  und  da  nur  noch  ersichtlich,  oder  auch  ganz  und 
gar  verschwunden  war  — die  Dauer  des  intensivsten  Leuchteüs  be- 
trug, wie  bei  Eischkulturen,  nur  etwa  2 oder  3 Tage  — erschien  es 
wiederum  an  den  früher  erwähnten  „sekundären“  Kolonieen,  und  zwar 
mit  einer,  wie  es  schien,  länger  dauernden  maximalen  Intensität,  als  die- 
jenige der  „primären“  Kultur  war ; sie  erlöschen  gewöhnlich  erst  nach 
einigen  Wochen  ganz,  und  da,  wie  früher  angegeben  und  an  einem  frap- 
panten Beispiel  (Stnchkultur)  gezeigt  wurde,  diese  „sekundären“  Kolo- 
nieen  oftmals  in  verschiedenen  mehr  oder  weniger  weit  von  einander 
entfernten  Zeitpunkten  auftraten,  so  könnte  mau  dementsprechend  ein 
successives  Leuchten  in  ein  und  demselben  Glase  beobachten.  Soweit 
sich  beurtheilen  Hess,  waren  die  von  solchen  Kolonieen  abgeleiteten 
neuen  Kulturen  denen,  welche  von  dem  „primären“  Kulturrasen  her- 
stammten, in  morphologischer  und  physiologischer  Hinsicht  ähnlich.  — 
Iu  Kulturen  in  Nährbouillon  ging  die  Phosphorescenz  früher,  als  auf 
den  vorhergehenden  Nährmedien  verloren,  in  einem  Falle  sogar  nach 
Verlauf  von  zwei  Tagen,  während  welcher  sie  übrigens  schwächer,  als 
gewöhnlich  war.  Dahingegen  wurde  in  der  nämlichen  Kultur  — sie 
war  am  13.  August  1887  angelegt  — nach  etwa  3 Wochen  (am  2. 
September)  an  dem  oberflächlichen  membranösen  Theil  wiederum 
Leuchten  konstatirt,  welches  stärker,  als  Anfangs  war,  so  dass  man 
jetzt  mit  dessen  Hülfe,  im  Gegensatz  zu  früher,  im  Dunklen  die 
Taschenuhr  leicht  ablesen  konnte.  Es  wurde  dann  allmählich 
schwächer  und  erwies  sich  am  11.  Oktober  1887  als  gänzlich  erloschen. 

(Schluss  folgt.) 


Tubereuios«!. 


317 


Referate. 


Brügsrer  s Oscar , U e b e r Tuberculosis  verrucosa  cutis. 

(Virchow’s  Archiv.  Bd.  CX1X.) 

Verf.  theilt  eineu  Kali  jener  seltenen  tubereulösen  Hautaffektion 
mit,  welche  1888  von  Riehl  und  Pal  tauf  zuerst  als  Tuberculosis 
verrucosa  cutis  beschrieben  wurde. 

Derselbe  betrifft  einen  ziemlich  kräftigen  Mann  aus  angeblich 
hereditär  nicht  belasteter  Familie;  sein  Leiden  soll  seit  15—18 
Jahren  bestanden  haben.  Die  Erkrankung  beschränkte  sich  auf  das 
rechte  Bein  des  Patienten.  Nach  Entfernung  des  makroskopisch 
Kranken  mit  scharfem  Löffel  resp.  Hohltneissel  erfolgte  Heilung 
unter  antiseptischem  Verbände.  Das  allgemeine  Krankheitsbild  skiz- 
zirt  Verf.  wie  folgt:  „Die  erkrankten  Hautstellen  bilden  entweder 

rundliche  oder  ovale  Plaques  oder  zeigen  durch  gegenseitiges  Kou- 
fluiren  serpiginöse  Formen.  Bei  beiden  Erscheinungsformen  findet 
inan  die  morphologisch  jüngsten  Partieen  stets  am  peripherischen 
Bande,  während  gegen  das  Centrum  der  Piaques  zu  allmählich  die. 
Akme  und  schliesslich  Zeichen  des  abgelaufenen  Krankheitspro- 
zesses, die  Farben,  zu  beobachten  sind.  Diese  Erscheinungen  kommen 
dadurch  zu  Stande,  dass  die  Nachschübe  der  Krankheit  stets  an 
der  Peripherie  der  Plaques  gegen  die  gesuuden  Hautpartieeü  zu 
stattfinden,  ohne  jemals  in  den  alten,  vernarbten,  schon  einmal  von 
der  Krankheit  befallenen  Hautstelien  zu  rezidiviren.  Die  Plaques 
selbst  haben  gewöhnlich  eine  braumöthliche  oder  iivide  Farbe,  während 
sie  von  einem  hellrotheD , erytbeniatösen  Hofe  umgeben  sind.  Auch 
sind  sie  häufig  mit  braungelben  Krusten  bedeckt,  die  wohl  als  Ueber- 
bleibsel  von  geplatzten  Pustelchen , wie  sie  häufig  auf  den  Plaques 
beobachtet  werden,  anzuseheu  sind.  Die  Narben,  die  von  den  all- 
mählich flacher  werdenden  und  zuletzt  ganz  verschwindenden  papil- 
lomatösen  Wucherungen  hinterlassen  werden,  sitzen  nur  in  den  oberen 
Cutislagen  und  sind , wie  die  Plaques  selbst , auf  ihrer  Unterlage 
leicht  verschieblich.  Die  Narbenstränge  glänzen  weiss  und  die  da- 
zwischen liegenden  Haut, partieen  treten  mit  ihrer  röthlichen  Farbe 
um  so  deutlicher  hervor,  so  dass  das  Ganze  ein  eigentümlich  ge- 
stricktes Aussehen  bekommt.“ 

Bei  der  mikroskopischen  Untersuchung  zeigte  sich  das  Stratum 
corneum  unregelmässig  entwickelt,  bald  sehr  dünn  „bald  als  dick 
geschichtetes  lockeres  Hornlager.  Im  Stratum  granulosum  fehlte  an 
manchen  Stellen  die  Schicht  der  stark  lichtbrechenden  Körner.  Die 
Stachelzcllenschicht  zeigte  sich  unregelmässig  verdickt,  so  dass  oft 
kolbige  lnterpapillarzapfen  entstehen.  In  den  basalen  Retezellen  leb- 
hafte Zellneubildung.  In  der  Cutis  herdförmige  Infiltration  um  ge- 
wisse Centreri  herum,  welche  sich  als  Tuberkel  mit  Riesenzellen  er- 
wiesen. In  der  Umgebung  derselben  ausserdem  noch  öfters  multiple 
miliare  Abscesschen.  (Nach  Durchbruch  derselben  wird  die  Abscess- 
höhle  durch  hineinwuchernde  Epidermismassen  ausgefüllt,  wodurch 

IX.  Bd.  21 


.318 


Ta'oerculos«.  — Traclioin 


die  Bildung  gewisser  kryptenförmiger  Höhlungen  zu  erklären  sei. 
Der  die  gelockerten  Epidermisschuppen  durchtränkende  Eiter  kann 
Krusten  bilden.  Talgdrüsen  und  Haarbälge  fehlten  im  erkrankten 
Bezirk  vollständig;  die  Sehweissdrüsen  waren  meist  intakt,  da  der 
Prozess  nicht  so  tief  greift. 

In  einzelnen  von  zahlreichen  Schnitten  Hessen  sich  typische 
Tuberkelbacillen  in  geringer  Zahl  nachweisen,  theils  in  epithelioiden, 
theiis  in  Riesenzellen , theils  auch  im  Granulationsgewebe.  Durch 
einen  Impfversuch  an  einem  mit  2 excidirten  Stückchen  geimpften 
Meerschweinchen,  welches  nach  8 Wochen  an  typischer  Miliartuber- 
culose  starb,  wurde  die  tuberculöse  Natur  der  beschriebenen  Haut- 
affektion vollends  sicher  gestellt.  In  den  Organen  des  gestorbenen 
Meerschweinchens  fanden  sich  zahlreiche  Bacillen.  Der  positive  Aus- 
fall des  Impfexperiments  ist  um  so  bemerkenswerther  , da  dies 
der  erste  veröffentlichte  Impfversuch  bei  Tuberculosis  verrucosa  cu- 
tis ist. 

Ausser  den  Tuberkelbacillen  fanden  sich  noch  zahlreiche  Kokken, 
theils  frei,  theils  im  Gewebe,  deren  Natur  aber  leider  nicht  weiter 
studirt  wurde. 

Die  Tuberculosis  verrucosa  cutis  dürfte  demnach  wohl  als  eine 
tuberculöse  Mischinfektion  zu  betrachten  sein. 

Im  Schlüsse  der  Arbeit  erörtert  Verf.  die  Differentialdiagnose 
und  verweilt  besonders  bei  den  bis  dahin  bekannt  gewordenen 
Fällen  nachgewiesener  tuberculöser  Infektion  durch  die  Haut. 

Czaplewski  (Görbersdorf  i.  Schl.). 


Nolszewski,  K.,  Der  Mikroorganismus  des  Trachoms, 
Microsporon  trachomatosum  s.  jagium.  (Gazeta  lekarska. 
1890.  No.  50.)  [Polnisch.] 

Seit  1888  hatte  Verf.  schon  mehrmals  bei  Trachom  einen  Pilz 
beobachtet,  den  er  als  Ursache  dieser  Krankheit  betrachtet  und  M i- 
crosporon trachomatosum  nennt. 

In  der  letzten  Zeit  gelang  es  ihm,  Kulturen  des  Pilzes  aus  exci- 
dirten Stückchen  der  trachomatös  entarteten  Bindehaut  zu  erhalten. 
Als  Nährboden  diente  dem  Verf.  eine  gelatinöse  Substanz,  die  er 
durch  Auskochen  von  Kalbsaugen  erhielt. 

Der  Pilz  entwickelt  sich  gut  auf  schwach  saurem  Boden,  und 
zwar  nicht  auf  der  Oberfläche  desselben,  sondern  in  der  Tiefe,  zwischen 
der  Gefässwand  und  dem  Nährmedium.  Die  Fäden  des  Pilzes  sind 
ungegliedert,  sehr  lang  und  verzweigen  sich  zumeist  rechtwinkelig. 

Am  meisten  ähnelt  das  Microsporon  trachomatosum 
dem  Microsporon  furfur,  doch  sind  die  Conidien  bedeutend 
kleiner,  als  diejenigen  des  letzteren.  Am  Ende  der  Fäden  befinden 
sich  zahlreiche  Sporangien.  Die  Trachomkörner  sind  von  Conidien- 
klümpchen  an  ihrer  ganzen  Oberfläche  bedeckt. 

Thierversuche  sind  im  Gange,  jedoch  noch  nicht  abgeschlossen. 

Steinhaus  (Warschau). 


Thieri6chf  Parasiten. 


319 


Parona,  C.,  e Perngla,  A.,  Intorno  ad  alcune  polystomeae 
e cons id erazion i sulla  sistematica  di  questafami- 
glia.  (Atti  della  societä  ligust.  di  sc.  natur.  e geogr.  Yol.  I. 
Fase.  HI.  Genova  1890.  8Ö.  20  p.  c.  1 tav.) 

Die  Autoren  geben  zuerst  eine  Beschreibung  des  seit  J.  P.  van 
Beneden  nicht  untersuchten  ektoparasitischen  Trematoden  Gastro- 
cotyle  trachuri,  den  sie  dreimal  in  je  einem  Exemplar  auf  den 
Kiemen  von  Caraux  trachurus  in  Genua  gefunden  haben.  Derselbe 
trägt  rechts  einen  schmalen , die  zwei  hinteren  Drittel  des  Körpers 
einnehmenden  Anhang,  an  dessen  Rand  in  einer  Reihe  etwa  35  Saug- 
näpfchen stehen.  Das  Hinterende  des  Körpers  trägt  drei  Paar  kleiner 
Häkchen.  Seitlich  stehen  neben  der  Mundöffnung,  wie  bei  so  vielen 
Polystomeen,  zwei  Mundsaugnäpfe,  aber  keine  gezähnelte  Membran, 
welche  die  ersten  Beschreiber  gesehen  haben  wollten.  Der  Oeso- 
phagus ist  lang  und  wie  die  beiden  am  Hinterende  kommunizirenden 
Darmschenkel  mit  Seitenblindsäckchen  besetzt.  Ganz  hinten  liegen 
eine  Anzahl  Hodenbläschen,  vor  ihnen  der  Keimstock;  da  nun  die 
von  12  Häkchen  umstellte  Genitalöffnung  dicht  hinter  der  Bifurkation 
des  Darmes  gelegen  ist,  so  ist  das  Vas  deferens  und  der  Uterus 
ungemein  lang. 

Von  dem  interessanten  Genus  Pleurocotyle  (scombri)  er- 
fahren wir,  dass  dasselbe  am  Hinterende  nicht  nur  vier  kleine 
Häkchen,  sondern  auch  noch  einen  kleinen  fünften  Saugnapf  trägt, 
der  gegenüber  den  vier  lange  bekannten  Saugnäpfen  liegt,  und  zwar 
dicht  vor  dem  Hinterende. 

Ferner  wird  von  den  Kiemen  des  Caraux  trachuri  ein  neuer 
Trematode:  Pseudaxine  trachuri  n.  g.  n.  sp.  beschrieben.  Wie 
der  Gattungsname  andeutet,  steht  dieses  Genus  der  Gattung  Axine 
unsrer  Hornhechte  (Belone  vulgaris)  sehr  nahe,  unterscheidet  sich 
aber  von  derselben  dadurch,  dass  am  Hinterrande  des  axtförmig  ge- 
stalteten Leibesendes  nur  eine  Reihe  von  Saugnäpfchen  (24 — 32) 
stehen,  und  dass  das  hinterste  Ende  zwei  Paar  Haken  führt.  Die 
Darmschenkel  sind  lang,  hinten  jedoch  nicht  zusammemiiessend  und 
tragen  breite  Blindsäckchen. 

Endlich  machen  die  Autoren  den  Vorschlag,  die  Gattungen 
Pleurocotyle,  Phyllocotyle,  Plectanocotyle,  Poly- 
stomum,  Erpocotyle,  Diplobothrium,  Platocotyle  und 
Sphyranura,  die  inan  bisher  mit  anderen  zur  Familie  Octo- 
cotylidae  vereinigte,  abzutrennen,  da  sie  weniger  als  8 Saug- 
näpfe am  Hinterende  tragen,  und  für  sie  eine  neue  Familie  (resp. 
Subfamilie)  „Oligocotylidae“  zu  schaffen;  bei  den  Octocoty- 
1 i d a e s.  str.  würden  dann  verbleiben  Octocotyle  oder  Octo- 
bothrium  mit  mehreren  Untergattungen,  Anthocotyle,  Val- 
lisia,  Hexacotyle  (wo  trotz  des  Namens  8 Saugnäpfe  Vor- 
kommen) und  D i p l o z o o n.  M B r a u n (Rostock). 


2i* 


320  Schutzimpfung,  kiiustl.  ' nfektior.sl  rank  heilen  Entwickelungshemtnuog  etc. 


Schutzimpfung,  künstliche  Infektionskrankheiten,  Entwick- 
lungshemmung und  Vernichtung  der  Bakterien  etc. 

iiankiu.  E.  II.,  Report  on  the  conflict  between  the  Or- 
gan i s m andthemicrobe.  jErom  the  Pathological  Laboratory, 
Cambridge.]  (British  Med.  Jourii.  No.  1541.  1890.  p.  65.) 

Der  erste  Thei!  der  interessanten  Arbeit  befasst,  sich  mit  jenen 
Substanzen,  welche  bei  der  Hervorbringung  erworbener  Immunität 
betheiligt  sind.  Es  gelang,  chemische  Immunität  mit  den  Stofiwechsel- 
prodnkten  verschiedener  bakterieller  Krankheitserreger  zu  erzeugen 
und  aus  ihnen  auch  eine  Reihe  von  Ptomaiuen  zu  isoliren.  ohne  dass 
indes  mit  den  letzteren  Immunität  hätte  produzirt  werden  können. 
Die  Ursache  des  Misserfolges  möge  darin  liegen,  dass  nicht  die  Pto- 
inaüne,  sondern  Gifte  gänzlich  verschiedener  Natur  bei  der  Schutzim- 
pfung auf  chemischem  Wege  in  Frage  kommen.  Bei  der  erworbenen 
Immunität  handelt  es  sich  zumeist  um  Tolerirung  eines  Giftes.  Sie 
wird  durch  eine  einzige  oder  doch  nur  wenige  Dosen  hervorgebracht 
und  kann  Monate  bis  Jahre  lang  andauern,  im  Gegensätze  zu  jener 
so  häufig  zur  Beobachtung  gelangenden  Immunität  gegen  Alkaloide, 
die  aus  lang  andauernden  Gabenfolgen  in  beschränktem  Grade  hervor- 
geht. Analoge  Eigenschaften  mit  dem  hypothetischen,  die  Immunität 
bewirkenden  Gifte  besitzen  die  uns  bekannten  toxischen  Proteide,  wie 
es  von  Sewall  für  das  Schlangengift  an  Tauben  nachgewiesen  wurde. 
Die  Thatsaehe,  dass  jene  Gifte,  welche  die  Eigenschaft  besitzen,  das 
bakterientödtcnde  Vermögen  des  Organismus  zu  unterdrücken,  wie 
der  Saft  des  Papainbaumes,  Jequiritysamen  und  das  Schlangengift, 
Albumosen  enthalten,  wies  ebenfalls  darauf  hin,  dass  es  nicht  Pto- 
maYne,  sondern  giftige  Proteine  seien,  welche  den  Eintritt  pathogener 
Bakterien  in  den  Körper  begünstigen  und  demnach  bei  erworbener 
Tolerirung  derselben  Immunität  gegen  die  Krankheit  verleihen  können. 

Diese  Ueberlegungen  führten  Verf.  zu  dem  Versuche,  die  Albu- 
mose  der  Anthraxkulturen  zu  isoliren,  worüber  hier  (Bd.  VI.  p.  617) 
s.  Z.  berichtet  wurde.  Dass  bei  der  Anthraxalbumose,  ebenso  auch 
bei  dem  Bricger  und  Fraenkel’schen  Toxalbumine  aus  Diphtherie- 
kulturen keine  Fermentwirkung  mitthätig  sei,  konnte  rachgewiesen 
werden,  als  einer  Anthraxalbumoselösung  Kalkwasser  zugesetzt  und 
der  Kalk  wieder  ausgefällt  wurde,  wobei  etwa  vorhandene  Fermente, 
ihrem  bekannten  Verhalten  gemäss,  rairgerissen  werden.  Mit  der  ab- 
filtrirten  Albumoselösung  wurden  bessere  Immunisirungsresultate  er- 
halten. als  mit  einer  nicht  so  behandelter;  Lösung,  woraus  geschlossen 
werden  kann,  dass  die  Immunität  hier  nicht  durch  ein  Ferment  be- 
dingt war.  Weitere  Bestätigungen  dieser  Ansichten  bringen  Si  d n ey 
Martin,  welcher  aus  Anthraxkulturen  ein  giftiges  Alkaloid  und  zwei 
giftige  Albumosen  darstellte,  mit  welchen  er  alle  Symptome  der  Krank- 
heit zu  erzeugen  im  Stande  war,  undBabes,  der  unter  anderem  im 
centralen  Nervensystem  von  an  Tollwuth  verendeten  Thieren  eine 
Albumose  und  iu  Taubendiphtheriekulturen  zwei  ähnliche  Substanzen 
entdeckte. 


Schutzimpfung,  kiinsll  Infektionskrank’rieittn,  Entvrickelungsheinnnutig  etc.  321 


Hierauf  beschreibt  Verf.  eingehender  sein  Verfahren  der  Dar- 
stellung der  Antkraxalbumose.  Als  Nährmedium  diente  nicht  pepto- 
nisirte  Bouillun,  aus  Fleischextrakt  bereitet,  welchen)  nach  dem  Ste- 
rilisiren  Fibrin  zugesetzt  und  die  dann  nochmals  frak tionirt  sterilisirt 
wurde.  Die  Entwickelung  der  Kultur  geschah  bei  Zimmertemperatur, 
weil  bei  höherer  Temperatur  die  sich  bildende  Aibumose  durch  das 
vorhandene  Anthraxferment  zerlegt  wird.  Nach  einer  Woche  wurde 
filtrirt,  die  Aibumose  durch  Saturation  des  Filtrats  mit  Aintnonium- 
sulfat  als  Niederschlag  gewonnen,  dieser  mittelst  Dialyse  gegen  Wasser 
salzfrei  in  Lösung  erhalten  und  letztere  wieder  durch  Dialyse  gegen 
Weingeist  rasch  konzentrirt.  Sehliessiiches  Ausfällen  mit  absolutem 
Alkohol  liefert  die  Aibumose  in  ziemlich  reinem  Zustande. 

Cm  die  Frage  zu  lösen,  ob  der  abgeschwächte  Milzbraudbacillus 
noch  die  Eigenschaft,  wenn  auch  in  geringerem  Grade,  besitze,  Ai- 
bumose!! zu  bilden,  wie  es  vorauszusetzen  wäre,  wenn  die  Virulenz 
des  Anthraxbacillus  von  seinem  Vermögen  abhinge,  eine  Aibumose 
zu  erzeugen,  stellte  Verf.  den  folgenden  Versuch  an:  Zwei  Kolben 

der  erwähnten  Fibrinbouillon  wurden  mit  virulentem  Anthrax  und 
premier  vaccin  geimpft,  die  Kulturen  nach  dem  Auftreten  typischen 
Wachsthums  1/2  Stunde  lang  im  Schüttelapparai  geschüttelt,  die  An- 
zahl Bacillen  pro  ccm  in  jedem  Kolben  festgestellt  und  durch  Zusatz 
des  entsprechenden  Quantums  physiologischer  Kochsalzlösung  zur 
virulenten  Kultur  in  beiden  Kolben  auf  die  gleiche  Hohe  pro  ccm 
gebracht.  Nun  wurden  zwei  gleichgrosse  Köhren  mit  den  beiden 
Kulturfiiissigkeiten  angefüllt,  gleiche  Theile  koagulirtes  Proteid,  durch 
Kochen  einer  verdünnten,  schwach  angesäuerten  Lösung  von  Eier- 
alhumin  gewonnen,  hinzugefügt  und  durch  2 Stunden  centrifugirt. 
In  dem  erhaltenen  Präcipitat  waren  die  gleiche  Anzahl  Bacillen  mit 
der  gleichen  Menge  koagulirten  Proteids  vorhanden.  Die  darüber 
stehende  Flüssigkeit  wurde  zum  grösseren  Theile  abgegossen  und  er- 
wies sich  im  Plattenverfahren  als  steril.  Die  zurückgebliebene  Masse 
verblieb  24  Stunden  bei  37°  C,  dann  wurde  sie  aufgeschüttelt,  filtrirt 
und  auf  Pepton  und  Albumosen  untersucht.  Die  von  der  virulenten 
Kultur  stammende  Flüssigkeit  gab  eine,  einer  0,25%  Peptonlösung 
nahe  kommende  Reaktion,  während  die  vom  premier  vaccin  stammende 
überhaupt  keine  Biuretreaktion  zeigte.  Soweit  es  mit  dieser  Methode 
nachweisbar  ist,  besitzt  demnach  abgeschwächter  Milzbrand  keine 
peptonisirenden  Eigenschaften. 

Im  zweiten  Theile  „Ueber  schützende  Proteide“  rekapitulirt  Verl, 
seine  früheren  Publikationen  über  Zellglobuliu  (s.  auch  Ref.  in  diesem 
Oentralbl.  Bd.  VIII.  p.  215)  und  tlieilt  Versuche  mit  über  die  Ein- 
wirkung des  Blutegelextraktes  auf  die  bakterientödtende  Eigenschaft 
des  Zellglobulins,  ßlutegelextrakt  enthält  eine  Substanz,  die  nach 
Dick  in  so  n zu  den  Albumosen  gehört.  Diese  Aibumose  zerstört 
nach  Ilaycraft  Fibrinferment,  weshalb  das  bakterientödtende  Ver- 
mögen einer  Zellglobulinlösung  durch  Hinzufügen  von  Blutegelextrakt 
vermindert  werden  müsste,  wenn  es  von  der  Gegenwart  des  Fibrin- 
fermentes abhängig  wäre.  Die  Versuche  ergaben,  dass  eine  kleine 
Menge  Blutegelextrates  die  keimtödtende  Kraft  des  Zellglobulins  nicht 
aufhebt  und  dass  das  beobachtete  Resultat  auch  nicht  von  einer 


322  Schutzimpfung,  kiinstl.  Infektionskrankheiten,  Entwickeiiingshominnni;  etc. 


etwaigen  antiseptischen  Wirkung  des  Blutegelextraktes  beeinflusst 
wurde.  Die  bakterientödtende  Eigenschaft  des  Zellglobulins  verhält 
sich  ähnlich  jener  des  frischen  Blutserums.  In  sehr  verdünnter  Lö- 
sung tritt  nach  einer  anfänglichen  Verminderung  eine  Vermehrung 
der  eingebrachten  Mikroorganismen  auf,  eine  mit  Anthrax  geimpfte 
und  steril  gebliebene  Lösung  zeigt  üppiges  Wachsthum,  wenn  sie 
neuerdings  mit  Anthraxsporen  geimpft  wird  und  auch  die  von 
Büchner  festgestellte  Thatsache  über  das  Verlieren  oder  Bewahren 
der  bakterientödtenden  Eigenschaft  des  Blutserums  beim  Dialysiren 
gegen  Wasser  oder  normale  Kochsalzlösung  weist  darauf  hin,  dass 
das  Globulin  die  keimtödtende  Kraft  darstellt. 

Die  Ergebnisse  der  W ool  r i d ge’schen  Untersuchungen  über 
Immunität  gegen  Anthrax  lassen  sich  aus  den  Resultaten  des  Verf.’s 
erklären,  wogegen  bei  der  Hervorbringung  einer  vergrösserteu  Wider- 
standsfähigkeit bei  Kaninchen  gegen  Anthraxinfektion  durch  Injektion 
einer  einfachen  Fibrinogenlösung  an  ein  schützendes  Protein  gedacht 
werden  könnte.  Nach  Fokker  besitzt  frische  Milch  ein  bakterien- 
tödtendes  Vermögen,  das  durch  Kochen  verloren  geht,  was  ebenfalls 
auf  das  Vorhandensein  eines  ähnlichen  Stoffes  hiuweist. 

Kral  (Prag). 

Wagner,  K.,  Zur  Lehre  von  der  Bedeutung  der  Tempe- 
ratur bei  den  Infektionskrankheiten.  (Wratsch.  1890. 
No.  39 — 40.)  [Russisch.] 

Verf.  studirte  die  Wirkung  der  Milzbrandinfektion  an  Hühnern, 
und  zwar  sowohl  an  normalen,  wie  an  abgekühlten  (mittelst  kaltem 
Wasser  und  Antipyreticis)  und  narkotisirten. 

Geimpft  wurden  die  Milzbrandbacillen,  resp.  Sporen  in  die  vordere 
Augenkammer,  unter  die  Haut  und  ins  Blut. 

Als  Vorversuche  führte  Verf.  eine  Reihe  von  Kulturproben  der 
Milzbrandbacillen  im  Blutserum,  im  defibrinirten  Blute  und  im  Humor 
aqueus  des  Auges  von  Hühnern  aus;  diese  Kulturen  zeigten,  dass 
die  Hühnersäfte  nicht  anthraxfeindlich  sind;  die  Bacillen  entwickelten 
sich  schön  und,  auf  Kaninchen  und  Meerschweinchen  veriinpft,  zeigten 
sie  ungeschwächte  Virulenz.  Die  Ursache  der  Immunität  gesunder, 
normaler  Hühner  gegen  Milzbrand  ist  also  uicht  darin  zu  suchen, 
dass  die  Körpersäfte  dieses  Thieres  einen  ungeeigneten  Boden  für 
die  Entwickelung  der  Antbraxbacilien  darstellen.  Worin  sie  aber 
zu  suchen  ist,  zeigten  die  Ergebnisse  der  ersten  Versuchsreihe  (In- 
fektion normaler  Hühner).  Die  eingeführten  Bacillen  entwickeln  sich 
während  des  ersten  Tages  an  der  Impfstelle  energisch;  am  zweiten 
Tage  begann  hier  schon  eine  Phagocytose,  welche  in  der  Mehrzahl 
der  Fälle  dazu  führte,  dass  man  am  dritten  Tage  keine  Bacillen  mehr 
an  der  Impfstelle  entdecken  konnte;  sie  waren  alle  eliminirt. 

Die  Versuche  mit  Injektion  ins  Blut  führten  zum  Schlüsse,  dass 
sich  der  Organismus  auch  in  diesem  Falle  mittelst  Phagocytose  von 
den  Bacillen  befreit. 

Die  Temperatur  der  infizirten  Hühner  überstieg  die  Norm  um 
1—  2£UC,  hielt  auf  dieser  Höhe  einige  Tage  an  und  kehrte  zur  Norm 


Schutzimpfung,  künsti  Infektionskrankheiten,  Eiitwickeiungsheuomung  «tc.  323 


zurück  zu  der  Zeit,  da  keine  Bacillen  mehr  an  der  Impfstelle  zu 
finden  waren. 

Sämmtliche  Hühner,  welche  vermittelst  Eintauchung  der  unteren 
Körperhälfte  in  Wasser  (25"  C)  abgekühlt  wurden,  gingen  zu  Grunde. 
Der  Verlauf  der  Krankheit  war  der  für  den  Milzbrand  typische; 
Phagocytose  war  auf  ein  Minimum  reduzirt.  Alle  Kontrollthiere,  so- 
wohl diejenigen,  die  abgekühit  wurden,  ohne  infizirt  zu  sein,  wie  die 
infizirten,  jedoch  nicht  abgekühlten,  blieben  am  Leben. 

Aus  den  11  Versuchsthieren,  bei  welchen  die  Abkühlung  mittelst 
Antipynninjektionen  erzielt  worden  war,  erkrankten  6.  5 von  ihnen 
gingen  zu  Grunde,  während  eines  von  ihnen  die  Krankheit  über- 
stand. Dieses  Ergebniss  erklärt  sich  dadurch,  :dass  die  Antipyrin- 
injektion  nur  auf  eiuige  Stunden  abkühlt,  des  Nachts  die  Injektionen 
nicht  wiederholt  waren,  so  dass  die  Immunität  nur  theilweise  auf- 
gehoben war.  Auch  diese  Versuche  zeigten,  dass  die  Aufhebung  der 
Immunität  durch  Abschwächung  der  phagoeytären  Energie  der  Leu- 
kocyten  zu  Stande  kommt. 

Dieses  Ergebniss  führte  den  Verf.  auf  den  Gedanken,  durch 
Narcotica  die  Leukocyten  zu  schwächen,  ohne  die  Körpertemperatur 
zu  ändern.  Aus  8 Hühnern,  welche  nach  der  Infektion  der  Wirkung 
von  Chloralhydrat  ausgesetzt  waren , ging  eins  an  Milzbrand  zu 
Grunde  (nach  ca.  60  Stunden).  Von  den  übrigen  gingen  3 wegen 
Intoxikation  mit  Chloralhydrat  zu  Grunde  und  4 blieben  am  Leben. 
Auch  bei  diesen  war  die  lokale  Reaktion  (Oedem)  aufaugs  bedeutend, 
später  ging  sie  aber  zurück.  Verf.  erklärt  die  schwache  Wirkung 
von  Chloralhydrat  auf  die  Resistenzfähigkeit  der  Hühner  gegen  Milz- 
brand dadurch,  dass  die  Gaben,  welche  eine  volle  Aufhebung  der 
phagoeytären  Thäligkeit  der  Leukocyten  nach  sich  ziehen  würden, 
gleichzeitig  auch  das  Thier  durch  Paralyse  des  Nervensystems  tödten 
würden.  Steinhaus  (Warschau). 

Thoinot,  £tude  sur  la  valeur  d^sinfectante  de  l’acide 
sulfureux.  (Annales  de  l’Institut  Pasteur.  1890.  No.  8.  S.  500.) 

Eine  Reihe  von  Infektionserregern  wurde  der  direkten  Ein- 
wirkung der  gasförmigen  schwefligen  Säure  (durch  Verbrennen  von 
Schwefelblumen  erzeugt)  in  einem  Zimmer  von  50  cbm  Inhalt  aus- 
gesetzt, dessen  Fugen  mit  Kitt  möglichst  luftdicht  verschlossen  waren. 
Die  Prüfung  der  Wirksamkeit  geschah,  soweit  möglich,  durch  nach- 
trägliche Verimpfung  der  Infektionserreger  auf  Thiere,  in  anderen 
Fällen  durch  Uebertragung  auf  Nährsubsttate,  nach  vorhergehender 
Abspülung  der  oberflächlich  anhaftenden  schwefligen  Säure  in  ste- 
rilem Wasser.  Die  Infektionserreger  selbst  wurden  theils  in  Form 
pathologischer  Sekrete  und  Organe  (Tuberkelsputum , Rotzeiter, 
pulverisirter  getrockneter  Rauschbrandmuskel  etc.)  angewendet,  theils 
waren  sie  auf  testen  Nährböden  herangezüchtet. 

Das  Gesammtresultat  geht  dahin,  dass  man  unter  den  Infek- 
tionserregern bezüglich  ihres  Verhaltens  zur  schwefligen  Säure  zwei 
Gruppen  zu  unterscheiden  habe.  Die  eine  Gruppe  — Bacillus  des 
malignen  Oedems,  Rauschbrand,  Milzbrand  — zeigt  absolute  Resistenz 
selbst  gegen  die  stärkste  und  längste  Einwirkung  der  schwefligen 


.'J24  Schutzimpfung,  Ltiust).  InlVkUonskruokheitan,  EntTvickelungshemciUriß  etc 


Säure  [offenbar  wegen  der  Dauersporen,  Ref.];  während  die  andere 
Gruppe  — Tuberculose,  Hot/.  Wurm  des  Rindes,  Typhus,  Cholera, 
Diphtherie  — eine  lüdtende  Einwirkung  der  schwefligen  Säure  er- 
kennen hisst.  Die  hicr/u  erforderliche  Dosis  ist  im  Fmzelfatle  ver- 
schieden, aber  die  Quantität  von  60  g verbranntem  Schwefel  per  Kubik 
meter  bei  24 ständiger  Einwirkung  in  einem  wo’hi  verschlossenen 
Zimmer  gibt  nach  Verf.  absolute  Sicherheit.  (?  Ref.)  Es  wird  daher 
dieses  Verfahren  für  die  Praxis  empfohlen. 

Bemerkt  sei.  dass  die  Tuberkelbacillen  theils  als  Reinkultur, 
theiis  in  Sputum,  und  zwar  letzteres  in  feuchter  sowohl  als  getrock- 
neter Form  angewendet  wurden.  Die  nachträgliche  Veninpfung  auf 
Meerschweinchen  blieb  erfolglos.  Feber  die  Dicke  der  angewendeten 
Schicht,  beim  Sputum  ist  eine  Angabe  nicht,  gemacht.  [Es  lässt 
sich  allerdings  kaum  bestreiten,  dass  die  früheren  Anforderungen  an  die 
Desinfektionskraft  des  schwefligen  Säure  im  Verhältnis»  zu  den  ge- 
wöhnlichen praktischen  Aufgaben  zu  hoch  gespannte  waren,  da  man 
immer  die  so  äusserst  widerstandsfähigen  Milzbrandsporen  als  Test- 
objekt benutzte.  Ref.]  Büchner  (München). 

Proch<mniek , Die  Behandlung  des  frischen  Trippers 
beim  Weibe  mit  dem  konstanten  Strom.  (Münch,  med. 
Wochenschr.  1890.  No.  27.) 

Procliow  nick  und  Spnetli.  Heber  die  keimtödtende  Wirkung 
des  galvanischen  Stromes.  (Dtsch.  med.  Wochenschr. 
1890.  No.  20.) 

Die  günstigen  Wirkungen,  welche  Apostoli  seit  1886  durch 
Einwirkung  des  konstanten  galvanischen  Stromes  bei  Endometritiden 
erzielt  haben  will,  wurden  durch  therapeutische  Versuche  Prochow- 
n ick  ’s  bestätigt.  Wenngleich  dieselben  auch  noch  nicht  in  jeder 
Beziehung  abgeschlossen  sind,  so  hält  Prochownick  doch  die- 
jenigen, welche  sich  auf  die  Behandlung  des  frischen  Scheidentrippers 
bezogen,  bereits  für  so  weit  gediehen,  dass  er  mit  deren  Veröffent- 
lichung nicht  mehr  zögern  zu  müssen  glaubt.  Er  führte  mehreren 
Frauen,  deren  frische  Tripperinfektion  durch  die  Anamnese  und  den 
Gonokokkennachweis  ausser  Zweifel  gestellt  war,  die  durch  eine 
Kupfersonde  dargestellte  positive  Elektrode  eines  galvanischen  Stromes 
durch  die  Scheide  bis  in  den  Cervixkanal  ein,  schloss  den  Strom 
und  liess  ihn  in  einer  Kraft  von  80 — 100  Milliamperes  ungefähr  10 
Minuten  lang  einwirken.  Schon  nach  drei  derartigen  Sitzungen  ver- 
schwanden die  Gonokokken  gänzlich  aus  dem  Sekret;  dasselbe  wurde 
bald  serös  und  verminderte  sich  so  schnell,  . dass  die  Patientinnen 
nach  weiteren  vier  Sitzungen  iür  geheilt  angesehen  werden  konnten, 
ohne  dass  es  zu  Recidiveu  kam.  Für  die  Harnröhre  liess  sich  die 
Methode  nicht  durchführen,  weil  gleich  starke  Ströme  in  derselben 
nicht  vertragen  wurden.  Der  gleichzeitig  bestehende  Harnröhren- 
tripper wurde  daher  durch  eine  Abortivkur  mit  dem  Höllensteinstift 
erfolgreich  behandelt.  Die  gesammte  Behandlung  dauerte  jedesmal 
2 — 3 Wochen.  Während  derselben  war  den  Patientinnen  die  Coha- 
bitation  streng  untersagt,  auch  mussten  dieselben  nach  jeder  galva- 
nischen Sitzung  ca.  2 Stunden  vollkommen  Ruhe  halten. 


ßafeteriol.  vom  X.  internationalen  mediciniscben  Kongresse  zu  Berlin  325 


Zur  Kontrolle  und  Erklärung  seiner  klinischen  Erfolge  prüfte 
Prochownick  gemeinschaftlich  mit  Spaeth  die  antibakterielle 
Wirkung  des  galvanischen  Stromes  durch  das  Experiment.  Die  Ver- 
suche ergaben  anfangs  ein  fast  gänzlich  negatives  Resultat,  so 
lange  die  Verff.  ihre  Elektroden  einfach  in  Kulturlösungen  ein- 
tauchen  liessen.  Sie  bedienten  sich  daher  später  kupferner  Elek- 
troden, welche,  mit  Agar  übergossen,  selbst  als  Nährboden  für  Bak- 
terien gedient  hatten  und  während  der  Einwirkung  des  Stromes  in 
Kochsalzlösung  getaucht  wurden.  Hierbei  fand  am  positiven 
Pol  stets  starke  Bakterien  Vernichtung  statt  Kulturen 
von  Staphylococcus  aureus  und  Streptococcus  pyogenes 
wurden  bei  \ ständiger  Einwirkung  einer  Stromstärke  von  60—80 
Milliamperes  getödtet.  Zur  Vernichtung  von  Milzbrandkulturen  be- 
durfte es  der  £ — lstündigen  Einwirkung  eines  Stromes  von  200 — 230 
M.-A.  Die  Verff.  schieben  diese  Wirkung  des  galvanischen  Stromes 
auf  die  an  der  Anode  in  der  Kochsalzlösung  stattfindende  Chlorent- 
wickelung, da  das  Chlorgas  in  statu  nascendi  jedenfalls  eine  beson- 
ders stark  antiparasitäre  Eigenschaft  besitze.  Als  Beweis  dafür 
geben  sie  an,  dass  die  Kupfersonde,  deren  sich  Prochownick  bei 
seinen  klinischen  Versuchen  bediente , nach  jeder  Sitzung  ninen 
grünen  Ueberzug  zeigte,  der  bei  chemischer  Untersuchung  als  Kupfer- 
chlorür  erkannt  wurde.  Sie  finden  auf  diese  Weise  auch  eine  Er- 
klärung dafür,  dass  nur  der  positive  Pol  des  galvanischen  Stroms 
bakterientödtende  Eigenschaften  besitzt  und  weisen  auf  A p o s to  1 i’s 
neueste  Veröffentlichung  in  No.  19  des  laufenden  Jahrgangs  der 
Münchener  mediciniscben  Wochenschrift  hin,  durch  welche  der  letz- 
tere Satz  bestätigt  wird.  K übler  (Oldenburg). 


Originalberichte  über  Kongresse. 


Bakteriologisches  vom  X,  internationalen  mediciniscben 
Kongresse  zu  Berlin,  4. — 9.  August  1890. 

(Fortsetzung.) 

Aus  den  Abtheilungs  - Sitzungen. 

XV.  Abtheilung:  Hygiene. 

Herr  Felix  (Bukarest).  Man  schenkt  der  Tuberculose  in  Schulen 
zu  wenig  Aufmerksamkeit,  die  Schule  gibt  mannigfache  Gelegenheit 
zur  Verbreitung  der  Krankheit,  die  Sputa  tubercuRser  Schüler  ge- 
rathen  zwischen  und  unter  die  Schulbänke,  wo  sie  eintrocknen  und 
in  Staub  umgewandelt  in  die  Atmosphäre  gerathen.  Bei  aller  Dis- 
ziplin wird  man  die  kranken  Kinder  nicht  dazu  bringen,  nur  in  den 
Spucknapf  zu  spucken,  somit  die  Eintrocknung  und  Verstaubung  des 
Auswurfs  nicht  hintanhalten.  Deshalb  ist  es  angezeigt,  dass  kranke 
Schüler, die  expektoriren,  rücksichtslos  aus  der  Schule  entfernt  werden: 


326  Bakteriol.  vom  X internationalen  medicinisehen  Kongresse  zu  Berlin. 


jedem  Schüler,  der  Sputa  auswirft,  ohne  Unterschied,  ob  dieselben 
Tuberkelbacillen  enthalten  oder  nicht , sei  die  Schule  verschlossen, 
und  um  sowohl  die  Ansteckungsgefahr  als  auch  den  moralischen 
Einfluss  dieser  Maassregel  auf  die  Kranken  zu  beseitigen,  darf  eben 
kein  Unterschied  zwischen  den  verschiedenen  chronischen  Krankheiten 
der  Luftwege  gemacht  werden,  welche  Auswurf  erzeugen  So  hart 
auch  die  Durchführung  dieses  Vorschlages  scheinen  mag,  ist  sie  doch 
dringend  geboten,  wir  opfern  den  Unterricht  des  Einzelnen  dem 
physischen  Wohle  der  Gesammtheit. 

Obwohl  die  Tuberculose  des  Menschen  nur  in  äusserst  seltenen 
Fällen  durch  den  Genuss  des  Fleisches  tuberculöser  Thiere  entsteht 
und  die  gewöhnliche  Zubereitung  des  Fleisches  die  Ansteckungsge- 
fahr beseitigt , ist  es  doch  wünschenswert!) , dass  in  den  Schlacht- 
häusern der  verschiedenen  Staaten  die  tuberculösen  Thiere  nach 
gleich  massigen,  einheitlichen  Grundsätzen  behandelt  werden  mögen. 
So  wie  das  Gebaren  in  verschiedenen  Schlachthäusern  verschieden 
ist,  sind  es  auch  die  Ergebnisse  der  Tuberculosestatistik  der  Haus- 
thiere.  Diese  Umstände  zeugen  für  die  Nothwendigkeit  einer  inter- 
nationalen Reglementation,  nicht  bloss  vom  administrativen , sondern 
auch  vom  wissenschaftlichen  Standpunkte. 

XI.  Abthcilung:  Ohrenheilkunde. 

Herr  Zaufal  (Prag).  Ueber  die  Beziehungen  der  Mikro- 
organismen zu  der  akuten  (primären)  Mittelohrent- 
zündung und  ihren  Komplikationen  und  der  chro- 
nischen Mittelohrentzündung  und  ihren  Kompli- 
kationen. 

Zur  Proklamirung  eines  Mikroorganismus  als  Erreger  der  akuten 
Mittelohrentzündung  muss  die  Erfüllung  der  drei  Koch’scheD  Be- 
dingungen (häufiges  Vorkommen  bes.  im  Anfänge  des  Prozesses, 
Nachweis  im  entzündeten  Gewebe  und  künstliches  Hervorrufen  der 
Entzündung  durch  tJeberimpfen  einer  Reinkultur)  durchgeführt 
werden.  Nur  beim  Bacillus  Friedländer  sind  diese  Anfor- 
derungen erfüllt,  bei  den  anderen  aber  sind  in  der  Beweisführung  noch 
Lücken.  Unzweifelhaft  sind  Mittelohrentzündungserreger  der  Diplo- 
coccus  pneumoniae  Frankel  - Weichselbaum,  der  Strep- 
tococcus pyogenes,  der  Staphylococcuspyogenes  albus 
uud  aureus  und  der  Bacillus  Fried  lande  r,  bei  den  andern, 
dem  Staphylococcus  cereus  albus,  Staphylococcus 
tenuis,  Bacillus  tenuis,  Micrococcus  tetragenus,  Ba- 
cillus pyocyaueus  und  beim  Soorpilz  ist  es  mehr  oder  weniger 
zweifelhaft.  Die  genannten  Erreger  können  ebenso  bei  den  primären 
wie  sekundären  Entzündungen  Vorkommen.  Die  akute  Mittelohrent- 
zündung ist  kein  ätiologisch  einheitlicher  Prozess,  sondern  kann  durch 
verschiedene  Mikroparasiten  hervorgerufen  werden.  Bei  den  Ver- 
kühluugsotitiden  findet  sich  häufiger  der  Diplococcus  pneu- 
moniae, bei  den  sekundären  häufiger  die  pyogenen  Mikroparasiten 
sensu  strictiori,  doch  müssen  auch  der  Bacillus  Fried- 
länder und  der  Diplococcus  pneumoniae  zu  den  Eitcrbildnern 


Neue  Litteratur 


327 


gezählt  werden.  Nach  Bordoni-Uffreduzzi  und  Gradenigo 
erhält  der  Diplococcus  pneumoniae  seine  eiterbildende  Kraft 
durch  die  Abschwächung  in  seiner  Virulenz.  Bei  Mittelohrentzündung 
durch  Fremdkörper,  nach  Operationen  im  Cavum  pharyngo- 
nasale  und  Rhinorrhagieen  fand  Z.  bisher  den  Streptococcus 
pyogenes.  Der  Verlauf  der  akuten  Mittelohrentzündung  ist  in  der 
Regel  ein  typischer,  entsprechend  dem  cyklischen  Entwickelungsgang 
des  Mikroparasiten,  sehr  häufig  pneumouieartig  mit  kritischem  Ab- 
fall der  Temperatur  und  Resorption  des  Exsudats.  Häufig  findet  sich 
nur  ein  pathogener  Mikroorganismus  im  Exsudat,  seltener  zwei  oder 
mehrere  auch  nicht  pathogene.  Der  Erreger  der  akuten  Entzündung 
wird  häufig  auch  bei  den  Komplikationen  gefunden , doch  können 
letztere  auch  durch  Sekundärinvasion  pathogener  Mikroorganismen 
herbeigeführt  werden.  Die  Komplikation  kann  Zusammenhängen  mit 
der  Art  des  Erregers,  so  sind  Pyostreptokokkenotitiden  komplikations- 
reich , ferner  mit  hochgradiger  Virulenz  des  Entzündungserregers 
u.  s.  w.  Unter  Umständen  (lokalen  und  pathol.-anatomiscben  günstigen 
Bedingungen  bei  sekundären  Otitiden  etc.)  kann  jeder  Otitis  media 
hervorrufende  Mikrobe  Komplikationen  erzeugen.  Bisher  wurden 
folgende  Komplikationen  gefunden : 

Beim  Bacillus  Frie dlän der  Facialparalyse  (Zaufal);  Ab- 
scess  des  Proc.  mastoid.  und  Allgemeininfektion  (W  ei  c h se  1 b au  m) ; 
Meningitis  (Netter); 

beim  Diplococcus  pneumoniae  Abscess  des  Proc.  mastoid. 
(Za  uf  a i , Ver  neui  1,  Netter),  Meningitis  cerebrospinalis  (W  eich- 
selbaum); 

beim  Streptococcus  pyogenes  Meuiugitis  (N etter),  Ab- 
scess des  Proc.  mast.  (Zaufal,  Netter),  Sinusthrombose  und 
Pyoseptikämie,  dann  Pyoseptikämie  ohne  Sinusthrombose  und  Lungen- 
gaugrän (Netter),  Facialparalysis  (Zaufal); 

beim  Staphylococcus  pyogenes  Abscess  des  Proc.  mastoid. 
(Bordoni-Uffreduzzi  und  Gradenigo); 

beim  Staphylococcus  cereus  albus  Abscess  des  Proc. 
mast.  (Levy  und  Schräder). 

(Fortsetzung  folgt.) 


Neue  Litteratur 

zusammengestellt  von 

De.  Abthur  Wükzbubg, 

Bibliothekar  im  Kaiserliche»  Gesnndheitaarate  in  Berlin. 


Allgemeines  über  Bakterien  und  Parasiten. 

Domergue,  F.,  Mat^riaux  pour  servir  k l’histoire  des  infusoires.  (Auual.  de  microgr. 
T.  III.  1891.  No.  2.  p.  49—61.) 

Morphologie  und  Systematik. 

Newoombe,  F.  C. , Perennial  myceüum  of  the  fungos  of  blackberry  rast.  (Journ.  of 
Myool  1891.  Vol.  VI  No.  3.  p 106—107.) 


328 


Neue  Litteratur. 


Biologie. 

(Gährung,  Fäulniss,  Stoffwechselprodukte  usw.)  , 

Hansen,  E.  C.,  Nouvelles  recherches  sur  la  circulation  du  Saccharomyces  apiculatus  daos 
la  nature.  (Annal.  de  mierogr.  T.  III  1891  No.  2.  p.  76 — 82.) 
laurent.  E..  E'xperienees  sur  la  reduetion  des  nitrates  par  '.es  vegetaux.  (Annal.  de 
I' Institut  Pasteur.  1890  No.  11.  p.  722 — 744  ) 

Zülaser,  W.,  lieber  eiu  Alkaloid  der  Taberkelbacillen.  (Berlin.  k!in  Wochensehr.  18S1. 
No  4.  p 98  ) 

Beziehungen  der  Bakterien  und  Parasiten  zur  unbelebten  Natur. 

Luft,  IVasser,  Buden. 

Carrier,  C.  G.,  Self-purifieation  of  flowing  water,  and  tlie  inffuence  of  polluted  water  in 
tha  causation  of  disease.  (Amer.  Journ.  of  the  Med  Sciences.  1890  Der  p.  586 — 
603.) 

Nahrungs-  und  Gcnussmiitel , Oebrauchsgegenständc. 

Braatx,  E , Bakteriologische  und  kritische  Untersuchungen  über  die  Zubereitung  des 
Catgut  'Beitr.  z.  kiin.  Chir.,  red.  v.  P.  Bruns.  Bd  VII.  18S1.  Heft  I.  p.  70 — 90.) 
Vacgh&n,  V C.,  A new  poison  in  cheese.  (Med.  and  Surg.  Reporter.  1890.  Vo!.  II. 
No.  21  p.  584—585.) 

Zeidler,  A.,  Beiträge  zur  Kenntniss  einiger  in  Würze  und  Bier  verkommender  Bakterien. 
(Wochensehr.  f.  Brauerei.  1890  No.  47,  48.  p.  1213 — 1215,  1237  -1240.) 

Beziehungen  der  Bakterien  und  Parasiten  zur  belebten  Natur. 

Krankheitserregende  Bakterien  und  Parasiten  bei  Menschen. 

A.  Infektiöse  - 1 Ugemeinkra ribbelten. 

Goldstein,  A.,  Nach  Croup  auftretende  tertiäre  Infektion.  Ein  Beitrag  zur  Frage  der 
Mischinfektion.  (Orvosi  hetilap.  1890  No.  48  ) [Ungarisch.] 

Nencki,  M.,  i Sahli.  H.,  Enzymy  w terapii.  (Gaz  lekarska.  1890.  No  48.  p.  948 — 950.) 
P&asini,  8 , Bakteriologische  Studien  über  den  Auswurf.  (Arch.  f.  p&thol  Anat.  u. 
Physiol.  Bd.  CXXIl.  1890.  Heft  3.  p.  424—470.) 

M alariakrankheiten. 

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Lancis.  d osped.  di  Roma.  1890.  Maggio  p.  179  — 192.) 

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460) 

Banilewski,  W J.,  Ueber  die  Mikroben  ( Plasmodien)  der  akuten  und  chronischen  Ma- 
lariainfektion beim  Menschen  und  bei  Vögeln.  (Wratsch  1890.  No  47  p.  1063  — 1065.) 
[Russisch  ] 

Moacato,  P.,  Stille  iooalizzazioni  multiple  che  l’infezione  palustre  puö  produrre  nell’  or- 
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p.  627  — 656,  687  — 709.) 

Tvpho-Malariafieber. 

Pnrjecz.  3.,  Ueber  einige  bei  Typbus  abdominalis  beobachtete  Tempcraturmodifikationen 
mit  Rücksicht  auf  die  Frage  der  Mischinfektion  von  Typhus  und  Malaria.  (Gyo- 
gyaszat.  1890  No.  48.)  [Ungarisch  ] 

Exanthem  atisebe  Krankheiten. 

(Pocken  [Impfung],  Flecktyphus,  Masern,  Rötheln,  Scharlach,  Friesei,  Windpocken.) 

Jaoontini.  G.,  Contributo  alla  terapia  del  vsjuolo.  Vaccinazione  e vsccini.  (Gazz.  d. 

ospit.  1890.  No.  93  — 95.  p.  738—740,  747—748,  755  756.) 

Maroaschek  von  Maroö,  C.,  Ebbe-  und  Fluthbewegung  im  Auftreten  der  Blatternepide- 
mieen  und  ihr  Verschwiudeu  mit  der  Einführung  der  allgemeinen  Impfung  und  Revac- 
cination.  ( Oester r.  Sanitäts wesen.  1890.  No  30 — 32.  p.  465— 468,  481  — 484,  498 — 500.) 
Pocken  in  Madrid.  (VeröfFentl.  d kais  Gesundh. -Amtes.  1890.  No.  49.  p 770 — 771.) 


Neue  Litteratur. 


329 


Bussell,  J.  B.f  The  problem  of  scarlet  fever  and  the  netification  Act.  (Lancet.  1890. 
Vol.  II.  No.  22.  p.  1188  ) 

Batherford.  C , Auima!  (ealf)  vaccination.  (Veterin.  Journ.  1890.  Dec.  p.  399—405.) 
Vaccioatiou  in  Holland:  direct  and  indirect  compulsion.  (Practitiouer.  1890.  Dec. 
p.  470—480.) 

Zahn,  Kin  Beitrag  zur  Geschichte  der  Pocken.  (Vereinsbl.  d.  pfäiz.  Aerzte.  1890.  No.  11. 
p.  234—239.) 

Cholera,  Typhus,  Bohr,  Gelbfieber,  Pest. 

Brou&rdel,  P.,  La  lievre  typhoide  en  France.  (Annal.  d’hyg.  publ.  T.  II.  1890.  No.  6. 
p 481—493  ) 

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Science.  1890.  Dec.  p.  502  — 510.) 

Gir&rd,  Fifevre  typhoide  & Grenoble.  (Rev.  sanit  de  la  province.  1890.  No.  167.  p.  178.) 
Marotte,  A.,  De  l’action  du  naphtol  sur  la  toxicite  des  urines  dans  la  dolhiEnentErie. 
(Lyon  med.  1890.  No.  48.  p 429 — 434.) 

Stengel,  A..  Acute  dyseutery  and  the  amoeba  coli.  (Med.  News.  1890.  Bd.  II.  No.  20. 
p.  500 — 503.) 

Wundinfektionskrankheiteß. 

Eiterung,  Phlegmone,  Erysipel,  acutes  purulentes  Oedein,  Pyätnie,  Septikämie, 
Tetanus,  Hospitalbrand,  Puerperalkrankheiten,  Wundfäulniss.) 

Sonnet  8.,  Retention  d'un  placenta  k tenne ; septicemie  avec  metastase  articulaire. 
Contagion  propagee,  sous  forme  d’Erysiplsle  , ä un  eulant  de  6 ans.  (Nouv.  arch. 
d’obsietr.  et  de  gynEcol.  1890.  No.  11.  p.  589  — 596.) 

Bruschettini,  A.,  Recherches  preliminaires  sur  la  difiusion  du  poison  du  tetanos.  (Annal. 

de  micrcgr.  T.  III.  1890  No.  2 p.  83 — 87.) 

Kay,  T.  W.,  Childbed  fever.  (New-York  Med.  Journ.  1890.  Vol.  II.  No.  21.  p.  564 
—567.) 

Iafektiousgeschwülste. 

(Lepra,  Tuberculose  [Lnpus,  Skrophulosej,  Syphilis  [und  die  anderen  venerischen 

Krankbeiten].) 

Adamkiewicz,  A , Weitere  Beobachtungen  über  die  Giftigkeit  der  bösartigen  Geschwülste. 

(Krebse.)  VorL  Mitth.  (Wieaei  medic.  Blätter.  1891.  No.  4.  p.  48.) 

Arthaud,  G.  A.,  Etüde  sur  la  tuberculose  pulmonaire.  (Annal.  de  la  policlin.  de  Paris. 
1890.  No.  1 p.  3—11.) 

Bowen,  J.  T.,  Gases  of  cutaneous  tuberculosis,  with  histological  studies.  (Journ.  of 
cutan.  and  genito-uriu.  diseas.  1890.  No.  12.  p.  462 — 471.) 

C&rpenter,  A.,  The  epidemic  diphtheria  in  Croydon.  (Sanit.  Record.  1890/91.  Dec. 
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Gibbes,  H.,  and  Shuriy,  E.  L.,  Tubercle  baciili.  (Boston  Med.  and  Surg.  Journ.  1890. 
Vol.  II.  No.  21.  p.  487—489.) 

Mahillon,  Du  traitement  de  la  tuberculose  pulmonaire  dans  les  Etablissements  fermEs 
et  particuliferement  au  Sanatorium  de  Falkenstein.  (Arch.  mEd.  beiges.  1890.  Nov. 
p.  306—319.) 

Porter,  W.,  Professor  Flint’s  doctrine  of  the  self-limitation  of  pbthisis.  (Atlanta  Med. 
and  Surg.  Journ.  1890.  Nov.  p.  523 — 532.) 

Bibbert,  Neuere  Arbeiten  über  den  Modus  der  tuberculösen  Infektion.  (Deutsche  medic. 

Woehenschr.  1890.  No.  48.  p.  1108 — 1110.) 

Bussell,  W.,  The  characteristic  organism  of  cancer.  (Pathol.  Soc.  of  London.  — Brit. 
Med.  Journ.  No.  1562.  1890.  p.  1297.) 

— — , An  address  on  a characteristic  organism  of  cancer.  (Brit.  Med.  Journ.  No.  1563. 
1890.  p.  1356—1360.) 

Stone,  A.  K.,  Clinical  value  of  the  bacillus  of  tuberculosis.  (Boston  Med.  and  Surg. 

Journ.  1890.  Vol.  II.  No.  22.  p.  615—516.) 

Taylor,  B.  W.,  Clinical  syphilography : a case  of  second  infertion  witb  sypbilis  and  a 
case  of  syphilitic  infection  in  a person  hereditarily  syphilitic.  (Journ.  of  Cutan.  and 
Genito-Urin.  Diseas.  1890.  No.  12.  p.  457 — 462.) 

Worin  sind  die  Hauptursachen  für  die  starke,  immer  noch  wachsende  Verbreitung  der 
Tuberculose  zu  suchen  und  was  kann  und  soll  der  Staat  zur  Ausrottung  bezw.  Ein- 
dämmung dieser  verderblichen  Krankheit  thuu?  (Aerztl.  Mitth.  a.  u.  f.  Baden.  1890. 
No.  13.  p.  114—118.) 


330 


Nene  Litteratur. 


Diphtherie  und  Croup,  Keuchhusten,  Grippe,  Pneumonie,  epidemische  Genickstarre, 
Mumps,  Rflckfallsneber,  Osteomyelitis. 

Abbott,  S.  W.f  The  influenza  epidemic  of  1889/90.  (21.  Annual  Report  of  the  State 

Board  of  Health  of  Massachusetts.  Boston.  1890.  p.  305 — 383.) 

Bericht  über  die  Influenza-Epidemie  in  Oesterreich  zu  Ende  1889  und  im  Beginne  des 
Jahres  1890.  (Oesterr.  Sanitätswesen.  1891  No.  5.  Beil.  p.  21 — 38.) 
Qaartey-Papaflo,  B.  W.,  The  epidemic  of  influenza.  (Lancet.  1890,  Vol.  II.  No.  24. 
p.  1302.) 

Thorntoa,  P.,  The  influenza.  (Lancet.  1890.  Vol.  II.  p.  1255.) 

H.  Infektiöse  Lokalkranldieiten. 

V erdauungsorgane. 

Cantanl,  A.,  Süll’  antisepsi  intestinale.  (Giorn.  internaz.  d.  scienze  med.  1890.  Ottob. 
p.  742—747.) 

Bailliet,  A.,  et  Lucet,  A.,  Observation»  sur  quelques  coccidies  intestinales.  (Coaapt.  rend. 
de  la  soc.  de  biol.  1890.  No.  35.  p.  660 — 661.) 

Augen  und  Ohren. 

8&nj,  Sure  une  forme  particulifere  de  conjonctivite  infectieuse  etc.  8.  Paris  (Steinheil) 
1890.  2 fr. 


Krankheitserregende  Bakterien  und  Parasiten  bei  Menschen  und  Thieren. 

Aktinomykose. 

Liebman,  V.,  L'attinomice  dell’  uomo.  (Arch.  p.  le  Scienze  Med.  1890.  Vol.  XIV. 
Heft  4 p.  361—402.) 

Mari,  N , Häufigkeit  der  Aktinomykose  bei  geschlachteten  Rindern  in  Moskau.  (Berl. 
thierfirztl.  Wochenschr.  1890.  No.  öl.  p.  406.) 

Krankheitserregende  Bakterien  und  Parasiten  bei  Thieren. 

Säug  et) der  e. 

A.  Infektiöse  Allgemeinkrankheiten. 

Singleton,  H.  M.,  Bacteriology : its  value  in  diagnosis.  (Veterin.  Journ.  1890.  Dec. 
p 411—414.) 

Stand  der  Thierseuchen  in  Frankreich  im  3.  Vierteljahr  1890.  (Veröffentl.  d.  kaiserl. 
Gesundb.-Amtes.  1891.  No.  2.  p.  26 — 27.) 

Thierseuchen  in  Norwegen  im  Jahre  1888.  (Veröffentl.  d.  kaiserl.  Gesundh.- Amtes. 
1891.  No.  3.  p 41.) 

Thierseuchen  in  Portugal  während  des  ersten  Vierteljahres  1890.  (Veröffentl.  d.  kaiserl. 
Gesundh. -Amtes.  1891.  No.  4.  p 58.) 

Krankheiten  der  Wiederkäuer. 

(Rinderpest,  Lungenseuche,  Texasseuche,  Genickstarre,  Ruhr  und  Diphtherie  der 
Kälber,  Rauschbrand,  entozootisches  Verkalben.) 

Grossbritanuien.  Gesetz,  betr.  die  Bekämpfung  der  Lungenseuche.  Vom  4.  Juli  1890. 
Contagious  diseases  (animals)-pleuro-pneumonia-Act,  1890.  (Veröffentl.  d.  kaiserl.  Ge- 
sundh.-Amtes.  1890.  No.  49,  50  p.  776 — 779,  797 — 800.) 

Rinderpest  in  Russland  im  3.  Vierteljahr  1890.  (Veröffentl.  d.  kaiserl.  Gesundh  -Amtes. 
1891.  No.  3.  p.  41.) 

Krankheiten  der  Einhufer. 

(Typhus,  Influenza,  Bescbälkrankheit,  Septikämie,  Druse.) 

Bongartz,  Beobachtungen  über  die  Pferdestaupe.  (Berlin,  tbierärztl.  Wochenschr.  1890. 
No.  51.  p.  406.) 

Rabe,  C,,  Zur  bakteriologischen  Differeutiai-Diagnose  zwischen  Druse  und  Rotz.  ^Berlin, 
tbierärztl.  Wochenschr.  1890.  No.49— 51.  p 385—388,  393—396,  401—406  ) 


Neue  Litteratur 


331 


Krankheiten  der  Yielhafer. 

(Rothl&uf,  Sehweineseuche,  Wildseuche.) 

Grossbritannien  Verordnung  des  Board  of  Agriculture,  betr.  das  Schweinefieber.  Vom 
18  Aug.  1890.  (Veröffentl.  d.  kaiserl.  Gesund b. -Amtes  1890.  No.  50.  p.  800  ) 

Fische. 

Railliet,  A , La  maladie  des  barbeaux  de  la  Marne.  (Bullet,  de  la  soc.  centrale  d’agri- 
cuiture  de  France  T.  II.  1891.  Vol.  II.  No.  4.  p.  117 — 120.) 

Krankheitserregende  Bakterien  und  Parasiten  hei  Pflanzen. 

Bolle,  J.,  Welche  Vorkehrungen  wären  zu  treffen,  um  dii  Einschleppung  und  Ver- 
breitung der  in  Oberitalien  verheerend  aufgetretenen  Blattlaus  des  Maulbeerbaumes 
(Diaspis  pentagona  Targ  ) hintanzuhalten '?  Internat,  land-  u.  forstwirthschaftl.  Kon- 
gress zu  Wien.  1890.  Heft  72.  Wien  (Frick)  1891  20  kr. 

Fairchild.  G.  D.,  Diseases  of  the  grape  in  Western  New-York.  (Journ.  of  mycol.  Vol.  VL, 
1891  No  3,  p.  95—99.) 

Frühaui,  Th.,  In  welcher  Weise  lässt  sich  die  Bekämpfung  der  Peronospora  am 
sichersten  durchführen  ? Internat,  land-  u.  forstwirthschaftl.  Kongress  zu  Wien. 
1890.  Heft  79.  Wien  (Frick)  1891.  40  kr. 

Gallow&y,  B.  T , and  Fairchild,  Experiments  in  the  treatment  of  plant  diseases.  Part.  I. 
Treatment  of  black  rot  of  grapes.  (Journ.  of  Mycol.  Vol.  VI.  No.  3.  p.  89 — 95.) 

Hartig,  Was  ist  in  den  europäischen  Staaten  von  Seite  derselben  bis  jetzt  gethan 
worden,  um  die  Erforschung  der  in  forstlicher  Hinsicht  wichtigen  Pfiauzenkrankbeiten 
zu  fördern  und  die  zerstörenden  Wirkungen  derselben  zu  reduciren  und  was  kann 
und  muss  in  solcher  Richtung  noch  gethnn  werden?  Internat  land-  u.  forstwirthschaftl. 
Kongress  zu  Wien.  1890.  Heft  10.  Wien  (Frick)  1891. 

Lagerheis),  G de,  The  relationship  of  puccinia  and  phragmidium.  (Journ.  of  Mycol. 
Vol.  VI.  1891.  No.  3.  p.  111—113.) 

Southwcrth,  L.  A.,  Anthracnose  of  cotton.  (Journ.  of  Mycol.  Vol.  VI.  1891.  No.  3. 
p.  100—105.) 

Thomas,  Fr.,  Die  Blattflohkrankheit  der  Lorbeerbäume.  (Gartenflora.  1890.  p.  42.) 


Schutzimpfungen,  künstliche  Infektionskrankheiten,  Entwicke- 
Inngshemninng  und  Vernichtung  der  Bakterien  mit  besonderer 
Berücksichtigung  der  Arbeiten  Uber  das  Koch’sche 
Heilverfahren  gegen  Tnberculose. 

Auerbach,  B.,  lieber  einige  regelwidrige  Erscheinungen  nach  den  Koch’schen  Injektionen 
und  die  diagnostische  Bedeutung  des  Mittels.  (Deutsche  medicin.  Wochenschr.  1891. 
No.  6 p.  246—248.) 

Blasina,  R.,  Ueber  Desinfektion  durch  Torfmull.  (Internat,  land-  u.  forstwirthschaftl. 
Kongress  zu  Wien  1890.  Heft  105.  Wien  (Frick)  1891.  20  kr. 

Borgherini,  A.,  Die  ersten  Resultate  der  Koch’schen  Behandlungsmethode  bei  tubercu- 
lösen  Erkrankungen  innerer  Organe.  (Wien,  medicin.  Wochenschr.  1891  No.  5 
p.  196—200  ) 

Bujwld,  0.,  Tuberkulina  i jej  przygotowanie.  (Gaz.  lekarska.  1891.  No.  4.  p.  68 — 70.) 

Demonstrationen  zum  Koch’schen  Heilverfahren.  [Sitzung  der  Berliner  medicin.  Gesell- 
schaft v.  4.  Febr.  1891.]  (Beri  klin.  Wochenschr.  1891.  No.  6.  p.  159  — 162.) 

Griffith,  A.  8.,  Researches  in  micro-organism  : including  an  account  of  recent  experi- 
ments  on  tbe  destruction  of  microbes  in  certain  infections  diseases,  phthisis  etc.  8°. 
p.  366.  52  fig.  London  (Bailliöre)  1890.  6 sh. 

Guttmann,  P.,  und  Ehrlich,  P.,  Entgegnung  auf  die  Mittheiiung  über  Tuberkelbaeillen 
im  Blut  nach  Koch’schen  Injectionen  (Deutsche  medicin.  Wochenschrift.  1891.  No.  8. 
p.  251). 

Hansemann.  D.,  Pathologisch-anatomische  und  histologische  Erfahrungen  nach  der  Koch- 
schen  Behandlungsmethode.  (Berlin,  klin.  Wochenschr.  1891.  No.  6.  p.  121  — 123.) 

Hildebrandt,  A.,  lieber  Desinfektion  durch  Torfmull.  (Internat,  land-  u.  forstwirtschaftl. 
Kongress  zu  Wien.  1890.  Heft  115.  Wien  (Frick).  20  kr. 


332 


Neue  Litterator. 


Irsai,  A.,  Erfahrungen  tiber  das  Koch’sche  Mittel  bei  Lungen-  una  Kehlkopftuberculose. 

(Deutsche  medicin.  Wocbenschr  1891.  No.  6.  p.  248--251.) 

Koch,  B.,  Ou  bacteriology  and  ils  results ; a lecfure.  Tran.tl.  by  Th.  W.  Hirne.  8°. 

London  (Bailiiere).  1890.  1 sh. 

Lahm&nn,  H.,  Koch  und  die  Kochianer.  Eine  Kritik  der  Koch’schen  Entdeckung  und 
der  Kochschen  Richtung  in  der  Heilkunde,  gr.  8°.  96  p.  Stuttgart  (A  Zimmer).  1891. 
Lloyd,  J.  H.,  and  Stelwagon , H.  W.,  Preliuninary  notes  on  a case  of  lupu>  vulgaris 
treated  by  injections  ol  Koch’s  lyrnpb.  (Med.  News.  1891.  No.  4 p.  108 — 109.; 

M.,  J.  v , Bericht  über  die  Behandlung  meines  Lungenleidens  nach  der  Koch’schen 
Methode  (Wien.  klin.  Wochenschr.  1891.  No  4,  5.  p.  67  — 69,  109  — 110.) 
Neumuin,  A.,  und  Bohwerin,  P , Zur  Kenntuiss  der  Beeinflussung  der  Körpertemperatur 
innerlich  Tuberculöser  durch  das  Koch'sche  Mittel.  (Deutsche  rnedicin.  Wochenschr. 
1891.  No.  6.  p 244—246.) 

Rindfleisch,  Die  histologischen  Vorgänge  bei  der  Heilung  tuberculöser  Schleirohaut- 
geschwüre  unter  der  Koch’schen  Behandlung.  (Deutsche  medicin.  Wochenschr.  1891. 
No.  6.  p 237—238.) 

Rosenthal,  0.,  Weitere  Mittheilungen  Uber  die  Behandlung  des  Lupus  nach  Koch. 

(Berl.  klin.  Wochenschr.  1891.  No.  6 p 143 — 144.) 

Bütimeyer,  L.,  Ein  Fall  von  akuter  Meningitis  tubercuiosa  nach  Koch’scher  Behand- 
lung einer  Phtbisis  pulmonum.  (Berlin,  klin.  Wochenschr.  1891.  No.  6.  p.  124 — 126.) 
Sohimmelhnsch,  C.,  Mikroskopische  Befunde  hei  Tuberculose  der  Haut  und  der  sicht- 
baren Schleimhäute  nach  Anwendung  des  Koch’schen  Mittels.  (Deutsche  medic. 
Wochenschr.  1891.  No.  6.  p.  240 — 244.) 

Bonnenburg,  E.,  Weitere  Mittbeilungen  über  die  chirurgische  Behandlung  der  Lungen- 
cavernen.  (Deutsche  medic.  Wochenschr.  1891.  No  6.  p.  238  —240  ) 


Inhalt. 


Originalmitth  eil  ungen. 

Vas  Cott,  J.  jr  , Untersuchungen  Uber  das 
Vorkommen  der  Bacillen  des  malignen 
Oedems  in  der  Moschustinktur.  (Orig.), 
p.  303. 

Finkelnburg,  Ueber  einen  Befund  von  Ty- 
phnsbacillen  im  Brunnenwasser,  nebst 
Bemerkungeu  Uber  die  Sedimentirraethode 
der  Untersuchung  auf  pathogene  Bakte- 
rien in  Flüssigkeiten.  (Orig.),  p.  301. 

Kats,  Oscar,  Zur  Kenntniss  der  Leucht- 
bakterien. (Orig.)  (Fortsetz.),  p.  311. 

Nhnsld,  M.,  Die  isomeren  Milchsäuren  als 
Erkennungsmittel  einzelner  Spaltpilzar-  j 
ten.  (Orig.),  p.  304. 

Smith,  Theobald,  Zur  Kenntniss  des  Hog-  , 
cholerabacilius.  (Orig.)  (Fortsetz.),  p.  307. 

Referate. 

Brugger,  Oscar,  Leber  Tuberculosis  verru- 
cosa cutis,  p.  317. 

Noiszewski,  K.,  Der  Mikroorganismus  des 
Trachoms.  Microsporou  trachomatosum 
s.  jagiuru,  p.  318. 

Parona,  C.,  e Perugia,  A.,  Intorno  ad  al-  | 
cune  polystomeae  e considerazioni  sulla 
sistematica  di  questa  famiglia,  p.  319. 


I Schutzimpfung,  künstliche  Infektions- 
krankheiten, Entwicklungshemmung 
und  Vernichtung  der  Bakterien 
und  Parasiten. 

H&nkin,  E.  H , Report  on  the  eonflict  be- 
tween  the  organism  and  the  microbe, 
p.  320. 

Proehownik,  Die  Behandlung  des  frischen 
Trippers  beim  Weibe  mit  dem  konstan- 
ten Strom,  p.  324. 

Prochownick  und  Spaeth,  Ueber  die  keim- 
tödtende  Wirkung  des  galvanischen  Stro- 
mes, p.  324. 

Thoinot,  Etüde  sur  la  vaiear  dösiufectante 
de  i’aeide  sulfureuz,  p.  323. 

Wagner,  K.,  Zur  Lehre  von  der  Bedeutung 
der  Temperatur  hei  den  Infektionskrank- 
heiten, p.  322. 

Originalberichte  über  Kongresse. 

Bakteriologisches  vom  X.  inter- 
nationalen medicioi. sehen 
Kongresse  zu  Berlin, 

4. — 9.  August  1890.  (Fortsetzung.) 

Z&ufal,  Ueber  die  Beziehungen  der  Mikro- 
organismen zu  der  akuten  (primären) 
Mittelohrentzündung  und  ihren  Kompli- 
kationen und  der  chronischen  Mittelohr- 
entzündung und  ihren  Komplikationen, 
p.  326. 

Neue  Litter&tur,  p.  327. 


fioiwuimnsche  Buchdruckerei  (Her dann  Folilej  in  Jena. 

Dieser  Nummer  liegt  ein  Prospekt  von  Di*.  Robert  Mueneke 
in  Berlin  NW.  bei, 


pp 


Bakteriologie  und  Parasitenkunde. 

In  Verbindung  mit 

Geb.  Holt.  Prof.  Dr.  Leacbart  nt  Professor  Dr.  Loefler 

Id  Leipzig  Io  Graifgvaid 

herausgegeben  von 

Dr.  O.  Uhlworm  in  Cassel. 


Verlag  von  Gustav  Fischer  in  Jena. 


IX.  Band.  Jena,  den  13.  März  1891.  -o-  No.  10. 

Freia  für  den  Band  (26  Hämmern)  14  Mark. 

Jährlich  erscheinen  zwei  Bände. 

Zu  beziehen  durch  alle  Buchhandlungen  und  Postaustalten. 


Die  Redaktion  des  „ Centralblatts  für  Bakteriologie  und  Parasiten- 
kunde “ richtet  an  die  Herren  Mitarbeiter  die  ergebene  Bitte , etwaige 
Wünsche  um  Lieferung  von  besonderen  Abdrücken  ihrer  Auf- 
sätze entweder  auf  das  Manuskript  schreiben  zu  wollen  oder 
direkt  an  den  Verleger,  Herrn  Gustav  Fischer  in  Jena,  gelangen 
zu  lassen.  Die  Verlagshandlung  ist  leider  nicht  in  der  Lage , später 
eingehende  Wünsche  berücksichtigen  zu  können. 


Original  - Mittheilungen. 


Zur  Biochemie  der  Bakterien» 

Von 

Dr.  E.  Nickel 

in 

Berlin. 

Den  chemischen  Lebensbedingungen  der  Bakterien  innerhalb  und 
ausserhalb  anderer  Organismen  wird  immer  allgemeiner  die  grösste 
Beachtung  geschenkt.  Durch  die  Wei  gert-Koch’sche  Theorie 
über  die  Wirkungsweise  der  T u b e r k e 1 b a c i 11  en  ist  die  Richtung 
gegeben,  in  welcher  sich  die  weiteren  Forschungen  zu  bewegen  haben. 

Wenn  ich  es  versuche,  auf  die  chemischen  Lebensbedingungen 
der  Bakterien  eine  mathematisch-abstrakte  Betrachtungsweise  an- 
zuwenden,  so  glaube  ich,  dass  sich  durch  dieselbe  gewisse  Beziehungen 
IX.  Bd.  22 


334 


Nickel 


leichter  klarlegen  lasseD.  Als  typisches  Beispiel  mögen  uns  hier- 
für die  Tuberkelbacillen  dienen.  Dieselben  bilden  nach  Koch1)  aus 
dem  Eiweiss  einen  Stoff,  dessen  Lösungen  in  einer  gewissen  Kon- 
zentration das  Protoplasmas  in  den  von  Weigertals  Koagu- 
lationsDekrose  bezeichneten  Zustand  überführen.  Zur  kurzen 
Bezeichnung  jener  Substanz  diene  uns  das  WTort  Nekrosin.  Er- 
reicht der  Nekrosingehalt  des  Protoplasmas  eine  gewisse  Höhe,  so 
wird  dieser  Zustand  nicht  nur  dem  Protoplasma,  sondern  indirekt 
auch  den  Tuberkelbacillen  verhängnissvoll , indem  durch  die  mit  der 
Koagulationsnekrose  verbundene  chemische  Umwandlung  der  Nähr- 
boden für  die  Tuberkelbacillen  an  Nährfähigkeit  einbüsst.  Der 
Zahlen werth  dieser  kritischen  Konzentration  ist  noch  nicht  be- 
kannt. Das  Symbol  derselben  sei  k,  bezogen  auf  die  Gewichtsein- 
heit Protoplasma. 

Wir  setzen  für  unsere  weiteren  Betrachtungen  der  Einfachheit 
halber  zunächst  einen  Organismus  mit  einem  überall  chemisch  ho- 
mogenen Protoplasma  voraus,  in  welchem  in  verschiedenen  Gebieten 

(?nff2,6rj Kolonieen  verschiedenen  Alters  vorhanden  sind. 

Da  die  Menge  der  Zersetzungsprodukte  der  Bakterien  mit  der  Zeit 
wächst,  so  wird  auch  die  Menge  x des  Nekrosins  in  den  verschiedenen 

Gebieten  GXl  Gs,  G3 je  nach  dem  Alter  verschieden  seien. 

Es  sei 

xt  y*  x3  . . . 

Die  Mengen,  welche  an  der  kritischen  Konzentration  fehlen, 

seien  entsprechend  ^,1/,,^, Dann  ist 

k = xv  + yx  = xa  + y2  = x3  + y3  = 

Mithin  yL  < y,  < y3  . . . . 

Liegt  der  Werth  von  xt  sehr  nahe  bei  der  kritischen  Konzen- 
tration k , so  wird  die  Hinzuführung  einer  unendlich  kleinen  Menge 
yx  genügen,  um  den  Nekrosezustand  im  Gebiete  Gr,  zu  bewirken, 
und  in  der  That  sind,  wie  bekannt,  bei  der  Koch’schen  Behand- 
lung der  tuberculösen  Erkrankungen  unter  gewissen  Umständen  fabel- 
haft geringe  Mengen  wirksam.  Aber  diese  grössere  Wirksamkeit  bei 
Tuberculösen  liegt  vornehmlich , was  dem  Anschein  nach  bis  jetzt 
noch  nicht  beachtet  ist,  nicht  in  dem  Stoff  selbst,  sondern  in 
der  Art  seiner  Anwendung- 

Es  sei  zur  weiteren  Erläuterung  ein  Vergleich  gestattet,  wenn 
derselbe  auch  nicht  ganz  zutrifft.  Bei  der  Neutralisation  von  Säuren 
durch  Basen  genügt,  sobald  die  Grenze  der  Neutralisation  nahe  er- 
reicht ist,  ein  einziger  Tropfen , um  den  Umschlag  der  Reaktion  zu 
bewirken,  aber  dieser  Tropfen  hat  vor  den  übrigen  Tropfen  keine 
besondere  Wirksamkeit  voraus. 

Ob  die  Menge  des  Nekrosins,  welche  in  dem  Gebiet  G an  der 
kritischen  Konzentration  fehlt,  von  aussen  zugeführt  oder  durch  die 
Bakterien  des  Gebietes  G selbst  hervorgebracht  wird,  ist  für  den 
Effekt  der  Koagulation  gleichgültig.  Der  Werth  von  k ist  in  beiden 
Fällen  gleich  gross. 


1)  Diese  Zeitschrift.  Bd.  IX.  S 67. 


Zur  Biochemie  der  Bakterien. 


335 


Durch  das  Absterben  des  Gebietes  G werden  in  dem  Organismus 
sekundäre  Erscheinungen  ausgelöst.  Cm  nun  bei  dem  künstlich  be- 
wirkten Absterben  der  verschiedenen  Infektionsgebiete  den  Umfang 
der  sekundären  Erscheinungen  nicht  zu  gross  werden  zu  lassen,  muss 
der  Dosirung  des  Nekrosins  besondere  Auimerksamkeit  gewidmet 
werden.  Wenn  nämlich  die  Gebiete  Glx  G2,  Gs nicht  gleich- 

zeitig, sondern  nach  einander  zum  Absterben  gebracht  werden  sollen, 
so  muss  die  Dosirung  von  yx  auf  yt,  dann  auf  y?i  u.  s.  w.  ansteigen. 
Da  die  Werthe  von  #,,  x3,  x3  . . . unbekannt  sind,  so  ist  dadurch 
die  Nothwendigkeit  einer  rein  empirischen  Ermittelung  der  y- Werthe, 
der  Dosirung  bedingt.  Liegen  die  Werthe  xlx  xa,  x3  ....  ihrer 
Grösse  nach  weiter  aus  einander,  so  wird  sich  das  dadurch  bemerk- 
lich  machen,  dass  eine  schnelle  Steigerung  der  Dosen  gut  vertragen 
wird,  ohne  dass  dabei  eine  Angewöhnung  des  Organismus  wesent- 
lich in  Frage  kommt.  Im  Hinblick  auf  die  Entwickelungszustände 
der  Krankheit  bei  verschiedenen  Individuen  ergibt  sich  aus  den 
obigen  Gleichungen,  dass  die  Dosirung  den  Zuständen  umgekehrt 
arithmetisch  (!)  proportional  sein  muss. 

Bei  homogenen  Protoplasmagebieten  können  also  durch  steigende 
Nekrosinzuführung  nach  einander  die  verschiedenen  Infektionsgebiete 
zum  vollständigen  Absterben  gebracht  werden.  Auders  gestaltet  sich 
jedoch  die  Sache,  wenn  das  einzelne  Infektionsgebiet  nach  verschie- 
denen Richtungen  chemisch  ungleichartig  ist  und  mithin  die  kritische 
Konzentration  an  verschiedenen  Punkten  verschiedene  Werthe  hat. 
In  diesem  Falle  wird  bei  Zuführung  von  Nekrosin  in  dem  Zeitpunkte 
t0  das  Infektionsgebiet  nur  an  denjenigen  Theilen  T absterben,  für 
welche  die  kritische  Konzentration  gerade  erreicht  ist,  während  die 
weniger  empfindlichen  Stellen  am  Leben  bleiben  und  den  Tuberkel- 
bacillen der  bedrohten  Kolonie  durch  die  Erhaltung  gewisser  Nähr- 
gebiete die  Möglichkeit  der  Weiterentwickelung  gewähren. 

Betrachten  wir  nun  die  Erscheinungen,  welche  eintreten 
würden,  wenn  kein  Nekrosin  von  aussen  zugeführt  worden  wäre. 

Die  Weiterentwickelung  der  Kolonie  würde,  wenn  ein  Zeitpunkt 
C erreicht  ist,  den  Nekrosingehalt  des  Gebiets  so  steigern,  dass  die 
oben  erwähnten  Theile  T dadurch  der  Nekrose  verfallen.  In  dem 
Zeitraum  tl—t0  hat  sich  aber  im  Vergleich  zum  Zeitpunkt  t0  die 
Anzahl  der  Bacillen  vermehrt.  Es  zeigt  sich  also,  dass  bei  gleichem 
Verlust  an  Protoplasma,  welcher  in  jedem  der  beiden  Fälle  mit 
Nothwendigkeit  eintritt,  durch  die  Zuführung  von  Nekrosin  die- 
selbe Zustandsänderung  des  Organismus  ohne  Vermehrung  der  Ba- 
cillenzahl erreicht  wird  und  dass  durch  Wiederholung  desselben  Ver- 
fahrens der  erkrankte  Organismus  dem  Zustand  der  Heilung  ent- 
gegengeführt wird.  Zum  Schluss  sei  noch  eines  besonderen  Falls 
gedacht.  In  einem  chemisch  n ich  t homogenen  Infektionsgebiet  kann 
die  auf  verschiedene  Theile  beschränkte  Koagulationsnekrose  zu  einem 
Zerfall  desselben  führen.  Liegt  das  Infektionsgebiet  im  Bereich  der 
Gefässsysteme , so  köunen  unter  diesen  Umständen  an  anderen 
Stellen  neue  Infektionen  entstehen.  Die  künstliche  Zuführung  von 
Nekrosin  kann  jedoch  diesen  Zustand  nie  verschulden , sondern 
höchstens  die  Zeit  seines  Eintretens  beschleunigen.  Sache 

22* 


336 


H.a  n k i n , 


der  histologischen  und  mikrochemischen  Forschung  wird  es  sein,  die 
Bedingungen  für  die  in  Rede  stehenden  Erscheinungen  genau  zu  er- 
gründen. 

Berlin,  im  Februar  1891. 

Nach  schrift.  Seit  der  Einsendung  des  Manuscripts  sind  mehrere 
Mittheilungen  erschienen,  die  sich  in  anderer  Form  in  demselben 
Sinne  äussern.  So  kennzeichnet  Thorner  die  behandelten  Er- 
scheinungen als  „Additions Wirkungen“. 

Die  inzwischen  eingeführte  Bezeichnung  Tuberkulin  bezieht 
sich  nicht  auf  eine  chemisch  einheitliche  Substanz,  sondern  auf  eine 
glycerinische  Lösung  von  Nekrosin  und  Nebenbestandtheilen. 


Ueber  den  schützenden  Eiweisskörper  der  Ratte1), 

(Aus  dem  hygienischen  Institut  zu  Berlin  und  dem  Pathological 
Laboratory  Cambridge.) 

Von 

E.  H.  Hankin, 

Junior  George  Henry  Leweis  Student,  Fellow  of  St.  John's  College  Cambridge. 

In  einer  neulich  erschienenen  Veröffentlichung2 3)  habe  ich  über 
eine  Klasse  von  Eiweisskörpern  berichtet,  die  eine  bakterienver- 
nichtende Wirkung  besitzen ; dieselbe  habe  ich  ,, defensive  proteids“ 
(schützende  Eiweisskörper)  genannt.  Es  ist  möglich,  dass  diese 
Körper  die  Ursache  der  bakterieutödtenden  Wirkung  des  Blutserums 
sind,  und  es  ist  deshalb  nicht  nöthig,  sich  der  Buchner’schen  An- 
schauung auzuscbiiessen , dass  es  sich  hier  um  einen  spezifisch 
aktiven  Zustand  der  bis  jetzt  bekannten  Serumalbuminate  handelt. 
Wenn  meine  Vermuthung  richtig  wäre,  so  könnte  man  erwarten,  dass 
das  Serum  der  Ratte  einem  ähnlichen  Stoffe  seine  bakterientödtende 
Eigenschaft  verdankt;  Behring“)  aber  schreibt  dieselbe  seiner 
hohen  Alkalescenz  zu  und  gelangt  zu  dem  Schlüsse,  dass  es  einen 
unbekannten  basischen  Körper  gibt,  der  (wie  Pentamethylendiamin) 
die  Milzbrandbacillen  in  seinen  Versuchen  vernichtet  hat. 

Ist  es  möglich,  dass  diese  beiden  Anschauungen  richtig  siud, 
mit  anderen  Worten,  dass  es  sich  hier  um  einen  alkalisch  reagiren- 
den  Körper  handelt  und  dass  derselbe  eine  bakterientödtende  Ei- 
weissart ist? 

Es  sind  bereits  mindestens  drei  alkalisch  reagirende  Eiweisskörper 
bekannt.  Alle  drei  sind  Albumosen.  Kühne  uud  Chitteuden4 5) 
haben  unter  den  Verdauungsprodukten  von  Myosin  gefunden,  dass 
Protomyosinose  und  Deuteromyosinose  nach  Dialysirung  eine  schwache, 
aber  unbestreitbar  alkalische  Reaktion  zeigen.  Sidney  Martin6) 

1)  Eine  ausführlichere  Veröffentlichung  unter  dem  Titel  ,,On  Defensive  Proteids“ 
wird  in  Kürze  in  englischer  Sprache  erscheinen. 

2)  On  the  c.onäict  ketween  tha  nrganism  and  the  microbe.  (British  Medical  Jour- 
nal. XII.  1890.  Jitly.)  Siehe  auch:  A Bacteria  killing  Globulin.  (Proceedings  of  the 
Royal  Society  of  London.  Vol.  XLVIII.  1890.  S.  93.  Mai  21.) 

3)  Ueber  die  Ursache  der  Immunität  von  Ratten  gegen  Milzbrand.  (Centralblatt 
£.  klinische  Medicin.  1888.  Ko.  38.  S.  1.) 

4)  Zeitschrift  für  Biologie.  Bd.  XXV.  S.  273. 

5)  Proceedings  of  the  Royal  Society  of  London.  Vol  XLVIII.  1890.  May  21.  Siehe 


Deber  den  schützenden  Eiweisskörper  der  Gatte. 


337 


erwähnt,  dass  nach  verlängerter  Dialysirung  eine  Lösung  von  den 
zwei  Milzbrand-Albumosen  noch  alkalisch  reagirt.  Dies  ist  die  einzige 
chemische  Reaktion,  in  welcher  sich  diese  giftigen  Albumosen  von 
den  gewöhnlichen  Proto-  und  Deuteroalbumosen  der  peptischen  Ver- 
dauung unterscheiden. 

Nach  derselben  Methode,  die  ich  benutzt  habe,  um  schützende 
Eiweisskörper  aus  anderen  Thieren  zu  isoliren,  habe  ich  eine  Eiweiss- 
art, welche  Bakterien  vernichtet  und  eine  alkalische  Reaktion  zeigt, 
aus  Rattenmilzen  isolirt. 

Dass  dieser  Stoff  bakterientödtend  wirkt,  geht  aus  folgenden 
Versuchen  hervor: 

Die  Milz  einer  Ratte  wurde  unmittelbar  nach  dem  Tode  ausge- 
schnitten und  mit  Alkohol  verrieben.  Nach  Stunde  wurde  der 
Alkohol  abfiltrirt  und  zum  Rückstände  30  ccm  2%  Na  2S04-Lösung 
zugesetzt.  Nach  24  Stunden  wurde  die  sehr  trübe  Flüssigkeit  filtrirt 
und  Alkohol  im  Ueberschuss  zugesetzt.  Der  so  entstandene  Nieder- 
schlag von  Eiweisskörpern  und  Salzen  wurde  abfiltrirt , bei  37  u ge- 
trocknet und  mit  ungefähr  10  ccm  destillirten  Wassers  gemischt. 
Dadurch  wurden  die  Salze  und  ein  Theil  der  Eiweisskörper  gelöst. 
Der  unlösliche  Rückstand  wurde  abfiltrirt,  und  die  so  erhaltene  klare 
Lösung  eine  Stunde  lang  in  strömendem  Wasser  von  37 — 40° 
dialysirt.  Nach  dieser  Behandlung  zeigt  die  Lösung  eine  alkalische 
Reaktion  und  eine  bakteriell tödtende  Wirkung,  welche  durch  die  ge- 
wöhnliche Plattenkulturen -Methode  geprüft  wurde.  Für  diesen 
Zweck  wurde  eine  frisch  bereitete  Milzbrandbouillonkultur  benutzt; 
das  Resultat  ergibt  sich  aus  der  folgenden  Tabelle: 


Versuchs- 

Nummer 

Kontrollplatte 
sofort  ausge- 
gossen 

Platte  nach  */2 
Stunde  ausge- 
gossen 

Platte  nach 
1 Stunde  ausge- 
gossen 

V 

660 

351 

413 

VI 

656 

20 

116 

m ■; 

568 

728 

996 

784 

776 

800 

“ b*: 

700 

740 

316 

256 

?600 

365 

Zum  Versuche  VI  bemerke  ich,  dass  die  Milz  in  10  ccm  einer 
Mischung  von  gleichen  Theilen  Glycerin  und  75%  Na2S04  zerrieben 
war.  Sonst  war  der  Versuch  ganz  nach  derselben  Methode  durch- 
gefübrt,  wie  Versuch  V.  In  vielen  meiner  Versuche  aber,  von  welchen 
lila  als  Typus  gilt,  war  keine  Verminderung  der  Zahl  der  Kolo- 
nieen  zu  konstatiren.  Oefters  war  zuerst  eine  Zunahme,  1 Stunde 
später  aber  eine  Abnahme  der  Zahl  der  Kolonieen  nachzuweisen 
(Versuch  II).  Bemerkenswerth  ist  es  aber,  dass  vom  nächsten  Tage 
an  diese  Lösungen  steril  geblieben  sind,  und  nur  ausnahmsweise 
mikroskopisch  unbedeutendes  Wachsthum  beobachtet  werden  konnte. 


auch  die  Aum.  Ilankin  in  British  medical  Journal.  Oct.  12.  1889.  On  lunmunity 
produced  by  an  albumose  isolated  from  Anthrax  culture3. 


338 


H i n k i n , Ueber  den  schützenden  Eiw  eisskörper  der  Rette. 


Natürlich  wird  die  bakterientödtende  resp.  wachstumshemmende 
Kraft  einer  solchen  Lösung  durch  Kochen  völlig  zerstört.  Auffallend 
ist  es,  dass  es  mir  nur  ganz  ausnahmsweise  geglückt  ist,  von  Ratten- 
railzen  eine  so  schnell  die  Bakterien  tödtende  Lösung  zu  ge- 
winnen, wie  solche  aus  den  Milzen  der  für  Milzbrand  empfänglicheren 
Meerschweinchen  und  Kaninchen  mit  Leichtigkeit  hergestellt  werden 
können.  Von  diesem  Gesichtspunkte  aus  kann  man  einen  sehr  in- 
teressanten Unterschied  zwischen  den  schützenden  Eiweisskörpern 
beider  Thiergattungen  bemerken. 

Wenn  man  in  eine  aus  Kaninchen  gewonnene  schützende  Eiweiss- 
körperlösung Milzbrandbacillen  einsäet,  so  wird  ein  grosser  Theil 
derselben  rasch  getödtet.  Die  übrigen  aber  werden,  entweder  weil 
sie  sich  den  umgebenden  Bedingungen  angepasst  haben,  oder  wahr- 
scheinlicher, weil  die  bakterientödtende  Kraft  zerstört  wird,  nach 
einigen  Stunden  rasch  sich  entwickeln  und  ein  üppiges  Wachsthum 
entfalten. 

Der  Ratten  schützende  Eiweisskörper  resp.  das  Rattenserum  aber 
bietet  kein  gutes  Nährraedium  für  solche  Bacillen  , die  nicht  sofort 
getödtet  wurden.  Hier  darf  man  nicht  an  „Angewöhnung“  oder 
Ausnutzung  der  bakterienzerstörenden  Kraft  denken. 

Ein  ähnlicher  Unterschied  ist  in  dem  Verhalten  der  Sporen  zu 
diesen  beiden  Serumarten  zu  bemerken.  Wie  Lubarsch  für 
Hundeserum  und  ich  für  Kaninchen  schützende  Eiweisskörperlösun- 
gen gefunden  habe,  entfalten  Milzbrandsporen,  in  solche  Flüssig- 
keiten eingesäet,  sofort  ein  üppiges  Wachsthum,  als  ob  sie  im  Aus- 
keimungsakte  eine  Widerstandsfähigkeit  gegen  die  bakterienfeindlichen 
Einflüsse  des  Mediums  erworben  hätten.  Mit  Rattenserum  dagegen 
kommt  eine  ähnliche  Erscheinung,  wie  Behring  bemerkt  hat,  nie 
vor.  Weder  Sporen  noch  Bacillen  können  in  diesem  Medium  eine 
Kultur  hervorbringen.  Vielleicht  steht  im  Zusammenhang  mit  diesen 
Verschiedenheiten  die  Thatsache,  dass  es  mir  möglich  gewesen  ist, 
Heilung  resp.  Immunisirung  gegen  Milzbrand  nicht  nur  durch  Ratten- 
serum, sondern  auch  durch  den  isolirten  schützenden  Eiweisskörper 
der  Ratten  zu  erzeugen.  Ein  solches  Resultat  habe  ich  durch  andere 
schützende  Eiweissarten  nur  äusserst  selten  erzielt. 

Dass  das  Serum  selbst  seine  bakterientödtende  Kraft  innerhalb  des 
tbierischen  Körpers  ausüben  kann,  erhellt  aus  folgenden  Versuchen: 

Acht  Mäuse  wurden  mit  einer  Mischung  von  Rattenserum  und 
äusserst  virulenten  Milzbrandsporen,  von  einer  frischen  Agarkultur 
stammend,  geimpft.  Zwei  Mäusen  wurden  0,01,  den  anderen  0,02  bis 
0,15  ccm  von  dieser  Mischung  subkutan  injizirt.  Während  diese  8 
Mäuse  sämmtlich  am  Leben  blieben,  sind  2 Kontrollmäuse  innerhalb 
18  Stunden  zu  Grunde  gegangen1). 

Dass  dieses  Resultat  nicht  auf  der  Erzeugung  einer  gewissen 
„fieberhaften  Reaktion“  beruht,  wird  wahrscheinlich  gemacht  durch 
folgenden  Versuch : 


1)  Behring  (Zeitschrift  für  Hygiene.  Bd.  IX.  1890.  S.  473)  erwähnt  auch,  dass 
er  Milzbrandheilung  durch  Rattenserum  bekommen  hat,  ohne  aber  die  benutzten  Dosen 
genau  zu  präcisiren.  Ogata  und  Jasubara  haben  auch  durch  verschiedene  Serum- 
arten Heilung  von  abgeschwächtem  Milzbrand  erzeugt.  (Siehe  Ref.  in  diesem  Central- 
blatt. Bd.  IX.  S.  25  ) 


Smith.  Zur  Kenntniss  des  Hogcholerabficillus. 


339 


6 Mäuse  wurden  mit  je  0,01  resp.  0,02  Rattenserum  subkutan 
injizirt  und  an  einer  anderen  Körperstelle  mit  virulentem 
Milzbrand  geimpft,  um  die  Lokalwirkung  des  schützenden  Eiweiss- 
körpers auszuschliessen.  Zwei  zur  Kontrolle  infizirte  Mäuse  starben 
innerhalb  18  Stunden.  Alle  6 Versuchsmäuse  starben,  und  zwar  2 
nach  36  Stunden,  1 nach  60  Stunden  und  3 nach  84  Stunden.  Es 
ist  interessant  zu  bemerken,  dass  in  diesen  letzten  drei  Fällen  sich 
ein  ungeheueres  Oedem  entwickelte,  das  bei  so  virulentem  Milzbrand 
sonst  gewöhnlich  nicht  vorkommt.  4 weitere  Koutrollmäuse,  welche 
mit  0,02  bis  0,04  ccm  Kaninchenserum  und  virulentem  Milzbrand  ge- 
impft wurden,  starben  innerhalb  36  Stunden. 

(Schluss  folgt.) 


Zur  Kenntniss  des  Hogcholerabacilius. 

(Aus  dem  bakteriologischen  Laboratorium  des  Bureau  of  Auimal 
Industry,  Washington  U.  S.  A.) 

Von 

Dr.  Theobald  Smith, 

Vorstand. 

(Schluss.) 

Wir  haben  somit  wenige  Anhaltspunkte,  urn  diese  Bacillen  a und  ß 
als  zwei  verschiedene  Arten  zu  erkennen.  Im  Grossen  und  Ganzen 
können  wir  annehraen,  dass  ß näher  dem  saprophytischen  Stadium 
steht,  indem  er  eine  grössere  Wachsthumsenergie  auf  den  verschiedenen 
Nährsubstraten  entfaltet.  Diese  Vorstellung,  auf  Kulturstudieu  be- 
ruhend, wird  besonders  durch  Kaninchenimpfungen  bestätigt.  Bringt 
man  kleine  Dosen  (*/ 8 — V4  ccm  Bouillonkultur)  unter  die  Haut  von 
Kaninchen,  so  entsteht  ein  leichtes  Fieber  mit  Temperaturerhöhung 
von  1 — 2°  C.  An  der  Impfstelle  entwickelt  sich  ein  kleiner  Abscess, 
der  später  aufbricht  und  heilt.  Das  Thier  ist  nach  2 bis  3 Wochen 
wieder  gesund.  Werden  grössere  Quantitäten  injizirt,  so  entsteht 
eine  purulente  Infiltration  des  Unterlnmtzellgewebes,  welche  sich  lang- 
sam ausbreitet,  in  1 bis  2 Wochen  den  Tod  herbeiführt  und  meistens 
auch  die  Läsionen  bedingt,  die  im  Folgenden  beschrieben  sind. 

Werden  sehr  kleine  Dosen  ('/50 — ‘/„o  ccm  Bouillonkultur  ent- 
sprechend verdünnt)  in  die  Ohrvene  eingespritzt,  so  entsteht  ein 
Fieber,  welches  l’/2  bis  2 Wochen  dauert  und  mit  dem  Tode  des 
Thieres  endigt.  Bei  der  Sektion  findet  man  parenchymatöse  Erkran- 
kung des  Herzens  und  der  Nieren.  Wie  schon  oben  angegeben,  haben 
wir  bei  Impfungen  mit  a immer  Milztumor  erhalten,  bei  Impfungen  mit 
ß ist  die  Milz  klein.  Bei  a sind  immer  Nekrosen  in  der  Leber 
zu  finden,  bei  ß aber  nicht.  Bei  a finden  sich  nicht  selten  Hä- 
morrhagieen  im  Duodenum  und  im  unteren  Dickdarm,  geröthete 
und  geschwollene  Plaques,  während  bei  ß das  Bild  anders  ist.  Die  Plaques 
im  Dünndarm  und  im  Blinddarm  und  der  Klappe  sind  sehr  stark 
geschwollen  und  mehrere  oder  alle  Follikel  erscheinen  als  vergrösserte 
weisse  Punkte.  Die  Schleimhaut  darüber  ist  manchmai  unversehrt, 


340 


S m i t b , 


öfters  nekrotisirt  und  mit  einem  gelblichen  Schorfe  bedeckt.  Der 
Appendix  zeigt  immer  einige  infiltrirte  Follikel.  In  manchen  Fällen 
bietet  sich  ein  interessantes  Bild,  indem  alle  Follikel  vergrössert,  weiss- 
lich  sind  und  somit  der  Appendix  wie  damit  besät  aussieht.  Die  be- 
deckende Schleimhaut  ist  meistens  erhalten  und  etwas  höckerig  durch 
die  vergrösserten  Follikel,  in  seltenen  Fällen  mit  Geschwüren  bedeckt. 
In  einigen  Fällen  waren  neben  den  beschriebenen  Läsionen  viele 
oberflächliche  Nekrosen  auf  und  zwischen  den  Schleimhautfalten  des 
Blinddarms.  Es  ist  möglich,  dass  diese  letzteren  Nekrosen  durch 
Ansiedelung  der  Bakterien  verursacht  wurden,  die  von  den  Schleim- 
hautgeschwüren über  den  Plaques  ausgeschiedeu  worden  waren. 
Schnitte  durch  die  Plaques  zeigen  eine  zöllige  Infiltration  der  Follikel 
und  hie  und  da  Haufen  von  Bacillen  zwischen  den  Zellen.  Neben 
den  Darmveränderungen  finden  sich  solche  gleicher  Natur  in  den 
mesenterialen  Lymphdrüsen.  Dass  diese  modifizirte  Krankheit  in 
Wirklichkeit  durch  ein  und  dasselbe  Bakteriengift  hervorgerufen  wird,, 
ist  durch  folgende  Thatsachen  bewiesen: 

1)  Wenn  durch  künstliche  Abschwächung  des  Bacillus  u (durch 
Hitze  nach  Pasteur)  die  Krankheit  in  Kaninchen  verlängert  wird, 
haben  wir  fast  genau  dieselben  Erscheinungen,  wie  bei  ß.  Die  Leber- 
nekrosen bleiben  aus.  Die  Plaques  sind  infiltrirt  und  ulcerirt. 

2)  Wenn  durch  partielle  Immunisirung  des  Versuchsthieres  die 
Dauer  der  Impikrankheit  des  Bacillus  a verlängert  wird,  sind  die 
Darmveränderungen  vorhanden. 

3)  Eine  Reihe  Versuche  haben  gezeigt,  dass  Kaninchen,  mit  ß 
zweimal  geimpft,  sich  a gegenüber  refraktär  verhalten. 

Fassen  wir  nun  die  Resultate  dieser  Untersuchungen  zusammen, 
so  ergibt  sich,  dass  o dieselben  Veränderungen  erzielen  würde, 
die  wir  durch  Impfung  mit  ß erhalten,  wenn  das  Thier  lange  genug 
am  Leben  bliebe;  ß bewirkt  somit  eine  mehr  chronische  Form  der 
ö- Krankheit.  Bacillus  a gedeiht  besser  in  den  inneren  Organen  und 
bewirkt  Nekrosen  in  der  Leber.  Eine  Eiteransaramlung  findet  nicht 
statt.  Bei  ß kommt  es  zu  keinen  bemerkenswerthen  Ansiedelungen 
in  den  inneren  Organen,  ausser  in  dem  lymphatischen  Apparat  und 
Eiterung  begleitet  sie.  Die  Beziehung  zwischen  Nekrose  und  ge- 
steigerter Virulenz  auf  der  einen  Seite  und  Eiterung  und  Ab- 
schwächung auf  der  anderen  ist  mir  schon  früher  bei  Untersuchung 
der  Impfstelle  bei  Kaninchen  aufgefallen.  Der  lymphatische  Apparat 
des  Darmes  und  die  dazu  gehörenden  Lymphdrüsen  können  als 
ein  locus  minoris  resistentiae  angesehen  werden,  indem  hier  der 
Kampf  am  längsten  dauert  und  die  Zerstörung  am  grössten  ist.  Die 
Bacillen  sind  hier  nicht  lokalisirt,  sondern  bleiben  nur  am  längsten 
wirkungsfähig.  Eine  Lokalisation  in  diesem  Sinne  würde  bedeuten, 
dass  die  Bacillen,  durch  die  Blutbahn  (Ohrveneninjektion)  im  ganzen 
Körper  verbreitet,  nur  hier  festen  Fuss  gefasst  haben,  während  sie 
anderswo  in  ihrer  Vermehrung  gehemmt  worden  sind.  Eine  solche 
Lokalisation  im  lymphatischen  \pparat  des  Darmes  ist  daher  keine 
Ansscheidungskrankheit;  die  Ausscheidung  ist  vielmehr  rein  zufällig. 

Nach  vergleichenden,  noch  nicht  beendeten  Untersuchungen  bin 
ich  geneigt,  den  Begcholerabatillu3  mit  dem  morphologisch  ähnlichen 


Zur  Kenntniss  des  Hogcbolerabacillus. 


341 


Bacillus  coli  commuuis  in  eine  Gruppe  zu  vereinigen.  Der 
stark  saproph)  tische  ß kann  als  ein  Verbindungsglied  zwischen  dem 
mehr  parasitischen  a und  dem  Kolonbacillus  gelten.  Doch  soll  dieses 
durchaus  nicht  bedeuten,  dass  letzterer  je  in  den  Hogcholerabacillus 
übergehen  kann.  Vergleicht  man  Bacillus  coli  mit  dem  nächst- 
stehenden ß,  so  findet  man  eine  Reihe  Unterscheidungsmerkmale. 
Der  Kolonbacillus  ist  etwas  grösser  in  Kulturen,  auf  Gelatine  breiten 
sich  seine  Kolonieen  mehr  aus  und  haben  überhaupt  eine  andere 
Gestalt.  Seine  Bewegungen,  besonders  in  Flüssigkeiten,  sind  mehr 
träge,  manchmal  scheinbar  auf  einzelne  Bacillen  beschränkt.  In 
Bouillonkuitur  erzeugt  er  einen  widerlichen  Geruch,  der  bei  ß sehr 
schwach  ist.  Durch  Säureausscheid ung  macht  er  Milch  zu  einem  festeu 
Kuchen  gerinnen.  Die  pathogenen  oder  parasitären  Eigenschaften 
fehlen  fast  ganz,  obwohl  toxische  Kräfte  nicht  fehlen,  wie  schon  von 
Anderen  berichtet  worden  ist.  Ich  habe  mehrmals  Kaninchen  durch 
intravenöse  Injektion  von  1 ccm  Bouillonkultur  getödtet,  während 
3/4  ccm  keine  Wirkung  zeigte *).  Gegenüber  diesen  Abweichungen 
haben  wir  die  gleiche  Morphologie  (Form,  Beweglichkeit,  Mangel  der 
Sporenbildung),  die  gleiche  Gährungsfähigkeit,  Alkalibildung  und 
Mangel  an  peptonisirendem  Ferment.  Ohne  auf  andere  Verwandt- 
schaftsmerkrnale  hier  einzugehen,  bin  ich  daher  geneigt,  die  Hog- 
cholerabaeillen  mit  B.  coli  als  distinkte  Arten  in  eine  Gattung 
unterzubringen. 

Auf  die  grosse  Bedeutung  des  Vorkommens  von  Spielarten  unter 
pathogenen  Bakterien  für  die  Diagnostik  brauche  ich  hier  wohl  nicht 
aufmerksam  zu  machen.  Sie  fordert  ein  genaues  Studium  der  bio- 
logischen Eigenschaften  der  pathogenen  wie  auch  der  saprophytischen 
Arten  und  eine  Gruppirung  dieser  Arten,  ob  pathogen  oder  nicht, 
nach  biologischen  Merkmalen.  Zugleich  wird  es  auch  nöthig  sein, 
den  relativen  Werth  dieser  verschiedenen  Merkmale  durch  ver- 
gleichende Studien  zu  bestimmen,  da  die  meisten  jetzt  bekannten 
auf  oberflächlichen,  kulturellen  Kennzeichen  beruhen  und  ungeeignet 
sind,  ohne  bedeutende  Modifikation  eine  korrekte  Klassifikation  ein- 
zuleiten. Es  gehört  ebensoviel  Umsicht  dazu,  Bakterienformen  nicht 
aus  einander  zu  halten,  die  wirklich  nahe  verwandt  sind,  als  solche 
nicht  zusammenzuwerfen , die  nicht  zus&mmengehören.  Obwohl, 
wie  Lo eff ler1 2)  treffend  bemerkt,  es  „unsere  Aufgabe  ist,  die  kon- 
stanten kleinen  Unterschiede  fest  zu  fixiren  und,  wenn  möglich,  zu 
vermehren“,  so  müssen  wir  zugleich  nicht  ausser  Acht  lassen,  den 
relativen  Werth  dieser  Abweichungen  wenn  möglich  zu  ergründen, 


1)  Diese  Unterschiede,  obwohl  bei  oberflächlicher  Betrachtung  ziemlich  bedeutend, 
sind  doch  mehr  quantitativer  als  qualitativer  Natur.  Dass  die  eine  Art  z B.  Milch 
zur  Gerinnung  bringen  kann  und  die  audere  nicht,  beruht  hier  auf  der  Menge  der  pro- 
duzirten  Säure,  und  diese  hängt  wesentlich  von  der  Empfindlichkeit  der  Art  gegen 
Säure  ab.  Auf  die  entwicklungshemmende  Eigenschaft  des  gährfähigon  Zuckers  in 
Nährflüssigkeiten  habe  ich  schon  früher  hingedeutet  (diese  Zeitschrift  VIII.  8.  388). 
Impft  man  Gährungskölbchen , enthaltend  Peptonbouillon  und  Milchzucker  mit  Ba- 
cillus coli,  a und  ß.  so  findet  man  nach  einigen  Tagen  ungefähr  halb  so  viel  Gas 
in  den  a-  und  ß-Kölbchen,  als  bei  B.  coli.  Die  Gäbrung  ist  bei  a und  ß nicht  aus— 
geblieben,  sondern  hat  nur  schneller  aufgehört. 

2)  Deutsche  med.  Wochenschr.  1890.  8.  84. 


342 


Smith,  Zur  Kenntniss  des  Hogcholerabacillus. 


um  uns  eine  tiefere  Einsicht  in  die  Verwandtschaft  der  Bakterien  zu 
verschaffen. 

Das  Vorkommen  von  Spielarten  hat  eine  praktische  Seite,  die 
manchmal  von  weittragender  Bedeutung  werden  kann1).  Es  ist 
nicht  unwahrscheinlich,  dass  andere  pathogene  Bakterien  2)  als  Spiel- 
arten auftreten  können.  Es  ist  möglich,  dass  ähnliche  Abweichungen 
in  der  Virulenz  und  dem  Wachsthum  auf  Nährböden  bei  dem  Typhus- 
bacillus Vorkommen  können,  und  dass  die  verschiedenen  Impferfolge 
bei  Versuchsthieren , über  die  Seitz,  Beumer  und  Peiper, 
FraeDkel  und  Simmonds  und  Andere  in  den  letzten  Jahren  be- 
richtet haben,  der  schwankenden  Virulenz  zugeschrieben  werden 
müssen.  Solche  Schwankungen  würden  auf  der  einen  Seite  die  Er- 
kennung der  Typhusbacillen  ausserhalb  des  Körpers  bedeutend  er- 
schweren, auf  der  anderen  Seite  das  Krankheitsbild  in  verschiedenen 
Orten  und  Klimaten  modifiziren.  Ueberhaupt  kommen  bei  der  Be- 
trachtung dieses  Themas  eine  Reihe  Möglichkeiten  zum  Vorschein, 
welche  einer  besonderen  Erörterung  werth  sind. 

Die  Hogcholerauntersuchungen  haben  uns  mit  Bakterien  bekannt 
gemacht,  die,  ähnlich  den  Typhusbacillen,  schwere  Veränderungen  im 
Darm  bewirken  und  immer  nach  dem  Tode  in  der  Milz  ausschliess- 
lich angetroffen  werden.  Die  Aetiologie  des  Typhus  gewinnt  dadurch 
an  Beweiskraft,  indem  auch  hier  die  Bacillen  immer  in  der  Milz 
angetroffen  werden.  Die  Vermuthungen  von  Rodet  und  Roux3), 
dass  die  Kolonbakterien  die  Form  der  Typhusbacillen  in  der  Milz 
annehmen,  sind  durchaus  unvereinbar  mit  den  Resultaten  der  bakte- 
riologischen Forschung  des  letzten  Jahrzehnts.  Die  Kolonbakterien 
habe  ich  in  den  inneren  Organen  nicht  selten  bei  Schweinekrank- 
heiten und  beim  Texasfieber  des  Rindes  augetroffeu.  In  beiden 
Thierarten  sind  sie  konstante  Bewohner  des  Darmes,  und  Gelatine- 
rollkulturen zeigen  fast  ausschliesslich  Kolonieen  dieser  Bakterien. 
Selbst  bei  ausgebreiteter  Nekrose  des  Dickdarmes  und  den  darnieder- 
liegenden Funktionen  habe  ich  sie  fast  ausschliesslich  gefunden.  So- 
mit ist  es  leicht  möglich,  dass  sie  in  den  inneren  Organen  ange- 
troffen  werden,  obwohl  sie  mit  der  Krankheit  in  keiner  Beziehung 
stehen.  Dasselbe  mag  für  den  Menschen  gelten.  Wenigstens  ist 
die  Anwesenheit  dieser  Bakterien  in  der  Milz  durchaus  kein  Be- 
weis für  die.se  grosse  Umwandlung  des  B.  coli  in  den  Typhusbaciilus. 

Zum  Schlüsse  ergreife  ich  die  Gelegenheit,  meinem  Chef,  Herrn 
Dr.  Salmon,  für  die  gütige  Unterstützung  zu  danken,  die  er  diesen 
Arbeiten  fortwährend  leistete. 


1)  Einige  Jahre  früher  untersuchte  ich  eine  kleine  Epizootie  und  isolirte  aus  der 
Milz  von  zwei  Schweinen  einen  Bacillus,  der  dem  Hogcholerabacillus  sehr  ähnlich  war, 
aber  Kaninchen  nach  subkutauer  Impfung  Dicht  todtete.  Zur  Zeit  konnte  ich  über  die 
Natur  dieser  Bacillen  nicht  ins  Klara  kommen.  Ueber  ein  Jahr  später,  als  ich  ß in 
den  Händen  hatte,  verglich  ich  leine  früheren  Aufzeichnungen,  und  war  überzeugt,  ob- 
wohl ich  die  Kulturen  nicht  mehr  besa»3,  dass  ich  es  damals  mit  ß oder  einer  ähnlichen 
■Spielart  zu  thun  hatte. 

2)  Vergleiche  K o e h , Ueber  Hühnertubereulose.  Vortrag  auf  dem  X.  intern.  Kon- 
gress zu  Berlin. 

3}  Compt.  rend.  Soc.  Etoicgie.  1890.  No.  7. 


Katz,  Zur  Kemitniss  der  Leuchtbakterier.. 


S43 


Anhang. 

Um  die  pathogene  Wirkung  des  Bacillus  ß auf  Schweine  zu  er- 
proben, wurden  fünf  zu  verschiedenen  Zeiten  mit  Bouillonkultur  ge- 
füttert. Jedem  Schweine  wurde  das  Futter  einen  Tag  vorenthalten  und 
dann  300  bis  600  ccm  Kultur  verabreicht.  Alle  wurden  krank.  Die 
Kothentleerungen  waren  vermehrt,  die  Futteraufnahme  für  einige 
Tage  ganz  dahin.  Einige  blieben  3 — 4 Tage  liegen,  ohne  sich  erheben 
zu  wollen.  Nach  10  Tagen  waren  sie  alle  wieder  hergestellt.  Einem 
sechsten  Schweine  wurde  nach  dem  Fasten  eine  4prozentige  Lösung 
kryst.  NaäC03  hingestellt,  von  welchem  es  ungefähr  200  ccm  ver- 
zehrte und  dann  400  ccm  Bouillonkultur  eingegeben.  Am  nächsten 
Tage  zeigte  es  Durchfall  und  Brechen.  Am  4.  Tage  wurde  es  todfc 
gefunden.  Bei  der  Sektion  konstatirte  ich  Röthung  und  Schwellung 
der  Magenschleimhaut  und  Röthung  der  Dünndarmschleimhaut,  die  nach 
unten  zunahm.  Peyer’sche  Plaques  geschwollen.  Ira  untersten  Ab- 
schnitt des  ileums  war  ein  gelblich-weisses,  weiches  Exsudat,  ganz 
lose  im  Darmrohr,  vorhanden.  Im  Dickdarm  war  die  Schleimhaut 
fleckig  geröthet  und  die  Darmwand  infiltrirt.  Kulturen  aus  der 
Milz  blieben  steril,  Rollkulturen  sowie  auch  andere  Kulturen  aus  den 
Mesenterialdrüsen  enthielten  die  verfütterten  Bacillen  und  diese  allein. 

Washington,  Ende  Dezember  1890. 


Zur  Xenntniss  der  Leuchtbakterien. 

Von 

Dr.  Oscar  Katz 

in 

Sydney. 

(Schloss.) 

2)  B.  smaragd. -phosp  h.  Die  Zahl  der  bis  jetzt  durch- 
laufenen Kulturgenerationen  ist  ungefähr  dieselbe  wie  vorhin.  Die 
Farbe  des  Lichtes  von  typischen  frischen  Kulturen  (auf  Nährgela- 
tine,  gekochten  Fischen,  in  Nährbouillon,  Cocosmilch)  oder  von 
starken  Emulsionen  derselben  mit  Seewasser,  näherte  sich  dem 
Smaragdgrün ; an  Intensität  war  es,  unter  solchen  Bedingungen,  dem 
der  vorhergehenden  Art  überlegen.  In  Nähragarkulturen  war  die 
Farbe  des  Lichtes  von  vornherein  mehr  weisslich  und  die  Intensität 
derselben  verhältnissmässig  gering.  Das  Absinken  der  Leuchtinten- 
sität — dieselbe  war,  in  typischer  Weise,  am  grössten  in  ganz 
frischen  Kulturen  — erfolgte  langsam,  an  den  Koionieen  und  den 
zusammenhängenden  Auflagerungen  auf  festen  Nährböden  von  der 
Mitte  nach  dem  Rande  hin,  im  Gegensatz  zu  dem  Vorgänge  bei  Kul- 
turen von  B.  cy  a n eo-p  h o s p h.  (auf  Agar  oder  Fisch),  wo  die 
Abnahme  des  Leuchtens  mehr  oder  weniger  gleiclmiässig  über  die 
ganze  Fläche  der  Kultur  stattfand.  Die  Dauer  des  Leuchtens  über- 


344 


K &t  z , 


haupt  war  unter  Umständen  eine  ziemlich  beträchtliche.  Eine  am 
2.  August  1887  in  6 prozent.  Nährgelatine  angelegte  Stichkultur 
leuchtete  noch  schwach  an  einzelnen  Stellen  der  Oberfläche  und 
eine  Strecke  weit  abwärts,  nach  etwa  5 Monaten  (29.  Dezember  1887); 
einen  Monat  früher  war  das  Licht  noch  von  ziemlich  erheblicher 
Stärke,  bläulich-grün.  — Fisch-  und  Tintenfischkulturen,  angelegt 
am  14.  September  1887,  leuchteten  noch  ein  wenig  am  5.  Okt.  1887, 
sechs  Tage  darauf  nicht  mehr.  — Eine  Kultur  auf  Milch  mit  Zusatz 
von  Kochsalz,  vom  12.  September  1887,  leuchtete  noch  ein  wenig  am 
29.  Dezember  1887.  Das  Leuchten  von  Bouillonkulturen  zeigte  in 
zwei  beobachteten  Fällen,  nachdem  es  schon  in  Abnahme  begriffen 
war,  zunächst  wieder  eine  Zunahme  der  Intensität.  An  einer  die- 
ser Kulturen  vom  13.  August  1887  fiel  mir  am  12.  September  1887 
auf,  dass  sie  stärker  leuchtete,  als  kurz  zuvor,  ohne  dass  etwa  die 
Temperatur  daran  Schuld  hatte.  In  einer  anderen  ähnlichen  Kultur 
vom  13.  Oktober  1887  zeigte  sich  bei  der  Untersuchung  am  20.  Jan. 
1888  wieder  intensives  Leuchten,  mit  grünlich-blauem  Lichte;  ob  das 
Leuchten  vorher  gänzlich  erloschen  war  oder  nicht,  vermag  ich  nicht 
anzugeben. 

Bei  der  Beschreibung  der  Kulturmerkmale  wurde  gesagt,  dass 
die  Bakterien,  als  sie  späterhin  in  eine  2,7  % Kochsalz  enthaltende 
Nährgelatine  übertragen  und  auf  gleichem  Nährboden  weitergezüchtet 
wurden,  denselben  allmählich  verflüssigten , nnd  die  so  erworbene 
Eigenschaft  auch  fernerhin  in  der  gewöhnlichen  Nährgelatine  be- 
wahrten. Diesem  Wechsel  proportional  vollzog  sich  eine  merkliche 
Abschwächung  der  Intensität  des  Leuchtens,  welches,  während  es 
früher  dem  von  B.  cyaneo-ph.  an  Stärke  überlegen  war,  von  dem- 
selben jetzt  übertrotfen  wurde.  In  gewöhnlicher  6 prozent.  Nähr- 
gelaline,  welche  Mitte  April  1889  mit  Individuen  von  einer  8 tägigen 
Kultur  auf  der  stark  kochsalzhaltigen  Gelatine  geimpft  und  alsdann 
ausgerollt  wurde,  entwickelten  sich  die  Kolonieen,  wie  früher  ange- 
deutet. Das  Leuchten  derselben  trat  erst  nach  2 — 3 Tagen  bei 
günstiger  Temperatur  ein;  die  Farbe  des  von  den  in  sehr  geringer 
Zahl  vorhandenen  oberflächlichen  Kolonieen  abgegebenen  Lichtes  war 
silberweiss,  mit  Ausnahme  von  einer  mit  grünlich-silbernem  Licht. 
Anfangs  Januar  a.  c.  wurde  Material  von  Kulturen  auf  gewöhnlicher 
Nährgelatine  — auf  oder  in  welcher  die  Bakterien  seit  Ende  No- 
vember 1889  und  weiterhin  bis  Ende  Mai  a.  c.  ausschliesslich  ge- 
züchtet wurden  — auf  gekochte  See  wasserfische  in  mehreren  Ver- 
suchen übertragen;  das  sich  einstellende  Leuchten  war  sporadisch, 
schwach  und  unverhältnissmässig  rasch  vorübergehend.  Die  Kulturen 
auf  der  Gelatine  mit  2,7%  Kochsalz  zeigten  wiederholt  das  Maximum 
ihres  Leuchtens  erst,  nachdem  der  Nährboden  theilweise  oder  ganz 
verflüssigt  war.  Die  Dauer  des  Leuchtens  überhaupt  an  den  aty- 
pischen Kulturen  war,  ähnlich  der  bei  typischen  (s.  oben),  im  Allgemeinen 
nicht  unbeträchtlich;  so  z.  B.  leuchtet  eine  am  20.  Mai  a.  c.  ange- 
fertigte Stichkultur  (Nährgelatine,  -f-  2,7  °/0  Kochsalz)  gegenwärtig 
noch  recht  deutlich.  Die  Farbe  «lös  Lichtes  des  maximalen  Leuchtens 
war  bläuiich,  ähnlich  wie  bei  Gelaiinekulturenvon  B.  cyaneo-phosph. 
In  den  seit  einigen  Monaten  wiederholt  angefertigten  Kulturen  auf  ge- 


Zur  Kenntniss  der  Leuchtbakterien. 


345 


•wohnlicher  lOproz.  Nährgelatine  war  der  Eintritt  des  Leuch tens  sehr 
unregelmässig  und  in  die  Länge  geschoben.  In  einer  am  31.  Juli  a.  c. 
angefertigten,  von  einer  etwas  mehr  als  3wöchcntlichen,  leuchtenden 
Stichkultur  in  2, 7°/rt  Kochsalzgelatine  herstammenden  Rollplattenkultur, 
welche  früher  beschrieben  wurde,  zeigten  einige  der  oberflächlichen 
Kolonieen  ein  schwaches  Leuchten  erst  nach  ca.  3 Wochen,  bei  günstigen 
Temperaturverhältnissen  ; mit  der  allmählich  in  den  Gang  kommenden 
Verflüssigung  der  Gelatine  — dieselbe  trocknete  theilweise  ein  — be- 
gannen andere  Kolonieen,  auch  ursprünglich  tiefe,  zu  leuchten ; einige 
leuchteten  stärker,  als  andere,  doch  wurde  der  Grad  des  Leuchtens  der 
früheren  typischen  Kulturen  niemals  erreicht.  Ob  sämmtliche  Kolo- 
nieen in  deu  Röhrchen,  wenigstens  die  oberflächlichen,  früher  oder 
später  leuchteten,  kann  ich  nicht  mit  Sicherheit  sagen ; Abimpfungen 
von  einer,  wie  es  schien,  ganz  dunklen  Kolonie  an  der  Oberfläche,  auf 
resp.  in  frische  Nährgelatine  von  ähnlicher  Zusammensetzung  (im 
Ganzen  4 Probirröhrchen)  riefen  Kulturen  hervor,  von  denen  zwei 
(Strichkulturen)  erst  nach  ca.  2 Monaten  (sie  waren  alsdann  ver- 
flüssigt) ein  ausserordentlich  schwaches  Leuchten  aufwiesen;  die  an- 
deren zwei  (Stichkulturen)  waren  nach  jener  Zeit  (die  Verflüssigung 
war  theilweise  erfolgt)  noch  dunkel ; sie  sind  es  auch  gegenwärtig 
noch.  Der  Umstand,  dass  in  einer  und  derselben  Kultur  einige  Ko- 
lonieen stärker  leuchteten,  als  andere,  weist  auf  die  Möglichkeit  hin 
dass  durch  rationelle  Zuchtwahl  eine  Rehabiiitirung  des  typiscnen 
Verhaltens  dieser  Art  erreichoar  sei. 

3)  B.  argen  t.-p ho  sph.  I.  Diese  Art  steht  hinsichtlich  der 
Zahl  der  erhaltenen  Generationen  mit  den  beiden  vorhergehenden 
auf  gleicher  Stufe.  Die  Farbe  des  von  den  (typischen)  Kulturen 
oder  von  Emulsionen  derselben  mit  Seewasser  ausgestrahlten  Lichtes 
war  ein  mildes  Silberweiss,  und  von  solcher  Stärke,  dass  z.  B.  mit- 
telst einer  gut  entwickelten  jungen  Gelatine-Strichkultur , in  sonst 
dunkler  Umgebung,  die  Taschenuhr  bequem  abzulesen  war.  Das 
Leuchten  an  und  für  sich  war  durchschnittlich  von  nicht  unerheb 
licher  Dauer,  wie  einige  Beispiele  illustriren  mögen.  Von  den  Ko- 
lonieen in  einem  am  10.  Juni  1887  angelegten  Rollröhrchen  mit 
8 prozent.  Nährgelatine  leuchteten  einige  derselben,  und  zwar  die  im 
unteren  Theile  desselben  befindlichen , noch  lebhaft  nach  76  Tagen 
(am  25.  August);  die  höher  gelegenen  leuchteten  nach  jener  Zeit 
schwach  (die  Gelatine  war  an  den  betr.  Stellen  mehr  eingetrocknet) ; 
vier  Tage  darauf  war  alles  Leuchten  verschwunden.  Während  der 
ganzen  Zeit  war  die  Temperatur  eine  günstige.  — Eine  am  2.  Juni  1887 
angelegte  Stichkultur  in  6 prozent.  Nährgelatine  leuchtete  noch  in- 
tensiv am  23.  Nov.  1887,  obwohl  der  Nährboden  tief  eingesunken  (ein- 
getrocknet) war.  — An  den  Kulturen  in  Nährbouillon  trat,  abgesehen 
vielleicht  von  einer  temporären  Lichtentwickelung  im  Anfang,  das 
Leuchten  erst  spät  in  die  Erscheinung.  Eine  solche  Kultur  vom 
13.  August  1887  zeigte  nach  8 Stunden  allerdings  ein  schwaches 
Leuchten,  doch  war  dasselbe  nach  einem  Tage  wieder  verschwunden; 
auch  nach  11  Tagen,  während  welcher  sie  oft  angesehen  wurde,  war 
sie  noch  dunkel.  Als  sie  am  12.  September,  d.  h.  nach  ungefähr 
einem  Monat  seit  dem  Beginne,  wieder  hervorgeholt  wurde , über- 


346 


K atz  , 


raschte  ein  von  der  oberflächlichen  Hautbildung  ausgehendes,  schönes 
Leuchten,  vermittelst  dessen  man  die  Taschenuhr  ohne  Mühe  ablesen 
konnte.  Dasselbe  hielt  in  ungefähr  demselben  Grade  bis  Mitte  Ok- 
tober desselben  Jahres  an;  der  Zeitpunkt,  wann  es  gänzlich  erlosch, 
wurde  in  diesem  Falle  nicht  festgestellt.  — Ein  anderes  Mal  kam 
eine  ähnliche,  in  einem  Er  1 en  m ey  e r ’schen  Kölbchen  am  17.  Juni 
1887  angelegte  Kultur  zur  Beobachtung.  Sie  war  anfangs  ohne  Leuch- 
ten und  wurde  dann  zurückgestellt.  Nach  etwa  3 Monaten  (13.  Sep- 
tember), wahrscheinlich  schon  früher,  war  die  auf  der  Oberfläche 
der  Kulturflüssigkeit  fiottirende  Haut  intensiv  silberig  leuchtend. 
Dieser  Zustand  hielt  einige  Zeit  an.  Am  1 1.  Oktober  war  das  Leuch- 
ten schwächer,  am  15.  Oktober  wieder  stärker,  am  9.  November 
schwach,  am  23.  November  wieder  etwas  stärker,  am  28.  November 
vollständig  erloschen.  Während  der  ganzen  Zeit  befand  sich  die 
Kultur  bei  Zimmertemperatur,  die,  obwohl  innerhalb  mehrerer  Grade 
sich  bewegend,  für  Wachsthura  und  Leuchten  durchweg  günstig  war. 

Endlich  sei  noch  erwähnt,  dass  eine  Kultur  auf  gekochtem  Tinten- 
fisch vom  14.  September  1887  noch  einige  Funken  zeigte  am  16.  No- 
vember 1887;  nach  einer  weiteren  Woche  waren  auch  diese  er- 
loschen. 

Die  Weiterzüchtung  von  B.  arg. -ph.  I erfolgte  wie  bei  den 
anderen  Arten , und  wie  des  Näheren  im  vorhergehenden  Falle  an- 
gegeben. Proportional  den  sich  einstellenden,  früher  berichteten  Ab- 
weichungen in  kultureller  Beziehung,  veränderte  sieb  das  Leuchten, 
dasselbe  erfuhr  eine  Abschwächung.  Letztere  trat  schon  nach 
einigen  Uebertragungen  auf  die  mehrfach  erwähnte  2,7%  Koch- 
salzgelatine ein.  Als  Mitte  April  1889  wiederum  auf  ge- 
wöhnliche Nährgelatine  abgeimpft  wurde,  blieb  das  LeuchteD, 
unter  mehrwöchentlicher  Beobachtung  der  Röhrchen,  ganz  aus  (Roll- 
röhrchen und  Strichkulturen);  Impfungen  von  letzteren  auf  die  2,7 °/„ 
Kochsalzgelatine  ergaben  wieder  deutlich  leuchtende  Kulturen.  — 
Die  Anfangs  Januar  a.  c.  auf  gekochten  Fischen  erhaltenen,  von 
eiuer  schwach  leuchtenden  Kultur  in  gewöhnlicher  Gelatine  abstam- 
mendeu  Kulturen  zeigteu  sich  in  ihrem  Leuchten  abgeschwächt  — 
Unter  dem  Abschnitt  „Kulturmerkrnale“  wurde  auf  die  Tendenz  der 
Ausbildung  „sekundärer“  Koionieen  in  alten  Gelatin.-strichkulturen 
hingewiesen , und  ein  vor  Kurzem  beobachtetes  Vorkommen  dieser 
Art  in  atypischen  Strichkulturen  besonders  hervorgehoben.  Nach 
Aussehen  und  Funktion  war  dieses  auf  dem  atypischen  Kulturrasen 
entstehende  neue  Wachsthum  von  typischer  Beschaffenheit;  in  den 
betreffenden  Strichkulturen  vom  17.  August  a.  c.  leuchteten  die 
neuen  Koionieen  am  besten  Mitte  September ; ein  schwaches  Leuchten 
besteht  noch  gegenwärtig.  Die  am  28.  September  von  einer  solchen 
Kolonie  angelegten  Stichkulturen  in  2,7  % Kochsalzgeiatine  wuchsen 
und  leuchteten  wie  typische  Kulturen. 

4)  B.  argen t. -phosph.  II.  Diese  Art  bat  sich,  unter  sonst 
ähnlichen  Bedingungen,  soweit  konstanter  erwiesen , als  die  beiden 
unmittelbar  vorhergehenden  und  die  beiden  folgenden.  In  der  jetzt 
vorliegenden  62.  Generation  ist  das  Leuchten,  allem  Anschein  nach, 
dasselbe  wie  in  den  Anfangsgenerationen,  obwohl  merkwürdigerweise 


Zur  Kenntuiss  der  Leuchtbakterien. 


347 


die  auf  der  2,7  % Kochsalz-Gelatine  erzielten  Generationen  vor  denen 
auf  gewöhnlicher  Nährgelatine  an  Leuchtkraft  durchschnittlich  zurück- 
standen. Die  seit  der  Gewinnung  dieses  Mikroorganismus  wiederholt 
angefertigten  Fischkulturen  — die  jüngsten  im  Januar  a.  c.  — waren 
stets  von  ähnlicher  Beschaffenheit  in  Bezug  auf  Wachsthum  und 
Leuchten.  Letzteres  war  intensiver,  als  dasjenige  von  B.  arg.-ph.  I, 
dagegen  schwächer,  als  dasjenige  von  B.  cyaneo-ph.  und  das 
typische  Leuchten  von  B.  smar. -ph.  Die  Farbe  des  Lichtes  von 
Fischkulturen  war,  in  ganz  dunkler  Umgebung,  grünlich- silbern ; 
in  Gelatine-,  Agar-  und  Bouillonkulturen  war  es,  unter  derselben 
Bedingung,  mehr  oder  weniger  glänzend  silberweiss,  im  Halbdunkel 
jedoch  meist  auch  mit  einem  grünlichen  Schimmer.  — Das  Leuchten 
war  früh  bemerkbar,  an  den  Kolonieen  z.  B.,  sobald  sie  sichtbar 
wurden.  Die  Dauer  des  Leuchtens  im  Allgeneinen  war  durch- 
schnittlich beschränkter,  als  bei  den  drei  vorhergehenden  Arten.  Das 
Leuchten  von  Gelatinekulturen  erlosch  früher,  als  das  von  korrespon- 
direnden  Kulturen  jener.  Dagegen  bewahrte  eine  Fischkultur  das 
Leuchten  auf  geraume  Zeit;  ein  am  24.  Oktober  1887  geimpftes,  vor- 
her gekochtes  Stück  eines  Stechrochens  leuchtete  noch  hier  und  da, 
wenn  auch  schwach,  am  29.  Dezember  1887. 

Auf  die  Beobachtung  von  markanten,  sekundären  Kolonieen  in 
einer  alten  Strichkultur  auf  10 prozent.  Nährgelatine  wurde  früher 
aufmerksam  gemacht.  Diese  Kolonieen  leuchteten  einige  Zeit  intensiv; 
der  Anblick  ähnelte  dem,  welchen  Plattenkulturen  mit  räumlich  gut 
getrennten  Kolonieen  darboten;  noch  gegenwärtig  ist  an  ihnen  ein 
schwacher  Lichtschimmer  erkennbar.  Abimpfungen  von  einer  der- 
artigen Kulouie  am  28.  November  in  frische  Nährgeiatine  (gewöhn- 
liche 10 prozent.  und  6 prozent.  -j-  2,7%  Kochsalz)  ergaben  Kulturen, 
in  denen,  allen  Anzeichen  nach,  die  Art  des  Wachsthums  und  Leuch- 
tens sich  von  dem  vorhergehender,  nicht  von  vereinzelten  Kolonieen 
abstammender  Generationen,  kaum  unterschied. 

5)  B.  argen  t.-phosph.  III.  Die  Zahl  der  bis  jetzt  durch- 
laufenen Generationen  stimmt  mit  derjenigen  bei  B.  argen t.-ph.  II 
überein.  Anfangs  war  das  Leuchten  dem  bei  der  letztgenannten  Art 
ähnlich;  späterhin  erfuhr  dasselbe  eine  Abschwächung.  Dieselbe 
wurde  zunächst  in  Kulturen  auf  2,7%  Kochsalz-Gelatine  beobachtet, 
auf  welcher  die  Bakterien  von  Mitte  April  1888  bis  Ende  November 
1889  ausschliesslich  gezüchtet  wurden.  In  den  wiederum  auf  ge- 
wöhnlicher Nährgelatine  angelegten  Kulturen  erschien  das  Leuchten 
nicht  so  stark,  wie  in  den  Anfangsgenerationen ; ähnlich  war  es  mit 
den  von  einer  solchen  Gelatinekultur  stammenden  Fischkulturen  (An- 
fangs Januar  a.  c.).  Neuerdings  blieben  ein  paar  Mal  Strichkulturen 
auf  der  2,7%  Kochsalz-Gelatine  sogar  ganz  dunkel,  während  korre- 
spondirende  Kulturen  auf  gewöhnlicher  Nährgelatine  schwach  leuch- 
teten. Bei  einer  der  letzteren  Kategorie  traten,  wie  früher  ange- 
deutet, nach  einigen  Wochen  vereinzelte  „sekundäre“  Kolonieen  auf, 
die,  wie  es  mir  schien,  verhältnissmässig  besser  leuchteten,  als  der 
„primäre“  Rasen,  auf  dem  sie  entstanden.  Weitere  Versuche  mit 
einem  derartigen  Nachwuchs  stehen  noch  aus. 

Nach  dem  Resultate  eines  jüngst  ausgeführteu  Versuches  bewirkte 


348 


K a t z , 


die  erneute  Züchtung  der  Mikroben  in  gewöhnlicher  Nährbouillon 
eine  sofortige  Rehabiiitirung  des  alten  Leuchtens.  An»  28.  September 
a.  c.  wurde  von  einer  etwa  vierwöchentlichen  nicht-leuchtenden  Strich- 
kultur auf  2,7%  Kochsalz-Gelatine  in  Nährbouillon  (0,6%  Na  CI  ent- 
haltend) abgeimpft.  Mit  der  beginnenden  Bildung  des  oberfläch- 
lichen Häutchens,  am  4.  oder  5.  Tage,  bei  ca.  20°  C,  stellte  sich 
das  Leuchten  ein ; etwa  am  8.  Tage  war  die  an  der  Oberfläche  der 
Nährflüssigkeit  tiottirende  Kulturmembran  voll  entwickelt;  dieselbe 
gab  jetzt  im  Dunkeln  ein  intensives,  bläulich-grünlich-weisses  Licht 
von  sich,  stark  genug,  um  die  Taschenuhr  auf  einige  Entfernung  hin 
ablesen  zu  können.  — Am  14.  Oktober,  wo  das  Leuchten  schon  ab- 
genommen hatte,  wurden  von  dieser  Kultur  zwei  Röhrchen  mit  frischer, 
ähnlicher  Nährbouillon  und  zwei  Röhrchen  mit  10 prozent.  Nährgela- 
tine im  Stich  geimpft.  Das  Leuchten  in  den  entstandenen  Boudlon- 
kulturen  verhielt  sich,  wie  zu  erwarten  war,  wie  in  der  Stammknltur; 
gegenwärtig  (28.  Oktober)  ist  dasselbe  noch  recht  deutlich ; dagegen 
war  das  von  vornherein  sehr  schwache  Leuchten  in  den  Gelatine- 
röhrchen schon  nach  kurzer  Zeit  erloschen. 

6)  B.  argen  t.-ph os ph.  liquef.  Von  dieser  Art  liegt  gegen- 
wärtig die  53.  Generation  vor.  Das  Leuchten  war  schon  in  den 
allerersten  Generationen  schwächer  und  von  beschränkterer  Dauer,  als 
dasjenige  von  irgend  einer  der  anderen  Arten,  unter  sonst  gleichen 
Kulturbedingungen.  Im  Laufe  der  Zeit  nahm  es  zusehends  ab ; nach 
einem  Jahre,  seit  der  Isolirung  des  Organismus,  war  es  in  einer 
frischen  Strichkultur  auf  Nähragar  — einem  für  die  Kultur  desselben 
sehr  geeigneten  Medium,  s.  o.  — derart,  dass  eine  Minute  oder  mehr 
verging,  ehe  man,  nach  dem  Heraustreten  aus  einem  mit  Gas  er- 
leuchteten in  einen  völlig  duuklen  Raum,  das  auf  die  Randpartieen 
des  Kulturbelages  beschränkte  Leuchten  wahrnahm,  Seit  mehr  als 
einem  Jahr  blieben  alle  Kulturen  in  Nährgelatine  (einschliesslich  der 
mit  2,7  % Kochsalz),  Nährbouillon  oder  auf  Nähragar  dunkel,  auch 
der  Nachwuchs  der  ansehnlichen  Kolonieen,  welche  sich,  wie  früher 
erwähnt,  auf  alten  Strichkulturen  auf  letzterem  Nährboden  ent- 
wickelten. Dagegen  wurde  in  einer  von  zwei  Kulturen  auf  gekochtem 
„Gar-fish“,  welche  am  5.  September  a.  c.  aus  einer  etwa  l9tägigeu 
(stets  dunklen)  Stichkultur  in  2,7%  Kochsalz-Gelatine  angelegt  waren, 
nach  etwa  14  Tagen  an  einer  Stelle  geringes  Leuchten  beobachtet, 
das  bald  verschwand ; die  Fischoberfläche  war  übrigens  von  der  Kul- 
tur in  gewohnter  Weise  fast  ganz  bedeckt.  — Es  steht  demnach 
wohl  ausser  Zweifel,  dass  sich  aus  nicht-leuchtenden  Kulturen  auch 
bei  dieser  Art  leuchtende  wieder  erziehen  lassen  können  >)• 

A n h a n g.  Abgesehen  von  den  Eingangs  erwähnten,  mit  Proben 
See wassers  angestellten  Kulturversuchen,  welche  zur  Isolirung  und 
Weiterzüchtung  von  drei  verschiedenen  Leuchtbakterien  führten,  habe 


i)  Die  iun  Obigen  kurz  'viedergegebenen  Beobachtungen  über  schwach-leuchtende 
oder  nicht-leuchtende  Kulturen  schliessen  sich  an  diejenigen  von  B e y e r i n c k an, 
weicher  das  Phänomen  der  Abschwächtuig  oder  Obliteration  des  Leuchtens  bei  Photo - 
b s c t itidicuua  und  Ph.  iuminosum  häutig,  bei  Pb  phos  phorescens  selten 
anfireten  sah,  ferner  an  die  diesbezüglichen  Beobachtungen  von  Bi  11  et  und  Giard 
*n  B a c t.  G i a r a i. 


Zur  Kenntniss  der  Leuchtbakterien. 


349 


ich  im  Ganzen  etwa  zwei  Dutzend  anderer  derartiger  Versuche,  fast 
alle  aus  dem  Jahre  1887  datirend,  unternommen,  und  zwar  mit  See- 
wasser von  verschiedenen  Punkten  des  Port  Jackson,  von  einigen 
Stellen  an  der  unmittelbaren  Küste  und  von  ßotany  Bay,  nahe  bei 
Sidney.  Mein  Zweck  war  lediglich  der,  über  die  relative  Anzahl  von 
entwickelungsfähigen  Leuchtbakterien  in  deD  Proben  einen  ungefähren 
Anhaltspunkt  zu  gewinnen.  Diese  Proben,  in  Mengen  von  1 bis  zu 
20  Tropfen,  wurden,  wie  gewöhnlich,  mit  vorher  verflüssigter  8-  oder 
lOprozent.  Fleischwasser-Pepton-Kochsalz-Gelatine  in  Reagensgläsern 
gemischt,  und  diese  nachher  ausgerollt.  Unter  den  resultirenden, 
meist  zahlreichen  Kolonieen  wurden  leuchtende  Kolonieen  in  noch 
nicht  der  Hälfte  der  Fälle  koustatirt,  und  dann  auch  nur  in  unver- 
hältnissmässig  geringer  Anzahl.  Darnach  scheint  das  Seewasser  an 
den  genannten  Orten,  unter  gewöhnlichen  Umständen,  verhältniss- 
mässig  arm  an  Leuchtbakterien  zu  sein. 


Verz.eichniss  der  benutzten  Litteratur! 

1)  M.  W.,  Beyerinck. 

8)  Le  Photobacterium  luminosum,  bactdrie  lumineuse  de  la  mer  du  nord.  (Archiven 
Neerlandaises  des  Sciences  exactes  et  naturelles.  T.  XXIII.  1889.  p.  401 — 415;  Re- 
ferat mit  Zusätzen,  dieses  Centralblatt.  Bd.  VII.  1890.  No.  11.) 

(b)  Les  Bactdries  lnmineuses  dans  leurs  rapports  avec  l’oxyg&ne.  (Ibid.  pp.  416 — 427.) 

2.  Billet,  A.,  Contribution  ä l’etude  de  la  morphologie  et  du  developpement  des 
Bacteriaeees.  (Extrait  du  Bulletin  scientifique  de  la  France  et  de  la  Belgique , publi4 
par  Giard,  Note  2.,  p.  144  [Bacterium  Giardi  Billet].) 

3.  D u b o i s , R.,  Sur  le  röle  de  la  Symbiose  eher  eertains  animaux  marins  lumineux. 
(Ccmpt.  rend.  de  l'Aead.  des  sciencos  de  Paris.  T.  CVII.  1888.  p.  502 — 504.) 

4.  Dnclaux,  Sur  les  microbes  phosphorescents.  Revue  critique.  (Annales  de  l’Inst. 
Pasteur.  T.  I.  1887.  No.  10  ) 

5.  Fischer. 

a)  Bakteriologisch«*  Untersuchungen  auf  einer  Reise  nach  Westindien.  II.  Ueber 
einen  lichtentwickelnden,  im  Meerwasser  gefundenen  Spaltpilz.  (Zeitsehr  f.  .Hygiene. 
Bd.  II.  1887  p.  54—92.) 

b)  Anhang  (1.  c.  p.  92  — 95). 

c)  Ueber  einen  neuen  Jichtentwickclnden  Bacillus.  (Dieses  Centralblatt.  Bd.  IIL 
1888.  No.  4 und  5.) 

d)  Bakterienwachsthum  bei  0°C.  (Dieses  Centralblatt.  Bd.  IV.  1888.  No.  3.) 

6.  Förster,  J.,  Ueber  einige  Eigenschaften  leuchtender  Bacterien.  (Dieses  Cen- 
tralbl.  Bd  II.  1887.  No.  12.) 

7.  Giard,  A.  und  Billet,  A.  a)  Observations  sur  la  maladie  phosphorescente 
des  Talitres  et  autres  Crustaces.  (Compt.  rend.  de  la  Soc.  de  Biologie,  sdanee  19.  oc- 
tobre  1889.) 

b)  Giard,  A.,  Nouvelles  recherches  sur  les  bactdries  lumineuses  pathogbnes. 
(Compt.  rend.  de  la  Soc.  de  Biologie.  1890  No.  14;  nach  Referat:  Dieses  Centralbl. 
Bd.  VIII.  1890.  No.  6.) 

8 Hermes,  O.,  Demonstration  des  leuchtenden  Nordsee-Bacillus  [Bacterium 
phosphorescens].  (Tagebl.  d.  60.  Versamml.  deutsch.  Naturf.  and  Aerzte  in  Wiesbaden. 
1887.  p.  254  ; aus  Baumgarten’s  Jahresbericht  . . . Jahrgang  III.  1887.  p.  344, 
und  nach  anderweitigen  Notizen.) 

9.  Katz,  O.,  Preliminary  remarks  on  phosphorescent  Bacteria.  (Proceedings  of 
the  Linnean  Society  of  New  South  Wales.  Serie  II.  Vol.  II.  1887.  Part.  2.  p.  331 
—336,  414—415;  Part.  4.  p.  627—630,  680.) 

10  I,  eh  mann,  K.  15,  Studien  über  Bacterium  phosphorescens  Fischer.  (Dieses 
Centralbl.  Bd.  V.  1889.  No.  24.) 

IX.  Bd. 


23 


350 


Invertin. 


11.  Ludwig,  F. , Die  bisherigen  Untersuchungen  über  photogene  Bakterien. 
(Dieses  Centralbl.  Bd.  II.  1887.  No.  13  und  14.) 

Sydney,  Ende  Oktober  1890. 


Referate. 


Fernbach,  A. , Sur  Pinvertine  ou  sucrase  de  la  levure. 

(Annales  de  l’Institut  Pasteur.  Tome  IV.  1890.  p.  641.) 

Bei  der  Herstellung  seiner  Reinkulturen  ging  der  Verf.  von  der 
einzelnen  Zelle  aus.  Die  Versuche  wurden  mit  dem  Aspergillus 
niger,  mit  einer  Brauerei-Unterhefe,  einer  Hefeart  der  Gruppe  Sac- 
charomyces Pa  storianus,  einer  Brauerei-Oberhefe  und  einer  Wein- 
hefe angestellt.  Je  jünger  die  Zelien  waren , desto  länger  dauerte 
es,  bis  das  Invertin  in  das  Macerationswasser  ausgetreten  war;  Dif- 
fusions-Phänome  zeigten  sich  erst  dann  deutlich,  wenn  die  Zellen 
alt  geworden  waren  und  angefangen  hatten , die  Reserveuahrungs- 
stoffe  zu  verbrauchen. 

FulgeudeDitferenzeu  wurden  zwischen  dem  Invertin  der  genannten 
Hefearten  einerseits  und  dem  Invertin  des  Aspergillus  niger 
andererseits  wahrgenomraen : Das  Invertin  der  Hefearten  ging  voll- 

ständig oder  beinahe  vollständig  durch  C ii  am  b e rl  a u d’s  Porzellan- 
filter, während  dagegen  das  Invertin  des  Aspergillus  niger  zum 
grössten  T heil  zurückgehalten  wurde;  das  Invertin  der  Hefearten 
war  ferner  der  Einwirkung  von  Essigsäure  gegenüber  empfindlicher,  als 
das  von  dem  Aspergillus  n i ge  r ausgesonderte  Invertin.  Der  Verf. 
hebt  deshalb  hervor,  dass  das  Invertin  bei  dem  genannten  Schimmel- 
pilz mit  dem  gedachten  Ferment  bei  den  Alkoholgährungspilzen  nicht 
identisch  ist. 

Aber  auch  die  von  den  genannten  Hefearten  entwickelten  Fer- 
mente erwiesen  sich  als  von  einander  verschieden,  z.  B.  in  dem  Ver- 
halten gegenüber  der  Essigsäure ; namentlich  war  das  Quantum  Essig- 
säure, unter  dessen  Einwirkung  die  höchste  invertirende  Wirkung 
eintrat,  wenn  die  Versuche  bei  55°  C angestellt  wurden,  für  mehrere 
Arten  verschieden. 

Um  zu  bestimmen , wieviel  Invertin  eine  gegebene  Hefeart  ent- 
hält, stellte  Verf.  den  Versuch  unter  den  für  die  Inversion  günstig- 
sten Bedingungen  an.  Als  Einheit  für  seine  Bestimmungen  (Puoit6 
de  sucrase)  wählte  er  die  Quantität  Invertin , welche  — bei  einer 
Temperatur  von  54  bis  56°  C und  beim  Vorhandensein  der  für  die 
Wirkung  des  zu  bestimmenden  Invertins  günstigsten  Essigsäuremenge 
— im  Verlauf  einer  Stunde  20  Centigramm  Rohrzucker  invertirt. 
Es  handelt  sich  dann  darum,  die  Grösse  des  dazu  erforderlichen  Vo- 
lumens der  betreffenden  Invertinflüssigkeit  zu  ermitteln. 

Als  iVlacerationsflüssigkeit  wurde  sterilisirtes  Wasser,  30—35°  C, 
benutzt.  Durch  wiederholte  Wasserauszüge  gelang  es  zuletzt,  jede 
Spur  von  Invertin  in  den  betreffenden  Hefezellen  auszuziehen.  Es 


Invertin.  — Nitrifikation. 


351 


wurde  die  ganze  Zeit  derart  gearbeitet,  dass  die  Reinkultur  bewahrt 
wurde  und  dass  eine  Oxydation  nicht  stattfinden  konnte ; im  letz- 
teren Falle  würde  nämlich  ein  Verlust  an  Invertin  eintreten.  Die 
Menge  des  in  den  auf  die  beschriebene  Weise  zu  verschiedenen 
Zeiten  erhaltenen  Wasserauszügen  vorhandenen  Invertins  wird  be- 
stimmt, und  die  Summe  dieser  einzelnen  Iuvertinquauta  ist  die  ganze 
Invertinmenge,  welche  die  betreifende  Hefe  enthalten  hat. 

Unter  den  verschiedenen  Nahrungsflüssigkeiten,  welche  geprüft 
wurden,  erwies  sich  gewöhnliche  gehopfte  Bierwürze  als  die  beste, 
wenn  es  sich  darum  handelte,  eine  an  Invertin  reiche  Hefen  Vegetation 
zu  erzeugen.  Weder  Maltose  noch  Saccharose  schien  in  der  ge- 
nannten Beziehung  Bedeutung  zu  haben ; die  Erzeugung  von  Invertin 
beruht  vielmehr  darauf,  daß  das  betreftende  Nahrungssubstrat  einen 
passenden  Stickstotfgebalt  enthält  oder  nicht;  eine  quantitative  Ana- 
lyse hilft  jedoch  hier  wie  in  ähnlichen  Fällen  nichts,  nur  die  quali- 
tative Bestimmung  kann  uns  Aufklärung  geben.  Die  Untersuchungen 
des  Verf.’s  zeigen  somit,  dass  eine  Nahrungsflüssigkeit,  deren  Stick  - 
stotfgehalt  ebenso  gross  als  der  der  Bierwürze  war,  dennoch  eiue 
wenig  oder  kein  Invertin  enthaltende  Hefenvegetation  entwickeln 
konnte,  während  ebendieselbe  Hefe,  wenn  sie  in  der  Bierwürze  kul- 
tivirt  wurde,  eine  reichliche  Menge  Invertin  bildete;  in  anderen  Be- 
ziehungen dagegen  war  die  für  die  Entwickelung  des  Invertins  un- 
günstige Nahruugsflüssigkeit  für  die  Entwickelung  der  Hefenvegetation 
sehr  günstig.  Man  kann  durch  solches  Züchten  eine  kräftige  Hefe- 
vegetation erhalten,  deren  Zeilen  an  Stickstoff  reich  sind,  aber  den- 
noch nur  in  geringem  Maasse  Invertin  entwickeln.  Ein  Zusatz  von 
Pepton  befördert  unter  solchen  Umständen  die  Bildung  dieses  Fer- 
ments. 

Die  Bedingungen  für  die  Bildung  des  oftgeuannten  Ferments 
scheinen  überhaupt  für  jede  Hefeart  verschieden  zu  sein , gemein- 
gültige Gesetze  lassen  sich  daher  vorläufig  nicht  aufstellen.  Es 
zeigte  sich  z.  B.,  dass  Hefeabsude  eiuer  Bier  unterhefeart  gegenüber 
dieser  Art  selbst  in  vorzüglichem  Grade  dazu  dienten , eine  bedeu- 
tende Entwickelung  von  Invertin  hervorzurufen,  während  eben  die- 
selbe Nährlösung  anderen  Hefearten  gegenüber  nur  geringen  Werth 
in  der  genannten  Beziehung  hatte. 

Hier  wie  an  mehreren  Stellen  warnt  der  Verf.  vor  der  bei  den 
Chemikern  allgemein  herrschenden  Neigung,  aus  den  durch  wenige  spe- 
zielle Untersuchungen  erhaltenen  Resultaten  gemeingültige  Gesetze 
ziehen  zu  wollen,  und  er  hebt  hervor,  dass  die  fermentative  Funk- 
tion nicht  nur  bei  den  verschiedenen  Arten  verschieden  ist,  sondern 
auch  bei  den  Individuen  einer  und  derselben  Art  nach  Maassgabe 
des  Ernährungszustandes  derselben  variirt. 

Emil  Chr.  Hansen  (Kopenhagen). 

lViuogradsky,  Recherches  sur  les  organismes  de  la  nitri- 
fication.  [3e  m6moire.]  (Annales  de  l’Institut  Pasteur.  1890. 
No.  12.  S.  760.) 

Verf.  hatte  in  den  Kulturen  des  von  ihm  entdeckten,  in  den 
früheren  Mittheilungen  besohl  iebenen  Nitratbildners  („N  itromona  s“) 

23* 


352 


Nitrifikation. 


stets  auch  die  Gegenwart  von  salpetriger  Säure  nach  weisen  können, 
hielt  dies  aber,  entsprechend  der  Auffassung  von  Schloesing  und 
Müntz  für  ein  abnormales  Vorkommen.  Neuerdings  überzeugte  er 
sich  jedoch  von  dem  Gegentheil;  die  vorliegende  Mittheilung  gibt 
Aufschluss  über  die  relative  Grösse  der  Bildung  von  Salpeter-  und 
salpetriger  Säure  beim  künstlichen  Nitrifizirungsprozess. 

Die  Kulturen  des  Nitratbildners  wurden  in  der  nämlichen  Weise 
wie  früher  (2.  Mittheilung)  in  mit  Watte  verschlossenen  Kolben  mit 
flachem  Boden  in  niederer  Schichte  angesetzt.  Die  Lösung  enthielt 
1 g Kaliumphosphat  und  0,5  g Magnesiumsulfat  auf  1000  ccm  Züricher 
Seewasser.  Das  zur  Unterhaltung  des  Oxydationsprozesses  dienende 
Ammonsulfat  wurde  während  der  mehrere  Monate  dauernden  Versuche 
stets  in  kleinen  Mengen  zugefügt,  je  nach  Bedarf,  d.  h.  so  oft  alles 
vorher  zugesetzte  oxydirt  war.  Um  hierbei  die  Konzentration  der 
Nitrite  oder  Nitrate  in  der  Lösung  nicht  allzu  sehr  zu  erhöhen,  wo- 
durch das  Anwachsen  der  gebildeten  organischen  Kohlenstoffverbin- 
dungen — die  gleichzeitig  bestimmt  werden  sollten  — behindert 
worden  wäre,  wurde  von  Zeit  zu  Zeit  die  Lösung  erneuert.  Die 
Kultur  wurde  durch  einen  kleinen  geglühten  Asbestpfropf  abfiltrirt, 
und  letzterer  diente  als  Aussaat  in  neue  Lösung.  Die  alte  Lösung 
wurde  dann  sofort  auf  ihren  Gehalt  an  Salpeter-  und  salpetriger 
Säure  verarbeitet,  die  Hälfte  davon  aber  in  sterilisirtem  Zustand  zur 
schliesslichen  Bestimmung  der  gelösten  organischen  Kohlenstoffver- 
bindungen aufbewahrt.  Obwohl  bei  dieser  Art  des  Verfahrens  eine 
Verunreinigung  der  Kulturen  durch  Luftstäubchen  nicht  ausgeschlossen 
ist,  so  konnte  doch  kein  wesentlicher  Fehler  entstehen,  da  die  Er- 
nährungsbedingungen für  alle  Arten  der  gewöhnlichen  Bakterien  mit 
Ausnahme  des  Nitratbildners  zu  ungünstig  waren. 

Die  Oxydationsprodukte  des  Stickstoffes  werden  zunächst  mittelst 
Eisenchlorür  in  toto  und  dann  die  salpetrige  Säure  allein  mittelst 
Kaliumpermanganats  bestimmt;  die  Salpetersäure  wird  nicht  direkt 
ermittelt,  sondern  aus  der  Differenz  berechnet.  Verf.  theilt  die  Zahlen 
von  vier  Versuchen  mit,  bei  denen  jeweils  von  Zeit  zu  Zeit,  meist 
nach  etwa  40  Tagen,  Bestimmungen  ausgeführt  wurden.  Die  Resul- 
tate lehren  übereinstimmend,  dass  bei  der  Nitrifizirung  des  Ammo- 
niaks die  Bildung  von  salpetriger  Säure  gegen  jene  von  Salpeter- 
säure so  bedeutend  überwiegt,  dass  letztere  beinahe  verschwindet. 
Der  in  Salpetersäure  umgewandelte  Stickstoff  betrug  im  Mittel  nur 
3,6%  des  gesammten  oxydirten  Stickstoffs. 

Gleichzeitig  wurden,  wie  erwähnt,  die  in  den  Kulturen  der  Nitro- 
rnonas  (aus  Kohlensäure  und  Ammoniak  synthetisch)  gebildeten  orga- 
nischen Kohlenstofi'verbindungen  bestimmt.  Die  betreffenden  Zahlen 
wurden  gewonnen  durch  Ermittelung  des  Kohlenstoffgehalts  in  der 
Kulturmasse  selbst  („depot“)  und  des  Kohlenstoffgehalts  der  Lösung, 
abzüglich  des  in  der  angewendeten  Nährflüssigkeit  ursprünglich  ent- 
haltenen Kohlenstoffs.  Es  fand  sich,  dass  dieser  „assirnilirte  Kohlen- 
stoff“, dessen  Menge  in  den  einzelnen  Versuchen  15,2 — 26,4  mg  be- 
trug, jeweils  in  einem  bestimmten  Verhältnisse  stand  zur  Menge  des 
oxydirten  Stickstoffs  (in  minimo:  1:33,  in  maximo:  1:37).  Nach 
Verf.  war  dies  vorauszusehen:  da  die  Oxydation  des  Ammoniaks  die 


Nitrifikation.  — Urin  bei  Malaria. 


353 


einzige  Kraftquelle  in  diesem  Falle  darstellt,  so  müsse  die  synthe- 
tische Leistung  nothwendig  hiervon  abhängen.  Ausserdem  könne  die 
Uebereinstimmung  kein  Zufall  sein,  da  die  Versuche  selbst  unter  ver- 
schiedenen Bedingungen  augestellt  waren.  Aus  dieser  Abhängigkeit 
der  Assimilation  von  der  Oxydation  (im  Mittel  ist  nach  den  Versuchen 
die  Assimilation  von  1 mg  Kohlenstoff  bedingt  durch  die  Oxydation 
von  35,4  mg  Stickstoff,  entsprechend  96  mg  salpetriger  Säure)  erkläre 
sich  auch  das  ausserordentlich  langsame  Wachsthum  des  Nitratbildners. 

Es  erhebt  sich  nun  die  Frage,  weshalb  im  Boden  die  Nitrifika- 
tion beinahe  stets  zur  Salpeterbildung  führt,  während  in  den  Ver- 
suchen mit  dem  reinkultivirten  Nitratbildner  die  salpetrige  Säure 
vorherrscht.  Verf.  ist  mit  Studien  hierüber  beschäftigt  und  theilt 
vorerst  nur  einige  Versuche  mit,  welche  darthun,  dass  Aenderung  der 
Kulturbedingungen  im  Sinne  erhöhter  Luftzufuhr  wohl  eine  Steigerung 
der  Oxydation  überhaupt,  aber  keine  Erhöhung  der  Nitratbildung  be- 
wirkt. Demnach  handelt  es  sich  um  einen  komplizirteren  Vorgang. 

Büchner  (München). 

Boque  et  Lemoine,  G-.,  Recherches  sur  la  toxicite  uri- 
naire  da  ns  l’impaludisme.  (Revue  de  Med.  1890.  Nov.) 

Die  Verff.  beobachteten  bei  einem  Intermittenskranken  mit  drei- 
tägigem Typus  bei  jedem  Anfalle  vor,  während  und  nach  demselben 
Veränderungen  in  der  Giftigkeit  seines  Urins;  besonders  giftig  war 
derselbe  zu  Ende  des  Anfalls,  und  die  Giftigkeit  stand  im  Verhält- 
niss  zur  Schwere  des  Anfalls.  Vor  einem  Anfall  z.  ß.  wurde  der 
Koefficient  der  Giftigkeit  auf  0,13  bestimmt,  nach  demselben  auf 
0,684,  vor  einem  anderen  sehr  heftigen  Anfall  auf  0,274,  nach  dem- 
selben auf  1,276.  Verff.  schliessen  aus  diesen  Beobachtungen  mit 
Recht,  von  welcher  Wichtigkeit  gesuude  Nieren  für  Malariakranke 
sind.  Sie  beobachteten  zwei  Kranke,  welche  schon  in  Algier  an  Ma- 
laria gelitten  batten  und  nach  ihrer  Rückkehr  nach  Frankreich  in 
Folge  von  Alkoholmissbrauch  Albuminurie  bekommen  hatten.  Sie 
wurden  aufs  Neue  von  Wechselfieber  befallen  und  bekamen  Tempera- 
tursteigerungen bis  40  bezw.  41,2  Die  im  Urin  ausgeschiedene 
Giftmenge  war  gering.  Erst  nach  energischen  Dosen  von  Chinin  fiel 
das  Fieber,  und  der  Giftgehalt  des  Urins  stieg  bei  dem  ersten 
Kranken  auf  0,9,  bei  dem  zweiten  auf  0,8.  Jener  genas  bei  fortge- 
setztem Chiningebrauch  und  Milchdiät,  während  dieser  zu  Grunde 
ging.  Die  Verff'.  ziehen  folgende  Schlüsse  aus  ihren  Beobachtungen : 

Die  Erreger  der  Malaria  erzeugen  im  Blute  eine  grosse  Menge 
toxischer  Produkte;  diese  Produkte  werden  zum  grössten  Theile  durch 
den  Urin  ausgeschieden,  und  die  Ausscheidung  erreicht  ihr  Maximum 
unmittelbar  nach  dem  Anfall. 

Schwefelsaures  Chinin  begünstigt  imd  steigert  diese  Ausscheidung. 

Die  Schwere  des  Anfalls  und  gewisse  perniciöse  Formen  stehen 
in  umgekehrtem  Verhältniss  zu  der  Menge  der  ausgeschiedene u Toxine 
und  scheinen  in  Folge  dessen  abhängig  zu  sein  von  Störungen  der 
Niere  und  Leber. 

Das  Verschwindeu  der  Anfälle  steht  wahrscheinlich  in  Beziehung 
zur  Menge  der  ausgeschiedeneu  toxischen  Produkte,  in  dem  Sinne, 


354 


Parotitis  mit  Pneumokokken.  — Drüsenentzündung. 


dass  eine  energischere  Ausscheidung  dem  Ende  der  Krankheit  vorher 
zu  gehen  scheint. 

Leider  erfahren  wir  über  die  Natur  und  den  Nachweis  dieser 
Toxine  nichts.  M.  Kirchner  (Hannover). 

Puplay,  Parotide  a pneumocoques.  (La  Semaine  inöd.  1891. 
No.  2.) 

Ein  47  Jahre  alter  Arbeiter,  der  am  12.  Dezember  vorigen  Jahres 
mit  einer  linksseitigen  Lungenentzündung  erkrankt  war  und  am  18. 
Morgens  eine  regelrechte  Krisis  durchgernacht  hatte,  erkrankte  an 
demselben  Abend  aufs  Neue  mit  heftigem  Fieber  uud  einer  mäch- 
tigen Anschwellung  der  ganzen  Umgebung  der  linken  Ohrspeichel- 
drüse. Die  anfangs  brettharte  Geschwulst  ging  bald  in  Eiterung  über, 
der  Eiter  entleerte  sich  theils  durch  den  Steno  n’schen  Kanal  in 
die  Mundhöhle,  theils  brach  er  in  den  äusseren  Gehörgang,  theils 
unterhalb  des  Ohrläppchens,  theils  vor  dem  Tragus  nach  aussen 
durch.  In  dem  Eiter  wurde  mehrmals  als  einziger  Mikroorganismus 
der  F r a e n k e 1 ’sclie  Pneumoniecoccus  von  K a z i u durch  Kultur 
und  Impfversuche  nachgewiesen.  Fälle  dieser  Art,  die  Verf.  wohl 
sehr  richtig  durch  Einwanderung  der  Diplokokken  in  die  Drüse  von 
der  Mundhöhle  aus  erklärt,  sind  bekanntlich  sehr  selten. 

Bei  der  Anführung  der  Litteratur  sind  dem  Verf.  einige  Ver- 
sehen passirt.  Einmal  lässt  er  den  Pneumococcus  zuerst  von 
Pasteur,  dann  von  Friedländer,  schliesslich  von  Talamond 
und  Fraenkel  entdeckt  sein,  während  doch  der  Friedländer’sche 
und  der  Fr  aen  keTsche  ganz  verschiedene  Mikroorganismen  sind; 
dann  gibt  er  als  den  Autor  einer  früheren  Pneumokokkenparotitis 
den  Italiener  Testina  an,  der  aber  Test!  heisst. 

Der  etwas  lauge  und  clfenbar  für  Anfänger  geschriebene  Aufsatz 
hat  übrigens  hauptsächlich  klinisches  Interesse. 

M.  Kirchner  (Hannover). 

Roux,  G.,  et  Lannois,  M.,  Sur  un  cas  d’adönie  infectieuse 
due  au  staphylococc.us  pyogenes  aureus.  (Rev.  demöd., 
döcembre  1890.) 

Die  Verff.  beobachteten  bei  einem  8jährigen  Kinde  eine  Drüsen- 
erkrankung, die  an  den  Halsdrüsen  begann,  sich  schnell  verallgemei- 
nerte und  alle  Erscheinungen  der  Pseudoleukämie  darbot.  Der  Tod 
erfolgte  ganz  unter  dem  Bilde  einer  akuten  Infektionskrankheit: 
enormes  Fieber,  Purpura,  vielfache  Blutungen.  Bei  der  Obduktion 
fanden  sich  Drüsen-  und  Milztumoren  ohne  Entartung,  Blutungen  in 
verschiedenen  Organen , typische  interstitielle  Nierenentzündung, 
Schwellung  der  Leber  und  sehr  zahlreiche  hirsekorngrosse  Eiter- 
herde in  den  LungeD.  Aus  dem  Blute,  welches  während  des  Lebens 
entnommen,  und  aus  dem  Safte  einer  Drüse,  die  nach  dem  Tode  her- 
ausgeschält war,  gelang  es,  den  Staphylococcus  pyogenes 
aureus  in  Reinkultur  zu  gewinnen.  In  diesem  Falle  also  war  eine 
einfach  hypertrophische,  nicht  eitrige  Drüsenentzündung  durch  den 
Staphylococcus  pyogenes  aureus  erzeugt  worden. 

Auf  Grund  dieser  Beobachtung  wünschen  die  Verff.  die  verschie- 
denen Drüsenaffektionen,  welche  unter  dem  Namen  der  Pseudoleu- 


Verdauung  der  Protozoen, 


355 


kämie  zusammengefasst  werden,  in  zwei  Gruppen  getheilt  zu  sehen, 
in  die  Lymphosarkome  und  in  die  infektiösen  Drüsenentzündungen, 
welch  letztere  ihrer  Ansicht  nach  verschiedenen  Mikroorganismen 
ihre  Entstehung  verdanken  können.  M.  Kirchner  (Hannover). 

Le  Dantec,  Re ch  er ches  sur  la  digestion  intracellulaire 
chez  les  protozoaires.  [lfa  partie.]  (Annales  de  l’Institut 
Pasteur.  1890.  No.  12.  p.  776.) 

Die  vorliegenden,  unter  Leitung  von  Metsehnikoff  im  Institut 
Pasteur  ausgeführten  Untersuchungen  beschäftigen  sich  mit  dem 
Mechanismus  der  Verdauung  im  Zellinnern  verschiedener  Protozoen. 
Zunächst  handelt  es  sich  dabei  um  die  chemische  Reaktion  des  In- 
halts der  Vakuolen,  welche  die  vom  Protozoenleib  aufgenommenen 
Körperchen  umschliessen.  Metsehnikoff  hatte  schou  vor  einem 
Jahre  nachgewiesen,  dass  diese  Vakuolen  saure,  das  Protoplasma  da- 
gegen alkalische  Reaktion  besitzen. 

Die  neuen  Versuche,  wie  die  früheren  mit  Lakmuskörnchen  an- 
gestellt (von  Engelmann  zuerst  in  dieser  Absicht  angewendet), 
ergaben  namentlich  beweisende  Resultate  bei  Stentor  poiy- 
morphus.  Die  aufgenommenen  Körperchen  befinden  sich  hier  nach 
einiger  Zeit  in  einem  sauren  Medium,  dessen  saure  Reaktion  wächst, 
wie  wenn  sie  durch  eine  Sekretion  bedingt  wäre ; gleichzeitig  wiesen 
die  Versuche  darauf  hin,  dass  es  sich  um  eine  starke  Säure  handle. 
Weitere  Versuche  mit  anderen  Ciiiaten  ergaben  wesentlich  analoge, 
aber  weniger  prägnante  Resultate.  Die  Sekretion  der  Säure  scheint 
je  nach  der  Spezies  mehr  oder  weniger  rasch  zu  erfolgen,  die  Säure 
selbst  jedoch  überall  die  nämliche  zu  sein. 

Der  Lakmusfarbstoff  zeigt  den  Nachtheil  einer  zu  langsamen 
Farbenänderung,  wenn  er  etwas  alkalisch  ist.  Zu  den  weiteren  Ver- 
suchen wurde  deshalb  ein  anderer,  weit  empfindlicherer  Farbstoff 
angewendet,  die  vou  Ehr  lieh,  zu  diesem  Zweck  empfohlene  Ali- 
zarinsulf osäure  („alizarine  sulfoconjuguöe“)-  Dieser  braune,  in 
Wasser  (1  : 500)  genügend  lösliche  Farbstoff  geht  bei  Anwesenheit 
von  Alkalien  in  Violett,  durch  Säuren  in  Gelb  über.  Der  Uebergang 
vollzieht  sich  durch  Rosa,  und  kann  durch  vorsichtigen  Zusatz  von 
Alkalien  resp.  Säuren  der  Farbstoff  ausserordentlich  empfindlich  ge- 
macht werden , so  dass  die  geringsten  Aenderungen  der  Reaktion 
sich  durch  einen  neuen  Farbenton  kenntlich  machen.  Unter  dem 
Mikroskop  sind  diese  Farbenänderungen  ebenso  sichtbar  wie  mit 
blossem  Auge. 

Die  Versuche  mit  diesem  Farbstoff  wurden  hauptsächlich  an 
zwei  Arten  von  Amöben  angestellt,  und  zwar  mit  direkter  Beobach- 
tung unter  dem  Mikroskop.  Stets  zeigte  sich  daun,  dass  unmittel- 
bar nach  der  Aufnahme  die  Farbstoffkörrichen  nicht  direkt  im  Pro- 
toplasma, sondern  in  Vakuolen  liegen,  deren  wässeriger  Inhalt  genau 
den  nämlichen  Farbenton  zeigt,  wie  die  umgebende  Flüssigkeit,  so- 
nach offenbar  aus  letzterer  entstammt.  Nach  einigen  Minuten  tritt 
dann  aber  in  den  Vakuolen  — auch  hier,  wo  es  sich  nicht  um  Nähr- 
stoffe handelt  — eine  saure  Sekretion  auf,  wodurch  der  ursprünglich 
violette  Farbenton  des  Inhalts  bis  zu  rosa,  manchmal  bis  zu  gell] 


356  Schutzimpfung,  kiiustl.  Infektiouskraukheiten,  Kutwickelungshenimung  etc. 


verändert  wird.  Schliesslich  erfolgt  meist  ein  Wiederaus  werfen  des 
aufgeriommenen  Farbstoffkörnchens , wobei  dasselbe  den  nämlichen 
Farbenton  zeigt,  den  es  in  der  Vakuole  angenommen  hatte. 

Büchner  (München). 

Wettstein,  Richard,  Ritter  von,  Die  wichtigsten  pflanz- 
lichen Feinde  unserer  Forste.  (Vorträge  des  Ver.  zur  Vei- 
breitung  naturwissenschaftlicher  Kenntnisse  in  Wien.  Jahrg.  XXX. 
Heft  10.  Wien  1890.  33  Seiten.  Mit  9 Figuren.) 

Ausgehend  von  der  früheren  Verbreitung  der  Lärche  in  der 
Gegend  von  Wien  — der  „Stock  im  Eisen“  in  der  Mitte  der  Stadt 
ist  ein  Deberbleibsel  einer  Lärche  — schildert  Verf.  in  anregendster, 
allgemein  verständlicher  Weise  einige  der  schädlichsten,  durch  ihre 
parasitische  Lebensweise  unsere  Waldbäuine  gefährdenden  pflanz- 
lichen Krankheitserreger,  sowie  das  Wesen  des  Parasitismus  selbst 
und  seine  Folgen.  Es  werden  geschildert  und  durch  treffliche  Ein- 
zel- und  Habitusbilder  illustrirt  die  folgenden  Krankheitserreger : 
Viscum  album  (mit  tödtlicher  Wirkung  tritt  dieselbe  häufig  auf 
Obstbäumen,  in  den  Tannenwäldern  des  Wiener  Wraldes,  in  den  Pap- 
pelaueu  des  Wiener  Praters  etc.  auf),  Loranthus  europ'aeus 
(erwähnt  werden  auch  die  auf  anderen  Loranthaceen  schmarotzenden 
Arten,  die  brasilianische  Deudropbthora  Epiviscum  auf  D. 
buxifolia,  das  indische  Viscum  monili forme  auf  V.  orien- 
tale etc.,  sowie  das  Schmarotzen  von  Viscum  auf  Viscum  und 
von  Viscum  auf  Loranthus),  der  Buchenschwamm  (Polyporus 
fomentarius),  Feuerschwamm  (P.  igniarius),  Kieferbaum- 
schwamm (Trametes  Pini),  Wurzeischwamm  (Trametes  raüi- 
c i p e r d a),  Lärchenschwamm  (Polyporus  sulfureus),  Hallimasch 
(Agaricus  melleus),  Lärchenkrebspilz  (Helotium  Will- 
kommii),  Herpotrichia  nigra,  Rosellinia  quercina  etc.; 
die  Hexenbesenpilze  Aecidium  elatinum,  Exoascus,  Coleo- 
sporium  Senecionis  [bezüglich  Cronartium  asclepiadeum], 
ferner  die  heteröcischen  Roste  Chrysomyxa  Rhododeudri, 
Gymnosporangium  Sabina e,  G.  clavariaeforme,G.  juni- 
perinum,  Melampsora  Goeppertiana,  die  zu  Caeoma  pini- 
torquum  und  C-  Laricis  gehörigen  Melampsoren. 

Ludwig  (Greiz). 


Schutzimpfung,  künstliche  Infektionskrankheiten,  Entwick- 
lungshemmung und  Vernichtung  der  Bakterien  etc. 

Glöckner  und  Keiler,  Ein  Beitrag  zur  Asepsis  in  der  Ge- 
burtshülfe. (Btsch.  med.  Wocbeuschr.  1890.  No.  32.) 

Die  Ansicht,  dass  die  puerperale  Infektion  durch  Mikroorga- 
nismen zu  Stande  kommen  kann,  welche  bereits  zur  Zeit  der  Ent- 
bindung im  GenitalkaDal  der  Kreissenden  vorhanden  sind,  ist  kürz- 
lich von  Steffeck  im  XV.  Band  der  Zeitschrift  für  Geburtshüife 


Bakteriol.  vom  X.  internationalen  medicinischen  Kongresse  zu  Berlin.  357 


und  Gynäkologie  durch  einen  Aufsatz:  „Ueber  Desinfektion  des  weib- 
lichen Genitalkanals“  vertreten  worden.  Steffeck  empfiehlt  die 
wiederholte  gründlichste  Desinfektion  der  Geburtswege  durch  Aus- 
spülungen und  Auswaschungen  beim  Eintritt  und  während  des  Ver- 
laufes der  Geburt  und  hofft,  dadurch  Wochenbetterkrankungen  zu 
vermeiden. 

Dem  gegenüber  betonen  die  Verff.  des  vorliegenden  Aufsatzes, 
dass  derartige  Manipulationen  doch  zu  umständlich  und  zu  schwierig 
siDd,  um  der  Gewissenhaftigkeit  und  Kunstfertigkeit  einer  Hebamme 
überlassen  zu  werden.  Sie  befürchten  davon , wohl  in  Ueberein- 
stimmung  mit  der  gegenwärtig  am  meisten  gültigen  Ansicht,  eher 
Schaden  als  Nutzen,  und  empfehlen  zur  Herbeiführung  eines  asep- 
tischen Wochenbettverlaufs  den  Haupt werth  auf  die  Desinfektion  der 
Hände  und  Instrumente  von  Aerzten  und  Hebammen  zu  legen,  die 
Desinfektion  der  Wöchnerin  dagegen  auf  die  Reinigung  der  äusseren 
Geschlechtstheile  zu  beschränken. 

Aus  einer  von  ihnen  zum  Beweise  für  die  letzte  Ansicht  ange- 
führten Statistik  über  Entbindungen  in  der  Königlichen  Frauenklinik 
zu  Berlin  ergibt  sich,  dass  unter  302  Geburten,  bei  denen  Vaginal- 
ausspülungen mit  lauwarmem  Wasser  stattgefunden  hatten,  35  mal 
bald  leichtere,  bald  schwerere  Fieberbewegungen  im  Wochenbett  ein- 
getreten waren,  während  von  120  Geburten,  bei  denen  keine  Schei- 
denausspülungen gemacht  wurden,  113  ein  ganz  fieberloses  Wochen- 
bett hatten.  Eine  wirklich  ernste  Wochenbetterkrankung  war  auf 
keine  der  422  Entbindungen  gefolgt.  Kübler  (Oldenburg). 


Originalberichte  über  Kongresse. 


Bakteriologisches  vom  X.  internationalen  medicinischen 
Kongresse  zu  Berlin,  4. — 9.  August  1890. 

(Fortsetzung.) 

Aus  den  Abtheil  augs-Sitzungen. 

XI.  Abtheilung:  Ohrenheilkunde. 

Ile?.-:  Zaufal  (Prag).  Ueber  die  Beziehungen  der  Mikro- 
organismen zu  der  akuten  (primären)  Mittelohrent- 
zündung und  ihren  Komplikationen  und  der  chro- 
nischen Mittelohrentzündung  und  ihren  Kompli- 
kationen. 

Das  Abhängigkeitsverhältniss  der  akuten  Mittelohrentzündung 
von  den  benachbarten  Höhlen  (Nasen,  Nasenracheu-  und  Muudhöhle 
ist  durch  die  neueren  bakteriologischen  Untersuchungen  vollständig 
klar  gelegt  worden.  Die  bisher  bekannten,  Otitis  media  erregenden 
Mikroparasiten  sind  nicht  bloss  unter  pathologischen , sondern  auch 


Haktcriol.  vom  X.  internationalen  medicinischen  Kongresse  zu  Berlin. 


unter  normalen  Verhältnissen  in  diesen  Höhlen  aufgefunden  worden, 
so  der  Bacillus  Friedländer,  der  Üiplococcus  pneumoniae 
und  die  pyogenen  Strepto-  und  Staphylokokken.  Ob  sie  auch  auf 
der  normalen  Paukenhöhlenschleimhaut  Vorkommen,  ist  noch  nicht 
erwiesen.  Da  aber  nach  Z.’s  Untersuchungen  beim  Kaninchen  in  der 
normalen  Paukenhöhle  Keime  Vorkommen,  so  dürfte  auch  die  Existenz 
pathogener  Keime  daselbst  nicht  ausgeschlossen  sein.  Die  normale 
Tuba  bietet  also  keinen  Schutz  gegen  das  Eindringen  von  Mikroor- 
ganismen in  die  Paukenhöhle,  um  so  weniger,  wenn  eine  grössere  vis  a 
tergo  einwirkt,  wie  Plus  Valsalva,  das  Pölitz  er 'sehe  Verfahren  mit 
seinen  Unterarten,  Cathetrismus,  Bougiren,  Würgen  und  Erbrechen, 
Ausspritzen  der  Nase,  Durchspritzungen  per  tubam,  Rhinorrhagieen, 
Bell  oequ 'sehe  Tamponade  etc.,  besonders  dann,  wenn  das  Trommel- 
fell perforirt  ist.  Z.  beobachtete  in  Folge  von  Plus  Valsalva  eine 
Pneumodiplokokkenotitis  in  Folge  des  Poli  tzer’schen  Verfahrens, 
nach  dem  Auskratzen  einer  Pharynxtonsille  beiderseitige  Pyostrepto- 
kokkenotitis  mit  Facialparalyse,  nach  Rhinorrhagie  gleichfalls  beider- 
seitige Pyostreptokokkenotitis.  Die  Infektion  der  Paukenhöhlen- 
schleimhaut geschieht  am  häufigsten  durch  das  Eindringen  pathogener 
Keime  durch  den  Tubenkanal  besonders  bei  Zwangsaktionen  , kann 
aber  auch  erfolgen  durch  Fortkriechen  der  Mikroparasiten  im  Ge- 
webe der  Tuba  bis  in  die  Paukenhöhleuschleimhaut,  oder  auf  häma- 
togenem Wege  (Endocarditis,  Pyämie,  Diphtheritis) , vom  äusseren 
Gehörgang  aus  nur  bei  bei  Entzündung  des  Trommelfells  und  Kon- 
tinuitätstrennungen desselben  , im  letzteren  Falle  mischen  sich  be- 
sonders bei  Otorrhöen  pathogene  und  Fäulnissbakterien  dem  Sekrete 
bei,  welche  beim  Absterben  des  primären  Entzündungserregers  be- 
sonders günstige  Bedingungen  zu  ihrer  Ernährung  finden  können. 
Von  den  Ursachen  der  Chronizität  einer  Paukenhöhlenentzündung 
kennen  wir  bei  Weitem  noch  nicht  alle.  Chronisch  kann  die  Ent- 
zündung werden  durch  Sekundär-,  Tertiär-  etc.  Infektion  des  primären 
Entzündungsheerdes;  nach  Pio  Foä  und  Bordoni-Uffreduzzi 
kann  eine  akute  Entzündung  chronisch  werden  in  Folge  der  durch  den 
halb  siegreichen  Kampf  der  organischen  Elemente  hervorgerufenen  Ab- 
schwächung des  Virus  und  in  Folge  der  Heilmittel.  In  einem  Fall  von 
Pneumodiplokokkenotitis,  wo  Z.  den  Diplococcus  pneumoniae 
noch  am  181.  Tag  im  Empyemeiter  des  Proc.  mast,  lebensfähig  faud, 
glaubt  Z.  diese  Ursache  anDehmen  zu  können.  Im  Eiter  bei  chronischen 
Paukenhöhlenentzündung  findet  sich  selten  nur  ein  einziger  Mikroor- 
ganismus, meist  ein  Gemisch  von  verschiedenartigen,  theils  Fäulniss-, 
theils  pathogenen  Bakterien.  Z.  zählt  nun  alle  bei  Otitis  media  supp, 
chron.  bisher  gefundenen  Bakterien  auf,  wie  sie  Loewy  und  Schrä- 
der, Bordoni-Uffreduzzi  und  Gradenigo,  E.  Levy  und 
Zaufal  angegeben  haben,  darunter  ein  für  Mäuse  und  Kaninchen 
pathogener  schillernder  Bacillus  (Zaufal),  Bacillus  sa  progenes 
Rosenbach,  Staphylococcus  pyogenes,  Streptococcus 
pyogenes,  Bacillen,  deren  Kulturen  wie  das  otorrhöische  Sekret 
riechen,  ein  dem  Diplococcus  pneumoniae  ähnlicher  Kapsel- 
Diplococcus,  sämmtlich  durch  Loewy  und  Schräder  aufge- 
funden; ferner  ein  pathogener  Bacillus,  durch  E.  Levy,  Micro- 


Bakteriol.  vom  X.  internationalen  medicinUchen  Kongresse  zu  Berlin.  359 


coccus  tetragenus  durch  Gaffky  und  Zaufal;  Proteus  vul- 
garis Hauser,  Staphylo  coccus  pyogenes  albus  und 
aureus  und  ein  dem  Bacillus  Friedländer  ähnlicher  Ba- 
cillus durch  Bordoni-Uffreduzzi  und  Gradenigo.  Doch 
verlangt  Z.  auch  für  die  neugefundenen  Mikroorganismen  die  strikte 
Erfüllung  der  Koch’schen  Postulate,  da  besonders  in  den  Fällen, 
wo  neben  den  neugefundenen  noch  notorisch  pathogene  Mikroorga- 
nismen gefunden  werden,  z.  B.  die  pyogenen , die  Annahme  nicht 
ausgeschlossen  ist,  dass  diese  die  Ursache  der  Entzündung  und  der 
Komplikationen  sind,  und  wenn  letztere  nicht  mehr  gefunden  werden, 
so  könnten  sie  bereits  abgestorben  sein , wie  dies  Z.  in  einem  Fall 
von  Gehirnabscess  und  Meningitis  annehmen  muss,  da  trotz  sorg- 
fältiger bakteriologischer  Untersuchung  keine  Mikroorganismen  im 
Eiter  aufgefunden  werden  konnten. 

Herr  Moos  (Heidelberg),  Korreferent.  Bei  den  bakteriellen 
Mittelohrerkrankungen  kommen  hauptsächlich  die  folgenden  Mikro- 
organismen in  Betracht:  der  Streptococcus  pyogenes,  der 
Staphylococcus  albus,  aureus  und  citreus,  der  Diplo- 
coccus  pneuomniae  Fraenkel- Weichselbaum  und  der 
Friedländer’sche  Bacillus.  Die  Mikroorganismen  gelangen  auf 
verschiedenen  Invasionswegen  in  das  mittlere  Ohr:  es  gibt  eine  häma- 
togene angeborene  Otitis  media  und  die  hämatogene  nach  der  Ge- 
burt. Diese  kommt  durch  Vermittelung  der  Lymphgefässe  zu  Stande, 
besonders  bei  den  Infektionskrankheiten.  Ein  anderer  Weg  ist  der 
durch  die  Tuba  und  zwar  ganz  direkt  oder  indirekt  durch  die  Saft- 
spalteri  des  Bindegewebes  bei  Scharlachnekrose  der  Rachengebilde 
mit  Umgehung  des  Ostium  pharyngeum.  Auch  das  früher  unver- 
letzte Trommelfell  (nach  M.’s  Beobachtung  bei  Erysipel)  ebenso  wie 
das  perforirte  bilden  Eintrittspforten.  Endlich  können  die  Mikroben 
auch  von  der  Schädelhöhle  aus  durch  die  Fissura  petrosquamosa  in 
das  mittlere  Ohr  gelangen.  Der  Durafortsatz  übernimmt  die  Vermit- 
telung, so  z.  B.  bei  der  epidemischen  Cerebrospinalmeningitis,  doch 
fehlt  noch  der  bakteriologische  Nachweis. 

Weiterhin  bespricht  M.  sämratliche  Komplikationen  der  eiterigen 
Mittelohraffektionen : das  Erysipel,  die  Facialislahmung,  die  Meningitis, 
den  Gehirnabscess,  die  Thrombophlebitis,  die  Pyäinie,  ihre  Genese, 
die  verschiedenen  Mikroorganismen,  welche  dabei  eine  Rolle  spielen 
— es  können  mehrere  zugleich  sein  — , der  Hauptantheil  gebührt 
jedoch  dem  Streptococcus  pyogenes. 

(Fortsetzung  folgt.) 


360 


Neue  Litteratur. 


Neue  Litteratur 

zusammengestellt  von 

De.  Aethdk  Würzburg, 

Bibliothekar  im  Kaleerlkben  Gesundheitsamt«  in  Berlin. 


Allgemeines  über  Bakterien  und  Parasiten. 

Fraenkel,  C.,  Grundriss  der  Bakterienkunde.  3 Aufl.  2.  Abdr.  gr.  8°.  VIII,  515  p. 
Berlin  (August  Hirschwald)  1891.  10  M. 

Fraenkel,  C , und  Pfeiffer,  B.,  Mikropbotographischer  Atlas  der  Bakterienkunde.  9.  u. 
10.  Lfg.  gr.  8°.  10  Lichtdr.-Taf.  m.  10  Bl.  Erklärgn.  Berlin  (August  Hirschwald) 

1891.  ä 4 M. 

Jahresbericht  über  die  Fortschritte  in  der  Lehre  von  den  pathogenen  Mikroorganismen, 
umfassend  Bakterien,  Pilze  und  Protozoen.  Unter  Mitwirkung  von  Fachgenossen 
bearb.  u.  hrsg.  v.  P.  Baum  garten.  5.  Jahrg.  1889.  gr.  8°.  XI,  632  p.  m. 
1 Photograv.  Braunschweig  (Harald  Bruhn)  1891.  16  M. 

Morphologie  und  Systematik. 

Mangin,  L.,  Sur  la  structure  des  peronosporees.  (Compt.  rend.  de  l’Academie  des  Scien- 
ces de  Paris.  T CXI.  1890  No.  24.  p.  923 — 926.) 

Noniewicz,  M.  £.,  Ueber  die  innere  Konstruktion  des  Bacillus  diphtheriae  und  des  Ba- 
cillus mallei  und  über  eine  verbesserte  Färbungsmethode  der  Rotzbacillen  in  den  Ge- 
weben. (Deutsche  Zeitscbr.  f.  Thiermedic.  Bd.  XVII.  1891.  Heft  2/3.  p.  196  — 208.) 

Pfeiffer,  L.,  Vergleichende  Untersuchungen  über  Schwärmsporen  und  Dauersporen  bei 
den  Coccidieninfektionen  und  bei  lntermittens.  (Fortschr.  d.  Medic.  1890.  No.  24. 
p.  939—951.) 

Pintner,  Th.,  Neue  Beiträge  zur  Kenntniss  des  Bandwurmkörpers.  (Sonderdr.)  gr.  8*- 
28  p.  m.  2 Taf.  Wien  (Holder)  1891.  4,80  M. 

Biologie. 

(Gäbrung,  Fäulniss,  Stoffwechselprodukte  usw.) 

Frankland,  P.  F.,  and  Frew,  W.,  The  fermentation  of  calcium  glycerate  by  the  „bacillus 
ethaceticus“.  (From  the  transact.  of  the  ehern,  soc.)  8°.  p.  81 — 96. 

Le  Dantec,  F.,  Recherches  sur  la  digestiou  intracellulaire  chez  les  protozoaires.  (An- 
nal.  de  l’Instit.  Pasteur.  1890.  No.  12.  p 776 — 791.) 

Schär,  E , Ueber  chemische  Eigenschaften  der  Enzyme.  (Korrspdzbl.  f.  Schweiz.  Aerzte. 
1891.  No.  1.  p.  17—21.) 

Beziehungen  der  Bakterien  und  Parasiten  zur  unbelebten  Natur. 

Luft,  Wasser,  Boden. 

Vincent,  H.,  Prösence  du  bacille  typhique  dans  l’eau  de  Seine  pendant  le  mois  de  juil- 
let  1890.  (Annal  de  l’Instit.  Pasteur.  1890.  No.  12.  p.  772 — 775.) 

Winogradsky,  M.  S.,  Recherches  sur  les  organismes  de  la  nitrification.  3.  mem.  (An- 
nal. de  l’Instit.  Pasteur.  1890.  No  12.  p 760 — 771.) 

Beziehungen  der  Bakterien  und  Parasiten  zur  belebten  Natur. 

Krankheitserregende  Bakterien  und  Parasiten. 

Fabian,  A.,  i Nencki,  L.,  Kilka  slow  o enzymach.  (Gaz.  lekarska.  1890.  No.  52. 
p.  1029—1038.) 

Pnrvie,  G.  C , On  immunity  from  infectious  disease.  (Lancei.  1890.  Vol.  II.  No.  25. 
p.  1354.) 


Neue  Litteratur. 


361 


Krankheitserregende  Bakterien  und  Parasiten  bei  Menschen. 

A.  Infektiöse  ÄUgemeinlarankheiten. 

Malariakrankheiten. 

Danilewsky,  V.,  Sur  les  microbos  de  l’infection  malarique  aigue  et  chronique  chez  les 
oiseaux  et  chez  l’homme.  (Anna),  de  l’Instit.  Pasteur.  1890.  No.  12.  p.  753 — 759.) 

Exan  thematische  Krankheiten. 

(Pocken  [Impfung],  Flecktyphus,  Masern,  Röthein,  Scharlach,  Friesei,  Windpocken.) 

Goltz,  J. , Das  Impfinstitut  und  die  Fleischschau.  (Arcb.  f.  animal.  Nahrungsmitteik. 

1890.  No.  3.  p.  33—35.) 

Mangenot,  A propos  des  revaccinations.  (Rev.  d’fcyg.  1890.  No.  12.  p.  1112  — 1127.) 
Thomas,  L.,  Zur  Lehre  von  der  Spezifität  der  Varicellen.  (Aerztl.  Mitth.  aus  und  für 
Baden.  1890.  No.  22  p 172—176.) 

Cholera,  Typhus,  Bohr,  Gelbfieber,  Pest. 

Chalmers,  A.  K.,  The  bacillus  coli  as  a cause  of  enteric  fever  (Rodet).  (Lancet.  1890. 
Vol.  II.  No.  25.  p.  326—327.) 

Sobie,  S.  L.,  Enteric  fever  in  tropical  climates  (Lancet.  1890.  Vol.  II.  No.  26.  p.  1412 
— 1413  ) 

Hackin,  A.,  Cholera  is  a neurosis;  therapeutic  consequences.  (Med.  Age.  1890.  No.  22. 
p.  605—508.) 

Hayes,  E 8.,  Typhoid  fever.  (Northwest.  Lancet.  1890.  Vol.  II.  No.  24.  p.  409  ) 
Krefting,  S , Bakteriologisk  diagnose  af  tyfoidfeber.  (Norsk  magaz.  f.  laegevidensk. 

1891.  No.  1.  p.  44—50.) 

Welch,  F.  H,  Cholera  (jiffusion.  (Indian  med.  gaz.  1890.  No.  12.  p.  362 — 363.) 

Wundinfektionskrankheiten. 

(Eiterung,  Phlegmone,  Erysipel,  acutes  purulentes  Oedem,  Pyämie,  Septikämie, 
Tetanus,  Hospitalbrand,  Puerperalkrankheiten,  Wundfäulniss.) 

Bagiaaky,  A.,  Ein  Fall  von  Trismus  und  Tetanus  neonatorum.  (Berlin,  kiin  Woehenschr. 
No.  7.  1891.  p.  176-177.) 

Infektionsgeschwülste. 

(Lepra,  Tuberculoae  [Lupus,  Skrophulose],  Syphilis  [und  die  anderen  venerischen 

Krankheiten].) 

Candler,  C.,  The  tubercle  bacillus.  (Lancet.  1890.  Vol.  II.  No.  26.  p.  1412.) 

Cimb&li,  F.,  Sulla  contagiositä  della  tisi  polmonare.  (Morgagni.  1890.  No.  12.  p.  749 
—754.) 

Hirigoyen,  L.,  Syphilis  par  conception.  (Journ.  de  mdd.  de  Bordeaux.  1890/91.  No.  21. 
p.  206—207.) 

Loomis,  H P.,  Some  facts  in  the  etiology  of  tuberculosis,  evideuced  by  thirty  autopsies 
and  experiments  upon  animals.  (Med.  Record.  1890.  Vol.  II.  No.  25.  p.  689 — 698.) 
Proksch,  J K , Die  Litteratur  Uber  die  venerischen  Krankheiten  von  den  ersten 
Schriften  über  Syphilis  aus  dem  Ende  des  15.  Jahrhunderts  bis  Ende  1889,  syste- 
matisch zusammengestellt.  Autorenregister,  gr.  8°.  207  p.  Bonn  (P.  Ranstein)  1891. 

6 M. 

Riffel,  A.,  Die  Erblichkeit  der  Schwindsucht  und  tuberculösen  Processe,  nachgewiesen 
durch  zahlreiches  statistisches  Material  und  die  praktische  Erfahrung,  gr.  8°.  VI, 
112  p.  Karlsruhe  (Friedrich  Gutsch)  1891.  3 M. 

Rüssel,  W.,  Die  Mikroorganismen  des  Carcinoms.  (Wien,  medic.  Blätter.  1891.  No.  1. 
p.  4—6.) 

Diphtherie  und  Croup,  Keuchhusten,  Grippe,  Pneumonie,  epidemische  Genickstarre, 
Mumps,  BückfaUsfieDer,  OsteomyelitiL 

Grancher,  J.,  Propbylaxie  de  la  diphtherie,  transport  et  isolement  dans  les  höpitaux 
des  dipbthdriques.  (Rev.  d’ hyg.  1890.  No.  12.  p.  1085 — 1097.) 

Gwynne,  C N.,  Notes  on  the  rcceut  epidemic  of  pueumonia  in  Sheffield.  (Lancet.  1890. 
Vol.  II.  No.  26.  p.  1375—1376.) 

Kocourek,  F.,  Meningitis  cerebrospinalis  epidemicR.  (Deutsche  Zeitschr.  für  Thiertoedic. 
1891.  Bd.  17.  No.  2/3  p.  133—156.) 


362 


Neue  Litteratur. 


B.  Infektiöse  Lokalkrankheiten. 

Haut,  Muskeln,  Knochen. 

Martin,  3.,  Ueber  die  endemische  Sycosis  tonsurans  und  ihre  Verhütung.  (Aerztl. 
Vereinsbl.  für  Deutschland.  1890.  Dez.  p.  488 — 494.) 

Athmungsorgane. 

Capart,  Traitement  de  la  tuberculcse  du  larynz.  (Presse  med  beige.  1890.  No.  60. 
p.  793—797.) 

Plicqne,  A.  F. , La  tuberculose  des  fosses  nasales.  (Annales  d.  malad,  de  1’  oreille.  du 
larynz  elc.  1890.  No.  12.  p.  797—811.) 

Nervensystem. 

Huguenin,  Infektionswege  der  Meningitis.  (Korrespondenzbl.  für  Schweiz.  Aerzte.  1890. 
No.  23,  24.  p.  739—755,  769  — 776.) 

Verd  anungs  o rga  ne. 

Luff,  A.  P.  , The  anti-fermentative  treatment  of  infantile  diarrhoea.  iLancet.  1890. 
Vol.  II.  No.  25.  p.  1325  — 1326.) 

Ham-  und  Geschlechtsorgane. 

Aievoli,  £,  Sulla  tuberculosi  del  testicolo  ed  epididimo.  (Morgagni.  1890.  No.  11/12. 
p.  657  — 680,  728—748) 

Selefosse,  £.,  La  pratique  de  l'analyse  des  urines  et  de  la  bactdriologie  urinaire.  Avec 
26  pl.  18°.  Paris  (Bailliere  & fils)  1891.  4 fr. 

Augen  und  Ohren. 

Graham,  H.,  Mucor  corymbifer  in  the  ezternal  auditory  meatus.  (Lancet.  1890.  Vol.  II. 
No  26.  p.  1379.) 


C.  Entozootisehe  Krankheiten. 

(Finnen,  Bandwürmer,  Trichinen,  Echinokokken,  Filaria,  Oestraslarve,  Ascaris. 
Anchylostomum,  Trichocephalus,  Oxyuris.) 

Krabbe,  H , Die  Blaseuwurmleiden  in  Island  und  die  gegen  dieselben  getroffenen  Maass- 
regeln. (Deutsche  Zeitschr.  für  Thiermedic.  1891.  Bd.  XVII.  No.  2/3.  p.  157 — 171.) 
Pasqcale,  A , Sulla  presenza  di  larve  di  ditteri  nell’  intestino  di  alcnni  febbricitanti  di 
Massaua.  (Giorn.  internaz.  d.  scienze  med.  1890.  No.  20.  p.  781  — 791  ) 

Krankheitserregende  Bakterien  und  Parasiten  bei  Menschen  und  Thieren. 

Aktinomykose. 

Eodenpyl,  E.,  Actinomycosis  of  the  lung:  being  the  Joseph  Mather  Smith  prize  essay 
for  1890.  (Med.  Record.  1890.  Vol.  II.  No.  24.  p 653  — 657.) 

Tollwuth. 

Corson,  H.,  Hydrophobie.  (Med.  and  Surg.  Reporter.  1890.  Vol.  II.  p.  612 — 618) 

Krankheitserregende  Bakterien  und  Parasiten  bei  Thieren. 

Säugethiere. 

A.  Infektiöse  Aügemeinkravkheiten. 

Krankheiten  der  Wiederkäuer. 

(Rinderpest,  Lungenseuche,  Tezasseuche,  Genickstarre,  Ruhr  und  Diphtherie  der 
Kälber,  Rauschbrand,  entozootisches  Verkalben.) 

Strebei,  M , Ueber  Schutzimpfungen  gegen  den  Rauschbrand.  (Schwei*.  Arch.  f.  Thier- 
heilk.  1891.  Bd.  XXXII.  No.  5/6.  p.  251—261.) 


Neue  Litteratur. 


363 


Krankheitserregende  Bakterien  und  Parasiten  bei  Pflanzen. 

Bolley,  H L.,  Potato  scab,  a bacterial  disease.  (Agricult.  Sciences.  Vol  IV.  1890.. 
p.  243  ) 

Prillienx,  Anciennes  observations  sur  les  tubereules  des  racines  des  ldgumineuses. 

(Compt.  reud.  T.  CXI.  1890.  No.  24.  p 926  — 927.) 

Seymour,  A.  B.,  Rose  rusts.  (Amor,  garden  Vol  XI.  1890.  p.  609.) 


Schutzimpfungen,  künstliche  Infektionskrankheiten,  Entwicke- 
lungskemuiung  und  Vernichtung  der  Bakterien  mit  besonderer 
Berücksichtigung  der  Arbeiten  über  das  Koch’sche 
Heilverfahren  gegen  Tuberculose. 

Bampton,  A H.,  ketiectious  on  Koch’s  treatinent  for  lubereulusis.  (Lancet.  1891.  No.  6. 
p 316.) 

v Bergmann,  Pfahl,  E.,  Die  chirurgische  Tuberculose  und  das  Koch’sche  Heilverfahren. 
Vorträge  nebst  einer  einleitenden  Ansprache  von  v.  Coler.  8°.  28  p.  Berlin  1891- 
Als  Handschrift  gedruckt  bei  E.  S.  Mittler  & Sohn. 

Caatieri,  A.,  Ricerche  sperimentali  sulla  tossicitä  dellc  urine  degli  ammalati  sottoposii 
alla  lini'a  Koch,  raccolte  alla  fine  del  periodo  di  reazione.  (Gazz.  d.  ospit  1890. 
No.  11.) 

Cohn,  H , Notizen  über  Einspritzungen  Koch’scher  Flüssigkeit  bei  Augenleiden.  (Berlin. 

klin.  Wochensehr.  1891.  No.  7.  p 175  — 176.) 

Delprat.  C.  C.,  Twee  gevallen,  met  het  genecsmiddel  van  Koch  behandeld.  (Nederl. 

Tijdschr.  v.  Gencesk.  1891.  No.  5.  p.  144  —148  ) 

Elsenberg,  A.,  Leczenie  wilka  metoda  Koch’a.  (Gaz.  lekarska.  1891.  No.  6,  7.  p.  100 
-104,  121  — 128.) 

Ernst,  H,  C.,  Koch’s  treatment  of  tubereulosis.  (Boston  Med.  aad  Surg.  Journ.  1891. 
No.  5.  p.  105—108.) 

Friedei,  E.,  Der  Fieberverlauf  nach  Injectionen  des  Koch’schen  Heilmittels,  gr.  8°. 

22  p.  mit  2 Taf.  Leipzig  (Gustav  Fock)  1891.  1 M. 

Grün,  E F,  and  Severn,  W D.,  Handbook  to  Dr.  Koch’s  treatment  in  tubercuLr 
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Jaccoud.  Sur  l’action  de  la  lymphe  de  Koch  chez  le  cobaye  sain.  (Bullet,  de  l’Acad. 
de  med.  1891  No.  6.  p.  225—227  ) 

Jasinski,  R„  Pierwsze  wyniki  leczenia  gruzlicy  kostnej  metoda  Koch’a.  (Gaz.  lekarska. 
1891.  No.  7.  p.  114—121.) 

Kaufmann,  J.,  Die  Behandlung  der  Tuberculose  innerer  Organe  nach  Koch.  Ein  Ueber- 
blick  über  die  bisherigen  Veröffentlichungen.  (Berlin,  klin.  Woeheuschr.  1891.  No  6, 
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Kirchheim,  6.,  Erfahrungen  und  Fragen  in  Betreff  des  Koch’schen  Mittels.  (Deutsche 
medic.  Wochenscbr  189L  No.  7.  p.  278  — 280.) 

Kobert,  R,  Ueber  Cadaverin.  (Therapeut.  Monatsh.  1891.  No.  2.  p.  129 — 132.) 

Koch’*  R.,  Heilmittel  gegen  die  Tuberculose.  4.,  5.  u.  6.  Heft.  (Sonderdr.)  gr.  8°. 

135,  126  u.  108  p.  mit  1 Toxttigur.  Leipzig  (Georg  Thieme)  1891.  1,60  M. 

Kraus,  F.,  und  Chvostek,  F , Ueber  den  respiratorischen  Gaswechsel  im  Fieberanfall 
nach  Injektion  der  Kocb’schen  Flüssigkeit  (Wien.  klin.  Woeheuschr.  1891.  No.  6,  7. 
p 104—107,  127  — 130.) 

v.  Landenberger,  Beiträge  zur  Behandlung  der  Tuberculose  mit  dem  Koch’schen  Heil- 
mittel. (Medicin.  Korrespondenzbl.  d.  württemb.  ärztlichen  Landesver.  1891.  No.  5. 
p.  33—37.) 

Leahartz,  Erfahrungen  mit  dem  Kocb’schen  Heilmittel.  [Medicin.  Gesellsch.  zu  Leipzig  } 
(Schmidts  Jahrb.  1891.  Bd.  CCXX1X.  No.  2.  p.  223—224.) 

Lichtheim,  Das  Koch’sche  Heilverfahren  (Deutsche  medic.  Woeheuschr.  1891.  No.  7. 
p.  273-278.) 

Liebmann,  V , II  bacillo  della  tubercolosi  nel  sangue  degli  ammalati  trattati  colla  lini'a 
di  Koch.  (Sperimentale.  1891.  No.  2.  p.  30 — 32  ) 

Lmnnicaer,  Ueber  Versuche  mit  dem  Koch’schen  Mittel.  (Wien,  medic.  Presse.  1891. 
Ne.  5-7.  p.  169  — 175,  216—219,  255-  258.) 


364 


Neue  Lilterutur. 


Müller,  E.,  Treitement  de  quelques  phtisiques  par  la  lymphe  de  Koch.  (Gaz.  möd.  de 
Strasbourg.  1891.  No  2.  p 17 — 19.) 

Norwegen.  Circular  de;  kgl.  Regierung,  die  Anwendung  der  Koch’schen  Lymphe  belr. 
Vom  3.  Januar  1891.  (Veröffentl.  des  kais  Gesundh.- Amtes.  1891.  No.  7.  p.  115 
— 116  ) 

Pel,  P.  K , Waarnemingen  over  de  behandeling  van  tuberculose  met  Koch’s  genees- 
middel  (Nederl.  Tijdschr.  v.  Geneesk.  1891  No.  2,  3.  p.  33 — 44,  71 — 89  ) 

Pribram,  Geber  Anzeigen  und  Methoden  der  Koch’schen  Behandlung  bei  Lungentuber- 
culose.  (Internat,  klin.  Rundschau.  1891  No.  7.  p 257 — 259  ) 

Senator,  H-,  Ein  nach  Koch  behandelter  Fall  von  Tuberculose.  (Berlin  klin.  Wochen- 
schrift. 1891.  No.  7.  p.  166  — 167.) 

Sonunerbrodt,  J.,  Geber  Ersatz  und  Ergänzung  der  Koch’schen  Behandlung  der  Lungen- 
tuberculose  durch  meine  Kreosotbehaudlung  (Berl.  klin.  Wochenschr.  1891,  No.  7. 
p.  167-172.) 

Stickler,  3.  W.,  Some  achievements  of  Koch’s  lymph.  (New  York  Med.  -Journ  1891. 
No.  4.  p.  98—102.) 

Thorner,  E.,  Weitere  Mittheilungeu  über  die  Verwendung  der  Koch’schen  Injections- 
Öüssigkeit  in  der  Praxis.  (Therapeut.  Monatsh.  1891  No  2.  p.  138 — 141.) 

Trenb,  H , Over  tuberculosis  peritonei.  (Nederl  Tijdschr.  v.  Geneesk.  1891.  No.  5. 
p.  131  — 143.) 

Geber  die  in  den  Dresdener  Krankenanstalten  bei  Anwendung  des  Koch'scben  Ver- 
fahrens gemachten  Beobachtungen.  [Mittheilungen  und  Besprechung  in  der  Gesell- 
schaft für  Natur-  und  Heilkunde  zu  Dresden  ] (Korrespondenzbl.  der  ärztl.  Kreis- 
und  Bezirksvereine  im  Königreich  Sachsen.  1891  No.  4.  p.  48 — 50  ) 

Uhthoff,  W , Ein  Beitrag  zur  Behandlung  Augenkranker  nach  dem  Koch’scben  In- 
jectionsverfahren.  (Berlin  klin.  Wochenschr.  1891.  No.  7.  p 173 — 175,) 

Wirksamkeit,  die,  des  Koch’schen  Heilmittels  gegen  Tuberkulose.  Amtliche  Berichte 
der  Kliniken  , Polikliniken  und  pathologisch-anatomischen  Institute  der  preussischen 
üniversitäten.  (Klinisches  Jahrbuch,  im  Aufträge  Sr.  Excellenz  des  Ministers  der 
geistlichen  pp.  Angelegenheiten,  hrsgeg.  von  A.  Gutt  Stadt.  Ergänzungsband) 
8.  X.  906  p.  Berlin  (Springer)  1891. 


Inhalt. 


Original  mittheilangen. 

Hankin,  E.  H. , Geber  den  schützenden 
Eiweisskörper  der  Ratte.  (Orig.),  p.  336. 

X&ts,  Oscar,  Zur  Kenntniss  der  Leucht- 
bakterien. (Orig.)  (Schluss),  p 343. 

Nickel,  E. , Zur  Biochemie  der  Bakterien. 
(Orig.),  p.  333. 

8mith,  Theobald,  Zur  Kenntniss  des  Hog- 
cholerabacillus.  (Orig.)  (Schluss),  p.  339. 

Referate. 

Bnplay,  Parotidc  k pneumocoques,  p.  354 

Fernbach,  A. . Sur  l’invertine  ou  sucrase 
de  la  levure,  p.  350. 

Le  Oantec,  Recherches  sur  la  digestion  in- 
tracellul&ire  rliez  les  protozoaires,  p.  355. 

Boque  et  Leinoine,  O , Recherches  sur  la 
toxicite  urinaire  dans  1’ impaludisme, 
p.  353 

Roux,  O. , et  Lannois,  M.  , Sur  un  cas 
d’adenie  infectieuse  due  au  staphylococ- 
cus  pyogenes  aureus,  p.  354. 


i Wettstein,  Richard,  Ritter  von.  Die  wich- 
tigsten pflanzlichen  Feinde  unserer  Forste, 
p 356 

Wmogradsky,  Recherches  sur  les  organis- 
mcs  de  la  nitrification,  p.  351. 

Schutzimpfung  , künstliche  Infektions- 
krackhoiten,  Entwicklungshemmung 
und  Vernichtung  der  Bakterien 
und  Parasiten. 

Glöckner  und  Keller,  Ein  Beitrag  zur  Asep- 
sis in  der  Geburtshülfe,  p 356. 

Originalbelichte  über  Kongresse. 

Bakteriologisches  vom  X.  inter- 
nationalen medicinischen 
Kongresse  zu  Berlin, 

4. — 9.  August  1890.  (Fortsetzung.) 

I Zaufal.  Geber  die  Beziehungen  der  Mikro- 
organismen zu  der  akuten  (primären) 
Mittelohrentzündung  und  ihren  Kompli- 
! kationen  und  der  chronischen  Mittelobr* 

' sn!2Ündung  und  ihren  Komplikationen, 

I p 357, 

Neue  Litteralur,  p.  360. 


F'^otnmar;n»e1»c  Buc^dvucfcerei  i'ITcrmann  Pohl«}  in  J«nn. 


Bakteriologie  und  Parasitenkunde. 


In  Verbindung  mit 

Geb.  Hoff,  Prof.  Br.  Leacbart  um  Professor  Dr.  Loeßler 

ln  Leipzig  in  lireif.wald 

herausgegeben  von 

Dr,  O.  Uhl  worin  in  Cassel. 


Verlag  von  Gustav  Fischer  in  Jena. 


IX.  Band.  -o-  Jena,  den  21.  März  1891.  -o-  No.  11. 

Freia  für  den  Band  (26  Nummern)  14  Hark. 

Jährlich  erscheinen  zwei  Bände. 

Zn  beziehen  durch  »Ile  Buchhandlungen  und  Postanstalten. 


Die  Redaktion  des  „Centralblatts  für  Bakteriologie  und  Parasiten- 
kunde" richtet  an  die  Herren  Mitarbeiter  die  ergebene  Bitte , etwaige 
Wünsche  um  Lieferung  von  besonderen  Abdrücken  ihrer  Auf- 
sätze entweder  auf  das  Manuskript  schreiben  zu  wollen  oder 
direkt  an  den  Verleger , Herrn  Gustav  Fischer  in  Jena,  gelangen 
zu  lassen.  Die  Verlagshandlung  ist  leider  nicht  in  der  Lage,  später 
eingehende  Wünsche  berücksichtigen  zu  können. 


Original -Mittheilungen. 

Einiges  über  die  Pathogenese  der  Dysenterieamöben. 

Von 

Dr.  Eartulis 

in 

Alexandrien. 

Durch  die  weitere  Bestätigung  der  Amöben  bei  Dysenterie  auch 
in  anderen  Ländern,  ausser  Aegypten,  sowie  in  Böhmen,  Griechen- 
land, Russland  und  Amerika1)  dürfte  man  erwarten,  dass  diesem 
Parasiten  eine  grössere  Aufmerksamkeit  seitens  der  Fachmänner  be- 
willigt wäre.  In  einer  Reihe  von  Berichten  aber,  die  in  der  letzten  Zeit 


1)  8.  die  Litter&tur  am  Schluss. 
IX.  Bd. 


24 


366 


K ar  t uli a , 


veröffentlicht  wurden,  wird  den  Amöben  als  Erregern  der  Dysenterie 
entweder  keine  Wichtigkeit  beigelegt,  oder  es  werden  dieselben  als 
gewöhnliche  Darmschmarotzer  bezeichnet.  Geheimrath  L.  Pfeiffer 
in  Weimar,  einer  der  besten  Kenner  der  pathogenen  Protozoen,  sagt 
von  den  Amöben  in  seinen  mir  bekannten  Veröffentlichungen  nur* 
dass  „sie  einigemal  im  Darm  vou  kranken  Kindern  — von  Ruhr- 
kranken — gefunden  wurden.,,  R.  Blanchard,  Grassi  und  Ca- 
landruccio,  um  nur  die  bekanntesten  Namen  auf  diesem  Gebiete 
zu  nennen,  sprechen  den  Darmamöben  jede  Pathogenität  ab1). 
Es  ist  anzuuehmen,  dass  unsere  noch  geringe  Kenntniss  über  die 
Naturgeschichte  der  Protozoen  und  die  grosse  Schwierigkeit,  die- 
selben nach  den  bei  Bakterien  üblichen  Methoden  zu  züchten,  uud 
nach  Koch’schen  Priuzipien  zu  erforschen,  es  vielen  Beobachtern  er- 
schwert, verschiedene  dieser  Amöben  von  einander  zu  unterscheiden, 
besonders  wenn  sie  morphologisch  ähnlich  aussehen.  Dass  es  Proto- 
zoen gibt,  einige  sogar,  die  den  Dysenterieamöben  ähnlich  sehen  und 
auch  bei  anderweitigen  Darmerkrankungen  zu  finden  sind,  kann  nicht 
in  Abrede  gestellt  werden.  Malmeston,  Grassi,  Normand, 
Lexis  und  Cunningham  haben  derartige  Thierchen  einigemal 
beobachtet.  Man  darf  aber  nicht  jedes  Protozoon  mit  einem  be- 
stimmten Organismus  verwechseln,  wie  man  dies  ja  auch  früher  in 
ähnlichen  Fällen  mit  Bakterien  zu  thun  pflegte.  Ob  es  zu  viel  gesagt 
ist,  fragt  L.  Pfeiffer2),  dass  ein  vertieftes  Studium  der  bisher 
arg  vernachlässigten  Protozoen-Scbmarotzer  einen  Fortschritt  bringen 
wird,  ähnlich  dem,  welcher  vor  15  Jahren  durch  die  energische  Be- 
schäftigung mit  den  Bakterien  eingeleitet  worden  ist?  Bei  den 
Protozoen  fehlen  uns  bis  jetzt,  wie  gesagt,  die  für  die  Bakterien  cha- 
rakteristischen Merkmale,  insonderheit  die  Kultur  und  der  Thierver- 
such. Es  sei  mir  deshalb  hier  gestattet,  einige  meiner  den  letzteren 
Punkt  berührenden  Ergebnisse,  die  zwar  noch  nicht  gauz  abge- 
schlossen sind,  in  gedrängten  Zügen  bekannt  zu  machen. 

Vorausschicken  möchte  ich  einige  Bemerkungen  über  den  Befund 
der  Amöben  bei  Dysenterie  und  Leberabscessen.  In  meinem  letzten 
Bericht  (Geber  tropische  Leberabscesse  und  ihr  Verhältnis  zur 
Dysenterie) 3)  habe  ich  versucht,  den  Nachweis  zu  führen,  dass  die 
Amöben  nicht  nur  bei  allen  echten  Dysenterieen  Vorkommen, 
sondern  dass  sie  auch  stets  bei  deu  dysenterischen  Leberabscessen 
zu  finden  sind.  Der  Bestätigung  dieses  Befundes  bei  Dysenterie 
wurde  schon  oben  Erwähnung  gethan.  W.  Osler  in  Amerika  hat 
noch  später  die  Amöben  bei  Leberabscessen  beobachtet.  Ich  habe 
wiederholt  in  Hunderten  von  Fällen  von  anderen  Darmaö'ektionen 
nach  Amöben  gefahndet  und  im  letzten  Jahre  setzte  ich  meine  Unter- 
suchungen wieder  fort,  aber  niemals  habe  ich  vermocht,  diese  Para- 


1)  In  der  letzten  Sitzung  der  französischen  Sociätä  de  Biologie  äusserte  sieh 
Laveran  folgendermaassen : On  ignore  encore  la  natnre  des  abcfes  du  foie,  conseeutits 
& la  dysenterie,  toutes  les  recfcerches  sont  restäes  jusqu'k  pr&ent  stäriles.  10.  Ja- 
nuar 1S91.  Tribüne  Medicale.  No.  3. 

2)  Centralblatt  f.  Bakteriol.  Bd.  VIII.  No.  24. 

3)  Virchow’s  Archiv.  Bd.  CXYIII. 


Einiges  über  die  Pathogenese  der  Dysenterieamöben. 


367 


siten  wieder  zu  finden.  Nur  einigemal  sah  ich  Mimidinen  bei  chro- 
nischen Diarrhöen,  aber  keine  den  Amöben  ähnliche  Organismen. 

Die  Kultur  der  Amöben. 

Da  ich  früher  die  Amöben  in  Fleischwasser , flüssigem  Blut- 
serum und  flüssiger  Gelatine  nicht  züchten  konnte,  versuchte  ich  die- 
selben auf  anderen  geeigneten  Nährflüssigkeiten  zu  kultiviren.  Da 
bei  gesunder  Kaninchen-  und  Taubenausleerung  einigemal  bei  Ver- 
dünnung des  Stuhles  mit  sterilem  Wasser  im  Brütofen  amöbenähn- 
liche Gebilde  sich  entwickelten,  machte  ich  den  Versuch,  in  solchen 
sterilisirten  Verdünnungen  unsere  Amöben  zu  züchten.  Es  gelang 
mir  oft,  in  dieser  Flüssigkeit  eine  Veimehrung  der  Amöben  zu  be- 
obachten. Die  gleichzeitige  enorme  Entwickelung  von  Bakterien  aber 
trübte  so  sehr  die  Kultur,  dass  ich  bald  dieses  Verfahren  nicht  mehr 
für  das  weitere  Studium  der  Parasiten  geeignet  hielt.  Einmal  gelang 
es  mir,  die  Amöben  nach  besonderer  Art  zu  züchten : 

Ich  nahm  gewöhnliches  Brunnenwasser  und  beschickte  es  mit 
kleinen  Mengen  von  alkalischer  Bouillon,  sterilisirte  die  Flüssigkeit  und 
vertheilte  dieselbe  in  drei  Er  ler  meyer’sche  Kolben,  alsdann  besäte 
ich  dieselben  mit  je  3 Oesen  von  frischer  dysenterischer  Stuhlausleerung. 
No.  1 wurde  offen  gelassen,  zu  No.  2 wurden  kleine  Mengen  von  Agar- 
Agar  gefügt  und  mit  Watte  verschlossen,  No.  3 nur  mit  Watte  ver- 
schlossen. Nach  48  Stunden  entwickelten  sich  in  den  beiden  letzteren 
Kolben  nur  Bakterien,  in  Nr.  1 aber  auch  gleichzeitig  Amöben,  ähnlich 
den  abgeimpften  Thierchen.  Keine  Schwärmerform,  aber  am  5.  Tage 
schon  deutliche  Sporenbildung.  Da  die  Amöbenentwickelung  in  die- 
sem Nährstoff  eine  nicht  zu  grosse  und  für  Thierversuche  nach  meiner 
Ansicht  nicht  geeignet  war,  suchte  ich  nach  einem  Nährsubstrat,  welches 
die  Amöben  ohne  gleichzeitige  enorme  Bakterievermehrung  zur  Ent- 
wickelung bringen  konnte.  Ich  hatte  nämlich  die  Beobachtung  gemacht, 
dass,  in  welcher  sich  viele  Bakterienarten  rasch  entwickeln,  die  Amö- 
benzucht gar  nicht  gedeiht.  Allmählich  gelang  es  mir,  eine  Nährflüssig- 
keit herzustellen,  in  der  die  Bakterienentwickelung  verhältnissmässig 
langsam  vor  sich  geht,  die  Amöben  hingegen  sich  üppiger  fortpflanzen 
können.  Es  wurde  zu  diesem  Zweck  gewöhnliches  Stroh  genommen 
und  davon  eine  Abkochung  gemacht,  in  welcher  die  eingeimpften  Dysen- 
terieamöben in  den  meisten  Fällen  sich  züchten  lassen.  Die  Abkochung 
ist  leicht  hergestellt.  Man  wählt  am  besten  frisches  Stroh,  20 — 30  g 
zu  2 Liter  Wasser,  und  lässt  dasselbe  über  der  Flamme  1(i  Stunde 
lang  kochen.  Alsdann  filtrirt  man  die  Flüssigkeit  und  sterilisirt  die- 
selbe nach  dem  bekannten  Verfahren.  Erlenmeyer’sche  Kolben 
oder  gewöhnliche  weithalsige  Gläser  von  50 — 100  ccm  Inhalt  werden 
damit  gefüllt.  Zur  Beschickung  derselben  nehme  ich  aus  frisch 
entleertem  dysenterischen  Stuhl  einige  Tropfen  der  schleimigen  Massen 
und  mische  sie  mittelst  eines  Glasstabs  mit  der  Flüssigkeit  zusammen. 
Die  Gefässe  kommen  in  den  Brutschrank.  Die  Amöben  wachsen 
nach  meiner  Erfahrung  nicht  unter  20  °,  am  besten  in  einer  Tempe- 
ratur von  30—38  °. 

Nach  24 — 48  Stunden  sieht  man  an  der  Oberfläche  der  Kultur- 
gefässe  eine  spinnengewebeartige  Haut,  die  neben  vielen  Bakterien 

24* 


368 


K a r t u 1 is  , 


aus  jung  entwickelten  Amöben  besteht.  Die  Gefässe  werden  offen 
gelassen,  weil  so  die  Zucht  leichter  gelingt,  als  bei  denjenigen, 
die  mit  Watte  verschlossen  sind.  Im  hängenden  Tropfen  beobachtet, 
zeigt  die  Amöbenbrut  folgendes : Die  Thierchen  sind  viel  kleiner,  als 
die  geimpften  Amöben,  bewegen  sich  sehr  lebhaft  in  Schwärmerform, 
stossen  aber  keine  Pseudopodien  aus.  Geissein  fehlten,  jedoch  sind 
Kern  und  Vakuolen,  besonders  wenn  die  Thierchen  mit  Anilinfarben 
gefärbt  werden,  sehr  deutlich.  Mitunter  findet  man  in  diesen  Kulturen 
auch  einige  Amöben,  die  nach  Form  und  Grösse  den  eingesäten  Thier- 
chen ähnlich  sind.  Sehr  oft  sieht  man  auch  kleine  Gebilde,  rund, 
homogen,  glänzend,  die  rasch  und  lebhaft  tanzende  Bewegungen  aus- 
führen , durch  Anilinfarben  sich  intensiv  färben  und  welche  ich  mir 
als  freie  Kerne  zu  erklären  erlaube. 

Allmählich  findet  man  dann  in  den  nachfolgenden  Tagen  die 
Schwärmer  zu  grossen  Amöben  herangewachsen.  Die  Thierchen  führen 
aisdann  Bewegungen  durch  Ausstossung  von  Pseudopodien  aus.  Gegen 
den  4.  und.  5.  Tag  sieht  man  zwischen  den  lebhaften  Amöben 
Formen,  die  viel  kleiner  sind,  ungefähr  in  der  Grösse  eines  weissen 
Blutkörperchens.  Es  sind  das  runde,  ruhende  Körper  mit  einem  feinen 
Kontour,  kleinem  Kern  und  feinem  Protoplasma.  Die  Gebilde  wer- 
den allmählich  kleiner,  es  bilden  sich  zwei  Kontouren,  die  gelblich 
aussehen,  mit  dunklerem  Protoplasma ; ihre  Grösse  schwankt  zwischen 
5—7  fx. 

Da  aus  diesen  Gebilden  Amöben  zur  Entwickelung  kommen, 
unterliegt  es  keinem  Zweifel,  dass  es  sich  hier  um  Sporen  handelt. 
Binnen  8—11  Tagen  vermehren  sich  die  Sporen,  die  Amöben  sind, 
sehr  spärlich  vorhanden.  Vorläufig  kann  ich  die  verschiedenen  Ent- 
wickelungsstationen nicht  genau  bestimmen.  Die  technischen  Schwie- 
rigkeiten, die  hier  obwalten,  können  nur  vom  Zoologen  beseitigt 
werden.  Zur  weiteren  Umzüchtung  der  Sporen  bietet  die  Strohab- 
kochung keinen  geeigneten  Nährstoff  mehr.  Die  Entwickelung  der 
Amöben  ist  sehr  gering,  oder  bleibt  ganz  aus.  Ich  habe  deshalb  den 
Nährstoff  durch  Bouillon  zu  verstärken  versucht,  und  es  gelang  da- 
durch mit  Leichtigkeit,  die  weitere  Fortpflanzung  der  Thierchen  zu 
erreichen.  Man  braucht  nur  der  mit  Sporen  beschickten  Strohab- 
kochung kleine  Mengen  von  neutraler  oder  leicht  alkalischer  Bouillon 
hinzuzufügen.  Das  Gleiche  erfolgt,  wenn  in  das  ursprünglich  sporen- 
haltige Kulturgefäss  Bouillon  hineingegossen  wird.  Ich  habe  auf 
diese  Weise  alte  Sporen  — seit  4 Monaten  bei  Zimmertemperatur 
aufbewahrt  — zu  Amöben  sich  weiterentwickeln  sehen.  Dieser  Fort- 
pflauzungsprozess  ist  mir  in  mehreren  Fällen  gelungen,  seltener  nur 
ist  es  aber  auch  vorgekommen,  wie  bei  meinen  ersten  Versuchen  mit 
Wasser,  dass  die  Schwärmerentwickelung  ausblieb  und  gleich  erwachsene 
Amöben  sich  züchten  liessen.  Stuhlausleerungen  von  Gesunden  so- 
wie von  mit  Diarrhöe  behafteten  Kranken  dienten  mir  als  Kontroll- 
versuche.  Das  Resultat  war  stets,  dass  in  den  Kulturgefässen  keine 
Amöben  zur  Entwickelung  kamen. 

Mehrere  Versuche,  die  Amöben  bez.  die  Sporen  rein  zu  gewinnen, 
durch  Verdünnung  der  Aussaat  oder  durch  Aufsuchen  der  Amöben 
bezw.  der  Spore#  in  der  verdünnten  Flüssigkeit  mit  der  mit  flüssiger 


Einiges  über  die  Pathogenese  der  Dysenterieamöben. 


369 


steriler  Gelatine  befeuchteten  Platinnadel  — blieben  erfolglos.  Ein 
einziges  Mal  nur  gelang  es  wir,  die  Amöben  durch  drei  Umzüchtungen 
frei  von  anderen  Mikroorganismen  zu  halten.  Die  Thierchen  stammten 
aus  dem  Inhalt  eines  dysenterischen  Leberabscesses,  welcher,  wie  die 
bakteriologische  Untersuchung  herausstellte,  keine  andern  Organismen 
enthielt.  Die  Zucht,  in  Erlenmey er’schen  Kolben  kultivirt,  glich 
dem  schon  besprochenen  Entwickelungsmodus. 

Thierversuche. 

Mit  Kaninchen  und  Meerschweinchen,  die  entweder  mit  frischen 
dysenterischen  Ausleerungen  oder  mit  Amöbenkulturen  in  den  Darm 
geimpft  waren,  bin  ich  zu  negativen  Resultaten  gelangt.  Es  war 
Lösch  zuerst,  welcher  die  Dejektionen  eines  Dysenterikers  4 Hunden 
in  das  Rectum  eingespritzt  hat.  Ein  Thier  ist  davon  erkrankt,  und 
in  seinen  Stühlen  fanden  sich  die  Amöben.  Der  Hund  wurde  ge- 
tödtet  und  bei  der  Obduktion  sah  man  Entzündung  der  Schleimhaut 
des  Darmes  und  oberflächliche  Geschwüre.  Ich  habe  das  Experi- 
ment auch  bei  Hunden  wiederholt,  aber  bis  jetzt  konnte  ich  keinen 
Hund  weder  mit  frischer  amöbenhaltiger  Ausleerung  noch  mit  Amöben- 
kulturen deutlich  krank  machen.  Dass  Hunde  aber  hier  wenigstens 
an  Dysenterie  erkranken,  sah  ich  neulich  bei  einem  irischen  Hund,  der 
nicht  nur  alle  Symptome  bot,  sondern  in  seinen  blutig-schleimigen 
Stühlen  fast  Reinkulturen  von  Amöben  zeigte.  Als  der  Hund  starb, 
fanden  sich  die  Amöben  wieder  in  den  Darmgeschwüren,  sie  waren 
von  den  menschlichen  Dysenterieamöben  nicht  zu  unterscheiden. 
Dieser  Fall  überzeugte  mich,  dass  man  auch  bei  Hunden,  vielleicht  bei 
gewissen  Rassen,  mit  den  Impfuugen  positive  Resultate  erhalten  kann. 

Als  geeignetes  Versuchsthier  wählte  ich  die  Katze  aus,  da 
ich  von  verschiedenen  Thierärzten  vernommen  habe,  dass  ausser 
Hunden  noch  Katzen  und  Ratten  an  Dysenterie  erkrankten.  Obwohl 
ich  früher  auch  mit  Katzen  keinen  positiven  Erfolg  hatte,  wiederholte 
ich  meine  Experimente  diesmal  mit  grösserer  Vorsicht,  und  zwar  mit 
Glück.  Vor  der  Einspritzung  wurden  die  Stühle  der  Thiere  auf  das 
sorgfältigste  nach  Amöben  untersucht.  Niemals  enthielt  der  Darm 
derselben  Amöben  oder  andere  Protozoen. 

Die  Katzen  wurden  geimpft 

1)  mit  frisch  entleerten  amöbenhaltigen  Stuhlausleerungen  von 
Dysenteriekranken ; 

2)  mit  gezüchteten  Amöben  in  Strohabkochung. 

3)  mit  Reinkulturen  von  Amöben  (aus  Leberabscesseiter)  und 

4)  mit  Amöbensporen. 

Ad  1.  10  ccm  eines  amöbenhaltigen  Stuhles  wurden  in  das 

Rectum  der  Katzen  eingespritzt:  (3  Versuchsthiere). 

Katze  A.  Zwei  Monate  alt,  erhielt  am  6.  VI.  1890  10  ccm  der  Aus- 
leerung eines  seit  1 Monat  an  Dysenterie  erkrankten  Mannes  in  das 
Rectum  eingespritzt. 

7.  VI.  1890.  Thier  munter. 

8.  VI.  1890.  Das  Thier  ist  weniger  munter,  bewegt  sich  wenig. 
Aus  dem  Darm  wird  durch  einen  sterilen  Glasstab  etwas  von  schlei- 
miger Stuhlflüssigkeit  herau3geholt,  die  viele  Amöben  enthält. 


370 


K a r t u 1 i s , 


9.  VI.  1890. 

10.  VI.  1890. 
lebhafte  Amöben. 

12.  VI.  1890. 
15.  VI.  1890. 

20.  VI.  1890. 

21.  VI.  1890. 
blass  und  locker. 


Der  gleiche  Befund. 

Das  Thier  hat  heute  diarrhöische  Stöhle.  Viele 


Dünne  Stühle  mit  Amöben, 

Thier  magert  rasch  ab  und  frisst  wenig. 

Tod. 

Autopsie.  Die  Schleimhaut  des  Dünndarms  ist 
Ira  Dickdarm  flüssig- schleimiger  Inhalt.  (Viele 
todte  Amöben.)  Keine  deutlichen  Geschwüre,  mehrere  Erosionen  der 
Schleimhaut.  Hie  und  da  punktförmige  Hämorrhagieen. 

Den  Katzen  B.  und  T.  floss  jedesmal  die  Flüssigkeit  aus  dem 
Rectum  heraus,  sie  erkrankten  nicht. 

Ad  2.  Einer  2 Monate  alten  Katze  M.  wurden  10  ccm  einer 
3tägigen  3.  Umzüchtung  von  Dysenterieamöben  (unreine  Kultur)  ins 
Rectum  eingespritzt.  Da  die  Flüssigkeit  vom  Thier  im  Rectum  nicht 
behalten  werden  konnte,  spritzte  ich  wieder  nach  zwei  Tagen  10  ccm 
von  der  gleichen  Kultur  ein  und  schloss  den  After  durch  Catgutnaht. 
Zwei  Tage  später  wurde  die  Naht  entfernt,  der  durch  Glasstab 
herausbeförderte  Darminhalt  enthielt  keine  Amöben.  Erst  am  6.  Tage 
nach  der  Einspritzung  erfolgte  schleimiger  Stuhl,  in  dem  sich  viele, 
kaum  12ju  messende  Amöben  mit  lebhaften  amöboiden  Bewegungen 
vorfanden.  Am  11.  Tag  erschienen  die  Amöben  etwas  grösser. 
Am  12.  Tag  Prolapsus  recti.  Viele  Amöben  ira  Schleim  der 
Stühle.  Thier  magert  ab.  Am  18.  Tage  verendet  das  Thier.  (Wegen 
Krankheit  des  Autors  keine  Autopsie.) 

Katze  N.,  40  Tage  alt,  wird  wie  Katze  M.  geimpft,  zwei  Tage 
darauf  noch  einmal.  Am  3.  Tage  lebende  Amöben  im  schleimigen 
Stuhl,  etwas  grösser,  als  bei  der  Katze  M.  Am  6.  Tage  Tod.  Autopsie: 
Nur  der  Dickdarm  leicht  entzündet,  es  fanden  sich  jedoch  weder 
Geschwüre  nach  Erosionen  der  Darmschleimhaut.  Die  übrigen  Organe 
unverändert.  Die  Ursache  des  raschen  Todes  ist  nicht  aufzuhuden. 

Ad  3.  Katze  E.,  2 Monate  alt,  wurden  10  ccm  Reinkultur  einer 
3.  Umzüchtung  in  das  Rectum  eingespritzt.  Zwei  Tage  nach  der  Ein- 
spritzung fand  sich  im  Käfig  schleimiger  Stuhl,  der  lebende  Amöben 
enthielt.  In  den  nachfolgenden  Tagen  schien  das  Thier  munter,  je- 
doch magerte  es  ab ; leider  lief  es  am  14.  Tage  aus  dem  Käfig  weg. 
Katze  P.,  einen  Monat  alt,  wurde  am  1 ./IV.  1890  auf  einmal  mit  20  ccm 
Amöbenreinkullur  in  das  Rectum  geimpft.  Da  die  Flüssigkeit  heraus- 
gedrängt wurde,  ist  der  After  mit  Catgutnaht  geschlossen  worden. 
Nach  3 Tagen  wurde  die  Naht  entfernt.  Schleimige  Stühle  mit  Biut 
gemengt  (ob  von  den  Nadelstichen,  schwer  nachzuweisen).  In  der  Aus- 
leerung sind  viele  lebende  Amöben  zu  sehen,  dieselben  besitzen  grob- 
körniges Protoplasma,  ihr  Leib  ist  frei  von  Bakterien  und  fremden 
Stoffen.  Sie  stossen  lebhaft  ihre  Pseudopodien  aus.  Der  gleiche  Befund 
lässt  sich  in  den  folgenden  Tagen  nachweiscn.  Die  Abmagerung  erfolgt, 
rasch.  Ara  16.  Tage  findet  man  im  Käfig  ungefähr  50 ccm  milchig- 
blutigen Stuhles.  Am  19.  Tage  Tod.  Obduktion  2 Stunden  darauf. 
Leiche  sehr  abgemagert.  Bauchdecken  eingezogen.  Magen  voll 
Lungen  sehr  blass,  die  linke  zeigt  Adhäsionen  mit  der  Pleura.  Leber 
blassroth,  leicht  fettig  degenerirt.  Vena  portarum  strotzend  von 


Einiges  über  die  Pathogeuese  der  Djsenteriesmöben. 


371 


schwarzrothem  Blut.  Nieren  leicht  kyperäraisch.  Milz  unverändert. 
Dünndarm  blutarm,  leer,  Dickdarm  12  cm  lang,  voll  von  einem  schwarz- 
braunen  schleimflüssigeu  Inhalt.  Schleimhaut  locker  aufgequollen. 
Ueber  die  ganze  Länge  des  Dickdarms  findet  man  mehrere  punkt- 
förmige Hamorrhagieen  und  Geschwüre  von  Stecknadelkopf-  bis  Lein- 
samengrösse, viele  rund,  andere  wieder  oval  und  zackig.  Eine  Rosa- 
färbuug  der  Schleimhaut  reicht  2 cm  über  die  Klappe  in  den  Dünn- 
darm. Der  Darminhalt  erweist  sich  aus  Zellenpigment,  rothen  Blut- 
körperchen, Leukocyten  und  vielen  Amöben  bestehend.  Letztere  sind 
gar  nicht  von  den  menschlichen  Dysenterieamöben  zu  unterscheiden. 

An  dem  in  Spiritus  gehärteten  Darm  kann  mau  die  Ver- 
schwärungen nach  einigen  Tagen  nicht  mehr  wahrnehmen.  In  den 
mitEhrlich’schem  Hämatoxylin  oder  mit  Loeffler’scher  Methylen- 
blaulösung gefärbten  Schnitten  finden  sich  die  Amöben  wieder  in 
den  erkrankten  Schleimhautabschnitten.  In  Serienschnitten  gewahrt 
man  das  Kineinarbeiten  der  Amöben.  Nach  Abstossung  des  Epithels 
dringen  die  Tbierchen  zwischen  die  Tubuli  der  Schleimdrüsen, 
und  zwar,  wie  mir  ein  Präparat  gezeigt  hat,  keilförmig  ein. 
Durch  grössere  Ansammlung  werden  die  Epithelzellen  des  Drüsen- 
gerüstes abgestossen,  um  das  Geschwür  zu  bilden.  Dasselbe  ist  je- 
doch hier  oberflächlich  und  geht  nicht  bis  in  die  Submucosa,  wie  es 
bei  der  menschlichen  Dysenterie  in  weit  vorgeschrittenen  Fällen  vorzu- 
kommen pflegt.  In  unserem  Falle  haben  die  Amöben  nur  einen  kleinen 
Theil  der  Drüse  zerstört  und  blieben  auch  mehr  oberflächlich  liegen. 

Ad  4.  Drei  Katzen  wurden  mit  Amöben  bezw.  Amöbensporen 
mehrere  Tage  lang  gefüttert.  In  den  normalen  Stuhlausleerungen 
vermochte  ich  niemals  Amöben  zu  finden. 

Es  folgt  aus  diesen  Versuchen,  dass  die  Dysenterieamöben  allein 
als  die  Ursache  der  Dysenterie  anzusehen  sind.  Die  Behauptung 
einiger  Forscher , dass  anderweitige  Mikroorganismen  oder  ein  be- 
stimmtes Bacterium,  so  z.  B.  der  Chantemesse-Widarsche 
Bacillus,  die  Ursache  der  Dysenterie  sei,  veranlasste  mich,  durch 
folgende  Kontrollversuche  meine  Ueberzeugung  zu  bekräftigen : 

1)  Ich  züchtete  mehrere  Bakterienarten  aus  dysenterischen  Stuhl- 
ausleerungen, darunter  Bacterium  coli  und  den  grünen  Ba- 
cillus der  sog.  Diarr6e  verte  von  Lessage,  öfters  und  spritzte 
dieselben  in  den  Darm  von  jungen  Katzen. 

2)  Ich  züchtete  auf  Gelatineplatten  aus  dysenterischen  Stühlen 
mehrere  Mikroorganismen , und  nachdem  ich  mich  überzeugt  hatte, 
dass  nach  einigen  Tagen  keine  Amöben  mehr  lebten,  brachte  ich  die- 
selben en  masse  durch  Einspritzung  in  den  Darm  von  jungen  Katzen. 

3)  Ich  filtrirte  dysenterische  Stühle  durch  ein  Flanelltuch,  in 
welchem  die  Amöben  hafteu  blieben,  und  spritzte  die  Flüssigkeit  in 
das  Rectum  von  Katzen. 

4)  Eine  Reinkultur  des  Cha n te m e sse- W i dal ’schen  Ba- 
cillus (aus  dem  Laboratorium  des  Herrn  Chante messe  durch 
einen  Kollegen  freundlichst  zur  Verfügung  gestellt)  wurde  in  Auf- 
schwemmung in  den  Dann  von  jungen  Katzen  eingespritzt,  und 

5)  wurden  Katzen  mit  den  erwähnten  Organismen  gefüttert. 
Alle  diese  Versuche  schlugen  negativ  aus,  keins  der  Thiere  erkrankte 


372 


H a n k i n , 


an  Dysenterie , nur  einigemal  erfolgte  eine  leicht  vorübergehende 
Diarrhöe. 

Meine  Versuche  über  das  Wesen  der  Dysenterieamöben  betrachte 
ich  noch  nicht,  wie  schon  oben  angedeutet  wurde,  als  abgeschlossen. 
Es  bleibt  besonders  noch  übrig,  die  Dysenterieamöben  ausserhalb  des 
Körpers  zu  tiuden.  Dass  dieser  Organismus  auch  im  Wasser  zu  suchen 
ist,  halte  ich  für  sehr  wahrscheinlich.  Meistentheils  wird  das  Wasser  als 
Ursache  der  Erkrankung  beschuldigt  und  ich  habe  schon  in  derartigen 
verdächtigen  Wässern  ein  paar  Mal  denVersuch  gemacht,  Amöben  zu 
züchten.  Es  gelang  mir  einmal,  eine  Amöbe  in  Strohdekokt  zu  kul- 
tiviren,  die  den  Dysenterieamöben  auf  den  ersten  Blick  ähnlich  aus- 
sah, jedoch  etwas  kleiner  war,  ihre  Bewegungen  waren  durch  un- 
regelmässige Ausstossung  der  Pseudopodien  verschieden,  der  Kern 
liess  sich  mit  Lo  eff ler’scher  Methylenblaulösung  rothviolett  färben. 
Thierversuche  habe  ich  wegen  raschen  Absterbens  der  Zucht  nicht 
machen  können. 


Litteratu  r : 

Koch  R.,  Gaffky’s  Bericht  zur  Erforschung  der  Cholera  in  1883.  p.  65. 
Hlava,  Referat  im  Centralblatt  f.  Bakteriologie.  Bd.  II.  No.  25. 

Kartulis,  Centralblatt  f.  Bakteriologie.  Bd.  VII.  No.  25. 

Maschiutin,  Centralblatt  f.  Bakteriologie,  ßd.  VJ.  No.  16 — 17. 

Osler,  Centralbl.  f.  Bakteriologie.  Bd.  VII.  No.  23. 

Calandruccio.  Atti  dell’  Accademia  Gioenia.  (4)  II.  1889. 

Grassi,  Accademia  dei  Lincei.  IV.  p.  83 — 88. 

Blanchard,  R.,  Les  auimaux  parasites.  1890. 

Pfeiffer,  L.,  Zeitschrift  f.  Hygiene.  Bd.  III,  IV,  V,  VI,  VIII. 

Derselbe,  Die  Protozoen  als  Krankheitserreger.  Jena  1890. 

Derselbe,  Die  pathogenen  Protozoen.  Centralbl.  für  Bakt.  Bd.  VIIL  No.  24 — 25. 
Kartulis,  Virchow’s  Archiv.  Bd.  CV. 

Derselbe,  Virchow’s  Archiv.  Bd.  CV. 

Derselbe,  Centralblatt  für  Bakteriologie.  Bd.  II.  No.  25. 

Lösch,  Virchow’s  Archiv.  Bd.  LXV.  1875. 

Chantemesse  et  Widal,  Semaine  mödicale.  April  1888. 

Alexandria,  Ende  Januar  1891. 


lieber  den  schützenden  Eiweisskörper  der  Ratte. 

[Aus  dem  hygienischen  Institut  zu  Berlin  und  dem  Pathological 
Laboratory  Cambridge.] 

Von 

E.  H.  Hankin, 

Junior  George  Henry  Leweis  Student,  Fellow  of  St.  John’s  College  Cambridge. 

(Schluss.) 

Da  es  mir  nicht  ge’angen  ist,  die  bakterientödtende  Substanz 
in  ganz  unverändertem  Zustande  aus  ßattenmilz  resp.  Serum  zu  ge- 
winnen, so  sind  meine  Resultate  mit  den  isolirten  schützenden  Ei- 
weisskörpern kaum  so  befriedigende.  Eine  Rattenmilz  wurde  aus- 


Ueber  den  schützenden  Eiweisskörper  der  Ratte 


373 


geschnitten  und  mit  10  ccm  einer  Mischung  von  gleichen  Theilen 
Glycerin  und  75%  Na2S04 -Lösung  extrahirt.  Die  so  gewonnene 
trübe  Lösung  wurde  mit  200  ccm  Alkohol  gemischt  und  der  Nieder- 
schlag abfiltrirt,  getrocknet  und  mit  5 ccm  0,75%  NaCl-Lösung  ex- 
trahirt und  wieder  filtrirt..  Milzbrandsporen  wurden  mit  dieser  Lösung 
gemischt  und  damit  5 Mäuse  geimpft,  von  denen  3 nach  60  Stunden 
starben , während  2 am  Leben  blieben.  Die  eingespritzte  Menge 
betrug  0,01  bis  0,03  ccm.  Die  Kontrollmaus  ist  nach  36  Stunden 
zu  Grunde  gegangen.  Ferner  wurden  ungefähr  10  ccm  Rattenserura 
mit  Alkohol  gefällt,  der  so  entstandene  Niederschlag  wurde  abfiltrirt 
und  mit  physiologischer  Kochsalzlösung  extrahirt.  Von  diesem 
Auszuge  wurden  0,01  bis  0,07  ccm  (mit  Milzbrandsporen)  10  Mäusen 
injizirt.  5 davon  sind  lebend  geblieben,  5 nach  60—84  Stunden 
gestorben.  In  einem  anderen  Versuche  wurden  6 Mäusen  0,02 
bis  0,11  ccm  einer  ähnlichen  Lösung  mit  Milzbrand  injizirt.  Alle 
sind  gestorben  und  zwar  4 erst  nach  60  Stunden.  Von  diesen  zeigte 
die  Milz  der  Maus,  welche  die  grösste  Dosis  (0,11  ccm)  bekommen 
hatte,  viele  bacillenhaltige  Phagocyten,  was  ich  bislang  in  keinem 
einzigen  Falle  bei  Mäusen  nach  Milzbrandimpfung  mit  Sicherheit 
beobachtet  habe,  obschon  ich  fast  300  Mäusemilze  nach  Milzbrand- 
impfung unter  allen  möglichen  Bedingungen  durchforscht  habe. 

Eine  zweite  Maus  dieses  Versuches,  welcher  0,1  ccm  eingespritzt 
worden  war,  zeigte  keine  bacillenhaltigen  Phagocyten,  aber  auch 
überhaupt  keine  Bacillen  in  ihrer  Milz.  Die  übrigen  4 Mäuse  hatten 
viel  kleinere  Mengen  von  dem  „Heilmittel“  bekommen  und  boten 
nichts  Besonderes  dar;  deshalb  glaube  ich,  dass  dieser  Misserfolg 
von  der  zu  geringen  Dosis  abhängt.  Die  Kontrollmäuse  sind  nach 
18  resp.  36  Stundeu  gestorben. 

Ueber  die  chemische  Beschaffenheit  dieses  Körpers  kann  ich  vor- 
läufig nur  berichten,  dass  es  ein  Globulin  ist,  das  sich  von  der 
Mehrzahl  der  anderen  Globuline  wohl  unterscheidet,  indem  es  durch 
Alkoholfällung  nicht  dauernd  unlöslich  gemacht  wird,  und  zweitens, 
dass  seine  Lösungen  eine  alkalische  Reaktion  besitzen,  wie  aus  Fol- 
gendem hervorgeht: 

4 Ratten  wurden  mit  Chloroform  getcdtet,  ihre  Milz  wurde  rasch 
ausgeschnitten  und  mit  ungefähr  30  ccm  einer  2 °/0  Na2S04-Lösung 
zerrieben.  Nach  24  Stunden  wurde  die  Flüssigkeit,  die  schwach  alka- 
lisch reagirte,  mit  einem  Ueberschuss  von  Alkohol  gemischt;  eine 
halbe  Stunde  darauf  der  entstandene  Niederschlag,  der  das  Glo- 
bulin und  die  vorhandenen  Salze  enthielt,  abfiltrirt  und  mit  einem 
Ueberschuss  von  Thymol  in  einem  Pergamentpapierschlauch  dia- 
lysirt.  Die  Dialysirung  wurde  in  strömendem  Wasser  von  37—40° 
ausgeführt  *). 

Sobald  etwas  Wasser  durch  die  Membran  gedrungen  war, 
löste  sich  sofort  da3  Na2S04,  und  in  Folge  dessen  wurde  ein  Theil 
der  vorhandenen  Eiweissarten  (Globuline)  gleichfalls  gelöst.  Die 


1)  ln  anderen  ähnlichen  Versuchen  betrug  die  Temperatur  45 — 50  °,  um  die  Mög- 
lichkeit der  FSnlnlss  auszuschliessen. 


374 


Hank  in.  (Jeber  den  schützenden  Eiweisskörper  der  Ratte. 


Lösung  reagirt  nunmehr  alkalisch.  Nach  14  Tagen  wurde  die  Lösung 
wieder  auf  ihre  Reaktion  geprüft;  sie  blaute  nun  nicht  mehr  Lackmus- 
papier. Etwas  Kochsalz  (dessen  Lösung  sich  als  neutral  erwies) 
wurde  zugesetzt,  und  nach  einigen  Minuten  trat  eiue  ziemlich  starke 
alkalische  Reaktion  hervor. 

Die  Erklärung  dieser  Erscheinung  ist  einfach.  Durch  die  ver- 
längerte Dialysirung  wurden  das  Na2S04  und  andere  Salze  entfeint. 
Dadurch  war  der  Eiweisskörper  niedergeschlagen,  weil  er  in  Wasser 
unlöslich  und  nur  in  verdünnten  Salzlösungen  löslich  ist,  mit  anderen 
Worten,  weil  er  zu  den  Globulinen  gehört. 

In  anderen  Versuchen  wurde  die  Eiweisslösung  nicht  gegen 
Brunnenwasser  (das  in  Cambridge  sehr  schwach  alkalisch  reagirt), 
sondern  gegen  ganz  neutrales  destillirtes  Wasser  dialysirt.  Dieses 
Verschwinden  der  Reaktion  nach  Wegdialysirung  des  Salzes  und 
ihr  Wiederauftreten  nach  NaCl-Zusatz  kann  wiederholt  beobachtet 
werden.  In  einem  weiteren  Versuche  war  das  durch  Dialysirung  nie- 
dergeschlagene Globulin  mit  destillirtem  Wasser  ausgewaschen  und 
dann  wieder  in  NaCl-Lösung  gelöst,  worauf  von  neuem  seine  alka- 
lische Reaktion  hervortrat. 

Merkwürdig  ist  es,  dass  die  Bläuung  des  Lackmuspapiers  immer 
nur  sehr  langsam  stattfindet.  Auf  den  ersten  Blick  scheint  es,  dass 
eine  solche  Lösung  neutral  reagirt;  nach  einigen  Minuten  aber  ist 
eine  schwache  Biäuung  wahrnehmar  und  nach  ‘/4  Stunde  zeigt  sich 
eine  ziemlich  intensive  Blaufärbung.  Meines  Erachtens  haben  wir  hier 
einen  Beweis  dafür,  dass  es  ein  alkalisch  reagirender  Eiweisskörper 
ist.  Die  auffallende  Thatsache  jedoch,  dass  die  Blaufärbung  des  Lack- 
muspapiers so  langsam  eintritt,  kann  durch  die  geringe  Beweglich- 
keit der  grossen,  schwer  dialysirbaren  Eiweissmoleküle  erklärt  werfen. 

Wenn  mau  Lackmuspapier  in  Rattenserum  bringt,  so  tritt  so- 
fort eine  starke  Bläuung  ein.  Diese  Erscheinung  muss  der  Gegen- 
wart von  alkalisch  reagirenden  Kohlensäuren  Salzen  zugeschrieben 
werden.,  weil  die  alkalische  Reaktion  dieses  Serums  beim  Dialysiren 
gegen  destillirtes  Wasser  vollständig  verschwindet.  Wenn  man  jetzt 
etwas  Kochsalz  zusetzt  und  stark  schüttelt,  dann  tritt  sehr  langsam 
die  Blaufärbung  ein.  Das  ist  ein  weiterer  Beweis  dafür,  dass  im 
Rattenserum  ein  alkalisch  reagirendes  Globulin  vorkommt. 

Meine  Versuche  lassen  daher  folgende  Schlüsse  als  wahrschein- 
lich zu: 

1)  Aus  Rattenmilz  und  Serum  lässt  sich  ein  basischer  Körper 
darstellen,  der  sich  von  allen  bis  jetzt  bekannten  Basen  dadurch 
unterscheidet,  dass  er  in  Alkohol  uuq  destillirtem  Wasser  unlöslich 
ist  und  dass  er  nicht  dialysirt. 

2)  Dieser  basische  Körper  gehört  zu  den  Eiweissarten,  und  zwar 
zu  den  Globulinen. 

3)  Dieses  Globulin  besitzt  eine  bakterientödtende  Wirkung;  seiner 
Gegenwart  verdankt  das  Serum  von  Ratten  seine  Milzbrandbacillen 
tödtende  Kraft. 

4)  Wahrscheinlich  ist  die  Immunität  der  Ratten  gegen  Milzbrand 
und  Diphtheritis  durch  das  Vermögen  des  Rattenkörpers , diesen 
Stoff  zu  erzeugen,  mindestens  tueilweise  hervorgebracht. 


Braun,  Ueber  Echinorhynchus  polymorphus  und  filicollis. 


575 


5)  Die  bakterientödtende  Eigenschaft  dieses  Körpers  tritt  nicht 
nur  ausserhalb,  sondern  auch  innerhalb  des  Körpers  der  für  Milz- 
brand empfänglichen  Thiere  hervor.  Es  ist  daher  möglich,  dass  der 
Ratten  schützende  Eiweisskörper  als  Heilmittel  gegen  Milzbrand  ge- 
braucht werden  könnte. 

Cambridge,  3.  Februar  1891. 


Ueber  Echinorhynchus  polymorphus  und  filicollis. 

Von 

31.  Braun 

in 

Rostock. 

Bei  der  Bestimmung  der  von  mir  im  Rostocker  zoologischen 
Institut  zusammengebrachten  Helminthensammlung  habe  ich 
Beobachtungen  gemacht,  welche  es  rechtfertigen,  die  bisher  zu  Echi- 
norhynchus polymorphus  Brems,  gezogenen  Echinorhyn- 
chus filicollis  Rud.  wiederum  als  selbständige  Art  zu  be- 
trachten. 

In  seiner  ,,Entozoorum  sive  vermium  intestinalium  historia  na- 
turalis“  (vol.  II.  p.  I.  pg.  283.  Arastelod.  1809)  beschreibt  nämlich 
Rudolphi  unter  dem  Namen  Echinorhynchus  filicollis 
einen  Kratzer,  der  ihm  aus  dem  Darm  von  Anas  fuligula  durch 
Albers,  von  Anas  sponsa  durch  Braun  und  vou  Fulica 
atra  durch  Nitzsch  zugeschickt  worden  war;  er  selbst  fand  den 
Wurm  bei  Fulica  atra  im  Juli  und  bei  Anas  boschas  fera 
im  September. 

Die  Lange  der  in  Rede  stehenden  Art  beträgt  nach  Rudolphi 
4 — 1,  seltener  Zoll,  die  Dicke  bis  zwei  Linien;  die  Färbung  ist 
weisslich.  Bei  mehr  als  30  untersuchten  Exemplaren  war  der  Rüssel 
niemals  ausgestülpt,  vielmehr  erschien  als  vorderster  Körpertheil 
eine  ein  bis  zwei  Linien  dicke,  kuglige  Blase  (Bulla),  an  deren  Scheitel- 
flache eine  kleine  Erhöhung  (punctum  eminens)  zu  erkennen  war. 
Von  dieser  erstreckten  sich  zarte  Linien  über  die  durchscheinende 
Bulla  divergirend  hin.  Auf  die  Bulla  folgte  ein  dünner,  fadenförmiger 
Hals,  zwei  bis  drei  Linien  lang  und  mit  gieichmässigen  Kontuuren. 
Der  Körper  selbst  war  ziemlich  dick,  an  beiden  Enden  verjüngt,  oft 
wie  abgestutzt  und  bald  gedreht  oder  beiderseits  zugespitzt. 

Diese  Echinorhynchen  sassen  im  Darm  der  genannten  Vögel 
derart,  dass  der  Hals  tief  in  die  Darmwandung  eingesenkt  war  und  die 
Bulla,  nur  vom  Peritoneum  überzogen,  auf  der  Aussenseite  des  Darmes 
ein  Knötchen  bildete,  so  dass  oft  ein  grosser  Theil  des  Darmtractus 
mit  Höckern  besetzt  erschien.  Wenn  man  einen  solchen  Höcker  von 
aussen  öffnete,  stiess  man  auf  die  Bulla,  die  mit  dem  zugehörigen 
Halse  leicht  vom  Körper  des  Kratzers  abriss;  ging  man  dagegen  von 
der  Innenfläche  des  Darmes  aus  vor,  so  gelang  es  leicht,  den  Wurm 


376 


Brann, 


intakt  herauszuziehen ; man  bemerkte  dann  einen  kleinen  Kanal  in 
der  Darmwandung,  in  welchem  der  dünne  Hals  des  Wurmes  lag. 

Die  Berechtigung  der  von  Rudolphi  filicollis  genannten 
Art  ist  jedoch  bald  in  Zweifel  gezogen  worden  und  zwar  zuerst 
durch  Bremser,  der  (in  Jassoy:  Diss.  inaug.  de  Echinorhyncho 
polym.  etc.  Herbipoli  1820.  4°.c.  una  tab.)  eine  Reihe  vor  ihm  als 
besondere  Arten  beschriebener  Kratzer  zusammenzog  und  den  Ech. 
filicollis  mit  anderen  Arten  zu  der  neuen  Spezies  Ech.  poly- 
morphus  vereinigte,  weil  er  den  verschiedenen  Habitus  dieser  Formen 
als  durch  Altersveränderungen  bedingt  erkannt  haben  wollte.  Die  diese 
Veränderungen  darstellende,  der  erwähnten  Dissertation  beigegebene 
Tafel  hat  Bremser  noch  vor  ihrer  Publikation  an  R u d ol p h i mit- 
getheilt.,  der  jedoch  höchstens  seinen  Echinorhynchus  tere- 
ticollis  aus  Fischen  mit  Ech.  filicollis  in  Enten  etc.  zu  ver- 
einen geneigt  ist  (Entozoorum  synopsis.  Berol.  1819.  p.  327). 

Aehnliche  Beobachtungen  wie  Bremser  machte  auch  West- 
rumb  (de  helminth.  acauthocephalis  Hannov.  1821.  p.  33),  und  auch 
er  zog  Ech.  filicollis  Rud.  zu  Ech.  polymorphus  Brems. 
Die  von  ihm  glücklicherweise  gegebene  Abbildung  der  Eier  (Tab.  III. 
Fig.  14)  wird,  wie  unten  gezeigt  wird,  über  die  Art,  welche  West- 
rum b Vorgelegen  hat,  sicher  entscheiden  lassen. 

Unter  dem  Gewicht  dieser  durch  zahlreiche  Beobachtungen  ge- 
stützten Ausführungen  verschwand  daher  Rudolphi’s  Ech.  fili- 
collis aus  den  Katalogen  und  erscheint  z.  B.  bei  Diesing  (Syst, 
helminthum.  Vindob.  1850.  Tom.  II.  p.  49)  nur  unter  den  Synonymen 
zu  Ech.  polymorphus. 

So  blieb  die  Sache,  bis  G.  Wagen  er  (Zeitschr.  f.  wiss.  Zool. 
IX.  1858.  p.  78)  die  Rudolphi’sche  Art  wieder  aufnahm,  die  er 
zusammen  mit  Echinorhynchus  polymorphus  „in  grossen 
Schaaren“  im  Darm  von  Enten  sowohl  des  Berliner  Marktes  wie 
aus  der  Provinz  Posen  antraf.  Dass  Ech.  filicollis  Rud.  von 
Ech.  polymorp hus  Brems,  verschieden  ist,  dafür  führt  Wagen  er 
die  nicht  unbeträchtliche  Differenz  in  der  Grösse  und  der  Form  der 
reifen  Eier  sowie  der  in  ihnen  eingeschlossenen  Embryonen  an.  Lei- 
der hat  aber  Wagen  er  die  Eier  beider  Arten  verwechselt  , wie  ich 
zeigen  kaun  , und  so  konnte  es  kommen,  dass  später  R.  G ree  ff 
(Arch.  f.  Naturgesch.  Jahrg.  XXX.  Bd.  I.  Berlin  1864.  p.  133 — 114) 
über  die  Artfrage  nicht  ins  Reine  kam.  G ree  ff  hatte  nämlich 
durch  Verfütterung  der  in  Gammarus  pul  ex  lebenden  Jugend- 
form (Ech.  miliaris)  an  Enten  den  echten  Ech.  polymorphus 
Brems,  erzogen ; die  Eier  dieser  Art  wichen  aber  beträchtlich  von  den- 
jenigen Eiern  ab,  welche  Wagen  er  als  von  Ech.  polymorphus 
herrührend  bezeichnete,  während  sie  den  Eiern  von  Ech.  filicol- 
lis Wagener’s  glichen. 

Wegen  der  Differenz  in  den  Eiformen  hat  dann  wohl  auch 
v.  Lin  stow  (Compend.  d.  Helrninthol.  Har.nov.  1878.  p.  154)  den 
Ech.  filicollis  Rud.  neben  Ech.  polymorphus  Brems,  als 
Parasiten  der  Hausente  aufgenommen,  bei  den  übrigen  von  Ru- 
dolphi aufgezählten  Wirthen  aber  nur  die  letztere  Art. 

Neuerdings  hat  O Hamann  nicht  nur  die  Eier  und  die  Ent- 


Ueber  Echinorhynchus  polymorphus  und  filicollis. 


377 


wickeluDg  des  Ech.  polymorphus  behandelt,  sondern  auch  dessen 
Haken  genau  beschrieben  und  abgebildet.  (DieNemathelminthen.  I.  Heft. 
Monogr.  d.  Acanthoceph.  Januar  1891) 

Ich  selbst  glaube  nun  beide  in  Rede  stehenden  Arten  gefunden 
zu  haben,  und  zwar  Echinorhy uchus  polymorphus  Brems, 
im  Darm  von  Anas  clangula  (Warnemünde.  Januar  1888)  und 
Somateria  molli^sima,  der  Eiderente,  welche  ebenfalls  bei  Warne- 
münde im  Dezember  1887  erlegt  worden  ist;  Echinorhynchus 
filicollis  Rud.  fand  ich  im  Herbst  1889  und  1890  im  Darm  von 
Hausenten,  welche  hierorts  auf  einem  Teiche  unserer  Promenaden, 
der  sogenannten  Dreiwallskuhle,  während  des  ganzen  Jahres  gehalten 
und  gezüchtet  werden.  Die  von  Rudolph i gegebene  Beschreibung 
des  Wurmes  selbst  sowie  der  Veränderungen,  die  er  im  Darm  der 
befallenen  Thiere  hervorruft,  passen  vollständig  zu  meinen  Beobach- 
tungen. Nun  würde  dies  an  und  für  sich  nicht  entscheidend  sein, 
wenn  nicht  greifbare  Unterschiede  gemeldet  werden  könnten. 

Vor  Allem  ist  hierbei  auf  die  verschiedene  Grösse  und  Form  der 
Eier  beider  Arten  zu  verweisen,  wie  sie  uns  zuerst  Wagen  er  (1.  c.) 
gemeldet  hat;  die  Eier  von  Ech.  filicollis  aus  dem  Darm  der 
Hausente  sind,  wie  die  der  meisten  Echinorhynchen,  von  drei 
Schalen  umgeben,  von  denen,  wie  gewöhnlich,  die  mittlere  die  dickste 
ist.  Die  ihr  anliegende  äussere  Schale  ist  dünn  und  hebt  sich  an 
den  beiden  Polen  des  Eies  von  der  dicken,  mittleren  Schale  ab;  die 
Form  ist  langgestreckt  elliptisch;  der  Längsdurchmesser  des  ganzen 
Eies  beträgt  0,062 — 0,070  mm,  der  Querdurchmesser  0,019 — 0,023  mm ; 
die  mittlere  Eischale , welche  abgerundetere  Pole  besitzt , als  die 
äussere,  misst  in  der  Länge  0,056—0,061  mm,  in  der  Breite  0,019 
bis  0,023,  die  Schalendicke  selbst  beträgt  etwa  0,004  mm.  An  keiner 
Stelle  ist  die  mittlere  Schale  verdickt  oder  ausgebuchtet  und  namentlich 
sind  die  Pole  ganz  konstant  abgerundet.  Diese  Eiform  entspricht  der 
Zeichnung,  die  Wagen  er  (1.  c.  Taf.  VI.  Fig.  13)  von  den  Eiern 
von  Ech.  polymorphus  gibtl 

Die  Eier  von  Echinorhynchus  polymorphus  dagegen  finde 
ich,  wie  Greeff  und  Hamann  sie  schildern  und  abzeichnen; 
die  Gestalt  ist  spindel-  oder  wetzsteinförmig;  die  mittlere,  dicke 
Eischale  ist  an  ihren  Polen  nicht  einfach  abgerundet , sondern 
geht  jederseits  in  einen  ziemlich  langen  Fortsatz  über  (vergl.  Arcb, 
f.  Naturgesch.  XXX.  1864.  Taf.  II.  Fig.  1,  Hamann  1.  c.  Taf.  I. 
Fig.  21  und  31  und  Wagen  er  1.  c.  Fig.  16).  Diese  Eier  sind  fast 
noch  einmal  so  lang,  wie  die  von  Ech.  filicollis,  nämlich  0,1 10 mm, 
und  0,019  mm  breit;  der  Längsdurchmesser  der  mittleren  Schale 
beträgt  0,103  mm,  ihre  Dicke  dagegen  nur  0,0013  bis  0,002  mm; 
jeder  der  beiden  Verlängerungen  an  den  Polen  ist  etwa 
0,023  mm  lang,  so  dass  für  die  mittlere  Partie  der  Schale  etwa  0,064 
mm  an  Länge  bleiben.  In  diesen  hohlen , dem  oberen  Tlieile  eines 
Kegels  ähnlichen  Verlängerungen  trifft  man  gewöhnlich,  wie  es  auch 
Wagener  zeichnet,  einige  Partikelchen  von  Schalensubstanz.  Die 
innerste,  den  Embryo  umgebende  Schale  zeigt  gewöhnlich  ebenfalls 
au  ihren  Polen  einen,  jedoch  kleinen  und  zugespitzten  Fortsatz. 

Zu  diesen  recht  beträchtlichen  Unterschieden  in  der  Form  und 


378 


Braun, 


Grösse  der  Eischalen  kommen  nicht  minder  beachtenswerte  bei  den 
Embryonen  selbst;  die  Körperoberfläche  ist  allerdings  bei  beiden  von 
einem  Stachelkleide  bedeckt,  doch  tragen  die  von  Ech.  polymor- 
ph us  an  der  Scheitelfläche  einen  doppelten,  die  von  filicollis 
einen  einfachen  Hakenkranz;  auch  bestehen  Unterschiede  in  der 
Hakenform  bei  beiden  Arten ! 

Bei  der  so  grossen  Differenz  in  den  Eiern  und  in  den  Em- 
bryonen wird  Niemand  zweifeln  können,  dass  zwei  verschiedene  Arten 
vorliegen ; ich  nenne  in  Uebereinstimmung  mit  H a m a n n und 
Greeff  die  Art  mit  den  spindelförmigen  Eiern  Ech.  poiy- 
morphus  Brems,  und  die  Art  mit  den  elliptischen  Eiern  Ech 
filicollis  Rud.,  weil  die  von  mir  gesehenen  Exemplare  in  Allem 
den  Angaben,  welche  Rudolphi  über  Ech.  filicollis  macht, 
entsprechen.  Dagegen  nehme  ich  an,  dass  Wagen  er  beide  Arten 
mit  einander  verwechselt  hat,  und  dass  Westrumb,  der  ovale  Eier 
von  Ech.  polymorph  us  abbildet  (1.  c.  Tab.  III.  Fig.  14),  in  Wirk- 
lichkeit Ech.  filicollis  vor  sich  gehabt  hat,  wenigstens  in  dem 
Exemplar,  dessen  Eier  er  darsteilt. 

Beide  Arten  (Ech.  po I y m o rph us  und  Ech.  filicollis) 
haben  viele  Beziehungen  zu  einander;  sie  gehören  mit  Ech.  pro- 
teus  und  sphaerocephalus  jener  Gruppe  von  Kratzern  an,  an 
denen  mit  zunehmendem  Alter  Veränderungen  auftreten,  welche 
Creplin  (Ersch  und  Gruber’s  Encykiopädie  d.  Wiss.  u.  Künste 
1.  Sekt.  32.  Thl.  1838.  Artikel  Eingeweidewürmer,  pg.  284)  nach  den 
Beobachtungen  von  Bremser  und  W'estrumb  dahin  erläutert, 
dass  der  Rüssel  wie  der  theilweise  mit  Stacheln  besetzte  Körper 
Haken  und  Stacheln  verlieren,  was  ja  unseren  Erfahrungen  auch  bei 
anderen  Helminthen,  z.  B.  Distomen,  Tänien  entspricht,  und  sich 
dann  in  eine  um  Vieles  grössere,  glatte  Kugel  umbilden  kann.  Ferner 
entsteht  vielleicht  auch  bei  einigen  Arten  am  vordersten  Ende  des 
Halses  ein  kugelförmiger  Behälter,  in  den  sich  der  Rüssel,  der  dann 
nie  seine  Haken  verliert,  zurückzieben  kann.  Das  letztere  gilt  für 
den  in  Fischen  lebenden  Ech.  proteus,  bei  dem  ich  au  den  hier 
gefundenen  Exemplaren,  sowie  an  solchen,  die  von  Creplin  (aus 
Greifswald)  stammen,  den  Rüssel  mit  seinen  Haken  vor  der  kugligen 
Auftreibung  der  Bulla  leicht  auffinden  konnte.  Der  erste  Fall  — 
völliger  Verlust  der  Stacheln  — soll  bei  Ech.  sphaerocephalus 
(aus  Vögelu)  eintreten,  die  Umwandlung  des  Rüssels  selbst  in  eine 
glatte  Kugel  bei  Ech.  polymorphus,  der  in  seiner  Jugend  als 
Ech.  versicoior,  im  Alter  als  Ech.  filicollis  erscheint. 

Nun  ist  es  aber  ein  Irrthum,  wenn  angenommen  wird , dass  bei 
Echinorhynchus  filicollis  die  Haken  des  sicherlich  auch  hier 
ursprünglich  vorhandenen  Rüssels  verloren  gehen;  schon  Rudolphi 
erwähnt  auf  der  Scheitelfläche  der  kugligen  Bulla  ein  Punctum  pro- 
minens, von  dem  aus  Streifen  radiär  über  die  Bulla  sich  hin  er- 
strecken. Diese  Streifen  sind  nichts  Anderes,  als  die  Hakenreihen 
des  deformirten  Rüssels!  Ich  zähle  18  solche  Reihen,  welche  von  dem 
Centrum  der  Scheitelfläche  der  Bulla  ausgehen,  sich  divergirend  eine 
Strecke  weit  über  die  Bulla  fortsetzen  und  eine  regelmässige  Strahlen- 
figur bilden.  Jede  Reihe  führt  12,  selten  13  Haken,  so  dass  im 


Ueber  Eehinorhyncbus  polymorph as  und  filcollis. 


379 


Ganzen  etwa  216  Haken  vorhanden  sind.  Die  Haken  bestehen  aus 
einer  schmalen,  stäbcheuförmigen  Basalplatte,  an  deren  vorderem 
Ende  sich  eine  krallenförmig  gebogene,  nach  hinten  gerichtete  Spitze 
erhebt.  Die  Basalplatte  liegt  in  den  Geweben  des  Rüssels  resp.  der 
Bulla,  die  Spitze  sieht  über  dieselben  hervor;  die  hintersten  Haken 
sind  kleiner  uud  weniger  gebogen  — doch  ist  der  Uebergang  ein 
allmählicher.  Ich  finde  die  Basalplatte  der  vorderen  Haken  0,023  mm 
lang,  die  Spitzen  0,031  mm,  wogegen  die  hinteren  Haken  nur  0,019  mm 
lang  sind.  Andere  Haken  kommen  auf  der  kugligen  Bulla  nicht  vor; 
somit  erweist  sich  diese  als  der  aufgetriebene  Rüssel.  Ihr  folgt  der 
3—4  mm  lange,  kaum  0,5  mm  dicke  Hais,  der  fast  nur  aus  längs- 
verlaufenden Muskelfasern  gebildet  wird;  seine  Oberfläche  besitzt 
keine  Haken  oder  Stacheln , sondern  ist  ganz  glatt.  Wohl  aber 
stehen  auf  dem  vorderen  Körperabschnitte,  also  hinter  dem  Halse, 
wenige  abgeflachte  und  gerade  Stacheln , deren  Zahl  ich  wegen  der 
grossen  Undurchsichtigkeit  des  Körpers  nicht  angeben  kann. 

Im  Echinorhynchus  polymorphus  findet  Hamann 
(1.  c.  pg.  100)  die  Haken  zu  je  8 in  einer  Reihe  stehend  und  den 
Endtheil  (d.  h.  wohl  den  vorderen  Theil)  des  Rüssels  in  8 Reihen 
besetzend;  demnach  sind  hier  nur  64  Haken  am  Rüssel,  die  aber 
0,06  mm  lang  sind.  Die  Haken  des  vorderen  Körpertheiles  stehen 
ebenfalls  in  8 Reihen;  ihre  Länge  beträgt  0,04  mm. 

Nun  erwähnt  Hamann  leider  nicht,  ob  die  von  ihm  beobach- 
teten Thiere,  deren  Haken  er  schildert,  Männchen  oder  Weibchen 
waren , und  inwieweit  bei  ihnen  die  Umwandlung  des  Kopfes  vor- 
geschritten war.  Ich  finde  nämlich,  dass  nur  die  Weibchen  des 
Ech.  fili  colli  s die  eigenthümliche  Bulla  gebildet  hatten,  dass  da- 
gegen alle  Männchen  diese  Umwandlung  nicht  zeigten;  junge 
Weibchen,  die  voraussichtlich  sich  im  Rüssel  wie  die  Männchen  ver- 
halten werden,  habe  ich  nicht  gefunden. 

Die  Männchen  von  Ech.  filicollis,  die  bisher  überhaupt 
noch  nicht  beschrieben  wurden,  sind  7 — 8 mm  lang,  von  weisser 
Farbe  und  spindelförmiger  Körpergestalt;  man  unterscheidet  an  ihnen 
den  0,354  mm  laugen  und  0,0288  mm  breiten  Kopf,  den  darauf 
folgenden,  etwa  0,6  mm  langen  Hals  und  den  eigentlichen  Körper, 
dessen  vorderer,  etwa  0,8  mm  langer  Abschnitt  mit  Stacheln  besetzt 
ist.  Der  Kopf  ist  umgekehrt  bimförmig , sein  grösster  Querdurch- 
messer liegt  hinter  dem  Mittelpunkt  der  Längsachse.  Auf  ihm  sind 
in  18  Längsreihen  die  Haken  angeordnet  und  zwar  finden  sich  11 
bis  12  Haken  in  jeder  solchen  Reihe,  so  dass  die  Hakenzahl  mit 
derjenigen  weiblicher  Thiere  fast  vollständig  stimmt;  doch  sind  die 
Haken  und  ihre  Basalplatten  etwas  kräftiger  uud  gedrungener,  als 
bei  den  Weibchen  und  im  Ganzen  ein  wenig  grösser  — im  Uebrigen 
ist  dasselbe  Verhalten  zu  registriren. 

Der  Hals  ist  hakenlos,  in  seiner  Achse  erkennt  man  leicht  das 
Receptaculum  proboscidis,  welches  sich  bei  den  W eibchen 
so  lang  auszieht. 

Der  vordere  Körperabschnitt  trägt  wieder  Stacheln.  Es  sind 
kurze,  an  der  Spitze  ein  wenig  gekrümmte  Bildungen,  deren  ich  14 
hinter  einander  am  Körperrande  zählen  kann ; demnach  dürften  etwa 


380 


Gäbruog  des  HarDs.  — Bakterien  im  Wasser. 


14  Querreihen  vorhanden  sein;  wieviel  Längsreihen,  kann  ich  nicht 
angeben;  ihre  Länge  beträgt  nur  0,023  mm. 

Wenn  man  schliesslich  noch  erwähnt,  dass  Ech.  polymor- 
ph us  durchschnittlich  kleiner  zu  bleiben  scheint,  als  Ech.  fili- 
collis,  und  dass  ersterer  konstant  orangeroth,  letzterer  in  den 
Weibchen  gelblich weiss,  in  den  Männchen  weiss  ist,  so  dürfte  Alles 
erschöpft  sein,  was  sich  zur  Zeit  zur  Unterscheidung  der  beiden 
Arten  sagen  lässt.  Aufgabe  weiterer  Untersuchung  wird  es  sein, 
besonders  auch  den  Zwischenwirth  für  Echinorhynchus  fili- 
collis  zu  suchen,  was  hierorts,  wo  der  Parasit  Jahr  aus  Jahr  ein  mit 
seinen  Trägern  auf  einem  kleinen  Wasserloche  gezüchtet  wird,  nicht 
allzu  schwierig  sein  kann.  Dagegen  dürfte  es  von  vornherein  als 
vergebliche  Aufgabe  bezeichnet  werden,  aus  den  älteren  Angaben 
diejenigen  herauszusuchen,  welche  zu  der  einen  resp.  anderen  Art 
gehören;  hierzu  will  ich  nur  noch  erwähnen,  dass  unter  den  Vor- 
räthen  des  hiesigen  zoologischen  Institutes  sich  ein  Glas  mit  zwei 
Ech  inorhynchus  filicollis  Rud.  befindet,  die  am  23.  Juni  1842 
im  Darm  von  Anas  tadorna  gefunden  wurden;  leider  fehlten  An- 
gaben über  den  Ort  und  den  Sammler. 

Rostock,  5.  Februar  1891. 


Referate. 


Sestini,  L.  und  Scstini,  F. , Ueber  die  am mo niak alis che 
Gährung  der  Harnsäure.  (Landwirtschaftliche  Versuchs- 
stationen. ßd.  XXXVIII.  S.  157). 

Wird  Harnsäure,  iu  viel  Wasser  suspendirt  (lg  auf  1 Lit.),  einige 
ccm  fauler  Urin  zugesetzt  und  bei  25°  öfters  Luft  durch  die  Flüssigkeit 
getrieben , so  verschwindet  nach  7 — 8 Tagen  die  Harnsäure  unter 
Bildung  von  Harnstoff,  Kohlensäure  und  Ammoniak.  Nach  einigen 
weiteren  Tagen  ist  auch  der  Harnstoff  in  Kohlensäure  und  Ammoniak 
gespalten.  Das  Endresultat  kann  durch  folgende  Gleichung  inter- 
pretirt  werden: 

C5H4N403  + 8H,0  + 30  = 4NH3  + 5C0S  -f  4H20 
Harnsäure. 

Von  den  vorhandenen  Gährungsorganismen  wurden  Bacillus 
ureae  und  Bacillus  fluorescens  identifizirt.  Die  durch  sie 
hervorgerufene  Harnsäuregährung  ist  zugleich  Oxydations-  und  Spal- 
tungsgährung.  Loew  (München). 

Celli  e Scala,  Süll’  acqua  delTevere.  Studio  dal  punto  di 
vista  dell’  Igiene.  Roma  1890. 

Diese  Arbeit  ist  für  den  Hygieniker  wichtig.  Namentlich  finden 
sich  auch  interessante  historische  Daten  darin.  Das  Endresultat 
lautet,  dass  chemisch  und  bakteriologisch  betrachtet,  das  Wasser  der 


Bakterie!)  uud  Wasser. 


381 


Tiber  bei  Rom  reiner  ist,  als  das  der  Spree  bei  Berlin  und  der  Seine 
bei  Paris,  obwohl  alles  Kanalwasser  innerhalb  der  Stadt  in  den  Strom 
fliesst.  Die  Erklärung  dafür  ergibt  sich  aus  der  geringeren  Ein- 
wohnerzahl Roms  (400,000  Seelen)  uud  der  grösseren  Wassermasse 
des  Tiber.  Was  die  Selbstreinigung  des  Stroms  anbetrifft,  so  wollen 
die  Verff.  der  Decantation  keine  Rolle  zugestehen. 

W.  Kruse  (Neapel). 

Tils,  Bakteriologische  Untersuchung  der  Freiburger 
Leitungswässer.  [Aus  dem  hygienischen  Institut  der  Univer- 
sität Freiburg  i.  B ] (Zeitschrift  für  Hygiene.  Band  IX.  Heft  2.) 

Verf.  hat  die  Leitungswässer  von  Freiburg,  woselbst  drei  ver- 
schiedene Wasserleitungen  in  Benutzung  sind,  bakteriologisch  unter- 
sucht. Im  Ganzen  konnte  er  59  verschiedene  Spaltpilzsorten  aus 
diesen  drei  Leitungen  isoliren  uud  unter  diesen  vier,  welche  sich  als 
bis  jetzt  unbekannt  herausstellten.  [Die  letzteren  sind  im  Folgenden 
durch  fetten  Druck  markirt.  Ref.] 

Der  Bakteriengehalt  des  Wassers  war  im  Sommer  höher,  als  im 
Winter;  besonders  während  der  Gewittermonate  waren  die  Schwan- 
kungen grösser  und  plötzlicher,  als  in  der  kälteren  Jahreszeit. 

Am  häufigsten  wurden  in  allen  Leitungen  gefunden:  Micro  - 

coccuscandicans,  M.  versicolor,  der  weisse  Streptococcus, 
der  weisse,  der  gasbildende,  der  verflüssigende  Bacillus,  der  Wurzel- 
bacillus, B.  fluorescens  liquefacie  ns,  B.  pyocyaneus, 
B.  fluorescens  putidus.  Seltener  fanden  sich:  Micrococ- 

cus  candidus,  M.  aurantiacus,  M.  Iuteus,  M.  cereus 
albus,  M.  ureae,  M.  flavus  liquefaciens,  M.  flavus  de- 
sidens,  Diplococcus  Iuteus,  wurmförmiger  Streptococcus, 
Sarciua  lutea,  Bacterium  luteum,  Bacillus  vermicu- 
laris,  Proteus  vulgaris,  Proteus  mirabilis,  Proteus 
Zenkeri,  rother  Wasserbacillus,  blaugrün  fluorescireuder  Ba- 
cillus, Bacillus  pyocyaneus  ß,  B.  viridis  pallesceus, 
B.  arborescens,  B.  uubilus,  B.  janthinus,  B.  Iuteus,  B. 
subtilis,  B.  tremelloides,  B.  cuticularis , B.  filiforinis, 
verflüssigender  brauner  Bacillus,  weisser  Bacillus  Maschek, 
B.  mesentericus  fuscus,  B.  mesentericus  vulgatus, 
B.  liodermos,  Kartotfelbacillus , citronengelber  Bacillus , gold- 
gelber Bacillus. 

Selten  und  vereinzelt  kamen  vor:  Cremefarbiger  Micrococcus, 
M.  fervitosus,  Bac.  acidi  lactici,  B.  Megaterium,  B. 
prodigiosus,  B.  ureae,  B.  muscoides,  fleischfarbiger 
Bacillus,  Perlschnurbaciilus,  Micrococcus  aerogenes,  Sta- 
phylococcus  pyogeues  aureus,  B.  putrificus  coli,  B. 
saprogenes  II,  Bacterium  graveoleus. 

Anaerobe  Mikroorganismen  wurden  nicht  vorgefunden. 

Verf.  kommt  auf  Grund  seiner  Untersuchungen  zu  folgenden  Re- 
sultaten : 

1)  Je  nach  Anlage  einer  Wasserleitung  ist  der  Spaltpilzgehalt  des 
Wassers  wesentlichen  Schwankungen  unterworfen,  und  zwar  um  so 
IX.  Ltd.  25 


382  Bakt.  u.  Wasser.  — Keuchhusten.  — Dysenter.  Leberabscesse.  — Typhus. 


grösseren,  je  mehr  die  Leitung  dem  Wechsel  der  Lufttemperatur  aus- 
gesetzt ist. 

2)  Auch  in  den  besten  Leitungswässern  fiudeu  sich  ständig 
Spaltpilze,  deren  verschiedene  Arten  noch  nicht  hinlänglich  genau 
bekannt  sind,  um  eine  vollständige  systematische  Zusammenstellung 
derselben  zu  geben.  Auf  Grund  der  hier  angestellten  Untersuchungen 
konnten  zu  den  bekannten  Arten  vier  neue,  nämlich:  Bacillus  tre- 
melloi'des,  Bacillus  cuticularis,  fleischfarbiger  Bacillus, 
Bacillus  filiformis  hinzugefügt  werden. 

3)  Ausser  den  bisher  im  Wasser  nachgewiesenen  pathogenen 
Mikroorganismen  kommen  auch  noch  andere  gesundheitsschädliche  in 
demselben  vor.  So  wurde  in  einer  der  untersuchten  Leitungen 
mehrfach  der  Staphylococcus  pyogenes  aureus  gefunden. 

Dittrich  (Prag). 

Haushalter,  P.,  Trois  cas  d’infection  par  le  Staphylo  - 
coque  dord  dans  le  cours  de  la  coqueluche.  ( Archive« 
de  m6d.  experimentale  et  d’anatomie  pathologique.  1890.  No.  5.) 

Verf.  fand  im  Blute  mehrerer  an  Keuchhusten  erkrankter  Kin- 
der, bei  denen  sich  sekundär  eine  Bronchopneumonie  entwickelt  hatte, 
den  Staphylococcus  pyogenes  aureus  und  hält  sowohl  die 
Allgemeininfektion  als  auch  die  Bronchopneumonie  für  durch 
diesen  Mikroorganismus  bedingt. 

Mit  Rücksicht  auf  die  klinischen  Erscheinungen  spricht  sich 
Verf.  dahin  aus,  dass  die  Bronchopneumonie  früher  aufgetreten  war, 
als  die  Allgemeininfektion  , welch  letztere  erst  durch  die  Broncho- 
pneumonie bedingt  war.  Dittrich  (Prag). 

Veillou  et  Jayle,  Prßsence  du  Bacterium  coli  commune 
dans  un  sbsces  dysent6rique  du  foie.  (La  Semaine  raed. 
1891.  No.  2.) 

Bei  einem  Kranken  mit  einem  dysenterischen  Leberabscess  hatte 
die  erste  von  N etter  angestellte  Untersuchung  die  Abwesenheit  eines 
jeden  Bakteriums  ergeben.  Einen  Monat  später  fanden  die  Vertf.  in 
dem  Absoesseiter  einen  Mikroorganismus  in  Reinkultur,  der  alle  bio- 
logischen und  morphologischen  Eigenschaften  des  Bacterium  coli 
commune  hatte.  Sie  fassen  denselben  jedoch  nicht  als  Erreger  der 
Eiterung  auf,  sondern  nehmen  an,  dass  er  nachträglich  durch  die 
erkrankte  Darmwand  in  den  Abscess  eingewandert  sei,  dessen  Hei- 
lung er  allerdings  verzögert  habe.  (Soc.  de  Biol.  10./I.  1891.) 

M.  Kirchner  (Hannover). 

Dionis  des  Carrieres,  Des  relations  de  la  fievre  typhoide 
avec  le  bacille  d’ Eberth  et  avec  les  variations 
du  niveau  de  la  nappe  d’eau  souterraine.  (La  Semaine 
mdd.  XI.  1891.  No.  6.) 

Auf  einem  Hof  in  Auxerre  herrschte  seit  9 Jahren  Typhus  en- 
demisch. Etwa  die  Hälfte  der  Bewohner  des  Hofes  wurden  während 
dieser  Zeit  von  der  Krankheit  betroffen:  von  21  Männern  10,  von 
denen  3 starben ; von  13  Frauen  6,  von  denen  keine  starb.  Die  bak- 
teriologische Untersuchung  des  Wassers  aus  dem  Brunnen,  aus  dem 


Typhus.  — Rotz.  — Epithelkrebse. 


383 


die  Bewohner  des  Hofes  ihr  Trinkwasser  entnahmen,  ergab  die  An- 
wesenheit von  Typhusbacillen  in  ziemlich  beträchtlicher  Anzahl.  D. 
hebt  hervor,  dass  die  Typhusfälle  jedesmal  mit  reichlichen  Nieder- 
schlägen zusammentrafen,  durch  welche  das  Niveau  des  Brunnens 
stieg.  Uns  ist  diese  Beobachtung  noch  deswegen  interessant,  weil 
sie  dem  bekannten  Buhl-Pettenkofer ’schen  Gesetz  von  der  Be- 
ziehung des  fallenden  Grundwassers  zur  Zunahme  der  Typhussterb- 
lichkeit widerspricht.  (Soc.  m6d.  des  hopitaux.  31/1.  1891.) 

M.  Kirchner  (Hannover). 

Arrufat,  E.,  Un  caso  demuermoComprobacion  bacterio- 
lögica.  (Crönica  mödico-quirurgica  de  la  Habana.  1890.  Juni.) 

Ein  28jähriger  Wagenaustreicher  erkrankt  am  8.  April  d.  J.  an 
Eieber,  von  dem  ihn  einige  Gaben  Chinin  und  Antipyrin  scheinbar 
heilen;  am  13.  April  stellt  sich  das  Fieber  wieder  heftiger  ein(T.  41°. 
P.  120)  und  Verf.  bemerkt  unter  anderm  rothe  Flecken  auf  dem 
Rumpfe  und  den  Gliedmassen,  eine  grosse  gelblichweisse  Eiterblase 
auf  dem  linken  Vorderarm  und  verschiedene  kleinere  an  der  Vorder- 
und  Rückseite  des  Rumpfes,  sowie  bedeutende  Anschwellung  der 
Leisten-  und  Halsdrüsen.  Eine  Rotzansteckung  vermuthend,  zieht 
er  E.  Pia,  der  kürzlich  mehrere  Fälle  von  akutem  Rotz  beob- 
achtet hatte,  hinzu  und  beide  entnehmen  der  grossen  Pustel  am 
14.  Morgens  das  nöthige  Untersuchungsmaterial , in  dem  sie  mit 
einem  Zeiss’schen  Apochromaten  die  charakteristischen  Stäbchen  in 
grosser  Menge  entdecken.  Einem  Hunde  in  die  Stirn  eiugeimpft, 
bringt  der  Eiter  am  5.  Tage  die  charakteristische  Verschwärung  zu 
Stande.  Nach  zahlreicher  Vermehrung  der  Pusteln  und  Flecken 
starb  der  Kranke  am  18.  April.  Als  Quelle  der  Ansteckung  konnte 
nur  berausgefuuden  werdeu,  dass  der  Mann  sich  mit  dem  Wasser  aus 
dem  Stalle  der  Pferde  der  Omnibusgesellschaft,  für  die  er  arbeitete, 
zu  waschen  pflegte  und  sich  in  der  Tränke  dieser  Pferde  badete,  unter 
denen  einige  mit  Rotz  behaftet  gefunden  wurden.  Auch  soll  der 
Mann  vor  einiger  Zeit  von  einem  Pferde  angeniest  worden  sein.  Verf. 
glaubt  in  diesem  Falle  eine  Bestätigung  der  Versuche  von  Babes 
über  das  Eindringen  des  Bacillus  mal  lei  durch  die  unversehrte 
Haut  zu  sehen.  Sentinon  (Barcelona). 


Vincent,  Sur  la  prßsence  d’61ements  semblables  aux 
p so r osper  m ies  dans  l’dpithelioma  pavimenteux.  (An- 
nales  de  micrographie.  Tome  II  1890.  No.  10 — 11.) 

Verf.  hat  in  Plattenepithelkrebsen  verschiedenen  Ursprungs  oft 
Dinge  gefunden,  die  er,  wie  schon  verschiedene  Autoren  vor  ihm 
— ohne  Discussion  — als  Psorospermicn  anspricht.  [Genauere  An- 
gaben über  die  Häufigkeit  resp.  Konstanz  des  Befundes  werden  ver- 
misst.] Die  betreffenden  Körper,  die  etwa  so  gross  sind,  wie  die 
Zellen  der  M a 1 p i g h i ’schen  Schicht,  sind  von  einer  ,.je  nach  dem 
Alter  der  Parasiten“  bald  dünneren,  bald  dickeren,  stark  licht- 
brechenden Membran  umgeben.  Das  Protoplasma  ist  selten  homogen, 
meist  körnig  und  enthält  öfters  grosse  Pigmentkörner. 

25* 


384 


Epithelkreb&e.  — Cysticercus. 


Der  Kern,  der  auch  fehlen  oder  doppelt  vertreten  sein  kann,  hat 
verschiedene  Formen  und  ist  manchmal  aus  einer  Anzahl  runder 
Stücke  zusammengesetzt. 

Ab  und  zu  finden  sich  mehrere  dieser  Körper  in  derselben 
Membran  eiugeschlossen;  ihre  Form  ist  rundlich  oder  durch  Kom- 
pressiou  modifizirt. 

Die  Cysten  liegen  in  einer  Epithelialzelle,  deren  Kern  auf  die 
Seite  gedrängt  erscheint;  sie  finden  sich  im  Centrum  der  Läppchen 
und  Zapfen  des  Epithelialkrebses,  einzeln  oder  gehäuft. 

Die  Färbung  dieser  Körper  gelingt  nur  schwer,  am  besten  hat 
sich  folgendes  Verfahren  bewährt.  Die  sehr  dünnen  Schnitte  werden 
flüchtig  mit  Ammoniak  behandelt,  in  Wasser  abgewaschen,  5 Minuten 
lang  in  einer  konzentrirteu  alkoholischen  Safrauinlösung  gelassen,  mit 
1 °/0iger  Essigsäure  partiell  entfärbt,  wieder  in  Wasser  ausgewaschen 
und  schliesslich  in  Alkohol  so  lange  entfärbt,  bis  sie  einen  rosigen 
Thon  angenommen  haben.  Einschluss  in  Oel  und  Balsam.  Die  Pso- 
rospermien  heben  sich  lebhaft  roth  gefärbt  von  der  gelben  oder  vio- 
letten Epithelzelle  ab.  Zwischen  beiden  ist  oft  ein  heller  Zwischen- 
raum entstanden  durch  die  Einwirkung  der  Reagentien  auf  den  „Para- 
siten“. Einige  der  Körper  sind  — wegeu  der  Dicke  der  Membran 
— ungefärbt  geblieben. 

Von  einer  Sporenbildung  scheint  Verf.  bei  seinen  „Psorospermien“ 
nichts  gesehen  zu  haben. 

Kulturversuche  blieben  resultatlos.  W.  Kruse  (Neapel). 


Blessig,  E.,  Z u r Kasuistik  der  subkonjunktivalen  Cysti- 
cerken.  [Aus  der  St.  Petersburger  Augenheilanstalt. J (St.  Peters- 
burger medicinische  Wochenschrift.  1890.  No.  40.) 

Verf  berichtet  über  einen  subkonjunktivalen  Cysticercus  bei 
einer  23jährigen  Frauensperson,  welcher  eiue  erbsengrosse,  ovoide, 
sehr  pralle  Cyste  darstellte,  deren  Wand  1 — 2 mm  dick,  sehr  derb 
und  innen  glatt  war.  Di tt rieh  (Prag). 


Schleich,  Cf.,  Ein  Fall  von  Cysticercus  cellulosae  sub- 
retinalis  nebst  Bemerkungen  über  das  Vorkommen 
des  Cysticercus  cellulosae  im  Auge  und  seinen  Ne- 
benorganen in  Württemberg.  (Medicinisches  Korrespon- 
denzblatt des  Württembergischen  ärztlichen  Landesvereins.  1890. 
No.  22.) 

Aus  dieser  Mittheilung  eines  Falles  von  Cysticercus  cellu- 
losae subretinalis  sei  nur  die  Angabe  des  Autors  hervorge- 
hoben, dass  bei  Württembergern  bisher  im  Ganzen  nur  vier  Fälle  von 
Cysticercus  im  Auge  und  zwei  Fälle  von  Cysticercus  sub- 
conjunctivalis  beobachtet  worden  sind.  Verf.  nimmt  Anlass,  zu 
einer  Ermittelung  der  Gründe  der  wechselnden  Verbreitung  de3 
Cysticercus  im  Auge  und  seinen  Adnexen  und  des  Vorkommens 
des  Cysticercus  cellulosae  überhaupt  und  damit  auch  der 
Taenia  solium  anzuregen.  Dittrich  (Prag). 


Cestoden  Norwegens.  — Entozoen  im  Seefisch. 


385 


Lönnberg,  E.,  Helm  in  tholo  gi  scli  e Beobachtungen  von 
der  "Westküste  Norwegens.  Theil  I.  Cestoden.  (Bi- 
hang  tili  K.  svenska  Vet.-Akad.  Handlingar.  Bd.  XVI.  Afd.  IV. 
No.  5.  p.  1-47.)  8°.  Stockholm  1890. 

Verf.  untersuchte  im  Juli  und  August  1889  in  der  Gegend  von 
Bergen  281  Seevögel  und  352  Fische  in  Bezug  auf  Helminthen 
und  später  bei  Stavanger  und  Jäderen  wiederum  240  Vögel. 

Bei  den  Vögeln  wurden  22  Arten  von  Cestoden  gefunden, 
meist  hakentragende  Tänien,  welche  bereits  früher  bekannt  waren; 
aber  für  mehrere  derselben  werden  neue  Wirthe  angegeben,  wie  auch 
sonst  bemerkenswerthe  Einzelheiten  bezüglich  derselben  mitgetheilt 
werden.  Die  bei  den  T ri  n g a- Arten  häufig  vorkommende  Taeni a 
brachyph  allos  Kr.  hält  Verf.  nur  für  eine  Abart  der  T.  filum. 
Von  Tänien  mit  unbewaffnetem  Rostellum  werden  zwei  neue  Arten 
beschrieben :T.  erostris  von  Larus  marinus,fuscus,  argen- 
tatus,  canus,  Sterna  hirundo  und  arctiea,  und  T.  tetra- 
bothrioi  d e s von  Tringa  alpin  a.  Vom  Genus  Ophryoco- 
tyle  Fries  fand  Verf.  eine  neue  Art,  0.  insignis,  im  Haema- 
topus ostrilegus. 

In  den  Fischen  wurden  10  schon  früher  bekannte  Arten  gefunden, 
zu  den  Familien  Phyl  lobothridae,  Phyllacanthidae,  Phyl- 
lorhynchidae,  Bothriocephalidae  gehörig ; ausserdem  G y - 
rocotyle  ürna  und  drei  Arten  von  Cestoden  in  geschlechtslosem 
Zustande.  Es  werden  über  dieselben  spezielle  Notizen  mitgetheilt. 

H.  Krabbe  (Kopenhagen). 

Linton,  Edw.,  Notes  on  Entozoa  of  marine  fishes  of 
New-England  with  descriptions  of  several  new  spe- 
cies.  (Un.  St.  corum.  of  fish  and  fisheries.  Part.  XIV.  Report 
of  the  comm.  for  1886.  Washington  1889.  p.  453 — 498.  With  6pl.) 

Die  Untersuchungen  wurden  in  den  Sommern  1884  und  1885  in 
der  Station  der  U.  St.  Fishcommission  zu  Wood’s  Holl,  Mass.,  an 
den  häufigeren  Fischarten  angestellt.  Cestoden  im  erwachsenen  Zu- 
stande fanden  sich  in  sehr  grosser  Zahl  bei  allen  untersuchten  Se- 
lachiern,  eingekapselte  Stadien  vorzugsweise  bei  den  Knochenfischen, 
besonders  in  der  Submucosa  des  Darmkanales,  doch  auch  in  Peritoneum, 
Leber,  Milz,  Geschlechtsdrüsen  etc.  Bei  einigen  Arten  (Pomatom us 
saltatrix,  Cynoscion  regale,  Roccus  lineatus  etc.)  war  die 
Darmwandung  ganz  mit  Cysten  von  Rhynchobothrium  durch- 
setzt. In  der  Gallenblase  von  Cynoscion  regale  fanden  sich 
Hunderte  von  larvalen  Tetrabothrien.  Nematoden  wurden  auch  ziemlich 
häufig  gefunden,  seltner  Trematoden.  Die  einzigen  Fische,  die  relativ 
frei  von  Parasiten  waren,  sind  Prionotus  und  Acipenser  sturio. 

Im  Text  werden  folgende  Arten  näher  beschrieben : 

1)  Dibothrium  man  ubriforme  n.  sp.  Darm  von  T e tra- 
pturn s albiduß. 

2)  D.  aluterae  n.  sp.  Darm  von  Alutera  Schoepfii. 

3)  Echeneibothrium  varia  bile  v.  Ben.  Enddarm  von  Raja 
erinacea. 


386 


Eutozoen  vou  Seefisclieu.  — Isaria.  — PflaozeDkraokheiteu. 


4)  Spongiobothrium  variabile  n.  gen.  n.  sp.  aus  dem  Darm 
von  Trygon  centrur a;  GesehlechtsöfFnungen  marginal,  Scolex  ohne 
Haken,  ohne  Saugnäpfe,  mit  vier  gestielten  Bothndien , deren  freier 
Rand  von  einer  quergerippten  Falte  besetzt  ist;  zwischen  Echenei- 
bothrium  und  Phyllobothrium  stehend. 

5)  Phyllobothrium  thysanocephalum  d.  sp.  Darm  von 
Galeocerdo  tigrinus. 

6)  Orygmatobothrium  angustum  n.  sp.  Darm  von  Car* 
charias  obscurus. 

7)  C r o s s o b o thr  i u in  laoiniatuin  n.  gen.  n.  sp.  Aus  dem 
Darm  von  Odontaspis  littoralis;  Geschlechtsöffuungen  marginal; 
vier  gestielte,  unbewaffnete  Bothridien,  jedes  mit  einem  Hiiifsacetabulum 
am  vordem  Rande;  Hals  fehlt. 

8)  Phoreiobothrium  lasium  n.  gen.  n.  sp.  aus  dem  Darm 
von  Carcharias  obscurus  Geschlei  htsoffnungen  marginal;  kleine 
Haken  am  Hals  und  auch  am  Körper;  Scolex  mit  vier  grossen,  ganz- 
randigen,  dem  Kopf  parallel  aufliegenden  Sauggruben,  die  am  Vorder- 
rande mit  Zusammengesetzen  Haken  und  einem  Hüifssaugnapf  bewehrt  sind. 

9)  Calliobothrium  verticillatum  Rud.  aus  dem  Darm  von 
Mustelus  canis. 

10) Rhynohobothrium  bisuloatum  n.  sp.  im  Darm  von 
Carcharias  obscurus,  encystirt  in  der  Submucosa  des  Magens  und 
im  Peritoneum  beiCynoscion  regale  und  Pomatomus  saltatrix. 

11)  Rh.  tenuicoile  Rud.  Darm  von  Mustelus  canis. 

12)  Taenia  dilatata  n.  sp.  aus  dem  Darm  vom  Aal. 

13)  Echinorhyuchus  agilis  Rud.  aus  dem  Darm  vom  Aal 
und  von  Carcharias  obscurus. 

14)  Ech.  acus  Rud.  Darm  von  P s e u d o p 1 e ur  o n ec  te  s ameri- 


c a u u 6. 

15)  Ech.  sagittifer  n.  sp.  Darm  von  Paralichthys  den- 
tatus,  Cynoscion  regale  uud  Pomatomus  saltatrix. 

16)  Ech,  proteus  Westr.  Darm  von  Roccus  lineatu  s. 

M.  Braun  (Rostock). 


Mac  Milia« , Conway,  Note  on  a Minnesota  species  of 
Isaria  aud  an  attendant  Paehybasium.  (Journ.  of  Myco- 
logy.  Washington.  Vol.  VI.  No.  II.  p.  75 — 76.) 

Verf.  fand  auf  der  Puppe  von  Orgyia  leucostigma  eine 
Isaria,  die  er  vorläufig  zu  IsariaSphingum  Schw.,  der  Conidien- 
form  von  Cordyceps  Sphingunt  Tul.,  stellt.  In  Nährgelatine 
zog  er,  nachdem  er  Conidienhäufchen  von  den  Puppen  in  dieselbe 
gebracht,  in  eiuetn  Falle  ein  Macrosporium,  in  einem  anderen 
Piptocephalis  — deren  Sporen  mit  den  Conidien  der  Isaria  in 
die  Kultur  gekommen  waren  — , regelmässig  aber  ein  Pachyba- 
sium,  vielleicht  Paehybasium  hamatum  (Bon.)  Sacc. , das  er 
daher  als  in  den  Entwickeluugskreis  der  Isaria  gehörig  betrachtet. 

Ludwig  (Greiz). 


Farlow,  W.  G.  and  Seymour, 

d e x of  thefungi  of  the 
mopetalae  — Apetalae. 


A.  B,s  A provisional  host-in- 
United  States.  Part.  II.  Ga- 
Cambridge  1890. 


Schutzimpfung,  künstl.  Infektionskrankheiten,  EntwickelungshemmuDg  etc.  387 


Die  Fortsetzung  des  Verzeichnisses  der  amerikanischen  Pilz- 
parasiten nach  Wirthspflanzen  geordnet,  erstreckt  sich  auf  die  Ga- 
mopetalen  und  Apetalen.  Wie  umfangreich  das  Verzeichniss  ist, 
beweist  z.  B.  die  Liste  der  Eichenpilze,  die  allein  22  Spalten 
(über  500  Arten)  umfasst.  Ludwig  (Greiz). 

Anderson  and  Kelsey,  Erysipheae  upon  Phytoptus  dis- 
tortions.  (The  Journal  of  Mycology.  Vol.  V.  p.  209  u.  210.) 
Nach  den  Beobachtungen  der  Verff.  zeigen  auf  verschiedenen 
Wirthspflanzen  die  Erysipheen  bei  gleichzeitiger  Anwesenheit  anima- 
lischer Parasiten  eine  kräftigere  Entwickelung. 

Zimmer  mann  (Tübingen). 


Schutzimpfung,  künstliche  Infektionskrankheiten,  Entwick- 
lungshemmung und  Vernichtung  der  Bakterien  etc. 

Houston,  Francis  T.  and  Tischborno,  Charles  R,,  A non-poi- 
s o n o u s , non-irritative,  antiseptic  d r e s s i n g.  (Brit. 
Med.  Journ.  No.  1558.  1890.  p.  1063.) 

Nach  den  Erfahrungen  der  Verfl.  besitzt  ein  mit  Zinksulfid  im- 
prägnirter  Verbandstoff  in  hohem  Maasse  die  im  Titel  angeführten 
Eigenschaften.  Die  Anfertigung  ist  einfach.  Der  Verbandstoff  wird 
behufs  Reinigung  und  Sterilisirung  vorerst  in  Wasser  gekocht  un  i 
daun  mit  einer  heissen  Lösung  übergossen,  welche  aus  gleiche:. 
Theilen  Zinksulfat  and  Natriumsulfid  besteht.  Nach  gründlicher 
Durchmischung  überlässt  man  das  Ganze  einer  12stündigen  Ruhe. 
Das  sich  ausscheidende,  im  Wasser  kaum  lösliche  Zinksulfid  wird 
während  dieser  Zeit  in  mikroskopisch  kieinen  Krystallen  auf  die 
Gewebsfaser  deponirt.  Hierauf  wird  der  Verbandstoff  noch  zweimal 
mit  Wasser  behandelt,  um  das  in  Lösung  gebliebene  Natriumsulfat 
gänzlich  zu  entfernen,  und  schliesslich  getrocknet.  Die  antiseptische 
Wirkung  des  Zinksulfids  beruht  auf  der  Eigenschaft,  sich  im  feuchten 
Zustande  langsam  zu  oxydiren,  während  es  sich  im  trockenen  Zu- 
stande nicht  zersetzt.  Demzufolge  können  solche  Verbaudstoffe  eine 
lauge  Zeit  aufbewahrt  werden,  ohne  au  Wirksamkeit  zu  verlieren. 

K r ä 1 (Prag). 

JasinskI,  R.,  Py  oktan  in  in  der  Chirurgie.  (Gazeta  lekarska. 
1890.  No.  39.)  [Polnisch.] 

In  seinem  Bericht  über  die  Erfolge  der  Anwendung  des  Pyokta- 
nins  in  der  chirurgischen  Praxis  beschreibt  Verf.  folgende  von  ihm 
ausgeführte  bakteriologische  Versuche  mit  dem  Merk’schen  blauen 
Pyokianin. 

Er  tauchte  kleine  Bröckel  aus  einem  frisch  inzidirten  Abscesse  auf 
5 Minuten  in  1 °/0o  und  2°/'o0  Pyoktaninlösung,  spülte  sie  daun  in 


338  Schutzimpfung,  künstl.  Infektionskrankheiten,  Kniwickelungshominnng  etc. 


sterilisirtem  Wasser  aus  und  impfte  auf  F.P.A.  und  F.P.G.  Es  ent- 
wickelten sich  in  keinem  Probirglase  Bakterien,  während  Kontroll- 
kulturen  aus  dem  Inhalte  desselben  Abscesses  schöne  Kulturen  von 
Staphylococcus  pyogenes  albus  gaben.  In  einigen  Probir- 
gläsern  bemerkte  Verf.  Schimmelvegetation. 

Diese  Beobachtung  bewog  ihn,  die  Wirkung  des  Pyoktanins  auf 
Schimmelpilze  zu  untersuchen. 

Zu  diesem  Zwecke  nahm  er  Reinkulturen  von  Mucor  sp.  auf 
F.P.A.  und  Pcnicillium  sp.  auf  F.P.A.  und  F.P.G.  und  begoss  sie 
mit  grossen  Quantitäten  des  blauen  Pyoktanins  (Lösungen  1 und  2 °/ö0). 

Nach  drei  Tagen  übertrug  er  die  in  dieser  Weise  behandelten 
Pilze  auf  reine  F.P.G.  und  erhielt  üppige  Schimmelvegetation. 

Die  mikroskopische  Untersuchung  zeigte,  dass  die  Sporen  und 
Fäden  den  Anilinfarbstoff  aufnehmen:  sie  waren  ziemlich  stark  blau 
gefärbt. 

Ausserdem  liess  Verf.  Pyoktaninlösungen  in  offenen  Gefässen 
24  Stunden  im  Laboratorium  stehen  und  impfte  mit  Proben  dieser 
Lösungen  F.P.G.  — in  allen  Probirgläsern  entwickelten  sich  Schimmel- 
pilze. St  ei  n h au  s (Warschau). 

Oalezowski,  De  la  pyoct  an  ine  et  de  la  benzo-ph6no- 
n6ide.  (La  Semaine  med.  X.  1890.  No.  58.) 

Die  chemische  Zusammensetzung  des  Pyoktanins  ist  nicht  be- 
kannt, doch  gelang  es  G.  im  Verein  mit  Petit,  durch  Zersetzung 
der  Anilinfarbe  einen  Körper  darzustellen,  dessen  Eigenschaften  mit 
denen  des  Pyoktanins  absolut  identisch  sind.  Es  ist  ein  Tetramethvl- 
diamidobenzophenoid,  das  G.  einfach  Benzophenoneid  zu  nennen  vor- 
schlägt, es  löst  sich  in  Wasser  im  Verhältniss  von  1 : 100.  Diese 
Lösung  ist  weder  ätzend,  noch  reizend  und  besitzt  ausserdem  sehr 
ausgesprochene  desirifizirende  Eigenschaften.  G.  fand  sie  sehr  wirk- 
sam bei  Hornhautaffektion  verschiedener  Art.  (Soc.  de  Bioi.  27.  12. 
1890.)  M.  Kirchner  (Hannover). 

Carl,  A>,  üeber  die  Anwendung  der  Anilinfarbstoffe 
als  Antiseptika.  (Fortschr.  d.  Med.  VIII.  1890.  No.  10.) 

Die  bekannte  Schrift  J.  Stilling’s,  in  der  derselbe  eine  be- 
geisterte Schilderung  der  antiseptischen  Wirkungen  gewisser  Anilin- 
farbstoffe, besonders  des  Methylvioletts,  entwirft,  veranlasst  den  Verf., 
eigene  Beobachtungen  über  diesen  Gegenstand  raitzutheilen , welche 
freilich  genau  entgegengesetzt  lauten.  Nach  seinen  Erfahrungen  muss 
Schleimhauterkrankungen  gegenüber  dem  Methylviolett  ein  die  Hei- 
lung begünstigender  Einfluss  durchaus  abgesprochen  werden.  Leichte 
Fälle  von  Bindehautentzündung  und  dergl.  verliefen  mit  Methyl- 
violett nicht  anders  wie  bei  einfacher  Reinhaltung.  Schwere  Formen, 
intensive  Katarrhe  konnten  durch  den  Farbstoff  nicht  in  irgend  er- 
kennbarer Weise  beeinflusst  werden.  Bei  Hornhautentzündungen 
konnte  niemals  die  von  Still  in  g gerühmte  „coupirende“  Wirkung 
beobachtet  werden.  In  einem  Fall  von  Ulcus  corneae  serpens 
ist  aber  nach  Ansicht  des  Verf.’s  die  Methylviolettlösung  Ursache  des 
ungünstigen  Ausganges,  Einschmelzung  der  Cornea,  gewesen.  Bak- 


Schutzimpfang,  künstl.  Infektionskrankheiten,  Entwicklungshemmung  etc.  389 


teriologische  Untersuchungen  hat  Verf.  allerdings  nicht  gemacht,  was 
gegenüber  den  sehr  ungenügenden  Stilli  ng’schen  recht  wünschens- 
wert gewesen  wäre.  M.  Kirchner  (Hannover). 

Lehrnbecher,  Zur  Behandlung  des  Gesichtsrothlaufs. 
(Münch,  med.  Wochenschr.  1890.  No.  37.) 

Verf.  gibt  seiner  Verwunderung  Ausdruck,  dass  trotz  der  gegen- 
wärtig allgemein  gültigen  Ansicht  von  der  Entstehung  jedes  Erysipels 
durch  örtliche  Infektion  die  lokale  Behandlung  der  von  Nasen- 
katarrhen ausgehenden  Gesichtsrose  vielfach  vernachlässigt  wird.  Er 
empfiehlt,  in  geeigneten  Fällen  die  Nasenhöhlen  mit  3 °/0  Borsäure- 
lösung mehrfach  gründlich  auszuspülen  und  später  mit  Borvaseline- 
tampons  zu  behandeln.  Eine  grosse  Reihe  von  Fällen , welche  der 
Verf.  dieser  Therapie  unterzog,  gab  ihm  Gelegenheit  zu  beobachten, 
dass  hierbei  oft  bedeutende  Mengen  eitrigen  Nasensekrets  heraus- 
gespült wurden,  während  die  Krankheit  stets  günstig  verlief. 

K übler  (Oldenburg). 

Frßmbling,  Wie  ist  den  Schädigungen  desAgaricus  mel- 
leus  vorzubeugen?  (Zeitschrift  für  Forst-  und  Jagdwesen. 
1890.  Heft  8.  p.  469-464.) 

Verf.  beschreibt  die  Schädigungen  des  Agaricus  melleus 
in  einem  Reviere,  in  welchem  Buchenbestände  in  Nadelholz  (Fichte) 
übergeführt  werden  sollten.  Das  in  den  Buchenstumpfen  wuchernde 
Mycel  des  Pilzes  befiel  auch  die  jungen  Fichtenpfiänzchen  und  zwar 
erst  nach  4 Jahren.  Die  Schädigungen  dauerten  dann  6—8  Jahre 
und  erloschen  allmählich,  dabei  ca.  30°/o  der  Pflanzen  vernichtend. 
Verf.  glaubt  nun,  dass  der  Pilz  bei  einem  gewissen  Fäulnissgrad 
der  BucheDstöcke  seine  besten  Ernährungsverhältnisse  findet,  dass  er 
aber,  wenn  ein  bestimmtes  Stadium  des  Zersetzungsprozesses  über- 
schritten ist,  allmählich  verschwindet.  Daraus  werden  nun  in  wald- 
baulicher Hinsicht  Schlüsse  zur  Verminderung  des  Uebels  gezogen: 
Der  Umfang  der  Schädigung  steht  mit  der  Menge  der  den  Pilz  be- 
herbergenden Buchenstöcke  im  Verhältniss.  Vermeidet  man  daher 
die  Kahlhiebe  und  die  darauffolgende  Anpflanzung  der  abgetriebenen 
Flächen  mit  Fichten,  führt  dagegen  zunächst  Lichtungshiebe  aus, 
haut  z.  B.  | des  Buchenbestandes  heraus  und  schiebt  die  Pflanzung 
bis  zu  der  Zeit  hinaus,  in  welcher  die  Stöcke  und  Wurzeln  der 
herausgenommenen  Stämme  den  das  Wachsthum  des  Pilzes  begün- 
stigenden Fäulnissgrad  überschritten  haben,  so  ist  die  Gefahr  um  -f 
verringert,  der  Verlust  nur  noch  des  früheren  (statt  30%  nur 
10%).  Als  geeignetste  Kulturmethoda  hierfür  wird  nicht  die 
Pflanzung,  sondern  die  Saat  der  Fichten  empfohlen,  weil  der  Pilz 
sehr  häufig  die  Pflanzen  nur  vereinzelt  tödtet  und  eine  dichte  Saat 
einen  Eingang  von  10%  und  mehr  schon  ertragen  kann. 

Br  ick  (Karlsruhe). 


390  Bakteriol.  vom  X.  internationalen  medicinischen  Kongresse  zu  Berlin. 


Originalberichte  über  Kongresse. 


Bakteriologisches  vom  X.  internationalen  medicinischen 
Kongresse  zu  Berlin,  4, — 9.  August  1890= 

(Fortsetzung.) 

Aus  den  Abtheiiungs  - Sitzungen. 

XI.  Abtheüung:  Ohrenheilkunde. 

Discussion: 

Herr  Gradenigo  (Turin)  hat  im  Vereine  mit  Bordoni-Uffreduzzi 
und  Fenzo  das  Sekret  hei  der  akuten  und  chronischen  Mittelohr- 
entzündung bakteriologisch  untersucht.  Sowohl  bei  den  gemeinen 
Formen  der  akuten  Otitis  media  als  auch  bei  jenen  durch  Iufluenza 
verursachten  wurden  immer  dieselben  Mikroorganismen  gefunden. 
Bei  den  10  untersuchten  Fällen  war  der  Diplo-Streptococcus 
(Diplococcus  pne  umoniaeFraenkel-Weichselbaura)  ömal 
in  Reinkultur  vorhanden;  der  Diplo-Streptococcus  und  der 
Staphylococ cu s albus  und  aureus  in  1 Falle;  der  Staphy- 
lococcus  pyogenes  albus  in  2 Fällen;  der  Staphylococcus 
pyogenes  albus  mit  dem  aureus  in  einem  Falle. 

Der  reingezüchtete  Diplo-Streptococcus  besass  alle  charak- 
teristischen Eigenschaften  des  Diplococcus  lanceolatus  cap- 
su latus  im  abgeschwächten  Zustande  und  wuchs  überdies  nicht 
oder  kaum  in  flüssigem  oder  auf  schräg  erstarrtem  Kälberblutserum. 
Er  entwickelte  sich  auf  Agar  in  Kettenform  und  im  Blute  der  ge- 
impfteu  Thiere  als  mit  Kapsel  versehener  Diplococcus,  was  bei  den 
anderen  bisher  bekannten  Streptokokken  nicht  der  Fall  ist.  Die 
Agarkulturen  verlieren  ihre  Lebensfähigkeit  schon  nach  2—3  Tagen, 
selbst  wenn  sie  unter  den  günstigsten  Entwickelungsbedingungen  ge- 
halten werden. 

Diese  Eigenthümlichkeit  des  sich  im  abgeschwächten  Zustande 
befindlichen  F r a e n k e l’schen  Diplococcus  könnte  vielleicht  zur  Er- 
klärung der  verschiedenen  Resultate  dienen,  welche  bei  der  bakterio- 
logischen Untersuchung  der  Influenza  und  ihrer  Komplikationen  er- 
halten wurden,  bei  welcher  Einige  dem  F r a e n k el ’sclien  Diplo- 
coccus und  Andere  wieder  einen  Streptococcus  fanden. 

Bei  den  chronischen  eiterigen  Mittelohrentzündungen  waren 
gleichzeitig  neben  den  Eiterkokken  auch  zahlreiche  saprophytische 
Formen  vorhanden,  darunter  der  Hause r’sche  Proteus  vulgaris. 
Durch  Kulturversuche  konnte  festgestellt  werden,  dass  bei  den  eiterigen 
Mittelohrentzündungen  häufige  Waschungen  mit  | und  l°/00  Subli- 
matlßsung  die  Anzahl  der  Mikroorganismen  im  Sekrete  ausserordent- 
lich vermindern,  wodurch  die  Wirksamkeit  der  Sublimatbehandlung 
bewiesen  wurde. 

Herr  Politzer  (Wien).  Beim  Katheterismus  können  trotz  in- 
takten Trommelfells  Schleimmassen  vom  Nasenrachenräume  iu  die 


Baktenol.  vom  X.  internationalen  tnedicinischcn  Kongresse  zu  Berlin.  391 


Trommelhöhle  getrieben  werden  und  auf  diese  Weise  InfektioasstoSs 
in  das  Cavum  tympani  gelangen,  nicht  aber  bei  dem  V a 1 s av a l’scben 
Versuche  und  dem  Pölitz er’schea  Verfahren.  Hier  findet  mehr  eine 
Luftverdichtung  im  Cavum  tympani  statt,  die  Luftmasse  kann  nur 
um  so  viel  vorrücken,  als  das  Trommelfell  nach  aussen  gewölbt  wird. 

Herr  OrubcF  (Wien)  wendet  sich  entschieden  gegen  die  Ansicht, 
dass  durch  den  V a 1 s a 1 v a ’schen  Versuch  und  das  P o 1 i t z e r’sche  Ver- 
fahren keine  Mikroorganismen  in  das  Mittelohr  transportirt  werden 
können.  Es  handelt  sich  hierbei  auch  um  individuelle  anatomische 
Verhältnisse  des  Mitteiohres,  welche  G.’s  Erfahrung  nach  den  Ein- 
tritt von  Mikroorganismen  begünstigen.  G.  habe  bereits  in  den 
sechziger  Jahren  auf  die  Schädlichkeit  zu  kräftiger  Luftdouchen 
bei  eiteriger  Mittelohrentzündung  hiugewiesen  und  sehe  nun  seine 
Ansicht  bestätigt.  Was  die  Verbreitung  der  Mikroorganismen  durch 
den  Blutkreislauf  betrifft,  so  sind  hiefür  jene  Fälle  beweisführend,  wo 
bei  Mittelohrentzündungen  verschiedener  Schwere  häufig  cirkumskripte 
Eiterhöhlen  im  Warzenfortsatze  gefunden  wurden,  trotzdem  zwischen 
Trommelfell  und  Warzenzellen  keine  Kommunikation  bestand.  Der- 
artige Fälle  kamen  während  der  letzten  Influenzaepidemie  sehr  häufig 
zur  Beobachtung. 

Herr  Jacobson  (Berlin)  ist  der  Ansicht,  dass  nicht  nur  beim 
Katheterismus,  sondern  auch  bei  den  Ersatzverfahren  desselben  Mi- 
kroorganismen aus  dem  Nasenrachenraum  in  das  Mittelohr  getrieben 
werden  können.  Wodurch  wird  denn  beim  Pol i tzer’schen  Verfahren 
die  Luft  in  der  Paukenhöhle  verdichtet?  Doch  nur  dadurch,  dass 
zu  der  in  ihr  bereits  befindlichen  Luft  neue  hinzukoramt.  Diese  nun 
passirt  den  Nasenrachenraum  und  so  werden  also  auch  bei  den  Er- 
satzverfahren des  Katheterismus  Mikroorganismen  in  die  Paukenhöhle 
hineingeblasen  werden  können.  Dazu  kommt,  dass  sehr  häufig  und 
gerade  bei  den  Erkrankungen  des  Pdittelohres  eiDe  Tronimeifellper- 
foration  besteht  und  dass  bei  solchen  während  des  Politzer’sehen 
Verfahrens  Luft  in  die  Paukenhöhle  einströme,  bedarf  keines  weiteren 
Beweises.  Man  werde  also  daran  festhalten  müssen , dass  nicht  nur 
beim  Katheterismus  tubae , sondern  auch  bei  den  Ersatzverfahren 
desselben,  dem  Valsalva’schen  Versuch,  dem  P o li  t z e r’schen  Ver- 
fahren etc.  Mikroorganismen  in  das  Mittelohr  hineingeblaseu  werden 
können. 

Politzer  bemerkt  gegenüber  Gräber,  dass  er  (P.)  nur  von  Luft, 
nicht  aber  von  Flüssigkeitsdouchen  gesprochen  habe.  Es  seibekanut, 
dass  bei  der  Webe  r’schen  Nasendouche,  sowie  bei  Injektionen  in  die 
Nasenhöhle  Flüssigkeiten  in  die  Trommelhöhle  gelangen  können. 
Ferner  war  Dur  von  Lufteintreibungen  bei  intaktem  Trommelfelle  die 
Rede,  denn  bei  perforirtem  Trommelfelle  findet  bei  Anwendung  des 
Valsalva’sehen  und  des  Pol i tzer’schen  Verfahrens  selbstverständ- 
lich eine  wahrnehmbare  Luftströmung  durch  das  Ohr  statt,  was  eigens 
zu  erwähnen  überfiüssig  schien. 

Zaufal.  Im  Initialstadium  der  akuten  Paukenböblenentzündung 
sollte  die  Luftdouche  gar  nicht  in  Anwendung  kommen. 

(Fortsetzung  folgt ) 


392 


Neue  Litteratur. 


Neue  Litteratur 

/.usaromengesteilt  von 

De.  Aethub  Wüezbueq, 

Bibliothekar  im  Kaiserlichen  Gesundheitsamt«  in  Berlin. 


Morphologie  und  Systematik. 

Anderson,  F.  W.,  Notes  on  certain  uredinene  and  ustilagineae.  (Journ.  of  Mycol.  1891 
Vol.  VI.  No.  3.  p.  121—127.) 

Balle,  E.,  Catalogae  descriptif  des  galles  observees  aux  environs  de  Vire,  Calvados. 
(Extr.  d.  Bullet,  de  la  soc.  d.  ainis  d.  Sciences  naturelles  de  Ronen.  T.  Ii.  1889  ) 8°. 

28  p.  Rouen  (impr.  Lecerf)  1890. 

Ellis,  J.  B.,  and  Anderson,  F.  W.,  A new  ustilago  from  Florida.  (Journ.  of  Mycol. 
1891.  Vol.  VI.  No.  3.  p.  116—117.) 

Ellis,  J.  B.,  and  Ererhart,  B.  M.,  New  species  of  uredineae  and  ustilagineae.  (Journ. 

of  Mycol.  1891.  Vol.  VI.  No.  3.  p.  118 — 121.) 

Hieronymus,  CK , Beiträge  zur  Kenntniss  der  europäischen  Zoocecidien  und  der  Ver- 
breitung derselben.  (Sep.-Abdr.)  8°.  224  p.  Breslau  1890. 

Beziehungen  der  Bakterien  und  Parasiten  zur  unbelebten  N atur. 

Nahrungs-  und  GenustmiUel,  Gehrauehsgegenstände. 

Konti,  A.,  e Tirelli,  V.,  Ricerche  sui  microorganismi  del  maiz  guasto.  (Riv.  d’igiene  e 
sanitä  pubbl.  1891.  No.  1.  p.  1 — 16.) 

Beziehungen  der  Bakterien  und  Parasiten  zur  belebten  Natur. 

Krankheitserregende  Bakterien  und  Parasiten. 

Charrin,  A.,  Toxicitd  du  sdrum.  (Compt.  rend.  de  la  soc  de  biol.  1890.  No.  37.  p.  697.) 
Hericourt,  J.,  et  Richet,  C.,  De  l’action  toxique  des  extraits  alcoolique-s  du  sang  et  des 
divers  tissus.  (Compt  rend.  de  la  soc.  de  biol.  1890.  No.  37.  p.  695 — 696.) 

Krankheitserregende  Bakterien  und  Parasiten  hei  Menschen. 

A.  Infektiöse  Allgemeinkrankheiten. 

Nieder-Oesterreich.  Erlass  der  k.  k.  Statthalterei , betreffend  die  Massnahmen  gegen 
Infektionskrankheiten.  Vom  2.  Juli  1890.  (Oesterr.  Sanitätswesen.  1890.  p.  454.) 
Taylor,  C.  H,  ReinfectioD,  recrudescence,  or  what?  (Brit.  Med.  Journ.  No.  1566.  1891. 
p.  14.) 

Malariakrankheiten. 

Laveran,  Au  sujet  des  altdrations  des  globules  rouges  du  sang  qui  peuvent  etre  confon- 
dues  avec  les  hematozoaires  du  paludisme.  (Compt  rend.  de  la  soc.  de  biol.  1890. 
No.  39.  p.  733—735.) 

Exan  thematische  Krankheiten. 

(Pocken  [Impfung],  Flecktyphus,  Masern,  Rötheln,  Scharlach,  Friesei,  Windpocken.) 

Eternod,  A.,  et  Haccius  Ch.,  Note  sur  des  recherches  concernant  la  varioto-vaceme. 
(Semaine  mdd.  1890.  No.  58.  p.  478—479.) 

Murray.  H.  M.,  On  an  epidemic  of  measles  at  the  foundling  hospita).  (Lancet.  1891. 
Vol.  I.  No.  1.  p.  15—16.) 


Neue  Litteraiur. 


393 


Cholera,  Typhus,  Jtiuhr,  Gelbfieber,  Pest. 

D&rtigollos , Epidemie  de  fikvre  typhoide.  (Journ.  de  m^d.  de  Bordeaux.  1890/91. 
No  23.  p.  235—237.) 

Gasser,  3.,  Le  bacille  typhique.  (Arch.  de  med.  expeiim.  1891.  No.  1.  p.  109 — 142.) 
Kuir,  H.  S.,  The  cause  of  enteric  fever  in  India.  [Epidemiol.  soc.]  (Lancet.  1891. 
Vol.  I.  No.  2.  p.  87—88.) 

Fenkert,  Typhusepidemie  im  Bade  Lauchstädt.  (Zeiischr.  f.  Medicinalbeamte.  1891. 
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"Wortabet,  Z.,  Cholera  in  northern  Syria.  (Lancet.  1891.  Vol.  I.  No.  2.  p.  78 — 79.) 

Infektionsgeschwülste. 

(Lepra,  Taberculose  (Lupus,  Skrophulose],  Syphilis  [und  die  anderen  venerischen 

Krankheiten].) 

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(Centralbl.  f.  klin.  Medic.  1891.  No.  6 p.  105  — 114.) 

Diphtherie  und  Croup,  Eeuchhusten,  Grippe,  Pneumonie,  epidemische  Genickstarre, 
Mumps,  Räckfallsöeber,  Osteomyelitis. 

Birth.,  R.  H.,  Notes  ou  the  appearance  of  certain  sporozooid  bodies  in  the  protoplasm 
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Picque,  L.,  et  Veiilon,  A.,  Note  sur  un  cas  d’arthrite  purulente  cousecutive  k uue  pueu- 
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ßeibert,  A. , Eine  sub-membranöse  lokale  Behandlung  der  Rachendiphtherie.  (Medic. 
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B.  Infelctiöse  Lokalkrankheiten. 

V erdauungsorgane. 

Bouchard,  Augiocholite  suppuree  d’origine  microbienne.  (Compt.  rend.  de  la  soc.  de 
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Gilbert,  A. , et  Girode,  J. , Contribution  k l’etude  bacteriologique  des  voies  biliaires. 
(Compt.  rend.  de  la  soc.  de  biol.  1890.  No.  39.  p.  739 — 742.) 


C.  Entozootische  Krankheiten. 

(Finnen,  Bandwürmer,  Trichinen,  Echinokokken,  Filaria,  Oestrusl&rve,  Ascaris, 
Anchylostomum,  Trichocephalus,  Oxyuris.) 

Manson,  P.,  The  filaria  sanguinis  hominis  major  and  minor,  two  new  species  of  haema- 
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Vincent,  H , Les  psorospermies  dans  l’epitbelioma  pavimenteux.  (Annal.  de  microgr. 
1891.  No.  3.  p.  105—117.) 

Krankheitserregende  Bakterien  und  Parasiten  bei  Menschen  und  Thieren. 

Aktinomykose. 

Doncker,  J.  C.  J.,  Ein  neues  Fkrbungsmittel  für  Actiuomyces  bovis.  (Zeitscbr.  f.  Fleisch- 
u.  Milchbygiene.  1891.  No.  4.  p.  56 — 57.) 


394 


Nene  Litter&tur. 


Lereboullet,  L.,  L'importation  des  viandes  americaines  et  l’actinomycose.  (Gaz.  hebdorn. 
de  med.  et  de  chir.  1891.  No.  2.  p.  13 — 14.) 

Maul-  und  Klauenseuche. 

Trf&üdr,  Ein  Fell  von  Uebertragung  der  Aphthenseuche  (Maul-  und  Klauenseuche)  vom 
Rinda  auf  den  Menschen  durch  Süssbutter.  (Zeitschr.  f.  Fleisch-  u.  Milchhygiene. 
1891.  No.  4.  p.  56—58.) 

Oldenburg.  Bekanntmachung,  betr.  den  Verkehr  mit  Vieh  aus  Anlass  der  Maul-  und 
Klauenseuche.  Vom  21.  Oktober  1890.  (Veröffentl.  d.  kais.  Gesundh. -Amtes.  1891. 
No.  5.  p.  75—76.) 

Verbreitung  der  Maul-  und  Klauenseuche  im  Deutschen  Reiche  im  3.  Vierteljahr  1890. 
(VeröffientL  d.  kais.  Gesundh. -Amtes.  1891.  No.  4.  p.  57 — 58.) 

Tollwutb. 

Dana,  C.  L.,  The  reality  of  rabies.  (Med.  Record.  1891.  No.  1.  p.  3 — 6.) 


Krankheit a erregende  Bakterien  und  Parasiten  lei  Thitren. 

Säugethiere. 

A.  Infektiöse  AUgemeinkrankheiten. 

Stand  der  Thierseuchen  in  Dänemark  im  Jahre  1889.  (Veröffentl.  d.  kais.  Gesundh. - 
Amtes.  1891.  No.  5.  p.  74.) 

Stand  der  Thierseuchen  in  Grossbritannien  während  der  14  Wochen  vom  28.  Sept.  1890 
bis  3.  Januar  1891.  (Veröffentl.  d.  kais.  Gesundh. -Amtes.  1891.  No.  5.  p.  75  ) 

Pocken. 

Straus,  Chambon  et  BSös&rd , Recherches  experimentales  sur  la  vaccice  chez  le  veau. 
(Compt.  rend.  de  l’Academie  des  Sciences  de  Paris.  T.  CXI.  1891.  No.  25.  p.  978  — 
981.) 

Krankheiten  der  Einhufer. 

(Typhus,  Influenza,  Beschälkrankbeit,  Septikämie,  Druse.) 

Baden.  Belehrung  über  die  Influenza  der  Pferde  und  die  Vorbeuge  gegen  dieselbe. 

(Amtl.  Bekanntmach.  üb.  d.  Veterinärwesen  im  Grosshrzgth.  1890.  p.  26  ) 

Hafner,  Rauschbrand  beim  Pferde.  (Thierärztl.  Mittheil.  1891.  No.  1.  p.  12 — 14.) 

B.  Infektiöse  Lokalkrankheiten. 

Jäegnin , Sur  la  gale  des  oreilles  du  lapin.  (Compt.  rend.  de  la  soc.  de  biol.  1890. 
No.  37.  p.  703—705.) 

C.  Entozootische  Krankheiten. 

(Finnen,  Bandwürmer,  Trichinen,  Echinokokken,  Filaria,  Oestruslarve,  Ascaris, 
Anchylostomum,  Trichocephalus,  Oxyuris.) 

Malassez,  L.,  Notes  snr  la  psorospertnose  du  foie  chez  le  lapin  domestique.  (Arch.  de 
möd.  experim.  1891.  No.  1 p.  1 — 32.) 

Morot,  C.,  Eruption  pseudo-tuberculeuse  ötendue,  produite  par  les  distomes  höpatiques 
k la  face  interne  de  l’abdomen  d’une  vache.  (Ree.  de  inöd.  vöterin.  1890.  No.  24. 
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Ostertag , R. , Ueber  den  Echinococcus  multilocularis  bei  Rindern  und  Schweinen. 
(Deutsche  Zeitschr.  f.  Thiermedic.  Bd.  XVII.  1891.  No.  2/3.  p.  172 — 195  ) 


Reptilien. 

8ibley,  W.  K. , Tuberculosis  in  the  sauropsida.  (BriL  Med.  Journ.  No.  1566.  1891. 

p.  11—12.) 


Neue  Litteratur. 


395 


Kran/cheiteerregende  Bakterien  und  Parasiten  bei  Pjianzen. 

Galloway,  B.  T.,  A new  pear  disease.  (Journ.  of  Mycol.  1891.  Vol.  VI.  No.  3.  p.  113 — 
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, Disease  of  geraninms.  (Journ.  of  Mycol.  1891.  Vol.  VI.  No.  3.  p-  114 — 115.) 

— — , Some  recent  observations  on  black-rot  of  the  grape.  ^Botan.  Gaz.  1890.  No.  10. 

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Hitzema  Bo3,  J.,  Beiträge  zur  Kenntrriss  landwirtschaftlich  schädlicher  Thicre.  XII.  Die 
von  Tyienehus  devastatrix  verursachte  ,, Ananaskrankheit“  der  Nelken.  (Die  land- 
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Smith,  E.  F.,  The  black  peach  aphis.  (Entomologie»  Amer.  1890.  Vol.  VI.  No.  <5,  11. 
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Soathworth,  K.  A.,  Additional  observations  on  anthraenose  of  the  holiyhock.  (Journ. 
of  Mycol.  1891.  Vol.  VI.  No.  3 p.  115—116.) 


Scüißtsimpfnagen,  künstliche  Infektionskrankheiten,  Entwieke- 
lungslieamsiung  und  Vernichtung  der  Bakterien  mit  besonderer 
Berücksichtigung  der  Arbeiten  über  das  Koch’ sehe 
Heilverfahren  gegen  Tnberculose. 

Abbott,  A.  C.,  Report  on  the  Koch  treatment  of  tabervulosis  at  Berlin.  (Bullet,  of  the 
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No.  9.  p.  67—68.) 

Aflcicg,  8.,  Le  traitement  de  la  tubarculose  par  M.  Koch.  (Lyon  med.  1891.  No.  5. 

p..  168  — 181.) 

Bryce,  T.  H.,  Tbs  value  of  hydronaphthol  as  an  antiseptic.  (Brit.  Med.  Journ.  No.  1560. 
1890.  p.  1170—1172.) 

Delepine,  S.,  A lecture  on  development  of  modern  ideas  on  preventive,  protective  and 
curative  treatment  of  bacterial  diseases,  and  on  immunity  or  refractoriness  to  disease. 
(Lancet.  1891.  Vol.  I.  No.  5.  p 241 — 244.) 

Einhorn,  M.,  Die  Koch’sche  Behandlungsmethode  der  Tuberculose  nach  eigenen  Erfah- 
rungen in  Berlin.  (New  Yorker  medic.  Monatsschr.  1891.  No.  1.  p.  1 — 6.) 

Hericonrt,  X,  Langloi  s,  P , et  Saint-Hilaire,  Effet  thdrapeutique  des  injectioBs  de  s4- 
rum  de  chien  (hemocyne)  chez  l’homme,  dans  le  cours  de  la  tuberculose.  (Gaz.  möd. 
de  Paris.  1891.  No.  6,  7.  p.  63—64,  78—79.) 

Hochh&lt,  K.,  Ueber  die  bei  Tuberculösen  mit  dem  Koch'scheu  Heilverfahren  erreichten 
Erfolge.  (Pest,  medic.-chir.  Presse.  1891.  No  5.  p.  97  — 101.) 

— — , Ueber  die  bei  Tuberculösen  mit  dem  Koch’scheu  Heilverfahren  erreichten  Erfolge. 
(Orvosi  hetilap.  1891.  No.  6.)  [Ungarisch.] 

Irsai,  A.,  Erfahrungen  über  das  Koch’sche  Mittel  bei  Lungen-  und  Kehlkopftoberculose. 

(Interuat.  klin.  Rundschau.  1891.  No  5,  6.  p 185  — 189,  225 — 227.) 

Kostjurin,  S.  D.,  u.  Krainski,  N.  W.,  Ueber  vergleichende  Wirkung  putrider  und  tn- 
berculöser  Extrakte  auf  Thiero  und  über  ihren  Eiufluss  auf  den  Gang  der  experimen- 
tellen Tuberculose.  (Wratsch.  1891.  No.  2,  3.  p.  29 — 33,  66 — 71.)  [Russisch.] 
Lip&ri,  Cura  col  liquido  di  Koch.  Corrispondenza.  (Gazz.  d.  ospit.  1891.  No.  9. 
p.  68-69.) 

Ltunniczer,  A.,  Meine  Erfahrung  bei  der  Anwendung  des  Koch’schen  Heilmittels.  (Or- 
vosi hetilap.  1891.  No.  4 ) [Ungarisch.] 


396 


Neue  Litteratur. 


M&rgeld,  H. , Zur  Heilmethode  mit  der  Koch’scben  Lymphe.  (Orvosi  betilap  1891. 
No  o.)  [Ungarisch  ] 

— — , Zur  Heilmethode  mit  der  Koch'schen  Lymphe.  (Pest,  medic ,-chir.  Presse.  1891. 
No.  5 p 101— 105.) 

Prof.  Koch'a  rernedy  for  tuberculosis.  Cases  at  Paddington  Green  children’s  hospital. 
4.  report.  — Cases  at  King’s  College  hospital.  4.  rep.  (Brit.  Med.  Journ.  No.  1570. 
1891.  p.  239— 240  ) 

Bake,  B. , Protective  and  antagonistic  inoculation  in  leprosy.  (Brit.  Med.  Journ. 
No.  1666  1891.  p.  12.) 

de  Benzi,  K,  Sulla  cura  antitubercolare  di  Koch.  (Riv.  clin.  e terapent.  1891.  No.  1. 
p.  1—9  ) 

Rondeau,  La  transfnsion  du  sang  comme  procdde  general  d'immunite  vaccinale.  (Compt. 

rend.  de  la  soc.  de  biol.  1890.  No.  36.  p.  675.) 

Tysd&le,  J.  H , Pulmonary  phthisis  treated  by  inoculation  with  animal  virus.  (New  York 
Med.  Journ.  1890.  Vol.’il  No  22  p.  602—603.) 


Inhalt. 


Originalmittheilungen. 

Braun,  M.,  Ueber  EchiDorhynchus  poly- 
morphus  und  filicollis  (Orig.),  p.  375. 

Hankin , E.  H. , Ueber  den  schützenden 
Eiweisskörper  der  Ratte.  (Orig  ) (Schluss), 
p.  372. 

Kartolis,  Einiges  über  die  Pathogenese  der 
Dysenterieamöben.  (Orig.),  p 365. 

Referate. 

Anderson  and  Kelsey , Erysipheae  upon  j 
Phytoptus  distortions,  p 387. 

Arrufat,  E.,  Un  caso  de  muermo-compro- 
bacion  b&cteriolögica,  p 383 

Bleasig,  £.,  Zur  Kasuistik  der  subkonjunk- 
tivalen  Cysticerken,  p.  384. 

Celli  e Scala , Süll'  acqua  del  Tevere, 
p 380. 

Bionis  des  Carrieres,  Des  relations  de  la 
tievre  typhoide  avec  le  bacille  d’Ebertb 
et  avec  les  variations  du  niveau  de  la 
nappe  d’eau  souterraine,  p.  382. 

Farlow,  W.  G. , and  Seymoor,  A.  B.,  A 
provisional  bost-index  of  tbe  fungi  of 
the  United  States.  Part  II.  Gamopeta- 
lae  — Apetalae,  p.  386. 

Haushalter,  P.,  Trois  cas  d'infection  par 
le  staphylocoque  dore  dans  le  cours  de  | 
la  coqueluche,  p.  382. 

Linton,  Edw,  Notes  ou  Entozoa  of  marine 
fishes  of  New-England  with  descriptions 
of  several  new  species,  p.  385. 

Lönnberg,  E.,  Helminthologiscbe  Beobach- 
tungen von  der  Westküste  Norwegens. 
Theil  1.  Cestoden,  p.  385. 

Mac  Millan,  Conway.  Note  on  a Minne- 
sota species  of  Isaria  and  an  atcendant 
Pachybasium,  p.  386. 

Schleich,  G.,  Ein  Fall  von  Cysticercus  cel-  1 


lulosae  subretinalis  nebst  Bemerkungen 
über  das  Vorkommen  des  Cysticercus 
cellulosae  im  Auge  und  seinen  Nebenor- 
ganen in  Württemberg,  p.  384. 

Sestini,  L und  F.,  Ueber  die  ammoniaka- 
lische  Gährung  der  Harnsäure,  p.  380. 

Till,  Bakteriologische  Untersuchung  der 
Freiburger  Leitungswässer,  p.  381. 

Veillon  et  Jayle,  Presence  du  bacterium 
coli  commune  dans  un  absces  dysentd- 
rique  du  foie,  p.  382. 

Vincent,  Sur  la  prdsence  d’dlements  sem- 
blables  aux  psorospermies  dans  l’dpithe- 
lioma  pavimenteux,  p 383. 

Schutzimpfung , künstliche  Infektions- 
krankheiten, Entwicklungshemmung 
and  Vernichtung  der  Bakterien 
und  Parasiten. 

Carl,  A.,  Ueber  die  Anwendung  der  Ani- 
linfarbstoffe als  Antiseptika,  p.  388- 

Frömbling,  Wie  ist  den  Schädigungen  des 
Agaricus  uielleus  vorzubeugen?  p.  389. 

Gaiezowski,  De  la  pyoctanine  et  de  la 
benzo-phdnoneide,  p.  388. 

Heuston , Francis  T.  , and  Tischborne, 
Charles  £.,  A non-poisonous,  non-irrita- 
tive,  antiseptic  dressing,  p.  387. 

Jasinski,  R.,  Pyoktanin  in  der  Chirurgie, 
p.  387. 

Lehrnbecher,  Zur  Behandlung  des  Gesichts- 
rotblaufs,  p.  389. 

Originalberichte  über  Kongresse. 

Bakteriologisches  vom  X.  inter- 
nationalen medicinischen 
Kongresse  zu  Berlin, 

4. — 9.  August  1890.  (Fortsetzung.),  p.  390 

Nene  Litteratur,  p.  392. 


l-'iommannsche  Buchdruckerei  (Hermann  Pohle)  in  Jena. 


Bakteriologie  und  ParasitenkuEde. 


La  Verbindung  mit 

GeL  Holr.  Prof.  Dr.  Leackart  m Mn  Er.  Loefiler 

tu  Leipzig  In  tireifrwald 

herausgegeben  von 

Dr.  O.  Ulüworm  in  Cassel. 


Verlag  von  Gustav  Fischer  in  Jena. 


IX»  Band.  Jena,  den  28.  März  1891.  -o-  No.  12. 

Preis  für  den  Band  (26  Nummern)  14  Mark. 

Jährlich  erscheinen  zwei  Baude 
Za  beziehen  durch  alle  Buchhandlungen  und  Postanstalten. 


Die  Redaktion  des  „ Centralblatts  für  Bakteriologie  und  Parasiten - 
künde"  richtet  an  die  Herren  Mitarbeiter  die  ergebene  Bitte , etwaige 
Wünsche  um  Lieferung  von  besonderen  Abdrücken  ihrer  Auf- 
sätze entweder  auf  das  Manuskript  schreiben  zu  wollen  oder 
direkt  an  den  Verleger,  Herrn  Gustav  Fischer  in  Jena,  gelangen 
zu  lassen.  Die  Verlagshandlung  ist  leider  nicht  in  der  Lage,  später 
eingehende  Wünsche  berücksichtigen  zu  Jcönnen. 


Original -Mittheilungen. 


Ueber  den  Polymitus  malariae1). 

Von 

Prof.  B.  Danilewsky 

in 

Charkow. 

Mit  6 Abbildungen. 

Im  Blute  bei  Vögeln  und  beim  Menschen  kommt  bei  Malaria- 
infektion ein  kugelförmiger  protoplasmatischer  Parasit  mit  mehreren 
(4 — 6 und  mehr)  sehr  beweglichen  Geissein  vor  (Laveran,  Dani- 
lewsky). Auf  seiner  Oberfläche  kann  man  stets  einige  sehr  dunkle 

1)  Bezüglich  der  ausführlichen  Beschreibung  seiner  morphologischen  und  biologischen 
Eigenschaften  vgl.  meine  Parasitologie  comparce  du  sang.  1.  1888.  paß  23-  52 
IX.  a«.  ‘4Ö 


398 


Dauilowsky, 


Melauinkörner  finden.  Einige  Minuten  nach  Anfertigung  des  Prä- 
parats reissen  die  Geissein  sich  los  und  setzen  Ihre  Bewegung  — nun 
frei  im  Plasma  — als  „Pseudospirilla“  weiter  fort.  Innerhalb  des  kugel- 
förmigen Körpers  des  Parasiten  lässt  sich  nun  eine  intensive  Be- 
wegung wahrnehmen;  bisweilen  sieht  man  gleichsam  den  Beginn 
einer  Theilung,  man  erhält  einen  zweigetheilten  Körper;  darauf  kon- 
fluiren  aber  beide  Hemisphären  wieder  in  einen  gemeinsamen,  grösseren 
Körper  (mit  Aufquellung),  die  endoglobuläre  Bewegung  nimmt  zu 
und  endlich  zerreisst  die  Kugel;  das  Endoplasma  fliesst  aus.  Auf 
der  Stelle  bleibt  bloss  die  aus  dem  Ektoplasma  bestehende  Kapsel 
mit  nun  schon  unbeweglichen  Melaninkörnern.  Inwieweit  diese  Me- 
tamorphose im  Körper  des  Wirthes  in  situ  Platz  hat,  bleibt  vor- 
läufig eine  offene  Frage.  Meine  Untersuchungen  haben  zuerst  ge- 
zeigt, dass  bei  dem  oben  beschriebenen  Zerreissen  des  Polymitus 
zugleich  mit  dem  verdünnten  Endoplasma  feine,  verlängerte,  spirillen- 
förmige Theilchen  oder  gleichsam  Körner  mit  einer  Geissei  austreten. 
Die  von  mir  bisher  angestellte  Untersuchung  dieser  Körperchen  hat 
den  Bau  derselben  noch  nicht  aufgeklärt.  — Ferner  habe  ich  bereits 
vor  einigen  Jahren  zuerst  nachgewiesen,  dass  dieser  geisseltrageude, 
Malariaparasit  seinem  Ursprung  nach  ein  Hämocytozoon  ist, 
ri  h.  er  entwickelt  sich  innerhalb  der  Hämocyten  (—  rothe  Blut- 
körperchen) aus  einer  sehr  kleinen,  jedoch  rasch  wachsenden,  proto- 
plasmatischen Pseudovakuole  und  wird  erst  bei  einer  gewissen  Reife, 
wenn  die  Geissein  schon  gebildet  werden,  reif. 

An  reifen  Polymitus  malariae  lässt  sich  deutlich  ein  mehr 
festes  Ekto-,  ein  mehr  flüssiges  Endoplasma  und  ein  runder,  ziem- 
lich grosser,  grauer,  matter  Kern  unterscheiden.  Letzteren  kann  man 
bereits  in  der  jungen  endoglobulären  Phase  der  Entwickelung  (noch 
als  Pseudovakuole)  dieses  Parasiten  erkennen.  Da  die  künstliche 
Kultur  dieses  Parasiten  bisher  nicht  gelungen  ist,  so  kann  bei  der 
Beobachtung  desselben  im  freien  Blute  stets  Verdacht  in  Bezug  auf 
Einwirkung  postmortaler  Veränderungen  — Involutions-  und  Desinte- 
grationserscheinungen — entstehen,  und  zwar  sind  solche  Zweifel  in 
Bezug  auf  Bildung  der  beweglichen  Geissein  des  Polymitus  laut  ge- 
worden. Letztere  werden  von  einigen  Autoren  als  Degenerationser- 
scheinung oder  Phänomen  des  Todeskampfes  oder  Zerfall vorkomm- 
niss  etc.  angesehen.  Die  in  meinem  Buche  (1.  c.)  angeführte  Be- 
schreibung widerlegt  meiner  Meinung  nach  genügend  diese  Zweifel. 
Da  übrigens  die  Frage  betreffs  der  Bedeutung  der  Geissein  für  die  Bio- 
logie des  Polymitus  äusserst  wichtig  ist,  und  da  viele  Autoren  noch 
immer  sich  dieser  Parasitenform  gegenüber  zweifelnd  verhalten,  so  halte 
ich  es  für  nothwendig,  hier  Beweisgründe  zu  Gunsten  der  Anschauung 
anzufiibren,  wonach  die  Geissein  normal  e organische  Bestand- 
teile des  Polymitus  sind.  Bei  dieser  Gelegenheit  sei  hier  be- 
merkt, dass  das  Studium  desselben  am  besten  und  bequemsten  am 
Blute  bei  Vögeln  und  nicht  beim  Menschen  anzustellen  ist, 
da  dieser  Parasit,  den  Beobachtungsbedingungen  sowohl  als  auch 
den  Eigenschaften  des  Blutes  gemäss,  bei  ersteren,  wie  es  scheint, 
mehr  Widerstand  zeigt  und  weniger  der  Involution  ausgesetzt  ist 
(ausserdem  ist  er  bei  Vögeln  grösser). 


lieber  den  Polytnitus  malariae. 


399 


1)  Der  erste  Einwand  besteht  darin,  dass  zum  Erscheinen  des 
Polymitus  frei  im  Blute  (bei  Vögeln  und  beim  Menschen)  eine 
Vorbereitungsperiode  von  einigen  Minuten  nothwendig  ist;  in  dem 
eben  ausgetretenen  Blute  ist  derselbe  nicht  vorhanden  (Laveran, 
Danilewsky,  Marchiafava  und  Celli,  Councilman  u.  A.). 
Hieraus  schliesst  man,  dass  die  Bildung  der  Geissei  eine  post- 
mortale Erscheinung  ist.  Dieselbe  Pause  ist  aber  auch  nötlrig 
zum  Erscheinen  freier  beweglicher  Hämogregarinen  im  Blute  der 
Frösche  („Blutwürmchen“  Gaule),  der  Eidechsen,  Fische,  Schild- 
kröten und  Vögel,  doch  hält  Niemand  deswegen  diese  Parasiten  für 
Zerfalls-  oder  Absterbungsbildungen.  Die  Vorbereitungsperiode  ist 
zur  Exkapsulation  dieser  Parasiten  nöthig,  d.  i.  zur  Befreiung  aus 
den  Hämocyten,  da  augenscheinlich  in  situ  ein  Reiz  fehlt,  welcher 
erst  beim  Austreten  des  Blutes  auftritt  (Abnahme  der  Temperatur 
und  des  Sauerstoffs)  und  die  kontraktilen  Kräfte  auslöst. 

2)  Die  Entfaltung  der  Geissei,  d.  h.  die  Umwandlung  des  un- 
beweglichen Polyraituskörpers  in  eine  bewegliche  geisseltragende 
Kugel  geschieht  oft  so  rasch,  momentan,  dass  mau  zur  Erklärung 
derselben  unumgänglich  ein  Vorbestehen  der  Geissein  annehmen  muss, 
welche  in  der  unbeweglichen  reifen  Kugel  präformirt  waren  und  dem 
centralen  kugelförmigen  Körper  bloss  dicht  anlagen.  Man  hat  nicht 
den  geringsten  Grund,  solch  ein  momentanes  Auftreten  resp.  „Bil- 
dung“ der  Geissein  als  Absterbungs-  oder  Desintegrationsvorgang  an- 
zusehen. Analoge  Bildungen  bei  Rhizopoden,  Flagellaten,  Hämocyten, 
epithelialen  Zellen  geschehen  im  Laufe  von  Stunden  und  Tagen  und 
zeigen  niemals  eine  solche  Regelmässigkeit  der  Form,  Identität  der 
Grösse  und  symmetrischen  Anordnung  (meist  oft  bei  Vögeln)  der  sich 
bildenden  Fortsätze. 

3)  Zu  Gunsten  unserer  Anschauung  spricht  auch  noch  der  Um- 
stand, dass  die  Körperform  des  Polymitus  sowohl  vor  der  Entfal- 
tung der  Geissein  als  auch  nach  derselben  gewöhnlich  ganz  regel- 
mässig kugelförmig  bleibt,  was  nicht  mit  den  typischen  De- 
generations-  und  Zerfal’serscheinungen  der  zelligen  Elemente  der 
„Auto-  und  Histocyten“  im  Einklänge  steht1). 

4)  Die  ungewöhnliche  Geschwindigkeit,  Dauer  und  Energie 
der  Bewegung  dieser  Geissein  (V2— 1 Stunde  und  noch  mehr) 
widerspricht  ebenso  der  Deutung  derselben  als  AbsterbuDgs- 
produkte  des  Protoplasmas.  Der  von  einigen  Autoren  angeführte 
Vergleich  und  die  ldentifizirung  der  Bewegung  der  Geissein  des 
Polymitus  mit  den  Bewegungen  der  Fortsätze  (in  Form  von  Stäb- 
chen, Fäden,  Keulen,  eines  Rosenkranzes  etc.)  der  desintegrirten  Hä- 
mocyten hält  in  Anbetracht  der  Energie  und  Art  der  Bewegung  keine 
Kritik  aus.  Der  Unterschied  derselben  ist  zu  prägnant. 

5)  Als  weiteren  Beweis  kann  man  die  Thatsache  anführen,  dass 
die  Entfaltung  der  lebhaft  beweglichen  Geisseln  bisweilen  noch  inner- 
halb des  Hämocyten  geschieht,  welcher  auf  diese  Weise  sich  in  eine 
hohle  Kugel  umwandclt,  die  in  ihrem  Inneren  den  sich  energisch 


1)  L.  Pfeiffer  hat  sich  neuerdings  auch  zu  Gunsten  unserer  Anschauung  nus- 
gesprochen  (s.  Fortschritte  der  Medicin.  18D0.  No.  24.  S.  944.) 


26* 


400 


Danilewsky, 


bewegenden  Parasiten  einschliesst.  Nicht  selten  dringen  die  Geissein 
durch  die  Wand  des  Hämocyteu,  während  der  Körper  des  Parasiten 
noch  innen  steckt;  wir  erhalten  in  solchem  Falle  ein  äusserst  origi- 
nelles Bild  — ein  beweglicher  Hämocyt  mit  Geissein  l1) 

Das  von  mir  Angeführte  dürfte  wohl  genügen,  um  die  Geissein 
des  Po  ly  mit  us  als  organische  normale  Bestandteile  des  Parasiten 
anzuerkenneu.  Wenn  man  nun  die  für  das  Blut  der  Vögel  (cf.  meine 
Arbeiten)  und  des  Menschen  (L  ave  ran  u.  A.)  gegebenen  Beschrei- 
bungen mit  einander  vergleicht,  so  lässt  sich  wederin  morpho- 
logischer noch  biologischer  Hinsicht  irgend  ein 
wesentlicher  Unterschied  finden,  welchen  mau  als 
wesentliches  Kennzeichen  zur  Unterscheidung  des  Polymitus 
malariae  avium  und  hominis  anführen  könnte.  Und  da  un- 
zweifelhaft dieser  Parasit  die  höchste,  mehr  komplizirte  Entwicke- 
lungsform der  Malariamikroben  (Laveran,  Canalis)  darstellt,  so 
hat  er  selbstverständlich  eine  besondere  Bedeutung  sowohl  in  patho- 
logischer als  auch  in  zoologischer  Hinsicht.  Bei  Vögeln  kommt  ein 
grösserer  Polymitus  (als  Leukocytozoon)  vor;  der  erstere,  grössere, 
hat  keine  Melaninkörner.  Der  Unterschied  ist  nicht  wesentlich:  er 
hängt  von  der  Entwickelungsbedingung  ab.  Unser  Parasit  ist  ein 
in  gewissem  Sinne  polymorpher  Organismus,  der  sich  leicht  den 
äusseren  Existenzbedingungen  adaptirt.  Dies  charakterisirt  eben  auch 
die  Hämoparasiten. 

Bevor  ich  zur  Frage  von  der  zoologischen  Individualität  dieser 
Parasiteuform  übergehe,  halte  ich  es  für  nothwendig,  einige  neue, 
dieselbe  betreffende  Data  aus  einander  zu  setzen. 

Bezüglich  der  Entwickelung  des  Polymitus  habe  ich  mich,  das 
Blut  einiger  Vögel  (Elstern  u.  A.)  von  Beginn  der  Malariablutänfektion 
(d.  h.  vom  ersten  Erscheinen  der  Uämocytozoa-Pseudovakuolen)  Tag 
für  Tag  beobachtend,  davon  überzeugt,  dass  der  Polymitus  ebenso 
wie  auch  die  Haemogregarina  avium  sich  aus  den  Pseudo- 
vakuolen ohne  Zwischenstadium,  das  sog.  Moudsichelstadium  der 
Autoren,  innerhalb  6 —7  Tagen  entwickelt.  Anfangs  bemerkt  man  feine 
Pseudovakuolen  von  unregelmässiger  Form  ohne  Pigment  und  ohne 
deutliche  amöboide  Bewegung;  darauf,  nach  16—24  Stunden,  er- 
scheinen feine  Melaninkörner,  wobei  das  Cytozoon  wächst  u.  s.  f.  bis 
zur  Bildung  eines  grossen  kugelförmigen  Cytozoons,  welches  im  Blut- 
präparat sich  exkapsulirt  und  ais  beweglicher  Polymitus  erscheint. 
In  meinem  Buch  (1.  c.)  und  sodann  in  den  Annales  de  JTnstitut 
Pasteur.  1890.  No.  7.  pag.  427  habe  ich  die  endoglobuläre,  einfache 
Entwickelung  des  Polymitus  innerhalb  der  Hämo-  und  Leukocyten 
beschrieben.  In  letzterer  Zeit  gelang  es  mir,  ein  neues  Faktum  zu 
konstatiren,  und  zwar  die  iutracell  uläre  Entwickelung 
mehrerer  Individuen  des  Polymitus  innerhalb  einer 
grossen  Zelle  (bei  der  grauen  Krähe),  und  zwar  degenerirter 


1)  Solche  Beobachtungen  wurden  auch  von  anderen  Forschern  angestellt,  z,  B. 
L.  Pfeiffer,  Unsere  heutige  Kenutuiss  von  den  pathogenen  Protozoen.  (Central- 
blatt für  Bakteriologie.  VIII.  1890.  Ko.  24)  und  Ceili  und  March  iafava,  Sülle 
febbri  a&laricbe  ...  in  Itoina.  (Eslratto  dagli  Atti  della  K.  Aecadeinia  mediea  dl  iioaaa. 
Anno  X.VI.  Vol.  V.  Serie  II.  1389  Tavcla  1.  Fig.  28.) 


Ueber  der»  Polymitas  malariae. 


401 


Leukocyten  (Leukocy  tozoa).  Das  erste  Stadium  erscheint  in 
Form  einer  grossen,  regelmässigen,  matt-grauen  Kugel;  innerhalb 
derselben  bemerkt  man,  bisweilen  selbst  in  vivo,  einen  hellen,  runden, 
kleinen  Fleck  — Nucleus;  die  Substanz  desselben  besteht  aus  fein- 
körnigem Protoplasma.  Sodann  kommt  ein  weiteres  Stadium  vor: 
innerhalb  des  Körpers  findet  eine  Art  Segmentation  statt  — Bildung 
mehrerer  kugelförmiger  Körper,  neben  welchen  man  noch  Pteste  der 
körnigen  ursprünglichen  Substanz  findet.  Die  Segmentationskugeln 


Erklärung  der  Abbildungen,  n Nucleus  des  Blutkörperchens. 

Fig.  1.  Doppeltes  Leukocytozoon  j seltene  Form  des  degenerirten  Nucleus  des 
Leukocyts. 

Fig.  2 Leukocytozoon  mit  centralem  hellem  Fleck  (Nucleus). 

Fig.  3.  Drei  Segmentationskugeln ; m Rest  des  ursprünglichen  Protoplasma. 

Fig.  4.  Mehrere  Segmentationskugein  (Polymitus). 

Fig.  5.  Dasselbe  mit  beweglichen  Geissein. 

Fig.  6.  Polymitus  avium  mit  dem  in  vivo  sichtbaren  Nucleus. 


sind  deutlich  kontourirt  und  erscheinen  nicht  körnig,  sondern  matt 
homogen.  Endlich  kommt  im  Blute  desselben  Vogels  daneben  gleich- 
zeitig oder  nach  1— 2 Tagen  ein  degenerirter,  feinkontourirter  Leu- 
kocyt  vor,  dessen  Inhalt  aus  4 — 6 homogenen  parasitären  Kugeln 
besteht,  deren  Grösse  nicht  immer  gleich  ist,  und  zwischen  welchen 
bisweilen  glänzende,  ovale,  stark  lichtbrechende  Körner  zu  sehen  sind. 
Sämmtliche  Kontotiren  sowohl  der  Leukocyten,  als  auch  der  Para- 
sitenkügelchen sind  äusserst  zart;  am  meisten  tritt  der  doppelt  kon- 
tourirte  Kern  des  degenerirten  Leukocyten  hervor.  Letzterer  dient 
nun  gleichsam  als  Cyste  für  den  sich  vermehrenden  Parasiten.  Einige 
Minuten  nach  Anfertigung  des  Präparates  kann  man  die  Bildung 
resp.  Entfaltung  der  heftig  beweglichen  Geissein  an  diesen  intraglobu- 
lären kugligen  Körperchen  (Polymitus)  noch  innerhalb  des  Leuko- 
cyten bemerken.  Daselbst  reissen  dieselben  sich  ab  und . bewegen 
sich  als  „Pseudospirillen“  (1.  c.)  innerhalb  der  Cytokapsel  fort;  an 
dem  einen  Ende  derselben  bildet  sich  nicht  selten  eine  Verdickung, 
und  dann  nimmt  so  eine  „Pseudospirille“  ein  monadenförmiges  Aus- 
sehen an.  Ausserdem  sieht  man  innerhalb  derselben  dünnen  Cyto- 
kapsel auch  noch  homogene,  helle  Kugeln,  aber  weit  kleinere. 
Dieselben  entstehen  wahrscheinlich  durch  Theilung  der  grossen 
Kugeln. 

Es  entwickelt  sich  somit  der  Polymitus  im  Organismus  bei 
Malariainfektion  desselben  auf  zweierlei  Art:  1)  die  weit  häufigere 

Art  ist  die  einfache  solitäre  Bildung  innerhalb  eines  Hämocytcn  aus 
einem  sehr  kleinen  Keim  — „Pseudovakuole“  oder  Hämocytozoon ; 
2)  der  Polymitus  entwickelt  sich  durch  Segmentation  aus  dem  kör- 


402 


Dauilewsky,  Ueber  deu  Polymitus  malariae. 


nigen  Protoplasma  eines  kugelförmigen  Leukocytozoon,  an  Zahl  mehrere 
gleichzeitig. 

Eine  ganz  analoge  Erscheinung  finden  wir  bei  den  Hämogrega- 
riuen  bei  Fröschen,  Eidechsen,  Schildkröten  (z.  Th.  auch  bei  Fischen), 
ganz  ebeuso  können  auch  diese  würmchenartigen  Parasiten  sich  in- 
tracellulär einzeln  innerhalb  (1er  Hämocyteu , als  auch  mehrfach 
durch  Sporulation  innerhalb  der  von  mir  zuerst  beschriebenen  Cy- 
tocysten  *)  entwickeln  (d.  h.  innerhalb  der  Blutkörperchen,  welche 
eine  Umwandlung  in  eine  cysteDförmige  Kapsel  erfahren). 

Dasselbe  wiederholt  sich  wahrscheinlich  auch  im  Blute  des 
Menschen  bei  heftiger  Malariainfektion : die  halbmondförmigen  Körper2) 
entwickeln  sich  sowohl  einzeln,  als  auch  durch  Cytocysten  resp. 
Schwärmersporenbildung,  worauf  z.  B.  die  sehr  interessanten  Beobach- 
tungen von  P.  Canal  i s (Fortschrilte  der  Medizin.  1890.  No.  8und9) 
hinweiseu. 

Was  nun  die  zoologische  Bestimmung  dieses  Parasiten  betrifft, 
so  kann  ich  auch  jetzt  das  von  mir  vor  zwei  Jahren  Gesagte  nur 
wiederholen  (1.  c.  44):  „il  faut  convenir  que  nous  manquons  de  faits 
pour  öclaircir  la  nature  zoologique  du  Polymitus  . . . . neanmoins 
S’individualit6  zoologique  de  ce  parasite  est  indubitable“.  Vor  Allem 
muss  man  im  Auge  behalten , dass  nach  meinen  Beobachtungen  die 
Geissein  des  Polymitus  unzweifelhaft  protoplasmatische  pseudo- 
podiale  Bildungen  sind:  ihre  selbständige  Beweglichkeit  nach  dem 
Abreissen  derselben  3),  ihr  Vermögen,  sich  eiuzuzichen,  ihre  Form  zu 
ändern  und  Pigmentkörner  fortzubewegen,  unterscheidet  sie  scharf 
von  den  Geissein  der  höheren  Flagellaten.  Andererseits  kann  der 
Polymitus  eine  Aehnlichkeit  mit  dem  vegetativen  Stadium  einiger 
S p o r i d i a darbieten,  und  zwar  derjenigen  Myxosporidia,  bei  denen 
dieses  Stadium  bewegliche  pseudopodiale  Fortsätze  besitzt.  Wenn 
man  hierzu  hinzufügt,  dass  der  genetische  Zusammenhang  des  Poly- 
mitus mit  dem  würmchenförmigen  Stadium  (Mondsichel)  des  Malaria- 
mikroben nach  gewissen  Autoren  als  bewiesen  betrachtet  werden 
kann,  wenn  man  sich  ferner  der  grossen  Annäherung  des  letzteren 
an  die  Gregarinen,  resp.  Coccidien  und  selbst  Mycetozoen  4 ) erinnert, 
so  wird  es  augenscheinlich , dass  wir  es  im  gegebenen  Falle  mit  einer 
sehr  eigentümlichen  intraglobulären  Mikrobenform  zu  thun  haben, 
deren  Bestimmungen  kompetenten  Fachspezialisten  überlassen  werden 

1>- 1 c.  II  p 52  (Cytocystes  gre  gar  i n i q u e s).  Ueber  die  Bedeutung  dieser 
Scbwärmereysten  für  die  Systeraatisirung  der  Coccidien  (auch  Hämo-)  s.  die  Mitthei- 
lungen  von  L.  Pfeiffer  in  Centralbl.  f.  Bakteriologie.  VIII.  1890.  Unsere  heutige 
Kenntniss  von  den  pathogenen  Protozoen“  und  Fortschr.  der  Medizin.  1890.  S.  939. 
„Vergleichende  Untersuchungen  über  Schwärmsporen  und  Danersporen  bei  den  Cocci- 
dieninfektionen  und  hei  Intermittens“. 

2)  Dieselben  stehen  den  Hämogregarinen  der  Thiere  nahe ; namentlich  nach 
Chenzinsky  sind  dieselben  auch  bewegt : eh  : ihr  Körper  krümmt  sich  S-förmig,  legt 
sich  von  einer  Seite  auf  die  andere  über  — dasselbe  gilt  auch  für  Hämocytozoon 
= Hämogregarina  bei  Eidechsen  ! 

3)  Diese  merkwürdige  Thatsache  hat  nur  sehr  seltene  Analogien  , z.  B.  spontane 
Beweglichkeit  der  abgerissenen  Schwänze  von  Spermatozoen  und  der  abgelösten  „Film* 
mercilien“  bei  Sipunculus  nudus  (Alez.  Brandt  in  Memoires  de  l’Acad&nic 
imp^r.  des  Sciences  de  St.  P4tersbourg.  XVI.  1890.  S.  12.) 

4)  cf.  Celli  und  Guarnieri. 


Grassi  und  Feletti,  Malariaparasiten  in  den  Vögeln. 


403 


muss.  Dabei  muss  im  Auge  behalten  werden,  dass  dieser  Organismus, 
resp.  dieses  geisseltrageode  Stadium , höchstwahrscheinlich  an  sich 
ein  obligates  parasitisches  Gebilde  darstellt,  welches  unzweifel- 
haft der  transformirenden  Einwirkung  des  Blutes  auf  seine  physio- 
logischen Eigenschaften  unterworfen  worden  ist.  Nur  so  allein  lassen 
sich  die  eigenthümliehen  biologischen  Eigenschaften  unserer  Parasiten 
im  Vergleich  mit  den  frei  lebenden  Protozoen  erklären  (hierauf  ist 
vou  mir  ausführlicher  hingewiesen,  1.  c.). 

Was  nun  die  von  mir  gegebene  Bezeichnung  Polyinitus  ma* 
lariae  betrifft , welche  keiner  günstigen  Aufnahme  sich  rühmen 
kann,  so  beziehe  ich  dieselbe  in  gleicher  Weise  auf  den  Blutparasiten 
der  Vögel  und  des  Menschen,  da  — in  biologischer  Hinsicht  — zwi- 
schen ihnen  kein  wesentlicher  Unterschied  vorhanden  ist  (es 
lässt  sich  eine  genügende  Unterscheidung  durch  Hinzusetzung  der 
Worte  avium  resp.  hominis  geben).  Obgleich  man  schon  in  der  Be- 
nennung „Polymitus“  eine  Tendenz,  denselben  zu  den  Flagellaten 
(Analogie:  Hexamitus,  Phylomitus,  Tetramitus  etc.) 

zuzuzählen  finden  könnte,  so  kann  doch  dieselbe  provisorisch  den 
Parasiten  auch  als  Vertreter  der  Haemo-Sporidia  oder  -Coc- 
cidia  resp.  ihrer  Phase,  welche  mit  vielen  Geissein  versehen  ist 
vollkommen  charakterisiren. 

Um  allen  Missverständnissen  vorzubeugen,  halte  ich  es  für  nüthig, 
hier  zu  bemerken,  dass  ich  die  Polymitus  form  und  „Mondsichel“  im 
Vogclblut  unter  einander  scharf  unterscheide : den  letzteren  Parasiten, 
welcher  aus  einem  kugelförmigen  Hämocytozoon  ad  oculos  sich  ent- 
wickelt1 2)) nenne  ich  Laverauia  avium.  Er  ist  ein  bewegliches 
„Blutwürmchen“,  den  Pseudovermiculi  gregarinici  an- 
derer Thiere  äusserst  ähnlich  und  unzweifelhaft  zu  den  Hämo- 
gregarinen  überhaupt  -Sporozoen  gehörend. 

Es  ist  kaum  zu  bezweifeln,  dass  die  scharfe  Unterscheidung  der 
Polymitus-  und  La ve rani a formen  bei  Malariainfektion  auch 
für  das  Menschenblut  gelten  soll,  worauf  in  der  Litteratur  schon 
mehrere  Hinweise  sich  finden. 

Was  nun  die  Frage  über  die  zoologische  Individualität  der  Ma- 
laria-Blutmikroben betrifft,  so  habe  ich  mich  darüber  am  anderen 
Orte  ausgesprochen  3). 


Malariaparasiten  in  den  Vögeln. 

Vorläufige  Mittheilungen 
der  Professoren  B.  Grassi  und  R.  Feletti 

in 

C atan  i a 3). 

Wir  wollen  hier  eine  kurze  Uebersicht  unserer  Malariastudien 
geben;  sie  sind  die  Fortsetzung  unserer  Mittheilung,  welche  wir  im 

1)  Ich  habe  ihu  ausführlich  beschrieben  1.  c.  1.  S.  16 — 21. 

2)  Annales  do  l’Institut  Pasteur.  1890.  Decembre.  (Vergl.  Ref.  in  dies.  C.B1.  Bd.  X. 
P-  411.) 

3)  In  unserer  Mittheilung,  welche  im  vergangenen  Jahre  in  diesem  Blatte  erschien. 


404 


Grassi  and  Feletti, 


vergangenen  Jahre  in  diesem  Blatte  veröffentlichten.  Das  ausführ- 
liche Werk  wird  in  Bälde  erscheinen.  Ein  Theil  der  hier  referirten 
Studien  wurde  schon  in  italienischer  Sprache  veröffentlicht,  doch  da 
dies  in  einem,  im  Auslande  wenig  verbreiteten  Blatte  geschah,  halten 
wir  es  für  angemessen,  sie  hier,  und  zwar  mit  den  Daten  nochmals  wie- 
derzugeben, um  uns  die  Priorität  unserer  Untersuchungen  zu  sichern. 

I* 1 2). 

Danilewsky  fand  in  Russland  im  Blute  vieler  Vogelarten  ver- 
schiedene Parasiten,  unter  ihnen  einige,  welche  er  mit  denjenigen 
der  Malaria  zu  identifiziren  suchte. 

Während  er  bedeutende  biologische  Beobachtungen  an  diesen 
vermutlichen  Malariaparasiten  machte,  konnte  er  dieselben  jedoch, 
wie  es  scheint,  nicht  gut  spezifisch  unterscheiden  und  klassifiziren. 
Ausserdem  fällt  es  auf,  dass  es  ihm  nicht  gelungen  ist,  die  Reproduktion 
derselben  zu  verfolgen,  ein  doch  scheinbar  leicht  zu  beobachtendes 
Phänomen,  wenigstens  wenn  wir  nach  dem  urtheilen,  was  sich  für 
die  Malariaparasiten  im  Menschen  bewahrheitet. 

Es  war  daher  nothwendig,  das  Argument  wieder  aufzunehmen, 
und  so  thaten  wir  denn  auch. 

Unsere  erste  Aufgabe  war,  die  in  Rede  stehenden  Hämatozoen 
im  Blute  sehr  gewöhnlicher,  leicht  zu  beschaffender  und  lebendig  zu 
erhaltender  Vögel  zu  suchen.  Obige  drei  Bedingungen  bewahrhei- 
teten sich,  wenigstens  hier  bei  uns  in  Sicilien,  nicht  in  jenen  Vögeln, 
in  welchen  Danilewsky  seine  Entdeckung  gemacht  hatte. 

Diese  vorläufigen  Forschungen  Hessen  uns  die  Danilewsky- 
schen  Parasiten  in  unseren  Sperlingen  (Passer  Hispaniolensis) 
und  in  den  Haustauben  finden*).  Sowohl  Sperlinge  wie  Tauben  sind 
ein  sehr  bequemes  Material. 

Alsdann  versuchten  wir  die  von  uns  gefundenen  Parasiten  zu 
bestimmen. 

Indem  wir  die  Trypanosoma,  welche  mit  der  Malaria  gewiss 
nichts  zu  thun  haben,  beiseite  lassen,  können  wir  behaupten,  bis  jetzt 
in  den  Vögeln  nur  zwei  Formen  gefunden  zu  haben,  und  zwar: 

a)  eine  den  Mondsicheln  sehr  nahe  Form, 

b)  eine  der  Haemamoeba  sehr  ähnliche  Form,  die  sich  gleich 
dieser  endogen  fortpfianzt,  und  zwar  schon,  wenn  ein  grosser  Theil 
des  rothen  Blutkörperchens  noch  unversehrt  erscheint. 

Die  Form  b)  ähnelt  sehr  derjenigen  Form,  welche  wir  im  Men- 
schen als  eine  von  der  Haemamoeba  der  Terzana  und  Quartana 
spezifisch  verschiedene  Haemamoeba  gehalten  habeD,  da  sie  sich 
frühzeitig  fortpflanzt  und  Quotidiana  und  subkontinuirende  Fieber  etc. 
verursacht. 


ist  ein  Druckfehler  stehen  geblieben,  anstatt : „Wir  haben  uns  überzeugt,  dass  es  sich 
um  eine  direkte  KerntheiluDg  handelt“  muss  es  heissen  : „Wir  haben  uns  fast  über- 
zeugt etc.“  Siehe  Seite  4 der  Mittheilung. 

1)  Diese  Note  erschien  Ende  März  des  vergangenen  Jahres  im  Bolletino  mensile 
dell’  Accademia  Gioenia  di  Scienze  Naturali  in  Catania.  (Monat  März  1890) 

2)  Wir  fanden  sie  auch  in  Oer  Emberiza  (Miliaria)  projer  und  in  der 
Fringilla  coelebs. 


MaisriapArasiten  in  den  Vögeln. 


403 


So  haben  wir  in  den  Vögeln  ein  ausserordentlich  ähnliches  Re- 
pertum  wie  dasjenige,  welches  Marchiafava,  Celli  etc.  in  dem 
Typus  der  vorwiegend  im  Sommer  und  Herbst  in  Rom  herrschenden 
Malariafieber  gehabt  haben.  Die  täglich  von  unseren  Vögeln  darge- 
botenen Befunde  finden  bis  zu  einem  gewissen  Punkte  ein  evidentes 
Gegenstück  in  den  Tageblättern  der  Kranken , welche  das  Unter- 
suchungsmaterial  der  trefflichen  Abhandlung  unserer  Kollegen  in  Rom 
bildeten. 

Somit  sind  es  die  Vögel,  welche  uns  gestatteten , einen  noch 
ziemlich  unklaren  und  vielfach  bestrittenen  Punkt  des  Malariaproblems 
zu  erhellen. 

Hierin  wenigen  Worten  das,  was  wir  bis  jetzt  beobachten  konnten: 

1)  Viele  Vögel  zeigen  mehr  oder  weniger  zahlreiche,  sich  in  ver- 
schiedenen Entwickelungsstadien  befindende  oder  schon  zu  ihrer 
höchsten  Entwickelung  gelaugte  Mondsicheln.  Diese  Mondsicheln 
gehören  der  Gattung  Laverania  (nobis)  an  und  werden  von 
nun  an  von  uns  Laverania  Danilewskvi  n.  sp.  genannt  werden ; 
sie  sind,  wie  jene,  bilateral  symmetrisch  mit  gleichen  vorderen  und 
hinteren  Enden  (Polen),  unterscheiden  sich  aber  hauptsächlich  da- 
durch, dass  beide  Enden  gewöhnlich  relativ  dick  sind  (was  besonders 
auffällt , wenn  man  sie  mit  der  Laverania  malariae  nobis 
vergleicht)  und  dass  ihr  Pigment  niemals,  wie  in  denjenigen  der 
Menschen,  gleichmässig  um  das  Centrum  geordnet,  sondern  häufig 
unregelmässig  verstreut  und  nicht  selten  auch  nur  in  der  Nähe  der 
beiden  Pole  der  Mondsicheln  erscheint. 

2)  Nicht  wenige  andere  Vögel  beherbergen  ausser  zahlreichen 
Mondsicheln  auch  in  spärlicher  Anzahl  jene  Formen , weiche  wir 
weiter  oben  mit  den  Hämamöben  verglichen  und  welche  wir  von 
dud  an  einfach  Hämamöben  nennen  werden  1). 

Sie  unterscheiden  sich  hauptsächlich  dadurch,  dass  fast  niemals  eine 
ihrer  Achsen  viel  länger  als  die  andere  ist  (sie  sind  homaxon,  d.  h. 
centrisch  gebaut);  im  Allgemeinen  streben  diese  Hämamöben  nach 
unregelmässig  rundlichen,  fast  dreieckigen  Formen.  Gewöhnlich  ent- 
wickeln sich  die  Hämamöben  in  der  Nähe  der  Pole  und  die  Mond- 
sicheln an  den  Seitentheilen  der  rothen  Blutkörperchen. 

3)  Wenige  Vögel  bieten,  ausser  mehr  oder  weniger  spärlichen 
Mondsicheln,  auch  mehr  oder  weniger  zahlreiche,  oben  erwähnte 
Hämamöben  dar.  Wir  haben  noch  nie  einen  Vogel  angetroffen,  der 
nur  diese  Hämamöben  aufwies. 

4)  Wenn  die  Hämamöben  zahlreich  sind,  begegnet  man  fast 
immer  einigen  derselben  jand  zuweilen  auch  sehr  vielen,  die  in  en- 
dogener Reproduktion  begriffen  sind.  Dieser  Vorgang  bewahrheitet 
sich  bereits,  wenn  ein  grosser  Theil  des  rothen  Blutkörperchens  noch 
unversehrt  erscheint. 

Die  Reproduktion  verläuft  wie  im  Menschen , indem  ein  mit 
Pigment  belasteter  Nucleus  de  reliquat  zarückbleibt.  In  einem 
jeden  Bluttropfen  finden  sich  häufig  Hämamöben  aller  Altersstufen. 


1)  Haemamoeba  praecox  der  folgenden  Note. 


406 


Grassi  und  Feletti, 


5)  Die  Mondsicheln  werden  unter  dem  Mikroskop,  wenn  bereits 
zu  genügender  Entwickelung  gelangt,  rund,  versehen  sich  mit  Geissein 
und  erweisen  sich  mithin  als  identisch  mit  den  Geisselträgern  (Geissel- 
körpern)  der  Malaria,  wie  bereits  Danilewsky  beobachtet  hatte. 
Für  die  Hämamöben  haben  wir  dies  nicht  bestätigen  können.  Ausser 
den  Geisselu  stossen  die  abgerundeten  Mondsicheln  auch  jene  Kör- 
perchen aus,  welche  Celli  und  G uarni  er  i für  Gemmulae  hielten. 
Wir  bestätigen  hiermit  auch  das,  was  schon  Danilewsky  bewahr- 
heitete, d.  h.  wir  haben  die  Existenz  der  Geisselkörper  im  zirku- 
lirenden  Blute  nicht  beweisen  können. 

6)  In  Sperlingen  finden  sich  Mondsicheln  von  hyalinem  und  ho- 
mogenem Aussehen  und  andere,  welche  ungemein  körnig  sind ; etwas 
Aehnliches  zeigt  sich  auch  in  den  Mondsicheln  des  Menschen, 
wenn  auch  weit  weniger  deutlich. 

7)  Die  Mondsicheln  haben  schon  , bevor  sie  dunkle  Körner  ent- 
halten, fast  die  Form,  welche  ihnen  ihren  Namen  gab;  nur  wenn  sie 
noch  ganz  klein  sind,  sind  sie  von  den  Hämamöben  ununterscheidbar. 

8)  Entgegengesetzt  von  dem,  was  sich  im  Menschen  zeigt, 
weisen  nicht  wenige  Vögel  für  lange  Zeit  nur  zahllose,  zur 
höchsten  Entwickelung  gelangte  Mondsicheln  auf.  So  besitzen  wir 
z.  B.  9 Vögel,  welche  diesen  Befund  schon  seit  mehr  als  einem 
Monate  darbieten  1). 

9)  Wir  besitzen  keinen  Beweis,  dass  die  Mondsicheln  fähig  sind, 
sich  fortzupflanzen.  Bis  jetzt  ergaben  alle  unsere  Versuche,  die  Mond- 
sicheln von  einem  Vogel  auf  den  anderen  zu  verimpfen,  negative  Re- 
sultate 2).  Dass  die  oben  erwähnten , in  endogener  Reproduktion 
(Segmentation)  begriffenen  Hämamöbeu  nicht  aus  den  Mondsicheln 
henübren,  ist  klar. 

10)  Unsern  Voraussetzungen  entgegen,  ergab  die  Untersuchung 
der  Milz,  der  Leber,  des  Knochenmarkes,  der  Gehirngefässe  etc.  uns 
bis  jetzt  nichts  Neues. 

11)  Die  Mondsicheln  und  Hämamöben  enthaltenden  Vögel  stammen 
aus  Malariaregionen  (Plaia,  Piana);  die  nur  Mondsicheln  Enthaltenden 
können  auch  aus  Orten  stammen,  welche  an  die  Malariaregioneu 
grenzen  (Centrum  von  Catania,  der  sogenannte  Borgo  etc.). 

Wir  fanden  weder  Hämamöben  noch  Mondsicheln  in  vielen  Sper- 
lingen, welche  aus  nicht  malarischen  Orten  (z.  B.  auf  dem  Aetna) 
gefangen  wurden,  noch  fanden  wir  dieselben  in  an  nicht  raalarischen 
Orten  aufgezogenen  Tauben. 

12)  Auf  die  Frage,  ob  die  Formen,  welche  wir  in  dieser  Note 
Hämamöben  genannt  haben,  dem  Cyklus  der  Mondsicheln  und  mithin 
anstatt  dem  Genus  Haemamoeba  dem  Genus  Laverania  ange- 
boren, können  wir  bis  jetzt  noch  keine  definitive  Antwort  gebeD. 

Catania,  im  März  1890. 


1)  Dieser  Zustand  dauerte  mehr  als  2 Monate;  daun  verschwanden  die  grossen  Mond- 
sicheln und  nach  einigen  Tagen  erschienen  deren  viele  kleine.  (Späterer  Zusatz  der  Verff.) 

2)  Negativ  war  auch  das  Resultat  eines  Experimentes,  in  welchem  wir  einen  Falken 
mit'  stark  mit  Mondsicheln  infizirteu  Sperlingen  Däbrten.  Ein  ähnliches  negatives  Re- 
sultat hatten  wir  auch  in  einem  Menschen,  der  mit  Laverania  mal&riae  geschwänger- 
tes Blut  trank.  Alle  diese  Experimente  ’ .‘dürfen  jedoch  der  Wiederholung. 


M&iariaparasiten  in  den  Vögeln. 


407 


II1). 

Wir  können  dem,  was  wir  in  vorstehender  ersten  Note  gesagt, 
von  morphologischer  Seite  hinzufügen , dass  auch  in  den  Malaria- 
parasiten der  Vögel  sich  ein  Kern  befindet,  wie  in  denjenigen  der 
Menschen.  Diese  Tbatsache  muss  auch  dre  Skeptischsten  überzeugen, 
dass  es  sich  hier  wirklich  um  Parasiten  und  nicht  um  Alterationen 
der  rothen  Blutkörperchen  handelt,  um  so  mehr,  da  auch  in  den 
Vögeln  die  in  Rede  stehenden  Parasiten  das  Protoplasma  des  rothen 
Blutkörperchens  bewohnen,  und  der  Kern  folglich  scheinbar  unver- 
sehrt zurückbleibt. 

In  systematischer  Beziehung  haben  wir  uns  jetzt  überzeugt,  dass 
in  den  Vögeln  zwei  verschiedene  Arten  existiren,  deren  eine  (schon 
Haemamoeba  in  unserer  ersten  Note  genannt)  dem  Genus 
Haemamoeba  zuzuschreiben  ist,  während  die  andere,  wie  schon 
in  derselben  Note  gesagt,  dem  Gen.  Laverania  angehört. 

Wir  werden  die  erste  Haemamoeba  praecox  nennen,  da 
sie  sich  frühzeitig  fortpflanzt;  die  zweite  wurde  schon  früher  von 
uns  Laverania  Danilewskyi  benannt. 

Die  Tbatsachen,  welche  uns  bewogen,  die  zwei  in  Rede  stehen- 
den Formen  spezifisch  zu  unterscheiden,  sind  folgende: 

1)  Im  Monat  Februar  und  in  der  ersten  Hälfte  des  Monat  März 
waren  die  mit  Malariaparasiten  iufizirten  Sperlinge  (aus  Catania, 
von  der  Plaia  und  der  Piana)  nicht  sehr  zahlreich,  ungefähr  20%. 
Nach  der  ersten  Hälfte  des  Monat  März  nahm  die  Zahl  der  iDfizirten 
immer  mehr  zu  und  schon  Ende  April  waren  alle,  unbedingt  alle 
(wir  untersuchten  deren  mehr  denn  500),  mehr  oder  minder  iofizirt; 
in  diesem  Zustande  erhielten  sie  sich  den  ganzen  Monat  Mai  hin- 
durch und  so  befinden  sie  sich  auch  noch  jetzt,  im  Monat  Juni. 
(Wir  sprechen  hier  nicht  von  jungen,  in  diesen  Monaten  geborenen 
Sperlingen.  Siehe  weiter  unten.)  Es  infizirten  sich  also  eine  grosse 
Anzahl  von  Sperlingen  im  Frühling;  diese  neue  lufektion  hätte  uds, 
wenn  die  Hämamöben  wirklich,  wie  aus  der  Arbeit  von  Canal  is  her- 
vorgeht, die  erste  Periode  der  Mondsichelinfektion  darstellen , unbe- 
dingt Fälle  darbieten  müssen,  in  welchen  sich  nur  oder  doch  wenig- 
stens fast  nur  dieselben  Hämamöben  auffiuden  liessen.  Dies  war  je- 
doch niemals  der  Fall.  Wir  können  sogar  hinzufügen , dass  särmnt- 
liche  von  uns  untersuchten  Sperlinge  Mondsicheln  beherbergten 
und  nur  einige  wenige  derselben  ausser  diesen  auch  noch  Häma- 
möben besassen. 

2)  In  den  Monaten  Mai  und  Juni  brüten  die  Sperlinge;  und 
doch  begegneten  wir  niemals  in  den  in  der  Entwickelung  begriffenen 
Eiern  und  in  der  noch  ganz  jungen  Brut  den  Malariaparasiten.  Wir 
fanden  sie  dagegen  in  einigen  wenigen  jungen  Sperlingen,  welche  noch 
im  Neste,  aber  bereits  flügge  waren;  am  häufigsten  fanden  wir  sie 
in  denjenigen  jungen  Sperlingen,  welche  das  Nest  schon  seit  einigen 


1)  Diese  zweite  und  die  folgende  dritte  Note  wurden  im  Monat  April  in  der  Accad. 
Gioenia  in  Catania  mitgetheilt  und  mit  einigen  wenigen  Zusätzen  im  Bollett.  meuaile 
dell’  Accad.  Gioenia  di  Scienze  Naturali  in  Catania.  Fascicolo  XIV.  Ende  Juni  1890 
abgedruckt. 


408 


ßrassi  und  Feletti, 


Tagen  verlassen  hatten.  In  gewissen  Fällen  waren  sie  sehr  spärlich 
vertreten  und  wir  sahen  deren  Zahl  zunehmen,  nachdem  wir  die  sie  be- 
herbergenden Vögelchen  für  einige  Zeit  in  Käfigen  gefangen  gehalten 
hatten. 

Diese  Ansteckung  ist  ganz  gewiss  nicht  erblich,  sei  es  nun,  weil 
alle  ausgewachsenen  Sperlinge  Malariaparasiten  beherbergen  udö  sich 
dagegen  nur  sehr  wenige  Junge  infizirt  erweisen,  sei  es,  weil  weder 
in  den  Embryonen,  noch  in  den  noch  unreifen  Jungen  sich  jemals 
eine  Spur  von  den  in  Rede  stehenden  Parasiten  vorfinden  lässt. 

Die  Ansteckung  kann  auch  nicht,  wie  Danilewsky  annimmt, 
während  der  Aufziehung  von  den  Eltern  auf  die  Jungen  übertragen 
worden  sein,  und  zwar  aus  den  soeben  erwähnten  Gründen  und  auch 
weil  viele,  für  lange  Zeit  fortgesetzte  Versuche,  die  wir  gemacht,  in- 
dem wir  einen  nicht  infizirten  aber  infizirbaren  Circus  aerugi- 
nosus  (Danilewsky  rechnet  ihn  unter  die  der  malarischen  An- 
steckung am  meisten  unterworfenen  Formen)  mit  infizirten  Sper- 
lingen fütterten,  beständig  negative  Resultate  ergaben  x).  Auch  be- 
merken wir,  dass  die  infizirten  (in  der  Piana  stattgehabte  Infektion), 
aber  in  nicht  malarischem  Orte  (Universitätsgebäude)  von  uns  ge- 
haltenen Tauben  stets  vollständig  von  Malariaparasiten  freie  Nach- 
kommen hatten. 

Die  beiden  obenerwähnten  Wege  unbedingt  ausgeschlossen,  bleibt 
uns  nur  noch  ein  möglicher  Weg:  neue  Ansteckung  durch  die  Um- 
gebung. — 

Nun  wohl,  diese  neue  Ansteckung  fing  in  den  von  uns  gehaltenen 
dreissig  infizirten  Jungen  immer  nur  mit  Mondsicheln  an,  ohne  auch 
nur  ein  einziges  Mal  eine  Haemamoeba  aufzuw'eisen. 

3)  Beim  ersten  Anblick  lässt  die  obenerwähnte  Thatsache,  dass 
jene  wenigen  Sperlinge,  welche  Hämamöben  zeigten  auch  Mondsicheln 
beherbergten,  Zweifel  an  der  von  uns  behaupteten  Unterscheidung 
der  Formen  entstehen.  Doch  erscheinen  diese  Zweifel  bald  als  unbe- 
gründet, wenn  man  sich  der  ungeheuren  Häufigkeit  der  Mondsicheln 
erinnert.  Wenn  sich  ein  bestimmter  Parasit  in  fast  allen  Individuen 
einer  gewissen  Art  vorfindet  und  man  in  irgend  einem  zweiten  Indi- 
viduum einen  zweiten  mit  dem  ersten  koexistirenden  Parasiten  ent- 
deckt, ist  es  recht,  diesen  zweiten  für  einen  Verwandten  des  ersten  zu 
halten?  Wenn  ja,  könnte  man  auch  die  Filaria-Embryonen  des  Blutes, 
welche  sich  in  20 — 30 ö/0  der  Sperlinge  vorfinden,  zum  Entwicke- 
lungscyklus  der  Mondsicheln  rechnen.  Und  noch  mehr:  die  Tauben 
lieferten  uns  stets  nur  Mondsicheln  und  niemals  Hämamöben.  Auch  in 
den  in  bestimmten  Orten  gefangenen  Sperlingen,  fanden  wir  niemals 
auch  nur  eine  Haemamoeba.  Viele  Monate  lang  im  Universitätsge- 
bäude gehaltene  Tauben  und  Sperlinge  erhielten  sich  beständig  nur 
von  Mondsicheln  infizirt,  ohne  auch  nur  ein  einziges  Mal  irgendwo 
eine  Haemamoeba  aufzuweisen.  Schliesslich  boten  uns,  wie  bereits 
weiter  oben  erwähnt  wurde,  die  jungen  Sperlinge  bis  jetzt  auch  nur 
Mondsicheln. 


1)  Im  November  1890  wiederholten  wir  dies  Experiment  mit  verschiedenen  Raub- 
vögeln, aber  ebenfalls  stets  mit  negativem  Resultat.  (Späterer  Zusatz  der  Verfasser.) 


Malariaparasiten  in  den  Vögeln. 


409 


4)  Dass  die  erwachsenen  Mondsicheln  zu  Hämamöben  werden 
könnten,  ist  leicht  auszuschliessen, 

a)  weil  die  Mondsicheln  sich  in  der  Regel  an  einer  Seite  des  ro- 
then  Blutkörperchens  entwickeln  und  dann  nach  und  nach  die  beiden 
Pole  einDehmen,  während  sich  die  Hämamöben  gewöhnlich  auf  die 
Nähe  eines  Poles  beschränken. 

b)  weil  die  Haemamoeba  sich  theilt,  wenn  ein  grosser  Theil 
des  rcthen  Blutkörperchens  noch  unversehrt  erscheint,  während  die 
Mondsichel  in  ihrer  höchsten  Entwickelung  nur  den  Kern  des  rothen 
Bluthörperchens  unversehrt  lässt. 

5)  Nach  dem,  was  wir  unter  4)  gesagt,  ist  nur  noch  eine  Diskus- 
sion über  die  Möglichkeit,  dass  die  Hämamöben  und  die  Mondsicheln 
zwei  verschiedene  Formen  ein  und  desselben  Wesens  seien,  zulässig; 
es  handelte  sich  alsdann  um  eine  Dimorphie. 

Kaum  ist  das  Gymnosporenstadium  überschritten,  so  werden  die 
Laveranien  mehr  oder  weniger  deutlich  bilateral  symmetrisch  und 
bleiben  die  Hämomöben  homaxon : die  gedachte  Dimorphie  wäre  somit 
sehr  auffallend. 

Um  diese  jedoch  annehmen  zu  können,  finden  wir  kein  günstiges 
Argument,  wohl  aber  spricht  sehr  vieles  dagegen. 

Das  hauptsächlichste  widersprechende  Argument  ist  die  That- 
sache,  dass  beide  Formen  in  ein  und  demselben  Sperling  Monate  lang 
mit  einander,  koexistiren  können  (in  einigen  unserer  Fälle  bestehen  sie 
seit  mehr  als  drei  Monaten).  Wäre  wenigstens  eine  Form  einge- 
kapselt und  die  andere  nicht,  so  könnte  man  denken,  dass  jene,  das 
Bedürfniss  nach . langer  Ruhe  und  diese  den  Mangel  eines  solchen 
Bedürfnisses  repräsentire.  Aber  diese  Formverschiedenheit  fand  sich  nie. 

Es  ist  wahr,  dass  wir  in  den  von  uns  hier  im  Universitätsge- 
bäude, d.  h.  also  in  einem  nicht  malarischen  Orte,  gehaltenen  Vögeln 
manchmal  die  Hämamöben  spärlich  werden  und  die  Mondsicheln  zahl- 
reich bleiben  sahen.  Doch  darf  uns  dies  nicht  in  Erstaunen  setzen, 
nach  dem,  was  wir  von  den  Mondsicheln  und  den  Hämamöben  im 
Menschen  wissen. 

Andererseits  ist 

I.  die  Verminderung  der  Hämamöben  nicht  von  einer  entspre- 
chenden Vermehrung  der  Mondsicheln  begleitet; 

II.  vermindern  sich  zuweilen  nicht  nur  die  Hämamöben,  sondern 
auch  die  Mondsicheln  (dies  letztere  geschieht  leicht  in  der  E m b e r i z a 
m i 1 i a r i a) ; 

III.  werden  die  Mondsicheln  in  diesen  Verminderungsfällen  nach 
8 — 10  Tagen  wieder  so  zahlreich,  wie  zuvor,  und  zuweilen  geschieht 
dies  auch  mit  den  Hämamöben. 

IV.  Als  wir  die  vorherstehende  Note  veröffentlichten,  waren  wir  noch 
im  Zweifel  über  den  Unterschied  der  Formen,  schon  darum,  weil  uns 
die  Beweise  der  Fortpflanzung  der  Mondsicheln  im  Körper  der  Vögel 
noch  fehlten.  Diese  Beweise  hatten  wir  später  und  sind  dieselben 
sehr  deutlich. 


(Fortsetzung  folgt.) 


410 


Malaria 


Referate. 


Antolisei,  L’eroatozoo  della  qua r tan a.  (Riforma  medica. 
1890.  No.  12  u.  13.) 

Diese  Beobachtungen  Antolisei’s  bestätigen  im  Allgemeinen,  was 
G o 1 gi  bezüglich  der  Evolutionsphasen  der  Quartanfieber-Parasiten  an- 
gegeben hat,  nur  mit  dem  Unterschiede,  dass  nach  A.  die  Theilungsphase 
stets  eiuige  Stunden  vor  dem  Fieberanfall  statthabe,  und  dieser  nicht 
durch  die  Invasion  der  neuen  Parasiten  in  die  rothen  Blutkörper- 
chen bestimmt  werde,  sondern  durch  die  Infektion  des  Blutes  mittelst 
der  bei  der  Theilung  der  reifen  Amöben  freigewordenen  Sporen. 
Die  Intensität  des  Fiebers  würde  demnach  im  Verhältniss  zur  Zahl 
der  Parasiten  stehen,  aber  genauer  gesagt  stände  sie  im  Verhältniss 
zur  Quantität  der  in  Theilung  begriffenen  Formen,  die  sich  im  zirku- 
lirenden  Blute  befinden. 

A.  hat  sodann  beobachtet,  dass  in  einigen  Fällen  von  Febris 
subcontinua  der  Quartanfieberparasit  seinen  Entwickelungscyklus 
schneller  durchläuft  und  zur  Sporulation  gelangt,  ehe  er  das  ganze 
rothe  Blutkörperchen  zerstört  hat,  wenn  er  kaum  einige  Pigment- 
körnchen enthält.  Bordoni-Uffreduzzi  (Turin). 

Antolisei,  S u 11’  ematozoo  della  terzana.  (Riforma  medica. 
1890.  No.  26  u.  27.) 

Die  Beobachtungen  Antolisei’s  betreffs  der  Malariaparasiten 
des  Tertianfiebers  weichen  etwas  von  jenen  Golgi’s  ab.  Nach  A 
sollen  die  pigmentirten  Formen  des  Tertianfiebers,  statt  kleiner  zu 
sein,  als  die  des  Quartanfiebers,  zuweilen  sogar  die  doppelte  Grösse 
der  rothen  Blutkörperchen  haben  und  soll  sich  der  Entwickelungscy- 
klus des  Parasiten  beim  Tertianfieber  vorzugsweise  in  den  Organen 
vollziehen,  statt  im  zirkulirenden  Blute,  wie  dies  beim  Quartanfieber 
der  Fall  ist.  (Verf.  sagt  nicht,  worauf  er  diese  seine  Ansicht  stützt,  ßef.) 

A.  hat  beobachtet,  dass  bei  einigen  pigmentirten  Formen  des 
Tertiaufiebers  eine  Umbildung  des  Protoplasmas  in  lauter  kleine, 
glänzende  Kügelchen  mit  deutlichen  Umrissen  und  dazwischen  lie- 
gendem Pigment  erfolgt.  Zuweilen  treten  aus  diesen  Körpern  Proto- 
plasmafäden heraus  und  so  entstehen  die  geisselförmigen  Körper  La- 
veran’s.  Solange  diese  Bildung  kleiner  Kügelchen  fortdauert,  ist 
das  Protoplasma  in  thätiger  Bewegung  und  wenn  die  ganze  Proto- 
plasmamasse in  einen  Kugelhaufen  umgebildet  ist,  hört  jede  Bewe- 
gung auf.  A.  meint  nun,  dass  dieser  Vorgang  das  Absterben  des 
Parasiten  darstelle  und  dass  die  geisselförmigen  Körper  eine  patho- 
logische Form  desselben  seien.  Bordoni-Uffreduzzi  (Turin). 

Antolisei  e Angelini,  Nota  sul  ciclo  biologico  de  11’ ema- 
tozoo falci forme.  (Riforma  medica.  1890.  No.  54,  55  u.  56.) 

Verff.  bestätigen,  was  bereits  durch  die  Beobachtungen  Ca- 
nal is’,  Celli’s  und  March iafava’s  bewiesen  worden  ist,  dass 


Malaria. 


411 


sich  nämlich  bei  den  unregelmässigen  intermittirenden  Fiebern,  die 
im  Sommer  und  im  Herbste  vorherrschen,  im  Blute  eine  besondere 
Malaria- Parasitenvarietät  findet,  die  von  der  des  Tertian-  und  Quartan- 
fiebers verschieden  ist  und  sich  durch  die  Halbmondformen  Lave- 
ran’s  unterscheidet.  Wie  Canalis  beobachtet  hat,  so  haben  auch 
Verff.  bestätigt,  dass  dieselbe  Varietät  zuweilen  ihren  Entwicke- 
lungscyklus  schnell  durchläuft  und  alsdann  von  der  Phase  der  nicht 
pigmentirten  Amöbe  zu  jener  der  rundlich  geformten  mit  einem  ein- 
zigen Pigmenthaufen  und  zur  Sporulationsphase  übergeht,  oder  die 
Sporulation  auch  erfolgt,  ehe  der  Parasit  eine  Pigmentspur  aufweist, 
dass  aber  zuweilen  auch  die  Entwickelung  eine  langsamere  ist  und 
der  Parasit  alsdann  zur  Spindel-  oder  Halbmondform  gelangt,  ehe 
er  sich  reproduzirt.  Diese  letzteren  Formen  finden  sich  eher  in  dem 
aus  der  Milz  extrahirten  Blute,  als  im  zirkulirenden  (aus  dem  Finger 
extrahirten).  Im  Blute  der  Milz  trifft  man  immer  mehr  Entwicke- 
lungsphasen an,  als  in  dem  des  Fingers,  und  im  Allgemeinen  herr- 
schen dort  die  vorgeschrittensten  (nicht  pigmentirten)  Entwickelungs- 
formen und  die  Sporulationsformen  vor. 

Bordoni-Uffreduzzi  (Turin). 

Danilewsky,  B.,  Ueber  die  Mikroben  der  akuten  und 
chronischen  M al  a r i ai  nt  ek  t i on  bei  Vögeln.  (Annales 
de  llustitut  Pasteur.  1890.  No.  12.) 

Die  Reihe  seiner  hochinteressanten  Studien  über  Blutparasiten 
verschiedener  Wirbelthiere  hat  B.  Daniiewsky  durch  den  Befund 
einer  akuten  Malariakrankheit  bei  einigen  Vögeln  vervollständigt. 

Entsprechend  dem  menschlichen  Sumpffieber,  welches  sich  in  seiner 
akuten  Form  durch  amöboid  gestaltete,  pigmentiose,  sowie  pigment- 
haltige Parasiten,  welche,  der  Tneilung  fähig,  ein  gänseblumenähn- 
liches Stadium  durchlaufen,  charakterisirt,  während  es  in  seiner  chro- 
nischen Form  sich  durch  den  Parasitismus  von  halbmondförmigen  Kör- 
pern (P s e u d o v e r m i c u 1 i von  Danilewsky  oder  Laverania  von 
Grassi  und  Feletti)  und  geisseltragenden  Stadien  (Polymitus 
Dan.)  auszeichnet,  kommen  beide  Arten  analoger  Erkrankungen  auch 
bei  den  Vögeln  vor.  Neben  dem  analogen  Befunde  von  Blutpara- 
siten zeigen  die  beiden  Malariaformen  auch  eine  Analogie  in  Bezug 
auf  den  Krankheitsverlauf.  So  z.  B.  zeigen  die  an  chronischer  Ma- 
laria erkrankten  Vögel  keine  Temperaturerhöhung  und  erscheinen  in 
ihrem  Habitus  und  Gewohnheiten  den  normalen  Thieren  vollkommen 
gleich,  weshalb  sie  auch  früher  vom  Verf.  als  „gesunde“  ange- 
sprochen wurden. 

Während  diese  chronische  Malaria  der  Vögel  vom  Verf.  bereits 
früher  näher  studirt  worden  ist,  konnte  derselbe  erst  kürzlich  eine 
akute  Krankheitsform  bei  diesen  Thieren  auffinden.  Die  dabei 
beobachteten  Parasiten  sind  denjenigen  ganz  analog,  welche  bei 
der  Febris  tertiana  oder  quartana  des  Menschen  bekannt  geworden 
sind.  Die  Temperatur  des  erkrankten  Vogels  steigt  um  1 — 1;5°  C 
und  mehr;  er  verliert  den  Appetit,  wird  schläfrig  und  theilnahmslos ; 
seine  Befiederung  verdirbt  und  bisweilen  treten  sogar  Krämpt  auf. 
Der  Vogel  wird  auffällig  krank,  zumal  er  auch  an  Gcwich;  ver- 


412 


Malaria. 


liert.  Diese  Krankheitssymptome  gehen  parallel  mit  der  Vermehrung 
der  Parasiten.  Der  ganze  Cyklus  verläuft  ungefähr  in  4 — 6 Tagen 
und  endigt  mit  spontaner  Heilung,  welche  durch  das  Verschwinden 
der  Mikroben  aus  dem  Blute  resp.  durch  das  Zurückgehen  zur  Norm 
dokumentirt  wird.  Indessen  gehen  auch  einige  erkrankte  Vögel  zu 
Grunde,  und  zwar  gerade  während  der  Periode  der  stärksten  Ver- 
mehrung der  Parasiten. 

Im  Beginn  der  Erkrankung  erscheint  der  in  den  rothen  Blut- 
körperchen befindliche  Mikrobe  in  Gestalt  eines  kleinen  unbeweglichen 
Körperchens  (Pseudovakuole  Dan ile  wsky)  von  einer  unregelmässigen, 
eckigen  oder  abgerundeten  Form  und  dabei  ohne  Melaninkörnchen.  Das 
Fehlen  amöboider  Bewegungen  zeigt  den  auffallendsten  Unterschied 
von  dem  entsprechenden  Stadium  des  menschlichen  Malariaparasiteu. 

Am  zweiten  Krankheitstage  erscheinen  die  endoglobulären  Mi- 
krobeu  bedeutend  vergrössert  und  bereits  melaninhaltig;  am  dritten 
oder  vierten  Tage  sammeln  sich  die  MelaDinkörnchen  zu  einem  cen- 
tralen Haufen,  worauf  nun  die  Vermehrung  des  Parasiten  erfolgt. 
Es  bilden  sich  in  dem  letzteren  radiär  verlaufende  Furchen,  welche, 
sich  in  die  Substanz  vertiefend,  denselben  in  mehrere  Sprösslinge  theileu. 
Die  Zahl  der  letzteren  beläuft  sich  auf  8 — 10,  nicht  selten  aber  20 
und  mehr.  Der  ganze  Sporenhaufen  erscheint  nunmehr  gänseblumen- 
artig oder  auch  maul  beerförmig.  Die  Theilungssprösslinge  halten  sich 
nicht  lange  zusammen,  sondern  gehen  bald  aus  einander  und  gelangen 
dann  in  freiem  Zustande  in  das  Blutplasma.  Solche  freien  „Sporen“ 
erscheinen  in  Form  sehr  kleiner,  ovaler  oder  rundlicher  Körperchen 
mit  einem  scharfen,  an  den  Polen  verdickten  Kontour.  Im  Ganzen 
zeigen  solche  Sporen  grosse  Aehnlichkeit  mit  denjenigen  eiuiger  Spo- 
rozoen (der  Sarko-,  besonders  aber  der  Mikrosporidien). 

Die  Ausbildung  der  halbmondförmigen  und  geisseltragenden 
Formen  aus  ursprünglich  ganz  gleichen  rundlichen  Körperchen 
(Pseudovakuolen)  nimmt  bei  einigen  Vögeln  gewöhnlich  mehr  Zeit  in 
Anspruch  (6 — 7 Tage),  als  die  Entwickelung  der  Parasiten  der  akuten 
Fieberform.  Bei  der  Elster  und  der  Saatkrähe  verläuft  dagegen  die 
ganze  Krankheit  in  einer  fünftägigen  Periode,  nach  deren  Ablauf  die 
Zahl  der  Blutparasiten  sich  rasch  vermindert.  In  anderen  Fällen 
bleiben  freilich  die  Laverania-  und  Polyraitusformen  längere 
Zeit,  bis  20  Tage,  im  Blute,  worauf  sie  schliesslich  doch  verschwinden. 
Nach  einer  kürzeren  oder  längeren  Pause  kommen  die  Parasiten  von 
Neuem  zum  Vorschein,  so  dass  eine  bestimmte  Periodizität  der  Er- 
scheinungen unbedingt  angenommen  werden  muss. 

Im  Ganzen  siebt  Verf.  in  seinen  bei  Vögeln  gemachten  Befunden 
eine  Bestätigung  seiner  früheren  Ansicht  von  der  nahen  Verwandt- 
schaft der  Parasiten  des  menschlichen  Sumpffiebers  und  der  Malaria 
der  Vögel,  so  dass  beide  in  ein  und  dasselbe  Genus  untergebracht 
werden  müssen.  Obwohl  die  Frage,  ob  die  halbmondförmigen , die 
geisseltragenden,  die  gänscblumeuähnlichen  und  kugeligen  Formen 
nur  Stadien  eines  und  desselben  Organismus  oder  verschiedene 
Spezies  repräsentiren,  zur  Zeit  noch  nicht  entschieden  werden  kann, 
so  neigt  der  Verf.,  und  wohl  mit  Recht,  der  ersteren  Ansicht  zu. 

El.  Metschnikoff  (Paris). 


Gallenblaser.entzündang.  — Sympathische  Ophthalmie. 


413 


Gilbert  A.,  etGfrode,  J.,  Contribution  a l’6tude  bactörio- 
logique  des  voies  biliaires.  (La  Sem.  med.  X.  1890.  No.  58.) 

Die  Verff.  hatten  Gelegenheit,  2 Fälle  von  eitriger  Gallenblasen- 
entzündang, die  im  Verlauf  von  Gallensteinkrankheit  entstanden 
waren,  bakteriologisch  zu  untersuchen.  Bei  der  einen  Kranken  schnitt 
Brocat  mit  Erfolg  die  Gallenblase  heraus.  Die  andere  ging  un- 
mittelbar nach  ihrer  Aufnahme  ins  Krankenhaus  zu  Grunde;  bei  der 
Autopsie  fand  sich  nicht  allein  die  Gallenblase,  sondern  auch  die 
grossen  und  kleinen  Gallengänge  mit  Gallensteinen  und  Eiter  ange- 
füllt. In  beiden  Fällen  konnten  die  Verff.  nur  einen,  und  zwar  den- 
selben Mikroorganismus  aus  dem  Eiter  züchten,  der,  wie  sich  bei 
Kulturen  auf  festen  und  flüssigen  Nährböden  unzweifelhaft  ergab,  mit 
dem  Escherich’schen  Bacterium  coli  commune  identisch  war. 

Vermuthlich  finden  sich  für  gewöhnlich  in  den  Gallenwegen  keine 
Mikroorganismen , wenigstens  haben  die  Verft.  bei  allen  gesunden 
Thieren,  die  sie  zum  Zweck  dieser  Untersuchung  tödteten,  keine  Mikro- 
organismen in  der  Gallenblase  gefunden.  Unter  8 menschlichen  Leichen, 
die  sie  24  Stunden  nach  dem  Tode  öffneten,  fanden  sie  nur  zweimal 
Mikroorganismen  in  der  Gallenblase,  mussten  es  aber  natürlich  unent- 
schieden lassen,  ob  sie  schon  während  des  Lebens  dort  waren  oder 
ob  sie  erst  nach  dem  Tode  eiDgewandert  sind.  Doch  vermuthen  sie, 
dass  alle  schweren  oder  tödtlichen  Krankheiten,  welche  eine  Vermin- 
derung oder  eine  Veränderung  der  Galle  herbeiführen  oder  mit  einer 
Herabsetzung  der  Kontraktilität  der  Gallenwege  verbunden  sind,  das 
Eindringen  von  Darmbakterien  begünstigen.  Sie  fanden  aber  auch,  ab- 
weichend von  dieser  Annahme , bei  einem  Fall  von  Typhus  mit 
Cholecystitis  diese  Veränderung  bedingt  durch  den  Typhusbacillus 
und  nicht  durch  Darmbakterien. 

Die  günstigste  Bedingung  für  das  Eindringen  von  Darmbakterien 
in  die  Gallenwege  wird  durch  mechanische  Behinderung  der  Gallen- 
bewegung, zumal  durch  Gallensteine,  gegeben. 

Dass  übrigens  das  Eindringen  des  Escherich’schen  Bacillus 
in  die  Gallenblase  nicht  nothwendig  eitrige  Entzündung  derselben  be- 
dingen muss,  lehrt  die  Beobachtung,  dass  die  Verff.  in  einer  wegen 
Choleiithiasis  herausgeschnittenen  Gallenblase  grosse  Mengen  dieses 
Mikroorganismus  fanden,  ohne  sonstige  krankhafte  Veränderungen. 
(Soc.  de  Biol.  27.  Dez.  1890.)  M.  Kirchner  (Hannover). 


Llmbourg  und  Levy,  Untersuchungen  über  sympathische 
Ophthalmie.  [Aus  dem  Laboratorium  der  medicinischen  Klinik 
und  der  Augenklinik  zu  Strassburg.]  (Archiv  für  experimentelle 
Pathologie  und  Pharmakologie.  Bd.  XXVIII.  Seite  153.) 

Verff'.  versuchten,  an  Thieren  die  sympathische  Ophthalmie  künst- 
lich zu  erzeugen. 

In  vier  Fällen  von  sympathischer  Ophthalmie  beim  Menschen 
gelang  es  ihnen,  eine  und  dieselbe  Staph  ylococcusart  reinzu- 
züchten,  darunter  einmal  in  Mischinfektion  mit  Streptokokken. 

Die  Vorgefundenen  Staphylokokken  stimmten  mit  dem  Staphylo- 
coccus  cereus  albus  von  Rosenbach  überein. 

IX.  Bd. 


87 


414 


Sympathische  Ophthalmie.  — Bakterien  in  den  Lochien. 


Ausser  mit  diesen  Staphylokokken  experimentirten  Verff.  auch 
noch  mit  dem  Staphy  loeoccus  pyogenes  aureus  und  albus 
und  einem  noch  nicht  beschriebenen  Bacillus,  ferner  mit  dem  Diplo- 
coccus  pneumoniae  Fraenkel,  mit  Staphylokokken  anderer 
Provenienz  und  einem  pyogenen  Bacillus,  welcher  von  Levy  in  einem 
Falle  von  Pyämie  im  Blute  gefunden  worden  war.  (Vgl.  dieses  Cen- 
tralblatt. Bd,  VII.) 

Im  Ganzen  wurden  25  Kaninchen  und  17  Meerschweinchen  theils 
in  den  Glaskörper,  theils  in  die  vordere  Augenkarnmer  geimpft. 

Allgezneininfektion  wurde  nur  selten  bei  den  Versuchstieren 
beobachtet,  nur  in  einigen  Fällen  bedeutende  Veränderungen  in  der 
Umgebung  des  Auges.  Die  Reaktioo  war  in  hohem  Grade  von  der 
Virulenz  der  injizirten  Mikroorganismen  abhängig 

In  den  Sehnervenbahnen  konnten  durch  Kulturen  niemals  Mi- 
kroorganismen nachgewiesen  weiden. 

Nach  den  bisherigen  Untersuchungen  ist  mau  nicht  berechtigt, 
eine  bestimmte  Bakterienart  als  spezifische  Ursache  der  sympathischen 
Ophthalmie  anzusehen.  Dittrich  (Prag). 


Artemieff , Ueber  die  mikro-  und  bakterioskopische 
Untersuchung  der  Lochien.  (Zeitschrift  für  Geburtshülfe 
und  Gynäkologie.  Band  XVII.  Heft  2). 

Verf.  untersuchte  die  Lochien  gesunder  Wöchnerinnen  in  den 
ersten  neun  Tagen  des  Wochenbettes  und  kam  dabei  zu  folgenden 
Resultaten : 

1)  Die  Lochien  gesunder  Wöchnerinnen  bestehen  aus  rothen  Blut- 
körperchen, Locheiocyten,  Plattenepithel,  Schleimkörperchen  und  fettig 
degenerirten  Zellen. 

2)  In  den  ersten  Tagen  des  Wochenbetts  prävaliren  die  rothen 
Blutkörperchen  (Lo  ch  i a ru  b ra) , darauf  nimmt  nach  und  nach 
ihre  Zahl  ab  (Lochia  serosa)  und  die  der  Locheiocyten  zu,  die 
am  siebenten,  achten  und  den  folgenden  Tagen  den  Hauptbestand- 
theil  der  Lochien  bilden  (Lochia  alba),  mir  mit  Beimischung  von 
Plattenepithel,  Schleimkörperchen  und  fettig  degenerirten  Zellen. 

3)  In  den  meisten  Fällen  ist  die  Reaktion  der  Lochien  anfangs 
neutral,  später  (am  7.,  8.  und  an  den  folgenden  Tagen)  wird  sie  schwach 
sauer.  Bei  schwangeren  Frauen  war  die  Sekretion  der  Scheide 
immer  von  saurer  Reaktion. 

4)  Eiterkörperchen  in  den  Lochien  sind  als  pathologisches  Pro- 
dukt zu  betrachten,  da  normale  Lochien  vollkommen  gesunder  Wöch- 
nerinnen sie  nicht  enthalten. 

5)  Locheiocyten  und  Eiterkörperchen  sind  durch  ihre  Grösse 
leicht  von  einanderzu  unterscheiden;  die  ersteren  sind  gleich  12 — 14//, 
die  letzteren  kommen  gleich  8—9//. 

6)  Bei  Färbung  sowohl  von  Präparaten  aus  Eiter,  als  auch  von 
solchen  aus  Lochien  erscheinen  die  Locheiocyten  als  aus  intensiv  ge- 
färbten Kernen  (2,  3,  4 und  mehr),  von  einem  hell  und  deutlich 
markirteu  Kreise  umgeben,  bestehend,  während  die  Eiterkörperchen 


Dermatophiius  penetrans.  — Holostomiden. 


415 


vollständig  gefärbt  erscheinen  und  in  ihrem  Protoplasma  nicht  die 
Gegenwart  von  Perekörperehen  entdecken  lassen. 

7)  Die  Lochien  vollkommen  gesunder  Wöchnerinnen  enthalten 
keine  Mikroorganismen.  Dittrick  (Prag). 


Coronadö?  E.  Y.s  Dermatophiius  peaetrans  de  los  paises 
cäiidos-Nigua.  (Crönica  m6dico-quirürgica  de  la  Habana.  1890, 
April.) 

Nach  Aufzählung  der  verschiedenen  Namen,  unter  denen  der 
Sandfloh  bei  Weissen,  Rothen  und  Schwarzen  bekannt  ist  und  Kon- 
statirung,  dass  es  auf  der  Insel  Cuba  kaum  eine  Stelle  gibt,  wo  das 
Insekt  nicht  vorkäme  und  dass  die  Anzahl  desselben  auf  dem  sog. 
staubrothen  Boden  geradezu  ungeheuer  ist,  beschreibt  Verf.  das 
Thierchen  des  genaueren,  wobei  er  auf  die  bekannte  Thatsache  auf- 
merksam macht,  dass  nur  das  harmlose  Männchen  dem  gewöhnlichen 
Floh  gleicht,  während  das  Weibchen  viel  heller  ist.  Er  gibt  an,  dass 
das  Weibchen  zwar  für  seine  Eier  einen  Wirth  im  Körper  irgend  eines 
Thieres,  besonders  des  Schweines  und  der  Maus,  dann  auch  des 
Hundes  und  des  Affen  sowie  des  Menschen  ohne  Unterschied  der 
Rasse  sucht,  die  Vermehrung  aber  nicht  an  diesen  Parasitismus  ge- 
bunden ist,  da  das  Insekt  sich  zu  Tausenden  im  Staube  längst  ver- 
lassener Wohnungen  findet.  Dann  beschreibt  Verf.  die  Pathologie 
des  durch  das  Insekt  hervorgerufenen  Zustandes  und  unterscheidet 
dabei  das  Stadium  des  Eindringens,  des  Brütens  und  des  Ausstossens 
der  Brut.  Krankheitserscheinungen  werden  gewöhnlich  dadurch  nicht 
hervorgerufen,  besonders  nicht  bei  den  sog.  „Flohmatzen“,  die  ihre 
Nester  au  Füssen,  Händen,  Scrotum,  Nabel  etc.  ruhig  dulden.  Da- 
gegen kommen  allerlei  Wundkrankheiten,  selbst  Starrkrampf,  dann 
häufig  zur  Beobachtung,  wenn  ungehörige  Entfernungsversuche  mit 
unreinen  Händen  und  Instrumenten  gemacht  werden.  Die  beste  Behand- 
lung i3t  die  antiseptisch  chirurgische  Ausziehung  der  einzelnen  Sand- 
llöhe. Bei  bedeutender  Anzahl  haben  Verf.  Sublimatbäder,  zweimal 
täglich  drei  bis  vier  Tage  nach  einander  oder  auch  Einreibungen  mit 
2%  Karbolvaselin  gute  Dienste  geleistet.  Volksmittel  sind  Terpen- 
tinöl und  Petroleum.  Wirksame  Vorkehrungsmaassregel  ist  das  Fort- 
schwemmen  alles  Staubes  durch  reichliches  Begiessen  des  Bodens. 

S e n t i n o n (Barcelona). 

Brandes,  Gh,  Die  Familie  der  Holostomiden.  (Zoologische 
Jahrbücher,  Abtheilung  für  Systematik  etc.  Band  V.  Heft  4.  p.  549 — 
604.  Mit  3 Tafeln.) 

Diese  Trematodenfamilie  ist  durch  Ausmündung  der  männlichen 
und  weiblichen  Geschlechtswege  am  hinteren  Körperpole  sowie  durch 
Entwickelung  eines  sehr  eigentümlich  und  mannigfaltig  gebauten 
Haftapparates  und  eines  mit  ihm  in  Verbindung  stehenden  Drüsen- 
komplexes unterhalb  des  Bauchsaugnapfes  scharf  charakterisirt.  Auch 
die  Gliederung  in  3 Unterfamilien  ergibt  sich  nach  den  Resultaten 
der  anatomischen  Untersuchung  des  Haltapparates  sehr  zwanglos, 
da  derselbe  nach  3 leicht  aus  einander  zu  haltenden  Prinzipien 

27* 


416 


Untersuchungsmetboden,  Instrumente  etc.  — Schutzimpfung  etc. 


gebaut  ist  Die  Diplostomeen  ^mit  dem  Genus  Di plos  tom u m1 2) 
und  Polycotyle  umfassen  Formen,  bei  denen  der  Haftapparat  in 
Form  einer  mit  drüsigen  Papillen  besetzten  Höhle  auftritt.  Dasselbe 
Organ  stellt  bei  den  Hem  is  to  m een  (Genus  Hemistomum  3Species) 
einen  massiven  Zapfen  dar,  der  durch  Uebergreifen  seiner  mehr  oder 
weniger  lamellösen  Ränder  zum  Anheften  geschickt  ist,  während  die 
Holostomeen  (Gen.  Holostomum) 3)  ein  sehr  koroplizirtes  Ge- 
bilde aufweisen,  bestehend  aus  einem  bedeutend  entwickelten,  tief 
ausgehöhlten  und  mannigfach  zerschlitzten  Zapfen  mit  einer  cylin- 
drischen  Umhüllung,  die  als  durch  Verwachsen  der  Ränder  des  abge- 
platteten vorderen  Körpertheiles  entstanden  zu  denken  ist.  Betreffs 
der  weiteren  Anatomie,  der  Entwickelungsgeschichte  und  der  syste- 
matischen Details  sehe  man  die  Arbeit  selbst  ein. 

G.  Brandes  (Halle  a.  S.). 


Untersuchungsmethoden,  Instrumente  etc. 


Alessi,  Cr.,  Metode  di  colorazione  dei  bacilli  della  tubercolosi  nel  latte.  (Bullett.  d.  r. 
accad  med.  di  Roma.  1890.  No.  6/7.  p.  428 — 430.) 


Schutzimpfung,  künstliche  Infektionskrankheiten,  Entwick- 
lungshemmung und  Vernichtung  der  Bakterien  etc. 


Büchner,  H.,  Die  chemische  Reizbarkeit  der  Leuko- 
cyten  und  deren  Beziehung  zur  Entzündung  und 
Eiterung.  [Nach  einem  Vortrage  in  der  morphologisch-physio- 
logischen Gesellschaft  zu  München  am  11.  November  1890.]  (Berliner 
klin.  Wochenschr.  1890.  No.  47.) 

Die  hier  mitgetheilten , in  Gemeinschaft  mit  Friedrich 
Lang  und  Friedrich  Römer  ausgeführten  Untersuchungen 
schliessen  sich  an  jene  des  Verf.’s  über  pyogene  Stoffe  in  der  Bak- 
terienzelle (Berl.  klin.  Wochenschr.  1890.  No.  20)  an. 

Bereits  durch  Leber,  Massart  und  Bordet  und  Gabrit- 
schewsky  ist  nachgewiesen  worden,  dass  die  Emigration  der  Leuko- 
cyten  und  ihre  Anhäufung  am  Entzündungsherde  durch  anlockende 


1)  Nach  den  Abmachungen  auf  dem  internationalen  Kongress  (Paris  1889)  wird  die 
Endung  idae  für  die  Familie  und  die  Endung  eae  für  die  Unterfamilie  angewendet. 

2)  Hierbei  ist  zu  bemerken,  dass  dieses  Genus  Diplostomum  mit  8 Species 
neu  ist  und  nichts  zu  thun  hat  mit  dem  von  v.  Nordmann  aufgestellten,  das  jetzt 
Buszumerzen  ist,  da  es  in  Unkenntniss  der  Sachlage  für  Jugendstadien  von  Holosto- 
mi d e n geschaffen  wurde,  die  am  besten  sämmtlich  alsTetracotyle  bezeichnet  werden. 

3)  28  Species.  Auch  aas  Diesing’sche  Genus  Eu  stemm  a ist  eine  Holo- 
st o m u m - Species. 


Schutzimpfung,  künst).  Infektionskrankheiten,  Entwickelungshemmuug  etc.  ^17 


chemische  Reize,  die  von  hier  ausgehen,  bedingt  ist  (Chemo- 
taxis [Pfeffer]).  Aus  den  genannten  Versuchen  hat  man  auch 
erfahren,  dass  Bakterienkulturen  am  stärksten  von  allen  geprüften 
Substanzen  anlockend  auf  Leukocyten  wirken.  Entgegen  der  gewöhn- 
lichen Annahme,  dass  die  Zersetzungsprodukte  der  Bakterien  die 
Träger  der  chemotaktischen  Wirkung  seien,  hat  Verf.  in  der 
früheren  Mittheilung  gezeigt,  dass  diese  Eigenschaft  den  Ei  weiss- 
körpern des  Inhaltes  der  Bakterienzelle  zukommt. 

In  analoger  Weise,  wie  früher  aus  Kulturen  von  Fried- 
länder’s  Pneumobacillus,  suchte  Verf.  Proteine  aus  anderen  Kul- 
turen nach  Nencki’s  Verfahren  zu  erhalten.  Nicht  aus  allen  Bak- 
terienarten konnten  die  Eiweisskörper  durch  stark  verdünnte  Kali- 
lauge in  genügender  Menge  extrahirt  werden.  Die  beste  Ausbeute 
an  Proteinen  wurde  aus  Kartoffelkultureu  des  B.  pyocyaneus  er- 
halten. Die  Vegetation,  mit  etwas  Wasser  und  dem  ca.  50  fachen 
0,5 °/0  Kalilauge  in  der  Reibschale  verrieben,  quillt  zu  einem  zähen 
Schleim,  der  sich  bei  Digestion  im  Wasserbade  verflüssigt.  Nach 
einigen  Stunden  ist  der  grösste  Theil  der  Bakterien inasse  gelöst. 
Man  filtrirt  durch  kleine  Papierfilter. 

Das  klare,  von  Pyocyanin  gefärbte  Filtrat  gibt  bei  vorsichtigem 
Ansäuern  mit  verdünnter  Essigsäure  oder  Salzsäure  einen  volumi- 
nösen Niederschlag  von  Protein.  Dieses  wird  mit  Wasser  ausge- 
waschen, dann  in  Wasser  vertheilt  und  durch  Zusatz  einiger  Tropfen 
Sodalösung  aufgelöst.  Die  (ca.  10  °/0 ige)  Lösung  zeigt  dunkelbraune 
Farbe  und  die  Neigung,  in  der  Kälte  zu  gelatiniren.  Die  chemischen 
Reaktionen  des  Pyocyaneusproteins  stellen  es  wie  das  Pneu- 
mobacillenprotein  den  Pflanzenkaseinen  an  die  Seite.  Die  Protein- 
ausbeute (mit  11,52%  Asche,  grösstentheils  Kochsalz)  aus  Pyo- 
cyaneus beträgt  bis  nahezu  20%  der  Trockensubstanz.  — Auch 
aus  Kulturen  von  Mi  er.  pyogenes  aureus,  B.  typhi  abdom., 
subtilis,  acidi  lactici,  solani  tuberosi  ruber  konnten 
genügende  Mengen  von  Protein  hergestellt  werden.  — Aile  diese 
Bakterienp  rote  Ine  wirkten  nun  stark  anlockend  auf 
Leukocyten.  Die  Versuche  wurden  so  angestellt,  dass  die  ge- 
lösten Proteine  in  spindelförmige,  mehrere  Millimeter  weite  Glas- 
röhrchen eingeschmolzen,  durch  längeres  Auskochen  sterilisirt  und 
unter  die  Rückenhaut  von  Kaninchen  eingeschoben  wurden.  Subkutan 
wurden  schliesslich  die  Spitzen  der  Röhrchen  abgebrochen.  — Auf 
Asepsis  wurde  dabei  das  grösste  Gewicht  gelegt  und  jedesmal  wurde 
experimentell  konstatirt,  dass  lebende  Bakterien  bei  der  nun  folgenden 
Leukocytenansammlung  (Eiterbildung)  unbetheiligt  waren.  — 2 bis  3 
Tage  nach  der  Einführung  fanden  sich  in  den  freien  Enden  der  Röhr- 
chen stets  mehrere  Millimeter  starke  Pfropfen  von  faserstoffhaltigem 
Eiter  mit  zahllosen  Rundzellen.  Besonders  intensiv  anlockend  wirkte 
das  Typhusbacillenprotein,  bei  welchem  sich  auch  die  Umgebung  der 
Druckstelle  mit  Leukocyten  infiltrirt  erwies. 

Ist  durch  vorstehende  Versuche  bewiesen,  dass  die  Eiweisskörper 
der  Bakterienzelle  anlockend  auf  Leukocyten  wirken,  so  lehrten 
weitere  Versuche  mit  chemischen  Substanzen,  die  als  Zers  etzun  gs- 
stoffe  der  Bakterien  bekannt  sind,  wohl  in  Betracht  kommen 


418  Schutzimpfung,  kiiusil  Infektionskrankheiten,  Entwichelungshemnaung  etc. 


konnten  (buttersaure3  uoc»  valeriansaures  Ammon,  Trimethylamin, 
Ammoniak,  Leucin,  Tyrosin,  salzsaures  Glykokoll,  Harnstoff,  harn- 
saures Ammon,  Skatol  in  1—5%  Lösung  in  Kapillaren  sterilisirt  unter 
die  Haut  gebracht  und  durch  24  Stunden  hier  liegen  gelassen),  da9S 
die  meisten  negative  Chemotaxis  zeigen,  einige  sich  indifferent  ver- 
halten und  nur  Leucin  und  Glykokoll  anlockend  wirkten , aber  in 
unvergleichlich  geringerem  Maasse,  als  die  gleichzeitig  geprüften 
Proteine.  (Kadaverin  [Putresoin,  Phlogosin.  Ref.]  stand  nicht  zur 
Verfügung.) 

Verf.  zeigt  weiterhin,  dass  nicht  bioss  die  Bakterien  die  spezi- 
fischen Lockstoffe  für  Leukoeyten  enthalten.  Die  Versuche  lehrten, 
dass  Glutinkasein  aus  W eizenkleber,  ebenso  Legumin  aus 
Erbsen  in  schwach  alkalischer,  5 — 10%iger  Lösung  stark  positiv 
chemotaktisch  für  Leukoeyten  sind.  — Ebenso  bewirkte  Injektion 
von  Weizenmehlbrei  und  Erbseumehlbrei  enorme  Leukocytenanhäufung. 

— Koutrollversuche  mit  Kieselguhremulsion  in  0,7  °/0iger  Kochsalz- 
lösung, mit  Stärkemehl  und  1 °/0  Dinatriumphosphat  lehrten,  dass 
bei  der  Wirkung  der  Mehlbreie  der  „taktile“  Reiz  sowie  die  ge- 
nannten Stoffe  nicht  betheiligt  smd.  Diese  Wirkung  dürfte  also  auf 
die  Pfianzenkaseine  zu  beziehen  sein,  die  iu  den  Samen  der  Cerea- 
lien und  Leguminosen  als  vorhanden  angenommen  werden.  Verf. 
vermuthet  per  analogiam,  dass  die  von  ihm  dargestellten  Bakterieu- 
protei'ne  in  der  Bakterienzelle  präexisteut  seien  und  von  ihnen  daher 
auch  die  pyogene  Wirkung  der  sterilisirten  Kulturen  ausgehe. 

Verf.  weist  darauf  hin,  dass  hiermit  auch  die  Aufklärung  ange- 
bahnt sei,  warum  die  Leukoeyten  — wie  seit  Langem  bekannt  — 
jene  Orte  im  Organismus  aufsuchen , wo  Resorptionsprozesse  patho- 
logischer oder  physiologischer  Natur  vor  sich  gehen.  Mit  Rücksicht 
auf  derartige  Vorgänge  physiologischer  Art  wurden  vom  Verf.  auch 
Umwandlungsprodukte  thierischer  Gewebe  gegen  Leukoeyten  geprüft. 

— Pepton  (Grübler)  zeigte  keine  Lockwirkung,  eine  starke 
dagegen  Leim  aus  Knochen  (10%)  und  Hausenblase,  ferner 
5 — 10%ige,  schwach  alkalische  Lösungen  von  Alkalialbumi- 
naten,  die  aus  M us  kel  f lei  s ch,  Leber,  Niere  und  Lunge 
von  Kaninchen  durch  Behandlung  mit  3°/0iger  Kalilauge,  fällig  mit 
verdünnter  Säure  u.  s.  w.  erhalten  worden  waren.  Schwächer 
anlockend  wirkten  die  Alkalialb uminate  aus  Blut  und 
Eidotter;  ohne  Wirkung  blieben  die  Albuminate  aus  Fibrin  und 
Eierei  w eis  s.  — Stark  anlockend  wirkte  Hemialbumose 
(Grübler).  — Nach  allen  diesen  Versuchen  scheint  es  also,  dass 
die  allerersten,  wenigst  modifizirten  Umwandlungs- 
und Ze  r fall  s pr  o d u k te  der  tbierischen  Gewebe  chemotaktisch 
auf  die  Leukoeyten  wirken. 


Nach  neueren  Versuchen,  besonders  denen  v.  Limbeck's,  ist 
allgemeine  Leukocytose  eine  Theilerscheinung  einer  Reihe 
fieberhafter,  entzündlicher  Prozesse. 

Versuche  ßömer’s  zeigten  nun,  dass  direkte,  intravenöse  In- 
jektion (in  die  Ohrvene  von  Kaninchen)  der  Leukocyter.reizstoffe 
beträchtliche  Zunahme  der  Leukocytenzahl  im  Blute 


Schutzimpfung,  küustl.  Infektionskrankheiten,  Entwickeiungsbemasung  etc.  419 


bewirkt.  Die  Zunahme  trat  gewöhnlich  erst  nach  8 Stunden  deut- 
lich hervor,  hielt  aber  dann  bis  zum  nächsten  Tage  an  und  konnte 
durch  erneute  Injektion  gesteigert  werden.  So  ging  das  ursprüng- 
liche Verhältuiss  der  weissen  zu  den  rotheri  Blutkörperchen  von 
1 : 318  bei  täglicher  Injektion  von  je  2 ccm  8°/0iger  Pyocyaneus- 
protein-Lösung  endlich  am  Abend  des  4.  Tages  in  das  Verhältuiss 
I : 38  über.  Diese  Veränderung  ist  nicht,  auf  Abnahme  der  Zahl  der 
rothen  Blutkörperchen  zu  beziehen.  Diese  blieb  fast  unverändert. 
Die  Berechnung  ergab  fast  7 fache  Vermehrung  der  Leukocyten.  Die 
weissen  Blutkörperchen  fanden  sich  dabei  sehr  häufig  in  Gruppen 
von  2,  4,  ja  10  und  20  an  einander  haftend  im  Veneublute.  — Aehn- 
lieh,  aber  schwächer,  wirkten  Giutinkasein  und  Alkalialbuminat  aus 
Kalbsmuskel. 

In  einem  Schlussabschnitte  behandelt  B.  die  Beziehungen 
der  Leukocytenanlockung  zur  Entzündung  und  Eite- 
rung. Nur  wenn  Bakterien  im  Gewebe  in  Involution  gerathen  und 
zu  Grunde  gehen,  und  Ausscheidung  von  Inbaitsstoffen  der  Zelle, 
und  zwar  von  Bakterienprotei'nen  erfolgt,  findet  chemotaktische 
Wirkung  auf  die  Leukocyten  und  damit  Ansammlung  derselben  am 
Entzündungsherde  statt.  Alle  von  B.  geprüften  Zersetzungsstoffe  der 
Bakterien  verhielten  sich  in  dieser  Beziehung  indifferent.  Kadaverin 
stand  ihm  nicht  zur  Verfügung. 

B.  vermuthet,  dass  seine  pyogene  Wirkung  indirekt  zu  Stande 
komme,  ähnlich  wie  er  sich  die  Wirkung  des  Trimethylamin  vor- 
stellt. Dieser  Stoff  lockt  beim  Röhrchenversuch  (s.  o.),  wobei  nur 
wenig  davon  ins  Gewebe  gelangt,  die  Leukocyten  nicht  an.  Wohl 
aber  tritt  nach  seiner  subkutanen  Injektion  binnen  8 — 14  Tagen 
Eiterung  eiu.  Bei  letzterer  Versuchsordnung  finden  unter  Einwirkung 
des  injizirten  Stoffes  Zersetzungen  im  umliegenden  Gewebe  statt. 
Unter  den  Umwandlungsprodukten  desselben  können  solche  sein, 
welche  ähnlich  wie  die  Alkalialbuminate  auf  Leukocyten  wirken. 
Dass  so  giftige  Stoffe  wie  Kadaverin,  Trimethylamin,  Terpentin,  Ka- 
lomel,  dass  Quecksilber  direkt  die  Leukocyten  locken  , ist  nicht  an- 
zunehmen. 

Den  Unterschied  zwischen  Eiterung  und  der  An- 
häufung der  Leukocyten  bei  einem  einfachen  Resorp- 
tionsvorgange  findet  B.  lediglich  in  der  Rück  wan d erung.  Bei 
der  entzündlichen  Eiterung  begeben  sich  die  Leukocyten  an  Orte, 
wo  sie  der  schädlichen  Wirkung  von  Bakterienstoffen  ausgesetzt  sind, 
gelähmt  werden,  sich  immer  mehr  anhäufen  uud  degeneriren. 

Bei  den  Resorptionsvorgängen  dagegen  erfolgt  Rückwanderung, 
welche  der  Zuwanderung  bald  die  Waage  hält,  so  dass  die  Gesammt- 
menge  der  örtlich  versammelten  Leukocyten  von  da  an  nicht  mehr 
wächst. 

Durch  Versuche  am  Menschen  kommt  B.  zu  dem  wichtigen 
Schlüsse,  dass  die  entzündliche  Reizung  der  fixen  Ge* 
webselemente  mit  der  Leukocytenanlockung  unlös- 
lich verbunden  sei.  Die  chemotaktischen  Stoffe  rufen  stets  beide 
Wirkungen  hervor.  — 3,5  mg  Protein  d e s ß.  py  o cy  an  e u s in 
1 ccm  Lösung  aseptisch  unter  die  Haut  des  Vorderarms  gebracht. 


4.20  Schutzimpfung,  küustl.  Infektioaskranklieiffiu,  Entwickeluogshumuiung  etc. 


halte  ganz  ähnliche  Wirkung,  wie  die  seiner  Zeit  von  B.  versuchte 
sterilisirte  Kultur  des  Pneumobacillus  (Berl.  kliu.  Wochenschr.  1890. 
No.  10):  Schmerzgefühl,  besonders  längs  der  Impfbahnen  des  Armes 
2 Stunden  nach  der  Injektion,  Schwellung  der  Impfstelle.  — Am 
folgenden  Tage  erysipeiartige  Schwellung,  Röthung  und  Erhitzung  der 
Haut  um  die  Impfstelle  in  der  Ausdehnung  von  zwei  Handtellern, 
Röthung  längs  der  Lymphbahnen.  Lebhafter  Schmerz.  — Am  3. 
Tage  Ausdehnung  der  Entzündung  über  die  ganze  eine  Seite  des 
Vorderarms.  — Vom  4.  Tage  an  Rückbildung.  — Allgemeinbefinden 
kaum  gestört,  Körpertemperatur  nicht  über  37,8 0 C. 

Viel  schwächer,  aber  prinzipiell  gleichartig,  war  die  Wirkung  des 
Glutinkase'ias.  10  mg  in  1 % Lösung  erzeugten  binnen  24  Stunden 
handtellergrosse,  erysipelartige  Schwellung.  Röthung  und  Tempera- 
turerhöhung an  der  Impfstelle.  Am  folgenden'  Tage  schon  begann 
das  Verblassen.  Der  Schmerz  war  sehr  gering  gewesen , längs  der 
Lymphbahnen  war  keine  Röthung  eingetreteo.  Trotzdem  ist  nicht 
zu  zweifeln,  dass  die  Reaktion  eine  entzündliche  war,  und  dass  man 
durch  grössere  Mengen  des  Stoffes  die  heftigsten  Erscheinungen  her- 
vorrufen  könnte. 

Zum  Schlüsse  betont  Verf.  die  praktische  Bedeutung  seiner  Ver- 
suchsergebnisse. — Schon  1877  hat  Verf.  die  Ueberzeugung  ausge- 
sprochen, dass  die  Entzündung  eines  der  wirksamsten  Schutzmittel 
gegenüber  den  Bakterienvegetationen  darstellt.  In  diesem  Sinne  hat 
er  damals  seine  Versuche  über  künstliche  Begrenzung  des  Brandes 
augestellt.  Seit  Jahren  suchte  er  Mittel  zu  finden,  um  eine  bakte- 
rienfreie, nach  Intensität  und  Ausdehnung  willkürlich  zu  begrenzende 
Entzündung  zu  erzeugen.  Vielleicht  kann  auf  dieses  Ziel  durch  Ver- 
suche mit  den  neu  aufgefundenen , harmlosen  chemischen  Ent- 
zündungsstoffen  mit  mehr  Erfolg  hingearbeitet  werden. 

Am  meisten  Aussicht  auf  Heilerfolge  bieten  die  chronischen  In- 
fektionen, wie  Verf.  immer  hervorgehoben  hat.  Das  Koch’sche 
Heilverfahren  bei  Tuberculose  muss  diese  Hoffnung  erhöhen. 

M.  Gruber  (Wien). 

Kianowsky,  B.,  Zur  Frage  über  die  antibakteriellen 
Eigenschaften  des  Magensaftes.  (Wratsch.  1890.  No.  38 
—41.)  [Russisch.] 

Durch  eine  Reihe  sorgfältiger  Versuche  am  Menschen  überzeugte 
sich  der  Verf.,  dass: 

1)  der  nüchterne  Magen  (14—18  Stunden  nach  der  ietzten 
Mahlzeit)  zahlreiche  Mikrobien  enthält. 

2)  Die  Zahl  der  Bakterienkolonieen , welche  aus  dem  Magenin- 
halte eine  Stunde  nach  der  Mahlzeit  erhalten  werden,  scheint  in 
keinem  Verhältnisse  zu  seiner  Acidität  und  zu  seinem  Salzsäure- 
gehalte zu  stehen;  sie  häDgt  direkt  von  dem  Mikrobiengehalte  der 
eingeführten  Nahrung  ab. 

3)  Der  Magensaft  tödtet  bei  mittlerer  Acidität  und  bei  mittlerem 
Salzsäuregehalte  die  im  Magen  enthaltenen  Mikroorganismen  syste- 
matisch , d.  h.  es  gehen  desto  mehr  Mikrobien  zu  Grunde,  je  länger 
der  Magensaft  wirkt. 


Bakteriol.  vom  X internationalen  mediciniscben  Kongresse  zu  Berlin.  42t 


4)  Eine  strenge  Proportionalität  zwischen  der  Steigerung  der 
Acidität  des  Mageninhaltes  und  dem  Zugrundegehen  der  Mikrobien 
existirt  nicht. 

5)  Bei  sehr  schwacher  Acidität  des  Mageninhaltes  findet  keine 
Abtödtung  der  Bakterien  statt;  im  Gegentheii,  es  wächst  ihre  Zahl 
beständig. 

6)  Versuche  an  Kranken,  deren  Magensaft  noch  genügende  Quan- 
tität freier  Säure  enthielt,  zeigten , dass  ihr  Saft  dieselben  antibak- 
teriellen Eigenschaften  besitzt,  wie  derjenige  gesunder  Menschen. 

Steinhaus  (Warschau). 

Fowler,  George  E.,  The  sterilization  of  Catgut,  with  a 
description  of  a new  simple,  and  efficient  method. 
(New  York  Med.  Record.  No.  1032.  1890.  p.  177.) 

Um  das  käufliche  Katgut  keimfrei  zu  machen,  kocht  es  Verf. 
eine  Stunde  lang  in  97  °/ö  Alkohol  (Siedep.  85 0 C),  wodurch  eine 
vollkommene  Sterilisirung  und  gleichzeitig  auch  eine  gründliche  Ent- 
fettung erreicht  wird.  Bei  der  von  Hodenpyl  ausgeführten  bakte- 
riologischen Untersuchung  ergab  sich,  dass  von  dem  nicht  sterilisirten 
Katgut,  wenn  es  auf  Nährböden  gebracht  wird,  sich  immer  eine 
grosse  Anzahl  von  Bakterienkolonieen  entwickelt.  Fünf  Minuten 
langes  Kochen  des  Katguts  in  Alkohol  bewirkt  eine  erhebliche  Ver- 
minderung der  lebensfähigen  Keime,  während  das  eine  Stunde  lang 
gekochte  Katgut,  wenn  ausgesät,  steril  bleibt.  W7urden  Stückchen  Kat- 
guts 24  Stunden  lang  in  frischen  Fleischbrühekulturen  von  Strepto- 
coccus pyogenes,  Staphyloc.  pyog.  au  reus,  Anthraxbacillen 
und  -sporen  belassen  und  dann  mit  siedendem  Alkohol  behandelt, 
so  blieben  alle  damit  angelegten  Kulturen  steril,  wenn  die  Ein- 
wirkung 45  Minuten  oder  länger  angedauert  hatte.  Nach  halbstün- 
digem Kochen  waren  die  Milzbrandsporen  noch  entwicklungsfähig, 
dagegen  die  Milzbrandbacillen  und  die  Eiterkokken  abgetödtet.  Eine 
kürzere  Dauer  der  Einwirkung  des  siedenden  Alkohols  gab  unsichere 
Resultate.  Kral  (Prag). 


Origsnalberichte  über  Kongresse. 

Bakteriologisches  vom  X.  internationalen  medicinischen 
Kongresse  zn  Berlin,  4, — 9.  August  1890» 

(Fortsetzung.) 

Aus  den  Abtheil  ungs-Sitzungeu. 

XV.  Abtheilung:  Hygiene. 

Herr  Sormani  (Pavia).  Ueber  Aetiologie,  Pathogenese 
und  Prophylaxe  des  Tetanus. 

Nach  einem  einleitenden  Rückblicke  auf  die  Resultate  der  jüngsten 


42 2 ßakteriol.  vom  X.  internationalen  mediciniscben  Kongresse  zu  Berlin. 


bakteriologischen  Forschungen  über  Tetanus  bemerkt  S.,  dass  er  vor- 
erst die  Frage  über  die  Provenienz  des  Tetanusbacillus,  welcher  sich 
so  konstant  in  gedüngtem  Boden  , in  Stall-  und  Strassenerde  und 
auch  im  Fussbodenstaube  der  Wohnungen  vorfindet,  experimentell  zu 
beantworten  suchte.  S.  hatte  bereits  nachgewiesen , dass  Thiere  den 
Tetanusbacillus  mit  der  Nahrung  zu  sich  nehmen  können , ohne  zu 
erkranken,  dass  der  Bacillus  den  ganzen  Digestionstraktus  passirt, 
ohne  etwas  von  seiner  Virulenz  einzubüssen  und  dass  dann  die  Fäces 
der  betreffenden  Thiere  stark  tetanigen  sind.  Als  er  seine  Unter- 
suchungen auf  Thiere  ausdehute,  welche  vorher  keine  Tetanuskultur 
erhalten  hatten,  fand  S. , dass  die  Fäces  vieler  Thierarten  natürlich 
tetanigen  sind.  Um  jede  Fehlerquelle  zu  vermeiden,  wurden  die 
Fäces  den  Thieren  ausserhalb  des  Laboratoriums  direkt  mittelst 
sterilisirter  Glasröhren  entnommen.  Das  frühere  Resultat  wurde 
neuerdings  bestätigt  und  die  Fäces  von  Meerschweinchen,  Kaninchen, 
Hühnern  und  Hundeu  erzeugten  sehr  häufig,  wenn  auch  nicht  immer, 
Tetanus,  als  sie  Mäusen  und  Kaninchen  subkutan  verimpft  wurden. 
Augenscheinlich  kam  die  tetanigene  Infektion  der  Fäces  bei  diesen 
Thieren  von  der  Erde  her,  mit  welcher  deren  Nahrung  gewöhnlich 
beschmutzt  ist.  Ein  Hund  erhielt  als  Nahrung  Brot  und  Suppe  in 
der  Weise,  dass  nichts  mit  Erde  verunreinigt  werden  konnte.  Nichts- 
destoweniger blieben  die  Fäces  des  Thieres  noch  weitere  zwei  Mo- 
nate tetanigen.  Man  untersuchte  die  Erde  der  Lagerstätte,  auf 
welcher  es  zu  ruhen  pflegte  und  konnte  in  derselben  den  Tetanus- 
bacillus nachweisen.  Das  Thier  führte  das  Virus  durch  Belecken 
des  eigenen  Felles  ein  und  thatsächlich  fanden  sich  auch  sehr 
zahlreiche  Haare  in  seinen  Fäces  vor.  Dieses  Resultat  bestätigt  die 
Thatsache,  dass  es  gerade  das  Verschlucken  der  tetanigenen  Erde 
ist,  weshalb  die  Fäces  der  Thiere  das  Virus  enthalten.  Um  fest- 
zustellen, ob  und  wann  die  Virulenz  der  Fäces  aufhört,  wenn  die 
Ursache  der  Verunreinigung  des  Futters  beseitigt  ist,  wurden  viele 
Versuche  mit  kleineren  Thieren  angestellt,  ohne  jedoch  eindeutige 
Ergebnisse  zu  liefern.  Man  wählte  daher  wieder  einen  Hund  mit 
tetanigenen  Fäces,  dem  ein  dichter  metallener  Maulkorb  angelegt 
und  derart  befestigt  wurde,  dass  das  Thier  ausser  Stande  war.  etwas 
von  aussen  einführen  zu  können.  Es  erhielt  einmal  des  Tages  Brot, 
und  gut  gekochte  Milch  in  reinen  Gefässen.  Die  Fäces  dieses 
Hundes,  welche  man  unter  den  erwähnten  Kautelen  entnahm,  wurden 
täglich  an  weisse  Mäuse  verimpft.  Die  Mäuse  giogen  an  Septikämie 
oder  Tetanus  zu  Grunde.  Die  Versuche  wurden  40  Tage  lang  fort- 
gesetzt. An  Tetanus  die  geimpften  Mäuse  der  ersten  16  Tage;  nach 
dieser  Zeit  zeigte  keine  mehr  tetanische  Symptome.  Wenn  inan  dem- 
nach jede  Verunreinigung  der  Nahrung  ausschliesst,  so  hören  die 
Fäces  auf,  tetanigen  zu  sein.  Mit  den  Fäces  von  Säuglingen  lässt 
sich  Tetanus  auch  thatsächlich  nicht  hervorbringen.  Bemerkenswerth 
erscheint,  dass,  wenn  auch  jede  weitere  Einführung  neuen  Giftes  per 
os  ausgeschlossen  wird,  die  Fäces  ihre  spezifische  Virulenz  doch 
noch  16  Tage  hindurch  bewahren.  Diese  Tbatsacbe  könnte  durch 
die  im  Darmkanal  stattfindende  Vermehrung  des  Virus  erklärt  werden. 
Der  folgende  Versuch  zeigt,  dass  das  tetanigene  Virus  im  Darme  jene 


Bakteriol.  vom  X.  internationalen  medicinischen  Kongresse  zu  Berlin.  423 


ursprüngliche  Virulenz  wiedererlangt,  welche  durch  die  Einwirkung 
der  Magensäfte  eine  gewisse  Abschwäcbung  erlitten  hat.  Bringt  man 
eine  Tetanuskultur  in  den  Magen  eines  Kaninchens,  tödtet  es  nach 
48  Stunden  und  impft  nun  vom  Mageninhalte  desselben  eine  Maus 
und  gleichzeitig  eine  zweite  mit  dem  Darmiuhalte,  so  wird  letztere 
früher  an  Tetanus  zu  Grunde  gehen,  als  die  mit  dem  Mageninhalte 
geimpfte.  Alle  diese  Resultate  führen  zu  der  Annahme,  dass  die 
Sporen  des  Tetanusbacillus,  welche  sich  im  Boden  vorfinden,  aus 
Faces  herstammen.  Durch  die  Versuche  Be  um  er ’s  ist  es  bekannt, 
dass  das  tetanigene  Virus  fast  ausschliesslich  in  den  obersten  Schich- 
ten des  gedüngten  Bodens,  der  Strassen  und  der  Ställe  vorhanden 
ist,  nämlich  ebenda,  wo  vorzugsweise  die  Faces  der  Thiere  deponirt 
werden.  Die  auaeroben  saprogenen  Bacillen,  die  steten  Begleiter 
unreiner  Tetanuskulturen,  können  als  indirekter  Beweis  für  die  Her- 
kunft des  Tetanusbacillus  aus  Fäces  und  Düngergruben  angesehen 
werden.  Uebrigens  tragen  die  saprogenen  Bacillen  in  den  Tetanus- 
kulturen dazu  bei , die  Vermehrung  des  Tetanusbacillus  zu  be- 
günstigen und  seine  Virulenz  zu  erhalten.  Die  Annahme  ist  nicht 
unberechtigt,  dass  derselbe  Vorgang  auch  im  Darmkanal  in  ähnlicher 
Weise  stattfinden  müsse.  Hieraus  wird  es  verständlich,  in  welcher 
Art  sich  der  schädliche  Kreislauf  etablirt.  Die  tetanigene  Erde  ver- 
unreinigt die  Nahrung  vieler  Thiere  und  daher  auch  ihre  Fäces 
und  aus  den  Fäces,  in  welchen  sich  das  tetanigene  Virus  vermehrt 
hat,  gelangt  wieder  eine  grössere  Quantität  desselben  Virus  auf  die 
Bodenoberfiäche  zurück.  Dadurch  wird  es  klar,  weshalb  die  tetanigene 
Infektion  insbesondere  durch  Verunreinigung  von  Wunden  mit  ge- 
düngter Gartenerde,  oder  mit  Erde  von  Feldern,  Strassen,  Ställen  etc. 
stattfindet  und  wie  solche  Erde  auch  auf  den  Fussboden  der  Woh- 
nungen gelangen  kann.  Schliesslich  findet  damit  auch  die  Häufig- 
keit von  Tetanus  bei  Thieren  nach  der  Kastration  ihre  Erklärung, 
weil  es  sich  hierbei  um  Theile  handelt,  die  leicht  durch  Fäces  ver- 
unreinigt werden. 

S.  hatte  bereits  nachgewiesen,  dass  das  tetanigene  Virus  keine 
Infektiou  erzeugt,  wenn  es  in  die  Verdauungswege  gebracht  wird 
oder  wenn  es  durch  die  Respirationswege  in  den  Orgauismus  gelangt. 
Durch  Inhalation  von  getrocknetem  Virus  und  durch  direkte  Injektion 
in  die  Trachea  konnte  bei  Versuchsthieren  Tetanus  nicht  ausgelöst 
werden.  Der  einzige  Infektionsweg  ist  demnach  das  Eindringen  des 
Tetanusbacillus  in  das  Gewebe,  wo  er  anaerobe  Bedingungen  vor- 
findet und  wo  seine  toxische  Sekretion  direkt  vom  Blute  absorbirt 
und  den  Nervencentren  zugeführt  werden  kann.  Versuche  an  Ka- 
davern von  an  Tetanus  gestorbenen  Individuen  bestätigten,  dass  sich 
der  Bacillus  weder  im  Blute  und  den  Nervencentren,  noch  in  den 
inneren  Organen  vorfindet.  Die  Richtigkeit  der  Ro senb ach’schen 
Theorie  konnte  mit  dem  folgenden  Versuche  bestätigt  werden.  Ein 
Röhrchen  aus  porösem  Porzellan  von  0,5  ccm  Rauminhalt  wurde  mit 
virulenter  Tetanuskultur  angefüllt,  mit  einem  Guttaperchapfropfen 
verschlossen  und  derart  verkittet,  dass  keine  Flüssigkeit  heraustreten 
konnte.  Das  Röhrchen  wurde  hierauf  einem  kräftigen  Kaninchen  in 
eine  grosse  subkutan  angelegte  Tasche  eingeführt.  Die  Wunde  heilte 


424 


Nene  Litteratnr. 


rasch.  Am  12.  Tage  stellten  sich  die  ersten  tetanischen  Symptome 
ein,  welche  sich  nach  und  nach  schärfer  ausprägten.  Das  Thier  starb 
am  17.  Tage  an  allgemeinem  Tetanus.  In  dem  die  Impfstelle  uni“ 
gebenden  Gewebe  waren  keine  Mikroorganismen  auffindbar.  Kulturen 
und  Impfungen  mit  diesem  Gewebe  blieben  gänzlich  resultatlos.  Das- 
selbe Röhrchen  anderen  Thieren  applizirt,  erzeugte  Tetanus  in  einer 
kürzeren  Zeit,  ohne  dass  ein  Heraustreten  von  Mikroorganismen  statt- 
gefunden  hätte.  Der  Tod  der  Versuchsthiere  erfolgte  demnach  durch 
die  Sekretionsprodukte  des  Tetanusbacillus  und  durch  Absorption 
eines  löslichen  Giftes. 

(Fortsetzung  folgt.) 


Neue  Litteratur 

znsammengestellt  von 

I)R.  AbTHTTR  WtTRZBURG, 

Bibliothekar  im  Kaiserlichen  Gesundheitsamt  in  Berlin. 


Allgemeines  Uber  Bakterien  he«  Parasiten. 

Crookshank,  E.  M..  Manual  of  bacteriology.  3 ed.  8*.  478  p.  London  (Lewis)  1891. 

21  sh, 

Migula,  VF.,  Die  ßakterien.  (Weber’s  natnrwissenschaftl.  Bibliothek.  No.  2.)  8°.  XII, 

217  p.  m.  30  Textabbildgn.  Leipzig  (J.  J.  Weber)  1891.  3 M. 

Biologie. 

(Gährung,  Fäulniss,  Stoffwecbselprodukte  nsw.) 

Büfgen,  K.,  Der  Honigtau.  Biologische  Studien  an  Pflanzen  und  Pfiauzenlänsen.  (Son- 
derdr.)  gr.  8°.  IV,  89  p.  m.  2 Taf.  Jena  (Fischer)  1891.  3 K. 

Saafcori,  S.,  L’inflnenza  della  temperatnra  sull’  azione  microbicida  della  luce.  (Ballett, 
d.  r.  accad.  med.  di  Roma.  1890.  No.  6/7.  p.  886 — 405) 

Tan  Senns,  A.  E.  C , Bijdrage  tot  de  kennis  der  ceHulosegisting.  Proefschrift.  gr.  8°. 
188  p.  Leiden  (T.  M.  H.  Leonards)  1890. 

Beziehungen  der  Bakterien  und  Parasiten  zur  unbelebten  Natur. 

Nahrung s~  und  Genussmittel,  Gebrauehsgegenstände. 

Fleischvergiftung  in  Löbtan.  (Veröffentl.  d.  kais.  Gesnndh. -Amtes.  1891.  No.  8.  p 121.) 

Beziehungen  der  Bakterien  nnd  Parasiten  znr  belebten  Natur. 

Krankheitserregende  Bakterien  und  Parasiten. 

Netchaeff,  I".,  Phagocyten  in  Beziehung  zu  infektiösen  pathogenen  Mikroorganismen. 
(Medicinsk.  obosren.  1890.  p.  976 — 982.)  [Russisch.] 

Krankheitserregende  Bakterien  und  Parasiten  bei  Menschen. 

A.  Infektiöse  Allgemeinkrarikheiten. 

Erkrankungen  an  Infektionskrankheiten  in  Baden,  Hamburg,  Mailand,  Moskan.  (Ver- 
öffentl. d.  kais.  Gesnndh. -Amtes.  1891.  No.  2.  11.  p.  25.  174.) 

Erkrankungen  an  Infektionskrankheiten  in  Oesterreich  1890,  1.  Januar  bis  21.  Juni. 
(Veröffentl.  d.  kais.  Gesundh.-Amtes.  1891.  No.  2.  p.  25.) 

▼.  Ziemssen,  Die  Revision  der  Allerhöchsten  Verordnnng  vom  13  Juli  1862,  die  Ver- 
pflichtung der  Medicinalpersonen  znr  Anzeige  ansteckender  Krankheiten  unter  Men- 
schen nnd  Thieren  betr.  [Verband!  des  Bayer.  Obermedicinal-Ausschusses.]  (Müocb, 
medic.  Wochenschr.  1891.  No.  8.  p.  151 — 162.) 


Neue  Literatur. 


425 


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W undinfektionskrankheiten. 

(Eiterung,  Phlegmone,  Erysipel,  acutes  purulentes  Oedem,  Pyämie,  Septikämie, 
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Infektionsgeschwülste. 

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No.  S.  p.  48 — 50.) 

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Diphtherio  und  Croup,  Keuchhusten,  Grippe,  Pneumonie,  epidemische  Genickstarre, 
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426 


Nene  Litteratur. 


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C.  Entozootisehs  Krankheiten. 

(Finnen,  Bandwürmer,  Trichinen,  Echinokokken,  Filaria,  Oestruslarve,  Ascaris, 
Anchylostomum,  Trichocephalus,  Oxyuris.) 

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grundelegung eines  Falles  von  Leberabscessen  in  Folge  von  Ascariden  bei  einem 
Rinde.  (Münch,  medic.  Abbandl.  2.  Reihe.  Arbeiten  aus  der  kgl.  Universitäts- 
Kinderklinik  v.  H.  Ranke.  1.  Hft.)  gr.  8°.  19  p.  m.  2 Fig.  München  (Lehmann) 

1891.  1 M. 


Krankheitserregende  Bakterien  und  Parasiten  bei  Menschen  und  Thierm. 

Milzbrand. 

Fischei,  F.,  Untersuchungen  über  die  Milzbrandinfektion  bei  Fröschen  und  Kröten. 
(Fortscbr.  d.  Medic.  1891.  No.  2.  p.  45 — 60.) 

Krankheitserregende  Bakterien  und  Parasiten  bei  Thieren. 

Säugethiere. 

A.  Infektiöse  Allgemeivkrankheiten. 

Galtier,  M.  V.,  Traite  des  maladies  contagieuses  et  de  la  poliee  sanitaire  des  ttnimaux 
domestiques.  II.  dd.  Avec  fig.  Tomei.  8°.  Paris  (Asselin  et  Houzeau)  1891.  25  fr. 

Serafini,  A.,  Sul  grado  di  virulenza  öelle  fecci  di  animali  infcttati  con  batteri  patogeni. 
(Bullett.  d.  r.  accad.  med.  di  Roma.  1890.  No.  6/7.  p.  327 — 341.) 

Krankheiten  der  Wiederkäuer. 

(Rinderpest,  Lungenseuche,  Texasseuche,  Genickstarre,  Ruhr  und  Diphtherie  der 
Kälber,  Rauschbrand,  entozootisches  Verkalben.) 

Laquerriere,  Note  sur  la  Conservation  du  virus  peripneumonique  par  Ja  congelation. 
(Rec.  de  mdd.  vetdrin.  1890.  No.  24.  p.  700 — 703.) 

Krankheiten  der  Einhufer. 

(Typhus,  Influenza,  Beschälkrankheit,  Septikämie,  Druse.) 

Fleming,  9,,  Influenza.  (Veterin.  Jonrn.  1891.  Jan.  p.  1 — 9.) 

Vögel. 

Klein,  E.,  Ein  weiterer  Beitrag  zur  Kenntniss  der  Aetiologie  der  Grouse  Disease.  (Cen- 
tralbl.  f.  Bakteriol.  u.  Parasitenk.  Bd.  IX.  1891-  No.  2.  p.  47 — 48.) 

Krankheitserregende  Bakterien  und  Parasiten  bei  Pflanzen. 

Lommatzsch,  W.,  Beobachtungen  über  den  Fichtenritzenscborf  (Hysterium  macrosporutn 
Hrtg.).  (Tharander  forstl.  Jabrb.  1890.  No.  3.  p.  144 — 160.) 


Nene  Litteratur. 


42T 


Schutzimpfangen,  künstliche  Infektionskrankheiten,  Entwieke- 
inngskemnmng  nnd  Vernichtung  der  Bakterien  mit  besonderer 
Berücksichtigung  der  Arbeiten  über  das  Koch’sche 
Heilverfahren  gegen  Tuberculose. 

Bean,  C.  E , Brief  prelimin&ry  notes  on  five  oases  of  tuberculosis  treated  with  Koch’s 
lyuaph.  (Northwest.  Lancet.  1881.  No.  3.  p.  46 — 48.) 

Biedert,  P.,  Ueber  die  Gefahren  nnd  den  Nutzen  des  Koch’schen  Heilverfahrens  nebst 
einem  Schema  zur  Vermeidung  der  ersteren.  (Berlin,  klin.  Wochenschr.  1891.  No.  8. 
p.  197—199.) 

Bridger,  A.  E.,  Dr.  Koch’s  remedy : the  treatment  of  consumption.  A physiciau’s  study 
of  Dr.  Koch’s  System.  Observation  of  nearly  250  cases  under  treatment  at  Berlin 
and  personal  experience  of  injections  and  their  effect.  8°.  92  p.  London  (J.  Ilogg) 

1891.  1 sh. 

Burnett,  J.  C.,  Five  year’s  experience  in  the  new  eure  of  consumption  by  its  owu  virus. 
Iilust.  by  54  eases.  8°.  London  (Homoeop.  Publish.  Co.)  1891.  2 sh.  6 d. 

Cadiot,  Gilbert  et  Eoger,  Tumeurs  blanches  prodaites  chez  le  tapin  par  inoculation 
intra-peritonöale  de  taberculose  aviaire.  (Compt  rend.  de  la  soe.  de  biol.  1891.  No.  4. 
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Cantani,  A.,  Ueber  das  Koch’scbe  Heilverfahren  in  der  Tuberculose.  (Berlin,  klin. 
Wochenschr.  1891.  No.  9.  p.  220 — 224  ) 

Cura,  la,  Koch  nelle  malattie  tubercolari.  Relazione  della  commissione  mediea  inviata 
a Berlino  dagli  osped.  Cottolaugo  e S.  Luigi  e della  Pia  Societä  salesiana  di  Torino. 
8°.  56  p.  Torino  1891.  1 £. 

Davy,  H.,  Dr.  Koch’s  fluid.  (Lancet.  1891.  Vol.  I.  No.  7.  p.  393.) 

Eichenwald,  A. , Ueber  das  Koch’sche  Heilverfahren  nach  den  in  Berlin  gewonnenen 
Eindrücken.  (Wiener  medic.  Blätter.  1891.  No.  7 — 9 p 99 — 101,  116  — 118,  133 — 
134  ) 

Frankel,  B.,  Ueber  den  gegenwärtigen  Standpunkt  des  Koch'scben  Heilverfahrens.  [Ein 
Resume.]  (Wiener  medic.  Blätter  1891.  No.  9.  p.  129 — 131.) 

Gepner,  B.,  Ein  Fall  von  Bindehautiupus,  nach  dem  Koch’scben  Verfahren  behandelt. 
(Centralbl.  f.  prakt.  Augenheilk.  1891.  Jan.  p.  1 — 7.) 

Guyon,  F.,  et  Alb&rran,  J.,  Les  injections  de  lympbe  de  Koch  dans  la  taberculose  uri* 
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Hueppe,  F.,  u.  Scholl,  H.,  Ueber  die  Natur  der  Koch'scben  Lymphe.  2.  Mitth.  (Bert, 
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Jones,  T.,  An  address  on  Koch’s  remedy.  (Northwest.  Lancet.  1891.  No.  3.  p.  37 — 39.) 

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— — , Heilmittel  gegen  die  Tuberculose.  J.  Hft.  (Sonderdr.)  gr.  8°.  98  p.  Leipzig 

(Georg  Thieme)  1891.  1,60  M. 

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v.  Korczynski , Die  Ergebnisse  der  bisherigen  Beobachtungen  über  die  Wirkung  der 
Koch’schen  Lymphe  bei  Lungentuberculose.  (Berlin,  klin.  Wochenschr.  1891.  No.  8. 
p.  195—197.) 

Kromayer,  Histologische  Mittheilung  über  die  Wirkungsweise  des  Tuherculins.  (Deutsche 
medic.  Wochenschr.  1891.  No  8.  p.  305 — 306.) 

Schweden.  Cirkular  der  Kgl.  Medicinalverwaltung  an  die  Aerzte,  betr.  die  Anwendung 
des  Koch’scben  Heilmittels  gegen  Tuberculose  bei  Menschen.  Vom  19.  Januar  1691. 
(Veröffentl.  d.  kais.  GesuDdh.-Amtes.  1891.  No.  9.  p.  147  — 148.) 

Smith,  W.  D , Report  on  the  treatment  of  pulmonary  tuberculosis  by  Koch’s  method. 
(Montreal  Med.  Journ.  1891.  No.  8.  p.  592^698.) 

Ssawtschenko,  J.  G.,  Ueber  Antbraximmuniiät.  (Wratsch.  1891.  No.  5,  6.  p.  132 — 133, 
168-  170.)  [Russisch] 

Vierling,  F.,  Ueber  das  Verhalten  der  Tuberkelbacillen  und  das  Sputum  nach  Injek- 
tionen mit  Koch’scher  Lymphe.  (Wiener  klin.  Wochenschr.  1891.  No.  9.  p.  164 — 166.) 


428 


Neue  Litteratur. 


Lahmann,  H.,  Eine  Kritik  von  Robert  Koch’s  „Fortsetzung  der  Mittbeilungen  über  ein 
Heilmittel  gegen  Tuberculose“.  (Internat,  klin.  Rundschau.  1891.  No.  8.  p.  301 — 304.) 
Laplace,  E , A report  of  six  eases  treated  by  Koch’g  lymph  for  the  eure  of  tuberculosig. 
(Med.  News.  1891.  No.  7.  p.  187—189.) 

Leser,  E.,  Beitrag  zur  operativen  Eröffnung  von  tuberculösen  Luugencavernen  behufs 
Behandlung  mit  Koch’s  Flüssigkeit.  (Münch,  medic.  Wocheuschr.  1891.  No.  6. 
p.  135—139.) 

Liebreich,  0.,  Die  Wirkung  der  cantharidinsauren  Salze.  (Therapeut.  Monatsb.  1891. 
No.  3.  p.  169—176.) 

Müller,  K , Die  bei  der  Anwendung  des  Koch'schen  Mittels  bisher  gewonnenen  Erfah- 
rungen. (Orvosi  betilap.  1891.  No.  7.)  [Ungarisch.] 

Haunyn,  B , Bericht  Uber  die  mit  dem  Koch’schen  Heilverfahren  auf  der  medicinischen 
Kiinik  zu  Strassburg  erzielten  Erfolge.  (Deutsche  medic.  Wochenscbr.  1891.  No.  9. 

p.  341—343.) 

Prior,  J.,  Das  Koch’sche  Heilverfahren  gegen  Tuberculosis  in  seiner  Einwirkung  auf 
den  gesammten  Organismus  und  den  Sitz  der  Erkrankung.  (Sonderdr.)  gr.  8°.  67  p. 

München  (Lehmann)  1891.  1,60  M. 

Äoeenbach,  0.,  Einige  Gesichtspunkte  zur  Beurtheilung  des  Koch’schen  Verfahrens  nebst 
Bemerkungen  über  den  Einfluss  antipyretischer  Massnahmen  auf  das  Reaktionslieber. 
(Deutsche  medic.  Wochenschr.  1891.  No.  8 p.  309 — 316.) 

8ohlichte,  Ueber  den  gegenwärtigen  Stand  der  Tuberculosenfrage  in  therapeutischer  Be- 
ziehung nach  meinen  in  den  Berliner  Krankenhäusern  empfangenen  Eindrücken.  (Med. 
Korrspdzbl.  d.  württemb.  ärztl.  Landesver.  1891.  No.  6,  7.  p.  41 — 44,  51 — 65) 
Schreiber,  Ueber  das  Koch’scbe  Heilverfahren.  (Deutsche  medic.  Wocheuschr.  1891. 
No.  8.  p.  306—309.) 

Schrötter,  Ueber  die  Lungentubercuiose  und  die  Mittel  zu  ihrer  Heilung.  Uebet  das 
Koch’sche  Heilverfahren  der  Tuberculose.  2 Vorträge,  gr.  8°  28  p.  Wien  (Carl 

Gerold’s  Sohn)  1891.  0,40  M. 


Inhalt. 


Originalmittheilungen. 

Danilewiky,  B.,  Ueber  den  Polymitus  ma-  I 
lariae.  Mit  6 Abbildungen.  (Origin.),  ! 
p.  397. 

Grassi,  3 , und  Feletti,  R , Malariapara- 
siten in  den  Vögeln.  (Orig.),  p.  403. 

Referate. 

Antolisei,  L’ematozoo  delia  quartaua,  p.  410. 

— , Süll’  ematozoo  della  terzana,  p.  410. 

Antolisei  e Angelini,  Note  sul  ciclo  bio- 
logico  dell’  ematozoo  falciforme,  p.  410. 

Artemieff,  Ueber  die  mikro-  und  bakterio- 
skopisebe  Untersuchung  der  Lochien, 
p.  414. 

Brandes,  G.,  Die  Familie  der  Holostomiden, 
p.  415. 

Coronado,  E.  V.,  Dermatophiius  penetrans 
de  los  paises  cälidos-Nigua,  p.  415. 

Danilewsky,  B.,  Ueber  die  Mikroben  der 
akuten  und  chronischen  Malariainfektiou 
bei  Vögeln,  p.  411. 

Gilbert,  A.,  et  Girode,  J.,  Contribution  ä 
l'elude  bactdriologique  des  voies  biliaires, 
p.  413. 

Limboarg  und  Levy,  Untersuchungen  über  ! 
sympathische  Ophthairnic,  p.  413. 


Unteieuehungsraethoden,  Instrumente  etc.. 

p.  416. 

Schutzimpfung , künstliche  Infektions* 
krankhaften,  Entwicklungshemmung 
und  Vernichtung  der  Bakterien 
und  Parasiten. 

Büchner,  H. , Die  chemische  Reizbarkeit 
der  Leukocyten  und  deren  Beziehung  zur 
Entzündung  und  Eiterung,  p.  416. 

Fowler,  George  R. , The  sterilization  of 
Oatgut,  with  a description  of  a new 
simple,  and  eflicient  method,  p.  421. 

Kianowsky,  B.,  Zur  Frage  über  dis  anti- 
bakteriellen Eigenschaften  des  Magen- 
saftes, p.  420. 

Originalberichte  über  Kongresse 

Bakteriologisches  vom  X.  inter- 
nationalen medicinischen 
Kongresse  zu  Berlin, 

4. — 9.  August  1890.  (Fortsetzung.) 

Scrmani,  Ueber  Aetiologie , Pathogenese 
und  Prophylaxe  des  Tetanus,  p.  421. 

Neue  Litteratur,  p 424. 


Kroiiifstinnsche  Buch  drucke  rei  (Hermsum  l'ohle)  in  J ena. 


Bakteriologie  und  Parasitenkunde. 


In  Verbindung  mit 

fiel.  Haß'.  Prof,  Dr,  Leictart  ms  Professor  Br.  LoeDer 

ln  Leipzig  ln  Greifswald 

herausgegeben  von 

Dr.  O.  Uhlworm  in  Cassel. 


Verlag  von  Gustav  Fischer  in  Jena, 


IX.  Band.  Jona,  den  7.  April  1891.  -o-  No.  13. 

Preis  für  den  Band  (36  Nummern)  14  Hark. 

Jährlich  erscheinen  zwei  Bände. 

— »K  Zu  beziehen  durch  alle  Bachhand  langen  nnd  Postanstalten.  %+— 


Die  Redaktion  des  „Centralblatts  für  Bakteriologie  und  Parasiten - 
künde " richtet  an  die  Herren  Mitarbeiter  die  ergebene  Bitte , etwaige 
Wünsche  um  Lieferung  von  besonderen  Abdrücken  ihrer  Auf- 
sätze entweder  auf  das  Manuskript  schreiben  zu  wollen  oder 
direkt  an  den  Verleger , Herrn  Gustav  Bischer  in  Jena,  gelangen 
zu  lassen.  Die  Verlagshandlung  ist  leider  nicht  in  der  Lage , später 
eingehende  Wünsche  berücksichtigen  zu  kennen. 


Original  - Mittheiiungen. 


Malariaparasiten  in  den  Vögeln. 

Vorläufige  Mittheilungen 
der  Professoren  B.  Grassi  und  3L  Feletti 

in 

Catania. 

(Fortsetzung.) 

Wir  hatten  z.  B.  einige  Sperlinge  nur  mit  sehr  zahlreichen  er- 
wachsenen Mondsicheln,  nach  8 Tagen  erschienen  aber  auch  zahllose,  sehr 
kleine  Mondsicheln,  nach  verschiedenen  anderen  Tagen  Mondsicheln  von 
mittlerer  Grösse,  dann  von  neuem  nur  erwachsene  und  schliesslich 
nach  auderen  10  Tagen  wieder  ganz  junge  und  jüngere  Mondsicheln. 

IX.  Bd.  28 


430 


Grassi  und  Feletti, 


Auf  welche  Art  und  Weise  sich  die  Mondsichelu  vermehren,  das  ist 
ein  Punkt,  an  welchem  wir  lange  gearbeitet  haben,  aber  leider  immer 
nur  mit  nicht  befriedigendem  Erfolge.  Wir  zweifelten  wieder  an 
der  Vermehrung  durch  Gemmulae  (Celli  und  G uarnieri).  vermu- 
theten,  dass  sie  sich  durch  Theilung  vermehrten  etc.  etc. 

Nach  vielem  vergeblichen  Suchen  fanden  wir  endlich  in  der  Milz,  in 
der  Leber  und  im  Knocheumarke  Figuren , die  wir  geneigt  sind,  für 
in  Segmentation  begriffene  Mondsicheln  zu  halten. 

Alle  die  hier  erwähnten  Thatsachen  autorisiren  uns,  die  Haema- 
moeba  für  einen  von  der  Laverania  unabhängigen  Organismus  zu 
halten  und  ausserdem  zu  betonen  (auf  Grund  von  engster  Analogie), 
dass  auch  in  den  im  Sommer  und  im  Herbste  in  Rom  (Marchiafava 
und  Celli)  vorherrschenden  Fiebern  (wie  wir  bereits  früher  vermutbet) 
zwei  Parasiten  vorhanden  sind,  und  zwar  einer,  weicher  bis  jetzt 
nicht  von  unserer  Haemamoeba  praecox  zu  unterscheiden1 2), 
während  der  andere  unsere  Laverania  malariae  ist. 

Wenn  man  bedenkt,  dass  auch  die  Mondsicheln  des  Menschen  nicht 
eingekapselt  sind  und  wenn  man  auch  ein  von  Herrn  Prof.  De  Mattei 
kürzlich  angestelltes  Experiment  in  Rechnung  zieht a),  ein  Experiment, 
welches  derselbe  an  einem  von  uns  seit  langem  studirten  Kranken 
unternahm  (Impfung  und  darauffolgende  Entwickelung  des  Quartan- 
fiebers in  einem  nur  mit  Mondsicheln  behafteten  Individuum),  so  ist  es 
wohl  gestattet,  aufs  Neue  zu  behaupten,  dass  zwei  verschiedene  Gat- 
tungen von  Malariaparasiten  existiren,  d.  h.  die  Haemamoeba 
und  die  Laverania.  Die  Haemamoeba  kann  dreierlei  Art  sein: 

Haemamoeba  praecox  (verursacht  zum  mindesten  Quoti- 
dianfieber mit  Anfällen,  die  darnach  streben,  sich  unter  einander  zu 
nähern  etc.), 

Haemamoeba  vivax  (verursacht  das  einfache  oder  doppelte 
Tertianfieber)  und  endlich 

Haemamoeba  malariae  (verursacht  die  einfache,  doppelte 
oder  dreifache  Quartana). 

Die  Laverania  verursacht  unregelmässige  Fieber,  welche  zu- 
weilen für  wenige  Tage  den  kontinuirenden,  subkontinuirenden,  quoti- 
dianen  und  tertianen  Charakter  annehmen  können. 

Somit  glauben  wir  die  von  Golgi  zuerst  ausgesprochene  Ansicht 
weiter  entwickelt  zu  haben:  Golgi  spricht  von  Varietäten  der  Ma- 
lariaparasiten, erwähnt  jedoch  durchaus  nicht  den  Hauptpunkt,  näm- 
lich, ob  es  sich  um  einen  einzigen  veränderlichen  Parasiten  oder  um 
spezifisch  verschiedene  Formen  handelt;  in  seiner  letzten  Arbeit 
(Ziegler’s  Beiträge.  Band  IV.  1890)  gibt  er  30gar  die  Mög- 
lichkeit des  U eher  ganges  von  einer  Form  in  die  andere 
zu.  Doch  werden  wir  auf  diesen  Punkt  sowie  auch  auf  den  Antheil 
von  Verdienst,  welcher  den  Assistenten  der  Clinica  Medica  in  Rom 
gebührt,  in  unserer  ausführlichen  Arbeit  zurückkommen. 


1)  Ob  fliese  tob  einer  anderen  Form  (welche  sich  theiit,  ohne  Pigment  aa  teigen) 
sjesiSsch  verschieden,  können  wir  nicht  unterscheiden.  Sicher  teüii  diese  Form  bei 
den  Vögeln. 

2)  Ein  ander«  Experiment  De  Mat  te; ’s  wurde  von  uns  bereits  in  unserer  Mit- 
theilung  des  vergangenen  Jahres  zitirt. 


Mal&riap&rasiten  io  den  Vögeln. 


431 


in. 

Viele  von  uns  aDgestellte  Untersuchungen  führten  uns  zu  der 
Entdeckung  einer  sehr  kleinen  Amöbe , welche  sich  in  geradezu  un- 
geheurer Menge  in  jedem  Malariagebiet  und  in  jedem  Malariamaterial 
vorfiudet.  Wir  haben  festgestellt,  dass  sich  diese  Amöbe  sehr  leicht 
encystirt.  In  diesem  Zustande  kann  sie  sich  wahrscheinlich  lebendig  in 
die  Luft  erheben.  Sie  wurde  von  uns  auch  in  der  Nasenhöhle  junger, 
gesunder  Tauben  angetrofien,  welche  zwei  Nächte  lang  von  uns  in 
Käfigen,  welche  zwei  Meter  vom  Boden  aufgehängt  waren,  in  einem 
malarischen  Orte  gehalten  worden  waren.  Dieselben  zeigten  sich  nach 
weiteren  neun  Tagen  mit  Laverania  infizirt.  Es  ist  bemerkenswert!!, 
dass  M a u r e 1 in  sumpfigen  Gegenden  und  auch  im  Nasenschleim 
eines  Mannes,  der  einige  Zeit  in  einem  sumpfigen  Ambient  geathmet 
hatte,  eine  Amöbe  fand,  welche  mit  der  von  uns  gefundenen  identisch 
zu  sein  scheint.  Er  vermuthete  jedoch  nicht,  im  geringsten,  dass 
diese  Amöbe  mit  dem  die  Malaria  erzeugenden  Parasiten  in  Verbin- 
dung stehen  könnte. 

- Unsere  Amöbe  könnte  wohl  die  malarische  Ansteckung  erklären 
und  durch  ihr  Volumen  auch  über  die  Thatsacbe  Rechenschaft  geben, 
warum  die  Malaria  sich  schwer  drei  oder  vier  Meter  erheben  kann. 

Catania,  im  Juni  1890. 


IV.5) 

In  der  vorhergehenden  Note  sprach  ich  von  einer  Amöbe,  welche 
einen  Malariaparasiten  im  freien  Leben  darstellen  könnte,  und  ist  es 
nun  meine  Absicht,  diesen  ungemein  wichtigen  Theil  der  Malaria- 
frage weiter  zu  untersuchen. 

Durch  Familienverhältnisse  gezwungen,  die  von  mir  in  Catania 
begonnenen  Studien  zu  unterbrechen,  setzte  ich  dieselben  nach  kurzer 
Pause  in  der  Lombardei,  und  zwar  hauptsächlich  in  Locate  Triulzi  fort. 
Ich  kann  nicht  umhin  , den  Herren  Locatesern  und  vor  allen  den 
Herren  Dr.  Romanini  und  Beneggi  und  den  Herren  Grün  und 
Billitz  hiermit  öffentlich  für  ihre  mir  freundlichst  geleisteten  Unter- 
stützungen dieser  Studien  bestens  zu  danken. 

Locate  Triulzi  ist  einer  der  von  Malariafiebern  heimgesuchtesten 

Orte. 

Meine  Studien  wurdeu  an  Tagen  vorgenommen,  in  welchen  das 
Malariafieber  sehr  heftig  auftrat;  ich  selbst  hatte  zwei  ziemlich 
starke,  doch  rasch  durch  Chinin  geheilte  Anfälle,  die  Frau  und  die 
Söhne  des  Arztes,  in  dessen  Hause  ich  arbeitete,  wurden  von  Maiaria- 
fiebern  befallen  etc. 

Schon  früher  stellten  wir  die  Behauptung  auf,  dass,  wenn  die 
Malariaparasiten  Rhizopoden  sind,  man  dieselben  leicht  im  freien 
lieben  antretfen  können  müsste,  da  diese  gewöhnlich  weit  voluminöser 
und  weit  leichter  zu  charakterisiren  seien,  als  der  grösste  Theil  der 
Bakterien , indem  sie  nicht  einmal  bei  der  einfachsten  mikrosko- 


1)  Diese  Note  wurde  Endo  November  J.890  in  der  Accad.  di  Oioenia  iu  Catania 
Hiitgolbeält  und  erschien  im  Dezember.  (Verfasser  dieser  vierten  vri6  der  folgenden 
fünften  Note  ist  Prof.  Battista  Grassi  allein 


28* 


432 


G r a s si  und  F el e t ti , 


pisc-hen  Prüfung  unserem  Auge  leicht  entgehen  könnten,  was  uns 
leider  nur  zu  oft  mit  verschiedenen  Bakterien  geschieht. 

Dass  die  Malariaparasiten  wirklich  Rbizopoden  sind  , sagt  uns 
alles  das,  was  sich  im  Menschen  und  in  den  Thieren  bewahrheitet, 
besonders  wenn  man  denkt,  das3  die  Gruppe  der  Pilzthiere,  wie  die- 
selbe von  Zopf  aufgestellt  worden  ist,  keine  natürlicheist  und  dass 
man  von  ihnen  die  Monadinen  trennen  muss,  um  diese  theilweise 
mit  den  Rbizopoden , theilweise  mit  den  Reliozoen  zu  vereinigen. 
Uebrigens  bleibt,  selbst  wenn  mau  (meiner  und  verschiedener  anderer 
Verff.  Meinung  entgegen)  die  Gruppe  der  Monadinen  zugibt  und  folglich 
auch  annimmt,  dass  die  Malariaparasiten  zu  dieser  Gruppe  gezählt 
werden  müssen,  die  von  mir  behauptete  Leichtigkeit,  sie  in 
freiem  Leben  sehen  zu  können,  immer  bestehen,  geradeso  als  wenn 
man  mit  mir  annehmen  wollte,  dass  die  Malariaparasiten  Rhizopoden 
seien. 

Auch  der  Vermuthung  Raum  gebend,  es  seien  Chytridiaceen  oder 
auch  Sporozoen  *)  (meiner  Meinung  nach  wenig  begründete  Verma- 
lhungen), kann  man  immer  ruhig  zugeben,  dass  es  leicht  sein  muss, 
sie  im  freien  Leben  anzutreffen. 

Die  einfache  mikroskopische  Untersuchung  muss  mithin  genügen, 
uns  die  Malariaparasiten  sehen  und  sie  nur  mit  wenigen  Formen 
verwechseln  zu  lassen. 

Noch  mehr,  nach  all  den  Nachforschungen  in  den  Malariagebieten 
oder  der  malarischen  Materialien  im  Allgemeinen  von  denjenigen 
Forschern,  welche  sich  mit  Protozoen  beschäftigten,  können  wir  mit 
grosser  Wahrscheinlichkeit  annebmeu,  dass  die  Malariaparasiten  be- 
reits in  den  von  diesen  Naturforschern  veröffentlichten  Abhandlungen 
beschrieben  stehen. 

Auf  Grund  dieser  Prämissen  unternahm  ich  ein  vergleichendes 
Studium  des  Malariamaterials,  und  zwar  war  mein  Ausgangspunkt 
folgender : 

Es  ist  gewiss,  dass  die  Malariaparasiten  Rhizo- 
poden oder  doch  wenigstens  ihnen  sehr  nahe  stehende 
Formen  sind;  mithin  müssen  3ich  die  Malariapavasiten 
unter  jenen  Rhizopoden  oder  unter  jenen  ihnen  sehr 
nahen  Formen  finden,  welche  man  in  allem  jenem  Ma- 
terial aus  Gegenden  vorfindec,  welche  durch  die  Er- 
fahrung vieler  Jahrhunderte  als  Malariaherde  be- 
kannt sind. 

Ich  habe  sowohl  in  der  Umgebung  Catania’s  wie  auch  in  der 
Lombardei,  besonders  in  Locate  Triulzi  und  ein  wenig  auch  in  Mele- 
gnano,  da3  verschiedenste  Malariamaterial  untersucht,  uDd  zwar 

1)  unbebaute,  mehr  oder  weniger  thonhaltige  und  feuchte  Böden; 

1 ) Es  ist  die  Haemogregarina  (Drepanidiu m),  welche  an  die  Sporozoen 
denken  lässt.  Ich  kenne  bis  jetzt  de  visu  nur  die  Haemogregarina  der  Frösche.  Nach 
de®,  was  ich  bis  jetzt  konstatirrn  kann,  gibt  es  deren  zwei  Arten:  eine  grosse  (Kruse) 
und  eine  kleine  (Gaule  und  verschiedene  andere  Autoren);  ich  giaube  festsetzen  zu 
können,  dass  in  den  Fröschen  auch  eine  Laverania  existirt,  die  durch  die  Gegen- 
wert glänzender  Körner  charakterisiri  wird  , sich  rundet  und  sich  segmentirt; 
ihre  Segmentation  ist  leicht  anzutreffen  und  wurde  sie  schon  von  Kruse  gesehen. 
Ich  werde  auf  dieses  Argument  in  meiaer  nächsten  Arbeit  zurückkommen. 


Malariapar&sitoa  in  den  Vögeln« 


433 


2)  künstlich  angelegte  Wiesengründe; 

3)  natürliche  Viehweiden; 

4)  Reisfelder; 

5)  mit  Getreide  bebaute,  aber  stets  feucht  bleibende  Felder; 

6)  Hanf  und  Flachs  während  des  Mazerationsprozesses; 

7)  die  Umgebung  von  Brackwassern. 

Ich  habe  alle  Umstände,  welche  das  obenerwähnte  Material  be- 
sonders gefährlich  macht,  in  Rechnung  gezogen;  so  weiss  man  z.  B., 
dass  Reisfelder,  welchen  man  das  Wasser  entzieht,  sehr  gefährlich 
werden,  ferner  weiss  man,  dass  der  Unrath  der  kleinen  Kanäle,  welche  die 
Wiesen  umgeben  oder  durchschneiden,  da  derselbe  meistens  aus  Vege- 
tabiiien,  die  ausserhalb  des  Wassers  sterben  und  verfaulen,  besteht, 
ein  furchtbarer  Malariaherd  ist  und  die  Wiesen  UDgemein  gefährlich 
macht,  endlich  weiss  man,  um  noch  ein  letztes  Beispiel  anzuführen, 
dass  die  Sümpfe  in  den  Sommermonaten,  wenn  sie  anfangen  auszu- 
trocknen,  sehr  gefährlich  sind. 

Das  erste  Ergeboiss  aller  dieser  vergleichenden  Studien  war,  dass 
ich  es  für  sehr  wahrscheinlich  hielt,  dass  es  Malaria  geben  kann,  auch 
ohne  Süsswasseralgen  (Florideae,  Schizophyeeae,  Baeil- 
lariaceae,  Protococcoideae,  Confer voideae,  Conjuga- 
tae,  Siphophyceae  und  Characeae). 

Die  Algen  fehlen  z.  B.  gewöhnlich  im  Hanf  und  Flachs,  wenn 
letztere  aus  der  Mazeration  genommen  und  "zum  Trocknen  ausge- 
breitet sind;  sie  fehlen  häufig  oder  sind  doch  sehr  selten  in  sehr 
malarischen  Gebieten.  Mithin  folgt  daraus,  dass  viele  Protozoen  und 
Chytridiaceen , Parasiten  der  Algen,  nicht  mit  der  Malaria  in  Ver- 
bindung gebracht  werden  können.  Verschiedene  Rhizopoden  und 
Heliozoen  gehören  speziell  dem  einen  oder  dem  anderen  Malaria- 
material  an. 

Beständig  gegenwärtig  und  häufig  in  jedem  Ma- 
lariamaterial fand  ich  nur  die  Arten  der  Gattung 
Araoeba  und  der  sehr  nahen  Gattungen  (Hy alodiscus, 
Dactylosphaerium),  welche  einstmals  mit  der  Gattung 
Amoeba  vereinigt  waren. 

So  kommt  es,  dass  ich  durch  Ausschliessung  nach 
und  nach  dazu  gelangte,  die  Hypothese  aufzustellen, 
dass  in  der  Gattung  Amoeba  (sensu  lato)  sich  die  Ma- 
lariaparasiten vorfinden  müssen. 

Was  nun  die  Art  anbelangt,  so  fällt  der  Verdacht  hauptsächlich 
auf  die  Amoeba  guttüla,  wie  dieselbe  von  Perty  beschrieben 
wird ; für  jetzt  halte  ich  die,  in  der  III.  Note  erwähnten  Amöben  für 
junge  Exemplare  derselben.  Verdächtig  ist  auch  ein  Dactylo- 
sphaerium. Mir  scheint,  dass  nur  diese  oder  ihnen  sehr  nahe 
Formen  sich  in  genügender  Menge  und  mit  genügender  Beständigkeit 
vorfinden,  um  erklären  zu  können,  warum  die  bezeichneten  Orte  so 
sehr  malarisch  sind. 

Es  kam  mir  alsbald  ein  Zweifel  an  meiner  Hypothese. 

(Schluss  folgt.) 


434 


Karlin  ski, 


Untersuchungen  über  die  Temperatursteigerung  in 
beerdigten  Körperteilen. 

Von 

Dr.  Jusfcyn  Karliriski 

io 

Konjica,  Herzegowina. 

Im  VII.  Bande  No.  9 des  Centralblattes  für  Bakteriologie  und 
Parasitenkunde  veröffentlichte  Prof.  Schottelius  eine  kurze  Mit- 
theilung: „Ueber  Temperatursteigerungen  in  beerdigten  Phthisiker- 
lungen.“ Der  genannte  Forscher  erhielt  als  Ergebniss  einer  dies- 
bezüglichen Untersuchung,  dass  in  der  beerdigten  Phthisikerlunge 
eine  bedeutende  Erhöhung  der  Temperatur  gegenüber  der  Boden- 
temperatur entsteht. 

Durch  diese  Mittheilung  angeregt,  habe  ich  im  Ae  Schlüsse  an  meine 
demnächst  zu  veröffentlichenden  Untersuchungen  über  das  Verhalten 
der  Typhusbacillen  im  Boden  eine  kleine  Reihe  von  Untersuchungen  an- 
gestellt, ob  in  den  der  Fäulniss  im  Boden  preisgegebenen  Theilen  eines 
an  Typhus  abdominalis  Verstorbenen  auch  eine  so  bedeutende  Tempera- 
tursteigerung vor  sich  geht  und  wie  lauge  die  in  Leichentheilen 
befindlichen  Typhusbacillen  ihre  Lebensfähigkeit  trotz  der  Fäulniss 
beibehalten.  Diesbezügliche  Untersuchungen  sind  meines  Wissens 
nur  durch  v.  Es m a rc h J)  angestellt  worden,  v.  Esmarch  brachte 
in  das  Innere  eines  faustgrossen,  mit  sterilem  Messer  durchschnittenen 
frischen  Fleischstücks  3 — 4 Oesen  Typhusbacillenreinkultur,  wonach 
das  Fleisch  in  Zimmertemperatur  aufbewahrt  wurde.  Nach  3 Tagen 
war  das  Fleisch  oberflächlich  in  starker  Fäulniss,  im  Innern  ma- 
kroskopisch noch  ganz  frisch  ausselieud.  Im  Deckglaspräparate,  fand 
sich  eine  grosse  Anzahl  der  verschiedensten  Arten  von  Kokken  und 
Bacillen,  die  Rollkulturen  wurden  durch  Fäulnisskolonieen,  welche  die 
Gelatine  rasch  verflüssigten,  bald  gänzlich  überwuchert.  An  einer 
anderen  Stelle  sagt  Esm  arch1  2)  wörtlich : „Eine  vereinzelte  Typhus- 
kolonie aber  auf  der  Gelatineplatte  und  unter  zahllosen  Fäulniss- 
kolonieen mit  Sicherheit  herauszufinden,  halte  ich  vor  der  Hand  für 
eine  Unmöglichkeit;  die  Bacillen  zeigen  auf  unseren  bisher  ge- 
bräuchlichen Plattennährböden  so  wenig  Charakteristisches,  so  viel 
Aehniichkeit  mit  den  Kolonieen  der  verschiedensten  anderen  Bakte- 
rienarten, dass  es  in  der  That  die  Zeit  und  Arbeitskraft  eines  Ein- 
zelnen übersteigt,  jede  Verdacht  erregende  Kolonie  herauszufischen 
und  auf  die  Kartoffelscheibe  zu  bringen,  wo  ja  allerdings  die  Unter- 
scheidung eine  leichtere  ist. 

Seit  nahezu  4 Jahren  beschäftige  ich  mich  fast  hauptsächlich 
mit  Typhusstudien;  ich  stimme  mit  Esmarch  überein,  dass  es  grosse 
Mühe  verursacht , die  Typhusbacillen  aus  dem  übrigen  Bakterien- 
gemisch herauszubekornmen.  Wie  ich  dies  aber  gelegentlich  meiner 


1)  Zeitschrift  für  Hygiene.  Bd  VII.  Heft  1.  pag.  31. 

2)  1.  c.  Saite  6. 


Untersuchungen  über  die  Temperatursteigerung  in  beerdigten  Körpertheilen.  435 


Versuche  über  das  Verhalten  der  Typhusbacillen  im  Kothe,  Brunnen- 
und  Cisternen wasser  cargethan  habe,  gelingt  es  doch  bei  ausreichen- 
der Uebung,  wenn  man  Zeit  und  Mühe  nicht  spart  und  eine  ent- 
sprechende Verdünnung  des  Materiales  anwendet,  die  echten  Typhus- 
bacillen von  den  typhusähnlichen  zu  unterscheiden.  Freilich  kann 
man  sich  bei  derlei  Untersuchungen  auf  das  mikroskopische  Aus- 
sehen der  typhusähnlichen  Kolonie  nicht  verlassen,  und  das  Ueber- 
impfen  auf  kartoffelscheiben  halte  ich  für  eine  conditio  sine  qua  non 
eines  einwandsfreien  Versuches.  Um  noch  grössere  Sicherheit  zu 
haben,  pflege  ich  seit  einigen  Jahren  neben  der  Ueberimpfung  auf 
Kartoffeln  gleichzeitig  eine  Kontrollübertragung  von  unzweifelhaften 
Typhusbacillen  auf  Kartoffelstücke  gleicher  Provenienz  und  Sorte, 
vorzunehmen,  da,  wie  ich  mich  sehr  oft  überzeugt  habe,  Wachs- 
thumsunterschiede, je  nach  der  Kartoffelsorte,  Reaktion  und  Garsein 
sehr  oft  störend  ein  wirken  können.  Ich  bin  beinahe  zu  der  Ver- 
muthung  geneigt,  dass  nur  diesen  drei  Umständen  die  Abarten  des 
Typhusbacillus,  welche  kürzlich  von  Babes1)  beschrieben  wurden, 
zuzuschreiben  sind. 

Gleichzeitig  mit  den  nachher  zu  schildernden  Untersuchungen 
über  die  Temperatursteigerung  in  beerdigten  Theilen  von  Typhus- 
leicben  habe  ich  noch  Untersuchungen  über  die  Temperatursteige- 
rung  in  den  beerdigten  tuberculösen  und  gesunden  Lungen  ange- 
stellt, wie  auch  mich  über  die  Temperatursteigerung  in  den  faulenden 
Theilen  gesunder  und  kranker  Menschen  und  Thiere  zu  orientiren 
getrachtet. 

Da  bis  zu  jener  Zeit,  wo  ich  die  Versuche  in  der  Stadt  Stolac 
begonnen  habe,  dort  absolut  keinerlei  Untersuchungen  über  Boden- 
temperatur angestellt  worden  waren,  habe  ich  mir  einen  1 m tiefen 
Schacht  ausheben  lassen,  in  den  ein  eingelegtes  genaues  Maximal- 
thermometer, das,  in  inniger  Berührung  mit  dem  Boden  stehend, 
dessen  Temperatur  anzeigte  und  regelmässig  alle  5 Tage  herausge- 
nommen und  abgelesen  wurde.  Es  ist  vielleicht  überflüssig,  wenn 
ich  noch  anführe,  dass  jedesmal  das  abgelesene  Thermometer  danach 
auf  eine  niedrigere  als  die  abgelesene  Temperatur  zurückgebracht 
wurde,  und  zwar  zu  dem  Zwecke,  um  auch  etwaige  Schwankungen 
der  Bodentemperatur  zu  erkennen.  Die  beigefügte  Tabelle  zeigt  das 
Verhalten  der  Bodentemperatur  in  den  Monaten  März  bis  Juli  1890, 
und  enthält  auch  Aufzeichnungen  über  die  gleichzeitige  abgelesene 
Lufttemperatur.  Tiefer  als  1 m konnte  ich  aus  dem  Grunde  nicht 
dringen,  weil  dies  auch  die  grösste  Dicke  der  durchlässigen  Erdkrume 
im  Bregavathale  in  Stolac  ist,  welcher  alsbald  eine  feste  und  dicke 
Schicht  des  Kalkurgesteines  folgt.  Der  für  den  südherzegowinischen 
Karst  charakteristische  Mangel  an  „Erde14  ist  auch  Ursache,  dass  in 
den  Friedhöfen  die  Gräber  fast  nie  tiefer,  als  1 m ausgehoben  wer- 
den. Auf  den  mohamedanischen  Friedhöfen  der  Südherzegowina  ist 
es  eben  keine  seltene  Erscheinung,  dass  nach  starken  Regengüssen 
die  Schädel  der  in  sitzender  Stellung  und  ohne  Sarg  begrabenen 
Mohamedaner  aus  der  Erde  hinausragen. 


1)  Zeitschrift  für  Hygiene.  Bd.  IX. 


436 


K a r ii  u s ki , 


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3 

Temperat. 

Temperat. 

Temperat. 

Temperat. 

Temperat. 

1.  III. 

10,6 

8,2 

l.IV. 

17,4 

10,8 

1.  V. 

19,6 

13,6 

1.  VI. 

26,1 

14,3 

1.  VII. 

25,6 

16,1 

5 

16,3 

9,6 

5. 

16,3 

11,0 

5. 

20,4 

13,8 

5. 

25,0 

15,0 

5. 

26,6 

16,2 

10. 

17,4 

9,8 

10. 

17,8 

11,2 

10. 

23,2 

13,4 

10. 

27,0 

15,0 

10. 

27,0 

16,2 

15. 

15,3 

9,8 

15. 

20,0 

11,4 

15 

24,1 

13,2 

15. 

27,1 

15,0 

15. 

30,0 

16,4 

20. 

20,4 

10,6 

20. 

19,6 

11,6 

20. 

24,6 

13,9 

20. 

26,3 

15,0 

20. 

29,6 

16,6 

25. 

20,6 

10,8 

25. 

19,9 

11,9 

25. 

25,6 

14,2 

25. 

26,4 

15,4 

25. 

29,4 

16,7 

50. 

20,7 

10,8 

80. 

23,4 

12,6 

30. 

23,2 

14,6 

30. 

27,1 

15,7 

30. 

30,6 

16,8 

Durch- 

17,7 

9,9 

Durch- 

19,2 

11,6 

Durch- 

22.9 

13,8]|Durch- 

26,4 

15.0 

Durch- 

28.4 

16,4 

schnitt 

schnitt 

II  schnitt 

| schnitt 

schnitt 

1 

Versuch  I.  Am  14.  III.  1890  starb  im  k.  und  k.  Truppen- 
spitale  zu  Stolac  der  in  der  3.  Woche  des  typisch  verlaufenden  Ab- 
dominaltyphus sich  befindende  Infanterist  R.  S.  Bei  der  9 Stunden 
nach  dem  Tode  vorgenommenen  Obduktion  wurde  die  etwa  3 fach 
vergrösserte  Milz  ohne  sichtbare  Verletzung  der  Kapsel  herausge- 
nommen. Nachdem  dieselbe  durch  1/4  Stunde  in  */10  op  Sublimat- 
lösung gelegen  hatte,  wurde  aus  ihr  mittelst  einer  sterilen  Spritze 
1 ccm  der  breiigen  Pulpa  aufgesogen,  dann  mittelst  eines  sterilen. 
Messers  ein  kleiner  Einschnitt  gemacht  und  ein  genaues  Thermo- 
meter hineingelegt.  Nachdem  dasselbe  im  Innern  der  Milz  eine 
Viertelstunde  gelegen  hatte  und  10,6°  C (gegen  14,5°  Oder  Obduk- 
tionskammer) anzeigte , wurde  das  Thermometer  durch  ein  ge- 
naues, mit  dem  Normaithermometer  verglichenes  Maximalthermo- 
meter ersetzt,  dasselbe  bis  unter  die  Kapsel  hineingestochen,  die 
Milz  in  Fliesspapier  eingewickelt  und  in  einen  frisch  ausgehobenen 
Schacht  in  der  Tiefe  von  96  cm  gelegt.  26  cm  von  der  Milz  wurde 
ein  zweites  genaues  Maximalthermometer,  welches  mit  dem  sich  in 
der  Milz  befindenden  auf  gleiche  Temperatur  eingestellt  war,  ver- 
graben, der  Schacht  mit  Erde  zugeschüttet  und  oben  festgestampfU 
Genau  3 Monate  später,  also  am  14.  VI.  1890,  wurde  der  Schacht 
von  frischem  ausgehoben,  in  dem  Papierkonvolut , welches  sorgfältig 
herausgenommen  ward,  wurde  in  einer  breiigen,  dunkelbraunen,  übel- 
riechenden Masse  das  unversehrte  Thermometer  aufgefunden.  Das- 
selbe zeigte  39,6°  C,  das  zweite  Thermometer,  welches  ebenfalls 
unversehrt  aufgefunden  wurde,  zeigte  15,1°  C.  Nachdem  die  am 
10.  VI.  abgelesene  Temperatur  des  Bodens  ebenfalls  15,0°  C zeigte, 
kam  es  innerhalb  der  faulenden  Milzmasse  zu  einer  Temperatur- 
steigerung von  24,1 0 C. 

Um  mich  zu  überzeugen,  ob  nach  3monatlichem  Verbleib  in  der 
Erde  die  Typhusbacilleu,  die  in  der  Milz,  wie  dies  die  Plattenkulturen 
aus  der  mittelst  Spritze  am  14.  III.  herausgenommenen  Milzpulpa 
bewiesen,  in  derselben  reichlich  vertreten  waren,  entnahm  ich  1 ccm 
der  breiigen  Masse  und  vermengte  sie  mit  100  ccm  sterilen,  destillir- 


Untersuchungen  über  die  Temperatur3teigening  in  beerdigten  Körperteilen.  437 


ten  Wassers.  Nachdem  diese  Mischung  gehörig  geschüttelt  war, 
wurde  mittelst  einer  graduirten  Pipette  0,01  ccm  entnommen  und 
mit  Gelatine  gemengt.  Das  so  infizirte  Gläschen  wurde  zu  3 Platten- 
kulturen verwendet  und  im  Thermostaten  bei  18,0 ö C aufbewahrt. 
Auf  gleiche  Weise  habe  ich  in  diesem  Versuche  21  Plattenkulturen 
angefertigt.  Auf  diesen  21  Platten  entwickelten  sich  verhaltniss- 
mässig  wenig  Kolonieen,  freilich  gehörte  die  Mehrzahl  den  verflüssigen- 
den Arten  an;  bis  zum  5.  Tage  verlor  ich  keine  einzige  dieser 
Platten  durch  Verflüssigung,  und  unter  den  vielen  Kolonieen  fand 
ich  17,  die  makroskopisch  denen  des  Typhusbacillus  glichen.  Die- 
selben wurden  auf  Kartolfelscheiben  überimpft  und  7 erwiesen  sich 
als  unzweifelhaft  echte  Typhuskolonieen.  Somit  vermochten  die 
Typhusbaciilen  durch  so  lange  Zeit  der  Einwirkung  der  Fäulniss- 
mikroorganismen  Stand  zu  halten. 

Ich  muss  ausdrücklich  hervorheben,  dass  ich  unter  den  in  6 ver- 
schiedenen Kolonieen  repräsentirten  verflüssigenden  Organismen  die 
Proteusarten  gänzlich  vermisste. 

Versuch  II.  Zwei  Tage  nach  dem  Beginn  des  oben  erwähnten 
Versuches  hatte  ich  Gelegenheit,  die  Obduktion  eines  vollkommen 
gesunden  Selbstmörders  auszuführen.  Ich  benützte  die  gesunden 
Lungen,  Milz  und  Leber  desselben  zu  gleichem  Versuche,  welcher 
unter  ganz  gleichen  Modalitäten  ausgefübrt  wurde.  Die  am  16.  III. 
eingegrabenen  Stücke  wurden  am  16.  Juni  ausgegraben.  Die  im 
Boden  eingegrabenen  Kontrollthermometer  stimmten  mit  den  am  15.  VI. 
abgeleseneu  Maximalthermometern , welche  die  Bodentemperatur  an- 
zeigten. Sie  wiesen  sämmtlich  15,0°  C auf.  Das  Maximalthermo- 
meter, welches  in  den  total  verfaulten  Lungen  vorgefunden  wurde, 
wies  26,2  0 C,  das  in  der  Leber  26,0  ° C,  das  in  der  Milz  27,1  0 C 
auf,  somit  betrug  die  Temperatursteigerung  in  der  Lunge  11,2  0 C, 
in  der  Leber  11,0°  C,  in  der  Milz  12,1°  C gegen  die  gleichzeitige 
höchste  Bodentemperatur.  Der  Unterschied  in  der  Temperatur  wäh- 
rend der  Fäulniss  der  normalen  Milz  und  der  Typhusmilz  betrug 
somit  19,5  0 C.  Man  muss  jedoch  berücksichtigen,  dass  die  Milz  des 
Selbstmörders  kaum  ein  Drittel  der  Typhusmilz  ausmachte. 

Versuch  III.  Am  25.  III.  1890  hatte  ich  Gelegenheit,  wiederum 
eine  Sektion  eines  am  9.  Krankheitstage  verstorbenen  Typhuskranken 
auszuführen.  Bei  demselben  fand  sich  neben  beginnender  Ulceration 
im  Darme  ein  kolossaler  Milztumor  und  fibrinöse  Pneumonie  der 
ganzen  rechten  Lunge  im  Stadium  der  gelben  Hepatisation.  Die 
linke  Lunge  war  intakt.  Ich  habe  die  Milz  ohne  Verletzung  der 
Kapsel  herausgenommen,  durch  eine  Viertelstunde  in  Sublimatlösung 
gehalten,  nachher,  nach  Entnahme  einer  kleinen  Partie  der  Milz- 
pulpa mittelst  steriler  Spritze,  wurde  eiu  kleiner  Einschnitt  in  die 
Kapsel  gemacht  und  ein  auf  10,0°  C eingestelltes  Maximalthermo- 
meter eingesetzt.  Die  ganze  Milz  wurde  in  eine  dicke  Lage  Fliess- 
papier, welches  in  Sublimat  getränkt  war,  eingewickelt  und  ausser- 
dem in  einen  ebenfalls  stark  mit  Sublimat  getränkten  Leiuwandsack 
und  in  eine  Pappschachtel  gethan  und  auf  oben  besprochene  Weise 
in  einer  Tiefe  von  96  cm  begraben.  Ein  Kontrollthermometer,  welches 


438 


K a r li n s k i , 


ebenfalls  10,0°  C vorzeigte,  wurde  in  einer  Entfernung  von  30  cm 
in  der  gleichen  Tiefe  untergebracht. 

Die  durchschnittene  hepatisirte  Lunge  wurde  ebenfalls  mit  einem 
Maximalthermoraeter  versehen  und  in  einer  Pappschachtel  in  der 
gleichen  Tiefe  wie  die  Milz  begraben.  Mit  der  gesunden  Lunge  ge- 
schah das  Gleiche.  Eine  kleine  Menge  der  rahmigen  Flüssigkeit  von 
der  Schnittfläche  der  erkrankten  Lunge  wurde  mit  Agar  und  Gela- 
tine zu  Plattenkulturen  verarbeitet.  Auf  den  Platten  wuchs  einerseits 
der  Typhusbacillus,  andererseits  der  Friedländ  er’sche  Pneumo- 
bacillus.  Aus  dem  Milzsafte  wuchs  der  Typhusbacillus  in  Reinkultur. 

Am  25.  V.  wurde  die  gesunde  Lunge  ausgegraben  ; sie  war  in 
eine  schmierige,  breiige  Masse  umgewandelt,  in  der  das  Thermometer, 
welches  27,6  0 C anzeigte,  lag.  Das  Kontrollthermometer,  wie  auch 
die  am  gleichen  Tage  vorgenommene  Bodentemperatur  zeigen  14,2°  C, 
somit  kam  es  bei  der  Verwesung  der  gesunden  Lunge  zu  einer 
Temperatursteigerung  von  13,4  0 C gegenüber  der  Bodentemperatur. 

Am  nächsten  Tage  wurde  die  seiner  Zeit  hepatisirte  rechte 
Lunge  ausgegraben,  dieselbe  vollständig  verfault  aufgefunden;  das 
Thermometer  wies  32,4°  C gegen  14,4°  C des  Kontrollthermometers. 
Es  kam  somit  in  der  hepatisirten  Lunge  zu  einer  Temperatursteige- 
ruug  von  18,0 0 C gegenüber  der  Bodeutemperatur  und  4,6 0 C gegen- 
über der  Temperatur  der  faulenden  gesunden  Lunge. 

Ich  habe  mich  bemüht,  in  der  F aulnissflüssigkeit  der  seiner  Zeit 
hepatisirten  Lunge  die  früher  aufgefundenen,  pathogenen  Mikroorga- 
nismen mittelst  Plattenkulturen  nachzuweisen,  und  obwohl  ich,  Dank 
der  angewandten  Verdünnung  bis  zum  6.  Beobachtungstage,  keine 
der  21  Platten  verlor,  vermochte  ich  doch  nicht  dieselben  aufzufiuden. 
In  einer  verhältnissmässig  grossen  Menge  von  Kolonieen  war  ein  fluores- 
zirender,  arg  stinkender  Proteus  vorhanden.  Am  25.  VI.  wurde  die 
Schachtel,  in  der  sich  die  Milz  befand,  ausgegraben,  und  daselbst 
das  Thermometer,  welches  29,4 ÖC  anzeigte,  in  der  breiigen  Masse 
vorgefunden.  Die  Verwesung  der  Milz  war  im  Verhältnisse  zu  der 
im  Versuche  I eine  bedeutend  geringere,  Stücke  der  Milzkapsel  waren 
deutlich  zu  erkennen,  ebenso  auch  die  Milzvenen.  In  dieser  Milz 
kam  es  also  zu  einer  Temperatursteigerung  gegenüber  der  der  Boden- 
temperatur von  14,0°  C.  Die  breiige  Masse  wurde  unter  Anwendung 
entspiechender  Verdünnung  zu  Platten-  und  Rollkulturen  verwendet. 
Ich  erhielt  im  Ganzen  4 aerob  und  2 anaerob  wachsende  Stäbchen- 
arten. Der  Typhusbacillus  wurde  unzweifelhaft,  jedoch  in  sehr  ge- 
ringer Anzahl  von  Kolonieen  vertreten,  vorgefunden.  Keiner  der  gefun- 
denen Mikroorganismen  verursachte  die  Verflüssigung  der  Gelatine. 
Ich  glaube  annehmen  zu  müssen,  dass  die  Verpackung  in  in  Subli- 
mat getränktes  Fliesspapier  und  Leinwand  einen  ziemlich  ausreichenden 
Schutz  vor  dem  Eindringen  der  Bodenmikroorganismen  bildete. 

Versuch  IV.  Am  1.  IV.  wurden  die  Lungen  eines  Patienten,  in 
denen  nebst  hochgradiger  tuberculöser  Infiltration  bedeutende  Ka- 
vernenbfldung  vorhanden  war,  ohne  besondere  Vorsichtsmaassregel  mit 
einem  auf  10,0°  C eingestellten  Maximalthermometer  versehen,  und  in 
eine  Eoizsch achtel , in  einer  Tiefe  von  96  cm  vergraben.  Eia  Kon- 
trollthermometer  wurde  in  gleicher  Tiefe  in  einer  Entfernung  vor. 
30  cm  ein  gegraben. 


Untersuchungen  über  die  Temperatursteigerung  in  beerdigten  Körpertheilen.  439 


Die  Lunge  verblieb  in  der  Erde  genau  4 Monate  und  wurde 
am  1.  VII.  ausgegraben.  Das  Kontrollthermometer  zeigte  die  gleiche 
Temperatur,  wie  das  Thermometer,  das  ich  in  dem  separaten  Schachte 
zur  Messung  der  Bodentemperatur  benutzte,  dasselbe  wies  16,1°  C 
auf.  Die  Lungen  erwiesen  sich  vollständig  verfault  und  das  Thermo- 
meter zeigte  37,6°  C,  somit  ergab  sich  eine  Erhöhung  der  Tempera- 
tur der  faulenden,  tuberculösen  Lungen  gegenüber  der  des  Bodens 
um  21,5° C.  Diese  Zahl  stimmt  somit  mit  der  von  Schottelius 
gefundenen  überein.  In  der  breiigen  Masse  vermochte  ich  in  jedem 
Präparate  mittelst  der  Gäbet t’schen  xMethode  die  Tuberkeibacillen 
nachzuweisen,  ohne  dass  irgend  welche  Formveränderungen  an  den- 
selben oder  Unterschiede  in  ihren  tinkturellen  Eigentümlichkeiten 
nachzuweisen  wären. 

Versuch  V.  Am  10.  IV,  wurde  im  k.  k.  Truppenspital  die  Ob- 
duktion des  Inf.  V.  K.,  der  infolge  einer  croupösen  Pneumonie  starb, 
vorgenommen.  Die  rechte,  total  hepatisirte  Lunge  wurde  durch- 
schnitten, und  nachdem  eine  kleine  Menge  der  rahmigen  Flüssigkeit 
zu  bakteriologischen  Untersuchungen  entnommen  wurde,  mit  einem 
hineingelegten  Maximaithermometer,  welches  die  Temperatur  10,2°C 
angab,  in  einem  weichen  Holzkistchen  in  einem  Schachte , in  der 
Tiefe  von  98  cm  vergraben.  Die  linke  Lunge,  welche  nur  im  untern 
Lappen  hepatisirt  war,  wurde  mit  dem  hineingelegten  Thermometer 
in  eine  dicke  Lage  mit  Sublimat  getränkten  Fliesspapiers  einge- 
wickelt, in  einen  Leinwandsack,  der  ebenfalls  in  Sublimat  getränkt 
war,  gethan  und  in  einem  Holzkistchen  in  der  gleichen  Tiefe  wie 
die  rechte  eingegraben. 

Die  wenig  vergrösserte  Milz  wurde  mit  einem  hineingestocheneu 
Maximalthermometer  in  einer  Pappschachtel  in  der  Tiefe  von  96  cm 
eingegraben;  das  Gleiche  geschah  mit  der  Leber. 

Die  mikroskopische  und  bakteriologische  Untersuchung  des 
Lungensaftes  ergab  die  Anwesenheit  des  Frankel-  Weichsel- 
baum'sehen  Pneumococcus,  wogegen  die  Plattenkulturen  aus  der 
Milz  und  Leber  steril  blieben. 

Nun  wurden  die  einzelnen  Körpertheile  in  nachfolgenden  Zeitab- 
schnitten ausgegraben : die  linke  Lunge  nach  1 Monat,  wobei  dieselbe 
noch  nicht  ganz  verfault  vorgefunden  wurde  , zeigt  die  Temperatur 
von  30,1°  C,  somit  eine  Steigerung  gegenüber  der  Bodentemperatur 
um  16,3°  C. 

Die  Milz  wurde  nach  2 Monaten  total  verfault  vorgefunden,  die- 
selbe zeigt  29,4°  C,  somit  eine  Temperatursteigerung  von  14,4°  C;  die 
Leber  und  die  rechte  Lunge  wurden  nach  3 Monaten  ausgegraben, 
wobei  die  Temperatur  der  ersten  31,4°  C , die  der  zweiten  34,6°  C 
zeigte.  Somit  ergab  sich  eine  Temperatursteigerung  der  Leber 
um  15,2°  C,  bei  der  Lunge  18,4°  C.  gegenüber  der  Bodentem- 
peratur.  Ich  muss  noch  bemerken,  dass  die  Summe  des  atmo- 
sphärischen Niederschlages  in  den  Monaten  bis  Ende  Juli  116  mm  pro 
□ m betrug.  Nach  der  Lebensfähigkeit  der  seiner  Zeit  Vorgefundenen 
Pneumoniekokken  zu  fahnden,  schien  mir  aus  dem  Grunde  über- 
flüssig, als  diese  Mikroben  ja  schon  unter  den  günstigsten  Verhält- 
nissen in  einigen  Tagen  ihre  Lebensfähigkeit  verlieren. 


440 


K a r 1 i ri  s k i , 


Versuch  VI.  Die  Milz  eines  am  25.  IV.  verstorbenen  und  ob- 
duzirten  Patienten,  der  in  der  zweiten  Woche  dem  typischen  Ab- 
dominaltyphus erlag,  und  die,  wie  dies  Platten  aus  dein  Milzsafte 
bewiesen,  sehr  viele  Typhusbacillen  enthielt,  wurde  ohne  besondere 
Vorsichtsmaassregel  mit  einem  Maximalthermometer,  in  einer  Holz- 
schachtel, in  der  Tiefe  von  98  cm  vergraben.  Dieselbe  wurde  nach 
1 Monat  ausgegraben , wobei  die  Milz  total  verfault  und  das  Maxi- 
malthermometer, 36,6°  C anzeigend,  vorgefunden  wurde.  Es  ergab 
sich  also  eine  Temperatursteigerung  von  22,4°  C.  Diesmal  gelang 
es  mir  nicht,  die  spezifischen  Typhusbacillen  aus  der  faulenden  Flüs- 
sigkeit herauszuzüchten,  die  schnellverflüssigenden  Proteusarten 
waren  in  überwiegender  Mehrzahl  von  Kolonieen  repräsentirt. 

Versuch  VI.  Aus  der  Leiche  eines  an  Miliartuberculose  Ver- 
storbenen wurden  am  10.  V.  die  stark  infiltrirten  Lungen,  Milz  und 
Leber  herausgenommen  und,  mit  Maximalthermometern  versehen,  in 
Holzkistchcn  in  separaten  Schachten  in  der  Tiefe  von  95  cm  ver- 
graben. Die  Temperatursteigerungen  der  einzelnen  Körpertheile  ver- 
hielten sich  folgendermaassen  : Die  Lungen  zeigten  nach  2 Monaten 
(in  der  faulen  Flüssigkeit  waren  die  Knorpelstücke  noch  deutlich  zu 
sehen)  38,2°  C,  somit  eine  Steigerung  um  22°  C. 

Die  Milz  zeigte  nach  1 Monat  die  Temperatur  von  37,4°  C,  somit 
eine  Steigerung  um  22,4°  C.  Die  Leber  zeigte  nach  2 Monaten, 
binnen  welchen  die  Faulniss  beendet  wurde,  die  Temperatur  37,8°  C, 
somit  eine  Steigerung  um  21,6°  C.  In  der  Flüssigkeit  sämmtlicher 
Organe  Hessen  sich  bei  Anwendung  der  Gabett’schen  Methode 
spärliche  Tuberkelbacillen  nachweisen. 

Versuch  VIII.  Einem  dem  allgemeinen  Milzbrand  erlegenem 
Schafe  wurden  bei  der  Obduktion  Milz,  Lunge  und  Leber  entnommen, 
und  nachdem  kleine  Stückchen  aus  diesen  Organen  zu  bakteriologischen 
Untersuchungen  verwendet  worden  wareD,mit  dem  Maximalthermometer 
einzeln  in  der  gleichen  Tiefe  wie  bei  Versuch  VII  am  20.  IV.  ver- 
graben. Gleichzeitig  wurden  die  gleichen  Organe  eines  gesunden, 
frisch  geschlachteten  Schafes  unter  denselben  Bedingungen  vergraben. 
Sowohl  die  Milz  des  an  Milzbrand  umgestandenen,  wie  auch  die  des 
gesunden  Schafes  wurden  nach  1 Monat,  die  Leber  nach  2 und  die 
Lungen  nach  3 Monaten  ausgegraben.  Die  Maximalthermometer 
zeigten : 

Milzbrandlungen  34,3°  C,  somit  Temperatursteigerung  um  17,7°  C 


Sowohl  die  bakteriologische  Untersuchung  der  faulenden  Flüssig- 
keit wie  auch  die  Verimpfung  ergaben  die  totale  Abwesenheit  der 
seiner  Zeit  in  den  Organen  reichlich  und  virulent  vertretenen  Milz- 
brandbacillen. 

Versuch  IX.  Einem  ebenfalls  an  Milzbrand  umgestandenen  Schafe 
wurden  am  1.  VL  die  gleichen  Organe  wie  beim  Versuch  VIII  ent- 


gesunde  Lungen  30,4°  C, 


„ 13,8°  C 


Milzbrandmilz  38,4°  C,  „ 

gesunde  Milz  32,4°  C,  „ 

Milzbrandleber  36,4°  C,  „ 

gesunde  Leber  30,7°  C,  „ 


29,5°  C 
18,3°  C 


Untersuchungen  über  die  Temperatursteigerung  in  beerdigten  Körpertheiien.  441 


nommen  und  mit  Maximalthermometern  in  der  Tiefe  von  95  cm  ver- 
graben. Gleichzeitig  wurden  die  gleichen  Organe  eines  gesunden 
Schafes  unter  gleichen  Modalitäten  vergraben.  Nach  1 monatlichem 
Verbleib  in  der  Erde  wurden  die  verfaulten  Stücke  herausge- 
nommen und  es  zeigte 


die  Milzbrandlange 
gesunde  Lunge 
Milzbrandrailz 
gesunde  Milz 
Milzbrandleber 
gesunde  Leber 


31,1°  C,  somit  eine  Steigerung  von  15,0°  C 


27,6«  C,  „ 

34,6»  C,  „ 

30,0«  C,  „ 

34,2«  C,  „ 

29,6«  C,  „ 


„ 11,0«  C 
„ 18,5°  C 
„ 13,9°  C 
» 18,1°  C 
„ 13,5°  C. 


Versuch  X.  Ein  an  experimenteller  Hühnercholera  umgestan- 
denes Huhn  wurde  mit  einem  Maximalthermometer,  welches  in  die 
Bauchhöhle  hineingelegt  wurde,  nachdem  einige  Blutproben  zur  Fest- 
stellung der  bakteriologischen  Diagnose  verwendet  worden  waren, 
in  der  Erde  96  cm  tief  am  15.  VI.  vergraben.  Nach  6 Wochen 
wurde  das  Thermometer  nach  der  Ausgrabung  unter  den  Knochen 
gefunden,  und  die  Temperatur  betrug  32,4°  C,  somit  eine  Tempera- 
tursteigerung von  16,0°  C.  Aus  dem  mit  Fäulnissflüssigkeit  ge- 
tränkten Boden  Hessen  sich  die  Hühnercholerabakterien  nicht  heraus- 
züchten, ebenso  misslang  die  Ueberimpfong  des  Bodens  auf  Tauben. 

Aus  dieser  kurzen  Reihe  von  Versuchen  ergibt  sich  zur  Ge- 
nüge, 1)  dass  während  der  Fäulniss  der  im  Boden  begrabenen  Kör- 
perteile eine  Temperatursteigerung  gegenüber  der  Bodentemperatur 
zu  Stande  kommt;  2)  dass  diese  Temperatursteigerung  in  Körper- 
teilen von  Personen  und  Thieren , die  einer  Infektionskrankheit  er- 
lagen, viel  höher  ist,  als  in  den  gleichen  Körpertheiien  gesunder 
Menschen  und  Thiere ; 3)  dass  unter  Umständen  die  Typhusbacillen 
in  der  faulenden  Milz  ihre  Lebensfähigkeit  bis  zu  3 Monaten  be- 
wahren und  nur  bei  rascher  Verwesung  und  Anwesenheit  einer 
grösseren  Menge  von  proteusartigen  Fäulnissbakterien  ihre  Vernich- 
tung zu  einem  früheren  Termine  sich  vollzieht. 

Nach  meinen  bisherigen  Untersuchungen  über  das  Verhalten  von 
Typhusbacillen  im  Boden  vermögen  sich  dieselben  sogar  bis  zu  5 
Monaten  lebensfähig  zu  erhalten,  und  nur  im  Boden,  der  reichlich 
durch  Regenwasser  durchfeuchtet  wird,  gehen  dieselben  in  7 — 14 
Tagen  zu  Grunde.  Somit  dürfte  die  Rolle,  die  der  Boden  bei  der 
Entstehung  von  epidemischen  Krankheiten  spielt,  nicht  so  gänzlich 
zu  unterschätzen  sein,  umsomehr,  als  die  Typhusbacillen  im  Trink- 
wasser sich  nur  einer  sehr  kurzen  Lebensdauer  erfreuen. 


Konjica,  Herzegowina,  im  Februar  1891. 


442 


O k *<J  » , 


lieber  einen  neuen  pathogenen  Bacillus  aus 
Fussbodenstaub. 

(Aus  dem  hygienischen  Institut  der  Universität  Berlin.) 

Von 

Dr.  med.  Okada 

aus 

Tokio. 

Durch  wiederholte  Untersuchungen  des  zwischen  den  Brettern 
des  Fussbodens  abgelagerten  Staubes  ist  es  mir  gelungen,  einen  Ba- 
cillus zu  isoliren,  welcher  bei  Versuchsthieren  äusserst  giftige  Wirkun- 
gen zeigt.  Da  meines  Wissens  dieser  Mikroorganismus  bis  jetzt  noch 
nicht  bekannt  ist,  so  mache  ich  ihn  zum  Gegenstand  einer  beson- 
deren Mittheilung. 

Biologische  Kennzeichen. 

Wachsthum  auf  der  Gelatineplatte.  Bei  Zimmertempe- 
ratur sieht  man  nach  2—3  Tagen  weisse  runde  Pünktchen,  deren 
Aussehen  sowohl  den  Typhusbacillen-,  als  auch  Emmerich’s  Fäul- 
nissbacillenkulturen  sehr  ähnlich  ist.  Bei  schwacher  Vergrösserung 
und  durchfallendera  Lichte  sehen  die  einzelnen  Kolonieen  hellbräun- 
lich aus  mit  rundlichen,  leicht  gezackten  Rändern.  Das  Innere  der 
Kolonie  zeigt  körniges  Aussehen,  besonders  in  älteren  Kulturen  ist 
diese  Granulirung  oft  sehr  deutlich  zu  beobachten.  Im  Verlauf  von 
einigen  Tagen  werden  die  Kolonieen  grösser,  die  oberflächlich 
liegenden  zeigen  dann  eine  knopfartige  Erhöhung  über  das  Gelatine- 
niveau. 

In  Stichkulturen  in  Gelatine  bildet  sich  entlang  dem  Stich- 
kanal ein  dünner,  weisslicher  Faden  aus;  nach  und  nach  erscheint 
an  der  Oberfläche  eine  flache,  milch  weisse  Ausbreitung,  welche  aber 
niemals  den  Rand  des  Glases  erreicht. 

Bei  Strichkulturen  auf  schräg  erstarrter  Gelatine  bilden 
sich  schön  weissliche,  etwas  über  die  Fläche  der  Gelatine  sich  er- 
hebende Kolonieen.  Dieselben  wachsen  nach  2 — 3 Tagen  etwas  in 
die  Breite,  zeigen  aber  nie  fadenförmige  Ausbreitungen  in  die  Ge- 
latine hinein,  wie  letzteres  bei  den  Brieg e r’schen  und  auch  bei 
den  Emmeri c h ’schen  Bacillen  immer  der  Fall  ist. 

Es  tritt  keine  Verflüssigung  und  somit  auch  keine  Trü- 
bung der  Gelatine  ein. 

Auf  Agar-Agar.  Bei  Brüttemperatur  ist  das  Wachsthum 
sehr  lebhaft.  Schon  nach  18  Stunden  sieht  man  bei  Strichkulturen 
auf  schräg  erstarrtem  Agar  eine  fast  den  ganzen  Rand  des  Glases 
erreichende,  milchweisse  Ausbreitung  der  Kolonieen,  das  Kondens- 
vasser  verwandelt  sich  in  eine  ganz  trübe,  klebrig  fadenziehende 
Masse. 


Ueber  einen  nenen  pathogenen  Bacillus  ans  FussbodensUnb. 


443 


Bei  Agarstichkultur  ist  das  Verhalten  der  schon  beschrie- 
benen Gelatinestichkultur  ganz  ähnlich,  nur  ist  das  Wachsthum  weit 
üppiger. 

Auf  Blutserum  zeigen  die  Kolonieen  glänzendes,  fast  durch- 
sichtiges Wachsthum.  Am  Grunde  der  Kondensflüssigkeit  sieht  man 
aber  weisse,  trübe  Massen,  welche  mikroskopisch  nur  aus  den  ge- 
nannten Bacillen  bestehen. 

In  Bouillon  geht  die  Entwickelung  sehr  rasch  vor  sich.  Die 
Flüssigkeit  wird  trüb  und  auf  der  Oberfläche  derselben  bildet  sich 
eine  rahmhautähnliche  Zooglöa. 

Morphologisches  Verhalten. 

In  allen  Kulturen  und  in  allen  Organen  der  nach  Impfung  dieser 
Bacillen  gestorbenen  Versuchsthiere  präsentiren  sich  dieselben  mi- 
kroskopisch als  kurze  Stäbchen  mit  leicht  abgerundeten  Enden,  etwa 
doppelt  so  lang  als  breit,  fast  so  lang  wie  Bacillus  murisepti- 
c u s , aber  etwas  dicker  als  der  letztere.  Derselbe  kommt  gewöhn- 
lich einzeln  oder  zu  zweien  verbunden  vor.  Bei  verschiedenen  Nähr- 
medien und  bei  verschiedener  Temperatur  tritt  eine  geringe  Ver- 
änderung der  Form  und  der  Beschaffenheit  ein.  In  alten  Kulturen 
kommt  es  häufig  zur  Bildung  von  Fäden. 

Die  Färbung  gelingt  durch  gewöhnliche  Anilinfarben  sehr 
gut.  Bei  der  Behandlung  nach  Gram  werden  die  Bacillen  voll- 
kommen entfärbt. 

Eigenbewegung  ist  nicht  vorhanden. 

Sporenbildung  konnte  ich  bei  Anwendung  verschiedener  Me- 
thoden nicht  konstatiren. 


Pathogen  es  is. 

Impfversuche  habe  ich  an  4 Kaninchen,  5 Meerschweinchen  und 
16  Mäusen  angesteilt.  Bei  Kaninchen  und  Meerschweinchen  habe 
ich  zwei  Messerspitzen  und  bei  Mäusen  etwa  zwei  Platinösen  von 
Versuchsstaub  in  eine  Hauttasche  geimpft.  Die  Thiere  wurden  ge- 
wöhnlich schon  nach  einigen  Stunden  sehr  matt  und  träge.  Diese 
krankhaften  Erscheinungen  dauerten  bis  zum  Tode,  welcher  nach  20 
bis  24  Stunden  regelmässig  eintrat.  Bei  der  Sektion  habe  ich  ge- 
funden : starke  Anschwellung  der  Lymphdrüsen,  leichtes,  subkutanes 
Oedem,  starke  Injektion  der  Kapillaren  des  Unterhautbindegewebes 
und  der  Mesenterialgefässe,  starke  Vergrösserung  der  Milz  und  eigen- 
thümlich  graurothe  Färbung  der  Lungen.  Mikroskopisch  waren  in 
allen  Organen  stets  die  Bacillen  in  grosser  Menge,  oft  auch  in  Haufen 
nachweisbar. 

Bei  subkutaner  Injektion  von  1/2  Spritze  Bouillonkultur  starben 
Kaninchen  und  Meerschweinchen  nach  20  Stunden  und  zeigten  den 
oben  angegebenen  charakteristischen  Sektionsbefund.  Von  Gelatine- 
und  Agarreinkulturen  genügten  2 Platinösen,  um  das  Thier  zu  tödten. 
Bei  Mäusen  genügte  dazu  immer  1 Platinöse  der  Reinkultur.  Es 
trat  ferner  schon  4 Stunden  nach  der  Impfung  starke  Sekretion  der 
Thränendrüsen  ein,  so  dass  es  gewöhnlich  nach  einigen  Stunden  zur 


444 


Morbus  Brightii  acutus. 


vollkommenen  Verschliessung  der  Augen  kam.  Das  Thier  wurde 
sehr  matt  und  es  erfolgte  gewöhnlich  nach  20  Stunden  der  Tod. 

Aus  dem  Mitgetheilten  schliesse  ich  nun , dass  der  von  mir  ge- 
fundene Bacillus  mit  den  Em  m eri  ch’schen  und  den  B ri  ege r 'sehen 
Bacillen  in  manchen  Beziehungen  zwar  Aehnlichkeit  zeigt,  doch  nicht 
mit  ihnen  identisch  ist,  denn  die  letzteren  Bacillenarten  zeigen  auf 
dem  Kartotfelnährboden  gutes  Wachsthum,  was  bei  dem  von  mir 
beschriebenen  nicht  der  Fall  ist.  Andere  differentielle  Merkmale  habe 
ich  schon  oben  gelegentlich  angegeben.  Auch  von  den  Pfeiffer- 
schen Kapselbacillen  unterscheiden  sie  sich  durch  geringes  Wachs- 
thum  der  Kolonien  auf  den  Nährsubstraten. 

Herr  Dr.  Iv  i t a s a t o hat  mich  bei  der  Anfertigung  dieser  Arbeit 
freundlich  unterstützt,  Herr  Stabsarzt  Dr.  Behring  hat  mir  gütigst 
Versuchsmaterial  überlassen  und  Herr  Stabsarzt  Dr.  Pfeiffer  hat 
sich  bemüht,  meine  Arbeit  exakt  durchzusehen.  Allen  diesen  Herren 
sei  es  mir  gestattet,  meinen  ergebensten  Dank  auszusprechen. 


Referate. 

Manaberg,  Jnl.,  Zur  Aetiologie  des  Morbus  Brightii 
acutus  nebst  Bemerkungen  über  ex  p e r i m en  t eile* 
bakteritische  Endocarditis.  (Zeitschrift  für  klin.  Med. 
Bd.  XVIII.  Heft  3-4.) 

Verf.  beobachtete  in  8 Fällen  von  Morbus  Brightii  acutus  — vo» 
denen  3 (mit  croup.  Pneumonie,  Ekzem,  Syphilis)  komplizirt  waren, 
während  5 Fälle  genuin  auftraten  — die  im  Centralblatt  f.  klin. 
Med.  1888.  No.  30 J)  erwähnten  Streptokokken  im  Harne.  Die  Kokken 
färben  sich  mit  dem  den  üblichen  Anilinfarben,  entfärben  sich  nach 
Gram  nicht,  Durchmesser  0,9  /«,  sie  liegen  oft  nur  zu  zweien  als 
Diplokokken,  meistens  bilden  sie  aber  Ketten.  Ihre  Zahl  ist  meist 
beträchtlich,  so  dass  jeder  Tropfen  des  frischen  unsedimentirten  Harnes 
in  jedem  Gesichtsfelde  einige  Exemplare  aufweist.  Die  Bakterienbe- 
funde beziehen  sich  nur  auf  den  vollständig  frischen,  unter  den  be- 
kannten Kautelen  entnommenen  Harn.  Es  kommen  Fälle  vor,  io 
welchen  ganz  zu  Anfang  der  Krankheit  die  Streptokokken  massenhaft 
im  Harn  sind;  nach  einigen  Tagen  verschwinden  die  Kokken  wieder, 
noch  ehe  die  Krankheit  ihr  Ende  erreicht.  Die  Krankheit  kann  sich 
trotzdem  verschlimmern  und  zum  Tode  führen.  Verf.  stellt  sich  vor, 
dass  die  Streptokokken  (wenn  die  Annahme  richtig  ist,  dass  dieselben 
die  Krankheitsursache  sind)  so  hochgradige  gewebliche  Veränderungen 
in  der  Niere  veranlassen,  dass  selbst  nach  vollständiger  Ausscheidung 
derselben  eine  Restitution  des  Gewebes  nicht  mehr  zu  Stande  kommt. 
Die  Prognose  der  bakteritischen  Nephritis  scheint  eine  relativ  gute 
zu  sein,  von  11  beobachteten  Kranken  sind  7 geheilt,  1 gebessert 
und  3 gestorben.  Verf.  untersuchte  6 andere  Krankheitsfälle,  welche 


1)  Centralbl.  f.  Bakt.  u.  Paras.  V.  p.  93. 


Morbus  Brightii  acutus.  — Fäulniss  und  Tuberculose. 


445 


den  Symptomen  nach  auch  als  Morbus  Brightii  acutus  zu  bezeichnen 
waren;  in  diesen  Fähen  fehlten  die  Streptokokken  von  vornherein  im 
Harn,  alle  6 Fälle  gingen  in  die  chronische  hämorrhagische  Form 
über.  Der  vom  Verf.  gefundene  Streptococcus  ist  verschieden  vom 
Streptococcus  pyogenes  und  Erysipelatos,  er  unterscheidet 
sich  durch  das  Wachsthum  auf  Kartoffel,  die  zähe  Verflüssigung  der 
Gelatine  und  das  eigentümlich  strahlige  Wachsthum  in  derselben, 
er  ist  noch  nach  mehrmonatlicben  Kulturen  mit  Erfolg  abimpfbar. 

Verf.  impfte  Kaninchen,  Hunde,  Meerschweinchen,  Ratten  und 
weisse  Mäuse.  Kaninchen  und  Hunde  subkutan  und  intravenös,  die 
kleineren  Thiere  nur  subkutan.  Die  Thiere  erkrankten  an  den  deut- 
lichen Zeichen  der  Nierenentzündung  (Eiweiss,  zahlreiche  Cylinder), 
im  Harn  fanden  sich  die  Streptokokken.  Die  mikroskopische  Unter- 
suchung der  Nieren  liess  die  charakteristischen  Veränderungen  der 
Nierenentzündung  erkennen,  Kokken  konnten  in  den  Nieren  nicht  nach- 
gewiesen  werden,  öfters  wurde  bei  Kaninchen  Endocarditis  gefunden. 

Verf.  schliesst  mit  folgendem  Resum6: 

1)  In  11  Fällen  von  akutem  Morbus  Brightii  wurden  im  Harn 
zahlreiche  Streptokokken  gesehen,  welche  mit  dem  Ende  der  Krank- 
heit wieder  aus  demselben  verschwunden  sind. 

2)  Bei  anderweitig  kranken  und  bei  gesunden  Menschen  wurde 
dieser  Streptococcus  nie  im  Harne  gesehen. 

3)  Der  Streptococcus  besitzt  kulturelle  Eigenschaften,  welche 
ihn  von  den  bisher  gekannten  Streptokokken  wesentlich  unterscheiden, 

4)  Hunden  und  Kaninchen  in  relativ  geringer  Menge  in  die 
Blutbahn  gespritzt,  verursacht  er  intensive  Nephritis,  Kaninchen  auch 
Endocarditis. 

5)  Die  Kokken  vermehren  sich  in  der  Niere  nicht  und  schädigen 
dieses  Organ  durch  ihren  einfachen  Durchtritt. 

6)  Der  Autor  nimmt  jene  Streptokokken  als  die  Aetiologie  der 
betreffenden  Fälle  von  Morbus  Brightii  an. 

7)  Die  bakteritischen  Fälle  von  Morbus  Brightii  haben  den 
Charakter,  rasch  zu  verlaufen  und  meistens  mit  Heilung  zu  enden. 

Trenkmann  (Eilsleben). 

Kostjurin  und  Krainski,  Ueber  die  Wirkung  von  Fäulniss- 
und Tuberkeltoxinen  auf  Thiere  und  über  ihren  Ein  - 
fluss  auf  den  Verlauf  der  Experiment altuberculose. 
Vorläufige  Mittheilung.  (Wratsch.  1891.  No.  2 — 3.) 
[Russisch.] 

Die  Mitteilung  der  Verff.  enthält  einen  kurzen  Bericht  über  eine 
lange  Versuchsreihe,  welche,  soviel  Ref.  ersehen  kann,  erst  begonnen, 
jedenfalls  nicht  abgeschlossen  ist.  Die  bisherigen  Ergebnisse  erlauben 
es  schon,  jedenfalls  auf  eine  reiche  Ernte  zu  hoffen.  In  Erwartung 
der  ausführlichen  Mittheilung,  welche  bald  erscheinen  soll,  will  Ref. 
hier  nur  die  Schlüsse  der  Verff.  wiedergeben: 

1)  Je  komplizirter  die  Zusammensetzung  eines  faulenden  Me- 
diums ist,  desto  giftiger  sind  die  Produkte  der  Fäulnissbakterien. 

2)  Die  stärksten  pyrogenen  und  toxischen  Eigenschaften  besitzen 

faulende  Infuse  von  frischem  Fleisch ; ihnen  reihen  sich  Fleisch- 
ix. Bd.  29 


446 


Faulniss  und  Tuberculose.  — Diphtherie. 


bouillons  an.  Die  letzte  Stelle  nehmen  Salzlösungen  ein  (Nägel i’sche 
Flüssigkeit). 

3)  Wasserextrakte  wirken  am  stärksten,  Alkoholextrakte  am 
schwächsten. 

4)  Am  bedeutendsten  ist  die  Wirkung  der  Faulnissprodukte  zwi- 
schen dem  3.  und  30.  Tage  der  Fäulniss;  später  beginnt  eine  all- 
mähliche Abschwächung,  doch  sind  die  nach  über  ein  Jahr  dauernder 
Fäulniss  erhalteuen  Produkte  uoch  wirksam. 

5}  Bei  subkutaner  Einführung  erhöhen  sie  die  Körpertemperatur 
schon  von  der  ersten  Stunde  an;  die  Temperatur  fällt  zur  Norm 
zwischen  der  20.  Stunde  und  dem  3.  Tage  nach  der  Injektion  zurück. 

6)  Die  Produkte  der  5 — 30tägigeu  Faulniss  erhöhen  rasch  die 
Körpertemperatur,  welche  nach  24  Stundeu  zur  Norm  zurückkehrt. 
Die  Produkte  längerer  Fäulniss  erzeugen  langsame  Temperatur- 
steigerung; die  Rückkehr  zur  Norm  findet  am  zweiten  oder  im  Be- 
ginne des  dritten  Tages  statt. 

7)  Die  Gewichtsverluste  der  Versuchstiere  sind  der  Dauer  und 
der  Grösse  der  Temperatursteigerung  proportionell. 

8)  Die  direkte  Einführung  von  Fäulnissextrakten  ins  Blut  erzeugt 
nur  unbedeutendes  und  vorübergehendes  Sinken  des  Blutdruckes  und 
Beschleunigung  des  Pulses  und  der  Athmung. 

9)  Tuberkelextrakte  x)  besitzeu  ebenfalls  starke  pyrogene  und 
toxische  Eigenschaften,  wobei  in  den  meisten  Fällen  während  der 
ersten  Stunde  die  Temperatur  unbedeutend  (0,5°)  sinkt,  dann  steigt 
und  zwischen  der  5.  und  6.  Stunde  wiederum  sinkt. 

10)  Der  Blutdruck  sinkt  schnell  und  stark  unter  dem  Einflüsse 
der  Tuberkelextrakte;  Puls  und  Athmung  werden  bedeutend  be- 
schleunigt und  kehren  zwischen  der  5.  und  8.  Minute  zur  Norm 
zurück;  doch  bleibt  der  Rhythmus  der  Herzthätigkeit  auf  längere 
Zeit  stark  verändert. 

11)  Die  Tuberkelextrakte  wirken  sehr  stark  und  schnell  auf  das 
Endokard  und  auf  den  Herzmuskel. 

12)  Lösungen  von  Wasserextrakten  und  filtrirte  faulige  Flüssig- 
keiten können  ihrerseits  der  Fäulniss  unterliegen,  wobei  sie  an  Wirk- 
samkeit verlieren. 

13)  Tuberkel-  und  Fäulnissextrakte  können  bei  subkutaner  Ein- 
führung höchstwahrscheinlich  die  Weiterentwickelung  der  Tuberculose 
bis  zu  einem  gewissen  Grade  hemmen  und,  möglicherweise,  die  Ver- 
suclisthiere  gegen  eine  neue  Infektion  immun  machen. 

14)  Die  Einführung  der  genannten  Extrakte  scheint  den  tuber- 

culösen  Prozess  zu  lokalisiren  und  erzeugt  Neigung  zu  einem  Ueber- 
gaDge  in  kaseöse  Massen.  Steinhaus  (Warschau). 

Babes,  Y..  Untersuchungen  über  den  Diphtheriebacil- 
lus und  die  experimentelle  Diphtherie.  (Virchow’s 
Archiv.  Bd.  CXIX.  Heft  3.  p.  460.) 

Verf.  rekapituiirt  kurz  die  aus  den  Arbeiten  früherer  Autoren 

1)  Tuberkelextrakte  neunen  die  Verff.  Extrakte  aus  tuberculösem  menschlichem 
Sputum  und  aus  tuberculösen  Düngen,  welche  30 — 60  Stunden  nach  dem  Tode  der  be- 
treffenden Kranken  bei  der  Sektion  erhalten  worden  sind.  Anm.  d.  Bef. 


Diphtherie 


447 


über  den  Diphtheriebacillus  gewonnenen  Kenntnisse,  dass  der  Loeff- 
ler’sche  Bacillus  in  allen  Fällen  von  Croup  und  Diphtherie  nach- 
weisbar sei,  äusserst  selten  bei  anderen  Affektionen  oder  in  der 
normalen  Mundhöhle;  dass  er  auf  Schleimhäute  von  Thieren  über- 
impft, Pseudomembranen  und  eine  Allgemeinerkrankung  hervorzurufen 
vermöge,  während  die  erstere  Eigenschaft  dem  begleitenden  Strepto- 
coccus fehle,  dass  man,  besonders  mit  alten  Kulturen,  auch  Lähmun- 
gen durch  ihn  erzeugen  könne  (Roux  und  Y er  sin)  in  Folge  der 
gebildeten  löslichen  Toxine.  Im  System  stellt  Verf.  den  Loef  fl  er- 
sehen Bacillus  zu  einer  Gruppe  „Kolben  und  Scheiben“  bildender 
Bacillen,  zu  der  ausser  ihm  u.  A.  noch  der  Pseudodiphtheriebacil- 
lus und  der  sogenannte  Xerosisbacillus  gehören. 

Die  Arbeit  zerfällt  in  vier  Abschnitte.  Im  ersten  berichtet  Verf. 
über  „Versuche,  die  Rolle  der  Bacillen,  der  gelösten 
Produkte  derselben  und  der  bei  Diphtherie  gefun- 
denen Streptokokken  zu  bestimmen“.  Filtrate  von  Bouillon- 
kulturen tödteten  Kaninehen  Je  nach  dem  Alter  der  Kultur  und  der 
Quantität  der  eingebrachten  Flüssigkeit  in  verschieden  grossen 
Intervallen“  (nach  subkutaner  Injektion  von  ca.  30  gr  in  24—48 
Stunden  unter  den  Erscheinungen  einer  progressiven  Lähmung  der 
Musculatur,  der  Respiration  und  des  Herzens.  An  der  Injektions- 
stelle wenig  hämorrhagisches  Oedem.  Nach  nur  5 — 10  gr  Filtrat 
subkutan  Tod  meist  erst  nach  mehreren  Wochen  unter  den  all- 
mählich auftretenden  Erscheinungen  einer  mit  den  Hinterextremitäten 
beginnenden  charakteristischen  Paralyse).  Bei  der  Sektion  parenchyma- 
töse Veränderungen  von  Leber  und  Niere.  Versuche,  die  toxische 
Substanz  zu  isoliren,  sind  noch  nicht  abgeschlossen.  Weder  durch  das 
Filtrat,  noch  das  eingeengte  Produkt  gelang  es,  Pseudomembranen  zu 
erzeugen.  Verf.  glaubt  daher,  dass  zur  Erzeugung  der  letzteren  die 
Anwesenheit  des  Bacillus  selbst  erforderlich  sei.  Da  der  begleitende 
Streptococcus  ebenfalls  keine  Pseudomembranen,  wohl  aber  mit- 
unter Entzündung  und  Nekrose  der  Schleimhaut  hervorzurufen  vermag, 
meint  Verf.,  dass  derselbe  wohl  nur  den  Boden  für  den  Loeffler- 
schen  Bacillus  vorbereite  und  eventuell  bei  der  Allgemeinerkrankung 
in  Frage  komme. 

Kaninchen  (besonders  junge)  gingen  meist  schon  nach  einfachem 
Bestreichen  der  kaum  verletzten  Konjunktivalschleimhaut  mit  frischen 
Kulturen  in  8 — 15  Tagen  unter  hohem  Fieber  und  nervösen  Er- 
regungszuständen zu  Grunde.  Auf  der  Conjunctiva  zeigten  sie  schon 
nach  24  Stunden  einen  charakteristischen  Belag,  dessen  Ueberimpfung 
auf  die  Conjunctiva  eines  zweiten  Kaninchens  ebenfalls  ähnliche 
Pseudomembranen  erzeugt.  Weitere  Uebertragungen  gelangen  aber 
meist  nicht  mehr.  Der  Bacillus  war  in  den  Pseudomembranen  noch 
48  Stunden  nach  der  Impfung  nachweisbar,  später  nicht  mehr.  — 
Aeltere  Kulturen  hatten  nach  ca.  15 — 20  Tagen  gewöhnlich  die  Fähig- 
keit, Pseudomembranen  zu  erzeugen,  verloren,  gewannen  sie  oft  aber 
durch  Uebertraguug  auf  frisches  Serum  wieder.  Noch  ältere  Kul- 
turen konnten  meist  auch  dadurch  nicht  mehr  virulent  gemacht  wer- 
den und  wraren  oft  selbst  nicht  mehr  übertragbar.  Auch  Kulturen, 
welche  keine  Pseudornembrauen  mehr  hervorriefen,  vermochten 

29* 


448 


Diphtherie. 


Thiere  nach  Einbringung  geringer  Mengen  in  die  verletzte  Conjunc- 
tiva  zu  tödten.  Bei  regelmässiger  Ueberimpfung  erhielt  sich  die 
Virulenz  bis  3 Monate  laug;  oft  ging  sie  trotzdem  schon  früher 
verloren. 

Auch  bei  subkutaner  Injektion  zeigten  sich  Kaninchen  sowohl 
für  Kulturen  als  Filtrate  empfänglich.  Besonders  junge  Thiere  star- 
ben in  6—20  Tagen. 

In  einer  Versuchsreihe  wurden  Verimpfungen  mit  dem  Diphtherie- 
streptococcus in  die  intakte  Conjunctiva,  intravenös  oder  in  eine  Ge- 
lenkhöhle vorgenommen  und  dann  der  L oeff ler ’sche  Bacillus  in 
die  unverletzte  Conjunctiva  eingerieben : keine  Membranbildung.  Die- 
selben Versuche  wurden  wiederholt,  nur  dass  die  Conjunctiva  verletzt 
war.  Jetzt  erhielt  Verf.  Membranbildung.  Der  Streptococcus 
allein  machte  keine  Membranbildung.  Es  genügt  also  die  durch  den 
Streptococcus  hervorgerufene  Entzündung  nicht,  um  den  Loeff- 
ler’schen  Bacillus  zur  Membranbildung  zu  veranlassen.  Vielmehr 
scheint  eine  Schleimhautverletzung  dazu  nothwendig. 

Von  sonstigen  Thieren  seien  am  allerempfänglichsten  Meer- 
schweinchen. Bei  Vögeln  (Tauben)  bleibe  der  Prozess  meist  länger 
lokal  (nach  Verimpfung  grosser  Mengen  Kultur  Allgemeinerkrankung, 
selbst  Tod).  Auch  weisse  Mäuse  seien  nicht  ganz  immun;  jnnge 
starben  selbst  nach  subkutaner  Verimpfung  geringer  Mengen.  Grössere 
Mengen  der  toxischen  Substanz  tödteten  Meerschweinchen,  Kaninchen, 
Tauben  und  manchmal  auch  weisse  Mäuse. 

Im  zweiten  Abschnitt  behandelt  Verf.  „die  Gewebsverän- 
derungen  bei  den  an  Diphtheritisinfektion  zu 
Grunde  gegangenen  Kaninchen.“  Zum  Vergleiche  zieht  er 
Befunde  von  Fällen  menschlicher  Diphtherie  heran  und  konstatirt, 
dass  sich  bei  beiden  Formen  die  gleichen  histologischen  Verände- 
rungen finden  und  durch  ihre  Eigenart  „die  Lehre  von  der  Spezifi- 
tät des  L oeffler’schen  Bacillus“  stützen. 

Bei  den  durch  Filtrate  oder  Extrakte  (oft  in  derselben  Zeit  wie 
durch  den  Bacillus  selbst)  getödteten  Thieren  handele  es  sich  im 
Wesentlichen  nur  um  hochgradige  parenchymatöse  Veränderungen 
mit  Kernschwund.  „Selbst  wenn  die  Endothelien  geschwollen  und 
die  Leukocyten  vermehrt  erscheinen , finden  sich  deren  Kerne  ver- 
blasst und  ohne  jene  eigenthümlichen  Veränderungen,  welche  bei  den 
an  Diphtheritis  zu  Grunde  gegangenen  Menschen  und  Thieren  auf- 
fallen.“ Gewisse  histologische  Abweichungen  bei  der  menschlichen 
Diphtherie,  welche  bei  der  experimentellen  Kaninchendiphtherie  ver- 
misst werden,  seien  vermuthlich  auf  eine  Mischinfektion,  z.  B.  mit 
Diplococcus  lanceolatus  oder  Streptokokken  zurückzuführen. 

Der  dritte  Abschnitt  behandelt  „Versuche  über  Schutz- 
impfung gegen  Diphtherie“.  Einige  Kaninchen  überstanden 
wiederholte  conjunctivaie  Infektionen,  die  Pseudomembranen  waren 
dann  das  nächste  Mal  (jedoch  nur  auf  dem  bereits  früher  infizirten 
Auge)  schwächer.  Pseudomembranen  erwiesen  sich  dabei  virulenter, 
als  Reinkulturen.  Da  die  Versuche  aber  nicht  konstante  Resultate 
ergaben  und  nach  denVersuchen  von  Roux  und  Yersin  hält  Verf. 
Schutzimpfungen  gegen  Diphtherie  für  aussichtslos. 


Diphtherie- 


449 


Im  vierten  Abschnitt  bespricht  Verf.  einige  Versuche,  die 
Prophylaxis  der  Diphtherie  betreffend.  Durch  Vorver- 
suche wurde  festgestellt,  dass  es  bei  Kaninchen  nach  der  Infektion 
der  verletzten  Schleimhaut  nicht  mehr  gelingt,  Bildung  von  Pseudomem- 
branen zu  verhüten.  Verf.  versuchte  daher  der  Infektion  vorzubeugen. 
In  einer  orientirendeu  Versuchsreihe  wurden  8erumröhren  vor  der 
Impfung  mit  antiseptischen  Mitteln  in  wässeriger  Lösung  einige  Mi- 
nuten lang  behandelt.  Aufgehoben  zeigte  sich  nach  48  Stunden  die 
Entwickelung  durch  Citronensäure  10°/ö,  Essigsäure  5 °/0,  Milch- 
säure 3— 5°/0,  Kali  hypermanganicum  2 : 1000,  Sublimat  1 : 1000  bis 
2000,  stark  behindert  durch  Kali  hypermanganicum  1 : 1000,  wenig 
behindert  durch  Salol  oder  Antipyrin  (konz.  Lösungen);  nur  in  der 
Kondensationsflüssigkeit  behindert  durch  Citronensäure  2%,  Karbol- 
säure 2—4%;  gar  nicht  behindert  durch  dick  aufgestreutes  Zucker- 
pulver, Chlorkaliumlösung  2 — 4—8  ö/0  [soll  wohl  heissen  chlorsaures 
Kali.  Ref.J  und  Weinsteinsäure.  In  einer  zweiten  Versuchsreihe  wur- 
den die  Serumröhren  1/2  Stunde  nach  Impfung  mit  den  antiseptischen 
Substanzen  gewaschen  (5  Minuten).  Absolut  gehindert  wurde  das 
Bacillenwachsthum  durch  Chinin  2 — 4:100,  Citronensäure  10%, 
Sublimat  1 : 1000 — 2000,  Alkohol  1 : 3,  Kali  permanganicum  2 : 1000, 
Milchsäure  10  : 1000. 

Eine  Abschwächung  der  auf  antiseptisch  behandelten  Nährböden 
gezüchteten  Kulturen  wurde  nicht  beobachtet.  In  einer  dritten  Ver- 
suchsreihe wurde  der  Effekt  der  im  Reagensglas  erprobten  Mittel  an 
Kaninchen  als  Vor-  oder  Nachbehandlung  bei  Infektion  in  die  ver- 
letzte Conjunctiva  studirt.  An  sich  sehr  reizend  (Entzündung,  selbst 
Membranen  erzeugend)  wirkte  auf  die  Conjunctiva  Sahcylsäure,  Jodo- 
form, Essigsäure  5%,  Citronensäure  107#,  Karbolsäure  2 7«.  Gut  ver- 
tragen wurde  Kali  permanganicum  1 : 1000,  Sublimat  1 : 4000,  Alkohol 
1 : 5,  Chloralhydrat  2 %,  Borsäure  5 7o  (?)  „und  entwickelte  sich  auf 
den  mit  diesen  Substanzen  behandelten  Schleimhäuten  der  kurz  vor- 
her oder  nachher  infizirten  Thiere  keinerlei  oder  eine  nur  unbe- 
deutende entzündliche  Reaktion  oder  Pseudomembranbildung.“ 

Es  gibt  also,  schliesst  Verf.,  Substanzen , welche  selbst  auf  djer 
sehr  empfindlichen  Conjunctivalschleimhaut  des  Kaninchens  „die  An- 
siedelung und  Entwickelung  des  Diphtheriebacillus,  sowie  die  Bildung 
der  Pseudomembranen  und  der  Allgemeinerkrankung  hintanzuhalten 
vermögen.“  Da  die  Conjunctivalschleimhaut  des  Kindes  viel  weniger 
empfindlich  ist,  wird  man  bei  Kindern  also  diese  und  ähnliche  Sub- 
stanzen in  grösserer  Auswahl  und  Konzentration  mit  Erfolg  anwenden 
können.  Czaplewski  (Görbersdorf  i.  Schl.). 


Gninon,  L.,  Des  conditions  de  propagation  de  la  diph- 
Urie.  (Le  Progres  m6d.  XVIII.  1890.  No.  18—19,  21-22.) 

G.  bringt  die  gesammelten  Vorträge  Sevestre’s  über  den 
Gegenstand  unter  obigem  Titel.  Die  Mortalität  an  Diphtherie  ist  in 
Paris  während  der  letzten  60  Jahre  beträchtlich  angestiegeu.  Ueber 
die  mikrobische  Natur  der  Krankheit  herrscht  kein  Zweifel  mehr  und 
in  dem  Loeffler’schcn  Bacillus  wurde  der  spezifische  Krankheits- 


450 


Diphtherie  — Wurzelknöllehen  der  Leguminosen. 


erreger  festgestellt,  welcher  sich  ausschliesslich  in  den  Pseudomem- 
branen  findet.  Die  experimentellen  Erfahrungen  über  die  Tenacität 
und  Virulenz  des  Diphtheriebacillus  werden  durch  die  klinischen  Be- 
obachtungen bestätigt  und  einige  Beispiele  angeführt,  bei  welchen 
das  Virus  nach  jahrelanger  Latenz  sich  unter  günstigen  Verhältnissen 
neuerdings  entwickelte.  Hieraus  lassen  sich  die  Oscillationen  der 
Epidemieen,  das  Auftreten  von  successiven,  durch  verschieden  lange 
Zeitperioden  von  eiuander  getrennten  Herden  erklären.  — Die  direkte 
Uebertragung  durch  Pseudomembranen  kann  man  häufig  beobachten, 
obzwar  der  unmittelbare  Kontakt  nicht  immer  zur  Infektion  führt, 
wie  die  Versuche  von  Trousseau,  Peter  und  Duc  ha  mp  zeigeD, 
welchen  es  nicht  gelang,  mit  Pseudomembrauen  Diphtherie  an  sich 
selbst  hervorzubringen.  Die  Uebertragung  kann  auch  durch  mehr 
oder  weniger  intimen  Kontakt  mit  dem  Kranken,  ferner  durch  die  von 
ihm  benützten  Gegenstände  bewerkstelligt  werden,  und  selbst  im 
Strassenstaub  wurde  das  Virus  nachgewiesen.  Seit  einigen  Jahren 
ist  die  Gefiügeldiphtherie  als  weitere  Infektionsquelle  bekannt  ge- 
worden. Mehrere  Fälle  werden  als  Beleg  für  die  Uebertragbarkeit 
der  Diphtherie  der  Haus-  uud  Truthühner  auf  den  Menschen  mit- 
getheilt,  obzwar  die  Geflügeldiphtherie  nicht  als  identisch  mit  der 
menschlichen  angesehen  wird.  — Die  Kontagiosität  ist  wohl  schon 
beim  Beginn  der  Krankheit  und  auch  noch  in  der  Itekouvalescenz  vor- 
handen. Auf  der  gesunden  Schleimhaut  entwickelt  sich  der  Mikro- 
organismus nicht , es  muss  eine  lokale  Disposition  die  Ansiedelung 
begünstigen , wie  sie  durch  entzündliche  Erkrankungen  des  Larynx 
und  Pharynx  gegeben  wird.  Unter  den  allgemeinen  Prädispositions- 
momenten  ist  eines  der  wichtigsten  das  Alter.  Das  Frequenzmaximum 
der  Diphtherie  liegt  im  frühen  Kindesalter.  Der  Einfluss  der  Jahres- 
zeiten oder  ungünstiger  topographischer  Lage  ist  nicht  zu  verkennen. 
Ein  Antagonismus  zwischen  Diphtherie  und  anderen  Infektionskrank- 
heiten kann  nicht  angenommen  werden. 

Für  die  Diphtherieprophylaxe  gelten  im  Allgemeinen  dieselben 
Maassregeln,  wie  sie  bei  anderen  Infektionskrankheiten  ergriffen 
werden:  Isolirung  und  Antisepsis.  Die  übermässig  lange  Detention 
der  Rekonvalescenten  ist  nicht  uöthig,  aber  sie  dürfen  nur  nach 
einer  gründlichen  Desinfektion  ihres  Körpers  und  ihrer  Sachen  ent- 
lassen werden.  Kral  (Prag). 

Beyerinck,  M.  W.,  Künstliche  Infektion  von  Vicia  Faba 
mit  Bacillus  radicicola.  Ernähruugsbedinguagen 
dieser  Bakterie.  (Nach  einem  Vortrage  am  28.  Juni  1890 
gehalten  in  der  Akad.  d.  Wissensch.  zu  Amsterdam.  — Botanische 
Zeitung.  1890.  No.  52.  S.  837—843.) 

Die  Puffbohnenpflanzen  wurden  in  besonders  konstruirten  Kultur- 
töpfen (mit  Saughebevorrichtung  zum  Begiessen)  in  sterilisirtem 
Flusssand  gezogen.  Ein  Dutzend  solcher  Töpfe  wnrde  in  vier  Gruppen, 
jede  von  3 Stück,  vertheilt  und  mit  verschiedenen  Salzlösungen  be- 
gossen. Die  gleichfalls  sterilisirten  Puffbohnen  wurden  zunächst  auf 
einer  Gelatineschicht  zur  Entwickelung  gebracht  und  kamen  daun  in 
die  Töpfe  Der  aus  zwei  über  einander  greifenden  Stücken  bestehende 


Wurzelknöllchen  der  Leguminosen. 


451 


Deckel  hatte  in  der  Mitte  ein  weites,  mit  Baumwolle  abgeschlossenes 
Loch,  durch  das  die  Fabapflanze  und  die  eine  Röhre  zum  Begiessen 
reichte.  Als  alle  Pflanzen  das  zweite  Blatt  erzeugt  hatten,  begannen 
die  Versuche.  6 Töpfe  wurden  mit  einer  aus  den  Fa b a knöllchen 
gewonnenen,  in  sterilisirtem  Leitungswasser  aufgeschwemmten  Kultur 
des  Bacillus  infizirt.  Die  Wurzelbacillen  waren  den  ganzen 
Winter  1889/90  sehr  üppig  auf  Nährgelatine  gewachsen  (auf  18% 
Gelatine  mit  Absud  von  frischen  Fab  astengein,  1%  Rohrzucker,  V2  % 
Pepton  siccum,  l/4  °/°  Asparagin)  und  bildeten  einen  weissen,  halb- 
flüssigen Bakterienschleim  mit  zahllosen  Schwärmern,  noch  mehr  ab- 
gestorbenen Stäbchen  aus  einzelnen  Bakteroiden  und  „Sternen“  (auf 
ähnliche  Weise  wie  die  Rasen  von  Actin omyces  entstehend,  womit 
die  Wurzelbakterien  wohl  verwandt  sind).  Es  wurde  die  eineFlälfte 
des  Deckels  von  den  Töpfen  abgenommen  und  die  Bakterienmasse 
auf  die  Oberfläche  des  Sandes  gegossen,  so  dass  die  Flüssigkeit  die 
Stengel  der  jungen  Pflanzen  benetzte  und  diesen  folgend  die  Wurzeln 
erreichen  konnte.  Das  Resultat  war  den  Erwartungen  völlig  ent- 
sprechend. Die  Wurzeln  der  sechs  mit  Bacillus  radici- 
cola  infizirten  Pflanzen  trugen  zahlreiche  Knöllchen, 
alle  übrigen  Pflanzen  waren  davon  völlig  frei;  aus  der 
Vertheilung  der  Knöllchen  an  den  Wurzeln  konnte  die  Seite  des 
Topfes  auf  der  im  Begiessen  mit  den  Bakterien  stattgefundenen  er- 
kannt werden.  Das  Verhalten  der  mit  verschiedenen  Salzen  gedüngten 
Pflanzen  zeigte,  dass  das  Fehlen  oder  die  Gegenwart  von  Kaliumnitrat 
und  Ammonsulfat  auf  die  Infektion  ohne  Einfluss  geblieben  war. 

Verf.  ist  zweifelhaft  geworden,  ob  diese  Knöllchenbacillen  iden- 
tisch sind  mit  den  Organismen  der  „Bakterienerschöpfung“  der  Knöll- 
chen. Auch  bezüglich  der  Ernährung  des  Bacillus  radicicola  (der 
nur  da  vorkommt,  wo  sich  die  Bakteroiden  finden,  nicht  aber  die 
ganze  Pflanze  durchdriugt)  haben  eingehendere  Untersuchungen  des 
Verf’s.  frühere  Ansicht  raodifizirt.  Die  Faba’bacillen  vermögen  bei 
Gegenwart  von  Kohlehydraten  noch  ganz  minimale  Nitrat-  und 
Ammonmengeu  zu  binden.  Eine  Bindung  freien  Stickstoffs  findet 
jedoch  ausserhalb  der  Papilionaceenpflanze  in  den  Bacillenkulturen 
nie  statt.  Offenbar  häuft  der  Bacillus  iu  den  Knöllchen  die  letzten 
Spuren  gebundenen  Stickstoffs  seines  Ernährungsmediums,  bei  Gegen- 
wart aus  der  Pflanze  zufliessender  Kohlehydrate,  als  Reserveeiweiss 
an  und  gibt  dabei  zu  gleicher  Zeit  Veranlassung  zu  einer  sehr  voll- 
ständigen Erschöpfung  der  nächsten  Umgebung  an  gebundenem  Stick- 
stoff. Dieser  letztere  Umstand  erscheint  dem  Verf.  gegenwärtig 
besonders  bedeutungsvoll,  er  scheint  ihm  „den  Weg  zur  tieferen  Be- 
gründung von  Hellriegel ’s  schöner  Entdeckung  der  Assimilation 
des  freien  Stickstoffs  durch  die  Papilionaceen  zu  bezeichnen.“  Bei- 
läufig wird  bemerkt,  dass  auch  ein  anderes  mit  den  Papilionaceen 
nicht  in  Symbiose  lebendes  Mikrob,  Steptothrix  humifica  n.  sp., 
bei  Gegenwart  von  Kohlehydraten  zu  einer  völligen  Stickstoffer- 
schöpfung des  Bodens  Veranlassung  gibt. 

Bei  fehlender  organischer  Nahrung  findet  kein  Wachsthum  des 
B.  rad  icicola  statt.  Zur  Nitrat-  und  Nitritbildung  geben  die  Wurzel- 
bacillen kerne  Veranlassung. 


452  Schutzimpfung,  küDStl.  Infektionskrankheiten,  Entwick.elaugshemmuug  etc. 


Der  Unterschied  zwischen  den  verschiedenen  Papilionaceen- 
bakterien  ist  grösser,  als  Verf.  früher  annahra.  So  gehört  Bacillus 
Ornithopodos  (Verf.  schreibt  Ornithopi)  augenscheinlich  zu  einer 
anderen  Art,  wie  B.  Fabae  (diesen  Namen  gebraucht  Verf.  am 
Schluss  für  B.  radicicola  var.  Fabae).  Dadurch  erklärt  sich  die 
eigenthümliche  Thatsache,  dass  in  Gärten  die  Serradelle  (Orni- 
thopus  sativus),  die  den  gleichen  Bacillus  wie  0.  perpusillus 
zur  Knölichenbildung  braucht,  selbst  zwischen  knöllchentragenden 
Vicia arten  frei  von  Knöllchen  bleibt.  Ludwig  (Greiz). 


Schutzimpfung,  künstliche  Infektionskrankheiten,  Entwick- 
lungshemmung und  Vernichtung  der  Bakterien  etc. 

GamaM'a , Sur  le  pouvoir  antitoxique  de  l’orgauisme 
animal.  (La  Semaine  med.  1890.  No.  56.) 

Die  Arbeit  von  Behring  und  Kitasato  über  die  Immunität 
bei  Diphtherie  und  Tetanus  veranlasst  G.,  die  Ergebnisse  analoger 
Untersuchungen  mitzutheilen , welche  er  unternahm  über  die  Zer- 
störung des  Giftes  Vibrio  Metschnikovi  durch  die  Gewebe  eines 
nicht  empfänglichen  Thieres.  Schon  früher  hatte  G.  gezeigt,  dass 
die  für  die  Infektion  mit  dem  Vibrio  von  Natur  nicht  empfänglichen 
Thiere,  wie  z.  B.  das  Kaninchen,  ebenso  unempfänglich  sind  für  die 
Vergiftung  mit  dem  vom  Vibrio  erzeugten  Impftoxin.  G.  suchte 
nun  die  Frage  zu  lösen,  worauf  diese  Unempfänglichkeit  beruhe.  Er 
sammelte  den  Harn  der  Kaninchen,  welche  grosse  Mengen  sterilisirter 
Kulturen  des  Vibrio  Metschnikovi  eiugespritzt  erhalten  hatten, 
und  suchte  darin  die  physiologischen  Merkmale  des  Impftoxins  nach- 
zuweisen,  jedoch  vergeblich.  Er  dachte  daun,  dass  vielleicht  die 
Gewebe  dieser  unempfänglichen  Thiere  die  Eigenschaft  hätten,  das 
Toxin  zu  zerstören.  Um  diese  Hypothese  zu  prüfen,  verrieb  er  die 
Impfflüssigkeit  mit  der  Milz,  die  er  den  lebenden  Kaninchen  heraus- 
gerisseu  hatte.  Dieses  Gemisch  stellte  er  in  den  Brütofen  bei  37°, 
filtrirte  und  impfte  es  Mäusen  und  Meerschweinchen  ein.  Diese 
Impfungen  ergaben,  dass  die  Mischung  ihre  toxische  Wirkung  voll- 
kommen eingebüsst  hatte.  Dieselbe  antitoxische  Wirkung  hatte,  wie 
G.  nachweisen  konnte,  nicht  nur  die  Milz,  sondern,  wenn  auch  in 
schwächerem  Grade,  das  Blutserum  des  Kaninchens.  Es  ergibt  sich 
daraus,  dass  die  lebenden  Gewebe  der  unempfänglichen  Thiere  auch 
über  die  Fähigkeit  verfügen,  das  Vibriotoxin  zu  vernichten.  Bei  den 
empfänglichen  Thieren  nimmt  die  antitoxische  Wirkung  durch  die 
Impfung  nicht  zu,  wenigstens  fand  G.,  dass  bei  Meerschweinchen 
durch  die  Schutzimpfung  gegen  den  Vibrio  Metschnikovi  und 
den  Choleravibrio  ihr  Widerstandsvermögen  gegen  die  löslichen  Pro- 
dukte dieser  Mikroorganismen  nicht  zunimmt,  während  doch  anderer- 
seits ihre  Fähigkeit,  die  Mikroben  zu  vernichten,  wächst.  G.  schliesst 
daraus  auf  das  Vorhandensein  eines  gewissen  Antagonismus  zwischen 


Schutzimpfung,  künstl.  Infektionskrankheiten,  Entwickeiungshemmung  etc.  453 


den  antiseptischen  und  den  antitoxischen  Eigenschaften  dieser  Thiere. 
(Soc.  de  Biol.  13.  December  1890.)  M.  Kirchner  (Hannover). 

Saint-Silalre,  I n j e cti on s de  seram  de  sang  de  chiendans 
la  trachte.  (La  semaine  m6d.  XI.  1891.  No.  6.) 

Verf.  hat  im  Verein  mit  Coupard  Versuche  mit  der  Ein- 
spritzung von  Hunöeblutserum  in  die  Luftröhre  von  Tuberculösen 
gemacht,  nachdem  sie  vorher  festgestellt  hatten,  dass  sie  Kaninchen 
4 ccm  in  2 Minuten  einspritzen  konnten,  ohne  dass  eine  Störung  der 
Athmung  oder  Husten  eintrat.  Auch  beim  Menscheu  verliefen  diese 
Injektionen  ohne  Reizung.  Sie  brachten  einem  jungen  Menschen  in 
6 kurz  hinter  einander  folgenden  Sitzungen  4 ccm  Serum  in  die 
Trachea  ohne  jeden  übien  Zufall.  Verf.  fügt  hinzu,  dass  unter  der 
Behandlung  mit  den  Einspritzungen  von  Hundeblutserum  zwar  die 
Bacillen  bisher  nicht  aus  dem  Auswurfe  verschwunden  sind , wohl 
aber  das  Allgemeinbefinden  sich  gehoben,  das  Gewicht  zugenommen 
hat  und  Kehlkopfgeschwüre  geheilt  sind.  (Soc.  de  Biol.  31. 1.  91.) 

M.  Kirchner  (Hannover). 

Jolles,  M.  und  Ad.,  Zur  Kennt n iss  der  chemischen  Natur 
des  Kochins.  (Intern,  klin.  Rundschau.  V.  1891.  No.  1.  p.  10.) 
Verff.  unterwarfen  das  Kochin  einer  chemischen  Analyse  mit  den 
folgenden  Ergebnissen:  50  °/0  Wassergehalt,  Abwesenheit  von  Cyan- 
verbindungen und  Alkaloiden,  starke  Biuretreaktion,  Absorptions- 
slreifen  an  der  Grenze  des  grünen  und  violetten  Feldes  zwischen 
b und  F,  das  Absorptionsspektrum  demnach  übereinstimmend  mit 
jenem  des  Urobilins.  Die  Albuminate  lassen  sich  mit  Gerbsäure  als 
weisser  voluminöser  Niederschlag  ausfällen,  welcher  in  heissem  Wasser, 
Kochsalzlösung  und  sehr  verdünnter  Kalilauge  löslich  ist.  Die  Eie- 
mentaranalyse  und  Stickstoffbestimmung  ergaben  N 5,90%,  C 35,19  % 
und  H 7,02  %.  Aus  den  erhaltenen  Resultaten  lässt  sich  auf  ein 
Toxalbumin  als  wirksamen  Bestandtheil  des  Kochins  schliessen. 

Kräl  (Prag). 

Weadt,  Charles,  Observations  on  the  use  of  Koch’s 
lymph  in  sixteen  children.  (Philadelphia  Med.  News.  No. 
940.  1891.  p.  70.) 

Verf.  behandelte  16  Kinder  im  Alter  von  19  Monaten  bis  zu  16 
Jahren,  und  zwar  bloss  verdächtige  Fälle  mit  Koch’scher  Lymphe. 
Die  Anfangsdosen  betrugeu  0,00025  ccm.  Die  febrile  Reaktion  kam 
mitunter  erst  nach  12 — 18  Stunden  zur  Wahrnehmung  und  dauerte 
mitunter  zwei  Tage  an.  Die  im  Originale  ausführlicher  mitgetheilten, 
nach  den  Injektionen  aufgetretenen  Erscheinungen  entsprechen  in  der 
Mehrzahl  der  Fälle  den  bekannten  Typen.  Kral  (Prag). 

Teleky,  H.,  Injektion  einer  ungewöhnlich  grossen  Do- 
sis Koch’scherLymphe.  (Wien.  mcd.  Blätter.  Bd.  XIV.  1891. 
No.  5.  p.  65.) 

In  der  Sitzung  der  k.  k.  Gesellschaft  der  Aerzte  in  Wien  vom 
23.  Januar  berichtete  Verf.  über  einen  Fall,  bei  welchem  durch  einen 


454  Schutzimpfung,  kliostl.  Infektionskrankheiten,  Entwickelungshemmung  etc. 


vom  Patienten  herbeigefülirten  Zufall  die  enorme  Menge  von  0,4  ccm 
Koch’scher  Lymphe  injizirt  worden  war.  Der  Kranke,  ein  3u jäh- 
riger Kaufmann,  bei  welchem  1887  kleine  Infiltrate  des  linken  Ober- 
und Unterlappens  und  seit  1889  eine  Infiltration  der  linken  Lungen- 
spitze diagnostizirt,  ausserdem  seit  1888  Bacillen  im  Sputum  kon- 
statirt  wurden,  unterzog  sich  im  November-Dezember  v.  J.  in  Berlin 
während  28  Tagen  dem  Koch’schen  Heilverfahren,  das  nach  Rück- 
kehr des  Patienten  vom  Verf.  14  Tage  nach  der  letzten  Injektion 
wieder  aufgenommen  wurde.  Nach  den  5 ersten  Injektionen  be- 
trug das  mit  0,003  bis  0,02  erreichte  Temperaturmaximum  37,5.  Bei 
der  6.  Injektion  geschah  das  erwähnte  Versehen.  Während  nach 
allen  früheren  Injektionen  massige  Reaktionen  beobachtet  wurden, 
trat  diesmal  nach  6 Stunden  heftiger  Schüttelfrost  und  die  sonstigen 
bekannten  Erscheinungen  auf,  die  Temperatur  stieg  auf  40°,  um 
bis  zum  nächsten  Morgen  kontinuirlich  abzufallen.  Zwei  Tage  nach 
der  Injektion  war  das  Befinden  des  Kranken  dasselbe  wie  vor  der 
Injektion.  Kral  (Prag). 

Lumniczer,  Ueber  Versuche  mit  dem  Koch’schen  Mittel. 
(Wien.  med.  Presse.  1891.  No.  5—7.) 

Verf.  behandelte  seit  Ende  November  v.  J.  16  Fälle  von  tuber- 
culösen  Gelenksentzündungen,  Knochenmark-  und  Periostalerkrankun- 
gen, Lymphomen,  Lupus,  Orchitis  und  Ulcus  cruris,  ausserdem  zum 
Zwecke  der  Differenzialdiagnose  noch  4 Fälle  nach  Operationen  mit 
Koch’scher  Lymphe. 

Aus  seinen  mit  dem  Koch’schen  Heilverfahren  bisher  erzielten 
Resultaten  scheint  nach  Verf.  hervorzugehen,  dass  die  Empfänglich- 
keit für  das  Mittel  nicht  allein  von  dem  Grade  und  der  Ausbreitung 
des  tuberculösen  Prozesses,  sondern  auch  von  individuellen  Eigen- 
schaften, insbesondere  von  der  Widerstandsfähigkeit  des  Organismus 
abhängt.  Bei  energischer  allgemeiner  Reaktion  bleibt  nicht  selten 
jede  lokale  Reaktion  aus  und  umgekehrt.  In  einem  Falle  von  Coxitis 
wurde  durch  die  Injektionen  eine  auffallende  Besserung  herbeigeführt. 
Bei  Knochen-,  Beinhaut-  resp.  Gelenksentzündung  war  der  Erfolg  ein 
sehr  überraschender,  wenn  Fistelgänge  vorhanden  waren,  die  bis  zu 
dem  oder  in  den  Knochen  führten.  Die  Knochenfisteln  schlossen  sich 
nach  4—6  Injektionen  in  14 — 21  Tagen.  Es  sollte  demnach  bei 
vorgeschrittenen,  noch  nicht  offenen  tuberculösen  Prozessen  mit  der 
Eröffnung  des  Knochenherdes  oder  der  Gelenkhöhle  und  den  daran  zu 
schliessenden  Injektionen  nicht  gesäumt  werden.  Kral  (Prag). 

Lloyd,  J.  H.,  and  Stelwagon,  H.  VV.,  Preliminary  notes  on 
a case  of  Lupus  vulgaris  trcated  by  injections  of 
Koch’s  lymph.  (Philadelphia  Med.  News.  No.  941.  1891.  p.  108.) 

Verff.  theilen  aus  ihrer  Privatpraxis  einen  Fall  von  recidiviren- 
dera  Lupus  der  linken  Wange,  einen  15jährigen  Knaben  betreffend, 
mit,  bei  welchem  bereits  nach  5 Tuberculininjektionen  eine  ausge- 
sprochen günstige  Beeinflussung  des  Krankheitsherdes  wahrzunebmen 
war.  Die  Dosen  von  0,001—0,002  erzeugten  erst  nach  der  3.  In- 
jektion eine  Temperaturerhöhung.  Nach  der  1.  Injektion  masern- 


Schutzimpfung,  kfinsti.  Infektionskrankheiten,  Entwickelnngsbesamung  etc.  455 


ähnliches  Exanthem,  bis  zur  3.  Injektion  ansteigende  Schwellung 
und  Rötbung  das  Lupusherdes,  dann  Abflachung  und  langsam  ver- 
schwindender erythematöser  Hof  um  denselben.  Kräl  (Prag). 

Liebmann , V. , II  bacillo  della  tubercolosi  nel  sangue 
degli  ammalati,  trattati  colla  linfa  di  Koch.  (Lo  Speri- 
mentale.  1891.  No.  2.  p.  30.) 

Verf.  fand  im  Blute  von  20  an  verschiedenen  Formen  vou  Tuber- 
culose  erkrankten  Individuen,  die  mit  Injektionen  von  Koch’scher 
Lymphe  behandelt  wurden,  konstant  Tuberkelbaciilen,  während  Kon- 
trolluntersuehungen  des  Blutes  von  nicht  injizirten  Tuberculösen  ne- 
gative Resultate  lieferten.  (Guttmann  und  Ehrlich,  ebenso 
Cantaui  haben  das  Blut  von  zahlreichen  dem  K och’sehen  Heilver- 
fahren unterzogenen  Phthisikern  untersucht  und  waren  bei  keinem  der 
Fälle  im  Stande,  Bacillen  im  Blute  nackzuweisen.  Ref.) 

Kräl  (Prag). 

Laplace,  Ernest,  Koch’s  treatment  of  Tuberculosis.  (The 
Times  and  Register.  No.  645.  1891.  p.  43.) 

Verf.  weilte  als  Delegat  des  Medico-Chirurgical  College  in  Phila- 
delphia während  des  Monates  Dezember  in  Berlin,  um  sich  mit  dem 
Koch 'sehen  Heilverfahren  bekannt  zu  machen,  ln  seinem  diesbe- 
züglichen Berichte  zunächst  eine  Beschreibung  der  Koch’scben 
Lymphe,  ihrer  Anwendungsweise,  Dosirung  und  der  Indikationen 
gebend,  theilt  Verf.  dann  die  Beobachtungen  mit,  welche  er  an  ver- 
schiedenen, mit  dem  Mittel  behandelten  Kranken  daselbst  zu  machen 
Gelegenheit  hatte. 

Die  Koch’sche  Entdeckung  bedeutet  eine  hervorragende  Epoche 
in  der  Geschichte  der  Therapie.  Denn  die  Substanz  übt  — entgegen 
unseren  Ansichten  über  die  physiologische  Aktion  der  Heilmittel  — 
eine  spezifische  und  gleichzeitig  eine  elektive  Wirkung  aus.  Sie  bildet 
ein  werthvolles  diagnostisches  Mittel  auch  in  zweifelhaften  Fällen 
und  selbst  wenn  es  sich  in  Zukunft  erweisen  sollte,  dass  die  Lymphe 
dauernde  Heilung  der  Tuberculose  nicht  herbeizuführen  vermag,  so 
wird  die  Entdeckung  doch  als  Richtschnur  dienen , wie  in  Zukunft 
bei  Untersuchungen  über  wissenschaftliche  Therapie  vorzugehen  ist. 

Kräl  (Prag). 

Irsai,  Arthur,  Erfahrungen  über  das  Koch’sche  Mittel 
bei  Lungen-  und  Kehlkopf  tuberculose.  (Intern,  klin. 
Rundschau.  1891.  No.  5 u.  6.  p.  186,  226.) 

Das  vom  Verf.  mit  Koch’scher  Lymphe  behandelte  Kranken- 
material umfasste  16  Fälle  von  beginnender,  ausgesprochener  und 
vorgeschrittener  Lungeufcuberculose,  wovon  6 Fälle  mit  gleichzeitiger 
Kehlkopfaffektion,  ferner  1 Lupusfall.  Die  Reaktion  trat  häufig 
8 — 10  Stunden  nach  der  Injektion  auf  und  erwies  sich  in  ihrer  In- 
tensität und  Dauer  unabhängig  von  dem  Grade  des  tuberculösen 
Prozesses.  Lokale  Reaktion , anfängliche  Vermehrung  des  Sputums, 
Bacillendegeneration  und  sonstige  Befunde  stimmen  im  Wesentlichen 
mit  den  bisher  gemachten  Beobachtungen  überein. 


456 


Neue  Litteratur. 


Id  einem  Falle  von  Kehlkopftuberculose  ist  Heiluog,  bei  einem 
zweiten  entschiedene  Besserung  herbeigeführt  worden,  ebenso  in  einem 
Falle  von  Lungentuberculose.  In  2 Fällen  bewährte  sich  die  Koch- 
sche  Lymphe  glänzend  als  diagnostisches  Mittel;  die  im  Kehlkopfe 
bezw.  an  der  Epiglottis  beobachteten  Veränderungen  traten  erst  nach 
den  Injektionen  zu  Tage.  Bei  2 Fällen  beginnender  Lungentuber- 
culose ohne  Bacillen  im  Sputum  konnte  diese  durch  die  Injektionen 
mit  Sicherheit  diagnostizirt  werden.  Den  Schluss  bilden  2 Sektions- 
befunde  von  Prof.  Pertik  herrührend,  die  Fälle  betreffen,  bei 
welchen  Heilerfolge  im  Vorhinein  ausgeschlossen  waren. 

Kral  (Prag). 

Dixon,  Samuel  (*.,  Koch’s  method  of  treating  Tuber- 
culosis. (Philadelphia  Med.  News.  No.  940.  1891.  p.  58.) 

In  einem  am  8.  Januar  am  Jefferson  Medical  College  ge- 
haltenen Vortrage  berichtet  Verf.  über  das  Koch’sche  Heilmittel» 
dessen  wahrscheinliche  Zusammensetzung  und  Gewinnung,  sowie  über 
dessen  kurative  und  eiektive  Wirkung.  Ferner  theilt  Verf.  Näheres 
über  die  Reaktionen  und  über  die  günstigen  Resultate  nach  Injek- 
tionen von  Tuberculin  bei  einigen  Fällen  von  Lupus,  chirurgischer 
und  Lungentuberculose  mit,  die  er  während  seines  Aufenthaltes  in 
Berlin  zu  beobachten  Gelegenheit  hatte.  Kral  (Prag). 


Neue  Litteratur 

zunammenges  teilt  von 

Dk.  Amhub  Würzbcrg, 

Bibliothek«  ira  Kaiserlichen  Gtsundheilsamte  in  Berlin. 


Allgemeines  über  Bakterien  und  Parasiten. 

Günther,  C.,  Die  wichtigsten  Vorkommnisse  des  Jahres  1889  auf  dem  Gebiete  der  Bak- 
teriologie. (Deutsche  medic.  Wochenschr.  1890.  No.  49,  50,  51,  52.  p.  1112 — 1113, 
1176,  1221—1225,  1268—1*71.) 

Biologie. 

(Gährung,  Fäulniss,  Stoffwecliselprodukte  usw.) 

Bärd,  L.,  et  Aubert,  P,,  De  l’inflaence  de  la  fievre  sur  le  bacillas  coli  communis.  (Gsz. 
hebdom.  de  med.  et  de  chir.  1891.  No.  5.  p.  52 — 53.) 

Beziehungen  der  Bakterien  and  Parasiten  zur  unbelebten  Natur. 

Luft,  Wasser,  Boden. 

Sucksdorff,  V.,  Jakttagelser  om  bacteriehalten  hos  vattnet  frau  vanda  I samt  Helsing- 
fors  vattenledningsvatten.  (Festskr.  fran  pathol.  anat.  instit.  Helsingfors.  1890. 
p.  167—206.) 

Beziehungen  der  Bakterien  und  Parasiten  zur  belebten  Natur. 

Harmlose  Bakterien  und  Parasiten. 

Gradenigo,  G.,  u.  Penzo,  B.,  Bakteriologische  Beobachtungen  über  deD  Inhalt  der  Trom- 
melhöhle in  Kadavern  von  Neugeborenen  und  Säuglingen.  (Zeitschr.  f.  Ohrenheilk. 
Bd.  XXL  1891.  Heft  3/4.  p.  298—305.) 


Neue  Literatur. 


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Krankheitserregende  Bakterien  und  Paraerten. 

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Hurd,  E.  F.(  Diseases  whose  eausal  raicrobes  are  known.  (Med.  Age.  1891.  No.  1. 
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Metschnikofi,  E.t  Lecture  on  pbagoeytosis  and  immunity.  (Brit.  Med.  Journ.  No.  1670. 
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Krankheitserregende  Bakterien  und  Parasiten  hei  Menschen. 

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Infektionskrankheiten  in  Spanien  1889.  (Veroffeuü.  d.  kais.  Gesund!).- Amtes.  1891. 
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Exan  thematische  Krankheiten. 

(Pocken  [ftnpfung],  Flecktyphus,  Masern,  Rötheln,  Scharlach,  Friesei,  Windpocken.) 

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B.  Infcktiöat  LokalhrankheiUn. 

Nervensystem. 

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Frage  der  Puorperaleklampsie.  (Arch.  1.  pathol.  Anat.  u.  Physiol.  Bd.  CXXIII.  1891. 
Heft  2.  p.  376—377.) 

Verdauungsorgane. 

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Ham-  und  Geschlechtsorgane. 

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Prophylaktische  und  kurative  Massnahmen  gegen  Trachom.  (Oesterreich.  Sanitätswesen. 
1891  No.  4,  5.  p.  25—32,  S3—  53.) 


Neue  Litteratur. 


459 


C.  Entezootische  Krankheiten. 

(Finnen,  Bandwürmer,  Trichinen,  Echinokokken,  Füaria,  Oestruslarve,  Ascaris, 
Anchyiostomum,  Trichocephaius,  Oxyuris.) 

Lastgarten,  S. , On  psorospermosis  follicularis.  (Journ.  of  Cutan.  and  Genito-urin.  Di- 
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Krankheitserregende  Bakterien  und  Parasiten  bei  Menschen  und  Thieren. 

Tollwutb. 

Bntie;  , G.  W , Rabies  and  strongylus  tetracauthus  as  a coincidence  in  the  horse.  (Journ. 

of  Compar.  Med.  and  Veter.  Arch.  1890.  p.  483 — 491.) 

Straub,  M.,  Het  werk  van  Pasteur.  (Nederl.  milit.  geneesk.  arch.  1890.  p.  177  — 244.) 

Krankheitserregende  Bakterien  und  Parasiten  bei  Thieren. 

Entozootische  Krankheiten. 

(Finnen,  Bandwürmer,  Trichinen,  Echinokokken,  Filaria,  Oestruslarve,  Ascaris, 
Ancbylostomum,  Trichocephaius,  Oxyuris  ) 

Hess,  W.,  Die  thierisehen  Ektoparasiten  der  Thiere.  (Prometheus.  1891.  No.  67,  68. 
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Krankheitserregende  Bakterien  und  Parasiten  bei  Pflanzen. 

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N.  Y.  1890.  p.  27.) 


Schutzimpfungen,  künstliche  Infektionskrankheiten,  Entwicke- 
lungshemmang  und  Yermelitung  der  Bakterien  mit  besonderer 
Berücksichtigung  der  Arbeiten  über  das  Koch’  sehe 
Heilverfahren  gegen  Tubereulosc. 

Besnier,  32.,  et  Haliopeau,  H,,  Le  traiteaient  de  Koch  ä l’höpital  Saint-Louis.  (Annal. 

de  deimatol.  et  de  syphiiigr.  1891.  No.  2.  p.  129  — 151  ) 

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1391.  No.  4.  p.  145 — 147  ) 


460 


Neue  Litteratur. 


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Cravoy,  Tr&itement  de  la  bronchite  tuberculeuse  par  les  injections  hypodermiques  d’iodo- 
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schr.  1891.  No  9.  p.  346—348.) 

Hirne,  T W. , Lscture  ou  Koch’s  trcatment  cf  tuberculosis.  (Lancet  1891.  Vol.  I. 
No.  7.  p.  355—358.) 

Hoyer,  H , Poglad  teoretycyny  na  przeciw  gruzliczy  s'roduk  Kocha.  (Gaz.  lek&rska. 
1891.  No.  2—4!  p.  25—30,  44—49,  59— 68  ) 

Lisbreich,  0.,  Heber  die  Wirkung  der  cautharidiusauren  Salze.  — Heymann,  P.,  Gut- 
monn,  G. , Frankel,  B. , Demonstrationen  zur  Wirkang  des  cantharidinsauren  Kali. 
[Berlin,  medic.  Ges.]  (Berlin  klin.  Wochcnschr.  1891.  No  9 p.  238 — 248.) 

Mittheilnngen  und  Besprechung  in  der  Gesellschaft  für  Natur-  und  Heilkunde  zu  Dresdeu 
über  die  in  den  Dresdener  Krankenanstalten  bei  Anwendung  des  Koch’schen  Ver- 
fahrens gemachten  Beobachtungen.  (Korrspdzbl.  d.  ärztl.  Kreis-  u.  Boz.-Ver.  im  Kö- 
nigr.  Sachsen  1891.  No.  6.  p.  61 — 68.) 

Moritz,  £.,  Die  Koch’sche  Behandlung  im  deutschen  Alexander-Hospital.  (St.  Petersb. 
medic.  Wochensehr.  1891.  No.  6.  p.  47 — 50.) 


Inhalt. 


Original  raittheilungen. 

Griasi,  B.,  nnd  Feletti,  B , Malariapara- 
siten in  den  Vögeln.  (Orig.)  (Fortsetz.), 
p 429 

Karlinski,  Justyn , Untersuchungen  über 
die  Temperatarsteigerung  in  beerdigten 
KÖrpertheilen.  (Orig),  p 434. 

Okada,  Ueber  einen  neuen  pathogenen  Ba- 
cillus aus  Fussbodenstaub.  (Orig.),  p.442. 

Beferate. 

Baben,  V.,  Untersuchungen  über  den  Diph- 
theriebaciUus  und  die  experimentelle  Diph- 
therie, p.  446. 

Beyerinok,  M W. , Künstliche  Infektion 
tod  Vicia  Faba  mit  Bacillus  radicicola 
Ernährungsbedingungen  dieser  Bakterie, 
p.  450. 

Goinon,  L.,  Des  conditions  de  propagation 
de  la  diphterie,  p.  449. 

Kostjurin  und  Krainski,  Ueber  die  Wir- 
kang von  Fäulnis3-  UDd  Tuberkeltoxiueu 
auf  Thiere  uud  über  ihren  Einfluss  auf 
den  Verlauf  der  ExperimenUltubercuiose. 
p.  445. 

JC&naberg,  Jul.,  Zur  Aetioiogie  des  Mor- 
bus Brightii  acutus  nebst  Bemerkungen 
über  experimentelle,  b&kteritische  Endo- 
carditi.s,  p.  444. 


Schutzimpfung,  künstliche  Infektions- 
krankheiten, Entwicklungshemmung 
und  Vemichtnng  der  Bakterien 
nnd  Parasiten. 

Dixon,  Samuel  G , Koch’s  method  of  trea- 
ting  Tuberculosis,  p.  466. 

Gamalela,  Sur  le  pouvoir  autitoxique  de 
l’organisme  animal,  p.  452. 

Irs&i,  Arthur,  Erfahrungen  über  das  Koch- 
sche  Mittel  bei  Lungen-  uud  Kehlkopf- 
tuberculose,  p.  465. 

Jolles,  M und  Ad  , Zur  Kenntnis*  der 
chemischen  Natur  des  Kochins,  p.  454. 

La  place,  Ernest,  Koch’s  treatment  of  Tu- 
berculosis, p 455. 

Liebmann,  V.,  II  bacillo  della  tubercolosi 
nel  sangue  degli  ammalati,  trattati  colla 
linfa  di  Kocb,  p 455. 

Lloyd,  J.  H , and  Stelwagon,  E W , Pre- 
liminary  notes  on  a esse  of  Lupus  vul- 
garis treated  by  injections  of  Koch’s 
lymph,  p.  454. 

Lumniczer,  Ueber  Versuche  mit  dem  Koch- 
schen  Mittel,  p.  454. 

Saint-Hil&ire,  Injections  de  s4rum  de  sang 
de  chien  dans  la  trachee,  p.  453. 

Teleky,  H , Injektion  einer  ungewöhnlich 
grossen  Dosis  Koch’scher  Lymphe,  p.  453. 

Wendt,  Charles,  Observatious  on  the  use 
of  Koch’s  lymph  in  sixteen  cliildren, 
p.  453. 

Neue  Lttteratnr,  p.  456. 


Frorr  maurische  Buchdruokerei  (Hermann  Pohle)  in  Jena. 


Bakteriologie  und  Parasitenkunde. 

In  Verbindung  mit 

geh.  Soff.  Prof,  Br.  Lerntet  m Professor  Dr.  Loeie? 

ln  I.elpjij  ia  Greifrwald 

herausgegaben  von 

Dr.  ö.  TJliiworm  in  Cassel, 


Verlag  von  Gustav  Fischer  in  Jena. 


IX.  Band.  -®-  Jena,  den  16.  April  1S91.  -o~  No*  14» 


Original  - Mitiheilungen. 

Malariaparasiten  in  den  Vögeln, 

Vorläufige  Mittheilungen 
der  Professoren  B.  förassi  und  B.  Feletti 

in 

C a t a n i a. 

(Schluss.) 

Die  in  Rede  stehenden  Amöben  finden  sich  auch  in  Gegenden, 
die  niemals  für  malarisch  gehalten  wurden!  Allerdings  finden  sie 
sich,  aber  nur  an  sehr  beschränkten  Stellen  und  in  weit  geringerer 
Menge,  als  wie  in  den  Malariaorten  und  vielleicht  auch  in  nicht 
ganz  für  die  Entwickelung  der  Malaria  geeigneten  Verhältnissen. 

Doch  wie  vorsichtig  man  sein  muss,  diesem  meinem  Zweifel  Werth 
beizulegen,  geht  aus  Folgendem  hervor: 

Ich  stellte  Nachforschungen  in  RovelJasca  an,  welches  in  der 
trockenen  lombardischen  Ebene  gelegen  und  allgemein  für  eine  nicht 
malarische  Gegend  gehalten  wird,  und  fand  besagte  Amöben  in  der 
Nähe  einer  künstlich  angelegten  Wiese,  in  der  Nachbarschaft  eines 
kleinen  Teiches  etc.  Diese  Thatsache  erschütterte  natürlich  stark  mein 
Vertrauen  auf  die  obige  Hypothese,  doch  nur  für  einen  Augenblick,  da 
ich  bald  feststellen  konnte,  dass  auch  Rovellasca  ziemlich  ma- 
larisch, wenn  auch  nicht  für  die  Menschen , so  doch  für  die  Vögel 
ist.  In  der  That  fand  ich  in  nächster  Nähe  der  künstlich  au- 
gelegten Wiese  junge  Sperlinge,  die  das  Nest  erst  seit  wenigen  Tagen 
verlassen  hatten,  leicht  und  junge  Lanius  coiiurio  stark  infizirt. 
rx.  Bd.  ' 30 


462 


6 r es  s i und  F e 1 e tti, 


Sowohl  die  Sperlinge  wie  die  Lanius  waren  sehr  wahrscheinlich  in 
dieser  Gegend  geboren. 

Die  in  Rede  stehenden  Amöben  encystiren  sich  leicht  und  so 
encystirt  können  sie  sich  in  die  Luft  erheben;  man  begegnet  ihnen 
in  der  That,  wenn  auch  sehr  selten  (dies  hängt  vielleicht  von  der 
Art  der  Untersuchung  ab)  sowohl  im  Thau,  der  nach  der  Moscati- 
schen  Methode  gesammelt  wurde,  wie  auch  in  den  Nasenhöhlen  der 
Tauben,  die  für  eine  oder  mehrere  Nächte  in  Malariaorten  in  Käfigen 
aufgehängt  gehalten  wurden. 

Somit  wäre  also  der  Cyklus  der  Malariaparasiten  folgender: 

Gewisse  Amöben,  welche  freies  Leben  führen,  entwickeln  sich, 
nachdem  es  ihnen  gelungen,  in  den  Körper  der  Vögel  oder  Menschen 
einzudringen,  derart,  dass  sie  in  ihrem  neuen  Wirtlie  von  denen  ihrer 
Vorfahren  im  freieu  Leben  etwas  verschiedene  Charaktere  annehmeu 
(Dimorphie,  wie  dieselbe  z.  B.  für  die  Anguillula  intestinalis 
bekannt  ist). 

Es  ist  wahrscheinlich,  dass  einem  jeden  der  verschiedenen  Ma- 
lariaparasiten eine  besondere  Amöbe  entspricht. 

Die  Amoeba  guttula  entspricht  am  besten  einer  Haema- 
moeba;  die  Amoeba  (Dactylosphaerium)  radiosa  der  La- 
verania.  Die  Geissein,  die  sich  so  leicht  aus  der  Laverania 
entwickeln,  müssten  stets  eine  pathologische  Thatsache  ausdriicken, 
welche  jedoch  in  der  Amoeba  radiosa  ihre  Erklärung  finden 
könnte,  da  diese  ihrerseits  auch  zuweilen  dünne  Pseudopoden,  die 
sich  gleich  Geissein  bewegen,  zeigt. 

Während  die  Amöhen  in  den  rothen  Blutkörperchen  leben,  passen 
sie  sich  einer  ausnahmsweise  günstigen  Lebensweise  an  und  gewöhnen 
sich  an  so  bequeme  Verhältnisse , dass  sie , wenn  wieder  in’s  freie 
Leben  zurückgebracht,  nicht  mehr  die  Kraft  haben,  den  Kampf  urn’s 
Dasein  wieder  aufzunehmen  und  zu  Grunde  gehen;  dies  ist  die  Er- 
klärung, warum  es  unmöglich  ist,  sie  im  freien  Leben  zu  kultiviren, 
wie  man  dies  mit  den  Bakterien  zu  thun  vermag. 

Fügt  man  hinzu,  dass  sie  im  Blute  niemals  Formen  annehmen, 
welche  an  eine  Möglichkeit  von  Leben  und  sei  es  auch  nur  latentem 
Leben  ausserhalb  des  Wirthes  glauben  lassen  könnte,  so  kann  man 
mit  dieser  Thatsache  die  mangelnde  Kontagiosität  der  Malaria  in 
Verbindung  bringen. 

V. 

In  Folgendem  möchte  ich  gern  noch  einige  andere  Punkte  der 
Malariafrage  kurz  berühren : 

Erster  Punkt:  Man  fragt,  ob  es  möglich  sei,  dass  die  Malaria 
vermittelst  der  Verdauungswege  in’s  Blut  eindringen  kann. 

Um  dies  Problem  zu  lösen,  liess  ich  kräftige,  in  nicht  maiarischen 
Gegenden  lebende  Personen , welche  sich  freiwillig  dazu  hergaben, 
30 — 50  g von  nach  der  Mo  ^cati’scben  Methode  gesammeltem  Thau 
trinken.  Ich  liess  dies  E^.periment  verschiedene  Male  wiederholen, 
aber  stets  mit  negativem  Erfolge. 

Negativ  wraren  auch  die  Resultate,  welche  erhalten  wurden,  wenn 
ich  kräftige,  gesunde  Menschen  Blut  von  malarischen  1 adi iriduen 
trinken  liess,  oder  wcnr,  ich  verschiedene  Raubvögel,  welche  voraus- 


Mfllarlaparasiten  in  deu  Vögeln. 


463 


sichtlich  fähig  waren,  sich  mit  Malaria  infiziren  zu  könneu,  mit  von 
Malaria  infizierten  Vögeln  fütterte. 

Zweiter  Punkt:  Bei  verschiedenen  Vogelarten  zeigte  sich  die 
Malariainfektion  stets  sehr  beschränkt,  d.  h.  die  Malariaparasiten 
waren  immer  nur  sehr  spärlich  vertreten  und  es  zeigten  sich  haupt- 
sächlich die  Mondsicheln  sehr  klein  (Emberiza  projer,  Passer 
montanus,  Passer  Italiae  etc.). 

Dritter  Punkt:1)  Die  Ansteckung  durch  die  Laverania  heilt 
ira  Menschen  im  Beginne  des  Frühjahrs.  Thatsache  ist,  dass  wir 
hier  in  Catania  vom  Monat  April  bis  zum  Monat  September  auch 
nicht  einen  einzigen  Fall  von  Laverania  konstatiren  konnten. 

In  den  Passerflispaniolens  is  begegnet  man  der  Laverania 
vom  Monat  Februar  an.  Ende  Oktober  waren  die  noch  infizirten 
Sperlinge  schon  selten  und  nach  der  ersten  Hälfte  des  Novembers 
waren  fast  alle  vollständig  infektionsfrei. 

Von  acht,  im  Mai  infizirten  Tauben  waren  Anfangs  November 
sieben  vollständig  und  eine  fast  geheilt.  Dagegen  sind  jene  Tauben, 
welche  erst  im  Monat  August  oder  im  September  sich  infizirt  batten, 
jetzt  noch  voller  Laverania.  In  der  ersten  Hälfte  des  gegenwärtigen 
Novembermonates  nahmen  wir  zwei  junge  Strix  flammea  gefangen, 
welche  sehr  mit  Mondsicheln  infizirt  waren  und  es  auch  heute  noch  sind. 

Alle  diese  Betrachtungen  beweisen,  dass  die  Laverania  nach 
höchstens  ca.  6 — 7 Monaten  spontan  verschwinden. 

Betreffs  der  Möglichkeit  eines  Rückfalles  können  wir  heute  noch 
nichts  entscheiden. 

Catania,  Ende  November  1890. 

VI*). 

A.  Unter  den  vielen  von  uns  in  den  Vögeln  untersuchten  Ma- 
lariafällen hat  sich  uns  bis  jetzt  noch  kein  einziger  Fall  gezeigt, 
in  welchem  eine  einfache  Infektion  von  Haemamoeba  praecox 
stattgefunden  hätte. 

Es  ist  allerdings  wahr,  dass  dieser  Umstand,  wie  wir  bereits 
früher  Gelegenheit  zu  bemerken  hatten , sehr  leicht  erklärbar  ist, 
ohne  deshalb  zu  der  Voraussetzung  Zuflucht  nehmen  zu  müssen,  dass 
die  Haemamoeba  und  die  Laverania  einer  einzigen  Parasiten- 
art angehören  müssen.  Um  jedoch  jedweden  Zweifel  zu  vermeiden, 
wäre  es  immerhin  wünschenswert,  irgend  einen  Fall  von  reiner 
Haemamoeba  praecox  zu  finden. 

Jetzt  endlich  ist  es  uns  gelungen , einen  solchen  Fall  bei  einer 
Eule  (Athene  noctua)  zu  finden.  Es  ist  dabei  zu  bemerken,  dass 
dieser  Vogel,  wenigstens  hier  bei  uns  in  Sicilien  und  während  des 
Winters,  ziemlich  selten  von  der  Malaria  infizirt  wird,  was  unsere 
Erklärung,  warum  in  den  Sperlingen,  welche  fast  alle  von  Lave- 
rania infizirt  erscheinen,  keine  reinen  Fälle  von  Hämamöben  Vor- 
kommen, vollständig  rechtfertigt. 

1)  Diese  Beobachtung  wurde  noch  von  mir  und  meinem  Kollegen  Feletti  zu- 
sammen in  Catania  gemacht. 

2)  Diese  Note  wurde  im  Januar  in  der  Accad.  Gioenia  di  CatuDia  mitgotheilt  und 
erschien  im  Bolletiuo  dieser  Accademia  im  Monat  Februar  1891. 


30* 


464 


ö r a s s i und  F e 1 e 1 1 i, 


Unsere  nur  von  Haemamoeba  infizirte  Eule  wurde  am  27.  De- 
zember 1890  in  der  Nähe  von  Lentini  gefangen;  die  Infektion  war 
sehr  bedeutend  und  erhielt  sich  so  bis  zum  20.  Januar  1891 ; am 
21.  Januar,  nach  sorgfältigster  wiederholter  Untersuchung  des  Blutes, 
fand  sich  keiue  einzige  Haemamoeba  mehr  vor,  dasselbe  Resultat 
ergab  sich  au  jedem  der  folgenden  Tage,  bis  sich  am  29.  dessel- 
ben Monats  dieselben,  jedoch  nur  in  geringer  Anzahl,  wieder  zeigten; 
jetzt  (12.  Februar)  sind  sie  abermals  verschwunden.  Es  ist  wohl  über* 
flüssig,  zu  bemerken,  dass  wir  in  dieser  Eule  niemals  Mondsicheln  fanden. 

Was  nun  den  Sitz  der  Parasiten  anbelangt,  so  müssen  wir  sagen, 
dass  derselbe  weit  weniger  ausgesprochene  Vorliebe  für  die  Enden 
der  rothen  Blutkörperchen  zeigt,  welche  für  uns,  wie  früher  erwähnt, 
der  beliebteste  Sitz  der  Haemamoeba  in  den  Sperlingen  waren. 
Die  Haemamoeba  zeigt  sich  uns  zuweilen,  hauptsächlich  weun 
sie  sich  auf  einer  Seite  des  rotheu  Blutkörperchens  entwickelt,  derart 
verlängert,  dass  sie  Aehnlichkeit  mit  einer  in  der  Entwickelung  be- 
griffenen Laverania  zeigt;  sie  wird  jedoch  niemals  zur  Mondsichel. 

Man  bemerke  noch,  dass  wir  in  einer  auderen  Eule  nur  Mond- 
sichelu  vorländen,  was  demnach  beweist,  dass  auch  die  Eulen  von 
Mondsicheln  heimgesucht  werden  können. 

Wir  hatten  eine  von  Haemamoeba  und  Laverania  infizirte 
Fringilla  coelebs,  welcher  für  ungefähr  vierzehn  Tagen  sich 
nur  von  einer  sehr  spärlichen  Menge  von  Haemamoeba  infizirt 
zeigte  (bei  der  Untersuchung  des  Blutes  eines  Beines);  später  ver- 
schwanden die  Hämamöben  vollständig , und  es  erschienen  nun 
vereinzelte  Mondsicheln , welche  sich  rasch  vermehrten  und  heute 
noch  existiren.  Es  ist  dies  ein  Fall  von  doppelter  Infektion,  wie  er 
schon  verschiedene  Male  im  Menschen  angetrofl'en  wurde  (Canal is , 
Celli,  Marchiafava  etc.) 

B.  Bignami  und  Bastian  eil i vermutnen,  dass  die  von  uns 
für  einfache  Laverania  angesehenen  Fälle  gemischte  Fälle  von 
Haemamoeba  und  Laverania  wären  und  gründen  diese  ihre 
Vermuthung  auf  ihre  Hypothese,  dass  die  Laverania  eine  De- 
generationsform  der  Haemamoeba  sei. 

Nachdem  wir  viele  Vögel  geopfert,  ist  es  uns  gelungen,  von 
Neuem  zu  bestätigen,  was  wir  schon  im  vergangenen  Jahr  behaup- 
teten, nämlich,  dass  die  von  uns  für  reine  Laverania  gehaltenen 
Fälle  wirklich  solche  sind!  Es  scheint  uns,  es  wäre  jedenfalls  we- 
niger unrichtig,  die  Mondsicheln  für  Degeneratioriserzeugnisse  der 
rothen  Blutkörperchen,  als  für  Degenerationserzeugnisse  von  in 
keinem  Organe  auffindbaren  Hämamöben  zu  halten!  Uebrigens  kann 
das  Unvermögen,  die  Reproduktionsweise  einer  Form  genau  festzu- 
stellen, doch  nicht  die  Hypothese  rechtfertigen,  dass  es  sich  hier  um 
eine  Degeneration  handeln  müsse,  um  so  mehr,  wenn  diese  Form 
ganz  ungemein  verbreitet  ist,  wie  gerade  die  Mondsicheln  im  Menschen 
and  besonders  in  den  Vögeln1).  Zur  Unterstützung  dieser  Hypo- 
these von  der  Degeneration  hat  die  Thatsache,  dass  die  Lave- 
rania und  die  Haemamoeba,  wenn  noch  ganz  jung,  ununter- 

1)  Man  halte  uns  hier  nicht  entgegen  , dass  die  Geisse]träg6r  auch  sehr  ver- 
breitet seien;  diese  sind  nicht  in:  cirkuUrenden  Blute  anzutreffen  (Dan  ilevrsky , 
Grass i und  Feletti). 


Malariaparasiten  in  den  Vögein. 


465 


scheidbar  sind  um  so  weniger  Werth,  da,  wie  bekannt,  viele  Weseu 
im  Embryonal  zustand  nicht  von  einander  zu  unterscheiden  sind, 
während  sie  es  erwachsen  sind1). 

C.  Um  das,  was  wir  unter  Ä und  B gesagt,  noch  weiter  zu  bekräf- 
tigen, referiren  wir  noch  folgende,  während  der  letzten  drei  Monate 
gemachte,  Untersuchungen. 

Wir  machten  Milzpunkturen  bei  drei  nur  von  Laverania  (un- 
regelmässigem Fieber)  infizirten  Individuen  (besagte  Individuen  wurden 
vorher  von  uns  gewissenhaft  untersucht),  und  zwar  wahrend  der  Periode 
der  Apyrexie,  in  verschiedener  Zeitentfernung  von  der  Fieberperiode. 
In  dem  auf  diese  Weise  entzogenen  Blute  fanden  wir  nicht  die 
Haemamoeba  praeeox,  wohl  aber  die  erwachsene  Laverania, 
und  zwar  in  weit  grösserer  Anzahl,  als  wie  im  peripherischen 
Blute:  in  zwei  dieser  Fälle  fanden  wir  auch  sehr  kleine,  noch  nicht 
pigmentirte  Plasmodien  (junge  Amöben).  In  einem  dieser  drei 
Fälle  begegneten  wir  auch  jenen  Figuren,  welche  wir  für  Mond- 
sicheln in  Segmentation  halten.  In  einem  vierten,  dem  vorstehenden 
ähnlichen  Falle  unternahmen  wir  in  Gemeinschaft  mit  Herrn  Dr.  C a- 
landruccio  ebenfalls  die  Untersuchung  des  Blutes  der  Milz-  und 
trafen  nur  auf  zahlreiche  Mondsicheln  und  die  vermuthüchen  Seg- 
mentationsöguren. 

D.  In  einem  Sperling  fanden  wir  für  ungefähr  zehn  Tage  ausser 
sehr  spärlichen  Mondsicheln  eine  bedeutende  Anzahl  einer  neuen  Form 
von  Haemamoeba2 * * * * * 8)  (Haemamoeba  relicta  n.  sp.)  vor.  Wir 
hatten  diese  schon  bei  vielen  anderen  Sperlingen  gesehen,  aber  stets 
nur  in  sehr  geringer  Anzahl.  Sie  besitzt  mehr  oder  weniger  zahl- 
reiche Pigmentkörner  und  segraentirt  sich , nachdem  sie  über  die 
transversale  Hälfte  des  rothen  Blutkörperchens  zerstört  hat.  Der 
Kern  des  rothen  Blutkörperchens  ist  von  seinem  Platze  gerückt, 
wie  es  auch  geschieht,  wenn  dasselbe  von  Haemamoeba  prae- 
cox angefallen  ist.  Er  befindet  sich  im  Ueberbieibsel  des  rothen 
Blutkörperchens,  welches  mehr  oder  weniger  entfärbt  ist,  und  er  nimmt 
meistens  wenig  oder  gar  nicht  das  Methylviolett  an.  Schliesslich 
müssen  wir  noch  bemerken , dass  die  vou  der  in  Frage  stehenden 
Haemamoeba  eingenommenen  Blutkörperchen  gewöhnlich  etwas 
klein  sind. 

1)  Wir  fanden  in  keinem  Menschen  die  Verwandlung  der  Laverania  m a - 

lariae  in  Haemamoeba  vivax,  d.  h.  also  aus  dem  unregelmässigen  Fieber  vier 

Mondsicheln  in  wahre  Tertianfieber.  Auch  in  den  Vögeln  verschwinden  die  Mondsicheln 
vollständig,  ohne  den  Hämamoben  Kaum  zu  geben. 

Um  die  in  Rom  beobachteten  widersprechenden  Fälle  bei  Menschen  nach  Werth  zu  schätzen, 
muss  man  Folgendes  in  Rechnung  ziehen  : 3)  können  verschiedene  Arten  vonMalariaparasiteu 
zusammen  ezistiren,  und  es  kann  für  eine  gewisse  Zeit  eine  Art  vorherrschend  sein  und 

dann  die  audere;  2)  mit  Tertian-,  Quartan-  und  Mondsichelfieber  Behaftete,  deren  aus 
den  Fingerspitzen  entnommenes  Blut  durchaus  keine  Parasiten  mehr  zeigte  und  die  wir  in 
Folge  dessen  für  ganz  geheilt  hielten,  hatten  nach  mehreren  Monaten  Reeidive;  3)  ist 
in  Rom  die  malarische  Ansteckung  so  stark  , dass  es  viele  Fälle  von  gemischter  An- 
steckung gibt;  4)  da  der  Eutwickelungscyklus  der  Haemamoeba  kürzer,  als  der 

der  Laverania  ist,  so  ist  es  natürlich,  dass  in  der  Regel  eine  gemischte  Ansteckung 
bei  ihrem  ersten  Erscheinen  eine  sehr  grossa  Anzahl  von  Hämamoben  aufweist,  wäh- 

rend die  Laverania  noch  sehr  spärlich  vertreten  ist. 

8)  Weder  in  diesen,  noch  in  anderen  Hämamoebeu  der  Vögel  konstatirten  wir  tu'rt 
Sicherheit  amöboide  Bewegungen ; es  ist  jedoch  zu  vermethes,  dass  dieselben  nicht 
vollständig  fehlen. 


466 


Grassi  und  Feletti,  Malariapar&siten  in  den  Vögeln. 


Die  Schilderung  weiterer  Eigentümlichkeiten  behalten  wir  uns 
für  unsere  ausführliche  Arbeit  vor. 

Nach  ungefähr  zehn  Tagen  wurden  die  Hämamöben  seltener 
und  es  wuchs  die  Zahl  der  Laveranien. 

E.  Wir  kommen  nun  zu  einem  Experiment,  welches  Herr 
Dr.  Calandruccio  unternahm  und  für  dessen  Richtigkeit  wir  voll- 
kommen Bürgschaft  leisten.  Wir  wollen  Calandruccio  selbst 
sprechen  lassen. 

„Auf  Rath  des  Prof.  Grassi  wollte  ich  an  mir  selbst  nach- 
stehendes Experiment  ausführen. 

Ara  10.  Dezember  1890  entnahm  ich  vermittelst  einer  sorg- 
fältig sterilisirten  P r avaz’schen  Syringe  aus  einer  der  superfiziellen 
Venen  des  linken  Armes  eines  von  reiner,  bald  einfacher,  bald  tripla 
Quartana  infizirten  Individuums  (sowohl  klinisch  wie  mikroskopisch 
genau  festgestellt)  ungefähr  ein  Gramm  Blut  und  spritzte  dasselbe 
sofort  in  das  subkutane  Bindegewebe  meines  linken  Armes  ein.  Am 
Stichpunkt  zeigte  sich  kein  Tropfen  Blut.  Nach  einigen  Tagen  er- 
schien an  der  Stelle  der  stattgehabten  Einspritzung  ein  bläulicher 
Fleck,  der  später  allmählich  gelblich  wurde. 

Während  17  Tagen  befand  ich  mich  vollkommen  wohl,  später 
aber,  d.  h.  vom  28.  Dezember  1890  bis  zum  9.  Januar  1891,  wurde 
ich  manchmal  von  tripla,  manchmal  einfacher  Quartana  geplagt. 
Der  mikroskopische  Befund  bestätigte  die  Diagnose.  Das  Chinin 
heilte  bald  diese  Quartana.  Ich  muss  hier  noch  hinzufügen,  dass 
ich  früher  niemals  von  Malariafiebern  heimgesucht  worden  bin,  mich 
auch  nicht  in  einer  malarischen  Gegend  aufhielt,  ich  mithin  mit  Be- 
stimmtheit annehmen  kann,  dass  mein  Experiment  durchaus  keinem 
Zweifel  Raum  lassen  kann.  Ich  behaupte  daher,  dass  die  Malaria  von 
Mensch  auf  Mensch  auch  durch  hypodermische  Impfung  von  malarischem 
Blute  übertragen  werden  kann;  ausserdem  trägt  mein  Experiment 
dazu  bei,  festzustellen,  dass  die  Quartana  stets  Quartaua  bleibt  und 
mithin  der  relative  Parasit  eine  gute  Art  (nicht  einfache  Varietät) 
für  sich  sein  muss,  wie  dies  zuerst  von  Grassi  und  Feletti  be- 
hauptet wurde. 

Diese  meine  Schlussfolgerung  wird  noch  mehr  befestigt,  wenn 
ich  noch  bemerke,  dass  das  von  Quartana  heimgesuchte  Individuum, 
dessen  Blut  ich  zu  meinem  Experiment  benutzte,  ebenfalls  künst- 
lich intizirt  worden  war,  und  zwar  durch  das  Blut  eines  anderen 
mit  Quartana  behafteten  Individuums.“ 

Herr  Dr.  Calandruccio  machte  noch  an  weiteren  zwei,  sich 
freiwillig  dazu  erbietenden  Individuen  subkutane  Einspritzungen  mit 
dem  Blute  eines  mit  reiner  Laverania  malariae  iDfizirten 
Menschen;  in  beiden  Fällen  entwickelte  sich  nur  die  reine  Lave- 
rania malariae.  Mithin  wurden  bis  jetzt  hier  in  Catania  fünf 
Experimente  an  Menschen  gemacht,  und  genügen  sie  wohl,  um  zu 
beweisen,  dass  es  wirklich  verschiedene  Arten  von  Malariaparasiten 
giebt,  welche  auch  durch  die  klinische  Form  der  Krankheit  erkennbar 
sind.  Das  gleiche  Resultat  lieferten  auch  die  drei  in  Rom  ange- 
stellten  Versuche,  nachdem  man  Sorge,  getragen,  sich  solchen  Blutes 
zu  bedienen,  welches  mit  Bestimmtheit  nur  mit  einer  einzigen  Form 
von  Malariaparasiten  infizirt  war. 


Sanarelli,  Die  Ursachen  der  natürlichen  Immunität  gegen  dea  Milzbrand.  467 


Diese  Thatsachen  und  die  Beständigkeit  der  Formen  in  den  vielen 
von  uns  sowohl  im  Menschen  wie  in  den  Vögeln  monatelang  be- 
obachteten Fällen  beweisen  ad  evidentiam  die  Mannigfaltigkeit  der 
Alten,  wenigstens  für  das  Auge  des  Zoologen.  Wer  sich  davon  über- 
zeugen will,  muss  nicht  nur  viele  Menschen  und  Vögel  einige  Male  un- 
tersuchen, sondern  viele  Fälle  für  längere  Zeit  täglich  verfolgen. 
Wie  aus  den  Daten  der  vorstehenden  Noten  ersichtlich,  haben 
wir,  vor  Danil ewsky,  die  Formen  unterschieden,  welche  er  der 
akuten  Malaria  (Haemamoeba,  welche  sich  in  der,  besonders 
durch  Golgi  bekannten  Weise  segmentirt)  zuschreibt. 

Um  allen  Missverständnissen  vorzubeugen,  bemerken  wir  schon 
jetzt,  dass  der  Polymi tus  m al ariae  Danilewsky,  pro  magna 
parte  synonym  mit  unserer  Laverania  Danilewsky  ist  und 
nicht  mit  den  Hämogregarinen  oder  den  Pseudovermiculi,  wie  Dani- 
lewsky glaubt.  Die  Pseudovermiculi  der  Vögel  fehlen  in  Catania. 
Catania,  den  6.  April  1891. 


Die  Ursachen  der  natürlichen  Immunität  gegen  den 

Milzbrand, 

^Laboratorium  für  allgemeine  Pathologie  der  königi.  Universität  Siena, 
Direktor  Prof.  C.  Sanquiricö.) 

Von 

Dr.  Giuseppe  Sanarelli, 

Assistenten. 

I. 

Gegenwärtiger  Stand  der  Frage  über  die  natürliche 
Immunität  gegen  den  Milzbrand. 

In  der  letzten  Zeit  hat  vielleicht  keine  andere  biologische  Frage 
so  hohes  Interesse  geweckt,  oder  ist  durch  so  viele  wissenschaftliche 
Beiträge  bereichert  worden,  wie  die,  welche  die  Ursachen  der  natür- 
lichen Immunität  gegen  die  Infektionskrankheiten  betrifft. 

Die  schönen  Versuche  des  russischen  Gelehrten  haben  gezeigt, 
welche  Rolle  die  Phagocyten  den  Krankheitsagentien  gegenüber  ein- 
nehmen  und  zum  ersten  Male  einen  sicheren  Weg  eröffnet , welchen 
alle  die  betreten  haben , welche  dieses  wichtige,  verwickelte  Problem 
aufzuhellen  versuchten. 

Da  nun  auf  die  wohlbekannten,  klassischen  Versuche  Metschni- 
koff’s  eine  so  lebhafte  und  wohl  unterhaltene  Experimentalkritik 
folgte,  woran  fast  Alle  Theil  nahmen,  welche  sich  mit  den  biologischen 
Wissenschaften  beschäftigten,  so  kann  man  sich  nicht  wundern,  dass 
in  wenigen  Jahren  eine  grosse  Menge  von  Arbeit  gethan  und  ein 
weites  Feld  für  die  Tbätigkeit  der  Betheiligten  eröffnet  worden  ist. 

Trotzdem,  und  obgleich  neue,  ausserordentlich  interessante  Re- 
sultate gewonnen  worden  sind,  welche  einerseits  die  Thatsachen  be- 
stätigen, auf  welche  sich  die  Phagocytentheorie  stützt,  und  anderer- 
seits ihre  Wichtigkeit  vermindern  oder  zerstören , so  ist  man  doch 


488 


Sa  d a r e lli , 


noch  nicht  so  weit  gelangt,  um  mit  Sicherheit  feststellen  zu  können, 
welchem  unter  den  vorhandenen  Faktoren  der  Immunität  man  die 
Hauptrolle  in  der  Vertheidiguug  des  Organismus  gegen  die  Bakterien 
zutheilen  solle. 

Ich  würde  eine  nutzlose  Arbeit  unternehmen,  wollte  ich,  auch 
nur  kurz,  Alles  anführen,  was  bis  jetzt  für  und  gegen  die  Phagocyten- 
lehre  geschrieben  worden  ist;  die  sinnreichsten  Mittel  der  Unter- 
suchung und  die  verschiedenartigsten  Beobachtungen  haben  keiue 
wesentliche  Veränderung  in  die  Begriffe  gebracht,  nach  denen  Einige 
die  morphologische  Wirkung  vertheidigen  und  andere  ihr  die  che- 
mische Wirkung  entgegcustellen. 

Metscbnikoff1),  Hess8),  Gallemaerts3),  Paulowsky4), 
Bibbert6),  Banti8),  Karg7),  Gamalei'a8),  Dan ile  wsk y 9)y 
Soudakewitsch10)  etc.  stellen  uns  den  Organismus  als  mit  na- 
türlichen Verteidigern  versehen  vor,  den  Zellen,  welchen  vor  allem 
die  Aufgabe  zufallen  würde,  Widerstand  zu  leisten  und  gegen  die 
Agentien  der  Infektionskrankheiten  zu  kämpfen.  Dagegen  betrachten 
v.  Christmas11),  Weigert.18),  Flügge13),  Bitter14),  Nut- 
tal16), Behring  16), Fahrenholz17),  Czaplewsky18),  Wolf- 
heim19), L ubarsch  2o),  Petr  usefcky 21),  Büchner*2),  Fin- 
ger28), Baumgarten24)  und  Andere  die  morphologischen  Elemente 
nur  als  sekundäre  Agentieu  gegenüber  den  schädlichen,  biochemischen 
Eigenschaften  der  organischen  Flüssigkeiten.  So  wird  auf  der  einen 
wie  auf  der  anderen  Seite  (mit  einigen  Ausnahmen,  wie  Bibbert, 
Gamaleia,  welche  die  Möglichkeit  anderer  antibakterischen  Ein- 

1)  Vircboff’s  Archiv.  Bd.  XCVL  XCVII.  1884  Bd.  CVII.  CIX.  1887. 
Bd.  CX1II.  CX1V.  1888.  — Fortschritte  der  Medicin.  Bd.  III.  1884.  Bd.  V.  1887. 
— Annales  de  l’Iustitut  Pasteur.  Vol.  I.  1887.  p.  43 — 320.  Vol.  II.  1888.  p.  604 — 610. 
Vol.  UI.  1889  p 23  und  289.  Vol.  IV.  1890.  p.  66  und  193. 

2)  Virchow’s  Archiv.  Bd.  CIX  und  CX.  1887. 

3)  Bullet,  de  l’Acad.  roy.  de  Medecine  de  Beigique.  1887. 

4)  Virchow’s  Archiv.  Bd.  CVIII.  1887. 

5)  Deutsche  medic.  Wochenschrift.  1885.  No.  31  und:  Der  Untergang  pathogener 
Schimmelpilze  im  Körper.  Bonn  1887. 

6)  Archivio  per  le  scienze  mediehe.  Vol.  XLLL  1888.  Fase.  9. 

7)  Fortschritte  der  Medicin.  Vol.  VI.  1888.  p.  529. 

8)  Annales  de  llnstitut  Pasteur.  1888  p.  229  und  617. 

9|  Annales  de  l’Institut  Pasteur.  1890.  p.  432. 

10)  Virchow’s  Archiv.  Bd.  CXV.  1889.  p.  264. 

11)  Fortschritte  der  Medicin.  1887.  No.  13. 

12)  Fortschritte  der  MediciD.  1888.  No.  21. 

13)  Zeitschrift  für  Hygiene.  Bd.  IV.  p 208. 

14)  Zeitschrift  für  Hygiene.  Bd.  IV.  p.  291 — 97  und  318. 

15)  Zeitschrift  für  Hygiene.  Bd.  IV.  p.  353. 

16)  Centralblatt  für  klinische  Medicin.  1888  No.  28. 

17)  Beiträge  zur  Kritik  der  M e t s c h n i k o f f 'sehen  PhagocyteDlehre  (Inaug.-Dissert.). 
Königsberg  1889. 

18)  Beiträge  zur  pathol.  Anatomie  und  allgemeinen  Pathologie.  1889.  p.  47. 

19)  Beiträge  zur  pathol.  Anatomie  und  allgemeinen  Pathologie.  1888.  p 403. 

20)  Centralblatt  für  Bakteriologie  und  Parasitenkmde.  Bd  VI.  1889.  p.  481. 

21)  Beiträge  zur  pathol.  Anatomie  und  allgemeinen  Pathologie.  1888.  p.  357. 

22)  Münchener  mcdic.  Wochenschrift.  1889.  No.  2.  3 ; und  Archiv  für  Hygiene.  1890. 
Fase.  1.  2. 

23)  Beiträge  zur  pathol.  Anatomie  und  allgemeinen  Pathologie.  Bd.  IV.  1889. 

24)  Zeitschrift  für  klinische  Medicin.  Bd.  XV.  1889.  Fase.  1 2.  Centraiblatt  für 
klinische  Medicin.  1888.  No.  29  and  Beitr.  zur  pathol.  Anatomie  und  allgem.  Pathologie. 
1889.  p.  1. 


Die  Ursachen  der  natürlichen  Immunität  gegen  den  Milzbrand. 


469 


fliisse  nicht  ausschliessen)  die  Frage  der  natürlichen  Immunität  auf 
kategorische  Weise  gestellt,  wobei  die  häufigen  Gegensätze  in  den 
Kesultaten  von  Untersuchungen,  welche  bisweilen  auf  ganz  parallele 
Weise  zur  Stütze  der  einen  oder  anderen  Meinung  angestellt  wurden, 
auffällen. 

Unter  die  Zahl  dieser  letzteren  rechne  ich  unbedingt  die  zuletzt 
von  Metschnikoff  und  von  Bau mgarten  mit  seinen  zahlreichen 
Schülern  ausgeführten,  welche  in  einem  kürzlich  erschienenen  Auf- 
sätze Baumgarten’s  selbst,  „Ueber  experiraentum  crucis  der  Pha- 
gocytenlehre“,  wieder  aufgenommen  und  ausführlich  besprochen  werden. 

Io  diesen,  wie  in  so  vielen  Untersuchungen  derselben  Art  hat  man 
dabei  beharrt,  auf  die  verschiedenste  Weise  nach  den  Ursachen  zu 
suchen,  welche  die  natürliche  Immunität  der  Frösche  gegen  Milzbrand 
bedingen. 

Gegen  die  von  Anfang  an  ausgesprochene  Hypothese  Metschni- 
koff’s,  dass  es  nämlich  die  Leukocyten  seien,  welche  die  Zerstörung 
der  Sporen  oder  Bacillen  des  Milzbrandes  bedingen,  welche  in  den  dor- 
salen Lymphraum  des  Frosches  injizirt  werden,  sprechen  mit  Ent- 
schiedenheit die  Folgerungen  aus  einer  zahlreichen  Reihe  von  Ar- 
beiten, welche  in  Baumgarten’s  Laboratorium  von  Pe- 
trus chky1)  ausgeführt  worden  sind.  Dieser  Beobachter  führte 
Milzbraudbacillen  in  diffusible  Membranen  ein,  welche  aus  den 
Wänden  der  Därme  der  Frösche  selbst  bestanden,  und  beobachtete 
ausser  dem  Uebergang  der  Unterhautlymphe  in  ihr  Inneres,  welche 
bisweilen  frei  von  Leukocyten  war,  auch  eine  wirkliche  und  eigent- 
liche Degeneration  der  eingeführten  Bacillen. 

In  einer  späteren  Arbeit  erwähnte  Metschnikoff2)  die  Ex- 
perimente Petruschky’s;  er  schloss  ferner  Milzbrandkeime  in 
Säckchen  von  Filtrirpapier  ein  oder  impfte  sie  in  die  vordere  Augeu- 
karamer  des  Frosches,  und  kam  zu  entgegengesetzten  Resultaten,  denn 
er  beobachtete  immer  ein  mehr  oder  weniger  üppiges  Wachsthum  der 
Bacillen,  welche  doch  dem  Einflüsse  der  organischen  Flüssigkeiten 
ausgesetzt,  aber  der  der  Leukocyten  entzogen  waren.  Die  Dissertation 
von  Fahrenholz3),  welche  später  in  dem  bekannten  Artikel  von 
Baumgarten  selbst  entwickelt  wurde,  diente  nur  dazu,  die  ersten 
Resultate  Petruschky’s  zu  bestätigen  und  durch  die  Ergebnisse 
neuer  Untersuchungen  die  Kritik  Metschnikoff ’s  gegen  die  Arbeit 
des  Letzteren  zurückzuweisen. 

Wie  man  leicht  begreift,  so  bleibt  nach  allem  diesen  die  Frage 
noch  ungelöst;  einerseits  leugnet  Metschnikoff,  dass  der  Humor 
aqueus  und  die  Lymphe  des  subkutanen  Lymphsacks  der  Frösche 
für  sich  allein  die  Entwickelung  der  Milzbrandkeime  verhindern 
könne,  und  seine  Gegner  nehmen  die  baktericide  Wirkung  dieser 
Flüssigkeiten  au  und  erklären  daraus  die  Immunität  der  Frösche 
gegen  den  Milzbrandbacillus. 

Man  glaube  auch  nicht,  dass  das  „experimentum  crucis“,  welches 


1)  Untersuchungen  über  die  Immunität  des  Frosches  gegen  Milzbrand.  (Beiträge 
zur  pathologischen  Anatomie  und  allgom.  Pathologie.  1888.  p.  367.) 

2)  Ueber  Verhalten  der  Milzbrandbakterien  iin  Organismus.  (Virchow’s  Archiv. 
Bö.  CXIV.  1888.  p.  466.) 

3)  loco  cit. 


470 


8 a b a r e 1 1 i , 


Baum  garten  an  letzter  Stelle  angerufen  hat,  irgendwie  den  hitzigen 
Streit  geschlichtet  habe. 

Auch  abgesehen  von  der  feinen  Kritik,  welcher  Metschnikoff1) 
dasselbe  bald  darauf  unterwarf,  so  sind  noch  immer  die  indirekten, 
von  Hindernissen  und  Gelegenheiten  zu  Irrthümeru  starrenden  Me- 
thoden zu  bedenken , vermittelst  deren  dieser  Beobachter  versucht 
hat,  sich  die  Froschlymphe  zu  verschaffen,  um  sie  allein  auf  die  Sporen 
und  Bacillen  des  Milzbrandes  wirken  zu  lassen. 

Mochten  die  Keime  in  die  vordere  Augenkammer  eingeführt, 
oder  in  Säckchen  von  Hollundermark,  von  Darm  oder  Filtrirpapier  ein- 
geschlossen sein , so  war  es  doch  entweder  nicht  möglich , die 
Gegenwart  einer  grösseren  oder  geringeren  Menge  von  Leukocyten 
auszuschliessen,  oder  man  hatte  solche  Beobachtungsbedingungen  ge- 
schaffen, dass  nur  das  Verhalten  gegen  Farbstoffe  das  einzige  Mittel 
darbot,  um  über  Leben  oder  Tod  der  Milzbrandbacillen  Auskunft  zu 
erlangen.  Das  ist  eine  trügerische  Methode,  denn  das  Vorhanden- 
sein von  schon  früher  degenerirten  Formen,  oder  die  Stärke  der 
Farbstoftlösung  können  dazu  führen,  dass  man  mit  Unrecht  die  bak- 
terientödtende  Wirkung  der  organischen  Flüssigkeiten  entweder  an- 
nimmt oder  leugnet. 

II. 

Methode,  um  die  Lymphe  vollkommen  frei  von  Keimen 
und  Leukocyten  zu  erhalten. 

Ich  habe  diese  kurze  Uebersicht  über  die  neuesten  Arbeiten  in 
Bezug  auf  die  Immunität  der  Frösche  gegen  Milzbrand  voraus- 
geschickt, weil  sich  die  hauptsächlichsten  Beweise  für  oder  ge- 
gen die  Phagocytenlehre  gerade  in  Bezug  auf  diese  Frage  ent- 
wickelt haben.  Aber  als  Resultat  von  dem,  was  ich  kurz  berichtet 
habe,  und  vou  dem,  was  von  den  genannten  Forschern  nach  einem 
bewundernswerthen  Reichthum  von  Beobachtungen  weitläufig  be- 
schrieben worden  ist,  bleibt  immer  noch  die  offenbare  Unzulänglich- 
keit und  das  Trügerische  der  Mittel  übrig,  deren  man  sich  bis  jetzt 
bedient  hat,  um  an  den  Milzbrandsporen  und  Bacillen  die  Wirkung 
der  von  Leukocyten  freien  Lymphe  zu  versuchen. 

Meine  Versuche,  mir  aus  dem  Sacke  unter  der  Rückenhaut  des 
Frosches  eine  vou  Keimen  und  Leukocyten  vollkommen  freie  Lymphe 
in  hinreichender  Menge  zu  verschaffen,  um  sie  anwenden  zu  können, 
ohne  zu  allen  jenen  Künsteleien  meine  Zuflucht  nehmen  zu  müssen, 
welche  die  Resultate  meiner  Vorgänger  so  bestreitbar  gemacht  hatten, 
haben  auf  befriedigende  Weise  ihr  Ziel  erreicht,  und  zwar  auf  fol- 
gende Weise: 

Ich  verschaffte  mir  Glasstäbchen  mit  abgerundeten  Enden  von 
5 - -6  mm  Dicke,  sterilisirte  sie  in  der  Flamme  oder  in  der  heissen 
Kammer  und  tauchte  sie  dann  zu  wiederholten  Malen  (4— 5 mal)  in 
eine  fünfprozentige  Pyroxylinlösung,  so  dass  sie  sich  mit  einer 
schwachen  Schicht  von  Collodium  überzogen , worauf  ich  sie  langsam 
und  kurze  Zeit  in  der  Wärme  trocknen  liess.  Auf  diese  Weise  er- 
hielt ich  Säckchen  von  Collodium  mit  einer  einzigen  Oeffnung,  der- 

1)  Dem  travaux  du  laboratoire  de  Mr.  Baumgarten  diriges  contre  la  theorie 
des  pbagocytes.  (Annales  de  Tlnstitut  Pasteur.  Vol.  IV.  1890.  p.  36.) 


Di«  Ursachen  der  natürlichen  Immunität  gegen  den  Milzbrand. 


471 


jenigen,  aas  welcher  das  Glasstäbchen  herausgezogen  worden  war,  und 
diese  schloss  ich  durch  Drehung  vermittelst  einer  sterilisirten  Zange 
und  sicherte  den  Verschluss  durch  Hinzufügung  neuen  Collodiums. 

Mit  Hülfe  einiger  Handfertigkeit,  die  man  schnell  erwirbt,  kaun 
man  in  kurzer  Zeit  eine  grosse  Zahl  kleiner  Cylinder  von  B— 4 cm 
Länge  und  1 — 2 ccm  Inhalt  fabriziren.  Sie  sind  solid,  durchschei- 
nend, durchaus  undurchlässig  und  vollkommen  aseptisch. 

Diese  Cylinder  aus  Cellulose  haben  mir  die  zu  meinen  Ver- 
suchen nöthige  Lymphe  geliefert.  Sogleich  nach  ihrer  Anfertigung 
führte  ich  alle  diese  Cylinder  in  die  Rückenlymphsäcke  von  eben- 
soviel grossen,  kräftigen  Fröschen  ein,  und  machte  zu  diesem  Zweck 
eine  kleine  Oeffnung  in  die  Haut,  welche  ich  nach  Einbringung 
der  Cylinder  durch  eine  einfache  Ligatur  verschloss.  Bald  fängt 
die  Lymphe  des  Rückensacks  au,  nach  und  nach  in  das  Innere  der 
Rohre  durchzuschwitzen,  und  nach  3 — 4 Tagen  ist  dieselbe  ungefähr 
zur  Hälfte  gefüllt;  dann  müssen  die  Cellulosecylinder  in  andere 
Frösche  eingeführt  werden.  Nach  weiteren  3 — 4 Tagen  sind  die 
Celluloseröhren  ganz  voll ; dann  sterilisirt  man  äusserlich  einen  Theil 
derselben,  durchbohrt  sie  mit  einer  spitzen,  sterilisirten  Glaspipette, 
leert  sie  ganz  aus  und  bringt  ihren  Inhalt  in  sterilisirte  Glascylinder. 

Man  muss  immer  die  Vorsicht  gebrauchen,  die  Collodiuraröhren 
möglichst  vor  der  Berührung  der  Luft  zu  schützen,  denn  sonst, 
mögen  sie  nun  leer  sein  oder  Lymphe  enthalten,  verdampft  sogleich 
das  Lösungsmittel,  sie  schrumpfen  ein,  verlieren  ihre  Elasticität  und 
damit  ihre  Durchlässigkeit  für  Flüssigkeiten. 

So  muss  man  sie  auch  während  ihrer  Anfertigung,  da  es  unbe- 
quem wäre,  sie  einzeln  in  die  Lymphsäcke  einzubringen,  unter  einer 
hermetisch  verschlossenen  Glasglocke  aufbewahren,  welche  zugleich 
als  feuchte  Kammer  dient. 

Wenn  sie  einmal  in  den  Lymphsack  eingebracht  aind,  können 
sie,  wenn  man  nur  Sorge  trägt,  aller  3 — 4 Tage  den  Lymphsack  zu 
wechseln,  sich  auf  unbestimmte  Zeit  erhalten,  ohne  dass  die  Elasti- 
cität oder  Durchlässigkeit  der  Cylinder  oder  die  Klarheit  und  Rein- 
heit der  Lymphe  irgend  eine  Veränderung  erleidet. 

Ich  halte  es  für  überflüssig,  hinzuzufügen , dass  es  durchaus 
nothweudig  ist,  die  Frösche  unter  den  besten  äusseren  Bedingungen 
zu  halten,  damit  keine  äussere  Ursache  die  Ernährung  derselben 
beeinflusst  oder  schädigt.  Ich  hielt  sie  in  grossen , wohlgereinigten 
Glasglocken,  welche  nur  eine  geringe  Schicht  Wassers  enthielten, 
soviel  als  hinreichte,  um  die  Thiere  in  einer  einfach  feuchten 
Atmosphäre  zu  erhalten.  Ausserdem  ist  es  nöthig,  die  Frösche  und 
die  Gefässe  wenigstens  einmal  in  24  Stunden  zu  waschen,  au  heissen 
Sommertagen  muss  die  Waschung  zwei  bis  dreimal  wiederholt  werdeo. 
Auf  diese  Weise  vermeidet  man  die  Ursachen  einer  Sterblichkeit, 
welche  ausserdem  oft  einen  vernichtenden  Einfluss  ausüben  könnte, 
und  vorzüglich  bei  Fröschen,  die  eine  Verletzung  der  Haut  erlitten 
haben,  sehr  häufig  vorkommt;  ich  habe  darüber  in  einer  andern 
Arbeit1)  berichtet. 

1)  Ueber  einen  neuen  Mikroorganismus  des  Wassers , welcher  für  Thiere  mit  ver- 
änderlicher und  konstanter  Temperatur  pathogen  ist  (Centralbl.  für  Bakteriologie  and 
Parasitenkunde.  Bd.  IX.  1891.  p.  193.) 


472  Sanarelli,  Oie  Ursachen  der  natürlichen  Immunität  gegen  den  Milzbrand. 


Mit  diesem  einfachen  Verfahren,  welches  nur  sorgfältige,  gedul- 
dige Arbeit  erfordert,  ist  es  leicht,  sich  reine,  wasserhelle  Lymphe 
zu  verschaffen,  und  zwar  in  hinreichender  Menge,  um  eine  reichliche 
Anwendung  zu  erlauben. 

Aber  ehe  ich  diese  Flüssigkeit  zu  meinen  Experimenten  ver- 
wendete, welche  ich  in  hinreichender  Menge,  aber  durch  ungewöhn- 
liche und  vielleicht  nicht  vorwurfsfreie  Mittel  erhielt,  wünschte  ich 
mich  zu  vergewissern,  ob  dieselbe  wirklich  ihrer  Zusammensetzung 
nach  derjenigen  entsprach,  welche  nach  unsern  gewöhnlichen  Kennt- 
nissen sich  in  dem  lebenden  Organismus  befinden  musste. 

Was  die  Reaktion  betrifft,  so  habe  ich  sie  immer  alkalisch  ge- 
funden, ebenso  wie  die,  welche  man  erhält,  wenn  man  direkt  den 
dorsalen  Lymphsack  des  Frosches  mit  Reagenspapier  untersucht. 
Da  ausserdem  die  letzten  Untersuchungen  Büchners1)  die  Auf- 
merksamkeit auf  den  Einfluss  gelenkt  haben,  welchen  die  Salze  und 
vorzüglich  das-  Chlornatriura  auf  die  bakterientödtende  Eigenschaft 
der  organischen  Flüssigkeiten  ausüben  sollen,  so  wollte  ich  mich 
überzeugen,  ob  die  Froschlymphe  beim  Durchgang  durch  die  Wände 
meiner  Cellulosecylinder  ihre  Bestandtheile  an  Salzen  verlöre,  was 
unzweifelhaft  geschehen  würde,  wenn  der  Uebergang  der  Lymphe 
in  die  Cellulosecylinder  durch  einfache  Dialyse  erfolgte.  Aber  die 
Reaktion  mit  Silbernitrat  hat  mir  bewiesen,  dass  die  auf  oben  an- 
gegebene Weise  erhaltene  Lymphe  sehr  reich  an  Chloriden  ist,  und 
ausserdem  haben  mich  zahlreiche  Versuche,  bei  denen  ich  die  leeren 
oder  mit  Salzlösungen  verschiedener  Art  gefüllten  Cellulosecylinder 
in  Glasgefässe  brachte,  welche  Salzlösungen  enthielten,  überzeugt, 
dass  durch  deren  Wände  von  aussen  nach  innen  und  umgekehrt  ein 
fortwährender  Austausch  von  mineralischen  und  organischen  Salzen, 
von  Alkaloiden  und  Fermenten  stattfindet..  Auf  diese  Weise  habe 
ich  durch  geeignete  Reaktionen  den  Uebergang  folgender  Substanzen 
festgestellt:  Chloride,  Sulfate,  Jodide,  Phosphate,  Nikotin,  Strychnin, 
Atropin,  Pepsin  und  Diastase. 

Nach  diesen  Resultaten  halte  ich  mich  für  berechtigt,  zu  be- 
haupten, dass  die  nach  und  nach  ins  Innere  der  Röhren  eingedrungene 
Lymphe  identisch  ist  mit  derjenigen,  welche  im  Körper  des  Frosches 
selbst  erzeugt  wird ; meine  Versuche  haben  auf  jede  Weise  den 
Uebergang  der  Salze  und  Fermente  durchaus  bestätigt,  von  denen 
man  in  letzterer  Zeit  am  meisten  annimmt,  dass  sie  eine  speziell 
bakterientödtende  Kraft  besitzen. 


1)  H.  Büchner  und  Fr.  Voit,  Untersuchungen  über  die  bakterienfeindlichen 
Wirkungen  des  Blutes.  (Archiv  für  Hygiene.  Bd.  X.  1S90.  Heft  1)  und  H.  Büchner 
und  M.  Orthenberger,  Versuche  über  die  Natur  der  bakterientödtendeu  Substan* 
im  Serum.  (Ebenda.  Bd.  X.  1890.  Heft.  2.) 

(Fortsetzung  folgt.) 


Sawtscfaenko,  Zur  Frage  über  die  Immunität  gegen  Milzbrand.  473 


Zur  Frage  über  die  Immunität  gegen  Milzbrand. 

[Aus  Prof.  W.  W.  Pod wyssozki’s  Institut  für  allgemeine  Pa- 
thologie an  der  Universität  Kiew.] 

Von 

Dr.  J.  Sawtsehenko, 

Assistenten  am  Institute. 

Die  Veranlassung  zur  Untersuchung , deren  Ergebnisse  den 
Gegenstand  vorliegender  Mittheilung  ausmachen,  hat  die  aus  Baum- 
garten’s  Laboratorium  hervorgegangene  Arbeit  von  Czaplewski; 
„Untersuchungen  über  Immunität  der  Tauben  gegen  Milzbrand“1) 
gegeben. 

Czaplewski  spritzte  in  die  Brustmuskeln  von  Tauben  auf 
Agar-Agar  gezüchtete  Milzbrandbacillen  ein,  wobei  er  diese  Bak- 
terienkultur vor  der  Injektion  in  einer  physiologischen  Kochsalz- 
lösung suspendirte.  Auf  Grund  seiner  Versuche  gelangt  Verf.  zu 
dem  Schlüsse,  dass  1)  erwachsene  Tauben  gegen  Milzbrand  immun 
seien,  dass  2)  Milzbrandbacillen  im  Taubenkörper  sehr  rasch  zu 
Grunde  gehen  2 3)  und  dass  3)  die  Phagocytose  gar  keine  Rolle  bei 
der  Immunität  der  Tauben  gegen  Milzbrand  spiele. 

Da  die  oben  erwähnten  Folgerungen  des  Verf.’s  lange  nicht  voll- 
kommen mit  den  früher  veröffentlichten  Beobachtungen  anderer  Au- 
toren (Hess)  übereinstimmten,  so  habe  ich , behufs  Entscheidung 
dieser  Streitfrage,  eine  Reihe  von  Versuchen  zur  Erforschung  des 
Milzbrandprozesses  bei  Tauben  angestellt. 

Als  ich  bereits  zu  einigen  der  weiter  unten  angegebenen  Resul- 
tate gelangt  war,  ist  in  den  Annales  de  l’Institut  Pasteur  eine  der- 
selben Frage  gewidmete  Arbeit  Metschnikoff’s8)  erschienen. 
Da  Metschni  koff  in  seiner  Abhandlung  die  Czaplewski’sche 
Arbeit  einer  sehr  eingehenden  Prüfung  unterzogen  hatte,  und  da  die 
bei  meinen  Versuchen  gewonnenen  Ergebnisse  im  Allgemeinen  mit 
den  von  Metschnikoff  erhaltenen  Resultaten  übereinstimmten, 
so  habe  ich  es  damals  für  durchaus  überflüssig  erachtet,  Mitthei- 
lungen über  meine  Versuche  in  der  Litteratur  zu  machen. 

Es  fährt  aber,  nach  Metschnikoff’s4 *)  Notiz  über  die 
Czaplewski’sche  Abhandlung,  Baumgarten &)  dennoch  fort, 
auf  der  Richtigkeit  der  Folgerungen  Czaplewski ’s,  betreffs  der 
Phagocytose  bei  Tauben,  zu  bestehen. 

Zwar  ist  auf  die  ausführliche  Abhandlung  Metschnikoff’s 
über  diese  Frage  weder  seitens  Czaplewski’ s noch  seitens 
Bau  mg  arten ’s  irgend  welche  Entgegnung  erfolgt,  doch  ist  aus 


1)  Beiträge  zur  path.  Anatomie  von  E.  Ziegler.  Bd.  VII.  1889.  Heft  1. 

2)  In  einem  der  Fälle  hat  Verf.  bereits  nach  8 Stunden  keine  Kulturen  mehr  aus 
der  Impfstelle  erhalten. 

3)  Annales  de  l’Institut  Pasteur.  1890.  No.  2. 

4)  Ibidem.  1890.  No.  1. 

6)  Jahresbericht,  herausg.  von  Baumgarten.  1890.  Heft  2. 


474 


S*w  tscb  enko, 


Baumgarten’s  Laboratorium  eine  Arbeit  von  A.  Levin1)  er- 
schienen. Lev  in  experimentirte  an  weissen  Batten,  die  sich  bei 
seinen  Versuchen  als  immun  erwiesen  haben,  und  behauptet  katego- 
risch, dass  er  bei  mikroskopischer  Untersuchung  der 
Impfstellen  niemals  Erscheinungen  von  Phagocytose 
zu  Gesicht  bekommen  habe. 

Impfvereuche  mit  Milzbrand  sind  an  weissen  Ratten  in  unserem 
Laboratorium  vielfach  zu  verschiedenen  Zwecken  aDgestellt  worden. 
Wurde  Blut  eines  an  Milzbrand  gestorbenen  Meerschweinchens  Ratten 
eingeimpft,  so  gingen  dieselben  stets  ohne  Ausnahme  zu  Grunde, 
und  die  Ergebnisse  mikroskopischer  Untersuchung  stimmten  mit  den 
von  Metschnikoff2)  bereite  vier  Monate  vor  der  Levin’schen 
Arbeit  veröffentlichten  Resultaten  vollkommen  überein.  Metschni- 
koff beweist  in  seiner  Arbeit  unter  Anderem  auch  das  Vorhanden- 
sein von  Phagocytose  bei  weissen  Ratten,  unter  Anführung  von  Ab- 
bildungen. 

Die  von  Levin,  der  seine  Versuche  allerdings  etwas  anders 
angestellt  hatte,  gewonnenen  entgegengesetzten  Resultate  haben 
mich  bewogen,  auch  dessen  Versuche  zu  wiederholen.  Zugleich  bin 
ich  ganz  zufällig  in  Besitz  mehrerer  grauer,  wilder  Ratten  gelangt, 
weiche  Thiere  gegen  Milzbrand,  wenn  nicht  für  absolut,  doch  jeden- 
falls für  hochgradig  immun  galten. 

Obgleich  die  Versuche  an  letztgenannten  Thieren  noch  lange 
nicht  abgeschlossen  sind,  so  entschliesse  ich  mich  dennoch,  in  An- 
betracht dessen,  dass  die  weitere  Vornahme  derselben  von  dem  durch- 
aus zufälligen  Eingehen  von  Material  abhängig  ist,  diejenigen  Er- 
gebnisse inilzutheilen , die  ich  bereits  gewonnen  habe,  und  zugleich 
auch  die  Versuchsresultate  an  Tauben  und  weissen  Ratten. 

Tauben. 

Zur  Kontrolle  der  Czaplewski’schen  Versuche  wurde  Tauben 
unter  die  Haut  und  in  die  Brustmuskeln  je  */2  Pravaz’sche 
Spritze  einer  vorher  in  Fleischbrühe  suspendirten  Milzbrandkultur 
auf  Agar-Agar  eingespritzt.  Sowohl  vor  der  Injektion  als  auch  nach 
derselben  wurde  die  Temperatur  beim  infizirten  und  bei  einem  nor- 
malen Kontrollthiere  in  recto  gemessen. 

Hier  gebe  ich  die  Resultate  eines  der  Versuche: 

Am  21. 1.  1890  wurden  zwei  Tauben  gleicher  Rasse  genommen.  Die 
Temperatur  der  Taube  A misst  vor  der  Einspritzung  42,5  0 C,  die  der 
Taube  B unter  42,5.  Der  Taube  A wurde  eine  Milzbrandkultur  ein- 
gespritzt. 6 Stunden  nach  der  Einspritzung  beträgt  die  Temperatur 
bei  Taube  A 40,5"  C,  bei  B (der  normalen)  42°;  nach  24  Stundeu 
bei  A 41,4,  bei  B 42,5  0 ; Abends  am  nämlichen  Tage,  d.  h.  24  Stun- 
den nach  der  Impfung,  misst  die  Temperatur  bei  A 40,5°,  bei  B da- 
gegen 42  °.  An  den  folgenden  Tagen  begann  die  Temperatur  der 
geimpften  Taube  sich  allmählich  der  Norm  zu  nähern.  Au  der  Impf- 


1)  W ratsch.  1890.  No.  38  und  39. 

2)  Annales  de  l’Institat  Pasteur  1890.  No.  4. 


Zur  Frage  über  die  Immunität  gegen  Milzbrand. 


475 


stelle  war  die  ganze  Zeit  nach  der  Einspritzung  fast  gar  kein  Oedem 
und  eine  nur  unbedeutende  Induration  zu  bemerken. 

Die  Taube  wurde  am  6.  Tage  getödtet.  Auf  Fleischpepton- 
Gelatineplattenkulturen  haben  der  Impfstelle  entnommene  Proben 
etliche  Milzbrandkolonieen  geliefert , Proben  aus  inneren  Organen  ein 
negatives  Resultat  gegeben. 

Der  Versuch  wurde  mit  gleichem  Resultate  mehrmals  wiederholt. 

Bei  der  mikroskopischen  Untersuchung1)  von  Präparaten  aus  der 
Impfstelle  ergab  sich  Folgendes: 

Um  die  Einstichstelle  herum  Absterben  der  Muskelfasern,  unbe- 
deutende Gewebsinfiltration  durch  Leukocyten  und  eine  mehr  oder  we- 
niger ausgeprägte  Entwickelung  von  Bindegewebszellen.  Dem  Einstiche 
selbst  entlang  waren  Haufen  abgestorbener  (tinktionsunfähiger)  Milz- 
brandfäden zu  sehen,  stellenweise  dagegen  Häuflein  gut  gefärbter 
Milzbrandbacillen,  allseitig  von  dichtgedrängten  Leukocyten  umgeben, 
in  deren  Innerem  mehr  oder  weniger  häufig  Milzbrandbacillen  anzu- 
treffen waren. 

Ueberhaupt  war  ersichtlich,  dass  das  betreffende  Virus  sich 
ungern  im  Taubenkörper  entwickelt  und  seinerseits  einen  sehr  schwa- 
chen Reiz  auf  das  umgebende  Gewebe  ausübt.  Die  abgestorbenen 
Milzbrandfäden  sind  theils  als  solche  injizirt  worden  (was  durch  eine 
Kontrollfärbung  des  einzufiihrenden  Materials  auf  einem  Deckgläschen 
erwiesen  wurde),  grösstentheils  sind  sie  aber,  ohne  angewachsen 
zu  sein,  im  Tauben körper,  unabhängig  von  der  Phago- 
cytose,  allmählich  zu  Grunde  gegangen. 

Nichtsdestoweniger  waren  aber  auch  bei  diesen  Versuchen  stets 
die  Erscheinungen  von  Phagocytose  zu  erkennen,  die  gerade  an  den 
Stellen  deutlicher  ausgeprägt  erschienen,  wo  noch  lebende,  gut  tingir- 
bare  Bacillen  reichlicher  vorhanden  waren. 

Es  drängte  sich  naturgemäss  die  Frage  auf,  wie  sich  Tauben 
gegen  virulentere,  resp.  innerhalb  ihres  Körpers  entwickelungsfähigere 
Milzbrandbacillen  verhalten  würden. 

Eine  Virulenzsteigerung  der  Bakterien  konnte  man  zu  erreichen 
hoffen,  indem  man  Milzbrand  durch  den  Taubenorganismus  leiten, 
d.  h.  mit  anderen  Worten  die  Bakterien  gewöhnen  würde,  sich  in 
einem  für  sie  neuen  Medium  zu  entwickeln. 

Um  aber  die  Empfänglichkeit  einer  Taube  für  Milzbrand  zu  er- 
zielen, habe  ich,  den  klassischen  Versuch  Pasteur’s  mit  dem  Huhne 
i .ir  zum  Vorbild  nehmend,  die  Temperatur  des  Thieres  durch  Trennung 
des  unteren  Halstheils  des  Rückenmarks  herabgesetzt2). 


1)  Die  Objekte  wurden  stets  in  Alkohol  oder  auch  in  M ii  1 1 c r 'scher  Flüssigkeit 
gehärtet,  die  Färbung  aber  folgendermaassen  erzielt:  1)  saueres  Horkarmio,  2)  Ent- 
färbung in  We  i g e r t'scher  Flüssigkeit  (ungesäuerter  70°  Spiritus),  3)  Haciilenfärbung 
in  Anilin-Gentianaviolett,  41  wässerige  Pikrinsäurelösung  oder  Gram’sche  Flüssigkeit, 
5)  Entwässerung  ln  Alkohol,  6)  Entfärbung  in  Nelkenöl. 

2)  Ich  habe  diesem  Verfahren  vor  der  Pa  s t eu  r 'sehen  Methode  (Abkühlung  in 
kaltem  Wasser)  den  Vorzug  gegeben , weil  ersteres  für  den  Experimentator  das  be- 
quemere ist,  die  Unreinheit  des  Versuches  aber,  im  Sinne  der  Coinplizirtheit  der  Ein- 
wirkungen einer  derartigen  Operation,  wie  eine  RUckenmarksdurchsclineidung  auf  den 
Organismus  im  gegebenen  Falle  gleichgiltig  war , da  ich  ja  zum  Hauptzwecke  hatte, 
eine  Taube,  wie  es  auch  sei,  für  Milzbrand  empfänglich  zu  machen. 


476  Sawtschenko,  Zar  Frage  Uber  die  Immunität  gegen  Milzbrand. 


Versuch  No.  2.  2.  /II.  1890.  Zum  Versuche  wurden  2 Tauben 
genommen.  A eine  alte  Taube  mit  der  Temperatur  von  42°  C in 
recto,  die  andere,  B,  jünger,  mit  der  Temperatur  von  41,5°  C.  Der 
Taube  A wird  das  Rückenmark  durchschnitten.  Beiden  wird  unter 
die  Brusthaut  Blut  eines  an  Milzbrand  zu  Grunde  gegangenen  Meer- 
schweinchens gebracht.  6 Stunden  darauf  zeigt  A eine  Temperatur 
von  39°  C,  B 41°;  nach  24  Stunden  A 39,7°,  B 41°;  nach  30 
Stunden  A 36,5°,  B 41,5.  Nach  48  Stunden  ist  die  Taube  A todt 
mit  einem  ungeheueren  Oedem  des  gesammten  Brustunterhautzell- 
gewebes gefunden  worden ; bei  Taube  B ein  nur  schwach  ausge- 
prägtes Oedem  an  der  Impfstelle.  Taube  B hat  sich  eine  Woche 
darauf  vollständig  erholt,  und  an  der  Impfstelle  ist  bloss  eine  unbe- 
deutende Induration  von  Erbsengrösse  zurückgeblieben.  Sie  wurde 
am  Leben  gelassen. 

Das  Blut  der  gestorbenen  Taube  wurde  einer  anderen  alten 
Taube  mit  der  Temperatur  von  42°  C eingeimpft.  Ara  nächsten 
Tage  starkes  Oedem  an  der  Impfstelle,  Temperatur  41°,  zweimal 
24  Stunden  nach  der  Impfung  Temperatur  39°  und  am  dritten  Tage 
wurde  sie  todt  angetroffen. 

Indem  ich  konsekutiv  Blut  von  Taube  zu  Taube  verimpfte,  habe 
ich  dieselben  Resultate  bei  3 Tauben  nach  der  Reihe  erhalten,  wenn 
nicht  zufällig  eine  anderweitige  Infektion  hinzugekommen  ist. 

Der  Versuch  mit  der  Rücken marksdurchschneidung  ist  wieder- 
holt worden,  und  hat  dasselbe  Resultat  geliefert.  Von  der  gestorbenes 
Taube  wurden  konsekutiv  6 Tauben  geimpft,  jedesmal  je  2 Tauben; 
es  sind  also  drei  konsekutive  Impfungen  gemacht  worden.  Davon 
sind  vier  2—3  Tage  darauf  an  Milzbrand  zu  Grunde  gegangen,  unter 
denselben  Erscheinungen  bezüglich  der  Temperatur,  wie  in  der 
ersten  Versuchsreihe.  Zwei  von  den  Tauben  haben  sich  als  weniger 
empfänglich  erwiesen. 

Die  eine  davon,  No.  14,  ist,  wie  aus  dem  Versinv  tagebuche  er- 
sichtlich, erst  nach  vier  Tagen,  am  fünften,  zu  Grunde  gegangen,  wo- 
bei die  Temperatur  diese  ganze  Zeit  zwischen  41,5—42°  C schwankte. 
Bei  der  anderen  Taube,  No.  15,  bei  der  sich  die  Temperatur  nach 
der  Impfung  die  ganze  Zeit  auf  42—42,5°  (normal)  erhielt,  erwies 
sich  am  5.  Tage  das  Oedem  an  der  Impfstelle  bedeutend  abge- 
nommen und  durch  derberes  Infiltrat  ersetzt.  Da  den  vorhergehen- 
den Versuchen  zufolge  die  Taube  ihrer  Genesung  entgegenschritt,  so 
wurde  sie  getödtet,  ihre  Organe  und  die  Impfstelle  gelangten  zur 
Untersuchung. 

Diesen  Versuchen  parallel  wurde  das  verstärkte  Virus  (Blut  der 
an  Milzbrand  verstorbenen  Taube)  dreien  durch  vorhergehende  Impfung 
mit  dem  Blute  eines  an  Milzbrand  gestorbenen  Meerschweinchens 
immun  gemachten  Tauben  eingeimpft.  Es  waren  dies  jene  Tauben, 
die  bei  den  Versuchen  mit  Bückenmarksdurchschneidung  als  Kontroll- 
thiere  gedient  hatten.  Von  diesen  ist  keine  einzige  zu  Grunde  ge- 
gangen. Ihre  Temperatur  ist  die  ganze  Zeit  nach  der  Impfung 
(wurde  bloss  bei  einer  in  dieser  Versuchsreihe  gemessen)  eine  nor- 
male geblieben  (42—42,5°  C).  Das  Oedem  an  der  Impfstelle  war 


Allgemeines. 


477 


unbedeutend.  Sie  wurden  zu  verschiedenen  Zeiten  getödtet  und  ge- 
langten zur  Untersuchung. 

(Fortsetzung  folgt.) 


Referate. 


Lukjanow,  S.  M.,  Grundzüge  einer  allgemeinen  Patho- 
logie der  Zelle.  Vorlesungen,  gehalten  an  der  k. 

Universität  Warschau.  Leipzig  (Veit  u.  Comp.)  1891. 

In  dem  vorliegenden  Buche  ist  der  interessante  Versuch  gemacht, 
unsere  Kenntnisse  von  dem  pathologischen  Leben  der  Zelle  zusam- 
menfassend darzustellen.  Verf.  grenzt  die  allgemeine  Pathologie  der 
Zelle  von  der  pathologischen  Histologie  in  folgender  Weise  ab:  „Für 
den  Histologen  als  solchen  ist  es  vor  Allem  und  hauptsächlich  daran 
gelegen,  die  morphologischen  Gesetze  zu  ergründen,  während  die  Auf- 
gabe des  allgemeinen  Pathologen  darin  besteht,  immer  und  überall 
in  erster  Linie  die  funktionellen  Gesetze,  die  Ursachen  der  Störungen 
im  Spiele  dieser  oder  jener  Mechanismen  zu  studiren.“ 

Nachdem  L.  in  den  einleitenden  Vorlesungen  das  normale  Ver- 
halten der  Zelle  in  morphologischer,  physikalisch-chemischer  und 
funktioneller  Beziehung  geschildert  hat,  geht  er  dazu  über,  die  ver- 
schiedenen pathologischen  Veränderungen  der  Zelle  ausführlich  zu 
schildern.  So  werden  die  mannigfachen  degenerativen  Prozesse 
(Schleim-,  Amyloid-,  fettige  Metamorphose  u.  s.  w.),  die  Karyokinese 
und  der  Fragmentirungsprozess  unter  pathologischen  Verhältnissen 
besprochen. 

An  dieser  Stelle  ist  besonders  die  neunzehnte  Vorlesung  hervor- 
zuheben, welche  den  intracellulären  Parasitismus  unter  pathologischen 
Verhältnissen  behandelt.  Nach  kurzer  Erwähnung  des  physiologischen 
intracellulären  Parasitismus,  wie  ihn  z.  B.  die  Symbiose  von  Algen 
mit  vielen  niederen  Thieren  zeigt,  wird  zunächst  das  Vorkommen 
von  Bakterien  innerhalb  der  Zellen  besprochen.  Hierbei  werden 
die  Phagocytentheorie  und  die  ihr  entgegenstehenden  Anschau- 
ungen kurz  erwähnt.  Weiterhin  bespricht  L.  den  intracellulären 
Parasitismus  der  Protozoen;  bei  dieser  Gelegenheit  weist  er  auf 
eine  neue  Färbungsmethode  des  Blutes  hin  , welche  K a r 1 i n s k i in 
seinem  Laboratorium  mit  gutem  Erfolge  versucht  hat  und  die  sich 
namentlich  auch  für  die  Untersuchung  auf  Blutparasiten  empfehlen 
soll.  Die  morphologischen  Blutelemente  werden  hierbei  nach  dem 
Vorgänge  von  Gaule  mittelst  konzentrirter  wässriger  Sublimatlö- 
sung fixirt ; nachdem  letztere  auf  dem  Objektträger  einige  Minuten 
lang  auf  das  (mit  indifferenter  Flüssigkeit  vermischte)  Blut  eingewirkt 
hat,  wird  das  Präparat  in  Wasser  ausgewaschen,  einige  Minuten  mit 
Alkohol  absol.  behandelt  und  dann  mit  W'asser  wieder  abgespült; 
darauf  erfolgt  die  Färbung.  Karlin ski  wendet  dabei  der  Reihe 
nach  an:  Böhmer’sches  Hämatoxylin  (2  Min.)  mit  nachfolgendem  Aus- 

IX.  Bd.  31 


478 


Allgemeines.  — Tetanos. 


waschen  in  1 °/0  wässriger  Alaunlösung  und  in  destillirtem  Wasser, 
dann  Nigrosin  (1  °/ofl  wässrige  Lösung,  einige  Sekunden),  ferner 
Rose-Bengale  (l°/0  wässrige  Lösung,  5 Min.),  und  endlich  Anilin- 
gelb (1  °/0  wässrig-alkoholische  Lösung,  5 Min.).  Etwa  vorhandene 
Cytozoen  nehmen  hauptsächlich  Rose-Bengale  auf,  kernartige  Ele- 
mente in  ihnen  Hämatoxylin,  so  dass  sie  sich  von  den  gelbgefärbten 
rothen  Blutkörperchen  gut  abheben.  Eine  ausführliche  Veröffent- 
lichung dieser  Methode  soll  später  erfolgen. 

Verf.  betont  schliesslich,  dass  das  Verbreitungsgebiet  der  schma- 
rotzenden Protozoen  zweifellos  viel  umfangreicher  sei,  als  allgemein 
geglaubt  werde. 

Auf  den  übrigen  Inhalt  des  klar  und  fesselnd  geschriebenen 
Buches  kann  hier  nicht  näher  eingegangen  werden ; doch  möchte 
Ref.  nicht  unterlassen,  die  Lektüre  desselben  Jedem,  der  sich  für  die 
Fragen  der  allgemeinen  Pathologie  interessirt,  warm  zu  empfehlen. 

R.  Stern  (Breslau). 

Sanchez-Toledo,  B.et  Velllon,  A.?  Recherches  microbiologi- 
ques  et  exp6rimen  tales  sur  le  t6tanos.  (Archives  de 
m6d.  exp6r.  et  d’anat.  path.  1890.  1.11.) 

Die  Verff.  geben  eine  Geschichte  des  morphologischen  und  bio- 
logischen Verhaltens  des  Tetanusbacillus,  zu  dessen  Studium  im 
S tr auss’schen  Laboratorium  sie  durch  die  Obduktion  von  vier  ao 
Tetanus  Gestorbenen  veranlasst  wurden.  Sie  gewannen  den  Mikro- 
organismus in  Reinkultur  nach  dem  von  Kitasato  angegebenen 
Verfahren,  dessen  Name  ihnen  jedoch  entfallen  zu  sein  scheint.  Auch 
fällt  es  dem  deutschen  Leser  auf,  dass  die  E s m a r c h ’sche  Roll- 
röhrchenmethode unter  dem  Namen  von  Roux  erscheint.  Das 
Wacbsthum  auf  der  Platte  und  in  der  Stichkultur,  das  Eigenartige 
und  die  Gasentwickelung  der  Kolonieen  werden  ganz  wie  bei  Kita- 
sato beschrieben.  Auch  in  der  Beschreibung  des  morphologischen 
Verhaltens  der  Bacillen  weichen  sie  von  den  Angaben  Kitasato’s 
nicht  ab.  Den  von  dem  Letzteren  empfohlenen  Zusatz  von  Trauben- 
zucker zur  Gelatine  scheinen  sie  nicht  für  erforderlich  zu  halten. 

Um  zu  erfahren,  wieviel  Zeit  die  Bacillen  gebrauchen,  um  von 
der  Impfstelle  an  in  den  Blutstrom  einzutreten , impften  sie  drei 
Ratten  am  Schwänzende  und  hackten  der  ersteu  nach  10,  der  zweiten 
nach  20,  der  dritten  nach  30  Stunden  den  Schwanz  ab.  Alle  drei 
gingen  an  Tetanus  zu  Grunde,  und  Meerschweinchen,  die  sie  mit 
Blut  und  Organtheilen  der  beiden  letzten  Ratten  infizirt  hatten, 
starben  gleichfalls  an  Tetanus. 

Auch  durch  direkte  Einführung  von  Tetanusbacillen  in  die  Blut- 
bahn gelangen  Infektionen  bei  Versuchsthieren.  Im  Allgemeinen 
kamen  die  Verff.  zu  der  Ueberzeugung , dass  die  Uebertragung  um 
so  sicherer  gelingt,  je  unregelmässiger  oder  tiefer  die  Wunde  ist. 

Die  bekannte  Ansicht  Verne  ui  1 ’s,  dass  der  Tetanus  vom  Pferde 
herstammt,  veranlasste  die  Verff.  zu  einer  Reihe  interessanter  und 
mühsamer  Untersuchungen  über  den  etwaigen  Gehalt  von  Tetanus- 
sporen im  Staube  der  Krankensäle,  im  Futter  und  in  den  Exkre- 


T et  in  05. 


479 


menten  gesunder  Grasfresser,  Untersuchungen , die  zum  Theil  schon 
an  anderer  Stelle  berichtet  wurden  und  über  die  Ref.  bereits  referirt 
hat  M.  Kirchner  (Hannover). 

Yailiard  et  Vincent,  Contribution  ä l’6tude  du  tötanos. 
[Travail  du  laboratoire  de  bact6rio!ogie  du  Val-de-Grace.J  (Annales 
de  l’Institut  Pasteur.  1891.  No.  1.  S.  1.) 

Die  Verff.  geben  zunächst  eine  Darstellung  der  Biologie  des  Te- 
tanusbacillus. Zur  Reinkultivirung  wurde,  ähnlich  dem  Verfahren 
von  Kitasato,  eine  1 — 2 Minuten  dauernde  Erwärmung  auf  100° 
im  Wasserbad,  eventuell  in  zwei-  bis  dreimaliger  Wiederholung  an- 
gewendet. Schwierig  ist  die  Trennung  uur  vom  Bacillus  des  ma- 
lignen Oedems  und  von  einem  nicht-pathogenen,  durch  nicht  voll- 
kommen endständige  Stellung  seiner  Sporen  vom  echten  unterschie- 
denen „Pseudo-Tetanusbacillus“.  Neu  ist,  dass  der  Tetanusbacillus 
auch  bei  beschränktem  Sauerstoffzutritt  gedeihen  kann  und  seine  pa- 
thogenen Eigenschaften  behält.  Die  Temperaturgrenzen  sind  14  bis 
43 0 C.  Bei  42 — 43°  ist  das  Wächsthum  noch  ein  sehr  rasches, 
doch  erfolgt  keine  Sporenbildung  und  die  Stäbchen  zeigen  Degene- 
rationserscheinungen, ohne  jedoch  ihre  Virulenz  zu  verlieren.  Kultur 
in  frischem  Kaninchenblut  liefert  sehr  virulentes  Material.  Die  vege- 
tativen Zustände  des  Tetanusbacillus  besitzen  eine  geringe  Eigen- 
bewegung. 

Die  Sporen  ertragen  in  Flüssigkeit  im  geschlossenen  Gefäss  eine 
6 ständige  Erhitzung  auf  80°  und  werden  erst  durch  1 — 2stündige 
Erhitzung  auf  90°  getödtet.  Sie  ertragen  3—4  Minuten  lang  Siede- 
hitze; nach  8 Minuten  findet  man  niemals  mehr  lebende  Sporen. 
Die  trockenen  Sporen  sind  bei  Gegenwart  von  Luft  sehr  empfindlich 
gegen  die  Wirkung  des  diffusen  Tageslichtes  und  der  Sonnenstrahlen. 
Die  Wirkung  äussert  sich  bald  in  geringerer  Keimfähigkeit,  Verlust 
der  Virulenz  etc.  Nach  12  Tagen  waren  die  dem  Tages-  und  Sonnen- 
licht ausgesetzten  Sporen  getödtet.  Zwei  Versuchsreihen  ergaben 
identische  Resultate. 

Hinsichtlich  der  Infektiosität  bei  Thieren  bestätigen  die 
Verff.,  dass  Mäuse  und  Meerschweinchen  am  empfänglichsten,  Ka- 
ninchen resistenter  sind.  Subkutane  oder  intramusculäre  Injektion 
wirken  am  raschesten  ; Injektion  unter  die  Dura  mater  nach  Trepa- 
nation ruft  die  Krankheitserscheinungen  nicht  schneller  hervor,  wohl 
aber  bewirkt  dieselbe,  wie  auch  die  peritoneale  und  intravenöse,  bald 
allgemeinen  Tetanus.  Je  nach  der  angewendeten  Dosis,  Virulenz- 
grad und  Resistenz  des  Thieres  wird  entweder  akute  oder  chronische 
Infektion  mit  bis  30  tägiger  Krankheitsdauer  und  eventuellem  Aus- 
gang in  Genesung  erzeugt.  Am  Injektionsorte  findet  man  bei  der 
Autopsie  höchstens  geringe  Hyperämie  oder  noch  seltener  leichtes 
Oedem,  mikroskopisch  aber  selbst  bei  raschestem  Eintritt  des  Todes 
keine  Bacillen.  Ueberhaupt  gelangen  die  Verff.  zu  dem  Resultat, 
dass  nirgends  im  Körper  des  mit  Reinkulturen  infizirten  Thieres  Ver- 
mehrung der  Tetanusbacillen  stattfindet,  während  allerdings  beim 
spontanen  oder  durch  Inokulation  von  Erde  hervorgerufenen  Tetanus 
nach  ihrer  Ansicht  Vermehrung  erfolgt  (s.  u.). 


31 


480 


Tetnnus. 


Das  Gift  des  Tetanusbacillus  gewannen  die  Verff.  aus  Pepton- 
Glycerin-Bouillonkulturen  (je  1%);  nach  20  tägiger  Kultur  wurde 
durch  Filtration  hieraus  eine  Flüssigkeit  erhalten , welche  in  Dosen 
von  Vibö  ccm  Meerschweinchen  tödtete.  Sät  man  in  dieses  Filtrat 
aufs  Neue  Tetanusbacillen,  so  erfolgt  reichliche  Vermehrung  und  man 
erhält  nach  18  Tagen  durch  Filtration  eine  Flüssigkeit,  von  der  nur 
7im  ccm  zur  Tödtung  genügt.  Abermalige  Aussaat,  nach  Hinzufügung 
von  etwas  intakter  Bouillon  gibt  wieder  starke  Vermehrung,  doch 
zeigen  die  Bacillen  jetzt  Degeneration.  Nach  16  Tagen  filtrirt,  er- 
wies sich  diese  dritte  Kultur  in  Dosen  von  1I,0m  ccm  für  Meer- 
schweinchen tödtlich ; der  100.  Theil  hiervon  genügte  für  eine  Maus. 

Abweichend  von  Brieger  erklären  die  Vertf.  das  tetanische 
Gift  für  nahe  verwandt  dem  diphtherischen  und  sprechen  demselben 
die  Eigenschaften  eines  Enzyms  zu.  Die  fil tri rten  Kulturen  werden 
in  ihrer  Wirksamkeit  bedeutend  geschwächt  durch  20  Minuten  lange 
Erwärmung  auf  62°,  30  Minuten  bei  65°  macht  dieselben  unwirksam. 
Im  geschlossenen  Gefäss  unter  Lichtausschluss  aufbewahrt,  behalten 
die  Filtrate  lange  ihre  Wirkung,  bei  Einwirkung  von  Luft,  besonders 
aber  unter  dem  Einfluss  des  Lichtes,  verlieren  sie  rasch  an  Wirk- 
samkeit. Das  tetanische  Gift  ist  unlöslich  in  Alkohol;  dasselbe  kann 
wie  das  Diphtheriegift  durch  chemische  Niederschläge,  z.  B.  von 
Calciumphosphat,  mechanisch  mit  niedergerissen  und  in  diesem  Zu- 
stande ohne  Verlust  an  Wirksamkeit  getrocknet  werden.  [Für  die 
Enzymnatur  des  Tetanusgiftes  spricht  auch  die  Entdeckung  von 
Behring  und  Kitasato  über  die  giftzerstörende  Wirkung  des 
Serums  tetanus-immuner  Thiere,  da  eine  solche  Wirkung  bei  Ptomalnen 
kaum  denkbar  wäre.  Ref.] 

Ausser  dem  toxischen  produzirt  der  Tetanusbacillus  bekanntlich 
auch  ein  peptisclies  Enzym,  welches  Verflüssigung  der  Gelatine,  des 
koagulirten  Serums  etc.  bewirkt.  Obwohl  auch  das  letztere  durch 
Erwärmung  in  ähnlicher  Weise  seine  Wirksamkeit  verliert,  glauben 
die  Verff.  doch  nicht  an  eine  Identität  beider  Substanzen. 

Die  erwähnte  ausserordentliche  Wirksamkeit  der  filtrirten  Kul- 
turen erklärt  das  Zustandekommen  tödtlicher  Wirkungen  bei  Impfun- 
gen, obwohl  keine  Vermehrung  der  Bacillen  im  Körper  stattfindet, 
einfach  durch  das  miteingeführte  Gift.  Die  Verff.  zeigen  umgekehrt, 
dass  junge,  sehr  bacillenreiche,  aber  giftarrae  Kulturen  ohne  Schaden 
in  relativ  grosser  Dosis  injizirt  werden  können.  Ebenso  kann  1 ccm 
Sporenkultur  ohne  Nachtheil  eingespritzt  werden,  wenn  durch  20 
Minuten  lange  Erwärmung  auf  65°  das  Gift  vorher  vernichtet  ist, 
oder  wenn  die  Sporen  mit  destillirtem  W'asser  gründlich  ausgewaschen 
wurden.  Die  Sporen  vermögen  im  Gewebe  nicht  zu  keimen  und  kein 
Toxin  zu  produziren.  Dagegen  ertolgt  Erkrankung,  wenn  die  Sporeu 
gleichzeitig  mit  einer  kleinen  Menge  von  Milchsäure  beim  Meer- 
schweinchen intramusculär  injizirt  wurden,  oder  mit  etwas  Trime- 
thylamin oder  gleichzeitig  mit  einer  Kultur  von  Bacillus  pro- 
digiosus.  Letztere  Thatsache  erscheint  besonders  wichtig  zur  Er- 
klärung des  spontanen  traumatischen  Tetanus  beim  Menschen.  Durch 
Anlegen  absichtlich  verunreinigter  Wunden  konnte  auch  beim  Thiere 
der  reine  giftfreie  Tetanusbacillus  zur  Wirksamkeit  gebracht  werden. 

Büchner  (München). 


Tetanus. 


481 


Vailiard  et  Vincent,  Reckerches  experimentales  sur  le 
tötanos.  (La  semaine  möd.  XL  1891.  No.  5.) 

Die  Verff.  glauben  den  Nachweis  geführt  zu  haben , dass  Rein- 
kulturen des  Tetanusbacillus  nach  der  Uebertragung  auf  Versuchs- 
thiere  in  den  Geweben  in  Folge  des  Widerstandes  des  Organismus 
und  durch  Einflüsse,  hauptsächlich  phagocytärer  Natur,  sehr  schnell 
verschwinden.  Wenn  diese  Impfung  zum  Tode  führt,  so  geschieht 
dies,  weil  der  überimpfte  Mikroorganismus  aus  den  Kulturen  im 
Redgensglas,  in  dem  er  gezüchtet  wurde,  ein  sehr  mächtiges  Gift 
mit  sich  geführt  hatte,  welches  in  den  Geweben  bleibt,  wenn  der 
Mikroorganismus  verschwindet  und  für  sich  allein  den  Tod  herbei- 
führt. Dieses  Gift  ist  so  wirksam,  dass  die  in  einem  cmm  der  Kul- 
turflüssigkeit des  Tetanusbacillus  enthaltene  Menge  genügt,  um  ein 
Meerschweinchen  zu  tödten.  Wenn  man  durch  eine  geeignete  Wa- 
schung — die  Verff.  theilen  das  Verfahren  selbst  nicht  mit  — die  Te- 
tanusbacillen  von  dem  ihnen  anhaftenden  Toxin  befreit,  so  werden 
sie  nach  der  Impfung  zerstört,  bevor  sie  in  Wirksamkeit  treten 
können.  Wenn  man  aber  gleichzeitig  mit  ihnen  einen  geeignet  ge- 
wählten, nicht  pathogenen  Mikroorganismus,  z.  B.  den  Bacillus 
prodigiosus,  verimpft,  so  entsteht  eine  eiternde  Wunde,  in  der 
der  Tetanusbacillus  sich  vermehren  und  seine  tödtlichen  Wirkungen  ent- 
falten kann.  Nach  Ansicht  der  Verff.  sind  es  also  lediglich  die  Sa- 
prophyten,  die  gleichzeitig  mit  dem  Tetanusbacillus  in  die  Wunde  ge- 
langen, durch  welche  die  Impfungen  mit  dem  Tetanusbacillus  gefähr- 
lich werden,  während  dieser  für  sich  allein  ohnmächtig  ist.  (Acad. 
des  Sciences.  26.  1.  1891.)  M.  Kirchner  (Hannover). 

Renvers,  Zur  Aetiologie  des  Wundstarrkrampfs.  (Dtsch. 
med.  Wochenschr.  1890.  No.  32.) 

Die  Krankengeschichten  von  3 in  der  Leyden’schen  Klinik  zu 
Berlin  behandelten  Tetanuskranken  regten  den  Verf.  an,  die  bisher 
bezüglich  der  Aetiologie  des  Wundstarrkrampfes  und  der  Biologie 
der  Tetanusbacillen  bekannten  Tkatsachen  durch  einen  Vortrag  in 
dem  Berliner  Verein  für  innere  Mediziu  zusammenzufassen.  Von 
den  3 Kranken  hatten  2 die  Keime  des  Tetanus  mit  Holzsplittern 
in  Verletzungen,  welche  durch  diese  hervorgebracht  waren,  aufge- 
nommen, und  zwar  wurde  der  betreffende  Fremdkörper  bei  einem 
dieser  Patienten  erst  gelegentlich  der  Sektion  in  der  Fusssohle  ent- 
deckt, ein  sehr  bemerkenswerther  Umstand,  welcher  aufs  Neue  zeigt, 
mit  welcher  Vorsicht  die  stets  wiederkehrenden  Berichte  über 
Fälle  von  sogenanntem  idiopathischen  Tetanus  aufzunehmen  sind.  Im 
dritten  Fall,  bei  welchem  die  der  Krankheit  vorausgegangene  Ver- 
letzung nur  in  einer  Kontusion  (Wunde?)  der  Rückenmuskeln  be- 
stand, gelang  es  nicht,  die  Eingangspforte  der  Bacillen  nachzuweisen. 

Renvers  konnte  die  schon  von  anderer  Seite  mitgetheilte  That- 
sache,  dass  die  Tetanusbacillen  sich  nur  in  der  Wunde  selbst  finden, 
aber  im  Blute  oder  in  Organen  nicht  nachzuweiseu  sind,  durch  seine 
Beobachtungen  bestätigen.  Nur  Theile  des  Holzsplitters,  welche  die 
Ursache  der  Erkrankung  gewesen  waren,  und  des  in  seiner  unmittel- 
baren Nähe  befindlichen  Wundsekrets  führten  bei  Impfversuchen  zu 


482 


Milzbrand. 


positiven  Resultaten,  während  bereits  das  3 mm  von  dem  Holz- 
splitter entfernt  liegende  und  in  entzündlichem  Zustande  befindliche 
Fettgewebe  auf  Thiere  verimpft  krankhafte  Erscheinungen  nicht  her- 
vorbrachte. 

Die  übrigen  Mittheilungen  des  Vortragenden  enthalten  kaum 
etwas,  was  den  Lesern  dieser  Zeitschrift  neu  wäre.  Es  möge  in- 
dessen daraus  hervorgehoben  werden,  dass  Renvers  bei  Besprechung 
der  Therapie  des  Tetanus  einer  Jodoformbehandlung  der  Wunde 
warm  das  Wort  redet  und  imUebrigen  die  Anwendung  der  Narkotika 
empfiehlt.  Endlich  sei  auch  noch  erwähnt,  dass  der  Vortragende 
das  Vorkommen  eines  nicht  infektiösen  und  lediglich  auf  reflek- 
torischem Wege  durch  Nervenreizung  entstehenden  Starrkrampfs  nicht 
in  Abrede  stellt.  Kübler  (Oldenburg). 

Ilardacli,  Recherches  sur  la  fonction  de  la  rate  dans 
les  maladies  infectieuses.  (2®  Mömoire).  (Annales  de  l’In- 
stitut  Pasteur.  1891.  No.  1.  S.  40.) 

Die  früher  mitgetheilten  Versuche  vom  Verf.  waren  mit  intra- 
venöser Miizbrandinfektion  an  Hunden  angestellt  worden,  und  es 
hatte  sich  ergeben,  dass  von  25  entmilzten  Hunden  15  der  Infektion 
erlegen  waren,  von  25  nicht  entmilzten  aber  nur  5.  Den  analogen 
Versuchen  von  Kourloff,  der  zu  anderen  Resultaten  gekommen 
war,  hält  Verf.  entgegen,  dass  es  nicht  zulässig  sei,  diese  Frage  mit 
Milzbrandinokulationen  bei  Kaninchen  zu  entscheiden,  da  letztere  auch 
normaler  Weise  für  Milzbrand  genügend  empfänglich  sind.  Das 
blosse  Hinausschieben  der  Todeszeit  sei  ein  unzuverlässiges  Kriterium. 

Seine  neuen  Versuche  hat  Verf.  auch  an  Kaninchen,  welche  die 
Exstirpation  der  Milz  gut  ertragen,  aber  mit  abgeschwächten 
Milzbrandbacillen  angestellt,  welche  in  die  Ohrvene  injizirt  wurden. 
In  35  Versuchen  ertragen  alle  normalen  Kaninchen  die  Injektion 
ohne  Nachtheil,  mit  nur  kurzem  Vaccinalfieber,  während  von  35  ent- 
milzten Kaninchen  (von  1 bis  3 Monaten  operirt)  26  an  Milzbrand 
erlagen. 

Dieses  auffallende  Resultat  könne  nur  dem  Mangel  der  Milz 
zugeschrieben  werden,  und  man  müsse  schliessen,  dass  die  Milz. 
unter  den  Organen,  welche  die  Wirksamkeit  der  Schutzimpfung  be- 
dingen, die  Hauptrolle  spielt;  mit  anderen  Worten,  Verf.  erklärt, 
wie  er  dies  schon  in  seiner  ersten  Arbeit  gethan  hat,  die  Milz  für 
das  Hauptschutzorgan  des  Körpers  gegen  die  Anthraxinfektion.  [Von 
diesen  beiden  Schlussfolgerungen  ist  nach  unserem  Dafürhalten  zwar 
die  erste  unbestreitbar  und  logisch  gefordert,  nicht  so  jedoch  die 
zweite.  Verf.  hat  unzweifelhaft  bewiesen,  dass  Kaninchen,  denen  die 
Milz  exstirpirt  ist,  gegen  Milzbrand  weniger  Widerstandsfähigkeit 
besitzen.  Wir  wissen  aber  nicht,  welche  Veränderungen  im  Gesammt- 
organismus,  speziell  etwa  im  Chemismus  der  Säfte,  nach  Verlust  der 
Milz  vor  sich  gehen,  und  wir  wissen  nicht,  ob  nicht  etwa  diese 
sekundären  Veränderungen  es  sind,  welche  die  Disposition  für  Milz- 
brand erhöhen.  Ganz  ohne  Einfluss  kann  die  Exstirpation  eines 
solchen  Organes  kaum  sein,  wenn  sich  dieselbe  auch  im  Ernährungs- 
stande des  Thieres  nicht  äussert.  Um  die  Widerstandsfähigkeit 


Milzbrand. 


483 


gegen  Infektionen  zu  steigern  oder  zu  vermindern,  braucht  es  aber 
keine  groben  Veränderungen,  da  ein  gegen  Milzbrand  empfängliches 
und  ein  immunisirtes  Thier  sich  äusserlich  in  keiner  Weise  unter- 
scheiden. Die  Schlussfolgerung  vom  Verf.  besitzt  daher  nur  eine 
gewisse  Wahrscheinlichkeit,  sie  ist  nicht  zwingend.  Ref.] 

Büchner  (München). 

Fisehel,  F.,  Untersuchungen  über  die  Milzbrandin- 
fektion bei  Fröschen  und  Kröten.  (Fortschr.  d.  Med. 
IX.  1891.  No.  2.) 

Verf.  hat  sich  die  Aufgabe  gestellt,  die  Frage  zu  lösen,  ob  der 
feste  oder  flüssige  Antheil  des  Inhaltes  des  Rückenlymphsackes  die 
Hauptrolle,  oder  beide  zusammen  den  gleichen  Antheil  bei  der  Im- 
munität des  Froscbkörpers  gegen  eingebrachte  Milzbrandbacillen  für 
sich  in  Anspruch  nehmen.  Er  verwendete  12  Laubfrösche,  von  denen 
9 vor  der  Injektion  vorgewärmt,  die  übrigen  bei  Zimmertemperatur  be- 
obachtet wurden.  In  Ermangelung  von  Laubfröschen  musste  er  die  Ver- 
suche mit  Kröten  fortsetzen,  und  fand  durch  diesen  Zufall  die  höchst 
bemerkenswerthe  Thatsache,  dass  die  Kröten  die  Immunität  der  Frösche 
nicht  theilen;  die  22  von  ihm  geimpften  Kröten  gingen  ausnahmslos 
an  Milzbrand  zu  Grunde.  Was  zunächst  die  Froschversuche  betrifft, 
so  verwahrte  er  die  Thiere  vor  der  Impfung  2,4  bezw.  6 Stunden 
im  Brütschrank  bei  28°  C,  und  beobachtete  sie  dann  bei  gewöhn- 
licher Temperatur  weiter.  Er  entnahm  3,  12,  24  bezw.  36  Stunden 
nach  der  Impfung  mittelst  Kapillarröhrchen  etwas  von  dem  Inhalt 
des  Lympbsackes  und  untersuchte  denselben  mikroskopisch,  goss  da- 
mit Platten  und  impfte  Mäuse. 

In  den  Kaltfröschen  war  schon  3 Stunden  nach  der  Milzbrand- 
impfung reichliche  Auswanderung  von  Leukocyten  und  Anlagern 
derselben  an  die  Milzbrandstäbchen,  niemals  Aufnahme  der  letzteren 
durch  erstere  zu  beobachten.  Die  Stäbchen  erschienen  granulirt  nnd 
begannen  zu  zerbröckeln,  ihre  Degeneration  nahm  in  der  Folgezeit 
zu , und  schon  36  Stunden  nach  der  Impfung  waren  zahlreiche 
Stäbchen  zu  Detritus  zerfallen.  In  den  mit  dem  Inhalt  des  Rücken- 
lymphsackes gegossenen  Platten  zeigte  sich  von  der  12.  Stunde 
nach  der  Impfung  an  Abnahme  der  Wachsthumsfähigkeit,  auf  den 
nach  36  Stunden  gegossenen  Platten  wuchsen  nur  ganz  vereinzelte 
Kolonieen.  Die  mit  dem  Inhalt  des  Rückenlymphsackes  geimpften 
Mäuse  erkrankten  zwar,  starben  jedoch  nicht  und  zeigten  sich  bei 
einem  neuen  Impfversuch  immun. 

Bei  den  vorgewärmten  Fröschen  schwoll  der  Lymphsack  stärker 
an.  Die  Leukocytenauswanderuug  und  die  Aufnahme  der  Stäbchen 
durch  die  Leukocyten  begann  eigentlich  erst  12  Stunden  nach  der 
Impfung  und  war  auch  nach  36  Stunden  nur  gering.  Das  von  Pe- 
truschky  beobachtete  Auswachsen  der  Milzbrandstäbchen  zu  „Spiru- 
linen“  konnte  Verf.  nur  ein  Mal  sehen.  Keiner  von  den  vorge- 
wärmten  Fröschen  ging  an  Milzbrand  zu  Grunde. 

Die  Versuche  des  Verf.’s  weichen  also  von  denjenigen  Petruse h- 
ky?s  nicht  unerheblich  ab,  weil,  wie  Verf.  vermuthet,  in  Folge  der 
kürzeren  Dauer  der  Erwärmung  und  des  niedrigeren  Grades  der  au- 


484 


Milzbrand. 


gewendeten  Temperatur  die  abschwächende  Wirkung  der  Lymph- 
flüssigkeit  auf  die  Bacillen  ausgiebiger  zur  Geltung  kommen  konnte, 
als  bei  der  von  Petruschky  gewählten  Versuchsanordnung.  Die 
mit  dem  Inhalt  des  Rückenlymphsacks  geimpften  Mäuse  erkrankten 
sämmtlich,  doch  starben  nur  4 und  zwar  frühestens  54  Tage  nach 
der  Impfung,  die  übrigen  blieben  am  Leben  und  erwiesen  sich  bei 
einem  erneuten  Impfversuch  immun. 

Verf.  schliesst  aus  seinen  Versuchen,  dass  durch  das  Vorwärmen 
der  Frösche  in  denselben  Modifikationen  in  Bezug  auf  die  Bakterien 
abschwächende  Eigenschaft  der  Lymphe  erzeugt  werden,  welche  letztere 
hierdurch  im  geraden  Verhältnisse  abnimmt,  zur  Zeitdauer  der  Vor- 
wärmung der  Frösche,  und  im  einzelnen  Falle  im  umgekehrten  Ver- 
hältnisse zunimmt  zur  Zeitdauer  nach  vollzogener  Impfuugdes  Frosches. 

Bei  den  Versuchen  mit  den  Kröten,  die,  wie  schon  erwähnt, 
sämmtlich  zu  Grunde  gingen,  konnte  sowohl  in  den  vorgewärmten 
wie  bei  den  in  gewöhnlicher  Temperatur  gehaltenen  Thieren  nur 
eine  mässige  Leukocytenauswanderung  und  eine  schnell  zunehmende 
Degeneration  der  Stäbchen  bis  zum  Entstehen  von  reichlichem  De- 
tritus beobachtet  werden.  Dieser  Detritus  stammte,  wie  die  nach 
Angaben  von  Ehrlich  vorgenommene  Färbuug  mittelst  eines  Ge- 
menges einer  gesättigten  Aurantiaglycerinlösung  mit  einem  Zusatz 
von  Kernschwarz  und  Eosin  im  Ueberschuss  ergab,  zum  grössten 
Theile  von  zerfallenen  Leukocyten.  Bemerkt  sei  noch,  dass  Verf. 
fand,  dass  die  schwach  alkalische  Reaktion  des  Lymphsackinhaltes 
schon  wenige  Stunden  nach  der  Impfung  in  hohem  Grade  zunahm 
und  namentlich  nach  dem  Absterben  der  Kröten  ganz  auffällig  war, 
während  beim  Laubfrosch  eine  Aenderung  der  Reaktion  nach  der 
Impfung  nicht  eintrat. 

Durch  Impfung  und  Untersuchung  einer  grösseren  Anzahl  von 
Kröten  verschiedene  Zeit  nach  der  Impfung  konnte  Verf.  den  Nach- 
weis führen,  dass  das  Milzbrandmaterial  aus  dem  Lyraphsack  auf 
die  Weise  in  den  Blutstrom  gelangt,  dass  die  Leukocyten  bei  den 
Kröten  den  Transport  keimfähiger  Sporen  von  der  Impfstelle  nach 
den  verschiedenen  Organen  besorgen. 

Die  interessanten  Einzelheiten  der  Versuche  und  die  vom  Verf. 
an  dieselben  geknüpften  Betrachtungen  sind  im  Original  nachzulesen. 
Hier  seien  nur  noch  die  Schlüsse  angeführt,  die  dem  Verf.  zulässig 
erscheinen : 

1)  „In  den  Rückenlymphsack  vorher  erwärmter  oder  auch  bei 
Zimmertemperatur  gehaltener  Laubfrösche  und  Kröten  eingebrachte 
Milzbrandstäbchen  erfahren  unabhängig  von  ihrer  Aufnahme  von  Leu- 
kocyten Veränderungen  ihrer  Struktur  und  Virulenz.“ 

2)  „Diese  Veränderungen  treten  um  so  langsamer  ein,  je  länger 
der  Frosch  resp.  die  Kröte  vor  der  Injektion  im  Wärmschrank  ge- 
halten wurde,  und  sind  um  so  intensiver,  je  länger  die  Milzbrand- 
stäbchen sich  im  Rückenlymphsack  dieser  Thiere,  ob  vorgewärmt  oder 
nicht,  befunden  haben.“ 

3)  „Bereits  in  den  ersten  Stunden  nach  der  Impfung  sind  die 
Ernährungsverhältnisse  der  Leukocyten  und  des  flüssigen  Autheils 
der  Lymphtiüssigkeit  der  Kröten  wesentlich  alterirt,  und  beginnt  der 


Milzbrand.  — Abscesse. 


485- 


Zerfall  der  ersteren,  welche,  da  derselbe  auch  rasch  zuoimmt,  dem- 
nach nur  in  der  allerersten  Zeit  nach  der  Impfung  den  Transport  des 
Impfmaterials  nach  den  entfernten  Organen  zu  besorgen  vermögen.“ 

4)  „Die  Lcukocyten  der  Kröte  nehmen  erwiesener  Maassen  auch 
keimfähiges  Material  zum  Transport  auf.“ 

5)  „Von  dem  Fortbestände  resp.  dem  Aufhören  der  osmotischen 
Vorgänge  zwischen  dem  flüssigen  Antbeil  der  Lymphe  und  den  Leu- 
kocyten  nach  der  Impfung  hängt  die  Immunität  resp.  die  Empfäng- 
lichkeit der  beiden  Thiergattungen  gegen  Milzbrand  ab.“ 

Die  im  Prager  hygienischen  Institut  entstandene  Arbeit  lässt 
den  vermittelnden  Standpunkt  Hüppe’s,  welcher  weder  den  cellu- 
lären  noch  den  chemischen  Standpunkt  ausschlieslich  gelten  lassen 
will,  nicht  verkennen.  M.  Kirchner  (Hannover). 

Lemi&re , M.  Gr. , De  la  suppuration  aseptique  chez  le 
lapin.  (Journ.  des  Sciences  med.  de  Lille.  XIII.  1890.  No.  21 — 24. 
pp.  481,  511,  529,  557.) 

An  Hunden  (im  Ganzen  10)  wurden  durch  subkutane  Injektion 
von  sterilisii  tern  Quecksilber  mittelst  L u e r ’scher  Spritze  , wobei 
Verf.  die  lange  Kanüle  recht  weit  vom  Einstiche  ausmünden  liess, 
immer  Abscesse  gesetzt,  deren  Eröffnung  nicht  über  den  5.  Tag  hinaus 
verschoben  werden  durfte,  wollte  man  der  spontanen  Oeffnung  zuvor- 
kommen. Mikroorganismen  konnten  weder  in  dem  Eiter  noch  in 
Schnitten  aus  den  Abscesswänden  uachgewiesen  werden.  Als  sehr 
kleine  Mengen  Quecksilber  applizirt  und  in  einem  Falle  der  so  er- 
zeugte leichte,  stationär  gebliebene  Tumor  am  17.  Tage  geöffnet 
wurde,  sah  man  das  Quecksilber  in  dem  degenerirten  käsigen  Ge- 
webe eingeschlossen,  das  keine  Spur  mehr  von  flüssigem  Exsudat  ent- 
hielt. In  einem  anderen  Falle  waren  die  wenigen  Tropfen  amikro- 
bischeu  Eiters  eingekapselt.  Daraus  geht  hervor,  dass  die  subkutane 
Injektion  metallischen  Quecksilbers  beim  Hunde  eine  rapide,  ausge- 
dehnte und  aseptische  Eiterung  hervorbringt,  deren  Heilung  nur  dann 
möglich  ist,  wenn  sehr  kleine  Mengen  Hg  eingeführt  worden  waren. 

Analoge  Versuche  an  27  Kauinchen  (von  welchen  4 Fälle  wegeu 
spontaner  Abscessöffnung  oder  zufälligen  Verunreinigungen  der  an- 
gelegten Kulturen  halber  als  nicht  ganz  einwandfrei  elirainirt  wurden) 
gaben  — im  Gegensätze  zu  den  negativen  Ergebnissen  anderer  Unter- 
sucher — durchweg  positive  Resultate.  Der  erzeugte  Eiter  war  in 
allen  Fällen  aseptisch  und  es  konnten  in  ihm  und  in  den  Abscess- 
wandungen  keine  Mikroorganismen  aufgefunden  werden.  Die  bak- 
teriologische Kontrolle  von  12  Fällen  durch  das  Plattenverfahren  be- 
stätigte den  mikroskopischen  Befund  ; alle  angelegten  Platten 
biieben  steril.  — Die  Bildung  der  Abscesse  geht  bei  den  Kaninchen 
sehr  langsam  vor  sich.  Sie  werden  erst  nach  5 — 17  Tagen  bemerk- 
bar und  treten  häutig  in  grösserer  Entfernung  von  der  Injektion^- 
steile  auf.  Das  iDjizirte  Quecksilber  vertheilt  sich  in  dem  subkutanen 
Zellgewebe  und  erzeugt  daselbst  eine  entzündliche  Reaktion,  welche 
sich  als  Zellenproliferation  und  Diapedese  darstellt.  In  dem  Maasse, 
als  die  Menge  des  Exsudates  zuuimmt,  wird  es  von  dem  Quecksilber 
in  eine  purulente  Substanz  übergeführt,  welche  ihrerseits  das  Queck- 


486  Schutzimpfung,  ktinstl.  Infektionskrankheiten,  Entwickelungshemmung  etc. 


silber  einscbliesst  und  dessen  weitere  Einwirkung  auf  das  Gewebe 
hindert.  Dann  erzeugt  die  Masse  aseptischen  Eiters  eine  gewisse 
Entzüudung  der  Nachbarschaft,  es  kommt  auf  ihrem  gauzen  Umfange 
zu  einer  Zellenproliferation  und  schliesslich  zur  Bildung  einer  um- 
hüllendeu  Membran,  die  den  Abscess  wie  einen  aseptischen  Fremd- 
körper einkapselt.  Die  Eitermasse  unterliegt  weiterhin  einer  succes- 
siven  Fettumbildung  und  wird  hierdurch  wieder  resorbirbar.  Dass 
die  Heilung  trotzdem  selten  eintritt,  lässt  sich  aus  dem  sehr  lang- 
samen Verlaufe  der  Resorption  erklären. 

Vcrf.  formulirt  die  Ergebnisse  seiner  Untersuchungen  folgender- 
maassen : 

1)  Das  Quecksilber  besitzt  pyogeue  Eigenschaften  und  verursacht 
im  normalen  subkutanen  Zellgewebe  aseptische  Eiterung. 

2)  Diese  Eiterung  scheint  auf  einer  chemischen  Wirkung  zu  be- 
ruhen, die  von  einer  Quecksilberverbindung  herrührt,  welche  durch 
die  Einwirkung  organischer  Flüssigkeiten  auf  das  Quecksilber  ge- 
bildet wird. 

3)  Die  pyogene  Wirkung  scheint  bei  allen  Säugethieren  zu  ent- 
stehen, welche  gewöhnlich  für  Thierversuche  benutzt  werden  (Hund, 
Katze,  Kanincheu,  Meerschweinchen,  Ratte). 

4)  Sie  ist  verschieden  je  nach  der  Verschiedenheit  der  entzünd- 
lichen Reaktion  der  Thierart,  rasch  beim  Hunde  und  der  Katze, 
langsam  bei  den  anderen  angeführten  Thieren. 

5)  Wenn  die  Quantität  des  Quecksilbers  nicht  hinreichend  ist, 
um  die  pyogene  Wirkung  bei  den  Thieren  mit  energischer  Reaktion 
eine  längere  Zeit  aufrecht  zu  erhalten  und  so  zu  einer  vollständigen 
Zerstörung  der  Haut  und  einer  Ueberausdehnung  der  Tasche  zu 
führen;  oder  wenn  die  pyogene  Wirkung  eine  langsame  ist  und  wenn 
die  Quantität  der  absorbirten  Quecksilbersalze  zur  Intoxikation  des 
Thieres  nicht  hinreicht,  kann  jedesmal  vollständige  Heilung  durch 
einfache  Resorption  des  Abscesses  statffiuden. 

6)  Diese  Eiterungen  erzeugen  nie  viscerale  Mestatasen.  Sie 

können  hingegen  wirkliche  Metastascu  im  Zellgewebe  verursachen, 
da  sie  durch  die  Lymphwege  auf  weitere  Entfernungen  hin  ver- 
schleppt werden.  Kräl  (Prag). 


Schutzimpfung,  künstliche  Infektionskrankheiten,  Entwick- 
lungshemmung und  Verdichtung  der  Bakterien  etc. 

Mosler,  F.,  Die  Behandlung  des  chronischen  Morbus 
Brightii.  (Sonder- Abdr.  aus  Verhandl.  d.  Kongr.  f.  inn.  Med. 
1890.)  Wiesbaden  (J.  F.  Bergmann)  1890. 

Gelegentlich  der  Discussion  über  das  im  Titel  genannte  Thema 
berichtet  M.  über  einen  Fall  frisch  entstandener  hämorrhagischer 
Nephritis,  bei  welchem  mittelst  lange  andauernder  Bettruhe  und  plan- 
massiger  Nierenspülung  totale  Heilung  erzielt  werden  konnte.  M. 
legt  dieser  Behandlungsweise  einen  grossen  prophylaktischen  Werth 


Schutzimpfung,  künstl.  Infektionskrankheiten,  Entwickelungshemmung  etc.  487 


bei  für  alle  nach  akuten  Infektionskrankheiten  und  nach  Erkältung 
frisch  entstehenden  Nierenentzündungen,  die  sonst  in  der  Regel  zu 
chronischem  Morbus  Brightii  führen,  wenn  sie  sich  selbst  über- 
lassen bleiben.  Kräl  (Prag). 


Tizzoni  und  Catta.nl,  Ueber  die  Widerstandsfähigkeit 
der  Tetanusbacillen  gegen  physikalische  und  che- 
mische Einwirkungen.  (Archiv  für  experimentelle  Patho- 
logie und  Pharmakologie.  Bd.  XXVIII.  S.  41.) 

Verff.  stellten  ihre  Versuche  zur  Erforschung  der  Widerstands- 
fähigkeit des  Tetanusbacillus  mittelst  Kulturen  und  Impfungen  an 
Thieren  an. 

Von  chemischen  Substraten,  welche  im  Stande  waren,  Tetanus- 
sporen in  einem  kürzeren  Zeiträume  als  24  Stunden  zu  tödten,  führen 
Verff.  der  Reihe  nach  je  nach  dem  Grade  ihrer  desinfizirenden  Kraft 
an:  1%  Silbernitratlösung,  Sublimatlösungen,  1 °/o0  Sublimatlösung 
mit  5%  Karbolsäure  und  0,5%  Salzsäure,  feruer  5%  Kreolinlösung 
(Pearson),  Jodwasser,  5%  Karbolsäure  mit  0,5%  Salzsäure,  1%  über- 
mangansaures Kali. 

Bevor  diese  Lösungen  das  tetanische  Virus  für  Thiere  unschäd- 
lich machen,  verändern  sie  es  so,  dass  dasselbe  nur  noch  örtliche 
und  vorübergehende  Erscheinungen  hervorruft. 

Jodoformpulver,  mittelst  Thierversuchen  geprüft,  erwies  sich  als 
unwirksam.  Die  Thiere  gingen  an  typischem  Tetanus  zu  Grunde. 

Einige  Substanzen  (1  %o  Sublimat,  5 °/0  Kreolin)  machen  die  Te- 
tanussporen für  Thiere  in  kürzerer  Zeit  unschädlich,  als  Kulturver- 
suche erfordern,  um  die  Lebenskraft  dieser  Sporen  ganz  zu  vernichten. 

Nützlich  ist  die  Zufügung  von  Säure  zu  Sublimatlösungen,  was 
bei  den  Thierversuchen  noch  mehr  auffällt,  als  bei  Kulturen. 

Von  physikalischen  Agentien  wurden  Wärme  und  Licht  hinsicht- 
lich ihres  Einflusses  auf  Tetanussporen  untersucht. 

Es  zeigte  sich,  dass  Wasserdampf  von  100°  C Tetanussporen 
schon  nach  2 Minuten,  trockene  Hitze  von  150 0 C dagegen  dieselben 
erst  nach  10  Minuten  tödtet. 

Lange  andauernde  Einwirkung  des  Sonnenlichtes  tödtet  nicht  nur 
die  Tetanuskulturen  in  durchsichtigen  Medien,  sondern  macht  auch 
die  toxische  Substanz,  welche  sie  enthalten,  unwirksam.  Diese  Wirkung 
tritt  scheinbar  ein,  wenn  zu  der  Einwirkung  des  Sonnenlichtes  auch 
die  des  Sauerstoffes  hinzutritt 

Auf  Seidenfäden  angetrocknete  Tetanussporen  leiden  auch  unter 
lange  Zeit  andauernder  Einwirkung  des  Sonnenlichtes  nicht. 

Verff.  geben  die  Wirksamkeit  der  präventiven  Desinfektion  beim 
Tetanus  zu,  halten  aber  eine  erst  nach  dem  Ausbruch  des  letzteren 
ausgeführte  Desinfektion  nicht  für  erfolgreich. 

Zur  prophylaktischen  Desinfektion  empfehlen  Verff.  beim  Tetanus 
das  salpetersaure  Silber,  wenn  verdächtige,  mit  Erde  beschmutzte 
oder  durch  Eindringen  von  Fremdkörpern  komplizirte  Wunden  vor- 
handen sind,  für  die  weitere  Behandlung,  sowie  für  die  Desinfektion 
der  Hände  des  Chirurgen  eine  Mischung  von  1 °/ü0  Sublimat,  5%  Phe- 


488 


Neue  Litteratur. 


nol  and  0,5%  Salzsäure,  endlich  zur  Sterilisation  des  Verbandmate- 
rials den  Gebrauch  des  Wasserdampfes  von  100  0 C. 

Di tt rieh  (Prag). 


Neue  Litteratur 

zusammcn^estellt  von 

Pft.  AßTHUS  WültZBÜKG, 

Bibliothekar  im  KaiseiKchen  (jC.-undheiHamtti  in  Berlin. 


Allgemeines  über  Bakterien  und  Parasiten. 

Bentheim,  H..  Taschenbuch  für  den  bakteriologischen  Praktikanten.  2.  Aufl.  12°.  VI. 

56  p.  Würzburg  (Adalbert  Stüber;  1891.  1,50  M. 

Bisenberg,  J. , Bakteriologische  Diagnostik.  Hiifstabellen  zum  Gebrauche  beim  prakt. 
Arbeiten.  3.  Auü.  Nebst  einem  Anhang:  Bakteriologische  Technik,  gr.  8°.  XXXI, 
509  p.  Hamburg  (Leopold  Voss)  1891.  12  M. 

Beziehungen  der  Bakterien  und  Parasiten  zur  uabelebten  Natur. 

Luft.  Wasser,  Boden. 

Nasmyth,  T.  G.,  Microbes  in  air,  water,  soils  and  foods  in  relation  to  infective  diseases. 

(San.  Journ.,  Glasgow  1890/91.  p.  219 — 263.) 

Schwanz,  E.,  Heber  das  Vorkommen  von  Bakterien  in  kohlensäurehaitigen  Wässern, 
gr.  8*.  55  p.  Dorpat  (Karow)  1891.  1,50  M. 

Beziehungen  der  Bakterien  und  Parasiten  zur  beichten  Natur. 

Krankheitserregende  Bakterien  und  Parasiten. 

Birch-Hirschfeld.  F.  V.,  Geber  dis  Pforten  der  placeutaren  Infektion  des  Fötus.  (Beitr. 

z.  pathol.  Anat.  u.  z.  allg.  Pathol.  Bd.  IX.  1891.  Heit  3.  p.  383 — 427.) 

Daddi,  L.,  L?immunitä  naturale.  (Riforma  med.  1890.  p.  1243,  1249,  1255,  1261.) 
Fetrone,  L.  31.,  Contribuzioni  al  progresso  dell’  etiologia  dei  morbi  infettivi.  (Riv.  ve- 
neta  di  seienze  med.  1890.  p.  241 — 251.) 

Sestini,  L.,  Sulla  possibilitä  di  un’  infeziono  attraverso  una  superficie  suppurante.  (Si* 
forma  med.  1890.  p.  1027,  1034.) 

Krankheitserregende  Bakterien  und  Parasiten  hei  Menschen. 

A.  Infektiöse  AUgemeinkrankheiten. 

Spiers,  H.  H , Cau  the  spread  of  zymotic  diseases  beprevented?  (Cleveland  Med.  Gas. 

1890.  p.  369—372.) 

Exanthematische  Krankheiten. 

(Pocken  [Impfung],  Flecktyphus,  Masern,  Rötheln,  Scharlach,  Friesei,  Windpocken.) 

Feinberg,  M , Die  Verbreitung  von  Pocken,  Masern  und  Scharlach  in  der  Schweis 
während  der  10  Jahre  1878  — 1887  nach  deren  Mortalitätsverhältnissen  in  verschiede- 
nen Höhenlagen  u.  Bevölkerucgsgruppen.  gr.  8°.  25  p.  Bern  (Huber  & Co.)  1891. 

0,50  M. 

Steel,  R , Remarks  on  vaccination,  with  thrce  cases  of  aecidental  v&ccination.  (Lancet. 

1891.  Vol.  I.  No.  4.  p.  191-192.) 

Wan-ünfektionskrankhoiten. 

(Eiterung,  Phlegmone.  Erysipel,  acutes  purulentes  Oedcm,  Pyämie,  Septikämie, 
Tetanus,  Hospitalbrand,  Fuerperalkraukheiteu,  Wundfäulniss.) 

Hadra,  B.  E.,  Tetanus  due  to  direct  infection.  (Kansas  City  Med,  Indes.  1890.  p.  261 — 
263.) 


Neue  Litteratur. 


489 


Muscatello,  G.,  Sul  potere  piogeno  del  baeillo  di  Eberth.  (Riforma  med.  1890.  p.  1310, 
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Eaxtorph,  S. , Mikroberne  som  aarsag  til  suppuration.  (Med.  aarsskr.,  Kjßbenh.  1890. 
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Verhoogen,  S.,  et  B&ert,  C , Premi&res  rechercbes  sur  la  nature  et  Tetiologie  du  töta- 
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Infekti  on  sgesch  wülste. 

(Lepra,  Tuberculose  [Lupus,  Skrophulose],  Syphilis  [und  die  anderen  venerischen 

Krankb  eilen].) 

Aming,  E.,  Lepra  mit  besonderer  Berücksichtigung  der  Uebertmgung  darch  Heredität 
oder  Contagion.  (Arch.  f.  Dermatol,  u.  Syphil.  1891.  No.  1.  p.  9 — 20.) 

Chelmonski,  A.  , O wpfywie  ostrych  goraczek  na  przebieg  sacbot  pfucnyeh.  (Gas, 
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Baznaschino,  Le^us  sur  la  lufcerculose.  8°.  Paris.  Steinheil.  8 fr. 

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Grünfeld,  J.,  Zur  Lehre  vom  Harr.röhrenschanker.  (Internat,  klin.  Rundschau.  1891. 

No.  1,  3,  5.  p.  12—13,  102—105,  182—185.) 

Hutchinson,  J.,  On  the  nature  of  lupus,  with  especial  reference  to  its  reiation  to  tuber- 
culosis.  (Lancet.  1891.  Vol.  I.  No.  4.  p 181 — 184.) 

Lasch,  0.,  Ein  Beitrag  zu  dar  Frage:  Wann  wird  die  Lues  constitutionell ? (Arch.  für 
Dermatol,  u.  Syphil.  1891.  No.  1.  p.  61 — 89) 

Lesser,  E.,  Syphilis  auf  Island.  (Arch.  für  Dermatol  u.  Syphil.  1891.  No.  1.  p.  37 — 41.) 
Roux,  A.  W.,  De  la  tuberculose  mamtnaire.  gr.  8°.  114  p mit  3 Taf.  Genf  (Stapel- 

mohr)  1891.  4M. 

Sckmorl  und  Birch-Hirschfelö,  Uebergang  von  Tuberkelbacillen  aus  dem  mütterlichen 
Blut  auf  die  Frucht.  (Beitr.  zur  patbol.  Anat.  und  zur  aligem.  Pathol.  Bd.  IX.  1891. 
Heft  3.  p.  428— 489.) 

v.  Watraszewski , Ucber  den  Werth  der  präventiven  Behandlungsmethoden  in  der 
Syphilis.  (Archiv  für  Dermatol,  u Syphil.  1891.  No  1.  p.  21 — 28.) 


Diphtherie  und  Cronp,  Keuchhusten,  Grippo,  Pneumonie,  epidemische  Genickstarre, 
Mumps,  Eäckfallsfiober,  Osteomyelitis. 

Masgrove.  C.  W.,  Diphtberia.  (Med.  and  Sarg.  Reporter.  1891.  No.  4.  p.  98 — 97.) 
Tschietcvitch,  Hi,  üeber  die  Aetiologie  der  croupösen  Pneumonie.  (Bolnitsch.  gaz, 
Botkina.  1890.  p.  537,  568.) 


Gelenkrheumatismus. 

Waibel,  Aetiologische  Beobachtungen  über  acuten  Gelenk-Rheumatismus  (Polyarthritis 
rhenmatica).  (Münch,  med  Wochenscnr.  1891.  No.  5.  p.  83 — 85.) 


B.  Infektiöse  Lokalkranhheiten. 

Yerdauungsorgano. 

Girode,  Quelques  faits  d’ictere  infeetieux.  (Arch.  gener.  de  med.  Janv.,  Fevr.  1891. 
p.  26—39,  169—194.) 

Höhlein,  N.,  Ein  Fall  von  primärer  acuter  infektiöser  Phlegmone  des  Pharynx.  (St. 
Petersb.  med.  Wochensc.hr.  1891.  No.  2.  p.  13 — 16.) 


0.  Entozoolüchc  Krankheiten. 

(Finnen,  Bandwürmer,  Trichinen,  Echinokokken,  Filaria,  Oestruslarve,  Ascaris, 
Anchylostomum,  Trichocephalus,  Osyuris.) 

Coat»,  J.,  A specimeu  of  tbe  piisinatie  variety  of  the  tRcnia  saginata  (m9diocanellata). 
(Glasgow  Med.  Journ.  1891.  No.  2.  p.  103 — 107.) 


490 


Neue  Litteratur. 


Krankheitserregende  Bakterien  und  Parasiten  bei  Menschen  und  Thieren. 

Milzbrand. 

Kohrschneider,  Experimentelle  Untersuchungen  über  die  bei  Fröschen  durch  Verweilen 
in  höherer  Temperatur  erzeugte  Disposition  für  Milzbrand.  (Beitr.  zur  pathol.  Anat. 
und  zur  allgem.  Pathol.  Bd.  IX.  1891.  Heft  3.  p.  515 — 522.) 

Aktinomykose. 

Ocbsner,  A J.,  A case  of  actinomycosis.  (Med.  News.  1891.  No.  4.  p.  97 — 98.) 

Krankheitserregende  Bakterien  und  Parasiten  bei  Thieren. 

Säugethiere. 

A.  Infektiöse  Allgemeinkrankheiten. 

Tuberculose  (Perlsucht). 

Cadiot,  Gilbert  et  Roger,  Note  sur  la  tuberculose  du  chien.  (Compt.  rend.  de  la  soc. 
de  biol.  1891.  No.  2.  p.  20—25.) 

Woronxoff,  W. , Diagnose  der  Tuberculose  bei  Thieren  in  Verbindung  mit  sanitären 
Vorbeugungsmassregeln  gegen  diese  Krankheit.  (Westnik  obsh.  veter.  1890.  p.  181, 
147,  163.) 


Krankheitserregende  Bakterien  und  Parasiten  bei  Pflanzen. 

Arthur,  J.  C , Treatment  for  smut  in  whcat.  (Bullet,  of  the  Indiana  Agricult.  experim. 
stat.  La  Fayette.  Vol.  II.  1890.  p.  1 — 10.) 

Atti  della  commissione  consultiva  per  la  filiossera.  Lessione  del  maggio  1890  con 
annesse  relazioni  sui  vigneti  sperimentali,  sui  metodi  curativi  e sulle  viti  amcricane. 
8°.  XI,  451  p.  Roma  (Bolta)  1891.  3,50  £. 

Beadle,  D.  W.,  Tbe  apple  scab,  (Horticultura!  Art  Journ.  Rochester,  N.  Y.  Vol.  V. 
1890.  p.  675.) 

HaJsted,  B.  D , A new  anthracnose  of  peppers.  (Ballet,  of  the  Torrey  botan.  elub  of 
New  York.  Vol.  XVIII.  1891.  p.  14.) 

— — , Sorne  fungous  diseases  of  the  spinach.  (Bullet,  of  the  New  Jersey  agricult. 

College  experiment  Station  New  Brunswick.  Vol.  LXX.  1890.  p.  15.) 

Lominsky,  3?..  Ueber  den  Parasitismus  einiger  Krankheiten  erzeugender  Mikroben  auf 
Pflanzen  (Universitäts-Nachr.  der  Univers.  Kiew.  1890.  No.  10.  8°.  76  p.  2 Taf.) 
[Russisch] 

Magnin,  A , Sixiöme  note  sur  la  castration  parasitaire  principalement  sur  la  castration 
androgene  du  Muscari  comosum.  (Extr.  d.  Annal.  de  la  soc.  botan.  de  Lyon.  1890. 
8*.  11  p.  Lyon.) 


Schutzimpfungen,  künstliche  Infektionskrankheiten,  Entwicke- 
lungshemmung und  Vernichtung  der  Bakterien  mit  besonderer 
Berücksichtigung  der  Arbeiten  über  das  Koch’sche 
Heilverfahren  gegen  Tuberculose. 

Beard,  B.  O.,  and  Stewart,  J.  C.,  The  Koch  treatment  in  Minneapolis.  An  initial 
report  of  cases.  (Northwest.  Lancet.  1891.  4.  p.  54 — 59.) 

Bezold,  Ueber  das  Verhalten  der  im  Vei laufe  von  Phthisis  pulmonum  auftretenden 
Mittelohreiterungen  unter  dem  Einfluss  der  Koch’schen  Behandlung.  (Deutsch  Areh. 
für  klin.  Med.  Bd.  LIX.  1891.  Heft  5/6  p.  622-636.) 

Boolengier  et  de  Rechter,  Influence  des  processus  aigus  et  des  mala  dies  generales 
febriles  sur  les  derroatoses  et  les  »ffections  chroniqaes.  Analogie  et  mode  d’aetion 
de  la  lymphe  de  Koch.  (Presse  möd.  beige.  1891.  No.  9,  10.  p.  129 — 134,  145 — 152.) 
Browao,  L.,  Koch’s  remedy  in  relation  to  throat  consumption.  Illnstr.  8°.  122  p 
London  (Baiiliferc)  1891.  5 sh. 


Neue  Litteratur. 


491 


Chi&ri,  H,  Weitere  pathologisch-anatomische  MittbeilungeD  über  mit  Koch'schen  In- 
jectionen  behandelte  Fälle  von  Tuberculose.  (Prag.  med.  Wochenschr.  1891.  No.  9. 

p.  101  — 106.) 

Courmont,  J.,  et  Dor,  1.,  Deuxifcme  note  sur  la  production  chez  le  lapin  de  tumeurs 
blanches  experimentales,  par  inoculation  intra-  veineuse  d’une  culture  de  bacilles  tuber- 
culeux  attenuds.  (Compt.  rend.  de  la  soc.  de  biol.  1891.  No.  7.  p.  129  — 132  ) 

Die  Koch’sche  Behandlungsmethode  in  London.  — Desgleichen  in  Paris.  — Desgleichen 
in  New-York.  (M.  Einhorn.)  (Deutsche  medic.  Wochenschrift.  1891.  No.  10. 
p.  386—388.) 

Bieren,  E.  van,  Wenn  ich  tubereulös  wäre,  ich  würde  mich  nicht  mit  dem  Koch’schen 
Mittel  einspritzen  lassen,  mit  einer  Fortsetzung : Das  Koch’sche  Mittel  verursacht 
Tuberculosis,  anstatt  dieselbe  zu  heilen.  Nach  der  2.  niederländ  Ausg.  gr.  8®. 
64  p.  Cleve  (L.  A.  Knipping)  1891.  1 M. 

Ihibief,  H.,  Note  snr  les  r£sultats  obtenus  par  l’inoculation  de  la  lymphe  de  Koch  chez 
les  cobayes  tnberculeux.  (Compt.  rend.  de  la  soc.  de  biol.  1891.  No.  6.  p.  113  — 116.) 

Dnbief  et  Bruhi,  Note  sur  une  alteration  des  cellules  höpatiques  dans  la  diphtherie  ex- 
perimentale. (Compt.  rend.  de  la  soc.  de  biol.  1891.  No.  7.  p.  1S5  — 137.) 

Guttmann,  P.,  und  Ehrlich,  P.,  Ueber  Anfangsbehandlucg  der  Lungen-  und  Kehlkopf- 
Tuoerculose  mit  Koch’schem  Tubercnlin.  (Deutsch,  medic.  Wochenschr  1891.  No.  10. 
p.  373  ■ 

Her.ocqne,  A.,  Injections  de  liquide  de  Koch  chez  un  singe,  suivies  de  mort.  (Compt. 
rend.  de  la  soc.  de  biol.  1891  No.  7.  p.  132 — 134.) 

Hericourt,  J.,  Langlois  P.,  et  Saint- Hilaire , Effet  therapeutique  des  injections  de 
s^rum  de  chien  (nemocyne)  chez  l’homme,  dans  le  conrs  de  la  tuberculose.  (Compt. 
rend.  de  la  soc.  de  biol.  1891.  No.  3.  p.  45—53.) 

Khorassajidjipp,  Rapport  de  la  mission  mddicale  Ottomane  sur  le  traitement  de  la  tubor- 
eulose  en  general  et  de  la  phthisie  pulmonaire  en  particulier  par  la  methode  du  prof. 
Koch  de  Berlin.  (Qaz.  ra4d.  d’Oricnt.  1890/91.  No.  22.  p,  1 — 11.) 

Landgraf,  Tuberculose  Geschwulst  der  Uvea,  mit  Koch'scher  Flüssigkeit  behandelt. 
(Berl.  klin.  Wochenschr.  1891.  No.  11.  p.  285 — 286.) 

Makaweew,  J.  J.,  Kritisches  über  die  Bedeutung  des  Koch’schen  Mittels  für  die  Be- 
handlung der  chirurgischen  Tuberculose.  (Wratseh.  1891.  No.  7.  p.  193 — 194  ) 
[Russisch.] 

Moyer.  Mittheilung  über  das  Tuberculin.  (Deutsch-  medic.  Wochenschr.  1891.  No.  11» 
p.  423.) 

MidAendorp,  H.  W.,  Der  Werth  des  Koch’schen  Heilverfahrens  gegen  Tuberculose. 
gv.  8°.  54  p.  Emden  (W.  Haynel)  1891.  2 M. 

Oka,  G.,  Ueber  die  Wirkung  des  Koch’schen  Mittels  auf  die  Respiration.  (Deutsch« 
medioin.  Wochenschr.  1891.  No.  12.  p.  445  — 448.) 

Peyraud,  K , Considerations  sur  le  vaccin  chimique  de  la  tuberculose  dit  lymphe  de 
Koch.  (Journ.  de  ra4d.  de  Bordeaux.  1890/91.  No.  32.  p.  345  — 347.) 

Picot,  Traitement  de  la  tuberculose  pulmonaire  et  de  ia  pleur&sie  d’origine  tuberculeuse 
par  h>s  injections  hypodermiques  de  gaiacol  iodoformd.  (Gaz  hebdom.  d.  scienc. 
med.  1891.  No.  10.  p.  112—118.) 

— , Du  traitement  de  la  tuberculose  et  de  la  pleuresie  tuberculeuse  par  les  iqjections 
sous-cutanees  de  gayacol  et  d’iodofome,  en  solution  dans  l’huile  d’olives  sterilisee  et 
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Poels,  J , Inenting  tegen  boutvuur.  (Tijdscbr.  v.  veeartsenijk.  1890.  p.  244  — 252.) 

Poppi,  G.,  Sul  modo  di  comportarsi  del  virus  rabico  nelle  inocnlazioDi  multiple  speri- 
mentali  e neü’  assorbimento  nei  linfatici.  (Buliett.  d.  scienze  mod.  1 «90.  Die.  p.  789 — 
820.'! 

Preussen.  Erlass  des  Ministers  der  geistlichen  pp.  Angelegenheiten,  den  Vertrieb  von 
Tuberculinum  Kochii  betr.  Vom  1.  März  1891.  (Veröffentl.  des  kaiserl.  Gesundh - 
Amtes.  1891.  No.  11.  p.  178—179.) 

Prior,  T , Das  Koch’sche  Heilverfahren  gegen  Tuberculosis  in  seiner  Einwirkung  auf 
den  gesummten  Organismus  und  den  Sitz  der  Erkrankung  (Münch,  med.  Wochenschr. 
1891.  No.  3—7.  p.  37—41,  64—69,  85-  88,  103—107,  125-128.) 

Ric-gel,  F.,  Bericht  über  die  mit  dem  Koch’schen  Mittel  gemachten  Erfahrungen. 
(Deutsche  medic.  WocheDschr.  1891.  No.  11.  p.  409 — 412.) 

Riegner,  O.,  Bericht  über  meine  Erfahrungen  mit  dem  Koch’sehea  Mittel  bei  chirur- 
gischer Tuberculose.  (Deutsche  medic.  Wochenschr.  1891.  No.  9.  p.  343  — 346.) 


492 


Neue  Litteratur. 


Kuck,  K.  v.  Dr.  Kocli's  retnedy.  (Therapeut,  gaz.  1891.  No.  2.  p.  98 — 99.) 

Scherk,  C.,  lieber  die  Koch'sche  Injektionsmethode  in  der  Hallescben  Klinik.  (Central- 
Zeitg.  f.  d.  Koch’sche  Ileilvert'.  1891.  No.  4.  5.  p 41  — 42,  54 — 56  ) 

Scholl,  H.,  lieber  die  heilende  Wirkung  der  Stotfwechselprodukte  von  Tuberkelbacillen. 
(Wien.  kiin.  Wochenschr.  1891.  No.  10.  p.  181 — 184.) 

Schwann  H,  Weitere  Mittheilungen  über  einige  mit  dem  Koch’schen  Mittel  behandelte 
Kranke.  (Deutsche  medicin.  Wochenschr.  1891.  Nr.  10  p.  380 — 383.) 

Sirignano,  D.,  Sul  valore  antisettico  dell’  iodoformio.  Esperienze.  (Biv.  clin.  e tera- 
peut.  1891.  No.  1 p.  10—14.) 

Sommerfeld,  Th. , Die  Heilung  der  Lungenschwindsucht  und  der  tuberculösen  Er- 
krankung nach  Liebreich  und  Koch,  volksthümlich  dargestellt,  gr.  8°.  43  p Wies- 
baden (H.  Sadowsky)  3 891.  1 M. 

Sundberg,  C..  Om  preventiv  skyddsympning  och  förvärf  vad  inrimunitet.  (Upsala  läkft- 
reför  torbandl  1891  Nc.  3.  p.  97  — 130.)  Ueber  Schutzimpfung  und  erworbene 

Immunität. 

Thorner,  Einige  Erfahrungen  über  die  Anwendung  der  Koch’scben  Lymphe  für  die 
Praxis.  (Deutsche  med.  Wochenschr.  1891.  No.  12.  p.  453 — 455  ) 

Tomkins,  H.,  Pasteur's  preventive  treatment  for  bydrophobia.  (Lancet.  1891.  Vol.  I. 
No.  3.  p 141.) 

Tonelli,  A , Risultati  delle  vaccinazioni  carbonchiose  praticate  nell’  anno  1889  nella 
provincia  di  Belluno.  (Giern,  di  med.  veter.  1890  p.  370 — 375.) 

Uebcv  das  Kochsche  Heilverfahren  gegen  Tuberculose.  [Aus  dem  Ter.  für  wissonsch. 
Heilkunde  zu  Königsberg  i.  Pr.]  (Deutsche  medic  Wochenschr.  1891.  No.  10,  11. 
p.  383—385,  422—428.) 

Vassale,  G , e Montanari,  F.,  Süll’  immuoitä  contro  il  diplococco  pueumonico  conferita 
coli’  estratto  glicerinico  di  poimone  epatizzato.  (Gazz  d.  ospit.  1891.  No.^19.  p.  155 
—156.) 

Wolff,  F.,  Ueber  die  Anwendung  des  Tubereulins  bei  Lungenkranken.  (Deutsche  medic. 
Wochenschr  1891  No.  12  p.  448 — 453  ) 


Inhalt. 


Originalmitihsil  ungen. 

Grassi,  B , und  Feletti,  K , Maiariapara- 
siten  in  den  Vögeln  (Orig.)  (Schluss), 
p.  461. 

Sanarelli,  Giuseppe,  Die  Ursachen  der  na- 
türlichen Immunität  gegen  den  Milzbrand. 
(Orig.),  p.  467. 

S&wlseh9nko,  J.,  Zur  Frage  über  die  Im- 
munität gegen  Milzbrand.  (Orig.),  p.  473. 

Referate. 

Bardach  Recherches  sur  la  fonction  de  la 
rate  öans  ies  maladies  infectieuses,  p.  482. 

Fischei,  F.,  Untersuchungen  über  die  Milz- 
braudinfektion  bei  Fröschen  und  Kröten, 
p.  483 

Iemiere,  M.  G..  De  la  suppuration  asep- 
tique  chez  le  iapin,  p.  485. 

Liikjanew.  S.  M.,  Grundzüge  einer  allge- 
meinen Pathologie  der  Zelle,  p.  477. 


Renvers , Zur  Aetiologie  des  Wundstarr- 
krampfs, p.  481. 

Sanchez-Toledo,  D. , et  Vaillon,  A. , Re- 
cherches microbiologiques  et  experimen- 
tales sur  le  tdtanos,  p.  478. 

Vaillard  et  Vincent,  Recherches  experi- 
mentales sur  le  tetanos,  p.  481. 

— — , Contribution  ä l’dtude  du  tetanos, 
p.  479. 

Schutzimpfung,  künstliche  Infektions- 
krankheiten, Entwicklungshemmurig 
und  Vernichtung  der  Bakterien 
und  Parasiten. 

Mogler,  F , Die  Behandlung  des  chronischen 
Morbus  Brightii,  p.  486. 

Tizzoni  und  Catt&ni,  Ueber  die  Wider- 
standsfähigkeit der  Tctanusbacillsn  gegen 
physikalische  und  chemische  Einwir- 
kungen, p.  487. 

Neu6  Litteratur,  p.  488. 


Fronuaaimac*-®  drucke  re;  ^Hennaun  Pohle)  in  Jena. 

Dieser  Nummer  liegt  eine  Bücheranzeige  der  Verlags- 
buchhandlung von  Gustav  Fischer  in  Jena  bei. 


AL  pp 


Bakteriologie  und  Parasitenkunde. 


In  Verbindung  mit 

fiel.  floß*.  M Dr.  Leoctet  nt  Professor  Dr.  Loelier 

in  Leipzig  In  lireifrwald 

herausgegeben  von 

Dr.  O.  Uhlworm  in  Cassel. 


Verlag  von  Gustav  Fischer  in  Jena. 


IX.  Band.  -o-  Jena,  den  iS.  April  1891.  -o-  No.  15. 

Frei«  für  den  Band  (26  Nummern)  14  Mark. 

Jährlich  erscheinen  zwei  Bände. 

-»*  Zu  beziehen  durch  alle  Buchhandlungen  und  Postanstalten.  J*- 


Die  Redaktion  des  „Centralblatts  für  Bakteriologie  und  Parasiten- 
kunde“ richtet  an  die  Herren  Mitarbeiter  die  ergebene  Bitte , etwaige 
Wünsche  um  Lieferung  von  besonderen  Abdrücken  ihrer  Auf- 
sätze entweder  auf  das  Manuskript  schreiben  zu  wollen  oder 
direkt  an  den  Verleger , Herrn  Gustav  Fischer  in  Jena,  gelangen 
zu  lassen.  Die  Verlagshandlung  ist  leider  nicht  in  der  Lage , später 
eingehende  Wünsche  beirück  sichtigen  zu  können. 


Original -Mittheilungen, 

Zur  Frage  über  die  Immunität  gegen  Milzbrand. 

(Aus  Prof.  W.  W.  Pod wyssozki’s  Institut  für  allgemeine  Pa- 
thologie an  der  Universität  Kiew.) 

Von 

Dr.  J.  Sawtsehexikö, 

Assistenten  am  Institute. 

(Fortsetzung.) 

Bei  sämmtlicben  Tauben  wurde  noch  bei  Lebzeiten  die  Oedem- 
flüssigkeit  aus  der  Impfstelle  auf  einem  Deckgläschen  untersucht.  Es 
wurde  dabei,  zur  Vermeidung  eventueller  Einwürfe,  dass  eine  lokale 
Reizung  gesetzt  uDd  dadurch  Phagocytose  hervorgerufen  werde,  die 
Flüssigkeit  auf  folgende  Weise  gewonnen.  Die  kleine  Impfwunde 

u.  ßd.  32 


494 


Sawtschenko, 


wurde  durch  eine  einfache  Nabt  geschlossen  und  mit  Collodium  über- 
gossen. Wollte  man  Flüssigkeit  gewinnen,  so  wurde  das  Collodium- 
häutchen  mit  einer  sterilisirten  Pinzette  entfernt;  durch  leichtes 
Drücken  ein  Tröpfcheu  Flüssigkeit  direkt  auf  das  Deckgläschen  auf- 
gefangeD,  getrocknet  und  untersucht. 

Die  obenerwähnten  Versuche  und  die  Untersuchung  des  auf  diese 
Weise  gewonnenen  Materials  lieferten  folgende  Resultate: 

1)  Nach  der  Einspritzung  einer  selbst  grossen  Menge  bereits 
lange  ausserhalb  des  Organismus  gezüchteten  Milzbrandbakterien 
gehen  erwachsene  Tauben  nicht  zu  Grunde.  Ihre  Körpertemperatur 
sinkt  in  der  ersten  Zeit  um  1 — 1,5°  C unter  die  Norm.  Obgleich 
auch  die  Mehrzahl  der  Bakterien  im  Taubenkörper  unabhängig  von 
den  Phagocyten  zu  Grunde  gehen  und  die  Bakterien  im  Tauben- 
körper überhaupt  eine  schwache  Wachsthumsfähigkeit  entfalten,  so 
rufen  trotzdem  einzelne  davon,  indem  sie  sich  weiter  entwickeln,  Er- 
scheinungen von  Entzündung  und  Phagocytose  hervor.  Und  jenes 
Agens,  dem  auch  die  übrigen,  noch  entwickelungsfähigen  Bacillen 
ihren  Untergang  zu  verdanken  haben,  scheinen  auch  hier  Phagocyten 
zu  sein. 

2)  Rücke nmarksdurchschneidung  macht  Tauben 
für  Milzbrand  empfänglich. 

3)  Durch  einen  geschwächten  Taubenorganismus  hindurchgeleitete 
Milzbrandbakterien  werden  für  normale  Tauben  virulent  und  ent- 
wickeln sich  in  deren  Körper  sehr  rasch. 

4)  Bei  den  an  Milzbrand  zu  Grunde  gegangenen  Tauben  wurde 
noch  bei  Lebzeiten  in  der  Oedemflüssigkeit  eine  nur  unbedeutende 
Menge  Leukocyten  beobachtet;  Bacillen  im  Innern  von  Leukocyten 
kamen  nur  ausnahmsweise  vor;  die  ungeheure  Mehrzahl  der  Bacillen 
war  freiliegend. 

Die  Körpertemperatur  solcher  Tauben  sank  gewöhnlich  bereits 
6 Stunden  nach  der  Impfung  um  1 — 2°  C. 

Nach  dem  Tode  fand  sich  irn  Blute  der  inneren  Organe  eine  Masse 
Milzbrandbacilien.  In  der  Leber  sind  die  Bacillen  häufig  in  Stern- 
zellen eingeschlossen,  im  Knochenmarke  dagegen  in  dessen  lympboiden 
Elementen.  Dabei  war  in  den  Knochenmarkszellen  häufig  Vakuolen- 
bildung um  den  verschlungenen  Bacillus  herum  zu  erkennen,  wobei 
letzterer  manchmal  seine  Tinktionsfähigkeit  für  Anilin-Gentiana-Violett 
einbüsste.  War  aber  der  Bacillus  zur  Hälfte  ausserhalb  der  Zelle  ge- 
legen, und  befand  sich  seine  andere  Hälfte  innerhalb  einer  Vakuole 
der  Zelle,  die  ihn  verschlungen,  so  bü3ste  der  innerhalb  der  Vakuole 
gelegene  Baciliustheil  manchmal  seine  Tinktionsfähigkeit  (sie  war  mit 
Pikrinsäure  gefärbt)  ein,  während  sich  sein  äusseres  Glied  deut- 
lich färbte. 

5)  Bei  künstlich  immunisirten  oder  ursprünglich  selbst  gegen 
das  verstärkte  Virus  immunen  Tauben  war,  nach  deren  Impfung  mit 
dem  Blute  einer  an  Milzbrand  verstorbenen  Taube,  die  Oedemflüssig- 
keit aus  der  Impfstelle  viel  reicher  an  Leukocyten,  als  die  Oedem- 
fiüssigkeit  empfänglicher  Tauben.  24  Stunden  nach  der  Impfung 
(früher  wurde  die  Untersuchung  nicht  vorgenommen)  waren  schon 
Milzbrand bacillen  innerhalb  von  Leukocyten  zu  scheu.  Und  je  längere 


Zar  Frage  über  die  Immunität  gegen  Milzbrand. 


495 


Zeit  seit  dem  Anfänge  der  Impfung  verstrichen  war,  um  so  stärker 
war  die  Phagocytose  ausgeprägt:  es  war  manchmal  die  ungeheuere 
Mehrzahl  der  Bacillen  im  Innern  von  Leukocyten  eingeschlossen,  vor- 
wiegend in  den  Polynukleären,  seltener  in  Makrocyten. 

Die  Körpertemperatur  solcher  Tauben  sank  gewöhnlich  nur  un- 
bedeutend (*/2 — 1°  C),  manchmal  aber  auch  gar  nicht. 

An  Schnitten  aus  der  Impfstelle  erschien  das  Zellgewebe  ödema- 
tös  und  mehr  oder  weniger  stark  mit  Leukocyten  und  Milzbrandbacillen 
infiltrirt.  Die  Bacillen  waren  theils  innerhalb  der  Zellen,  theils  aber 
frei  gelegen. 

Je  später  die  Taube  getödtet  war,  um  so  seltener  kamen  frei- 
liegende Bacillen  vor  und  um  so  zahlreicher  wurden  die  in  den 
Zellen.  Der  Prozess  war,  seinem  Charakter  nach,  stets  ein  lokaler: 
die  Bacillenanhäufungen  waren  vom  gesunden  Gewebe  durch  eine 
Schicht  Leukocyten  abgeschieden,  in  den  späteren  Stadien  des  Pro- 
zesses war  aber,  besonders  wenn  die  Impfung  in  die  Muskeln  hinein 
geschah,  der  gesammte  Bacillenherd,  d.  h.  Bacillen  Leukocyten, 
vom  gesunden  Gewebe  durch  eine  Schicht  typischer  Riesenzelleu  ab- 
geschieden. Es  kamen  zwar  auch  jenseits  dieser  Demarkationslinie 
ab  und  zu  einzelne  Bacilienexemplare  vor,  es  waren  aber  dieselben 
meistens  im  Innern  von  Phagocyten  eingeschlossen. 

Bei  der  Untersuchung  der  inneren  Organe  und  des  Blutes  solcher 
Tauben  sind  mir  niemals  Bacillen  zu  Gesichte  gekommen ; gleich 
negative  Resultate  wurden  auch  auf  mit  Blut  oder  dem  Safte  innerer 
Organe  infizirten  Nährmedien  erhalten.  Trotzdem  zeigte  sich  in  der 
Leber  solcher  Tauben  stets  eine  im  Vergleich  zur  Norm  mehr  oder  we- 
niger scharf  ausgeprägte  Vergrösserung  der  Lymphfollikcl,  ein  Zeugniss 
dafür,  dass  der  Organismus  des  betreffenden  Thieres  auf  den  lokalen 
Prozess  im  Sinne  einer  Leukocytenproduktion  reagirt  habe. 

7)  Von  diesen,  für  alle  dem  Versuche  unterzogenen  Tauben  gel- 
tenden Regeln  haben  zwei  Tauben  eine  höchst  lehrreiche  Ausnahme 
geboten : sowohl  bei  der  einen  wie  auch  bei  der  anderen  war  nach 
der  Impfung  bei  Lebzeiten  eine  sehr  scharf  ausgeprägte  Phagocytose 
zu  beobachten,  und  dennoch  sind  sie  beide  schliesslich  zu  Grunde 
gegangen. 

No.  9 (einer  alten  Taube)  wurden  am  21.  II.  1890,  gleichzeitig  mit 
einer  anderen  jungen  Taube,  aus  einer  Kultur  gewonnene  Sporen  ein- 
geimpft,  die  ihrerseits  aus  dem  Blute  einer  an  Milzbrand  gestorbenen 
Taube  erhalten  war.  Die  junge  Taube  ist  am  dritten  Tage  an  Milz- 
brand zu  Grunde  gegangen,  No.  9 (die  alte)  ist  mit  einem  inten- 
siven lokalen  Prozesse  davongekommen,  wobei  eine  scharf  ausgeprägte 
Phagocytose  zu  beobachten  war,  und  es  ist,  wie  im  Versuchstagebuche 
vermerkt,  am  1.  III.  1890  an  der  Impfstelle  ein  derber  Knoten  von 
der  Grösse  einer  kleinen  Haselnuss  zurückgeblieben. 

No.  14  (eine  aus  der  zweiten  oben  angeführten  Versuchsreihe) 
wurde  am  27.  II.  1890  mit  dem  Blute  einer  an  Milzbrand  gestorbenen 
Taube  geimpft,  hat  sich  aber  als  wenig  empfänglich  erwiesen.  Die 
Temperatur  erhielt  sich  auf  41,5 — 42°  C;  war  das  Oedera  auch  ein 
bedeutendes,  so  war  dennoch  die  Phagocytose  scharf  ausgeprägt,  und 
den  vorausgegangenen  Versuchen  zufolge  musste  die  Taube  genesen. 

32  * 


496  SäwtscLenko,  Zur  Frage  über  die  Immunität  gegen  Milzbrand. 


Am  1.  III.  1890  wurden  beide  Tauben  in  einen  kalten  (6 — 10°  C) 
und  völlig  dunklen  Raum  gesteckt.  Am  2.  III.  begann  bei  der  Taube 
No.  9 sich  um  die  Induratiousstelle  herum  eine  Anschwellung  zu 
entwickeln.  Am  3.  III.  Morgens  war  bei  beiden  das  Oedem  stark  aus- 
geprägt, und  gegen  Abend  sind  beide  zu  Grunde  gegangen. 

Bei  der  mikroskopischen  Untersuchung  der  Impfstelle  ergab  sich 
Folgendes : 

No.  14.  Um  die  Impfstelle  herum  sind  Leukocyteninfiltrat  und 
Phagocytose  stark  ausgeprägt.  Im  Bereiche,  d.  h.  im  Orte  des  erst 
zu  Ende  des  Versuches  zur  Entwickelung  gekommenen  Oedems,  liegt 
eine  Masse  von  Milzbraudbakterien  in  den  Bindegewebsspalten  und 
zwischen  den  Muskelfasern,  die  Menge  der  Leukocyten  ist  sehr  un- 
bedeutend und  nirgends  sind  Erscheinungen  von  Phagocytose  zu  sehen. 

Noch  auffallender  kam  dasselbe  bei  Taube  No.  9 zur  Beobach- 
tung. Hier  war  der  alte,  mit  Milzbrand  infizirte  Herd  vom  gesunden 
Gewebe  stellenweise  durch  eine  Reihe  Riesenzellen,  stellenweise  aber 
durch  eine  Schicht  Leukocyten  und  junger  Bindegewebszellen  abge- 
schieden. Im  Innern  des  Knotens  eine  Anhäufung  theils  normaler, 
theils  bereits  zerfallender  Leukocyten;  hier  und  da  sind  innerhalb 
der  Leukocyten  Milzbrandbacillen  zu  sehen,  meist  in  verschiedenen 
Stadien  des  Absterbens  (Undeutlichkeit  der  Umrisse,  Körnung  etc.) 
begriffen.  An  anderen  Stellen  desselben  Knotens  sah  man  aber  ganze 
Haufen  gut  gefärbter,  dicht  zusammengedrängter  Milzbrandfäden. 
Solche  Fäden  zogen  manchmal  zu  ganzen  Bündeln  gegen  die  Pe- 
ripherie des  Knotens  hin.  Jenseits  der  Demarkationslinie  aber,  d.  h. 
im  ödematösen,  den  Knoten  umgebenden  Zellgewebe,  ein  massen- 
haftes Infiltrat  von  Milzbrandfäden  und  -Bacillen,  nirgends  aber  Er- 
scheinungen von  Phagocytose.  Im  Herzblute  und  den  inneren  Or- 
ganen sehr  viele  Milzbrandbacillen;  in  der  Leber  kommen  die  Ba- 
cillen, wie  auch  sonst  innerhalb  der  Sternzellen  vor. 

Es  hat  hier  offenbar  irgend  eine  beiden  Tauben  gemeinsame 
Ursache  sie  auf  einmal  für  Milzbrand  empfänglich  gemacht.  Und 
höchst  interessant  ist  im  gegebenen  Falle  der  Umstand,  dass  zu- 
gleich mit  dem  Verluste  der  Immunität  auch  die  Erscheinungen  der 
Phagocytose  ihr  Ende  genommen  hatten,  so  dass  auch  diese  beiden 
Fälle  keine  Ausnahme  bilden,  sondern  im  Gegentheil,  mit  einer  noch 
grösseren  Wahrscheinlichkeit  die  Abhängigkeit  der  Immunität  von 
der  Phagocytose  voraussetzen  lassen. 

Was  ist  aber  die  Ursache  des  Immunitätsverlustes,  ist  es  die 
Herabsetzung  der  umgebenden  Temperatur,  Lichtmangel,  oder  ist  es 
der  Einfluss  der  beiden  Bedingungen  zugleich  gewesen?  Diese 
Fragen  sind  natürlich  nur  mittelst  vollkommen  genauer  Versuchs- 
stellung zu  beantworten,  es  ist  aber,  den  jetzt  schon  vorhandenen 
Beobachtungen  nach  (Wagner)1),  anzunehmen,  dass  hier  die  Herab- 
setzung der  umgebenden  Temperatur  von  nicht  zu  bezweifelndem 
Einflüsse  gewesen  ist. 


1)  Annales  de  l’Institut  Pasteur.  1890.  No.  9. 

(Schluss  folgt.) 


Sanarelli,  Die  Ursachen  der  natürlichen  Immunität  gegen  den  Milsbrand.  497 


Die  Ursachen  der  natürlichen  Immunität  gegen  den 

Milzbrand. 

(Laboratorium  für  allgemeine  Pathologie  der  königl.  Universität  Siena. 

Direktor  Prof.  C.  Sanquirico.) 

Von 

Dr.  Giuseppe  Sanarelli, 

Assistenten. 

(Fortsetzung.) 

III. 

Ueber  die  Wirkung,  welche  die  Lymphe  auf  die 
Milzbrandsporen  und  Bacillen  ausübt. 

Eine  Beobachtung  von  grundlegender  Bedeutung  für  den  ganzen 
Gegenstand  ist  folgende:  Wenn  man  in  den  dorsalen  Lymphsack 
des  Frosches  einige  Röhren  aus  Collodium  einführt,  welche  Theilchen 
von  milzbrandkranker  Milz  enthalten  und  sie  nach  8 oder  10  Tagen 
untersucht,  so  findet  man: 

1)  dass  die  Röhren  ganz  mit  durchsichtiger,  von  Leukocyten 
durchaus  freier  Lymphe  gefüllt  sind; 

2)  dass  die  Milzstückchen  sich  in  kleine,  graue,  zerreibliche  und 
etwas  körnige  Häufchen  verwandelt  haben,  in  welchen  die  morpho- 
logischen Elemente  gänzlich  zerstört  und  die  Milzbrandbacillen  fast 
sämmtlich  degenerirt  sind; 

3)  dass  die  mit  der  Lymphe  allein  ausgeführten  Kulturen  steril 
bleiben  und  die  mit  den  Milzstückchen  erhaltenen  eine  langsame 
Entwickelung  einiger  wenigen  Milzbrandkolonieen  hervorrufen; 

4)  dass  die  Ueberimpfung  dieser  Milzbruchstücke  auf  Thiere 
ganz  ohne  Wirkung  ist. 

Die  Untersuchung  des  Degenerationsprozesses,  welchem  die 
Milzbrandbacillen  unterliegen,  lässt  sich  sehr  leicht  an  diesen  Milz- 
bruchstücken ausführen,  welche  einige  Tage  dem  Einfluss  der  Lymphe 
ausgesetzt  waren.  Der  von  mir  angewendeten  Färberaethoden  sind 
mehrere;  bisweilen  gebrauchte  ich  eine  einfache  wässerige  Lösung  von 
Methylenblau  oder  Vesuvin,  bisweilen  verfuhr  ich  nach  der  ursprüng- 
lichen oder  nach  der  von  Günther  modifizirten  Methode  von  Gram. 

Meine  Beobachtungen  haben  ungefähr  dasselbe  Ziel,  wie  die  schon 
angeführten  von  Metschn  ikoff  *),  Petruschky 1  2),  N uttal 3), 
Hildebrand4),  Bitter5 6)  und  die  kürzlich  erschienenen  vonBräm“). 

1)  Ueber  die  Beziehungen  der  Phagocyten  zu  Milzbrandbaciilen.  (Virchow's 
Archiv.  Bd.  XCVII.  1884.  p.  502.) 

2)  L.  cit. 

3)  L.  c. 

4)  Experimentelle  Untersuchungen  über  das  Eindringen  patbcgener  Mikroorganis- 
men von  den  Luftwegen  und  der  Lunge  aus.  (Beiträge  zur  pathologischen  Anatomie 
und  zur  allgemeinen  Pathologie.  Bd.  III.  1888.) 

51  Ueber  die  Verbreitung  des  Vaccins  und  Uber  die  Ausdehnung  des  Impfschutzes 
im  Körper  des  Impflings.  (Zeitschr.  für  Hygiene.  Bd.  IV.  1888.  p.  299.) 

6)  Untersuchungen  über  die  Degenerationserscheinungen  pathogener  Bakterien  in 
destillirtem  Wasser.  (Beiträge  zur  path.  Auat,  und  allgem.  Pathol.  Bd.  VII.  1886.  p.  11.) 


498 


S a n a re  11  i , 


Vor  Allem  findet  man,  dass  das  Protoplasma  der  Bacillen  nach 
Einwirkung  der  Lymphe  anfängt,  seine  Verwandtschaft  zu  den  Farb- 
stoffen theilweise  oder  ganz  zu  verlieren.  Ferner  erscheinen  die 
Filamente  nicht  mehr  homogen,  sondern  zeigen  hier  und  da  ungefärbte, 
verdünnte  Stellen  neben  sehr  stark  gefärbten,  erhalten  also,  wie 
Petruschky  sagt,  einige  Aebnlichkeit  mit  einer  Kette  von  Kokken. 
Die  Umrisse  werden  weniger  deutlich,  erscheinen  unregelmässig  und 
wie  sägeartig,  bis  das  ganze  Filament  in  viele  Bruchstücke  zerfällt, 
welche  sich  ihrerseits  in  feine  Granulationen  auflösen  oder  der- 
maassen  wieder  anschwellen,  dass  sie  wie  zerquetscht  aussehen.  Ausser- 
dem habe  ich  beobachtet,  dass  auch  die  im  Umriss  oder  im  Proto- 
plasma wenig  veränderten  Stäbchen  fast  immer  etwas  stärkere  Dimen- 
sionen zeigen,  als  die  normalen  und  wie  aufgequollen  aussehen. 

Diese  Thatsachen  stellen  zunächst  eine  antibakterische  Kraft  der 
Lymphe  ausser  Zweifel.  Ich  halte  es  für  unmöglich , eine  andre 
Ursache  zur  Erklärung  der  schnellen  Zerstörung  einer  so  enormen 
Menge  von  Bacillen  anzuführeu,  wie  sie  in  einem  groben  Bruchstück 
einer  von  Milzbrand  ergriffenen  Milz  enthalten  sind. 

Aber  die  besten  Resultate  erhält  man,  wenn  man  die  Lymphe 
direkt  auf  die  Milzbrandsporen  oder  Bacillen  einwirken  lässt 

Um  dies  zu  erreichen,  brachte  ich  in  Glascylinder,  welche  wenig- 
stens 8 — 10  ccm  Lymphe  enthielten,  eine  grosse  Menge  von  Sporen, 
welche  ich  einer  alten , noch  immer  virulenten  Kultur  in  Agar  ent- 
nahm, worin  keine  vegetativen  Formen  mehr  nachzuweisen  waren, 
oder  auch  das  Produkt  reichlicher  Geschabsel  einer  milzbraudkranken 
Milz.  In  dem  ersten  Falle  hatte  ich  es  also  nur  mit  Sporen  ohne 
Bacillen  zu  thun,  im  zweiten  mit  Bacillen  ohne  Sporen;  bisweilen 
operirte  ich  auch  mit  jungen  Kulturen  von  sporifizirten  Bacillen. 

Die  folgenden  Tabellen  zeigen  das  Verhalten  sowohl  der  Sporen, 
als  der  sporifizirten  oder  nicht  sporifizirten  Bacillen  gegen  die  Frosch- 
lymphe: 

Experiment  15. 

(3.  Juni.)  8 ccm  der  Lymphe  werden  mit  einer  reichlichen  Menge 
von  zum  grossen  Theil  sporifizirten , aus  einer  frischen  Kultur  auf 
Agar  mit  Glycerin  stammenden  Milzbrandbacillen  gemischt. 


4. 

Juni.  Injektion  von 

V. 

ccm 

obiger  Lymphe  im 

1.  Meerschweinchen. 

Stirbt  an  Milzbrand 
nach  36  Stunden. 

5. 

71 

»»  11 

ii 

ii 

11 

11  11 

2. 

11 

Stirbt  an  Milzbrand 
nach  36  Stunden. 

6. 

11 

11  • 

ii 

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11 

11  11 

3. 

11 

Bleibt  am  Leben. 

7. 

11 

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11 

11  11 

4. 

11 

11  11  11 

8. 

11 

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11  11  11 

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ii 

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11  11 

6. 

11 

11  11  11 

Experiment  16. 

(3.  Juni.)  8 ccm  Lymphe  werden  mit  Milzsaft  vermischt,  wel- 
cher von  dem  Geschabsel  einer  karbunkulösen  Milz  stammt. 

4 Juni.  Einspritzung  v.  ccm  obiger  Lymphe  im  1.  Meerschweinchen.  Stirbt  an  Milzbrand 

nach  48  Standen. 


5.  „ 

17 

11  11  11 

19 

11 

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11 

Bleibt 

am 

Leben. 

6.  „ 

11 

11  11  11 

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11  11  11 

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11 

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11 

ii 

II 

Die  Ursachen  der  natürliches  Immunität  gegen  den  Milzbrand. 


499 


Experiment  20. 

(16.  Juni.)  8 ccm  Lymphe  werden  mit  Milzbrandsporen  ge» 
mischt,  welche  aus  einer  alten  Kultur  auf  Agar  mit  Glycerin  stammen, 
die  keine  vegetativen  Formen  mehr  besitzt. 


17.  Juni.  Einspritzung  von  1/i  ccm  obiger  Lymphe  im  1.  Kaninchen.  Stirbt  an  Milzbrand 


18 

fl 

11 

11 

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11 

11 

11 

11 

11 

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tt 

innerhalb  36  Standen. 
Stirbt  an  Milzbrand 

19. 

11 

11 

11 

11 

11 

fl 

ft 

11 

innerhalb  36  Stunden 
Stirbt  an  Milzbrand 

20. 

11 

V 

11 

11 

11 

11 

11 

» *• 

11 

nach  52  Standen. 
Bleibt  am  Leben. 

21. 

11 

11 

11 

11 

11 

11 

11 

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11 

I»  )!  1» 

Experiment  25. 

(26.  Juni.)  10  ccm  Lymphe  werden  mit  Milzsaft  gemischt, 
welcher  von  dem  Geschabsel  einer  karbunkelkranken  Milz  abstammt. 


27.  Juni.  Einspritzung  von  ccm  obiger  Lymphe  im  1.  Kaninchen.  Bleibt  am  Leben. 


28. 

29. 


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11  11  11 


11 


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Experiment  26. 

(26.  Juli.)  10  ccm  Lymphe  werden  mit  Milzsaft  gemischt,  welcher 
von  dem  Geschabsel  einer  milzbrandkranken  Milz  herrührt. 


27.  Juni.  Einspritzung  v.  */a  ccm  obiger  Lymphe  im  1 . Meerschweinchen.  Stirbt  an  Milzbrand 

nach  36  Stunden. 


28.  „ 

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11 

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11 

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11 

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Stirbt  an  Milzbrand 
nach  48  Stunden. 

29.  „ 

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11 

11 

11 

11 

11 

3. 

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Bleibt 

am  Leben. 

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Eine  allgemeine  Uebersicht  dieser  Resultate  bestätigt  zunächst 
die  Schnelligkeit,  mit  welcher  sowohl  die  Dauerformen,  als  die  vege- 
tativen Formen  des  Milzbrandes  in  der  Froschlymphe  ihre  Virulenz 
einbüssen. 

Der  Verlust  dieser  Virulenz  zeigt  sich  schon  nach  drei  bis  vier 
Tagen  bei  Sporen  und  sporifizirten  Bacillen  und  noch  viel  schneller 
bei  sporenfreien  Bacillen.  In  Bezug  auf  letztere  ist  das  Resultat  des 
25.  Experiments  bemerkenswerth,  nach  welchem  nur  24  Stunden  ge- 
nügten, um  die  Lymphe  für  Kaninchen  vollkommen  unwirksam  zu 
machen,  während  wenigstens  zwei  bis  drei  Tage  nöthig  sind,  um  den- 
selben Grad  der  Abschwächung  für  Meerschweinchen  zu  erreichen. 
Doch  halte  ich  es  für  passend,  hinzuzufügen , dass  diese  Grenzen 
nicht  immer  konstant  sind,  sondern  bisweilen  bedeutende  Schwankun- 
gen erleiden  können,  aus  Ursachen,  die  sich  leicht  vermuthen , aber 
schwer  nachweisen  lassen. 

Ich  spreche  von  der  Abschwächung  und  nicht  von  dem  Tode  der 
Keime,  denn  in  Wirklichkeit  ist  das  Verschwinden  der  Virulenz  der 
Milzbrandlympbe  eine  Erscheinung,  welche  unabhängig  von  dem  Leben 
der  Mikrobien  oder  ihrer  Dauerformen  eintritt. 


500 


S a n a r c 1 1 i 


Die  Kulturen  auf  verschiedenen  Nährstoffen,  die  ich  fast  täglich 
mit  verschiedenen  Milzbrandlymphen  ausführte,  haben  mir  bewiesen, 
dass,  wenn  die  Virulenz  der  Bakterien  sehr  schnell  zerstört  wird, 
ihr  Leben  dagegen  mit  grosser  Zähigkeit  fortbesteht.  Allerdings 
habe  ich  bei  sporenlosen  Bacillen  gefunden,  dass  nach  einigen  Tagen 
die  Kolonieen  auf  Platten  (ausgeführt  mit  einer  Platinschlinge,  welche 
in  den  Impfstoff  bis  zu  einer  bestimmten , konstanten  Tiefe  einge- 
taucht wird)  im  Allgemeinen  ein  wenig  sparsamer  zu  werden  an- 
fiugen,  aber  mit  einer  an  Sporen  und  sporifizirten  Bacillen  reichen 
Lymphe  habe  ich  immer,  auch  nach  30  und  40  Tagen,  zahlreiche 
Kolonieen  erhalten,  wiewohl  sie  ihre  Virulenz  ganz  verloren  hatte.  Dies 
scheint  mir  zu  beweisen,  dass  die  energische  Wirkung  der  Lymphe 
vorzüglich  die  Virulenz  beeinflusst  und  weniger  die  Vitalität  der 
Milzbrandkeime. 

Ich  halte  es  für  überflüssig,  hinzuzufügen , dass  ich  mich  bei 
der  Ausführung  dieser  Versuche  vollkommen  reinen  und  mit  grösster 
Sorgfalt  behandelten  Materials  bedient  habe. 

Mau  muss  die  Vorsicht  gebrauchen,  diejenigen  Röhren  mit  Milz- 
braudlymphe  zu  verwerfen,  welche  zufällig  mit  anderen  Keimen  ver- 
unreinigt worden  sind,  denn  die  Erfahrung  hat  mir  bewiesen,  dass  die 
Resultate  in  diesem  Falle  durchaus  widerspruchsvoll  ausfallen  können. 

Es  gibt  übrigens  eine  sehr  einfache  Vorsichtsmaassregel,  um 
dergleichen  Uebelstände  zu  vermeiden : nämlich  die,  die  Gefässe  mit 
Milzbraudlymphe  in  Kühlapparaten  aufzubewahren,  in  welchen  die 
Tages-  und  Nachttemperatur  10—12°  C nicht  überschreitet.  Bei  den 
oben  angeführten  Experimenten  habe  ich  mich  immer  dieses  Ver- 
fahrens bedient,  daher  war  die  Lymphe  für  die  Einspritzungen  immer 
ganz  klar  und  frei  von  anderen  sie  verunreinigenden  Keimen. 

So  oft  ich  Inokulationen  an  Thieren  ausführte,  musste  ich  auch 
die  Milzbrandflüssigkeit  umschütteln,  um  immer  ein  möglichst  reich- 
liches Material  zu  sammeln. 

Aber  verleiht  die  Abschwächung  der  Milzbrandkeime  diesen 
letzteren  eine  vaccinireude  Kraft? 

Metschnikoff1 2 *)  hat  zuerst  bewiesen,  dass  das  Blut  der 
Schafe,  welche  durch  Vaccination  seuchefest  geworden  sind,  die  Milz- 
brandbacillen abschwächt. 

Lubarsch8)  kam  zu  denselben  Resultaten  in  Folge  ihres  Durch- 
ganges durch  den  Organismus  des  Frosches;  aber  diese  beiden 
Beobachter  behaupten,  dass  Thiere,  welche  die  abgeschwächten  Ba- 
cillen in  sich  aufgenommen  haben,  später  der  Inokulation  des  viru- 
lenten Milzbrandes  nicht  widerstehen. 

Ganz  gleich  sind  auch  meine  Resultate,  denn  auch  nach  reich- 
lichen Einspritzungen  abgeschwächter  Milzbrandlymphe  habe  ich  nie- 
mals Thieren  die  Seuchenfestigkeit  gegen  spätere  virulente  Injek- 
tionen verschaffen  können ; und  ich  füge  meinerseits  noch  hinzu,  dass 
die  einfache  Uebertragung  von  Bacillen  auf  ein  künstliches  Näbr- 

1)  Sor  l’attennation  des  baetöridies  charbonneuses  dans  le  sang  des  moutous  r i- 
fractaires.  (Annales  de  l’Institut  Pasteur.  1887.  p.  42.) 

2)  Ueber  Abschwächung  der  Milzbrandbacillen  im  Froschkörper.  (Fortachritte  der 

Medicin.  1888.  p.  121.) 


Die  Ursachen  der  natürlichen  ImmünitÜt  gegen  den  Milzbrand. 


50t 


Substrat  , welche  schon  seit  vielen  Tagen  in  Lymphe  abgeschwächt 
waren,  neue  Kulturen  zur  Entwickelung  bringt,  welche  ihre  ursprüng- 
liche Virulenz  vollkommen  wieder  erhalten  haben.  Es  würde  sich 
also  nur  urn  eine  vorübergehende  Abschwächung  von  ganz  anderer 
Art  bandeln,  als  die,  welche  als  Miizbrand-Vacciue  künstlich  durch 
die  Methode  von  Pasteur  erhalten  wird. 

IV. 

Einfluss  der  Temperatur  auf  den  bakterientödtenden 
Zustand  der  Lymphe. 

Wie  Bouchard  verstehe  ich  unter  „bakterientödtenden)  Zu- 
stand“ nicht  nur  den,  welcher  die  Bakterien  tödtet,  sondern  auch 
den,  welcher  ihre  Entwickelung  und  Vermehrung  verlangsamt,  ihre 
Ernährung  hindert  und  ihre  Wirkung  abschwächt.  Ich  werde  also 
in  der  Folge  mit  diesem  Ausdruck  immer  jene  spezielle,  abschwächende 
Eigenschaft  bezeichnen , welche  man  nach  meinen  Versuchen  der 
Froschlymphe  zuschreiben  muss. 

Die  letzten  experimentellen  Untersuchungen  über  die  Immunität 
der  Frösche  gegen  Milzbrand,  und  vorzüglich  die  von  Metschni- 
koff,  Petr uschky,  Fahrenholz  und  Baumgarten  bekannt 
gemachten,  sind  sehr  reich  an  Beobachtungen  und  Versuchen  über 
den  Einfluss,  welchen  die  Erwärmung  auf  die  Seuchenfestigkeit  dieser 
Thiere  ausübt;  ja  ein  guter  Theil  der  kritischen  Beweismittel,  welche 
diese  Autoren  zu  Gunsten  der  eigenen  und  gegen  die  fremden  An- 
sichten anführeD,  findet  immer  seine  Stütze  in  dem  Werth , welcher 
diesen  Temperaturwirkungen  beigelegt  wird. 

Aber  alle  diese  Erscheinungen,  welche  soviele  Streitigkeiten  ver- 
anlasst haben,  sind  nur  am  Körper  der  Frösche  selbst,  die  man 
unter  verschiedenen  äusseren  Einflüssen  hielt,  studirt  worden,  und 
in  diesen  Fällen  ist  es  niemals  möglich  gewesen,  den  einen  der  in 
Betracht  genommenen  Faktoren  zu  elimin iren.  Ich  dagegen  habe 
vorgezogen,  mich  direkt  mit  der  Lymphe  zu  beschäftigen,  und  ohne 
mich  bei  den  von  Anderen  berichteten  Versuchen  aufzuhalten,  will 
ich  ohne  Weiteres  von  meinen  eigenen  sprechen. 

Bei  Versuchen  mit  dem  hängenden  Tropfen  mit  paraffinirtem 
Deckgiäschen  habe  ich  niemals  bei  einer  Temperatur  von  18—20 0 C 
selbst  nach  mehreren  Wochen  ein  Keimen  der  Sporen,  mit  denen  ich 
den  Lymphetropfen  verunreinigt  hatte,  beobachtet.  Dies  beweist, 
dass  die  Froschlymphe,  auch  abgesehen  von  jeder  anderen  Eigen- 
schaft, kein  passender  Boden  für  die  Entwickelung  des  Milzbrandes 
ist,  denn  in  den  Kontrollpräparaten,  in  denen  ich  die  Lymphe  durch 
peptonisirte  Fleischbrühe  ersetzt  hatte,  fand  die  Keimung  immer 
schnell  und  beständig  statt.  Dieser  Mangel  an  Keimung  findet  auch 
statt,  wenn  man  die  Lymphe  in  einer  Zeiss’schen  Wärmekammer 
einer  beständigen  Temperatur  von  27  0 C aussetzt.  Wenn  man  aber 
die  Temperatur  dieser  Wärmekamraer  auf  37°  C steigert,  so  fängt 
man  an,  eine  Keimung  der  Sporen  zu  beobachten.  Indessen  fand 
ich  in  einigen  Präparaten,  die  ich  fünf  Tage  lang  in  der  Wärme- 
kammer bei  37°  C gehalten  hatte,  nur  wenige  Filamente  unter  einer 


502 


8 a n a r e 1 1 i , 


grossen  Menge  in  der  Lymphe  zerstreuter  Sporen  , wahrend  die  mit 
Tropfen  von  peptonisirter  Fleischbrühe  gemachten  Kontrollpräparate 
schon  nach  12  Stunden,  besonders  an  der  Peripherie,  eine  äusserst 
üppige  Entwickelung  von  Filamenten  zeigten. 

Es  ist  also  festgestellt , dass  die  Milzbrandbacillen  trotz  der 
offenbaren  Ungunst  des  Nährbodens  sich  doch  auch  in  der  Frosch- 
lymphe entwickeln  können,  wenn  diese  auf  eine  passende  Temperatur 
gebracht  wird. 

Aber  tritt  in  diesem  Falle  die  Keimung  der  Sporen  nur  darum 
ein,  weil  die  Wärme  ihre  Entwickelung  besonders  begünstigt,  oder 
weil  die  Lymphe  selbst  dabei  Veränderungen  erleidet,  welche  ihre 
bakterientödtende  Kraft  aufheben? 

Einige  zur  Beantwortung  dieser  Frage  unternommene  Versuche 
sind  im  Stande,  uns  darüber  genügende  Auskunft  zu  geben. 

Zu  diesem  Zwecke  besetzte  ich  mehrere  Gläschen  mit  normaler 
oder  vorher  auf  50 — 80°  C erwärmter  Lymphe  mit  reichlichen  Milz- 
brandsporen. Einige  von  diesen  hielt  ich  bei  gewöhnlicher  Zimmer- 
temperatur, andere  in  der  Wärmekammer  bei  27  0 C,  andere  ebenda 
bei  37°  C. 

Schon  an  den  ersten  Tagen  war  eine  mehr  oder  weniger  deut- 
liche Trübung  in  dem  grössten  Theile  dieser  Gläschen  zu  bemerken, 
und  die  mikroskopische  Untersuchung  bewies,  dass  in  den  vorher 
erwärmten  und  dann  bei  Zimmertemperatur  gehaltenen  die  Keimung 
der  Sporen  schon  deutlich  war;  in  den  bei  27  u C behandelten  war 
sie  noch  weiter  vorgerückt  , in  den  bei  37°  C gehalrenen  war  sie 
ausserordentlich  reichlich.  Folgende  Tabelle,  welche  auch  die  mit 
der  nicht  erwärmten  Lymphe  angestellten  Beobachtungen  enthalt, 
zeigt  dies  beim  ersten  Blick  aufs  deutlichste. 

Experiment  20. 

(19.  Juni.)  Ich  besetze  verschiedene  Gläschen,  welche  normale 
oder  auf  50 — 80°  C erwärmte  Lymphe  enthalten,  mit  Milzbrand- 
sporen, aus  einer  alten  Kultur  auf  Agar  mit  Glycerin  stammend. 
Diese  Sporen  sind  notorisch  lebenskräftig  und  virulent;  die  mikrosko- 
pische Untersuchung  der  Kultur  zeigt  keinerlei  vegetative  Formen. 

Es  tritt  keine  Keimung  ein 

11  11  H 11 

ii  j;  >>  n ii 

ii  ii  ii  ii  ‘.i 

Es  fiudet  keine  Keimung  statt. 

ii  ii  n ii  ii 

n II  II  II  II 

n ii  ii  n :i 

Geringe  Entwickelung  von  Fäden 
n ii  n ii 

Ucppige  Entwickelung  von  Filamenten. 
Ausserordentliche  Menge  von  spontizirten 
Filamenten  und  ganz  freien  Sporen. 

Es  findet  keine  Keimung  statt. 

Es  finden  sich  einige  wenige  Stäbchen, 
ii  ii  ii  ii  n ii 

n ii  *i  ii  ii  t> 


A.  Röhien  mit  nicht  erwärmter  20.  Juni. 

Lymphe,  in  Zimmertemperatur  21.  „ 

vou  18—20°  C gehalten.  23.  „ 

30. 

B.  Röhren  mit  nicht  erwärmter  20.  Jnni. 

Lymphe,  in  der  Brutmaschine  21.  „ 

bei  27  0 C gehalten.  23.  „ 

30.  „ 

C.  Köhren  mit  nicht  erwärmter  20.  Juni. 
Lymphe,  in  der  Hrutmaschioe  21. 

bei  37  0 C gehalten.  23.  ., 

30  ,, 


D Röhren  mit  auf  60—80°  Cer-  20. 
wärmter  Lymphe,  in  Zimmer-  21. 
temperatur  von  18 — 20  9 C.  23. 

30. 


Juni. 


Die  Ursachen  der  natürlichen  Immunität  gegen  den  Milzbrand.  503 


E.  Röhren  mit  auf  50 — 80  0 C er-  20.  Juni.  Reichliche  Entwickelung  von  Filamenten, 

wäruiter  Lymphe,  in  der  Brut-  21.  „ „ „ „ 

maschine  hei  27  0 C gehalten.  23.  „ „ ,,  „ „ 

30.  „ Reichliche  Entwickelung  von  Filamenten, 

davon  einige  sporitizirt. 

F.  Röhren  mit  auf  50—80°  Cer-  20.  Juni.  Reichliche  Entwickelung  von  Filamenten, 

wärmter  Lymphe,  in  der  Brut-  21.  „ „ „ „ „ 

maschine  bei  37  0 C gehalten.  23.  ,,  „ „ ,,  ,, 

30.  „ Ausserordentliche  Menge  von  schon  spo- 

rifizirten  Elementen. 

Hiermit  ist  erwiesen,  dass  die  Beihülfe  erhöhter  Temperatur  in 
der  Froschlymphe  die  Keimung  der  Milzbrandsporen  befördert,  und 
zwar  nicht  so  sehr  durch  die  direkte  Wirkung,  welche  sie  auf  die- 
selben ausübt,  als  vielmehr  durch  eine  bio-chemische  Veränderung, 
welche  in  der  Lymphe  selbst  vor  sich  geht,  wodurch  diese  ihre  bak- 
terientödtende  Kraft  verlieren  und  sich  in  einen  vortrefflichen  Nähr- 
boden verwandeln  würde.  Diese  Umbildung  würde  schon  bei  37°  C 
beginnen  und  bei  50 — 80°  C ihr  Maximum  erreichen.  Starke  Er- 
kältung dagegen  übt  auf  die  Bakterien  tödtende  Kraft  der  Lymphe 
gar  keine  Wirkung  aus,  denn  ich  habe  dieselben  immer  unverändert 
gefunden,  auch  nach  langem  Aufenthalt  der  Lymphe  in  Kältemischungen, 
wobei  die  Temperatur  bisweilen  10°  unter  dem  Gefrierpunkte  er- 
reicht hatte. 

Das  Licht,  welches  diese  Resultate  auf  das  werfen,  was  Baum- 
garten die  „relative  Seuchenfestigkeit“  der  Frösche  gegen  Milz- 
brand nennt,  ist  augenfällig  genug,  und  die  Schlüsse  dieses  Beobach- 
ters, sowie  die  seiner  Schüler  könnten  beim  ersten  Anblick  für  voll- 
kommen bestätigt  gelten. 

Es  ist  in  der  That  nicht  leicht  zu  erklären,  wie  Metschnikoff 
bei  Zimmertemperatur  die  Keimung  von  Milzbrandsporen  hat  be- 
obachten können,  die  er  in  die  vordere  Augenkammer  vom  Fröschen 
eingebracht  hatte,  wenn  man  nicht  annehmen  will,  dass  die  Kon- 
stitution des  Humor  aqueus  von  der  der  Lymphe  verschieden  sei,  oder 
dass  der  Traumatismus  an  und  für  sich  eine  Veränderung  hervor- 
gebracht habe,  wie  man  sich  auch  nicht  erklären  kann,  wie  bei  der- 
selben Zimmertemperatur  von  17—  20°  C derselbe  Forscher  die  Kei- 
mung von  Sporen  festgestellt  haben  kann,  die  er  in  die  Unterhaut- 
lymphe im  Innern  von  Säckchen  von  Binsenmark  oder  Filtrirpapier 
oder  Froschdarm  oder  unter  dem  Schutze  des  feinen  Netzes  eines 
Seidenfadens  eingebracht  hatte. 

Leichter  dagegen  begreift  man,  dass  Fahren  holz  die  Keimung 
der  Sporen  sowohl  in  der  vorderen  Augenkammer  als  unter  der  Haut 
bei  einer  Temperatur  von  15— 26°  C hat  beobachten  können,  wenn 
man  bedenkt,  dass  er  die  Frösche  in  einer  Umgebung  hielt,  deren 
Temperatur  bei  Nacht  auf  15°  C fiel,  während  sie  bei  Tage  gelegent- 
lich auf  30— 38°  0 steigen  konnte,  also  auf  eine  solche  Höhe,  dass 
die  Keimung  der  Sporen  möglich  war. 

Auch  Petrusch  ky  sagt,  er  habe  eine  bedeutende  Entwicke- 
lung von  Milzbrandbacillen  hei  Fröschen  beobachtet,  die  er  bei  25 
bis  30°  C hielt;  aber  auch  dies  ist  schon  eine  verhältnissmässig 


504 


Rosst 

starke  Erwärmung  für  Frösche,  wobei,  wie  Baumgarten  selbst  in 
seiner  letzten  Arbeit  angibt , irgend  ein  zufälliger  Umstand  genügt, 
um  jedes  Hinderniss  für  die  Vervielfältigung  der  Keime  zu  zerstören. 
Und  es  ist  in  der  Thal  bekannt  genug,  dass  milzbrandkranke  Frösche, 
wenn  sie  auf  37°  C erhalten  werden , in  wenigen  Stunden  sterben, 
wobei  sie  in  ihren  Geweben  und  im  Blut  eine  ungeheure  Menge  von 
Bacillen  zeigen. 

(Schloss  folgt.) 


Vorläufige  Mittheilung  über  einige  Fälle  von  Mycosis 

im  Menschen. 

Von 

Dr.  Ross 

in 

Warnambool,  Victoria,  Australien. 

Nephromycosis  aspergillina. 

Soweit  ich  die  Litteratur  hier  übersehen  kann,  sind  Fälle  obiger 
Krankheit  noch  nicht  beim  Menschen  beobachtet  worden.  Es  ist  mir 
innerhalb  der  letzten  6 Wochen  2 mal  gelungen,  Sporen  von  Asper- 
gillus, wahrscheinlich  Asp.  fumigatus,  im  frisch  gelassenen 
Urin  zu  beobachten.  In  dem  einen  meiner  Fälle  lässt  sich  aus  den 
klinischen  Symptomen  mit  fast  absoluter  Sicherheit  die  rechte  Niere 
als  der  Sitz  des  Krankheitsprozesses  bezeichnen. 

Auch  im  anderen  Falle  scheint  die  Niera  der  locus  morbi 
zu  sein. 

Die  Symptome  sind  in  Kürze  folgende.  Mr.  S. , Anstreicher, 
kam  zu  mir  mit  Klagen,  die  sehr  vieldeutig  waren,  allgemeine  Mus- 
kelschwäche, Unlust  zur  Arbeit  etc.  Was  jedoch  meine  Aufmerksam- 
keit in  Anspruch  nahm,  war  die  Angabe,  dass  sein  Urin  seit  3 Tagen 
trübe  sei  und  Blut  enthalte. 

Er  theilte  mir  mit,  dass  sein  Urin  beim  Stehen  einen  rothen 
Bodensatz  absetze.  Ich  Hess  ihn  mir  Urin  bringen  und  bemerkte 
nun,  dass  derselbe  trübe  war,  wie  wenn  Lehm  in  Wasser  aufge- 
schwemmt wäre.  Nach  längerem  Stehen  setzte  sich  ein  flockiger, 
rother  Bodensatz  ab,  der  Urin  war  sauer,  enthielt  Spuren  von 
Albumen.  Das  überstehende  Fluidum  änderte  die  Farbe  vom  originalen 
schmutzig-lehmartig  nicht  beim  längerem  Stehen , wohingegen  das 
Sediment  von  Tag  zu  Tag  röther  zu  werden  schien.  Nachdem  die 
Klimax  bald  erreicht  war,  nahm  die  Farbe  allmählich  ab  und  ver- 
schwand dann  ganz.  Die  saure  Reaktion  des  Urins  hielt  sich  ab- 
norm lange. 

War  der  makroskopische  Anblick  des  Urins  schon  sehr  irrelei- 
tend zur  Diagnose  Hämaturie,  so  war  es  ein  flüchtiger  Blick  ins  Mi- 
kroskop noch  mehr.  Man  sah  rothe  Zellen  in  allen  Formen  der  Auf- 
lösung, Maulbeer-,  Stechapfelform  etc.,  selbst  Stromazellen  und  weisse 


Vorläufige  Mittheilung  über  einige  Fälle  von  Mycosis  im  Menschen.  505 


Blutzellen  schienen  vorhanden  zu  sein.  Die  vermuthlichen  Stroma- 
zellen machten  mich  zuerst  stutzig.  Sie  bestanden  aus  einer  dicken 
Hülle,  leer  im  Innern.  Um  die  Sache  aufzuklären,  wurde  der  Urin 
in  sterilisirte  Reagenzgläser  aufgefaagen , nachdem  der  Urinstrahl 
die  Uretra  vorher  gereinigt  hatte  und  nun  sofort  auf  Platten  ausge- 
gossen. 

Im  Incubator  bei  Blutwärme  gehalten,  entwickelten  sich  bald 
Aspergil  1 us-Kolonieen.  Ausserdem  fand  sich  noch  eine  Anzahl 
Mikroorganismen,  die  ich  bisher  noch  nicht  im  Urin  gesehen  habe, 
obschon  ich  mich  mit  der  Angelegenheit  bakteriologisch  längere  Zeit 
beschäftigt  habe;  vide  Austr.  Medical  Journal.  1890.  Novemb.  15. 
On  Bacilluria  of  Roberts. 

Während  ich  noch  mit  diesem  Falle  beschäftigt  war , kam  ein 
Mr.  F.  zu  mir.  Sein  Arzt,  so  theilte  er  mit,  hatte  die  Diagnose  auf 
Nierenstein  gestellt  und  die  Operation  augeratheu. 

Seine  Klagen  Hessen  an  der  Richtigkeit  der  Diagnose  fast  keinen 
Zweifel  aufkommen.  Jedoch  die  Dauer  der  Anfälle , die  Natur  der- 
selben und  das  Urinsediment  machten  mich  behutsam. 

Auf  nähere  Anfragen  theilte  er  mir  mit,  dass  der  erste  Anfall 
vor  ca.  3 Jahren  aufgetreten  sei  und  ca.  14  Tage  dauerte,  der 
zweite,  vor  18  Monaten,  dauerte  ca.  3 Wochen.  In  den  Intervallen 
blieb  der  Urin  mehr  oder  weniger  trübe , der  letzte  Anfall,  unter 
dem  er  laborirte,  als  ich  ihn  sali,  dauerte  24  Tage.  Die  Kolik- 
aDfälle  waren  sehr  schmerzhaft,  der  rechte  Hoden  war  in  die  Höhe 
gezogen.  Es  traten  oft  Exacerbationen  auf,  jedoch  war  er  niemals 
ganz  schmerzfrei.  Die  rechte  Niere  war  schmerzhaft  auf  Druck, 
ebenso  die  Ureteren.  Die  rechte  Nierengegend  war  sehr  heiss,  er 
konnte  oft  die  Wärme  durch  seinen  Rock  hindurch  fühlen.  Im  An- 
fänge des  Anfalles  trat  Erbrechen  auf,  später  hatte  Pat.  sehr  guten 
Appetit,  jedoch  magerte  er  ab  und  wurde  stets  schwächer.  Gehen 
war  in  den  Intervallen  der  Anfälle  absolut  unmöglich.  Im  Anfalle 
selbst  erhielt  er  Linderung,  wenn  er  das  rechte  Bein  stark  flektirte 
und  adduzirte.  Er  theilte  mir  mit,  dass  er  bei  verschiedenen  Ge- 
legenheiten kleinere  und  grössere  Klümpchen  entleert  habe.  Diese 
Hessen  sich  leicht  zerreiben.  Er  hatte  öfteres  Verlangen  zu  uriniren, 
doch  musste  er  oft  eine  Minute  warten,  ehe  es  anfing  zu  laufen.  Der 
Urin  bot  dieselben  Verhältnisse  dar,  wie  im  ersten  Falle. 

Ich  machte  sofort  die  Diagnose  auf  Nephromycosis  aspergillina. 
Mycelklumpen  den  Ureter  verstopfend. 

Grosse  Dosen  Belladonna  mit  etwas  Morphium  gaben  bald  Lin- 
derung. 

Es  gelang  mir  sehr  leicht,  Reinkulturen  zu  erzielen. 

Der  Aspergillus  ist  sehr  pathogen  für  Kaninchen.  Wässerige 
Aufschwemmungen  in  die  Vena  cava  injizirt,  tödteten  in  48  Stunden. 
Kulturen  aus  dem  Herzblute  gemacht,  blieben  steril.  Aus  Stückchen 
von  Leber  und  Niere  wuchsen  prachtvolle  Rasen. 

Herr  Thierarzt  Desmond  von  hier  hat  seit  ca.  12  Monaten  in 
meinem  Laboratorium  Untersuchungen  über  eine  Art  Tuberculosp  beim 
Hornvieh  angestellt.  Alle  Versuche , entweder  K o c h ’s  Bacillus 
oder  Actinomyces  zu  finden,  blieben  erfolglos.  Vor  einigen  Tagen 


506  R os  s,  Vorläufige  Mittheiluug  über  einige  Fälle  vou  Älycosis  im  Menschen. 

sah  ich  eines  seiner  Präparate  und  äus6erte  meine  Verinuthung,  es 
möge  auch  eine  Aspergillusmykose  sein.  Er  machte  daun  auf 
mein  Anrathen  Plattenkulturen  und  entdeckte  Aspergillus  unter 
emei^-grossen  Anzahl  anderer  Mikroorganismen.  Die  Krankheit  ist 
hier  sehr  verbreitet.  In  einer  Ochsenniere  fand  ich  eine  Anzahl  Ab~ 
scesse,  die  eine  Gelatinesauce-ähuliche  weisse  Masse  enthielten.  Mikro- 
skopisch fand  ich  Aspergillussporen. 

Sollte  der  Prozess  beim  Menschen  ein  ähnlicher  sein,  so  möchte 
eine  Operation  das  einzige  Mittel  zur  Rettung  in  allen  vorgeschrittenen 
Fällen  sein. 

Sollten  nicht  auch  in  Europa  einige  Nephrotomieen,  die,  obschon 
kein  Stein  gefunden  wurde,  in  Genesung  endeten,  auf  eine  irrige 
Diagnose  hin  unternommen  worden  sein,  obschou  ich  durchaus  nicht 
abgeneigt  bin,  anzuuehmen,  dass  Australien  das  zweifelhafte  Vergnügen 
hat,  Krankheiten  eigener  Art  zu  besitzen. 

Wir  haben  hier  soviel  Eigentümliches  in  Fauna  und  Flora,  dass 
es  nicht  überraschen  kann,  wenn  wir  mit  in  Europa  und  auderswo 
unbekannten  Krankheitsprozessen  beglückt  sein  sollten. 

Ueber  den  Weg,  die  Ursprungsstätte  des  Aspergillus  werde 
ich  mit  Herrn  Desmond  uoch  weitere  Untersuchungen  anstellen. 

Pneumonomycosis  oidica. 

Im  Dezember  1889  berichtete  ich  der  Medic.  Society  of  Victoria 
(siehe  Medical  Journal.  Melbourne.  Dezember  1889)  über  einen  Fall  von 
Pneumonomycosis,  dem  ich  damals,  auf  mikroskopische  Befunde 
allein  hin,  für  bedingt  durch  Saccharomyces  albicans  hielt. 
Vor  ca.  6 Monaten  kam  eine  Patientin,  Mrs.  D.,  zu  mir  mit  allen 
physikalischen  Symptomen  einer  K c h in oc o ccus- Krankheit,  der 
Konvexität  der  Leber.  Ohne  vorherige  Probepunktion  — da  ich 
den  Sitz  nicht  genau  bestimmen  konnte,  fürchtete  ich  die  Lunge  perforiren 
zu  müssen  — machte  ich  die  Resektion  der  9.  Rippe  unterhalb  des 
Schulterblattes  und  drang  nun  durch  dichtes  Gewebe  tiefer  ein. 
Probepunktionen  mit  Pravaz’scher  Spritze,  nach  den  verschiedensten 
Richtungen  hin  unternommen,  blieben  erfolglos.  Ich  verniuthete  da- 
her eine  Neubildung,  doch  zur  Vorsicht  liess  ich  die  Wuude  offen. 
Nach  einigen  Tagen  trat  blutig  gefärbtes  Sputum  auf,  nach  weiteren 
2 oder  3 Tagen  entleerte  sich  durch  die  Resektionswunde  eine  grosse 
Masse  dicker  Flüssigkeit.  Zur  selben  Zeit  trat  reichliche  Expek- 
toration mit  Besserung  des  Allgemeinbefindens  auf.  Da  die  Patientin 
weit  von  mir  entfernt  wohnte,  liess  ich  mir  Sputum  senden  und  fand 
nun  Saccharomyces  albicans. 

Plattenkulturen  lieferten  bald  Reinkulturen.  In  Gelatinestich- 
kulturen zeigte  er  ganz  schön  die  fadenförmigen  Auswüchse. 

Mikroskopisch  untersucht,  enthalten  diese  Auswüchse  dieselben 
hyphenartigen  Gebilde,  die  ich  im  Sputum  fand.  Wenn  Sauerstoff 
freien  Zutritt  hat,  entwickeln  sich  die  Zeilen  wie  Hefezellen. 

Die  Kulturen  sind  sehr  pathogen.  Eine  Aufschwemmung,  in  die 
Vena  cava  injizirt,  tödtet  Kaninchen  in  weniger  als  48  Stunden.  Im 
Gegensatz  zum  Aspergillus,  erhielt  ich  zahlreiche  Kolonieen  aus 


Atlas  der  Bakterienkande.  507 

Strich präparaten  vom  Herzblute.  Eine  Unmenge  findet  sich  in  Leber 
und  Nieren. 

Da  die  feineren  histologischen  Verhältnisse  noch  nicht  näher  be- 
schrieben sind , werde  ich  dieses  Gebiet  weiter  bearbeiten.  Zugleich 
werde  ich  meine  Aufmerksamkeit  den  Krankheitserscheinungen  und 
der  pathologisch  anatomischen  Erforschung  der  tuberkelähnlichen  Ge- 
bilde im  Hornvieh  zuwenden. 

Dass  durch  den  Genuss  mit  Aspergillus  - Herden  durchsetzten 
Fleisches  eine  Myeosis  im  Menschen  erzeugt  werden  kann,  ist  doch 
wohl  auzuuehmen.  Jedoch  bin  ich  eher  zu  der  Annahme  geneigt, 
dass  Mensch  und  Vieh,  denselben  Einflüsseu  und  Einwirkungen  aus- 
gesetzt, die  Krankheit  auf  demselben  Wege  acquiriren. 

Im  September  1891  fiodet  in  Sydney,  New-South-Wales,  Australia, 
ein  interkolonialer  medizinischer  Kongress  statt,  und  hoffe  ich  bis  da- 
hin die  Angelegenheit  zum  Abschluss  gebracht  zu  haben,  wenigstens 
so  weit  das  histologische  Detail  in  Betracht  kommt. 

Ende  Januar  1891. 


Referate. 


Fracnkcl,  C.  und^Pfeiffcr, R.,  Mikrophotographischer  Atlas 
der  Bakterienkunde.  Lieferung  9 uud  10.  TÖ.  XLII — LI 
mit  Text.  8°.  Berlin  1891. 

Die  uns  vorliegende  Lieferung  ist  dem  Cholerabacillus  gewidmet. 
Wir  sehen  ihn  in  Fig.  84  uud  85  im  Darminhalt  des  Menschen  theils 
verhältnissmässig  spärlich,  theils  in  dichten  Schwärmen , und  neben 
den  charakteristisch  gebogenen  zahlreiche  gestreckte  Elemente.  Ein 
Schnittpräparat  vom  Darm  einer  Choleraleiche  zeigt  ihn  im  Innern 
der  tubulösen  Drüsen  zufällig,  nicht  zwischen  Epithel  und  Basal- 
membran , wie  man  es  sonst  nach  R.  Koch  häufiger  sieht.  Die 
4 nächsten  Abbildungen  führen  das  Wachsthum  des  Vibrio  auf  der 
Gelatineplatte  nach  18,  24,  30  und  48  Stunden  vor.  Die  unregel- 
mässig rundlichen , krümelig-bröckeligen  Kolouieen  mit  der  Ver- 
fiüssigungszone  und  den  eigenartigen  Lichtreflexen  in  ihrer  Umgebung 
sind  in  vorzüglicher  Weise  wiedergegeben.  Auf  Fig.  91—93  sehen 
wir  die  Stichkultur  in  Nährgelatine  nach  2,  3 und  6 Tagen  in  na- 
türlicher Grösse.  Das  relativ  langsame  Wachsen  der  Kultur,  die  zu- 
nehmende Verflüssigung  und  die  Bildung  der  Gasblase  im  obersten 
Theile  des  Verflüssigungstrichters  treten  anschaulich  zu  7’age.  Es 
folgen  Abbildungen  von  Ausstrichpräparaten  der  Bakterien  in  Rein- 
kultur, auf  Fig.  94  von  Nährgelatine,  auf  Fig.  95  in  Bouillon,  dort 
die  Vibrionen  meist  einzeln  oder  zu  zweien,  vielfache  Sporen  bil- 
dend, hier  mehrfach  zu  langen  Verbänden  (Spirillen?)  ausgewachsen. 
Fig.  96  zeigt  die  Geissein,  auf  einem  nach  I.oeifler  gefärbten  Prä- 
parat, und  zwar  meist  nur  eine  an  einem  Ende  des  Vibrio.  Fig.  97 
führt,  die  Involutionsfonnen  vor,  wie  wir  sie  in  mehrere  Wochen 
alten  Bouillonkulturen  zu  sehen  bekommen  Fig  98  endlich  führt 


508 


Atlas  der  Bakterl&nkunde.  — Tollwutli. 


eine  Reinkultur  auf  gestärkter  Leinwand  vor;  wir  sehen  die  Mikro- 
organismen so  dicht  gedrängt,  als  hätten  wir  ein  Klatschpräparat 
von  einer  Kolonie  von  der  Platte  vor  uns. 

Fig.  99—101  führen  den  Finkler-Prior’schen  Vibrio  vor  in 
der  Kolonie  auf  der  Gelatineplatte,  im  Ausstrichpräparat  in  Rein- 
kultur und  in  der  Stichkultur.  Die  Bilder  bringen  die  Unterschiede 
zwischen  diesem  Stiefbruder  des  Choleravibrio  und  dem  letzteren 
selbst  vorzüglich  zur  Anschauung. 

Fig.  102—104  stellen  den  Vibrio  Me tschnikoff  dar,  dessen 
Aehnlichkeit  mit  dem  Koch’schen  Kommabacillns  allerdings  eine 
viel  grössere  ist.  Immerhin  erscheinen  die  Formen  kürzer,  plumper 
und  stärker  gekrümmt,  namentlich  im  Darminhalt  der  Taube,  während 
die  Reinkultur  auf  der  Platte  auch  der  geübteste  Beobachter  von 
der  des  Choleravibrio  nicht  unterscheiden  könnte.  Das  Wachsthura 
in  der  Stichkultur  ist  dem  des  Choieravibrio  gleichfalls  wohi  ähnlich, 
nur  geht  es  schneller  von  statten. 

Das  letzte  Bild  der  Doppellieferung,  Fig.  105,  zeigt  die  Le  wes - 
sehen  Zahnschleim-Kommabacillen,  die  bekanntlich  auch  als  Gegner 
der  Kocb’schen  Cholerabacillen  ins  Feld  geführt  worden  sind,  ein 
Irrthum,  der  allein  schon  durch  den  Umstand  hätte  unmöglich  ge- 
macht werden  sollen,  dass  die  Lewes’schcn  Vibrionen  auf  unseren 
Nährböden  nicht  gedeihen.  Eine  Verwechselung  hätte  nur  statt- 
fiudeu  können,  wenn  man  hätte  annehmen  wollen,  dass  die  Mund- 
schleim-Vibrionen plötzlich  toll  geworden  wären,  um  Cholera  zu  er- 
zeugen und  gleichzeitig  mit  der  Virulenz  die  Fähigkeit  bekommen 
hätten,  auf  Bouillon,  Gelatine,  Agar-Agar,  Kartoffeln  etc.  in  üppiger 
Weise  zu  gedeihen.  — Der  Vollständigkeit  halber  hätte  vielleicht 
noch  eine  Abbildung  des  Deneke’schen  Bacillus  gegeben  werden 
können. 

Die  Auswahl  der  Präparate  zeigt  das  Charakteristische  im  mor- 
phologischen und  biologischen  Verhalten  des  Choleravibrio  und  seiner 
Konkurrenten  in  einer  solchen  Vollständigkeit  und  Schönheit,  wie 
wir  es  noch  nirgends  gesehen  haben.  Die  Ausführung  der  Bilder 
lässt  an  Schärfe  und  Klarheit  nichts  zu  wünschen  übrig.  Der  be- 
gleitende Text  hat  die  aus  den  früheren  Lieferungen  rühmlichst  be- 
kannte Klarheit  im  Ausdruck  und  iD  der  Darsteilung. 

M.  Kirchner  (Hannover). 

Bombicci,  G.,  Sulla  virulenza  delle  capsule  surrenali 
del  conigiio,  nelia  rabbia.  (La  Riforma  med.  VI.  1890. 
No.  79.  p.  471.) 

Verf.  suchte  die  Frage,  ob  in  den  Nebennieren  eine  Lokalisation 
des  Wuthgiftes  zu  Stande  komme,  in  definitiver  Weise  zu  lösen.  Die 
Nebennieren  wurden  Kaninchen  entnommen,  bei  welchen  Impfwuth 
durch  subdurale  Injektion  von  Virus  fixe  oder  durch  Impfuug  mit 
Strassenvirus  in  die  vordere  Augenkammer  ausgelöst  worden  war. 
Alle  Kaninchen,  die  mit  emer  aus  solchen  Nebennieren  bereiteten 
Emulsion  infizirt  wurden,  gingen  unter  den  charakteristischen  Er- 
scheinungen der  Wuth  nach  kürzerer  oder  längerer  Zeit  zu  Grunde, 
wobei  die  Diagnose  durch  erfolgreiche  Weiterimpfung  auf  Kontroll- 


TcUwTith.  — Purpur*  haemorrhagica.  — Thierische  Psrasitea. 


509 


thiere  ihre  Bestätigung  fand.  Im  Allgemeinen  war  das  durch  die 
Infektion  mit  Nebennieren  wuthkranker  Thiere  hervorgebrachte  Krank- 
heitsbild ein  milderes,  verzögerteres,  als  es  bei  Verimpfung  des  Bulbus 
erhalten  zu  werden  pflegt.  In  einzelnen  Fällen  war  die  Inkubations- 
zeit eine  längere,  als  die  gewöhnliche,  dagegen  die  paralytischen  Er- 
scheinungen, welche  dem  Tode  vorangehen,  von  sehr  kurzer  Dauer. 
Ein  wesentlicher  Unterschied  in  den  Symptomen  der  mit  Nebennieren 
erzeugten  Wuth  konnte  nicht  sichergestellt  werden,  ob  nun  die  Neben- 
nieren von  getödteten  oder  spontan  gestorbenen  Thieren  herstammten, 
ob  sie  unmittelbar  oder  nach  verschieden  langer  Zeit  nach  dem  Tode 
entnommen  wurden. 

Aus  den  Ergebnissen  seiner  Untersuchungen  schliesat  Ver?.,  dass 
die  Nebennieren  bei  Wuth  virulent  sind  und  dass  diese  Virulenz  von 
einer  etwaigen  post  mortem  eintretenden  Diffusion  des  Wuthgiftes 
unabhängig  ist.  Die  Milde  und  der  langsame  Verlauf  der  mit  Neben- 
nieren erzeugten  Krankheit  lassen  sich  aus  dem  — gegenüber  jenem 
des  centralen  Nervensystems  — geringeren  Virusgehalt  der  Neben- 
nieren erklären.  Kr  dl  (Prag). 


Hailöt,  V,  et  Luzet,  Ch.,  Note  sur  le  purpura  a strepto- 
coques  au  cours  de  la  mdningite  c6r6bro-spi.nale 
streptococcien ne.  Transmission  du  purpura  de  la 
in  e r e au  foetus.  (Archives  de  mödecine  experimentale  et  d’ana- 
tomie  pathologique.  1890.  No.  6 ) 

Eine  schwangere  Frau  erkrankte  aus  unbekannter  Ursache  an 
einer  eiterigen  Meningitis  cerebrospinalis , wurde  septikämisch  und 
bekam  während  dieser  Zeit  eine  Purpura  haemorrhagica  an 
den  unteren  Extremitäten.  Der  intrauterin  infizirte  Fötus  wurde 
todt  geboren.  Die  Mutter  starb  4 Tage  nach  dem  Auftreten  der 
KrankheitserscheinungeD. 

Beim  Fötus  fanden  sich  die  Ekchymosen  nur  in  den  serösen 
Häuten  und  in  der  Thymusdrüse  vor.  Dieselben  enthielten  sämmt- 
lieh  Streptokokken.  Letztere  wurden  auch  in  der  Leber  konstatirt. 

Bei  der  Mutter  wurden  die  Streptokokken  im  Meningealexsudate, 
in  der  Leber,  in  der  Milz  und  im  Uterus  naebgewiesen. 

Um  welche  Art  von  Streptokokken  es  sich  gehandelt  hat,  wurde 
nicht  ermittelt. 

Ref.  vermisst  mit  Rücksicht  auf  die  Untersuchungen  der  letzten 
Zeit  hinsichtlich  der  Frage  nach  dem  Uebergange  von  Infektions- 
keimen von  der  Mutter  auf  den  Fotos  die  Untersuchung  der  Pla- 
centa,  namentlich  betreffs  etwaiger  Blutungsherde. 

Dittrich  (Prag). 

Tan  Beneden.  P.  J,,  Un  Nömatode  nouveau  d’un  Galago 
de  la  cote  de  Guinöe.  (Bulletin  de  l’Acad6mie  royale  de 
Belgique.  S6r.  III.  T.  XIX.  1890.  p.  389—393.  Mit  1 Taf.) 

Verf.  beschreibt  einen  neuen  NematodeD,  der  im  Darm  von 
Otolicnus  peli  Ternminck,  einem  Maki  Guinea’»,  gefunden  ist. 
Des  Verf.’s  Ansicht,  dass  dies  der  erste  helminthologische  Fund  in 
ix.  Bd.  33 


510 


Tbierische  Parasiten. 


Lemuriden  sei,  iluss  Ref.  dahin  berichtigen,  dass  Fou  r me  n t *)  eine 
F i 1 a r i a aus  L e p i 1 e m u r und  P o i r i e r *)  ein  Distoraum  aus 
Nvcticebus  beschrieben  hat. 

Der  Wurm  ist  15  mm  lang  und  s/4  mm  dick;  nach  der  Abbil- 
dung zu  schliessen,  bezieht  sich  diese  Maassangabe  aber  nur  auf  das 
Weibchen,  das  Männchen  ist  etwas  kürzer  und  bedeutend  dünner. 
Die  unbewaffnete  Mundöffnung  ist  endständig  und  führt  in  einen 
recht  musculösen  Oesophagus,  der  sich  mit  einer  bulbösen  Anschwel- 
lung gegen  den  Darm  absetzt.  Letzterer  durchzieht  den  Körper- 
sclilauch  in  gerader  Linie  und  mündet  in  nicht  grosser  Entfernung 
von  der  Schwanzspitze  nach  aussen.  Beim  Männchen  ist  der  After 
noch  rechts  und  linke  von  einem  Hautsaurae  begrenzt,  auf  dem  fünf 
Papillen  (oder  „Chitinrippen“  meint  derVerf.)  sichtbar  sind,  die  aber 
den  Rand  des  Saumes  nicht  erreichen.  Will  man  Schueider’s  Art 
der  Charakterisirung  beibehalten,  so  muss  man,  da  nach  ihm  die 
postanalen  Papillen  nicht  konstant  sind,  die  Zahl  der  präanalen  an- 
geben, die  sich  in  unserem  Falle  auf  drei  beläuft.  Mit  dem  After 
vereinigt  findet  man  beim  Männchen  auch  die  Genitalöffnung.  Die 
Begattungsstücke  bestehen  aus  zwei  sehr  langen  gleichen  Spiculis 
und  einem  bedeutend  kleineren  accessorischen  Stücke.  Die  weibliche 
Geschlechtsöffnung  befindet  sich  ungefähr  in  der  Mitte  des  Körpers, 
vielleicht  ein  wenig  mehr  nach  hinten  zu.  Aber  auf  jeden  Fall 
scheint  sie  mir  nicht  so  weit  nach  hinten  zu  liegen,  dass  sie  bei 
einer  fernrohrartigen  Einstülpung  des  hinteren  Schwanzendes,  die 
Verf.  beim  Weibchen  mehrfach  beobachtet  hat,  auf  den  Rand  des 
durch  die  Einstülpung  entstandenen  Trichters  oder  gar  in  denselben 
hinein  zu  liegen  käme,  wie  man  das  aus  Analogie  schliessen  möchte, 
da  Schneider  bei  Formen,  deren  weibliches  Schwanzende  ein 
gleiches  Verhalten  zeigte  (Strongylus  hypostomus  und  in- 
vaginatus),  die  Vulva  nicht  weit  vom  After  nachweisen  konnte 
und  daher  die  Vermuthung  aussprach,  die  Einstülpung  möchte  beim 
Begattungsakte  einen  gewissen  Vortheil  bieten. 

Die  Stellung  im  System  muss  unserm  Nematoden  erst  noch  an- 
gewiesen werden,  denn  zum  Genus  Strongylus,  dem  er  von  v.  Be- 
ne d e n als  S t r.  O t o 1 i e n i zugezählt  wird,  gehört  er  jedenfalls  nicht. 
Charakteristisch  für  die  Strongyliden  ist  vor  allem  die  männliche 
Bursa,  die  geschlossen  zu  nennen  ist  und  die  Schwanzspitze  ganz  in 
sich  aufnimmt.  Auch  fehlen  die  typischen  Rippen  bei  unserer  Form 
gänzlich;  wenn  auch  die  Papillen  etwas  verlängert  sind,  so  halten 
sie  mit  den  Rippen  der  Strongylus-Bursa  doch  keinen  Vergleich  aus. 
Ref.  meint,  wir  haben  es  in  unserer  Form  mit  einem  neuen  Genus 
zu  thun.  G.  Brandes  (Halle  a.  S.). 

Sagarra,  Y,,  Un  caso  de  distoma  hepatico  en  el  hombre. 

(Revista  de  med.  v cir.  präet.  1890.  No.  22.) 

Verf.  veröffentlicht  eine  brieflich  au  Ihn  gerichtete  Mittheilung 
eines  seiner  vormaligen  Schüler  über  die  Krankheit  eines  42jährigen 

1)  Fourment,  Soc.  de  Bioiogie  Pari*  1883. 

; i j Poirier,  Treauitodes  nouv.  (Bulletin  soc.  philomal.  t.  X.  Paris  1886 — 
1886.  pag.  7—8.  pl.  II.) 


L'ntersuchuDgsmethoden,  Instrumente  etc. 


511 


Bauern,  die  vier  Monate  lang  allen  Diagnoseversuchen  getrotzt  hatte, 
da  bei  Anasarka,  Durst,  Appetitlosigkeit,  Verstopfung  (mit  Durchfall 
alle  5 — 6 Tage),  keinerlei  Organerkrankung  zu  entdecken  war  und 
das  leichte  Kitzelgefühl  in  der  Gallenblasengegend  keiner  Beachtung 
werth  schien.  Da  erfuhr  der  behandelnde  Arzt  zufällig,  dass  an  dem 
Orte  viele  Schafe  an  der  Convalia  zu  Grunde  gingen,  die  von 
den  Armen  verzehrt  wurden;  er  untersuchte  nun  mehrere  gefallene 
Schafe,  und  fand,  dass  die  Krankheit  von  Distom a hepaticum 
herrührte.  Der  Kranke  erklärte  auf  Befragen,  dass  er  öfters  von 
solchem  Fleische  gegessen  hätte  und  erhielt  nun  während  einer  Ver- 
stopfungsperiode Ricinusöl,  worauf  denn  auch  in  dem  reichlichen 
galligen  Stuhlgange  vier  deutlich  ausgebildete  Distoraen  gefunden 
wurden,  von  denen  ein  Exemplar  an  Verf.  (Professor  det  Operations- 
lehre) zur  Untersuchung  geschickt,  als  Distoma  hepaticum  er- 
kannt und  als  mikroskopisches  Präparat  aufbewahrt  wurde.  Unge- 
achtet der  Kranke  sich  sowohl  nach  spontaner  Diarrhöe,  als  nach 
Abführmitteln  erleichtert  fühlte,  nahmen  allmählich  doch  das  Ana- 
sarka, die  ikterische  Färbung,  die  Stomatitis  ulcerosa  immer  mehr 
zu,  bis  schliesslich  nach  18  Monaten,  unter  den  Erscheinungen  des 
Lungenödems,  der  Tod  eintrat.  Dieser  Fall  scheint  der  erste  in 
Spanien  beobachtete  oder  doch  als  solcher  erkannte  Fall  von  Leber- 
egelinfektion beim  Menschen  zu  sein.  Sentiilon  (Barcelona). 

Soutliworth,  E.  H. , A new  Hollyhock  disease.  (Journ.  of 
Mycology.  Washington.  Vol.  VI.  1890.  No.  II.  p.  45 — 50.  PI.  III.) 

Eine  neue  Malvenkrankheit  ist  seit  5 — G Jahren  in  New-York, 
New-Jersey,  Washington  beobachtet  worden,  welche  alle  Theile  der 
Gartenmalven  befällt  und  diese  gänzlich  zu  Grunde  richtet.  Die  Ur- 
sache der  Krankheit  ist  ein  Verwandter  des  Colletotrichum 
Lindemuthianum  (Sacc.  et  Magn.), .welcher  die  bekannte  Flecken- 
krankheit der  Bohnen  erzeugt.  Verf.  beschreibt  ihn  unter  dem  Namen 
Colletotrichum  Althaeae  n.  sp.  Ludwig  (Greiz). 

Brefeld , 0.,  Recent  in  vestigations  of  smut  fungi  and 
smut  diseases  (1.  c.  p.  59—71.) 

Abdruck  des  hier  schon  besprochenen  Aufsatzes  aus  den  Nachr. 
aus  d.  Klub  d.  Landwirthe  zu  Berlin  No.  220 — 222.  Forsetzung. 

Ludwig  (Greiz). 


Untersuchungsmethoden,  Instrumente  etc. 


Holler,  J.,  Der  Harn  als  bakteriologischer  Nährboden. 

(Berl.  klin.  Wochenschr.  1890.  No.  39.) 

Gründe  der  Sparsamkeit  und  angebliche  Mängel  der  Fleisch- 
wasserpeptongelatine, vor  allem  die  Langsamkeit  der  Präparation  der 
letzteren,  welche  aas  Eindringen  zahlreicher  und  schwer  zu  vernich- 
tender Keime  in  die  Gelatine  gestattet,  die  Nothwcndigkcit  und 

33* 


512  Schutzimpfung,  küustl.  Infektioosknmkbeiteu,  Gntwickelungshemmung  ete. 


Schwierigkeit  der  Filtration,  welche  sehr  zeitraubend  ist,  haben  H. 
veranlasst,  statt  des  Fleiscbwa3sers  den  Harn  zur  Herstellung  der 
Nährgelatine  zu  verwenden,  der  billig  und  in  seiner  Zusammensetzung 
derjenigen  des  Fleischwassers  verwandt  ist.  Er  ist  in  sterilisirten 
Gefässen  aufgefangen , als  keimfrei  zu  betrachten , hat  den  grossen 
Vorzug,  eiweissfrei  zu  sein  und  ist  leicht  zu  neutralisiren.  Ausser» 
dem  ist  er  bekanntlich  ein  guter  Nährboden  für  Bakterien.  H.  fängt 
Harn  in  sterilisirten  Gefässen  auf,  bringt  sein  spezif.  Gewicht  durch 
Verdünnen  mit  Wasser  auf  1010,  macht  ihn  schwach  alkalisch  durch 
Sodalösung  und  filtrirt;  daun  setzt  er  1%  Pepton,  £%  Kochsalz, 
5— 10°/0  Gelatine  oder  1 — 2 °/0  Agar-Agar,  wenn  erforderlich  Gly- 
zerin, Traubenzucker  u.  dgl.  in.  hinzu,  kocht,  filtrirt,  füllt  den  Nähr- 
boden in  Gläschen  und  sterilisirt.  Eine  einmalige  Sterilisation  ge- 
nügt. Will  man  ganz  besonders  gut  entwickelte  Kulturen  erzielen, 
so  kann  man  dm  ch  Thierkohle  einen  Theil  der  Harnfarbstoffe  ausfällen. 
H.  fand  seinen  Nährboden  sehr  haltbar  und  entschieden  durchsich- 
tiger und  klarer,  als  die  Fleischwasserpeptongelatine. 

Verflüssigung  und  Farbstoffhildung  in  Harngelatinekulturen  geht 
ebenso  vor  sich,  wie  in  der  bisher  üblichen  Gelatine , ebenso  ist  die 
äussere  Form  der  Kolonieen  und  Kulturen  die  gleiche.  H.  züchtete 
5 verschiedene  Schimmelpilzarten , mehrere  Hefen,  6 saprophytische 
und  8 pathogene  Bakterien  auf  seinem  Nährboden,  die  alle  vorzüglich 
gediehen,  die  letzteren,  wie  H.  besonders  hervorhebt,  ohne  ihre  Viru- 
lenz einzubüssen.  Weniger  gut  gediehen  einige  Bakterien  insofern, 
als  z.  B.  der  B.  violaceus  seinen  Farbstoff,  der  B.  fluorescens 
seine  Fluorescenz  auf  der  Harngeiatine  nicht  in  der  bekannten  üppigen 
Weise  zeigten.  Tuberkelbacillen  gediehen  auf  dem  Harnnährboden 
sehr  kümmerlich,  die  Züchtung  des  Gonococcus  misslang  völlig. 
H.  empfiehlt  mit  Recht  weitere  Versuche  mit  seinem  Nährboden  und 
schliesst  seine  Arbeit  mit  der  gewiss  allseitig  gebilligten  Mahnung: 
„Ist  der  Harn  ein  guter  Nährboden  für  fast  alle  Infektionsträger,  so 
ist  sorgfältige  Desinfektion  des  Harns  bei  allen  Infektionskrankheiten 
eine  hygienische  Forderung.“  M.  Kirchner  (Hannover). 


Schulz,  N.  K.,  Die  Bereitung  der  Nährmedien  für  Mikroben.  (Wratsch.  1891.  No.  1 — 3. 
p.  3—4,  37—38,  63—66  ) [Russisch.] 


Schutzimpfung,  künstliche  Infektionskrankheiten,  Entwick- 
lungshemmung und  Vernichtung  der  Bakterien  etc. 

Lubarseh,  G.,  Untersuchungen  über  die  Ursachen  der 
angeborenen  und  erworbenen  Immunität.  (Sep.-Abdr. 
aus  der  Zeischrift  für  klinische  M ■ Hein.  163  S.  Berlin  1891.). 

Die  umfangreiche  Abhandlung  bes.eht  aus  einer  historischen  Ein- 


Schutzimpfung,  künstl.  Infektionskrankheiten,  Entwickelungsheniroung  etc.  513 


leitung,  einem  allgemeinen  kritisch-experimentellen  und  einem  spe- 
ziell-experimentellen Theil. 

In  dem  historischen  Theil  gibt  L.  nach  einigen  Citaten  aus 
Alterthum  und  Mittelalter  einen  kurzen  Ueberblick  über  die  Hypo- 
thesen, welche  in  neuerer  Zeit  über  das  Zustandekommen  der  ange- 
borenen und  der  erworbenen  Immunität  aufgestellt  worden  sind.  In 
dem  zweiten  Theil  unterzieht  er  die  hauptsächlichsten  dieser  Hypo- 
thesen — Verf.  bezeichnet  sie  durchweg  als  Theorieen  — einer  noch- 
maligen, ausführlicheren,  kritischen  Besprechung,  wobei  er  auch  eigene 
diesbezügliche  Experimente  anführt,  die  sich  indes  grösstentheils  auf 
Wiederholung  resp.  Nachprüfung  der  Versuche  anderer  Autoren  be- 
schränken; die  eigenen  Versuche  von  L.  beziehen  sich  übrigens  aus- 
schliesslich auf  den  Milzbrand. 

Zunächst  bespricht  der  Verf.  die  E r s c h ö p f u n g s t h e o r i e 
(Pasteur,  Klebs).  Bereits  vor  einiger  Zeit  hat  Bitter  nach* 
gewiesen,  dass  bei  Milzbrand,  Schweinerothlauf,  Hühnercholera  von 
einer  Erschöpfung  des  Nährbodens  im  infizirfcen  Thierkörper  nicht 
die  Rede  sein  kann.  Die  Versuche  mit  Milzbrand  bat  nun  L.  wieder- 
holt, zum  Theil  an  anderen  Thierarten,  und  ist  zu  demselben  Resultat 
gekommen,  wie  Bitter.  Auch  im  lebenden,  mit  Milzbrand  infisirten 
Thiere  sah  er  Milzbrandsporen  zu  Bacillen  auswachsen. 

Im  Anschluss  an  die  Erschöpfungstheorie  bespricht  L.  die  neuer- 
dings namentlich  von  Baumgarten  und  seinen  Schülern  (Pe- 
truschky,  Braem)  vertretene  „Assimilationstheorie'1. 
Die  Versuchsergebuisse  Braem's,  dass  sporenhaltige  Milzbrand- 
bacillen in  Wasser  und  0,6%  Kochsalzlösung  verhältnissmässig 
rasch  (in  etwa  12  Tagen)  untergehen,  konnte  L.  nicht  bestätigen; 
in  seinen  Versuchen  waren  selbst  nach  Verlauf  von  2 ‘/9  Monaten 
im  Wasser  noch  ungefähr  die  Hälfte  der  eiugebrachten  Sporen  vor- 
handen, in  der  Kochsalzlösung  war  überhaupt  keine  Abnahme  zu 
koustatiren.  Verf.  führt  dann  näher  aus , dass  sich  die  Milzbrand- 
bacillen im  lebenden  Froschkörper  durchaus  anders  verhalten,  wie 
in  nahrungsarmen  Medien  u.  ähnl.  m.,  dass  es  jedoch  auch  beim 
Milzbrand  nach  seinen  Versuchen  einen  Fall  gibt  (Ascidien),  für  den 
Baum  gar  ten’s  Auffassung  völlig  zuzutreffen  scheint. 

Alsdann  werden  die  „lo calistische“  Theorie  (Büchner, 
Wolffberg),  die  Leukocytentheorieen  (Metschnikoff, 
Ribbert),  die  Anpassungstheorie  (Grawitz)  und  die 
„cellular-chemischen“  Theorieen  kurz  besprochen.  Zu  den 
letzteren  rechnet  Verf.  merkwürdigerweise  auch  die  Anschauung, 
dass  die  bakterientödtendeu  Eigenschaften  des  zellenfreien  Blut- 
serums für  die  Erklärung  der  Immunität  in  gewissen  Fällen  ver- 
wendet werden  könne.  Die  Anhänger  dieser  Anschauung  nehmen 
eine  bakterientödtende  Wirkung  der  Zellen  gar  nicht  an,  man 
kann  daher  diese  Theorie  nicht  zu  den  „cellular  - chemischen“ 
zählen. 

Verf.  wendet  sich  weiter  zu  der  Retentionstheorie  (Chau- 
veau,  Wern  ich);  er  schliesst  sich  hier  der  früher  von  Flügge 
ausgesprochenen  Ansicht  an,  dass  in  den  Körpersäfteu  lösliche  Stoffe 


514  Schutzimpfung,  kiinstl.  Infok  tonskrankhciten,  Entwickelungsheramung  etc. 


wohl  nicht  so  lange  im  Körper  zurückbelialten  werden  könnten,  wie 
dies  zur  Erklärung  der  langen  Dauer  des  Impfschutzes  nöthig  wäre. 
L.  meint,  dass  durch  diese  Ueberlegung  die  Retentionshypothese 
„unter  allen  Umständen  ihren  Todesstoss  empfängt“  (S.  47).  Indes 
ist  das  nicht  sein  letztes  Wort  in  dieser  Angelegenheit.  Denn  in 
einem  Nachtrage  zu  der  vorliegenden  Arbeit,  welcher  sechs  Monate 
später  datirt  ist,  als  diese,  bezeichnet  er  die  neuen  Entdeckungen 
von  Behring  und  Kitasato  aut  dem  Gebiete  der  Immumtätslehre 
als  „eine  fundamentale  Thatsache,  welche  die  Retentionshypolhese 
zum  entscheidenden  Siege  zu  führen  scheint“  (S.  152). 

Unbefriedigt  von  den  bisher  aufgestellteri  Hypothesen,  wendet 
sich  L.  nunmehr  in  dem  dritten  Theil  seiner  Arbeit  dazu,  den  Milz- 
brand — als  eine  der  bestgekannten  Infektionskrankheiten  — bei 
empfänlichen,  sowie  bei  natürlich  und  künstlich  immunen  Thieren 
näher  zu  untersuchen.  Hierbei  detinirt  er  als  absolut  immun  den- 
jenigen Organismus,  „in  welchem  eine  Vermehrung  der  eingedrungenen 
Infektionserreger  nicht  stattfinden  kann“1)  (S.  50). 

Diese  Definition  ist  offenbar  unzureichend.  Denn  der  Begriff 
der  Immunität  war  nicht  nur,  wie  L.  anführt,  ursprünglich  ein 
klinischer,  sondern  er  ist  es,  dem  allgemeinen  Sprachgebrauche 
zufolge,  auch  heute  noch : nicht,  ob  die  eingedrungenen  Infektions- 
erreger sich  vermehren , sondern  ob  der  Organismus  in  Folge  des 
Eindringens  derselben  erkrankt,  ist  das  Wesentliche.  Auffällender- 
weise widerspricht  aber  L.  selbst  an  einer  späteren  Stelle  der  vor- 
liegenden Abhandlung  jener  eigens  von  ihm  aufgestellten  Definition 
völlig;  denn  auf  S.  119  stellt  er  vier  Möglichkeiten  für  die  Immu- 
nität gegen  Milzbrand  auf,  von  denen  nur  die  erste  darin  besteht, 
dass  sich  die  im  Thierkörper  eingedrungenen  Bacillen  nicht  ver- 
mehren. 

Lu  barsch  bespricht  dann  zunächst  einige  Schutzvorrichtungen, 
durch  welche  der  thierische  Organismus  an  den  Invasionsstätten  der 
pathogenen  Mikroorganismen  das  Eindringen  derselben  unter  Um- 
ständen zu  verhindern  vermag.  Diese  Vorrichtungen  (Plattenepithel 
der  Mundhöhle,  Säuregehalt  des  Magensaftes  etc.)  fasst  er  unter  der 
Bezeichnung  „lokale  Immunität“  zusammen.  Ausführlicher  beschäftigt 
er  sich  mit  der  Infektion  von  der  Lungenobet  fläche  und  von  der 
Hornhaut  aus.  Auf  welchen  Gründen  die  thatsächlieh  bestehende 
Schwierigkeit,  Thiere  von  den  beiden  letztgenannten  Stellen  aus  mit 
Milzbrand  zu  infiziren,  beruht,  vermag  L.  nicht  mit  Sicherheit  zu 
entscheiden.  Im  Anschluss  hieran  werden  einige  Versuche  über  den 
Einfluss  der  Entzündung,  Eiterung  und  Nekrose  auf  die  Infektion  mit 
Milzbrand  mitgetheilt. 

Weiterhin  folgt  eine  ausführliche  Besprechung  des  Milzbrandes 
bei  den  verschiedenen  Thierklassen:  bei  Wirbellosen,  Fischen,  Am- 
phibien, Vögeln,  Ratten,  Katzen,  Hunden,  beim  Menschen  und  schliess- 
lich bei  den  absolut  empfänglichen  Thieren  (Meerschweinchen,  weissen 


1)  Als  relativ  immun  bezeichnet  L denjenigen  Organismus , in  welchem  ..zwar 
lokal  eine  beschränkte  Vermehrung  der  Infektionserreger  statifinden  kann,  ohne  dass  es 
jedoch  zu  einer  Allgemeinerkranknng  kommt“. 


Schutzimpfung,  künstl.  Infektionskrankheiten,  Entwicklungshemmung  etc.  515 


Mäusen,  manchen  Kaninchen).  Eine  ausführliche  Inhaltsangabe  dieses 
Abschuitts  würde  die  Ausdehnung  dieses  Referats  zu  sehr  vergrössern ; 
auch  bringen  die  Versuche  und  Erörterungen  des  Vevf.’s  nur  wenig 
Neues.  Die  im  Laboratorium  der  zoologischen  Station  in  Neapel  an- 
gestellten  Versuche  mit  Ascidien,  Torpedos  und  Haifischen  hat  Verf. 
z.  Th.  bereits  früher  in  diesem  Centralblatt  Bd.  VI.  (1889.  S.  530  ff.) 
publizirt.  — Auch  in  diesem  „speziell-experimentellen“  Theile  finden 
wir  übrigens  durchaus  nicht  nur  Beobachtungen  und  Versuche,  sondern 
wiederum,  wie  in  den  früheren  Abschnitten,  längere  kritisch-polemische 
Auseinandersetzungen,  die  sich  naturgemäss  nicht  in  Kürze  wieder- 
geben lassen. 

Nach  einigen  Betrachtungen  über  die  „Theorie  der  Milzbrand- 
kraukheit'1  folgt  dann  ein  nochmaliger  längerer  Exkurs  über  die 
Phagocytose.  L.  kommt  schliesslich  zu  der  Ansicht,  dass  in  der- 
selben eine  wesentliche  Ursache  der  Immunität  nicht  zu  sehen 
sei,  doch  könnte  die  Phagocytose  „hie  und  da  von  Bedeutung  für 
die  Vernichtung  der  Bakterien  sein  , wenn  dieselben  bereits  ausser- 
halb der  Zellen  durch  die  Zellen  in  einen  Zustand  versetzt  sind,  in 
dem  sie  ausser  Stande  sind , die  Zellen  zu  schädigen , und  wenn 
auch  innerhalb  der  Zellen  die  Stoffwechselvorzüge  derselben  eine 
Weiterentwickelung  der  Bakterien  Verbindern“. 

Weiterhin  bespricht  L.  die  — bisher  nicht  mit  Sicherheit  fest- 
gestellte  — Bedeutung  der  Milz  für  die  Immunität  und  wendet  sich 
schliesslich  zu  den  bakterientödtenden  Eigenschaften  des  Blutserums. 
Flügge  hat  bekanntlich  nachgewiesen,  dass  das  Blut  eines  mit  Milz- 
brand infizirten  Kaninchens  bereits  zu  einer  Zeit  seine  bakterten- 
tödtende  Eigenschaft  verliert,  zu  welcher  in  den  grossen  Gelassen 
Bacillen  noch  nicht  nachweisbar  sind.  L.  hat  diesen  Versuch  mehr- 
mals und  stets  mit  dem  gleichen  Resultat  wiederholt.  Er  ging  dann 
weiter  daran,  das  Verhalten  der  bakterientödtenden  Wirkung  des 
Blutserums  bei  immunisirten  Thieren  zu  untersuchen.  L.  experi- 
mentirte  an  einigen  Kaninchen  und  zwei  Hammeln,  hatte  jedoch  Öfters 
Misserfolge;  so  starben  manche  Kaninchen  bereits  nach  der  Impfung 
mit  Vaccin  II,  der  eine  Hammel  sogar  schon  nach  der  Impfung  mit 
Vaccin  I (wahrscheinlich  in  Folge  starken  Blutverlustes  bei  der  Blut- 
entnahme). Aber  auch  in  den  übrigen  mitgetheilten  Versuchen  wurde 
eine  dauernde  Immunität  fast  nie  erzielt;  sie  sind  ausserdem  an 
Zahl  so  gering,  dass  aus  ihnen,  wie  auch  Verf.  selbst  zugibt,  sichere 
Schlüsse  nicht  gezogen  werden  können;  doch  ergibt  sich  in  den  meisten 
Versuchen  eine  mehr  oder  minder  starke  Vermehrung  der  bak- 
terientödtenden Kraft  des  Blutes  nach  der  Impfung  mit  den  Vaccins 
und  besonders,  nachdem  die  mit  den  Vaccins  behandelten  Thiere 
schliesslich  mit  virulentem  Milzbrand  geimpft  wurden.  In  den  Ver- 
suchen mit  Hammelblut  zeigte  sich  nach  der  Impfung  mit  Vaccin  II 
gleichzeitig  rnit  der  Zunahme  der  bakterientödtenden  Wirkung  des 
Blutserums  auch  eine  erhebliche  Vermehrung  der  Alkalescenz  des- 
selben. 

Auffällig  sind  die  sich  völlig  widersprechenden  Ansichten, 
welche  L.  über  die  Bedeutung  der  bakterientödtenden  Eigenschaft  des 
Blutes  äussert.  Bereits  in  seiner  oben  citirten,  in  diesem  Centralblatt  er~ 


516  Schutzimpfung,  künstl.  Infektionskrankheiten,  Entwickeiungshemmung  etc. 


schienenen  Arbeit  hat  er  einige  Versuche  mitgetheilt,  wonach  die  Menge 
Milzbrandbaciilen , welche  genügt,  um  Kaninchen  und  Katzen  bei 
mtravenöser  Injektion  zu  tödteu,  erheblich  kleiner  sein  kann,  als  die- 
jenige, welche  das  extravascuiäre  Blut  derselben  Thiere  zu  vernichten 
im  Stande  ist.  L.  schliesst  hieraus  (1.  c.  S.  491),  dass,  wenn  das 
circulirende  Blut  dieser  Thiere  überhaupt  bakterientödteude  Eigen- 
schaft besitze,  was  er  nach  keiner  Richtung  hin  bestreiten  wolle, 
diese  Eigenschaft  weit  geringer  sein  müsse,  als  beim  extravasculären 
Blute.  lief,  hat  bereits  an  anderer  Stelle  (Zeitschrift  f.  klin.  Med. 
Bd.  XVIII.  S.  66  Anmerk.)  gezeigt,  dass  aus  den  Versuchen  von  L.  jener 
Schluss  durchaus  nicht  mit  Nothwendigkeit  gezogen  werdeu  muss. 
In  dem  Nachtrag  zu  der  vorliegenden  Arbeit  erklärt  nun  L.  gegen- 
über den  vom  Ref.  erhobenen  Eiuwänden : „Diese  bakterieutödtende 
Eigenschaft  des  circuli renden , nun  gar  zellfreien  Blutes  ist  bis 
jetzt  durch  nichts  bewiesen“  (S.  150).  Ebenso  äussert  er  sich  in 
einer  kurz  vorher  iu  den  „Fortschritten  der  Medizin“  erschienenen 
Publikation  (cf.  das  Referat  in  diesem  Centralbiatt.  Bd.  IX.  No.  1). 
Dagegen  lesen  wir  noch  auf  S.  59  der  vorliegenden  Arbeit:  „Ich 
bäte  ja  speziell  für  Kaninchen  und  Katzen  nachgewiesen,  dass  vom 
lebenden  Blute  selbst  2—3000  Bacillen  vernichtet  werden  können.“  — 

Der  Verf.  glaubt  das  Gesammtergebrriss  seiner  Arbeit  in  folgende 
Sätze  zusammerifassen  zu  können: 

„1.  Die  angeborene  absolute  Immunität  kann  auf  dem  Mangel 
an  assimilirbarem  Nährmaterial  beruhen  (Ascidien). 

2.  Sie  kann  aber  auch  bewirkt  sein  durch  eine  Reaktion  seitens 
der  Körperzellen,  welche  durch  den  Reiz  der  eindringendeu  Orga- 
nismen ihre  antiparasitären  Eigenschaften  in  verstärktem  Maasse  ent- 
falten (Frösche,  graue  Ratten,  Hunde  u.  s.  w.) 

3.  Bei  der  relativen,  natürlichen  Immunität  wird  die  Verstärkung 
der  antiparasitären  Zelleigenschaften  erst  durch  eine  ausgedehnte 
lokale  Vermehrung  der  eingedrungenen  Bakterien  erreicht.  Zwischen 
dieser  Immunität  und  der  absoluten  Empfänglichkeit  bestehen  allerlei 
Uebergänge. 

4.  Die  erworbene  Immunität  wird  durch  die  chemischen  Stoff- 
wechseiprodukte  der  Bakterien  in  Gemeinschaft  mit  Zellprodukten 
erzeugt. 

5.  Durch  die  Bildung  dieser  Stoffe  wird  eine  totale  Umwandlung 

des  Stoffwechsels  der  Zellenterritorien  erreicht,  welche  jedesmal  ihren 
Höhepunkt  zu  erreichen  scheint,  wenn  die  virulenten  Bakterien  der 
gleichen  Art  von  Neuem  eindringen.“  R.  Stern  (Breslau). 

Straus,  Cliambon  et  Menard,  Reche rches  experimentales 
sur  la  vaccine  chez  le  veau.  (La  Semainc  m£d.  1890.  No.  57.) 

Die  Verff.  stellten  seit  zwei  Jahren  Untersuchungen  über  die 
Impfpocken  beim  Kalbe  an,  bei  denen  sie  zu  einigen  bemerkens- 
werthen  Ergebnissen  gelangten. 

1.  Impfung  der  Vaccine  in  die  Hornhaut.  Sie  impften  mit 
einer  mit  Lymphe  beschickten  Lanzette  in  die  Mitte  der  Hornhaut 
eines  Kalbes,  nachdem  das  Auge  unmittelbar  vorher  cocai'nisirt  worden 
war.  Der  Stich  drang  nur  ins  Epithel  und  die  dicht  darunter  liegen- 


Schutzimpfung,  kflnstl.  Infektionskrankheiten,  Entwickelungshemmung  etc.  517 


den  Hornhautschichten  ein.  Nach  6 — 7 Tagen  wurde  das  Hornb&ut- 
centrum  trübe,  in  den  nächsten  Tagen  breitete  der  Fleck  sich  aus, 
gleichzeitig  entstand  eine  lebhafte  Conjunctivalreizung , Lichtscheu 
und  Unruhe.  Dieselbe  Operation  mit  derselben  Lymphe  verlief  bei 
einem  Kalbe,  das  schon  früher  durch  Hautimpfung  immun  geworden 
war,  ohne  jede  Reaktion.  3 Kälber  wurden  in  der  beschriebenen 
Weise  in  die  Hornhaut  geimpft,  alle  mit  nachfolgender  Hornhaut- 
entzündung. Hierauf  wurden  sie  nochmals  in  die  Haut  des  Bauches 
geimpft,  und  zwar  das  eine  nach  28,  das  zweite  nach  25,  das  dritte 
nach  12  Tagen.  Nur  bei  dem  dritten  war  die  zweite  Impfung  von 
Erfolg.  Die  Hornhautimpfung  ist  also  im  Stande,  die  Thiere  immun 
zu  machen,  allerdings  langsamer,  als  die  Impfung  von  der  Haut  aus. 

Die  Impfung  in  die  vordere  Augenkammer,  welche  eine  lebhafte 
Regenbogen-  und  Hornhautentzündung  erzeugt,  wirkt  ebenso  sicher 
und  fast  ebenso  schnell,  wie  die  subkutane  Impfung. 

2.  Intravenöse  Injektion  der  Kuhpockenlymphe.  Chauveau 
hat  bekanntlich  gefunden,  dass  die  intravenöse  Einspritzung  der  Kuh- 
pockenlymphe beim  Pferde  ebenso  sicher  immun  macht,  wie  die  Haut- 
impfung, nicht  aber  beim  Rind.  Die  Verff.  dagegen  wiederholten  den 
Versuch  bei  4 Rindern  mit  positivem  Ergebniss.  Sie  wendeten  von 
2 — 3 ccm  bis  zu  einem  Bruchtheil  eines  Tropfens  an  und  vermieden 
jede  Berührung  des  Zellgewebes  in  der  Umgebung  des  Gefässes.  Die 
nach  10,  15  bezw.  20  Tagen  nach  dieser  Operation  vorgenommene 
Impfung  von  der  Haut  aus  war  bei  allen  4 Rindern  erfolglos. 

3.  Transfusion  von  Kälberblut  auf  der  Höhe  der  Kuhpockeu. 
Hierüber  liegen  schon  frühere  Untersuchungen  vor,  jedoch  mit 
widersprechenden  Ergebnissen.  Chauvean  nahm  von  2 Pferden, 
welche  eine  sehr  schöne  Pocken  er  uption  zeigten,  1000  bezw.  500  g 
Blut  und  spritzte  es  2 jungen  und  gesunden  Pferden  in  die  Adern. 
Die  Ergebnisse  wareu  negativ,  und  die  später  vorgenommene  Haut- 
impfung war  bei  beiden  Pferden  von  Erfolg.  M.  Raynaud  entnahm 
einer  Ziege  auf  der  Höhe  der  Eruption  am  6.  Tage  250  g Blut  und 
brachte  es  einem  Kalbe  in  die  Drosselader.  14  Tage  später  impfte 
er  das  Kalb  zur  Probe,  doch  ohne  Erfolg.  Später  muss  Raynaud 
entgegengesetzte  Erfahrungen  gemacht  haben,  denn  er  schrieb : „Die 
Transfusion  von  Impfblut  in  selbst  massigen  Mengen  hat  in  der  Mehr- 
zahl der  Fälle  keine  Impfwirkung;  nach  wie  vor  der  Transfusion 
bleibt  das  Thier  empfänglich  für  die  Impfung.“ 

Die  Verff.  verfuhren  folgen d er maassen:  Sie  banden  die  beiden 
Kälber  auf  dem  Impftische  fest  und  führten  ein  Glasrohr  in  die 
Carotis  des  einen  und  ein  zweites  in  die  Jugularis  des  gesunden 
Kalbes.  Beide  Röhren  wurden  durch  ein  Kautschukrohr  von  1 m Länge 
und  etwa  1 cm  Durchmesser  mit  einander  verbunden.  Die  Kanülen 
und  das  Rohr  wurden  unmittelbar  vorher  sterilisirt,  und  die  Operation 
wurde  so  antiseptisch  wie  möglich  ausgeführt.  Um  die  Menge  des 
transfundirten  Blutes  zu  bestimmen,  wurde  das  erste  Kalb  vor  und 
nach  der  Transfusion  gewogen.  Beim  ersten  Versuch  wurden  von 
einem  Kalbe,  das  sich  am  7.  Tage  der  Impferuption  befand,  350 
— 400  g Blut  auf  ein  gesundes  Kalb  übertragen.  Dieses  wurde 


518  Schutzimpfung,  künstl.  Infektionskrankheiten,  Entwickelungshcmmung  etc. 


14  Tage  später  in  der  gewöhnlichen  Weise  geimpft  und  bekam  eine 
regelrechte  Pockeneruption. 

Bei  3 anderen  Versuchen  wurde  die  Transfusion  mit  viel  an- 
sehnlicheren Mengen  Blut  gemacht  (4  kg,  4—5  kg,  bezw.  beinahe  6 kg). 
Die  Kälber  ertrugen  den  Eingriff  gut,  und  die  nach  2—3  Wochen 
gemachte  Hautimpfung  blieb  ohne  Resultat.  Wenn  also  die  Trans- 
fusion von  Erfolg  sein  soll,  so  muss  sie  mit  sehr  ansehnlichen  Blut- 
mengen gemacht  werden. 

4.  Transfusion  von  Blut  von  einem  nach  Impfung  immunen 
Kalbe  auf  ein  anderes.  Von  einem  Kalbe,  das  am  2.  IV.  1890  mit 
Erfolg  geimpft  worden  war,  wurden  am  16.  V.  1890  5 kg  Blut 
einem  gesunden  Kalbe,  dem  kurz  vorher  ein  Aderlass  von  etwa  3 kg 
Blut  gemacht  wrar,  in  die  Ader  gespritzt.  Es  übersiand  den  Ein- 
griff. Am  13.  VI.  wurde  es  in  die  Haut  geimpft,  und  zwar  mit  Er- 
folg. Also  selbst  eine  so  kolossale  Transfusion  von  immunem  Blut 
vermag  die  Immunität  nicht  mit  zu  übertragen. 

5.  Hautimpfuug  mit  filtrirter  Kuhpockenlymphe.  Verfl.  ver- 

mischten 5 ccm  frisch  gesammelter  Kälberlymphe  mit  ebensoviel 
steriler  Bouillon  und  filtrirtea  dies  Gemisch  mit  Hülfe  der  Luftpumpe 
durch  ein  Gypsfilter.  Sie  injizirten  dann  4 ccm  des  Filtrats  einem 
Kalbe  ins  ünterhautzellgewebe;  es  erfolgte  keine  lokale  Reaktion  und 
die  11  Tage  später  gemachte  Hautimpfung  war  erfolgreich.  Ob  der 
Schluss,  dass  die  subkutane  Injektion  keinen  Impfschutz  verleiht,  den 
die  Verff.  aus  diesem  Versuche  ziehen,  richtig  ist,  und  ob  nicht  an- 
zunehmen ist,  dass  dieser  Impfschutz  doch  eingetreten  wäre,  wenn  sie 
länger  gewartet  hätten,  erscheint  dem  Ref.  doch  der  Erwägung  werth. 
[Soc.  de  Biol.  20. XII.  1890.]  M.  Kirchner  (Hannover). 

Eternod,  Ä.  et  Hacciers,  Ch.,  Note  sur  des  recherches  con- 
cernant  la  variolo-vaccine.  (La  Sem.  m6d.  X.  1890.  No.  58.) 

Bei  den  Versuchen,  welche  die  Verff.  mit  Ueberimpfung  von 
Menschenpocken  auf  Kälber  gemacht  haben,  sind  sie,  ebenso  wie 
Fischer  in  Carlsruhe,  zu  der  Ueberzeugung  gelangt,  da3S  die  Men- 
schen- und  Kuhpocken  durch  dasselbe  Virus  erzeugt  werden.  Sie 
schabten  die  Haut  an  der  Baucbfläcbe  in  der  Ausdehnung  von  meh- 
reren □ cm  ab,  wuschen  die  Stelle  gehörig  und  ritzten  die  entblösste 
Oberfläche  vermittelst  eines  mit  dem  Virus  beschickten  Spatels,  ganz 
so,  wie  es  Fischer  zu  thun  pflegt.  Das  Pockengift,  welches  sie 
anwaudten , war  von  verschiedener  Abstammung.  Ein  Impfstamm 
rührte  von  schwarzen  Pocken  her,  ein  anderer  von  konfluirender  Va- 
riola, auch  einfache  Pocken  benutzten  sie  zur  Abimpfung. 

Das  erste  Mal  erhielten  sie  jedesmal  nur  wenige  Pusteln  an  Ort 
und  Stelle  von  wenig  typischem  Aussehen.  Wurde  von  diesen  weiter 
geimpft,  so  ergab  schon  die  zweite  und  noch  mehr  die  dritte  Gene* 
ration  mehr  und  mehr  typisch  werdende  Pusteln.  Schon  von  der 
dritten  Generation  ab  würde  nach  Ansicht  der  Verff.  auch  ein  ge- 
wiegter Spezialist  diese  Pusteln  von  echten  Kuhpocken  nicht  haben 
unterscheiden  können.  Die  mit  Menschenpocken  geimpften  Thiere 
wurden  zur  Kontrolle  mit  Kuhpocken  naebgeimpft,  sämmtlich  ohne 
Erfolg.  Die  Verff.  stellen  folgende  Sätze  auf: 


Schutzimpfung,  kiinstl.  Infektionskrankheiten,  Entwickelnngshemmung  etc.  519 


1.  „Die  Variola  kann  mit  Sicherheit  auf  Rinder  überimpft  werden, 
wenn  ein  gutes  Impfverfahren  angewendet  und  das  Virus  zu  einer 
geeigneten  Zeit  gesammelt  wird.“ 

2.  „Die  Impfung  der  Variola  auf  das  Kalb  stellt  eine  werthvolle 
Quelle  von  neuen  Stämmen  für  die  thierische  Lymphe  dar.  Dies 
kann  eine  grosse  praktische  Bedeutung  haben,  nicht  nur  für  die 
Impfanstalten  Europas,  sondern  auch  für  die  heissen  Länder,  wo 
die  Pocken  leicht  endemisch  werden  und  wo  die  Generationen  der 
Vaccine  die  Neigung  haben,  schnell  zu  verderben.“ 

3.  „Auf  das  Kalb  überimpft,  verwandelt  sich  die  Variola  in  die 
Vaccine  im  Verlauf  einiger  Generationen  dadurch,  dass  sie  den  Körper 
des  Thieres  passirt.  Es  gibt  keine  Dualität.“ 

4.  „Unsere  praktischen  Schlussfolgerungen  würden  die  Ansichten 

bestätigen,  welche  Depaul  1853  der  Pariser  Acadömie  de  Mödecine 
vorgelegt  hat.“  M.  Kirchner  (Hannover). 

De  Blasi,  L.,  e Rasso  Travali,  GL*  Risultati  statistici  delle 
vaccinazioni  antirabiche  nell’  Istituto  di  Palermo. 
(La  Riforma  med.  VI.  1890.  No.  115.  p.  686.) 

Verff.  bringen  eine  wohlgeordnete  Statistik  der  während  des 
dritten  Institutsjahres  präventiv  behandelten  Lyssafälle,  weich’  letztere 
trotz  der  namhaften  Erequenzsteigerung  ausnahmslos  mit  gutem  Er- 
folge verliefen.  Erwähneuswerth  ist  ein  Fall  yon  nicht  experimen- 
teller Wuth  bei  zwei  jungen  Kaninchen,  die  sie  wahrscheinlich  durch 
Rattenbiss  acquirirt  hatten.  Kral  (Prag). 

Bruschettml , Alexander,  Sur  la  maniere  dont  se  com- 
porte  le  virus  de  la  rage  dans  le  vide  et  dans  plu- 
sieurs  gaz.  (Annales de Micrographie.  T.  III.  No .1.  Octobre  1890 ) 

Es  war  bisher  unbekannt,  in  welcher  Weise  sich  das  Virus  der 
Tollwuth  im  luftleeren  Raum  und  in  einigen  Gasen  verhält , was  so- 
wohl dafür  von  Wichtigkeit  ist,  dass  neue  Eigenschaften  von  ihm  ent- 
deckt werden,  als  auch  dafür,  dass  man  daraus  sein  Wesen  abzu- 
leiten im  Stande  ist.  Denn  der  Verfasser,  welcher  eine  andere  Mög- 
lichkeit, als  die,  dass  dem  Virus  ein  Mikrobion  zu  Gruude  liegt,  gar 
nicht  erwähnt,  erwartet  auf  diese  Weise  die  Frage  zu  lösen,  ob  er- 
sieh um  einen  aeroben  oder  anaeroben  Mikroorganismus  handelt,  und 
in  welcher  Weise  sich  die  Abschv/ächung  nach  der  Paste u r’ sehen 
Methode  vollzieht. 

Die  einzige  über  diesen  Gegenstand  handelnde  Arbeit  von  D e B 1 a s i 
und  Russo  Travali  hat  zum  Ergebniss,  dass  die  Abschv/ächung  des 
Giftes  der  Tollwuth  allein  durch  die  Temperatur  zu  Stande  kommt, 
doch  vermisst  der  Verf.  an  der  Methode  die  erforderliche  wissenschaft- 
liche Schärfe  und  weist  nach,  dass  De  Blasi  und  Russo  Travali  von 
der  falschen  Voraussetzung  ausgingen,  dass  die  Einwirkung  des  Queck- 
silbers (zur  Absperrung  der  Luft)  bei  gewöhnlicher  Temperatur  und  bei 
55°  die  gleiche  sei.  Der  Verf.  wählte  zu  seinen  Versuchen  Emulsionen 
von  Rückenmark  an  Tollwuth  verendeter  Kaninchen  in  gleichen  Theilen 
Glycerin  und  Fieischpeptonbouillon , von  denen  eine  Partie  der 
Röhrchen  zur  Kontrolle  einfach  mit  Watte  verschlossen  wurde,  wäh- 


520 


Neue  Liäcratur. 


rend  eiae  andere,  mit  doppelter  Oeffnung  zum  Studium  der  ver- 
schiedenen Gase  benutzt  wurde.  Um  die  Luft  vollständig  aus  der 
Emulsion  zu  vertreiben,  wurden  die  Gase  eine  halbe  Stunde  lang 
hindurch  brodeln  gelassen  und  dann  beide  Oeffnungen  zugeschmolzen. 
Die  verwendeten  Gase  waren  Wasserstoff,  Stickstoff,  Kohlensäure, 
welche  auf  gewöhnliche  Weise,  die  noch  näher  beschrieben  wird,  dar- 
gestellt wurden.  Zu  dem  Versuch  in  luftleerem  Raum  wurde  die 
Luft  aus  dem  entsprechend  hergestellten  Gefäss  soweit  mittelst  einer 
Quecksilberluftpumpe  ausgepumpt,  dass  die  Flüssigkeit  schon  durch 
die  Wärme  der  Hand  kochte.  Mit  den  auf  diese  Weise  behandelten 
Stoffen,  sowie  mit  den  zur  Kontrolle  aufbewahrten  Emulsionen  wurden 
dann  Impfungen  an  Kaninchen  gemacht,  ebenso  auch  mit  in  dieser 
Weise  behandelten,  aber  im  Brutofen  bei  verschiedener  Temperatur 
gehaltenen  Emulsionen.  Aus  den  Resultaten  derselben  zieht  der  Verf. 
folgende  Schlüsse: 

I.  In  Wasserstoff,  Stickstoff  und  im  luftleeren  Raum  bewahrt  das 
Gift  der  Tollwuth  seinen  pathogenen  Charakter  während  einer  ver- 
hältnissmässig  langen  Zeit. 

II.  In  Kohlensäure  ist  das  Gift  vollständig  nach  13  Tagen  zerstört. 

III.  Das  Verschwinden  der  pathogenen  Eigenschaft  unter  dem 
Einfluss  der  Kohlensäure  ist  nicht  durch  Abschwächung  bedingt, 
sondern  durch  eine  Zerstörung  des  Virus. 

IV.  In  Wasserstoff  bewahrt  das  Gift  der  Tollwuth  seine  Virulenz 
selbst  bei  einer  Temperatur  von  35°  während  5 Tagen. 

V.  Im  Allgemeinen  ist  die  Temperatur  die  Hauptursache  der  Ab- 
schwächung des  Virus  der  Tollwuth.  Migula  (Karlsruhe). 


Neue  Litteratur 

riiR&mmengestellt  von 

Dr.  Arthur  WCbzbubo, 

Bibliothekar  im  Kaiserlichen  Gesundheitsamte  in  Berlin. 


Morphologie  und  Systematik. 

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Beziehungen  der  Bakterien  und  Parasiten  zur  unbelebten  Natur. 

Nahrung s-  und  Genussmittel,  Gebrauchsgegenstände. 

de  Freudenreich,  33. , Sur  un  nouveau  bacille  trouvö  dans  des  fromages  boursouflds 
(bacillus  Schaffen).  (Annal.  de  microgr.  1891.  No.  4.  p.  161 — 177.) 

Beziehungen  der  Bakterien  und  Parasiten  zur  belebten  Natur. 

Krankheitserregende  Bakterien  und  Parasiten  bei  Menschen. 

A.  Infektiöse  A Ugemeinkrankheiten, 

Arloing,  L'eitinction.  des  epidemies.  (Rev.  scientif.  T.  XLVI.  1890.  No.  23.  p.  713 — .723.) 


Nene  Litteratur. 


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Eianthematische  Krankheiten. 

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W undinfektionskrankheiten. 

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Tetanus,  Hospitalbrand,  Puerperalkrankheiteu,  Wundfaulniss.) 

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Mumps,  Rückfallsfieoer,  Osteomyelitis. 

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522 


Neue  Litterator. 


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O.  Entozootische  Krankheiten. 

(Finnen,  Bandwürmer,  Trichiaen,  Echinokokken,  Filaria,  Oestrusiarve,  Ascaris, 
Anchylostomum,  Trichocephalus,  Oxyuris.) 

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Krankheitserregende  Bakterien  und  Parasiten  hei  Menschen  und  Thiercn. 

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Krankheitserregende  Bakterien  und  Parasiten  bei  Thitren. 

Säugetliiere. 

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Neue  Litieratar. 


523 


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Thierseuchen  in  Portugal  während  des  2.  Vierteljahrs  1890.  (Veröffentl.  d.  kais.  Ge- 
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Pocken. 

Straus,  Chambon  et  Menard,  Rechcrches  experimentales  sur  la  vaccine  cliez  le  veau. 
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C.  Entozootische  Krankheiten. 

(Finnen,  Bandwürmer,  Trichinen,  Echinokokken,  Filaria,  OestruslRrve,  Ascaris, 
Anchylostomum,  Trichocephalus,  Oxyaris.) 

Phisalis,  C.,  Sur  un  nematode,  nouveau  parasite  du  poumon  chez  le  dauphin.  (Filsria 
semi-inclusa  [nov.  sp.J)  (Compt.  rend.  de  la  soc.  de  biol.  1890.  No.  35.  p.  661 — 664.) 

Fische. 

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Krankheitserregende  Bakterien  und  Parasiten  bei  Pflanzen. 

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magaz.  Tokyo  1890.  p,  27)  [Japanisch.] 


Schutzimpfungen,  künstliche  Infektionskrankheiten,  Eutwicke- 

lungshemmung  und  Vernichtung  der  Bakterien  mit  besonderer 
Berücksichtigung  der  Arbeiten  über  das  Koch’ sehe 
Heilverfahren  gegen  Tuberculose. 

Bliosoaer,  Die  Desinfektion  von  Trinkwasser  durch  gallertartigen  und  ozonhaltigen 
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524 


Neue  Lilteratur. 


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Inhalt. 


Originalmittheilungen. 

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p.  504. 

Sanarelli,  Giuseppe,  Die  Ursachen  der  na- 
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Hanot,  V , et  Luxot,  Ch.,  Note  sur  le  pur- 
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Bagarrs,  V.,  Un  caso  de  distoma  hepätico 
en  el  hombre,  p.  510. 

Sonthworth,  E.  K.,  A new  Hollyhock  di-  | 
sease,  p 511  i 


Van  Benedon,  P.  J.,  Un  Nematode  nouveau 
d’un  Galago  de  la  cote  de  Guinie,  p.  509. 

TJntersuchungsmethoden,  Instrumente  etc. 

Heller,  J , Der  Harn  als  bakteriologischer 
Nährboden,  p 511. 

Schutzimpfung  , künstliche  Infektions- 
I krankheiton,  Entwicklungshemmung 
und  Vernichtung  der  Bakterien 
und  Parasiten. 

i Braschettini,  Alexander,  Sur  la  manifere 
dont  se  comporte  le  virus  de  la  rage 
dans  le  vide  et  daus  plusieurs  gaz, 
p 519. 

Be  BIssi,  L.,  e Russo  Travali,  G.,  Räsul- 
.ati  statistici  delie  vacciuazioni  antira- 
’biche  nell’  Xatituto  di  Palermo,  p.  519. 

Eternod,  A.,  et  Hacciers,  Ch.,  Note  sur 
des  recherohes  concernant  la  variolo-vac- 
cine,  p.  5 IS. 

Lub&rsch,  0.,  Untersuchungen  über  die  Ur- 
sachen der  angeborenen  und  erworbenen 
Immunität,  p.  512. 

Straus,  Chambos  et  Menard , Recherches 
experimentales  sur  la  vacciue  chez  le 
veau,  p.  516. 

Neue  Litteratur,  p.  520. 


Fi  ymmannsche  Buclidruckorei  (Hermann  Pohle)  in  Jena. 


$pMLBl4?7, 

Bakteriologie  und  Parasitenkunde. 


In  Verbindung  mit 

M,  Hafr.  Prof.  Dr.  Lenciart  «m  Professor  Dr.  LooJler 

ln  Leipzig  In  Greifswild 

herausgegeben  von 

Dr.  O.  TThlworm  in  Cassel. 


Verlag  von  Gustav  Fischer  in  Jena. 


IX»  Baild.  -o-  Jena,  den  23.  April  1891.  -o-  No.  16. 

Freie  für  den  Fand  (26  Nammera)  24  Hark. 

Jährlich  erscheinen  zwei  Bände. 

— »*  Zu  beziehen  durch  alle  Buchhandlungen  und  Postanstalten.  %t— 


Die  Redaktion  des  „ Centralblatts  für  Bakteriologie  und  Parasiten- 
kunde“ richtet  an  die  Herren  Mitarbeiter  die  ergebene  Bitte , etwaige 
Wünsche  um  L/ieferung  von  besonderen  Abdrücken  ihrer  Auf- 
sätze entweder  auf  das  Manuskript  schreiben  zu  -wollen  oder 
direkt  an  den  Verleger,  Herrn  Gustav  Fischer  in  Jena,  gelangen 
zu  lassen.  Die  Verlagshandlung  ist  leider  nicht  in  der  Lage , später 
eingehende  Wünsche  berücksichtigen  zu  können. 


Original  - Mittheilungen. 


Die  Bestimmung  von  Maltose,  |Dextrose  und  Dextrin 
in  Bierwürze  und  Bier  mittelst  Reinkulturen  von 
Gährungs-Organismen. 

Von 

Dr.  H.  Eiion 

in 

Rotterdam. 

In  dieser  Zeitschrift  (Bd.  IX.  S.  99,  100)  erschien  ein  Referat 
über  eine  Arbeit  von  Bau:  „Ueber  die  scheinbare  Zunahme  des 
Dextringehaltes  in  Bierwürzen  während  der  Gährung,  sowie  über  die 
Bestimmung  der  Dextrose  und  des  Dextrins  in  ihnen“,  welches  mich 
zu  einigen  Bemerkungen  veranlasst. 

IX.  Bd. 


34 


526 


E 1 i o n , 


Bekanntlich  wurde  die  Maltose-Bestimmung  in  Bierwürze  und 
Bier  bis  vor  kurzer  Zeit  so  ausgeführt,  dass  das  Reduktionsvermögen 
mittelst  Feh  1 ing ’ scher  Lösung  bestimmt  und  kurzweg  in  Maltose 
umgerechnet  wurde.  Die  auf  diese  Weise  erhaltenen  Zahlen  weichen 
aber,  wie  ich  uacbgewiesen  habe  r),  so  bedeutend  vou  der  wirklich 
vorhandenen  Maltose  ab,  dass  die  Bestimmung  mit  Fehling’scher 
Lösung  als  völlig  unbrauchbar  betrachtet  werden  muss.  Würze  z.  B., 
die  61%  wirklicher  Maltose  im  Extrakt  enthielt,  ergab  mit  Feh- 
ling’scher Lösung  70%,  Bier  mit  9%  wirklicher  Maltose  im  Extrakt 
ergab  mit  Fehling  ’scher  Lösung  nicht  weniger  als  27  %. 

Bei  der  von  mir  angegebenen  Methode  wird  die  Maltose  durch 
Gährproben  mit  Reinkulturen  von  Saccharomyces  cerevisiae 
bestimmt,  von  welchen  eine  Spur  in  ein  bestimmtes  Gewicht  Würze 
oder  Bier  ausgesäet  wird.  Selbstverständlich  wird  so  gearbeitet,  dass 
sich  keine  anderen  Organismen  entwickeln  können. 

In  der  betreffenden  Abhandlung  habe  ich  nachgewiesen, 

1.  dass  die  Maltose  vollständig  vergährt; 

2.  der  vergohrene  Zucker  fast  ausschliesslich  aus  Maltose  besteht. 

Der  letztere  Satz  fordert  einige  Aufklärung.  Bekanntlich  sind 

von  mehreren  Forschern  andere  Zuckerarten,  wie  Rohrzucker  u.  s.  w., 
im  Malz  nachgewiesen,  diese  müssen  also  entweder  unverändert  oder 
invertirt  auch  in  der  Würze  Vorkommen.  Hauptsächlich  um  den 
Einfluss  dieser  Zuckerarten  zu  bestimmen,  habe  ich  nicht  nur  die 
durch  Gährung  verursachte  Verminderung  des  Extraktes,  sondern  zu 
gleicher  Zeit  auch  das  Reduktionsvermögen  und  die  mit  Salzsäure 
gebildete  Dextrose  vor  und  nach  der  Gährung  bestimmt.  Dabei 
stellte  es  sich  heraus,  dass  das  Reduktionsvermögen  und  die  mit 
Salzsäure  gebildete  Dextrose  des  durch  Gährung  verschwundenen 
Zuckers  fast  der  Maltose  entsprach  und  demzufolge,  bei  den  vou  mir 
untersuchten  Würzen,  der  durch  Gährung  verschwundene  Stoff  fast 
ausschliesslich  aus  Maltose  bestehen  musste.  Hätten  sich  in  der 
Würze  neben  der  Maltose  bedeutende  Mengen  anderer  Zuckerarten, 
z.  B.  Dextrose  oder  Invertzucker,  vorgefunden,  so  würden  sich  diese 
nicht  allein  sofort  verrathen  haben,  durch  meine  Methode  wäre  jedoch 
auch  zu  gleicher  Zeit  das  Mittel  angegeben,  diesen  Zucker  annähernd 
zu  bestimmen. 

Bei  den  von  mir  untersuchten  Würzen  war  dies  keineswegs  der 
Fall,  es  könnten  deshalb  andere  Zuckerarten,  obgleich  ihre  Anwesenheit 
in  kleiner  Menge  nicht  als  ausgeschlossen  betrachtet  wurde,  unbe- 
rücksichtigt bleiben  und  die  durch  Gährung  verursachte  Vermin- 
derung des  Extraktes  als  Maass  für  die  Maltose  angenommen  werden. 

Dass  hiermit  nicht  absolut  reine  Maltose  gemeint  wurde,  ist  selbst- 
verständlich, es  können  sich  dabei,  wie  bemerkt,  auch  kleine  Mengen 
anderer  Zuckerarten  befinden.  Genau  genommen,  wird  auf  diese 
Weise  nur  das  Gewicht  des  gährungsfähigen  Zuckers  bestimmt,  die 
Kenntniss  dieses  Werthes  hat  aber  gerade  für  die  Praxis  die  höchste 
Bedeutung,  indem  die  Frage,  ob  der  Zucker  ausschliesslich  Maltose 


1)  Zeitschrift  für  angewandte  Chemie.  1890.  S.  291  u.  321. 


Die  Bestimmung  von  Maltose,  Dextrose  und  Dextrin  in  Bierwürze  etc.  527 


ist  oder  für  einen  verhältnissmässig  kleinen  Theil  auch  andere  Zucker- 
arten dabei  Vorkommen,  erst  in  zweiter  Linie  Beachtung  verdient. 

Nachdem  der  Zucker  aus  der  Lösung  durch  Gährung  entfernt 
ist,  können  selbstverständlich  auch  die  nicht  gährungsfähigeu  Dextrine 
bestimmt  werden.  Diese  Aufgabe  war  daher  mit  der  von  mir  ange- 
gebenen Maltose-Bestimmung  gleichzeitig  als  gelöst  zu  betrachten, 
früher  dagegen  war  die  Dextrin-Bestimmung,  welche  von  der  Maltose- 
Bestimmung  abhing,  in  hohem  Grade  fehlerhaft  Auch  habe  ich 
darauf  aufmerksam  gemacht,  dass  bei  der  Gährung  in  vielen  Fällen, 
wenn  auch  nicht  immer,  die  Dextrinmenge  scheinbar  etwas  zunimmt. 
Da  die  Differenzen  nur  klein  waren  und  sehr  wohl  durch  die  Ver- 
suchsfehler erklärt  werden  können,  habe  ich  dieselben  vorläufig  un- 
berücksichtigt gelassen. 

Bau  hat  nun  diese  Dextrinzunahme  zum  Gegenstand  einer  Un- 
tersuchung gemacht,  und  er  sucht  dieselbe  durch  die  neben  der 
Maltose  vorkommende  Dextrose,  Lävulose  etc.  zu  erklären.  In  der 
Arbeit,  von  welcher  im  Referat  die  Rede  ist,  hat  Bau  meine  Gähr- 
versuche  mit  der  Abänderung  ausgeführt,  dass  er  statt  Saccha- 
romyces cerevisiae  eine  Reinkultur  eines  der  von  Hansen 
vorgeschlagenen  Mikroorganismen,  nämlich  Sacch.  apiculatus 
benutzt,  um  auf  diese  Weise  die  Gesammtmenge  der  Dextrose,  Lävulose 
etc.  zu  bestimmen.  Hansen  theilt  nämlich  mit  *),  dass  verschiedene 
Organismen,  wie  Sacch.  apiculatus,  Sacch.  exiguus, 
To  r ul  a etc.  in  gehopfter  Bierwürze  (14 — 15 Balling),  1—1,3  vol.  % 
Alkohol  entwickeln  und  Maltose  nicht  vergähren.  Der  aus  der 
Würze  vergohrene  Zucker  kann  daher  nicht,  wie  Hansen  glaubt, 
Maltose  sein.  Da  Sacch.  cerevisiae  in  dieser  Würze  4 — 6 vol.  % 
Alkohol  lieferte,  würde  darin,  nach  Hansen,  eine  sehr  beträchtliche 
Menge  anderer  Zuckerarten  neben  Maltose  Vorkommen  müssen. 

In  den  von  mir  untersuchten  Würzen,  die  aus  normalem  Malz 
hergestellt  waren,  war  das  Verhältniss,  wie  schon  bemerkt,  ein  ganz 
anderes.  Auch  spätere  Untersuchungen  haben  dieses  Resultat  be- 
stätigt. Ob  nun  Würze  mit  so  grosser  Menge  Dextrose  etc.  Vor- 
kommen kann,  sei  vorläufig  dahingestellt,  jetzt  wünsche  ich  nur  die 
Frage  zu  behandeln,  ob  durch  die  Versuche  von  Hansen  genügend 
festgesetzt  ist,  dass  Maltose  auch  in  Bierwürze  durch  die  genannten 
Organismen  nicht  vergährbar  ist,  und  ob  diese  letzteren  für  derartige 
Gährproben  geeignet  erscheinen. 

Hansen  theilt  über  seine  Versuche , durch  welche  er  beweisen 
wollte,  dass  Maltose  nicht  vergährt,  nur  wenig  mit.  Seiner  Angabe 
nach  (1.  c.  S.  144),  dass  eine  Lösung  von  Zucker  in  Wasser  be- 
nutzt wurde,  wenn  nicht  anders  angegeben,  scheint  es,  dass  Hansen 
die  Versuche  mit  einer  Lösung  von  Maltose  in  Wasser  anstellte. 
Wie  vorsichtig  man  aber  mit  Schlussfolgerungen  in  Bezug  auf  Gäh- 
rungsfähigkeit  sein  muss,  zeigen  u.  a.  die  Versuche  von  Hansen 
selbst  mit  Mon  i lia  candida,  welche  Maltose  in  Wasser  nicht 
vergährte,  wohl  aber  Maltose  in  Hefewasser.  Auch  sei  daran  er- 
innert, wie  sehr  z.  B.  über  die  Gährungsfähigkeit  von  Galaktose  die 


1)  Meddelelser  fra  Carlsberg  Laboratories  (Rdsumd  fran^ais.)  Bd.  II.  S.  143 — 167. 

$4* 


528 


S aw  Uüheuko, 


Meinungen  getheiJt  sind.  Die  Versuche  von  Stone  und  Tolle  ns1 2) 
mit  diesem  Zucker  haben  bewiesen,  dass  auch  hierbei  die  Nähr- 
lösung eine  Rolle  spielt.  Es  dürfte  daher  gewagt  erscheinen,  auf 
Grund  von  Versuchen,  die  bei  sehr  bestimmten  Verhältnissen  ein 
negatives  Resultat  lieferten,  auch  die  Gährungsunfähigkeit  in  sehr 
davon  abweichenden  Verhältnissen  als  bewiesen  anzunehraen. 

Dazu  kommt  noch,  dass  bei  den  Hansen’schen  Versuchen 
sämmtliche  hier  besprochenen  Organismen  nicht  nur  eine  schwache, 
sondern  auch  eine  sehr  unregelmässige  Gährung  zeigten.  Sacch. 
e x i g u u s z.  B.  gab  in  Lösungen  von  10  und  15  % Dextrose  in  Hefe- 
wasser, nach  14  Tagen,  6,4  resp.  8 vol.  °/o  Alkohol.  Nach  einem 
Monat  war  die  Menge  Alkohol  in  beiden  Fällen  noch  dieselbe. 
Sacch.  apiculatus  gab  in  zwei  Proben  mit  10  und  15 °/0 
Dextrose  in  Hefewasser  nach  15  Tagen  bei  25  0 C 2,6  resp.  2,8 
vol.  °/0  Alkohol,  nach  1 ,/2  Monat  etwas  mehr  als  3%,  nach  drei 
Monaten  hatte  die  Alkoholmenge  nicht  mehr  zugenommen,  trotzdem 
noch  Zucker  vorhanden  war.  Eine  andere  Probe  dagegen  mit  eben- 
falls 10  */o  Dextrose  in  Hetewasser  gab  bei  derselben  Temperatur  nach 
15  Tagen  3,7,  nach  25  Tagen  sogar  4,3  vol.  °ln  Alkohol. 

Wenn  nun  in  scheinbar  völlig  gleichen  Proben  mit  Sacch. 
apiculatus  einmal  im  Maximum  3 °/0,  das  andere  Mal  4,3 °/0, 
also  eine  40*/«  grössere  Menge  entsteht,  sind  die  Versuche  von 
Hansen  wenig  geeignet,  die  Gährprobe  mit  Sacch.  apiculatus 
für  quantitative  Zuckerbestimmungen  als  zuverlässig  erscheinen  zu 
lassen.  Auch  diese  Versuche  beweisen,  dass  bei  Hansen  unter 
noch  nicht  bekannten  Bedingungen,  sogar  mit  unzweifelhaft  gährungs- 
fähigem  Zucker  und  mit  Benutzung  einer  Nährlösung  die  Gährung 
mit  Sacch.  apiculatus  gehemmt  werden  konnte,  und  dass  jeden- 
falls ein  eingehendes  Studium  wird  vorangehen  müssen,  bevor  der- 
artige Organismen  für  die  Analyse  in  Betracht  kommen  können. 

Rotterdam,  im  März  1891. 


Zur  Frage  über  die  Innnunität  gegen  Müsbrand. 

[Aus  Prof.  W.  W.  Podwyssozki’s  Institut  für  allgemeine  Pa- 
thologie an  der  Universität  Kiew.] 

Von 

Dr.  J.  Sawtschenko, 

Assistenten  an  Institute 
(Schluss.) 

Ratten. 

Die  Versuche  an  weissen  Ratten  wurden  ebenso  angestellt,  wie  es 
Lev  in*)  gethan  hatte.  Es  erwies  sich,  dass  die  Ratten  thatsäch- 


1)  Annalen  der  Chemie.  Bd.  CCIL.  S.  857. 

2)  Unter  die  Haut  des  Bauches  der  Batte  wurde  mit  der  P r « v a z ’ scheu 
Sprits«  die  Kultur  der  auf  dem  Agar-Agar  ausgewachsenen  Milzbrandbakterien  injizirt 


Zur  Frage  über  die  Immunität  gegen  Milzbrand. 


529 


lieh  immun  gegen  Milzbrandkulturen  aus  Agar-Agar  seien,  obgleich 
dieselben  Kulturen  ein  Meerschweinchen  mit  Leichtigkeit  nach  zwei 
Tagen  tödteten. 

Bei  den  Ratten  kam,  wie  auch  in  Levin’s  Versuchen,  bloss  ein 
starkes  lokales  Oedem  zur  Beobachtung.  Es  haben  sich  aber  die 
Resultate  der  mikroskopischen  Untersuchung  diametral  entgegengesetzt 
jenen  ergeben,  wie  sie  L e v i n in  Bauragarten’s  Laboratorium  er- 
halten hatte. 

Es  ist  an  topographischen  Schnitten  aus  der  Impfstelle  und  dem 
sie  umgebenden  Gewebe  zu  sehen,  dass  sich  die  Milzbrandbacillen 
nicht  weit  von  der  Impfstelle  verbreiten.  Anhäufungen  von  Milzbrand- 
bacillen sind  stets  mehr  oder  weniger  streng  lokalisirt,  um  sie  herum 
ist  aber  eine  Gewebsinfiltration  mit  Leukocyten  zu  beobachten.  Je 
weiter  von  der  Impfstelle,  um  so  weniger  Leukocyten,  Bacillen  fehlen 
aber  gänzlich,  obgleich  das  Gewebe  im  höchsten  Grade  ödematös 
erscheint.  Es  zeigte  sich  auch  hier,  ebenso  wie  bei  den  nach  C z a p- 
1 e w s k i mit  einer  für  sie  nicht  virulenten  Kultur  geimpften  Tauben, 
eine  nur  unbedeutende  Vermehrung  der  Bakterien.  Dennoch  war 
aber  bereits  nach  24  Stunden,  wenn  auch  selten,  Phagocytose  zu 
sehen,  und  je  später  nach  der  Impfung  eine  Ratte  getödtet  wurde, 
um  so  stärker  war  die  entzündliche  Gewebsinfiltration  mit  Leuko- 
cyten ausgeprägt,  und  um  so  häufiger  fanden  sich  Milz- 
brand b a cillen  im  Innern  von  Zellen. 

In  einem  der  Fälle  ist  es  sogar  bereits  am  4.  Tage  schwierig 
gewesen,  freiliegende  Bacillen  zu  finden ; die  ungeheuere  Mehrzahl  der- 
selben war  in  Mikrophagen  und  auch  in  Makrophagen  eingeschlossen, 
wobei  sie  in  letzteren  in  ganzen  Häufchen  lagen.  In  beiderlei  Zellen 
liessen  sich  die  Bacillen  zum  Theil  noch  gut  färben,  theils  boten  sie 
verschiedene  Zerfallsstadien  dar.  Nie  sind  mir  beweisendere  Präpa- 
rate zu  Gesichte  gekommen,  in  denen  die  Abhängigkeit  der  Genesung 
von  der  Phagocytose  so  auffällig  hervortraten  und  keinerlei  Kom- 
mentars bedurften. 

Warum  hat  denn  Verf.  keine  Milzbrandbacillen  im  Innern  von 
Zellen  gesehen? 

Das  Einzige,  wodurch  dieses  Missverständniss  zu  erklären  wäre, 
ist,  dass  Verf.,  wie  aus  seiner  Arbeit  ersichtlich,  indem  er  sich  das 
Studium  der  Genese  des  Entzündungsprozesses  zur  Aufgabe  gestellt 
hatte,  sich  bei  seiner  Untersuchung  vorzugsweise  der  Härtung  in 
Flem  ming’scher  Flüssigkeit  und  der  Färbung  mit  Safranin  bediente. 

In  der  That  (wie  man  sich  leicht  überzeugen  kann)  lassen  sich 
bei  solcher  Behandlungsmethode  innerhalb  der  Leukocyten  gelegene 
Bacillen  schwer  färben,  und  haben  sie  sich  auch  zum  Theil  ge- 
färbt, so  sind  sie  schwer  von  Chromatinsubstanztrümmern  zu  unter- 
scheiden, und  nur  wenn  man  sicher  weiss,  dass  es  im  betreffenden 
Präparate  Bacillen  innerhalb  der  Leukocyten  giebt,  sind  ein- 
zelne der  gefärbten  Gebilde  als  Milzbrandbacillen  zu  erkennen. 
Zu  solchen  Resultaten  gelangt  man  wenigstens,  wenn  man  Präparate 


Diese  Bakterien  wurden  in  einer  physiologischen  Kochsalzlösung  suspendirt,  wobei  nicht 
über  0,05  der  Flüssigkeit  iojizirt  wurde. 


530 


S & wtsc  h e n k o , 


unter  einander  vergleicht,  die  demselben  Thiere  entnommen,  aber 
nach  verschiedenen  Methoden  behandelt  werden,  einerseits  Flem- 
ming’sche  Flüssigkeit,  Safranin,  andererseits  Alkohol  (oder 
Müller  ’sche  Flüssigkeit),  Karmin,  Gram  ’sche  Methode. 


Nebst  den  Versuchen  an  weissen  Ratten,  die  bloss  zur  Kontrolle 
der  von  Levin  erhaltenen  Resultate  unternommen  wurden,  sind 
auch  Versuche  an  zufälligem,  doeh  interessantem  Materiale,  grauen 
wilden  Ratten,  angestellt  worden,  welche  Thiere,  wenn  nicht  für  ab- 
solut, so  doch  für  hochgradig  immun  gegen  Milzbrand  gelten  x). 

Da  die  vorhergegangenen  Versuche  an  Tauben  erwiesen  hatten, 
dass  man  durch  allmähliche  Gewöhnung  eines  Virus,  im  Körper  eines 
dagegen  immunen  Thieres  zu  leben,  dieses  Virus  verstärken  und  ein 
solches  erhalten  kann,  welches  das  betreffende  Thier  mit  Leichtig- 
keit zu  tödten  vermag,  so  war  es  natürlich,  die  gleichen  Resultate 
auch  bei  grauen  Ratten  zu  erwarten. 

Und  in  der  That , die  Einimpfung  von  einem  mit  Sporen  von 
äusserster  Virulenz  für  Meerschweinchen  und  Kaninchen  (welche 
Thiere  nach  26 — 48  Stunden  zu  Grunde  gingen)  infizirten  Seiden- 
faden gab  bei  der  grauen  Ratte  ein  negatives  Resultat.  Bei  einer 
jungen  und  erschöpften  Ratte  ist  es  aber  doch  gelungen,  durch 
Impfung  mit  dem  Blute  eines  an  Milzbrand  zu  Grunde  gegangenen 
Meerschweinchens  eine  Infektion  zu  erzielen.  Das  Thier  ist  nach 
3 mal  24  Stunden  zu  Grunde  gegangen.  Blut  und  ein  Stückchen 
Lunge  der  gestorbenen  Ratte  wurden  einer  anderen  Ratte  unter  die 
Haut  eingeimpft.  Letztere  ist  ebenfalls  nach  3 mal  24  Stunden  um- 
gekommen. Eine  dritte  kam  unter  denselben  Bedingungen  nach  zwei 
Tagen,  am  dritten,  um.  Nach  ungefähr  derselben  Zeit  sind  auch  noch 
zwei  weitere  zu  Grunde  gegangen.  Von  der  fünften  Ratte  nach  der 
Reihe  wurden,  aus  einer  Kultur  auf  Agar-Agar,  Sporen  erhalten. 
Solches  verstärkte  Virus,  unter  die  Haut  einer  neuen  grauen  Ratte 
gebracht,  hat  sie  nach  4 Tagen,  am  fünften  getödtet,  es  wurde  also 
auf  dem  Wege  konsekutiver  Durchleitung  durch  den  Rattenorganismus 
ein  Virus  erhalten,  welches  im  Stande  ist,  die  graue  Ratte  zu  tödten, 
obgleich  langsamer,  als  das  einem  Thiere  der  gleichen  Spezies  un- 
mittelbar entnommene. 

Bei  der  Untersuchung  der  gestorbenen  Thiere  ergab  sich  bei 
sämmtlichen  folgendes : 

Das  Oedem  an  der  Impfstelle  ist  nicht  gross,  manchmal  auch 
ganz  unbedeutend.  In  der  Bauchhöhle  zuweilen  eine  unbedeutende 
Menge  serösen  Transsudates,  manchmal  fehlt  dasselbe  aber  auch 
gänzlich.  Milz  und  Leber  sind  nicht  vergrössert1  2).  Die  Pleura- 
höhlen der  Brusthöhle  waren  stets  mit  serösem  Transsudate  ausge- 


1)  Bei  Hess  (Virchow’s  Areh.  Bd.  CIX)  gingen  grane  Ratten  an  Milzbrand  zu 
Grunde,  und  er  hält  sie  für  relativ  immun;  bei  Lu  bar  sch  (Centralblatt  für  Bakte- 
riologie, 1889.  S.  540)  dagegen  haben  in  vier  Fällen  selbst  Ratten  eingeimpfte  Milz- 
brandsporen nicht  gekeimt. 

2)  Hess  (loco  cit.)  weist  auch  darauf  hin,  dass  die  Milz  bei  einer  an  Milzbrand  zu 
Grunde  gegangenen  wilden,  grauen  Ratte  nicht  vergrössert  gewesen  ist. 


Zur  Frage  über  die  Immunität  gegen  Milzbrand. 


531 


füllt;  die  Lungen  komprimirt,  kompakt,  anämisch,  durch  und  durch 
mit  Flüssigkeit  getränkt  und  beinahe  luftleer.  Im  Herzblute  ist  die 
Baeillenzabl  sehr  gering:  im  Blute  einiger  der  Ratten  waren  auf 
einem  ganzen  Deckgläscheu  nur  2—3  Bacillen  zu  finden.  Eine  grössere 
Menge  Bacillen  findet  sich  in  der  Oedemflüssigkeit,  aus  der  Impf- 
stelle, und  zwar  einige  davon  im  Innern  von  Leukocyten.  In  der 
Milz  kommen  die  Bacillen  bald  in  Häufchen,  bald  vereinzelt  vor; 
viele  davon  im  Innern  von  Milzpulpazellen.  In  den  Blutgefässen 
der  Leber  treten  die  Bacillen  meistens  als  vereinzelte  Exemplare  auf, 
manchmal  im  Innern  von  Leukocyten ; oft  sind  auch  Stäbchen  inner- 
halb der  Sternzellen  zu  sehen. 

Im  Allgemeinen  sind  aber  sowohl  im  Blute,  als  auch  in  den 
oben  erwähnten  inneren  Organen  die  Bacillen  so  spärlich  vertreten, 
die  Phagocytose  dagegen  so  scharf  ausgeprägt,  dass  man  sich  wun- 
dert, warum  das  Thier  zu  Grunde  gegangen  ist. 

Das  Räthsel  erklärt  sich  bei  der  Untersuchung  der  Lunge.  Be- 
reits in  einem  auf  einem  Deckgläscheu  hergestellten  Strichpräparate 
ist  eine  grosse  Menge  Bacillen  zu  sehen.  Bei  der  Untersuchung  von 
Schnitten  stellt  es  sich  heraus,  dass  die  Lungenkapillaren  an  vielen 
Stellen  durch  Milzbrandbakterien  verstopft  sind,  die  hier  in  Gestalt 
langer  Fäden  oder  einzelner  Bacillen  gelagert  sind.  Innerhalb  der 
Bronchial-  und  Alveolarlumina  sind  keine  Bakterien  vorhanden  1). 

Es  stellt  offenbar  das  Lungengewebe  bei  der  Ratte,  um  einen 
alten  Terminus  zu  gebrauchen,  jenen  locus  minoris  resistentiae  gegen 
den  Milzbrand  dar,  wo  die  Milzbrandbakterien  entweder  gar  keinem 
oder  bloss  einem  sehr  schwachen  Widerstande  für  ihre  Entwickelung 
begegnen.  In  die  Lunge  gelaugt  und  sich  hier  ziemlich  rasch  ver- 
mehrend, verstopfen  sie  die  Lungenkapillaren  und  führen,  indem  sie 
Lungenödem  hervorrufen,  den  Tod  des  Thieres  herbei. 

Es  fragt  sich  nun,  wodurch  diese  Erscheinung  zu  erklären  sei? 
Warum  bieten  die  sonst  für  Milzbrand  so  wenig  empfänglichen,  Ratten 
eine  so  grosse  Empfänglichkeit  in  bloss  einem  ihrer  Organe*  der 
Lunge,  dar?  Wenn  der  die  Bakterien  tödtende  Stoff  im  Blute  cir- 
kulirt,  weshalb  fehlt  er  denn  in  den  Lungen?  Von  diesem  Stand- 
punkte aus  lässt  sich  das  sonderbare  Faktum  am  allerwenigsten  er- 
klären. Eine  Deutung  dieser  Thatsache  werde  ich  mir  nachher*  nach 
Beendigung  der  Versuche,  zu  geben  erlauben. 


Es  wird  durch  die  oben  angeführten  Fakta  von  neuem  bestätigt : 
1)  Dass  es  völlige  Immunität  gegen  Milzbrand  kaum  gibt;  durch 
allmähliche  Gewöhnung  der  Bakterien,  sich  in  einem  für  sie  neuen 
Medium  zu  entwickeln,  lässt  sich  ein  Virus  erhalten,  das  ein  sonst 
gegen  Milzbrand  immunes  Thier  tödtet. 

1)  Es  waren  bei  der  am  5.  Tage  nach  der  Impfung  mit  Sporen  zu  Grunde  ge- 
gangenen Katte  an  der  Impfstelle,  auf  dem  Wege  der  mikroskopischen  Untersuchung, 
keine  Milzbraudbacilleii  nachzuweiseu.  Der  lokale  Prozess  war  beinahe  abgelaufen,  und 
es  war  dort  bloss  eine  beträchtliche  Entwickelung  junger  Bindogewebszellen  zu 
beobachten.  Bakterien  waren  im  Blute  und  in  den  inneren  Organen  spärlich  vertreten, 
in  der  Lunge  dagegeu  die  oben  geschilderten  Veränderungen  zu  sehen. 


532 


S a n H r e 1 1 i , 


2)  Obgleich  bei  einigen  Thiereu  (Taube,  Ratte)  viele  von  den 
ausserhalb  des  Organismus  gezüchteten  Milzbrandbakterien  auch  un- 
abhängig von  der.  Phagocyten  zu  Grunde  gehen,  so  ist  doch  der 
entscheidende  Faktor  in  der  Genesung  des  Thieres  die  Phagacytose. 

3)  Bei  der  Impfung  eines  gegen  gewöhnliches  Virus  immunen 
Thieres  mit  verstärktem  Virus  hat  sich  letzteres  so  rasch  entwickelt, 
dass  es  zu  keiner  lokalen  Reaktion  kommt,  und  obgleich  sich  die 
Phagocyten  des  Thieres  auch  als  fähig  erweisen,  die  dafür  virulenten 
Bakterien  zu  verschlingen  und  der  Organismus  gegen  die  Infektion 
kämpft  (Phagocytose  in  Milz,  Leber,  Knochenmark),  das  Thier  zu- 
letzt dennoch  der  Allgemeimnfektion  unterliegt. 

4)  Es  ist,  von  den  Erscheinungen  der  „Chemotaxis“  ausgehend 
(Pfeffer,  Gab  ri  ts  che  w sky  u.  A.),  anzunehmen,  dass,  damit  die 
Phagocytose  deutlich  in  Erscheinung  trete,  und  das  Thier,  Dank  der- 
selben Genese,  die  Bakterien  eine  genügende  Menge  der  die  Phago- 
cyten chemotaktisch-positiv  beeinflussenden  Substanz  produziren  und 
sich  zugleich  nicht  dermaassen  rasch  entwickeln  müssen,  dass  die 
Phagocyten  nicht  die  Zeit  haben,  sie  zu  bekämpfen. 

Kiew,  im  Februar  1891. 


Die  Ursachen  der  natürlichen  Immunität  gegen  den 

Milzbrand. 

(Laboratorium  für  allgemeine  Pathologie  der  königl.  Universität  Siena* 
Direktor  Prof.  C.  Sanquirico.) 

Von 

Dr.  Giuseppe  Sanarelii, 

Assistenten. 

(Schluss.) 

Uebrigens  leiden,  wie  ich  schon  im  Anfang  gesagt  habe,  diese 
Thatsachen  uud  noch  andere  mehr,  bei  denen  ich  mich  der  Kürze 
wegen  nicht  aufhalten  will,  zu  sehr  unter  der  Unvollkommenheit 
der  Methoden,  mit  denen  sie  angestellt  wurden,  um  jeden  Zweifel 
über  ihren  absoluten  Werth  ausschliessen  zu  können.  Zugleich  habe 
ich  mich  durch  vielfache  Beobachtungen  überzeugt,  dass  die  normale 
Froschlymphe  weder  bei  27°  C,  noch  bei  geringerer  Temperatur 
irgend  eine  Entwickelung  der  Milzbrandkeime  zulässt.  Das  wird 
auch  dadurch  bewiesen,  dass  die  Frösche  selbst,  wenn  sie  in  der 
Brütmaschine  konstant  bei  eben  dieser  Temperatur  gehalten  werden, 
ohne  Schwierigkeit  die  kräftigsten  und  wiederholten  Milzbrand- 
injektionen vertragen.  Ich  habe  weiter  oben  gesagt,  dass  die  mit  Milzbrand 
inokulirten  Frösche,  wenn  sie  in  hoher  Temperatur  gehalten  werden 
(gewöhnlich  bei  27°  C),  schnell  sterben  und  im  Blut  und  den  Or- 
ganen eine  ausserordentliche  Menge  von  Milzbrandbacillen  aufweisen. 


Die  Ursachen  der  natürlichen  Immunität  gegen  den  Milzbrand. 


533 


Dieser  Umstand  ist  allen  Beobachtern  wohlbekannt,  welche  den 
Grund  der  Immunität  der  Frösche  gegen  diese  Infektion  untersucht 
haben,  und  man  hat  für  ihn  eine  sehr  klare  Ursache  gefunden,  denn 
man  hat  sich  gesagt,  dass  die  Frösche  unter  dem  Einfluss  hoher 
Temperaturen  ihren  natürlichen  Schutz  verlieren,  von  welcher  Art 
dieser  auch  sei,  und  am  Milzbrand  sterben. 

Aber  einige  auf  meine  Untersuchungen  gestützte  Betrachtungen 
veranlassen  mich,  diese  Annahme,  dass  bei  37  ö C gehaltene  Frösche 
wirklich  am  Milzbrand  sterben,  nicht  ohne  starken  Vorbehalt  anzu- 
nehmen. 

In  der  That  habe  ich  beobachtet,  dass  bei  dieser  Temperatur 
auch  gesunde  Frösche  regelmässig  und  in  derselben  Zeit  sterben,  wie 
die  infizirten. 

Ausserdem  sagt  Petruschky  selbst1),  dass  die  im  Körper 
erwärmter  Frösche  entwickelten  Bacillen  „eine  etwas  geringere  Viru- 
lenz“ besitzen,  denn  sie  tödten  Mäuse  erst  nach  zwei  Tagen  und  Ka- 
ninchen nach  vier  Tagen.  Ich  meinerseits  vermag  noch  hinzuzufügen, 
dass  Milzbrandbacillen,  auch  wenn  sie  sich  in  normaler  Froschlymphe, 
die  im  Brütofen  bei  37°  C gehalten  wurde,  entwickelt  haben,  ihre 
Virulenz  vollkommen  verlieren. 

Einige  an  Kaninchen  mit  Röhrchen  von  der  Lymphe  C,  welche 
bei  Experiment  20  erwähnt  werden,  ausgeführte  Inokulationen,  worin 
eine  üppige  Keimung  der  eingeführten  Sporen  erfolgt  war,  haben 
mich  schnell  davon  überzeugt. 

Darin  sehe  ich  übrigens  keinen  wesentlichen  Unterschied  zwischen 
den  Resultaten  Petruschky’s  und  den  meinigen.  Petruschky 
sagt  uns  nicht,  wie  lange  nach  dem  Tode  der  milzbrandkranken 
Frösche  er  mit  ihrem  Material  die  Mäuse  und  Kaninchen  geimpft 
hat,  aber  man  kann  fast  mit  Sicherheit  annebmen,  dass  er  diese 
Inokulationen  sogleich  oder  kurze  Zeit  nach  dem  Tode  der  Frösche 
ausgeführt  hat,  also  wenige  Stunden  nach  ihrer  Infektion.  In  diesem 
Falle  kann  man  sich  nicht  wundern,  wenn  nach  so  kurzem  Aufent- 
halt in  dem  Körper  dieser  seuchenfesten  Thiere  die  Milzbrandbacillen 
nur  wenig  von  ihrer  ursprünglichen  Virulenz  verloren  haben,  im 
Gegentheil  scheint  mir  die  Thatsache  selbst,  dass  man  diesen  in  so 
kurzer  Zeit  erfolgten  Verlust  abschätzen  kann,  nicht  ohne  ein  ge- 
wisses Interesse  zu  sein. 

Dagegen  habe  ich  die  Inokulation  von  Kaninchen  mit  Milzbrand- 
lyraphe  ausgeführt,  welche  in  der  Wärmekammer  bei  37°  C mehrere 
Tage  lang  geblieben  war,  also  zu  einer  Zeit,  in  welcher,  wie  ich  mich 
vollkommen  hatte  überzeugen  können,  normale  Froschlymphe,  welche 
bei  dieser  Temperatur  gehalten  worden  ist,  die  Sporen  nicht  hindert, 
üppig  zu  keimen ; man  begreift  also,  dass  die  geringe  Abschwächung, 
welche  Petruschky  schon  nach  wenigen  Stunden  beobachtete, 
nach  so  langer  Zeit,  wie  in  meinem  Falle,  vollständig  werden  konnte. 

Ein  anderer  Umstand,  welcher  vielleicht  auch  Manchem  nicht 
entgangen  sein  wird,  mir  aber  von  Bedeutung  zu  sein  scheint,  ist 
folgender: 


l'j  loco  cit.  p.  280. 


534 


Sanarelli, 


Wenn  man  mit  Milzbrand  infizirte  und  in  der  Wärmekammer 
bei  37  0 C gehaltene  Frösche  sogleich  nach  ihrem  Tode  untersucht, 
so  erstaunt  man  über  die  grosse  Schlaffheit,  welche  ihre  Gewebe 
darbieten.  Die  Haut  gibt  dem  geringsten  Zuge  nach , die  Muskel- 
massen sind  teigig  und  haben  ihr  gewöhnliches  Ansehen  verloren. 
Wenn  man  mit  einer  Zange  diese  Muskelmassen,  sowie  auch  die  Ein- 
geweide und  besonders  das  Herz  anfasst , so  gehen  diese  Gewebe 
sdgleich  dem  Drucke  nach,  als  wären  sie  vorgeschrittener  Fäulniss 
anheimgefallen.  Alles  dieses  findet  man  nicht  bei  Fröschen,  welche 
bei  gewöhnlicher  Zimmertemperatur  gestorben  oder  getödtet  worden 
sind,  darum  muss  man  wohl  annehmen,  dass  die  Wärme  des  Brüt- 
ofens auf  die  Gewebe  des  Frosches  eine  starke  und  schnelle  auf- 
lösende Wirkung  ausübt,  und  diese  Thatsache  könnte,  eher  als  jede 
andere,  als  die  Todesursache  des  Thieres  betrachtet  werden. 

Mussten  wir  in  diesem  Falle  die  Gegenwart  der  Milzbraudbacillen 
im  Blute  und  in  den  Eingeweiden  als  von  einer  wirklichen,  echten 
Entwickelung  des  Infektionsvorgangs  herbeigeführt  betrachten? 

Die  offenbare  Abschwächung  des  Virus  sowohl  in  der  Lymphe, 
als  im  Körper  des  auf  37  0 C gehaltenen  Frosches  würde  diese  Hy- 
pothese wenig  unterstützen,  daher  würde  ich  nicht  anstehea,  zu 
glauben,  dass  die  in  einem  erwärmten  Frosche  entwickelten  Bacillen 
nicht  eine  wirkliche  Infektion  darstellen,  sondern  ihre  einfache  Ver- 
mehrung in  einem  Substrat,  welches,  obgleich  noch  mit  seinen,  in 
Bezug  auf  den  Milzbrand  abgeschwächten  Eigenschaften  ausgestattet, 
sich  doch  durch  die  Wirkung  der  Temperatur  in  einen  guten  Nähr- 
boden für  die  Bakterien  umgewandelt  hat,  wo  diese  letzteren  sich 
mehr  als  Saprophyten,  wie  als  pathogene  Mikrobien  entwickelt 
haben.  Es  würde  also  dies  nicht  eine  einfache  Modifikation  des 
bakterientödt.enden  Zustandes  sein , den  die  hohe  Temperatur  im 
Organismus  des  Frosches  hervorgebracht  hätte,  sondern  eine  wirk- 
liche Veränderung  aller  Funktionen  und  Gewebe,  weil  auch  unab- 
hängig von  der  Vermehrung  der  Milzbrandbacillen  das  Leben  dieser 
Thiere  in  jedem  Falle  im  höchsten  Grade  gefährdet  sein  würde. 

V. 

lieber  die  wahrscheinliche  Natur  der  Substanz,  welche 
der  Lymphe  die  bakterientödtende  Eigenschaft 

verleiht. 

Nachdem  in  der  Froschlymphe  eine  spezielle  Eigenschaft  fest- 
gestellt worden  ist,  welche  die  Abschwächung  der  Milzbrandkeime 
bedingt,  so  macht  sich  eine  andere  direkte  Untersuchung  noth wendig, 
um  die  Ursachen  dieser  Eigenschaft  zu  erklären. 

Von  allen  Autoren,  welche  sich  mit  Untersuchung  der  wahr- 
scheinlichen Natur  dieser  Substanz  beschäftigt  haben,  welche  den 
organischen  Flüssigkeiten  eine  mikrobientödtende  Eigenschaft  ver- 
leihen würde , haben  nur  N u 1 1 a 1 x) , Behring2),  Verf. 5) , 

1)  Loco  cit. 

2)  Usber  die  Ursache  der  Immunität  von  Ratten  gegen  den  Milzbrand.  (Central- 
blatt für  kiin.  Mcdiein.  1888.  No.  28.) 

3)  Sulla  infezione  morvosa.  (Att;  deila  &,  Accademia  di  Fisioeritiei.  Ser.  IV.  1889. 


Die  Ursachen  der  natürlichen  Immunität  gegen  den  Milzbrand. 


535 


Büchner  und  Orthenberger1)  und  kürzlich  Fo d o r 3)  Theorien, 
durch  Experimente  gestützt,  aufgestellt,  welche  die  grösste  Aufmerk- 
samkeit verdienen. 

Der  Erste  hat  beobachtet,  dass  mit  Milzbrandbacillen  infizirtes 
Kaninchenblut  eine  bakterientödtende  Wirkung  ausübt,  welche  ent- 
weder nach  kurzer  Zeit  von  selbst  oder  nach  einer  Erwärmung  auf 
50 — 55°  C verschwindet,  und  ist  der  Meinung,  diese  Eigenschaft 
könne  nur  von  einem  sehr  flüchtigen,  unbeständigen  Stoffe  herrühren, 
oder  wahrscheinlicher  von  einer  Diastasewirkung. 

Behring9)  geht  von  der  Ueberzeugung  aus,  die  Batten  seien 
gegen  Milzbrand  durchaus  immun;  er  stellte  Untersuchungen  über 
ihr  Blutserum  an,  fand  es  zu  stark  alkalisch  und  darum  zur  Kultur 
des  Bacillus  antbracis  ganz  ungeeignet.  Die  Schlüsse,  zu  denen 
er  durch  diese  Resultate  geführt  wurde,  Hessen  ihn  im  Rattenblute 
eine  noch  unbekannte  organische  Basis  annehmen,  welche  kräftige 
antiseptische  Eigenschaften  besitzen  soll. 

Nachdem  ich  festgestellt  habe,  nicht  nur,  dass  Thiere  um  so 
immuner  gegen  Rotzinlektion  sind,  je  sauerstoffreicher  ihr  Blut  ist, 
sondern  auch,  dass  die  so  leicht  abzuschwächenden  Rotzbacillen  ihre 
Virulenz  viel  länger  behalten,  wenn  sie  vor  der  Berührung  mit  Sauer- 
stoff geschützt  sind,  glaube  ich  auch  in  diesem  Gas  einen  vielleicht 
nicht  unwichtigen  Faktor  des  verwickelten  Phänomens  der  Immunität 
sehen  zu  müssen. 

Büchner  und  Orthenberger,  nachdem  der  Erstere  zu- 
sammen mit  Voit  die  bakterientödtende  Wirkung  des  Serums  auf 
verschiedene  Mikroorganismen  bewiesen  hatte,  haben  weitere  Unter- 
suchungen angestellt,  um  zu  bestimmen , welchem  Bestandtheil  des 
Serums  diese  Eigenschaft  zuzuschreiben  sei;  sie  haben  gefunden, 
dass  es  die  Eiweisssubstanzen  in  Verbindung  mit  einer  gewissen 
Menge  von  Salzen  sind,  welche  so  kräftig  auf  die  Bakterien  einwirken. 

Die  neuen  Resultate  Fodor’s  nähern  sich  zum  Theii  den  von 
Behring  erhaltenen,  insofern  sie  bewiesen  haben,  dass  besonders 
das  Chlornatrium  die  bakterientödtende  Eigenschaft  des  Blutes  der 
Kaninchen  bedingt,  und  dass  man  durch  starke  Dosen  von  Alkalien 
(doppeltkohlensaures  Natron)  die  Widerstandskraft  der  Kaninchen 
gegen  die  Milzbrandinfektion  verstärken  kann. 

Die  verhältnissmässig  geringe  Menge  von  Lymphe,  über  die  ich 


Voi.  I.  1889)  und  I fattori  deila  immnDitä  fisiolcgica  nella  iefezione  aiorvosa  (La  riforma 
mediea.  J.889*  Giugno.) 

1)  loao  cit. 

2)  Neue  Untersuchungen  über  die  hakteriantedtende  Wirkung  des  Blutes  und  über 
Iminunisation.  (CentraibUtt  für  Bakteriologie  und  Parasitenkunde.  Bd.  VII.  1890.  No.  24.) 

3)  Abgesehen  von  irgend  einem  Urt'uai!  über  die  Resultate  Behring’s  möge 
daran  erinnert  werden,  dass  zuerst  L'oeffl9r  (Mittheilungen  des  k.  Gesundheitsamtes. 
1882.  p.  162),  dann  Strauss  (Le  ebarbor:.  1887.  p.  163),  Lubarseb  (Cec-tralblatt 
für  Bakteriol.  lind  Parasitenk.  Kd.  VI.  1390.  No.  18 — 19)  und  vor  Kurzem  Meiscboi- 
koff  (Aunales  de  i’lnstitnt  Pasteur.  April  1890)  bewiesen  babeu , dass  weisse  Ratten 
eine  relative  Immunität  gegen  Milzbrand  besitzen,  obgleich  viele  von  ihnen  der  In- 
fektion unterliegen.  Der  Letztere  (Lo  charbon  des  rats  blaocs.  Troisieine  memoire 
des  Etüde»  sur  l’iminucite  etc.)  glaubt  bewiesen  zu  haben  , dass  euch  in  den  Fällea 
von  Heilung  die  Phagocyten  eine  »ehr  wichtige  Rolle  spielen,  indem  sie  die  lebendoa 
Bftciilen  zerstören. 


636 


San&relli, 


zu  meinen  Versuchen  verfügen  konnte,  haben  mir  nicht  erlaubt,  die 
Untersuchungen  zu  unternehmen,  welche  die  oben  genannten  Forscher 
zu  so  wichtigen  Folgerungen  führten , aber  da  die  von  mir  erhaltenen 
Resultate,  besonders  beim  Studium  des  Einflusses  der  Wärme  auf 
die  bakterientödtende  Eigenschaft  der  Lymphe,  viel  Analogie  mit 
dem  Obigen  darbieten,  so  stehe  ich  nicht  an,  ebenfalls  die  Substanz, 
welche  der  Froschlymphe  ihre  bakterientödtende  Kraft  verleiht,  mit 
aller  Wahrscheinlichkeit  für  eine  organische  Basis  zu  halten,  unbe- 
ständig und  fähig,  bei  hoher  Temperatur  verändert  und  unwirksam 
gemacht  zu  werden. 

Die  Widersprüche  und  die  Dunkelheit,  welche  bis  jetzt  die  Frage 
nach  der  keimtödtenden  Kraft  der  organischen  Flüssigkeiten  ver- 
wirren, kann,  wie  ich  glaube,  vorläufig  keine  anderen  Vermuthungen 
erlauben,  welche  sich  von  einem  Augenblick  zum  audern  als  un- 
richtig und  voreilig  ausweisen  könnten. 

VI. 

Biophagismus  oder  Nekrophagismus? 

Den  neuen  starken  Antrieb,  welchen  in  neuerer  Zeit  die  Unter- 
suchungen über  Seuchenfestigkeit  erhalten  haben,  verdanken  wir  fast 
ganz  den  klassischen  Experimenten  des  russischen  Gelehrten  und 
der  Erklärung,  die  er  über  den  Kampf  um’s  Leben  zwischen  den 
Parasiten  und  den  Zellen  des  Organismus  gegeben  hat. 

Aber  obgleich  der  Erfinder  der  Phagocytentheorie  mehrere  Male 
wiederholt  hat,  „die  Immunität  gegen  die  infizirenden  Agentien  müsse 
als  ein  zusammengesetztes  Phänomen  betrachtet  werden , von  phy- 
sischen, chemischen  und  biologischen  Ursachen  abhängend,  oder  sei 
in  manchen  Fällen  das  Produkt  der  Verbindung  dieser  verschiedenen 
Faktoren“,1)  so  haben  doch  die  Gegner  seiner  Lehre  dieselbe  fast 
immer  für  absolut  und  einseitig  erklärt.  Die  unzähligen  Kritiken, 
mit  denen  die  heutige  wissenschaftliche  Litteratur  erfüllt  ist,  haben 
daher  von  der  Me tschn ikoff ’schen  ganz  verschiedene  Richtungen 
verfolgt,  ohne  dass  die  Resultate  derselben  darum  weniger  absolut 
und  einseitig  ausgefallen  wären.  Dem , was  man  für  eine  Zellen- 
theorie erklärte,  hat  man  eine  chemische  Theorie  gegenübergestelit. 

Selten  hat  man  eine  gemischte  Theorie  angenommen,  d.  h.  eine 
Verschmelzung  der  beiden  wichtigen  Faktoren  der  Immunität : Zellen- 
energie und  chemische  Ungunst  des  Substrates ; aber  auch  in  diesem 
Falle  nahm  man  den  Phagocytismus  in  dem  Sinne  an,  dass  die  Zellen 
sich  der  schon  abgestorbenen  Parasiten  bemächtigen,  also  recht  eigent- 
liche Gräber  darsteilen.  Mehr  oder  weniger  ist  dies  die  Ansicht, 
weiche  die  Gegner  der  Phagocytentheorie  uns  von  der  Thätigkeit 
der  Zellen  geben. 

Meine  Untersuchungen  sind  ohne  jedes  Vorurtheil  für  die  eine, 
oder  die  andere  Ansicht  begonnen  und  ausgeführt  worden,  aber  da 
ich  sie  nun  zu  Ende  gebracht  habe,  halte  ich  es  für  zweckmässig, 


1)  Immunite  des  lapins  contre  le  bacille  du  rouget  des  porcs.  (Ann.  de  l'Iust. 
Pasteur,  1889.  p.  289. 


Die  Ursachen  der  natürlichen  Immunität  gegen  den  Milzbrand. 


537 


den  verhältnissmässigen  Werth  der  beiden  Theorieen  über  das  Phä- 
nomen der  natürlichen  Immunität  zu  bestimmen. 

Ich  will  sogleich  vorausschicken,  dass  ich  in  meinen  Resultaten 
die  nöthigen  Grundlagen  gefunden  habe,  um  die  Verschmelzung  beider 
Theorieen  anzunehmen  und  zu  erklären. 

Vor  Allem  steht  die  von  mir  bewiesene  Wirkung  der  Frosch- 
lymphe auf  die  Milzbrandbacillen  fest,  und  diese  Wirkung  wird  in 
drei  Stärkegraden  ausgeübt.  Der  erste  Grad  beschränkt  sich  nur 
darauf,  das  Sprossen  und  die  Entwickelung  der  Keime  aufzuhalten, 
der  zweite  bewirkt  die  Abschwächung  derselben  und  der  höchste 
nach  und  nach  ihre  vollständige  Zerstörung. 

Aber  wenn  wir  einerseits  in  Betracht  ziehen,  dass  die  Ab- 
schwächung der  Sporen  und  Bacillen  sich  nicht,  in  weniger,  als  3 — 4 
Tagen  vollzieht  und  dass  ihre  vollkommene  Zerstörung  erst  nach  viel 
längerer  Zeit  eintritt,  und  dass  andererseits  nach  Inokulation  des 
Milzbrandes  in  den  Lymphsack  oder  in  das  Blut  des  Frosches  sich 
Bacillen  in  Menge  in  den  Zellen  schon  nach  drei  Stunden1)  vorfinden, 
sind  wir  genöthigt,  zuzugeben,  dass  nicht  ansschliesslich  der  chemi- 
schen Zusammensetzung  des  Substrats  die  Aufgabe  zufällt,  das  Agens 
der  Infektion  zu  zerstören,  sondern  dass  die  beiden  Kräfte,  die 
chemische  und  die  der  Zellen  wenigstens  neben  einander  auftreten. 

Ganz  ausgeschlossen  ist  der  hindernde  Einfluss  der  niedrigen 
Temperatur  des  Froschkörpers,  welche  von  Einigen  geltend  gemacht 
wird,  denn  auch  bei  18 — 20°  C keimen  die  Milzbrandsporen  gut  ge- 
nug auf  den  gewöhnlichen  künstlichen  Nährböden,  während  sie  in 
der  Lymphe  und  dem  Körper  der  Frösche,  auch  wenn  sie  beständig 
bei  27°  C erhalten  werden,  unthätig  bleiben.  Ausgeschlossen  ist 
auch  die  Armuth  an  Nahrungsstoff,  die  Andre  anführen,  denn  die 
auf  37°  C erwärmte  und  dabei  erhaltene  Lymphe  erlaubt  nicht  nur 
eine  üppige  Entwickelung  der  Keime,  sondern  es  ist  auch  sonst  be- 
kannt, dass  das  Wachsthum  der  Milzbrandbacillen  auch  in  Sub- 
straten von  weniger,  als  mittelmässigem  Nährwerth  vor  sich  geht, 
wie  in  Aufgüssen  von  Stroh,  Heu  und  dergleichen. 

Nach  diesen  Anführungen  wird  der  Mechanismus  der  natür- 
lichen Immunität  unendlich  vereinfacht  und  die  respektive  Wichtig- 
keit der  organischen  Flüssigkeiten  und  der  morphologischen  Elemente 
scharf  festgestellt. 

Wenn  die  Sporen  und  Bacillen  des  Milzbrandes  mit  der  Lymphe 
oder  dem  Blute  seuchenfester  Thiere  in  Berührung  kommen,  so  befinden 
sie  sich  sogleich  unter  dem  Einfluss  bestimmter  Stoße,  welche,  wenn 
sie  auch  nicht  unmittelbar  die  Wirkung  eines  kräftigen  Antisepti- 
cums  auf  dieselben  ausüben,  doch  hinreichen,  um  sogleich  ihre  wich- 
tigsten Ernährungsvorgänge  zu  verändern,  ihre  weitere  Entwickelung 
zu  verhindern  und  ihre  Virulenz  und  dann  auch  ihr  Leben  zu  zer- 
stören. 

Es  ist  leicht  zu  begreifen,  dass  die  Milzbrandbacillen  sich  unter 
diesen  Verhältnissen,  selbst  unmittelbar  nach  ihrem  Eindringen  in 

1)  Hess,  Untersuchungen  zur  Phagocytenlehre.  (Virchovr’s  Archiv.  Bd.  CIX. 
1887.)  und  Weitere  Untersuchungen  aur  Phagocytenlehro.  (Ibid.  Bd.  CX.  1887.) 


538 


Sanarelli  . 


den  Organismus  seuchenfester  Thiere , wenn  also  ihre  Virulenz  noch 
ganz  unverändert  ist,  gegen  die  Gewebe  im  Allgemeinen  und  gegen 
die  Leukocyten  im  besondern  wie  wirkungslose  Elemente  verhalten, 
welche  unfähig  sind,  sei  es  durch  die  Produkte  ihres  Stoffwechsels, 
sei  es  auf  irgend  eine  andere  Weise  gegen  die  phagocy tischen  Eigen- 
schaften der  Zellen  zu  reagiren.  Diese  Eigenschaften  würden  in 
diesem  Falle  nichts  Spezifisches  oder  Aggressives  haben,  sondern  sich 
auf  normale  Weise  selbst  gegen  virulente  Bacillen  ebenso  verhalten,  als 
wenn  es  Karmin  oder  Kohlekörnchen  wären.  Mit  andern  Worten  : 
die  Zerstörung  der  Parasiten  in  den  seuchenfesten  Organismen  wird 
kumulativ  sowohl  von  den  einen,  als  von  den  andern  Faktoren  be- 
wirkt ; die  Bakterien  brauchen  nicht  todt  zu  sein,  um  von  den  Zellen 
aufgenommen  zu  werden,  sondern  letztere  können  sich  der  ersteren 
bemächtigten , wenn  dieselben , obgleich  noch  virulent  und  lebens- 
kräftig, unter  gewissen  Einflüssen  in  die  Unmöglichkeit  versetzt 
worden  sind,  zu  schaden  oder  zu  reagiren. 

Einige  Beobachtungen  von  Golgi1)  über  das  Blut  der  Malaria- 
kranken scheint  diese  Hypothese  besonders  zu  bestätigen.  Er  hat 
nämlich  beobachtet , dass  während  jedes  Fieberanfalls , vielleicht  in 
Folge  der  Temperaturerhöhung,  die  weissen  Blutkörperchen  die  Zer- 
störung einer  bedeutenden  Zahl  von  Malaria-Parasiten  besorgen,  und 
dass  man  ausserdem  weisse  Blutkörperchen  finden  kann,  welche  reife 
Parasiten  enthalten,  und  dass  diese  innerhalb  des  Protoplasmas  des 
Kügelchens  selbst  ihren  Theilungsprozess  durchführen. 

Auf  diese  Weise  wird  jene  Idee  des  Phagocytismus , welche 
Bizzozero2)  schon  vor  mehr  als  20  Jahren  in  seinen  Studien  über 
das  Knochenmark  und  über  die  Endogenese  des  Eiters  deutlich  und 
nachdrücklich  entwickelt  hatte,  einfach  erweitert. 

Die  von  dem  russischen  Gelehrten  jetzt  klar  bewiesene  intercel- 
luläre  Verdauung  der  Mikroorganismen,  aber  ohne  jene  Idee  von  An- 
griff und  Kampf,  welche  sich  in  Wirklichkeit  in  dem  wahren  Geiste 
der  Cellularpathologie  nicht  findet,  würde  also  nichts  weiter  sein, 
als  die  moderne  Erklärung  eines  Prozesses,  durch  welchen  der 
italienische  Gelehrte  schon  vor  vielen  Jahren  die  intercelluläre  Ver- 
dauung der  rothen  Blutkörperchen  und  der  Eiterzellen  erklärte. 

So  und  nicht  anders  scheint  es  mir,  müssen  die  Resultate  meiner 
Untersuchungen  betrachtet  werden,  diese  lassen  sich  folgendermaassen 
kurz  zusammenfassen: 

1)  Die  keim-  und  leukocytenfreie  Froschlymphe 
schwächt  das  Milzbrandvirus  ab.  Diese  Abschwächung 
zeigt  sich  schon  nach  drei  bis  vier  Tagen  an  Sporen  und  sporifizirten 
Bacillen,  viel  schneller  an  sporenfreien  Bacillen. 

2)  Der  Verlust  der  Virulenz  ist  nicht  gleichbe- 
deutend mit  dem  Tode  der  Sporen  und  Bacillen, 
welche  mit  der  Lymphe  inBerührung  gekommen  sind, 
denn  ihre  einfache  Uebertragung  auf  künstliche  Nährböden  bedingt 
die  Entwickelung  neuer,  virulenter  Milzbrandbacillen. 

1)  11  fagocitismo  uell'  iofezione  malariea.  (La  Riforma  medica.  M&ggio  1888.) 

2)  Sul  midollo  delle  ossa.  (Gazzetta  medica  Lombard.  1868)  und  Salla  cosi  detta 
endogenei  del  pns.  (Gazz.  medica  italiana.  1872.) 


Die  Ursachen  der  natürlichen  Immunität  gegen  den  Milzbrand. 


539 


3)  Das  durch  Froschlymphe  abgeschwächte  Milz- 
brandvirus erwirbt  die  Eigenschaften  der  Vaccine 
nicht,  denn  die  Inokulation  reichlicher  Mengen  von  abgeschwächter 
Milzbrandlymphe  auf  Kaninchen  und  Meerschweinchen  verleiht  diesen 
keine  Immunität  gegen  spätere,  virulente  Inokulationen. 

4)  Die  Milzbrandsporen  keimen  in  der  normalen  Lymphe  nicht 
bei  Zimmertemperatur  (18 — 20°  C),  noch  auch  bei  27°  C.  Dagegen 
keimen  sie  ziemlich  gut  bei  37°  C. 

5)  Die  Erwärmung  auf  hohe  Temperatur  entzieht 
der  Lymphe  die  Eigenschaft,  die  Keimung  der  Milz- 
brandsporen zu  verhindern.  In  diesem  Falle  können  diese 
letzteren  schon  bei  Zimmertemperatur  keimen  und  schon  bei  27°  C 
fängt  die  Keimung  an,  reichlich  zu  werden. 

6)  Starke  Erkältung  übt  durchaus  keinen  Einfluss 
auf  die  bakterientödtende  Eigenschaft  der  Frosch- 
lymphe aus. 

7)  Die  in  erwärmter  Lymphe  (37°  C)  entwickelten  Milzbrand- 
bacillen haben  ihre  Virulenz  ganz  eingebüsst,  aber  ihre  Uebertragung 
auf  künstliche  Nährböden  bringt  neue,  virulente  Milzbrandkolonieen 
hervor. 

8)  Frösche,  welche  bei  37°  C gehalten  werden,  mögen  sie  geimpft 
sein  oder  nicht , sterben  nach  wenigen  Stunden , bleiben  aber  bei 
27  °C  am  Leben. 

9)  Die  Froschlymphe  übt  auf  Milzbrandbacillen  eine  deutliche, 
degenerative  Wirkung  aus,  unabhängig  von  jedem  Einfluss  von  Leu- 
kocyten. 

10)  Die  Zellen  seuchenfester  Organismen  können  sich  der  Para- 
siten bemächtigen  und  sie  zerstören,  auch  wenn  diese  ihre  Viru- 
lenz und  Lebenskraft  behalten. 

Die  gegenwärtige  Arbeit  wurde  im  Laboratorium  des  Prof.  Golgi 
in  Pavia  begonnen  und  in  dem  des  Prof.  Sanquirico  in  Siena 
fortgesetzt  und  beendigt.  Ich  fühle  mich  verpflichtet,  diesen  meinen 
theuern  und  verehrten  Lehrern  meinen  lebhaften,  aufrichtigen  Dank 
für  ihre  Rathschläge  und  für  das  wissenschaftliche  Material  auszu- 
sprechen, welches  sie  immer  so  reichlich  zu  meiner  Verfügung  ge- 
stellt haben. 

Siena,  25.  Juli  1890. 


Referate. 

ttlunti,  M.,  Ueber  die  Wirkung  des  Lichts  auf  die  Essig- 
gährung.  (Le  Stazioni  Speriment.  Agrar.  Ital.  XVIII.  S.  171.) 
Tolomci,  G.,  Einwirkung  von  Elektrizität  auf  dieEssig- 
gährung.  (L’  Orosi.  XIII.  S.  401  — 409.) 

Ad.  1.  Direktes  Sonnenlicht  hindert  die  Entwickelung  von  Myco- 
derma  aceti  und  damit  die  Essiggährung.  Schon  zerstreutes  Tageslicht 
wirkt  hemmend,  wcdh  die  Oberfläche  der  Flüssigkeit  nicht  beschattet 


540 


G&hrong.  — Bakterien  in  Moskeln- 


ist.  Jedoch  genügt  ein  langes  Bescheinen  durch  die  Sonne  nicht,  um 
die  Flüssigkeit  zu  sterilisiren. 

Ad.  2.  Wenn  elektrische  Funken  aus  einem  Rum  kor  ff’ sehen 
Apparat  nahe  der  Oberfläche  der  gährenden  Flüssigkeit  überspringen, 
so  wird  ein  Stillstand  in  der  My coder m a -Entwickelung  nur  bei 
ziemlich  starken  Entladungen  beobachtet,  die  Flüssigkeit  dabei  jedoch 
nicht  sterilisirt;  denn  nach  Auf  hören  der  elektrischen  Entladung  wird 
wieder  die  Gährthätigkeit,  wenn  auch  in  schwächerem  Grade,  be- 
obachtet. Loew  (München). 

Sostegni  und  Saimino,  Ueber  die  Entstehung  von  Schwefel- 
wasserstoff bei  der  Alkoholgährung.  (Le  Stazioni  Speri- 
ment.  Agrar.  Ital.  XVIII.  S.  437.) 

Wird  sterilisirter  Traubenmost  mit  fein  verriebenem  und  ge- 
waschenem Schwefel  und  Weinhefe  versetzt,  so  lassen  sich  bei  der 
Gährung  geringe  Mengen  Schwefelwasserstofl  beobachten  J). 

Loew  (München). 

Tria,  Giacomo,  Sul  modo  di  comportarsi  del  tessuto 
muscoiare  in  alcune  infezioni.  Contributo  allo  Stu- 
dio delle  influenze  battericide  esistenti  nell’  orga- 
nismo  sano.  (Rend.  della  R.  Accademia  delle  scienze  fisiche  e 
raatem&tiche.  1890.  Sett.,  Ott.  e Nov.) 

Verf.,  der  unter  Leitung  von  Manfredi  im  physiologischen 
Institut  zu  Neapel  arbeitete,  berichtet  zunächst  über  vergleichende 
Zahlenbestimmungen  der,  bei  verschiedenen  experimentellen  Infektions- 
prozessen im  Muskel  gewebe  enthaltenen  Bakterien  gegenüber  jenen 
aus  anderen  Organen;  in  weiteren  Versuchen  wurde  dann  der  bak- 
terienfeindliche Einfluss  des  aseptisch  gewonnenen  M uskel- 
saftes  geprüft.  In  der  ersten  Versuchsreihe  wurde  bei  Meer- 
schweinchen und  Kaninchen  der  betreffende  Infektionserreger  (Milz- 
brand, Staph y lococcus  aureus,  M.  tetragenus)  in  die 
Jugülaris  injizirt,  entweder  der  Tod  des  Thieres  abgewartet  oder 
letzteres  durch  Chloroform  getödtet,  und  nun  unter  aseptischen 
Kautelen  kleine  Muskelstüekchen  aus  dem  Glutaeus  und  kleine  Milz-, 
Leber-  und  Nierenstückchen  entnommen.  Diese  Organstückchen 
kamen  in  starkwandige  Proberöhren  mit  5 ccm  sterilen  Wassers  und 
etwas  Glaspulper,  wurden  hier  mit  einem  Glasstab  in  feinste  Partikelchen 
zerrieben  und  zu  Plattenkulturen  verwendet.  In  11  Einzelversuchen 
ergab  sich,  dass  stets  die  Keimzahl  in  den  Muskeln  viel  geringer 
war  als  in  den  anderen  Organen,  manchmal  fanden  sich  die  Muskeln 
(Miizbrand  und  Staphylococcus  aureus)  ganz  bakterienfrei. 
Es  wurde  auch  beobachtet,  dass  anfangs,  1 Stunde  nach  der  Injektion 
in  den  Kreislauf  die  Bakterienzahl  im  Muskel  beträchtlich  war,  während 
später,  nach  8 Stunden  bei  einem  analog  behandelten  Thier  die 

1}  Es  wäre  jedenfalls  interessant.  genau  festzustelleu,  wie  diese  Sch  wefelwasserstoff- 
entwiakalang  zu  Stande  kommt,  da  nascirender  Wasserstoff  bei  der  Weingäbrung  nicht 
entsteht  und  der  Schwefel  wegen  seiner  absoluten  Unlöslichkeit  in  Wasser  auch  nicht 
in  des  Protoplasma  der  Befezelien  gelangen  kann,  somit  der  direkten  Zellenthätigkeit 

entrückt  ist.  D.  Ref. 


Bakterien  in  Muskeln.  — Bac.  pyocyaneus. 


541 


Muskeln  keine  lebenden  Keime  mehr  enthielten.  Diese  bakterien- 
tödtende  Wirkung  des  Muskelgewebes  konnte  auch  bei  nicht-pathogenen 
Bakterien  nachgewiesen  werden. 

Zu  den  weiteren  Versuchen  diente  Muskelsaft  vom  Hunde, 
Kaninchen  und  Pferde.  Die  Thiere  wurden  durch  Verbluten  ge- 
tödtet,  das  Fleisch  von  verschiedenen  Körperregionen  unter  aseptischen 
Maassregeln  entnommen,  in  kleine  Stücke  zerschnitten  und  mit  einer 
sterilisirten  Presse  ausgepresst.  Es  gelang  bei  einiger  Uebung  leicht, 
den  Muskelsaft  steril  zu  gewinnen.  Die  Versuche  über  bakterien- 
feindliche Wirkung  desselben  wurden  nach  dem  von  Ref.  einge- 
schlagenen Verfahren  mit  Typhusbacillen  und  Choleravibrionen  aus- 
geführt  und  ergaben  für  den  Muskelsaft  der  genannten  drei  Species 
tödtende  Wirkung;  am  stärksten  war  dieselbe  beim  Muskelsaft  des 
Hundes,  in  drei  Versuchen  wurde  hier  binnen  4 Stunden  vollständige 
Vernichtung  aller  ausgesäten  Bakterien  erzielt.  Die  tödtende  Wirkung 
zeigte  sich  übrigens  von  der  Aussaatgrösse  abhängig,  indem  sie  bei 
grösserer  Aussaat  meist  nach  einigen  Stunden  erlosch  und  von  einer 
Wiederzunahme  der  Keimzahl  gefolgt  war.  Bei  einer  4-tägigen  Auf- 
bewahrung des  Muskelsaftes  vom  Hunde  zeigte  sich  die  bakterien- 
tödtende  Wirkung  desselben  kaum  vermindert  [analog  dem  Blut- 
serum Ref.] 

Man  könnte  denken,  dass  die  saure  Reaktion  des  Muskelsaftes 
bei  der  tödtenden  Wirkung  betheiligt  sei.  Verf.  weist  indess  nach, 
dass  unveränderter  und,  mit  Sodalösung  neutralisirter  Muskelsaft 
annähernd  gleich  stark  auf  Bakterien  wirken.  Ebenso  zeigt  Verf., 
gestützt  auf  die  Versuche  von  Ref.,  dass  die  höhere  Konzentration  des 
Muskelsaftes  nicht  als  Ursache  der  Bakterientödtung  in  Betracht 
kommen  könne,  er  schiiesst  sich  vielmehr  der  Anschauung  von  Ref.  an, 
wonach  eigentümliche  Modifikationen  oder  Zustände  von  Eiweiss- 
körpern als  das  wirksame  Prinzip  zu  betrachten  sind. 

Büchner  (München). 

Oessard,  Des  races  du  bacille  pyocyanique.  [Travail  du 
laboratoire  de  chimie  biologique  de  la  Sorbonne,  ä l’lnstitut  Pasteur.] 
(Annales  de  l’Institut  Pasteur.  1891.  No.  2.  S.  65.) 

In  einer  früheren  Arbeit1)  hatte  Verf.  den  Nachweis  geliefert, 
dass  die  Farbstoffproduktion  des  B.  pyocyaneus  zunächst  vom 
Näbrsubstrat  abhängt,  indem  bei  blosser  Eiweissnahrung  kein  Pyo- 
cyanin, sondern  vorwiegend  nur  der  grüne  fluoreszirende  Farbstoff 
gebildet  wird,  während  Bouillon  sich  indifferent  verhält,  reines  Pepton 
aber  für  die  Produktion  des  Pyocyanins  sich  am  günstigsten  erweist. 
[Von  Ref.  bestätigt.] 

Zweitens  hängt  nun  die  Farbstoffproduktion  auch  ab  von  den 
Eigenschaften  des  Mikroben.  Aus  dem  normalen  B.  pyocyaneus 
gelang  es  durch  34  Uebertragungen  in  Albumin,  welche  mehr  als  ein 
Jahr  in  Anspruch  nahmen,  eine  Rasse  zu  erzielen,  welche  in  Bouillon 
vorwiegend  und  bei  wiederholten  Passagen  Pyocyanin  bildete,  was 
sonst  nicht  der  Fall  ist.  Durch  5 Minuten  lange  Erwärmung  auf 


1)  Eef.  s.  Ceutralbl.  f.  Bakt.  u.  Par.  Bd.  V1L  S.  740. 
IX.  Bd. 


36 


542 


Bac.  pyocyaneus.  — Cholera  iofacttmi. 


57  0 wurde  ferner  aus  dem  normalen  Bacillus  eine  andere  Rasse  ge- 
wonnen, mit  ausschliesslicher  Bildung  des  grün  fluoreszirenden  Farb- 
stoffs in  Bouillon,  während  die  erst  erwähnte  dieser  beiden  künst- 
lichen Rassen  bei  der  nämlichen  Erwärmung  eine  weitere  Rasse 
lieferte,  die  alle  Farbstoff bildung  verloren  hatte.  Alle  diese  künst- 
lichen Rassen  konnten  schliesslich  durch  Kultur  in  Pepton-Glycerin  - 
Agar,  dem  für  Bildung  des  Pyocyanins  günstigsten  Medium,  wieder 
auf  den  normalen  Bacillus  zurückgeführt  werden.  Aehnliche  Rassen 
mit  theilweisem  oder  gänzlichem  Verlust  des  chromogenen  Vermögens 
wurden  auch  gewonnen  durch  Passage  im  Thierkörper. 

Verf.  schliesst  hieraus,  dass  die  Wirkungen  einer  Mikrobenart 
zunächst  von  dem  Nährsubstrat  und,  bei  gleichbleibendem  Substrat, 
von  den  Rassen  abhängen , welche  jede  Spezies  zu  bilden  im 
Stande  ist. 

In  einer  Anmerkung  gibt  Verf.  folgende  Vorschrift  zur  raschen 
Bereitung  des  zum  Studium  des  Pyocyaninbildung  wichtigen  Pepton- 
Agar:  Fein  gehacktes  Agar-Agar  wird  zu  je  0,25  g in  Proberöhren 
eingefüllt,  unter  Zugabe  von  je  5 ccm  neutraler  2prozent.  Pepton- 
lösung und  5 Tropfen  Glycerin.  Die  Röhren  werden  zuerst  einige  Zeit 
im  kochenden  Wasserb&d  erhitzt,  um  die  Luft  aus  dem  Agar-Agar 
zu  vertreiben,  dann  im  Autoclav  5 Minuten  bei  120°  sterilisirt. 
Man  lässt  schiefliegend  erstarren.  Büchner  (München). 


Baginsfry,  A.,  Ueber  Cholera  infantum.  (Berliner  klinische 
Wochenschrift.  1889.  No.  46,  47  und  49.) 

Verf.  erörtert  den  ätiologischen  Zusammenhang  der  Temperatur- 
und  Ernährungsverhältnisse  mit  dieser  Krankheit  und  befasst  sich 
dann  vornehmlich  mit  der  Frage,  ob  es  sich  bei  der  Cholera  infantum 
um  eine  spezifische  Krankheitsform,  verursacht  durch  einen  spezi- 
fischen Krankheitserreger,  oder  lediglich  um  die  Wirkung  von  Sapro- 
phyten  handle. 

B.  hat  die  Fäces  cholerakranker  Kinder  bakteriologisch  unter- 
sucht und  mehrere  Pilzformen  in  denselben  nachgewiesen.  Es  fan- 
den sich  darin:  das  Bacterium  lactis  aerogenes  (Esche- 
rich),  vom  Autor  Bacterium  aceticum  genannt,  das  Bacte- 
rium coli,  wahrscheinlich  identisch  mit  dem  sog.  Neapler  Bacillus, 
ein  die  Gelatine  rasch  verflüssigendes , von  B.  als  weisses  ver- 
flüssigendes Bacterium  bezeichnet,  dessen  unzweifelhaft  pathogene 
Wirkung  feststeht,  der  B.  Proteus  (Hauser),  der  schon  von 
E s c h e r i c h beschriebene  weisse,  verflüssigende  Staphylococcus, 
ein  diesem  ähnlicher,  gelb  wachsender  und  langsam  verflüssigeuder 
Mikroorganismus.  Ferner  kommen  vor  das  Bacterium  der  rothen 
Milch  (Hueppe  und  Grote nfe Dl),  ein  grünlich  fluoreszirender 
Bacillus,  eine  von  B.  plumper  Bacillus  genannte  Form,  weiter- 
hin ein  Coccus,  der  vielleicht  mit  dem  E sch  erich’schen  Porzellan- 
coccus  identisch  ist,  der  Bacillus  ery throsporus,  ein  der 
Sarcine  ähnlicher  Coccus,  und  endlich  3 Hefeformen. 

Da  auch,  worauf  der  Autor  schon  früher  aufmerksam  gemacht 
hatte,  der  Leichenbefund  eine  gewisse  Mannigfaltigkeit  der  Pilzformen 


Cholera  infantum.  — Saprog.  Darmbakterien. 


543 


erkennen  lässt,  glaubt  er  keiner  dieser  Mikroorganismen- Arten  etwas 
Spezifisches  zuschreiben  zu  dürfen,  sondern  annebmen  zu  müssen,  dass 
die  Cholera  infantum  eine  echte  saprogene  Krankheit  sei.  Die  in  dieser 
Richtung  angestellten  Untersuchungen  mit  dem  grünlich  verflüssigen- 
den Bacillus  auf  steril  gemachtem  Fleisch  ergaben,  dass  es  unter 
dessen  Einwirkung  zur  Entwickelung  von  Ammoniak  einerseits,  zur 
Bildung  einer  Ptomainart  andererseits  kommt,  die  eine  intensive  Gift- 
wirkung zu  entfalten  im  Stande  ist,  und  da  es  B.  schon  früher  ge- 
lungen war,  in  frischen  Fäces  cholerakrauker  Kinder  neben  Indol 
und  Phenol  auch  reichliche  Mengen  von  NH3  nachzuweisen,  hält  es 
B.  für  zulässig,  jene  schweren  Symptome,  wie  sie  bei  der  Cholera  in- 
fantum beobachtet  werden,  auf  eine  Intoxikation  mit  NH3  und  den  Stoff- 
wechselprodukten der  zahlreichen  Bakterien  zu  beziehen.  Auch  die 
klinischen  Erfahrungen  stehen  mit  den  Resultaten  der  bakterio- 
logischen und  chemischen  Untersuchung  so  ziemlich  im  Einklang. 

Die  Frage,  warum  hauptsächlich  das  Kiudesalter  von  Cholera 
nostras  befallen  wird,  lässt  sich  durch  die  Ernährungsweise  der  Kin- 
der, sowie  durch  die  anatomischen  und  physiologischen  Verhältnisse 
des  kindlichen  Darmtractus  am  besten  beantworten , wozu  noch  die 
Erfahrungstatsache  kommt,  dass  der  kindliche  Organismus  den  Pro- 
dukten der  Fäulniss  weniger  widersteht. 

Der  Autor  bespricht  ferner  einzelne  wichtigere  klinische  Symptome, 
sowie  die  ihn  bei  der  Therapie  leitenden  Gesichtspunkte. 

Limbeck  (Prag). 

Baginsky,  Adolf  und  St&dthagen,  Max,  Ueber  giftige  Pro- 
dukte saprogener  Darmbakterien.  (Berliner  klinische 
Wochenschrift.  1890.  No.  13.) 

Im  Anschluss  an  obige  in  der  Berl.  klin.  Wochenschr.  1889.  No.  46 
veröffentlichte  Mittheilung  zur  Pathologie  der  Cholera  infantum 
haben  die  Autoren  weitere  Nachforschungen  nach  giftigen  Stoff- 
wechselprodukten der  saprogenen  Darmbakterien  angestellt  und  hierzu 
das  von  ihnen  aus  dem  Darmkanal  cholerakranker  Kinder  gezüchtete, 
als  „weisses  verflüssigendes“  bezeichnete  Bacterium  benutzt  Das- 
selbe, auf  Pferdefleisch  verimpft,  erzeugte  einen  Körper,  welcher 
wahrscheinlich  mit  der  von  Brieger  aus  faulem  Pferdefleisch  dar- 
gestellten Base  C7Nl7N02  identisch  ist. 

Durch  eigene,  sowie  von  anderen  Forschern,  wie  Virehow  und 
Pan  um,  gewonnene  Anschauungen  wurden  B.  und  St.  auf  den  Ge- 
danken geleitet,  dass  jene  bei  den  Choleraanfällen  zu  Tage  tretenden 
foudroyanten  Erscheinungen  durch  Giftstoffe  eiweissartiger  Natur 
hervorgerufen  werden,  und  nahmen  ihre  Untersuchungen  mit  Pferde- 
fleisch und  dem  genannten  Bacterium  nach  dieser  Richtung  hin  wie- 
auf.  Es  gelang  ihnen,  einen  Körper  darzustellen,  welcher  in  wässe- 
riger Lösung  alle  Eigenschaften  von  Peptonlösungen  zeigte  und 
Mäusen  subkutan  injizirt,  den  Tod  der  Thiere  nach  2 — 3 Tagen  zur 
Folge  hatte.  Die  Sektion  dieser  Thiere  ergab  nebst  grosser  blut- 
reicher, morscher  und  weicher  Leber  und  Milz,  Hyperämie  des  ganzen 
Darmtractus , reichliche  Mengen  einer  rothbraunen  Flüssigkeit  im 
Dünndarm.  Dass  die  zur  Injektion  benutzte  Masse  keine  lebens- 

36* 


544 


Taberculose.  — Diphtheritis.  — Aktinomyko&fc. 


fähigen  Bakterien  enthielt,  war  durch  Kontrollversuche  festgestellt 
worden. 

Durch  Einwirkung  desselben  Bacteriums  auf  Milch  entstand 
ein  ähnlicher  peptonartiger  Körper.  Limbeck  (Prag). 

Schnirer,  M.  T.,  Zur  Frage  nach  der  Verbreitung  der 
TuberkelbaciUen  ausserhalb  des  Körpers.  (Wien.  med. 
Presse.  1891.  No.  1.  p.  3.) 

Verf.  injizirte  im  Laboratorium  des  Prof.  Weichselbaum 
Anfangs  September  1888  je  10  ccm  eines  Wassers,  in  welchem  stark 
mit  Strassenstaub  verunreinigte  Weintrauben  abgewaschen  worden 
waren,  intraperitoneal  an  3 Meerschweinchen.  Eines  der  Thiere  ging 
nach  2 Tagen  an  Peritonitis  zu  Grunde.  Die  beiden  anderen  erlagen 
nach  45  bezw.  58  Tagen  einer  exquisiteu  Xmpftuberculose,  deren  Ent- 
stehung wohl  nur  auf  den  Tuberkelbacillengehalt  des  auf  den  Wein- 
trauben deponirten  Strasseustaubes  zurückgeführt  werden  konnte. 

Verf.  betont,  dass  die  Uebertragung  von  Tuberkelbacillen  demnach 
auch  durch  Obst  erfolgen  kann.  Mit  dem  Vorkommen  von  lebens- 
fähigen Tuberkelbacillen  im  Strassenstaube  sei  auch  in  der  Praxis 
zu  rechnen.  Eine  systematische  Untersuchung  wäre  nach  dieser  Rich- 
tung hin  wünschenswert!!,  überdies  für  die  Pathogenese  der  Tuber- 
culose  von  Wichtigkeit.  Kräl  (Prag). 

Pisarzewskl , Ein  Fall  von  D i phth  eritis  , komplizirt 
durch  Erysipelas.  (Przeglad  lekarski.  1891.  No.  1.)  [Polnisch.] 

Verf.  behandelte  ein  2-jähriges  Kind  wegen  Diphtheritis  und 
Croup.  Trotz  energischen  Eingriffen  verschlimmerte  sich  der  Zustand 
immer  mehr,  so  dass  er  zur  Tracheotomie  griff.  Die  Operation  hatte 
jedoch  den  erwünschten  Erfolg  nicht:  die  Athmung  blieb  erschwert, 
Temperatur  am  Abend  nach  der  Operation  41,4°  C. 

Am  nächsten  Tage  fand  Verf.  zu  seiner  grossen  Ueberraschung 
bedeutende  Besserung:  ruhige  Athmung,  Pseudomembranen  in  Form 
von  wenigen  kleinen  grauen  Flecken  an  den  Mandeln  und  an  der 
Uvula;  die  Körpertemperatur  war  dennoch  — 41,1°  C.  Diese  Tem- 
peratursteigerung fand  ihre  Erklärung  in  einer  typischen  Erysipelas 
der  vorderen  Brustfläche. 

Erst  am  nächsten  Tage  leitete  Verf.  eine  Kur  gegen  die  Erysi- 
pelas, die  sich  nicht  allzusehr  ausbreitete,  ein.  Erysipelas  und  Diph- 
theritis heilten  dann  in  kürzester  Zeit  vollständig. 

Ohne  in  diesem  Falle  der  Erysipelas  die  Heilung  der  Diphtheritis 
zuzuschreiben,  glaubt  jedoch  der  Verf.  seine  Beobachtung  als  An- 
regung zum  experimentellen  Studium  der  Frage  betrachten  zu  sollen. 

Steinhaus  (Warschau). 

Schneidemühl , Ueber  Strahlenpilzerkrankungen  bei 
Mensch  und  Thier.  (Münch,  med.  Wochenschr.  1890.  No.  37.) 

Der  in  Kiel  gehaltene  Vortrag  enthält  in  gedrängter  Form  alles 
Wesentliche,  was  bisher  über  die  Aktinomykose  bekannt  wurde.  Nach 
einigen  geschichtlichen  Bemerkungen  über  die  Entdeckung  der  Krank- 
heit und  des  sie  verursachenden  Strahlenpilzes  wird  der  letztere 


Aktinomykose.  — Echinococcus. 


545 


näher  beschrieben.  Dann  wendet  sich  der  Vortragende  zu  den  Ueber- 
tragungsversuchen,  und  betont-,  dass  die  Infektion  auf  künstliche 
Weise  bisher  nur  durch  Impfung  unter  die  Haut,  in  die  Körper- 
höhlen oder  in  die  Blutgefässe,  dagegen  nicht  durch  Verfütterung 
gelang.  Dagegen  kommt  unter  natürlichen  Verhältnissen  die  Auf- 
nahme de3  Giftes  in  den  Körper  hauptsächlich  in  den  Verdauungs- 
organen zu  Stande.  Die  grössere  Ausbreitung  der  Krankheit,  welche 
unter  dem  Viehbestände  in  einzelnen  Gegenden  nach  grösseren  Ueber- 
schwemmungen  beobachtet  wurde,  scheint  darauf  hinzudeuten,  dass 
der  Pilz  besonders  gut  auf  feuchtem  Viehfutter  gedeiht,  mit  diesem 
in  den  Verdauungskanal  gelangt  und  sich  in  Verletzungen,  welche 
stachlige  Futtertheile  in  den  Schleimhäuten  leicht  hervorbringen, 
ansiedelt. 

Auch  beim  Menschen  liegt  die  Eingangspforte  für  den  Pilz  be- 
sonders in  dem  Verdauungskanal,  und  zwar  vorwiegenddn  der  Mund- 
höhle (kariöse  Zähne,  Tonsillen).  Dennoch  ist  es  nicht  gelungen, 
den  Beweis  zu  erbringen,  dass  der  Genuss  des  Fleisches  von  akti- 
nomykotischen  Thieren  die  Krankheit  beim  Menschen  hervorbringen 
kann.  Ueberhaupt  sind  die  Fälle,  in  denen  die  Uebertragung  der 
Krankheit  vom  Thier  auf  den  Menschen  nachgewiesen  ist,  sehr  ver- 
einzelt. Es  scheint  vielmehr,  als  ob  auch  beim  Menschen  die  Ein- 
schleppung des  Pilzes  durch  vegetabilische  Nahrungsstoffe  erfolgt. 
Brazola  fand  im  Zahnfleisch  von  Patienten  Haufen  des  Pilzes  auf 
Bruchstücken  von  Mauergerste  (Hordeum  muriaceum). 

Nach  einigen  Bemerkungen  über  die  Symptome,  den  Verlauf  und 
die  meist  ungünstige  Prognose  bei  Erkrankung  durch  Actin  omyces 
bespricht  der  Vortragende  die  Therapie  und  erwähnt  dabei,  dass 
günstige  Erfolge,  abgesehen  von  operativen  Eingriffen,  durch  Injek- 
tionen von  Ferrum  sulfuricum , Tinctura  Jodi,  Karbolsäure  und 
Sublimat,  durch  Aetzungen  mit  Chlorzink  und  durch  innerliche  An- 
wendung von  Kalium  jodatum  erzielt  wurden. 

In  prophylaktischer  Beziehung  empfiehlt  Schneidemtihl,  die 
Ernährung  des  Viehes  mit  stacheligem  und  feuchtem  Futter  zu  ver- 
meiden, alle  aktinomykotisch  erkrankten  Organe  von  Schlachtthieren 
zu  vernichten  und  der  Mundpflege  die  grösstmögliche  Sorgfalt  zu 
widmen.  K ü b 1 e r (Oldenburg). 

Langenbnch , Carl.,  Der  Leberechinococcus  und  seine 
Chirurgie,  gr.  8.  169  p.  mit  19 Abbild,  im  Texte.  Stuttgart  1890. 

Der  Schwerpunkt  des  Buches  liegt  in  der  Therapie,  welche  na- 
türlich fast  nur  chirurgisch  sein  kann.  Auf  fast  100  Seiten  sind  die 
verschiedenen  Methoden  mit  einer  Ausführlichkeit  und  Sorgfalt  be- 
sprochen, welche  nichts  zu  wünschen  übrig  lässt.  Wer  den  Umfang 
der  Echinococcus  -Litteratur  kennt,  wird  sich  nicht  wundern,  dass 
dem  Autor  Manches  entgangen  ist.  Ref.  selbst  befasste  sich  seit  10 
Jahren  mit  dieser  Spezialität  und  zählt  ausser  mehr  als  tausend 
Journalaufsätzen,  unter  anderen  gegen  130  deutsche  Dissertationen 
und  7 0 Pariser  Thesen,  dazu  eine  Anzahl  von  Monographieen. 

Die  Naturgeschichte  des  E.  ist  nach  R.  Leuckart  in  bün- 
diger Weise  dargestellt.  Die  geographische  Verbreitung  ist  ziemlich 


546 


Echinococcus.  — Serehkrankheit. 


erschöpfend  behandelt,  nur  die  Monographie  von  John  Davies 
Thomas  (Adelaide  1883)  ist  dem  Yerf.  entgangen.  Aus  dieser 
hätte  er  entnehmen  können,  dass  das  Vorwiegen  des  $ Geschlechtes 
für  grosse  Bezirke,  z.  B.  Victoria,  keine  Geltung  hat.  Die  unter 
Mos  ler’s  Einfluss  entstandenen  Arbeiten  über  Neuvorpommern  hätten 
volle  Berücksichtigung  verdient. 

Bezüglich  des  Vorkommens  des  E.  im  menschlichen  Körper 
wäre  die  Statistik  von  John  Davies  Thomas  mit  1897  Fällen 
zu  benutzen  gewesen,  ferner  die  stattlichen  Theses  von  Marguet, 
Gangolphe,  Masseron,  Hearn,  Dardel,  welche  Autoren 
für  die  Hydatiden  der  Muskeln,  Knochen,  des  Bauchfells,  der  Lungen, 
der  Schilddrüse  viel  grössere  Zahlen  angeben. 

Das  Kapitel  über  die  klinischen  Erscheinungen  ist  vortrefflich 
bearbeitet.  Seit  F r e r i c h s wird  kaum  etwas  Besseres  hierüber  ge- 
schrieben worden  sein.  — 

Zum  Schluss  einige  kleine  Bemerkungen  über  das  Naturbistorische 
und  Litterarische. 

Pag.  3 wird  Felis  concolor  als  Wirth  der  Taenia  Echi- 
nococcus genaunt.  Es  soll  wohl  die  Taenia  oligarthros  ge- 
meint sein,  die  bei  Lin  stow  erwähnt  ist..  — Röll  (p.  4)  hat  nicht 
1752,  sondern  1852  die  fragliche  Taenia  beschrieben. 

Warum  sich  der  Verf.  mit  der  unbedeutenden  Arbeit  von  Döring 
so  viel  abgibt  und  dieselbe  sogar  stellenweise  kopirt,  ist  dem  Ref. 
nicht  erfindlich.  Die  wichtigen  Studien  Küchenmeister’s  (Rohlfs 
Archiv  III)  wären  doch  unendlich  bessere  Bezugsquellen  gewesen. 
Die  auf  p.  8 gegebene  Darstellung  ist  etwas  verworren.  Dass  Li v ois 
schon  800  Fälle  von  E.  gesehen  habe,  konnte  Ref.  in  dessen  Schrift 
nicht  finden. 

Zu  p.  101  bemerkt  Ref.,  dass  der  Fall  Perrin’s  von  E.  der 
Nebenniere  kein  multiloculärer  war.  Dass  die  in  der  Dissertation 
von  Lehmann  (München  1889  praeside  Bölling  er)  angeführte, 
relativ  glücklich  verlaufene  Operation  eines  E.  multilocularis 
übersehen  wurde,  wollen  wir  dem  fleissigen  Verf.  nicht  hoch  anrechnen. 

Ein  bibliographischer  Index  wäre  sehr  zu  wünschen,  ebenso  ein 
alphabetisches  Sachregister.  J.  Ch.  Huber  (Memmingen). 

May,  IValter,  Die  Rohrzucker  Kulturen  auf  Java  und 
ihre  Gefährdung  durch  die  Serehkrankheil.  (Bo- 
tanische Zeitung.  1891.  No.  1.  p.  10—15.) 

Nach  dem  Verf.  würde  die  Zuckerrohrkultur  auf  Java  wahr- 
scheinlich in  bedeutendem  Umfange  auch  auf  die  bisher  dafür  nicht 
in  Anspruch  genommenen  Theile  der  Landes  ausgedehnt  worden 
sein,  hätte  sich  nicht  die  mit  dem  javanischen  Worte  „Seieh“ 
bezeichnete  Krankheit  eingestellt,  deren  erste  Spuren  1879  oder 
1888  aufgefunden  wurden.  Die  Krankheit  hat  in  den  letzten  5 
Jahren  io  beunruhigender  Weise  zugenommen.  Vom  Westen  (der 
Residentscbaft  Cheribon)  bat  sich  die  Serehkrankheil  schnell  bis  zur 
äussersten  Ostspitze  der  Insel  verbreitet,  nur  hie  und  da  einzelne 
Striche  überspringend.  In  Mitteljava  hat  sich  durch  sie  die  Zucker- 
rohrproduktion  1888  um  annähernd  £ der  Ernte,  1839  um  $ 


Pflanzenkrankheiten, 


547 


der  Ernte  von  1887  vermindert  (was  einen  Werthverlust  von  2\ 
bis  5 Millionen  holl.  Gulden  gleichkommt).  In  Westjava  hat  sich 
1889  die  Krankheit  etwas  vermindert. 

Die  Krankheit  äussert  sich  zunächst  darin,  dass  die  Internodien 
kurz,  die  Blätter  dicht  an  einander  gedrängt  bleiben.  Es  werden  zahl- 
reiche Saftwurzeln  und  oberirdische  Seitentriebe  gebildet,  im  ärgsten 
Stadium  wird  überhaupt  kein  Rohr,  sondern  es  werden  nur  Blätter  her- 
vorgebracht. Gewisse  Gewebepartieen  des  Stockes  werden  stark  geröthet. 
Stecklinge,  aus  solchen  Pflanzen  geschnitten,  zeigen  bei  Auspflanzung 
vermehrte  Röthung  und  verrotten  schliesslich.  Ein  niedriger  Zucker- 
gehalt und  eine  geringe  Qualität  des  Saftes  sind  die  Folgen  der  Sereh- 
krankheit,  von  der  man  die  Ursache  noch  nicht  genau  kennt.  Die 
einen  betrachten  Nematoden,  andere  Bakterien  als  die  Urheber  der 
Krankheit;  sekundär  werden  die  Pflanzen  von  zahlreichen  tbierischen 
und  pflanzlichen  Schmarotzern  befallen.  Auf  dem  im  Februar  1889  in 
Samarang  abgehaltenen  Kongress  der  Zuckerinteressenten  Javas  hatte 
man  beschlossen,  einen  europäischen  Pflanzenpathologen  zur  Unter- 
suchung der  Serehkrankheit  kommen  zu  lassen ; da  indessen  anstatt 
der  für  nöthig  befundenen  Summe  von  20000  Gulden  nur  13500 
Gulden  einkamen,  wurde  der  Plan  aufgegeben.  Die  Versuche,  die 
Krankheit  durch  Einführung  anderer  Zuckerrohrvarietäten  zu  besei- 
tigen, sind  bisher  misslungen.  Ludwig  (Greiz). 

Kellerman,  W.  A.,  and  Swingle,  W.  T.,  Preliminarv  report 
on  smut  in  oats.  (Experiment  Station  of  the  Kansas  State  Agri- 
cultural College,  Manhattan,  K.  Bulletin  No.  8.  October  1889.  Topeka 
1889.  p.  91—104.  PI.  I— IV.) 

, Preliminary  experiments  with  fungicides  for 

stinking  smut  of  wheat.  (1.  c.  Bull.  No.  12.  August  1890. 
Topeka  1890.  p.  27-50.  P.  I.) 

, Report  on  the  loose  smoots  of  cereals.  (Second 

Annual  Report  of  the  Exp.-Station,  Kansas  State  Agr.  Coli  Man- 
hattan, K.  For  the  Year  1889.  Topeka  1890.  p.  213 — 288.  PI. 
I— IX.) 

Die  besonders  für  den  Landwirth  wichtigen  Abhandlungen  be- 
schäftigen sich  eingehend  mit  den  amerikanischen  Brandkrankheiten 
der  Getreidearteu,  ihrer  Verbreitung,  der  Entwickelung  ihrer  Urheber- 
piize  und  ihrer  Bekämpfung. 

Die  in  Amerika  verbreiteten  Brandpilze  der  Cerealien  sind  haupt- 
sächlich : 

Ustilago  Avenae  (Pers.)  Jensen,  „Üat  Smut“,  der  1888/89  um 
Manhattan  1 1 1/3  °/o  der  Haferernte  zunichte  machte  und  eineu 
Schaden  von  jährl,  über  eine  Million  Dollar  ira  Staate  verursachte. 
Y on  ihm  wird  eine  neue  V arietät  U s t i 1 a g o Ä v e u a e var.  1 a e v i s 
Kelle  rin.  ei  Sw.  beschrieben. 

— Hordei  (Pers.)  Kelierm.  et  Sw.,  „the  eovered  Barley  Smut“, 

— Tritici  (Pers.)  Jensen,  „the  loose  Smut  of  Wheat“, 

— nuda  (Jeußen)  Kellerin.  et  Sw.,  „the  naked  Barley  Smut“, 

und  ausser  diesen  Ar„en  von  Flugbrand  noch  zwei  Arten  von  Schmier- 
brand,  Till  et ia  foetens  (B.  et  C.)  Trelease  and  Tilietia 


548  SchatzimpfuDg,  kiinstl.  Infektionskrankheiten,  Entwickelungshemmung  etc. 


Tritici  (Bjerk.)  Winter,  die  häufig  die  Hälfte  oder  drei  Viertel 
der  Ernte  vernichten. 

Meist  wird  der  Brandkrankheit  vorgebeugt,  wenn  man  die  Saat- 
körner 15  Minuten  in  Wasser  von  132°  F.  einweicht. 

Zu  den  natürlichen  Feinden  der  Brandpilze,  insonderheit  des 
Haferbrandes,  die  jedoch  von  geringer  praktischer  Bedeutung  sind, 
gehören  von  Pilzen: 

Fusarium  Ustilaginis  n.  sp.  („the  white  Mould“),  Macro- 
sporium  n.  sp.  („the  black  Mould“)  und  eine  Bakterienart  („Bligbt, 
Bacterial  Disease“),  von  Insekten  Phalacrus  sp.  (Ph.  politus 
oder  p enicillatus)  und  Brachytarsus  variegatus  Say. 

Ludwig  (Greiz). 


Schutzimpfung,  künstliche  Infektionskrankheiten,  Entwick- 
lungshemmung und  Vernichtung  der  Bakterien  etc. 

Kein,  Zur  Asepsis  bei  Laparotomiee  n.  (Centralbl.  f 
Gynäkologie.  1890.  No.  9.) 

Verf.,  Direktor  der  geburtshülfiich  - gynäkologischen  Klinik  zu 
Kiew,  beobachtete  unter  den  Todesfällen,  die  nach  Laparotomieen 
eintraten,  zwei,  die  möglicherweise  nach  Karbolvergiftung,  und  einen, 
der  vielleicht  nach  Sublimatintoxikation  eingetreten  war.  Er  wurde 
daher  seit  1887  in  der  Anwendung  der  Antiseptik  vorsichtiger,  als 
früher  und  wendet  seit  Winter  1888  eine  möglichst  strenge  Aseptik 
an.  Er  hat  einen  eigens  für  Laparotomieen  bestimmten  Operations- 
saal, dessen  Wände  mit  weisser  Oelfarbe  angestrichen  sind,  und  der 
mit  Warmwasserheizung,  guter  Ventilation  und  reichlicher  Zufuhr 
von  warmem  und  kaltem  Wasser  versehen  ist.  Abends  vor  jeder 
Operation  wird  die  innere  Oberfläche  desselben  und  die  Möbel  ab- 
gebraust. Instrumente,  Verbandstoffe,  Wäsche,  Operationskleider, 
Ligaturen  etc.  werden  mit  feuchter  bezw.  trockener  Hitze  sterilisirt. 
Die  Hände  des  Operateurs  und  der  Assistenten,  sowie  die  Bauch- 
decken der  zu  Operirenden  werden  nach  Fürbringer  desinfizirt. 
Die  Schwämme  werden  ausgekocht.  Von  den  60  nach  dieser  Me- 
thode ausgeführten  Laparotomieen  endete  eine  = 1,6  °/0  tödtlich, 
in  Folge  von  Kothperitonitis  nach  ungeheilter  Darmwunde  (es  hatte 
sich  um  Resektion  eines  Cystocarcinoms  gehandelt,  wobei  die  Darm- 
wand eingerisseD  war).  Unter  den  57  geheilten  Operirten  war  die 
höchste  Temperatur  nach  der  Operation  bis  37  0 bei  5,  37,6  bei  26, 
38  bei  46,  mehr  als  38 0 nur  bei  11  Operirten.  Es  stellten  sich 
keinerlei  lokale  Störungen  ein,  und  das  Allgemeinbefinden  war  im 
Ganzen  besser,  als  nach  den  antiseptischen  Laparotomieen. 

Unter  Leitung  von  Janowsky  stellte  Pissems ky  bakterio- 
logische Untersuchungen  der  Ligaturen,  Schwämme,  Verbandstoffe  etc. 
kurz  vor  bezw.  nach  der  Operation  an,  aus  denen  sich  ergab,  „dass 
die  ganze  Umgebung  der  Wunde  in  den  von  R.  operirten  Fällen 
meistentheils  ganz  steril  war,  auch  das  8 — 9 Tage  nach  der  Ope- 


Schutzimpfung,  künstl.  Infektionskrankheiten,  Entwickelnngshemmung  ete.  549 


ration  untersuchte  Verbandmaterial  erwies  sich  als  steril.“  Die  Unter- 
suchungen Pissemsky’s  werden  detaillirt  veröffentlicht  werden. 

M.  Kirchner  (Hannover). 

Brunner,  lieber  Catgutinfektion.  (Beiträge  zur  klinischen 
Chirurgie.  Band  VI.  Heft  1.  S.  98 — 194.) 

Verf.  gibt  eine  höchst  lesenswerthe  Zusammenstellung  der  bisher 
publizirten  Fälle  von  Catgutinfektion,  die  er  zugleich  einer  ruhigen 
nnd  sachgemässen  Kritik  unterzieht  und  die  ihn,  wie  gleich  vorweg 
bemerkt  sein  mag,  zu  der  üeberzeugung  gebracht  haben,  dass  zur 
Zeit  eine  Verbannung  des  Catgut  zu  Gunsten  der  vorgeschlagenen 
Ersatzmittel  wohl  einer  Vereinfachung  des  antiseptischen  Apparates, 
aber  gewiss  keinem  Fortschritt  in  der  Antiseptik  gleichbedeutend 
wäre.  Sehr  dankenswerth  ist  die  genaue  Beschreibung  des  Rohma- 
materials  und  der  verschiedenen  Arten  der  Präparation  und  Konser- 
virung  des  Catgut,  die  Verf.  seiner  Abhandlung  vorausschickt,  und 
die  im  Originale  nachgelesen  zu  werden  verdienen.  Lister’s  Kar- 
bolöl-, L i s t e r ’s  Chromsäure-,  Kocher’sJ uuiperusöl-, R o u x’  T erpen- 
tinöl-,  Kümmel’s  Sublimatcatgut,  sowie  einige  korabinirte  Desin- 
fektionsmethoden des  Catgut,  namentlich  die  von  Zwei  fei,  Braatz 
und  Reverdin,  werden  eingehend  beschrieben;  dann  bespricht  B. 
die  mit  Catgut  gemachten  klinischen  Erfahrungen.  Um  möglichst 
reiches  Material  zu  bekommen,  wandte  sich  Verl  an  verschiedene 
Gynäkologen,  Chirurgen,  Krankenhausdirektoren  und  Privatärzte  mit 
der  Bitte,  ihm  ihre  mit  dem  Unterbindungsmaterial,  speziell  der  Cat- 
gutligatur  gemachten  Erfahrungen  mitzutheilen.  1881  veröffentlichte 
Kocher  zuerst  einen  Fall  von  Strumaexstirpation,  der  an  akuter 
Sepsis  zu  Grunde  ging,  angeblich  in  Folge  der  Zersetzung  des  Kar- 
bolöls, in  welchem  dasCatgut  aufbewahrt  war.  1888  sah  Kocher 
während  eines  Zeitraumes  von  7 Wochen  unter  31  grossen  Opera- 
tionen 22  Fälle  zweifelloser,  zum  Theil  sehr  schwerer  Infektionen, 
die  er  nur  auf  das  verwendete  Juniperosöl  bezw.  Sublimat-Catgut 
zurückführen  zu  müssen  glaubte.  1879  sah  Zweifel  in  Erlangen 
am  zwölften  Tage  nach  der  Operation  einer  kleinen  Scheidenfistel 
Pyämie  eintreten,  welche  tödtlich  endete.  In  dem  verwendeten  Cat- 
gut fand  sich  Bakterienvegetation.  Volk  mann  theiite  1877  zwei 
Fälle  vou  Milzbrandkarbunkel  nach  Catgutnähten  mit.  Mosetig- 
Moorhof  sah  1887  nach  der  Naht  mit  Karbolcatgut  schwere 
Eiterung,  1888  tödtliche  Peritonitis  in  je  einem  Falle.  Schede  da- 
gegen sah  wohl  zuweilen  bei  Verwendung  von  Catgut  von  jedem 
Stichkanal  aus  Entzündung  und  Eiterung  sich  verbreiten , jedoch 
nicht  öfter,  als  bei  Verwendung  von  Seide , auch  fielen  die  von  ihm 
häufig  gemachten  Kulturversuche  mit  soeben  verwendetem  Catgut 
negativ  aus.  Schede  spricht  sich  daher  unzweideutig  dahin  aus: 
„Kurz  ich  glaube  von  der  ganzen  Catgutinfektion  kein  Wort,  ehe  mir 
bewiesen  wird,  dass  sorgfältig  präparirtes  Catgut  — ich  beziehe  mir 
das  Rohmaterial  und  besorge  mir  die  Präparation  selber  — noch 
keimfähige  Mikroorganismen  enthält.“  Ganz  ähnlich  sprechen  sich 
Kappeier  in  Münsterlingen,  Socin  in  Basel,  Neuber  in  Kiel, 
Czerny,  Bruns  in  Tübingen,  Riedinger  io  Würzburg, 


550  Schutzimpfung,  künstl.  Infektionskrankheiten,  Entwickelungshemmung  etc. 


Lossen  in  Heidelberg,  Thiersch  in  Leipzig,  Stelzner  iu 
Dresden , S c h i n z i n g e r in  F reiburg , L ü c k e in  Strassburg,  M 1- 
kuli ts  e h in  Krakau,  v.  Bergmann  in  Berlin , Breis ky  in  Wien 
aus.  Alle  bereiten  ibr  Catgut  selber  und  keiner  derselben  weiss  von 
schlechten  Erfahrungen  Mittheilung  zu  machen.  Hafter  in  Frauen- 
felt  sah  .1879  bei  einer  Wöchnerin  lödtliche  Sepsis,  welche  er  auf 
ein  aus  Sc  baffhausen  bezogenes  Karbolcatgut  zurückführen 
musste.  Seitdem  präparirt  er  das  Catgut  selbst  und  hat  nie  wieder 
etwas  Unangenehmes  darnach  erlebt.  Auch  die  Mittheilungen  von 
Wies  manu  iu  Herisau,  v.  Moudach  in  Schaöhausen,  v.  M uralt 
und  Wyder  in  Zürich,  Fritzsche  in  Glarus,  Garrd  in  Tübingen, 
Hoffmeier  in  Berlin  hatten  sehr  zufriedenstellende  Resultate  mit 
dem  Catgut  uud  erlebten  niemals  schwere  Wundinfektionen  nach 
Verwendung  desselben.  — Des  weiteren  geht  Verf..  dazu  über,  die 
Erfahrungen  der  Züricher  Krönlein’schen  Klinik  mitzutheilen. 
Wieder  mit  dem  Karbolölcatgut,  welches  in  den  Jahren  1881 — 84, 
noch  mit  dem  Sublimatcatgut,  welches  seitdem  ausschliesslich  ver- 
wendet wurde,  wurden  Beobachtungen  gemacht,  welche  mit  einiger 
Wahrscheinlichkeit  darauf  hingewiesen  hätten,  dass  eine  Wundin- 
fektion durch  Catgut  veranlasst  worden  sei.  Zur  Erhärtung  dieses 
Unheils  gibt  B.  eine  Zusammenstellung  grösserer  Operationen , aus 
deu  Jahren  1885 — 1888,  mit  genauen  Notizen  über  den  Wundver- 
lauf. Vou  74  Herniotomieeu  verliefen  9 tödtlieh.  Der  Grund  war 
Kollaps,  Delirium  tremens,  Pneumonie,  Perforationsperitonitis,  Kollaps, 
Magenkrebs,  Biutung  aus  eingerissenen  Netzgefässen,  Darmperforation, 
Goliaps  in  je  einem  Falle;  niemals  fand  sich  bei  der  Obduktion  eine 
irgend  nennenswerthe  Eiterung  in  der  Nähe  der  Catgutnähte.  50 
Kropfoperationen  verliefen  ganz  oder  fast  gänzlich  fieberfrei.  Von 
28  Laparotomieen  endeten  4 tödtlieh.  Der  Grund  war  Krebs  in  einem, 
Kollaps  iu  den  drei  andern  Fällen ; aber  auch  in  dieseu  wie  in  sämmt- 
lichen  übrigen  Fällen  war  die  Wunde  reaktionslos  geblieben.  B.  ur- 
theilt  daher:  „Dem  verwendeten  Catgut  fällt  weder  Infektion  noch 
Nachblutung  zur  Last“. 

B.  stellt  nun  39  Fälle  von  Kaiserschnitten  aus  der  Litteratur 
zusammen,  unter  denen  sich  5 tödtliche  befinden.  Der  Tod  erfolgte 
an  Septikämie  nach  Endometritis,  an  Dysenterie,  an  Perforations- 
peritonitis, an  Peritonitis  nach  Uteruscarcinom , an  allgemeiner  Peri- 
tonitis; doch  konnte  iu  keinem  dieser  39  Fälle  die  Anwendung  von 
Catgut  zur  üterusnaht  als  die  Quelle  einer  Infektion  nachgewiesen 
werden. 

WTas  nun  die  wenigen  zweifellosen  Fälle  von  Catgutinfektion  be- 
trifft, welche  bei  genauer  Kritik  übrig  bleiben,  so  sind  dieselben 
sämmtlich  durch  Karboiölcatgut  veranlasst  worden.  Mit  dem  Subli- 
matcatgut hat  ausser  Kocher  Niemand  ungünstige  Erfahrungen  ge- 
macht. 

Verf.  gibt  dann  noch  eine  Reihe  dankenswerther  Notizen  über  die  Re- 
sorbirbarkeit  und  Qualität  verschiedener  Catgutpräparate.  Ein  wesent- 
licher Unterschied  in  der  Resorptionszeit  der  verschiedenen  Catgutpräpa- 
rate trat  bei  seinen  Versuchen  nicht  zu  Tage.  Uebereinstimmend  mit 
Bruns  und  L e s s e r fand  er  eine  bedeutende  Beschleunigung  des  Auflö- 


Schatzimpfung,  künstl.  Infektionskrankheiten,  Entwickelungshemirmng  etc.  551 


sungsprozesses  aller  Präparate  bei  Eiterung.  Die  Prüfung  der  Qualität 
nahm  er  in  der  Weise  vor,  dass  er  durch  Anhängen  von  Gewichten 
und  durch  Zug  vermittelst  eines  Federdynamometers  die  Grenze  der 
Dehnbarkeit  bei  den  verschiedenen  Präparaten  bestimmte.  Es  ergab 
sich  eine,  wenn  auch  nicht  erhebliche,  so  doch  deutliche  Vermin- 
derung der  Resistenz  sämmtlicher  präparirter  Catgutsorten  gegenüber 
dem  Rohcatgut.  Unter  den  einzelnen  Präparaten  selbst,  ertrugen  die 
grösste  Belastung  das  Chromsäure-  und  Re  verd  i u ’sche  Catgut. 

Von  besonderem  Interesse  sind  die  Resultate  der  bakteriologischen 
Untersuchungen  des  Catgut.  Hall  wachs  sah  1879  in  den  Spalten 
dickerer  Catgutsorten  Stäbchen,  Zellen  und  Trümmer  von  solchen,  die 
er  als  pflanzliche  Gebilde  ansprechen  zu  sollen  glaubte.  Tavel 
fand  das  Juniperuscatgut,  Roux  und  Gar  re  das  Terpentinölcatgut 
durchweg  steril.  Re  verd  in  dagegen  konnte  im  Juniperuscatgut 
Bakterien  nachweisen,  als  den  Staphylococcus  aureus,  die 
Sarcina  lutea,  den  Bacillus  megaterium,  Bacillus  sub- 
tilisu.  s.  w.  Benckisser  infizirte  kleine  rohe  Catgutfädeu  mit 
Reinkulturen  der  Eiterstaphylokokken  und  desinfizirte  sie  dann  auf 
die  verschiedenen  Arten.  Unter  20  mit  Juniperusöl  in  der  vorge- 
schriebenen Weise  infizirten  Fäden  ergab  sich  doch  ein  Mal  eine 
Kultur  der  betreffenden  Staphylokokken.  Thomson  und  Schede 
fanden  niemals  Mikroorganismen  im  Catgut. 

Die  Untersuchungen,  welche  B.  selbst  anstellte,  hatten  folgendes 
Resultat.  Die  mit  25  verschiedenen  Proben  von  Sublimatcatgut  an- 
gelegten Kulturen  (etwa  300)  blieben  sämmtlich  steril.  Von  zwölf 
Proben  Karbolcatgut  zeigten  die  Kulturen  bei  sieben , von  sieben 
Proben  Chromsäurecatgut  bei  vier,  endlich  von  acht  Proben  Juniperus- 
ölcatgut bei  dreien  derselben  deutliches  Wachsthum.  Es  gelang  B. 
aus  diesen  Kulturen  einen  Bacillus  reinzuzüchten,  welcher  dreimal 
so  lang  als  breit  war,  Eigenbewegung  zeigte,  Sporen  bildete  und  die 
Gelatine  verflüssigte.  Derselbe  wuchs  bei  gewöhnlicher  Temperatur 
auf  allen  gebräuchlichen  Nährböden  und  färbte  sich  leicht  mit  Anilin- 
farben. B.  hält  ihn  für  einen  Kartoffelbacillus,  der  bei  Thierver- 
suchen kaum  pathogen  war  und  jedenfalls  keine  Eiterung  erzeugte. 
B.  schliesst  daher,  dass  dem  untersuchten,  nicht  steril  erfundenen 
Catgut  infektiöse  Eigenschaften  nicht  innewohnen. 

B.  ging  aber  noch  weiter.  Er  stellte  sich  Cutgut  dar  aus  den 
Därmen  von  Thieren,  welche  er  mit  Milzbrand  geimpft  hatte.  Durch 
Verwendung  dieses  Catguts  in  rohem  Zustande  konnte  er  Thiere  mit 
Milzbrand  infiziren,  das  mit  Sublimat  1°/00,  sowie  das  mit  Karbolöl 
präparirte  Catgut  dagegen  erwiesen  sich  im  Reageusglas  sowohl  wie 
im  thierischen  Körper  als  steril. 

Verf.  schliesst  aus  seinen  Versuchen  mit  Recht,  „dass  wir  jedes 
Rohcatgut  durch  die  uns  gebotenen  Desinfektionsmittel  leicht  und 
sicher  aseptisch  zu  machen  im  Stande  sind“.  Als  beste  Präparations- 
weise empfiehlt  er:  „Das  Rohcatgut  wird  mit  Kaliseife  abgebürstet, 
dann  direkt  oder  nach  einem  halbstündigen  Aufenthalt  in  Aether 
12  Stunden  in  wässerige  Sublimatlösung  1 : 1000  gelegt.  Konservirt 
in  Sublimat  1,0,  Alkohol  absol.  900,0,  Glycerin  100,0.  Unmittelbar 
yor  dem  Gebrauch  nochmals  durch  wässerige  Sublimatlösung  zu  ziehen.“ 


552 


Nene  Litteratur. 


Zum  Schluss  seiner  höchst  interessanten  und  fleissigen  Arbeit 
werden  die  Ersatzmittel  der  Catgutligatur  — Seide,  Leinenzwirn  — 
besprochen  und  der  Nachweis  geführt , dass  sie , weil  nicht  resorbir- 
bar  und  reizend  gegenüber  den  Geweben , dem  Catgut  entschieden 
nachstehen.  M.  Kirchner  (Hannover). 

Boer , Ueber  die  Leistungsfähigkeit  mehrerer  che- 
mischer Desinfektionsmittel  bei  einigen  für  den 
Menschen  pathogenen  Bakterien.  [Aus  dem  hygienischen 
Institut  zu  Berlin.]  (Zeitschrift  für  Hygiene.  Bd.  IX.  Heft  3.) 

Boer  untersuchte  Salzsäure,  Natronlauge,  Schwefelsäure,  Am- 
moniak, Quecksilberoxycyanid,  Goldchlorid,  Silbernitrat,  arsenigsaures 
Natron,  Karbolsäure,  Kreolin,  Lysol,  Malachitgrün  und  Methylviolett 
auf  ihre  Leistungsfähigkeit  gegenüber  (sporenfreien)  Milzbrand-, 
Typhus-,  Diphtherie-,  Rotzbacillen  und  Cholerabakterien  in  gewöhn- 
licher, mit  Pepton  und  Kochsalz  zubereiteter  Rinderbouillon  von 
schwach  alkalischer  Reaktion.  Geringe  Aenderungen  in  der  Reaktion 
der  Bouillon  beeinflussten  die  Untersuchungsergebnisse  meistens  we- 
sentlich. Di tt rieh  (Prag). 


Neue  Litteratur 

zusammengestelit  von 

Da.  Arthur  Würzburq, 

Bibliothekar  im  Kaiserlichen  Gesundheitsamts  in  Berlin. 


Allgemeines  Uber  Bakterien  und  Parasiten. 

Holst,  A.,  Üebersicht  über  die  Bakteriologie.  Autoris.  Uebers.  von  O.  Reiher  gr.  8*. 

210  p.  Basel  (Sailmann  & Bonacker)  1891. 

Konti,  A.,  La  patologia  cellulare  e la  patologia  parassitaria.  8°.  Milano  1891.  1,25  L. 

Biologie. 

(Gährnng,  Fäulniss,  Stoffwechselprodukte  usw.) 

Pokroffsky,  D.  J.,  Ueber  den  Einfluss  einiger  Mittel  auf  die  Entwickelung  und  den 
Wuchs  von  Aspergillus  fumigatus.  (Warschauer  Univers.-Nachr.  1890.  No.  6/7. 
p.  374 — 424.)  [Russisch.] 

Beziehungen  der  Bakterien  und  Parasiten  zur  unbelebten  Natur. 

Nahrung,'-  und  Genuasmittel,  Gebrauch  syegenständt. 

Bohrend.  H.,  Tuberculous  meat  and  its  consequences.  (Nineteenth  Cent.  1890.  p.  545 — 
562.)  ' 

Proskauer,  B , und  Nocht,  Ueber  die  chemische  und  bakteriologische  Untersuchung  der 
Kläranlage  (System  Röckner-Rothe)  in  Potsdam.  (Zeitscbr.  f.  Hygiene.  Bd  X.  1881. 
No.  1.  p.  111—135.) 

Beziehungen  der  Bakterien  und  Parasiten  zur  belebten  Natur. 

Krankheitserregende  Bakterien  und  Parasiten  bei  Menschen. 

A.  InfektiSse  Allgemeinkrankheiten. 

Cadet  de  Gaasioourt,  De  la  contagion  des  maladies  infectieuses  chez  les  enfauts.  (Med. 
moderne.  1891.  No.  1.  p.  1 — 6.) 


Ken«  Litteratur. 


553 


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Typho-Malariafieber. 

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Eianthematische  Krankheiten. 

(Pocken  [Impfung],  Flecktyphus,  Masern,  Rötheln,  Scharlach,  Friesei,  Windpocken.) 

Castan,  Epidemie  de  rougeole  et  rubeole.  (Montpellier  m£d.  1890.  p.  149 — 150.) 
Golynetz,  L.  J.,  Flecktyphusmortalität  in  St.  Petersburg  in  den  Jahren  1870 — 1887. 

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jusqu’au  l«r  juin  1890.  (Arch.  de  med.  et  de  pharm,  milit.  1890.  No.  12.  p.  436 — 
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Wundinfektionskrankheiten. 

(Eiterung,  Phlegmone,  Erysipel,  acutes  purulentes  Oedem,  Pyämie,  Septikämie, 
Tetanus,  Hospitalbrand,  Puerperalkrankbeiten,  Wundfäulniss.) 

Steffeck,  Bakteriologische  Begründung  der  Selbstinfection.  (Zeitschr.  f.  Geburtsh  u. 

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Infektionsgeschwülste. 

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554 


Neue  Litieratur. 


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Diphtherie  und  Croup,  Keuchhusten,  Grippe,  Pneumonie,  epidemische  Genickstarre, 
Mumps,  Rückfallsfieber,  Osteomyelitis. 

Bnchanan.  W.  J.,  Pneumonia.  (Indian  med.  gaz.  1891.  No.  t.  p.  3 — 7 ) 

Hopkin,  T.,  Infiuenza-histcry  of  outbreak  in  Manchester  and  district.  (Veterin.  Journ. 
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b.  Infektiöse  LokalkrankhtiUn. 

Athmungsorgane. 

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Harn*  und  Geschlechtsorgane. 

v.  Engel,  R.,  Zwei  Fälle  von  primärer  infektiöser  Nephritis.  (Prag,  medic.  Woehenschr. 
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Letxerich.  L.,  Ueber  die  Aetiologie,  Pathologie  und  Therapie  der  bacillären  interstitiellen 
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Mannaberg,  J.,  Zur  Aetiologie  des  Morbns  Brightii  acutus,  nebst  Bemerkungen  über 
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Schaeffer,  R.,  Zwei  Fälle  von  Ovarialabcess  nebst  Mittheilungen  über  den  bacteriellen 
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Bd.  XX.  1891.  Heft  2.  p.  269—287.) 

Augen  und  Ohren. 

Falk,  J.  M , The  prevention  of  purulent  Conjunctivitis  in  the  eyes  of  new-born  infants. 
(Buffalo  Med.  and  Surg.  Journ.  1891.  Febr.  p.  406 — 413.) 

C.  Entoaootisehe  Krankheiten. 

(Finnen,  Bandwürmer,  Trichinen,  Echinokokken,  Filaria,  Oestruslarve,  Ascaris, 
Anchylostomum,  Trichocephalns,  Oxyuris.) 

Oddi  B&ldesohi  G , Dell’  anchilostomiasi.  (Salute  pubbl.,  Perugia  1890.  p.  132 — 135. 
Sonsiso,  P.,  Süll’  anchilostoma  duodenale  nell’  uomo  nella  provincia  di  Pisa.  (Giorn.  d. 
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Krankheitserregende  Bakterien  und  Parasiten  bei  Menschen  und  Thieren. 

Potz. 

Jakowski,  M.,  Ein  ungewöhnlicher  Fall  von  chronischem  Rotz  beim  Menschen.  (Ztschr. 
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Aktinomykose. 

de  Fischer,  O-,  Sopra  an  caso  di  actmomicosi  umana.  (Riv.  venet.  di  scienze  med. 
1890.  p.  558—562.) 

Mosselman  et  Liönaux,  L’actinomycose  et  son  agent  infectieux.  (Annal.  de  möd.  vitdr. 
1890  p.  409—428.) 


Feue  Littoratur. 


555 


Krankheitserregende  Bakterien  und  Parasiten  bei  Thieren. 

Säugethiere. 

A.  Infektiöse  Allgemeinkrankheiten. 

Stand  der  Thierseuchen  in  Ungarn  während  der  Zeit  vom  30.  September  bis  30.  De- 
zember 1890  (Veröffeutl.  d.  kais.  Gesundh.-Amtes.  1891.  No.  8.  p.  126.) 

Krankheiten  der  Wiederkäuer. 

(Rinderpest,  Lungenseuche,  Texasseuehe,  Genickstarre.  Ruhr  und  Diphtherie  der 
^Kälber,  Raaschbraud,  entozootisches  Verkalben.) 

Thompson,  J.  A.,  Scarlatina  in  the  cow.  (Praetitioner.  1891  Febr.  p.  102 — 110.) 
Krankheiten  der  Einhufer. 

(Typhus,  Influenza,  Beschäi krankbeit,  Septikämie,  Druse.) 

Mecklenburg-Schwerin.  Erlasse  , betr.  die  Influeuza  unter  Pferden.  Vom  3.  Februar 
1891.  (Veröffentl.  d.  kais.  Gesundh.-Amtes.  1891  No.  11.  p.  181.) 

Krankheiten  der  Vielhufer. 

(Rothlauf,  Schweineseuche,  Wildseuehe.) 

Schweinitz,  E.  A.  V.,  The  productiou  of  iminunity  with  the  Chemical  substances  formed 
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Vögel. 

Cadiot,  Gilbert,  et  Roger,  Note  sur  la  tuberculose  des  volailles.  (Ree.  de  mdd.  vetdrin. 

1891.  No.  1.  p.  22—33.) 

Krankheitserregende  Bakterien  und  Parasiten  bei  Pflanzen. 

Atkinson , Nematode  root-galls.  (Journ.  of  the  Elisa  Mitchell  scient.  soc.  Ser.  VII. 
1890.  No.  1.) 

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(Government  printing  Office.)  . 

Roze,  E.,  Sur  l’urocystis  violae  Fisch,  de  Wald,  et  l’ustilago  antherarum.  (Fr.  Bullet, 
de  la  soc.  botan.  de  France.  1890.  T.  XXXVJI.  p.  233.) 


Schutzimpfungen,  künstliche  Infektionskrankheiten,  Entwicke- 
lungshemnmng  und  Vernichtung  der  Bakterien  mit  besonderer 
Berücksichtigung  der  Arbeiten  über  das  Koch’sche 
Heilverfahren  gegen  Tubereulose. 

Abraham  and  Crookshank,  Tuberculous  gninea-pigs  under  Koch’s  treatment.  (Pathol. 

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Blaachko,  A.,  Das  Tuberculin  in  der  Dermatologie.  (Berl.  klin.  Wochenschr.  1891. 

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Chesseret,  C.,  Quelques  considerations  sur  la  cnrabilite  et  le  traitement  de  la  tuber- 
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556 


Neue  Litteratur. 


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Rossel,  H.,  Zur  Frage  des  Nachweises  von  Tuberkelbacillen  im  Blute  nach  Tuberculin- 
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Mc  Call  Anderson,  On  Koch's  treatment.  (Lancet.  1891.  No  12  p.  651 — 652.) 
Naumann,  J.,  Ueber  des  Tuberculin.  ( Wien.  med.  Blätter.  1891.  No.  12.  p.  179 — 181.) 
— , Ein  nach  Koch  behandelter  Fall  von  Tuberculose.  (Deutsche  Medicinal-Ztg  1891. 
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Picot,  Traitement  de  la  tuberculose  pulmonaire  et  de  la  pleurdsie  d’ origine  tubercu- 
leuse  par  les  injections  hypodermiques  de  ga'iacol  iodoforme.  (Semaine  ro4d.  1891. 
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Pribram,  A.,  Ueber  Indikation  und  Methodik  des  Koch’schen  Verfahrens  bei  Lungen- 
tu'oerculose  auf  Grund  der  bisherigen  eigenen  Erfahrungen.  i^Piag.  med.  Wochenschr. 
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Stearns,  H.  S.,  The  results  of  an  autopsy  in  a case  of  general  tuberculosis  treated 
with  Koch’s  lymph.  (New  York  Med.  Journ.  1891.  No.  10.  p.  272  — 273.) 

Talamon,  C..  La  tuberculine  de  Koch  et  les  toxines  de  la  tuberculose.  (Mdd.  moderne. 
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Zaremba,  W.,  Glosy  ze  swiata  lekarskiego  o przeciw-gruzliczej  limfie  Roberta  Kocha. 

(Wiadom.  lekarskie.  1891.  No.  10)  1 1 . p.  306 — 310.) 

— — , Najnowsze  orzeczenia  o skutkach  uzywania  limfy  R.  Kocha  w lezenin  gruzlicy. 
(Wiadom.  lekarskie.  1891.  No.  10(11.  p.  301 — 306.) 


Inhalt. 


Origin  almittheilungen. 

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Bier  mittelst  Reinknlturen  von  Gährungs- 
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Sanarelli,  Giuseppe,  Die  Ursachen  der  na- 
türlichen Immunität  gegen  den  Milzbrand. 
(Orig.)  (Schluss),  p.  532. 

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Referate. 

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Giunti,  M.,  Ueber  die  Wirkung  des  Lichts 
auf  die  Essiggährung,  p.  539. 

Kelleman,  W.  A. , and  Swingle,  W.  T , 
Preliminary  report  on  smut  in  oats, 
p.  547. 

— — , Preliminary  experiments  with  fun- 
gicides  for  stinking  smut  of  wheat, 
p.  547. 

— — , Report  on  the  loose  smoots  of  ce- 
reals,  p.  547. 

Langenbuch,  Carl,  Der  Leberechinococcus 
und  seine  Chirurgie,  p.  546. 


May,  Walter,  Die  Rohrzuckerkulturen  auf 
Java  und  ihre  Gefährdung  durch  die 
Serebkrankheit,  p.  546. 

Pisarzewski,  Ein  Fall  von  Diphtheritis, 
komplizirt  durch  Erysipelas,  p.  544. 

Schneidemühl,  Ueber  Strahlenpilzerkran- 
kungen bei  Mensch  und  Thier,  p.  544. 

Schnirer,  M.  T.,  Zur  Frage  nach  der  Ver- 
breitung der  Tuberkelbaeiilen  ausserhalb 
des  Körpers,  p.  544. 

Sostogai  und  Sannino,  Ueber  die  Entste- 
hung von  Schwefelwasserstoff  bei  der 
Alkoholgährung,  p.  540. 

Tolomei,  G.,  Einwirkung  von  Elektrizität 
auf  die  Essiggährung,  p.  539. 

Tria,  Giacomo,  Sul  modo  di  comportarsi 
del  tessuto  muscolare  in  alcune  infezicni, 
p.  540. 

Schutzimpfung , künstliche  Infektions- 
krankheiten, Entwicklungshemmung 
und  Vernichtung  der  Bakterien 
und  Parasiten. 

Boer,  Ueber  die  Leistungsfähigkeit  mehre- 
rer chemischer  Desinfektionsmittel  bei 
einigen  für  den  Menschen  pathogenen 
Bakterien,  p.  552. 

Brunner,  C.,  Ueber  Catgutinfektion,  p.  549. 

Rein,  G.,  Zur  Asepsis  bei  Laparotomieen, 
p.  548. 

Neue  Litteratur,  p.  552. 


Frcnunanneche  Bach  druckerei  (Hermann  Fohle)  in  Jena, 


R A LBl^  fy 


Bakteriologie  und  Parasitenkunde. 


In  Verbindung  mit 

Geb.  HoDr.  Prot  Dr.  Lenctart  im  Professor  Dr.  Loefller 

ln  Leipzig  in  Greifrwnld 

herausgegeben  von 

Dr.  O.  Uhlworm  in  Cassel. 


Verlag  von  Gustav  Fischer  in  Jena. 


IX.  Band.  -o-  Jen»,  den  4.  Mai  1891.  -o-  No.  17. 


Original  - Mittheilungen. 


Ueber  die  Bakterien  der  hämorrhagischen  Septikämie 
(Hueppe),  Hog-Cholera  (Salmon),  Swinepiague  (Bil- 
lings), Swinepest  (Seiender),  amerik.  Rinderseuche 
(Billings),  Büffelseuche  (Oreste- Armanni),  Mar- 
seiile’sche  Schweineseuche  (Jobert,  Rietsch),  Frett- 
chenseuche (Eberth). 

(Aus  der  hygienisch-bakteriologischen  Abtheilung  des  chemischen 
Laboratoriums  Fresenius  zu  Wiesbaden.) 

Von 

Dr.  Georg  Caneva 

in 

Genua. 

Ich  möchte  mir  im  Folgenden  erlauben,  die  Ergebnisse  von  ver- 
gleichenden bakteriologischen  Untersuchungen  über  die  verschiedenen, 
namentlich  in  der  letzten  Zeit  vielfach  erwähnten  Wild-  und  Haus- 
thierseuchen mitzutheilen,  Untersuchungen,  die  ich  auf  Anregung  vou 
Prof.  Hueppe  vor  mehr  als  zwei  Jahren  unternahm.  Trotzdem  die- 
selben nicht  völlig  abgeschlossen  sind  und  deshalb  keinen  Anspruch 
auf  Vollständigkeit  erheben  können,  glaub«  ich  doch,  dass  das  bisher  Ge- 
fundene genügendes  Interesse  bieten  dürfte,  um  eine  kurze  Publi- 
12.  Bt  36 


558 


C kn  e v & , 


kation  zu  rechtfertigen.  Meine  Untersuchungen  erstreckten  sich  auf 
folgende  mir  von  Prof.  Hueppe  liebenswürdiger  Weise  in  Reinkul- 
turen zur  Verfügung  gestellte  Bakterien  arten : Wildseuche,  Schweine- 
seuche (Schütz),  Kaninchenseptikamie,  Rinderseuche  (aus  einer  von 
Prof.  Kitt  im  Jahre  1889  bei  München  beobachteten  Epidemie 
stammend),  Bütfelseuche  (sogen.  Mal  Barbone  dei  Buffali  Oreste  Ar- 
maiiD i),  dann  Kulturen  aus  einer  Epidemie  des  Porcs  von  Marseille 
(Rietseh,  Job  er  t,  Martinaud),  Swinepiague  (Billings),  Hog- 
Cholera  (Salmon),  Swinepest  (Sei an  der);  ausserdem  standen 
mir  zur  Verfügung  Kulturen  von  einer  Kinderkrankheit  (Billings’ 
Texasfieber?)  und  von  Frettchenseuche  (Eberth).  Ich  möchte  gleich 
hier  erwähnen,  dass  Origin alkulturen  von  Swineplague  von  Billings 
von  zwei  verschiedenen  Sendungen  sich  immer  vollkommen  gleich 
verhielten,  wie  auch  von  Ilog-Cbolera  aus  zwei  verschiedenen  Quellen. 

Ben  genannten  sämmtlichen  Mikroorganismen  kommt  die  gemein- 
schaftliche Eigenschaft  zu,  dass  sie  die  Gelatine  nicht  verflüssigen, 
keine  Endosporen  bilden,  nach  Gram  nicht,  aber  mit  einer  wässerigen 
Methyleublauiösung  starker  oder  schwächer  in  mehr  oder  weniger 
grosser  Anzahl  bipolar  sich  färben  lassen.  Auf  der  anderen  Seite 
ergaben  sich  mancherlei  Unterschiede.  Selbst  wenn  wir  von  gewissen 
Einzelheiten  , wie  der  grosseren  oder  geringeren  Länge  und  Breite 
der  mehr  oder  minder  regelmässigen  Form  der  Stäbchen,  sowie  ihrem 
Verhalten  in  Bouillon  als  zu  wenig  charakteristisch  absehen,  bleiben 
uns  immer  genügende  Unterscheidungsmerkmale. 

Die  Bakterien  der  sogenannteD  hämorrhagischen  Septikamie 
(Hueppe)  resp.  Wildseuche,  Kaninchenseptikamie,  Schweine-,  Rinder-, 
Büfielseucbe  unterscheiden  sich  bekanntlich  von  den  anderen  dadurch, 
dass  sie  nuroscillirende,  passive  Bewegung  besitzen  und  dass  sie  ruf  Ge- 
latine und  Agar  ein  langsameres  und  weniger  üppiges  Wachsthum,  abge- 
sehen von  sonstigen  Verschiedenheiten,  zeigen.  Auf  Kartoffeln  von  den 
verschiedensten  Sorten,  neutral  oder  alkalisch,  mehr  oder  weniger  ge- 
kocht, gelang  es  mir  niemals,  sie  zu  züchten.  In  steriiisirter  Milch  ge- 
deihen sie  sehr  kümmerlich,  ohne  irgend  eine  wahrnehmbare  Aenderung 
in  dem  Aussehen  der  Flüssigkeit  zu  bewirken.  Kaninchen,  mit  kleinen 
Öesen  einer  Bouillon  kultur  am  Ohr  geimpft,  sterben  binnen  1 — 3 Tagen. 
Von  besonders  heftiger  Wirkung  erwiesen  sich  Kulturen  von  Rinder- 
seuche und  von  Büffelseuche,  die  wir  der  Liebenswürdigkeit  von 
Prof.  Kitt  und  Prof.  Ca  nt  am  verdanken.  Kaninchen  mit  einer 
kleinen  Oese  von  den  ßouilionkuituren  subkutan  geimpft,  starben  in 
weniger  als'  21  Stunden.  Kicht  so  heftig  wirkten  Kulturen  der  Ka- 
ninehecsepfikänne  und  Schwein eseuehe.  Lokale  Reaktion  habe  ich 
nie  oder  nur  sehr  unbedeutend  beobachten  können.  Bei  der  Obduk- 
tion fehlten  nie  die  tracheaien  Hämorrkagieen,  die  sich  oft  bis  in  die 
Bronchien  erstreckten.  Milztumor  war  nie  vorhanden,  ln  Blut- 
präparaten fanden  sich  immer  mehr  oder  weniger  zahlreiche  Bakterien; 
einige  lagen  in  weissen  Blutkörperchen,  einige  anscheinend  auch  in 
den  rot  hem  In  Gewebsscbnittea  zeigten  sich  zerstreute  Bacillen 
innerhalb  der  Blutgefässe  und  Gewebslücken , bei  der  Büfielseucbe 
manchmal  ausnahmsweise  ausserdem  kleine  kapillare  Embolieen. 

In  einer  zweiten,  sich  von  der  eben  genannten  unterscheidenden 


lieber  die  Bakterien  der  hämorrhagischen  Septikämie,  Hog-Cholers  etc.  559 


Gruppe,  die  aber  nach  den  bisherigen  Untersuchungen  nicht  so  auf- 
gefasst  werden  kann,  wie  Hueppe  die  oben  beschriebene  der  hä- 
morrhagischen Septikämie  auffasst,  lassen  sich  die  folgenden  Formen 
vereinigen:  Swineplague  (Billings),  Epidemie  des  Porcs  von  Mar- 
seille (Iiietsch,  Jobert  und  M artinaud),  die  neue  Kinderkrank- 
heit (Billings)  und  die  Frettchenseuche  (Eberth).  Dieselben 
unterscheiden  sich  von  der  vorherigen  Gruppe  zunächst  betreffs  ihrer 
aktiven  Beweglichkeit  yod  der  Swinepest  (Sei  an  der)  und  you 
Hog-Cholera  (Saimon)  dadurch,  dass  sie,  obwohl  ziemlich  lebhaft, 
doch  erheblich  weniger  beweglich  sind,  als  jene.  Das  Wachsthum 
auf  Gelatine  erfolgt  viel  schneller,  als  bei  den  der  hämorrhagischen 
Septikämie  und  erinnert  lebhaft  an  die  dem  Typhusbacillus  nahe 
verwandten  B.  neapolitanum  (Emmerich),  B.  coli  com- 
mune, B.  pyogenes  foetidum  (Passet),  Hueppe’s  B. 
(Cholerinefall  von  Frankfurt)  etc.  Auch  auf  Agar  gedeihen  sie  viel 
üppiger  mit  Gasbildung  und  der  Impfstrich  hat  ein  ganz  anderes 
Aussehen,  als  bei  der  Wildseuche.  Auf  Kartoffeln  bilden  sie  einen 
ziemlich  dicken  Belag,  doch  finden  hier  einzelne  Differenzen  in  der 
Farbe  unter  einander  statt.  Ehe  Milch  bringen  sie  bei  ßruttempa- 
ratur  von  37°  in  zwei  Tagen  unter  Säurebildung  zur  Gerinnung,  ohne 
dieselbe  nachträglich  zu  lösen.  W'eisse  erwachsene  Mäuse,  subkutan 
mit  Marseille’ sehen  Bakterien  geimpft,  gingen  nicht  zu  Grunde, 
zeigten  aber  au  der  Impfstelle  einen  grossen  Abscess,  mit  dickem 
Eiter  erfüllt,  in  dem  spärliche  Bacillen  vorhanden  waren.  Im  Blute 
fanden  sich  bei  direkter  mikroskopischer  Untersuchung  keine  Bacillen, 
indessen  Hessen  sich  solche  durch  Kulturen  nachweisen.  In  den  Ge- 
websschnitten  von  einer  jungen  Maus  zeigten  sich  die  Mikroorganismen 
nicht  zerstreut  liegend,  sondern  nur  embolieenweise  in  den  kleinen 
Kapillaren.  Subkutane  Impfungen  von  Swineplague  (Billings), 
Frettchenseuche,  Rinderseuche  (Billings)  in  Kaninchen,  Meer- 
schweinchen , weisse  Ratten  und  Mäuse  ergaben  nur  mehr  oder 
weniger  ausgesprochene  lokale  Erscheinungen.  Fütterungsversuche, 
insbesondere  mit  den  B i 1 i i n g s’scheu  Bakterien  blieben  stets  erfolglos. 

Als  eine  dritte  Gruppe  möchte  ich  Hog-Chclera  (Saimon)  und 
Swinepest  (S  e 1 a n d e r)  hinstellen.  Während  diese  durch  verschiedene 
gemeinschaftliche  Merkmale  von  den  vorher  erwähnten  sich  unter- 
scheiden, weichen  sie  doch  auch  in  manchen  Punkteu  von  einander 
ab.  Zunächst  sind  sie  lebhafter  beweglich,  als  die  vorigen,  ihr 
Wachsthum  auf  Gelatine  ist.  was  Ueppigkeit,  Farbe,  Regelmässigkeit 
betrifft , sehr  verschieden  von  dem  der  Wildseuche  resp.  häroor  - 
ragischen  Septikämie,  insofern  als  sie  üppiger,  schneller,  regelmässiger 
gedeihen.  Die  Kolonieen  zeigen  unter  schwacher  Verg.rösserung  eine 
gelbliche,  braune  Farbe,  die  den  anderen  fehlt  Ausserdem  erinnern 
sie  durchaus  nicht  an  typhusähnliche  Arten.  Auch  auf  Agar  wachsen 
sie  gut,  üppig  in  Form  eines  weissen , ziemlich  dicken  Belags  ohne 
Gasbildung.  Auf  Kartoffeln  wachsen  die  Selander’schen  Bakte- 
rien wie  die  von  Typhus,  während  die  Salmo  n ’schen  einen  ziem- 
lich regelmässigen,  dicken,  weisslichen  Belag  bilden.  Bemerkenswerte 
ist  das  Verhalten  beider  in  Milch;  dieselbe  wird  nach  zwei  wöchent- 
lichem Aufenthalt  im  Brutofen  bei  37°  langsam  gelöst,  und  zwar  ohne 

36  * 


560  Canev*,  Ueber  die  Bakterien  d.  h&morrbag.  Septikämie,  Hog-Cholera  etc. 

dass  vorher  Gerinnung  eintritt,  was  sonst  der  Fall  ist.  Diese  eigen- 
tümliche Erscheinung,  die  ich  für  ausserordentlich  charakteristisch 
halte  und  die  bei  keinem  anderen  Mikroorganismus,  soweit  mir  bekannt, 
beschrieben  worden  ist,  habe  ich  in  zahlreichen  angestellten  Versuchen 
sich  immer  wiederholen  sehen.  Kaninchen  subkutan  am  Ohr  mit 
kleiner  Oese  von  Hog-Cholerabouillonkultur  geimpft,  sterben  binnen 
4 — 8 Tagen  ohne  lokale  Erscheinung  an  der  Impfstelle.  Tracheale 
Hämorrhagieen  und  Milztumor  sind  nicht  konstant  In  Blutstrich- 
präparaten finden  sich  nur  sehr  spärliche  Bakterien;  in  Gewebs- 
schnitten  liegen  sie  als  Embolieen  nur  in  den  kleinen  Kapillargefässen. 
Weisse  Mäuse  gehen  ebenfalls  innerhalb  4 — 8 Tagen  nach  der  sub- 
kutanen Impfung  zu  Grunde.  Auch  bei  Mäusen  befinden  sich  die 
Bakterien  in  Gewebsschnitten  embolieenweise.  Anders  verhalten  sich 
die  Sei  an  der’schen.  Subkutane  Impfungen  blieben  bei  Kaninchen 
erfolglos,  dagegen  gingen  weisse  Mäusse  innerhalb  6 — 8 Tagen  mit 
starken  lokalen  Erscheinungen  an  der  Impfstelle  zu  Grunde.  Die 
Untersuchung  von  Blut  und  Organen  auf  Bacillen  fiel  negativ  aus. 

Was  nun  überhaupt  die  verschiedenen  Schweineseuchen  betrifft, 
so  tritt  aus  dem  Gesagten  deutlich  hervor,  dass  Salmon’s  Hog- 
Cholera  und  Billin g’s  Swineplague  verschiedene  Krankheiten,  dass 
hingegen  Billings’  Swineplague  und  die  Marseille  ’sche  Schweine- 
seuche von  Jobert  und  Ri  et  sch  höchstwahrscheinlich  identisch 
sind;  dass  endlich  die  Se lande r’schen  Swinepestbakterien,  die 
übrigens  offenbar  der  Hog-Cholera  ziemlich  nahe  stehen,  eine  ge- 
sonderte Stellung  einnehmen;  schliesslich,  dass  keine  der  genannten 
Schweiueseuchen  mit  der  deutschen  Schweineseuche  von  Loeffler 
und  Schütz  zu  thun  haben.  Die  von  Hueppe  ausgesprochenen 
Ansichten  über  die  der  hämorrhagischen  Septikämiegruppe  ange- 
börigen  Formen,  d.  i.  dass  sie  eine  identische  Gruppen  bilden,  sind 
schon  zu  vielseitig  angenommen  worden,  um  in  meinen  allerdings  zu 
wenig  zahlreichen  Untersuchungen  eine  neue  Unterstützung  finden  zu 
müssen.  Zur  gleichen  Gruppe  gehören  sicherlich  auch  die  Büffel- 
seuchebakterien, wie  sich  auch  im  selben  Sinne  Oreste  und  Ar- 
m a n n i ausgesprochen  haben.  Ausschlaggebende  Merkmale  der  von 
mir  studirten  Formengruppen  unter  sich  sind  in  erster  Linie  das 
Verhalten  derselben  in  der  Milch,  dann  die  Beweglichkeit,  das  Wachs- 
thum auf  Gelatine,  Agar  und  Kartoffeln.  Auch  dass  einige  von 
ihnen  in  den  Geweben  entweder  in  zerstreuter  Weise  oder  embolieen- 
weise auftreten,  ist  sehr  bemerkenswerth.  In  der  Reihe  der  bekannten 
mehr  oder  weniger  pathogenen  Bakterien  möchte  ich  gern  die  der 
zweiten  Gruppe  angehörigen,  d.  i.  die  M ars  ei  Ile’ sehen , die  von 
Billings,  der  amerikanischen  Rinderseuche,  die  der  Frettchen- 
seuche neben  die  dem  Typhus  nahe  verwandten  Formen  B.  neapo- 
litanum,  coli  commune,  pyogenes  foetidum  etc.  stellen. 
Damit  haben  sie  folgende  Eigenschaften  gemein  : Die  Beweglichkeit, 
das  typhusähnliche  Wachsthum  auf  Gelatine,  das  Wachsthum  auf 
Kartoffeln  und  auf  Agar,  letzteres  begleitet  von  Gasblasenbildung; 
die  Milchgerinaung  unter  Säurebildung.  Durch  meine  Thierexperi- 
meute, die  allerdings  fast  nur  in  Form  von  subkutanen  Impfungen 
unternommen  wurden,  glaube  ich  die  Beobachtung  machen  zu  können, 


Ludwig,  Ueber  die  Phosphorescenz  von  Gryllotalpa  vulgaris. 


561 


Hämorrhagische  Septikämie 
(H  u e p p e) 

Beweglich- 

keit 

Gelatine 

Kartoffeln 

Milch 

Wildseuche  (H  u e p p e) 
Schweineseuche  (Schütz) 
Kaninchenseptikämie 
Binderseuche  (Kitt) 
Büffelseuche  (Oreste-Ar- 
m a n n i) 

Nicht 

► 

beweglich 

Weniger 
schnelleres  u. 
üppig.  Wach- 
sen, als  die  an- 
deren u.  ver- 
schieden, nicht 
(yphusähnlich.J 

_ Wachsen 
nicht. 

Nicht  ver-1 
änderte»  1 
► kümmerl.  > 
Wachs-  1 
• thum. 

Schweineseuche  (Marseille,  ' 
B i e t s c h) 

Swineplague  (Billings) 
Amer.  Binderseuche  (Bil- 
lings) 

Frettchenseuche  (E  b e r t h) 

ziemlich 
»lebhaft  be- 
weglich. 

Typhusähnl. 

Wachsthum. 

' 

Wachsen 
► ' 

üppig. 

Gerinnung 
►unter  Säu-> 
rebildung. 

Hog-Cbolera  (Salmon) 
Swinepest  (Sei  an  der) 

lebhaft  j 
beweglich.  I 

Üppiges  und  ] 
schnelles  i 
> Wachsthum,  ( 
aber  nicht  1 
typhusähnlich.  | 

Wächst 

üppig. 

Wächst  w. 
Typhusb. 

DirecteLö-V 
sung  (Pep- 
tonisirung) 
ohne  vor- 
gegangene 
Gerinnung. 

In  Geweben 

Liegen  in 
I Blutgefässen  u. 
[ Gewebelücken 
zerstreut. 

Bilden  kl.  Ka- 


zerstreut  in 
Geweben. 


kleine  Kapil- 
laren-Embo- 
lieen  ; nicht 
zerstreut  in 
Geweben. 


dass  wahrscheinlich  unter  ziemlich  gleichen  Bedingungen  die  Bakterien 
der  zweiten  Gruppe  am  schnellsten  an  Virulenz  einbüsSen,  dann  käme 
die  Selander’sche,  schliesslich  die  von  Salmon.  Am  besten 
scheinen  die  der  hämorrhagischen  Septikämie  ihre  Virulenz  zu  be- 
wahren. 

Au  vorstehender  Tafel  werden  solche  Hauptdifferenzen  und  die 
mögliche  Gruppirung  besser  ersichtlich. 

Frankfurt  a.  M.f  September  1890. 


Ueber  die  Phosphorescenz  von  Gryllotalpa  vulgaris. 

Von 

Prof.  Dr.  F.  Ludwig 

in 

Greiz. 

Im  Herbst  des  vorigen  Jahres  beobachteten  zwei  meiner  Schüler 
(H.  Beutel  und  W.  Weitze)  an  einer  Maulwurfsgrylle  (um 
Greiz  „Wiesenkrebs“  genannt)  einen  im  Dunkeln  mit  grünlich-weissem 
Lichte  leuchtenden  Fleck,  der  nach  ihrer  Angabe  so  helles  Licht 
ausstrahlte,  dass  er  auch  bei  Tage  in  einer  dunklen  Zimmerecke, 
unter  einem  Tuche  etc.  wahrgenommen  werden  konnte.  Das  Thier 
wurde  in  einem  Glas  mit  Erde  gehalten  und  es  war  von  ihm  an 
halb  dunklem  Orte  nichts  als  die  unregelmässig  umgrenzte  unsymme- 
trisch an  der  rechten  Seite  des  Körpers  hinter  dem  Kopfe  gelegene 
hellleuchtende  Stelle  zu  sehen.  Die  Mittheilung  über  diese  Be- 


562 


Ludwig,  Ueber  die  Phosphorescenz  von  Gryllotalpa  vulgaris. 


obaohtung  wurde  mir  leider  erst  gemacht,  nachdem  das  Thier  ent- 
floh en  war. 

In  seiner  Abhandlung  „Ueber  das  Leuchten  der  Thiere“,  Breslau 
1888,  in  welcher  eine  sehr  umfangreiche  Litteratur  über  thierische 
Phosphorescenz  aufgeführt  wird,  hat  Rudolf  Di tt rieh  die  Gryllo- 
talpa  vulgaris  unter  den  Leuch tthieren  mit  einem  Fragezeichen 
uotirt,  ohne  weitere  Quellenangabe.  Auf  meine  Anfrage  theilte  mir 
derselbe  kürzlich  mit,  dass  seine  Angabe  au3  Kirby  und  Spence, 
Einleitung  in  die  Entomologie,  Deutsche  Uebersetzung.  Stuttgart  1824 
entnommen  sei,  wo  sich  Bd.  II.  p.  471  folgende  Stelle  findet:  „Dr.  Sul- 
ton  von  Norwich  erzählt,  dass  zu  Ickleton  in  Cambridgeshire  eine 
Gryllotalpa  als  leuchtender  Irrwisch  niedergeschlagen  worden  sei.“ 
Auch  G.  de  Kerville  (Les  insects  phosphorescents)  führt  bei 
Gryllotalpa  nur  diese  Stelle  aus  Kirby  and  Spence  (An  Intro- 
duction  to  Entomology,  or  Elements  of  the  Natural  Hi3tory  of  Insects. 
London.  7me  ed.  1860.  p.  503.  Letter  XXV.  On  luminous  Insects)  an, 
mit  der  Bemerkung:  „Cette  assertion  doit  etre  completement  erronee.“ 

Die  im  Dunkeln  leuchtende  Stelle  des  bei  Greiz  gefundenen 
Exemplars  sah  bei  Tag  weisslich  aus.  Dieser  Umstaud,  wie  auch 
das  unsymmetrische  einseitige  Auftreten  der  Phosphorescenz , lassen 
kaum  einen  Zweifel  übrig,  dass  das  Leuchten  durch  einen  photogenen 
Pilzparasiten  verursacht  wurde.  Ohne  Zweifel  handelt  es  sich  um 
eineu  solchen  auch  bei  anderen  Tbieren,  die  nur  gelegentlich  phosphores- 
cent  gefunden  wurden,  so  bei  Gammarus  pulex,  Astacus  flu- 
viatilis,  Thyreophora  cynophila,  Chironomus  tendens 
(vgl.  D i 1 1 r i c h),  bei  Eidechseneiern  etc.  Auch  Placidus  Hein- 
rich, dessen  Werk  wohl  das  bedeutendste  über  organische  Phos- 
phorescenz ist  (Die  Phosphorescenz  der  Körper.  Nürnberg  1811 — 
1820/5  Abthlgu.),  das  aber  von  Di  tt  rieh  nicht  benutzt  wurde, 
führt  eine  Anzahl  solcher  Thiere  an. 

Hier  wären  neuere  Untersuchungen  erwünscht.  Auch  bei  den 
Siisswasserthieren,  deren  Phosphorescenz  als  eine  den  Thieren  eigen- 
tümliche bisher  angenommen  worden  ist,  wie  bei  Ceratium  cor- 
nutum,  . Cyclo  ps  brevicornis  etc.,  dürften  neuere  Untersuch- 
ungen nöthig  sein,  nachdem  Giard  u.  A.  nachgewiesen  haben,  dass 
solche  Leuchtbakterien  bei  kleinereu  Krebsen  des  Meeres  pathogen 
auftreten  köunen,  und  dass  auch  bei  Pholas  etc.  das  Leuchten  auf 
einer  Symbiose  mit  Photobakterien  beruht. 

Sind  die  Urheber  der  Phosphorescenz  unserer  Landthiere  und 
Süsswasserthiere  auch  Bakterien  oder  höhere  Pilze?  Gibt  es  über- 
haupt n ich thalo phile  Bakterien?  Beide  Fragen  harren  noch 
der  Beantwortung. 


Kühn,  Neuere  Versuche  zur  Bekämpfung  der  Rübennematoden 


563 


Neuere  Versuche  zur  Bekämpfung  der  Rübennematoden. 

Von 

Geh.  Reg.  Rath  Prof.  Dr.  .Julius  Kulm, 

Director  des  landwirtschaftlichen  Instituts  der  Universität  Halle  a.  S. 

Von  den  zur  Bekämpfung  der  Riibenneznatoden  angewandten 
Methoden  hat  sich  die  auf  Grund  des  Studiums  der  Entwiekeiungs- 
geschichte  dieser  argen  Feinde  der  Zuckerrüben  von  mir  empfohlene 
Ansaat  von  Fangpflanzen  bis  jetzt  am  besten  bewährt.  Ich  ent- 
deckte zuerst,  dass  die  Embryonen  der  Nematoden  die  Rübenwurzel 
nicht,  wie  man  früher  glaubte,  von  aussen  ansaugen,  sondern  in  das 
Innere  der  Wurzel  eindringen.  Ich  stellte  gleichzeitig  fest,  dass  sie 
hier  nach  kurzer  Zeit  ihre  Wurmfonn  verlieren  und  flaschenforrnig 
anschwellen.  In  diesem  Zustande  haben  sie  ihr  Bewegungsvermögen 
verloren,  bedürfen  aber  noch  vieler  Nahrung,  um  zum  geschlecht- 
lichen Thiere  sich  entwickeln  zu  können.  Wird  in  diesem  Zeitpunkte 
die  Nährpfianze  zerstört,  so  müssen  die  angeschwollenen  Larven  ab- 
sterben, da  sie  keine  neue  Nährpflanze  aufsuchen  können.  Es  ist 
also  die  Aufgabe,  die  Würmer  durch  geeignete  Nähr- 
pflanzen gleichsam  einzufangen,  um  sie  dann  durch 
Zerstörung  derselben  mit  zu  vernichten.  Als  beste 
Fangpflanze  hat  sich  seiner  zarten  Wurzelbildung  wegen  der  Som- 
merrübsen bewährt.  Werden  vier  Fangpflanzensnaten  nach  einander 
während  eines  Jahres  aDgesäet  und  rechtzeitig  in  vorscbriftsmässiger 
Weise  zerstört,  dann  sind  die  Nematoden  in  solchem  Grade  vermin- 
dert, dass  Aecker,  welche  bei  stärkster  Düngung  nur  60  Ctr.  oder 
noch  weniger  Zuckerrüben  pro  Morgen  trugen,  schon  im  nächsten 
Jahre  nach  Anwendung  der  Fangpflanzen  eine  Ernte  an  geputzten 
zuckerreichen  Rüben  von  185  Ctr.  und  mehr  pro  Morgen  lieferten, 
wie  sie  dem  Ertrage  rübensicherer  Böden  der  betreffenden  Feldlage 
und  des  betreffenden  Jahrganges  entsprachen.  Durch  Nematoden 
extrem  rübenmüd  gemachte  Böden  erlangten  also 
plötzlich  mittelst  der  Fangpflanzenmethcde  ihre  frü- 
here Ertrags fähigkeit  wieder.  Auch  wenn  mit  dem  dritten 
Jahre  die  Zuckerrüben  wiederkehrten,  war  ihr  Ertrag  ein  noch  sehr 
guter.  — Durch  dieses  Bekarupfuugsverfahren  werden  die  Nematoden 
aber  nicht  gänzlich  vernichtet  und  die  verbleibenden  Reste  geben 
um  so  mehr  Veranlassung  zu  neuer  Vermehrung,  als  die  sämmtlichen 
Hairngetreidearteu  und  zahlreiche  Unkräuter  ebenfalls  zu  den  Nähr- 
pflanzen dieser  Schmarotzer  gehören  und  ihre  Entwickelung  in  hohem 
Maasse  begünstigen  können.  Es  ist  deshalb  erforderlich,  nach 
einem  Jahre  gründlicherer  Reinigung  auch  später  noch  das 
Niederhalten  der  Nematoden  durch  geeignete  Maassnahmen 
zu  bewirken.  Ein  Versuch,  dieses  Ziel  dadurch  zu  erreichen,  dass 
in  die  Stoppeln  des  nach  den  Rüben  folgenden  Getreides  bald  nach 
der  Ernte  eine  Herbstfangpflanzensaat  ausgeführt  wurde,  führte  nicht 
sicher  zum  Ziel.  Der  Ausfall  des  Getreides  läuft  häufig  früher  auf, 


564 


K ü h n, 


als  der  Rübsen.  Zerstört  man  nun  erst,  wenn  die  Entwickelung  der 
Nematoden  den  geeignetsten  Zeitpunkt  in  den  Rübsenwurzeln  erreicht 
hat,  dann  sind  diese  Schmarotzer  an  den  Wurzeln  des  Getreideaus- 
falles schon  zu  weit  ausgebildet  und  führen  zu  einer  theilweisen 
Vermehrung  derselben ; bricht  man  das  Feld  aber  früher  um , dann 
ist  die  Rübsensaat  vergebens  ausgeführt  und  der  Effekt  zu  gering. 
Ich  schlug  deshalb  einen  andern  Weg  ein,  indem  ich  versuchte,  den 
Zweck  durch  den  Anbau  des  Hanfes  zu  erreichen.  Dieser 
kann  noch  Ende  Mai  gesäet  werden,  es  ist  daher  möglich,  vor  seiner 
Aussaat  eine  Frühjahrsfangptlauzensaat  zu  zerstören.  Der  Hanf  ge- 
dieh auch  bei  diesem  Verfahren  vortrefflich,  und  als  nach  zweimaligem 
Hanfbau  im  dritten  Jahre  (1886)  Zuckerrüben  folgten,  ergaben  diese 
auf  der  einen,  zu  Häuf  mit  Stallmist  gedüngten  Parzelle  210,93  Ctr 
pro  Morgen  bei  17,62  °/0  Zucker  im  Saft,  und  auf  einer  andern, 
zu  Hanf  mit  künstlichen  Düngemitteln  gedüngten  Parzelle  182,59  Ctr 
bei  16,85  °/0  Zucker  im  Saft.  — Im  Jahre  1889  wurden  nach  zwei- 
maligen vortrefflichen  Hanfernten,  denen  im  Frühjahr  jeden  Jahres 
eine  Fangpflanzensaat  voranging,  220  Ctr  44  Pfd  Zuckerrüben  mit 
17,7  °/0  Zuckergehalt  gewonnen.  Es  ist  somit  in  der  That  möglich, 
durch  gelungene  Fangpflanzeusaateu , die  im  Frühjahr  dem  Hanf 
vorangehen,  die  Nematoden  in  solchem  Maasse  niederzu- 
halten, dass  normale  Rübenernten  gewonnen  werden 
können. 

Es  gelang  aber  bis  jetzt  nicht,  eine  befriedigende  Verwerthung 
des  Hanfes  zu  erzielen.  Die  gewöhnlichen  Zubereitungsmethoden  des 
Hanfes  sind  in  dem  Grossbetriebe  der  Zuckerrübenwirthschaften  nicht 
durchführbar  und  werden  auch  hier  zu  kostspielig.  Die  Versuche, 
durch  Maschinen  ohne  vorheriges  Rösten  die  Bearbeitung  des  Hanfes 
auszuführen,  blieben  bisher  ohne  praktisch  verwerthbares  Resultat. 
Es  steht  jedoch,  wie  es  scheint,  die  Lösung  der  Frage  bevor.  Herr 
Max  Raabe  in  Gomeral  in  England  konstruirte  eine  Maschine, 
welche  zunächst  für  Rame  bestimmt,  auch  für  Bearbeitung  des  Hanfes 
benutzt  werden  kann.  Eine  dem  auf  unserm  Versuchsfelde  erbauten 
Hanf  entnommene  und  nach  Gomeral  gesandte  Probe  wurde  in  sehr 
befriedigender  Weise  entfasert.  Die  Maschine  zu  erlangen,  dürfte  aber 
erst  möglich  sein,  wenn  der  Erfinder  sein  Patent  verwerthet  haben 
wird.  Dann  wird  auch  der  Anbau  des  Hanfes  wieder  zur  Mitanwendung 
kommen  können  beim  Niederhalten  der  Nematoden.  Die  bisherigen 
ungünstigen  Erfahrungen  mit  dessen  Verwerthung  veranlassten  mich 
aber,  nach  weiteren  Pflanzen  zu  suchen,  weiche  vor  ihrem  Anbau  eine 
Frühjahrsfangpfianzensaat  zulassen.  Zunächst  versuchte  ich  die 
Kultur  des  Spätleines.  Die  Qualität  des  hier  in  der  Provinz 
Sachsen  bei  Maisaat  gewonnenen  Leines  war  jedoch  nicht  befriedigend. 
Um  so  mehr  war  ich  erfreut,  als  ich  auf  einen  günstigeren  Ausweg 
durch  eine  im  Jahre  1889  gemachte  Erfahrung  aufmerksam  wurde. 
Ein  Stück  älterer  Luzerne  hatte  über  Winter  nicht  unerheblich  ge- 
litten, uod  als  die  Hoffnung,  es  möchte  sich  bei  günstiger  Frühjahrs- 
witterung wieder  erholen,  fehl  zu  gehen  schien,  entschloss  ich  mich 
zum  Umbruch  mit  Doppelpflügen  und  brachte  am  16.  Mai  auf  dies 
Land  das  vom  Kartoffelsortiment  übrig  gebliebene  Saatgut,  Die 


Neuere  Versuche  zur  Bekämpfung  der  ßiibenn  ematode  n. 


565 


Kartoffeln  entwickelten  sich  gut  und  ergaben  durchschnittlich  pro 
Morgen  84,24  Ctr.  Die  Qualität  war  bei  den  frühen  wie  bei 
den  später  reifenden  Sorten  eine  ganz  befriedigende  Dies  Re- 
sultat führte  mich  zu  dem  Gedanken:  Frühkartoffeln  als  Spät- 

kartoffeln zu  bauen,  d.  h.  Sorten  mit  kürzerer  Entwicke- 
lungszeit spät  auszulegen,  um  vorher  eine  Fangpflanzensaat 
zerstören  zu  können.  Ich  stellte  im  Jahre  1890  zur  Prüfung  dieser 
Idee  einen  Versuch  auf  einer  Fläche  von  8 Morgen  an.  Die  Fang- 
pflanzen wurden  am  25.  März  gesäet  und  am  16.  Mai  zerstört.  Das 
Auslegen  der  Kartoffeln  erfolgte  am  22.  Mai  auf  eben  geeggtem 
Lande  mit  dem  Spaten.  Darauf  ward  sogleich  eine  zweite  Fang- 
pflanzensaat ausgeführt,  die  zum  geeignetsten  Zeitpunkte  durch 
Furcheneggen  und  Handhacken,  sowie  zum  Theil  durch  Aufnehmen 
der  Pflänzchen  mit  der  Hand  vernichtet  ward.  In  diesem  Zeitpunkte 
(am  21.  Juni)  hatten  die  aufgelaufenen  Kartoffeltriebe  eine  Höhe  von 
ca.  10  cm  erreicht.  Bei  diesem  Versuch  wurden  54  Sorten  in 
Vergleich  gezogen,  und  zwar  34  frühe  und  mittelfrühe,  10  mittel- 
späte und  10  Spätkartoffeln.  Die  erstere  Gruppe  war  zur  Zeit 
der  Ernte  zum  Theil  gänzlich  abgestorben,  zum  Theil  stark  ab- 
gewelkt. Die  zweite  Gruppe  zeigte  welkes  oder  halbwelkes,  die 
dritte  Gruppe  noch  grünes  Laub.  Die  einzelnen  Sorten  verhielten 
sich  bei  diesem  späten  Ausiegen  nicht  gleichmässig  in  ihrem  Ertrage. 
Ich  werde  darüber  im  8.  Hefte  der  „Berichte“  unseres  landwirt- 
schaftlichen Instituts  ausführliche  Mittheilung  machen,  hier  führe 
ich  nur  diejenigen  auf,  welche  die  günstigeren  Resultate  gaben,  und 
nenne  Ertragszahlen  pro  Morgen  nur  bei  solchen  Sorten,  welche 
mindestens  auf  einer  Fläche  von  6 Ar  zum  Anbau  gelangt  waren. 

Einen  besonders  günstigen  Ertrag  gab  Paulsen’s  Rosalie,  pro 
Morgen  127,65  Ctr  bei  9,1  °/0  kranken  Knollen  und  15,1  °/0  Stärke- 
gehalt, was  pro  Morgen  eine  Stärkeproduktion  von  1927,5  Pfd  er- 
gibt. Es  ist  dies  eine  mittelfrühe  Sorte  von  gutem  Geschmack,  also 
als  Speisekartoffel  brauchbar. 

Hortensie,  eine  wohlschmeckende  mittelfrühe  Speisekartoffel, 
ergab  109,78  Ctr  pro  Morgen  bei  3,4  °/(,  kranken  Knollen  und  14,5 
bis  17,1,  im  Mittel  von  vier  Bestimmungen  16,1  °/0  Stärke,  was 
1767,4  Pfd  Stärke  pro  Morgen  ergiebt. 

Die  gelbe  Rose,  eine  sehr  gute  Speisekartoffel,  ergab  92,76 Ctr 
pro  Morgen  mit  8,58  °/0  kranken  Knollen  bei  16,2  °/0  Stärke,  mit- 
hin 1502,7  Pfd  Stärkeproduktiou  pro  Morgen. 

Die  Alpha,  eine  wohlschmeckende  Speisekartoffel,  am  frühesten 
abgestorben,  zeigte  keine  kranken  Knollen  und  ergab  77,65  Ctr  pro 
Morgen  bei  15,4  °/0  Stärke.  Paulsen  gibt  für  diese  Sorte  den  Er- 
trag pro  1890  bei  normaler  Auslegezeit  pro  ha  zu  32666  Pfd  an, 
was  83,4  Ctr  pro  Morgen,  also  nicht  viel  mehr  austragen  würde. 

Die  irühe  Nassengrunder  ergab  zwar  noch  70,2  Ctr  pro 
Morgen  bei  einem  mittleren  Stärkegehalt  von  19,9  %,  aber  sie  lieferte 
17%  kranke  Knollen,  ist  daher  zum  Spätauslegen  wegen  dieser 
Neigung  zu  leichtem  Erkranken  nicht  zu  empfehlen. 

Von  frühen  und  mittelfrühen  Sorten  zeigten  sich  noch  relativ  günstig 
im  Ertrage:  Paulsen’  sJuli,  Pa  ulsen’sRothhaut,Fiftyfold, 


566 


Bakterien  iro  Answurf. 


frühe  Rose,  Richter’s  frühe  Zwiebel,  Richter’s  ovale 
frühblaae,  Heine’s  Del  icatesse,  frühe  Maus,  Schnee- 
flocke, Silberhaut,  Braunschweiger  Zuckerkar toffel, 
Early  Sunrise,  Pauline  Lucca,  Regent,  Alkohol,  Chan- 
cellor» 

Von  mittelspäten  und  späten  Sorten  ergaben  folgende  relativ 
gute  Erträge: 

Paulsen’s  Matador  pro  Morgen  111,9  Ctr  bei  2,6%  kranken 
Knollen  und  11,99 — 14,5%  Stärkemehlgehalt. 

Paulsen’sAnderssen  ertrug  pro  Morgen  92,33  Ctr  bei  0,74, °/0 
kranken  Kuollen  und  19,9  °/0  Stärke,  was  pro  Morgen  einen  Stärke- 
ertrag von  1837,4  Pfd  ergibt.  Paulsen  fand  in  demselben  Jahr- 
gange bei  frühem  Auslegen  33500  Pfd  Ertrag  pro  ha  und  20,7  °/0 
Stärke,  was  1770,3  Pfund  Stärkeproduktion  pro  Morgen  entspricht, 
also  der  auf  unserm  Versuchsfelde  gewonnenen  StärkemeDge  sehr 
nahe  kommt. 

Die  späte  Sorte  Hermann  ergab  89,09  Ctr  pro  Morgen  bei 
2,46  °/0  kranken  Knollen  und  einem  Stärkegehalt  von  20,7  °/0,  somit 
einen  Ertrag  an  Stärke  pro  Morgen  von  1844,2  Pfd. 

P a u 1 s e n’s  Odin  gab  79,99  Ctr  pro  Morgen  mit  2,44  °/0  kranken 
Knollen  und  17,1  °/0  Stärke; 

Paulsen’s  Aurelie  78,29  Ctr  bei  7,5  °/ö  kranken  Knollen  und 
17,5  D/(1  Stärke; 

Paulsen’s  Juno  74,96  Ctr  bei  1,27  °/0  kranken  Knollen  und 
19  4 *V  Stärke  * 

Die  weissfleischige  Zwiebel  63,88  Ctr  bei  22,95  °/0 
kranken  Knollen  und  20,1  °/h  Stärke. 

Von  sonstigen  späten  und  mittelspäten  Sorten  zeigten  noch  be- 
friedigende Erträge:  El ep haut,  Magnum  bonum,  Deutscher 
Reichskanzler,  Charlotte,  Amarauth,  Athene,  Frigga, 
Fürst  Lippe. 

(Schluss  fulgt.) 


Referate. 


Pansini,  S«,  Bakteriologische  Studien  über  den  Aus- 
wurf. [Aus  dem  bakteriologischen  Laboratorium  der  Zoologischen 
Station  zu  Neapel.]  (Virchow’s  Archiv.  Bd.  CXXII.  1890.) 

Während  es  an  Untersuchungen  nicht  mangelt,  die  sich  mit  der 
genauen  Beschreibung  der  im  Wasser,  in  der  Luft  etc.  vorhandenen 
Bakterien  beschäftigen,  fehlte  es  bis  vor  Kurzem  an  einer  syste- 
matischen Bearbeitung  der  Mikroorganismen  des  Sekretes  der  Luft- 
wege. Theilweise  wurde  diese  Lücke  durch  v.  Besser  au3gefüllt, 
der  die  Bakterien,  welche  Trachea  und  Bronchien  im  normalen  Zu- 
stande enthält,  bestimmte.  Eine  solche  Untersuchung  war  nur  ara 
Kadaver  anzustelien,  für  die  pathologischen  Sekrete  der  Luftwege  liess 


Bakterien  im  Answurf. 


567 


sich  die  Methode  selbstverständlich  nur  in  beschränktem  Maasse  be- 
folgen; dem  Verf.  stand  zudem  nur  der  eine  Weg  offen,  den  Aus- 
wurf  zu  examiniren. 

Die  Untersuchung  geschah  in  dreierlei  Weise,  durch  Präparate 
des  Sputums,  durch  Verimpfung  desselben  auf  Thiere  und  durch  An- 
fertigung von  Kulturen.  Die  ersten  beiden  Methoden,  die  ja  auch 
schon  vielfach  geübt  worden  sind,  versprechen  von  vornherein  keine 
wesentlich  neuen  Resultate.  Selbst  von  den  bekannten  Bakterien  ist  es 
eigentlich  nur  der  Tuberkelbacillus,  der  sich  im  mikroskopischen  Prä- 
parate mit  Sicherheit  erkennen  lässt.  Nicht  einmal  der  Pneumonie- 
coccus  ist  genügend  charakterisirt,  um  eine  gewisse  Diagnose  zu  ge- 
statten ; denn  erstens  ist  die  Kapsel  und  die  Lanzettform  bei  dem- 
selben oft  sehr  wenig  oder  gar  nicht  ausgeprägt,  zweitens  gibt  es 
andere  Kapselbakterien,  die  unter  demselben  Bilde  erscheinen  können. 
Verf.  hat  selbst  ausser  schon  bekannten  einen  neuen  derartigen  Or- 
ganismus isoliren  können,  den  Bacillus  tenuis  sputigenes. 
Derselbe  tritt  als  Diplococcus  oder  Diplobacillus  auf,  der 
sich  nach  der  Grara’schen  Methode  färben  lässt,  in  Gelatine  bei 
gewöhnlicher  Temperatur  wächst,  auf  der  Oberfläche  derselben  aber 
keine  nagelkopfartige  Anschwellung  bildet,  wie  F r i e d 1 än  d er ’s 
Bacillus,  sondern  sich  flach  ausbreitet.  Auch  auf  Kartoffeln  findet 
üppige  Entwickelung  statt,  Milch  wird  unter  Säurebildung  koagulirt. 
Dieses  Bacterium  ist  pathogen  für  Kaninchen  und  weisse  Ratten, 
nicht  für  Meerschweinchen  und  (in  kleinen  Dosen)  für  weisse  Mäuse. 
Die  ersteren  sterben  nach  Einimpfung  von  1/2 — 1 ccm  Bouilionkultur 
in  1 — 2 Tagen  uDter  dem  Bilde  der  Septikämie.  Zahllose  Kapsel- 
bakterien zeigen  sich  im  Blute. 

Das  Thierexperiment  mit  direkter  Inokulation  des  Auswuris  er- 
gab bei  4 pneumonischen  Sputis  den  Tod  der  Kaninchen  durch  den 
Pneumoniecoccus,  von  10  Kaninchen,  die  mit  Auswurf  von 
Phthisikern  (3—4  cem)  geimpft  wurden,  starben  3 ebenfalls  an  der 
bekannten  Septikämie,  3 an  fauligen  Abscessen,  die  übrigen  viel 
später  an  Tuberculose.  Vou  30  Meerschweinchen,  die  ebenfalls  mit 
phtbisischem  Sputum  (2  ccm)  subkutan  infizirt  wurden,  gingen  6 in 
2 — 6 Tagen  an  putriden  Abscessen  zu  Grunde,  die  übrigen  an  Tuber- 
culose. Hühner  erwiesen  sich  refraktär  gegen  Einimpfung  desselben 
Sputums  oder  bekamen  theils  Abscesse,  theils  lokale  Tuberculose.  Die 
Aetiologie  all  dieser  Abscesse  konnte  nicht  genügend  aufgeklärt  werden : 
von  den  durch  Platten  aus  dem  Bakteriengemisch  isolirten  Mikro- 
organismen besass  keiner  die  Fähigkeit,  in  Reinkulturen  Eiterung  zu 
erzeugen.  Nur  in  einem  Falle  war  der  eitrige  Inhalt  so  virulent, 
dass  er  in  der  Menge  von  einer  Platinöse  auf  2 Meerschweinchen 
successiv  verimpft,  wieder  dieselbe  Eiterung  hervorrief. 

Das  Hauptgewicht  der  Arbeit  hat  Verf.  auf  die  Reinzüchtung 
der  im  Auswurf  vorhandenen  Mikroorganismen  gelegt.  In  52  Fällen 
wurden  Agarpiatten  gegossen,  von  denen  nach  1 — 2-tägigem  Aufent- 
halte im  Brütofen  die  differenten  Kolonieen  isolirt  wurden.  (In  30  Fällen 
fertigte  Verf.  Gelatineplatten  an:  die  Resultate  wichen  wesentlich  nur 
darin  ab,  dass  die  den  Pneumoniekokken  ähnlichen  Bakterien  auf 
diesen  nicht  erschienen.)  Die  52  Fälle  erstreckten  sich  auf  45  In- 


568 


Baktarien  im  Aaswurf 


dividuen,  von  denen  24  an  Phthisis  in  den  verschiedensten  Stadien, 
4 au  fibrinöser,  1 an  katarrhalischer  Pneumonie,  2 an  Bronchitis,  8 au 
Influenza  litten  und  6 sogenannte  „Gesunde“  in  den  Morgenstunden 
im  Stande  waren,  durch  Husten  einiges  Sekret  zu  Tage  zu  fördern. 
In  einigen  Fällen  wurde  der  Auswurf  desselben  Individuums  an  ver- 
schiedenen Tagen  untersucht. 

In  einem  Puukte  — das  ist  das  Hauptergebnis  der 
Arbeit  — stimmten  die  Befunde  in  allen  52  Fällen  überein:  die 
Grundlage  der  Agarplatten  war  überall  durch  kleine  Kolonieen  ge- 
bildet, die  denen  des  Fraenkel-Weichselbaum’ scheu  Pneu- 
moniecoccus  glichen.  Bei  genauerer  Untersuchung  stellte  sich 
heraus,  dass  sie  derjenigen  Gruppe  von  Mikroorganismen  angehörten, 
die  Ref.  mit  dem  Namen  Schleimhautstreptokokken  bezeichnet 
hat  (dieses  Centralbl.  Bd.  VII.  S.  663),  deren  wichtigster  Vertreter 
allerdings  der  Diplococcus  der  Pneumonie  ist.  Verf.  konnte  zu 
deu  5 in  den  „Influenzastudien“  des  hiesigen  Laboratoriums  (a.  a.  O. 
S.  662)  unterschiedenen  Arten  3 neue  hinzufügen,  von  denen  die  erste, 
No.  6,  dadurch  charakterisirt  ist,  dass  die  Kolonieen  auf  Agar  zu 
einem  gleichmässigen  Ueberzug  Zusammenflüssen,  die  zweite,  No.  7, 
im  Gegensatz  zu  den  vorhergehenden,  nicht  in  weuigen  Tagen  abstirbt, 
sondern  sich  2 Monate  auf  Agar  lebensfähig  erhält,  ferner  die  Milch 
nicht  koagulirt,  die  dritte,  No.  8,  ebenfalls  lange  Zeit  resistirt,  aber 
die  Milch  koagulirt,  No.  6—8  sind  nicht  pathogen.  [Verf.  lässt  sich 
auf  die  Frage  nicht  ein,  in  welchem  Verhältniss  die  Schleimhaut- 
streptokokken zu  einander  stehen,  ob  sie  etwa  alle  oder  zum  Theil 
in  einander  überzuführen  sind.  Weitere  Versuche  werden  darüber 
Auskunft  geben.]  Bemerkt  werden  muss,  dass  über  die  Frequenz  der 
einzelnen  Arten  oder  Varietäten  keine  präcisen  Angaben  gemacht 
werden  konnten,  da  die  Thatsache  mehrfach  konstatirt  wurde,  dass 
verschiedene  Formen  neben  einander  auf  derselben  Platte  vorkamen, 
obwohl  keine  sichtbaren  Differenzen  der  Kolonieen  bestanden. 

Im  Gegensatz  zu  diesen  regelmässigen  Bewohnern  des  Auswurfs 
wurde  keiner  der  übrigen  Mikroorganismen  konstant  gefunden.  Im 
Ganzen  wurden  21  Arten  Baciilen,  10  Arten  Kokken  (ausser 
den  obigen  Schleimhautstreptokokken)  und  3 Pilze  isolirt. 

Von  bekannten  pathogenen  Bacillen  fanden  sich  2 mal  der 
Bacillus  pyocyaneus  (bei  Phthisikern),  3 mal  der  Bacillus 
pneumoniae  Friedländer  (ebenfalls  bei  Piithisikern).  Ein  neuer 
pathogener  Organismus,  der  2 mal  bei  Phthisikern  und  1 mal  bei 
katarrhalischer  Pneumonie  vorkam,  ist  der  oben  schon  charakterisirte 
Bacillus  tenuis  sputigenes.  Von  den  übrigen  Bacillen  ge- 
hören die  verflüssigenden  theils  zu  der  Gruppe  des  Bacillus  sub- 
tilis,  theils  zu  der  des  Proteus  vulgaris,  ohne  doch  in  allen 
Charakteren  mit  diesen  übereinzustimmen.  Die  meisten  waren  ganz 
unschädlich,  auch  wenn  sie  in  grossen  Dosen  den  Versuchsthieren 
einverleibt  wurden,  nur  einige  wenige  entfalteten  eine  Gift  Wirkung. 
Pigmentbildner  sind  ausser  dem  Bacillus  pyocyaneus  der 
Bac.  aureus,  Bac.  coccineus,  Bac.  squamosus,  Bac.No.  11, 
No.  12,  Bac.  fluorescens  putridus,  Bac.  fluorescens  non 
liquefaciens. 


Bakterien  im  Sputum.  — Eitrige  Pucrperalerkrankungeo. 


569 


Unter  den  Kokken  (abgesehen  von  den  Schleimhautstrepto- 
kokken)  waren  3 pathogene  Arten  vertreten:  der  Streptococcus 
pyogenes  (4mal),  der  Staphylococcus  pyogenes  aureus 
(3 mal),  der  Staph.  pyogenes  albus  (lmal).  Alle  diese  Eite- 
rungserreger wurden  bei  Phthisikern  gefunden.  Auffälliger  Weise 
konnte  der  Micrococcus  tetragenus  nicht  ein  einziges  Mal 
nachgewiesen  werden.  Von  den  übrigen  unschädlichen  Arten  wurden 
ziemlich  häufig  konstatirt  der  Micrococcus  albus  liquefaciens 
von  Besser,  der  Micrococcus  versicolor  und  verschiedene 
Sarcinen.  Sehr  gemein  war  eine  bisher  nicht  beschriebene  Art,  die 
Verf.  Sarcina  variegata  nennt,  weil  sie  in  Gelatinekulturen  Gra- 
nula bildet,  welche  — in  demselben  Impfstich  — bald  eine  weisse, 
bald  eine  gelbe  oder  rothe  Farbe  zeigen,  ohne  dass  eine  Regel  zu  er- 
kennen wäre. 

Von  Pilzen  wurde  in  4 Fällen  der  Soorpilz,  Saccharomyces 
albicans,  ausserdem  einige  Male  2 0 i d i u m arten  gefunden,  die 
bisher  noch  nicht  beschrieben  waren. 

Was  die  relative  Häufigkeit  der  verschiedenen  Mikroorganismen 
in  den  Sputis  anbetrifft  , so  ist  eine  Thatsache  nicht  zu  verkennen. 
Die  Bacillen  sind  entschieden  reichlicher  vertreten  in  den  Answürfen 
von  Phthisikern,  namentlich  solchen,  bei  denen  schon  Kavernen  nach- 
weisbar sind.  Dass  diese  Bacillen  übrigens  wesentlich  unschädlicher 
Natur  sind,  wurde  oben  schon  bemerkt.  Die  Zahl  der  Fälle,  in  denen 
Eitermikroorganismen  gefunden  wurden,  ist  auffällig  gering.  [Seit 
dem  Abschluss  dieser  Arbeit  hat  eine  Reihe  von  Untersuchungen,  die 
vom  Ref.  gemeinsam  mit  dem  Verf.  ausgeführt  worden  sind,  ergeben, 
dass  die  Schleimhautstreptokokken  es  sind,  die  für  eine  eitrige  Be- 
schaffenheit des  Auswurfs  verantwortlich  gemacht  werden  können, 
iüdem  es  in  zahlreichen  Fällen  gelungen  ist,  durch  Reinkulturen 
dieser  Organismen  subkutane  Eiterungen  bei  Versuchstieren  zu  er- 
zielen.] W.  Kruse  (Neapel). 

ßubeska,  W , Beiträge  zur  Pathogenese  eitriger  Puer- 
peralerk.rankuDgen  und  insbesondere  solcher  Peri- 
tonitiden. (Casopis  ceskych  lek.  1891.  No.  1 und  2.)  [Böhmisch.] 
Es  ist  bereits  allgemein  anerkannt,  dass  die  Puerperalerkrankungen 
infektiösen  Ursprunges  seien,  und  sie  werden  daher  in  eine  Reihe 
mit  den  accidentellen  Wunderkrankungen  gestellt.  In  den  Lochien 
schwer  erkrankter  Wöchnerinnen  wurden  Streptokokken  , zumeist 
allein,  mitunter  auch  neben  anderen  Bakterien  nachgewiesen,  weshalb 
sie  für  die  Erreger  von  Erkrankungen  der  ersten  Wege  als  Puer- 
peralgeschwüre, puerperale  E ndometri  tiden  angesehen 
werden  müssen.  R.  wies  ferner  den  Streptococcus  pyog.  auf 
seinem  weiteren  Eindringen  in  den  Organismus,  das  heisst  in  eitrigen 
parametriti  sch  e n Exsudaten  nach.  In  5 einschlägigen  Fällen 
war  der  Kettencoccus  4 mal  in  Reinkultur,  1 mal  in  Gemeinschaft 
mit  Staphylococcus  pyog.  aur.  vorhanden. 

In  2 Fällen  eitriger  Perimetritiden  fanden  sich  1 mal  Streöto- 
kokken,  das  andere  Mal  Staphylokokken  vor. 


570 


Poerper&lerkracknngeo.  — Akünomykosc. 


Von  weiteren  Puerperalerkrankungeu  hat  R.  uoch  9 zur  Sektion 
gelangte  Fälle  von  allgemeiner  Peritonitis,  von  welchen  7 
nach  Laparotomieen  und  anderen  Operationen  entstanden  sind, 
bakteriologisch  untersucht  und  in  sämmtlichen,  aus  was  für  Ur- 
sachen entstandenen  peritouitischen  Exsudaten  ausnahmslos  enorme 
Mengen  von  Kettenkokken  neben  kürzeren  und  längeren  Stäbchen 
und  2 mal  in  Gemeinschaft  mit  Staphylokokken  nachgewiesen.  Die 
Bacillen  waren  „der  Mehrzahl  nach  nicht  pathogen“.  [Genauere  An- 
gaben fehlen.  Ref.]  Auf  Grund  dieser , sowie  der  Ergebnisse  an- 
derer Forscher  gelangt  Verf.  zu  dem  Schlüsse,  dass  sämmt liehe 
Puerperalerkrankungen  in  der  Regel  durch  den  Strep- 
tococcus pyogenes,  seltener  durch  den  S t aphy  lo  co  c c us  er- 
zeugt werden,  wenu  auch  zugegeben  werden  mag,  dass  in  seltenen 
Ausnahmsfällen  auch  andere  pathogene  Bakterien , z.  B.  Tetanus- 
bacillen, zu  Erkrankungen  während  des  Puerperiums  Veranlassung 
geben  können.  Dann  sind  die  letzteren  aber  Erkrankungen  sui 
generis  und  vom  gewöhnlichen  Puerperalfieber  zu  unterscheiden. 

Kamen  (Czernowitz). 

Bostroem,  Untersuchungen  über  die  Aktiuomykose  des 
Menschen.  (Ziegler ’s  Beiträge  zur  pathologischen  Anatomie 
und  zur  allgemeinen  Pathologie.  Bd,  IX.  Heft  2.) 

Bostroem  verfügt  über  zwölf  eigene  Beobachtungen  von  Aktino- 
mykose  des  Menschen,  welche  er  einer  eingehenden  anatomischen  und 
bakteriologischen  Untersuchung  unterzogen  hat.  Sitz  der  Erkrankung 
waren  Oberkiefer,  Unterkiefer,  Hals,  Wirbelsäule,  hinteres  Mediastinum 
und  Thorax,  Lungenparenchym  (mit  Propagation  auf  die  Brustwand), 
endlich  in  2 Fällen  der  Unterleib.  Die  Infektion  war  theils  vou  der 
Mund-Rachenhöhle,  theils  vom  Respirationstractus,  theils  vom  Darm- 
tractus  aus  erfolgt. 

Die  Actinomyceskörner  haben  eine  weisslichgraue , opake 
Färbung.  Daneben  findet  man  aber  auch  solche  von  grau  gallertiger 
wie  glasiger  Beschaffenheit,  die  fast  zerfliessen.  Diese  letzteren  sieht 
Bostroem  als  die  jüngsten  Actinomyceskolonieen  an,  weil  sie 
bloss  aus  locker  gefügten,  verzweigten,  fadenförmigen  Pilzeiementen 
bestehen  und  keine  grösseren  Kolben  und  Keulen  enthalten.  Bei 
reichlicher  Anwesenheit  derselben  findet  mau  eine  starke  Verflüssigung 
des  Gewebes.  Die  etwas  älteren  Kolonieen  sind  opak  weiss,  die 
noch  älteren  gelblich,  gelbbräunlich  oder  gelbgrünlich.  Mikroskopisch 
findet  man  an  frischen,  zerdrückten  Actin omyceskörnern  : 1)  keu- 
lenförmige Gebilde,  2)  ein  central  gelegenes  Fadeuwerk,  3)  feine, 
verschieden  grosse,  kokkenähnliche  Körperchen.  Es  kann  aber  der 
eine  oder  andere  Bestandteil  vollständig  fehlen. 

Die  Mehrzahl  der  kleineren  koloigen  Anschwellungen  besitzt  eine 
homogene  und  gleichmässige  Struktur.  Die  glänzende  Substanz  der 
Koiben  zeigt  bei  guter  Isolirung  der  letzteren  mit  starker  Vergrösse- 
rung  eine  zierliche,  konzentrische  Streifuug.  Das  Centrum,  um  welches 
diese  Schichtung  erfolgt,  wird  von  einem  mit  dem  centralen  Pilz- 
geflecht der  Druse  zusammenhängenden  Pilzfaden  gebildet.  Die 
äussere  Gestalt  des  starren,  geschichteten,  sich  nur  diffus  färbenden 


Äktinomykose. 


571 


Kolbens  entspricht  immer  der  Gestalt  des  central  in  ihm  verlaufen- 
den Pilzfadens.  Die  central  in  den  Kolben  verlaufenden  Pilzfäden 
sind  theils  vollkommen  gleichmässig  glashell,  wie  gequollen,  theils 
noch  heller  und  durchsichtiger.  In  diesen  letzteren  findet  man  runde, 
stark  glänzende,  farblose,  perlenartige  Kügelchen  in  bestimmten  Ab- 
ständen von  einander.  Bostroem  sieht  diese  Kügelchen  als 
Sporen  an. 

Quertheilung  hat  Bostroem  an  den  Actinomyces keulen  wie- 
derholt beobachtet.  Die  Kolben  bilden  keineswegs  Fruktifikations- 
organe,  sondern  Degenerationsformen,  die  durch  regressive  Metamor- 
phosen an  der  Pilzscheide  entstehen.  Bostroem  vermuthet,  dass 
es  sich  wahrscheinlich  um  eiue  Vergallertung  der  Pilzscheide  handelt. 

Es  kann  hier  auf  die  Details  der  Untersuchungen  des  Autors 
nicht  näher  eingegangen  werden. 

Das  Resultat  seiner  Untersuchungen  hinsichtlich  der  Morphologie 
und  Biologie  des  Actinomyces  fasst  Bostroem  in  folgender 
Weise  zusammen. 

Der  Actinomyces  ist  ein  verzweigter  Fadenpilz ; die  Verzwei- 
gung ist  eine  echte.  Die  Zweige  bestehen  zunächst  aus  soliden,  gleich- 
mässigen  Fäden;  diese  theilen  sich  durch  fortgesetzte  Quertheilung 
iu  längere  Fäden,  lange  und  endlich  ganz  kurze  Stäbchen  und  diese 
gehen  durch  weitere  Quertheilung  in  kleine,  rundliche,  mikrokokken- 
artige Gebilde  über.  Die  einzelnen  Fäden  oder  Theile  derselben  sind 
stets  mehr  oder  weuiger  stark  wellig  gebogen ; es  kommen  aber  auch 
exquisite  Spirillen-  und  spirochätenartige  Schraubenbildungen  vor,  für 
die  äussere  Ursachen  formbestimmend  sind.  Der  Actinomyces 
gehört  zu  den  pleomorphen  Bakterien. 

• Da  die  mikrokokkenartigen  Bildungen,  aus  den  Scheiden  ausge- 
treten, zunächst  wieder  zu  kurzen,  dann  langen  Stäbchen,  endlich  zu 
längeren  und  auch  verzweigten  Fäden  heranwachsen,  so  müssen  die- 
selben als  Sporen  bezeichnet  werden ; ob  es  sich  um  arthrospore  oder 
endogene  Sporen  handelt,  konnte  nicht  entschieden  werden.  Jeder 
Theil  eines  Fadengeflechtes  kann,  abgetreDnt,  sich  weiter  entwickeln. 
In  Folge  einer  eigeuthümlichen  Degeneration  der  Pilzscheide,  welche 
vorläufig  als  eine  Vergallertung  aufgefasst  wurde,  kommt  es  sowohl 
im  Verlauf  der  Fäden,  als  ganz  besonders  an  den  Enden  derselben 
zu  Anschwellungen,  den  sog.  Kolben;  innerhalb  derselben  kann  ent- 
weder ein  solider  oder  aus  Stäbchen  zusammengesetzter  oder  in  seinem 
Innern  mit  Sporen  erfüllter  Pilzfaden  zunächst  noch  erkannt  werden. 
Die  supponirte  Gallertsubstanz,  zuerst  weich  und  biegsam  und  in 
Wasser  löslich,  nimmt  mit  dem  Alter  eine  immer  festere  Konsistenz 
an;  es  treten  in  derselben  deutliche  Scbichtungsgrenzen  auf,  und  der 
central  gelegene  Pilzfaden  sowie  seine  Bestandteile,  zuletzt,  wie  es 
scheint,  die  Sporen  gehen  zu  Grunde.  Der  aus  dem  Kolben  hervor- 
ragende, die  Verbindung  derselben  mit  der  Pilzkolonie  herstellendc 
Pilzfaden  geht  dann  auch  zu  Grunde,  der  Kolben  wird  von  dem  Pilz- 
verbande  abgeworfen ; diese  freien  Kolben  sind  am  unteren  Ende  stets 
quer  abgestutzt.  Offenbar  in  Folge  von  Feuchtigkeitsdifferenzen  be- 
kommt die  immer  härter  und  spröder  gewordene  Substanz  dieser 
Kolben  Sprünge,  wodurch  unter  Auflockerung  und  Entfaltung  der 


572 


Aktmomykose, 


Schichten  an  der  zuerst  glatten,  einfachen  Oberfläche  zahlreiche  finger- 
förmige Fortsätze  auftreten;  hierdurch  erhalten  die  Kolben  Hand-  oder 
Spargelkopfformen;  ist  die  Auflockerung  der  Substanz  auf  die  ganze 
Kolbenoberfläche  ausgedehnt,  so  kommen  tannenzapfenartige  Gebilde 
zu  Stande.  Diese  Vorgänge  sind  früher  als  Sprossungen  der  Kolben 
bezeichnet  worden;  diese  existiren  als  solche  nicht,  ebensowenig  wie 
eine  nachträgliche  quere  Segmentirung  der  Kolben;  eine  solche  quere 
Gliederung  der  Kolben  kommt  allerdings  vor,  findet  ihre  Erklärung 
aber  in  einer  ungleichmässig  auftretenden  Degeneration  der  Pilz- 
scheide; die  dadurch  entstandenen  Segmente  werden  nach  Degene- 
ration oder  Zerstörung  des  sie  verbindenden  centralen  Pilzfadens  frei. 
Die  ausgebildeten  Kolben  sind  todte,  nicht  mehr  entwickelungsfähige 
Gebilde. 

Der  Actinomyces  bildet  in  sich  geschlossene  Verbäude,  die 
Drusen.  Wenn  nicht  ausserhalb  liegende  Störungen  auf  ihr  Wachsthum 
einwirken,  so  sind  dieselben  nach  einem  bestimmten  Typus  gebaut.  Sie 
haben  die  Gestalt  von  Hohlkugeln,  deren  Kugelmantel  an  einer  Stelle 
eine  Oetfnung  hat;  aus  dieser  wächst  das  Wurzelgeflecht  der  Kolonie 
nach  aussen  in  das  Gewebe  hinein.  Der  Kugelmantel  besteht  aus 
dem  durch  dichteste  Verfilzung  des  Pilzes  gebildeten  Keimlager; 
dieses  entsteht  durch  eine  in  allen  Richtungen  erfolgende,  ununter- 
brochen dichotomische  Theilung  der  Fäden  und  durch  die  Anhäufuug 
von  Sporen.  Das  Innere  der  Kugel  besteht  aus  weniger  verzweigten, 
regellos  angeordneten  Fäden.  Von  dem  Keimlager  erheben  sich  die 
Faden  in  Form  von  zunächst  wenig  verzweigten,  schlank  in  die  Höhe 
strebenden,  später  reichlicher  verzweigten  Strahlenbüscheln.  Ganz 
aussen  liegt  die  Kolbenschicht,  welche  meist  aus  abgeworfenen  Kolbeu 
besteht;  manchmal  ragen  einzelne  gewundene  oder  spiralige  Pilzfäden 
oder  ganze  Strahlengruppen  über  die  letztere  hinaus.  Mit  dem  Alter 
der  Drusen  und  bei  fortschreitender  Degeneration  nimmt  der  fädige 
Theil  derselben  immer  mehr  ab,  die  Kolbenmasse  immer  mehr  zu; 
die  abgestorbene  Druse  besteht  aus  Kolben  und  degenerirten  Fäden, 
an  welchen  der  ursprüngliche  Bau  der  Druse  im  günstigsten  Falle 
in  einfachster  Form  noch  zu  erkennen  ist.  Die  abgestorbenen  Theile 
der  Druse  können  verkalken;  da  die  Vergallertung  der  Fäden  von 
aussen  nach  innen  fortschreitet,  nimmt  die  Verkalkung  denselben  Weg.. 

Einfache  und  verzweigte  PilzfädeD,  auch  mit.  Sporen,  werden 
nicht  selten  innerhalb  von  Rundzellen  angetroflen ; unter  Aufquellung, 
fortschreitender  Nekrose  des  Zell protoplasmas  und  Untergang  des 
Zellkerns  werden  die  Pilzfäden  frei;  ob  eine  Verschleppung  des  Pilzes 
durch  die  Zellen  stattfindet,  ist  nicht  erwiesen,  jedoch  wahrscheinlich. 

Der  Actinomyces  ruft  in  dem  befallenen  Gewebe  eine  Entzün- 
dung hervor;  innerhalb  der  entzündlichen  Gewebsneubildung  tritt. ent- 
weder ein  schnell  um  sich  greifender  nekrobiotischer  Zerfall  ein,  der 
zur  Bildung  von  Erweicbungsherden  führt,  sie  eröffnen  sich  gern© 
nach  aussen  oder  in  benachbarte  Hohlorgane,  oder  es  kommt  zur  Ent- 
wickelung eines  ausgedehnten  entzündlichen  Granulationsgewebes,  durch 
welches  der  Pilz  in  seiner  Entwickelung  gehemmt  werden  kann,  indem 
dann  die  Degeneration  der  Pilzfäden  mehr  um  sich  greift.  Das 
entzündliche  Granuiationsgewebe  geht,  wenn  der  Entzündungsreiz, 


Aktinomykose. 


573 


obgleich  abgeschwächt,  bestehen  bleibt,  in  Schwielenbildung  über; 
fällt  der  Entzündungsreiz  fort,  so  bildet  sich  oft  eine  der  Grösse  des 
Entzündungsherdes  kaum  entsprechend  grosse,  glatte  Narbe. 

Der  Actinomyces  veranlasst  keine  Eiterung  und  keine  Lymph- 
drüsenmetastasen.  Wo  der  Pilz  vegetirt,  ist  Entzündung  und  Er- 
weichung des  entzündlichen  Gewebes  vorhanden;  wo  seine  Entwicke- 
lung gehemmt,  oder  wo  derselbe  abgestorben  ist,  bildet  sich  vorzugs- 
weise ein  entzündliches  Granulationsgewebe,  welches  in  Bindegewebs- 
bildung übergeht. 

Die  Aktinomykose  kann  daher  nicht  zu  der  Gruppe  der  infektiösen 
Granulationsgeschwülste  gerechnet  werden. 

Bostroem  rechnet,  ebenso  wie  andere  Autoren,  den  Actino- 
m y c e s -pilz  zu  der  Gruppe  der  „C 1 a d o t h r i x“,  also  zu  den  Spaltalgen. 

Sämmtliche  Versuche,  den  Pilz  auf  gesunde  Thiere  (Kälber, 
Schweine,  Kaninchen,  Meerschweinchen)  zu  übertragen,  blieben 
erfolglos. 

Bei  der  Kultivirung  des  Pilzes  auf  künstlichen  Nährböden  hält 
Bostroem  das  Zerdrücken  der  Actinomyceskolonieen  zwischen 
zwei  Glasplatten  für  sehr  zweckmässig.  Doch  ist  es  nöthig,  reichliche 
Mengen  von  Körnern  und  von  Erweich ungsfiüssigkeit  zu  verwenden 
und  eine  grosse  Zahl  von  Kulturen  anzulegen. 

Zuweilen  wachsen  die  Kolonieen  schon  bei  Zimmertemperatur 
auf  Gelatine  und  auf  Agar  aus;  besser  geht  die  Entwickelung  auf 
Agar  und  auf  Blutserum  bei  höherer  Temperatur  vor  sich. 

Während  die  bei  Anlegung  von  Kulturen  miteingeführten  Kolben 
keine  vegetativen  Vorgänge  erkennen  lassen,  wächst  der  fädige  Tbeil 
der  A ctin omycesdrusen  aus. 

Der  Actinomyces  gehört  unter  die  fakultativen  Anaerobiern 
Dem  Ein  trocknen  gegenüber  ist  er  sehr  widerstandsfähig. 

In  einigen  Fällen  konnte  Bostroem  mitten  in  einem  aktino- 
mykotischen  Erweichungsherde  einen  Theil  einer  mit  Actinomyces- 
kolonieen besetzten  Getreidegranne  konstatiren.  Er  ist  der  Ansicht, 
dass,  ebenso  wie  beim  Tbiere,  so  auch  beim  Menschen  der  Prozess, 
durch  infizirte  Getreidegrannen  hervorgerufen  werde. 

Konnte  hier  nur  ein  Theil  des  Inhaltes  der  Bostroem ’schen 
Arbeit  in  groben  Umrissen  wiedergegeben  werden,  so  müssen  alle 
jene,  welche  sich  mit  dem  Studium  der  Aktinomykose  eingehender 
beschäftigen  wollen,  auf  die  Originalarbeit  verwiesen  werden,  aus 
welcher  sie  zumal  an  der  Hand  der  zahlreichen,  trefflich  ausgeführten 
Abbildungen  manche  bisherige  Lücken  auf  diesem  Gebiete  werden 
ausgefüllt  finden,  wobei  allerdings  zugegeben  werden  muss,  dass 
wohl  epeziell  nach  der  kritischen  Seite  hin  vielleicht  der  subjektiven 
Anschauung  und  Deutung  des  Verf.’s  manche  bisherige,  vielfach 
verbreitete  Ansichten  zum  Opfer  gefallen  sind.  Inwieweit  dies 
als  berechtigt  anzusehen  ist,  können  erst  fernere  Nachuntersuchungen 
zeigen.  Dittrich  (Prag). 

Barth,  Ueber  Bauchaktin  omykose.  (Dtsch.  med.  Wochenschr. 
1890.  No.  33.) 

Die  vier  vom  Verf.  witgetheilten  Krankengeschichten  haben  das 
ix.  üd.  37 


574 


Aktinomykose.  — Gregarinen, 


Gemeinsame,  dass  bei  jedem  der  betreffenden  Patienten  die  Ein- 
gangspforte für  die  Aktinomykose  im  Coecum  bez.  im  Processus 
vermiformis  gefunden  wurde.  In  zwei  Fällen  war  die  Krankheit,  ver- 
mutlich in  Folge  einer  Mischinfektion  mit  Staphylokokken,  wesent- 
lich unter  dem  Bilde  der  eitrigen  Paratyphlitis  verlaufen,  während 
in  den  beiden  anderen  Fällen  grössere  Geschwülste  entstanden , die 
sich  iu  der  Bauchhöhle,  später  in  den  Bauchdecken  nachweisen 
Hessen  und  schliesslich  in  verschiedene  Organe  übergingen.  Die  be- 
züglichen Mittheilungen  des  Verf.’s  beanspruchen  vorwiegend  ein 
klinisches  Interesse.  Kübler  (Oldenburg). 


'Wolters,  Max,  Die  Konjugation  und  Sporen bildung  bei 
Gregarinen.  (Archiv  für  mikroskop.  Anatomie.  Bd.  XXXVII. 
pag.  99—138.  Mit  4 Tfln.) 

Nach  kurzer  Darlegung  der  über  Konjugation  und  Sporenbildung 
bei  Gregarinen  beobachteten  Thatsachen  geht  Bef.  zu  seinen  eigenen 
Untersuchungen  über,  die  in  erster  Linie  darauf  gerichtet  sind,  das 
Verhalten  des  Kernes  vor  und  während  der  Kopulation  und  Sporen- 
bildung bei  M o n o c y s t i s magna  und  agilis,  Clepsidrina 
Blattarum  und  Klossia  zu  klären. 

Bei  den  Monocystideen  des  Regenwurmhodens  wurde  am  frischen 
wie  am  gehärteten  Objekt  eine  Konjugation  der  eineD  schönen  Kern 
führenden  Gregarinen  nachgewiesen.  Dieser  macht,  was  seine  Kern- 
körper, deren  Gruppirung  und  Zahl  anlangt,  Veränderungen  durch, 
die  als  Vorstadien  der  Theilung  angesehen  werden  müssen.  Diese 
Stadien  Hessen  sich  auch  in  den  encystirten  Syzygiten  nachweisen. 
Die  Kerne  rücken  nach  der  Peripherie,  wenn  die  Cystenhülle  gebildet 
ist,  und  geben  einen  Richtungskörper  ab.  Nach  der  durch  Ver- 
schmelzung der  Leiber  gebildeten  Verbindungsbrücke  beider  Thiere 
hingewandert,  vereinigen  sich  beide  Kernreste.  Das  darauf  folgende, 
wirklich  beobachtete  Stadium  zeigte  nahe  der  Verbindungsbrücke  in 
jedem  Syzygiten  eine  grosse  Kernspindel,  und  Verf.  weist  ausdrück- 
lich auf  die  Lücke  hin,  die  durch  spätere  Beobachtung  zwischen 
diesen  bis  jetzt  bekannten  Phasen  der  Entwickelung  auszufüllen  sein 
wird.  Es  muss  nämlich  noch  die  erste  Theilung  der  korijugirten 
Kerne  aufgefuuden  werden.  Die  mitotische  Theilung  geht  weiter 
und  die  daraus  entstehenden  Produkte  wandern  nach  der  Peripherie, 
wo  sie  durch  fortgesetzte  indirekte  Theilung  sich  vermehren.  So 
bilden  sie  die  Sporoblasten , welche  in  Folge  ihrer  fortschreitenden 
Vermehrung  die  immer  an  Masse  abnehmenden  ursprünglichen  Thier- 
leiber einbuchten  und  deren  Substanz  zum  Aufbau  ihres  Protoplasma- 
leibes verwerthen. 

Ist  die  ursprüngliche  Leibessubstanz  völlig  oder  bis  auf  Spuren 
verbraucht,  so  sistirt  die  Zelltheilung  au  der  Peripherie.  Verfasser 
benennt  jetzt  die  peripheren  Zellen  SporogonieD.  Das  Sporogon  um- 
gibt sich  mit  einer  Hülle  und  wird  zur  Sporocyste.  Nunmehr  be- 
ginnt eine  mitotische  Theilung  des  Kernes  der  encystirten  Sporogonien 
und  es  entstehen  8 kleinere  Kerne,  um  welche  sich  das  Protoplasma 
in  der  Weise  gruppirt,  dass  8 sichelförmige  Keime  entstehen,  die 


Gregarinen. 


575 


typiech  den  zurückbleibenden  Rest  (noyau  de  reliquat),  das  Sporo- 
phor,  umgeben.  Sporenbildung  vor  Verschmelzung  der  Thierleiber 
sowie  bei  intaktem  Kerne  wurde  nicht  beobachtet.  Verf.  glaubt,  dass 
die  so  gebildeten  Sporocysten  ausgestossen  werden,  sich  ausserhalb 
des  Tbierkörpers  weiter  entwickeln  und  ihre  Sporen  frei  machen, 
die  dann  von  Neuem  eine  Infektion  verursachen  können.  Der  Theorie 
der  permanenten  Selbstinfektion  stimmt  er  nicht  zu. 

Bei  Clepsidrina  Blattarum  bemerkte  der  Verf.  Streifungen 
der  Cuticula;  diese  erwiesen  sich  auf  Serienschnitten  als  Leisten- 
bildungen,  welche  erheblich  über  das  Niveau  der  Cuticula  hervor- 
ragen. Im  weiteren  werden  Beobachtungen  am  Kerne  von  encystir- 
ten , konjugirten  und  freien  Clepsidrinen  beschrieben , die  Verf. 
wohl  mit  Recht  als  Vorstadien  zur  Theilung  ansieht.  Die  we- 
nigen, zuerst  grossen  Kernkörper  zerfallen  und  ordnen  sich  rosen- 
kranzartig an,  um  dann  diese  Ordnung  zu  lösen  und  sich  regel- 
los im  Kerne  zu  zerstreuen.  Dieser  verliert  hierauf  seine  feste 
Membran  und  geht  mit  Fortsätzen  in  das  Protoplasma  des  Thier- 
leibes über.  Diese  letzte  Kernform  fand  sich  nur  bei  kopulirten 
und  encystirten  Thieren.  Sporenbildung  an  der  Peripherie  bei  in- 
taktem Kern  kam  nicht  zur  Beobachtung.  Sporenhaltige  Cysten 
zeigten  die  Sporen  theils  in  der  Mitte  angeordnet,  theils  in  dicken 
SträDgen  gelagert.  Da  jüngere  Cysten  ebenso  wie  ältere  im  Vorder- 
und  Hinterdarm  vorkamen , so  scheint  es , als  ob  die  Cyste  nach 
ihrer  Ausbildung  entleert  würde,  um  im  Kothe  oder  in  einem  anderen 
Wirthe  ihre  Weiterentwickelung  durchzumachen.  Die  Infektionsver- 
sucbe  Bütschli’s  glaubt  W.  als  nicht  beweisend  betrachten  zu 
sollen,  da  Exemplare  der  Periplaneta,  obwohl  makroskopisch  keine 
Parasiten  nachweislich  waren,  doch  in  den  mit  schönen  Flimmern 
besetzten  Zellen  des  Mitteldarmes  zahlreiche  Zellschmarotzer  bergeD, 
die  in  den  verschiedenen  Stadien  bis  zur  ausgebildeten  Clepsidrina 
als  die  jüngsten  Formen  anzusehen  sind.  Die  von  Bütschli  be- 
nutzten Thiere  können  also  schon  vor  dem  Versuch  inüzirt  gewesen 
sein,  und  der  Befund  von  ganz  jungen  Stadien  beweist  nicht,  dass 
diese  dureh  die  Verfütterung  von  Cysten  in  den  Darm  gelangt  sind. 
Wo  die  Entwickelung  der  Cysten,  der  in  ihnen  enthaltenen  Sporo- 
cysten und  Sporen  stattfindet,  ist  noch  eine  offene  Frage. 

An  den  Nierenepithelien  der  Helix  hortensis,  sowohl  an  nor- 
malen wie  an  Parasiten  bergenden,  wies  W.  einen  Borsten-  und  Flimmer- 
besatz  nach,  wie  ihn  Nussbaum  und  nach  ihm  andere  bei  den  Drüsen- 
zellen vieler  Thiere  gefunden.  Es  ist  damit  der  Schlüssel  gegeben  zu 
dem  bisher  unerklärten  Verhalten  der  Epithelzellen  der  Helix,  deren 
Borstenbesatz  bisher  angesehen  wurde,  als  sei  er  durch  die  Infektion 
mit  dem  Parasitenkeime  hervorgerufen.  Die  jüngsten  Formen  führen 
einen  deutlichen  Kern  mit  Kernkörper,  der  wie  bei  den  vorerwähnten 
Gattungen  verschiedene  Veränderungen  durchmacht  und  zuletzt  auch 
nach  Verlust  seiner  festen  Membran  durch  Ausläufer  in  das  Proto- 
plasma des  Thierkörpers  hineinragt.  Typische  Tbeilungsfigureu  fehlten 
auch  hier,  doch  glaubt  Verf.  in  der  letztbeschriebenen  Kern  form  eine 
solche  erblicken  zu  sollen  oder  doch  eine  direkte  Vorstufe  dazu. 
Dass  eine  Theilung  des  Kernes  stattfindet,  bewiesen  Cysten,  die  wohl 

37* 


576 


Baumkrankheiten  durch  Taphrina. 


verschiedene  kleinere  Kerne  an  der  Peripherie,  aber  keinen  mehr  im 
Centrnm  zeigten.  Diese  peripher  gelagerten  Theilungsprodukte  ver- 
mehren sich  durch  fortgesetzte  Karyokinese.  Erst  wenn  dieser  Pro- 
zess beendet  ist,  theilt  sich  auch  das  Protoplasma  des  Thierleibes, 
indem  seichte  Einbuchtungen  um  die  Kernchen  bis  zum  Centrum 
durchsch neiden.  Es  entstehen  auf  diese  Art  bimförmige  Gebilde, 
welche  ihre  Verbindung  mit  dem  Centrum  lösen  und  kugelig  zu- 
sammengezogen  die  Sporogonien  darstellen.  Nachdem  sie  eine  Hülle 
bekommen  haben  und  so  zur  Sporocyste  geworden  sind , findet  in 
ihnen  wieder  eine  Theilung  statt.  Deren  Resultat  bilden  6 wurm- 
förmige Keime,  welche  um  einen  Restkörper,  den  Sporophor,  liegen. 
Auch  hier  scheint  es  dem  Verf. , dass  keine  fortwährende  Selbstin- 
fektion statt  hat,  sondern  dass  die  Sporocysten  ausserhalb  der  Schnecke 
sich  weiter  entwickeln,  ihre  Sporen  frei  machen  und  diese  von  Neuem 
eine  Infektion  hervorrufen.  M.  Wolters  (Bonn). 

Sadebcck,  B.,  Kritische  Untersuchungen  über  die  durch 
Taphrina-Arten  hervorgebrachten  Bautnkrank- 
h ei  teil.  Jahrbuch  der  hamburgischen  wissenschaftlichen  An- 
stalten. VIII.  (Arbeiten  des  botanischen  Museums.)  1890.  37  p. 
mit  5 Taf. 

Die  Gattung  Taphrina  (d.  i.  der  ältere  Fries’sche  Name 
für  Exoascus)  umfasst  „alle  diejenigen  parasitischen  Ascomyceten, 
deren  Asken  zu  einem  Fruchtkörper  nicht  vereinigt  sind,  sondern 
frei  und  in  grosser  Anzahl  und  oft  dicht  an  einander  gedrängt  die 
Blätter  oder  Blüten  des  befallenen  Pflanzentheiles  bedecken  und 
von  einem  das  Gewebe  des  befallenen  Pflanzentheiles  intercellular 
oder  subcuticuiar  durchziehenden,  niemals  aber  die  Zellen  selbst 
durchbohrenden  Mycelium  ihren  Ursprung  nehmen.  Mycellose  As- 
comyceten, wie  z.  B.  Aseomyces  endogenus  Fisch.,  gehören 
also  nicht  zur  Gattung  Taphrina,  deren  Entwickelungsgeschiehte 
eben  durch  das  der  Bildung  der  freistehenden  Asken  vorangehende 
Mycelium  deutlich  charakterisirt  ist.“  Die  Gattung  besitzt  eine 
viel  grössere  Verbreitung,  als  man  bis  jetzt  angenommen  hatte, 
scheint  aber  die  tropischen  Gebiete  gänzlich  zu  meiden.  Im  Gan- 
zen sind  bis  jetzt  bekannt  35  Arten  und  2 noch  nicht  bestimmte. 
Kritisch  besprochen  werden  davon  16  Arten,  darunter  5 neue. 
Verf.  schildert  uns  ferner  eine  Reihe  von  jahrelang  fortgesetzten 
Infektionsversuchen  und  -Kulturen,  namentlich  mit  Taphrina 
Crataegi  n.  spec.  und  T.  b ul  lata  (Berk,  et  Br.)  Sadeb.  auf  Pi- 
rus  communis  L.  und  Crataegus  Oxyacantha  L.,  sowie 
von  T.  epiphyila  Sadeb.  auf  Ainus  incana  Gärtn.;  die  letz- 
teren brachten  den  experimentellen  Beweis,  dass  durch  diese  T a - 
pbrina-Art  die  HexenbeseDbildung  der  Grauerle  direkt  erzeugt  wird. 

Eine  Uebersicht  der  bis  jetzt  bekannten  Taphrina-Arten 
nebst  ihren  Nährpflanzen  gestaltet  sieh  folgendermassen : 

I.  Die  Anlage  der  Asken  erfolgt  nur  subouticular. 

A.  Die  Erhaltung  der  Art  ist  ausser  durch  die  Infektion  durch 
Sporen  auch  durch  ein  perenuirendes  Mycel  gesichert. 

1)  Taphrina  Pruni  (Fuckel)  Tul.,  auf  dem  Fruchtknoten  von 


Baumkrankheiten  durch  Taphrina.. 


577 


Prunus  domestica  L. ; Pr.  Padus  L. ; Pr.  virginiana  L.  (und 
■wahrscheinlich  auch  anderen  P r u n us  - Arten,  z.  13.  Pr.  spincsa  L.) 
Deformationen  hervorrufend. 

2)  T.  Farlowii  nov.  spec. , auf  den  Fruchtknoten  von  Prunus 
serotina  Ehrh.  Deformationen  erzeugend. 

3)  T.  Crataegi  nov.  spec.,  auf  Crataegus  Oxyacantha 
L.  Infektion  einzelner  Blätter,  seltener  auch  ganzer  Zweige  (Hexen- 
besen) veranlassend;  die  Blätter  erhalten  mehr  oder  weniger  grosse, 
häufig  röthlich  gefärbte  Auftreibungen  und  Flecken. 

4)  T.  lnsititiae  Sadeb  , auf  Prunus  insititia  L.  und  Pr. 
domestica  L.  Hexenbesenbildungen  bewirkend.  An  den  Pflaumen- 
bäumen finden  sich  dieselben  oft  in  grosser  Menge,  so  dass  dadurch 
Unfruchtbarkeit  nicht  nur  der  befallenen  Aeste,  sondern  häufig  auch 
des  ganzen  Baumes  verursacht  wird.  Heilung  durch  Zurückschneiden 
bis  unterhalb  der  angeschwolleneu  Infektionsstelle. 

5)  T.  minor  nov.  spec.,  auf  Prunus  Chamaecerasus  Jacq. 
schwachblasige  Auftreibungen  der  Blätter  und  Reifbildung  auf  der  Unter- 
seite derselben  erzeugend, 

6)  T.  deformans  (Berk.)  Tul. , auf  Persica  vulgaris  Mill. 
die  Kräuselkrankheit  der  Blätter  hervorrufend. 

7)  T.  Cerasi  (Fuckel)  Sadeb.  erzeugt  Hexenbesen  auf  Prunus 
avium  L.  und  Pr.  Cerasus  L. 

8)  T.  purpurascens  Robins.  inficirt  ganze  Zweige  oder  ein- 
zelne Blätter  von  Rhus  copalina  L.,  welche  Auftreibungen  und 
Kräuselungen  erfahren  unter  gleichzeitiger  dunkelrother  Färbung. 

9)  T.  Carpini  Rostrup  verursacht  Hexenbesen  auf  Carpi- 
nus  Betulus  L. 

10)  T.  Tosquinetii  (Westend.)  P.  Magnus  deformirt  junge 
Zweige  und  einzelne  Blatttheile  von  Ainus  glutinosa  Gärtn.  und 
A.  glutinosa  X incana. 

11)  T.  epiphylla  8adeb.  ruft  an  Ainus  incana  D.C.  Flecken 
und  Reifbildung  auf  den  Blättern  und  blasige  Auftreibungen  derselben 
hervor,  deformirt  die  jungen  Zweige  derselben  und  erzeugt  Hexenbesen. 

Var.  maculans  Sadeb.  verursacht  grauweisse,  runde  Flecken 
auf  den  Blättern  von  Ainus  glutinosa  Gärtn. 

12)  T.  betulina  Rostrup,  auf  Betula  pubesoens  Ehrh.  De- 
formationen ganzer  Sprosssysteme  und  Hexenbesenbildungeu  erzeugend. 

13)  T.  turgida  Sadeb.,  auf  Betula  verrucosa  Ehrh.  grosse 
Hexenbesen  (bis  zu  2 m Durchmesser)  hervorrufend. 

14)  T.  nana  Johans.  Deformationen  junger  Zweige  von  Betula 
nana  L.  veranlassend. 

15)  T.  bacteriosperma  Johans.  deformirt  an  Betula  nana  L. 
einzelne  Sprosse  oder  Sprosssysteme. 

16)  T.  alpin  a Johans.  ruft  an  Betula  nana  L.  Deformationen 
ganzer  Sprosssysteme  und  Hexenbesenbildungen  hervor. 

17)  T.  Ulmi  Fuckel  inficirt  auf  Ulm  us- Arten  einzelne  Blätter  und 
auch  ganze  Zweige,  deren  Blätter  mehr  oder  weniger  grosse,  blasige 
Auftreibungen  und  Flecken  erhalten. 

18)  T.  Celtie  nov.  spec.  inficirt  einzelue  Blätter,  selten  auch  ganze 


578 


Baumkrankheiten  durch  Taphioa. 


Zweige  von  Celtis  australis  L. ; die  Blätter  erhalten  mehr  oder 
weniger  grosse,  sich  bald  braun  färbende  Flecken. 

B.  Ein  perennirendes  Mycel  fehlt  nach  den  bisherigen  Untersuchungen. 
Die  Erhaltung  der  Art  erfolgt  nur  durch  die  Infektion  durch  die  Sporen. 

19)  T.  coerulescens  (Desm.  et  Mont.)  Tul. , auf  Quercus 
pubescens  Willd.  und  Qu.  Robur  L.  mehr  oder  weniger  grosse 
Flecken  erzeugend. 

20)  T.  aurea  Fr.,  auf  Populus  nigra  L.  und  P.  pyrami- 
dalis Roz.  blasige  Auftreibungen  der  Blätter  und  gelbe  Flecken  auf 
denselben  hervorrufend. 

21)  T.  Johansonii  nov.  spec. , auf  Populus  tremula  L. 
hypertrophische  Deformationen  der  Früchte  veranlassend. 

22)  T.  rhizophora  Johans.  Dasselbe  bei  Populus  alba  L. 

23)  T.  b ul  lata  (Berk,  et  Br.)  Sadeb  erzeugt  blasige  Auftreibungen 
und  Flecken  auf  den  Blättern  von  Pirus  communis  L. 

24)  T.  polyspora  Sorokin  ruft  dunkle  Flecke  und  blasige  Auftrei- 
bungen auf  den  Blättern  von  Acer  tatarieum  L.  hervor. 

25)  T.  Umbelliferarum  Rostr.  erzeugt  Auftreibungen  und  dunkle 
Flecken  auf  den  Blättern  verschiedener  Umbelliferen. 

26)  T.  Sadebeckii  Johans.  in  gelben  Flecken  auf  den  Blättern 
von  Ainus  glutinosa  Gärtn. 

27)  T.  Alni  incanae  J.  Kühn  bewirkt  Deformationen  an  den 
weiblichen  Kätzchen  von  Ainus  glutinosa  Gärtn.  und  A.  i n ca  na  D.C. 

28)  T.  Betulae  Fuckel  ruft  weisse  bis  gelblichweisse  Flecken 
auf  den  Blättern  von  Betula  verrucosa  Ehrh.  hervor. 

29)  T.  carnea  Johans.,  auf  Betula  odorata  Bechst. , in- 
te rmedia  Thom.  und  nana  L.  blasige  Auftreibungen  der  Blätter  ver- 
anlassend. 

30)  T.  Oetryae  Massalongo,  bräunliche  Flecken  auf  den  Blättern 
von  Ostrya  carpinifolia  Scop.  erzeugend. 

31)  T.  filicina  Rostr.,  blasige  Auftreibungen  auf  den  Blättern 
von  Aspidium  spinulosum  Sw.  bewirkend. 

II.  Die  Anlage  der  Asken  erfolgt  zwischen  den  Epidermiszellen 
oder  intercellular  noch  tiefer  im  Innern  des  Gewebes  der  Nährpflanze 

32)  T.  flava  Farlow,  in  intensiv  gelben  Flecken  auf  den  Blättern 
von  Betula  verrucosa  Ehrh. 

33)  T.  Potentillae  Farlow,  auf  P o te  n ti  1 1 a - Arten  blasige, 
oft  röthliche  oder  gelbliche  Auftreibungen  auf  den  Blättern  verur- 
sachend. 

Unvollständig  bekannt  sind  bis  jetzt  noch : 

34)  T.  Quercus  Cooke  auf  Quercus  cinerea  Mehr. 

35)  T.  (?)  candicans  Sacc.  auf  Teucrium  Ch&maedrys  L. 

36)  T.  epec , auf  Populus  tremuioidos  Mchx.  Hypertrophie 
der  Früchte  hervorrufend. 

37)  T.  spec.  auf  Aesculus  californica  Nutt. 

Br  ick  (Karlsruhe). 


Untersuchungsroethoden,  Instrumente  etc. 


579 


Untersuchungsmethoden,  Instrumente  etc. 


Bujwid,  Odo,  Die  Darstellungsweise  des  Tuberculins. 

(Gazeta  lekarska.  1891.  No.  4.)  [Polnisch.! 

Der  Verf.  unternahm  eine  Reihe  von  Untersuchungen,  um  die 
Koch’sche  Lymphe  aus  den  Reinkulturen  von  Tuberkelbacillen  dar- 
zustellen. Die  Untersuchungen  wurden  einige  Wochen  vor  dem  Er- 
scheinen der  zweiten  Publikation  Koch ’s  unternommen  und  zwei 
Wochen  vor  dem  Erscheinen  derselben  so  weit  beendet,  dass  die 
Versuche  mit  dem  dargestellten  Produkte,  welchem  Bujwid  den 
Namen  „Tuberculin“  gibt,  an  Patienten  vorgenommen  werden  konnten. 
B.  züchtete  die  Tuberkelbacillen  in  Glycerinbouillon  bei  Temperatur 
von  38  0 C,  und  nachdem  dieselben  während  3 Wochen  gut  ge- 
wachsen wareu,  sterilisirte  er  die  Kulturflüssigkeit  durch  3 maliges, 
10  Minuten  dauerndes,  je  alle  6 Stunden  wiederholtes  Verweilen  im 
trömenden  Dampfe  bei  Temp.  100°  C.  Nachher  filtrirte  er  dieselben 
durch  den  von  ihm  modifizirten  Pasteur’schen  Filter  und  dickte  die 
Flüssigkeit  im  Wasserbade  bei  vermindertem  Drucke  ein.  Der  Siede- 
punkt der  Flüssigkeit  schwankte  beim  Drucke  von  20  mm  zwischen 
30—34°  C.  Nachdem  die  Flüssigkeit  bis  zu  V4  des  Volumens  ein- 
gedickt worden  war,  bildete  sich  ein  sehr  feiner  Niederschlag,  welcher 
abfiltrirt  wurde,  während  die  Flüssigkeit  bis  zur  Konsistenz  eines  Syrups 
eingedickt  wurde.  Die  so  gewonnene  Flüssigkeit  war  etwas  dünner 
und  lichter,  als  die  Koch’sche  Lymphe.  Es  wurden  nun  Versuche 
am  gesunden  und  tuberculösen  Meerschweinchen  angestellt,  wobei 
sich  herausstellte,  dass  die  ersteren  anstandslos  den  halben  ccm  der 
Flüssigkeit  veptrugen,  während  nie  Tuberculösen  fieberten  und  die 
lokale  Reaktion  an  den  Stellen  zeigten , welche  in  Folge  der  vor  2 
Wochen  vorhergegangenen  Einimpfung  des  tuberculösen  Sputums  ge- 
schwürig  waren.  Bei  2 mit  Lupus  behafteten  Patienten,  die  bereits 
mit  Köchin  behandelt  worden  waren,  trat  nach  der  Injektion  von 
10  mg  die  charakteristische  Reaktion  ein,  jedoch  ohne  Temperatur- 
steigerung. Der  Verf.  hält  die  von  ihm  hergestellte  Flüssigkeit  für 
um  die  Hälfte  schwächer,  als  das  Kochin  und  glaubt  nicht,  dass  sie 
ein  Toxalbumin  sei,  eher  ist  er  geneigt,  sie  für  ein  Ptomain  oder  ein 
Mittelding  zwischen  Ptomain  und  Enzym  zu  halten. 

[Angeregt  durch  diese  Publikation  Bujwid’s  unterzog  der 
Referent  eine  3 1/2  Wochen  alte  Glycerinbouillonkultur  von  Tuberkel- 
bacillen der  gleichen  Prozedur,  wobei  jedoch  aus  äusseren  Gründen 
von  der  Abnltrirung  durch  den  Pasteur’schen  Filter  Abstand  ge- 
nommen wurde.  Die  auf  1/6  des  Volumens  abgedampfte  Flüssigkeit 
wurde  von  dem  Niederschlage  befreit,  wobei  sie  sich  als  gelbliche, 
etwas  dickliche,  jedoch  dünnflüssiger  als  die  unverdünnte  Koch’sche 
Lymphe  präsentirte.  Ein  ccm  der  1 (7<>  Lösung  erzeugte  bei  einem 
mit  Kehlkopftuberculose  behafteten  Manne,  welcher  auf  gleiche  Menge 
der  Koch’schen  Lymphe  mit  stürmischen  Allgemeinerscheinungen 
und  Temperatursteigerung  reagirte,  ebenfalls  Temperatursteigerung 


O30  Bakteriol.  vom  X.  internationalen  medicinischen  Kongresse  zu  Berlin. 


bis  zu  39,4°  C und  energische  Röthung  und  Schwellung  des  Ge- 
schwürgrundes am  Kehlkopf.  Während  derselbe  nach  einwöchent- 
licher Behandlung  auf  10  mg  Kochins  nicht  mehr  reagirte,  waren 
die  Temperatursteigeruugen  nach  Anwendung  gleicher  Menge  der 
nach  Bujwid  hergestellten  Lymphe  uoch  immer  bemerkbar.] 

Karlin  ski  (Konjica). 


Originalberichte  über  Kongresse. 

Bakteriologisches  vom  X.  internationalen  medicinischen 
Kongresse  zu  Berlin,  4.-9.  August  1890. 

(Fortsetzung  ) 

Aus  den  Abtheilungs  - Sitzungen. 

XV.  Ahtheilung:  Hygiene. 

Herr  Sormani  (Pavia),  Ueber  Aetiologie,  Pathogenese  und 
Prophylaxe  des  Tetanus. 

Von  allen  antiseptischen  Mitteln,  welche  die  Chirurgen  zur  Des- 
r infektion  der  Wunden  benützen,  verdient  des  Jodoform  da  den  Vorzug, 
wo  es  sich  um  den  Verdacht  einer  Tetanusinfektion  handelt.  Die 
Tetauussporen  können  in  den  gewöhnlichen  Desinfektionslösungen, 
wie  Karbol-,  Salicyl-,  Bor-  und  Schwefelsäure,  Kreoliulösung,  Alkohol, 
Aether  etc.  1,  2 und  mehr  Tage  verbleiben , ohne  etwas  an  ihrer 
Virulenz  zu  verlieren.  Angesäuerte  Sublimatlösung  muss  einen2°/00 
Sublimatgehalt  besitzen,  um  genügend  zu  wirken.  Das  Jodoform  da- 
gegen, welches  durch  die  Einwirkung  der  anaeroben  Mikroorganismen 
zersetzt  wird,  tödtet  den  Tetanusbacillus  mittelst  des  frei  werdenden 
Jodes.  Deshalb  sollten  alle  mit  Erde  oder  Fäces  verunreinigten 
Wunden,  oder  solche,  welche  Fremdkörper  enthalten,  von  welchen 
eine  Tetanusinfektion  zu  befürchten  wäre,  so  rasch  als  möglich  und 
immer  vor  dem  Auftreten  der  Tetanuserscheinungen  gereinigt,  aus- 
geschabt, mit  einer  starken  Sublimatlösung  gewaschen  und  mit  Jodo- 
form bestreut  werden.  Bei  derart  behandelten  Wunden  wird  jedes 
spätere  Entstehen  von  Tetanus  vermieden,  ohne  die  Heilung  per  pri- 
mam  zu  hindern.  Die  Reinheit  der  Instrumente  und  Hände  der 
Thierärzte,  die  Desinfektion  der  Haut  der  Operationsgegend  und  die 
Medikation  der  Wunden  in  der  empfohlenen  Weise  bilden  die  Vor- 
beugungsmaassregein  gegen  Tetanus  bei  Hausthieren.  Die  Prophylaxe 
soll  darin  bestehen,  dass  man  die  Reinhaltung  des  Bodens,  der  Plätze, 
Strassen  und  des  Fussbodens  der  Wohnungen  möglichst  zu  erreichen 
sucht.  Auf  gedüngten  Feldern,  auf  Strassen  mit  starker  Thierfrequenz 
und  in  den  Ställen  selbst  wird  das  Virus  nicht  gänzlich  beseitigt 
werden  können,  weil  die  hierzu  erforderlichen  Maassregeln  praktisch 
nicht  durchführbar  sind.  Die  wichtigste  und  vertrauenswürdigste 
Prophylaxe  des  Tetanus  bleibt  jedoch  immer  die  chirurgische  Prophy- 


Bakteriol.  vom  X.  internationalen  medicinischen  Kongresse  za  Berlin.  581 


laxe,  vorausgesetzt,  dass  sie  noch  zur  richtigen  Zeit  in  Anwendung 
gebracht  werden  kann. 

XVL 

Herr  Pekelharing  (Utrecht).  Ueber  Beri-Beri  vom  Stand- 
punkte der  Aetiologie  und  Therapie  beurtheilt. 

Ueber  die  Aetiologie  der  erst  in  den  letzten  Jahrzehnten  näher 
untersuchten,  den  tropischen  und  subtropischen  Gebieten  ausschliess- 
lich angehörenden  Krankheit  wurden  die  verschiedensten  Ansichten 
ausgesprochen,  Boden,  Luft,  Nahrung,  Temperatur  Wechsel,  Eingeweide- 
würmer u.  a.  m.  als  die  Ursache  derselben  hingestellt. 

Beri-Beri  kommt  in  vielen  Gegenden  — in  tropischen  dauernd, 
in  subtropischen  während  der  warmen  Jahreszeit  — endemisch  vor, 
aber  noch  mehr  ist  sie  an  bestimmte  Gebäude,  als  an  bestimmte 
Landstriche  gebunden.  Deutlich  tritt  dies  in  Java  zu  Tage,  wo  Ge- 
fängnisse und  Kasernen  an  Orten,  wo  sich  unter  der  Bevölkerung 
keine  Fälle  von  Beri-Beri  zeigen,  regelmässig  ein  Kontingent  von 
Kranken  liefern.  So  wird  auch  nicht  selten  die  Bemannung  gewisser 
Schilfe  befallen,  während  auf  anderen  in  denselben  Gewässern  fahren- 
den Schiffen  kein  einziger  Fall  beobachtet  wird.  Es  muss  also  in 
diesen  Gebäuden  und  in  dieseu  Schiffen  irgend  ein  Umstand  vor- 
handen sein,  der  unter  Begünstigung  des  Klimas  Beri-Beri  erzeugt. 
Beim  Suchen  nach  einem  solchen  Umstande  könnte  an  eine  schädliche 
Wirkung  der  Nahrung  gedacht  werden.  Mangel  an  Nahrtmg  kann 
aber  hierbei  nicht  als  Hauptursache  in  Betracht  kommen.  Eher  ist  es 
denkbar,  dass  die  Krankheit  durch  ein  Gift  in  die  Nahrung  hervor- 
gerufen werde.  Die  Hauptnahrungsmittel  in  warmen  Ländern,  wo 
Beri-Beri  herrscht,  sind  Reis  und  Fisch.  Man  wollte  einen  Zusammen- 
hang zwischen  dem  Vorkommen  von  Beri-Beri  und  dem  Genüsse  von 
Reis  und  Fisch  geringerer  Qualität  finden,  kam  aber  nicht  über 
blosse  Yermuthungea  hinaus.  Dass  in  verdorbenem  Reis  oder  Fisch 
ein  Gift  Vorkommen  sollte,  das  als  Ursache  der  Beri-Beri  betrachtet 
werden  dürfte,  ist  eine  Unterstellung,  der  bisher  ebenfalls  jede  that- 
sächliche  Grundlage  fehlt. 

Neben  der  Hypothese  der  Intoxikation  und  der  der  Invasion 
durch  thierische  Parasiten  wurde  die  Hypothese  der  Infektion  durch 
Mikroorganismen  aufgestellt. 

In  der  That  besteht  wohl  einiger  Grund,  um  die  Beri-Beri  unter 
die  Infektionskrankheiten  zu  stellen.  Das  endemische  Herrschen  in 
Gegenden,  wo  Wärme  und  Feuchtigkeit  das  Wachsthum  von  Mikro- 
organismen begünstigen,  und  das  Vorkommen  der  Krankheit  in  Ge- 
fängnissen und  Kasernen  an  sonst  seuchefreien  Orten  liess  an  die 
Möglichkeit  denken , dass  im  Boden  oder  in  den  Wohnungen  zur 
Entwickelung  gekommene  Bakterien  in  den  menschlichen  Körper  eiu- 
dringen  und  die  Krankheit  erzeugen.  Von  Kontagiosität  im  Sinne 
einer  direkten  Uebertragung  von  Person  auf  Person  ist  kein  einziges 
gut  konstatirtes  Beispiel  bekannt.  Doch  lehrte  die  Erfahrung,  dass 
die  Krankheit  von  einem  Orte  nach  einem  anderen  übertragen  werden 
kann.  Auf  Fahrzeugen,  auf  denen  seit  langer  Zeit  Niemand  an  Beri- 
Beii  gelitten  hatte,  brach  die  Krankheit  häufig  aus  nach  einem 
Aufenthalte  an  einer  Küste,  wo  sie  herrschte. 


582  Bukteriol.  vom  X.  iDternatiunaJen  mediciriiachen  KoDgresse  zn  Berlin. 


De  Lacerda  und  Ogata  waren  die  ersten,  welche  im  Blute 
und  in  verschiedenen  Organen  Berl-Beri-Kranker  niedere  Organismen 
nachgewiesen  hatten,  die  pathogene  Eigenschaften  besassen.  Danach 
konnten  Winkler  und  ich  bei  unseren  in  Niederländisch-lndien  an- 
gesteilten  Untersuchungen  gleichfalls  Mikroorganismen  nackweisen, 
während  gleichzeitig  Van  Eecke  auf  Buitenzorg  in  Java  zu  einem 
übereinstimmenden  Resultat  gelangte.  Winkler  und  ich  fanden  im 
Blute  von  Beri-Beri-Kranken  mit  dem  Mikroskop  Mikrokokken  und 
Bacillen,  meist  gemischt,  während  wir  in  12  von  den  15  Fällen,  in 
denen  ein  positives  Resultat  gewonnen  wurde,  Kulturen  von  Mikro- 
kokken aus  dem  Blute  erhielten , in  den  anderen  3 Fällen  Kulturen 
Yon  Bacillen.  Wir  haben  nur  die  am  häufigsten  gefundenen  Mikro- 
kokken genauer  untersucht  und  sind  dabei  zu  der  Ueberzeugung  ge- 
kommen , dass  diese  in  der  That  als  Ursache  von  Beri-Beri  betrachtet 
werden  müssen.  Wir  konnten  nach  weisen,  dass  diese  Mikrokokken 
im  Stande  sind , Entartung  verschiedener  Nerven  bei  EtiDden  und 
Kaninchen  hervorzurufen. 

In  einer  primären  Degeneration  peripherischer  Nerven  liegt  nun, 
nach  unserer  Meinung,  das  Eigen thümliche  der  Beri-Beri.  Durch 
klinische  und  anatomische  Untersuchung  sind  wir  zu  einer  vollkom- 
menen Bestätigung  der  schon  von  Bälz  und  von  Scheube  ver- 
teidigten Auffassung  gekommen,  derzufolge  Beri-Beri  als  Polyneu- 
ritis peripherica  zu  betrachten  ist.  Wenn  also  Bakterien  die  Ursache 
von  Beri-Beri  sind,  muss  von  diesen  vorausgesetzt  werden,  dass  sie 
Nervenentartung  hervorrufen  können.  Unsere  diesbezüglichen  Unter- 
suchungen gaben  ein  positives  Resultat,  weshalb  wir  uns  zu  dem 
Schlüsse  berechtigt  glaubten , dass  diese  Mikrokokken  auch  im 
Körper  des  Kranken,  aus  dem  sie  gezüchtet  waren  , Anlass  zur  Zer- 
störung von  Nervenfasern  gegeben  haben,  also  Beri-Beri  verursachten. 
Allerdings  werden  iu  den  Nerven  normaler  Thiere  auch  degenerirte 
Fasern  angetroffen,  aber  bei  unseren  Versuchstieren  war  die  Anzahl 
entarteter  Fasern  sehr  viel  grösser,  als  je  bei  den  normalen.  Ferner 
wurde  eiogewendet,  dass  der  Befund  einer  pathologischen  Nervenent- 
artung bei  den  Versuchstieren  noch  nicht  beweist,  dass  diese  an  Beri- 
Beri  litten.  Die  Frage,  auf  die  es  ankommt,  ist  jedoch  diese:  ist  der 
Micrococcus,  den  wir  aus  dem  Blute  Beri-Beri- Kranker  züchteten, 
als  Ursache  der  Krankheit  zu  betrachten,  m.  a.  W.  im  Stande,  im 
Blute  lebend  Nervenentartung  zu  verursachen ? Diese  Frage  ist  durch 
unsere  Versuche  unzweideutig  in  bejahendem  Sinne  gelöst  worden. 
Nur  daun  würde  unsere  Schlussfolgerung  unrichtig  sein,  wenn  mau 
nachweisen  könnte , dass  wir  entweder  unrichtigerweise  das  eigent- 
liche Wesen  der  Beri-Beri  in  einer  primären  Polyneuritis  suchten, 
oder  dass  wir  das  Recht  nicht  hätten,  die  bei  unseren  Versuchs- 
thieren  gefundene  Entartung  von  Nervenfasern  der  Infektion  mit 
unseren  Mikrokokken  zuzuschreiben. 

Um  mit  diesen  Mikrokokken  bei  Thieren  Nervenfasern  in  grösserer 
Zahl  zur  Entartung  zu  bringen,  bedienten  wir  uns  häufig  wieder- 
holter Infektion,  weil  auch  beim  Menschen  Beri-Beri  nur  entsteht  bei 
solchen,  die  lange  Zeit  dem  schädlichen  Einflüsse  ausgesetzt  waren, 
und  in  Uebereinstimmung  hiermit  fanden  wir  die  Bakterien  nur  im 
Blute  solcher  Kranker. 


3 jkteriol.  vom  X.  internationalen  medicinischen  Kongresse  zu  Berlin.  583 


Dies  Alles,  zusammen  mit  dem  Ergebniss,  dass  wir  die  Bakterieu 
in  den  Geweben  nicht  nachweisen  konnten,  führten  zu  der  Auffassung, 
dass  unser  Micrococcus,  im  Boden  oder  der  'Wohnung  zur  Entwicke- 
lung gekommen,  in  den  menschlichen  Körper  eindringt  — wahrschein- 
lich durch  die  Athemwege  — , sich  anfangs  im  Blu.t  vermehrt,  aber 
bald  darin  zu  Grunde  geht,  nachdem  er  jedoch  Anlass  gegeben  hat 
zur  Entstehung  von  Stoffen,  die  zerstörend  auf  Nervenfasern  wirken. 

Nach  dieser  Auffassung  würde  also  die  Beri-Beri  eine  toxische 
Polyneuritis  sein,  vergleichbar  derjenigen,  welche  durch  chronische 
Einwirkung  von  Blei  oder  Alkohol  entsteht,  mit  dem  Unterschiede, 
dass  das  Gift  bei  Beri-Beri  nicht  als  solches  eingeführt,  sondern 
erst  durch  die  Wirkung  im  Blut  lebender,  aber  immer  wieder  zu 
Grunde  gehender  Bakterien  gebildet  wird.  Ebenso  nun  wie  Blei  und 
Alkohol  nur  bei  häufig  wiederholter  Zufuhr  merkbare  Erscheinungen 
von  Nervendegeneration  hervorrufen  können,  muss,  um  Beri-Beri  zu 
erzeugen,  das  Gift  immer  wieder  durch  neue  Zufuhr  von  Bakterien 
aufs  Neue  gebildet  werden.  Ist  diese  Auffassung  richtig,  dann  ist 
es  auch  nicht  zu  verwundern,  dass  aus  dem  Blut,  worin  mikroskopisch 
Bakterien  gefunden  wurden , nur  in  einer  verhältnissmässig  kleinen 
Zahl  von  Fällen  Kulturen  erhalten  wurden  und  ebensowenig,  dass 
eine  einzelne  Einspritzung  von  Blut  eines  Beri-Berikranken  in  die 
Bauchhöhle  eines  Thieres  keine  Krankheitserschein ungen  hervorrief. 

Ich  meine  demnach  annehmen  zu  müssen,  dass  Beri-Beri  wirk' 
lieh  zu  den  Infektionskrankheiten  gehört , aber  dass  sie  darunter 
einen  eigen thümlichen  Platz  einnimmt.  Während  nämlich  bei  den 
übrigen  näher  bekannten  Infektionskrankheiten  die  Entwickelung  der 
Krankheitskeime  im  Körper  eine  sehr  erhebliche  Höhe  erreichen  kann, 
würde  dies  bei  Beri-Beri  nur  in  geringem  Grade  der  Fall  sein.  Der 
Unterschied  ist  jedoch  quantitativ,  nicht  qualitativ. 

In  Bezug  auf  die  Therapie  hat  die  Erfahrung  gelehrt,  dass  das 
beste  Mittel,  um  einen  Beri-Beri-Kranken  zu  heilen,  darin  besteht, 
dass  er  in  eine  Umgebung  gebracht  wird,  in  der  die  Krankheit  nicht 
herrscht.  Ferner  ist  gute  Ernährung  und  Vermeiden  übermässiger 
Anstrengung  und  jener  Umstände,  die  zu  sogenannter  Erkältung  Ver- 
anlassung geben,  ohne  Zweifel  von  grosser  Wichtigkeit.  Aber  auch, 
die  beste  Sorge  für  die  Gesundheit  schützt  nicht  sicher  vor  dem 
Ausbrechen  der  Krankheit  bei  Personen,  die  an  einem  Orte  leben, 
wo  Beri-Beri  herrscht  und  die  nicht  durch  ilasse,  Geschlecht  oder 
andere  unbekannte  Umstände  Immunität  besitzen. 

Um  mit  gutem  Erfolge  die  Beri-Beri  bekämpfen  zu  können, 
müssen  die  Waffen  in  erster  Linie  gegen  ihre  Ursache  gerichtet 
werden.  Es  sollen  demnach  die  schädlichen  Bakterien  soviel  wie 
möglich  aus  der  Umgebung  des  Menschen  fern  gehalten  werden. 
Vieles  spricht  für  die  Annahme,  dass  die  Krankheitserreger  mit  der 
Luft  in  den  Körper  des  Menschen  aufgenommen  werden.  In  Batavia 
brachten  wir  einem  Kaninchen  ein  Gemisch  von  Bakterien  aus  der 
Luft  einer  Kaserne,  in  der  Beri-Beri  herrschte,  in  die  Bauchhöhle. 
Aus  dem  Blut  dieses  Thieres,  das  mit  Nervendegeneration  zu  Grunde 
ging,  konnten  wir  denselben  Micrococcus  züchten,  den  wir  aus 
dem  Blute  Beri-Beri -Kranker  erhielten.  In  Utrecht  habe  ich  wiederholt 


584 


Nene  Litteratur. 


Kaninchen  unter  Nervenentartung  eingehen  sehen  in  Behältern,  die  mit 
unserem  Micrococcus  infizirt  waren,  während  bei  Kaninchen,  die 
Monate  lang  in  ganz  gleichen,  aber  nicht  mit  diesen  Bakterien  infi- 
zirteu  Käfigen  gelebt  hatten,  nur  bei  sehr  genauer  Prüfung,  ganz  wie 
in  der  Norm,  hier  und  da  eine  vereinzelte  entartete  Faser  gefunden 
wurde.  In  Gebäuden  in  Gegenden,  wo  Beri-Beri  sonst  nicht  herrscht, 
scheint  es  möglich,  durch  sorgfältige  Desinfektion  die  Krankheit  zu 
vertreiben.  Anders  ist  es  in  Gegenden,  wo  die  Krankheit  in  einem 
ganzen  Landstrich  wüthet  und  wo  man  somit  Ursache  hat  anzunehmen, 
dass  die  pathogenen  Bakterien  auch  im  Boden  wuchern.  Da  muss 
grosses  Gewicht  gelegt  werden  auf  Drainiren  des  Bodens,  Abwehr 
von  Ueberströmungeu  und  auf  solche  Maassregeln , die  den  Boden 
verhindern,  eine  Brutstätte  von  immer  wieder  durch  Verstaubung  in 
die  Luft  kommenden  Bakterien  zu  bleiben.  Dass  aber  auch  hier  eine 
von  Zeit  zu  Zeit  wiederholte  Desinfektion  der  Wohnungen  eine 
günstige  Wirkung  haben  kann,  dafür  sprechen  die  in  Atzin  gemachten 
Erfahrungen. 

Herr  Wernich  (Cöslin).  Korreferent  beschränkte  sich  darauf, 
die  Identität  der  Beri-Beri-Varietäten  an  den  verschiedenen  Schau- 
plätzen festzustellen,  die  Eigenthümlichkeiten  der  älteren  humoral- 
pathologischen Auffassung  und  ihre  Berührungspunkte  mit  der  jetzigen 
neuropathologischen  zu  beleuchten , und  ging  schliesslich  auf  die 
beiderseitigen  Heilerfolge  unter  Hinweis  auf  die  Nothwendigkeit  des 
wechselseitigen  Belehrens  und  Befruchtens  näher  ein. 


Neue  Litteratur 

zcMiumengettellt  von 

Dr.  Arthub  Würzburg, 

Bibliothekar  im  Kaiaerlichen  Gesundheitsamt»  in  Berlin. 


Allgemeines  über  Bakterien  und  Parasiten. 

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Neue  Litteratur. 


587 


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Dohro&n,  6.,  Beiträge  zu  den  Resultaten  der  Koeh:schen  Impfungen.  (Közegeszsegügyi 
szomle.  1891.  Febr.-Keft.)  [Ungarisch.] 

Gaiuert,  Versuche  mit  Tubemilinunu  Kochii.  (Berlin,  thiarärztl.  Wochensciir.  1891. 
No.  13.  p.  100—101.) 


588 


Neu«  Litteratur. 


(Hbier,  P. , Experimental  rese&rcb  on  professor  R.  Kocb's  fluid.  (New  York  Med. 
Journ.  1891.  No.  11.  p.  303 — 304.) 

Goldschmidt,  F.,  Die  Anwendung  des  Tuberculins  in  der  Privatpraxis.  (Münch,  med. 
Wochenschr.  1891.  No.  12  p.  215 — 216.) 

Immerwahr,  £ , Ergebnisse  der  Tuberkelbacillenuntersuchung  ira  Sputum  bei  109  mit 
Koch’schen  Injektionen  behandelten  Lungentubercalösen.  (Deutsche  medie.  Wochenschr. 
1891.  No  13.  p.  484—486  ) 

Italien.  Rundschreiben,  betr.  den  Gebrauch  der  Koch’schen  Lymphe.  Vom  17.  Februar 
1891.  (Veröffentl.  des  kaiserl.  Gesundh. -Amtes.  1891.  No.  13.  p.  206.) 

Ka&tzer,  Ueber  das  Koch’sche  Heilverfahren.  [Aus  dem  Ver.  d.  Aerzte  von  Scbaum- 
burg-Lippe  und  Umgegend.]  (Deutsche  medic.  Wochenschr.  1891.  No  13.  p.  487 
-488.) 

Leyden,  E.,  Klinische  Erfahrungen  über  die  diagnostische  Bedeutung  der  Koch’schen 
Lymphe.  (Berlin,  klin.  Wochenschr.  1891.  No.  12,  13  p.  297 — 300,  329 — 332.) 
Lussana,  F.,  Koch  e la  tuberculosi.  16°.  32  p.  Bergamo  1691.  0,50  L. 

M'Fadyean,  J.,  Experiments  with  tuberculin  on  cattle.  (Brit.  Med.  Journ.  No.  1577. 
1891.  p.  634—636.) 

Ross,  G T.,  Study  of  Koch’s  treatment  in  Berlin.  (Montreal  Med.  Journ  1891  No.  9. 
p.  C52— 663.) 

Schubert,  Weitere  Erfahrungen  über  Pyoktanin.  (Deutsche  Medicinal-Ztg.  1891  No.  27. 
p.  311—312.) 

Seydel,  Mittheilung  über  das  Koch’sche  Heilverfahren  auf  der  chirurgischen  Abtheilung 
des  k.  Garnison-Lazareths  München.  (Münch,  med.  Wochenschr.  1891.  No.  11. 

p.  210—211.) 

Stintzing,  B.,  Ueher  Tuberculin-Wirkungen  in  diagnostischer  und  therapeutischer  Be- 
ziehung. (Münch,  medic.  Wochenschr.  1891.  No.  9 — 11.  p 163 — 169,  186 — 189, 
201—205.) 

Vogl,  Mittheilungen  klinischer  Erfahrungen  mit  dem  Koch’schen  Heilverfahren  im  Gar- 
nisouluz&reth  München.  (Münch,  medic.  Wochenschr.  1891.  No.  9,  11.  p.  169 — 173, 
205—210.) 

Weber,  L.,  Ueber  die  Behandlung  des  Morbus  Addisonii  mit  Tuberculin.  (Berl.  klin. 
Wochenschr.  No.  12.  p.  303 — 304.) 


Inhalt. 


Origin  almittheilungen. 

Caneva.  Georg , Ueber  die  Bakterien  der 
hämorrhagischen  Septikämie  (H  u e p p e), 
Hog- Cholera  (Salmon),  Swineplague 
(Billings),  Swinepest  (S  eiander),  I 
amerik.  Rinderseuche  (Billings),  Büf- 
felseuche (Oreste-Armanni),  Mar-  I 
seille’sche  Schweineseuche  (J  o b e r t , ! 
Riet  sch),  Frettchenseuche  (Eberth). 
(Orig.),  p.  557. 

Kühn,  Julius , Neuere  Versuche  zur  Be- 
kämpfung der  Rübennematoden.  (Orig.), 
p.  563. 

Ludwig,  F.,  Ueber  die  Phospborescenz  von 
Gryllotalpa  vulgaris  (Orig.),  p.  661. 

Referate. 

Barth,  Ueber  Bauchakiinornykose,  p 573. 

Bostroem,  Untersuchungen  über  die  Aktino- 
mykose  des  Menschen,  p.  570. 

Pansini,  S.,  Bakteriologische  StudieD  über 
den  Auswnrf,  p.  566. 

Rubeska,  W. , Beiträge  zur  Pathogenese 


eitriger  Puerperalerkrankungen  und  ins- 
besondere solcher  Peritonitiden,  p 569. 

Sadebeok , B. , Kritische  Untersuchungen 
über  die  durch  Taphrina-  Arten  hervor- 
gebrachten Baumkrankheiten,  p.  576. 

Wolters,  Mas,  Die  Konjugation  und  Spo- 
renbildung bei  Gregarinen,  p 674 

Untersnohungsmethoden,  Instrumente  etc. 

Bujwid,  Odo , Die  Darstellungsweise  des 
Tuberculins,  p.  579. 

Originalberichte  über  Kongresse. 

Bakteriologisches  vom  X.  inter- 
nationalen m e d ici  n i s c b e n 
Kongresse  zu  Berlin,  - 
4. — 9.  August  1890.  (Schluss.) 

Pehelharing,  Ueber  Beri-Beri  vom  Stand- 
punkte der  Aetiologie  und  Therapie  be- 
urtheilt,  p.  581. 

Sormani , Ueber  Aetiologie , Pathogenese 
und  Prophylaxe  des  Tetanus,  p.  580. 

Neue  Litteratur,  p.  584. 


Frommanneche  Buchdruck  erei  'Hermann  I’ohje)  in  Jena. 


Bakteriologie  und  Parasitenkunde. 


In  Verbindung  mit 

Gtl  Hot  Prot  Cr.  Lejäart  m Professor  Dr.  Loefller 

ln  Leipzig  in  Greifewild 

herausgegeben  von 

Dr.  O,  Uhlwoim  in  Cassel. 

Verlag  von  Gustav  Fischer  in  Jena. 


IX.  Band,  -o-  Jena,  den  n.  Mai  189*.  -o-  Xo.  18/19. 

Preis  für  dea  3 and  (26  Nummern)  14  Mark. 

Jährlich  erscheinen  zwei  Bände. 

— »s  Zu  beziehen  durch  alle  Buchhandlungen  und  Postanstalten. 


Die  Redaktion  des  „Centralblatts  für  Bakteriologie  und  Parasiten- 
kunde“ richtet  an  die  Herren  Mitarbeiter  die  ergebene  Bitte,  etwaige 

Wünsche  um  Lieferung  von  besonderen  Abdrücken  ihrer  Auf- 
sätze entweder  auf  das  Manuskript  schreiben  zu  wollen  oder 
direkt  an  den  Verleger,  Herrn  Gustav  Fischer  in  Jena,  gelangen 
zu  lassen.  Die  Verlagshandlung  ist  leider  nicht  in  der  Lage,  später 
eingehende  Wünsche  berücksichtigen  zu  können . 


Original  - Mittheilungen. 

Die  Kapillarhebennikroskopirtropfenflasche. 

Von 

Prof.  M.  W.  Beyerinck. 

Mit  1 Abbildung. 

Zur  Herstellung  dieser  kleiuen,  aber  beim  Mikroskopiren  sehr 
nützlichen  Einrichtung  verfährt  man  wie  folgt: 

Aus  einer  gewöhnlichen  Spritzflasche  mit  Kork  (7c)  entfernt  man 
das  Ausflussrohr  und  setzt  an  die  Stelle  desselben  einen  „Kapillar- 
beber“  (c),  welcher  durch  Reibung  im  Korke  zurückgehalten  wird  und 
sich  leicht  auf-  und  abschieben  lässt.  Letzterer  hat  die  Gestalt  eines 
gewöhnlichen  Hebers,  wovon  aber  das  eine  Bein  in  eine  Kapillarröhre 
ausläuft,  so  dass  der  mit  Flüssigkeit  angefüllte  Heber,  selbst  in 
relativ  schiefer  Lage,  die  Flüssigkeit,  in  Folge  der  Oberflächenspan- 

ix.  ßd.  38 


590 


Beyeriuck,  Die  Kapillarhebermikroskopirtropfenflaeche. 


nung  an  der  feinen  Oeffnung,  zuriickbält  Berührt  man  die  Oeffnung 
aber  mit  irgend  einem  Gegenstand,  z.  B.  mit  einem  Objektträger,  so 

fliesst  sofort  ein  Tropfen  aus,  dessen  Grösse  man  willkürlich  regeln 

kann.  Stellt  mau  die  Flasche  sehr  schief,  — wofür  sich  zweckmässig 
ein  Kartonring  verwenden  lässt,  — oder  drückt  das  Abflussrohr 

durch  den  Kork  nach  unten,  so  findet 
man  bald  einen  Stand,  worin  der  Heber 
von  selbst  zu  arbeiten  anfängt,  derweise, 
dass  ein  Strom  von  Tropfen  in  belie- 
bigem Tempo  herausfliesst,  was  beim 
Auspinseln  von  mikroskopischen  Prä- 
paraten nützlich  ist.  Das  Anfüllen  des 

Kapillarhebers  geschieht  durch  Blasen 
in  das  zweite  Rohr  (6). 

Durch  Schiefstellung  der  Flasche 
nach  rückwärts  fängt  der  Heber  im  ent- 
gegengesetzten Sinne  zu  wirken  an. 
Nimmt  man  deshalb  die  Flasche  in  die 
Hand  und  taucht  die  Kapillarspitze  in 
einer  Flüssigkeit  unter,  so  kann  man 
beliebig  diese  Flüssigkeit  einsaugen 
oder  die  Flüssigkeit  aus  der  Flasche 
auslaufen  lassen.  Dieses  Spiel  eignet 
sich  vorzüglich  für  das  Einfangen  von 
Infusorien  und  anderen  kleinen  Wasser- 
thieren  aus  Uhrgläsern,  ferner  für  das 
e Kapillarheber,  b Rohr  2Um  An-  Anfüllen  der  Kapillarröhre  mit  farbigen 
fallen  des  Kapill&rhebers  durch  Blasen.  LÖSUDgCD  ZUF  VGrthGllllDg  ällf  ÜGD  Ob- 

* Kork.  jektträger.  Füllt  man  dabei  das  Ka- 

pillarrohr nur  theilweise  au,  so  lässt 
der  Farbstoff  sich  daraus  gründlich  durch  die  direkte  Heberwirkung 
entfernen,  ohne  dass  die  Flüssigkeit  im  Kölbchen  verunreinigt  wird. 

Diese  Einrichtung  entstand  aus  dem  Wunsche,  von  einer  Bak- 
terienkultur in  einem  Kölbchen,  ohne  Vermischung,  und  von  jedem  be- 
liebigen Niveau  Material  für  Mikroskopie  und  Aussaat  entnehmen  zu 
können.  Da  auch  dieser  Zweck  sehr  gut  erreicht  wird,  könnte  der 
Apparat  auch  heissen  das  „Kapillarheberbakterienkulturkölbchen“. 

Delft,  im  April  1891. 


Eine  Berichtigung. 

VOD 

Dr.  J.  Karlinski. 

0 

Beim  gründlichen  Durchstudiren  des  im  vergangenen  Jahre  er- 
schienenen Lehrbuches  von  Prof.  Dr.  K.  B.  L e h m a n n , „Die  Me- 
thoden der  praktischen  Hygiene“1),  fand  ich  auf  Seite  562  folgenden 
Satz:  „Als  Karlinski  einer  Cisterne  150  ccm  Typhusstubl  bei- 


1)  Vergl.  das  Referat  auf  p.  633  d.  Ceotralbl. 


K a r 1 i n s k i , Eine  Berichtigung. 


591 


mischte,  Hessen  sich  12  Tage  lang  Typhusbacillen  nach  weisen. 
(Arch.  f.  Hyg.  X.)  Dieser  Satz  soll  offenbar  einen  Nachtrag  zu  den 
auf  Seite  237  wiedergegebenen  Ergebnissen  der  Untersuchungen 
Hueppe’s,  Gärtner’s,  Ho ch stetter ’s,  Emmerich’s  und  der 
ineinigen  sein.  Mit  diesem  Satze  hat  Prof.  Lehmann  bewiesen, 
dass  er  meine  im  X.  Bande  des  Arch.  f.  Hyg.  erschienene  Arbeit: 
„Ein  Beitrag  zur  Kenntniss  des  Verhaltens  des  Typhusbacillus  im 
Trinkwasser“  missverstanden  hat.  Der  oben  citirte  Satz  Prof.  L e h - 
mann’s  muss  jedem  Unparteiischen  wie  ein  Widerspruch  gegen 
meine  und  Prof.  Emmerich’s  Versuche  „Ueber  das  Verhalten  des 
Typhusbacillus  im  Brunnenwasser“,  welche.  Prof.  Lehmann  auf 
Seite  237  anführt,  erscheinen.  Indessen  ergaben  meine  Untersuchun- 
gen in  der  Frage  über  das  Verhalten  der  Typhusbacillen,  die  mit 
typhösen  Stühlen  ins  Cisternenwasser  eingeführt  wurden,  gerade  die 
Bestätigung  meiner  früheren  Ergebnisse,  also  das  Gegentheil  von 
dem  , was  Prof.  Lehmann  irrthümlickerweise  angibt.  Auf  Seite  478 
im  X.  Bd.  des  Arch.  f.  Hyg.  habe  ich  Folgendes  gesagt:  „Zum  5. 
V ersuche,  zu  welchem  ich  nach  sorgfältigem  Auspumpen  und  Reinigen 
der  Cisterne  geschritten  bin,  verwendete  ich  3 hl  Brunnenwasser, 
welches  dem  einzigen  in  Stolac  befindlichen  Brunnen  entnommen 
wurde.  Die  chemische  Zusammensetzung  des  verwendeten  Wassers 
war  folgende: 

Gesammtrückstand 

Chlor 

Salpetersäure  . . . 

Salpetrige  Säure  . . 

Ammoniak . . , . . 

Sauerstoffverbrauch 
Keimgehalt  pro  ccm  . 

Nun  wurden  je  am  4.  Tage  150  ccm  Typhusstuhles,  welcher 
zahlreiche  Typhusbacillen  enthielt,  zugegeben,  und  die  chemisch-bak- 
teriologische Untersuchung  durch  20  Tage  geführt.  Die  beigegebene 
Tafel  zeigt  die  Schwankungen  in  Zusammensetzung  und  Keimgehalt, 
wobei  bemerkt  werden  muss,  dass  die  Typhusstuhlzugabe  am  l.,  4., 
8.  und  12.  Beobacbtungstage  geschah.  Die  Temperatur  des  Wassers 
betrug  durchschnittlich  11  6 C,  vor  jeder  Probeentnahme  wurde  das 
Wasser  umgerührt,  und  an  jenen  Tagen,  wo  die  Typhusstuhlzugabe 
stattfand,  wurden  die  entsprechenden  Proben  nach  1 Stunde  ent- 
nommen. 

Die  Typhusbacillen,  welche  mit  dem  Kothe  eingeführt  wurden, 
Hessen  sich  in  den  ersten  12  Beobachtungstagen  mit  aller  Sicherheit 
nachweisen,  von  dem  Momente  aber,  wo  die  saprophytischen  Bakte- 
rien durch  ihre  rapide  Vermehrung  die  Oberhand  gewannen,  ver- 
schwanden sie  vollkommen  aus  dem  Wasser,  so  dass  sie  bereits  24 
Stunden  nach  der  letzten  Stuhlzugabe  nicht  mehr  zu  finden  waren. 
Ich  habe  die  Mühe  nicht  gescheut,  die  in  den  täglichen  Proben  ver- 
kommenden Typhuskolonieen  nachzurechnen,  und  obwohl  ich  den  ge- 
fundenen Zahlen  keinen  allzugrossen  Werth  bei  messe,  führe  ich  sie 
an  zur  Illustration  der  täglichen  Abnahme.  Während  24  Stunden 
nach  der  ersten  Eingabe  in  1 ccm  Wasser  26  Typhuskolonieen  vor- 

38* 


300 

4 

20 


6 

136 


in  1 1 Wasser  in  mg. 


592 


K a r 1 i n s k i , Eine  Berichtigung. 


kamen,  waren  nach  48  Stunden  nur  16,  nach  72  Stunden  6 Kolonieen 
vorhanden.  Dagegen  waren  am  4.  Beobachtungstage,  wo  die  zweite 
Zugabe  stattfand,  22,  am  5.  20,  am  6.  12,  am  7.  7,  am  8.  17,  am 
9.  11,  am  10.  5,  am  11.  5,  am  12.  9 Typhuskolonieen  zu  konstatiren. 


In  1 1 Wasser  waren  in  mg 


Zeit  | 

| 

o 

:3 

-£2  'Ö 

§ 5 

33 

9 

o 

Chlor 

Salpetersäure 

Salpetrige  Säure 

Ammoniak 

Sauerstoffver- 
brauch  zur  Ox, 
dation  der  org; 
nischen  Substai 
zen 

Keimgehalt 
überhaupt  pr< 

ccm 

Typhus- 

baoillen 

I 

325 

8 

26 

deutliche  Spuren 

deutliche  Spuren 

9,6  1 

19000 

+ 

II 

320 

11 

27 

11 

11 

11 

11 

10,0 

27000 

+ 

III 

325 

10 

26 

11 

11 

11 

10,0 

20000 

+ 

IV 

450 

14 

29 

11 

11 

14,6 

45000 

+ 

V 

520 

20 

31 

11 

1» 

11 

11 

15,0 

45000 

+ 

VI 

500 

20 

30 

>1 

11 

11 

11 

15,o 

45000 

+ 

VII 

500 

18 

30 

»1 

11 

1» 

11 

16,0 

42000 

+ 

VIII 

550 

24 

36 

11 

11 

11 

11 

28,0 

71000 

+ 

IX 

550 

29 

41 

1» 

,, 

11 

11 

30,o 

70000 

+ 

X 

580 

28 

40 

11 

11 

„ 

30,o 

70000 

+ 

XI 

560 

29 

40 

11 

11 

11 

11 

30,o 

70000 

+ 

XII 

600 

32 

42 

11 

11 

1» 

11 

36,o 

90o00 

+ 

XIII 

610 

40 

42 

11 

11 

11 

36,0 

100000 

— 

XIV 

620 

31 

42 

>1 

11 

11 

11 

36,0 

100000 

— 

XV 

— 

30 

40 

11 

11 

11 

H 

32,0 

90000 

— 

XVI 

— 

26 

40 

11 

11 

«1 

11 

32,0 

76000 

— 

XVII 

— 

24 

39 

11 

11 

11 

11 

32,o 

72000 

— 

XVIII 

540 

20 

36 

11 

11 

11 

11 

29,o 

51000 

— 

XIX 

520 

17 

! 34 

„ 

11 

26,3 

50000 

— 

XX 

475 

17 

j 30 

” 

11 

11 

11 

24,2 

36000 

— 

Ich  überlasse  es  einem  jeden  Unparteiischen , sich  in  dem  Wider- 
spruche, welcher  zwischen  dem  oben  zitirten  Satze  Prof.  Leh- 
ma n n ’s  und  dem  soeben  angeführten  Versuche , auf  welchen  sich 
derselbe  angeblich  beziehen  soll,  zurecht  zu  finden. 

In  dem  ersten  Hefte  der  als  Ergänzung  der  Eulenburg ’schen 
Realencyklopädie  der  gesammten  Heilkunde  erscheinenden  „encykio- 
pädischen  Jahrbücher“  (Bd.  I,  Lief.  1,  1891)  finde  ich  in  den  Ka- 
pitel „Abdominaltyphus“  von  Prof.  Fürbringer  unter  Anführung 
meines  Namens  den  Satz  „in  künstlich  infizirtem  Brunnenwasser 
schwinden  sie  (d.  h.  die  Typhusbacillen)  nach  etwa  2 Wochen.“  Zu 
solchen  Ergebnissen  bin  ich  in  meinen  Untersuchungen  über  die 
Lebensdauer  der  Typhusbacillen  im  Wasser  nie  gelangt,  im  Gegen- 
theil  fand  ich,  dass  die  längste  Lebensdauer  derselben  im  Wasser, 
welches  nicht  sterilisirt  war,  und  die  für  Trinkwasser  zulässige  Tem- 
peratur zeigte,  nie  mehr  als  6 Tage  und  oft  bedeutend  weniger  be- 
trug. Um  ferneren  irrthümlichen  Citaten  vorzubeugen,  sah  ich  mich 
genöthigt,  diese  Berichtigung  dem  meist  verbreiteten  Fachblatte  zu 
übergeben. 

Konjica,  im  März  1891. 


Kühn,  Neoere  Versuche  zur  Bekämpfung  der  Rubennematoden. 


593 


Heuere  Versuche  zur  Bekämpfung  der  Rübennematoden. 

Von 

Geh.  Reg.-Rath  Prof.  Dr.  Julius  Kühn, 

Direktor  des  landwirtschaftlichen  Instituts  der  Universität  Halle  a.  S. 

(Schluss.) 

Dass  unter  den  mittelspäten  und  spätreifen  Sorten  einzelne  für 
vorliegenden  Zweck  besondere  Beachtung  fordern  dürfen,  zeigen  für 
unser  Versuchsfeld  und  den  Jahrgang  1890  die  beiden  Sorten  A n - 
derssen  und  Hermann,  welche  beide  als  Speisekartoffeln  wie 
für  Brennerei  und  Stärkefabrikation  werthvoll  sind,  und  die  hier 
in  Konkurrenz  treten  dürfen  mit  den  einträglichsten  frühen  und 
mittelfrühen  Sorten.  Diese  Thatsache  ist  das  Auffallendste  bei 
diesem  bedeutsamen  Versuch.  Ich  fürchtete,  dass  der  Stärke- 
mehlgehalt in  Folge  des  späten  Auslegens  im  Allgemeinen  etwas 
geringer  sein  würde,  als  es  bei  normaler  Auslegezeit  der  Fall  ist, 
namentlich  aber  erwartete  ich  bei  den  mittelspäten  und  spätreifen 
Sorten  auffallende  Differenzen.  Dies  hat  sich  aber  durchaus  nicht 
bestätigt.  Nur  ganz  vereinzelte  Sorten  zeigten,  spät  ausgelegt,  eine 
geringe  Verminderung  des  Stärkegehaltes.  So  hat  die  Juno  beim 
Auslegen  im  Mai  einen  Stärkegehalt  von  19,4%,  beim  Auslegen  im 
April  von  20,5  %.  Bei  den  weitaus  meisten  Sorten  ist  dagegen 
der  Stärkegehalt  bei  dem  Auslegen  im  Mai  etwas  höher,  als  bei 
dem  Auslegen  im  April.  So  zeigte  die  An  derssen  bei  frühem 
Auslegen  18,8  °/0,  bei  spätem  19,9%;  Rosalie  entsprechend  14,9 
und  15,1  °/0;  Alpha  13,6  und  15,4%;  die  weissfleischige 
Zwiebel  19,2  und  20,1  %.  Es  ist  auf  solche  Schwankungen  um 
wenige  Prozente  nicht  viel  Werth  zu  legen,  da  sie  aber  bei  der 
weitaus  grössten  Zahl  der  Fälle  zu  Gunsten  des  Spätaus- 
lege  ns  sich  steilen,  so  ist  darin  für  die  in  Frage  stehende  Methode 
immerhin  ein  günstiger  Umstand  zu  erblicken.  Es  haben  sonach  die 
Kartoffeln  bei  dem  Anbau  nach  Zerstörung  zweier  Fang- 
pflanzensaaten bei  einer  grösseren  Zahl  von  Sorten  in  Bezug 
auf  Quantität  eine  befriedigende  und  in  Bezug  auf 
Qualität  eine  durchaus  normale  Ernte  ergeben. 
Allerdings  stützt  sich  diese  Schlussfolgerung  nur  auf  die  Resultate 
eines  Versucbsjahres  und  einer  einzigen  Oertlichkeit  — es  muss 
dies  Verfahren  noch  durch  mehrere  Jahre  hindurch  in  möglichst 
vielen  Oertliehkeiten  geprüft  werden  und  deshalb  möchte  ich  mich 
an  alle  diejenigen  Herren , welche  die  Rübennematoden  auf  ihren 
Feldern  zu  fürchten  haben,  mit  der  Bitte  wenden,  schon  in  diesem 
Jahre  womöglich  einen  Versuch  zu  machen,  und  wäre  es  auch  nur 
auf  einem  einzigen  Morgen  Land.  Die  Aussaat  des  Sommerrübsens 
erfolgt  am  zweckmässigsten  gegen  den  10.  April.  Frühere  Aussaat 
bewirkt  nur  höheren  Wuchs  des  Rübsens,  ist  aber  auf  den  Zeitpunkt 
der  Zerstörung  erfahrungsmässig  ohne  wesentlichen  Einfluss.  Nach 
Zerstörung  der  Faugpöanzen  muss  das  Auslugen  der  Kartoffeln  und 


594 


Kühn, 


Aussäen  einer  zweiten  Fangplianzensaat  alsbald  erfolgen.  Vorteil- 
haft ist  es,  die  Kartoffeln  18  Zoll  oder  0,47  Meter  ira  Quadrat  aus- 
zulegen; es  ist  dann  das  Zerstören  der  zweiten  Fangpflanzensaat 
durch  kreuzweises  Befahren  mit  der  Furchenegge  um  so  besser  aus- 
zuführen, doch  muss  in  der  Nähe  der  aufgelaufenen  Kartoffeltriebe 
mit  der  Handhacke,  event.  durch  Ausziehen  der  Rübenpflänzchen 
mit  der  Hand  nachgeholfen  werden,  und  zwar  so,  dass  auch  alle 
etwa  vom  Boden  nur  bedeckten  Pflänzchen  beseitigt  werden.  Ein 
etwas  enger  Stand  der  Kartoffeln  ist  bei  dem  späten  Auslegen  zur 
Gewinnung  eines  befriedigenden  Quantums  räthlich.  Es  würde  sich 
empfehlen,  alle  in  der  betreffenden  Oertlichkeit  bewährten  Sorten 
bei  dem  vergleichenden  Versuch  mit  zu  verwenden,  da  obige  Angaben 
zeigen,  dass  auch  später  reifende  Sorten  zum  Theil  bei  dem  Aus- 
legen im  Mai  sich  bewähren  können.  — Ich  bitte  angelegentlichst 
um  Mittheilung  der  Versuchsresultate  und  glaube  hoffen  zu  dürfen, 
dass  sie  günstig  sein  werden.  Wenn  sich  dies  bestätigt,  dann  ist  die 
Frage  über  d i e N e mato d en ve r til g u n g zum  endlichen 
Abschluss  gebracht.  Dass  ein  Brachjahr  mit  4 Fangpflanzen- 
saaten die  Nematoden  hinreichend  zu  vermindern  vermag,  um  auch 
auf  dem  rübenmüdesten  Lande  alsbald  wieder  normale  Rübenernten 
gewinnen  zu  können,  ist,  wie  oben  bereits  hervorgehoben  wurde, 
durch  frühere  Versuche  zweifellos  entschieden  worden.  Ich  möchte 
hier  aber  noch  an  eine  besonders  bemerkenswerthe  Thatsache  er- 
innern. Auf  dem  Felde,  das  ich  von  der  Halle’schen  Zuckersiederei- 
kompagnie erpachtete,  um  die  Zerstörung  der  Fangpflanzen  zum  ersten 
Male  mit  Pferdeinstrumenten  auszuführen,  waren  nach  Ausweis  der 
Rechnuugsbücher  der  Kompagnie  in  Folge  des  Nematodenreichthums 
dieses  Ackers  pro  Morgen  nur  47,5  Centner  Zuckerrüben  geerntet 
worden  und  dieser  äusserst  geringe  Ertrag  rechtfertigte  vollkommen 
die  Aeusseruag  des  derzeitigen  Wirthschaftsdirigenten  der  Zucker- 
siedereikompagnie: „Hier  können  nie  wieder  Rüben  gebaut 
gebaut  werden!“  Durch  ein  Brachjahr  mit  4 Fangpflanzensaaten 
gelang  es  mir  aber,  schon  im  folgenden  Jahre  eine  nor- 
male Ernte  von  185  Ctr  34  Pfd  pro  Morgen  auf  diesem 
Felde  zu  erzielen!  Zu  gleich  günstigen  Resultaten  gelangte  die 
anhaitische  Versuchsstation  in  Bernburg.  Nach  einem  Referat  in 
der  Magdeb.  Ztg.  schloss  der  Leiter  derselben,  Herr  Prof.  Dr.  Hell- 
riegel,  seinen  Bericht  über  die  dortigen  Versuche  in  der  Versamm- 
lung des  Anh&ltischen  Zweigvereines  für  Rübenzuckerindustrie  am 
15.  Januar  d.  J.  mit  den  Worten:  „Der  von  Prof.  Jul.  Kühn- 
Halle  a.  S.  gegen  die  Nematoden  empfohlene  Fang- 
pflanzenbau ist  demnach,  wenn  er  sorgfältig  mit  dem 
Mikroskop  überwacht  und  nur  einigermaassen  von 
der  Witterung  unterstützt  wurde,  von  dem  grössten 
Erfolge  und  hält  auch,  wie  sich  aus  diesen  Resultaten 
ergab,  eine  längere  Reihe  von  Jahren  vor.“  — Da  aber 
die  Gefahr,  dass  die  Nematoden  sich  wieder  in  zu  hohem  Maasse 
vermehren  können,  nicht  zu  unterschätzen  ist,  so  ist  es  von  ausser- 
ordentlicher Bedeutung,  dass  wir  nach  den  oben  mitgetheilten  neueren 
Versuchsergebnissen  die  Möglichkeit  in  Aussicht  haben,  durch  den 


Neuere  Versuche  zur  Bekämpfung  der  Bübennematodeu. 


595 


Kartoffelbau  nach  zwei  Frühjahrsfangpflanzensaaten 
die  Entwickelung  der  Nematoden  dauernd  beschränken  und  ihre 
Vermehrung  ausreichend  niederhalten  zu  können,  um  alle 
drei  Jahre  eine  nach  Quantität  und  Qualität  volle 
normale  Rübenernte  zu  gewinnen.  — Nur  darf  man  nicht 
verlangen,  dass  nur  durch  die  vor  den  Kartoffeln  auszuführenden 
zwei  Fangpflanzensaaten  ein  stark  rübenmüder  Acker  wieder  völlig 
rübensicher  werden  solle.  Wo  die  Rübenerträge  pro  Morgen 
bis  zu  100  Ctr  und  darunter  gesunken  sind,  da  ist  das 
Opfer  eines  Brachjahres  mit  4 Fangpflanzensaaten 
unerlässlich.  Erst  nach  solcher  gründlichen  Reinigung  wird  das 
neu  empfohlene  Verfahren  mit  Erfolg  zur  dauernden  Sicheruung  der 
Rübenerträge  anzuwenden  sein.  Wo  aber  die  Nematoden  noch 
weniger  um  sich  gegriffen  haben,  wo  die  Erträge  sich  verminderten, 
aber  noch  nicht  so  tief,  wie  eben  angegeben  wurde,  gesunken  sind, 
da  wird  sich  höchst  wahrscheinlich  durch  Kartoffel- 
bau mit  2 Frühjahrsfangpflanzensaaten  allein  schon 
nicht  nur  weiteres  Sinken  der  Erträge  verhüten,  son- 
dern allmählich  die  volle  normale  Ertragsfäh  igkeit 
zurückgewinnen  lassen. 

Ueber  diese  neueren  Versuche  habe  ich  bereits  am  7.  Februar 
d.  J.  in  der  Vorstandssitzung  der  Nematodenvertilgungsstation  be- 
richtet. In  einem  am  13.  Februar  gehaltenen  Vortrage,  über  den  in 
mehreren  landwirthschaftlichen  Zeitungen  berichtet  wurde,  gedenkt 
auch  Herr  Dr.  W i 1 farth  - Bernburg  des  Anbaues  von  Frühkartoffeln 
nach  Fangpflanzen.  Wenn  derselbe  dabei  äussert:  „Nur  die  erste 
Fangpflanzensaat,  die  viele  Nematoden  zu  Tage  fördert,  ist  ent- 
schieden beizubehalten,  die  Nachfangpflanzensaaten  sind  dagegen  weg- 
zulassen“, so  ist  dies  ein  wenig  sachgemässer  Rath.  Abgesehen  von 
der  eben  erwähnten  Unentbehrlichkeit  eines  Brachjahres  mit  4 Fang- 
pflanzensaaten bei  extrem  rübenmüden  Böden  muss  auch  bezüglich 
des  späteren  Niederhaltens  oder  der  Verhütung  weiteren  Umsich- 
greifens bei  noch  weniger  intensivem  Auftreten  der  Nematoden  her- 
vorgehoben werden,  wie  im  Vergleich  mit  der  Hanfkultur  es  gerade 
ein  Vorzug  des  von  mir  zuerst  empfohlenen  und  versuchten  Ver- 
fahrens, Frühkartoffeln  spät  auszulegen,  ist,  dass  dabei  zwei  Früh- 
jahrspflanzensaaten in  Ausführung  kommen  können.  Wer 
jemals  bei  mehreren  auf  einander  folgenden  Fangpflanzensaaten  die 
Untersuchung  auf  Nematoden  selbst  ausgeführt  hat,  wird  gefunden 
haben,  dass  auf  einem  nematodenreichen  Felde  in  der  zweiten  Saat 
eher  noch  mehr  Larven,  als  in  der  ersten  sich  finden,  weil  die  zweite 
Saat  gerade  in  die  wegen  der  grösseren  Bodenwärme  für  die  Nema- 
toden günstigste  Entwicklungszeit  fällt,  was  deren  Einwanderung 
in  die  Wurzeln  fördert.  Mau  begnüge  sich  daherja  nicht 
mit  einer  Fangpflanzensaat,  wo  deren  zwei  im  Früh- 
jahr ausgeführt  werden  können. 

Wenn  ferner  die  Ansicht  ausgesprochen  worden  ist,  die  Fang- 
pflanzenmethode komme  zu  theuer  zu  stehen  und  könne  auf  grössereu 
Flächen  nicht  wohl  ausgeführt  werden,  so  beruht  dies  auf  einer 
irrigen  Auffassung.  Bei  der  im  Frühjahr  vorigen  Jahres  mit  Fang- 


596 


Kühn,  Neuere  Versuche  zur  Bekämpfung  der  Kübennem&toden. 


pflanzen  besäeten  Fläche  von  8 Morgen  erforderte  die  normale  Zer- 
störung einer  Fangpflanzensaat,  das  dann  erfolgende  Pflügen  des 
Landes  zur  vollen  Tiefe  mit  Schälsech  und  die  Bestellung  der  neuen 
Saat  pro  Morgen  im  Ganzen  4 Pferdetage  von  10  Stunden  Arbeits- 
zeit. Ein  Brachjahr  mit  vier  Fangpflanzensaaten  würde  daher  die 
Arbeitsleistung  von  16  Pferdetagen  ä 10  Stunden  erfordern.  Hier- 
nach vermag  jeder  Landwirth  die  Kosten  für  seine  Oertlichkeit  zu 
berechnen  — sie  stellen  sich  nicht  erheblich  höher,  als  bei  einer 
schwarzen  Brache,  bei  welcher  ausser  der  Herbstfurche  noch  im 
Brachjahre  mindestens  4 Furchen  gegeben  und  in  der  Zwischenzeit 
so  oft  geeggt  werden  müssen,  dass  die  Begrünung  der  Brache  verhütet 
wird.  Da  früher  tausende  von  Morgen  mit  schwarzer  Brache  behan- 
delt wurden,  so  wird  wohl  auch  ein  nicht  viel  mehr  Arbeit  erforderndes 
Fangptiauzenbrachjahr  in  der  Gegenwart  praktisch  durchführbar 
sein,  und  zwar  um  so  mehr,  als  die  Gespannhaltung  in  Zuckerrüben* 
wirthschaften  bei  weniger  ausgedehntem  Getreidebau  eine  relativ 
bedeutendere  ist  und  die  Zerstörung  der  Fangpflanzen  zwischen  die 
Frühjahrs-  und  Herbstbestellung  fällt.  Die  Kosten  des  Rübsensamens 
werden  durch  die  düngende  Wirkung  der  zerstörten  Fangpflanzen 
kompeusirt  and  die  Bearbeitungskosten  sowie  die  verlorene  Pacht 
des  Fangpflanzen brachjahres  deckt  der  zu  seiner  normalen  Ertrags- 
fähigkeit zurückgeführte  Acker  durch  den  Mehrertrag  einer  einzigen 
vollen  Zuckerrübenernte  mehr  als  ausreichend.  — Was  aber  das  oft 
geäusserte  Bedenken  bezüglich  der  mikroskopischen  Untersuchung 
anlangt,  so  ist  dieses  völlig  unbegründet.  Ich  habe  wiederholt  zu 
konstatiren  Gelegenheit  gehabt,  wie  die  in  den  Zuckerrübenwirth- 
schaften  während  der  Vegetationsperiode  minder  dringend  beschäf- 
tigten Chemiker  und  Fabrikdirigenten  die  mikroskopische  Unter- 
suchung der  Fangpflanzen  aufs  Exakteste  auszuüben  verstehen,  die 
bei  Anwendung  von  etwas  Jodlösung  auch  zu  den  durchaus  nicht 
schwierigen  mikroskopischen  Arbeiten  gehört.  Der  Vorsteher  der  dem 
hiesigen  landwirtschaftlichen  Institut  angeschlossenen  Nematoden- 
vertilguugsstation,  Herr  Dr.  Hollrung,  der  in  vielen  Wirthschaften 
an  Ort  und  Stelle  die  Ausführung  der  mikroskopischen  Untersuchung 
von  Fangpflanzen  kontrolliren  konnte,  versicherte  mir  gleichfalls,  dass 
dieselbe  in  der  Regel  mit  grösster  Sorgfalt  bewirkt  werde.  Wenn 
dennoch  zuweilen  nicht  günstige  Resultate  bei  der  Fangpflanzen- 
methode gewonnen  wurden,  so  hat  es  nicht  an  der  mikroskopischen 
Untersuchung,  sondern  an  der  mangelhaften  praktischen 
Ausführung  der  Zerstörung  der  Fangpflanzen  gelegen.  Es 
kommt  zuweilen  vor,  dass  die  Herren  Wirthschaftsbearaten  klüger 
sein  wollen,  als  der  Professor  Kühn  in  Halle,  und  diese  glauben 
dann  nicht  nöthig  zu  haben,  seine  Instruktion  zu  befolgen,  sind  auch 
über  die  Anwendung  des  von  ihm  für  diesen  Zweck  konstruirten 
Grubbers  und  über  die  Anwendung  des  auch  für  andere  Zwecke  sehr 
praktischen  Schäl-  oder  Scharseches  weit  erhaben,  obgleich  doch  der 
Professor  Kühn  am  besten  wissen  muss,  was  wirklich  erfordert  wird, 
um  den  Zweck  sicher  zu  erreichen  und  er  auch  aus  eigener  langjähriger 
Erfahrung  im  Grossbetriebe  recht  wohl  zu  beurtheilen  vermag,  was 
in  demselben  durchgeführt  werden  kann,  wenn  man  nur  ernstlich 


Ogata,  Heber  die  bakterienfeindliche  Substanz  des  Blutes. 


597 


will.  Doch  das  ist  eine  vorübergehende  Entwickelungsperiode.  So 
gut  wie  man  vor  40  Jahren  einem  Vorurtheile  gegen  die  Anwendung 
der  Drillmaschinen  begegnete,  während  die  jüngere  Generation  keine 
Ahnung  mehr  davon  hat,  so  wird  sich  auch  die  Fangpflanzenmethode 
mehr  und  mehr  Bahn  brechen  und  ihre  praktische  Ausführung  wird 
schliesslich  ganz  allgemein  eine  exakte  und  gut  wirksame  werden 
zur  dauernden  Sicherung  unserer  Rübenzuckeriudustrie  und  damit 
auch  zur  Förderung  der  allgemeinen  Wohlfahrt. 

Halle,  den  14.  März  1891. 


Heber  die  bakterienfeindliche  Substanz  des  Blutes. 

Vorläufige  Mittheilung 

von 

Prof.  M.  Ogata 

am  hygienischen  Institut  in  Tokio. 

Ich  habe  früher  mit  Herrn  Jasuhara  den  Einfluss  einiger 
Thierblutarten  auf  Milzbrandbacillen  und  Mäuseseptikämiebacillen 
studirt,  und  gefunden,  dass  das  Blut  oder  Blutserum  des  milzbrand- 
bezw.  mäuseseptikämie-immunen  Thieres  bei  für  jene  Krankheiten 
empfänglichen  Thieren  als  prophylaktisches  und  therapeutisches 
Mittel  verwendbar  ist,  wenn  es  den  Versuchsthieren  vor  oder  nach 
Impfung  der  Milzbrand-  bezw.  Mäuseseptikämiebacillen  subkutan  in- 
jizirtwird.  Das  Genauere  darüber  steht  in  den  „Mittheilungen  d.  med. 
Fakultät  der  Kaiserl.  jap.  Universität  Tokio.  Bd.  I.  No.  4.  Unsere 
Arbeit  über  Milzbrand  hat  Herr  Prof.  Loeffler  in  No.  1 dieses 
Centralblattes.  1891  genau  referirt  (S.  25.  IX.  Bd.). 

Wir  wussten  damals  noch  nicht,  auf  was  für  eine  Substanz  wir 
jene  immun  machende  Eigenschaft  zurückführen  sollten.  Wir  wussten 
nur,  dass  die  immun  machende  Wirkung  des  Blutes  durch  die  Ver- 
dauungssäfte des  Versuchsthiers  sowie  durch  1 — 2-stündliches  Er- 
wärmen auf  45°  C aufgehoben  wird. 

Nach  vielen  vergeblichen  Versuchen  ist  es  mir  nun  schliesslich 
gelungen,  aus  Hunde-  und  Hühnerblutserum  einen,  freilich  bis  jetzt 
nicht  chemisch  reinen,  Körper  zu  isoliren,  welchem  jene  immunisirende 
Eigenschaft  zukommt. 

Zu  dem  obigen  Zwecke  habe  ich  1)  Serumglobulin  aus  Hunde- 
blutserum (10  ccm  Serum)  durch  Verdünnen  mit  Wasser  und 
C02-einleitung  dargestellt  und  dasselbe  in  2 ccm  mit  kohlens.  Natron 
schwach  alkalisch  gemachten  Wasser  gelöst.  Von  der  letzteren 
Lösung  habe  ich  je  2 Tropfen  2 Mäusen  unmittelbar  vor  der  Milzbrand- 
impfung  subkutan  durch  eine  Pravaz’sche  Spritze  injizirt  und  an- 
dererseits Kontrollimpfuug  bei  einer  Maus  gemacht.  Alle  drei  Mäuse 
starben  ohne  Unterschied  nach  2 Tagen  durch  Milzbrand. 

2.  Ich  habe  10  ccm  Hundeblutserum  im  Scheidetrichter  aufge- 
nommen und  2 Tropfen  kohlens.  Natron  zugesetzt,  darauf  10  ccm 


o g & t ft , 


598 

Aether  hinzugefügt  und  stark  geschüttelt.  Nach  der  Scheidung 
beider  Flüssigkeiten  habe  ich  die  ätherische  Lösung  gesondert  in  ein 
Uhrgias  gebracht  und  in  der  Luft  verdunsten  lassen.  Zu  der  zu- 
rückbleibenden Masse  habe  ich  1/8  ccm  Aq.  dest.  hinzugefügt,  gelöst 
und  filtrirt.  Von  dem  Filtrate  habe  ich  2 Mäusen  je  2 Tröpfen  und 
von  unter  Aether  gestandenem  Blute  2 Mäusen  je  1 Tropfen  subku- 
tan kurz  vor  der  Milzbrandimpfung  injizirt,  andererseits  auch  bei 
einer  Maus  Kontrollimpfung  gemacht.  Die  beiden  mit  Aetherextrakt 
injizirten  Mäuse  und  die  Kontrollmaus  gingen  nach  2 Tagen  durch 
Milzbrand  zu  Grunde,  während  die  mit  Blut  injizirten  gesund  blieben. 
Diese  Versuche  zeigen,  dass  jene  Substanz  durch  schwache  Alkalisi- 
rung  und  Aether  nicht  zerstört  wird  und  nicht  im  Aether  aufnehm- 
bar  ist. 

3)  Nach  weiteren  Misserfolgen  habe  ich  25  ccm  Hundeblutserum 
durch  200  ccm  absol.  Alkohol  gefällt,  24  Stunden  stehen  lassen,  dann 
vom  über  dem  Niederschlag  stehenden  Alkohol  einige  ccm 
im  Reagenzglase  aufgenommen  und  gleiche  Menge  Aether  hinzugefügt, 
wodurch  ein  weisser  Niederschlag  entstand.  Sodann  habe  ich  die 
Flüssigkeit  ins  ursprüngliche  Gefäss  zurückgegossen,  wieder  200  ccm 
Aether  neu  hinzugefügt  und  12  Stunden  stehen  lassen.  Dann  habe 
ich  abfiltrirt  und  den  Niederschlag  in  der  Luft  getrocknet  und  pul- 
vcrisirt.  Zu  der  pulverisirten  Masse  habe  ich  10  ccm  lauwarmes 
dest.  Wasser  zugesetzt  und  nach  fünfminutigem  Stehen  filtrirt. 

Vom  letzten  Filtrat  habe  ich  einerseits  je  3 Tropfen  2 Mäusen 
subkutan  kurz  vor  der  Milzbrandimpfung  injizirt  und  bei  einer  an- 
deren Maus  die  Kontrollimpfung  gemacht;  alle  3 Mäuse  starben  nach 
2 Tagen, 

Bei  der  Sektion  ergab  sich  mikroskopisch  die  sehr  auffallende 
Thatsache,  dass  bei  den  Mäusen,  welche  obiges  Filtrat  bekommen 
hatten,  weder  im  Blute,  noch  in  den  inneren  Organen  wie  Leber, 
Milz,  Nieren  u.  s.  w.  Milzbrandbacillen  zu  finden  waren,  während  bei 
dem  Kontrollthiere  im  Blute  und  in  den  inneren  Organen  massenhaft 
die  Milzbrandbacillen  enthalten  waren.  Daher  vermuthete  ich,  dass 
jene  wirksame  Substanz  in  dem  Filtrate  enthalten  sein  müsse,  wenn- 
gleich die  Versuchsmäuse  zu  Grunde  gingen. 

Andererseits  entstand  bei  dem  noch  übrigen  Filtrate  durch  Zu- 
satz von  absolutem  Alkohol  und  Aether  (100  ccm)  ein  voluminöser 
flockiger  Niederschlag.  Ich  habe  nach  klarem  Absetzen  desselben 
filtrirt  und  in  der  Luft  den  Niederschlag  getrocknet.  Da  derselbe 
zu  spärlich  war,  um  ihn  vom  Filtrirpapier  zu  lösen,  so  habe  ich  auf 
letzteres  direkt  6 ccm  Gemisch  von  Glycerin  und  Wasser  (aus 
gleichen  Theilen)  aufgegossen  und  filtrirt.  So  bekam  ich  ungefähr 
4 ccm  ganz  klares,  farbloses  Filtrat. 

Mit  dem  letzteren  Glycerinextrakt  (Filtrate)  habe  ich  verschie- 
dene Thierversuche  mit  Milzbrandimpfung  angestellt. 

Hier  sei  auch  noch  zu  merken,  dass  ich  zu  meinen  Versuchen 
stets  Milzbrandbacillen  aus  den  Organen  von  durch  Milzbrand  ge- 
storbenen Mäusen  benutzt  habe. 


üeber  die  bakterienfemdliche  Substanz  des  Blutes. 


599 


1.  Mäuse. 

a)  Als  ich  2 Mäusen  je  1 Tropfen  obigen  Glycerinextraktes 
doppelt  mit  dest.  Wasser  verdünnt  kurz  vor  der  Milzbrandimpfung 
subkutan  injizirte,  starb  eine  Maus  nach  2 Tagen,  während  die  an- 
dere gesund  blieb. 

Bei  der  Sektion  der  gestorbenen  Maus  fand  ich  nur  spärliche 
Milzbrandbacillen  in  den  inneren  Organen,  die  ein  bischen  kleiner  zu 
sein  scheinen,  ais  die  Milzbrandbacillen  in  den  Organen  der  Kontroll- 
mäuse. 

b)  2 Mäusen  wurde  je  lj2  Tropfen  obigen  Glycerinextrakts  mit 
Wasserverdünnt  kurz  vor  der  Milzbrandimpfung  subkutan  injizirt; 
beide  Mäuse  bleiben  gesund. 

c)  2 Mäusen  wurde  wieder  je  */2  Tropfen  Glycerinextrakts  kurz 
vor  der  Milzbrandimpfung  subkutan  injizirt.  Beide  bleiben  gesund, 
(Wiederholung  des  Versuchs  br)  Eine  dieser  Mäuse  warf  nach  12 
Stunden  ohne  schwere  Erkrankung  2 Stück  Junge  und  diese  blieben 
ebenfalls  gesund. 

d)  2 Mäusen  wurde  je  1/4  Tropfen  Glycerinextrakt  mit  Wasser 
verdünnt  kurz  vor  der  Milzbrandimpfung  subkutan  injizirt.  Es  starb 
eine  Maus  mit  Befund  wie  unter  a,  während  die  andere  gesund 
bleibt. 

Alle  Kontrollroäuse  zu  a,  b,  c,  d sind  nach  2 Tagen  durch 
Milzbrand  gestorben  und  ich  fand  sehr  reichliche  Milzbrandbacillen 
im  Blute  und  den  inneren  Organen. 

2.  Meerschweinchen. 

2 kleinen  Meerschweinchen  wurden  21/*  Tropfen  obigen  Glycerin- 
extrakts mit  Aq.  dest.  verdünnt  kurz  vor  Milzbrandimpfung  subkutan 
injizirt.  Es  erkrankte  ein  Meerschweinchen  1—2  Tage  nach  der 
Impfung,  erholte  sich  aber  wieder  und  jetzt  sind  beide  gesund. 

Bas  Kontrolimeerschweinchen , ebenso  klein  wie  die  Yersuchs- 
thiere,  ist  nach  2 Tagen  durch  ausgesprochenen  Milzbrand  zu  Grunde 
gegangen. 

Aus  obiger  Versuchsreihe  kanD  man  schhessen,  dass  die  gegen 
Milzbrand  immun  machende  Substanz  ira  Glycerinextrakt  enthalten 
ist  und  1/a  Tropfen  davon  bei  Mäuseu,  2,5  Tropfen  bei  Meerschwein- 
chen wirksam  sind. 

Auf  ganz  dieselbe  Weise  wie  das  Hundsblutserumglycerinextrakt 
wurde  ein  Extrakt  aus  dem  Hühnerblute  bereitet,  und  zwar  aus  20 
ccm  defibririrtcn  Blutes.  Die  Menge  des  Glycerinexiraktes  betrug 
3 ccm.  Damit  wurden  folgende  Versuche  mit  Mäuseseptikämiebacillen 

angestellt : 

1.  Mäuse. 

2 Mäusen  habe  ich  je.  1/i  Tropfen,  2 Mäusen  je  */2  Tropfen 
und  2 Mäusen  je  1 Tropfen  obigen  aus  Hühnerblut  bereiteten  Gly- 
cerinextrakts dicht  vor  Mäuseseptikämieimpfung  injizirt  und  anderer- 
seits eine  Kontroüimpfung  ohne  Glyeerinextraktinjektiou  gemacht. 
Es  starben  die  Mäuse,  welche  V4  und  1/s  Tropfen  Glyceriuextrakt 


600 


Ogata  , 


bekommen  katteD,  durch  Mäuseseptikämie  nach  3 Tagen,  während 
die  mit  1 Tropfen  behandelten  beiden  Mäuse  gesund  blieben. 

Die  beiden  Kontrollversuchsmäuse  gingen  ebenfalls  durch  Mäuse* 
septikämie  nach  3 Tagen  zu  Grunde. 

2.  Taube  n. 

2 Tauben  je  2 Tropfen  obigen  Glycerinextrakts  aus  Hühnerblut 
mit  Aq.  dest.  verdünnt  dicht  vor  Mäuseseptikämieimpfuug  subkutan 
injizirt,  und  andererseits  eine  Kontrollimpfung  ohne  solche  Injektion 
bei  einer  Taube  gemacht.  Beide  Tauben , die  Glycerinextrakt  be- 
kommen haben,  blieben  gesund,  während  die  Kontrolltaube  nach 
5 Tagen  durch  Mäuseseptikämie  zu  Grunde  ging. 

Daraus  geht  hervor,  dass  auch  im  Glycerinextrakt  aus  Hühner- 
biut  jene  gegen  Mäuseseptikämie  immunmachende  Substanz  enthalten 
ist,  und  zwar  ist  1 Tropfen  des  Extrakts  bei  Mäusen,  2 Tropfen  bei 
Tauben  wirksam. 

Weitere  Versuche  mit  Glycerinextrakt  (aus  Hunde- 
blutserum, Hühnerblut)  und  Hundeblutserum. 

1.  Liess  ich  1 Tropf.  Glycerinextrakt  aus  Hundeblut  auf  im  Reagenz- 
glase befindlichen  Stärkekleister  sowie  entalkoholtes  Fibrin  (bei  schwach- 
saurer  und  alkalischer  Reaktion  durch  Salzsäure  und  kohlensaures 
Natron)  einwirken , so  zeigte  derselbe  nach  1 Tage  weder  Pepton- 
noch  Zuckerreaktion. 

2.  Ich  habe  Glycerinextrakt  aus  Hundeblutserum  im  Wasserbade 
eine  Stunde  auf  45°  C erwärmt,  wie  ich  früher  bei  den  Milzbrand- 
versuchen1) das  Blutserum  des  Hundes  auf  dieselbe  Temperatur  brachte, 
und  2 Mäusen  je  0,5  Tropfen  dicht  vor  der  Milzbrandimpfung  sub- 
kutan iujizirt..  Beide  Mäuse  starben  ebenso  wie  das  Kontrollimpfungs- 
thier  nach  2 Tagen  durch  Milzbrand,  während  die  mit  nicht  erwärmtem 
Blutserum  injizirten  Mäuse  gesund  blieben. 

3.  2 Mäusen  habe  ich  1 Tropfen  Huudeblutserum,  dem  Karbol- 
säure im  Verhältniss  von  0,5°/ö  zugesetzt  war,  subkutan  kurz  vor  der 
Milzbrandimpfung  injizirt,  ferner  eine  Kontrollimpfung  gemacht,  alle 
Thiere  starben  durch  Milzbrand  nach  2 Tagen. 

4.  Als  ich  2 Mäusen  1 Tropfen  Hundeblutserum,  das  mit  Salz- 
säure bis  zur  schwachsauren  Reaktion  versetzt  war,  dicht  vor  der 
Milzbrandimpfung  subkutan  injizirte  und  andererseits  eine  Kontroll- 
impfung bei  einer  Maus  (ohne  Injektion)  machte,  starben  alle  drei 
nach  2 Tagen  durch  Milzbrand.  Ebenso  war  das  Blutserum,  durch 
das  2 Stunden  lang  C02  geleitet  war,  unwirksam,  als  ich  2 Mäusen 
0,5  Tropfen  dicht  vor  Milzbrandimpfung  subkutan  injizirte , während 
mit  kohlensaurem  Natron  schwach  alkalisch  gemachtes  Blutserum 
sich  wirksam  zeigte. 

5.  Obige  Glycerinextrakte  aus  Hundeblutserum  und  Hühnerblut 
wurden  mit  1 : 4 Aq.  dest.  verdünnt,  so  dass  also  der  Glyceringehalt 
beider  Extrakte  1 : 8 war.  In  diese  beiden  Flüssigkeiten  wurden  aus 


1)  Mittheiiungen  d.  med.  Fakultät  der  kaiserl.  jap.  Universität.  Bd.  1.  No.  4.  S.  343. 


Ueber  die  bakterienfeindliche  Substanz  des  Blutes. 


601 


einer  Nährgelatinekultur  Cholerabacillen  (Kommabacillen  v. 
Koch)  durch  eine  Platinöse  reichlich  übertragen,  durch  Umrühren  gut 
gemischt  und  unmittelbar  danach  Plattenkulturen  nach  Esmabch- 
scher  Methode  gemacht,  indem  ich  durch  eine  grosse  Platinöse  ein 
Tröpfchen  davon  auf  den  vorher  erwärmten  und  verflüssigten  Gelatine- 
nährböden übertrug.  Es  entwickelten  sich  nach  3 Tagen  unzähl- 
bare reichliche  Kolonieen  von  Cholerabacillen  in  beiden 
Plattenkulturen.  Als  ich  sodann  3 und  5 Stunden  nach  der  Bereitung 
obiger  Mischung  von  Cholerabacillen  wiederum  beide  Flüssigkeiten 
mit  Platindraht  stark  umrührte  und  auf  genau  dieselbe  Weise  wie 
oben  neue  Plattenkulturen  damit  anlegte,  entwickelte  sich  nur  eine 
einzige  Kolonie  von  Cholerabacillen  in  der  Plattenkultur 
aus  Hundeblutserumextrakt,  das  ich  nach  5 Stunden  genommen  hatte, 
während  die  beiden  nach  3 Stunden  gemachten  Kulturen  und  die 
nach  5 Stunden  aus  Hübnerblutextrakt  gemachten  steril  blieben. 

Obige  Glycerinextrakte  aus  Hundeblutserum  wurden  wieder  mit 
1:4  Aq.  dest.  verdünnt.  In  diese  Flüssigkeit  wurden  Typhus- 
bacille.n  reichlich  übertragen,  durch  Umrühren  gut  gemischt  und 
auf  genau  gleiche  Weise  wie  oben  Plattenkulturen  gemacht.  Es  ent- 
wickelten sich  reichliche  T y p h u s b a c i 1 1 e n k o 1 o r.  i e e n nur 
in  Plattenkultur,  die  ich  unmittelbar  nach  Uebertragung  von 
Typhusbacillen  anlegte,  während  nach  3 und  5 Stunden  gemachte 
Kulturen  ebenfalls  steril  blieben. 

Aus  diesen  Versuchen  schliesse  ich,  dass  jene 
Substanz,  welche  für  Milzbrand  und  Mäus  esep  tikämie 
empfängliche  Thiere  gegen  diese  Krankheiten  immun 
macht,  auf  ein  in  dem  Blute  immun  er  Thiere  enthaltenes 
Ferment  zurückzuführen  ist. 

Da  dieses  Ferment  auch  die  Eigenschaft  hat,  Cholera- 
b a c i 1 1 e n und  Typhusbacillen  in  ihrer  Entwickelung  zu  stören, 
so  ist  es  mir  wahrscheinlich,  dass  die  von  Fodor’)  gefundene  und 
von  Nuttall2),  Büchner8),  Voit  u.  a.  genauer  studirte  desin- 
fizirende  Wirkung  des  Blutes  auf  demselben  Stoffe  beruht. 

Wenn  ich  kurz  die  Eigenschaften  der  im  Blute  enthaltenen, 
immun  machenden  Substanz  (Ferment)  zusammenfasse,  so  sind  sie 
folgende: 

1.  Die  Substanz  ist  in  Wasser  und  Glycerin  leicht 
löslich,  dagegen  unlöslich  in  Alkohol  und  Aether. 
Durch  Zusatz  von  Alkohol  und  Aether  wird  sie  nicht 
zerstört. 

2.  Die  Wirksamkeit  wird  durch  schwache  Alkalien 
nicht,  wohl  aber  durch  wenige  Karbolsäure  und  Salz- 
säure ganz  aufgehobeD. 

3.  Sie  ist  unwirksam  bei  Gegenwart  von  Verdau- 
ungssäften, sowie  bei  Erwärmen  auf  45°  C. 

4.  Die  Substanz  hat  sowohl  immunisirende,  als 

) Archiv  für  Hygiene.  P*.  IV.  S 12ß. 

2)  Zeitschrift  für  Hygiene  B.  IV.  S 353. 

3)  Archiv  für  Hygiene.  B.  X.  S.  84 


602 


Gahrung. 


auch  desinfizirende  Eigenschaften  und  behält  durch 
den  Glycerin zusatz  ihre  Wirksamkeit  lange  Zeit  ohne 
merkbare  Veränderung. 

5.  Sie  zeigte  nicht  die  Eigenschaft,  das  Fibrin  in 
Pepton,  Stärkekleister  in  Zucker  zu  verwandeln. 

Ich  bereite  das  Ferment  in  folgender  Weise: 

Zu  einem  Theiie  Blut  oder  Blutserum  füge  ich  10 — 15  Theile 
eines  Gemisches  von  absolutem  Alkohol  und  Aether  (zu  gleichen 
Theileu),  lasse  es  1 — 2 Tage  stehen,  filtrire,  sammle  den  Niederschlag 
auf  Filtrirpapier  und  trockne  an  der  Luft.  Die  trockne  Masse  wird  im 
Mörser  pulverisirt  und  zu  derselben  lauwarmes  Wasser  oder  ein  Ge- 
misch von  Glycerin  und  Wasser  (zu  gleichen  Theilen)  in  halber 
Menge  des  Blutes  gefügt.  Nach  3—4  Minuten  langem  Stehenlassen  wird 
dann  rasch  durch  Leinwand  oder  ein  baumwollenes  Tuch  kollirt  und 
filtrirt  mittels  eines  Faltenfilters  oder  durch  Saug  Vorrichtung.  Zu  dem 
letzteren  Filtraten  setze  ich  wieder  die  lOfache  Menge  eines  Gemisches 
von  Alkohol  und  Aether,  lasse  es  einen  Tag  stehen,  fiitrire  den  Nieder- 
schlag und  trockne.  Die  trockne  Masse  wird  wieder  in  ,/4  Theile 
(der  ursprünglichen  Blutung)  Wasser  gelöst  und  filtrirt,  dann  s,/4 
Theil  Glycerin  hinzugefügt,  oder  in  '/2  Theile  Gemisch  von  Glycerin 
und  Wasser  gelöst  und  filtrirt.  Das  letztere  Glycerinextrakt  ist 
ebenso  wirksam  wie  das  frühere  aus  Euudeblutserum  und  Hühnerblut 
dargestellte.  Die  wirksame  Dosis  muss  aber  jedesmal  nach  der  Be- 
reitung bei  Versuchstieren  festgestellt  werden,  da  die  im  Blute 
enthaltene  Ferment  menge  je  nach  der  Bereitung  und  dem  Körper- 
zustuude  des  Thiers  verschieden  sein  kann. 

Tokio,  15.  März  1891. 


Referate. 


Jörgensen,  Alfred.  Zur  Analyse  der  obergährigen  Hefe 
in  Brauereien  und  Brennereien  nach  Hansen’s  Me- 
thode. (Zeitsehr.  f.  d.  ges.  Brauwesen.  München  1891.  No.  2.) 

Hansen  hat  bekanntlich  eine  Reihe  von  sehr  verschiedenen 
Charakteren  für  die  Saccharomyceten  gefunden,  vermittelst  welcher  es 
möglich  ist,  die  Arten  zu  beschreiben  und  die  Hefen  zu  aDalysiren. 
Hierzu  gehören  auch  die  Merkmale,  welche  er  für  Vegetationen  auf 
Nährgelatine  nachgewiesen  hat  (diese  Zeitschrift.  Bd.  II.  1887.  p.  118); 
ich  citire  speziell  diese  Arbeit,  weil  sie  gewöhnlich  übersehen  wird. 
Bei  der  Analyse  der  Brauereihefe  wird  in  der  Regel  zu  weitläufig 
werden,  diese  in  alle  ihre  einzelnen  Bestandteile  aufzulösen,  um 
eine  Reinkultur  jeder  Art  für  sich  darzustellen.  Hansen  hat  daher 
eine  Methode  mit  Hülfe  der  Sporenbildung  angegeben,  wodurch  man 
im  Stande  ist,  Mischungen  direkt  und  in  kurzer  Zeit  zu  untersuchen. 
Das  Prinzip  der  Methode  ist  dieses,  dass  die  wilden  Hefen  bei  ge- 
wissen Temperaturen  ihre  Sporen  früher  entwickeln,  als  die  Kultur- 


Gährung.  — Nitrifikation. 


603 


liefen  und  dass  der  anatomische  Bau  der  Sporen  dieser  zwei  Gruppen 
von  Hefen  gewöhnlich  deutlich  verschieden  ist.  Ref.  fand,  dass  diese 
für  die  Analyse  der  untergährigen  Hefe  allgemein  angewendete  Me- 
thode auch  für  die  obergährigen  Hefen  ohne  irgend  welche  Verände- 
rung zu  benutzen  ist.  Die  meisten  obergährigen  Kulturhefen  zeigen 
sich  dadurch  von  den  untergährigen  verschieden,  dass  sie  in  den  Gyps- 
blockkulturen  eine  viel  grössere  Menge  von  sporentragendeu  Zellen 
entwickeln.  Viele  dieser  Arten  geben  bei  25°  C Sporen  ungefähr 
zu  derselben  Zeit  wie  die  wilden  Hefen;  bei  15°  C kommt  dagegen 
die  Sporenbildung  später,  bei  einigen  Arten  bedeutend  später;  bei 
12°  C wird  der  Zeitunterschied  noch  grösser  sein.  Aber  selbst  in 
solchen  Fällen  oder  bei  solchen  Temperaturen,  wo  die  Zeitunterschiede 
sehr  gering  sind,  wird  der  Unterschied  im  anatomischen  Baue  der 
Sporen  Anhaltspunkte  zur  Bestimmung  etwaiger  Verunreinigungen 
durch  wilde  Hefen  geben  können.  Jörgensen  (Kopenhagen). 

Winogradsky,  Recherches  surles  organismesdelani- 
trif  ica'tiou.  IV.  (Annales  de Tlnstitut  Pasteur.  1891.  No.  2.  S.  92.) 

Während  Verf.  bisher  als  „Nitrom onas“  eine  einheitliche 
nitrifizirende  Bakterienart  bezeichnete,  hat  sich  derselbe  durch  Unter- 
suchungen verschiedenartigen  Materials  nunmehr  überzeugt,  dass  bei 
den  nitrifizirenden  Bakterien  wesentliche  morphologische  Differenzen 
Vorkommen,  weshalb  er  dieselben  jetzt  als  eine  physiologische  Gruppe 
unter  der  Bezeichnung  „Nitrobakterien“  zusammenfasst.  Das 
gemeinsame  Charakteristicum  ist  die  Oxydation  des  ammoniakalisehen 
Stickstoffs. 

Nachdem  alle  bisherigen  Isolirungsversuche  und  auch  das  Ver- 
dünnungsverfahren wenig  befriedigende  Resultate  geliefert  hatten,  ist 
es  Verf.  neuerdings  gelungen,  diese  Nitrobakterien  auf  festem 
Nährboden  zu  kultiviren.  Zunächst  wurde  versucht,  eine  für 
Nitrobakterien  geeignete  Nährgelatine  resp.  Nähragar  zu  konstruiren, 
Verf.  ging  dabei  von  der  Absicht  aus,  die  Ernährungsbedingungen 
für  Nitrobakterien  möglichst  zusagend,  für  andere  Arten  möglichst 
ungünstig  zu  machen;  er  wählte  als  Zusatz  nur  mineralische  Salze 
und  Ammonsulfat.  Der  Erfolg  war  ganz  unbefriedigend  ; die  Nitro- 
bakterien kamen  gar  nicht,  die  verunreinigenden  Arten  stark  zur 
Entwickelung.  Verf.  verwarf  deshalb  die  organischen  Substanzen 
bei  Konstruktion  des  festen  Nährbodens  und  ging  zu  Versuchen  mit 
dem  von  W.  Kühne  zu  diesem  Zweck  empfohlenen  Kieseisäurehydrat 
über.  Das  Verfahren  ist  folgendes : 

Käufliches  Wasserglas,  das  gewöhnlich  eine  dickliche  Konsistenz 
besitzt,  wird  mit  dem  3 fachen  Volum  Wasser  verdünnt.  100  ccm 
dieser  Flüssigkeit  werden  unter  Schütteln  mit  50  ccm  verdünnter 
Salzsäure  gemischt  und  in  einen  Dialysator  gegeben,  der  für  24  Stunden 
in  laufendem,  alsdann  2 Tage  in  oftmals  erneuertem  destillirtem 
Wasser  belassen  wird.  Die  Beendigung  der  Dialyse  erkennt  man 
an  dem  völligen  Klarbleiben  bei  Zusatz  von  Silbernitrat.  Nun  kann 
die  Lösung  durch  Kochen  sterilisirt  und  in  einem  mit  Watte  ver- 
schlossenen Kolben  aufbewahrt  werden.  Verf.  bemerkt,  es  sei  ganz 
unnöthig,  eine  Silicatlösung  von  bestimmtem  Gehalt  anzuwenden. 


604 


Nitrifikation. 


Dieselbe  müsse  nur  mit  entschieden  saurer  Reaktion  auf  den  Dialy- 
sator kommen  und  ferner  so  verdünnt  sein,  um  dortselbst  nicht  spontan 
zu  gerinnen. 

Ais  Mineralsalzlösung  wurde  angewendet: 

Ammonsulfat  0,4 
Magnesium sulfat  0,05 
Kaliumpbosphat  0,1 
Calciumchlorid  Spur 
Natriumkarbonat  0,6— 0,9 
Dest.  Wasser  100. 

Die  Sulfate  und  das  Calciumchlorid  einerseits,  andererseits  die 
Phosphate  und  Karbonate  werden  für  sich  gelöst  und  sterilisirt,  die 
Lösungen  nach  dem  Erkalten  gemischt. 

Zu  den  Kulturen  dienten  Glassthalen.  Zuerst  wird  die  Silicatiösung 
in  einem  Kolben  bis  etwa  auf  die  Hälfte  eingedampft,  bis  2— 3 Tropfen 
derselben  mit  einem  Tropfen  der  obigen  Salzlösung  binnen  5 Minuten  ge- 
latiniren.  In  10— 15  Minuten  muss  die  Probe  fest  genug  sein,  um  beim 
Darüberstreichen  nicht  zu  zerreissen.  Bei  diesem  Konzentrationsgrad 
unterbricht  man  das  Eindampfen,  vortheilt  die  Silicatlösung  mittelst  Pi- 
pette in  die  einzelnen  Schälchen  und  bewirkt  hier  durch  Zusatz  der  Salz- 
lösung das  Gelatiniren.  Die  Menge  der  letzteren  soll  je  nach  dem  ge- 
wünschten Festigkeitsgrad  die  Hälfte  oder  ein  Drittel  der  Silicatlösung 
betragen.  Beide  müssen  gut  gemischt  werden.  In  einigen  Minuten 
macht  sich  die  Gerinnung  durch  schwache  Opalescenz  bemerkbar. 

Die  Aussaat  wird  entweder  durch  Mischung  des  betreffenden 
Materials  mit  der  Salzlösung  vor  der  Erstarrung  bewerkstelligt,  oder 
mau  macht  fmpfstriche  auf  dem  fertigen  Nährboden.  Das  Natrium- 
karbonat kann  in  der  Salzlösung  auch  durch  Magnesiumkarbonat 
ersetzt  werden;  die  Durchsichtigkeit  leidet,  aber  da  rings  um  die 
Kolonieen  die  Körnchen  von  Magnesiumkarbonat  aufgelöst  werden, 
so  entsteht  ein  heiler  Hof,  welcher  die  Kolonieen  besonders  deutlich 
hervortreten  lässt. 

Die  tiefliegenden  Kolonieen  der  Nitrobakterien  in  diesem  Nährboden 
bleiben  sehr  klein,  die  oberflächlichen  entlang  der  Impfstriche  dagegen 
bilden  eine  weisse,  ziemlich  dicke  Kruste;  bei  schwacher  Vergrösse« 
rrtng  bieten  beide  Arten  von  Kolonieen  ein  sehr  charakteristisches 
Ansehen,  das  jede  Verwechslung  mit  anderen  ausschliesst,  abgesehen 
davon,  dass  andere  Arten  auf  diesem  Nährboden  zwar  gedeihen, 
jedoch  nur  kümmerlich,  indem  ihr  Waehsthum  bald  zum  Stillstand 
gelangt.  Die  Kolonieen  der  Nitrobakterien  dagegen  wachsen  zwar 
langsam,  aber  Wochen  hindurch. 

Als  Aussaat  zur  Gewinnung  der  Nitrobakterien  kann  direkt  Erue 
verwendet  werden.  Besser  ist  es  jedoch,  zuerst  in  einer  wässerigen 
Salzlösung  durch  eine  Spur  Erde  die  Nitrifikation  einzuleiten  und 
von  hier  aus  die  Uebertraguug  auf  den  festen  Nährboden  zu  be- 
werkstelligen. Dann  entstehen  fast  lauter  gleichartige  Kolonieen. 
Zum  Beweise,  dass  es  Nitratbildner  sind,  braucht  man  nur  ein  kleines 
Stück  des  Nährbodens  zur  Salpetersäurereaktion  mit  Diphenylamin 
zu  verwenden,  welche  stets  kräftig  ausfällt. 


Allgemeines  über  pathogene  Mikroorganismen. 


605 


Die  morphologischen  Verhältnisse  der  Nitrobakterien  will  Verf, 
in  einer  nächsten  Mittheilung  schildern.  [Ref.  hatte  Gelegenheit,  die 
oben  geschilderten  Kulturen  der  „Nitrobakterieu“  durch  den  Herrn 
Verfasser  demonstrirt  zu  erhalten  und  sich  von  der  kräftigen  Nitrat- 
Reaktion  zu  überzeugen.]  Büchner  (München). 

Baumgarten,  P.,  Jahresbericht  über  die  Fortschritte  in 
in  der  Lehre  von  den  pathogenen  Mikroorganismen 
umfassend  Bakterien,  Pilze  und  Protozoen.  Unter  Mit- 
wirkung von  Fachgenossen  bearbeitet  und  herausgegeben.  Jahr- 
gang V.  1889.  8°.  632  p.  Braunschweig  (H.  Bruhn)  1890. 

Wie  ein  alter  lieber  Bekannter  und  ein  unentbehrlicher  treuer 
Mitarbeiter  erscheint  der  B.’sche  Jahresbericht  dem  Bakteriologen  von 
Fach;  hat  er  auch  die  Mehrzahl  der  besprochenen  Arbeiten,  sei  es 
im  Originale,  sei  es  in  Referaten,  schon  irn  Laufe  des  Jahres  ken- 
nen gelernt,  die  systematische  Zusammenfassung  derselben,  ihre  Zu- 
sammenstellung nach  bestimmten  Gesichtspunkten,  wie  er  sie  in  dem 
Jahresbericht  findet,  ist  für  ihn  doch  von  unschätzbarem  Werthe. 
Beim  litterarischen  Arbeiten  erleichtert  er  die  Aufsuchung  des  Quel- 
lenmaterials  in  hohem  Grade;  beim  Experimentiren  bewahrt  er  durch 
Aufzeigung  des  schon  Gefundenen  davor,  alte  Funde  noch  einmal  zu 
machen  und  in  dem  Ueberschauen  des  Geleisteten  treten  die  Lücken 
in  unserem  Wissen  deutlicher  hervor,  die  auszufüilen  durch  weitere 
Forschung  ein  dankbares  Unternehmen  ist.  So  wirkt  das  Werk  nach 
mehr  als  einer  Richtung  hin  förderlich.  Der  neue  Jahrgang  ist, 
wie  der  vorige,  nicht  ein  W:erk  des  Herausgebers  allein,  es  würde 
auch  die  Kraft  und  — die  Geduld  eines  einzigen  Arbeiters  über- 
steigen, aile  diese  Referate  zu  verfassen.  B.  hat  es  verstanden,  nicht 
nur  seine  alten  Mitarbeiter  sich  vollzählig  zu  erhalten  — nur  einen 
vermissen  wir  schmerzlich , den  durch  die  Influenza  dahingerafften 
Dr.  Hildebrandt- Königsberg  — sondern  noch  19  neue  hinzuzu- 
gewinnen,  darunter  Gelehrte  ersten  Ranges,  eine  Zierde  seines  Werks 
und  der  bakteriologischen  Wissenschaft. 

Der  Uruiang  des  Werks  zeigt  wieder  eine  erfreuliche  Zunahme 
gegen  das  vorige  Jahr,  ein  beredtes  Zeichen  für  den  unermüdlichen 
Fleiss  der  Forscher.  Nicht  weniger  als  1017  Arbeiten  finden  wir 
besprochen.  Die  Eintbeilung  des  Stofi's  ist  die  frühere,  die  sich 
offenbar  bewährt  hat.  Ein  vorzügliches  Namen-  und  Sachregister 
erleichtert  die  Auffindung  des  besprochenen  Stoffes. 

Höchst  erfreulich  ist  die  Ankündigung,  dass  der  6.  Jahrgang 
— 1890  — in  Arbeit  ist  und  in  kürzester  Frist  erscheinen  wird. 
An  zahlreichen  Freunden,  die  seiner  Ankunft  mit  Ungeduld  entgegen- 
sehen,  wird  es  ihm  nicht  fehlen,  ebenso  wenig  wie  dem  5.  Jahrgang, 
dem  wir  die  günstigste  Prognose  mit  auf  den  Weg  geben  können. 

Dürfen  wir  an  den  mit  Arbeit  überhäuften  Herausgeber  eine 
Bitte  richten,  so  ist  es  die,  über  die  ersten  fünf  Jahrgänge  ein  zu- 
sammenfassendes Inhaltsverzeichniss  herausgeben  zu  wollen.  Eine  der- 
artige Arbeit  ist  ja  trocken  und  mühsam  und  ihm  kaum  zuzumuthen, 
aber  sie  würde  gewiss  ein  vielseitig  empfundenes  Bedürfniss  befriedigen. 

M.  Kirchner  (Hannover). 


G06 


Variabilität  pathogener  Organismen.  (Hog-Cholera.) 


Smith,  Theobald,  Observation  s on  tbe  variability  of 
disease  germs.  (The  New  York  Medical  Journal,  i.  Nov. 
1890.) 

Verl,  bringt  die  auf  das  Thema  bezüglichen  Probleme  in  drei 
Gruppen:  1)  Veränderlichkeit  einer  bestimmten  Art,  welche  absicht- 
lich im  Laboratorium  durch  verschiedene  Bedingungen  herbeigeführt 
wird.  Dieselben  sind  charakterisirt  durch  Untersuchungen,  wie  die- 
jenigen Pasteur’ s über  Impfungen  mit  Anthrax  etc.  2)  Die  beobachtete 
Veränderung  einer  bestimmten  Art  in  der  Natur.  Hierunter  rechuet 
der  Verf.  die  von  ihm  beobachteten  Verschiedenheiten  der  Virulenz 
von  Schweineseuchebakterien  bei  verschiedenen  Seuchen.  3)  Die  Be- 
ziehungen derjenigen  Bakterien  unter  einander,  welche  sich  zwar  mit 
uusern  gegenwärtigen  Hilfsmitteln  nicht  unterscheiden  lassen,  aber 
bei  verschiedenen  Arten  von  Thieren  Krankheiten  erzeugen. 

Die  Beobachtungen  des  Verf.’s  beziehen  sich  im  Wesentlichen 
auf  die  Organismen  einer  Form  der  Schweineseuche  (Hog-cholera). 
Vor  einigen  Jahren  hatte  der  Verf.  bereits  eine  Varietät  der  Orga- 
nismen der  Schweineseuche  beschrieben,  welche  die  seltenere  Eigen- 
schaft besassen,  auf  der  Oberfläche  flüssiger  Nährmedien  bald  eine 
Haut  zu  bilden,  was  die  im  Jahre  1885  vom  Verf.  gefundenen  Or- 
ganismen der  Schweineseuche  nicht  thaten.  Im  Jahre  1889  kam  eine 
Seuche  zur  Beobachtung  des  Verf.’s,  bei  welcher  er  einen  noch  mehr 
vom  Typus  abweichenden  Bacillus  erhielt.  Diesen  nennt  er  Bacillus  ß, 
um  ihn  von  dem  im  Jahre  1885  von  ihm  gefundenen  als  Bacillus  o 
bezeichneten  Typus  der  Art  zu  unterscheiden.  Ausdrücklich  wird 
hervorgehoben,  dass  diese  Bacillen  nichts  mit  den  Organismen  der 
eigentlichen  Schweineseuche  (Swine-plague)  zu  thun  haben,  sondern 
von  jenen  völlig  verschieden  sind. 

Der  Unterschied  zwischen  dem  B a c i 1 1 u s u und  dem  B a c i 1 1 u s ß 
ist  im  Allgemeinen  dadurch  gekennzeichnet,  dass  der  letztere  mehr 
saprophytische  Eigenschaften  besitzt,  als  der  erstere.  Auf  Gelatine- 
platten wächst  ß rascher,  seine  Kolonieen,  in  der  Tiefe  sowohl  als 
an  der  Oberfläche,  erreichen  grössere  Dimensionen  und  in  alkalischer 
Peptonhouillon  bewirkt  er  eine  starke  Trübung,  während  a dieselbe 
kaum  nennenswerth  trübt.  Auf  Thiere  übt  a eine  viel  heftigere 
Wirkung  aus ; die  mit  ihm  geimpften  gehen  in  der  Regel  zu  Grunde, 
während  die  mit  ß geimpften  zwar  erkranken,  aber  nach  einer  Woche 
wieder  gesund  werden,  auch  mussten  von  dem  letzteren  viel  grössere 
Mengen  der  Kultur  injizirt  werden.  Bei  dieser  verschiedenen  Wirkung 
musste  natürlich  die  Frage  sich  aufdrängen,  ob  es  sich  bei  dem  Ba- 
cillus ß auch  wirklich  um  Hog-cholera  handelte,  oder  um  eine  andere 
Krankheit.  An  dem  Schwein,  von  welchem  der  letztere  Bacillus  er- 
halten war,  hatten  sich  dieselben  Symptome,  wie  bei  der  gewöhnlichen 
Hog-cholera  gezeigt.  Eine  Anzahl  Experimente,  deren  nähere  Ausführung 
nicht  beschrieben  wird,  zeigten  jedoch,  dass  es  sich  thatsächlich  nur 
um  eine  weniger  virulente  Form  der  Hog-cholera  handelte.  1)  Wenn 
der  Bacillus  a durch  Hitze  so  abgeseh wacht  wurde,  dass  er  eine  lang- 
samer verlaufende  Krankheit  erzeugte,  so  wurden  dieselben  Verletz- 
ungen durch  ihn  erzeugt,  wie  durch  den  Bacillus  ß.  2)  Wenn  die 
durch  « hervorgerufene  Erkrankung  dadurch  zu  einer  langsamer 


Gifrv?irfcuug  destill  Wassers  (Pfianzenkrankheiten).  — Bakterien  im  Wasser.  ß07 


verlaufenden  gemacht  wurde,  dass  die  Empfänglichkeit  durch 
vorherige  Impfung  mit  ß verringert  wurde,  fanden  sich  die  gleichen 
Veränderungen  in  den  Eingeweiden.  3)  Durch  eine  Reihe  von  Ver- 
suchen wurde  festgestellt,  dass  eine  zweimalige  Impfung  mit  Ba- 
cillus ß Immunität  gegen  Bacillus  a erzeugte. 

Auf  diese  Tendenz,  zu  variiren,  führt  der  Verf.  die  Missverständ- 
nisse zwischen  Forschern  verschiedener  Gebiete  eines  Landes  zurück , 
der  eine  mag  diese  und  der  andere  jene  Varietät  finden.  Noch 
schwieriger  gestalten  sich  dann  die  Fälle,  in  denen  das  Thierexpe- 
riment  im  Stich  lässt,  wie  beim  Typhusbacillus,  welcher  beim  Menschen 
ähnliche  Veränderungen  in  den  inneren  Organen  herbeigeführt,  wie 
der  Bacillus  ß bei  Schweinen.  Diesem  letzteren  werden  übrigens  vom 
Yerf.  sehr  nahe  Beziehungen  zu  dem  allgemein  verbreiteten  Bewohner 
des  Darmkanals,  Bacillus  coli  commune  zugeschrieben,  er  soll 
in  der  Mitte  zwischen  dem  letzteren  und  dem  Bacillus  a stehen. 

Migula  (Karlsruhe). 

Loew,  0.,  Ueber  die  Giftwirkung  des  destillirten  Was- 
sers. (Landwirthschaftliche  Jahrbücher.  Bd.  XX.  1891.  p.  235.) 

Die  von  C.  Asch  off  (vergl.  Landwirth.  Jahrbücher.  1890.  p. 
115)  mitgetheilte  Angabe,  dass  sich  Phaseolus  vulgaris  in 
Nährstofflösungen,  die  durch  Auflösen  der  betreffenden  Nährsalze  in 
reinem  destillirten  Wasser  hergestellt  sind,  in  gesunder  Weise  nicht 
entwickelt,  sondern  dass  die  Pflanze  durch  das  noch  nicht  näher  be- 
kannte sogenannte  „Gift“  des  destillirten  Wassers  frühzeitig  zu  Grunde 
geht,  findet  nach  Verf.,  mit  Berücksichtigung  früherer  Untersuchungen 
von  Nägeli,  wahrscheinlich  darin  seine  Erklärung,  dass  es  Spuren 
von  Kupfer  in  dem  destillirten  Wasser  sind,  die  ursprünglich  aus  den 
kupfernen  Destillationsgefässen  stammen,  welche  diese  Giftwirkung  auch 
auf  Phaseolus  ausüben,  da  nach  den  Untersuchungen  von  Nägeli 
schon  ein  Zehnmillionstel  eines  Kupfersalzes  ira  Kulturwasser  hin- 
reicht, um  Spirogyren  nach  1 bis  2 Tagen  zu  tödten.  Da  bei  In- 
fusorien auch  das  nochmals  aus  Glasgefässen  destillirte  Wasser  tödtlich 
wirkt,  so  dürfte  nach  Verf.  hier  der  Grund  in  der  Entziehung  von 
Nährsalz  en  zu  suchen  sein,  welche  das  destillirte  Wasser  im  Gegen- 
satz zu  dem  kalkhaltigen  Quellwasser  begünstigt.  Otto  (Berlin). 

Lortet  et  Despeigues,  Recherches  sur  les  microbes  patho- 
genes des  eaux  po tables  distribu6es  ä la  villede 
Lyon.  (Rev.  d’hvgiäne.  T.  XII.  1890.  Nr.  5.) 

Das  Rhonewasser,  mit  welchem  die  Wasserleitung  von  Lyon  ge- 
speist wird,  wird  vor  dein  Eintritt  in  dieselbe  durch  aufsteigende 
Filtration  gereinigt,  in  grossen  Gallerieen,  die  am  rechten  Ufer  der 
Rhone  in  dem  dort  von  dem  Fluss  angetriebenen  Kies  ausgegraben 
sind.  Nach  den  Untersuchungen  von  Arloing  und  Chauveau 
enthält  das  Rhonewasser  vor  der  Filtration  mindestens  51 000  Keime 
im  Liter,  das  der  Wasserleitung  dagegen  nur  7000.  Die  Verfl.  haben 
mit  diesen  Keimen  Impfversuche  angestellt,  die  zu  bemerkenswerthen 
Ergebnissen  geführt  haben.  Chamber! and’ sehe  Kaolinfilter,  die 
sie  an  Zapfstellen  befestigten,  bedeckten  sich  in  wenigen  Tagen  mit 

89  * 


608 


Bakterien  im  Wasser. 


einer  dichten  Schicht  schmierigen  Schlammes,  der  sehr  zäh  und  von 
starkem  Eisengehalt  gelbbraun  gefärbt  war.  Derselbe  wimmelte  von 
Bakterien.  Die  Verff.  schwemmten  diesen  Schlamm  in  sterilisirtem 
Wasser  auf  und  injizirten  Meerschweinchen  1 g dieser  Mischung  auf 
100  g des  Versuchstieres  unter  die  Haut.  Die  Thiere  gingen  der 
Mehrzahl  nach  in  kürzester  Frist  zu  Grunde  und  zeigten  bei  der  Ob- 
duktion Ergüsse  ins  Bauchfell  und  die  Brusthöhle  und  fast  stets 
Leber-  und  Lungeninfarkte.  Uebertragung  von  Blut,  das  von  Mikro- 
organismen wimmelte,  auf  andere  Thiere  wirkte  septisch.  In  einem 
Fall  entstand  an  der  Impfstelle  eine  maligne  Neubildung,  welche 
den  Tod  in  wenigen  Wochen  herbeiführte.  In  einer  anderen  Ver- 
suchsreihe entstanden  durch  die  Impfung  Geschwüre  an  den 

Peyer’ sehen  Haufen  und  soiitären  Follikeln  des  Darrns,  die  mit' 
typhösen  Veränderungen  die  grösste  Aehnlichkeit  hatten  und  den 
Tod  der  Versuchstiere  in  durchschnittlich  2 Tagen  veranlassten. 
Vom  Magen  aus  wirkte  der  Filterschlamm  nicht  pathogen. 

Aber  nicht  nur  in  den  Cham,  b erl  an  d’schen  Filtern,  sondern  auch 
auf  den  Wänden  und  am  Boden  der  grossen  Filtergallerieen  fanden 
die  Verff.  unzählige  pathogene  Mikroorganismen,  durch  deren  Ver- 
impfung sie  schnelltödtliche  Scptikämie-Abscesse  an  der  Impfstelle, 
Pyämie  mit  Leberabscessen,  Lur.genabscesse  u.  s.  w.  erzeugen  konnten. 
Auf  Grund  dieser  Beobachtung  werfen  die  Verff.  die  Frage  auf,  ob 
nicht  die  z.  B.  in  Zürich,  Berlin  u.  a.  a.  0.  eingeführte  absteigende 
Filtration,  bei  der  die  obersten  Schichten  des  tütrirenden  Sandes  von 
Zeit  zu  Zeit  abgehoben  und  gereinigt  weiden  können,  der  aufsteigen- 
den Filtration,  bei  welcher  die  Filterschicht  in  ihrer  ganzen  Dicke 
infizirt  wird , vorzuziehen  sei.  Diese  in  der  Filterschicht  sich  an- 
siedelnden Bakterien  erscheinen  ihnen  besonders  gefährlich  zu  Zeiten, 
wo  die  Filtration  aus  irgend  einem  Grunde  beschleunigt  werden  muss, 
wo  dann  das  Wasser  durch  den  mitgerisssenen  Kies  trübe  und,  wie 
die  Eifahrung  zeigt,  auch  bakterienreicher  wird. 

Bekanntlich  nimmt  der  Bakteriengehalt  fliessenden  Wassers  all- 
mählich ab,  hauptsächlich  dadurch,  dass  die  Bakterien  sich  zu  Boden 
senken.  Die  Bakterien  aber  gehen,  wie  die  Verff.  des  Weiteren  ge- 
zeigt haben,  selbst  in  grossen  Tiefen  nicht  zu  Grunde,  sondern  be- 
wahren ihre  Infektiosität.  Sie  Messen  sich  Schlamm  aus  dem  Genfer- 
see  schicken,  der  aus  Tiefen  von  40 — 50  m entnommen  war  und 
machten  damit  Impfversuche.  Die  Thiere  gingen  in  40—48  Stunden 
au  malignem  Oedem  zu  Grunde.  In  einigen  Fällen  entstanden  nur 
lokale  Abseesse.  Diese  Thatsache,  dass  der  Boden  des  Genfersees 
mehrere  km  vom  Ufer  entfernt  in  so  beträchtlichen  Tiefen  Bakterien 
von  solcher  Infektiosität  enthält,  scheint  den  Verff.  die  bekannte  Be- 
obachtung zu  erklären,  dass  Trockenlegung  von  Seeufern  so  häufig 
Krankheiten,  namentlich  Malaria,  nach  sich  zieht. 

Diese  theoretisch  sehr  interessanten  Untersuchungen  der  Verff. 
haben  für  die  Praxis  wohl  keine  weitere  Bedeutung,  als  dass  sie  die 
schon  bekannte  Noth Wendigkeit  bestätigen,  die  Filtration  nicht  über 
ein  bestimmtes  Maass  zu  steigern.  Die  von  ihnen  geäusserte  Ansicht 
von  den  Nachtheilen  der  aufsteigenden  Filtration  erscheint  beachtens- 
wert!). M.  Kirchner  (Hannover). 


Bakterien  im  Wasser.  — Cholerabacillen  im  Kothe. 


609 


Gf6r6,  Contribution  ä 1 ’ 6 1 u il e des  eaux  d’Alger.  (Annales 
de  1’Institut  Pasteur.  1891.  No.  2.  S.  79.) 

Der  Abdominaltyphus  ist  endemisch  in  Algier  und  tritt  alljähr- 
lich im  August,  September  und  Oktober  in  ziemlicher  Ausdehnung 
und  Intensität  dort  auf.  Verf.  gibt  eine  Beschreibung  der  Wasser- 
bezugsquellen, bei  denen  er  schon  durch  Chlorbestimmuugen  eine 
während  des  Laufes  eintretende  Verunreinigung  konstatiren  konnte. 

Bakteriologisch  sollte  nach  dem  B.  coli  commune  und  Ty- 
phusbacillus gefahndet  werden  und  zwar  nicht,  wie  gewöhnlich,  mit 
Verwendung  kleiner  Wasserproben,  sondern  mit  möglichst  grossen 
Mengen.  Das  Verfahren  ist  folgendes:  In  einen  Messkolben  zu  1 1 
kommen  100  ccm  neutrale,  sterile  Rindsbouillon,  50  ccm  neutrale, 
sterile,  10  prozent.  Peptonlösung  und  600 — 700  ccm  des  zu  unter- 
suchenden Wassers;  ferner  20  ccm  einer  5 prozent.  Lösung  von  reiner 
Karbolsäure;  schliesslich  wird  mit  dem  zu  untersuchenden  Wasser 
bis  zur  Marke  aufgefüllt.  Im  Liter  sind  dann  1 g Karbolsäure  und 
830  ccm  des  zu  prüfenden  Wassers.  Das  Ganze  wird  in  10  sterile, 
mit  Watte  verschlossene  Kolben  vertheilt  und  bei  32 — 36 0 (nicht 
darüber!)  kultivirt. 

Falls  eine  der  beiden  erwähnten  Arten  zugegen  ist,  tritt  Trübung 
ein  — um  so  früher,  je  grösser  die  Verunreinigung  — gewöhnlich 
zwischen  15 — 20  Stunden , bei  sehr  geringer  Verunreinigung  erst 
gegen  die  30.  Stunde.  Nach  deutlich  eingetretener  Trübung  wird 
eine  Platinöse  voll  in  gewöhnliche  sterile  Bouillon  übertragen,  wobei 
man  oft  bereits  eine  Reinkultur  des  B.  coli  commune  oder  Ty- 
phusbacillus oder  von  beiden  gemischt  erhält.  Um  sicher  zu  Rein- 
kulturen zu  gelangen,  empfiehlt  sich  2 — 3 malige  wiederholte  Aus- 
saat in  die  obige  karbolisirte  Bouillon. 

Mit  diesem  Verfahren  wurde  in  allen  Trinkwässern  von  Algier 
B.  coli  commune  nachgewiesen,  was  Verf.  auf  Verunreinigung 
durch  Fäkalien  bezieht.  In  zwei  Fällen  gelang  auch  der  Nachweis 
des  Typhusbacillus.  Ueber  den  genauen  Gehalt  der  betreffenden 
Wasserproben  an  Keimen  konnte  bei  Anwendung  der  beschriebenen 
Methode  natürlich  nichts  ermittelt  werden,  doch  hält  Verf.  dies  vom 
hygienischen  Standpunkt  aus  für  irrelevant,  da  der  Nachweis  der 
Verunreinigung  zur  Verurtheilung  des  Wassers  genüge. 

Büchner  (München). 

Kaupe.  Untersuchungen  über  die  Lebensdauer  der 
Cholerabacillen  im  menschlichen  Koth.  [Aus  der 
hygien.  Untersuchungsstelle  des  X.  Armeekorps  zu  Hannover.] 
(Zeitschrift  für  Hygiene.  Bd.  IX.  Heft  3.)  * 

Verf.  vermengte  nicht  sterile  Fäees  mit  Bouillonkulturen  von 
Cholerabacillen.  Die  Reaktion  dieses  künstlichen  Cholerastubles  war 
in  allen  Fällen  sauer.  Die  Proben  wurden  bei  einer  Temperatur  von 
12 — 15 0 C gehalten. 

Nach  24  Stunden  waren  in  den  Fäcesmischungen  keine  ent- 
wickelungsfähigen Cholerakeime  mehr  nachzuweisen. 

Für  das  schnelle  Abstebern  der  Cholerabacillen  macht  Verf, 
hauptsächlich  die  sauere  Reaktiou  der  Fäees  verantwortlich. 


610 


Sommardiarruöe.  — Tesastieber  ( Tliierkrankheiten). 


Bei  Vermengung  von  Cholerabacülenkuituren  mit  sterilen  Fäces 
konnten  erst  nach  11  Tagen  keine  Cholerabacülen  mehr  nachgewieseii 
werden. 

Hierfür  sucht  Veri'.  die  Ursache  hauptsächlich  darin,  dass  durch 
das  Sterilisiren  die  Wirkung  der  in  den  nicht  sterilisirten  Fäces  ent- 
haltenen Saprophyten  aufgehoben  war. 

Als  praktische  Folgerung  will  Verf.  aus  seinen  Untersuchungen 
entnehmen , dass  nach  Ablauf  von  4 Tagen  eine  Infektionsgefahr 
durch  Koth  so  gut  wie  ausgeschlossen  ist.  Dittrich  (Prag). 


Toißkins,  H.,  Report  of  the  inquiry  into  the  etioiogy 
o f sunimer  d i a r r h o e a.  (Recent  reports  to  the  scientific 
grants  commitee  of  the  British  med.  Association  1891.) 

Veranlassung  zu  der  folgenden  Untersuchung  bot  das  mehr- 
malige Auftreten  von  Epidemieen  von  Sommerdiarrhöe  in  der  Stadt 
Leicester,  welche  vermuthen  liess,  dass  das  Krankheitsageus  ent- 
weder im  Boden,  dem  Wasser  oder  der  Luft  gelegen  sei.  T.  richtete 
das  Hauptaugenmerk  bei  seinen  bakteriologischen  Untersuchungen 
auf  die  Luft,  und  fand,  dass  dieselbe  (Sommer  1886)  2 — 3 mal  so  viel 
Mikroben  und  Sporen  enthielt,  als  sonst.  In  den  von  der  Krankheit 
am  stärksten  befallenen  Stadttneilen  war  die  Zahl  der  Mikroorga- 
nismen der  Luft  oft  4 mal  so  gross,  als  in  deu  minder  betroffenen. 
Dieselben  zeichneten  sich  durch  rasches  Wachsthum  und  rapide  Ver- 
flüssigung der  Nährgelatine  aus.  Im  Sommer  1888  trat  die  Epidemie 
in  milderer  Form  auf,  dem  entsprechend  war  auch  die  Luft  ärmer 
an  Keimen.  Aehnliche  Resultate  ergab  die  Untersuchung  des  Bo- 
dens. Bei  der  Züchtung  von  Mikroorganismen  aus  den  Eingeweidea 
von  an  Sommerdiarrhoe  Verstorbenen  Hessen  sich  mehrere  Arten  ge- 
winnen, welche  sich  sämmtlich  durch  rasches  Wachsthum,  Verflüssi- 
gung der  Gelatine  und  einen  auffällig  üblen  Geruch  der  Kulturen 
auszeichneten,  welch  letzteres  übrigens  auch  den  aus  der  Luft  und 
dem  Boden  gezüchteten  Mikroorganismen  eigentümlich  war.  Als  be- 
sonders  günstiger  Nährboden  erwies  sich  Milch.  Verf.  glaubt  diesen 
Befunden  vor  der  Hand  keine  besondere  Bedeutung  beimessen  zu 
dürfen,  bevor  es  ihm  nicht  gelungen  sein  würde,  einen  oder  mehrere 
bestimmte  Mikroorganismen  oder  ihre  Stoflwechselprodukte  als  eigent- 
liche Erreger  der  Sommerdiarrhoe  zu  erkennen. 

L i in  b e c k (Prag). 

Smith,  TLieohald,  Preliminary  observation s on  the  rai° 
croorganism  of  Texas  fever.  (Philadelphia  Med.  News. 
1889.  21.  Decemb.  Sonderabdr.) 

Verf.  hatte  1886  und  1888  verschiedene  Orgaue  von  an  ent- 
fernteren Orten  an  Texastieber  zu  Grunde  gegangenen  Rindern  unter- 
sucht und  es  war  ihm  nicht  gelungen  — entgegen  deu  positiven 
Resultaten  Billings1  und  Anderer  — einen  spezifischen  Mikroor- 
ganismus zu  isoüren.  Nur  einmal  konnte  mikroskopisch  in  den 
rothen  Blutkörperchen  das  Vorhandensein  kokkeuähnlicher  Formen 
konstatirt  werden. 


Texasfieber.  — Iafiueuza. 


61! 


Iai  Spätsommer  1889  erkrankte  eine  Anzahl  einheimischer  Rinder 
an  südlicher  Rinderseuche,  welche  gegen  Ende  Juni  gleichzeitig  mit 
anderen  aus  Nordkarolina  zugeführten  Rindern  in  einem  kleinen 
eingehegten  Weideplatz  der  Versuchsstation  des  Bureau  of  Animal 
Industry  in  Washington  untergebraeht  worden  waren.  Bis  Ende 
Oktober  erlagen  19  einheimische  Tkiere  der  Krankheit,  während  die 
aus  dem  Süden  stammenden  verschont  blieben.  Die  Krankheit  ver- 
breitete sich  nicht  über  das  Gehege  hinaus. 

Mit  diesem  in  der  nächsten  Nähe  des  Laboratoriums  zur  Ver- 
fügung stehenden  Materiale  nahm  Verf.  seine  Untersuchungen  wieder 
auf  und  konnte  die  intragiobulären  Körperchen,  die  sieb  als  nicht 
kultivirbar  erwiesen,  diesmal  in  allen  tödtlich  verlaufenen  Fällen  von 
Texasfieber  beobachten.  Am  häufigsten  und  in  der  Regel  kommen 
diese  Körperchen  in  Milz  und  Leber,  seltener  im  zirkulirenden 
Blute  vor  und  stellen  sich  als  runde,  farblose,  mit  wässerigen  Anilin- 
farben gut  tingirbare  Gebilde  dar,  die  innerhalb  des  rothen  Blut- 
körperchens etwas  exzentrisch  gelagert  und  einzeln,  gewöhnlich  zu 
zweien,  sehr  selten  zu  dreien  daselbst  vorhanden  sind.  Bei  den 
paarweise  verkommenden  Körperchen  herrschen  ovale  Formen  vor, 
die  auf  Theilungsvorgänge  hindeuten  mögen.  Uebertragungsversuche 
auf  Kaninchen  blieben  erfolglos,  Kral  (Prag). 

Fischel,  Friedrich,  Eine  bakteriologisch  - ex perimen teile 
Studie  über  Influenza.  (Zeitschr.  f.  Heilkunde.  Bd.  XII.  1891.) 

Verf.  entnahm  unter  den  üblichen  Kautelen  6 an  Influenza 
ohne  Prodromalsymptome  unter  schweren  nervösen  Erscheinungen 
erkrankten  Individuen  frühestens  3/4— 2 Stunden  nach  Eintritt  des 
Schüttelfrostes,  mit  welchem  die  Erkrankung  begann  (dreimal  noch 
während  des  Frostes),  von  der  Volarfläche  der  Vorderarmes  Blutproben, 
die  er  in  allen  Fällen,  mit  wässerigen  Anilinfarben  gefärbt,  mikrosko- 
pisch und  in  zwei  Fällen  mittelst  des  Kulturverfahrens  untersuchte. 

In  jedem  dieser  beiden  Fälle  wurden  zwei  durch  ihr  kulturelles 
Verbalteu  und  ihr  Verhalten  im  Thierkörper  sich  von  einander  und 
von  den  bisher  beschriebenen  Mikroorganismen  unterscheidende  Kokken 
nachgewiesen.  Die  mikroskopischen  Befunde  der  übrigen  vier  Blut- 
proben ergaben  ebenfalls  Kokken.  Die  Mikroorganismen  bezeichnet 
der  Autor  mit  I und  II. 

Der  Mikroorganismus!  bildet  isodiametrischeZellen  von  0,75— 1/s  (t 
Durchmesser.  Die  Kokken  sind  häufig  zu  zweien  gelagert,  doch  auch 
einzeln  und  zu  grösseren  Verbänden  angeorduet.  Nach  Gram  werden 
die  Mikroorganismen  nicht  entfärbt. 

InGelatineplatten  bildet  Mikroorganismus  I erst  nach  48  Stun- 
den runde,  kootourirte,  glattrandige,  durchscheinende,  mikroskopisch 
kleine  Kolonieen  von  bräualichgelber  Farbe,  die  nach  3 Tagen 
nur  sehr  massige  Wachstkumszucahme  und  sodann  eine  weitere  Grössen- 
zunahme nicht  mehr  erkennen  lassen. 

In  Agarpiatten  sind  bereits  nach  24  Stunden  mikroskopisch 
kleine  Kolonieen  gewachsen  und  sind  nach  4 Tagen  makroskopisch 
als  zarter,  schleierartiger,  im  auffallenden  Licht  kaum  wahrnehmbarer 
Beschlag  zu  erkennen, 


612 


InGueuza. 


Im  Gelatinestich  zeigt  der  Mikroorganismus  sehr  langsames 
und  diskretes  Wachsthum  in  der  Tiefe  des  Iuiptstiches,  au  der  Ober- 
fläche erst  spät  eine  geringe  Auflagerung.  Er  verflüssigt  Gelatine  nicht. 

Auf  schräg  erstarrtem  Agar  bildet  er  einen  dünnen,  im 
auöalleuden  Licht  schwer  wahrnehmbaren  Belag,  der  im  durchfallen- 
den  Licht  wie  aus  konfluirenden  Tröpfchen  bestehend  erscheint.  Im 
KoDdensationswasser  findet  sich  sehr  mässiger  Bodensatz. 

Auf  Kartoffelscheiben  bei  37°  C ist  erst  am  12.  Tage 
ein  wachsglanzartiges  Aussehen  zu  bemerken ; das  Gewebe  der  Kar- 
toffel bielet  zu  dieser  Zeit  der  Platinnadel  einen  grösseren  Wider- 
stand, es  erscheint  dichter. 

A uf  Kartoffelscheiben  bei  Zimmertemperatur,  auf  Rüben- 
sehmtten  bei  37°  C,  auf  Kräl’schen  Reisscheiben  bei 
37°  C findet  eine  Vermehrung  der  Aussaat  selbst  nach  12 tägiger 
Beobachtung  nicht  statt. 

In  Bouillon  bildet  sich  bei  37  0 C nach  24  Stunden  massige 
Färbung,  mässiger,  leicht  vertheilbarer  Bodensatz  von  grauweisslicher 
Farbe,  der  bis  zum  5.  Tage  zunimmt;  am  7.  Tage  ist  die  Bouillon 
klar,  eine  Vermehrung  des  Bodensatzes  findet  nicht  statt. 

In  flüssigem  Blutserum  bei  37°  C,  in  sterilisirter 
Milch  bei  37°  C war  bei  10  tägiger  Beobachtung  ein  Wachsthum 
nicht  wahrnehmbar.  Der  Mikroorganismus  erwies  sich  als  fakultativ 
anaerob. 

Zahlreiche  Thierversuche  an  Kaninchen  (subkutan,  in- 
travenös und  intratracheal)  sowie  an  Hunden,  einem  Pferde  (intra- 
venös), an  Hühnern  (Einspritzen  in  die  exkoriirte  Nasenschleimhaut) 
ergaben,  dass  der  Mikroorganismus  I,  aus  dem  Blute  Influenzakranker 
rein  gezüchtet,  für  diese  Thiere  pathogene  Eigen- 
schaften nicht  besitzt,  event.  dass  seineLebensfähig- 
keit  bei  seinem  Durchgang  durch  den  Thierkörper 
wesentliche  Einbusse  erleidet.  Zu  letzterem  Schluss  ge- 
laugt der  Autor  dadurch,  dass  es  ihm  zwar  gelungen  ist,  in  mit 
Blut  der  Versuchsthiere  gegossenen  Agarplatten  bei  37  0 die  Ent- 
wickelung mikroskopisch  kleiner  Kolonieen  zu  beobachten,  dass  aber 
bei  Uebertragung  kleiner  Fensterchen  aus  den  Agarplatten  in  Bouillon 
in  dieser  keine  Vegetation  auftrat. 

Der  Mikroorganismus  II  hat  eine  Grösse  von  1—1,25  /u, 
die  Kokken  meist  zu  zweien,  doch  auch  einzeln  oder  in  grösseren 
Verbänden  gelagert.  Derselbe  wird  nach  Gram  nicht  entfärbt. 

AufGelatiueplatten  zeigt  er,  aus  dem  Blute  des  Menschen 
oder  der  Versuchsthiere  übertragen,  mikroskopisch  kleine  Kolonieen, 
die  nach  3 Tagen  eine  geringe  Wachsthumszunahme  erkennen  lassen, 
aber  immer  mikroskopisch  klein  bleiben. 

Auf  Agarplatten  bei  37°  C bilden  nach  6 Tagen  die  Ober- 
flächenkolonieen  milchtropfenähnliche  Auflagerungen. 

Auf  schrägem  Agar  bei  37°  ist  nach  3 Tagen  eine  ziem- 
lich üppige  Auflagerung,  namhafte  Trübung  im  Kondensationswasser. 

Im  Gelatinestich  bereits  nach  42  Stunden  aussergewöhnlich 
üppige  inilchweisse  Auskleidung  des  Irapfstiches,  nach  4 Tagen 
Beginn  der  Verflüssigung,  die  nur  sehr  langsam  fortschreitet. 


Influenza. 


613 


Auf  Kartoffelsehei  ben  bei  37°  ist  Dach  8 Tagen  eine 
flache,  1 ein  grosse,  glänzende  Auflagerung  von  gelblichweisser  Farbe 
gewachsen.  Auf  Kartoffeln  bei  Zimmertemperatur  kein  Wachsthum. 

Auf  Rübenschnitten  bei  37°  zarte  Auflagerung  mit  röth- 
lickvioletter  Verfärbung  des  Rübengewebes. 

Auf  Kräl’schen  Reisscheiben  bei  37°  nach  5 Tagen 
ziemlich  dichter,  in  der  Farbe  vom  Nährboden  sich  nicht  unterschei- 
dender, prominirender  Rasen  mit  Wachsglanz. 

In  Bouillon  bei  37°  nach  12  Stunden  starke  Trübung,  die 
bis  zum  3.  Tage  zunimmt,  während  von  da  ab  die  Bouillon  klar 
wird.  Der  Bodensatz  beim  Schütteln  als  Faden  aufsteigend,  der  sich 
in  älteren  Bouiilonkulturen  auch  bei  sehr  energischem  Schütteln  Dicht 
vertheilen  lässt. 

ln  flüssigem  Blutserum  und  Milch  kein  Wachsthum 
wahrnehmbar. 

In  ster ilisirtem  Wasser  geht  der  Mikroorganismus  bereits 
nach  8 Stunden  zu  Grunde. 

Mit  diesem  Mikroorganismus  wurden  7 Kaninchen  intravenös 
geimpft,  bei  3 Thieren  wurde  die  Bouillonkultur  subkutan  injizirt. 
Nach  4 Tagen  waren  in  den  gefärbten  Blutausstrichpräparaten  die 
Kokken  nicht  mehr  nachweisbar,  die  Fähigkeit  der  Farbenaufuahme 
nahm  vom  2.  Tage  gradatim  ab. 

Ausserdem  erhielten  11  Hunde  von  einer  3 Tage  alten  Bouillon- 
kultur je  nach  der  Grösse  3 — 4 ccm  intravenös  injizirt. 

Bei  allen  Thieren  kam  es  unter  Temperatursteigerung  zu  katarrha- 
lischer Conjunctivitis,  bei  einigen  auch  zu  Keratitis  interstitialis  und 
superficialis.  Bei  einigen  Hunden  karn  es  nebstdem  zu  einem  schlei- 
migen Ausfluss  aus  dem  Präputialsack.  Im  Blute  der  Hunde,  das 
täglich  in  Ausstrichpräparaten  untersucht  wurde,  waren  die  Kokken 
vom  4.  Tage  ab  nicht  mehr  nachweisbar. 

Rollröhrchen,  mit  dem  Präputialsekret  dargestellt,  Hessen  den- 
selben Mikroorganismus  in  Reinkultur  nachweisen. 

Bei  eiuer  weiteren  Versuchsreihe  injizirte  der  Autor  beide  Mikro- 
organismen nach  einander,  sowohl  bei  Kaninchen,  als  bei  Hunden. 
Während  bei  Kaninchen  ebenso  wie  bei  der  Injektion  der  einzelnen 
Mikroorganismen  keinerlei  Erkrankungserscheinungen  beobachtet  wur- 
den, traten  bei  den  Hunden  jene  Erscheinungen  auf,  wie  sie 
bei  der  Injektion  des  Mikroorganismus  II  allein  be- 
obachtet wurden. 

Sämmtliche  Versuchstiere  waren  vor  der  Injektion  durch  5 Tage 
in  Bezug  auf  ihre  Gesundheitsverhältnisse  beobachtet  worden. 

Nach  intravenöser  Injektion  von  40  ccm  einer  Bouillonkultur 
trat  bei  einem  sonst  gesunden  21jährigen  Pferde  unter  Tempera- 
tursteigerung ikterische  Verfärbung  der  'Maul-  und  Conjuuctival- 
schleimhaut  sowie  die  Entwickelung  eines  Oedems  der  rechten  Hais- 
und Brustseite,  am  5.  Tage  der  Tod  ein.  Die  2 Stunden  nach  dem 
Verenden  vorgenommene  Sektion  ergab:  Hyperämie  des  Gehirns  und 
seiner  Häute,  lobuläre  Verdichtungen  der  Lungen,  Oedem  des  sub- 
kutanen Zellgewebes  am  Halse  und  Brustkorb. 


614 


Influensa. 


In  Ausstrichpräparaten  aller  Gewebsflüssigkeiten  waren  Kokken 
äusserst  zahlreich  nachweisbar. 

Mit  dem  Blute  aus  Lunge,  Leber,  Milz,  Niere  wurden  Gelatine- 
platten gegossen.  Nur  in  den  Lungenplatten  war  nach  24  Stunden  makro- 
skopisch eine  Trübung  wahrnehmbar,  in  den  übrigen  Platten  waren 
nach  dieser  Zeit  mikroskopisch  kleine  Kolonieen  gewachsen,  die  trotz 
augelegter  Verdünnungen  weder  zu  makroskopisch  wahrnehmbarer 
Grösse  heranwuchsen,  noch  bei  Uebertragung  auf  Bouillon,  schräg 
erstarrtem  Agar  oder  schräg  erstarrtem  Blutserum  zu  einer  Vermehrung 
der  Aussaat  führteu.  Nachdem  es  nicht  gelungen  war,  aus  einer  der 
Gelatineplatten  durch  Uebertragung  der  mikroskopisch  kleinen 
Kolonieen  diese  zur  weiteren  Entwickelung  zu  bringen,  wurden  aus 
den  in  Kapillaren  eingeschlossenen  Gewebssäften  Agardauerplatten  dar- 
gestellt und  bei  Brutofentemperatur  gehalten. 

Von  diesen  aus  gelangen,  nachdem  wegen  der  übergrossen  Zahl 
von  Keimen  Verdünnungen  angefertigt  worden  waren,  Uebertragungen, 
die  nach  ihrem  kulturellen  Verhalten  sich  als  der  dem  Pferde  injizirte 
Mikroorganismus  II  erwiesen. 

Aus  Lunge,  Leber,  Milz  und  Niere  wurden  Schnitte  augefertigt. 
In  dem  Gewebe  derselben  war  überall  der  gleiche  Mikroorganismus 
nachweisbar. 

Ein  zweites  Pferd,  17  Jahre  alt,  erhielt  100  ccm  3 Tage  alter 
Bouillonkultur  intravenös  injizirt.  Dasselbe  zeigte  unter  Temperatur- 
Steigerung  starke  Injektion  beider  Conjunctivae.  Oedem, 
besonders  des  rechten  oberen  Augenlides,  die  Hornhaut  dieser 
Seite  im  unteren  Bereich  beträchtlich  getrübt,  in  der  vorderen 
Augenkammer  dieser  Seite  fibrinöses  Exsudat.  Das  Thier  steht 
traurig  mit  auf  dem  Futtertrog  gestütztem  Kopf.  Beim  Gehen  zeigt 
das  Thier  eine  auffallende  Steifigkeit  der  Hinterbeine 
und  einen  schwankenden  Gang.  Nach  einer  Woche  sind,  bis 
auf  gelbliche  Tingirung  der  Bindehäute,  die  Krankheitserscheinungen 
geschwunden. 

Die  aus  dem  Blute  dieses  Pferdes  angefertigten  Gelatineplatten 
zeigten  Kolonieen,  welche  identisch  waren  mit  den  Kolonieen  des 
Mikroorganismus  H,  wie  sie  durch  Aussaat  von  Gewebssäften  er- 
halten worden  waren. 

Auf  Grundlage  dieser  Thierexperimente  im  Vergleiche  mit  dem 
klinischen  Bilde,  wie  es  von  Iiertwig,  Schneidemühl,  Möller, 
Pütz  für  die  Hundestaupe  aufgestellt  wird,  kommt  Verf.  zudem 
Schlüsse,  dass  die  durch  die  intravenöse  Injektion 
des  Mikroorganismus  II  bei  10  Hunden  ausgelösten 
Krankheitserscheinungen  dem  Bilde  der  katarrha- 
lischen Form  der  Staupe  entsprechen  und  dass  dieses 
Bild  bei  einzelnen  der  Hunde  noch  durch  heftige  Darmerscheinungen, 
Antheilnahme  der  Präputialschleimliaut  und  Nasenschleimhaut  ver- 
vollständigt wurde. 

Im  Anschluss  an  diese  Erwägungen  gibt  der  Autor  einen  zu- 
sammenfassenden  Bericht  über  die  bakteriologischen  Befunde,  die  bei 
Hundestaupe  beobachtet  wurden. 

Fisch el  glaubt  auf  Grund  des  Vergleiches  des  Obduktionsbe- 
fundes des  umgestandenen  Pferdes  und  des  Vergleiches  des  Krankheits- 


Influenza. 


615 


Verlaufes  bei  dem  zweiten  Pferde  mit  dem  von  Diekerhoff,  Pütz 
und  Cs o kor  festgestellten  klinischen  Bild  der  Pferdestaupe  annehmen 
zu  dürfen,  bei  beiden  Pferden  durch  Injektion  des  Mikroorganismus  II 
die  Erscheinungen  der  Pferdestaupe  ausgelöst  zu  haben. 

An  die  Anführung  der  Thierexperimente  anschliessend,  lässt  der 
Autor  einen  Ueberblick  über  die  gesammte,  bis  Juni  1890  erschienene 
Litteratur  der  Bakterienbefunde  bei  Influenza  folgen,  und  gelangt 
durch  Vergleich  der  Resultate  der  Thierexperimente  mit  den  Mit- 
theilungen aus  der  neuesten  Influenzalitteratur  zu  dem  Schlüsse: 
„Die  Influenza  des  Menschen  steht  möglicherweise  in  einer  nahen 
Beziehung  zur  Hundestaupe,  wenn  sie  mit  derselben  nicht  vielleicht 
identisch  ist.“ 

Fisch el  hat  auf  Grund  des  häufigen  Auftretens  ganz  ähnlicher 
Komplikationen  bei  der  Influenza  des  Menschen  und  der  Staupe  der 
Hunde  und  Pferde  mit  dem  Mikroorganismus  II  weitere  Versuche 
angestellt  und  gefunden,  dass  dieser,  der  doch  aus  dem  Blute  In- 
fluenzakranker stammt  und  bei  Hunden  und  Pferden  staupenähnliche 
Erscheinungen- hervorruft,  die  Eigenschaft  besitzt,  künstliche  Nähr- 
böden für  andere  Infektionserreger  vorzubereiten ; so  wächst  der  Pneu- 
moniebacillus Friedländer  in  einer  durch  41/,,  Monate  vom 
Mikroorganismus  II  ausgenutzten  sterilisirten  Bouillonkultur  weit 
üppiger,  als  in  frischer  Bouillon,  und  Streptococcus  pyogenes 
aureus  produzirt  in  der  sterilisirten,  4 1/2  Monate  vom  Mikro- 
organismus II  bewachsenen  Bouillon  viel  grössere,  wenn  auch  der 
Zahl  nach  gleiche  Kolouieen,  als  in  frischer  Bouillon. 

Das  Resultat  seiner  Arbeit  fasst  der  Autor  in  folgenden  Sätzen 
zusammen: 

1.  Der  aus  dem  Blute  zweier  Influenzakranker  gezüchtete  Mikro- 
organismus II  ist  für  Hunde  und  Pferde  pathogen  und  löst  bei  diesen 
Thieren  Erscheinungen  aus,  die  jenen  der  Staupe  dieser  Thiere  sehr 
ähnlich,  wenn  sie  mit  dieser  Erkrankung  nicht  vielleicht  identisch  sind. 

2.  Dieser  Mikroorganismus  büsst  im  Blute  der  Versuchsthiere 
seine  saprophytische  Wachsthumsfähigkeit  rasch  ein. 

3.  In  alten  sterilisirten  Bouillonkulturen  des  Mikroorganismus  II 
gedeihen  der  Bacillus  pneumoniae  Friedländer  und  der 
Streptococcus  pyogenes  üppiger,  als  in  frischer  Bouillon. 

4.  Der  Mikroorganismus  II  stirbt  in  sterilisirtem  Wasser  rasch 
ab,  während  er  im  Stande  ist,  in  den  eigenen  ausgenützten  und  dann 
sterilisirten  Bouillonkulturen  noch  gut  zu  gedeihen. 

Dittrich  (Prag). 

Kirchner,  Bakteriologische  Untersuchungen  über  In- 
fluenza. [Aus  der  hygien.  Untersuchungsstelle  des  X.  Armee- 
Corps  in  Hannover.]  (Zeitschrift  für  Hygiene.  Band  IX.  Heft  3.) 

Da  in  den  vom  Verf.  beobachteten  Fällen  meistens  die  Erschei- 
nungen des  Bronchialkatarrhs  in  den  Vordergrund  traten,  so  lenkte  er 
seine  Aufmerksamkeit  besonders  auf  den  Lungenauswnrf,  in  zweiter 
Linie  aber  auch  auf  das  Blut. 

Konstant  fand  Verf.  iu  frischen  Fällen  im  Sputum  einen  Ivapsel- 
diplococcus,  häufig  allein,  zuweilen  neben  anderen  Mikroorganismen. 


616 


Influenza.  — Dermatitis  gangraenosa.  — Xerosis  conjunctivae. 


Der  Vorgefundene  Diplococcus  unterschied  sich  wesentlich  von 
deui  Diylococcus  pneumoniae.  Letzterer  wurde  in  keinem 
einzigen  Falle  vorgefunden.  K i r c h n er ’s  D i p 1 ococc  us  wuchs  nur 
bei  höherer  Temperatur.  Er  wurde  auch  bei  Komplikationen  sowie 
in  einigen  Fällen  im  Blute  nachgewiesen. 

Ausser  in  den  Influenzafällen  konnte  Yerf.  diesen  Diplococcus 
trotz  dahin  gerichteter  Untersuchungen  niemals  konstatiren. 

Nach  den  spärlichen  Impfversuchen,  die  Verf.  angestellt  hat, 
scheint  der  Diplococcus  für  Thiere  nur  sehr  geringe  pathogene 
Eigenschaften  zu  besitzen.  Verf.  gedenkt,  die  Thierversuche  fortzu- 
setzen. D i 1 1 r i c h (Prag). 

Kolllitger,  A.,  Dermatitis  gangraenosa.  (Casopis  ceskych 
16k.  1891.  No.  1.)  [Böhm.] 

Verf.  hatte  Gelegenheit,  einen  Fall  dieser  seltenen,  in  Eruption 
variolaähnlicher,  spater  zu  gangränösen  Geschwüren  zerfallender 
Etflorescenzen,  Furunkel-  und  Abscessbildung  bestehenden,  mit  an- 
haltend hohem  Fieber  und  rapidem  Kräfteverfall  verbundenen  Affek- 
tion zu  beobachten,  welche  a priori  für  eine  durch  Eindringen 
pyogener  Mikroorganismen,  wahrscheinlich  Staphylokokken,  bedingte 
mykotische  Erkrankung  erklärt  werden  konnte.  Von  5 mit  dem  In- 
halte eines  gangränösen  Geschwüres  beschickten  Platter:  (3  Gelatine- 
und  2 Agarplatten)  blieben  4 steril,  auf  der  einen  Agarplatte  kamen 
hingegen  zwei  Kolonieen  von  Staphylococcus  cereus  albus 
zur  Entwickelung.  Kamen  (Czernowitz). 

Braunschweig,  P.,  Zur  Kenntniss  der  infantilen  Xerosis 
conjunctivae.  (Fortschr.  d.  Med.  1890.  Nr.  23.) 

Verf.  veröffentlicht  aus  der  Universitätsklinik  zu  Halle  a.  S. 
5 Fälle  von  Bindehautxerose,  bei  denen  die  Augen,  das  Blut  und  die 
inneren  Organe  bakteriologisch  untersucht  wurden.  Es  handelte  sich 
um  ganz  junge  Kinder,  von  denen  eins  11  Wochen,  zwei  5,  eins  6 
Monate  und  eins  2 3/4  Jahre  alt  waren  und  die  alle  unter  allgemeinem 
Marasmus  zu  Grunde  gingen.  Bei  einem  derselben  fanden  sich  in  den 
weisslichen  Flecken  auf  der  Conjunctiva  die  bekannten  Xerosebakterien, 
bei  einem  zweiten  ausser  diesen  der  Staphylococcus  pyogenes 
aureus.  In  den  Augäpfeln  selbst  und  in  den  inneren  Organen  konnten 
bei  der  Obduktion  bei  keiuem  einzigen  der  Kinder  Mikroorganismen 
nachgewiesen  werden.  Verf.  hält  daher  einen  Zusammenhang  zwischen 
der  allgemeinen  Erkrankung  und  der  Augenaffektion  für  ausgeschlossen, 
unserer  Ansicht  nach  mit  Recht.  Die  andere  Frage,  ob  ein  Zusammen- 
hang besteht  zwischen  der  Augenkrankheit  und  den  Xerosestäbchen, 
beantwortet  B.  nicht,  scheint  aber  einen  solchen  Zusammenhang  nicht 
für  wahrscheinlich  zu  halten,  da  die  Stäbchen  nur  im  Epithel  ent- 
halten sind,  sowohl  in  den  tieferen,  relativ  gesunderen  Lagen,  als  auch 
in  den  abgestossenen  oder  in  Abstossung  begriffenen,  mortifizirten, 
oberflächlichen  Schichten,  und  da  auch  nach  völliger  Beseitigung  der 
leicht  entfernbaren  Bacillenansiedlangen  der  nekrotische  Prozess  nicht 
zum  Stillstände  kommt. 


Xerosis  conjunctivae.  — Mikroben  der  Mundhöhle. 


617 


Bei  Durchsicht  aller  in  der  H.’schen  Klinik  beobachteten  Fälle 
von  kindlicher  Keratomalacie  fand  B.,  dass  nicht  alle  mit  Conjunc- 
tivalxerose  verliefen,  sondern  dass  die  letztere  bei  etwa  1/i  der  Fälle 
fehlte.  Beide  zusammen  kamen  im  Ganzen  16mal  unter  30000  Augen- 
kranken vor,  seit  Eröffnung  der  Klinik  am  1.  IV.  1884,  von  denen 
11  Mädchen  und  nur  5 Knaben  betrafen. 

Nach  seinen  Untersuchungen  ist  B.  geneigt,  Baumgarten’s 
Ansicht  beizupflichten,  dass  der  Xerosebacillus  an  der  allgemeinen 
Erkrankung  nicht  schuldig  und  vielmehr  ein  accidenteller,  harmloser 
Ansiedler  auf  vorher  bereits  erkranktem  und  zerfallendem  Gewebe 
ist.  Thierversuche  mit  Reinkulturen  hat  B.  bedauerlicherweise  nicht 
gemacht.  M.  Kirchner  (Hannover). 

Podbielskij,  A.,  Untersuchung  der  Mikroben  der  Mund- 
höhle von  Erwachsenen  und  Kindern  im  gesunden 
Zustand.  Mit  3 Taf.  (Doktor-Dissertation).  8°.  124  pag.  Kazan 
1890.  [Russisch.] 

Den  Anfang  bildet  eine  weitläufige,  über  ein  Drittel  der  ganzen 
Arbeit  ausmachende  Litteraturübersicht,  in  der  sämmtliche  Arbeiten 
über  die  Bakterien  der  Mundhöhle  und  insbesondere  diejenigen  von 
Vignal  und  Miller  ausführlich  resumirt  werden.  Hieran  schliesst 
sich  die  Darlegung  der  vom  Verf.  eingeschlagenen  Untersuchungs- 
methode. Verf.  untersuchte  Material  von  50  Personen  (mit  zum 
Theil  cariösen  Zähnen),  worunter  25  Erwachsene  und  25  Kinder  (bis 
zu  einem  Alter  von  5 Monaten  hinab).  Der  Speichel  wurde  mit  dem 
Zungenbeleg  und  dem  Zahnbeleg  vermischt;  nachdem  zunächst  ein 
tingirtes  Präparat  angefertigt  worden  war,  wurden  die  Bakterien  auf 
die  gewöhnliche  Weise  isolirt  und  jede  Form  unter  verschiedenen 
Bedingungen  kultivirt.  Die  Reinkulturen  einiger  Formen  wurden, 
zur  Prüfung  auf  eventuelle  pathogene  Eigenschaften,  Thieren  injizirt. 
Wie  viele  und  weiche  Formen  bei  den  einzelnen  Personen  gefunden 
wurden,  gibt  Verf.  nicht  an. 

Folgende  4 f ormen  wurden  nicht  in  Kultur  erhalten , sondern 
nur  in  den  tingirten  Präparaten  beobachtet: 

1)  Spirochaete  buccalis.  Fehlte  nur  bei  9 Kindern  im 
Alter  von  5 bis  14  Monaten. 

2)  Leptothrix  buccalis.  Beobachtet  in  39  Fällen,  fehlte 
in  11  Fällen,  welche  sämmtlich  auf  Kinder  bis  zu  7 Jahren  entfallen. 

3)  Lewis’  Kommabacillus,  gefunden  in  26  Fällen. 

4)  Gerade  Stäbchen  mit  stark  abgerundeten  Enden,  gefunden  in 
15  Fällen.  Dieselben  fanden  sich  fast  ausschliesslich  in  abgelösten 
Epithelialzellen. 

Nun  folgt  die  Aufzählung  derjenigen  Formen,  die  in  Reinkulturen 
erhalten  wurden.  Bei  jeder  Form  wird  angegeben:  Gestalt,  WTuchs- 
form  und  Grösse  (nach  getrockneten  und  tingirten  Präparaten); 
Verhalten  im  hängenden  Tropfen  (Beweglichkeit,  Sporenbildung); 
Färbbarkeit  durch  schwache  wässrige  Lösungen  von  Anilinfarben; 
Anzahl  der  Fälle,  in  welchen  die  Form  gefunden  wurde;  Beschreibung 
und  Verhalten  der  Kolonieen  bei  Plattenkulturen  auf  Gelatine,  Be- 
schreibung und  Verhalten  der  Stich-  und  Strichkulturen  auf  Gelatine, 


618 


Mikroben  der  Mundhöhle. 


der  Kulturen  auf  Agar-Agar,  auf  Blutserum,  in  Kalbsbouillon,  auf 
Kartoffelscheiben,  auf  Noeggerat ’n’  scher  gefärbter  Gelatine  (nicht 
bei  allen);  endlich  das  Resultat  eventueller  Prüfung  auf  pathogene 
Eigenschaften.  Die  Mehrzahl  der  Formen  ist  auf  den  3 schön  aus- 
geführten farbigen  Doppeltafeln  abgebildet,  von  denen  die  erste  die 
Mikroben  im  getrockneten  und  gefärbten  Zustande  bei  starker  Ver- 
grösserung,  die  zweite  deren  Kolonieen  auf  Gelatine-Plattenkulturen 
bei  schwacher  Vergrösserung,  die  dritte  Strich-  und  Stichkulturen  in 
Reagenzgläsern  darstellt. 

Die  beschriebenen  Formen  sind  nur  zum  geringeren  Theil  mit 
Speziesnamen  bezeichnet;  bei  diesen  pflegt  der  Verf.  im  Allgemeinen 
nicht  anzugeben,  ob  diese  Formen  von  ihm  neu  unterschieden  oder 
schon  bekannt  sind;  ebenso  finden  wir  meist  keine  Andeutung  darüber, 
ob  die  übrigen,  nur  mit  Buchstaben  bezeichneten  Formen  sich  etwa  rnit 
solchen  identifiziren  lassen,  die  schon  von  anderen  Autoren  in  der 
Mundhöhle  aufgefunden  und  beschrieben  worden  sind. 

Auch  ist  man  berechtigt  zu  zweifeln,  ob  die  zahlreichen  Formen, 
die  nur  ein  oder  wenige  Male  erhalten  wurden,  wirklich  aus  der 
Mundhöhle  stammen.  Verf.  hat  zwar  neben  den  zur  Isolirung  der 
Bakterien  dienenden  Gelatineplatten  auch  nicht  infizirte  Kontroll- 
platten  verwendet;  aber  er  hat  die  auch  auf  letzteren  auftretenden, 
also  offenbar  aus  der  Luft  stammenden  Formen  nicht  immer,  sondern 
nur  „gewöhnlich“  ausgeschlossen. 

- Da  es  zu  weit  führen  würde,  hier  die  vollständige  Diagnose  aller 
beschriebenen  Formen  zu  geben,  so  seien  dieselben  nur  kurz  aufge- 
zählt, unter  Anführung  desjenigen,  was  dem  Ref.  bemerkenswerther 
schien. 


Kokken,  welche  die  Gelatine  verflüssigen. 

5)  Coccus  A (in  2 Fällen  gefunden). 

6)  Coccus  B (in  1 Fall).  Chromogen,  gelblich. 

7)  Coccus  C (1  Fall). 

8)  Coccus  D (1  Fall,  bei  einem  7 Monate  alten  Kinde). 

9)  Coccus  E (2  Fälle). 

10)  Sarcina  lutea  (14  Fälle). 

11)  und  12)  Staphylococcus  pyogenes  aureus  (1  Fall) 
und  Staphylococcus  pyogenes  albus  (2  Fälle).  Beide  bei 
Personen  mit  cariösen  Zähnen. 

Kokken,  welche  die  Gelatine  nicht  verflüssigen: 

13)  Tetracoccus  (20  Fälle). 

14)  Coccus  F (6  Fälle).  Vielleicht  identisch  mit  Micrococcus 
a n d i c a n s Flügge. 

15)  Streptococcus  (1  Fall  bei  einem  7 Monate  alten  Kinde). 
Stäbchen,  welche  die  Gelatine  verflüssigen: 

16)  Bacillus  G (1  Fall,  bei  einem  6 Monate  alten  Kinde).  Voll- 
führt nur  pendelartige  Bewegungen. 

17)  Bacillus  H (4  Fälle,  bei  Kindern  von  5 bis  12  Monaten). 
Unbeweglich,  sporenbildend,  auf  Agar-Agar  zu  Fäden  auswachsend. 

18)  Bacillus  I (2  Fälle  bei  älteren  Kindern).  Beweglich. 


Mikroben  der  Mundhöhle. 


619 


19)  Bacillus  luteus  (2  Fälle  bei  halbjährigen  Kindern). 
Beweglich.  Kulturen  blassgelb  bis  orange. 

20)  Bacillus  radiciformis  Eisenberg  (1  Fall). 

21)  Bacillus  subtilis  (10  Fälle).  Nach  der  (wie  auch  sonst) 
ungenügenden  mikroskopischen  Beschreibung  bleibt  es  sehr  zweifelhaft, 
ob  es  sich  um  den  echten  B.  subtilis  oder  nur  um  eine  ober- 
flächlich ähnliche  Form  handelt;  letzteres  ist  wahrscheinlicher,  da, 
soweit  man  ersehen  kann,  der  Bacillus  Sporen  bildet,  ohne  vorher  zu 
Fäden  auszuwachsen. 

22)  Bacillus  subtili  similis  (3  Fälle,  bei  Kindern).  Kleiner, 
als  der  vorige,  beweglich;  Sporenbildung  wird  nicht  angegeben.  Nach 
Verf.  vielleicht  eine  Varietät  des  vorigen. 

Stäbchen,  welche  die  Gelatine  nicht  verflüssigen: 

23)  Bacillus  J (2  Fälle,  bei  Kindern  von  6—12  Monaten),  be- 
weglich. 

24)  Bacillus  K (6  Fälle,  bei  Erwachsenen).  Zeigt  nur  wackelnde 
Bewegung. 

25)  B a c i 1 1 u s L (2  Fälle).  Zeigt  ebenfalls  nur  wackelnde  Be- 
wegung. 

26)  Bacillus  M (1  Fall,  bei  einem  7-jährigen  Kinde).  Ebenso 
beweglich. 

27)  Bacillus  N (5  Fälle).  Beweglich.  Sporen  bilden  sich  in 
den  einzelnen,  etwas  anschwellenden  Stäbchen. 

28)  Bacillus  fluorescens  non  liquefaciens  (2  Fälle 
bei  Frauen).  Zeigt  lebhafte  wackelnde  Bewegung. 

29)  Bacillus  ruber  (6  Fälle).  Zeigt  nur  schwache,  vielleicht 
molekulare  Bewegung.  Die  Kulturen  werden  nach  10  oder  mehr 
Tagen  rosa  bis  intensiv  roth. 

30)  Bacillus  viridiflavus  (2  Fälle,  bei  Kindern).  Lebhaft 
beweglich.  Die  Kulturen  ertheilen  dem  Substrat  eine  hellgrüne  oder 
gelbgrüne  Farbe,  während  sie  selbst  farblos  bleiben. 

31)  Proteus  Zenkeri  Hauser  (2  Fälle  bei  Kindern). 

Andere  Bakterien. 

32)  Vibrio  0 (1  Fall).  Hin-  und  hergebogene,  flexile,  langsam 
bewegliche  Stäbchen  oder  kurze  Fäden.  Verflüssigt  die  Gelatine 
nicht.  Die  Kulturen  gingen  bald  zu  Grunde. 

33)  Vibrio  P (1  Fall,  bei  einem  Mann  mit  cariösen  Zähnen). 
Verschiedenartig  gekrümmte,  unbewegliche  Stäbchen  oder  kurze 
Fäden.  Die  Kulturen  gingen  ebenfalls  bald  zu  Grunde. 

34)  Cladothrix  dichotoma  Cohn  (5  Fälle).  Verbogene 
und  verfilzte,  kurze,  unbewegliche  Fäden,  mit  meist  unter  rechtem 
Winkel  abgehenden  Zweigen.  Enthält  stellenweise  glänzende,  sporen- 
ähnliche Gebilde.  Verflüssigt  die  Gelatine. 

Diese  Beschreibung  und  ebenso  die  Abbildung  lehren  mit  voller 
Evidenz,  dass  die  beschriebene  Bakterie  mit  Cladothrix  nicht  das 
Geringste  zu  thun  hat.  Verf.  hat  offenbar  nie  eine  Cladothrix, 
noch  eine  Abbildung  derselben  gesehen,  ja  nicht  einmal  eine  zuver- 
lässige Beschreibung  derselben  gesehen;  Cohn  citirt  er  nicht  aus 
erster  Hand,  sondern  nach  einem  englischen  bakteriologischen  Werk. 


620 


Mikroben  der  Mundhöhle. 


— Dieses  und  noch  so  manches  andere  Beispiel  aus  dieser  und  aus 
anderen  Arbeiten  liefert  ein  trauriges  und  beredtes  Zeugniss  von  den 
bakteriologischen  Kenntnissen  vieler  „Bakteriologisirender“,  welche, 
anstatt  zum  Fortschritt  der  Wissenschaft  beizutragen,  nur  das 
Chaos  in  der  Bakteriologie  immer  mehr  vergrössern. 

Andere,  nicht  zu  den  Bakterien  gehörige  Mikro- 
organismen: 

35)  „Weisse  Hefe  (Torula)“  (8  Fälle).  Meist  in  unregelmässigen 
Haufen  liegende,  runde  oder  ovale  Zellen,  welche  schwache  rotirende 
Bewegung  zeigen.  Von  Vermehrung  durch  Sprossung  wird  nichts 
gesagt.  Jedenfalls  genügt  schon  dieThatsache  der  Beweglichkeit,  um 
zu  zeigen,  dass  der  fragliche  Organismus  weder  mit  den  Ilefepilzen, 
noch  mit  Torula  etwas  zu  thun  hat. 

36)  Saccharomyces  chromogeues  (1  Fall,  bei  einem  ein- 
jährigen Kmde).  Zellen  von  sehr  variabler  Form,  mit  deutlicher 
Membran ; vermehren  sich  anscheinend  sowohl  durch  Sprossung  als 
durch  Quertheilung.  Die  Kulturen  sind  Anfangs  weiss,  nehmen  aber 
allmählich  (meist  erst  nach  einigen  Wochen)  eine  hellgelbe  bis  rosa- 
orange Farbe  an.  Die  Gelatine  wird  langsam  verflüssigt.  — Die 
starke  Zweifel  übrig  lassende  Beschreibung  wird  durch  eine  Abbildung 
vervollständigt,  welche  etwas  ganz  Undefinirbares , jedenfalls  aber 
keinen  Saccharomyces  darstellt. 

Ferner  suchte  Verf.  durch  Kultur  in  einer  Wasserstoflatmosphäre 
aus  Speichel  und  Zahnbeleg  von  4 Personen  anaerobiontische  Formen 
zu  isoliren.  Gelatineplatten  bei  22°  blieben  steril,  auf  Agarplatten 
bei  37°  erhielt  Verf.  hingegen  2 fakultative  Anaerobiouten,  nämlich : 

37)  Bacillus  butvricus  (1  Fall,  bei  einem  Manne  mit  ca- 
riösen  Zähnen).  Im  hängenden  Tropfen  ziemlich  lebhaft  bewegliche 
Stäbchen,  bilden  in  der  Mitte  oder  an  einem  Ende  eine  Spore,  an 
dieser  Stelle  etwas  anschwellend.  Verflüssigt  die  Gelatine.  — Falls 
Verf.  Prazmowski’s  Clostridium  butyricum  gemeint  hat, 
so  ist  er  hier  wieder  im  Irrthum. 

38)  Streptococcus  giganteus  (2  Fälle) 

Annähernde  Bestimmung  der  Menge  der  Mikro- 
organismen in  1 ccm  Speichel. 

Der  Versuch  wurde  mit  dem  Speichel  dreier  Personen  angestellt. 
1 ccm  (soll  jedenfalls  heissen:  l/ 10  ccm,  Ref.)  Speichel  wurde  mit 
verflüssigter  Gelatine  vermengt,  und  diese  in  Platten  ausgegossen, 
welche  bei  22°  gehalten  wurden.  Nach  3—4  Tagen  ergab  die  Zählung 
123  750,  586450,  246  850  Kolonieeu  pro  ccm  Speichel,  — Ziffern, 
welche  jedenfalls  neck  zu  niedrig  sind,  da  ja  manche  Bakterien  der 
Mundhöhle  unter  diesen  Bedingungen  sich  nicht  entwickeln. 

Pathogene  Eigenschaften  der  Mikroorganismen  der 

Mundhöhle. 

Die  an  Kaninchen  und  anderen  Tkieren  ausgeführten  subkutanen 
Injektionen  von  Reinkulturen  verschiedener  Mundhöhlenbakterien  er- 
gaben folgende  Resultate: 


Mikroben  der  Mundhöhle.  621 

Als  pathogen  erwiesen  sich  (unter  den  vom  Verf.  isolirten  Formen) 
nur  Staphylococcus  pyogenes  aureus  und  albus. 

Nur  unbedeutende  lokale  und  nach  einigen  Tagen  spurlos  vor- 
übergehende Wirkung  hatten:  Tetracoccus,  Streptococcus, 
Bacillus  G,  Bacillus  J,  Proteus  Zenkeri,  Cladothrix 
dichotoma  und  Streptococcus  giganteus. 

Nicht  pathogen  zeigten  sich:  Sarcina  lutea,  Bacillus  sub- 
tilis,  Bacillus  subtili  si  milis,  Bacillus  radi  ciformis, 
Bacillus  H. 

Ausserdem  injizirte  Verf.  Kaninchen  und  Mäusen  direkt  Speichel, 
vermischt  mit  dem  Zahnbeleg  von  10  gesunden  Personen.  In  6 Fällen 
rief  die  subkutane  Injektion  von  0,4 — 1,5  ccm  (Kaninchen)  resp.  0,1  ccm 
(Mäuse)  Speichel  von  Personen  mit  theils  gesunden,  theils  cariösen 
Zähnen  entweder  keine  merkliche  Reaktion  hervor,  oder  es  ent- 
stand zwar  an  der  Injektionsstelle  eine  Geschwulst  von  mitunter  be- 
deutenden Dimensionen,  und  die  Körpertemperatur  des  Thieres  stieg 
beträchtlich,  aber  diese  Erscheinungen  verschwanden  nach  einigen 
Tagen  völlig.  In  einem  dieser  Fälle  wurde  die  Geschwulst  aufge- 
schnitten : die  mikroskopische  Untersuchung  des  Eiters  ergab  die  An- 
wesenheit von  Kokken,  von  Leptothrix  buccalis  und  Spi~ 
rochaete  buccalis;  auf  Agar-Agar  wurde  Staphylococcus 
pyogenes  aureus  isolirt. 

In  einem  7.  Falle,  wo  über  das  Verschwinden  der  Kraukheits- 
symptome  nichts  gesagt  ist,  wurde  aus  dem  Eiter  ebenfalls  Sta- 
phylococcus pyogenes  aureus  isolirt. 

In  den  übrigen  3 Fällen  waren  die  anfänglichen  Erscheinungen 
dieselben  wie  oben,  sie  traten  mehr  oder  weniger  schnell  ein.  Im 
8.  Falle  (0,5  ccm  Speichel  einem  Kaninchen  injizirt)  wurden  im 
Eiter  ausser  den  bereits  genannten  Formen  noch  kurze  Stäbchen 
und  lauzettförmige  Diplokokken  gefunden;  isolirt  wurden  Bacillus 
radi  ciformis  und  Staphylococcus  pyogenes  albus,  sowie 
eine  durch  fremde  Kokken  verunreinigte  Kultur  von  Fraenkel’s 
lanzettförmigem  Diplococcus.  Nach  der  Oeflnung  des  Abscesses 
bildeten  sich  deren  noch  mehrere  an  anderen  Stellen ; nach  8 Wochen 
starb  das  Versuchs thier.  — Eine  Injektion  von  1,0  ccm  Speichel  der 
nämlichen  Person,  nachdem  dieselbe  im  Laufe  eines  Tages  den  Mund 
mit  Kaliumhypermanganat  (1  : 48)  gespült  hätte,  rief  keine  Reaktion 
hervor. 

Im  9.  Falle  (1,0  ccm  Speichel  einem  Kaninchen  injizirt)  starb  das 
Versuchsthier  nach  60  Stunden.  Die  inneren  Organe  erwiesen  sich  zum 
Theil  als  beträchtlich  affizirt.  Im  Eiter  fanden  sich,  neben  kurzen 
Stäbchen  und  runden  Kokken,  namentlich  viele  lanzettförmige  Diplo- 
kokken. Die  letzteren  fanden  sich  auch  im  Blut,  in  der  Leber, 
Lungen,  Nieren  und  Milz.  Aus  dem  Blute  wurde  eine  etwas  ver- 
unreinigte Kultur  des  lanzettförmigen  Diplococcus  erhalten. 

Im  10.  Falle  (2,0  ccm  Speichel  einem  Kaninchen  injizirt)  starb  das 
Versuchsthier  nach  53  Stunden,  und  der  Befund  war  im  Wesentlichen 
der  gleiche.  Nach  Injektion  eines  Tropfens  Blut  des  kranken  Thieres 
einem  weiteren  Kaninchen,  starb  dieses  nach  36  Stunden  unter  den 
gleichen  Krankheitssymptomen  und  ergab  den  gleichen  bakterio- 
ix.  Bd.  40 


622 


Krankheiteu  der  Verda’iungsorgijje 


logischen  Befund.  Das  Dämliche  Resultat  ergab  auch  die  Injektion 
einer  unreinen  Bouillonkultur  des  lanzettförmigen  Diplococcus. 

Verf.  fasst  seine  Resultate  in  12  Sätzen  zusammen,  die  hier  an- 
geführt sein  mögen,  mit  Ausnahme  derjenigen,  die  sich  schon  aus 
dem  Augeführten  ergeben.  Mehrere  von  diesen  Sätzen  betreffen 
Fragen,  die  ausser  in  dem  Rösumö  überhaupt  in  der  Arbeit  nicht 
berührt  worden  sind,  so  der  5.  und  6.  Satz;  der  letztere  stützt  sich 
jedenfalls  bloss  auf  Vermuthung. 

1)  Die  Mundhöhle  der  Erwachsenen  und  Kinder  enthält  eine 
auffallend  grosse  Menge  Mikroben  und  dabei  der  verschiedensten 
Formen. 

2)  Bei  Kindern  bis  zu  1 l/2  Jahren  ist  die  Menge  und  Formeu- 
mannigfaltigkeit  der  Mikroben  geringer,  als  im  späteren  Alter. 

3)  Spi  roch aete  ist  bei  noch  zahnlosen  Kindern  ziemlich  selten. 

4)  Die  Koch' sehen  Tuberkelbacillen  fehlen  in  der  Mundhöhle 
gesunder  Personen  (Verf.  hat  bei  allen  untersuchten  Personen  nach 
denselben  gesucht). 

5)  Peptouisireude  Wirkung  (in  welchem  Grade?  lief.)  zeigen 
folgende  der  untersuchten  Bakterien:  die  Kokken  A,  B,  C,  D,  E, 
Staphylococcus  pyogenes  aureus  und  albus,  Sarcina 
lutea,  die  Bacillen  G,  H,  I,  luteus,  radiciformis,  subtilis, 
s u b tili  similis,  butyricus. 

6)  Die  Mikroben  gelangen  in  die  Mundhöhle  aus  verschiedenen 
Medien;  z.  B.  Bacillus  subtilis  und  Sarcina  lutea  aus  der 
Luft;  Bacillus  fluorescens  und  Cladotbrix  dichotoma 
aus  dem  Wasser;  die  „weisse  Hefe“  und  Proteus  Zenkeri  aus 
der  Nahrung. 

7)  Spirochaete  kann  im  thierischen  Gewebe  bis  zu  10  Tagen 

leben,  wobei  sie  sich  in  den  ersten  5 Tagen  ziemlich  energisch  ver- 
mehrt. Rothert  (Kazan). 

Leo,  Hans,  Diagnostik  der  Krankheiten  der  Verdau- 
ungsorgane. Berlin  (A.  Hirschwald)  1890. 

In  dem  vorliegenden,  durch  Kürze  und  Vollständigkeit  ausge- 
zeichneten Lehrbuche  finden  auch  Bakteriologie  und  Parasitenkunde 
sachgemässe  Berücksichtigung.  Verf.  hat  die  Untersuchung  der  Fäces, 
des  Harns  und  der  PuDktionsflüssigkeiten  bei  Krankheiten  der  Ver- 
dauungsorgane in  einem  besonderen  Abschnitt  zusammcugestellt,  was 
sehr  zweckmässig  ist,  da  hierdurch  Wiederholungen  bei  der  Schilderung 
der  einzelnen  Krankheiten  möglichst  vei mieden  werden. 

Unter  den  „spezifischen  Bakterien“  der  Fäces  wird  ausser  den 
Bacillen  der  Tuberculose,  der  Cholera  und  des  Typhus  auch  der 
Fi d kl  er- Pr  i o r’ sehe  Bacillus  unter  der  Ueberschrift  „Bacillus 
der  Cholera  nostras“  geschildert.  Es  ist  indes  durch  neuere  Unter- 
suchungen genügend  sichergestellt,  dass  dieser  Bacillus  irgend  welchen 
ätiologischen  Zusammenhang  mit  der  Cholera  nostras  nicht  hat,  viel- 
mehr als  wohl  völlig  harmloser  Saprophyt  zu  betrachten  ist.  Grössere 
Berechtigung,  an  dieser  Stelle  kurz  angeführt  zu  werden,  hätten 
jedenfalls  der  Milzbrandbacillus  und  der  Bacillus  enteritidis 
(Gärtner)  gehabt.  Im  Uebrigen  sind  die  verschiedenen  bakteriolo- 


Schweineseuche. 


623 


gischen  Untersuchungsmethoden,  soweit  sie  hier  in  Betracht  kommen, 
im  Verhältnis  zu  der  sonstigen  Kürze  der  Darstellung  lecht  aus- 
führlich auseinandergesetzt;  und  so  dürfte  wohl  das  vorliegende  Buch 
unter  den  Lehrbüchern  der  klinischen  Diagnostik  eines  der  ersten 
sein,  welches  der  Bakteriologie,  speziell  den  Methoden  Koch ’s,  den- 
jenigen Raum  gewährt,  welchen  sie  entsprechend  ihrer  Bedeutung  be- 
anspruchen dürfen. 

Die  Abbildungen  der  thierischen  Darmparasiten  sind  gut;  von  den 
Bakterienbildern  lässt  sich  dies  nicht  behaupten. 

R.  Stern  (Breslau). 

Frosch,  Ein  Beitrag  zur  Kenntniss  der  Ursache  der 
amerikanischen  Schweineseuche  und  ihrer  Be- 
ziehung zu  den  bakteriologisch  verwandten  Pro- 
zessen. (Zeitschrift  für  Hygiene.  Bd.  IX.  Heft  2.  S.  235 — 281.) 

Ein  der  Wissenschaft  noch  keineswegs  vollkommen  erschlossenes 
Gebiet  stellte  die  amerikanische  Schweineseuche  vor.  Salmon  hatte 
1886  die  Behauptung  aufgestellt,  dieselbe  müsse  in  zwei  nach  Ur- 
sache und  Erscheinung  sehr  verschiedene  Krankheiten  getrennt  wer- 
den, nämlich  in  die  „hog  cholera“  und  „swine- plague“;  letztere  sei 
mit  der  deutschen  Schweineseuche  identisch.  Diese  Angaben  wurden 
auf  das  Aeusserste  bestritten  von  Frank  Billings,  welcher  so- 
wohl die  Trennung  der  Seuche  in  zwei  Formen  für  unzulässig  er- 
klärte, als  auch  jeder  der  beiden  von  Salmon  gefundenen  Bakterien- 
arten eine  ätiologische  Bedeutung  absprach,  ein  von  ihm  entdecktes 
Bacterium  dagegen  als  die  alleinige  Ursache  der  Seuche  be- 
zeichnete.  Die  S alm  o n ’schen  Hog-cholerabakterien  wurden  im  Jahre 
1888  von  v.  Esmarch  im  hygienischen  Institute  zu  Berlin  einer 
Nachprüfung  unterzogen,  v.  Esmarch  fand,  dass  diese  Bakterien 
keinem  der  zu  dieser  Zeit  für  Schweine  bekannten  Infektionserreger 
entsprach  und  dass  die  Angaben  Salmon’s  den  Hauptpunkten  nach 
zutreffend  wareD.  Diesem  Beispiele  folgte  Billings,  indem  er 
ebenfalls  Kulturen  der  von  ihm  entdeckten  Bakterien  dem  hygieni- 
schen Institute  zur  Verfügung  stellte.  Verf.  wurde  nun  durch  Herrn 
Geheimrath  Koch  mit  der  Aufgabe  betraut,  die  Bill  in  gs’schen 
Bakterien  mit  eien  bekannten  pathogenen  Gliedern  dieser  Gruppe  zu 
vergleichen.  Nach  einer  eingehenden  kritischen  Beleuchtung  der  Ar- 
beiten von  Salmon  und  Billings  kommt  Verf.  zu  dem  Schlüsse, 
dass  S a 1 m o n ’ s swine-plague-Bacterium  als  ein  zufälli- 
ger Befund  in  chronisch  hog-cholerakranken  Schwei- 
nen anzusehen  sei. 

Die  erste  Untersuchung  mit  den  von  Billings  übergebenen  Kul- 
turen galt  der  Frage,  wie  sich  das  ßillings’sche  Bacterium  der 
swine-plague  zu  dem  Sal  mon ’schen  Hogcholera-Bacterium  verhalte. 
Die  Ergebnisse  dieser  Untersuchung  sprachen  für  vollkommene  Iden- 
tität der  beiden  Bakterien.  Sie  besitzen  dieselbe  Gestalt,  aktive  Be- 
weglichkeit, dasselbe  eigenthümliche  Verhalten  gegen  Farbstoffe, 
ferner  Uebereinstimmung  im  Wachsthum  auf  den  verschiedenen  Nähr- 
böden bei  verschiedenen  Temperaturen  und  die  gleiche  Pathogenität. 
In  letztgenannter  Hinsicht  sind  nach  Verf.  die  geringe  lokale  Reak- 

40* 


Schweineseuche. 


624 

tion  bei  allen  Thieren  und  die  multiple  Koagulationsnekrose 
der  Leber  bei  Kaninchen  und  Mäusen  als  bemerkenswerthe  Ueber- 
einstimmungspunkte  anzusehen.  Mithin  haben  wir  es  bei  der  ameri- 
kanischen Schweineseuche  mit  einem  und  demselben  Erreger  zu  thun. 

Die  zweite  Versuchsreihe  befasste  sich  mit  dem  Vergleich  des 
amerikanischen  Scbweineseuchebacteriums  mit  den  anderen  Gliedern 
dieser  Gruppe.  Nachdem  Verf.  die  Besprechung  von  Vorsichts- 
maassregeln vorausgeschickt  hatte,  welche  hinsichtlich  der  Prüfung  auf 
Beweglichkeit  und  bei  vergleichender  Untersuchung  der  Pathogenität 
der  verschiedenen  Infektionserreger  sehr  zu  beachten  sind,  wendet  er 
sich  zunächst  dem  Vergleich  des  Bil  li ngs’schen  Bacteriums  mit 
demjenigen  der  deutschen  Schweineseuche1)  zu.  Das  Schütz’sche 
Bacterium  der  deutschen  Schweineseuche  ist  unbeweglich,  zeigt 
weder  bei  4-  8 0 im  Eisschrank,  noch  bei  42  0 C im  d’Arsonval 
Wachsthura,  wie  das  Bil  li  n gs’sche  Bacterium;  ferner  besteht 
eine  beständige  Differenz  im  Aussehen  der  verschiedenen  Kulturen 
auf  Agar,  Gelatine,  Blutserum  und  in  Bouillon.  Gemeinschaftlich  ist 
beiden  die  Nichtverflüssiguug  der  Gelatine.  Das  deutsche  Bacterium 
gedeiht  nur  bei  schwach  alkalischer  Reaktion  auf  Kartoffeln,  das 
amerikanische  bei  jeder  Reaktion.  Beide  wachsen  bei  Luftabschluss. 
Auf  gefärbten  Agarnährböden  bewirkte  das  amerikanische  Bacterium 
schnell  und  deutlich  eine  Entfärbung  der  mit  iudigoschwefelsaurem 
Natron  und  Lakmoid  gefärbten  Röhrchen,  das  Schütz'sche  dagegen 
nicht.  Das  amerikanische  Bacterium  bildet  weder  Phenol  noch  Indol, 
während  beide  Körper  zu  den  Stoffwechselprodukten  des  deutschen 
Bacteriums  gehören  sollen.  Das  Bacterium  der  swine-plague  bildet 
im  Allgemeinen  gröbere  Formen,  als  das  Schütz’sche.  Hinsicht- 
lich der  Pathogenität  der  beiden  Bakterienarten  bezeichnet  Verf.  das 
Meerschweinchen  als  ausserordentlich  empfänglich  für  das  ameri- 
kanische Bacterium,  während  dasselbe  Thier  dem  deutschen  Bacte- 
rium gegenüber  eine  gewisse  Widerstandsfähigkeit  zeige.  Umgekehrt 
verhalten  sich  die  Tauben.  Mäuse,  Kaninchen  und  Ratten  lassen 
Unterschiede  im  Verhalten  nicht  erkennen.  Nach  Verimpfung  kleiner 
Mengen  trat  bei  allen  empfänglichen  Thieren  der  Tod  auf  das 
Schütz’sche  Bacterium  durchgehend  2 — 3 Tage  früher  ein,  als 
auf  das  Bi  Hin  gs’sche.  Ein  unterscheidendes  Merkmal  von  hohem 
diagnostischen  Werth  ist  das  Verhalten  der  Impfstelle  bei  subku- 
taner Applikation  des  Virus.  Schon  die  kleinste  Menge  des  Schütz- 
schen  Bacteriums  erzeugt  schwere  Veränderungen  an  der  Impf- 
stelle, während  dieses  bei  dem  amerikanischen  nicht  der  Fall  ist. 
Das  letztere  erzeugt  in  der  Leber  multiple,  koagulationsuekrotische 
Herde;  bei  den  mit  deutscher  Schweineseuche  geimpften  Thieren  da- 


1)  Die  „Schweineseuche“  ist  von  mir  als  eigenartige  Krankheit  gegenüber  dem 
„Schweine-Rotblauf“  aufgestellt  worden  auf  Grund  einer  am  26  October  1882  von  mir 
gemachten  Beobachtung.  An  jenem  Tage  wurde  mir  auf  dem  Schweineviehhofe  in 
Rummelsburg  von  dem  Herrn  Kreisthierarzt  Eggelin  g ein  Schwein  zur  Verfügung 
gestellt,  welches,  wie  er  glaubte,  soeben  au  „RothJauf“  eingegangen  war.  Die  Unter- 
suchung ergab,  dass  in  dem  Kadaver  dieses  Schweines  Bakterien  vorhanden  waren, 
welche  gänzlich  von  den  von  mir  beim  Schweinerothlauf  entdeckten  Bacillen  verschieden 
waren.  Herr  Prof.  Schütz  hat  dann  mehrere  Jahre  später  auf  der  Basis  meiner 
Untersuchungen  stehend  eingehendere  Forschungen  über  den  Schweinerothlauf  wie  über 
die  Schweineseuche  angestellt.  Loeffler. 


Schweineseuche.  — Cysticercus  rocemosus. 


625 


gegen  zeigt  die  Leber  Neigung  zu  fettiger  Metamorphose.  Verschie- 
den ist  endlich  noch  die  Vertheilung  der  beiden  Bakterienarten  bei 
den  daran  zu  Grunde  gegangenen  Impfthieren.  Bei  der  swine-plague 
pflegt  das  Blut  der  Ventrikel  und  Vorhöfe,  sowie  dasjenige  der 
Hauptgefässstämme,  im  Gegensatz  zu  der  deutschen  Schweineseuche, 
verhältnissmässig  arm  an  Bakterien  zu  sein.  Ferner  zeichnet  sich  die 
erstgenannte  Krankheit  dadurch  aus,  dass  die  Bakterien  in  den 
Organen  herdförmig,  dicht  in  den  Kapillaren  liegen,  während  bei  dem 
Schütz’schen  Bacterium  eine  mehr  gleichmässige  Vertheilung 
statthat.  Das  Schütz’sche  Bacterium  findet  sich  ausserdem  bei- 
nahe in  Reinkultur  in  dem  entzündlichen  Oedem  der  Impfstelle,  das  Bil- 
lings ’sche  Bacterium  dagegen  ist  daselbst  so  spärlich  vorhanden, 
dass  es  oft  nur  durch  das  Platten  verfahren  nachgewiesen  werden  kann. 

Die  Gesammtergebnisse  seiner  Arbeit,  welche  des  Weiteren  die 
Beziehungen  des  B ill in gs’schen  Bacteriums  zu  den  Bakterien 
der  Wild-  und  Rinderseuche,  der  Hühnercholera  und  Kaninchen- 
septikämie,  sowie  die  von  Hueppe  angeregte  Frage  der  Identität 
der  letztangeführten  Krankheiten  erörtert  und  zum  Schlüsse  noch 
das  Verhältniss  zwischen  dem  Billin  gs’schen  Bacterium  und 
den  Bakterien  der  Sei  and  er ’schen  Schweinepest  und  der  Frettchen - 
seuche  experimentell  prüft,  fasst  Verf.  in  folgende  Sätze  zusammen: 

1)  Das  Bakterium  der  hog  Cholera  Salm  on ’s  und  das  der 
swine-plague  Billings’  sind  identisch. 

2)  Dasselbe  ist  als  die  Ursache  der  amerikanischen  Schweine- 
seuche anzusehen,  während  der  Beweis  für  eine  ätiologische  Be- 
ziehung zu  dieser  Seuche  für  das  Salmon ’sche  Bacterium  der 
swine-plague,  beziehentlich  für  die  Existenz  einer  zweiten,  in  gleicher 
Verbreitung  auftretenden  Seuche  einwandsfrei  bisher  nicht  erbracht  ist. 

3)  Das  Bacterium  ist  ferner  identisch  mit  dem  S e 1 a n d e r ’schen 
Schweinepestbacterium , jedoch  verschieden  von  den  Bakterien  der 
deutschen  Schweineseuche,  Wildseuche,  Hühnercholera,  Kaninchen- 
septikämie  und  Frettchenseuche. 

4)  Von  den  letztgenannten  stellt  das  Bacterium  der  Frettchen- 
seuche eine  Art  für  sich  dar,  während  die  Identität  der  übrigen  noch 
nicht  als  erwiesen  angesehen  werden  kann.  Os  terta g (Berlin). 

Bitot  et  ^ JL tude  sur  les  cysticerques  en  grappe 

de  l’enc6phale  et  de  la  moelle  chez  l’homme.  (Ga- 
zette m6d.  de  Paris.  1890.  No.  27 — 30.  32 — 34.) 

Nächst  der  klassischen  Arbeit  F.  A.  ton  Zenker ’s  (Bonn 
1882)  ist  vorstehende  Studie  das  Ausführlichste,  was  bisher  über  den 
Cysticercus  racemosus  geboten  wurde. 

Nach  allgemein  helminthologischen  und  historischen  Bemerkungen, 
wobei  sich  eine  treffliche  Kenntniss  der  deutschen  Litteratur  zeigt, 
folgt  eine  kritische  Uebersicht  sämmtlicher  bisher  publizirten  Fälle. 

Die  Priorität  der  Beobachtung  einer  Traubenhydatide  vindiziren 
die  Verff.  ihren  Landsleuten  Louis  (P.  C.  A.)  und  Aran  (Archiv. 
g6n6ral.  1841).  Bei  ersterem  (Recherches  sur  la  phthisie.  pag.  165 
(nicht  161),  ist  ein  Fall  von  Hirncysticerken  beschrieben,  von  denen 
mehrere  mit  einer  Maulbeere  Aehnlichkeit  hatten  (ce  qui  donnait  k 
quelques  unes  d’entre  elles  l’aspect  d’une  müre). 


Cysticercus  racemosus. 


626 


Das  sorgfältigere  Studium  der  rätselhaften  Gebilde  beginnt  mit 
Virchow,  der  1860  im  XVIII.  Bande  des  Archivs  ihnen  den  „nom 
pittoresque  de  Traubenhydatiden“  gab.  Westphal,  Gottlieb 
Merkel,  Klob,  besonders  aber  Marchand  und  vor  allen  F.  A. 
von  Zenker  haben  sich  um  die  Sache  verdient  gemacht. 

In  den  „Expos6  critique“  wird  zunächst  der  6.  Fall  von  v.  Zen- 
ker’s  als  dubiös  hingestellt.  Auch  Fälle  von  Virchow  (cfr.  v. 
Zenker,  pag.  8),  Dupuytren,  Legons  orales.  1839.  I.  479  etc. 
und  Forget,  Gaz.  niAi.  1846  werden  dem  Ostracismus  geweiht. 

Nun  folgt  die  Reihe  der  16  in  v.  Zenker’s  Monographie  er- 
wähnten Fälle  (Fall  6 wurde  als  apokryph  weggelassen),  dann  die 
oben  zitirten  Fälle  von  Louis  und  Ar  an  (Fall  XVII  und  XVIII). 

Nun  kommen  zwei  neue  Fälle. 

Obs.  XIX  (beobachtet  von  Chabrely  in  Bordeaux). 

Ein  Zimmennann  von  75  Jahren  leidet  an  partieller  Epilepsie, 
besonders  der  linksseitigen  Gliedmaassen.  Die  Autopsie  zeigte  mehrere 
Erweichungsherde  der  rechten  Hemisphäre.  Ausserdem  fand  man 
an  der  Basis  „Kystes  bianchatres  de  la  grosseur  d’un  grain  de 
raisin , passant  en  cheval  sur  ces  vaisseaux  (art.  foss.  Sylv.)  et 
groupes  deux  par  deux  ä la  fa<jon  d’halteres“.  Die  erste  Cy3te  war 
10  cm  lang,  gefaltet,  durch  ein  5 mm  dickes  Band  in  zwei  Theile 
abgetheilt.  Die  zweite  Cyste  ist  unregelmässiger,  bildet  theilweise 
„une  raasse  euorme  lobulee  de  3 ä 4 cm  de  diametre,  avec  5 di- 
latations  irregulieres , separees  par  des  etranglements  profonds“. 
Scolices  wurden  nicht  gefunden  (Abbildung  4). 

Auf  Schnitten  zeigt  sich  die  Cystenwand  ijt  mm  dick,  sie  ent- 
hält ziemlich  grosse,  glänzende  Körner,  die  in  Säuren  unlöslich  sind. 
Die  eine  Fläche  zeigt  keine  scharfe  Begrenzung,  die  andere  hat  ein 
papillöses  Aussehen,  indem  sie  mit  einer  Menge  cylindrischer  oder 
rundlicher  Fortsätze  versehen  ist. 

Obs.  XX  (von  Bitot).  Seemann  von  47  Jahren.  Hemiplegie 
rechts,  Aphasie,  Meningo  - Encephalitis.  Seit  3 Jahren  psychisch 
schwach,  Verfolgungswahn. 

Die  Autopsie  ergab  mehrfache  Cysten  der  Hirnbasis.  Eine  da- 
von sass  auf  der  inneren  Seite  des  linken  Sphenoidallappeus  vorn, 
kirschengross;  eine  zweite  im  Grund  der  Syl  vius’scheu  Spalte,  nuss- 
gross; zwei  andere  zwischen  den  Pedunculis,  kirschengross.  Die 
Cysten  hängen  mit  der  Arachnoidea  nicht  zusammen. 

In  einer  der  kleineren  Cysten  fand  sich  ein  Scolex,  welcher  nach 
der  Auffassung  der  Herren  De  Nabias  und  W.  Dubreuilh  zur 
Taenia  saginata  gehört.  Der  Kopf  hat  einen  Durchmesser 
von  0,001  , besitzt  4 Saugnäpfe,  pigmentirt,  weder  Rosteilum  noch 
Haken  sind  vorhanden  (eine  recht  mittelmässige  Zeichnung  ist  bei- 
gegeben), Der  Hals  ist  kurz,  glänzende  Körper  (corps  refringents) 
sind  verbreitet.  Die  bei  Fall  XIX  beschriebenen  papillösen  Fort- 
vätze  finden  sich  auch  hier,  aber  viel  weniger  entwickelt.  Zusatz 
non  Säuren  bewirkt  bei  obigen  Körpern  keine  Lösung.  In  dem  gra- 
sulösen  Gewebe  sieht  man  viele  ovale  Körper,  welche  wie  durch- 
sichtige Bläschen  aussehen,  theils  leer,  theiis  mit  granulösem  Inhalte. 

Eine  tabellarische  Uebersicht  zeigt  die  näheren  Lokalisationen 
bei  den  20  Fällen,  von  denen  bei  dem  Fall  von  Klob  der  Sitz  in 


Gregarinen 


627 


einem  Seitenventrikel  war.  Die  Blasen  waren  meistens  unter  der 
Araehnoidea  und  frei  von  Adhäsionen,  18  an  der  Hirnbasis.  Der 
Scolex  (rcsp.  Kopf)  wurde  in  12  Fällen  gefunden;  die  sterilen  Fälle 
nennen  die  Verff.  „Acephalocystes“,  ein  Ausdruck,  der  bisher  fast 
nur  für  sterile  Echinokokken  gebraucht  wurde.  Die  Eigentümlich  - 
keit  der  Bildung  erklärt  sich  aus  den  anatomischen  Verhältnissen 
der  Hirnbasis  und  stimmen  die  Verff.  ganz  überein  mit  der  geist- 
reichen Erklärung  Zenker ’s. 

Bezüglich  der  Folgen  wird  auf  die  begleitende  Arachnitis  chro- 
nica und  den  inneren  Hydrocep’nalus  mit  Recht  besonderes  Gewicht 
gelegt,  ferner  auf  die  relative  Häufigkeit  der  Mors  subita. 

Das  Wichtigste  in  dem  Artikel  ist  die  Mittheilung  des  Vor- 
kommens des  S agi n a ta-Cy  sti cercus  im  Leibe  des  Menschen.  Ob 
sich  diese  Beobachtung  bestätigen  wird,  ist  wohl  noch  zweifelhaft. 
Dass  bei  Cy  s 1 1 ce  reu  s cellulosae  oft  die  Haken  ausfalien,  ist  be- 
kannt und  beweist  sonst,  nichts;  bedeutsamer  ist  der  Defekt  des 
Rostellums.  — Ref.  möchte  noch  an  folgende  Fälle  erinnern:  Nach 
Heller  hat  auch  Co  Iber  g einen  von  Volkers  aus  einem  Auge 
entfernten  Blasen  wurm  hakenlos  gefunden  und  als  sagin  ata  bestimmt. 

Arndt  (Halle)  hat  einen  Fall  von  Hirncysticerken  mitgetheilt, 
welche  er  hakenlos  fand  und  als  zur  Taenia  sagin  ata  gehörig 
bestimmte  (Zeitschrift  f.  Psychiatrie.  XXIV). 

J.  Ch.  Huber  (Memmingen). 

Heimeguy,  F. , Formation  des  spores  de  la  Gregarine 
du  Lombric.  (Annales  de  Micrographie.  1888.  Av.  1.  pl.) 

Die  in  Deutschland  fast  gar  nicht  bekannte  Arbeit  Henneguy ’s 
wurde  Ref.  vor  kurzem  durch  die  Güte  des  Verf.’s  zugänglich. 
Derselbe  hat  durch  Serienschnitte  versucht,  die  Verhältnisse  der 
Sporenbildung  bei  den  Monocystis  - Arten  aufzukiären.  Im  Anfänge 
der  Abhandlung  finden  sich  Untersuchungen  über  die  Struktur  und 
die  chemische  Beschaffenheit  der  „Gregarinenkörner“,  die  H.  mit 
Maupas  für  Zooamylurn  hält,  nicht  wie  B ü tsch  1 i für  Paragly- 
kogen. Er  erwähnt  die  Kreuzzeichnung  in  denselben,  welche  bei 
polarisirtem  Licht  deutlich  werde,  ebenso  bei  Färbung  mit  Gentiana- 
violett  nach  der  E hr lieh’ sehen  Methode.  Der  Autor  beobachtete 
an  den  Cysten  zwei  Hüllen,  doch  geht  er  auf  die  Entstehung  der- 
selben nicht  eiu.  Um  den  Kern  herum  sab  H.  eine  von  grossen 
Körnern  freie  Zone.  Der  Nucleolus  zeigt  später  Vakuolen,  dann  zer- 
bricht er  und  der  Kern  beginnt  sich  mitotisch  zu  (heilen.  Einige 
Stadien  der  Theilung  wurden  beobachtet.  Neben  der  Kernspindei 
lag  noch  chromatische  Substanz,  die  als  nach  dem  Zerbrechen  des 
Nucleolus  oder  im  Momente  der  Spindelbildung  ausgestossen  gedeutet 
wird,  und  von  welcher  der  Verf.  meint,  es  könne  sich  dabei  um 
Nebenkerne  handeln.  In  späteren  Stadien  findet  er  sie  nicht  mehr. 
Die  Sporenbildung,  glaubt  H,  vollziehe  sich  nach  zwei  Typen: 

1)  Der  Inhalt  der  Cyste  theilt  sich  nicht,  die  Kerne  vermehren 
sich  durch  Karyokinese,  wandern,  an  die  Oberfläche,  umgeben  sich 
mit  Protoplasma  und  hüllen  den  Cysteninhalt  ein.  Eine  Anzahl 
Kerne  bleibt  in  dem  Inhalt  liegen,  wo  sie  später  degeneriren. 


628 


Gregarinen.  — Entovalva  mirabilis. 


2)  Der  Inhalt  der  Cyste  zerfällt  in  eine  beschränkte  Zahl  grös- 
serer Theile.  Die  Sporenbildung  bleibt  die  gleiche,  die  Kerne  ver- 
mehren sich  mitotisch  und  treten  an  die  Oberfläche  dieser  grösseren 
Theilprodukte,  in  deren  Inneren  wieder  einige  Kerne  Zurückbleiben 
und  degeneriren. 

Eine  völlige  Theilung  des  Cysteninhaltes  in  Sporen  bestreitet 
Verf.,  da  es  immer  einen  Zeitpunkt  gebe,  wo  noch  Protoplasmamasse 
im  Centrum  liege,  die  zum  Aufbau  der  Sporen  diene,  wie  die  Um- 
bildung und  Auflösung  der  Körner  zeige.  Cysten,  die  keine  solche 
Protoplasmareste  mehr  darböten,  seien  eben  völlig  reife,  in  denen 
alle  Substanz  resorbirt  sei. 

Verf.  beobachtete  an  Makro-  und  Mikrosporen  die  gleichen,  eben 
geschilderten  Vorgänge  und  ist  geneigt,  dieselben  als  nicht  zu  einer 
Gattung  gehörig  anzunehmen. 

Beide  Sporenarteu  haben  einen  grossen  Kern,  der  sich  durch 
Karyokinese  theilt,  wovon  einige  Phasen  zur  Beobachtung  kamen. 
Jeder  der  entstandenen  Kerne  zieht  sich  an  den  entgegengesetzten 
Pol  zurück,  wo  er  nach  einander  zwei  Theilungen  erleidet.  Die  Theil- 
produkte wandern  nach  der  Mitte  hin,  umgeben  sich  mit  Protoplasma 
und  bilden  die  acht  sichelförmigen  Körper,  welche  um  den  noyau 
de  reliquat  herumgelagert  sind,  der  als  Nährmaterial  für  sie  dient. 

Der  wesentliche  Inhalt  und  die  Bedeutung  der  Arbeit  Henne- 
guy’s  besteht  somit  in  der  Auöindung  der  Karyokinese  bei  der 
S por  en  bildung  der  Gregarinen  des  Regenwurmhodens. 

M.  Wolters  (Bonn). 

Voeltzkow,  A.,  Entovalva  mirabilis,  eine  schmarotzende 
Muschel  aus  dem  Darm  einer  Holothurie.  (Zool.  Jahr- 
bücher. Abtheilg.  f.  Systematik  etc.  Bd.  V.  Hft.  4.  p.  619 — 628. 
Mit  1 Tafel.) 

Verf.  fand  an  der  Nordküste  von  Sansibar  in  dem  Darm  einer 
Sy  n ap  ta  — wenn  nicht  identisch,  so  doch  nahe  verwandt  mit  Sy  nap  ta 
inhaerens  Düb.  Kor.  — dicht  hinter  dem  Schlundring  eine  2—3  mm 
lange  Muschel,  die  sich  vermittelst  eines  am  Fusse  befindlichen  Saug- 
napfes (Verf.  vermuthet  in  ihm  ein  Byssusorgan)  kriechend  herumbe- 
wegt. Die  weitklaffenden  Schalen  bedecken  nur  zum  kleinern  Theile 
den  grossen  Mantel,  der  unten  in  der  Mittellinie  bis  auf  den  Fuss- 
schlitz  zusammengewachsen  ist,  nach  vorn  sich  zu  einem  hornartigen 
Fortsatze  hochwölbt,  nach  hinten  aber  ein  eigenthümliches,  hohles, 
glockenförmiges  Organ  bildet,  das  sich  fortwährend  wie  ein  Hand- 
schuhfinger ein-  und  ausstülpt.  In  dessen  Höhlung  münden  die 
zwittrigen  Geschlechtsorgane,  welche  als  lang  gestreckte,  mehrfach 
gelappte  Schläuche  fast  den  ganzen  Fass  durchziehen.  In  diesen 
Raum  hinein  werden  auch  die  reifen  Eier  entleert  und  in  ihm  ent- 
wickeln sich  diese  bis  zu  einem  Embryo  mit  beweglichem  Velum. 
Verf.  spricht  diesen  Hohlraum  daher  als  Brutraum  an.  Wie  die  Eier 
von  hier  in’s  Freie  kommen,  hat  Verf.  nicht  ermitteln  können,  eine 
Oeffnung  nach  aussen  besitzt  der  Brutraum  nicht,  jedoch  berstet  seine 
Wandung  bei  einem  etwas  stärkeren  Drucke,  und  die  Embryonen  treten 
dann  lebhaft  schwimmend  nach  aussen,  sterben  aber  bald  ab.  Verf. 
hat  niemals  Stadien  der  Muschel  beobachten  können,  die  zwischen 


Entovalva  inirabilis.  — Pilzsymbiose  der  Leguminosen. 


629 


diesem  primitiven  Embryo  und  den  jüngsten  Entovalven,  die  äusserlich 
nur  noch  durch  ihre  geringe  Grösse  von  den  geschlechtsreifen  ab- 
weichen, vermittelt  hätten;  er  vermuthet  daher,  dass  die  Embryonen 
längere  Zeit  ein  freies  Leben  im  Meere  führen  und  erst  als  ausge- 
bildete Tliiere  in  die  Holethurie  einwandern.  Wie  die  Einwanderung 
geschehen  dürfte,  zeigen  Versuche,  die  Verf.  mit  aus  dem  Darm  be- 
freiten Thieren  anstellte.  Wurden  diese  mit  einer  Sy  n ap  t a zusammen- 
gebracht, so  setzten  sie  sich  in  der  Nähe  der  Tentakel  fest,  die  dann 
schleunigst  eingezogen  wurden.  Wurden  dieselben  nach  einer  Weile 
wieder  herausgestreckt,  so  schob  sich  die  Muschel  rnit  einem 
schnellen  Ruck  weiter  vor,  die  Tentakel  wurden  wieder  eingezogen, 
und  dieses  Spiel  wiederholte  sich  so  lange,  bis  die  Entovalva  mit 
den  Tentakeln  im  Innern  verschwand.  Die  Muschel  nährt  sich  von  Dia- 
tomeen und  andern  Algen,  die  den  Darm  gelblich  durchschimrnern 
lassen.  Von  den  übrigen  Organen  des  Thieres  hat  der  Verf.  noch  die 
Kiemen,  das  Herz,  die  doppelte,  lappige  Leber  und  das  Nervensystem 
beobachtet,  das  entsprechend  dem  zeitweise  freien  Leben  ziemlich 
hochentwickelt  ist.  Neben  dem  Schlundganglion  findet  sich  ein  deut- 
liches Pedalganglion  mit  angelagertem  Otolithen. 

Im  Darm  desselben  Thieres  fand  Verf.  auch  noch  eine  parasitische 
Schnecke,  die  er  aber  nicht,  benennt,  weil  er  nicht  mit  Bestimmtheit 
weiss,  ob  dieselbe  noch  unbeschrieben  ist.  Während  die  Entovalva 
nur  als  Kommensalist  zu  betrachten  ist,  da  sie  ja  der  Sy  napta  nur 
die  Diatomeen  etc.  wegfrisst,  ist  diese  Schnecke  ein  wirklicher  Parasit, 
der  die  mühsam  bereiteten  Säfte  des  Wirththieres  verzehrt.  Er  bohrt 
den  Rüssel  aber  nicht,  wie  die  meisten  der  bekannten  parasitischen 
Schnecken,  durch  die  äussere  Körperbedeckung  des  Wirththieres,  sondern 
siedelt  sich  im  Magen  an,  um  von  hier  aus  den  langen,  am  vorderen 
Theile  mit  kurzen  Stacheln  bewehrten  Rüssel  durch  die  Magen- 
wandung  in  die  Leibeshöhle  einzuführen.  Wie  die  vorher  beschriebene 
Muschel  scheint  auch  diese  Schnecke  erst  seit  kurzer  Zeit  sich  an 
ein  parasitisches  Leben  angepasst  zu  haben,  denn  sie  hat  noch  eine 
(2—3  mm  lange)  Schale  mit  3 — 4 Windungen,  einen  wohlausgebildeten 
flimmernden  Fuss,  ein  paar  lange  Tentakeln  und  am  Grunde  derselben 
ein  paar  deutliche  schwarze  Augen.  Betreffs  ihrer  systematischen 
Stellung  schreibt  Verf.  nichts,  sie  wird  aber  jedenfalls  bei  den  Taenio- 
glossen  unterzubringen  sein.  G.  Brandes  (Halle  a.  S.). 

Frank,  B.,  Ueber  die  Pilzsymbiose  der  Leguminosen. 

(Landwirthschaftliche  Jahrbücher.  Bd.  XIX.  Heft  4.  p.  523  ff.) 

Verf.  gibt  hier  in  voller  Ausführlichkeit  die  Resultate  seiner 
mehrjährigen  Arbeiten  über  die  Wurzelknöllchen  der  Leguminosen, 
über  welche  er  in  vorläufigen  Miltheilungen  schon  mehrmals  re- 
ferirt  hat. 

Mit  einer  Uebersicht  über  den  historischen  Gang  und  die  Ent- 
wickelung unserer  Kenntnisse  über  die  bekanntlich  in  der  verschie- 
densten Weise  gedeuteten  Knöllchenbildungen  beginnend,  bespricht 
der  Verf.  in  9 Kapiteln  unter  den  resp.  Ueberschriften  die  Fragen, 
welche  sich  aus  seinen  Untersuchungen  über  den  Inhalt  der  Knöll- 
chen ableiten;  Die  Einwanderung  ues  Bewohners  der  Knöllchen  in 
die  Pflanze,  die  Deutung  desselben,  die  Betheiliguug  der  Pflanze  an 


630 


Pilzsywbioae  der  Leguminosen. 


der  Infektion,  die  Bakteroiden  und  ihre  Beziehungen  zur  Pflanze  so- 
wohl wie  zu  dem  Mikroorganismus  der  Knöllchen,  die  Reinkultur  des 
letzteren,  seine  Wirkungen  auf  die  Pflanze,  sein  Vorkommen  in  den 
natürlichen  Bodenarten,  die  Beschaffenheit  der  Böden,  welche  Legu- 
minosen ohne  Knöllchenbildung,  also  ohne  Infektion  normal  zu  er- 
nähren vermögen,  endlich  die  praktisch  wichtige  Frage,  ob  man  die 
Leguminosenkultur  auf  vorher  unbebauten  Flächen  durch  Einver- 
leibung des  Mikroorganismus  in  dieselben  zu  heben  im  Staude  ist. 
Eine  Zusammenstellung  der  Resultate  schliesst  die  von  12  Tafeln, 
wovon  9 Habitusbilder  der  unter  verschiedenen  Bedingungen  ge- 
züchteten, theils  Knöllchen  führenden,  theils  davon  freien  Pflanzen 
geben,  begleitete  Arbeit. 

Den  Mikroorganismus,  welcher  nach  Frank’s  Untersuchungen 
als  zweifellose  Ursache  der  Knöllchenbilduug  anzusehen  ist,  und  der 
in  den  Knöllchen  lebt,  nennt  er  Rhizobium  leguminosarum. 
Derselbe  gehört  zu  den  Spaltpilzen  und  ist  von  dem  Verf.  unter  den 
gehörigen  Kautelen  aus  dem  Inhalte  der  Knöllchen  isolirt  und  nach 
den  bakteriologischen  Methoden  weiter  kultivirt.  Anfänglich  wurde, 
um  genaue  und  stetige  Kontrolle  ausüben  zu  können,  die  Kultur  im 
hängenden  Tropfen  gewählt.  In  diesem  wurde  an  den  bakterien- 
ähnlichen Inhaltskörpern  der  Knöllchenzellen,  den  Bakteroiden,  nach 
kurzer  Zeit  eine  Differenzirung  in  eine  homogene  Grundmasse  mit 
darin  meist  in  einer  Reihe  gelagerten  kokkenähnlichen  Körpern 
sichtbar,  was  sonst  nur  bei  Kalibehandluug  geschah.  Aus  letzteren 
gehen  bisweilen  schon  nach  1,  sicher  nach  5 Tagen  sehr  kleine,  leb- 
haft bewegliche  Bakterien  hervor,  Schwärmerzustände,  deren  Gestalt 
eine  rundliche  bis  längliche  ist,  und  deren  Grösse  0,9 — 1,3  /t  nicht 
überschreitet.  Die  Bakteroiden , welche  frühere  Beobachter,  z.  B. 
Prazmowski  und  Beyer inck,  für  den  Mikroorganismus  hielten, 
sind  viel  grösser,  3—5,5  /r  lang.  Neben  den  schwärmenden  Bakte- 
rien kommen  auch  ruhende  vor.  Cilien  waren  an  den  kleinen  Orga- 
nismen nicht  nachzuweisen.  Besonders  beitTinktionen  waren  Semmel- 
formen, in  der  Mitte  mehr  oder  weniger  eingeschnürte,  sicher  als 
Theilungszustände  aufzufassende  Formen  häufig  nachzuweisen.  Ferner 
kommen  Zooglöen  vor,  unter  denen  besonders  eine  eigenthümliche 
Form  auftiel,  die  wiederholt  bei  der  Kultur  des  Mikroorganismus  aus 
Lupinen  sich  einstellte.  Die  in  einer  Reihe  gelagerten  Bakterien  um- 
gaben sich  mit  gemeinsamer  Gallerte  und  wurden  durch  fortgesetzte 
Theilung  zu  sehr  kurzen,  beinahe  kokkenförmigen  Körpern  von  0,2  /. c 
(geschätzt)  Grösse,  während  zugleich  das  ganze  Gebilde  durch  Wachs- 
thum in  die  Dicke  wurstförmig  wurde.  Sporenbildung  wurde  nicht 
beobachtet. 

Aus  dem  hängenden  Tropfen  auf  Gelatine  übertragen,  erwuchsen 
nach  3-  4 Tagen  in  jedem  Impfstrich  kleine  Pünktchen,  die  weiter- 
hin sehr  langsam  — Dach  wochenlanger  Kultur  erreichten  die  Kolo- 
nieen  erst  1 mm  Durchmesser  — zu  kleinen,  rundlichen  bis  elliptischen, 
etwas  über  die  Platte  erhabenen,  meist  biassgelblichen  Gallerthäuf- 
chen heranwuchsen.  Hin  und  wieder,  aber  nicht  regelmässig,  ver- 
mochte das  Bucterium  die  Gelatine  zu  verflüssigen. 

Nach  diesem  Befunde  sind  also  die  Bakteroiden,  deren  Entstehung 
aus  dem  Protoplasma  der  Knöllchenzellen  man  schon  länger  kannte, 


Pilzsymbiose  der  Leguminosen. 


631 


nicht  reine  Organe  des  Leguminosenplasmas,  wie  Brunchorst  be- 
hauptete, aber  auch  nicht  reine  Fremdorganismen  (Prazmowski, 
Beyerinck),  vielmehr  sind  sie,  wie  schon  das  noch  unditferenzirte 
(noch  nicht  in  Bakteroiden  zerfallene)  Plasma  der  Knöllchenzellen, 
aus  dem  diesem  Thatbestande  entsprechend  Frank  ebenfalls  deu 
charakteristischen  Mikroorganismus  erzog,  zusammengesetzt  aus  Legu- 
minosenplasma und  aus  dem  Mikrobium,  dem  Pilz,  weshalb  Frank 
dafür  den  Namen  Mykoplasma  vorschlägt.  Auch  durch  seine  Licht- 
brechung unterscheidet  sich  das  Mykoplasma  schon  von  dem  gewöhn- 
lichen reinen  Leguminosenpiasma  der  nicht  infizirten  Zellen,  und  der 
Kern  scheint  in  ihm  ebentalls  alterirt. 

Bezüglich  des  Eindringens  des  Mikroorganismus  in  seine  Nähr- 
pflanze, das  natürlich  durch  die  Oberhaut  der  Wurzeln  geschehen 
muss,  unterscheidet  Frank  eine  direkte  Infektion  von  einer  Infektion 
mit  Hülfe  eines  Infektionsfadens.  Infektionsfaden  ist  der  früher  theils 
als  Plasmodiumstrang,  theils  als  Pilzhyphe,  theils  (.von  B eye  r ink)  gar 
als  Rest  der  mitotischen  Kernligur  (Kern tonne)  aufgefasste  Faden,  der 
in  vielen  Knöllchen  die  Zellen  quer  durchsetzt  und  von  einer  zur  andern 
Zelle  sich  fortzieht.  Unter  dem  Einfluss  von  Reagentien  (besonders  Kali- 
lauge) zeigte  derselbe  Frank  ebenso  wie  die  Bakteroiden  und  das 
Mykoplasma  eine  Zusammensetzung  aus  dem  Mikrobium  und  einer 
homogenen  Grundmasse.  Verf.  fand  die  jüngsten  Stadien  desselben 
in  Wurzelhaaren,  wo  er  einerseits  der  Zellwand  ansass  und  mit  seinem 
andern  Ende  ohne  Grenze  in  das  Plasma  der  Zelle  überging.  An 
der  Stelle  der  Wand,  wo  der  Faden  beginnt,  sah  Frank  aussen  meist 
ein  Häufchen  von  kokkenähnlichen  Mikroorganismen,  die  er  für  identisch 
mit  seinem  Rhizobium  hält.  Nach  diesen  Beobachtungen  nimmt 
Frank  für  die  homogene  Grundsubstanz  des  Infektionsfadens  die 
Zugehörigkeit  und  den  Ursprung  aus  dem  Leguminosenplasma  an.  — 
Bei  den  wenigen  Leguminosen  ohne  InfektioDsfaden  (Bohne,  LupiDe) 
fand  er  dieselben  Ansammlungen  über  den  Epidermiszellen  der  Wurzeln 
und  beobachtete  häufig  ein  flinwachsen  der  direkt  unter  der  Epidermis 
liegenden  Rindeuzellen  nach  diesen  Anhäufungen.  Die  Knöllchen  ent- 
stehen nach  dem  Verf.  bei  den  letzteren  Leguminosen  aus  dem  dicht 
unter  der  Epidermis  gelegenen  Rindenparenchym  der  Wurzeln,  bei  den 
ersteren,  mit  Infektionsfaden  versehenen  dagegen  aus  sehr  viel  tiefer 
gelegenen  Rindenschichten.  Er  hält  deshalb  den  Infektionsfaden  für 
eine  charakteristische  und  zweckmässige  Einrichtung  der  meisteu 
Familienangehörigen,  mit  Hülfe  deren  dieselben  das  Mikrobium  in  ihre 
inneren  Rindenzellen  sich  selbst  einholen  und  sicher  hineinführen. 
während  im  andern  Falle  die  Einrichtung  durch  die  expouirte  Lage 
der  zu  infizirenden  Rindenzellen  überflüssig  erscheint.  In  beiden  Fällen 
werden  die  infizirten  Zellen  zu  lebhafter  Vermehrung  augeregt,  die 
eben  die  Entstehung  des  Knöllchens  zur  Folge  hat. 

Schon  die  allbekannte  Erfahrung,  dass  bei  der  Kultur  im  natür- 
lichen Boden  alle  Leguminosen  auch  unter  sonst  ganz  abweichenden 
Umständen,  z.  ß.  fern  von  ihrer  natürlichen  Heimath,  wie  die  Tropen- 
pflanzen bei  uns,  stets  Knöllchen  ansetzen,  lehrt  die  Identität  des 
Mikrobs  für  alle  Leguminosen  ebensowohl  wie  das  für  gewöhnlich 
saprophy tische  Vorkommen  desselben  in  allen  Bodenarten,  was  auch 


632 


P/Izsymbiose  der  Leguminosen 


Frank’s  Versuche  bestätigten.  Seine  Erfahrungen  lehren  allerdings, 
dass  dieses  Vorkommen  ein  verschieden  häufiges  ist,  insofern  der 
Mikroorganismus  in  Boden,  auf  dem  Leguminosen  längere  Zeit  ge- 
züchtet sind,  natürlich  in  grösster  Masse  vorhanden  ist.  Für  offen 
hält  Verf.  übrigens  trotz  der  zweifellosen  Identität  des  Knöllchen- 
pilzes für  alle  Leguminosen  noch  unter  Anderem  die  Frage,  ob  sich 
nicht  eventuell  unter  dem  Einfluss  der  schon  so  lange  fortgesetzten 
natürlichen  Züchtung  des  Bacteriums  in  einer  bestimmten  Pflanze 
eine  besondere  Infektionstüchtigkeit  desselben  für  diese  herausge- 
bildet hat. 

Durch  Kulturversuche  auf  humusarmen,  sterilisiiten  und  theils 
mit  geringen  Quantitäten  bakterienhaltigen  Naturbodens  geimpften, 
theils  ungeimptt  gelassenen  Bodenarten  ergab  sich  in  Betreff  der  Be- 
deutung des  Bacteriums  für  die  Pflanze  sofort  eine  Verschiedenheit 
iu  der  Legumiuosenreihe,  insofern  als  die  ganz  gleichnuissige,  äusserst 
kümmerliche  Entwickelung  der  Bohne  in  beiden  Fällen  die  vollständige 
Nutzlosigkeit  der  Knöllchen  für  die  Pflanze  deutlichst  zeigte.  Das 
Mikrobium  ist  also  tür  die  Bohnenpflanze  ein  reiner  Parasit.  Dagegen 
ist  für  Erbse  und  Lupine  die  Infektion  mit  dem  Bacterium  eine  Noth- 
wendigkeit  auf  humusarmen  Böden.  Im  ungeimpften,  sterilisirten 
Sandboden,  also  ohne  Knöllchenbildung,  wurde  die  normale  Entwicke- 
lung nie  erreicht,  auch  nicht  bei  Nitratdüngung.  Frank  fasst  den 
dies  bedingenden  Vorgang  als  eine  Kräftigung  der  ganzen  Pflanze 
in  allen  ihren  Funktionen  infolge  der  Infektion  mit  dem  Mikrobium 
auf.  Wachsthum  und  Chlorophyllbildung  werden  gefördert,  die  Kohlen- 
stoffassimilation wird  ebenso  wie  die  Assimilation  des  freien  Stick- 
stoffs, welche  Verf.  schon  früher  als  allgemeine  Eigenschaft  grüner 
Pflanzen  nachgewiesen  hat,  energischer,  endlich  wird  infolge  aller 
dieser  Erscheinungen  auch  die  Gesammtproduktion  gesteigert.  In 
Humusböden  dagegen  entwickelten  sich  Erbse  und  Lupine  sowohl 
mit  wie  ohne  Wurzelknöllchen  ganz  normal. 

Danach  ist  also  das  Zusammenleben  des  Bacteriums  mit  den 
meisten  Leguminosen  aufzufassen  als  eine  Anpassung,  welche  den 
letzteren  die  Existenz  und  normale  Entwickelung  auch  unter  den  sonst 
höchst  ungünstigen  Bedingungen  eines  humusarmen  Standorts  er- 
möglicht , auf  solchen  ist  das  gegenseitige  Verhältniss  der  beider,  ein 
symbiontisches.  Die  Leguminose  liefert  dem  Pilz  eine  Brutstätte,  über- 
nimmt seine  Ernährung  und  zieht  dafür  aus  ihm  den  erwähnten 
Nutzen  einer  Entfaltung  all  ihrer  normalen  Eigenschaften  zur  grössten 
Energie.  Auf  humusreichen  Böden,  sowie  ganz  allgemein  bei  Pha- 
seolus  ist  der  Pilz  reiner  Parasit. 

W:as  die  Verbreitung  des  Rhizobiums  in  den  Organen  der  Legu- 
miuosen  angeht,  so  traf  Frank  es  nicht  nur  auf  die  Wurzelknöllchen 
beschränkt,  sondern  auch  im  Gewebe  der  Wurzeln  und  sogar  in  den 
oberirdischen  Organen  von  Bohne,  Erbse  und  Lupine,  und  zwar  in 
Form  der  charakteristischen  Bakteroiden,  die  aber  dort  nur  zerstreut 
im  Plasma  der  Zellen  sich  finden,  während  sie  in  den  Bakteroiden- 
zellen  der  Knöllchen  die  ganze  Zelle  erfüllen.  Bei  der  Erbse  waren 
sie  bis  ins  Meristem  der  Stammspitze  zu  verfolgen,  fehlten  aber  in 
den  Blättern  und  im  Gewebe  der  Frucht.  In  ’etzterem  und  sogar  in 


Üiiter&uchungsrnethoden,  Instrumenta  etc. 


633 


den  Zellen  der  jungen  Samen  fand  Frank  sie  bei  der  Buschbohne, 
die  dementsprechend  auch  in  sterilisirten  Böden  Warzelknöllchen 
produzirt. 

Das  Material  zur  Bildung  der  Bakteroiden,  wenigstens  ihres  vor- 
wiegenden, eiweissartigen  Bestandtheils  liefert  in  den  Knöllchen  zwei- 
fellos eiuestheils  die  darin  fast  stets  zugleich  gespeicherte  Stärke, 
ferner  aber  das  darin  nachgewiesene  Asparagin,  das  nach  Frank  in 
den  Blättern  durch  die  Assimilation  des  freien  Stickstoffs  entstanden 
ist  und  von  hier  nach  dem  Speicherungsort  des  Eiweiss  hinwandert. 

Besondere  Versuche  widmet  der  Verf.  dann  noch  der  praktisch 
wichtigen  Frage,  ob  durch  Impfung  mit  bakterienhaltigem  Boden  sich 
die  Leguminosenproduktion  auf  einem  bis  dahin  kulturlosen  Boden 
heben  lässt,  was  besonders  für  die  unkultivirten  Heide-  und  Moor- 
strecken Deutschlands  in  Betracht  gezogen  zu  werden  verdient.  Leider 
blieben  sowohl  Feld-  wie  Topfversuche  ohne  unzweideutiges  Resultat. 
Nur  unter  ersteren  scheint  eine  Impfung  mit  Lupitzer  Lupincuboden 
den  Ertrag  auf  einem  leichten  Sandboden  gesteigert  zu  haben.  Da 
indes  auch  im  Parallelversuch  auf  der  ungeimpfteu  Parzelle  die  Lu- 
pinen Knöllchen  gebildet  hatten,  so  ist  dieser  Versuch  nicht  ent- 
scheidend. Dagegen  ist  Verf.  geneigt,  in  gewissen  Erfahrungen,  welche 
man  in  Mainz  auf  einem  durch  relativ  neue  Anschwemmung  entstan- 
denen Sandbodeii  mit  Lupinenkuitur  gemacht  hat,  gewissermaasseu 
ein  unfreiwilliges  Experiment  in  der  Frage  zu  erblicken.  Während 
Obstkultur  dort  nämlich  reichen  Ertrag  geliefert  hatte,  wuchsen  Lu- 
pinen nur  sehr  kümmerlich ; sie  erwiesen  sich  zum  grossen  Theil  als 
knöllchenfrei,  und  führt  Frank  auf  den  Mangel  an  Rhizobium  in 
jenem  Boden  die  schlechte  Lupinenvegetation  zurück,  indem  er  hier 
von  Impfungsversuchen  ein  günstiges  Resultat  erhofft. 

Ueber  die  Vegetationspbasen,  in  welchen  die  Leguminosen  der 
Infektion  zugänglich  sind,  wurde  ermittelt,  dass  dieselbe  jederzeit 
gelingt.  Behrens  (Karlsruhe). 


Untersuchungsmethoden,  Instrumente  etc. 


Lehmann,  JC  B.,  Die  Methoden  der  praktischen  Hy- 
giene. Anleitung  zur  Untersuchung  undBeurthei- 
luug  der  Aufgaben  des  täglichen  Lebens.  Für  Aerzte, 
Chemiker  und  Juristen.  8°.  594  S.  Wiesbaden  1890. 

Das  vorliegende  Werk  erfüllt  die  Aufgabe,  die  es  sich  gestellt 
hat,  „dem  Anfänger  auf  dem  Gebiete  der  hygieuischen  Untersuchung 
eine  ausführliche,  möglichst  vollständig  gehaltene,  aber  doch  streng 
wissenschaftliche  Anleitung  bei  seinen  Untersuchungen  zu  liefern,“  in 
vortrefflicher  Weise.  Die  allgemeine  Methodik  — die  chemisch- phy- 
sikalische, die  bakteriologische  und  die  hygienisch-toxikologische  — 
werden  in  der  1.  Abtheilung  besprochen.  In  der  II.  folgen  die  spe- 
ziellen Untersuchungen,  soweit  sie  sich  auf  die  Luft,  den  Boden,  das 
Wasser,  die  Nahrungsmittel,  die  Kleidung.  W'ohuung  und  die  Gebrauchs- 


634 


CutersuchuugsuiethoJeu,  Instrumente  etc. 


gegenstände  beziehen.  In  zwei  besonderen  Abschnitten  werden  dann 
noch  die  „Gesichtspunkte  bei  der  Erforschung  der  Ursachen  einer 
Epidemie“  und  die  „Untersuchung  uud  Beurtheilung  von  Desinfektions- 
mitteln und  Desinfektionsapparaten“  besprochen.  Ueberall  ist  auf 
das  unmittelbar  praktische  Interesse  Rücksicht  genommen.  Ein  recht 
sorgfältiges  Sachregister  — ein  Autorenregister  fehlt  leider  — er- 
leichtert die  Auffindung,  zahlreiche  vorzügliche  Abbildungen  kommen 
dem  Verständniss  in  dankenswerther  Weise  zu  Hülfe. 

Uns  interessirt  hauptsächlich  der  bakteriologische  Theil.  ln  der 
Methodik  ist  alles  Wissenswerthe  kurz  und  klar  zusammengestellt, 
die  Methoden  und  Apparate  sind  verständlich  beschrieben,  so  dass 
man  wohl  einen  Begriff  von  dem  bekommt,  worauf  es  ankommt. 
Einzelheiten  weicheu  von  der  Erfahrung  des  Ref.  ab.  Dass  es  em- 
pfehlenswerth  sein  sollte,  im  Allgemeinen  bei  gefärbten  Präparaten 
den  Hohlspiegel,  bei  ungefärbten  den  Planspiegel  anzuwenden  (S.  39), 
kann  Ref.  z.  B.  nicht  finden.  Die  Anwendung  des  Hohlspiegels  ist 
vielmehr  sehr  beschränkt,  bei  Bakterienuntersuchungen  und  bei  offe- 
nem Kondensor  überhaupt  zu  vermeiden;  nur  bei  schwachen  Ver- 
grösserungen  und  engen  Blenden,  also  bei  Betrachtung  von  ungefärbten 
Präparaten,  Platten  u.  dg].,  bat  ihn  Ref.  mit  Vortheil  anwenden  sehen. 
Unter  den  zusammmengesetzten  Farbstoffen  hätte  das  Kühne’sche 
Karbolmethylenblau  Erwähnung  verdient.  Die  B.  Fraenkel’sche 
vereinfachte  Tuberkelbacillenfärbung  scbliesst  sich  nicht  der  Koch- 
Ehr lich’schen,  sondern  der  Zieh  1-Neelsen’schen  Methode  an. 
Die  Schilderung  der  Gr am’schen  Methode  verführt  zu  dem  Irrthum, 
dass  sie  sich  nur  für  Schnittfärbung  eignet,  während  sie  doch  auch 
bei  Deckglaspräparaten  vorzügliche  Resultate  gibt.  Bei  den  Kartoffel- 
kuituren  hätte  Schröter’s  Name  Erwähnung  verdient.  Die  Vor- 
züge der  festen  durchsichtigen  Nährböden  hätten  noch  stärker  betont 
werden  können. 

Die  systematische  Zusammenstellung  der  wichtigsten  Spaltpilz- 
arten ist  vortrefflich.  Bemängeln  möchte  Ref.,  dass  die  L e p t o t h r i x-, 
ßeggiatoa-,  Crenothrix-  und  CI adoth rixarten  zu  den  Bakte- 
rien gerechnet  werden,  die  doch  zu  den  Algen  gehören.  Sehr  dankens- 
werth  sind  .Zusammenstellungen  einmal  von  solchen  Bakterien,  die  auf 
Gelatine  bei  20"  und  darunter,  dann  von  solchen,  die  erst  über  20® 
oder  überhaupt  nicht  auf  Gelatine  wachsen,  dann  von  den  bekanntesten 
Anaeroben,  unter  denen  jedoch  der  Tetanusbacillus  noch  fehlt.  Im 
Anhang  an  die  Bakterien  werden  die  Schimmelpilze  und  die  Proto- 
zoen besprochen. 

Im  speziellen  Theile  ist  bei  jedem  einzelnen  Abschnitt  auf  die 
bakteriologische  Untersuchung  Rücksicht  genommen,  doch  möchte 
Ref.  sich  die  Frage  gestatten,  ob  dies  nicht  bei  der  Bedeutung  der 
Mikroorganismen  etwas  ausgiebiger  hätte  geschehen  können.  Wie  die 
Bakterien  z.  B.  in  die  Luft  gelangen  und  was  sie  in  derselben  be- 
deuten, tritt  nicht  klar  genug  zu  Tage,  auch  beim  Boden  würde  Ref. 
sieb  ausführlicher  ausgesprochen  habeu.  Die  bakteriologischen  Bodeu- 
untersuchungen  fordern  ja  eine  Besprechung  der  Bodentheorie  der 
Infektionskrankheiten  geradezu  heraus,  auf  die  Verf.  jedoch  gar  nicht 
eirgeht.  Bei  der  bakteriologischen  Beurtheilung  des  Wassers  kann 


UnlersncTiungsmethodan,  Instrumente  etc. 


635 


Ref.  im  Allgemeinen  mit  dem  Verf.  einverstanden  sein.  Der  Haupt- 
satz: „WeDn  sich  irgend  ein  pathogener  Spaltpilz  im  Wasser  nach- 
weisen  lässt,  ist  es  unbrauchbar  und  erst  wieder  in  Gebrauch  zn 
nehmen,  wenn  die  pathogenen  Pilze  wieder  verschwinden,  und  thun- 
lichst  die  Gelegenheit  zu  einer  erneuten  Infektion  beseitigt  ist“, 
spricht  für  sich  selbst;  doch  scheint  ihn  Verf.  schweren  Herzens 
aufgestellt  zu  haben;  er  hält  es  für  nöthig,  sich  deswegen  in  einer 
Anmerkung  halb  und  halb  zu  entschuldigen,  da  ja  „noch  nicht  fest- 
gestellt ist,  dass  die  in  Frage  stehenden  Spaltpilze,  z.  B.  die  Typhus- 
bacillen, überhaupt  nicht  vom  Magen,  sondern  z.  B.  nur  von  der  Lunge 
aus  wirken  können“.  Dies  charakterisirt  den  Standpunkt  des  Ver- 
fassers : „ex  ungue  leonein.“ 

Die  Betonung,  dass  an  Gebrauchswasser  der  Hauptsache  nach 
dieselben  Anforderungen  zu  stellen  sind,  als  an  Trinkwasser,  ist  sehr 
richtig  und  dankenswerte  Eingehend  sind  die  bei  der  Beurtheilung 
des  Fleisches  in  Betracht  kommenden  Bakterienkrankheiten  der  Ge- 
missthiere  besprochen,  vorzüglich  ist  auch  der  Abschnitt  „Mikroor- 
ganismen in  der  Milch“.  Sehr  viel  eingehender  hätte  wieder  nach 
Ansicht  des  Ref.  die  Besprechung  der  bakteriologischen  Untersuch- 
ungen bei  Infektionskrankheiten  sein  sollen,  die  ja  doch  nun  einmal, 
man  mag  sich  dagegen  sträuben,  so  viel  man  will,  vorläufig  nur 
auf  diesem  Wege  am  sichersten  aufgeklärt  werden  können.  Ein  Gang 
der  Untersuchung  bei  den  verschiedenen  Krankheiten  — nirgends 
ist  mehr  wie  hier  Individuaiisirung  am  Platze  — wäre  recht  öankens- 
werth  gewesen.  Auch  das  Kapitel  der  Desinfektion  dürfte  ein  wenig 
stiefmütterlich  behandelt  sein. 

Die  kleinen  Ausstellungen,  die  Ref.  sich  erlaubt  hat,  sind  indessen 
nicht  geeignet,  den  hohen  Lehrwerth  des  vorliegenden  Werkes  geringer 
erscheinen  zu  lassen.  Die  Klarheit  der  Sprache,  die  Prägnanz  der 
Beschreibungen,  die  Güte  der  Abbildungen  sichern  ihm  Anerkennung 
und  Beachtung  in  weiten  Kreisen.  M.  Kirchner  (Hannover). 

Meyer,  B.,  Der  Nachweis  der  Tuberkelbacillen  in  den 
Se-  und  Exkreten  Tuberculöser  mit  besonderer 
Berücksichtigung  der  Untersuchung  bei  der  Koch- 
schen  Behandlungsmethode.  (Centralbl.  f.  klin.  Medicin. 
1891.  No.  6.) 

M.  theilt  seine  Erfahrungen  mit,  welche  er  bei  der  Untersuchung 
der  Se-  und  Exkrete  Tuberculöser,  speziell  des  Auswurfs,  der  pleu- 
ritischen  und  peritonitischen  Exsudate,  des  Harnes  und  des  Ohreiters 
gesammelt  hat. 

Das  Sputum  färbt  er  nach  der  Gabbet’schen  Methode.  Ist 
das  Resultat  ein  negatives,  so  bedient  er  sich  des  Biedert’ sehen 
Sedimentirungsverfahrens.  (Zu  einem  Esslöffel  Sputum  setzt  man  7 — 15 
Tropfen  Natronlauge  und  2 Esslöffel  Wasser,  kocht  bis  zur  Ver- 
flüssigung, fügt  dann  noch  4—6  Esslöffel  Wasser  hinzu  und  kocht 
noch  einmal,  bis  das  Ganze  eine  dünne,  gleichmässige  Flüssigkeit 
bildet.  Diese  in  ein  Spitzglas  gegossene  Menge  bleibt  24—48  Stun- 
den, aber  nicht  länger,  stehen.  Von  dem  auf  dem  Boden  des  Glases 
gebildeten  Sedimente  werden  einige  Partikelchen  auf  ein  Deckglas 


636  Schutzimpfung,  kiinstl.  Infektionskrankheiten,  Enlwickclungshemmung  etc. 


gebracht  uud  wie  üblich  weiter  behandelt,.;  In  Folge  der  Einwirkung 
der  Natronlauge  werden  die  Bacillen  etwas  plumper  und  dicker. 

Gibt  auch  diese  sehr  erfolgreiche  Methode  noch  keinen  sicheren 
Aufschluss,  so  bleiben  schliesslich  nur  noch  die  l’hierimpfuugen  mit 
dein  Sputum  übrig,  welche  von  M.  bei  der  Behandlung  mit  Tuber- 
culin  alsdann  stets  geübt  werden. 

Pleuritische  und  peritonitische  Exsudate  werden 
ebenfalls  nach  dem  Biedert’  sehen  Einenguugsverfahren  uutersucht ; 
die  serösen  und  hämorrhagischen  gleich  dem  Sputum;  die  hämor- 
rhagischen vor  der  Gerinnung,  es  wird  ihnen  vorher  ein  Alkali  zu- 
gesetzt.  Die  eitrigen  Exsudate  lassen  sich  ebenfalls  nach  Biedert 
behandeln;  doch  ist  es  gut,  ein  grösseres  Quantum,  ca.  I Liter, 
wiederholt  sedimentären  zu  lassen,  bis  das  Sediment  aus  dickem, 
rahmigem  Eiter  besteht. 

Die  Urogenital tuberculose  wird  nach  verschiedenen 
Methoden  erwiesen.  Es  wird  ein  Eiterpartikelcben  oder  Bröckclcheu 
entnommen  und  auf  dem  Deckglase  wie  gewöhnlich  weiter  behandelt. 
Im  Falle  des  Nichtgelingens  greift  man  zur  Sedimentiruugs-  und 
Filtrirmethode.  Den  mit  Thymollösung  versetzten  Harn  lässt  man 
24  Stunden  in  einem  Spitzglase  sedimentiren  und  entnimmt  dann 
vom  Sediment.  Bei  klarem  oder  nur  wenig  getrübtem  Harne  mit 
massigem  oder  leidendem  Eiweissgehalt  wird  man  mit  obiger  Methode 
nicht  zum  Ziele  kommen. 

Für  solche  Fälle  wird  der  mit  Thymollösung  gemischte  Harn 
auf  ein  kleines  Filter  in  geringen  Quantitäten  aufgegossen.  Von 
dem  Rückstände  wird  dann  das  Deckgläschen  bestrichen,  das  Sedi- 
ment eingetrocknet  und  untersucht. 

Die  diarrhöi sehen  Stühle  werden  nach  der  G a b b e t ’schen 
Methode  behandelt,  die  vollständig  genügt. 

Für  die  tuberculose  Mittelohrentzündung  genügt  der 
Nachweis  der  Bacillen  im  Sekrete  ebenfalls  mit  der  G ab  b e t ’schen 
Methode.  [M.  verfügt  allerdings  nur  über  einen  Fall  der  letzteren. 
Rei'.]  Kronacher  (München). 


Schutzimpfung,  künstliche  Infektionskrankheiten , Entwick- 
lungshemmung und  Vernichtung  der  Bakterien  etc. 


Behring,  Ueber  Desinfektion,  Desinfektionsmittel  und 
Desinfektionsmethode n.  [Aus  dem  hygienischen  Institut 
der  Universität  zu  Berlin.]  (Zeitschrift  für  Hygiene^  Baud  IX. 
Heft  3.) 

Bei  der  Besprechung  der  Desinfektion  von  sporenfreiem  Infektious- 
matenal  geht  Verf.  von  milzbrandhaltigem,  sporenfreiem  Material  als 
Desinfektionsobjekt  und  von  Quecksilbersublimat  als  Desinfektionsmittel 
aus.  Zur  Prüfung  des  Einflusses  eines  Desinfektionsmittels  auf  In- 
fektionsmaterial eignet  sich  das  Kultur  verfaulen  deswegen  besser,  als 


Schutzimpfung,  kiinstl.  Infektionskrankheiten,  Entwiekelungshemmung  etc.  (337 


das  Thierexperiment,  weil  bekanntlich  Bakterien,  trotzdem  sie  noch 
lebensfähig  sind,  ihre  Virulenz  verloren  haben  können. 

Wichtig  für  die  Wirkung  eines  Desinfektionsmittels  ist  die  che- 
mische Zusammensetzung  des  Mediums,  in  welchem  die  Bakterien 
zu  tödten  sind,  ferner,  speziell  für  die  Wirkung  des  Sublimats,  die 
Stärke  der  Lösungen,  da  bei  gewissen  Konzentrationen  durch  Eiweiss- 
fällungen ein  Hinderniss  für  die  gleichmässige  Vertheilung  des  Mittels 
im  Gewebe  und  dadurch  für  die  Wirksamkeit  desselben  abgegeben  werden 
kann.  Letzterem  Uebelstande  kann  durch  Beimengung  von  Kochsalz 
und  anderen  Salzen  zur  Sublimatlösung  abgeholfen  werden.  Durch 
Zusatz  von  Chlorideu  werden  die  Sublimatlösungen  auch  haltbarer. 

Bezüglich  der  Wirksamkeit  ist  es  so  ziemlich  gleichgültig,  welches 
Quecksilberpräparat  man  anwendet,  wenn  man  nur  im  Stande  ist,  es 
in  Lösung  zu  bringen.  Von  grossem  Einflüsse  ist  die  chemische  Be- 
schaffenheit des  Desinfektionsobjektes;  jede  Quecksilberiösung  ist  in 
eiweisshaltigen  Flüssigkeiten  weniger  wirksam,  als  in  ei  weissfreien. 
Je  kürzer  die  Einwirkung  eines  Mittels  ist,  um  so  grösser  muss  die 
Menge  desselben  sein  zur  Erreichung  desselben  Desinfektionseffektes, 
Der  Desinfektionseffekt  ist  um  so  energischer,  je  höher  die  Temperatur 
ist,  bei  welcher  man  das  Desinficiens  einwirken  lässt.  Bei  dem  Tempe- 
raturoptinum  für  die  verschiedenen  Bakterien  werden  wachstbums- 
schädigende  Faktoren  leichter  überwunden.  Je  weniger  Bakterien 
vorhanden  sind,  um  so  geringer  ist  ceteris  paribus  die  zur  Desinfektion 
nothwendige  Menge  eines  Mittels.  Bei  der  Desinfektion  von  Kultur- 
flüssigkeiten kommt  auch  die  Menge  der  Stoflwecbselprodukte  in  Be- 
tracht. Von  Bedeutung  sind  ferner  die  Herstammung  und  das  Alter 
der  Kulturen  sowie  der  Umstand,  ob  vor  dem  Desinfektionsversuche 
schon  andere  schädigende  Momente  eingewirkt  haben. 

Die  wichtigsten  Momente  sind  nach  Behring  für  die  Bestim- 
mung des  Desinfektionseffektes  folgende:  1)  die  ein  wandsfreie  Fest- 
stellung der  gelungenen  Desinfektion,  d.  h.  der  thatsächlich  erfolgten 
Abtödtung,  2)  die  chemische  Beschaffenheit  des  Desinfektiousobjektes, 

3)  die  Bakterienart,  4)  die  Dauer  der  Einwirkung  des  Desinfektions- 
mittels, 5)  die  Temperatur,  bei  welcher  das  Desinficiens  einwirkt, 
6)  die  Zahl  der  Bakterien. 

Verf.  gruppirt  die  antiseptisch  und  desinfizirend  wirksamen  Mittel 
in  folgende  Gruppen : 

1)  Metallsalze  (Sublimat  und  andere  Quecksilbersalze ; Silber- 
nitrat und  solche  Silberverbinduugen,  deren  Lösungen  mit  Eiwciss 
keine  Fällung  geben,  Goldkaliumcyanid,  Thalliumkarbonat,  Kupfer-, 
Palladium-  und  Platinverbiudungen. 

2)  Alkalien  und  Säuren  (Aetzkalk,  Natronlauge,  Kalilauge 
u.  a. ; Schwefelsäure,  Salzsäure). 

3)  Verbindungen  aus  der  aromatischen  Reibe  der 
organischen  Chemie  (Karbolsäure,  Kreolin,  Lysol,  Farbstoffe 
aus  der  Gruppe  der  Thriphenylmethane,  iusbesondere  Malachitgrün). 

4)  Flüssige  Desinficientien,  die  im  W'asser  unlös- 
lich oder  schwer  löslich  sind  (Chloroform,  ätherische  Oele). 

5)  In  festem  ZustandewirksameMittel  (Goldpräparate, 
Silberpräparate  u.  a ). 

IX  BC. 


U 


(538  Schutzimpfung,  künstl  Infektionskrankheiten,  Kntwickelungshemmung  etc- 


6)  Desinfektionsmittel  iu  gasförmigem  Zustande. 

7)  Stoffwechselprodukte  von  Mikroorganismen. 

8)  Bakterientödtende  Körper  im  thierischen  und 
menschlichen  Organismus. 

Dauerformen  von  Bakterien  werden  nur  durch  wenige 
chemische  Ageutien  getödtet.  Auf  Grund  seiner  mit  Milzbrandsporen- 
fäden angestellten  Versuche  führt  Verf.  an:  Jodtrichlorid,  Sublimat, 
saure  Karbolsäure-  und  Kresollösungen,  Chlor,  Brom,  Jod,  Chlorkalk. 

Die  folgenden  Kapitel  behandeln  die  relative  Giftigkeit  der  Des- 
infektionsmittel, die  Desinfektion  am  lebenden  Tkiere,  die  desinfizi- 
renden  Eigenschaften  des  thierischen  Blutes  ausserhalb  des  Gefäss- 
systenr. 

Es  kann  hier  auf  die  gründlichen  Untersuchungen  Behring ’s 
nicht  näher  eingegangen  werden.  Dieselben  besitzen  entschieden  einen 
hohen  praktischen  Werth.  Möge  jeder,  der  nicht  nur  Desinfektions- 
mittel anwenden,  sondern  überall,  wo  es  nöthig  ist,  auch  wirklich 
desinfiziren  will,  Einblick  in  die  Originalarbeit  nehmen. 

Dittrich  (Prag). 

Sey  del,  UeberWundsterilisirung.(M  ünchener  med.  W ochenseh  r. 

1890.  No.  47.) 

Die  Ueberschrift  des  kurzen  Aufsatzes  ist  nicht  ganz  richtig  ge- 
wählt, denn  von  einer  Sterilisirung  der  Wunden  ist  bei  dem  Ver^ 
fahren,  welches  Verf.  mit  Genehmigung  des  Kgl.  bayrischen  Kriegs- 
ministeriums im  Garnison! azareth  München  eingeführt  hat.  eigentlich 
nicht  die  Rede.  Es  handelt  sich  dabei  lediglich  um  die  Anwendung 
der  Asepsis  statt  der  Antisepsis  des  Verbandes.  Die  Wunde  selbst 
wird  höchstens  mit  5°/0  Kochsalzlösung  ausgespült,  dagegen  erfährt 
ihre  Umgebung,  beziehentlich  bei  chirurgischen  Eingriffen  das  Opera- 
tionsfeld eine  gründliche  Reinigung  durch  Seife,  Bürste  und  Alkohol. 
Die  Verbandstücke  bestehen  in  Br  un  s’ scher  Watte  und  hydrophiler 
Gaze  und  sind  vor  der  Anwendung  in  einem  dem  Koch’ sehen 
Dampfkochtopf  ähnlichen  Apparat  sterilisirt.  Nach  ihrer  Abnahme 
von  der  Wunde  werden  sie  in  fliessendem  Wasser  gereinigt,  mit 
Kalilauge  und  Seife  gekocht,  getrocknet  und  wieder  sterilisirt,  um 
dann  von  Neuem  in  Gebrauch  genommen  zu  werden. 

Um  das  Verkleben  der  Verbandstücke  mit  der  Wunde  zu  ver- 
hindern, legt  Verf.,  wie  ehemals  Li  st  er,  zwischen  beide  ein  Stück- 
chen Silk,  ein  Verfahren,  welches  man  früher  aufgab,  weil  dadurch 
die  Aufsaugung  der  Wundsekrete  durch  die  hydrophilen  Verband- 
stücke vermindert  wird. 

Dass  die  Erfolge  dieser  Verband metliode  bei  einfachen,  nicht  in- 
fizirten  Wunden  sehr  gut  sind,  ist  leicht  verständlich.  Schwieriger 
ist  es,  dem  Verf.  zu  glauben,  dass  auch  Eiterungen  unter  seiner 
Behandlung,  welche  auf  eine  Desinfektion  der  Wunde  gänzlich  ver- 
zichtet, günstiger  verlaufen  sollen,  als  bei  der  Anwendung  von  anti- 
septischen Mitteln.  Ueber  die  Erfolge  seines  Verfahrens  bei  schwerer 
Wunderkrankung  (Phlegmone  u.  dgl.)  spricht  sich  Verf.  überhaupt 
nicht  aus. 


Schutzimpfung,  kiinstl.  Infektionskrankheiten,  Entwickelungshemmung  etc.  639 

Für  die  Privatpraxis  räth  S e y d e 1 , bei  dem  alten  bewährten 
Verfahren  der  antiseptischen  Wundbehandlung  zu  bleiben,  da  „Jeder- 
mann weiss,  wie  schwer  es  hier  unter  Umständen  ist,  nur  streng 
antiseptisch  vorzugehen“.  Kühler  (Oldenburg). 

Fischer,  Ueber  Variola  und  Vaccine  und  Züchtung  der 
Variol a-Vaccin e-Lymphe.  (Münch,  rned.  Wochenschrift, 
1890.  No.  43.) 

Die  Möglichkeit,  durch  Verimpfung  des  Giftes  der  wahren 
Menschenpocken  bei  Kühen  die  bekannten  Kuhpocken  zu  erzeugen, 
aus  denen  dann  auimale  Lymphe  für  die  Präservativimpfungen  an 
Menschen  zu  gewinnen  ist,  wird  auch  in  der  gegenwärtigen  Zeit 
nicht  von  allen  Seiten  zugegeben  und  wurde  erst  kürzlich  von  Lay  et 
in  seinem  Buche.  „Trait6  pratique  de  la  vaccination  animale“  be- 
stritten. Die  positiven  Ergebnisse,  welche  Ceely  und  Voigt  mit 
diesbezüglichen  Versuchen  erzielten,  wurden  damit  erklärt,  dass  diese 
Forscher  auf  den  betreffenden  Versuchstieren  gleichzeitig  Vaccine 
gezüchtet  hätten. 

Dem  Verf.  ist  es  nun  gelungen,  zwei  Mal  durch  Verimpfung  des 
Sekrets  von  Menschenblattern  bei  Kälbern,  welche  weder  vorher  noch 
gleichzeitig  mit  Vaccine  geimpft  wurden  und  sich  in  sorgfältig  des- 
infizirten  Ställen  befanden,  Kuhpocken  zu  erzeugen  und  durch  Weiter- 
impfung von  diesen  auf  andere  Kälber  schliesslich  eine  Vaccine  zu 
gewinnen,  weiche  sich  für  die  Schutzpockenimpfung  als  vorzüglich 
brauchbar  erwies.  Den  günstigen  Ausfall  seiner  Versuche  führt  er 
gegenüber  den  negativen  Resultaten  Anderer  darauf  zurück,  dass  es 
ihm  gelang,  das  menschliche  Pockengift  zur  Zeit  seiner  höchsten 
Virulenz  auf  die  Thiere  zu  übertragen.  Er  entnahm  zur  Erreichung 
dieses  Zweckes  das  Blattern  sekret  an  mehreren  Tagen  hintereinander 
von  dem  Augenblick  an , wo  die  Pusteln  sich  bei  den  Kranken  zu 
bilden  begannen,  und  mischte  die  verschiedenen  Proben  mit  einander 
in  Glycerin  durch  Verreiben  zwischen  zwei  Objektträgern.  Mit  der 
auf  solche  Weise  erhaltenen  Lymphe  impfte  er  die  Kälber,  worauf 
es  bei  diesen  zur  Entwickelung  der  charakteristischen  Blattern  an 
der  Impfstelle  kam , ohne  dass  sich  Krankheitserscheinungen  des 
übrigen  Körpers  zeigten. 

Hierdurch  hat  Verf.  einerseits  den  Beweis  erbracht,  dass  die 
Menschenblattern  und  Kuhpocken  eine  auf  gleicher  Ursache  beruhende 
Krankheit  siDd,  und  andererseits  ein  Verfahren  gezeigt,  durch  welches 
eine  häufige  Regeneration  der  Vaccine  ermöglicht  wird. 

Kühler  (Oldenburg). 

Tcuscher,  Beiträge  zurDesinfektion  mit  Wasser  dampf. 
[Aus  dem  hygienischen  Institut  der  Universität  Jena.]  (Zeitschrift 
für  Hygiene.  Band  IX.  Heft  3.) 

Teuscher  fasst  die  Hauptergebnisse  seiner  Versuche  in  fol- 
genden Punkten  zusammen: 

1.  Stark  überhitzter  Dampf  ist  für  die  Desinfcktiouspraxis  nicht 
zu  empfehlen  Dagegen  ist  eine  geringe  Ueberhitzung  des  Dampfes 
einwandsfrei 


41* 


*">40  Schutiimpfuug,  kihistl  Infektionskrankheiten,  Ent^ickelungshemmuug  eto. 


2.  Apparate,  in  welche  der  Dampf  von  oben  einströmt,  sind  in 
ihrer  Wirkung  ungleich  sicherer  und  schneller,  als  andere,  wo  dies 
nicht  der  Fall  ist.  Man  hat  bei  der  Konstruktion  von  Desiufektions- 
apparaten  und  beim  Einbringen  der  Objekts  in  dieselben  darauf  zu 
achten,  dass  Luft  und  Dampf  ungehindert  nach  unten  entweichen 
können. 

3.  Durch  Vorwärmung  der  Apparate  wird  die  Desinfektion  be- 
schleunigt. 

4.  Die  schnellste  Desiufektionswirkung  wird  durch  gespannten, 
strömenden  Dampf  erzielt. 

5.  Desiufektionsobjekte,  welche  mit  fettigen  oder  öligen  Sub- 
stanzen in  Berührung  gekommen  sind,  bedürfen  einer  längeren  Des- 
infektionszeit, als  andere. 

ö.  Um  eine  wirksame  Desinfektion  zu  erzielen,  ist  nicht  nur  eine 
möglichst  vollkommene  Austreibung  der  Luft  aus  den  Objekten,  son- 
dern auch  eine  genügende  Kondensation  des  Dampfes  erforderlich. 

7.  Die  Kondensation  des  Wasserdampfes  in  den  Desiufektions- 
ohjekten  schreitet  in  einer  schar  fen  Linie  von  der  Peripherie  vorwärts. 

8.  Die  zur  Erzielung  der  Desinfektion  erforderliche  Temperatur 
findet  sich  nur  in  der  Zone,  wo  die  Kondensation  bereits  stattge- 
funden hat. 

9.  Fast  unvermittelt,  nur  wenige  Centimeter  von  der  100°  hal- 
tenden Zone  entfernt , befinden  sieb  — bei  unvollständiger  Desin- 
fektion— Gebiete,  welche  40  und  mehr  Grade  unter  dem  Siedepunkt 
liegen. 

10.  Zufälligkeiten,  z.  B.  Falten  im  Gewebe,  Herunterlaufen  eines 
Wassertropfens  können  Temperaturen  erzeugen,  welche  weit  höher 
sind,  als  die  der  nächsten  Umgebung. 

11.  Es  ist  uoth wendig,  den  Wasserdampf  längere  Zeit  auf  grös- 
sere Objekte  einwirken  zu  lassen,  wenn  man  der  vollen  Desinfektion 
sicher  sein  will. 

12.  In  reiner,  nicht  wasserhaltiger,  verflüssigter  Karbolsäure 
hielten  sich  die  angewendeten  Milzbraudsporen  bei  Brüttemperatur 
bis  zu  41/,  Tagen  eutwickelungsfähig. 

13.  Salzlösungen  als  Siedeflüssigkeit  ir.  Desinfektionsapparaten 
sind  für  die  Praxis  vorläufig  nicht  zu  empfehlen. 

14.  Die  von  einigen  Forschern  beobachteten  Temperaturen  über 

100"  C bei  Anwendung  von  ungespanntem  Dampfe  lassen  sich  viel- 
leicht aus  der  zufälligen  Anwesenheit  von  Salzen  in  den  Desinfektions- 
objekten erklären.  D i 1 1 r i c h (Prag). 

Neisser,  A.,  Ueber  die  Mängel  der  zur  Zeit  üblichen  Pro- 
stituirtenuntersuchung.  (Deutsche  med.  Wochenschr.  1890.) 

In  der  Einleitung  seines  in  der  hygieuischen  Sektion  des  X.  internat. 
med.  Kongresses  gehaltenen  Vortrages  erklärt  sich  Verf.  für  einen 
entschiedenen  Vertheidiger  einer  staatlich  und  gesetzlich  ge- 
regelten Beaufsichtigung  der  Prostitution,  in  der  er  mit  Recht 
die  Hauptverbreiterin  der  venerischen  Krankheiten  sieht.  Für 
die  Kontrolluntersuchung  hält  er  die  Untersuchung  der  Genitalien 
unter  Zuhülfenahwe  des  Speculums,  der  Analgegend,  der  Mund- 


Schutzimpfung,  könstl.  Infektionskrankheiten,  Entwickelungshemmung  etc.  041 


höhle  und  des  Halses,  letzteren  wegen  des  allerdings  nicht  gerade 
häufigen  Leukoderma  syphiliticum,  für  unabweisslich.  Eine  Unter- 
suchung des  ganzen  Körpers  in  unbekleidetem  Zustande  hält  er 
für  nicht  erforderlich.  Er  empfiehlt  aber  sehr  warm,  die  polizeilich 
vorgeschriebene  KontrolluDtersuchung  zu  einer  Art  poliklinischer 
Sprechstunde  auszugestalten , in  denen  die  Prostituirten , die  ja 
zwangsweise  erscheinen  müssen,  gleichzeitig  behandelt  werden.  Die 
hygienischen  Vortheile  dieser  Behandlung  fallen  in  die  Augen.  N.  ist 
dabei  der  Ansicht,  dass  die  Behandlung  der  Prostituirten,  auch  im 
Hospitale,  gratis  geschehen  solle,  einmal,  weil  manche  Prostituirte 
aus  Furcht  vor  den  Kosten  die  ärztliche  Behandlung  zu  spät  auf- 
sucht, und  zweitens,  weil  eriährungsgemäss  die  Kurkosten  von  den 
Prostituirten  nur  zu  einem  ganz  verschwindenden  Bruchtheile  einzu- 
treiben sind.  In  Breslau  gingen  z.  B.  von  den  im  Jahre  1881/82 
erwachsenen  derartigen  Kosten  im  Betrage  von  18417  M.  nur  430  M., 
also  kaum  2,3%,  thatsächlich  ein,  der  Rest  war  uneinziehbar.  Gegen 
Bezahlung  der  Hospitalbehandlung  führt  N.  noch  an,  einmal,  dass 
bei  freier  Behandlung  der  Arzt  den  Hospitalaufenthalt  der  Kranken 
ohne  Härte  genügend  lange  bemessen  kann,  und  zweitens,  dass  bei 
nicht  freier  Behandlung  Härten  in  der  Eintreibung  der  Beträge  manche, 
die  dem  Laster  Valet  gesagt  haben  würde,  der  Prostitution  wieder 
in  die  Arme  trieben. 

Für  die  Untersuchung  auf  Gonorrhöe  hält  N.  die  mikroskopische 
Untersuchung  des  Urethral-  und  Cervicalsekretes  auf  Gonokokken 
für  unerlässlich,  weil  ohne  eine  solche  die  Mehrzahl  der  Gonorrhöen 
bei  den  Puellis  publicis  unentdeckt  bleibe,  da  diese  sich  regel- 
mässig vor  der  Untersuchung  eine  Scheidenausspülung  machen.  Be- 
vor N.  das  Sekret  mikroskopisch  untersuchte,  fand  er  bei  den  Kon- 
trolluntersuchungen  stets  nur  wenige  Gonorrhöen.  Zweimal,  im 
Jan.  88  und  Febr.  89  machte  er  mit  seinen  Assistenten  mikroskopische 
Untersuchungen,  indem  er  mit  einem  langen,  etwas  abgestumpften 
Volk m an n ’ sehen  Löffel  das  Urethral-  und  Cervicalsekret  von  der 
Schleimhaut  abkratzte  und  untersuchte.  Im  Jan.  88  fand  sich  unter 
572  auf  diese  Weise  Untersuchten  bei  216  = 37,76%  zweifellos 
oder  höchst  wahrscheinlich  eine  Gonorrhöe,  im  Februar  89,  wo  nur 
das  Urethralsekret  untersucht  wurde,  ward  trotzdem  unter  579  Unter- 
suchten bei  110  = 19°/„  Gonorrhöe  gefunden.  Bemerkeuswerth 
war,  dass  von  188  bzw.  155  im  Arbeitshause  internirten  Dirnen  nur 
8 bez.  3 sicher,  57  bzw.  13  wahrscheinlich  Gonorrhöe  hatten 

Freilich  ist  die  mikroskopische  Untersuchung  zeitraubend  und 
auch  kostspielig,  aber  absolut  sicher,  deswegen  empfiehlt  N.  hierzu 
die  Assistenten  der  Hospitäler  heranzuziehen.  N.  beobachtete  mit 
Einführung  derartiger  genauerer  Untersuchungen  in  Breslau  eine  Zu- 
nahme der  Gonorrhöen  und  trotzdem  eher  eine  Ab-  als  Zunahme  der 
sypilitischen  Erkrankungen  unter  den  Prostituirten.  Als  Ort  der 
Koutroliuntersuchungen  empfiehlt  N.  das  Hospital,  als  geeignetste 
Persönlichkeiten  für  dieselbe  den  Chefarzt  der  Syphilisabtheilung 
und  dessen  Assistenten.  Schliesslich  fasst  N.  seine  Ansichten  in 
folgenden  Sätzen  zusammen: 

„1)  Die  bisherige,  in  einfacher  Inspektion,  Speculumuntersuchung, 


642  Schutzimpfung,  künstl.  Infektionski  ankheiten,  Entwickelungshemmung  etc. 


Mundhöhlenbesichtigung  bestehende  Untersuchung  ist  zu  vervoll- 
ständigen durch  die  mikroskopische,  auf  Gonokokken  gerichtete  Unter- 
suchung des  Urethral-  und  Gervicalsekrets. 

„2)  Die  ärtztliche  Thätigkeit  in  den  Untersuchungsstunden,  zu 
welcher  sich  die  Prostituirten  zwangsweise  einzuündeu  haben,  soll  nicht 
bloss  eine  einfach  untersuchende  sein,  sondern  zugleich  eine  ambulatorisch 
behandelnde,  und  zwar  gleichermaassen  aus  l)  hygienischen  und 
prophylaktischen  Gesichtspunkten,  2)  wie  aus  Rücksicht  auf  die 
finanzielle  Belastung  der  die  Kosten  der  Sanitätspolizei  tragenden 
Kommunen.“ 

Die  Ansicht  des  Verf.’s,  dass  die  Kontrolle  nicht  geuau  genug, 
die  Behandlung  der  Prostituirten  selbst  aber,  die  ja  häutig  wirklich 
so  sehr  hült'sbedürftig  sind,  nicht  human  genug  sein  kann,  verdient 
jedenfalls  die  grösste  Beachtuug.  Bei  der  wachsenden  Kenntniss  der 
bakteriologischen  Untersuchuugsmethoden  unter  dem  ärztlichen  Nach- 
wuchs ist  au  der  Durchtükrbeit  der  N.’schen  Vorschläge  auch  an 
Orten,  wo  keine  Universität  sich  befindet,  wohl  nicht  zu  zweifeln. 

M.  Kirchner  (Hannover). 

Mosler,  F.,  Die  Behandlung  der  Empyeme.  Sonder-Abdr. 
aus  Verhandl.  d Kongr.  f.  inn.  Med.  1890.  Wiesbaden  (J.  F. 
Bergmann)  1890. 

Bei  der  Behandlung  der  Empyeme  ist  neben  den  individuellen 
und  anderen  Verhältnissen  auch  besonders  die  Aetiologie  der  Eite- 
rung zu  berücksichtigen.  Befriedigende  Ergebnisse  wurden  mit  der 
Aspiration  bei  serösen  und  fibrinösen  Exsudaten  erzielt.  In  Fällen 
eitriger  Pleuritiä  sind  die  Resultate  um  so  günstigere,  je  frühzeitiger 
zum  operativen  Eingriff  geschritten  wird.  Iu  einem  Falle  von  In- 
fluenza mit  linksseitiger  Pneumonie,  Pleuritis  uud  Pericarditis  hatte 
Loeffler  im  Exsudate  das  massenhafte  Vorkommen  von  Strepto- 
kokken nachgewiesen,  welche  die  Bösartigkeit  der  Krankheit  bedingt 
haben  mochten. 

Eine  prophylaktische  Therapie  der  Empyeme  könne  vielleicht 
augestrebt  und  bei  den  Pleuritiden  es  versucht  werden,  den  Ueber- 
gang  von  seröser  Pleuritis  in  eitrige  durch  Abhaltung  der  Eiterkokken 
zu  verhindern.  Vorläufig  kann  man  die  Bakterien  nur  an  den  Ein- 
gangspforten des  Körpers  aufsuchen  und  Yon  da  entfernen.  In  M.’s 
Klinik  werden  daher  die  Kranken  angehalten,  des  Morgens  und  Abends 
Mund,  Rachen  und  Nasenhöhle  gründlich  zureinigen  und  zudesinfiziren. 

Kral  (Prag). 

Sansoni,  L.,  Beobachtun  gen  und  Erfahrungen  über  die 
pharmakologischen  und  therapeutischen  Wirkungen 
der  Euphorine.  (Therap.  Monatssch.  1890.  Sept.) 

Euphorine  ist  das  Phenylurethan,  welches  entsteht  durch  Ein- 
wirkung von  chlorkohlensaurem  Aethyläther  auf  Anilin.  Kleine 
Mengen  werden  vom  Meuschen  und  den  höheren  Thieren  gut  ver- 
tragen. 5 g,  vermittelst  Schlundsonde  in  den  Magen  eines  1,8  kg 
schweren  Kaninchens  eiugeführt,  tödteteu  es  durch  Kollaps  in  5 Stunden. 
Das  Mittel  hatte  ausgesprochen  antithermische,  antirheumatische, 


ScliutzimpfiiDg,  künstl.  Infektionskrankheiten,  Entwickelungshemmung  etc.  (543 


analystische  und  aDtiseptische  Wirkungen.  Die  letzteren  wurden 
geprüft  auf  Grund  der  Beobachtung,  dass  in  einer  alkalischen  Eupho- 
rinelösung  bei  Gegenwart  von  Gewebsstücken  bei  37°  C Phenol 
entsteht.  In  Pulverform  auf  hartnäckige  alte  Geschwüre  gestreut 
und  in  chronischen  Ophthalmieen  soll  es  die  Eiterung  schnell  be- 
seitigt und  die  Heilung  stärker  beschleunigt  haben,  als  irgend  ein 
anderes  Mittel.  Bakteriologische  Untersuchungen  wurden  nicht  gemacht. 
Eabrizirt  wird  das  Präparat  von  Dr.  N.  F.  v.  Heyden  in  Kadebeul 
bei  Dresden.  M.  Kirchner  (Hannover). 

Unna  J.  G.,  Ueber  Ichthyolfirnisse.  (Monatshefte  f.  prakt. 
Dermatologie.  Bd.  XII.  1891.  No.  2.) 

Verf.  vermisste  für  die  ambulante  Behandlung  umschriebener 
Hautleiden,  namentlich  im  Gesicht,  eine  Anwenduugsform  des  Ich- 
thyols, die  sich  aufpinseln  lässt,  leicht  trocknet  und  in  Wasser  lös- 
lich ist.  Eine  solche  hat  er  zusammen  mit  Dr=  Helmers  iu  Form 
der  Firnisse  gefunden.  Er  stellt  sie  dar  durch  Zuquellen  von  Stärke, 
der  er  entweder  etwas  Albuminlösung  oder  Karbolsäure  zusetzt. 
Namentlich  das  letztere  Heilmittel  — Ichthyol  25,  Karbolsäure  2,5, 
Stärke  50  und  Wasser  22,5  — soll  vorzügliche  antiseptische  Wir- 
kungen entfalten.  M.  Kirchner  (Hannover). 

Beitmann  und  Schönauer,  Zur  Ichthyolbehandlung  von 
Frauenkrankheiten.  (Wiener  klin.  Wochenschr.  1890.  No.  38.) 

Nach  dem  Vorgänge  Freund’s  behandelten  die  Verff.  eine 
grössere  Anzahl  entzündlicher  Leiden  der  weiblichen  Sexualorgane 
mit  Ichthyolpräparaten  — Tampons,  Pinselungen,  Suppositorien  — 
und  erzielten  in  34%  der  Fälle  vollständige  Heilung,  in  39%  be- 
deutende Besserung,  in  15%  geringe  Besserung,  nur  in  12%  hatten 
sie  keinen  Erfolg.  Die  hauptsächlich  den  Gynäkologen  iuteressiren- 
den  Einzelheiten  mögen  im  Originale  nachgelesen  werden. 

M.  Kirchner  (Hannover). 

Kubli,  Anilinfarbstoffe  bei  Augenkrankheiten.  (St. 
Petersburg,  medicin.  Wochenschr.  1890.  No.  39.) 

Der  Bericht  über  die  Erfolge  des  Pyoktauins  an  500  Augen- 
kranken, welche  vom  Verf.  in  der  Ambulanz  des  Kreuzerhöhungs- 
stiftes barmherziger  Schwestern  zu  St.  Petersburg  behandelt  worden 
sind,  bestätigt  die  nicht  gerade  günstigen  Ergebnisse  der  meisten 
Nachprüfungen,  welchen  jenes  von  S t i 1 1 i n g als  vorzügliches  Anti- 
septikum gepriesene  Mittel  von  den  verschiedensten  Aerzten  unter- 
zogen worden  ist.  Verf.  wandte  das  Pyoktanin  bei  den  mannigfach- 
sten Erkrankungen  der  Lider,  der  Bindehäute,  der  Hornhaut,  der 
Regenbogenhaut  und  der  Thränenwege  an  und  überzeugte  sich,  dass 
das  Mittel  in  leichten  Fällen,  welche  unter  Umständen  auch  ohne 
Behandlung  günstig  verlaufen,  jedenfalls  nicht  besser  wirkte,  als  an- 
dere Präparate,  dass  es  dagegen  ernstere  Fälle  längst  nicht  so  kräf- 
tig beeinflusste,  wie  die  gebräuchlichen  Aetzmittel  und  Antiseptika. 
Bei  akuten  Eiterungen  des  Auges  angewandt,  verursachte  cs  aller- 
dings anscheinend  eine  Verringerung  der  Sekretion;  diese  wurde 


644  Schutzimpfung,  künstl.  Infektionskrankheiten,  Entwickelungshernmung  etc. 


jedoch,  wie  sich  bald  ergab,  nur  dadurch  vorgetäuscht,  dass  der 
Eiter  etwas  lestere  und  zähere  Konsistenz  annahm , während  der 
Verlauf  der  Krankheit  weder  eine  Abkürzung  noch  überhaupt  irgend- 
welche Beeinträchtigung  erfuhr. 

Kubli’s  Beobachtungen  haben  um  so  grösseren  Werth,  als  sie 
stets  gleichzeitig  durch  andere  Fälle,  welche  den  zur  Probe  ausge- 
wahlten  möglichst  ähnlich  waren  und  theils  gar  nicht,  theils  mit  an- 
deren Mitteln  behandelt  wurden,  zu  kontrolliren  waren.  In  mehreren 
Fällen  eitriger  Bindehautentzündung  beider  Augen  behandelte  der 
Verf.  das  eine  Auge  mit  Pyoktanin,  das  andere  mit  Höllenstein.  Die 
Besserung  trat  in  dem  auf  letztere  Weise  behandelten  Auge  so  viel 
schneller  ein,  dass  die  Patienten  stets  nach  kurzer  Zeit  baten,  die 
Pyoktaninbehaudlung  des  anderen  Auges  gegen  die  Beizung  mit 
Höllenstein  zu  vertauschen.  Kübler  (Oldenburg). 

iNordtmeyer,  D.,  Ueber  Wasserfiltration  durch  Filter 
aus  gebrannter  Infusorienerde.  (Zeitschr.  f.  Hyg.  Bd.  X. 
1891.  p.  145.) 

Das  reine  Blau  des  Grundwassers  in  den  Kieselguhrgruben  bei 
Unterl üss  in  der  Lüneburger  Haide  im  Gegensatz  zu  dem  gelben 
Moor wasser  der  nächsten  Nachbarschaft  hatte  N.  schon  vor  längeren 
Jahren  auf  die  hervorragende  Bedeutung  der  dort  abgelagerten  Dia- 
tomeenreste für  Zwecke  der  Filtration  aufmerksam  gemacht.  Die 
ausserordentlich  geringe  Grösse  dieser  Kieseipauzer  selbst,  sowie  der 
Umstand,  dass  keines  dieser  Skelette  einen  gleichraässig  begrenzten 
Körper  bildet,  sondern  vielfach  durchbrochen  und  zart  gegliedert  ist, 
Hess  es  nicht  zweifelhaft  erscheinen,  dass  ein  aus  Kieselguhr  herge- 
stellter fester  Körper  ausserordentlich  zahlreiche  und  feine  Poren 
enthalten  muss.  Es  gelang  jedoch  bisher  nicht,  aus  dem  spröden 
Material  feste,  zur  Filtration  geeignete  Körper  herzustellen.  Nach- 
dem dies  neuerdings  geglückt  war,  hat  N.  mit  aus  Kieselguhr  her- 
gestellten, einseitig  geschlossenen  Hohicylindern  Filtrationsversuche 
ausgeführt.  Die  günstigen  Resultate  bewogen  Herrn  W.  Berke- 
feld  in  Celle,  den  Besitzer  der  oben  genannten  Kieselguhrgruben, 
Filterkörper  aus  besonders  präpari rtem  Kieselguhr  zu  brennen. 

Die  Cylinder  werden  in  verschiedener  Ausführung  hergestellt, 
erstens  solche  von  dichtem,  festem  Gefüge  mit  einem  spezifischeu 
Gewicht  von  0,9,  dann  mehr  lockere  mit  einem  spezifischen  Gewicht 
von  0,72.  Das  spezifische  Gewicht  der  festen  Masse  mit  Ausschluss 
der  Poren  beträgt  ungefähr  2,1,  so  dass  für  die  lockeren  Filter  ein 
Porenvolumen  von  65,7  °/0  resultirt. 

Der  Dünnschliff  zeigt,  dass  diese  zahlreichen  Poren  meist  ausser- 
ordentlich fein,  zum  T heil  aber  auch  von  bedeutenderer  Grösse  sind, 
so  dass  eine  reichliche  Durchlässigkeit  erwartet  werden  kann.  Die 
Poren  erscheinen  immer  umgrenzt  von  länglichen,  stäbchenförmigen 
Elementen,  die  sich  vielfach  durchkreuzen  und  eine  Art  von  überaus 
feinem  Gewebe  bilden,  so  dass  andererseits  auf  eine  Zurückhaltung 
feinster  Körper  zu  schliessen  war. 

Trotz  des  lockeren  Gefüges  ist  der  ganze  Körper  spröde,  er 
gibt  beim  Anklopfen  einen  hellen  Klang  und  muss  mit  Vorsicht  aus 


Schulzimpfung,  künstl.  Infektionskrankheiten,  Entwickelungshemmung  etc.  645 


der  Hand  gelegt  werden.  Die  Leitungsfähigkeit  für  Wärme  ist  sehr 
gering,  weshalb  es  rathsam  ist,  die  Filterkörper  nicht  plötzlich  zu 
erhitzen.  Schon  die  Wärme  des  Dampfbades  gefährdet  denselben, 
wenn  er  trocken  eingesetzt  wird.  Am  bequemsten  lässt  er  sich  ste- 
rilisiren,  indem  man  ihn  mit  kaltem  Wasser  ansetzt  und  s/4  Stunden 
kochen  lässt. 

Bei  Versuchen,  welche  N.  mit  derartigen  Filtern  ausführte, 
werden  folgende  Vorzüge  konstatirt: 

1)  geben  sie  für  längere  Zeit  ein  zuverlässig  keimfreies  Filtrat; 

2)  sind  sie  durch  3/4-stündiges  Kochen  in  Wasser  sicher  zu 
steril  isiren  ; 

3)  die  im  Filtrate  auftretenden  Keime  rühren  von  durchwach- 
senden Saprophyten  her  und  lassen  sich  durch  kräftiges  Spülen  auf 
ein  Minimum  reduziren; 

4)  liefern  sie  eine  Filtratmenge  von  durchschnittlich  2 Liter  pro 
Minute,  eine  quantitative  Leistung,  welche  die  der  anderen  keimfrei 
filtrirenden  Hausfilter  bei  weitem  übertrifft; 

5)  sind  sie  durch  mechanische  Reinigung  stets  wieder  auf  die 
durchschnittliche  Leistung  zu  bringen,  so  dass  sie  selbst  für  sehr 
trübes  Wasser  dauernd  brauchbar  sind. 

Die  Filter  dürften  somit  den  Anforderungen  an  ein  Hausfilter 
auf  das  Vollkommenste  entsprechen,  ausserdem  aber  auch  in  der 
Industrie  und  bei  wissenschaftlichen  Arbeiten  zweckentsprechende 
Verwendung  finden.  Prausnitz  (München). 

Bitter,  R.,  Die  Filtration  bakterien trüber  und  eiweiss- 
haltiger  Flüssigkeiten  durchKieselguhrfilter.  (Zeit- 
schrift f.  Hygiene.  Bd.  X.  p.  163.) 

B.  untersuchte,  ob  sich  die  von  Nordtmeyer  angegebenen 
Kieselguhrfilter  (s.  das  vorhergehende  Referat)  auch  zur  Filtration 
stark  bakterientrüber  und  besonders  eiweisshaltiger  Flüssigkeiten 
eignen.  Er  verwandte  zu  seinen  Versuchen  sehr  trübe,  faule  Bouillon, 
Blutserum  und  Milch,  und  fand,  dass  sich  die  Filter  zu  Laboratoriums- 
zwecken ganz  vorzüglich  verwenden  lassen.  Filtration  von  Kulturen  in 
flüssigem  Nährsubstrat  behufs  Isolirung  von  Stoffwechselprodukten  der 
Bakterien  lässt  sich  mittelst  derselben  in  kürzester  Zeit  ohne  Mühe 
in  jeder  Quantität  bewirken.  Von  ganz  besonderem  Vortheil  sind  die 
Kieselguhrfilter  ferner  für  die  Gewinnung  steriler  eiweisshaltiger  Nähr- 
substrate, welche  sich  bis  dahin  eigentlich  nur  auf  dem  umständlichen 
Wege  der  häufig  wiederholten  Erhitzung  auf  eine  Temperatur  von 
55 — 60°  zuverlässig  keimfrei  gewinnen  Hessen.  Mit  einer  Kiesel- 
guhrkerze  grösserer  Art  lassen  sich  in  einer  Stunde  mindestens  1000 
ccm  keimfreies  Blutserum  gewinnen.  Prausnitz  (München). 

Mikrotherapie,  die  Behandlung  der  Erkrankungen 
des  Menschen  mit  Alkaloiden.  Von  einem  älteren  prakti- 
schen Arzte.  8°.  40  p.  Hamburg  1889. 

Wie  eine  Offenbarung  aus  alter  Zeit,  als  Stahl  und  Hof  mann 
noch  als  einzige  Docenten  an  der  Universität  die  ganze  Heilkunde 
und  ihre  Hülfswissenschaften  vortrugen,  gemahnt  das  vorliegende,  aus 


646 


Neue  Litteratur 


einer  Anzahl  dunkler  philosophischer  Abstraktionen , kurz  gefasster 
Dogmen  und  einer  Unzahl  von  Fragesätzen  bestehende  Schriftchen, 
in  dem  ein  alter  Praktikus  wie  eine  Art  Vermächtniss  alle  seine 
medizinischen  Gedanken  und  Zweifel  niedergelegt  und  die  ganze  all- 
gemeine und  spezielle  Pathologie  und  Therapie  in  nuce  abgehandelt 
hat.  Die  „physiologische“,  dann  die  „pathologische  Basis“  der 
„Mikrotherapie“,  dann  diese  selbst,  die  mikro-therapeutischen  Heil- 
mittel, ihre  Indikationen  und  Dosen,  und  schliesslich  die  Verhü- 
tung der  Krankheiten  werden  der  Reihe  nach  besprochen.  Auf 
die  Einzelheiten  kann  hier  nicht  eiugegangen  werden.  Verf.,  der 
von  den  bösen  Bakterien  hat  läuten  hören , ohne  recht  zu  wissen, 
was  es  damit  auf  sich  hat,  glaubt  dem  Leser  gelegentlich  einige 
boshafte  Seitenblicke  auf  dieselben  schuldig  zu  sein , ebenso  auf 
die  „hygienischen  Baumeister“,  die  „hygienischen  Schulmeister“  und 
die  „hygienischen  Cholerameister“  (sic!).  Ref.  glaubte  das  abstruse 
Werkchen  wenigstens  erwähnen  zu  sollen  zum  Heil  und  Frommen 
Derjenigen,  die,  durchdrungen  von  den  Erfolgen  der  bakteriolo- 
gischen Forschung,  etwa  wähnten,  dass  die  Bedeutung  derselben 
bereits  ins  Volksbewusstsein  eingedrungen  wäre.  Das  ist  nicht  ein- 
mal bei  allen  Aerzt.en  der  Fall.  Fragte  doch  noch  vor  zwei  Jahren 
ein  angesehener  Berliner  Arzt,  den  Ref.  ganz  im  Vertrauen : „Sagen 
Sie  ehrlich,  Herr  Kollege,  gibt  es  denn  wirklich  Bakterien?“ 

M.  Kirchner  (Hannover). 


Neue  Litteratur 

znsaminen;esfellt  von 

Da.  ArTHCS  Wt'BZBÜKG, 

Bibliothekar  im  Kaiserlichen  (»esundheitsamtc  in  Berlin 


Beziehungen  der  Bakterien  und  Parasiten  zur  unbelebten  Natur. 

buft,  Wasser,  Boden. 

Per£,  Coritribution  h l’etude  des  eaux  d’Alger.  (Annal.  de  l’Institut  Pasteur.  1891. 
No.  2.  p.  79  — 91.) 

■Winogradsky.  S , Recherche*  sur  )es  organLir.es  de  la  nitrification  (Anna),  de  l’Insti- 
tut  Pasteur.  1891.  No.  2.  p.  92  — 100.) 

Kahrlings-  und  Qenus-imiitel,  Gebraucht  gegenstände 

Prii8,  S.,  og  Levison,  F..  Ocn  faren  ved  at  ny.Je  U«d  og  tnaelk,  der  hidrere  fra  tuber- 
kulöse dyr.  (Biblioth.  f.  laeger  1890.  p.  453 — 46-3.)  [lieber  die  durch  den  Genuss 
des  Fleisches  und  der  Milch  tubeieulöser  Thiere  entstehenden  Gefahren.] 

Gallier,  A , Des  ventes  d’aniniaux  de  l’espece  bovine  en  gendral  et  de  ia  tuberculose 
ei:  partieuiier.  (Reeueil  de  vned.  veter  1391.  No  3.  p.  124  — 133  ) 

Beziehungen  der  Bakterien  und  Parasiten  zur  belebten  Natur. 

Krankheitserregende.  Bakterien  und  Parasiten  bei  Menschen. 

A.  Infektiöse  AUgemeinhrankheiten. 

Moore,  W.,  The  hing  of  causcs  of  disease — ebiil.  (Provine.  Med.  Journ.  1891  No.  111. 
p.  130—134.) 


Neue  Litteratur. 


647 


Petri,  Versuche  über  das  Verhalten  der  Bakterien  des  Milzbrands,  der  Cholera,  des 
Typhus  und  der  Tuberculose  in  beerdigten  Thierleichen.  (Arb.  a.  d.  kaiserl.  Ge- 
sundheits-Amte. Bd.  VII.  1891.  Heft  1.  p.  1 — 31.) 

Malariakrankheiten. 

Laveran,  A..  Du  paludisme  et  de  son  hematozoaire.  Avec  6 pl.  8°.  Paris  (G.  Masson) 
1891.  10  fr. 

Laveran,  Präsentation  de  photographies  des  hdmatozoaires  du  paludisme.  (Compt.  rend. 
de  la  soc.  de  biol.  1891.  No.  4.  p.  57 — 58.) 


Ezanthematische  Krankheiten. 

(Pocken  [Impfung],  Flecktyphus,  Masern,  Rötheln,  Scharlach,  Friesei,  Windpocken.) 

Belval  T.,  La  vaccination  obligatoire.  (Mouv  hygien.  1891»  No.  2.  p.  49 — 55.) 
Crdqay,  ßevaccination  du  personnel  dans  la  Compagnie  du  chemin  de  fer  de  l’Est. 

Rapport  par  Hervieux  (Bullet,  de  l’acad.  de  med.  1891.  No.  7.  p.  240 — 248.) 
Tischer,  Die  Impfanstalt  Karlsruhe.  (Aerztl.  Mitth.  a u.  f.  Baden  1891.  No.  2. 
p.  9—12.) 

Rahts,  Ergebnisse  der  amtlichen  Poekeutodesfalls-  und  Pockenerkrankungsstatistik  im 
Deutschen  Reiche  vom  Jahre  1889.  (Arb.  a.  d.  kaiserl.  Gesundheits-Amte.  Bd  VII. 
1891.  Heft  1.  p 32—59.) 

Th&tigkeit,  die,  der  im  Deutschen  Reiche  errichteten  Anstalten  zur  Gewinnung  von 
Thierlympbe  während  des  Jahres  1889.  (Arb.  a.  d.  kaiserl.  Gesundheits  - Amte. 
Bd.  VII.  1891.  Heft  1.  p.  83—130.) 

Cholera,  Typhus,  Ruhr,  Gelbfieber,  Post 

Cunningham,  D.,  Die  Milch  als  Nährmedium  für  Cholerakommabacillen.  (Arch.  f.  Hyg. 
Bd.  XII.  1891.  No.  2.  p.  133—181.) 

Littlejohn,  H , An  outbreok  of  typhoid  fever  due  to  milk  infection.  (Edinburgh  Med. 
Journ.  1890/91.  March,  p.  801 — 814.) 

Roig  y Bohll,  El  c-olera  (Rev.  de  cienc.  med.  de  Barcelona.  1890.  p.  355,  417.) 


W undinfektionskraukhoiten. 

(Eiterung,  Phlegmone,  Erysipel,  acutes  purulentes  Oedem,  Pyämie,  Septikämie, 
Tetanus,  Hospita'lbrand,  Puerperalkrankbeiten,  Wundfäulnis9.) 

Ge3sard,  C.,  Des  races  du  bacille  pyocyanique.  (Annal.  de  l’Institut  Pasteur.  1891. 
No.  2 p.  65-78.) 

Raymond,  F.,  Sur  les  propridt4s  pyogenes  du  bacille  d’Eberth  (ä  propos  d’un  cas  de 
fievre  typhoide  compliqude  d’un  abefes  de  la  paroi  abdominale  et  de  ddiire  aigu). 
(Gaz.  mdd.  de  Paris.  1891.  No.  9.  p.  97  — 101.) 

lafoktionsgeschw  ulste. 

(Lepra,  Tuberculose  [Lupus,  Skrophulose],  Syphilis  [und  die  anderen  venerischen 

Krankheiten].) 

Gutachten  der  königl.  preussischen  wissenschaftlichen  Deputation  für  das  Medizinal* 
Wesen,  betr.  Massregeln  gegen  Verbreitung  der  Tuberculose,  veröffentlicht  vom  königl. 
Polizei-Präsidium  zu  Berlin,  gr.  16°.  14  p.  Berlin  (A.  W.  Hayn’s  Erben)  1391. 

10  Pf. 

Heislor,  J.,  Zwei  Fälle  von  extragenitaler  Syphilis-Infektion.  (Orvosi  hctilap.  1891 
No.  8.)  [Ungarisch  ] 

/Hol m,  N , Vcneriske  sygdomme.  (Med.  aarsskr.,  Kjobouh.  1890.  p.  195 — 232.) 
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Jeffries,  J.  A,,  A note  on  cxtracts  from  tubercle  cultures.  (Boston  Med.  and  Surg. 
Journ.  1891.  No.  8.  p.  185.) 


648 


Nene  Litteratur. 


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Leipzig  (Thieme)  1891. 

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of  the  Med.  Soc.  of  Pennsylvania.  1889/90.  p.  79 — 89.) 

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—446  ) 

Diphtherie  und  Croup,  Keuchhusten,  Grippe,  Pneumonie,  epidemische  Genickstarre, 
Mumps,  RückfallsfieDer,  Osteomyelitis. 

Girode,  Diphtherie  et  gangrene.  (Rev.  de  m4d.  1891.  No.  1.  p.  61 — 74.) 

Haupt,  W.  A..  Die  Aetiologie  der  Diphtherie.  (Sonderdr.)  gr  8°.  56  p.  Berlin  (B.  Behr 
[E.  Bock])  1891.  1,20  M. 

Kolb,  H..  Zur  Aetiologie  der  idiopathischen  BluiUeckenkrankheit.  (Arb.  a.  d.  kaiserl. 

Gesundbeits-Amte.  Bd.  VII.  1891.  Heft  1.  p.  60 — 82.) 

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B.  Infektiöse  IjOkaUcranJchetttn. 

Athmungsorgane. 

Fr&nkel,  £.,  Ueber  Kehlkopftuberculose.  (Dtsfch.  med.  Wchsehr.  1891.  No.  9.  p.  322—324.) 

Verdauungsorgane. 

Mitter,  J.,  Beitrag  zur  Kenntniss  d.  Ballantidium  coli  im  menschlichen  Darmkanale. 
gr.  8°.  41  p.  m.  1 Taf.  Kiel  (Gnevk.  u.  v.  Gellb  ) 1891.  1,60  M. 

Augen  und  Ohren. 

Berthod,  A propos  de  l’ophthalmie  purulente.  Sa  prophylaiie,  son  traitement. 
(Annal.  de  mdd.  1891.  No.  6.  p.  41  — 42.) 

Page,  A , CoDjonctivite  pseudo-membraneuse.  Examen  microbiologique.  (Arch.  d’oph- 
talraol.  1891.  No.  1.  p.  52 — 55.) 

Krankheitserregende  Bakterien  und  Parasiten  bei  Thieren. 

Säugethiere. 

A.  Infektiöse  Allgemeinkrankheiten. 

Stand  der  Thierseuehen  in  der  Schweiz  im  4.  Vierteljahr  1890.  (Veröffentl.  d.  kaiserl. 
Gesnndheits-Amtes.  1891.  No.  1.  p.  139.  Desgl.  im  Jahre  1890.  p.  140.) 

Tuberculose  (Perlsucht). 

Benjamin,  K.  H.,  Tuberculose  du  ebien.  (Rec.  de  m6d.  vet4rin.  1891.  No.  4.  p.  69 — 73.) 
Krankheiten  der  Wiederkäuer. 

(Rinderpest,  Lungenseuche,  Texasseuche,  Genickstarre,  Rnhr  und  Diphtherie  der 
Kälber,  Rauschbrand,  entozootisches  Verkalben.) 

Tapken,  Zar  Lungenwurmkrankbeit  des  Rindes.  (Monatsh.  f.  prakt.  Thierheilk.  Bd.  II 
1891.  Heft  6.  p 241—852.) 


Neue  Litteratur. 


649 


Krankheiten  der  Einhufer. 

(Typhus,  Influenza,  Beschälkrankheit,  Septikämie,  Druse.) 

Burke,  B W.,  Malarial  fever  among  horses  in  India.  (Veter.  Journ.  and  Annals  of 
Comparat.  Pathol.  Bd.  XXX.  p.  393,  Bd.  XXXI.  p.  15.) 

Eailliet,  A. , Sur  la  strongylose  bronchiale  du  cheval  et  sur  le  ver  qui  la  determine. 
(Compt  rend.  de  la  soc.  de  biol.  1891.  No.  6.  p.  105- — 108.) 


Krankheiten  der  Vielhufer. 

(Rothlauf,  Schweineseuche,  Wildseuche.) 

Btmzl-Federn,  E.,  Dntersuchungen  über  einige  seuchenartige  Erkrankungen  der  Schweine. 
(Arch.  f.  Hyg.  Bd.  XII.  1891.  Heft  2.  p.  198—220.) 

C.  Entozootisehe  Krankheiten. 

(Finnen,  Bandwürmer,  Trichinen,  Echinokokken,  Filaria,  Oestruslarve,  Ascaris, 
Anchylostomum,  Trichocephalus,  Oxyuris.) 

Jolyet,  F.,  et  de  Nabias,  B.,  Sur  un  bematozoaire  du  lapin  domestique.  (Journ.  de 
med.  de  Bordeaux.  1890/91.  No.  31.  p.  325 — 326.) 


Krankheitserregende  Bakteriell  und  Parasiten  bei  Pflanzen. 

Laurent,  E.,  Recberches  sur  les  nodositds  radicales  des  legumineuses.  (Annal.  de  l’Iu- 
stitut  Pasteur.  1891.  No.  2.  p.  105  — 139.) 

Kessler,  Ueber  die  Behandlung  der  durch  die  Blattfallkrankheit  (Peronospora  viticola) 
beschädigten  Reben.  (Weinbau  u.  Weinhandel.  1891.  No.  9.  p.  63 — 64.) 

Nonne,  die,  ihre  Lebensweise  und  ihre  Bekämpfung.  (Für  den  kleinen  Waldbesitz.) 
Hrsg,  vom  k.  k.  Ackerbau-Ministerium  gr.  8°.  13  p.  in.  3 Fig.  u.  2 färb.  Taf. 

Wien  (Frick)  1891.  0,40  M. 

Fammel,  L.  H.,  Treatment  of  fungous  diseases  (Orange  Judd  farmer,  Chicago  1890 
p.  277.) 

Pear-leaf  blight.  (Ibid.  1891.  p.  861.) 

— — Pear'or  fire  blight.  (Ibid.  1891.  p.  197.) 

IHAngin,  L.,  Liste  des  peronospordes  recueillies  aux  euvirons  de  Paris  en  1890.  (Bullet 
de  la  soc.  botan.  de  France.  T.  XXXVII.  1890.  p.  280.) 

Shiliakoff,  K.  P.,  Verzeichniss  der  auf  den  Lignosen  des  St.  Petersburger  Gouvernements 
parasitisch  lebenden  Pilze.  (Beil,  zu  Scripta  botan.  Horti  universit.  imperial.  Petro- 
politanae.  T.  III.  1890.  fase.  1.  p 84 — 89.)  [Russisch  mit  deutschem  Resurne.] 

Thomas,  F.,  Zum  Gitterrost  der  Birnbäume.  (Gartenflora.  1891.  p.  62.) 

Waehtl,  F.  A.,  Die  Nonne  (Psilura  monacha  L ),  Naturgeschichte  u.  forstl.  Verhalten 
d.  Insekts,  Vorbeugungs-  und  Vertilgungs-Mittel.  (Im  Aufträge  d.  k.  k.  Ackerbau- 
Ministeriums  verf.  gr  8°.  27  p.  m.  4 Fig.  u 2 l'arb.  Taf.  Wien  (Frick)  1891.  0,60  M. 

Weed,  C.  M.,  The  potato  blight.  (Americ.  agriculturist,  New  York  1891.  p.  360.) 


Schutzimpfungen,  künstliche  Infektionskrankheiten,  Entwicke- 
lungshemmung und  Vernichtung  der  Bakterien  mit  besonderer 
Berücksichtigung  der  Arbeiten  über  das  Koch’sche 
Heilverfahren  gegen  Tuberculose. 

Arendt,  Ueber  das  Koch’sche  Heilverfahren  gegen  Tuberculose.  (Deutsche  medic. 
Wocbenscbr.  1891.  No.  15.  p.  549 — 552.) 

Arloing,  S.,  Le  traitement  de  la  tuberculose  par  la  inethode  de  M.  Koch.  Reflexions 
critiques.  (Rev.  de  med.  1891.  No.  3.  p.  155  — 164  ) 


650 


Neue  Litteratur. 


Bang,  3.,  Die  Bedeutung  des  Koch’scben  Mittels  für  die  Diagnose  der  Tubcrculose  her 
Hindern  und  Schweinen  (Beri.  thierärztl  Wochenschr.  1891.  No.  15.  16.  p.  115 
— 119,  125—131  ) 

Bayern,  Bekanntmachung,  das  Feilhalten  und  den  Verkauf  des  Koch'schen  Heilmittels 
gegen  die  Tubereulose  betr.  Vom  28.  März  1891.  (Veröffentl.  d.  kais.  Gesundli  - 
Amtes.  1891.  No.  14.  p.  216.) 

Belehrung  über  die  Massregeln  gegen  die  Weiterverbreiluug  der  Tuberculose,  insbesondere 
der  tubereulösen  Lungenschwindsucht.  Im  Aufträge  des  Ministeriums  des  Innern  ver- 
fasst vom  Landes  - Medicinalkollegium  (Korrespdzbl.  d.  ärztl.  Kreis-  u.  Bezirks- 
Ver.  im  Königr.  Sachsen.  1891.  No  8.  p.  108  — 110.) 

v.  Bergmann.  E , Die  Behandlung  des  Lupus  mit  dem  Kuoh’sehen  Mittel.  (Saminl. 
klin.  Vortr.  begr.  v.  R.  v.  Volkmann.  Nr.  22.)  32  p.  8°.  Leipzig  (Breitkopf  u. 
Härtel)  1891.  0,75  M. 

Biedert,  Ph  , Die  Behandlung  der  Tuberculose  nach  ß.  Koch  (Dtsche.  Medizinal-Ztg 
1891,  No.  20,  21,  23,  24,  28,  29.  p.  225—228,  235— 238,  257— 259,  269—271, 
328—333,  337—341.) 

Dreher,  E.,  Gährungen  und  ansteckende  Krankheiten  mit  besonderer  Berücksichtigung 
des  Koch’schen  Heilverfahrens  bei  Tuberculose.  gr.  8°.  32  p.  Leipzig  (Verlag  des 
„Reichs-Medicinal-Anzeigers1',  B.  Konegen)  1891.  0,60  M. 

Geddings,  H.  D.,  United  States.  Report  of  ofiicial  experiments  with  the  Koch  Iymph 
in  progress.  (Abstract  of  sanit.  rep.  Washington.  1891.  Vol.  VI.  No.  9.  p.  89.) 

Hericourt,  J.,  et  Eichet,  Ch.,  De  la  toxicitd  des  produits  »olubles  des  cultures  tuber- 
culeuses.  (Compt.  reud.de  l’Academie  des  sciences  de  Paris.  T.  CX1I.  1891.  No.  11. 
p 589— 591  ) 

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273—288.) 

Kalindero.  N , u.  Babes,  V.,  Zwei  Fälle  von  mehrere  Wochen  lang  andauernder  Allge- 
meinreaktion bei  Leprösen  nach  einmaliger  Einspritzung  von  0,8  mg  Tuberculin,  nebst 
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1891.  No.  14.  p.  509-512.) 

Kernig.  W , Kurzer  vorläufiger  Bericht  Uber  die  in  der  Frauen-AbtheiluDg  des  Obucbow- 
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Kleinperer,  G , Die  Einwirkung  des  Koch’schen  Heilmittels  auf  den  Stoffwechsel  Tuber- 
culöser.  (Deutsche  rnedic.  Wochenschr.  1891.  No.  15.  p.  545 — 549.) 

Kohts,  O.,  Erfahrungen  über  das  Koch’sche  Heilverfahren.  (Therapeut.  Monatsh.  1891. 
Heft  4.  p.  217—227.) 

Lippe.  Verordnung,  die  Führung  des  Tuberculinum  Kochii  in  den  Lippe’schen  Apotheken 
betr.  Vom  9.  März  1891.  (Veröffentl.  d.  kaiserl  Gesundheits- Amts.  1891.  No.  16. 
p.  246.) 

Lothes,  Verwendung  des  Tuberculinum  Kochii  bei  Kühen  mit  abweichenden  Ergeb- 
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thieiärztl.  Wochenschr.  1891  No.  13  p.  99  — 100.) 

Lübeck.  Bekanntmachung  des  Medicinal-Coilegiums,  betr.  das  Tuberculinum  Kochii. 
Vom  14.  März  1891.  (Veröffentl.  des  kaiserl.  Gesuudh.-Amtes.  1891.  No.  12.  p.  192.) 

Metehnikoff,  0.,  Contribution  ü l’dtude  de  la  vaccinatiun  charbonneuse.  (Annul.  de 
l'Iustit.  Pasteur.  1891.  No.  3.  p.  145 — 157  ) 

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Nauwerck,  Uebei  das  Koch’sche  Heilverfahren  gegen  Tuberculose.  (Deutsche  rnedic. 
Wochenschr.  1891.  No.  13.  p.  481  — 434.) 

Noiszewski,  K.,  Der  Mikroorganismus  des  Trachom.  Microsporon  trachomatosura  s. 
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Nourney.  Auf  zum  Kampf  gegen  das  sogenannte  Reaktionsfieber  bei  Tnberculiuum 
Kochii.  (Deutsche  Medizinal-Ztg.  1891.  No.  31.  p.  359 — 360.) 


Neue  Litteratur. 


651 


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Benvers,  Ein  Fall  von  schwerer  Larvnxtuberculose  nach  der  Koeh’schen  Methode  ge- 
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de  Kenzi,  E.,  Sulla  cura  della  tubercolosi  polraonare  col  metodo  di  Koch.  (Riv.  clin. 
et  terapeut.  1891.  No.  3.  p.  113 — 114.) 

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unter  Koch’scher  Behandlung.  (Sonderdr.)  gr.  8°.  4 p.  Würzburg  (Stahel)  1891. 

0,60  M. 

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(perlsüchtigcm)  Rindvieh.  (Arbeit,  a.  dem  kaiseri.  Gesundheits-Amt.  Bd.  VII.  1891. 
Heft  1 p.  200  — 209.) 

Boeenfeld,  G.,  Günstige  Heilerfolge  mit  dem  Koch’schen  Mitte!  bei  beginnender  Phthisis. 

(Deutsche  medic.  Woehenschr.  1891.  No.  14.  p.  513 — 516.) 

Schleich,  C.  L.  , Zur  Heilung  tuberculöser  Erkrankungen.  (Deutsche  Medicinal-Zeitg. 
1891.  No  30  p.  347—353.) 

Schwarz,  Impfungen  mit  Tuberculin  (Berlin,  thierärztl.  Woehenschr.  1891.  No.  13. 

p.  101—102) 

Schultze,  F , Weitere  Mittheilurgen  über  den  diagnostischen  und  therapeutischen  Wert 
des  Koch'schen  Mittels.  (Deutsche  medic.  Woehenschr.  1891.  No.  13.  p.  479  — 481.) 
Sforza,  C , Sulla  cura  di  Koch  coritro  ia  tubercolosi.  (Riv.  d’igiene  e sauitk  pubbl.  1891. 
No.  7.  p.  225—245  ) 

Smith,  W.  D , Report  on  tbe  treatment  of  pulmonary  tuberculosis  by  Koeh’s  method. 

(Montreal  Med.  Journ.  1891.  No.  9 p.  674 — 677.) 

Solis  Cohen,  S,  Koch  treatment  of  tuberculosis.  (Journ.  of  the  Amer.  Med.  Assoc.  1891. 
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Stricker-Leyden,  Ueber  das  Koch’sche  Heilverfahren.  (Deutsche  medic.  Woehenschr. 
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Turban,  Krankengeschichte  zu  der  Demonstration  des  Herrn  Geheimrath  Virchow  in 
der  Sitzung  der  Berliner  medicinischen  Gesellschaft  vom  18.  Februar  1891.  (Berliner 
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Ueber  die  in  den  Dresdener  Kras.ken-Anstalten  bei  Anwendung  des  Koch’schen  Ver- 
fahrens gemachten  Beobachtungen  [Mittbeilungen  und  Besprechung  in  der  Gesell- 
schaft für  Natur-  und  Heilkunde  zu  Dresden.  III  ] (Correspondeuzbl.  d.  ärztl.  Kreis- 
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Bjfaluaay,  L.,  Die  Resultate  der  mit  dem  Koch'schen  Heilverfahren  im  allgemeinen 
Krankenhause  iD  Debreczin  gemachten  Versuche.  (Orvosi  hetilap.  1891.  No.  11.) 
[Ungarisch.] 

Wawrinsky,  B.,  Om  torfmull  sasom  desodorisations-  och  desinfektionsmedel  för  exkre- 
menter. (Nordiskt.  medic.  ark.  Bd.  XXII,  3.  1891.  No.  15.  p.  1 — 49.) 

Westphalen,  H , Bericht  über  5 Obduktionsfälle  nach  Behandlung  mit  Kooh’s  Heilmittel 
(Tuberculin).  (St.  Petersb  medic.  Woehenschr.  1891.  No.  12.  p.  101 — 104  ) 

White,  J B.  , Value  of  the  sulcutaneous  administration  of  gold  and  manganese  in  the 
treatment  of  tuberculosis.  (Med.  Record.  1891.  No.  12.  p.  338  — 346.) 

Wiek.  L , I.  Die  Tuberculose  in  der  Armee  und  Bevölkerung  Oesterreich-Ungarns. 
11.  Die  bisherigen  Erfahrungen  über  das  Kocb’scbe  Heilverfahren  gegen  Tuberculose. 
(Klin.  Zeit-  und  Streitfragen.  Bd.  V.  Heft  1/2.)  gr.  b°.  80  p.  Wien  (Braumiiller)  189t. 

2 M. 


Berichtigung. 

In  No.  15  p.  601  des  laufenden  Bandes  ist  Zeile  6 von  unten  zu  lesen:  vielfach 
S- formen  bildend  anstatt  vielfach  Sporen  bildend. 


652 


Inhalt. 


Inhalt. 


Originalmittheilungen. 

Boyerinck,  M.  W. , Die  Kapillarhebermi- 
kroskopirtropfeuflasche.  Mit  1 Abbildung 

(Orig.).  P 589. 

X&rlinski,  J.,  Eine  Berichtigung.  (Orig.), 
p.  590. 

Kühn,  Julius,  Neuere  Versuche  zur  Be- 
kämpfung der  Rübennematoden.  (Orig.) 
(Schluss),  p.  593. 

Ogata,  M , lieber  die  bakterienfeindliche 
Substanz  des  Blutes.  (Orig.),  p 597, 

Referate. 

Baum  garten,  P. , Jahresbericht  über  die  | 
Fortschritte  in  der  Rehre  von  den  patho-  j 
gencn  Mikroorganismen,  umfassend  Bak- 
terien, Pilze  und  Protozoen.  V.,  p.  605. 

Bitot  et  Sabrazes,  Etüde  sur  les  cysti- 
cerques  en  grappe  de  l’encdpbale  et  de 
la  moe'ie  chez  l’homme,  p.  625. 

Braunachweig,  ?.,  Zur  Kenntniss  der  in- 
fantilen Xerosis  conjunctivae,  p.  616. 

Fischei,  Friedrich,  Eine  bakteriologisch- 
experimentelle  Studie  über  Influenza,  J 

p 611. 

Frank,  B.,  Ueber  die  Pilzsymbiose  der  Le- 
guminosen, p.  629. 

Frosch,  Ein  Beitrag  zur  Kenntniss  der  Ur- 
sache der  amerikanischen  Schweineseuche  j 
und  ihrer  Beziehung  zu  den  bakteriolo- 
gisch verwandten  Prozessen,  p.  623 

Göre,  Coutributiou  ä l’etude  des  eaux  d’Al- 
ger,  p.  609. 

Henneguy,  F.,  Formation  des  spores  de  la  i 
Gregarice  du  Lombric,  p.  627. 

Jörgensen,  Alfred,  Zur  Analyse  der  ober- 
gährigen  Hefe  in  Brauereien  und  Bren- 
nereien nach  Hansen’s  Methode,  p.  602. 

Raupe,  Untersuchungen  über  die  Lebens- 
dauer der  Cholerabacillen  im  mensch- 
lichen Koth,  p.  609. 

Kirchner,  Bakteriologische  Untersuchungen 
über  Influenza,  p.  615. 

Kollinger , A, , Dermatitis  gangraenosa, 

p.  616. 

Leo,  Haas,  Diagnostik  der  Krankheiten  der 
Verdauungsorgane,  p.  622. 

Loew,  0.,  Ueber  die  Giftwirkung  des  de- 
s führten  Wassers,  p 607. 

Lortet  et  Despeignes , Recbercbes  sur  les 
microbes  pathogenes  des  eaux  potables 
distribuees  ä la  ville  de  Lyon,  p.  607. 

Podbielskij,  A,,  Untersuchung  der  Mikroben 
der  Mundhohle  von  Erwachsenen  und 
Kindern  im  gesunden  Zustand,  p.  617. 


Smith,  Theobald.  Observations  on  tbe  va- 
riability  of  disease  germs,  p.  606. 

— — , Preliminary  observations  on  the 
microorganisms  of  Texas  fever,  p.  610. 

Tomkina,  H.,  Report  of  the  inquiry  into 
the  etiology  of  Summer  Diarrboea,  p.  610 

Voeltzkow,  A.,  Entovalva  mirabilis,  eine 
schmarotzende  Muschel  aus  dem  Darm 
einer  Holotburie,  p 628. 

Winogradsky,  Recherches  sur  les  organis- 
mes  de  la  nitritication,  p.  603. 

Untersuchunggmethod6n,  Instrumente  etc. 

Lehmann,  K B.,  Die  Methoden  der  prak- 
tischen Hygiene,  p 633. 

Meyer,  B , Der  Nachweis  der  Tuberkel- 
baciileu  in  den  Se-  und  Exkreteu  Tuber- 
culoser  mit  besonderer  Berücksichtigung 
der  Untersuchung  bei  der  Koch’schen 
Behandlungsmethode,  p 635. 

Schutzimpfung,  künstliche  Infektions- 
krankheiten, Entwicklungshemmung 
und  Vernichtung  der  Bakterien 
und  Parasiten. 

Behring,  Ueber  Desinfektion,  Desinfektions- 
mittel und  Desinfektionsmethoden,  p.  636. 

Bitter,  R. , Die  Filtration  bakterientrüber 
und  eiweisshaltiger  Flüssigkeiten  durch 
Kieselguhrfilter,  p.  645. 

Fischer,  Ueber  Variola  und  Vaccine  und 
Züchtung  der  Variola-Vaccine- Lymphe, 
p 639 

Kubli , Anilinfarbstoffe  bei  Augenkrank- 
lieiteu,  p 643. 

Mikrotherapie,  die  Behandlung  der  Erkran- 
kungen des  Menschen  mit  Alkaloiden, 
p.  645. 

Mosier,  F.,  Die  Behandlung  der  Empyeme, 
p.  642. 

Neisser,  A. , Ueber  die  Mängel  der  zur 
Zeit  üblichen  Prostituirtenuntersuchung, 
p.  640. 

Nordtmeyer,  H. , Ueber  Wasserfiltration 
durch  Filter  aus  gebrannter  Infusorien- 
erde, p 644. 

Reitmann  und  Schönauer,  Zur  lchthyolbe- 
bandlung  von  Frauenkrankheiten,  p.  643. 

Sansoni,  L.,  Beobachtungen  und  Erfahrun- 
gen über  die  pharmakologischen  und  the- 
rapeutischen Wirkungen  der  Euphorine, 
p.  642. 

Seydel,  Ueber  Wundsterilisirung,  p.  638. 

Tenscher,  Beiträge  zur  Desinfektion  mit 
Wasserdampf,  p 639. 

Unna,  J.  G.,  Ueber  Ichthyolfirnisse,  p.  643. 

Neue  Litteratur,  p.  646. 


Frommaimsche  Buchdruckerei  (Hermann  Pohle)  in  Jena. 


pp 


Bakteriologie  und  Parasitenkunde. 


In  Verbindung  mit 

Gel.  M.  Prot  Dr.  Leute!  um  Messer  Dr.  Loeffler 

in  Leipzig  ln  (ireibwtld 

herauegegeben  von 

Dr.  O.  U&lworm  in  Cassel. 


Verlag  von  Gustav  Fischer  in  Jena. 


IS.  Band.  Jena,  den  23.  Mai  1891.  ^>-  No.  30. 

Frei«  für  den  Band  (26  Kammern)  14  Mark. 

Jährlich  erscheinen  zwei  Bände. 

Za  beziehen  durch  alle  Buchhandlungen  und  Postanstallen. 


Die  Redaktion  des  „ Centralblatts  für  Bakteriologie  und  Parasiten - 
künde“  richtet  an  die  Herren  Mitarbeiter  die  ergebene  Bitte , etwaige 
Wünsche  um  Lieferung  von  besonderen  Abd't'ücken  ihrer  Auf- 
sätze entweder  auf  das  Manuskript  schreiben  zu  wollen  oder 
direkt  an  den  Verleger , Herrn  Gustav  Fischei'  in  Jena,  gelangen 
zu  lassen.  Die  Verlagshandlung  ist  leider  nicht  in  der  Lage , später 
eingehende  Wünsche  berücksichtigen  zu  können. 


Original -Mittheilungen. 

üeber  einen  bittere  Milch  erzeugenden  Miorococcus. 

Von 

EL  W.  Coiin. 

Wesley&n  üniversity,  MiddJetowD,  Cfc,  U.  S.  A. 

In  der  Molkerei-Zeitung.  1890.  No.  30  hat  Krüger  die  Bildung 
von  bitterer  Milch  durch  die  Einwirkung  von  Proteus  vulgaris 
beschrieben  und  den  bitteren  Geschmack  der  Erzeugung  von  Butter- 
säure beigelegt.  In  No.  45  der  Milchzeitung.  1890  hat  Weig- 
mann-  Kiel  einen  anderen  Bacillus  beschrieben,  welcher  bittere 
Milch  bildet,  ohne  Buttersäure  hervorzubringen.  Ein  Mikroorganismus 
neuer  Art,  welcher  zur  Entstehung  von  bitterer  Milch  beiträgt,  wurde 
kürzlich  in  meinem  Laboratorium  gefunden. 

Im  Monat  November  ist  mir  eine  Probe  von  bitterem  Rahm  zu- 
gekommen, aus  welcher  neun  Bakterienarten  isolirt  wurden.  Eine 
rx.  Bd.  42 


C o n d , üeber  einen  bittere  Milt'li  erzeugenden  Micrococeus. 


6 54 

davon  war  die  Ursache  des  bitteren  Geschmackes.  Seine  Kenn- 
zeichen sind  die  folgenden: 

Es  ist  ein  Mierococcus  von  ziemlicher  Grösse  und,  obschon 
er  manchmal  Diplokokken  bildet,  so  hat  er  in  Gelatine  dennoch  keine 
Neigung  zur  Kettenbildung.  In  Agar-Agarkulturen  ist  eine  bemerk- 
bare Neigung  zu  Ketten  aus  vier  oder  mehr  Zellen.  Er  zeigt  keiue 
Bewegung,  ist  ein  aerobisober  Organismus,  wächst  langsam  unter 
einem  Glimmerplättchen  und  erzeugt  da  Gasblasen.  Solche  Blasen 
werden  nicht  sichtbar,  wo  das  Glimmerplättchen  die  Gelatine  nicht 
zudeckt,  und  dieselbe  wird  schnei!  flüssig.  Auf  der  Gelatiueplatte 
bildet  er  kleine,  runde  Kolonieen , welche  sich  mit  anfangendem 
Flüssigwerden  sehneli  in  dünner,  granulirter  Masse  über  die  Ober- 
fläche ausbreiten.  In  der  Gelatinestichkultur  bildet  sich  zuerst  eine 
sehr  seichte  Vertiefung,  die  schnell  die  ganze  Gelatine  einschliesst. 
Die  Gelatine  wird  schnell  verflüssigt  und  die  entstehende  Flüssigkeit 
ist  ausserordentlich  schleimig.  Auf  Agar-Agar  zeigt  sich  ein  glänzend 
weisses,  gleicbmässiges  Wachsthum.  Auf  Kartoffeln  bildet  sich  eine 
Masse  von  mehr  oder  weniger  abgesonderten,  weiss  glänzenden  Massen. 
In  Eleichpeptonbouillon  zeigt  er  ein  üppiges  Wachsthum  und  bildet  auf 
der  Oberfläche  eine  dünne  Haut;  die  Bouillon  wird  sehr  schleimig. 
In  sterilisirter  Milch  ist  das  Wachsthum  schnell  und  die  Milch  wird 
sehr  bitter.  Bei  einer  Temperatur  von  35  0 C gerinnt  sie  in  einem 
Tage  und  wird  etwas  sauer.  Das  Coagulum,  welches  sich  bildet,  ist 
weich  und  fängt  bald  an,  sich  unter  dem  weiteren  Einflüsse  des  M i - 
crococcus  aufzulösen.  Die  auf  diese  Art  zu  Stande  gekommene 
Auflösung  ist  aber  nie  ganz  vollständig.  Die  Flüssigkeit  ist  schleimig. 

Dass  diese  Coagulation  durch  ein  lösliches  Enzym  verursacht 
wird,  zeigt  folgender  Versuch:  Eine  Kuitur  wurde  in  Bouillon  ge- 
macht und  zwei  fi’age  dem  Wachsthum  überlassen.  Darauf  wurden 
2 ccm  dieser  Kultur  einer  sterilisirten  Milchprobe  beigesetzt,  welche 
vorher  genügend  Chloroform  erhalten  hatte,  um  das  Wacbsthum  von 
Bakterien  zu  verhindern.  Die  Milch  gerann,  als  sie  erwärmt  wurde, 
in  weniger  als  eiuer  Stunde.  Es  ist  mir  leider  nicht  gelungen,  das 
Enzym  zu  isoliren. 

Die  merkwürdigste  Eigenthümlichkeit  dieses  Organismus  ist  sein 
Verschleimungseinfluss  auf  Gelatine  und  Bouillon.  Solche  Kulturen 
werden  nach  einem  Wachsthum  von  einigen  Tagen  beinahe  unglaub- 
lich schleimig.  Die  Zähigkeit  des  Schleimes  ist  so  gross,  dass  die 
Masse  in  3 m lange  Fäden  ausgezogen  werden  kann , kaum  stärker 
als  Seide  und  beinahe  unsichtbar.  Sonderbarerweise  gehört  dieser 
Organismus  nicht  derjenigen  Klasse  an,  welche  schleimige  Milch  er- 
zeugt. Nachdem  die  Milch  geronnen,  zersetzt  sie  sich  und  die  Flüssig- 
keit wird  schleimig,  aber  die  Milch  ist  durchaus  nicht  schleimig,  ehe 
sie  gerinnt. 

Dieser  Organismus  wurde  ursprünglich  in  dem  Rahmen  einer 
Meierei  gefunden,  und  nachstehender  Versuch  wurde  an  gestellt,  um 
die  Einwirkung  auf  Butter,  welche  saurer  Rahm  mit  dem  Organis- 
mus lier Vorbringen  würde,  zu  bestimmen.  Eine  Quantität  Rahm  wurde 
in  zwei  Theile  getheilt.  Einer  davon  wurde  eine  halbe  Stunde  Jang 
auf  70°  C erhitzt  und  dann  abgekühlt.  Nach  dem  Erkalten  wurde 


r.  Lagerheitn,  Zar  Keantn  d.  Moschuspiizes,  Fusarium  aquaeductuum  et6.  655 


er  mit  eiuer  Kultur  des  bitteren  Organismus  geimpft.  Die  andere 
Hälfte  wurde  zur  Kontrolle  übrig  gelassen.  Beide  Theile  wurden 
dann  bei  warmer  Temperatur  der  Säuerung  überlassen  und  nachher 
gebuttert.  Die  Butter  aus  der  Kontrolle  war  eine  hübsche  Qualität 
von  Winterbutter.  Die  aus  dem  Proberahm  erhaltene  stand  der  anderen 
bedeutend  nach.  Sie  hatte  einen  hervorragenden  ranzigen  Geruch  und 
Geschmack  und  ein  sehr  schlechtes  Aroma.  Beim  Kosten  wurde  ein 
starkes,  breunendes  Gefühl  auf  der  Zunge  hervorgerufen,  welches  wohl 
eine  halbe  Stunde  lang  verspürt  wurde.  Kurz,  die  Butter  war  nicht 
zu  gebrauchen,  was  auch  die  Erfahrung  lehrte,  denn  mit  der  Kon- 
trollebutter verglichen,  eignete  sie  sich  schlecht  zur  Aufbewahrung. 

Dieser  Organismus,  ungleich  dem  von  W ei g mann  studirten, 
erzeugt  Buttersäure.  Eine  Kultur  wurde  in  Milch  gemacht  und  auf 
einige  Tage  im  warmen  Brütofen  ihrem  Wachs thume  überlassen. 
Die  Kultur  wurde  dann  filtrirt  und  das  Filtrat  mit  etwas  Phosphor- 
säure destillirt.  Das  Destillat  war  schwachsauer  und  hatte  einen 
bemerkbaren  Geruch.  Es  wurde  dann  mit  Natronlauge  neutraiisirt 
und  zur  Trockene  verdampft.  Weitere  Behandlung  mit  Schwefelsäure 
und  Alkohol  gaben  einen  hervorragenden  Bananasfeigengeruch,  wobei 
die  Anwesenheit  von  Buttersäure  angezeigt  wiid. 

Man  sieht  hieraus,  dass  dieser  Organismus  der  Milch  einen  bitteren 
Geschmack  verleiht,  Anlass  zur  Entstehung  von  Butt.ersäure  gibt, 
ein  lösliches  Ferment  erzeugt,  weiches  den  Käsestoff  der  Milch  nieder- 
schlägt, das  geronnene  Kasein  unter  Bildung  von  äusserst  zähem 
Schleime  digerirt  und  eine  Reihe  von  Zersetzungsprodukten  bildet, 
welche  unvermeidlich  von  schädlichem  Einfluss  auf  Butter  sein  müssen, 
wenn  der  Organismus  in  dem  sauren  Rahm  vorkommt. 

Middletown,  Ct.,  23.  März  91. 


Zur Kenntniss  des  Moschuspilzes*  Fusarium  aquae- 
ductuum  Lagerheim  (Selenosporium  aquaeduc- 
tuum  Rabenhorst  et  Radlkofer,  Fusisporium  mo- 
sch a tum  Kitasato). 

Von 

Prof.  ö.  von  Lagcrheiin 

in 

Quito. 

Mit  6 Figuren. 

In  dieser  Zeitschrift  Band  Y.  No.  11,  pag.  365.  8 März  1889 
hat  der  bekannte  japanische  Bakteriologe  Kitasato1)  einige  Mit- 
theilungen über  einen  eigen thümlichen,  von  ihm  Fusisporium  rao- 
sch  atu  m genannten  Pilz,  welcher  einen  sehr  deutlichen  Moschi^s- 


1)  S.  Kits,  satt),  lieber  den  Moccbuspiiz.  Mit  » Figuren. 


42  * 


656 


fon  Lagerha im 


geruch  verbreitet,  gemacht.  Einige  Monate  spater  '19  Tuli)  ver- 
öffentlichte Heller  *)  1 c.  weitere  Beobachtungen  über  denselben 
Organismus,  welche  jene  von  Kitasato  vervollständigten.  Dieser 
Pilz  ist  mir  schon  seit  1885  wohl  bekannt,  und  machte  ich  damals 
über  denselben  einige  Studien,  die  ich  hier  kurz  zu  referiren  mir 
erlaube. 

Zuerst  bemerke  ich,  dass  der  von  Kitasato  gegebene  und  von 
Heiler  acceptirte  Name  Fusisporium  moschatum  zu  ver- 
werfen ist.  Der  Pilz  ist  nämlich  mit  Selenosporium  aquae- 
ductuum  Rabenhorst  et  Radlkofer  der  näher  von  Eyfert 
studirt  worden  ist8),  identisch.  Dass  Kitasato  dies  übersehen 
hat,  ist  um  so  mehr  verzeihlich,  als  selbst  Saccardo  diesen  Pilz 
nicht  kennt;  er  fehlt  nämlich  im  Sylloge  Fungor  um  omuium  hucusque 
cognitorum.  Vol.  IV.  Hyphomycetes  (Padova  1886)  vom  genannten 
Autor.  Saccardo  hat  (1.  c.  p.  694)  die  Gattungen  Seleno- 
sporium und  Fusisporium  mit  Fusarium  vereinigt;  demnach 
ist  der  Pilz  Fusarium  aquaeductuum  zu  benennen. 

Eyfert  beobachtete  den  Pilz  in  Braunschweig,  wo  er  an  den 
Mühlrädern  und  in  den  Turbinen  in  so  grosser  Menge  vorkommt, 
„dass  er  den  Gang  der  Räder  erschwert  und  die  Leitschaufeln  der 
Turbinen  verstopft“.  Er  hat  auch  den  eigenthümlichen  Geruch  des- 
selben beobachtet  und  sagt  1.  c.  pag.  692  „Er  entwickelt  dann  einen 
sehr  intensiven  aromatischen  Geruch,  der  aus  den  Turbinen  so 
stark  in  die  Mühlen  eindringt,  dass  die  Müller  Kopfschmerzen  da- 
von bekommen.“  Anhangsweise  will  ich  erwähnen,  dass  noch  ein 
Fusarium  als  riechend  angegeben  wird,  nämlich  Fusarium 
fragrans  Crouan,  das  auf  Salix- Aestcheu  in  Frankreich  vorkommt 
(„effusum,  plumbeum,  1—2  cm  latum,  suaveoiens“  Sacc.  SylL  Hyphom. 
pag.  710). 

Nach  diesen  Vorbemerkungen  gehe  ich  zu  meinen  eigenen  Be- 
obachtungen über  Der  Pilz  wurde  in  folgender  Weise  angetroffen: 
Als  ich  im  Herbst  1885  im  Laboratorium  des  leider  viel  zu  früh  ge- 
storbenen Dr.  S.  Bayer  die  Nutzwässer  Upsalas  durch  das  Platten- 
verfahren untersuchte,  zeigte  sich  auf  drei  Platten,  welche  Wasser- 
leitungswasser vom  zootomischen  Institut  cuinielten,  ein  Pilz,  der  einen 
auffallenden  Moschusgeruch  verbreitete.  Ich  nahm  denselben  sofort  in 
Reinkultur  auf  und  kultivirte  ihn  in  den  gewöhnlichen  Nährmedien 
(Fleischbrühe,  Gelatine,  Agar-Agar,  Kartoffel),  in  welchen  er  sehr  gut 
gedieh. 

Zunächst  einige  Worte  über  die  geographische  Verbreitung 
des  betreffenden  Pilzes.  Besonders  reich  war  er  im  zootomischen 
Institut  zu  Upsala  entwickelt,  ln  dem  Zinkrobr,  durch  welches  das 
Wasserleitungs wasser,  das  zuerst  ein  Spülbecken  von  Zink  zu  passiren 
hat,  fliesst.  bildete  der  Pilz  grosse,  grauweisse  Schleimmassen,  welche 
an  der  Oeffnung  des  Rohres  als  lange  Fetzen  herunterhingen.  An 
der  Wand,  nahe  der  Oeffnung  des  Zinkrohrs,  wo  es  ziemlich  feucht 
war,  zeigte  sichrer  Pilz  als  bleichrothe  Kissen.  Etwas  weiter  oben 

1)  Julius  Seiler,  Zur  Kenatabs  d«3  Moschuspilüss.  Mit  3 Figuren. 

2j  3.  Eyfart,  Zur  Enrivickelm  gsgeeehichte  des  Selenosporium  aquaeductuum  Kb- 
und  Edlkfr.  (Bot&n  Zeit  1882.  p*g.  6*11.  tab.  VIII  A.i 


Zar  Kenntniss  des  Moschuspilzes,  Fusarium  aquaeductuum  etc. 


657 


an  der  Wand,  wo  die  Feuchtigkeit  nicht  so  gross  war,  waren  die 
Pilzkissen  nicht  so  deutlich  und  hatten  eine  bräunliche  Farbe.  An 
den  fast  trockenen  Theilen  der  Wand  bildete  der  Pilz  einen  leder- 
artigen , schwarzbraunen  Ueberzug.  Diesen  makroskopischen  Ver- 
schiedenheiten entsprechen  auch  mikroskopische.  Von  Herrn  Dr.  C. 
M örner  erhielt  ich  den  Pilz  vom  pathologischen  Institut  zu  Upsala. 
Auch  hier  kam  er  im  Wasserleitungsrohr  vor  und  war  hier  ziemlich 
lästig,  weil  jedes  Trinkglas,  das  in  der  Nähe  der  Wasserleitung  sich 
befand,  von  dem  Pilz  befallen  wurde.  Schliesslich  beobachtete  ich 
den  Pilz  in  Würzburg,  wo  ich  mich  kurze  Zeit  im  Frühjahr  1887 
aufhielt.  In  einem  der  grösseren  Cafös  (des  Namens  desselben  kann 
ich  mich  nicht  mehr  erinnern)  stand  im  Saale  eine  Fontaine  mit 
Trink wasser.  Das  Wasser  tröpfelte  auf  ein  Drahtgitter,  und  auf  diesem 
Gitter  bildete  der  Pilz  kleine  bleiche  Schieimmassen.  Wahrscheinlich 
ist  der  Pilz  überhaupt  nicht  selten,  wenn  man  ihn  nur  an  geeigneten 
Lokalitäten  sucht. 

Ueber  das  Aussehen  und  den  Gang  der  Kulturen  brauche  ich 
kein  Wort  zu  verlieren,  da  meine  diesbezüglichen  Beobachtungen  mit 
jenen  von  Kitasato  und  Heller  übereinstimmen.  Ich  will  nur 
bemerken,  dass  ich,  als  ich  mich  einen  ganzen  Vormittag  mit  dem 
Studium  meiner  zahlreichen  Fusarium -Kulturen  beschäftigt  hatte, 
von  Unwohlsein  (Erbrechen)  befallen  wurde;  wahrscheinlich  war 
der  starke  Moschusgeruch  Schuld  daran.  Im  Gegensatz  zu  den  An- 
gaben Kitas ato’s  und  in  Uebereinstimmung  mit  jenen  von  Hel- 
ler gelang  es  mir  nicht,  den  Riechstoff  mit  Alkohol  zu  extrahiren. 

In  einem  sehr  feuchten  Nährboden  kultivirt,  bildet  der  Pilz 
zahlreiche  Sporen.  Dieselben  sind,  wie  bekannt,  gewöhnlich  sichel- 
förmig mit  zugespitzten  Enden.  (Fig.  1.) 


Zuweilen  sind  sie  mehr  wurstformig  oder  keulenförmig.  Ihre 
Grösse  und  die  Anzahl  der  Septa  ist  sehr  wechselnd.  Ihre  Mem- 
bran ist  sehr  zart,  farblos  und  glatt.  Die  Sporen  keimen  sehr  leicht, 
auch  im  destillirten  Wasser.  Id  Fig.  2 habe  ich  einige  keimende 
Sporen  abgebildet;  dieselben  wurden  am  10.  Nov.  1885  in  Wasser 
ausgesäet  und  i 4 Stunden  nachher  abgezeichnet. 

Aus  diesen  Abbildungen  ist  ersichtlich,  dass  die  Sporen  fast 
immer  an  den  Enden  auskeimen,  entweder  zuerst  an  einem  Ende 


Fig.  2. 


(358  v-  La*  eilieis»!  Zjr  Kcnntn  d.  Moschuspilzes,  Fusarium  aiiuaeductuum  ote. 


oder,  seltener.  gleichzeitig  an  beiden  Enden.  Später  treibt  die 
Spore  auch  au  anderen  Stellen  aus. 

Wenn  viele  Sporen  nahe  beisammen  keimen,  kommt  es  sehr  oft 
vor,  dass  die  Keimschläuche  mit  einander  verwachsen.  Fig.  3 stellt 
einen  Fall  von  Verwachsung  von  4 Sporen  dar.  Aehulicbe  Anasto- 
moseu  beobachtet  man  auch  ziemlich  oft  am  kräftig  wachsenden 
Mycel. 


Wenn  den  Sporen  nur  destillirtes  WTasser  als  Nahrung  zur  Ver~ 
fügung  steht,  so  wird  bei  der  Keimung  oft  nur  ein  sehr  kleines 
Mycel  gebildet,  welches  Sekundärsporen  abschnürt  (Fig.  4).  Diese 
sekundären  Sporen  entstehen  oft  unmittelbar  am  Ende  der  keimenden 
primären  Spore  (Fig.  4,  6,  c). 

Findet  aber  die  Spore  genügende  Nahrung,  so  wächst  sie  bald 
zu  einem  grossen  Mycel  an.  Die  Sporen  entstehen  entweder  termi- 
nal oder  lateral.  Heller  hat  nur  das  Entstehen  von  lateralen 
Sporen  beobachtet;  er  sagt  sogar  (1.  c.  p.  100):  „Nur  in  der  Kon- 
tinuität, nie  jedoch  am  Ende,  d.  h.  an  der  Spitze  eines  Myceliums, 
werden  die  Sporen  abgeschnürt.“  Die  terminale  Bildung  von  Sporen 
ist  aus  Fig.  4a  und  5 ersichtlich;  an  dem  in  Fig.  5 abgebildeten 
Mycelfaüen  ist  die  terminal  gebildete  Spore  schon  abgefallen.  Die 
lateralen  Sporen  entstehen  unmittelbar  unterhalb  einer  Querwand 
des  Myceliums.  Dieselben  werden  an  sehr  kurzen  Seitenzweigen  ge- 
bildet, welche  nach  dem  Abfallen  der  Sporen  als  kleine  seitliche 
Ausstülpungen  erkenntlich  sind  (Fig.  5). 


Fig.  5. 


Fig.  4. 


Luetf,  Die  chemischen  Verhältnisse  des  Bakterieniebeus. 


659 


Mit  dem  Eintrocknen  des  Nährbodens  verändert  der  Pilz  sein 
Aussehen  Die  rothe  Farbe  geht  in  eine  bräunliche  über.  Unter- 
sucht man  eine  solche  Kultur  mit  dem  Mikroskop,  so  sieht  man, 
dass  das  Mycelium  kpiDe  Sporen  mehr 
abschnürt  und  dass  dasselbe  eine 
mehr  oder  weniger  torulöse  Form 
angenommen  hat  (Fig.  6).  Die  Fäden 
sind  dicker  geworden,  an  den  Quer- 
wänden deutlich  eingeschoürt  und 
mit  kurzen  Zweigen  versehen.  Die 


Zellen  dieses  metamorphosirten  My~ 
celiums  haben  ihre  Membran  verdickt 
und  in  ihrem  Inhalt  sind  zahlreiche 
Oeltröpfchen  entstanden.  Diese  Zei- 
len fallen  leicht  aus  einander  und 
funktioniren  als  eine  Art  von  Gem- 
men. Sie  sind  schon  von  Kitasato  Fig  6 

(1.  c.  p.  363.  Fig.  4,  5)  beobachtet 

und  grob  abgebildet;  er  vergleicht  sie  mit  „echten  Arthrosporen'*. 
In  geeignete  Nährlösung  gebracht,  keimen  sie  leicht  zu  neuen  My« 
ceiien  aus 


Fusarium  aquaeductuam  dürfte  zum  Entwickelungskreis 
eines  Ascomyceten  gehören  (H  y p o m y c e s '?)  gehören.  Hierauf  deutet 
der  Umstand,  dass  ich  in  der  Pilzmasse  an  den  fast  trockenen 
Stellen  der  Wand  im  zootomischen  Institut  zu  Upsala  zahlreiche  An- 
fänge von  Perithecien  antraf.  Die  Hyphen  verptiechten  sich  zu 
einem  Knäuel  und  werden  mehr  oder  weniger  bräunlich.  Weiter 
konnte  ich  die  Perithecienbildung  nicht  verfolgen. 

Quito,  im  März  1891. 


Die  chemischen  Verhältnisse  des  Bakterienlebens* 

Von 

Dr.  0.  Locw, 

Privatdozenten  *n  der  Universität  München. 

L 

Unter  allen  Organismen  sind  bekanntlich  die  Bakterien  durch 
besondere  Intensität  chemischer  Aktivität  ausgezeichnet.  Reduk- 
tionen uud  Oxydationen,  Zersetzungen  und  Synthesen  werden  in 
staunenswerthem  Umfange  ausgeführt.  Zahlreiche  organische  Mate- 
rien werden  unter  Atomverschiebungen  mit  Leichtigkeit  gespalten 
und  zu  Komplexen  von  festerem  chemischen  Gefüge  umgeäudert. 
Und  inmitten  dieses  Veruichtungskampfes  gegen  leicht  zersetzbare 
Moleküle  bauen  diese  Organismeu  den  denkbar  labilsten  organischen 
Körper,  das  aktive  Eiweiss  auf  und  fabriziren  sich  daraus  ihr  lebendeä 
Protoplasma  mit  einer  ebenso  staunenswerthen  Schnelligkeit!  Wo 
— möchte  man  fragen  — hört  denn  hier  die  Zerspaltung  auf  und 


660 


Loe  w , 


fäugt  die  synthetische  Arbeit,  der  Aufbau  der  lebendigen  Materie  an? 
Wo  ist  „der  ruhende  Pol  in  der  Erscheinungen  Flucht"? 

Um  hierüber  einigermaassen  klare  Vorstellungen  zu  gewinnen, 
müssen  wir  die  chemische  Natur  der  ernährungsfähigen  Stofie  in 
Betracht  ziehen,  wir  müssen  nach  den  Ursachen  forschen,  welche 
die  darin  versteckten  potentiellen  Kräfte  in  aktuelle  verwandeln  und 
uns  völlig  darüber  klar  werden,  dass  der  Eiweissstoff  des 
lebenden  Protoplasmas  weit  verschieden  von  dem 
des  abgestorbenen  ist.  Diejenigen,  welche  sich  dieser  Einsicht 
verschliessen,  werden  die  Aktivität  der  Zellen  nie  begreifen  können. 
Dass  man  aber  in  manchen  wissenschaftlichen  Kreisen  noch  wenig 
über  diese  Verhältnisse  nachgedacht  hat,  geht  aus  einem  in  der  Bo- 
tanischen Zeitung  von  1883  von  einem  angesehenen  Botaniker  publi- 
zirten  Artikel  hervor.  Dort  heisst  es:  „Ebenso  liegt  der  Annahme 
von  N e n c k i und  Sieber,  dass  eine  Aktivirung  des  Sauerstoffs 
durch  oxydables  Eiweiss  hervorgerufen  werde , eine  ganz  willkür- 
liche Annahme  zu  Grunde,  wonach  Eiweiss  in  der  lebenden 
Zelle  andere  Eigenschaften  besitzen  müsste,  als  Ei- 
weiss ausserhalb  der  Zelle.  Eine  derartige  Annahme  scheiut 
mir  nach  unseren  bisherigen  Kenntnissen  für  das  Eiweiss  ebenso  un- 
statthaft zu  sein,  wie  für  irgend  eine  andere  Substanz  der  Zellen; 
wird  doch  kein  Physiologe  daran  denken,  dem  im  lebenden  Proto- 
plasma enthaltenen  Wasser  andere  chemische  Eigenschaften  bei- 
zulegen, als  dem  gewöhnlichen  Wasser.“ 

Diesem  Einwand  möchte  ich  mit  einer  Bitte  an  den  Autor  be- 
gegnen, nämlich  zunächst  sich  mit  dem  Begriff  der  Isotnerie  be- 
kannt zu  machen  und  sich  dann  die  Fragen  zu  beantworten : 1)  Bei 
welchen  Körpern  ist  Isomerie  möglich  und  bei  welchen  nicht? 
2)  Wovon  hängt  die  Zahl  der  Isomerieen  eines  Körpers  ab?  3)  Was 
ist  eine  labile  organische  Verbindung?  4)  Wodurch  können  Atom- 
umlagerungen in  einer  solchen  herbeigeführt  werden?  Ist  man  mit 
der  Antwort  hierauf  vertraut,  so  wird  man  nicht  mehr  jenen 
Vergleich  des  Eiweissstotfes  mit  dem  Wasser  machen!  Der  Be- 
wegungszustand im  aktiven  Eiweiss,  welcher  einerseits  die  Ur- 
sache der  Athmungsthätigkeit  ist,  andererseits  aber  durch  die  bei 
der  Athmung  freiwerdenden  Kräfte  so  beschleunigt  wird,  dass  jetzt 
mancherlei  physiologische  Funktionen  ausgeführt  werden  können  — 
dieser  Bewegungszustand  l)  wird  durch  den  jeweiligen  Bau  des 
Protoplasmas  wie  die  Kraft  in  einer  Maschine  verwerthet  und  diese 
Maschinerie  ist  bei  den  Spaltpilzen  nach  einer  gewissen  Richtung 
hin  so  vervollkommnet,  dass  die  Kraft  zu  den  so  intensiven  che- 
mischen Leistungen  verwendbar  wird,  die  wir  mit  dem  Namen 
Gährungen  belegen.  Dass  diese  Kräfte  einen  leicht  zersetzbaren 
Körper  ieiebter  bewältigen,  als  einen  schwer  zersetzbaren,  und  jenem 
besser  die  brauchbaren  Atomgruppen  für  die  Ernährungsvorgänge 
entziehen  können,  dass  also  die  chemische  Konstitution  etwas 
mit  der  Ernährungsfähigkeit  einer  Substanz  zu  thun  hat,  ist 


1)  Siehe  hierüber  O.  Loew,  Chemische  Bewegung  (Biolog.  Centralblatt.  IX 
K«.  16)  und  Loew  und  Bokorny,  Versuche  über  aktives  Eiweiss.  (Ibid.  Xi.  No.  1.) 


Die  chemischen  Verhältnisse  des  Bakterienlebens. 


661 


eigentlich  selbstverständlich;  aber  auch  diese  Folgerung  stösst  noch 
auf  Widerspruch,  wie  folgendes  Citat  aus  einem  heute  weitverbrei- 
teten und  hochangesehenen  botanischen  Werke  zeigt:  „Die  chemische 
Struktur  eines  Körpers  kann  schon  deshalb  nicht  über  dessen  Nähr- 
werth entscheiden,  weil  giftige  oder  antiseptische  Eigenschaften  die 
Entwickelung  hemmen  können  und  deshalb  Benzoesäure  bei  gewisser 
Konzentration  keine  Pilzentwickelung  aufkommen  lässt,  während  die 
nahe  verwandte  Chinasäure  nach  Nägeli’s  Erfahrungen  ein  vor- 
treffliches Nährmaterial  ist.“ 

Der  Autor  ist  also  der  Meinung,  dass  auch  die  Giftwirkung 
nichts  mit  der  chemischen  Konstitution  zu  thun  habe  — was 
eben  wieder  irrthümlich  ist  Benzoesäure  und  Chinasäure  stehen 
ferner  einander  keineswegs  so  nahe,  als  der  Autor  augenscheinlich 
vermuthet.  Zwar  kann  Chinasäure  durch  Reduktion  in  Benzoesäure 
verwandelt  werden,  allein  es  findet  dabei  eine  sehr  bedeutende  Ver- 
änderung in  der  chemischen  Konstitution  statt;  die  Chinasäure  be- 
sitzt vier  alkoholische  Hydroxylgruppen  im  Molekül,  die  Benzoesäure 
keine  einzige,  jene  hat  keine  doppelte  Bindung,  diese  ihrer  dreil 
Zwar  sind  auch  die  physikalischen  Eigenschaften  beider  Säuren  weit 
von  einander  verschieden;  das  ist  doch  erst  in  zweiter  Linie  zu  be- 
rücksichtigen 1 2 *). 

Betrachten  wir  die  rationellen  Formeln  beider  Säuren: 


HaC 

HOHCl 


CH-COOH 
/^CHOH 

CHOH 


HC, 

HC 


C- 


— COOH 
CH 


-\^CH 

CH  OH  CH 

Chinasäure  Benzoesäure 

so  wird  der  grosse  Nähr werth  der  Chinasäure  gegenüber  dem  der 
Benzoesäure8)  sofort  begreiflich;  denn  sie  enthält  viermal  die  für  die 

H 


Eiweissbildung  so  günstige  Gruppe  C 


/ 

\ 


OH. 


Giftwirkung  ist  ebenso  wie  Nährwerth  ein  relativer  Begriff.  Ein 
indifferenter  Körper  kann  durch  Eintritt  einer  Atompruppe  ein  Nähr- 
stoff, durch  Eintritt  einer  weiteren  Atomgruppe  ein  Gift  werden. 
Während  eine  gewisse  Labilität,  d.  h.  gewisser  Grad  der  Leichtzer* 
setzlichkeit  die  Ernährungsfähigkeit  einer  Substanz  bedingt,  kann  eine 
geringe  Steigerung  dieser  Labilität  einen  Giftcharakter  herbeiführen, 
besonders  wenn  die  locker  gestellten  Atome  in  jene  Atomgruppirungen 
eingreifen  können,  von  denen  die  Lebensbewegung  im  Protoplasma 
ausgeht.  Methan  ist  für  Bakterien  indifferent,  Methylalkohol  ein 


1)  Nägeli  hat  ja  bereits  bervorgehoben,  dass  auch  der  Grad  der  Diosmirfähigkeit 
und  der  Löslichkeit  einer  Substanz  in  Betracht  kommt.  (Ber.  d.  kgl.  bayr.  Akad  d. 
Wiss.  1879.  S.  296.) 

2)  Bei  bedeutender  Verdünnung  kann,  wie  Nägeli  fand  (1.  c.),  Benzoesäure 

auch  als  Nährstoff  Verwendung  finden,  wenn  auch  als  ein  sehr  schlechter. 


662 


Loew,  Das  chemische  Verhältnis*  des  BakterieDlebeus, 


Nährstoff,  Formaldehyd  ein  Gift  und  dessen  Verbindung  mit  saurem 
sehwefligsaurem  Natron  wieder  ein  Nährstoff1). 


OH  OH 


CH4  CH  3— OH 
Methan  Methylalkokol 


/ 

CH  2 

\ 

OH 


Formaldehyd 

(Hydrat) 


/ 

CH2 

\ 

SO  s Na 

Formaldehyd — schwef- 
ligsaures Natron. 


Tritt  in  einem  Molekül  Ammoniak  an  Stelle  eines  Wasserstoff- 
atoms ein  Hydroxyl  ein,  so  entsteht  dadurch  ein  heftiges  Gift 2). 

Dass  auch  die  Menge  der  produzirten  Pilzsubstanz  mit  der 
chemischen  Konstitution  der  Nährstoffe  zusammenhängt,  lässt  sich 
bei  Vergleich  der  Schim meiern ten  in  verschiedenen  Nährlösungen 
beobachten.  So  liefern  z.  B.  Gerbstoff  oder  Weinsäure  nur  10 — 12% 
ihres  Gewichtes  an  Schimmelernte,  Essigsäure  oder  Bernsteinsäure 
aber  14 — 20  °/0,  wenn  der  Stickstoff  in  Form  von  Ammoniaksalzen 
gegeben  wird 3).  Je  mehr  Sauerstotfatorae  in  einem  Molekül  eines 
Nährstoffs  vorhanden  sind,  desto  geringer  wird  zwar  ceteris  paribus 
die  Pilzernte  seiu,  aber  davon  hängt  das  Resultat  nicht  allein  ab, 
sonderu  auch  von  der  Form,  in  welcher  der  Sauerstoff  vorhanden 
ist.  Es  macht  einen  himmelweiten  Unterschied,  ob  der  Sauerstoff 

0 H 

z.  B.  als  Carboxylgruppe  CC  oder  zweimal  als  Gruppe  C^ 

OH  OH 

in  einer  Verbindung  erhalten  ist;  in  ersterer  Form  kann  er  sich  bei 
der  Eiweisssyuthese  in  der  Regel  wohl  gar  nicht  betheiligen,  die  Spalt- 
pilze trennen  die  Gruppe  in  Form  von  Kohlensäure  ab.  Das  Aldol 
hat  dieselbe  empirische  Formel  wie  die  Buttersäure  C4H8Os;  aber 
es  lässt  sich  sicher  Voraussagen,  das3  erstere  Substanz  ein  weit  gün- 
stigeres Substrat  für  die  Pilzentwickelung  liefern  wird,  als  letztere,, 
weil  die  beiden  Sauerstoffätome  eine  labilere  Stellung  einnehmen : 

O 0 

ch8— choh-ch2-c<^  ; ch8— ch2— ch8-c<^ 

H OH 

, — wniifc,  . I.r— irmiiBM  ■ ■ — — ..i 

Aldol  Buttersäure. 


Wer  die  Sprache  der  chemischen  Formeln  versteht,  wird  sofort 
erkennen,  dass  das  Aldol  sowohl  leichter  spaltbar  als  leichter  oxydirbar, 
als  die  Buttersäure  ist,  und  es  passt  auch  auf  dieses  Beispiel,  wenn 
Nägeli  (1.  c.  S.  285)  im  Allgemeinen  folgert:  „Die  lebende  Zelle 
wird  uuter  übrigens  gleichen  Umständen  diejenigen  Substanzen  am 
leichtesten  zur  Ernährung  benützen,  für  deren  Assimilation  sie  die 
geringste  Kraft  aufv/enden  muss,  also  diejenigen  Substanzen,  die  von 


1)  Vergl.  Loew,  Botan.  Cenlralbl.  1890.  Nov. 

2)  Vergl.  auch  Loew,  Biol.  Centralbl.  X.  S.  579. 

3)  Vergl  Nägeli,  Ber.  der  kgl.  bayer.  Akad.  d.  Wiss.  1879.  S 310. 


Gährung. 


663 


verschiedenen  chemischen  Mitteln  am  ehesten  angegriffen  und  umge- 
setzt werden/* 

Es  sei  jedoch  darauf  hingewiesen,  dass  nicht  immer  diejenige 
Substanz,  welche  die  Pilzentwickelung  am  besten  fördert,  auch  den 
höchsten  Prozentsatz  an  produzirter  Pilzsubstanz  liefert.  Es  ist  der 
Fall  recht  gut  denkbar,  dass  eine  Substanz,  welche  schwerer  angreif- 
bar ist,  als  eine  andere  und  schwerer  assimilirbar  ist,  doch  schliess- 
lich relativ  mehr  Pilzmasse  produzirt,  wenn  auch  das  Wachsthum 
weit  langsamer  vor  sich  geht. 

(Fortsetzung  folgt.) 


Referate. 

Hansen,  Emil  Chr.,  Recherches  sur  la  Physiologie  et  la 
morphologie  des  ferments  alcooliques.  VIII.  Sur  la 
germination  des  spores  chez  les  Saccharomyces. 
Mit  9 Abbildungen  im  Texte.  (Comptes  rendus  des  travaux  du 
laborat.  de  Carlsberg.  Vol.  III.  Livr.  1.  Kopenhagen  (Hagerup’s 
Buchhandlung)  1891. 

In  der  Einleitung  ist  eine  Oebersicht  gegeben  über  die  wichtigste 
Litteratur  betreffend  die  Sporen  bei  den  Saccharomyceten : Schwann 
1839,  J.  de  Seynes  1868,  Reess  1870,  Emil  Chr.  Hansen 
1888-— 1890.  — Üeber  das  Keimen  der  Sporen  berichtet  R e ess,  dass 
es  durch  eine  Knospenbildung  geschieht,  wie  bei  den  vegetativen 
Zellen.  Bisher  wurde  nur  diese  Keimungsforra  beobachtet. 

Der  Ref.  stellte  seine  Untersuchungen  vornehmlich  mit  den  drei 
Arten:  Saccharomyces  cerevisiae  I,  j£acch.  Ludwig  ii 
und  S a c c h.  a n o m a 1 u s an ; die  letzte  von  diesen  wird  hier  zum  ersten 
Male  beschrieben.  Im  Gegensätze  zu  seinen  Vorgängern  verfolgte 
er  alle  Keimungsstadien  bei  ein  und  derselben  Spore,  indem  er  die 
Untersuchung  mittels  einer  feuchten  Kammer  auf  dem  Mikroskoptische 
vornahm. 

Bei  Sacch.  cerevisiae  I wird  eine  ausführliche  Beschreibung 
von  den  vom  Ref.  bereits  im  Botanischen  Ceutralblatt  1885  erwähnten 
sogenannten  Scheidewandbildurigen  gegeben.  Während  der  ersten 
Stadien  des  Keimens  können  die  Sporen  dergestalt  anschwellen,  dass 
sie  einen  Druck  auf  einander  ausüben.  Hierdurch  w ird  eine  grössere 
oder  kleinere  Menge  Plasma  wie  Keile  oder  Platten  zwischen  den 
Sporen  zusammengepresst,  oder  aber  die  Sporen  selbst  treten  in 
innige  Berührung  mit  einander.  Es  kann  dieses  so  weit  gehen,  dass 
zwischen  den  in  einer  Mutterzelle  eingeschlossenen  Sporen  eine  voll- 
ständige Zusammenwachsung  stattfindet,  wodurch  sie  zu  einem  einzigen, 
mehrräumigen  Sporenkörper  werden.  Von  eiuem  jeglichen  Punkte 
der  Oberfläche  der  Sporen  können  Knospen  sich  entwickeln,  zuweilen 
während  die  Sporen  noch  von,  der  Wand  der  Mutterzelle  einge- 
schlossen sind.  In  einigen  Fällen  wurde  das  interessante  Verhältnis 
wahrgeuommen,  dass  die  Wandbildung  zwischen  zwei  eng  mit  einander 


664 


'Uährang.  — Phycomyces  nitens. 


verbundenen  Sporen  aufgelöst  wurde,  so  dass  der  Inhalt  dadurch 
vermischt  wurde;  die  eine  Spore  scheint  unter  diesen  Umständen 
als  Parasit  der  anderen  gegenüber  aufzutreten. 

Die  Keimung  der  Sporen  bei  Sacch.  Ludwigii  ist  in  hohem 
Grade  merkwürdig;  diese  Art  zeichnet  sich  nämlich  vor  allen  anderen 
Saccharomyceten  dadurch  aus,  dass  die  Hefezellen  sich  nicht  direkt  von 
den  Sporen  selbst,  sondern  von  einem  Promycelium  entwickeln,  dann 
auch  dadurch,  dass  die  Neubildungen  der  jungen  keimenden  Sporen 
zusammenschmelzen,  derart,  dass  sehr  eigenthümliche  Fusionsbildungen 
zum  Vorschein  kommen,  von  diesen  entwickeln  sich  dann  Hefezellen. 
Wenn  alte  Sporen  keimen,  so  erfolgen  gewöhnlich  keine  Fusionsbil- 
dungen, sondern  es  entwickelt  sich  ein  Mycelium  mit  deutlich  hervor- 
tretenden geraden  Querwänden. 

Bei  dem  Sacch.  anomalus  zeichnen  die  Sporen  sich  durch  ihre 
Form  aus  und  sind  in  dieser  Beziehung  von  jenen  aller  auderen 
Saccharomyceten  verschieden ; sie  gleichen  den  Sporen  beiEndomyces 
decipiens,  sind  aber  kleiner  als  diese  und  entwickeln  während  des 
Keimens  keine  Keimschläuche,  sondern  Knospen,  wie  bei  Sacch. 
cerevisiae  I. 

Sacch.  Ludwigii  und  Sacch.  anomalus  lassen  sich  in  den 
von  Reess  in  1870  aufgestellten  Rahmen  für  das  Genus  Sacchar- 
omyces nicht  vollständig  einfügen.  Auf  dem  gegenwärtigen  Standpunkte 
der  Forschung  wird  es  jedoch  kaum  richtig  sein,  neue  Geschlechtsnameu 
einzuführen.  Die  beiden  genannten  Arten  werden  deshalb  vom  Ref. 
vorläufig  als  Vertreter  besonderer  Gruppen  von  Saccharomyceten 
aufgestellt. 

Der  Schluss  der  Abhandlung  ist  eine  Kritik  der  misslungenen 
Versuche,  welche  im  Verlaufe  der  letzten  dreissig  Jahre  gemacht 
worden  sind,  um  zu  zeigen,  dass  die  Saccharomyceten  nicht  selbständige 
Arten  sind,  sondern  lediglich  Entwickelungsformen  höher  stehender 
Pilze,  und  es  wird  darauf  hingewiesen,  dass  die  Verwirrung,  welche 
allmählich  in  die  Litteratur  auf  diesem  Gebiete  gekommen  ist,  in 
wesentlichem  Maasse  davon  herrührt,  dass  man  die  echten  Saccharo- 
myceten (Hefezellen  mit  endogener  Sporenbildung)  von  den  zahlreichen 
verschiedenen  Sprosspilzen,  welchen  eine  solche  Sporenbildung  fehlt, 
nicht  unterschied.  In  betreff  dieser  letzteren  haben  schon  Unter- 
suchungen von  Bail  (1857),  Tu  las  ne  (1863),  deBary(1866)  und 
Reess  (1870)  gezeigt,  dass  sie  zu  sehr  verschiedenen  Abtheilungen 
des  Systems  gehören  können.  Die  Sprosspilze  bilden  also  keine 
einzelne  bestimmte  systematische  Abtheilung;  es  gibt  aber  unter 
ihnen  eine  grössere  Anzahl  Arten,  welche  sich  durch  das  erwähnte 
Vermögen,  in  ihrem  Inneren  Sporen  zu  bilden,  vor  allen  den  übrigen 
auszeichnen,  und  diese  sporenbildenden  Arten  sind  wenigstens  bis 
auf  W'eiteres  als  ein  eigenes  Genus,  Saccharomyces,  aufzufassen. 

Emil  Chr.  Hansen  (Kopenhagen). 

Elfviiig,Sur  une  action  d irectrice  qu’  exercent  certains 
corps  sur  les  tubes  s pora  ngifäres  de  „Phycomyces 
nitens.“  (Annales  de  l’Institut  Pasteur.  1891.  No.  2.  S.  101.) 

An  den  Fruchtträgern  von  Phycomyces  nitens,  welche  be- 


Phycomyces  nitens  — Ptomain®. 


665 


kanntlich  zu  Studien  über  die  Reizbarkeit  des  pflanzlichen  Protoplasma, 
über  den  Einfluss  des  Lichtes  und  der  Schwerkraft  auf  die  Wachs- 
thumsrichtung besonders  geeignet  sind,  hat  Verf.  eine  merkwürdige 
Fernewirkung  gewisser  Körper  beobachtet. 

Befestigt  man  über  einer  kräftigen,  durch  Aussaat  von  Sporen 
auf  feuchtem  Brod  erhaltenen  Kultur  eine  Eisenplatte  in  vertikaler 
Richtung,  so  dass  dieselbe  zwischen  den  langstieligen  Fruchtträgern 
hängt,  so  krümmen  sich  letztere,  bei  Aufbewahrung  an  einem  dunklen 
Orte  bei  15—20°,  innerhalb  einiger  Stunden  von  allen  Seiten  gegen 
die  Eisenplatte  hin,  anstatt  gerade  aufwärts  zu  streben.  Die  An- 
ziehung äussert  sich  auf  einige  Centimeter.  Bei  Berührung  mit  der 
Metallplatte  zeigen  die  Fruchtträger  unregelmässige  Krümmungen. 
Ebenso  wirksam  wie  Gusseisen  sind  Schmiedeeisen  und  Stahl,  gleich- 
viel, ob  die  Oberfläche  polirt  oder  rauh  oder  etwas  rostig  ist. 

Von  den  übrigen  Metallen  wirken  nur  noch  Zink  und  Alumi- 
nium, und  auch  diese  weit  schwächer.  Unwirksam  sind  Platin, 
Silber,  Gold,  Kupfer,  Blei  etc.  Der  Magnetismus  spielt  bei  der  Er- 
scheinung keine  Rolle,  ebensowenig  Licht-  oder  Wärmestrahlung  oder 
Elektrizität.  Ausser  dem  Eisen  zeigen  die  gleiche  Wirksamkeit  noch: 
Siegellack,  Colophonium,  Papierkarton,  Wachs,  Seide,  W7olle,  Holz, 
Schwefel  etc.  Unwirksam  ist  Glas ; unwirksam  ferner  sind  sonst 
wirksame  Körper,  wenn  sie  befeuchtet  sind.  Zu  den  wirksamen  Kör- 
pern gehören  endlich  lebende  Wurzeln,  z.  B.  von  Erbsen,  Lupinen, 
Ricinus,  während  die  Fruchtträger  von  Phycomyces  selbst  eine 
schwache  aber  deutliche  gegenseitige  Abstossung  zeigen. 

Büchner  (München). 

Luff,  Arthur  P.,  Report  on  the  relation  of  the  ptomains 
or  animal  alkaloids  to  some  of  the  infectious  fevers. 
(Recent  Reports  to  the  Scientific  Grants  Committee  of  the  British 
Medical  Association.  1890.) 

L.  hat  sich  mit  der  Frage  beschäftigt,  ob  im  Harn  infektiös 
Erkrankter  irgend  welche  Ptomaine  oder  Alkaloide  vorhan- 
den sind. 

Zur  Untersuchung  diente  Harn  von  Typhus-  und  Scharlach- 
kranken und  es  wurde  streng  darauf  gesehen,  dass  die  betreffenden 
Kranken  weder  zur  Zeit,  während  der  Harn  gesammelt  wurde,  noch 
zuvor  irgend  welche  alkaloidhaltige  oder  antipyretische  Arzneimittel 
erhielten.  Im  Ganzen  wurde  der  Urin  zweier  Typhusfälle  und  eines 
Scharlachfalles  untersucht. 

Der  im  Zeiträume  von  vier  Tagen  gesammelte  Harn  des  ersten 
Patienten  wurde  einem  eigens  vom  Verf.  erdachten  und  näher  be- 
schriebenen Extraktionsprozess  unterworfen,  wobei  eine  geringe  Quan- 
tität eines  krystallinischen  Körpers  resultirte,  der  alle  Eigenschaften 
und  Reaktionen  eines  animalischen  Alkaloids  zeigte.  In  Hydro- 
chlorat  übergeführt,  gab  er  folgende  Reaktionen: 

Phosphormolybdaensäure  ein  weisser  Niederschlag, 

Phosphor  — 

Merkur-  und  Kaliumjodid  dichter,  gelber  Niederschlag, 

Jodlös  urig  brauner  Niederschlag, 


666 


PtomaLne  bei  Typhus  uud  Scharlach.  — Eiterung. 


Tannin  gelblich-brauner  Niederschlag, 

Pikrinsäure  dichter,  gelber  Niederschlag, 

Platinchlorid  — 

Goldcblorid  dichter,  gelber  Niederschlag. 

Die  Prüfung  des  zweiteu  Typhusharus  führte  zu  keinem  posi- 
tiven Ergebuiss;  die  des  Scharlachharns  ergab  abermals  eine  geringe 
Menge  eines  krystallinischen,  in  Wasser  löslichen,  schwach  alkalisch 
reagirenden  Alkaloids,  welches  ins  Hydrochlorat  übergeführt,  folgende 
Reaktionen  gab: 

Phosphormolybdaensäure  blasser,  gelblich-weisscr  Niederschlag, 

Phosphor  weisser  Niederschlag, 

Merkur-  und  Kaliumjodid  blasser,  gelblich-weisser  Niederschlag, 

Jodlösung  brauner  Niederschlag. 

Tannin  — 

Pikrinsäure  gelber  Niederschlag, 

Platinchlorid  — 

Goldchlorid  geringer,  gelber  Niederschlag. 

Sowohl  dieses  als  auch  das  im  Typhusharue  gefundene  Alkaloid 
war  bisher  unbekannt,  uud  Verf.  verspricht  noch  eine  genaue  Analyse 
derselben  zu  geben.  Limbeck  (Prag). 

Büchner,  H.,  Die  Bakterienproteine  und  deren  Be- 
ziehung zur  Entzündung  uud  Eiterung.  (Ceutralbl.  f. 
Chirurgie.  1890.  No.  50.) 

Die  Ptomaine  und  Toxine,  und  selbst  die  Toxalbumiue  sind  vor- 
wiegend nur  Nervengifte;  nur  bei  Kadaverin,  Putrescin  konnte  neben- 
bei eitererregende  Wirkung  uachgewiesen  werden. 

Die  von  B.  untersuchten  „Zersetzungsstoffe11  übten  keine  oder 
höchstens  eine  geringe  Anlockung  auf  Leukocyten  aus.  Derartige 
bakterielle  Locksubstanzen  existireu  aber,  uud  zwar  sind  es  die  Be- 
standtheile  des  Bakterienkörpers  selbst,  seines  plasmatischen  In- 
halts, die  sogenannten  Bakterienproteine,  welche  Nencki  bereits 
1880  studirt  hat.  Bei  subkutaner  Injektion  von  einigen  Milligramm 
des  Protein  von  Bac.  pyocyaneus  rief  B.  eine  bakterienfreie, 
sozusagen  chemische  Entzündung  hervor,  klinisch  alle  Kennzeichen 
der  erysipelatösen  Entzündung  mit  Einschluss  der  Lymphangoitis 
besitzend. 

Die  Proteine  kommen  bei  absterbenden  oder  krankhaft  affizirten, 
in  Involution  gerathenen  Bakterienzellen  zur  Wirksamkeit,  indem  sie 
von  den  Zellen  ausgeschieden  werden.  (Als  Beispiel  führt  B.  die 
eitererregende  Wirkung  der  abgeschwächten  oder  sterilisirten  Milz- 
brandkulturen bei  Nagern  au.) 

Bis  jetzt  konnten  von  B.  die  Proteine  von  7 Bakterienarten  dar- 
gestellt und  auf  ihre  pyogene  Wirksamkeit  an  Thieren  geprüft  wer- 
den. Sehr  stark  ist  letztere  beim  Protein  des  Typhusbacillus;  grosse 
Mengen  konnten  bequem  mit  Fr  i ed  1 ä n d e r’schem  Pneumococ- 
cus,  vor  Allem  aber  mit  Bac.  pyocyaneus  dargestellt  werden. 

Zur  Darstellung  des  Proteins  wird  die  betreffende  Bakterienart 
auf  festem  Nährboden  rein  kultivirt,  die  abgestreifte  Kultur  mit 
schwacher  (0,1 — 0,5  °/ö)  Kalilauge  digerirt  uud  aus  dem  Filtrat  durch 
Essig-  oder  Salzsäure  das  Protein  gefällt.  Dasselbe  zeigt  alle  Re- 


Tuberculose 


667 


aktionen  der  Eiweisskörper  und  nähert  sich  am  meisten  den  Pflan- 
zenkasei'nen. 

Die  letztere  Thatsache  veraulasste  B.,  die  Pflanzenkaseine,  be- 
sondess  Glutenkaseün  aus  Weizenkleber,  auf  sein  Verhalten  gegen 
Leukocyten  zu  prüfen;  es  ergab  sich  in  der  That  eine  stark  an- 
lockende und  entzündungserregende  Wirkung  desselben  (subkutan 
beim  Menschen).  Kronacher  (München). 

Cribbes,  H.,  and  Shurley,  E.  L.,  An  investigation  into  the 
etiology  and  treatment  of  phthisis.  (Philadelphia  Med. 
News.  1890.  No.  26.  p.  677.) 

Verff.  kounten  bei  Meerschweinchen  die  Entwickelung  einer  tu- 
berculösen  Allgemeininfektion  durch  Injektion  abgeschwächter  Tuberkel- 
bacillenkulturen verhüten,  ohne  jedoch  bei  bereits  erkrankten  Thieren 
eine  Heilwirkung  damit  zu  erzielen.  Unter  einer  grossen  Zahl  che- 
mischer Stoffe,  mit  welchen  Versuche  zu  kurativen  Zwecken  ange- 
stellt wurden,  erwiesen  sich  Chlorgas,  Jod  und  Chlorgold-Chlorna- 
trium als  besonders  wirksam.  Meerschweinchen  und  Affen,  welche 
subkutane  Injektionen  von  wässeriger  Jod-  oder  Jodkaliumlösung  mit 
Glycerin  oder  von  Chlorgold-Chlornatriumlösung  erhielten,  zeigten 
sich  gegen  Impftuberculose  refraktär. 

Seit  September  bis  Dezember  1890  behandelten  Verff.  25  Phthi- 
siker mit  Injektionen  von  Jod-  oder  Goldlösung  in  anfangs  mini- 
malen, dann  successive  ansteigenden  Dosen.  Fälle  mit  starkem  Husten 
und  geringem  Auswurf  oder  Fälle,  bei  welchen  nach  den  Jodinjek- 
tionen  Anzeichen  von  Jodismus  auftraten,  erhielten  die  Goldlösung. 
Bei  Verkäsung  und  starkem  Auswurf  während  der  Jodbehaudlung 
wurden  Chlorgasinhalationen  eine  Woche  hindurch  gegeben  und  dann 
erst  wieder  mit  den  Injektionen  begonnen. 

Von  den  derart  behandelten  Fällen  konnten  vier  subakuten 
Charakters  als  geheilt  betrachtet  werden  und  zwei  andere  sind  so 
weit  gebessert,  dass  sie  voraussichtlich  in  einer  Woche  aus  der  Be- 
handlung entlassen  werden  können,  während  zwei  Fälle  allgemeiner 
Tuberculose  und  vier  Fälle  sehr  weit  vorgeschrittener  Lungentuber- 
culose  letal  endeten.  Kral  (Prag). 

Csokor,  J.,  Zur  Aetiologie  der  Tuberculose,  (Wiener 
klinische  Wochenschrift.  1890.  No.  27  —30.) 

Csokor  gibt  uns  ein  treffliches  Bild  über  den  gegenwärtigen 
Stand  unserer  Kenntnisse  über  die  Rindertuberculose.  Bei  der  Be- 
deutung, welche  diesem  Kapitel  aus  der  Lehre  von  den  Infektions- 
krankheiten zukommt,  sei  die  Lektüre  des  Originalartikels  allen  jenen, 
für  welche  die  Tuberculose  der  Thiere  überhaupt  Interesse  und  Be- 
deutung hat,  wärmstens  empfohlen,  zumal  Csokor  selbst  über  eine 
reiche  eigene  Erfahrung  auf  diesem  Gebiete  verfügt. 

An  dieser  Stelle  können  nur  einzelne  Punkte  aus  dem  lesens- 
werthen  Artikel  Csokor’s  hervorgehoben  werden. 

Die  Rindertuberculose  ist  in  ätiologischnr  Hinsicht  vollständig 
identisch  mit  der  Tuberculose  des  Menschen.  Die  Tuberkelbacillen 
wurden  beim  Rinde  in  allen  Organen  und  Ge webssäften  gefunden. 


6C8 


Tuherculcse. 


Die  Infektion  erfolgt  zuweilen  schon  im  Mutterleibe.  Die  Tubercu- 
lose  kann  beim  Rinde  aber  auch  extrauterin  acquirirt  werden,  und 
zwar  vom  Respirations-  oder  Verdauungstraktus  aus,  durch  die  Milch, 
bei  der  Begattung. 

Am  gefährlichsten  ist  für  den  Menschen  die  Milch  tuberculöser 
Kühe. 

Die  Mittel  zur  Bekämpfung  der  Infektionsgefahr  für  den  Men- 
schen theilt  Verf.  in  4 Gruppen,  und  zwar  1)  Tilgungsmaassregeln 
gegen  die  Rindertuberculose,  2)  Schutzmaassregeln  gegen  die  Aus- 
breitung der  Tuberculose  unter  dem  Rindvieh,  3)  Scbutzmaassregeln 
gegen  die  Uebertragung  der  Rindertuberculose  auf  den  Menschen, 
4)  Selbstschutz.  Dittrich  (Prag). 

Maffticci,  Ueber  die  Wirkung  der  reinen,  sterilen  Kul- 
turen des  Tuberkelbacillus.  Vorläufige  Mitthei- 
lungen. (Centralblatt  für  allgemeine  Pathologie  und  pathologische 
Anatomie.  1890.  No.  26.) 

Verf.  studirte  die  Wirkung  des  Tuberkelbacillus,  nachdem  dieser 
sein  vegetatives  Vermögen  eingebüsst  hat 

Bei  einigen  Untersuchungen  erhielt  M.  experimentell  Marasmus. 
Sterilisirte  Kulturen  von  Hühnertuberculose,  die  auf  Eier  im  Brutofen 
übertragen  waren,  führten  Marasmus  der  Embryonen  und  Hühner  her- 
bei, die  jedoch  frei  von  Tuberculose  starben.  Andererseits  starben 
Hühner,  die  unter  dem  Einflüsse  reiner,  nicht  sterilisirter  Kulturen 
von  Säugethiertuberculose  geboren  waren,  an  Marasmus  und  nicht 
an  Tuberculose. 

In  einer  anderen  Versuchsreihe  zeigte  es  sich,  dass  die  Mehr- 
zahl der  mit  Hühnertuberculose  geimpften  Meerschweinchen  längstens 
binnen  8 Monaten  an  Marasmus  zu  Grunde  ging;  andererseits 
starben  einige  Hühner,  die  mit  Rindstuberculose  und  mit  aktiven 
Kulturen  von  Säugethiertuberculose  geimpft  wurden , an  Marasmus 
ohne  Tuberculose. 

Verf.  wollte  weiterhin  untersuchen,  ob  für  Tuberculose  empfäng- 
liche Thiere  im  Stande  wären,  den  nicht  mehr  aktiven  Bacillus  der 
Tuberculose  zu  zerstören  und  auf  die  Produkte  des  zerstörten  Ba- 
cillus zu  reagiren. 

Die  Untersuchungen  wurden  mittelst  Sterilisation  vorgenommen. 
Bis  zu  1 Jahr  alte  sterilisirte  Kulturen  sowie  alte,  nicht  sterilisirte 
Kulturen  wurden  auf  Meerschweinchen  übertragen. 

Die  Impfstelle  reagirte  gewöhnlich  mit  einem  plastischen  Pro- 
dukte bis  zur  Bildung  eines  Abscesses.  Zwei  bis  vier  Wochen  nach 
der  Impfung  zeigten  sich  stark  granulöse  Bacillen,  von  denen  einige 
in  Leukocyten  eingeschlossen  waren.  Nach  2 Monaten  wurden  an 
der  Impfstelle  nur  schwer  Bacillen  angetroöen.  Dagegen  fanden  sich 
häufig  abscessartige  Höhlen  vor,  welche  vor  dem  Tode  der  Thiere 
zuweilen  ausheilten.  Nach  dem  Tode  der  Thiere  wurden  Kulturen 
aus  dem  Blute  und.  aus  den  Organen  hergestellt  und  mikroskopische 
Untersuchungen  am  frischen  Material  vorgenommen. 

Die  Untersuchungen  ergaben,  dass  vom  Tuberkelbacillus  eine 
toxische  Substanz  gebildet  wird,  die  erst  nach  längerer  Zeit  wirkt, 


Tnberculose. 


666 


der  Temperatur  von  70°  C mehrere  Male  2 Stunden  lang  wider- 
steht und  der  Austrocknung  Widerstand  leistet.  Diese  toxische 
Substanz  wird  nicht  von  den  Thieren  vernichtet.  Dieselben  gehen 
an  Marasmus  zu  Grunde.  Milzstücke  von  Meerschweinchen,  die  an 
Hühnertube rculose  gestorben  sind,  blieben,  zur  Kultur  gebracht,  steril, 
führten  jedoch,  auf  Meerschweinchen  übertragen,  den  Tod  derselben 
an  Marasmus  herbei.  Mittlere  Dosen  von  sterilen  Tuberkelbacillen- 
kulturen  riefen  eine  chronische  Vergiftung  des  Thierorganismus  her- 
bei, die  mit  Marasmus  und  Zerstörung  der  rothen,  in  der  Milz  an- 
gesammelten Blutkörperchen  endigte,  Dittrich  (Prag). 

Brunn,  von,  U eb  er  d en  geg  enwärtigen  Stand  derTober- 
culosenfragein  ätiologischerund  prophylakti  scher 
Beziehung.  (Deutsche  med.  Wochenschr.  1890.  No.  38 — 40.) 

Der  Vortrag  des  langjährigen  Badearztes  zu  Lippspringe  wurde 
noch  vor  dem  Bekanntwerden  der  letzten  grossen  Koch’schen  Ent- 
deckungen im  ärztlichen  Verein  zu  Hannover  gehalten  und  steht  da- 
her noch  nicht  unter  dem  Eindruck  der  durch  die  neuesten  Ver- 
öffentlichungen bedingten  Umwälzungen  auf  dem  Gebiete  der  Tuber- 
culosenfrage.  Er  enthält  eine  knappe  Uebersicht  der  neueren 
Forschungen  über  Aetiologie  und  Prophylaxe  der  Schwindsucht,  be- 
urtheilt  von  dem  Standpunkt  eines  erfahrenen  Praktikers. 

Nach  einer  Schilderung  der  Geschichte  der  Lehre  von  der  Ueber- 
tragbarkeit  der  Schwindsucht  werden  die  morphologischen  und  vitalen 
Eigenschaften  der  Tuberkelbacillen  kurz  besprochen,  wobei  es  etwas 
befremdet,  dass  der  Vortragende  ein  Vorhandensein  von  Sporen  in 
den  Tuberkelbacillen,  entgegen  der  zur  Zeit  herrschenden  Ansicht, 
als  erwiesen  annimmt.  Die  hohe  diagnostische  Bedeutung  des  Ba- 
cillennachweises wird  an  einigen  Beispielen  erläutert.  Eins  derselben 
bezieht  sich  auf  einen  Fall,  in  welchem  das  beständige  Fehlen  der 
Bacillen  im  Auswurf  den  Arzt  auf  die  richtige  Diagnose  Syphilis 
geführt  hatte,  obwohl  alle  Symptome  der  Lungenschwindsucht  aus- 
gesprochen waren. 

Unter  den  verschiedenen  Arten  tuberculöser  Infektion  wird  zu- 
nächst die  Uebertragung  durch  Fleisch-  und  Milchgenuss  erwähnt. 
Die  Vermeidung  der  ersten  Infektionsart  erstrebt  die  Fleischschau 
in  den  Schlachthäusern ; die  Milch  sollte  nach  Brunn  stets  gekocht 
und  am  besten  in  der  Form  einer  Sammelmilch . welche  durch 
Mischung  der  Milch  mehrerer  Kühe  gewonnen  wird,  genossen  werden ; 
denn  nach  Gebhard  wird  die  Kontagiosität  der  Milch  durch  Ver- 
dünnung stark  vermindert,  was  ja  bei  dem  verhältnissmässig  seltenen 
Zustandekommen  der  Infektion  vom  Magen  und  Darm  aus  nicht 
Wunder  nimmt. 

Arn  häufigsten  entsteht  die  Tuberculose  durch  Einathmung  von 
Bacillen,  welche  mit  dem  eingetrockneten  und  zerstäubten  Auswurf 
Schwindsüchtiger  in  die  Luft  gelangen.  Freilich  haften  und  wachsen 
die  Bacillen  nur  in  einem  Körper,  der  eine  Disposition  zur  Krank- 
heit besitzt,  und  dass  solche  Disposition  ererbt  werden  kann,  hält 
Brunn,  wohl  mit  Recht,  fest,  entgegen  der  Cor  net’ sehen  These, 
dass  die  Erblichkeit,  die  sogenannte  Anlage  der  Schwindsucht  auf 
oc.  bi.  43 


670 


Tuberculose.  — Septische  Pneumonie. 


einer  veralteten,  von  der  modernen  Wissenschaft  überholten  An- 
schauung beruht.  Für  die  Erblichkeit  finden  sich  in  der  besonderen 
Empfänglichkeit  bestimmter  Menschenracen  und  einzelner  Thiergat- 
tungen Analogieen,  während  andererseits  viele  Menschen  eine  grosse 
Widerstandskraft  gegen  die  Krankheit  besitzen ; denu  nicht  anders 
sind  die  vielen  Fälle  zu  erklären,  in  denen  unter  gleichen  Infek- 
tionsbedingungen einzelne  Menschen  erkranken,  viele  andere  ver- 
schont bleiben. 

Diese  Immunität  beruht  theils  auf  der  gesunden  Kraft  des  Kör- 
pers im  Allgemeinen,  theils  auf  der  Integrität  der  Schutzvorrichtun- 
gen, welche  den  Athmungswcgen  durch  gesunde  Schleimhäute,  buch- 
tige  Beschaffenheit  der  Nasengänge  und  vielfache  Verästelung  der 
Luftröhre  gegeben  sind. 

Debrigens  hat  nach  Brunn’s  Anschauung  auch  der  disponirte 
oder  bereits  erkrankte  Mensch  in  der  Nähe  eines  reinlichen 
Schwindsüchtigen  keine  Erkrankung  oder  Verschlimmerung  einer 
solchen  durch  Inhalation  des  Kontagiums  zu  fürchten.  Sobald  der 
Auswurf  eines  Schwindsüchtigen  sorgfältig  gesammelt  und  durch 
Auffangen  in  Flüssigkeiten  vor  dem  Eintrocknen  geschützt  wird,  so- 
bald die  Wäsche,  die  Betten  und  Kleider  durch  Wasserdampf,  die 
Wände  des  Krankenzimmers  durch  Abreiben  mit  Brot  häufig  desin- 
fizirt  werden,  ist  es  unmöglich , dass  die  Bacillen  in  die  Luft  ge- 
langen und  von  Anderen  eingeathmet.  werden.  Es  ist  daher,  wie 
auch  schon  Cor  net  hervorgehobeu  hat,  die  Gefahr  der  Ansteckung 
' in  den  Räumen  einer  sorgfältig  geleiteten  Schwindsüchtigen-Heilan- 
stalt  nicht  so  gross,  wie  in  jedem  Eisenbahnwagen  oder  Restaurati- 
onslokal, wo  man  nicht  wissen  kann,  ob  sich  Schwindsüchtige  darin 
befinden  oder  befunden  haben. 

Ueber  die  endgiltige  Beseitigung  des  gesammelten  Auswurfs 
spricht  sich  Brunn  nicht  aus.  Da  er  aber  an  einer  Stelle  des 
Vortrages  die  Ansicht  vertritt,  dass  die  Bacillen,  welche  mit  dem 
Stuhlgang  oder  Urin  in  die  Aborte  gelangen,  dort  unter  den  Fäul- 
nisskeimen  rasch  zu  Grunde  gehen  sollen,  so  ist  anzunehmen,  dass 
er  auch  die  Speigläser  und  Spucknäpfe  in  die  der  Abwässerung  die- 
nenden Anlagen  entleert  wissen  will.  Demgegenüber  ist  jedoch  zu 
bemerken  dass  nach  den  Untersuchungen  von  Fischer  und  Schill 
die  Tuberkelbacillen  der  Fäulniss  43  Tage  lang  Widerstand  leisten 
und  daher  wohl  auch  in  Aborten,  Abzugskanälen  u.  dgl.  lange  Zeit 
lebenskräftig  und  infektionsfähig  bleiben  dürften. 

Kübler  (Oldenburg). 

Lubarseli  und  Tsutsui , Ein  Fall  von  septischer  Pneu- 
monie beim  Neugeborenen,  verursacht  durch  den 
Bacillus  enteridis  (Gaertner).  (Virchow’s  Archiv.  Bd. 
CXXIII.  Heft  1.) 

Die  Sektion  der  Leiche  ergab  Pleuritis  und  Pneumonie  des  linken 
Unterlappens,  beiderseitige  eiterige  Bronchitis,  Atelektase  der  rechten 
Lunge,  parenchymatöse  Trübung  der  Nieren,  Fettmfiltration  und 
Stauung  der  Leber,  leichten  Milztumor,  Ilarnsäureinfarkte  der  Nieren, 
Tetanus  neonatorum, 


Septische  Pneumonie  — Malaria. 


671 


Mikroskopisch  wurden  in  den  Lungen,  in  der  Milz,  in  der  Leber, 
in  der  Submucosa  und  Muscularis  des  Darmes  sehr  reichliche,  in 
den  Nieren  und  zwar  namentlich  in  den  Kapillaren  nur  sehr  spär- 
liche Bacillen  vorgefunden,  welche  in  Kulturen  den  Gärtner’schen 
Bacillen  entsprachen  und  von  Prof.  Gärtner  selbst  der  Art  nach 
als  solche  erkannt  wurden. 

Der  vorliegende  Fall  ist  nach  Ansicht  der  Verff.  als  echte  Septi- 
kämie  aufzufassen. 

Verff.  sehen  die  Infektion  seitens  der  Luftwege  mit  grösster 
Wahrscheinlichkeit  als  die  primäre  an.  Di tt rieh  (Prag). 


Brandt,  Beitrag  zur  Malariafrage.  (Dtsch.  med.  Wochenschr. 

1890.  No.  39.) 

Bei  einer  Durchsicht  der  Litteratur  über  das  Plasmodium  Ma- 
la riae  findet  Verf.  nur  2 Veröffentlichungen  über  positive  Befunde, 
welche  bezüglich  dieses  Parasiten  in  Deutschland  gemacht  worden 
sind.  Die  eine  derselben  stammt  aus  dem  städtischen  Krankeuhaus 
Moabit  und  hat  Pie hn  zum  Verfasser,  während  die  andere  sich  auf 
Untersuchungen  bezieht,  welche  Rosenbach  und  Rosin  in  Breslau 
anstellten  (vgl,  Referat  in  dieser  Zeitschr.  Bd.  VIII.  S.  557).  Verf. 
erklärt  sich  diese  Seltenheit  positiver  Untersuchungsergebnisse  einer- 
seits damit,  dass  schwere  Malariafälle  in  Deutschland  ungewöhnlich 
sind,  andererseits  mit  der  Schwierigkeit  des  Erkennens  der  Parasiten 
bei  mangelhafter  Uebung. 

Letzterer  Umstand  sei  auch  die  Ursache  gewesen,  dass  es  ihm 
selbst  trotz  seines  vorzüglichen  üutersuchungsmaterials  Anfangs  nicht 
gelingen  wollte,  die  Plasmodien  in  dem  von  ihm  geprüften  Blut  seiner 
Kranken  aus  dem  Seemannshospital  zu  Hamburg  zu  finden.  Es  kam 
dazu,  dass  ein  Theil  der  Seeleute,  welche  sich  die  Malaria  in  fernen 
Ländern  zugezogen  hatten , beseits  auf  der  Reise  mit  so  grossen 
Dosen  Chinin  behandelt  waren,  dass  die  Krankheit  bei  ihrer  Auf- 
nahme ins  Krankenhaus  nicht  mehr  in  voller  Reinheit  bestand.  Den- 
noch ist  es  dem  Verf.  gelungen,  in  10  von  24  untersuchten  Malaria- 
fällen  nicht  nur  die  Parasiten  zu  finden,  sondern  auch  ihren  ganzeu 
Entwickelungsgang  zu  studiren  und  die  von  Golgi  (Fortschritte  der 
Medizin.  1889.  No.  3)  aufgestellten  Gesetze  über  die  Wachsthums- 
vorgänge der  Plasmodien  zu  bestätigen.  Wie  nämlich  Golgi  aDgab, 
dass  die  Entwickelung  der  Parasiten  4 Tage  dauert,  dass  mit  er- 
reichter Reife  derselben  der  Fieberanfall  auftritt  (Typus  quartanus), 
und  dass  bei  vorhandenem  Typus  cotidianus  und  tertianus 
eine  Mischinfektion  mit  verschiedenen  Generationen  vorliegt,  so  fand 
Brandt,  welcher  seine  Blutproben  in  Abständen  von  4—6  Stunden 
entnahm  und  untersuchte,  dass  mit  der  Vollendung  des  Wachsthums 
der  Plasmodien  jedesmal  am  4.  Tage  eine  gänzliche  Vernichtung  der 
sie  beherbergenden  rothen  Blutkörperchen  erfolgt,  dass  nun  gleichzeitig 
eine  Theilung  der  Parasiten  stattfiudet,  und  dass  die  Zerfallsprodukte 
neue  junge  Formen  darstellen , welche  ihrerseits  in  andere  Blut- 
körperchen eindringeu  und  denselben  Entwickelungsgang  wie  ihre 
Mutterzellen  beginnen.  Verf.  beobachtete  den  letzten  Vorgang  an 

43* 


672 


Zersetzung  von  Harnstoff  und  Cystitis. 


den  lebhaften  Bewegungen  der  Parasiten  der  neuen  Generation, 
welche  in  dem  untersuchten  Blute  bis  über  6 Stunden  unter  dem  Mi- 
kroskop zu  sehen  waren,  ohne  dass  besondere  Vorkehrungen  getroffen 
wurden,  die  Plasmodien  am  Leben  zu  erhalten. 

In  einem  Fall  hatte  der  Plasmodienbefund  auch  praktische  Be- 
deutung, da  er  die  wahre  Natur  eines  Fiebers,  welches  vorher  auf 
einen  Drüsenabscess  bezogen  worden  war,  verrieth. 

Verf.  bemerkt  schliesslich,  dass  es  ihm  niemals  gelungen  sei, 
die  Parasiten  in  dem  Blute  von  nicht  malariakranken  Menschen  zu 
finden.  Kübler  (Oldenburg). 


Lundström,  C.,  Die  Zersetzung  von  Harnstoff  durch  Mi- 
kroben und  deren  Beziehungen  zur  Cystitis.  (Fest- 
schrift des  pathologisch-anatomischen  Institutes  zum  Andenken  an 
das  250jährige  Bestehen  der  finnländischen  Universität  zu  Helsing- 
fors.  1890.) 

L.  benutzte  zu  seinen  Untersuchungen  zwei  Arten  von  Harn- 
stoff zersetzenden  Mikroben,  den  Staphylococcus  ureae  Can- 
didus und  Staphylococcus  ureae  liquefaciens  und  eine 
Art  der  den  Harnstoff  nicht  zersetzenden,  den  Streptococcus 
pyogenes. 

Die  Staphylokokken  waren  aus  cystitischem , alkalisch  reagiren- 
dem,  der  Streptococcus  aus  sauerem  und  stark  eiterhaltigem 
Harn  dargestellt  worden.  Alle  drei  erwiesen  sich  als  fakultative 
AerobieD,  Durch  Staphylo c.  ureae  liqu.  wurde  die  Gelatine 
verflüssigt,  durch  Staphylo c.  ureae  cand.  und  Streptoc.  p. 
nicht.  In  Bezug  auf  die  harnstoffzersetzende  Wirkung,  welche  an 
sterilisirtem  menschlichen  Harn  bei  87  0 C geprüft  wurde,  zeigten 
die  beiden  Staphylokokken  dasselbe  Verhalten.  Die  quantitative  Be- 
stimmung des  aus  der  Zersetzung  resultirenden  Ammoniumkarbonats 
ergab,  dass  diese  nur  in  den  ersten  vier  bis  fünf  Tagen  gleich- 
massig  zunahm,  woraus  L.  den  Schluss  zieht,  dass  sie  während  dieser 
Zeit  direkt  von  der  Wirksamkeit  der  Kokken  abhängt,  eine  An- 
nahme, welche  auch  die  angestellten  Kulturversuche  bekräftigten, 
indem  sich  in  einem  Tropfen  des  hierzu  verwendeten  Harns  eine 
überaus  grosse  Menge  lebensfähiger  Mikroben  vorfand,  welche  in  den 
folgenden  Tagen  schnell  an  Zahl  und  Wirksamkeit  abnahm. 

Unter  die  Kaninchenhaut  gebracht,  erzeugten  die  Streptokokken 
Infiltration  und  Eiterung  — im  Eiter  fanden  sie  sich  dann  reichlich 
— die  Staphylokokken  nicht;  der  Harnblase  von  Kaninchen  einver- 
leibt, riefen  die  Streptokokken  Reizung  und  Eiterung  in  der  Blase, 
aber  keine  ammoniakalische  Zersetzung  des  Harns  hervor,  welch 
letztere  nebst  Blasenreizung  nur  die  Staphylokokken  bewirkten,  wobei 
auch  jene  in  den  Eiterflocken,  wie  diese  im  ammoniakalischen  Harn 
nachgewiesen  werden  konnten. 

Mit  Rücksicht  auf  diese  Ergebnisse  ist  der  Verf.  geneigt,  anzu- 
nehmen, dass  die  Cystitis,  welche  er  bei  jenen  Patienten,  aus  deren 
Harn  er  die  erwähnten  Pilze  gezüchtet  hatte,  beobachtete,  durch 
diese  verursacht  worden  war.  Li  mb  eck  (Prag). 


Achorion. 


673 


Bnsquet,  6r.  P.,  l£tüde  morphologique  d’ane  forme 
d’ Achorion:  L’Achorion  Arloini,  Champignon  du 

favus  de  la  souris.  (Annales  de  Micrographie.  Tome  III. 
1890.  No.  13.) 

Im  Juli  1889  machten  D6sir  de  Fortunet,  chef  de  clinique  ä 
l’höpital  de  l’Antiquaille  ä Lyon,  und  M.  Courmont  der  Soci6te  des 
Sciences  raödicales  de  Lyon  Mittheilungen  über  einen  neuen,  bei  einem 
begrenzten  Hautausschlag  der  Hand  gefundenen  Parasiten,  welcher  sich 
durch  seine  morphologischen  und  biologischen  Eigenschaften  dem  Ac  h o - 
rion  Schönleini,  durch  sein  klinisches  Verhalten  dem  Tricho- 
phyton tonsurans  näherte,  Der  Verf.  bat  es  sich  nun  zur 
Aufgabe  gestellt , diesen  Pilz  eingehender  zu  studiren  und  mit 
Achorion  Schönleini  und  Trichop  hy  ton  tonsurans  einer 
vergleichenden  Untersuchung  zu  unterwerfen,  deren  Ergebnisse  er  in 
vier  Abschnitten  abhandelt. 

I.  Vegetatives  System.  Flüssige  Nährböden,  ln 
Kalbsbouillon  zeigten  sich  am  2.  Tage  am  Grunde  der  Flüssigkeit 
kleine,  isolirte,  schwimmende  Körper  mit  dichterem  Centrum  und 
flockigen,  aber  runde  Konturen  bildenden  Rändern,  welche  aus 
Haufen  von  langen  Fäden  mit  mehr  oder  weniger  rundeD,  zerstreuten 
Körpern  vermischt  bestanden.  Später  vermehrten  sich  die  rundlichen 
Körperchen  und  gegen  den  8.  Tag  stiegen  die  Flocken  vom  Grunde 
auf  und  bildeten  an  der  Oberfläche  kleine  Inselchen,  während  sich 
in  den  unteren  Theilen  eine  karminrothe  Färbung  einstellte.  Die 
am  Grunde  der  Flüssigkeit  verbliebenen  Pilzkolonieen  scheinen  sich 
während  dieser  Zeit  nur  wenig  zu  verändern,  später  zerfallen  sie 
allmählich  und  sammeln  sich  in  Form  eines  gelblichen,  pulverförmigen 
Absatzes  am  Boden  an.  Dieser  Bodensatz  besteht  aus  kürzeren, 
übrigens  sehr  verschiedenartig  gestalteten  Zellen,  welche  der  Verf. 
als  „articles  globulo-filamenteux“  bezeichnet  und  von  denen  er  an- 
nimmt, dass  sie  durchaus  vegetativer  Natur  seien,  aber  den  ver- 
schiedenartigen, von  den  Autoren  beschriebenen  Formen  der  Sporen 
von  Achorion  Schönleini  entsprächen.  Diese  letzteren  Formen 
sieht  der  Verf.  als  eine  Bildung  an,  welche  der  Pilz  hervorbringt, 
um  sich  unter  ungünstigen  äusseren  Bedingungen  zu  erhalten,  zu- 
gleich aber  auch  als  Erscheinungen  der  Degeneration  und  des  Alters. 
Aehnlich  verhält  sich  der  Pilz  in  einem  von  V e r u j s k i angegebenen 
flüssigen  Nährmedium  und  in  Dekokten  von  Karotten  und  Runkel- 
rüben, in  welch’  letzteren  er  eine  schnellere  Entwicklung  zeigt. 

Feste  Nährböden.  Es  wurden  sehr  verschiedene  pflanzliche 
Substanzen  als  Nährböden  benutzt,  besonders  Kartoffeln,  Rüben  etc. 
Sie  würden  sämmtlich  bei  31  0 gehalten,  weil  sieb  gezeigt  hatte, 
dass  diese  Temperatur  für  die  Entwicklung  des  Pilzes  die  günstig- 
ste ist.  Auf  Kartoffeln  bemerkt  man  am  2.  Tage  kleine,  getrennte, 
rein  weisse  Kolonieen,  welche  das  Bestreben  zeigen,  sich  an  ihren 
Rändern  zu  vereinigen.  Später  überzieht  sich  die  Kartoffel  mit  einer 
unregelmässigen,  aufgeworfenen,  an  den  Rändern  weisseo  und  schwach 
flaumigen,  in  der  Mitte  pulverigen  und  gelblichen  Masse.  Zugleich 
nimmt  die  Kartoffel  eine  schwärzliche  Färbung  an.  Noch  später 
■vird  der  ganze  Ueberzug  pulverförmig  und  gelblich. 


674 


Achonon. 


Auf  allen  diesen  Substraten  fanden  sich  die  gleichen  Entwick- 
lungsformen, rundliche  oder  eiförmige  als  Sporen  („spores  aöri- 
ennes“)  gedeutete  Körper,  gemischt  mit  fadenförmigen,  septirten 
und  wenig  langen,  freien,  röhrenförmigen  Elementen.  Die  Länge  der 
letzteren  betrug  das  Vierfache  der  Sporen.  Das  Aussehen  derselben 
war  demjenigen  gleich,  welches  durch  Nahrungsmangel  entsteht,  und 
erweckte  anfangs  die  Vermuthung,  dass  es  sich  um  die  articles 
globulo  - filamenteux  handle,  aber  fortgesetzte  Beobachtung  zeigte, 
dass  es  in  der  That  Sterigmen  sind,  welche  nach  dem  Abwerfen  der 
Sporen  abfallen  und  in  einen  Ruhezustand  übergehen.  Ausser  diesen 
findet  man  auch  noch  die  in  den  flüssigen  Nährmedien  beobachteten 
Formen.  Auf  Peptongelatine  und  Glycerinagar  ist  die  Entwickelung 
eine  sehr  langsame. 

II.  Formen  der  asexuellen  Fortpflanzung.  Der 
Verf.  unterscheidet  vier  Arten  verschiedener  Fortpflanzungsorgane: 

1.  Spores  mycdliennes.  Sie  bilden  sich  nur  in  flüssigen  Nähr- 
medien und  bei  untergetaucht  wachsenden  Kolonieen  am  Ende  der 
längeren  Fäden  als  sehr  regelmässige,  rundliche  oder  eiförmige  Kör- 
per, indem  sich  die  Spitze  des  Fadens,  welche  anfangs  hyalin  ist, 
mit  körnigen  Inhaltsstoffen  füllt,  vergrössert,  eine  rundliche  Gestalt 
annimmt  und  sich  durch  eine  Scheidewand  vom  Faden  abgliedert.  — 

2.  Appareils  conidiens  en  massue.  Sie  bilden  sich  am  Ende 
von  ziemlich  dicken  Fäden  und  stellen  ein-  oder  mehrfach  septirte 
Sporen  dar.  Sie  entstehen  ebenfalls  nur  in  flüssigen  Nährmedien, 
aber  an  der  Oberfläche  oder  dicht  unter  derselben.  Unter  gewissen 
Bedingungen,  besonders  in  alten  Kulturen,  stellt  sich  eine  dritte 
Form  der  Fortpflanzungszellen  ein,  die  aber  nach  des  Verfassers 
eigener  Darstellung  mehr  Degenerationsprodukte  der  zweiten  Form 
zu  sein  scheinen,  nämlich  die  3.  Appareils  conidiens  ä forme 
levure,  Zellen,  welche  in  sprosspilzartigen  Verbänden  auftreten.  — 
4.  Spores  adriennes.  Hiervon  werden  wieder  zwei  Formen  un- 
terschieden. Die  in  flüssigen  Nährmedien  entstehenden , welche  am 
Ende  von  über  die  Oberfläche  sich  erhebenden  Fäden  gebildet 
werden,  sind  ohne  sichtbare  Membran,  eiförmig,  und  erreichen  nicht 
den  fünften  Theil  der  Grösse  der  auf  festem  Nährboden  entstandenen. 
Die  eigentlichen, als  Spores  a6riennes  bezeichneten  Fortpflanzungs- 
organe bilden  sich  nur  auf  festem,  pflanzlichen  Nährboden,  es  sind 
rundliche  oder  eiförmige,  öfters  an  einem  Pol  abgeplattete  Zellen 
mit  dicker  Hülle.  Diese.  Sporen  stehen  an  Sterigmen,  welche  wiederum 
an  Basidien  stehen,  der  Zusammenhang  zwischen  diesen  wurde  mehr- 
fach beobachtet. 

III.  Resultate  der  Impfungen.  Bei  einer  Maus  brachte 
die  Impfung  favusartige  Erscheinungen  hervor.  Das  Thier  starb  am 
10.  Tage,  doch  unter  Umständen,  die  das  Experiment  von  zweifel- 
haftem Werthe  erscheinen  lassen.  Die  Impfung  eines  Kalbes  führte 
zu  keinem  Resultat.  Bei  Kaninchen  fand  sich  eine  schuppige  Bildung 
an  der  Impfstelle,  die  rasch  von  selbst  heilte.  Zwei  Impfungen  auf 
Menschen  führten  zu  schuppigen,  ebenfalls  rasch  heilenden  Bildungen. 

IV.  Bestimmung  und  systematische  Stellung.  Nach 
einer  langen  und  eingehenden  Vergleichung  mit  den  beiden  ähnlichen 


Echinococcus  multilocularis  beim  Rinde.  — Runkelrtibenfäule; 


675 


bekannten  Parasiten  Trichophyton  tonsurans  und  Ach orion 
Schönleini  kommt  der  Verf.  zu  dem  Schluss,  dass  der  von  ihm 
untersuchte  Pilz  vom  Achorion  Schönleini  verschieden  ist;  er 
glaubt  jedoch  nicht,  dass  es  sich  um  zwei  verschiedene  Arten  handle, 
sondern  hält  seinen  Achorion  Arloini  und  den  Achorion 
Schönleini  für  zwei  Formen,  ja  vielleichtnur  für  zwei  alternirende 
Generationen  (?)  ein  und  derselben  Art,  von  denen  der  erstere  den 
Favus  der  Mäuse  erzeugt.  M i g u 1 a (Karlsruhe). 

Guilleheau,  Ein  Fall  von  Echinococcus  multilocularis 
heim  Rinde.  (Schweizer  Archiv  f.  Thierheilkunde.  Bd.  XXXII. 
No.  4.) 

Die  Publikation  Guillebeau’sist  deshalb  besonders  bemerkens- 
werth,  weil  in  derselben  das  Ergebnis  einer  genaueren  histologischen 
Untersuchung  des  Echinococcus  multilocularis  beim  Rinde 
wiedergegeben  wird.  G.  stellte  fest,  dass  in  seinem  Falle  — es  handelte 
sich  um  einen  Echinococcus  multilocularis  in  der  Leber  — die 
Echinococcusbläschen  regelmässig  von  einer  Schicht  Riesenzellen 
oder  seltener  von  grossen  Spindelzellen  umgeben  waren.  Die  Spindel- 
zellen waren  stets  radiär  zu  den  Bläschen  gestellt.  Die  unregel- 
mässig kubischen  Riesenzellen  besassen  einen  Durchmesser  von  50 — 
60  /u ; sie  enthielten  in  der  Peripherie  zahlreiche  Kerne  von  .10  /.i 
Länge,  welche  im  Centrum  und  an  der  Berührungsstelle  mit  den 
Echinococcus bläschen  fehlten.  Auf  diese  innerste  Schicht  Riesen- 
und  Spindelzellen  folgte  nach  aussen  eine  gewöhnlich  80  p breite 
Lage  von  zuerst  grösseren,  dann  kleineren  Rundzellen.  Mehrere 
solcher  Konglomerate  wurden  von  den  Maschen  des  bindegewebigen 
Gerüstes  des  Echinococcus  multilocularis  umschlossen.  In 
den  älteren  Theilen  der  Geschwulst  zeigte  sich  die  Riesen-  und  Rund- 
zellenumhüllung  der  Echino  coccusblä sehen  nekrotisch  zerfallen, 
so  dass  die  Bläschen  unmittelbar  nebeneinander  lagen. 

Aus  diesem  Befunde,  schliesst  G.,  ergiebt  sich  die  grösste  histo- 
logische Verwandtschaft  des  mul  tiloculären  Echinococcus 
des  Rindes  mit  den  infektiösen  Granulationsgeschwülsten.  Morin 
hatte  in  seinem  Falle  von  Echinococcus  multilocularis  in 
der  Lunge  beim  Menschen  bereits  sehr  grosse  Riesenzellen  festge- 
stellt. G.  vermisste  dieselben  in  dem  multiloculären  Leber- 
echinococcus des  Menschen.  Die  Entstehung  der  Riesenzellen 
um  den  Echinococcus  multilocularis  erklärt  G.  als  das  Er- 
gebnis gewisser  Spannungsverhältnisse  zwischen  dem  sich  ver- 
grössernden  Parasiten  und  dem  befallenen  Gewebe. 

O s t e r t a g (Berlin). 

Prillleux,  M.,  La  pourriture  du  coeur  de  Ia  Betterave. 
(Comptes  rendus  de  l’Acad6mie  des  Sciences  de  Paris.  Tome 
CXI.  1890.  p.  614  ff.) 

Verf.  beobachtete  im  laufenden  Jahre  bei  Mondoubleau  eine 
Krankheit  der  Runkelrübe,  welche  grossen  Schaden  anrichtete.  Sie 
schien  ihm  identisch  mit  der  in  Deutschland  schon  lange  bekannten 
und  dem  Sporidesmium  putrefaciens  Fckl.  zugeschriebenen 


676 


Herzfäule  der  Kunkelrüben.  — Kost  der  Brumbeeren 


„Herzfäule  der  Runkelrüben,“  sogenannt,  weil  das  augenfälligste 
Merkmal  darin  besteht,  dass  das  Blattherz  abstirbt,  vertrocknet  und 
schwarz  wird.  Ehe  diese  letztere  Erscheinung  eintrat,  machte  sich 
aber  ganz  konstant  eiue  andere  bemerklich.  Die  grossen,  gutent- 
wickelteD  Blätter  neigten  sich  zur  Erde,  gleich  als  wären  sie  welk 
geworden,  erhoben  sich  aber  in  der  Nacht  nicht  wieder,  sondern  ver- 
gilbten, wenigstens  theilweise,  um  schliesslich  mehr  oder  weniger  voll- 
ständig zu  verdorren.  An  den  Stielen  solcher  Blätter  sah  P.  aus- 
nahmslos grosse,  weissliche,  braunumrandete  Flecke,  die  unter  der 
Uberhaut  eine  mehr  oder  weniger  tief  gehende  Zerstörung  des  Ge- 
webes wahrnehmen  Hessen.  Von  hier  aus  pflanzte  sich  das  Uebel 
bis  ins  Herz  der  Rübe  hinein  fort,  wo  die  jungen  Gewebe  ergriffen  und 
die  neu  entstehenden  Blätter  getödtet  wurden.  Darnach  erst  trat 
Schwärzung  und  Vertrocknung  der  kleinen  Herzblätter  ein,  welche 
sich  verbogen  und  mit  einem  dunkel  olivenfarbigen  sammetartigen 
Ueberzug  bedeckten.  Die  grossen  weissen  Flecke  wurden  von  einem 
Pilz  hervorgerufen,  dessen  Mycelfäden  in  dem  abgestorbenen,  braunen 
Gewebe  und  von  da  bis  ins  Herz  der  Runkelrübe  hinein  leicht  nach- 
zuweisen waren.  Derselbe  fruktifizirte  reichlich,  indem  er  Pykniden 
erzeugte,  die  dem  blossen  Auge  wie  schwarze  Punkte  erschienen, 
mit  denen  der  weisse  Fleck  über  und  über  besät  war.  Er  gehört 
zur  Gattung  Phyllosticta.  Diese  P hy  1 1 os ticta,  für  die  der 
Speziesname  tabifica  vorgeschlagen  wird,  ist  also  die  eigentliche 
Ursache  der  Herzfäule,  das  Sporidesmium  dagegen  bloss  fäulnissbe- 
wohner,  der  sich  auf  den  abgetödteten  jungen  Blättern  niederlässt. 
Eine  Anzahl  Pflanzen  wurden  durch  den  Pilz  völlig  getödtet,  andere 
schlugen  aus  den  Achseln  tiefer  unten,  auf  einer  gesund  gebUebenen 
Stelle  des  Halses  stehender  Blätter  wieder  aus,  vegetirten  aber  zu- 
weilen nur  ganz  kümmerlich  bis  zur  Ernte  fort.  Beim  Zählen  einer 
beliebigen  Reihe  der  auf  dem  Acker  befindlichen  Rüben  fanden  sich 
177  gesunde,  332  herzkranke  und  32  völlig  abgestorbene  Stöcke. 
Die  Zahl  der  kranken  und  abgestorbenen  war  also  mehr  als  doppelt 
so  gross,  als  die  der  gesunden. 

Zur  Beschränkung  bez.  Bekämpfung  des  Uebels  wird  gerathen, 
zu  der  Zeit,  in  welcher  sich  die  ersten  Spuren  des  Uebels  in  dem 
Erdwärtsneigen  der  Blätter  zeigen,  alle  die  Blätter  abzuschneiden, 
die  an  den  Blattstielen  die  erwähnten  Flecke  zeigen.  Wenn  dies 
rechtzeitig  geschähe,  d.  h.  eher,  als  der  Körper  der  Rübe  selbst  er- 
griffen werde,  könne  die  Herzfäule  sich  unmöglich  entwickeln. 

O.  E.  R.  Z i m m e r m a n n (Chemnitz). 

Newcomlbe,  F.  C.  and  Galloway,  B.  F.,  Perennial  mycelium 
of  the  Fungus  of  Blackberry  Rust.  (Journ.  of  Mycol. 
Vol.  VI  Washington  1890.  No.  3.  p.  106—107.  Plate  V,  VI.) 

Die  Untersuchung  von  Rubus  villosus,  der  von  Caeoma 
nitens  Sehr,  befallen  war,  ergab,  dass  das  Mycelium  dieser 
Rostgeneration  perennirt.  Dasselbe  ist  septirt  und  verbreitet 
sich  intercellular  in  alten  wie  in  jungen  Schösslingen  und  Blättern, 
nicht  selten  in  Form  eines  Pseudoparenchyms.  Von  den  Interceiiular- 
räumen  aus  sendet  dasselbe,  die  Zellwand  durchbrechend,  lappige 


Üntersucbuugsmethoden,  Instrumente  etc. 


677 


Haustorien  ins  Innere  der  Zellen.  Die  bisherigen  Mittel,  welche 
gegen  die  Rostkrankheit  der  Brombeeren  angewandt  wurden,  waren 
fruchtlos,  weil  bei  ihnen  auf  das  Perenniren  des  Mycels  keine  Rück- 
sicht genommen  worden  war.  Die  rostkranken  Stöcke  sind  auszu- 
graben und  zu  beseitigen.  Ludwig  (Greiz). 

Galloway,  B.  T.,  A new  Pear  disease.  (Journ.  of  Mycology. 

Vol.  VI.  1890.  S.  113—114.) 

Thelephora  pedicellata  Sw.  schädigt  im  südlichen  Ala- 
bama die  Birnbäume  in  ähnlicher  Weise,  wie  dessen  Verwandter 
T.  per d ix  Hartig  in  Europa  die  Eichen.  Der  Parasit  findet  sich 
noch  an  Quercus  coccinea,  Sabal  palm et to  und  Apfelbäumen. 

Ludwig  (Greiz). 

Galloway,  B.  T..  Disease  of  Geraniums.  (1.  c.  p 114—115.) 

An  den  Stengeln  der  Pelargonien , besonders  an  den  Senkern, 
tritt  in  Amerika  eine  Fäulniss  in  grossem  Maassstabe  auf,  welche 
die  Stengel  schwarz  färbt  und  durch  Impfung  auf  gesunde  Pflanzen 
übertragbar  ist.  Es  finden  sich  in  den  Stengeln  in  grosser  Menge 
Bacillen  vor.  Allem  Anschein  nach  ist  die  Krankheit  mit  der  von 
Prillieux  und  Delacroix  aus  Frankreich  beschriebenen  Zer- 
setzung der  Pelargonien  und  Kartoffeln  identisch,  die  von  letzteren 
aus  auf  die  ersteren  übertragen  zu  sein  scheint.  Prillieux  und 
Delacroix  haben  die  Urheber  der  Krankheit  vorläufig  Bacillus 
caulicolus  benannt.  Ludwig  (Greiz). 


Untersuchungsmethoden,  Instrumente  etc. 

Eisenberg,  James,  Bakteriologische  Diagnostik.  Hilfs- 
tabellen zum  Gebrauch  beim  praktischen  Arbeiten. 
Dritte  völlig  umgearbeitete  und  sehr  vermehrte 
Auflage.  Nebst  einem  Anhänge-  Bakteriologische 
Technik.  8°.  509  p.  Hamburg  und  Leipzig  (Verlag  von  Leo- 
pold Voss)  1891.  Preis  12  Mk. 

In  einem  stattlichen  Bande  liegt  uns  eine  neue,  die  nunmehr 
dritte,  Auflage  der  bekannten  Eisenb  erg’scheu  Tabellen  vor.  Dass 
innerhalb  von  5 Jahren  bereits  eine  dritte  Auflage  noth wendig  wurde, 
spricht  für  die  Beliebtheit  des  Werkes. 

Gegenüber  der  zweiten  Auflage  ist  das  Verzeichniss  der  aufge- 
führten Mikroorganismen  von  138  auf  338,  also  um  genau  200  Arten 
vermehrt.  Dieselben  sind  zunächst  in  drei  grosse  Gruppen  getheilt; 

I.  Nichtpathogene  Bakterien, 

II  Pathogene  Bakterien, 

III.  Pilze. 

Die  Gruppe  I ist  weiter  eingctheilt  in  11  Mikrokokken, 
2)  Bacillen,  3)  Spirillen.  Jede  dieser  Unterabtheilungen  ist 
geschieden  in  A)  die  Gelatine  verflüssigende,  B)  die  Ge- 
latine nicht  verflüssigende  Arten.  Diese  zerfallen  wiederum 


Unt«isuchungMuelhod«n,  Instiumentc  «tc. 


67a 

in  a)  Farbstoff  produzirende  und  b)  keinen  Farbstoff 
produz irende.  Innerhalb  dieser  kleinsten  Gruppen  sind  die 
Arten  nach  dem  Alphabet  geordnet. 

Die  pathogenen  Bakterien  theilt  F..  in  vier  grössere  Abtheilungeu: 
1)  für  den  Menschen  spezifisch  pathogene,  2)  für 
Thiere  spezifisch  pathogene,  3)  für  Thiere  pathogene, 
beim  Menschen  gefundene,  4)  für  Thiere  pathogene 
von  verschiedener  Herkunft. 

In  diesen  Abtheiluugen  sind  die  Arten  theilweise  nach  dem 
Alphabet  geordnet,  ebenso  die  Pilze. 

Ausserdem  gibt  E.  eine  zweite  Eintheilung  nach  den  Fundorten 
in  Wasser  (uichtpathogene  Mikrokokken,  Bacillen,  pathogene  Bak- 
terien); aus  Luft  (nichtpathogene  Mikrokokken,  Bacillen,  Spirillen, 
pathogene  Bakterien,  Pilze);  aus  Erde  (nichtpathogene  und  pa- 
thogene Bakterien,  Pilze);  aus  Milch  (uichtpathogene  und  pa- 
thogene Bakterieu,  Pilze);  aus  Käse  (nichtpathogene  und  pathogene 
Bakterien);  aus  Pflanzen  und  deren  Aufgüssen  (uicht- 
pathogene Bakterien  und  Pilze);  aus  Bier  (nichtpathogene  Bak- 
terien); aus  faulenden  Substanzen  (nicht  pathogene  und  pa- 
thogene Bakterien) ; aus  Schlamm  (uichtpathogene  Bakterien) ; 
aus  Blut  und  inneren  Organen  (nicht pathogene  und  pa- 
thogene Bakterien);  von  der  Haut  (nichtpathogene  und  pathogene 
Bakterien,  Pilze);  aus  Harn  (uichtpathogene  und  pathogene  Bak- 
terien); aus  Fäces  (uicbtpathogeue  uud  pathogene  Bakterien,  Pilze) ; 
aus  Naseu sekret  (nichtpathogene  und  pathogene  Bakterien); 
aus  M u n d s e k r e t , Sputum  (nichtpathogene  und  pathogene  Bak- 
terien, Pilze);  aus  Eiter  [Trans-  und  Exsudaienj  (nicht- 
pathogene-uud  pathogene  Bakterien). 

Dadurch  ist  wenigstens  ein  gewisser  Ueberblick  und  eine  Orien- 
tierung in  dem  Chaos  der  aufgeführten  grossen  Menge  von  Arten 
ermöglicht.  Leider  sind  dabei  mehrfach  natürliche  Artgruppen  zer- 
rissen (so  steht  getrennt  Leprabacillus  vom  Tuberkelbacillus,  Vibrio 
C h o 1 e r a e a s i a t i c a e von  V i b r i o Metschnikovi  etc.) ; auch 
können  wir  uns  nicht  verhehlen,  dass  die  Idenlifizirung  eines  Mikrobiou 
ihre  Schwierigkeiten  haben  dürfte.  Auf  die  Unzulänglichkeiten,  welche 
überhaupt  eine  Anordnung  in  Tabellenform  mit  sich  bringt,  hat 
Bauragarten  bereits  bei  der  ersten  Auflage  hingewiesen.  Trotz 
allem  ist  die  Anschaffung  des  solide  ausgestatteten  Werkes,  schon 
als  bequemes  Nachschlagebucb,  jedem  Bakteriologen  dringend  zu 
empfehlen,  zumal  es  die  reichhaltigste  Sammlung  von,  selbst  schwer 
zugänglichen,  Bakterienbeschreibungen  bieten  dürfte,  welche  zur  Zeit 
existirt  Als  Anhang  ist  eine  sorgfältig  ausgewählte  Sammlung  von 
Vorschriften  zum  Züchten  und  Färben  von  Bakterien  beigegebeu. 

Ozaplewski  (Görbersdorf). 

ßoux,  Gabriel,  Quelques  remarques  ä propos  de  la  co- 
lorabilite  du  bacille  delatuberculose.  (La  Province 
med.  1891,  No.  4.  p.  37.) 

Nach  einer  eingehenden  Darstellung  der  Entwickelung  des  Färbe- 
verfahrens für  Tuberkeibacillen  seit  Koch ’s  ursprünglicher  Methode 


iJntersuchungsmethoden,  Instrumente  etc. 


ö79 

bespricht  Yerf.  die  Uebelstände,  welche  bei  Benutzung  eines  nicht 
reinen  Anilinois  als  Lösungsmittel  zu  Tage  treten.  So  konnten  bei- 
spielsweise mit  der  Ehrlichkeiten  oder  der  H e r m a n ’schen  Me- 
thode im  selben  Sputuiu  eines  zweifelhaften  Falles  einmal  eine  grosse 
Anzahl , das  andere  Mai  wiederum  keine  Bacillen  nachgewiesen 
werden.  Die  Ursache  hiervon  schien  an  dem  seit  längerer  Zeit  im 
Laboratorium  aufbewahrten  und  bereits  stark  verfärbten  Aniiinöle  zu 
liegen.  Verf.  wandte  sich  an  den  Chemiker  Durand,  um  ein  reines 
Präparat  zu  erlangen,  und  Letzterem  gelang  es,  nach  einem  im  Ori- 
ginal näher  mitgetheilten  Verfahren,  das  Anilin  als  toluidinfreie,  farb- 
lose Flüssigkeit  darzustellen,  die  sich  allerdings  mit  der  Zeit  und 
unter  dem  Einflüsse  des  Lichtes  auch  etwas  gelblich  verfärbt. 

Vergleichende  Versuche  mit  den  verschiedenen  Färbemethoden 
für  Tuberkeibacilleu,  bei  welchen  Anilinöl  als  Lösungsmittel  in  Ver- 
wendung kommt,  ergaben  an  demselben  Sputum  des  erwähnten  Falles 
verschiedene  Resultate,  je  nachdem  bei  der  betreffenden  Methode 
farbloses,  leicht  gefärbtes  oder  dunkelfarbiges  Oel  in  Anwendung  ge- 
bracht wurde.  Das  mit  farblosem  Oel  behandelte  Sputum  liess  zahl- 
reichere und  intensiver  gefärbte  Bacillen  sehen,  als  das  mit  gelblichem 
Oel  behandelte  und  in  den  Präparaten , bei  welchen  das  dunkel- 
farbige Oel  benutzt  wurde,  schienen  überhaupt  keine  Bacillen  vor- 
handen zu  sein. 

Die  Anzani  und  der  morphologische  Charakter  der  Bacillen 
wechselt  bei  der  Anwendung  verschiedener  Färhemethodeu.  Bei  dem 
Herrn an’schen  Verfahren  erscheinen  sie  dicker  und  sind  zahlreicher 
vorhanden,  als  bei  den  Anilin-  oder  Karbolsäuremethoden.  Wenn 
man  sich  daher  früher  des  einen  und  später  eines  anderen  Verfahrens 
bedient,  kann  leicht  eine  Vermehrung,  eventuell  eine  Verminderung 
des  Baciliengehaltes  vorgetäuscht  werden  Jedenfalls  ist  es  em- 
pfehleuswerth  und  bei  vergleichenden  Untersuchungen,  wie  sie  bei 
der  Behandlung  mit  Tuberkulin  vorgenommen  zu  werden  pflegen, 
geradezu  unerlässlich,  an  der  einmal  gewählten  Färbemethode  fest- 
zuhalten. 

Zum  Schlüsse  führt  Verf.  noch  jene  Mikroorganismen  und  ana- 
tomischen Elemente  an , welche  sich  den  Anilinfarbstoflen  gegenüber 
ähnlich  wie  die  Tuberkelbacillen  verhalten  und  die  daher  mit  letz- 
teren verwechselt  werden  können.  Kral  (Prag). 

von  Sehrötter,  H und  Winkler,  F.,  Ueber  Reinkulturen 
der  Gonokokken.  8°.  7 p.  Wien  1890. 

Das  in  dem  embryologischeu  Institut  des  Prof.  Schenk  in 
Wien  in  letzter  Zeit  vielfach  zu  Bakterienzüchtungen  angeweudete 
Kibitzeiweiss  wendeten  die  Verfl.  zur  Züchtung  des  Neisser’schen 
Gonorrhoecoccus  an,  indem  sie  nach  gründlicher  Reinigung  des 
Glans  Penis  mit  Sublimat,  Alkohol  und  Aether  eine  Platinöse  von  dem 
Eiter  auf  die  Oberfläche  von  schräg  erstarrtem  Kibitzeiweiss  brachten 
und  dieses  im  Brütschrank  bei  38°  C beobachteten.  „Schon  nach 
6 Stunden  zeigte  sich  auf  der  Oberfläche  des  Eiweisses  ein  dünner, 
ziemlich  durchsichtiger  weissiieher  Belag,  der  sich  um  die  Eitcrtiocke 
ynregelmässig  ausbreitete  und  rasch  an  Ausdehnung  zunahm.  Auch 


680  Bakteriol.  vom  X.  internationalen  medioinischen  Kongresse  zn  Berlin. 


in  den  bei  Zimmertemperatur  belassenen  Eprouvetten  zeigte  sich  eine, 
jedoch  viel  geringere  Entwickelung,  die  viel  langsamer,  als  im  Brüt- 
ofen vor  sich  ging“  Die  Kulturen  wurden  am  3.  Tage  schwächer 
und  waren  schon  am  5.  nicht  mehr  nachweisbar.  Auch  im  flüssigen 
Kibitzeiweiss,  das  die  Verff.  unter  den  nöthigen  Vorsichtsmaassregeln 
in  sterilisirten  Eprouvetten  aufgefangen  hatten,  und  auf  Eiweiss- 
platten sahen  sie  zweifellos  Wachsthum  der  Gonokokken.  Ent- 
sprechende Versuche  mit  Hühnereiweiss  misslangen,  ebenso  wie 
Züchtungsversuche  auf  Nährgelatine.  Die  gewachsenen  Kokken  unter- 
suchten sie  in  jedem  Falle  mikroskopisch  und  färbten  sie  nach  der 
von  Fränkel  angegebenen  Methode  mit  Eosin  und  Methylenblau 
und  konstatirten  ihre  Nichtfärbbarkeit  nach  der  Gram 'sehen  Methode. 

M.  Kirchner  (Hannover). 


Originalberichte  über  Kongresse. 

Bakteriologisches  vom  X.  internationalen  medioinischen 
Kongresse  zu  Berlin,  4. — 9.  August  1890. 

(Fortsetzung.) 

Aus  den  Abtheil ungs-Sitzungen. 

XV.  Abtheilnug:  Hygiene. 

Herr  Almquist  (Göteborg),  Ueber  das  vermehrte  Auf- 
treten des  Darmtyp  hu  3 an  einer  Anzahl  von  mehr 
oder  minder  typhusfreien  Orten  u ach  jahrelangen 
Zwischenräum  en. 

Gewisse  sanitäre  Arbeiten,  hauptsächlich  Drainirungs-  und  Wasser- 
leitungsanlagen haben  unzweifelhaft  einen  günstigen  Einfluss  auf  die 
Frequenz  des  Abdominaltyphus  ausgeübt.  Nichtsdestoweniger  nahm 
die  Zahl  von  Typhusfällen  an  vielen  Orten  nach  jahrelangen  Zwischen- 
räumen wieder  zu  und  mehrere  gut  kanalisirte  Städte,  wie  Zürich, 
Chemnitz,  Wiesbaden,  Essen  und  selbst  Berlin  wurden  in  den  letzten 
Jahren  von  heftigen  und  um  sich  greifenden  Typhusepidemieen 
heimgesucht,  welche  sich  zumeist  durch  das  plötzliche,  gleichzeitige 
Auftreten  der  Krankheit  in  von  einander  entfernten  und  in  ver- 
schiedenen Stadttheilen  gelegenen  Häusern  charakterisirten.  Man 
muss  nothwendigerweise  an  eine  gemeinsame  Quelle  des  Infektions- 
stoffes denken  und  das  Trinkwasser,  in  gewissen  Fällen  auch  die 
Milch  als  Träger  und  Transportmittel  des  Giftes  ansehen.  Die 
epidemiologischen  Theorieen  der  Kontagionisten  und  der  Lokalisten 
möchte  Vortr.  eher  im  mechanischen  und  im  biologischen 
Sinne  aufgefasst  wissen.  Die  letztere  Auffassung  vermuthet  ein  bio- 
logisches Moment  des  Krankheitserregers  ausserhalb  des  Körpers, 
während  die  andere  d ur  die  mechanische Uebertragung berücksichtigt. 
Bei  einem  derartigen  Auseinanderhalten  der  entgegengesetzten  Anschau- 


Neue  Litteratur. 


681 


ungen  entfallen  einige  Schwierigkeiten  bei  der  Erklärung  der  Trink- 
wasserepidemieen,  man  kann  sehr  gut  eine  biologische  Entwickelung 
des  pathogenen  Mikroorganismus  vermuthen  und  doch  das  Trink- 
wasser als  nächste  Ursache  einer  Epidemie  ansehen.  Es  gibt  jedoch 
auch  Epidemieen,  die  ohne  Betheiligung  des  Trinkwassers  entstanden 
sind,  nur  allmählich  von  Haus  zu  Haus,  von  Quartier  zu  Quartier 
Vordringen  und  sich  durch  lokale  Herdbildungen  auszeichnen.  Nach 
Göteborg  ist  das  Typhusgift  nicht  selten  von  benachbarten  infizirten 
Landgütern  durch  die  Milch  eingeschleppt  worden,  aber  auch  bei 
dieser  Stadt  kann  ein  Faktor  nicht  als  die  alleinige  Ursache  der 
häufigen  Typhuserkrankungen  herangezogen  werden,  trotzdem  das 
aus  einem  in  unbewohnter  Gegend  gelegenen  Gebirgssee  stammende 
Trink wasser  als  unverdächtig  ausgeschlossen  bleibeD  muss. 

Es  wäre  demnach  Folgendes  hervorzuheben:  Der  Darmtyphus 
nimmt  in  den  Städten  durch  sanitäre  Arbeiten,  sowie  durch  Wasser- 
leitungs-  und  Kanalisationsanlagen  im  Allgemeinen  stark  ab.  Jedoch 
kann  die  Krankheit  in  den  eine  kürzere  oder  längere  Zeit  verschont 
gebliebenen  Städten  wieder  bösartig  auftreten  und  sogar  Jahre  lang 
schwer  herrschen.  Die  Ursache  dieser  unerwarteten  Eruptionen  ist 
wohl  manchmal  die  Vergiftung  der  Wasserleitung  gewesen,  bei  mehreren 
Epidemieen  scheint  jedoch  dieser  Erklärungsgrund  nicht  zutreffend 
zu  sein.  Die  Aetiologie  des  Darmtyphus  ist  noch  nicht  genugsam 
beleuchtet,  wir  müssen  vor  Allem  weitere  Untersuchungen  über  die 
Biologie  des  betreffenden  Bacteriums  abwarten;  auch  muss  der  Ent- 
wickelungsgang des  lokalen  Krankheitsherdes  weiter  studirt  und  mehr 
gewürdigt  werden. 

(Fortsetzung  folgt.) 


Neue  Litteratur 

zusammengestellt  ron 

Dr.  Arthur  Würzbubg, 

Bibliothekar  im  Kaiserlichen  Gesundheitsamt«  in  Berlin. 


Beziehungen  der  Bakterien  und  Parasiten  zur  unbelebten  Natur. 

Nahmnga-  und  Genusemütel,  Gebrauchsgegenstände. 

Bang,  B.,  Er  malken  af  tuberkulöse  köer  virulent,  nar  yveret  er  suudt?  (Nordiskt 
medic.  ark.  Bd.  XXII.  4.  1891.  No.  24.  p.  1 — 6.) 

GaUsvardin,  Innocuite  du  lait  et  de  la  viande  des  vaches  tuberculeuses.  (Lyon  inöd 
1891.  No  10.  p.  333—336.) 

Galtier,  V.,  Nouvelles  reeberches  sur  Ia  virulence  de  la  viande  des  animauz  tubercu- 
leuz  et  sur  l’höredite  de  la  tuberculose.  (Lyon  inöd.  1881.  No;  10.  p.  825 — 328.) 

fiaee,  La  putröfaction  des  viandes.  (Annal.  d’hyg.  publ.  1891.  No.  3.  p.  268 — 276.) 

Morot,  De  la  vente  pour  l’alimcntation  de  l’homme  des  viandes  des  animai'x  tuberculeux 
aprös  cuisson  süffisante  et  trausformation  en  conserves  ou  eu  extraits.  (Reo.  de  med. 
vötöriu.  1891.  No.  4.  p.  90 — 93.) 

freussen.  Sanitätspolizeiliche  Behandlung  des  Fleisches  von  finnigem  Rindvieh.  Gut- 
achten der  technischen  Deputation  für  das  Veterinärwesen  vom  12.  März  1890.  Desgl. 
der  wissenschaftlichen  Deputation  ffir  das  Medicinai wesen  vom  18.  Juni  1890-  (Yer- 
öffentl  d.  kau.  Geäundh.-Äintes.  1891.  No.  10.  p.  157 — 159.) 


682 


Naue  Littcratur 


Beziehungen  der  Buhierien  und  Parasiten  zur  belebten  ftatnr. 

Krankheitserregende  Bakterien  und  Parasiten. 

Gamal  eia,  N.,  Sui  la  lesion  locale  dsns  les  malaöies  microbiennes.  (Arch.  de  mdd.  ex- 
perim.  1891.  No.  2.  p.  277 — 283  ) 


Krankheitserregende  Bakterien  und  Parasiten  hei  Menschen. 

A.  Infektiöse  AUgemeiidcranhheiten. 

Malariakrankheiten. 

Book,  6 , Die  Blut-Parasiten  der  tropischen  Malaria-Fieber.  (Fortscbr  d.  Medic.  1891. 
No.  5.  p.  187  — 189.) 

Ezanthematische  Krankheiten. 

(Pocken  [Impfung],  Flecktyphus,  Masern,  Rotheln,  Scharlach,  Friesei,  Windpocken.) 

Antony,  Rapport  sur  le  fonctiounement  du  centre  vaccinogkne  du  Val-de-Gräce  (1889 — 
1890).  (Arch  de  med.  et  de  pharm,  milit.  1891.  No.  3.  p.  211  — 229.) 

Commenge,  Vaceinations  et  revaccinations  faites  k la  compsgnie  du  gaz  en  1888. 
(France  uied.  1891.  No.  11.  p.  163  — 166.) 

Fiorioli  della  Lena.  V.  e F.,  11  vajnolo  in  Enemonzo  ael  1888.  (Osservatore.  1890. 
p.  422,  446.1 

Hongkong.  Gesetz,  betr.  die  Schntzpockeuimpfung  der  Kinder.  Vom  23.  Mai  1890. 

(VerStfantl.  d kais.  Gesunrlh. -Amtes.  1891.  No.  10.  p.  162  — 163.) 

Hyeri,  A.  F. , Measles.  with  notes  of  observations.  (Med.  and  Surg.  Reporter.  1891. 
No  8 p.  207—209.) 

Cholera,  Typhös,  Rohr,  Gelbfieber,  Pest. 

Basti,  G.,  L'epidemia  di  tifo  in  Firenze  nei  suoi  rapporti  con  l’acqua  potabile.  (Speri- 
mentale.  1891.  No.  4.  p.  86 — 94.) 

Bronardel,  P.,  et  Thoinot,  L.,  Deux  dpidetnies  de  fitvre  typhoide.  (Anna!,  d'hyg.  publ. 
1891.  No.  3.  p 231— 267  ) 

Caitellino,  P , Alterazioni  della  crasi  sanguigna  nell’  infezione  tifoide.  (Gazz.  d.  ospit. 
1891.  No.  20.  p.  167—168.) 

W mdinfektionBkr  ankheiten. 

Eiterung,  Phlegmone,  Erysipel,  acutes  purolentes  Oedem,  Pyämie,  Septikk  e, 
Tetanus,  Hospitalbrand,  Puerperalkrankheiten,  Wundfliulniss.) 

Vaillard , Sur  l’immunit^  contre  le  tetanos.  (Compt.  rend.  de  la  soc.  de  biol.  1861. 
No.  7.  p 147—148.) 

InfektioiisgeschwülBte. 

(Lepra,  Taberculose  [Lupus,  Skrophulose],  Syphilis  [und  die  anderen  venerischen 

Krankheiten].) 

Blume,  C.  A.,  Tuberkulosens  smitteveje.  (Biblioth.  f.  laeger,  Kjobenh.  1890.  p.  464 — 
471.) 

Charles,  T.  C. , Pulmonary  pbthisis.  (Lancet.  1891.  Vol.  I.  No.  8,  9.  p.  418 — 419, 
481—483.) 

Chrdtien,  H. . Les  psorospermases  et  la  theorie  parasitaire  da  es.ncer.  (Poitou  mdd. 
1890.  p.  226—229.) 

Demaschino,  Documents  pour  servir  k l’dtudc  anatoino-patnoiogique  de  1»  Ifcpre.  (Arch. 

de  mdd.  expdiim.  1891.  Nö.  2.  p 213 — 821.) 

Hache,  E.,  Les  coccidies  dans  les  cancers  dpithcliaux.  (Union  mdd.  du  nord-est,  Rheims 

1890.  p.  371—378.) 

Heilig,  0.  W , Ueber  Phthise  bei  den  Soldaten.  (Wratsch.  1891.  No.  8.  p.  222 — 223.) 
[Russisch.] 

Menötrier  et  Thiroloix,  Infection  hcpatique  secondaire  k streptecoques  chez  un  phthi- 
siqne.  (Bullet,  de  la  soc.  anat.  de  Paris.  1891.  No.  4.  p.  84 — 87.) 

Pick,  J. , Ueber  ein  neues  Heilmittel  gegen  Tuberculose.  (Internat,  klin.  Rundschau. 

1891.  No.  11.  p.  422—424.) 

Reinhold,  H.,  Klinische  Beiträge  zur  Kenntuiss  der  akuten  Miliartuberculose  und  tuber 
oulösen  Meningitis.  (Deutsches  Arch.  f.  klin.  Medic.  Bd.  XLVI1.  1891.  Heft  6/6 
p.  423-494.) 


Neue  Liiteratur. 


683 


Roosevult.  3.  W.,  The  anatomy  of  the  längs  as  shown  by  corrosioD,  considared  in  rela- 
tion  to  pulmonary  phthisis.  (New  York  Med.  Juarn.  1891.  No.  10.  p.  257 — #53.) 
v.  Schrötter,  H , und  Winkler,  F.,  üeber  Reinkulturen  der  Gonokokken.  (Mittb.  a.  d. 

embryolog.  Instit.  d.  k.  k.  Cniv.  Wien.  1890.  p.  29 — 34.) 

Sokolowski,  A..  Einige  Bemerkungen  über  den  Zusammenhang  zwischen  der  arthritischen 
Diathese  und  der  Lungentuberculose.  (Deutsches  Arch.  f.  klin.  Me  die.  Bd.  XLVII. 
1891.  Heft  5/6.  p.  558  -577.) 

£tone,  A.  K. . Wky  the  sputa  of  tuberculous  patients  should  be  destroyed.  (Amer. 

Journ.  ot  ibe  Med.  Sciences.  1891.  No.  3.  p.  275 — 279  ) 

Wickhem,  £• , De  l’6xcision  du  chancre  syphilitique.  (M5d.  Moderne.  1891.  No.  IC. 
p.  173—176.) 

Diphtherie  und  Croup,  Keuchhusten,  Grippe,  Pneumonie,  epidemische  Genickstarre, 
Mumps,  P.ü c kf all s fi s d er , Osteomyelitis. 

Baden.  Massregein  gegen  die  Verbreitung  der  Diphtherie  und  des  Scharlachs  fcetr. 
Erlass  vom  13.  Mai  1890.  (Veröffentl.  d.  kais.  Gesundh. -Amtes.  1891.  No.  10 
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Sorgiotti,  F.,  e Bordor-i,  L,,  Sulla  patogenesi  dell’  Influenza.  (Atts  d.  r.  aeead.  d.  fisio- 
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No.  33.  p.  349—352.) 

Eckhard,  Die  Influenza-Epidemie  des  Jahres  1890  in  der  Kreis-Irrenunsialt  Klingen- 
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Loeffler,  F.,  Zur  Therapie  der  Diphtherie.  (Deutsche  medic.  Wochenschr.  1891.  No.  10. 
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fl.  Infektiöse  Lo&alirankheitcn. 

Haut,  Muskeln,  Knochen. 

Bcolloche,  P.,  Note  sur  un  cas  de  polyarthfite  suppurce  et  de  myosites  d4termin4es  par 
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Stelwagon,  H.  W.,  and  Stahl,  B.  F.,  An  epidemic  of  tinea  tricbophytiua  ernris.  (Med. 
News.  1891.  No.  9.  p.  239—240.)' 


Yerdauungsorgane. 

Chorrin  et  Roger,  Angioeholites  microbiennes  experimentales.  (Compt.  reed.  de  la  soc. 
de  biol.  1891.  No.  7.  p.  137—143.) 

Sauvine&u,  C. , Phlcgmon  infcctienx  du  pharynx,  de  l’oesopbage,  ct  du  larynx.  Mort. 
Autopsie.  (Bullet,  de  la  soc.  anat  de  Paris.  1891,  No.  4.  p.  105 — 107.) 

Augen  ued  Öhren. 

Enquete  sur  IVtat  de  l’ophtbalmie  granulease  en  Belgique.  (Bullet,  de  !a  soc.  de  mid. 
d’Anvers.  1891.  Janv.  p.  10 — 11.) 

C.  Entoaooiischc  EranSchtUen. 

(Finnen,  Bandwürmer,  Trichinen,  Echinokokken,  Fiiaria,  Oestjuslarve,  Ascaris. 
Anchylostonipm,  Tricbocepbalus,  Oxyuris.) 

Baumol,  1.,  Polyparasitisme  de  l’appareil  digestif  (Iotnbries,  trichoeepba’e,  tteuic  armd). 
(Montpellier  <ned.  1890.  p.  306 — 315.) 


684 


Neue  Litteratur. 


Sohn,  S.,  Feber  da»  Vorkommen  von  /nthomyia  canieularis  im  menscblicben  Darme. 
(Prager  medic.  Woehensehr.  189J.  No.  9.  p.  107.) 


Krankheitserregende  Bakterien  und  Parasiten  bei  Menschen  und  Thieren. 

Milzbrand. 

Delamotte.  Les  affections  eharbonueuses  et  les  troupeaux  de  l’Alg£rie.  (Ga*,  med.  de 
l’Algerie.  1890.  No.  19—24.  p.  147—149,  154-156,  162—163,  172—17*,  179—181, 
187—188.  1891.  No.  *.  p.  27—29.) 

Krankheitserregende  Bakterien  und  Parasiten  bei  Thieren, 

Süugeüdere. 

A.  Infektiöse  Allgemeinkrankheiten. 

Stand  der  Thierseucheu  in  Italien  während  der  13  Wochen  vom  29.  September  bis 
28.  December  1890.  (Verödend,  d.  kais.  Gesundh.-Amtes.  1891.  No.  10.  p.  156.) 


Inhalt* 


Originalmittheilungen. 

Conn,  H.  W. , Ueber  einen  bittere  Milch 
erzengenden  Microeoccas.  (Orig.),  p.  653. 

Lagerheim,  G.  von,  Zur  Kenntnis»  des 
Moschuspilzes , Fusarium  aquaeductuum 
Lagerheim  (Selenosporium  aquaeductuum 
Rabenhorst  et  Radlkofer,  Fusisporium 
moschatum  Kitasato).  Mit  6 Figuren. 
(Orig  ),  p.  655. 

Loew,  0.,  Die  chemischen  Verhältnisse  des 
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Büchner,  H. , Die  Bakterienproteine  and 
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Busqaet,  G.  P.,  Etüde  morphologiqne  d’ane 
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Csokor,  J , Zar  Aetiologie  der  Tabercalose, 
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Elfving,  Sur  ane  action  directe  qu’ezer- 
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giferes  de  „Pbycomyces  nitens“,  p.  664. 

Galloway,  B.  T. , A new  Pear  disease, 
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, Disease  of  Geraniums,  p.  677. 

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Gniliebean , Ein  Fall  von  Echinococcus 
multilocularis,  p.  675. 

Hansen,  Emil  Chr.,  Recherchss  sur  la  Phy- 
siologie et  la  morphologio  des  ferments 
alcooliques.  Vin.  Sar  l&  germination 
des  spores  chez  les  Saccharomyces,  p.  663 


| Labarsch  und  Tsatsui,  Ein  Fall  von  sep- 
tischer Pneumonie  beim  Neugeborenen, 
verursacht  durch  den  Bacillus  enteridis 
j (Gaertner),  p.  670. 

Luff,  Arthur  P.,  Report  on  the  relation 
of  the  ptomuius  or  animal  alkaloids  to 
sorae  of  the  infectious  fevers,  p.  665 

Landström,  C.,  Die  Zersetzung  von  Harn- 
stoff darch  Mikroben  und  deren  Bezie- 
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M&ffaeci,  Ueber  die  Wirkung  der  reinen, 
sterilen  Kultareu  des  Tuberkelbacillus, 

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Newcombe,  E.  C. , aud  Galloway,  B.  F., 
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Prillieux,  TL,  La  pourriture  du  coeur  de 
la  Betterave,  p.  676. 

I 

Untersuchungsmethoden,  Instrumente  eto. 

Eisenberg,  James,  Bakteriologische  Diag- 
nostik. 3.  And.,  p.  677. 

Roux,  Gabriel,  Quelques  remarques  h.  pro- 
pos  de  la  colorabilite  du  baeille  de  la 
tuberculose.  p.  678. 

Sehr ötter,  H von,  and  Winkler,  F , Ueber 
Reinkulturen  der  Gonokokken,  p.  679. 

Originalberichte  über  Kongresse. 

Bakteriologisches  vom  X.  inter- 
nationalen med  iciniscbi  u 
Kongresse  za  Berlin, 

4. — 9.  August  1890.  (Fortsetzung.) 

Almqaist,  Ueber  das  vermehrte  Auftreten 
de»  Darmtyphus  an  einer  Anzahl  von 
mehr  oder  minder  typhusfreien  Orteu 
nach  jahrelangen  Zwischenräumen,  p.  680. 

i 

Nene  Litterator,  p.  681. 


Frommannache  Buchdvuckcre:  (Herma  uu  Fohle)  in  Jeu** 


Bakteriologie  und  Parasitenkunde, 


In  Verbindung  mit 

ßefe.  Hefr.  Profi  Dr.  Lemtot  ui  Professor  Dr.  Loeiter 

in  Leipzig  in  Greifswaid 

herausgegeben  von 

Dr.  O»  UMworm  in  Cassel. 


Verlag  von  Gustav  Fischer  in  Jena. 


IX,  Band,  Jena,  den  20.  Mai  1801.  -0-  No.  21. 

Preis  für  den  Sand  28  Summern)  i4  Mark. 

Jährlich  erscheinen  zwei  Bände. 

— Zn  beziehen  durch  alle  Buchhandlungen  und  Postanstnlten.  %t— 


The  Redaktion  des  „ Centralblatts  für  Bakter  iologie  und  Parasiten - 
künde“  richtet  an  die  Herren  Mitarbeiter  die  ergebene  Bitte  , etwaige 
Wünsche  um  Lieferung  von  besonderen  Abdrücken  ihrer  Auf- 
sätze entweder  auf  das  Manuskript  schreiben  zu  wollen  oder 
direkt  an  den  Verleger,  Herrn  Gustav  Fischer  in  Jena,  gelangen 
zu  lassen.  The  Verlagshandlung  ist  leider  nicht  in  der  Lage , später 
eingehende  Wünsche  berücksichtigen  zu  können , 


Original  - ^IttheHüngen. 


Ueber  die  Eigenschaften  des  Tetanus- Antitoxins 5 ). 

Von 

Ö.  Tizzoni  und  friuseppina  Cattau! 2 ) 

in 

Bologna 

Nachdem  wir  festgestellt  hatten,  dass  das  Blut  der  gegen  Teta- 
nusinfektion immun  gemachten  Thiere  die  Fähigkeit  besitzt,  auch 
ausserhalb  des  Organismus  das  Toxalbumin  des  Tetanus3)  u.nwirk- 

1)  Der  Kürze  wegen  nennen  ]wir  , .Tetanus-Antitoxin“  diejenige  Substanz,  weiche 
das  Blut  der  gegen  diese  Krankheit  immun  gemachten  Thiere  die  Fähigkeit  verdankt, 
das  Gift  und  das  Virus  des  Tetanus  unschädlich  zu  machen. 

2)  Vorgetragen  in  der  R.  Accad.  dei  Lincei  in  der  Sitzung  vom  5.  April|1891. 

3)  Tizzoni  eCattani,  Sul  modo  di  conferire  ad  alcuni  aniin&li  l’imoaunitä  contra  il 

IX  bd.  44 


686 


T i z 7.  o n i und  C a 1 1 a n i , 


sam  zu  machen,  untersuchten  wir  die  Eigenschaften  der  Substanz, 
welcher  das  Blutserum  diese  antitoxische  Wirkung  verdankt. 

Zu  diesen  Untersuchungen  bedienten  wir  uns  des  Blutserums  eines 
gegen  Tetanus  immun  gemachten  Hundes,  welches  wir  auf  die  gewöhn- 
liche Weise  sammelten  und  in  sterilisirteu  Glasröhren  aufbewahrten. 

Von  diesem  Serum  nahmen  wir  kleine  Mengen,  behandelten  sie  mit 
denjenigen  chemischen  und  physikalischen  Agentien,  welche  wir  er- 
proben wollten,  und  mischten  sie  dann  mit  x/g  ccm  einer  Tetanuskuitur 
in  Gelatine,  welche  durch  Porzellan  filtrirt  war.  Nach  halb-  oder 
einstündiger  Berührung  wurde  diese  Mischung  unter  die  Haut  eines 
Kaninchens  injizirt,  uud,  je  nachdem  dieses  tetanische  Symptome  zeigte 
oder  nicht,  schlossen  wir,  dass  das  Blutserum  seine  Wirkung  auf  das 
Tetanusgift  verloren  habe  oder  noch  besitze. 

Ehe  wir  die  erhaltenen  Resultate  mittheilen , halten  wir  es 
für  nöthig,  zu  erklären,  dass  die  von  uns  bei  diesen  Untersuchungen 
benutzten  Tetanuskultureu  bei  40  0 C im  Vacuum  auf  ein  Dritttheil 
ihres  ursprünglichen  Volumens  abgedampft  worden  waren  und  dass 
nach  dieser  Konzentration  1j.l  ccm  davon  ein  mittelstarkes  Kaninchen 
in  ungefähr  36  Stunden  tödtete. 

Bei  diesen  unseren  Untersuchungen  haben  wir  zunächst  beobach- 
tet, dass  das  Blutserum  der  gegen  Tetanus  immun  gemachten  Thiere, 
wenn  es  rein  gesammelt  und  bei  ziemlich  niedriger  Temperatur  (in 
unserem  Falle  bei  ungefähr  15°  C)  uud  im  Dunkeln  gehalten  wird, 
seine  anti toxischen  Eigenschaften  gegen  Tetanus  viele  Tage  unver- 
ändert behält.  Ausserdem  haben  wir  beobachtet,  dass  das  Antitoxin 
des  Tetanus  der  Wärme  nur  schwachen  Widerstand  leistet,  was  wir 
feststellen  konnten,  als  wir  kleine  Mengen  des  Serums,  jedesmal  eine 
halbe  Stunde  lang,  an  Wasserbade  der  Wirkung  verschiedener  Tempe- 
raturen aussetzten.  Unter  diesen  Umständen  behält  das  Blutserum 
seine  Wirkung  auf  das  Tetanusgift  bis  zu  60  0 C unverändert  bei; 
aber  schon  bei  65 0 C wird  es  sehr  geschwächt  uud  bei  68  0 C ver- 
liert es  seine  antitoxische  Wirkung  ganz. 

In  der  That  starb  das  Thier,  dem  man  Tetanuskultur  zusammen 
mit  Serum , welches  eine  halbe  Stunde  lang  auf  65 0 C erwärmt, 
worden  war,  injizirt  hatte,  am  Tetanus,  aber  viel  später  (nach  6 
Tagen),  als  das  Ivontrollthier  und  unter  von  den  gewöhnlichen  etwas 
abweichenden  Symptomen.  Es  .zeigte  nämlich  die  ersten  Tetanus- 
symptome erst  am  vierten  Tage  nach  der  Operation,  und  statt  zuerst 
auf  den  inokuiirten  Theil  beschränkt  zu  sein  UDd  sich  von  da  auf 
die  Nachbarschaft  und  dann  auf  den  ganzen  Körper  zu  verbreiten, 
bestanden  diese  von  Anfang  au  in  einer  Zuuahme  der  allgemeinen 
Erregbarkeit  mit  Zittern  und  einem  gewissen  Grade  von  Starrheit 
der  ganzen  Musculatur : kurz,  es  war  ein  Krankheitsbild,  wie  mau  es 
zumeist  durch  subdurale  oder  intravasculäre  Injektion  des  Tetanusgiftes 
erhält,  uud  nicht  wie  es  auf  Unterhautinjektion  desselben  folgt. 

Dasjenige  Kaninchen  nun,  welchem  mau  Tetanusgift,  vermischt 
mit  Blutserum,  welches  eine  halbe  Stunde  lang  auf  68  0 C erwärmt 

tetano.  (Letta  alia  K.  Aecad.  delle  Scienze  di  Bologna  nella  seduta  dell’  11  gennaio 
1891.  — Ril'orma  znedica.  1891.  — Centralblatt  für  Bakteriologie  u Par.  Bd.  IX.  1891.  No.  6.) 


üeber  die  Eigenschaften  des  Tetanus-Antitoxins. 


687 


worden  war  und,  weil  es  koagulirt  war,  erst  fein  zerrieben  werden 
musste,  ehe  man  es  mit  der  Kultur  mischte,  injizirt  hatte,  starb  in 
derselben  Zeit  und  unter  denselben  Symptomen  wie  das  Kontrollthier. 

Diese  Thatsachen  beweisen,  dass  das  Antitoxin  des  Tetanus 
seine  antitoxische  Kraft  genau  bei  der  Gerinnungstemperatur  des 
Eiweisses  verliert,  und  dies  macht  die  Annahme  sehr  wahrscheinlich, 
dass  es  selbst  zu  den  Eiweissstoffen  gehört. 

Danach  haben  wir  untersucht,  wie  sich  das  Tetanus-Antitoxin 
gegen  die  Dialyse  verhält,  denn  es  war  für  uns  von  grossem  Interesse, 
zu  wissen,  ob  es  dialysirt  oder  nicht,  besonders  wegen  unserer 
Bestrebungen,  es  zu  isoliren. 

Zu  diesem  Zwecke  nahmen  wir,  immer  mit  sterilisirten  Gefässeu 
und  Flüssigkeiten  arbeitend , ein  wenig  Blutserum  eines  immuuen 
Hundes  und  dialysirten  es  bei  35  0 C in  einem  kleinen  Dialysator 
und  gegen  eine  geringe  Wassermenge.  Nach  zwei  Tagen  sammelten 
wir  das  äussere  Wasser  des  Dialysators,  welches  absichtlich  nicht 
erneuert  wordeu  war  und  in  welchem  durch  die  empfindlichsten 
Reagentien  keine  Spur  von  albuminoider  Substanz  uachzuweisen  war, 
und  versuchten  die  ganze  Menge  auf  die  gewöhnliche  Weise  an  einem 
Kaninchen.  Dieses  starb  an  höchst  akutem  Tetanus,  und  bewies  uus 
damit,  dass  das  im  Blutserum  eines  immunen  Hundes  enthaltene 
Antitoxin  keine  dialysirbare  Substanz  ist. 

Dagegen  zeigte  das  im  Dialysator  enthaltene  Blutserum  noch 
seine  ganze  antitoxische  Kraft  gegen  das  Tetanusgift,  auch  wenn  die 
Dialyse  gegen  eine  grössere  Wassermenge  ausgeführt  wurde,  als  im 
vorigen  Falle,  gegen  2 — 4 Liter  z.  B.,  welche  nach  je  24  Stunden 
erneuert  wurde,  so  dass  das  Serum  alle  seine  Salze  verlor  und  zu- 
letzt neutral  reagirte. 

Von  den  organischen  Säuren  haben  wir  die  Milchsäure,  von  den 
mineralischen  die  Salzsäure  versucht  und  gefunden,  dass  die  letztere 
selbst  in  geringer  Menge  (ein  halber  Tropfen  auf  5 Tropfen  Serum) 
und  in  kurzer  Zeit  (nach  3 Stunden)  die  antitoxische  Kraft  des 
Serums  vollkommen  zerstört.  Die  Milchsäure  in  starker  Dosis  (3 
Tropfen  auf  5 vom  Serum)  bringt  in  derselben  Zeit  dieselbe  Wirkung 
hervor,  während  dieselbe  in  geringerer  Menge  (i  Tropfen  auf  5 
Tropfen  Serum)  das  Tetauus-Antitoxin  nicht  verändert. 

Von  Alkalien  haben  wir  das  Kalihydrat  versucht,  welches,  wie 
die  organischen  Säuren,  in  kleiner  Menge  (1  Tropfen  1 1/s  °/oiger 
Kalihydratlösung  auf  4 Theiie  Serum)  und  in  kurzer  Zeit  (3  Stun- 
den) di<?  Eigenschaft  des  Blutserums,  die  Wirkung  des  Teta- 
nusgiftes zu  verhindern,  durchaus  nicht  vermindert,  während  es  das- 
selbe in  stärkerer  Dosis  (gleiche  Theiie  von  P/s0/0 iger  Kalilösung 
und  Serum)  vollkommen  unwirksam  macht. 

Von  den  Neutralsaizen  haben  wir  für  unsere  Versuche  das 
Ammoniumsulfat  gewählt,  weil  es  bei  der  Zubereitung  des  Tetanus- 
Antitoxins  in  trockenem  Zustande  Anwendung  finden  konnte. 

Zu  einer  kleinen  Menge  von  Blutserum  fügten  wir  Krystalle 
von  Ammoniumsulfat  hinzu,  bis  eine  kleine  Menge  dieses  Salzes  un- 
gelöst blieb.  Der  erhaltene  Niederschlag  wurde  abfiltrirt,  ausge- 

44* 


$88  'Tizzoni  u.  Cattani,  Ueber  <3.  Eigenschaften  d Tetanus-Antitoxins. 


waschen,  in  destilürtem  Wasser  gelöst  und  dann  dialysirt,  bis  aus 
äussere  Wasser  des  Dialysators  keine  Reaktion  auf  Sulfate  mehr 
ergab.  Dana  fügten  wir  'L  ccm  der  Tetanuskultur  hinzu  und  in- 
jizirteu  es  einem  Kaninchen,  welches  keine  Veränderung  seiner  Ge- 
sundheit erlitt. 

Dies  beweist  uns,  dass  das  Tetanus- Antitoxin  entweder  durch 
das  Ammoniumsulfat  niedergeschlagen  oder  von  den  Eiweissstoffen 
des  Serums  bei  ihrem  Niederfalien  mechanisch  mitgerissen  wird: 
in  jedem  Falle,  dass  dasselbe  auch  nach  langer  Berührung  mit  jenem 
Salze  nichts  von  seiner  Wirkung  gegen  das  Tetanusgift  einbüsst. 

Endlich  versuchten  wir  festzusteilen,  ob  das  Tetanus- Antitoxin 
sich  wie  ein  Enzym  verhält,  und  wendeten  zu  diesem  Zweck  die 
Methoden  von  Schmidt  und  Witt  ich  auf  das  Blutserum  des 
immunen  Sundes  an.  Wir  fällten  mit  zehnfachem  Volumen  abso- 
luten Alkohols  eine  gewisse  Menge  von  Blutserum , trennten  nach 
zwei  Tagen  den  so  erhaltenen  Niederschlag  ab  und  trockneten  ihn 
im  Vacuum.  Dieser  zeigte  sich  dann  immer  wirksam  gegen  das 
TetaDasgift,  mochte  er  in  Wasser  aufgenommen  worden  sein,  nach  der 
Methode  von  Schmidt,  oder  mit  Glycerin  ausgezogen,  nach  der 
von  "Wittich.  In  letzterem  Falle  jedoch  wurde  dies  nur  dann 
erreicht,  wenn  die  Berührung  mit  dein  Glycerin  ziemlich  lange  ge- 
dauert hatte,  nämlich  2 bis  3 Wochen  wenigstens,  währeud  das  4- 
bis  5- tägige  Glycerinextrakt  nur  eine  schwache  Wirkung  auf  das 
Tetanusgift  ausübte,  welches  die  Thiere  noch  immer  unter  tetaaischen 
Erscheinungen,  aber  langsam  tödtete;  das  8-  bis  10-tägige  Glycerin- 
extrakt war  zwar  viel  wirksamer,  als  das  vorhergenanute,  vermochte 
aber  doch  nicht  das  Tetauusgift  ganz  zu  neutralisiren,  so  dass  bei 
den  Thieren  immer  noch  einige  sehr  leichte,  örtliche  Erscheinungen 
und  vorübergehende  Abmagerung  eiutraten. 

Diese  letzten  Thatsachen,  in  Verbindung  mit  der  schon  früher 
von  uns  festgesteliten,  dass  nämlich  sehr  kleine  und  kurze  Zeit  hin- 
durch wirksame  Mengen  ^on  dem  Blutserum  eines  gegen  Tetanus 
immunen  Hundes  genügen,  um  das  Tetanusgift  unschädlich  zu  machen, 
lassen  uns  den  Schluss  ziehen,  dass  das  in  jenem  Blutserum  enthal- 
tene Antitoxin  ein  Eiweissstoff  ist,  dessen  Haupteigenschaften  denen 
der  Enzyme  entsprechen. 

Im  Hinblick  auf  diese  Folgerung  glaubten  wir  untersuchen  zu 
müssen,  ob  es  nicht  vielleicht  das  Fibrinferment  des  Blutes  selbst, 
sei,  welches  die  Fähigkeit  besitzt,  das  Tetauusgift  unschädlich  zu 
machen.  Wir  benutzten  aiso  die  bekannte  Thatsache,  dass  das 
wässerige  Extrakt  aus  dem  Blutegel  eine  Substanz  enthält,  welche 
die  Eigenschaft  besitzt,  das  FibriGferment  zu  zersetzen,  und  unter- 
suchten, ob  das  Tetanus- Antitoxin,  wenn  es  eise  gewisse  Zeit 
der  Wirkung  des  Blutegelextrakts  unterworfen  wird,  die  Fähigkeit 
behielte,  das  Tetanusgift  unschädlich  zu  machen.  Das  Thier,  welchem 
Tetanusgift  mit  Antitoxin  und  Blutegelextrakt  eingespritzt  wurde, 
zeigte  kein  krankhaftes  Symptom,  und  dies  berechtigt  uns  zu  der 
Abnahme,  dass  das  Tetanus-Antitoxin  nicht  dieselbe  Substanz  ist, 
wie  das  Fibrinferment.  Und  zwar  obgleich  die  Thatsache,  dass 


Stevenson  u.  Erace;  Eine  neue  Methode,  Flüssigkeiten  einzuspritzen.  ß89 


das  Kon  troll  thier,  welchem  man  mit  Blutegelextrakt  behandeltes 
Tetanusgift  iejizirt  hatte,  weniger  akute  und  intensive  Tetanussym- 
ptome  dargeboten  hatte,  als  wenn  ihm  reines  Teianusgift  eingespritzt 
worden  wäre,  uns  bewiesen  hatte,  dass  das  Blutegelextrakt  selbst 
durchaus  nicht  ohne  Wirkung  auf  die  toxische  Substanz  des  Teta- 
nus ist. 

In  einer  späteren,  noch  nicht  vollendeten  Reihe  von  Unter- 
suchungen beabsichtigen  wir  festzustellen,  ob  das  Tetanus- Antitoxin 
zu  den  Serinen  oder  zu  den  Globulinen  des  Blutserums  gehört. 

Bologna,  Ende  April  1891. 


Eine  neue  Methode,  Flüssigkeiten  in  die  Bauchhöhle 
der  YersuekstMere  einzuspritzen. 

Von 

W.  F«  Stevenson  und  David  Bruce 

in 

Netl  ey. 

Mit  8 Abbildungen. 

Bei  der  Einspritzung  von  Flüssigkeiten  in  die  Bauchhöhle  der 
Versuchstiere  läuft  man  Gefahr,  mit  der  Spitze  der  hypodermischen 
Nadel  die  Därme  zu  verwunden.  Wir  haben  deshalb  eine  Methode 
versucht,  welche  diese  Gefahr  bis  aufs  geringste  einschränkt,  und 
geben  io  Folgendem  eine  Beschreibung  davon. 

Die  angewendete  Nadel  (Fig.  1)  ist  gekrümmt;  ihr  Vordertheil 
(zwischen  a und  b)  ist  cadelspitzig,  aber  nicht  hohl ; ihre  hintere 


Fig.  1. 

Hälfte  (zwischen  b und  c ) ist  eine  Röhre.  Am  Punkte  b ist  eine 
kleine  Öeffnung,  durch  welche  die  Flüssigkeit  ausströmen  kann.  Bei 
der  Anwendung  einer  solchen  Nadel  ist  es  natürlich  gleichgültig, 
welcher  Art  die  Spritze  oder  der  Injektionsapparat  ist.  Mau  füllt 
die  Spritze  mit  der  beabsichtigten  Flüssigkeit,  lässt  die  vorderen  und 
hinteren  Extremitäten  des  Thieres  (e.  g.  Meerschweinchens)  von 
einem  Assistenten  in  der  Weise  halten,  dass  die  Bauchwände  schlaft' 
liegen.  Der  Operateur  hebt  daun  mit  dem  liuken  Zeigefinger  und 
Daumen  (Fig.  2)  eine  Falte  der  Bauchhaut  in  die  Höhe,  jedoch  mit 


690 


L 0 8 w , 


der  Vorsicht,  dass  er  das  Peritoneum  mit  fasst,  aber  keinen  Theil 
irgend  einer  Darmschlinge.  Der  Assistent  erfasst  nun  mit  seinem 
linken  Zeigefinger  und  Daumen  die  Bauchwandfalte  in  nächster  Nähe 
der  Stelle,  wo  der  Operateur  dieselbe  emporgezogen  hat.  Die  Nadel- 
spitze wird  hierauf  am  Punkte  A in  der  Weise  eingestocheu,  dass  die 


centrale  Oeffnung  der  Nadel  im  Mittelpunkte  der  emporgezogenen 
Gewebe  sich  befindet.  Bei  geringem  Nachlassen  des  Fingerdruckes 
breitet  sich  die  Bauchwand  über  der  Nadel  aus,  lässt  aber  die  Spitze 
ausserhalb  der  Haut  stehen  (Fig.  3).  Nachdem  eine  hinreichende 
Menge  der  Flüssigkeit  eingespritzt  ist,  presst  man  die  Wände  der 
Bauchwandfalte  wieder  zusammen  und  zieht  die  Nadel  heraus. 


Netley,  10.  April  1891. 


Die  chemischen  Verhältnisse  des  Bakterienlebens, 


Suchen  wir  zunächst  einen  allgemeinen  Ueberblick  über  die  ver- 
schiedenen Er nährungs verhäl tnisse  zu  gewinnen,  sowie  die 
Giftwirkungen  in  ihren  Ursachen  zu  klassifiziren. 

In  Bezug  auf  den  Modus  der  Ernährung  lassen  sich  die  Bak- 
terien in  3 Gruppen  scheiden : I.  Bakterien,  welche  nur  von  Eiweiss- 
etoffen  und  deren  nächsten  Verwandten  leben  können.  II.  Solche, 
welche  aus  kohlensaurem  Ammoniak  ihre  organische  Substanz  bilden 


Von 


Dr.  0.  Loew, 


Privatöozentea  an  der  Universität  München. 
(Fortsetzung.) 


II. 


Die  chemischen  Verhältnisse  des  Bakterienlebens. 


691 


können.  III.  Solche,  welche  von  zahlreichen,  den  Prote'instotfen  ferne 
stehenden  organischen  Substanzen  zu  leben  und  daraus  ihr  Proto- 
plasma zu  bilden  vermögen. 

Ad  I.  Die  hierher  gehörenden,  oft  pathogenen  Formen  bieten 
kein  Interesse  in  Bezug  auf  die  Chemie  der  Eiweissbild  ung,  wohl 
aber  ein  sehr  grosses  in  Bezug  auf  Eiweisszersetzu ng , Produk- 
tion von  Ptomai'nen  etc. 

Ad  II.  Nur  eine  einzige  hierher  gehörende  Bakterienart  ist  bis 
jetzt  genauer  bekannt  geworden  x).  Diese  Art,  von  Winogradsky 
Nitrom onas  genannt,  wurde  zuerst  von  Hueppe  beobachtet, 
welcher  zugleich  die  nitrifizirenden  Eigenschaften  bemerkte 1  2).  Dar- 
über, wie  der  Pilz  aus  der  Kohlensäure  des  kohlensauren  Ammoniaks 
sich  organische  Stoffe  bereitet,  haben  sowohl  Hueppe  als  Wino- 
gradsky Ansichten  geäussert.  Winogradsky  meint,  es  ent- 
stehe zuerst  Harnstoff3),  Hueppe  dagegen  Formaldehyd,  resp.  ein 
Kohlehydrat  sei  das  erste  Assimilationsprodukt.  Ich  schliesse  mich 
der  Ansicht  Hueppe’s  an,  mit  dem  Unterschiede  jedoch,  dass  ich 
die  Nitrifikation  nicht  als  Folge  der  Kohlensäurezersetzung  be- 
trachte, sondern  umgekehrt.  Würde  nämlich  die  Kohlensäureassimi- 
lation unabhängig  von  der  Nitrifikation  resp.  Anwesenheit  von  Am- 
moniak sein,  so  müsste  der  Pilz  auch  dann  gedeihen  können,  wenn 
ihm  der  Stickstoff  in  Form  von  Nitraten  geboten  wäre;  denn  Ni- 
trate zu  reduziren  ist  ja  eine  viel  leichtere  Arbeit,  als  Kohlensäure 
zu  assimiliren  nach  Art  des  Chloropbyllkörpers. 

Man  kann  sich  den  Vorgang  am  plausibelsten  so  denken,  dass 
bei  unvollständiger  Oxydation  des  Ammoniaks  Wasserstoff  disponibel 
wird,  der  zur  Reduktion  der  Kohlensäure  dient: 

I.  2NH3  + 202  = 2NO,H  -f-  4Ü 
II.  C02  +-  4H  = H20  4-  CH20 
HI.  6CHsO  = C6Hl206. 

In  neuester  Zeit  ist  es  bekanntlich  Winogradsky4)  ge- 
lungen, diesen  Pilz  in  Reinkultur  zu  erhalten  und  genauer  zu  unter- 
suchen. Er  fand  bei  Vergleich  der  Menge  des  assimilirtea  Kohlen- 
stoffs mit  der  Menge  des  oxydirten  Stickstoffs,  dass  die  letztere  33 
bis  37  mal  so  viel  betrug,  als  die  erstere.  Daraus  geht  hervor,  dass 
mindestens  14  Moleküle  Ammoniak  totale  Oxydation  zu  Wasser 
und  Nitrit  (resp.  Nitrat)  erfahren , ehe  eines  gemäss  obiger  Gleich  - 

1)  Sollten  Bac.  erythrosporus  und  Micrococcus  aquatilis  nicht  auf 
ähnliche  Weise  leben  können?  Vgl.  Flügge,  Die  Mikroorganismen.  S.  430. 

2)  Biol.  Centralblatt.  VII.  702. 

3)  Wenn  nach  Winogradsky ’s  Ansicht  der  Harnstoff  den  Ausgangspunkt  für 
die  Eiweissbildung  abgäbe,  so  mussten  ganz  ausserordentliche  chemische  Umwälzungen 
stattünden  und  eine  ungemein  grosse  Menge  von  Stickstoff  eliminirt  worden.  Man  ver- 
gleiche nur  die  beiden  Formeln: 

, CONgH, 

Harnstoff.  Empirische  Eiweissformel. 

Auf  72  Kohlenstoffatome  in  72  Mol.  Harnstoff  kommen  144  Atome  Stickstoff,  während 
in  einem  Molekül  Eiweiss  auf  72  Atome  Kohlenstoff  nur  18  Atome  Stickstoff  kommen. 
Auf  dem  Wege  über  Harnstoff  bereiten  sich  die  Pilze  ihr  Eiweiss  sicherlich  nicht! 

4)  Siehe  die  Reforste  H.  Büchner  s in  dieser  Zeitschrift. 


692 


L o e w , 


ung  in  unvollständiger  Weise  oxydirt  wird.  Es  ist  also  hier  ahn* 
lieh  wie  bei  den  Schimmelpilzen , die  bei  schlechter  organischer 
Nahrung  oft  das  10  fache  der  entstehenden  Pilzsubstanz  an  Nährstoff 
völlig  verbrennen,  um  die  nöthigen  Kräfte  zu  gewinnen. 

Nahe  verwandt,  vielleicht  identisch  mit  Nitromonas  ist  der 
nitrifizirende  Spaltpilz,  welchen  P.  und.  H.  Frankl  and  aus  Garten- 
erde isolirten,  und  der  etwa  0,8  ,«  lang  ist1).  Derselbe  kann  nach 
Kultivirung  in  Bouillon  auch  auf  Gelatine  wachsen.  In  der  Bouillon- 
kultur wird  der  Pilz  bis  1,5  tu  lang  (und  0,5  fi  breit)  und  hängt 
meist  zu  4 — 5 Individuen  zusammen;  diese  gehen  bei  Kultur  in 
Ammoniaksalzlösungen  wieder  auf  die  ursprünglichen  Dimensionen 
zurück,  wobei  sie  jahrelang  ohne  organische  Nährstoffe  sich  fort- 
entwickeln können.  Bei  der  Züchtung  auf  Gelatine  erreichen  sie 
eine  zwischen  jenen  beiden  Extremen  stehende  Länge.  Diese  Form- 
veränderungen sind  mit  Abschwächung  des  Nitrifikationsvermögens 
verbunden ; es  ist  also  hier  ähnlich,  wie  bei  manchen  anderen  Spalt- 
pilzarten , die  bei  veränderten  Lebensbedingungen  ihre  Tbätigkeit 
modifiziren. 

Ad  III.  Hierher  gehört  bekanntlich  die  grosse  Mehrzahl  der 
Bakterien,  welche  wir  wieder  — ebenso  wie  die  nur  von  Eiweiss- 
stoffen lebenden  Bakterien  — scheiden  müssen  in  gährtüchtige  und 
nichtgährtüchtige.  Während  man  die  verschiedenen  organischen 
Substanzen  in  ihrem  Verhalten  gegenüber  Bakterien  im  Allgemeinen 
scheiden  kann  in  giftige2)  und  uichtgiftige , müssen  wir  letztere 
wieder  bei  den  sub  III  zusammengehörigen  Pilzen  eintheilen  in  in- 
differente und  nährende. 

Zu  den  indifferenten  Stoffen  gehören  z.  B.  Pyridin,  Chloral, 
pikrinsaure  und  nitranilsaure  Salze,  Nitrobepzoesäure , oxalsaure 
Salze,  wahrscheinlich  auch  Amidobenzoesäure. 

Ich  versuchte  vergebens,  in  einer  phosphorsaures  Pyridin  ent- 
haltenden Lösung  Schimmel-  und  Spaltpilze  zur  Edtwickelung  zu 
bringen,  obgleich  selbst  0,5%  freies  Pyridin  in  einer  Peptonlösung 
diesen  Pilzen  keinen  Schaden  bringt.  Die  Pilze  können  das  Pyridin 
(C6H6N)  eben  nicht  zur  Eiweissbildung  benützen,  weil  es  ein  che- 
misch auffallend  beständiger  Körper  ist  und  auch  von  den  Pilzen 
nicht  gespalten  oder  partiell  oxydirt  werden  kann , zum  Zwecke, 
brauchbare  Gruppen  für  die  Eiweissbildung  herzustellen. 

Was  die  nährenden  Stoffe  betrifft,  so  lassen  sich  mit  Bezug 
auf  die  Förderung  des  Pilzwachsthums  folgende  allgemeine 
Gesichtspunkte  aufstellen : 

1)  Bydroxylirte  Säuren  sind  besser,  als  die  entsprechenden  nicht- 
hydroxvlirten,  z.  B.  Milchsäure  besser,  als  Propionsäure. 

2)  Mehrwerthige  Alkohole  sind  besser,  als  die  entsprechenden 
einwerthigen,  z.  B.  Glycerin  besser,  als  Propylalkohol. 

3)  Der  Nährwerth  der  Fettsäuren  und  der  einwerthigen  Alkohole 


1)  Philos.  Trans.  Vol.  CLXXXI.  1890.  S.  107  und  Kef.  von  O.  Schulz  ira  Biol. 
Centralbl.  XI.  55. 

9)  Giftigkeit  ist  freilich  ein  relativer  Begriff.  Vergl  darüber  die  Bemerkungen 
Nägeli’s  über  die  für  Bakterien  giftigen  Körper  fBer.  Bayr.  Akad.  4.  Wiss. 
Juli  1879.) 


Die  chemischen  Verhältnisse  des  Bakterienlebens 


693 


der  Fettreihe  nimmt  mit  steigender  Anzahl  der  Kohlenstofiatome 
ab;  z.  B.  Essigsäure  ist  besser,  als  Buttersäure  (Nägel  i,  Stutzer) 
und  Methylalkohol  besser,  als  Amylalkohol  (Brown)1 2). 

4)  Eintritt  von  Aldehyd-  oder  Ketongruppen  erhöhen  die  Nähr- 
fähigkeit; z.  B.  Glukose  oder  Fruktose  sind  besser,  als  Mannit, 
Acetessigester  besser,  als  Essigester  4).  Bei  gesteigerter  Labilität 
der  Aldehydgruppe  kann  jedoch  Giftwirkung  eintreten  (siebe  unten). 

Von  hohem  Interesse  für  die  Bakteriologie  müsste  es  sein,  ver- 
gleichende Studien  über  Näbrfähigkeit  verschiedener  Substanzen  noch 
weiter  auszudebnen  3),  Es  dürfte  sich  dann  auch  im  Allgemeinen 
bestätigen,  dass  am  Stickstoff  methylirte  Basen  besser  sind,  als  die 
entsprechenden  nichtmethylirten  *).  Man  sollte  z.  B.  vergleichen 
Glykokoll  mit  Sarkosin,  Glykocyamiu  mit  Kreatin. 

Was  die  Stickstoffquellen  für  diese  Pilze  betrifft,  so  können  be- 
kanntlich nicht  nur  Ammoniaksalze  und  Nitrate  verwendet  werden  5 6), 
sondern  auch  mannigfache  organische  Stickstoffverbindungen , wie 
Amidosauren,  Säurearoide,  Amine,  wahrscheinlich  auch  Nitrile  und 
manche  Nitroso-  und  Nitroverbindungen,  Azo-  und  Diazoverbin- 
dungen sind  ebensowenig  geprüft,  wie  Hydrazo-  und  Azoxyverbin- 
dungen ö).  Wir  dürfen  wohl  schliessen,  dass  aus  affen  den  verschie- 
denen organischen  Stickstoffquellen  zuerst  Ammoniak  gebildet 
wird,  ehe  die  Eiweisssynthese  beginnen  kann.  Würden  die  ver- 
schiedenen Amidosauren,  Amine  etc.  als  solche  verwendet,  so 
müssten  schliesslich  verschiedene  Eiweisskörper  und  damit  ein  ver- 
schieden funkiionirendes  Protoplasma  entstehen.  Aber  wir  müssen 
diese  Idee  ebenso  zurückweisen,  wie  die  eines  bekannten  Chemikers, 
welcher  meinte,  aus  verschiedenen  Zuckerarten  müssten  verschiedene 
Protopiasmakorper  und  damit  neue  Arten  von  Organismen  entstehen. 

Schützenberger,  welcher  sich  sehr  grosse  Verdienste  im 
Kapitel  der  Eiweissspaitungen  durch  Basen  erworben  bat,  hat  ge- 
meint, man  könne  das  Eiweiss  wieder  aus  deu  Aznidosäuren  zu- 
samraensetzen,  in  die  es  sich  mit  Säuren  oder  Basen  spalten  lässt, 
und  erhielt  auch,  als  er  ein  Gemenge  von  Amidosauren  mit  Phosphor- 
säureanhydrid  erwärmte,  ein  Produkt,  welches  mit  Phosphorwolframsäure 
gefällt  wurde  und  die  Biuretreaktion  gab.  Allein  Nencki  wies  mit 
Recht  darauf  hin,  dass  auf  diese  Weise  wohl  keine  Prote'instoffe  er- 


1)  Versuche  mit  Baeteriöru  aceti.  (Chem.  Soe.  Journ.  März  1886.) 

2)  Loew,  Bio!.  Centr&ibia«  X.  S.  585.  Von  einigem  Interesse  wäre  es  noch,  in 
dieser  Beziehung  zu  vergleichen  : Propionsäure  mit  BreDztraubensäure , Vaieriansäure 
mit  Laevulinsäure.  Selbstverständlich  sind  hier  nur  solche  Pilze  zu  verwenden,  welche 
diese  Ketonsäuren  nicht  vergshren. 

3)  Bokprny  und  ieh  haben  bei  Versuchen,  Algen  organisch  zu  ernähren, 
beobachtet,  dass  Hydautoin  und  Kreatin  bei  Spirogyren  günstiger  wirken,  als  Leucin 
oder  Urethan,  was  wir  auf  eine  gewisse  Labilität  der  in  jeneu  Verbindungen  enthaltenen 
CH,  Gruppe  zurückführten.  (Journal  f.  prakt.  Cbetn.  XXXVI.  280  ) 

4)  Vergl.  Loew  Pflüger’s  Archiv.  XL.  S.  442. 

5)  Verg!.  auch  O.  Loew,  lieber  das  Verhalten  niederer  Piize  gegen  verschiedene 
anorganische  Stickstoffverbindungen  (Biol.  Centralblatt.  X.  S.  577.) 

6)  Durch  die  Güte  des  Herrn  Prof.  Th.  Curtius  hoffe  ich  bald  in  den  Stand 
gesetzt  zu  sein,  die  vor  ihm  entdeckte  hochinteressante  Stickstoffwasserstoffsäure  im 
Verhalten  gegen  Bakterien  au  prüfen. 


694  L o e w , 

halten  werden,  vollends  aber  keine,  wie  sie  in  lebenden  Zellen  vor- 
handen sind. 

Die  Assimilation  des  Stickstoffs  aus  Nitraten,  sowie  des  Schwefels 
aus  Sulfaten  geht  jedenfalls  auf  die  Weise  vor  sich,  dass  diese  durch 
heftige  Atombewegung  im  Protoplasma  der  Spaltpilze  veranlasst  wer- 
den, mit  leicht  oxydirbaren  Stoffen  der  Zellen  zu  reagiren,  sie  geben 
an  diese  ihren  Sauerstoff  ab  und  nehmen  dafür  von  diesen  Wasser- 
stoff auf1);  als  HäS  und  als  NH^  betheiligen  sich  dann  der  S und  N 
bei  der  Eiweisssynthese. 

Ein  Studium  von  fundamentaler  Bedeutung  ist  die  Giftwir- 
kung auf  Bakterien.  Wie  ich  früher  schon  hervorgehoben 
habe2),  müssen  wir  zwischen  allgemeinen  und  speziellen  Giften 
unterscheiden.  Spezielle  Gifte  sind  z.  B.  Kohlenoxyd , Kupfersalze, 
Arsensäure,  arsenige  Säure,  sie  wirken  nur  auf  bestimmte  Abtheilungen 
des  Thier-  resp.  Pflanzenreichs.  Allgemeine  oder  Plasmagifte  da- 
gegen wirken  tödtlieh  auf  alle  lebenden  Zellen  ohne  Unterschied. 
Was  zunächst  die  allgemeinen  Gifte  betrifft,  so  lassen  sich  folgende 
Gesetze  aufstellen: 

1)  Starke  Säuren  und  Basen  wirken  durch  Veränderung  der 
Eiweissstotfe  des  lebenden  Plasmas  giftig. 

2)  Körper,  welche  leicht  Sauerstoff  an  das  lebende  Protoplasma 
abgeben,  wirken  giftig,  indem  dadurch  andersartige  Oxydationen  als 
beim  Athmungsprozess  bewirkt  werden,  z.  B.  durch  W'asserstoflsuper- 
oxyd,  Chromsäure,  Jodate  und  Permanganate. 

3)  Körper,  welche  reduzirend  wirken,  sind  giftig,  z.  B.  schweflige 
Säure3),  Schwefelwasserstoff4). 

4)  Metallsalze  von  solchen  Metallen,  welche  gern  Wasserstoffatome 
der  Amidogruppe  ersetzen,  sind  allgemein  giftig,  wie  z.  B.  Queck- 
silber- und  Silbersalze.  Alkalische  Silberlösuogen  können  noch  durch 
direkt  oxydative  Thätigkeit  giftig  wirken  5). 

5)  Körper  mit  einem  intensiven  Schwingungszustand  wirken  durch 
eine  schädliche  Beeinflussung  der  Lebensbewegung  giftig,  z.  B.  Chloro- 
form, Aether,  ätherische  Oele.  Sie  bewirken  Umlagerung  im  aktiven 
Eiweiss  des  Protoplasmas. 

6)  Körper,  welche  bei  grosser  Verdünnung  noch  in  Aldehyd- 
gruppen eingreifen6),  sind  giftig:  Hydroxylamin,  Diamid,  Phenyl- 
hydrazin. 0,1  °/0  des  Diamids  NSH4  oder  des  Hydroxylamins 
NH2OH  verhindern,  wie  ich  gezeigt  habe,  die  Entwickelung  von 
Fäulnisspilzen.  Marpmann  hat  die  Giftigkeit  de§  Hydroxyla- 
mins dann  auch  für  Pneumoniekokken  und  Bacillus  ureae  beob- 


1)  Vergl.  meine  Mittheilungen  über  katalytische  reduzirende  Wirkun- 
gen in  den  Ber.  d.  Deutschen  Chemischen  Geselisch.  XXUI.  S 3126.  S 675  und  S.  866. 

2)  Pflüger ’s  Arch.  XL.  438. 

3)  Vergl.  L.  Pfeiffer,  Chem.  Centralblatt.  1889.  II.  300. 

4)  Nach  F.  Frankland  werden  Cholerabakterien , Blaueiterbakterien  und  die 
F i n k 1 e r 'sehen  Spirillen  durch  HsS  und  S04  rasch  getödtel  (Z.  H.  VI.  13). 

5)  Vergl.  auch  Behring,  Deutsche  Med.  Wochenschr.  18S7.  No.  37. 

6)  0.  Loew,  Pflüger's  Arch.  XXXV  S.  516  und  Sitzungsber.  der  Geselisch.  f 
Morph,  und  Phys.  in  München.  1889.  S.  126;  ferner  Binz,  Virchow’s  Archiv. 
Bd.  CXILI  und  E.  Schulze  und  V.  Meyer,  Ber.  d.  deutsch,  chem.  Qm.  XVII.  1654. 


Die  chemischen  Verhältnisse  des  Bakterienlebens. 


695 


achtet,  H.  Büchner  bat  gezeigt,  dass  das  Diamid  eia  scharfes 
Gift  für  Choleravibrionen  ist. 

7)  Körper,  welche  noch  bei  grosser  Verdünnung  in  Amido- 
gr uppen  eingreifen,  sind  giftig;  hierher  gehören  Körper  mit  sehr 
labiler  Aldehydgruppe,  wie  sie  z.  B.  im  Formaldehyd  vorhanden  ist. 
Formaldehyd  wirkt  bei  0,1%  stark  antiseptisch  1 ) , auch  als  Gas 
wirkt  er  sehr  intensiv2).  Acetaldehyd  und  Benzaldehyd  erweisen 
sich  für  Anaeroben  als  scharfe  Gifte  3), 

Ferner  gehört  hierher  freie  salpetrige  Säure.  Der  Umstand, 
dass  Sprosspilze  nicht  durch  Nitrate  ernährt  werden  können,  findet, 
wie  Laurent  zeigte,  darin  seine  Erklärung,  dass  bei  der  bald  vor 
sich  gehenden  Nitriibildung  und  der  sauren  Reaktion  der  Nähr- 
lösungen salpetrige  Säure  frei  wird,  welche  die  Hefe  schädigt.  Es 
steht  zu  hoffen,  dass,  wenn  es  gelingt,  die  Hefe  in  schwach  alkali- 
schen und  zuckerfreien  Nährlösungen  zu  züchten , dieselbe  auch  im 
Stande  sein  wird,  aus  Nitraten  den  Stickstoff' zu  assimiliren.  Schimmel- 
pilze können  zwar  auch  bei  sauer  reagirender  Nährlösung  Nitrate 
verwenden,  indessen  diese  reduziren  die  Nitrate  nur  in  dem  Maasse, 
als  die  Eiweissbildung  vor  sich  geht,  weshalb  sich  auch  die  inter- 
mediäre Nitritbildung  hier  nicht  nachweisen  lässt.  — Bei  Spaltpilz- 
kulturen in  schwach  sauren  Nährlösungen,  denen  Nitrate  zugesetzt 
sind,  bemerkt  man  bald  nach  dem  Auftreten  von  Nitrit,  dass  die 
Weiterentwickelung  sistirt  wird,  während  in  alkalischen  Lösungen 
sich  beträchtliche  Mengen  von  Nitrit  anhäufen  können.  F.  Frank- 
1 a n d zeigte , dass  Stickoxyd  rasch  tödtlich  wirkt  auf  die  Cholera- 
bakterien, Finkler’schen  Spirillen  und  Bacillus  pyocyaneus. 
Die  chemische  Wirkung  des  Stickoxyds  bei  Gegenwart  von  Wasser 
gleicht  derjenigen  der  salpetrigen  Säure. 

8)  Körper  mit  doppelt  gebundenen  Kohlenstoffatomen  sind  in  der 
Regel  giftiger,  als  die  entsprechenden  gesättigten  Substanzen,  z.  B. 
Aeroleln  giftiger,  als  PropylaMehyd,  Neurin  giftiger,  als  Cholin,  Vi- 
nylamin giftiger,  als  als  Aethylamin  (Versuche  an  Bakterien  fehlen 
hier  noch). 

9)  Der  Gifteharakter  eines  organischen  Komplexes  nimmt  mit 
der  Anzahl  der  Amido-  und  Imiaogruppen  zu:  Harnstoff  ist  giftiger, 
als  Urethan,  Guanidin  giftiger,  als  Harnstoff,  Toluylendiamine  giftiger, 
als  Toluidin,  Phenylendiamine  giftiger,  als  Anilin,  Phenylhydrazin 
giftiger,  als  Anilin  4),  Xanthin  giftiger,  als  Theobromin,  dieses  wieder 
giftiger,  als  Coffein  (Filehne).  (Vergleichende  Versuche  an  Bak- 
terien fehlen  hier  fast  völlig.) 

10)  Basen  mit  primär  gebundenem  Stickstoff  sind  ceteris  paribus 
schädlicher,  als  solche  mit  sekundär  gebundenem  und  diese  schäd- 
licher, als  solche  mit  tertiär  gebundenem:  Amarin  ist  giftiger,  als 
Hydrobenzamid  5),  Pyrrol  und  Piperidin  sind  giftiger,  als  Pyridin. 


1)  O.  Loew,  Ber.  d.  Ges.  für  Morph,  und  Physiol.  München,  Mai  1888. 

2)  H.  Büchner,  Münch,  medic.  Wochenschr.  1889.  No.  20. 

3)  Kltasato  und  Weyl,  Z.  Hig.  VIII.  41 

4)  Loew,  Pflüger’»  Archiv  XXXV.  527. 

5)  Nach  älteren  Versuchen  an  Hunden,  ferner  neueren  an  Algen,  von  Bokorny, 


696 


Loe  w, 


Ich  fand,  dass,  während  0,5%  freies  Pyridin  weder  Schimmel-  noch 
Spaltpilzen  schadet,  schon  0,2  % Piperidin  antiseptisch  wirkt1). 

N (C;,H5)  NH  = (C5H10) 

Pyridin  Piperidin 

Ferner  dürften  sich  noch  folgende  beiden  Sätze,  für  die  bislang 
nur  sehr  wenige  Beispiele  existiren,  wohl  allgemein  und  auch  für 
Bakterien  bestätigen  lassen. 

11)  Von  isomeren  giftigen  Körpern  ist  der  chemisch  labilere 
auch  der  giftigere:  Isouitrile  sind  giftiger,  als  Nitrile;  sulfocyansaures 
Ammoniak  giftiger,  als  Thiocarbamid. 

12)  Nimmt  in  einem  schädlich  wirkenden  Stoffe  durch  Eintritt 
gewisser  Atomgruppen  der  labile  Charakter  zu,  so  nimmt  auch  der 
Giftcharakter  zu:  Trioxybenzole  sind  giftiger,  als  Dioxybeuzole  und 
diese  wieder  giftiger,  als  Moncxybenzol  (Phenol). 

Bei  vergleichenden  Versuchen  an  Bakterien  ist  eine  Anzahl  von 
Umständen  wohl  zu  beachten  ; zunächst  die  Temperatur.  Ein  Körper, 
welcher  bei  10 — 15°  in  einer  gewissen  Verdünnuug  nicht  als  Gift 
wirkt,  kann  bei  36°  möglicherweise  seine  Giftwirkung  bei  derselben 
Verdünnung  entfalten.  Das  Protoplasma  der  lebenden  Zellen  ist 
durch  einen  weit  intensiveren  Schwingungszustand  der  labilen  Atom- 
gruppen im  Eiweiss  viel  reagirfähiger,  d.  b.  empfindlicher  geworden, 
als  bei  niederer  Temperatur  4).  Ein  zweiter  wichtiger  Faktor  ist  der 
Luftzutritt.  Körper,  welche  starke  Gifte  und  zugleich  leicht 
oxydabel  sind,  können  möglicherweise  bei  Luftzutritt  ertragen 
werden,  da  die  Pilze  das  Gift  in  dem  Maasse,  als  es  eindringt,  wieder 
durch  oxydative  Thätigkeit  unschädlich  machen  können  (Pyrogallol, 
Indol,  Salicylsäure) , wogegen  bei  Luftabschluss  das  Gift  zur  vollen 
Wirkung  kommt. 

Noch  wichtiger  als  die  Kenntniss  der  allgemeinen  Gifte  ist  die 
Krnntniss  der  Spezial  gifte  für  Bakterien;  doch  ist  dieses  Feld 
erst  in  neuester  Zeit  mit  Erfolg  in  Angriff  genommen  worden.  Die 
überaus  wichtigen  Beobachtungen  K.  Büchner ’s  über  die  bakterien- 
t.ödtenden  Eigenschaften  des  Blutserums  und  die  interessanten  Mit- 
theilungen Hankin ’s  über  den  schützenden  Prote'inkörper  derRatteu- 
milz s)  sind  Marksteine  in  der  Entwickelung  der  Bakteriologie. 
Während  wir  hier  Proteinstofle  haben,  welche  dem  Thmre  nicht, 
wohl  aber  den  Bakterien  schaden,  haben  B r i e g e r und  F r a e n k e 1 
gezeigt,  dass  Diphterie-,  Tetanus-  und  Typhusbacillen  im  6 egen - 
ikeiie  Eiweissstoffe  bilden,  welche  auf  die  T liiere  sehr  giftig  wir- 
ken 4).  H er raaun  Scholl  hat  gefunden  (Prager  med.  Wochenschr. 
1890.  No.  44),  dass  Cholerabakterien  aus  Albumin  bei  Anaerobiose 

1)  Loew,  Pflüger's  Areh.  XL  442. 

2)  Vergl.  die  Versuche  von  Henle,  Behring  und  fl  ei  der.  Letsterer  fand 
(dieses  Ceutraibi.  IX.  221),  dass  Milzbrandsporec . weiche  durch  36  tägige  Einwirkung 
einer  5 ö/oigen  Karbolsäure  bei  Zimmertemperatur  nicht  vernichtet  wurden  , schon  nach 
2 Stenden  bei  55°  C durch  dieselbe  getodtet  waren.  Der  Grund  dieser  Verschieden- 
heit ist  weit  mehr  in  dem  Protoplasma  der  Zellen,  als  in  der  Karbolsäure  su  suchen. 

3)  Dieses  Ceotralblatt.  IX.  No.  10  u.  11. 

4)  Berl.  klin.  Wochenschr.  XXV5I.  241.  N&eli  Martin  produzirt  auch  Bacillus 
Mi  t h i a c i s Toxalburuine. 


Die  chemischen  Verhältnisse  des  ßakterienlebeus. 


697 


ficsserst  giftige  Eiweisskörper  bilden.  In  Nencki’s  Laboratorium 
wurde  aber  schon  im  Jahre  1888  von  Dr.  Hammerschlag  aus 
Tuberkelbacillen  ein  stark  toxischer,  albuminoseartiger  Körper  isolirt 
(Wien.  Akad.  Ber.).  Nencki  hat  die  Ansicht  ausgesprochen,  dass 
die  Toxalbumine  Enzyme  sind,  mit  spezifischer  und  sehr  energischer 
Wirkung1)-  Er  weist  unter  andern  auch  auf  die  Beobachtung  von 
B6champ  und  Bai  tu s hin,  dass  0,35  g Malzdiastase  und  0,15  g 
Pankreatin  per  Kilo  Körpergewicht  nach  Einspritzung  in  die  Blut- 
bahn bei  Hunden  sich  als  tödtlich  erwiesen. 

Auch  unter  den  organischen  Basen,  deren  Heer  sich  durch 
Synthese  täglich  mehrt,  müssen  wir  Umschau  halten,  ob  nicht  Spe- 
zialgifte für  Bakterien  sich  darunter  befinden.  Wir  wissen  z.  B. 
vom  Chinolin,  dass  es  den  gewöhnlichen  Fäulnisspilzen  sehr  schäd- 
lich ist,  dagegen  selbst  in  bedeutender  Konzentration  (als  salzsaures 
Salz)  nicht  den  Sprosspilzen2),  es  ist  also  ein  Spezialgift.  Neurin 
ist  ein  Gift  für  höhere  Thiere,  nicht  für  niedere  Pilze.  Chinin, 
Strychnin,  Morphin  sind  keine  Gifte  für  die  gewöhnlichen  Fäulniss- 
bakterien,  Chinin  ist  für  niedere  thierische  Organismen  ein  stärkeres 
Gift  wie  Strychnin,  bei  höheren  Organismen  ist  es  bekanntlich  umge- 
kehrt. Amöben  werden  von  den  Salzen  des  Chinins  rascher  getödtet, 
als  von  denen  des  Morphins  (Binz);  das  Gleiche  wird  bei  Algen 
beobachtet  (Loew);  bei  höheren  Thieren  ist  es  umgekehrt. 

Salzsaures  Cocain  wirkt  in  0,3  °/c  Lösung  nicht  schädlich  auf 
Hefe,  aber  für  chlorophyllbaltige  Infusorien  (Zygoselmis  orbi- 
cularis)  wirkt  es  20 mal  giftiger,  als  Strychnin;  sie  werden  schon 
durch  Viooooo  Cocain  getödtet  (Char pentier). 

In  neuerer  Zeit  haben  Derivate  des  Anilins  (Pyoktanin,  Sulf- 
aminol)  als  specielle  Bakteriengifte  therapeutische  Verwendung  ge- 
funden. 

Der  Grund,  dass  gewisse  Stoffe  auf  einzelne  Abtheilungen  des 
Organismenreiches  giftig  wirken,  auf  andere  nicht,  hängt  mit  der 
Tektonik  des  Protoplasmas  zusammen.  Nervenzellen  werden  anders 
affizirt,  als  Drüsenzellen,  Chlorophyll  führende  Organismen  anders, 
als  chlorophyllfreie,  Zellen  von  intensiver  Thätigkeit  meist  leichter, 
als  solche  mit  geringer.  Bei  verschieden  funktionirenden  Zellen  aber 
müssen  wir  einen  verschiedenen  molekularen  Aufbau  (Tektonik)  vor- 
aussetzen; daher  kann  es  kommen,  dass  gewisse  Stoffe  in  einem 
Falle  störend  eingreifen  können,  in  einem  andern  aber  nicht 3). 


1)  Korrespondenzblatt  für  Schweizer  Aerzte.  XX  (18901. 

2)  Donath,  Ber.  d.  deutsch,  ehern.  Ges.  XIV.  184  und  0 Loew,  Pflüger ’s 
Arch.  XXXV.  519. 

3)  Vergl.  darüber  Weiteres:  O.  Loew,  PflBger’s  Atch.  XXXV.  511  nud  526 
und  Ibid.  XL.  447. 


(Fortsetzung  folgt.) 


698 


Bacillus  lactis  viscosus 


Referate. 


idameiz,  L.,  Untersuchungen  über  Bacillus  lactis  visco- 
sus,  einen  weitverbreiteten  milch  »i  rthschaftlichen 
Schädling.  (Berliner  landwirtschaftliche  Jahrbücher.  1891.) 

Wie  bereits  mitgetheilt  (Ref.  in  Bd.  VII  und  VIII  dieser  Zeit- 
schr.),  entdeckte  Prof.  Adametz  den  genannten  Bacillus  zuerst 
in  dem  Wasser  zweier  Bäche  der  Umgebung  Wiens  und  züchtete  ihn 
in  Milch.  Dass  derselbe  aber  auch  spontan  als  Milcbscbädhng  auf- 
tritt,  ergaben  neuere  Untersuchungen  von  aus  der  Schweiz  (Sornthal) 
eiügesendeten  Proben  fehlerhafter  Milch.  Bei  diesen  konute  auch 
nachgewiesen  werden,  dass  der  Erreger  des  fadeuziebenden  Rahmes 
aus  dem  Wasser  eines  bestimmten  Brunnens  stammte.  Da  zudem 
die  Erscheinungen,  welche  man  in  der  milchwirthschaftlicheu  Praxis  an 
„fadenziehender“  oder  „schleimiger  Milch“  beobachtet,  sehr  häufig  ganz 
mit  den  vom  Bacillus  lactis  viscosus  hervorgerufenen  überein- 
stimmen,  gewinnt  eine  genaue  Kenutniss  dieses  lästigen,  die  Milch- 
produkte verderbenden,  wenn  auch  nicht  gesundheitsschädlichen 
Spaltpilzes,  zumal  für  Milchwirthe,  nicht  nur  besonderes  Interesse, 
sondern  auch  erhöhte  Wichtigkeit.  Es  ist  deshalb  die  vorliegende, 
mit  3 Photogrammeu  ausgestattete  Monographie  eine  werth volle  Be- 
reicherung bakteriologischer  Forschung. 

Bacillus  lactis  viscosus  bildet  kokkenähnliche  Kurz- 
stäbchen mit  dicker,  lichtbrechender,  nicht  färbbarer  Kapsel  und 
hefeähnliche  Involutionsformen  mit  kleiner  Tochterzelle.  Genaue, 
mit  Hülfe  der  Mikrophotographie  angestellte  Messungen  ergaben 
folgende  Resultate:  In  Müchkulturen  sind  die  mittelgrossen  (in 

überwiegender  Zahl  vorhandenen)  Bacillen  sammt  der  Hülle  1,5  /t 
lang,  1,25  fx  dick;  die  grösseren  1,75«  lang,  1,35^/  dick,  die  klein- 
sten 1,25  /n  lang,  1,10  fx  dick;  in  Theilung  befindliche  messen  2,2  /x 
Länge,  1,3  ,«  Dicke,  an  den  Involutionsformen  ist  die  Mutterzei le 
3,1  /x  lang,  2,5  /x  breit.  Die  Hülle  ist  in  der  Regel  0,2— 0,3  // 
dick,  zuweilen  jedoch  bis  0,7  /x.  In  Pepton- Gelatine  und  Agar-Agar 
bleiben  die  Bacillen  etwas  kleiner,  ihre  Hülle  dünner.  Sporenbildung 
wurde  bis  jetzt  nicht  beobachtet.  — 

Plattenkulturen  auf  Glycerin-Pepton-Gelatine  liefern  im  Allge- 
meinen weissliche,  durchschimmernde,  runde,  scheibenförmige  Kolo- 
nieen  mit  scharfen  Kontouren  und  zuweilen  mit  konzentrischen 
Ringen.  Bei  niedrigerer  Temperatur  (8 — 15°  C)  und  tiefer  in  der  Ge- 
latine erreichen  sie  bis  zu  4 mm  Durchmesser.  Nur  bei  günstiger 
Temp.  (16—20°)  wachsen  diese  runden  Kolonieen  in  einen  dünnen, 
oberflächlich  gelegenen,  breiten,  unregelmässig  gezackten  Saum  aus, 
der  im  durchfallenden  Licht  hornartig  durchscheinend  ist,  im  auf- 
fallenden Licht  aber  eine  lebhafte  Opalescenz  zeigt.  Diese  charakte- 
ristischen Kolonieen  erreichen  nach  7—8  Tagen  1 — 1,2  cm  Durchmesser. 
In  der  Tiefe  der  Gelatine  bleiben  die  Kolonieen  punktförmig  klein. 
Verflüssigung  tritt  nicht  ein. 


BseiJIus  Jactis  viscosus. 


699 


Die  Kolonieen  auf  Agarplatten  verhalten  sich  ähnlich,  sind  matt- 
weiss,  bis  zu  2 mm  breit  und  zeigen  nur  in  Rollplatten  schönen 
Opalglanz.  — Strichkulturen  geben  auf  glycerinhaltiger  Peptongela- 
tine schmale,  weissliche,  durchschimmernde  Streifen,  die  einen  an- 
fangs glatten,  später  feingezackten  Rand  besitzen.  Achnlich  ist  der 
Strich  auf  Agar,  schmutzig  weiss,  schwach  perlmutterglänzend.  Die 
Masse  des  Striches  lässt  sich  in  beiden  Fallen  in  lange  Fäden  aus- 
ziehen.  Bei  Stichkulturen  tritt  keine  Verflüssigung  ein.  Sowohl  in 
Pepton  als  in  Agar  entwickelt  sich  an  der  Oberfläche  um  den  Strich 
eine  weissliche  Auflagerung.  Längs  des  Stichkanales  ist  das  Wachs- 
thum in  Pepton-Gelatine  anfangs  punktförmig,  ;n  Agar  massiger. 

In  Würze  und  Würzegelatine  gedeiht  B ac  1 1 1 us  1 a c ti  s visco- 
sus  nicht.  — Das  Verhalten  desselben  in  Milch  ist  an  anderer 
Stelle  (Ref.  Bd.  VII  d.  Z.)  eingehend  besprochen.  Stenlisirte  Milch 
wird  nach  4 — 6 Wochen  zähflüssig  wie  Honig  und  lässt  sich  in 

meterlange  Fäden,  ähnlich  den  Spinnenfäden,  ausziehen.  In  nicht 
sterilisirter  Milch  wird  nur  der  Rahm  fadenziehend  oder  schleimig. 
Dieser  Rahm  liefert  eine  weiche,  schmierige  Butter,  die  durch  das 
massenhafte  Auftreten  von  Buttersäurebacillen  rasch  dem  Verder- 
ben anheimfällt.  Dies  berechtigt  zu  der  Annahme,  dass  der  Ba- 
cillus lactis  viscosus  den  Buttersäurebacillen  gewissermaassen 
den  Boden  bereite.  Zur  Erhärtung  dieser  Behauptung  führte  A. 

folgendes  Experiment  aus:  Er  versetzte  eine  alte  Milchkultur  von 
Bacillus  lactis  viscosus  mit  dem  15-fachen  Volumen  Wasser. 
Nach  8 — 10  Tagen  zeigt  diese  Flüssigkeit  die  Konsistenz  vom 
Hübnereiweiss.  Lässt  man  diese  an  freier  Luft  stehen , so  siedeln 

sich  _ in  derselben  bald  zahlreiche  Buttersäurebacillen  an  und  er- 
regen eine  lebhafte  Buttersäuregährung.  — Von  den  chemischen  Ver- 
änderungen der  Milch  ist  ausser  der  Bildung  der  fadenziehenden 
Substanz  zunächst  die  Veränderung  des  Kasein  zu  erwähnen.  Aus 
ganz  alteD  Milchkulturen  konnte  es  durch  Ansäuern  und  Kochen 

nicht  mehr  gefällt  werden.  Der  Milchzucker  war  noch  in  erheblicher 
Menge  vorhanden.  Fehling  ’sche  Lösung  lieferte  aber  einen  zeisigfar- 
benen  Niederschlag,  der  jedoch  nicht  von  der  fadenziehenden  Substanz 
herrührt.  Die  letztere  erhält  man  nebst  dem  veränderten  Kasein  durch  Fäl- 
lung mit  sehr  viel  absolutem  Alkohol  als  schneeweissen  Niederschlag, 
der  zahlreiche  Bakterienzellen  einschliesst.  Die  Resultate  der  che- 
mischen Veränderungen  der  Milch  sowie  eigene,  in  verschieden  kon- 
zentrirten,  kohlehydratfreien  Peptonlösungen  angestellte  Kul- 
turen ergaben,  dass  die  fadenziehende  Substanz  weder  das  Produkt 
einer  schleimigen  Gährung,  noch  ein  Zersetzungsprodukt  der  Bacillen 
selbst  ist,  sondern  von  der  Hüllsubstanz  der  Bacillen  herstammt, 
daher  wahrscheinlich  wie  bei  Bacillus  mesentericus  vulga- 
tus  metamorphosirte  Cellulose  ist.  Dieselbe  wurde  durch  Kochen  und  Es- 
sigssäurezusatz nicht  verändert,  durch  Alkohol  aber  gefällt.  5 — lOprozen- 
tige  Rohrzuckerlösung  mit  Peptonzusatz  erzeugte  keine  raschere  und 
reichlichere  Bildung  der  fadenziehenden  Substanz,  Milchzuckerlösungen 
verlangsamten  sogar  die  Entwickelung. 

Als  schätzenswerthen  Anhang  und  zum  Vergleiche  bringt  der 
Verf.  eine  Uebersicht  über  die  übrigen  bisher  bekannt  gewordenen 


700  B»c.  l»ctis  vi*c.  — B#c.  melochloros.  — Sept.  und  pySin.  Pro*«sge. 


Bakterien,  welche  die  Milch  in  einen  schleimigen  oder  fadenziehen- 
den Zustand  zu  versetzen  vermögen. 

Dahin  gehören : 1)  die  kleinen  Kokken,  welche  Schmidt-Mühl- 
heim als  Ursache  einer  schleimigen  Gährung  in  der  Milch  ansieht, 
2)  gewisse,  von  Hueppe  gefundene  Kokken,  3)  die  Duclaux- 
schen  Aktinobakter-Arten,  4)  L o eff  1 er’s  Bacillus  der  schlei- 
migen Milch,  5)  der  C o c c u s der  „langen  W eiM  von  Weigmann, 
6)  der  muthmaassliche,  auf  Pinguicula  verkommende  Urheber  der 
schwedischen  Dichtmilch  oder  langen  Milch,  7)  der  Kartoffelbacillus 
(Bacillus  mesentericus  vulgatus,  8)  der  von  Schütz  isolirte, 
von  Katz  beschriebene  Micrococcus  schleimiger  Milch ; ferner  2 
pathogene  Arten,  die  als  Urheber  von  Euterentzündungec  bekannt 
geworden  sind  und  aus  den  erkrankten  Eutern  in  die  Milch  gelangen, 
nämlich:  9)  die  Streptokokken,  welche  zuerst  Nocard  und  M ol- 
ler eau,  später  Hess  und  Bor  ge  au  d auffanden  und  studirten, 
10)  Der  Guillebau’sche  Bacillus  c,  den  Freudenreich  be- 
schrieb; endlich  11)  die  2 aus  Bierwürze  und  Bier  stammenden  van 
Laer’schen  Bacillen  No.  I.  und  II,  welche  bei  Uebertragung  in 
Milch  eine  grüne,  fadenziehende  Schichte  absondern. 

In  Bezug  auf  die  chemische  Zusammensetzung  der  fadenziehen- 
den Substanz  tbeilt  A.  die  Bakterien  in  3 Gruppeu;  1)  solche,  bei 
denen  die  fadenziehende  Substanz  wahrscheinlich  durch  Quellung  der 
Zellwand  entsteht,  also  mehr  oder  weniger  veränderte  Cellulose  ist, 
wie  bei  Bacillus  mesentericus,  Bacillus  lactis  visco- 
sus  etc.,  2)  solche,  bei  denen  dieselbe  eiweisshaltig  ist,  wie  bei 
den  Wei-Kokken  und  3)  solche,  bei  denen  sie  stickstoffhaltig  ist,  je- 
doch nicht  zu  den  Eiweisskörpern  gehört,  wie  der  van  Laer’sche 
Bacillus  viscosus.  W.  W i n k 1 e r (Wien). 

Winkler,  F.,  und  SckrStter,  H.  v.,  Ein  neuer  grünen  Farb- 
stoff entwickelnder  Bacillus.  8°.  8 p.  Wien  1890. 

Die  Yerff.  untersuchten  den  Raupenkoth  der  Obstmaden  des  Apfel- 
wicklers (Carpocapsa  pomonelia  L.)  bakteriologisch  und  fanden 
ia  demselben  neben  Aspergillus-  und  Hefearten  konstant  einen 
beweglichen,  2 — 2,5  n grossen  Bacillus  mit  abgerundeten  Enden, 
der  die  Gelatine  unter  Entwickelung  eines  grünen  Farbstoffs  äusserst 
schnell  verflüssigte  und  ein  Kaninchen,  in  dessen  Bauchhöhle  ein 
Drittel  der  Pravaz’ scheu  Spritze  von  einer  Reinkultur  gespritzt 
worden  war,  am  10.  Tage  tödtete.  Sie  geben  diesem  Mikroorganismus, 
der  weder  mit  dem  Bacillus  pyocyaneus  a und  ß,  noch  mit 
dem  Bacillus  fluorescens  a und  ß,  noch  mit  dem  Hajek- 
sehen  Bacillus  foetidus  ozaenae  identisch  ist,  den  Namen 
Bacillus  m el  och  io  ros.  M.  Kirchner  (Hannover). 

Halm.  M.,  Zur  Leichendiagnose  der  septischen  und 
pyämischen  Processe.  [Aus  dem  patholog.  Institut  zu  Berlin.} 
(Virchow’s  Archiv.  Band  CXXIII,  Heft  1.) 

Verf.  hat  eine  Reihe  von  septischen  Leichen  bakteriologisch  unter- 
sucht und  dabei  hauptsächlich  die  pathogenen  Kokken  berücksichtigt. 
Zur  Untersuchung  gelangten  Eiter,  Milz,  Leber,  Nieren  und  zuweilen 


Septische  und  pyämische  Prozesse.  — Krebs. 


701 


aach  die  Lungen.  Als  Nährböden  dienten  Glycerioagar  und  Fleisch- 
wasserpeptoßbouiliou. 

Die  Färbung  von  Schnitten  erfolgte  nach  der  Gram 'sehen 
Methode  oder  mit  Loeffler’s  Methylenblau.  Die  Schnittuntersuchung 
ergab  oft  ein  negatives  Resultat,  während  die  Kulturmethode  noch 
Keime  nachwies.  In  den  Schnitten  wurden  nur  Kokken  gefunden.  Auch 
vom  frischen  Eiter  wurden  stets  mikroskopische  Präparate  angefertigt. 

Die  Thierversuche  bestanden  in  subkutaner  Impfung  am  Ka- 
ninchenobre. 

Von  den  15  untersuchten  Fällen  waren  9 puerperale  ; in  5 Fällen 
war  der  Ausgangspunkt  eine  Phlegmone.  Von  den  9 Fälleu  von 
Puerperal prozessen  waren  4 ausgesprochene  Fälle  von  Pyämie. 

Bakterioskopisch  fand  man  3mal  Streptokokken  jn  fast  allen 
Metastasen  und  Organen,  lmal  nur  Staphylokokken. 

Id  5 Fällen  von  Puerperalprozessen  bestand  PeritODitis.  Id  dem 
Peritonealexsudate  wurden  3 mal  nur  Streptokokken,  2 mal  Strepto- 
kokken und  Staphylokokken  gefunden. 

Unter  den  nicht  ausgesprochen  pyämischen  puerperalen  Erkran- 
kungen fanden  sich  2 mal  Streptokokken  und  Staphylokokken.  In  2 
anderen  Fällen  von  Puerperalprozessen  fanden  sich  grosse  Mengen 
von  Streptokokken  in  den  inneren  Organen.  Verf.  neigt  sich  der  An- 
schauung von  der  Identität  des  Streptococcus  pyogenes  und 
der  des  Ery sipelcoccus  zu. 

In  den  Fällen,  in  denen  die  Aligemeininfektion  von  einer  Phlegmone 
ausgegangen  war,  fand  man  im  Eiter  Streptokokken,  zuweilen  auch 
Staphylokokken;  dagegen  ergab  die  bakterioskopische  Untersuchung 
der  inneren  Organe  ein  fast  vollständig  negatives  Resultat«  Viel- 
leicht handelt  es  sich  in  diesen  Fällen  um  einen  durch  die  Wirksam- 
keit der  Bakterien  hervorgerufenen  Intoxikationsprozess. 

Der  akute  Milztumor  ist  nach  Verf.’s  Erfahrung  keine  konstante 
Erscheinung  bei  der  septischen  Aligemeininfektion. 

Di  ttrich  (Prag). 

Tramp»,  Th.,  Ueber  saprophyte  Schimmelpilze  im 
Brustkrebs.  (Inaug.  Diss.)  8n.  36  S.  1 Tfi.  München  1889. 

Verf.  veröffentlicht  einen  Fall  von  Mamrnaearcinom  bei  einer 
56  jährigen  Frau,  das  zur  Uleeration  gekommen  war,  und  bei  dem  in 
deD  intumescirten  Acbseldriisen  ein  Schimmelpilz  gefunden  wurde. 
Züchtungen  wurden  nicht  gemacht,  die  Diagnose  wurde  nur  auf 
Grund  der  mikroskopischen  Untersuchung  gestellt.  Höchst  auffällig 
ist,  dass  Verf.  nicht  nur  Hyphen  mit  ausgebildeten  Fruchtköpfen, 
sondern  auch  Sklerotien  gesehen  haben  will,  die  ihn  veranlassen,  den 
Pilz  a!s  eine  sehr  kleine,  noch  nicht  beschriebene  A s p e r g i 1 1 u s art 
anzusprechen.  Nach  den  bisherigen  Beobachtungen  bilden  die  Hy- 
phomyceten  im  menschlichen  und  thierischen  Organismus  lediglich 
ein  Mycel,  während  Fruchtkörper  nicht  beobachtet  sind. 

Zur  Vervollständigung  seiner  Krankengeschichte  gibt  T.  ein 
Verzeichniss  von  Litteratu rangaben  über  Schimmelpilzbefunde,  wobei 
er  saprophytische  und  pathogene  Pilze  nicht  scharf  trennt.  Ganz 
vertraut  scheint  er  überhaupt  mit  den  einschlägigen  Verhältnissen 

IX.  Bd.  45 


702 


Krebs. 


nicht  zu  sein,  da  ihm  einige  nicht  ganz  verzeihliche  Irrthümer  mit 
unterlaufen.  So  führt  er  an,  dass  Grawitz  „mit  Erfolg  die 
Schimmelpilze  derart  umzüchtete,  dass  sie  sowohl  die  Alkalescenz 
des  Blutes,  als  auch  die  erhöhte  Temperatur,  ebenso  den  verringerten 
Sauerstoffgehalt  des  Blutes  nicht  nur  ertrugen,  sondern  üppig  vege- 
tirten“.  Diese  angebliche  Entdeckung  von  Grawitz  ist  ja  bekannt- 
lich von  Koch,  Gaffky  und  Loeffler  als  ein  Irrthum  nachge- 
wiesen worden,  herbeigeführt  durch  den  Umstand,  dass  Grawitz 
in  seinem  Versuch  Keime  von  saprophytischen  und  parasitischen 
Pilzen  zusammen  unter  der  Hand  gehabt  hatte,  von  denen  die  er- 
steren  bei  niedriger,  die  letzteren  nur  bei  höherer  Temperatur  ge- 
diehen. Dies  hätte  dem  Verf.  bekannt  sein  sollen.  Ebenso  unklar 
ist  seine  Anschauung,  dass  „die,  wenigstens  tueil-  und  zeitweise  in 
eitrigen  Sekreten  verkommenden  Kokken“  zu  den  Saprophyten  ge- 
hören. Im  Ganzen  genommen  ist  das  Wenige,  was  T.  aus  eigener 
Beobachtung  mittheilt,  unvollständig  und  nicht  zweifelsohne,  das 
daran  geknüpfte  Räsonnement  vielfach  unzutreffend  und  keine  Be- 
reicherung unseres  Wissens.  M.  Kirchner  (Hannover). 

Schütz,  J.,  Mikroskopische  Carcinombefuude  nebst 
ätiologischen  und  praktisch  verwendbaren  diagno- 
stischen Ausblicken.  Mit  6 Mikrophotographieen.  8°.  23  S. 
Frankfurt,  a.  M.  1890. 

Verf.  macht  zunächst  Mittheilung  von  einigen  Bakterienfunden, 
die  er  bei  Carcinom  gemacht.  Er  fand  in  Schnitten  von  Lippencarci- 
nomen  einmal  schlanke  Stäbehen  von  der  Grösse  und  dem  Aussehen 
des  Tuberkelbacillus,  in  einem  zweiten  Falle  runde,  */ 2 pi  grosse, 
regellos  gruppirte  Kokken,  in  einem  dritten  6 — 12  /i  lange,  1 u breite, 
wetzsteinförmige,  sporenhaltige  Bacillen  mit  spitzen  Enden.  Er  er- 
örtert im  Anschluss  daran  die  von  R a p p i n bei  Krebs  gefundenen 
Diplokokken,  die  Scheurle  n’schen  „Krebsbacillen“  und  die  im  An- 
schluss an  diese  von  anderen  Forschern  — Sch i 11 , D o m i n gos 
Frei  re,  Frauth  u.  a.  — mitgetbeilten  Bakterienbefunde  und  gibt 
seine  eigene  Anschauung  dahin  kund,  dass  er  diese  alle  für  zufällige 
hält,  welche  mit  dem  Krebs  nichts  zu  thun  haben ; mit  S e u g e r 
hält  S.  den  Krebs  überhaupt  nicht  für  eine  Bakterienkrankheit. 

Im  zweiten  Theile  seiner  Arbeit  hebt  er  die  histologischen 
Eigenthümlichkeiten  hervor  und  weist  auf  die  Unterschiede  hin,  die 
zwischen  gewöhnlichen  Epithelzellen  und  Krebszellen  auf  Grund  der 
Lehre  von  der  Karyokinese  zu  gewahren  sind.  Er  fand  in  frisch 
untersuchten  Carcinompräparaten  so  auffallend  viele  Mitosen  — mit- 
unter über  20  in  einem  Gesichtsfeld  — , dass  seiner  Ansicht  nach 
„der  Reichtbum  der  Mitosen  direkt  einen  Rückschluss  auf  die  Bös- 
artigkeit einer  Geschwulst  gestatten  kann“.  Zweitens  fand  er,  „dass 
bei  Carcinom  unter  den  in  Karyokinese  befindlichen  Kernen  es  stets 
einige  gibt,  welche  eine  so  unverhältnissmässige  Grösse  haben,  wie 
sie  in  den  entsprechenden  menschlichen  Geweben  sonst  nicht  Vor- 
kommen, und  die  gewissermaassen  äusserlich  den  Stempel  einer  hö- 
heren Virulenz  an  sich  tragen“.  Drittens  beobachtete  er,  „dass  bei 
Carcinom  die  Mitosen  bezüglich  ihrer  Grösse  Verschiedenheiten  bei 
einem  und  demselben  Individuum  resp.  Tumor  erheblicher  Art  zeigen. 


Wurzelknöllchen  der  Leguminosen. 


703 


während  in  physiologischen  Geweben  thierischer  wie  pflanzlicher 
Art eine  konstante  Gleich mässigkeit  in  der  Grösse  der  auf- 

findbaren Mitosen  vorhanden  ist“.  „Jedoch  muss  man  ol’t  viele  Prä- 
parate durchmustern,  um  die  Unterschiede  zu  koustatircn.“  „Die 
hervorragend  periphere  Lage  der  Mitosen  in  den  Krebszellenzügen, 
namentlich  bei  den  grösseren  der  in  Karyokinese  befindlichen  Zellen, 
ist  ein  viertes  für  die  Diagnose  Krebs  beachtenswertes  Merkmal.“ 
Fünftens  weist  S.  auf  die  Häufigkeit  vod  Wanderzelieu  mit  fraktio- 
nirten  Kernen  innerhalb  des  Krebsepithels  hin,  die  sich  mit  den 
Anilinfarben  auffallend  gut  färben.  Endlich  weist  er  auf  die  beim  Car- 
cinom  in  allen  Fällen  ausnahmslos  vorhandene  reiche  Vascularisation  und 
Rundzellenbildung  hin.  Um  alle  diese  Dinge  gut  erkennen  zu  können, 
muss  man  jedoch  nach  seiner  Ansicht  „bei  suspekten  Geschwülsten 
behufs  mikroskopischer  Untersuchung  die  Gewebsfcheiie  ganz  lebend 
frisch  einer  Fixation  vor  der  Härtung  unterwerfen“  Von  den  zur 
Fixirung  empfohlenen  Methoden  empfiehlt  er  als  beste  die  von 
Flemming,  zur  FärbuDg  Karbolfuchsin  ev.  mit  Methylenblau-Gegen- 
färbung.  M.  Kirchner  (Hannover). 

Laurent,  Recherchessur  les  nodosites  radicales  des 

1 egumineuses.  (Annales  de  l’lnstitut  Pasteur.  1891.  $o.  2. 
S.  105.) 

Die  vorliegende  Arbeit  bietet  eine  interessante  Uebersicht  über 
die  historische  Entwickelung  unserer  Kenntnisse  über  die  Wurzel- 
knöllchen der  Leguminosen  und  bringt  zugleicii  eine  Reihe  neuer  Be- 
obachtungen. 

Seit  Jahrhunderten  ist  es  bekannt,  dass  die  Leguminosen  im 
Stande  sind,  einen  unfruchtbaren  Boden  anzureichern.  H e 1 1 r i e g e 1 
hat  zuerst  nachgewiesen,  dass  die  Vegetation  der  Leguminosen  in 
einem  stickstotffreien  Boden  nur  dann  eine  reichliche  ist,  wenn  ihre 
Wurzeln  die  zwar  längst  bekannten,  aber  in  ihrer  Funktion  uner- 
kannten eigenthümlicben  kleinen  Knöllchen  zeigen.  Seitdem  ist  die 
Frage  von  den  verschiedensten  Seiten  studirt  worden. 

Verf.  gibt  zunächst  eine  anatomische  Schilderung  der  Wurzel- 
knöllcheD  und  der  darin  befindlichen  „B  akte  r o'i  den“.  Letztere 
zeigen  sehr  verschiedene  Formen,  besitzen  einen  mittleren  Querdurch- 
messer von  1 fi  und  gleichen  zum  Theil  gewöhnlichen  Bacillen,  haben 
aber  weniger  regelmässige  Kontouren,  während  andere  sogar  verzweigt 
sind  und  die  Form  eines  Y oder  eines  T zeigen.  Wie  schon  Frank 
und  Beyerinck  nachgewiesen  haben,  ist  die  Form  der  Bakteroiden 
hei  der  gleichen  Pflanzenspecies  sehr  konstant.  Reagentien  gegen- 
über verhalten  sich  die  Bakteroiden  wie  gewöhnliche  Bakterien,  färben 
sich  mit  Jod  gelb  und  nehmen  Anilinfarben,  besonders  Fuchsin  und 
Methylviolett  mit  Begierde  auf,  ebenso  Hämatoxylin.  Ausser  den 
Bakteroiden  existiren  im  Knöllchengewebe  ferner,  was  schon  durch 
andere  Autoren  bekannt  ist,  fädige,  verästelte,  hyphenartige  Aus- 
breitungen, welche  die  Zellwandungen  durchbohren.  Verf.  gelang 
deren  Nachweis  in  Schnitten  besonders  gut  durch  Dahliaviolett,  und 
er  gibt  eine  Reihe  von  Abbildungen,  auf  deuen  zum  Theil  die  von 
ihm  behauptete  Entstehung  der  Bakteroiden  durch  Knospenbildung 

46* 


704 


Wnrzeiknöllchca  der  Leguminosen 


von  (lickeD,  fädigeu  Bildungen  aus  zu  erkennen  ist.  Prazmowski 
hat  die  Fäden  nachgewiesen  in  den  Knöllchen  von  Lupinus  per- 
e n n i s und  PhaseoluB  vulgaris,  Verf.  bei  Lupinus  luteus 
und  Phaseolus  multiflorus.  Bei  letzteren  beiden  Arten  ver- 
schwinden die  fädigeu  Bildungen  alsbald  nach  Bildung  der  Bakteroiden, 
unter  Zurücklassung  vereinzelter  unregelmässiger  Protoplasmakiumpeu. 

Von  verschiedenen  Autoren  wurde  bereits  nachgewiesen,  dass 
die  Knöllchenbildung  an  den  Wurzeln  der  Leguminosen  durch  In- 
fektion künstlich  hervorgerufen  werden  kann.  Verf.  suchte  vor  Aliem 
zu  beweisen,  dass  ohne  Hiuzutreten  von  Keimen  die  Entstehung  von 
Knöllchen  unmöglich  ist.  Zwergerbsen  („Pois  nain  de  gräce“,  deren 
Stengel  30  cm  nicht  überschreitet)  wurden  mit  1 promille  Sublimat- 
lösung 15  Minuten  lang  behandelt  und  dann  nach  gründlicher  Ab- 
spiiluug  mit  sterilisirtern  Wasser  in  einer  geeigneten,  sterilen  Nähr- 
salzlösung in  Proberöhren  von  200—350  ccm  keimen  gelassen.  Nach 
eingetretener  Keimung  wurden  die  jungen  Pfläuzcheß  mitteist  steriler 
Watte  in  den  Röhren  so  befestigt,  dass  zu  den  Wurzeln  keine  Pilze 
zutreten  konnten.  Bei  6 derartigen  Versuchen  ergab  sich  am  Ende 
der  Kultur,  dass  nur  eine  ganz  unbedeutende  Stickstoftzunahme  in 
den  ausgewachsenen,  knöllchenfreien  Pflanzen  gegenüber  den  Samen 
stattgefundeu  hatte.  Die  Nothwendigkeit  eines  zweiten  Organismus 
zur  Erzeugung  der  Knöllchen  ist  hierdurch  bewiesen.  Verf.  hat  auch 
durch  Versuche  dargethan,  dass  nicht  beliebige  Bakterien  zum  Hervor- 
rufen der  Knöllchen  genügen.  Dagegen  lassen  sich  letztere  sicher 
erzeugen  durch  Impfung:  man  lässt  Zwergerbsen  keimen  und,  wenn 
die  WTürzelchen  5 — 8 cm  lang  sind,  macht  man  Einstiche  in  dieselben 
mit  einer  Glasnadel,  mit  welcher  man  vorher  in  die  eventuell  mit 
Sublimatlösung  abgewaschenen  Knöllchen  irgend  einer  Leguminosenart 
eingestochen  hatte.  Die  ersten  Knöllchen  erscheinen  dann  im  günstigen 
Falle  in  10  Tagen  nach  der  Inokulation,  und  zwar  nicht  bloss  an  den 
Impfstellen,  weil  ein  Theil  der  Aussaat  sich  auch  in  der  Nährlösung 
vertheilte.  Man  kann  auch  nur  letztere  inüziren,  doch  erfordert  die 
Knötchenbildung  dann  etwas  längere  Zeit.  Oder  man  kann  endlich 
nur  etwas  Erde,  auf  der  Leguminosen  gewachsen  sind,  zur  Aussaat 
verwenden.  Zur  üebertragung  können  die  Knöllchen  der  verschie- 
densten Papiliouaceen-Arten  genommen  werden;  sie  geben  stets 
positiven  Erfolg,  aber  die  Zahi  und  die  Grösse  der  erzeugten  Knöllchen 
variirt.  je  nach  dem  Aussaatmaterial.  Verf  gibt  eine  tabellarische 
üebersicht  über  seine  bezüglichen  zahlreichen  Impfversuche  und  die 
dabei  verkommenden  Verschiedenheiten. 

Die  Impfungen  geben  ein  verschiedenes  Resultat  ferner  je  nach 
dem  Alter  der  zur  üebertragung  verwendeten  Knöllchen.  Junge 
Pflanzen  liefern  sehr  kräftige  Mikroben,  bei  blühenden  Pflanzen  da- 
gegen vermindert  sich  die  Lebensfähigkeit  der  Mikroben,  noch  später 
bleibt  ein  Theil  der  Inokulationen  resultatlos.  Verf.  meint,  man  müsse 
eventuell  daran  denken,  dass  die  Wurzeln  der  Leguminosen  nicht  die 
natürliche  Wohnstätte  des  Mikroben  darstellen;  hiergegen  spreche  je- 
doch, dass  es  möglich  ist,  denselben  während  mehrerer  Monate  von 
Erbse  zu  Erbse  zu  übertragen,  wenn  man  sehr  junge  Knöllchen  zu 
den  Inokulationen  wählt.  Auch  die  Formen  der  Bakteroiden  in  den 


Wur*elknÖllchen  der  Leguminosen. 


705 


künstlich  erzeugten  Knöllchen  sind  abhängig  von  der  Ausgangspflanze. 
Schou  Beyerinck  hat  nachgewiesen,  dass  diese  Formen  bei  den 
verschiedenen  Arien  der  Leguminosen  differiren,  theils  bezüglich  Grösse, 
tkeils  Ramifikation,  bei  der  gleichen  Art  aber  konstant  sind.  Verf. 
findet  dass  bei  Ueberimpfung  auf  Erbsen  die  spezifischen  Formen 
noch  wenigstens  während  einer  Generation  erhalten  bleiben,  glaubt 
übrigens  nicht,  dass  zur  Trennung  in  verschiedene  Arten  Aulass  ge- 
geben sei,  wohl  aber  handle  es  sich  um  physiologische  Rassen.  Schon 
Heil  riegel  hatte  festgestellt,  dass  gelbe  Lupinen  auf  einem  Terrain, 
welches  niemals  Leguminosen  getragen  hat,  keine  Knöllchen  zeigen. 
Verf.  konnte  dies  im  Garten  des  Institut  Pasteur  vollkommen 
bestätigen,  während  gleichzeitig  ausgesäte  Bohnen,  Erbsen  u.  s.  w. 
mehr  oder  weniger  reichlich  Knöllchen  trugen.  Bloss  die  für  die 
Lupinen  geeignete  physiologische  Rasse  war  in  dem  Boden  nieht 
vorhanden. 

Woronin  sprach  1866  zuerst  die  Idee  aus,  dass  die  Legumi- 
nosenknöilchen  durch  Vermittelung  eines  Mikroben  zu  Stande  kämen, 
eine  Ansicht,  die  in  der  Folge  vielfach  bestritten,  von  Reil  riegel 
wieder  aufgenommen  und  von  Beyerinck  und  Prazmowski 
durch  Gewinnung  von  Reinkulturen  des  „Bacilius  radicicola“ 
definitiv  bewiesen  wurde.  Verf.  wählt  statt  letzterer  die  von  Frank 
gegebene  Bezeichnung  „R  b i z o b i u m legunsi  nosaru  m“,  differirt 
aber  von  Frank  wesentlich  in  Betreff  der  morphologischen  Eigen- 
schaften. Zur  Gewinnung  von  Reinkulturen  nimmt  Verf.  die  Knöll- 
chen von  jungen  Zwergerbsenwurzeln,  behandelt  dieselben  10  Minuten 
mit  1 promille  Sublimatlösung,  dann  mit  sterilem  Wasser;  hierauf 
werden  dieselben  zerquetscht  und  das  so  gewonnene  Material  dient 
zur  Aussaat.  Als  Nährsubstanz  wurde  nach  Beyerinck  gelatini- 
sirte  Erbsenbouillon  mit  Zusatz  von  Asparagin  benutzt;  das  letztere 
erwies  sich  indes  nicht  als  vortheiihaft.  Die  Kolonieen  sind  weiss- 
lich  und  zeigen  eine  glänzende  Oberfläche;  bei  genügender  Uebung 
kann  man  sie  leicht  von  denen  der  gewöhnlicher.  Bakterien  unter- 
scheiden. Kräftig  entwickelte  Kolonieen  zeigen  eine  auffallend  schlei- 
mige Beschaffenheit  Die  schleimige  Substanz  färbt  sich  energisch 
mit  Dahliaviolett , wird  bei  Jodbehandlung  gelb  und  zeigt  keine 
Cellulosereaktion.  Das  sicherste  Kriterium,  dass  man  es  mit  Kolonieen 
von  Rhizo'bium  zu  thun  hat,  liegt  in  der  erfolgreichen  Verimpfung 
auf  junge  ErbseDwurzeln  in  steriler  Nährlösung,  da  die  gewöhnlichen 
Bakterien  keine  Knöllchen  erzeugen.  Bei  Kultur  in  Bouillon  bildet 
sich  ein  schleimiger  Bodensatz,  in  dem  nicht  nur  die  einfachen  Stäb- 
chenformen, sondern  auch  verästelte  F adenzostände  des  Rhizobiums 
zur  Beobachtung  kommen.  Eigenbewegung  konnte  auch  bei  den 
kleinsten  Formen,  entgegen  den  Angaben  von  Beyerinck  und  von 
Prazmowski,  nicht  wahrgenommen  werden. 

Da  die  Baktero'iden  des  Rhizobiums  durch  Knospung  aus 
Mycelfäden  hervorgeben,  so  ist  die  Pflanze  nicht  zu  den  eigentlichen 
Bakterien,  eher  zu  den  Hefepilzen  und  zu  den  hefeartigen  Formen 
(„formes-levures“)  zu  rechnen.  Das  Vorhandensein  einer  Cellulose- 
membran  ist  durch  Vuillemin,  Pichi  und  Koch  erwiesen,  wo- 
durch die  Zugehörigkeit  zu  den  Myxomyceten  ausgeschlossen  erscheint. 


706 


Wurzelknöllchcn  der  Leguminosen. 


Eher  besteht,  wie  schon  Marshall  Ward  angenommen  hat,  eine  Ver- 
wandtschaft mit  den  Ustilagineen,  bei  denen  durch  Brefeld  Spross- 
forrnen  genügend  bekannt  sind.  Am  meisten  aber  stimmt  das  Rhi- 
zobium  iu  seinem  morphologischen  Verhalten  mit  der  von  Metschni- 
koff  als  Parasit  der  Daphnien  beschriebenen  Pasteuria  ra- 
nn osa,  mit  welcher  Verf.  das  Rhizobium  in  einer  zwischen  den 
eigentlichen  Bakterien  und  den  niedersten  fadenbildenden  Pilzen  (Usti- 
lagineen, Hyphomyceten,  Hefepilze)  zu  errichtenden  Gruppe  zu  ver- 
einigen vorschlägt. 

Interessant  sind  noch  Laurent’ s Darlegungen  über  die  phy- 
siologischen Eigenschaften  des  Rhizobiums.  Dasselbe  durch- 
dringt nicht  nur  die  Epidermis  der  Wurzeln  und  bewirkt  Knöllchenbil- 
dung an  Ort  und  Stelle,  sondern  es  verbreitet  sich,  wie  Verf.  experimen- 
tell nachweist,  auch  iu  der  Längsrichtung  und  erzeugt  Knölichenbildung 
an  anderen  Stellen  der  Wurzeln  Zur  normalen  Funktion  des  Rhi- 
zobiu.ros,  weiche  offenbar  in  der  Fixiung  des  Stickstoffs  besteht,  ge- 
hört reichlicher  Luftzutritt.  Bei  beschränkter  Luftzufuhr  zur  Wurzel 
enthalten  die  Knöllchen  nur  wenig  Bakteroi'den,  die  Erbsen  geben 
eine  nur  unbedeutende  Stickstoffausbeure  und  bleiben  elend,  ebenso 
wie  solche  ohne  Mikroben.  Die  in  den  Knöllchen  gebildeten  Bak- 
teroiden  haben  gewöhnlich  nur  eine  kurz  dauernde  Existenz,  man 
hielt  sie  deshalb  für  Reservenährstofie.  In  der  That  dienen  sie  zur 
Ernährung  der  Wirthptianze,  sie  werden,  vermutlich  durch  ein  Enzym, 
aufgelöst,  verlieren,  wie  schon  Beyerinck  nachgewiesen  hat,  ihre 
Lebensfähigkeit  und  verschwinden  vollständig.  Verf.  hat  theiis  rund- 
liche, tbeils  ovale  Körperchen  beobachtet,  welche  er  für  Cysten,  ab- 
stainmend  von  den  Mycelien  hält,  und  die  er  als  Dauerzustände  des 
Rhizobiums  ansieht,  bestimmt  für  den  Aufenthalt  in  der  Erde, 
nach  eingetretener  Fäulniss  der  Wurzel. 

Die  vom  Verf.  studirte  Rasse  des  R h i z o b i u m s gedieh  auf  Gela- 
tine und  in  Erbsenbouillon  am  besten  bei  22 — 26°,  nicht  mehr  bei  30°. 
Bei  10°  erfolgte  noch  kräftiges  Wachsthum.  Wachsende,  intakte 
Knöllchen  müssen  im  Wasser  5 Minuten  lang  auf  90 — y5°  erhitzt 
werden,  um  ihre  Infektionsfähigkeit  für  Erbsenwurzeln  zu  verlieren. 

Zusatz  von  1 promille  Kalium-  oder  Natriumnitrat  zur  Erbsen- 
bouülon  macht  letztere  ungeeignet  für  das  Rhizobium;  gleichzei- 
tiger Zuckerzusatz  hebt  diese  Wirkung  auf.  Die  Assimilation  des  gas- 
förmigen Stickstoffs  durch  das  Rhizobium  ist  äusserst  wahrschein- 
lich. aber  bis  jetzt  nicht  bewiesen.  Man  kann  allerdings  zeigen,  dass 
das  Rhizobium,  wie  zuerst  Prazmowski  nachwies,  in  minerali- 
schen Nährlösungen  ohne  Stickstoff  gut  gedeiht,  während  die  gewöhn- 
lichen Bakterien  unter  den  gleichen  Bedingungen  sich  wenig  entwickeln. 
Verf.  hat  zahlreiche  Versuche  mit  mineralischen  Nährlösungen  unter 
Zufügung  von  5—10  °/0  sorgfältig  gereinigtem  Rohrzucker,  Trauben- 
zucker, Mannit  oder  Glycerin  angestellt.  Die  Resultate  waren  am 
besten  bei  Rohrzucker.  Wenn  die  Nährlösung  nur  eine  Schicht  von 
5 mm  Dicke  bildet,  entsteht  ein  schleimiger  Bodensatz,  bei  einer 
Dicke  von  1 cm  bilden  sich  nur  Flocken,  bei  noch  grösserer  Dicke 
zeigt  sich  nur  Trübung.  Der  Zutritt  der  Luft  scheint  somit  bei  N- 
freien  Lösungen  erforderlich,  während  andererseits,  wie  Verf.  hervor- 


Krankheiten  der  Bernsteinbaume. 


707 


bebt,  durch  Zufuhr  von  Kohlehydraten  die  Assimilation  des  Stickstoffs 
befördert  zu  werden  scheint.  Die  Kolonieen  des  Rhizobiurns  auf 
Lupinengelatine  entwickeln  sich  auch  in  reiner  Stickstoffatmosphäre, 
obwohl  langsamer,  als  in  freier  Luft.  Die  Reaktion  des  Nährsubstrats 
für  das  Rhizobium  muss  neutral  oder  schwach  alkalisch  sein,  in 
sauren  Medien  vermag  dasselbe  nicht  zu  gedeihen. 

Yerf.  ist  damit  beschäftigt,  durch  Massenkulturen  des  Rhi- 
zobiums  in  N-freien  Substraten  den  strikten  Beweis  der  Assimilation 
des  gasförmigen  Stickstoffs  zu  liefern.  Büchner  (München). 

Conweutz,  H.,  Monographie  der  baltischen  Bernstein- 
bäume. Vergleichende  Untersuchungen  über  die 
Vegetationsorgane  undBlüthen  sowie  über  das  Harz 
und  die  Krankheiten  der  baltischen  Bern  stein  bäume. 
Mit  18  lithographischen  Tafeln  in  Farbendruck.  Mit  Unterstützung 
des  westpreussischen  Provinziallandtages  herausgegeben  von  der 
naturforschenden  Gesellschaft  zu  Danzig.  Foi.  151  beiten.  Danzig 
1890. 

Die  Abhandlung  beschäftigt  sich  mit  den  Bäumen,  weiche  den 
baltischen  Succinit,  die  Hauptmasse  des  baltischen  Bernsteins,  im 
Eocän  gebildet  haben.  An  ausserordentlich  reichlichem  Material 
konnte  der  Yerf.  nicht  nur  zahlreiche  andere  Einschlüsse  studiren, 
welche  zur  Kenntniss  der  Bernsteinbäume  und  des  Bernsteinwaldes 
beitragen,  sondern  insbesondere  auch  Wurzel,  Stamm  und  Aeste  der 
Stammpfianzen  des  baltischen  Succinites  bis  auf  die  (durch  die  natür- 
liehe  Einbettung  der  Präparate  in  ein  Material,  das  den  Kanadabal- 
sam in  dieser  Hinsicht  noch  überfrifft,  trefflich  erhaltenen)  feinsten 
Einzelheiten  (Zellkerne)  iu  ihrem  anatomischen  Bau  (au  Dünnschliffen) 
untersuchen  und  mit  den  entsprechenden  Verhältnissen  der  Bäume 
der  Jetztzeit  vergleichen.  Es  ergab  sich  hierbei  zunächst,  dass  alle 
Ueberreste  des  Stammes,  der  Aeste  und  Wurzeln,  die  früher  als  zu 
verschiedenen  Baumspezies  gehörig  beschrieben  wurden,  derartig  in 
der  mikroskopischen  Struktur  übereinstiinmen,  dass  sie  zu  einer  Spe- 
zies (oder  wenigstens  in  Bezug  auf  diese  Struktur  übereinstimmenden 
Arten)  gerechnet  werden  können.  Die  Gattungen  Picea  und  Pinus 
lassen  sich  mit  Sicherheit  anatomisch  nicht  unterscheiden,  daher  be- 
zeichnet Verf.  die  Urheber  des  baltischen  Succinites  als  Pinus  (s. 
lat.)  succinifera  (G  o e p p.)  C o n w.  Die  Nadeleinschlüsse  gehören 
verschiedenen  Spezies  an,  die  als  Pinus  baltica,  P.  silva tica, 
P.  banksianoides,  P.  cembrifolia  und  Picea  Engleri  be- 
zeichnet sind,  ihr  Vorkommen  gestattet  keinen  sicheren  Schluss 
über  ihre  Zugehörigkeit  zu  der  auf  die  Holzbefunde  gegründeten 
Spezies  Pinus  succinifera,  ebensowenig  als  die  Zugehörigkeit 
der  männlichen  Blüten,  die  zur  Aufstellung  der  Arten  Pinus 
Reichiana,  P.  Schenkii  und  Pinus  Kleinii  führten,  zu  er- 
3teren  ermittelt  werden  konnte.  Weiter  ergaben  die  Untersuchungen, 
dass  das  ganze  Bernsteiniioiz  in  pathologischem  Zustande  befindlich 
ist  und  dass  die  gewaltigen  Harzergüsse,  welche  zur  normalen  Ver- 
harzung in  demselben  Verhältniss  standen,  wie  heutzutage  die  Re- 
sinosis  und  Gummosis  zur  normalen  Harz-  und  Gummibilduug  — ■ 


708 


Krankheitec  der  BernsteinbKuine. 


als  pathologische  Prozesse  aufgefasst  werden  müssen,  die  mit  dem 
Namen  Succinose  bezeichnet  werden.  Verf.  denkt  zwar  nicht  daran, 
dass  bei  den  Bernsteinbildungen  und  Bersteinergüssen  ähnlich  wie 
heutzutage  bei  der  Gummose  der  Amygdaleen,  oder  den  Schleim- 
fiüssen  der  Eichen  etc.  eine  bestimmte  Pilzspezies  der  Haupturheber 
gewesen  sein  könne;  aber  er  weist  die  Wirksamkeit  einer  Menge  ein- 
zelner Schädlichkeiten  nach,  welche  zur  Erklärung  der  Bernsteinkrauk- 
heit  ausreichend  erscheinen  dürften. 

Im  Bernsteinwalde  war  das  Pathologische  die  Regel.  In  erster 
Linie  war  die  Zahl  der  Insekten,  deren  Verwandte  auch  heutzu- 
tage die  Hauptfeinde  unserer  Forsten  sind,  eine  sehr  grosse.  Baum- 
läuse  (Lach n us),  HarzgallmückeD,  Wickler,  Lophyrusarten,  Holz- 
wespen, Hvlesinen  u.  a.  Bostrichiden,  Buprestiden,  Anobiiden,  Ce- 
rambyciden  vereinigten  sieb  in  ihren  Wirkungen.  Die  Einschlüsse  von 
Spechtfedern  im  Bernstein  beweisen,  dass  auch  Spechte  durch  Zimmern 
und  Zapfen  zerstören  die  Bernstein  Wälder  schädigten , wie  Kaaretn- 
scblüsse  die  Gegenwart  der  Eichhörnchen  u.  a.  Nager,  das  Vor- 
kommen gewisser  Insekten  (Tabanus,  Oestrus,  Stomoxys,  3il- 
vi  us,  Culex)  die  Existenz  grösserer  Warmblüter,  die  durch  Vieht.ritt 
schädlich  wurden,  beweisen  dürfte.  Die  Pilze,  welche  auch  in  unseren 
Wäldern,  besonders  da,  wo  die  Forstwirthschaft  mit  der  heutigen 
Mykologie  nach  auf  gespannten  Fusse  steht,  an  manchen  Orten  Baum 
für  Baum  befallen,  scheinen  in  deu  feuchtwarmen  Bernsteinwäldere 
des  Eocäns  besonders  verheerend  aufgetreten  zu  sein.  Dank  den 
Untersuchungen  Bärtig 's  kennt  man  die  Zersetzungserscheinungen, 
die  durch  die  einzelnen  Pilzparasitenspezies  im  Holz  hervorgerufen 
werden,  und  die  durch  sie  ve; änderte  mikroskopische  Struktur  so 
genau,  dass  sich  daran  die  Pilzspezies,  welche  die  Zerstörung  bewirkt, 
mit  Sicherheit  erkennen  lasst.  Ein  längeres  Arbeiten  im  Labora- 
torium Hartig’s  hat  auch  den  Verf.  befähigt,  nach  diesen  Wirkungen, 
denen  hie  und  da  Befunde  von  Pilzresten  selbst  hinzukameu,  ver- 
schiedene der  grossen  Zerstörer  der  Bäume  der  Jetztzeit  auch  in  den 
Bernsteinhölzern  nachzuweisen,  so  Trametes  piniFr.  (f.  suc- 
cinea),  Polyporus  vaporarius  Fr.  (f.  suecinea),  P.  moilis 
f.  suecinea.  Dagegen  fehlt  Agaricus  (Armillaria)  melleus 
und  Heterobasidion  arinosum  (Trametes  radiciperda). 
Im  todten  Holz  wurden  ein  Xenodochus-artiger  Pilz,  ein  Cla- 
dosperiura,  Sporotrichum,  Fusid  ium  und  ein  Hy  poch  aus 
konstatirt.  Von  Phanerogamen,  die  nach  Lippert’s  Beobachtungen 
auch  in  unseren  Tannenwäldern  ganze  Bestände  zu  Grunde  zu  richten 
vermögen,  kamen  die  Misteln  in  den  Bernsteinwaldern  vor.  Verf. 
führt  3 Arten  auf:  Lorant hacites  succineus,  Patzea 

Johniana  und  P.  Mengeana. 

In  den  Bernsteinurwälöeru  sind  sodann  eine  Reihe  von  Natur- 
erscheinungen, die  heutzutage  unsere  Wälder  schädigen,  allem  An- 
schein nach  in  viel  heftigerer  'Weise  wirksam  gewesen.  So  die 
Aesturig  oder  „Reinigung“  der  Baume  (von  den  unterer,  verdorren- 
den und  zuletzt  den  saprophytischen  Pilzen  preisgegebenen  Aesien), 
Baumschlag,  Windbruch.  Blitzschlag  (die  Holzsplitter  des 
ßuccinites,  deren  Wandungen  zerrissen  sind,  deuteD  darauf  hiD)? 


Üakteriol.  Totn  X.  internationalen  medicinischen  Kongresse  zu  Üerliri.  709 


hin),  Waldbrand  (iD  Folge  Blitzschlags,  der  nur  bei  pilzkranken 
und  hohlen  Bäumen  zünden  dürfte).  — 

Alle  diese  Schädlichkeiten  wirkten  dahin,  dass  sich  die  Bernstein- 
bäume in  einem  andauernden  Zustande  der  Zersetzung  und  abnormen 
Harzbildung  (Succinose)  befanden.  Aus  Astlöchern  quoll  dickflüssiges 
Harz,  an  Schäl wuuden  und  Baumschlagstellen  kamen  grössere  Mengen 
von  Harz  heraus,  und  wo  etwa  der  Blitz  eingeschlagea,  hingen  wohl 
auch  lange  Harzzöpfe  stalaktiteuartig  herunter.  Alle  diese  mit  Zell- 
saft gemischten,  daher  getrübten  Massen  erhärteten  bald  an  der  Luft, 
wurden  aber  später  wieder  durch  Einwirkung  der  Sonnenwärme  io 
dünnflüssigen  Zustand  versetzt  und  geklärt.  Das  klare  Harz  überzog 
die  Oberfläche  des  Stammes  und  der  Aeste  und  nahm  in  diesem  Zu- 
stand leicht  Yorüberfliegende  Insekten,  wie  angewehte  Pflanzenreste 
in  sich  auf;  bei  wiederholtem  Flusse  entstanden  geschichtete  Stücke 
(SchlaubeD),  die  sich  durch  Reichthum  an  organischen  Einschlüssen  aus- 
zeichoen.  Das  dünnflüssige  Harz,  welches  von  den  Zweigen  zur  Erde 
herabtropfte,  verkittete  hier  den  aus  den  zu  Fall  gebrachten,  in  mäch- 
tigen Lagen  über  einander  geschichteten  und  durch  Pike  und  Tbiere 
zersetzten  Baumresten  entstandenen  Mulm  zu  unförmlichen  Massen, 
welche  den  „Firniss“  des  Bernsteinhandels  geliefert  haben.  — 

Als  sich  der  Boden  senkte  und  Meerwasser  darüber  fiuthete,  ver- 
fiel auch  der  Bernsteinwald  seinem  Geschick,  Harz  und  Hölzer  ge- 
riethen  ins  Wasser  und  wurden  später,  zusammen  mit  den  Resten  der 
Meeresthiere,  iu  den  feinen  Sandmassen,  der  sogenannten  blauen  Erde, 
abgelagert,  die  aus  der  Zertrümmerung  des  früheren  Untergrundes 
des  Bernsteinwaides  hervorging. 

Die  Begründung  des  Vorstehenden  und  die  eingehenden  Be- 
schreibungen der  Bernsteinbäume  und  ihres  anatomischen  Baues 
mögen  in  dem  umfang-  und  inhaltreichen  Werke  selbst  nachgelesen 
werden.  Ludwig  (Greiz). 


Originalberichfe  Ober  Kongresse. 

Bakteriologisches  vom  X,  internationalen  medicinisohen 
Kongresse  zu  Berlin,  4. — 9.  August  1890. 

(Fortsetzung  ) 

Ans  den  Abtheünags-Sitzungen, 

XT.  Ahtheilung:  Hygiene. 

Herr  Lortet  (L y o n),  Die  pathogenen  Bakterien  des  tiefen 
Schlammes  im  Genfer  See. 

Die  Versuche  von  F o 1 und  von  D u n a n t haben  gezeigt,  dass 
ein  Wasser  mit  sehr  hohem  Keimgehalte,  wenn  es  einer  achttägigen 
Ruhe  überlassen  bleibt,  94  °/0  seines  Bakteriengehaltes  ausscheidet. 


7 IQ  Bakteriol.  vom  X.  internationRl&n  medicinischen  Kongresse  zu  Berlin 


Die  obersten  Wasserschichten  des  Genfer  Sees  enthalten  nur  38  Mi- 
kroben pro  ccm.  Es  lag  demnach  nahe,  hier  an  einen  ähnlichen  Vor- 
gang zu  denken  und  der  Frage  näher  zu  treten,  ob  die  Bakterien  in  dem 
Schlamme  der  verschiedenen  Tiefen  des  Genfer  Sees  leben  und  ge- 
deihen können,  wie  zahlreich  sie  daselbst  vorhanden  und  event.  ob 
sie  schädlicher  Natur  sind. 

Die  in  der  Nähe  von  Morges,  2 Kilometer  vom  Ufer  entfernt, 
aus  einer  Tiefe  vou  40 — 50  m,  also  bei  einem  Drucke  von  4 — 5 Atmo- 
sphären und  bei  der  konstanten  Temperatur  von  4,5°  C unter 
allen  Kautelen  hcuaufgeholteu  Sehlammproben,  die  theils  von  der 
Oberfläche  der  Schlammschichte,  theils  aus  dem  thonigen  Unterboden 
stammten,  wurden  in  sterilisirtem  Wasser  aufgeschwemmt  und  davon 
Quantitäten  im  Verhältnisse  von  1 ccm  zu  10Ö  g Körpergewicht  sub- 
kutan an  Meerschweinchen  verimpft.  Alle  Versuchstiere  gingen  prompt 
mit  Oedem  an  der  Impfstelle  zu  Grunde.  Der  Schlamm  von  den 
oberen  Schichten  und  aus  grösseren  Tiefen  erwies  sich  virulenter  und 
tödtete  die  Thiere  in  kürzerer  Zeit,  als  jener  aus  den  tieferen  Schichten. 
Der  vou  einer  bloss  200  m vom  Ufer  entfernten  und  nur  4 m tiefen 
Stelle  herrühreude  Sand  war  steril,  Thierversuche  mit  demselbem  gaben 
negative  Resultate,  so  dass  hier  eine  Reinigung  durch  lokale  Strö- 
mung angenommen  werden  kann. 

Von  den  verschiedenen  Schlammproben  wurden  zahlreiche  Kul- 
turen angelegt  und  aus  ihnen  der  Staphylococcus  pyogenes 
aureus,  der  Tetanusbacillus,  das  Bacterium  coli  commune 
uud  der  Typhusbaciilus  isolirt.  Wahrscheinlich  ist  auch  der  Tuber- 
kelbacillus im  Seeschiamme  vorhanden,  die  diesbezüglichen  Versuche 
sind  jedoch  nicht  genügend  zahlreich  gewesen,  um  hierüber  eine  be- 
stimmte Angabe  machen  zu  können. 

Jener  Tbeil  des  Sees,  aus  welchem  das  Untersuchungsmaterial 
stammte,  enthält  ein  chemisch  sehr  reines  Wasser.  Auch  dessen 
Bakteriengehalt  dürfte  wesentlich  geringer  sein,  als  er  für  das  See- 
wasser in  der  Nachbarschaft  von  Genf  konstatirt  worden  ist.  Trotz- 
dem enthalten  die  tiefen  Schlammschichten  schädliche  Bakterien, 
welche  auf  den  thierischen  Organismus  mit  derselben  Energie  ein- 
wirken, wie  jene,  die  Vortr.  in  den  Filtrirwerken  der  Stadt  Lyon  ge- 
funden hatte. 

Die  angeführten  Versuche  gestatten  zu  schliessen,  dass  die  Mi- 
kroben, welche  durch  die  Winde  an  die  Oberfläche  dieses  immensen 
Wasserbeckens  gebracht  oder  von  den  Flüssen  zugeführt  werden, 
wie  aile  anderen  Körper  dem  Einflüsse  der  Schwere  unterliegen.  Sie 
fallen  mehr  weniger  langsam  zu  Boden  und  häufen  sich  in  grosser 
Menge  auf  der  Oberfläche  des  feinen  grauen  Schlammes  an,  welcher 
den  Seeksssel  bedeckt.  Die  Mikroorganismen  werden  durch  den 
langen  Kontakt  mit  der  grossen  Wassermasse  nicht  vernichtet  und 
bewahren  in  der  dunklen  Tiefe  bei  der  konstanten  Temperatur  von 
+ 4,5°  C ihre  Lebensfähigkeit  eine  vielleicht  sehr  lange  Zeit.  Zu- 
folge der  sie  umgebenden  und  ebenfalls  durch  die  Wirkung  der 
Schwere  mitgerissenen  organischen  Substanzen  können  sie  sich 
daselbst  wahrscheinlich  durch  lange  Reihen  von  Generationen  ver- 
mehren. 


Bakterioi.  vom  X.  internationalen  me  liciuischen  Kongresse  zu  Berlin. 


Herr  Yalade  (Paris),  Ueber  den  autiseptischen  Werth  der 
Anilinfarben. 

Die  von  Vignal  ausgeführten  bakteriologischen  Untersuchungen 
über  den  antiseptischen  Werth  des  von  Merck  bezogenen  violetten 
und  gelben  Pyoktanins  zeigten,  dass  die  Entwickelung  des  Strep- 
tococcus pyogenes  und  des  Staphylococcus  pyogenes 
aureus,  wenn  man  einen  Tropfen  der  betreffenden  Kultur  in  steri- 
lisirte,  mit  Pyoktanin  in  verschiedenen  Dosen  versetzte  Fleischbrühe 
einbringt,  erst  bei  einem  Gehalte  von  0,35  g Pyoktanin  pro  Liter 
verhindert  wird.  Bei  etwas  geringeren  Dosen  bildet  sich  ein  aus  gut 
gefärbten  Kokken  bestehender  Bodensatz.  Das  Antisepticum  wurde 
bei  einer  anderen  Versuchsreihe  dem  Kolbeninhalte  erst  danu  hiqzu- 
gefügt,  als  die  geimpfte  Bouillon  deutlich  getrübt  war.  Zur  Ab- 
töd tung  der  oben  erwähnten  Kokken  bedarf  es,  wenn  sie  in  voller 
Entwickelung  begriffen  sind,  eines  Zusatzes  von  0,47  g violettem  oder 
von  1,25  g gelbem  Pyoktanin.  Die  an  Seidenfäden  angetrockneten 
Mikroorganismen  werden  durch  die  Einwirkung  einer  t°/0ü  violetten 
Pyoktaninlösung,  und  zwar  der  Streptococcus  pyogenes  nach 
75  Minuten,  der  Staphylococcus  aureus  nach  90  Minuten  und 
ein  Gemisch  saprogener  Bacillen  nach  2 Stunden  abgetödtet.  Das 
gelbe  Pyoktanin  wirkt  auf  dieselben  Mikroorganismen  unter  gleichen 
Verhältnissen  erst  nach  2,  2 1li  bezw.  3^4  Stunden  ein.  Um  ähn- 
liche Bedingungen  zu  schaffen,  unter  welchen  die  Bakterien  im  Or- 
ganismus sich  vorzufinden  pflegen,  wurden  die  Bouillonkulturen  mit 
dem  gleichen  Volumen  Eieralbumin  vermengt,  Flanellstückchen  mit 
der  Mischung  imbibirt  und  im  Exsiccator  getrocknet.  Zur  Abtödtuug 
des  Streptococcus  pyogenes  war  bei  dieser  Versuchsanordnung 
eine  IVaStündige,  für  den  Staphylococcus  aureus  eine  1 s/4- 
stündige  und  für  das  Bakterieugemisch  eine  2stündige  Einwirkung 
der  1 °/0 o violetten  Pyoktaninlösung  nöthig.  Das  gelbe  Pyoktanin 
übte  eine  noch  verzögertere  Wirkuug  aus.  Schliesslich  wurden  drei 
arsen-  und  phenolfreie  Anilinfarben  (Methylviolette  und  Auramin)  aus 
der  Fabrik  von  Perrier  in  Saint-Denis  auf  ihren  antiseptischen  Werth 
geprüft  und  ihre  bakterientödtende  Eigenschaft  als  eine  dem  Merck- 
schen  Präparate  ziemlich  nahestehende  befunden. 

Aus  den  Versuchen  geht  hervor,  dass  die  mit  dem  Namen  Pvo- 
ktaniu  bezeichneten  Auilinfarben  sehr  schwache  Antiseptica  sind. 
Nichtsdestoweniger  gibt  es  Fälle,  bei  welchen  das  Pyoktanin  wegeu 
seines  ausserordentlichen  Penetrationsvermögens  sich  viel  wirksamer 
erweist,  als  Sublimat. 

(Fortsetzung  folgt.) 


712 


Nene  Litter&tur. 


$ e u e Litteraiur 

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Koch’s,  R , Heilmittel  gegen  die  Tuberculose.  9.  Hft.  (Souderdr.)  gr.  8U.  125  p. 

Leipzig  (Georg  Thieiue)  1891.  1,60  M. 

Lieb  man,  V.,  Ueber  Tuberkelbacillen  im  Blute  von  Kranken,  die  mit  TubercuHu  be- 
handelt werden.  (Berl.  klin.  Wochenschr.  1891.  No.  16  p.  393 — 396  ) 

— — , 1 bacilli  della  tubercolosi  nel  sangue  dei  malatti  traltati  colla  tubercolina.  (Spc- 
riuientale.  1891.  No.  6.  p.  133—138.) 

Loomis,  H.  P.,  aud  Füller,  R M.,  Report  of  a case  of  lupus  vulgaris  treated  witb  Koch'» 
tuberculiu.  (Journ.  of  cutan.  and  genito-uriu.  diseases  1891.  No.  4.  p.  134  — 139.) 


U6 


Neue  Littomtur. 


Lösch,  F A.,  Ueber  die  Resultate  der  Koch’schen  Behandlungsmethode  in  der  Kiew- 
schen  propädeutischen  Klinik.  (Wratscb.  1891.  No.  13.  p 325 — 333.)  [Russisch.] 

Lubliniki,  W.,  Ueber  die  therapeutische  Wirksamkeit  der  camhartdinsauren  Salze. 
(Therapeut.  Monatsh  1891  Heft  4.  p.  239 — 243.) 

Martins,  Ueber  das  Auftreten  von  Polyurie  nach  Injektionen  von  Tnberculin.  (Deutsche 
medic.  Woehenschr.  1891.  No  14.  p.  517 — 518.) 

Af&aini,  G , Effetti  della  tinfa  di  Koch  sclla  laringe.  (Eiv.  clin.  arch  ital.  di  clin.  med. 
1891.  No.  1.  p.  93—99.) 

Ogata.  25. . Ueber  die  Immunitätsfrage.  (Deutsche  medic.  Woehenschr.  1891.  No.  16 
p.  565.) 

Pignol , Note  sur  le  traitement  de  la  tuberculose  par  les  injections  bypoderraiques 
d’eucaiyptol , de  gaiacol  et  d’iodoforme.  (Compt.  rend.'  de  ia  soc.  de  biol.  1891. 
No.  10.’  p.  178—181.) 

Preindlsberger.  J , Zur  Kenntniss  der  Bakterien  des  ünternagelraumes  und  zur  Des- 
infection  der  Hände.  : Ssianal.  medic  Schrift.,  brsg.  v.  d.  Wien.  klin.  Woehenschr. 
1891.  No.  22.)  gr.  8°.  34  p.  Wien  (Holder)  1891.  1,20  M. 

Tyr.dale,  J.  H..  Treatment  of  the  various  forrns  of  pulmonary  consumption  by  inocu- 
lation  with  vacotne  lvmpb.  [New  York  county  med.  assoc.]  (Boston  med.  and 
Surg.  Journ.  1891.  No  15.  p.  363  — 365.) 

Unna.  P G.,  Ueber  die  Verwendung  des  Tuberculins  bei  der  Lupusbebandiuug  und 
einige  neue  Mittel  gegeu  Lupus.  (Monatsh.  f.  prakt.  Dermatol.  ßd.  XII.  1891.  No.  8. 
p.  341  — 359  ) 

Zuffi.  A.,  Un  caso  di  tubercoiosi  cssea  guarito  colla  cura  chirurgica  associata  al!a  cura 
di  Koch.  (Arch.  di  ertoped.  1891  No.  1/2.  p.  26 — 34.) 


Bertchtignag. 

In  No.  17  dieses  Bandes  S.  562  muss  auf  Zeile  7 von  unten  „solche“  gestrichen 
werden  ; auf  der  vorletzten  Zeile  muss  es  heissen  „nicbthalogene  Photo  bakterien“. 

In  dem  Referat  über  Lübars ch,  Untersuchungen  über  die  Ursachen  der  angebo- 
renen und  erworbenen  Immunität  S 513  dieses  Bandes,  25.  Zeil6  von  oben  muss  statt 
„sporenhsitige1  ..sporeu  fr  e 5 e“  gelesen  werden.  Der  darauf  folgende  Satz  muss  lauten: 
„5t.  seinen  Versuchen  war  noch  nach  20  Tagen  ein  Theil  der  eingebrachten  Bacillen 
lebensfähig;  bei  Verwendung  s p o r o n h a 1 1 i g e n Materials  waren  selbst  nach  Verlauf 
von  2 5/2  Monaten  u.  s.  w.“ 


Inhalt. 


Originalmi  i theiinnsen . 

Lo»w,  0.,  Die  chemischen  Verhältnisse  dos 
Bakterienlebcus.  (Orig.)  (Forts  ),  p.  690. 

Stevenson,  W.  F.,  und  Bruce,  David,  Eine 
neue  Methode,  Flüssigkeiten  in  die  Bauch- 
höhle der  Versachsthiero  einzuspritzen. 
Mit  3 Abbildungen.  (Orig.),  p.  689. 

Tizzoni  G..  u.  Cstt&ni,  Ginsoppina.  Ueber 
die  Eigenschaften  des  Tetanus-Antitoxins. 
(Orig.),  p.  685. 

Referate. 

Ad&mets,  L.,  Untersuchungen  über  3acillus 
lactis  viscosus , einen  weitverbreiteten 
milchwirthschaftiiehen  Schädling,  p.  698. 

Conwenlz.  H.,  Monographie  der  baltischen 
Bernstein  bäume,  p.  707- 

3ahn.  M.  , Zur  Leichendiagnose  der  sep- 
tischen und  pyämischen  Prozesse,  p.  700.  j 

Laurent,  Rechercbes  sur  les  nedosites  ra- 
dic&ies  des  leguminenses,  p.  703. 


Schätz,  J.,  Mikroskopische  Carcinoinbefunds 
nebst  ätiologischen  und  praktisch  ver- 
wendbaren diagnostischen  Ausblicken, 
p.  702. 

Txrtmpp.  Th.,  Ueber  sapropkyte  Schimmel- 
pilze im  Brustkrebs,  p.  701. 

Winkler,  F. , unn  Sehrötter,  H-  v. , Ein 
neuer  grünen  Farbstoff  entwickelnder  Ba- 
cillus, p.  700. 

Origricalberichte  über  Kongresse. 

Bakteriologisches  vom  X.  inter- 
nationalen medicinischen  Kon- 
gresse zu  Berlin, 

4 — 9 August  1890.  (Fortsetzung.) 
Lortet,  Die  pathogenen  Bakterien  des  tiefen 
Schlammes  im  Genfer  See,  p.  709- 
Valade . Ueber  den  autiseptischen  Werth 
der  Anilinfarben,  p.  711. 

Neue  Litterator,  p.  712. 


FroxuttiRimache  Buchdruckerei  (Hermauu  Pohle)  iu  Jena. 


Bakteriologie  und  Parasitenkunde. 

Tn  Verbindung  mit 

Gel.  Mr,  Prof.  Dr.  Losctart  ui  Professor  Dr.  Loeftter 

ln  Leipzig  ln  Üreifswald 

herausgegeben  von 

Dr.  O.  TThlworm  in  Cassel. 


Verlag  von  Gustav  Fischer  in  Jena. 


^IX.  Band.  -®-  Jena,  den  6.  Juni  1891.  -o-  No.  22. 

Preis  für  den  Band  (26  Nummern)  14  Mark. 

Jährlich  erscheinen  zwei  Bände. 

— rr&  Zu  beziehen  durch  alle  Buchhandlungen  und  Pcstanstalten. 


jJie  Redaktion  des  „Centralblatts  für  Bakteriologie  und  Parasiten- 
kunde“ richtet  an  die  Herren  Mitarbeiter  die  ergebene  Bitte,  etwaige 
Wünsche  um  Lieferung  von  besonderen  Abdrücken  ihrer  Auf- 
sätze entweder  bei  der  Einsendung  der  Abhandlungen  an  die 
Redaktion  auf  das  Manuskript  schreiben  zu  wollen  oder  spä- 
testens nach  Empfang  der  ersten  Korrekturabzüge  direkt  an 
den  Verleger,  Herrn  Gustav  Fischer  in  Jena , gelangen  zu 
lassen.  Die  Verlagshandlung  ist  leider  nicht  in  der  Lage , später 
eingehende  Wünsche  berücksichtigen  zu  können. 


Original- Mittheilungen. 

Ueber  eine  neue  Anwendung  des  Safranins. 

Von 

Dr.  P.  Kaufmann 

in 

Alexandrien. 

Die  nahe  chemische  Verwandtschaft,  welche  das  Safranin  zu  den 
Rosanilinen  zu  besitzen  scheint  und  die  Beobachtung,  dass  bei  Be- 
handlung von  wässriger  Safraninlösur.g  mit  • Jodjodkalilösung  ebenso 
wie  bei  den  Pararosanilinen  eine  Schwebefällung  eintritt,  veraulassteu 
mich,  mit  diesem  bisher  nur  als  Kernfärbemittel  benutzten  Farbstoffe 
Färbungsversuche  an  Bakterien  nach  der  V/ eigert’schen  Fibrin- 
färbungsmethode vorzunehmen. 

IX.  Bd.  46 


718 


Kaufitunn,  Ueber  eine  neue  Anwendung  des  Safranins. 


Das  Ergebniss  meiner  Versuche  war  insofern  ein  überraschendes, 
als  es  mir  nicht  nur  gelang,  nach  Gram  färbbare  Bakterien,  son- 
dern auch  Zellkerne  in  schöner  Weise  zu  färben.  Die  Jodbehandlung 
übt  bei  den  letzteren  entschieden  dieselbe  fixirende  Wirkung  aus, 
wie  bei  den  Bakterien ; denn  wenn  ich  ein  Gewebe  etwa  10  Minuten 
mit  Safranin  färbte  und  dann  sofort  entfärbte,  so  vermochte  ich  den 
Farbstoff  viel  leichter  aus  den  Kernen  zu  entfernen,  als  wenn  ich 
die  letzteren  nur  2 Minuten  unter  nachträglicher  Behandlung  mit 
Jodjodkali  färbte.  Wenn  ich  den  Farbstoff  (man  kann  sich  übrigens 
einfach  einer  wässrigen  Safraninlösung  [5V# — 10°/0]  bedienen)  etwa 
5 bis  10  Minuten  einwirken  liess,  so  gelang  es  mir  bisweilen,  schöne 
Kerntheilungsfiguren  darzustellen.  Eine  Fibrinfärbung  lässt  sich  nur 
in  sehr  unvollkommener  Weise  erzielen,  das  Bild  ist  viel  undeut- 
licher, als  das  durch  Gentiauaviolett  erzeugte. 

Da  die  Bakterien  einen  braunrothen  bis  braunen,  die  Kerne 
einen  rothen  Ton  annehmen,  so  ist  es  möglich,  bei  Färbung  eines 
Bakterien  enthaltenden  Gewebes  die  letzteren  deutlich  hervorzuheben 
und  ihre  Lagerung  im  Gewebe  näher  zu  bestimmen.  Ich  möchte 
indessen  empfehlen,  die  einfache  Färbung  mit  Safranin  nur  da  an- 
zuwenden , wo  es  sich  um  eine  schnelle  Orientirung  handelt,  im 
Uebrigeu  aber  die  Safraninfärbung  mit  der  Gentianaviolettfärbung  zu 
kombiniren.  Da  nämlich  Safranin  eine  stärkere  Affinität  zu  den 
Kernen,  dagegen  eine  schwächere  zu  den  Bakterien  und  dem  Fibrin 
besitzt,  als  Gentianaviolett,  so  ist  man  im  Stande,  durch  Anwendung 
einer  mit  Gentianaviolett  versetzten  Safraninlösung  eine  Doppelfär- 
bung in  der  Weise  zu  erzielen,  dass  die  Kerne  roth,  Fibrin  und 
Bakterien  blau  gefärbt  werden;  zuweilen  erhalten  die  letzteren, 
wahrscheinlich  in  Folge  zu  starker  Einwirkung  des  Safrauins,  einen 
bräunlich-blauen  Farbenton  und  wir  haben  dann  eine  dreifache 
Färbung. 

Die  Mischung,  deren  ich  mich  bediente,  war  in  folgender  Weise 
zusammengesetzt: 

Safranin  0 . . . . 1,25  g 
Gentianaviolett  . . 0,25  „ 

Aq.  dest  ....  30,0  „ 

Anilinöl 0,5  „ 

Alkoh.  absol.  (od.98%)  2,0  „ 

Leider  scheint  diese  Mischung  nicht  lange  haltbar  zu  sein.  Ob 
hier  eine  Zersetzung  stattfindet  oder  ob  der  Alkaligehalt  der  Labo- 
ratoriumsluft, ebenso  wie  bei  der  Fuchsintinte,  eine  Rolle  spielt,  ver- 
mag ich  nicht  mit  Bestimmtheit  anzugeben. 

Das  einfachste  Verfahren,  eine  Doppelfärbung  zu  erzielen,  ist 
folgendes : 

Man  behandelt  den  Schnitt  auf  dem  Objektträger  1 — 2 Minuten 
mit  wässriger  Safraninlösung  (5  °/0),  trocknet  ab,  färbt  10—15  Se- 
kunden mit  der  Weigert’  sehen  Fibrinfarbe  und  verfährt  sodann 
in  der  üblichen  Weise. 

Neapel,  11.  Mai  1891. 


| resp.  25  ccm  wässr.  Safranin  (5°A>) 

I 5 „ „ Gentianav.  (5%) 


Babes.  Ueber  Bacillen  der  hämorrhagischen  Infektion  des  Menschen. 


Ueber  Bacillen  der  hämorrhagischen  Infektion 
des  Menschen. 

Von 

Y.  Babes 

in 

Bucarest. 

Wir  unterscheiden  in  unserem  Lehrbuche  (Les  Bactöries  etc. 
par  C o r n i 1 - B a b e s.  III  ed.  1890.  Seite  553,  dann  in  Annales  de  lTn- 
stitut  de  Pathol.  et  de  Bacteriol.  de  Bucarest.  1888/89.  Babes-Mari- 
ne s c u , Les  sept.  hemorrh.)  wesentlich  3 Gruppen  von  Mikroorganis- 
men, deren  ursächliche  Beziehungen  zu  der  hämorrhagischen  Infektion 
des  Menschen  aus  zahlreichen  bakteriologischen  Analysen  des  Kada- 
vers an  hämorrhagischer  Infektion  Verstorbener  sowie  aus  den  Unter- 
suchungen anderer  Forscher  hervorgehen.  Ich  hatte  zwar  wenig  Ge- 
legenheit, ganz  reine  Fälle  zu  beobachten,  konnte  aber  nicht  nur  dann 
einem  Mikroorganismus  die  wesentliche  Rolle  bei  dieser  Krankheit 
zuschreiben,  wenn  derselbe  in  Reinkultur  in  den  inneren  Organen 
an  getroffen  wurde  und  bei  Thieren  ein  ähnliches  Krankheitsbild  her- 
vorbrachte, sondern  auch,  wenn  bei  Gegenwart  mehrerer  Bakterien- 
arten ein  Bacterium  vorherrschend  war,  welches  bei  Thieren  ganz 
typische  Purpura  haemorrhagica  erzeugte. 

An  erste  Stelle  setzte  ich  die  beim  Menschen  gefundenen,  auch 
bei  Thieren  Purpura  hervorrufenden  Bacillen.  In  Be- 
zug auf  die  Aetiologie  anderer  hämorrhagischer  Septikämieen  des 
Menschen,  welche  im  Anschlüsse  an  Gangrän  entstehen  und  bei  wel- 
chen saprogene  Bacillen  im  Verein  mit  anderen  Bakterien  für  die 
Erkrankung  verantwortlich  gemacht  werden  können,  sowie  in  Bezug 
jener,  welche  idiopathisch  oder  in  Folge  anderer  Infektionen  auftre- 
tend, ganz  entschieden  mit  massenhafter  und  schneller  Vermehrung 
von  Streptokokken  (welche  gewöhnlich  auf  Thiere  septisch  wirken) 
Zusammenhängen,  verweise  ich  auf  unser  obengenanntes  Bakterien- 
werk, in  welchem  zahlreiche  derartige  Beobachtungen  niedergelegt  sind. 

Es  wäre  also  nicht  zulässig,  anzunehmen,  dass  die  hämorrha- 
gische Infektion  des  Menschen  durch  einen  speziellen  Organismus  her- 
vorgebracht werde,  und  müssen  zahlreiche  Fälle  entscheiden,  ob 
selbst  die  sogenannte  idiopathische  Blutfleckenkrankheit  immer  durch 
einen  und  denselben  Bacillus  verursacht  wird.  Diese  Anforderung  ist 
um  so  berechtigter,  als  diese  Krankheit  nicht  immer  gleichmässig 
und  cyklisch  verläuft. 

In  mehreren  von  mir  untersuchten  Fällen  von  Blutfleckenkrauk- 
heiten  konnte  ich  in  der  That  verschiedene  mehr  oder  minder  ähn- 
liche Bacillen  finden  ')• 


1)  Babes,  Bakteriologische  Unters,  sept  Pro*.  <1.  Kindesalters.  Leipzig  1889.  Le* 
Bacteries.  1890.  Societ.  de  Medicina.  1888. 


46* 


720 


B ab  e s , 


Zahlreiche  Forscher,  unter  welchen  ich  nur  Kleb  s-Ceci  J) , 
Watson  Chey  ne1 2 3 4 5 6),  Petrone8),  Letz  er  ich4),  Dem  me5), 
Tizzoni  und  Gio  van  nini a),  Hlava7),  Kolb8)  nennen  will, 
haben  bei  Blutfleckenkrankheiten  verschiedene  Bacillen  beschrieben, 
und  für  dieselben  verantwortlich  gemacht.  Doch  nur  einzelne 
derselben  haben  ihre  Fälle  mit  unseren  gebräuchlichen  vielfachen 
Mitteln  untersucht,  so  dass  wir  uns  auf  die  Charakteristik  der 
in  diesem  Sinne  bearbeiteten  Fälle  beschränken  müssen.  Einst- 
weilen wollen  wir  auch  von  solchen  Befunden  absehen,  welche  sich 
von  meinen  (1.  c.),  jenen  Kolb’s  und  Tizzoni-Giovannini’s 
wesentlich  unterscheiden,  so  von  den  sporenbildenden  Bacillen  Letze- 
r ich ’s,  von  den  Streptobacillen,  die  Hlava  bei  Petechialtyphus 
gefunden,  von  den  Bacillen  Demme's  bei  Erythema  nodosum  mit 
Purpura,  sowie  von  jenen  saprogenen  Bacillen,  welche  ich  bei  einer 
in  Rumänien  beobachteten  typnusähnlichen  Petechialkrankheit  gefun- 
den habe. 

Es  bleiben  daun  noch  die  von  mir,  von  Tizzoni  und  Gio- 
vanni n i und  von  Kolb  beschriebenen  Fälle  übrig,  welche  in 
manchem  übereinstimmen,  reinere  Formen  von  Blutfleckenkrankheiten 
darstellen  und  bei  welchen  ähnliche  und  in  vielem  analoge  Bacillen 
gefunden  wurden.  Es  sei  mir  deshalb  gestattet,  diese  Fälle  in  einer 
vergleichenden  Uebersicht  zusammeuzustellen.  (Siehe  nebenstehende 
Tabelle.) 

Aus  dieser  Zusammenstellung  ist  ersichtlich,  dass  bisher  wenig- 
stens 3 verschiedene  Bacillen  beschrieben  wurden,  welche  in  Vielem 
übereinstimmeu,  aus  Blutfleckenkrankheit  beim  Menschen  gewonnen 
wurden  und  Blutfleckenkrankheit  verursachen. 

Es  ist  unzweifelhaft,  dass  es  sich  um  echte,  Blutaustritte  ver- 
anlassende, zum  Theil  septische  Bakterien  handelt  und  ist  es  be- 
zeichnend, dass  z.  B.  die  Beschreibung  Kolb’s,  der  keine  Kenntniss 
von  meinen  Befunden  hatte,  in  vieler  Beziehung  mit  jener  meines 
Bacillus  zusammentrifft  Diese  Uebereinstimmung,  namentlich  die 
Form,  die  Kapselbildung,  die  Kultur,  die  Empfänglichkeit  der  ver- 
schiedenen Versuchstiere  und  die  experimentell  hervorgerufenen 
Veränderungen  betreffend,  weisen  darauf  hin,  dass  wir  es  mit  einer 
Gruppe  Hämorrhagieen  erzeugender  Bacillen  zu  thun  haben,  welche 
auch  manche  Analogieen  mit  jenen  aufweisen,  welche  bei  Thieren 
als  die  Erzeuger  der  hämorrhagischen  Septikämie  (Hueppej  bekannt 
sind.  Die  Frage,  ob  die  Bacillen  Kolb’s,  Tizzoni ’s  und  Gio- 
vanini’s  als  septische  aufzufassen  sind,  kann  nicht  ohne  Weiteres 
verneint  werden , wenn  auch  beim  Menschen  nicht  immer  septisches 
Fieber  vorhanden  war.  Obwohl  ich  nicht  der  Meinung  bin,  dass  die 
verschiedenen,  hämorrhagische  Sepsis  bei  Thieren  verursachenden  Ba 

1)  Arch.  f.  experim.  Path.  u.  Pharmak.  1881.  No.  13. 

2)  British  med.  Journal.  1883.  S.  362. 

3)  Gar.  degli  ospit.  1884.  No.  7,  14,  17. 

4)  Unters,  üb.  die  Aetiol.  d.  Purpura  haemorrhag.  Leipzig  1889. 

61  Fortschritte  der  Medic.  1889.  No.  7. 

6)  Beitr.  z.  pathol.  Anat.  und  allg.  Patb.  v.  Ziegler  Bd.  VI.  1869. 

7)  Archive«  bohSmes  de  mdd.  1889,  aout. 

8)  Arbeiten  aus  d.  kais.  Gesundheitsamt.  VII.  1*131.  1. 


Ueber  Bacillen  der  hämorrhagischen  Infektion  des  Menschen. 


721 


cillen  ein  und  dieselbe  Bakterienart  oder  geringe  Varietäten  derselben 
darsteilen  müssen,  nehme  ich  doch  an,  dass  die  Bakterien  dieser 
Krankheiten  in  eine  Gruppe  gehören.  Ebenso  bin  ich  geneigt,  an- 
zunehmen, dass  auch  gewisse  Bakterien,  welche  beim  Menschen  in- 
fektiöse hämorrhagische  Allgemeinerkrankung  verursachen,  eine  mor- 
phologisch und  biologisch  zusammengehörige  Gruppe  bilden,  deren 
Unterscheidungsmerkmale  in  verschiedener  Grösse,  gewissen  geringen 
Unterschieden  im  Kulturverhalten,  besonders  aber  in  der  Wirkung 
auf  Thiere  bestehen. 


V.  Babes,  M.  Kolb, 

Ein  Pnrpura  haemorrhagica  Arbeiten  aus  dem  kais.  Ge- 
verursachender  Kapselbacil-  sundheitsamte.  VII.  1.  1881. 
lus  (Societ.  de  Medic.  Apr. 

1888 , Bakteriologische  Un- 
ters. üb.  septische  Processe, 

Leipzig,  Veit  & Comp.  Okt. 

1888.  Seite  46.  Les  bac- 
teries  par Cornil-Babes. 

1890.  Seite  553). 


Tizzoni und  Gio- 
vanni n i , 

Purpura  haemorrhagica  (Atti 
della  E.  Accad.  delle  sc.  di 
Bologna  1389,  und:  Zieg- 
ler ’ s Beiträge  z.  Path.  Bd. 
VI.  1889.  S.  299. 


Ein  herabgekemmenes  In- 
dividuum erkrankt  an  Blu- 
tungen, oberflächlicher  Gan- 
grän der  Ränder  der  Alveo- 
larschleimhaut, der  Tonsillen, 
oedematüs  - hämorrhagische 
Infiltration  des  Zellgewebes 
in  der  Umgebung  der  Ton- 
sillen, Bronchitis,  Purpura, 
Blutharnen , Fieber , Tod 
unter  Erscheinungen  einer 
Septikämie.  An  diesen  Fall 
schlossen  sieh  noch  2 ähn- 
liche an.  (Nach  12  Tagen 
erkrankt  ein  16-jährigos  Mäd- 
chen mit  massigem  Fieber, 
Appetitlosigkeit , Tonsillitis 
und  Bronchitis,  welcher  sich 
Purpura  haemorrhagica  an- 
schlies&t,  welche  in  5 Tagen 
unter  nervösen  Erscheinun- 
gen zum  Tode  führt.  Schon 
früher  bestand  Rheumatismus, 
grosse  Mattigkeit.) 

Ausser  den  erwähnten 
Veränderungen  entzündliches 
Osdem  der  Weichtheile  des 
Halses , kleine  gangränöse 
Stellen  der  Lungen  (von 
Hivmorrhagieen  amgeben). 
Auch  in  dor  Tiefe  der  Haut 
und  an  den  serösen  Uäoten 
und  in  der  Darmschleimhaut 
frische  und  ältere  Ekehy» 
m o 3 e n , gangränös-hämor- 
rhagische Pyelitis  (flüssiges 
Blut  im  Herzen  und  in  den 
Öefä3sen) , Nephritis.  (Me- 
diastina!-  und  Mesenterial- 
drüsen zum  Theil  blutig  in- 
fiUrirt.  MHz  vergrössert.) 


Symptome  der  Krankheit. 

2 Frauen  und  1 Mann  be- 
kommen plötzlich  Fieber  und 
Purpura,  Eiweiss  im  Harn, 
Tod  nach  2 — 4 Tagen. 


Pathotogiiche  Anatomie. 

Kleinere  und  grössere 
Blutflecken  in  der  Haut  und 
an  den  serösen  Häuten,  hie 
und  da  Blutergüsse  in  serö- 
sen Höhlen,  in  den  Lungen 
und  in  der  Darmschleimhaut. 
Das  Blut  zeigt  wenig  Neigung 
zur  Gerinnung.  In  ein6m 
Falle  noch  Hämorrhagieeu  in 
den  Nierenkapsoln  und  in 
den  Nebennieren,  Milz  ver- 
grössert. 


3 Kinder  einer  Familie 
erkranken  an  Impetigo,  an 
welche  sich  bei  zweien  eine 
Purpura  mit  Schüttelfrost  und 
hohem  Fieber,  Appetitlosig- 
keit, Anurie  oder  Albuminu- 
rie anschliesst.  Tod  zweier 
Kinder  nach  2 Wochen,  nach- 
dem das  Fieber  in  den  letzten 
Tagen  nachgelassen  hatte. 


Hämorrhagieen  in  der  Haut 
und  in  den  serösen  Häuten, 
Ostiem  im  subkutanen  Ge- 
webe der  Haut,  namentlich 
des  Gesichtes  und  Haises, 
allgemeine  akute  Nephritis 
mit.  hämorrhagischen  Punk- 
ten, subseröse  und  sabmucöse 
Darmbämorrhagieon.  Milz 
normal. 


7 22 


L o e w , 


T i z 7.  o n i und  6 i o - 

V.  Babes,  M.  Kolb,  vanuiui, 


Histologie. 

Reim  Menschen:  In  den  inneren  Organen  Bei  Thieren: 

In  den  geschwellten  Ton-  theils  in  grösseren  Hauten  In  der  Leber  Herde  von 
sillen  kleinzellige  Induration,  in  den  Gefässeu,  theils  zer-  Koagulationsnekrose  und 
hyaline  ^?)  Degeneration  der  streut  in»  Gewebe  die  später  kleinzelliger  Infiltration,  in 
Schleimdrüsen.  In  den  hä-  zu  beschreibenden  Bacillen,  der  Niere  ausgedehnte  Koa- 
inorrhagischen  Lungenherden 
gewöhnlich  im  Centrum  schon 
makroskopisch  erkennbare, 
durch  Safranin  rotbgef&rbte 
Stellen , welche  ans  unge- 
heuren Mengen  Zoglöen  bil- 
dender Bacillen(  Beschreibung 
später)  ausgefüllt  sind,  in 
derUmgebung  Hkmorrhagieen 
mit  Hypertrophie  der  Staab- 
zelleu.  In  den  hämorrhagi- 
schen Mesenterialdrüsen  stel- 
lenweise ähnliche  Pfropfe  in 
Lynophräumen.  TrübeScbwel- 
lunp  des  Nierenepithels,  ober- 
flächliche Nekrose,  hämorrha- 
gische und  folliculäre  Infil- 
tration der  Nierenbecken- 
schleimhaut. 

Bei  Kaninchen: 

Massige  Zellproliferation 
der  Organe,  Neigung  zur 
Krystallbildung  des  Blutes 
in  den  Gefässeu  und  Hä- 
morrhagieeu,  besonders  in  den 
Lungen. 

(Schluss  folgt.) 


gulationsnekrose  der  gewun- 
denen Harnkanälchen.  Ab- 
sterbeu  der  Glomeruli  zu  einer 
feinkörnigen  Masse.  Die  Ba- 
cillen finden  sich  nicht  iu 
den  inneren  Organen,  nicht 
im  Blut , bloss  an  der  In- 
jektionss  teile. 


Die  chemischen  Verhältnisse  des  Bakterienlebens. 

Von 

Dr.  Ö.  Loew, 

Privatdozenten  an  der  Universität  München. 

(Fortsetzung.) 

in. 

Eiu  mächtiges  Hölfsmittel  beim  Ernähr» ngsprozess  besitzen  viele 
Bakterienarten  bekanntlich  in  der  Gährtüchtigkeit,  einer  Anpassungs- 
erscheinung  an  ein  Leben  ohne  Luft.  Nägeii  hat  die  Ursache  der 
Gährung  auf  die  Uebertragung  vou  Schwingungszuständen  aus  dem 
lebenden  Protoplasma  auf  das  Gährmaterial  zurückgeführt,  nachdem 
Pasteur  die  physiologische  Natur  des  Vorganges  erkaunt  hatte. 
Die  Ansicht,  dass  jene  Eigenschaft  ursprünglich  nicht  vorhanden 
war  und  sich  erst  unter  dem  Zwange  äusserer  Verhältnisse  allmäh- 
lich ausbildete,  findet  unter  Anderem  auch  darin  eiue  Stütze,  dass 


Die  chemischen  Verhältnisse  des  Bakterienlebens. 


723 


man  durch  Erhitzen  auf 80°  manchen  Bakterienarten  die  Gährtüch- 
tigkeit  nehmen  kann,  ohne  ihr  Leben  zu  vernichten. 
Die  Vermehrung  dauert  fort,  ist  jetzt  aber  nur  bei  Luftzutritt 
möglich.  Dieselben  Verhältnisse  können  auch  durch  lang  fortgesetzte 
Züchtung  bei  viel  Luftzutritt  herbeigeführt  werden ; N e n c k i hat 
beobachtet,  dass  der  von  ihm  entdeckte  Micrococcus  acidi 
paralactici  nach  fortgesetzter  Züchtung  auf  festem  Nährboden 
unfähig  wird,  Gährung  zu  erregen  (dieses  Centralbl.  IX.  306).  Dieser 
Forscher  weist  ferner  darauf  hin,  dass  die  Abnahme  der  Virulenz 
pathogener  Spaltpilze  auf  dieselbe  Ursache  zurückzuführen  ist,  und 
manche  Beobachtungen  deuten  darauf  hin , dass  der  Verlust  der 
Fähigkeit,  gewisse  Farbstoffe  zu  prcduziren,  auch  diesen  Erschei- 
nungen anzureihen  ist1).  Die  Schwächung  der  nitrifizirenden  Thä- 
tigkeit  der  Bodenpilze  bei  Züchtung  in  Bouillon  wurde  schon  oben 
erwähnt. 

Wenn  man  nun  bedenkt,  wie  sensibel  das  Protoplasma  ist  und 
welche  bedeutende  Leistung  die  Gährthätigkeit  darstellt,  so  muss  man 
es  sehr  merkwürdig  finden,  dass  eine  solche  energische  Funk- 
tion aufgehoben  werden  kann,  ohne  dass  hierbei  das 
Leben  der  Zellen  erlischt.  Wäre  das  gesammte  Protoplasma 
einer  Zelle  bei  dieser  gewaltigen  Veränderung  betheiligt,  so  wäre 
die  Annahme  einer  Strukturveränder  ung  unter  Erhaltung 
des  Lebens  zu  machen,  was  aber  wohl  unseren  bisherigen  Erfah- 
rungen über  die  Eigenschaften  des  Protoplasmas  zuwiderlaufen 
würde. 

Ich  halte  es,  wie  ich  schon  früher  einmal  geäussert  habe  2),  für 
viel  wahrscheinlicher,  dass  ein  spezieller  Protoplast  sich 
durch  allmähliche  Differenzirung  aus  dem  Plasma  ausbildete,  welcher 
lediglich  mit  der  Gährarbeit  betraut  ist.  Nimmt  dieser  Protoplast 
grössere  Dimensionen  an  oder  gestaltet  sich  das  ganze  Protoplasma 
schliesslich  um  zu  dem  Gährprotoplasten,  so  würden  die  obligaten 
Anaeroben  entstehen.  Die  Vernichtung  der  Gahrwirkung  ohne  Schä- 
digung des  Lebens  bei  den  fakultativen  Anaeroben  könnte  auf  das 
Absterben  des  Gährprotoplasten  zurückgeführt  werden,  dessen  Tod 
nicht  denjenigen  des  Cytoplasmas  nach  sich  zu  ziehen  braucht. 
Zwischen  dem  Gährprotoplasten  und  dem  Cytoplasma  eines  Bacte- 
rium3  müsste  eine  Arbeitstheiluisg  angenommen  werden.  Jenem 
würde  die  Zersetzung  des  Nährmaterials,  diesem  die  Eiweisssyuthese 
aus  den  gelieferten  Bruchstücken  zukommen. 

Au  Analogieen,  um  diese  Ansicht,  plausibel  zu  machen,  fehlt  es 
nicht.  Bei  den  Oscillarien  z.  B.  finden  wir  noch  kein  spezielles 
Chlorophyllorgan.  Das  ganze  periphere,  grün  gefärbte  Cytoplasma 
funktionirt  wie  ein  Chlorophyllkörper3).  Erst  bei  den  höher  ent- 
wickelten Algen  finden  wir  eine  Differenzirung  zu  einem  speziell  für 

1)  Vgl.  das  Referat  H.  Büchner ’s  in  diesem  Ceulralblatt.  IX.  Sil  über  die  Be- 
obachtungen Gessard’s  am  Bacillus  pyocyaneus. 

2)  O.  Locw,  Journ.  f.  prnkt.  Chem.  XXXIII.  S.  361. 

8)  Nach  Zacharias.  (Botan.  Ztg.  1890.  Nr.  I — 6)  ist  der  centrale  Theil  unge- 
färbt; derselbe  unterscheidet  sich  erheblich  von  den  genauer  untersuchten  Zellkernen 
anderer  Organismen. 


724 


Lo«*, 


die  Kohlensäurezersetzung  aDgepassten  Organ.  Andererseits  gibt 
es  Organismen,  welche  durch  fortgesetzten  Nichtgebrauch  ihr  Chloro- 
phyllorgan  einbüssen  und  trotzdem  fortleben  können  — allerdings 
nur  unter  Zufuhr  organischer  Nahrung,  wie  z.  B.  die  Euglena 
viridis1 * *).  Die  Analogie  zwischen  dem  Chlorophyllkörper  — dem 
Nährplasma,  wie  man  es  nennen  könnte  — und  dem  hypothetischen 
Gährplasma  würde  sich  ausser  in  der  intensiveren  Thatigkeit  auch 
m der  höheren  Sensibilität  gegen  schädliche  Einflüsse  offenbaren. 
Bei  höherer  Temperatur  stirbt  auch  der  Chlorophyllkörper  vor  dem 
Cytoplasma  ab,  wofür  erst  neuerdings  ein  weiterer  Beweis  durch 
eine  Arbeit  Kreusler’s  geliefert  wurde*).  Dieser  fand,  duss  die 
Assimilationsthätigkeit  zwischen  45  0 und  50 0 C vernichtet  wird,  die 
Athmungsthätigkeit  aber  erst  bei  etwas  über  50°  C. 

Mancherlei  Umstände  machen  es  wahrscheinlich,  dass  bei  der 
EiweissbilduDg  aus  dem  Gährmaterial  zunächst  For  m a Ide  hyd 
abgespalten  oder  durch  Atomverschiebung  erzeugt  wird,  welcher  so- 
fort Verwendung  findet  und  deshalb  seine  Giftnatur  nicht  auszuüben 
vermag.  Formaldehyd  ist  sicherlich  derjenige  Körper,  von  welchem 
aus  nicht  nur  die  Bildung  von  Kohlehydraten  *),  sondern  auch  die 
von  Eiweisskörpern  erfolgt4).  Der  Formaldehycl  erscheint  bei  den 
Gährungspilzen  als  der  „ruhende  Pol  in  der  Erscheinungen  Flucht“, 
um  ihn  drehen  sich  einerseits  die  zerspaltenden  Thätigkeiten,  ande- 
rerseits die  synthetische  Arbeit.  Viel  Mysteriöses  erscheint  uns  unter 
diesem  Gesichtspunkt  sofort  in  klarem  Lichte.  Was  der  Chlorophyll- 
körper den  grünen  Zellen  — das  wäre  für  die  chemischen  Synthesen 
auch  das  Gährplasma  der  Mikroben.  Lieferanten  des  Formaldehyds 
wären  beide,  nur  im  Modus  der  Herstellung  läge  die  chemische 
Di  deren z. 

Leben  die  Weinsäure  vergährenden  Pilze  z.  B.  von  Weinsäure, 
so  bilden  sie  den  Formaldehyd  durch  Spaltung,  die  Aeroben  aber 
bilden  denselben  durch  Oxydation,  wie  folgende  Gleichungen  ver- 
anschaulichen mögen: 

H2  +2C02  +2CH20 

2 Mol.  Formaldehyd 

Weinsäure 

Erste  Phase  der  Eiweissbüdung  bei  den  Anaeroben. 


COOH 

I 

CHOH 

I 

CHOH 

| 

COOH 


1)  Georg  Kiebs,  lieber  die  Orgauisation  einiger  Flagellatengiuppen.  S.  CO. 

2}  Landw.  Jahrb.  XIX.  649.  Die  Versuche  wurden  an  Müttern  von  Kubas, 
Prunus  und  Eicinus  f.ngestelit. 

8)  Vgl.  die  neuesten  Mittbeiiungen  von  Th.  Bokorny  über  St&rkebilduug  aus 
Formaldebyd.  (Berichte  der  Deutschen  Botan  Geselisch.  1891.  Mai.) 

4)  0.  Loew,  Botan.  Centralb.'att  Nov.  1890.  Ernährung  von  Algen  and  Spalt- 
pilzen mit  Formaldehydverbindungen. 


Die  chemischen  Verhältnisse  des  Bskterieulebens. 


725 


COOH 

I 

CHOH 

| + 0 = H20  + 2COa  + 2CH2  O 

CHOH 

I 

COOH 

Erste  Phase  der  Eiweissbildung  bei  den  Aeroben. 

Die  folgenden  Phasen  verlaufen  meiner  Ansicht  nach  bei  beiden  in 
gleicher  Weise,  nämlich  in  Form  mehrerer  Condensationen. 

II)  4 CH20  + NH3  = C4H7N02  + 2H20 

« r—w— rm 

Aldehyd  der  Asparaginsäure 

III)  3 (C4H7N02)  = C12H17N304  + 2H,0 

IV)  6 (Cl2H17N304)  + 12 H +-  HgS  — C78HX , 2N18SQ28  + 2H20 

Einfachster  Ausdruck  für  Eiweiss. 

Die  Gründe,  welche  mich  zu  dieser  Ansicht  (i.  J.  1880)  leiteten, 
waren  mannigfache;  später  sind  mancherlei  Thatsachen  bekannt  ge- 
worden, welche  als  Stütze  derselben  angesehen  werden  können;  so 
die  Arbeit  von  Pal  lad  in,  in  welcher  bewiesen  wird,  dass  das  bei 
der  Keimung  in  grossen  Mengen  auftreteude  Asparagin  ein  Oxy- 
dationsprodukt  der  Eiweisstoffe  ist1);  ferner  eine  Arbeit  von 
Schützenberger,  worin  er  erklärt,  dass  er  aus  Prote'iastoffen  einen 
zur  Bernsteinsäure  in  naher  Beziehung  stehenden  Körper  von  der 
Formel  C4H7N0.2  erhalten  habe,  welcher  der  Kern  aller  Proteinstoffe 
sei 2 3) ; dieser  Körper  dürfte  aber  ein  Umlagerungsprodukt  des  noch 
hypothetischen  Asparaginsäurealdehydes  sein  ; und  neuerdings  hat  auch 
E.  Siegfried  bei  Spaltung  von  Congiutiu  mit  Salzsäure  einen 
Körper  (C4H8N02)n  erhalten  s),  welcher  jedenfalls  auch  in  naher  Be- 
ziehung zum  Aldehyd  der  Asparaginsäure  steht4). 

Wenn  wir  diejenigen  Substanzen  betrachten,  welche  gährfähig 
sind  und  dabei  unter  Luftabschluss  den  Gährpilzen  Ei  weis  s- 
bildung  ermöglichen,  so  finden  wir,  dass  es  leicht  zersetz - 
liche  Körper  sind,  welche  entweder  die  mit  dem  Formaldehyd  isomere 
Gruppe  CH(OH)  enthalten,  oder  sie  durch  Atomverschiebung  liefern 
können,  wie  manche  Körper  mit  primärer  Carbiaoigruppe  CH2(OH) 
oder  tertiärer  C — (OH).  Körper,  welche  erst  durch  oxydirende 
Einflüsse  die  Gruppe  CH(OH)  liefern  können,  ernähren  auch  nur  bei 
Luftzutritt,  wie  z.  B.  die  Vergleiche  von  Milchsäure  mit  Propionsäure, 
von  Weinsäure  mit  Bernsteinsäure  ergeben, 

CH3— CHOH -COOH  ; CH3— CH*-COOH 

^wra.irniii—rA.lw--n...  rmmumimr,  >n  — T.iimiiwt  ■„ 

Milchsäure.  Propionsäure. 


1)  Bor.  D.  Bot.  Ges,  VI  205  und  296. 

2)  Compt.  rend.  CI.  1267 

3)  Ber.  D.  Chem.  Ges.  XXIV.  422. 

4)  Ueber  meine  Ansicht  dur  Eiweissbilduug  vgl.  auch  : Die  chemische  Kraftquelle 
im  lebenden  Protoplasma,  von  O.  L o e w u.  Th.  B o k o r n y. 


726 


Pintner, 


COOH  COOH  COOH  COOH 


I I 

CHOH — CHOH 
Weinsäure. 


I I 

CH,  — CH., 
Bernsteinsäure. 


Unter  den  hier  entwickelten  Gesichtspunkten  wird  es  verständ- 
lich, warum  wohl  Methylalkohol  und  einige  Formaldehydverbindungen 
Bakterien  noch  ernähren  können,  ameisensaure  Salze  aber  nicht  mehr 
dazu  befähigt  sind.  Methylalkohol  kann  durch  Oxydation  Formäl- 
dehyd  liefern,  Ameisensäure  aber  nicht: 

H H 

I I 

H-C— OH  C=0  H — C=0 


H 


H 


OH 


Methylalkohol. 


Formaldehyd. 


Ameisensäure. 


Die  Ameisensäure  könnte  nur  durch  reduzirende  Thätigkeit 
in  Formaldehyd  übergeführt  werden  und  es  wäre  nicht  unmöglich, 
dass  der  Ausnahmepilz  Nitromonas  auch  mit  ameisensaurem  Ammo- 
niak statt  des  kohlensauren  Salzes  auskommt x). 

(Fortsetzung  folgt.) 


Nochmals  über  den  Begattungsakt  der  parasitischen 

Plathelminthen. 

Als  Erwiderung  an  Herrn  Brandes 

von 

Dr.  Theodor  Pintner, 

Assistenten  am  Wiener  zoologischen  Universitätsiostitute. 

In  No.  8 des  IX.  Bandes  dieser  Zeitschrift  hat  H.  Brandes 
eine  meiner  Arbeiten1  2)  zum  Gegenstände  einer  im  Thatsächlichen 
vollkommen  ungerechtfertigten,  in  der  Form  aber  um  so  mehr  be- 
fremdenden Besprechung  gemacht,  als  sachliche  Beweggründe  für  ein 
solches  Vorgehen  durchaus  nicht  zu  ersehen  sind. 

Jedem,  der  mit  der  einschlägigen  Litteratur  auch  nur  oberfläch- 
lich vertraut  ist,  sind  die  sich  oft  geradezu  kontradiktorisch  wider- 
sprechenden Angaben  über  den  Begattungsakt  bei  den  parasitischen 
Plattwürmern  bekannt,  und  ich  habe  dieselben  in  meiner  Arbeit  aus- 
führlich und  genauestens  angeführt.  Trotzdem  erklärt  H.  Brandes, 
nicht  zugeben  zu  können,  dass  diese  Frage  „bisher  eine  offene  zu 
nennen  gewesen  wäre“,  ein  Ausdruck,  den  ich  übrigens  gar  nicht 


1)  Es  müsste  dann  die  Reduktion  der  Ameisensäure  zu  Formaldehyd  durch  den 
Wasserstoff  des  Ammoniaks  durch  jenen  Pilz  bewerkstelligt  werden  können. 

2)  Th.  Pintner,  Neue  Beiträge  zur  Kenntniss  des  Bandwurmkörpers.  II.  Zur 
Frage  des  Begattungsaktes  bei  den  Bandwürmern.  (Arb.  a.  d.  zool.  Inst.  Wien.  T.  IX.) 


Nochmals  über  den  Begattungsakt  der  parasitischen  Plathelminthen.  727 


gebraucht  habe.  „Wenigstens“,  so  fährt  H.  Brandes  fort,  „würde 
sie  mir  dann  jetzt  ebensowenig  beantwortet  scheinen,  als  vorher“. 
Dem  gegenüber  muss  ich  einfach  die  Schlusssätze  meiner  Arbeit 
wörtlich  hieher  setzen : „Die  vorstehenden  Beobachtungen  stellen 
zum  ersten  Male  die  Begattung  der  Bandwürmer  als 
typische  Wechselkreuzung  fest  und  bestätigen  zugleich  die 
viel  angefochtenen  Beobachtungen  van  Beneden’s  und  Leu- 
ckart’s  über  Selbstbegattung.  Die  Thatsache  des  StattfindeDs  der 
Wechselkreuzung  darf  als  starke  Stütze  für  die  Zeller’schen  An- 
sichten über  den  gleichen  Vorgang  bei  Trematoden  mit  Zuhülfenahme 
des  Laurer’schen  Kanales  betrachtet  werden,  während  hier  allerdings 
auch  noch  daneben  Begattung  unter  Vermittlung  des  Uterus  zu 
Stande  kommt.  Um  so  mehr  als  auch  die  Begattung  der  Turbel- 
larien  eine  Wechselkreuzung  ist,  dürfte  somit  diese  als  Regel  für 
alle  Platt  Würmer  aufgestellt  werden.  Dagegen  wird  durch  die 
Selbstbegattung  eine  in  Folge  von  biologischen  Umständen  vorliegende 
Noth wendigkeit  erfüllt,  die  indessen  nicht  nur  auf  solche  Fälle  be- 
schränkt bleibt.“  „Als  Regel“  in  dem  obigen  Satze  heisst,  wie  ja 
aus  dem  auf  diese  Worte  folgenden  Satze  unzweifelhaft  hervorgeht, 
nicht  „ausnahmslos“,  sondern  „gewöhnlich“,  neben  zahlreichem  Vor- 
kommen des  anderen  Falles,  etwa,  wie  man  jetzt,  nach  ßraun’s 
Beobachtung  der  Selbstbegattung  bei  Schnecken,  die  Sache  bei  diesen 
auffassen  wird.  Denn  nachdem  man  allgemein  annimmt,  dass  lang- 
andauernde Inzucht  für  die  Erhaltung  der  Art  unvortheilhatt  ist,  wird 
man,  sobald  Kreuzung  und  Selbstbegattung  bei  einer  Thiergruppe 
neben  einander  Vorkommen,  wohl  immer  die  erstere  als  das  gewöhn- 
liche, normale,  die  letztere  als  durch  ökologische  Umstände  und  Zu- 
fälligkeiten bedingte,  seltenere  oder  häuhgere  Ausnahme  zu  betrachten 
geneigt  sein.  Wenn  aber  Fälle  von  Wechselkreuzung  bei  den  para- 
sitischen Plattwürmern  nur  äusserst  selten  zu  beobachten  sind,  so 
hat  ja  dies  doch  einen  sehr  nahe  liegenden  Grund  in  den  Misshand- 
lungen, die  dem  Wirthe  bis  zur  Eröffnung  des  Darmes  zu  Theil 
werden  und  auf  einen  ungestörten  Fortgang  des  Begattungsgeschäftes 
der  Parasiten  unmöglich  ohne  Einfluss  bleiben  können. 

• Wo  in  dem  Gesagten  also  eine  unvorsichtige  Schematisirung 
hegen  soll,  wie  mir  vorgeworfen  wird,  weiss  ich  nicht.  — 

„Dass  der  Laurer’sche  Kanal  morphologisch  der  Vagina  der 
Cestoden  und  ektoparasitischeu  Trematoden  entspricht,  ihr  also  ho- 
molog ist,  hat  meines  Wissens  noch  Niemand  bezweifelt“,  sagt  H. 
Brandes,  Leuckart  aber1):  „Die  Scheide  bei  Polystomum 
integerrimum  erscheint  hiernach  als  ein  Gebilde,  welches,  da  es 
neben  dem  Laurer’schen  Kanäle  existirt,  demselben  nicht  homolog 
sein  kann.  Er  ist  also  nicht  etwa  bloss  durch  seine  Duplicität  von 
demselben  verschieden,  sondern  als  ein  morphologisch  selbständiges 
Organ  zu  betrachten  — es  müsste  sonst  sein,  dass  das  sog.  dritte 
Vas  deferens  bei  Polystomum  nur  mit  Unrecht  dem  früher  also 
bezeichneten  Kanäle  der  Diatomeen  zur  beite  gesetzt  würde“.  — 
Ich  glaube  nun  allerdings,  dass  der  „innere  Samengang“  oder  das 


1)  Parasiten.  II.  Aufl.  I.  3,  1886,  p.  69. 


728 


P i n t n e r , 


„dritte  Vas  deferens“,  das,  wie  ich  in  meiner  oben  angeführten  Ar- 
beit bereits  gesagt  habe,  jetzt  nur  mehr  für  Polystoraum  inte- 
gerrimum  glaubwürdig  erscheint,  falls  es  nicht  als  „Canalis 
vitello- intestinalis“  eine  Auferstehung  feiern  sollte,  nur  durch  die 
irrthümlichen  Beobachtungen  v.  Siebold’s  mit  dem  Laur er- 
sehen Kanäle  in  Beziehung  gebracht  worden  ist.  Der  letztere  Name 
aber  wird  doch  seit  Langem,  zumal  seit  Stieda,  für  die  Vagina  der 
Distomeen  in  Anwendung  gebracht,  und  diese  ist  nach  meiner  und, 
wie  ja  H.  Brandes  sagt,  überhaupt  nach  Jedermanns  Meinung  auch 
mit  der  doppelten  Vagina  der  Polystomeen  homolog. 

Ist  aber  die  doppelte  Scheide  von  Polystomum  integerri- 
inurn  nichts  anderes,  wie  der  Lau  rer’ sehe  Kanal,  so  ist  es  auch 
unrichtig,  wenn  H.  Brandes  behauptet,  dass  der  direkte  Nachweis 
einer  Begattung  bei  Trematoden  auf  dem  Wege  des  Lau  rer’ sehen 
Kanales  nicht  erbracht  sei,  da  ja  doch  Zeller  für  Polystomum 
integerrimura  die  Wechselkreuzung  auf  diesem  Wege  klar  und 
unbezweifelbar  beschreibt  und  abbildet,  wie  ich  auch  in  meiner  Ar- 
beit erwähnt  habe. 

Dass  dis  Auffindung  des  mit  der  Vaginalmündung  verwachsenen 
Vas  deferens-Endes  durch  Zeller  in  Verbindung  mit  dem  eben  be- 
sprochenen Falle,  mit  den  schon  von  Mies  eher  bekannt  gemachten 
Tbatsachen  zum  Zwecke  der  Kreuzung  pärchenweise  lebender  Di- 
stomeen, und  endlich  mit  Rücksicht  auf  die  in  meinen  Zeichnungen 
mit  der  Camera  wieder  gegebene  Lage  der  in  Wechselkreuzung  be- 
findlichen Orygmatobothrienglieder,  die,  wie  ich  mit  Absicht  hervor- 
gehoben habe,  genau  so  liegen,  wie  die  beiden  Diporpen 
nach  Zeiler,  dass  alles  das  zur  Verallgemeinerung  (nicht  für  alle 
Trematoden  ohne  Ausnahme,  das  ist  weder  Zeller,  noch  mir  ein- 
gefallen) geradezu  herausfordert,  ist  noch  immer  meine  Meinung, 
auch  trotzdem  H.  Brandes  dergleichen  „keiner  weiteren  Erörterung“ 
für  werth  hält.  Ganz  falsch  aber  ist  es,  dass  das,  was  Braun,  der 
in  Bezug  auf  den  Werth  der  Zeiler’schen  Arbeiten  mit  mir  voll- 
kommen übereinzustimmen  scheint,  nach  neueren  Untersuchungen  als 
irrthum  Zell  er ’s  glaubwürdig  nachweist,  hier  von  Einfluss  wäre. 
Dass  die  Vagina  von  Diplozoon  den  Dottergang  nicht  quer  durch- 
setzt, sondern  in  ihm  endet,  was  von  vornherein  viel  für  sich  hatte, 
ist  für  unsere  Frage  ganz  gleichgültig;  dass  aber  die  Verwachsung 
genau  in  dem  Sinne  erfolgt,  wie  Zeller  angibt,  was  für  aus  das 
allein  Entscheidende  ist,  scheint  mir  Braun’s  Bestätigung  zur  Ge- 
wissheit zu  erheben.  Auch  die  neueste  Mittheilung  von  S.  Goto1) 
macht  mich  in  dieser  Ueberzeugung  nicht  irre.  Während  nämlich 
Goto  in  seinen  Mitteilungen  über  den  „Canalis  vitello-intestiuaüs“ 
mit  Ijima  und  Brau n-Dieek hoff  überemstimmt,  weicht  er  von 
den  Angaben  der  letzteren  insofern  ab,  als  er  behauptet,  dass  „the 
das  deferens  of  one  individual  distinctly  opens  into  the  yolk-duct  of 
the  other“.  Nun  liegt  es  aber  auf  der  Hand,  dass  das  Vas  deferens 
vas  Dur  dann  thur,  kann,  wenn  der  Dottergang  eine  Kommunikation 


1)  S.  Goto.  Oa  tho  Conne&tiDg  Canal  batwaan  tbe  Oviduct  aüd  tha  Intestina  in 
Soma  Monogenetic  Treanatodes.  (Zool.  Ana.  Jabrg.  XIV.  p.  103 — 104.) 


Koc’imab  über  den  Begattungsakt  der  parasitischen  Plathelmiutben.  729 


mit  der  Aussen  weit  hat.  Diese  besteht  aber  nur  durch  den  Laur  er- 
sehen Kanal,  der  eben  nach  den  von  Dieckhoff  und  Braun  richtig 
gestellten  Zell  er’ sehen  Untersuchungen  ausserordentlich  kurz  ist 
und  deshalb  wohl  von  Goto  in  seiner  Bedeutung  als  selbständiges 
Organ  übersehen  wurde. 

Wenn  mir  H.  Brandes  die  Begriffe  Homologie  und  Analogie 
auseinandersetzen  zu  müssen  glaubt,  wenn  er  rnir  vorwirft,  dass  ich 
Leuckart’s  Angaben  unrichtig  darzustellen  „beliebe“,  so  entspringt 
solch  überraschendes  Vorgehen  jedenfalls  einem  Irrtbume,  Ich  habe 
in  ruhiger  und  sachlicher  Weise  jüngeren  Ansichten  aus  dem  Para- 
sitenwerke einige  ältere  Stellen  wörtlich  entgegengesetzt.  Dies  ge- 
schah aber  nicht  im  Entferntesten  aus  Kritiklust,  sondern  weil  es 
mir  gerade  angesichts  der  ausserordentlichen  Werth  Schätzung,  die  ich, 
wie  Jedermann,  seit  jeher  den  Anschauungen  Leuckart’s  entgegen- 
gebracht habe,  besonders  wichtig  war,  zeigen  zu  können,  dass  auch 
Leuckart  entschieden  für  die  physiologische  Bedeutung  des 
Laurer’schen  Kanales  als  Vagina  eingetreten  ist.  Und  diesen 
Standpunkt  bin  ich  eben  auch  heute  noch  nicht  für  so  gänzlich  ab- 
gethan  zu  betrachten  iirt  Stande,  wie  nun,  seit  den  Beobachtungen 
von  L o o s s , vielfach  geschieht. 

Dass  der  Laurer' sehe  Kanal  bei  einer  Anzahl  heute  lebender 
Trematoden  nicht  mehr  als  Scheide  funktionirt,  wie  diese  Beobach- 
tungen zu  beweisen  scheinen,  habe  ich  nicht  geleugnet,  und  ich  gebe 
gerne  zu,  dass  diese  primäre  Vagina  bei  einer  Reihe  von  Formen 
sogar  in  Atrophie  begriffen  sein  mag.  Keinesfalls  ist  aber  zur  Er- 
möglichung einer  solchen  Annahme  die  sonderbare  Phylogenie  der 
Trematoden  nötbig,  die  H.  Brandes  aufsteilt,  indem  er  diese  Thiere 
von  „cesiodenartig  organisirten  Vorfahren“  abstammen  lässt.  Wohl 
allgemein  wird  das  gerade  Umgekehrte  für  richtig  gehalten. 

Wenn  endlich  H.  Brandes  in  dem  Referate  über  meine  Arbeit 
(in  ders.  Nunam.  dies.  Zeitschr.)  bei  dem  Berichte  über  den  von  mir 
aufgefundenen  Schluckapparat  am  Keimstocke  der  Tetrabothrien  und 
Echinobothrien  durch  Anwendung  des  Wortes  „sollen“  Zweifel  aus- 
zudrücken  „beliebt“,  so  kann  ich  nur  erwidern,  dass  ich  nicht  allein 
über  die  Bestätigung  der  Richtigkeit  der  betreffenden  Beobachtungen, 
die  ja  am  passenden  Objekte  nicht  der  mindesten  Schwierigkeit  be- 
gegnen, sondern  auch  über  die  Bestätigung  meiner  „Verrnuthungen“, 
was  die  weite,  vielleicht  allgemeine  Verbreitung  dieses  Apparates  in 
mehr  oder  weniger  ausgebildetem  Zustande  bei  Bandwürmern  anbe- 
langt, in  vollstem  Umfange  durchaus  beruhigt  bin. 

Ich  glaube  nicht,  dass  unter  den  von  H.  Brandes  mir  ge- 
machten Vorwürfen  noch  einer  erübrigt,  dessen  vollkommene  Halt- 
losigkeit das  Vorstehende  nicht  erwiesen  hätte;  UDd  damit  halte  ich 
die  Sache  für  erledigt. 


730 


Brandes, 


Einige  Bemerkungen  zu  Vorstehendem. 

Von 

Dr.  ft.  Bramles. 

Nach  Kenutnisnahrae  vorstehenden  Artikels  glaube  ich  noch 
einige  Erklärungen  hinzufügen  zu  müssen ; auch  diesmal  ist  es  nur 
der  „sachliche  Beweggrund“,  zu  berichtigen,  und  nichts  anderes, 
was  mich  zur  Feder  greifen  lässt. 

Zuerst  die  Erklärung,  dass  ich  nur  von  den  en  top  arasi  ti- 
schen Trematoden,  worunter  ich  dieDistomeae  Leuckart’s 
oder  die  Digenea  van  Beneden’s  begreife,  in  meiner  Be- 
sprechung gehandelt  habe,  die  Bezeichnung  „Trematoden“  schlechthin 
also  nur  in  jenem  beschränkten  Sinne  zu  verstehen  ist. 

Um  nun  auf  einige  Einzelheiten  einzugehen,  so  glaube  ich,  dass 
es  wohl  „unvorsichtig  schematisiren“  genannt  werden  kann,  wenn 
man  einem  Schema  zu  Liebe  von  den  Verhältnissen  der  ektoparasi- 
tischen  Trematoden  oder  gar  der  Cestoden  auf  die  Gesammtheit  der 
Trematoden  Schlüsse  zieht,  zumal  die  entoparasitischen  Trematoden 
den  ektoparasitischen  an  Zahl  bei  weitem  überlegen  sind.  Nur  hier- 
gegen sollte  sich  mein  Protest  richten,  den  ich  auch  jetzt  noch  in 
allen  Einzelheiten  aufrecht  erhalte.  Bei  den  entoparasitischen  Tre- 
matoden ist  der  Lau  rer’ sehe  Kanal  theils  gar  nicht  vorhanden, 
theils  sehr  unvollkommen  ausgebildet,  nur  ausnahmsweise  findet  man 
ihn  in  kräftiger  Entwicklung;  ausserdem  ist  eine  Beobachtung,  die 
auf  eine  Begattung  durch  den  Laurer’ sehen  Kanal  mit  Sicherheit 
schliessen  liesse,  nicht  zu  verzeichnen,  während  eine  Inmissio  penis 
in  die  Ausmündung  des  Uterus  verschiedentlich  beobachtet  ist,  erst 
neuerdings  wieder  durch  v.  Linstow  bei  Distomum  eyiindra- 
ceu m (cfr.  Arch.  f.  roikr.  Anat  1890),  daher  halte  ich  es  für  eine  Verge- 
waltigung der  thatsächlichen  Verhältnisse,  wenn  Pintner  die  Be- 
gattungsfrage  bei  den  Trematoden  dahin  beantwortet,  dass  neben 
der  Begattung  durch  den  Lau  rer’ sehen  Kanal,  die  die  Regel,  auch 
eine  unter  Vermittelung  des  Uterus  zu  Stande  kommt.  Gerade  um- 
gekehrt. muss  die  Antwort  — wenigstens  für  die  Entoparasiten  — 
lauten : Die  Begattung  geschieht  durch  Einführen  des  Begattungsor- 
gans in  das  Endstück  des  Uterus;  es  ist  jedoch  möglich,  dass  bei 
einigen  Formen  auch  der  Lau  rer’ sehe  Kanal  als  Scheide  funk- 
tioniren  kann. 

Was  nun  die  Verwechslung  von  Homologie  und  Analogie  be- 
trifft, so  thut  es  mir  leid,  mich  dahin  äussern  zu  müssen,  dass  mir 
auch  vorstehender  Aufsatz  nicht  frei  davon  zu  sein  scheint.  Pint- 
ner sagt  dem  Sinne  nach  etwa  Folgendes:  Da  Brandes  zugibt, 
dass  der  Laurer’sche  Kanal  der  Distomeen  der  Vagina  der  Po- 
lyst-omeen  homolog  ist.  eine  Begattung  durch  letztere  aber  von 
Zel  1er  unzweifelhaft  beobachtet  wurde,  so  muss  er  auch  anerkennen, 
dass  eine  Begattung  durch  den  Laurer 'sehen  Kanal  feststebt1). 


1)  Pintner  köimte  dann  ja  mit  dem  gleichen  Rechte  auch  die  von  ihm  UDd  An- 


Einige  Bemerkungen  zu  Vorstehendem. 


731 


Ich  bin  aber  weit  davon  entfernt,  dies  zu  thun ; damit  würde  ich  auch 
die  Analogie  der  fraglichen  Gebilde  anerkennen  und  diese  be- 
streite ich  ja  gerade;  ich  habe  mich  für  meine  Person  sehr  wohl 
gehütet,  von  einem  Lau  rer’ sehen  Kanal  bei  den  Polystomeen  zu 
sprechen. 

So  entspringt  also  mein  „überraschendes  Vorgehen“  allerdings 
einem  Irrthume.  aber  derselbe  ist  auf  Seiten  Pintner’s.  Auch  ist 
Pintner  weiter  im  Irrthume,  wenn  er  meint,  alle  bezüglichen  An- 
sichten Leuckart’s  aus  dessen  Parasiten  werk  wörtlich  citirt  zu 
haben;  so  schreibt  er  in  Anm.  4 auf  p.  6 seiner  Arbeit:  „Uebrigens 
hält  Leuckart  selbst  bei  Dis tomu  m spathulatum  (Parasiten. 
4.  Lief.  S.  348)  den  Laurer’schen  Kanal  für  eine  Scheide,  und 
kurz  zuvor  (Parasiten.  1881.  If.  Aufl.  2.  Lief.  S.  390)  schreibt  er: 
Wenn  man  früher  der  Meinung  war,  dass  der  sogeuannte  Uterus 
der  letzteren  (d.  Trematoden)  in  gleicher  Weise  die  Begattung  wie 
die  Eiablage  vermittle,  so  war  das  ein  Irrthum,  wie  die  seither  vielfach 
bestätigten  Beobachtungen  von  Blumberg  und  Stieda  aufser 
Zweifel  gestellt  haben.“ 

In  Wirklichkeit  schreibt  Leuckart  aber  an  der  zuerst  citirten 
Stelle:  „ ....  so  dass  die  Vermuthung,  derselbe  (der  Laurer ’sche 
Kanal)  möchte  als  Vagina  funktioniren,  immerhin  einige  Wahrschein- 
lichkeit hat.“ 

Hierzu  kommt  ferner,  dass  Pintner  beim  ersten  Citat  die 
Jahreszahl  1889  fortlässt,  wodurch  sein  „kurz  zuvor“  mir  in 
einem  eigenen  Lichte  erscheinen  musste.  Dies  war  es,  was  mich 
veranlasste,  zu  schreiben,  Pintner  hätte  beliebt,  die  Sache  so  dar- 
zustellen, als  ob  sich  Leuckart  in  seinen  Ansichten  widerspräche. 
Ich  bedaure,  dies  nach  dem  vorliegenden  Texte  nöthig  gehabt  zu 
haben,  und  freue  mich  jetzt  der  entgegengesetzten  Versicherung 
P i n t u e r ’ s. 

Und  nun  noch  einige  Kleinigkeiten ! Mein  Hinweis  auf  die 
Braun’ sehe  Kritik  über  Zeller’s  Arbeit  sollte  nichts  für  die  uns 
interessirende  Frage  beweisen,  sondern  war  nur  nebenbei  geschehen. 
Ueber  meine  Ansichten  bezüglich  der  Verwandtschaft  von  Trema- 
toden und  Cestoden  werde  ich  demnächst  an  anderer  Stelle  ausführ- 
lich berichten. 

Zum  Schlüsse  nur  noch  die  Versicherung,  dass  ich  niemals  an 
der  Richtigkeit  der  Pin  tn  er  ’ sehen  Beobachtungen  in  Bezug  des 
Schluckapparates  gezweifelt  habe,  auch  keinen  Augenblick  die  weite 
Verbreitung  desselben  für  fraglich  hielt  Wenn  ich  mir  in  Hinsicht 
auf  letzteren  Punkt  das  Wort  „Vermuthung“  erlaubt  habe,  so  glaube 
ich  dazu  berechtigt  gewesen  zu  sein,  da  ja  Pintner  selber,  der 
doch  natürlich  nicht  alle  Cestoden  hat  untersuchen  können,  schreibt, 
dass  dieser  Sclduckapparat  „wahrscheinlich  bei  allen  Cestoden“  ge- 
funden werden  würde. 


deren  beobachtete  Begattung  der  Cestoden  gegen  mich  ins  Feld  führen,  denn  ich  bin 
von  der  Homologie  der  Vagina  der  Cestoden  und  des  Laurer 'sehen  Kanals  der  ento- 
parasitischen  Trematoden  vollständig  überzeugt. 


732 


Tuberculose, 


Referate. 


Fraenkel,  Engen,  Untersuchungen  über  die  Aetiologie  der 
Kehl k opftuberculose.  (Virch.  Arch.  Bd.  CXXI.  Hft.  3.  p.  523.) 

Verf.  untersuchte,  von  den  Fragen  ausgehend  1)  „Sind  alle  bei 
Schwindsüchtigen  im  Kehlkopf  zu  beobachtenden  Ulcerationeri  als 
spezifische  zu  betrachten  oder  gibt  es  auch  ohne  Mitwirkung  des 
Tuberkelbacillus  entstandene  Substanzverluste“  und  2)  „ist  die  Kehl- 
kopfschwindsucht das  Produkt  der  ausschliesslichen  Invasion 
des  Tuberkelbacillus  in  die  Gewebe  des  Kehlkopfs,  oder  wird 
der  Tuberkelbacillus  in  seiner  verheerenden  Arbeit  durch  aridere  Mi- 
kroorganismen unterstützt?“  20  erkrankte  Partieen  aus  16  Kehlköpfen 
von  an  Lungenschwindsucht  gestorbenen  Individuen  mittelst  Ausstrich- 
präparaten, Platteuverfahren  und  auf  Schnitten.  Für  den  Nachweis 
der  Tuberkelbacillen  wurde  das  Z ie  h 1 -N eel  se  n’sche  Verfahren 
mit  oder  ohne  Methylenhiaugrundfärbung  in  Anwendung  gezogen 

Sehr  interessirten  kleine,  ganz  oberflächliche  Substanzverluste  in 
Form  flacher  „aphthöser“  oder  „ienticuiärer“  Geschwüreben,  namentlich 
auf  der  Schleimhaut  der  Stimrafortsätze,  bei  denen  eine  makroskopische 
Diagnose  auf  Tubercuiose  „ausserordentlich  schwer,  ja  direkt  unmög- 
lich“ war. 

Er  resumirt,  „dass  alle  während  des  Bestehens  der  Lungenphtbisc 
zu  irgendwie  erheblichen  Zerstörungen  der  Kehlkopfgebilde  führenden 
Erkrankungen  ihrer  Entstehung  und  ihrem  Verlauf  nach  als  Effekt 
des  vom  Epithel  aus  in  die  Gewebe  eindringenden  Tuberkelbacillus 
aufzofassen  sind,  der  weiterhin  häufig  durch  sekundäre  Ansiedlungen 
anderer,  den  pyogenen  zuzurechnender  Mikroorganismen  in  seiner 
verheerenden  Arbeit  unterstützt  wird.“  „In  einer  verschwinden- 
den Zahl  von  Fällen  kommt  es  indes  zur  Entwickelung  von 
pathologischen  Zuständen,  die  wir  nach  den  Ergebnissen  der  Unter- 
suchung, mangels  des  Befundes  von  charakteristischen  anatomischen 
Veränderungen  und  bei  dem  Fehlen  von  Tuberkeihaciiieu  in  den  Ge- 
weben als  nicht  spezifische  betrachten  müssen.“  Letztere 
konstatirte  er  nur  zweimal  und  setzt  sie  den  im  Kehlkopf  bei  Abdo- 
minaltyphus beobachteten,  als  mykotische  Epithelnekrose  bezeichneten 
Prozessen  an  die  Seite  (bedingt  durch  pathogene  Kokken).  Was  die 
Entstehung  des  spezifisch  tuberculösen  Larynxaffektionen  anisugt, 
so  sehliesst  F.,  „dass  die  tuberculösen  Veränderungen  des  Kehlkopfs 
auf  eine  Invasion  der  Bacillen  von  der  Oberfläche  her  zurückzuführen 
sind,  und  dass  der  entgegengesetzte  Weg,  ein  Eindringen  der  Koc  fa- 
schen Bacillen  von  innen  her,  durch  Einschleppung  von  der  Blut-  oder 
Lymphbahn  aus  zwar  denkbar  ist,  aber  jedenfalls  die  Ausnahme 
bildet.  Die  Bacillen  gelangen  dabei  durch  die  völlig  intakten  oder 
durch  die  ihrer  Qualität  nach  bezw.  hinsichtlich  ihres  Zusammen- 
hanges alterirten  Epithelzellen  in  die  tieferen  Ge  websschichten.“ 

In  den  meisten  Fällen  bestanden  Mischinfektionen  (15  mal  unter 
18  Beobachtungen).  Diese  Mischintektionen  hält  F.  für  sekundär, 


Taberculose.  — Lopra.  — Typhös. 


733 


weil  man  „Tuberkelbacillen  immer  noch  in  tieferen  Gewebsschichten 
antrifft“,  als  die  begleitenden  Mikrobien.  Ref.  möchte  dem  gegenüber 
daran  erinnern,  dass  man  auch  bei  experimenteller  Impfung  mit  un- 
reinem Material  ein  tieferes  Vordringen  der  Tuberkelbacillen  (auch  in 
andere  Organe)  beobachten  kann,  vielleicht  weil  die  mit  Blut-  oder 
Lymphstrom  verschleppten  Kokken  leichter  zu  Grunde  gehen,  während 
die  resistenteren  Tuberkelbacilien  sich  weiter  entwickeln  können. 

Was  das  „Verhältniss  der  Zahl  der  Tuberkelbacillen  zu  dem 
Charakter  und  der  Schwere  der  einzelnen  Krankheitsherde“  anlangt, 
so  konnte  „eine  gewisse  Gesetzmässigkeit  etwa  in  dem  Sinne,  dass,  je 
tiefgreifender  die  Gewebsalteration,  desto  massenhafter  auch  die  Zahl 
der  eir.gedrungenen  Bacillen“  war,  nicht  festgestellt  werden.  Nur 
bei  den  der  Kategorie  der  iufiltrirten  Tuberculose  des  Kehlkopfes 
zu  subsumirenden  Prozessen“  fand  F.  konstant  typische  Tuberkel 
mit  epithelioiden  und  Riesenzellen.  Je  reichlicher  die  letzteren  waren, 
um  so  spärlicher  die  Tuberkelbacillen.  „Nur  in  einem  an  Riesen- 
zellen sehr  armen  Tuberkel  wird  eine  grössere  Anhäufung  von  Tuberkcl- 
bacillen  konstatirt.“  Die  Tuberkelbacilien  lagen  frei,  z.  B.  innerhalb 
des  Oberflächenepithels  oder  in  Zellen.  In  einem  Falle  waren  die 
Riesenzellen  ausnahmsweise  damit  förmlich  überladen.  Tuberkelbacilien 
können  sich,  sogar  reichlich,  finden,  ohne  dass  charakteristische,  patho- 
logisch-anatomisch als  tuberculös  zu  bezeichnende  Gewebsveränderungen 
vorliegen.  Czaplewski  (Görbersdorf). 

Campana,  R.,  Un  baciilo  simile  al  bacillo  lcproso  svi- 
luppatosi  in  tentativi  di  coltura  di  tessuti  con  lepra 
tubercolare.  (La  Riforma  med.  1891.  No.  14.  p.  159.) 

Bei  seinen  Versuchen,  den  Leprabacillus  aus  dem  leprösen  Ma- 
teriale rein  zu  züchten,  sah  Verf.,  als  er  die  anaeroben  Kulturme- 
thoden in  Anwendung  brachte,  charakteristische  Kolonieen  sich  ent- 
wickeln, welche  aus  Stäbchen  bestanden,  die  dem  Leprabacillus 
morphologisch  sehr  ähnlich  waren.  Diese  Stäbchen  sind  geradlinig, 
im  Allgemeinen  kürzer,  als  der  Tuberkelbacillus,  ihr  Protoplasma 
färbt  sich  an  2 oder  3 Stellen  intensiver,  als  die  übrigen  Theile  der- 
selben, sie  nehmen  jedoch  die  Ehriich’sche  Doppelfärbung  nicht  an. 

Der  Mikroorganismus  wächst  in  Traubenzucker- Fleischpepton- 
agar, hingegen  kommt  er  in  flüssigen  Nährmedien  nicht  zur  Ent- 
wickelung, auch  nicht  unter  Wasserstoff.  Die  Vegetation  wird  nach 
dem  7. — 9.  Tage  als  leichte  Trübung  der  unteren  Hälfte  des  Impf- 
stichs wahrnehmbar,  nach  weiteren  2 — 3 Tagen  besteht  der  Stich 
aus  einzelnen  Kügelchen  und  die  Trübung  ist  stärker.  Der  Bacillus 
ist  für  Ratten  nicht  pathogen.  Kr  dl  (Prag). 

KarlirisM,  Zur  Kenntnis s der  atypischen  Typhusfälle. 
(S.-A.  aus  der  „Wiener  medicinischen  Wochenschrift“.  1891.  No. 
11  und  12.) 

Verf.  berichtet  über  die  in  3 atypisch  verlaufenen  Fällen  von 
Typhus  abdominalis  vorgenommene  bakteriologische  Untersuchung. 

Im  ersten  Falle,  welchen  Verf.  als  Splenotyphus  anspricht,  ent- 
wickelten sich  aus  dem  Milzsafte  zahlreiche  Kolonieen  von  Typhus- 
ix. Bi  47 


734 


Typhus.  — Rot*. 


bacillen.  Im  zweiten  Falle  wurden  dieselben  in  der  Leber,  in  der 
Milz,  in  den  Nieren  und  im  Herzen  nachgewiesen. 

Karlinski  ist  geneigt,  den  Lymphapparat  des  menschlichen 
Körpers  als  den  Weg,  auf  welchem  sich  die  Typhusbacillen  verbreiten, 
aDzusehen,  und  zwar  aus  dem  Grunde,  weil  er  sehr  oft  Typhusba- 
cillen in  grosser  Menge  im  Ductus  thoracicus  vorfand,  während  solche 
ausser  in  einem  von  43  von  ihm  bakteriologisch  untersuchten  Fällen 
im  Blute  stets  vermisst  wurden. 

Der  dritte  Fall  galt  insbesondere  dem  Studium  des  Verhaltens 
der  Typbusbacillen  zum  Lymph-  und  Blutapparate.  Es  fanden  sich 
hier  im  Ductus  thoracicus  äusserst  spärliche,  im  Blute  dagegen  sehr 
zahlreiche  Typhusbacillen  vor. 

Als  einziges  charakteristisches  Merkmal  der  Typhusbacillen  be- 
zeichnet auch  Karlin'ski  die  Art  ihres  Wachsthums  auf  Kartoffeln. 
Allerdings  wachsen  auch  andere  Bakterien  auf  Kartoffeln  so,  wie  die 
Typhusbacillen.  So  fand  Verf.  in  typhösen  Dejektionen  oft  einen 
Bacillus,  welcher  ein  ebensolches  Wachsthum  auf  Kartoffeln  zeigte, 
wie  der  Typhusbacillus.  Doch  zeigte  sich  gegenüber  dem  letzteren 
insofern  ein  Unterschied,  als  jener  auf  mit  1/4°/0  Essigsäure  ange- 
säuerten Kartoffelstückchen  als  üppiger,  bläulich-weisser  Rasen, 
ebenso  auch  in  angesäuerter  Gelatine  sich  entwickelte,  während  der 
Typhusbacillus  unter  diesen  Verhältnissen  kein  oder  nur  ein  küm- 
merliches Wachstbum  zeigte.  Dittrich  (Prag). 

JakovFski,  M..  Ein  ungewöhnlicher  Fall  vou  chronischem 

Rotz  beim  Menschen.  (Zeitschr.  f.  klin.  Medic.  Bd.  XVIII. 
1891.  p.  559.) 

Verf.  beschreibt  einen  sehr  chronisch  verlaufenden  Fall  von 
Rotzinfekiion  beim  Menschen,  welchen  er  fast  während  eiaes  ganzen 
Jahres  zu  beobachten  Gelegenheit  hatte,  und  bei  dem  die  Diagnose 
Rotz  mittelst  der  bakteriologischen  Untersuchung  festgestellt  wurde. 
Der  Fall  betrifft  einen  Stalljungen,  der  6 Wochen  vor  seiner  Er- 
krankung bei  einem  Droschkeneigenthümer  in  Dienst  getreten  war. 
Sein  Vorgänger  hatte  wegen  „Erkrankung  an  Rotz'1  den  Dienst  ver- 
lassen müssen  und  war  au  Rotz  gestorben.  Die  Erkrankung  des 
Patienten  begann  mit  rheumatoiden  Schmerzen,  Frostanfällen,  Nacht- 
schweissen.  Danach  traten  Exantheme  auf  mit  Bildung  von  Pusteln 
oder  derben,  schmerzhaften,  tiefen  Infiltraten.  An  der  linken  Wade 
bildete  sich  ein  tiefes  Ulcus.  Sehr  bemerkenswert!!  ist  die  starke 
Vergrösserung  des  linken  Testikels,  welche  nach  dem  bakteriologischen 
Befund  nach  der  Exstirpation  der  Rotzinfektion  zur  Last  zu  legen 
ist;  dabei  waren  die  Lymphdrüsen  intakt  (!).  Der  Patient  entzog 
sieb  schliesslich  der  Behandlung. 

VYas  die  bakteriologische  Diagnose  des  Falles  betrifft,  so  glückte 
es  Verf.,  weder  aus  dem  Blute  noch  aus  dem  Urin  oder  Pusteleiter 
die  Rotzbacillen  herauszuzüchten  (aus  letzterem  erhielt  er  Stapby- 
loc.  pyog.  aureus  und  albus).  Erst  aus  dem  Safte  frischer  In- 
filtrate und  aus  dem  noch  nicht  zerfallenen  Infiltrat  des  exstirpirten 
Testikels  gelang  es,  die  Rotzbacillen  zu  isoliren.  (In  letzterem  waren 
sie  in  Reinkultur.)  Die  mit  den  Kulturen  geimpften  Meerschweinchen 


Kotz.  — Puerperaleklampsie. 


735 


erkrankten  an  unzweifelhaftem  Rotz;  einige  starben,  einige  wurden 
getödtet,  einige  genasen.  Bemerkenswerth  ist,  dass  die  Lymphdrüsen 
häufig  zwar  vergrössert  waren,  aber  nicht,  wie  bei  akutem  Rotz, 
eitrig  zerfallen.  Auf  Schnitten  sowohl  von  Organen  der  Versuchs- 
thiere  als  auch  von  dem  exstirpirten  Hoden  waren  die  Bacillen  aber 
spärlich  nachweisbar,  meist  frei,  aber  auch  in  Zellen  (Tinktion  nach 
Loe f f 1 er  oder  Kühne  resp.  G a ul  e - W ei g e rt). 

Der  Fall  ist  besonders  ausgezeichnet  durch  das  tiefe,  sehr  lang- 
sam vernarbende  Unterschenkelgeschwür,  die  tiefen  Muskelinfiltrate, 
welche  sich  wieder  zurückbildeten,  und  die  spezif.  Hodenaffektion. 

Zum  Schluss  erinnert  Verf.  daran,  ob  nicht  der  sehr  chronische 
Verlauf  auch  auf  die  Resultate  der  Impfungen  von  Einfluss  gewesen. 
Er  betont  ferner  noch  besonders,  dass  es  nicht,  wie  bei  akutem  Rotz, 
aus  dem  Pusteleiter,  wohl  aber  aus  dem  Saft  frischer  Infil- 
trate gelang,  den  Rotzbacillus  zu  isoliren. 

Czaplew'ski  (Görbersdorf  i./Schl.) 

Favre,  Vorläufige  Mittheilung  über  eine  bakteriolo- 
gisch-experimentelle Untersuchung  zur  Frage  der 
Puerperaleklampsie.  [Aus  dem  patholog.  Institut  in  Berlin.] 
(Virchow’s  Archiv.  Bd.  CXXIII.  Heft  2.) 

Verf.  kultivirte  aus  den  weissen  Infarkten  in  einem  Falle  von 
Eklampsie  einen  Micrococcus,  der  einen  Durchmesser  von  0,7 
- 0,8  /u  besass  und  auf  Agar  und  Gelatine  kleine  durchsichtige  Punkte 
bildete. 

Injektionen  der  Kulturen  in  die  Blutbahn  gesunder  Kaninchen 
bewirkten  sehr  häufig  Temperaturwallungen,  meist  Senkungen  derselben. 

Injektionen  von  Reinkulturen  dieser  Mikroorganismen  in  die  Blut- 
bahn doppelseitig  nephrotomirter  Kaninchen  verursachten  meist  ziem- 
lich rasche  Tödtung  mit  folgendem  Symptomenkomplex:  Angstgefühl, 
Unruhe,  Fluchtversuche,  allgemeine  Muskelschwäche  und  Kollaps- 
temperaturen, jedoch  ohne  Konvulsionen. 

Injektionen  älterer  Reinkulturen  in  die  Blutbahn  einseitig  nephro- 
tomirter Kaninchen  hatten  regelmässig  ziemlich  rasche  Tödtung  der 
Versuchstiere  mit  demselben  Symptomenkomplex  im  Gefolge. 

Injektionen  junger  Reinkulturen  oder  einer  Emulsion  dieser  Pilze 
in  indifferenter  Flüssigkeit  in  die  Blutbahn  einseitig  nephrotomirter 
Kaninchen  bewirkten  Angstgefühl,  Unruhe,  Fluchtversuche,  allgemeine 
Muskelschwäche,  Kollapstemperatureu,  heftige  klonische  Konvulsionen 
mit  besonderer  Betheiligung  der  vorderen  Extremitäten,  heftige  teta- 
nische  Konvulsionen  mit  Opisthotonus  und  Betheiligung  der  Gesiebts- 
und Obrenmusculatur.  Nach  2 — 3 solchen  Anfällen  starben  die  Thiere. 

Zwei  doppelseitig  nephrotomirte  Kaninchen  gingen  nach  48 — 5ö 
Stunden  unter  Kollapstemperaturen  an  Urämie  zu  Grunde. 

Verf.  hält  es  für  wahrscheinlich,  dass  dieser  Micrococcus 
sowohl  eine  Nephritis  gravidarum,  als  auch  eklamptische  Anfälle 
hervorrufen  kann. 

Behinderung  der  Harnsekretion  scheint  nach  den  Untersuchungen 
des  Verf.’seine  Grundbedingung  für  die  Entstehung  dieser  Erscheinungen 
zu  sein.  D i 1 1 r i c b (Prag). 

47* 


736 


Verdauung  der  Protozoen. 


Le  Dantec,  Recherches  sur  ladigestion  intracellulaire 
cbez  les  protozoaires  (2e  partie).  [Aus  dem  Laboratorium 
vou  Metschuikoff,  im  Institut  Pasteur.]  (Annales  de  PInstitut 
Pasteur.  1891.  No.  3.  p.  163.) 

In  seiner  früheren  Mittheilung  l)  hatte  Verf.  bereits  die  mit  Ali- 
zarinsulfosäure  bei  einigen  Amöben  erzielten  Resultate  erwähnt.  Die 
aufgenommenen  Farbstoffkörnchen  liegen  nicht  direkt  im  Protoplasma, 
sondern  in  Vakuolen,  deren  wässriger  Inhalt  der  umgebenden  Flüssig- 
keit entstammt.  Bald  tritt  aber  dann  saure  Reaktion  auf,  welche  den 
violetten  Farbenton  in  rosa,  manchmal  bis  zu  gelb  verwandelt. 

Analoge  Ergebnisse  wurden  nun  an  verschiedenen  anderen  Pro- 
tozoen erhalten,  namentlich  an  dem  Kolonieen  bildenden,  mit  ver- 
zweigtem, retraktilem  Fuss  begabten  Carchesium,  ferner  bei  einigen 
Vor  ticeilen.  Die  Infusorien  theilt  Verf.,  entsprechend  der  neuen 
Klassifikation  von  Maupas,  in  „Ciltes  ä tourbillon“  und  „Cili6s 
capteurs“.  Auf  diese  im  Wasser  frei  lebenden  Infusorien  allein  be- 
ziehen sich  die  folgenden  Schlussfolgerungen  von  Verf.  aus  seinen 
bisherigen  Untersuchungen  : 

1)  Bei  allen  untersuchten  Infusorien  wird  mit  den  aufgenommenen 
festen  Theilchen  stets  auch  eine  gewisse  Quantität  des  umgebenden 
Wassers  in  die  Vakuole  mit  eingeführt. 

2)  Die  Wirbelinfusorien  („Infusoires  ä tourbillon“)  nehmen  ohne 
Unterschied  alle  festen,  im  Wasser  suspendirten  Körperchen  auf.  Die 
Aufnahme  wird  gehemmt  durch  eine  Art  von  Plethora,  weiche 
mechanisch  die  Bildung  neuer  Vakuolen  zu  verhindern  scheint 

Die  Raubirifusorien  („Infusoires  capteurs“)  scheinen  im  Gegen- 
theil  eine  Wahl  zu  treffen.  Sie  verschlingen  nicht-nährende  Substanzen 
nur  dann,  wenn  letztere  an  wirklich  nährenden  anbaften. 

3)  In  allen  Fällen  ist  bei  den  untersuchten  Infusorien  die  Ver- 
dauungsvakuole der  Sitz  einer  sauren  Sekretion,  welche  zunächst  das 
eingeführte  alkalische  Wasser  neutraiisirt  und  dann  fortdauert,  bis 
der  Inhalt  der  Vakuole  effektiv  sauer  wird.  Diese  Absonderung  er- 
folgt mit  gleicher  Intensität,  ob  nun  die  Vakuolen  Körperchen  von 
thierischer,  ptlanzlicber  oder  mineralischer  Herkunft  enthalten. 

4)  Die  Schnelligkeit  der  Säureabsonderung  ist  bei  den  ver- 
schiedenen Spezies  sehr  verschieden ; ebenso  besteht  eine  Differenz  be- 
züglich der  Schädlichkeit  der  eingeführten  chemischen  Substanzen, 
was  auf  beträchtliche  Verschiedenheit  in  der  Konstitution  des  Plasmas 
hinzuweisen  scheint. 

5)  Bei  allen  Spezies,  bei  denen  Lakmus  ein  Resultat  ergab 

(s.  das  frühere  Ref.),  scheint  die  Säure  die  nämliche,  und  zwar  eine 
starke  Säure  zu  sein.  Büchner  (München). 


1)  Ref.  s.  No.  10,  S.  355  dieses  Bandes. 


Dutersuchungsmettoiien,  Instrumente  etft 


737 


Untersuchungsmethoden,  Instrumente  etc. 


Str&ims,  Seringue  ä injections  hy podermiques,  steri- 
li  säble,  ä piston  eil  moelle  de  sureau.  (Le  Bulletin 
m6d.  1891.  No.  9.  p.  89.) 

ln  der  Sitzung  der  Socfötö  de  Biologie  zu  Paris  vom  24.  Januar 
d.  J.  demonstrirte  S.  eine  Injektionsspritze,  deren  Konstruktion  vou 
der  Pravaz'schen  Spritze  insofern  abweicht,  als  Lederstempel  und 
-Dichtung  durch  solche  aus  komprimirtem  Hollundermark  ersetzt  sind. 
Demzufolge  kann  die  Spritze  im  Dampftopf,  bei  trockener  Hitze  oder 
im  kochenden  Wasser  sterilisirt  werden,  ohne  Schaden  zu  nehmen. 
Aul  Schrauben  laufende  Metallscheibchen  gestatten  es,  den  Hollunder- 
markstempel im  Bedarfsfälle  wieder  den  Glaswandungen  dicht  an- 
schliessend zusammenzupressen.  Kr  41  (Prag). 

Soux,  Sur  un  rögulateur  de  tempörature  applicable 
aux  ötuves.  (Annales  de  ITnstitut  Pasteur.  1891.  No.  3.  p.  158.) 

Der  beschriebene  Thermoregulator,  der  seit  mehreren  Jahren  im 
Institut  Pasteur  zu  vollster  Zufriedenheit  funktionirt,  zeichnet  sich 
aus  durch  Unzerstörbarkeit,  kann  jedoch  nur  bei  grossen  Brüt- 
schränkea  mit  Vortheil  augewendet  werden. 

Derselbe  besteht  aus  zwei  starken,  an  einander  geschweissten 
und  dann  U-förmig  gekrümmten  Stäben,  von  denen  der  innere  aus 
Stahl,  der  äussere  aus  Zink  ist.  Die  Länge  der  U-Schenkel 
dürfte  der  Abbildung  nach  30 — 40  cm  betragen  und  das  Ganze  muss 
so  massiv  sein,  dass  absolut  keine  federnde  Bewegung,  nach  Art 
einer  Piucette,  stattfiudet.  Solche  Regulatoren  aus  zwei  Metallen 
wurden,  wie  Verf.  angibt,  schon  früher,  namentlich  von  Schaffer 
angewandt 

Die  Bewegung,  welche  in  Folge  der  ungleichen  Ausdehnung  von 
Zink  und  Eisen  bei  Temperaturschwankungen  auftritt,  kann  nun,  in- 
dem man  den  einen  U-Schenkel  fixirt,  von  dem  anderen  aus  in  ver- 
schiedenster Weise  zur  Regulation  der  Gaszufuhr  verwendet,  eventuell 
durch  Hebel  noch  verstärkt  werden.  Die  spezielle  Art,  wie  die  üeber- 
tragung  bei  den  von  Wies n egg  konstruirten  grossen  Pasteur- 
schen Wärmeschränken  (jetzt  mit  direkter  Gasheizung  anstatt  des 
früher  verwendete!*  Dampfes)  bewerkstelligt  wird,  wolle  im  Original 
eingesehen  werden.  Trotz  der  Grösse  des  Schrankes,  der  in  seinen 
verschiedenen  Etagen  verschiedene  Temperaturen  darbietet,  sind  die 
Schwankungen,  wie  das  beigegebene  Diagramm  eines  registrirenden 
Thermometers  zeigt,  nicht  höher,  als  0,5°.  Buchn er  (München). 

Meitzmatm,  Louis,  Bacteriological  examination  as  an 
aid  to  clinical  diagnosiß.  (New  York  Med.  Record.  1890. 
No.  1017.  p.  492.) 

Verf.  gibt  zunächst  eine  Beschreibung  des  Koch- Ehrl  ich- 


738  Schutzimpfung,  künstl.  lnfektiotiskrunUheiteu,  Kutwickelungsbemmung  etc. 


sehen  Färbeverfahrens  für  Tuberkelbacillen  und  bespricht  dann  die 
ätiologische  Bedeutung  der  Eiterkokken,  des  Bac.  pyog.  foetidus, 
des  Friedländer’ sehen  Pneumobacillus  und  des  F r ä n k e 1 - 
sehen  Diplococcus  im  Sputum,  deren  Nachweis  im  selben,  wenu 
sie  in  gewisser  Menge  vorhanden  sind,  wesentlich  zur  Sicherung  der 
Diagnose  beitragen  kann.  Die  mikroskopische  Untersuchung  anderer 
Se-  und  Exkrete  ist  allerdings  schwieriger  und  zeitraubender,  kann 
aber  ebenfalls  zu  einer  positiven  Diagnose  führen.  Schliesslich  theilt 
Verf.  noch  ausführlicher  die  Färbemethoden  für  den  Gonococcus 
N ei ss  er,  sowie  desseu  differenzial- diagnostischen  Merkmale  mit 
und  betont  den  diagnostischen  Werth  der  im  gonorrhoischen  Sekrete 
event.  gleichzeitig  vorhandenen  Eiterkokken  in  Bezug  auf  die  durch 
letztere  verursachten  Komplikationen.  Kral  (Prag). 


Schutzimpfung,  künstliche  Infektionskrankheiten,  Entwick- 
lungshemmung und  Vernichtung  der  Bakterien  etc. 


Metschnikoff , 0.,  Contribution  ä 1’ 6 1 u d e de  la  vacci- 
nation  charbonneuse.  (Annales  de  l’lnstitut  Pasteur.  1891. 
No.  3.  S.  145.) 

Ueber  das  Zustandekommen  des  Impfschutzes  bei  subkutaner 
Injektion  von  Milzbrandvaccins  standen  sich  bisher  hauptsächlich 
zw'ei  Ansichten  gegenüber.  Nach  Flügge-Bitter  soll  keine  all- 
gemeine Verbreitung  der  Vaccinbakterien  im  Körper  stattfinden,  die- 
selben vielmehr  an  Ort  und  Stelle  einer  alsbaldigen  Degeneration, 
ohne  wesentliche  Betheiligung  von  Phagocyten,  unterliegen.  Ga- 
mal eia  im  Gegentheil  glaubte  eine  Propagation  der  abgeschwäch- 
ten Milzbraudbacillen  und  eine  Verbreitung  in  den  inneren  Organen, 
gleichzeitig  mit  dem  vaccinalen  Fieber,  nachweisen  zu  können,  zwar 
weniger  durch  Kultur,  wohl  aber  mikroskopisch  in  gefärbten  Präpa- 
raten. Die  Degeneration  und  der  Untergang  sollte  nur  theilweise 
durch  die  Makrophagen  der  inneren  Organe,  hauptsächlich  durch  die 
in  Folge  der  Impfung  auftretenden  bakterienfeindlichen  Wirkungen 
der  Gewebssäfte  bedingt  sein,  welche  Gamal  e ia  am  Humor  aqueus 
konstatirte. 

Die  Untersuchungen  von  Verfasserin  bringen  wesentlich  eine 
Bestätigung  der  Resultate  yod  Flügge-Bitter.  Zunächst  wurde 
an  10  Hammeln  mit  I.,  dann  mit  II,  Vaecin  experimentirt.  Die 
Thiere  wurden  in  verschiedenen  Zwischenräumen  nach  der  subkutanen 
Injektion  getödtet,  Plattenaussaaten  aus  inneren  Organen,  Blut,  Harn 
und  Bindegewebe  der  Injektionsstelle  gemacht  und  überall  auch 
mikroskopische  Präparate,  gefärbte  Deckglaspräparate  und  Schnitte 
hergestellt.  Die  Bacillen  fänden  sich  stets  wesentlich  nur  an  der 
Injektionsstelle,  der  grösste  Theil  davon  in  den  reichlich  angesam- 
melten Leukocyten  eingeschlossen  und  im  Stadium  der  Degeneration, 


Schutzimpfung,  künstl.  Infektionskrankheiten,  Kntwickelungshcmmung  etc.  739 


Nur  ein  kleiner  Theil  der  Bacillen  wurde  freiliegend  und  normal  an- 
getroffen — dies  im  Gegensatz  zu  Flügge-Bitter.  Ferner  ver- 
stattete  der  Humor  aqueus  von  Hammeln,  welche  Vaccinalfieber  ge- 
zeigt hatten,  abweicheud  von  Gamalei a’s  Angaben,  ganz  wohl 
das  Wachsthum  von  Sporen  des  I.  und  II.  Vaccin  und  auch  von 
virulentem  Anthrax,  enthielt  somit  keine  bakterienfeindlichen  Stoffe. 
[Ref.  glaubt,  dass  diese  Versuche  mindestens  mit  Blutserum  hätten 
angestellt  werden  sollen,  um  das  zu  beweisen,  was  bewiesen  werden 
wollte,  dass  die  Degeneration  der  Vaccinbakterien  nur  auf  die  Thä- 
tigkeit  der  Leukocyten  bezogen  werden  könne.  Der  Humor  aqueus 
könnte  wohl  nur  dann  über  die  An-  oder  Abwesenheit  gelöster  bak- 
terienfeindlicher Substanzen  im  Körper  einen  sicheren  Aufschluss 
geben,  wenn  man  voraussetzen  dürfte,  dass  letztere  absolut  diffu- 
sible,  relativ  einfache,  chemische  Verbindungen  nach  Art  der  Pto- 
mai'ne  sind,  eine  Meinung,  welche  Ref.  keineswegs  theilt.] 

Die  Versuche  an  Kaninchen  wurden  in  analoger  Weise  ausge- 
führt und  gaben  ganz  ähnliche  Resultate.  Auch  hier  ergab  sich, 
dass  die  Vaccinbakterien  nur  durch  die  am  Injektionsort  stattfindende 
Vermehrung  ohne  wesentliche  Verbreitung  im  Körper  ihre  Wirkung 
ausüben ; nur  ausnahmsweise  und  in  geringem  Maasse  dringen  sie 
in  die  Organe. 

Die  Schutzimpfung  sei  daher  durch  Produkte  der  Bacillen  be- 
dingt, welche  von  der  Inokulationsstelle  aus  in  den  Körper  diffun- 
diren.  Die  Vernichtung  der  Vaccinbakterien  geschieht  durch  phago- 
cytäre  Thätigkeit  von  Mikro-  und  Makrophagen.  Die  Schutzimpfung 
besteht  zweifellos  in  einer  Gewöhnung  der  celluiären  Elemente  an 
die  toxischen  Produkte  der  Bacillen.  Letzteres  werde  eben  durch 
die  Versuche  mit  dem  zellenfreien  Humor  aqueus  bewiesen. 

Büchner  (München). 

Oniinus,  Destruction  du  virus  tuberculeux,  par  les 
essences  6vapor6es  sur  de  la  mousse  de  platine.  (Le 
Bulletin  m6d.  1890.  No.  82.  p.  908.) 

Die  Oxydationsprodukte,  welche  durch  die  Zersetzung  des  Alko- 
hols und  diesem  beigemischten  ätherischen  Oelen,  insbesondere  des 
01.  thymi,  mittelst  der  Einwirkung  glühenden  Platinschwammes  ge- 
wonnen werden,  besitzen  nach  Verf.  die  Eigenschaft,  die  Virulenz 
des  Tuberkelbacillus  namhaft  abzuschwächen  oder  gänzlich  zu  ver- 
nichten. Verf.  liess  mit  Hülfe  eines  Aspirators  diese  Zersetzungs- 
produkte durch  das  in  eine  L i e b i g ’ sehe  Röhre  eingebrachte  tuber- 
culöse  Sputum  streichen  und  verimpfte  letzteres  dann  an  Kaninchen 
und  Meerschweinchen.  Alle  Thiere,  bis  auf  eines,  blieben  gesund, 
während  die  mit  demselben,  aber  nicht  so  behandelten  Sputum  ge- 
impften Kontrollthiere  ausnahmslos  tuberculös  wurden. 

Verf.  hebt  schliesslich  noch  die  therapeutischen  Vortheile  her- 
vor, welche  sich  daraus  ergeben,  dass  bei  diesem  Verfahren  das 
Medikament  in  Gasform  und  nicht  in  kondensirbarer  Dampfform  in 
die  Lungen  eingeführt  werden  kann  und  sucht  auch  hierfür  den  ex- 
perimentellen Nachweis  zu  erbringen.  Kral  (Prag). 


740  Schutzimpfung',  küustl.  Iufektiohskrank  heilen,  Eniwickelungshemmung  etc. 


Buffer,  Armand,  A report  on  the  destruction  of  micro- 
orgauisms  during  the  process  of  inflammation.  (Bri- 
tiab  Med.  Journ.  No.  1534.  1890.  p.  1177.) 

Verf.  versuchte  festzustellen,  ob  der  an  einer  Impfstelle  vor  3ich 
gehende  EDtzündungsprozess  als  ein  schützender  Vorgang  aufzufassen 
sei  und  durch  welche  Prozesse  der  Thierkörper  gegen  die  Invasion 
des  pathogenen  Mikroorganismus  gesichert  wird.  Zu  derartigen  Unter- 
suchungen eignen  sich  vorzüglich  jene  Läsionen,  welche  an  Meer- 
schweinchen durch  intramuscuiäre  oder  subkutane  Impfung  mit  ge- 
trocknetem virulentem  oder  abgeschwächtem  Rauschbrandvirus  gesetzt 
werden. 

In  dem  klaren  Exsudate  eines  experimentell  erzeugten  Rausch- 
braudtumors  ist  bereits  nach  12  Stunden  eine  enorme  Anzahl  freier 
Bacilleu  sichtbar,  die  Leukocyten  sind  zu  dieser  Zeit  noch  spärlich 
vorhanden  und  zeigen  selten  ein  oder  mehrere  Stäbchen  eingeschlossen. 
Dagegen  enthält  die  nach  48  Stunden  oder  unmittelbar  vor  dem  Tode 
des  Versuchsthieres  entnommene  und  jetzt  etwas  trübe  Flüssigkeit 
zahlreiche  Leukocyten,  von  welchen  viele  bis  zu  10  Bacillen  einge- 
schlossen enthalten.  Die  Tumorwandung  ist  überall  von  einer  sehr 
grossen  Zahl  Bacillen  bedeckt  und  besteht  aus  einem  Wall  dicht 
aneinander  gedrängter  Leukocyten,  von  welchen  viele  der  zunächst 
der  freien  Oberfläche  der  Tumorwandung  situirten  eine  namhafte  An- 
zahl Bacillen  in  sich  aufgenommen  haben.  Nichtsdestoweniger  liegen 
auch  viele  Stäbchen  frei  zwischen  den  Zellen  und  verhalten  sich  färberisch 
normal,  während  die  intracellulären  Bacillen  Degenerationszustände 
aufweisen.  Die  Anzahl  der  Bacillen  nimmt  gegen  die  tieferen  Schichten 
zu  ab,  sie  kommen  nur  mehr  intracellulär  vor  und  wenige  Millimeter 
von  der  freien  Oberfläche  der  Tumorwandung  sind  sie  überhaupt 
nicht  mehr  nachweisbar,  obzwar  daselbst  die  Anzahl  der  Leukocyten 
noch  immer  eine  grosse  ist. 

Hierauf  beschreibt  Verf.,  unter  Anführung  der  benutzten  Färbe- 
methoden, die  morphologischen  und  tinktoriellen  Eigenschaften  der  im 
Exsudate  vorkommenden  freien  Bacillen,  geht  dann  auf  die  Ver- 
änderungen über,  welche  die  Rauschbrandbaciilen  innerhalb  der  Zellen 
erleiden  und  unterstützt  seine  Ausführungen  durch  mehrere  gute,  dem 
Texte  beigefügte  Abbildungen. 

Mit  schwachem  Virus  kann  am  Meerschweinchen  eine  so  milde 
Form  der  Krankheit  ausgelöst  werden,  dass  es  nicht  leicht  wird, 
den  Kampf  der  amöboiden  Zellen  mit  den  Mikroorganismen  an  der 
Impfstelle  zu  verfolgen.  Doch  waren  die  Ergebnisse  der  diesbezüg- 
lichen Versuche,  bei  welchen  das  trockene  Virus  zwischen  zwei,  an 
3 Seiten  verkitteten  Deckgiäschen  gebracht  und  so  applizirt  wurde, 
identisch  mit  jenen,  welche  oben  in  Kürze  erwähnt  wurden.  Durch 
Verimpfung  grosser  Mengen  des  abgeschwächten  Virus  erhält  man 
eine  chronische  Rauschbrandform,  bei  welcher  Schnitte  durch  die  Impf- 
stelle von  Tbiereu,  die  am  4.  oder  5.  Tage  nach  der  Impfung  zu 
Grunde  gingen,  zeigen,  dass  die  Bacillen  die  benachbarten  Muskeln 
in  einer  weit  grösseren  Ausdehnung  inöltrirt  hatten,  als  bei  der  akuten 
Form.  Während  bei  der  letzteren  die  meisten  Leukocyten  ein  normales 


Bakteriol  vom  X internatioDalen  raedicinischen  Kongresse  zu  Berlin. 


741 


Aussehen  haben,  sind  beim  chronischen  Verlaufe  viele  derselben  de- 
geuernt  und  zu  wahren  Eiterzellen  geworden,  von  welchen  einige  ud- 
geschädigte  oder  degenerirte,  die  meisten  jedoch  keine  Stäbchen  ent- 
halten. 

Das  entzündliche  Exsudat  scheint  daher  auf  den  Rauschbrand- 
bacillus keine  toxische  Wirkung  auszuüben,  sondern  eher  dessen  Ent- 
wickelung zu  begünstigen.  Die  Leukocyten,  welche  zur  Impfstelle  aus- 
waudern,  können  die  Weiterverbreitung  der  Bacillen  hindern  und 
diese,  nachdem  sie  sie  in  ihr  Inneres  aufgenommeu  haben,  auch  ver- 
nichten. Der  von  den  Leukocyten  gebildete  lebende  Wall  erwies  sich 
für  die  Mikroorganismen  als  nahezu  undurchdringlich  und  diesem 
Umstande  wäre  die  Lokalisation  der  Bacillen  an  der  Impfstelle  zuzu- 
schreiben. 

Verf.  schliesst  demnach,  dass  der  Entzündungsprozess,  welcher 
der  Einführung  von  Rausch brandbacillen  unter  die  Haut  von  Meer- 
schweinchen nachfolgt,  ein  schützender,  einem  nützlichen  Zwecke 
dienender  Vorgang  sei  und  dass  die  Vernichtung  der  Mikroorganismen 
an  der  Impfstelle  vollständig  von  den  iu  dem  entzündlichen  Exsudate 
vor  bandeneu  Leukocyten  bewirkt  wird.  Kr  dl  (Prag). 


Originalbericfcte  über  Kongresse. 


Bakteriologisches  vom  X,  internationalen  medicinischen 
Kongresse  zu  Berlin,  4. — 9.  August  1890. 

(Fortseizucg.) 

Aus  den  Abtheilungs-Sitzungen. 

XYIL  Abtheilung;  Gerichtliche  Medicin. 

Herr  Kratter  (Innsbruck),  Ueber  die  Ver  we  rth  bark  e i t 
des  Gonokokkenbefundes  für  die  gerichtliche  Me- 
dicin. 

Der  Gonococcus  Neisser  gehört  trotz  anderer  in  der  nor- 
malen männlichen  Harnröhre  vorkommenden  gonokokkenäbnlichen 
Bakterien  und  trotz  der  gleichfalls  pathogenen  Mikroorganismen  der 
sog.  Pseudogonorrhöe,  wie  ausser  dem  Entdecker  selbst  zahlreiche 
Nachuutersucher  durch  tausendfältige  Beobachtungen  immer  wieder 
bestätigt  haben,  zu  den  am  meisten  sichergestellten  pathogenen  Bak- 
terien. Er  ist  der  wirkliche  Krankheiterreger  des  Harnröhrentrippers. 
Die  gerichtlich-bakteriologische  Untersuchung  der  Urethrai-  und 
Vaginalsekrete  bleuorrhöisch  erkrankter  Kinder  ist  von  nun  ab  ein 
unabwsisliches  Post  ulat  für  die  Beurtneilung  der  Folgen  von  erwiesenen, 
sowie  für  die  Sicherstellung  von  behaupteten  oder  geleugneten  Noth- 
zuchta-  oder  Schändungsattentaten  geworden,  Konsequenzen,  welche 
der  Vortr.  zum  ersten  Male  iu  2 gemeinschaftlich  mit  J arisch  unter- 
suchten Fällen  von  Nothzucht  pro  foro  gezogen  hat. 


742  Bakteriol  vom  X.  internationalen  mcdicinischen  Kongresse  zu  Berlin. 


Aul  Grund  von  durch  diese  Falle  veranlassten  eigenen  Unter- 
suchungen namentlich  über  das  tiuktorielle  Verhalten  der  Gonokokken 
und  deu  ditferenzialdiagnostischen  Werth  der  Gram  sehen  Färbung 
und  auf  Grund  eingehender  Litteraturstudien  glaubt  Vortr.  über  die 
Verwerthbarkeit  des  Gouokokkenbefundes  für  die  gerichtsärztliche 
Praxis  folgende  Sätze  aufstelleu  zu  können: 

Die  Entscheidung,  ob  eine  (nach  Stuprum)  aufgetretene  ble- 
norrhöische  Entzündung  traumatisch  oder  infektiös  sei , kann  nur 
durch  eine  bakteriologische  Untersuchung  erbracht  werden.  Ein  po- 
sitives Resultat  derselben,  d.  h.  der  sichere  Nachweis  des  Gonococcus 
Neisser  beweist,  dass  die  betreffende  Erkrankung  Gonorrhöe  ist 
und  dass  die  Uebertraguug  mit  allergrösster  Wahrscheinlichkeit  durch 
einen  geschlechtlichen  Akt  erfolgt  sei,  da  andere  Uebertragungsarten 
der  Gonokokken  zwar  möglich,  im  gewöhnlichen  Leben  aber  höchst 
selten  sind.  Der  negative  Ausfall  einer  gerichtlich-bakteriologischen 
Untersuchung  berechtigt  nicht  zu  der  bestimmten  Behauptung,  dass 
die  Erkrankung  nicht  infektiös  und  nicht  durch  geschlechtliche  Akte 
hervorgerufen  sei.  Forensisch  nicht  unwichtig  ist  die  hierbei  vom 
Vortr.  festgestellte  Thatsache,  dass  mau  im  auf  Wäsche  angetrockneten 
Trippereiter  die  Gonokokken  noch  nach  langer  Zeit  nachweisen  kann. 

III.  Abtheilung:  Allgemeine  Pathologie  und  pathologische 

Anatomie. 

Herr  Pawlowsky  (Kiew),  Zur  Lehre  über  die  Aetiologie 
und  Pathologie  des  Rhinosk leroms  mit  besondere r 
Berücksichtigung  der  Phagocytose  und  derHyalin- 
b i 1 d u n g. 

Aus  3 Fällen  von  Rhinosklerom  isolirte  Vortr.  die  Fritsch- 
schen  Bacillen.  Sie  zeigen,  auf  den  verschiedenen  Nährböden  gezüchtet, 
keine  Eigenoewegung  und  keine  Sporenbildung,  dagegen  treten  in 
Kartotfelkulturen  rasch  verschiedenartige  involutionsformen  auf.  4 
Meerschweinchen  und  1 Kaninchen,  welchen  Agarkulturen  dieser  Ba- 
cillen in  die  Bauchhöhle  injizirt  wurden,  gingen  an  Peritonitis  my- 
cotica et  peritomtis  fibrinosa  purulenta  incipiens  zu  Grunde.  Die 
Bacillen  konnten  im  Exsudate  uud  in  den  Organen  mikroskopisch  und 
kulturell  nachgewiesen  werden.  Theils  waren  sie  daselbst  normal 
vorhanden,  theils  liessen  sie  verschiedene  Degenerationszustände  sehen. 
Ausserdem  wurden  in  den  Nieren  und  der  Milz  kleine  ovale  oder 
kugelige  hyaline  Bildungen , manchmal  auch  typische  hyaline 
Kugeln  gefunden.  Werden  die  Bacillen  in  die  vordere  Augenkammer 
von  Kauinchen  eingebracht,  so  kauD  man  nach  4 Tagen  Proliferations- 
erscheinungen in  den  Bindegewebszellen , Haufen  von  Leukocyten, 
Vakuolarzelien  und  grosse  Epitheloidzellen  mit  den  Bacillen  in 
der  Cornea  und  Iris  wahrnehmen.  Die  intracellulären  Bacillen 
stellen  sich  entfärbt,  körnig,  aufgequollen,  kugelig,  oval  oder  kolben- 
förmig dar.  Nach  20 — 30  Tagen  lagen  in  den  Bacillenhäufchen 
die  kleinen  kolben-  und  kugelartigen  hyalinen  Bildungen,  ausserdem 
war  in  Iris  und  Cornea  eine  Granulationsinfiltration  der  Gewebe  vor- 
handen. Damit  sind  neue  Beweise  geliefert,  dass  die  Bacillen  des 


Uakteriol.  vom  X.  internationalen  medicinisclien  Kongresse  zu  lierlm.  74ü 


Rhinoskleroms  für  Thiere  patnogen  sind  und  dass  bei  selben  experi- 
mentell fast  alle  wichtigen  Elemente  des  Krankheitsprozesses  hervor- 
gerufen werden  können. 

Betreffs  der  Phagocytose  bei  dem  Rhinosklerom  des  Menschen 
bemerkt  Vortr.,  dass  er  im  Protoplasma  der  Zellen  bald  gefärbte, 
häufiger  entfärbte,  körnige,  glänzende , verschiedenartig  degenerirte 
Bacillen  eingeschlossen  sah,  die  daselbst  einzeln  oder  zu  mehreren 
Vorkommen  oder  auch  die  ganze  Zeile  ausfüllen.  Dann  finden  sich 
Reihen  von  Bacillen,  die  von  einigen  Leukocyten  zusammen  aufge- 
nommen wurden.  Nicht  selten  zerstören  die  Bacillen  das  Protoplasma, 
das  zerfällt.  Manchmal  unterliegt  es  der  hydropischen  Degeneration 
und  die  Bacillen  vergrössern  sich  in  den  hypertrophischen  Höhlen: 
es  erscheinen  anstatt  der  Zellen  die  Haufen  der  hyalinen  ovo'iden 
Kugeln.  Das  Hyalin  bildet  sich  im  Zellenprotoplasma  theils  vereinzelt, 
theils  multipel,  erst  in  kleineren  und  später  in  grösseren  Ovoi'den  und 
Kugeln.  Diese  Ovoide  sind  den  Bacillen  ähnlich  oder  sie  sind  2 — 3. 
mal  grösser.  In  den  hyalioen  Kugeln  sieht  man  nicht  selten  einen 
oder  mehrere  Bacillen  eingeschlossen,  einzelne  der  ersteren  sind  ganz 
mit  Bacillen  angefuilt.  Oder  die  hyalinen  Kugeln  befinden  sich  an 
einer  Seite  der  Zeile  und  die  Bacillen  am  anderen  protoplasmatischen 
Ende,  Die  Bacillen  werden  also  zunächst  von  den  Zellen  aufgenoramen 
und  degenerirt.  Die  Kapseln  der  Bacillen  nehmen  die  flüssigen  Be- 
standteile des  Protoplasmas  auf  und  schwellen  an.  Die  Degeneration 
schreitet  weiter  vor,  so  dass  die  Bacillen  hyalinen  Glanz  annehmen 
und  schliesslich  das  zwischen  ihnen  liegende  Protoplasma  sich  auch 
in  Hyalin  umwandelt.  Auf  Grund  seiner  Versuche  nimmt  Vortr.  an, 
dass  das  Hyalin  bei  Rhinosklerom  ein  durch  die  Bacillen  hervorge- 
rufenes Produkt  sei,  welches  aus  den  degenerirten  Bacillen  und 
aus  dem  veränderten  Protoplasma  besteht  und  dass  es  sich  vielleicht 
auch  bei  anderen  infektiösen  Prozessen  in  derselben  Weise  bildet. 

D i s c u s s i o n : 

Herr  Eabes  (Bukarest).  Es  unterliegt  keinem  Zweifel,  dass  im 
Rhinoskleromgewebe  mehrere  Arten  von  Hyalinkörpern  vorkommeu 
können  und  nicht  alle  sind  als  Kapseln  oder  direkte  Ausscheidungs- 
produkte de3  Bacillus  zu  betrachten.  Manche  derselben  sind  durch 
ihre  tinktorielle  Reaktion  und  durch  ihre  Form  leicht  zu  unterscheiden, 
namentlich  jene,  welche  ja  auch  bei  anderen  chronischen  Granulations- 
prozessen  getroffen  werden,  so  bei  Syphilis,  bei  Mycosis  fungoides  etc. 
Die  Hyalinbilduug  kann  übrigens  in  verschiedener  Beziehung  zur 
Bakterien  Wirkung  stehen.  So  fand  ich  bei  einem  Petechialfieber  mit 
Dunkelfärbung  aller  Organe  einen  Bacillus  in  Reinkultur,  welcher 
braunes  Pigment  bildet  und  die  Eigenschaft  besitzt,  bei  Mäusen  die 
Gefasswandungeu  und  namentlich  jene  der  Glomeruli  in  wenigen  Tagen 
hyalin  zu  verändern  und  hierdurch  Hämorrhagieeu  zu  veranlassen. 
Was  die  Bedeutung  des  sog.  Rhinosklerombacillus  betrifft,  glaube  ich 
meine  reservirte  Stellung  um  so  mehr  behaupten  zu  müssen,  als  ich  in 
letzter  Zeit  eine  Serie  von  Kapselbacillen  bei  verschiedenen  Reizungs- 
zuständen  der  Nasenschleimhaut  isolirt  habe,  deren  manche  durch 
Kultur  vom  Rhiuosklerombacillus  kaum  zu  unterscheiden  sein  dürften. 


744 


Neue  Litteratur. 


Dieselben  gehören,  sowie  offenbar  auch  der  sog.  Rhioosklerombacillus 
zu  den  transparenten  schleimbildenden  Kapselbacilleu.  Es  ist  un- 
zweifelhaft, dass  dieser  Bacillus  ganz  besonders  günstige  Entwickelungs- 
bedingnisse im  Ehiaosklerom  findet  und  an  dessen  Vergrüsseruug  wesent- 
lichen Antheil  nimmt. 

(Fortsetzung  folgt.) 


$eu8  litteratur 

zoMSuneDgeitellt  voa 

Db,  Abthob  WCkzbubg, 

Eibilotbeku  tm  Kaiserlichen  OMU&dlu4t<amte  1s  Berlin. 


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Biologie. 

(GShrung,  Fäulniss,  Stoffwechselprodukte  usw.) 

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Beziehungen  der  Bakterien  uad  Parasiten  zur  belebten  Natur. 

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Neue  Litieratar. 


745 


Krankheitserregende  Bakterien  und  Parasiten  bei  Menschen. 

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de  rougeole.  (Rev.  mens.  d.  malad,  de  l’enfance.  1891.  Avril,  p 154—168.) 

Cholera,  Typhus,  Ruhr,  Gelbfieber,  Pest. 

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de  fiebre  amarilla.  (Rev.  de  cienc.  med.,  Habana  1890.  p.  294.) 

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Wundinfektionskrankherten. 

Eiterung,  Phlegmone,  Erysipel,  acutes  purulentes  Oedem,  Pyämie,  Septlkämie, 
Tetanus,  Hospitalbrand,  Puerperalkrankheiten,  Wundfäulniss.) 

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Infektionsgeschwü]  ste. 

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746 


Neue  Litteratnr. 


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Wiljor,  A.  J. , Einfluss  der  Influenza  aui  den  Verlauf  der  Phthise  und  deren  klinische 
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[Russisch.] 

Diphtherie  und  Croup,  Keuchhusten,  Grippe,  Pneumonie,  epidemische  Genickstarre, 
Mumps,  RückfalleneDer,  Osteomyelitis. 

Caird,  J H . Influenza  coinmunicated  to  cats  and  human  beings  by  horses.  (Lancet. 
1891.  Vol  ’l.  No.  13.  p.  741.) 

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No.  26.  p.  228.) 

Smurra,  P.,  Riconferma  dei  principii  della  difterite  infettiva.  (Arch.  internaz.  d.  spec. 
med.-chir.  1891.  No.  6.  p.  100—102.) 

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Gelenkrheumatismus. 

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p.  111—120,  184—196,  271—279.) 

B.  Infektiöse  Lokalkrankheiten . 

Haut,  Muskeln,  Knochen. 

Frank,  L F.,  Favus.  (Monatsh.  f.  prakt.  Dermatol.  Bd.  XII.  1891.  Heft  6.  p.  254 — 266.) 
de  Michele,  P. , L'erythrasma  e il  suo  parassita.  (Giorn.  internaz.  d.  scienze  med. 
1890.  No.  21.  p.  821—839.) 

Verdauungsorgane. 

Gilbert,  A.,  et  Girode,  J.,  Des  angiocbolites  infectieuses  ascendantes  suppuratives.  (Compt. 
rend.  de  la  soc.  de  biol  1891.  No.  11.  p.  217 — 220.) 

Krankheitserregende  Bakterien  und  Parasiten  hei  Mensehen  and  Thiertn. 
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Aktinomykose. 

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Maul-  und  Klauenseuche. 

Dieckerhoff,  Schutzmaassregeln  gegen  die  Verbreitung  der  Maul-  und  Klauenseuche  durch 
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Preussen.  Reg.-Bez.  Marienwerder.  Landespolizeiliche  Verordnung,  betr.  Scbutzmaass- 
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Krankheitserregende  Bakterien  und  Parasiten  bei  Thiertn. 

Säugetldere. 

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Nene  Litteratur. 


747 


Krankheiten  der  Wiederkäuer. 

(Rinderpest,  Lungenseuche,  Texasseuche,  Genickstarre,  Ruhr  und  Diphtherie  der 
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Krankheitserregende  Bakterien  und  Parasiten  bei  Pflanzen. 

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(Oesterr.  landwirthschaftl.  Centralbl.  1891.  Heft  1.) 

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Untersuchunggmethoden,  Instrumente  etc. 

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Schutzimpfungen,  künstliche  Infektionskrankheiten,  Entwicke- 
lungshemmung und  Vernichtung  der  Bakterien  mit  besonderer 
Berücksichtigung  der  Arbeiten  über  das  Koch’ sehe 
Heilverfahren  gegen  Tuberculose. 

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Diskussion  über  das  Koch’sche  Heilverfahren  auf  dem  X.  Kongress  für  ionere  Medicin. 
(Deutsche  medic.  Wochenschr.  1891.  No.  17.  p.  605 — 612.) 


748 


Neue  Litterztur. 


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Ferrand,  4ction  gdnerale  du  remfede  de  Koch.  (Bullet  et  mdm.  de  la  soc.  mdd.  d. 
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Foä.  P , Una  esperienza  negativa  sulla  immunitä  per  la  tubercolosi.  (Cazz.  d.  ospit. 
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Oottstein.  A..  Zusammenfassende  Uebersicht  über  die  bakterienvernichtende  Eigenschaft 
des  Blutserums.  (Therapeut.  Mtsh.  1891.  No  4.  p.  235 — 238.) 

Hirne,  T.  W„  Case  of  facial  kipus  healed  V>y  Koch’s  method.  (Lancet.  1891.  Vol.  I. 

No  16.  p 869— 871  ) 

Linossier,  Äction  de  l’acide  sulfureux  sur  quelques  Champignons  infdrieurs  et  en  parti- 
culier  sur  ies  levures  alcooliqnes.  (Annal.  de  l’Inst.  Pasteur.  1891  No.  3.  p.  171  • 
—176.) 

Nemicic,  E.,  Die  Encyme  in  ihrer  Wirkung  auf  pathogene  Pflanzenzellen  (virulente 
Bakterien)  (Allg.  Wien.  med.  Ztg.  1891.  No.  15,  16.  p.  169 — 170,  181.) 

Preussen  Charlottenburg.  Polizei-Verordnung,  betr.  die  Desinfektion  bei  ansteckenden 
Krankheiten.  Vom  13  Januar  1891.  (Veröffentl.  des  kaiserl.  Gesundh. -Amtes.  1891. 
No.  14.  p.  215—216.) 

de  Renzi,  E.,  Cura  della  tubercolosi  polmonare  col  metodo  di  Liebreich.  (Riv.  clin.  e 
terapeut.  1891.  No  4.  p.  1G9  — 171.) 

Rice,  C.  E..  I.upns  of  the  nose  and  throat;  demonstration  of  cases  under  the  Koch 
method  of  treatment.  (Med.  Record.  1891.  No.  16.  p.  450 — 455.) 


Inhalt. 


Origin  almittheil  tragen. 

Babes,  V..  Ueber  Bacillen  der  hämorrha- 
gischen Infektion  des  Menschen.  (Orig.), 
p.  719. 

Kaufmann,  P.,  Ueber  eine  neue  Anwendung 
des  Safranins.  (Orig),  p 717. 

Loew,  0.,  Die  chemischen  Verhältnisse  des 
Bakterienlebens.  (Orig.)  (Forts.),  p.  722 

Pintner,  Theodor,  Nochmals  über  den  Be- 
gattungsakt der  parasitischen  Plathel- 
minlhen.  Als  Erwiderung  an  Herrn 
Brandes  (Orig.),  p 726. 

Brandes.  G.,  Einige  Bemerkungen  zu  Vor- 
stehendem. (Orig  ),  p.  730. 

Referate. 

Camp&na,  R , Uu  bacillo  simile  al  bacillo 
leproso  sviluppatosi  in  tentativi  di  col- 
tura  di  tessuti  con  lepra  tubcrcolare, 

p.  733 

Favre,  Vorläufige  Mittheilung  über  eine 
hakteriolog.-experiment.  Untersuchung  zur 
Frage  der  Puerperalcklampsie,  p.  735. 

Fraenkel , Eugen , Untersuchungen  über 
die  Aetiologie  der  Kehlkopftuberculose, 
p.  732. 

Jakcwski,  M. , Ein  ungewöhnlicher  Fall 
von  chronischem  Rotz  beim  Menschen, 
p.  734. 

Karlinski,  Zur  Kenntniss  der  atypischen 
Typhusfälle,  p.  733. 

Le  Dantec.  Reeherches  sur  la  digestion  in- 
traeellulaire  chez  les  protozoaires  (2e  par- 
tie)/’p.  736. 


TJntersuchungsmethoden,  Instrumente  etc. 

Heitmann,  Louis,  Bacteriological  examina- 
tion  as  an  aid  to  clinical  diagnosis,  p.  737. 

Rouz,  Sur  un  regulateur  de  temp4rature 
applicable  aux  etuves,  p.  737. 

Stratus,  Seringue  k injections  hypoderrni- 
ques,  sterilisable,  h piston  en  moeile  de 
sureau,  p.  737. 

Schutzimpfung,  künstliche  Infektions- 
krankheiten. Entwicklungshemmung 
und  Vernichtung  der  Bakterien 
und  Parasiten. 

Metschnikoff,  0 , Contribution  ä l’efude 
de  la  vaccination  charbonneuse,  p 738. 

Onimus,  Destruction  du  virus  tuberculeox, 
par  les  essences  dvaporees  sur  de  la 
mousse  de  platine,  p.  739. 

Raffer,  Armand,  A report  on  the  destruc- 
tion of  microorganisms  during  the  pro- 
cess  of  Inflammation,  p.  740. 

Originalberichte  über  Kongresse. 

Bakteriologisches  vom  X.  inter- 
nationalen mediciuischen 
Kongresse  zu  Berlin, 

4. — 9.  August  1890.  (Fortsetzung.) 

Kratter,  Ueber  die  Verwerthbarkeit  des 
Gonokokkenbefundes  für  die  gerichtliche 
Medicin,  p.  741. 

Pawlowsky,  Ueber  die  Aetiologie  und  Pa- 
thologie des  Rhinoskleroms  mit  beson- 
derer Berücksichtigung  der  Phagocytose 
und  der  Hyalinbildung,  p.  742. 

Nene  Litteratur,  p.  744. 


Frommannflche  Hu  ch  drucke  re  i (Hermann  PoUle;  in  Jena. 


Bakteriologie  und  Parasitenknnde. 

Id  VerbinduBg  mit 

Geil.  So&.  Prof.  Dr.  Leafet  m Professor  Dr,  Loeffler 

ln  Leipzig  in  Greifswald 

herausgegeben  von 

Dr.  O.  Uhl  worin,  in  Cassel. 


Verlag  von  Gustav  Fischer  in  Jena. 


IX.  Band.  Jena,  den  13.  Juni  1891.  -<>-  No.  33. 

Preis  für  den  Sand  (26  Pnmmern)  14  Mark. 

Jährlich  erscheinen  zwei  Bände. 

-- Zu  beziehen  durch  alle  Buchhandlungen  und  Posranstalten.  '%*— 


Die  Redaktion  des  „Centralblatts  für  Bakteriologie  und  Parasiten- 
kunde“ richtet  an  die  Herren  Mitarbeiter  die  ergebene  Bitte,  etwaige 
Wünsche  um  Lieferung  von  besonderen  Abdrücken  ihrer  Auf- 
sätze entweder  bei  der  Einsendung  der  Abhandlungen  an  die 
. Redaktion  auf  das  Manuskript  schreiben  zu  wollen  oder  spä- 
testens nach  Empfang  der  ersten  Korrekturabzüge  direkt  an 
den  Verleger,  Herrn  Gustav  Fischer  in  Jena,  gelangen  zu 
lassen.  Die  Verlagshandlung  ist  leider  nicht  in  der  Lage,  später 
eingehende  Wünsche  berücksichtigen  zu  können. 


Original  - Mittheitungen. 

Der  Dampftrichter. 

(Aus  Dr.  Unna’s  dermatologischem  Laboratorium  in  Hamburg.) 

Von 

P.  Cr.  Unna. 

Mit  1 Figur. 

In  der  letzten  Zeit  hat  sich  eine  neue  Einrichtung  zum  Filtriren 
des  Nähragars  in  meinem  Laboratorium  so  sehr  bewährt,  dass  ich 
nicht  anstehe,  dieselbe  den  Fachkollegen  in  Kürze  mitzutheilen. 
Derselbe  einfache  Apparat  ist  übrigens  nicht  nur  für  bakteriologische 
Zwecke  sehr  brauchbar,  sondern  überall  dort,  wo  minder  leicht  fil- 
ix.  Bd.  48 


750 


Unna, 


trirende  Flüssigkeiten  rasch  und  möglichst  klar  filtrirt  werden  sollen* 
also  vor  allem  in  chemischen  und  pharmazeutischen  Laboratorien. 
Soviel  ich  mir  habe  sagen  lassen,  ist  die  zu  beschreibende  einfache 
Vorrichtung  auch  bei  den  Chemikern  und  Pharmazeuten  bislang  nicht 
im  Gebrauche  gewesen. 

Auf  die  Idee  meines  Dampftrichters  kam  ich  bei  dem  Versuche, 
den  nutzlos  entweichenden  Dampf  der  bisherigen  Warm  wassertrichter 
für  das  Filtriren  selbst  nutzbar  zu  machen. 

Der  Dampftrichter  in  seiner  jetzigen 
Form  besteht  aus  eiuer  kupfernen  Hohl- 
kugel, von  der  ein  oberes  Segment  als 
Deckel  abzuheben  ist.  Ein  im  Boden 
derselben  befindliches  Loch  ist  mit  einem 
Gummipfropferi  verschlossen  und  lässt 
den  Stiel  eines  emaillirteu,  eisernen 
Trichters  hindurch,  dessen  oberer  Rand 
etwas  höher  steht  als  der  Rand  der 
Kupferblase  nach  Abhebung  des  Deckels, 
Dieses  ist  nothwendig,  damit  das 
kochende,  zwischen  Kupferblase  und 
Trichter  befindliche  Wasser  nicht  in 
denselben  hineingelangt  uud  den  Nähr- 
boden verdünnt.  Aus  demselben  Grunde 
muss  zwischen  den  Rändern  des  Trich- 
ters und  der  Kupferblase  ein  etwa  1 cm 
breiter  Zwischenraum  bleiben.  Der 
Trichter  selbst  ist  von  Metall,  da  glä- 
serne Trichter  leicht  bei  dem  erhöhten 
Druck  zerspringen. 

Der  Deckel  wird  durch  einen  halb- 
kreisförmigen, schmiedeeisernen,  1 cm 
dicken,  2 cm  breiten,  beweglichen  Bügel 
mittelst  einer  Flügelschraube  auf  der 
Kupferblase  fixirt.  Die  letztere  enthält 
einen  kupfernen,  schräg  nach  unten  ab- 
gehenden, hohlen,  unien  geschlossenen 
Fortsatz  zum  Erhitzen  des  'Wassers, 
welches  den  Trichter  umgibt.  Ein  in 
den  Deckel  eingelassenes  Messingrohr 
mit  Hahn  dient  als  Ventil.  Die  Dich- 
tung zwischen  Deckel  uud  Kupferblase 
wird  durch  einen  aus  gummirter  Lein- 
wand geschnittenen  Ring  hergestellt. 
Der  Darnpftrichter  ruht  auf  3 aus  Bandeisen  gefertigten  Füssen  von 
solcher  Höhe,  dass  ein  Literkolben  bequem  unter  dem  Ausfiussende 
des  Trichters  Platz  hat. 

Der  zerschuittene  Agar  braucht  nur  V,  Stunde  auf  offenem 
Feuer  zu  kochen,  wird  sodann  mit  den  Nährsubstanzen  versetzt  und 
direkt  in  den  Trichter  gegeben.  Ein  mehrstündiges  Kochen  des 
Agars  vor  dem  Filtriren,  wie  bei  den  früheren  Wannwassertrichtern, 


Der  Dampftrichter. 


751 


ist  beim  Dampftrichter  unnöthig.  In  den  Trichter  kommt  ein  ein- 
faches Filter  aus  Filtrirpapier,  welches  2 cm  hoch  mit  gut  geglühtem 
Kieselgur  angefüilt  wird.  Der  flüssige  Agar  wird  ohne  sonstige 
Beihülfe  durch  den  Kieselgur  allein  vollständig  geklärt.  Der  Wasser- 
spiegel aussen  am  Trichter  darf  nicht  höher  als  3 cm  unter  dem 
Trichterrande  stehen. 

Bei  geschlossenem  Ventilhahn  wird  nun  der  Deckel  fest  aufge- 
schraubt und  das  Wasser  durch  eine  einfache  Gasflamme  erhitzt. 
Die  Dampfspannung  im  Innern  der  Kupferblase  braucht  mau  nicht 
durch  Oeffnen  des  Ventiihahus  zu  ermitteln,  sie  zeigt  sich  sofort 
durch  ein  rasches  Fiitriren  au.  Da  der  Trichter  selbst  als  Ventil 
fungirt,  ist  eine  Sorge  für  etwaige  zu  hohe  Dampfspannung  unnöthig. 
Das  Fiitriren  muss  nur  so  regulirt  werden,  dass  keine  grösseren 
Dampfblasen  den  stetigen  Filterstrom  unterbrechen.  Sowie  dies 
eintritt,  schraubt  man  einfach  die  Gasflamme  nieder,  welche  von  nun 
an  nicht  wieder  vergrössert  zu  werden  braucht,  um  die  Filtration  in 
raschem  Gange  zu  erhalten.  Den  Dampf  durch  den  Ventiibahn  ab- 
zulassen, ist  überhaupt  nur  nöthig,  wenn  man  diese  Vorsicht  ausser 
Acht  gelassen  hat  und  ein  zu  stürmisches  Fiitriren  das  Filter  zu 
zerreissen  droht.  Dann  drehe  mau  den  Hahn  aber  nur  langsam 
auf,  weil  sonst  dss  Wasser  in  den  Trichter  hinein  überkocht. 

Der  Hauptvortheil  dieser  Filtrirmethode  liegt  in  ihrer  Schnel- 
ligkeit. Während  früher  in  meinem  Laboratorium  zur  Filtration 
eines  Liters  von  2 °/0igem  Agar  8 Stunden  nothwendig  waren,  ist 
jetzt  derselbe  Prozess  in  2 Stunden  beendigt. 

Sodann filtrirt man  mit  dem  Dampftrichter  ebenso  leicht  3 °/0  igen 
Agar  und  noch  höher prozentuirte  Agarlösung,  während  in  den  Warm- 
wassertrichtern sich  gut  nur  bis  2°/0 ige  Agarlösungen  fiitriren  Hessen. 

Weiter  ist  die  verbrauchte  Gas  men  ge  eine  unvergleichlich 
viel  geringere.  Schon  durch  Benutzung  einer  einfachen  Flamme 
anstatt  einer  drei-  oder  vierfachen  bei  den  früheren  Apparaten  wird 
der  Konsum  von  Gas  wenigstens  auf  ein  Drittel  reduzirt.  Die  vier- 
fach geringere  Zeit  reduzirt  ihn  weiter  auf  mindestens  ein  Zwölftel 
und  das  nach  einer  halben  Stunde  stets  nothwendig  werdende  Er- 
niedrigen der  Flamme  auf  ein  Zwanzigstel  bis  ein  Dreissigstel  der 
früher  verbrauchten  Menge. 

Ein  vierter,  sehr  bedeutender  Vortheil  ist  es,  dass  der  Dampf- 
trichter den  Nähragar  nicht  blos  rasch  filtrirt,  sondern  zugleich 
sicher  sterilisirt.  Dieser  Umstand  ist  leicht  erklärlich,  wenn 
man  bedenkt,  dass  die  Nährsubstanz  in  demselben  zwei  Stunden 
lang  dem  strömenden  Dampfe  ausgesetzt  ist  Ich  habe  daher 
letzthin,  ohne  bisher  schlechte  Erfahrungen  zu  machen,  das  naeh- 
herige  dreimalige  diskontinuirliche  Steri'.isiren  des  Agars  vollständig 
aufgegeben.  Wenn  der  Kolben  unter  dem  Trichter  steril  ist,  kann 
man  direkt  nach  Beendigung  der  Filtration  an  das  Ausfällen  des 
Agars  in  die  Gläser  gehen,  vorausgesetzt,  dass  man  den  Kolben 
wäbreud  des  Filtrirens  warm  hält.  Auch  kann  man,  wenn  man  unter 
dem  Trichter  einen  kleinen  Glastrichter  mit  Gummischlauch  und 
Quetschhahn  anbringt,  unbelästigt  durch  etwaige  Dampfblasen,  die 
Gläser  direkt  aus  dem  Dampftrichter  füllen. 


48* 


752 


Babes, 


Endlich  ist  auch  nicht  zu  vergessen,  dass  beim  Gebrauch  des 
Dampftrichters  das  vorherige  Klären  des  Agars  mit  Eiweiss 
und  das  lange  Garkochen  desselben  f o r t f ä 1 1 1. 

Während  früher  die  Herstellung  von  einigen  Hundert  guter 
Agargläser  viele  Sorgfalt  und  einen  Zeitraum  vod  5 Tagen  in  An- 
spruch nahm,  lässt  sich  mittelst  des  Dampftrichters  dieses  Geschäft 
sicher  und  bequem  in  3 Stunden  absolvireo.  Hiergegen  kommt  der 
höhere  Preis  des  Dampftrichters  nicht  in  Betracht,  abgesehen  da- 
von, dass  die  Kosten  sehr  bald  durch  Gasersparniss  eingebracht 
werden. 

Wenn  man  den  Deckel  des  Dampftrichters  aufgeschraubt  hat 
und  einen  Doppelballon  auf  den  Ventilbahn  aufsetzt,  kann  man  auch 
in  der  Kälte  mit  demselben  unter  Druck  filtriren  (z.  B.  Blutserum) 
nach  dem  Prinzip  des  Drucktrichters,  welcher  neulich  in  dieser  Zeit- 
schrift besprochen  wurde. 

Der  Dampftrichter  ist  in  zwei  Grössen,  je  zu  1 Liter  und  zu 
1lt  Liter  Trichterinhalt,  vorräthig  bei  Bauer  & Häselbarth, 
Instrumentenfabrik,  Eimsbüttel  bei  Hamburg. 

Hamburg,  6.  Mai  1891. 


Heber  Bacillen  der  hämorrhagischen  Infektion 
des  Menschen. 

Von 

Y.  Babes 

in 

Bukarest. 

(Schluss.) 

V.  Babes.  M.  Kolb 


Tizaoni  und  Gio- 
vanni n i. 


Kulturversuche. 

Aus  allen  Organen,  Haut,  Aus  dem  Blut,  der  Haut,  Aus  Haut,  Leber,  Nieren, 
Tonsillen,  Lungen,  Herzblut,  der  Lunge,  der  Milz , der  Milz,  dem  Blute , und  der 
Milz . Leber , Mesenterial-  Nieren,  dem  Darm  und  den  Pericardialfiüssigkeit  wurden 
drüsen,  Nieren  wurden  Kul-  Lymphdrüsen  wurden  Kul-  Kulturen  angelegt, 
turen  in  Gelatine,  Agar-Agar,  turen  angelegt. 

Blutserum  und  Kartoffel,  mit 
oder  ohne  Glycerinzusatz,  an- 
gelegt. 

Form,  Anordnung  und  Färbbarkeit  der  Bacillen. 

Ir  Milz  und  Lengen  wurde  In  sämmtlicben  Organen  Nirgends  reir.  (gewöhnlich 
im  Schnitte  und  in  Reinkul-  fand  sich  in  Schnitten  und  zusammen  nr.  Staphyl. 
tur  eia  Bacillus  gefunden,  Reinkultur  ein  kurzes,  ova-  aureus)  fand  sich  in  Leber 
welcher  0,3  ( — 0,4)  p dick,  les,  etwas  plumpes  Stäbchen  und  Blut  ein  0,75 — 1,3  p 
kurz,  fast  oval  (abgerundet),  mit  abgerundeten  Enden,  langer,  0,2 — 0,4  breiter  Ba- 
manchmal  bimförmig  er-  meist  liegen  2 Individuen  cillus  mit  abgerundeten  En- 


Ueber  Bacillen  der  hämorrhagischen  Infektion  des  Menschen. 


753 


V.  B a b e s. 


scheint.  Derselbe  färbt  sich 
schwach  mit  Anilinfarben, 
noch  schwächer  nach  Gram. 
Sowohl  im  Gewebe  als  in 
Kulturen  von  einer  schmalen 
Kapsel  umgeben.  (Fakulta- 
tiver Aerobe , unbeweglich.) 
Keine  Sporenbildung , wohl 
aber  in  älteren  Kulturen  Bil- 
dung glänzender  Kügelchen 
an  den  Enden  der  Bacillen. 
(In  einem  Falle  zusammen 
mit  Streptococcus  pyo- 
genes.) 


Nach  3 Tagen  das  Wachs- 
thum auf  Gelatine  spärlich 
als  dünne,  durchscheinende, 
unregelmässige  Kolonie  an 
der  Oberfläche ; besser  in  der 
Tiefe  als  weisslicher,  punk- 
tirter  Streifen,  keine  Ver- 
flüssigung. 


Nach  3 Tagen  gute  Ent- 
wickelung in  der  Tiefe,  an 
der  Oberfläche  kleine,  feuchte, 
transparenteTröpfchen,  später 
grössere,  flache , glänzende, 
weiss-gelbliche,  nicht  scharf 
begrenzte,  durchscheinende 
Plaques. 


Nach  3 Tagen  etwas  bes- 
sere Entwickelung,  in  Form 
weisslicher,  feuchter,  kleiner 
Kolonieen  (1 — 2 mm  breit). 


Nach  3 Tagen  feuchte, 
undeutlich  umschriebene, 
weissliche  Tropfen. 


Nach  3 Tagen  massige  Trü- 
bung und  später  Absetzung 
eines  leichten  weisslichen 
Niederschlages. 


M.  Kolb. 


beisammen.  Länge  0,3 — 
1,5  [x,  Breite  0,8  fi,  von 
einer  schmalen  Kapsel  um- 
geben, welche  nur  in  den 
Organen  gut  erkennbar  ist. 
Färben  sich  schwach  mit 
Anilinfarben,  schwächer  nach 
Gram.  Unbeweglich.  Keine 
Sporenbildung. 


(JelatinekuÜur. 

Nach  4 Tagen  das  Wachs- 
thum spärlich  an  der  Ober- 
fläche als  sehr  kleine,  flache, 
hyaline  Ausbreitung,  besser 
in  der  Tiefe. 


Agar- Agarkultur. 

Nach  4 Tagen  oberfläch- 
liche , flache  Ausbreitungen 
mit  nicht  gezackten  Rändern. 


Bhsteerumkultur. 

Nach  4 Tagen  längs  des 
Impfstriches  dünner  (1  — 
2 mm  breiter)  saftiger,  massig 
proeminenter  Strich. 

KartojfcUcultur. 

Nach  3 — 4 Tagen  ein6n 
weisslichen,  feucht  glänzen- 
den Streifen  von  etwa  3 mm 
Breite. 

Bouiümikultur. 

Anfangs  Trübung,  am  6. 
Tage  etwa  2 mm  hoher  Nie- 
derschlag, über  welchem  die 
Bouillon  klar  geworden  ist. 


Ti  z z o n i und  G i o 
v a n n i ni. 


den,  oft  paarweise  in  Gruppen 
wie  Kettenkokken.  Färbt 
sich  mit  Anilinfarben,  nicht 
aber  nach  Gram.  Unbe- 
weglich. Keine  Sporenbil- 
dung, doch  resistent  gegen 
Austrocknung. 


An  der  Oberfläche  er- 
scheinen nach  2 Tagen  kleine, 
lichtbrechende  Punkte , wel- 
che nach  4 — 5 Tagen  runde, 
gelbgraue  Kolonieen  mit  un- 
regelmässigen Umrissen  dar- 
stellen, wie  Flechten  gekräu- 
selter Haare  Keine  Ver- 
flüssigung, in  der  Tiefe  wol- 
kenartige Trübung,  Kultur 
gleicht  Anfangs  jener  des 
Streptococcus  pyoge- 
nes. 


Auf  Agar-Agar  ähnliches 
Wachsthum,  doch  schneller 
und  mit  blässerer  Farbe, 
manchmal  mit  einem  zentralen 
Kern  mit  eleganter  netzar- 
tiger Begrenzung.  Aeltere 
Kulturen  besitzen  einen 
scharfen  Geruch. 


Aebnlich  wie  auf  Agar- 
Agar. 


Bei  Körpertemperatur 
oberflächliches,  undeutliches 
Wachsthum  mit  dunkelgelber 
Verfärbung  der  Impfstelle. 


Nach  24  Stunden  mässige 
Trübung,  später  sammelt  sich 
am  Grunde  schleimiges  Se- 
diment. 


764 


B a b e s , 


V.  Babes. 


M.  Kolb. 


^8  Kaninchen.)  Impfungen 
mit  Organsaft  des  Menschen 
unter  die  Haut  des  Ohres 
rufen  zunächst  Fieber  und 
Ekchymosen  am  Ohre  hervor ; 
nach  3 — 8 Tagen  gehen  die 
Thiere  oft  zu  Grunde. 

Bei  Impfung  in  die  Con- 
junctiva  entstehen  zunächst 
Ekchymosen  in  der  Conjunc- 
tiva.  Bei  der  Sektion  findet 
man  zahlreiche,  zum  Theil 
grosse  Ekchymosen  und  Hä- 
morrhagieen  in  allen  Orgauen, 
besonders  in  der  Lunge  und 
in  der  Leber,  welche  am 
Durchschnitt  duukelroth  ge- 
fleckt erscheint.  Die  Milz 
ist  immer  vergrössert  und 
hyperämiseh  Aus  den  mei- 
sten Organen  können  Kein- 
kulttiren  des  Baciilus  ge- 
züchtet werden.  Bei  Thieven, 
welche  etwa  8 Tage  leben, 
konnten  oft  mikroskopisch 
die  Bacillen  nicht  nachge- 
wäesen  werden.  Aeltere  Kul- 
turen verursachen  lokale  und 
allgemeine  Blutungen  und  oft 
Abscesse  an  der  Impfstelle, 
noch  ältere  haben  ihre  Viru 
lenz  verloren. 

Ein  Meerschweinchen  mit 
einem  Organstückchen  unter 
der  Haut  geimpft , scheint 
nach  2 Tagen  krank  zu  sein, 
erholt  sich  aber  schnell,  kein 
merkliches  Fieber 


(7  Versuche)  Pathogen. 
Die  Mäuse  gehen  oft  unter 
septischen  Erscheinungen 
(Milzschwellung;  mit  Hämor- 
rhagieen  an  den  serösen  Häu- 
ten nach  weniger.  Tagen  zu 
Gründe. 


(1  Versuch.)  Ein  in  die 
Conjunctiva  infizirter  Hund 
zeigt  einige  Tage  lang  Hä- 
morrbagieen  in  der  Umgebung 
der  Impfstelle. 


Thierversvche. 
a)  Kaninchen. 

(fi3  Kaninchen.)  0,5 — 

1 ccm  Bouillonkultur  in  die 
Bauchhöhle  oder  virulente 
Organstückchen  unter  die 
Haut  injizirt , verursachen 
nach  wenigen  Tagen  „An- 
zeichen beginnender  Infek- 
tion“ , ziemlich  häufig  Blu- 
tungen in  den  Ohrmuscheln, 
über  1 ccm  „kann“  in  1 — 3 
Tagen  den  Tod  herbeiführen. 

Man  findet  dann  Hämor- 
rhagieen  des  subkutanen  Ge- 
webes in  den  serösen  Häuten 
und  Schleimhäuten,  manch- 
mal hämorrhagische  Ergüsse. 
Das  Blut  hat  wenig  Neigung 
zur  Gerinnung.  Aus  den 
Organen  könnenKeinkulturen 
gewonnen  werden. 


Mtersch'veinchcto. 

(43  Versuche.)  Lokal 
entstehen  manchmal  Ekchy- 
mosen, sonst  nicht  patho- 
gen. 


Mäucc. 

(273  Versuche.  Pathogen. 
Mäuse  gehen  nach  Einim- 
pfuug  geringer  Mengen  nach 
wenigen  (2 — 3)  Tagen  unter 
septischen  Erscheinungen 
(Milzschwellung)  zu  Grunde. 
Lymphdriisen  oft  hämorrha- 
gisch 

Hunde. 

(5  Versuche  ) Wenig  pa- 
thogen. (Die  Injektion  von 
1 ccm  seheiut  nicht  tödtlich 
zu  sein.)  Nach  Tödtung  der 
Thiere  können  Biutaustritte 
in  den  verschiedenen  Orga- 
nen beobachtet  werden. 


Ti z z o n i und  G i o 
v a un  i n i. 


Tod  nach  wenigen  Tagen. 
Der  Bacillus  ist  nur  dann 
pathogen , wenn  er  in  das 
subkutane  Gewebe  injizirt 
wird,  nicht  nach  peritonealer 
oder  intravasculkrerlnjektion, 
es  entstehen  Oedem  an  der 
Impfstelle,  geringes  Fieber, 
Appetitlosigkeit,  Erbrechen, 
Albuminurie,  Hämaturie, Anu- 
rie,  Hämorrhagieeu,  blutige 
Diarrhöe , Krämpfe  , Uhge- 
rinnbarkeit  des  Blutes.  Die 
Organe  der  Thiere  bleiben 
steril.  Koine  Milzschwellung. 


Tod  nach  wenigen  Tagen. 
Pathogen,  wenn  in  das  Un- 
terhautgewebe  injizirt,  Fieber, 
Erbrechen,  Ischämie,  Albu- 
minurie, Haut-  und  Schleim- 
hauthämorrhagien,  Parenchy- 
matöse, Nieren-  und  Lcber- 
er.tartung,  normale  Milz. 

Nicht  pathogen. 


Sehr  pathogen.  Es  ent- 
stehen Hämorrhagieen. 


Ueber  Bacillen  der  hämorrhagischen  Infektion  des  Menschen. 


755 


Tizzoni und  Gio- 

V.  Babes.  M.  Kolb.  vanninL 


Anderweitige.  Versuche. 

Die  Kulturen  verlieren  Die  Injektion  sterilisir-  Die  Injektion  der  bei  70* 

bald,  etwa  nach  10  Tagen,  ter  Kulturen  (während  3 sterilisirten  Kulturen  rerur- 
ihre  Virulenz  und  verloren  Stunden  auf  57  0 oder  filtrirt)  sacht  vorübergehende  Er- 
Dacli  Monaten  ihre  Ueber-  verursacht  bei  Injektion  von  krankung.  Mehrere  derartige 
tragbarkeit.  Aeltere  Bouillon-  1 — 2 cm  bei  Kaninchen  Injektionen  können  die  Thiere 
kulturen , während  einer  Blutaustritte , 3 ccm  auch  gegen  virulente  Infektion 

Stunde  auf  60  0 erwärmt,  gewöhnlich  den  Tod  der  schützen, 
sind  steril,  verursachen  aber  Versuchsthiere. 
noch  nach  Injektion  etwas 
grösserer  Dosen  (2  cg)  bei 
Kaninchen  multiple  Hämor- 
rhagieen,  ebenso  Filtrate. 

Die  Annahme,  dass  diese  Bakterien  auch  mit  jenen  der  septisch- 
hämorrhagischen Bacillen  der  Thiere  manche  Berührungspunkte 
haben,  stützt  sich  auf  die  Aehnlichkeit  der  bei  Thieren  und  beim 
Menschen  gefundenen  Bacillen.  Einen  Unterschied  bilden  unter  an- 
deren der  Mangel  einer  Kapsel  bei  jenen,  derselbe  ist  aber  nicht 
durchgreifend,  da  z.  B.  der  Bacillus  Tizzoni-Giovannini’s 
keine  Kapsel  zu  besitzen  scheint  und  andererseits  bei  einer  Form 
des  Pferdetyphus  Bacillen  gefunden  wurden,  welchen  Einfluss  auf 
septisch-hämorrhagische  Komplikationen  zukommt  und  die  den  Bacil- 
len der  Kaninchenseptikämie  sehr  ähnlich , sich  von  derselben  durch 
die  Gegenwart  einer  dünnen  Kapsel  unterscheiden. 

Andererseits  konnte  ich  in  einem  Falle  septisch -hämorrhagisch 
verlaufender  Pneumonie  beim  Menschen  einen  Bacillus  in  Reinkultur 
aus  den  Organen  heranzüchten,  welcher  in  allem  dem  Bacillus  der 
Kaninchenseptikämie  gleicht  (Sept.  Proz.  d.  Kindesalters.),  und  Vas- 
sale (Rassegna  di  scienze  med.  1888.  No.  10  nach  Tizzoni  und 
Giovannini  citirt)  konnte  bei  hämorrhagischer  Nephritis  einer 
Schwangeren  nebst  einem  Streptococcus  einen  Bacillus  isoliren, 
welcher  jenem  der  Kaninchenseptikämie  sehr  ähnlich,  sich  von  dem- 
selben besonders  durch  seine  geringe  pathogene  Wirksamkeit  bei 
Kaninchen  und  seine  schnell  tödtliche  Wirkung  bei  Meerschweinchen 
nach  Injektion  kleiner  Mengeu,  unterscheidet.  Derselbe  erzeugt  bei 
Thieren  Hämorrhagieen  aber  keine  Milzschwellung,  nach  intraperi- 
tonealer Impfung  auch  hämorrhagische  Nephritis  und  findet  sich  im 
Blute  der  Versuchsthiere. 

Die  morphologischen  Verschiedenheiten  in  unserer  Bacillengruppe 
finden  sich  auch  in  der  Gruppe  der  septisch-hämorrhagischen  Bacillen 
der  Thiere  und  gibt  es  dort  Formen,  welche  den  von  mir  beschrie- 
benen gleichen  und  audere,  welche  den  Bacillen  Koib’s  ähnlich 
erscheinen. 

Ebenso  verhalten  sich  auch  Thiere  den  verschiedenen  Bacillen 
der  septischen  Hämorrhagie  gegenüber  verschieden,  indem  z.  Bi  manche 
bekanntlich  Kaninchen  und  Mäuse  tödten,  für  Meerschweinchen  hin- 
gegen nicht  virulent  sind , während  andere  für  alle  drei  Thier- 
species  pathogen  wirken. 


756  6a  bes,  Ceber  Bacillen  der  kämorrfoagiscbec  Infektion  des  Meeschen. 


Dennoch  glaube  ich  nicht,  dass  die  erwähnte  Bakteriengruppe 
der  Thiere  mit  jener  der  Menschen  vereinigt  werden  könne.  Bei  dea 
Thierkrankheiten  beherrscht  nie  Septikämie  den  Krankheitskomplex, 
während  bei  der  hämorrhagischen  Infektion  des  Menschen  die  Hä- 
morrhagieeu  nicht  nur  beim  Menschen,  sondern  auch  beim  Versuchs- 
thiere  in  den  Vordergrund  treten  und  die  Septikämie  fehlen  kann, 
während  wieder  bei  der  Gruppe  der  in  Rede  stehenden  Thierkrank- 
heiten oft  die  Kämorrhagieen  fehlen  oder  unbedeutend  sind. 

Es  gibt  aber  offenbar  auch  beim  Menschen  Krankheiten,  welche 
eiuestbeiis  mit  den  septischen  Hämorrhagieen  der  Thiere,  anderntheils 
mit  der  infektiösen  Purpura  des  Menschen  viele  Analogieen  darbieten, 
und  auch  die  Bakterien  aus  diesen  Krankheiten  stehen  den  Bakterien 
der  hämorrhagischen  Septikämie  der  Thiere  näher,  als  jene  der  in- 
fektiösen Purpura.  Zu  diesen  Krankheitsformen  gehören:  zwei  Fälle 
septischer  Pneumonie  (Untersuchungen  über  sept.  Prozesse.  1888.  Oct), 
ein  Fall  von  Omphalitis  (ebenda),  ein  Fall  von  Keratitis,  gefolgt  von 
hämorrhagischer  Septikämie  (1.  c.),  ein  Fall  von  hämorrhagischer 
Variola  (Microbes  pathog.  de  Thomme.  Progres  roumain.  und  An- 
nales  de  ITnst.  de  Bucarest  1888)  und  zwei  Fälle  von  hämorrhagi- 
scher Septikämie  mit  manchen  Charakteren  eines  Typhus  exanthe- 
maticus  (Ann.  de  l’lnst.  Pasteur  im  Druck).  Dieselben  finden  sich 
auch  in  unserem  Bakterienwerke  (Les  Bactöries.  III.  Auflage)  kurz 
beschrieben.  Es  scheint,  dass  die  bei  diesen  Krankheiten  gefun- 
denen Bakterien  Zwischenglieder  zwischen  den  beiden  erwähnten 
Gruppen  darstellen.  Andererseits  bieten  aber  die  einzelnen  Formen 
spezielle  Charaktere  dar,  welche  dieselben  in  einer  oder  der  anderen 
Beziehung  anderen  Bakteriengruppen  nähern. 

Die  gemeinsame  Eigenschaft  all  dieser  Bakterien  ist  aber  eine 
spezielle  Wirkung  auf  das  Blutgefässsystem,  welche  in  einigen  unter- 
suchten Fällen  auf  Zerfall  und  Nekrose  der  Parenchymzellea  der 
Leber  und  Nieren1 2),  in  anderen  auf  molekulare  Zerstörung  und  De- 
fekfbüdung  der  G efäss wandung  *),  in  anderen  auf  eine  spezifische 
(hyaline)  Entartung  der  Gefässwandung 3)  zurückzuführen  war.  In 
wieder  anderen  Fällen  dürfte  es  sich  um  entzündliche  oder  nervöse 
Einflüsse,  vielleicht  auch  um  Veränderungen  im  Blute  selbst  handeln. 
Es  wäre  wünschenswert!^  diese  näheren  Ursachen  der  Hämorrhagieen 
aufzuklären.  Dass  hierbei  die  von  den  Bakterien  erzeugten  Stoffe, 
Diascasen,  Alburnoseu  hauptsächlich  in  Betracht  kommen,  geht  aus 
unseren  Versuchen  hervor  (ebenda),  in  welchen  nicht  nur  Filtrate  der 
Blutungen  erzeugenden  Bacillen,  sondern  auch  Alkoholpräcipitate 
mit  den  Charakteren  von  Diastasen  oder  Albumosen  Purpura  oder 
ausgebreitete  Hämorrhagieen  erzeugten. 


1)  T i * 2 o n i- G i o y an  n in  ä , 1 c. 

2)  Babes-Puscariu,  Gebar  Tauberidiphtheiie.  (Zeitschr  f.  Hygiene.  1890. 

3)  5 »bes,  Aaoales  de  i'Instiiut  Ibw  ir  [ins  Druck  begriffen]}. 


Loew,  Die  chemischen  Verhältnisse  des  Bakterienlebens. 


757 


Die  chemischen  Verhältnisse  des  Bakterienlebens. 

Von 

Dr.  0.  Locw, 

Privatdozenten  an  der  Universität  München. 

(Fortsetzung.) 

Die  Thatsache,  dass  die  grünen  Pflanzen  aus  verschiedenen  Kohle- 
hydraten dasselbe  Eiweiss  bilden,  ist  ebenfalls  nur  dann  erklärlich, 
wenn  die  Zellen  überall  die  gleiche  Gruppe  — CHOH  — heraus- 
nehmen.  Die  Analogie  der  Eiweissbildung  zwischen  den  grünen  Pflanzen 
und  den  Spaltpilzen  offenbart  sich  auch  noch  darin,  dass  in  beiden 
Fällen  Asparagin  ein  äusserst  günstiger  Eiweissbildner  ist.  Ja 
das  Asparagin  ist  der  einzige  Körper  frei  von  „alkoholischen  Hydroxyl- 
gruppen“ (sit  venia  verbo),  welcher  Spaltpilze  auch  bei  Luftabschluss 
ernähren  kann  — wenn  auch  schwächer,  als  bei  Luftzutritt. 

Betrachten  wir  das  Wesen  der  Gährthätigkeit,  so  kommen  wir 
zum  Schlüsse,  dass  in  vieler  Beziehung  die  gewöhnliche  chemische 
Thätigkeit  der  lebenden  Zellen  manche  Analogie  damit  darbietet,  wenn 
auch  die  Zwecke  und  die  Produkte  oft  wesentlich  differiren.  Wie  wäre 
z.  B.  die  Bildung  von  Cellulose  aus  Glucose,  von  Fett  aus  Glucose, 
von  Kreatin  und  Glutin  aus  Eiweissstoffen , von  Gallensäuren, 
von  Cholesterin,  von  Lecithin  etc.  denn  anders  zu  erklären,  als 
durch  eine  Uebertragung  eines  Bewegungszustandes 
aus  dem  Protoplasma1 2)  auf  das  zu  verändernde  Mate- 
rial? Der  Hauptunterschied  zwischen  der  gewöhnlichen  che- 
mischen Thätigkeit  lebender  Zellen  und  der  eigentlichen  Gähr- 
thätigkeit besteht  lediglich  darin,  dass  eine  ausserordentlich 
grosse  Menge  Material  von  der  einzelnen  Gährzelle  binnen  kurzer 
Zeit  zersetzt  wird  — weit  mehr,  als  dem  bloss  chemischen  Bedürfnisse 
entspricht.  Diesen  Umstand  müssen  wir  als  wesentlich  für  die  De- 
finition der  Gährung  mit  festhalten  und  wir  dürfen  deshalb  nicht 
auch  die  Oxalsäurebildung  in  den  Blättern  als  einen  Gährprozess 
definiren,  wie  das  ein  Botaniker  wollte*).  Mit  Recht  nennt  Nencki 
die  Gährthätigkeit  ein  unvollkommenes  Athmen ; denn  beide  Prozesse 

1)  Diesen  Bewegungszustand  kann  sich  freilich  nur  der  erklären,  welcher  die 
Lehre  vom  aktiven  Eiweiss  acceptirt.  Vgl.  auch  O.  Loew,  Chemische  Bewegung. 
(Biolog.  Centralbl.  IX.  1.) 

2)  Noch  seltsamer  ist  es,  das  Leben  überhaupt  als  eine  F ä u 1,d  i s s zu  definireo, 
eine  Ansicht  des  alten  Mitscherlich,  welche  in  neuester  Zeit  als  Bonmot  citirt 
wurde.  Sind  wirklich  die  zahlreichen  Funktionen  der  Pflanzen  und  Thiere,  sind  wirk- 
lich Empfindung  und  Muskelkontraktion,  Gedankenarbeit  und  Drüsenarbeit  FäuJniss- 
vorgängc  ? Man  sollte  solche  Vergleiche  nicht  für  möglich  halten.  — Auch  in  unserem 
Darmtraktus  sind  die  Mikroben  ohne  Nutzen,  und  Nencki  sagt  sehr  richtig  (Arch.  f. 
e*p.  Path.  u.  Ph.  XX.  S.  387  und  Bd.  XXIV.  S.  347):  „Die  Thätigkeit  der  Spaltpilze 
im  Organismus  ist  eine  rein  parasitäre  und  ich  hege  die  Hoffuung,  dass  es  noch 
gelingen  wird,  die  Verdauung  allein  durch  unsere  Verdauungssäfte  besorgen  zu  lasseu 
und  uns  von  lästigen  Gasen  und  stinkenden  Produkten  zu  befreien.  Wer  einmal  ge- 
sehen hat,  wie  energisch  Pankreas  Eiweiss  oder  Stärke  löst,  der  wird  ohno  Sorgen  für 
seine  Verdauung  auf  die  Mithülfe  der  Mikroben  verzichten.“ 


758 


L o e w , 


wandeln  potentielle  Kräfte  in  aktuelle  um,  doch  die  Vergährung 
eines  Moleküls  liefert  weniger  Kraft,  als  die  Verbrennung  desselben. 
Die  Pilze  wiegen  diesen  Ausfall  dadurch  auf,  dass  sie  die  Gährthätig- 
ke  intensiver  betreiben.  100  Theile  Rohrzucker  können  (bei  NHÄ 
als  N-Quelle)  20—22  Theile,  Schimmelpilz  aber  nur  etwa  1 Tbeil 
Sprosshefe  liefern;  es  muss  also  hier  etwa  20mal  soviel  Zucker  ver- 
gohren,  als  dort  verbrannt  werden,  um  dieselbe  Menge  Pilzsub- 
stanz zu  erzeugen. 

Ueberb licken  wir  die  grosse  Anzahl  der  Spaltpilzgährun- 
gen,  so  erkennen  wir  mit  Rücksicht  auf  die  Ernährung  der  Pilze 
durch  den  Gährprozcss  sofort  3 Haupttypen: 

I.  Der  vergährende  Körper  kann  bei  Ausschluss  von  Luft  nicht 
zur  Eiweissbildung  dienen. 

II.  Der  vergährende  Körper  ist  zugleich  der  eiweissbil- 
d e n d e. 

HI.  Der  vergährende  Körper  ist  schon  ein  Protei'nstoff  oder  ein 
demselben  nahestehender  Körper  (Glutin,  Mucin  etc.). 

Ad  I.  In  diesem  Falle  ist  noch  die  Anwesenheit  eines  Nähr- 
stoffs nöthig,  um  die  Gährung  überhaupt  zu  ermöglichen,  und  die 
Vergährung  hat  den  einzigen  Zweck  der  Kraftgewinnung.  Hierher 
gehören  z.  B.  die  Gährungen  der  ameisensaureu  und  essigsauren 
Salze,  der  Bernsteiusäure,  des  Harnstoffs.  Bei  Luftzutritt  können 
wohl  essigsaure  und  bernsteiusäure  Salze  gute  Pilznährstoffe  abgeben, 
aber  ameisensaure  Salze  und  Harnstoff  auch  da  nicht *). 

Ad  II.  Der  Gährprozess  hat  hier  ausser  dem  Zwecke  der 
Kraftgewinnung  noch  den  anderen,  die  zur  Eiweissbildung  nöthigen 
Atomgruppen  aus  dem  Gährmaterial  abzuspalten.  Freilich  dient 
dem  letzteren  Zwecke  nur  ein  geringer  Prozentsatz  der  vergährenden 
Moleküle.  Es  lassen  sich  bei  dieser  Gruppe  von  Gährungen  zwei 
verschiedene  Fälle  unterscheiden:  a)  die  Gährung  ist  eine  echte, 
welche  bei  Luftabschluss  erfolgen  kann;  b)  die  Gährung  ist  keine 
echte,  sie  findet  nur  bei  Luftzutritt  statt  und  besteht  in  einer  be- 
schränkten Oxydation,  wobei  das  Nährmaterial  entweder  gespalten 
werden  kann  (Gährung  der  Harnsäure)  oder  nicht  (Essigbildung  aus 
Alkohol). 

Ad  a)  Gährfähiges  Material  sind  die  einfach  und  mehrfach  hy- 
droxylirten  Säuren  der  Methanreihe  und  zwar  sowohl  ein-  als  mehr- 
basische, ferner  die  mehrwerthigen  Alkohole  und  deren  Aldehyde, 
die  Glucosen,  somit  Milchsäure,  Glycerinsäure,  Oxybuttersäure, 
Leucinsäure,  Aepfel-,  Wein-,  Citronensäure,  Schleimsäure,  Zucker- 
säure, Gluconsäure  etc.  Ferner  Mannit,  Dulcit,  Glycerin.  Von  den 
neueren  Zuckerarten  kann  Formose  erwähnt  werden.  Manche  hier- 
her gehörige  Körper,  wie  Sorbit,  Sorbose,  Mannose,  Gulose,  No- 
nose  *)  etc.  werden  wohl  auch  Spaltpilzgährungen  eingehen  können. 
Oxyessigsäure  soll  nach  Fitz  nicht  gährfähig  sein,  was  ein  merk- 


1)  Nach  Jakscii  bilden  atneisensaure  Salze  für  den  Bacillus  ureae  einen, 
wenn  auch  sehr  schlechten,  Nährstoff.  Sollten  bei  diesem  scheinbaren  Ausnahmefall 
nicht  ganz  chemisch  reine  Substanzen  das  Resultat  herbeigefübrt  haben  ? 

2)  Bezüglich  dieser  drei  letzteren  Zuckerarten  vgl.  E.  Fischer,  Ber.  d.  Chem. 
Ges.  23  v 24. 


Dio  chemischen  Verhältnisse  des  Bakterienlebens. 


759 


würdiger  Ausnahmefall  wäre.  Von  den  Verbindungen  der  Benzol- 
reihe sind  I n o s i t (H  i 1 g e r) , Chinasäure  (L  o e w)  und  jedenfalls 
noch  andere  Körper  ähnlicher  Konstitution  (mit  der  Gruppe  CHOH) 
vergährbar.  Auch  wäre  noch  die  Phenylglycerinsäure  zu  versuchen. 
— Bei  den  Säuren  der  Methanreihe  wären  noch  die  Ketonsäuren 
auf  Gährfähigkeit  zu  prüfen,  wie  Brenztraubensäure  und  Lävulin- 
säure. Erstere  gibt  vielleicht  wie  Milchsäure  Buttersäure,  aber  ohne 
Wasserstoffentwickelung  >). 

Endprodukte  dieser  sämmtlichen  Gährungen  sind:  Methan. 
Wasserstoff,  Fettsäuren  von  der  Ameisensäure  bis  zur  Capronsäure 
und  eirtwerthige  Alkohole  vom  Aethyl-  bis  zum  Amylalkohol,  also 
lauter  Produkte,  deren  Bildung  aus  den  hydroxylirten  Gährsubstanzen 
lockeren  Gefüges  viel  aktuelle  Energie  mit  sich  bringt. 

Ad  b)  Die  hierher  gehörigen  „Oxydationsgährungen“,  welche 
partiellen  Verwesungen  gleichen,  sind  folgende:  1)  die  Essigbildung 
aus  Alkohol1 2)  durch  Bacterium  aceti,  2)  die  Bildung  von 
Propionsäure  aus  Propylalkohol  (Brown),  3)  von  Glycolsäure  aus 
Glycol  (Brown),  4)  von  Giuconsäure  aus  Glucose  (Brown),  5)  von 
Oxygluconsäure  aus  Glucose  durch  Micrococcus  oblongus 
(Boutroux),  6)  von  Lävuluse  aus  Mannit  durch  Bacterium 
xylinum,  7)  die  Bildung  von  Protokatechusäure  aus  Chinasäure3). 
Ferner  gehört  hierher  die  iD  neuerer  Zeit  beobachtete  Vergährung 
der  Harnsäure,  sowie  eine  Anzahl  partieller  Oxydationen,  welche  bei 
der  Fäulniss  unter  Luftzutritt  stattfinden,  z.  B.  die  Bildung  von 
Parakresol  aus  Tyrosin  (Bau mann). 

Den  „Oxydationsgährungen“  ähnliche  Vorgänge  lassen  sich  bei 
Luftabschluss  dann  durch  die  gewöhnlichen  Fäulnisspilze  her- 
beiführen, wenn  man  eine  verdünnte,  peptonhaltige  Nährlösung  mit 
Salpeter  (0,4%)  und  einer  leicht  oxydablen  Materie  versetzt  und 
durch  Zusatz  von  0,2 — 0,4%  Natriurabikarbonat  für  schwach  alka- 
lische Reaktion  sorgt.  N ä g e I i liess  derartige  Versuche  schon  vor 
länger  als  10  Jahren  anstellen.  Indem  die  Pilze  den  Sauerstoff  des 
Kaliumnitrats  auf  die  oxydablen  Materien  werfen,  entstehen  dabei  die 
Produkte  partieller  Oxydation  einerseits,  andererseits  wird  unter  den 
genannten  Verhältnissen  der  Stickstoff  des  Salpeters  nach  anfäng- 
licher Nitritbildung  schliesslich  zu  Ammoniak  reduzirt4).  Auf  solche 
Weise  kann  man  Aethylalkohoi  zu  Essigsäure,  Benzaldehyd  zu  Benzoe- 
säure 5),  Furfurol  C6  H4  02  zu  Brenzschleimsäure  C5  H4  Oa  und  Bern- 
steinsäure, schweflig-saures  Natron  zu  schwefelsaurem  Natron  oxydiren. 


1)  Diese  Ketonsäuren  könnten  unter  gewissen  Umstünden  such  die  Gruppe  CHOH 
liefern,  nämlich  durch  Kondensation  und  Spaltung. 

2)  Nach  Brown  (Ch.  Soc.  J.  1886)  kann  Bacterium  aceti  weder  Ameisen- 
säure aus  Methylalkohol,  noch  eine  Zuckerart  aus  dem  mit  Mannit  isomeren  Dulcit  er- 
zeugen. Glycerin  liefert  ferner  nicht  Glycerinsaure,  sondern  wird  vollständig  oxydirt- 

8)  O.  Loew,  Ber.  d.  Deutsch.  Chera.  Ges.  XIV.  450.  Flügge  bezweifelt  diese 
Thatsache  ohne  jeden  Grand  (Die  Mikroorganismen.  S.  490). 

4)  Auf  dieser  Oxydation  mittelst  des  Salpetersauerstoflfs  beruht  es  auch,  dass 
Schimmelpilze  bei  Nitraten  als  Stickstoffquelle  weit  mehr  Oxalsäure  produziren,  als 
wenn  Ammoniak  als  N-Quelle  dargeboten  wird,  wie  Pfeffer  fand  (Ber.  Süchs.  Akad. 
d,  Wiss.  Febr.  1891). 

5)  Hier  ist  wegen  der  Giftigkeit  grosse  Verdünnung  zu  nehmen. 


760 


von  Li  n s t Oft* 


Während  nun  die  Pilze  die  Nitrate  benutzen  können,  um  durch 
Oxydationen  Kräfte  zu  gewinnen,  ist  es,  wie  Nägeli  zeigte,  ande- 
rerseits unmöglich,  bei  Ernährungsvorgängen,  zu  denen  der  Luft- 
sauerstoß' unbedingt  uöthig  ist,  diesen  durch  den  Salpetersauerstoff 
zu  ersetzen.  Während  Leucin,  Methylalkohol  oder  essigsaures 
Natron  viele  Spaltpilze  bei  Luftzutritt  ernähren  können,  ist  das 
nicht  mehr  der  Fall,  wenn  man  bei  Luftabschluss  auch  Salpeter 
gibt.  — Asparaginlösung  entwickelt  bei  der  Gährung  weit  mehr 
Pilzmasse  bei  Luftzutritt,  als  bei  Luftabschluss.  Wenn  man  nun  im 
letzteren  Fall  Salpeter  zusetzt,  so  wird  jener  gewaltige  Unterschied 
kaum  merklich  verringert.  Offenbar  verläuft  der  Oxydationsprozess, 
welcher  zur  Herstellung  der  zur  EiweisssyDthese  dienenden  Atom- 
gruppe (Formaldehyd)  dient,  anders,  wenn  Luft,  als  weun  Salpeter 
den  Pilzen  dargeboten  wird. 

Auch  die  exquisiten  Anaeroben,  von  denen  manche  Forscher  heute 
noch  annehmen,  dass  sie  chemisch  gebundenen  Sauerstoff  dem  Gähr- 
material  entziehen,  um  damit  Oxydationen  zu  bewerkstelligen,  werden 
mit  dem  Salpetersauerstoff  zu  Ernährungszwecken  nicht  viel  ausrichten 
können.  Die  Oxydationen  nehmen  eben  bei  Anwendung  verschiedener 
Oxydationsmittel  oft  einen  recht  verschiedenen  Verlauf,  wofür  man 
zahlreiche  Beispiele  aus  der  Chemie  beibringen  könnte.  Uebrigens 
bedarf  jene  Ansicht  einer  kleinen  Modifikation.  Daran,  dass  der 
Sauerstoff  aus  einer  Verbindung  erst  herausgenommen  wird, 
um  dann  auf  eine  andere  geworfen  zu  werden,  ist  nicht  zu  denken ; 
es  kann  sich  nur  darum  handeln,  dass  unter  dem  Einflüsse  heftiger 
Atomstösse  aus  dem  Protoplasma  ein  Körper  reich  an  Sauerstoff1) 
einen  Theil  seines  Sauerstoffs  direkt  an  einen  leicht  oxydablen 
Körper  mit  labilen  Wasserstoffatomeu  abgibt.  Die  Fettbildung  aus 
Zucker  ist  ein  derartiger  Prozess,  hier  werden  Zuckermoleküle  ver- 
anlasst, einen  grossen  Theil  ihres  Sauerstoffs  an  andere  Zuckermole- 
küle abzutreten,  so  einerseits  Kohlensäure  und  Wasser,  andererseits 
die  höheren,  sauerstoffarmen  Fettsäuren  liefernd.  Der  Ausdruck  „in- 
tramolekulare Athrnung“  für  derartige  Prozesse  hat  zwar  seine  Be- 
rechtigung, doch  darf  man  die  oben  genannte  unrichtige  Ansicht  nicht 
damit  verbinden. 

(Schluss  folgt.) 


Ueber  die  Entwickeiungsgeschichte  von  Gordius 
tolosanus  Duj. 

Von 

Di.  v.  Linstow 

in 

G ötti  n gen. 

Im  Frühling  der  Jahre  1889  und  1890  machte  ich  die  Beobach- 
tung, dass  auf  der  Wasseroberfläche  von  Wiesengräben  in  der  Nähe 


1)  la  Form  von  Hydroxylgruppen. 


Ueber  die  EnlwickelucgsgeschicLte  von  Oordias  tolosanus  Dnj. 


761 


von  Göttingen,  an  denselben  Orten,  wo  ich  im  Sommer  zahlreiche 
geschlechtsteife  Exemplare  von  Gordius  tolosanus  frei  im 
Wasser  fand,  schwarze  Laufkäfer  trieben,  diealsPterostichus  niger 
bestimmt  wurden.  Die  Käfer  waren  theils  todt,  theils  sterbend,  in 
Algenmassen  verwickelt,  theils  schienen  sie  ihre  volle  Lebenskraft  zu 
haben  und  ruderten  lebhaft  mit  den  Beinen,  um  das  Ufer  wieder  zu 
gewinnen.  Einmal  lag  ein  solcher  Käfer  todt  am  Grunde  des  Baches. 
Von  49  aus  dem  Wasser  gefischten  Käfern  enthielten  10  je  eine 
grosse  Larve  von  Gordius  tolosanus,  und  habe  ich  diese  Funde 
im  Archiv  für  mikroskopische  Anatomie.  Bd.  XXXIV.  p.  248  und 
XXXVII.  p.  239  geschildert.  Die  Gordius -Larven  waren  bis  122  mm 
lang  und  theils  braun  mit  der  bei  Gordius  tolosanus  bekannten 
Oberhaut,  theils  schneeweiss  und  sehr  zart;  hier  war  die  mächtig 
entwickelte,  zeitige  Hypodermis  uur  von  einer  sehr  zarten,  hyalinen 
Membran  bedeckt,  und  am  Kofende  war  noch  der  Bohrapparat  der 
Embryonen  sichtbar.  Einmal  beobachtete  ich,  wie  eine  Gordius- 
Larve  sich  in  der  Nacht  selbständig  aus  einem  Käfer  herausgebohrt 
hatte  und  am  anderen  Morgen  frei  neben  dem  Käfer  im  Glase  lag. 
Im  Hinterleibe  der  Käfer  findet  man  neben  der  Gordius -Larve 
nur  noch  den  Darm,  die  Geschlechtsorgane  und  der  Fettkörper 
fehlen,  von  denen  die  Larve  offenbar  gelebt  hat.  Diese  Funde 
wurden  im  April  gemacht. 

Was  die  Käfer,  ausgesprochene  Landthiere,  veranlasst,  sich 
massenhaft  ins  Wasser  zu  begeben,  weiss  ich  nicht,  glaube  aber,  dass 
sie  am  Rande  der  Bäche  ihrer  Nahrung  nachgehen,  da  die  Lauf- 
käfer besonders  gern  Schnecken  fressen,  und  zu  einer  Zeit,  wo  das 
Thierleben  auf  dem  Lande  noch  kaum  erwacht  ist,  ihre  Beute  in 
Gestalt  von  Lymnäen  u.s.  w.  im  Wasser  suchen,  wobei  sie  dann  ertrinken. 

Die  im  Wasser  frei  gewordenen  Gordien  werden  bald  geschlechts- 
reif und  begatten  sich,  und  die  befruchteten  Weibchen  umwinden 
Stengel  von  Wasserpflanzen,  an  die  sie  ihre  weissen  Eischnüre  heften ; 
diese  Eiablage  geschieht  im  Sommer  und  dauert  etwa  4 Wochen. 

Nach  etwa  ebenso  langer  Zeit  ist  der  Embryo  im  Ei  ent- 
wickelt, der  schon  durch  Meissner’s  Untersuchungen  bekannt  ist; 
er  ist  nur  0,065  mm  lang,  vorn  quer  geringelt  und  0,018  mm  breit, 
hinten  glatt  und  0,016  mm  breit  und  vorn  mit  einem  Bohrapparat 
bewaffnet,  der  aus  einem  ein-  und  ausstülpbaren,  0,017  mm  langen, 
von  3 Stäben  gestützten  Bohrrüssel  besteht,  hinter  dem  2 Kränze 
von  je  6 Spitzen  stehen.  Diese  Embryonen  durchbrechen  die  Ei- 
hüllen und  sinken  im  Wasser  zu  Boden,  wo  sie  sich  langsam  be- 
wegen und  auf  die  Nähe  eines  Thieres  warten,  in  das  sie  sich  ein- 
bohren wollen. 

Meissner  (Zeitschr.  für  Wissenschaft!.  Zoolog.  VH..  1855. 
p.  131—137)  bewirkte  solche  EinwantTerungen  in  andere  Thjere  ex- 
perimentell, die  er  in  die  Nähe  der  embryonalen  Larvenform  von 
Gordius  brachte,  und  fand,  dass  sie  mit  besonderer  Vorliebe  in 
Ephemera  - Larven  eindringen,  seltener  in  Phryganiden-  und  Dipteren- 
larven, in  Cyclopiden,  Schnecken  und  Naiden. 

Welches  dieser  Thiere  als  erster  Zwischenwirth  anzusehen  sei, 
war  damit  nicht  klargelegt;  konnte  man  doch  nicht  wissen,  ob  die 


f62 


Bakterien  im  Boden. 


jungen  Gordien  nicht,  ihrem  Einwanderungstriebe  folgend,  in  Er- 
mangelung des  rechten  Wirihes  in  sie  eingedrungen  seien,  um  bald 
in  ihnen  zu  sterben.  Es  war  daher  mein  Bemühen,  in  denselben 
Gewässern,  in  denen  ich  Käfer  mit  Gor  d in  s-  Larven  und  später 
geschlechtsreife  Gordien  frei  im  Wasser  gefunden  hatte,  auch  die 
erste  embryonale  Larvenform  zu  finden,  und  dieses  ist  mir  endlich 
nach  fast  zahllosen  missglückten  Versuchen  gelungen. 

Der  Zwischenwirth  der  ersten  embryonalen  Larveuform  von 
Gordius  tolosanus  ist  die  Wasserlarve  von  Sialis  lutaria 
Lin.,  im  Fettkörper  und  in  den  Muskeln  liegt  die  Larve  zusammen- 
gekrümmt  in  0,078  mm  grossen,  rundlichen,  bindegewebigen  Hüllen, 
deren  Wandung  etwa  0,013  mm  dick  ist;  man  kann  sie  nicht  Cysten 
oder  Kapseln  nennen,  da  sie  weder  nach  innen  noch  nach  aussen 
scharf  abgegreuzt  sind. 

Im  Sommer  müssen  die  jungen  Gordien  sich  in  die  Sialis- 
Larven  einbohren  und  in  ihnen  überwintern,  denn  ich  fand  sie  An- 
fang Mai  in  zur  Verwandlung  reifen  Larven.  Mitte  oder  Ende  Mai 
erscheinen  die  geflügelten  S i a 1 i s - Exemplare ; die  trägen  Fliegen 
sitzen  an  niedrigen  Pflanzen  in  der  Nähe  des  Wassers  und  werden  den 
Laufkäfern  leicht  zur  Beute,  welche  dann  ruit  ihnen  die  in  ihnen  be- 
findlichen G ord  i u s- Larven  fressen.  Im  Laufe  des  Sommers  sowie  des 
darauf  folgenden  Herbstes  und  Winters  wachsen  dann  die  Gordien 
in  den  Käfern  zu  der  bekannten  grossen  zweiten  Larvenform  aus 
und  gelangen  nun,  uachdem  die  Käfer  im  nächsten  Frühling  ins 
W'asser  gefallen  sind,  wieder  in  ihr  eigentliches  Element. 

Göttingen,  8.  Mai  1891. 


Referate. 

Dowd,  Charles  N.,  A study  of  the  hygienic  condition  of 
our  streets.  (New  York  Med.  Record.  No.  1024.  1890.  p.  700.) 

Das  Legen  elektrischer  Leitungen  und  das  Auswechseln  von 
Gas-  und  Wasserleitungsröhren  machten  in  der  ersten  Jahreshälfte 
1890  eine  starke  Erdbewegung  in  den  Strassen  von  New-York  uöthig, 
die  Verf.  zu  Untersuchungen  über  die  etwaigen  schädlichen  Wir- 
kungen benutzte,  welche  durch  das  Aufgraben  der  Strassenerde  in 
hygienischer  Beziehung  herbeigeführt  werden  können. 

Erdproben  wurden  in  verschiedenen  Strassen  aus  gleicher 
Tiefe  unter  sonst  gleichen  Bedingungen  und  aus  stets  frisch  ange- 
legten Gruben  entnommen,  UDd  zwar  16  -Proben  aus  mit  Leuchtgas 
imprägnirtem  Erdreich  und  16  Proben  aus  leuch tgasfreiem  Boden. 
Bei  der  nach  dem  von  Carl  Fraenkel  und  von  Reimers  empfoh- 
lenen Verfahren  vorgenommeueu  bakteriologischen  Untersuchung 
stellte  sich  heraus,  dass  die  Mittel  des  Bakteriengehaltes  in  beiden 
Bodenarten  nicht  wesentlich  differirten.  Der  Bakteriengehalt  in 
leuchtgashaltiger  und  in  leuchtgasfreier  Erde  ist  demnach  gleich. 


Bakterien  i‘in  Boden.  — Diphlheritis.  — Cholera. 


763 


Um  den  Einfluss  des  Leuchtgases  auf  die  Bodenbakterien  ge- 
nauer kennen  zu  lernen,  liess  Verf.  durch  die  in  Reagensgläschen 
untergebrachten  Erdproben  Leuchtgas  hindurchstromen  und  bestimmte 
den  Bakteriengehalt  derselben  vor  und  nach  der  Operation,  dann 
nach  3,  4 und  6 Tagen  nach  dem  Aufhören  der  Leuchtgaseinwirkung. 
In  einer  Hälfte  der  Versuche  war  eine  Verminderung,  in  der  anderen 
eine  Vermehrung  des  Bakteriengehaltes  eingetreten.  Bei  der  Aus- 
saat von  Typhusbacillen  in  mit  Leuchtgas  gesättigtes  Wasser  zeigte 
sich  allerdings  eine  Abnahme  der  Keime,  jedoch  nicht  in  höherem 
Grade,  als  wenn  Typhusbacillen  in  reines  Wasser  eingebracht 
werden. 

Was  den  diesbezüglichen  Theil  der  eingangs  gestellten  Frage  be- 
trifft, so  meint  Verf.,  aus  der  bekannten  Thatsackc  der  stetigen  Abnahme 
des  Bakteriengehaltes  in  den  tieferen  Bodenschichten  annehmen  zu 
dürfen,  dass  das  Aufgraben  der  Strassenerde  wohl  eine  Zunahme  und 
grössere  Verbreitung  von  Krankheitskeimeu  auf  der  Strassenober- 
fläche  zur  Folge  hat,  die  indes  nicht  jene  Bedeutung  erreichen 
kann,  wie  sie  dem  Bakteriengehalte  des  Strassenstaubes  eigen  ist. 

Die  weiteren  Ausführungen  über  die  schädlichen  Wirkungen  der 
Bodengase  und  des  Staubes,  welcher  keine  pathogenen  Mikroorganis- 
men enthält,  können  hier  füglich  übergangen  werden. 

Kräl  (Prag). 

Brown,  F.  Tilden,  Diphtheria  of  the  meatus  urinarius. 
(Journ.  of  cut.  and  genito-urin.  diseases.  1890.  August.) 

Brown  beschreibt  einen  Fall  von  Diphtherie  des  Meatus  uri- 
narius externus,  deren  Uebertragung  bei  einem  Circumcidirten  an- 
geblich durch  Auflegen  von  schmutziger  Watte  seitens  des  Kranken 
vermittelt  wurde.  Verf.  glaubt,  in  dem  diphtherischen  Belage  neben 
zahlreichen  anderen  Bakterienarten  auch  eine  dem  Loeffler’ sehen 
Bacillus  morphologisch  ähnliche  Varietät  gefunden  zu 
haben.  Die  Kulturversuche  gingen  vor  Abschluss  durch  Zufall 
verloren.  An  den  diphtherischeu  Lokalprozess  schloss  sich  später 
eine  passagere  Albuminurie  an.  Bemerkenswerth  ist  nach  Verf.: 
1)  dass  die  Affektion  sich  nicht  in  der  Circumcisionswunde  entwickelt 
habe,  ein  Zeichen  dafür,  dass  die  bei  der  Operation  gebrauchten  In- 
strumente und  das  Verbandzeug  nicht  die  Infektionsvermittler  ge- 
spielt hatten;  2)  die  Begrenzung  des  Lokalprozesses  auf  Meatus  und 
Glans  penis  dank  dem  sorgfältigsten  Schutz  der  Circumcisionswunde 
durch  den  antiseptischen  Verband  und  das  Verschontbleiben  der 
Urethra  wahrscheinlich  durch  die  physiologische  Barriere  des  normal 
saureu  Urins.  Ledermann  (Breslau). 

Cunningham,  D D.,  On  some  species  ofCholeraic  Comma 
Bacilli  occurring  in  Calcutta.  (The  Scientific  Memoirs 
by  the  Medical  Officers  of  the  Army  of  India.  Part.  VI.  Cal- 
cutta  1891.) 

Der  Umstand,  dass  in  Kalkutta  wiederholt  Fälle  von  zweifelloser 
Cholera  angetroffen  werden,  in  denen  der  Darminhalt  auch  keine 
Spur  von  Kommabacillen  aufweist,  veranlasste  den  Verfasser  zu 


764 


Choler». 


seinen  Untersuchungen.  Dabei  gelang  es  ihm,  aus  16  Fällen  von 
Cholera,  die  in  den  grösseren  Krankenhäusern  Kalkuttas  Aufnahme 
gefunden  hatten,  10  verschiedene  Arten  von  Kommabacillen  zu  züch- 
ten. Bei  Anfang  des  Jahres  1890  boten  ihm  das  General  Hosp.,  das 
Medical  College  Hosp.  und  das  Sealdah  Pauper  Hosp.  je  einen  Kom- 
in  a b a c i 1 1 u s (Arten  I — III).  Es  trat  nun  eine  Pause  in  der  Epidemie 
ein.  Der  nächste  Fall  war  wegen  einer  Striktur  in  das  General 
Hosp.  aufgenommen  und  wurde  dort  von  Cholera  befallen.  Der 
Darmiuhalt  dieses  Falles  enthielt  eine  neue  IV.  Art  — ausser  ihr 
wurde  keine  andere  gefunden.  Nun  trat  wiederum  eine  Pause  ein 
und  sodann  folgten  2 Fälle  in  demselben  Hospital,  von  denen  einer 
Art  I zeigte,  während  der  andere  dem  Verfasser  eine  neue  Art 
(V)  schenkte.  Darauf  erlag  ein  Patient  im  Med.  Coli.  Hosp.,  aus 
dessen  Darmiuhalt  nicht  weniger  als  3 verschiedene  neue  Arten  ge- 
züchtet wurden  (Arten  VI — VIII).  Der  nächste  Fall,  der  dem  Gen. 
Hosp.  entstammte,  zeigte  wiederum  Art  I.  Die  beiden  letzten  Fälle 
kamen  vom  Med.  Coli.  Hosp.  und  wiesen  jeder  eine  neue  Art  (IX 
und  X)  auf. 

Der  Verfasser  gibt  sodann  eine  sehr  ausführliche  Beschreibung 
seiner  Methoden  und  der  verschiedenen  Arten,  auf  die  wir  verweisen 
müssen  für  weitere  Details. 

Der  Arbeit  sind  2 gut  angefertigte  Tafeln  beigefügt,  um  einige 
morphologische  Eigenthümlichkeiten  der  Bacillen  und  ihr  Wachsthum 
auf  Kartoffeln  zu  illustriren.  Wir  geben  den  Hauptinhalt  in  kurzer, 
tabellarischer  Uebersicht  wieder.  (Siehe  nebenstehende  Tabelle.) 

Die  verschiedenen  Arten  lassen  sich  in  2 Klassen  zerlegen.  Zu 
der  ersten  gehört  Art  IV.  Sie  verflüssigt  Gelatine  nicht,  wächst 
äusserst  schnell  auf  Kartoffeln  und  gibt  keine  Farbenreaktion  mit 
Säuren.  Alle  anderen  Arten  verflüssigen  Gelatine.  Was  die  An- 
sichten des  Verfassers  über  die  Form  und  Gestalt  der  Bacillen  be- 
trifft, so  müssen  wir  wegen  Mange)  an  Kaum  auf  die  Originalarbeit 
verweisen. 

Der  Verfasser  schliesst  nun  aus  seinen  Untersuchungen,  dass  die 
Koch 'sehe  Theorie,  dass  Cholera  durch  das  Eindringen  eines 
spezifischen  Kommabacillus  in  das  Innere  des  Darmes  verursacht 
wird,  als  den  Thatsachen  widersprechend  aufgegeben  werden  muss. 
Koch ’s  Bacillus  sei  nicht  der  einzige  und  nicht  einmal  der 
häufigste  der  Kommabacillen,  die  in  dem  Darminhalte  von  Cholera- 
kranken zu  finden  seien.  Koch,  meint  der  Verfasser,  sei  nicht  be- 
traut gewesen  mit  der  Häufigkeit  der  vibrionischen  Schizomyceten, 
und  seine  Entdeckung  sei  deshalb  eine  willkürliche  Wahl  eines  dieser 
Organismen  gewesen,  den  er  deshalb  auserlesen  habe,  weil  er  ihn  in 
einer  Anzahl  von  Fällen,  die  speziell  in  den  Kreis  seiner  Beobach- 
tungen gekommen  seien,  gefunden  habe. 

Den  Einwand,  dass  trotzdem  als  Glied  einer  bestimmten  Klasse 
von  Organismen  Koch ’s  Bacillus  als  Erreger  der  Cholera  ange- 
sehen werden  könnte,  weist  Verfasser  aus  folgenden  Gründen  zurück : 
1)  in  vielen  zweifellosen  Fällen  von  Cholera  habe  er  keine  Komma- 
bacillen  gefunden;  2)  in  einem  Falle  fanden  sich  3 verschiedene 
Arten,  ein  Umstand,  der  den  Unparteiischen  verdächtig  machen 


Cholera. 


765 


Art. 

Foim  etc. 

Wacksthum 

auf 

Gelatine. 

VVachs- 
thum  auf 
neutralis. 
Agar. 

Wachs- 
thum  auf 
nicht  neu- 
tral. Agar 

Wachsthum 

auf 

Kartoffeln. 

Bouillonkultur 
und  Cholera- 
Reaktion. 

Art  1=4 

Ziemlich  gross, 

Verflüssigt  Ge- 

Langsamer,  als 

Sehr  lang- 

Dünne,  bräun- 

Kulturen  drei 

Fälle  vom 

wenig:  ge- 

ilatine  ziemlich 

in  alleu  ande- 

»am  u.  nur 

liehe  Schicht, 

oder  mehrere 

Medical 

krümmt,  abge- 

schnell,  doch 

ren  Arten. 

an  der 

zuweilen  als 

Tage  alt. 

Coli.  Hosp. 

stumpft.  In 

Zooglöen  an- 
georduet. 

verhältniss- 
mässig  lang- 
sam an  der 
Oberfläche. 

,, Luftblase“ 
niemals  beob- 
achtet. 

Oberfläche 

dichter,  runze- 
liger, grau- 
weisser  Belag. 

hellen  sich 
schnell  und 
vollständig  aut 
nach  Zusatz 
von 

h2so4hno3. 

Zusatz  einer 
Säure  genügt, 
um  das  Chole- 
raroth  zu  er- 
zeugen. 

Art  II  «=  4 

Typische  Kom- 

Verflüssigt  Ge- 

Schnell,  haupt- 

Bedeutend 

Gut  und  mas- 

Reaktion  sehr 

Fälle  vom 

maform  ; kurz, 

latine  schnei- 

sächlich  an  der 

schneller, 

senhafl  als 

ausgesprocheu 

General 

dick,  gut  ge- 

1er,  als  Art  1 in 

Oberfläche  als 

als  Art  1. 

gelbe  Schicht 

(s.  Originalar- 

Hosp. 

krümmt,  leb- 
hafte Eigenbe- 
wegung. 

Form  eines 
Trichters. 

rauhe,  runze- 
lige Schicht. 

(s.  Originalar- 
beit). 

beit). 

Art  III  = 

Grosse , zarte, 

Verflüssigt  Ge- 

Schnell, sowohl 

Lang- 

Nicht  so  gut  als 

Reaktion  mit 

3 Fälle  vom 

leicht  ge- 

latine  schnei- 

an  der  Ober- 

samer,  als 

Artll,  brauues 

Säuren  sehr 

Pauper 

krümmte  Kom- 

ler,  als  Art  I, 

fläche  als  auch 

Art  II,  nur 

krustenartig 

ausgesprochen. 

Hosp. 

mabaeillen, 
lebhafte  Eigen- 
bewegnng. 

aber  langsa- 
mer, als  Art  II 
in  Form  eines 
Bechers. 

entlang  des 
Impfstiches. 

an  der 
Oberfläche. 

geschichtetes 

Häuteben. 

Art  IV  = 1 

Gross,  wenig 

Langsam,  ver- 

Schnell  und 

Schnell, 

Ueppie.  mit 

Langsam  und 

Fall  vom 

gekrümmt. 

flüssigt  Gela- 

nur  an  der 

nur  an  der 

gelblich-rother 

gibt  keine 

General 

Ho»p. 

Auf  Kartoffeln 
gerade  Stäb- 
chen, in  älte- 
ren Kulturen 
jedoch  gut  ge- 
krümmt. Leb- 
hafte Eigenbe- 
wegung. 

tine  nicht. 

Oberfläche  oft 
grünlich. 

Oberfläche, 

oder  rothbrau- 
ner,  glänzen- 
der Oberfläche. 

Reaktion  mit 
Säuren. 

Art  V «=  1 

Kurz  und  dick 

Verflüssigt 

Schnell,  in  der 

Wie  Art  IV. 

Langsam, 

Ausgesproche- 

Fall  vom  !Aaf  Kartoffeln 

langsam  und 

Oberfläche  so- 

Oeberzug  dicht 

ne  Reaktion 

Med.  Goll.l  wenig  ge- 
Hosp.  j krümmt  und 
[oft  gerade.  Von 
'Kartoffeln  auf 
'Agar  übertra- 
gen .nehmen  sie 
j meist  eine  gute 
Krümmung  an. 

gleichmässig. 
Auf  Plattenko- 
lonieen  bei 
schräger  Be- 
leuchtung 
bläulich  - gelb.' 

i 

1 

wohl  als  in  der 
Tiefe. 

j 

und  rosafarbig. 

mit  Säuren. 

1 

Art.  VI  =|Länglich  und 
von  dem- auf  Kartoffeln 
selben  1 oft  gerade, 
Falle.  |doch  auch  oft 
jgross  und  gut 
gekrümmt.  1 

U.  Bd. 

Verflüssigt 
langsamer,  als 
Art  V in  Form 
eines  Kraters. 
Kolouieen  auf 
Platten  blau. 

Wie  Art  V. 

dto. 

.. 

Nicht  so  dicht 
als  Art  V,  rosa- 
farbig. 

I 

49 

Wie  Art  V 

49 


766 


Cholera 


Art 


Form  etc. 


Art  VII  = 
von  dero-j 
selben  ! 
Falle.  ' 


Sehr  kurz  und 
dick 


Wachst  hunn 
auf 

Gelatine. 


Wachs - 
thum  auf 
neulrati*. 

Agar. 


Art  V 1 1 1 = 
1 Fall  vom 
Gen  Hosp. 


Verflüssigt 
langsamer,  als 
; Art  V,  gleich- 
naässig.  Ko- 
I lonieen  auf 
! Platten  gelb. 


Wachs-  I 
thum  auf  j 
nicht  neu-l 
tral.  Agar  j 

~cr- 


Wachsthum  IBouillonkultur 
auf  jund  Cholera- 
Kartotfelu.  Reaktion. 


Wie  Art  VI  i WieArtJV  Langsam,  diin-j Reaktion  mit 

!ner,  farbloser;  Säuren  nur 

‘ 

oder  rosa-gelb-  nach  mehreren 
| licher  Belag  Generationen. 


TypischeKom-j  Verflüssigt  Wie  Alt  VU. 
maforin.  jschnell,  trich-i 
i tertornng. 


A»t  IX  «*=  1 ]Sehr  klein,  gut  Verflüssigt  Wie  Art  VIII. 
Fall  vom 
Med.  Coli. 

Ho»p. 


dto.  : Langsam,  dün 
jner,  feuchter, 
jschmutzigroth- 
j gelber  Belag. 

Schnell,  aniLangsam,  dün- 
der  Ober-  ner,  feuchter, 
, dache  so-  gelber  Ueber- 
zug. 


wohl  als  in 
der  Tiefe. 


gekrümmt  auf  sehr  langsam. | 
allen  Nährbö-,  gleichmässig. 
deu,ausgenom-| 
men  auf  nicht 
neutralisirtem  | 

Agar,  wo  sie! 
klein  und  ovalj 
sind  und  oft  in 
Paaren  ange- 
ordnet. 


Art  X = 1 i Ziemlich  dick  Verflüssigt  ; Wie  Art  IX.  Oft  arch  in 'Schlecht,  dün 
Fall  vomj  und  gut  ge-  jschnell,  trich- ; i der  Tiefe,  her,  farbloser 

Med.  Coli.  krümmt.  i terförmig.  j | Belag. 

Hosp. 


Reaktion  mit 
Säuren  ausge- 
sprochen. 


Wie  Art  VII 
(s.  Originalar- 
beit). 


Reaktion  mit 
Säuren  ausge- 
sprochen. 


sollte,  dass  die  Kommabacillen  nicht  die  Ursache  der  Krankheit  seien, 
sondern  umgekehrt  die  Krankheit  der  Grund  des  Vorkommens  der 
Bacillen  sei;  3)  in  einem  Falle  hlieb  die  Reaktion  mit  Säuren  aus, 
so  dass  man  kaum  annehmen  dürfe,  dass  diese  Art  dieselben  toxischen 
Eigenschaften  haben  könne,  als  die  anderen  Arten ; 4)  bis  jetzt  sei 
es  noch  Niemandem  gelungen,  mittels  der  Kommabacillen  Cholera 
hervorzubringen.  Er  nimmt  an,  dass  die  Kommabacillen  normalster 
den  Darm  bewohnen,  dass  während  der  Krankheit,  ihnen  ein  günstiger 
Boden  zum  Wachsthum  geboten  wird  und  dass  je  nach  Umständen 
eine  oder  die  andere  Art  oder  mehrere  Arten  zusammen  zum  Ge- 
deihen kommen. 

Verfasser  schliesst  mit  einigen  praktischen  Deduktionen,  die 
Quarantaine  betreffend.  Man  habe  angenommen,  dass  Cholera  in 
Indien  stets  an  einen  einzigen  Bacillus  gebunden  sei,  und  dass  es 
dieser  sei,  der  die  Cholera  in  Ländern  ausserhalb  der  Grenzen  In- 
diens verursache.  Da  die  Cholera  nun  in  Indien  — und  wahrschein- 
lich auch  in  Europa  — von  mehreren  verschiedenen  Arten  von 
Kommabacillen  begleitet  sei,  müsse  die  Quarantaine  ohne  Erfolg  und 
nutzlos  sein,  bis  es  bewiesen  sei,  dass  keine  von  den  vielen  Arten  in 
Europa  gefunden  werde.  Die  Existenz  einer  Mehrzahl  von  Arten  von 
Kommabacillen,  sogar  wenn  wir  die  Klasse  iu  kausalen  Zusammenhang 
mit  der  Cholera  bringen,  müsse  noth wendigerweise  uns  zweifeln 


Lepra  — Psorospermose. 


767 


lassen,  ob  eine  allgemeine  epidemische  Verbreitung  der  Cholera  nicht 
vielmehr  auf  einer  Verbreitung  von  Zuständen  beruhe,  welche  die 
ganze  Klasse  anstatt  eine  oder  die  andere  Art  begünstigen. 

A.  A.  Kant  hack  (Simla). 

Poupinel  de  Valerie^,  Is  Leprosy  contagious?  (The  Lancet. 
No.  3481.  1890.  p.  1065.) 

An  der  Hand  seiner  reichen  Erfahrungen,  die  Verf.  bei  der  mehr 
als  20*jährigen  Ausübung  seines  ärztlichen  Berufes  im  Lepraasyle 
St.  Lazarus  in  Port  Louis  auf  Mauritius  zu  sammeln  Gelegenheit 
hatte,  bespricht  er  die  Frage,  ob  Lepra  kontagiös  sei.  Die  Ver- 
erbung wäre  einer  der  häufigsten  Uebertragungswege,  was  mit  meh- 
reren sorgfältig  verfolgten  Fällen  nachzuweisen  versucht  wird.  Ausser- 
dem kann  Lepra  durch  Kohabitation  übertragen  und  in  gewissen 
Fällen  auch  von  gesunden  Individuen  erworben  werden,  wenn  letztere 
mit  einem  Leprösen  Zusammenleben.  Iv  r ä 1 (Prag). 

Moore,  Sir  lfm.,  Cause  of  Leprosy.  (The  Lancet.  No.  3481. 
1890.  p.  1063.) 

Verf.  hält  Lepra  und  Syphilis  für  identische  Erkrankungsformen 
und  meint,  Lepra  wäre  nur  ein  gewisses  Stadium  erblicher  Syphilis. 
Er  führt  die  Gründe  an,  welche  ihn  zu  dieser  Auffassung  veranlassen 
und  sucht  seine  Ansicht  mit  Citaten  aus  der  diesbezüglichen  alten 
und  neuen  Litteratur,  aus  dem  klinischen  Verlaufe  der  beiden  Krank- 
heiten, aus  der  Aehniichkeit  des  Lepra-  und  Syphiiisbacilius,  sowie 
durch  die  Uebertragbarkeit  der  Lepra  zu  stützen.  Die  Verschieden- 
heiten zwischen  den  klinischen  Bildern  von  Lepra  und  Syphilis  wären 
kaum  grösser,  als  jene  zwischen  hereditärer  und  acquirirter  Syphilis. 

Kral  (Prag). 

Coilins,  W.  «T.,  Note  on  the  Leprosy  revival.  (The  Lancet. 
No.  3481.  1890.  p.  1064.) 

Nach  einem  etymologischen  Exkurse  berichtet  Verf.  über  den 
Besuch  eines  Lepraasyls  in  Norwegen.  Das  Abnehmen  der  Lepra 
in  diesem  Lande  ist  nicht  dem  Isolirsysteme  zu  verdanken , da  ein 
solches  in  Norwegen  nicht  existirt.  Eher  scheint  der  zunehmende 
Wohlstand  des  Volkes  günstig  auf  die  Verminderung  der  Erkran- 
kungen eiuzuwirken,  weshalb  denn  auch  verdorbene  Nahrungsmittel 
als  der  Verbreitung  des  Virus  verdächtig  angesehen  werden  können. 

Kral  (Prag). 

Piffard,  Henry  GL,  Psorosp  ermosis.  (Journ.  of  cut.  and  genito- 
urin.  diseas.  1891  Jan.) 

Piffard  hält  die  „Psorospermien“  des  Molluscum  contagiosum 
nicht  für  animale  Parasiten,  sondern  für  Retezellen  mit  einer  be- 
sonderen Art  von  keratoider  Degeneration.  Dasselbe  glaubt  er  von 
der  „Pagets  disease“,  die  er  für  ein  Epitheliom  mit  nachträglicher 
Tendenz  zur  Verhornung  der  Epithelzellen  hält.  Es  bleibt  also  für 
die  Beurtheilung  der  Parasiten  noch  die  Darier’sche  Krankheit 
übrig,  über  welche  ein  abschliessendes  TJrtheil  zunächst  noch  aus- 

49* 


768  Schutzimpfung,  kiiubtl.  Infektionskrankheiten,  Entwickelungshemmung  etc. 


steht ; jedoch  glaubt  Verf.,  dass  weitere  Untersuchungen  sie  vielmehr 
in  die  Gruppe  der  epithelialen  Degenerationen,  als  in  die  der  ani- 
malen Parasiten  einreihen  werden.  Ledermann  (Breslau). 


Schutzimpfung,  künstliche  Infektionskrankheiten,  Entwick- 
lungshemmung und  Vernichtung  der  Bakterien  etc. 


Foä,  P.,  e Carbone,  T.,  Sulla  immuuitä  verso  il  diplococco 
pneumonico.  (Gazz.  med.  di  Torino.  1891.  Fase.  1.  p.  1.). 

Verth  berichteten  iu  der  Sitzung  der  R.  Accademia  di  Medieina 
zu  Turin  vom  6.  Dezember  v.  J.  über  Immunisirungsversuche  an 
Kaninchen  mit  einem  Präcipitat,  das  sie  durch  Ausfäilung  von  fil- 
trirten  Di  pl  ococcusbouillonkulturen  mit  Ammoniumsulfat  erhalten 
hatten.  Die  Resultate  dieser  Versuche  waren  negativ  und  blieben 
es  auch  weiterhin,  gleichviel,  ob  sehr  geringe  Dosen  des  Niederschlags 
angeweudet,  oder  letzterer  aus  abgeschwächten  Kulturen  gewonnen 
wurde. 

Als  Verff.  dagegen  die  Substanz  in  winzigen  successiven  Mengen 
in  3 oder  4 aufeinanderfolgenden  Tagen  verimpften,  gelang  es, 
Kaninchen  gegen  spatere  Diplokokkeninfektion  ebenso  widerstands- 
fähig zu  macheu,  wie  mit  filtrirten  Bouillonkulturen  oder  mit  dem 
Organextrakte  infizirter  Thiere.  Das  Blut  derart  immunisirter  Ka- 
ninchen hat  die  Eigenschaft,  bei  30°  C rapid  zu  koaguliren,  was  bei 
dem  Blute  normaler  oder  an  pneumonischer  Infektion  zu  Gründe  ge- 
gangener Thiere  nicht  beobachtet  werden  konnte.  Wiederholte  sub- 
kutane Injektionen  kleiner  Dosen  des  Blutserums  von  Kaninchen,  die 
mit  der  toxischen  Substanz  immunisirt  worden  waren,  brachten  bei 
normalen  Kaninchen  wieder  Immunität  zu  Stande.  Bemerkens werth 
ist  der  Umstand,  dass  bei  Versuchen  in  vitro  das  Blut  immunisirter 
Kaninchen  keine  bakterientödtende  Wirkung  auf  den  Diplococcus 
ausübte. 

Das  einem  Pneumoniker  entnommene  Blut  koagulirte  ebenso 
rasch,  wie  jenes  von  immunisirten  Kaninchen  stammende.  Die  Ver- 
suche der  Verff.  mit  dem  menschlichen  Blutserum  au  Kaninchen 
führten  bisher  zu  keinen  sicheren  Resultaten,  lassen  iudes  annehmeu, 
dass  das  Blut  des  Patienten  am  8.  Tage  toxische  Eigenschaften  be- 
sass,  welche  jenen  der  filtrirten  Bouillon kulturen  ähnlich  sind. 

Die  Wirkungen  der  pneumonischen  Infektion  erstrecken  sich  nach 
den  Beobachtungen  der  Verff.  vorwiegend  auf  die  Konstitution  des 
Blutes,  auf  die  verschiedene  Ernährung  der  Gewebe  und  stehen  in 
Beziehung  mit  den  akuten  Lähm ungserschein ungen  der  vorderen 
Extremitäten  und  der  Halsmuskeln,  woraus  angenommen  werden 
konnte,  dass  in  den  Diplococcuskulturen  nicht  bloss  ein,  sondern 
mehrere  Gifte  gebildet  werden,  von  welchen  eines  auf  die  centralen 
Nerven,  die  anderen  auf  das  Blut  und  die  Gewebe  einwirken. 

Kr  41  (Prag), 


ftchctiimpfang,  kiinstl  Infektionskrankheiten,  Eutwickehingsbemmung  elc.  769 


Courmont,  «L,  et  Dor,  L.,  De  la  production,  chez  le  lapin, 
de  tumeurs  blanches  experimentales,  par  inocula- 
tion  intra-veineuse  de  eulture  du  bacille  de  Koch 
att6nu6.  (La  Province  m6d.  1890.  No.  44.  p.  529.) 

Mit  einer  durch  mehrere  Jahre  in  vielen  Generationen  fortge- 
führten und  sehr  abgeschwächten  Tuberkelbacillenkultur  konnte  durch 
subkutane  Injektion  an  Kaninchen  und  Meerschweinchen  Tuberculose 
nicht  mehr  erzeugt  weren.  Nur  mit  beträchtlichen,  iutraperitoneal 
applizirten  Dosen  gelang,  es  bei  diesen  Thierarten  tuberculose  Läsionen 
zu  erhalten.  Hingegen  trat  bei  intravenöser  Injektion  von  4 Tropfen 
bis  0,5  ccm  derselben  Kultur  an  5 jungen,  aber  erwachsenen  Ka- 
nincheu  nach  Ablauf  von  5 Monaten,  während  welcher  Zeit  sich  die 
Thiere  wohl  befanden  und  eine  mitunter  erhebliche  Gewichtszunahme 
aufzuweisen  hatten,  eine  der  menschlichen  analoge,  tuberculose,  chro- 
nische Gelenkentzündung  auf.  Verff.  schliessen  hieraus,  dass  die 
primäre  lokale  Tuberculose  von  einem  abgeschwächten  Virus  herzu- 
rühren scheint,  welches,  selbst  wenn  es  direkt  in  das  Blut  gelangt, 
seine  Gegenwart  erst  nach  mehreren  Monaten  zu  manifestiren  vermag, 
und  dass , wenigstens  bei  jungen  Thieren , die  Gelenke  auch  ohne 
lokales  Trauma  eine  Prädilektionsstelle  für  die  Ansiedelung  des  ab- 
geschwächten Tuberkelbacillus  bilden.  Kral  (Prag). 

Gauchcr,  M.  E.,  Vaccine  g6neralis6e  suivie  de  mort.  [Soc. 
de  derm.  et  syphilogr.  S6ance  du  8 janvier  1891.]  (Ann.  de  derm. 
et  de  syph.  1891.  25  janv.) 

Es  handelt  sich  in  dem  Falle  Gaucher’s  um  ein  einmonat- 
liches  Kind,  bei  dem  8 Tage  nach  der  Impfung  an  jedem  Arm  3 
Vaccinepusteln  unter  sehr  hohem  Fieber  und  starken  allgemeinen 
Störungen  zum  Vorschein  kamen.  Am  9.  Tage  erschienen  zahlreiche, 
Vaccinepusteln  ähnliche  neue  Knötchen.  Am  11.  Tage  konstatirte 
Gau  eher  ausser  den  Pusteln  an  jedem  Arm  eine  ausgebreitete 
Eruption  fast  über  den  ganzen  Körper.  Die  Ausbreitung  der  Eruption 
auch  an  solchen  Stellen,  wo  das  Kind  sich  nicht  kratzen  konnte, 
schloss  die  Annahme  einer  direkten  Uebertragung  durch  Kratzen  aus. 
Die  aufgetreteneu  Efflorescenzen  waren  zum  grossen  Theil  „gedeihe“ 
Pusteln.  An  den  folgenden  Tagen  breitete  sich  der  Ausschlag  unter 
Verschlechterung  des  Allgemeinbefindens  weiter  aus.  Das  Kind  starb 
unter  allen  Symptomen  der  Asphyxie.  Die  Autopsie  ergab  eine  be- 
trächtliche Hyperämie  beider  Lungen,  keine  Hepatisation,  eine  Hyper- 
trophie der  Milz,  Hyperämie  der  Nieren.  Die  Leber  war  von  gelb- 
lichen, verfetteten  Inseln  durchsetzt.  Gauch  er  glaubt,  dass  diese 
Generalisirung  der  Lymphe  das  Resultat  einer  Allgemein- 
infektion gewesen  ist,  da  Auto-inokulationen  nicht  eine  so  diffuse 
und  ausgebreitete  Eruption  hätten  bewirken  können.  Er  kann  keiner 
speziellen  Ursache  die  Malignität  der  Lymphe  zuschreiben. 

Ledermann  (Breslau). 

Grandin , Egbert  EL , Peroxide  of  hydrogen  in  gyneco- 
logy  and  in  obstet  ries.  (The  Times  and  Register.  1891. 
No.  647.  p.  85.) 

Verf.  berichtet  über  Fälle  von  Mammaabscessen , suppurativer 


70  Schutzimpfung,  kiinstl.  Infektionskrankheiten,  Eutwickeluiigshemtnung  etc. 


Beckenhämatocele  und  puerperaler  Endometritis,  bei  welchen  Karbol- 
säure, Sublimatlösung  und  Jodtinktur  im  Stiche  Hessen,  während 
Eiterung  oder  lokale  Sepsis  nach  dem  Ausspülen  mit  unverdünntem 
oder  zu  gleichen  Theilen  mit  Glycerin  gemengtem  Wasserstoffsuper- 
oxyd sofort  sistirte  und  Heilung  rasch  nachfolgte.  Nach  den  Er- 
fahrungen des  Yerf.’s  ist  das  Mittel  unschädlich  und  zugleich  das 
wirksamste  aller  bekannten  Agentien  gegen  unkoutrollirbare  Eiterungs- 
prozesse. Kral  (Prag). 

Papull,  F.,  Sul  potere  antisettico  del  salolo.  (Rivista 
clin.  e terap.  1890.  No.  9.  p.  449.) 

Zunächst  prüfte  Verf.  die  Einwirkung  von  Eiter  und  von  Eiter- 
kokkenkulturen auf  Saiol  und  konnte  die  begonnene  Zersetzung  des 
letzteren  nach  24  Stundeu  mittelst  der  Eisen perchlorürreaktion  nach- 
weisen.  Die  Zeitdauer,  in  welcher  die  Eiterkokken  die  Zersetzung 
des  Salols  bewerkstelligen,  wurde  durch  halbstündlich  vorgenommene 
Reaktionen  sicherzustellen  gesucht.  Sie  betrug  für  den  Staphylo- 
coccus  pyogenes  albus  8,  für  den  aureus  5 und  den 
citreus  6 Stunden. 

Um  ferner  zu  sehen,  welche  Wechselwirkung  die  Zersetzungs- 
produkte des  Salols  ihrerseits  auf  die  verschiedenen  Mikroorganismen 
entfalten , wurden  zu  je  2 Kulturen  des  zu  untersuchenden  Mikro- 
organismus Salol  hinzugefügt,  aus  der  einen  Kultur  nach  je  1,  2 und 
5 Stunden  Aussaaten  in  Gelatine  und  Fleischbrühe  angelegt  und  an 
der  anderen  das  Eintreten  der  Reaktion  beobachtet.  Hierbei  ergab 
sieh,  dass  die  Wachsthumsfähigkeit  der  verschiedenen  Mikroorganismen 
eine  verschieden  lange  Zeit  und  in  verschiedener  Intensität  nach  dem 
Zersetzungsbeginne  des  Salols  erhalten  bleibt.  Nur  der  Staphylo  - 
coccus  pyogenes  albus  hatte  gleichzeitig  mit  dem  Auftreten  der 
Reaktion  seine  Wachsthumsfähigkeit  eingebüsst.  Der  Staphylo- 
coccus  pyogenes  aureus  entwickelte  sich  noch  nach  2 Tagen 
nach  eingetretener  Reaktion,  der  citreus  sogar  nach  5 Tagen. 
Streptococcus  pyogenes  zersetzt  das  Salol  nach  10,  Spiril- 
lum  Finkler  et  Prior  nach  20  Stunden,  sie  sterben  nicht  ab, 
ihre  Kulturen  zeigen  nur  ein  verzögertes  Wachsthum  und  sie  scheinen 
demnach  bei  Gegenwart  freien  Phenols  bloss  eine  Abschwächung  zu 
erleiden.  Bei  Milzbrand  treten  Anzeichen  einer  Reaktion  erst  nach  6, 
bei  Cholera  nach  4,  bei  Typhus  nach  7 Tagen  auf  und  die  hieraus  an- 
gelegten Kulturen  entwickelten  sich  unverzögert  und  normal,  obzwar 
die  Saloleinwirkung  1 — l1/*  Monate  angedauert  hatte. 

Verf.  glaubt  annehraen  zu  dürfen,  dass  das  Salol,  insbesondere 
gegenüber  gewissen  Mikroorganismen,  hervorragende  antiseptische 
Eigenschaften  besitzt  , die  jedoch  VGn  dessen  Zersetzung  abhängig 
sind,  welche  durch  die  Mikroorganismen  selbst  bewirkt  wird.  Je  nach- 
dem die  Mikroorganismen  das  Salol  energischer  oder  spurenweise  oder 
gar  nicht  zersetzen,  verlieren  sie  ihre  Wachsthumsfähigkeit  oder  sie 
bleiben  abgeschwächt,  event.  gänzlich  unbeeinflusst.  Kral  (Prag). 

Kornanth,  C.,  Studien  über  das  Saccharin.  (Landwirth- 
schaftliche  Versuchsstationen.  Bd.  XXXVIII.  p.  241 — 256.) 

Die  interessanten  Untersuchungen  des  Verf.’s  wurden  alle  mit 
dem  Saccharinum  purum  der  Fabrik  Fahlberg’s  in  Salbke- 


Schutzimpfung,  kiinstl.  Infektionskrankheiten,  tüitwickelungshemmuug  etc.  771 


Westerhüsen  angestellt.  — Die  Versuche,  deren  Einzelheiten  aus  dem 
Originale  näher  zu  ersehen  sind,  beschäftigen  sich  1)  mit  dem  Ein- 
fluss des  Saccharins  auf  Saccharomyces  cerevisiae.  2)  wird 
das  Verhalten  des  Saccharins  gegen  andere  Mikroorganismen  und 
Enzyme  behandelt.  Sodann  wird  3)  die  Verwendung  von  Saccharin 
zur  Ivonservirung  von  Obst  besprochen  und  schliesslich  werden  nocii 
4)  die  Ergebnisse  von  Fütterungsversuchen  mit  Saccharin  an  Kanin- 
chen, Hunden,  Enten  und  Schweinen  mitgetheilt. 

Aus  seinen  Versuchen  zieht  Verf.  die  folgenden  Schlüsse: 

1)  Dem  Saccharinum  purum  Fahlberg’s  kommen  schwache 
antiseptische  Eigenschaften  zu. 

2)  Die  Verfütterung  selbst  von  praktisch  ganz  unmöglichen 
Dosen  von  Saccharinum  purum  an  Hund,  Ente  und  Schwein  lässt 
auch  durch  lange  Perioden  hindurch  fortgesetzt  in  keiner  Weise  eine 
schädigende  Wirkung  auf  deren  Organismus  erkennen. 

3)  Ebensowenig  wird  hierdurch  der  Ausnutzungskoeffizient  des 
Futters  vermindert. 

4)  Die  behauptete  Abneigung  der  Thiere  gegen  das  Saccharin 

war  in  den  betreffenden  Fällen  nur  individuell  und  lässt  sich  in 
keiner  Weise  verallgemeinern.  Otto  (Berlin). 

Carrier,  Charles  0.,  Sterilization  of  water.  (New  York  Med. 

Record.  No.  1023.  1890.  p.  680.) 

Eine  Reihe  von  Versuchen,  welche  Verf.  zum  Theil  im  hygie- 
nischen Institute  zu  Berlin  ausführte,  sollte  feststellen,  binnen  weicher 
Zeit  pathogene  und  nichtpathogene  Mikroorganismen  im  gewöhnlichen 
klaren  Grund-  oder  Leitungswasser  durch  die  Einwirkung  höherer 
Temperaturen  vernichtet  werden.  Die  Untersuchungen  geschahen  in 
der  Weise,  dass  das  mit  BakterienkultureD  oder  faulenden  Flüssig- 
keiten beschickte  Wasser  in  grossen,  mit  Wattepfropfen  verschlosse- 
nen Koioeu  erhitzt  und  dann  im  Wasserbade  bei  99—100°  gehalten 
wurde.  Die  von  2 zu  2 Minuten  aus  der  tieferen  Mittelschicht  und 
von  der  Oberfläche  des  Kolbeninhaltes  entnommenen  Proben  dienten 
zur  sofortigen  Herstellung  von  Platten  oder  Rollröhrchen.  Oder  das 
Wasser  wurde  in  einer  Anzahl  Erlenmey er1  scher  Kölbchen  im 
Dampf  topf  zur  gewünschten  Temperaturhöhe  gebracht,  von  Zeit  zu 
Zeit  eines  der  Kölbchen  rasch  aus  dem  Dampftopfe  entfernt  und  von 
dem  Inhalte  sogleich  und  auch  noch  nach  mehreren  Stunden  und 
Tagen  wiederholt  Platten  und  Rollröhrchen  angelegt.  Bei  beiden 
Versuchsanordnungen  wurde  das  betreffende  Wasser  auch  vor  dem 
Erhitzen  auf  seinen  Keimgehalt  geprüft. 

Was  den  Gehalt  eines  Wassers  an  Tuberkelbacillen  betrifft,  so 
genügt  eine  10  Minuten  lang  andauernde  Einwirkung  von  100  0 C, 
um  das  Wasser  zu  sterilisiren.  Authraxsporen  waren  nach  längstens 
5 Minuten  abgetödtet.  Andere  pathogene  Mikroorganismen  sind 
gegen  hohe  Temperaturen  noch  empfindlicher.  Für  die  Eiterkokken 
und  den  Typhusbacillus  reicht  es  hin,  wenn  das  Wasser  bis  zum 
Sieden  erhitzt  und  dann  wieder  erkalten  gelassen  wird.  Komma- 
bacillen sterben  ab,  wenn  sie  einen  Augenblick  lang  der  Temperatur 
von  70°  ausgesetzt  bleiben. 


772  Bakterioi.  vom  X.  internationalen  medicinischen  Kongresse  zu  Berlin. 


Die  gewöhnlichen  Wasserbakterien  gehen  beim  Kochen  des 
Wassers  in  derselben  Zeit  wie  die  pathogenen  Mikroorganismen  zu 
Grunde.  Selbst  der  als  sehr  widerstandsfähig  angesehene  Heubacillus 
bedarf  nur  einer  kaum  15  Minuten  langen  Einwirkung  der  Siede- 
hitze, um  zum  Absterben  gebracht  zu  werden.  Als  zu  Leitungs- 
wasser verschiedener  Provenienz  faulende  Lösungen  von  Fleisch,  Ge- 
müsen u.  a.,  oder  Reinkulturen  widerstandsfähiger,  aber  harmloser 
Bakterienarten  hinzugefügt  wurden,  waren  zur  absoluten  Sterilisirung 
des  derart  verunreinigten  Wassers  selten  mehr  als  20  Minuten  bei 
100°  nöthig.  Nur  ein  langes  Stäbchen,  dessen  morphologische  und 
kulturelle  Eigenschaften  Verf.  im  Originale  näher  mittheilt,  zeigte 
eine  erhebliche  Resistenz  gegen  die  Einwirkung  der  Hitze. 

Zum  Sterilisiren  des  Wassers  genügt  demnach,  wenn  in  dem- 
selben nicht  ganz  aussergewöhnlich  widerstandsfähige  Bakterien  vor- 
handen sind,  eine  15  Minuten  lang  andauernde  Einwirkung  der 
Siedehitze.  Eine  5 Minuten  lange  Einwirkung  desselben  Hitzegrades 
vernichtet  alle  schädlichen  Mikroorganismen.  Eine  uoch  kürzere  Zeit 
ist  hinreichend,  um  jene  pathogenen  Mikroorganismen  abzutödten, 
von  welchen  angenommen  wird,  dass  sie  überhaupt  im  Wasser  Vor- 
kommen können.  Durch  einmaliges  kurzes  Erhitzen  des  Wassers  auf 
100°  und  nachfolgendes  Abkühlenlassen  kann  die  Vernichtung  der 
im  selben  etwa  vorhandenen  Mikroorganismen  der  Malaria,  des 
Typhus,  der  Cholera,  der  Diphtherie  und  der  Eiterungsprozesse  sicher 
bewerkstelligt  werden.  Dieselben  Mikroorganismen  werden  ebenfalls 
abgetödtet,  wenn  das  Wasser  1/4—  72  Stunde  lang  auf  einer  Tempe- 
ratur von  70  0 erhalten  bleibt.  Für  Wasser,  da3  zu  Genusszwecken 
bestimmt  ist,  genügt  das  kurze  Erhitzen.  Wenn  es  jedoch  wün- 
schenswerth  erscheint,  alle  Mikroorganismen,  also  auch  jene  gewissen, 
gelegentlich  im  Wasser  vorkommenden,  sehr  widerstandsfähigen  sa- 
prophy tischen  Formen  abzutödten,  dann  möge  das  Wasser  eine  Stunde 
lang  auf  100 0 erhitzt  und  hierauf  langsam  abkühlen  gelassen  werden. 

Kral  (Prag). 


Originalberichfe  über  Kongresse. 

Bakteriologisches  vom  X,  internationalen  medicinischen 
Kongresse  zu  Berlin,  4. — 9.  August  1890. 

(Fortsetzung ) 

Aus  den  Abtheilungs-Sitzungen. 

III.  Abtheilung:  Allgemeine  Pathologie  und  pathologische 

Anatomie. 

Herren  Babes  *)  (Bukarest)  und  Cornil  (Paris),  UeberBakterien- 
associationen  in  Krankheiten. 

Die  beiden  Autoren  haben  seit  1883  zahlreiche  Beispiele  von 


1)  Herr  Babes  spricht  ira  Namen  Cornil’s  und  seines  eigenen, 


Bakteriol.  vom  X.  internationalen  mediciniachen  Kongresse  za  Berlin.  773 


Kombination  verschiedener  Bakterien  publizirt  und  denselben  nament- 
lich in  der  3.  Auflage  ihres  Bakterien  Werkes  grosse  Bedeutung 
zugeschrieben.  Sie  versuchen  nunmehr,  dieselben  übersichtlich 
darzustellen  und  zu  klassifiziren.  Während  die  begleitenden  Bak- 
terien zu  Anfang  der  Bakterienforschung  gewöhnlich  absichtlich 
tibersehen  wurden,  ist  es  nunmehr  unsere  Pflicht,  mit  denselben  zu 
rechnen.  Man  kann  die  Associationen  füglich  in  10  Gruppen  ein- 
theiien : 

1)  Association  von  sehr  nahestehenden  Bakterien  (Varietäten), 
so  beim  Abdominaltyphus  (Babes),  Pneumonie  (Babes),  In- 
fluenza. 

2)  Fast  konstante  Association  gewisser  ferner  stehender  Bakte- 
rien zu  den  spezifischen  Bakterien,  so  die  Association  eines  Strepto- 
kokken zum  Diphtheriebacillus  (Loeffler)  oder  eines  septischen 
Baeteriums  (ähnlich  jenem  der  Kaninchenseptikämie)  zum  Bacterium 
der  Pferdeinfiuenza,  beim  Pferdetyphus  in  Rumänien  (Babes). 

3)  Association  von  in  ihrer  pathogenen  W irkung  oft  äquivalenten 
Bakterien , so  jene  verschiedener  Streptokokken  zu  verschiedenen 
Staphylokokken  in  den  meisten  Wundinfektionskrankheiten  (Rosen- 
bach), bei  Endocarditis  (Babes)  etc. 

4)  Kombination  der  spezifischen  Bakterien  mit  den  Bakterien 
der  accidentellen  Wundinfektion,  so  bei  Tuberculose,  Abdominal- 
typhus, Dysenterie,  Cholera  etc.  Der  grösste  Theil  der  Bakterien- 
associationen gehört  wohl  in  diese  Gruppe,  da  bei  den  meisten  In- 
fektionskrankheiten, namentlich  bei  jenen,  welche  zum  Tode  führen* 
derartige  Associationen  angetroffen  werden.  Da  aber  die  Invasions- 
pforte der  sekundären  Bakterien  oft  nicht  gefunden  wird,  kann  man 
dieselben  nicht  einfach  als  Wundinfektion  ansprechen. 

5)  Was  die  Rolle  der  associirten  Bakterien  betrifft,  so  kann  man 
zunächst  solche  unterscheiden , in  welchen  das  zweite  Bacterium 
lokalisirt  bleibt. 

6)  Ferner  solche,  in  welchen  das  zweite  Bacterium  das  Krank- 
heitsbild  beherrscht  und  oft  den  Tod  verursacht.  So  bei  septischen 
Pneumonieen  (Ba  bes),  Bronchopneumonieen,  bei  latenter  Tubereulose 
oder  Miliartuberculose  nach  Keuchhusten  etc. 

7)  WTas  die  Art  der  associirten  Bakterien  betrifft,  so  kann  man 
die  Association  pathogener  Bakterien  mit  solchen,  welche  gewöhnlich 
nicht  pathogen  wirken,  beobachten,  wodurch  oft  eine  eigenthüinliehe 
Erkrankung  entsteht,  so  bei  Gangrän,  besonders  bei  Lungengangrän 
(Babes,  B o n o m e). 

8)  Association  von  Bakterien  mit  anderen  parasitären,  aber  nicht 
bakteriellen  Erkrankungen,  Protozoen  und  Bakterien  bei  Variola  und 
und  Vaccine,  Tuberculose  und  Aspergillus  fumigatus  bei 
Lungenmykosen  (Cornii),  Association  septischer  Bacillen  zu  den 
Parasiteu  der  Hämoglobinurie  der  Rinder  (Babes).  Hierher  gehört 
wahrscheinlich  die  Association  der  Streptokokken  zu  dem  Virus  des 
Scharlachs. 

9)  Association  von  Parasiten,  welche  nicht  bakterieller  Natur 
sind,  zu  bakteriellen  Erkrankungen,  so  jene  der  Flagellaten  zu  den 
Diphtheriebacilleu  der  Tauben  (Baues). 


774  Bakteriol.  vom  X.  internationalen  inedicinischen  Kongresse  zu  Berlin. 


10)  Association  gewisser  Bakterien  zu  Geschwülsten  (Ver- 
n euil). 

Der  Vortr.  gibt  nun  eine  Uebersicht  der  grössteutheils  selbst 
beobachteten  Associationen  bei  den  verschiedenen  Krankheiten.  Es 
resultirt  aus  diesen  Erfahrungen,  dass  die  Associationen  nicht  blos 
zufällige  sind,  dieselben  sind  nicht  nur  äusserst  häufig,  ja  fast  die 
Regel  bei  den  tödtlichen  Infektionskrankheiten,  sondern  es  besteht 
eine  gewisse  Gesetzmässigkeit  in  der  Association  von  Bakterien, 
welche  gewöhnlich  durch  die  gegenseitige  Duldung  der  associirten 
Bakterien  bestimmt  wird. 

Vor  allem  ist  die  Kenutniss  der  Associationen  geeignet,  die 
Verschiedenheit  im  Verlaufe  gewisser  Infektionskrankheiten  aufzu- 
klären und  da  die  sekundäre  Infektion  oft  wichtiger  ist,  als  die  erste 
Krankheit  selbst,  wird  es  wichtig  sein,  die  Ursache  der  Sekundär- 
inlektion kennen  zu  lernen  und  zu  beseitigen.  Auch  für  den  Patho- 
logen ist  die  Erkenntniss  der  Sekundärinfektion  von  grosser 
Wichtigkeit,  da  in  der  Leiche  oft  der  grösste  Theil  der  Läsionen 
dem  sekundären  ßacterium  zur  Last  fällt  und  Thierexperimente 
oft  blos  über  die  Wirkung  des  zweiten  Bacteriums  Aufschluss  geben. 

Herr  Babes  (Bukarest),  Ueber  die  seuciienhafte  Hämoglo- 
binurie des  Rindes. 

Die  Krankheit  ist  in  den  sumpfigen  Donauniederuugen  Rumä- 
niens endemisch  und  tödtet  die  Rinder  in  wenigen  Tagen.  Ausser 
dem  über  diese  Krankheit  in  diesem  Centralblatt  an  verschiedenen 
Stellen  Mitgetheilten  betont  Vortr.  noch  Folgendes:  Die  Parasiten 
dringen  offenbar  durch  die  Magen-  und  Darmschleimhaut  ein,  finden 
sich  zunächst  in  grosser  Menge  in  den  ersten  Saftwegen  der  Mesen- 
terialdrüsen, gewöhnlich  in  ein  protoplasmatisches  Netzwerk  einge- 
schlossen. Hier  sind  sie  kleiner,  als  im  Blute.  Die  Parasiten  dringen 
aller  Wahrscheinlichkeit  nach  in  die  wandlosen  Venen  der  Milz,  in 
unfertige  rothe  Blutkörperchen  ein.  Sie  sind  hier  in  der  That  in 
kleineren,  etw'as  gefärbten  Blutkörperchen  enthalten  und  auch  selbst 
kleiner,  als  im  kreisenden  Blute.  Die  Parasiten  sind  verschieden 
gross,  0,5— 2,0  fi,  rund  oder  eckig,  gewöhnlich  als  Diplokokken  auf- 
tretend. Ihre  Theilung  ist  jener  des  tetragenus  ähnlich,  es  finden 
sich  aber  auch  längliche  Formen,  manchmal  etwas  gekrümmt  und  in 
der  Mitte  mit  chromatischem  Inhalt.  Besonders  ausserhalb  der 
rothen  Blutkörperchen  erscheinen  sie  als  Diplokokken,  färben  sich 
auch  so.  Es  ist  dem  Vortr.  mit  Wahrscheinlichkeit,  gelungen,  manch- 
mal diese  Parasiten  auf  Blutserum  zu  kultiviren.  Jedenfalls  sind 
dieselben  auf  Kaninchen  und  Rinder  übertragbar  und  erzeugen  beim 
Rinde  nach  14  Tagen  die  typische  Krankheit.  Die  Parasiten  sind 
auch  hier  besonders  in  dem  Blute  der  Niere  lokalisirt.  Hier  ent- 
halt fast  jedes  rothe  Blutkörperchen  einen  Diplococcus.  (Die 
Parasiten  und  Gewebsveränderungen  wurden  demonstrirt.)  Was  die 
Stellung  dieser  Parasiten  betrifft,  so  glaubt  Vortr.  denselben  eine 
ZwischenstelluDg  zwischen  den  Bakterien  und  den  niedersten  Proto- 
zoen auweisen  zu  dürfen,  oder  aber  die  niederste  an  die  Bakterien 
angrenzende  Stufe  unter  den  Protozoen.  Vortr.  ist  noch  in  der 


Bakteriol.  vom  X.  internationalen  medicinischen  Kongresse  *u  Berlin.  775 


Lage,  roitzutheilen,  dass  das  Texasfieber  des  Rindes  durch  denselben 
oder  aber  durch  einen  sehr  ähnlichen  Parasiten  hervorgerufen  wird. 

Herr  Chantemesse  (Paris),  Eine  mykotische  Pseudotu  ber- 
eu 1 o s e. 

Yortr.  hat  im  Vereine  mit  Dieuiafoy  und  Widal  an  jungen 
Tauben,  die  aus  der  Gegend  von  Maeon  und  aus  Italien  auf  den 
Pariser  Markt  gebracht  werden,  eine  Pseudotuberculose  mykotischen 
Ursprungs  beobachten  können.  Zuweilen  bleibt  die  Kraukheit  auf 
die  Mundhöhle  beschränkt  und  manifestirt  sich  daselbst  in  Gestalt 
weisslicher  Knötchen  von  käsigem  Aussehen  und  von  Erbsen-  bis 
Haselnussgrösse.  Häufig  breitet  sie  sich  auf  die  Lunge  und  Leber, 
seltener  auf  den  Oesophagus,  Darm  und  die  Nieren  aus.  In  der 
Lunge  sieht  man  durchscheinende  oder  undurchsichtige,  vereinzelte 
oder  zu  käsigen  Massen  angehäufte,  typische  Tuberkelköruchen,  die 
Miliartuberkel  darstellen,  welche  keine  Tuberkelbacillen,  dagegen  in 
ihrem  centralen  Theile  ein  Pilzmycel  enthalten,  das  sich  bei  den 
Isolirungsversuchen  als  Aspergillus  fumigatus  herausstellte 
und  dessen  Kulturen  am  besten  bei  Körpertemperatur  gediehen. 

Bei  Impfversuchen  an  frischen  Tauben  erzeugten  die  Sporen 
aus  den  erhaltenen  Kulturen  je  nach  der  Impfstelle  und  der  Dosis 
mehr  oder  weniger  rasch  die  verschiedenen  tuberculösen  Läsionen, 
welche  bei  der  spontanen  Erkrankung  der  Thiere  beobachtet  wurden. 
Die  Sporen  intravenös  eingeführt,  tödten  die  Thiere  nach  3 — 4 Tagen 
mit  Lokalisation  vorherrschend  in  der  Leber,  intratracheale  Injektio- 
nen führen  den  Tod  in  10—20  Tagen  herbei  und  man  findet  dann  vor- 
zugsweise die  Lungen  ergriffen,  woselbst  die  dicht  gehäuften  Tuberkel 
pneumonisch  infiitrirteu  Herden  gleicheu  oder  käsige  Massen  bilden. 

Die  histologischen  Läsionen  sind  jenen  der  baciliären  Tubercu- 
lose  vergleichbar.  An  nach  Weigert’ scher  Methode  gefärbten 
Schnitten  sieht  man  eine  grosse  Anzahl  Tuberkelknötchen,  deren 
Peripherie  von  Riesenzellen  umgeben  ist.  Die  jüngsten  Knötchen 
werden  durch  eiue  Anhäufung  von  Leukoeyten  oder  epitheloideh 
Zellen  um  ein  oder  mehrere  Mvcelhyphen  gebildet,  die  älteren  zeigen 
im  centralen  Theile  ein  verfilztes  Mycel,  dessen  periphere  Hyphen 
sich  ain  besten  färben.  Manche  Tuberkel  bestehen  nur  aus  einer 
sehr  grossen  Zelle  mit  multiplem  Kern,  deren  Protoplasma  einen 
Mycelzweig  im  normalen  oder  degeuerirten  Zustande  einschliesst. 
Einige  Tuberkel  haben  das  faserige  Stadium  erreicht,  der  centrale 
Theii  besteht  aus  faserigem  Protoplasma,  das  die  Reste  des  Pilzes 
oder  auch  gar  nichts  mehr  enthält.  Die  leukocytäre  Infiltration 
rings  um  die  Tuberkel  herum  erstreckt  sich  zuweilen  bis  in  die  be- 
nachbarten Alveolen  und  verursacht  pneumonische  Herde,  welche  von 
Uefässen  verschiedenen  Lumens  durchzogen  werden.  Bei  einer 
Taube,  die  an  spontaner  Schimmelpilztuberculose  zu  Grunde  ging, 
wurde  in  einem  Bronchus  ein  Futterkorn  gefunden,  welches  den 
Mittelpunkt  der  tuberculösen  LungeniAfiltration  bildete  und  offenbar 
als  Träger  der  Aspergillussporen  gedient  hatte. 

In  Paris  gibt  es  Leute,  welche  die  Taubenmast  geschäftsmässig 
betreiben.  Sie  füllen  ihren  Mund  mit  Körnerfutter  und  Wasser, 


776 


Neue  Litteratur 


öffnen  den  Schnabel  des  Tbieres,  nehmen  ihn  zwischen  die  Lippen 
und  suchen  durch  Expiration  einen  Theil  des  Gemisches  hineinzu- 
treiben. Auf  solche  Weise  kann  ein  Individuum  täglich  einige  tau- 
send Tauben  mästen.  Diese  Beschäftigung  führt  mit  der  Zeit  zu 
einer  chronischen  Lungenerkrankung.  Wir  selbst  konnten  drei  an 
einer  derartigen  Luugenkrankheit  leidende  Taubenmäster  beobachten, 
bei  denen  die  Krankheit  in  ihrer  Entwickelung  der  chronischen 
Lungentuberculose  glich.  Sie  wird  durch  Kurzathmigkeit,  Husten, 
eiterigen  Auswurf,  kleine  wiederholte  Lungenblutungen  und  manch- 
mal durch  Affektion  der  Pleura  charakterisirt.  Es  sind  Anzeichen 
von  Bronchitis  und  Verhärtung  der  Lunge  vorhanden.  Die  Tempe- 
ratur ist  verhältnissmässig  wenig  erhöht,  die  Kranken  werden  jedoch 
blass  und  mageru  ab.  In  keinem  Falle  konnten  Tüberkelbacillen  im 
Sputum  nachgewiesen  werden.  Mehrmals,  aber  nicht  konstant,  waren 
in  dem  blutigen  Auswurfe  Pilzfäden  mit  einem  oder  zwei  Seiten- 
zweigen zu  sehen.  Durch  Verimpfung  dieses  Sputums  wurde  einmal 
bei  einer  Taube  eine  Pilztuberculose  erzeugt,  welche  vom  Asper- 
gillus fumigatus  herrührte.  Derselbe  Pilz  konnte  einmal  auch 
durch  Kultur  aus  dem  Sputum  eines  jetzt  auf  dem  Wege  der  Ge- 
nesung befindlichen  Kranken  gezüchtet  werden. 

Da  die  durch  Aspergillus  verursachten  Lungenerkrankungen 
beim  Menschen  bereits  mehrfach  beobachtet  worden  sind,  kann  auch 
bei  unseren  Kranken  wegen  der  Beschaffenheit  des  Auswurfs  und 
wegen  ihres  lange  andauernden  Kontaktes  mit  Thieren  oder  mit 
durch  denselben  Aspergillus  verunreinigten  Futterkörnern  die- 
selbe Erkraukungsform  mit  Berechtigung  verrauthet  werden. 

(Fortsetzung  folgt.) 


e u e Litteratur 

zusmunengesteüt  von 

Da.  Abthor  Wübzbubg, 

Bibliothekar  im  Kaiserlichen  Gesundheitsamt»  in  Berlin. 


Allgemeines  liber  Bakterien  and  Parasiten. 

H&tch,  J.  L.,  Hisf.ory  of  bacteriology.  (Med.  and  Surg.  Reporter.  1891.  Nc-  13  p.  354 — 
367.) 

Morphologie  und  Systematik. 

Koekel , Ueber  einen,  dem  Friedländer  scheu  verwandten  Kapselbaeiilus.  (Fortschr.  d. 
Medic.  1891.  No.  8.  p.  331—340.) 


Biolome. 

(Gährung,  Fäulniss,  Stoff.vschselprodukte  osw.) 

Barclay,  A , On  the  life-history  of  Puccinia  Geranii  sylvatici  Karst,  var.  himalensis. 
(Annals  of  Botany.  1890.  Vol.  V.  No.  17.) 

Cbatin,  /L , Contribution  ä la  biologie  des  plautes  parasites.  (Compt.  rend.  de  l’Aca- 
demie  des  Sciences  de  Paris.  T.  CXII.  1891.  No.  12.  p.  599 — 604.) 

Hoffa,  A. , Weitere  Beiträge  zur  Kenntniss  der  Fäulnissbakterien.  (Münch,  medic. 
Wochenschr.  1891.  No.  11.  p.  247 — 248.) 


Neue  Litteratur. 


77? 


Beziehungen  d<*r  Bakterien  und  Parasiten  zur  unbelebten  Natur. 

Nahrungs-  und  Gemtssmittel , Gebrauchsgegenstände. 

Ergebnis*  der  Untersuchung  von  Schweinen  auf  Trichinen  und  Finnen  in  Preussen  in 
den  Jahreu  1836 — 1889.  (Veröffentl.  d.  kais.  Gesundh -Amtes.  1891.  No.  16.  p.  24.4 — 
245.) 

Beziehungen  der  Bakterien  und  Parasiten  zur  belebten  Natur. 

Krankheitserregende  Bakterien  und  Parasiten  bei  Menschen. 

A.  Infektiöse  Allgemein hraniheiten. 

Triest.  Erlass  der  Statthalterei , betr.  die  Hintanhaltung  ansteckender  Krankheiten  in 
den  Schulen.  Vom  5.  Juli  1890.  (Veröffentl.  d.  kais.  Gesundh.-Amtes.  1891.  No.  15. 
p.  235—236.) 

Makriakrankheiten. 

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Nepveu,  G.,  Etüde  sur  les  parasites  du  sang  chez  les  paludiques.  (Memoir.  de  la  soc. 
de  biol.  1891.  No.  11.  p.  39—50.) 

e 

Eianthematieche  Krankheiten. 

(Pocken  [Impfung],  Flecktyphus,  Masern,  Rötheln,  Scharlach,  Friesei,  Windpocken.) 

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Brouardel,  P.,  La  vacoination  obligatoire  et  la  prophylaxie  de  la  variole ; discours. 

(Annal.  d’hygifene  publ.  1891.  No.  4.  p.  340 — 367.) 

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Vacher,  3?.,  Typhus  and  its  notificatiou.  (Public  Health.  1890/91.  p.  263.) 

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778 


Nene  Litteratur. 


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Mosny,  E.,  Etüde  sur  les  lesious,  les  cause«  et  la  prophyl&xie  de  la  broncho-pneuinonie. 
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Kam-  und  Geschlechtsorgane. 

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KrarJcheitserregtruie  Bakterien  und  Parasiten  bei  Ment  eher,  und  Thieren. 

Tollwuth. 

Btywid,  0.,  SprawszdaDie  z ochronnego  leczenia  wodowstretu  wedlag  metodv  Pasteur’«, 
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Krankheitserregende  Bakterien  und  Parasiten  bei  T kuren. 

Bäugethiere. 

A.  Infektiöse  AUgemeinkrankheiten. 

Uebereickommen  zwischen  Oesterreich-Ungarn  und  der  Schweiz  vom  5.  Dezember  1890, 
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öffentl. d.  kais.  Gesandt. -Amtes.  1891.  No  15.  p.  232 — 233.) 


Krankheiten  der  Wiederkäuer. 

(Rinderpest,  Lucgensenc.be,  Tesasseuche,  Genickstarre,  Ruhr  und  Diphtherie  der 
Kälber,  Rauschbrand,  entozootisches  VCrkaiben.) 

Rinderpest  in  Russland  im  4.  Vierteljahr  1890.  (Veröffentl.  d.  kais.  Gesanüh  -Amtes. 
1891.  No.  15.  p.  231.) 

Krankheiten  der  Einhufer. 

(Typhus,  Influenza,  Beschälkrankbeit,  Septikämie,  Druse.) 

Greavee,  T.,  A few  more  thoughts  on  inflaeuza  — what  is  it?  (Veterin.  Journ,  1891. 
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Nene  Litteratur. 


779 


Vögel 

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Zeitschrift  für  Pflanzenkrankheiten.  Organ  f.  die  Gesamzntinteressen  d.  Pflanzenschutzes. 
Hrsg.  y.  P.  Soraner.  Bd.  I.  Jahrg.  1891.  (6  Hefte)  Heft  1.  gr.  8°.  64  p.  m.  Text- 

abbüdgn.  u.  1 Taf.  Stuttgart  (Eugen  Ulmer)  1891.  Für  den  Band  15  M. 


Schutzimpfungen,  künstliche  Infektionskrankheiten,  Entwiche* 
lungsheinmung  und  Vernichtung  der  Bakterien  mit  besonderer 
Berücksichtigung  der  Arbeiten  über  das  Koch  'sehe 
Heilverfahren  gegen  Tuberculose, 

Biedert,  P. , Die  Behandlung  der  Tuberculose  nach  R Koch.  Mit  einem  Schema  fiir 
gefahrloses  Vorgehen  und  einer  eigenen  Theorie  der  Tubercnlose  und  ihrer  Behand- 
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Emmerich,  R.,  u.  Jäasibaum,  0.,  Die  Drsacho  der  Immunität,  die  Heilung  von  Infek- 
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(R.  Oldenbourg)  1891.  2 M. 

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Fraenkel,  A. , Heber  peritoneale  Infektion.  (Wiener  kün.  Woehenschr.  1891.  No.  13, 
15.  p.  241—245,  285—289.) 

Gibbes,  H. , On  the  value  of  tbe  Inhalation  of  chlorine  gas  and  the  use  of  iodine  and 
Chloride  of  gold  and  sodiurn  hypodermically  in  the  treatrnent  of  pulmonary  eonsurap- 
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Grawitz,  E.  , Ueber  Versuche  mit  dem  Koch’schen  Mittel  bei  Affen.  (Deutsche  medic. 
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Hessen.  Betreffend  den  Betrieb  des  Tubereulinum  Kochii.  Vom  15.  April  1891.  (Ver- 
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Immorwahr,  R. . Nochmals  die  Gabbet’sche  Färbung  der  Tiibc-rkelbacillen.  (Deutsche 
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Kappeier,  O.  , Das  Kocli’sche  Heilverfahren  im  Spital  Mnnsterlingcn.  (Krrspdzbl.  f. 
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Koch’s,  R , Heilmittel  gegen  die  Tuberculose.  10.  Heft.  (Sonderdr.)  gr  8°.  120  p. 

Leipzig  (Georg  Thierae)  1891.  1,60  M. 

Korteweg,  J.  A.,  De  Koch’sche  injectios  bij  chirurgische  tubereulc.se.  (Ncdcrl.  Tijdse.hr. 
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Kreidmann,  Antibacilläre  Ursache  und  Bekämpfung  der  Diphtheriiis,  nebst  einer  Unter- 
suchung über  das  Wesen  und  Wirken  de?  Koch’schen  Heilmittels,  gr.  8°.  36  p. 

Eimsbüttel-Hamburg  (Jobs.  Boysen)  1891.  2 M. 

Kuhn,  C.  H.,  Opmerkingen  omtrent  het  bestudeeren  der  tuberculine.  (Nederl.  Tijdschr. 
v.  Geneesk.  1891.  No.  15.  p.  439—453.) 


7 SO 


Neue  Litteratur. 


Lazarus,  J.  , Bericht  über  die  mit  Tuberculin  behandeltet!  Fälle.  (Deutsche  medic. 
Wochenschr.  1891.  No.  18  p.  635 — 637.) 

Lub&rsch,  0.,  Untersuchungen  über  die  Ursachen  der  angeborenen  und  erworbenen  Im- 
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Mecklenburg-Schwerin.  Bekanntmachung,  betr  die  Aufbewahrung  und  Verabfolgung  des 
Koch’schen  Heilmittels  gegen  die  Tuberculose.  Vom  15.  April  1891.  (Veröffentl.  d. 
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ICenche,  H. , Mitteilungen  aus  der  Privatpraxis  über  die  Behandlung  mit  dem  Koch- 
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Middendorp,  H.  W.,  De  waarde  van  Koch’s  geneesmiddel  tegen  tuberculose.  8°.  Gro- 
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v.  Neergaard,  Resultate  der  auf  Oevelgönne  am  7.  und  am  18.  April  vorgenommenen 
Impfungen  von  Kühen  und  Stieren  mit  Tuberculinum  Kochii.  (Milch-Zeitg.  1891. 
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Renvers , Beitrag  zur  diagnostischen  Bedeutung  der  Tuberculininjektionen.  (Deutsche 
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Taogl,  F.,  Beitrag  zur  Kenntniss  der  lokalen  Miliartuberculose  bei  Koch’scher  Behand- 
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Was  kann  die  Koch’sche  Lymphe?  W'as  kann  sie  nicht?  Gedanken  darüber  von  einem 
Arzte.  14  p.  Oldenburg  (Schulze)  1891.  0,20  M. 

Wagner,  H.,  Die  Tuberculose  des  Auges  und  die  Anwendung  des  Koch’schen  Tubercu- 
lins  bei  derselben.  (Sonderdr.)  gr.  8°.  17  p Wiesbaden  (Bergmann)  1891.  0,80  M. 


Inhalt. 


Origin&lmittheilungen. 

Babea,  V.,  Ueber  Bacillen  der  hämorrha- 
gischen Infektion  des  Menschen.  (Orig.) 
(Schluss),  p.  752. 

Linstow,  von,  Ueber  die  Entwickelungsge- 
schichte von  Gordius  tolosanus  Duj.  (Ori- 
gin.), p.  760. 

Loew,  0.,  Die  chemischen  Verhältnisse  des 
Bakterienlebens  (Orig.)  (Forts.),  p.  757. 

Unna,  P.  G.,  Der  Dampftrichter.  Mit  1 Ab- 
bildung. (Orig.),  p.  749. 

Referate. 

Brown,  F.  Tilden,  Diplitheria  of  the  mea- 
tus  urinarius,  p.  763. 

Coliina,  W.  J. , Note  on  the  Leprosy  re- 
vival,  p.  767. 

Cunningham,  D.  D , On  some  species  of 
Choleraic  Comma  Bacilli  occurring  in 
Calcutta,  p.  763. 

Dowd,  Charles  N , A study  of  the  hygie- 
nic  condition  of  our  streets,  p.  762. 

Moore,  Sir  Wm  , Cause  of  Leprosy,  p.  767. 

Piffard,  Henry  G.,  Psorospermosis,  p.  767 

Poupinel  de  Valence,  Is  Leprosy  conta- 
gious  ? p 767 

Schutzimpfung  , künstliche  Infektions- 
krankheiten, Entwicklungshemmung 
nnd  Vernichtung  der  Bakterien 
und  Parasiten. 

Counnont,  3.,  et  Dor,  L.,  De  la  production, 
chez  le  lapin,  de  tumeurs  blanches  ex- 


perimentales, par  inoculation  intra-vei- 
neuse  de  culture  du  bacille  de  Koch  at- 
tenue,  p.  769. 

Currier,  Charles  G.,  Stenlization  of  water, 
p.  771. 

Foü,  P.,  e Carbone,  T.,  Sulla  immunitä 
verso  il  diplococco  pneumonico,  p.  768. 

Gaucher,  M.  E.,  Vaccine  generalisee  suivie 
de  mort,  p.  769. 

Grandin,  Egbert  H.,  Peroxide  of  hydrogen 
in  gynecology  and  in  obstetrics,  p.  769. 

Kornauth,  C.,  Studien  über  das  Saccharin, 
p.  770 

Papnli,  F.,  Sul  potere  antisettico  del  sa- 
lolo,  p.  770. 

Originalberichte  über  Kongresse. 

Bakteriologisches  vom  X.  inter- 
nationalen m e d i c i n i sc  h e n Kon- 
gresse zu  Berlin, 

4 — 9.  August  1890.  (Fortsetzung.) 

Babes,  Ueber  die  seuchenhafte  Hämoglo- 
binurie des  Rindes,  p.  774. 

Babes  und  Cornil,  Ueber  Bakterienassocia- 
tionen in  Krankheiten,  p.  772. 

Chantemease  , Eine  mykotische  Pseudctu- 
berculose,  p 775. 

Neue  Litteratur.  p.  776. 


Frommanuacbe  Buchdruckcrei  (H^nuann  Pohle)  in  Jena. 


pp 


Bakteriologie  und  Parasitenkunde. 


In  Verbindung  mit 

Ml  Hofr.  Prof.  Dr.  IMart  m Professor  Dr.  Loeffler 

ln  Leipzig  In  (jreiUwaid 

herausgegeben  von 

Dr.  O.  Uiilworm  in  Cassel. 


Verlag  von  Gustav  Fischer  in  Jena. 


IX.  Band.  Jena,  den  2a  Juni  1891.  -o-  Nt).  24. 

Freia  für  den  Band  (28  Hummern)  14.  Mark. 

Jährlich  erscheinen  zwei  BSnde, 

— Zu  beziehen  durch  alle  Buchhandlungen  und  Postanstalten. 


Die  Redaktion  des  „Centralblatts  für  Bakteriologie  und  Parasiten- 
hunde “ richtet  an  die  Herren  Mitarbeiter  die  ergebene  Bitte,  etwaige 
Wünsche  um.  Lieferung  von  besonderen  Abdrücken  ihrer  Auf- 
sätze entweder  bei  der  Linsend img  der  Abhandlungen  an  die 
liedalction  auf  das  Manuskript  schreiben  zu  wollen  oder  spä- 
testens nach  Empfang  der  ersten  Korrekturabzüge  direkt  an 
den  Verleger,  Herrn  Gustav  Fischer  in  Jena , gelangen  zu 
lassen.  Die  Verlagshandlung  ist  leider  nicht  in  der  Lage , später 
eingehende  Wünsche  berücksichtigen  zu  können. 


Original -töittheilungen. 

Verfahren  zum  Nachweise  der  Säureabsonderung 
bei  Mikrobien. 

Von 

31.  TV.  Beyerinek. 

Mit  1 Figur. 

1.  Der  Kreid  e bodeu. 

Wahrend  die  Vermischung  der  Nährgelatine  mit  Farbstoffen, 
welche  für  Säuren  und  Alkalien  empfindlich  sind,  wie  Lakmus, 
Phenolphtoleine,  etc,  schon  mehrfach  für  die  Untersuchung  der 
Säurebildung  durch  Mikrobien  verwendet  und  beschrieben  wurde, 
IX.  Ed,  50 


782 


B ey  e rin  ck , 


glaube  ich,  dass  folgendes  Verfahren  zuerst  von  mir  in  Anwendung 
gebracht  ist. 

Es  beruht  darauf,  in  einem  undurchsichtigen  Nährboden  die  für 
das  Wachsthum  schädliche  Säure  sofort  nach  der  Entstehung  zu 
binden  und  in  ein  lösliches,  unschädliches  Salz  überzuführen,  indem 
dabei  ein  unlöslicher  Körper  verschwindet,  wodurch  der  Nährboden 
stellenweise  durchsichtig  wird. 

Mau  verfährt  dabei,  wie  folgt: 

Vermischt  inan  eine  erstarrungsfähige,  für  Säureerzeugung  ge- 
eignete Nährmasse  mit  sehr  feiner,  geschlemmter  Kreide  und  giesst 
die  gut  gekochte  Masse  in  eine  sterilisirte  Glasdose,  so  entsteht  nach 
dem  Erstarren  ein  Nährboden  {lege,  s.  Figur),  welcher  gänzlich  un- 
durchsichtig und  milchweiss  gefärbt  ist.  Je  nach  Wunsch  und  nach  Um- 
ständen kann  man  für  die  Erstarrung  Gelatine,  Agar  oder  Kiesel- 
gallerte verwenden *  1).  Bringt  man  darauf  einen  Tropfen  irgend  einer 
Säure,  welche  ein  lösliches  Kalksalz  erzeugt,  z.  B.  Milchsäure,  so  sieht 
man  ein  vollständig  durchsichtiges  Diffusionsfeld  entstehen,  welches 
sich  so  lange  ausdehnt,  bis  die  Säure  nahezu2)  durch  die  Kreide 
neutralisirt  ist,  so  dass  die  Mittellinie  des  circularen  Feldes  offenbar 
ein  ungefähres  Maass  für  die  Quantität  der  verwendeten  Säure  ist. 

Enthält  die  Masse  ausser  Kreide  auch  noch  die  für  das  Wachs- 
thum  der  zu  untersuchenden  Organismen  nothwendigen  Nährstoffe, 
so  können  z.  B.  säurebildende  Bakterienkolonieen  darauf  den  näm- 
lichen Effekt  hervorbringen,  wie  ein  Tropfen  freier  Säure.  Als  Bei- 
spiel will  ich  das  Verfahren  angeben,  um  Milchsäurebakterien  und 
Essigfermente  in  einer  gährenden  Maische  nachzuweisen  und  zu 
isoliren. 

Die  Erfahrung  lehrt,  dass  diese  Bakterien  gut  wachsen  auf 
Hefewasser- Glukosegelatine  und  dass  dieselben  ihre  Nährgelatiue 
nicht  verflüssigen.  Die  Nährmasse  wird  nun  derweise  angefertigt, 
dass  20  g [Hefe  in  100  ccm  Leitungswasser  gekocht,  8 g]  Gelatine 
(oder  3/4  g Agar)  und  5 bis  10  g Glukose  zugesetzt  werden.  Nach 
neuem  Kochen  wird  sorgfältig  filtrirt  und  mau  erhält  eine  vollständig 
durchsichtige,  schwach  gelbliche  Masse,  welche  auch  beim  Erstarren 
glasklar  bleibt.  Daran  werden  nun  einige  Tropfen  einer  Auf- 
schlemmung  reiner  Kreide  in  Wasser  gegeben  bis  zur  gänzlichen 
Trübung,  selbst  in  einer  Schicht,  welche  ca.  1 mm  dick  ist.  Nach 
Ausguss  in  eine  Glasdose  kann  der  Versuch  anfangen. 

Hierzu  wird  ein  Tropfen  der  rohen,  gährenden  Maische  in  ein 
Kölbchen  mit  gekochtem  Wasser  vertheilt  und  nach  tüchtigem  Um- 
schütteln wird  dieses  infizirte  Wasser  über  den  Kreideboden  gegossen 
und  sofort  durch  Augiessen  entfernt.  Es  haftet  dabei  eine  sehr 
dünne  Wasserschicht  an  der  Gelatineoberfläche,  derweise,  dass  pro 
1 ccm  Gelatine  3,3  emm  Flüssigkeit  als  Benetzung  zurückbleibt. 
Bald  saugt  die  Gelatine  (oder  der  Agar)  das  Benetzungswasser  auf 
und  die  lebenden  Keime  bleiben  an  der  Oberfläche  zurück. 


1)  Ucher  den  Gebrauch  von  Kieselgallerte  für  bakteriologische  Zwecke  werde  ich 
bei  einer  anderen  Gelegenheit  berichten.  (Zu  vergl  die  inzwischen  erschienene  Ab- 
handlung von  Winogradsky,  Ann.  d.  l’Institut  Pasteur.  T.  V.  1891.  pag.  92.) 

i)  Eine  absolute  Neutralisation  findet  nicht  statt. 


Verfahren  zum  Nachweise  der  Säureabsonderung  bei  Mikrobien. 


783 


Die  Dose  (s.  Fig.)  wird  nun 
auf  einen  schwach  geheizten  Tisch 
oder  auf  den  Boden  eines  Kultur- 
kastens, dessen  Boden-Temperatur 
diejenige  des  Innenraumes  dessel- 
ben etwas  übersteigt,  den  Deckel 
(gd)  nach  unten,  gestellt  und  einige 
Tage  sich  selbst  überlassen  *). 
Hefe  und  Bakterien  s)  fangen  bald 
an  zu  Kolonieen  (s,  s\  Tc)  auszu- 
wachsen und,  so  weit  dieselben 
Säure  erzeugen  (s,  s'),  entstehen 
durchsichtige  Diffusionsfelder  (ds), 
welche  sich  Tage,  selbst  Wochen 
und  Monate  lang  ausdehnen  kön- 
nen. Bei  richtiger  Verdünnung 
des  Aussaatmateriales,  wodurch 
die  Kolonieen  in  geeigneten  Ent- 
fernungen vor  einander  zu  liegen 
kommen,  entstehen  auf  die  be- 
schriebene Weise  sehr  elegante 
und  lehrreiche  Präparate,  welche. 


Kreide-Gelatine-Boden  (fege)  in  einer  Glas- 


da  sie  eine  quantitative  Schätzung  dose  mit  nach  unten  gekehrtem  Deckel  (gd), 

r»  i "d  T)  im  Durchschnitt  und  in  Projektion.  Je  Kolo- 

n,  ZU  einer  Reihe  von  Be-  n:eeD)  W8iche  keine  Säure  erzeugen,  s Säure- 
mei'KUDgen  Veranlassung  genen,  bildende  Kolonieen.  ds  Durchsichtiges  Säure- 
die  man  bei  anderen  Unter-  diifusionsfeld  im  trüben  Kreideboden,  a Al- 


suchungsmethoden  übersieht.  An-  kalibildende  Kolonie,  welche  das  Säarediffu- 

dererseit«  muss  man  hezüHirh  dPr  sionsfeld  einer  säureerzeugenden  Kolonie  («0 
..  .'  m Ubo  m an  De Zjgiicn  aer  theilweise  neutralisirt.  i Impfstich  einer  säure- 

qualltativen  Beurtheilung  der  Re-  erzeugenden  Mikrobe  mit  elliptischem  Säure- 

sultate  vorsichtig  sein.  diffusionsfeid. 

In  ersterer  Hinsicht  will  ich 
darauf  hinweisen,  dass  das  Ver- 
fahren sehr  empfindlich  ist,  selbst  die  Bernsteinsäurebildung  seitens 
der  Hefekolcnieeu  sichtbar  zu  machen  im  Stande  ist,  und  leicht  er- 
laubt, diejenigen  Varietäten  der  Milchsäurefermente,  welche  viel 
Säure  erzeugen,  sofort  von  den  schwächeren  zu  unterscheiden. 

Bezüglich  der  qualitativen  Seite  des  Vorganges  kann  man  na- 
türlich aus  einem  einzelnen  Versuche  mit  dem  unbewaffneten  Auge 
nichts  lehren.  So  erzeugen  die  Essigbakterier.  aus  der  Glukose 
eiue  ganz  andere  Säure,  wie  die  Milchsäurefermente,  nämlich  Glukon- 
säure  (C6H1 0O7),  welche  aber,  eben  wie  die  Milchsäure,  eiu  lösliches 
Kalksalz  erzeugt.  Da  Dun  auch  die  Kolonieen  der  Essigfermente  äusser- 


1)  Wie  ich  das  schon  anderwärts  sagte,  ist  diese  Aufstellung  der  Gelatinekulturen 
sehr  zu  empfehlen , denn  dadurch  , dass  der  Deckel  am  wärmsten,  die  nacli  oben 
ragende  Geiatineschicht  kälter  ist,  kann  sich  durchaus  kein  Wasserdunst  bilden.  Ueber- 
dies  ist  die  Chance  für  Infektion  iu  die  Glasdose  sehr  gering,  da  selbst  die  leichtesten 
eingedrungeneu  Schimmclsporen  unten  auf  dem  Deckel  liegen  bleiben. 

2)  In  gut  geleiteten  Brennereien  und  Hefefabriken  findet  man  durchaus  keine 
Schimmelarteo  in  gährenden  Maischen , wenn  man  wenigstens  die  sogenannte 
Paiteurianushefe  nicht  zu  den  Schimmelpilzen  rechnen  will. 


60* 


784 


Beyerinck, 


lieh  denjenigen  der  Milchsäurebakterien  ähnlich  sind,  lässt  sich  die 
Differenz  ohne  Mikroskop  nicht  sehen.  Allein,  selbst  wenn  man  dieses 
Instrument  zu  Hülfe  zieht,  lassen  sich  gewisse  Milchsäurefermente, 
welche  in  industriellen  Gährungen  Vorkommen,  nicht  sofort  von  den 
Essigbakterien  unterscheiden.  Dieses  gilt  nämlich  von  den  zahlreichen 
Varietäten  der  diplokokkenartigen  Milchsäurebakterien,  welche  denjeni- 
gen Forschern,  die  sich  mit  der  Untersuchung  saurer  Milchpräparate 
beschäftigt  haben,  wohl  bekannt  sind,  auch  in  den  Spiritusfabriken  Vor- 
kommen und  welche  den  Essigfermenten  zum  Verwechseln  ähnlich  sind1). 

Hat  man  demnach,  wie  in  unserem  Beispiele,  eine  Mischung  vor 
sich,  worin  solche  Milchsäure-  und  Essigfermente  zu  gleicher  Zeit 
Vorkommen,  so  lassen  sich  dieselben  nicht  in  allen  Fällen  vermittelst 
des  Kreidebodens  unterscheiden.  Dessenungeachtet  bleibt  man,  wenn, 
wie  wir  bei  der  Untersuchung  einer  gährenden  Maische  voraussetzen 
können,  Hefekolonieen  nah  oder  fern  von  den  Säure  erzeugenden  Bak- 
terien getrennt  liegen,  in  jener  Beziehung  nicht  lange  im  Unsicheren. 
Denn  sobald  die  ersteren  anfangen,  Alkohol  zu  produziren,  so  diffun- 
dirt  dieser  Körper  den  Bakterienkolonieen  entgegen,  erfährt  dabei 
keine  Umwandlung  durch  die  Milchsäurebakterien,  wird  aber  durch 
die  Essigfermente  in  die  schnell  diffundirende  Essigsäure  verwandelt, 
welche  von  da  an  beiträgt  zur  Vergrösseruug  der  Glukonsäurediffu- 
sionsfelder,  während  die  Milchsäurefelder  keine  Zunahme  ihrer  Aus- 
dehnungsschnelligkeit erfahren.  Die  Differenz  wird  allmählich  grösser, 
so  dass  eine  einzelne  Aussaat,  einfach  durch  wiederholte  Be- 
trachtung, schliesslich  Sicherheit  gibt  über  die  qualitative  Frage, 
welche  säurebildenden  Kolonieen  zu  Milchsäurefermenten  und  welche 
anderen  zu  Essigfermenteu  gehören. 

Im  besprochenen  Beispiele  wurde  vorausgesetzt,  dass  Glukose 
als  Quelle  für  die  Säureerzeugung  dargeboten  wurde.  Offenbar  kann 
dieser  Zucker  durch  andere  Zuckerarten,  wie  Milchzucker,  Rohr- 
zucker, Maltose,  Laevulose,  Mannit  etc.  ersetzt  werden,  und  man  er- 
hält dadurch  nachhaltige  qualitative  Reaktion,  wodurch  es  z.  B.  gelingt, 
unter  den  stäbchenförmigen  Milchsäurefermenten  der  Industrie,  welche 
sich  durchaus  nicht  alle  auf  identische  Weise  bezüglich  der  verschie- 
denen genannten  Zuckerarten  verhalten,  gute  Unterscheidungsmerk- 
male zu  finden. 

2.  Boden  mitden  Karbonaten  von  Magnesium,  Barium, 
Strontium,  Mangan,  Zink  etc. 

Eine  andere  Erweiterung  erfährt  unsere  Untersuchungsmethode 
dadurch,  dass  die  Kreide  durch  irgend  ein  anderes  säurelösliches, 
nicht  giftiges  Karbonat  ersetzt  wird.  Besonders  die  Karbonate  von 


1)  Wenn  Haeckel  in  seinen  interessanten  „Plankton-Studien“  (Jena  1890. 
pag.  100)  Hensen  vorwirft,  es  sei  anrichtig , die  „wirkliche  Species  als  einen 
physiologischen  Begriff“  aafzafassen,  so  kann  ich  ihm  darin  nicht  beistimmen,  und 
ich  glaube,  dass  dieser  angesehene  Forschar  in  diesem  Falle  den  jüngsten  Spross 
der  Systematik,  nämlich  die  Bakteriologie,  vollständig  aus  dem  Auge  verliert.  Dagegen 
muss  ich  auf  Grund  meiner  eigenen  Erfahrung  Haeckel  folgen,  wenn  er  Hensen 
gegenüber  behauptet  (pag.  101):  „Je  intensiver  das  Studium  der  individuellen  Variation, 
desto  unmöglicher  wird  die  Unters' üt.i  ,uug  wirklicher  Species.“  Hierdurch  wird  aber 
nur  gesagt,  dass  die  physiologischen  „'Imraktere  nicht  weniger  veränderlich  sind,  wie 
die  morphologischen. 


Verfahren  zum  Nachweise  der  Säureabsonderung  bei  Mikrobien. 


785 


Barium,  Magnesium,  Mangan  und  Zink  habe  ich  näher  untersucht 
und  für  bestimmte  Zwecke  nützlich  gefunden.  Ich  verfahre  dabei  so, 
dass  ich  die  bezüglichen  Nährböden  ebenso  wie  oben  anfertige.  Die 
zu  untersuchenden  Organismen  werden  dann  als  Impfstriche  auf  die 
Oberfläche  der  Gelatineschicht  abgezogen,  und,  falls  die  Säure  im  Stande 
ist,  das  dargebotene  Karbonat  zu  lösen,  entstehen,  wie  oben,  elliptische 
Diifusionsfiguren,  deren  Achsen  mit  dem  Impfstriche  zusammenfallen, 
derweise,  dass  die  Enden  der  letzteren  die  Brennpunkte  bezeichnen. 
Zweifelhafte  Arten,  auf  einzelnen  dieser  Metallböden  untersucht, 
lassen  bei  einiger  praktischer  Uebung  nicht  lange  bezüglich  ihrer 
wahren  Natur  im  Unsicheren.  Solche  Versuche  sind  bei- 
läufig auch  interessant  wegen  der  Schönheit  der  wie  mathematisch 
konstruirten  DifFusionsfiguren  *). 

Besonders  das  Zinkkarbonat  eignet  sich  zur  leichten  Erkennung 
gewisser  Formen.  So  sind  die  Milchsäurebakterien  diesem  Salze 
gegenüber  ziemlich  empfindlich,  besonders  bezüglich  des  Wachsthums, 
während  die  Funktion  der  Säurebildung  in  den  erwachsenen  Stäbchen 
weniger  durch  dieses  Metall  beeinflusst  wird.  Die  Essigfermente 
sind  dagegen  auch  betreffs  des  Wachsthums  nicht  empfindlich  für  die 
bei  unseren  Versuchen  in  Betracht  kommenden  Quantitäten  des  Me- 
tallsalzes. Endlich  wird  die  von  mir  aufgefundene  Essigätherhefe, 
welche  auch  viel  freie  Säure  bilden  kann,  in  ihrem  Wachsthum  ent- 
schieden durch  die  Gegenwart  eines  Zinksalzes  begünstigt.  Nach 
dem  Vorhergehenden  brauche  ich  nun  wohl  nicht  zu  sagen,  was  man 
zu  sehen  bekommt,  wenn  Impfstriche  von  Milchsäure-  und  Essig- 
säurefermenten neben  Essigätherhefe,  auf  einen  Zinkkarbonatboden 
gezogen,  sich  selbst  überlassen  bleiben ; nur  will  ich  noch  betonen,  dass 
das  Zink  offenbar  ein  gutes  Mittel  an  die  Hand  gibt,  um  die  wachsen- 
den Essig-  und  Milcbsäurebakterien  von  einander  zu  unterscheiden. 

Meine  Methode  eignet  sich  noch  für  Anwendungen  in  einigen 
anderen  Hinsichten.  Darüber  an  dieser  Stelle  noch  folgendes. 

3.  Erkennung  der  Alkalibildung  vermittelst  des 
Kreidebodens. 

Auf  die  Möglichkeit,  das  Maass  der  Alkaliabsonderung  vermit- 
telst der  Kreidemethode  zu  schätzen,  wurde  ich  aufmerksam  bei  der 
genauen  Betrachtung  einer  auf  Bier  gewachsenen  Kahmhaut,  welche 
in  bekannter  Weise  auf  einem  Hefewasser-Glukose-Kreide-Gelatine- 
boden  ausgesät  war.  Es  fand  sich  darin  nämlich  nicht  selten  ein 
gelblich-brauner  Micrococcus,  welcher  zu  einersehr  augenfälligen 
Formveränderung  in  den  benachbarten  Säurediflusionsfeldern  Veran- 
lassung gab,  indem  diese  nicht  circular  blieben,  sondern  polyedrische 
Gestalt  annahmen,  mit  den  Mikrokokkenkoloniecn  zugekehrten  Seiten. 
Bald  ergab  sich  die  Absonderung  einer  alkalischen  Substanz  als  die 
Ursache  der  Erscheinung,  und  ein  Mittel  war  gefunden,  um  willkür- 
liche Baklerienarten,  soweit  deren  Kulturen  auf  einem  Boden, 
welcher  für  Säurebildung  geeignet,  also  zuckerhaltig  ist,  wachsen 
können,  auf  das  Maass  ihrer  Alkalierzeugung  zu  prüfen.  Es 

1)  Die  Präparate  eignen  sicli  ausgezeichnet  zur  Herstellung  von  Dauer-  und  Dnmon- 
stratiouspräparaten.  Sie  werden  dann  mit  einer  sehr  ve>JUunten  Sublimatlosung  über» 
gossen  und  eingetrocknet. 


786  Bruce,  Bemerkung  über  die  Virulenz9teigerung  des  Cboleravibrio. 


werden  dazu  einfach  auf  einen  Hefewasser- Glukose- Kreideboden 
rechtlinige  Impfstriche  gezogen  irgend  einer  säurebildeuden  Bakterie, 
z.  B.  eines  Milchsäurefermentes,  oder  besser  noch,  es  werden  davon 
punktförmige  Massen  auf  den  Kreideboden  gebracht.  Im  ersteren  Falle 
entstehen  dadurch  bald  elliptische,  im  zweiten  circulare  ( ds ) durch- 
sichtige Diffusionsfelder.  Hat  man  aber  die  auf  ihre  Alkaliabsoude- 
rung  zu  untersuchenden  Arten  neben  den  säurebildeuden  Arten  ab- 
gestrichen, so  neutralisirt  das  Alkali  derselben  theilweise  die  Säure, 
und  dann  erscheint  die  oben  genannte  Formänderung  im  durchsich- 
tigen Ditfusionsfelde. 

Delft,  10.  Mai  1891. 


Bemerkung  über  die  Virulenzsteigerung  des 
Cholera  vibrio, 

Von 

David  Bruce 

in 

Netley. 

Nach  Gamaleia  erliegen  weisse  Ratten  leicht  der  Injektion 
des  Koch’schen  Choleravibrio  in  die  Lunge,  durch  die  Thoraxwand, 
und  bei  successiver  Uebertragung  findet  eine  Virulenzsteigerung  statt. 

Die  folgenden  Versuche  scheinen  darauf  hinzuweisen , dass  die 
englische  weisse  Ratte  nicht  so  empfänglich  ist  für  diese  An- 
steckungsweise : 


Datum 

Kammer  des 
Versuches 

Quantität  der  ! 
Einspritzung 
in  die  Lunge  j 

Beschreibung  des  augewendeten 
Materials 

Bemerkungen 

81.  IV.  9Ö 

1. 

5,5  ccm 

Kultur  in  Fleischbrühe  (24  Stun- 
den bei  37  6 C). 

Lebendig  und  gesund  30.  IV.  90. 

23.  IV.  90 

2. 

1 ccm 

Emulsion  von  Agarknltur  in  ste- 
rilisirter  Fleischbrühe. 

,,  n „ 13.  V.  90. 

30.  IV.  90 

3. 

1 ccm 

Kultur  in  Gelatine. 

Getödtet  12.  V.  90. 

12.  V.  90 

4. 

1 ccm 

Emulsion  von  Agarkultur  in  ste- 
rilisirter  Fleischbrühe. 

Lebendig  und  gesund  23.  V.  90. 

13.  V.  90 

5. 

1 ccm 

Dieselbe  als  No.  4 — nur  24 
Stunden  bei  37°  C gehalten. 

„ „ „ 23.  V.  90. 

23.  V.  90 

6 

1 ccm 

Kultur  in  Fleischbrühe  (9  Tage 
bei  37°  C gehalten). 

Getödtet  28.  V.  90. 

29.  V.  90 

7. 

1 ccm 

Emulsion  von  Agarkultur  in  ste- 
rilisirter  Kochsalzlösung  (15 
Tage  bei  37°  C). 

„ 2.  VI.  90. 

7.  VI.  90 

8. 

1 ccm 

Emulsion  von  Agarkultur  (24 
Tage  bei  37°  C)  in  Bouillon- 

kultur  (24  Tage  bei  37°  C). 

„ 8.  VI.  90. 

8.  VI.  90 

9. 

j 

1 ccm 

5,5  ccm  Pleuraflüssigkeit  (vom 
Versuch  8)  mit  5,5  ccm  sterili- 
sirtem  Wasser. 

Lebendig  and  gesund  16.  VI.  SO. 

24.  in  91 

10. 

1 ccm 

Kultur  in  Fleischbrühe  (4  Tage 
bei  37°  C). 

„ „ „ 1.  V.  91. 

24.  III  91 

H. 

1 ccm 

»»  »7  7» 

„ „ „ 1.V.91 

24.  III.  91 

! 12. 

1 ccm 

M ff  ff 

,,  „ „ 1.  V.  91. 

ffunzl  -Federn,  Bemerkungen  über  „Wild-  und  Schwein eseucbe“.  78? 

Die  ersten  9 Versuche  wurden  mit  Material  gemacht,  welches 
ich  von  dem  Berliner  hygienischen  Institute  im  März  1890  erhalten 
hatte;  die  letzten  3 mit  Material,  erhalten  von  Calcutta  im  Juni 
1890.  Die  Calcuttakultur  ist  noch  jetzt  (Mai  1891)  pathogen  für 
Meerschweinchen. 

Netley,  4.  Mai  1891. 


Bemerkungen  über  „Wild-  und'  Schweineseuche“, 

[Aus  dem  hygienischen  Institute  der  deutschen  Universität  zu  Prag.] 

Von 

Dr.  E.  BunzJ-Federn 

in 

Prag. 

In  Bezug  auf  die  in  No.  17  dieser  Zeitschrift  erschienene  Mit- 
theilung von  Dr.  Caneva  möchte  ich  mit  Hinweis  auf  die  von  mir 
im  Archiv  für  Hygiene.  1891.  p.  198  veröffentlichten  „Unter- 
suchungen über  einige  seuchen  artige  Erkrankungen 
der  Schweine1)  folgendes  bemerken.  Ich  bearbeitete  dieses  Thema 
auf  Anregung  von  Prof.  Hu  eppe  hin,  nachdem  bereits  I)r.  Caneva 
unter  dessen  Leitung  in  Wiesbaden  vor  zwei  Jahren  Untersuchungen 
in  derselben  Richtung  angestellt  hatte,  die  jedoch  Prof.  Hueppe 
damals  nicht  für  erschöpfend  hielt  und  deren  Ergebnisse  ihm  noch 
nicht  spruchreif  erschienen.  Meine  Aufgabe  bestand  darin,  den  ein- 
geschlagenen Weg  zu  verfolgen,  die  bis  dahin  erreichten  Resultate 
nachzuprüfen  und  zu  ergänzen.  In  der  That  gelangte  ich  zu  theil- 
weise  verschiedenen,  wenn  auch  im  Grossen  und  Ganzen  mit  den 
Versuchen  Dr.  Caneva’s  übereinstimmenden  Endergebnissen. 

Was  die  Wildseuche,  Schweineseuche  und  die  italienische  Büffel- 
seuche  betrifft,  so  ergaben  auch  meine  Versuche  eine  Uebereinstim- 
mung  der  betreffenden  Bakterien  in  Bezug  auf  das  Wachsthum  in 
Milch,  aber  in  der  Richtung,  dass  sie  eine,  wenn  auch  schwache  und 
nie  zur  Gerinnung  führende  Säurebilduag  in  der  Milch  hervorrufeu. 
Dadurch  kommen  sie  auch  den  Keimen  der  Hühnercholera  und  der 
Kaninchenseptikämie  nahe,  welche  sich  nur  durch  stärkere  Säure- 
bildung von  ihnen  unterscheiden,  ein  Verhalten,  welches  ebenso  wie 
das  von  mir  für  letztere  beiden  bestätigte  Wachsthum  auf  Kartoffeln 
in  Widerspruch  zu  den  Versuchen  Caneva’s  steht. 

Die  Bakterien  der  Hogcholera  (Salmon)  und  der  Svinpest 
(S  eiander)  verflüssigen  nach  Caneva’s  sowie  nach  rneineu  Un- 
tersuchungen die  Milch,  nach  meinen  Versuchen  aber  nicht  in  Folge 
von  Peptonisirung  im  engeren  Sinne,  sondern  in  Folge  der  gleich- 
zeitigen intensiven  Alkaiibildung.  In  Bezug  auf  die  Swineplague 
(Billings)  fand  ich  allerdings  bei  der  Untersuchung  der  zuerst  von 
Billings  gesandten  Kulturen,  ebenso  wie  Caneva,  starke  Säure- 
bildung; die  Prüfung  späterer,  von  Billings  direkt,  sowie  von  an- 
derer Seite  stammenden  Kulturen  ergab  jedoch  das  gerade  entgegen- 


1)  Vergl.  das  Referat  auf  p.  803  d.  laufenden  No.  dies.  Zeitschrift. 


788  Bunzl-Federn,  Bemerkungen  über  „Wild-  und  Schweineseuche“. 


gesetzte  Verhalten,  nämlich  starke  Alkalibiiduug  in  Milch  und  damit 
auch  die  Identität  des  Swineplaguekeimes  Billings’  mit  den  Bak- 
terien der  Hogeholera  (Salmon)  und  der  Svinpest. 

Die  Untersuchung  der  Marseiller  Schweineseuche  und  der  Frett- 
chenseuche führte  mich  zu  demselben  Ergebnisse  wie  Caneva. 

Nach  meinen  Versuchen  würden  sich  die  Bakterien  der  erwähnten 
Seuchen  nach  ihren  hervorstechendsten  biologischen  Eigenschaften  in 
folgender  Weise  gruppiren  lassen: 


' 

Beweglich- 

keit 

Milch 

Kar- 

toffel 

J 

ungefärbt 

mit  L&k- 

mus 

Gelatine 

Peptonlösung 

»■ 

Wildssuche 

unfcewegl. 

unverän- 

roth 

langsam,  in 

Phenol-  und 

dert 

mehr  dis- 

Indolbildung 

Sebweineseuehe 

,5 

kreten 

Herden 

Phenol  und 

Bsrbone  dei  bufal; 

1 I 

1 1 

11 

Indo! 

Indol  (kein 

Hünncrcholera 

Gerinnung 

roth  und 

+ 

Phenol) 
Phenol  und 

Kaoinchenseptikäoiie 

„ 

reduzirt 

+ 

„ 

Indol 

” 

ii. 

Marseille 

beweglich 

Gerinnung 

roth  und 

+ 

rasch,  als 

Phenol  und 

Frettchenseuche 

Jt 

I* 

redu*irt 

T* 

gleich- 

m käsiger, 
grauer 
Ueberzug 

„ 

Indol 

ii 

Spcnt.  Xaninehensep- 
tikämie  (E  b e r t h) 

11 

+ 

ii 

Swineplague  (Bil- 
lings. alte  Kultur) 

»» 

+ 

in. 

Bc-gchoiera(Sal  mon)!'  beweglich 

Lösung 

blau 

-L 

rasch,  m. 

weder  Phenol 

Swineplague  ( B 1 1 -j1 

1 i n g s ) ij  „ 

11 

tt 

+ 

bräunlich. 

Farbe 

noch  Indol 

Sviapest 

>t 

n 

-f 

» 

I» 

Meine  Versuche  beweisen  demnach  neuerdingä  die  Identität  der 
Wild-  und  Schweineseuche,  sowie  die  nahen  Beziehungen  derselben 
zur  Kanincnenseptikämie  und  Hühnercholera,  welche  mir  als  einer- 
seits durch  die  eigentümlichen  Zücbtungsbedingur.gen,  andererseits 
durch  die  Besonderheit  der  vorzugsweise  befallenen  Thierspezies 
modifizirte  Varietäten  derselben  Art  erscheinen.  (In  Bezug  auf  letz- 
tere Frage  muss  ich  auf  meine  oben  sitirte  Arbeit  verweisen.)  Ob 
Barbone  zu  der  Septikämiegruppe  zu  zählen  ist,  erscheint  mir  wegen 
des  Fehlens  der  Phenolbildung  noch  fraglich.  — Die  Mikroorganis- 
men der  Marseiller  Schweineseuche,  der  Frettchenseuche  und  der 


Loew,  Das  chemische  Verhältniss  des  Bakterienlebens. 


789 


spontanen  Kaninchenseptikämie  bilden  eine  von  den  übrigen  Bak- 
terien gesonderte  Gruppe,  zu  welcher  auch  die  ältesten  Kulturen  von 
Billings  gehören,  trotzdem  ich  niemals  eine  pathogene  Wirkung 
derselben  nachweisen  konnte. 

Endlich  erscheint  die  Identität  der  Hogcholera  (Salmon),  der 
Swineplague  (Billings)  mit  einander  und  mit  der  dänischen  Svin- 
pest  sichergestellt;  diese  Gruppe  ist  auch  durch  den  histologischen 
Befund  von  Kapillarembolieen  in  den  Geweben  von  der  Septikämie- 
gruppe  deutlich  geschieden. 


Die  chemischen  Verhältnisse  des  Bakterienlebens. 

Von 

Dr.  0.  Loew, 

Privatdozenten  an  der  Universität  München. 

(Schluss.) 

Ad  III.  Die  nährenden  und  vergällenden  Körper  sind  Eiweiss- 
stoffe selbst  oder  deren  nächste  Verwandten.  Hier  hat  die  weit- 
gehende Zerstörung  der  Eiweissmoleküle  anscheinend  etwas  Rätsel- 
haftes, da  ja  die  synthetische  Arbeit  sehr  erleichtert  ist  und  nur  in 
einer  Rückbildung  von  Eiweiss  aus  Pepton  zu  bestehen  braucht1). 
Indessen  da  die  Bakterien  Enzyme  ausscheiden,  welche  die  Eiweiss- 
stoffe  nicht  nur  peptonisiren,  sondern  auch,  wie  das  Trypsin,  auch 
unter  Atomverschiebung  in  Amidosäuren  spalten,  so  handelt  es  sich 
wohl  zum  Theil  um  Vergährung  dieser  Amidosäuren. 

W7ir  müssen  mit  Nencki  den  Begriff  Fäu iniss  von  dem  Be- 
griff Eiweissgährung  trennen.  In  einem  faulenden  Kadaver  geht 
bekanntlich  eine  ganze  Reihe  von  Gährungen  vor  sich.  Ausser  den 
Eiweissstoffen  kommen  noch  das  Kreatin  des  Muskeisaftes,  das  Cholin 
des  Lecithins,  das  Glykogen  der  Leber,  die  Chondrin  und  Glutin  lie- 
fernde Substanzen  etc.  zur  Vergährung,  und  es  ist  daher  erklärlich, 
dass  manche  Produkte,  die  aus  faulenden  K ad  ave  r n isolirt  wurden, 
bei  reiner  Eiweissgährung  nicht  erhalten  werden,  z.  B.  das  Methyl- 
guanidin, eines  der  30  von  Brieger  isolirten  Ptomaüne,  dessen 
Quelle  jedenfalls  das  Kreatin  ist,  oder  das  Neurin,  das  aus  dem 
Cholin  des  Lecithins  leicht  entstehen  könnte. 

Auch  die  Produkte,  welche  man  bei  Zersetzung  von  Fleisch - 
brei  durch  Reinkulturen  von  verschiedenen  Bakterienarten  erhielt, 
dürfen  nicht  alle  auf  das  Eiweiss  bezogen  werden,  und  Brieger 
macht  darauf  aufmerksam,  dass  die  von  Gautier  aus  Fleischextrakt 
erhaltenen  Leukoma'ine 2 * *)  möglicherweise  zur  Bildung  mancher  Pto- 


1)  Die  von  Liborius  gemachte  Beobachtung,  (lass  es  Anserobuu  gibt,  welche 
keine  nachweisbare  (lahrung  erregen,  ist  für  den  Kall  leicht,  erklärlich,  dass  die  Pilze 
in  peptonhaltiger  Nährlösung  leben. 

2)  ttiol  Centralbl.  X.  371  Diese  thicrischen  Stoffwechsel produkte  scheinen  nicht 

immer  im  Fleische  vorhanden  zu  sein,  denn  Brieger  gelang  cs  nicht,  dieselben  zu 

erhalten.  In  neuester  Zeit  hat  Grandis  (Acti  d.  Lincei.  1800)  eine  mit  K ad  ave.  rin 


790 


Loew,  Die  chemischen  Verhältnisse  des  Bakterienlebens. 


maine  Anlass  geben.  Brieger  fand  ferner,  dass  die  Tetanusmikroben 
bei  Züchtung  auf  Rinderhirn  vorzugsweise  Tetanotoxin  und  ge- 
ringe Mengen  von  Spasmotoxin  liefern,  bei  Züchtung  in  Milch  aber 
nur  letztere  Base,  erstere  nicht. 

Aber  auch  bei  der  reinen  Eiweissga'nrung  hat  man  zu  unter- 
scheiden, ob  die  Produkte  direkt  aus  dem  Eiweiss  (resp.  Pepton) 
stammen  oder  aus  den  Amido säuren,  welche  durch  von  den 
Mikroben  abgesonderte  Enzyme  zuerst  erzeugt  werden.  Schon 
diese  Amidosäuren  sind  allem  Anschein  nach  Produkte  von  Atom- 
Verschiebungen,  und  es  dürften  die  Resultate  von  zwei  Pepton 
vergährenden  Bakterienarten,  von  denen  eine  Enzyme  abscheidet,  die 
andere  nicht,  wesentlich  verschieden  ausfallen.  Nencki  macht  dar- 
auf aufmerksam,  dass  möglicherweise  die  in  neuerer  Zeit  von 
Drechsel  und  seinem  Schüler  Siegfried  bei  Spaltung  von  Pro- 
teVnstoffen  mit  Salzsäure  erhaltenen  Basen* 1 2 3)  auch  von  Bakterien  aus 
ProteiustofFen  abgespalten  werden  möchten  und  dann  zur  Ptomain- 
biidung  beitragen.  Von  zwei  der  D rech  sei’ sehen  Basen  sind  die 
Formeln  festgestellt,  sie  sind:  C6H13N302  (Lysatin)  und  C3Hi4N208. 
Mit  ersterer  Base  hat  nun  jedenfalls  das  von  E.  Schulze  in  Kür- 
bis- und  Lupinenkeimlingen  aufgefundene  Arginin  C6H14N4Os  nahe 
Beziehungen  uud  E.  Schulze  hat  auch  bewiesen,  dass  dieses  Ar- 
ginin aus  der  Zerspaltung  von  Ei w eissstoffen  beim  Keimungs- 
prozess hervorgeht  *). 

Da  schon  Aepfelsäure,  Weinsäure,  Glycerin,  Mannit  nach  Fitz 
je  dreierlei  verschiedene  Gährungen  durchmachen  können,  je  nach 
der  Art  der  Mikroben,  darf  es  uns  auch  nicht  wundern,  wenn  die  so 
viel  komplizirteren  Eiweisskörper  eine  sehr  grosse  Reihe  verschie- 
dener Gährungen  eingehen  können ; denn  diese  können  unter  ver- 
schiedenen Einflüssen  sehr  verschiedenartige  Atomverschiebungen  er- 
leiden s)  und  nicht  nur  Benzolkerne,  sondern  auch  unter  gewissen 
Bedingungen  Pyridin-  und  Pyrrolringe,  sowie  Chinolinderivate  liefern. 
Ich  erinnere  nur  z.  B.  an  die  im  Hundeorganismus  gebildete  Kynuren- 
säure,  bekanntlich  eine  Oxychinolincarbonsäure. 

Wie  Nencki  der  erste  Entdecker  eines  Ptomains  (aus  gefaul- 
tem Leime)  war,  so  hat  er  auch  zuerst  die  reinen  Eiweissgäbrungen 
durch  Reinkulturen  von  Spaltpilzen  studirt,  und  zwar  durch  Ba- 
cillus liquefaciens  raagnus,  Bacillus  spinosus  und  den 
Rauschbrandbacillus 4).  Die  entwickelten  Gase  bestanden  in  den 
drei  Fällen  nur  aus  Wasserstoff  und  Kohlensäure.  Weder  Methan 
noch  freier  Stickstoff  waren  nachzuweisen 5).  Ausser  Produkten  der 


isomere  Base  in  den  Zellkernen  gesunder  Lebern  nachgewiesen.  Sollten  nicht  das 
im  Vogelorganismus  gebildete  Ornithin  (C5H12N202)  und  das  Ptomain  von  Pouch  et 
(C8B12NsO^)  auch  dem  Kadaverin  (C5H14NS)  nahestehen  ? 

1)  Ber.  d.  Chem.  Ges.  XXIV.  424  und  430. 

2)  Ihid.  XXIV.  1098. 

3)  Siehe  such  O.  Loew,  Ueber  Eiweiss  und  dessen  Oxydation.  (Journ.  f.  prakt. 
Chem.  XXXI.  129.) 

4)  Wien.  Akad.  Ber.  1889. 

5)  Obwohl  die  in  früheren  Zeiten  gehegte  Ansicht,  dass  hei  der  Fänlniss  auch 
Phosphorwasserstcff  entstehe,  längst  widerlegt  ist,  findet  sich  dieser  alte  Irrthum  doch 
wieder  in  einem  neueren  bakteriologischen  Werke  I 


A 1 1 m a n n , Thermoreguiator  neuer  Konstruktion. 


?9i 


Fettreihe  waren  drei  aromatische  Säuren,  die  Phenylprcpionsäure, 
Oxyphenylpropionsäure  und  Skatolessigsäure  vorhanden.  Vor  Kurzem 
hat  Kerry  eine  Eiweissgährung  mit  den  Bacii  len  des  malignen 
Oedems  durchgeführt1 *).  Als  die  Gasentwickelung  am  10.  Tage 
nach  der  Impfung  aufhörte,  liessen  sich  ausser  Fettsäuren,  Leucin 
und  Hydroparacumarsäure  (Paraoxyphenylpropionsäure)  noch  ein 
unangenehm  riechendes  Oel  von  Aldehyd-  oder  Ketonnatur  nach- 
weisen,  welches  bei  Oxydation  hauptsächlich  Baidriansäurc  lieferte 
und  der  Formel  C8H1604  entsprach. 

Auf  dem  grossen  Gebiete  der  Bakteriologie,  welche  sich  rascher 
als  irgend  eine  andere  Wissenschaft  entwickelt  hat,  ist  das  Kapitel 
der  Eiweissgährungen,  das  Studium  der  „Stoffwechselprodukte'4  der 
Bakterien  sicherlich  mit  eines  der  wichtigsten,  wie  zahlreiche  in  der 
neuesten  Zeit  gemachte  Beobachtungen  auf  medizinischem  Gebiete 
schliessen  lassen,  und  darf  man  hoffen,  dass  die  Chemie  der  mit 
Riesenschritten  fortschreitenden  Bakteriologie  noch  manche  werth- 
vollen Dienste  leisten  wird,  die  zur  Medizin  in  engster  Beziehung 
stehen. 


Thenaoregulator  neuer  Konstruktion, 

Von 

P*  litmaEE* 

Mit  1 Figur. 

Der  vorliegende  Regulator  ist  vermöge  seiner  einfachen  Kon- 
struktion und  wenig  zerbrechlichen  Form  überall  da  zu  empfehlen, 
wo  es  sich  um  genaue  Regulirung  von  Temperaturen  unter  100°  C 
handelt.  Er  funktionirt  stets  rnit  grosser  Präzision  und  gestattet  die 
Einhaltung  aller  Temperaturen  mit  einer  Genauigkeit  von  + 0,05°  C. 
Das  Prinzip  dieses  Regulators  besteht  darin,  dass  das  in  Folge  der 
Erwärmung  sich  ausdehnende  Quecksilber  die  Zufiussöffnung  des  zur 
Heizung  dienenden  Leuchtgases  verschliesst,  ähnlich  wie  bei  dem 
Reichert’schen  Regulator. 

Wie  aus  der  Figur  ersichtlich,  welche  den  Regulator  etwa  *|4 
der  natürlichen  Grösse  darstellt,  besteht  derselbe  aus  einem  ein- 
zigen Stück,  was  ein  wesentlicher  Vortheil  allen  anderen  ähn- 
lichen Apparaten  gegenüber  ist.  D ist  das  mit  Quecksilber  gefüllte 
Gefäss,  welches  sich  nach  oben  zu  einer  Kapillare  verengt  und  seit- 
lich eine  weitere,  mit  Quecksilber  gefüllte  Glasröhre  trägt,  die  am 
Ende  mit  einer  leicht  beweglichen,  luftdichten,  eisernen  Schraube  S 
versehen  ist.  Letztere  dient  dazu,  um  auf  bestimmte  Temperaturen 
einzustellen.  Bei  B wird  der  Regulator  mit  der  Gaszufuhr  ver- 
bunden. Das  Gas  strömt  alsdann  in  der  von  Pfeilen  angedeuteten 
Richtung  durch  das  V-förmige  Rohr  und  entweicht  bei  C,  wo  die 
Weiterleitung  zu  dem  Brenner  hergestellt  wird.  Wird  nun  das  untere 


1)  Monatshefte  f.  Chemie.  X.  8C4,  Auch  diese  Arbeit  wurde  in  Neneki's  La- 

boratorium begonnen. 


792 


Altmann,  Thermoregulator  neuer  Konstruktion. 


Ende  B des  Regulators  in  eine 
erwärmte  Zone  gebracht,  so  dehnt 
sich  natürlich  das  Quecksilber  aus 
und  verschliesst  nuumehr  bei  A 
die  Verbindung  von  B nach  C. 
Das  Gas  kann  also  nun  nur  den 
Weg  von  B nach  C durch  das 
gerade  Rohr  mit  dem  Hahn  E 
machen.  Die  Flamme  wird  also 
jetzt  nur  noch  mit  dem  Gas, 
welches  durch  die  Hahnöffnung 
bei  E durchströmen  kann , ge- 
speist. Diesen  Gasstrom  kann 
mau  durch  leichtes  Drehen  des 
Hahnes  noch  beliebig  reguliren,  so 
dass  das  dabei  sich  zeigende  Er- 
haltungsfläramchen,  der  beabsich- 
tigten Temperatur  entsprechend, 
in  beliebiger  Grösse  hergestellt 
werden  kann.  Da  der  Quecksil- 
bermeniscus eine  ganz  bedeutend 
konvexe  Oberfläche  bildet,  so  ge- 
nügt schon  eine  minimale  Tempera- 
turdifferenz,  um  die  Zufuhr  bei  A 
zu  verschliessen,  resp.  wieder  zu 
offnen.  Hierauf  beruht  hauptsächlich  die  grosse  Empfindlichkeit  und 
Genauigkeit  dieses  neuen  Regulators.  Um  also  den  Regulator  für  eine 
bestimmte  Temperatur  einzustellen,  ist  es  nur  nöthig,  mittelst  der 
Schraube  S das  Quecksilber  so  zu  steileu,  dass  bei  der  beabsichtigten 
Temperatur  der  Quecksilbermeniscus  gerade  beginnt,  die  Oeffnung 
bei  A zu  schliessen. 

Bei  der  Anwendung  des  Regulators  für  Thermostaten  ist  es  sehr 
zu  empfehlen,  denselben  mit  seiner  unteren  Hälfte  ganz  in  den 
Wasserraum  zu  setzen,  wodurch  eine  grössere  Temperaturkonstauz 
erzielt  wird.  Der  Regulator  wird  in  vorzüglicher  Ausführung  von 
der  Firma  Dr,  Rob.  Muencke,  Berlin  NW.,  Luisenstrasse  58  geliefert. 

Berlin,  25.  Mai  1891. 


Erklärung. 

in  meinem  Referat  über  K.  B.  Lehmann’ s ,,Die  Methoden 
der  praktischen  Hygiene“  — diese  Zeitschrift.  Bd.iX.  No.  18, 19.  S.  633  ff. 
— hatte  ich  bemerkt,  dassVerf.  seinen,  die  Bedeutung  der  pathogenen 
Pilze  im  Wasser  anerkennenden  Satz  schweren  Herzens  aufgestellt 
zu  haben  scheine,  und  hinzugesetzt:  „er  hält  es  für  nöthig,  sich  des- 
wegen in  einer  Anmerkung  halb  und  halb  zu  entschuldigen,  da  ja 
„„noch  nicht  festgestellt  ist,  dass  die  in  Frage  stehenden  Spaltpilze, 
z.  B.  die  Typhusbacillen,  überhaupt  nicht  vom  Magen,  sondern  z.  B. 
nur  von  der  Lunge  aus  wirken  können““.  Dies  charakterisirt  den 
Standpunkt  des  Verfassers:  ex  ur.gue  Ieonem“ 


Kirchner,  Erklärung, 


793 


Herr  Professor  Lehmann  erklärt  mir  in  einer  sehr  liebens- 
würdigen Zuschrift,  dass  ich  ihn  sehr  missverstanden  haben  müsse, 
wenn  ich  seine  Ausführungen  gewissermaassen  als  eine  Entschuldi- 
gung aufgefasst  habe.  Er  habe  mit  derselben  nur  sagen  wollen, 
„dass  die  Leugner  einer  Gefahr  durch  den  Genuss  typhusbacillen- 
haitigen  Wassers  erst  nachzuweisen  hätten,  dass  die  Typhus- 
bacillen vom  Magen  aus  überhaupt  unschädlich  wären  und  etwa  nur 
von  der  Lunge  aus  wirken“.  Ich  nehme  gern  von  dieser  Erklärung 
Akt  und  füge  den  Wunsch  hinzu,  dass  anderen  Lesern  des  I .'sehen 
Werkes  nicht  dasselbe  Missverständniss  begegnen  möge  wie  mir. 
Auf  mich  hatte,  wie  ich  offen  bekenne,  der  in  Rede  stehende  Passus 
den  Eindruck  eines  Appells  an  die  Gegner  der  „Trinkwassertheorie“ 
gemacht.  Wenn  Herr  Professor  Lehmann  mir  schreibt:  „Aus 
dieser  und  sehr  zahlreichen  anderen  Stellen  meines  Buches  kann  man 
meines  Erachtens  nur  schliessen,  dass  ich  der  Meinung  bin,  unsere 
Kenntnisse  über  das  Zustandekommen  von  Infektionen  und  namentlich 
von  Epidemien  von  Typhus  und  Cholera  seien  noch  nicht  zu  dem 
wiinschenswerthen  klaren  Abschluss  gebracht,  so  genau  wir  auch  die 
spezifischen  Erreger  kennen.  In  Erwartung  dieser  Aufklärung  habe 
ich,  unbekümmert  um  den  Streit  der  Schulmeinungen , mich  ehrlich 
bestrebt,  die  Thatsachen,  soweit  sie  mir  in  mein  Buch  zu  gehören 
schienen,  objektiv  mitzutheileu  und  die  Schlüsse  mit  der  Vorsicht  zu 
ziehen,  die  sich  ein  Buch  von  der  praktischen  Tendenz  des  meinigen 
auferlegen  muss.  Alle  Theorieen  blieben  verbannt,  und  ich  war 
eifrigst  bemüht,  nirgends  etwas  zu  behaupten,  was  sich  nicht  sicher 
beweisen  lässt“,  so  hatte  ich,  wie  ich  nicht  leugne,  aus  jener  Stelle 
die  Stimme  seines  berühmten  Lehrers  herausklingeu  hören.  Ein 
Schüler  Koch’s  hätte  sich,  daran  zweifle  ich  nicht,  sicherlich  anders 
ausgedrückt.  Er  hätte  auch  nicht  die  „Aussicht,  vorläufig  für  Typhus 
und  Cholera  den  natürlichen  Infektionsweg  des  Menschen  sicher  fest- 
zustellen“,  als  „gering“  bezeichnet  und  dies  damit  erklärt,  dass  gegen 
diese  beiden  Krankheiten  „alle  versuchten  Thiere  immuu  sind“.  Wir 
streben  alle  nach  der  Wahrheit,  der  eine  auf  diesem,  der  andere  auf 
jenem  Wege;  dabei  kann  jedoch  auch  der  selbständige  Forscher  seinen 
Lehrer  nicht  ganz  verleugnen  und  fährt  zuweilen,  ohne  es  selbst  zu 
merken  und  vielleicht  zu  wollen,  in  dessen  Fahrwasser;  der  Fern- 
stehende erkennt  dann  leicht  „ex  ungue  leonem“.  Dies  wollte  ich 
mit  den  angeführten  Worten  sagen,  die  jedoch  keineswegs  ironisch 
gemeint  waren. 

Zwei  audere  Bemerkungen  in  meinem  Referate,  auf  deren  Irr- 
thümlichkeit  Herr  Prof.  Lehmann  mich  aufmerksam  macht,  beeile 
ich  mich  zu  berichtigen.  Ich  hatte  angeführt,  dass  unter  den  be- 
sprochenen Anaeroben  der  Tetanusbacillus  noch  fehlt,  während  er 
auf  S.  95  genau  beschrieben  ist,  und  bemerkt,  dass  die  Schilderung 
der  Gr  am’ sehen  Methode  zu  dem  Irrthum  verführt,  dass  sie  sich 
uur  für  Schnittfärbung  eignet,  während  doch  auf  S.  44  auch  über 
die  Färbung  von  Deckglaspräparaten  das  Nothwendige  gesagt  ist.  Ich 
hatte  diese  Punkte  übersehen,  was  ich  den  Herrn  Verf.  und  die 
Leser  freundlichst  zu  entschuldigen  bitte. 

M.  Kirchner  (Hannover). 


794 


Typhus, 


Referate. 


Almqoiet,  E.,  lieber  die  Hauptmomente  der  A e t i o 1 o g i e 
des  Ab  dp  in  i n al  ty  ph  us.  (Sammlung  klinischer  Vorträge.  Neue 
Folge.  Leipzig  1890.  No.  5.) 

Verf.  gibt  zunächst  eine  gedrängte  Uebersicht  über  die  wichtig- 
sten Erfahrungsthatsnchen,  welche  die  Epidemiologie  bezüglich  der 
Verbreitungsweise  des  Abdominaltyphus  kennt ; ausser  auf  die  in  der 
Litteratur  vorliegenden  Angaben  stützt  er  sich  dabei  auf  eigene  Be- 
obachtungen, die  er  seit  mehreren  Jahren  in  Göteborg  über  diesen 
Gegenstand  gemacht  hat.  U.  a.  hebt  er  hier  Folgendes  hervor:  „Der 
Typhuskranke,  der  auf  dem  Laude  in  einem  gesunden  Hause  gepflegt 
wird,  ist  für  seine  Umgebung  sehr  gefahrbringend.“  In  den  grösse- 
ren Ortschaften  sei  die  Gefahr  viel  geringer.  „In  den  Städten  ist 
der  Ursprung  der  Ansteckung  seltener,  auf  dem  Lande  viel  häufiger 
nachzuweisen.“  „In  der  Regel  verlaufen  etwa  vier  Wochen  von  der 
Zeit,  da  der  Typhuskranke  in  das  gesunde  Haus  aufgenommen  wird, 
bis  neue  Fälle  erscheinen.“  „Der  Krankheitsherd  zeigt  bestimmte 
Neiguug,  sich  lokal  in  einem  Hause,  Haustheile  oder  Quartier  zu 
halten.“ 

Weiterhin  erörtert  Verf.  die  Uebertragung  des  Typhus  durch 
Wasser  und  Milch,  den  Einfluss  der  Jahreszeiten,  die  Grund vvasser- 
theorie  (über  die  er  sich  zwar  sehr  zurückhaltend,  jedoch  mit  merk- 
licher Skepsis  äussert)  und  wendet  sich  schliesslich  zur  Besprechung 
des  Typhusbacillus , dessen  hauptsächlichste  biologische  Eigen- 
schaften er  kurz  schildert.  Die  zahlreichen,  in  den  letzten  Jahren 
gemachten  Versuche,  den  Typhusbacillus  ausserhalb  des  Körpers, 
speziell  im  Trinkwasser  nachzuweisen,  erwähnt  Verf.  gar  nicht  näher, 
wie  denn  überhaupt  dieser  letzte  Theil  des  Vortrages  die  Konse- 
quenzen, welche  sich  aus  der  Entdeckung  des  Krankheitserregers 
für  die  ^etiologie  und  Prophylaxe  des  Typhus  ergeben  haben,  etwas 
kurz  behandelt.  R.  Stern  (Breslau). 

Stagnitta,  F-»  Sul  valore  diagnostico  delle  ricerche 
batte  rioiogiche  nel  tifo  addominale.  (La  Riforma  med. 
1890.  No.  239  a.  2^0.  pp.  1431,  1436.) 

Yerf.  versuchte  festzustellen,  ob  und  bis  zu  welchem  Grade  die 
bakteriologischen  Methoden  zur  Diagnose  des  Abdominaltypbus  her- 
beigezogen werden  können.  Er  prüfte  zu  diesem  Behufe  bei  13 
Fällen  das  Milzblut,  welches  mittelst  Punktion  am  frühesten  am  5., 
«am  spätesten  am  26.  Tage  der  Krankheit  entnommen  wurde,  feiner 
das  am  3.  bis  17.  Tage  entnommene  Venenblut  von  5 Fällen  und 
schliesslich  die  steril  aufgefangenen  Faees  von  4 Fällen.  Die  mittelst 
des  Plattenverfahrens  isolirten  Mikroorganismen  wurden  ais  Typhus- 
bacillen  durch  ihr  Verhalten  auf  saurer  Gelatine,  in  abgerahmter 
Milch,  gegenüber  der  Indolreaktion,  und  durch  d&s  Wachsthum  auf 
Kartoffeln  diagnostizirt.  Ausserdem  wurden  Kultur«#  auf  den  yep.- 


Typhus  • 


795 


schiedenen  Nährböden  angelegt  und  die  Mikroorganismen  auch  im 
hängenden  Tropfen  und  im  Trockenpräparate  studirt. 

Die  Ergebnisse  seiner  Untersuchungen  veranlassen  Verf.  zu  den 
Schlüssen,  dass  Kulturen  aus  Milz-  und  Venenblut,  sowie  die  mikro- 
skopische Untersuchung  der  letzteren,  im  Allgemeinen  negative  Re- 
sultate geben  und  dass  etwaige  positive  Resultate  aus  Fäceskulturen 
erst  zu  einer  Zeit  erhalten  werden  können,  wo  sie  bereits  jeden 
diagnostischen  Werth  verloren  haben.  Kral  (Prag). 

Museateilo,  (U,  Sul  potere  piogeno  del  bacillo  di  Eberth 
(La  Riforma  med.  1890.  No.  219  u.  220.  pp.  1310,  1316.) 

Die  vielfach  beobachtete  und  von  Roux,  Orloff  und  Colzi 
experimentell  festgestelite  Thatsache,  dass  der  Typhusbacillus  pyogene 
Eigenschaften  besitzt,  erfährt  in  der  vorliegenden  Arbeit  des  Verf.’s 
eine  weitere  Bestätigung.  Subkutane  Injektionen  an  Kaninchen  und 
Hunden  mit  kleinen  Quantitäten  (bis  zu  0,5  ccm)  einer  1—12  Tage 
alten  Bouillonkultur  des  Typhusbaciilus  brachten  keine  Abscesse  zu 
Stande.  Die  Reaktion  beschränkte  sich  auf  eine  wenige  Tage  per- 
sistirende  Röthung  und  Schwellung  der  Impfstelle,  an  welcher  nach 
3 Tagen  die  injizirten  Mikroorganismen  mittelst  des  Kulturverfahreus 
nicht  mehr  nachgewieseu  werden  konnten.  Hingegen  wurde  mit 
grösseren  Kulturmengen  (1  ccm)  bei  gleicher  Applikationsweise  an 
denselben  Thierarten  konstant  eine  Abscessbildung  hervorgebracht. 
In  dem  Abscesseiter,  der  jenem  von  Eiterkokken  erzeugten  in  seinen 
Elementen  sehr  ähnlich  ist,  waren  mikroskopisch  unter  Anwendung 
verschiedener  Färbemethoden  Bacillen  nur  spärlich  sichtbar,  dagegen 
gelang  es,  kulturell  das  alleinige  Vorhandensein  des  Typhusbacillus 
nachzuweisen.  Der  Eiter  wird,  einem  anderen  Thiere  subkutan  ver- 
impft,  sehr  rasch  und  vollständig  absorbirt,  ohne  irgend  einen  Eiterungs- 
prozess zu  verursachen,  während  die  aus  demselben  Eiter  gewonnenen 
Kulturen  noch  pyogene  Eigenschaften  besitzen.  Dieses  Verhalten 
könnte  entweder  darauf  beruhen,  dass  der  Eiter  von  chemischen 
Substanzen  erzeugt  wird,  welche  sich  in  den  Typhuskulturen  auf 
künstlichen  Nährböden  gebildet  haben,  oder  dass  die  Typhusbacilicn 
in  dem  von  ihnen  produzirteu  Eiter  nach  und  nach  zu  Grunde  gehen. 
Verf.  versuchte  durch  Verimpfung  von  kontinuirlich  und  von  fraktio- 
nirt  sterilisirten  Bouillontyphuskultureu  an  Kaninchen  sich  darüber 
Klarheit  zu  verschaffen.  In  keinem  Falle  wurde  — im  Gegensätze 
zu  den  Or  io  ff’ sehen  positiven  Resultaten  — mit  Mengen  von  1 
bis  2 ccm  Eiterung  erhalten,  auch  dann  nicht,  als  anstatt  sterilisirter 
Hltrirte  Kulturen  zur  Verwendung  kamen.  Aus  den  negativen  Er- 
gebnissen von  Kulturversucheu  in  Eieralbumiu  könnte,  trotzdem  die 
Vegetationsverhältnisse  in  diesem  Nährmedium  und  im  Eiter  ver- 
schieden sind,  angenommen  werden,  dass  die  Typhusbacillen  im  Eiter 
degenerative  Veränderungen  erleiden,  zufolge  welcher  sie,  wenn  sic 
nicht  vorher  auf  geeignetere  Nährböden  übertragen  werden,  an 
frischen  Thieren  nicht  mehr  ähnliche  Veränderungen  bervorzubriogen 
vermögen,  wie  es  die  früher  ausgelösten  waren.  Die  Eiterung  wird 
auch  nicht  von  den  in  den  Kulturen  gebildeten  chemischen  Stoffen 
bewirkt,  vielmehr  dürften  letztere  Cirkulafions-  und  Ernährnngs- 


796 


Typhus. 


Störungen  itn  Gewebe  bedingen  und  dadurch  einen  günstigen  Boden 
für  die  Entwickelung  der  Mikroorganismen  vorbereiten.  Injektionen 
von  Typhuskulturen  in  die  vordere  Augenkammer  vou  Kaninchen 
gaben  identische  Resultate  mit  jenen  der  subkutanen  Injektion:  kleine 
Mengen  brachten  keine  Veränderungen  zuwege,  2 Tropfen  eine  aus- 
gebreitete Eiterung.  Weitere  Uebertragungsversuche  mit  dem  Eiter 
blieben  erfolglos. 

Beim  Menschen  liegen  die  Verhältnisse  anders.  Intravenöse  In- 
jektionen mit  nachfolgenden  Frakturen,  wie  sie  für  das  Thierexperi- 
ment in  Anwendung  kommen,  können  hier  wohl  ausser  Betracht 
bleiben.  Verf.  legte  daher  bei  Kaninchen  anstatt  intensiver  Frakturen 
nach  der  intravenösen  Injektion  von  l/% — 2/s  ccm  Kultur  multiple 
leichte  Traumen  an,  ohne  indes  zu  einem  positiven  Resultate  zu  ge- 
langen. Weiter  erhielten  die  Thiere  wiederholte  und  ansteigende 
Dosen  von  0,25  bis  1 ccm  in  Zwischenräumen  vou  30  Stunden  bis 
zu  5 Tagen.  Bei  der  am  4. — 8.  Tage  erfolgten  Tödtung  der  Ver- 
suchsthiere  konnte  eine  Gewichtsabnahme,  aber  keine  pathologische 
Veränderung  konstatirt  werden.  Erst  grössere  wiederholte  Dosen 
führten  den  Tod  der  Versuchsthiere  nach  3 — 7 Tagen  herbei  mit 
Läsionen,  welche  auf  eine  nekrotisirende  Wirkung  der  Typhusbacillen 
schliessen  lassen  und  zu  der  Annahme  führen,  dass  wahrscheinlich 
ein  Trauma,  so  geringfügig  es  auch  sein  mag,  im  Beginne  der  In- 
vasion die  Lokalisation  einer  wenn  auch  kleinen  Zahl  von  Typhus- 
bacillen begünstigt,  die  dann  in  der  Folge  zu  Gewebsveränderungen 
führt,  welche  einen  günstigen  Boden  für  das  spätere  Ansiedeln  an- 
derer Mengen  des  im  Blute  kreisenden  Bacillus  bilden  können. 

In  Mischkulturen  des  Typhusbaallus  und  des  Staphylococcus 
pyogenes  aureus  in  Gelatine  oder  in  Fleischbrühe  kann  man  nach 
einem  Monate  noch  beide  Mikroorganismen  neben  einander  nachweisen. 
Subkutane  Verimpfung  von  0.5 — 1 ccm  dieser  Mischkulturen  erzeugte 
immer  Abscesse.  Im  Eiter  waren  bis  zu  dem  nach  20 — 28  Tagen 
erfoleten  Tode  des  Versuchstieres  jederzeit  beide  Mikroorganismen 
im  lebensfähigen  Zustande  vorhanden,  und  zwar  der  Typhusbacillus 
in  geringerer  Mense,  als  der  S tapby lococcus  pyogenes  aureus. 

Kral  (Prag). 

Bresch,  Lajonx,  H.  er  Doyen,  E.,  ßpidömie  de  fievre  ty- 
phoide de  Po  n tfa  v e r ger.  (Revue  samt,  de  la  Province. 
VIII.  1890.  No.  151.  p.  42.)' 

Dresch  berichtet  über  eine  Typhusepidemie,  die  in  Pontfaverger 
im  August  1888  von  eioem  einzelnen  Falle  aus  ihren  Ursprung  nahm 
und  in  ihrem  weiteren  Verlaufe  sich  fast  ausschliesslich  in  den  Häu- 
sern der  niedrigst  gelegenen  Strassen  am  F'lussufer  lokalisirte. 
Keines  der  betroffenen  Häuser  war  mit  Quellwasser  versehen.  Die 
von  Lajoux  vorgenommene  chemische  Analyse  von  7 Brunnen- 
wässern aus  den  infizirten  Häusern  liess  allerdings  nur  2 davon  che- 
misch als  ungeniessbar  erscheinen,  doch  war  der  Salpetersäure-  und 
Chlorgehalt  in  6 Brunnen  ein  so  bedeutender,  dass  aus  demselben 
auf  eine  Verunreinigung  des  Wassers  durch  Dejektionen  geschlossen 
werden  musste.  Die  von  Doyen  ausgeführte  bakteriologische  Un- 


Typhus.  — Pleuritis.  — Aktinomykose 


797 


tersuchung  erstreckte  sieb  auf  5 Brunnenwässer,  auf  das  Flusswasser 
und  auf  das  Wasser  einer  in  der  Nähe  des  Flussbettes  entspringen- 
den Quelle.  Die  Brunnenwässer  enthielten  25000  Keime  pro  ccm, 
wovon  mehr  als  die  Hälfte  Typhusbacillen,  das  Fluss-  und  das 
Quellwasser  9000  bezw.  3000  harmloser  Bakterien  pro  ccm. 

Aus  den  Ergebnissen  der  chemischen  und  bakteriologischen  Un- 
tersuchung schliessen  Verff.,  dass  bei  der  Analyse  eines  verdächtigen 
Wassers  die  Bestimmung  der  organischen  Stoffe  und  des  Ammoniaks 
nur  eine  sekundäre  Bedeutung  hat,  dass  hingegen  die  Bestimmung 
des  Chlors  und  der  Salpetersäure  in  direkter  Beziehung  steht  mit 
dem  Grade  der  Verunreinigung  des  Wassers  durch  organische  Stoffe 
animalischen  Ursprungs.  Von  diesem  Gesichtspunkte  aus  aufgefasst, 
hatte  die  bakteriologische  Untersuchung  das  Resultat  der  chemischen 
Analyse  für  jede  Wasserprobe  bestätigt.  Kr  dl  (Prag). 

Loriga,  <*.,  e Pensuti,  V.,  Pleurite  da  bacillo  del  tifo.  (La 
Riforma  med.  VI.  1890.  No.  206  p.  1232.) 

Ein  Typhusrekonvalescent  erkrankte  nach  einer  zehntägigen 
fieberfreien  Periode  an  Pleuritis.  Aus  dem  eiterigen  Exsudate  iso- 
lirten  Verff.  mittelst  des  Plattenverfahrens  einen  Mikroorganismus, 
welcher  seiner  tinktoriellen  und  kulturellen  Eigenschaften  halber  und 
wegen  seines  Verhaltens  gegenüber,  den  verschiedenen,  zur  Bestimmung 
des  Typhusbacillus  empfohlenen  Differenzirungsmethoden  als  solcher 
angesprochen  wurde.  Die  Reaktionsmethoden  für  den  Typhusbacillus 
führten  bezüglich  des  Säuerungsvermögens  und  der  Vitalitätsdauer 
in  Milchserum  zu  etwas  abweichenden  Resultaten  von  jenen  von 
Petruse hky  und  von  Heim.  Bei  der  Untersuchung  des  später 
entnommenen  Exsudates  traten  zum  Typhusbacillus  noch  der  Microc. 
pyogenes  cereus  und  albus  hinzu. 

Nach  Verff.  rühren  viele  Komplikationen  und  Nachkrankheiten 
bei  Typhus  unzweifelhaft  von  der  Wirkung  des  Typhusbacillus  her, 
obzwar  es  nicht  zulässig  ist,  den  Typhuserreger  als  die  einzige  Ur- 
sache in  allen  Fällen  solcher*  Krankheitsprozesse  hinzustellen.  Es 
kann  angenommen  werden,  dass  der  im  Organismus  noch  vorhandene 
Typhusbacillus  in  einem  mehr  oder  weniger  weit  vorgeschrittenen 
Rekonvalescenzstadium  aus  zumeist  unbekannten  Ursachen  seine  Viru- 
lenz wiedererlangen  und  sich  in  irgend  einem  Organe  lokalisiren 
kann.  Kräl  (Prag). 

Baraez,  v.,  Ueber  neun  Fälle  der  menschlichen  Aktino- 
mykose. (Wiener  klinische  Wochenschrift.  1890.  No.  26,  27, 

28.) 

Verf.  berichtet  über  2 akute  und  7 chronische  Fälle  von  Akti- 
nomykose beim  Menschen. 

In  pathogenetischer  Beziehung  wäre  zu  erwähnen,  dass  ein  In- 
dividuum an  Gerstenähren  gekaut  haben  soll;  eine  Kranke  wohnte 
in  der  Nähe  von  Pferdeställeu  und  Heuschobern;  eine  andere  trank 
täglich  kuhwarme  Milch  im  Stalle.  Bei  den  übrigen  Personen  ist 
jeder  Kontakt  mit  Vieh  oder  Getreide  ausgeschlossen. 

Sechsmal  entwickelte  sich  die  Krankheit  im  Bereiche  des  Unter- 

U.  Bd.  Ö1 


798 


Aktiuotuykose.  — Hnutkrankheiteu. 


kiefers,  einmal  an  der  Spitze  der  Zunge,  einmal  am  Halse  in  der 
Gegend  des  Kehlkopfes. 

Nur  einmal  handelte  es  sich  um  reine  Aktinomykose;  in  den 
anderen  Fällen  bestand  nachträgliche  Infektion  mit  Eiterkokken. 

Nach  v.  Baracz’s  Erfahrung  können  kranke  Zähne  als  der 
wahrscheinlichste  Weg  der  Invasion  des  Pilzes  bei  der  Kieferaktino- 
mykose  angesehen  werdeD. 

An  grauen  und  weissen  Mäusen,  Tauben  und  Hühnern  mit 
frischen,  reinen  Aktinomycesdrusen  angestellte  Impfversuche  blieben 
sämmtlich  erfolglos.  Dittrich  (Prag). 

Unna,  P.  Gf.,  und  Sehlen,  D.  v.,  Flora  dermatol  ogica.  VI. 
(Monatsh.  f.  prakt.  Dermat.  X.  1890.  No.  11.  p.  485.) 

Verlf.  beschreiben  3 Fadeupiize  (No.  X — XII),  welche  gleich 
jener  der  früheren  Gruppe  ihre  Sporen  auf  atypischen  einfachen 
oder  verzweigten  Fruchtträgern  abschnüren,  sich  aber  dadurch  von 
ihnen  unterscheiden,  dass  die  Sporen  nicht  längere  Ketten  bilden, 
sondern  als  Einzelfriichte  persistiren.  Die  Pilze  X und  XI  wachsen 
auf  Gelatine  als  gelblich-wollige  bezw.  schwefelgelbe  Rasen,  die  bei 
dem  ersteren  im  centralen  Theile  durch  die  aufsitzenden  Sporen 
weiss  erscheinen,  während  der  Rasen  des  iezteren  durch  Eintrocknen 
eine  mehr  grünliche  Farbe  annimmt.  Der  Trichophytonpilz  (No.  XII) 
wächst  auf  Gelatine  als  weisser,  dicker,  das  Nährsubstrat  verflüssi- 
gender Rasen  mit  gelb  gefärbter,  im  Centrum  gesättigt  orangerother 
Uuterfläche,  die  Oberfläche  ist  mit  einem  feinen  Puder  von  weisser 
Farbe  bedeckt.  Das  Wachsthum  auf  Agar  ist  jenem  auf  Gelatine 
ähnlich.  Die  Früchte  entspringen  rechtwinkelig  von  den  sehr  regel- 
massig septirten  Hyphen,  anfangs  in  ziemlich  regelmässigen  Abständen 
an  einzelnen  Zweigen  aufgereiht,  die  durch  Anhäufung  verstreute 
Gruppen  bilden,  um  schliesslich  zu  strauchartigen  Fruchtständen  aus- 
zurvaebsen.  Manchmal  werden  die  Sporen  direkt  von  den  Hyphen 
ohne  Vermittelung  eigentlicher  Fruchtträger  abgeschnürt. 

Kral  (Prag). 

Unna,  P.  0.,  und  SeMen,  3>.  v.,  Flora  dermatol  ogica.  VH. 
(Monatsh.  f.  prakt.  Dermat.  XI.  1890.  No.  11.  p.  471.) 

Von  der  bisherigen  Gepflogenheit,  ähnliche  Pilze  in  der  „Haut- 
flora“  aneinanderzureihen,  wird  in  der  vorliegenden  Publikation  Ab- 
stand genommen  und  es  werden  io  den  beiden  aus  Eczema  seborrhoicum 
gezüchteten  Pilzen  (No.  XIII  und  XIV)  solche  Formen  vorgeführt, 
die  nicht  Einzelsporen  oder  Sporenketten  an  sog.  atypischen  Frucht- 
trägern abschnüren,  sondern  deren  Fruktifikation  in  der  Bildung  von 
Sporeniiaufen  oder  -ballen  besteht.  Ein  dritter,  aus  Schüppchen  von 
Pityriasis  versicolor  gezüchteter  Pilz  (No.  XV),  der  in  7 Fällen  dieser 
Affekt  ion  fünfmal  im  Kulturverfahren  erhalten  wurde,  bildet  Spermo- 
gonieu  mit  Protosporen.  Kr 41  (Prag). 

Unna,  P.  G,,  Flora  dermatol  ogica.  VIII.  (Monatshefte  für  prakt 
Dermat.  XII.  1891.  No.  8.  p.  249.) 

In  der  vorliegenden  Folge  beschreibt  Verf.  3 verschiedene  Pilze 
(No.  XVI — XVIII),  die,  von  6 verschiedenen  Dermatosen  gewonnen, 


Hautkrankheiten.  — Gonorrhöe. 


799 


sich  den  eigentlichen  Oi'dien  anschliessen  und  durch  die  Kleinheit 
ihrer  Hyphen  und  Sporen  von  diesen  sich  unterscheiden.  Zwei  dieser 
Pilze  bilden  auf  der  Agaroberfläche  mehr  oder  weniger  ausgebreitete 
Krusten  mit  diskretem  Tiefenmycel,  der  dritte  wächst  vorwiegend  in 
der  Tiefe  des  Nährsubstrats  und  beschränkt  sein  Wachsthum  an  der 
Oberfläche  auf  die  Bildung  von  Punkten  oder  zierlichen  einfachen 
oder  mehrfachen  Ringen.  Die  Kulturen  geben  einen  starken  Schimmel- 
geruch von  sich.  Bei  allen  3 Pilzen  findet  die  Fruktifizirung  durch 
Abschnürung  von  Sporen  in  Form  von  Sporenketten  am  Ende  der 
Lufthyphen  statt.  Die  Sporen  haben  eine  scheibenförmige,  bezw. 
elSipso'ide  und  stäbebenartige  Gestalt,  erreichen  bei  dem  Pilze  XVI 
kaum  die  Grösse  von  Eiterkokken  und  auch  jene  der  beiden  anderen 
Pilze  sind  nur  etwas  länger,  aber  nicht  breiter.  Kral  (Prag). 

Jadassobii,  J.,  Ueber  die  Gonorrhöe  der  paraur  athralen 
und  präputialen  Gänge.  (Sonderabdruck  aus  d.  Deutsch,  med. 
Wochenschrift.  1890.  No.  25  u.  26.) 

Jadassohn  bespricht  zunächst  nach  einem  kurzen  Ueberblick 
über  die  Natur  der  bekannteren  Tripperkomplikationen  und  ihre  bak- 
terielle Abhängigkeit  von  der  Grunderkrankung  an  der  Hand  von 
8 Krankengeschichten  die  klinischen  Charaktere  der  von  ihm  be- 
obachteten gonorrhoischen  Erkrankung  paraurethraler  und  präputialer 
Gänge,  die  er  in  drei  verschiedene  Gruppen  theilt:  1)  kleinere  oder 
grössere  Knoten  zwischen  den  Präputialblättern  mit  augenscheinlich 
präformirter  Oeflnung;  2)  feine,  dicht  neben  dem  Orificium  urethrae 
und  parallel  zur  Urethra  verlaufende  Gänge;  3)  solche,  die  an  der 
Unterfläche  des  Penis  neben  der  Raphe  desselben  seitlich  und  nach 
hinten  vom  Frenulum  verlaufen  und  von  dem  Corpus  caver- 
nosum  urethrae  je  nach  ihrer  Lage  in  der  Haut  bald  mehr,  bald 
minder  deutlich  abzngrenzen  sind.  Die  mikroskopische  Untersuchung 
eines  der  zweiten  Gruppe  angehörigen  gonorrhoisch  affizirten  Prä- 
putialgange3  ergab  in  dem  der  Haut  zunächst  gelegenen  Theil  des 
Ganges  eine  kleine  Strecke,  weit  Hornschicht,  und  wo  .diese  aufhörte, 
ein  mehrfach  geschichtetes  Pflasterepithel.  Neben  spärlichen  Gono- 
kokkenhaufen  in  frei  im  Lumen  des  Gauges  liegenden  Eiterzellen 
konnten  typische  Gonokokkenherde  im  Epithel  nachge- 
wiesea  werden.  „Die  Mehrzahl  derselben  fand  sich  auf  der  peripheri- 
schen Schicht  der  Epithelien  und  zwar  bald  als  feine  Streifen  an  der 
äussersten  Kontour  einer  Zelle,  bald  als  flächenhaft  ausgebreiteter 
Haufen  auf  der  Fläche  derselben  immer  in  der  typischen  Dipiokokken- 
anordnung;  nur  an  einzelnen  Stellen  gelang  es,  sie  zwischen  die 
obersten  I<agen  der  Zellen  in  die  Intercellularräume  hinein  zu  ver- 
folgen.“ Dieser  Befund  ist  es,  welcher  die  Beobachtungen  Jadas- 
sohn ’s  ihres  rein  klmisch-spezialistiscben  Interesses  entkleidet  und 
ihnen  eine  schätzbare  allgemein  pathologische  Bedeutung  verleiht. 
Dadurch  wird  der  von  Bumra  aufgestellte  Satz:  „Nur  Cylinderepi- 
thelien  erliegen  der  Iuvasion  von  Gonokokken;  in  geschlossenes 
Pflasterepithel  vermögen  dieselben  nicht  einzudringen“,  welcher  bereits 
von  To  u ton  eine  scharfe  Zurückweisung  erfahren  hat,  endgültig 
widerlegt.  Damit  fällt  auch  die  weitere  Anschauung  Bumrn’s,  dass 

61* 


800 


Gonorrhöe-  — ChordiUs  und  'Rhinosklerom. 


„die  Umbildung  des  normalen  Cylinder  in  Pflasterepithel  die  Be- 
dingung für  die  Heilung  der  Gonorrhöe,  dass  diese  Transformation 
ein  vom  teleologischen  Standpunkte  aus  als  heilsam  und  vortheilhaft 
anzusehender  Prozess  sei.“  Selbstverständlich  wird  die  von  Bumm 
kcnstatirte  Thatsache  der  Epithelumwandlung  dadurch  in  keiner  Weise 
berührt,  wie  Verf.  gebührend  hervorhebt.  Ebenfalls  kann  Verf.  mit 
Bumm  der  Phagocytose  keine  Rolle  bei  der  Heilung  der  Gonorrhöe  zu- 
weisen.  Bei  der  seltenen  Gelegenheit  zu  mikroskopischer  Untersuchung 
gonorrhoisch  erkrankter  Gewebe  muss  jeder  Befund  nach  dieser  Rich- 
tung, der  alte  unrichtige  Anschauungen  rektifizirt  und  uns  den  Weg 
zu  einem  besseren  Verständniss  der  von  den  Gonokokken  erzeugten 
pathologischen  Prozesse  eröffnet,  mit  aufrichtiger  Freude  begrüsst 
werden.  Ledermann  (Breslau). 

Bandlcr,  Ueber  die  Beziehungen  der  Chorditis  vocalis 
inferior  hypertrophica  (Gerhardt)  zu  dem  Rhino- 
sklerom  (Hebra).  [Aus  dem  poliklinischen  Institute  der  deut- 
schen Universität  in  Prag.]  (Sep.-Abdr.  aus  der  Zeitschrift  für 
Heilkunde.  1891.  Heft  1 und  2.) 

Bereits  vor  einigen  Jahren  wurde  von  verschiedenen  Seiten  die 
Ansicht  ausgesprochen,  dass  die  Chorditis  vocalis  inferior  hyper- 
trophia  einen  dom  Rhinosklerom  identischen  Prozess  darstelle. 
Bandlcr  ist  es  gelungen,  den  auf  anatomische  und  bakteriologische 
Untersuchungen  gegründeten  Beweis  hierfür  zu  erbringen. 

Es  handelte  sich  um  einen  letal  abgelaufenen  Fall  von  Chorditis 
vocalis  inferior  hypertrophica,  dessen  von  Prof.  Chiari  vorgenom- 
mene anatomische  Untersuchung  den  Prozess  als  Rhino-Pha- 
ryngo  - Lary  ngo  - Tracheo-  et  Bronch  o - Sclerom  er- 
kennen Hess. 

Histologisch  fand  man  in  den  zur  mikroskopischen  Untersuchung 
gelangten  Stücken  des  Septum  narium,  des  Pharynxdaches,  des  La- 
rynx,  der  Trachea  und  der  Bronchien  dichtes,  spärlich  vaskularisirtes 
Granulationsgewebe  in  der  Mueosa,  welches  viel  körniges,  gelbbraunes 
Pigment  enthielt  und  sich  stellenweise  auf  die  Submucosa  fortsetzte. 
Ausserdem  fanden  sich  in  dem  Granulationsgewebe  zerstreut  tropfen- 
und  klumpenartige  Partikel  einer  kolloiden,  sich  mit  Anilinfarben  in- 
tensiv tingirenden  Masse  [ein  Befund,  welchen  Ref.  in  seinen  früher 
untersuchten  Fallen  nicht  machen  konnte],  endlich  sogenannte  Mi- 
kulicz’sche  Zellen  (Ref.),  welche  an  vielen  Stellen,  namentlich  in 
den  Bronchien,  in  grosser  Menge  beisammen  lagen. 

Die  Rhinosklerombakterien  lagerten  theils  zerstreut  zwischen  den 
Zellen  des  Granulationsgewebes,  theils  in  den  Mikulicz’ sehen 
Zellen.  Die  Lagerung  der  Rhinosklerombakterien  in  Lymphgefässen 
konnte  nicht  konstatirt  werden. 

In  Abstreifpräparaten,  sowie  in  den  aus  dem  Rhinoskleromge- 
webe  angelegten  Kulturen  wurden  nur  Rhinosklerombakterien  wahr- 
genommen. 

Die  Charaktere  der  Kulturen  entsprachen  den  bereits  früher 
vielfach  angegebenen  Merkmalen  derselben.  Auch  wurden  Unter- 
schiede zwischen  den  Stichkulturen  von  Rhinosklerombakterien  und 


Stomatitis.  — Coryza.  — Hausthierkrankheiten  in  Australien. 


801 


Fried ) ander  ’ sehen  Pneumoniebacillen  (wie  solche  bereits  früher 
vom  Ref.  konstatirt  wurden)  beobachtet. 

Einer  weissen  Maus  wurden  0,2  ccm  einer  zweitägigen  Bouillon- 
kultur in  die  rechte  Pleurahöhle  injizirt.  Das  Thier  starb  nach  48 
Stunden  an  einer  Pleuritis,  und  wurden  aus  der  Exsudatflüssigkeit 
Reinkulturen  von  Rhinosklerombakterien  gewonnen. 

Mit  Rücksicht  auf  die  angeführten  Befunde  sieht  Verf.  die  Chor- 
ditis  vocalis  inferior  hypertrophica  als  einen  dem  Rhinosklerora  iden- 
tischen Prozess  an.  Dittrich  (Prag). 

Diday,  P.,  Cas  de  contagion  de  la  stomatite  raercu- 
rielle.  (Annal.  de  derm.  et  syphih  1891.  25.  F6vr.) 

Diday  berichtet  über  einen  jungen  Mann,  der  wegen  eines 
frischen  Schankers  einige  Tage  Jodquecksilberpillen  genommen  hatte 
und  die  Zeichen  einer  hochgradigen  Mercurialstomatitis  darbot.  Wenige 
Tage  darauf  wurde  auch  seine  Frau,  welche  ihn  trotz  der  bestehenden 
Mundaffektion  mehrfach  geküsst  hatte,  von  einer  gleichen  Stomatitis 
befallen.  Dass  die  Mundaffektion  der  Frau  durch  Uebertragung  des 
quecksilberhaltigen  Speichels  des  Mannes  erfolgt  ist,  glaubt  Diday 
aus  verschiedenen  Gründen  verneinen  zu  müssen.  Er  ist  vielmehr 
der  Ansicht,  dass  unter  den  tausenden,  sonst  unthätigeu  und  nicht 
virulenten  Parasiten  der  Mundhöhle  unter  dem  Einfluss  der  merku- 
riellen  Imprägnation  einige  eine  vermehrte  Lebensthätigkeit  annehmen, 
unter  den  veränderten  Existenzbedingungen  schliesslich  virulent  bezw. 
kontagiös  werden.  So  glaubt  er  auch  in  diesem  Falle  die  Ueber- 
tragung und  die  Entstehung  der  Stomatitis  bei  der  Frau  bewirkt. 

Ledermann  (Breslau). 

Schroetter,  H.  von,  und  Winkler,  F.,  Beitrag  zurPathologie 
der  Coryza.  8°.  6 S.  Wien  1890. 

Die  Verff.  gossen  bei  frischem  Schnupfen  mit  dem  ganz  klaren 
Nasensekret  Gelatineplatten,  auf  denen  2 Staphylokokken  wuchsen,  die 
beide  die  Gelatine  nicht  verflüssigten  und  von  denen  der  eine  prächtig 
citronengelbe,  der  andere  goldgelbe  Kolonieen  bildete,  die  ein  stearin- 
tropfenähnliches Aussehen  hatten.  Sie  zeigten  verschiedene  Grösse 
und  lebhafte  Eigenbewegung.  Die  Verff.  halten  den  einen  für  den 
von  Passet  beschriebenen  St.  pyogenes  cereus  flavus,  den 
andern  schlagen  sie  vor  St.  cereus  aureus  zu  nennen.  Es  ge- 
lang ihnen,  durch  Einbringung  von  Reinkulturen  in  die  Nasenlöcher 
von  jungen  Kaninchen  Schnupfen  zu  erzeugen,  während  ältere  Thiere 
auf  diesen  Eingriff  nicht  reagirten.  M.  Kirchner  (Hannover). 

Brnce  et  Loir , Les  maladies  du  betail  en  Australie. 
(Annales  de  ITnstitut  Pasteur.  1891.  No.  3.  p.  177.) 

Da  die  einheimische  Fauna  Australiens  fast  nur  aus  Marsupialien 
besteht,  so  entstammen  alle  landwirtschaftlichen  Nutzthiere  sowie 
deren  infektiöse  Krankheiten  der  Importation.  Die  Verff.  — Bruce 
ist  Chefinspektor  „du  bötail“  zu  Sidney,  Loir  Direktor  des  austra- 
lischen Institut  Pasteur  — geben  eine  interessante  Uebersicht  über 


302 


Hausthierkrankheiten  in  Australien» 


die  derzeitige  Ausbreitung  von  Epizootieu  daselbst  und  über  die  an- 
gewendetea  Schutzmaassregeln. 

Der  Milzbrand  wurde  zuerst  1847  in  Australien  eingeschleppt 
und  erhielt  von  dem  ersten  Ausbruchsorte  den  Namen  „Cumberland- 
Krankheit“.  Erst  1888  wurde  die  Identität  der  letzteren  mit  An- 
thrax durch  die  „mission  Pasteur“  sicher  bewiesen.  Seit  August 
1890  existirt  ein  eigenes  Laboratorium  zur  Beschaffung  von  Schutz- 
lymphe. Aunähernd  dürften  die  Verluste  an  Milzbrand  bloss  in  Neu- 
Süd- Wales  jährlich  200  000  Schafe  betragen  bei  einem  Gesammtbe- 
stand  von  56  Millionen.  In  den  befallenen  Gegenden  beläuft  sich  die 
Mortalität  auf  15  °/0.  Die  Schutzimpfungen  scheinen  günstig  zu 
wirken. 

Die  Lungenseuche  erschien  zuerst  1858  in  Australien.  Zur  Aus- 
breitung derselben  im  Lande  trug  früher  namentlich  der  Verkehr  mit 
Ochsenkarren  bei.  Gegenwärtig  hat  die  Epizootie  Queensland  erreicht, 
dessen  Rinderzucht  die  ausgedehnteste  ist.  Zum  Verkaufe  werden 
die  Thiere  von  dort  500 — 1500  Meilen  nach  Neu -Süd -Wales  und 
Victoria  getrieben,  zum  Theil  durch  infizirte  Gegenden,  weshalb  nicht 
selten  Herden  von  1500 — 2000  Ochsen  bei  der  Ankunft  am  Markte 
einen  Verlust  von  25—  30%  aufweisen.  Der  jährliche  Gesammtver- 
lust  durch  die  Lungenseuche  beziffert  sich  auf  etwa  16  Millionen 
Franken. 

Die  Schutzimpfung  gegen  die  Lungenseuche  von  Willems  wurde 
bereits  1862  eingeführt.  Dieselbe  besteht  in  Einimpfung  von  Lungen- 
saft eines  an  der  Seuche  erlegenen  Thieres  am  Schwänze.  Bei  guter 
Ausführung  wird  der  Schwanz  nicht  geschädigt  und  das  Thier  ist 
immun  geworden.  Die  Schwierigkeit  bestand  nur  in  der  steten  Be- 
schaffung frischen  Impfstoffes.  Die  „mission  Pasteur“  löste  diese 
Aufgabe  mit  Hülfe  einer  von  Pasteur  1882  angegebenen  Methode. 
Macht  man  die  Inokulation  anstatt  am  Schwänze  an  einer  empfäng- 
licheren Körperstelle,  z.  B.  hinter  den  Schulterblättern,  so  entwickelt 
sich  ein  starkes  Oedern,  dessen  Serum  nun  ebenso  wirksamen  Impf- 
stoff liefert,  wie  die  Lungen  gefallener  Thiere.  Man  braucht  also 
nur  ein  junges  Kalb  in  dieser  Weise  zu  inokuliren,  um  jederzeit  ge- 
nügend Impfstoff  zu  haben.  Es  gibt  jetzt  ein  Paar  Stationen  in 
Queensland,  welche  fortwährend  ein  neues  Kalb  inokuliren,  um  immer 
Stoff  bereit  zu  haben.  Der  letztere  wird  in  sterilisirten  Röhrchen 
zu  je  20  frcs  abgegeben.  Sobald  ein  Squatter  sein  Vieh  auf  die 
südlichen  Märkte  zu  senden  beabsichtigt,  inokulirt  er  mit  solchem 
Stoff  ein  Kalb  hinter  dem  Schulterblatt,  bei  dem  sich  etwa  innerhalb 
3 Wochen  ein  grosses  Oedern  entwickelt  mit  reichlichem  Serum  zur 
Impfung  der  ganzen  Herde.  Die  Erfolge  dabei  smd  evident  günstige. 

Ueber  die  Wuthkrankheit  schweigt  der  Bericht,  da  dieselbe,  dank 
den  Quarantänemaassregeln  in  Australien  unbekannt  ist,  Hunde  dürfen 
nur  von  England  her  importirt  werden  und  haben  dann  eine  sechs- 
monatliche Quarantäne  durchzumachen. 

Ueberhaupt  ist  die  Einfuhr  von  Vieh  in  Australien  durch  eine 
Reihe  strenger  Vorschriften  geregelt,  deren  wichtigste  mitgetheilt 
werden.  Die  Quarantänedauer  beträgt  für  Kameele  70,  für  Rinder 
60,  Schafe  90,  Ziegen  u.  s.  w.  60  Tage.  Büchner  (München), 


SchweineseucV.e.  — Hogchotera. 


803 


Bunzl-Federn,  E.,  Untersuchungen  über  einige  seuchen- 
artige Erkrankungen  der  Schweine1).  [Aus  dem  hygie- 
nischen Institute  der  deutschen  Universität  zu  Prag.]  (Separat- 
abdruck aus  dem  Archiv  für  Hygiene.  1891.) 

B.  sucht  auf  Grund  seiner  Versuche  die  noch  immer  nicht  ganz 
gelöste  Frage  der  Gruppirung  und  Sonderung  der  Sehweiuekrank- 
heiten  der  verschiedenen  Länder  einer  Klärung  näher  zu  bringen. 
Er  beschäftigt  sich  hauptsächlich  mit  der  deutschen,  amerikanischen, 
dänischen  und  französischen  Schweineseuche,  zieht  aber  daran  an- 
schliessend auch  die  ganze  Septikämiegruppe  (Hueppe),  die  Frett- 
chenseuche, Barbone  dei  Bufali  und  die  spontane  Kaninchen- 
septikämie  (Eberth)  in  den  Bereich  seiner  Untersuchungen. 

Ais  neues  Moment  für  die  Ditferenzirung  der  verschiedenen  Mikro- 
organismen benutzt  er  deren  Kulturen  in  reiner  und  in  mit  Lack- 
mus gefärbter  Milch.  Es  ergibt  sich  dabei  zunächst  ein  neuer 
Beweis  für  die  Identität  der  Wild-  und  Schweineseuche  (geringe  Säure- 
bildung in  Milch)  und  für  die  nahe  Verwandtschaft  derselben  zu  der 
Kanincbenseptikäraie  und  Hühuercholera,  deren  Keime  in  der  Milch 
stärkere  Säurebildung  hervorrufen;  der  Septikämiegruppe  nahestehend 
erweist  sich  Barbone.  In  Bezug  auf  die  amerikanische  Schweine- 
seuche zeigt  sich  die  vollständige  Uebereinstimmung  der  Organismen 
der  Swineplague  (Billings)  mit  den  Keimen  von  Hogcholera  (Sal- 
mon);  beide  sind  auch  identisch  mit  der  dänischen  Svinpest:  sie 
erweisen  sich  in  Milch  als  starke  Aikalibildner. 

Die  französische  Schweineseuche  (Marseille)  sowie  die  Frettcheu- 
seuche  und  die  spontane  Kaninchenseptikämie  (Eberth)  scheinen 
eine  besondere  Gruppe  zu  bilden,  welche  durch  starke  Säurebildung 
in  Milch  und  Beweglichkeit  (im  Gegensätze  zu  den  unbeweglichen  Orga- 
nismen der  Septikämiegruppe)  charakterisirt  ist.  D i 1 1 r i c h (Prag). 


Schweinitz,  E.  A.  v.,  A preliminary  study  of  the  pto- 
mai'nes  from  tne  culture-liquids  of  the  Hog-cho- 
lera  germ.  (Philadelphia  Med.  News.  1890.  No.  921.  p.  237.) 

Nach  Verf.  eignen  sich  Kulturen  in  peptonisirter  saurer  Rinder- 
fleischbrühe am  besten  zur  Gewinnung  der  von  dem  Schweinepest- 
bacillus produzirten  Ptomaine  und  Albumosen.  Mittelst  der  Brieger- 
sehen  Methoden,  durch  Ausfällung  mit  Quecksilberchlorid  und  Zer- 
setzung des  in  Wasser  gelösten  Niederschlages  mittelst  Schwefel- 
wasserstoff erhielt  Verf.  ein  Filtrat,  aus  welchem  er  Kadaverin  und 
ein  primäres  Amin  darstellen  konnte.  Ausserdem  war  in  der  Flüssig- 
keit ein  Salz  alkaloiden  Charakters  vorhanden,  das  folgende  Reak- 
tionen gab: 

hellgelber  Niederschlag, 
rothe  Nadeln, 
weisser  Niederschlag, 
braunrother  Niederschlag, 
gelber  krystallinischer  Niederschlag, 
gelbrother  Niederschlag. 


Mit  Phosphormolybdänsäure: 
Wismuthkaliumjodid : 
Phosphorsäure : 
Kaliumjodid : 
Platinchlorid: 
Goldchlorid : 


1)  Vrgl.  auch  die  Origiualmittlieilung  desselben  Verf.  in  der  laufenden  No.  dies.  Zeitsehr, 


804 


Hogcholera.  * — Krankheit  der  Fichtentriebe. 


Das  Platindoppelsalz  entspricht  der  Formel:  C14H34N2PtClc. 

Es  gelang  nicht,  die  freie  Base  rein  darzustellen.  Das  Hydro- 
chlorid desselben  bildet  einen  dicken,  in  absolutem  Alkohol  löslichen 
Syrup,  welcher  über  Schwefelsäure  nicht  zum  Kry stall isiren  gebracht 
werdeü  kanD. 

Bei  der  Behandlung  der  Kulturen  mit  absolutem  Alkohol  im 
Ueberschusse  wurde  ein  Toxalbumin  als  flockiger,  weisser,  in  Wasser 
löslicher  Niederschlag  gewonnen,  das  im  Vacuum  über  Schwefelsäure 
in  weissen,  durchscheinenden  Plättchen  krystallisirt.  Die  wässerige 
Lösung  gibt  mit  Platinchlorid  einen  fast  unlöslichen,  mikroskopisch 
aus  nadelähnlichen  Krystallen  bestehenden  Niederschlag. 

Subkutane  Injektionen  an  Meerschweinchen  mit  kleinen  Mengen 
des  Hydrochlorids  der  neuen  Base  und  der  Albumose  erzeugten  re- 
lativ rasch  vorübergehende  leichte  lokale  Erscheinungen  und  Tempe- 
ratursteigerung. Die  beiden  Substanzen  scheinen  demnach  keine 
starken  Gifte  zu  sein.  Ueber  gelungene  Immunisirungsversuche  au 
Meerschweinchen  will  Verf.  später  berichten.  Kral  (Prag). 

Hartig,  K..,  Eine  Krankheit  der  Fichten  triebe.  (Zeitschrift 
für  Forst-  und  Jagdwesen.  1890.  Heft  11.  p.  667 — 670.  — Sitzungs- 
berichte des  botan.  Vereins  in  München  in  Botan.  Centralblatt.  XLV. 
1891.  p.  137—138.) 

Die  Krankheit,  welche  sich  darin  äussert,  dass  im  Mai  die  jungen 
Triebe  der  Fichte  an  der  Basis  und  in  der  Mitte  braune  Nadeln 
zeigen,  während  die  Triebspitze,  anfänglich  noch  grün,  später  aber 
auch  getödtet,  schlaff  herabhängt,  so  dass  schliesslich  der  ganze 
Zweig  unter  Schrumpfung  abstirbt  und  in  schiefem  Winkel  Dach  ab- 
wärts gebogen  erscheint,  wird  erzeugt  durch  einen  Pilz,  von  welchem 
maD  bisher  nur  die  Pykniden  mit  den  Stylosporen  kennt,  zur  Gattung 
Sep  t or  ia  gehörig  ist  und  vom  Verf.  als  S.  parasit ica  n sp.  bezeichnet 
wird.  Die  Pykniden  finden  sich  zwischen  den  Knospenschuppen  an 
der  Basis  der  getödteten  Triebe,  an  der  zusammengeschrumpften 
Triebspitze,  an  einigen  nicht  abgefallenen  Nadeln,  sie  kommen 
kuöpfchenartig  aus  der  Blattnarbe  des  Blattkissens  hervor.  Sie 
besitzen  eine  bis  mehrere  Kammern  und  erzeugen  auf  pfriemförmigen 
Basidien  spindelförmige,  farblose,  13 — 15  /li  grosse,  2-kammerige  Stylo- 
sporen, welche  im  Mai  in  weissen  Ranken  aus  den  Pykniden  hervor- 
treten. Durch  Wind  und  Regen  gelangen  sie  auf  die  jungen  Fichten- 
triebe (Piceaexcelsa,P.  Menziesii  und  wahrscheinlich  auch  andere 
Picea- Arten)  und  infiziren  keimend  die  jungen  Nadeln  und  Triebe. 
Häufig  findet  auch  Infektion  des  vorjährigen  Triebes  und  Tödtung 
der  nahe  an  der  Spitze  entspringenden  Seitentriebe  desselben  statt. 
Durch  Aussaat  der  Stylosporen  -zwischen  die  Knospenschuppea  aus- 
treibender Fichten  konnte  die  Krankheit  in  8 — 12  Tagen  hervorge- 
rufen  werden.  In  Nährgelatine  entwickelten  die  Sporen  üppiges 
Mycel  und  schliesslich  entstanden  auch  die  Pykniden,  aber  keine 
Perithecien.  B r i c k ( Hamburg). 

Lagerlieim,  Gr.  de,  La  enfermedad  de  los  pepinos,  su 
causa  y su  curaciön.  (Revista  ecuatoriana.  Tomo  II.  1890 
Numero  24.  5 pp.) 

Enthält  Angaben  über  das  Auftreten  von  Phytophtora  de- 


Schutzimpfung,  künstl.  Infektionskrank heiten,  Kntwickelar.gshemmung  etc.  805 


vastatrix  (Lib.)  auf  Blättern  und  Früchten  von  Solanum  muri- 
c atu m in  Ecuador,  sowie  über  die  Mittel  zur  Bekämpfuug  dieser 
Piizkrankheit.  Der  Schaden,  den  der  Pilz  anrichtet,  besteht  namentlich 
darin,  dass  die  Früchte,  um  derentwillen  die  Pflanze  angebaut  wird, 
nicht  reifen,  wenn  sie  vom  Pilze  befallen  sind,  Dietel  (Leipzig). 


Schutzimpfung,  künstliche  Infektionskrankheiten,  Entwick- 
lungshemmung und  Vernichtung  der  Bakterien  etc. 

Boger,  Propri6t6s  bactßricides  du  s6rum  pour  le 
streptocoque  de  l’6rysipele.  (Le  Bulletin  mdd.  1890.  No. 
87.  p.  966.) 

Verf.  säte  in  Blutserum,  welches  einem  vor  einem  Monate  mit 
virulenter  Kultur  des  Streptococcus  Erysipelatos  immunisirten 
Thiere  entstammte,  denselben  Streptococcus  aus  und  konnte 
mittelst  des  Piattenverfahrens  eine  ebenso  reichliche  Entwickelung 
des  Mikroorganismus  koustatiren,  wie  sie  im  Serum  von  nicht  immu- 
nisirten Thieren  stattgefunden  hatte.  Bei  der  Verimpfung  der  Kul- 
turen an  Kaninchen  stellte  sich  indes  heraus,  dass  die  Virulenz  der 
im  Serum  immunisirter  und  jener  im  Serum  frischer  Thiere  gewach- 
senen Erysipelkokken  eine  sehr  verschiedene  war.  Die  mit  den  letz- 
teren geimpften  Thiere  erlagen  prompt  einer  Allgemeininfektion,  wo- 
hingegen mit  den  ersteren  nur  ein  heilbares  Erysipel  erzeugt  werden 
konnte.  Als  abgeschwächte  Erysipelkokken  zur  Aussaat  benutzt 
wurden,  bewirkte  die  Impfung  mit  der  Kultur  aus  normalem  Serum 
ein  ausgebreitetes  Erysipel,  jene  aus  dem  Serum  immunisirter  Thiere 
führte  bios  zu  einem  umschriebenen  Abscess.  Immunisirte  Kaninchen 
reagiren  auf  eine  Impfung  mit  virulenter  Kultur  nur  durch  lokale 
Läsionen.  Frische  Thiere,  die  mit  dem  Streptococcus  aus  dem 
Serum  immunisirter  Thiere  geimpft  werden,  verhalten  sich  wie  im- 
munisirte Thiere,  welche  eine  virulente  Kultur  erhalten  haben. 

Die  Virulenz  des  Erysipelcoccus  unterliegt  demnach  im 
intra-  und  im  extravasculären  Serum  immunisirter  Thiere  identischen 
Veränderungen,  und  die  bakterientödtenden  Eigenschaften  des  Se- 
rums bei  der  erworbenen  Immunität  finden  auch  in  diesem  Falle 
ihre  Bestätigung.  Kral  (Prag). 

Sternberg,  George  M.,  Dr.  Freire’s  protective  iuocula- 
tion-facts  versus  figures.  (New  York  Med.  Record.  No. 
1018.  1890.  p.  524.) 

Verf.  wendet  sich  gegen  die  von  Frei  re  an  die  Pariser  Aca- 
demie  des  Sciences  gerichtete  Mittheilung  und  gegen  dessen  jüngste 
statistische  Publikation  über  Schutzimpfungen  gegen  Gelbfieber.  Wie 
Verf.  bereits  früher  in  einem  offiziellen  Berichte  erwähnt  hatte,  kann 
den  Freire 'sehen  Schutzimpfungen  gegen  Gelbfieber  ein  prophy- 
laktischer Wertb  nicht  zuerkannt  werden,  da  der  spezifische  Keim 


806  Bakterio!  vom  X.  internationalen  medieinischen  Kongresse  za  Berlin. 


des  Gelbfiebers  noch  nicht  entdeckt  sei  und  daher  kein  abgeschwäch- 
tes Virus  vorhanden  ist,  mit  welchem  Schutzimpfungen  ausgeführt 
werden  könnten.  Zum  Schlüsse  sucht  Verf.  die  Zifferngruppirungen 
der  Freire’ sehen  Statistik  über  die  von  Letzterem  in  Rio  de  Ja- 
neiro vorgenommene  Vacciuatiou  gegen  Gelbfieber  richtigzustellen. 

Kräl  (Prag). 


Originalberichte  über  Kongresse. 


Bakteriologisches  vom  X.  übernationalen  medicinischen 
Kongresse  zu  Berlin,  4—9.  August  1890. 

(Fortsetzung.) 

Aus  den  Abtheiiungs-Sitzungen. 

III.  Abtheilung:  Allgemeine  Pathologie  und  pathologische 

Anatomie. 

Herr  Foä  (Turin),  Zur  Biologie  des  Diploeoccus  lanceo- 
latus. 

Vortr.  konute  feststellen,  dass  der  von  den  Kaninchen  in  Folge 
subkutaner  Einimpfung  kleiner  Mengen  Diploeoccus  lanceo- 
latus  dargebotene  anatomische  Befund  je  nach  dem  Falle  sich  än- 
dert, unabhängig  von  dem  Virulenzgrade  des  benützten  Mikroorga- 
nismus, und  zwar  hauptsächlich  nach  zwei  Richtungen  hin:  einmal 
mit  entzündlichem  Oedern  der  Haut,  das  andere  Mal  ohne  diese. 
Wenn  man  den  Diploeoccus  aus  dem  frischen,  fibrinösen  Lungenex- 
sudate entnimmt,  erhält  mau  den  ersteren  Befund,  mit  dem  aus  dem 
Exsudate  der  Cerebrospinalmeningitis  stammenden  Diploeoccus  den 
anderen  Befund,  daher  Vortr.  jenen  als  Pne  umococcus,  diesen 
als  M e ni  n goc  o c cu  s bezeichnet.  Wenn  der  Pneurnoeoccus 
anaerob  gezüchtet  wird,  nimmt  er  nach  24  Stunden  die  Eigenschaften 
desMeningococcus  an  und  behält  sie  auf  dem  Wege  der  Erblichkeit. 
Der  Meningococcus  kann  vorübergehend  in  den  Pneumococcus 
verwandelt  werden,  wenn  er  mit  Sta  phyl  ococcus  pyogenes 
aureus  dem  Proteus  vulgaris  zusammeu  verimpft  wird.  Kanin- 
chen können  für  den  Diploeoccus  lanceolatus  durch  epi- 
kratische  und  wiederholte  Dosen  der  löslichen  Produkte  desselben 
Mikroorganismus  immun  gemacht  werden.  Die  vor  6 Monaten  ver- 
impften  löslichen  Produkte  des  Diploeoccus  und  die  behufs  Fest- 
stellung der  Immunität  hierauf  gefolgte  Einführung  von  starkem  Virus 
nach  einigen  Tagen  haben  die  Resistenz  des  Kaninchens  derart  er- 
höht, dass  sie  es  wie  das  Schaf,  Hund  oder  Mensch  reagiren  machen. 
Die  Isolirung  des  pneumonischen  Giftes  durch  Ausfällung  mit  Am- 
moniumsulfat, Dialyse  und  hierauf  folgender  Konzentration  ergab  eine 
Substanz,  welche  das  Thier  nicht  tödtet,  aber  dessen  biologische 
Eigenschaften  wesentlich  verändert. 


Bukteriol.  rom  X internationalen  medicintschen  Kongresse  zu  Berlin.  807 


Herr  (xainaleXa  (Odessa),  Ueber  die  Resistenz  der  Kanin- 
chen gegenüber  den  Cholerabakterien. 

Die  Energie  der  bakterientödtenden  Wirkung  der  Körperflüssig- 
keiten steht  bei  den  verschiedenen  Thierarten  nicht  in  konstantem 
Verhältniss  zu  ihrer  Immunität  gegenüber  den  pathogenen  Mikroben. 
So  vernichtet  das  Kaninchenblutserum  weit  lebhafter  den  Milzbrand- 
bacilius,  als  das  Blutserum  vom  Hunde,  und  doch  ist  der  Hund  gegen 
Milzbrandinfektion  resistenter,  als  das  Kaninchen.  Die  Immunität 
kann  also  nicht  allein  auf  chemischen  Faktoren  beruhen,  es  müssen 
auch  die  Veränderungen  in  Betracht  gezogen  werden,  welche  durch 
das  Leben  der  pathogenen  Mikroben  auf  das  hakterientödtende  Ver- 
mögen des  Organismus  ausgeübt  werden.  Man  kann  dies  dahin  zu- 
sammenfassen, dass  die  pathogenen  Bakterien  die  Eigen- 
schaft haben,  die  hakterientödtende  Wirkung  des 
Organismus  zu  unterdrücken,  während  die  nicht  pa- 
thogenen Bakterien  eineErhöhung  derselben  herbei- 
führen. Die  Erhöhung  der  antiseptischen  Wirkung  kann  nicht  nur 
eine  vorübergehende,  sondern  auch  eine  sehr  lang  andauernde  sein. 

Diese  Annahmen  können  auch  auf  die  Cholera  bei  Kaninchen 
ausgedehnt  werden.  Wenn  man  an  Kaninchen  2 ccm  Cholerakultur 
intravenös  verimpft  und  entnimmt  ihnen  nach  4 — 5 Stunden  Blut,  so 
findet  man,  dass  das  hakterientödtende  Vermögen  ihres  Serums  nam- 
haft grösser  ist,  als  jenes  des  Serums  vom  normalen  Kaninchen. 
Der  refraktäre  Zustand  der  Kaninchen  gegen  Cholera  ist  so  bestän- 
dig, dass  selbst  eine  gleichzeitig  einhergeheude  Intoxikation  mit 
Morphium  oder  Atropin  nicht  im  Stande  ist,  die  vollständige  Ver- 
nichtung aller  injizirten  Cholerabacillen  zu  verhindern. 

Prädisponirend  wirkende  Substanzen  sind  hauptsächlich  die 
Bakterienprodukte  und  die  Fermente.  Wenn  der  intravenösen  In- 
jektion von  Cholerabacillen  solche  von  sterilisirten  Kulturen  des  B. 
prodigiosus,  von  Papa'tn  oder  von  Pankreatin  \orangehen,  er- 
zeugt erstere  eine  Enteritis  mit  Vorhandensein  von  Choleravibrionen 
im  Dick tl arminhalte.  Eine  Hämoglobinlösung  scheint  keine  prädispo- 
nirende  Wirkung  für  Cholera  zu  besitzen.  Lässt  man  aber  das 
Hämoglobin  in  Metahämoglobin  umsetzen  und  verimpft  dieses  zu- 
gleich mit  Cholerakulturen  intravenös  oder  in  die  Lunge,  so  wird 
eine  Septikämie  mit  Vermehrung  der  Bacillen  ausgelöst.  Dieselbe 
prädisponirende  Wirkung  wird  hervorgebracht,  wenn  man  das  Meta- 
hämoglobin  im  lebenden  Organismus  selbst  mittelst  Natriumnitrit  er- 
zeugt. Das  Serum  von  mit  Natriumnitrit  vergifteten  Kaninchen  be- 
sitzt irgend  ein  bakterientödtendes  Vermögen  nicht  mehr.  Intra- 
venöse Injektionen  von  Cholerabakterien  mit  nicht  tödtlichen  Mengen 
Natriumnitrit  führen  Choleraläsionen  mit  Lokalisation  der  Mikroben 
im  Darme  herbei.  Da  die  Cholerabakterien  die  Eigenschaft  haben, 
Nitrate  in  Nitrite  überzuführen,  wurden  auch  Versuche  mit  dem  fast 
ungiftigen  Natriumnitrat  angestellt  und  dessen  prädisponirende  Wir- 
kung ebenfalls  konstatirt.  0,3— 0,5  g Natriumnitrat  mit  2—4  ccm 
Cholerakultur  intravenös  erzeugen  eine  Lokalisation  der  Bakterien 
im  Darme,  welche  sich  häufig  noch  während  des  Lebens  des  Ver« 
suchsthieres  durch  eine  Diarrhöe  manifestirt. 

(Fortsetzung  folgt.) 


808 


Neue  Uitteratur. 


Neue  Litteratur 

zusamm<mge«tellt  Ton 

Db.  Abthür  Würzburg, 

Bibliothekar  Im  Katrerllcheo  Gesundheitsamt«  in  Berlin. 


Morphologie  und  Systematik. 

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Kramer,  £.,  (Jeber  einen  rothgefärbten , bei  der  Vergfthrung  von  Most  mitwirkenden 
Sprosspiiz.  (Oesterr.  landwirthschaftl.  Centralbl.  1891.  Heit  1.) 

Messen,  A.,  Coutribuzione  allo  Studio  delle  ciglia  dei  batterii  e proposta  di  unn  classifl- 
cazione.  (Arch.  per  le  scienze  med.  1891.  Vol.  XV.  No.  2.  p.  233 — 236.) 

Rehm,  Die  Discomyceten-Gattung  Ablesia  Fuckel  und  die  Pyrenomyeeten-Gattung  The- 
locarpon  Nyl.  (Hedwigia.  1891.  Vol.  XXX.  Heft  1.) 

Biologie. 

(G&hrung,  Fäulniss,  Stotfwechseiprodukie  usw.) 

Arnaud,  A. , et  Charrin,  A. , Recherches  chimiques  sur  les  slcrAtiona  microbiennes. 
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nique  dans  un  milieu  de  culture  ddterminAe.  (Compt.  rend.  de  l’Acaddmie  des  Scien- 
ces de  Paris  T.  CXU.  1891.  No.  14.  p.  756—768.) 

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Beziehungen  der  Bakterien  und  Parasiten  zur  belebten  Natur. 

Krankheitserregende  Bakterien  und  Parasiten  bei  Menschen. 

A.  Infektiöse  AUgememlcrankheiten. 

Drooinean,  De  la  ddclaration  des  mal&dies  contagieuses  (Rev.  d’bygifene.  1891.  No.  4. 
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Sachsen.  Anzeigepilicht  der  Aerzte  beim  Vorkommen  epidemischer  Krankheiten  betr. 
Vom  2.  März  1891.  (Veröffentl.  d.  kais.  Gesundh.-Amtes.  1891.  No.  17.  p.  265 — 266.) 

Malari  akrankh  eiten. 

Carter.  H.,  A brief  description  of  micro-organisms  present  in  the  blood  of  ague  patients. 

(Transact.  of  the  Med.  and  Phys.  Soc.  of  Bombay.  1887/89.  p.  89—106.) 

Fajarnes,  £.,  Nuevos  estudios  sobre  los  hematozoarios  del  paludismo.  (Rev.  de  med.  y 
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Exanthematische  Krankheiten. 

(Pocken  [Impfung],  Flecktyphus,  Masern,  Rötheln,  Scharlach,  Friesei,  Windpocken.) 

Eouckard,  C. , Essai  de  vaceination  par  des  doses  minimes  de  matifere  vaccinante. 
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Cholera,  Typhus,  Ruhr,  Gelbfieber,  Fest. 

Arnould,  J.,  Une  petite  epiddmie  de  fifevre  typhoide  & etiologie  complexe.  (Rev.  d’by- 
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Neue  Litteratur.  . 809 

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Pöres  Valdös,  B.,  Cölera  morbo  asiätico.  (Rev.  clin.  d.  1.  hosp.,  Madrid  1890.  p.  385 — ■ 

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W undinfektionskrankheiten. 

(Eiterung,  Phlegmone,  Erysipel,  acutes  purulentes  Oedem,  Pyämie,  Septikämie, 
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Bombicci,  6.,  Sulla  resistenza  alia  putrefazione  del  virus  tetanico.  (Arch.  per  le  scienze 
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, Sulla  diffusione  delle  spore  del  tetano  per  mezzo  dell’  aria.  (Arch.  per  le  scienze 

med.  1891.  Vol.  XV.  No.  2.  p.  141—147  ) 

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Wolkowitsch,  N.  M. , Ueber  die  sog.  chirurgische  Scarlatina.  (Wratsch.  1891.  No.  10, 
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Infektionsgeschwülste. 

(Lepra,  Tuberculose  [Lupus,  Skrophulose],  Syphilis  [und  die  anderen  venerischen 

Krankheiten].) 

Btrch-Hirsohfeld , Zur  Frage  der  Disposition  für  die  tuberculose  Infektion.  (Wiener 
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Liebreich,  0 , Demonstration  der  therapeutischen  Beeinflussung  des  Lupus  durch  Can- 
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Preussen.  Reg.  - Bez.  Bromberg  Bekanntmachungen  , betreffend  die  Verhütung  der 
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Böe,  Cf  , Sur  le  traitement  de  ia  pbtisie  par  les  atmospberes  artiticielles  sous  pression. 
(Bullet,  de  l’acad.  de  med.  1891.  No.  15.  p.  582 — 591.) 


Diphtherie  und  Croup,  Keuchhusten,  Grippe,  Pneumonie,  epidemische  Genickstarre, 
Mumps,  Rückfallsfieber,  Osteomyelitis. 

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810  * 


Neue  Litteratur. 


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V erdauungsorgane. 

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8nell,  S.,  The  prevention  of  ophtnalmia  in  the  new-born.  (Lancet.  1891.  Vol.  L No.  17. 
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Krankheitserregende  Bakterien  und  Parasiten  bei  Menschen  und  Thier en. 

Milzbrand. 

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Deutsches  Reich.  Belehruug  über  Gesundheitsschädigungen  durch  deu  Verkehr  mit  aus- 
ländischen Rohhäuten.  (Veröffentl.  d.  kais.  Gesundh  -Amtes.  1891.  No  17.  p.  260.) 

Rotz. 

Hallopeau,  H.,  et  Jeanaelme,  E.,  Etndö  clinique  et  experimentale  sur  un  cas  d’infection 
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Quinquand,  C.  E.,  Diagnostic  du  cas  de  farcinose  ä l’aide  de  la  bactdriologie  et  des  in- 
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Tollwuth. 

Cardelli,  G.,  Süll’  affermata  virulenza  dell’  umor  aqueo  negli  animali  rabbiosi.  (Giorn. 
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Krankheitserregende  Bakterien  und  Parasiten  bei  Pflanzen. 

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(Botanisch  jaarboek,  uidgeg.  door  het  kruidkundig  genootschap  Dodonaea  et  Gent. 
1891.  Vol.  III.  p.  486  ) 

Cazeneuve,  P.,  Sur  !e  traitement  des  vignes  phylloxerees  par  le  sulfure  de  carbone  me- 
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[Bullettino  d.  soc.  botanica  italiana.]  (Nuovo  giorn.  hotan.  ital.  1391  p 296.) 
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Schutzimpfungen,  künstliche  Infektionskrankheiten,  Entwicke- 
Inngsheinmung  und  Vernichtung  der  Bakterien  mit  besonderer 
Berücksichtigung,  der  Arbeiten  über  das  Koch’sehe 
Heilverfahren  gegen  Tubereulose. 

Baumg.'.rten,  Ueber  die  Einwirkung  des  Koch  scheu  Mittels  auf  die  Impftubereulose  dor 
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Neue  Littaratur. 


811 


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[Royal  med.  & chir.  soc.]  (Lancet.  1891.  Vol.  I No.  18.  p 987 — 988  ) 

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812 


Inball. 


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Washbourn,  J.  W.,  and  Jacobson,  W.  H.  A , T wo  doubtful  cases  of  tuberculosis,  in 
which  the  diagnosis  was  cleared  up  by  inoculation.  (Guy's  Hosp.  Rep.  1891. 
Vol.  XLVH.  p.  293—298.) 


Berichtigung. 

In  Bd.  IX.  S.  253  1.  Zeile  der  Anmerkung  lies  Frosch  statt  Koch.  — S 255 
3.  Absatz  2.  Zeile  lies  0,6 — 0,7  |i  statt  6 — 7 p.  — S.  255  Anmerkung  zweitletzte  Zeile 
lies  F.  S.  Billings  statt  J.  S.  Billings.  — S 308  8 Zeile  von  unten  lies  Ysoeooe 
statt  Vsoooo-  — S.  309  3.  Zeile  lies  0,10/0  statt  1 %•  — S.  330  letzter  Absatz  1.  Zeile 
>'«8  (Vso  Vioo)  statt  (V»o— V»oo)- 


Inhalt. 


Origin  almittheilnngen. 

Altmann,  P.,  Thermoregulator  neuer  Kon- 
struktion. Mit  1 Figur.  (Orig  ),  p.  791. 

Seyerinck,  M.  W.,  Verfahren  zum  Nach- 
weise der  Säureabsonderung  bei  Mikro- 
bien. Mit  1 Figur.  (Orig.),  p.  781. 

Bruce,  David,  Bemerkung  über  die  Viru- 
lenzsteigerung des  Choleravibrio.  (Orig.), 
p.  786. 

Bnnzl  - Federn  , E. , Bemerkungen  über 
,,\Vi!d-  und  Schweineseuche“.  (Orig.), 
p 787. 

Kirchner,  M.,  Erklärung.  (Orig.),  p.  792. 

Loew , 0.,  Die  chemischen  Verhältnisse 
des  Bakterienlebens.  (Orig.)  (Schluss), 
p.  789. 

Referate. 

Almquist,  E.,  Ueber  die  Hauptmomente  der 
Aetiologie  des  Abdominaltyphus,  p 794. 

B&ndler,  Ueber  die  Beziehungen  der  Chor- 
ditis  vocalis  inferior  hypertrophica  (Ger- 
hardt) zu  dem  Rbinosklerom  (Hebra), 
p.  800. 

Baracz,  v.,  Ueber  neun  Fälle  der  mensch- 
lichen Aktinomykose,  p 797. 

Bruee  et  Loir,  Les  maladies  du  b^tail  en 
Australie,  p.  801. 

Bunxl-Federn , E. , Untersuchungen  über 
einige  seuchenartige  Erkrankungen  der 
Schweine,  p.  803. 

Diday,  F.,  Cas  de  contagion  de  la  stoma- 
tite  tnercurielle,  p.  801. 

Dresch,  Lajoux,  H.,  et  Doyen,  E.,  Epide- 
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Hartig,  R. , Eine  Krankheit  der  Fichten- 
triebe, p.  804. 

Jadassohn,  J. , Ueber  die  Gonorrhöe  der 
paraurethralen  und  präputialen  Gänge, 
p.  799. 

Lagerheim,  G.  de,  La  enfermedad  de  los 
pepinos,  su  causa  y su  euraeiön,  p.  804. 


Loriga,  G.,  e Penauti,  V.,  Pleurite  da  ba- 
cillo  del  tifo,  p.  797. 

Moecatello,  G.,  Sul  potere  piogeno  del  ba- 
cillo  di  Eberth,  p.  795 

Schroetter,  H.  von,  und  Winkler,  F.,  Bei- 
trag zur  Pathologie  der  Coryza,  p 801. 

Schweinitz,  E.  A.  v.,  A prelimiuary  study 
of  the  ptomämes  from  the  culture-liquids 
of  the  Hog-cholera  germ,  p.  803. 

Stagnitta,  F , Sul  valore  diagnostico  delle 
ricerche  batteriologicbe  nel  tifo  addomi- 
nale,  p 794. 

Unna,  F.  G.,  und  Sehlen,  D v.,  Flora  der- 
matologica.  VI,  p.  798. 

— — , Flora  dermatoiogica.  VII,  p 798. 

Unna,  P.  G. , Flora  dermatoiogica.  VIII, 
p.  798. 

Schutzimpfung , künstliche  Infektions- 
krankheiten, Entwicklungshemmung 
und  Vernichtung  der  Bakterien 
und  Parasiten. 

Roger , Proprietes  bactöricides  du  serum 
pour  le  streptocoque  de  1’örysipMe,  p.  805. 

Starnberg,  George  M. , Dr.  Freire’s  pro- 
tective  inoculation-facts  versus  figures, 
p.  805. 

Originalberiohte  über  Kongresse. 

Bakteriologische»  vom  X.  inter- 
nationalen medicinischen 
Kongresse  zu  Berlin, 

4. — 9.  August  1890.  (Fortsetzung.) 

Foä,  Zur  Biologie  des  Diplococcus  lanceo- 
latus,  p.  806. 

Gamal  eia,  Ueber  die  Resistenz  der  Kanin- 
chen gegenüber  den  Cholerabakterien, 
p.  807. 

Neue  Litteratur,  p.  808 


Froimnftuusche  Buohdruckerei  (Hermann  Pökle)  in  Jena, 


Bakteriologie  und  Parasiteukuude. 

In  Verbindung  mit 

Gssii  M.  Prüf.  Dr.  Mart  m Pnfestr  Sr.  Mer 

In  Leipzig  In  tireifswald 

herausgegeben  von 

Dr«  O.  UTilworm  in  Cassel. 


Verlag  von  Gustav  Fischer  in  Jena. 


IX.  Band,  -o-  Jena,  den  27.  Juni  1891.  -<>-  No.  25. 

Preis  für  den  Band  (26  Fummern)  14  Mark. 

Jährlich  erscheinen  zwei  Bände. 

— *|(  Zu  beziehen  durch  alle  Buchhandlungen  und  Postanstalten. 


Die  Redaktion  des  „Centralblatts  für  Bakteriologie  und  Parasiten- 
kunde“  richtet  an  die  Herren  Mitarbeiter  die  ergebene  Bitte,  etwaige 
Wünsche  um  JÄeferuny  von  besonderen  Abdrücken  ihrer  Auf- 
sätze entweder  bei  der  Einsendung  der  Abhandlungen  an  die 
Redaktion  auf  das  Manuskript  schreiben  zu  wollen  oder  spä- 
testens nach  Empfang  der  ersten  Korrekturabzüge  direkt  an 
den  Verleger,  Herrn  Gustav  Fischer  in  Jena,  gelangen  zu 
lassen.  Die  Verlagshandlung  ist  leider  nicht  in  der  Lage,  später 
eingehende  Wünsche  berücksichtigen  zu  können. 


Original  Mittheiiungen, 

Ueber  die  Wirkung  der  Dämpfe  ätherischer  Oele  auf  die 
Abdominaltyphus-,  Tuberkel-  und  Milzbrandbacillen. 

[Aus  der  bakteriologischen  Abtheilnng  des  Instituts  für  allgemeine 
Pathologie  von  Prof.  W.  Pod  wyssoz  ki  jun.  in  Kiew.] 

(Von  der  Kiewer  medizinischen  Fakultät  mit  der  goldenen  Medaille  und 
der  Pir  ogoff’schen  Prämie  gekrönte  Preissohrift.) 

Von 

Th.  Omeltschenko. 

Mit  2 Abbildungen. 

Die  Untersuchungen  von  Gimbert,  Koch,  Martens, 
Riedlin,  Cad6ac  und  Meunier  haben  schon  endgültig  die 
IX.  Bd.  52 


814 


Oineltschenko, 


desinflzireude  Eigenschaft  der  ätherischen  Oele  festgestellt.  Was  aber 
die  Stärke  dieser  Eigenschaft  betrifft,  so  ist  doch  trotz  der  vielfachen 
Untersuchungen  von  Siegen,  Mees,  Buchholtz,  Schulz, 
Koch,  Martens,  Riedlin,  Chamberland,  W.  Leonard 
Braddon  und  Aradas  noch  keine  Möglichkeit,  darüber  bestimmte 
Schlüsse  zu  ziehen,  in  Folge  der  ungenauen  und  sich  einander  wider- 
sprechenden Resultate,  welche  man  wegen  unrichtiger  Untersuchungs- 
methode  dieser  Oele  als  Emulsionen  erhielt.  Ein  Aullösungsmittel, 
welches  für  Bakterien  ganz  gleichgültig  wäre,  hat  man  bis  jetzt  noch 
nicht  gefunden. 

Was  die  Wirkung  der  Dämpfe  ätherischer  Oele  auf  die  Bakterien 
betrifft,  so  existiren  in  dieser  Richtuug  nur  die  Untersuchungen  von 
Schulz,  Koch,  Schill,  Fischer,  Riedlin,  Chamberland 
und  W.  Leonard  Braddon.  Aber  die  genannten  Autoren  haben  bei 
ihren  Untersuchungen  diese  Frage  nicht  zu  ihrer  speziellen  Aufgabe 
gestellt  und  berührten  dieselbe  blos  vorübergehend,  wobei  sie  solche 
Uütersuchuugsraetbodeu  anwendeten,  welche  keine  überzeugenden  Re- 
sultate garantirten ; Dämlich : 

1)  Alle  benannten  Autoren  benutzten  äusserst  geringe  Quanti- 
täten der  ätherischen  Oeldämpfe,  z.  ß.  zu  den  Experimenten  von 
Schulz  wurden  blos  solche  Dampfquantitäten  benutzt,  welche  nur  zu- 
fällig mit  den  zu  untersuchenden  niederen  Organismen  in  Berührung 
kommen  konnten,  indem  dieselben  von  der  Oberfläche  eines  Oel- 
tropfens  verdunsteten.  Wiewohl  Koch,  Riedl  in  und  W.  Leo- 
nard Braddon  die  Verdunstungsfläche  etwas  vergrösserten,  haben 
sie  .sich  im  Ganzen  von  Schul  z’s  Idee  doch  nicht  getrennt.  End- 
lich habeu  Schill,  Fischer  und  Chamberland  mit  Dampfquan- 
titäten zu  thun  gehabt,  welche  sich  in  kleinen  geschlossenen  Räumen 
bildeten.  Hierbei  hatten  Schill  und  Fischer  als  geschlossene 
Räume  eine  Glasglocke  und  Chamberland  seine  Doppeieprouvette. 

2)  Keiner  der  genannten  Autoren  hat  die  Möglichkeit  garantirt, 
.einen  genügenden  und  beständigen  Wechsel  der  thätigen,  dampfför- 
migen Substanz  zu  bewerkstelligen,  und  keiner  hat  seine  Aufmerk- 
samkeit den  physikalischen  und  chemischen  Eigenschaften  der  äthe- 
rischen Oele  geschenkt. 

3)  Keiner -von  ihnen  gibt  einen,  wenn  auch  nur  annähernden  Hin- 
weis auf  die  Quantität  der  untersuchten  Substanz  im  dampfförmigen 
Zustande. 

4)  Endlich  bat  keiner  bei  den  bis  zur  letzten  Zeit  stattgehabten 
Untersuchungen  die  Bedingungen  der  praktischen  Anwendung  der 
ätherischen  Oele  in  Dampfform  in  Betracht  gezogen. 

Lassen  wir  hier  die  grosse  Reihe  der  ungenau  angestellten  klini- 
schen Versuche  über  die  antibakterielle  Wirkung  der  Dämpfe  äthe- 
rischer Oele  unbeachtet,  so  kann  man  die  durch  die  bisherigen  Un- 
tersuchungen gewonnenen  Resultate  in  folgenden  Worten  darstellen: 

1}  Die  Dämpfe  Ölei  Eucalypti  Globuli  bleiben  nicht  ohne  Wir- 
kung auf  die  Parametjas  und  Trichina  spiralis  (Schulz). 

2)  Die  Dämpfe  des  Terpentinöles  in  Gerber’ s Apparat  haben 
Milsbraadsporen  in  60  Tagen  nicht  getödtet,  wobei  das  Oel  in  dieser 
ganzen  Zeit  nicht  erneuert  wurde.  (Koch.) 


Ueber  die  Wirkung  der  Dämpfe  ätherischer  Oele  auf  Bacillen. 


815 


Dieselben  im  geschlossenen  Raume  erzielten  Dämpfe  tödten  in 
20  Stunden  die  Tuberkelbacilleu  im  Auswurf  Tuberculöser  nicht 
(Schill  und  Fischer). 

3)  Die  Dämpfe  Olei  Lavendulae  verhindern  die  Vermehrung  der 
Choleravibrionen,  bleiben  aber  fast  ohne  Wirkung  auf  die  typhus- 
ähnlichen  Bacillen,  welche  auf  der  Oberfläche  der  alkalischen 
10  °/0  Fleisch wa/iser-Pepton-Gelatine  wachsen.  Die  Dämpfe  des  Ter- 
pentin-, Eucalyptus-,  Pfefferminz-  und  Rosrnarinöles  verzögern  augen- 
scheinlich die  Vermehrung  der  Bakterien.  (Riedlin,  Leoßard 
B rad  d on.) 

4)  Milzbrandsporen  sterben  in  dem  mit  Zimmtöldämpfen  gesät- 
tigten Nährsubstrat,  verlieren  aber  blos  die  Fähigkeit  zur  Entwicklung 
in  demselben  mit  den  meisten  anderen  ätherischen  Öeldämpfen  ge- 
sättigten Nährsubstrate.  Hierbei  hat  man  unter  Einwirkung  einiger 
Oele  im  Näbrsubstrate  sogar  eiuen  Niederschlag  von  einer  unbekannten 
chemischen  Zusammensetzung  erhalten.  (Cha  m b er  1 an  d.) 

Somit  kann  die  Frage  hinsichtlich  der  antibakteriellen  Eigen- 
schaften der  ätherischen  Oeldämpfe  noch  nicht  als  gelöst  betrachtet 
werden  und  die  eben  angeführten  Schlüsse  können  in  Folge  der  un- 
richtigen Untersuchungsmethoden  nicht  endgültig  sein. 

Das  hohe  Interesse  und  die  Bedeutung  dieser  Frage  wird 
schon  durch  die  rein  physikalischen  Eigenschaften  der  Dämpfe  äthe- 
rischer Oele  bedingt,  und  zwar  durch  ihre  Flüchtigkeit  und  Diffusi- 
bilität. 

Um  der  Entscheidung  der  Frage  über  die  antibakterielle  Be- 
deutung der  ätherischen  Oeldämpfe  möglichst  näher  und  richtiger  zu 
treten,  ohne  zu  derselben  Zeit  andere  Bakterienlebensbedingungen  zu 
stören  und  streng  auf  alle  Eigenschaften  der  äthe- 
rischen Oele  zu  achten,  war  man  gezwungen,  eine  andere 
UntersuchuDgsmethode  zu  wählen. 

Zu  diesem  Zweck  wurde  die  atmosphärische  Luft, 
gesättigt  mit  Dämpfen  des  zu  untersuchenden  äthe- 
rischen Oeles,  über  eine  Reinkultur  von  der  Eprouvette 
auf  die  Oberfläche  des  schräg  erstarrten  Nährsubstrats 
ausgewachsener  Bakterien,  mit  Hülfe  der  Wasserluft- 
pumpe durchgeführt  und  die  Eprouvette  in  einen  ge- 
eigneten, besonders  dazu  konstruirten  Apparat  gesetzt. 

Dieser  Apparat  besteht,  wie  Fig.  1 zeigt,  aus  einem 
Cylinder  von  Glas  mit  eingeschliffenem  Kugelstopfeu 
und  zwei  pflaumcnahniich  endenden  Röhrchen  mit  zahl- 
reichen kleinen  Oeffaungen.  In  die  obengenannten 
Röhrchen  setzte  man  hierbei  einige  Wattepfropfen,  um 
die  Luft  inniger  mit  den  ätherischen  Öeldämpfen  zu  ver- 
mischen und  die  Reinheit  der  Bakterienkultur  zu  be- 
wahren. Der  beschriebene  Apparat  wurde  jedesmal 
vor  dem  Versuche  bei  160°  C sterilisirf. 

Um  die  schädliche  Wirkung  der  Lichtstrahlen  auf 
die  Bakterien  zu  vermeiden,  befand  sich  der  Apparat 
zu  der  Zeit  des  Experimentes  in  einem  speziell  dazu 
konstruirten  Kasten. 


o 


Fig.  1. 


52* 


816 


Oinelt.  schenko, 


Mit.  ätherischen  Oeldämpfen  wurde  die  Luft  gesättigt,  indem  sie 
durch  das  Oel  im  Kalium-Apparate  von  Geissler,  oder  über  dem 
Oele  iu  einem  besonders  dazu  geeigneten  Apparate,  der  aus  einem 

Cylinder  bestand,  welcher  an  seinen  Enden  mit 
feinen  Röhrchen  versehen  war  (Fig.  2),  durch- 
ging. Diese  Röhrchen  waren  exzentrisch  ge- 
stellt und  dienten  dazu,  die  Luft  hinein-  und 
herauszuführen.  Uni  so  viel  wie  möglich  die 
Stärke  der  Dämpfe  zu  vermindern,  wurde  die 
Luft  durch  eine  Eprouvette  durchgelassen, 
die  mit  Kautschukstopfen  versehen  war,  iu 
deren  Oeifnungen  zwei  Röhren  von  Gla? 
eingestellt  waren.  Das  Eingangsrohr  vor 
denselben,  das  dazu  diente,  die  Menge  der 
Dämpfe  zu  vermindern  oder  zu  vermehren, 
erhob  sich  bald  höher,  bald  niedriger  tibei 
die  Oberfläche  des  in  der  Eprouvette  befind- 
lichen ätherischen  Oeles. 

Um  endlich  die  Quantität  des  während 
des  Experimentes  verdampften  Oeles  zu 
bestimmen,  wurden  alle  drei  obengenannten 
Apparate,  die  dazu  geeignet  waren,  die  Luft 
mit  ätherischen  Oeldämpfen  zu  sättigen,  erst 
ohne  Oel  und  später  mit  demselben  abge- 
wogen ; in  dieser  Weise  wurde  durch  den 
Unterschied  des  Gewichts  die  Menge  des  ge- 
nommenen Oeles  bestimmt;  das  Abwiegen 
nach  dem  Experiment  gab  die  Möglichkeit, 
die  Menge  des  zur  Zeit  des  Experimentes 
verdampften  Oeles  zu  bestimmen.  Das  Ab- 
wiegen wurde  hierbei  mit  der  chemischen 
Wage  gemacht. 

Die  Quantität  der  Luft,  die  während  des  Experimentes  über  die 
Bakterien  gegangen  war,  wurde  durch  den  Apparat  von  Foiret  aus- 
gemessen. Hierdurch  war  es  sehr  leicht,  die  Quantität  des  auf  jedes 
Liter  atmosphärischer  Luft  kommenden  verdampften  Oeles  zu  be- 
stimmen. Vermittelst  der  Kontrollröhre  wurde  der  Fehler  berechnet, 
der  von  der  Aufnahme  der  ätherischen  Ocldärapfe  durch  die  Watte- 
pfropfen, welche  sich  in  den  Apparatröhren  befanden,  abhing.  Da 
die  atmosphärische  Luft  während  des  Durchgehens  durch  das  Oel 
die  Emulsion  gab,  musste  man  die  erstere  vorher  vermittelst  des 
Chlor-Calcium  austrocknen  in  den  Fällen,  wo  die  Luft  mit  ätherischen 
Oeldämpfen  in  dem  Kaliumapparate  gesättigt  werden  musste. 

Wiederholte  Abwiegungen  zeigten,  dass  mit  der  Zeit  die  äthe- 
rischen Oele  die  Fähigkeit,  zu  verdampfen,  verlieren;  um  daher 
grössere  Quantitäten  der  in  der  Luft  befindlichen  Dämpfe  zu  er- 
halten, wurde  das  zu  untersuchende  Oel  alle  10 — 12  Stunden  ge- 
wechselt. Dabei  wurde  der  Sättigungsapparat  jedesmal  mit  Alkohol 
und  Aether  gewaschen  und  sorgfältig  in  einem  Sterilisirungskasten 
ausgetrocknet. 


U«ber  die  Wirkung  der  Dämpfe  ätherischer  Oele  auf  Bacillen.  817 

In  den  Fällen,  wo  zum  Reste  des  ätherischen  Oeles  vom  vor- 
hergehenden Experimente  eine  neue  Portion  hinzugefügt  wurde,  gab 
solche  Mischung  schon  bedeutend  geringere  Quantitäten  von  Dämpfen, 
als  dieselbe  in  eiceD  völlig  reinen  Apparat  eingegossene  PortioD. 

Um  die  Einwirkung  der  ätherischen  Oeldämpfe  auf  die  Bakterien 
zu  beobachten,  wurde  die  die  Bakterienkultur  enthaltende  Eprouvette 
nach  mehr  oder  weniger  langen  Zwischenräumen  aus  dem  Apparate 
herausgenommen,  um  mit  diesen  Bakterien  zur  Konstatiruug  ihrer 
Lebensfähigkeit  neues  Nährsubstrat  zu  infiziren.  Zu  derselben  Zeit 
wurden  kleine  Portionen  zur  Bereitung  der  mikroskopischen  Präparate 
genommen. 

1. 

Um  die  antibakterielle  Wirkung  von  Dämpfen  ätherischer  Oele 
zu  erforschen,  wurden  anfangs  Abdominaltyphusbacillen  genommen, 
welche  man  absichtlich  zu  solchen  Experimenten  aus  Exkrementen 
eines  Abdominaltyphuskranken  erhielt  und  welche  alle  bis  jetzt  in 
der  bakteriologischen  Litteratur  augedeuteten  Eigenschaften  zeigten. 
Als  Nährsubstrate  wurden  10  °/0  Fieischwasser-Pepton-Gelatine  und 
1,5  °/0  Fleischwasser-Pepton- Agar  angewendet.  Die  schräg  erstarrte 
Oberfläche  derselben  wurde  mit  Bacillen  durch  den  Strich  infizirt. 

Nachdem  diese  Kultur  ein  Alter  von  2 bis  S Tagen  erreicht, 
hatte,  setzte  man  sie  der  Einwirkung  der  mit  Dämpfen  des  zu  er- 
forschenden ätherischen  Oeles  gesättigten  Luft  aus.  Nach  kurzen 
Zwischenräumen  aufeinanderfolgende  Untersuchungen  zeigten,  dass 
die  Beweglichkeit  der  Abdominaltyphusbacillen  schon  sehr  bald  auf- 
hörte. Die  Inüzirung  der  frisehen  Nährsubstrate,  welche  jetzt  im 
Thermostaten  bei  37,5°  C geschah,  bewies,  dass  der  Tod  der  Äb- 
dominaltyphusbacillen  unter  Einwirkung  der  Dämpfe  eintrat.  (Siehe 
nebenstehende  Tabelle.) 

In  allen  diesen  Fällen  wurde  die  atmosphärische  Luft  mit  den 
Dämpfen  ätherischer  Oele  in  einem  Kaliumapparate  gesättigt. 

Es  ist  nöthig,  zu  bemerken,  dass  man  bei  Feststellung  des  Grades 
der  antibakteriellen  Eigenschaften  der  ätherischen  Oeldämpfe  nicht 
nur  die  Zeit  in  Betracht  ziehen  muss,  welche  zur  Tödtung  der  Bak- 
terien erforderlich  ist,  sondern  auch  die  Sättigung  der  Luft  mit 
diesen  Dämpfen  und  die  Gesammtquantität  des  während  des  Expe- 
rimentes verbrauchten  ätherischen  Oeles  in  Substanz. 

So  ist  aus  der  Tabelle  zu  ersehen,  dass  Oleum  Cinnamomi  und 
Oleum  Valerianae  die  Kolonieen  der  Abdominaltyphusbacillen  ein  und 
desselben  Alters  in  gleichen  Zeiträumen  tödten,  von  Oleum  Cicna- 
mcmi  hierzu  aber  nur  0,0646  g bei  einer  Sättigung  der  Luft  von 
0,0005,  dagegen  von  01.  Valerianae  schon  1,0429  g bei  einer  Sättigung 
von  0,0082  erforderlich  ist.  Daher  ist  01.  Cinnamomi  als  nicht  nur 
dem  01.  Valerianae,  sondern  auch  gegenüber  allen  anderen  obenge- 
nannten ätherischen  Oelen  als  das  am  stärksten  wirksame  anzusehen. 

Die  Dämpfe  des  01.  Citri  rectificati  dagegen  hemmten  in  aller- 
grösster  Sättigung,  welche  man  unter  gewöhnfichen  Bedingungen  er- 
reichen konnte,  nur  die  Entwicklung  der  Kolonieen  der  Abdominal- 
typhusbacillen. 

Die  Versuche  mit  Abdominaltyphusbacillen,  welche  bei  Zimmer 


818 


Omeltscfaetiko, 


temperatur  auf  einem  SeideDfaden  getrocknet  waren,  bewiesen,  dass 
diese  in  solchem  Zustande  unter  Einwirkung  der  Dämpfe  ätherischer 
Oele  schwerer  absterben,  als  in  normalem  Zustande. 


Ucsam  mtquantität  de»  tum 
Versuche  genommenen 
ätherischen  Oeles  in 
Grammen. 

Olei  Cinuamomi  . . . 

2.5745 

Olei  Foeniculi  .... 

3,5861 

Olei  Lavecdulae 

3,9053 

Olei  Caryophyllorum  . . 

7,7939 

01  ii  Thymi j 

3,7075 

Olei  Menthae  pip.  . . . ! 

3,3220 

Olei  Anisi j 

19,1125 

Olei  Myrti  bisp.  ... 

3,6266 

Olei  Menthae  erisp.  . . ; 

7,0923 

Olei  Eucalypti  Glob.  . . 

3,9333 

Olei  Camphorae  sap.  . . j 

3,6351 

Olei  Valerianae  . . . . | 

11,6068 

Eucalyptoli 

18,0425 

Olei  Terebinthinae  gall  . 

17,8327 

CD  -S 


! 0.0646 

I 

0,2 1 95  j 


20—23 

21 

28—30 

29 


120 

29 


0,2242 

0,2714 

0,2805 

0,3752 

0,3845 

0,4575 

0,4738 


24—26,5 

25.6 
26—30 

28 

21,5—22,5 

22 

28— 29 
28,5 

29— 31 

29.4 

23,5—25 

24.5 
26—29 

26.7 


0,7722 

0,9290 

! 

! 1,0429 
2,0425 
4,0039 


28—29 

28,2 

28,5—30 

29,2 

28—30 

29.2 
18—19 

18.3 
26—29 

27.3 


31 

56 

30 

30 

137 

30 

63 

65 

33 

127 

136 

162 


Dauer  des  Versuche»  hi» 
zum  Absterben  der  Bakterien 
in  Stunden. 

Wie  viel  ätherisches  Oel  im 
Apparate  zur  Verdampfung 
erneuert  wurde. 

•5  Z 
« * 
u®  » 
- j - 

■5  >.  o 
^ ° 

3 18  g 

5*  ® Q. 
S j B 
S 4 

* g ^ 

s| 

CD  ® 

45 

1 

0,0005 

10 

1 

0,0076 

12 

1 

0,0072 

23 

2 

0,0048 

12 

t 

0,0094 

11 

1 

0,0125 

55 

5 

0,0028 

12 

1 

0,0153 

23 

* 

0,0075 

10 

1 

0,0286 

12 

1 

0,0282 

45 

3 

0,0082 

54 

5 

0,0150 

56 

5 

0,0247 

Eine  zweite  Reihe  von  Experimenten  mit  Abdominaltyphusbacillen 
wurde  schon  bei  der  Verdampfung  ätherischer  Oele  in  kleinen  ge- 
schlossenen Räumen  gemacht. 

Zu  diesem  Zweck  wurden  hermetisch  verschliessbare  Flaschen  mit 
Deckelstopfen,  auf  deren  Boden  die  zu  erforschenden  ätherischen  Oele 
in  einer  Menge  von  1 ccm  gegossen  wurden,  genommen.  Darauf  setzte 
mau  je  eine  kleine  Eprouvette  mit  schräg  erstarrtem  Nährsubstrate 
in  die  Flaschen,  welches  zuvor  mit  Abdominaltyphusbacillen  durch 
Strich  infizirt  wurde.  Einige  Eprouvetten  besassen  eine  solche  Länge, 
dass  ihre  Oeffnungen  unmittelbar  an  den  Pfropfen  der  Flaschen 
reichten,  andere  aber  standen  auf  dem  Boden  der  Flasche,  jedoch  so, 
dass  die  Ränder  ihrer  Oeffnungen  ein  wenig  über  die  Oberfläche  des 
Oeles  hervorragte. 


Ueber  die  Wirkung  der  Dämpfe  ätherischer  Oele  auf  Bacillen. 


819 


Die  Flaschen  befanden  sich  in  einem  dunkelen  Schranke  bei 
Zimmertemperatur  (im  Durchschnitt  25 — 27  0 C). 

Nach  Verlauf  vou  3 Tagen  hatten  die  Dämpfe  des  01.  Cam- 
phorae  Japon.  die  Bacillen  in  der  auf  dem  Boden  der  Flasche  pla- 
cirten  Eprouvette  getödtet,  während  durch  die  Dämpfe  des  01.  Laven- 
dulae,  Thymi,  Eucalypti  Globuli  und  des  Eucalyptol  nur  die  Ent- 
wicklung der  Kolonieen  gänzlich  gehemmt  wurde.  In  den  Eprouvetten 
aber,  welche  bis  an  den  Propfen  der  Flasche  reichten,  äusserte  sich 
die  grösste  Reaktion  nur  durch  grössere  oder  mindere  Behinderung 
des  Wachsthums  der  Bakterienkolonieen. 

Gleiche  Experimente  bei  nur  37,5  0 C ergaben  als  Resultat  den 
Tod  der  Abdominaltyphusbacillen  durch  Dämpfe  des  01.  Camphorae 
Japon.  und  01.  Eucalypti  Glob.  in  den  Eprouvetten  beider  Grössen, 
die  Dämpfe  des  01.  Menthae  crispae  und  01.  Thymi  aber  nur  den 
Tod  der  Bacillen  in  den  am  Boden  der  Flaschen  befindlichen  Eprou- 
vetten. Die  Dämpfe  des  01.  Menthae  piper.  hemmten  die  Entwicklung 
der  Bakterienkolonieen  nur  in  der  Eprouvette  letztgenannter  Sorte. 

Angestellte  Vergleichungsexperimente  mit  eintägigen  Kulturen 
der  Abdominaltyphusbacillen  in  den  am  Boden  der  Flaschen  placirten 
Eprouvetten  ergaben  als  Resultat  den  Tod  derselben  durch  Dämpfe 
des  01.  Eucalypti  Globuli,  Thymi,  Camphorae  Japon.  und  01.  Men- 
thae crispae. 

Der  schädliche  Einfluss  der  Dämpfe  ätherischer  Oele  auf  die 
Abdominaltyphusbacillen  bestätigt  sich  gleichfalls  durch  die  mikrosko- 
pischen Untersuchungen. 

Die  auf  Deckgläschen  getrockneten  Bacillen  wurden  mit  wässeriger 
alkoholischer  Fuchsinlösung  tingirt  und  darauf  bei  starker  Ver- 
grösserung  untersucht  (Apochromat  1,33 , Kompensationssystem  IV, 
Hartnack’s  M ikroskop). 

Um  das  Verhalten  der  bereits  dem  Einfluss  der  Dämpfe  ätherischer 
Oele  ausgesetzten  Abdominaltyphusbacillen  zu  anderen  Farbstoffen 
zu  beurtheilen,  wurde  noch  die  Färbung  mit  wässerigen  alkoholischen 
Gentianaviolett-,  Methylviolettlösungen  und  nach  Ziehl’s  und  Löff- 
ler’s  Methoden  vorgenommen.  Um  hierbei  die  Abweichungen  von 
der  normalen  anatomischen  Struktur  zu  beobachten,  wurden  immer 
nach  derselbe«  Methode  auch  die  Präparate  auä  normalen  Kontroll- 
kulturen  der  Abdominaltyphusbacillen  gefertigt. 

Endlich  wurden,  um  genaue  Schlüsse  über  die  Veränderungen: 
der  Baciilen,  welche  deren  Tod  konstatirtea,  zu  ziehen,  mikroskopische 
Präparate  au3  den  schon  dem  Einfluss  der  Dämpfe  ätherischer  Oele 
unterworfen  gewesenen  Theilen,  welche  auf  frischem  Nährsubstrate 
keine  Entwicklung  ergaben,  gefertigt. 

Als  Endresultat  der  Einwirkung  der  Dämpfe  ätherischer  Oefe 
auf  die  Abdominaltyphusbacillen  erscheint  die  fast  völlige  Eilbusse 
der  Fähigkeit  der  letzteren,  sich  zu  färben.  Folglich  geschieht  hier, 
wenn  wir  die  Integrität  der  Bacillenkonturen  in  Betracht  ziehen,,  eine 
Mykoplasmaveränderung,  welche  ihre  chemische  V e r b i nd u ugsfäb ig kei'i. 
mit  Anilinfarbstoffen  aufhebt. 

Die  Einbusse  der  Färbungsfähigkeit  geschieht  ungleichmäßig 
auf  der  ganzen  Länge  der  Bacillen.  Daher  nimmt  man  sßf&agä  au{ 


820 


Omeltschenko, 


denselben  einzelne  schwach  gefärbte  Stellen , nachher  aber  scharf 
hervor  tretende  Körner  wahr.  Die  letzteren  verlieren  ebenfalls  mit 
der  Zeit  die  Färbungsfähigkeit  und  dann  erscheint  der  Bacillus  fast 
ganz  blass.  Folglich  sind  die  Körner,  welche  unter  dem  Einflüsse 
der  Dämpfe  von  ätherischen  Oelen  entstehen,  nicht  das  Ergebniss  des 
zusammenziehenden,  zusammenschrumpfenden  Einflusses  dieser  Dämpfe 
auf  das  Mykoplasma,  sondern  das  Resultat  der  allmählichen  Einbusse 
der  Färbungsfähigkeit,  einer  ungleichmässigen  Einbusse,  entsprechend 
der  Ungleichmässigkeit  der  Bacillenmykoplasinavertheilung. 

Es  sind  einige  Gründe  vorhanden,  arizunehmen,  dass  die  Stellen, 
welche  früher,  als  andere  die  Färbungsfähigkeit  verlieren  und  folg- 
lich eine  geringere  Quantität  des  Mykoplasma  enthalten,  eben  den 
Bakterienkörpert  heilen  entsprechen,  in  denen  die  Theilung  derselben 
stattfindet. 

Was  die  Merkmale  des  Absterbens  der  Abdominaltyphusbacilien 
anbelangt,  so  hat  die  Vergleichung  einer  Reihe  der  unter  Einwirkung 
der  Dämpfe  von  ätherischen  Oelen  abgestorbenen  Bacillen  bewiesen, 
dass  das  einzige  allgemeine  Merkmal  der  abgestorbenen  Bacillen,  wenn 
solche  nach  dem  Tode  nicht  noch  einige  Zeit  dem  Einflüsse  der 
Dämpfe  ausgesetzt  wurden,  die  Einbusse  der  Färbungsintensität 
und  dann  in  grösserem  oder  geringerem  Maasse  ihre  Ungleich- 
mässigkeit ist. 

II. 

Die  Zeit  erlaubte  nicht,  reine  frische  Kultur  der  Tuberkelbacilieo 
aus  den  Geweben  vom  Menschen  zu  erhalten.  Daher  wurde  die 
Wirkung  der  Dämpfe  ätherischer  Oele  auf  die  im  Laboratorium  vor- 
handen gewesenen  alten  Tuberkelbacillenkulturen  erforscht.  Zuvor 
vorgenommene  Kontrollinokulation  dieser  Tuberkelbacillen  bei  einem 
Meerschweinchen  rief  den  Tod  desselben  durch  Tuberculose  nach 
3*  1/2  Monaten  hervor. 

In  Anbetracht  einer  solchen  Abschwächung  dieser  Kulturen  wurden 
sie  nur  der  Einwirkung  der  Dämpfe  von  3 ätherischen  Oelen  unter- 
zogen : Olei  Cinnamorai,  Olei  Lavendulae  und  Olei  Eucalypti  Globuli. 
Als  Nährsubstrat  wurde  geronnenes  Blutserum  angewandt. 

Das  Alter  dieser  Tuberkelbacillenkulturen,  weiche  der  Einwirkung 
der  Dämpfe  obengenannter  ätherischer  Oele  unterzogen  wurden,  be- 
trug annähernd  3 Wochen.  Der  Tod  der  Tuberkelbacillen  trat  ein 
unter  Einwirkung  der  Dämpfe: 


Olei  Cinnamorai  . 
Oiei  Lavendulae  . 
Olei  Eucalypti  Giob. 


Gesammtqüanti:ät  des 
während  des  Ver- 
suches verbrauchten 
ätherischen  Ceies  in 
Grammen. 


| i 

jGesammtquantkäc  deslDauer  des  Versuches 
in  jedem  Liter  der  j bis  zum  Absterben 

Luft  verdampften  ider  Tuberkelbacillen 

Oeles.  | in  Stunden. 


0,1135  | 0,0018  j 33 

0,2421  : 0,0078  | 12 

0,8071  ! 0,0252  I 12 

I 


Aus  den  mikroskopischen  Veränderungen  der  Tuberkelbacillen 
unter  Einwirkung  ätherischer  Oele  kann  man  mit  Bestimmtheit  nur 


Ueber  die  Wirkung  der  Dämpfe  ätherischer  Oele  auf  Bacillen 


821 


eine  bedeutende  Einbusse  der  Färbungsintensität  konslatiren.  (Die 
Färbung  geschah  nach  Ziehl-Neelsen’s  Methode.) 


III. 

Angestellte  Untersuchungen  über  die  Wirkung  der  Dämpfe  äthe- 
rischer Oele  auf  die  Milzbrandsporen.  welche  auf  einem  Seidenfaden 
getrocknet  waren,  erwiesen,  dass  die  Dämpfe  des  Ol.  Foeniculi  und 
Ol.  Eucalypti  Globuli  dieselben  nicht  tödten,  selbst  in  bedeutend 
grossen  Zeiträumen : 


Olei  Foeniculi  . . | 

Olei  Eucalypti  Glob  || 


Gesammtquantität  des 
während  des  Ver- 
suches verbrauchten 
ätherischen  Oeies  in 
Grammen 


0.8354 

3,0171 


Gesammtquantität  des 
in  jedem  Liter  ver- 
dampften Oeies  in 
Grammen. 


0,0044 

0,0134 


Dauer  des  Versuches 
in  Stunden. 


€6 

88 


In  Anbetracht  dessen,  dass  zahlreiche  Angaben  in  der  Litteratur 
und  die  oben  beschriebenen  Versuche  über  die  Wirkung  der  Dampfe 
ätherischer  Oele  aut  die  Abdominaltyphusbacillen  zeigen,  dass  die 
Mikroben  irn  feuchten  Zustande  von  geringerer  Resistenz  sind,  wurden 
die  folgenden  Experimente  auch  mit  Milzbrandsporen  im  feuchten 
Zustande  angestellt. 

Zu  diesem  Zwecke  wurden  die  Seideufäden  mit  ihren  Milzbraud- 
sporen  in  Eprouvetten  auf  die  schräg  erstarrte  Oberfläche  des  1 °/0 
Fleischwasser-Pepton-Agar  mit  bedeutender  Quantität  von  Konden- 
sationswasser gelegt,  zu  dem  eine  kleine  Quantität  destillirten  und 
sterilisirten  Wassers  zugesetzt  wurde. 

Diese  Flüssigkeit  bedeckte  nun  mit  dünner  Schicht  die  Milz- 
brandsporen in  der  im  Apparate  horizontal  gelegten  Eprouvette. 
Der  Tod  der  Milzbrandbacillen  trat  unter  solchen  Bedingungen  unter 
Einwirkung  der  Dämpfe  ein: 


Gesammtquantität  des 
während  des  Ver- 
suches verbrauchten 
ätherischen  Oeies  in 
Grammen. 

Gesammtquantität  des 
in  jedem  Liter  ver- 
dampften Oeies  in 
Grammen. 

Dauer  des  Versuches 
bis  zum  Absterben 
der  Milzbrandsporen 
in  Stunden. 

Olei  Thymi  . 

3,5254 

0,0158 

89 

Olei  Camphorae  Jap 

4,6756 

0,0300 

Gö 

Olei  Eucalypti  Glob, 

5,3445 

0,0274 

72 

Um  die  Wirkung  der  Dämpfe  von  ätherischen  Oelen  auf  die  Milz- 
brandbacillen zu  erforschen,  wurde  eine  eintägige  im  Thermostaten 
bei  37,5 C gewachsene  Kultur  der  letzteren  der  Einwirkung  der 
Dämpfe  des  01.  Cinnamomi  und  01.  Lavendulae  ausgesetzt.  Der  Tod 
der  Milzbrandbacillen  trat  nach  111  Stunden  ein,  wobei  die  Gesammt- 
quantität  des  während  des  Versuches  verbrauchten  01.  Ravend  ul  ae 


822 


Ouieitscbenko, 


1,4986  g (0,0054  auf  jedes  Liter  der  Luft)  und  des  öl.  Cinnamomi 
1,4751  g (0,0049  auf  jedes  Liter  der  Luft)  betrug. 

Die  aufeinanderfolgenden  mikroskopischen  Untersuchungen 
zeigten  in  diesen  Fällen,  dass  sich  schon  nach  24  Stunden  sporen- 
tragende  Milzbrandbacillen  in  den  Präparaten  befanden  unu  ziemlich 
zahlreiche  freie  Sporen,  deren  Zahl  sich  im  Laufe  der  Zeit  stets 
vermehrte.  Zugleich  kamen  an  den  Präparaten  Miizbrandbacillen 
vor,  welche  sich  entweder  vereinzelt  zeigten,  oder  als  Fäden  in  einer 
ganzen  Reihe  höchst  schwach  gefärbter  und  im  Innern  Körner  von 
verschiedener  Grösse  und  Form  enthaltender  Bacillen  lagen,  wobei 
die  grösseren  derselben  sich  stets  an  den  Enden  des  Stäbchens 
befanden. 

Hieraus  ersieht  man,  dass  die  Dämpfe  von  ätherischen  Oelen 
die  Sporenbilduug  nicht  aufheben.  Ferner  zeigt  sich  aber,  dass  viele 
Bacillen  keine  Sporen  bilden  können  und,  nach  ihren  Veränderungen 
zu  schliessen,  absterben. 

Da  aber  die  Infizirungen  von  frischem  Nährmaterial  Milzbrand- 
bacillenkolouieen  gaben,  welche  vielleicht  durch  die  Anwesenheit  von 
Sporen  bedingt  wurden,  so  hat  man  keinen  hinreichenden  Grund,  mit 
Sicherheit  die  vorher  beschriebenen  veränderten  Miizbrandbacillen 
als  abgestorben  anzusehen.  Auf  die  Sporen  aber  hatten  im  gege- 
benen Falle  die  Dämpfe  der  ätherischen  Oele  keinen  Einfluss,  da 
während  des  Versuches  das  Nährsubstrat  ein  wenig  trocken  wurde  und 
daher  stiessen  die  Sporen,  welche  sich  auf  ihrer  Oberfläche  befänden, 
auf  Bedingungen,  die  denen  auf  getrockneten  Seidenfäden  ähnlich 
sind.  Zur  Erklärung  dieser  Frage  wurde  eine  eintägige  Kultur  von 
Miizbrandbacillen,  welche  im  Thermosraten  bei  37,5  0 C aufwuchs,  auf 
eine  schräge  Oberfläche  von  1 °/0  Fieischwasser-Pepton-Agar  über- 
tragen, zu  dessen  Kondensationswasser  wiederum  eine  geringe  Quan- 
tität destillirten  und  sterilisirten  Wassers  hinzugefügt  wurde.  Hier- 
durch erschien  die  Kultur  mit  einer  dünnen  Schicht  von  Flüssigkeit 
bedeckt.  Unter  solchen  Bedingungen  trat  der  Tod  der  Milzbrand- 
bacillenkulturen unter  der  Einwirkung  der  Dämpfe  des  01.  Thymi 
nach  64  Stunden  (Gesammtquantität  des  während  des  Versuches  ver- 
brauchten Oeles  2,2372  g.;  auf  jedes  Liter  der  Luft  0,0148  g)  und 
des  01.  Camphorae  Japon.  nach  72  Stunden  (Gesammtquantität  des 
während  des  Versuches  verbrauchten  Oeles  4,1262  g,  auf  jedes  Liter 
der  Luft  0,0244  g)  ein. 

Die  aufeinanderfolgenden  mikroskopischen  Untersuchungen  er- 
wiesen, dass  auch  unter  diesen  Versuchs-Bedingungen  sich  die  Milz- 
branflsporen  bilden ; in  Beziehung  auf  die  Färbungsfähigkeit  erleiden 
die  Miizbrandbacillen  auch  in  diesem  Falle  solche  Veränderungen, 
wie  sie  in  den  vorher  beschriebenen  Experimenten  und  in  derselben 
Reihenfolge,  wie  bei  den  Abdominaltyphusbacillen  beobachtet  worden 
waren.  Die  umgekommenen  Miizbrandbacillen  verlieren  beinahe  völlig 
die  Färbungsfähigkeit;  ihre  Enden  sind  mehr  oder  weniger  gerundet 
und  enthalten  stark  gefärbte  Körner,  die  viel  grösser  sind,  als  die 
an,  anderen  Stellen  desselben  Stäbchens  sich  befindenden. 


Ueber  die  Wirkung  der  Dämpfe  ätherischer  Oeie  auf  Bacillen. 


823 


Es  wurden  auch  Beobachtungen  über  die  Wirkung  der  Dämpfe 
von  01.  Meuthae  piperitae,  01.  Menthae  crispae,  01.  Citri  rectificati 
und  01.  Foeniculi  auf  die  Milzbrandsporen  unter  den  Bedingungen  der 
Verdampfung  in  hermetisch  verschlossenen  Flaschen  gemacht.  In 
jede  Flasche  wurde  1 ccm  des  zu  untersuchenden  ätherischen  Oeles 
emgegossen,  dauach  wurde  in  dieselbe  die  Eprouvette  eingestellt, 
die  an  dem  Pfropfen  der  Flasche  endete  und  die  das  Nährsubstrat 
enthielt,  auf  deren  Oberfläche  sich  Seidenfäden  mit  ausgetrockneten 
Milzbrandsporen  befanden.  Die  Flaschen  blieben  bei  Zimmertempera- 
tur in  einem  dunkelen  Schranke. 

Nachfolgende  Beobachtungen  zeigten,  dass  auch  die  kleinen 
Quantitäten  Dämpfe,  die  sich  unter  solchen  Bedingungen  bilden 
konnten,  hinreichend  genug  sind,  um  die  Entwicklung  der  Milz- 
brandsporen  völlig  aufzuheben.  Bei  dem  Uebertragen  derselben  Seiden- 
fäden nach  2 Wochen  auf  eine  frische  nahrhafte  Mitte  wurde  aber 
die  Entwicklung  von  Sporen  beobachtet,  obgleich  in  verschiedenen 
Zeiträumen  bei  den  verschiedenen  Seidenfäden. 

Das  Experiment,  das  in  derselben  Form  mit  01.  Rosarum  ge- 
macht worden  war,  zeigte,  dass  die  Dämpfe  dieses  Oeles  nur  bei 
37,5  ü C die  Auskeimung  der  Milzbrandsporen  behindern  und  bei  der 
gewöhnlichen  Zimmertemperatur  beinahe  indifferent  bleiben. 

Endlich  wurde  noch  ein  Experiment  in  folgender  Weise  gemacht: 
In  2 Flaschen  wurde  je  1 ccm  von  01.  Thymi  eingegossen;  danach 
wurde  auf  den  Boden  derselben  die  Eprouvette  mit  Fleischwasser- 
Pepton- Agar  gelegt,  auf  dessen  Oberfläche  Seidenfäden  mit  Miiz- 
brandsporen  sich  befänden.  Eine  Flasche  war  mit  einem  einge- 
schÜffenen  Stopfen  hermetisch  geschlossen,  die  andere  aber  mit  einem 
undichten,  aus  sterilisirter  Watte  gemachten  Pfropfen. 

In  der  zweiten  Flasche  wurde  das  Oel  jede  Woche  erneuert; 
die  erste  blieb  die  ganze  Zeit  in  völliger  Ruhe.  Beide  Flaschen 
blieben  während  des  Experimentes  in  einem  dunkelen  Schranke  bei 
Zimmertemperatur  (im  Durchschnitt  17  0 C). 

Natürlicher  Weise  wurde  in  beiden  Flaschen  gar  keine  Ent- 
wicklung beobachtet.  Nach  dem  Uebertragen  der  Seideufäden  auf 
eine  frische  nahrhafte  Masse  nach  einer  6 Wochen  langen  Einwirkung 
der  Dämpfe  des  01.  Thymi  auf  dieselben  zeigten  die  Fäden  von  der 
Flasche  mit  dem  eingeschliffenen  Stopfen  schon  nach  24  Stunden  Ent- 
wicklung (bei  37,5 0 C),  während  die  Fäden  aus  der  zweiten  Flasche, 
wo  ein  Wechseln  der  Dämpfe  möglich  war,  keine  Entwicklung  gaben. 

Resumiren  wir  in  Kürze  die  Resultate,  zu  denen  wir  durch  diese 
Versuche  gelangt  sind,  so  hat  sich  ergeben: 

1)  Den  Dämpfen  von  ätherischen  Oelen  sind  bei  beständigem 
Wechsel  der  mit  ihnen  gesättigten  Luft  bedeutende  desinfizirende 
Eigenschaften  eigen. 

Bei  allmählicher  Verminderung  des  Sättigungsgrades  heben  die 
Dämpfe  im  Anfang  die  Bakterieneutwicklung  auf,  alsdann  erhalten 
sie  bei  weiterer  Verdünnung  die  Eigenschaft,  nur  dieselbe  zu  ver- 
hindern. Die  dem  Experimente  unterworfenen  Oele  kann  man  je 
nach  der  Intensität  ihrer  desinfizirenden  Eigenschaften  in  folgender 
Reihe  ordnen:  Oleum  Cinnamomi,  01.  Foeniculi,  01.  Lavendulae,  01. 


824  Omeltschenko,  Ueb.  <1.  Wirkung  d.  Dämpfe  ätherischer  Oele  auf  Bacillen. 

Caryophyllorum , 0!.  Thymi,  01.  Menthae  piperitae,  01.  Anisi,  01. 
Myrti  hisp.,  01.  Menthae  crispae,  01.  Eucalypti  Globuli,  01.  Cam- 
phorae  Japon.,  01.  Valerianae,  Eucalyptolum  und  01.  Terebinthinae 
gallicum.  01.  Citri  rectific.  und  01.  Rosarum  haben  als  Dämpfe  die 
allerschwächste  desinfizirende  Eigenschaft,  wobei  die  Dämpfe  des  01. 
Citri  rectific.  bei  stärkster  Sättigung  der  Luft  die  Entwicklung  der 
Bakterien  nur  behindern. 

2)  Im  getrockneten  Zustande  sterben  die  Bacillen  unter  Ein- 
wirkung der  Dämpfe  ätherischer  Oele  schwerer  ab,  als  im  normalen 
Zustande. 

3)  Die  Widerstandsfähigkeit  der  Milzbrandsporen  in  feuchtem 
Zustande  wird  gegenüber  der  Einwirkung  der  Dämpfe  ätherischer 
Oele  bedeutend  geschwächt. 

4)  Das  Bakterienprotoplasma  erleidet  unter  der  Einwirkung  der 
Dämpfe  ätherischer  Oele  Veränderungen  in  seiner  chemischen  Zu- 
sammensetzung, indem  es  die  Fähigkeit  zur  Aufnahme  der  Anilin- 
farbstoffe verliert.  Diese  Fähigkeit  schwindet  allmählich  und  un- 
gleichmässig  in  verschiedenen  Theilen  eines  und  desselben  Bacillus. 

5)  Das  Merkmal  des  Absterbens  der  Bacillen  besteht  in  mehr 
oder  weniger  bedeutendem  Verluste  der  Fähigkeit  zur  Aufnahme  der 
Anilinfarbstoffe  und  zugleich  im  körnigen  Aussehen  der  Bacillen. 

6)  Zur  Aufhebung  der  Milzbrandsporenentwicklung  genügen 
Dämpfe  von  ätherischen  Oelen  in  minimalen  Quantitäten. 

7)  Die  Anwendung  der  Dämpfe  ätherischer  Oele  im  Geraeinleben 
hat  eine  rationelle  Grundlage. 

8)  Die  Emulsirung  ätherischer  Oele  schwächt  das  Flüchtigkeits- 
vermögen derselben  ab. 

9)  Beim  Durchströmen  der  Luft  sowohl  über  die  Oeloberffäche, 
als  auch  durch  dasselbe  vermindert  sich  allmählich  die  Flüchtig- 
keit des  Oeles  bis  zum  vollständigen  Verluste  dieser  Eigenschaft, 
trotzdem  noch  eine  bedeutende  Quantität  von  Oel  in  Substanz 
übrig  bleibt.  Daher  ist  es  nothwendig,  die  Oelportionen , um 
einen  beständigen  Sättigungsgrad  der  Luft  mit  Oeldämpfen  zu  er- 
zielen, fortwährend  um  so  öfter  zu  erneuern,  je  schwächer  das  Flüch- 
tigkeitsvermögen des  Oeles  ist  und  je  bedeutendere  Quantitäten  der 
Dämpfe  zu  erzielen  sind. 

10)  Die  Forschuagsmethode  der  antibakteriellen  Eigenschaften 
für  dampfartige  Substanzen,  gesättigte  Luft  über  Bakterienkulturen 
zu  führen,  kann  als  die  rationellste  auch  für  Untersuchungen  der 
antibakteriellen  Eigenschaften  gasartiger  Substanzen  gelten. 

Kiew,  Ende  April  1891. 


Bau,  Die  Bestimmung  von  Maltose,  Dextrose  u.  Dextrin  in  Bierwürze  etc.  825 


Die  Bestimmung  von  Maltose,  Dextrose  und  Dextrin 
in  Bierwürze  und  Bier  mittelst  Reinkulturen  von 
Gährungs-Organismen. 

Von 

Arminias  Bau 

in 

Amsterdam. 

Unter  dieser  Ueberschrift  veröffentlicht  Dr.  H.  Eiion  in  Rot- 
terdam eine  Kritik  meiner  in  Bd.  IX.  S.  99.  100  d.  Zeitschr.  er- 
wähnten Arbeit:  „Ueber  die  scheinbare  Zunahme  des  Dextringehalts 
in  Bierwürzen  während  der  Gährung,  sowie  über  die  Bestimmung 
der  Dextrose  und  des  Dextrins  in  ihnen“,  in  welcher  Eiion  meine 
erhaltenen  Resultate  bezüglich  eines  ins  Gewicht  fallenden  Dextrose- 
gehalts in  normalen  Bierwürzen  zu  diskreditireu  sucht. 

Dem  gegenüber  ist  zu  erwidern,  dass  die  Bierwürzen,  welche  ich 
zur  Untersuchung  benutzte,  aus  normalem  Malz,  nach  dem  Verfahren 
von  Saladi  n erzeugt,  in  normaler  Arbeitsweise  (Dekoktionsverfahren) 
hergestellt  waren,  und  zwar  ausschliesslich  aus  Malz,  ohne  Beigabe 
von  Reis  oder  anderen  Surrogaten. 

Den  meisten  Zymockemikern  ist  es  bekannt,  dass  die  Zusammen- 
setzung von  normalen  Bierwürzen,  abgesehen  von  den  durch  Darr- 
end Sudprozess  hervorgerufenen  Schwankungen,  in  verschiedenen 
Brauereien,  zumal,  wenn  vielleicht  Gerste  anderer  Provenienz  verar- 
beitet worden  ist,  bezüglich  feinerer  Unterschiede  eine  ganz  differente 
seiu  kann.  Von  diesem  Gesichtspunkt  ausgehend,  muss  ich  die 
Möglichkeit  zugeben,  dass  in  den  von  Eiion  untersuchten  Würzen, 
sofern  er  dies  mit  der  nöthigen  Ueberzeugung  vertritt,  nur  ver- 
schwindend geringe  Mengen  von  dextroseähn liehen  Zuckerarten  gegen 
wärtig  waren.  Andererseits  aber  halte  ich  es  für  unwissenschaftlich, 
wenn  Eiion  die  von  ihm  erhaltenen  Resultate  auf  ihm  vielleicht 
unbekannte  Verhältnisse  mit  Sicherheit  zu  übertragen  sich  be- 
müssigt  fühlt. 

Wenn  Eiion  annimmt,  Hansen  nabe  sich  jedenfalls  geirrt, 
als  er  Maltose  als  absolut  unvergährbar  für  den  Saccharomyces 
apicu  latus  hinstellte,  so  würde  es  für  die  Wissenschaft  nur  von 
Nutzen  sein,  wenn  Eiion  diese  Annahme  durch  den  Versuch  zur 
Thatsache  erheben  würde.  Bis  zu  diesem  Zeitpunkt  stütze  ich  mich 
auf  Hansen’ s und  meine  eigeneu,  bisher  noch  nicht  publizirteu 
Versuche,  dass  S.  apicu  latus  Maltose,  sofern  nicht  ein  von  dieser 
Hefenart  nicht  auszuübender  Einfluss  auf  die  Maltose  geltend  ge- 
macht wird,  auch  in  geeigneter  Nährlösung  zu  vergähren 
nicht  vermag. 

E 1 i o n übersieht  in  seiner  Kritik  die  in  den  von  mir  unter- 
suchten Würzen  geltend  gemachten  Erscheinungen  in  Betreff  der 
Kupferreduktion  mittelst  Fehling’ scher  Lösung  vor  und  nach  der 


826 


S a v % S , 


Gährung,  vor  und  nach  dem  Invertiren,  eine  Erscheinung,  welche  in 
der  Bestimmung  des  „Scheindextrins“  einen  prägnanten  Ausdruck 
findet,  auf  die  Gegenwart  anderer  Zuckerarten  neben  Maltose  hin- 
weist und  die  Erklärung  für  die  durch  den  Saccharomyces 
apiculatus  bedingte  theilweise  Vergährung  von  Bierwürzen  liefert. 

Nebenbei  sei  erwähnt,  dass  in  neuerer  Zeit  in  Bierwürzen  von 
anderen  Herren  nach  Methoden,  welche  von  der  meinigen  völlig  ab- 
weichen, grössere  oder  geringere  Mengen  von  dextroseähulichen 
Zuckerarten  nachgewiesen  worden  sind. 

Wenn  Eiion  nun  zum  Schluss  meint,  der  S.  apiculatus 
könne  als  analytisches  Reagenz  erst  dann  mit  absoluter  Sicherheit 
Verwendung  finden,  nachdem  er  einem  eingehenden  Studium  unter- 
worfen sei,  so  wiederholt  er  nur  von  einem  etwas  anderen  Gesichts- 
punkte aus  das,  was  ihm  in  Folge  meiner  Publikation  in  der 
Wocheuschr.  f.  Brauerei.  1891.  S.  5 zur  Zeit,  als  seine  Kritik  in 
dieser  Zeitscbr.  Bd.  IX.  S.  525  veröffentlicht  wurde,  bekannt  sein 
musste  J). 

Amsterdam,  den  4.  Mai  1891. 


Ein  Fall  von  Lepra  anaesthetiea. 

Von 

Dr.  C.  Savas, 

Kegimentaarzt  der  k.  Griechischen  Armee 
in 

Athen. 

Vor  Kurzem  habe  ich  Gelegenheit  gehabt,  einen  typischen  Fall 
von  Lepra  anaesthetiea  zu  beobachten,  welcher  hinsichtlich  der  Patho- 
genese vom  Pemphigus  leprosus  und  der  Frage,  ob  die  Leprabacillen 
in  Zellen  (N  e i s s e r u.  a.)  oder  in  Lymphbahnen  (U  n n a)  eihgelagert 
sind,  manches  Interesse  darbietet. 

Wie  aus  dem  klassischen  Werke  von  Hirsch  bekannt  ist,  ge- 
hört Griechenland  zu  den  am  meisten  von  der  Lepra  heimgesuchten 
Ländern.  Nach  der  im  Jahre  1884  von  dem  obersten  Sanitätsrathe 
veröffentlichten  Statistik  waren  in  Griechenland  166  Lepröse  (109 
Männer,  57  Weiber),  darunter  28  im  kontinentalen  Griechenland,  74 
in  Peloponnes  und  64  an  den  Inseln. 

Die  Geschichte  des  von  mir  beobachteten  Falles  ist  kurz  fol- 
gende: Ein  31-jähriger  Unteroffizier  aus  Aegina,  welcher  von  ge- 
sunden Eltern  stammt,  welcher  aber  mit  einer  Familie,  von  welcher 
die  Mutter  und  die  2 Kinder  an  Lepra  tuberosa  leiden,  verkehrte, 
wurde  vor  4 Jahren  von  Fieber,  strahlenden  Schmerzen  im  Gebiete 
des  rechten  Ulnaris  und  Schwellung  der  rechten  Maxillardrüseu  be- 
fallen. Diese  Symptome  haben  nach  15  Tagen  aufgehört,  dafür  aber 

1)  efr.  Allg.  Brauer-  und  Hopfeuzeituug.  XXXI.  709. 


E in  PalJ  von  Lepra  anaestlietica. 


82? 


sind  Atrophie  der  Muskeln  der  rechten  Hand,  besonders  des  Adduk- 
tors des  Daumens  und  Anästhesie  im  kleinen  Finger  aufgetreten. 
Im  Verlaufe  dieser  4 Jahre  ist  Patient  von  6 solchen  Anfällen  mit 
denselben  Symptomen,  ausserdem  noch  von  bullösen  Eruptionen  heim- 
gesucht  worden.  Nach  jedem  Anfall  verbreitete  sich  die  Anästhesie 
auf  grössere  Strecken  der  rechten  Hand  und  schliesslich  ist  auch 
die  linke  Hand  von  der  Anästhesie  befallen. 

Als  ich  den  Patienten  während  seines  letzten  Anfalles  besuchte, 
hatte  er  Fieber,  Dyspnoe  und  klagte  über  Schmerzen  in  den  Ge- 
lenken, welche  geschwollen  und  öuktuirend  waren,  ausserdem  über 
strahlende  Schmerzen  im  Verbreitungsbezirke  beider  Ulnaris,  welche, 
wie  man  bei  Betastung  derselben  wahrnehmen  konnte,  wie  dicke 
Stränge  zu  fühlen  waren.  Die  Haut  der  oberen  und  unteren  Extre- 
mitäten sowie  des  Kopfes  war  hyperästhetiscb.  Oberschenkel  und 
Oberarme  zeigten  zahlreiche  braune,  flache  Flecken,  nicht  auf  Druck 
abblassend,  von  verschiedener  Grösse,  und  zwar  von  der  Grösse 
eines  Stecknadelkopfes  bis  zu  der  eines  Pfennigstückes.  Während 
um  die  Flecken  herum  die  Sensibilität  vollständig  erhalten  war, 
war  dieselbe  in  den  Flecken  selbst  entweder  ganz  verloren,  oder 
nur  theilweise  erhalten.  Im  letzteren  Falle  verursachte  der  Stich 
einer  Nadel  keine  Schmerzen,  sondern  wurde  nur  als  Druck  gefühlt. 
Auf  der  Stirn  war  ein  erythematöses  Exanthem,  welches,  als  der 
Anfall  vorübergegangen  war,  verschwand.  Nirgends  im  Körper  waren 
lepröse  Knoten  vorhanden. 

Die  nach  Ablauf  des  Anfalles  angestellte  Untersuchung  mit 
allen  Reizungsmitteln  (thermischen,  mechanischen,  elektrischen)  er- 
gab eine  unkomplete  Anästhesie  der  Haut  der  Unterarme  und  der 
Hände  mit  Ausnahme  der  3 letzten  Finger  beider  Hände,  welche 
vollständig  anästhetisch  waren.  Die  3 letzten  Finger  der  rechten 
Hand  und  der  linke  Daumen  und  Kieinfioger  waren  ausserdem  pa- 
retisch.  Die  Handmuskeln  waren  beiderseits  atrophisch,  die  Reflex- 
phänomene erhalten  und  der  Gang  vollständig  normal. 

Auf  seißem  rechten  Ringfinger  hatte  Patient  eine  deutliche 
Blase,  welche  nach  einigen  Tagen  platzte  und  eine  Kruste  bildete. 
Diese  Kruste  kratzte  ich  heraus  und  mittelst  einer  Piatinöse,  welche 
vorher  ausgeglüht  war,  nahm  ich  einen  Tropfen  des  darunter  liegen- 
den Eiters,  breitete  ihn  auf  einigen  Deekgläschen  aus,  färbte  nach 
der  Methode  Ziehl-Neelsen  und  untersuchte  mit  Oel-Immersion 
(Reichert,  */20 , Qcui.  3).  Die  mikroskopische  Untersuchung  ergab 
Folgendes:  Zwischen  der  grossen  Anzahl  von  Eiterkörperchen,  welche 
blau  gefärbt  waren,  sieht  man : 1)  spärliche,  freiliegende  und  roth 
gefärbte  Bacillen,  2)  grosse,  runde  Zellen  mit  deutlich  blau  gefärbtem 
Kern  und  Protoplasma.  Die  Bacillen  liegen  grösstentheils  in  diesen 
Zellen,  welche  bald  unverändert  sind,  bald  zeigen  sie  Vakuolen, 
welche  entweder  nur  einen  Theil  der  Zelle  oder  fast  den  ganzen 
Zellkörper  eiimahmen.  Im  letzteren  Falle  ist  nur  der  Kern,  welcher 
blau  gefärbt  ist,  erhalten.  3)  Endlich  bekommt  man  runde,  kern- 
lose Gebilde  von  verschiedener  Grösse  zu  Gesichte  (die  kleinsten  be- 
trugen kaum  2 /t  Durchmesser,  während  die  grössten  zweimal  so 
gross  als  ein  Eiterkörperchen  waren),  welche  gar  nicht  gefärbt  sind. 


828 


Allgemeines  Aber  Bakterien. 


glasig  aussehen  und  ebenfalls  mit  Vakuolen  versehen  sind.  Um 
diese  Vakuolen  liegen  auch  in  diesen  Gebilden  roth  gefärbte  Bacillen 
und  kleinkörnige  Partikel.  Vielkernige  Riesenzellen  im  Sinne  Lang- 
haus’ waren  nicht  vorhanden. 

Aus  diesem  Befunde  glaube  ich  mich  berechtigt,  Folgendes  zu 
schliessen : 

1)  Aus  der  Thatsache,  dass  die  bullöse  Eruption  unseres  Falles 
Bacillen  enthielt,  ergibt  sich,  dass  der  Pemphigus  bei  der  Lepra 
anaesthetica  nicht  immer  trophoneurotischer  Natur,  d.  h.  sekundäres 
Symptom  von  der  primären  Nervenläsion,  ist,  wie  Neisser  glaubt, 
sondera  auch  direkt  durch  Einwirkung  von  Bacillen  hervorgerufen 
werden  kann. 

2)  Dass  die  Ansicht  von  U nna,  wonach  die  Leprabacillen  nie- 
mals iD  den  Zellen,  sondern  immer  in  den  Lymphbahnen  liegen, 
nicht  richtig  ist,  denn,  wie  sich  aus  der  mikroskopischen  Untersuchung 
meines  Falles  ergibt,  waren  das,  was  En  na  für  Querschnitte  von  Lymph- 
bahnen gehalten  hat.  die  veränderten  und  bacillenhaltigen  Leprazellen, 

Athen,  14.  April  1891. 


Referate. 


Vaugkan»  Victor  C.,  So  me  new  bacterial  poisons;  their 
causal  relation  to  disease  und  the  changes  in  our 
theories  suggested  by  their  actio n.  (Philadelphia  Med. 
News.  No.  918.  1890.  p.  158.) 

Verf.  erhielt  aus  den  von  Booker  bei  der  Sommerdiarrhöe  der 
Kinder  reingezüchteten  Bakterien  X,  a und  A durch  Eiotropfenlassen 
ihrer  Bouilloukulturen  in  absoluten  Alkohol  reichliche,  (lockige  Prä- 
zipitate.  Nach  dem  Austrockneu  über  Schwefelsäure  oder  Aetzkali 
im  Vacuum  bildet  der  aus  den  Kulturen  des  Bacteriums  a gewonnene 
Niederschlag  eine  dunkle,  schuppige,  leicht  in  Wasser  lösliche  Sub- 
stanz, weiche  aus  ihrer  wässerigen  LösuDg  weder  durch  Hitze  oder 
Salpetersäure  oder  durch  beide  zusammen,  noch  durch  Natriumsulfat 
oder  Kohlensäure,  dagegen  leicht  mit  Ammoniumsulfat  im  Ueber- 
sehusse  ausgefallt,  wird.  Sie  gibt  die  Xanthoproteid-  und  die  Biuret- 
reaktion  und  riecht  beim  Verbrennen  nach  versengten  Federn.  Das 
Präzipitat  von  Bacterium  X ist  heller  in  Farbe  und  weniger  in 
Wasser  löslich,  als  jenes  von  a,  stimmt  aber  in  seinen  Reaktionen  mit 
diesem  überein.  Die  aus  den  Kulturen  des  Bacteriums  A isolirte 
Substanz  ist  in  Wasser  nahezu  unlöslich.  Alle  3 Proteinkörper  sind 
sehr  giftig.  Sie  bewirken  bei  Hunden  subkutan  in  kleinen  Mengen 
Erbrechen,  Diarrhöe,  Kollaps  und  Tod.  Von  der  Substanz  aus  a 
genügen  0,01  g,  um  ein  grosses  Meerschweinchen  in  12  Stunden  zu 
tödten.  Bei  kleineren  Dosen  tritt  der  Tod  später  ein. 

Es  erzeugen  demnach  3 morphologisch  verschiedene  Mikroorga- 
nismen Gifte  mit  chemisch  verschiedenen  Eigenschaften,  die.  jedoch 


Typhus  (Abscesse).  — Hogcnolera. 


829 


bei  den  Versucbstbieren  die  gleichen  Symptome  und  pathologischen 
Veränderungen  hervorzubriugeu  vermögen.  Keiner  dieser  Mikroorga- 
nismen wird  bei  der  Sommerdiarrhöe  konstant  angetroffen,  manch- 
mal fehlen  sie  gänzlich  und  es  sind  wieder  andere,  vielleicht  ebenso 
wirksame  Bakterien  vorhanden.  Bezüglich  der  weiteren  Ausführungen 
des  Verf.’s  möge  im  Originale  Einsicht  genommen  werden. 

Kral  (Prag). 

Raymond,  F.,  Sur  les  proprietes  pyogenes  du  bacille 
d’Eberth  (ä  propos  d’un  cas  de  fievre  typhoide  com- 
pliquee  d’un  abces  de  la  paroi  abdominale  et  de 
dölire  aigu).  (Gazette  m6d.  de  Paris.  1891.  No.  9.  p.  97.) 

Verf.  berichtet  über  einen  Fall  von  Abdomina! typhus  mit  Ab- 
scessbildung.  Bezüglich  der  klinischen  und  pathologisch-anatomischen 
Details  des  interessanten  Falles,  sowie  dessen  weiterer  Komplikation 
müssen  wir  auf  das  Original  verweisen. 

Im  Abscesseiter  fand  Veillon  mittelst  des  Plattenverfahrens 
den  Typhusbacillus  in  Reinkultur  vor  und  bestimmte  ihn  als  solchen 
mit  der  Gasser’schen  Methode  und  aus  seinem  kulturellen  Ver- 
halten. Auch  Verf.  kommt  zu  dem  Schlüsse,  dass  der  Typhusbacillus 
unter  gewissen  Umständen  pyogen  wirken  kann,  ohne  dass  er  indes 
als  der  Erreger  aller  jener  Eiterungsprozesse  anzusehen  wäre,  welche 
bei  Typhus  aufzutreten  pflegen.  Kral  (Prag). 


Novy,  Frederlck  G.,  The  toxic  products  of  the  bacillus 
of  hog Cholera.  (Philadelphia  Mea.  News.  No.  921.  1890. 

p.  231.) 

Verf.  isolirte  aus  Kulturen  des  Bacillus  der  Schweinepest  (Hog- 
cholera)  mittelst  der  B ri  e ge  r’  sehen  Methoden  eine  basische  Sub- 
stanz, welche  er,  da  sie  die  einzige  in  Schweinepestkulturell  vorhan- 
dene toxische  Base  zu  sein  scheint,  als  „Susotoxin“  bezeichnet.  Die 
kolirten  Schweinefleischbrühekulturen  werden  zur  Syrupdicke  eilige- 
dampft,  mit  absolutem  Alkohol  aufgenommen  und  mit  einer  alkoho- 
lischen Lösung  von  Quecksilberchlorid  ausgefällt.  Der  Niederschlag 
wird  abfiltrirt,  ausgewaschen,  in  Wasser  gelöst,  mit  Schwefelwasser- 
stoff zersetzt  und  das  Quecksilbersulfid  durch  Filtration  entfernt. 
Das  hierauf  neutralisirte  Filtrat  bildet  nach  dem  Eindampfen  im 
Wassgrbade  eine  gelblich-braune,  syrupähn liehe  Substanz,  das  Suso- 
toxin, mit  einigen  nadelförmigen  und  Salzkrystallen.  Dieser  Rück- 
stand, in  Wasser  gelöst  und  in  Mengen  von  0,125—0,25  ccm  an 
Ratten  injizirt,  tödtet  die  Thiere  innerhalb  30  Stunden.  Als  die 
Base,  anstatt  mit  Quecksilberchlorid,  mit  Platincblorid  präzipitir» 
wurde,  fiel  aus  der  wässerigen  Lösung  des  Rückstandes  nach  und 
nach  eine  Platinverbindung  als  gelber  Niederschlag  aus,  welche  mikro- 
skopisch aus  klaren,  gelben,  ölähnlicben  Kügelchen  bestand  und  ein 
mattgelbes  Pulver  bildet,  das  im  vollkommen  trockenen  Zustande  in 
heissem  und  kaltem  Wasser  unlöslich,  hingegen  in  Säuren  und  Al- 
kalien löslich  ist.  Ausserdem  war  in  dem  alkoholischen  Filtrat  noch 
ix.  Bd.  53 


m 


Kogcholera  — Gonorrhoe.  — Purpura  haemorrhagica. 


ein  in  langen  Nadeln  krystallisirendes  Platinsalz  vorhanden.  Das 
Hydrochlorid  des  Susotoxins  ist  ein  hellgelber,  vollkommen  klarer,  in 
Wasser  und  in  kaltem,  absolutem  Alkohol  leicht  löslicher,  etwas 
hygroskopischer  Syrup,  welcher  beim  Erhitzen  mit  einem  Alkali  einen 
starken  Amingeruch  entwickelt.  Wiederholte  Injektionen  kleiner 
Mengen  des  Hydrochlorids  brachten  bei  einer  Ratte  eine  erhöhte 
Widerstandsfähigkeit  gegen  virulente  Schweinepestkulturen  zu  Stande. 

Durch  Eintropfenlassen  einer  im  Vacuum  bei  36 0 C eingedickten 
Hogcholerakultur  in  absoluten  Alkohol  wurde  ein  Toxalbumin  ge- 
wonnen, das,  bei  Zimmertemperatur  getrocknet,  ein  weisses,  in  Wasser 
leicht  lösliches  Pulver  darstellt.  Subkutane  Dosen  von  0,1  und  0,05  g 
tödten  Ratten  in  3—4  Stunden.  Eine  Ratte,  welche  0,025  g erhalten 
hatte,  erholte  sich  am  3.  Tage,  vertrug  dann  wiederholte  UDd  an- 
steigende Dosen  ohne  weitere  Reaktion  und  verhielt  sich  gegen 
später  applizirte  vollvirulente  Kulturen  refraktär.  Kräl  (Prag). 

Levi,  Leone,  Sul  valore  etiologico  del  gonococco  di 
N ei ss er  nella  blenorrhagia.  (Giorn.  ital.  delle  mal.  vener. 
e della  pelle.  1890.  Fase.  II.  p.  141.) 

Bei  der  von  Gerichts  wegen  verfügten  Untersuchung  von  2 Kin- 
dern nach  Stuprum  konnte  Verf.  in  den  Epithel-  und  Eiterzellen  des 
reichlichen  Ausflusses  das  ausschliessliche  Vorhandensein  typischer 
Neisser  ’ scher  Gonokokken  bei  Abwesenheit  anderer  Mikroorganis- 
men konstatiren.  Die  auf  Grund  dieses  Befundes  und  der  vorhan- 
denen Läsionen  gestellte  Diagnose  veraulasste  die  Untersuchung  des 
angeklagten  Individuums.  Es  stellte  sich  heraus,  dass  der  Ange- 
klagte in  der  That  an  einer  intensiven  blennorrhagiscben  Urethritis 
litt,  und  Verf.  erhielt  denn  auch  bei  der  Untersuchung  des  Ausflusses 
genau  dieselben  Resultate,  wie  bei  dem  Ausflusse  der  Kinder. 

Verf.  glaubt  sich  demnach  berechtigt,  aus  den  klinischen  und 
mikroskopischen  Befunden  des  Ausflusses  und  aus  der  intensiven  ent- 
zündlichen, lokalen  Reaktion  in  den  beiden  Fällen  der  Kinder  auf 
eiDe  Infektion  durch  direkte  Uebertragung  des  Urethraleiters  von 
jenem  Individuum  aus  sebliessen  zu  dürfen  und  betont  den  ätiolo- 
gischen Werth  des  Neisser’ sehen  Gonococcus  für  die  forensische 
Medizin.  Kräl  (Prag). 


Spietschka,  Theodor,  IJeber  einen  Blutbefund  bei  Purpura 
haemorrhagica.  (Archiv  f.  Derm.  und  Syphilis.  1891.  Heft  2.) 

Spietschka  fand  hei  2 Fällen  von  Purpura  haemorrhagica 
trotz  beinahe  ununterbrochener  Blutungen  keine  erhebliche  Anämie.  Das 
Blut  enthielt  eine  Auzahl  kernhaltiger,  rother  Blutkörperchen,  ein  Be- 
fund, der  darauf  hinweist,  dass  eine  uDgemein  schnelle  Regeneration 
der  rothen  Blutkörperchen  und.  des  Hämoglobingehaltes  erfolgt  ist. 
Wie  bekannt,  enthalten  ja  rothe  Blutkörperchen  in  ihrem  Jugendzu- 
stande Kerne,  so  dass  die  Annahme  Spi  etscb  k a’s,  dass  es  sich 
hier  um  noch  unreife,  zu  früh  in  die  Blutbahn  gelangte  rothe  Blut- 
körperchen handle,  auf  allseitige  Zustimmung  rechnen  dürfte. 

Ledermann  (Breslau). 


Untersnchucgsmetbcden,  Instrumente  etc. 


831 


Boas,  J.  EL  Y..  1)  Hestebremserne.  2)  Tillaeg  til  min  Ar- 
tikel „En  Bremselarve  i Hjärnen  hos  en  Hest.  (Tids- 
skrift  for  Veterinärer.  Bd.  XXI.  1891.  p.  1 — 24.) 

Verf.  hat  die  im  Pferde  schmarotzenden  Brexnsenlarven  und  ihre 
Entwickelung  genauer  untersucht.  Folgende  Punkte  in  seiner  mit 
guten,  originalen  Abbildungen  versehenen  Abhandlung  dürften  beson- 
ders hervorzuheben  sein : 

Die  Larve  des  Gastro philus  durchläuft  von  ihrem  Ent- 
schlüpfen aus  dem  Ei  bis  zur  Erlangung  ihrer  vollen  Grösse  vier 
Stadien,  welche  näher  beschrieben  werden.  Die  beiden  ersten  — von 
welchen  das  zweite  bisher  unbekannt  war  — sind  einander  sehr  ähn- 
lich, während  sie  von  den  beiden  letzten  sehr  abweichen,  welche 
wiederum  mit  einander  ziemlich  übereinstimmen.  Auffallend  ist  das 
bedeutende  Zunehmen  der  Larve  an  Umfang,  welches  namentlich  im 
dritten  Stadium  stattfindet,  ohne  dass  die  Haut  gewechselt  wird. 
Das  Untersuchungsmaterial  junger  Larven  erhielt  Verf.  durch  einen 
Zufall.  Zahlreiche  Larven  hatten  sich  in  die  Zungenschleimhaut 
eines  Pferdes  hineingebobrt,  und,  wie  bei  anderen  ähnlichen  Ver- 
irrungen, waren  sie  in  ihrer  Entwickelung  stark  gehemmt  worden. 
Verf.  erwähnt  aus  eigener  Erfahrung  noch  ein  Paar  andere  Fälle  von 
Verirrung  der  G a strophil  us-Larve  und  gibt  eine  Zusammen- 
stellung mehrerer  anderer  aus  der  Litteratur.  Von  den  Gastro- 
pb  il us- Larven  ist  G.  pecorum  bei  weitem  die  häufigste  im 
Magen  der  Pferde  in  Dänemark,  obgleich  das  vollkommene  Insekt  zu 
den  grössten  entomologischen  Seltenheiten  gehört.  Fast  alle  Pferde, 
welche  bei  der  Kopenhagener  Vcterinärhochscbule  zur  anatomischen 
Dissektion  kommen,  enthalten  G as  trophilus-Larven. 

In  seiner  zweiten  Abhandlung  gibt  Verf.  Aufschlüsse  über  das 
Vorkommen  von  Hautbremsen  (Hypoderma)  beim  Pferde  in  Däne- 
mark und  Norwegen,  hauptsächlich  nach  Berichten  von  Thierärzten, 
und  erörtert  zugleich  einige  in  der  Litteratur  beschriebene  Fälle  von 
Bremsenlarven  im  Gehirn  des  Pferdes.  Im  Ganzen  sind  ihm  6 Fälle 
von  Bremsenlarven  im  Gehirn  des  Pferdes  bekannt;  nur  in  einem 
derselben  handelte  es  sich  um  einen  verirrten  Gastrophilus,  in 
dreien  waren  die  Schmarotzer  unzweifelhaft  und  in  zweien  wahr- 
scheinlich Hypoderma -Larven.  H.  Krabbe  (Kopenhagen). 


Untersuchungsmethoden,  Instrumente  etc. 


D’Arsonva],  A.,  Emploi  de  l’acide  carbonique  1 i q u ef i 6 
pour  la  Filtration  et  la  Sterilisation  rapides  des 
liquides  organiques.  (Comptes  rendus  de  l’Aeademie  des 
Sciences  de  Paris.  Tome  CXII.  1891.  p.  6u7  ff.) 

Verf.  beschreibt  eine  Methode,  Flüssigkeiten  auf  kaltem  Woge 
zu  sterilisiren,  und  zwar  mittelst  Filtration  durch  Porzellan  und 
mittelst  der  spezifisch  b&kterientödtenden  Wirkung,  welches  der 

53* 


832 


UntersuchungsmeUioden,  Instrumente  eic. 


Druck  des  zu  verwendenden  Gases  (flüssige  Kohlensäure)  ausübt. 
Der  mittlere  Druck,  der  bei  den  Versuchen  in  Anwendung  kam,  be- 
trug 45  Atmosphären  (Beschreibung  und  Abbildung  des  Apparates 
müssen  im  Original  nachgesehen  werden).  Unter  diesem  Druck  lässt 
sich  eine  Lösung  ebenso  sterilisiren,  wie  im  Autoklave.  Allerdings  ist 
die  Widerstandsfähigkeit  der  Mikroben  sehr  verschieden,  aber  lässt 
man  den  Druck  länger  andauern  und  erhöht  man  seine  Wirksamkeit 
durch  Dazutreten  einer  Temperatur  von  40  °,  bei  welcher  die  Albu- 
minoide  noch  nicht  koaguliren,  so  vermag  ihm  kein  lebendes  Wesen 
zu  widerstehen.  Indem  man  nun  beide  Faktoren,  Druck  und  Wärme, 
angemessen  steigert,  lassen  sich  gewisse  Kulturen  abschwächen,  in 
der  Entwickelung  zurückhalten  u.  s.  w.  Lässt  man  endlich  Filtration 
und  Druck  Zusammenwirken,  so  steht  der  Reichthum  der  filtrirten 
Flüssigkeit  an  Kolloidsubstanzen  in  inniger  Beziehung  zu  dem  auf 
die  Flüssigkeit  ausgeübten  Druck.  Man  kann  z.  B.  bei  Filtration 
einer  Mischung  von  Pepton  und  Hühuereiweiss  den  Druck  so  weit 
erhöhen,  dass  anfangs  nur  Pepton  allein  filtrirt;  bei  50 — 60  Atmo- 
sphären aber  passirt  Alles  das  Filter,  figurirte  Körper  ausgenommen. 
Bei  Filtration  von  Flüssigkeiten,  welche  verschiedene  Fermente  ent- 
halten, wie  z.  B.  der  Pankreassaft,  lassen  sich  nach  und  nach  Fil- 
trate gewinnen,  deren  Wirksamkeit  sehr  verschieden  ist,  da  gewisse 
Fermente  ausschliesslich  oder  mindestens  viel  schneller  das  Filter 
passiven,  als  andere. 

Verf.  glaubt,  dass  sich  aus  dem  bei  Benutzung  des  Apparates 
Beobachteten  eine  für  die  Physiologie  und  organische  Chemie  wich- 
tige analytische  Methode  herausbilden  könne.  Gegenwärtig  leistet 
der  Apparat  die  grössten  Dienste  dadurch,  dass  organische  Flüssig- 
keiten, die  für  subkutane  Injektionen  benutzt  werden,  mit  demselben 
kalt  sterilisirt  werden.  0.  E.  R Zimmer  mann  (Chemnitz). 

Yaughan,  Victor  C.,  The  examination  of  drinking- water 
with  special  reference  to  its  relation  to  typhoid 
fever.  (Philadelphia  Med.  News.  No.  909.  1890.  p.  641,) 

Wenn  die  bakteriologische  Untersuchung  eines  verdächtigen 
Wassers  rechtzeitigen  Nutzen  bringen  soll,  muss  sie  so  rasch  al3 
thunlich  beendet  und  das  Gutachten  in  möglichst  kurzer  Frist  ge- 
liefert werden.  Neben  dem  üblichen,  gleich  nach  dem  Eintreffen  der 
Wasserprobe  vorgenommenen  Anlegen  von  Platten  überträgt  Verf. 
gleichzeitig  einen  Tropfen  des  zu  prüfenden  Wassers  in  Bouillon,  be- 
lässt das  Röhrchen  24  Stunden  im  Brütofen  und  injizirt  dann  20 
Tropfen  der  Kultur  intraperitoneal  an  weisse  Ratten,  die  den  ge- 
wöhnlichen Wasserbakterien  gut  widerstehen,  oder  an  Meerschweinchen. 
Gewöhnlich  gehen  die  Thiere  innerhalb  12  Stunden  zu  Grunde,  »wenn 
pathogene  Mikroorganismen  im  Wasser  vorhanden  waren.  Nun 
werden  bei  der  Autopsie  aus  Milz,  Leber  und  Nieren  wiederum 
Platten  angelegt,  die  nach  24  Stunden  genügend  entwickelt  sind,  um 
mit  den  primären  Wasserplatten  verglichen  werden  zu  können.  Das 
Zählen  und  Bestimmen  der  Kolonieen  auf  den  letzteren  geschieht  in 
der  bekannten  Weise.  Mittlerweile  ist  auch  die  chemische  Analyse 
durch  geführt  und  so  kann  unter  günstigen  Umständen  das  Gutachten 


UnUr»ucbungsmetliodeu,  Instrumente  etc. 


833 


schon  3 Tage  nach  Empfang  der  Wasserprobe  abgegeben  werden. 
Obgleich  mit  diesem  Verfahren  bloss  die  für  die  Versuchsthiere 
pathogenen  Mikroorganismen  nachgewiesen  werdeu  können,  nicht  aber 
jene  nur  für  den  Menschen  pathogenen,  wird  andererseits  aus  einem 
positiven  Resultate  der  Thierversuche  die  Ueberzeugung  gewonnen, 
dass  das  Wasser  zu  Genusszwecken  ungeeignet  ist. 

In  einer  Tabelle  folgt  die  Zusammenstellung  der  Ergebnisse  der 
bakteriologischen  und  chemischen  Analyse  von  77  (davon  39  nach 
der  erwähnten  Methode  untersuchten)  Wasserproben,  von  welchen  16 
als  Typhus  verursachend  angesehen  wurden,  29  aus  einer  verdäch- 
tigen Umgebung  stammten  und  die  übrigen  unverdächtiges  Wasser 
betrafen.  Von  den  erstgenannten  19  enthielten  15  Proben  für  Thiere 
pathogene  Bakterien,  bei  allen  übrigen  61  Wässern  wurden  nur  in 
3 Proben  pathogene  Keime  gefunden. 

Von  den  aus  Wasser  isolirten  pathogenen  Mikroorganismen 
werden  angeführt: 

Bacillus  A,  ein  bewegliches  Kurzstäbchen,  das  Gelatine  nicht 
verflüssigt,  auf  Kartoffel  als  feuchter,  weisser,  etwas  prominirender 
Rasen  wächst,  keine  Gasbildung  verursacht  und  sich  gut  mit  den 
gewöhnlichen  Anilinfarben  und  nach  Gram  färbt.  Es  ist  sehr 
pathogen  für  Ratten  und  Meerschweinchen,  indifferent  für  Kaninchen. 

Bacillus  B ist  ebenfalls  ein  bewegliches  Kurzstäbchen,  das 
die  Gelatine  erst  spät  und  in  geringem  Maasse  verflüssigt  und 
manchmal  im  Beginne  seines  Wachsthums  Gasblasen  entlang  dem 
Impfstiche  bildet.  Sonst  stimmt  es  in  seinen  kulturellen,  tinkto- 
riellen  und  pathogenen  Eigenschaften  mit  Bacillus  A überein.  Es 
wurden  Kulturen  von  A,  B und  vom  Typhusbacillus  an  Ratten 
verimpft.  A und  B tödteten  einen  grösseren  Prozentsatz  der  Thiere, 
als  der  Ty  p hu sb  acill  us.  Die  von  den  3 Mikroorganismen  ge- 
setzten Läsionen  waren  jedoch  immer  die  gleichen. 

Bacillus  C verflüssigt  die  Gelatine  rasch  unter  Gasbildung, 
färbt  sich  mit  den  gewöhnlichen  Anilinfarben  und  nach  Gram, 
wächst  auf  Kartoffel  wie  der  Typhusbacillus,  hat  aber  mit 
demselben  weiter  keine  Aehnlichkeit.  10  — 15  Tropfen  genügen,  um 
weisse  Ratten  zu  tödten.  Die  Virulenz  geht  beim  sapropbytischen 
Wachsthum  verhältnissmässig  rasch  verloren.  Die  von  ihm  verur- 
sachten pathologischen  Veränderungen  sind  ganz  verschieden  von 
jenen,  welche  die  Bacillen  A und  B hervorbriagen. 

Bacillus  D ist  wahrscheinlich  nicht  pathogen,  tödtet  aber  die 
Versuchsthiere  durch  rasch  produzirte  chemische  Gifte.  Er  entspricht 
keinem  der  in  Eisenberg’s  Tabellen  angeführten  Mikroorganismen. 

Bacillus  E verflüssigt  Gelatine  nicht,  wächst  langsam  in 
Stichkulturen,  unsichtbar  auf  Kartoffel  und  verliert  seine  Virulenz 
bei  künstlicher  Zucht.  Reinkulturen  führen  nicht  immer  den  Tod 
des  Versuchsthieres  herbei,  während  eine  mit  einem  Tropfen  des  be- 
treffenden Wassers  angelegte,  24  Stunden  alte  Bouillonkultur  sicher 
tödtete.  Dieser  Mikroorganismus  steht  dem  Typhusbacillus 
nahe  und  ist  vielleicht  mit  ihm  identisch.  Mit  dieser  event.  einzigen 
Ausnahme  konnte  der  Typhusbacillus  in  keinem  der  untersuchten 
Wässer  nachgewiesen  werden. 


834 


ÜDtersuchungsmethoden,  Instrumente  etc. 


Aus  den  Bouillonkulturen  der  Bacillen  A und  B isolirte  Verf. 
2 Toxalbumine,  welche  sich  chemisch  nicht  von  einander  unterscheiden 
lassen,  jedoch  eine  sehr  verschiedene  physiologische  Wirkung  auf 
Versuchstiere  ausüben.  Kral  (Prag). 

Sternberg,  George  M. , Cocoanut-water  as  a culture- 
fluid.  (Philadelphia  Med.  News.  No.  922.  1890.  p.  262.) 

Die  in  Westindien  als  „agua  coeo“  bekaunte  Flüssigkeit,  welche 
die  unreifen  Kokosnüsse  enthalten,  ist,  entgegen  der  Kokosmilch  aus 
reifen  Nüssen,  vollkommen  durchsichtig.  Eine  von  van  Slyke  vor- 
genommene chemische  Analyse  gab  für  selbe  die  folgenden  mittleren 
Werthe:  Spezifisches  Gewicht  1,02285,  Wassergehalt  95°/0,  Asche 
0,618  °/0,  Glukose  3,97  °/0,  Fett  0,119  °/0,  Albumin  0,133  °/0. 

Diese  Flüssigkeit  bildet  einen  vorzüglichen  Nährboden  für  zahl- 
reiche Arten  von  Mikroorganismen.  Man  braucht  sie  nicht  zu  steri- 
lisiren  . wenn  sie  unter  den  nötigen  Kautelen  ihrem  keimdichten 
Behälter  entnommen  und  in  sterilisirte  Reagenzgläschen  eingefüllt 
wird.  Die  Reaktion  ist  schwach  sauer,  weshalb  sie  für  gewisse 
pathogei  e Mikroorganismen  vor  der  Benutzung  neutralisirt  werden 
muss.  Kr  41  (Prag). 

Eiseisberg,  A.,  Freih.  v.,  Nachweis  von  Eiter  ko  kken  im 
Blute  als  diagnostisches  Hülfsmittel.  (Wiener  Idin. 
Wochenschr.  1890.  No.  3S.  p.  731.) 

Verf.  gelang  es,  bei  4 im  Originale  eingehend  geschilderten 
Fällen  mittelst  der  bakteriologischen  Untersuchung  des  Blutes  die 
ursprüngliche  Diagnose  zu  berichtigen.  In  allen  4 Fällen  wurden 
aus  dem  Blute  Eiterkokken  (Streptococcus  pyogenes,  Sta- 
pliy  iococcus  pyogenes  aibus  und  zweimal  Staphy  Iococcu  s 
pyogenes  aureus)  gezüchtet  und  dieser  Befund  erwies  sich  in 
2 Fällen  auch  therapeutisch  von  Nutzen.  Ausserdem  machte  Verf. 
Blutuntersuchungen  nach  5 Laparatomien , als  sich  in  den  ersten 
Tagen  nach  der  Operation  beunruhigende  Symptome  einstellten.  Die 
mit  dem  Kulturverfahren  gewonnenen  negativen  Resultate  wurden  in 
allen  Fällen  durch  den  bald  wieder  eintretenden  normalen  Verlauf 
bestätigt.  Bei  3 progredienten  Phlegmonen,  einer  akuten  Osteomye- 
litis und  4 septischen  Peritonitiden  konnten  die  Eiterkokken  im  Blute 
bloss  dreimal  nachgewieseu  werden,  was  sich  daraus  erklären  lässt, 
dass  gewisse  Formen  von  Sepsis  ausschliesslich  durch  Resorptiou 
phlogogener,  chemischer  Stoffe  aus  dem  primären  Iuvasionsherde  ent- 
stehen, andererseits  die  Kokken  im  kreisenden  Blute  wenig  zahlreich 
vorhanden  sind  und  nicht  jeder  Theil  des  entnommenen  Tropfens 
nothwendigerweise  einen  lebensfähigen  Keim  zu  enthalten  braucht. 

Verf.  empfiehlt  die  bakteriologische  Blutuntersuchung  als  diffe- 
renzial-diagnostisches Mittel  für  gewisse  verzweifelte  Fälle.  Wenn 
auch  bei  einem  negativen  Kulturergebniss  das  Vorhandensein  eines 
versteckt  sitzenden  Eiterherdes  nicht  ausgeschlossen  bleibt,  wird  ein 
positives  Resultat  immerhin  für  die  Deutung  des  Leidens  von  Werth 
sein.  Kral  (Prag). 


Schutzimpfung,  küustl.  Infektionskrankheiten,  Entwickelncgshemmung  etc.  835 


Schutzimpfung,  künstliche  Infektionskrankheiten,  Entwick- 
lungshemmung und  Vernichtung  der  Bakterien  etc. 

Ferräii,  Nota  sobre  la  vacunaciön  contra  el  envenena- 
miento  dift6rico  agudo  experimental  presentada  ä 
la  Real  Acaaernia  deMedicina  deBarcelonaenAbril 
de  1890.  (Gaceta  müdica  catalana.  1891.  No.  1.) 

Die  Bemerkung  M.  G.  Hoff  mann ’s,  dass  die  mit  alten  Kul- 
turen des  Lo  effler’ sehen  Bacillus  geimpften  Meerschweinchen  z u - 
weilen  die  Impfung  mit  frischen,  virulenten  Kulturen  ertragen,  hat 
den  Verf.  zu  einschlägigen  Versuchen  veranlasst,  deren  Ergebniss 
darauf  hinausläuft,  dass  der  Erfolg  konstant  ist,  wofern  man  nur 
darauf  achtet,  die  Einspritzungen  gleichförmig  möglichst  oberflächlich 
zu  machen. 

Der  den  Pseudomembranen  entnommene  und  in  neutraler  oder 
leicht  alkalischer  frischer  Fleischbrühe  bei  35°  C gezüchtete  Diph- 
theritisbacillus  liefert  Kulturen,  die  nach  wenigen  Tagen  schwach 
sauer  reagiren  und  ausserordentliche  Giftigkeit  besitzen , so  dass 
oberflächliche  Einspritzungen  von  0,2  ccm  unter  die  Bauchhaut  die 
Thiere  innerhalb  40  Stunden  tödten,  ohne  örtliche  oder  merkliche 
Allgemeinerscheinungen  hervorzurufen;  kleinere  Dosen  lassen  Zeit 
zur  Entstehung  ausgesprochener  Vergiftungserscheinungen  und  eines 
gallertartigen  Oedems  an  der  Einstichstelle.  Nur  selten  (3  Mal 
unter  71  Thieren  verschiedener  Spezies)  erfolgt  der  Tod  noch  lange 
nachher  durch  Lähmung,  wenn  die  Menge  oder  die  Virulenz  der 
eingeimpften  Kultur  nicht  hinreichend  war,  um  bedeutende  örtliche 
Störungen  zu  veranlassen.  Bei  Tauben  kann  man  schnell  recht 
charakteristische  Pseudomerabranen  erzeugen,  wenn  man  denselben 
unter  der  Zunge  skarifizirt  und  darüber  einen  Pinsel  mit  einer  au? 
festem  Blutserum  gezüchteten  Kultur  ausstreicht. 

Beim  Menschen  bringen  die  Einspritzungen  des  Diphtheritis- 
giftes  keine  konstante  Wirkung  hervor;  ein  Tropfen  in  die  Gegend 
des  rechten  Triceps eingespritzt,  erzeugte  beiFerrän  selbst  keiner- 
lei Erscheinungen;  daraufhin  impfte  er  an  derselben  Stelle  seine 
Frau,  seine  zwölfjährige  Tochter,  seinen  achtjährigen  Sohn  und  sich 
selbst  mit  0,1  ccm  eines  Virus,  von  dem  0,2  Meerschweinchen  in 
30  Stunden  tödteten.  Bei  dem  Sohne  bildete  sich  an  der  Einstich- 
stelle ein  kleiner  Entzünöuugskuoten,  der  5 Tage  dauerte,  ohne 
weitere  Störungen  zu  verursachen;  bei  Mutter  und  Vater  war  der 
Entzündungsherd  ausgesprochener,  veraniasste  ein  6 — 7-tägiges 
Fieber  und  verheilte  erst  nach  14  Tagen.  Bei  der  Tochter  waren 
die  Störungen  noch  grösser,  Ober-  und  Unterarm  schwollen  bedeu- 
tend au,  es  entstand  Schüttelfrost  und  allgemeines  Fieber,  das  inü- 
zirte  Zellgewebe  wurde  brandig  und  musste  durch  einen  Kreuzschnitt 
entfernt  werden;  erst  nach  einem  Monat  war  das  Kind  wieder  gesund. 

Kleine  Beigaben  von  Gallus-  und  Pyrogallussaure,  Hydrochinon 
und  Ikonogen  sterilisiren  die  Kulturboden;  so  z.  B.  genügt  0,001  g 


836  Schutzimpfung,  kuustl.  Infektionskrankheiten,  Entwicklungshemmung  etc. 


Gallussäure,  um  15  ccm  Fleischbrühe  für  die  Entwickelung  des  Ba- 
cillus untauglich  zu  machen ; dagegen  verwandelt  der  Zusatz  von 
0,01  g zu  1 ccm  Virus  dieses  in  Schutzimpfstoß.  Die  aus  dem  ül- 
trirten  Virus  mit  Gallussäure  gefällten  und  ausgewaschenen  Toxal- 
bumine  bringen  je  nach  der  Dosis  tödtliche  oder  Schutzwirkung 
hervor. 

Die  oxydirenden  Substanzen,  wie  übermangansaures  Kali  und 
doppelchromsaures  Kali  oder  Ammon  oder  Natron  hindern  in  kleiner 
Menge  die  Entwickelung  des  Bacillus  keineswegs ; gleich  wirkungslos 
sind  die  Dämpfe  von  Kampfer,  Lavendel-  und  Nelkenöl,  Schwefel- 
wasserstoff, Milch-  und  Citronensäure  in  hinreichender  Menge,  um 
deutlich  saure  Reaktion  zu  bewirken;  dagegen  verzögern  die  Ter- 
pentiuöldämpfe  die  Entwickelung  der  Bacillen. 

Was  den  Einfluss  der  Temperatur  anbetrifft,  so  fand  Ferrän, 
dass  solche  von  38°,  39°,  40°  dem  Diphtheriebacillus  die  Entwicke- 
lung bedeutend  erschweren  und  die  Virulenz  der  Kulturen  sehr  her- 
absetzen. Wenn  man  eine  bei  35  0 angesetzte  Kultur  nach  3 — 4 
Tagen  während  24  Stunden  einer  Temperatur  von  45°  aussetzt,  ver- 
wandelt sie  sich  in  Impfstoff,  der  seine  Schutzkraft  auch  nach  dem 
Filtriren  behält.  Das  Filtriren  genügt  auch,  um  virulente  Kulturen 
durch  Beseitigung  der  Bacillen  abzuscbwächen  und  in  Immunität 
verleihenden  Impfstoff  zu  verwandeln ; in  seltenen  Fällen  tritt  jedoch 
noch  spät  der  Tod  durch  Lähmung  ein. 

Das  Sonnenlicht  verwandelte  in  4 Stunden  35  ccm  bei  30°  C 
in  Impfstoff',  nicht  blos  durch  Beeinflussung  der  Toxalbumine,  sondern 
auch  durch  Tödtung  der  Bacillen. 

Auch  die  Verdünnung  auf  1/60  bis  l/s0  schwächt  die  Virulenz 
so  ab,  dass  Meerschweinchen  nicht  mehr  getödtet  werden,  sondern 
sogar  Immunität  bekommen , wenn  man  die  Impfung  mehrmals 
wiederholt 

Eine  durch  24-stündiges  Verweilen  bei  45°  abgeschwächte  Kul- 
tur verursacht,  unter  die  Haut  eingespritzt  keinerlei  Erscheinungen, 
weder  in  Meerschweinchen,  noch  bei  Kindern,  wenn  die  Inocuiation 
gleich  geschieht;  während  der  Aufbewahrung  kann  sich  aber  so  eine 
abgeschwächte  Kultur  regeneriren  und  dann  unheilvoll  wirken , wie 
leider  ein  Fall  gelehrt  hat. 

Wenn  man  Meerschweinchen  dreimal,  in  Zwischenräumen  von 
5 — 10  Tagen,  jedesmal  0,2  ccm  einer  abgeschwächten  Kultur  ein- 
spritzt, und  zwar  zu  beiden  Seiten  der  Linea  alba,  widerstehen  sie 
dann  der  Einspritzung  der  Minimalquantität,  die  sie  sonst  in  36 
Stunden  tödtete.  Die  Kontrolleinspritzung  muss  möglichst  ober- 
flächlich in  die  Dicke  der  Haut  gemacht  werden.  Die  Dauer  dieser 
Widerstandsfähigkeit  oder  zeitweiligen  Immunität  beträgt  wenigstens 
einen  Monat,  und  es  lässt  sich  vermuthen,  dass  hier  wie  anderswo 
auch  spater  noch  hinreichende  Immunität  zurückbleibt,  um  einer  na- 
türlichen Austeckung  Widerstand  zu  leisten,  wenn  das  auch  der  viel 
stärkeren  experimentellen  gegenüber  nicht  mehr  der  Fall  ist.  Darüber 
muss  jedoch  eine  weitere  und  längere  Beobachtung  entscheiden. 

Sentinon  (Barcelona). 


Schutzimpfung,  künstl.  Infektionskrankheiten,  Entwickelungshcmmung  etc.  837 


Tiffany,  Flavel  B.,  Methyl- Viole t.  (The  Journal  of  the  Ame- 
rican Med  Ass.  Vol.  XVI.  1891.  No.  8.) 

Der  Verf.  berichtet  über  seine  Erfahrungen  in  der  Anwen- 
dung des  Methylvioletts  bei  den  verschiedenartigen  entzündlichen 
Prozessen  des  Auges  und  kann  überall  eine  vorzügliche  Wirkung 
desselben  konstatiren.  Vor  allem  betont  er  die  Eigenschaft  deä 
Methylvioletts,  die  Pupille  zu  erweitern,  auch  in  den  Fällen,  wo  es 
durch  Atropin  nicht  mehr  gelingen  wollte.  Gewöhnlich  wurde  eine 
Lösung  von  l : 1000  augewandt  oder  in  Form  einer  Pasta  in  einer 
Konzentration  von  1:200.  Besonderer  Nachdruck  soll  auf  die  ab- 
solute Arsenfreiheit  des  Methylvioletts  gelegt  werden. 

Migula  (Karlsruhe). 

Goltz,  E.  von  der,  Anilin  als  Antisepticum.  (New  Yorker 
Med.  Monatsschr.  1890.  Heft  7.  p.  342.) 

Verf.  verwendet  2 °/00  wässrige  Lösungen  von  Methylviolett 
oder  Anilinroth  zu  Ausspülungen  bei  Blasenkatarrhen,  Cervical- 
katsrrheu  gonorrhoischer  Natur,  Blennorrhoea  neonatorum,  Traumen 
und  Läsionen  verschiedener  Art,  bei  Urethritis  in  alkoholischer  Lö- 
sung, zu  intrauterinen  Irrigationen  u.  a.  m.  und  erzielte  mit  dem 
Verfahren  sehr  günstige  Resultate.  Um  die  Uebelstände  zu  ver- 
meiden, welche  das  intensive  Färbungsvermögen  der  Aniiinfarbstoffe 
mit  sich  bringt,  benutzte  Verf.  auch  Anilinöl  in  1 °/0  wässriger  Lö- 
sung, und  zwar  ebenfalls  mit  befriedigendem  Erfolge.  Es  stellte  sich 
jedoch  heraus,  dass  das  Anilinöl  bei  manchen  Kranken  selbst  in  noch 
grösserer  Verdünnung  (0,025  °/ö)  lebhaftes  Schmerzgefühl  hervorruft, 
was  auch  durch  einige,  im  Originale  nicht  näher  mitgetheilte  Thierver- 
suche seine  Bestätigung  fand,  weshalb  Verf.  das  Anilinöl  bei  trauma- 
tischen Augenatfektioneu  nicht  mehr  anwendet.  Kräl  (Prag). 


Kessler,  Adolf,  Pyoktanin,  the  new  bactericide.  (New 
York  Med.  Record.  No.  1026.  1890.  p.  7.) 

Verf.  theilt  2 Fälle  von  syphilitischen  Geschwüren  und  ausge- 
breiteter gangränöser  Dermatitis  aus  seiner  Praxis  mit,  welche  monate- 
lang allen  Heilversuchen  widerstanden.  Nach  Anwendung  von  Pyoktanin 
hörte  die  Eiterung  sofort  auf  und  beide  Patienten  sind  nun  in  rascher 
Genesung  begriffen.  Kral  Prag). 


S38  Bakteriol.  vom  X.  internationalen  medicinischen  Kongresse  zu  Berlin. 


Originalberichte  über  Kongresse. 


Bakteriologisches  vom  X.  internationalen  medicinischen 
Kongresse  zn  Berlin,  4—9.  August  1890. 

(Fortsetzung  ) 

Aus  den  Abtheilungs-Sitzungen. 

III.  Abtliellung:  Allgemeine  Pathologie  und  pathologische 

Anatomie. 

Herr  Gibier  (New  York),  Wasserstoffsuperoxyd  und  Ozon. 

Vortr.  liess  Wasserstoffsuperoxyd  einige  Minuten  lang  auf  Kul- 
turen verschiedener  Mikroorganismen  (Cholera,  Typhus,  Gelbfieber, 
Osteomyelitis,  Wuthvirus, B.  pyocyaneus,  prodigiosus,Mega- 
terium,  Streptoc.  pyog.)  einwirken  und  säte  letztere  dann  aus. 
Alle  Mikroorganismen  waren  abgetödtet.  Wasser,  in  welchem  unter 
entsprechendem  Drucke  das  15 fache  Volumen  O gelöst  wird,  besitzt 
nicht  die  antiseptischen  Eigenschaften  des  Wasserstoffsuperoxyds. 
Der  bei  der  Zersetzung  des  Wasserstoffsuperoxyds  frei  werdende  0 
ist  von  sehr  aktiver  Energie,  ähnlich  dem  Ozon,  und  man  kann  da- 
her aunehmen,  dass  das  Ozon  der  wirksame  Bestandtheil  des  Wasser- 
stoffsuperoxyds sei.  Das  jüngst  von  Marchand  entdeckte  Glyko- 
zon  wird  durch  Einwirkung  von  Ozon  unter  hohem  Drucke  auf 
Glycerin  bereitet  und  besteht  aus  1 V.  Glycerin  und  15  V.  Ozon. 
Es  vernichtet  fast  augenblicklich  den  B.  anthracis,  Megate- 
r ium,  pro  d igi  o s u s und  pyocyaneus,  etwas  langsamer  den 
Typhusbaciilus  und  andere  Mikroorganismen.  Das  Wasserstoffsuper- 
oxyd wäre  für  die  Praxis  aus  den  folgenden  Gründen  zu  empfehlen. 
Es  scheint  auf  thierische  Zellen  keine  schädliche  Wirkung,  auszuüben, 
vernichtet  hingegen  energisch  pflanzliche  Zellen:  Mikroben.  Es  be- 
sitzt keine  toxischen  Eigenschaften,  ob  es  nun  subkutan  injizirt  oder 
in  den  Digestionstraktus  gebracht  wird. 

Herren  Gamal  eia  (Odessa)  und  Charrin  (Paris),  Ueber  die  anti- 
phlogistischen Wirkungen  (mit  Demonstration). 

Die  Wirkung  phlogogener  Substanzen  kann  verzögert  oder  ganz 
aufgehoben  werden,  wenn  man  in  den  Kreislauf  verschiedene  Stoffe 
injizirt,  von  welchen  wir  die  sterilisirten  Kulturen  des  B.  pyocya- 
neus, des  M e t s ch  n i k of f ’ sehen  Vibrio  und  5—10%  Kochsalz- 
lösung anführen  wollen.  Dieselbe  hindernde  Einwirkung  manifestirt 
sich  auch  während  des  Verlaufes  gewisser  Infektionskrankheiten. 

Wir  haben  diesen  Morgen  eine  Einreibung  mit.  Krotonöl  auf  dem 
linken  Ohre  eines  jeden  der  beiden  Kaninchen  gemacht,  welche  wir 
die  Ehre  haben  zu  demonstriren.  Nach  der  Applikation  des  Oeles 
wurden  10  ccm  Salzwasser  in  die  Vene  des  rechten  Ohres  dieses 
rothen  Kaninchens  injizirt  und  dieselbe  Injektion  nach  3 Stunden 
wiederholt.  Man  sieht  jetzt,  also  6 Stunden  nach  der  Einreibung 
des  Krotonöles,  dass  das  Kaninchen,  welches  das  Salz wasser  erhalten 


ßakteriol.  vom  X.  internationalen  mediciniscben  Kongresse  zu  Berlin.  839 


hatte,  keine  entzündlichen  Erscheinungen  am  eingeriebenen  Ohre 
darbietet.  Das  zweite  hingegen  zeigt  eine  sehr  ausgesprochene 
exsudative  Dermatitis. 

Y.  Abtheilung:  Innere  Medicin. 

Herr  Kollmann  (Leipzig),  Ueber  Pseudomikroben  des  nor- 
malen und  pathologischen  Blutes. 

Sowohl  unter  normalen  als  unter  pathologischen  Verhältnissen 
kommen  im  Menschen-  und  Thierblut  Gebilde  vor,  welche  mit  Mi- 
kroben verwechselt  werden  können.  Auf  solche  Verwechselungen 
sind  z.  B.  gewisse  Publikationen  von  Salisbury,  Ballier, 
Ferrier,  Lostorfer,  Joh.  Lüde rs,  Bettelheim,  Richard- 
son  und  von  Hoff  mann  zu  beziehen.  Zum  Theil  entsprechen 
diese  Pseudomikroben  übrigens  auch  vollständig  dem,  was  vor  einiger 
Zeit  von  Klebs,  Marchiafava  uud  Anderen  als  Malaria- 
bacillus resp  -Spore  beschrieben  wurde.  Wahrscheinlich  sind  aber 
auch  mehrere  in  neuerer  Zeit  veröffentlichte  Protozoenbefunde  in 
pathologischem  Blut  (perniciöse  Anämie,  Skorbut,  Influenza  u.  s.  w.) 
auf  ähnliche  Täuschungen  zurückzuführen.  Nach  Vortr.  handelt  es 
sich  in  der  Hauptsache  um  folgende  Formen:  1)  einfache,  rundliche, 
etwa  0,5  (x  messende  und  Doch  kleiuere  Gebilde,  2)  grössere,  kreis- 
runde und  ovale,  3)  kleine  und  grössere,  stäbchenartige,  und  4) 
mannigfache  Kombinationen  der  genannten  zu  diplo-,  triplo-  und 
streptokokkenartigen  Elementen,  Doppelstäbchen  und  Stäbchenreihen. 
5)  Ein  besonders  merkwürdiges  Gebilde  ist  auch  das  der  Hantel. 
Alle  zeigen  in  der  Regel  eine  oft  höchst  sonderbare,  von  Eigenbe- 
wegung kaum  zu  unterscheidende  Beweglichkeit.  Es  lässt  sich  nun 
beweisen,  dass  diese  Gebilde  zum  grossen  Theile  weiter  nichts  als 
Abschnürungen  und  Zerfallsprodukte  der  rothen  Blutkörperchen  dar- 
stellen; ein  anderer  Theil  derselben  stammt  aus  den  Leukocyten, 
während  die  Blutplättchen  fast  gar  nicht  in  Frage  kommen.  Zu 
warnen  ist  vor  Scheinkulturen  in  flüssigen  Substraten;  feste  Nähr- 
böden ergeben  keine  Vermehrung. 

Herr  Nenadovid  (Pancsova),  Ueber  den  Einfluss  der  Mala- 
riagegend auf  den  Verlauf  der  Infektionskrank- 
h eiten. 

Es  ist  bekannt,  dass  der  Malaria-Mikroorganismus,  als  welchen 
wir  das  Malaria-Plasmodium  anerkennen,  insbesondere  in  den  Sumpf- 
gegenden, wenn  eine  wärmere  Jahreszeit  hinzutritt,  blüht.  Eine 
solche  Gegend  ist  auch  das  südliche  Gebiet  Ungarns,  das  hier  sehr 
breite  Inundationsgebiet  der  Donau.  Die  Malaria  herrscht  daselbst 
endemisch  und  in  allen  möglichen  Formen,  unter  anderen  auch  in 
einer  Form,  welche  keine  manifesten  Krankheitserscheinungen  dar- 
bietet und  dennoch  als  Malariainfektion  aufzufassen  ist,  weil  auch 
bei  dieser  Form  die  Plasmodien  in  den  rothen  Blutkörperchen  nach- 
gewiesen werden  können.  Vortr.  hatte  während  seiner  20jährigen 
Spitalpraxis  in  Südungarn  mehr  als  400  Obduktionen  vorgenommen 
und  nie  eine  intakte  Milz  und  Leber,  auch  bei  ganz  Gesunden  fast 
ausnahmslos  eine  über  die  Norm  grosse  Milz  gefunden,  so  dass  das 


840 


Neu«  Literatur. 


pathognomische  Zeichen  eines  jeden  in  dieser  Malariagegend  Wohn- 
haften eine  vergrösserte  Milz  ist.  Die  durchseuchte  Bevölkerung  hat 
eine  Schwächung  ihrer  Konstitution  erlitten  und  setzt  den  akuten 
Infektionskrankheiten  nur  eine  minimale  Widerstandskraft  entgegen. 
Die  Diphtherie  tritt  in  der  unteren  Donaugegend  fast  immer  in  der 
intensivsten  Form  auf,  die  von  ihr  befallenen  Kinder  starben  nahezu 
alle.  Leichtere  Formen  von  Scarlatina  sind  selten  zu  sehen.  Die 
Mortalität  beträgt  bei  Diphtherie  und  Scarlatina  80%.  Aehnlich 
verhält  es  sich  bei  Morbillen  und  katarrhalischen  und  kroupösen 
Pneumonieen.  Bemerkenswerth  ist,  dass  die  erwähnten  Infektions- 
krankheiten stets  einen  erheblichen  Milztumor  aufweisen,  was,  wie 
bekannt,  in  anderen  Gegenden  nicht  regelmässig  vorzukommen  pflegt. 
Offenbar  wird  man  diesen  Umstand  in  Beziehung  mit  der  Malaria- 
infektion bringen  müssen,  welche  die  Milz  schon  vorher  verändert 
und  damit  einen  locus  minoris  resistentiae  geschaffen  hat. 

(Fortsetzung  folgt.) 


Neue  Litteratur 

zusammeugestellt  von 

Da.  Abtbub  Wübzbubg, 

Bibliothekar  im  Kaiserlichen  Geaundheitsamte  in  Berlin. 


Allgemeines  Uber  Bakterien  und  Parasiten. 

Fraenkel,  C.,  Text-book  of  bacteriology.  3.  ed.  Transl.  by  J.  H.  Lin  sie  y.  IV,  376  p. 
New  York  (William  Wood  & Co ) 1891. 

Morphologie  und  Systematik. 

Faircbild,  S.  G.,  Iudex  to  North  American  mycological  literatare,  (Journ.  of  Mycol. 
Vol.  VI.  1891.  No.  4.  p.  184 — ISi.) 

Hamann.  0.,  Die  Nemathelminthen.  Heft  1.  (S.-A.)  Mit  10  Taf.  Jena  (Fischer)  1891. 

11  M. 

Schmiegelow,  E.,  Eine  neue  im  Munde  Vorgefundene  Bakterie.  (Monatssclir.  f.  Ohren- 
heilkunde. 1891.  No.  4.  p.  102 — 106  ) 

Biologie. 

(Gährung,  Fäulniss,  Stoffwechselprodukte  usw.) 

Fermi,  C.,  Die  Leim-Gelatine  als  Reagens  zum  Nachweis  tryptischer  Enzyme.  (Arch. 
f.  Hyg.  Bd.  XU.  1891.  Heft  3.  p.  240—260.) 

Liaoesier,  G , et  Ross,  G.,  Sur  la  fermen tatioa  alcoolique  et  la  trausformation  de  i’alcoul 
en  aldehyde.  (Annal.  de  microgr.  189!.  No.  7.  p.  322 — 332.) 

Moaginet,  C.,  Quelques  bacteries  des  yuti  efaetions.  De  la  pa*.hogeni6  des  empoisonne- 
ments  par  les  viandes  putrefiees.  8°.  Av.  pl.  Paris  (Masson)  1891.  2 fr. 

Beziehungen  der  Bakterien  und  Parasiten  zur  unbelebten  Natur. 

Luft , fVassei •,  Boden. 

Hazen,  A.,  and  White,  F.  W.,  On  an  application  of  agar-plate  cultures  io  water  ana- 
lysis,  with  special  refereuce  to  the  detection  of  the  baciilus  of  typhoid  fever.  (Boston 
Med.  and  Surg.  Journ.  1891.  Wo.  17.  p.  407.) 


Neue  Litterafur. 


841 


Beziehungen  der  Bakterien  und  Parasiten  zur  belebten  Natur. 

Krankheitserregende  Bakterien  und  Parasiten  bei  Menschen. 

A.  Infektiöse  Allgemeinkratikheücn. 

Exanthematische  Krankheiten. 

(Pocken  [Impfung],  Flecktyphus,  Masern,  Rötbein,  Scharlach,  Friesei,  Windpocken.) 

Abba,  F..  Sopra  un  bacillo  patogeno  rinvenuto  nelia  polpa  vaccinica.  (Riv.  d’igiene  e 
san.  pubbl.  1891.  No.  9 p.  307 — 317.) 

SSareschal,  H..  Note  sur  l’etnploi  de  la  plume  a vaeciner.  (Arch.  de  med.  et  de  pharm, 
milit.  1891.  No.  5.  p.  419 — 425.) 

Thorne,  W.  B.,  The  prevention  and  treatrnent  of  scariet  fever.  (Laacet.  Vol.  I.  1S91. 
No.  18  p.  981.) 

Ufi'reduzzi,  B , Azione  della  lavatura  della  pelle  eoo  soiuzioni  di  sublimat.o  suii’  attivitä 
della  polpa  vaccinica  raccolta  dalle  gioveuche.  (Riv.  d’igiene  e san.  pubbl.  189t. 
No.  9.  p.  305—307.) 

Cholera,  Typhus,  Ruhr,  Gelbfieber,  Pest 

Benualer,  A , De  i’endemo-epidemie  cholerique  au  Tonkin,  etudide  an  point  de  vue  du 
mode  de  eontagion  et  des  mesures  prophylactiques.  (Rav.  de  med.  1891.  No.  4. 
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Fajaraes  y Tur,  E.,  El  cdlera  en  Valencia.  (Estudio,  Mexico  1890.  p.  97 — 101.) 
Instruc<;oes  de  prophylaxia  contra  o Cholera  asiatico,  publicadas  pelo  ministerio  do  Reino. 
(Med.  contemp.,  Lisboa  1890.  p.  250,  260.) 

Medidas  de  prevemfäo  8 de  com  bäte  contra  o cholera-morbus,  adoptadas  pela  Sociedade 
das  sciencias  medicas  etn  1886.  (Med.  contemp.,  Lisboa  1890.  p.  266,  277.) 
Sohepotjeff,  N,  K.,  Beiträge  zur  Epidemiologie  der  Cholera.  Thl.  1.  Choleraepidemieen 
im  Oouv.  Kasan  während  der  Periode  1847 — 71.  8°.  187  p.  Kasan  1890.  [Russisch.] 
Schröder,  Eine  Typhusepidemie.  (Zeitschr.  f.  Medizinalbeamte.  No.  8.  9.  p.  227 — 236, 
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Stsrnberg,  G.  K,,  Reeeut  researches  relatiug  to  the  etiology  of  yellow  fever.  (Concord. 

1890.  p.  170—172.) 

Wundinfektionskrankheiten, 

(Eiterung,  Phlegmone,  Erysipel,  acutes  purulentes  Oedem,  Pyämie,  Soptikämie, 
Tetanus,  Hospitalbraud,  Puerperalkrankheiten,  Wundfäulniss.) 

Hermann,  M.,  De  l’influence  de  quelques  variations  du  terrain  organique  sur  l’actioa 
des  microbes  pyogfenes.  (Annal.  de  l'Instit.  Pasteur.  1891.  No.  4.  p.  243 — 256.) 
Senn,  N.,  Surgical  bacteriology.  2.  ed.  VII,  271  p.  Philadelphia  (Lea  Brothers  & Co.) 

1891.  ' 2 $. 

Veit,  J.,  Zur  Prophylaxe  des  Puerperalfiebers.  (Berl.  klin.  Wochenacbr.  1891.  No.  19. 

p.  467—470.) 

Infekiionsgeschwfilste. 

(Lepra,  Tuberculose  [Lupus,  Skrophulose],  Syphilis  [und  die  anderen  venerischen 

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Eberth,  C.  J.,  Die  Untersuchung  des  Ausworfs  auf  Tuberkelbacillen.  12°.  Berlin 
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—688,  737—740,  791—794,  833—836. 


842 


Neue  Litteratur. 


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Diphtherie  nnd  Croup,  Keuchhusten,  Grippe.  Pneumonie,  epidemische  Genickstarre, 
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C.  Entozootüche  Krankheiten. 

(Finnen,  Bandwürmer,  Trichinen,  Echinokokken,  Filaria,  Oestruslarve,  Ascaris, 
Anchylostomum,  Tricnocephalus,  Oxyuris.) 

Mataä,  R.,  An  imported  case  of  fllavia  sanguinis  hominis  (parasitie  chylocele)  in  New 
Orleans.  (New  Orleans  Med.  and  Surg.  Journ.  1890/91.  p.  501 — 522  ) 

Krankheitserregende  Bakterien  und  Parasiten  bei  Menschen  und  Thieren. 

Milzbrand. 

Jolyet,  Influence  da  l’hyperthermie  experimentale  sur  le  developpeinent  du  charbou  cbez 
les  mammiferes.  (Journ.  de  mdd.  de  Bordeaux.  1890/91.  No.  40.  p.  436 — 437.) 


Neue  Litteratur. 


843 


Maul-  und  Klauenseuche. 

1ml in,  Die  polizeiliche  Bekämpfung  der  Maul-  und  Klauenseuche,  eventuell  Beschluss- 
fassung über  die  Nothwendigkeit  einer  Aeuderung  des  Reichsviehseuchengesetzes  vom 
20.  Juni  1880.  (Berl.  tbierärztl.  Wocheuschr.  1891.  No.  19.  p.  171  — 177.) 

Schm&ltz,  Die  Maul-  und  Klauenseuche  in  Deutschland  im  Jahre  1890  mit  Berücksich- 
tigung der  drei  Vorjahre.  (Berl.  thierärztl.  Wocheuschr.  1891.  p.  167 — 168.) 

Tollwuth. 

Chantemesse,  La  rage  confirmee  peut-elle  s’attenuer,  peut-elle  guerir  ? (Mercredi  Med. 
1891.  No.  17.  p.  209—210.) 

Krankheitserregende  Bakterien  und  Parasiten  bei  Thieren, 

Säugethicre. 

A.  Infektiöse  ABgemeinkrardcheiten. 

Uebersicht  über  die  Verbreitung  der  ansteckenden  Thierkrankheiten  in  Oesterreich  wäh- 
rend des  ersten  Vierteljahrs  1891.  (Veröffentl.  d.  kaiserl.  Gesundh.-Amtes.  1891. 
No.  18.  p.  282.) 

Wirbellose  Thiere. 

Giard.  A.,  Sur  un  Isaria,  parasite  du  ver  blanc.  (Ccmpt.  rend.  de  la  soc.  de  biolog. 
1891.  No.  12.  p.  236-239.) 

Le  Moult , Le  parasite  du  banneton.  (Compt.  rend.  de  l’acad.  de  Paris.  T.  CX1I. 
1881.  No.  19.  p.  1081—1083.) 

Prillienx  et  Delacroix,  Le  Champignon  parasite  de  la  iarve  du  hanneton.  (Compt.  rend. 
de  l’acad.  de  Paris.  T.  CXII.  No.  19.  p.  1079  — 1081.) 

Krankheitserregende  Bakterien  und  Parasiten  bei  Pflanzen. 

Aztelli,  A„  La  peronospora  viticola.  Istruzioni  ai  contadini  per  combatterla.  2.  ed. 

8®.  149  p.  Recanati  (Tip.  Lumboli)  1891.  1,50  L. 

GaUoway,  3.  T.  and  Fairehild,  D.  G.,  Experiments  in  the  treatment  of  plant  diseases. 

(Journ.  of  Mycol.  Vol.  VI.  1891.  No.  4.  p.  137 — 142  ) 

Hofmann,  lasektentödtende  Pilze  mit  besonderer  Berücksichtigung  der  „Nonne11.  2.  Aufl. 

gr.  8°.  15  p.  mit  14  Holzschn.  Frankfurt  a.  M.  (Pet.  Weber)  1891  0,40  M. 

Mardinand,  V.,  et  Hietsch,  M,,  Des  micro-organismes  que  Ton  rencontre  sur  les  raisins 
mürs  et  de  leur  developpement  pendant  la  fermentation.  (Compt.  rend.  de  l’Academie 
des  Sciences  de  Paris.  T.  CXII.  1891.  No.  14.  p.  736 — 738.) 

Prillienx,  E.,  La  pourriture  du  coeur  de  !a  betterave.  (Bullet,  de  la  soc.  mycol.  de 
France.  T.  VII,  1891.  fase.  1.) 

Prillieux,  E et  Delacroix,  Sur  une  meladie  des  tomates  produite  par  le  Cladosporium 
fulvum  Cooke;  Hendersonia  ceraseila  n,  sp.,  k propos  du  Cercospora  Apii,  parasite 
sur  les  feuilles  vivanies  du  Celcri ; complement  & l’etude  de  la  maladie  du  cocue  de 
la  betterave.  (Bnllet.  de  la  soc.  mycol.  de  France.  T.  VII.  1891.  fase.  1.) 

Bathay.  E.,  Erwächst  aus  der  Einfuhr  amerikanischer  Schnittreben  und  Rehsamen  nach 
Oesterreich  - Ungarn  die  Gefahr  einer  Einschleppung  des  BJack-rot?  8°.  13  p. 

Klosterneuburg  (Selbstverlag)  1891. 


Schutzimpfungen,  künstliche  Infektionskrankheiten,  Entwieke- 
lungshenmmng  und  Vernichtung  der  Bakterien  mit  besonderer 
Berücksichtigung  der  Arbeiten  über  das  Koch’sche 
Heilverfahren  gegen  Tuberculose. 

Albrand,  W.,  Erfahrungen  über  das  Tuberculin  aus  der  Prof.  -Scböler’schen  Augen- 
klinik in  Berlin.  (Klin.  Monatsbl.  f.  Augenbeilk.  1891.  Mai.  p,  J49— -171.) 

Aufrecht,  Zur  Anwendung  der  Koch’schcn  Injektionsspritze.  (Thqrapout.  Monatsh.  1891. 
No.  5.  p.  281—283.) 

Foa,  P.,  Sulla  immunitk  verso  il  diplococco  pneumonico. 
p.  547.) 


(Policlinico,  Torino.  1890. 


844 


Neue  Litteratur 


Gran  eher,  J.  et  Martin,  H.,  Tuberculose  experimentale  ; note  sur  un  mode  de  traite- 
ment  et  de  vaccination.  (Bullet,  med.  1890.  p.  77  7.) 

Gr&sset  et  Estor,  Le  traitemeut  de  la  tuberculose  par  la  methode  de  Koch.  8°.  Avec 
16  pl.  Paris  (G.  Masson)  1891.  2 fr. 

Hofmokl,  MittheiJungen  über  die  Resultate  der  mit  Tuberculin  behandelten  chirurgischen 
Krankheitsfälle.  (Wiener  medic.  Presse.  1891.  No.  18 — 20.  p.  697 — 700,  746 — 750, 
787—792.) 

Kochs,  R.,  Heilmittel  gegen  die  Tuberculose.  (Sonäerdr.)  Heft  11.  gr.  8®.  143  p. 

Leipzig  (Georg  Thieme)  1891.  1,60  M. 

Kümmel),  Beobachtungen  mit  dem  Koch’sehen  Heilmittel.  (Deutsche  medic.  Woehenschr. 
1891.  p 691  — 692.) 

Zaioziecki,  W.,  Bericht  über  die  Wirksamkeit  des  Koch’scheu  Heilmittels  gegen  Tuber- 
culose nach  den  in  der  allgemeinen  Laurtes-Krankeaanstalt  in  Czernowitz  gesammelten 
Erfahrungen.  (Wiener  medic.  Blätter.  1891.  No.  19.  p.  289 — 292.) 


Inhalt. 


Originalmittheilungen. 

Bau,  Arminius,  Die  Bestimmung  von  Mal- 
tose, Dextrose  und  Dextrin  in  Bierwürze 
und  Bier  mittelst  Reinkulturen  von  Gäh- 
rungs-Organismen.  (Orig.),  p.  825. 

Omeltschenko,  Th.,  Ueber  die  Wirkung  der 
Dämpfe  ätherischer  Oele  auf  die  Abdo- 
minaltyphus- , Tuberkel-  und  Milzbrand- 
bacillen. Mit  2 Abbildungen.  (Origin.), 
p.  813. 

8avas,  C.,  Ein  Fall  von  Lepra  anaosthetica. 
(Orig.),  p.  826. 

Referate. 

Boas,  J.  P.  V.,  t)  Hestebremserne.  2)  Til- 
laeg  ti!  min  Artikel  „En  Bremselarve  i 
Bjärnen  hos  en  Rest,  p.  831. 

Levi,  Leone,  Sui  valore  etiologico  del  go- 
nococco  di  Neisser  nella  blenorrhagia, 
p.  830. 

Novy,  Trederick  G. , The  toxic  products 
of  t’ne  bacillus  of  hogcholera,  p.  829. 

Raymond,  F , Sur  les  propridtes  pyogfenes 
du  bacille  d’Eberth  (ä  propos  d'un  cas 
de  fievre  typhoide  coropliqnee  d’un  ab- 
ces  de  la  paroi  abdominale  et  de  d41ire 
aigu),  p.  829. 

Spietschka,  Theodor,  Ueber  einen  Blutbe- 
fund bei  Purpura  haemorrhagica,  p.  830. 

Vaughan,  Victor  C. , Some  new  bacterial 
poisons;  their  causal  relation  to  disease 
and  the  changes  in  our  theories  sugge- 
sted  by  their  action,  p.  828. 

Unters uchungsmethoden,  Instrumente  etc. 

D’Arsonval,  A.,  Emploi  de  l’acide  carbo- 
nique  liquefid  pour  la  filtration  ct  la  Ste- 
rilisation rapides  des  liquides  organiques, 
p.  831. 


Eiselsberg,  A , Freih  v. , Nachweis  von 
Eiterkokken  im  Blute  als  diagnostisches 
Hnlfsmittel,  p.  834. 

Stemberg,  George  M , Cocoanut- water  as 
a culturefluid,  p.  834 

Vaughan,  Victor  C. , The  examiaation  of 
drinking-water  with  special  reference  to 
its  relation  to  typhoid  fever,  p.  832. 

Schutzimpfung , künstliche  Infektions- 
krankheiten, Entwicklungshemmung 
und  Vernichtung  der  Bakterien 
und  Parasiten. 

FerrAn,  Nota  sobre  la  vRcunaciön  contra 
el  euvenenamiento  diftdrico  agudo  expe- 
rimental preseritada  k la  Real  Aeademia 
de  Medieina  de  Barcelona  on  Abril  de 
1890,  p.  835. 

Goltz,  E von  der,  Aniliu  als  Autisepticum, 
p.  837. 

Kessler,  Adolf,  Pyoktanin,  the  new  bacte- 
ricide,  p.  837. 

Tiffany,  Flavei  B.,  Methyl-Violet,  p.  887. 

Originalberichte  über  Kongresse. 

Bakteriologisches  vom  X.  inte  - 

nationalen  medicinischen  Kon- 
gresse zu  Berlin, 

4. — 9.  August  1890.  (Fortsetzung.) 

Gamaleia  und  Charrin , Ueber  die  anti- 
phlogistischen Wirkungen,  p.  838. 

Gibier , Wasserstoffsuperoxyd  und  Ozon, 
p.  838. 

Kollmann,  Ueber  Pseudomikroben  des  nor- 
malen und  pathologischen  Blutes,  p.  839. 

Nenadovic,  Ueber  den  Einfluss  der  Mala- 
riagegend auf  den  Verlauf  der  Infektions- 
krankheiten, p.  839. 

Neue  Litteratur,  p.  840. 


Froannaimsche  Buchdruckerei  (Hermann  Pohle)  in  Jena. 


R ALB£^  ^ 


Bakteriologie  und  Parasitenkunde. 

In  Yerbindung  mit 

Gei.  Hot  Prof.  Br.  Lerntet  m Professor  Br.  Loefller 

in  Leipzig  io  Greifswaid 

herausgegeben  von 

Dr.  O.  Uhlworm  in  Cassel. 

Verlag  von  Gustav  Fischer  in  Jena. 


IX.  Band,  -o-  Jena,  den  21.  Juli  1891.  No.  26. 

Preis  für  den  Band  (26  Nummern)  14  Mark. 

Jährlich  erscheinen  zwei  Bände. 

— Zu  beziehen  durch  alle  Buchhandlungen  und  Postanstalten.  &<~- 


Zur  Vermeidung  von  Störungen  in  der  Zusendung  des 
„Centralblattes“  werden  die  geehrten  Abonnenten  gebeten, 
die  Erneuerung  ihres  Abonnements  gef.  baldmöglichst  be- 
wirken zu  wollen. 

Jena.  Die  Verlagsbuchhandlung- 

Gustav  Fischer. 


Systematisches  Inhaltsverzeichniss. 

I.  Original-Mittheilungen. 


Altmann,  Thermoregulator  neuer  Konstruk- 
tion. Mit  1 Figur.  791 

Amann , Der  Einfluss  der  Koch’schen 
Impfungen  auf  die  Tuberkelbncillen  im 
Sputum.  1 

Babes , Ueber  Bacillen  der  hämmorrha- 
gischen  Infektion  des  Menschen.  719.  752 
Bau,  Die  Bestimmung  von  Maltose,  Dex- 
trose und  Dextrin  in  Bierwürze  und 
Bier  mittelst  Reinkulturen  von  Qäh- 
rungs-Organismen.  826 

BeyerincJc , Die  Kapillarhebermikroskopir- 
tropfendasche.  Mit  1 Abbildung.  589 
IX.  Ud. 


Beyerinck , Verfahren  zum  Nachweise  der 
Säureabsonderung  bei  Mikrobien.  Mit 
1 Figur.  781 

Brandts,  Zur  Frage  des  Begattungsaktes 
bei  den  entopar&sitischen  Trematoden. 

264 

Braun,  Helminthologische  Mittheilungen.  52 
— , (Jeher  Echinorhynchus  polymorphus 
und  filicollis.  375 

Bruce,  Bemerkung  üher  die  Virulenzsteige- 
rung  des  Choleravibrio.  786 

Bujwid , Eine  einfache  Filtervorrichtuug 
zum  Filtriren  sterilisirter  Flüssigkeit 
Mit  1 Abbildung.  4 


54 


846 


Register. 


Bunzl-Federn,  Bemerkungen  über  „Wild- 
und  Schweineseuche“.  787 

Caneva , Ueber  die  Bakterien  der  hämor- 
rhagischen Septikämie  iHueppe)  , Hog- 
Cholera  (Salmon),  Swineplague  (Billings!, 
Swinepest  (Selander) , amerik.  Rinder- 
seucbe  (Billings) , Büffelseuche  (Oreste- 
Armanni),  Marseille’scbe  Schweineseuche 
(Jobert,  Kietsch),  Frettchenseuche 
(Eberth).  557 

Conn,  Ueber  einen  bittere  Milch  erzeugenden 
Micrococcus.  653 

Danilewsky , Ueber  die  Myoparasiten  der 
Amphibien  und  Reptilien.  9 

— , Ueber  den  Polymitus  malariae.  Mit  6 
Abbildungen.  397 

Eiion,  Die  Bestimmung  von  Maltose,  Dex- 
trose und  Dextrin  in  Bierwürze  und  Bier 
mittelst  Reinkulturen  von  Gährungs- 
Organismen.  525 

Finkelnburg,  Ueber  einen  Befund  von  Ty- 
phusbacillen im  Brunnenwasser , nebst 
Bemerkungen  über  die  Sedimentirmethode 
der  Untersuchung  auf  pathogene  Bakte- 
rien in  Flüssigkeiten.  301 

Grassi  und  Feletti,  Malariaparasiten  in  den 
Vögeln.  403.  429.  461 

Hankin , Ueber  den  schützenden  Eiweiss- 
körper der  Ratte.  336.  372 

Herder,  Ueber  die  Wirksamkeit  von  Des- 
infektionsmitteln bei  höherer  Temperatur. 

221 

Kamen,  Ein  neues  Kulturgefäss.  Mit  l 
Abbildung.  165 

Karlintki,  Eine  Berichtigung.  590 

— , Untersuchungen  über  die  Temperatur- 
Steigerung  in  beerdigten  Körpertheilen. 

434 

Kartulis , Einiges  über  die  Pathogenese 
der  Dysenterieamöben.  365 

Katz,  Zur  Kenntniss  der  Leuchtbakterien. 

157.  199.  229.  258.  311.  343 
Kaufmann , Ueber  eine  neue  Anwendung 
des  Safranins.  717 

Kirchner,  Ueber  die  Nothwendigkeit  und  die 
beste  Art  der  Sputumdesinfektion  bei 
Lungentuberculose.  Mit  1 Abbildung.  5. 

41 

— , Erklärung.  792 

Klein,  Ein  weiterer  Beitrag  zur  Kenntniss 
der  Aetiologie  der  Grouse  Disease.  47 
Kühn,  Neuere  Versuche  zur  Bekämpfung 
der  Rübennematoden.  563.  593 

Lagerheim,  von,  Zur  Kenntniss  des  Moschus- 
pilzes , Fusarium  aquaeductuum  Lager- 
beim  (Selenosporium  aquaeductuum  Ra- 
benhorst et  Radlkofer , Fusisporium 
moschatum  Kitasato).  Mit  6 Figuren. 

655 

Linstow,  von,  Ueber  die  Entwickelungsge- 
schichte von  Gordius  tolosanus  Duj.  760 


Loetv , Die  chemischen  Verhältnisse  des 
Bakterienlebeus.  659.  690.  722  757.  789 
Ludwig , Ueber  die  Phosphorescenz  von 
Gryllotalpa  vulgaris.  561 

Nencki.  Die  isomeren  Milchsäuren  als  Er- 
kennungsraittel  einzelner  Spaltpilzarten. 

304 

Nickel,  Zur  Biochemie  der  Bakterien.  833 
Ogata,  Ueber  die  bakterie.nfeindliche  Sub- 
stanz des  Blutes.  597 

Okada,  Ueber  einen  neuen  pathogenen  Ba- 
cillus aus  Fussbodenstaub.  442 

Omeltschenko,  Ueber  die  Wirkung  der 
Dämpfe  ätherischer  Oele  auf  die  Abdo- 
minaltyphus-, Tuberkel-  und  Milzbrand- 
bacillen. Mit  2 Abbildungen.  813 

Pintner,  Nochmals  über  den  Begattungs- 
akt der  parasitischen  Plathelmmthen.  Als 
Erwiderung  an  Herrn  Brandes.  726 
Brandes , Einige  Bemerkungen  zu  Vor- 
stehendem. 730 

Brausnitz,  Kleinere  Mittheilungen  zur  bak- 
teriologischen Technik.  Mit  2 Abbil- 
dungen. 128 

Ross,  Vorläufige  Mittheilungen  Uber  einige 
Fälle  von  Mykosis  im  Menschen.  604 
Sanarelh,  Die  Ursachen  der  natürlichen 
Immunität  gegen  den  Milzbrand.  467. 

497.  532 

— , Ueber  einen  neuen  Mikroorganismus 

des  Wassers , welcher  für  Thiere  mit 
veränderlicher  und  konstanter  Tempera- 
tur pathogen  ist.  Mit  1 lithographischer 
Tafel.  193.  222 

Savas,  Ein  Fall  von  Lepra  anaesthetica. 

826 

Sawtschenko,  Zur  Frage  über  die  Immuni- 
tät gegen  Milzbrand  473.  493.  528 
Scheurlen,  Zusatz  zu  dem  Aufsatze  „Eine 
Methode  der  Blutentnahme  beim  Men- 
schen“. 234 

Smith  , Einige  Bemerkungen  zu  dem  Auf- 
sätze „Eine  Methode  der  Blutentnahme 
beim  Menschen“.  48 

— , Zur  Kenntniss  des  Hogcbulerabacillus. 

253.  307.  339 
Spilker  und  Gottstein , Ueber  die  Vernich- 
tung von  Mikroorganismen  durch  die 
Induktionselektricität.  77 

Steinhaus,  Cytophagus  Tritonis.  50 

Stevenson  und  Bruce,  Eine  neue  Methode, 
Flüssigkeiten  in  die  Bauchhöhle  der 
Versuchsthiere  einzuspritzen.  Mit  3 Ab- 
bildungen. 689 

Tizzoni  und  Cattani,  Ueber  die  Art,  einem 
Thiere  die  Immunität  gegen  Tetanus  zu 
übertragen.  189 

— — , Ueber  die  Eigenschaften  des  Teta- 
nus-Antitoxins. 685 

Tubeuf,  von,  Generations-  und  Wirtbs- 
wechsel  unserer  einheimischen  Gymno- 


Register. 


847 


sporangium-Arten  und  die  hierbei  auf- 
tretenden Formveräuderungen.  Mit  3 
Abbildungen  89.  167 

Vnna , Der  Darupftrichler  Mit  l Abbildung. 

749 


Van  Cott  jr.  , Untersuchungen  über  das 
Vorkommen  der  Bacillen  des  malignen 
Oedems  in  der  Moschustinktur.  3t)3 

Van  Overbeek  de  Meyer,  Ueber  die  Berei- 
tung des  Nähragars.  163 


II.  Pflanzliche  Mikroorganismen. 


Allgemeines  über  Bakterien  und 
andere  pflanzliche  Mikro- 
organismen. 

Beyerinck,  Verfahren  zum  Nachweise  der 
Säureabsonderung  bei  Mikrobien.  Mit 
1 Fig.  (Orig.)  78 1 

Eisenberg , Bakteriologische  Diagnostik. 

3.  Aufl.  677 

Fraenkel  und  Pfeiffer,  Mikrophotographi- 
scher Atlas  der  Bakterienkunde  204.  507 
Günther,  Einführung  in  das  Studium  der 
Bakteriologie  mit  besonderer  Berücksich- 
tigung der  mikroskopischen  Technik.  11 
Jacquemart , Les  ptomaines.  Histoire  et 
caractferes  chimiques.  107 

Laurent , Experieuces  sur  la  reduction  des 
nitrates  par  les  vegetaux.  235 

Lehmann,  Die  Methoden  der  praktischen 
Hygiene.  633 

Leubuscher,  Einfluss  von  Verdauungssekre- 
ten auf  Bakterien.  244 

Loew,  Die  chemischen  Verhältnisse  des 
Bakterienlcbens.  (Orig.)  659.  690.  722. 

757.  789 

Messea  , Contribuzione  allo  studio  delle 
ciglia  dei  batterii  e proposta  di  una 
classificazione.  106 

Nencki,  Die  isomeren  Milchsäuren  als  Er- 
kennungsmittel einzelner  Spaltpilzarten. 
(Orig ) 304 

Podbielskij,  Untersuchung  der  Mikroben 
der  Mundhöhle  von  Erwachsenen  und 
Kindern  im  gesunden  Zustand.  617 
Prausnüz,  Kleinere  Mittheilungen  zur  bak- 
teriologischen Technik  Mit  2 Abbil- 
dungen. 128 

Sanfelice,  Contributo  alla  biologia  e mor- 
fologia  dei  batterii  saprogeni  aerobi  e 
anaerobi.  • 57 

Spüker  und  Gottstein , Ueber  die  Vernich- 
tung von  Mikroorganismen  durch  die 
Induktiouselektricität.  (Orig.)  77 

Tils,  Bakteriologische  Untersuchung  der 
Freiburger  Leitirngswässer.  381 

Schriften  zur  Systematik  und  Bio- 
logie der  Bakterien  und  anderer 
pflanzlicher  Mikroorganismen. 

Adametz , Untersuchungen  über  Bacillus 
lactis  viscosus,  einen  weitverbreiteten 
milchwirthschaftlichen  Schädling.  698 


Almquist , Ueber  die  Hauptmomente  der 
Aetiologie'  des  Abdominaltyphus.  794 
Amann,  Der  Einfluss  der  K o c h ’ sehen 
Impfungen  auf  die  Tuberkelbacillen  im 
Sputum.  (Orig.)  t 

Anderton  and  Kelsey,  Erysipheae  upon 
Phytoptus  distortions.  387 

Babes,  Untersuchungen  über  den  Diphthe- 
riebacillus und  die  experimentelle  Diph- 
therie. 446 

— , Ueber  Bacillen  der  hämorrhagischen 
Infektion  des  Menschen.  (Orig.)  719.  752 
— , Ueber  die  seuchenhafte  Hämoglobinu- 
rie des  Rindes.  774 

Babes  und  Comil,  Ueber  Bakterienassocia- 
tionen in  Krankheiten.  772 

Baginsky  und  Stadthagen,  Ueber  giftige 
Produkte  saprogener  Darmbakterien.  543 
Banti,  Süll’  etiologia  delle  pneumoniti  acute. 

179 

— , Sopra  alcune  localizzazioni  extrapul- 
monari  dei  diplococco  lanceolato  capsu- 
lato.  275 

Bau,  Ueber  die  scheinbare  Zunahme  des 
Dextringehaltes  in  Bierwürzen  während 
der  Gährung,  sowie  über  die  Bestimmung 
der  Dextrose  und  des  Dextrins  in  ihnen. 

99 

— , Die  Bestimmung  von  Maltose , Dex- 
trose und  Dextrin  in  Bierwürze  und 
Bier  mittelst  Reinkulturen  von  Gäh- 
rungs-Organismen.  (Orig.)  826 

Behring , Untersuchungen  über  das  Zu- 
standekommen der  Diphtherie-Immunität 
bei  Thieren.  71 

— , Ueber  Desinfektion,  Desinfektionsmittel 
und  Desinfektionsmethoden.  636 

Behring  und  Kitasato,  Ueber  das  Zu- 
standekommen der  Diphtherie-Immuni- 
tät und  der  Tetanus-Immunität  bei  Tbie- 
ren.  68 

Beyerinck,  Künstliche  Infektion  von  Vicia 
Faba  mit  Bacillds  radicicola.  Ernäh- 
rungsbedingungen dieser  Bakterie.  450 
— , Verfahren  zum  Nachweise  der  Säure- 
absonderung bei  Mikrobien.  Mit  1 Figur. 
(Orig)  781 

Blagooestchensky,  Sur  l’anlagonisme  entre 
les  bacilles  du  charbon  et  ceux  du  pus 
bleu.  811 


54* 


848 


Register. 


Blücher,  Eine  Methode  zur  Plattenkultur 
auaerober  Bakterien.  292 

Bollmger , lieber  die  Infektionswege  des 
tuberculösen  Giftes.  140 

Bostroem , Untersuchungen  über  die  Aktino- 
mykose  des  Menschen.  570 

Botim,  Eine  einfache  Methode  zur  Isolirung 
auaerober  Bakterien.  209 

Brieger  und  FraenkeL,  öeber  Immunisirungs- 
versuche  bei  Diphtherie.  70 

Brioti,  Rassegn»  delle  principali  malattie 
svituppatesi  sulle  piante  culturali  nell’ 
anno  1887,  delle  quali  si  e occupato  il 
Laboratorio  Crittogamico.  126 

Büchner,  Die  chemische  Reizbarkeit  der 
Leukocyten  und  deren  Beziehung  zur 
Entzündung  und  Eiterung.  416 

— , Die  Bakterienproteine  und  deren  Be- 
ziehung zur  Entzündung  und  Eiterung. 

666 

Bujtoid,  Die  Darstellungsweise  des  Tuber- 
culins  ( 579 

Busquet,  Etüde  morpbologique  d’une  forme 
d’Achorion  : L’Achorion  Arloini,  Cham- 
pignon du  favus  de  la  souris.  673 

Cadiot,  Gilbert  et  Roger,  Tuberculose  du 
chien . 274 

Oampana,  Un  bacillo  simile  al  bacillo  le- 
proso  sviluppatosi  in  tentativi  di  col- 
tura  di  tessuti  con  lepra  tubercolare. 

733 

— , La  crisarobina  sopra  alcuni  fermenti  e 
sopra  alcuni  cbizomiceti  patogeni.  32 
Caneva,  Ueber  die  Bakterien  der  hämor- 
rhagischen Septikämie  (Hueppe),  Hogcho- 
lera  (Salmon),  Swineplague  (Billings), 
Swinepest  (Selander),  amerik.  Rinder- 
seuche (Billings),  Büffelseuche  (Oreste 
Armanni),  Marseille’sche  Schweineseuche 
(Jobert , Rietsch) , Frettchenseuche 
(Eberth).  (Orig.)  557 

Cassedebat,  Le  bacille  d’Eberth-GafTky  et 
les  baeilles  pseudo-typhiques  dans  les 
eaux  de  rivi&re.  281 

Chabarii,  Antiseptique  gazeuse,  son  action 
sur  la  bacterie  pyog&ne  de  l’infection 
urinaire.  137 

Chaniemesse,  Eine  mykotische  Pseudotuber- 
culose.  775 

Conn , Ueber  einen  bittere  Milch  erzeugenden 
Micrococeus.  (Orig.)  653 

Cunningham , On  some  species  of  Choleraic 
Comma  Bacilli  occurring  in  Calcutta.  763 
Bemme,  Ueber  das  Vorkommen  eines  rothen 
Sprosspilzes  in  der  Milch  und  im  Käse 
und  das  Auftreten  von  Darmkatarrh  bei 
Kindern  frühesten  Alters  durch  den  Ge- 
nuss derartig  infizirter  roher  oder  un- 
vollständig gekochter  Milch.  270 

Eiteriberg,  Bakteriologische  Diagnostik 
3 Aufl.  677 

Eiion , Die  Bestimmung  von  Maltose,  Dex- 


trose und  Dextrin  in  Bierwürze  und  Bier 
mittelst  Reinkulturen  von  Gährungs- 
Organismen.  (Orig.)  525 

Elfving,  Sur  une  action  directe  qu’exer- 
cent  certains  corps  sur  les  tubes  sporan- 
gifhres  de  „Phycomyces  uitens“.  664 
Eppinger,  Ueber  eine  pathogene  Cladothrix 
und  eine  durch  sie  hervorgerufene  Pseu- 
dotuberculosis (cladothrichica).  274 
Earlow  and  Seymour,  A provisional  host- 
index  of  the  fungi  of  the  United  States. 
Part  II.  Gamopetalae  — Apetalae.  386 
Fembach,  Sur  l’invertine  ou  sucrase  de  la 
levure.  350 

Fessler,  Erfahrungen  über  die  bakterien- 
tödtende  Wirkung  der  Anilinfarben. 

134 

Fischet,  Eine  bakteriologisch-experimentelle 
Studie  über  Influenza.  611 

Fod,  Zur  Biologie  des  Diplococcus  lanceo- 
latus.  806 

Frank,  Ueber  die  Pilzsymbiose  der  Le- 
guminosen. 629 

Fratnktl  unAPfeiffcr,  Mikrophotographischer 
Atlas  der  Bakterienkunde.  204 

— — , Mikrophotographischer  Atlas  der 
Bakterienkunde  Lief.  9,  10.  507 

Frosch,  Ein  Beitrag  zur  Kenntniss  der  Ur- 
sache der  amerikanischen  Schweineseuche 
und  ihrer  Beziehung  zu  den  bakteriolo- 
gisch verwandten  Prozessen.  623 

Gärtner,  Beitrag  zur  Aufklärung  des 
Wesens  der  sogen.  Prädisposition  durch 
Impfversuche  mit  Staphylokokken  243 
Gaüoway,  A new  Pear  disease.  677 

— , Disease  of  Geraniums.  677 

Gamaleia,  Sur  le  pouvoir  antitoxique  de 
l'organisme  animal.  457 

— , Ueber  die  Resistenz  der  Kaninchen 
gegenüber  den  Cholerabakterien.  807 
Garre  und  Troje,  Chirurgische  und  bakte- 
riologische Erfahrungen  über  das  Pyok- 
tanin.  134 

Gasperini,  Recherches  morphologiques  et 
biologiques  sur  un  microorganisme  de 
l’atmosphere , le  Streptothrix  Foersteri 
Cohn.  59 

Gasser,  Culture  du  bacille  typhique  sur 
milieux  nutritifs  colords.  208 

Gessard,  Des  races  du  bacille  pyocyanique. 

541 

Gibier,  Wasserstoffsuperoxyd  und  Ozon. 

838 

Giunti,  Ueber  die  Wirkung  des  Lichts  auf 
die  Essiggährung.  539 

Günther,  Einführung  in  das  Studium  der 
Bakteriologie  mit  besonderer  Berück- 
sichtigung der  mikroskopischen  Technik. 

11 

Haegier,  Zur  pyogenen  Eigenschaft  von 
Pneumococcus  Fraenkel- Weichsel  bäum. 

275 


Register. 


849 


Hammer  schlag,  Bakteriologisch-chemische 
Untersuchungen  über  Tuberkelbacillen. 

272 

Hankin,  Ueber  den  schützenden  Eiweiss- 
körper der  Ratte.  (Orig)  336.  372 
Hansen,  Untersuchungen  aus  der  Praxis 
der  Gährungsindustrie  98 

— , Recherches  sur  la  Physiologie  et  la 
morphologie  des  t'erments  alcooliques. 
VIII.  Sur  la  germination  des  spores  chez 
les  Saccharomyces.  663 

Hartig,  Eine  Krankheit  der  Pichtentriebe. 

804 

Heider,  Ueber  die  Wirksamkeit  von  Des- 
infektionsmitteln bei  höherer  Tempe- 
ratur. (Orig.)  221 

Hutppe , Bemerkungen  zu  Petruschky’s 
Mittheilung  in  No.  12  d.  Zeitschrift  über 
den  Verlauf  der  Phagocytencontroverse. 

29 

Holz,  Experimentelle  Untersuchungen  über 
den  Nachweis  der  Typhusbacillen.  293 
Jacquemart,  Les  Ptomai'nes.  Histoire  et 
earactbres  chimiques.  107 

Jasinski,  Pyoktanin  in  der  Chirurgie.  387 
Johan-Olsen,  Gjaering  og  Gjaeringsorganis- 
mer.  56 

Jörgensen,  Zur  Analyse  der  obergährigen 
Hefe  in  Brauereien  und  Brennereien 
nach  Hansen’s  Methode.  602 

Karlinski,  Untersuchungen  über  die  Tem- 
peratursteigerung in  beerdigten  Körper- 
theilen.  (Orig.)  434 

— , Eine  Berichtigung.  (Orig.)  590 

— , Zur  Kenntniss  der  atypischen  Typhus- 
falle. 733 

Katz,  Zur  Kenntniss  der  Leuchtbakterien 
(Orig.)  157.  199.  229.  258.  311.  343 
Kaupe,  Untersuchungen  über  die  Lebens- 
dauer der  Cholerabacillen  im  mensch- 
lichen Koth.  609 

ReUerman  and  Svringle,  Preliminary  report 
on  smnt  in  oats.  547 

— — , Preliminary  experiments  with  fun- 
gicides  for  stinking  smut  of  wheat. 

547 

— — , Report  on  the  loose  smoots  of  ce- 

reals.  547 

Kianowsky,  Zur  Frage  über  die  antibak- 
teriellen Eigenschaften  des  Magensaftes. 

420 

Kirchner , Bakteriologische  Untersuchungen 
über  Influenza.  615 

— , Die  Krankheiten  und  Beschädigungen 
unserer  landwirthschaftlichen  Kultur- 
pflanzen. 22 

Koch,  Fortsetzung  der  MittheilungeD  über 
ein  Heilmittel  gegen  Tuberculose.  64 
Komauth,  Studien  über  das  Saccharin.  770 
Kramer,  Bakteriologische  Untersuchungen 
über  das  „Umschlagen“  des  Weines. 

268 


Lagerheim,  v.,  Zur  Kenntniss  des  Moschus- 
piizes,  Fusarium  aquaeductuum  Lager- 
heim (Selenosporium  aquaeductuum  Ra- 
benhorst  et  Radlkofer  , Ftisisporium 
moschatum  Kitasato).  Mit  6 Figuren. 
(Orig.)  655 

Laurent,  Etüde  sur  la  variabilitd  du  bacille 
rouge  de  Kiel.  105 

— , Experiences  sur  la  rdduction  des  ni- 
trates par  les  vdg^taux.  235 

— , Recherches  sur  les  nodosites  radicales 
des  legumineuses.  703 

Leuluscher , Einfluss  von  Verdauungsse- 
kreten auf  Bakterien,  244 

Liebreich,  Das  Methyl  violett  (Pyoktanin). 

136 

Lommatzsch,  Beobachtungen  über  den 
Fichtenritzenschorf  ^Hysterinm  macrospo- 
rium  Hrtg.)  242 

Loeffltr,  Neuere  Arbeiten  über  Imtnunisi- 
rungs-  bezw.  Heilungsversuche  bei  Thie- 
ren  gegenüber  der  Infektion  mit  Milz- 
brand-, Tetanus- und  Diphtherie-Bacillen. 

25 

Leew , Die  chemischen  Verhältnisse  des 
Bakterienlebens.  (Orig.)  659.  690  722. 

757.  789 

Loriga  e Pensuti,  Pleurite  da  bacillo  del 
tifo.  797 

Lubarsch , Ueber  die  Ursachen  der  Im- 
munität. 31 

Ludwig , Ueber  die  Phosphoreseenz  von 
Gryllotalpa  vulgaris.  (Orig.)  661 

Luff,  Report  on  the  relation  of  the  ptomains 
or  animal  alkaloids  to  some  of  the  in- 
fectious  fevers.  665 

Lundström,  Die  Zersetzung  von  Harnstoff 
durch  Mikroben  und  deren  Beziehungen 
zur  Cystitis.  672 

Mac  Mülan,  Note  on  a Minnesota  species 
of  Isaria  and  an  attendant  Pachybasium 

386 

Maffucci , Ueber  die  Wirkung  der  reinen, 
sterilen  Kulturen  des  Tuberkelbacillus. 

668 

Malm,  Sur  la  virulence  de  la  bacteridie 
charbouneuse  aprfes  passage  chez  ie  chien 
et  chez  le  lapin  vaccine.  210 

Man/redi  und  Seraßni,  Ueber  das  Verhalten 
von  Milzbrand-  und  Cholerabacillen  in 
reinem  Quarz-  und  reinem  Marmorboden. 

206 

Manaberg,  Zur  Aetiologie  des  Morbus  Brig- 
tii  acutus  nebst  Bemerkungen  über  ex- 
perimentelle, bakteritische  Endocarditis. 

444 

Mtssea,  Contribuzione  allo  Studio  delle 
ciglia  dei  batterii  e proposta  di  una  elas- 
sificazione.  106 

Muscatello,  Sul  potere  piogeno  del  bacillo 
di  Eberth.  795 


850 


Register. 


Nikijoroff , Ein  Beitrag  zu  den  Kulturme- 
thoden der  Anacroben.  291 

Nencki,  Die  isomeren  Milchsäuren  als  Er- 
kenn ungsmittel  einzelner  Spaltpilzarten. 
(Orig ) 304 

Neircombe  and  Galloicay,  Perennial  myce- 
liuun  of  tbe  fungus  of  Blackberry  Rust. 

676 

Nickel,  Zar  Biochemie  der  Bakterien. 

(Orig)  333 

Aoiszetc&ki , Der  Mikroorganismus  des  Tra- 
choms. Microsporon  trachomatosum  s 
jagium.  318 

Ogata,  Ueber  die  bakterienfeindliche  Sub- 
stanz des  Blutes.  (Orig.)  597 

Okada , Ueber  einen  neuen  pathogenen  Ba- 
cillus aus  Fussbodenstaub.  (Orig.)  442 
Omeltschenko,  Ueber  die  Wirkung  der 
Dämpfe  ätherischer  Oele  auf  die  Abdo- 
minaltyphus-, Tuberkel-  und  Milzbrand- 
bacillen. Mit  2 Abbildungen.  (Orig.) 

813 

Onirnus,  Destruction  du  virus  tuberculeux, 
par  les  essences  evaporöes  sur  de  la 
mousse  de  platine.  739 

Otbome,  Die  Sporenbildung  des  Milzbrand- 
bacillus auf  Nährböden  von  verschie- 
denem Gehalt  an  Nährstoffen.  205 

Paruini,  Bakteriologische  Studien  über  den 
Auswurf  .566 

Papuli,  Sul  potere  antisettico  del  salölo.  770 
Pasqualt,  Ulteriori  ricerche  sugli  strepto- 
cocchi  delle  mucose  e contributo  dell’ 
etiologia  della  corizza.  117 

Pawltnosky,  Ueber  die  Aetiologie  und  Pa- 
thologie des  Rhinoskleroms  mit  beson- 
derer Berücksichtigung  der  Phagocytose 
und  der  Hyalinbiidang.  74  ’ 

Petersen,  Ueber  die  antibakterielle  Wirkung 
der  Anilinfarben  ^Pyoktanin  Merk’s).  i34 
Pctmschky,  Der  Verlauf  der  Phe-goeyten- 
Controverse  2.9 

— , Entgegnung  auf  F.  Hueppe’s  ,, Be- 
merkungen n.  s.  vr.*‘  in  No  13  d.  Zeit- 
schrift. 29 

Podbielikij,  Untersuchung  der  Mikroben  der 
Mundhöhle  von  Erwachsenen  uud  Kin- 
dern im  gesunden  Zustand.  617 

Pmiieas,  La  pourriture  du  coenr  de  la 
betkirave  675 

Prockomtipk,  Die  Behandlung  de?  frischen 
Trippers  beim  Weibe  mit  dem  konstan- 
ten Strom  324 

ProchoKni.ek  und  Spaeth,  Ueber  die  keim- 
tödrende  Wirfeu^g  des  galvanischen  Stro- 
mes. 324 

Protopopoff  und  Hammer,  Ein  Beitrag  zur 
Keontniss  der  Actinomyceskulturen.  63 
Popoff,  Sur  uu  bacille  anaerobic  de  la  fer- 
mentation  pannaire.  104 

Benvers , Zur  Aetiologie  des  Wundstarr- 
krampfs. 481 


Boger,  Proprietes  bactericides  du  sörum 
pour  le  streptocoque  de  l’drysipele  805 
Boss,  Vorläufige  Mittheilung  über  einige 
Fälle  von  Mycosis  im  Menschen.  (Orig.) 

504 

Sadebeck,  Kritische  Untersuchungen  über 
die  durch  Taphrina-Arten  hervorge- 
brachten Baumkrankheiten  676 

Sanfelice , Contributo  alla  biologia  e tnor- 
fologia  dei  batterii  saprogeni  aerobi  e 
auaerobi  57 

Sanarelli , Ueber  einen  neuen  Mikroor- 
ganismus des  Wassers,  welcher  für  Thiere 
mit  veränderlicher  und  konstanter  Tem- 
peratur pathogen  ist.  Mit  einer  litho- 
graphischen Tafel.  (Orig.)  193.  222 
Die  Ursachen  der  natürlichen  Immu- 
nität gegen  den  Milzbrand.  (Orig.) 

467.  497.  532 

Sauchez- Toledo  et  Veillon,  De  la  presence 
du  bacille  du  tetanos  dans  les  excrements 
du  cheval  et  du  boeuf  ä l'etat  sain.  18 
— — , Recherche»  microbiologiques  et  ex- 
perimentales sur  le  tötanos  478 

Saictschenko , Zur  Frage  über  die  Immu- 
nität gegen  Milzbrand.  (Orig)  473  493. 

528 

Scala  e Sanfelice,  Azionc  dell’  acido  car- 
bonieo  disciolto  nelle  acque  potabili  su 
alcuui  microorganismi  patogeni.  110 
Schwanhäuser,  Beitrag  zur  experimentellen 
Untersuchung  der  Ursache  der  Gesund- 
heitsschädlichkeit hefetrüber  Biere.  100 
Schweinitz,  v,  A preliminary  sludy  of  tlie 
ptomai'nes  from  the  culture-liquids  of 
the  Hog-cholera  germ.  804 

Schütz,  Mikroskopische  Carcinombefunde 
nebst  ätiologischen  und  praktisch  ver- 
wendbaren diagnostischen  Ausblicken 

702 

Smith,  Zur  Kenntniss  des  Hog-eholeraba- 
cillus.  (Orig.)  253.  307.  339 

— , Observations  on  the  variability  of 
disease  germs.  606 

&iXjdbv>orth,  A new  Hollyhock  disease  511 
SpHitfir  >nnd  Gottstein,  Ueber  die  Vernich- 
tung von  Mikroorganismen  durch  die  In- 
duktionaestektricität.  (Orig  ) 77 

Stagnitta,  Sul  valore  diagnostico  delle  ri- 
cerche batteriologiche  nel  tifo  addomi- 
nale.  794 

Stern,  Geber  die  Wirkung  des  menschlichen 
Blutes  und  anderer  Körperflüssigkeiten 
auf  pathogene  Mikroorganismen  132 
Tkoinot,  Etüde  sur  la  -waleur  desinfectaote 
de  l'acide  sulfureux.  323 

Tili,  Bakteriologische  Uatbersuchung  der 
Freiburger  Leitungswässer.  381 

Tizzoni  und  Cattani,  Ueber  die  Art,  einem 
Thiere  die  Immunität  gegen  Tetanus  zu 
übertragen  (Orig.)  189 

, — — , Ueber  die  Widerstandsfähigkeit  der 


Register. 


851 


Tetanusbacillen  gegen  physikalische  und 
chemische  Einwirkungen.  487 

Tolomei,  Einwirkung  von  Elektrizität  auf 
die  Essiggährung.  539 

Trvmpp,  Ueber  saprophyte  Schimmelpilze 
im  Brustkrebs.  701 

Tubeuf,  von,  Generations-  und  Wirths- 
wecbsel  unserer  einheimischen  Gymno- 
sporangium-Arten  und  die  hierbei  auf- 
tretenden  Formveränderungen.  Mit  3 
Abbildungen.  {Orig.)  89.  167 

— , Ueber  eine  neue  Krankheit  der 
Weisstanne  und  ihre  forstliche  Bedeutung. 

128 

ünna  und  Sehlen,  v .,  Flora  dermatologica. 
VI.  798 

— — , Flora  dermatologica.  VII  798 

Unna , Flora  dermatologica.  VIII.  798 
Vaülard  et  Vincent,  Recherehes  experi- 
mentales sur  le  tdtanos  48 1 

— — , Contribution  ä l'dtude  du  tetanos. 

479 

— — , Sur  une  pseudopeiade  de  nature 

microbienne.  118 

Varendorff,  Ueber  die  Kiefernschütte. 

127 

Faughan,  Some  new  bacterial  poisons ; 
their  causal  relation  to  disease  and  the 
changes  in  our  theories  suggested  by 
their  action.  828 

Vincent,  PreseDce  du  bacille  typhique  dans 
l’eau  de  Seine  pendant  le  mois  de  juillet 
1890  279 

Walther,  Ueber  den  Einfluss  von  künst- 
lichem Fieber  auf  die  mit  Fraenkel- 
Weichselbaum’schenPneumoniemikrobien 
infizirten  Thiere.  178 

Winkler  und  Schrötter , von.  Ein  neuer 
grünen  Farbstoff  entwickelnder  Bacillus. 

700 

Winogradslcy,  Recherches  sur  des  organis- 
mes  de  la  nitrification.  351.  603 

Zeidler,  Beiträge  zur  Kenntniss  einiger  in 
Würze  und  Bier  vorkommendeu  Bakte- 
rien. 10 

Fäulniss. 

Karlthski,  Untersuchungen  über  die  Tem- 
peratursteigerung in  beerdigten  Kijrper- 
t heilen . [Orig.)  434 

Kostjurin  und  Kraintki,  Ueber  die  Wir- 
kung von  Fäulniss-  und  Tuberkeltoxinen 
auf  Thiere  und  über  ihren  Einfluss  auf 
den  Verlauf  der  Experimentaltuberculose 

445 

Juoeiv,  Die  chemischen  Verhältnisse  des 
Bakterienlebens.  {Orig.)  659.  690.  722 

757.  789 

Zanfeltce,  Contributo  alla  biologia  e mor- 


fologia  dei  batterii  saprogeni  aerobi 
e anaerobi.  57 

Gährung. 

Adametz,  Untersuchungen  über  Bacillus 
lactäs  viscosus , einen  weitverbreiteten 
milchwirthschaftlicben  Schädling.  698 
Bau,  Ueber  die  scheinbare  Zunahme  des 
Dextringebaites  in  Bierwürzen  während 
der  Gährung,  sowie  über  die  Bestimmung 
der  Dextrose  und  des  Dextrins  in  ihnen. 

99 

— , Die  Bestimmung  von  Maltose,  Dex- 
trose und  Dextrin  in  Bierwürze  und 
Bier  mittelst  Reinkulturen  von  Gäb- 
rungs-Organismen  {Orig.)  825 

Beyerinck,  Verfahren  zum  Nachweise  der 
Säureabsonderung  bei  Mikrobien.  Mit 
1 Figur  {Orig.)  781 

Conn,  Ueber  einen  bittere  Milch  erzeugen- 
den Micrococcus.  {Orig.)  653 

Eiion,  Die  Bestimmung  von  Maltose,  Dex- 
trose und  Dextrin  in  Bierwürze  und 
Bier  mittelst  Reinkulturen  von  Gährungs- 
Organismen.  {Orig.)  525 

Fembach,  Sur  l’invertine  ou  sucrase  de  la 
levure  350 

Oiunti,  Ueber  die  Wirkung  des  Lichts  auf 
die  Essiggährung.  539 

Hansen,  Untersuchungen  aus  der  Praxis 
der  Gährungsindustrie.  93 

— , Recherches  sur  la  Physiologie  et  la 
morphologie  des  ferments  alcooliques. 
VIII.  Sur  la  germination  des  spores  chez 
les  Saccharomyces  663 

Jörgensen , Zur  Analyse  der  obergährigen 
Hefe  in  Brauereien  und  Brennereien 
nach  Hansen’*  Methode.  602 

Johan-OUen,  Gjaeriog  og  Gjaeringsorganis- 
mer.  56 

Kramer,  Bakteriologische  Untersuchungen 
über  das  ..Umschlagen“  des  Weines.  268 
Komauth,  Studien  über  das  Saccharin.  770 
Loew,  Die  chemischen  Verhältnisse  des 
Bakterienlebens  {Orig.)  659  690.  722 

757.  789 

Nencki,  Die  isomeren  Milchsäuren  als  Er- 
kennungsmitte!  einzelner  Spaltpilzarten 
{Orig.)  304 

Popoff,  Sur  un  bacilie  anaerobic  de  la  fer- 
mentatiou  pannaire.  1 04 

Schwanhäuser,  Beitrag  zur  experimentellen 
Untersuchung  der  Ursache  der  Gesund- 
heitsschädlichkeit hefetrüber  Biere.  100 
Sestini,  L.  und  F.,  Ueber  die  ammoniaka- 
lische  Gährung  der  Harnsäure  380 
Sostegni  und  Sannino,  Ueber  die  Entste- 
hung von  Schwefelwasserstoff  bei  der 
Alkoholgäbrung.  540 

Tolomei,  Einwirkung  von  Elektrizität  auf 
die  Essiggährung.  539 


852 


Register. 


Zeidler , Beiträge  zur  Kenntoiss  einiger 
in  Würze  und  Bier  vorkommenden  Bak- 
terien . 10 

Nitrifikation. 

Laurent,  Experiences  sur  la  reduction  des 
nitrates  par  les  vegetaux-  235 

Winogradsky.  Recherches  snr  les  organis- 
mes  de  la  nitrification.  351.  603 

Phosphorescenz. 

Ludwig,  Ueber  die  Phosphorescenz  von 
Gryllotalpa  vulgaris.  (Orig.)  561 

Beziehungen  der  Bakterien  und 
anderer  pflanzlicher  Parasiten 
zur  unbelebten  Natur. 

Bakterien  etc.  und  Luft. 

Gasperini.  Recherelies  morphologiques  et 
biologiques  sur  un  microorganisme  de 
l’atmosphere  , le  Streptothrix  Foersteri 
Cohn.  59 

TamJäni,  Report  of  the  inquiry  into  tbe 
etiology  of  Summer  Diarrhoea.  610 

Bakterien  etc.  und  Wasser. 

Adametz,  Untersuchungen  über  Bacillus 
lactis  viscosus  , einen  weitverbreiteten 
milchwirtbschaftlichen  Schädling.  698 
Almquilt,  Ueber  das  vermehrte  Auftreten 
des  Darmtyphus  an  einer  Anzahl  von 
mehr  oder  minder  typhusfreien  Orten 
nach  jahrelangen  Zwischenräumen.  680 
Aubert,  Relation  d’une  epidemie  de  fievre 
typhoide  qui  a sdvi  sur  le  23e  rdgiment 
d’infanterie  et  sur  la  population  de  la 
ville  de  Bourg,  eD  decembre  et  en  jan- 
vier  1888—1889.  280 

Catado  y Fernande»,  Infeccion  teberculosa 
por  el  agua  contaminada.  182 

Cassedelnt,  Le  bacille  d’Eberth-Gaffky  et 
les  bacilles  pseudo-typhiques  dans  les 
eaux  de  riviere.  281 

Celli  e Scala,  Süll’  acqua  del  Tevere.  380 
Currier,  Sterilization  of  water.  7 1 1 

Dresch,  I.ajoux  et  Doyen,  Epidemie  de  fievre 
typhoide  de  Pontfaverger.  796 

Dionis  des  Carriirei,  Des  relations  de  la 
fikvre  typhoide  avec  le  bacille  d’Eberth 
et  avec  les  variations  du  uiveau  de  la 
nappt  d’eau  souterraine  382 

JinkelrCourg,  Ueber  einen  Befund  von  Ty- 
phusbacillen im  Brunnenwasser  v nebst 


Bemerkungen  über  die  Sedimentirmethod» 
der  Untersuchung  auf  pathogene  Bakte- 
rien in  Flüssigkeiten.  (Orig.)  301 

Gere,  Contribution  ä l’dtude  des  eaux  d’Al- 
ger.  609 

Karlinski,  Eine  Berichtigung.  (Orig.)  590 
Kotz,  Zur  Kenntniss  der  Leuchtbakterieu. 

(Orig.)  157.  199  229.  258.  31i.  343 
Lagerheim,  von,  Zur  Keontniss  des  Moschus- 
pilzes, Fusarium  aquaeductuum  Lager- 
heim (Selenosporium  aquaeductuum  Ra- 
benhorst et  Radlkofer,  Fusisporium  mo- 
schatum  Kitasato)  Mit  6 Figuren  (Orig.) 

655 

Laurent,  Etüde  sur  la  variabilite  du  bacille 
rouge  de  Kiel.  105 

Lehmann,  Die  Methoden  der  praktischen 
Hygiene.  635 

Loew,  Ueber  die  Giftwirkung  des  destillir- 
ten  Wassers.  607 

Lortet  et  Despeignes,  Recherches  sur  les 
microbes  pathogenes  des  eaux  potables 
distribudes  k la  ville  de  Lyon.  607 
Lortet,  Die  pathogenen  Bakterien  des  tiefen 
Schlammes  im  Genfer  See  709 

Nordtrneyer,  Ueber  Wasserfiltration  durch 
Filter  aus  gebrannter  Infusorienerde. 

644 

Prausnüz,  Kleinere  Mittbeilungen  zur  bak- 
teriologischen Technik.  Mit  2 Abbildun- 
gen. 128 

Sanarelli,  Ueber  einen  neuen  Mikroorga- 
nismus des  Wassers,  weicher  für  Thiere 
mit  veränderlicher  und  konstanter  Tem- 
peratur pathogen  ist.  Mit  1 lithogra- 
phischen Tafel.  (Orig  ) 193.  222 

Scala  e SanfeUee,  Azione  dell’  acido  car- 
bonieo  disciolto  nelle  acque  potabili  su 
alcuni  microorganismi  patogeni.  110 
Tile,  Bakteriologische  Untersuchung  der 
Freiburger  Leitungswässer.  381 

Vaughan,  The  examination  of  drinking- 
water  wiih  special  reference  to  its  rela- 
tion  to  typhoid  fever.  832 

Vincent,  Presence  du  bacille  typhique  dana 
l'eau  de  Seine  pendant  le  mois  de  juillet 
1890.  279 

Bakterien  etc.  und  Boden. 

Beyerinck,  Künstliche  Infektion  von  Vicia 
Faba  mit  Bacillus  radicicola.  EmähruDgs- 
bedingungen  dieser  Bakterie.  450 

Doicd , A study  of  tbe  hygienic  condition 
of  our  Streets.  762 

frank,  Ueber  die  Pilzsymbiose  der  Legu- 
minosen. 629 

Karliniki,  Untersuchungen  über  die  Tem- 
peratursteigerung in  beerdigten  Körper- 
theilen.  (Orig.)  434 


Register. 


853 


Laurent,  Recherches  sur  les  nodosites  ra- 
dicales  des  legumineuses.  703 

Manfredi  und  Serajini,  Ue’öer  das  Verhal- 
ten von  Milzbrand-  und  Cholerabacillen 
in  reinem  Quarz-  und  reinem  Marmor- 
boden  206 

Pekelharing,  Ueber  Beri-Beri  vom  Stand- 
punkte der  Aetiologie  und  Therapie  be- 
urtheilt.  58 1 

Smith,  Zur  Kenntnis»  des  Hogcholerabacil- 
los.  ( Orig .)  253.  307.  339 

Sormaru , Ueber  Aetiologie,  Pathogenese  und 
Prophylaxe  des  Tetanus.  421 

Winogradsky,  Recherches  sur  les  organis- 
mes  de  la  nitrification.  351.  603 

Bakterien  etc.  in  Nahrungs-  und 
Genussmitteln. 

Adametz , Untersuchungen  über  Bacillus 
lactis  viscosus , einen  weitverbreiteten 
milchwirthschaftlichen  Schädling.  698 
Almguist,  Ueber  die  Hauptmomente  der 
Aetiologie  des  Abdominaltyphus.  794 
-Bang,  Ist  die  Milch  tuberculöser  Kühe  vi- 
rulent, wenn  das  Euter  nicht  ergriffen 
ist'?  144 

Bau,  Ueber  die  scheinbare  Zunahme  des 
Dextringehaltes  in  Bierwürzen  während 
der  Gährung,  sowie  über  die  Bestimmung 
der  Dextrose  und  des  Dextrins  in  ihnen 

99 

— , Die  Bestimmung  von  Maltose,  Dex- 
trose und  Dextrin  in  Bierwürze  und 
Bier  mittelst  Reinkulturen  von  Gäh- 
mngs-Organismen.  {Orig.)  825 

B oilinger,  Ueber  die  Infektionswege  des 
taberculosen  Giftes.  140 

Celli  e Scila , Süll’  acqua  del  Tevere. 

380 

Ccmn,  Ueber  einen  bittere  Milch  erzeugen- 
den Micrococcus.  {Orig.)  653 

Bemme,  Ueber  das  Vorkommeu  eines  rothen 
Sprosspilzes  in  der  Milch  und  im  Käse 
und  das  Auftreten  von  Darmkatarrh  bei 
Kindern  frühesten  Alters  durch  den  Ge- 
nuss derartig  infizirter  roher  odor  un- 
vollständig gekochter  Milch.  270 

Bionü  des  Carnlres,  Des  relations  de  la 
fifcvre  typhoide  avec  le  bacille  d’Eberth 
et  avec  les  Variation»  du  niveau  de  la 
nappe  d’eau  souterraine.  382 

Eiion,  Die  Bestimmung  von  Maltose,  Dex- 
trose nnd  Dextrin  in  Bierwürze  und 
Bier  mittelst  Reinkulturen  von  Gährungs- 
Organismeu.  ( Orig  ) 525 

Etmbaeh,  Sur  l’invertine  ou  sucrase  de  la 
levure.  350 

Eintelnburg,  Ueber  einen  Befund  von  Ty- 
phusbacillen im  Brunnenwasser,  nebst 
Bemerkungen  über  die  Sedimentirmethoic 


der  Untersuchung  auf  pathogene  Bakte- 
rien in  Flüssigkeiten.  (Orig.)  301 

Gert,  Contribution  ä l’dtude  des  eaux  d’Al- 
ger.  609 

Giunbi,  Ueber  die  Wirkung  des  Lichts  auf 
die  Essiggährung.  539 

Guillebeau,  Ein  neuer  Fall  von  Cysticercus 
der  Taenia  saginata  beim  Rind.  240 
Hansen,  Untersuchungen  aus  der  Praxis 
der  Gährungsindustrie.  98 

— , Recherches  sur  la  physiologie  et  la 
morpbologie  des  fermeuts  alcooliques. 
VIII.  Sur  la  germination  des  spores  chez 
les  Saccharomyces.  663 

Jörgensen,  Zur  Analyse  der  obergährigen 
Hefe  in  Brauereien  und  Brennereien  nach 
Hanseo’s  Methode.  602 

Johan-Olsen,  Gjaering  og  Gjaeringsorganis- 
mer.  56 

Katz,  Zur  Kenntnis»  der  Leuchtbakterieu. 

(Orig.)  157.  199  229.  258.  311.  343. 
Kramer,  Bakteriologische  Untersuchungen 
über  das  ,, Umschlagen“  des  Weines. 

268 

Lortet  et  Dtspeignes,  Recherches  sur  les 
microbes  pathogenes  des  eaux  potables 
distribuoes  ä la  ville  de  Lyon.  607 
Popoff,  Sur  uu  bacille  anaerobic  de  la  fer- 
mentation  pann&ire.  104 

Bocser,  Note  sur  un  mode  de  contami 
nation  du  pain  par  le  Mucor  stolonifer. 

104 

Scknirer,  Zur  Frage  nach  der  Verbreitung 
der  Tuberkelbacillen  ausserhalb  des 
Körpers  544 

Schwanhäuser,  Beitrag  zur  experimentellen 
Untersuchung  der  Ursache  der  Gesund- 
heitsschädlichkeit hefetrüber  Biere.  100 
Spilker  und  Gottstein,  Ueber  die  Vernich- 
tung von  Mikroorgauismen  durch  die 
Induktionseiektricität.  {Orig.)  77 

Tils,  Bakteriologische  Untersuchung  der 
Freiburger  Leituugswässer.  381 

Tolomei,  Einwirkung  von  Elektrizität  auf 
die  Essiggährung.  539 

Vincent,  Prdsence  du  bacille  typhique  daos 
l’eau  de  Seine  pendant  le  mois  de  juiilet 
1890.  279 

XeidJer,  Beiträge  zur  Kemitniss  einiger  in 
Würze  und  Bier  verkommenden  Bakte- 
rien. 10 

Bakterien  etc.  in  Gebrauchsgegen- 
ständen. 

Brunner,  Ueber  Catgutinfektion.  549 

Bowler,  The  sterilizntion  of  Catgut,  with 
a description  of  a new  simple  and  effi- 
cient  method.  421 


854 


Register. 


I.edantec,  Origine  tellurique  du  poison  des 
flfeehes  des  naturels  des  Nouvelles-Hebii- 
des.  286 

Van  Cott  jr. , Untersuchungen  über  das 
Vorkommen  der  Bacillen  des  malignen 
Oedems  in  der  Moschustinktur  ( Orig .)  303 


Bakteriell  etc.  in  Wohnungen. 

Okada,  lieber  einen  neuen  pathogenen  Ba- 
cillus aus  Fussbodenstauü.  (Orig)  442 


HI.  Thieriacho  Parasiten. 


Anderson  xnd  Ktlsey , Erysipheae  upon 
Phytoptus  distortions.  387 

Antolisei,  Considerazioni  intorno  aIJa  classi- 
ficazione  dei  parassiti  della  malaria.  113 
— , L’ematozoo  della  quartana.  410 

— , Süll’  ematozoo  della  terzana.  410 
Antolisei  e Angelini,  Note  sul  ciclo  bio- 
logico  dell’  ematozoo  falciforme.  410 
Baumgarten,  Jahresbericht  über  die  Fort- 
schritte in  der  Lehre  von  den  pathoge- 
nen Mikroorganismen,  umfassend  Bakte- 
rien, Pilze  und  Protozoen.  V.  605 
Bignami,  Ricerehe  sull’  anatomia  patoio- 
gica  belle  peruiciose.  281 

Bitot  et  Sabrazis , Etüde  sur  les  cysticer- 
ques  eu  grappe  de  l'encephale  et  de 
la  moeile  chez  l'liomme.  625 

Blanchard,  Pseudo-parasites.  123 

Blessig,  Zur  Kasuistik  der  subkonjunktiva- 
len  Cysticerken.  384 

Boas , 1)  Hestebremserue.  2)  Tillaeg  til 

min  Artikel  „Ea  Bremselarve  i Hjärnen 
hos  eu  Hest.  831 

Brandes,  Zur  Frage  des  Begattungsaktes 
bei  den  entoparasitischen  Trematoden. 
(Orig.)  264 

— , Die  Familie  der  Holostomiden.  415 
Brandt,  Beitrag  zur  Malariafrage.  671 
Breun,  Helmiuthologische  MittheiluDgen. 

(Orig.)  52 

— , Ueber  Eehinorbyncbus  polymorphus 
and  filicollis.  (Orig.)  375 

CeUi  e Marchiafava,  11  reperto  del  sangue 
nelle  febbri  malariche  invernali.  111 
Coronaäo,  El  microbio  de  ia  malaria  ym 
evolucion  en  la  sangre  de  los  indoziea- 
dos.  116 

— , Dermatopbilus  penetrans  de  los  paises 
cälidos-Nigua.  415 

Danilewsky,  Ueber  die  Myoparasiten  der 
Amphibien  und  Reptilien.  (Orig.)  9 
— , La  parasitologie  comparde  du  sang. 
I Xonvelles  recherches  sur  les  parasites 
du  sang  des  oiseaux.  120 

— , Ueber  den  Polymitus  malariae.  Mit  6 
Abbildungen.  (Orig.)  397 

— , Ueber  die  Mikroben  der  akuten  und 
chronischen  Malariainfektion  bei  Vögeln. 

411 

Orassi  und  Feletti,  Malariaparasiteu  in  den 
Vögeln.  (Orig.)  403.  429.  461 


Guülebeau,  Ein  neuer  Fall  von  Cysticer- 
cus der  Taenia  saginaia  beim  Rind.  240 
— , l2in  Fall  von  Echinococcus  multilocu- 
laris. 675 

Henneguy,  Formation  des  spores  de  la 
Gregarine  du  Lombric.  627 

Kartulis,  Einiges  über  die  Pathogenese  der 
Dysenterieamöben.  (Orig.)  365 

König,  Der  cystische  Echinococcus  der 
Bauchhöhle  und  seine  Eigenthümlich- 
keiten  vor,  bei  und  nach  der  Operation. 

125 

Kühn,  Neuere  Versuche  zur  Bekämpfung 
der  Rübennematoden.  (Orig.)  563.  593 
Labovlblne,  Sur  les  moyens  de  reconuaitre 
les  Cysticerques  da  Taenia  saginata,  pro- 
duisant  la  Jadrerie  du  veau  et  du  boeuf, 
rnaigre  leur  rapide  disparition  a l’air 
atmosphdrique  241 

Langenbuch,  Der  Leberecbinococcus  und 
seine  Chirurgie.  545 

Laveran,  De  l’examen  du  sang  au  poiut 
de  vue  de  la  reeherehe  de  l’bematozoaire 
du  paiudisme.  15 

Le  Dantec,  Recherches  sur  la  digestion  in- 
tiaceiluiaire  chez  les  protozoaires.  355 
— , Recherches  sur  ia  digestion  intracellu- 
laire  chez  les  protozoaires  (2e  partie).  736 
L/instov},  von,  Ueber  den  Bau  und  die  Ent- 
wickelung des  Distomum  cylindraceum 
Zed.  241 

— — , Ueber  die  Entwickelungsgeschichte 
von  Gordius  tolosaDus  Duj.  (Orig.)  760 
Linton , Notes  on  Eutozoa  of  marine  fisl.es 
of  New-England  with  descriptions  of  »e- 
veral  new  spccies.  385 

Lönnberg , Helminthologisehe  Beobachtun- 
gen von  der  Westküste  Norwegens. 
Theil  I.  Cestoden.  385 

Lominslcy,  Ueber  Symbiose  des  Echinococ- 
cus mit  Coccidien.  124 

Lukjanow,  Grundzüge  einer  allgemeinen 
Pathologie  der  Zelle.  477 

Martin , Ueber  die  Krankheitserreger  der 
Malaria.  15 

Nonticäli,  Elenco  degli  elminti  studi&ti  a 
Wimereux  aella  primave/a  del  1689. 

287 

— , Note  elmintologiche.  288 

— , Di  una  forma  teratologica  di  Botbrio- 
cepbalns  microcephalus.  290 


Register. 


855 


Morot,  Quelques  considärations  sur  la  de- 
generescence  des  cystieerques  ladriques 
du  porc.  239 

Nenadovic , Ueber  den  Einfluss  der  Mala- 
riagegend auf  den  Verlauf  der  Infektions- 
krankheiten. 839 

Parona  e Perugia , Intorno  ad  alcune  po- 
lystomeae  e considerazioni  sulla  siste- 
matica  di  questa  famiglia.  319 

Pasquale,  Sulla  presenza  di  larve  di  ditteri 
nell’  intestino  di  alcuni  febbricitanti  di 
Massaua.  118 

Piffard , Psorospermosis.  767 

Pintner , Neue  Beiträge  zur  Kenntniss  des 
Bandwurmkörper»  286 

— , Nochmals  über  den  Begattungsakt  der 
parasitischen  Plathelminthen.  Ais  Er- 
widerung an  Herrn  Brandes.  (Orig.) 

726 

Brandes , Einige  Bemerkungen  zu  Vor- 
stehendem. (Orig.'  730 

Baillitt.  Les  parasites  des  ariimaux  domes- 
tiques  au  Japon.  123 

Boque  et  Lemoine,  Reeherehes  sur  la  toxi- 
cite  urinaire  dans  rimpaludisme  353 
Sacharoff,  Malaria  au  der  Transkauka- 
sischen Eisenbahn  im  Jahre  i889.  16 

Sagarra,  Un  easo  de  distoma  hepätico  eu 
ei  hombre  510 

Saint-Remy,  Sur  une  espfece  nouvelle  de 
Poiystomien  du  genre  Onchocotyle  Dies. 

22 

Sihltich  , Ein  Fall  von  Cysticercus  cel- 


lulosae subretinaläs  nebst  Bemerkungen 
über  das  Vorkommen  des  Cysticercus 
cellulosae  im  Auge  und  seinen  Neben- 
organen in  Württemberg.  384 

Schütz,  Ueber  die  Protozoen-  nnd  Cocci- 
dienartigen  Mikroorganismen  in  Krebs- 
zellen. 285 

Sonsoni,  Notizie  di  trematodi  della  col- 
lezione  del  museo  di  Pisa.  290 

— , Un  nuovo  Distoma  del  sotto-genere 
Polyorchis  Stoss.  291 

— , Un  nuovo  Heterakis  del  Gallus  do- 
mesticus.  291 

Steinhaus , Cytophagus  Tritonis.  (Orig.)  50 
Titoff,  Die  diagnostische  Bedeutung  dir 
Malariaparasiten.  284 

Van  Beneden.  Un  Nematode  nouveau  d’un 
Galago  de  la  cote  de  Guinde.  509 
Vierordt,  Der  multilokulare  Echinococcus 
der  Leber.  20 

Vincent.  Sur  la  prisence  d’elements  sem- 
blables  aux  psorospermies  dans  l’dpithe- 
üoma  pavimenteux.  383 

Voeltzkwo , Entovalva  mirabilis,  eine  schma- 
rotzende Muschel  aus  dem  Darm  einer 
Holothurie.  628 

Voigt,  Infektionsversuche  zur  Unterschei- 
dung von  Heterodera  radicicola  Greeff  u. 
II.  Schachtii  Schm  21 

— , Ueber  den  Eiersack  von  Heterodera 
Schachtii  und  II.  radicicola.  207 

Wolters , Die  Konjugation  und  Sporen- 
bildung bei  Grcgsrinen.  574 


IV.  Bakterien  und  andere  Parasiten  als  Krankheitserreger 
bei  Menschen  und  Thieren. 

a.  Infektiöse  Krankheiten  im  Allgemeinen. 


Babes  und  Cornil , Ueber  Bakterienassocia- 
tioneu  in  Krankheiten.  772 

Baginsky,  Ueber  Cholera  infantum  542 
Bagtnsky  und  Stvdihagen.  Ueber  giftige 
Produkte  saprogencr  Darmbakterien. 

543 

Bard , De  la  declaration  des  maladies  trans- 
inissibles  et  des  Services  de  desinfection 
ä Lyon  et  dans  ]e  ddpai  tement  du  Rhöne. 

137 

Baumgarten,  Jahresbericht  über  die  Fort- 
schritte in  der  Lehre  von  den  patho- 
genen Mikroorganismen,  umfassend  Bak- 
terien, Pilze  und  Protozoen.  V.  605 
Behring,  Ueber  Desinfektion,  Desinfektions- 
mittel und  Desinl'ektiousmethoden.  636 
Blagoeestchcnsky,  Sur  l’antagonisme  entre 
les  baciiles  du  ebarbon  et  ceux  du  pns 
bleu.  211 


Boer,  Ueber  die  Leistungsfähigkeit  mehre- 
rer chemischer  Desinfektionsmittel  bei 
einigen  für  den  Menschen  pathogenen 
Bakterien.  552 

Campana,  La  crisarobina  sopra  alcuni  for- 
mend e sopra  alcuni  chizomiceti  pato- 
geni  32 

Canalis  e Morpurgo , Intomo  all’  influenza 
del  digiuno  sulla  disposizione  alle  um- 
lattie  infettive.  12 

Carl,  Ueber  die  Anwendung  der  Aniiin- 
farbstoife  als  Antiseptika.  388 

Chabarii,  Aniseptique  gazeuse,  son  action 
sur  la  hacterie  pyogfme  de  l!infection 
urinaire.  137 

Carrier,  Sterilization  of  water.  711 

Doicd , A study  of  the  hygienic  condition 
of  our  streets.  762 


856 


Register. 


Lisenberg,  Bakteriologische  Diagnostik 
3.  Aufi.  67  7 

Eessler,  Erfahrungen  über  die  bakterieu- 
todtende  Wirkung  der  Anilinfarben.  1 34 
Eowler,  The  sterilization  of  Catgut,  with 
a description  of  a new  simple,  and  effi- 
cieat  method.  421 

Praenkel  u.  Pfeiffer,  Mikrophotographischer 
Atlas  der  Bakterienkunde.  204 

Gärtner,  Beitrag  zur  Aufklärung  des  VYeseus 
der  sogen.  Prädispositicu  durch  Jmpf- 
versucbe  mit  Staphylokokken.  243 
Galezotoski,  De  la  pyoctanine  et  de  la 
benzo-phdnoneide.  388 

Gamaleia  und  Charrin,  Ueber  die  anti- 
phlogistischen Wirkuugen.  838 

Garri  und  Troff,  Chirurgische  und  bakte- 
riologische Erfahrungen  über  das  Pyokta- 
ain.  134 

Gibier,  Wasserstoffsuperoxyd  und  Ozon 

838 

Goltz,  von  der,  Anilin  als  Antisepticum. 

837 

Grandin , Peroxide  of  hydrogen  in  gyne- 
cology  and  in  obststrics.  769 

Günther,  Einführung  in  das  Studium  der 
Bakteriologie  mit  besonderer  Berück- 
sichtigung der  mikroskopischen  Technik. 

11 

Hankin,  Report  on  the  couffict  between  tbe 
organism  and  tbe  microbe.  320 

— , Ueber  den  schützenden  Eiweisskörper 
der  Ratte.  (Orig)  336.  372 

Beider,  Ueber  die  Wirksamkeit  von  Des- 
infektionsmitteln bei  höherer  Tempe- 
ratur. [Orig)  221 

Heitmann,  ßakteriological  examiuation  as 
an.  eid  to  clinical  diagnosis.  737 

Heutton  and  Tisnhbomie,  A non-poisonous, 
non-irritative.  antiseptic  dressing.  387 
Bueppe,  Bemerkungen  zu  Petruschky’s 
Mittheiluag  in  Mo.  12  d.  Zeitschrift  über 
den  Verlauf  der  Phagocytenkontroverse. 

28 

Jacqnemart,  Les  Ptomaines.  Histoire  et 
caractkres  chimiques.  107 

Jasinthi,  Pvoktaniu  in  der  Chirurgie.  387 
Kianowtky,  Zur  Frage  über  die  antibak- 
terielleu  Eigenschaften  des  Magensaftes. 

420 

Sollmann,  Lieber  Pseudoinikrobea  des  nor- 
malen und  pathologischen  Blutes.  839 
Kottjvrin  und  Erainski,  Ueber  die  Wirkung 
von  Fäulniss-  und  Tuberkeltoxinen  auf 
Thiere  und  über  ihren  Einfluss  auf  den 
Verlauf  der  Esperirnentaltubereulose 

445 

Ledunawi,  Die  Methoden  der  praktischen 
Hygiene  633 

Leo,  Diagnostik  der  Krankheiten  der  Ver- 
dauungsorgane. 622 


Leubuscher , Einfluss  von  Verdauungsse- 
kreteu  auf  Bakterien  244 

Liebreich,  Das  Methylviolett  (Pyoktauin). 

136 

Loeffter,  Neuere  Arbeiten  über  Immunisi- 
rungs-  bezw.  Heilungsversuche  bei  Thie- 
ren  gegenüber  der  Infektion  mit  Milz- 
brand-, Tetanus-  und  Diphtherie-Bacillen. 

25 

Loew , Die  chemischen  Verhältnisse  des 
ßakterienlebens.  (Orig.)  659  690.  722. 

757.  789 

Lortet  et  Despgignes,  Recherciies  sur  les 
microbes  pathogenes  des  eaux  potables 
distribuees  k la  ville  de  Lyon.  607 
— , Die  pathogenen  Bakterien  des  tiefen 
Schlammes  im  Genfer  See.  709 

Lubarsch,  Ueber  die  Ursachen  der  Im 
munität.  31 

— , Untersuchungen  über  die  Ursachen  der 
angeborenen  und  erworbenen  Immunität. 

512 

Luff,  Report  on  the  reiation  of  the  pto- 
mains  or  animal  alkaloids  to  some  of 
the  infectious  fevers.  665 

Lukjanow , Grundzüge  einer  allgemeinen 
Pathologie  der  Zelle.  477 

Mikrotberapie . die  Behandlung  der  Er- 
krankungen des  Menschen  mit  Alkaloiden, 

645 

Nenadovic , Ueber  den  Einfluss  der  Mala- 
riagegend  auf  den  Verlauf  der  Infektions- 
krankheiten. 839 

Nordtmeyer,  Ueber  Wasserfiltration  durch 
Filter  aus  gebrannter  Infusorienerde. 

644 

Ogata,  Ueber  die  bakterienfeindliche  Sub- 
stanz des  Blutes.  (Orig.)  597 

Omeltrchenko , Ueber  die  Wirkung  der 
Dämpfe  ätherischer  Oele  auf  die  Abdo- 
minaityphus-,  Tuberkel-  und  Milzbrand- 
bacillen.  Mit  2 Abbildungen.  (Orig.) 

813 

Pansini,  Bakteriologische  Studien  über  den 
Aaswurf.  566 

Papvli,  Sul  potere  antisettico  del  salolo.  770 
Petersen,  Ueber  die  autibakterielie  Wirkung 
der  Anilinfarben  (Pyoktauin  Merk's).  134 
Petruschky,  Der  Verlauf  der  Phagocyten- 
Kontroverse.  29 

— , Entgegnung  auf  F.  Hueppe’s  ..Bemer- 
kungen u.  s.  w.*1  in  No.  13  d.  Zeitschr. 

29 

Phisalix , Etüde  experimentale  sur  le  role 
altribue  aus  eellnles  lymphatiques  dans 
la  protection  de  1 organisme  coutre  l’in- 
vasion  du  bacillus  anihracis  et  dans  le 
mecauisme  de  l’immunite  acquise.  209 
Podbielskij,  Untersuchung  der  Mikroben  der 
Mundhöhle  von  Erwachsenen  und  Kin- 
dern im  gesunden  Zustand.  617 


Register. 


857 


Rein,  Zur  Asepsis  bei  Laparatomieen.  548 
Reitmann  UDd  Schönauer , Zur  Ichthyolbe- 
handlung  von  Frauenkrankheiten.  643 
Rubeska,  Beiträge  zur  Pathogenese  eitriger 
Puerperalerkrankungen  und  insbesondere 
solcher  Peritonitiden.  569 

Ruff  er , A report  on  the  destruction  of 
microorganisms  during  the  process  of 
inflammation.  740 

Sansoni,  Beobachtungen  und  Erfahrungen 
über  die  pharmakologischen  und  the- 
rapeutischen Wirkungen  der  Eupborine. 

642 

Seydel,  Ueber  Wundsterilisirung.  638 

Smith,  Observations  on  the  variabilitv  of 
disease  germs.  606 

Stern,  Ueber  die  Wirkung  des  mensch- 
lichen Blutes  und  anderer  Körperflüssig- 


keiten auf  pathogene  Mikroorganismen. 

132 

Teuscher , Beiträge  zur  Desinfektion  mit 
Wasserdampf.  639 

Ttls , Bakteriologische  Untersuchung  der 
Freiburger  Leitungswässer.  381 

Tria,  Sul  modo  di  comportarsi  dcl  tessuto 
muscolare  in  alcune  infezioni.  540 

Valude,  Ueber  den  antiseptischen  Werth 
der  Anilinfarben.  711 

Wagner,  Zur  Lehre  von  der  Bedeutung  der 
Temperatur  bei  den  Infektionskrankhei- 
ten. 322 

Walther,  Ueber  den  Einfluss  von  künst- 
lichem Fieber  auf  die  mit  Fraenkel- 
Weichselbaum’schen  Pneumoniemikrobien 
infizirten  Tbiere.  178 


b.  Einzelne  durch  Bakterien  und  andere  Parasiten  hervorgerufene 

Krankheiten. 


Abscesse. 

Hajek , Das  perforierende  Geschwür  der 
Nasenscheidewand.  116 

Veiüon  et  Jayle,  Presence  du  Bacterium 
coli  commune  dans  un  abscfes  dysente- 
rique  du  foie.  382 

A chorion. 

Busquet,  Etüde  morphologique  d’une  forme 
d’Acborion : L’Achorion  Arloini,  Cham- 
pignon du  favus  de  la  souris.  673 

Aktinomykose. 

Baracz,  v.,  Ueber  neun  Fälle  der  mensch- 
lichen Aktinomykose.  797 

Barth,  Ueber  Be.uchaktinomykose.  573 

Bostroem,  Untersuchungen  über  die  Akti- 
nomykose des  Menschen.  570 

Brotopopoff  und  Hammer,  Ein  Beitrag 
zur  Kenntniss  der  Actinomyceskulturen. 

63 

Sckneidemühl , Ueber  Strahienpilzerkran- 
kungen  bei  Mensch  UDd  Thier.  544 

Schreyer,  Zwei  Fälle  von  Aktinomykose 
der  Bauchdecken.  61 

Alopecia. 

Vaillard  et  Vincent , Sur  une  pseudopelade 
de  nature  microbienne.  118 

Arthritis  blennorrboica. 

JDeutechmann,  Arthritis  blennorrhoica.  119 


Beri-Beri. 

Fekelharing,  Ueber  Beri-Beri  vom  Stand- 
punkte der  Aetiologie  und  Therapie  be- 
urtheilt.  58 1 

Blennorrhoe. 

Schmidt- Rimpier,  Bemerkungen  zur  Aetio- 
logie und  Therapie  der  Blennorhoea 
neooatorum.  20 

Bright’sche  Krankheit. 

Manaberg,  Zur  Aetiologie  des  Morbus 
Brightii  acutus  nebst  Bemerkungen  über 
experimentelle,  bakteritische  Endoeardi- 
tis.  444 

Motler,  Die  Behandlung  des  chronischen 
Morbus  Brightii.  486 

Chalazion. 

Tangl,  Ueber  die  Aetiologie  des  Chalazion. 

275 

Cholera. 

Boer,  Ueber  die  Leistungsfähigkeit  mehre- 
rer chemischer  Desinfektionsmittel  bei 
einigen  für  den  Menschen  pathogenen 
Bakterien.  552 

Bruce,  Bemerkung  über  die  Virulenzsteige- 
rung des  Choleravibrio.  (Orig.)  786 
Ounningham,  On  seine  species  of  Choleraic 
Comma  Bacilli  occurring  in  Calcutta.  763 
Currier,  Sterilization  of  water.  711 

Fraenkel  und  Vfeißer , Mikrophotographi- 


858 


Register. 


scher  Atlas  der  Bakterienkunde.  Lief. 
9,  10.  507 

Oamaleia,  Ueber  die  Resistenz  der  Kanin- 
chen gegenüber  den  Cholerabakterien. 

807 

Qibier,  Wasserstoffsuperoxyd  und  Ozon. 

838 

Ecmpe,  Untersuchungen  über  die  Lebens- 
dauer der  QhQler&hacillen  im  mensch- 
lichen Koth.  cS03 

Lmbuacher,  Einfluss  vou  Verdauuugssakre- 
ten  auf  Bakterien.  244 

bfanfredi  und  Serafini,  Ueber  das  Verhal- 
ten von  Milzbrand-  and  Cholerabaciilen 
in  reinem  Quarz-  und  reinem  Marmor- 
boden. 206 

Papuli,  Sul  potere  antisettico  del  salolo  770 
Scala  e San/elice , Azione  dell'  acido  car- 
bonico  disciolto  nelle  acque  potabili  su 
alcuni  inifrporganismi  patogeni  110 
Srem , -Ueber  die  Wirkung  des  mensch- 
lichen Blutes  und  anderer  Körperflüssig- 
keiten auf  pathogene  Mikroorganismen. 

132 

Thoinol,  .Etüde  sur  la  valeur  desinfectante 
de  , lisple  sulfureux.  323 

^üh.O.lera  infantum. 

Bs-ginekß,  ilieber  Qljolera  infantum.  542 

ADh^ayiitis. 

Bandle  -Lieber  die  ilazHjhpngen  der  Clior- 
dttis  -vot^iis  inferior  dvfjjektrophica  (Ger- 
hardt) za  dem  Rhip<isklerom  (Bebra). 

800 

l'asguale,  UReriori  rieerepe  sugli  strepto- 
cocchi  dell e jnueose  e -oontributo  dell’ 
etiologia  deUa  ^jorizza-  117 

Schroetter,  s.,  und  Winfätr.  Betrag  zur 
Pathologie  iler  iCoj'y-za.  .801 

Croup. 

Brunner,  Zur  Behandlung  von  Diphtherie 
und  Group.  138 

Cystitk. 

Lund&trGm,  Die  Zersetzung  von  Harnstoff 
durch  Mikroben  und  deren  Beziehungen 
sur  Cystitis.  872 

Darmkatarrh, 

.Perur«*,  Ueber  dss  Vorkommen  eines 
rothen  Sprosspilzes  in  der  Milch  und  im 


Käse  und  das  Auftreten  von  Darmkatarrh 
bei  Kindern  frühesten  Altars  durch  den 
Geuuss  derartig  infizirter  roher  oder  un- 
vollständig gekochter  Milch.  270 

Dengue. 

■Kaqrtjdig,  ;ßiniges  über  das  angebliche  Ver- 
ibältniss  der  Influenza  zum  Dengue-Fieber 

176 

M ütheüungen  über  die  in  Berlin  herrschende 
Influenzaepidemie.  175 

Dermatitis. 

Kollinger,  Dermatitis  gangraenosa.  616 

Diphtherie. 

Andree,  Das  Resorcin  bei  Diphtheritis.  138 
Babes,  -Untersuchungen  über  den  Diphthe- 
riebacillus  und  die  experimentelle  Diph- 
therie. 446 

Babet  und  Comü,  Ueber  Bakterienassocia- 
tionen in  Krankheiten.  772 

Behring,  Untersuchungen  über  das  Zu- 
standekommen der  Diphtherie-Immunität 
bei  Tliieren.  71 

Behring  und  Kitasato,  Ueber  das  Zustande- 
kommen der  Diphtherie-Immunität  und 
der  Tetanus-Immunität  bei  Thieron.  68 
Boer , Ueber  die  Leistungsfähigkeit  mehre- 
rer chemischer  Desinfektionsmittel  bei 
einigen  für  den  Menschen  pathogenen 
Bakterien.  552 

Brieger  und  Fracnkel,  Ueber  Immmunist- 
^pngsversuche  bei  Diphtherie.  70 

.Brown,  Diphtheria  of  the  meatus  urinurius. 

7 63 

Brunner,  Zur  Behandlung  von  Diphtherie 
UDd  Croup.  138 

Ferrdn,  Nota  sobre  la  vacunaciön  contra 
el  envenenamiento  difterico  aguöo  expe- 
rimental preseutada  ä ia  Real  Aeademia 
de  Medicina  de  Barcelona  en  Abril  de 
1890.  835 

Fraenkel  und  Pfeiffer,  Mikrophotographi- 
scher Atlas  der  Bakterienkunde.  204 
Guinon,  Des  conditions  de  prepagation  de 
la  dipht^rie.  449 

Loefßer,  Neuere  Arbeiten  über  Immunisi- 
ruugs-  bezw.  neilur.g.wersuche  bei  Thie- 
ren  gegenüber  der  Intektioi)  mit  Milz- 
brand-, Tetanus-  und  Diphtherie-Bacillen. 

25.  68 

PiaarxeiDtki , Ein  Fall  vou  Diphtheritis, 
koroplizirt  durch  Erysipelas.  544 

Thoinot t j£tude  sur  la  valeur  desinfectante 
do  i’aoide  »ulfureux.  323 


Register. 


859 


Drüsenentzündung. 

Roux  et  Lannois,  Sur  un  eas  d'addnie  in- 
fectieuse  due  au  staphylococcus  pyogenes 
aureus.  354 

Dysenterie. 

Kartulis,  Einiges  über  die  Pathogenese  der 
Dysenterieamöben.  (Orig.)  365 

Veilion  et  Jayle , Presenee  du  bacterium 
coli  commune  dans  un  absefes  dysentd- 
rique  du  foie.  382 

Eiterung  und  Entzündung. 

Brunner,  Ueber  Catgutinfektion.  549 

Büchner,  Die  chemische  Reizbarkeit  der 
Leukocyten  und  deren  Beziehung  zur 
Entzündung  und  Eiterung.  416 

— , Die  Bakterienproteine  und  deren  Be- 
ziehung zur  Entzündung  und  Eiterung. 

668 

Eiseisberg,  Nachweis  von  Eiterkokken  im 
Blute  als  diagnostisches  Hilfsmittel. 

834 

Fessler , Erfahrungen  über  die  bakterien- 
tödtende  Wirkung  der  Anilinfarben  134 
Gärtner , Beitrag  zur  Aufklärung  des  We- 
sens der  sogen.  Prädisposition  durch 
Impfversuche  mit  Staphylokokken.  243 
Qarri  und  Traft , Chirurgische  und  bakte- 
riologische Erfahrungen  über  das  Pyok- 
tanin.  134 

Gessard.  Des  races  du  bacille  pyocyanique. 

541 

Gilbert  et  Girode,  Contribution  a l’dtude  bac- 
tdriologiquo  des  voies  biliaires.  413 
Maegler , Zur  pyogenen  Eigenschaft  von 
Pneumococcns  Fraenkel-Weicbselbamn, 

275 

Koplik , The  etiology  of  Empyema  io  cliil- 
dren.  285 

Lemilre , De  la  suppuration  aseptique  chez 
lc  lapin.  485 

Leu'in , Zur  Pathologie  der  akuten  bakte- 
riellen Entzündungen.  268 

Moder,  Die  Behandlung  der  Empyeme. 

642 

Papuli , Sul  potcre  antisettico del  Balolo.  770 
Prochovmick  und  Spaeth,  Deber  die  keim- 
tödtende  Wirkung  des  galvanischen  Stro- 
mes. 324 

Raymond,  Sur  Ics  propridtds  pyogenes  du 
bacille  d’Eberth  (h  propos  d’un  cas  de 
fievre  typhoide  compliqude  d’un  abcös  de 
la  paroi  abdominale  et  de  ddlire  aigu). 

829 

Boux  et  Lannois,  Sur  un  cas  d'addnie  in- 
fecticuse  due  au  staphylococcus  pyogenes 
aureus.  354 

Rufer,  A report  on  the  destruction  of 


microorganisms  during  the  process  of 
inflammation  740 

Tria,  Sul  modo  di  comportarsi  del  tessuto 
muscolare  in  alcune  infezioni.  540 

Veilion  et  Jayle,  Presenee  du  bacterium 
coli  commune  dans  un  absebs  dysentd- 
rique  du  foie  382 

Eklampsie. 

Favre,  Vorläufige  Mittheilung  über  eine 
bakteriolog.-experiment.  Untersuchung 
zur  Frage  der  Puerporaleklampsie.  735 

Empyem. 

Koplik,  The  etiology  of  Empyema  in  chil- 
dren.  285 

Moder . Die  Behandlung  des  Empyema. 

642 

Erysipel. 

Lehrnbecher,  Zur  Behandlung  des  Gesicbts- 
rothlaufs.  389 

Pisarzewdci,  Ein  Fall  von  Dipht'neritis, 
komplizirt  durch  Erysipelas.  544 

Roger,  Proprietes  bactericides  du  serum 
pour  Je  streptocoque  de  l’erysipele  805 

Frettchenseuche. 

Caneva,  Ueber  die  Bakterien  der  hämor- 
rhagischen Septikämie  (Hueppe),  Hog- 
Cholera  (Salmon),  Swineplague  (Billings), 
Swinepest  (Selander),  arnerik.  Rinder- 
scuche  (Billings),  Büflfelseuche  (Oreste- 
Annanni),  Marseile’sche  Schweineseuche 
(Jobert,  Rietsch),  Frettchenseuche 
(Eberth).  (Orig.)  557 

Gallenhlasenentzündung. 

Gilbert  et  Girode,  Contribution  & l’ibtude 
bacteriologiquo  des  voies  biliaires.  413 

Gangräu. 

Temeuü,  Note  sur  les  rapports  de  la  sep- 
tiebunie  gangröneuse  et  du  tbtanos,  pour 
servir  ä l’dtnde  des  association3  micro- 
biennes  virulentes  60 

Geflügel  tubercu!  ose. 

Counnont  et  Dor,  Do  la  vaccination  contre 
la  tuberculose  aviairo.  140 

Gelbfieber. 

Gibier,  Wasserstoffsuperoxyd  und  Ozon.  838 


860 


Register. 


San  Martin,  Investigaciones  espectroscöpicas 
sobre  la  sangre,  bilis  y orina  en  la  fiebre 
auiarila.  17 

Stemberg,  Dr.  Freire’s  protective  inocula- 
tion-facts  versus  figures.  806 


Gonorrhöe. 

Htutschmann,  Arthritis  blennorrhoica.  119 
Heitzmann,  Bacteriological  examination  as 
an  aid  to  clinical  diagnosis.  737 

Jadassohn,  Ueber  die  Gonorrhöe  der  para- 
urethralen  und  präputialen  Gänge.  799 
KraU.tr , Ueber  die  Verwerthbarkeit  des 
Gonokokkenbefundes  für  die  gerichtliche 
Medicin.  741 

Levi,  Sul  valore  etiologico  del  gonococco 
di  Neisser  nella  blenorrhagia.  830 

Neisser,  Ueber  die  Mängel  der  zur  Zeit 
üblichen  Prostituirtenuntersuchung.  640 
Prochownick,  Die  Behandlung  des  frischen 
Trippers  beim  Weibe  mit  dem  konstan- 
ten Strom.  324 

Prochoicnick  und  Spaeth,  Ueber  die  keim- 
tödtende  Wirkung  des  galvanischen 
Stromes.  324 

Schmidt- Simpler,  Bemerkungen  zur  Aetiolo- 
gie  und  Therapie  der  Blennorrhoea  neo- 
natorum. 20 

Schrötter,  von  und  Winkler,  Ueber  Rein- 
kulturen der  Gonokokken.  679 


Grouse  Disease. 

Klein,  Ein  weiterer  Beitrag  zur  Kenntniss 
der  Aetiologie  der  Grouse  Disease. 

(Orig.)  47 

Hämoglobinurie  des  Eindes. 

Hubes,  Ueber  die  seuchenhafte  Hämoglo- 
binurie des  Rindes.  774 


Hämorrhagie. 

Bales,  Ueber  Bacillen  der  hämorrhagischen 
Infektion  des  Menschen.  (Orig.)  719.752 


Hog  cholera. 

Bunzl-Fedem,  Bemerkungen  über  „Wüld- 
und  Schweineseuche“.  (Orig.)  787 
, Untersuchungen  über  einige  seuchen- 
artige Erkrankungen  der  Schweine.  803 
Caneva,  Ueber  die  Bakterien  der  hämor- 
rhagischen Septikämie  (Hueppe),  Hog- 
Cholera  (Salmon),  Swineplague  (Billings), 


Swinepest  (Selander),  amerikan.  Rinder- 
seuche (Billings),  Büffelseuche  (Oreste- 
Armanni),  Marseille’sche  Schweineseuche 
(Jobert,  Rietsch),  Frettchenseuche  (Eb- 
erth).  (Orig.)  55  7 

Novy,  The  toxic  products  of  the  bacillus 
of  hogcholera.  829 

Schweinitz,  A preliminary  study  of  the 
ptomai'nes  from  tbe  culture-liquids  of 
the  Hog-cholera  germ.  803 

Smith,  Zur  Kenntniss  des  Hoch-choleraba- 
cillua.  (Orig.)  253  307.  339 

— , Observations  on  the  variability  of  di- 
sease germs.  606 

Hühnercholera. 

Karlinski,  Untersuchungen  über  die  Tem- 
peratursteigerung in  beerdigten  Körper- 
theilen.  (Orig.)  434 

Influenza. 

Bein,  Bakteriologische  Untersuchungen 
über  Influenza.  171 

Fischei,  Eine  bakteriologisch-experimentelle 
Studie  über  Influenza.  611 

Kraenkel,  Ueber  Erkrankungen  der  oberen 
Luftwege  im  Gefolge  der  Influenza.  173. 
IVaser,  On  the  occurrence  of  the  Pneu- 
mococcus  in  the  sputum  from  a case  of 
Influenza.  177 

Kartvlis,  Einiges  über  das  angebliche  Ver- 
hältniss  der  Influenza  zum  Dengue- 
Fieber.  176 

Kirchner,  Bakteriologische  Untersuchungen 
über  Influenza  615 

Mittheilungen  über  die  in  Berlin  herrschende 
Iufluenzaepidemie.  175 

Natanson,  Ein  Fall  von  Influenza  mit 
Pleuropneumonie  und  doppelseitiger  Iri- 
dochorio'iditis  embolica.  177 

Sirena,  Sulla  Influenza.  174 

Vogl,  Mittheilungen  über  die  Beziehungen 
der  Influenza  zu  den  Athmungsorganen. 

m 

Iridochorioi'ditis. 

Natanson,  Ein  Fall  von  Iufluenza  mit 
Pleuropneumonie  und  doppelseitiger  Iri— 
dochorioi'ditis  embolica.  177 


Keuchhusten. 

Haushalter , Trois  cas  d’infection  par  le 
staphylocoque  dorö  dans  le  cours  de  la 
coqueluche.  382 


Register. 


861 


Krankheit  der  Wollsortirer. 

Lodge  Füs,  La  maladie  des  trieurs  de 
laine  (charbon  broncho -pulmonaire).  207 

Krebs. 

Klebs,  Ueber  das  Wesen  und  die  Erken- 
nung der  Carcinombildung.  14 

Schütz,  Ueber  die  Protozoen-  und  Cocci- 
dienartigen  Mikroorganismen  in  Krebs- 
zellen. 285 

— , Mikroskopische  Carcinombefunde  nebst 
ätiologischen  und  praktisch  verwendbaren 
diagnostischen  Ausblicken.  702 

Trnmpp,  Ueber  saprophyte  Schimmelpilze 
im  Brustkrebs.  701 

Vincent,  Sur  Ja  prösence  d’el^ments  sem- 
blables  aux  psorospermies  dans  l’epithe- 
lioma  pavimenteux.  383 

Lepra. 

Babes  et  Kalindero,  Sur  la  reaction  pro- 
duite  par  le  remede  de  Koch  chez  les 
Idpreux.  245 

Company,  Un  bacillo  simile  al  bacillo  le- 
proso  sviluppatosi  in  tentativi  di  col- 
tura  di  tessuti  con  lepra  tubercolare. 

733 

CoUira,  Note  on  tlie  Leprosy  revival.  767 
Fraenkel  und  Pfeiffer,  Mikrophotographi- 
scher Atlas  der  Bakterienkunde.  204 
Eicks , Leprosy  in  the  republic  Columbia, 
South  America.  279 

Lima  und  Havelburg,  Hospital  dos  Lazaros. 

237 

Moore,  Cause  of  Leprosy.  767 

Poupinelde  Valenci,  Is  Leprosy  contagious? 

767 

Bamon  y Cajal.,  Sobre  las  celulas  gigantes 
de  la  lepra  y sus  relaciones  con  las 
colonias  del  bacilo  leproso.  236 

Savas,  Ein  Fall  von  Lepra  auaesthetiea. 
(Orig.)  826 

Luugeuseuche. 

Bruce  et  Lob-,  Les  nmlndies  du  betail  en 
Australie.  801 

Lupus. 

Lloyd  and  SUhcayon,  Preliminary  notes  on 
a case  of  Lupus  vulgaris  treated  by  in- 
jections  of  Koch's  lymph.  454 

Miiuseaeptikämie. 

Samfelice,  Contributo  alla  fisiopatologia  del 
midollo  delle  ossa.  238 

IX.  Bd. 


Malaria. 

Antolisei,  Considerazioni  intorno  alla 
classificazione  dei  parassiti  della  malaria. 

113 

— , L’ematozoo  della  quartana.  410 

— , Süll’  ematozoo  della  terzana.  410 
Antolitei  e Angelim,  Note  sul  ciclo  biolo- 
gico  dell’  ematozoo  falciforme.  410 
Baker,  Malaria  and  the  causation  of  inter- 
mittent  fever.  283 

Bignami,  Ricerche  sull’  anatomia  patolo- 
gica  delle  perniciose.  281 

Brandt,  Beitrag  zur  Malariafrage.  671 
Celli  e Marchiafava,  II  reperto  del  sangue 
nelle  febbri  malaricbe  invernali.  111 
Coronado,  El  microbio  de  la  malaria  ym 
evolucion  en  la  sangre  de  los  indoxi- 
cados  116 

Danilewgky,  Ueber  den  Polymitus  malariae. 

Mit  6 Abbildungen  (Orig.)  397 

— , Ueber  die  Mikroben  der  akuten  und 
chronischen  Malariainfektion  bei  Vögeln. 

411 

Grassi  und  Feletti,  Malariaparasiten  in  den 
Vögeln.  (Orig.)  403.  429.  461 

Laveran,  De  l’examen  du  sang  au  poiat 
de  vue  de  la  recherche  de  l’hematozoaire 
du  paludisme.  16 

Martin,  Ueber  die  Krankheitserreger  der 
Malaria  15 

Nenadovic,  Ueber  den  Einfluss  der  Mala- 
riagegend auf  den  Verlauf  der  Infektions- 
krankheiten. 839 

lioque  et  Lemoine,  Recherehes  sur  la  toxicite 
urinaire  dans  l’impaludisme.  353 

Sacharoff,  Malaria  an  der  Transkaukasischen 
Eisenbahn  im  Jahre  1889.  16 

Titoff,  Die  diagnostische  Bedeutung  der 
Malariaparasiten.  284 


Malignes  Oedem. 

Tkornot,  Etüde  sur  la  valeur  ddsinfectante 
de  l’acide  sulfureux.  323 

Van  Cott  jr.,  Untersuchungen  über  das 
Vorkommen  der  Bacillen  des  malignen 
Oedems  in  der  Moschustiuktur.  (Orig.) 

303 

Vemeuil,  Note  sur  les  rupports  de  la  sep- 
ticemie  gangreneuse  et  du  tetanos,  pour 
servir  ä l’ctude  des  associations  micro- 
biennes  virulentes.  60 


Massauafieber. 

Paiyuale,  Sulla  presenza  di  larve  di  ditteri 
Hell'  intestino  di  alcuni  febbricitanti  di 
Massaua.  119 


55 


862 


Register. 


Meningitis. 

Foä,  Zur  Biologie  des  Diplococcus  lanceo- 
latus.  807 

Hanoi  et  Luzet,  Note  sur  ie  purpura  & 
streptoeoques  au  eours  de  la  meningite 
cerebro-spinale  streptococeienne.  Trans- 
mission du  purpura  de  la  mere  au  foe- 
tus.  509 

Metastatische  Ophthalmie. 

Votsius,  Ein  Fall  von  einseitiger  metasta- 
tischer  Ophthalmie  im  Puerperium,  be- 
dingt durch  Streptokokkenembolie.  207 

Milzbrand. 

Bardach , Recherehes  sur  la  fonctiou  de  la 
rate  dans  les  rnaladies  iufectieuses.  482 
Behring,  Ueber  Desinfektion,  Desinfek- 
tionsmittel und  Desinfektionsmetboden. 

636 

Blagor  estchensky,  Sur  l'antagonisme  entre 
les  bacilles  du  eh2rbon  et  eeux  du  pus 
bleu.  211 

Boer , Ueber  die  Leistungsfähigkeit  mehre- 
rer chemischer  Desinfektionsmittel  bei 
einigen  für  den  Menschen  pathogenen 
Bakterien.  552 

Bruce  et  Loir,  Les  rnaladies  du  betail  en 
Australie.  801 

Canalis  e Morpurgo,  Intorno  all’  influenza 
del  digiuno  sulla  disposizione  alle  ma- 
latrie  infettive.  12 

Fischet,  Untersuchungen  über  die  Milz- 
brandinfektion bei  Fröschen  und  Kröten. 

433 

Hankin,  Ueber  den  schützenden  Eiweiss- 
körper der  Ratte.  {Orig.)  336.  372. 
— , Report  on  the  confiict  betwecn  the  or- 
ganisrn  and  the  microbe.  320 

Heider,  Ueber  die  Wirksamkeit  von  Des- 
infektionsmitteln bei  höherer  Temperatur. 
{Orig.)  . 221 

Hueppt , Bemerkungen  zu  Petruschky’s 
Mittheilung  in  No.  12  d.  Zeitschrift  über 
den  Verlauf  der  Phagocytencoutro verse. 

29 

Jacobi,  Vier  Fälle  von  Milzbrand  beim 
Menschen.  205 

Karlinski,  Untersuchungen  über  die  Tem- 
peratursteigeruug  in  beerdigten  Körper- 
teilen. {Orig.)  434 

Levbuscher,  Einfluss  vou  Verdauungssekre- 
ten auf  Bakterien.  244 

Letctn,  Zur  Pathologie  der  aknten  bakte- 
riellen Entzündungen.  268 

Lodge  Füg,  La  maladie  des  trienrs  de 
laine  (charbou  broncho-pulmonaire).  207 
Loefler,  Neuere  Arbeiten  über  Immunisi- 
rungs-  bezw.  Heilungsversuche  bei  Thie- 


ren  gegenüber  der  Infektion  mit  Milz- 
brand-, Tetanus-  und  Dipbtheriebacillen. 

25 

Lubarsch , Untersuchungen  über  die  Ur- 
sachen der  angeborenen  und  erworbenen 
Immunität.  512 

— , Ueber  die  Ursachen  der  Immunität. 

31 

Malm , Sur  la  virulence  de  la  bactdridie 
charbonneuse  aprfes  passage  chez  le  chien 
et  ehez  le  lapin  vaccine.  210 

Manfredi  und  Serafini,  Ueber  das  Verhal- 
ten von  Milzbrand-  und  Cbolerabacillen 
in  reinem  Quarz-  und  reinem  Marmor- 
boden. 206 

Metschnikoff,  Contribution  k l’etude  de  la 
vaccination  charbonneuse.  738 

Ogata,  Ueber  die  bakterienfeiudiiclie  Sub- 
stanz des  Blutes.  {Orig.)  597 

Omeltschenko,  Ueber  die  Wirkung  der 
Dämpfe  ätherischer  Oele  auf  die  Abdo- 
minaltyphus-,  Tuberkel-  und  Milzbrand- 
bacillen. Mit  2 Abbildungen.  {Orig.) 

813 

Osbome,  Die  Sporenbildung  des  Milzbrand- 
bacillus  auf  Nährböden  von  verschiede- 
nem Gehalt  an  Nährstoffen.  205 

Betruschky,  Entgegnung  auf  F.  Hucppe’s 
..Bemerkungen  u.  s.  w.“  in  No.  13  d. 
Zeitschrift.  29 

Betruschky,  Der  Verlauf  der  Phagocyten- 
Coutroverse.  29 

Phisalix,  Etüde  experimentale  sur  le  röle 
attribue  aux  cellules  lymphatiques  dans 
la  protection  de  l’organisme  contre  l’in- 
vasion  du  bacillus  anthracis  et  dans  le 
meeanisme  de  l’immunite  acquise.  209 
Prochownick  und  Spaeth,  Ueber  die  keim- 
tödtende  Wirkung  des  galvanischen  Stro- 
mes. 324 

Sanarelli,  Die  Ursachen  der  natürlichen 
Immunität  gegen  den  Milzbrand.  (Orig.) 

467.  497.  532. 
— , Ueber  einen  Deuen  Mikroorganismus 
des  Wassers,  welcher  für  Thiere  mit 
veränderlicher  und  konstanter  Tempe- 
ratur pathogen  ist.  Mit  1 lithographi- 
schen Tafel.  (Orig.)  193 

Sanfelice,  Ccntributo  aila  flsiopatologia  del 
midollo  delte  ossa.  238 

Saictschehko,  Zur  Frage  über  die  Immuni- 
tät gegen  Milzbrand.  (Orig.)  473  493. 

528 

Scala  e Sanfelice,  Azione  dell’  acido  car- 
bonico  disciolto  nelle  aeque  potabili  su 
alcuni  inicrooganismi  patogeni.  110 
Stern,  Ueber  die  Wirkung  des  mensch- 
lichen Blutes  und  anderer  Körperflüssig- 
keiten auf  pathogene  Mikroorganismen. 

132 

Thoinot,  Etüde  sur  la  valeur  desinfectaDte 
de  l’acide  sulfureux.  323 


Register. 


863 


Tria , Sul  modo  di  eomportarsi  del  tessuto 
muscolare  in  alcune  infezioni.  54G 

Wagner,  Zur  Lehre  von  der  Bedeutung  der 
Temperatur  bei  den  Infektionskrank- 
heiten. 322 

Molluscum. 

Piffard,  Psorospermosis.  767 

Mycosis. 

Ross,  Vorläufige  Mittheilung  über  einige 
Fälle  von  Mycosis  im  Menschen.  (Oing.) 

504 

Nephroraycosis. 

Ross,  Vorläufige  Mittheilung  über  einige 
Fälle  von  Mycosis  im  Menschen.  (Orig.) 

504 

Osteomyelitis. 

Gibier,  Wasserstoffsuperoxyd  und  Ozon. 

838 

Otitis. 

Zavfal , Ueber  die  Beziehungen  der  Mikro- 
organismen zu  der  akuten  (primären) 
Mittelohrentzündung  und  ihren  Kompli- 
kationen und  der  chronischen  Mittelohr- 
entzündung und  ihren  Komplikationen. 

326.  357 

Panophthalmie. 

Poplawska,  Zur  Aetiologie  der  Panopbth&l- 
mie  nach  Verletzung  durch  Fremdkörper. 

119 

Parotitis. 

Duplay,  Parotide  ä pneumocoques.  354 

Peritonitis. 

Rubeaka,  Beiträge  zur  Pathogenese  eitriger 


Puerperalerkrankungeu  und  insbesondere 

solcher  Peritonitiden. 

569 

Pleuritis. 

Lorigo.  c Pensuti,  Pleurite  da 

bacillo  del 

tifo. 

797 

Pneumonie. 

Banti,  Süll’  etiologia  delle 

pneumoniti 

acute. 

179 

Banti , Sopra  alcune  local izzazioni  extra- 
pulmonari  del  diplocoeco.  laneeolato  cap- 
sulato.  275 

Bein,  Bakteriologische  Untersuchungen  über 
Influenza.  171 

Duplay,  Parotide  ä pneumocoques.  £54 
Fischei,  Eine  bakteriologisch-experimentelle 
Studie  über  Influenza.  611 

Foä,  Zur  Biologie  des  Diplococcus  lanceo- 
latus.  806 

Foä  e Carbons,  Sulla  immunitä  verso  il  di- 
plococco pneumonico.  768 

Fraser,  On  the  occurrence  of  the  Pneu- 
mococcus  in  the  sputum  from  a case  of 
Influenza.  177 

Haegier,  Zur  pyogenen  Eigenschaft  von 
Pneumococcus  Fraenkel-  Weichselbaum. 

275 

Haushalter,  Trois  cas  d’infeetion  par  le 
staphylocoque  dore  dans  le  cours  de  la 
coqueluche.  382 

Karlinski,  Untersuchungen  über  die  Tem- 
peratursteigerung in  beerdigten  Körper- 
theilen.  (Orig.)  434 

Koplik,  The  etiology  of  Empyema  in  chü- 
dren.  285 

Lubarsch  und  Tsutsui,  Ein  Fall  von  sep- 
tischer Pneumonie  beim  Neugeborenen, 
verursacht  durch  den  Bacillus  enteridis 
(Gaertner).  670 

Mittheilungen  über  die  in  Berlin  herrsehende 
Influenzaepidemie.  175 

. Müller,  Beobachtungen  und  Erfahrungen 
über  Pneumonia  cronposa.  181 

Natanson,  Ein  Fall  von  Influenza  mit 
Pleuropneumonie  und  doppelseitiger  Iri- 
dochorioi'ditis  embolica.  177 

Pansini,  Bakteriologische  Studien  über  den 
Auswurf.  566 

Perniee  e Alesri,  Sulla  diffusione  nell’  or- 
ganismo  del  pneumococco  di  Fraen- 
kel nella  pneumonite  crupale.  182 

Walter,  Ueber  den  Einfluss  von  künst- 
lichem Fieber  auf  die  mit  Fraenkel- 
Weichselbaum’schenPnenmoniemikrobion 
infizirten  Thiere.  178 

Zaufal,  Ueber  die  Beziehungen  der  Mikro- 
organismen zu  der  akuten  (primären) 
Mittelohrenentzündung  und  ihren  Kompli- 
kationen und  der  chronische  Mittelohr- 
entzündung und  ihren  Komplikationen. 

326 

Pneumonomycosis. 

Ross,  Vorläufige  Mittheilung,  über  einige 
Fälle  von  Mycosis  im  Menschen.  (Orig  ) 

504 

Pocken. 

Eternod  et  Haccicrs,  Note  sur  des  rechor- 
ches  coucernant  la  variolo- vaccine.  BIS 

55* 


864 


Register. 


Fischer,  Ueber  Variola  und  Vaccine  und 
Züchtung  der  Variola-Vaccine-Lymphe. 

639 

Gaucker , Vaccine  generalisee  suivie  de 
mort.  769 

Straus,  Chambon  et  Minard,  Reihere  hei  expe- 
rimentales sur  la  vaccine  che«  lc  veau. 

516 

Pseudoloukämie. 

Roux  et  Lamiois,  Sur  un  cas  d’adenie  iu- 
•’ectieuse  due  au  Staphylococcus  pyogenes 
aureus.  354 


Pseudotuberculose. 

Ckaniemesse,  Eine  mykotische  Pseudotuber- 
culose.  775 

Eppingcr,  L’eber  eine  pathogene  Cladothrix 
und  eine  durch  sie  horvorgerufeue  Pseu- 
dotuberculosis  (cladothrichica).  274 
Grancher,  et  Ledronx-Lehard,  La  tubereu- 
lose  zoogleique.  273 


Psorospermose. 

Pijfard , Psorospermosis.  767 


Puerperaikraukheiten. 

Artemieff,  Ueher  die  mikro-  und  bakterio- 
skopische  Untersuchung  der  Lochien. 

414 

Favre,  Vorläufige  Mittheilung  über  eine 
bakteriolog.  - experiment.  Untersuchung 
zur  Frage  der  Puerperaleklampsie.  735 
Glöckner  und  Keller,  Ein  Beitrag  zur  Asep- 
sis in  der  Gebuvtshülfe.  356 

Hahn,  Zur  Leichendiagnose  der  septischen 
und  pyämischen  Prozesse.  700 

Rnleaka,  Beiträge  zur  Pathogenese  eitriger 
Pucrperalerkrankuugen  und  insbesondere 
solcher  Peritonitiden.  569 

Vossiua,  Ein  Fall  von  einseitiger  metasta- 
tisfher  Ophthalmie  im  Puerperium,  be- 
dingt durch  Streptokckkenembolie.  207 


Purpura  hämorrhagica. 

Dabes,  Ueber  Baciilen  der  hämorrhagischen 
Icfectiou  des  Menschen.  (Orig.)  719.  752 
lianot  et  Lnzet,  Note  sur  le  purpura  ä 
streptceoquä3  au  eours  de  la  mdningite 
cerebro-spiDaio  streptococcienne.  Trans- 
Spietsclika,  Ueber  einen  Blutbefund  bei 
Purpura  haemorrhagiea.  830 


mission  du  purpura  de  la  mere  au  foe- 
tus.  509 

Pyämie. 

Hahn,  Zur  Leichendiagnose  der  septischen 
und  pyämischen  Prozesse.  700 

Rausch  brand. 

Fraenkel  und  Pfeiffer,  Mikrophotographi- 
scher Atlas  der  Bakterieukunde.  204 
Buffer,  A report  on  the  destruction  of  mi- 
croorganisms  duriug  the  proccss  of  In- 
flammation. 740 

Thoinot,  Etüde  sur  la  valeur  desiufectante 
de  l’aeide  sulfureux.  323 

Rhinoskierom. 

Bandit»-,  Ueher  die  Beziehungen  der  Chor- 
ditis  vocaiis  inferior  hypertvophica  (Ger- 
hardt) zu  dem  Rhinoskierom  (Hcbra). 

800 

Pawlowsky,  lieber  die  Aetiologie  und  Pa- 
thologie des  Rhinoskleroms  mit  beson- 
derer Berücksichtigung  der  Pbagocytose 
und  der  Hyaliubildung.  742 

liotz. 

Arrufat,  Un  caso  de  muermo-compi  obacioa 
bacteriolögica.  383 

Boer,  Ueber  die  Leistungsfähigkeit  mehre- 
rer chemischer  Desinfektionsmittel  bei 
einigen  für  den  Menschen  pathogenen 
Bakterien.  552 

Fraenkel  und  Pfeiffer,  Mikrophotograpbi- 
scher  Atlas  der  Bakterieukunde.  204 
JtdttrtKski , Ein  ungewöhnlicher  Fali  von 
chronischem  Rotz  beim  Menschen.  734 
Thoinot,  Etüde  sur  ia  valeur  desiufectante 
de  l’acide  sulfureux.  323 

Scharlach. 

Ijuff,  Report  on  the  relation  of  the  pto- 
mains  or  animal  alkaloids  to  tarne  of 
the  infectious  fevers.  665 

Schweineseuche. 

Bund-Federn,  Bemerkungen  über  „Wild- 
und  Schweineseuche“.  (Orig.)  787 
— , Untersuchungen  über  einige  seuchen- 
artige Erkrankungen  der  Schweine.  803 
Caneva,  Ueber  die  Bakterien  der  hämor- 
rhagisebeu  Septikämie  (Hueppe) , Hog- 
cholera  (Salmon),  Swineplague  (Billings), 
Swinepest  (Selatider) , amerik  Rinder- 


Register. 


$65 


Seuche  (Billings),  Büffelseuelie  (Oreste- 
Armanni),  Marseille’sche  Schweineeeuche 
(Jobert,  Rietscb)  , Frettchenseuche 
(Ebertb).  {Orig.)  557 

Frosch,  Ein  Beitrag  zur  Kenntniss  der  Ur- 
sche der  amerikanischen  Schweineseuche 
und  ihrer  Beziehung  zu  den  bakteriolo- 
gisch verwandten  Prozessen.  623 

Smith,  Zur  Keuntniss  des  Hogcholeraba- 
cillus.  {Orig)  253 

Septikämie. 

Caneva,  Ueber  die  Bakterien  der  hämor- 
rhagischen Septikäinie  (Hueppe),  Uog- 
cholera  (Salmon),  Swineplague  (Billings), 
Swinepest  (Selander),  auaerik.  Rinder- 
seuche (Billings),  Biitfelseuche  (Oreste- 
Armauni),  Marseille’sche  Schweineseuche 
(Jobert , Rietscb) , Frettchenseuche 
(Eberth).  (Orig.)  557 

Hahn , Zur  Leichendiaguose  der  septischen 
und  pyämischen  Prozesse.  700 

Lubarsch  und  Tsutsui,  Ein  Fall  von  sep- 
tischer Pneumonie  beim  Neugeborenen, 
verursacht  durch  den  Bacillus  enteridis 
(Gaertner).  670 

Ogata , Ueber  die  bakterienfeindliche  Sub- 
stanz des  Blutes.  {Orig.)  597 

Vemeuü,  Note  sur  les  rapports  de  la  sep- 
ticemie  gangreneuse  et  du  tetanos,  pou>' 
servir  k l’etude  des  associations  micro- 
biennes  virulentes.  60 

Sommerdiarrhöe. 

Tomkim , Report  of  the  inqoiry  into  the 
etiology  of  Summer  Diarrhoea.  610 
Vaughan,  Some  new  b&cterial  poisons  ; 
their  causal  relation  to  disease  and  the 
clianges  in  onr  thecries  suggested  by 
their  action.  828 


Stomatitis. 

Diday,  Cas  de  contagion  de  la  stomatite 
mercurieile.  801 

Sympathische  Ophthalmie. 

Limbourg  und  Levy  Untersuchungen  iiber 
sympathische  Ophthalmie.  413 


Syphilis. 

Fraenhd  und  lfeifer,  MikrophotograpLi- 
scher  Atlas  der  Bakterienkunde  204 
Kessler , Pyoktanin,  the  new  bactericide. 

837 

Moore , Cause  of  Leprosy.  7C7 


Meister , Ueber  die  Mängel  der  zur  Zeit 
üblichen  ProstituirtenuDtersuchung.  640 


Tetanus. 

Behring  und  Kitasato,  Ueber  das  Zustande- 
kommen der  Diphtbcrie-Immunität  und 
der  Tetanns  - Immunität  bei  Thieren. 

68 

Capitan,  Du  bacille  du  tdtanos.  18 

FraenJcel  und  Pfeifer , Mikrophotographi- 
scher Atlas  der  Bakterienkundc.  204 
Ledantec , Origine  tellurique  du  poison  des 
fleches  des  naturels  des  Nouvelles-He- 
brides.  286 

Loeffler , Neuere  Arbeiten  über  Immunisi- 
rungs-  bezw.  Heilungsversuche  bei  Thie- 
ren gegenüber  der  Infektion  mit  Milz- 
brand-, Tetanus-  und  Diphtheriebacillen. 

25 

Peyraud,  Etiologie  du  tetanos ; sa  vacciua- 
tion  chiniique  par  la  strychnine.  17 
Plä,  Naturaleza  iufecciosa  del  tetanos.  19 
Rertvers , Zur  Aetiologie  des  Wundstarr- 
krampfs. 481 

Sanchez-  Toledo  et  Veiilon,  De  la  presence 
du  bacille  du  tdtanos  dans  les  ex- 
crcments  du  cheval  et  du  boeuf  ä l’dtat 
saiu.  18 

— — , Rechercbcs  microbiologiques  et  ex- 
perimentales sur  le  tetanos.  478 

Sormani , Ueber  Aetiologie,  Pathogenese  und 
Prophylaxe  des  Tetanus.  421.  580 
Ti&toni  und  Cattani,  Ueber  die  Art,  einem 
Thiere  die  Immunität  gegen  Tetanus  zu 
übertragen.  {Orig.)  189 

— — , Ueber  die  Widerstandsfähigkeit  der 

Tetanusbaeillen  gegen  physikalische  und 
chemische  Einwirkungen.  487 

— — , Ueber  die  Eigenschaften  des  Teta- 
nus-Antitoxins. (Orig.)  685 

VaiUard  et  Vincent , Reeherches  experi- 
mentales sur  le  tötanos.  481 

— — , Contribution  ä l’dtude  du  tdtanos. 

479 

Verneuil , Note  sur  les  rapports  de  la  sep- 
ticemie  gaugrdneuso  et  du  tdtanos,  pour 
servir  ä l'etude  des  associations  micro- 
bicnncs  virulentes.  60 


Texasfieber. 

Smith,  Preiiminary  observations  on  the  mi~ 
croorganisms  of  Texas  fever.  610 


Tollwuth. 

hvmbicci , Sulla  viruleuza  dclle  capsule 
surrenali  del  coniglio,  nella  rabbia.  508 


866 


Ecgister. 


Drtischettini,  Sur  la  muniere  dont  se  com- 
porte  le  virus  de  la  rage  dans  le  vide 
et  dans  plnsieurs  gaz.  519 

De  Blasi  e Basso  Travali,  Risultati  stati- 
stici  delle  vaccinazioni  antlrabiche  neil’ 
Istituto  di  Palermo.  519 

(Ubier,  Antirabic  inoculatious.  Seusatious 
experieuced  by  inoculated  persons.  How 
iimnunity  is  attained.  133 

— . Wasserstoffsuperoxyd  und  Ozon.  838 

Trachom. 

Noiszewski , Der  Mikroorganismus  des 
Trachoms.  Microsporon  truchomatosum 
s.  jagium.  318 

Tuberculose. 

Amann,  Der  Einguss  der  Koch’schen  Im- 
pfungen auf  die  Tuberkelbaeilleu  im 
Sputum.  (Orig.)  1 

Babcs  und  Cornil,  Uober  Bakterienassoeia- 
tiouen  in  Krankheiten.  772 

Babes  et  Kalindero.  Sur  la  reaetion  pro- 
duite  par  le  remede  de  Koch  chez  les 
lepreux.  245 

Bang,  Ist  die  Milch  tuberculöser  Kühe  vi- 
rulent, wenn  das  Euter  nicht  ergriffen 
ist?  144 

Bollinger , Ueber  die  Inrektionswege  des 
tuberculösen  Giftes.  140 

Brttgger,  Ueber  Tuberculosis  verrucosa  cutis. 

317 

Brunn , von , Ueber  den  gegenwärtigen 
Stand  der  Tuberculosenfrage  in  ätio- 
logiseherund prophylaktischer  Beziehung. 

669 

Btijwid,  Die  Darstellungsweise  des  Tuber- 
culins.  579 

C'adiot,  Gilbert  et  Hoger,  Tuberculose  du 
ch'cn.  274 

Casaüo  y Femandez,  Infeccion  tuberculosa 
por  el  agua  contamiuada.  182 

Chantemesse,  Eine  mykotische  Pseudotuber- 
culose.  775 

Comet,  Derzeitiger  Stand  der  Tuberculo- 
senfrage. 147.  213 

Courmont  et  Bor,  De  la  production,  cbez 
le  lapic,  de  tumeurs  blancbes  experimen- 
tales, par  inoculation  intra-veineuse  de 
culture  du  baciile  de  Koch  attenue.  769 
Csokor.  Zur  Aetiologie  der  Tuberculose. 

667 

Currier,  Sterilization  of  water.  711 

Dixau,  Koch’s  method  of  treating  Tubercu- 
losis. 456 

Dvbreuüh  et  Au  ehe,  De  la  tuberculose  cu- 
taude  primitive  par  inoculation  directe. 

273 

Fraenkel  und  Pfeiffer , Mikrophotographi- 
scher Atlas  der  Bakterienkunde.  204 


Fraenkel,  Untersuchungen  über  die  Aetio- 
logie der  Kehlkopftuberculose.  732 
Qibbes  and  Shurley,  An  investigatiou  into 
the  etiology  and  treatment  of  phthisis. 

667 

Gran  eher  et  Ledroux  - Lehar  d,  La  tubercu- 
lose zoogleique.  273 

Hammerschlag , Bakteriologisch-chemische 
Untersuchungen  über  Tuberkelbaeilleu. 

272 

Heitzmann , Bacteriological  exnmination  as 
an  aid  to  clinica!  diagnosis.  737 

Irsai,  Erfahrungen  über  das  Kocb’sche 
Mittel  bei  Lungen-  und  Kehlkopftuber- 
culose.  455 

Jolles  , M.  und  Ad.,  Zur  Kenntniss  der 
chemischen  Natur  des  Kochins.  454 
Jürgens,  Ueber  einen  Fall  von  pcrlsucht- 
abnlicher  Erkrankung  beim  Menschen. 

144 

Karlitiski,  Untersuchungen  über  die  Tem- 
peratursteigerung in  beerdigtet)  Körper- 
theilen.  (Orig.)  434 

Kirchner,  Ueber  die  Nothwendigkeit  und 
die  beste  Art  der  Sputumdcsiufektion  bei 
Lungentuberculose.  (Orig.)  5.  41 

Koch,  Fortsetzung  der  Mittheilungen  über 
ein  Heilmittel  gegen  Tuberculose.  64 
Koplik,  The  etiology  of  Empyema  in  chil- 
dren  285 

Kost/urin  und  Krainski,  Ueber  die  Wir- 
kung von  Fäulniss  und  Tuberkeltoxinen 
auf  Thiere  und  über  ihren  Einfluss  auf 
den  Verlauf  der  Experimentaltuberculose. 

445 

Laplace,  Koch's  treatment  of  Tuberculosis. 

455 

Liebmann,  II  bacilio  della  tubercolosi  nel 
sangue  degli  ammalati,  trattati  colla  linfa 
di  Koch.  455 

Lloyd  and  Stelwagon,  Preliminary  notes  on 
a .case  of  Lupus  vulgaris  treated  by  iu- 
jections  of  Koch’s  lymph.  454 

Lumniczer,  Ueber  Versuche  mit  dem  Koch- 
schcn  Mittel  454 

Maffucri,  Ueber  die  Wirkung  der  reinen, 
sterilen  Kulturen  des  Tuberkelbacillus. 

668 

Meyer,  Der  Nachweis  der  Tuberkelbacillen 
in  den  Se-  und  Exkveten  Tuberculöser 
mit  besonderer  Berücksichtigung  der 
Untersuchung  bei  der  Koch’schen  Be- 
handlungsmethode. 635 

Midier,  Zur  Kenntniss  der  Kindertubercu- 
iose.  183 

Nickel,  Zur  Biochemie  der  Bakterien. 

(Orig.)  333 

Omeltschenko , Ueber  die  Wirkung  der 
Dämpfe  ätherischer  Oele  auf  die  Abdo- 
minaityphus-,  Tuberkel-  und  Milzbrand- 
bacillen.  Mit  2 Abbildungen.  (Orig.) 

813 


Register. 


867 


Onimus,  Destruction  du  virus  tuberculeux, 
par  les  essences  dvaporees  sur  de  la 
mousse  de  platine.  739 

Pampoukes,  Ueber  Desinfizirung  der  tuber- 
culösen  Sputa  vor  deren  Färbung.  139 
Ponfick,  Ueber  die  Wechselwirkungen  zwi- 
schen örtlicher  und  allgemeiner  Tubercu- 
lose.  142 

Roux,  Quelques  remarques  ä propos  de  la 
colorabilite  du  bacille  de  la  tuberculose. 

678 

Saint-IIilaiTe , Injections  de  sdrum  de  sang 
de  chien  dans  la  trachee.  453 

Sanfelict,  Contributo  aila  fisiopatologia  del 
midollo  delle  ossa.  238 

Schnirer , Zur  Frage  nach  der  Verbreitung 
der  Tuberkelbacillen  ausserhalb  des 
Körpers.  544 

Sormani,  Internationale  Massregeln  gegen 
die  Tuberculose.  214.  246. 

BtrobeU,  Prophylaxis  of  tuberculosis.  294 
Tangl,  Ueber  die  Aetiologie  des  Chalazion. 

275 

Tdeky , Injektion  einer  ungewöhnlich 
grossen  Dosis  Koeli’seher  Lymphe.  453 
Thoinot,  Etüde  sur  la  valeur  ddsinfectante 
de  l’aeide  sulfureux.  323 

Vogl,  Mittheilungen  über  die  Beziehungen 
der  Influenza  zu  den  Athmungsorganen. 

172 

Wendt,  Observations  on  the  use  of  Koch’s 
lymph  in  sixteen  children.  453 

Wyssokovyitsch , Ueber  den  Einfluss  der 
Quantität  der  verimpftenTuberkelbacillen 
auf  den  Verlauf  der  Tuberculose  bei  Ka- 
ninchen und  Meerschweinchen.  144 


Typhus. 

Alsnquist,  Ueber  das  vermehrte  Auftreten 
ues  Darmtypbus  an  einer  Anzahl  von 
mehr  oder  minder  typhusfreien  Orten 
nach  jahrelangen  Zwischenräumen.  680 
— , Ueber  die  Hauptmomente  der  Aetio- 
logie  des  Abdominaltyphus.  794 

Aubert , Relation  d’uue  epidemie  de  fievre 
typhoide  qui  a sevi  sur  le  230  rdgiment 
d’infanterie  et  sur  la  population  de  la 
ville  de  Bourg,  en  ddeembre  et  en  jan- 
vier  1888—1889.  280 

Babes  und  Oornä,  Ueber  Bakterienassocia- 
tionen  in  Krankheiten.  772 

Boer,  Ueber  die  Leistungsfähigkeit  mehre- 
rer chemischer  Desinfektionsmittel  bei 
einigen  für  den  Menschen  pathogenen 
Bakterien.  552 

Cassedebat,  Le  bacille  d’Eberth-Gaffky  et 
les  baoiiles  pseudo-typhiques  dans  les 
eaux  de  riviöre.  281 


Bionis  des  Carrieres,  Des  relations  de  la 
fifcvre  typhoide  avec  le  bacille  d’Eberth 
et  avec  les  variations  du  niveau  de  la 
nappe  d’eau  souterraine.  382 

Dresch  et  Doyen,  Epidemie  de  fievre  ty- 
phoide de  Pontfaverger.  796 

Fmkdnburg,  Ueber  einen  Befund  von  Ty- 
phusbacillen im  Brunnenwasser , nebst 
Bemerknogon  über  die  Sedimentirmo- 
thode  uer  Untersuchung  auf  pathogene 
Bakterien  in  Flüssigkeiten.  (Orig.)  301 
Gasser,  Culture  du  bacille  typhique  sur 
milieux  nutritifs  colores.  208 

Gert,  Contribution  ä l’etude  des  eaux  d’Al- 
ger.  609 

Gibier,  Wasserstoffsuperoxyd  und  Ozon. 

838 

Holz,  Experimentelle  Untersuchungen  über 
den  Nachweis  der  Typhusbacillen.  293 
Jvhd-Renoy,  Traitement  de  la  fifevre  ty- 
phoide par  les  bains  froids.  138 

Karlvashi,  Untersuchungen  über  die  Tempe- 
ratursteigerung  in  beerdigten  Körper- 
teilen. (Orig.)  434 

— , Eine  Berichtigung.  (Orig.)  590 

— , Zur  Kenntniss  der  atypischen  Typhus- 
fälle. 733 

Leubuscher , Einfluss  von  Verdauungsse- 
kreten auf  Bakterien.  244 

Loriga  e Pensuti,  Pleurite  da  baeillo  del 
tifo.  797 

Duff,  Report  od  the  relation  of  the  pto- 
mains  or  animal  alkaloids  to  some  of 
tho  infectious  fevers.  665 

Muscatello,  Sul  potere  piogeno  del  baeillo 
di  Eberth.  795 

Omdtscheriko , Ueber  die  Wirkung  der 
Dämpfe  ätherischer  Oele  auf  die  Abdo- 
minaltyphus-, Tuberkel-  und  Milzbrand- 
bacillen. Mit  2 Abbildungen.  (Orig.)  813 
Papuli,  Sul  potere  antisettico  del  salolo.  770 
Raymond,  Sur  les  propridtds  pyogenes  du 
bacille  d’Eberth  (ä  propos  d’un  cas  de 
fievre  typhoide  compliquee  d’un  abces 
de  la  p&roi  abdominale).  829 

Scala  e Sanfelice,  Azione  dell’  acido  car- 
bonico  disciolto  nelle  aequo  potubili  su 
alcuni  microorganismi  patogeni.  110 
Stagnitta,  Sul  valore  diagnostico  delle  ri- 
cerehe  batteriologiche  nel  tifo  addomi- 
nale.  794 

Stern,  Ueber  die  Wirkung  des  menschlichen 
Blutes  und  anderor  Körperflüssigkeiten 
auf  pathogeue  Mikroorganismen.  132 
Vaughan , The  examination  of  drinking- 
water  with  special  reference  to  its  rela- 
tion to  typhoid  fever.  832 

Vincent,  Presence  du  bacille  typhique  dans 
l'oau  de  Seine  pendant  le  inois  de  juillet 
1890.  279 


868 


Register. 


Wildseuche. 

Buml-Federn,  Bemerkungen  über  „Wild- 
und  Schweineseuche“.  (Orig.)  787 

— , Untersuchungen  über  einige  seuchen- 


artige Erkrankungen  der  Schweine. 

803 

Xerosis  conjunctivae. 

Braunschweig,  Zur  Kenntniss  der  infantilen 
Xerosis  conjunctivae.  616 


c.  Durch  Bakterien  und  andere  Parasiten  hervorgerufene 
Krankheiten  einzelner  Organe. 


Augen. 

Braunschuceig , Zur  Kenntniss  der  infantilen 
Xerosis  conjunctivae.  616 

Blessig , Zur  Kasuistik  der  subkonjunk- 
tivaien  Cysticerken  384 

Carl,  Ueber  die  Anwendung  der  Anilin- 
farbstoffe als  Antiseptika.  388 

Galezoirslci , De  la  pyoctanine  et  de  la 
beuzo-phenoneide.  388 

Kubli,  Anilinfarbstoffe  bei  Augenkrank- 
heiten. 643 

Liebreich,  Das  Mcthylviolett  (Pyoktanin). 

136 

Matanson,  Ein  Fall  von  Influenza  mit 
Pleuropneumonie  und  doppelseitiger  Iri- 
dochorioiditis  embolica.  177 

Noiszeiotlci,  Der  Mikroorganismus  des 
Trachoms.  Microsporon  trachomatosum 
s.  jagium.  318 

Peter  sen,  Ueber  die  antibakterielle  Wir- 
kung der  Anilinfarben  (Pyoktanin  Merk’s) 

134 

Poplatrska,  Zur  Aetiologie  der  Panoph- 
thalmie  nach  Verletzung  durch  Fremd- 
körper. 119 

Schleieh,  Ein  Fall  von  Cysticercus  cellu- 
losae subretinalis  nebst  Bemerkungen 
über  das  Vorkommen  des  Cysticercus 
cellulosae  im  Auge  und  seinen  Neben- 
organen in  Württemberg.  384 

Tijrany,  Methyl-Violet.  83  7 

Vossius,  Ein  Fall  von  einseitiger  metasta- 
tischer Ophthalmie  im  Puerperium,  be- 
dingt durch  Streptokokkenemboiie.  207 

Auswurf. 

Meyer,  Der  Nachweis  der  Tuberkelbacilleu 
in  den  Se-  und  Exkreten  Tubercuiöser 
mit  besonderer  Berücksichtigung  der 
Untersuchung  bei  der  Koeh’schen  Be- 
handlungsmethode. 635 

Pansini,  Bakteriologische  Studien  über  den 
Auswurf.  5C6 

Bauch. 

Schreycr,  Zwei  Fälle  von  Aktinomykose 
der  Bauchdecken.  61 


Blut. 

Antolisei,  Considerazioni  intorno  alla  clas- 
siricazione  dei  parassiti  della  malaria. 

113 

Celli  e Marchiafava,  11  reperto  del  sangue 
nelle  febbri  malariche  invernali.  111 
Danilcwsky,  La  parasitologie  compar^e  du 
sang.  1.  Nouvelles  recherches  sur  les 
parasites  du  sang  des  oiseauz.  120 
Gärtner , Beitrag  zur  Aufklärung  des  Wesens 
der  sogen  Prädisposition  durch  Impf- 
versuche mit  Staphylokokken.  243 
Ogata,  Ueber  die  bakterienfeind liehe  Sub- 
stanz des  Blntes.  (Orig.)  597 

Darm. 

Baginsky,  Ueber  Cholera  infantum.  542 
Baginsky  und  Stadthagen , Ueber  giftige 
Produkte  saprogener  Darmbakterien. 

543 

Demrae , Ueber  das  Vorkommen  eines  rotheu 
Sprosspilzes  in  der  Milch  und  im  Käse 
und  das  Auftreten  von  Darmkatarrh  bei 
Kindern  frühesten  Alters  durch  den  Ge- 
nuss derartig  infizirter  roher  oder  un- 
vollständig gekochter  Milch.  270 

Karttdis,  Einiges  Uber  die  Pathogenese  der 
Dysenterieamöben.  (Orig.)  365 

Leubuscher,  Einfluss  von  VerdauuDgssekre- 
ten  auf  Bakterien.  244 

Scheaahäuser,  Beitrag  zur  experimentellen 
Untersuchung  der  Ursache  der  Gesuud- 
heitsschädlichkeit  hefetrüber  Biere.  100 
Steinhaus,  Cytophagus  Tritonis.  (Orig.)  50 
Pasqvale , Sulla  presenza  di  larve  di  ditteri 
nelf  intestino  di  aleuni  febbricitanti  di 
Massaua.  118 

Tomkins,  Report  of  the  inquiry  into  the 
etiology  of  Summer  Diarrhoea.  610 

Gallenblase. 

Gilbert  et  Girode,  Contributiou  ä l’etude 
bacteriologique  des  voies  biliaires.  413 

Geschlechtsorgane. 

Artemit ff,  Ueber  die  rnikro-  uud  hakte- 


Register. 


869 


rioskopische  Untersuchung  der  Lochien. 

414 

Brown , Diphtheria  of  the  meatus  urinarius. 

763 

Jadassohn,  Ueber  die  Gonorrhöe  der  para- 
urethralen und  präputialen  Gänge. 

799 

Haare. 

Vaillard  et  Vincent,  Sur  une  pseudopelade 
de  nature  microbienne.  118 


Harn. 

Heller , Der  Harn  als  bakteriologischer 
Nährboden.  511 

Lu ff,  Report  on  the  relation  of  the  ptomains 
or  animal  alkaloids  to  some  cf  the  in- 
fectious  fevers.  665 

Lundström,  Die  Zersetzung  von  Harnstoff 
durch  Mikroben  und  deren  Beziehungen 
zur  Cystitis.  672 

Manaberg , Zur  Aetiologie  des  Morbus 
Brigthii  acutus  nebst  Bemerkungen  über 
experimentelle,  bakteritische  Endocardi- 
tis.  444 

Boque  et  Lemoine,  Recherches  sur  la  toxi- 
eitd  urinaire  dans  l’impaludisme.  353 

Haut. 

Blanchard,  Sur  un  nouveau  type  de  der- 
matomycose.  123 

Brugger,  Ueber  Tuberculosis  verrucosa 
cutis.  317 

Lubreuüh  et  Auche,  De  la  tuberculose  cu- 
tanee  primitive  par  inoculation  directe. 

273 

Kessler , Pyoktanin,  the  new  bactericide. 

837 

Kollinger,  Dermatitis  gangraenosa.  616 
Lloyd  and  Sielwagon,  Preiiminary  notes  on 
& case  of  Lupus  vulgaris  treated  by  in- 
jections  of  Koch’s  lymph.  454 

Pifard,  Psorospermosis.  767 

Unna,  Ueber  Ichthyolfirnisse.  643 

Unna  uud  Sehlen,  v.,  Flora  dermatologica. 

VI.  798 

— — , Flora  dermatologica.  VII.  798 
Unna,  Flora  dermatologica.  VIII.  798 
Vaillard  et  Vincent,  Sur  une  pseudopelade 
de  nature  microbienne.  118 


Knochen. 

Sanfelice , Gontributo  alla  fisiopatologia  del 
midollo  delle  ossa.  238 

Koth. 

Kaupe,  Untersuchungen  über  die  Lebens- 
dauer der  Cholerabacillen  im  mensch- 
lichen Koth.  609 


Leber. 

Veillon  et  Jayle,  Presence  du  Bacterium 
coli  commune  dans  un  abces  dysente- 
rique  du  foie.  382 

Vierordt , Der  multilokuläre  Echinococcus 
der  Leber.  20 


Lunge. 

Bein,  Bakteriologische  Untersuchungen  über 
Influenza.  171 

Boss,  Vorläufige  Mittbeilung  über  einige 
Fälle  von  Mycosis  im  Menschen  ( Orig .) 

504 

Vogl,  Mittheilungen  über  die  Beziehungen 
der  Influenza  zu  den  Athmungsorganen. 

172 


Magen. 

Kiancwsky,  Zur  Frage  über  die  antibak- 
teriellen Eigenschaften  des  Magensaftes. 

420 

Schwanhäuser,  Beitrag  zur  experimentellen 
Untersuchung  der  Ursache  der  Gesund- 
heitsschädlichkeit hefetrüber  Biere.  100 


Mund. 

Podbielskij , Untersuchung  der  Mikroben 
der  Mundhöhle  von  Erwachsenen  und 
Kindern  im  gesunden  Zustand.  617 


Muskeln. 

Tria,  Sul  modo  di  eomportarsi  del  tessuto 
muscolare  in  alcune  infezioni.  540 


Nase. 

Hayek , Das  perforirende  Geschwür  der 
Naseuscheide  wand  116 

Pasquale,  Ulteriori  ricerche  sugli  strepto- 
cocchi  delle  mucose  e contributo  dell’ 
etiologia  della  corizza.  117 

Niere. 

ßombicci,  Sulla  virulenza  delle  capsule 
surrenali  del  coniglio,  nella  rabbia.  508 
Manaberg , Zur  Aetiologie  des  Morbus 
Brightii  acutus  nebst  Bemerkungen  über 
experimentelle,  bakteritische  Eudocardi- 
tis.  444 

Mosler,  Die  Behandlung  des  chronischen 
Morbus  Brightii.  486 

Ross,  Vorläufige  Mittheilung  über  einige 
Fälle  von  Mycosis  im  Meusehen.  (Orig.) 

504 


S70 


Register. 


Ohren. 

Z auf  cd,  Ueber  die  Beziehungen  der  Mikro- 
organismen zu  der  akuten  (primären) 
Mittelohrentzündung  und  ihren  Kompli- 
kationen und  der  chronisehen  Mittelohr- 
entzündung und  ihren  Komplikationen. 

326.  357 

Respirationsorgane. 

Fraehkd,  Ueber  Erkrankungen  der  oberen 


Luftwege  im  Gefolge  der  Influenza  174 
Pansini , Bakteriologische  Studien  über  den 
Auswurf.  566 


Verdamingsorgano. 

Leo,  Diagnostik  der  Krankheiten  der  Ver- 
dauungsorgane. 622 


V.  Durch  pflanzliche  und  thierische  Parasiten  verursachte 
Krankheiten  der  Thiere. 


Babes,  Untersuchungen  über  den  Diphtho- 
riebacillus  und  die  experimentelle  Diph- 
therie. 446 

— , Ueber  Bacillen  der  hämorrhagischen 
Infektion  des  Menschen.  (Orig  ) 719 

— , Ueber  die  seuchenhafte  Hämoglobinu- 
rie des  Rindes.  774 

Bang , Ist  die  Milch  tubereu’öser  Kühe  vi- 
rulent, wenn  das  Euter  nicht  ergriffen 
ist?  144 

Bardach,  Recherches  sur  la  fonction  de  la 
rate  dans  les  maladies  infectieuses.  482 
Behring,  Untersuchungen  über  das  Zustan- 
dekommen der  Diphtherie-Immunität  bei 
Thieren.  71 

Behring  und  Kitasato,  Ueber  das  Zustande- 
kommen der  Diphtherie-Immunität  und 
der  Tetanus-Immunität  bei  Thieren.  68 
Blagooestchenslcy,  Sur  l’antagouisma  entre 
les  baciile;  du  cliarbon  et  ceux  du  pus 
bleu.  211 

Blanchara,  Paeudo-parssites  123 

— , Sar  un  nouveau  type  de  dermatomy- 
cose.  123 

De  Blasi  e Busses  Travali,  Risuitati  stnti- 
stici  delle  vaccinazioni  antirabicbe  nell’ 
Istituto  di  Palermo.  519 

Boas,  1)  Hestebremserne.  2)  Tillaeg  til 
min  Artikel  ,,En  Bremselarve  i Hjärnen 
hos  en  Hest.  831 

Bombicci,  Sulla  virulenza  delle  capsule 
surrenali  del  couiglio,  nel'a  rabbia.  508 
Brandes,  Zur  Frage  des  Begattungsaktes 
bei  den  entoparasitischen  Trematorien. 
(Orig ) 264 

Braun , Helmintbologische  Mittheilungen. 

(Oiig.)  52 

— , Ueber  Echinorhynchus  polymorphus 
und  filicollis.  (Orig.)  375 

Bruce  bi  Loir,  Les  maladies  du  bdtai!  en 
Austrelie.  801 

Bruschettivi,  Sur  la  manifere  dont  se  eom- 


purte  le  virus  de  la  rage  dans  le  vide 
et  dans  piusieurs  gaz.  519 

Bund  Federn,  Bemerkungen  über  „Wild- 
und  Schweineseuche“.  (Orig.)  787 
, Untersuchungen  über  einige  seuchen- 
artige Erkrankungen  der  Schweine.  803 
Cadioi,  Gilbert  et  Roger,  Tuberculose  du 
chien  274 

Canalis  e Morpurgo,  Intorno  all’  influenza 
del  digiuno  sulla  disposizione  alle  ma- 
lattie  infettive.  12 

Carieva,  Ueber  die  Bakterien  der  hämor- 
rhagischen Septikämie  (Hueppe),  Hog- 
cholera  (Salrnon),  Swineplague  (Billings), 
Swinepest  (Selander) , anierik.  Rinder- 
scuehe  (Biilings),  Büffelseuehe  (Oreste- 
Armanni),  Marseille’sche  Schweineseuche 
(Jobert,  Rietseh) , Frettchenseuche 
(Ebertii).  (Orig.)  557 

Capitan,  Du  baciile  du  ietanos.  18 

Chantemesse,  Eine  mykotische  Pseudotuber- 
cuiose.  775 

Courmont  et  Bor,  De  la  vaccioation  contra 
!a  tuberculose  aviaire.  140 

— — , De  la  production,  chez  le  lapiu, 
de  tumeurs  blanches  experimentales,  par 
inoculation  intra-veineuse  de  culture  du 
baciile  de  Koch  attenue.  769 

Csokor,  Zur  Aetiologie  der  Tuberculose. 

667 

Danileicsky,  Ueber  die  Myoparasiten  der 
Amphibien  und  Reptilien.  (Orig)  9 
- — , La  parasitologie  comparee  du  sang. 
I Nouvelles  recherches  sur  les  parasites 
du  sang  des  oiseaux.  120 

— , Ueber  den  Polymitus  malariae.  Mit  3 
Abbildungen.  (Ong)  397 

— , Ueber  die  Mikroben  der  akuten  und 
chronischen  Malariainfektion  bei  Vögeln. 

411 

Eternod  ct  Bacciers,  Note  sur  des  recher- 
ebes  ccEcernant  la  variolo-va.ccine  518 


Register. 


871 


Fischei,  Untersuchungen  über  die  Milzbrand- 
infektion bei  Fröschen  und  Kröten.  483 
— , Eine  bakteriologisch  - experimentelle 
Studie  über  Influenza  611 

Fischer,  Ueber  Varioia  und  Vaccine  und 
Züchtung  der  Varioia-Vaecine-Lymphe 

639 

Fob,  e Carbons , Sulla  immunitä  verso  il  di- 
plococco  pneumonico.  768 

Frosch,  Ein  Beitrag  zur  Kenntnis»  der  Ur- 
sache der  amerikanischen  Schweinesenche 
und  ihrer  Beziehung  zu  den  bakteriolo- 
gisch verwandten  Prozessen.  623 

Qamaleia,  Sur  le  pouvoir  antitoxique  de 
l’organisme  animal  452 

Qamaleia  und  Charrin,  Ueber  die  anti- 
phlogistischen Wirkungen.  8"S 

Qrassi  und  Feietti,  Malariaparasiteu  in  den 
Vögeln.  ( Orig .)  403.  429.  461 

Guälebeau,  Ein  neuer  Fall  von  Cysticercus 
der  Taenia  saginata  beim  Rind.  240 
— , Ein  Fall  von  Echinococcus  multilocularis 

675 

ifankin,  Ueber  den  schützenden  Eiweiss- 
körper der  Ratte.  (Orig.)  336.  372 
Klein,  Ein  weiterer  Beitrag  zur  Kenntnis» 
der  Aetiologie  der  Grouse  Disease. 
(Orig.)  47 

Laboulbbie,  Sur  les  moyens  de  reconnaitre 
les  Cysticerques  du  Taenia  saginata,  pro- 
duisant  la  ladrerie  du  veau  et  du  boeuf, 
malgrd  leur  rapide  disparition  ä l’air 
atmosphdrique.  241 

Lcmiire,  De  la  suppuration  aseptique  chez 
le  lapin.  485 

Limbourg  und  Levy,  Untersuchungen  über 
sympathische  Ophthalmie  413 

1/inst.ow,  v.,  Ueber  den  Bau  und  die  Ent- 
wickelung des  Distomum  cyiindraceum 
Zed.  241 

Lin/an,  Noles  cn  Entozoa  of  marine  flshes 
of  New-England  with  deseriptions  of 
sevcral  new  species.  385 

Loeffoy.  Neuere  Arbeiten  über  Jmmuuisi- 
rtings-  bezw.  Heilungsversuche  bei  'filie- 
ren gegenüber  der  Infektion  mit  Milz- 
brand-, Tetanus-  und  Diphtherie-Bacillen. 

25 

Lönnberg,  Helminthologisehe  Beobachtungen 
von  der  Westküste  Norwegens.  Theil  I 
Cestoden.  385 

Lominsky,  Ueber  Symbiose  des  Echinococ- 
cus mit  Coccidien,  124 

Labarsch,  Untersuchungen  über  die  Ur- 
sachen der  angeborenen  und  erworbenen 
Immunität.  512 

Ludwig , Ueber  die  Phosphoresceuz  von 
Gryllotalpa  vulgaris.  (Orig.)  561 

Mac  Millan,  Note  on  a Minnesota  species 
of  Isaria  Rnd  an  attendam  Pacfcybasiutn. 

386 

Malm,  Sur  la  virulence  de  la  baetdridie 


charbonneuse  apres  passage  chez  le  chien 
ct  chez  le  lapin  vaccind.  210 

Metschnikoff,  Contribution  ä l’dtude  de  la 
vaecination  charbonneuse.  738 

ßfonticelli,  Elenco  degli  elminti  studiati  a 
Wimereux  nella  primavera  del  1889. 

287 

— , Note  elmintologiche.  288 

— , Di  una  forma  teratologica  di  Bothrio- 
cephalus  microcepbalus.  290 

Morot,  Quelques  coDsiddrations  sur  la  de- 
gdnerescence  des  cysticerques  ladriques 
du  pore.  239 

Novy,  The  toxic  products  of  the  bacillus 
of  hogcholera.  829 

Ogata,  Ueber  die  bakterienfeindliche  Sub- 
stanz des  Blutes.  Orig ) 597 

Parana  e Perugia , Intorno  ad  alcune  poly- 
stomeae  e eonsiderazioni  sulla  sistema- 
tica  di  questa  famiglia.  319 

Pemice  e Alessi,  Sulla  diflfusione  nell’  or- 
gauismo  del  pneumococco  di  Fraenkel 
nella  pneumonite  crupale.  182 

Peyraud,  Etiologie  du  tetanos  ; sa  vaccina- 
tion  chimique  par  la  strychnine.  17 
Fkisalix,  Etüde  expdrimentale  sur  le  röle 
attribud  aux  celluies  lymphatiques  dans 
la  protection  de  l’organisme  contre  l’in- 
vasion  du  bacillus  antbracis  et  dans  le 
mdcanistne  de  l’immunitd  aequise.  209 
■PIA,  Naturaleza  infecciosa  del  tdtanos.  19 
Smith,  Prcliminary  observations  on  the 
microorganisms  of  Texas  fever.  610 
Raüliet,  Les  parasites  des  animaux  dome- 
stiques  au  Japon.  123 

Boss,  Vorläufige  Mittheiiung  über  einige 
Fälle  von  Mycosis  im  Menschen.  (Orig.) 

504 

Buffer,  A report  on  the  destruction  of  mi- 
croorganisms durit’g  the  process  of  in- 
llammation.  740 

Saint-Remy,  Sur  une  espcce  nouvelle  de 
Polystomicn  du  gerne  Oaehocotyle  Dies. 

22 

Sanarelli,  Ueber  einen  neuen  Mikroorga- 
nismus des  Wassers,  welcher  Tür  Thiere 
mit  veränderlicher  und  konstanter  Tem- 
peratur pathogen  ist  Mit  1 lithographi- 
schen Tafel.  (Orig.)  193.  222 

— , Die  Ursachen  dev  natürlichen  Immu- 
nität gegen  den  Milzbrand.  (Orig)  467. 

497.  532 

Sanchez-  Toledo  et  Veilion,  De  la  presonce 
du  bacijle  du  tdtanos  tians  les  exerdments 
du  chevai  et  du  boeuf  ä l'ctat  sain.  18 

— — , Keehcrehes  inierobiologiqties  ot  ex- 
perimentales sur  le  tetanos.  478 

Sanfelice,  Coutributo  alla  tisiopatologia  del 
midoHo  delle  ossa.  238 

SawtschcrJco,  Zur  Frage  über  die  Immu- 
nität gegen  Milzbrand.  (Orig)  473.  493. 

528 


872 


Register. 


Schneidemühl , Ueber  Strahlenpilzerkran- 
kungen bei  Mensch  und  Thier.  544 
Schweinitz,  v.,  A preliminary  study  of  the 
ptoroaines  from  the  culture-liquids  of 
the  Hog-eholera  germ.  803 

Smith,  Zur  Kenntniss  des  Hog-cholera- 
baciilus.  (Orig.)  253.  307.  339 

— , Observations  on  the  variability  of  dis- 
ease germs.  606 

— , Preliminary  observations  on  the  mi- 
croorganisms  of  Texas  fever.  610 

Sonsmo,  Notizie  di  trematodi  della  col- 
lezione  del  museo  di  Pisa.  290 

— , Un  nuovo  Distorna  del  sotto-genere 
Polyorchis  Stoss.  291 

— , Un  nnovo  Heterakis  del  Gallus  dome- 
sticus.  291 

Sormani,  Ueber  Aetiologie,  Pathogenese 
und  Prophylaxe  des  Tetanus.  421 

Steinhaus , Cytopbagus  Tritonis.  (Orig.) 

50 

Straus , Chambon  et  Minard,  Recherches 
experimentales  sur  la  vacc  e chez  le 
veau.  516 

Tizzoni  und  Cattani,  Ueber  die  Art,  einem 
Thiere  die  Immunität  gegen  Tetanus  zu 
übertragen  (Orig.)  189 

— — , Ueber  die  Eigenschaften  des  Teta- 
nus-Antitoxins. (Orig ) 685 

Vaiilard  et  Vincent,  Recherches  experimen- 
tales sur  le  tdtanos.  481 


Vaiilard  et  Vincent,  Contribution  ä l’etude 
du  tetanos.  479 

Van  Benedtn,  Un  Nematode  nouveau  d’un 
Galago  de  la  cote  de  Guindo.  509 

Van  Cott  jr.,  Untersuchungen  über  das 
Vorkommen  der  Bacillen  des  malignen 
Oedeins  in  der  Moschustinktur.  (Orig.) 

303 

Vemeuil,  Note  sur  les  rapports  de  la  sep- 
ticemie  gangreneuse  et  du  tetanos,  pour 
servir  ä l'etude  des  associations  micro- 
biennes  virulentes.  60 

Voeltzkow,  Entovalva  mirabilis,  eine  schma- 
rotzende Muschel  aus  dem  Darm  einer 
Holo.hurie.  628 

Wagner , Zur  Lehre  von  der  Bedeutung 
der  Temperatur  bei  den  Infektionskrank- 
heiten. 322 

Walther,  Ueber  den  Einfluss  von  künst- 
lichem Fieber  auf  die  mit  Fraenkel- 
Weichselbaum’schenPneumoniemikrobien 
infizirten  Thiere.  178 

Winkler  und  Schrötter,  von,  Ein  neuer 
grünen  Farbstoff  entwickelnder  Bacillus. 

700 

yVolters,  Die  Konjugation  und  Sporenbil- 
dung bei  Gregarinen.  574 

Wyssokotoitsch,  Ueber  den  Einfluss  der 
Quantität  der  verimpften  Tuberkelbacillen 
auf  den  Verlauf  der  Tuberculose  bei  Ka- 
ninchen und  Meerschweinchen.  144 


VI.  Durch  pflanzliche  und  thierische  Parasiten  verursachte 
Krankheiten  der  Pflanzen. 


Anderson  and  Kelsey,  Erysipheae  upon 
Phytoptus  distortions.  387 

Beyerinck,  Künstliche  Infektion  von  Vicia 
Faba  mit  Bacillus  radicicola.  Ernäh- 
rungsbedingungen  dieser  Bakterie.  450 
Brefeld , Recent  investigations  of  smut 
fungi  and  smut  diseases.  511 

Bnosi,  Rassegna  delle  principali  malattie 
sviluppatesi  sulle  piante  culturali  nell’ 
anno  1887,  delle  quali  si  e oeeupato  il 
Laboratorio  Crittogamico.  126 

Comventz,  Monographie  der  baltischen  Bern- 
steinbäume. 707 

Farloto  and  Seymour , A provisional  host- 
index  of  the  fungi  of  the  United  States. 
Part.  II.  Gamopetalae  — Apetalae. 

386 

Frank,  Ueber  die  Pilzsymbiose  der  Legu- 
minosen. 629 

Frömbling,  Wie  ist  den  Schädigungen  des 
Agarieus  melleus  vorzubeugen?  389 
Galloway,  A new  Pear  disease.  677 

— , Disease  of  Geraniums.  677 

Hartig,  Eine  Krankheit  der  Fichtentriebe. 

804 


KeUerman  and  Swingle,  Preliminary  report 
on  smut  in  oats.  547 

— — , Preliminary  experiments  with  fun- 
gicides  for  stinking  smuth  of  wheat. 

547 

— — , Report  on  the  loose  smoots  of  ce- 

reals.  547 

Kirchner,  Die  Krankheiten  und  Beschädi- 
gungen unserer  landwirthschaftlichen 
Kulturpflanzen.  22 

Kühn,  Neuere  Versuche  zur  Bekämpfung 
der  Rübennematoden.  (Orig.)  563.  593 
Lagerheim,  de,  La  enfermedad  de  los  pepinos, 
su  causa  y su  curacidn.  804 

Laurent , Recherches  sur  les  nodosites  ra- 
dicales  des  ldgumiueuses.  703 

L.oetr , Ueber  die  Giftwirkung  des  destillir- 
ten  Wassers.  607 

Lommatzsch,  Beobachtungen  über  den  Fich- 
tenritzenschorf (Hysterium  macrosporum 
Hrtg.).  242 

May , Die  Rohrzuckerkulturen  auf  Java 
und  ihre  Gefährdung  durch  die  Sereh- 
krankheit.  546 

Neu-combe  and  Galloicay,  Perennial  myce- 


Register, 


873 


limn  of  tbe  Fungus  of  Blackberry  Rust. 

676 

Prillieux,  Li  pourriture  du  coeur  de  !a 
Betterave.  6T5 

ßadebeck,  Kritische  Untersuchungen  über 
die  durch  Taphrina-Arten  hervorgebrach- 
ten  Baumkrankheiten  576 

SovFhworth,  A new  Hollyhock  disease.  511 
Tubeuf,  von,  Generations-  und  Wirths- 
wechsel  unserer  einheimischen  Gymno- 
sporangiuin-Arten  und  die  hierbei  auf- 
tretenden Formveränderungen.  Mit  3 
Abbildungen  (Orig.)  89  167 


Tubeuf,  Ueber  eine  neue  Krankheit  der 
Weisstanne  und  ihre  forstliche  Bedeutung. 

128 

Varendorf , von,  Ueber  die  Kiefernschütte. 

127 

Voigt,  Infektionsversuche  zur  Unterschei- 
dung von  Heterodera  radicicola  Greefi  u. 
H.  Schachtii  Schm.  21 

— , Ueber  den  Eiersack  von  Heterodera 
Schachtii  und  H.  radicicola.  207 

Wettstein , Bitter  von , Die  wichtigsten 
pflauzlichen  Feinde  unserer  Forste.  356 


VII.  Untersuchungemethoden,  Instrumente  etc. 


Altmann,  Thermoregulator  neuer  Konstruk- 
tion. Mit  1 Fig.  (Orig.)  791 

Bau,  Ueber  die  scheinbare  Zuuahme  des 
Dextringebaltes  in  Bierwürzen  während 
derGährung,  sowie  über  die  Bestimmung 
der  Dextrose  und  des  Dextrins  in  ihnen. 

99 

— , Die  Bestimmung  von  Maltose,  Dex- 
trose und  Dextrin  in  Bierwürze  und 
Bier  mittelst  Reinkulturen  von  Gäh- 
rungs-Organismen.  (Orig.)  825 

Beyerinck,  Die  Kapillarbebermikroskopir- 
tropfenfiasche.  Mit  1 Abbildung.  (Orig.) 

589 

— , Verfahren  zum  Nachweise  der  Säure- 
absonderuug  bei  Mikrobien.  Mit  1 Figur. 
(Ortg.)  781 

Bignami , Ricerchc  sull’  anatomia  patologica 
delle  perniciose.  281 

Bitter,  Die  Filtration  bakterientrüber  nnd 
eiweisshaltiger  Flüssigkeiten  durch  Kie- 
selguhrfilter.  645 

Blücher,  Eine  Methode  zur  Platteukulicr 
auaerober  Bakterien.  292 

Botkin,  Eine  einfache  Methode  zur  Isoli- 
rung  anaerober  Baktorien.  209 

Büchner,  Die  chemische  Reizbarkeit  der 
Leukocyten  und  deren  Beziehung  zur 
Entzündung  und  Eiterung.  416 

— , Die  Bakterienprotei'ue  und  deren 
Beziehung  zur  Entzündung  und  Eiterung. 

666 

Bujurid , Eine  einfache  Filtervorricbtung 
zum  Filtriren  sterilisirter  Flüssigkeit. 
Mit  1 Abbildung.  (Orig.)  4 

— , Die  Darsteiluugsweise  des  Tuberculins. 

579 

JD’Arsonval,  Einploi  de  l’acido  carbouique 
liqueüe  pour  la  filtraticn  et  la  Sterili- 
sation rapide  des  liquides  orgauiques. 

831 

Detpeignes,  Nouveau  regulateur  pour  etuve 
chaufleo  au  petrole.  24 

Eiselsberg,  Nachweis  von  Eiterkokken  im 


Blute  als  diagnostisches  Hilfsmittel. 

834 

Eisenberg , Bakteriologische  Diagnostik 
3.  Aufl.  677 

Eiion,  Die  Bestimmung  von  Maltose,  Dex- 
trose und  Dextrin  in  Bierwürze  und  Bier 
mittelst  Reinkulturen  von  Gährungs-Or- 
ganismen.  (Orig)  525 

Bembach,  Sur  l’invertine  ou  sucrase  de  la 
levure.  350 

Finkelnburg,  Ueber  einen  Befund  von  Ty- 
phusbacillen im  Brunnenwasser,  nebst 
Bemerkungen  über  die  Sedimentirmethoda 
der  Untersuchung  auf  pathogene  Bakte- 
rien in  Flüssigkeiten.  (Orig  ) 301 

Fischer,  Ueber  Variola  und  Vaccine  und 
Züchtung  der  Variola- Vaccine-Lymphe. 

639 

Gasser,  Culture  du  bacille  typhique  sur 
milieux  nutritifs  colords.  208 

Qlre,  Contribuiion  ü l’etude  des  eaux  d’Al- 
ger.  609 

Gessard,  Des  races  du  bacille  pyocyanique. 

541 

Günther.  Einführung  iu  das  Studium  der 
Bakteriologie  mit  besonderer  Berück- 
sichtigung der  mikroskopischen  Technik, 

11 

Hamnerscldag , Bakteriologisch-chemische 
Untersuchungen  über  Tuberkelbacillen. 

272 

Hanlein,  Report  ou  the  conflict  between 
tue  orgauism  and  the  microbe.  320 
— , Ueber  den  schützenden  Eiweisskörper 
der  Hatte.  (Orig.)  336 

Hansen , Untersuchungon  aus  der  Praxis 
der  Gährungsindustrie.  98 

Heller,  Der  Harn  als  bakteriologischer 
Nährboden  511 

Heiizmann,  Bacteriological  exauiinutiou  as 
an  aid  tu  cliuicai  diagnosis.  737 

Hol»,  Experimentelle  Untersuchungen  über 
den  Nachweis  der  Typhusbacillmi.  293 


874 


Register. 


Jacquemart,  Les  Ptoma'ines.  Histoire  ot 
caracteres  chimiques.  107 

Jolles,  M . und  Ad. , Zur  Kenutniss  der 
chemischen  Natur  des  Kochins.  454 
Kamen , Ein  neues  Kulturgefäss.  Mit  1 Ab- 
bildung. (Orig.)  165. 

Kartulis,  Einiges  über  die  Pathogenese  der 
Dysenterieamöbeu.  (Orig.)  365 

Katz,  Zur  Kenntniss  der  Lcuchtbaktevien 
(Orig.)  157.  199.  229.  258.  311.  343 
Kaufmann,  Ueber  eine  neue  Anwendung 
des  Safranius  (Orig)  7 1 7 

Kirchner,  Ueber  die  Notwendigkeit  uud 
die  beste  Art  der  Sputumdesinlektion  bei 
LuDgentuberculose.  Mit  1 Abbildung 
(Orig.)  5.  4l 

— , Erklärung.  (Orig.)  7 92 

Laboulbbie,  Sur  les  moyens  de  reconnaitre 
les  Cysticerques  du  Taenia  saginata,  pro- 
duisant  la  ladrerie  du  vtau  et  du  boeuf, 
malgre  leur  rapide  disparition  k l’air 
atmospherique.  24 1 

Laurent,  Experiences  sur  la  reducticn  des 
nitrates  par  les  vegdaux.  235 

Laoeran,  l)e  l’examen  du  sang  au  point 
de  vue  de  la  recherche  de  i’hematozcan  e 
du  paludisrae.  15 

Le  Dantec,  Retherches  sur  la  digestion  iu- 
tracellulaire  cbez  le»  protozoaires.  355 
Lehmann,  Die  Methoden  der  praktischen 
Hygiene.  633 

Levi,  Sul  valore  etiologico  del  gonococco 
di  Neisser  ndla  blenorrhagia.  830 

Lortet  et  JDe.  pdyn.es,  Rechercbes  sur  les 
microbes  pathogenes  des  eaux  potables 
distribuees  u ia  ville  de  Lyon  607 
Lukjanow,  Grundzüge  einer  allgemeinen 
Pathologie  der  Zelle.  477 

Messea,  C'ontribuzioae  allo  studio  della 
ciglia  dei  batterii  e proposta  di  uca  clas- 
sificazione.  106 

Meyer,  Der  Nachweis  der  Tuberkeibaciilen 
ja  den  Se-  und  Exkreten  Tubercuiöser 
mit  besonderer  Berücksichtigung  der 
Untersuchung  bei  der  Kocb'schen  Be- 
handlungsmethode. 635 

NeneJci,  Dio  isomeren  Milchsäuren  als  Er- 
kennungsmittel einzelner  Spaltpilzarien. 
(Orig  ) 304 

NOetforoß.  Ein  Beitrag  zu  deu  Kulturrae- 
thoden  der  Anaerobeo.  291 

Nordtmeyer,  Ueber  Wassertütration  durch 
Filter  aus  gebrannter  Infusorienerde.  644 
Novy,  The  toxic  products  of  the  bacillus 
of  bogcholera.  829 

Ogata,  Ueber  die  bakterienfeindliche  Sub- 
stanz des  Blutes  (Orig.)  597 

Praasnitz,  Kleinere  Mittheilungeu  zur  bak- 
teriologischen Technik.  Mit  2 Abbil- 
dungen. 128 

Frutopopoß  und  Hammer,  Ein  Beitrag  zur 
Kenutniss  der  Actinomyceskulturen.  63 


Poxex,  Quelques  remarques  k propos  de  la 
eolorabilite  du  baeille  de  la  tubereuiose. 

678 

— , Sur  un  regulateur  de  temperature 
applicable  aux  etuves.  737 

Sanarelli,  Ueber  einen  neuen  Mikroorga- 
nismus des  Wassers,  welcher  lür  Thiere 
mit  veränderlicher  und  konstanter  Tem- 
peratur pathogen  ist.  Mit  1 lithographi- 
schen Tafel.  (Orig)  > 193 

— , Die  Ursachen  der  natürlichen  Immu- 
nität gegen  den  Milzbrand  (Orig.)  467 
Sanjelice,  Contributo  alla  biologia  e mor- 
fologia  dei  batterii  saprogeni  aerobi  e 
anaerobi. 

Scheurlen,  Zusatz  zu  dem  Aufsatze  „Eine 
Methode  der  Blutentnahme  beim  Men- 
schen“. (Orig.)  234 

Schrötter  uud  Winkler,  Ueber  Reinkulturen 
der  Gonokokken.  679 

Schwanhäuser,  Beitrag  zur  experimentellen 
Untersuchung  der  Ursache  der  Gesund- 
heitsschädlichkeit hefetiüber  Biere.  100 
Schweinitz,  v.,  A preliminary  study  of  the 
ptomalnes  from  the  cuiture-liquids  of 
the  Hog-cholera  germ.  803 

Seydel , Ueber  Wundsterilisirung.  638 
Smith,  Einige  Bemerkungen  zu  dem  Auf- 
sätze „Eine  Methode  der  Blutentnahme 
beim  Menschen“.  (Orig.)  48 

Stagnitta,  Su!  valore  diagnostico  delle  ri- 
cerche  batteriologiche  nel  tifo  addoini- 
nale.  *94 

Stern , Ueber  die  Wirkung  des  menscti 
liehen  Blutes  und  anderer  Körperflüssig- 
keiten auf  pathogene  Mikroorganismen. 

132 

Slei-Tiberg,  Cocoanut- water  as  a culturefiuid. 

834 

Stevenson  und  Bruce,  Eine  neue  Methode, 
Flüssigkeiten  in  die  Bauchhöhle  der 
Versuchstiere  einzuspritzen.  Mit  3 Ab- 
bildungen (Orig.)  689 

Strauis,  Seringue  k injections  hypoderini- 
ques.  strilisable,  a piston  tn  modle  de 
sureali,  737 

Teuscher,  Beiträge  zur  Desinfektion  mit 
Wasserdampf.  639 

Tischutfnn,  Eine  vereinfachte  Methode  der 
Bereitung  von  Fleisch-Pepton-Agi  208 
Tizsoni  und  Cattani,  Ueber  die  Eigen- 
schaften des  Tetanus- Antitoxins.  (Orig.) 

685 

Unna,  Der  Dampftrichter.  Mit  1 Abbildung. 

(Orig.)  749 

Van  Ocerbeck  de  Meyer,  Ueber  die  Be- 
reitung des  Nähragars.  (Orig.)  163 
Vaughan,  The  examinatiou  of  drinkiug- 
water  with  special  reference  to  its  rfcla- 
tiou  to  typhoid  fever.  832 

Vincent,  Presence  du  baeille  lypbique  dans 


Register. 


875 


l’eau  de  Seine  pendat  !e  mois  de  juillet 
1890.  279 

Vincent , Sur  la  pr6sence  d’dleineuts  sem- 
blables  aux  psorospermies  dans  l’epithe- 
liorna  pavimenteux.  383 

Wagner,  Zur  Lehre  von  der  Bedeutung  der 


Temperatur  bei  den  Infektionskrank- 
heiten. 322 

Winoyradsky , Recherches  sur  les  organis- 
mes  de  la  nitrification.  III.  351 

— , Recherches  sur  les  organismes  d«  la 
nitrification.  IV.  603 


VIII.  Schutzimpfung,  künstliche  Infektionskrankheiten, 
Entwickelungshemmung  und  Vernichtung  der  Bakterien  und 

Parasiten. 


Amann , Dtr  Einfluss  der  Koeh’schen  Im- 
pfungen auf  die  Tuber aelbacilleu  im 
Sputum.  [Orig.)  1 

Andree,  Das  Resorein  bei  Diplitheritis.  j 38 
Arrvfat;  Un  caso  de  muermo-comprccacion 
bacteriologica.  383 

Babes , Untersuchungen  über  den  Diphthe- 
riebaciilus  und  die  experimentelle  Diph- 
therie 446 

Babes  et  Kalindiro , Sur  la  reaetion  pro- 
duite  par  le  remede  de  Koch  chez  les 
lepreux.  245 

Banti,  Süll’  etiologia  delie  pneumoniti  acute. 

179 

— , Sopra  aieune  localizzazioni  exlrapulmo- 
nari  del  Diplococco  lauceolato  capsulato. 

275 

Bard , De  la  d^claration  des  maladies 
transmissibles  et  des  Services  de  desiu- 
fection  ä Lyon  et  dans  le  departemer.i 
du  Rhone.  137 

Bardach,  Reiheiches  sur  la  fonction  de  la 
rate  dans  les  maiadies  infectieuses.  482 
Behring,  Untersuchungen  über  das  Zustan- 
dekommen der  Diphtherie-Immunität  bei 
Tbieren  71 

— , Ueber  Desinfektion,  Desinfektionsmittel 
und  Desinfektionsmethoden.  636 

Behring  und  Kilasato,  Ueber  das  Zustande- 
kommen der  Diphtherie-Immunität  und 
der  Tetanus-Immunität  bei  Tbieren.  68 
Bignami , Ricerche  sull’  anatomia  patologica 
delie  perniciose.  281 

Bitter,  Die  Filtration  bakterientrüber  und 
eiweissbaitigei  Flüssigkeiten  durch  Kie- 
sclgulirfilter.  645 

Blagovestcheneky,  Sur  l'antagonisme  entre 
les  bacillcs  du  charbon  et  ceux  au  pus 
bleu.  211 

Boer,  Ueber  die  Leistungsfähigkeit  mehre- 
rer chemischer  Desinfektionsmittel  bei 
einigen  für  den  Menschen  pathogenen 
Bakterien.  552 

Bombicci,  Sulla  virulenza  delie  capsule  sur- 
renali  del  coniglio,  nella  rabbia.  608 
Brieger  und  Fraenkel , Ueber  Immunisiruugs- 
versuche  bei  Diphtheiie.  70 

Jiruce,  Bemerkung  über  die  Virulenzsteige- 
rung  des  Choleravibrio.  (Orig.)  786 


Brugger , Ueber  Tuberculosis  verrucosa 
cutis.  317 

Brunn,  von,  Ueber  deu  gegenwärtigen  Stand 
der  Tuberculosenfrage  in  ätiologischer 
und  prophylaktischer  Beziehung.  669 
Brunner,  Zur  Behandlung  von  Diphtherie 
und  Croup.  138 

Bi uschettini,  Sur  la  mauiere  dont  se  com- 
poite  le  virus  de  la  rage  dans  le  vide 
et  dans  plusieurs  gaz.  519 

Büchner , Die  chemisch©  Reizbarkeit  der 
Leukocyten  and  deren  Beziehung  zur 
Entzündung  und  Eiterung.  416 

— , Die  Bakterienproieine  und  deren  Be- 
ziehung zur  Entzündung  und  Eiterung. 

86S 

Butquet,  Etüde  morphologique  d’une  forme 
d’Aehorion : L’Achoriou  Arloini»  Cham- 
pignon du  favus  de  la  souris.  673 

Campana,  La  crisarobina  sopra  alcuni  fer- 
menti  e sopra  alcuni  chizomiceti  pato- 
geni.  32 

Canalis  e Morpurgo,  Intorno  all’  Influenza 
del  digiuno  suila  disposiziene  alle  ma- 
iattie  infettive.  12 

Canena,  Ueber  die  Bakterien  der  hämor- 
rhagischen Septikämie  (öaeppe),  Uog- 
cbolera  (Salxnon),  Swineplague  (Billings), 
Swinepest  (Selander),  amerik.  Rinder- 
seuche (Billings),  Büffelseuche  (Oreste- 
Armanni),  Marseille’scbe  Schweineseuche 
(Jobert , Rietseh) , Frettchenseuche 
(Eberth).  (Orig.)  557 

Captlan,  Du  bacille  du  tetanos.  IS 

Carl,  Ueber  die  Anwendung  der  Aniün- 
farbstoffe  als  Antiseptika.  383 

Chabarii,  Antiseptique  gazeuse,  son  action 
sur  la  bacterie  pyogfeue  de  l’infection 
urinaire.  1 37 

Cornet,  Derzeitiger  Stand  der  Tuberculose. 

147.  21a 

Courmont  et  JDor,  De  la  vaeciuation  contre 
la  tubereuiose  aviaire.  140 

— — , De  la  production,  chez  le  lapin,  de 
tumeurs  Manches  expörimentalcs , par 
iuoculation  iutra-veineuse  de  culture  du 
bacille  de  Koch  attdirue.  769 

Csokur , Zur  Aetiologie  der  Tuberculose. 

667 


876 


Register. 


Ourrier,  Sterilizatiou  of  water.  711 

De  Blast  e Russo  Travali,  Risultati  stati- 
stici  delle  vaccinazioui  antirabicbe  nell' 
Istitoto  di  Palermo.  519 

Demme , Ueber  das  Vorkommen  eines 
rothen  Sprosspilzes  io  der  Milch  und  im 
Käse  und  das  Auftreten  vod  Darmkatarrh 
bei  Kindern  frühesten  Alters  durch  den 
Genuss  derartig  infizirter  roher  oder  un- 
vollständig gekochter  Milch  270 

Dixon,  Koch’s  method  of  treating  Tuber- 
culosis. 456 

Eternod  et  Hacciers,  Note  sur  des  recher- 
ches  concernant  la  variolo-vaccine.  518 
Favre , Vorläufige  Mittheilung  über  eine 
bakteriolog.  - experiment.  Untersuchung 
zur  Frage  der  Puerperaleklampsie.  735 
Ftrrdn,  Nota  sobre  la  vacunacion  contra 
el  envenenamiento  difterico  agudo  expe- 
rimental present&da  ä la  Real  Academia 
de  Medicina  de  Barcelona  en  Abril  de 
1890.  835 

Eessler,  Erfahrungen  über  die  bakterien- 
tödtende  Wirkung  der  Anilinfarben  134 
Fischei,  Eine  bakteriologisch-experimentelle 
Studie  über  Influenza.  611 

— , Untersuchungen  über  die  Milzbrand- 
infektion bei  Fröschen  und  Kröten.  483 
Eischer , Ueber  Variola  udö  Vaccine  und 
Züchtung  der  Variola-Vaccine-Lymphe. 

639 

Foä  e Carhone , Sulla  immunitä  verso  ii  di- 
plococco  pneumonico  768 

Fmoler,  The  sterüization  of  Catgut,  with 
a description  of  a new  simple  and  ef'fi- 
cient  method  421 

Frömlling , Wie  ist  den  Schädigungen  des 
Agaricus  melleus  verzuheugen  ? 389 

Gärtner,  Beitrag  zur  Aufklärung  des  Wesens 
der  sogen.  Prädisposition  durch  Impf- 
versuche mit  Staphylokokken.  243 

Galezovski,  De  la  pyoctaDine  et  de  la 
benzo-phenoneide.  388 

Gamaleia,  Sur  le  pouvoir  autitoxique  de 
l’organisme  aDimal.  452 

— . Ueber  die  Resistenz  der  Kaninchen 
gegenüber  den  Cholerabakterien.  807 
Gamaleia  und  Cheu-rin,  Ueber  die  anti- 
phlogistischen Wirkungen.  838 

Garri  und  Troje,  Chirurgische  und  bakte- 
riologische Erfahrungen  über  das  Pyok- 
tanin.  134 

Gauchcr , Vaccine  geueralisee  suivie  de 
mort.  769 

Gxbhes  and  Shtirley,  An  investigaiion  inlo 
tbe  etioiogy  and  treatmant  of  phthisis.  667 
Gibier , Antirabic  inoculations.  Sensatious 
experienced  by  inoeuiated  persous.  How 
immonity  is  attained.  133 

— , Wasserstoffsuperoxid  und  Ozon.  838 
Glöckner  und  Keller,  Ein  Beitrag  zur  Asep- 
sis in  der  Geburtshülfe.  356 


Goltz,  von  der,  Anilin  als  Antisepticum. 

837 

Grandin,  Peroxide  of  hydrogen  in  gyne- 
cology  and  in  obststrics.  769 

Guinon,  Des  conditions  de  propagation  de 
la  diphtdrie.  449 

B am  mer schlag,  Bakteriologisch  - chemische 
Untersuchungen  über  Tuberkelbacillen. 

272 

Bankin,  Report  on  the  couflict  between  the 
organism  and  tbe  microbe.  320 

— . Ueber  den  schützenden  Eiweisskörper 
der  Ratte.  (Orig.)  336  372 

Helder,  Ueber  die  Wirksamkeit  von  Desin- 
fektionsmitteln bei  höherer  Temperatur. 
(Orig.)  221 

Heueton  and  Tischborne,  A nou-poisonous, 
non-irritative,  antiseptic  dressiDg.  387 
Bneppe , Bemerkungen  zu  Petrusciiky’s 
Mittheilung  in  No.  12  d.  Zeitschr.  über 
den  Verlauf  der  Pbagocytencontroverse. 

29 

Jrsai,  Erfahrungen  über  das  Koch’sche 
Mittel  bei  Lungen-  und  Kehlkopftuber- 
culose.  455 

Jasinski,  Pyoktanin  iu  der  Chirurgie.  387 
Jolles,  M.  und  Ad , Zur  Kenntniss  der 
chemischen  Natur  des  Kochins.  454 
Juhel-Rtnoy,  Traitement  de  la  tievre  ty- 
phoide par  les  bains  froids  138 

Kartvlis,  Einiges  über  die  Pathogenese  der 
Dysenterieamöben.  ( Orig  ) 365 

Kaupe,  Untersuchungen  über  die  Lebens- 
dauer der  Choierabacilien  im  mensch- 
lichen Koth.  609 

Kessler.  Pyoktanin,  the  Dew  bactericide. 

837 

Ktanowsky,  Zur  Frage  über  die  antibak- 
teriellen Eigenschaften  des  Magensaftes. 

420 

Kirchner,  C.  Die  Krankheiten  und  Beschä- 
digungen unserer  landwirthschaftlicheu 
Kulturpflanzen.  22 

Kirchner,  Martin,  Ueber  die  Nothwendig- 
keit  und  die  beste  Art  der  Sputumdes- 
iafektion  bei  Lungentuberculose.  Mit 
1 Abbildung.  (Orig.)  5.  4) 

Klein,  Ein  weiterer  Beitrag  zur  Kenntniss 
der  Aetiologie  der  Grouse  Disease. 
(Orig.)  47 

Kocli,  Fortsetzung  der  Mittheiluugen  über 
ein  Heilmittel  gegen  Tubercuiose.  64 
König,  Der  cvstischo  Echinococcus  der 
Bauchhöhle  und  seine  Eigenthümlich- 
keiten  vor,  bei  und  nach  der  Operation. 

12S 

Kornavth,  Studien  über  das  Saccharin.  770 
Kostjurln  und  Krainskt,  Ueber  die  Wir- 
kung von  Fäulniss-  und  Tuberkeltoxinen 
auf  Thiere  und  über  ihren  Einfluss  auf 
den  Verlauf  der  Experimentaituberculose. 

445 


Register. 


877 


Kubli,  Aniliofarbstoffe  bei  Augenkrank- 
heiten. 643 

Kiikn , Neuere  Versuche  zur  Bekämpfung 
der  Rubennematoden.  {Orig  ) 563.  693 
Langenbuch , Der  Leberechinococcus  und 
seine  Chirurgie.  545 

Laplace,  Koch’s  treatment  of  Tuberculosis. 

455 

Laurent , Etüde  sur  la  variabilite  du  bacille 
rouge  de  Kiel.  105 

Lehmbecher,  Zur  Behandlung  des  Gesiehts- 
rothlanfs.  389 

Lemiire,  De  la  suppuration  aseptique  chez 
1e  lapin.  485 

Leubuscher , Einfluss  von  Verdauungsse- 
kreten auf  Bakterien.  244 

Letoin,  Zur  Pathologie  der  akuten  bak- 
teriellen Entzündungen.  268 

Liebmann , II  hacillo  della  tubercolosi  nel 
sangue  degli  ammalati,  trattati  colla  linfa 
di  Koih.  455 

Liebreich , Das  Methyl  violett  (Pyoktanin). 

136 

Lima  und  Havelburg,  Hospital  dos  La- 
zaros.  237 

Limbourg  und  Levy,  Untersuchungen  über 
sympathische  Ophthalmie.  413 

Lloyd  and  Stelwagon , Preliminary  notes 
on  a case  of  Lupus  vulgaris  treated  by 
injections  of  Koch’s  lymph.  454 

Loefder,  Neuere  Arbeiten  über  Immunisi- 
rungs-  bezw.  Heilungsversuche  bei  Thie- 
ren  gegenüber  der  Infektion  mit  Milz- 
brand-, Tetanus-  und  Diphtherie-Bacillen. 

25.  68 

Lommatzsch , Beobachtungen  über  den 
Fichtenritzenschcrf  (Hysterium  macro- 
sporum  Hrtg  ) 242 

Lortet  et  Despeignes,  Recherches  sur  les 
microbes  pathogenes  des  eaux  potables 
distribuees  ä la  ville  de  Lyon.  607 
Lubarsch,  Ueber  die  Ursachen  der  Immu- 
nität. 3 1 

— , Untersuchungen  über  die  Ursachen  der 
angeborenen  und  erworbenen  Immunität. 

512 

Lumniczer,  Ueber  Versuche  mit  dem  Koch- 
schen  Mittel.  454 

Maffucci,  Ueber  die  Wirkung  der  reinen, 
sterilen  Kulturen  des  Tnberkelbacillus. 

668 

Malm , Sur  la  virulente  de  Ja  bact4ridie 
charbonneuse  aprfcs  passage  chez  le  chien 
et  chez  le  lapin  vaccine.  210 

Manaberg , Zur  Aetiologie  des  Morbus 
Brightii  acutus  nebst  Bemerkungen  über 
experimentelle,  bakteritische  Endocardi- 
tis.  444 

Metschnilcoff,  Contribution  ä l’etude  de  la 
vaccination  charbonneuse.  738 

Mikrotherapie,  die  Behandlung  der  Erkran- 
IX  Bd. 


kungen  des  Menschen  mit  Alkaloiden. 

645 

Mosler,  Die  Behandlung  des  chronischen 
Morbus  Brightii.  486 

— , Die  Behandlung  der  Empyeme.  642 
Neisser,  Ueber  die  Mängel  der  zur  Zeit 
üblichen  Prostituirtenuntersuchung  640 
Netccombe  and  Galloioay,  Perennial  my- 
celium  of  the  Fungus  of  Biaehberry 
Rust.  676 

Nickel,  Zur  Biochemie  der  Bakterien. 

(Orig  ) 333 

Nordtmeyer,  Ueber  Wasserfiltration  durch 
Filter  aus  gebrannter  Infusorienerde. 

644 

Novy,  The  toxic  products  of  the  b&cillus 
of  hogcholera.  829 

Ogata,  Ueber  die  bakterienfeindliche  Sub- 
stanz des  Blutes.  (Orig  ) 597 

Okada , Ueber  einen  neuen  pathogenen 
Bacillus  aus  Fussbodenstaub.  (Orig.) 

442 

Omeltschenko , Ueber  die  Wirkung  der 
Dämpfe  ätherischer  Oele  auf  die  Abdo- 
rainaltyphus-,  Tuberkel-  und  Milzbrand- 
bacillen. Mit  2 Abbildungen.  (Orig.) 

813 

Onimus,  Destruclion  du  virus  tuberculeux, 
par  les  essenees  evaporees  sur  de  la 
mousse  de  platine.  739 

Pampoukes,  Ueber  Dosinfizirung  der  tuber- 
culösen  Sputa  vor  deren  Färbung.  139 
Pansini,  Bakteriologische  Studien  über  den 
Auswurf.  566 

Papvli,  Sul  potere  antisettico  del  salolo.  770 
PasqucUe,  Ulterioi  ricerche  sugli  strep- 
tococchi  delle  raucose  e contributo  del l’ 
etiologia  della  corizza.  117 

Pav:lowsky , Ueber  die  Aetiologie  und  Pa- 
thologie des  Rhinoskleroms  mit  beson- 
derer Berücksichtigung  der  Phagoeytose 
und  der  Hyalinbildung.  742 

Pekelhating , Ueber  Beri-Beri  vom  Stand- 
punkte der  Aetiologie  und  Therapie  be- 
urtheilt.  581 

Petersen , Ueber  die  antibakterielle  Wir- 
kung derAnilinfarben  ^Pyoktanin  Merk ’s). 

134 

Petruschky,  Der  Verlauf  der  Phagocyten- 
Controverse.  29 

— , Entgegnung  auf  F.  Ilueppe's  „ Be- 
merkungen u.  s.  w.‘‘  in  No  13  d.  Zeit- 
scdirift.  29 

Peyraud,  Etiologie  du  tetnnos;  sa  vaccina- 
tion chimique  par  la  strychnine  17 
Phisalix,  Etüde  experimentale  sur  le  role 
attribue  aux  cellules  lymphatiques  dans 
la  protection  de  l’organisme  contre  l’in- 
vasion  du  bacillus  anthracis  et  dans  le 
m4canisme  de  l’immunitd  acquise.  209 
Pisarzeicslci,  Ein  Fall  von  Diphtheritis, 
komplizirt  durch  Erysipelas.  544 

56 


878 


Register, 


PIA,  Naturaleza  iufecciosa  del  tdtanos  19 
Popoff,  Sm  un  bacille  anaerobic  de  la  fer- 
mentaliou  pannaire  104 

Prülieux,  La  pourriture  du  coeur  de  la 
Betterave  675 

Prochoicnick,  Die  Behandlung  des  frischen 
Trippers  beim  Weibe  mit  dem  konstan- 
ten Strom.  324 

Prochoicnick  und  Spaeth,  Ueber  die  keim- 
tödtende  Wirkung  des  galvanischen  Stro- 
mes 324 

Bein,  Zur  Asepsis  bei  Laparotomieen  548 
Beitmann  und  Schönauer,  Zur  Ichthyolbe- 
bandlung  von  Frauenkrankheiten.  643 
Btnvers  , Zur  Aetiologie  des  Wundstarr- 
krampfs. 481 

Roger,  Proprietes  bactericidcs  du  serum 
pour  le  streptocoque  de  l’erysipfele  805 
Boque  et  Lemoine,  Recherches  sur  la  toxi- 
citd  urinxire  dans  l’impaludisme.  353 
Buffer,  A report  on  the  destruction  of  mi- 
croorganisms  during  the  process  of  in- 
flammation.  740 

Saint-Hilaire,  Injections  de  serum  de  sang 
de  cliien  dans  la  trachee.  453 

Sanarelli,  Ueber  einen  neuen  Mikroorga- 
nismus des  Wassers,  welcher  für  Thiere 
mit  veränderlicher  und  konstanter  Tem- 
peratur pathogen  ist.  Mit  1 lithographi- 
schen Tafel.  ( Orig ) 1 93.  222 

— , Die  Ursachen  der  natürlichen  Immu- 
nität gegen  den  Milzbrand  (Orig)  467. 

497  532 

Sanchez- Toledo  et  Veilion,  De  la  presence 
du  bacille  du  tetanos  dans  les  ex- 
crements  du  cheval  et  du  boeuf  a l’etat 
sain  1 8 

— — , Recherches  microbiologiques  et  ex- 
perimentales sur  le  tetanos.  478 

Banfelicc,  Contributo  alla  fisicpatologia  del 
midollo  delle  ossa.  238 

Sansoni,  Beobachtungen  und  Erfahrungen 
über  die  pharmakologischen  und  thera- 
peutischen Wirkungen  der  Euphorine. 

642 

Saictschenko,  Zur  Frage  über  die  Immuni- 
tät gegen  Milzbrand.  (Orig.)  473  493. 

528 

Scala  e Sanfelice,  Azione  dell’  acido  car- 
bonico  disciolto  nelle  acque  potabili  su 
alcuni  microorganismi  patogeni  110 
Schmidt-Bimp/er,  Bemerkungen  zur  Aetio- 
logie und  Therapie  der  Blcnnorrhoea 
neonatorum  20 

Schneidemühl,  Ueber  Strahlenpilzerkrankun- 
gen bei  Mensch  und  Thier.  514 

Seydel,  Ueber  Wundstarilisirung.  638 

Smith,  Zur  Kenntniss  des  Hogcholeraba- 
cillus.  {Orig.)  253  307  339 

— , Observations  on  the  variability  of  di- 
sease gertr.s.  606 


Sormani,  Internationale  Massregeln  gegen 
die  Tuberculose.  214  246 

— , Ueber  Aetiologie.  Pathogenese  und 
Prophylaxe  des  Tetanus.  421.  580 

Spilker  und  Gottstein,  Ueber  die  Vernich- 
tung von  Mikroorganismen  durch  die 
Iriduktionselektricität.  (Orig  ) 77 

Stagnitta,  Sul  valore  diagnostico  delle  ri- 
cerclie  batteriologiche  nel  tifo  abdomi- 
nale 794 

Stern,  Ueber  die  Wirkung  des  mensch- 
lichen Blntes  und  anderer  Körperflüssig- 
keiten auf  pathogene  Mikroorganismen. 

132 

Sternberg,  Dr.  Freire’s  protective  inocula- 
tion-facts  versus  figures.  805 

Straus,  Cliambon  et  Menard,  Recherches 
experimentales  sur  la  vaccine  chez  le 
veau  516 

Strobell,  Prophylaxis  of  tubereulosis.  294 
Teleky,  Injektion  einer  ungewöhnlich  grossen 
Dosis  Koch'scher  Lymphe.  453 

Teuscher , Beiträge  zur  Desinfektion  mit 
Wasserdampf.  639 

Thoinot,  Etüde  sur  ia  valeur  ddsinfectante 
de  l’acide  sulfureux  323 

Tiffany,  Methyl-Violett  837 

Tizzoni  und  Cattani,  Ueber  die  Art,  einem 
Thiere  die  Immunität  gegen  Tetanus  zu 
übertragen.  (Orig.)  189 

— — , Ueber  die  Widerstandsfähigkeit  der 

Tctanusbaeillen  gegen  physikalische  und 
chemische  Einwirkungen.  487 

— — , Ueber  die  Eigenschaften  des  Teta- 
nus-Antitoxins. (Orig.)  685 

Tria,  Sul  modo  di  comportarsi  del  tessuto 
muscolare  in  alcune  infezioni.  540 

Unna,  Ueber  Ichthyolfirnisse  643 

VaiUard  et  Vincent , Sur  UDe  pseudope- 
lade  de  nature  microbienne.  118 

— — , Recherches  experimentales  sur  le 

tetanos.  481 

— — , Coutribution  ä l’etude  du  tdtanos 

479 

Van  Colt  jr.  , Untersuchungen  über  das 
Vorkommen  der  Bacillen  des  maligneu 
Oedems  in  der  Moschustinktur.  (Orig ) 

303 

Valude,  Ueber  den  antiseptischen  Werth 
der  Anilinfarben.  711 

Vemeuü,  Note  sur  les  rapports  de  la  sep- 
ticemio  gangrenouse  et  du  tdtanos,  pour 
servir  ä l’etude  des  associations  micro- 
biennes  virulentesi.  60 

Wagner,  Zur  Lehre  von  der  Bedeutung  der 
Temperatur  bei  den  Infektionskrankhei- 
ten. 322 

Walther,  Ueber  den  Einfluss  von  küust- 
iichem  Fieber  auf  die  mit  Fraenkel- 
Weichselbaum’scbeuPneuinoniemikrobien 
iufizirten  Thiere.  178 


Register.  — Autorenverzeichniss. 


879 


Wendt,  Observations  on  the  use  of  Koch’s 
lymph  in  sixteen  children.  453 

WyssoTcowittch , Ueber  den  Einfluss  der 


Quantität  der  verimpften  Tuberkelbacillen 
auf  den  Verlauf  der  Tubercu'iose  bei  Ka- 
ninchen und  Meerschweincbeu.  144 


IX.  Kongrosse. 

Bakteriologisches  vom  X.  inter-  1890.  140.  213  246.  325.  357.  390. 

nationalen  m edicinischen  K o n-  421.  580.  68C.  709.  741.  772.  806. 
gresse  zu  Berlin,  vom  4. — 9.  Aug.  838 

X.  Heue  Litteratur. 

32.  69.  149.  184.  216.  249.  295.  327.  360.  392.  424.  456.  488.  520  552.  584.  646. 
681.  712.  744.  776.  808.  840. 


XI.  Autorenverzeichniss. 


Adametz,  L.  698 

Botkin  209 

Alessi,  G.  182 

Brandes,  G.  264.  415.  7.30 

Almquist,  E.  680.  794 
Altmann,  P.  791 

Brandt  671 
Braun,  M.  52.  375 
Brauuschweig,  P.  616 

Amann,  J.  1 

Anderson  387 

Brefeid,  O.  511 

Andree  138 

Brieger,  L.  70 

Angelini  410 

Briosi,  Giovanni  126 

Antolisei,  E.  113 

Brown,  F.  T.  763 

Arrutat,  E.  383 

Bruce,  David  689.  786  8'M 

Artemieflf  414 

Brugger,  O.  317 

Aubert  280 

Brunn,  von  669 

Auchd  273 

Brunner,  C.  138  549 
Bruschettini,  Alex.  519 

Babes,  V.  245.  446.  719.  743.  752.  773 

774 

Baginsky,  A.  542  543 
Baker,  Henry  233 

Büchner,  H.  416.  666 
Bujwid,  Odo  4.  579 
Bunzl-Federn,  E.  787.  803 
Busquet,  G.  P.  673 

Bandler  800 

Cadiot  274 

Bang  144 

Campana,  R.  32.  733 

Banti,  Guide  179.  275 

Canalis  12 

Baracz,  v.  797 

Caneva,  Georg  557 

Bard,  M.  L.  137 

Capitan  1 8 

Bardaeh  482 

Carbone,  T.  768 

Barth  573 

Carl,  A.  388 

Bau,  Arminius  99.  826 

Cnsado  y Fernandez,  F.  182 

Baumgarten,  P.  605 

Cassedebat  281 

Behring  68.  71.  636 

Cattani,  G.  189.  487.  685 

Bein  171 

Celli  111  380 

Beyerinck,  M.  W.  450.  689.  781 

Clmbarie  137 

Bigoami  281 

Chambou  5)6 

Bitot  625 

Chantemesse  775 

Bitter,  K.  645 

Charrin  338 

Blagovestchensky  2t  1 

Collins,  W.  J.  767 

Blanchard,  R.  123 

Conn,  H.  W.  653 

Blessig,  E.  384 

Conwentz,  H.  707 

Blücher,  Hans  292 

Cornet  147.  213 

Boas,  J.  E.  V.  831 

Cornil  772 

Boer  552 

Coronado,  E.  V.  116  415 

Bollingcr  140.  147 

Courmont,  J.  140.  769 

Bombicci,  G.  508 

Csokor  667 

Bordoni-UfFreduzzi  390 

Cunningham,  D.  D.  763 

Bostroera  570 

Currier,  C.  G.  771 

66* 


880 


Aatoren  verzeichniss. 


Danilewsky,  B.  9.  120.  397.  411 

D’Arsonval,  A.  831 

De  Blasi,  L.  519 

Demme,  R.  270 

Despeignes,  V.  24.  607 

Deutschmann,  R.  119 

Diday,  P.  801 

Dionis  des  Carriferes  382 

Dixon,  Sam.  G.  456 

Dor,  L.  140.  769 

Dowd,  Charles  N.  762 

Doyen,  E.  793 

Dresch  796 

Dubreuilh  273 

Duplay  354 

Eiselberg,  A.,  Freih.  v.  834 
Eisenberg,  James  677 
Elfving  664 
Eiion,  H.  525 
Eppinger,  H.  274 
Eternod,  A.  518 

Farlow,  W.  G.  386 
Favre  735 

Feletti,  R.  403.  429.  461 
Felix  325 
Fembach,  A.  350 
Ferrän  835 
Fessler  134 
Finkelnburg  301 
Fischei,  F.  483.  611 
Fischer  639 
Foä,  P.  768.  806 
Fowler,  G.  R.  421 
Fraenkel  146 
Fraenkel,  B.  174 
Fraenkel,  C.  70.  204.  507 
Fraenkel,  Eug.  732 
Frank,  B.  629 
Fraser,  J.  W.  177 
Frömbling  389 
Frosch  623 

Gärtner,  F.  243.  246 
Galloway,  B.  F.  676  677 
Gamale'ia  452.  807.  838 
Garre  134 
Gasperini  59 
Gasser,  J.  208 
Gaucher,  M.  E.  769 
Genersich  145 
Gere  609 
Gessard  541 
Gibbes,  H.  667 
Gibier,  Paul  133.  838 
Gilbert,  A.  413 
Girode.  J.  413 
Giuuti,  M.  539 
Glöckner  356 
Golezowski  388 
Goltz,  E.  von  der  837 


Gottstein,  A.  77 
Gradenigo  390 
Grancher  273 
Grandin,  E.  H.  769 
Grassi,  B.  403.  429.  461 
Gruber  391 
Günther,  Carl  11 
Guillebeau  240.  675 
Guinon,  L.  449 

Hacciers,  Ch.  518 
Haegier,  C.  275 
Hahn,  M.  700 
Hajek,  M.  116 
Hammer,  H.  63 
Hammerschlag,  Alb  272 
Hankin,  E.  H.  320.  336.  372 
Hanot,  V.  509 
Hansen,  Em.  Chr.  98.  663 
Hartig,  R.  804 
Haushalter,  P.  382 
Havelburg  287 
Heider,  Adolf  221 
Heitzmann,  L.  737 
Heller,  J.  143.  147.  511 
Henneguy,  F 627 
Heuston,  F.  T.  387 
Hicks,  E.  H.  279 
Holz,  Max  293 
Hueppe,  F.  29 

Irsai,  Arthur  455 
Jacobi,  E.  205 
Jacobson  391 
Jaequemart,  E.  107 
Jadassohn,  J.  799 
Jakowski,  M.  734 
Jasinski,  R.  387 
Jasuhara  25 
Javle  382 

Jörgensen,  Alf.  602 
Johan- Olsen,  O.  56 
Jolles.  Ad.  453 
Jolles’  M.  453 
Jürgens  144 
Juhel-Renoy  138 

Kalind4ro  245 
Kamen,  Ludw.  165 
Karlinski,  Justyn  434.  590-  733 
Kartulis  176.  365 

Katz,  Oscar  157.  199.  229.  258.  311.  343 
Kaufmann,  P.  717 
Kaupe  609 
Keller  356 

Kellerman,  W.  A.  547 
Kelsey  387 
Kessler,  Adolf  837 
Kianowsky,  B.  420 
Kirchner,  M.  5.  41.  615.  782 
Kirchner,  O.  22 
Kitasato  68 


Autoren  verzeichniss. 


881 


Kleb«,  E.  U 
Klein,  E.  47 
Koch,  R.  64 
König,  F.  125 
Kollinger,  A.  616 
Kollmann  839 
Koplik,  Henry  285 
Kornauth,  C.  770 
Kostjurin  445 
Krainski  445 
Kramer,  E.  268 
Kratter  741 
Kubli  643 

Kühn,  Jul.  563.  593 

Laboulbene  241 
Lagerheim,  G.  von  655  804 
Langenbach,  C.  545 
Lannois,  M.  354 
Laplace,  Ernest  455 
Laurent  105.  235.  703 
Laveran  15 

Le  Dantec  286.  356  736 
Ledoux-Lebard  273 
Lehmann,  K.  B.  633 
Lehrnbecher  389 
Lemiire,  M.  S.  485 
Lemoine,  G.  353 
Leo,  Hans  622 
Leubuscher,  G.  244 
Levy,  Leone  413.  830 
Lewin,  A 268 
Liebmann,  V.  455 
Liebreich,  Oskar  136 
Lima,  Azevedo  237 
Limbourg  413 
Linstow,  von  241.  760 
Linton,  Edw.  385 
Lloyd.  J H.  454 
Lodge  Fils,  Sam  207 
Loeffler,  F.  25.  68 
Lönnberg,  E.  385 

Loew,  O.  607.  659.  690.  722.  757. 

Loir  801 

Lomiusky  124 

Lommatzsch,  W.  242 

Loriga,  G.  797 

Lortet  607.  709 

Lubarsch,  O.  31.  512.  670 

Ludwig,  F.  561 

Luff,  Arth.  P.  665 

Lukjanow,  S.  M.  477 

Lumniczer  454 

Lundström,  C.  672 

Luzet,  Ch.  509 

Mac  Millan,  Conway  386 
Maffucci  668 
Malm  210 
Manfredi  206 
Manaberg,  Jul.  444 
Marchand  146 
Marchiafava  111 


Martin,  L.  15 
May,  Walter  546 
Menard  516 
Messea,  A.  106 
Metschnikoff,  O.  738 
Meyer,  B.  635 

Monticelli,  F.  L.  287.  288.  290 

Moore,  Sir  Wm.  767 

Moos  359 

Morot  239 

Morpurgo  12 

Mosler,  F.  486  642. 

Müller,  Ad.  181  183 
Muscatello,  G.  795 

Natanson  177 
Neisser,  A.  640 
Nenadovic  839 
Nencki,  M 304 
Newcombe,  F.  C.  676 
Nickel,  E.  333 
Nikiforoff,  Mich.  291 
Noiszewski,  K.  317 
Nordtmeyer,  H.  644 
Novy,  Frederick  G.  829 

Ogata,  M.  25.  597 
Okada  442 

Omeltschenko,  Th.  813 

Onimus  739 

Orth  145 

Osborne,  A.  205 

Overbeek  de  Meyer,  van  163 

Pampukes  139 
Pansini,  S.  566 
Papuli,  F.  770 
Parona,  C.  319 
Pasquale,  Al.  117.  118 
Pawlowsky  742 
Pekelharing  581 
Pensuti,  V.  797 
Pernice,  B.  182 
Perugia,  A.  319 
Petersen  134 
Petruschky,  J.  29 
Peyraud  17 
Pfeiffer,  R.  204.  507 
Phisalix  209 
Piffard,  H.  G.  767 
Pintner,  Theod.  286.  726 
Pisarzewski  544 
Pli,  E.  F.  19 
Podbielskij,  A.  617 
Politzer  390.  391 
Ponfick  142.  147. 

Poplawska,  S.  119 
Popoff  104 

Poupinel  de  Valenci  767 
Prausnitz,  W.  128 
Prillieux,  M 675 
Procbownick  324 
Protopopoff,  N.  63 


882 


Autoren  verzeichn  iss. 


Railliet,  A.  123 
Ramon  y Cajal,  8-  236 
Raymond,  F.  829 
Rein,  G.  548 
Heitmann  643 
Reuvers  481 
Koeser,  P.  104 
Roger  274.  806 
Roque  353 
Ross  504 

Roux,  Gabr.  354.  678.  737 
Rubeska,  W.  669 
Ruffer,  Armand  740 
Russo  Travali,  G.  519 

Sabrazos  625. 

Sacharoff,  N.  16 
Sadebeck,  R.  676 
Sagarra,  V.  510 
Saint-Hilaire  453 
Saint-Remy,  G.  22 

Sauarelli,  G.  193.  222.  467.  497.  532 

Sanchez-Toledo,  D.  18.  478 

Saufelice,  Fr.  110.  238 

San  Martin,  J.  17 

Sannino  540 

Sansoni,  L.  642 

Savas,  C.  826 

Sawtschenko,  J.  473.  493.  528 
Scala  110  380 
Schenrleu  234 
Schleich,  G.  384 
Schmidt-Rimpler  20 
Schneidemühl  544 
Schtiirer,  M.  T.  644 
Schönauer  643 
Schreyer  61 

Schrötter,  H.  von  679.  700.  801 

Schütz,  J.  285  702 

Schwanhauser  100 

Schweinitz,  E.  A.  v.  803 

Sehlen,  D.  v.  797 

Serafini  206 

Sestini,  F.  380 

Sestini,  L.  380 

Seydel  638 

Seymour,  A.  B.  386 

Shurley  667 

Sire  na,  S.  174 

Smith,  Theobald  48.  253.  307  339.  606. 
610 

Sonsino,  P.  290.  291 
Sormani  214.  246.  421.  580 
Sostegni  540 
Southworth,  E.  H.  511 
Spaeth  324 

Spietscbka,  Theodor  830 
Spilker,  VV.  77 
Stadthagen,  M.  543 


Staguitta,  F.  794 

Steinhaus,  Jul.  60 

Stelwagon,  H.  W.  454 

Stern,  Rieh.  132 

Sternberg,  George  M.  805.  SS4 

Stevenson,  W F.  689 

Straus  516 

Straus.»  737 

Strobeli,  C.  \V.  294 

Swiugle,  W.  T.  547 

Taugl  275 
Teleky,  II.  453 
Teuscher  639 
Thoinot  323 
Tiffany,  Flavel  B.  837 
Tils  381 

Tischborne,  C.  R.  387 
Tischutkin,  N.  208 
Tito»  H.  284 

Tizzoni,  Guido  189.  487.  685 

Tolomei,  G 539 

Tomkins,  11.  610 

Tria,  Giac.  540 

Troje  134 

Trumpp,  Th  701 

Tsutsui  670 

Tubeuf,  C.  von  89.  128.  167 

Unna,  P.  G.  643.  749.  798 

Vaillard  118.  479.  481 
Valude  711 

Van  Benedeit,  P.  J.  509 

Van  Cott,  J 303 

Varendorff,  von  127 

Vaughan,  Victor  C.  828.  832 

Veillon,  A.  18.  382.  478 

Verncuil  60 

Vierordt,  Hermann  20 

Vincent  118.  279.  383.  479  481 

Voeltzkow,  A.  628 

Vogl  172 

Voigt  21  207 

Vossius  207 

Wagner,  K.  322 
Walther,  P.  178 
Wendt,  Charles  453 
Wernich  584 
Wettstein,  R.  v.  356 
Winkler,  F 679.  700.  801 
Winogradsky  351.  603 
Wolters,  Max  574 
Woodhead  145 
Wyssokowitsch  144 
Zaufal  326.  357.  391 
Zeidler,  A.  10 
Zenker,  von  145