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Full text of "Centralblatt Für Bakteriologie, Parasitenkunde Und Infektionskrankheiten. 1. Abt. ORIGINALE. Band 55.1910"

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CENTRALBLATT 


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Bakteriologie, Parasitenkunde und Infektionskrankheiten 


Erste Abteilnng. 55. Band. 


Originate. 


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I 


CENTRALBLATT 

fur 

Bakteriologie, Parasitenkunde 

and Infektionskrankheiten. 


In Verbindung mit 

Geh. Med.-Rat Professor Dr. Loeffler 

in Greifswald, 

Geh. Med.-Rat Professor Dr. R. Pfeiffer 

in Breslau 
und 

Geh. Reg.-Rat Professor Dr. M. Braun 

in KOnigsberg 
herausgegeben von 

Prof. Dr. Oscar IJlilTarorin in Berlin. 


Erstc Abteilung. 55. Band. 

Medlzmiscb-iiyeiBiiisctie Batteriologie nnd tieriscbe Paraatenlunde. 

Originale. 

Mit 20 Tafeln und 13 Abbildungen lm Texte. 


Jena, 

Verlag von Gustav Fischer. 
1910. 


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Robert Koch f I 

Am 27. Mai abends 7 Uhr hat Robert Koch in Baden- S 

Baden, wo er Erholung suchte, von einem plotzlich auf- 91 

getretenen Herzleiden im 67. Jahre seines arbeitsreichen .9| 
Lebens die Augen fiir immer geschlossen. Beispiellos in der MS 
Geschichte des Menschengeschlechtes sind die Erfolge, die K 
Robert Koch dank seinem scharfen Geiste und seiner lli 
staunenswerten, unermfldlichen Arbeitskraft gezeitigt hat. II 
Ratios und ohnmachtig stand Jahrtausende hindurch die f»i 

Menschheit der Verbreitung der die Menschen- und Tier- ip 
geschlechter verheerenden Seuchen gegenfiber. Jahr fflr Jahr iii 
erheischten die erbarmungslosen Feinde den furchtbaren |c> 
Tribut von Tausenden von Opfern, ein Drittel aller Menschen H 
wurde von ihnen dahingerafft. Da kam Robert Koch. Er H 
gab uns die Waffen in die Hand zur erfolgreichen Bekfimpfung B 
jener Feinde. Sein Lebenswerk ist die Erkenntnis und der H 
wissenschaftliche Nachweis der Ursachen und der Verbrei- B 
tungsweise der flbertragbaren Krankheiten und die Schaffung Bj 
sicherer, leicht zu handhabender Methoden zu ihrer Bekam- K 
pfung. Gewaltig ist die Zahl derer, die dank seinem Genie K 
vor Schmerzen und Leiden und qualvollem Tode bewahrt, un- Hj 
geheuer die Werte an Geld, die durch ihn erhalten sind. B 
Darait. ist Robert Koch vielleicht der grbfite Wohltfiter des W 
Menschengeschlechts geworden, der diesem wfihrend seiner B 
mehrtausendjfihrigen Entwickelung erstanden ist. Mit goldenen B 
Lettern sind seine Werke in den Tafeln der Geschichte ver- |B 
zeichnet. Bis in die fernsten Zeiten wird sein Name in dank- B 
barer Verehrung genannt werden. B 

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Trauernd verhullt die Hygiea, der er sein Leben geweiht, 
ilir Haupt, trauernd stehen die Jiinger Aeskulaps, denen er 
neue wirksame Waffen in die Hand gegeben fur die Ausiibung 
ihres schweren, verantwortungsvollen Berufs, an der Bahre des 
Meisters, trauernd nitnmt die ganze Kulturwelt Anteil an dein 
unersetzlichen Verluste, den Deutschland durch den Tod seines 
groBen Sohnes erlitten. In deni tiefen Schmerz um den Heim- 
gang unseres groBen Meisters erscheint uns trostlich allein 
das Wort, das von Goethe beim Heiragang unseres deutschen 
Dichterheros Schiller gepragt, bei deni Tode unseres unver- 
geBlichen Alt-Reichskanzlers Bismarck im deutschen Volke 
widerklang: 

Denn er war unser! 


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Centralbl. f. BakL etc. I. AbL Originate. Bd. 55. Heft I. 

Ausgegeben am 14. Juni 1910. 


Nachdruck vcrboten. 

Ueber den Nachweis der Paratyphusbakterien in Wurst- 
waren nnd seine Yerwertbarkeit fiir die Nahrungsmittel- 

kontrolle 1 )- 

[Aus dem pathologisch-bakteriologischen Institute der mShr. Landes- 
krankenanstalt in Brtinn (Vorstand: Prof. Dr. C. Sternberg).] 

Von Franz Komma, st&dt. Obertierarzt und Marktkommissar. 

Der beamtete Tierarzt kommt h&ufig in die Lage, ein Urteil iiber 
die Verwendbarkeit von Wurstwaren als Nahrungsmittel abzugeben. 
Die Schwierigkeit einer derartigen Beurteilung mag mit die Ursache sein, 
daB z. B. in Deutschland nach § 12 Abs. 1 des Reichsgesetzes vom 
3. Juni 1900, D. R.G.B1. No. 547, die Schlachtvieh- und Fleischbeschau 
betreffend, die Einfuhr von Wiirsten und sonstigen Gemengen aus zer- 
kleinertem Fleische in das Zollinland iiberhaupt verboten ist. 

In der Praxis, z. B. bei der jetzt erst in einigen Stadten Oester - 
reichs gehandhabten Beschau eingefuhrter Wurste, auf Bahnhofen beim 
beabsichtigten Verkaufe nicht bezogener Wurstwaren, bei der Lebens- 
mittelkontrolle oder in gerichtlichen Fallen, entscheidet bis jetzt mit ge- 
ringen Ausnahmen der makroskopische Befund. Diese Ausnahmen er- 
strecken sich auf den gelegentlichen Nachweis unzuiassiger Zusatze, 
grSberer Verunreinigungen und tierischer Parasiten. Es ist aber die 
Frage, ob diese Art der Untersuchung stets hinreicht. 

In dieser Hinsicht miissen gewisse Befuade der jflngsten Zeit Be- 
denken erregen; ist es doch in mehreren Fallen gelungen, durch die 
bakteriologische Untersuchung in makroskopisch vollig unveranderten 
Wurstwaren Bakterien aus der Gruppe des Paratyphus B-Bacillus nach- 
zuweisen. Solchen Befunden muB wohl auf den ersten Blick hohe Be- 
deutung zugesprochen werden. 

Diese Bakterien wurden erst im Ietzten Dezennium bekannt und mehrfach als 
Krankheitserreger beim Menschen nachgewiesen. Es waren wohl zuerst franzosische 
Autoren (Achard, Bensaude (1), Widal und Nob^court (2), welche Paratyphus- 
bacillen beim Menschen fanden, doch wurde denselben erst Beit den Befunden Schott- 
m fillers (3) groBere Aufmerksamkeit geschenkt. Die einschlagige Literatur findet sich 
in dem Referate von Kutscher (4) zusammengestellt. 

Eine groBere Bedeutung erlangten diese Bakterien auch dadurch, daB sie wieder- 
holt als Erreger von Fleisch- und Wurstvergiftungen nachgewiesen wurden. So fand 
sie Trautmann (5) bei der Dfisseldorfer Fleischvergiftung im November 1901 nach 
dem Genusse von Pferdehackfleisch. B. Fischer (6) wies sie bei der Fleischvergiftung 
von Griinthal nach dem Genusse einer Leberpastete und bei der Fleischvergiftung von 
Glfickstadt nach Genufl von Leberwursten, ferner bei der ParatyphuBepidemie in Kiel 
im Mai und Juni 1903 nach GenuB von Fleisch und daraus hergestellten Wiirsten 
nach. E. Levy und W. Fornet (7) fanden sie bei einer Vergiftung nach GenuB einer 
Leberwurst und einer Vanillegriesspeise. Ulrich (8) wies sie bei einer Epidemie in 
Ziirich nach dem Genusse von Meerhechten, Abraham (9) nach dem Genusse von 
Seehechten nach. Kutscher (10) stellte sie bei einer Fleischvergiftungsepidemie in 
Berlin, Jakobson (11) bei einer solchen im Osten Berlins fest. Heller (12) wies sie 
bei einer Fleischvergiftungsepidemie nach GenuB geschmorter Leberwurst nach. 


1) Als Dissertationsarbeit zur Erlangung der Wfirde eines Doctor medicinae vete- 
rinariae der k. u. k. Tierarztlichen Hochscnule in Wien am 6. Dezember 1909 fiberreicht 
und vom Professorenkollegium angenommen. 

Erste AbL Orig. Bd. 55 . Heft 1, 1 


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Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 55. Heft 1. 


Fromm e (13) fand sie bei einer Fleischvergiftung nach Gemifl eines Schinkens. 
Eckersdorff (14) wies sie bei einer Massenvergiftung durch eine Fischmayonnaise 
nach. Tiberti (15) fand sie bei einer Vergiftung nach Genufi von Wurstwaren im 
Jahre 1906 in Bologna. Bingel (16) stellte sie bei einer wahrscheinlich durch den 
Genu6 von Autechnitt verursachten Massenerkrankung fest. Konig (17) wies sie bei 
einer solchen nach Genufi eines Paratyphus B-Bacillen-haltigen, gepokelten und ge- 
raucherten Rohschinkens nach. Brummund (18) fand sie bei einer Fleischvergiftungs- 
epictemie nach Genufi von rohem Pferdehackfleische. In der Mehrzahl der Falle liefien 
sich diese Erreger im Stuhle, Urin oder Blute der erkrankten oder in den Organen der 
gestorbenen Personen nachwcisen. In einigen Fallen, so bei der Epidemie von Breslau 
(Fliigge-Kaensch), Neunkirchen (v. Drigalski), sowie bei der Berliner Epidemie 
(Kutscher) wurden diese Keime auch im beschuldigten Fleische und bei den Epidemien 
von Aertryck, Meirelbeck und Futterkamp (B. Fischer) auch in den Organen der 
notgeschlachteten Tiere gefunden. 

Das Verstandnis dieser und iihnlicher Beobachtungen, die hier nicht 
besonders angefiihrt wurden, wird dadurch erleichtert, daB Paratyphus B- 
Bacillen, bezw. ihnen nahesteliende Bakterien wiederholt in der AuBen- 
welt nachgewiesen wurden. 

So fanden Gaehtgens (19) sowie Uhlenhuth und seine Mitarbeiter (20) diese 
Bakterien im Stuhle gesunder Menschen, Rimpau (21) aufierdem auch im Blute und 
Urin solcher Menschen, sowie auch Typhuskranker, Rekonvaleszenten und Typhus- 
bazillentrager; ebeuso auch Conradi (22). Uhlenhuth (23) wies im Darmmhalte 
von 600 Schweinen bei 8,4 Proz. derselben diese Keime nach; er und seine Mit¬ 
arbeiter (20) fanden ein von ihnen als Paratyphus C-Bacillus bezeichnetes Bakterium 
auch in den Organen schweinepestkranker Schweine. Sie ziichteten aus an Enteritis 
eingegangenen Kalbern zur Paratvphus B-Gruppe gehorige Bakterien und fanden solche 
spater auch im Darme gesunder Kiilber. Morgan (24) stellte derartige Bakterien nicht 
nur im Darme von Schweinen und Kalbern, sondern auch im Darme von Schafen, 
Meerschweinchen und Kaninchen fest. Zeller (25) und Schmitt (26) kultivierten 
Paratyphusbacillen aus kranken Kalbern. Dieu don n£ (27) fand diese Bakterien bei 
seinen im Munchener Schlachthofe angestellten Untersuchungen bei einem Kalbe mit 
allgemeiner Sepsis und bei einer Kuh mit Perforationsperitonitis, Milz- und Leber- 
abszessen und allgemeiner Sepsis. Seiffert (28) wies sie ebenfalls im Darminhalte 
von Schweinen, und zwar 2mal unter 60 Tieren nach. Rommeler (29, 30) konnte sie 
hingegen in Blut und Galle bei 155 gesunden Schweinen nicht finden, stellte sie aber 
4mal unter 98 Eisproben, Conradi (31) 18mal unter 151 Eisproben fest. Aufierdem 
fand letzterer (32) unter 162 tierischen Organproben neben anaeren Keimen im unzer- 
legten Muskel zweier gesunder Schweine und eines gesunden Rindes ein Bakterium der 
Paratyphus B-Gruppe, von ihm als Bac. sui pest iter bezeichnet. 

Von besonderer Bedeutung ist aber in diesem Zusammenhange der 
Nachweis der in Rede stehenden Bakterien in vollig einwandfreien und 
unveranderten Nahrungsmitteln. 

So fand sie Hiibener (33) z. B. bei seinen letztangestellten Milchuntersuchungen 
in 10 Proz. der Proben. Im Winter 1906/07 nahmen Miihlens, Dahm und Fiirst (34) 
gelegentlich einer bakteriologischen Untersuchung einer in Berlin nach dem Genusse 
von Gansepokelkeule entstandenen Fleischvergiftung eine Reihe von Fiitterungsversuchen 
vor. Sie verwendeten hierbei 57 in den verschieoensten Fleischladen Berlins gekaufte 
und zuin Verkaufe bestimmt gewesene Proben von Gansebriisten, GansepQkdkeulen, 
Schinken, verschiedenen Fleiscn- und Fischsorten, sowie einer Wurst. Von 138 ge- 
fiitterten Mausen gingen 53,6 Proz. ein. Die bakteriologische Untersuchung der Tiere 
ergab in 24 Versuchen die Gegenwart von Paratyphus B-Bacillen. Bei der bakterio¬ 
logischen Untersuchung der verfutterten Fleischproben (teils direkt nach Verreibung im 
sterilen Morser, teils nach Anreicherung in Bouillon) wurden Kokken und coliahntiche 
Bakterien, nicht aber Paratyphuskeime erhalten. In Beriicksichtigung dieses Befundes 
und des Ergebnisses der Fiitterungsversuche gelangten sie zu folgenden Schliisseu: 

„Wir glauben annehmen zu konnen, dafi die todlichen Infektionen unserer Ver- 
suchstiere durch Zufiihren der betreffenden Bakterien mit der Nahrung (Fleisch) an- 
scheinend in geringen Mengen zustande gekommen sind. Wir mufiten daraus schliefien, 
dafi die betreffenden Bakterien auch in anscheinend normalen Fleischsorten, namentlich 
in ungekochtem Schweine- und Giinsepokelfleisch vorkommen und — wenn auch fur 
Menschen unschadlich — doch eine fur Mause pathogene Infektion zu veranlassen ver- 
mogen. Findet unter gewissen giinstigen Bedingungen eine Vermehrung im Fleische 
statt, bezw. enthiilt dieses sehr zahlreiche Bakterien, so kann es zu den bekannten. 
Fleischvergiftungserscheinungen kommen.“ 


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Komraa, Ueber den Nachweis der Paratyphusbakterien in Wurstwaren etc. 3 


Hiibener (35) nahm im Kaiserl. Gesundheitsamte Untersuchungen von Fleisch, 
\Viir8ten und Milch vor und fand in 6 von 100 Wurstproben der verschiedensten 
Provenienz Bakterien, welche sich von den Bakterien der Paratyphus B-Gruppe weder 
kulturell noch morphologisch unterscheiden liefien. Diese 6 Wiirste hatten nachweisbar 
keine Gesundheitsstorungen hervorgerufen, und wurde z. B. eine derselben von Hiibener 
und seiner Fnmilie ohne jedwede Bchadigung genossen. Die aus dem Innern der 
Wiirste kultivierten Paratyphusstiimme waren nur fur Mause pathogen. Hiibener 
schloB aus seinen Befunden, daB diese Keime aueh bei Menschen, welche solehe Wurst- 
oder Fleischwaren konsuraieren, vorubergehend wenigstens vorhanden sein wiirden, und 
stellte diesbeziigliche Untersuchungen an. Er erhielt aber bei 180 Personen ein negatives 
Resultat und fiihrte dieses darauf zuriick, daB einerseits in den unteren Darmabschnitten 
keine Vermehrung dieser Keime mehr erfolgt und andererseits diese durch Stoffwechsel- 
produkte von Darmbakterien vielleicht abgetotet wurden; er schlieBt aber nicht aus, 
daB bei Storungen der Magen-Darmtatigkeit diese Keime auch pathogen werden konnen. 

Rimpau (3b) untersuchte eine vollig einwandfreie Leberwurst, die keine Gesund¬ 
heitsstorungen bei inren Konsumenten hervorgerufen hatte, und fand darin Paratyphus B- 
Bacillen. 

Rommeler (37) verwendete bei seinen Untersuchungen ein Anreicherungsver- 
fahren, durch welches auch sparliche Paratyphuskeime nachgewiesen werden konnten. 
Er fiigte der Wurst- oder Fleischprobe in einer Petri - Schale reichlich sterilisierte 
physiologische Kochsalzlosung und einige Messerspitzen von sterilisiertem Succus Caricae 
Papayae sicc. zu und lieB diese Proben 2 Tage bei 37° im Brutschranke. Hierbei 
wurden die Wurststiickchen verdaut und die so erhaltene Fliissigkeit dann baktcriologisch 
verarbeitet. Unter 50 Proben von Leber-, Schlack- und Blutwursten sowie Schwarten- 
magen fand Rommeler 8mal, unter 8 Hackfleischproben 5mal Paratyphus B-Bacillen. 
Die sofortige Untersuchung der Fleisch- oder Wurstproben, ohne Anreicherung, ergab 
einen negativen Bcfund, ebenso war nur eiumal der Nachweis der Paratyphuskeime 
nach 24-stiindiger Papainverdauung moglich. Rommeler kam zu dem Schlusse, daB 
die Menge der in Fleisch- oder Wurstwaren vorhandenen Paratvphusbacilleu nur gering 
ist und nicht ausreicht, Gesundheitsstorungen, viel weuiger Fleisch- oder Wurstver- 
giftungen hervorzurufen, wenn die Wiirste frisch gegessen werden. Bei langerer Auf- 
bewahrung der Wiirste, namentlich wahrend der heiBen Jahreszeit, ist die Befiirchtung 
berechtigt, daB eine Anreicherung der Bacillen in der Wurst selbst erfolgt. 

Trautmann (33) priifte im vergangenen Winter eine ganze Reihe von Wurst-, 
Schinken-, Gansebrust- und Rauchfleischproben svstematisch mit Zuhilfenahme der 
Bouillonanreicherung. Aus dem Ergebnisse seiner Untersuchungen folgerte er, daB die 
Paratyphusbacillen in den aus unseren Haustieren hergestellten Nahrungsmitteln nicht 
durchweg so weit verbreitet sind, wie manchmal angenonimen wurde, und daB man 
einen Unterschied zwischen Fleisch- und Wurstwaren machen miisse. Nur in letzteren 
diirfen solcho Bacillenfunde nicht iiberraschen, weil im Darme gesunder Schweine 
Uhlenhuth und andere Bacillen der Paratyphus B-Gruppe nachgewiesen haben, die 
bei der Gewinnung und Aufbewahrung der Rohprodukte in Wurstteile gelangen konnen. 

Den Befunden vorangefiihrter Autoren entgegengesetzt waren die Ergebnisse der 
Untersuchungen von v. d. Slooten (38) und von Ho 1th (39). 

Ersterer untersuchte eine Reihe anscheinend normaler Wiirste bakteriologisch. Er 
fand nur Strepto- und Staphylokokken, sowie Bac. sub til is und mesentericus, 
nicht aber pathogene Bakterien oder Colibacillen. Aus einer Wurst gelang ihm wohl 
der Nachweis eines Bacillus der Hogcholeragruppe, doch erwies sich diese Wurst als 
aus dem Fleische eines verendeten Schweines hergestellt. 

Holth stellte mit 18 verschiedenen Proben (5 Schinken, 9 Gansebriiste, 1 Blut- 
pudding, 2 Leberwurste und 1 geraucherter Lachs) nur Fiitterungsversuche an, die ein 
negatives Resultat zeitigten. Bei seinen Untersuchungen stellte aber Holth die 
wichtige Tatsache fest, daB weiBe Mause bei ausschlieBlicher Fleischnahrung nach 
8 Tagen eingingen, ohne daB durch die Sektion und die bakteriologische Untersuchung 
die Ursache zu ermitteln war. Diese Tatsache wurde auch von Uhlenhuth (33) fest- 
gestellt. Ebenso ging nach Miihlens und seinen Mitarbeitern (34) eine Kontrollmaus 
an spontaner Infektion mit Bac. enteritidis Gartner ein. 

Aus der hier mitgeteilten Literaturiibersicht geht hervor. daB hin- 
sichtlich des Nachweises von Bakterien aus der Paratyphus B-Gruppe in 
unverdorbenen Wurst- und Fleischproben bei den einzelneu Autoren 
keine Uebereinstinamung herrscht. Allerdings ist auch die bei den 
einzelnen Untersuchungen angewendete Technik verschieden, indem einige 
Autoren Fiitterungsversuche machten, andere die Proben kulturell unter- 
suchten. 


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Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 55. Heft 1. 


Unentschieden ist auch die Frage, ob solche Wurstwaren, in denen 
Paratyphuskeime nachgewiesen wurden, zum Genusse zugelassen werden 
diirfen. Die Beantwortuug dieser Frage ist von grofiter Wichtigkeit, da 
deni amtlichen Kontrollorgane gegebenenfalls die Weisung zukommen 
miifite, derartige Waren auBer Verkehr zu setzen. 

Das Bestreben, in diese Frage Klarheit zu bringen, war fur uus die 
Veranlassung, eine Reihe von Wurstuntersuckungen im heurigen Sommer 
vorzunehmen. Dies um so mehr, als, wie erwahnt, die bisher erhaltenen 
Befunde mannigfach voneinander abweichen und bis jetzt einschl&gige 
Untersuchungen in Oesterreich noch nicht vorgenommen wurden. 

Zur Untersuchung wurden aus den verschiedensten Geschaften des 
Stadtgebietes stammende Proben verwendet. Sie waren im Ausseken 
einwandfrei, wiesen unveranderten Geruck auf und waren bei einer im 
Sinne des Lebensmittelgesetzes vorgenommenen Revision auf Grund des 
makroskopischen Befundes nicht zu beanstanden gewesen. Was die 
Auswahl dieser tatsachlich zum Verkaufe bestimmt gewesenen Proben an- 
belangt, so waren wir darauf bedacht, von samtlichen wahrend der heiBen 
Jahreszeit im Handel gefiihrten Wurstwaren Proben zu erlangen, und 
zwar nicht nur von im Verkaufsgeschafte des Erzeugers feilgehaltenen, 
sondern auch von im Geschafte des Zwischenhandlers (Selchwaren-, 
Delikatessen- und Gemischtwarenhandlers) vorratigen Wursten. In 
letzteren Geschaften waren wir bestrebt, auch Wiirste auswartiger Pro- 
venienz, des Vergleiches wegen, uns zu beschaffen. DaB diese nur Dauer- 
waren sein konnten, war nach der Jahreszeit nicht anders zu erwarten. 

Was die eingeschlageue Untersuchungstechnik anbelangt, so war 
unser Bestreben darauf gerichtet, durch unser Verfahren auch sp&rliche 
Keime nachweisen zu konnen, da z. B. Mtihlens und Uhlenhuth 
sowie deren Mitarbeiter nur die Gegenwart einer sehr kleinen Anzahl 
von Paratyphusbakterien in einzelnen Wtirsten annehmen. Zu diesem 
Zwecke erwies sich uns das bereits besprochene Verfahren von Rommeler 
geeignet. 

Um die Oberflache der Wurstproben rascli und sicher keimfrei zu 
machen, bedienten wir uns mit dem besten Erfolge und in nur etwas 
abge&nderter Form des von Conradi (32) ftir die bakteriologische 
Fleischbeschau empfohlenen Verfahrens. 

Es gestaltete sich die Technik folgendermaBen: Ein Metallkessel 
wurde bis zum oberen Drittel mit Prima-Jaffa-Sesamol gefullt und dieses 
auf 200° erhitzt. In diesem wurden zuerst die zum Erfassen und Zer- 
kleinern der Probe notigen Instrumente sterilisiert und nun die be- 
treffende Wurstprobe, je nach der Dicke derselben und der Beschaffen- 
heit der Wursthiille, in der Dauer von V 4 — 1 Minute in das Oelbad 
vollstandig versenkt. Hierauf wurden von verschiedenen Partien des 
Wurstinneren mehrere wtirfelformige Stucke entnommen, in eine hohe 
Petri -Schale gelegt, mit steriler Kochsalzlosung iibergossen und in 
derselben zerkleinert. Sodann wurden einige Messerspitzen des (zuvor 
bei 150° sterilisierten) Succus Caricae Papayae siccatus (Merck) zugesetzt. 
Eine Sterilisierung desselben war uneriaBlich, weil er Kokken, Bac. 
subtilis und andere sporenbildende Bacillen enthielt. Die so beschickten 
Petri-Schalen wurden nun durch 48 Stunden im Brutschranke ge- 
halten, nach welcher Zeit die Wurstpartikelchen beinahe vollstandig ver- 
daut waren. 

Von der so erhaltenen Fliissigkeit wurden Kulturen auf Agar und 
Conradi-Drigalskischem Nahrboden angelegt. Erstere Kulturen 


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Komma, LJeber den Nachweis der Paratyphusbnkterien in Wurstwaren etc. 5 


waren nicht verwendbar, da zufallig vorhandene F&ulniskeime, Bac. 
subtilis, mesentericus etc. die Platten rasch und vollstandig iiber- 
wuclierten. Es wurde daher, abgesehen von den ersten Versuchen, mil¬ 
der Conradi-Drigalskische Narboden zur Kultur verwendet. Bei 
den ersten Untersuchungen versuchten wir auBerdem das von Conradi 
angegebene Anreicherungsverfahren fur Typhusbacillen in der Art, daB 
wir kleine Wurststuckchen in sterile Galle einbrachten und die Rohrchen 
24 Stunden im Brutschranke hielten. Wir bekamen hierbei jedoch keine 
positiven Resultate, offenbar deshalb nicht, weil in die verwendeten 
Gallenrohrchen nur eine sehr kleine Menge Untersuchungsmaterial ein- 
gebracht werden konnte. Wie nun auch anderwfirts angestellte Versuche 
ergaben, koramen in den Wiirsten etwaige vorhandene Keime der Para- 
typhus B-Gruppe nur ungleich verteilt und, wie bereits erwfihnt, oft auch 
nur in geringer Zahl vor, so daB bei Verarbeitung zu kleiner Wurst- 
stiickchen auf ein positives Ergebnis eigentlich gar nicht gerechnet werden 
kann, ein solches sonach ein Zufall gewesen ware. Wir sahen daher fur 
unsere Zwecke von einer Anreicherung nach Conradi ab. 

Zu Beginn unserer Versuche orientierten wir uns daruber, ob der 
von uns eingeschlagene Untersuchungsgang fur unsere Zwecke ausreicht 
Oder ob vielleicht andere allenfalls in der Wurst vorhandene Keime den 
Nachweis von Paratyphusbakterien unmoglich machen wiirden. Um dies 
festzustellen, versetzten wir die mit Wurststtickchen beschickte Flussig- 
keit mit einer dfinnen Aufschwemmung von Paratyphusbacillen, lieBen 
nunmehr den Succ. Car. Papayae einwirken und nahmen nach einge- 
tretener Verdauung der Wurststiicke die bakteriologische Untersuchung 
der erhaltenen Fliissigkeit vor. Tatsachlich gelang es auch, die Para¬ 
typhusbacillen wieder herauszuzuchten. Der Ausfall dieser Vorversuche 
zeigte, daB das oben geschilderte Verfahren tatsBchlich fflr den Nachweis 
allenfalls in einer Wurst vorhandener Paratyphuskeime geeignet ist. 

Es wurden nun in dieser Weise 102 Proben untersucht; die er- 
hobenen Befunde sind in Tabelle I zusammengestellt. 

Zu derselben ist zu bemerken, daB das untersuchte Material in 
2 Hauptgruppen angeordnet ist Wir unterscheiden frische und Dauer- 
wiirste, bei ersteren auch, ob ohne weiteres efibar oder erst nach er- 
folgtem Abkochen. Es sind ferner die Fleischarten beriicksichtigt, und 
werden aus reinem Rindfleische oder aus Pferdefleisch (letzteres hoch- 
stens mit Speckstiicken versetzt) erzeugte, sowie aus Gemengen ver- 
schiedener Fleischarten bestehende Wiirste unterschieden. Die nur aus 
Rindfleisch erzeugten Wiirste stammten aus Geschaften, die nur rituell 
geschlachtete Rinder verarbeiten diirfen (s. Tabelle I). 

Wie aus der Tabelle hervorgeht, fanden wir in den untersuchten 
Proben mehrmals Bac. subtilis und verschiedene Kokken etc. Wir 
wollen auf diese Befunde jedoch nicht naher eingehen, da sie fiir die 
vorliegende Frage nicht weiter in Betracht kommen und iiberdies bei der 
eingeschlagenen Untersucliungstechnik nicht verwertbar sind. Sicherlich 
hatten wir diese und andere Keime viel haufiger angetroffen, wenn wir 
entsprechende Nahrboden verwendet hatten. W T ir haben aber mit Ab- 
sicht einen elektiven Nahrboden beniitzt, um solche gleichgiiltige Keime 
nach Moglichkeit auszuschalten. 

In einer Anzahl von Fallen fanden wir nun Keime, die auf Grund 
der genaueren Bestimmung als Bact. coli, bezw. als Bakterien der 
Paratyphus B-Gruppe zu bezeichnen waren. Zur genaueren Bestimmung 
derselben dienten die Kulturen auf Gelatine, Agar, in Bouillon, Milch, 


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Ceutralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 55. Heft 1. 


Tabelle I. 





Provenienz 


Art der Wiirste 




Oesterreich 






erzeugt 

aus 





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ver- 

schiedenem 

Rind 

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Pferde- 




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Fleisch 






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Krakauer Wurst 




1 






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2 

durre oder trockene W. 

1 









1 








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1 







i 









Bact. coli 

4 

Leberwurst 

1 

. 







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. 




5 

Braunschweiger Wur3t 
Krakauer Wurst 






i 




i 







Kokken 

6 




i 






1 








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Extrawurst 

i 







i 









, 

8 

Salami 

l 









i 







. 

9 

Zervelatwurst 

i 













1 



, 

10 

kleine Wiirstel 

i 





. 









1 


Paratyphusbakterien 



















und Bact. coli 

11 

PreBwurst 

i 




1 



1 


. 







Bact. coli und Kokkec 

12 

Leberwurst 

l 





. 


. 

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Paratyphusbakterien 

13 

durre oder trockene W. 




i 






i 

. 






14 


l 




■ • 





1 

, 

. 





Paratyphusbakterien 

15 

Leberwurst 

i 








i 








Bact. coli 

16 

Zervelatwurst 

l 



’ 


• 


i 









Paratyphusbakterien 
und Bact. coli 

17 

kleine Wiirstel 

. 

1 

. 





1 




. 




Bact. coli 

18 

Braunschweiger Wurst 

• 

. 

• 

• 

. , 

1 


. 


i 



• 




Paratyphusbakterien 

19 

Teewurst 






1 


1 




• 





20 

Mailander Wurst 





1 

.1. 




i 







Paratv phusbakterien 



















und Bact. coli 

21 

Veroneser Salami 

. 




1 






1 







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22 

Tiroler Wurst 


1 








1 








23 

durre oder trockene W. 

i 


. 













i 

Bact. coli 

24 


i 









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1 

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l 




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1 

Kokken 

26 

Salami 

l 




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1 




, 

27 

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l 







• 





1 


. 



. 

28 

PreBwurst 

l 




. 




i 






• 



, 

29 

Klobas 

i 










1 




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. 

30 

Zervelatwurst 

i 








i 










31 

diirre oder trockene W. 

l 




. 




. 


1 







• 

32 

Berliner Wurst 

l 

• 







1 









. 

33 

Extrawuret 


1 







1 


• 







Paratyphusbakterien 
und Bact. coli 

34 

kleine Wiirstel 


1 








1 








dgl. 

35 

Salami 


1 









1 







36 



1 









1 

. 






, 

37 

38 

Jagd- oder Schinkenw. 
Salami 


1 

1 









1 

1 








39 

Tiroler Wurst 


1 








. 

1 







Paratyphusbakterien 




















und Bact. coli 

40 

kleine Wurstel 


1 








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41 

Leberwurst 

i 


• 







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1 






Bact. coli 

43 

Salami 

• 

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1 . 


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URBANA-CHAMPAIGN 

























































Komma, Ueber den Nachweis der Paratyphusbakterien in Wurstwaren etc. 7 




Proven ienz 

Art der Wiirste 




Oesterreich 




erzeugt 

aus 




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Paratyphusbakterien 

46 

Zervelatwurst 

l 

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und Bact. coli 

47 

Salami 

l 










1 

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48 

Klobas 

l 










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49 

Krakauer Wurst 

l 










1 







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50 

diirre oder trockene W. 

l 










1 







Kokken 

51 

Berliner Wurst 

l 








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52 

diirre oder trockene W. 

l 





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1 





53 

Salami 

l 





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54 

Krakauer Wurst 

l 













1 




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55 

Extra wurst 

l 











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Parat vphusbakterien 




















und Bact. coli 

56 

Zervelatwurst 

l 











l 






Kokken 

57 

kleine Wiirstel 

l 












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l 





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Paratvphusbakterieu 



















und Bact. coli 

59 

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1 






1 







Kokken 

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Krakauer Wurst 




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i 

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1 


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62 

Veroneser Salami 




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Ungarische Salami 



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Bact. coli 

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Kokken 

66 

Veroneser Salami 





1 . 





1 








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Leberkase 

i 



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Mortadella 

l 




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Kokken 

69 

Zervelatwurst 

l 








i 










70 

Klobas 


i 








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Bact. coli 

71 

Leberkase 


i 













i 



Kokken 

72 

PreB wurst 

• 

1 







i 


1 







Paratyphusbakterien 
und Bact. coli 

73 

Zwiebelwurst 


l 







i 









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74 

Schinkenwurst 


l 









i 







75 

Tiroler Wurst 


l 









i 








76 

Zervelatwurst 

i 














i 




77 

diirre oder trockene W. 

l 








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. 







78 i 

Salami 

i 










l 







Bact. coli 

79 

Schinkenwurst 

l 










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Paratyphusbakterien 
und Bact. coli 

80 

Extrawurst 

l 








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Paratyphusbakterien 

81 

Krakauer Wurst 

l 








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i 








82 

diirre oder trockene W. 

l 










l 








83 

Salami 

l 








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l 







Paratyphusbakterien 
und Bact. coli 

84 





l 







l 







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85 

Schinkenwurst 




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86 

Krakauer Wurst 

• 



l 







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Paratyphusbakterien 
und Bact. coli 


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8 


Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 55. Heft 1. 





— 

Provenienz 




Art der Wiirste 

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Oesterreich 





erzeugt 

aus 





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schiedenem 

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Paratvphusbakterien 
und Bact. coli 

89 

Krakauer Wurst 

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90 

diirre oder trockene W. 

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Schinkenwurst 

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Paratvphusbakterien 
und Bact. coli 

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Bact. coli 

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Extrawurst 

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Bact. coli und Kokken 

97 

PreB wurst 

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Paratvphusbakterien 

98 

diirre oder trockene W. 

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99 

Ungarische Salami 

. 





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Kokken 

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Zervelatwurst 

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Extrawurst 

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auf Kartoffel, in Traubenzuckerbouillon, Lackmusmolke, auf Conradi- 
D ri gal ski schem Nahrboden, Neutralrotagar und in Mannit-Nutrose- 
losung; ferner die Agglutination durch ein Paratyphus A- und ein Para- 
typhus B-Immunserum (die Sera gewannen wir durch Immunisierung 
von Kaninchen mit sicheren Laboratoriumsstammen) und die Priifung 
ihrer Pathogenitat fur weifie Mause. Bei alien diesen Priifungen verhielten 
sich die gefundenen StSmme vollig gleich, so daB sich eine genaue Be- 
schreibung jeder einzelnen Iiultur eriibrigt. Die erhobenen Befunde sind 
in Tabelle II zusammengestellt. 

Dieser Tabelle ist nur hinzuzufugen, daB bei den einzelnen Para- 
typhusstammen der Umschlag der Lackmusmolke in einem verschiedenen 
Zeitraume (zwischen 10—14 Tagen) erfolgte; dasselbe gilt von der Auf- 
hellung der Milch, welche bei mehreren Stammen auch ausblieb. 

Zur Priifung der Pathogenitat der Bakterien aus der Paratyphus B- 
Gruppe wurde weiBen Mausen intraperitoneal 1 ccm einer dichten Koch- 
salzaufschwemmung des jeweilig zur Priifung gelangenden Stammes in- 
jiziert. Die Mause gingen gewohnlich binnen 24 Stunden ein, bei einigen 
Stammen erst nach 36 Stunden bis 4 Tagen. Sie zeigten struppiges 
Haarkleid, verklebte Augen, reagierten nur wenig auf auBere Einfliisse 
und blieben geraume Zeit, oft stundenlang, regungslos liegen. Dieser 
Zustand hielt dann bis zum Exitus an. Dauerte die Krankheit mehrere 
Tage, so magerten die Tiere auch ab. Nahrungsaufnahme war anfangs 
noch vorhanden, unterblieb aber vollstandig bei starkerer Intensitat der 
Krankheitserscheinungen. Die Sektion ergab zumeist meteoristische Auf- 
treibungen der 'dunnen Gedarme und eine starkere Injektion der Serosa 


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Komma, Ueber den Nachweis der Paratyphusbakterien in VVurstwaren etc. 9 


Tabelle II. 


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derselben. Die Milz war in alien Fallen bedeutend vergroBert und 
dunkel- bis schwarzrot; manchmal war auch die dunkelbraun verfarbte 
Leber vergroBert. In den aus der Milz, Leber und dem dunkelfarbigen, 
nicht geronnenen Herzblute angefertigten Abstrichpr&paraten lieBen sich 
grainnegative Stabchen nachweisen; auf den mit Herzblut beschickten 
Drigalski-Platten wuchsen zuraeist Reinkulturen der injizierten Bak- 
terien. 

Der Nachweis der Paratyphusbakterien in den unter- 
suchten Wflrsten gelang in 30 Fallen, der des Bact coli 
in 35 Fallen, darunter 22mal gleichzeitig mit den Para- 
typhuskeimen. In frischen, sofort konsumierbaren Wursten fand sich 
llmal, in frischen, erst nach dem Abkochen verwendbaren Wursten 
5mal, in Dauerwflrsten llmal Paratyphusbakterien. Unter 74 direkt im 
Verkaufgeschafte der Erzeuger beschafften Proben wurden 17mal, unter 
26 Proben auswartiger Provenienz 6mal diese Keime festgestelt. Unter 
11 Proben von reinen Rindfleischwiirsten ergab sich 2mal die Gegen- 
wart dieser Bacillen neben Bact. coli, unter 8 Pferdefleischwflrsten 
einmal Paratyphusbakterien. Bact. coli wurde in frischen, sofort kon¬ 
sumierbaren Wflrsten 12mal, in frischen, nach dem Abkochen zum Genusse 
gelangenden Wursten 8mal und in Dauerwflrsten 15mal nachgewiesen. 

Soweit in den untersuchten Wflrsten Bact. coli nachgewiesen 
wurde, ist diesen Befunden nichts hinzuzufflgen; anders bezflglich jener 
Keime, die wir bisher als Bakterien der Paratyphus B-Gruppe bezeich- 


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10 


Centralbl. f. Bakt. etc. 1. Abt. Originale. Bd. 55. Heft 1. 


neten. Sie entsprachen, wie Tabelle II zeigt, in ihrem morphologischen, 
kulturellen und biologischen Verhalten vbllig dem Bac. paratyphi B, 
doch ist es derzeit, wie iibereinstimmend fast von alien Autoren (z. B. 
Uhlenhuth, Rimpau, Hiibener, Trautmann, Kutscher) an- 
gegeben wird, nicht mbglich, denselben von einzelnen Bakterien der Hog- 
choleragruppe, so besonders vom Bac. suipestifer, zu trennen. Mit 
unseren heutigen kulturellen und iramunisatorischen Priifungsmethoden 
finden wir zwischen Paratyphusbakterien, Mausetyphus- und Psittakose- 
bacillen keine Unterschiede, solche ergeben sich nur durch ihre Patho- 
genitatsverhaltnisse. 

Auch in dieser Beziehung besteht noch manche Unklarheit. Nacb 
der Auffassung einiger Autoren sind die angeblich bei Menschen beob- 
achteten Mausetyphusinfektionen tats&chlich Paratyphusinfektionen ge- 
wesen. Andererseits haben Ritter, Nocard (40) u. a. gefunden, daft 
die sonst nur fur Papageien pathogenen Psittakosebacillen unter Um- 
st&nden schwere Erkrankungen beim Menschen herbeifiihrten. Die Tat- 
sache aber, daB es bis jetzt weder gelang, Paratyphusepidemieen mit 
dem Auftreten der doch als Epizootie so verbreiteten Schweinepest in 
Zusammenhang zu bringen [in dem Falle Tiberti (15) werden die 
gefundenen Krankheitserreger nicht direkt als Bac. suipestifer an- 
gesprochen], daB ferner noch nie durch Paratyphuskeime hervorgerufene 
Epizootieen, sondern nur gelegentlich sporadische Infektionen von Rindern, 
Schweinen und Pferden durch die menschenpathogenen Paratyphus- 
bacillen beobachtet wurden, wurde dafflr sprechen, daB Bac. sui¬ 
pestifer und Bact. paratyphi B verschiedene Keime sind. Die 
bereits angefuhrte Tatsache, daB uns eine Unterscheidung beider Arten 
noch nicht moglich ist, gestattet bei unseren vorgeschilderten Befunden 
keine feste bakteriologische Diagnose. Wir miissen uns darauf beschrSnken, 
allgemein von Paratyphusbakterien zu sprechen, betonen aber ausdriick- 
lich, daB wir es unentschieden lassen, ob hier der echte, menschen- 
pathogene Paratyphus B-Bacillus Oder etwa der Bac. suipestifer 
vorliegt. 

DaB wir bei unseren Untersuchungen h&ufiger als andere Autoren 
diese Keime in Wurstwaren nachweisen konnten, wird nicht iiberraschen; 
war es doch zu erwarten, daB im Hochsommer vorgenommene Wurst- 
untersuchungen, offenbar infolge von Anreicherung der Keime im Innern 
der Wurste, derartig ausfallen werden. Die Rommelersche An- 
reicherungsmethode erleichterte jedenfalls bedeutend den Nachweis dieser 
Keime. Wenn ein grofier Teil der Proben ein negatives Resultat gab T 
so mag dies beweisen, daB Paratyphusbacillen nicht in alien Wurstwaren 
zu finden sind. Es ist aber zu bedenken, daB sie bisweilen nur sparlich 
vorhanden sein und dann leicht dem Nachweise entgehen konnen. So 
zeigten ja Uhlenhuth und seine Mitarbeiter (20) in einer eingehenden 
Arbeit, daB „insbesondere in Wfirsten Vertreter der Paratyphus B-Gruppe 
nur sparlich angetroffen wurden und daB sie nicht in jeder von ein und 
derselben Wurst an ein und demselben Tage entnommenen Probe nach- 
zuweisen waren, so daB es also rein vom Zufalle abhangt, ob man bei 
einer einmaligen Untersuchung gerade die betreffende bakterienbaltige 
Stelle der Wurst zur Verarbeitung erwischt u . 

Es ware nunmehr die Frage zu erortern, auf welche Weise sich das 
Vorkommen von Bakterien aus der Paratyphus B-Gruppe in Wiirsten 
erklaren laBt. Wie bereits an anderer Stelle erwhhnt, haben Uhlen¬ 
huth u. a. auch im Darme gesunder Tiere Paratyphusbakterien naeh- 


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Komma, Ueber den Nachweis der Paratyphusbakterien in Wurstwaren etc. 11 


gewiesen. Es ist also die MSglichkeit gegeben, daB diese Bakterien 
durch die Verwendung von Gedarmen und insbesondere Lymphdrflsen 
in die Schlachtprodukte gelangen. Es kann aber auch vorkommen, daB 
zur Wurstfabrikation Fleisch von Tieren verwendet wird, die eine spezi- 
fische Erkrankung flberstanden haben. Uhlenhuth und seine Mitarbeiter 
konnten nachweisen, daB gerade bei solchen Tieren, welche die Schweine- 
pest bereits flberstanden hatten, Oder nicht offensichtlich krank waren, 
sich zahlreiche derartige Keime in den inneren Organen und im Fleische 
nachweisen lieBen. 

Da die Paratyphus B-Bacillen bezw. ihnen ahnliche Bakterien der- 
selben Gruppe, nach Lange, Bugge (41), Scheller, Morgan (24), 
Uhlenhuth, Hflbener, Conradi u. a. im Darme gesunder und 
kranker Kalber, in der Kuhmilch, in einzelnen Organen von KSlbern, 
in der Rindermuskulatur aufgefunden wurden, so ist auch die leichte 
MSglichkeit der Infizierung von Rindfleisch gegeben, ganz abgesehen 
davon, daB eine Infektion von Wurstwaren wflhrend der Produktion auch 
aus der AuBenwelt erfolgen kann. 

Es entsteht nun die weitere Frage, ob dem Nachweise von Para¬ 
typhusbakterien in Wflrsten eine praktische Bedeutung zukommt, d. h. 
ob derartige Wurstwaren, in welchen diese Bakterien gefunden werden, 
zum Genusse zugelassen werden dflrfen, eine Frage, welche auf der dies- 
jahrigen Tagung der freien Vereinigung fflr Mikrobiologie eingehend er- 
ortert wurde, ohne einer Entscheidung zugefflhrt worden zu sein. 

Ostertag (42) gab im Vorjahre der Ansicht Ausdruck, daB erst 
durch Auffindung von Bakterien in derTiefe groBerer Fleischstflcke 
die Berechtigung gegeben sei, derartiges Fleisch als gesundheitsschadlich 
zu bezeichnen, weil ein derartiger Befund eine septische Allgemein- 
erkrankung vermuten lasse. 

Uhlenhuth lieB gelegentlich der bereits erwShnten Debatte die in 
Rede stehende Frage offen. Er meint einerseits, daB „Paratyphusbak- 

terien im Fleische und anderen Nahrungsmitteln.in geringen 

Mengen aufgenommen, auch wohl nicht schaden werden“, hebt aber 
andererseits hervor, daB in der Beurteilung paratyphushaltigen Fleisches 
Vorsicht geboten sei, solange wir nicht die gefahrlichen von den nicht- 
gefahrlichen Paratyphus-B-Bakterien unterscheiden konnen. 

Auch unsere Erfahrungen sprechen im wesentlichen im gleichen Sinne. 

Es steht fest, daB in den betreffenden Geschaften, aus welchen wir 
die untersuchten Proben bezogen, zur selben Zeit Wfirste der gleichen 
Art und gleichen Provenienz in groBerer Zahl verkauft und daher auch 
von einer grSfieren Zahl von Personen gegessen worden sind. Waren 
nun bei denselben Erkrankungen oder gar Erscheinungen der Fleisch- 
oder Wurstvergiftung aufgetreten, so hatte das bei den hierorts be- 
stehenden sanitaren Verhaltnissen zweifelsohne nicht verborgen bleiben 
konnen. Tats&chlich kamen innerhalb der in Betracht kommenden Zeit 
in keinem der hiesigen Krankenhfluser entsprechende Krankheitsf&lle zur 
Beobachtung oder zur Aufnahme, und auch in der Privatpraxis wurden, 
soweit unsere Kenntnis reicht, solche Falle nicht beobachtet. 

Diese Tatsache zwingt zu der Annahme, daB nicht alle Bakterien 
der sogenannten Paratyphusgruppe menschenpathogen sind, und daB die 
Konsumierung frischer, einwandfreier Wtirste, auch wenn in ihnen 
spflrliche Keime dieser Gruppe vorhanden sind, in der Regel keine Er¬ 
krankung auslSst (vgl. auch Rommeler, p. 6); mSglicherweise spielen 
hier die Menge der aufgenommenen Infektionskeime bezw. ihrerToxine, 


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12 Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originale. Bd. 55. Heft 1. 

vielleicht auch eine gewisse individuelle Resistenz der Menschen eine 
Rolle. 

Wir kommen damit zu dem Schlusse, daB der Nach- 
weis von Paratyphusbakterien in Wiirsten uns nicht be- 
rechtigt, diese Nahrungsmittel dem Verkehre zu ent- 
ziehen, solange wir nicht eine Methode kennen, um 
pathogene Keime dieser Gruppe von nicht pathogenen 
zu unterscheiden. 

Von mancher Seite wurde die Moglichkeit erortert, ob nicht aviru- 
lente Bakterien dieser Gruppe unter Umst&nden virulent werden konnten, 
so z. B. bei langerer Aufbewahrung rohen, infizierten Fleisches (vgl. 
Trautmann, Uhlenhuth etc.), doch haben einschlagige Unter- 
suchungen noch nicht zu eindeutigen Resultaten geftihrt. 

Fur die Frage der Praxis kommt ferner in Betracht, daB die be- 
treffenden Wurstwaren vielfach vor dem Genusse gut gebraten oder ge- 
kocht, zumeist auch schon wahrend der Erzeugung gekoclit und manch- 
mal auch wiederholt gerauchert werden. Tatsachlich wurden Fleisch- und 
Wurstvergiftungen zumeist in jenen Landern beobachtet, in welchen 
Fleisch oder Wilrste haufig roh gegessen werden. Die wiederholten 
Koch- und Raucherungsprozesse dflrften wohl die Virulenz der Para- 
typhuskeime und ihre Toxine abschwachen. Allerdings dtirfen wir den 
EinfluB dieser Prozesse nicht uberschatzen, da nach Konig die Para- 
typhus B-Bacillen hitzebestandige Toxine bilden kbnnen und nach 
B. Fischer diese Keime 10—20 Minuten lang eine Erhitzung auf 70° 
vertragen, eine Temperatur, die gewohnlich im Innern grofierer Fleisch- 
stucke beim Kochen und Braten nicht erreicht wird. 

Wenn aus dem Ergebnisse unserer bakteriologischen Untersuchung 
bis jetzt wenigstens nicht auf die Unzuiassigkeit derartiger, Paratyphus- 
keime enthaltender Waren geschlossen werden darf, so konnen wir die 
erhaltenen Resultate doch in anderer Hinsicht verwerten. Sie lassen 
namlich immerhin einen SchluB auf den Grad der Verunreinigung wahrend 
der Gewiunung und Aufbewahrung der Wurstbestandteile, sowie wahrend 
der Fabrikation der Wiirste zu, da, wie bereits ausgefflhrt, diese Keime 
in der Regel wohl aus dem Darmtrakte der verwendeten Tiere stammen. 

Finden wir demnach diese Bakterien zahlreich in 
fertigen Produkten. so laBt dies in fast alien Fallen 
folgern, daBFehler irgendwelcherArt im Betriebeunter- 
laufen sind. Ich hatte z. B. wahrend meiner Tatigkeit als Lebens- 
mittelkontrollorgan durch ein Dezennium hindurch wiederholt Gelegenheit 
zu beobachten, daB die Anschauungen iiber Reinlichkeit und Sauberkeit 
bei den in Betracht kommenden Gewerben oft mangelhafte sind. Oefters 
konnte ich aber auch feststellen, daB die anscheinend selbstverstandliche 
Forderung nach Verarbeitung nur vollstandig einwandfreien Materials 
dadurch umgangen wurde, daB verkaufsunfahig gewordenes oder ander- 
weitig verdorbenes Fleisch besonders gern zu Dauerwfirsten verwendet 
wurde, wobei der veranderte Geruch und Geschraack durch vermehrten 
Gewtirzzusatz und starkes Rauchern fflr die Konsumenten verdeckt wurden. 

Es ware hierbei auch auf die Erfahrungen, die durch die Schlacht- 
vieh- und Fleischbeschau gewonnen wurden und auf die derselben noch 
anhaftenden Mangel hinzuweisen. Wahrend bei der Sachverstandigen- 
Beschau hbchstens okkulte Faile der Schweinepest der Beanstandung ent- 
gehen konnen, sei es daB der KrankheitsprozeB bereits abgelaufen ist, 
sei es daB noch keine makroskopisch sichtbaren Veranderungen vorhanden 


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Komma, Ueber den Nachweis der Paratyphusbakterren in Wurstwaren etc. ]3 


sind, werden zweifelsohne bei der Laienfleischbeschau geringe Verande- 
rungen aufweisende Schweine gesund befunden werden. Falls sie dann 
im ausgeweideten Zustande in St&dte zur Einfuhr gelangen, werden sie 
auch bei der Ueberbeschau, da auch diese bisher nur makroskopisch er- 
folgt, nicht zu beanstanden sein. 

Wenn solche Tiere dann verarbeitet werden, kann ein bakteriologischer 
Befund, wie er bei vorliegenden Untersuchungen erhoben wurde, sicher- 
lich nicht iiberraschen. 

Sowie also eine einheitliche, durchgreifende und nur von entsprechend 
geschulten Fachorganen ausgeubte Fleischbeschau unerlaBlich erscheint, 
so wird es sich auch aus prophylaktischen Griinden empfehlen, in ein- 
schlagigen Betrieben gelegentlich Stichproben vorzunehmen und der 
bakteriologischen Uutersuchung zuzufiihren. Eine derartige Kontrolle 
wiirde uns die Moglichkeit bieten, eine groBere Reinlichkeit und Sorgfalt 
in den in Betracht koramenden Betrieben zu erzielen. 

Den besten Beweis fur die Richtigkeit dieser Annahme liefert die 
Tatsache, daB wir auch bei wiederholter bakteriologischer Untersuchung 
von Produkten, die aus modernen, den Anforderungen der Hygiene ent- 
sprechenden Betrieben stammten, stets negative Resultate erhielten. 

Mit vollem Recht schlieBt Rimpau seine vorjShrige, den einschl&gigen 
Gegenstand behandelnde Publikation mit den Worten: 

„Einwandfreier Nahrungsmittelbetrieb, Erziehung der BevQlkerung 
zur Sauberkeit, Aufkl&rung iiber die einfachsten hygienischen Forderungen, 
miissen die Losung sein im Kampfe gegen die Verbreitung des Typhus 
und Paratyphus. 11 

Dies mbge auch das Leitmotiv des modern geschulten Tierarztes bei 
der Ausiibung der Nahrungsmittelkontrolle sein. 


Literatur. 

1) Achard et Bensaude, Soc. m4d. de h5p. de Paris. 27. Nov. 1896; Compt. rend, 
soc. biol. 1896. 

2) Widal et Nob^court, Bern. m&i. 1897. p. 285 u. 335. 

3) Schottmuller, Weitere Mitteilungen uber mehrere das Bild des Typhus bietende 
Krankheitsfalle, hervorgerufen durcn typhusahnliche Bacillen. (Zeitschr. f. Hyg. 
Bd. 36. 1900. p. 368.) 

4) Kutscher, K. H., Paratyphus. (Handb. d. path. Mikroorganismen v. Kolle u. 
Wassermann. I. Erg.-Bd. p. 655.) 

5) Trautmann, H., Der Bacillus der Diisseldorfer Fleischvergiftung und die ver- 
wandten Bakterien der Paratyphusgruppe. (Zeitschr. f. Hyg. Bd. 45. 1903. p. 139.) 

6 ) Fischer, B., Zur Aetiologie der sogenannten Fleischvergiftungen. (Zeitschr. f. 
Hyg. Bd. 39. 1902); Zur Epidemiologie des Paratyphus. (Festschr. z. 60. Geburts- 
tage v. Robert Koch. Jena 1904; zitiert nach Centralbl. f. Bakt. Abt. I. Ref. 
Bd. 35. p. 260.) 

7) Levy, E. u. Fornet, W., Nahrungsmittelvergiftung und Paratyphus. (Central- 
blatt f. Bakt. Abt. I. Orig. Bd. 41. 1906. p. 161.) 

8 ) Ulrich, Zeitschr. f. Hyg. Bd. 53. 1906; zitiert nach Wiirzbuiger Abh. a. d. Ge- 
samtgeb. d. prakt. Med. Bd. 8. 1908. Heft 3/4. 

9) Abraham, Miinchn. med. Wochenschr. 1906. No. 50. p. 2466; zit. nach Wiirz- 
burger Abh. Bd. 8. 1908. Heft. 3/4. 

10) Kutscher, K. H., Eine Fleischvergiftungsepidemie in Berlin infolge Infektion mit 
dem Bacterium paratyphi B. (Zeitschr. f. Hyg. Bd. 55. 1906. p. 331.) 

11) Jakobson, Ueber eine Epidemie von Fleischvergiftung im Osten Berlins. (Berl. 
klin. Wochenschr. 1907. No. 12; zit. nach Centralbl. f. Bakt. Abt. I. Ref. Ba. 40. 
1907. p. 741.) 

12) Heller, 0., Bakteriologische Befunde bei einer Fleischvergiftungsepidemie. (Cen¬ 
tral blatt f. Bakt. Abt. 1. Orig. Bd. 43. 1907. p. 146.) 

13) Fromme, Albert, Ueber eine Fleischvergiftung durch Paratyphus B. (Central- 
blatt f. Bakt. Abt. I. Orig. Bd. 43. 1907. p. 775.) 


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14 


Centralbl. f. Bakt etc. I. Abt. Originate. Bd. 55. Heft 4. 


14) Eckersdorff, Kasuistische Beitrage zum Vorkommen von Bacillen der Paratyphus- 
(Hogcholera-)Gruppe. (Arb. a. d. Inst. f. experim. Therapie zu Frankfurt a. M. 
Heft 4. 1908; zit. nach Oentralbl. f. Bakt. Abt. I. Ref. Bd. 43. 1909. p. 182.) 

15) Tiberti, N., Bakteriologische Untersuchungen iiber eine Fleischvergiftungsepidemie. 
(Zeitschr. f. Hyg. Bd. 60. 1908. p. 41.) 

16) Bingel, Adolf, Beitrag zur Klinik und Bakteriologie des Paratvphus. (Miinchn. 
rued. Wochenschr. 1909. p. 1725; zit. nach Centralbl. f. Bakt. Abt. I. Ref. Bd. 43. 
1909. p. 186.) 

17) Konig, H., Zur Frage der Fleischvergiftungen durch den Bacillus paratyphi B. 
(Centralbl f. Bakt. Abt. I. Orig. Bd. 50. p. 129.) 

18) Brumraund, Bericht uber eine Fleischvergiftungsepidemie. (Centralbl. f. Med.-Be- 
ainte. 1909. No. 10; zit. nach Centralbl. f. Bakt. Abt. I. Ref. Bd. 44. 1909. p. 286.) 

19) Gaehtgens W., Ueber die Bedeutung des Vorkommens der Paratyphusbacillen 
(Typus B). (Arb. a. d. Kais. Gesundheitsamte. Bd. 25. 1907. p. 203; zit. nach Cen- 
tralblatt f. Bakt. Abt. I. Ref. Bd. 40. 1907. p. 741.") 

20) Uhlenhuth. Hubener, Xylander u. Bohtz, VVeitere Untersuchungen iiber 
das Wesen und die Bekiimpfung der Schweinepest init besonderer Beriicksichtigung 
der Bakteriologie der Hogcholera-(Paratyphus B-)Gruppe, sowie ihr Vorkommen in 
der Aufienwelt. (Arb. a. d. Kais. Gesundheitsamte. Bd. 30. 1909. Heft 2. p. 217.) 

21) Rimpau, W., Beitrag zur Frage der Verbreitung der Bacillen der Paratyphus- 
gruppe. (Arb. a. d. Kais. Gesundheitsamte. Bd. 30. 1909. Heft 2. p. 330.) 

22) Conradi, H., Ueber alimentiire Ausscheidung von Paratyphusbacillen. (Klin. 
Jahrb. Bd. 6. 1909. Heft. 2; zit. nach Centralbl. f. allg. Path. Bd. 20. 1909. No. 18.) 

23) Uhlenhuth, Dtsche militiirarztl. Wochenschr. Vereinsbeil. 1907. No. 11. 

24) Morgan, The British med. Journ. 1905. XIV. intern. Kongr. f. Hyg. u. Domo- 
graphie. Bd. I. 

25) Zeller, Untersuchungen uber 40 aus kranken Kalbern geziichtete Stamme der Para- 
tvphusgruppe. (Zeitschrift f. Infektionskrankh. d. Haustiere. Bd. 5. 1909. p. 361.) 

26) Schmitt, F. M., Zur Aetiologie des seuchenhaften Kalbersterbens. Der Bacillus 
paratyphosus B als Krankheitserreger bei Kalbern. (Dtsche tieriirztl. Wochenschr. 

1908. p. 685.) 

27) Dieudonne, A., Die bakteriellen Nahrungsmittelvergiftungen. (Wiirzburger Abh. 
Bd. 8. 1908. p. 39.) 

28) Beiffert, G., Btudien zur Salmonellagruppe (Paratyphus B-Gruppe). (Zeitschr. f. 
Hyg. Bd. 63. 1909. p. 273.) 

29) Rommeler, Paratyphusbacillen im Transported der Seefische. (Dtsche med. 
Wochenschr. 1909. p. 886.) 

30) -, Kommen in Blut und Gallenblase gesunder Schweine Schweinepestbacillen 

vor? (Klin. Jahrb. Bd. 21. 1909. Heft 4; zit. nach Centralbl. f. allg. Path. 1909. 
No. 19.) 

31) Conradi, H., Eiskonservierung und Fleischvergiftung. (Munch, med. Wochenschr. 

1909. p. 909.) 

32) -, Eine neue Methode der bakteriologischen Fleischbeschau (Zeitschr. f. Fleisch- 

u. Milchhyg. Jahrg. 19. 1909. p. 341.) 

33) Originalbericht iiber die 3. Tagung der freien Vereinigung fur Mikrobiologie in Wien 
am 3.—5. Juni 1909. (Centralbl. f. Bakt. Abt. I. Ref. Bd. 44. [Beild.) 

34) Miihlens, Dahm u. Fiirst, Untersuchungen uber Bakterien der Enteritisgruppe 

8 (Typus Gartner und TypuB FlQgge), insbesondere uber die sogenannten Fleischver- 
ftungserreger und die sogenannten Rattenschadlinge. (Centralbl. f. Bakt. Abt. I. 
rig. Bd. 48. 1909. p. 1.) 

35) Hubener, Ueber aas Vorkommen von Bakterien der Paratyphus B-Gruppe in der 
AuOenwelt. (Dtsche med. Wochenschr. Jahrg. 34. 1908. p. 1044.) 

36) Rimpau, W., Zur Frage der Verbreitung der Bacillen der Paratyphusgruppe. 

(Dtsche med. Wochenschr. Jahrg. 34. 1908. p. 1045.) 

37) Rommeler, Ueber Befunde von Paratyphusbacillen in Fleischwaren. (Centralbl. 

f. Bakt. Abt I. Orig. Bd. 50. 1909. p. 501.) 

38) v. d. S loo ten, I. C., Bakteriologische Wurstuntersuchung. [Inaug.-Diss.] Bern 
1907; zit nach Centralbl. f. Bakt. Abt. I. Ref. Bd. 43. p. 193. 

39) Holth, Halfdan, Fiitterungsversuche an weiflen Mausen mit Fleischwaren ver- 
schiedeuer Herkunft. (Centralbl. f. Bakt Abt. I. Orig. Bd. 49. p. 611.) 

40) Ritter et Nocard, Nocard et Leclainche, Maladies microbiennes. Paris 1903. 

41) Bugge, Die bakteriologische Untersuchung von Fleisch notgeschlachteter Tiere. 

(Zeitschr. f. Fleisch- u. Milchhyg. 1908. Heft 5.) 

42) Ostertag, Was bedeutet der Befund eines Bakteriums mit den Eigenschaften des 
Bacillus paratyphosus B in Fleisch? (Zeitschr. f. Fleisch- u. Milchhyg. Jahrg. 19. 
1908. p. 102.) 


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Saul, Ueber Beziehungen der Acari zur Geschwulstatiologie. 


15 


yachdruclc verboten. 

Untersuchungen liber Beziehungen der Acari 
zur Geschwulstatiologie 1 ). 

Von Dr. E. Saul, Berlin. 

Mifc 3 Tafeln. 

Borrels 2 ) Mitteilungen iiber Acari, die er in Carcinomen des Ge- 
sichtes und der Mamma fand, haben die Aufmerksamkeit der Krebs- 
forscher auf eine Klasse von Schmarotzern gelenkt, die in den Diskus- 
sionen uber die Aetiologie des Krebses bisher niemals genannt wurden. 
Nach Borrels Angaben sind fiir den Nachweis der Acari nur sehr 
kleine Carcinome geeignet, deren Durchmesser 1—3 mm betragt. Da 
derartige Tumoren klinisch nicht manifest werden, so kamen fiir Borr el 
nur Carcinome in Betracht. die vermoge ihres Sitzes an der auBeren 
Korperdecke in sehr frilhen Entwickelungsstadien erkannt werden konnen. 
Dieser Umstand begriindet aber den Einwand, daB es sich bei den Be- 
funden Borrels urn nachtragliche Einwanderungen gehandelt hat. Die 
gefundenen Acari bezeichnet Borrel als Demodex-Milben. Da 
diese als unmittelbare Krankheitserreger erfahrungsgemafi nicht gelten 
kSnnen, so macht er die Annahme, daB eine Species der Gattung 
Demodex insofern Beziehung zur Aetiologie des Carcinoms habe, als 
sie der Uebertrager des Krebsvirus sei. Es muB aber hervorgehoben 
werden, daB Borrel in seinen Schnittpr3paraten die gefundenen Milben 
weder mit der Gattung Demodex identifizieren, noch davon unter- 
scheiden konnte. Auch lehren die biologischen Erfahrungen, daB Milben 
der Gattung Demodex als Zwischenwirte nicht fungieren. Dagegen 
werden in der Pflanzenpathologie Milben genannt, die an und fiir sich 
Geschwulsterreger sind, z. B. die Milben der Gattung Eryophyes und 
diejenigen der Gattung Tarsonemus. Wenn daher Borrel irgend- 
welchen Milben Bedeutung fiir die Geschwulstatiologie des Menschen 
und der Tiere beilegen will, so ist er vor die Aufgabe gestellt, nach- 
zuweisen, daB dieselben nicht zur Gattung Demodex gehdren, sondern 
zu denjenigen Gattungen, welchen die geschwulsterregenden Milben an- 
gehoren. AuBerdem ergeben sich folgende Fragen: 

1) Sind Milben auch in Carcinomen nachweisbar, die mit der AuBen- 
welt nicht in direktem Kontakt stehen? 

2) Gestatten die klinischen und histologischen Erfahrungen, Milben 
for die Geschwulstatiologie bei Mensch und Tier in Anspruch zu nehmen? 

Da ich seit langer Zeit mit Untersuchungen iiber die Aetiologie und 
Biologie der Tumoren beschaftigt bin, so gaben mir Borrels Befunde 
Veranlassung, auf die Acari der Geschwiilste besonders zu achten. 

Den ersten Acarus fand ich vor etwa 2 Jahren in einem Geschwulst- 
partikel, das einem Ovarialcarcinom des Menschen entstamrate. Ich hielt 
diesen Befund fiir eine Verunreinigung, da mir in meiner frQheren Unter- 
suchung (1903/1904) niemals derartige Organismen begegnet waren. 
Allerdings handelte es sich bei meinem Tumormaterial nicht urn kleine 
Geschwiilste, wie in den Fallen Borrels, sondern um groBe Tumoren 


1) Vgl. Berlin, klin. Wochenschr. 1910. No. 2; Centralbl. f. Bakt. Abt. I. Orig. 
Bd. 52. 1909 usw. 

2) Annal. de l’lnstit. Pasteur. 1909. F^vrier. 


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16 


Centralb]. f. Bakt. etc. I. Abt. Originale. Bd. 55. Heft 1. 


des weiblichen Genitaltraktus, die aus klinischer Indikation exstirpiert 
worden waren. Zwischen den Zellkomplexen groBer Tumoren hat auch 
Borrel Acari nicht konstatieren konnen. Wenn es mir gegenwartig 
gelingt, dieselben in meinem Tumormaterial aus dem Jahre 1903/1904 
nachzuweisen, so sind entweder die Milben trotz Beobachtung aller 
Kautelen nachtraglich in die Tumorstflcke gelangt, oder die Tumoren 
enthielten zur Zeit der friiheren TIntersuchung nur Acari-Eier, die 
ich neben den histologischen Elementen nicht erkannte. — Beziiglich 
der angewandten Technik sei auf meine Publikation x ) aus dem Jahre 
1904 verwiesen. Da die Agarglaser, in denen ich die Tumorstflcke kulti- 
vierte, mit einer hohen Bouillonschicht bedeckt waren, so konnte ich mein 
friiheres Tumormaterial feucht erhalten und fflr die Kontrolle der Befunde 
Borrels verwerten. In kurzer Zeit hatte ich aus Carcinomen, Sarkomen, 
Kystomen und Fibromen des weiblichen Genitaltraktus sowie aus M&use- 
carcinomen, einem Hundesarkom und aus der Hufkrebsgeschwulst 1 2 ) eines 
Pferdes zahlreiche Acari gesammelt, die schon bei oberfl&chlicher Be- 
trachtung als verschieden von der Gattung Demodex imponierten. Herr 
Prof. Dahl, zu dessen besonderem Forschungsgebiet die Milbenkunde 
gehort, konstatierte, daB die Milben der genannten Tumoren Milben dar- 
stellen, die der Gattung Tarsonemus zuzurechnen sind. Zu dieser 
Gattung gehflren, wie bereits erwahnt wurde, Milbenarten, die bei 
Pflanzen Geschwfllste hervorrufen; mittels eines Enzymes, das sie durch 
den Stich der normalen Pflanzenzelle einverleiben, verwandeln sie die 
letztere in eine wuchernde Tumorzelle. Da die Tar son emus-Milben, 
die ich in menschlichen und tierischen Tumoren fand, neue Arten dar- 
stellen, so konnen dieselben als zuf&llige Verunreinigungen nicht ge- 
deutet werden. Fur die Amoben, die ich frliher in demselben Tumor¬ 
material nachwies, habe ich ein Verwandtschaftsverhaltnis zu den 
Amoben, die in der Pflanzenpathologie als Geschwulsterreger fun- 
gieren, nicht konstatiert. Dagegen sind die Tarsonemus-Milben der 
Menschen- und Tiertumoren verwandt mit den geschwulsterregenden 
Tarsonemus-Milben der Pflanzenpathologie, da sie derselben Gattung 
angehoren. Es ergibt sich nun die Frage: Bietet die Biologie der 
bekannten Tarsonemus-Milben und die Morphologie der von ihnen 
hervorgerufenen pflanzlichen Tumoren genfigende Grundlagen, um die 
Aetiologie der genannten menschlichen und tierischen Tumoren ebenfalls 
durch die Wirkung von Tarsonemus-Milben zu erklaren?— Ebenso 
wie das Carcinom und das Sarkom wachsen die durch Tarsonemus- 
Milben hervorgerufenen Pflanzentumoren unizentrisch, da die Paren- 
chymzellen der letzteren Deszendenten derjenigen Zelle sind, in welche 
eine Tarsonemus -Milbe das Wucherungsenzym primar hineingelangen 
lieB. Stirbt die Tarsonemus-Milbe in dem pflanzlichen Geschwulst- 
gewebe, ehe die Eiablage erfolgt ist, so kann Spontanheilung des Tumors 
erfolgen. — Die Fahigkeit, primar eine normale Pflanzenzelle in eine 
wuchernde Geschwulstzelle zu verwandeln, besitzt die Tarsonemus- 
Milbe nur im Stadium der vollen Reife, weder vorher noch nachher. 
Man unterscheidet an Pflanzentumoren, die durch Milben hervorgerufen 
wurden, die Kapselschicht (Schutzschicht) und die Parenchymschicht 
(N&hrschicht). Befindet sich die Pflanze nicht in derjenigen Vegetations- 

1) Dtsche med. Wochenschr. 1904. No. 14. 

2) Der Hufkrebs des Pferdes gehort nicht zu den Carcinomen, sondern zu den 
Papillomen; er resultiert aus Wucherungen des Papillarkorpers und der angrenzenden 
Epithelien des Rete Malpighii. 


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Saul, Ueber Beziehungen der Acari zur Geschwulstatiologie. 


17 


periode, in welcher sie Parenchymzellen hervorbringen kann (Alters- 
disposition), so entsteht trotz Anwesenheit geschwulsterregender Milben 
keine Geschwulst. — Die Parenchymzellen des Pflanzentumors werden 
durch das Enzym der Milbe prapariert, ihr als Nahrzellen zu dienen. 
An diesen praparierten Zellen finden die Eier und Larven der 
Muttermilbe geeignete Angrilfspunkte, um als Proliferationsreize 
zu wirken. Im ubrigen erfolgt die Entwickelung des Pflanzentumors 
nicht immer an der Eintrittsstelle der Milbe, sondern stets dort, wo 
dieselbe sich zur Ruhe niederl&Bt; auch sind die von ein und derselben 
Milbenart bei ein und derselben Pflanze hervorgerufenen Tumoren variabel. 

Es ergibt sich nun die Frage: Aus welchen Kriterien darf gefolgert 
werden, daB die Milben, welche ich in den genannten menschlichen und 
tierischen Tumoren nachwies, mit den geschwulsterregenden Tarso- 
n e m u s - Milben der Pflanzenpathologie verwandt sind? Die weiblichen 
Milben der Gattung Tarsonemus besitzen rudimentar entwickelte 
Hinterbeine. Da dieses Merkmal auch die neuen Milben zeigen, so muB 
hervorgehoben werden, daB auBer der Gattung Tarsonemus keine 
andere Milbengattung eine rudiment&re Entwickelung des 4. Bein- 
paares darbietet. Die Tarsonemus-Milben der Tiertumoren unter- 
scheiden sich nur durch die breitere Korperform und durch die Richtung 
der Chitinleisten von den Tarsonemus-Milben der menschlichen 
Tumoren. Gegeniiber einer so geringen Verschiedenheit ist daran zu 
erinnern, daB auch die verschiedenartigen Tarsonemus-Milben der 
Pflanzen nur wenig differieren. Im flbrigen verweise ich beziiglich 
zoologischer Einzelheiten auf die Publikation des Herrn Prof. Dahl, 
welche im Centralblatt fur Bakteriologie erschienen ist (Bd. 53. 1910. 
Heft 5). 

Als Erreger einer todlichen Krankheit ist in der Milbenforschung 
nur die Kedani-Milbe bekannt. Nach Untersuchungen Tanakas 
(Centralbl. f. Bakteriol. Bd. 26. 1899) erscheint dieselbe wahrend des 
Sommers in japanischen Niederungen, die regelmaBig von Ueberschwem- 
mungen heimgesucht werden. Vernichtet man die Kedani-Milbe durch 
vieljahrige Assanierung des Bodens, so schwindet auch die Kedani- 
krankheit. Nicht alle von der Kedani-Milbe befallenen Menschen 
erkranken, auch ist die Kedanikrankheit durch Kontakt nicht iibertrag- 
bar. Sie kann nur in den ersten Stadien der Inkubation durch Exstir- 
pation der KSrperstellen, die von dein BiB der Kedani-Milbe getroffen 
wurden, gunstig beeinfluBt werden. Ist das erste Stadium der Inkubation 
uberschritten, so fiihrt die Kedanikrankheit immer zum Tode. Das 
Inkubationsstadium wird begleitet von Schorfbildungen der Haut und 
schmerzhaften Schwellungen der regionaren Lymphdriisen. 

In der Statistik, Kasuistik und Epidemiologie der postembryonal 
erworbenen Geschwfllste: Adenom, Carcinom, Sarkom, Fibroin existiert 
keine Erfahrung, welche gegen die Vorstellung streitet: Die Enzyme 
parasitischer Milben konnen normale menschliche oder tierische Zellen 
in wuchernde Geschwulstzellen verwandeln. DaB normale Pflanzenzellen 
durch die Enzyme von Milben die Charaktere von Geschwulstzellen 
erlangen konnen, ist eine alte Erfahrung der Pflanzenpathologie. — Die 
Schwierigkeiten, welche dem Nachweise parasitischer Milben bei An- 
wendung der tiblichen Schnitt- und F&rbetechnik entgegenstehen, sind 
bereits von Borrel gewiirdigt worden. Darauf mochte ich bei spSterer 
Gelegenheit ausfflhrlicher eingehen. 

Erste Abt. Orig. Bd. 55 . Heft 1. 2 


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18 


Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originale. Bd. 55. Heft 1. 


Tafelerkl&rnng'. 

Fig. 1. Kasemilbe. Alle Organe, die zur Bewegung in der AuBenwelt dienen 
konnen, sind bei diesem nicht parasitisch lebenden Tier volUg entwickelt. Wie alle 
Milben, so besitzt die Kasemilbe eine gedrungeue, ungegliederte Gestalt. Kopf, Brust 
uud Hinterleib sind zu gemeinsamer Masse verscbmolzen. Milben dieser Art findet 
man auf alien moglichen organischen Substraten. 

Fig. 2. WeiblicheTarsonem us-Milbe aus einero Carcinoma ovarii des Menschen. 
Die Abbildunjz zeigt die rudimentare Entwickelung des 4. Beinpaares. Dieses Merkraal 
rudimentarer Entwickelung besitzen nur weibliche Milben der Gattung Tarsone- 
mus. Von den bekannten weiblichen Tarsonemus-Milben unterscheiden sich 
die neuen durch die aufierst schwache Entwickelung des 4. Beinpaares, das nur mit 
den Endborsten iiber den Rand des Hinterleibes hervorragt. Auch ist den neuen 
weiblichen Milben der lange, diinne zweigliedrige Endteil des 3. Beinpaares eigen- 
tiimlich, der durch eine scharfe Grenze von dein dicken Basal toil geschieden wird. Die 
beiden Borsten des hinteren Korperendes sind bei den neuen weiblichen Milben 
weiter voneinander entfernt ala bei den bekannten Tarsonemus-Milben der 
Pflanzenpathologie. Im mannlichen und weiblichen Geschlecht werden die neuen 
Milben durch die Richtung der Chitinleisten an der Bauchseite gekennzeichnet. 

Fig. 3. Miinnliche Tarsortem us-Milbe aus einem Fibroma ovarii des Menschen. 
Im mannlichen Geschlecht sind die Tarsoneinus-Milben dadurch charakterisiert, 
daB die dick entwickelten Hinterbeine mit je einer kraftigen Kralle versehen sind. Den 
neuen mannlichen Tarsonemus-Milben ist der dicke, kolbenformige Anhang 
am vorletzten Gliede des 2. Beinpaares sowie die dicke, lange Borste am 4. Beinpaar 
eigentiimlich. 

Die Tarsonemus-Milben, welche in den Fig. 4—8 dargestellt sind, fand ich in 
den genannten Ticrtumoren. 

Fig. 9. Ei einer Kasemilbe. Dasselbe zeigt ovale Form; dagegen stellen die 
Eier von Tarsonemus-Milben Rundzellen dar, die jedes charakteristischen lnhaltes 
entbehren. 

Fig. 10. Extravasat eines carcinomatosen Impftumors (Maus). Nach Form 
und GroBe entsprechen die runden Scheiben, welche man neben den Blutkdrperchen 
erkennt, den Eiern von Tarsonemus-Milben. Die genannten Scheiben erschienen 
nach der Gieson-Farbung braun-schwarz. 


Naehdmck verboten. 

Erwiderung an Herrn Prof, von Hansemann 1 ). 

Von Dr. E. Saul, Berlin. 

Meine VerSffentlichungen Centralbl. f. Bakteriol. Abt. I. Orig. Bd. 50. 
p.433 u. Bd.52. p.238 enthalten folgenden Passus: „v. Hansemann hat 
bezuglich der atypischen Epithelwucherungen, die Bernhard Fischer 
erzeugte, als erwiesen erachtet, daB bestimmte chemische Stoffe, wie das 
mit Scharlach R gesattigte Olivenol, auf bestimmte Zellarten eine spezi- 
fisch chemotaktische Wirkung ausuben, und daB solche Substanzen 
dauernd produziert, ftir die Geschwulstentstehung ausschlaggebend sind 
und die Malignitat auslSsen k5nnen.“ Da Herr v. Hansemann sich 
nicht erinnert, „diesen Ausspruch irgendwo getan zu haben“, so erlaube 
ich mir zu bemerken, daB obiges Zitat dem Referat des Herrn 
v. Hansemann (Zeitschr. f. Krebsforschung. Bd. 5. 1907. p. 520) ent- 
nommen ist. 

1) Vgl. Centralbl. f. Bakteriol. Bd. 53. Heft 4. 1910. p. 479. 


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Cenlralblatt f. Bakteriologie. Abt. 1. Orig. Bel. 55. 

Saul, Acari und Qesrlnnilsfatiologie. Taf. I. 


Fig. 1. Ksisemilbe. VergroB. '/ 60 . 


Fig. 2. Tarsonemiis hominis. Weibchen. VergroB. 1 / uo . 


VerJag von Gustav Fisclier in .Jena. 


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Centralblntt f. Bakleriologie. Abt. T. Orig. Bd. 55. 



Fig. 3. Tarsonemus bominis. Mannchen. Vergrofi. l j hhn . 



Fig. 4. Tarsonemus niuris. Weibchen. VergroG. ‘/ns,,. 


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Saul, Acari und Oeschirulstiitiologir. Taf. II 


Fig. 5. Tarsonemus niuris. Miinnchen. VergroB. */ 360 


Fig. 6. Tarsonemus canis. VVeibchen. VergroB. */ S60 . 


seller in Jeua. 

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Centralblatt f. Bnkteriologie. Aht. /. Ori//. Bd. 55. 


I 



Fig. 7. Tarsonemus equi. Weibehen. VergroB. */ s10 . 


I 


i 



Fig. 8. Tarsonemus equi. Manncben. VergroB. '/ JM . 


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Hoefer, Ueber ein unbekanntes Protozoon im menschlichen Blute etc. 19 


Naehdruck verbotev. 

Ueber ein unbekanntes Protozoon im menschlichen Blute 
bei einem Falle von Anamie. 

[Aus der Medizinischen Klinik zu Leipzig (Direktor: Geheimer Rat 

Prof. Curschman n).] 

Von Dr. P. A. Hoefer. 

Mit 1 Tafel und 1 Kurve. 

Da Protozoen so h&ufig als Blut- oder Gewebsparasiten bei Tieren 
gefunden werden, so liiBt sich vermuten, daB sie auch in der mensch- 
lichen Pathologie eine wichtigere Rolle spielen, als man bisher bat nach- 
weisen konnen. 

Bei einem Falle von schwerer Anamie x ) fand ich in gcf&rbten Blut- 
trockenpr&paraten eigenartige Gebilde, die offenbar zu den Protozoen 
zu rechnen sind. Bei meinem Befunde, den ich hier schon jetzt kurz 
mitteilen will, urn eine Nachpriifung bezw. weitere Untersuchungen ein- 
schlagiger Falle zu ermoglichen, ist besonders hervorzuheben, daB die 
beobachteten Protozoen nicht zu den bekannten But- 
oder Gewebsparasiten gehoren, und ferner, daB die In- 
fektion unbedingt hier, in derUmgebung Leipzigs, statt- 
gefunden haben muB. 

Es handelt sich in diesem Falle um eine 32-jahrige Frau, die am 
16. Sept. 09 — zur Zeit ihrer Menstruation — plotzlich mit hohem Fieber 
und starken Menorrhagieen erkrankte. Am 19. Sept, wurde sie von dem 
behandelnden Arzte in die Leipziger Medizinische Klinik iiberwiesen. 
Die Blutungen kamen in den nSchsten Tagen zum Stehen, und die 
Temperatur, die bei der Aufnahme noch 38,1 0 betragen hatte, ging zur 
Norm zurflck (siehe Kurve), um dann freilich am nBchsten Tage sofort 
wieder in unregelmaBigem Anstiege bis auf 39° zu steigen. (Nach An- 
gabe der Patientin soli die Temperatur bei Beginn der Erkrankung noch 
hoher gewesen sein als 39 °.) 

Diesem zweiten Fieberanfalle, der 5 Tage anhielt, folgte ein 8-tSgiges 
fieberfreies Intervall, an das sich ein dritter, nur 2 Tage wahrender 
Temperaturanstieg (bis 38,4°) anschloB. Seitdem sind bisher von Zeit 
zu Zeit geringe Temperatursteigerungen bis 37,5° und 37,6° eingetreten. 

Die Patientin, die nie iiber die nachste Umgebung von 
Leipzig herausgekommen ist, gibt an, daB sie im Sommer und 
bis zu ihrer Erkrankung h&ufig in den — sumpfigen! — FluBniederungen 
in der Umgebung Leipzigs spazieren gegangen sei und dabei viel unter 
MQckenstichen gelitten habe. Vor ihrer jetzigen Erkrankung, die plotzlich, 
ohne Vorboten, eingetreten sei, will sie nie erheblich krank gewesen sein. 

Die kQrperliche Untersuchung ergab auBer einer starken BlBsse von 
Haut und Schleimhauten, eine geringe Schwellung von Milz und Leber 
(bis 2 Querfinger unterhalb des Rippenbogens). Die Blutuntersuchung 
ergab am 28. Sept. 09: 

1720000 rote Blutkorperchen 
7000 weiBe „ 

40—50 Proz. Hamoglobin (nach Sahli und Talquist) 


1) Demonstiert in der Medizin. Gesellschaft zu Leipzig am 9. Nov. 1909. Vgl. 
Munch, med. VVochenschr. 1909. No. 52. 




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Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt Originate. Bd. 55. Heft 1. 



am 20. Okt. 09: 

1200000 rote 
5000 weiBe 

25—30 Proz. H&moglobin (nach 
Sahli und Talquist). 

Das Blutbild zeigte im iibrigen: 
Normoblasten (1 in etwa 40 Gesichts- 
feldern), ganz selten Megaloblasten, 
basophil gekornte und polychromato- 
phile Erythrocyten, starke Poikilo- 
cytose, Mikrocyten, eine geringe Ver- 
mehrung der eosinophilen Leuko- 
cyten, Turk sche Reizungsformen 
(selten) und vereinzelt groBe Lym- 
phocyten. 

Im Verlaufe einer am 20. Okt. 09 
begonnenen Arsenkur hat sich, wie 
mir Herr Kollege Treibmann in 
liebenswurdiger Weise mitteilte, der 
Hamoglobingehalt etwas gehoben, 
doch ist die Zahl der Erythrocyten 
die gleiche geblieben. 

In den Blutausstrichen, die am 
24. Sept. — also am 3. Tage des 
zweiten Fieberanfalles — angefertigt 
waren, fanden sich nun bei Farbung 
nach Giemsa und Lentz eigen- 
artige Gebilde, die auf den ersten 
Blick als Protozoen erschienen. Diese 
waren nur auBerst selten zu sehen; 
und die abgebildeten Formen sind 
die einzigen, die ich bisher bei der 
Durchsicht einer groBen Reihe von 
PrSparaten gefunden habe. Von 
zweifelhaften kleinsten, ring- und 
lanzettformigen Gebilden habe ich 
dabei ganz abgesehen. 

Ihrer Form nach erinnern sie 
etwas an den von G on der genauer 
untersuchten Achromaticus Dio- 
nisi und an Piroplasmen. Von letz- 
teren unterscheiden sie sich aber 
durch ihre GroBe, wie ich mich an 
Praparaten von Piroplasma bovis 
und can is iiberzeugen konnte, die 
mir in liebenswurdigster Weise von 
Herrn Prof. Eber-Leipzig und Herrn 
Prof. Schilling-Berlin zur Ver- 
fflgung gestellt wurden. 

Eine ausfiihrliche Beschreibung 
der morphologischen Verhaltnisse, 
die ohne weiteres aus den Abbil- 
dungen ersichtlich sind, eriibrigt 


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J 
















Hoefer, Ueber ein unbekanntes Protozoon im menschlichen Blute etc. 21 


sich. Und ebenso ergibt sich die GroBe der Gebilde aus dera Vergleiche 
init den roten Blutkorperchen. 

Es sei nur hervorgehoben, dafi diese Gebilde sowohl innerhalb als 
auch auBerhalb der Erythrocyten lagen. Bei der Farbung nach Giemsa 
erschien das Protoplasma homogen und zart blaugrau, das Chromatin 
leuchtend rot gefarbt (Fig. 5 u. 6) Bei den nach Lentz gefarbten 
Protozoen zeigte das Plasma deutlich eine maschige Struktur (Fig. 1). 
Was die Form des Kernes bezw. die Anordnung der chromatischen Sub- 
stanz betrifft, so fand sich bei der Doppelbirnform (Fig. 1) je ein zentral 
gelegener, runder Kern. Die intracellular liegende Birnform (Fig. 5) 
zeigte neben dem grofieren, quergestellten, ovalen Kerne noch ein 
kleineres Chromatinkorn: „Blepharoplast“. Auch bei der Doppelform 
von Fig. 2 war die chromatische Substanz in zwei Kernen angeordnet. 
Und ebenso waren bei der intracellular liegenden Ringform (Fig. 6) drei 
kleine ChromatinkQrnchen zu sehen, und zwar zwei kleinere nahe bei- 
einander und daneben ein etwas grbBeres. Bei Fig. 3 und 7 erschien 
das Chromatin in feinen Kornchen fiber die Zelle hin verteilt, Fig. 4 
zeigte 7 runde Kerne. 

Bei den Doppelformen (Fig. 1 u. 2) handelt es sich wohl urn Teilungs- 
bezw. Konjugationsstadien. Durch das Heranwachsen eines solchen 
Teilungsproduktes oder auch durch die Verschmelzung von zwei oder 
mehreren birnfbrmigen Gebilden konnte man sich die in Fig. 4 abge- 
bildete Form entstanden denken. Fig. 1, 2, 4 und 7 lagen frei zwischen 
den Blutkorperchen, nur glaubte ich bei Fig. 1 noch einen leichten rosa- 
geffirbten Saum wahrzunehmen, wie man ihn bisweilen bei den Halb- 
monden der Tropica beobachten kann. Ob der in Fig. 3 abgebildete 
Parasit auf dem Erythrocyten oder noch zum Teil in ihm lag, konnte ich 
nicht entscheiden. Fig. 5 u. 6 schienen mir in den Erythrocyten zu liegen. 
Von dem in Fig. 7 gezeichnetem Gebilde mbchte ich es unentschieden 
lassen, ob es in den Entwickelungskreis dieser Protozoen gehort (Schizo- 
gonie?), doch kann ich es auch nicht als einen veranderten Blutbestand- 
teil erklfiren. 

Bei keinem von diesen Gebilden konnte Pigment nach- 
gewiesen werden. 

Die abgebildeten Formen sind, wie schon erwahnt, die einzigen, die 
ich bisher habe auffinden konnen. Von einer Milzpunktion, die vielleicht 
ein reichlicheres Material geliefert hatte, muBte wegen der Gefahrlichkeit 
dieses Eingriffes Abstand genommen werden. Der Versuch einer Ueber- 
impfung von Blut intraperitoneal bei Maus, Meerschweinchen, Kaninchen 
und Hund hatte keinen Erfolg. Ebenso gelang es nicht im Kondens- 
wasser von Blutagar (nach Nicolle), in welches Blut der Patientin 
getrfiufelt wurde, Kulturen zu erzielen. 

Die protozoische Natur dieser von mir beschriebenen Gebilde halte 
ich fflr ganz unzweifelhaft. Und daB es sich urn Protozoen handele, 
das war auch die Meinung aller derjenigen, denen ich meine Prfiparate 
zur Beurteilung vorlegte. Und zwar konnte ich von den abgebildeten 
Formen folgende unter dem Mikroskope demonstieren: Herrn Geh. Rat 
Curschmann, sfimtliche, Herrn Geh. Rat Marchand, die sub 1, 2, 
4, 5 und 7 abgebildeten, Herrn Prof. ZurStrassen: die von Fig. 1, 
Herrn Prof. Schilling und Herrn Dr. J oil os: die von Fig. 2, 4 
und 7. 

Allen diesen Herren spreche ich ffir die mir in liebenswfirdigster 
Weise gewfihrte Unterstfltzung meinen verbindlichsten Dank aus! 


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Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt Originale. Bd. 55. Heft 1. 


DaB diese Gebilde, die eine ganz bestimmte Struktur aufweisen, 
nicht Farbniederschlage oder sonst irgendwelche Artefakte sein konnen, 
das braucht wohl kaum noch gesagt zu werden. Auch kann man sich 
nicht vorstellen, wie sie, z. B. die charakteristischen Doppelbirnformen, 
aus ver&nderten Blutbestandteilen hervorgegangen sein sollten. DaB es 
sich um pflanzliche Keime handelt, laBt sich nach ihrem morphologischen 
Verhalten und den charakteristischen Farbreaktionen, die sie geben, aus- 
schlieBen. Gegen die Moglichkeit einer Verunreinigung durch Keime 
aus der Luft sprechen ja anch Befunde, wie die sub 5 und 6 abge- 
bildeten, mbgen die Protozoen nun in Oder auf dem Erythrocyten liegen. 
Ebensowenig konnen sie aus einer der benutzten Farblbsungen stammen, 
denn es wurden alkoholische Farblbsungen benutzt, und die Praparate, 
worin die Protozoen gefunden wurden, waren sowohl nach Lentz als 
auch nach Giemsa gefarbt. Bei einer zum UeberfluB noch vorgenom- 
menen Untersuchung der Farblosungen konnten keine derartigen Proto¬ 
zoen nachgewiesen werden. Und iiberdies: Diese Protozoen sind ja 
nicht nur als Blut- bezw. Gewebsparasiten unbekannt, sondern sie lassen 
sich uberhaupt auch sonst nicht mit irgendwelchen bekannten Protozoen 
identifizieren. Deshalb halte ich mich fflr berechtigt, diese Gebilde als 
bisher unbekannte protozoische Parasiten des Menschen zu bezeichnen. 

Ob diese Protozoen nun aber atiologisch fur die bestehende Er- 
krankung in Frage kommen, oder ob es sich nur um eine zufallige, 
nebenhergehende Infektion handelt, diese Frage kann natiirlich zurzeit 
noch nicht mit Sicherheit entschieden werden. Aus dem Umstande, daB 
diese Protozoen so auBerordentlich selten im zirkulierenden Blute ge¬ 
funden wurden — und iiberhaupt nur an 2 Tagen — daraus allein 
lassen sich noch keine Schlusse gegen einen atiologischen Zusammen- 
hang ziehen. Denn darin liegt nichts Auff&lliges, wenn man bedenkt, 
daB bei vielen Protozoeninfektionen, ganz abgesehen von Kala-Azar, z. B. 
Trypanosomiasen, oft wochenlang keine Parasiten im zirkulierenden Blute 
gefunden werden, und diese dann nur fur 1 oder 2 Tage ganz vereinzelt 
auftauchen; und daB ebenso bei Piroplasmosen die Erreger oft nur durch 
Ueberimpfung auf empfSngliche Tiere nachgewiesen werden konnen. 
Wichtig scheint mir auch zu sein, daB sie zum Teil als Ring- und Birn- 
form, innerhalb der Erythrocyten lagen, also sicher auch eine Schadigung 
der Erythrocyten verursachen muBten; doch kann ich auch dies in An- 
betracht des sparlichen Befundes nicht als vollig beweisend ansehen. 
Von Bedeutung ist vielleicht auch, daB die Fieberkurve, wie auch Herr 
Prof. Schilling meinte, mit ihren rezidivartig auftretenden Temperatur- 
steigerungen an Kurven von Protozoeninfektionen erinnert, z. B. an 
Recurrenskurven (Abnahme der Dauer des Fieberanfalles und Zunahme 
der Dauer des fieberfreien Intervalles). Doch sieht man nicht selten bei 
Anamieen unregelmaBiges Fieber, wenn auch nicht gerade von dieser 
Form, ohne nachweisbare Ursache eintreten. Ich will es deshalb vor- 
lSufig noch unentschieden lassen, ob den von mir beschriebenen Proto¬ 
zoen eine atiologische Bedeutung fiir die bestehende Krankheit zukommt 
oder nicht 1 ). 

Ueber die Art des Entwickelungszyklus dieser Parasiten l&Bt sich 
bei dem vorliegenden spSrlichen Materiale nicht viel sagen. Und ebenso 

1) Es sei hier noch daran erinnert, daB es in Leipzig auch eine einheimische 
Malaria, vom Typus der Tertiana, gibt, und daB auch Anopheles gefunden werden. 
Pironlasmosen sind, wie mir Herr Prof. Eber mitteilte, in hiesiger Gegend nie be- 
obacntet worden. 


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Centralblatt f Bakterwhgie Abt I Orig Bd 55. Boeder lleb an unbekamtes Brotoioon. 



A K.rrr.ner i>/ V' von Gustav Fischcrm ieni. i.ith Ansi v Jonannes Arndt-Isna 


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Leon, Un nouveau cas de Diplogonoporun Brauni. 


2a 


muB ich mich zunfichst noch einer Meinungs&uBerung darfiber enthalten, 
wo sie im Systeme unterzubringen wkren. Vermutlich gehbren sie zu 
den „Binucleata“ (Hartmann) in die Nahe von Achromaticus 
und Piroplasma. Immerhin will ich auch noch auf die von Lflhe 
und Doflein ge&uBerte Vermutung hinweisen, daB mbglicherweise auch 
bestimmte Entwickelungsstadien von Coccidien etc. — vielleicht nur 
gelegentlich — frei im Blute zirkulieren konnten, und, meint Doflein 
(Lehrb. d. Protoz., p. 738), „es w£re erstaunlich, wenn solche Stadien 
nicht auch in den Blutzellen gefunden wiirden u . Doch mbchte ich bei 
diesen Protozoen hier nicht eine Ableitung von den Coccidien annehmen, 
da, wie oben erwShnt, ein Kinetonucleus nachgewiesen werden konnte. 

Vielleicht geben weitere, auch bei ahnlichen Krankheitsf&llen durch- 
gefuhrte Untersuchungen einen AufschluB dariiber, urn was fflr Proto¬ 
zoen es sich in diesem Falle gehandelt hat, und ob diese fur pathogene, 
bestimmte Krankheitsbilder verursachende Blut- oder Gewebsparasiten 
zu halten sind. 


Tafalerkl&nuiff. 

A. Farbung Dach Lentz. 

B. Farbung nach Giemsa. 

Samtliche Figuren wurden von dem Maler Herrn A. Kirchner nach den mikro- 
skopischen Praparaten gezeichnet. 


Wachdruck verboten. 

Un nouveau cas de Diplogonoporus Brauni. 

Par le Dr. N. Leon, professeur £ l’Universite de Jassy. 

Avec 5 figures. 

Notre collfegue le professeur Dr. V. Negel a eu l’amabilite de nous 
envoyer deux cestoides 6vacu6s en une fois par une demoiselle ag6e 
d’environ 25 ans £ la suite d’un traitement par un extrait 6th6r«$ de 
foug&re. La malade n’a soulfert tant qu’elle a porte ces vers, ni d’an^mie 
pernicieuse ni n’a presente d’autres symptomes bothriocephaliques que 
d’fitre d6bile et nerveuse. 

L’un de ces deux cestoides 6tait un Bothriocephaluslatus, long 
de 3 metres, sans tete, les anneaux en activity sexuelle larges de 13 milli¬ 
metres, sans aucune autre particularity qui m4rite d’etre mentionnee. 

Le deuxieme cestoide etait un Diplogonoporus Brauni (Fig. 1). 
Ce ver se pr6sente comme un ruban relativement £pais, opaque, gris 
clair, long de 12 centimetres. 

Les anneaux sont extremement brefs de sorte qu’ils donnent 
presque, £ l’ceil nu, 1’apparence de rides transverses. 

II pr6sente tant sur la face dorsale que sur la face ventrale deux 
sillons longitudinaux (fig. 1 SF. SD.) paralleles semblables £ des coutures 
mecaniques. Les piqdres de l’aiguille sont representees par les depressions 
des pores g^nitaux. 

La partie la plus large du corps atteint & peine 5 millimetres, la 
partie terminale posterieure est attenu4e. La tete est courte, d’£ peu 
pres un millimetre de longueur; elle est de forme lanc4oiee, presentant 
deux fortes depressions, les bothridies, situ4es, l’une sur la face ventrale 
et l’autre sur la face dorsale. 


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24 


Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 55. Heft 1. 


Les bothridies (fig. 2 B) ne partagent pas la tete en deux parties 
tgales comrae k l’exemplaire que nous avons dtcrit en 1907 (4) mais en 
deux parties d’intgale grandeur. Les ltvres qui bordent les bothridies 
sont dtpourvues de muscles speciaux. 

Le cou manque. La base de la ttte est soudte directement k la 
strobile. L’habitus de la strobile ne rappelle aucuuement le corps d’un 
bothriocephale. 

Les orifices sexuels sont doubles, et tous en deux rangtes paralltles 
dans les deux sillons situts sur la face ventrale du ver. La cuticule 
est constitute de deux couches trts difftrents l’une interne, qui se colore 


Fig. 1. Diplogonoporus Brauni, aspect ex- 
tdrieur de l’animal. S la tete. SF sillons ventraux. 
SD sillons dorsaux. 

Fig. 2. Coupe transversale i travers la tete pour 
ddmontrer la disposition des bothridies. B Bothridium. 
A canaux aquifferes. 


Fig. 1. 



B 



A BA Fig. 2. 


plus fortement avec le polychrome et l’orctine et l’autre externe plus 
tpaisse qui se colore plus faiblement. 

Du systtme nerveux, je n’ai pu voir que les deux cordons marginaux. 
De meme de l’appareil excrtteur je n’ai vu que les deux canaux longi- 
tudinaux et des ramifications irrtgulitres de ces derniers. 

La musculature longitudinale est constitute de nombreuse faisceaux 
qui forment une couche puissante entre la couche des glandes vitellogtnes 
et les muscles circulaires. On voit aussi trts facilement la musculature 
dorso-ventrale. 

L’appareil gtnital este double k chaque anneau (fig. 3 et 4 G). 
Chaque appareil s’ouvre a l’exttrieur par les orifices sexuels (fig. 5 0). 


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Leon, Un nouveau cas de Diplogonoporus Brauni. 


25 



Fig. 3. Section sagittate. G organes g^nitaux. A canaux aquiferes longitudinaux. 
F glandea vitellogfenes. 



Fig. 4. Fragment de Dipl. Brauni, montran 
glandea vitellogfenes (V). 


Ies organes g^nitaux (G) et lea 



Fig. 5. Section longitudinale. T testicules. G organes g^nitaux. 0 orifice genitale. 


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26 


Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 55. Heft 1. 


Les glandes vitellogfcnes sont situ^es a la periph4rie des anneaux 
entre la sous-cuticule et la musculature longitudinale. Les deux faces du 
corps, k l’exception des pores g6uitaux, ont la meme constitution. Les 
testicules (fig. 5 T) sont situes dans la zone centrale; ils sont entasses sur 
un plan situ6 imm6diatemment dessous les muscles circulaires dorsaux. 

Je n’ai pu observer ui sur cet exemplaire de sinus genital comme 
au bothrioc^phale, comme je n’en ai pu observer non plus au premier (4). 
Je n’ai non plus trouv6 les corpuscules calcaires qui, dans Braunia (5) 
se trouvent en trbs grand nombre. 

Le ver n’ayant pas acquis son developpement complet de l’appareil 
genital on ne reconnait que les testicules (fig. 5 T) et les glandes vitello- 
g&nes (fig. 3 et 4 V) ce qui n’est pas suffisant pour faire une diagnose 
scientifique moderne, comme le voudrait avec raison M. Luhe (6). Je 
crois cependant que Ton pourrait lui trouver une place dans le syst&me 
d’aprris les caractfcres qu’il pr6sente. 

Comme je ne connaissais pas en 1907 les travaux de M. Liihe (6) 
Interpretation systematique que j’ai donn6e au Diplogonoporus, — 
ou plus exactement, que j’ai adoptee, car c’est celle de M. R. Blan¬ 
chard — ne correspond pas au derni&res donn£es scientifiques, parce 
que R. Blanchard (1) r6unissait le Diplogonoporus grandis 
(R. Bl.) trouv6 au Japon chez l’homme par Jjima et Kurimoto (3) 
et l’£sp£ce Krabea variabilis (Bothriocephalus variabilis 
Krabbe). Luhe ayant vu un exemplaire authentique de cette espbce, 
que Krabbe avait envoys k Kurimoto et que ce dernier avait montre 
k L ii h e, celui-ci constata que les organes g£nitaux sont simples et d'ou 
il resulte par suite que cette espbce appartieut au genre Bothrio¬ 
cephalus. 

L’esp&ce dont nous nous occupons, Diplogonoporus Brauni, 
trouve k deux reprises chez l’homme en Roumanie se distingue elle aussi 
du Krabbea variabilis et ressemble plus avec le Diplogonoporus 
grandis. 

Nous reconnaissons que la description de notre specimen n’est pas 
suffisante pour que nous puissions preciser d’une manibre definitive sa 
place dans le systeme, toutefois, jusqu’a ce qu’on ait trouve un exemplaire 
avec les organes de reproduction arrives k la maturity nous croyons 
qu’il ne peut etre mieux place, d’aprbs Luhe, que dans la famille des 
Bothriocephalides. Subf. Dibotliriocephalinae. Gen. Diplogono¬ 
porus Lonnbg. 1892 (nec Stiles 1896). Synonym: K r a b b e a (R. Bl. 1894). 

Espbce typique: Diplogonoporus balaenopterae Lonnbg. 

Esp&ces slires: Diplogonoporus grandis (R. Bl.) (= Krabbea 
grandis R. Bl.) et Diplogonoporus Brauni N. Leon. 

Espbces incertaines: Diplogonoporus tetrapterus (v. Sieb.), 
fasciatus (Krabbe) et antarcticus (Baird). 

Nous avons envoys de portions de ver et des preparations mirco- 
scopiques du premier cas (4) k plusieurs helminthologues. Nous tenons 
aussi k la disposition de ceux qui nous demanderont des portions et 
des preparations du ver du deuxieme cas. 


Index bibliographiqne. 

1) Blanchard, R., Notices sur les parasites de 1’homme (3* s6rie). (C. R. Soc. BioL 
Paris. 10* s6rie. T. 1.) 

2) Braun, M., Vermes. Cestoda. (In: Bronns Klasseu und Ordnungen des Tierreichs. 
Bd. 4. 1901.) 


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Babes, Ueber die Wirkung der Karbolsaure auf das Wutvirus. 27 

3) Jjima, J. and Kurimoto, T., On a new human tapeworm. (Journ. sc. Coll. 
Tokio. VI. 1894.) 

4) Leon, N., Diplogonoporus Brauni. (Zool. Anz. Bd. 32. 1897. No. 12/13.) 

5) —, Ein neuer menschlicher Cestode. (Zool. Anz. Bd. 33. 1908. No. 11.) 

6) Liihe, M., Zur Anatomie und Systematik der Bothriocephaliden. (Verhaudl. d. 
Zool. Ges. Hamburg. IX. 1899. p. 30—55.) 

7) —, Untersuchungen iiber die Bothriocephaliden mit marginalen Genitaloffnungen. 
(Zeitschr. f. wiss. Zool. Bd. 68. 1900. p. 97—99.) 


Nachdruck verboten. 

Ueber die Wirkung der Karbolsaure auf das Wutvirus. 

Von Prof. V. Babes in Bukarest. 

VeranlaBt durch die (iberraschende Mitteilung Fermis 1 ), 1) daB das 
Wutvirus schon durch eine viertelstiindige Einwirkung von Karbolskure 
1:420 abgetotet werde „L’acide fenice uccide in un quarto 
d’ora all 1:420 et non distrugge il virus all l:520 u und, 
2) daB das 1 Proz. Karbolsaure enthaltende Virus, trotzdem dasselbe 
nicht virulent ist, ebensogut oder noch besser immunisiert als das 
Pasteursche oder irgendein anderes Verfahren, haben wir bald darauf 
Untersuchungen ausgeftihrt, welche uns aber weseutlich andere Resultate 
ergeben haben 2 ). 

Wir fanden namentlich von neuem, was ubrigens wir selbst 3 4 ) und 
andere schon langst konstatiert hatten: 

1) DaB nicht bloB Karbolsaure 1:420, sondern selbst 1-proz. Karbol¬ 
saure das Virus durchaus nicht immer in einer Viertelstunde totet, und 
daB selbst nach Filtration durch Papierfilter der mit 1-proz. Karbolsaure 
versehenen virulenten Emulsion dieselbe oft nach Stunden, und manch- 
rnal selbst nach Tagen virulent befunden wurde. 

2) DaB Fermi demnach durchaus nicht bewiesen.hat, daB er mit 
unvirulentem Virus gearbeitet und immunisiert hatte, da im Gegenteil 
sein Vaccin nicht sicher unvirulent oder abgetotet ist. 

Auf diese Mitteilung sowie auf eine, unsere Untersuchungen be- 
statigende Arbeit Krajouschkines 1 ) antwortet Fermi 5 ) sowie sein 
Assistent Re pet to 6 ), und zwar ersterer in einem Ton, welcher in 
wissenschaftlichen Diskusionen nicht angebracht ist. 

Wir miissen trotzdem zur Orientierung der Fachmanner auf diese 
fur die Schutzimpfung des Menschen so wichtige Frage eingehen, und 
namentlich einige Punkte hervorheben, welche zeigen, inwiefern die 
Bemerkungen dieser Autoren ernst zu nehmen sind. 

1) Fermi sagt, daB wir, um seine Arbeit kontrollieren zu konnen, 
ebenso wie er selbst an M&usen hatten arbeiten und dieselben hatten 

1) Fermi, Contrib. sperim. alio studio della rabbia. 1906. 

2) Babes et Bobes, Recherches sur Faction de l’acide ph^nique sur le virus 
rabique. (Soe. de Biolog. 17. Nov. 1908.) 

3) Babes, Studien fiber die Wutkrankheiten. (Virchows Arch. Bd. 110. 1887. 
p. 576.) 

4) Krajouschkine, Deutsche med. Wochenschr. 1909. No. 19. 

5) Fermi, M6thodes de vaccination et s^rum vaccination appliqu^e a l’homme 
dans l’Institut antirabique de Sassari. (Centralbl. f. Bakt. Abt. I. Orig. Bd. 53. 1910. 
p. 533.) 

6) Repetto, Sur Faction de l’acide ph6nique sur le virus fixe. (Centralbl. f. Bakt. 
Abt. I. Orig. Bd. 53. 1910. p. 537.) 


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28 


Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 55. Heft 1. 


subkutan behandeln miissen, was auch deshalb notwendig sei, weil 
Fermi aus diesen Arbeiten Schliisse auf die Wirksamkeit der sub- 
kutanen Impfung des Menschen zieht. 

Diese Forderungen sind aber nicht gerechtfertigt. Wir hatten ja 
in unserer Mitteilung durchaus nicht den Zweck, Fermis Versuchsan- 
ordnungen zu wiederholen, Oder seine Versuche zu kontrollieren, sondern 
wir wollten bloB feststellen, ob die oben erwahnten zwei Behauptungen 
Fermis, welche den bisherigen Erfahrungen widersprechen, exakt sind, 
und ob es zunSchst geraten ist, Menschen bloB mit unvirulentem Material, 
namentlich mit Karbolemulsion gegen Wut zu impfen. Nur wenn wir 
hatten kontrollieren wollen, ob das Karbolvirus Fermis fur Mause in 
der Tat unschiidlich sei, hatten wir an Mausen arbeiten miissen. 

Es ist uns aber giinzlich gleichgiiltig, ob Fermi bei 100 oder bei 
1000 Mausen bei subkutaner Impfung von Karbolemulsion Wut erzeugt 
hat oder nicht. Die subkutane Impfung von Mausen ist namlich gar 
nicht mit der subkutanen Impfung bei Menschen zu vergleichen. Bei 
subkutaner Impfung mit fixem Virus erkranken 100:100 Mause, wahrend 
bei derselben Art von Impfung des Affen oder Menschen die Wut kaum 
bei einem von hundert zum Ausbruch der Wut fuhrt. Es gibt 
demnach kaum einen grbBeren Gegensatz, als das Resultat der sub¬ 
kutanen Impfung einerseits bei Muriden und andererseits beim Men¬ 
schen. Ebenso konnen Mause sehr leicht mittelst verschiedener Sub- 
stanzen immunisiert werden, welche bei anderen Tieren und wohl auch 
beim Menschen gewohnlich versagen. 

Die Impfung von Mausen gibt uns demnach keine g e - 
niigende experi men telle Grundlage, urn eine bei Mausen 
wirksamelmpfmethode auch beim Menschen anzuwenden, 
und dies umsoweniger, als das MiBlingen der Methode 
beim Menschen den Verlust von Menschenleben bedeutet. 

Der Einwand Fermis, daB wir, urn uns von dem Wert der sub¬ 
kutanen Impfung des Karbolvaccins beim Menschen zu iiberzeugen, Mause 
hatten subkutan'impfen miissen, ist demnach unangebracht. 

2) Fermi wirft mir in ganzlich unpassender Weise vor, seine und 
anderer Arbeiten nicht zu kennen, welche festgestellt hatten, daB die 
1-proz. Karbolsaure ihre Virulenz bloB fur subkutane Impfung verloren 
hatte, nicht aber fiir intrakranienne Impfung, bei welcher das 1-proz. 
Karbolvirus einen Toil seiner Virulenz konserviert habe. 

Ich selbst habe letzteres, wie gesagt, schon im Jahre 1887 festge¬ 
stellt, und mehrere Forscher haben meine Resultate bestatigt, Fermi 
aber kannte offenbar diese meine Arbeit nicht, sonst hatte derselbe doch 
nicht behaupten konnen, daB ich meine eigene Arbeit, in welcher ich 
das eigentiimliche Verhalten der Karbolsaure dem Wutvirus gegeniiber 
festgestellt hatte, nicht kenne, auch hatte Fermi sonst unmoglich be¬ 
haupten konnen, daB das Wutvirus schon nach einer Viertelstunde in 
einer Losung von 1 :420 Karbolsaure abgetotet wird. Fermi hatte 
hinzusetzen miissen, daB nur sehr verdiinntes Virus durch diese Losung 
abgetotet wird. Sonst ist es unverstandlich, wie ein bei 1:420 ab- 
getotetes Virus noch bei 1:100 virulent sein kann. Ein 

1) L. c. Wenn Fermi gewuBt hatte, dab sein 1-proz. Karbolvaccin noch virulent 
ist, hatte er keinesfalls sagen diirfen, hi contro Gamaleia, Krasmitzki ecc.; et 
d’accordo con Pasteur, Puscariu ecc., l’emulsione rabica privata della sua 
virulenz a mendiante antisettico (meglio che col dissecamento) constituisce un vaccino, 
1’efficacio del quale non e per nulla inferiore a quella del vaccino virulento“. 
Uebrigens haben letzteres weder Pasteur noch Puscariu behauptet. 


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Babes, Ueber die Wirkung der Karbolsaure auf das Wutvirus. 


29 


abgetotetes Virus kann nicht einen Teil seiner Virulenz konserviert 
haben*). Auch hfitte Fermi nicht schreiben dfirfen, daB sein Vaccin 
seiner Virulenz beraubt ist, ohne hinzuzusetzen: fiir subkutan inji- 
zierte M&use. 

Uebrigens andert auch die Bemerkung Fermis, daB er seine Ver- 
suche iiber die Wirkung der Antiseptika mit sehr verdiinntem Virus 
angestellt habe, nichts an der Sache, nachdem Fermi doch jedenfalls 
so arbeiten muBte, daB seine Versuche ihm fiber die Virulenz oder 
fiber die Abtbtung seiner beim Menschen angewendeten 1-proz. nicht 
verdfinnten Emulsion AufschluB hatten geben konnen. 

3) Die Behauptung Fermis, daB „die durch Antiseptika ihrer 
Virulenz beraubte Emulsion des Virus ein nicht weniger wirksames 
Vaccin darstellt, als das virulente Vaccin“, ist demnach ebenfalls unbe- 
wiesen, denn das Vaccin, mit welchem Fermi gearbeitet hat, ist eben 
nicht seiner Virulenz beraubt, wie Fermi behauptet. 

Zunachst muB demnach Fermi sein Vaccin wirklich tfiten, urn 
zu erfahren, ob dasselbe dann auch noch als Vaccin wirksam ist. Auch 
mfiBte er zunachst feststellen, ob es nicht toxische Eigenschaften besitzt, 
wie das auf andere Weise abgetfitete Virus. 

4) Die in derselben Nummer des Centralblattes erschienene Arbeit 
des Assistenten Fermis, Repetto, will ebenfalls den Anschein er- 
wecken, als ob wir unrichtig und in Unkenntnis ihrer Resultate gearbeitet 
hatten. Letzterer Autor kann dies aber ebensowenig beweisen, wie 
Fermi und kommt im Gegenteil auf Grund von Kontrollversuchen zur 
Einsicht, daB ihr Vaccin noch virulent sein konnte, wie dies unsere Unter- 
suchungen ergaben, was auch aus seiner SchluBfolgerung hervorgeht *). 

„Donc le meilleur mo yen pour preparer un vaccin 
phenique surement s 16 ril et avirulent est celui de prepa¬ 
rer des emulsions de virus fixe & 10—15% de les traiter 
avec acide phenique en raison de 1,5—2—3°/o (also nicht 
1%) et puis diluer l’6mulsion au moment de l’injection 
en fagon de la reduire i l°/ 0 . 

Dieser Autor gesteht demnach, daB das Vaccin Fermis nicht 
avirulent ist, und daB dasselbe unseren Untersuchungen gemfiB modi- 
fiziert werden mfisse. Sobald aber festgestellt ist, daB sein Vaccin noch 
virulent ist, ist das wichtigste Erfordernis nicht, dasselbe steril und 
unvirulent zu machen, sondern zu erforschen, ob man mittelst des wirk¬ 
lich abgetoteten Virus noch imstande ist, nicht bloB Mause, sondern 
auch groBere Versuchstiere, welche sich dem Menschen* mehr nfihern, 
ebenso wirksam zu impfen, wie mittelst anderer sorgffiltig geprfifter 
Methoden. Die Gefahr ffir den Menschen liegt nicht so sehr darin, daB 
das Virus Fermis nicht gfinzlich abgetotet ist, sondern darin, daB 
moglicherweise das ganzlich abgetotete Virus besonders bei schweren 
BiBwunden, Wolfsbissen etc. nicht genfigend wirksam ist, urn den Aus- 
bruch der Wut zu verhflten. 

Gleich darauf begeht der Autor noch einen anderen Fehler, indem 
er schreibt, „7, Concluant done, contre l’opinion de Babes 
et de Krajouschkine, l’acide phenique & 1% rend sure¬ 
ment avirulent le virus fixe par voie sous- cutan6e“, das 

1) Auf die Frage, weshalb in seinen wenigeu Versuchen das Karbolvirus blofi 
1 Stunde nach der Bereitung virulent befunden wurde, wahrend in unseren mehrfach 
wiederholten Versuchen dasselbe manchmal tagelang viruleut blieb, kann ich an dieser 
tStelle nicht eingehen. 


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30 


Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 55. Heft 1. 


ist einfach falsch; ich habe nie gesagt, daB die Karbolemulsion 
bei subkutaner Injektion fur M&use nicht avirulent sei, ich habe bloB 
behauptet, daB diese Emulsion virulent ist, und zwar auf dem Wege 
der klassischen Priifung durch subdurale Injektion von Kaninchen, und 
hierin muBten uns die beiden Autoren beipflichten. 

Zusammenfassung. 

Infolge des EingestSndnisses der beiden Autoren, daB ihr Vaccin 
nicht unvirulent ist, wie sie behauptet hatten, werden naturlich alle 
iibrigen EinwSnde und Angriffe derselben gegenstandslos. 

ZunSchst miissen diese Autoren ihr Karbolvirus wirklich ihrer 
Virulenz berauben oder abtoten, und dann mittelst desselben nicht bloB 
Mause impfen, sondern auch dem Menschen nSher stehende Tiere hoch- 
gradig immunisieren, bevor sie Menschen mittelst wirklich abgetoteten 
Virus impfen und bevor sie das Recht, haben, zu behaupten, daB man 
mittelst des abgetoteten Virus ebensogut oder besser schutzimpfen kann, 
als mittelst anderer Methoden. Ferner miissen sie vorher noch genau 
feststellen, welche immunisierende Kraft das durch Karbols&ure wirklich 
abgetotete Virus besitzt, dann, ob mit der Zeit oder bei verschiedener 
Konzentration oder Konservierung die immunisierende Kraft des wirklich 
abgetoteten Virus nicht abnimmt, und endlich ob das abgetotete Virus 
nicht unter Umstanden giftig wirken kann. 

Unsere Bemerkungen haben durchaus nicht den Zweck, den Wert 
der Impfung mittelst Karbolvirus herabzusetzen, es ist uns im Interesse 
der Vervollkommnung der Wutimpfungen bloB daran gelegen, derselben 
eine solidere wissenschaftliche Grundlage zu geben. 


Nachdruck verboten. 

Ein Beitrag zur Kenntnis der lokalen Reaktion des Tier- 
korpers bei Einwanderung von Echinokokken und Finnen. 

Von Rudolf Gasse, Tierarzt aus Berlin. 

Mit 1 Tafel. 

Ueber den Bau der Kapsel, mit dem der Korper die eingewanderten 
Echinokokken und Finnen umgibt, finden sich in der Literatur nur 
spSrliche Angaben. Auf die meisten Autoren hat es anscheinend einen 
groBeren Reiz ausgetibt, sich mit dem Bau und dem Wachstum des 
Parasiten selbst zu beschaftigen. Daher lieBen sie in der Mehrzahl das 
Verhalten des umliegenden Gewebes unbeachtet oder schenkten ihm doch 
geringere Aufmerksamkeit. Dagegen fanden die Veranderungen, welche 
durch wandernde Parasiten in den Organen der Wirtstiere hervorgerufen 
werden, infolge ihrer groBeren Auff&lligkeit in hohem MaBe die Beachtung 
der Forscher. Auch der Echinococcus multilocularis iibt durch 
sein starkes Wachstum sowie durch Ulzeration auf das Wirtstier einen 
bedeutenden EinfluB aus. So ist es wohl auch zu erklaren, daB in der 
Veterinarliteratur iiber diese Form des Hfllsenwurmes, sowohl Qber ihn 


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Qasse, Reaktion des Tierkorpers bei Einwanderung vou Echinokokken etc. 31 


selbst. wie auch seine Kapsel eingehendere Studien vorhanden sind. 
Der Echinococcus unilocularis s. cysticus dagegen, der im 
allgemeinen einen harmlosen Parasiten darstellt, ist weniger Gegenstand 
genauerer Untersuchungen gewesen. Erst in den letzten Jahren sind 
mehrere Arbeiten erschienen, die sich auch mit dein Bau der Hiille des 
unilokulSxen Echinococcus befassen. Da die einzelnen Forscher 
jedoch zu verschiedenen Resultaten gelangt sind, schien es mir an- 
gebracht, nochmalige Untersuchungen fiber diesen Gegenstand anzustellen. 
Nebenher beschaftigte ich mich auch mit der Struktur des Finnenbalges, 
weil ich dabei ahnliche Verhaltnisse zu finden hoffte wie bei Hfilsen- 
wfirmern. 

Die Anregung zu dieser Arbeit wurde mir von Herrn Prosektor 
Dr. Piltz gegeben, der mich auch in liebenswfirdigster Weise bei Aus- 
ffihrung meiner Untersuchungen unterstfltzte. Ich mochte ihm daher an 
dieser Stelle meinen verbindlichsten Dank daffiraussprechen. Auch ist es mir 
eine angenehme Pflicht, seiner Magnifizenz Herrn Prof. Dr. Schmaltz 
meinen besonderen Dank abzustatten, der mir die Mittel seines Instituts 
bereitwilligst zur Verffigung stellte. 

Literatur. 

Die im folgenden gegebenen Auszfige aus der Literatur enthalten 
vielfach auch Angaben fiber die Struktur des multilokularen Echino¬ 
coccus, da viele Forscher die verschiedenen Arten von Hfilsenwfirmern 
zusammen besprechen und die Verhaltnisse bei den einzelnen Arten auch 
vielfach dieselben sind. 

So sagt Leuckart (25) von den durch Blasenwfiriner bedingten 
Veranderungen ganz allgemein: „Die Teile, welche dem Druck des 
wachsenden Parasiten ausgesetzt sind, beginnen an der Berfihrungsstelle 
ihre Beschaffenheit und ihr normales Aussehen zu verlieren. Das an- 
liegende Gewebe beginnt zu schwinden und unter histologischer Ver- 
anderung zugrunde zu gehen.“ 

Ferner gibt er an, daB die Blasenwflrmer in bindegewebsreichen 
Organen stfindig in eine Bindegewebshfille eingeschlossen seien. „Die 
Innenflache der Hfille ist glatt und mit einer Zellenlage bekleidet, die 
moglicherweise bei der Abscheidung der die Parasiten ernahrenden 
Fifissigkeit von Bedeutung ist.“ 

Gelegentlich der Beschreibung der Entwickelung der Echino¬ 
coccus-Blase macht Leuckart auch verschiedene Angaben fiber die 
umhfillende Kapsel. 4 Wochen alte Echinokokken von 0,25— 0,35 mm 
GroBe sind von einer Schicht Zellen umgeben, die auf den ersten Blick 
eine kornige, zusammenhangende Masse zu bilden scheinen. Bei ein¬ 
zelnen dieser Zellen sieht man an der Beschaffenheit ihrer Kerne, daB 
sie einem regen TeilungsprozeB unterliegen. Um diese Zellen liegt eine 
Bindegewebscyste von unbedeutender Dicke, die mit dem Bindegewebs- 
gerfist der Leber in kontinuierlichem Zusammenhang steht. Bei 8 Wochen 
alten Echinokokken ist die Cyste verhaltnismaBig weniger gewachsen als 
die Parasiten. Im Alter von 19 Wochen zeigt die Kapsel wand bedeutende 
Dicke und Festigkeit und laBt sich leicht aus der umgebenden Leber- 
substanz ausschfilen. Das anliegende Parenchym ist von normalem Aus¬ 
sehen , weder durch Blutreichtum, noch sonstwie ausgezeichnet. Mit 
zunehmendem Alter verdickt sich auch die umgebende Bindegewebscyste 
immer mehr. Sie erreicht eine Dicke von 5 mm und selbst das Doppelte 
und nimmt oftmals eine ganz auBerordentliche Festigkeit an, besitzt 


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32 


Gentralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 55. Heft l.j 


natiirlich auch ein eigenes GefiiBsystem. Auf der glatten Innenflache 
sitzt eine diinne Substanzlage, die die obeu erwahnte zellige Auflageruug 
darstellt und fast ebenso fest an der Echinokokkeuhaut wie an der 
Cystenwand haftet. 

Ueber 2 Falle von Echinococcus raultilocularis in Rinder- 
lebern, die seines Wissens die ersten bei Tieren gefundenen sind, schreibt 
Harms (13) im Jahre 1872: „Knoten, die von der GroBe einer HaselnuB 
bis zu der eines Hiihnereies waren, zeigten auf der Schnittflache ein 
bindegewebiges Geriist, welches teils das Ganze in Form einer Kapsel 
umgab, teils im Innern dieser Kapsel sich baumartig verzweigte. In 
den auf diese Weise hergestellten, allerdings rundlichen RSumen lag 
eine hautige Masse, welche ich als die Reste abgestorbener Echinokokken 
ansehen durfte, weil es mir, freilich erst nach langem Suchen, gelang, 
Rudimente eines Kopfes nachzuweisen.“ 

Bollinger (19) hat im Jahre 1875 3 Falle von Echinococcus 
multilocularis beim Rinde gesehen, den Befund aber nicht naher 
beschrieben. 

Einen auf der Leberkapsel einer alten Kuh gefundenen Echino¬ 
coccus multilocularis beschreibt Guillebeau (12). Bei der 
Untersuchung des feineren Baues des Tumors fand er an den jiingeren 
Stellen Verhaltnisse, welche lebhaft an Tuberkel erinnerten. Die 1—2 mm 
groBen Granulationsknotchen bestanden aus der Hydatide von 0,6—1,3 mm 
GroBe, einer darumliegenden Schicht Riesenzellen und mehreren aufien 
gelegenen Schichten von Rundzellen. Einige solcher Knotchen werden 
durch faseriges Bindegewebe zu einem gemeinschaftlichen Knotchen ver- 
einigt. Die groBeren Echinococcus-Blaschen sind von einer Schicht 
von Riesenzellen umlagert, die an einigen Stellen jedoch durch groBe, 
auf den Echinokokken stets senkrecht gestellte Spindelzellen ersetzt 
werden. Die unregelmaBig kubischen Riesenzellen haben einen Durch- 
messer von 50—60 /x, sie enthalten zahlreiche, peripherisch angehaufte 
Kerne von 10 // GroBe, die im Zentrum und an der Beruhrungsstelle 
mit dein Echinococcus-Blaschen fehlen. An die Riesenzellen lagert 
sich peripherisch eine gewohnlich 80 fx dicke Lage von zuerst groBeren 
epitheloiden, dann kleineren Rundzellen. Die mehreren Knotchen ge- 
meinsame fibrose Umhfillung, die als Geriist in Form von 80 /< bis 2 mm 
dicken Strangen erscheint, besteht aus Bindegewebsfibrillen mit einer 
m&fiigen Zahl von spindelformigen Zellen und oft groBen BlutgefaBen. 

Bei multilokularen Echinokokken des Menschen fand Guillebeau 
im allgemeinen dieselben Verhaltnisse. Die einzelnen Hydatiden sind 
in ein reichliches Gewebe von Rundzellen eingebettet. 

Ueber die Bildung der Hiillen im multilokularen Echinococcus 
stellt Guillebeau folgende Theorie auf: Der Echinococcus besitzt 
die Eigenschaft, zur Neubildung von Zellen machtig anzuregen. Durch 
das rasche Wachstum der Hydatide kommt es in der umhiillenden Zell- 
schicht zu starker Spannung, doch findet die Teilung der Zellen zunachst 
noch in normaler Weise statt. Die weitere VergroBerung der Hydatide 
und die Verwandlung des Rundzellengewebes in das weniger nachgiebige 
fibrillare Bindegewebe bedingen einen erhdhten Druck, der zum Absterben 
des Rundzellengewebes fiihrt. Vorher gibt es in einigen Organen noch 
ein Zw'ischenstadium, wahrend dessen das Wachstum des Protoplasmas 
und die Teilung der Kerne sich noch vollziehen kann, dagegen der 
Mangel an Raum eine Teilung des Protoplasmas nicht mehr zulaBt. 
Das ist der Zeitpunkt, in dem die Riesenzellen entstehen. DaB die 


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Gasse, Reaktion dea Tierkorpers bei Einwanderung von Echinokokken etc. 33 


Kerne in letzteren auf der der Hydatide abgewandten Seite liegen, legt 
die Vermutung nahe, daB auch in ihrem Protoplasma noch Druck- 
unterschiede herrschen. Die Riesenzellen *des multilokularen Echino¬ 
coccus diirfen somit nicht als fur einen bestiramten Zweck erschaffene 
Organe betrachtet werden, sie sind vielmehr das Ergebnis gewisser 
Spannungsverhaltnisse im Gewebe. So wird es auch verstandlich, warum 
sie in den Echinokokkentumoren der einen Organe vorhanden sind und 
in denen anderer fehlen. Bei Steigerung der Gewebsspannung werden 
die Safte in ihrer Str&mung behindert und die Nekrose setzt nattirlich 
auch am Punkte des maximalen Druckes zuerst ein, wie die mikro- 
skopische Untersuchung lehrt. 

Ostertag (34, 35) sagt vom Echinococcus unilocularis nur, 
daB die Cysten von Bindegewebe umgeben seien. Von zahlreichen beim 
Rinde gefundenen Fallen von Echinococcus multilocularis hat er 
einzelne genauer untersucht und dabei denselben feineren Bau gefunden, 
wie ihn Guillebeau geschildert hat. Unmittelbar an den Echinokokken- 
blaschen lag eine Zone zum Teil nekrotischen Gewebes, das aus Riesen¬ 
zellen mit peripher gelagerten Kernen und radiSr zu den BlSschen 
gestellten groBen Spindelzellen bestand; auf diese groBen Zellen folgten 
die sogenannten epitheloiden und hierauf die gewohnlichen Rundzellen. 
Ein von Ostertag auf der Pleura costalis eines Schweines gefundener 
Echinococcus multilocularis wies dieselben histologischen Ver- 
baltnisse auf. Auch hier lagen um die BlSschen herum halb nekrotische 
Riesenzellen oder an deren Stelle ziemlich hSufig grofie Spindelzellen, 
sowie grbBere und kleinere Rundzellen. 

Ueber die Kapsel des Echinococcus cysticus schreibt Kitt (18): 
„Mit dem Wachstum des Blasenwurmes verdichtet sich auch die vom 
Organe geschaffene Bindegewebskapsel, sie wird zu einem Sacke, der 
5—10 mm dick und sehr derb ist, weiBe, weiBgelbliche Farbe hat, nicht 
mehr durchsichtig ist, sich im Leberinterstitium zwischen verodetem, 
gepreBtem, blaB gewordenem Lebergewebe verliert, gegen die Wurmblase 
aber imraer abgeglattet und ohne Verbindung mit derselben erscheint.“ 

Nach Ziirn (47) und Ktichenmeister (22) iibt der Echino¬ 
coccus unilocularis bei langsamem Wachstum gar keinen EinfluB 
auf das Parenchym des befallenen Organes aus, wahrend er das Gewebe 
belastigt und verdr&ngt, wenn er schnell wachst. 

Weiter sind Angaben fiber GewebsverSnderungen in der Nachbar- 
schaft des Echinococcus cysticus vorhanden von Birch-Hirsch- 
feld (4), Ziegler (46), Orth (33), Wechselmann (44), Kriick- 
raann (21) und Lehne (24). Ziegler und Orth sprechen nur von 
der Entstehung entziindlicher Prozesse in der Umgebung der Echino¬ 
kokken. Birch-Hirschfeld sagen von den Leberechinokokken, daB 
infolge ihres Wachstums das Parenchym der Organe atrophiert und daB 
Entziindungen in der Umgebung derselben auftreten kbnnen, wahrend 
Wechselmann glaubt, daB durch den Druck des Echinococcus 
das Leberparenchym zugrunde geht, Bindegewebe, Blutgef8.Be und Gallen- 
gange dagegen persistieren; das weitere Wachstum des Parasiten habe 
dann eine Zunahme der Bindegewebskapsel sowie der Blutgef8.Be und 
Gallengange zur Folge. Kriickmann gibt eine Beschreibung von 
kleinsten, teils in der Pia, teils in der Dura Mater des Riickenmarkes 
gefundenen Echinokokken. Um die eine deutliche parallele (konzentrische) 
Streifung zeigende Echinokokkenmembran lagen Haufen von sehr groBen 
•vielkernigen Riesenzellen. Die auf diese Weise gebildeten KnStchen 
Erote Abt. Orig. Bd. 66. Heft 1. 3 


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34 


CentralbL f. Bakt. etc. I. Abt Originale. Bd. 55. Heft 1. 


enthielten auch stets Kapillaren und kleine Arterien, deren Endothelbelag 
deutliche Wucherungsvorg&nge darbot. 

Lehne, der mehrere Echinokokken aus verschiedenen Organen 
untersuchte, sagt in dem einen Befunde: „Die Wandung besteht aus 
einer basalen, ziemlich zellarmen Bindegewebsschicht, in welcher sicb 
groBere und kleinere BlutgefaBe, sowie mehr oder weniger reich ein- 
gestreute blutpigmenthaltige Zellen befinden. Hierauf folgt eine 
aus sehr zellenreichem Granulationsgewebe bestehende Schicht, in der 
reichlich Leukocyten und hier und da auch groBe vielkernige Riesen- 
zellen vorhanden sind. Die innerste Schicht besteht fast ausschliefilich 
aus groBeren und kleineren Riesenzellen, zwischen denen auch epitheloide 
Zellen vorhanden sind und denen direkt die deutlich gestreifte Echino- 
kokkenmembran anliegt. Die Riesenzellen zeichnen sich meist durch 
ihre besondere GroBe und die groBe Anzahl der Kerne aus.“ 

Nach Naunyn (32) findet man die kleineren Echinokokkenblaschen 
„stets von einer feinen bindegewebigen Cyste eingeschlossen, die dem 
Bindegewebsgeriist des bewolmten Organs angehort". „Die eigentliche 
Echinokokkenblase liegt dieser Cyste nicht eng an, sondern ist von ihr 
durch eine breiartige, aus Kernen und Faserzellen bestehende Masse 
getrennt." „Mit dem Wachstum der Blasen schwindet auch die zwischen 
ihnen und der Cyste befindliche breiartige Masse, die Blase liegt dann 
der bindegewebigen Cyste ziemlich eng an.“ 

Posselt (38) hebt hervor, daB er in den meisten Fallen in der 
Umgebung der multilokularen Echinokokken, besonders urn diejiingeren 
Blaschen Riesenzellen gefunden habe. Eine groBe Anzahl von ihm 
zitierter Autoren hatte denselben Befund, w&hrend Tschmarke (41) 
die von anderen fiir Riesenzellen erklarten Gebilde fur schr&g geschnittene, 
komprimierte Gallengange ansieht. 

Eingehende Beschreibungen der Kapseln der unilokularen Echino¬ 
kokken hat Lichtenheld (26) geliefert. Er hat vor allem festgestellt, 
welche Unterschiede zwischen den fertilen und sterilen Echinokokken 
bestehen, und ferner gefunden, daB die Cystenwandungen der bei 
Rindern, Schafen, Schweinen und Pferden gefundenen Blasenwurmer 
sich nicht wesentlich, die in den verschiedenen Organen derselben Tier- 
gattung gefundenen gar nicht voneinander unterscheiden. Das Ergebnis 
der Untersuchungen iiber den Bau der Cystenwand sei im folgenden 
kurz wiedergegeben: 

„Die Cyste des fertilen Echinococcus besteht aus fibrill&rem 
Bindegewebe; ihre innere Zone ist stets zellenlos, nach auBen lagern 
sich dann Zellen mit spindelfdrmigen Kernen, erst seltener, dann h&ufiger 
zwischen die Fibrillen. Mit Zunahme der Zellenanzahl werden die Kerne 
kflrzer und dicker. Die SuBerste Zone ist sehr zellenreich. In ihr be¬ 
finden sich zahlreiche BlutgefaBe und bei Echinokokken der Leber auch 
Gallengange. Bei jiingeren Echinokokken ist die innere zellenlose Zone 
gering, die SuBere relativ stark; bei alteren ist das Verhaltnis um- 
gekehrt." 

Die Cysten der sterilen Echinokokken weisen stets eine innere 
zellenreiche und eine auBere zellenarme Schicht auf. Nach der Be- 
schaffenheit der inneren zellenreichen Schicht teilt Lichtenheld die 
sterilen Echinokokken ein „in solche mit und olme Riesenzellen". Da 
er die letztere Zellgattung nur bei sterilen Formen, niemals dagegen 
bei fertilen vorfand, so bezeichnet er die Kapseln mit Riesenzellen al& 
typisch, die Kapseln ohne diese als atypisch fur den sterilen Echino- 


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Gasse, Reaktion des Tierkorpers bei Einwanderung von Echinokokken etc. 35 


coccus. Die typische Wand weise 3 Schichten auf. Die innerste 
Schicht setze sich aus „Riesenzellen und sternformigen oder spindel¬ 
formigen Bindegewebszellen init ovalen Kernen u zusammen, zuweilen 
seien auch nur Riesenzellen vorhanden. „Diese sind nach auBen ab- 
gerundet, wahrend sie nach innen kelchformig auslaufen. Jener Teil 
ist von seiner Uragebung deutlich abgegrenzt, dieser verschmilzt all¬ 
mahlich mit dem Plasma der benachbarten Riesen- oder Spindelzellen. 
Die Kerne liegen fast stets am auBeren Pol. u Die mittlere Schicht 
bestehe aus jungen, runden Bindegewebszellen mit runden vollen Kernen 
und sp&rlich eingestreutem fibrillaren Bindegewebe mit spindelformigen 
Kernen und die auBere aus fibrill&rem Bindegewebe mit nach auBen zu 
allmahlich an Zahl abnehmenden Zellen. Die als atypisch bezeichneten 
Cysten der sterilen Echinokokken fand Lichtenheld entweder aus 
denselben Schichten bestehend, aber ohne Riesenzellen, oder die Wand 
bestand nur aus fibrill&rem Bindegewebe, dessen Zellenreichtum von 
innen nach auBen allmahlich abnahm. 

Von den Echinokokken unter WalnuBgroBe, bei denen Fertilitat 
bezw. Sterilitat meist noch nicht zu erkennen sei, liefert Lichtenheld 
eine besondere Beschreibung. Er unterscheidet bei diesen zwei von- 
einander abweichende Ausbildungen: „Bei der einen sind drei Schichten 
nachzuweisen, eine innere aus Spindelzellen, eine mittlere aus jungen 
Bindegewebszellen mit runden Kernen und eine SuBere, aus fibrillarem 
Bindegewebe bestehende. Von der inneren Schicht ist hervorzuheben, 
daB die Spindelzellen in ihrer Langsrichtung ungefahr senkrecht zu der 
Echin ococcus-Membran verlaufen. Die auBere Schicht ist sehr gering.“ 
„Die anderen Cysten bestehen aus meist parallel verlaufendem Binde¬ 
gewebe mit ovalen Kernen. Zwischen diesen finden sich Rundzellen 
eingelagert. An diesem Bindegewebe liegt nach innen eine verschieden 
starke Detritusmasse, die aus zugrunde gegangenen Bindegewebs- und 
Blutzellen besteht. u Bei den etwas aiteren Echinokokken ahnelte der 
B au der Cyste entweder dem der fertilen oder dem der sterilen grbBeren 
Echinokokken. 

Als Ursache fur den verschiedenartigen Bau der Cyste sieht Lichten- 
held den „verschieden starken Reiz an, den der fertile und sterile 
Echinococcus auf das umgebende Gewebe ausiibt. Bei dem sterilen 
Echinococcus ist er so schwach, daB er sich nur auf die innere 
Schicht der Cyste beschrankt, die dann durch Neubildung von Binde¬ 
gewebe oder Bildung von Riesenzellen auf diesen reagiert. Der fertile 
Echinococcus verhindert durch seinen intensiven Reiz die Zellver- 
mehrung in seiner nachsten Umgebung und ruft solche in den entfernteren 
aufieren Schichten und dem interstitiellen Gewebe des Organs hervor. 11 

In einer Arbeit uber lokale Eosinophilie in der Leber der Haus- 
tiere geben Joest und Felber (16) eine Beschreibung der Echino- 
kokkenkapsel. Die von ihnen untersuchten erbsen- bis haselnuBgroBen 
unilokuiaren Echinokokken von Schwein, Rind und Schaf zeigten 
untereinander keine Verschiedenheiten. Bei den sterilen Blasen weist 
die Kapsel drei Schichten auf. Die innerste („Radiarschicht“) besteht 
aus langgestreckten, spindelformigen Zellen, die zur Echinokokken- 
raembran senkrecht gestellt sind, mit langlichen, ovalen, ziemlich chro- 
matinarmen, scharf konturierten Kernen. Riesenzellen sind in keinem 
Falle vorhanden. Nach auBen lagert sich eine meist diinnere, aus Rund¬ 
zellen und Fibroblasten bestehende Schicht an („Intermediarschicht“). 
Die Rundzellen besitzen einen chromatinreichen, dunklen runden Kern, 

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Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 55. Heft 1. 


die Fibroblasten, von rundlicher Oder langlicher Form, zeichnen sich 
durch runde oder ovale, etwas chromatinarmere Kerne aus. Bindege- 
websfibrillen weist diese Schicht der Kapsel in der Regel nicht auf. 
Hieran schlieBt sich nach auBen eine in der Hauptsache aus fibrillaren 
Bindegewebe bestehende Zone, die in das interazinose Gewebe der Leber 
flbergeht („Fibriliarschicht“). Diese Schicht ist kernarm. Zwischen den 
Fibrillenbiindeln sind vereinzelt und herdweise auftretende kleine Rund- 
zellen ohne besondere ftirberische Eigenttimlichkeiten zu bemerken. Die 
Kapsel der fertilen Echinokokken zeigt im allgemeinen den gleichen 
Bau, nur sind die einzelnen Schichten nicht so scharf ausgepragt. Die 
spindelformigen Fibroblasten der inneren Schicht weisen keine deutliche 
radiSre Anordnung auf und sind mit Rundzellen, zuweilen auch mit ver- 
einzelten Riesenzellen untermiscbt. EosinophileZellen sind in alien 
drei Schichten, sowohl bei fertilen als auch bei sterilen Blasen, nach- 
zuweisen, stets jedoch nur in verhaltnismaBig geringer Zahl. In der 
Radiarschicht liegen sie teils vereinzelt, teils in kleinere, unregelmaBige 
Haufen zusammengelagert. In der Intermediarschicht finden sie sich in 
etwas groBerer Anzahl, regellos zwischen den Leukocyten und Fibro¬ 
blasten zerstreut. In der Fibrillarschicht sind sie nur sparlich vor- 
handen, meist neben den erwahnten kleinen Rundzellen gelegen. In 
dem dem Echinococcus benachbarten Lebergewebe sind keine eosino- 
philen Zellen gefunden worden. 

Bei mehreren von Joest und Felber untersuchten multiloku- 
laren Echinokokken waren die histologischen Verhaitnisse der Kapsel 
annahernd dieselben wie bei unilokularen. „Ein charakteristisches Merk- 
mal der Kapsel ist darin gegeben, daB die Radiarschicht stellenweise 
durch eine in der Hauptsache aus Riesenzellen aufgebaute Schicht er- 
setzt erscheint. Diese Zellen besitzen oft eine annahernd kegelformige 
Gestalt und sind dann in der Regel mit ihrer Basis nach der Blasen- 
wand zu gerichtet.“ „Die Kerne finden sich in dem von dem Echino¬ 
coccus abgewandten Ende der Zelle.“ Eosinophile Zellen fanden 
sich in alien drei Schichten, in etwas groBerer Anzahl jedoch nur in der 
Intermediarschicht. 

Zwei Falle von Echinococcus multilocularis, in denen die 
Parasitenblasen derNekrose anheimgefallen waren, lieferten einen wesent- 
lich anderen histologischen Befund: Der Dickendurchmesser der Kapsel 
ist verringert, die drei Schichten sind nicht mehr vorhanden. Riesen¬ 
zellen fehlen meist. Die Autoren sind der Ansicht, daB hier „der grbBte 
Teil der Radiarschicht der Kapsel mit der Echinokokkenblase zugrunde 
gegangen ist, wobei sich die nekrotischen Ueberreste der Kapsel mit 
dem nekrotischen Parasiten verschmolzen haben.“ Hierfiir spreche „der 
Umstand, daB man an einigen Stellen des PrBparates an Stelle der 
Radiarschicht Massen, die zahlreiche Kerntriimmer enthalten, wahrnimmt u . 
Den nekrotischen Massen liegt eine Schicht Spindelzellen, oder, wo diese 
fehlen, fibrillares, mit Rundzellen durchsetztes Bindegewebe an. „Die 
leukocytaren Elemente sind in der Peripherie der Kapsel meist in grdBerer 
Anzahl vorhanden und manchmal in kleinen Haufen angeordnet, die 
dann direkt an das Lebergewebe angrenzen.“ In der Kapsel dieser 
beiden Echinokokken wurden eosinophile Zellen so gut wie gar 
nicht gefunden. Lediglich in der Umgebung kleiner Gallengdnge, die in 
den peripheren Kapselschichten anzutreffen waren, traten sie in geringer 
Zahl hervor. Joest und Felber erklaren sich das fast vollstandige 
Fehlen eosinophiler Zellen in den Fallen, in denen die Parasiten abge- 


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Gasse, Reaktion dee Tierkorpers bei Einwanderung von Echinokokken etc. 37 


storben sind, in der Weise, daB hier „die chemotaktische Wirkung auf 
die Eosinophilen im Blute infolge Verminderung der wirksamen Stoffe 
reduziert ist“. 

In einer jiingst erschienenen Arbeit beschaftigt sich Ebhardt (7) 
unter anderem auch mit der lokalen Eosinophilie bei Echinokokken und 
gibt eine kurze Schilderung der Bindegewebshiille. Er sah dem Parasiten 
anliegend mehrere Schichten radiar gestellter Spindelzellen, zwischen 
denen bald vereinzelt, bald in machtigen Haufen eosinophile Zellen an- 
zutreffen waren. Nach auBen hin war das Ganze von einer Bindegewebs- 
kapsel uraschlossen, in deren inneren weitmaschigen Partieen sich vorzugs- 
weise groBe und kleine Lymphocyten und eosinophile Zellen vorfanden. 
AuBer diesen Zellarten waren Fibroblasten und polymorphkernige Leuko- 
cyten daselbst vorhanden. In den Spaltraumen der Bindegewebsschicht 
lagen verschiedentlich eosinophile Zellen und Lymphocyten. Die Kapsel 
abgestorbener Echinokokken enthielt nur wenige Eosinophile. Ebhardt 
kommt zu dem SchluB, daB die Vermehrung der eosinophilen Zellen auf 
Stoffe zuriickzufflhren ist, welche von den Parasiten abgegeben werden 
und denen eine chemotaktische Wirkung auf acidophile Leukocyten inne- 
wohnen muB. Die geringe oder fehlende Eosinophilie bei jungen sowie 
bei abgestorbenen Parasiten erklart er daraus, daB bei diesen die wirk¬ 
samen Stoffe noch nicht, bezw. nicht mehr gebildet werden. Bei starker 
Bindegewebsbildung kann die Abgabe der Reizstoffe mechanisch be- 
hindert sein, was bei den betreffenden Parasiten eine Verminderung der 
Eosinophilie zur Folge hat. 

Ueber den feineren Bau der um Finnen gebildeten Hiille habe ich 
in der Literatur keine Angaben gefunden. 

Die Finnen des Rindes und des Schweines (Cysticercus 
inermis und Cysticercus cellulosae) haben mit wenigen Aus- 
nahmen ihren Sitz in dem interfibrillSren Bindegewebe der Skelett- 
muskulatur und des Herzens. Bei massenhafter Invasion kbnnen sie, wie 
Ziirn (47), Leuckart (25), Gerlach (11), Kiichenmeister (22) u. a. 
durch Fiitterungsversuche festgestellt haben, auch in anderen Organen 
sich ansiedeln. In solchen Fallen kbnnen die Parasiten erhebliche Ver- 
anderungen der befallenen Organe und sogar den Tod des Wirtstieres 
verursachen. An den stark mit Cysticerken durchsetzten Muskeln macht 
sich alsdann eine hohere Rotung und serose Durchtrankung bemerkbar. 
In der Regel kommt es aber bei der Einwanderung der Finnen nur zur 
Bildung einer mehr oder weniger dicken Bindegewebsschicht um den 
Parasiten herum. Ostertag (35) und Kitt (18) sahen junge, wenige 
Wochen alte Finnen von einer kasigen Masse umgeben, die als Ueber- 
bleibsel eines die Invasion begleitenden Exsudationsvorganges aufzufassen 
ist und spater durch Resorption verschwindet. Sterben die Finnen ab, 
so tritt hMufig eine bedeutende Verdickuug der Kapsel ein. 


Eigene Ulitersuchungen. 


Material. 

Wie mehrere Autoren angeben, bestehen in dem histologischen Bau 
der Echinokokkenkapseln der verschiedenen Haustiere keine oder nur 
ganz geringe Unterschiede. Ich konnte daher mit gutem Recht die 
Untersuchungen auf einzelne Tiergattungen beschranken, ohne befurchten 
zu mussen, daB mir wesentliche und fur Echinokokken cbarakteristische 
Veranderungen entgehen. Als Material verwandte ich Hiilsenwiirmer aus 
Lunge und Leber vom Rind und Schaf, wahrend ich die Untersuchungen 


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Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 55. Heft 1. 


der Finnenkapsel an Rinderfinnen vornahm. Nicht verfehlen mochte ich, 
an dieser Stelle Herrn Obertierarzt Bongert und den iibrigen Herren 
Kollegen vom Berliner Schlachthofe, die mir beim Samineln der Objekte 
behilflich gewesen sind, meinen verbindlichsten Dank fiir ihre Unter- 
stiitzung auszusprechen. 

Insgesamt untersuchte ich 48 verschiedene Echinokokken aus Leber 
und Lunge vom Rind und Schaf, und zwar waren alle unilokular. Leider 
war es mir nicht moglich, Exemplare des Echinococcus multi- 
locularis zu bekommen. Einige der gefundenen Hulsenwiirmer hatten 
makroskopisch eine gewisse Aehnlichkeit mit jungen alveolaren Echino¬ 
kokken; die genauere Untersuchung ergab jedoch in jedem Falle, daB es 
sich urn sterile, im Absterben begriffene altere Echinokokken handelte, deren 
vielfaltige Ausbuchtungen der Wand den alveol&ren Bau vortSuschten. 

Den Bau der Finnenkapsel studierte ich an 19 Exemplaren des 
Cysticercus inermis, die teils in der Korpermuskulatur, teils im 
Herzen gefunden waren. Alle diese Finnen wiesen makroskopisch keine 
Anzeichen von Degeneration auf. 

Technik. 

Die Echinokokken verschiedenster GroBe und die Finnen wurden 
moglichst frisch den Schlachttieren entnommen und unerbffnet in die 
zur Hartung bestimmte 10-proz. Formalinlbsung gebracht und etwa 
24 Stunden darin belassen. Nach griindlichem WSssern wurden die 
Objekte, um ZerreiBungen der feineren Gewebe durch Diffusionsstrome 
moglichst zu vermeiden, allmahlich aus 30-proz. Alkohol in 96-proz. 
flbergefiihrt. Da sich von den nur in Paraffin eingebetteten Gewebs- 
stiicken, besonders der mit Finnen besetzten Muskulatur, nicht genugend 
feine Schnitte anfertigen lieBen, wandte ich die folgende Methode an: 
Die Praparate kommen aus dem 96-proz. Alkohol auf je 24 Stunden in 
absoluten Alkohol, eine Mischung von absolutem Alkohol und Schwefel- 
ather, eine dunne atherische Celloidinlbsung, Cedernol, und von dort er- 
folgt die iibliche Einbettung in Paraffin. Von derartig behandelten 
Stucken konnte ich ausreichend zarte Schnitte von 10 /u Dicke herstellen. 
Die Schnitte wurden auf erwarmtem Wasser ausgebreitet, auf Objekt- 
trBger flbertragen und auf dem Thermostaten getrocknet. 

Gefarbt habe ich die meisten Schnitte mit Hamatoxylin-Eosin. Ferner 
wandte ich die Methoden von M. Heidenhain, van Gieson und 
Giemsa (modifizierte Roman owski-Farbung) an. Die Darstellung 
eosinophiler Zellen gelang mir am besten in folgender Weise: Ich farbte 
mit Weigertschem Hamatoxylin etwa 25 Sekunden und diflferenzierte 
mit Salzsaurealkohol, bis das JPrBparat nur noch schwach blau erschien. 
Darauf lieB ich Eosin etwa 2 Minuten einwirken und extrahierte mit 
70-proz. Alkohol das uberschiissige Eosin bei standiger Kontrolle unter 
dem Mikroskop so lange, bis nur noch die acidophilen Granula eine tief- 
rote Farbung zeigten. 

Auf die Schilderung der grobanatomischen Verhaltnisse der unter- 
suchten Parasiten glaube ich verzichten zu konnen, da diese ja allgemein 
bekannt sind. 

Die Ergebnisse der mikroskopischen Untersuchungen habe ich im 
folgenden so wiedergegeben, wie ich sie bei der Mehrzahl der Praparate 
von den verschiedenen Typen gefunden habe, und die man daher als 
charakteristisch fflr die einzelnen Arten betrachten kann. Die Gattung 
des Wirtstieres sowie der Fundort des Parasiten bedingten nur un- 


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GasBe, Reaktion dee Tierkfirpers bei Einwauderung von Echinokokken etc. 39 


wesentliche Unterschiede ini Bau der Hiille. Die angefuhrten Befunde 
beziehen sich deshalb, wenn nichts Besonderes angegeben ist, gleich- 
maBig auf Echinokokken aus Lunge und Leber von Rind und Schaf. 

Fertile Echinokokken. 

Die Hiille der fertilen Echinokokken verschiedener GroBe zeigt einen 
sehr einfachen Aufbau. Sie besteht fast ausschlieBlich aus fibrillarem 
Bindegewebe, dessen Fasern konzentrisch, also parallel der Blasenwand 
angeordnet sind und meist etwas wellig verlaufen. 

An seinem inneren, d. h. dem Parasiten anliegenden Teile ist das 
Gewebe fast zellenlos. Nach auBen zu lagern sich allmShlich mehr und 
mehr Bindegewebszellen mit stabchen- und spindelformigen Kernen 
zwischen die Fibrillen (Fig. 1 c). Die auBersten Abschnitte weisen neben 
den spindelformigen Zellen solche mit runden und ovalen Kernen auf, 
die sich durch den verschiedenen Gehalt ihrer Kerne an Chromatin teils 
als Lymphocyten, teils als Fibroblasten zu erkennen geben. Eosinophile 
Zellen sind in den inneren Abschnitten der Kapsel gar nicht aufzufinden, 
in den RuBeren sind sie sehr sp&rlich vorhanden; vereinzelt liegen sie 
im benachbarten normalen Gewebe und enthalten teils nur einen, teils 
mehrere Kerne. Die der Hiille direkt anliegenden Teile des umgebenden 
Gewebes weisen nur geringe Y T eranderungen auf. In der Lunge zeigt 
sich nur eine geringe Kompression der Alveolen (Fig. 1 d ), wShrend 
bei der Leber eine leichte Verschiebung der Leberzellbalken zu konsta- 
tieren ist. Neugebildete BlutgefaBe und Gallengange finden sich in der 
auBeren Schicht der Kapsel nur in geringer Anzahl. An einzelnen 
Stellen ist eine schmale Zone der innersten Schicht in eine fast homo¬ 
gene, sich intensiver als die umliegenden Teile fSrbende Masse um- 
gewandelt, an der der fibrill£re Bau nur noch ganz undeutlich zu er¬ 
kennen ist; offenbar sind diese ^Lbschnitte der Nekrose anheimgefallen 
<Fig. 1 b). Mitten zwischen den Bindegewebsfasern liegen zuweilen kleine 
Nester von rundlichen Zellen. Das Alter der fertilen Echinokokken be- 
dingt nur insofern Unterschiede im Bau der Hiille, als mit hoherem Alter 
die Dicke der Faserschicht zunimmt, die Struktur im allgemeinen andert 
sich nicht. 

Bei solchen Blasenwiirmern, die nur wenige Skolices enthalten, konnte 
ich eine geringe Abweichung im Bau der Kapsel konstatieren. WShrend 
bei den vorher beschriebenen der Kernreichtum allm&hlich von innen 
nach auBen zunimmt, erscheint die Fibrill&rschicht hier in zwei deutliche 
Abschnitte getrennt, einen inneren ganz zellenlosen und einen SuBeren 
zellarmen. Die Grenze beider wird zuweilen dadurch noch schfirfer, daB 
an ihr Haufen von Rundzellen gelagert sind. Auch sieht man an einzelnen 
Stellen, daB die spindelformigen Bindegewebszellen und die Fibrillen ihre 
konzentrische Lage verlassen haben und auf die innere zellenlose, zum 
Teil auch nekrotische Schicht senkrecht gestellt sind. 

Sterile Echinokokken. 

Diejenigen Hiilsenwtirmer, bei denen weder makroskopisch noch 
mikroskopisch Brutkapseln und Skolices nachzuweisen sind, kbnnen ihrer 
Form nach in zwei groBe Gruppen getrennt werden. Ein Teil derselben 
zeigt eine vollkommen glatte Innenwand, w&hrend die iibrigen zahlreiche 
und mannigfaltige Ausbuchtungen aufweisen. Die mikroskopische Unter- 
suchung ergibt, daB diese beiden Gruppen eine ganz verschiedenartig 


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gebaute Hiille haben. Ich werde daher im folgenden jede der beiden 
sterilen Arten getrennt schildern. 

Glattwandige sterile Echinokokken. 

Bei dieser Form sind stets drei Schichten deutlich zu unterscheiden. 

1) Der Cuticula des Parasiten anliegend sieht man eine aus dicht 
aneinander gelagerten Bindegewebszellen bestehende Zone (Fig. 26). Die 
Zellen sind teils sternformig, teils spindelformig und besitzen einen ovalen, 
chromatinarmen, scharf konturierten Kern. Meist liegen sie regellos 
durcheinander, an manchen Stellen jedoch weisen sie eine bestimmte An- 
ordnung auf. Die spindelformigen Zellen stehen dann annahernd radiSr, 
d. h. senkrecht zur Echinokokkenmerabran. Zuweilen bestebt der der 
Parasitenhaut direkt anliegende Teil aus einer homogenen oder schwach 
gekornten, keine Kerne oder nur Kerntriimmer enthaltenden Masse, in 
die die benachbarten Zellen teilweise hineinragen. Den AbschluB der 
innersten Schicht nach auBen zu bildet meist eine mehr oder weniger 
dicke Lage Spindelzellen, die genau der Grenze parallel verlaufen. 
Zwischen ihnen sind vereinzelte Bindegewebsfibrillen nachzuweisen. An 
Stelle der zur Echinokokkenmembran senkrecht gestellten Spindelzellen 
liegen haufig einzeln oder in Reihen nebeneinander sehr groBe Zellen 
mit zahlreichen Kernen, die denselben Bau zeigen wie Fremdkorper- 
riesenzellen (Fig. 26). Sie haben annahernd kegelformige oder bienen- 
korbahnliche Gestalt. Die breite Basis ist der Parasitenhaut zugewandt. 
Die ziemlich chromatinarmen Kerne liegen im auBeren Abschnitt des 
Zelleibes entweder an der Peripherie entlang oder aber in Haufen zu- 
sammengeballt, immer jedoch so, daB der innere Teil der Zelle kernfrei 
bleibt. Ihre Zahl betragt nach meinen Zahlungen in jeder Zelle 25 bis 
75. Der kernfreie Teil des Zelleibes stellt eine sich blaB farbende, 
homogene Protoplasmamasse dar, die allmahlich mit der der benachbarten 
Zellen verschmilzt. Eosinophile Zellen finden sich in der innersten 
zellenreichen Schicht der Kapsel nur in maBiger Zahl und sind anscheinend 
ohne bestimmte Anordnung im Gewebe zerstreut. Nur in einigen Fallen 
habe ich gefunden, daB sie reihenweise zwischen den spindelformigen 
Zellen oder direkt unter der Echinokokkenwand liegen. Ihre Gestalt ist 
rundlich oder oval, sie scheinen jedoch ihre Form je nach ihrer Lage 
leicbt Sndern zu konnen. Ihr Inneres ist dicht angefullt mit intensiv 
rot gefarbten, stark lichtbrechenden Granulis, zwischen denen 2—4 dunkel 
gefarbte, runde Kerne etwas exzentrisch gelagert sind. 

2) Peripher von der oben beschriebenen liegt eine fast nur aus 
runden Zellen bestehende Zone (Fig. 2 c). Diese Zellelemente setzen 
sich aus drei verschiedenen Arten zusammen. Die Mehrzahl besitzt einen 
chromatinreichen, runden Kern und stellt offenbar emigrierte Lympho- 
cyten dar, wie sie sich in jungem Bindegewebe stets vorfinden. Eine 
andere Art, die einen groBen Prozentsatz der vorhandenen Zellen aus- 
macht, ist an ihren l&nglichen oder ovalen, blaB gefarbten, scharf kon¬ 
turierten Kernen als Fibroblasten zu erkennen. Am schwSchsten ver- 
treten ist meist die dritte Art, die eosinophilen Zellen. Sie liegen teils 
regellos zwischen den iibrigen zerstreut, teils in groBeren Gruppen bei- 
sammen. In einzelnen Fallen fand ich die Eosinophilen in solcher An- 
zahl, daB sie den groBten Bestandteil der mittleren Kapselschicht bildeten. 
Ganz vereinzelt sind auch polymorphkernige Leukocyten anzutreffen. 
Fibrillen sind in dieser mittleren Schicht nur in geringer Anzahl vor- 
handen. Riesenzellen sind nicht nachzuweisen. Die Dicke der Rund- 


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Gasse, Reaktion des Tierkorpers bei Einwanderung von Echinokokken etc. 41 


zellenschicht ist sehr wecliselnd. Bei ein und demselben Echinococcus 
besteht sie bald aus nur einer Reihe zelliger Elemente, bald bildet sie 
dicke Lagen, in denen 20 und mehr Zellen nebeneinander zu z&hlen sind. 

3) Die am weitesten nacli aufien liegende Zone setzt sich in der 
Hauptsache aus fibrillarem Bindegewebe zusammen (Fig. 2d), was be- 
sonders gut an den nach van Gieson gefarbten Praparaten zu sehen 
ist. Die Fasern haben einen leicht welligen Verlauf und sind im allge- 
meinen der Blasenwand parallel angeordnet, nur an den Stellen, wo das 
interstitielle Bindegewebe des Organs herantritt, andert sich die Faser- 
richtung, indem die Fibrillenbiindel in das benachbarte Gewebe ab- 
schwenken und ohne Unterbrechung in dasselbe iibergehen. Der Kern- 
gehalt dieser Schicht ist ein geringer. Die Kerne erscheinen scharf 
konturiert und sind oval, langgestreckt, spindelformig oder st&bchenfQrmig. 
Zwischen den Faserbiindeln liegen vereinzelt, reihenweise oder herdweise 
kleine dunkelgef&rbte Rundzellen. Eosinophile Leukocyten sind entweder 
gar nicht oder nur sehr sp&rlich vorhanden. 

An der Innenflkche der glattwandigen sterilen Echinokokken sind 
schon makroskopisch zahlreiche etwa stecknadelkopfgroBe, schwarzrote, 
erhabene Flecke zu bemerken. Es handelt sich, wie die histologische 
Untersuchung ergibt, um Ansammlung von Blut zwischen der inneren 
und mittleren oder innerhalb der inneren Kapselschicht. Die der Blutung 
benachbarten Zellen, besonders die in der nach innen abgedrangten 
Schicht befindlichen weisen Anzeichen von Nekrose auf, indem ihre Kerne 
in Zerfall begriffen sind. 

Wahrend die innere und mittlere Schicht bei Echinokokken ver- 
schiedenen Alters annahernd die gleiche Dicke aufweist, nimmt die &uBere 
mit hoherem Alter an Durchmesser bedeutend zu und iibertrifft die 
anderen um das Mehrfache. Es sind alsdann in ihr stets BlutgefkBe 
und bei Echinokokken der Leber auch Galleng&nge nachzuweisen. 

In dem benachbarten Gewebe finden sich sowohl in den grSBeren 
Blutgef&Ben als auch in den Kapillaren auffallend viele polymorphkernige 
Leukocyten, die sich durch ihren schwach rosa gefarbten Zelleib und 
ihren eigentiimlich gestalteten haufig hufeisenformigen Kern deutlich von 
den eosinophilen unterscheiden. Teilweise sind auch kleinere Blutungen 
im benachbarten Gewebe eingetreten. Um groBere und kleinere GefSBe 
herum liegen oft Haufen von Eosinophilen. 

Sterile Echinokokken mit ausgebuchteter Wand. 

Die im Folgenden beschriebenen Echinokokken zeigen im Aufbau 
ihrer Kapsel eine gewisse Aehnlichkeit mit den fertilen. Da jedoch in 
keinem Falle Brutkapseln oder Skolices aufzufinden waren, miissen sie 
den sterilen zugerechnet werden. Alle von mir untersuchten Echino¬ 
kokken dieser Art weisen denselben Bau auf, wenn auch das Alter und 
die GroBe einige Unterschiede in bezug auf die Dicke der verschiedenen 
Gewebsarten bedingen. Mehrere kleine Hulsenwiirmer hatten makro¬ 
skopisch das Aussehen eines Echinococcus alveolaris; die genauere 
Untersuchung ergab jedoch stets, daB die einzelnen, teilweise nur 1 mm 
groBen BlSschen untereinander und mit einer grdBeren Blase in Ver- 
bindung standen, daB sie also keine Abscbnilrungen, sondern nur Aus- 
buchtungen eines unilokul&ren Echinococcus darstellten. 

Die Hulle l&Bt stets zwei verschiedene Schichten deutlich erkennen, 
eine innere zellarme und eine auBere, vorwiegend aus zelligen Elementen 
zusammengesetzte. 


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Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 55. Heft 1. 


Der Parasitenmembran zunachst liegt eine Zone, die aus einer fast 
homogenen, schwachkornigen Masse besteht. Stellenweise, besonders nach 
auBen zu, ist eine fibriliare Struktur schwach angedeutet. Durch die 
van Gieson-Farbung sind vereinzelte Bindegewebsfasern in ihr nach* 
zuweisen; diese haben meist keinen bestimmten Verlauf, sondern sckeinen 
regellos angeordnet zu sein. Kerne fehlen entweder ganz oder es sind 
nur noch Triimmer davon vorhanden. Die Dicke dieser inneren Schicht 
ist sehr wechselnd, bald bildet sie nur einen schinalen Saum, bald stellt 
sie den groBten Bestandteil der Wand dar. Die durch die Ausbuchtungen 
der Wand gebildeten, in das Innere der Blasen vorspringenden Leisten 
bestehen fast ausschlieBlich aus dem eben beschriebenen Gewebe, in 
ihrem Inneren liegen einzelne Ziige wohl erhaltener Fibrillenbundel. 
Inmitten der innersten Schicht, meist direkt an der Blasenwand, finden 
sich Zellenanhaufungen, die gegen die Umgebung scharf abgesetzt sind 
(Fig. 3 b). Diese Zellen sind groBtenteils in Zerfall begriffen, teils weisen 
sie nur noch Kerntriimmer auf, teils sind die Kerne ganz verschwuuden. 
Bei der Untersuchung mit Oelimmersion zeigt sich, daB es sich urn 
eosinophile Leukocyten handelt. Die Granula, deren Affinitat zum Eosin 
mehr oder weniger nachgelassen hat, liegen noch um die zerfallenen 
Kerne angehauft. Auch in den Fallen, wo die Zellkerne gar nicht mehr 
nachzuweisen sind, liegen die Granula meist noch in Haufchen bei- 
sammen. In ein und demselben Gesichtsfeld sieht man oft alle Stadien 
des Zerfalls nebeneinander, von der intakten Zelle bis zu einer nur 
noch undeutlich kornigen, schwach eosinophilen Masse. Wie schon oben 
gesagt, sind diese nekrotischen Zellhaufen gegen die Umgebung scharf 
abgesetzt. Stellenweise stoBen sie direkt an die im folgenden beschriebene 
auBere Schicht der Kapsel an (Fig. 3). 

Die peripher gelegene Zone besteht zum groBten Teil aus zelligen 
Elementen, und zwar sind dies Bindegewebszellen (Fibroblasten), Rund- 
zellen und eosinophile Leukocyten. Das Mengenverhaltnis dieser Zell- 
arten ist sehr wechselnd, bald beherrschen die Rundzellen und eosino¬ 
philen Leukocyten das Bild, bald setzt sich die auBere Schicht fast 
ausschlieBlich aus Bindegewebszellen zusammen. In letzterem Falle sind 
auch reichliche Fibrillenbundel nachzuweisen (Fig. 3 d). Nach der Innen- 
seite zu liegt fast immer eine Lage spindelformiger Zellen, die entweder 
konzentrisch angeordnet oder auf die innere Schicht senkrecht gestellt 
sind (Fig. 3c). Besonders groBe Ansammlungen von Rundzellen und 
Eosinophilen sind meist an den Stellen vorhanden, wo sich zwischen 
zwei Ausbuchtungen die Kapsel nach dem Inneren der Blase vorschiebt. 
Der Uebergang von der inneren zur auBeren Schicht findet selten all- 
mahlich statt, und zwar nur in solchen Fallen, wo die fibriliare Struktur 
der inneren Zone noch deutlich erhalten ist. Es lagern sich alsdann 
nach auBen zu mehr und mehr zellige Elemente zwischen die Fasern, 
so daB schlieBlich die Zellen an Zahl iiberwiegen und so die auBere 
Schicht entsteht, ein Aufbau der Kapsel, wie ich ihn bei fertilen Echino- 
kokken stets gefunden habe. Meistens besteht eine scharfe Grenze 
zwischen den beiden Schichten. Die Spindelzellen der auBeren Zone 
sind in den meisten Fallen annahernd senkrecht zur Blasenwand ge- 
richtet, sie schieben sich teilweise in die nekrotisclie innere Zone hinein 
und scheinen sich in ihr aufzulosen. Zwischen ihnen findet man ver¬ 
einzelte Riesenzellen gelagert, die aber nicht immer die regelmaBige 
Form besitzen wie die frtiher beschriebenen. Bald sind sie langgestreckt, 
bald kegel-, bald blaschenformig. Ihre Kerne scheinen mit Vorliebe im 


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Gasse, Reaktion des Tierkorpers bei Einwanderung von Echinokokken etc. 43 


aufieren Abschnitt zu liegen. In etwas groBerer Anzahl sind die Riesen- 
zellen dort vorhanden, wo die auBere Schicht direkt an die Haufen von 
zerfallenen eosinophilen Zellen anstoBt (Fig. 3). 

Das an die Echinococcus-Kapsel anstoBende Gewebe zeigt ini 
allgemeinen wenig Veranderungen. In der Lunge findet man die Alveolen 
in ihrer Form verandert; sie sind seitlich zusammengedrangt, so daB sie 
hSufig nur noch als schmale, der Parasitenmembran parallel verlaufende 
Spalten erscheinen. Am Lebergewebe ist zuweilen nur eine geringe Ver- 
schiebung der Zellbalken zu konstatieren. Um die kleinsten BlutgefaBe 
und Bronchiolen bezw. die kleinen GallengSnge herum ist stets eine 
Ansammlung von Rundzellen und eosinophilen Leukocyten anzutreffen 
(Fig. 3g). Letztere sind haufig in der Mehrzahl. Ferner finden sich in 
der Leber mitten im Gewebe zuweilen kleine Haufen von polymorph- 
kernigen Leukocyten. 

Finnen. 

Wie schon friiher gesagt, stellte ich meine histologischen Studien 
nur an solchen Finnen an, bei denen makroskopisch noch keine Anzeichen 
von Degeneration bemerkbar waren, d. h. deren Hiille noch glasig durch- 
scheinend war. Der eingestiilpte Kopf und die Schwanzblase waren in 
jedem Falle vollig intakt. 

Die um den Cysticercus inermis gebildete Kapsel setzt sich 
aus Bindegewebszellen, Fibrillen, Rundzellen und eosinophilen Leuko¬ 
cyten zusammen. Das Verhfiltnis dieser Gewebsbestandteile zueinander 
ist sehr wechselnd. An jeder Stelle der Wand ist das fibrillare Binde- 
gewebe in groBerer oder geringerer Menge vorhanden (Fig. 4b). Es 
bildet zuweilen an einzelnen Abschnitten, und zwar sind dies stets nur 
die LSngswande des Finnenbalges, den alleinigen Bestandteil. Man sieht 
sodann der Finnenhaut direkt anliegend und parallel zu ihr verlaufend 
eine mehr oder weniger dicke Lage von Fibrillenbfindeln, zwischen denen 
spindelund stfibchenformige Kerne gelagert sind. Dieses Bindegewebe 
geht stets ohne Unterbrechung in das intermuskulare fiber. Nach den 
Polen der Finnen zu lagern sich innen mehr und mehr rundliche oder 
spindelformige Bindegewebszellen an die Fasern an. Wahrend diese Zellen 
zuerst eine der Blasenwand ungefahr parallele Richtung aufweisen, nehmen 
sie allmahlich eine mehr senkrechte Stellung ein. Teilweise ist auch eine 
bestimmte Anordnung nicht zu erkennen. An den Polen selbst bilden 
die Bindegewebszellen in der Regel dicke Lager. Zwischen den Binde¬ 
gewebszellen und der Finnenwand liegt haufig eine homogene oder un- 
deutlich gefaserte Masse, die ein Produkt der Zellen darzustellen scheint, 
also wohl als neugebildetes Bindegewebe aufzufassen ist. Die in der 
Kapsel vorhandenen Rundzellen haben ihren Sitz meist auBerhalb der 
fibrillSren Schicht, und zwar finden sie sich an den Stellen in groBerer 
Zahl, wo das lockere intermuskulare Bindegewebe an die Finne lieran- 
tritt. Verschiedentlich liegt auch inmitten der Fibrillenbflndel und 
zwischen diesen und der inneren Zellschicht eine Ansammlung von Rund¬ 
zellen, und zwar dann auch vorzugsweise an den Polen der Finne. An 
denselben Stellen wie die Rundzellen sind im allgemeinen auch die 
eosinophilen Leukocyten anzutreffen. In den Maschen des fibrillaren 
Bindegewebes verfindern sie ihre Form und erscheinen mehr oder weniger 
langgestreckt. Beide Zellarten sind bald in gleicher Menge untereinander 
gemischt, bald fiberwiegt die eine oder andere Sorte an Zahl. Vereinzelte 
eosinophile Zellen fand ich stets im intermuskularen Bindegewebe, nicht 


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Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 55. Heft 1. 


nur in unmittelbarer N&he des Parasiten, sondern auch weiter davon ent- 
fernt. In dem freien Raum zwischen Finnenhaut und Kapsel liegt haufig 
eine einfache Schicht eosinophiler Zellen, denen einzelne groBe, einkernige 
Leukocyten beigemischt sind. Einen besonderen Bau zeigt die Kapsel 
an der Stelle, wo der Hals der Finne in die Schwanzblase flbergeht. 
Hier erfahrt nicht nur das Lager von Rundzellen und Eosinophilen eine 
starke Verbreiterung (Fig. 4 c), sondern auch die innere, vorzugsweise 
aus j ungen Bindegewebszellen bestehende Schicht ist erheblich verdickt 
(Fig. 4 d). Die frei zwischen Wand und Kapsel liegenden eosinophilen 
Leukocyten sind vielfach vermehrt und sind auch in den durch den ein- 
gestulpten Hals gebildeten Falten anzutreffen (Fig. 4 f). In einem Falle 
fand ich am Pole einer Finne in dem freien Raum des Balges gelegen 
eine groBe Masse im Zerfall begriffener eosinophiler Leukocyten. Es 
bietet sich hier dasselbe Bild dar, wie ich es friiher in der Echinokokken- 
wand gesehen habe. Neben noch vbllig intakten Zellen liegen einzelne, 
deren Kerne zerbrockelt erscheinen, bei anderen sind nur noch Spuren 
der Kernsubstanz nachzuweisen, wahrend die Mehrzahl sich nur noch 
als Haufen von mehr oder weniger stark gefarbten Kornchen zu er- 
kennen gibt. Riesenzellen waren in keiner einzigen Finnenkapsel nach¬ 
zuweisen. 

Znsammenfassung. 

Die Ergebnisse meiner Untersuchungen seien im folgenden noch 
einmal kurz wiedergegeben: 

Die Hulle der fertilen Echinokokken besteht in der Haupt- 
sache aus fibriliarem Bindegewebe, dessen innerste Zone zum Teil 
nekrotisch ist. Der Zellengehalt dieses Gewebes nimmt von innen nach 
auBen allm&hlich zu. Die auBere Begrenzung bildet eine aus j ungen 
Bindegewebszellen und Rundzellen bestehende Schicht. Eosinophile 
Leukocyten sind in der Kapsel der fertilen Echinokokken nur in geringer 
Menge anzutreffen. Das dem Parasiten benachbarte Gewebe des be- 
treffenden Organes ist wenig verandert. 

Die sterilen Echinokokken lassen sich nach ihrer Form und 
dem Bau ihrer Umhiillung in 2 Gruppen einteilen, solche mit glatter 
Wand und solche mit Ausbuchtungen. 

Die Kapsel der sterilen Echinokokken mit glatter Wand laBt 
3 Schichten erkennen. Innen liegt eine aus stern- oder spindelformigen 
Zellen bestehende Zone. Die Spindelzellen sind meist senkrecht zur 
Parasitenwand gestellt. An ihrer Stelle finden sich zuweilen auch 
Riesenzellen, deren Kerne vorwiegend im auBeren Abschnitt gelagert 
sind. Eosinophile Zellen sind den tibrigen nur in geringer Zahl und 
scheinbar ohne bestimmte Anordnung beigemischt. Nach auBen zu folgt 
eine vorwiegend aus rundlichen Zellen zusammengesetzte Schicht. Es 
sind dies kleine Rundzellen mit chromatinreichen Kernen; Fibroblasten 
und eosinophile Leukocyten. Das Mengenverhaltnis dieser 3 Zellarten 
ist sehr wechselnd, meist iiberwiegen die kleinen Rundzellen. Zuweilen 
sind einzelne Bindegewebsfasern zwischen den zelligen Elementen nach¬ 
zuweisen. Den auBeren AbschluB der Kapsel bildet eine Lage fibrillaren 
Bindegewebes mit geringem Kerngehalt. Die einzelnen Fasern sind im 
groBen und ganzen konzentrisch angeordnet. Zwischen ihnen liegen 
stellenweise kleine Gruppen von dunkelgef&rbten Rundzellen. Die Zahl 
der eosinophilen Leukocyten ist in dieser Schicht gering. Im benach- 
barten Gewebe sind vereinzelt kleine Blutungen vorhanden. 


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Gas8e, Reaktion des Tierkorpers bei Einwanderung von Echinokokken etc. 45 


Bei den sterilen Echinokokken mit ausgebuchteterWand 
ist die innere Schicht der Hiille arm an Kernen. Sie besteht aus einer 
fast homogenen, schwach kornigen Masse, die hin und wieder noch eine- 
fibrillfire Struktur erkennen lfiBt. In ihr liegen haufig groBe Massen in 
Zerfall begriffener eosinophiler Zellen. Die peripher gelegene Zone 
setzt sich aus Bindegewebszellen (Fibroblasten), Rundzellen und eosino- 
philen Leukocyten zusammen, zwischen denen Fibrillenbfindel in wechseln- 
der Menge vorhanden sind. Stellenweise herrschen die eosinophilen und 
Rundzellen vor, besonders an solchen Stellen, wo sich zwischen 2 Aus- 
buchtungen die Kapsel in Form einer Leiste in das Innere der Blase 
verschiebt. An der Grenze beider Schichten finden sich hfiufig senk- 
recht gestellte Spindelzellen und zwischen ihnen hier und da Riesen- 
zellen. Das an die Kapsel anstoBende Lungen- und Lebergewebe ist 
wenig ver&ndert. Um die kleinsten BlutgefaBe und Bronchiolen bezw. 
die kleinen Gallengange herum liegen Haufen von Rundzellen und eosino¬ 
philen Leukocyten. 

Die in der Muskulatur des Rindes gelegenen Finnen sind von drei 
verschiedenen Schichten umgeben. Die innerste besteht vorwiegend aus 
rundlichen Oder spindelffirmigen Bindegewebszellen, welche nach den 
Polen zu allm&hlich eine annfihernd radifire Stellung einnehmen. Die 
mittlere Schicht wird von einer mehr Oder weniger dicken Lage fibrillaren 
Bindegewebes dargestellt, dem sich auBen als dritte Schicht Rundzellen 
und eosinophile Leukocyten anlagern. W&hrend an den Lfingsseiten das 
fibrillfire Gewebe zuweilen den einzigen Bestandteil der Wand bildet, 
sind die fibrigen Elemente an den Polen der Finne und an der Stelle, 
wo der Hals in die Schwanzblase iibergeht, stark vermehrt. Rundzellen 
und eosinophile Leukocyten finden sich an diesen Stellen auch inmitten 
des fibrillaren Bindegewebes und zentralwarts von ihm. In dem freien 
Raum zwischen der Finnenhaut und der Kapsel sind meist eosinophile 
und groBe einkernige Leukocyten anzutreffen. Einzelne der ersteren 
wurden auch in den Falten des eingestiilpten Halses gefunden. Im be- 
nachbarten intermuskuiaren Bindegewebe ist eine geringe Eosinophilie 
beobachtet worden. 

Kritische Betrachtungen. 

Von den Abhandlungen fiber den Bau der Hfille des unilokularen 
Echinococcus sind am bemerkenswertesten die in den letzten Jahren 
erschienenen Arbeiten von Lichtenheld (26), bezw. Joest und 
Felber (16). Diese Autoren gelangen jedoch in mancher Hinsicht zu 
ganz verschiedenen Resultaten. Eine Erklfirung daffir lieBe sich vielleicht 
in dem Umstande vermuten, daB sie ihre Untersuchungen an verschieden 
grofien Hfilsenwfirmern vorgenommen haben. Wfihrend Joest und 
Felber nur erbsen- bis haselnuBgroBe Echinokokken untersuchten und 
bei diesen zwischen fertilen und sterilen unterschieden, gibt Lichten¬ 
held an, daB er bei Echinokokken unter WalnuBgroBe kein genaues 
Urteil fiber die Fertilitfit hat fallen kfinnen. Seine Forschungen stellt 
er daher in der Hauptsache an groBeren Parasiten an. Den Aufbau 
der Hfille von sterilen Blasen beschreibt Lichtenheld annfihernd 
ebenso wie Joest und Felber, bei fertilen dagegen sind die Forscher 
zu ganz verschiedenen Resultaten gelangt. Lichtenheld stellt wesent- 
liche Unterschiede zwischen den Hfillen der sterilen und fertilen Blasen 
fest, Joest und Felber dagegen schildern beide Arten mit annfihernd 
gleichem Bau. Nach meinen Befunden muB ich mich in diesem Falle 


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Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 55. Heft 1. 


Lichtenheld anschlieBen. Unter anderem bestreiten Joest und 
Felber das Vorkommen von Riesenzellen bei sterilen Echinokokken, 
bei fertilen sollen sie gefunden worden seiu. 

Ich habe dagegen ebenso wie Lichtenheld Riesenzellen nur bei 
sterilen Blasen angetroffen, niemals aber bei fertilen. Die sterilen 
Echinokokken mit gebuchteter Wand, die ich ihrer Struktur nach 
als eine besondere Art bezeichnen zu mussen glaube, haben weder 
Lichtenheld noch Joest und Felber erwahnt. Wahrend Lichten¬ 
held iiber eosinophile Zellen in der Kapsel keine Angaben macht, 
sagen Joest und Felber, daB sie dieselben in alien Fallen gefunden 
haben, stets jedoch nur in geringer Zalil. Ich sah eosinophile Leuko- 
cyten allerdings auch in jedem Falle, haufig waren sie aber so zahlreich, 
daB sie einen wesentlichen Bestandteil der Wand bildeten. Auch die 
von rair beschriebenen Haufen im Z erf all begrilfener eosinophiler 
Zellen sind von den genannten Autoren nicht erwdhnt worden. 

Die Frage, weshalb der Tierkorper in so verschiedener Weise auf 
die Einwanderung von Parasiten reagiert, ist schon von vielen Forschern 
zu beantworten versucht worden. Handelt es sich um Schmarotzer, 
welche durch Wanderungen in den Organen der Wirtstiere zur Zerstorung 
von Gewebe und zu Blutungen AnlaB geben, so ist das Auftreten einer 
Entzundung init anschlieBender Bindegewebsneubildung leicht zu erklaren. 
In neuerer Zeit haben sich eine ganze Anzahl Forscher mit derartigen 
Untersuchungen befaBt, unter anderen Seiler (39), Durbeck (6), 
Jaeger (15), Folger (10). Bei solchen Parasiten dagegen, welche 
grobe mechanische Insulte nicht verursachen, drangt sich die Frage auf, 
welches Moment die Bindegewebsneubildung bewirkt. Wie von zahl- 
reichen Autoren festgestellt ist [Marchand (27), Langhans (23), 
Baumgarten (2) Kopec (20), Naegeli (31)], kommt es um Fremd- 
korper, welche in den Tierkorper gelaugt sind, stets zur Bildung von 
Riesenzellen. Man konnte daher vermuten, daB die Echinokokken, in 
deren Nahe sich Riesenzellen tinden, als einfache Fremdkorper auf die 
Gewebe eingewirkt haben. Der Umstand jedoch, daB die Kapsel der 
Echinokokken je nach der Beschaffenheit des Parasiten selbst einen sehr 
verschiedenen Bau zeigt, zwingt zu der Annahme, daB irgend welche 
Stoffwechselprodukte des Schmarotzers den Reiz fur die Gewebsneubildung 
darstellen. Hiermit im Einklang steht auch die Beobachtung, daB sich 
stets eosinophile Zellen in der Nachbarschaft vortinden. Es kann nach 
den zahllosen Untersuchungen von Klein (19), Piotrowski und 
Zalewski (37), Bettmann (3), Wagner (43), Angeloff (1), 
Schiitz (40), Folger (10), Joest und Felber (16) heute keinem 
Zweifel mehr unterliegen, daB lokale Eosinophilie mit seltenen Ausnahmen 
nur dort im Gewebe vorkommt, wo tierische Parasiten ihren Sitz haben. 
Welcher Art die von den Schmarotzern abgegebenen wirksamen Stoffe 
sind, ist noch nicht festgestellt, eine direkte Giftwirkung kommt nach 
den sorgfiiltigen Untersuchungen von Joest (17) nicht in Frage. Ueber 
den Ursprungsort der eosinophilen Zellen sind die Ansichten auch noch sehr 
geteilt, wahrend Ehrlich (8), Wagner (43), Piotrowski und Za¬ 
lewski (37) u. a. sie im Knochenmark entstehen lassen, tritt Klein (19) 
fiir eine lokale Entstehung ein. Mit den verschiedenen Zellarten, die 
sich im neugebildeten Bindegewebe vorfinden, hat sich eine ganze Reihe 
von Autoren eingehend befaBt. Die von Ehrlich (9), Westphal (45), 
Hoffmann (14), Un n a (42), Maximow (29,30), v. Marschalko (28), 
Pappenheim (36) dariiber angestellten Untersuchungen haben aber 


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Gasse, Reaktion des Tierkorpers bei Einwanderung von Echinokokken etc. 47 


nicht immer zu denselben Resultaten gefiihrt. Mehrfach scheinen auch 
die einzelnen Forscher dieselbe Zellart mit verschiedenen Namen belegt 
oder aber einen Namen fur verschiedene Zellarten verwendet zu haben. 
Vollstandige Klarheit ist jedenfalls auf dieseni Gebiet noch nicht ge- 
schaffen. Ich bin daher auf die feinere Struktur der Zellen des j ungen 
Gewebes nicht naher eingegangen, zumal dies nicht unmittelbar in den 
Rahmen meiner Arbeit gehort. 

Schlufistttze. 

Die Resultate meiner Untersuchungen will ich in folgende Satze 
kurz zusammenfassen: 

Der Tierkorper umgibt die eingewanderten Echinokokken und Fiuueu 
mit einer bindegewebigen Hiille. 

Je nach der Beschaffenheit des Parasiten ist die Hiille verschieden 
gebaut. 

Die fertilen Echinokokken sind fast nur von fibrillarem Bindegewebe 
umgeben. 

Die sterilen Echinokokken mit glatter Wand haben eine dreifaclie 
Kapsel: Innen junge Bindegewebszellen, dann Rundzellen, aufien fibrillares 
Bindegewebe. 

Die Hiille der sterilen Echinokokken mit ausgebuchteter Wand ist 
der der fertilen ahnlich, aber reicher an Rundzellen. 

Der Finnenbalg besteht aus denselben Gewebselementen wie die 
Echinokokkenkapsel. 

Riesenzellen finden sich nur bei sterilen Echinokokken, bei fertilen 
Echinokokken und Finnen dagegen nie. 

Die Hiille der Echinokokken und Finnen enthalt eosinophile Leuko- 
cyten in wechselnder Menge. Bei fertilen Hiilsenwiirmern ist ihre Zalil 
gering. Die eosinophilen Zellen gehen bei sterilen Echinokokken und 
Finnen zuweilen, in grofien Haufen beisammenliegend, zugrunde. 


Iiiteratur. 

1) Angeloff, Die grauen durchscheinenden Knotchen in den Pferdelungen und ihre 
Beziehungen zu aer Rotzkrankheit. (Arch. f. wissenschaftl. u. prakt. Tierheilk. 
Bd. 34. 1908.) 

2) Baumgarten, Zur Tuberkulosenfrage. (Centralbl. f. d. nied. Wisseuschaften. 
Jahrg. 16. 1878.) 

3) Bettmann, Die praktische Bedeutung der eosinophilen Zellen. (Volkmanns 
Samml. klin. Vortr. Serie 9. 1899—1900. No. 266.) 

4) Birch-Hirschfeld, Lehrb. d. pathol. Anatomie. 

5) Bollinger, Echinococcus multilocularis in der Leber des Rindes. (Dtsche Zeit- 
schrift f. Tiermed. u. vergl. Pathol. Bd. 2. 1876.) 

6) Diirbeck, Die Hepatitis cysticercosa des Schweines. (Monatsh. f. prakt. Tier¬ 
heilk. Bd. 10. 1899.) 

7) Ebhardt, Untersuchungen iiber das Vorkommen und die Bedeutung lokaler 
Eosinophilie bei tierisch-parasitaren Organerkrankungen. (Dtsche tierarztl. Wochen- 
schrift. 1909. No. 12 u. 13.) 

8) Ehrlich, Methodologische Beitrage zur Physiologie und Pathologie der ver¬ 
schiedenen Formen der Leukocyten. (Zeitschr. f. klin. Med. Bd. 1. 1880.) 

9) — —, Beitrage zur Kenntnis der granulierten Zellen. Farbenanalytische Unter- 
suchungen zur Histologie und Klinik des Blutes. 1. Teil. 1891. 

10) Folger, Ueber lokale Eosinophilic bei zooparasitaren Leiden. (Zeitschr. f. In- 
fektionskrankh., parasitare Krankh. u. Hyg. d. Haustiere. Bd. 4. 1908.) 


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Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 55. Heft 1. 


11) Gerlach, 2. Jahreeber. d. Kgl. Tierarzneischule zu Hannover. 1870. 

12) Guillebeau, Zur Histologie dee multilokularen Echinococcus. (Vircho we Arch. 
Bd. 119. 1890.) 

13) Harms, 4. Jahreeber. d. Tierarzneischule zu Hannover. 1872. 

14) Hoffmann, Ueber dae Myelom. Zugleieh ein Beitrag zur Plasmazellenfrage. 
(Zieglers Beitr. zur pathol. Anat. u. allgem. Pathol. Bd. 35. 1904.) 

15) Jaeger, Ueber die Bindegewebswucherung in der Rinderleber bei Distomatose. 
(Arch. f. wissenschaftl. u. prakt. Tierheilk. Bd. 32. 1900.) 

16) Joest u. Felber, Ueber lokale Eosinophilie in der Leber der Haustiere. (Zeit- 
schrift f. Infektionskrankh., parasitare Krankh. u. Hvg. d. Haustiere. Bd. 4. 
1908.) 

17) Joest, Studien iiber Echinokokken- und Cysticerkenflfissigkeit. (Zeitechr. f. In¬ 
fektionskrankh., parasitare Krankh. u. Hyg. <3. Haustiere. Bd. 2. 1907.) 

18) Kitt, Lehrb. d. pathol. Anatomie d. Haustiere. 3. Aufl. Bd. 1. 

19) Klein, Die Herkunft und die Bedeutung der Eosinophilie der Gewebe und des 
Blutes. (Centralbl. f. inn. Med. Jahrg. 20. 1899.) 

20) Kopec, Experimentelle Untersuchungen iiber die Entstehung der tuberkelahnlichen 
Gebilde in der Bauchhohle von Meerschweinchen unter Einwirkung von Fremd- 
korpern. (Zieglers Beitr. z. pathol. Anat. u. allgem. Pathol. Bd. 35. 1904.) 

21) Kriickmann, Ueber Fremdkorpertuberkulose und Fremdkorperriesenzellen. 
(Virchows Arch. Bd. 138. 1894.) 

22) Kfichenmeister, Die tierischen Parasiten des Menschen. 2. Aufl. 

23) Langhans, Beobachtungen iiber Resorption der Extravasate und Pigmentbildung 
in denselben. (Virchows Arch. Bd. 49. 1870.) 

24) Lehne, Ueber seltene Lokalisation dee unilokularen Echinococcus beim Menschen 
nebst Bemerkungen iiber die durch den Echinococcus hervorgebrachten histologischen 
Veranderungen. (Arch. f. klin. Chir. Bd. 52.) 

25) Leuckart, Die Parasiten des Menschen und die von ihnen herruhrenden Krank- 
heiten. 2. Aufl. Bd. 1. Abt. 1. 

26) Lichtenheld, Ueber Fertilitat und Sterilitat der Echinokokken bei Rind, Schwein, 
Schaf und Pferd. (Centralbl. f. Bakt. etc. Abt. I. Orig. Bd. 36 u. 37. 1904.) 

27) Marchand, Ueber die Bildungsweise der Riesenzellen um Fremdkorper. (Virchows 
Arch. Bd. 93. 1883.) 

28) v. Marschalkd, Ueber die sogenannten Plasmazellen, ein Beitrag zur Kenntnis 
der Herkunft der entziindlichen Infiltrationszellen. (Arch. f. Dermatol, u. Syph. 
Bd. 30. 1895.) 

29) Maxi mow, Ueber entziindliche Bindegewebsneubildung bei der weiSen Ratte und 
die dabei auftretenden Veranderungen der Mastzellen und Fettzellen. (Zieglers 
Beitr. z. pathol. Anat. u. allgem. Pathol. Bd. 35. 1904.) 

30) -, Experimentelle Untersuchungen iiber die entziindliche Neubildung von Binde- 

gewebe. (5. Supplemen theft zu Zieglers Beitr. 1902.) 

31) Naegeli, Ueber den Einflufi der Pilze auf die Bildung von Riesenzellen mit wand- 
standigen Kemen. (Arch. f. experim. Pathol, u. Pharmakol. Bd. 19. 1885.) 

32) Naunyn, Entwickelung des Echinococcus. (Arch. f. Anat. u. Physiol. 1862.) 

33) Orth, Lehrb. d. pathol. Anatomie. Bd. 1. 

34) Ostertag, Ueber den Echinococcus multilocularis bei Rindern und Schweinen. 
(Dtsche Zeitschr. f. Tiermed. u. vergl. Pathol. Bd. 17. 1891.) 

35) -, Handb. d. Fleischbeschau. 4. Aufl. 1902. 

36) Pappenheim, Wie verhalten sich die Unnaschen Plasmazellen zu Leukocyten? 
(Virchows Arch. Bd. 165 u. 166. 1901.) 

37) Piotrowski u. Zalewski, Zur Frage fiber die Eosinophilie. (Centralbl. f. inn. 
Med. Jahrg. 20. 1899.) 

38) PosBelt, Zur pathologischen Anatomie des Alveolarechinococcus. (Centralbl. f. 
inn. Med. Jahrg. 21. 1900.) 

39) Seiler, Ein Beitrag zur Hepatitis cysticercosa des Schweines. (Arch. f. wissen¬ 
schaftl. u. prakt. Tierheilk. Bel. 30. 1904.) 

40) Schfitz, Bemerkungen zu der Arbeit fiber „Die grauen durchscheinenden Knotchen 
in den Pferdelungen und ihre Beziehungen zur Kotzkrankheit“. (Arch. f. wissen¬ 
schaftl. u. prakt. Tierheilk. Bd. 34. 1908.) 

41) Tschmarke, Ein Beitrag zur Histologie des Echinococcus multilocularis. [Inaug.- 
Dis8.1 Freiburg 1891. 

42) Unna, Ueber Plasmazellen, insbesondere beim Lupus. (Monatahefte f. prakt. 
Dermatol. Bd. 12. 1891.) 

43) Wagner, Zur Frage der eosinophilen Leukocvtose bei Echinococcus der inneren 
Organe. (Centralbl. f. inn. Med. Jahrg. 29. 19<J8.) 

44) Wechselmann, Beitrage zur Lehre der Echinokokkenkrankheit. 1885. 


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Centralhlatt fur Bakfenologic . Abt. /. Orig. Bd. 55 


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Fig. 1. 




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Fig. 2. 


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Verlag von 

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Gasse , Lokale Reaktion des Tierkorpers. 


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Fig. 3. 



Fig. 4. 


ischer in Jena. 


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Ghedini u. Zamorani, Vereuche fiber Anaphylaxie. 


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45) Westphal, Ueber Maatzellen. Farbenanalytische Untereuchungen zur Histologie 
und Klinik des Blutes. 1. Teil. 1891. 

46) Ziegler, Lehrb. d. pathoL Anatomie. 5. Aufl. Bd. 2. 

47) Ziirn, Die tierischen Parasiten unserer Haussiiugetiere. 2. Anil. 


Erkl&run? der Abbildungen. 

Fig. 1. Fertiler Echinococcus, a Cuticula des Parasiten, b nekrotische Schicht 
der Wand, c Fibrillenechicht, d Lungengewebe, teilweise komprimiert. 

Fig. 2. Steriler Echinococcus mit glatter Wand, a Cuticula, b Riesen- und 
Spindelzellen, c Rundzellen, d fibrillares Bindegewebe, e Lungengewebe. 

Fig. 3. Steriler Echinococcus mit gebuchteter Wand, a Cuticula, b zerfallende 
eosinophile Leukocyten, c senkrecht gestellte Spindel- und Riesenzellen, d fibrillares 
Bindegewebe, e Rundzellen und eosinophile Leukocyten, / Lebergewebe, g Ansammlung 
von Rundzellen und Eosinophilen um Gallengange herum. 

Fig. 4. Langsschnitt durch eine Rindernnne. a Muskelfasern (schrag geschnitten), 
b fibrillares Bindegewebe, e Rundzellen und eosinophile Leukocyten, d senkrecht gestellte 
Spindelzellen, e Uebergang des Finnenhalses in die Schwanzblase, / eosinophile Zellen. 


Nachdruck verboien. 

Versuche liber die durch helminthische Produkte hervor- 

gerufene Anaphylaxie. 

I. Anaphylaxie durch Echinococcusgifte. 

fKgl. med. Klinik von Genua (Direktor: Prof. E. Maragliano).] 
Von Prof. G. Ghedini, aiuto, und Zamorani, laureando. 

Es wurde von einem von uns (Ghedini) ein Untersuchungsplan 
aufgestellt zu folgendem Zwecke: 

1) Ob es bei Menschen und Saugetieren, die an verschiedener Hel¬ 
minthiasis leiden, mOglich ware, Erscheinungen von Allergie und Anaphy¬ 
laxie nachzuweisen. 

2) Ob man solche Erscheinungen bei Tieren kOnstlich hervorrufen kann. 

Die Nachforschungen sind schon seit raehreren Monaten begonnen 

worden, und es sind schon viele Beobachtungen liber die Erscheinungen 
gemacht worden. In dieser ersten Verdffentlichung teilen wir die ge- 
fundenen Resultate der verschiedenen Experimentiergruppen mit: 

1) Erreicht man bei mit der Fltlssigkeit Hydatidea echinococcica 
behandelten Tieren einen Status von Anaphylaxie, wenn man ihnen auf- 
einanderfolgende Einspritzungen der genannten FlUssigkeit macht? 

2) Kann man, wenn Tiere mit der Hydatidea echinococcica-Fliissigkeit 
behandelt worden sind, Anaphylaxie zeigen, die hervorgerufen ist durch 
aufeinanderfolgende Einspritzungen des Serums, das wir anaphylaktisches 
im Vergleich zum Liquid, echinococcicum benennen wollen? 

3) Zeigen Tiere, die mit dem Serum anaphylacticum echinococcicum 
behandelt worden sind, Zustande von Anaphylaxie, welche man durch 
aufeinanderfolgende Einspritzungen des Liquid, hydat. echinoc. hervor¬ 
rufen kann? 


.• Untersuchungsverfahren. 

1) Es wurden Meerschweinchen und Kaninchen verwendet; die 
letzteren besonders zur Erzeugung des anaphylaktischen Serums. Aus- 
gewablt wurden Tiere im Gewicht von 300 —400 g, Meerschweinchen und 
1500 g Kaninchen (durchschnittlich). 


Erste Abt. Orig. Bd. 55- Heft 1. 

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Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 55. Heft 1. 


2) Wir beniitzten Hydatidenfliissigkeit des Hammels. Diese Flussig- 
keit wurde den nicht vereiterten Echinococcus-Blasen. die sich in 
Leber und Lungen befanden, aseptisch entzogen und im luftdichten 
Rauine auf 1 / 6 ihres anfiinglichen Volumens reduziert, und dann im Eise 
konserviert unter Hiuzufiigung von 30 eg Phenol. 

Uni einen anaphylaktischen Zustand einzuleiten, injiziert man die 
Flussigkeit in das Bauchfell des Meerschweinchens in Quantitaten und 
Zeitabschnitteu, die wir spater angeben werden. Um dann einen even- 
tuellen Status anaphylaxis hervorzurufen, injiziert man die Flussigkeit 
mittels einer mit feiner Nadel versehenen Spritze in Quantitaten und 
Zeitabschnitten, die wir auch spater mitteilen werden, entweder direkt in 
die Blutbahn, oder in das Bauchfell, oder unter die harte Hirnhaut durch 
ein mittels eines Stemmeisens in den Schadel geschlagenen kleinen Loches. 

3) Wir beniitzten anaphylaktische Sera, die von uns auf drei ver- 
schiedene Arten hergestellt wurden: 

a) Serum anaphylacticum acutum (S. an. ac.). So nennen wir das 
Serum, welches wir von Meerschweinchen und Kaninchen erhalten haben, 
denen ins Bauchfell wenige Stunden (10—12) vor dem AderlaB eine 
Einspritzung von Hydatidenfliissigkeit (8 ccm der ersten, 10 ccm der 
zweiten) gemacht wurde. 

b) Serum anaphylacticum subacutum (S. an. sub.) So nennen wir 
das Serum, welches man Meerschweinchen oder Kaninchen entzogen hat. 
Ins Bauchfell werden 2 Einspritzungen von Hydatidenfliissigkeit (10 ccm 
die einen, 5 ccm die anderen) gemacht, die erste 10 Tage, die zweite 
wenige Stunden (10—12) vor dem AderlaB. 

c) Serum anaphylacticum chronicum (S. an. chr.). So nennen wir 
das Kaninchen oder Meerschweinchen entzogene Serum, denen man ins 
Bauchfell diverse Injektionen (7—8) von je 10 ccm gemacht hat; die 
letzte einige Stunden (12) vor dem AderlaB. 

Um den Status anaphylaxis festzustellen, werden solche Sera in 
Quantitaten und Perioden injiziert, wie wir spater genauer angeben werden. 

Um einen eventuellen Zustand der Anaphylaxie hervorzurufen, werden 
die Sera, wie schon gesagt, unter die harte Hirnhaut in Quantitaten und 
Perioden eingespritzt, die wir spater noch genauer angeben werden. 

Bevor wir die einzelnen Resultate mitteilen, wollen wir angeben, 
daB wir der Ktirze halber folgende Bezeichnungen verwenden werden: 

Intensive anaphylaktische Phanomene (I. an. Ph.), wenn 
knapp nach der Iujektion unter die Schadeldecke folgende Erscheiuuugen 
konstatiert werden: Scheu, Polypnoe, Mydriasis, Paresis oder Paralysis 
der Glieder, Tonica-clonica verallgemeinert oder partiell, Harn- und 
KotanstoB, die langere Zeit anhielten, und dann Zustande von tiefer 
allgemeiner Depression, gefolgt von langsamem Wiederaufleben oder 
Koma und Tod. 

Modica intensitate anaphylaktische Phanomene (M. i. 
an. Ph.) oder Levia intensitate anaphylaktische Phanomene 
(L. i. an. Ph.), wenn solche Erscheinungen in rnehr oder minder be- 
schninktem MaBe auftreten oder partiell oder von kurzer Zeitdauer sind 
(1 — 72 Stunde). 


Erfa hr ungen und Resultate. 

K o n t r o 11 p r o b e. Unter die harte Hirnhaut zweier Meerschweinchen 
injizierte man 7 5 ccm Hydatidenfliissigkeit, 1 / i ccm zwei anderen, 3 /i ccm 
einigeu weiteren und 72 ccin u °ch anderen Meerschweinchen. 


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Ghedini u. Zamorani, Versuche liber Anaphylaxie. 


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4 Meerschweinchen zeigten nach der Einspritzung nur leichte, kurz- 
dauernde Depressionen, die zweite Gruppe von 4 Meerschweinchen hin- 
gegen etwas ausgesprochene Spuren davon. 

2 Meerschweinchen injizierte man 7, ccm des Meerschweinchen ent- 
zogenen Serums, anderen zwei 1 ccm; noch anderen injizierte man die- 
selbe Quantitfit des normalen Kaninchen entzogenen Serums und weiteren 
Meerschweinchen Serum von mittels Hydatidenfliissigkeit uberempfindlich 
gemachten Kaninchen. 

Man beobachtete keine bemerkenswerte Erscheinung. 


I. Experimentierserie. 

I. Gruppe. 

4 Kaninchen wurden einen Tag um den anderen 3 ccm Hydatidenfliissigkeit in 
das Bauchfell eingespritzt. Man machte 8 Injektionen, und 11 Tage nach der letzten 
injizierte man 4 ccm derselben Fliissigkeit in die Venen. 

Es wurden keine bemerkenswerten Erscheinungen wahrgenommen. 

II. Gruppe. 

4 Meerschweinchen wurden in das Bauchfell einen Tag um den anderen Ein- 
spritzungen von 2 ccm Hydatidenfliissigkeit gemacht. Es wurden 6 Injektionen gemacht; 
11 Tage nachher wurden 4 ccm derselben Fliissigkeit in das Bauchfell injiziert. 

Es wurden wieder keine bemerkenswerten Erscheinungen wahrgenommen. 

II. Experimentierserie. 

I. Gruppe. 

6 Meerschweinchen werden Injektionen von je 5 ccm Hydatidenfliissigkeit gemacht; 
11 Tage nach der letzten wurden dreien unter die harte Hirnhaut je l / 3 ccm, den 
letzten drei */. ccm von der Hydatidenfliissigkeit injiziert. 

Die 0 Meerschweinchen stellen I. an. Ph. vor. 

II. Gruppe. Serie A. 

3 Meerschweinchen werden 5 ccm Hydatidenfliissigkeit eingespritzt; 12 Stunden 
nachher wurden zweien 2 ccm, und dem letzten */ 4 ccm des Serum an. ac. vom Meer¬ 
schweinchen injiziert. 

Diese stellen 1. an. Ph. vor; das eine starb */« Stunde und die zwei letzten zwei 
Tage nach der Einspritzung. 

3 Meerschweinchen wurden 5 ccm der Hydatidenfliissigkeit injiziert, 12 Stunden 
spater zweien von ilinen */? ccm, dem letzten hingegen a / 4 ccm von S. an. subac. vom 
M eersch weinchen. 

Die Tiere stellen I. an Ph. vor und krepieren 1 Stunde und 1 Tag nach der Ein¬ 
spritzung. 

3 Meerschweinchen wurde eine Einspritzung von 5 ccm vom Liquid, hydatideum 
gemacht; 12 Stunden spater wurden 2 Tieren */, cm und dem letzten */ 4 ccm von S. 
an. cr. vom Meerschweinchen injiziert. 

Die Tiere prasentieren sich als I. an. Ph., und gehen 5—6 Tage nach der Ein¬ 
spritzung ein. 

Serie B. 

5 Meerschweinchen wurde eine Injektion von 4 ccm Liquid hydatideum gemacht. 
Nach 11 Tagen wurde 'L ccm S. an. subac. eingespritzt. 

Diese Tiere stellten 3 L. an. Ph. und 3 M. i. an rh. dar und iiberlebten die Operation. 

III. Gruppe. Serie A. 

5 Meerschweinchen wurden 10 ccm von S. an. ac. vom Kaninchen injiziert; 11 Tage 
spater wurde noch eine Einspritzung von l L ccm einem, */« ccm zweien und den zwei 
letzten Meerschweinchen 1 / t ccm aus Liquid, hydatideum gemacht. 

Diese Meerschweinchen stellten I. an. Ph. vor und lebten weiter. 

Serie B. 

5 Meerschweinchen wurde eine Einspritzung von 10 ccm S. an. chr. vom Kaninchen 

f emacht. Nach 10 Tagen wurde einem Meerschweinchen 1 j J ccm, zweien */ 4 ccm und 
en letzten l / 8 ccm der Hydatidenfliissigkeit injiziert. 

Die Meerschweinchen sind I. an. Ph. Eins geht nach 10 Stunden ein, der Rest 
bleibt am Leben. 


Folgerungen. 

Durch die Kontrollproben ist also gezeigt worden, dafi durch In¬ 
jektionen von Liquid, hydatideum oder Serum vom normalen oder iiber- 

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Centralb]. f. Bakt. etc. I. Abt. Originale. Bd. 55. Heft 1. 


empfindlichen Tiere, die mail norraalen Tieren unter die harte Hirnhaut 
gemacht hat, keine positive Erscheinungen erzielt worden. 

Aus der ersten Experimentierserie kann man ersehen, daB durch 
direkte Injektionen von Hydratidenfliissigkeit in das Bauchfell oder in 
den Blutkreislauf von schon mit derselben Fliissigkeit zur Ueberempfind- 
bchkeit gebrachten Tieren keine bemerkenswerte Erscheinungen von 
Anaphylaxie hervorgerufen werden kbnnen. 

Aus der zweiten Experimentierserie glauben wir zu ersehen: 

1) DaB es moglich ist, durch Injektionen unter die harte Hirnhaut 
anaphylaktische Erscheinungen an Tieren, die schon mit derselben Fliissig- 
keit behandelt wurden, hervorzurufen; 

2) daB es gelingt, anaphylaktische Erscheinungen durch die Hyda- 
tidenflussigkeit bei Tieren zu erzeugen, die schon mit anaphylaktischem, 
akutem, subakutem und chronischem reaktivierten Serum behandeltjworden 
waren; 

3) daB es gelingt, anaphylaktische Phanome durch die Behandlung 
mit den anaphylaktischen, akuten, subakuten und chronischen reaktivierten 
Seris hervorzurufen. 

Solche anaphylaktische Erscheinungen zeigten sich intensiv in der 
I. Gruppe, Serie A, in der II. Gruppe und in der Serie B der III. Gruppe; 
ziemlich intensiv und leichter in Serie B der II. Gruppe und Serie A 
der III. Gruppe. 

Bei Veranderung des Vorganges variieren also auch die Resultate. 
Unter diesen verdienen besondere Aufmerksamkeit diejenigen Resultate, 
welche sich auf die beiden letzten Experimentiergruppen beziehen. 

Durch die Beobachtungen, die wir machen konnten, glauben wir an* 
nehmen zu konnen, daB man anaphylaktische Erscheinungen passiver Art 
durch Behandlung mittels anaphylaktischer Sera hervorrufen kann, sei 
es durch Einspritzungen in frische, d. h. unbeniitzte Tiere, oder in schon 
mit Hydatidenfliissigkeit behandelte Tiere. 

Die anaphylaktischen chronischen Sera zeigten sich beim Status 
anaphylaxis aktiver als die subakuten. Die anaphylaktischen Sera wirkten 
intensiver, wenn sie wenige Stunden nach der Behandlung mitHyda- 
tidenfliissigkeit injiziert wurden, moderiert oder leicht, wenn die Injektion 
mehrere Tage (11) nach der Behandlung erfolgte. 

Wir behalten uns vor, die verschiedenen Erwagungen, die solche 
Resultate hervorrufen, zu verbffentlichen, seiesiiber die von uns besonders 
ausgefiihrten Experimente, d. h. tiber den speziellen Status anaphylaxis, 
den wir produzieren konnten, sei es tiber die StQdien der anaphylaktischen 
Vorgange, der Versuche und Resultate von anderen (Richet, Arthus, 
Pirquet, Marfan, Gay, Besredka, Nicolle, Yamanouchi, 
Delanoe, Kraus etc.), die mit anderem Material und nach anderer 
Art angestellt sind. 

Es ist uns hier darum zu tun, hervorzuheben, daB solche Resultate 
neue, wenngleich indirekte Beweise der besonderen gegenseitigen Wirkung 


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Huggenberg, Untersuchungen iiber Phagocytose der Streptokokken. 53 


und Reaktion zwischen Helminthen, ihren Giftprodukten und dem Orga- 
nismus sind, wie schon von einem von uns (Ghedini) durch andere 
Studien gezeigt und illustriert wurde, und daB solche Erfahrungen neue 
diagnostistische Hilfsmittel fiir Helminthenkrankheiten im allgemeinen 
und speziell fiir den Echinococcus versprechen. 

Beobachtungen und Folgerungen, die wir jedoch unter jedem Vor- 
behalte machen, da wir iiberzeugt sind, daB die aktuellen Kennzeichen 
der Anaphylaxis mit Vorsicht aufgenommen und beurteilt werden miissen. 


Nachdruck verboten. 

Untersuchungen iiber Phagocytose der Streptokokken. 

(Opsonine und Bakteriotropine.) 

[Aus der bakteriologischen Abteilung des Hygiene-Instituts der UniversitSt 
Zfirich (Abteilungsvorstand: Prof. Dr. W. S ilberschmidt).] 

Von E. Huggenberg, ehemaligem Assistenten am Institute 

Die Lehre von den Opsoninen ist eigentlich nicht im Laboratorium, 
sondern am Krankenbett entstanden. Zuerst wurde das Serum von an 
Infektionskrankheiten leidenden Menschen untersucht, und verhaltnis- 
m&Big spat ist der experimentelle, d. h. eigentlich wissenschaftliche Weg 
betreten worden, der doch bei anderen Untersuchungen — es sei nur 
an die antitoxische Serumtherapie erinnert — zuerst eingeschlagen wurde. 
Auch bis heute sind die wissenschaftlichen Grundlagen der ganzen Lehre 
noch ungeniigend, obschon Opsoninlaboratorien gegriindet worden sind 
und zum Teil noch bestehen. Wir wollen uns mit der Vaccinetherapie, 
welche wissenschaftlich nur in losem Zusammenhang mit der Opsonin- 
lehre steht, nicht befassen, sondern haben uns die Aufgabe gestellt, die 
Opsonine bzw. Bakteriotropine der Streptokokken durch eine Anzahl 
von Laboratoriurasversuchen etwas eingehender zu studieren. 

Bevor wir zur Mitteilung unserer Versuche iibergehen, wollen wir 
einiges iiber die von uns befolgte Technik voranschicken, wobei wir zu- 
gleich auf die zahlreichen Schwierigkeiten und Fehlerquellen hinweisen, 
welche unsere Arbeit im Anfang sehr bedeutend erschwert haben. 

I. Teil. Technik. 

GewinnungderLeukocyten. Es wurden ausschlieBlich Exsu dat- 
leukocyten von Meerschweinchen verwendet. Nach intraperitonealer In- 
jektion von 10 ccm mit einer Spur Aleuronat rasch aufgekochter Bouillon 
(Aleuronat. puriss. Merck) werden bei einem mittleren Meerschweinchen 
nach etwa 6 Stunden 5—10 ccm einer stark getriibten Fliissigkeit durch 
Punktion gewonnen. Nach zweimaligem Waschen wird zum Zentrifugat 
soviel physiologische NaCl-Losung (0,85-proz.) zugefiigt, daB ungef&hr 
die urspriingliche Menge des Exsudates erreicht wird. Dieselben Tiere 
kbnnen eventuell ofters verwendet werden, immerhin in Intervallen von 
mehreren Tagen. Das nach 6 Stunden entnommene Exsudat besteht der 
Hauptsache nach aus polymorphkernigen Leukocyten mit sehr deutlichen 
amphophilen Granulationen, daneben sind ziemlich viele eosinophile und 
groBe mononukleare Zellen. Basophile und Uebergangsformen sind selten. 


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Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 55. Heft 1. 


Es fiel uns auf, daB in den Kontrollpraparaten rait Kochsalz viele groBe 
Mononuklefire an der Phagocytose sich beteiligten (Spontanphagocytose), 
wahrend es im Immunserum hauptsachlich die Polynuklearen waren. 

Aufsch wemmun g der K ok ken. Das Wackstum der einzelnen 
Streptokokkenstamme, die GroBe und Konsistenz der Kolonieen auf Agar 
usw. ist sehr verschieden. Je nach der Ueppigkeit des Wachstums 
wurden groBere oder kleinere Mengen einer Agarkultur fiir die Her- 
stellung der Aufschwemmung genommen. Bei zu sparlichem Wachstum 
wurden Bouillonkulturen verwendet. In diesem Fall wurde die Kokken- 
aufschwemmung durch scharfes Zentrifugieren und Verdiinnung des 
Bodensatzes mit Kochsalzlbsung gewonnen. Wenn homogene Auf- 
schwemmungen nicht erhaltlich waren, bewahrte sich das Schiitteln mit 
etwas Quarzsand. Dasselbe Verfahren gestattet auch, l&ngere Ketten zu 
zerteilen. Allerdings darf das Schiitteln nicht zu lange fortgesetzt werden 
(hochstens 1 Stunde), uni die Kokken nicht zu beschadigen. Zur Be- 
stimmung der Konzentration diente das makroskopische Aussehen. Von 
einer quantitativen Bestimmung der Kokken wurde abgesehen, weil 
nur Resultate innerhalb einer Versuchsreihe verglichen wurden. Die 
Kokkenaufschwemmung wurde in der Regel so dicht gemacht, daB die 
Fltissigkeit, in einem Reagensglas betrachtet, an der Grenze der Durch- 
sichtigkeit war. Es wurden stets lebende Bakterien, und zwar meist 
24-stiindige Kulturen verwendet; ein Unterschied im Grade der Phago- 
cytierbarkeit alterer Kulturen wurde aber nie beobachtet. 

Zur Gewinnung des Serums wurde die iibliche, von Wright 
empfohlene Methode mit den bekannten Pipetten benutzt. 

Versuchsanordnung. Als VersuchsgefaBe wurden an Stelle der 
ungeeigneten Kapillarrohrchen (s. u.) kleine Reagensglaser von 0,5 cm 
lichter Weite und 5 cm L&nge verwendet. In jedes Rohrchen kam 0,7 ccm 
Fltissigkeit: 0,1 Serum resp. Serumverdfinnung, 0,1 Kokken- und 0,5 Leuko- 
cytenaufschwemmung. Als MeBpipetten erwiesen sich die seit langer 
Zeit im Hygiene-Institut der Universitfit Zurich gebrauchten 1 ccm- 
Ballonpipetten als sehr geeignet. Sie sind im unteren Teil in Vioo* im 
oberen in 5 /ioo ccm graduiert und gestatten ein rasches und sicheres 
Abmessen von Mengen bis zu Vioo ccm. Die mit Ivork verschlossenen 
Rohrchen wurden in einem besonderen Gestell befestigt, welches sich 
durch ein Uhrwerk drehte (zweimal pro Minute), so daB der Inhalt hin 
und her bewegt wurde. Der ganze Apparat blieb verschieden lange 
Zeit im Brutschrank. Zeigte das Kontrollpraparat mit physiologischer 
Ivochsalzlosung keine oder nur unbedeutende Phagocytose, so betrug der 
Aufenthalt 30 Minuten; eine langere Bebrutung ist wegen der Moglich- 
keit der Verdauung der Kokken nicht empfehlenswert. Ergab hingegen 
die Kontrolle schon friihzeitig starke Spontanphagocytose, so wurde die 
Dauer des Aufenthaltes im Thermostaten gekiirzt; unter 10 Minuten 
sind wir aber nie gegangen. Ist die Spontanphagocytose trotzdem sehr 
betr&chtlich, so muB die Konzentration der Kokkenaufschwemmung ver- 
mindert werden. Samtliche Versuche wurden bei 37° ausgefiihrt. Er- 
fahrungen fiber hohere Temperaturen (bei 40° C sollen die Werte be- 
deutend holier sein) besitzen wir nicht. 

Herstellung der Ausstrichpraparate. Ein gutes Praparat 
ist Grundbedingung ffir die ganze Arbeit. Da unsere Aufschweramungen 
verhaltnismaBig zellarm sind, so muBte, urn gentigend Leukocyten im 
Ausstrich zu erhalten, ziemlich viel Material ausgebreitet werden. Da- 
durch wtirde aber die Gefahr der Schrumpfung der Zellen infolge der 


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Huggenberg, Untersuchungen uber Phagocytose der Streptokokken. 55 


durch Verdunstung immer hoher werdenden Kochsalzkonzentration ent- 
stehen. Aus diesem Grunde liaben wir die Rohrchen schwach zentri- 
fugiert (2' bei 600 Umdrehungen pro Minute). Eine kleine Oese des 
Bodensatzes wird auf ein mit Alkohol und Aether gut gereinigtes Deck- 
glas gebracht und mit einem geschliffenen Objekttrager sorgfaltig aus- 
gebreitet. Urn die Fehlerquellen zu vermeiden, welche durch die Phago¬ 
cytose vom Zeitpunkte der Entnahme aus dem Brutschrank bis zur 
Fertigstellung der Praparate namentlich bei groBen Versuchsserien ent- 
stehen, wurden die Rohrchen, sobald sie aus dem Thermostaten kamen, 
in Eiswasser gestellt, wo eine nennenswerte Aufnahme der Kokken und 
eine Vermehrung derselben nicht stattfinden. 

FSrbung. Sehr schone Bilder erhielten wir bei sofortiger Farbung 
durch eine verkfirzte G r a m - Methode. (Ausstreichen, Lufttrocknen, 
Fixieren fiber der Flamme. 5 Sek. Karbolgentiana. Abwaschen mit 
Wasser. 5 Sek. Lugol. Entfarben mit Alkohol abs., eventuell Aceton 
oder Acetonalkohol. Der Moment, da die Prfiparate eben farblos werden, 
darf nicht tibersehen werden. Sofortiges Absptilen mit Wasser. 3 Sek. 
Nachfarben mit verdfinntem Karbolfuchsin 1:4. Trocknen. Einbetten 
in Cedernholzol.) Werden die Ausstriche einige Zeit an der Luft auf- 
bewahrt, dann ist die gewohnliche Giemsa-Farbung (mit Methylalkohol- 
fixierung) vorzuziehen, welche zudem den Vorteil einer genaueren 
Differenzierung der Zellarten bietet. 

Kritik der Zfihlmethoden. Ein jeder Unbefangener, der einige 
Opsoninpraparate untersucht hat, ist fiber die Genauigkeit der Angaben ein- 
zelner Autoren erstaunt. Uns ist eine derartige Genauigkeit nicht gelungen, 
und wir werden daher auf Angabe eines Index mit 2 Dezimalen verzichten. 

Um die Fehlerquellen, welche sich einer genauen quantitativen Be- 
stimmung der Phagocytosewerte entgegenstellen, beurteilen zu konnen, 
sei folgendes bemerkt. (Diese Ausftihrungen beziehen sich ausschliefi- 
lich auf die von uns genauer untersuchten Streptokokken.) Bei alien 
unseren Untersuchungen hat es sich herausgestellt, daB nur eine relativ 
geringe Prozentzahl von Leukocyten befahigt ist, Streptokokken aufzu- 
nehmen. Oft haben wir nur 1 Proz., manchmal noch weniger phago- 
cytierende Zellen notiert. Selten steigt die Zahl auf 60 Proz. und dar- 
fiber. Der Grad der Phagocytose ist ferner ein auBerordentlich schwan- 
kender. Neben Zellen, welche 1—2 Kokken enthalten, finden wir solche 
mit 100 und noch mehr. Versuche, mit 1-proz. Nukleinsaure als Leuko- 
stimulans die Phagocytose allgemeiner und gleichmaBiger zu gestalten, 
haben den gewtinschten Erfolg nicht gehabt, da die Verhaltnisse in 
solchen Fallen nicht mehr eindeutig sind. 

Ein weiterer, besonders wichtiger Umstand ist die Spontanphago- 
cytose. Die meisten Streptokokkenstamme werden von den Leukocyten 
aufgenommen schon ohne Zusatz von Serum. Die Beurteilung der Ein- 
wirkung desselben wird dadurch bedeutend erschwert. Die Spontan- 
phagocytose kann durch eine Erhohung der Kochsalzkonzentration ein- 
geschrfinkt werden (Wright). Es sind aber so hohe Konzentrationen 
erforderlich, daB die Zellen darunter leiden und schrumpfen. Wir haben 
die Spontanphagocytose durch Verktirzung der Bebrfitung und Verdtinnung 
der Kokkenaufschwemmung abzuschwachen gesuclit. 

Die Kettenbildung der Streptokokken bietet eine weitere Schwierig- 
keit. Die Leukocyten haften um die Ketten herum, und es ist schwer, 
zu bestimmen, wie viele Zellen und welcher Anteil der Kette beteiligt 
sind. Die Grofie der Kette spielt fiberhaupt insofern eine Rolle, als lange 


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56 Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 55. Heft 1. 

Ketten schwerer phagocytiert werden. Es ist schwierig, zu entscheideu, 
was als Einheit zu betrachten ist, ob die einzelnen Kokken, die Diplokokken 
oder die Ketten Selbst. Zur Vermeidung langerer Ketten haben wir fast 
stets Aufschweminungen von Agarkulturen benutzt, unter Weglassung des 
Kondenswassers, da sehr viele Streptokokken auf festen Nahrboden nur in 
Diplostellung wachsen. Wo trotzdem Ketten vorhanden waren, haben wir 
durch Schiitteln mit Quarzsand eine Verkleinerung derselben erreicht. 

Bei Arbeiten mit Immunserum darf die Agglutination nicht auBer 
acht gelassen werden. Dadurch entsteht eininal eine kolossale Ver- 
armung der Aufschwemmung an Kokken, zugleich bilden sich Kon- 
glomerate von Leukocyten und agglutinierten Bakterien, so daB auch 
nicht phagocytierte St&mme intracellular erscheinen. Ein Verklumpen 
und Sedimentieren der Leukocyten kann einigermaBen vermieden werden, 
indera die Mischung, wie wir das regelmaBig ausfiihrten, best&ndig in 
leichter Bewegung gehalten wird. Durch diese Bewegung ist auch eine 
gleichmaBigere Phagocytose ermoglicht, da die einzelne Zelle rait einer 
groBeren Anzahl von Kokken in Beriihrung kommt. Wie schon erwahnt, 
haben wir an Stelle der W rightschen Kapillaren weitere Rohrchen ver- 
wendet und mit groBeren Fliissigkeitsmengen gearbeitet, wobei durch 
fortgesetztes Drehen urn die Querachse eine ausgiebige Bewegung des 
Gesamtinhalts ermoglicht wird. 

Es liegt uns fern, unsere Methode als die einzig brauchbare zu be¬ 
trachten ; immerhin mochten wir betonen, daB beim Arbeiten mit Strepto¬ 
kokken eine sehr groBe Erfahrung Voraussetzung ist, und daB ein jeder 
Untersucher die von ihm gefibte Methode kennen muB, bevor er brauch¬ 
bare Resultate erhalt. 

Wie stark die Art der Zahlung den Ausfall der Untersuchung be- 
einflussen kann, beweisen die verschiedenen Resultate, welche mit ein 
und demselben Prdparat erhalten werden, je nachdem die eine oder 
andere Stelle, eine kleinere oder groBere Zahl von Leukocyten unter- 
sucht werden. Tabelle I und II sollen uns diese Verhaltnisse illustrieren. 

Die BestimmungderProzentzahlderphagocytierenden 
Leukocyten wurde von verschiedenen Forschern an Stelle der Zahlung 
der Bakterien in den einzelnen Zellen empfohlen. Ein gewisser Parallelis- 
mus besteht zwischen der absoluten Zahl der aufgenommenen Bakterien 
und der Zahl der phagocytierenden Leukocyten. 


Tabelle I. 

Anzahl der phagocytierenden Leukocyten in Prozenten. 



Gruppe 



V ersuchsnummer 



I 

11 

III 

IV 

V 

VI 

VII 



1 

10 

8 

17 

16 

28 

23 

46 



2 

13 

21 

16 

25 

34 

25 

50 



3 

10 

•24 

10 

27 

29 

12 

41 

A. 


4 

7 

8 

18 

26 

42 

32 

51 

In jedem Praparat je 10 


5 

10 

16 

10 

29 

37 

34 

41 

Gruppen il 100 Zellen ge- 


6 

14 

16 

22 

19 

35 

19 

49 

zahlt 


7 

10 

18 

15 

18 

32 

13 

39 



8 

8 

22 

15 

26 

26 

18 

47 



9 

9 

19 

18 

28 

31 

16 

45 



10 

11 

17 

15 

25 

32 

18 

33 

B. 










Je 2 Gruppen & 500 Zellen 

1 

10 

15 

14 

24 

34 

25 

46 

gezahlt 


2 

10 

18 

17 

23 

31 

17 

43 


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Huggenberg, Untersuchungen fiber Phagocytose der Streptokokken. 57 


Aus Tabelle I ist zu entnehmen, daB bei Z&hlung von relativ kleinen 
Gruppen (100 im Toil A) die Zahlen bedeutend schwanken, um das 
Doppelte und sogar am das Dreifache (die extremen Werte in jedem 
Versuch sind fett gedruckt). Wird eine groBere Anzahl benachbarter 
Leukocyten (500 im Teil B) untersucht, so sind die Resultate zuver- 
l&ssiger, aber doch nicht ganz befriedigend. Es ist schwierig, in einem 
Praparat, wo Zelle an Zelle liegt, bestimmte Zellkomplexe abzugrenzen. 
Je nachdem man die Grenzlinie so oder anders zieht, werden leere oder 
voile Zellen in den Komplex hineiugezogen. Vor allem aber ist die 
Verteilung der phagocytierenden Zellen im Praparate eine ungleiche. 
Diese riihrt davon her, daB die kokkenhaltigen Leukocyten an Volumen 
zunehmen und durch minimale Unebenheiten der Glasflfichen beim Aus- 
streichen an anderen Orten als leere Zellen abgelagert werden. Feinere 
Unterschiede konnten wir nach dieser Methode nicht nachweisen. 

Aus diesem Grunde haben wir die Bestimmung der phago- 
cytfiren Ziffer (phagocyt&rer Index, absoluter opsonischer Index 
Sauerbecks) vorgezogen. Darunter versteht man den Quotienten der 
Gesamtzahl der aufgenommenen Kokken durch die Anzahl der phago¬ 
cytierenden Zellen. 

Tabelle II. 

Phagocytare Ziffern. 



Gruppe 

Versuchsnummer 


I 

II 

III 

IV 

V 

VI 

VII 



1 

3 

6 

7 

15 

9 

13 

31 



2 

5 

5 

7 

10 

11 

16 

19 



3 

4 

6 

4 

12 

13 

14 

19 

A. 


4 

5 

4 

10 

16 

9 

14 

23 

Id jedem Praparat je 10 


5 

5 

4 

6 

16 

16 

12 

15 

Gruppen h 20 phagocytie- 
renuen Zellen ausgezahlt 

6 

5 

5 

7 

12 

14 

10 

17 

7 

4 

4 

5 

15 

8 

5 

15 

8 

3 

7 

7 

13 

17 

19 

20 


9 

5 

5 

7 

13 

11 

15 

17 


10 

4 

4 

4 

18 

17 

14 

23 

B. 

.)e 2 Gruppen k 100 phago 
cytierenden Zellen auBgezanl 


1 

4,8 

5 

6,4 

14,5 

11,8 

13 

21 

t 

2 

4,7 

4,9 

6,4 

15 

12,8 

12 

20 


Wie aus Tabelle II ersichtlich, sind die Resultate viel genauer als 
in Tabelle I, namentlich wenn grOBere Gruppen (z. B. 100 im Teil B) 
gezahlt werden. Immerhin gehoren Schwankungen von ± 1 noch in die 
Fehlergrenzen dieses Zahlverfahrens. 

Von Wright wird der opsonische Index, d. h. das Verhaitnis 
der phagocytaren Ziffer eines zu untersuchenden Serums zu derjenigen 
des Normalserums, als das Ausschlaggebende bei den Opsoninunter- 
suchungen bezeichnet. Auf Grund unserer Untersuchungen konnten wir 
mit der Bestimmung des opsonischen Index zu keinem Resultat gelangen, 
da die verschiedenen Normalsera, d. h. die Sera nicht vorbehandelter 
Tiere, zu groBe Schwankungen zeigten. 

Wir haben deshalb als Z&hlmethode bei unseren Arbeiten fast aus- 
schlieBlich die Bestimmung der phagocyt&ren Ziffer verwendet, und es 
wurden stets mindestens 100 phagocytierende Zellen genau ausgez&hlt. 


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58 


Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 55. Heft 1. 


II. Teil. Spezielle Untersuchungen. 

Nachdem wir auf die Schwierigkeiten und Fehlerquellen der Unter- 
suchungstechnik hingewiesen haben, wollen wir die von uns speziell ge- 
priiften Punkte des nSheren erlautern. Wir stellten uns zur Aufgabe, 
das Verhalten einzelner Streptokokkenstamme in physiologischer Koch¬ 
salzlosung, in Immun- und in Normalserum zu priifen.' Dabei haben wir 
auch die Hitzebestandigkeit der Opsonine resp. Bakteriotropine und ihr 
Verhaitnis zu den Agglutininen untersucht. Am Schlusse wurde noch die 
Frage der Wirksamkeit der homologen und heterologen Sera behandelt. 


A. Verhalten der Streptokokken in physiologischer 

Kochsalzlosung. 

In Tabelle III sind einige Resultate zusammengestellt. 

Tabelle III. 

Phagocytose der Streptokokken in physiologischer Kochsalzlosung 

ohne Serumzusatz. 

Versuchsanordnung: 0,5 Leukocytenaufschwemmung in physiologischer NaCl- 
Losung, 0,1 Streptokokkenaufschwemmung, Aufenthalt im Thermostaten 10 Minuten. 


Beschreibung der einzelnen Stamme j Phagocytare Ziffer 


Be- ' 
zeich- 
nung 

Herkunft 

Kultur 

Virulenz: dosis letalis minima 1 ) 

Versuch I 

diinne Auf- 

schwemmung 

Versuch II 
mittlere Auf- 
schwemmung 

_ , m 
- mt a 
i—i a s 

lie 

Z a? 
£ o t 

V 

Diabetes- 

phlegmone 

Nurin Diplo- 
stellung 

F iir M au se i n traperi ton eal f risch 
isoliert 0,01 

Nach der 9. Passage 0,00001 

Fur Kaninchen intravenos 0,1 

0 

0 

0 

H 

Scharlach- 

sepsis 

Sehr lange 
Ketten 

Fur Mause mtraperitoneal 0,000001 

0 

4 

i 

8 

S 

Sepsis 

Diplo- 

stellung und 
kurze Ketten 

Fur Mause frisch isoliert intra- 

peritoneal 0,0001 

subkutan 0,0005 

0 

10 

15 

M 

Phlegmone 

Lange Ketten 

|Fur Mause subkutan 0,0002 

0 

0 


HB 

Sepsis 

;Kurze Ketten 

Fur Miiuse intraperitoneal 0,0001 


19 

40 

0 

Finger- 

phlegmone 

Lange Ketten 

Fiir Mause intraperitoneal 0,5 

subkutan 1,0 


20 


HS 

Thorax- 

phlegmone 

Lange Ketten 

Fiir Miiuse intraperitoneal 0,00001 

subkutan 0,0001 

2 

2 

17 

SM 

Arm- 

phlegmone 

Diese Zus 

Diplo- 

stellung 

sammenstell 

Fiir Mause intraperitoneal 0,00001 

ung zeigt uns, daB die meisten 

10 

Strept 

50 

okokken- 


st&mme schon in NaCl mehr oder weniger phagocytabel sind. Jeder 

Stamm besitzt seinen eigenen Phagocytosetiter. Stamme, wie z. B. 
Strepto V, welche der Phagocytose vollkommen widerstehen, sind sehr 
selten. Die zu verschiedenen Zeiten wiederholten Versuche haben im 
wesentlichen iibereinstimmende Resultate ergeben. 

Ein Zusammenhang zwischen Herkunft, kulturellem Verhalten und 
Tiervirulenz einerseits und dem Grad der Phagocytose in NaCl-Losung 
(Spontanphagocytose) andererseits besteht nicht. 


1) Die einzelnen Stamme, sowie die Angaben liber Virulenz wurden mir von 
Herrn Dr. F. B. Simon freundlichst zur Verfugung gestellt. 


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Huggenberg, Untersuchungen fiber Phagocytose der Streptokokken. 59 


Strepto H und S, welche leicht aufgenoramen werden, erweisen sich 
im Tierversuch bedeutend virulenter als Strepto V, der unphagocytabel ist. 

Die Dichte der Aufschwemmung spielt bei diesen Versuchen eine 
groBe Rolle; je konzentrierter, urn so groBer die Aufnahme der Kokken 
durch die Leukocyten bei ein und deraselben Streptokokkenstamm. 

B. Verhalten der Streptokokken im Immunserum. 

Die Untersuchungen erstrecken sich auf hochwertige Streptokokken- 
immunsera vom Pferd und von der Ziege, welche ich der Freundlichkeit 
von Herrn Dr. F. B. Simon verdanke, sowie auf Kaninchenimmunsera. 
Die Tiere waren langere Zeit mit lebenden Kulturen von virulenten 
Streptokokken vorbehandelt worden. Die Sera zeigten sich im Tier¬ 
versuch als deutlich wirksam. Gepriift wurde mit einem homologen 
Streptokokkenstamm (Immunisationsstamm). 

Gleich von Anfang an fiel uns der groBe Unterschied im Grad der 
Phagocytose auf bei Verwendung des unverdiinnten und des verdiinnten 
Serums. Wir geben im folgenden eine Anzahl von Tabellen wieder, 
welche das Betreffende veranschaulichen: 

Phagocytosewerte bei verschiedenen Verdfinnungsgraden des 

Immunserums. 

Tabelle IV. 


Leukocyten, 

Meerschw. 

Strepto V 

Immunserum III 

Phagocytare 

Ziffer 

0,5 

0,1 

0,1 

4 

0,5 

0,1 

0.05 

7 

0,5 

0,1 

0,01 

22 

0,5 

0,1 

0,005 

23 

0,5 

0,1 

0,001 

7 

0,5 

0,1 

Kontrolle 0,1 NaCl-Losung 

0 


TabeUe V. 


Leukocyten, 

Meerschw. 

Strepto V 

Immunserum III 

Phagocytare 

Ziffer 

0,5 

0,1 

0,1 

0 

0,5 

0,1 

0,05 

2 

0,5 

0,1 

0,01 

7 

0,5 

0,1 

0,005 

12 

0,5 

0,1 

0,001 

6 

0,5 

0,1 

0,0005 

4 

0,5 

0,1 

0,0001 

2 

0,5 

0,1 

Kontrolle 0,1 NaCl-Losung 

0 


Tabelle VI. 


Leukocyten, 

Meerschw. 

Strepto V 

Immunserum VI 

Phagocytare 

Ziffer 

0,5 

0,1 

0,1 

0 

0,5 

0,1 

0,05 

17 

0,5 

0,1 

0,01 

fiber 100 

0,5 

0,1 

0,001 

„ 100 > 0,01 

0,5 

0,1 

0,0001 

8 

0,5 

0,1 

0,00001 

2 

0,5 

0,1 

Kontrolle 0,1 NaCl-Losung 

0 


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60 


Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 55. Heft 1. 


Tabelle VII ■). 


Leukocyten, 

Meerschw. 

Strepto V 

Immunserum VI 

Phagocytare 

Ziffer 

0,5 

0,1 

0,1 

0 

0,5 

0,1 

0,005 

> 50 

0,5 

0,1 

0,001 

>100 

0,5 

0,1 

0,1 

0 

0,5 

0,1 

0,005 

> 50 

0,5 

0,1 

0,001 

>100 

0,5 

0,1 

0,1 

0 

0,5 

0,1 

0,005 

> 50 

0,5 

0,1 

0,001 

>100 

0,5 

0,1 

Kontrolle 0,1 NaCl-Losung 

0 


Man sieht hier deutlich, daB die phagocyt&ren Ziffern bei der ge- 
wdhnlichen Versuchsanordnung mit unverdiinntem Serum sehr klein sind, 
bei VerdQnnung des Serums steigen, um bei einer bestimmten optiraalen 
Verdunnung ein Maximum zu erreichen, von hier fallen die Werte wieder 
und bei einer gewissen Grenzverdiinnung hort jede opsonische Wirkung 
des Serums auf. Serum III und VI sind hochwertige Immunsera von 
der Ziege, welche mit Strepto V immunisiert worden war. Serum VI 
ist das hochwertigere; es wirkt in noch st&rkeren Verdiinnungen als 
Serum III und die phagocytSren Ziffern sind auch allgemein bedeutend 
hoher. Es ist nun interessant zu sehen, daB, je hochwertiger ein Immun- 
serum ist, bei einer desto st&rkeren Verdunnung auch das Optimum liegt. 
Serum VI ist auch im Tierversuch starker wirksam als Serum III (Simon). 

Das Ausbleiben der Phagocytose bei starkeren Konzentrationen eines 
Streptokokkenserums war schon Neufeld bekannt, weshalb auch er zur 
Priifung der Starke eines Serums die Austitration der untersten Ver- 
dunnungsgrenze verlangt, in welcher gerade noch Phagocytose erfolgt. 
Neufeld fiihrt die Erscheinung darauf zurflck, daB in konzentriertem 
Serum eine Schadigung der Leukocyten stattfinde. Dies ist aber nicht 
recht verstandlich, da die Leukocyten sich im Blut und in den Gewebs- 
fliissigkeiten in hoher konzentriertem Serum befinden; es ist kaum an- 
zunehmen, daB ein Serum, welches die Leukocyten einerseits im Kampf 
gegen eine bestimmte Bakterienart unterstiitzt, dieselben andererseits 
lahmen und schadigen soil. 

Sauerbeck, der in einer kiirzlich erschienenen Arbeit 1 2 ) uber 
Reaktivierungsversuche von Streptokokkenserum mit aktivem Normal- 
serum berichtet, ist dieselbe Erscheinung aufgefallen. Er arbeitete mit 
unverdiinntem Serum. In einer Versuchsserie ergab das Immunserum 
eine geringere Phagocytose, als die Kontrolle mit Normalserum. Sauer¬ 
beck ist dabei die starke Verminderung der Bakterienzahl aufgefallen. 
Er gibt an, daB die Ursache Agglutination oder Bakteriolyse sein konnte, 
und neigt seinerseits zu der Annahme, daB durch Bakteriolyse im un- 
verdiinnten Immunserum ein groBer Teil der Kokken aufgeldst werde. 
Wir haben aber bei unseren Versuchen nie eine Andeutung von extra- 
cellul&rer Bakteriolyse von Streptokokken nachweisen konnen, und finden 
uns hierin in Uebereinstimmung mit fast alien Streptokokkenforschern, 
daB Bakteriolyse im Streptokokkenserm nicht zu beobachten ist. Eine 
Erkl&rung fiir das eigenartige Verhalten finden wir hingegen bei Beriick- 

1) 3 gleichzeitig angestellte Versuchsreihen. 

2) Sauerbeck, Studien uber Phagocytose. (Zeitschr. f. Immunitatsforsch. 
Bd. 3. 1909.) 


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Huggenberg, Untersuchungen iiber Phagocytose der Streptokokken. 61 


sichtigung der Agglutinationswerte, welche in den folgenden Tabellen 
ubersichtlich zusammengestellt sind. 

Phagocytare Ziffer und Agglutination. 

Tabelle VIII. 


Leukocyten, 

Meerschw. 

Strepto V 

Immunserum IV 

Phagocvtare 

Ziffer 

Agglutination 
(der Grad ist durch 
die Anzahl der 
Kreuze angegeben) 

0,5 

0,1 

0,1 

4 

+ + + 

0,5 

0,1 

0,05 

10 

+ + 

0,5 

0,1 

0,01 

22 

4" 

0,5 

0,1 

0,005 

25 

0 

0,5 

0,1 

0,001 

7 

0 

0,5 

0,1 

Kontrolle 0,1 Nad 

0 

0 


Tabelle IX. 


Leukocyten, 

Meerechw. 

Strepto V 

Iminunserum VII 

Phagocvtare 

Ziffer 

Agglutination 

0,5 

0,1 

0.1 1 

5 

+ + + 

0,5 

0,1 

0,01 

30 

4 * 

0.5 

0,1 

0,001 

40 

0 

0,5 

0,1 

0,0001 

5 

0 

0,5 

0,1 

0,00001 

2 

0 

0,5 

0,1 

Kontrolle 0,1 NaCl 

0 

0 


Tabelle X. 


Leukocyten, 

Meerschw. 

- 

Strepto V 

Immunserum K8 

Phagocytare 

Ziffer 

Agglutination 

0.5 

0,1 

0,2 

7 

+ + 

0,5 

0,1 

0,1 

8 

+ 

0,5 

0,1 

0,05 

11 

0 

0,5 

0,1 

0,01 

3 

0 

0,5 

0,1 

0,005 

0 

0 

0,5 

0,1 

Kontrolle 0,1 NaCl 

0 

0 


Tabelle XI. 



Strepto H 

Immunserum VI 

Phagocytare 

Ziffer 

Agglutination 

0,5 

0,1 

0,1 

0 

+ + + 

0,5 

0,1 

0,05 

9 

+ + 

0,5 

0,1 

0,01 

12 

4- 

0,5 

0,1 

0,001 

20 

0 

0,5 

0,1 

0,0001 

18 

0 

0,5 

0,1 

0,00001 

22 

0 

0,5 

0,1 

Kontrolle 0,1 NaCl 

20 

0 


Wir sehen aus diesen Tabellen, daB die Phagocytose unzweifelhaft 
durch die Agglutination ungQnstig beeinfluBt wird. Wir prQften die 
Agglutination stets mikroskopisch. Bei starker Agglutination sind die 
Haufen aufierordentlich groB, nehmen aber rasch bei Verdiinnung des 
Serums ab. Der Agglutinationstiter reicht aucb bei starken Seren 
nicht sehr tief und ist nicht mit den hochwertigen Titern eines Typbus- 
oder Paratyphusserums zu vergleichen, eine Beobachtung, die auch mit 


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62 


Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt Originale. Bd. 55. Heft 1. 


anderen unbeweglichen Bakterienarten schon wiederholt gemacht worden 
ist. Die von uns verwendete Methode der dfinnen Aufschwemmungen 
und des Zentrifugierens zur Herstellung der Praparate ist auch ffir die 
Beobachtung der Agglutination besonders giinstig, indem die Kokken- 
haufen sich leicht bilden und absetzen konnen. So ist der Agglutinations- 
effekt neben deni opsonischen zu verfolgen. 

Wir sehen also ein Steigen der Phagocytose mit dem Abnehmen 
der Agglutinationskurve. Erreicht diese Null, so ist das Optimum fur 
die Phagocytose erreicht. Auf Grund dieser Tatsachen konnen wir eine 
Identitat der Agglutinine mit den Opsoninen bezw. Bakteriotropinen 
nicht anerkennen, welche Frage von Gruber aufgestellt wurde 1 ). Es 
konnte allerdings noch eingeworfen werden, wie das von verschiedenen 
Seiten auch bezuglich Normalopsonin und Alexin geschehen ist, daB der 
Effekt gewisser Serumstoffe je nach der Konzentration ein verschiedener 
ist, daB z. B. in hoher Konzentration Agglutination, in st&rkerer Ver- 
diinnung opsonische Wirkung hervorgerufen wiirde. Wir haben aber 
bei unseren Untersuchungen sehr oft Immunsera getroffen, welche wohl 
agglutiuierende, aber keine phagocytosebefordernde Wirkung auf Strepto- 
kokken besaBen (siehe z. B. Tabelle XI). Obschon hier die Agglutinations¬ 
kurve gleich verlauft, wie in Tabelle VIII—X, so ist das Serum ohne 
jeden opsonischen EinfluB auf den betreffenden Stamm, der zu den leicht 
phagocytabeln zahlt und in der Kontrolle mit Kochsalz eine phagocyt&re 
Ziffer von 20 aufweist. In Tabelle XII teilen wir auBerdem einen Ver- 
such mit, wo durch l&ngeres Erhitzen auf 60° die phagocytosebefordernde 
Wirkung aus dem Serum vollstandig geschwunden ist, w&hrend die agglu- 
tinierende erhalten ist, ein Phanomen, das jede Identitat der beiden 
Serumbestandteile ausschlieBt. 


Tabelle XII. 

Agglutination und Phagocytose mit erhitztem (45‘ 60°) und nicht 

erhitztem Serum. 


Leukocyten, 

Meerschw. 

Strepto V 

Immunserum K 8 

Phagocytare Ziffer 

Agglutination 

Serum 

unerhitzt 

Serum 

erhitzt 

Serum 

unerhitzt 

Serum 

erhitzt 

0,5 

0,1 

0,2 

7 

0 

+ + 

+ + 

0,5 

0,1 

' 0,1 

8 

0 

+ 

+ 

0,5 

0,1 

0,05 

11 

0 

0 

0 

0,5 

0,1 

0,01 

3 

0 

0 

0 

0,5 

0,1 

0,005 

0 

0 

0 

0 

0,5 

0,1 

Kontr. 0,1 NaCl 

0 

0 


Hitzebestandigkeit der Immunopsonine (Bakteriotropine). 

Die Frage der Hitzebestandigkeit der phagocytaren Stoffe ist noch 
nicht endgultig gelost. Wir haben deshalb in dieser Richtung eine An- 
zahl von Versuchen zusammengestellt (Tabelle XIII bis XVIII), die wir 
hier in Kfirze mitteilen. 

Aus Tabellen XIII bis XVIII geht hervor, daB die phagocytose- 
befordernden Stoffe im Immunserum eine Erhitzung von 10 Minuten 
auf 58° ertragen, ohne eine meBbare Verminderung ihrer Krafte. Wird 
die Erhitzung aber langer ausgedehnt, so finden wir eine deutliche und 
konstante Abnahme. In schwachen Immunseren (Tabelle XVI und XVIII) 

1) An der 3. Tagung der freien Vereinigung fiir Mikrobiologie 1909 in Wien. 
(Centralbl. f. Bakt. Abt. I. Ref. Beil. Bd. 44. p. 2 ff.) 


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Huggenberg, Untersuchungen iiber Phagocytose der Streptokokken. 63 


Erhitzung: 10' 58°. 
Tabelle XIII. 


Leukocyten, 

Meerschw. 

Strepto V 

Immunserum VI 

Phagocytare Ziffer 

Serum unerhitzt 

Serum erhitzt 

0,5 

0,1 

0,1 

0 

0 

0,5 

0,1 

0,05 

2 

3 

0,5 

0,1 

0,01 

8 

10 

0,5 

0,1 

0,005 

10 

10 

0,5 

0,1 

0,001 

20 

18 

0,5 

0,1 

0,0001 

10 

12 

0,5 

0,1 

Kontr. 0,1 NaCl 


) 


'labelle XIV. 


Leukocyten, 

Meerschw. 

Strepto V 

Immunserum VII 

Phagocytare Ziffer 

Serum unerhitzt 

Serum erhitzt 

0,5 

0,1 

0,1 

5 

6 

0,5 

0,1 

0,005 

ca. 50 

ca. 50 

0,5 

0,1 

0,001 

> 100 

> 100 

0,5 

0,1 

Kontr. 0,1 NaCl 

0 


Erhitzung: 20' 58°. 
Tabelle XV. 


Leukocyten, 

Meerschw. 

Strepto V 

Immunserum VII 

Phagocytare Ziffer 

Serum unerhitzt 

Serum erhitzt 

0,5 

0,1 

0,1 

7 

7 

0,5 

0,1 

0,001 

9 

6 

0,5 

0,1 

0,0001 

3 

2 

0,5 

0,1 

Kontr. 0,1 NaCl 

0 


Tabelle XVI. 


Leukocyten, 

Meerschw. 

Stamm 

Serum 

Phagocytare Ziffer 

Serum unerhitzt 

Serum erhitzt 

0,5 

Strepto V 0,1 

K I S. 0,1 

7 

3 

0,5 

„ 0,1 

K I S, 0,1 

16 

2 

0,5 

Strepto H 0,1 

K 11 S, 0,1 

6 

5 

0,5 

„ 0,1 

K II S, 0,1 

8 

3 


Erhitzung: 30' 58°. 
Tabelle XVII. 



Strepto V 

Immunserum V 

Phagocytare Ziffer 

Serum unerhitzt 

Serum erhitzt 

0,5 

0,1 

0,1 

5 

8 

0,5 

0,1 

0,01 

30 

15 

0,5 

0,1 

0,001 

40 

10 

0,5 

0,1 

0,0001 

5 

2 

0,5 

0,1 

0,00001 

2 

0 

0,5 

0,1 

Kontr. 0,1 NaCl 

0 


Tabelle XVIII. 


Leukocyt 

Meerschw. 

Strepto H 

K II S 8 

Phagocytare Ziffer 

Serum unerhitzt 

Serum erhitzt 

Ofi 

0,1 

0,1 

5 

0 

0,5 

0,1 

0,05 

6 

0 

0,5 

0,1 

0,01 

0 

0 

0.5 

0,1 

Kontr. 0,1 NaCl 

0 


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64 


Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt Originate. Bd. 55. Heft 1. 


ist der Verlust groBer als in hochwertigen (Tabelle XV und XVII). Bei 
langerer Erhitzung auf hbhere Temperaturen (60° und hoher) verliert 
das Serum jede phagocytosebefordernde Fahigkeit. Tabelle XII gibt ein 
derartiges typisches Beispiel. 

Wir konnen daraus schlieBen, daB diese bakteriotropen Stoffe nicht 
so thermostabil sind, wie die iibrigen im allgemeinen unter dem Namen 
Ambozeptoren Ehrlichs bekannten Antikorper. Eine relativ kurze Er¬ 
hitzung auf 58° vermindert ihre Wirkung betrachtlich. 

Der Unterschied zwischen erhitztem und unerhitztem Serum ist nicht 
immer leicht festzustellen. Auf Grund unserer Erfahrungen mochten 
wir ein genaues Ausz&hlen der Praparate als Grundbedingung aufstellen. 
Der Unterschied zwischen den Befunden Neufelds und den unserigen 
ruhrt wohl davon her, daB Neufeld ein genaues AuszShlen nicht als 
notwendig bezeichnet In seiner neuesten Arbeit hat dieser Forscher 
iibrigens seinen frtiheren Standpunkt der scharfen Trennung zwischen 
thermolabilen und thermostabilen Stoffen des Serums zugunsten einer 
mehr vermittelnden Ansicht aufgegeben. 

Verhalten der Streptokokkensera gegeniiber homologen 
und heterologen Streptokokkenstammen. 

Die von Herrn Dr. F. B. Simon zur Verfugung gestellten Sera 
stammten von Tieren, welche wiederholt mit verschiedenen Strepto¬ 
kokkenstammen vorbehandelt worden waren. Ueber die Resultate geben 
folgende Tabellen AufschluB, in welchen stets das Kontrollpr&parat mit 
NaCl zu berucksichtigen ist. 


Tabelle XIX. 


Immunserum Pferd: immunisiert mit Strepto V, M, HB. 

Leukocyten, 

Meerschw. 

Streptokokk.- 

Aufschw. 

Serum 

Phagocytare Ziffer 

mit Strepto V 

mit Strepto HB 

0.5 

0,5 

0,5 

Hier 

Immunisati 

0,1 

0,1 

0,1 

mrde das Pi 
ionsstammei 

0,1 

0,01 

Kontr. 0,1 NaCl 
'erdeserum gepriif 
a V und HB. Auf 

2 

17 

0 

t mit den beiden 
beide wirkt es d« 

5 

15 

7 

homologen oder 
sutlich opsonisch. 


Tabelle XX. 


ImmuD8emm Ziege: immunisiert mit Strepto V, HS. 


Leukocyten, 

Meerschw. 

Streptokokk.- 

Aufschw. 

Serum 

Phagocytare Ziffer 

mit Strepto V 

mit Strepto H 

0,5 

0,1 

0,1 

0 

0 

0,5 

0,1 

0,05 

17 

9 

0,5 

0,1 

0,01 

iiber 100 

12 

0,5 

0,1 

0,001 

„ 100 > 0,01 

18 

0,5 

0,1 

0,0001 

8 

16 

0,5 

o,i 

0,00001 

2 

20 

0,5 

0,1 

Kontr. 0,1 NaCl 

0 

18 


Das Ziegenimmunserum wurde untersucht mit dem homologen Stamm V 
und dem heterologen H. Bei ersterem haben wir auBerordentlich Starke 
Phagocytose, bei letzterem ist kein Unterschied gegeniiber der Kontrollle 
mit NaCl zu erkennen. Stamm H wird also nicht beeinfluBt. 

Zu Tabelle XXI haben wir folgendes zu bemerken. Die Ziege hatte 
auBer den St&mmen V und HS im Laufe der weiteren Behandlung noch 


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Huggenberg, Untersuchungen iiber Phagocytose der Streptokokken. 65 


Tabelle XXI. 


ImmunserumZiege: immunisiert mitStreptoV, HS, H(ohneKeaktion). 


T^nkneyten, 

Streptokokk.- 

Aufachw. 

Serum 

Phagocytare Ziffer 

Meerschw. 

mit 

mit 

mit 




Strepto V 

Strepto H 

Strepto S 

0,5 

0,1 

0,1 

7 

0 

8 

0,5 

0,1 

0,001 

9 

0 

9 

0,5 

0,1 

0,0001 

3 

0 

9 

0,5 

0,1 

erhitzt 0,1 

7 

0 

6 

0,5 

0,1 

20'58° 0,001 

6 

0 

9 

0,5 

0,1 

0,0001 

2 

0 

8 

0,5 

0,1 

Kontr. NaCl 

0 

0 

9 


den Strepto H injiziert bekommen, reagierte aber auf diesen letzteren 
nicht mit Fieber, Appetitlosigkeit, Schw&che etc., wie gewohnt. Dera- 
entsprechend sehen wir auch, daB Antikorper gegen den betreffenden 
Stamm H nicht nachgewiesen werden konnen, w&hrend der andere 
homologe Stamm V, auf den die Ziege wiederholt stark reagiert hatte, 
phagocytiert wird. Der heterologe Strepto S wird nicht beeinfluBt, ob- 
schon er zu den leicht phagocytabeln gehort und schon ohne Serum- 
zusatz eine phagocyt&re Zahl von 9 zeigt. 

Aus diesen Versuchen sehen wir also nur eine opsonische Einwirkung 
der Streptokokken sera auf die homologen St&mme. Um die Frage der 
spezifischen Wirkung weiter zu priifen, haben wir eines der im Handel 
k&uflichen Streptokokkensera untersucht, von welchen uns die zur Vor- 
behandlung dienenden Stamme nicht zur Verfiigung standen. Es war 
dies das von der Firma Merck erstellte Serum Menzer. Durch die 
Zuvorkommenheit dieser Firma war es uns moglich, ein Serum ohne 

TabeUe XXII. 

Vergleichende Untersuchungen zwischen im Institut hergestelltem 
homologen und im Handel befindlichem Streptokokkenserum gegen- 

iiber verschiedenen Stammen. 


Leukocyten, 

Meerschw. 

Streptokokk.- 

Aufschw. 

Serum 

Phagocytare Ziffer 

mit 

Strepto V 

mit 

Strepto H 

mit 

Strepto S 

0,5 


Immunserum V 0,1 

5 

mm 

0 

0,5 


0,01 

40 


0 

0,5 


0,001 

30 

p rsiMi 

0 

0,5 


0,0001 

5 


0 

0,5 

■iVB' W; 

0,00001 

2 


0 

0,5 

0,5 


Immunserum V 0,1 

8 


0 


erhitzt 30' 58° 0,01 

15 


0 

0,5 


0,001 

10 


0 

0,5 


0,0001 

2 

I" 

0 

0,5 

if-. 

0,00001 

0 

0 

0 

0,5 

0,1 

Serum Menzer 0,2 

0 

0 

0 

0,5 

0,1 

(ohne Phenol- 0,1 

0 

0 

0 

0,5 

0,1 

zusatz) 0,01 

0 

0 

0 

0,5 

0,1 

0,001 

0 

0 

0 

0,5 

0,1 

Serum Menzer 0,2 

0 

0 

0 

0,5 

0,1 

(ohne Phenol- 0,1 

0 

0 

0 

0,5 

0,1 

zusatz) erhitzt 0,01 

30' 58° 0,001 

0 

0 

0 

0,5 

0,1 

0 

0 

0 

0,5 

Erste Abt. ( 

0,1 

)rig. Bd. 65. 

Kontr. NaCl 0,1 

Heft 1. 

0 

0 

5 

0 


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66 Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 55. Heft 1. 


Tabelle XXIII. 


Leukocyten, 

Meerschw. 

Strepto V 

Serum- 

ver- 

diinnung 


Phagocytare Ziffer 


mit Immim- 
serum V 
ohne 
Phenol 

mit Immun- 
serum V 
mit 

Phenol 

mit Serum 
Menzer 
kauflich 

mit Normal¬ 
pferdeserum 

0,5 

0,1 

0,1 

0 

0 

0 

0 

0,5 

0,1 

0,05 

2 

3 

0 

0 

0,5 

0,1 

0,01 

8 

10 

0 

0 

0,5 

0,1 

0,005 

10 

10 

0 


0,5 

0,1 

0,001 

20 

18 

0 


0,5 

0,1 

0,0001 

10 

12 

0 


Phenolzusatz zu erhalten, wobei allerd 

lings bemerkt wurde, 

daB zurzeit 


die Immunisation der Tiere noch nicht sehr weit vorgeschritten und das 
Serum deshalb nicht besonders hochwertig ware. Wir untersuchten des- 
halb auch das im Handel kaufliche Serum mit Phenolzusatz, indem wir 
zugleich durch einen Parallelversuch mit Serum Simon feststellten, daB 
der Phenolgehalt in den hohen Verdiinnungen, in welchen wir das Serum 
gebrauchten, keinen sch&digenden EinfluB hatte. Ebenso fanden Kontroll- 
untersuchungen mit Normalpferdeserum statt. In Tabellen XXII und 
XXIII sind die Resultate zusammengestellt. 

Aus diesen Versuchen ist ersichtlich, daB das Serum Menzer gegen- 
iiber den von uns gepriiften Streptokokkenst&minen keinen phagocytose- 
befordernden EinfluB ausiibt. Hier mochten wir nur der zwei Versuchs- 
serien Sauerbecks Erw&hnung tun, der sich ebenfalls mit Serum 
Menzer sich befaBte. Er arbeitete mit unverdiinntem Serum und hatte 
speziell die Reaktivierung des Immunserums durch aktives Normalserum 
im Auge. In der ersten Serie ergab die Kombination aktives Serum -f- 
Immunserum einen kleineren Index als die Kontrolle mit Normalserum 
allein. In der zweiten ist es gerade umgekehrt, indem durch die Kom¬ 
bination eine starkere Phagocytose hervorgerufen wird als mit dem Normal¬ 
serum. Inwieweit also hier doch eine phagocytosebefordernde Komponente 
vorhanden ist, bleibt dahingestellt. Meiner Ansicht nach beruht in diesen 
Versuchen die opsonische Wirkung nur auf dem Zusatz von aktivem 
Normalserum, das gegeniiber alien Streptokokken Phagocytose hervor- 
ruft, wie wir weiter unten sehen werden. Dabei bleibt allerdings un- 
erklart, warum in der zweiten Serie die Kontrolle mit Normalserum 
einen so niedrigen Index ergeben hat. 

Versuche mit Kaninchen. 

Um die Frage der Beeinflussung der homologen und heterologen 
Stamme weiter zu priifen, haben wir drei Kaninchen mit Streptokokken 
vorbehandelt, eines mit dem Stamm V, eines mit H und ein drittes 
mit S. Wir geben zuerst die Immunisierungskurven der drei Tiere 
wieder (s. p. 67). 

Die Injektionen geschahen intravenSs mit abgetoteten (2 Stunden 
auf 60° C erhitzten) Aufschwemmungen von Agarkulturen. Die Seren 
wurden etwa 3 Wochen lang taglich untersucht. Am SchluB wurde dann 
eine gleichzeitige Priifung der 3 Seren gegeniiber den verschiedenen 
Streptokokkenst&mmen angeschlossen, um Vergleichswerte zu erhalten. 
Wie aus den Kurven ersichtlich, gelang es uns also nur mit den 
Stammen V und H ein opsonisch wirksames Serum zu erzielen. Bei 
Kaninchen H trat aber ein Ansteigen der Kurve erst nach der 3. In- 
jektion, wo eine hohe Dosis verwendet worden war, auf und war auch 


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URBANA-CHAMPAIGN 



Huggenberg, Untersuchungen iiber Phagocytose der Streptokokken. 67 


Tabelle XXIV. 

I. Kaninchen V. 



ITag 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10. 11. 12. 13. 14. 15. 16. 17. 18. 19. 20. 21. 22. 23. 


Tabelle XXV. 

II. Kaninchen H. 



Tag 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10. 11. 12. 13. 14. 15. 16. 17. 18. 19. 20. 21. 

Tabelle XXVI. 

III. Kaninchen S. 



ITag 

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1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. & 9. 10. 11. 12. 13. 14. 15. 16. 17. 18. 19. 20. 21. 22. 23. 


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68 


Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 55. Heft 1. 


da nicht bedeutend. Bei Kaninchen S konnten wir keine Erhebung in 
der Kurve beobachten trotz Injektion groBer Kokkenmengen. Es ist 
interessant, daB wir hier eine Reziprozitat erkennen gegenuber der 
Phagocytierbarkeit der einzelnen StSmme in physiologischer Kochsalz- 
losung (Spontanphagocytose). Strepto V ist unphagocytabel, erzeugt 
aber das starkste opsonische Serum, Strepto S ist leicht phagocytabel, 
bildet hingegen kein Immunserum, Strepto H steht in der Mitte zwischen 
beiden (siehe auch Tabelle II). 

In folgenden 3 Tabellen wird die gegenseitige Einwirkung der 3 Sera 
auf die 3 Streptokokkenstamme veranscliaulicht: 


Tabelle XXVII. 
Serum Kaninchen V. 


Leukocyten, 

Meer- 

schweinchen 

Strepto- 

Aufschwem- 

mung 

Serum 

Phagocytare Ziffer 

mit Strepto V 

mit Strepto H 

mit Strepto 8 

0,5 

0,1 

5. Tag 0,05 

5,5 

0 

14 

0,5 

0,1 

6. „ 0,05 

6 

0 

13 

0,5 

0,1 

15. „ 0,05 

8 

0 

13 

0,5 

0,1 

17. „ 0,05 

17 

0 

13 

0,5 

0,1 

21. „ 0,05 

12 

0 

14 

0,5 

0,1 

Kontrolle NaCl 0,05 

0 

0 

14 


Tabelle XXVIII. 
Serum Kaninchen H. 


Leukocyten, 

Meer- 

schweinchen 

Strepto H 

Serum 

Phagocytare Ziffer 

mit Strepto V mit Strepto H 

mit Strepto 8 

0,5 

0,1 

5. Tag 0,05 

0 

0 

14 

0,5 

0,1 

6. „ 0,05 

0 

0 

14 

0,5 

0,1 

15. „ 0,05 

0 

0 

13 

0,5 

0,1 

17. „ 0,05 

0 

7 

13 

0,5 

0,1 

21. „ 0,05 

0 

8 

14 

0,5 

0,1 

Kontrolle NaCl 0,05 

0 

0 

14 


Tabelle XXIX. 
Serum Kaninchen S. 


Leukocyten, 

Meer- 

schweinchen 

Strepto- 

Aufschwem- 

mung 

Serum 

Phagocytare Ziffer 

mit Strepto V 

mit Strepto H 

mit Strepto S 

0,5 

0,1 

5. Tag 0,05 

0 

0 

14 

0,5 

0,1 

7. „ 0,05 

0 

0 

14 

0,5 

0,1 

15. „ 0,05 

0 

0 

13 

0,5 

0,1 

17. „ 0,05 

0 

0 

13 

0,5 

0,1 

21. „ 0,05 

0 

0 

14 

0,5 

0,1 

Kontrolle NaCl 0,05 

0 

0 

14 


Wir sehen also auch hier eine strenge Spezifizitat der Opsonine resp. 
Bakteriotropine in bezug auf den homologen Stamm. Strepto V wird 
nur vom Serum des Kaninchens V beeinfluBt, Strepto H nur vom 
H-Kaninchen, w&hrend wir beim Stamm S bei keinem der 3 Sera einen 
Unterschied gegenuber der Kontrolle mit NaCl beobachten konnen. 


C. Verhalten der Streptokokken im Normalserum. 

Wir konnten in unseren Versuchen stets die bekannten Eigenschaften 
eines Normalserums bezflglich seiner opsonischen Wirkung nachweisen 


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Huggenberg, Untersuchungen fiber Phagocytose der Streptokokken. 69 


So die Unterschiede, welche zwischen den Seren verschiedener Tier- 
gattungen bestehen, ferner die individuellen Verschiedenheiten innerhalb 
derselben Tiergattung. Desgleichen fanden wir die Thermolabilit&t, das 
Verschwinden der opsonischen Wirkung bei kurzer Erhitzung auf 56 bis 
58° C vor. Im weiteren konnten wir bestatigen, daB die opsonische 
Kraft innerhalb weniger Tage aus einem Serum verschwindet. Es inter- 
essierte uns auch namentlich zu wissen, wie die einzelnen Streptokokken- 
stamme sich gegeniiber verschiedenen Normalseren verhielten. 

In den folgenden Tabellen werden einige Resultate mitgeteilt, welche 
mit frischem, mit erhitztem und mit alterem, langere Zeit aufbewahrtem 
Serum erhalten worden sind. 

Aus diesen Tabellen ist ersichtlich, daB jedes komplementhaltige 
Serum eine Steigerung der Phagocytose der Streptokokken hervorrufen 
kann. Im Gegensatz zu den mit Immunserum erhaltenen Resultaten sei 
erwahnt, daB eine Spezifizitat nach einzelnen Stammen nicht zu erkennen 
ist. Ein weiterer sehr wichtiger Unterschied besteht darin, daB schon 
bei geringer Verdiinnung (1:10) die opsonische Wirkung des Normal- 
serums sofort abnimmt. 


Versuche mit frischem Norraalserum. 
Tabelle XXX. 


Leukocyten, 

Meer- 

Bchweinchen 

Strepto V 

Normalserum, 

Meerschweinchen 

Prozentzahl der 
phagocytierenden 
Zellen 

0,5 

0,1 

0,1 

50 Proz. 

0,5 

0,1 

0,01 

4 „ 

0,5 

0,1 

0,005 

4 „ 

0,5 

0,1 

0,001 

4 „ 

0,5 

0,1 

Kontrolle NaCl 0,1 

4 „ 


Tabelle XXXI. 


Leukocyten, 

Meer¬ 

schweinchen 

Strepto HB. 

Serum 

Prozentzahl der 
phagocytierenden 
Zellen 

0,5 

0,1 

Normalserum Meerschw. I 0,1 

20 Proz. 

0,5 

0,1 

„ „ II 0,1 

16 „ 

0,5 

0,1 

„ ., HI 0,1 

30 „ 

0,5 

0,1 

Kontrolle NaCl 0,1 

7 „ 


Versuche mit erhitztem Normalserum. 
Tabelle XXXII. 


Leukocyten, 

Meer¬ 

schweinchen 

n 

Serum 

Phagocytare Ziffer 

Serum 

unerhitzt 

Serum 
erhitzt 
10' 58° 

0,5 

0,1 

Normalserum Kaninchen I 0,1 

3 

0 

0,5 

0,1 

„ „ I 0,01 

0 

0 

0,5 

0,1 

Normalserum Kaninchen II 0,1 

5 

0 

0,5 

0,1 

„ „ n 0,01 

0 

0 

0,5 

0,1 

Normalserum Kaninchen III 0,1 

3 

0 

0,5 

0,, 

„ „ III 0,01 

0 

0 

0,5 

0,1 

Kontrolle NaCl 0,1 

0 



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70 


Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originale. Bd. 55. Heft 1. 


Tabelle XXXIII. 


Leukocyten, 

Meer- 

schweinchen 

Strepto SH 

Serum 

Phagocytare Ziffer 

Serum 

unerhitzt 

Serum 
erhitzt 
10' 58° 

0,5 

0,1 

Normalserum Kaninchen I 0,1 

12 

8 

0,5 

0,1 

„ „ I 0,01 

7 

8 

0,5 

0,1 

Normalserum Kaninchen II 0,1 

13 

8 

0,5 

0,1 

„ „ II 0,01 

8 

7 

0,5 

0,1 

Normalserum Kaninchen III 0,1 

14 

8 

0,5 

0,1 

„ „ HI 0,01 

8 

8 

0,5 

0,1 

Kontrolle NaCl 0,1 

8 



Versuche mit alterem Normalserum. 
Tabelle XXXIV. 


Leukocyten, 

Meer- 

schweinchen 

Strepto M 

Serum 

Phagocytare Ziffer 

Seram 

frisch 

3 Tage alt 

0,5 

0,5 

0,1 

0,1 

Normalserum Kaninchen I 0,1 

„ 1 0,01 

6 

0 

0 

0 

0,5 

0,1 

Normalserum Kaninchen II 0,1 

4 

0 

0,5 

0,1 

„ „ II 0,01 

0 

0 

0,5 

0,1 

Normalserum Kaninchen III 0,1 

5 

0 

0,5 

0,1 

„ „ III 0,01 

0 

0 

0,5 

0,1 

Kontrolle NaCl 0,1 

0 



Tabelle XXXV. 


Leukocyten, 

Meer- 

schweinchen 

Strepto H 

_ . ,i 

Seram 

Phagocytare Ziffer 

Seram 

frisch 

3 Tage alt 

0,5 

0,1 

Normalserum Kaninchen I 0,1 

2 

0 

0,5 

0,1 

„ „ I 0,01 

0 

0 

0,5 

0,1 

Normalserum Kaninchen II 0,1 

2 

0 

0,5 

0,1 

,, „ II 0,01 

0 

0 

0,5 

0,1 

Normalserum Kaninchen III 0,1 

4 

0 

0,5 

0,1 

„ „ III 0,01 

0 

0 

0,5 

0,1 

Kontrolle NaCl 0,1 

0 



Da jedes aktive Serum in melir oder weniger starkem MaBe opsonisch 
wirkt, so werden bei Untersuchung eines frischen Immunserums in un- 
verdunntem Zustande — der gewohnlichen Versuchsanordnung — sehr 
komplexe und schwierig zu deutende Verhaltnisse bestehen. Durch die 
schon von Neufeld vorgeschlagene Prufungsart eines Streptokokken- 
immunserums in abgestuften Verdiinnungen werden hingegen nicht nur 
die Fehlerquellen, welche durch die Agglutination entstehen, aus- 


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Huggenberg, Untersuchungen iiber Phagocytose der Streptokokken. 71 


TabeUe XXXVI. 


Leukocyten, 



Phagocytare Ziffer 

Meer- 

Strepto S 

Seram 

RpriiTn 


schweinchen 



frisch 

3 Tage alt 

0,5 

0,1 

Normalserum Kaninchen I 0,1 

26 

11 

0,5 

0,1 

„ „ 1 0,01 

10 

10 

0,5 

0,1 

Normalserum Kaninchen II 0,1 

20 

10 

0,5 

0,1 

„ „ n 0,01 

10 

9 

0,5 

0,1 

Normalserum Kaninchen III 0,1 

21 

10 

0,5 

0,1 

„ „ III 0,01 

10 

11 

0,5 

0,1 

Kontrolle NaCl 0,1 

10 



Tabelle XXXVII. 

Phagocytose von verschiedenen Streptokokkenstammen im 

Normalserum. 


Leukocyten, 

Meer- 

schweinchen 

Stamm 

Serum 

Phagocvtare 

Ziffer 

0,5 

Strepto HS 0,1 

Normalserum Kaninchen I 0,1 

6 

0,5 

„ ,, 0,1 

„ ,, II 0,1 

9 

0,5 

» »l 0,1 

Kontrolle NaCl 0,1 

4 

0,5 

Strepto V 0,1 

Normalserum Meerschw. I 0,1 

3 

0,5 

,, „ 0,1 

„ „ II 0,1 

2 

0,5 

„ „ 0,1 

Kontrolle NaCl 0,1 

0 

0,5 

Strepto BT 0,1 

Normalserum Kaninchen I 0,1 

2 

0,5 

,, „ 0,1 

„ „ II 0,1 

4 

0,5 

„ ., 0,1 

Kontrolle NaCl 0,1 

0 

0,5 

Strepto B 0,1 

Normalserum Meerschw. 0,1 

16 

0,5 

„ „ 0,1 

Kontrolle NaCl 0,1 

3 

0,5 

Strepto L 0,1 

Normalserum Kaninchen 0,1 

12 

0,5 

„ „ 0,1 

Kontrolle NaCl 0,1 

0 


geschlossen, sondern auch diejenigen, welche die Einwirkung des Kom- 
plements (Normalopsonin?) verursachen. 

SchluBfolgerungen. 

1) Die Spontanphagocytose spielt bei Versuchen mit Strepto¬ 
kokken in vitro eine groBe Rolle. Sie ist bei jedem Stamm verschieden 
und ohne Zusammenhang mit Virulenz, kulturellem Verhalten oder 
Herkunft. Es ist deshalb die Kontrolle mit physiologischer Kochsalz- 
losung ohne Serumzusatz stets auszuffihren. 

2) Bei Zusatz von Immunserum in unverdiinntem Zustande l&Gt 
sich in der Regel, wenn auch nicht immer, Phagocytose nachweisen. 
Dieselbe wird deutlicher und steigt betrachtlich bei Verdflnnung des 
Serums. Die Hemmung der Phagocytose im konzentrierten Serum riihrt 
von der Agglutination der Streptokokken her. Das Optimum der Phago¬ 
cytose liegt im allgemeinen bei dem Verdiinnungsgrad des Serums, bei 
welchem keine Agglutination mehr eintritt. Es sind daher bei der Wert- 
bestimmung eines Serums der Grad der Verdiinnung und die phago- 
cytare Zahl zu berticksichtigen. 

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72 


Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 55. Heft 1. 


3) Die phagocytosebefordernden Bestandteile des Immunserums sind 
nicht identisch mit den Agglutininen. Ein Parallelismus zwischen beiden 
Substanzen lieB sich in unseren Versuchen nicht nachweisen. 

4) Die phagocytosebefordernden Bestandteile des Immunserums sind 
nicht vollkommen thermostabil. Eine kurzdauernde (10 Min.) Erhitzung 
auf 58° wird ertragen, eine langere Oder die Anwendung von hoheren 
Temperaturen vermindern oder zerstoren diese StofTe. 

5) Die phagocytosebefordernden Bestandteile des Immunserums 
wirken spezifisch gegeniiber den homologen Stammen (Immunisations- 
stamme). 

6) Die Fahigkeit eines Streptococcus, ein spezifisch phago- 
cytierendes Serum zu erzeugen, steht im umgekehrten Verhaitnis zu 
seiner Spontanphagocytose. Stammc, welche schon im NaCl lebhaft auf- 
genommen wurden, erzeugten in unseren Versuchen kein oder nur 
schwach phagocytierendes Serum, in Kochsalzlosung nicht phagocytable 
Stfimme hingegen sehr hochwertiges. 

7) Die opsonische Wirkung des Normalserums ist im 
Gegensatz zu derjenigen des Immunserums nicht spezifisch; verschie- 
dene Streptokokkenstamme werden in ahnlicher Weise phagocytiert. 
Sie verschwindet bei kurzem Erhitzen auf 58°, bei kurzdauernder Auf- 
bewahrung und sogar schon bei schwacher Verdiinnung des Serums. 
Opsonische Wirkung im Normalserum und Komplement sind wahrschein- 
lich identisch. 

Am Schlusse mochten wir noch bemerken, daB eine praktische Ver- 
wertung der Opsoninbestimmung bei Streptokokken einstweilen kaum 
statthaft ist; ob eine Verbesserung der Technik genauere Resultate er- 
gibt, wagen wir nicht zu entscheiden. Jedenfalls durfen nur auf Grund 
groBer Erfahrung und genauer und wiederholter Prufung der verwendeten 
Streptokokkenstamme Schliisse gezogen werden. Resultate, welche nur 
mit einem bestimmten Streptococcus erhalten worden sind, diirfen 
nicht ohne weiteres verallgemeinert werden. 


Nachdruck verbolen. 

Nachtrag zu der Arbeit: 

„Uet)er den tuberkulo - opsonischen Mex beim Menschen 

und beim Eind.“ 

[Aus dem Opsonischen Laboratorium (Abt. des Path. Institutes 
der Kgl. Tierarztl. Hochschule) zu Dresden.] 

Von Privatdozent Dr. Strubell und Dr. Felber. 

Aus dem Texte unserer Arbeit (Centralbl. f. Bakt. etc. Abt. I. Orig. 
Bd. 54. 1910. p. 44) geht vielleicht noch nicht mit der von uns ge- 
wiinschten PrBgnanz hervor, daB das Impfmaterial der von Prof. Eber 
tuberkulos infizierten Rinder aus zwei Kategorieen besteht: 


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Strubell u. Felber, Tuberkulo-opsonischer Index beim Menschen u. Rind. 73 


a) aus Tuberkelbacillen menschlicher Provenienz, die unmittelbar, 
d. h. ohne vorherige Tierpassage, den Versuchsrindern einverleibt wurden. 
Die betreffenden Versuchsrinder erliolten sich samtlich 
von der voriibergehenden Erkrankung und wurden spater behufs 
Ennittelung des lokalen Befundes geschlachtet; 

b) aus Tuberkelbacillen ebenfalls menschlicher Provenienz. die vorher 
durch Tierpassage rindervirulent gemacht worden waren. Die mit 
diesem Material infizierten Versuchsrinder starben samt¬ 
lich an der Impftuberkulose. 

Wir haben bei unserer erst sehr spat erfolgten Orientierung fiber 
die Versuchsanordnung Prof. Ebers diese Tatsache nicht so pragnant 
dargestellt, und auch in unseren Tabellen, die Immunopsonine betreffend, 
eine Trennung der Indices nach diesen Gesichtspunkten nicht vorge- 
nommen. Wir wollen daher nachtrfiglich 2 Tabellen beiffigen, welche 
beide in Prozenten den Immunopsoningehalt a) der an Tuberkulose 
eingegangenen (vorher Impfung mit rindervirulent ge- 
machten menschlichen Tuberkelbacillen), b) der g e - 
schlachteten und mit 1 0 ka 1 er Tuberkulose behafteten Tiere 
(Impfung vorher mit menschlichen nicht rindervirulent 
gemachten Bacillen) angeben. In beiden Fallen wurden die Indices 
gegen MTb. und gegen RTb. bestimmt. Aus der Uebersichtstabelle B 
ergibt sich, daB die geschlachteten, nur mit lokaler Tuberkulose be¬ 
hafteten Tiere, entsprechend der rein menschlichen Provenienz des Impf- 
materials, in 67,6 Proz. der Indices einen Immunopsoningehalt von fiber 
30 Proz. hatten, ein Verhalten, das bei den an Tuberkulose eingegangenen 
Tieren sich auf 52 Proz. reduzierte. Demgegenfiber zeigten die ge¬ 
schlachteten Tiere bei 47,6 Proz. der Falle Immunopsonine gegen RTb. 
fiber 30 Proz. Die an Tuberkulose eingegangenen Tiere lassen merk- 
wfirdigerweise (bei allerdings einer sehr geringen Anzahl von Bestim- 
mungen) nur bei 15,4 Proz. der Falle Immunopsonine gegen RTb. fiber 
30 Proz. erkennen. 

Wesentlich scheint uns an diesen Ermittelungen zu sein, daB bei 
diesen Tieren, ganz allgemein gesprochen, mehr Immunopsonine gegen 
MTb. als gegen RTb. gebildet worden sind, ein Verhalten, das am deut- 
lichsten bei den mit reinen, wirklich menschlichen Tuberkelbacillen ge- 
impften und nur lokal erkrankten Rindern hervortritt. DaB es aber 
wohl moglich sein wird, bei einer gentigenden Zahl von Bestimmungen 
aus der Bestimmung des Immunopsoningehaltes auf den Grad der 
Rindervirulenz eines Virus zu schlieBen, scheint uns nach diesen Zahlen 
wahrscheinlich, und wir dfirfen die Moglichkeit ins Auge fassen, der 
Provenienz einer Kultur auf solche Weise naher zu kommen. Inwieweit 
sich diese Hoffnung bewahrheitet, mfissen zukfinftige ausgedehnte Unter- 
suchungen lehren. 


A. 

Immunopsoningehalt 
a) der an Tuberkulose eingegangenen Tiere. 


Rd. No. 


MTb. 






RTb. 

89 

48, 42 % 





15, 

25 

0 / 


92 

- 31% 





19, 

19, 

. 11, 

16% 

93 









95 

22, 33, 23, 

26, 

31, 

14, 

41, 53% 

— 

— 

— 

- - - - 

96 

19, 13, 17, 

42, 

38, 

56, 

34 % 

— 

— 

— 

- - - - 

100 

27, 22, 39, 

12, 

30, 

29, 

38% 

27, 

21, 

24, 

24, 32, 24, 32 •/, 



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74 


Centralbl. f. Bakt. etc. 1. Abt. Originale. Bd. 55. Heft 1. 


b) der geschlachteten und mit lokaler Tuberkuloee behafteten Tiere 
Rd. No. MTb. RTb. 


87 

88 
91 
94 


- 75, 55 % 

64, 59, 57 % 

41, 66, 44 % 

25, 50, 22, 25, 18, 13, 21, 19, 26, 
23, 19, 24, 114, 53, 21, 44, 36, 
58, 47, 42, 48, 48, 45, 56, 49, 
42, 34, 57, 32 % 


- 84, 22 % 

15, 41, 36% 

19, 43, 65 «/„ 

14, 60, 22, 35, 13, 23, 28 % 


- 19, 39, 19, 33, 36, 29 % 


B. 



Der Immunopsoningehalt der geschlachteten und mit lokaler Tuber- 
kulose behafteten Tiere betragt zwischen 


MTb. 

37 Bestimmungen 


4 

8 

3 

11 

7 

2 

1 



1 

— 1 

in Proz. ausgedriickt: 


10,8 

21,6 

84, 

29,8 

18,9 

5,4 

2,7 



2,7 



32 

f,4 




67,6 



RTb. 

21 Bestimmungen 


6 

5 

5 

2 

1 

1 


1 



in Proz. ausgedriickt: 


28,6 

23,8 

23,8 

9,5 

4,8 

4,8 


4,8 





52 

,4 

47;6 




Nachdruck verboten. 

Ueber die Abtotung von Tuberkelbacillen durch Erhitzmig. 

Erwiderung auf die Mitteilung von Prof. Dr. Forster 1 )-! 

Von Privatdozent Dr. F. Basenau, Amsterdam. 

In erster Linie mochte ich am Anfang dieser Erwiderung den Nach¬ 
druck darauf legen, daB die ganze Streitfrage sich darum dreht, ob 
lebende bovine Tuberkelbacillen in Flaschenmilch durch eine Erhitzung 
auf 70—72° C wahrend einer halben Stunde mit Sicherheit getdtet 
werden. Dies sind die Temperatur und die Zeit der Erwarmung bei der 
Darstellung der sogenannten krankheitskeimfreien Milch, wie sie haupt- 
sachlich auf Grund der Versuche von Forster und seiner Schiller in 
der Praxis angewandt werden. Hierbei ist vorausgesetzt, daB auch wirk- 


1) Centralbl. f. Bakteriol. Abt. I. Orig. Bd. 45. p. 74. 


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Bascnau, Ueber die Abtotung von Tuberkelbacillen durch Erhitzung. 75 


lich diese Temperatur wahrend der angegebenen Zeit auf die ganze 
Milch eingewirkt hat. Nach den Forsterschen Versuchen und den 
SchluBfolgerungen, die er aus diesen Versuchen zog, sollte dies in der 
Tat der Fall sein. Nach unseren Versuchen, die sich in Uebereinstimmung 
mit den neueren Resultaten von Prof, de Jong 1 ) befinden, werden die 
Tuberkelbacillen durch eine derartige Erhitzung mit Sicherheit nicht ab- 
getotet. Nach Forster tragt eine solche Milch den Namen „krankheits- 
keimfreie Milch u mit Recht, nach unseren Versuchen aber mit Unrecht. 
Eine solche Milch gibt keine Gew&hr fur die Abwendung der Gefahr 
einer Uebertragung der Tuberkulose. Auf die groBe hygienische Be- 
deutung dieser Frage brauche ich an dieser Stelle wohl nicht des 
naheren einzugehen. Hinweisen mochte ich jedoch auf die Tatsache, 
daB in Holland allein nach der annahernden Berechnung des Vorsitzenden 
der NiederlSndischen Milchhygienischen Vereinigung wenigstens 55 bis 
60 Mill. Flaschen sogenannter krankheitskeimfreier Milch verbraucht 
werden, eine Zahl, die eher zu niedrig als zu hoch gegriffen ist. Diese 
Milch wird im Vertrauen auf die vollstandige Abwesenheit von aktiven 
Krankheitserregern konsumiert, ohne daB an ein Aufkochen, das anders 
in vielen Fallen sicher stattfinden wtirde, gedacht wird, wodurch natiir- 
lich die Infektionsgefahr erhoht wird. 

Die Bem&ngelung unserer Versuche seitens Forsters 2 ) erstreckte 
sich in der Hauptsache an erster Stelle auf vermeintliche physikalische 
Fehler bei der Erw&rmung. Nach meiner Erwiderung in dieser Zeit- 
schrift 3 ) auf Forsters erste Kritik sollte es meines Erachtens sachlich 
iiberfliissig sein, auf diesen Punkt wiederum zuriickzukommen. Forsters 
Frage: Wie weit unter Wasser?, ist doch mehr als eriibrigt durch meine 
selbst noch unterstrichene Mitteilung, daB „bei unseren Versuchen sich 
die Milchflaschen vollstandig unter Wasser befanden“, und einige 
Zeilen weiter: „Die tief unter die Oberflache des Wassers einge- 
tauchten Flaschen mit Inhalt waren einer allseitig gleichm&Bigen und 
nicht schwankenden Erhitzung ausgesetzt“. 

An zweiter Stelle kommt Forster jetzt mit dem Einwand, daB bei 
den positiven Impfergebnissen nicht bewiesen sei, daB die Tiere tatsach- 
lich an Tuberkulose und nicht an Pseudotuberkulose (richtiger Nekro- 
tuberkulose) gelitten hatten. Und Forster ergreift bei diesem Einwand 
die Gelegenheit, zur Abwehr uns mangelnde Kenntnis der pathologischen 
Bedingungen vorzuwerfen, wie er das in gleicher Weise schon friiher 
vermeintlich fur die physikalischen Verhaltnisse getan hatte. Niemand 
wird mir den Vorwurf machen konnen, daB in dieser Streitfrage, 
wenigstens von meiner Seite, je die unpersonliche und hofliche Grenze 
iiberschritten sei. Ich gestatte mir aber jetzt, zu bemerken, daB Forster 
meines Erachtens zu weit geht, und ich kann nicht umhin, weiter zu 
sagen, daB Prof. Forster, dessen experimentatorisches Talent, groBe 
Kenntnisse und kritische SchSrfe ich in hohem MaBe wurdige, in dieser 
Materie nicht gut orientiert ist. Anders ware es unmoglich, daB er den 

Einwand der Nekrotuberkulose erhebt. Erstens schon auf Grund der 

experimentellen Erfahrungen in dieser Hinsicht. Bereits Koch 4 ) hatte 
bei seinen klassischen Untersuchungen iiber Tuberkulose gefunden, daB 
gesunde Meerschweinchen auf die subkutane Injektion mit groBen Mengen 

1) Centralbl. f. Bakteriol. Abt. I. Orig. Bd. 48. p. 670. 

2) Centralbl. f. Bakteriol. Abt. J, Orig. Bd. 51. p. 417. 

3) Centralbl. f. Bakteriol. Abt. I. Orig. Bd. 53. p. 61. 

4) Dtsche med. Wochenschr. 1891. 


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76 


Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 55. Heft 1. 


durch Erhitzung getoteter Tuberkelbacillen nur durch die Bildung eines 
Abszesses an der Impfstelle reagierten. Dieses Ergebnis ist vielfach 
bestatigt worden, und verweise ich hier auf die Untersuchungen 
von Vdlsch 1 ), Wyssokowicz 2 ), Prudden und H o d e n p y 1 3 ) u. a. 
Niemals hat hier ein Meerschweinchen nach subkutaner Irapfung, die 
wir bei unseren Versuchen stets verwandten, eine progressive allgemeine 
Tuberkulose erworben, wie wir sie bei den Impfungen mit erwarrater 
Milch wohl erhielten. Selbst intravenose Injektionen, die man mit Recht 
als eine Multiplikation einer lokalen Impfung auffassen darf, und intra- 
peritoneale Impfungen, wie sie van Prudden en Hodenpyl 4 ), 
Strauss und Garhaleia 5 ), Grancher und Ledoux-Lebard 6 ), 
Fokker 7 ), de Man 8 ), Masur 9 ), Kockel 10 ), Vissmann 11 ), 
Kelber 12 ), Siegenbeek van Heukelom 13 ) u. a. vorgenommen 
wurden, fiihrten niemals zu einer progredienten allgemeinen Tuberkulose. 
Fokkers Versuche, die Forster allein namentlich nennt, sind am 
wenigstens in der von Forster gewiinschten Bedeutung zu verwerten. 
Bei einera Meerschweinchen wurden nach intraperitonealer Injektion von 
1 ccm rahmartiger Emulsion von gut sterilisierten Tuberkelbacillen (also 
eine enorme Masse) bei der Sektion alle Organe intakt gefunden. Bei 
einem Kaninchen wurden nach Injektion von noch groBeren Mengen 
zwar in den Lungen Nekrotuberkel nachgewiesen, Leber und Milz aber 
waren normal. Bei einem anderen Kaninchen wurden in der Milz Nekro¬ 
tuberkel gefunden, in Lunge und Leber aber nur wenige Granulationen 
ohne Tuberkelbacillen. Das ist alles andere, aber keine allgemeine 
Tuberkulose. Jade Man 14 ) selbst, der unter Forster experimentierte, 
konnte feststellen, daB intraperitoneale Injektion von toten Tuberkel¬ 
bacillen bei Meerschweinchen keine Abweichungen verursachte, die auch 
nur einige Uebereinstimmung mit Tuberkulose zeigten. Ich weise hier 
noch darauf hin, daB auBer Fokker in dem einen Falle alle Unter- 
sucher darin iibereinstimmen, daB, wie auch injiziert, die Milz frei von 
Nekrotuberkeln bleibt. Dies hat um so grofiere Bedeutung, weil bei einer 
Impftuberkulose der Meerschweinchen mit lebenden Tuberkelbacillen die 
Milz stets mit am starksten tuberkulos ver&ndert ist und oft das Viel- 
fache ihres urspriinglichen Gewichts aufweist. 

Zweitens ist bereits auf Grund von logischer Ueberlegung der Ein- 
wand der Nekrotuberkulose von seiten Forsters nicht am Platze. 
Und zwar deshalb: In den Versuchen von de Man 15 ), worauf Forster 
in der Hauptsache seine Methode der Bereitung krankheitskeimfreier 
Milch stiitzt, wird mit Recht ausdriicklich hervorgehoben, daB die beste 
Weise, um festzustellen, ob Tuberkelbacillen durch eine vorangehende 


1) Zieglers u. Nauwercks Beitr. z. pathol. Anat. Bd. 3. 

2) MitteiL a. d. Brehmerschen Heilanst. 1890. 

3) New York Med. Journ. 1891. 

4) 1. a 

5) Arch, de nted. experim. et d’anat. pathol. 1891. 

6) Ebenda. 1891. 

7) Ned. Tijdschr. v. Geneesk. 1892. 

8) Ebenda. 1892. 

9) Zieglers Beitr. z. pathol. Anat. Bd. 16. 

10) Ebenda. Bd. 16. 

11) Virchows Arch. Bd. 129. 

12) Arb. a. d. Baumgartenschen Instit. Bd. 2. 

13) Dissertation Leiden. 1905. 

14) 1. c. 

15) Dissertation u. Arch. f. Hyg. 1893. 


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Basenau, Ueber die Abtotung von Tuberkelbacillen durch Erhitzung. 77 


Erhitzung getotet sind oder nicht, die Verimpfung auf empfindliche 
Tiere, in casu Meerschweinchen, ist; und ebenfalls mit Recht, dafi man 
bei etwa zweifelhaften Fallen, ob man es mit echter oder mit Nekro- 
tuberkulose zu tun hat, aufs neue Ueberimpfungen auf gesunde 
Meerschweinchen machen kann. Nun findet man aber in den de Man- 
F*o r s t e r schen Versuchsprotokollen nirgends eine derartige Kontroll- 
iiberimpfung, wo es sich pathologisch-anatomisch um eine makroskopische, 
verallgemeinerte Tuberkulose handelt. Warum hat Forster selbst bei 
allgemeiner Impftuberkulose nach Injektion mit erhitztem tuberkulosen 
Material diese Kontrollimpfungen fur iiberfliissig gehalten, und warum 
verlangt er es unter denselben Verhaltnissen von uns? Er ist damals 
dem sehr richtigen Gedankengang gefolgt, dafi bei einer sich progredient 
entwickelnden allgemeinen Tuberkulose mit ihren typischen pathologisch- 
anatomischen Veranderungen, die vor allem dieMilz betreffen — Forster 
hat selbst als einziges Organ Lange, Breite, Voluroen und Gewicht der 
Milz bestimmen lassen — keine Kontrollimpfungen notig sind. Diese 
Ueberimpfung wurde nur dann in einigen Fallen verrichtet, wenn bei der 
Sektion sich das Tier mit Ausnahme z. B. von einigen kleineren, unregel- 
mailig geformten Knotchen im Omentum, von zwei kleinen gelbgefarbten 
Knotchen am Peritoneum, von einem nicht glanzendeu Peritoneum, von 
einem anamisch gelb gefarbten Leberiappchen als vollkommen normal 
erwies. Alles Veranderungen, die nicht charakteristisch fiir Tuberkulose 
sind und sich auch nicht als tuberkulos erwiesen. Es wurde wo hi bei 
einigen zweifelhaften Veranderungen versucht, festzustellen, ob diese 
tuberkulbser Art waren, niemals trachtete man aber, bei makroskopisch 
charakteristischen tuberkulosen Veranderungen durch Ueberimpfung zu 
beweisen, ob man es wirklich mit echter und nicht mit Nekrotuber- 
kulose zu tun hatte. Nach der jetzigen Forsterschen Auf- 
fassung waren alsdann die hierher gehorigen Forster- 
de Manschen Untersuchungen vollig wertlos, und damit 
wurde die ganze Basis der Forsterschen Methode von 
selbst verfallen. 

Und weiter. Warum hort bei unseren Versuchen bei der Ver¬ 
impfung von natiirlich infizierter Milch nach einer Erhitzung auf 80° C 
wahrend 1 Stunde die vermeintliche Nekrotuberkulose plotzlich auf, in die 
Erscheinung zu treten? Man kann hier nicht den Einwand erheben, 
dad diese Art der Erwarmung den toten Tuberkelbacillen die Fahig- 
keit nahme, Nekrotuberkulose zu erzeugen, wahrend eine ktirzere oder 
niedrigere Erhitzung diese Eigenschaft bestehen lieBe. Dies ist deshalb 
hinfailig, weil bei den vorher genannten Untersuchungen mit toten 
Tuberkelbacillen dieselben einer viel intensiveren Erhitzung ausgesetzt 
waren, und sie doch ihre Fahigkeit der Erzeugung einer wirklichen 
Nekrotuberkulose behielten. 

Sowohl den An griff auf die physikalischen Bedingungen unserer 
Versuchsanordnung, wie auch den zweiten unsachlichen auf unsere Be- 
herrschung der pathologischen Verhaitnisse erachte ich hiermit in ge- 
nflgender Weise fiir widerlegt, und kann ich nur zu meinem besonderen 
Bedauern wiederholen, dafi Forster sich mit dieser speziellen Materie 
vorher nicht vollig vertraut gemacht hat. Nicht wir, sondern er war 
nicht Meister der pathologischen Verhaitnisse. 

Was die Verteidigung Forsters seiner eigenen Versuchsanordnung 
angeht, so will ich im Augenblick annehmen, daB er in verschiedenen 
Versuchen das Mehrfache der Tuberkelbacillen erhitzt und injiziert hat, 


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78 


Centralbl. f. Bakt etc. I. Abt. Originate. Bd. 55. Heft 1. 


die wir aus 100 ccm Milch tuberkuloser Kiihe durch Zentrifugieren er- 
halten haben. Dies andert aber nichts an der Tatsache, daB bei seinen 
Versuchen das Material in feinen, 2 mm weiten, an beiden Seiten in 
eine Kapillare ausgezogenen Rohrchen erhitzt wurde, die sicherlich nicht 
mehr als hochstens 1 ccm Flussigkeit enthielten; daB er also unter 
ganz anderen physikalischen Verhaltnissen arbeitete, wie wir bei unseren 
Versuchen und wie in der Praxis gearbeitet werden kann und mull. 
Keine Erhitzung von feinen Rohrchen mit winzigem Inhalt, sondern eine 
Erwiirmung von Flaschen mit einem halben Liter Inhalt und mehr. 

Was die Forster scheinbar iiberraschende Tatsache betrifft, daB 
auch bei niedrigerer Temperatur als 80° C die Tuberkelbacillen in natiir- 
lich infizierter Milch sich in einigen Versuchen als abgetotet erwiesen, 
so liegt doch in einer solchen Tatsache nichts Auffalliges. Die Resistenz 
der niederen Organismen verschiedener Provenienz ist bekanntermaBen 
keine feste mathematische GroBe und selbst nicht die Widerstandsfahig- 
keit, die Lebenskraft der Individuen ein und desselben Stammes. Dazu 
kommt, daB der positive oder negative Ausfall bis zu einer gewissen 
Grenze von der Menge der Tuberkelbacillen abhangig ist, eine Menge, 
die man selbstredend bei Versuchen mit naturlich infizierter 
Milch nicht immer in der Hand hat. Ein positives Resultat wiegt hier 
schwerer als ein negatives. 

Ich kann zuin Schlusse nur wiederholen, daB ich, wie schon friiher 
gesagt*), nicht daran zweifele, daB Tuberkelbacillen bei den Forster schen 
Verhaltnissen der Versuchsanordnung abgetotet werden, daB Forster 
aber die gleichen Resultate wie wir erhalten wird, wenn er die Versuche 
unter den Bediugungen, wie die Praxis es erfordert, anstellt. Also keine 
Erhitzung von minimalen Mengen, sondern eine Erwarmung von groBen 
Mengen, wie sie in den Verkehr gebracht werden miissen. 

Mit Tuberkelbacillen naturlich infizierte Milch kann 
durch eine Erhitzung auf 70—7 2° C wahrend einer halben 
Stunde nicht „krankheitskeimfrei“ ge mac lit werden uud 
birgt noch die Gefahr einer tuberkuldsen Uebertragung 
in sich. Diese Gefahr wird erst aufgehoben, wenn die 
Milch 1 Stunde auf 80° C erwarmt wird. 

Aufrichtig bedaure ich es, daB ich mich mit dem von mir hoch- 
verehrteu Herrn Prof. Forster in Widerspruch setzen muB, und daB 
ich dies heute schMrfer zu tun genotigt bin, als es meinem Wesen er- 
wunscht ist. An mir aber liegt die Schuld der scharferen Gangart nicht. 

Amsterdam, April 1910. 


Nachdruck verboten. 

Beitrag zur Frage der Abtotung von Tuberkelbacillen 

durch Erhitzung. 

Von Prof. Dr. Forster, StraBburg. 

Mit einem meiner ehemaligen Schuler bin ich unliebsamerweise in 
eine Diskussion geraten, die sich in einem Wortstreit zu verlieren scheint. 
Ein solcher laBt sich mit Spitzfindigkeiten ins Unendliche fortsetzen, wenn 

l) 1. c. 


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Forster, Zur Frage der Abtotung von Tuberkelbacillen durch Erhitzung. 79 


man den dazu notigen, dialektisch scharfen Verstand besitzt, wie der 
Verf. der obigen Zuschrift, von der die Redaktion des Centralblattes mir 
einen Abzug zuzuschicken die Giite hatte. In der wesentlich experi- 
meutellen Studien bestimmten Zeitschrift beschr&nke ich mich daher in 
einem Beitrage zu der Frage, tiber deren bisherige Behandlung ich ein 
Urteil sachkundigen Kollegen uberlasse, auf die Mitteilung einiger Ver- 
suchsprotokolle aus den Untersuchungsreihen, mit denen Herr Dr. Aoki, 
Assistent meines Institutes, infolge des Angriffes auf die von mir und 
meinen Schiilern ausgefuhrten Bestinimungen der Temperaturhohe, bei 
der die Vernichtung des Lebens von Tuberkelbacillen eintritt, eben be- 
schaftigt ist. 

1) Verkaste Masse von einer Kaverne aus menschlicher Lunge in 
lOccm physiologischer Kochsalzlosung zerrieben; ira geschlossenen Kultur- 
rohrchen unter Wasser auf 65° erwarmt, sofort gekuhlt und je 2 ccm 
Meerschweinchen injiziert. Mikroskopisch reichlich Tuberkelbacillen. 


Auf (35° gehalten Injiziert 
15 Minuten lang in tracer i ton eal 
15 „ „ subkutan 

20 „ „ intraperitoneal 


20 


»» 


»> 


subkutan 


Getotet nach 5 1 /, Monaten. Sektionsbefund 

Keine tuberkulose oder sonstige pathologische Ver- 
anderungen 

Gestorben nach 22 Tagen. Mehrere weiche Herd- 
chen in Milz und Leber und in der Nahe der In- 
jektionsstelle. Mit Material aus den Herdchen 
frisch geimpfte Meerschweinchen blieben gesund. 
Keine Tuberkulose. 


Kontrolle. Mit wenig von nickt erhitztem Material subkutan und 
intraperitoneal geimpfte Meerschweinchen starben nach etwa 1 Monat 
an allgemeiner Tuberkulose. 

2) VerkSste Lymphdrusen eines an Menschentuberkulose gestorbenen 
Meerschweinchen in 10 ccm KochsalzlSsung zerrieben. Mikroskopisch 
reichlich Tuberkelbacillen; die Gesamtmasse bis auf den kleinen, zur 
Kontrollimpfung gebrauchten Rest unter Wasser auf 65° erhitzt, abge- 
kiililt und je 2 ccm davon injiziert. 

Auf 65° gehalten Injiziert Getotet nach 4 Monaten. Sektionsbefund 

15 Minuten lang intraperitoneal I Keine tu berkul6se oder sonstige pathologische Ver- 

” » subkutan > anderungen 

)t ff 9f ) 9 

[ GroSere Knotchen io Milz und Leber; mit Material 
20 „ „ intraperitoneal { davon frisch geimpfte Meerschweinchen blieben 

l gesund; also keine Tuberkulose 

Kontrolle. Mit wenig nicht erhitzter Kochsalzaufschwemmung 
subkutan und intraperitoneal geimpfte Meerschweinchen starben nach 
etwas liber einem Monat an allgemeiner Tuberkulose. 

3) Ueppige Agarkulturen von Tuberkelbacillen in 50 ccm Milch 
sorgfaltig zerrieben. Mikroskopisch sehr viele Tuberkelbacillen. In 
KulturrShrchen verteilt unter Wasser 15 und 20 Minuten auf 65° ge¬ 
halten und Meerschweinchen je 2 ccm subkutan und intraperitoneal in¬ 
jiziert. 

Die nach 4 Monaten getoteten Tiere lassen bei der Sektion keinerlei 
tuberkulSse oder sonstige pathologische Ver&nderungen erkennen. 

Kontrolle. 2 Meerschweinchen, denen geringe Mengen der mit 
Tuberkelbacillen versetzten, nicht erhitzten Milch subkutan und iutra- 
peritoneal injiziert worden waren, starben nach 17 und 27 Tagen an 
allgemeiner Tuberkulose. 

4) Etwa l / s 1 Milch wird mit dem fein zerriebenen Rasen von Agar¬ 
kulturen von Tuberkelbacillen versetzt. Mikroskopisch zahlreiche Tuberkel- 


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80 


Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 55. Heft 1. 


bacillen. Die Milch wird in einer Milchflasche unter Wasser auf 65° C 
erwarrat, 1 Stunde lang darauf gehalten, rasch gekuhlt und je 2 ccra 
davon Meerschweinchen subkutan und intraperitoneal injiziert. 

Das intraperitoneal geimpfte Tier wird nach 5 Monaten getotet und 
erweist sich bei der Sektion als normal. Das subkutan geimpfte Meer¬ 
schweinchen starb nach 2 Monaten. Bei der Sektion fanden sich auller 
anscheinend verk&sten Lymphdrtisen reichlich weiche Herdchen in Milz 
und Leber. Frische Tiere, damit geimpft, bleiben gesund. Keine Tuber- 
kulose. 

Kontrolle. Mit wenig nicht erhitzter Milch geimpfte Meerschwein¬ 
chen starben bei intraperitonealer Injektion nach 16 Tagen, bei sub- 
kutaner Injektion nach 2 Monaten an ausgebreiteter Tuberkulose. 

5) Naturlich infizierte Milch von einer an Eutertuberkulose leidenden 
Kuh. Mikroskopisch reichlich Tuberkelbacillen. In einer Milchflasche 
unter Wasser 15 Minuten lang nach rascher AnwSrmung auf 65—66° C 
erhitzt. Nach sofortiger Abkiihlung werden 100 ccm in einer mit einem 
Wassermotor getriebenen Zentrifuge separiert und je 2 ccm des zahllose 
Tuberkelbacillen enthaltenden Zentrifugates Meerschweinchen injiziert. 
Ein subkutan geimpftes Versuchstier wurde nach 4 1 / 2 Monaten gettHet 
und bei der Sektion vollig normal gefunden. Zwei intraperitoneal ge¬ 
impfte Meerschweinchen starben nach 50 und 52 Tagen. Bei der Sektion 
fanden sich bei beiden auBer Driisenschwellungen zahlreiche mehr oder 
weniger weiche Herde in Leber und Milz. Frische Tiere, mit Material 
davon subkutan und intraperitoneal geimpft, bleiben gesund. Keine 
Tuberkulose. 

Kontrolle. Meerschweinchen, die 0,5 ccm der nicht erhitzten, nicht 
zentrifugierten Milch subkutan und intraperitoneal injiziert erhielten, 
erkrankten und starben nach etwa 1 und V/ 2 Monaten an allgemeiner 
Tuberkulose. 

6) Naturlich infizierte Milch von einer an Eutertuberkulose erkrankten 
Kuh. Mikroskopisch reichlich Tuberkelbacillen. In einer Milchflasche 
unter Wasser nach Anw&rmung 20 Minuten lang auf 65—66° C gehalten 
und nach Kiihlung 100 ccm zentrifugiert. Von der ausgeschleuderten 
Masse wurden 2 Meerschweinchen je 5 ccm intraperitoneal und zweien 
je 2 ccm subkutan injiziert. Alle 4 Tiere erwiesen sich, nachdem sie 
4 Monate sp&ter getotet worden waren, bei der Sektion als normal. 

Kontrolle. Die mit V* ccra der ursprunglichen, nicht erhitzten 
Milch subkutan und intraperitoneal geimpften Tiere starben nach 24 und 
28 Tagen an allgemeiner Tuberkulose. 

Aus den hier mitgeteilten Untersuchungen geht hervor, daB Tuberkel¬ 
bacillen verschiedener Herkunft — auch in Versuchen, in denen Massen 
davon in kleinen oder groBen Mengen von Fliissigkeiten (Kochsalzlosung, 
Milch, naturlich infizierte Milch) behandelt werden — durch die 15 Minuten 
lang dauernde Einwirkung einer Temperatur von 65—66° C getotet 
werden. Die Ergebnisse von Untersuchungen, bei denen die Tuberkel¬ 
bacillen anscheinend gegen die Erhitzung eine grbBere Widerstands- 
fahigkeit zeigen, als in den von mir und meinen Mitarbeitern angestellten 
Versuchen beobachtet wurde, beruhen offenbar auf Versuchsfehlern. 


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Sievert, Ueber Formalin-Bakterienaufschwemmungen. 


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Nachdruck verboten. 


Ueber Formalin-Bakterienaufschwemmimgeii. 

[Aus dem Hygien. Institut der Universitat Leipzig 
(Direktor: Geh. Medizinalrat Prof. Dr. Franz Hofmann).] 

Von Dr. Fritz Sievert, Kgl. Sachs. Oberarzt, 

friiher kommandiert zum Hygien. Institut. 


In der Deutschen Medizinischen Wochenschrift 1906 (No. 4. p. 140) 
hat Loele in einer Abhandlung: „Die Agglutination in den Handen des 
praktischen Arztes“ flber die Verwendung von Formalin-Bakterienauf- 
schwemmungen zur Anstellung der Agglutinationsreaktion und zur Her- 
stellung agglutinierender Sera berichtet. Wenn auch eine grfifiere Reihe 
anderer Beobachter sich der Formalinaufschwemmungen bedient haben, 
so ist ihre Anwendung, nach den Aeufierungen der Literatur zu urteilen, 
doch nicht in dem MaBe Gemeingut der Untersucher geworden, als es 
die Methode verdiente. 

An der bakteriologischen Untersuchungsstelle des Hygienischen In- 
stituts zu Leipzig werden die Formalinaufschwemmungen nun bereits 
seit einer Reihe von Jahren fiir die Agglutination und zur Immunisierung 
von Versuchstieren zur Herstellung von Testseris benutzt, und ich habe als 
frfiherer Assistent des Instituts Gelegenheit gehabt, die Methode an einer 
groBen Anzahl von Patienten- und Immunseris bezw. an einem groBeren 
Tiermaterial nachzuprfifen, so daB ich in der Lage bin, auf Grund eigener 
Erfahrungen ein erneutes Urteil iiber ihre Brauchbarkeit abzugeben. 

Zunfichst sei ein kurzer Ueberblick fiber die Verwendung abgetfiteten 
Bakterienmaterials zur Agglutination vorausgeschickt. 

Die Schwierigkeit, lebendes Bakterienmaterial an jedem Orte und zu 
jeder Zeit rasch zur Verwendung zu haben, hat schon einige der ersten 
Untersucher, Widal und Sicard (1) veranlaBt, die Benutzung von durch 
Hitze oder Formol abgetfiteten Bakterien zu empfehlen. An chemischen 
Mitteln sind auBer dem Formalin noch Phenol [Koch (2)], Toluol 
[Roily (3), Aaser (4)] und Chloroform (z. B. Sttihlinger (5)J u. a. 
verwandt worden, von denen das letztere sich jedoch nicht ffir alle 
Bakterienarten brauchbar erwies, indem wohl die Herstellung eines Para- 
typhusdiagnostikums mit Chloroform gelang, bei Typhusbacillen jedoch 
durch das Chloroform der Agglutinationseffekt wesentlich geschfidigt wurde. 

In zweckmSBiger Weise hat man auch Bakterienderivate zur An¬ 
stellung der Reaktion verwandt. Allbekannt ist das Fickersche Dia- 
gnostikum, welches als erstes derartiges Reagens dem Praktiker die 
Reaktion zug&ngig machte und, wenigstens in Deutschland, vielfach Ver¬ 
wendung gefunden hat. Zweifellos hat Ficker, dessen Reagens jetzt 
auBer ffir Typhus auch noch ffir die wichtigsten anderen pathogenen Keime 
bei der Firma Merck-Darmstadt hergestellt wird, das Verdienst, ein 
von den meisten Nachprfifern gfinstig beurteiltes Praparat mit einem 
sehr zweckmaBigen Instrumentarium geschaffen zu haben, das Praparat 
hat nur die Nachteile, daB es noch relativ teuer und seiner Zusammen- 
setzung nach nicht genau bekannt ist. Ein anderer bemerkenswerter 
Versuch, ein Diagnostikum ffir Typhus und Paratyphus herzustellen, ist 
durch Sttihlinger (1. c.) gemacht worden, welcher in steriler Koch- 
salzlfisung aufgeschwemmte Bakterien bei Bruttemperatur durch Autolyse 
zugrunde gehen lieB und die so erhaltene Flfissigkeit, mit geringem, 

Erstr Abt. Orig. Bd. 55. Heft 1. 6 


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82 


Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 55. Heft 1. 


unschadlichen Karbolzusatz konserviert, als Diagnostikum empfahl. Aber 
erst nach 8 Wochen ist das Diagnostikum gebrauchsfahig und daher die 
Herstellung etvvas umstandlich. 

Das Formalin ist in der Konzentration von 0,5—2 Proz. zunachst 
meist als Zusatz zu Bouillonkulturen (bezw. Peptonwasserkulturen) 
zur Anwendung gelangt, so durch Proscher (6) auf Veranlassung von 
Neisser, durch Rudiger (7), durch Lion (8), Falta und Noeg- 
gerath (9), und in dieser Anwendungsform auch neuerdings noch von 
E. Marx (10), Hilgermann (11), GeiBe(12) u. a. empfohlen worden. 
Loele (1. c.) hat neben Bouillonkultur auch in physiologischer Koch¬ 
salzlosung aufgeschwemmte Agarkulturen mit Formalinzusatz empfohlen, 
und derartige Aufschwemmungen sind auf Veranlassung des Herrn Geh. 
Medizinalrat Prof. Dr. Hofmann seit dem Jahre 1904 im Leipziger 
Hygienischen Institut mit groBem Vorteil fiir die Agglutinationsreaktion 
benutzt worden. Mit formalinisierten Agaraufschwemmungen arbeiteten 
ferner v. Lingelsheim, Biirgi, Gossner, Konrich, Konigu. a., 
deren Abhandlungen weiter unten nochmals naher zitiert werden. 

Hierbei ist folgendes zu bemerken: Bouillonkulturen, iiberhaupt alle 
eiweiBhaltigen fliissigen Nahrboden, z. B. auch die neuerdings von 
Loele (13) angewandten Fleischextrakt-Peptonwasserkulturen, sollten zu 
Agglutinationszwecken besser iiberhaupt nicht mehr benutzt werden. 
Denn abgesehen davon, daB eine Anzalil von Bakterienarten, z. B. 
Cholera, gewisse Paratyphus-B-Stamme etc. in Bouillonkulturen leiclit 
zu Spontanverklumpungen neigen, ist die Verwendung von Bouillon etc. 
schon aus theoretischen GrOnden zu widerraten, da derartige fliissige 
Nahrboden in ihrer feineren chemischen Zusammensetzung verscliiedene 
Salzkonzentrationen, verscliiedene EiweiB- und Leiinsubstanzen zeigen — 
Substanzen, welche besonders nach den Untersuchungen von Eisenberg 
und Volk (14), Eisenberg (15), Joos (16) u. a. von Bedeutung fiir den 
Ablauf der Agglutinationsreaktion sind. Auch Unterschiede in den quati- 
tativen Wachstumsverhaltnissen machen es zur Bedingung, von der Verwen¬ 
dung derartiger Aufschwemmungen zur Agglutination Abstand zu nehmen. 

Die Zusammensetzung eines Agglutinationsreagens aus einer Bak- 
terienaufschwemmung von Agarkulturen in der jederzeit konstauten 
physiologischen Kochsalzlosung mit Zusatz eines unschadlichen Konser- 
vierungsmittels diirfte die einfachste und beste sein, und das Formalin 
hat sich hierzu in der Konzentration von 1 Proz. vorziiglich bewahrt und 
bei keiner im Institut erprobten Bakterienart im Stiche gelassen. 

Die Erfahrung lehrte jedoch, daB bei der Herstellung der Auf¬ 
schwemmungen einige Punkte zu berucksichtigen sind, welche der Er- 
orterung wert erscheinen. Denn es ist nicht ganz gleichgiiltig fiir die 
Erzielung brauchbarer Aufschwemmungen, ob man das Bakterienmaterial 
direkt in fertiger Formalinkochsalzlosung aufschwemmt, oder zunachst 
nur in Kochsalzlosung, und erst hierauf den Formalinzusatz 
zur Abtotung und Konservierung bewirkt. Von Bedeutung ist die 
Zusammensetzung des Nahrbodens, auf dem die Kultur gewachsen, sowie 
die Auswahl geeigneter Stamme. Ferner ist die Konzentration der 
Bakterien in der Losung ein Faktor, der demjenigen, der zum ersten 
Male an die Selbstbereitung des Diagnostikums herangeht, zu deuken 
geben muB. Schliefilich war es uneriaBlich, iiber das Verhalten derartiger 
Aufschwemmungen beim Vergleich mit lebender Kultur und iiber ihre 
Haltbarkeit Erfahrungen zu sammeln, um iiber die Brauchbarkeit ein 
kritisches Urteil abgeben zu konnen. 


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Sievert, Ueber Forinalin-Bakterienaufschwemmungen. 


83 


1. Der Zusatz des Konservierungsmittels. 

GewiB ist raoglich, durch einfaches UebergieBen von Bakterien- 
kulturen mit fertiger Formalinkochsalzlosung (1 Proz. Formalin, 0,85 Proz. 
Kochsalz auf 100 Aq.) und nachheriges Umschiitteln das eine Oder andere 
Mai Aufschwemmungen zu erzielen, die fur die makroskopische Agglu- 
tinationsprobe — und diese ist fiir die Formalinkultur anzuwenden — 
vollig brauchbar sind. Meist bleiben jedoch schon makroskopisch sicht- 
bare Flockchen zuriick, die erst durch Filtration oder Absitzenlassen 
und nachheriges Dekantieren der flockchenfreien Fliissigkeit beseitigt 
werden miissen, und unter deni Mikroskop linden sich dann fast stets 
noch kleine HSufchen, die von einem ungeiibten Auge fiir Agglutination 
angesehen werden konnen, und ein auf eine andere Methode eingeiibter 
Kritiker wird eine solche Aufschwemmung als nicht einwandfrei erklaren 
und vielleicht die ganze Sache fiir unzweckmaBig verwerfen. Auch durch 
sorgfaitiges Verreiben der Bakterien mit einer Platinose oder mit einem 
Glasspatel auf dem Nahrboden (ohne ihn zu verletzen!) bezw. an den 
Wandungen der benutzten Kulturgefafie kann man bei Verwendung der 
fertigen Formalinkochsalzlosung nur schwer gute Aufschwemmungen 
erzielen. 

Besser ist es unter alien Umstanden, die Aufschwemmung der 
Bakterien zunachst nur in Kochsalzlosung herzustellen, und erst, wenn 
man sich nach langerem Umschiitteln durch Betrachtung einiger hangender 
Tropfen von der vollig homogenen Verteilung der Bakterien iiberzeugt 
hat, den Zusatz des Konservierungsmittels zu bewirken. Es werden dann 
nicht inehr Bakterienkliimpchen in toto gehartet, sondern die Bakterien 
werden einzeln in der Fliissigkeit vom Konservierungsmittel iiberrascht 
und einzeln gehartet. Dieser kleine Kunstgriff (Priv.-Doz. Dr. P. S c h m i d t) 
triigt wesentlich zur Gewinnung einwandfreier Bakteriensuspensionen bei, 
indem er die Bildung mikroskopisch kleiner Kliimpchen, wie sie sonst 
in Formalinaufschwemmungen oft zu beobachten sind, am nachhaltigsten 
verhindert, auch wenn die Kultur bei langerem Stehen vollig sedimentiert. 
Ein kraftiges Umschiitteln geniigt zur vollig homogenen Wiederverteilung 
des Bakterienmaterials. 

Die Abtotung ist bei 1-proz. Formalinzusatz nach Ablauf von 
24 Stunden (meist schon viel friiher) sicher erfolgt, doch mochte auch 
ich, wie Loele, hervorheben, daB man sich stets durch Ueberimpfen 
einiger Tropfen auf Bouillon von der erfolgten Abtotung iiberzeugen 
soil, ehe man die Kultur verwendet oder an andere abgibt, schon urn 
den eventuell forensisch wichtigen Nachweis fiir die Abtotung in den 
Handen zu haben. 

Nach den Erfahrungen des Hygienischen Instituts soli man die Kultur 
iiberhaupt nicht vor Ablauf von ca. 8—10 Tagen verwenden, da die frisch 
hergestellte Formalinkultur im agglutinatorischen Effekt hinter der lebenden 
zuriickbleibt. 

2. DerNahrboden. 

DaB der Nahrboden von EinfluB auf die Agglutinabilitat der Bakterien 
sein kann, ist langst bekannt; doch soil hier der Vollstandigkeit halber 
betont werden, dafi man gerade fiir die Herstellung einer Testauf- 
schwemmung sich eines inoglichst indifferenten Nahrbodens konstanter 
Konzentration bedienen muB. Vor allein auszuschalten sind alle starker 
Alkali- oder Farbstoffe enthaltenden Nahrboden (Drigalski-Conradi- 
Agar, Endo-, Malachitgriinagar etc.), ferner Blutagar, Serum, Gelatine. 

G* 


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Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt Originale. Bd. 55. Heft 1. 


Der gewohnlich gebr&uchliche, ganz schwach alkalische Laboratoriums- 
agar {V/t —2 Proz. Agar, 0,5 Proz. Kochsalz, 0,5 Proz. Pepton) diirfte 
fur die raeisten in Frage kommenden Bakterienarten (auBer fur Meningo- 
kokken und Tuberkulose) der geeigneteste Nahrboden sein und wurde 
von uns fiir die Bereitung der Aufschwemmungen ausschliefilich ver- 
wandt. Hinsichtlich der Bebriitungstemperatur und des Alters der Ivultur 
hat man, um Gleichheit der Resultate zu erzielen, an den von Kolle 
gegebenen Vorschriften — 37° und 18—24-stiindige Kultur — im allge- 
meinen festzuhalten. 


3. Auswahl der Stamme. 

Als besonders wichtiger Umstand ist ferner zu erwahnen, daB Stamme, 
die zu Spontanverklumpung neigen, wie fiir die Probe mit lebender, 
so besonders fiir die mit abgetoteter Kultur nicht zu verwenden sind. 
Nach unseren Erfahrungen sind besonders Cholera-, Paratyphus B- und 
Enteritidisstamme in dieser Beziehung einer genauen Priifung zu unter- 
werfen. Eine sorgfaitige Auswahl der Stamme diirfte ein Haupterfordernis 
zur Herstellung einwandfreier Aufschwemmungen sein. Suspensionen, 
die bereits nach mehrtagigem Stehen trotz wiederholten energischen Um- 
schiittelns Haufchenbildung unter dem Mikroskop erkennen lassen, sind 
von der weiteren Verwendung auszuschlieBen. 

4. Die Konzentration des Bakterienmaterials. 

Eine weitere wesentliche Frage fur eine kritische Nachpriifung der 
Formalinaufschwemmungen war die, welche Konzentration der Bakterien 
man zu wahlen hat. Da die Agglutininbindung bekanntlich quantitativen 
Gesetzen unterliegt, ist es notig, mit einem konstanten Bakterienmaterial 
zu arbeiten, wenn anders man allerorts vergleichbare Agglutinationstiter 
erhalten will. 

Fiir praktische Zwecke, z. B. zur Orientierung, ob bei einem Patienten 
Agglutination vorliegt oder nicht, mag es geniigen, die Dichtigkeit der 
Aufschwemmung nach dem AugenmaB einzustellen, denn man erreicht 
bei einiger Uebung leicht wieder den geeigneten Grad der Opaleszenz. 
Will man eine exaktere Einstellung erzielen, so verteilt man vorteilhaft 
den Bakterienrasen einer bestimmten Anzahl Agarrohrchen von an- 
n&hernd derselben Nahrbodenoberflache auf ein bestimmtes Fliissigkeits- 
quantum, z. B. 50 Rohrchen auf 500 ccm, um so mit Leichtigkeit nach 
Verbrauch der ersten Menge die gewflnschte Konzentration wieder zu 
erhalten und ganze Agarkulturen (z. B. 10 ccm = 1 Agarkultur) mit 
der Pipette oder graduierten Injektionsspritze abmessen zu konnen, ein 
Verfahren, wie dies von Pfeiffer und Kolle (17) fiir die Herstellung 
des Typhusimpfstoffes angewandt worden ist. Auch von v. Lin gels- 
heim (18), Burgi (19), Konrich (20), Gossner (21) und K6nig„ 
von denen sich die letzteren beiden auf die eingangs zitierte Arbeit 
von Loele beziehen, sind ahnlich konzentrierte Formalinemulsionen fiir 
die Untersuchung der Agglutination benutzt worden. Obige Konzentration 
hat mir bei der Anstellung zahlreicher Agglutinationsproben und Tier- 
versuche gute Dienste getan. 

Will man ganz exakt in Anlehnung an die Kollesche Methode 
arbeiten, so bleibt nur tibrig, Oese fiir Oese in das entsprechende 
Quantum von Kochsalzlosung zu verreiben und dann Formalin zu- 
zusetzen. 

Da sich dies Verfahren fflr die Herstellung groBerer Mengen als 
zu umstandlich erweist, habe ich schlieBlich in quantitativer Hiusicbt 


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Si evert, Ueber Formalin-Bakterienaufschwemmungen. 


85 


vollig einwandfreie Aufschwemmungen mittelst Wagung von frischem 
Bakterienmaterial hergestellt. Das Verfahren, welches sich auch fiir 
Herstellung bakterieller Impfstoffe 1 ) recht gut eignen diirfte, stellt sich 
folgendermaBen dar: 

Mehrere groBe Drigalski-Schalen von 20 cm Durchmesser mit 
genugend hartem (2-proz.) Agar werden mit Hilfe eines Drigalski- 
Spatels mit dem betreffenden, vorher auf seine Reinheit gepriiften 
Stamme beschickt. Nach 18—24-stilndigem Bebriiten (37°) wird der 
gewachsene Rasen von Reinkultur mit Hilfe von Glasstreifen abgeschabt. 
Letztere miissen an der der Kultur zugekehrten breiten Kante gut ab- 
geschliffen sein, damit kein Nahrboden hangen bleibt. Bew&hrt haben 
sich mir zu diesem Zwecke halb durchgeschnittene geschliffene Objekt- 
trager. Diese schmalen Glasstreifen werden vorsichtig mit anatomischen 
Pinzetten gehandhabt und mit anhaftender Bakterienmasse in ein leeres 
Erlenmeyer-Kolbchen gegeben. Dann wird auf der quantitativen Wage 
tariert. Die Differenz gegen das vorher festgestellte Nettogewicht s£mt- 
licher Glasteile ergibt das Gewicht der Bakterien. Von zwei groBen 
Drigalski-Platten erhalt man so mindestens 600—1000 mg Bakterien¬ 
material. Nunmehr erfolgt Zusatz einer bestimmten Menge Kochsalz- 
lSsung je nach dem gewiinschten Bakteriengehalt der Fliissigkeit, so 
daB man z. B. durch Zusatz von 500 ccm Kochsalzlbsung auf 1000 mg 
Bakterien eine in 1 ccm =2 mg Bakterien enthaltende Aufschwemmung 
erhalt. Das Erlenmeyer-Kolbchen wird mit einem Watte- oder 
Gummipfropfen verschlossen, die Fliissigkeit bis zur vbllig homogenen 
Verteilung des lebenden Bakterienmaterials geschiittelt. Diese Ver- 
teilung ist nach ca. 1 / i Stunde Schiitteln bewirkt, wobei die im Erlen- 
meye r-K61bchen befindlichen Glasstreifen als Melangeure wirken und 
zur Homogenisierung beitragen. Erst nach vollig homogener Verteilung 
der Bakterien erfolgt Zusatz des Konservierungsmittels unter wieder- 
holtem Umschiitteln, um nicht durch konzentrierte Mengen desselben 
Pseudoagglutination zu erhalten. Die Manipulation ist sehr einfach und 
sauber und kann, abgerechnet von einigen unschadlichen Luftkeimen, 
leicht mit der erforderlichen Sterilitat vorgenommen werden. 

Fiir die Verwendung zur Agglutination ist zu beriicksichtigen, daB 
man von den groBen Agarplatten trockeneres, dichter gedrangtes 
Bakterienmaterial erhalt, als von schragen Agarrohrchen, in denen die 
Kultur, weil durch niedergeschlagenes und herabflieBendes Kondens- 
wasser benetzt, feuchter ist als auf den Platten, wo sich das Kondens- 
wasser in groBen Tropfen an dem Deckel zu sammeln pflegt. Man kann 
also 1 ccm Aufschwemmung = 2 mg abgewogene Bakterien von Platten 
nicht ohne weiteres = einer 1 ccm-Probe nach Kolle setzen, bei der 
man die Kultur mit einer genau geaichten 2 mg-Oese von schragen 
Agarrohrchen entnimmt. Vergleiche ergaben, daB man die nach der 
Wagemethode hergestellten Formalinaufschwemmungen um 1 / i mit Koch- 
salzlosung verdfinnen muB, um dieselbe Konzentration wie bei der Probe 
mit lebender Kultur nach Kolle zu erhalten. 

Die Wagung scheint mir jedoch am leichtesten und sichersten die 
Herstellung grbBerer Mengen einer Testkultur von quantitativ absolut 
exakter Zusammensetzung zu ermoglichen. 


1) Fiir den Menschen verwendet man wohl besser an Stelle des Formalins, wie 
iiblich und erprobt, 0,5-proz. Phenol. 


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86 


Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 55. Heft 1. 


5. Vergleich gegen lebende Kultur. 

Eine groBere Anzahl von Parallelversuchen mit Immunseris (von 
Typhus, Paratyphus A und B) und Patientenseris (letztere konnte ich 
nur von Typhuspatienten erhalten) fiihrten nun zur experimentellen Be- 
antwortung der Frage, ob die Probe mit Formalinaufschwemmung der 
mit lebender Kultur gleichzusetzen ist. 

Da die Probe mit lebender Kultur mit der 2 mg-Oese nacli Kolle 
die exakteste Agglutinationsprobe darstellt, die es ermoglicht, die Re- 
sultate an den verschiedensten Orten und mit dem verschiedensten 
Bakterienmaterial auf eine bestimmte Einheit zu beziehen und nach- 
zuprflfen, so habe ich diese Probe unter jeweiliger Verwendung der- 
selben Bakterienst&mme und derselben Sera zum Vergleich mit den 
nach der Wagemethode hergestellten, der Kolleschen Konzentration 
entsprechenden Formalinaufschwemmungen benutzt. 

Bei den Versuchsreihen mit abgetoteter Kultur wurde so verfahren, 
daB bei jeder Einzelprobe mit der Pipette je 1 j i ccm einer Formalin¬ 
aufschwemmung von der doppelten Kolleschen Konzentration zu 1 / 2 ccm 
einer Serumverdiinnung zugesetzt wurde. Letztere muBte doppelt so 
stark sein, als dem gewiinschten Titer der Probe entsprach (z. B. 1 / i ccm 
Serum 1:50 zu 1 / i ccm Kulturfliissigkeit = Titer 1:100). Die Schuellig- 
keit der Aufstellung der Versuchsreihen mit abgetoteter Kultur bewies 
eklatant einen groBen Vorzug gegeniiber der Aufstellung der Proben 
mit lebender Kultur nach Kolle, bei denen jede Oese erst einzeln ver- 
rieben werden muB. 

Das Resultat hinsichtlich des agglutinatorischen Effekts war folgendes: 

Die Priifung mit Immunseris ergab eindeutig denselben Endtiter bei 
lebender wie bei abgetoteter Kultur. Bei Priifung mit Patientenseris 
(von Typhuspatienten) 1 ) fand ich einige Male den Endtiter bei den 
Formalinkulturen etwas geringer als bei lebender Kultur, doch ergab 
die Reaktion so unzweideutige Resultate, daB die diagnostische Ver- 
wendbarkeit der Formalinkultur nicht in Frage steht. Man hat eventuell 
nur bei Verwendung der Kolleschen Konzentration eine etwas niedrigere 
Titergrenze bei der Diagnose fur beweisend anzusehen, als bei lebender 
Kultur (bei Typhusinfektion z. B. 1:50 statt 1:100). Diinnere Auf- 
schwemtnungen, etwa die halbe Kollesche Konzentration, ergaben ab* 
solut dieselben Resultate. Der Ablauf der Reaktion ist bei der Formalin¬ 
kultur etwas langsamer (nach ca. 4 Stunden bei 37° im Brutschrank ist 
die Reaktion jedoch beendet), die Flockchenbildung etwas feiner als 
bei lebender Kultur. Demgegen fiber stehen die groBen Vorteile, daB 
man mit einem sofort gebrauchsfertigen, nicht infektifisen und lialt- 
baren Diagnostikum arbeiten kann. Audi ist die Untersuchung bei 
Zimmertemperatur sehr wohl angangig, nur muB dann beim Austitrieren 
eines Serums eventuell l&nger (bis 24 Stunden) auf das Endresultat ge- 
wartet tverden. Das Resultat war also, daB die Formalinkultur 
hinsichtlich ihrer praktischenVerwendbarkeit hinterder 
lebenden Kultur nicht zurflcksteht. 

6. Haltbarkeit der Formalinaufschwemmungen. 

Einige neuere Versuche mit Patientenseris haben mich davon fiber- 
zeugt, daB das Alter der Aufschwemmungen der Verwendung derselben 

1) Diese Sera wurden seinerzeit rlurch giitige Vermittelung des Herrn Prof. Dr. 
Roily von den Herren der Mediziniechen Klinik bereitwiUigst zur Verfiigung gestellt. 


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Sievert, Ueber Formalin-Bakterienaufschwemmungen. 


87 


gewisse Grenzen setzt. W&hrend die Verteilung der Bakterien in den 
nach der Wfigemethode hergestellten Bakteriensuspensionen sich in den 
meisten Proben iiber nunmehr ca. 2 Jahre als vollig homogen erwies 
(kleine Zusammenballungen treten, da die Kulturen stets bei liingerem 
Stehen sedimentieren, immer auf, konnen aber durch energisches Um- 
schiitteln wieder verteilt werden), so zeigten Vergleiche zwischen diesen 
2-jahrigen Aufschwemmungen und nur 1 / i Jahr alten (von Dr. Schmidt 
hergestellten), daB die Agglutinabilitat der alten Aufschwemmungen nach 
einem so langen Zeitraum erheblich nachgelassen hat. Und es muB als 
Grundsatz aufgestellt werden. daB man nicht altere als 1-jahrige For¬ 
malinkulturen flir die Sicherung der Serumdiagnose verwenden darf. 
Einjahrige Formalinkulturen haben mir seinerzeit noch beim Vergleich 
mit lebender Kultur hinsichtlich der Agglutinabilitat durch Patientensera 
fast durchgSngig die gleichen Resultate ergeben. MerkwQrdigerweise 
zeigte sich bei dem Vergleich der Agglutinabilitat mit hochwertigem 
Immunserum (von Typhus 1:15 000) kein Unterschied hinsichtlich der 
Titerhohe bei 2-jahriger und 1 / 4 -j&hriger Kultur, ein Verhalten, fur das 
eine plausible Erkl&rung nicht zu geben ist, zumal fur diese Versuche 
derselbe Laboratoriumsstamm wie ftir die Patientensera zur Verwendung 
gelangte. 

Auf jeden Fall steht hiernach fest, daB die diagnostische Verwend- 
barkeit der Formalinkulturen — in analoger Weise wie die bakterieller 
Impfstoffe und Sera — keine unbegrenzte ist und diese Kenntnis er- 
scheint zur Vermeidung diagnostischer Irrtiimer von wesentlicher Be- 
deutung. Vielleicht sind einige absprechende Urteile, die dem Ficker- 
schen Diagnostikum zuteil geworden sind, ebenfalls auf die Verwendung 
zu alter Pr&parate zuriickzufiihren. Es macht sich also notwendig, die 
Testaufschwemmungen in den Laboratorien etc. in regelm&Bigem Turnus 
zu erneuern, und es ist zwecklos, allzu groBe Mengen derselben vorrStig 
zu halten; auch wird besonders der praktische Arzt, der nicht haufig in 
die Lage kommt, die Reaktion selbst anzustellen, gut tun, fiir seine 
Praxis die beschrhnkte Haltbarkeit derartiger Praparate zu beriick- 
sichtigen. 

Hierdurch wird jedoch die allgemeine Brauchbarkeit der Formalin- 
kultur schwerlich beeintrhchtigt, denn jedem, der damit gearbeitet hat, 
werden die groBen Vorztige gegeniiber der lebenden Kultur bald unent- 
behrlich werden. _ 

Die Art der Anstellung der Proben (Abmessung von Serum und 
Kulturmaterial) ist an sich von untergeordneter Bedeutung, denn es ist 
selbstverstandlich auf die verschiedenste Art mit Hilfe von Pipetten, 
Biiretten, Tropfflaschchen etc., durch Zuhilfenahme groBerer oder kleiuerer 
Eprouvetten oder Blockschalchen mQglich, zu den gewtinschten Titer- 
bestimmungen fur die makroskopische Agglutinationsprobe zu gelangen. 
Praktisch wichtig ist es indes, sich auf eine Methode einzuarbeiten, bei 
der man sich mit kleinen Blut- oder Serummengen fiir die makroskopische 
Agglutinationspriifung — ohne Zuhilfenahme des Mikroskops — begniigen 
kann. Als besonders zweckmSBig zur raschen Verarbeitung groBerer 
Versuchsreihen hat sich mir die von Loele (1. c. siehe Einleitung) em- 
pfohlene Methode — Abmessung von Serum (oder von Blut direkt) in mittels 
Glastinte empirisch geaichten Glaskapillaren und Verwendung kleiner 
Eprouvetten von ca. 5 cm Lhnge und 0,4 cm lichter Weite — erwiesen. 
Auch durch Verwendung geaichter Platinbsen zur Abmessung des Serums 


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88 Ceutralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Origiuale. Bd. 55. Heft 1. 

und Zusatz der letzteren zu gleichmaGig mit Tropfflasche hergestellten 
Kulturproben wird die rasche und sichere Verarbeitung kleinerer Serum- 
mengen nach den Erfahrungen der bakteriologischen Untersuchungsstelle 
des Leipziger Hygienischen Instituts vorziiglich gewahrleistet. 

Hat man geniigende Mengen von Serum zur Verfiigung, so kann 
man sich zur Erzielung exakter Vergleichsresultate an die oben be- 
schriebene Pipettenabmessung in Anlehnung an die Kollesche Probe 
(V 2 ccm Kulturfliissigkeit, y 2 ccm Serumverdunnung) halten. 


Die Moglichkeit der Herstellung groBer Formalinkulturmengen kommt 
auch, wie eingangs angedeutet, sehr bei der Behandlung von Tieren zur 
Herstellung agglutinierender Sera zustatten. AuBer in der Arbeit von 
Loele 1. c. babe ich der Verwendung formaliuabgetSteter Kulturen zu 
diesem Zwecke mehrfach Erwahnung gefunden, so im Lehrbuche von 
Kolle-Hetsch, sowie auch in einer Abhandlung von Rosentha 1 (23), 
welch letzterer durch subkutane und spater anschlieBende intravenose 
Darreichung derartiger Kulturen von Typhus bei seinen Kaninchen Titer 
bis auf 1:20000 und 30000 erzielte. Letztere Arbeit ist mir leider, 
da an einer schwer zuganglichen Stelle publiziert, erst nach AbschluB 
meiner Tierversuche bekannt geworden. Ich habe mich auf die sub¬ 
kutane Applikation beschrankt, wie sie mir am Hygienischen Institut 
zu Leipzig iiberliefert worden ist. 

Die Literatur der Immunisierung mit abgetSteten Bakterien ist ge- 
niigend bekannt und in den Handbiichern der Bakteriologie leicht auf- 
zufinden. Von den verschiedenen Applikationsweisen des Bakterien- 
materials: subkutan, intravenos, in serose Hohlen, intrapulmonal, durch 
Verfuttern, Verreiben in die Haut etc. haben auBer fiir ganz besondere 
Zwecke praktische Bedeutung fiir die Herstellung agglutinierender Sera 
nur die subkutane und die intravenose Injektion behalten, und vor- 
nehmlich die letztere hat sich bei Verwendung hitzeabgetoteten 
Bakterienmaterials, das man in physiologischer Kochsalzlosung auf- 
schwemmt, als besonders geeignet zur Erzielung holier Titer erwiesen, 
wie dies von Pfeiffer und Ivolle, Hetsch und Lentz (24) dar- 
getan worden ist. Wenn man dennoch der Injektion mit formalin- 
abgetoteten Kulturen das Wort reden darf, so ist dies durch einige Vor- 
teile begrtindet, die diese Methode vor anderen voraus zu haben scheint: 

1) die auBerst bequeme Herstellung des Injektionsmaterials; 

2) die Moglichkeit, mit einer jederzeit gebrauchsfertigen, sterilen 
und gut konservierten Injektionsfliissigkeit derselben Konzentration und 
Herkunft arbeiten konnen; 

3) die Tatsache, daB diese Injektionen von den Versuchstieren relativ 
gut vertragen werden; 

4) die Moglichkeit, auch auf diese Weise brauchbare Laboratoriuin- 
sera von kleinen Versuchstieren innerhalb 3 bis spStestens 4 Wochen 
zu erzielen, bei Kaninchen Titer von 1 zu mehreren Tausend, Titer 
also, die fiir die gewohnlichen Laboratoriumszwecke zur Differenzierung 
pathogener Keime als vollkommen geniigend angesehen werden konnen. 

Zur Verwendung gelangen am besten groBe ausgewachsene Kaninchen 
von ca. 3000 g. Die Injektionen wurden, wie fiir die subkutane Appli¬ 
kation iiblich, in die Riicken- oder Nackenhaut, in 5- bis 10-tagigen Inter- 
vallen vorgenommen. 

Wahrend geringe Injektionsdosen etwa bis zu V 5 Agarkultur keinerlei 
beraerkenswerte StSrungen im Verhalten der Tiere erkennen lassen, be- 


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Sievert, Ueber Formalin-Bakterienaufschwemmungen. 


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obachtet man bei Injektion von ca. x /» Agarkultur aufw&rts an, je nach 
der Giftwirkung des Bakterienstammes, verminderte FreBlust und Apathie, 
bei wiederholten Injektionen manchmal starke Abmagerung, in einzelnen 
Fallen sogar Lahmungserscheinungen, die entweder plotzlich offenbar 
infolge von Embolieen — oder allmahlicher, wohl infolge toxischer 
Neuritiden bezw. Riickeumarkslahmungen, auftreten konnen. 

Fast immer findet man nach Ablauf von 3—4 Wochen beim lebenden 
Tier an den Injektionsstellen mehr oder minder starke Infiltrate und 
flachenhafte Hautadhasionen, zuweilen bis talergroBe, runde umschriebene 
nekrotische Hautstellen; nach AbstoBung dieser Nekrosen blieben reak- 
tionslos verheilende trockene Granulationsmassen und schlieBlich feste 
Narben mit Haardefekten zuriick. Nicht ein einziges Mai habe ich bei 
meinen Tieren AbszeBbildung beobachtet. Totet man die Tiere und 
h&utet sie ab, so finden sich an den Injektionsstellen, auch noch nach 
langer Zeit, in Resorption begriffenes nekrotisches Gewebe und Haut- 
suggilationen, die die Injektionsstellen in charakteristischer Weise an- 
zeigen. Bei allmahlichem Anstieg der Injektionsdosen bezw. offerer 
Wiederholung groBer Dosen treten geringere Storungen des Allgemein- 
befindens auf, als bei sofortigem Beginn mit hohen Dosen. Die besten 
Titer erzielt man anscheinend bei Beginn mit einer halben oder ganzen Agar¬ 
kultur und allmahlicher Steigerung auf mehrere Kulturen in ca. 8-tagigen 
Intervallen. Zwei bis dreimalige Injektion geniigt meist zur Erzielung 
brauchbarer Titer. Kleine Mengen sind entschieden zu widerraten, wenn 
ich auch einmal nach einer einzigen Darreichung von nur V 2 o Agarkultur 
innerhalb von 15 Tagen ein Serum von 1:2000 erzielte. DaB haufig 
individuelle Schwankungen in der Reaktionsfahigkeit einzelner Tiere, 
selbst bei Geschwistertieren, vorkamen, ist analog den in der groBen 
diesbeziiglichen Literatur fflr anderes Injektionsmaterial niedergelegten 
Erfahrungen erklarlich. Ein genereller Unterschied gegen die Wirkung 
anderer Immunisierungsmethoden war, wie zu erwarten, bei der Injektion 
mit Formalinaufschwemmungen nicht festzustellen. 

Es sei hier nur noch darauf hingewiesen, daB fur die Herstellung 
von Testseris eine moglichst t&gliche Kontrolle des Titers der Ver- 
suchstiere nbtig ist, um die gewiinschten hohen Titer bei dem even- 
tuellen raschen An- und Absteigen der Kurven nicht zu ubersehen. 

Die Erfahrungen von Rosenthal (1. c.) ermutigen dazu, auch die 
intravenose Darreichung von Formalinkulturen bei Versuchstieren zu 
demselben Zwecke zu benutzen. Eine Nachpriifung, insbesondere ob die 
intravenose Applikationsweise nicht zu groBeren Tierverlusten fuhren 
wfirde, habe ich aus Zeitmangel nicht mehr anstellen konnen. Esistjedoch 
wahrscheinlich, daB man bei der intravenosen Darreichung leichter zu 
hbheren Titern gelangt, als mit Hilfe der subkutanen Injektion, und daB 
man sich bei alien Bakterieninjektionen, die eine stbrende hohere Mit- 
agglutination verwandter Bakterien (vor allem Gruppenreaktion bei der 
Typhus-Coli-Gruppe) im Gefolge haben konnen, der intravenosen Methode 
auch bei Formalinkulturen mit noch besserem Erfolge bedienen wird, 
als der subkutanen Applikation [vgl. die von Lentz (25) u. a. ge- 
wonnenen Resultate fQr hitzeabgetotete BakterienJ. 

Zur l&ngeren Konservierung von Seris oder Serumver- 
dflnnungen eignet sich das Formalin nach meinen Erfahrungen nicht. 
Hierfiir ist das Karbol (0,5-proz.) zu empfehlen, und ich bin auf Grund 
mehrfacher Versuche in der Lage, die in dieser Hinsicht von H a e n d e 1 (26) 
gewonnenen Resultate zu bestatigen. 


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Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 55. Heft 1. 


Die vorstehenden Mitteilungen beabsichtigen, das Interesse der Unter- 
suchungsSmter und Institute, der beamteten Aerzte und aller derjenigen 
Aerzte, die sich der Miihe einer leicht ausfiihrbaren Agglutinationstechnik 
unterziehen wollen, erneut auf die praktischen Vorteile der Formalin- 
bakterienaufschwemraungen in physiologischer Kochsalzlosung zu lenken, 
nachdem in letzter Zeit bereits eine Anzahl Beobachter (Biirgi und seine 
Schuler, Lingelsheim, Konrich, Gossner, Konig u. a., 1. c.) auf 
dieselben zuruckgekommen sind. 

Die Moglichkeit einer quantitativ genaueren Zusamraensetzung in 
Annaherung an die Kollesche Probe, sowie die dargelegten Erfahrungen 
hinsichtlich der Herstellung und Haltbarkeit dieser Testkulturen diirften 
dazu beitragen, der gedachten Methode mehr Freunde zu erwerben, als 
sich bisher in der Literatur zu erkennen gaben. Die Untersuchungs- 
amter wiirden sich derselben zweckmaBig an Stelle der Probe mit lebender 
Kultur bedienen, um rasch und sicher zu Resultaten bei grofieren Ver- 
suchsreihen zu gelangen. Die Methode eignet sich vor allem zu Massen- 
untersuchungen, bei denen der Preis eines Diagnostikums eine Rolle 
spielt, z. B. zur Feststellung von Typhusbacillentragern in Gefangenen- 
und Irrenanstalten, beim Militar, wo die Isolierung von Bacillentragern 
zu einer wichtigen Aufgabe der Anstalts- bzw. Kasernenhygiene gehort. 
Die Methode eignet sich fiir die Schiffsarzte und Tropenarzte in gleicher 
Weise und durfte von letzteren auf ihre Verwendbarkeit auch fiir die 
heiBeren Klimate leicht auszuproben sein. 

Herr Privatdozent Dr. P. Schmidt hat mich veranlaBt, die Methode 
besonders fiir militararztliche Zwecke zu empfehlen. Ware es doch ein 
leichtes, die Lazarette von der Zentrale einer grofieren bakteriologischen 
Station aus unter sehr geringen Kosten mit derartigen Aufschwemmungen 
auszustatten. Im bakteriologischen Fasten und im tragbaren bakterio¬ 
logischen Laboratorium der Heeres-Sanitatsausriistung diirften ebenfalls 
solche aus einwandfreien Stammen hergestellte Kulturen (von Typhus, 
Paratyphus A und B, der Haupttypen des Bact. enteritidis, Dys¬ 
enteric Shiga-Kruse und Flexner, Meningokokken, Cholera) leicht 
unterzubringen und fiir Kriegszwecke vorteilhaft zu verwenden sein. 

Herrn Geheimen Medizinalrat Prof. Dr. Hofmann erlaube ich mir 
fiir die Erlaubnis zur Benutzung der Institutsmittel, Herrn Privat- 
dozenten Dr. P. Schmidt fur seine freundliche Unterstutzung bei den 
Untersuchungen meinen ergebensten Dank zu sagen. 


Literatur. 


1) Widal et Sicard, La reaction agglutinante sur les bacilles morts. (Compt. rend. 
Soc. Biol. 1897; ref. Baumgartens Jahresber. 1897. p. 361.) 

2) Koch, R., Ueber die Agglutination der Tuberkelbacillen etc. (Deutsche med. 
Wochenschr. 1901. p. 829.) 

3) Roily, Zur Diagnose des Typhus abdominalis. (Munch, med. Wochenschr. 1904. p. 1041.) 

4) Aaser, Ueber die makroskopische Agglutinationsprobe beim Typhoidfieber. (Berlin, 
klin. Wochenschr. 1905. p. 256.) 

5) Stiihlinger, Ueber einen Ersatz der lebenden Bakterienkulturen zur Beobachtung 
des Agglutinationsphanomens. (Arbeiten aus d. Kaiserl. Gesundheitsamt. 1906.) 

6) Proscher, Centralbl. f. Bakt. Abt. I. Bd. 31. p. 400. 

7) Rudiger, Journ. of infect, dis. Chicago 1904. Vol. 1. p.236; ref. Baumgartens 
Jahresber. 1904. p. 383.) 

8) Lion, Die Methoden zur Ausfuhrung der Gruber-Widalschen Reaktion. (Munch, 
med. Wochenschr. 1904. p. 908.) 

9) Falta und Noeggerath, Deutsch. Arch. f. klin. Med. 1905. 

10) Marx, E., Ueber eine Paratyphus B-Epidemie im Inf.-Regt. Hessen-Homburg No. 166. 
(Centralbl. f. Bakt. Abt. I. Grig. Bd. 48. 1909. p. 29.) 


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Kayser, Neuere Methoden des Tuberkelbacilleunachweises. 


91 


11) Hilgermann, Klin. Jahresber. Bd. 18. 1908. 

12) Geisse, Ueber den Wert von Tvphusbacillen-Misch bouillon zur Serodiagnose dee 
Typhus. (Centralbl. f. Bakteriol. Abt. I. Orig. Bd. 48. p. 517.) 

13) Loele, Ueber das Verhalten von Blutserum nicht an Typhus verstorbener Personen 

f geniiber der Widalschen Reaktion. (Centralbl. f. Bakteriol. Abt. I. Orig. Bd. 49. p. 629.) 

isen berg und Volk, Untersuchungen fiber die Agglutination. (Zeitschr. f. Hyg. 
Bd. 40. p. 155.) 

15) Eisen berg, Weitere Untersuchungen fiber den Mechanismus der Agglutination 
und Prazipitation. (Centralbl. f. Bakteriol. Abt. I. Orig. Bd. 41. 1906.) 

16) Joos, Untersuchungen fiber den Mechanismus der Agglutination. (Zeitschr. f. Hyg. 
1901. p. 422.) 

17) Pfeiffer und Kolle, zit. in Kolle und Hetsch, Lehrbuch „Die experimentelle 
Bakteriologie und die Infektionskrankheiten“ 1908. 

18) v. Lingelsheim, Die bakteriologischen Arbeiten der Kgl. hygienischen Station zu 
Beuthen (O.-Schl.) wahrend der Genickstarre-Epidemie in Oberschlesien im Winter 
1904/05. (Klin. Jahrb. Bd. 15. 1906. p. 84.) 

19) Bfirgi, Die Bakterienagglutination normaler Sera. (Arch. f. Hyg. Bd. 62.1907. p.239.) 

20) Kon rich, Ueber den EinfluG von Warme und Zeit auf den Ablauf der Agglutination. 

(Centralbl. f. Bakteriol. Abt. I. Orig. Bd. 48. 1908. p. 92.) 

21) Gossner, Eine einfache und bequeme Agglutinationsprfifung durch den praktischen 
Arzt mit gefarbten Praparaten. (Deutsche med. Wochenschr. 1907. p. 1003.) 

22) Konig, Zur Frage der Fleischvergiftung durch den Bacillus paratyphi B. (Centralbl. 

f. Bakteriol. Abt. I. Orig. Bd. 50. 1909. p. 129.) 

23) Rosenthal, Versuche fiber die Erzeugung hochwertiger Agglutinationssera und 
fiber die Beziehungen zwischen Bakterien und Agglutination. (Sitzungsberichte d. 
physikal.-med. Soz. Erlangen. H. 36. 1904; s. auch Ref. im Centralbl. f. Bakteriol. 
Abt. I. Ref. Bd. 26. 1905!) 

24) vgl. Paltauf, Die Agglutination. (Handbuch von Kolle-Wassermann. 1904.) 

25) v. Lentz, Immunitat bei Typhus. (Handbuch von Kolle-Wassermann. 1904. 
IV. 2. p. 878.) 

26) Haendel, Ueber die Konservierung agglutinierender Sera. 2. Tagung der freien Ver- 
einigung ffir Mikrobiologie in Berlin 1908. (Centralbl. f. Bakteriol. Abt. I. Ref. Bd. 42. 
1909. p. 171.) 


Nachdruck verboten. 

Vergleichende Untersuchungen mit neueren Methoden 
des Tuberkelbacillennachweises. 

[Aus der bakteriologischen Abteilung der hygienisch-chemischen Unter- 
suchungsstelle beim Sanitatsamt XIV. Armeekorps Karlsruhe i. B. 

Von Stabsarzt Dr. Heinrich Kayser. 

Als vor tiber Jahresfrist Uhlenhuth 1 ) und seine Mitarbeiter mit 
der Antiforminmethode zum Nachweis von Tuberkelbacillen auf 
den Plan getreten waren, haben wir mit dem Material unserer Abteilung 
sofort Versuche fiber die Brauchbarkeit des Antiformins zu Sedimentie- 
rungszwecken begonnen. Dazu gesellten sich vergleichende Farbe- 
versuclie mit verschiedenen neu beschriebenen und als besonders 
zuverlfissig gepriesenen Farbemethoden. 

In ausgiebiger Weise haben wir nach Ziehl-Neelsen, nach 
Gasis 2 ), nach Hermann 3 ), spfiter auch nach Hatano 4 ) und Much- 
Weiss 5 ) gefarbt. 


1) Arbeiten a. d. Kais. Ges.-Amt. Bd. 32. 1909 und a. a. O. 

2) Gasis, Centralbl. f. Bakteriol. Abt. I. Orig. Bd. 50. 1909. p. 111. 

3) Hermann, Annales de l’lnst Pasteur. T.22.1908. No. 1, und Caan, Centralbl. 
f. Bakteriol. Abt. I. Orig. Bd. 49. 1909. 

4) Hatano, S., Berlin, klin. Wochenschr. 1909. No. 37. 

5) L. Weiss-Aluch, Berlin, klin. Wochenschr. 1909. No. 40. 


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Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originale. Bd. 55. Heft 1. 


Da nach Lage der Dinge fiir derartige Untersuchungsreihen zurzeit 
ein besonderes Interesse besteht, seien die gemachten Erfahrungen kurz 
mitgeteilt. 

Mit Antiformin untersuchten wir vor allem Sputa. Auf 
100 Sedimentierungen traf sich 5mal der Fall, daB bei ergebnis- 
losen einfachen Farbungen allein der Bodensatz der Anti- 
forminprobe ein positives Resultat gezeitigt hat. — Von den 
anfanglich vorgeschlagenen 2—4-proz. Antiformin - Sputum - Mischungen 
sind wir sehr schnell abgekommen, da die Homogenisierung bei stark 
schleimigen und geballten Sputis ebenso wie die Bakterienauflosung 
ungeniigend ist. 

Wir benutzen jetzt nur noch 20-proz. Antiformin-Sputum- 
Gemische, welche wir entweder fiber Nacht im Becherspitzglas sedi- 
mentieren lassen oder sofort V 2 Stunde lang scharf zentrifugieren. Nach 
1—2maligem Auswaschen des Bodensatzes haften die Ausstriche, wenn 
sie trocken fiber der Flamme fixiert werden, vorzfiglich. Die „An- 
reicherung“ der Tuberkelbacillen ist eine regelm&Big zu beobachtende 
Erscheinung. Zur Ffirbung hiernach eignet sich besonders die Her- 
mannsche Art (s. u.). 

In dem 20-proz. Antiformingemisch bleiben gelegentlich einzelne 
Bakterien, welche keine Tuberkelbacillen sind, sowie besonders Mikro- 
kokken tagelang gut farbbar erhalten. 

Zur Stuhluntersuchung rfihrten wir einleitend einen dflnnen 
Brei der zu prtifenden Massen an; hierzu wahlten wir die obersten 
Schichten der Kotballen. Diese erbsensuppenartige Verdfinnung wurde 
mit 20-proz. Antiformin versetzt. 

Die Exsudate der Korperhohlen bilden, mit Antiformin ver- 
mischt, keine Gerinnungsflocke, was ein Ausschleudern etwa vorhandener 
Tuberkelbacillen auBerordentlich erleichtert. 

So ist bei uns das Antiformin unter die regelmaBig benutzten Unter- 
suchungsmittel eingereiht worden, da es sich sehr bewahrt hat. 

Bei den vergleichenden Fiirbeversucheii bemfihten wir uns, 
vor allem durch eine innige Mischung der verwandten Sputum- 
teilchen mittels Zerquetschen und Zermahlen zwischen glatten Flachen, 
wirklich vergleichsfahige Ausstriche ein und desselben Mate- 
riales zu erhalten. Dies gelang uns auch, wie Kontrollzahlungen an 
mehreren nach gleicher Art geffirbten Praparaten desselben Auswurfs 
ergaben. 

Zum Ausgang aller Farbungen benutzten wir die bekannte Ziehl- 
Neelsensche Methode. — Die ausgiebigsten Ziehlschen Farbungen 
erzielt man, wenn moglichst schonend entfarbt wird. Letzteres ist 
aber nur bei recht dfinn und dabei gleichmaBig aufgetragenem Material 
ausffihrbar. Eine 5-proz. Schwefelsaure z. B. darf nur 2—3 Sekunden 
wirken, und vom Salzsaurealkohol heiBt es ebenfalls, nur den ebeu 
notigen Gebrauch machen! Bei zu energischem Entffirben kann man 
(wie wir durch Zahlungen nachgewiesen haben) die Bilder vieler 
Tuberkelbacillen vollig zumVerschwinden bringen. Aelin- 
liche Beobachtungen sind ja auch gelegentlich von anderer Seite mit 
anderen Ffirbungen gemacht worden. 

Vor der alten Ziehlschen Farbung hatte die neue Gasis- 
Methode (verstarkte Eosin-Quecksilberchlorid-Tingierung, EntBirbung 
in Natronlauge-Kaliumjodid und Alkohol), was die Zahl der in die 
Erscheinung tretenden Keime anlangt, bei unseren Versuchen nichts 


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Kayser, Neuere Methoden des Tuberkelbacillennachweises. 


93 


voraus. Nur koramen, worin wir Gasis, Berger 1 ) u. a. zustimmen, 
die feineren Strukturbilder der Tuberkelbacillen haufig wesentlich 
detailreicher als nach Ziehl-Neelsen zur Darstellung. — Gerade bei 
der Gasis-Farbung muB das Entfarben sehr schoneud betrieben werden, 
denn die fl Alkalifestigkeit tt der Tuberkelbacillen ist nur eine bedingte. 

Auch nach S. Hatano und Much-Weiss (=Gram und Ziehl 
kombiniert) haben wir bisher keine wesentliche Zunahme der positiven 
Resultate gegentiber der vorsichtig ausgefiihrten Ziehlschen Methode 
beobachtet. Dagegen erzielten wir mit der unten naher zu er- 
wahnenden Hermannschen Tingierung meistens 2 — 3 —10- 
mal so viel vollig gef&rbte Tuberkelbacillen, als nach 
Hatano, sowie nach Much und Weiss. Allerdings sind Granula- 
farbungen von Tuberkelbacillen nach Hatano, Much 2 ) und Weiss 
auBerordentlich ergiebig und schon. Aber es ist wohl nicht angangig, 
aus PrSparaten, die nur Muchs Granula zeigen, regelmaBig glatt die 
Diagnose auf das Vorhandensein von Tuberkelbacillen zu stellen. In 
der Beurteilung von Granulabefunden, deren Bedeutung an- 
fangs Qberschwenglich betont wurde, ist hfiufig groBe Vorsicht geboten. 
Es kbnnen, besonders bei Mischinfektionen, nach Gram positive St&b- 
chen und Kokken bedeutend storen. — Damit befinden wir uns in 
Uebereinstimmung mit Weyrauch 3 ) und anderen neueren Unter- 
suchern. — Einige Sicherheit gewBhrt ja die Benutzung des Antiformin- 
gemisches; doch auch in diesem bleiben einzelne Kokken gelegentlich 
vollst&ndig erhalten — wie wir beobachteten, bis zu 3 Wochen lang (!) 
in 20-proz. Gemisch. 

Wir spritzten 2 Tieren lediglich Granulaformen-haltiges Sputum 
ein, ohne sie damit tuberkulbs zu machen — einmal jedoch gelang uns 
dies. — Klinisch verlief der Fall, von welchem der letzterwahnte Aus- 
wurf stammte, bisher sehr leicht. 

Uebrigens haben wir nach Much und nach Hatano sehr schone 
Formen freier Granula und solcher in s&urefesten Bacillen 
nachgewiesen, die aus dem Innern von Trompeten stammten, 
und welche sicher keine Tuberkelbacillen waren. Jacobitz 
und ich 4 ) haben diese St&bchen kflrzlich naher beschrieben. 

Zum Schlusse kommen wir eingehender auf die Farbemethode, 
welche sich uns ganz besonders bewahrt hat. Sie ist von 
Caan 1909 im 49. Bd. dieses Centralbl. p. 641 ff. beschrieben und dort 
in ausreichender Weise ihrer Literatur, besonders der ersten Angaben 
Hermanns gedacht. 

Die Praparate werden in einer frisch bereiteten, filtrierten Mischung 
von 3 Teilen einer 1-proz. Ammonium-Karbonat-Lbsung und 1 Teil 
3-proz. Kristallviolett (in 96-proz. Alkohol gelbst) erhitzt, einige Sekunden 
in 10-proz. Salpeters&urelosung und dann in 96-proz. Alkohol entfarbt. 

Ich habe dann iiberhaupt nicht nachgefarbt, weil so die tief- 
violetten Tuberkelbacillen am schonsten sichtbar sind. 


1) Berger, Karl (bei Frosch), dieses Centralbl. Abt I. Orig. Bd. 53. Heft 2 
(nach AbschluS dieser Arbeit erschienen). 

2) Much, Beitrag zur Klinik der Tuberkulose. 1907. 

3) Wevrauch, Zeitschr. f. Tuberkul. Bd. 14. 1909. Heft 6; Centralbl. f. Bakteriol. 
Abt I. Eef. Bd. 45. Heft 1/2 u. Bd. 46. Heft 1/2. 

4) Jacobitz u. Kayser, Heinr., Saurefeste Bacillen in Blasinstrumenten und 
deren Bedeutung fiir die Diagnostik. (Munch, med. Wochenschr. 1910.) (Im Erscheinen 
begriffen.) 


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Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 55. Heft 1. 


Soil eine Gegenfarbung folgen, so ist Vesuvin, kurz angewandt, am 
geeignetsten. 

In etwa 8 Proz. unserer sich auf iiber 300 Tuberkulosesputapraparate 
erstreckenden Untersuchungen waren Tuberkelbacillen nur nach Her¬ 
mann nachweisbar, nicht mit den anderen Farbungen. Die Tuberkel¬ 
bacillen wurden fast stets viel zahlreicher in den Hermannschen 
Pr&paraten als in alien iibrigen gefunden. — Ganz besonders uberlegen 
erwies sich die letztgenannte Methode den anderen bei der Verarbeitung 
von Tiermaterial, z. B. Milzsaft tuberkuloseverd&chtiger Meer- 
sch weinchen. 

Mit der Kristallviolett - Ammoniumkarbonat-Tingierung sind auch 
schone Bilder von Granula-ftihrenden Tuberkelbacillen zu erhalten. 
Meistens erzielt man allerdings voll gef&rbte Tuberkelbacillen. 

Wir sind auf Grund unserer Erfahrungen dahin gekommen, alle 
auf Tuberkelbacillen zu prflfenden Ausstriche sowohl 
nach Ziehl, als auch nach Hermann (ohne Gegenfarbung) 
zu untersuchen. Nebenbei ziehen wir das 20-proz. Anti- 
formingemisch zur Sedimentierung heran. 

Auf diese Weise entgingen die Tuberkelbacillen, wie kontrollierende 
Tierimpfungen ergaben, unserer Beobachtung beim FSrbeversuch nur 
sehr selten. 


Nachdruck verboten. 

Ueber einen eigenartigen, bei einigen Mikrobien durch 
die Tuscbe dargestellten Baubefund. 

[Aus dem Hygienischen Institut der Kgl. Universitat zu Turin (Direktor 

Prof. L. Pagliani).] 

Von Dr. Giuseppe Sangiorgi, Assistenten. 

Mit 1 Tafel. 

(Vom Verfasser ins Deutsche iibertragen.) 

Beim Versuche der Darstellung der TyphusbacillengeiBeln durch die 
Tusche (Burris Tuscheverfahren) bemerkte ich, daB der helle Raum, der 
bei dieser Methode gewohnlich das negative Gebilde des Keimes zum 
Vorschein bringt, von einem Einschlusse unterbrochen war, der durch 
seine unerwartete Anwesenheit bei der grofiten Anzahl der Exemplare 
des mikroskopischen Feldes schon auffiel. Dieser EinschluB stellte sich 
als ein regelmaBiges, ununterbrochenes, fast immer einzelnes Gebilde 
dar, welches dieselbe Nuance wie der Boden des Pr&parates besaB, 
und dadurch vom hellen Leibe des Keimes abstach. Im Zweifel daruber, 
ob es sich nicht bloB um eine Besonderheit des B. typhi handelte und 
durch die Einfachheit der Methode gereizt, die mich vor eventuellen 
Artefakten schfltzte 1 ), dehnte ich meine Versuche auf alle pathogenen 


1) Die Deckglaschen-Auflstrichpraparate werden bei diesem Verfahren mit einem 
Tuachetropfen (Griibler u. Co. Leipzig) in der Losung 1:9 behandelt, in der Weiae, 
daB die Tusche gleichfSrmig auf den Ausstrich verteilt wird. Nach Trocknen werden 
dieselben sogleich untersucht Oder zur Gewinnung von Dauerpraparaten in Kanada- 
balsam gelegt. 


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Sangiorgi, Ueber einen eigenartigen Baubefund. 


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und nicht-pathogenen Keime der Sammlung unseres Institutes aus. In 
der Tat konnte ich die Erscheinung leicht bei den folgenden Keimen zur 
Darstellung bringen: Bac. typhi, Bacterium coli, ParatyphusA, 
Paratyphus B, B. dysenteriae Shiga, Pestbacillus, Micrococcus 
melitensis, Pyocyaneus, Prodigiosus. Die Form des Gebildes 
ist bald zylinderartig rundlich (Gruppe Coli), bald ovoidal (Prodi¬ 
giosus, Pyocyaneus, Pestbacillus), bald kugelrund (Melitensis). 

Was die GroBe anbelangt, so ist das Gebilde, wenn man vom 
Micrococcus melitensis absieht, bei dem es sich als ein kleiner, 
kugelrunder, in der Mitte des Keimes befindlicher Punkt darstellt, bei 
den anderen Exemplaren ziemlich groB im Verh&ltnis zu dem ganzen 
Umfange des Keimes; es entsteht dadurch, daB der peripherische, ge- 
bildefreie Teil desselben als ein zarter, heller, kapsel&hnlicher Saum 
hervortritt (siehe Tafel Mikrophotographieen 1—2). 

Davon, daB es sich urn ein im Inneren des Keimleibes enthaltenes 
quid handelte, konnte ich mich bald dadurch iiberzeugen, daB ich die 
frfiher mit Tusche behandelten Pr&parate mittelst der gewbhnlichen 
Anilinfarbungen nachfarbte. In diesem Falle entsprach der in toto ge- 
farbte Keim der Form und GroBe nach genau jenem hellen Raume, der 
negativerweise an die Anwesenheit des Keimes erinnert, und auf dessen 
Darstellung sich gerade das charakteristische W'esen des Tuscheverfahrens 
grtindet. 

Nachdem das Gebilde bei den obenerwahnten Keimen festgestellt 
war, dehnte ich meine Versuche weiter aus, um zu sehen, ob es eventuelle 
VerSnderungen durch Natur und Alter der Nahrboden, der chemischen 
Reagentien und die Lebensf&higkeit der Keime erlitte. 

Die Ergebnisse dieser Versuche teile ich im folgenden mit: 

1) Die Natur des NShrbodens (ob fliissig Oder fest) ist indifferent 
fur die Darstellung des Gebildes. 

2) Man kann dasselbe bei einer viel groBeren Anzahl von Keimen 
aus 16—24 Stunden alten Kulturen als bei den aus 30—60 Tagen alten 
Kulturen zur Darstellung bringen. 

3) Essigs&ure und NOH (1:1000) iiben bei 37 °C schon nach einer 
halben Stunde einen ungiinstigen EinfluB aus; dagegen ist die Losung 
1:10000, 1:100000 indifferent. 

4) Die durch Sieden getoteten Keime lassen schon kurz nach ihrem 
Tode absolut keine Spur des Gebildes mehr erkennen. Es liegt deshalb 
auf der Hand, daB es sich um ein an das Alter und die Lebensfahigkeit 
ties Keimes uberhaupt gebundenes quid handelt, wahrscheinlich um einen, 
durch diese Methode differenzierten Teil des Keimleibes (kernahnliches 
Gebilde? Entoplasma in Zettnows Sinne? Vakuole?), iiber dessen 
Wesen ich mich nicht mit Sicherheit entscheiden kann 1 ). Jedenfalls 
halte ich es aber fur richtig, auf die Besonderheit des durch diese sehr 
einfache, artefaktenlose Methode erhaltenen Befundes hinzuweisen. Die 
Tuschemethode findet so auf dem Gebiete der Mikrobiologie auBer der 
schon bekannten Verwendbarkeit zur Herstellung von absoluten Rein- 
kulturen, zum Spirochatennachweis und zu manchen mikrobioskopischen 
Zwecken (Burri, Das Tuscheverfahren. Jena (G. Fischer) 1909; Hecht 


1) Fein berg (Centralbl. f. Bakt. Abt. I. Orig. Bd. 27. 1900) differenzierte durch 
eine geeignete Modifikation der Rom anowskyschen Farbungsmethode im Leibe von 
B. typhi und Bacterium coli ein Gebilde, das der Form und Gr66e nach dem 
T on nnr durch die Tusche dargestellten sehr ahnlich ist. Der Verf. halt dieses Gebilde 
fur ein kernahnliches. 


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Ceatralbl. f. Bakt. etc. I Abt. Originate. Bd. 55. Heft 1. 


u. Wilenko, Wien. klin. Wochenschr. 1909; Gins, Centralbl. f. Bakt. 
Abt. I. Orig. Bd. 52. 1909) noch eine andere Verwendung zum Studium 
des feinen Baues der Mikroorganismen. 

Zusatz wahrend der Korrektur: 

Die Arbeit von Herrn Dr. F. Eisenberg, „Studien zur Ekto- 
plasmatheorie, III. Abh.“ (Centralbl. f. Bakteriol. Orig. Bd. 53. Heft 5. 
p. 481—485) ist im vergangenen M&rz zu meiner Kenntnis gekommen, 
als schon dieser Artikel bei der Redaktion war. Es freut mich, hinzu- 
weisen, daB der eine unabhangig vom anderen dieselben Ergebnisse 
erhalten hat; ich stimme ganz rait ihm darin iiberein, daB wir es wahr- 
scheinlich mit einem ektoplasmatischen Saum um den durch die Tusche 
differenzierten zentralen Teil des Keiraleibes (Entoplasma) zu tun haben. 

Tafelerkl&rung. 

Fig. 1. Typhusbacillus aus einer 16 Stundeu alten Agarkultur (Koristka Obj. 
7n Apochr. Ok. 8 komp.). 

Fig. 2. B. prodigiosus aus einer 24 Stunden alten Bouillonkultur (Koristka 
Obj. t / lt Apochr. Ok. 8 komp.). 


Die Herren Jlitarbeiter werden hdflichst gebeten, bereits fertig- 
gestellte Klischees — falls solche mlt den Manuskripten abgeliefert 
werden — nlcht der Redaktion, sondem dlrekt der Yerlagshand- 
lung Gustav Fischer in Jena einzusenden. 


Inhalt. 


Babes, V., Ueber die Wirkung der Karbol- 
saure auf das Wutvirus, p. 27. 

Basenau, F., Ueber die Abtdtung von 
Tuberkelbacillen durch Erhitzung, p. 74. 

Forster, Beitrag zur Frage der Abtdtung 
von Tuberkelbacillen durch Erhitzung, 
p. 78. 

Gasse, Rudolf, Ein Beitrag zur Kenntnis 
der lokalen Reaktion des Tierkdrpere bei 
Einwanderung von Echinokokken und 
Finnen, p. 30. 

Ghedini, G. und Zamorani, Versuche 
fiber die durch helminthische Produkte 
hervorgerufene Anaphylaxie. I. Anaphy- 
laxie durch Echinococcusgifte, p. 49. 

Hoefer, F. A., Ueber ein unbekanntes 
Protozoon im menschlichen Blute bei 
einem Falle von Anamie, p. 19. 

Huggenberg, E., Untersuchungen iiber 
Phagocytose der Streptokokken. (Opso- 
nine und Bakteriotropine.), p. 53. 

Kayser, Heinrich, Vergleichende Unter¬ 


suchungen mit neueren Methoden des 
Tuberkelbacillen nachweises, p. 91. 

Xomma, Frans, Ueber den Nachweis der 
Paratyphu8bakterien in Wurstwaren und 
seine Verwertbarkeit fur die Nahrungs- 
mittelkontrolle, p. 1. 

Leon, N., Un nouveau cas de Diplo- 
gonoporus Brauni, p. 23. 

Sangiorgi, Giuseppe, Ueber einen eigen- 
artigen, bei einigen Mikroben durch die 
Tusche dargestellten Baubefund, p. 94. 

Saul, E., Untersuchungen uber Bezie- 
hungen der Acari zur Geschwulstatio- 
logie, p. 15. 

-, Erwiderung an Herm Prof, von 

Hansemann, p. 18. 

Sievert, Frits, Ueber Formalin-Bakterien- 
aufschwemmungen, p. 81. 

Strubell und Felber, Nachtrag zu der 
Arbeit: „Ueber den tuberkulo -opsoni- 
schen Index beim Menschen und beim 
Rind“, p. 72. 


Frommaaascho Bachdrackerel (Hermnan Pohle) In Jeaa, 


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Centralblatt f. Bakteriologie. Abt. I. Orig. Bd. 55. 

Sangiorgi, Eigenartiger Baubefund bei cinigen Mibroben. 



Verlag von On star Fischer in Jena. 


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I 


Zur gefl. Beachtung! 

Die drei zur Arbeit Babes und Mironescu gehiirigen Tafeln 
konnten ieider diescin Hefte nicht mehr bcigefiigt werdcn, sie 
werden mit dem ndebsten Hefte nachgeliefert. 

Die Verlagsbuehhandlung. 


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Centralbl. f. Bald etc. I. AbL Originate. Bd. 55. Heft 2. 

Ausgegeben am 24. Juni 1910. 


Naehdruck verboten. 

Beitrage zur Kenntnis der anaeroben Bakterien des Menschen. 

[Aus dem pathologisch-anatomischen Institute in Wien 
(Prof. Dr. A. Weichselbaum).] 

IX. Weitere Beitrage zur Aetiologie der pyamischen Prozesse. 

Von Dr. F. Kaspar und Dr. W. Kern. 

Mit 2 Tafeln. 

In der VIII. Mitteilung der Beitrage zur Kenntnis der anaeroben 
Bakterien des Menschen haben Glion und Mucha (1) fiber Bakterien 
aus der Gruppe der Fusiformen als Erreger pyamischer Prozesse be- 
richtet. Wir sind in der Lage, zwei weitere solche Ffille zu verfiffent- 
lichen, von denen der erste pathologisch-anatoinisch an den dritten der 
von Ghon und Mucha publizierten Falle erinnert, zum Unterschiede 
von diesem jedoch eine Reininfektion darstellt. 

I. 

Aus der Anamnese wollcn wir nur hervorheben, das es sich um eine 50-jahrige 
Frau handelte, die friiher immer gesund gewesen war und, so viel erhoben werden 
konnte, seit einigen Tagen unter Erbrechen eiuer griinen wasserigen Flussigkeit heftige 
Schmerzen in der Ileococalgegend verspiirte. Dio Patientin kam in somnolentem Zu- 
stande ins Krankenhaus und starb unter schweren pcritonealen Erscheinungen nach 
3 Tagen. 

Der Sektionsbefund lautete: FaustgroBer, fotider retrococaler Ab- 
sceB nach Appendicitis. Fotide Thrombophlebitis der zugehorigen 
portalen Wurzelvenen mit enormer Erweiterung derselben bis in die 
intrahepatischen Verzweigungen der Pfortader reichend, mit Bildung 
multipier Abscesse in alien Abschnitten der Leber. Mehrere kleine 
fotide Abscesse des rechten Lungenunterlappen s. Riicklaufige fotide 
Thrombophlebitis der M esenteri al venen. Beginncnde fibriudse Peri¬ 
tonitis im kleinen Becken. Anamischer Infarkt der Milz; subakuter 
Milztumor. Ha morrh agisch - par enchy m atos e Nephritis. NuBgroBe, 
verkreidete Mesenteriallymphdriisen. Hydrops der Gallenblase mit 
dattelkerngroBem Cholestearinstein. 

Aus dem Sektionsprotokolle sei folgendes hervorgehoben: Im Cavuni Douglasii 
fand sich fibrinos-eitriges Exsudat auf dem gerdteten und zum Teil verdickten Peri¬ 
toneum. Hinter dem Coecum liegt ein fast faustgroBcr fotider AbsceB mit schmutzig- 
griiner, stellenweise hellgelb gesprenkelter Wand. Die Farbe dieser hellgelben Flecken 
erinnert an die Farbe lipoider Substanz.cn. In diese Hohle ragt der proximale Stumpf 
des mififarbigen Wurmfortsatzes hinein. Die Vena ileocolica ist als miBfarbiger Strang 
sichtbar und enthalt dicklichen fotiden, griinlichgelben Eiter; ihre Innenfliiche erscheint 
graugriin. Die gleichen Versinderungen zeigen auch die Vena meseraica superior und 
einige ihrer Aeste (retrograde Infektion). Die Vena meseraica superior ist dabei er- 
weitert und zeigt in ahnlicher Weise wie die Vena ileocolica ihre nachste Umgebung 
eitrig eingeschmolzen, so dafi die genannten Venen wie vou einem Eitermantel einge- 
scheidet erscheinen. Die Einmundungsstelle der Vena lienalis ist durch schmutzig- 
braune Thromben obturiert; der Stamm der Vena lienalis ist jedoch frei von Verande- 
rungen. Auch die Vena portae ist wie die Mesenterialvenen etwas erweitert und mifl- 
farbig und enthalt reichliche Mengen fotiden rahmigen Eiters neben festhaftenden, 
graugelben weichen Thromben. So veriindert sind auch die Verzweigungen der Pfort¬ 
ader in der Leber, vor allem die groBeren; sie in linden, namentlich im Bereiche des 
Hilus, in zahlreiche, verschieden groBe, zum Teil zusammengeflossene Abscesse, die mit 
fotidem, gelbgriinlichem Eiter crfiillt sind und zum groBeren Teile eine fetzige, schmutzig 
graugriine Wand zeigen. Ihre nachste Umgebung ist in verschieden weitem Umfange 
schwarzhchgrun verfarbt. Nach der Peripherie oer Leber zu werden die Abscesse im 
Erite Abt. Orig. Bd. 66. Heft 2. 7 


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Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Origiuale. Bd. 55. Heft 2. 


allgemeinen kleiner; sie sind an vielen Stellen schon an der Oberflaehe, die sie ver¬ 
se hied en stark vorwolben, sichtbar. In ihrer Umgebung zeigt das Lebergewebe, besonders 
in der Peripherie, vielfach Veranderungen vom Typus der Zahnschen Infarkte. Die 
Lymphdriisen des Mesenteriums sind aurchweg etwas vergroBert, gerotet und weich. 
Die Milz ist ziemlich groS und zeigt einen grofieren, keilformigen anamischen Infarkt; 
sie ist weich, ihre Pulpa reichlich abstreifbar. Die Lungen sind frei; die Pleura des 
Unterlappens zeigt zahlreiche kleinste hellrote Blutungen, zum Teil im Zentrum gelblich. 
Am unteren Rand des rechten Unterlappens finden sich einige bis erbsengroBe typische 
Abscesse mit hamorrhagischem Hofe. Im iibrigen sind beide Lungen blutreich und feucht. 

Fur die bakteriologische Untersuchung wurde aus den Ab- 
szessen der Leber und der Lunge Eiter steril entnommen und davon 
wurden sowohl Ausstrichpraparate verfertigt als auch Kultuien angelegt. 
Ebenso wurde Material aus der Milzpulpa abgestreift 

In den Ausstrichen der Leberabszesse (Abbildung 3) fanden 
sich bei Gram- FSrbung reichlich und ausschlieBlich gramnegative Bak- 
terienformen, und zwar in Ueberzahl lange Faden. Diese erstreckten 
sich in ihrer Lkngenausdehnung oft fiber das ganze Gesichtsfeld und 
zeigten die mannigfaltigsten Formen: vorziiglich waren es langgestreckte, 
zum Teil gebogene Formen, andere kreuzten sich oder schlangen sich 
arabeskenartig ineinander, indem sie sich spiralig aufwanden, stellenweise 
zu lockeren Kn&ueln verballten oder sich am Ende schleifenartig um- 
bogen. Die langen Formen zeigten auBerdem manchmal allmkhlich an- 
schwellende Auftreibungen und nahmen die Kontrastf&rbung mit Fuchsin 
nur ungleich an, so daB sie stellenweise ungefkrbt erschienen. Fast 
durchweg liefeu die Enden in feinste Spitzen aus, seltener in kolbige 
Verdickungen. Verzweigungen lieBen sich nirgends finden. In der 
Minderzahl waren ktirzere Formen von der L&nge des Bact. pyo- 
cyaneum und dariiber, gleichfalls haufig mit spindeliger Gestalt und 
mit zugespitzten Enden, oft mehr oder weniger deutlich gekriimmt. 
AuBerdem waren reichlich Uebergangsfiilder zwischen den langen und 
kurzen, eben beschriebenen Formen vorhanden. Alle Bakterien hatten 
sich bei Anwendung der Methode von Gram rasch und gleichmaBig 
entfarbt. In den mit Boraxmethylenblau gefiirbten Ausstrichen fanden 
sich den oben beschriebenen analoge Formen. Das Vorhandensein von 
Starkekornern lieB sich, wie es Passini (2) fur die meisten der an- 
aeroben Bakterien annimmt, mit Jodgummi nicht nachweisen. 

Das Gram-PrSparat des Lungenabszesses zeigte ein Bakterien- 
gemenge, und zwar ziemlich reichlich gramnegative F&den, sparliche 
Bacillen vom Typus der fusiformen Bakterien, ferner in groBer Menge 
grampositive Kokken zu zweit und in kleinen Haufen. 

Im Ausstrich der Milzpulpa waren im Gram-Praparat keinerlei 
Bakterien sichtbar. 

Vom Eiter der Leberabszesse wurden zundchst mehrere Schiittel- 
und Stichkulturen in 1-proz. Zuckeragar, dem Ascitesflfissigkeit zugesetzt 
war, dann Stichkulturen in 1-proz. Zuckeragar angelegt, auBerdem wurde 
das Material aus dem Eiter auf Agar (schief gelegt und in Platten) aus- 
gestrichen. Die aeroben Agarplatten und die Zucker-Agarstichkulturen 
blieben steril. In den Serum-Zucker-AgarnahrbSden aber konnte schon 
nach 48 Stunden deutliches Wachstum nachgewiesen werden, das sich 
bei der Stichkultur auf den Stichkanal beschrankte und einen Querfinger 
unter der Oberflkche des N&hrbodens aufhorte; auch in den Schiittel- 
kulturen blieben die oberen Partieen des Nahrbodens frei, wfihrend in 
den unteren Schichten diffuses Wachstum wahrzunehmen war. 

Die anfangs kleinen, punktformigen, weiBlichen Kolonieen, die isoliert 
waren, wuchsen in einigen Tagen zu scheibenfdrmigen, br&unlichen Ge- 


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Kaspar'u. Kern, Beitrage zur Kenntnis der anaeroben Bakterien des Menschen. 99 

bilden mit buchtigem Rande aus, die eine GroCe bis ungefahr 2 mm 
erreichten und im durchfallenden Lichte an der Peripherie durchscheinend, 
hingegen im Zentrum undurchsichtig waren (Abbildung 1 und 2). Von 
einigen Kolonieen gingen sternformig kurze zarte Faden aus. Hinzufiigen 
mochten wir noch, wie es auch in Abbildung 1 zur Ansicht kommt, daB die 
groBten Kolonieen stets im untersten Teile des Stichkanals zu linden waren. 

Nach etwa 2 Wochen gingen die Kulturen, wenn sie im Thermo- 
staten bis 37° C gehalten wurden, zugrunde, dagegen erhielten sie sich 
bei Zimmertemperatur mehrere Wochen lang; es gelang uns noch nach 
6 Wochen, Kulturen, die im Gelatineofen aufbewahrt wurden, weiter 
fortzuziichten. Eine Tendenz zur Konfluenz der Kolonieen konnten wir 
in sehr geringem Grade dann wahrnehmen, wenn wir sehr reichlich 
Material in den Stichkanal iibertrugen; es schien dann der Nahrboden 
wie von einem zarten Schleier durchsetzt. 

Nach mehreren Uebertragungen auf Serum-Zucker-Agar konnte ein 
deutliches Wachstum schon nach 12 Stunden erzielt werden. Einmal 
gelang es auch, einen derartig rasch gewachsenen Stamm in gewohnlichem 
Zuckeragar ohne Serumzusatz nach 48 Stunden anaerob zum Wachstum 
zu bringen. Ein weiteres Fortziichten auf Zuckeragar ohne Zusatz von 
Serum war jedocli nicht moglich. Der erwahnte Stamm ging nach kurzer 
Zeit zugrunde. Von Gelatinenahrboden kamen zur Verwendung: gewohn- 
liche Gelatine, Zuckergelatine und Zucker-Serum-Gelatine, in denen das 
Wachstum teils bei Bruttemperatur, teils bei Zimmertemperatur erprobt 
wurde. Alle Gelatinenahrboden, die fur die Kulturversuche im Brutofen 
bestimmt waren, wurden tiberdies noch mit gewohnlichem Agar tiber- 
schichtet, um anaerobe Verhaltnisse beizubehalten. Nur in der bei 37° 
gehaltenen Zucker-Serum-Gelatine zeigten sich nach 48 Stunden in dem 
vertltissigten Nahrboden deutliche, isolierte kolonieenartige Flocken, die 
sich spater zu einem leicht aufschtittelbaren Bodensatz niederschlugen. 
Die Gelatine konnte durch niedere Teinperaturen wieder zum Erstarren 
gebracht werden. DemgemaB scheint unserem Bakterium die Fahigkeit 
zu peptonisieren, nicht zuzukommen. 

Gasbildung konnten wir nur in den untersten Partieen der Zucker- 
Agarkulturen mit Zusatz von Pferdeserum nach 3 Tagen in sehr geringem 
Grade beobachten. Eine Vermehrung der Gasblasen fand spater nicht 
statt. Wir mochten uns aber daraus keine weitgehenden Schliisse er- 
lauben, weil die Kultur in der Folge auf dem erwahnten Nahrboden nur 
kiimmerlich zum Wachstum gekommen war und nach einigen Tagen zu¬ 
grunde ging. 

Sehr gute Resultate erzielten wir mit der Uebertragung auf fliissige 
Nahrboden, bei der durchweg langhalsige Kolben zur Verwendung kamen. 
Sowohl in der Serumzuckerbouillon als auch in der gewohnlichen zucker- 
freien Bouillon konnten wir nach 4 Tagen diffuse Trubung im untersten 
Teil des Kolbens beobachten, die sich in den nachsten Tagen unter 
Kiarung der Nahrfliissigkeit zu einem anfangs krumeligen, spater grob 
geballten, leicht aufschtittelbaren Bodensatz verdichtete. In Zuckerbouillon 
ohne Serumzusatz konnten wir kein Wachstum erzielen. In alien diesen 
fliissigen Nahrbbden hielten sich die Kulturen selbst noch nach Wochen 
und Monaten lebensfahig. 

In der Milch ging das Bakterium sehr langsam an. Gerinnung blieb 
jedoch vollstandig aus. 

Von samtlichen oben angefiihrten Nahrboden, in denen das Bakterium 
zum Wachstum gekommen war, wurden fortlaufend Deckglaspraparate 

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Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 55. Heft 2. 


angefertigt, die morphologisch das gleiche Bakterium aufwiesen, wie 
wir es oben beschrieben haben, nur mit dem Unterschied, daB die un- 
gleiche Farbbarkeit des Bakterienleibes noch viel deutlicher war (Ab- 
bildung 5). 

Alte Kolonieen eigneten sicli besonders zum Studium der Involutions- 
und Degenerationsforraen (Abbildung G). Auffallend dabei war das Fehlen 
der langen Faden; die kurzeren Faden sahen geknickt Oder am Ende 
leicht umgebogen aus, waren niemals in Knaueln vorhanden und lieBen 
die charakteristische Peitschenform vermissen. Am haufigsten waren 
die kurzen gekriimmten St&bchen zu sehen. Recht oft und deutlich trat 
wieder die ungleiche Farbbarkeit des Bakterienleibes hervor; manche 
kurze Bacillen waren nur bipolar gefiirbt, andere umgekehrt in der Mitte 
gefarbt und an den beiden Enden blaB. Daneben fanden sich auch kleine, 
manchmal abgeknickte, gleichmaBig schwach gefarbte Stabchen. Die 
spindelformige Gestalt hingegen kam bei fast alien Bakterien noch sehr 
deutlich zum Ausdruck. 5lan konnte nun geneigt sein, wegen der un- 
gleichen Tinktionsfahigkeit des Bakterienleibes an eine Sporenbildung zu 
denken, nainentlich darum, weil an dieseu Stellen das Protoplasma etwas 
aufgetrieben erscheint. Aber gegen diese Annahme sprach vor allern 
das konstante Vorkommen derartiger Bildungen in alien Ivulturen und 
in Kulturen jeden Alters. Auch mit der spezifischen Ffirbung nach 
Holler blieben diese Teile des Bakteriums vollig ungefjirbt, und eben- 
sowenig gelang es uns, gelegentlich der Untersuchung auf Beweglichkeit 
stark lichtbrechende Substanzen im Bakterienleib wahrzunehmen. Wir 
konnen darum fast mit Sicherheit folgern, daB bei unserem Stamm nur 
eine vegetative Verinehrung stattfand. Was das Fehlen der ganz langen 
Faden in den Kulturen betrifft, so mochten wir dies dahin deuten, daB 
einerseits das Auswachsen zu langen Gebilden in alteren Kulturen spater 
ausblieb, andererseits zum Teil ein degenerativer Zerfall der Faden statt- 
gefunden haben diirfte. 

Beweglichkeit konnten wir niemals feststellen. Zu diesem Zwecke 
wurde die Untersuchung im hiingenden Tropfen einigemale von 12 Stunden 
und 24 Stunden alten Kulturen, aus fliissigen und festen Nahrboden vor- 
genommen. Auch die GeiBelfarbung nach Van Ermengem ergab ein 
negatives Resultat. Unser Bakterium war demnach unbeweglich und 
wir befinden uns liierin in Uebereinstimmung mit den meisten Autoren; 
nur wenige, unter diesen beispielsweise Graupuer (3), wollen GeiBeln 
bei Bakterien, die unserem nahestehen, nachgewiesen haben. Ebenso 
behauptet Veszprdmi (9), bei fusiformen Bacillen peritriche GeiBelu 
gesehen zu haben. 

Das Tierexperiment erwies so gut wie keine Pathogenitat fur Meer- 
schweinchen und Mause. Wir brachten das Virus in dreierlei Form in 
den Tierkorper ein : Als Aufschwemtnung des LeberabsceBmateriales in 
Bouillon, als Aufschwemmung einer Reinkultur in Bouillon und als 
Bakterienfiltrat. Die Applikation des Impfmaterials erfolgte subkutan 
und intraperitoneal in differenten Quantitaten von ccm. Ein 

Meerschweinchen unter die Haut inokuliert und eine in gleicher Art 
behandelte Maus bekamen zwar nach 24 Stunden an den Impfstellen ein 
leicht teigiges Infiltrat ohne scharfe Begrenzung. das bei Palpation aber 
kein Knistern aufwies. Die Infiltrate gingen in beiden Fallen nach einigen 
Tagen wieder ganzlich zuriick. Auch von anderen Autoren berichten 
die meisten nur dann von AbsceBbildung im Tierexperiment, wenn es 
sich urn eine Mischinfektion gehandelt hat. 


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Kaspar u. Kern, Beitrage zur Kenntnis der anaeroben Bakterien des Menschen. ]Q1 


Zur Priifung des chemischen Verhaltens des isolierten Stammes, 
worin uns Assistent Dr. Mucha freundlichst unterstiitzte, wurden Kultur- 
kolben von Serum-Zucker-Bouillon in Verwendung genommen, und zwar 
differenter Altersstufen, die einen von einmonatlicher, die anderen von 
viermonatlicher Wachstumsdauer. Die ungleichaltrigen Untersuchungs- 
objekte ergaben gleichartige Resultate: fotiden Geruch, Spuren von 
Schwefelwasserstoff, schwach aber deutlich Indol und geringe Mengen 
von Alkohol, aber kein Aceton; Essigsiiure war jedoch nur in der alteren 
Kultur nachweisbar. Die untersuchten ungeimpften Kontrollen lieBen 
weder Indol noch Essigsaure nachweisen. 

Durch die histologische Untersuchung wurden wir in die Lage 
versetzt, ein einigermaBen praziseres Urteil iiber das Alter des Prozesses 
zu treffen. Aus den spiirlichen anainnestischen Angaben, die sich nur 
auf einige Tage beziehen, konnten wir dariiber keinen AufschluB erlangen. 

Zur Untersuchung gelangten Stiicke aus der Leber mit Abscessen, 
Lungenabscesse und eine infiltrierte Lungenpartie, ferner wurden einige 
Gewebsstiicke aus der thrombosierten Vena portae, dann der Vena ileo- 
coecalis mit umgebendem Gewebe und aus der Wand des retrococalen 
Abscesses untersucht. 

Urn die Abscesse in der Leber, die aus mehrkernigen weiBen Blut- 
kbrperchen und nekrotischen Zellmassen bestanden, hatte sich durchweg 
Granulationsgewebe gebildet, dessen fibroplastische Elemente gegenuber 
den Rundzellen uberwogen und sclion Parallelstellung aufwiesen. In 
dem angrenzenden Lebergewebe waren die Kapillaren prall mit Blut 
gefiillt, die Leberzellbalken dazwischen atrophisch. In gleicher Weise 
konnten wir um die Throraben der Vena portae und ileocoecalis, die 
zentrale Vereiterung zeigten, eine Reaktion des umliegenden Gewebes 
wahrnehmen, so daB sich auch hier der EiterungsprozeB durch ein junges 
zellreiches Gewebe von der Umgebung abgrenzte. Von der Wand der 
Venen sowie der Gallengange waren nur mehr die SuBersten Schichten 
erhalten. 

Den infiltrierten Partieen des Lungengewebes entsprechend waren 
die Alveolen zum groBen Teil mit polynuklearen Leukocyten und ab- 
gestoBenen, zum Teil nekrotischen Alveolarepithelien erfiillt, von den 
Septen nur mehr Reste erhalten. In den meisten der thrombosierten 
LungengefaBe war es bereits durch ein von der GefaBwand aus wucherndes 
bdematoses Gewebe zu einer Organisation gekommen. Als iuteressante 
Tatsache mochten wir noch hinzufiigen, daB sich in dem an das retro- 
cocale Gewebe anstoBenden Fettgewebe doppelbrechende Substanzen bei 
der Untersuchung mit dem Polarisationsmikroskop zeigten. 

Bakterien konnten in den Schnittpraparaten mit Sicherheit nur im 
Eiter der Thrombophlebitis der Vena portae nachgewiesen werden, und 
zwar ausschlieBlich in den mit Lbffler-Methylenblau gefarbten Pra- 
paraten; es handelte sich um Bacillen und Faden, die morphologisch mit 
denen in den Ausstrichpraparaten vollkommen ubereinstimmten. Andere 
Bakterien konnten auch hier nicht nachgewiesen werden. 

Aus der histologischen Untersuchung ergab sich demnach, daB der 
KrankheitsprozeB kein ganz frischer war, sondern sicher schon viele 
Tage, vielleicht auch einige Wochen bestanden haben diirfte. Darin 
mag einerseits auch der Grund zu suchen sein, weshalb wir in den 
Schnittpraparaten aus den Prozessen der verschiedenen Organe nur teil- 
weise Bakterien finden konnten; andererseits aber soil hervorgehoben 
werden, daB der Nachweis der Bakterienformen in den Schnittpraparaten 


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102 Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originale. Bd. 55. Heft 2. 

auf gewisse Schwierigkeiten stoBt und daB gerade diese Bakterien wegen 
ihrer eigentiimlichen Forrnen und wegen ikrer Diinnheit ira Gewebe oft 
schwer als solche zu erkennen sind. 

Zusammenfassend zeigte der von uns isolierte Stamm 
folgende Eigeuschaften: Eristein dunner, ziemlich langer, ge- 
rader oder leicht gekriimmter Bacillus mit spitzen Enden. einzeln oder 
zu zweit angeordnet; er bildet reichlich Faden von verschiedener Lange, 
die wellen- oder peitschenformig aussehen und zu lockeren Kuaueln ver- 
schlungen sein konnen; auch die Enden dieser Faden, die stellenweise 
Auftreibungen zeigen, sind spitz; zwischen diesen Faden und den kurzen 
Bacillen gibt es Uebergange. Nach Gram ist der Bacillus nicht farbbar, 
nimmt dagegen als Kontrastfarbe Fuchsin ungleichmaBig an. Das Bak- 
terium ist unbeweglich und bildet keine Sporen; es wfichst nur bei Brut- 
schranktemperatur und bildet hier schon nach 12 Stunden kleine weiB- 
liche, spater braunliche, linsenfdrmige, gebuchtete Kolonieen. Das beste 
Wachstum zeigt sich auf serumhaltigen N&hrboden; auf gewohnlichem 
Zuckeragar erfolgt es nur ausnahmsweise und dann diirftiger, Bouillon 
wird unter Bildung eines dicken Niederschlages stark getriibt. Das 
Bakterium wachst nur unter streng anaeroben Bedingungen. Gasbildung 
erfolgt nur selten und dann in geringem MaBe. Gelatine wird 
nicht verdiissigt, Milch nicht koaguliert. Indol ist in flfissigen Kulturen 
stets nachweisbar, Essigsaure nur in alteren; fiir Meerschweinchen und 
weiBe Mause war das Bakterium so gut wie nicht pathogen. Alle Kul¬ 
turen weisen deutlich fotiden Geruch auf. 

Wir weisen ausdrucklich auf die oben geschilderte Polymorphic des 
Bakteriums hin. Ghon und Mucha haben auf Grund der Uebergangs- 
formen alle diese Gebilde zu einein Bakterium gerechnet. Darauf ge- 
stiitzt. so wie auf Grund der Wachsturaseinheit in den Kulturen, glauben 
wir, mit Recht annehmen zu konnen, daB alle genannten Formen nur 
einem einzigen Bakterium angehoren. 

Unser Bakterium stimmt morphologisch mit dem von Ghon und 
Mucha beschriebenen vollkommen iiberein; biologisch weicht es darin 
ab, daB unser Stamm Indol und Essigsaure bildete, Milch nicht zur 
Gerinnung brachte und in geringem Grade Gas bildete. 

Die groBte Aehnlichkeit weist unser Stamm mit dem von V e i 11 o n 
und Z u b e r (4) beschriebenen auf, der aus einer Appendicitis gezuchtet 
wurde und von unserem nur durch das Wachstum bei Zimmertemperatur 
und die Bildung lokaler Abscesse im Tierkorper abweicht. 

Auch EHermann (5, 6) gelang die Reinzuchtung eines fusiformen 
Bacillus aus einer Angina, in einem zweiten Falle aus der Mundhohle 
eines gesunden Individuums und ebenso Leiner (7) in 2 Fallen von 
septischer Diphtherie. Wir beschr&nken uns auf die angefiihrten Literatur- 
angaben und verweisen nochmals diesbeziiglich auf die Arbeit von Ghon 
und Mucha. Darin ist auch eine zusammenfassende Darstellung iiber 
die bisher beschriebenen fusiformen Bacillen gegeben. 

Ob wir das von uns geztichtete Bakterium als eine besondere neue 
Art ansprechen sollen oder nicht, mbchten wir hier nicht entscheiden. 
Sicher ist es, daB auch unser Stamm morphologisch und biologisch mit 
den von anderen Autoren beschriebenen Formen ira wesentlichen Gberein- 
stimmt Die Tatsache, daB wir einmal in unseren Kulturen in geringer 
Menge Gasbildung beobachten konnten, diirfte kaum zur Trennung 
unseres Stammes von dem von Ghon und Mucha beobachteten be- 
rechtigen. Die Angaben iiber das Verhalten dieser Bakterienarten in 


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Kaspar u. Kern, Beitrage zur Kenntnis der anaeroben Bakterien des Menschen. ]Q3 


Milch und fiber die Indolbildung sind gleichfalls verschieden. Es miissen 
zweifellos noch weitere vergleichende Untersuchungen abgewartet werden, 
uni einen sicheren Entscheid treffen zu konnen, welche Merkraale dieser 
so interessanten und wichtigen Bakterienform als Merkmale der Varietat 
und welche als Merkmal der Art aufgefafit werden diirfen. 

Unser Fall war pathologisch einfach und klar. Der Sektions- 
befund lieB keinen Zweifel dariiber, daB der ProzeB von der Appendix 
aus seinen Ausgangspunkt genommen und sich per continuitatem auf 
venosem Wege in die Leber und von hier hamatogen metastatisch in die 
Lungen weiterverbreitet hat. Und die bakteriologische Unter- 
suchung legte in einwandfreier Weise dar, daB die Ursache der Er- 
krankung ausschlieBlich ein streng anaerober, zur Gruppe der „Fusi- 
formen u gehdriger Bacillus war; denn sowohl in den Ausstrichpr&paraten 
aus den Leberabscessen als auch in den Kulturen zeigte sich nur das 
beschriebene Bakterium, das in den Kulfuren die gleichen stinkenden 
Abbauprodukte zeigte wie im raenschlichen Organismus. 

Auch unser Fall zeigte fibrigens, daB die von diesen Bakterienarten 
erzeugten Prozesse gewohnlich keinen fulminanten und raschen Verlauf 
nehmen. Bei dem von Ghon und Mucha veroffentlichten zweiten Fall, 
der gleichfalls eine Reininfektion darstellte, handelte es sich um einen 
pyamischen ProzeB in der Gesamtdauer von 2 Jahren. 

Ob die Appendicitis, die in unserem Falle den Ausgangspunkt des 
Prozesses bildete, schon von Anfang an eine Reininfektion mit dem von 
uns isolierten Bakterium darstellte, lfiBt sich nattirlich nicht mehr mit 
Sicherheit behaupten. Doch haben wir keine Veranlassung, dies nicht 
anzunehmen. DaB diese fusiformen Bakterienarten sich haufiger mit 
anderen pathogenen vergesellschaftet vorfinden, ist zweifellos richtig, 
doch ebenso richtig ist es, daB sie auch allein imstande sind, patho- 
logische Prozesse hervorzurufen. Die Beobachtungen von Ghon und 
Mucha beweisen dies unserer Meinung nach einwandfrei. Wichtig 
erscheint unser Fall aber vor allem deshalb, weil er beweist, daB solche 
Reininfektionen mit anaeroben Bakterien aus der Gattung der „Fusi- 
formen“ auch vom Wurmfortsatz ausgehen konnen. Fur die Kenntnis 
der Aetiologie der Appendicitis, wahrscheinlich auch ffir ihre Genese, 
erscheint dies, woraufGhon und Mucha schon hingewiesen haben, als 
sicher wichtig. 

II. 

Im zweiten Falle, der uns von Prof. Schlagenhaufer iiberlassen 
wurde, ergab die bakteriologische und histologische Untersuchung kein 
so eindeutiges Resultat. Da aber soviel sichergestellt werden konnte, 
daB „fusiforme“ Bacillen beim KrankheitsprozeB beteiligt waren, reihen 
wir diesen Fall dem ersten an. 

Anamnese: Der 45-jahrige Patient K. J. erkrankte im Janner 1910 angeblich 
an Influenza. 4 Wochen spater wurde er, nachdem sich die Erkrankung nicht gebessert 
hatte, mit Symptomen eiuer Pyamie in das k. k. Sophienspital aufgenommen. Der Pat., 
der bei der Aufnahme schon sehr erschopft war, zeigte Ikterus der Haut und der sicht- 
baren Schleimhaute und hatte Nachtschweifi, Fieber mit remittierendem Typus und 
zeitweise auch Schiittelfroste. Einige Tage vor dem Exitus, der am 5. Marz 1910, 
2 Wochen nach der Aufnahme ins Spital erfolgte, waren die ikterischen Erscheimmgen 
fast ganzlich geschwunden. Klinisch wurde die Diagnose einer septischen Cholangitis 
gestelit, auSerdem im linken Unterlappen eine Dampfung konstatiert. Das reichlich 
ausgeworfene Sputum war etwas brauniich tingiert und stark iibelriechend, wes- 
halb auch ein Lungenabscefi angenommen wurde. 

Der pa thologisch - ana tom ische Befund (Prof. Schlagenhaufer) 
lautete: Septikopyiimie, Phlebitis der Vena lienalis und der Vena portae 


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104 


Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 55. Heft 2. 


nach multiplen Abscessen in der Milz. Perilienaler AbsceB. Mul¬ 
tiple AbsceBbild u ng in der Leber. Phlegmonose Entzundung der 
Schleiraliaut des Magens im Bereiche der Cardia (die Schleimhaut 
daselbst wulstig verdickt, beim Einschneiden auf diese Wiilste ent- 
leeren sich Eiterpfrop fchen aus den kleinen GefaBen). Verwachsung 
des linken Lungenunterlappens mit deni Zwerchfell. Tuberkuldse 
KaverneinderlinkenLungenspitze. (Appendix istnirgendsadhiirent, 
ihre Schleiraaut pseudomelanos verfarbt.) 

In den nach Gram gef&rbten Deckglaspraparaten aus dem Exsudate 
der Leber- und Milzabscesse und dem der Phlegmone des Magens fand 
sich ein Bakterium, das farberisch und morphologisch dem im ersten Teil 
dieser Arbeit beschriebenen vollkommen glich: es zeigte schmale, an 
beiden Enden zugespitzte Stabchen, manchmal etwas gekriimmt, dann 
lange, ungleich gefarbte Ffiden mit teils zugespitzten, teils leicht kolbig 
verdickten Enden, endlich reichlich Uebergangsformen zwischen beiden 
Typen. Die Faden lieBen wieder die so charakteristischen Peitschen- 
und Krawattenformeu erkennen. Starkekorner waren nirgends nach- 
weisbar (Farbung mit Jodgummi). In geringerer Menge enthielten die 
Ausstriche vom Exsudate des Magens und die Ausstriche aus den ver- 
eiterten Thromben der Vena portae auBerdem grampositive und gram¬ 
negative Stabchen von verscbiedener Lange und Dicke. 

Da wir es deranach zweifellos wieder mit „fusiformen u Bakterien 
zu tun haben, wurde eine groBe Anzahl Stich- und Schiittelkulturen in 
Serum-Zucker-Agar angelegt. Hierbei kam das Bakterium nur in den 
Kulturen, die vom Material aus den Leberabscessen stammten, zum 
Wachstum, jedoch mit grampositiven und gramnegativen Bakterien ver- 
mischt. Die Kultur hatte einen intensiv fotiden Geruch entwickelt. Eine 
Reinziichtung des „fusiformen u Bakteriums war jedoch nicht zu erzielen, 
weil das reichlichere und raschere Wachstum der grampositiven und 
gramnegativen Stabchen und die damit verbundene reichliche, meistens 
sturmische Gasbildung die Isolierung immer wieder unmoglich machte. 
In alien iibrigen Kulturen kamen die verschiedensten Forraen grain- 
positiver und gramnegativer Bacillen zur Entwickelung, in den mit Eiter 
aus den Leberabscessen geimpften Nahrboden auBerdem reichlich gram¬ 
positive Kokken in kurzen Ketten und Haufen. Die Faden aus den 
Kulturen von den Leberabcessen zeigten wieder das charakteristische 
segmentierte Aussehen und entfarbten sich rasch und gleichmaBig bei 
Anwendung der Methode von Gram. 

Zur histologischen Untersuchung wurden uns Stiicke aus der 
Leber, der Milz, den Thromben der Vena portae und Vena lienalis und 
des Magens zur Verfugung gestellt. 

Die Leber war reichlich von Abscessen durchsetzt, die mikro- 
skopisch ein verschiedenes Alter erkennen lieBen: einige waren bereits 
durch eine bindegewebige Membran von dem umliegenden Gewebe ab- 
gegrenzt, urn andere konnte hingegen nur eine kaum merkliche Reaktions- 
zone von jungem Granulationsgewebe nachgewiesen werden. Sonst waren 
in der Leber an der Peripherie der Acini zahlreiche Rundzelleninfiltrate 
und Gallengangswucherungen vorhanden, die Leberzelleu selbst befanden 
sich meist im Zustande parenchymatoser Degeneration und enthielten 
sehr haufig Gallenpigment. In einem Schuitt zeigte sich ein typischer 
Tuberkel mit Verkasung, Riesenzellen und peripherer Anhaufung von 
Lymphocyten. 

Auch von den untersuchten Abscessen in der Milz waren einige 
schon bindegewebig abgegrenzt, andere hingegen noch ohne Abgrenzung. 
Manche dieser Abscesse befanden sich innerhalb nekrotischer Ilerde, die 


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Kaapar u. Kern, Beitrage zur Kenntnie der anaeroben Bakterien des Menschen. 105 


zahlreich und in verschiedener Ausdehnung die Milz durchsetzten und von 
denen einige bis an die Kapsel reichten, pyramidenartige Form aufwiesen 
und von einer Reaktionszone umgeben waren. Der Milzkapsel waren 
zum Teil nekrotische Massen und polynukleare Leukocyten aufgelagert. 

Von den Veranderungen der Vena portae und Vena lienalis ist 
hervorzuheben, daB die Thrombenmassen stellenweise vereitert waren, 
stellenweise aber auch schon Zeichen beginnender Organisation zeigten. 
Von den Geffifiw&nden waren noch die auBersten Schichten erhalten. 

Bezflglich des histologischen Befundes der Magenwand heben wir 
hervor, daB sich der eitrige ProzeB in diesem Organ vorwiegend in den 
tieferen, unter der Muscularis mucosae gelegenen Schichten abspielte. 
Innerhalb der Driisenschicht waren nur sehr sparliche, kleine Abscesse 
zu sehen, die allerdings manchmal bis in die oberste Schleimhautschichte 
zu verfolgen waren. Sonst wies die Schleimhaut die Zeichen eines 
chronischen Katarrhs auf, die Driisenschlkuche waren verl&ngert, manche 
dilatiert, das Zwischengewebe stellenweise stark gewuchert. Die groBten 
Abscesse waren in der Submucosa zu finden, sie waren zum Teil schon 
vom Bindegewebe eingeschlossen und lagen meistens im Bereiche von 
thrombosierten GefaBen. 

In alien mit polychromem Methylenblau intensiv gefkrbten Schnitten 
wurden in den Abscessen selbst sehr reichlich, in den iibrigen entziind- 
lich verSnderten Gewebspartieen spkrlicher die typischen Formen des 
oben beschriebenen „fusiformen“ Bakteriums gefunden (Abb. 8). Dazu 
bemerken wir, daB die langeren Faden der Bakterien oft auBerordent- 
lich Fibrinfaden ahnelten, weshalb wir zur genauen Unterscheidung nicht 
nur auf die charakteristischen Verschlingungen, sondern auch auf die 
ungleiche F&rbbarkeit des Bakterienleibes Gewicht legten. Sonstige 
Bakterien waren in den Schnitten nicht nachweisbar. 

Unter den nach Gram-Weigert gefarbten histologischen Prapa- 
raten gelang es uns nur im vereiterten Thrombus der Pfortader sehr 
sparliche grampositive Kokken in kleinen Haufen und zu zweit nach- 
zuweisen. 

Aus der bakteriologischen Untersuchung geht demnach hervor, daB 
wir es in diesem Falle mit folgenden Bakterien zu tun haben: 

1) Grampositiven und gramnegativen Bacillen verschiedener Lange 
und Dicke. 

2) Grampositiven Kokken. 

3) Gramnegativen fusiformen Bacillen mit Uebergangen zu ver- 
schieden langen, oft peitschenformig gewundenen Faden mit spitzen Enden. 

In welchem Verhaltnis die unter 1) angefiihrten grampositiven und 
gramnegativen Bacillen zum KrankheitsprozeB standen, konnten wir nicht 
entscheiden. In den Schnittpraparten konnten sie nicht mit Sicherheit nach- 
gewiesen werden; in nennenswerter Menge dtirften sie kaum im Gewebe 
vorhanden gewesen sein. Bemerkt muB jedenfalls werden, daB in diesem 
Falle das Exsudat aus den entztindlichen Produkten der verschiedenen 
Organe nicht vollkommen steril aufgefangen werden konnte. Ziemlich 
sicher konnen wir jedoch annehmen, daB diese Bakterienformen fur die 
intensive Gasbildung in den Nahrboden verantwortlich zu machen waren. 
Den grampositiven Kokken hingegen konnen wir eine pathogene Be- 
deutung nicht von vornherein absprechen, weil wir sie in den Schnitt- 
praparaten von der Pfortader nachweisen konnten; doch mtissen wir 
liervorheben, daB wir sie nur in einem Schnitte und da nur in sehr 
sparlicher Menge fanden. 


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106 Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 55. Heft 2. 

AuBerordentlich zahlreich dagegen waren die unter der dritten 
Gruppe zusammengefaBten Bacillen, nicht nur in den Ausstrichpraparaten, 
sondern auch in alien Methylenblauschnitten, in denen sie das bakte- 
riologische Bild durchwegs beherrschten. Wir glauben darum rait Recht, 
dieselben als die Haupterreger des pyiimischen Prozesses erklaren zu 
kbnnen. Nicht maBgebend fur die Beurteilung der Pathogenitat er- 
scheint uns das ungleiche Wachstumsverh&ltnis zwischen den fusiformen 
und den anderen Bakterien in den Kulturen. Die Zusammengehorigkeit 
der kurzen und langen Formen zu einem Bakterium haben wir, wie im 
ersten Falle, wegen der Uebergangsformen angenommen und datum die¬ 
selben einer einzigen Bakterienart zugerechnet. 

Handelte es sich um eine Mischinfektion, so ware das ein schon 
haufig beschriebenes Ergebnis. Es existiert dariiber eine betr&chtliche 
Literatur, besonders Falle, wo fusiforme Bakterien mit Spirochaten ver- 
gesellschaftet vorkomn\en. Wir erwahnen hier beispielsweise nur die 
Beobachtungen von Niclo-Marotte, Silberschmidt, Vincent, 
Verneuil und Clado. 

Was den Ausgangspunkt des Prozesses betrifft, so sind wir nicht 
imstande, eine vollkommen sichere Entscheidung treffen zu konnen. 
Eine Infektion vom Wurmfortsatz aus konnen wir nach dem Sektions- 
befund wohl ausschlieBen; der Wurmfortsatz zeigte makroskopisch gar 
keine Zeichen einer bestehenden oder abgelaufenen Entziindung, sondern 
nur den Befund einer Pseudomelanose. Auch im ubrigen Dilnn- und 
Dickdarm konnte Prof. Schlagenhaufer nichts finden, was fur den 
Ursprung des Prozesses gesprochen hatte. 

Naheliegend war es, zunachst die Veranderungen des Magens als 
die wahrscheinlich primaren aufzufassen. Die histologische Untersuchung 
der uns zur Verfugung gestellten Stiickchen vom Magen zeigte jedoch, 
daB die Schleimhaut wohl Zeichen eines chronischen Katarrhs aufwies, 
im iibrigen aber nur an einigen Stellen Veranderungen zeigte, die wir 
mit der Infektion in Zusammenhang bringen konnten. Die Haupt- 
veranderungen des Magens lagen vielmehr in der Subraucosa und zeigten 
sich dort als verschieden groBe Abscesse, deren Zusammenhang mit 
thrombophlebitischen Veranderungen der Magenvenen auBer Frage stand. 
Es ware demnach die Auffassung, als hatte es sich bei den Verande¬ 
rungen des Magens um retrograd-venose gehandelt, nicht ohne weiteres 
abzulelinen; andererseits miiBte aber auch zugegeben werden, daB viel- 
leicht doch an einer Stelle des Magens die Eingangspforte gelegen, 
aber nicht nachzuweisen war, weil die Leber sowohl als die Milz 
neben akuten Veranderungen auch solche aiterer Natur, Abscesse mit 
Organisation der Peripherie, zeigten. Mit dieser Annahme des Magens 
als Eingangspforte wiirde sich der Qbrige anatomische Befund am 
besten decken. Die fusiformen Bakterien waren dann wahrscheinlich 
von der Mund-Rachenhohle in den Magen gelangt und man konnte an- 
nehmen, daB sie dort schon als Saprophyten gelegen waren oder dorthin 
aus der gangranSsen Kaverne gelangt und dann verschluckt worden 
waren. Der Befund solcher Bakterien in fotiden oder gangranosen Pro- 
zessen der Lunge kann heute ohne weiteres anerkannt werden. Rist(8) 
hat darauf hingewiesen, Ghon und Mucha haben den Ausgangspunkt 
ihres ersten Falles dahin verlegt und uniangst erst hat Veszpr^mi (9) 
an der Hand mikroskopischer Untersuchungen dies hervorgehoben. 

Die in unserem Falle vorhandene tuberkulose Kaverne der Lunge 
lieBe aber auch die Deutung zu, daB die in ihr vorhandenen „fusiformen“ 


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Centralbl. f. Baklcriol. Alt. I. On;/. Bd. 55. Kaspar u. Kern, Anaerobe Baktcrien. IX. Taf. i 



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Centralbl. f. Bakteriol. Abt. 1. Orig. Bd. 55. Kaspar n. Kern, Anaerobe Balterien. IX. Taf. II. 




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Verlag von GustaT Fischer in * ,ena ^JN|VERSITY OF ILLINOIS AT 

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Kaspar u. Kern, Beitrage zur Kenntnis der anaeroben Bakterien des Menschen. 107 


Bacillen auf hamatogenem Wege in das linke Herz und von hier in die 
Milz gelangt waren, und daB sich diesen Veranderungen erst die der 
Vena lienalis, der Pfortader und der Leber und die des Magens ange- 
schlossen hatten. Bei dieser Deutung ware es immerhin auff&llig, daB 
nur die Milz den Sitz der Metastasen abgegeben hatte. Ein Beweis fur 
diese Annahme konnte histologisch nicht gefunden werden. Wie dem 
auch sei, so viel kann als sicher angenommen werden, daB wir es 
auch im zweiten Falle mit einer py&mischen Infektion zu tun hatten, 
bei der „fusiforme u Bacillen zweifellos die Hauptrolle spielten. Ihrem 
morphologischen und farberischen Verhalten nach standen diese Bacillen 
den im ersten Falle beschriebenen zum mindesten sehr nahe. Ihre 
Identitat konnte leider nicht erwiesen werden. 


Literatur. 

1) Ghon u. Mucha, Beitrage zur Kenntnis der anaeroben Bakterien. (Centralbl. f. 
Bakteriol. Abt. I. Orig. Bd. 49. 1909.) 

2) Passini, F., Ueber granulosebild. Darmbakterien. (Wien. klin. Wochenschr. 1909. 
Heft 1.) 

3) Graupner, Ueber Angina diphtheroides. (Munch, med. Wochenschr. 1909. p.727.) 

4) Veillon etZuber, Recherches sur quelques microbes strictement anaerobies. (Arch, 
de m4d. exp6rim. 1898.) 

5) Ellermann, S., Einige Falle von bakterieller Nekrose beim Menschen. (Centralbl. 
f. Bakteriol. Abt. I. Orig. Bd. 37. 1905.) 

6) —, Zur Kenntnis der Spindelbacillen. (Zeitschr. f. Hyg. Bd. 56. 1907.) 

7) Leiner, C., Beitrage zur Kenntnis der anaeroben Bakterien des Menschen. (Centralbl. 
f. Bakteriol. Abt. I. Orig. Bd. 43. 1906.) 

8) Rist, E., Neue Methoden und neue Ergebnisse im Gebiet der bakteriologischen 
Untersuchung gangTanoser und fotider Eiterungen. (Centralbl. f. Bakteriol. Abt. I. 
Orig. Bd. 43. 1906.) 

9) Yeszpremi, D., Beitrage zur Bakteriologie und Histogenese der experimentell 
gangranosen Entziindungen. (Centralbl. f. Bakteriol. Abt. I. Orig. Bd. 44. 1907 und 
Bd. 45. 1908.) 

Tafelerkl&rung. 

Fig. 1. Photographic im auffallenden Licht von einer 8 Tage alten Zucker-Serum- 
Agar-Stichkultur. (Nat. Gr.) 

Fig. 2. Photographie im auffallenden Licht von einer 8 Tage alten gleichen Kultur. 
(6-fach vergr.) 

Fig. 3. Praparat aus dem Eiter eines Leberabscesses vom Falle I. Lange, ungleich 
gefarbte Faden mit zugespitzten und kolbig verdickten Enden. Kurze fusiforme Ba¬ 
cillen und Uebergangsformen. 

Fig. 4. Praparat aus dem Eiter eines Lungenabcesses vom Fall I. Charakteristische 
Peitschenformen, in lockerem Knauel und isoliert. 

Fig. 5. Praparat aus einer 2 Tage alten Z.-S.-A.-Kultur vom Fall I. Lunge 
Faden und kiirzere Formen mit ungleicher Farbung (segmentiert). 

Fig. 6. Praparat aus einer 4 Monate alten Z.-8.-A.-Kultur vom Fall I. Seg- 
mentierte und degenerierte Formen. 

Fig. 7. Schnittpraparat aus einem MilzabceB vom Fall II (Farbung mit poly- 
chromem Methylenblau). Zahlreiche fusiforme Bacillen zwischen den Eiterkorperchen, 
zum Teil in Knauel und in typischer Peitschenform. 

Bei den Fig. 3— 6 wurde das Mikroskop von Zeiss mit homog. Immers. V.. und 
Komp.-Okular 6 beniitzt. 


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Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 55. Heft 2. 


Nachdruck verboten. 

Ueber eine bisher nicht bescbriebene Mykose des Menschen 
mit Bildung von scbwarzen Kornem. 

Von Prof. V. Babes und Dr. T. Mlronescu in Bukarest. 

Mit 3 Tafeln. 

Die Aetiologie verschiedener entziindlicher Hautkrankheiten, nament- 
lich destruktiver, fistuloser Abscesse der Haut und des subkutanen 
Bindegewebes ist nur teilweise bekannt. Die hier hSufig gefundenen 
Staphylokokken und Streptokokken sind oft nur als sekundare Ein- 
wanderungen zu betrachten. 

Fur viele dieser Lasionen wurden dann Protozoen, Streptothricheen 
Oder Fadenpilze, Sporothricheen als Erreger gefunden, w&hrend in anderen 
Fallen die Aetiologie noch unaufgeklart ist. Namentlich wenn infolge 
der sekundaren Invasion von Eiterkokken die urspriinglichen Erreger 
zurucktreten oder entarten, ist es schwierig, dieselben zu konstatieren, 
und ist man dann geneigt, den assoziierten Bakterien die Rolle des Er- 
regers zu vindizieren. 

So hatte ich mich in sehr hartnackigen, ausgebreiteten, fistulosen 
Abscessen der Bauchhaut zun&chst fur eine Staphylokokkeninfektion aus- 
gesprochen. Nacli radikaler Operation waren die Abscesse mit dem- 
selben Charakter wiedergekehrt, und konnte ich bloB Streptokokken 
finden, whhrend nach Jahren, nach neuer radikaler Operation, als die 
Abscesse von neuem auftraten, dieselben steril befunden wurden. Offen- 
bar sind dieselben durch einen mittels unserer Methoden nicht darstell- 
baren Erreger erzeugt worden. 

Die hier zu beschreibenden Fhlle waren wahrscheinlich auch als 
Streptokokkenabscesse diagnostiziert worden, w r enn nicht eigenttimlicke 
Produkte derselben uns auf die Spur des speziellen Erregers derselben 
gefiihrt hatten. Es hatten sich hier namentlich schwarze Korner ge- 
bildet, in welchen urspriinglich die den ZerstorungsprozeB verursachen- 
den Fadenpilze saBen, welche aber bald entarteten und durch sekundar 
invadierte Streptokokken, welche sich im Innern der schwarzen Kornchen 
ungemein vermehrt hatten, ersetzt wurden. Es war hier um so ver- 
lockender, diese Eiterkokken als Ursache der Abscesse anzunehmen, als 
dieselben in Reinkultur vorhanden waren und namentlich in den schwarzen 
Khrnern ungeheure, eigentiimlich angeordnete Massen bilden. 

Im Jahre 1888 beobachtete einer von uns (Babes) einen solchen 
Fall von tiefem chronischen AbsceB der Wange, welcher bis an den 
Knochen reichte, und aus welchem durch eine Fistel dtinner Eiter, ver- 
mischt mit kleinen, brtichigen, schwarzen Kdrnern, ausgeschieden wurde. 

Zunachst hielt man den AbsceB fQr eine schwarze Varietat von 
Aktinomykose oder von Madurakrankheit, welch letztere in seltenen 
Fallen auch im Gesicht vorkommt, doch fanden sich im Eiter und in 
den schwarzen Kornem keine Streptothricheen, sondern Diplokokken, 
welche auch Ketten bildeten. 

Dieselben waren neben wenigen fragmentierten Kernen im Eiter in 
groBer Menge vorhanden. Die schwarzen Korner w r aren aus einer 
homogenen Masse gebildet, welche an der Peripherie mittels Anilin-Safranin 
gut gefarbt wurde und hier strahlenartig angeordnete Keulen oder 
Fransen bildet. Im Innern fanden sich diinne, zum Teil strahlig an- 


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Babes u. Mironescu, Eine bisher nicht beschriebene Mykose des Menschen etc. 109 


geordnete Kanale, in welche von der Peripherie aus die Diplo- und 
Streptokokken einwanderten, dieselben ausfullten und iiberwucherten. 
Die Korner konnten demnach bei oberflachlicher Untersuchung allerdings 
mit Actinoniyces-Drusen verwechselt werden, doch sind die Korner 
hier nicht aus Parasiten gebildet, sondern aus einer hyalinen Masse, 
welche durch verzweigte Kanale durchsetzt erscheinen. 

Da man den Fall nicht weiter verfolgen konnte, blieb es unbekannt, 
wodurch diese Kanale gebildet wurden. Es wurde uns erst spiiter klar, 
dafi die Diplo- und Streptokokken, welche auf Gelose gezuchtet werden 
konnten, und welche einem kleinen, grampositiven Diplo-Streptococcus 
angehorten, erst sekundar in die Korner eingewandert waren. 

Erst ein zweiter Fall, welchen wir in der Abteilung des Herrn 
Primararztes G. Nanu sehen konnten, und dessen Sektion wir aus- 
fflhrten, kl&rte uns einigermafien iiber die Natur dieser Afi'ektion auf. 

Es handelt sich um einen 40-jahrigen Mann, bei welchem sich vor 
etwa 3—4 Jahren ein retrobulbarer AbsceB entwickelt hatte, der durch 
eine Fistel sich an der inneren Seite des rechten oberen Augenlides 
offnete. 

Aus der Fistel entleerte sich diinner, griinlicher Eiter und eine 
groBe Menge kleiner, schwarzer, unregelmaBiger, fettglanzender, harter 
KQrner bis zur GroBe eines Hanfkorns. Gewohnlich handelte es sich 
um eckige Bruchstiicke groBerer Korner, seltener uni runde Formen. 

Der Abscefi, welcher weit hinten im RetrobuMrraum saB, vergroBerte 
sich allmahlich, so daB der Bulbus nach auBen und vorn gedrangt wurde. 
Zunfichst entstand Exophthalmie, Glaukom, dann vollige Blindheit des Auges, 
welches dann vor 2 Jahren enukleiert wurde. Der AbsceB, von der GroBe 
einer WalnuB, saB ganz hinten rechts, und reichte bis an den Knochen. 
Derselbe wurde zugleich mit dem Bulbus und mit der Umgebung ent- 
fernt, doch nach der Heilung bildete sich hinter der Narbe ein neuer 
AbsceB, welcher von neuem eine Fistel im oberen Augenlid bildete und 
aus welchem sich wieder zeitweise Eiter und schwarze Korner entleerten. 
Mehrere Monate vor der Aufnahme ins Spital traten Sehstbrungen 
(Stauungspapille), Kopfschmerzen, besonders rechts, Erbrechen, Bewufit- 
losigkeit auf. 

Bei der Aufnahme ins Spital ist der Kranke bewufitlos, komatos 
und stirbt nach wenigen Stunden. 

Sektionsbefund: Der Kadaver ist abgemagert, der rechte Bulbus 
ist enukleiert. Am oberen Augenlid findet sich eine kleine Fistel, aus 
welcher sich auf Druck eine geringe Eitermenge entleert. In Verfolgung 
derselben gelangt man in der Tiefe des retrobulbaren Gewebes im inneren 
Winkel in einen buchtigen AbsceB, welcher bis an den entbloBten Knochen 
reicht und denselben an zwei Stellen durchbricht. 

Der AbsceB enth&lt griinlichen, schleimigen Eiter und eine groBe 
Menge verschieden grofier, schwarzer, derber Korner und Bruchstiicke 
sowie eine haselnufigroBe, starre, jedoch briichige Masse, welche einer 
kleinen Triiffel ahnlich sieht, mit rauher, zum Teil drusiger Oberfliiche. 
Die Wandung des Abscesses ist zum Teil starr, wie von einer schwarzen 
Kruste gebildet, zum Teil schlaff, eitrig durchtriinkt. In der nfiheren 
Umgebung des Abscesses findet sich derbes Bindegewebe, welches granit- 
artig durch kleine schwarze Massen durchsetzt ist. Die Tranendriise 
wurde nicht gefunden, in der Gegend derselben findet sich narbiges 
Gewebe. Nach hinten umgibt der AbsceB den Sehnerven und durch¬ 
bricht das Dach der Augenhohle. Zunachst findet sich eine unregel- 


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110 Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 55. Heft 2. 

maBige Oeffnung in dem horizontalen Stirnbeinanteil, nahe und nach 
innen vom Foramen opticum. Auch die Dura ist hier durchbrochen, 
und der AbsceB ist hier durch eine markige, violette Wucherung ab- 
geschlossen. 

Die weichen Hirnhaute und die oberfl&chlichen Anteile des Stirn- 
hirns bilden an dieser Stelle eine derbe Verdickung, welche den AbsceB 
von einem zweiten, fiber hiihnereigroBen HirnabsceB trennt. Dieser Ab¬ 
sceB nimmt besonders die weiBe Substanz des rechten Stirnlappens ein, 
ist von schleimigem Eiter erfiillt und enthalt eine m&Bige Menge der 
beschriebenen, kleinen, schwarzen Kfirner. 

Der AbsceB ist zunachst von einer derben Kapsel urageben, welche 
aber in eine breite Zone rotlicher und von kleinen Hamorrhagien durch- 
setzter Erweichungen iibergeht, welche deranach den gesamten Hirnlappen 
einnehmen. Der Hirnlappen ist vergroBert, erweicht, mit abgeplatteten 
Windungen. Auch die Ventrikel sind erweitert, sie enthalten mit griin- 
lichen Eiterflocken gemengte, triibe Fliissigkeit. Die Auskleidung der 
Ventrikel ist besonders rechts erweicht. Der IV. Ventrikel ist von einer 
dunnen Eiterschicht ausgekleidet. Der retrobulbare AbsceB durchbricht 
den Knochen noch im Bereiche des kleinen Keilbeinfliigels, welcher innen 
in zum groBen Teil aus schwarzen Kornern bestehendes Magma umge- 
wandelt erscheint. An dieser Stelle erstreckt sich der AbsceB bloB bis 
an die harte Hirnhaut. 

Die Schilddrtise ist vergroBert, kolloid. Der Kehlkopfknorpel ver- 
kalkt, die Schleimhaut injiziert. Die rechte Lunge ist mit dem Zwerch- 
fell verwachsen, der Unterlappen hyperamisch. Die linke Lunge durch 
derbe Pseudomerabranen mit der Umgebung verwachsen, hinten findet 
sich eine 1 cm dicke Pseudomembran, und in deren Innern eine fast 
trockene, atheromatose, zum Teil dickeitrige Masse. Der Oberlappen ist 
hyperamisch und odematds mit lobuiaren, rotgrauen, derben, atelekta- 
tischen Herden. Das Herz etwas erweitert, links mit blasser, weicher, 
sehr zerreiBlicher Muskulatur (verfettet). Unter dem Endokard mehrere 
frische Ekchymosen. 

Die Leber ist groB, marmoriert, blaB, derb. Die Milz etwas ver¬ 
groBert, cyanotisch, mit verdickter Kapsel, die Trabekel verdickt, die 
Pulpa dunkelrot, erweicht. Das Pankreas weich, injiziert, an der Ober- 
flache wenig blaBgelbe Herde von Fettnekrose und Ekchymosen. 

Die Nieren sind vergroBert, cyanotisch. Die Kapsel leicht abldsbar, 
die Substanz etwas derber, die Pyramiden dunkelrot. In der Harnblase 
wenig klarer Harn. Die Magenschleimhaut etwas verdickt, grau verfarbt, 
injiziert, mamelloniert. Die Darmschleimhaut injiziert. 

Diagnose: Narbe nach Enukleation des rechten Aug- 
apfels. Rechter retrobulbarer AbsceB durch eine Fistel 
des oberen Lides gedffnet und Eiter mit schwarzen 
Kornern gemengt entleerend. Schwarze Konkremente im 
AbsceB und in der Wandung desselben. Durchbruch des 
Abscesses in dieSch&delhohle durch dasDach derAugen- 
hohle. GroBer AbsceB des rechten Stirnhirns, schwarze 
Korner enthaltend. Eitrige Ventrikelfltissigkeit. Paren- 
chymatSse Entartung des Myokards, Reste eines eingekapselten Abscesses 
der linken Pleura. Cyanose der Milz und Niere. Ekchymosen des Endo- 
kards und des Pankreas. 

Histologischer Befund. Auch in diesem Falle bestehen die 
schwarzen Massen (Fig. 1) aus einer fast homogenen Grundsubstanz ( K ‘), 


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welche keine Eisenreaktion gibt, nicht durch Karrain, wohl aber intensiv 
durch Fuchsin gefarbt wird. Mittels Anilin - Safranin - Jod erscheint die 
Mitte derselben gelbbraun, wahrend die Peripherie in Form eines zackig 
begrenzten Saumes (S) intensiv rot gefarbt ist. Die rote F&rbung bleibt 
auch bei Jod-Jodkaliumbehandlung bestehen. 

Bei naherer Betrachtung erkennt man, daB die schwarzen Massen aus 
dicken, zum Teil verschmolzenen, homogenen Fasern bestehen (2?), welche 
an der Peripherie kolbig abgerundet, hier rot gefarbt sind (Fig. 3 k), 
und sich dann oft durch blasse Fortsatze ( B ‘) in die Bindegewebsfasern 
der Umgebung fortsetzen. Die Fasern bilden im Innern der schwarzen 
Masse ein Geflecht, oder sie sind parallel oder mehr strahlig angeordnet. 
Zwischen denselben findet sich eine fein granulierte, ebenso gefarbte 
Masse (Fig. 3 gr) sowie stellenweise rundliche, spindelformige, oder mit 
kommunizierenden Fortsatzen versehene, homogene, glanzende Gebilde 
von der GroBe von Zellen, welche durch Karmin gleichformig dunkelrot 
gefarbt werden, wohl die Reste eigentiimlich entarteter Bindegewebs- 
zellen (Fig. 2 ZB). Stellenweise kann man das zwischen den Fasern 
liegende Gewebe noch schwach mit Karmin farben, und erkennt man 
dann in demselben noch die Struktur von Bindegewebe. 

Der Ursprung der schwarzen Massen und naraentlich der Kolben 
aus veranderten Bindegewebsfasern kann stellenweise besonders deutlich 
konstatiert werden. An solchen Stellen erstrecken sich, von der Peri¬ 
pherie der schwarzen Masse ausgehend, strahlige Biindel von Bindegewebs¬ 
fasern zwischen die die schwarzen Massen umgebenden zelligen Elemente 
(Fig. l/'und Fig. 4) ; dieselben sind ebenfalls durch Safranin-Anilin-Jod 
gelbbraun geffirbt, wie die Fasern im Innern der Korner. 

Die in den schwarzen Massen und Kornern befindlichen Kanale 
(Fig. 1, 2, 3, 4 Ka) sind entweder strahlig oder unregelmaBig angeordnet, 
dieselben durchqueren die schwarze Schicht der AbsceBwand. Sie sind 
gewohnlich im spitzen Winkel verzweigt, an den Enden oft kolbig er- 
weitert und manchmal durch Quersepten segmentiert. Dieselben er¬ 
strecken sich in oder zwischen die Balken, welche die schwarzen Massen 
bilden, bis an die Oberflache derselben. 

Man kann nun deutlich erkennen, daB die Kanale entweder 1) im 
Beginn von eigentumlichen Fadenpilzen eingenommen 
sind, oder 2) von den erw&hnten Streptokokken einge¬ 
nommen und iiberwuchert, oder aber 3) leer sind. 

1) Besonders an jenen Stellen, an welchen der ProzeB frisch und 
im Fortschreiten begriffen ist, erkennt man im Innern desselben die 
Faden, welche in ilirer Anordnung, Dicke und Verbreitung genau den 
Kanalen entsprechen, so daB selbst die leeren Kanale den Eindruck von 
verzweigten Pilzfaden machen (Fig. 2 Ka). 

Es ist unzweifelhaft, daB die schwarze Masse diesen Pilzfaden ihren 
Ursprung verdankt. 

Es handelt sich um langere, ziemlich gerade Faden (Fig. 3 u. Fig. 4) 
von etwa 2 n Dicke, mit dcutlicher, nicht nach Gram, wohl aber durch 
Safranin-Anilin-Jod gefarbter Membran. Die Faden zeigen spitzwinkelige 
oder rechtwinkelige Scheinverzweigungen (v), zum Teil wohl auch wahre 
Zweigbildung und abgerundete, gewohnlich etwas verdickte Enden (Fig. 3e). 
Oft erscheinen dieselben in ihrem Verlauf stellenweise etwas verdickt, 
ofters mit knospen&hnlichen, kurzen seitlichen Ausbuchtungen, oder aber 
es finden sich im Verlauf derselben in regelmaBigen Abstanden verdickte 
Stellen, zwischen welchen die F&den etwas eingezogen und von gram- 


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Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 55. Heft 2. 


positiven, metachromatischen Kornern eingenommen sind (Fig. 3m). In 
alien Faden finden sich in geringen Zwischenraumen ovale, die Dicke 
des Fadens nicht iibertreffende helle Stellen (Fig. 3 a), zwiscken welchen 
zahlreicbe, ungleich groBe, zum Teil verschmelzende, grampositive Korner 
liegen. Das Wachstum der Faden erfolgt vom Zentrum der schwarzen 
Massen gegen die Peripherie, so daB hierdurch die strahlige Anordnung 
der Kanale und der Faden bedingt wird. An der Peripherie erstrecken 
sich dieselben zum Teil ins Innere der Kolben (Fig. 3 k‘), so daB hier¬ 
durch eine den Actinomyces-Kolben ahnliche Anordnung entsteht, 
Oder aber es finden sich die Faden zwischen den Kolben (Fig. 3 k"), ohne 
aber gewohnlich in das benachbarte Gewebe einzudringen. 

Die Faden sind demnach streng an die schwarze Masse gebunden 
und erstrecken sich bloB an bestimmten Stellen in das umgebende Binde- 
gewebe, und zwar im Innern von Bindegewebsfasern und langs der- 
selben, indem sie aus demselben neue, schwarze Massen bilden (Fig. 4). 

Hier erkennt man mittels Anilin-Safranin-Gram-Farbung die 
schwarzen Massen in der AbsceBwand ( SS ) mit ihrem aus Kolben be- 
stehenden, roten Saum ( k ), welcher sich stellenweise ( k ‘) in das um¬ 
gebende Bindegewebe fortsetzt. Bei S erfolgt die massenhafte Invasion 
der Pilzfaden ( F ) in das Bindegewebe, indem die Pilzbiischel in die 
Bindegewebsfasern eindringen, dieselben zur Quellung bringen und sie 
dunkel verfarben, wahrend die Zellen zugrunde gehen und an deren 
Stelle eine feinkbrnige Masse auftritt. Besonders an der Grenze der 
Invasion erkennt man den Sitz der Faden in den Bindegewebsfasern und 
die Verfarbung derselben (JF). Stellenweise sind hier die Fasern rot- 
lich gefarbt. In der Tat bilden sich an der Grenze der Invasion Kolben, 
welche die Enden der Parasiten enthalten (&"). AuBerhalb der Pilz- 
wucherung erkennt man derbes ( dB ), oder mehr lockeres Bindegewebe 
mit reichlichen Fibroblasten, kleinen, rundlichen, zum Teil granulierten, 
mononuklearen Zellen, zum Teil in Zerfall begriffen, sowie groBere 
hyaline Kugeln zwischen den Zellen. 

2) Wenn nun mit dem Fortschreiten des Abscesses die schwarzen 
Massen durch die Eiterbildung losgelbst und als schwarze Korner in der 
pyogenen Membran und im Eiter erscheinen, erkennt man zunachst, daB 
dieselben von ihrem Kolbensaum umgeben bleiben und der eiterigen 
Schmelzung widerstehen. Die strahlige Pilzwucherung im Innern der¬ 
selben degeneriert aber allmahlich, so daB nun an Stelle derselben die 
oben beschriebenen, strahligen, verzweigten Kanale auftreten, welche bis 
an die Oberflache reichen und mit der Oberflache kommunizieren. 

Solange die Pilzfaden vorhanden sind, enthalten die Korner gewohn¬ 
lich keinerlei andere Mikroorganismen, auch wenn dieselben von reich- 
lich Kokken enthaltendem Eiter umgeben sind (Fig. 3.E). 

3) Wenn aber die Pilzfaden geschwunden sind, beginnt die Ein- 
wanderung der Kokken aus dem Eiter. Dieselben dringen durch die 
geoffneten Kanale ein und vermehren sich hier reichlich, so daB sie die 
Kanale iiberwuchern und einen groBen Teil der Korner einnehmen 
(Fig. 1 K"). Dieser ProzeB erfolgt nicht nur an den losgelbsten Kornern, 
sondern auch die in der AbsceBwand liegenden schwarzen Massen lassen 
zunachst einen Schwund der Pilzfaden mit Kanalbildung (Fig. 2 Ka) und 
hierauf die Invasion der Kokken ( B ) erkennen. Auch Fig. 1 zeigt, wie 
die schwarzen Massen ( K ) in der aus zellreichem Bindegewebe bestehen- 
den AbsceBwand von KanaieD durchzogen sind, und daB, sobald sich 
bakterienhaltiges Granulationsgewebe ( G ) oder Eiter ( S ) denselben nahert. 


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Babes u. Mironescu, Eine bisher nicht beschriebene Mykose des Menschen etc. H3 


die Bakterien in dieselben eindringen und hier sich massenhaft vermehren. 
Es ist demnach unzweifelhaft, daB die schwarzen Massen zwar durch ihren 
kolbigen Saum von der eiterigen Resorption geschfitzt sind, und daB 
Bakterien gewohnlich auch in die Pilzfaden enthaltenden Korner nicht 
eindringen, daB aber, wenn die letzteren entartet sind, leere, mit der 
Oberflache kommunizierende Kanfile entstehen, welche von Massen von 
Bakterien eingenommen werden, welche in denselben einen gfinstigen 
Nahrboden finden und sich hier ungemein vermehren. 

Was die Gewebsveranderungen betrifft, welche durch die Parasiten 
und die Bildung der schwarzen Massen verursacht werden, so bestehen 
dieselben zunfichst in einer Bindegewebswucherung, welche in zum Teil 
mehr zelliger Form die schwarzen Massen umgiebt, und gegen das 
normale Gewebe zu sich in eine fibroblastische Wucherung fortsetzt, 
indem hier das Gewebe aus dichten Lagen und Ziigen von groBen 
Spindelzellen besteht, welche stellenweise ein Spindelzellensarkom vor- 
tauschen konnen. Zwischen den Ziigen desselben finden sich aber nur 
wenige, dickwandige GefaBe mit einer Zone von Granulationsgewebe 
umgeben. Die Schicht von spindelzelligem Gewebe ist iibrigens nur 
schmal und nicht liberall in der Umgebung des Abscesses zu finden, 
dieselbe geht allmahlich in das derbe, homogene Gewebe fiber, welches 
den AbsceB gegen den Knochen zu begrenzt. 

Gegen das AbsceBlumen zu schmilzt das Granulationsgewebe, in¬ 
dem zahlreiche mononuklefire Zellen mit verblaBten Kernen und wenig 
polynuklefire auftreten. Zwischen denselben findet sich eine reichliche 
Wucherung des beschriebenen Coccus. 

Derselbe kann auf kflntlichen Nfihrboden leicht gezfichtet werden; 
so wie im Eiter stellt er sich auch in Kulturen als ein kleiner, zum 
Teil in Form von etwas ovalen Diplokokken (Fig. 3D), zum Teil von 
kurzen welligen Streptokokken (St), zum Teil in dichten, rundlichen 
Haufen ( H ) angeordneter Coccus dar, welcher sich nach Gram farbt. 
Auf Agar-Agar bildet er dem Streptococcus pyogenes ahnliche, 
doch etwas groBere und mehr homogene, gelbliche, flache Kolonieen. 
Er verflfissigt Gelatine nicht, wachst besser an der Oberflfiche als in 
der Tiefe, trtibt Bouillon und verursacht schnell Milchgerinnung und 
Saurebildung, jedoch keine Gasbildung. Auf Kartoffel bildet er eine 
deutliche, etwas schleimige, weiBliche Schicht. 

In den zahlreichen Nfihrbfiden, in welche die schwarzen Massen und 
Korner eingesat wurden (Agar-Agar mit Glykose, mit Serum, mit Blut, 
fflr Anaerobiose, Serum, Blut, Bindegewebe, Kartoffel etc.), entwickelte 
sich entweder bioB der Coccus, oder aber wenige anderartige Kolonieen, 
welche aber mit dem beschriebenen Fadenpilz nicht identifiziert werden 
konnten. 

Auch in Tierversuchen gelang es nicht, diesen Pilz zur Wucherung 
zu bringen. Kaninchen, welchen die schwarze Masse in das retrobulbare 
Gewebe gebracht wurde, gingen nach wenigen Tagen an Phlegmone 
dieser Gegend und an allgemeiner Infektion zugrunde. Bei einem 
Kaninchen entstand ein AbsceB, in welchem noch nach 3 Wochen der 
Coccus, nicht aber die Pilzffiden oder Korner gefunden wurden. Spater 
heilte der AbsceB aus. Die Einimpfung in den Bulbus erzeugte Pan¬ 
ophthalmitis. Die Einffihrung unter die Haut von Kaninchen, Mfiusen 
und Meerschweinchen erzeugte ebenfalls Phlegmone, durch intraperitoneale 
Impfung wurde manchmal Peritonitis erzeugt; gewohnlich aber wider- 
standen zunachst die infizierten Kaninchen, gingen aber nach 2—4 Wochen, 

Erste Abt. Orig. Bd. 65. Heft 2. 8 

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Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 55. Heft 2. 


ohne Peritonitis zu zeigen und ohne daB Bakterien oder Pilze in den 
Organen gefunden wurden, zugrunde. 

Aber auch bei den wenigen Tieren, welche am Leben blieben und 
nach 1—2 Monaten getbtet wurden, fanden sich keinerlei Veranderungen, 
welche auf eine Wucherung des Pilzes bezogen werden konnten. Alle 
eingegangenen Tiere zeigten durch den beschriebenen Coccus erzeugte 
akute, lokale und allgemeine Infektion. 

Offenbar hat demnach der Coccus, welcher beim Menschen infolge 
der Pilzwucherung eingedrungen war und hauptsachlich fflr die Abscefi- 
bildung verantwortlich gemacht werden muB, in den Tierversuchen und 
in den Kulturen die Kultivierung und Vermehrung des Pilzes vereitelt. 

Trotz dieser negativen Resultate ist aber schon 
durch die histologische Untersuchung sichergestellt, 
daB diesem Pilze die primare Rolle in der Krankheit 
und in der Bildung der schwarzen Masse und Korner 
zukommt, wahrend der Coccus bloB eine sekundare, 
wenn auch wichtige Rolle spielt. 

Wir miissen noch auf die Frage eingehen, welcher Art der Pilz 
angehort, welcher diese eigentiimliche Erkrankung veranlafit hatte. 

Derartige Pilzfaden mit Pseudoverzweigungen w&ren wohl als Cla- 
dothrix anzusprecben, wenn wir in der Tat die Ueberzeugung hatten 
gewinnen konnen, daB derselbe unter anderen Bedingungen nicht wahre 
Verzweigungen, oder Mycel, oder Sporen, oder andere Bildungen auf- 
weisen konne, welche demselben eine andere Stellung im System an- 
weisen wurden. Namentlich konnen wir denselben kaum yon vegetativen 
Formen gewisser Oidien scharf unterscheiden. 

Es wird demnach geraten sein, solange, bis es nicht gelingen wird, 
in einem neuen Fall Kulturen zu erzielen, die Frage der Zugehorigkeit 
des Pilzes offen zu lassen, und einstweilen bloB mit einem gewissen 
Grade von Wahrscheinlichkeit die Cladothrix-Natur derselben anzu- 
nehmen. In der Tat sprechen die gleichartige Entwickelung der Faden, 
deren Struktur, besonders die Pseudoramifikationen, der Mangel an 
weiterer Differenzierung fur diese Annahme. 

Der Sitz des Abscesses im inneren Augenwinkel und mehr oben 
legen uns die Verrautung nahe, daB in unserem zweiten Falle die Er¬ 
krankung vielleicht von der Tranendriise ihren Ausgang genommen 
habe. Jedenfalls wurde bei der Sektion die Druse nicht gefunden, 
und fand sich in der Gegend derselben skleroses Gewebe. Wir wissen, 
daB Verstopfungen des Trdnenganges durch einen Pilz, den Strepto- 
thrix Forsteri, vorkommen. Derselbe bildet gewohnlich einen Filz 
von feinen Faden, welcher mit den hier beschriebenen Faden nicht ver- 
wechselt werden kann, allerdings konnte ich in einem Falle eine fast 
erbsengroBe, braune Konkretion untersuchen, welche aus breiten, welligen 
Faden mit Scheinverzweigungen bestand, welche als Cladothrix be- 
zeichnet werden konnte 1 ). Doch handelte es sich um eine Konkretion 
des Tranenkanals, welche bloB aus Pilzfaden bestand, und welche nicht 
in das Gewebe eingedrungen war. 

Man konnte allenfalls vermuten, daB einmal ein derartiger Parasit 
von hier aus auch in das retrobulbare Gewebe eindringen und sich dort 
akklimatisieren konnte, um dann in die beschriebene, eigentiimliche 
Beziehung zum Bindegewebe zu treten, wie ich eine solche bisher 
allerdings bei keiner anderen Infektion beobachteu konnte. 

1) Cornil-Babes, Les bact<5ries. 1884. 


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Babes u. Mironescu, Eine bisher nicht beschriebene Mykose des Meuschen etc. H5 


Andererseits zeigen unsere Falle eine unverkennbare Aeknlichkeit 
mit der schwarzen Varietat des MadurafuBes *). Auch bei demselben 
handelt es sich urn chronische Abscesse, welche an den Knochen reichen, 
und denselben zerstoren konnen, auch hier werden schwarze Korner 
ausgeschieden. Aber der Madurapilz ist mit unserem Parasiten gar 
nicht zu verwechseln, er ist von einer kompakten Masse eines feinen, 
grampositiven Myceliums gebildet, nicht aber aus einer von dicken 
Pilzfaden mit Pseudoramifikationen durchzogenen hyalinen Masse. Aller- 
dings ist nicht ausgeschlossen, daB es auch Falle von MadurafuB gibt, 
in welchen den unsrigen ahnliche Pilzfaden denselben ProzeB verursachen, 
bisher aber wurden solche Falle nicht beschrieben. DaB der Madurapilz 
auch an anderen Stellen, also auch am Kopfe, vorkommen kann, ist 
bekannt, so daB wir vermuten konnen, daB vielleicht ahnliche, durch 
unseren Pilz verursachte Falle auch in der Heimat des MadurafuBes 
vorkommen, und mit dieser Erkrankung zusammengeworfen werden 
konnten. 

Es gibt bekanntlich auch Actinomyces-Formen, namentlich beim 
Rinde, in welchen der Pilz schwarze, durch Eisenreaktion ausgezeichnete 
Korner bildet. Auch habe ich in raeinem Beitrag zu Kolle-Wasser- 
manns Handbuch schwarze Kulturen des Actinomyces abgebildet, 
dennoch ist aber die Annahme einer derartigen schwarzen Varietat des 
Actinomyces in unseren Fallen ganzlich ausgeschlossen, da es sich 
in unseren Fallen, wie gesagt, nicht urn einen Streptothrix, nicht 
um ein feines Pilzmycel, sondern urn dicke Pilzfaden handelt, welche 
nicht durch ihre Massen die Korner bilden, sondern das Bindegewebe 
in schwarze Massen umwandeln. 

Es handelt sich demnach um eine eigentflmliche, bisher unseres 
Wissens noch nicht beschriebene Mykose des Menschen. 


Resume und SchluBfolgerungen. 

In 2 Fallen wurden beim Menschen Abscesse beobachtet, in welchen 
schwarze Korner gebildet wurden, welche sich aus Fisteln zugleich mit 
Eiter entleerten. Die schwarzen Massen und Korner entstehen aus der 
Umwandlung von Bindegewebsfasern, verursacht durch einen Fadenpilz 
mit Pseudoramifikationen (Cladothrix?). 

Wahrend in einem Falle der AbsceB in der Tiefe der Backe auf- 
getreten war, und hier der Ursprung der schwarzen Massen nicht verfolgt 
werden konnte, handelt es sich in einem anderen, genauer untersuchten 
Fall um einen retrobulbaren AbsceB. 

In diesem Falle konnte man die primare Rolle des Fadenpilzes und 
die Umwandlung von Bindegewebsfasern zu schwarzen Massen genau 
verfolgen und nachweisen, daB die Kokkeninvasion in dieselben einen 
sekundaren ProzeB darstellt. In diesem Falle wurde die Schadelbasis 
durch den AbsceB durchbrochen, und bildete sich ein GehirnabsceB, 
welcher ebenfalls schwarze Korner enthielt und zum Tode fflhrte. 

Es handelt sich demnach um eine eigentflmliche, bisher nicht be¬ 
schriebene, wohl seltene Mykose des Menschen. 

1) Kolle-Wassermann, Mikroorganismen. Erganzungsheft 1. 


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Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 55. Heft 2. 


Tafelerkl&rnng. 

Fig. 1. Aus der Wand eines schwarze Korner entleerenden Ab¬ 
scesses des retrobulbiiren Gewebes. Farbung mittels Anilin-Safranin-Jod und 
Gram-Weigertsche Methode. Geringe VergrbBerung. 

K Schwarze Massen inmitten des die Abscefiwand bildenden Granulationsgewebes (g), 
dieselben sind gelbbraun gefarbt, enthalten feine, leere Kanale (F) und sind von einem aus 
rot gefarbten Kolben gebudeten Strahlenkranz eingesiiumt (#). Bei / erkennt man, daB die 
schwarzen Massen und die Kolben sich in die umgebenden Bindegewebsfasern fortsetzen. 

A" Schwarze Massen. in welche stellenweise Bakterienmassen (B) — ein Coccus — 
durch die Kanale derselben eingewandert sind. 

K" Schwarze Massen, welche grofie Mengen der Bakterien (B‘) beherbergen. Die¬ 
selben bilden verzweigte Zuge, welche die Grenze der Kanale im Innern der schwarzen 
Masse iiberschritten haben. B“ auBerhalb der schwarzen Masse im Granulationsgewebe 
wuchernde Kokken. 

G Granulationsgewebe teils aus spindelzelligem Gewebe, teils aus Rundzellen ge- 
bildet und hyaline Kugeln enthaltend. 

Fig. 2. Schwarze Massen, eine unterbrochene Schicht der AbsceB- 
wand bildend. Karmin-Gram-Farbung. Etwa 800-fach vergroBert. 

SM Schicht der schwarzen Masse. 

Bei 5 erkennt man die Zusammensetzung derselben aus Bindegewebsfasern, welche 
quellen, zusammenflieBen und eine braune Farbung annehmen. 

Ka Leere, verzweigte, zum Teil durch Quersepten abgeteilte Kanale, stellenweise 
an den Enden erweitert. Die Kanale durchqueren die schwarze Schicht und offnen 
sich zum Teil an der Oberflache derselben (0). In den schwarzen Massen erkennt man 
homogene, rot gefarbte Elemente, welche wahrscheinlich Zellenreste darstellen (ZR). 

B Hier dringen groBe Massen eines Diplo- und Streptococcus durch die 
Oeffnung der Kanale in die schwarze Masse. Die Bakterien verbreiten sich in den 
Kanalen und dringen auf diesem Wege (BK) in das uragebende Bindegewebe ( UB). 

UB Uebergange des Bindegewebes in die schwarzen Massen und zerfallende Zellen 
und Kerne («) in der Nachbarschaft der schwarzen Massen. 

Fig. 3. Schwarze Massen. Teil eines etwa senfkorngroBen, schwar¬ 
zen Kornes aus der pyogenen Membran des Abscesses. Die schwarze Masse 
ist mittels Safranin-Anilin-Jod und Gram-Weigert gefarbt. 

Ka Man erkennt, daB die schwarze Masse aus dicken, verschroelzenden Fasern (B) 
und aus einer feinkbrnigen Zwischensubstanz (>jr) besteht und von einem Saume rot 

f efarbter Kolben (AT) umgeben ist, welche eine Fortsetzung dieser Fasern bilden. Die 
lolben setzen sich nun ihrerseits in die umgebenden Bindegewebsfasern fort ( B‘). 

F In diesen Massen erkennt man nun eine groBe Anzahl von Pilzfaden (/), welche 
sich gegen die Peripherie zu verzweigen, indem die Enden derselben in (K‘) und zwischen 
(K‘) den Kolben endigen. Die Fiiden lassen abgerundete, etwas verdickte Enden (c), 
metachromatische Korperchen (m) und ovale, helle Stellen im Innern (e) erkennen. Ejs 
handelt sich wohl um Pseudoramifikationen, obwohl stellenweise auch die Annahme 
wahrer Verzweigungen nicht ausgeschlossen werden kann (i>). 

E Eitrig zerfallendes Gewebe in der Umgebung der schwarzen Massen. Wahrend 
in Fig. 1 die Bakterien in die leeren Kanale der Korner einwandern, sind dieselben in 
die von Pilzfaden eingenommenen schwarzen Massen nicht eingedrungen. Es handelt 
sich auch hier um massenhafte Diplokokken (<f), Streptokokken (St) und Bakterien- 
haufen (IT), welche demselben Bakterium angehoren. 

G AuBerdem finden sich hier Reste des Granulationsgewebes in Form von blassen, 
entarteten, mononuklearen Rundzellen. 

Fig. 4. Zeigt die Invasion des Bindegewebes durch die Faden- 
pilze und die Umwandlung desselben zu schwarzen Massen; Farbung 
wie oben. 500-fache VergroBerung. 

J Schwarze Massen mit kolbigem Saum (S). 

K Kolben, A” Uebergang der Kolben in Bindegewebsfasern, K" Fadenenden ent- 
haltende Kolben. 

F Die Fadenpilze dringen von hier aus in quastenformigen, verzweigten Biindeln 
in das Bindegewebe und namentlich in die dickcn Bindegewebsfasern (J). 

Dieselben werden infolgedessen homogen und braunlich verfarbt und flieBen zu 
schwarzen Massen zusammcn, indem das zwischen denselben liegende Gewebe, namentlich 
die Bindegewebszellen zu einer kornigen Masse entarten. 

B Bindegewebsfasern, welche infolge der Invasion eines Pilzfadens kolbig abgerundet 
und rotlich gefarbt erscheinen. BF Unveranderte Bindegewebsfasern der Umgebung. 
(IB Derbes Bindegewebe. IB Lockeres Bindegewebe. BZ Gewucherte Bindegewebs- 
elemente mit hyalinen Kugeln (IT). 


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Gay and Southard, Significance of bacteria cultivated from the human cadaver. U7 


Nachdruek verboten. 

The significance of bacteria cultivated from the human 
cadaver: A study of 100 cases of mental disease, with 
blood and cerebrospinal fluid cultures and clinical and 

histological correlations 1 ). 

(From the Laboratory of the Danvers State Hospital, Hathorne, Massa¬ 
chusetts, and the Department of Neuropathology, Harvard Medical School, 

Boston, Massachusetts, U. S. A.) 

By F. P. Gay and E. E. Southard. 

Routine cultures at autopsy have become in many clinics a cere¬ 
monial in which no attempt is made to solve the major problems of 
autopsy bacteriology. Yet no one attempts to conceal the ambiguity 
of many of the findings in routine autopsy cultures. All the way from 
the direct and clear significance of general infection with organisms like 
the Pneumococcus in lobar pneumonia or the typhoid bacillus in 
typhoid fever through the familiar but more obscure conditions of “low 
grade sepsis” and “terminal infection” down to those findings which we 
are apt to term contaminations, we find relations of extreme and in¬ 
creasing complexity. 

The ambiguity is especially marked in those instances in which 
bacteria in smaller numbers and of less well recognized pathogenicity 
are cultivated. Such findings have given rise to some skepticism as to 
the intravital significance of any bacteria found without well known 
relation to an obvious acute process. 

It is clear that systematic cultures from the blood possess the 
greatest value in establishing pathogenesis. Cultures from the viscera, 
save in the case of local disease, can have only subordinate or corro¬ 
borative value. And cultures from the intact respiratory, alimentary, 
and urinary tracts are liable to special criticism, unless the bacteria 
cultivated therefrom can be rigorously and in all instances proved to 
produce absorbable toxines. 

Even the absolute value of blood cultures, especially those taken by 
the ordinary method from the heart’s blood, have been called in question 
by some observers. Thus Canon (1), on the basis of an extensive 
experience, cannot deny the intravital significance of bacteria cultivated 
from the heart’s blood in many instances, but considers that in many 
other instances there has been a post mortem invasion of bacteria from 
surrounding organs. Canon therefore resorts to the device of taking 
cultures from peripheral veins of the extremities as less liable to con¬ 
tamination from the viscera and equally indicative of systemic intravital 
blood infection. Gradwohl (2), on the basis of comparative heart’s 
blood and arm vein cultures in fifty acute medicolegal cases, agrees 
thoroughly with Canon. Gradwohl found that the arm vein gave 

1) This work was done during the writers’ services (1906—1907 as Bacteriologist 
and Pathologist respectively at the Danvers State Hospital. Important aid was rendered 
by Dr. E. T. F. Richards, working under the Proctor Foundation for the Study of 
Chronic Disease; by Dr. Anna H. Peabody, Assistant Physician, and Dr. Myrtelle 
M. Can a van, Assistant Bacteriologist, Danvers State Hospital. 


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positive cultures only in those cases that showed other evidences of 
acute infection, whereas the heart’s blood gave positive results in a 
higher percentage of cases. 

Other writers, as Simmonds (3) and Otten (4), controvert these 
opinions. Simmonds, on the basis of bacteriological examinations in 
1200 cases, has almost unlimited confidence in heart’s blood cultures. 
He regards post mortem invasion of the blood as extremely rare. He 
carried out comparative peripheral vein cultures in fifty additional 
cases (5) and lays emphasis on the greater ease with which a sufficient 
quantity of blood can be obtained from the heart. Otten, on the basis 
of 200 cases, agrees entirely with Simmonds. 

Jochmann (6), in a recent review, inclines to a middle ground 
and lays stress on the significance of sterile cultures. 

The value of systematic heart’s blood cultures is doubted by no 
one. The greater technical ease of heart’s blood cultures and the fact 
that contamination does not seem to be definitely more likely than in 
the case of arm vein cultures have led us to prefer the heart’s blood 
as a source. In any event there remains considerable doubt as to the 
intravital significance of positive cultures in many cases. 

In our own work, adopting the heart’s blood as a source of syste¬ 
matic cultures, we have resorted to the novel expedient of paralleling 
the blood cultures with cultures from the cerebrospinal fluid, aiming both 
to support the evidence from the blood and to secure a line on terminal 
conditions in the central nervous axis in chronic disease. Cultures from 
local lesions, such as endocardial vegetations, thrombi, and acute otitis 
media, were taken in special instances. In addition to parallel cultures 
from heart’s blood and cerebrospinal fluid in 100 cases, we have briefly 
though sufficiently correlated our findings with the clinical phenomena 
in each case and have carried out special histological examinations in 
each case to discover evidences of recent degenerative processes (Marchi 
method). 

Our material was all derived from the clinic of the Danvers State 
Hospital for the Insane, Hathorne, Massachusetts. The cases autopsied 
there are chiefly cases of chronic mental disease, in which acute in¬ 
fectious processes play no obvious part, but which succumb in exhaustive 
conditions of obscure causation, rather often with bronchopneumonia and 
with decubitus. Many of the cases are particularly adapted to the study 
of the significance of positive cultures in chronic disease. 

The cadavers are preserved at 0° C, which temperature, as we shall 
presently see, renders the cultures taken at any interval post mortem 
practically comparable and equally reliable as to intravital significance. 
The histological material in our cases is also remarkably well preserved 
by this method of storage. 

Thorough autopsies, including the examination of the brain and 
cord, are practised in virtually every case, and diligent histological 
examinations are pursued with approved methods to determine the 
possible relations of bacteria and lesions. 

The problems that held our attention in this series of cases, beyond 
the special diagnostic problems in each individual case, were as follows: 

1) The proportion of positive cultures from the heart’s blood and 
the cerebrospinal fluid in cases of chronic disease without obvious acute 
lesions. 

2) The relation of such positive findings to acute degenerative pro- 


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Gay and Southard, Significance of bacteria cultivated from the human cadaver. H9 


cesses, employing fatty changes in the nerve tissues, demonstrable by 
the Mar chi method, as the most delicate and convincing evidence. 

3) The conditions in sterile cases. 

4) The occurrence of bacteria having possibly a special relation to 
mental diseases or conditions. 

Technique. 

The technique employed in the bacteriological diagnosis of the heart’s 
blood and cerebrospinal fluid was as follows: 

Immediately on opening the pericardium, the right auricle of the 
heart was presented, the surface seared and incised with a red hot knife, 
and 1 to 1,5 c. c. of blood withdrawn by means of a glass pipette, freshly 
drawn to a point from a piece of soft glass tubing of about 6 mm inside 
measurement, previously stoppered at either end and sterilized by dry 
heat. This blood was added to 10 c. c. of fluid agar and plated. 

The brain was removed in toto after detaching the dura and severing 
the cord in the upper cervical region. The organ was laid, with the ventral 
surface up, on a board; the surface of the tuber cinereum was seared; 
and 1 to 1,5 c. c. of cerebrospinal fluid removed in a sterilized pipette 
through the infundibulum or by direct puncture into the third ventricle. 

The plates were inverted and incubated at 37° C for from 18 to 
24 hours and the bacterial species present were identified on the ordinary 
media in the usual manner and the approximate number of colonies of 
each organism present determined. 

In our cultures from 100 cases contamination rendered diagnosis 
impossible in 4 cases in the heart’s blood and in 7 cases in the cere¬ 
brospinal fluid. After excluding these contaminated cultures we found 
that the heart’s blood gave positive cultures in 59% of all cases and 
the cerebrospinal fluid in 72% of all cases. Differences in the amount 
of blood used in making cultures renders a comparison of the results 
of various observers not strictly accurate. We have intentionally used 
a large amount of blood (or of cerebrospinal fluid) 1—1,5 c. c., larger 
we believe than have previous observers, who do not however note the 
amount in most instances. Our 41 % sterile heart’s blood cultures may 
be compared with the results of G r a d w o h 1 22 % sterile; 011 en 42 % 
and Simmonds 48%. 

The plurality of positive cultures from the cerebrospinal fluid as 
compared with the heart’s blood is striking enough. The preponderance 
becomes however, more striking when taken in connection with the 
numbers of colonies found in plates from the two sources. The plates 
from the cerebrospinal fluid contained as a rule many more colonies 
than did the parallel heart’s blood plates. 

The first question likely to be raised concerning these data is this: 
Are these results strictly comparable in view of the varying intervals 
post mortem at which the cultures were taken? Is there not a danger 
of post mortem invasion of both fluids from the intestinal or other con¬ 
taminated tracts? 

The following table throws light on these questions. 

This table indicates that there is very little difference in the percent¬ 
age of positive cultures from the heart’s blood and cerebrospinal fluid 
at varying hours post mortem 1 ), if the cadavers are kept at 0°. The 

1) Cultures from two cases autopsied, six and seven days post mortem respectively, 
were sterile. 


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bacteriological results obtained at varying periods post mortem would 
therefore seem comparable. The table shows that there is no great 
increase in bacteria in cadavers at low temperatures. 


Table I. 


Hours post mortem 

Number of cases 

Percentage of cases giving positive cultures 

Heart’s blood 

Cerebrospinal fluid 

0— 2 hours 

11 

73%) 

46 „ 67 % 

83 J 

82%) 

75 „ 80% 

83 

2- 4 „ 

17 

4- 6 „ 

6 

6—12 „ 

17 

67 „ 

58 „ 

12-24 „ 

30 

63 „ 

86 „ 

24-48 „ 

11 

S2 „ 

82 „ 

48 + 

8 

38 „ 

63 „ 

Total 100 

Average 65 % 

76% 


Our results, therefore, though based on autopsies at various intervals 
post mortem, are quite strictly comparable. The danger of contamination 
must be limited to a brief interval immediately after death. Contamination 
is definitely absent in the blood in 44 %, and in the cerebrospinal fluid 
in 33 % °f our own series, viz. in the sterile cases. The conditions which 
prevent these cases from infection or invasion must be explained by 
workers who conceive wholesale post mortem invasions in the majority 
of cases. In point of fact these older ideas are largely based upon data 
obtained before the days of the cold box. 

In explaining such results as these, we are reduced, consequently, 
to choice between early post mortem invasion (sometimes absent owing 
to unknown factors) and a true terminal intravital infection. 

Upon either hypothesis, the parallel cultures from two sources such 
as the heart’s blood and the cerebrospinal fluid assume considerable im¬ 
portance. All our a priori ideas would lead us to suppose that the cerebro¬ 
spinal fluid is less accessible to the exterior than is the blood. There is 
no evidence that the subdural and subarachnoid spaces are closely related 
with contaminated viscera as is the blood through the thoracic duct. 

We, therefore, are inclined to believe that our findings in the cerebro¬ 
spinal fluid point rather definitely, if indirectly, to the intravital signifi¬ 
cance of bacteria found in the blood. 

It has been rather an attractive hypothesis with some workers that 
certain bacteriolytic substances present in the blood serum during life 
are lost after death and that bacteria can therefore start growing pro¬ 
fusely after death unhindered by lysis. As a matter of fact it has been 
already shown, by one of us (7), that the alexin, the substance in the blood 
serum ultimately responsible for the destruction of bacteria is present 
not only in the serum of living human beings but also to a still greater 
extent in the serum of cadavers kept at 0°. 

By the method devised to determine these facts we have tested for 
the presence of alexin in the cerebrospinal fluid both before and after 
death and found none to be present 1 ). It is evident then that there is 


1) The method consists in adding to saturated sensitized cow corpuscles (i. e. red 
blood corpuscles washed in normal saline and treated with an excess of inactivated 
hemolytic serum [56°] from a rabbit immunized by repeated injections of cow blood) 
varying amounts of the fluid to be tested for the presence of alexin. These saturated 
corpuscles form in a given dose (1 c. c.) a relatively fixed unit by means of which 
different bloods may be compared as to their alexic activity. Very minute amounts of 


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Gay and Southard, Significance of bacteria cultivated from the human cadaver. 121 


no extracellular mechanism for the disposal of bacteria in the cerebro¬ 
spinal fluid a fact, which would account for a greater number of organisms 
there than in the heart’s blood (8). A paper by M’Kenzie and 
Martin independently confirms this result (9). 

So far, then, we have shown, not only that the supporters of the 
post mortem invasion hypothesis must confine the invasion to a very 
brief interval post mortem, but also that they must explain the conditions 
of invasion in two separate tracts — the blood and the cerebrospinal 
fluid. They must further take account of the presence of alexin in the 
blood serum long after death. The greater numbers of organisms in the 
cerebrospinal fluid we are inclined to explain through the total absence 
of alexin before (as well as after) death. 

In addition to this statistical evidence, we have possibly more con¬ 
vincing evidence from the tissues, evidence pointing, as we believe, to 
cytolytic changes of undoubtedly intravital origin and perhaps related 
with certain of the bacteria found. 

Before describing these findings it is desirable to tabulate the parti¬ 
cular bacteria found. 

Table II. 

Incidence of certain, species of bacteria in 100 autopsied cases. 


Organisms 

Heart’s blood 

Cerebrospinal fluid 

Pyogenic Micrococci 

26 cases 

34 cases 

B. coli aerogenes group 

11 „ 

25 „ 

Streptococci 

8 „ 

2 „ 

Pneumococci 

3 „ 

0 „ 

B. proteus group 

0 „ 

7 „ 

B. mucosus capsulatus 

2 „ 

1 

B. pyocyaneus 

0 „ 

1 „ 

Unidentified Micrococci 

8 „ 

6 „ 

„ Bacilli 

13 „ 


We were surprised to find that in about one ha! 

f the cases the same 


bacterial species were found in both sources. These results are more 
striking when it is remembered that many of the cases were cases of mixed 
infection in which large fluctuations may be looked for in various platings. 

The rather close specific correspondence in bacteria from the two 
loci, as exhibited in Table II, is another distinctive datum which the 
supporters of the post mortem invasion hypothesis must take account of. 

A further analysis must obviously concern itself largely with differ¬ 
ences shown by the two larger fractions of our series in which on the 
one hand the pyogenic micrococci and on the other hand members of 
the colon-aerogenes group are found. A third group, probably of less 
importance, contains various rarer organisms or unidentified organisms 
or organisms of known significance (Pneumococcus, Bacillus 
mucosus capsulatus, etc.). And a fourth group, that of the sterile 
cases demands special attention. 


blood serum 1 / eo — '/to c. c. suffice completely to hemolyze a “hemolytic unit”, and yet 
*/; 0 of a cubic centimeter of cerebrospinal fluid produces not a trace of hemolysis. In 
Dine cases the cerebrospinal fluid from living cases was tested and in ten cases the 
fluid from cadavers, in these doses, and with uniformly negative results. That this 
lack of hemolysis is not due to the presence of some antialexic antagonistic substance 
iu the cerebrospinal fluid was shown by adding a trace of fresh serum to the mixture, 
in which case hemolysis rapidly took place. 


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Before proceeding with the general analysis of our series split into 
these groups, it may be well to say that we could find no relation be¬ 
tween proportion of positive cultures and age, sex, or mental disease. 

The relation of bacteria to a certain disease, general paresis of the 
insane, requires special mention. 

As is well known, Ford Robertson (8), O’Brien (9) and others 
claim to have discovered an organism of etiological significance in cases 
of general paresis. Ford Robertson has described a diphtheroid 
organism obtained from the “inflamed gastro-intestinal tract, bronchi, 
lungs, brain etc.” of patients dead of general paralysis which he has 
persistently attempted to differentiate from other individuals of the same 
group. O’Brien has found the same or similar organisms in the urine 
of general paretics. The work has not been sufficiently controlled by 
cultures from cases of diseases other than general paresis. Any result 
based on cultures from the sources mentioned, with the exception of the 
brain cultures (Ford Robertson), must of course be treated with great 
scepticism. This is particularly true when we consider that Hoag (10) 
has described a diphtheroid organism as occurring rather commonly in 
cultures from the lungs both of general paretics and of non-paretics. 
Stanziale (11) notes that the organism most frequently present in the 
urethra, next to micrococci, is a diphtheroid organism. Our autopsied 
cases include 16 cases of general paralysis; in none of the cultures from 
the heart’s blood or cerebro-spinal of these cases have we found a 
diphtheroid organism. 

For the convenience of future workers, we here introduce a table 
of our findings in thirteen cases of paresis. In addition to the cultures 
from heart’s blood and cerebro-spinal fluid, we made cultures in twelve 
cases from the brain tissus, selecting the left inferior frontal gyrus; these 
latter cultures remained sterile save in two instances. 

Table III. 


Bacteriological findings in autopsies of general paretics. 


5 e 

3 3 

X 

G> 

c n 

<U 

< 

Hours post 
mortem 

Heart’s blood 

Cerebrospinal fluid 

Brain tissue (Broca) 

1084 

F 

46 

9 

contamination 

Micrococci not identified 

sterile 

1087 

M 

44 

8 

Staphylococcus albus 

Bacillus coli communis 

Staphylococcus albus 

1119 

M 

47 

21 

sterile 

Staphylococcus albus 

Micrococcus notidentified 

1122 

M 

35 

23 



sterile 

1123 

F 

28 

6 




1126 

M 

47 

4 


Micrococci not identified 


1129 

F 

37 

36 

Staphylococcus albus 

sterile 


1131 

M 

35 

6 

Bact. tenue 

Micrococcus concentricus 


1141 

M 

45 

2 

Staphylococcus albus 

Staphylococcus albus, 

„ cereus 

» 

1147 

M 

45 

1 

Pneumococcus 

„ citreus 


1157 

M 

44 

6 

Streptococcus 

sterile 

sterile 


1161 

M 

42 

16 

Bacillus coli communis 


1180 

M 

40 

17 

Staphylococcus cereus, sterile 



As will be seen, we failed to secure diphtheroid organisms from the 
chosen loci in any case. Whatever be the significance of the organisms 
which we did recover (whether they indicate agonal infection or post 
mortem invasion), it is clear that the occurrence bears no necessary re- 


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Gay and Southard, Significance of bacteria cultivated from the human cadaver. 123 


lation to the disease general paresis. Suppose that the cocci found are 
an incident of ward infection or that they represent a laboratory artefact, 
it is obvious that another series of cultures at a different period in the 
hospital or laboratory history might reveal numerous infections or in¬ 
vasions by members of the diphtheroid group. We know next to nothing 
of the variations in hospital flora, particularly of the non-pathogenic or 
common pathogenic flora, over long periods. We therefore venture to 
suggest that Ford Robertson may have been dealing with a period 
in the history of his source of material in which a diphtheroid flora 
prevailed. His findings, accordingly, may be accorded a certain secon¬ 
dary significance in the disease general paresis, but perhaps not more 
than our own as just recorded. As terminal or intercurreut invaders, (we 
should be inclined to hold) such bacteria may possibly play a part in 
the complete pathogenesis of general paresis. 

As a good example of the particular significance of a terminal in¬ 
vader whose importance cannot be doubted, we may refer to a case 
studied subsequent to this series by two of the writers [E. E. S. and 
E. T. F. R. (14)]. In this case of general paresis, Bacillus typhosus 
was cultivated from the cerebrospinal fluid, and also from a swollen 
mesenteric lymphnode, although not from the heart’s blood, and histo¬ 
logical evidence was forthcoming of the effects of the bacillus in pro¬ 
curing actual acute leptomeningitis which could readily be distinguished, 
by its content of polynuclear leucocytes, from the older paretic exudate. 

Correlations between clinical histories, histopathology, 

and bacteriology. 

In order to work out the relationships of the groups of organisms 
found, extensive tabulations have been made dealing chiefly with three 
groups of facts. 1) The clinical history so far as relevant, with special 
reference to the character and duration of the terminal disease. 2) The 
histopathology, including its bearing on non-bacterial causes of degener¬ 
ation, but with special reference to the Mar chi findings in the spinal 
cord as an index of the degree and duration of degenerative processes 
possibly due to bacteria, and 3) the bacteriology of the blood and cerebro¬ 
spinal fluid. Numerous accessory facts have also been included in our 
tables, as age, sex, mental disease and duration, interval of autopsy 
post mortem, bacteriological findings elsewhere than in the chosen loci, 
the state of nutrition, the structural findings in the major organs and 
tissues. 

We have made chief use, however, of the three groups of facts 
enumerated above. No two of the groups, however faithfully correlated 
in parallel columns, were found to yield a decisive deduction. Thus, it 
proved of no avail to correlate terminal disease and bacteriology or 
bacteriology and Mar chi degeneration. The cases which fell out of these 
correlations as belonging to positive or negative groups failed to corre¬ 
spond with each other in a convincing degree. 

Using the comparative data of all three groups we became at once 
far more successful in deductions. 

Our synthesis turned out to be largely a matter of time-relations, 
such as the duration of the terminal illness, the time in which the 
bacteria found might be assumed to have been producing effects, and 
the time in which indisputable changes in the nervous system are 
brought about. 


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Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 55. Heft 2. 


The best and most reliable method we possess for demonstrating 
the results of acute injury in nerve fibers is the Mar chi method. The 
method is an application of the osmic acid method for demonstrating fat 
and depends upon the observation by Mar chi and Algeri that a 
hardening of nerve tissues in Muller’s fluid, prior to the osmic acid 
impregnation, will throw out lecithin and other lipoid substances and 
permit an elective impregnation of fat. This elective impregnation is the 
result of the application of a mixture of Muller’s fluid and osmic acid. 

Although this method has received its widest application in the field 
of secondary (Wallerian) degenerations and in fact has served as the 
cornerstone of an important branch of classical neuropathology, yet it 
has served to bring out also certain primary degenerations. In this 
field many workers have felt less confidence, since the pictures are far 
more equivocal than the tract-wise distributions seen in Wallerian 
degeneration and since so-called “normal” fat in the nervous system has 
been widely recognized. This “normal” fat, occurring in the raphe and 
arcuate fibers of the bulb, in the roots of certain cranial nerves (especially 
the oculomotor) in the posterior root-zones of the spinal cord, and in 
artificially crushed nerves, is, however, less subject to faulty interpretation 
than has been supposed. Recent work has vindicated the use of this 
method for toxic degenerations (as well as for the classical Wallerian 
degenerations) and has gone far to support the original observations of 
Gombault (17) upon the so-called periaxial segmentary degenerations 
of peripheral nerve fibers, which he worked out with the osmic acid 
method alone in 188G. More recent work by St ran sky has comple¬ 
tely confirmed and extended Gombault’s work. In this type of de¬ 
generation, normal stretches of nerve fiber alternate with degenerated 
stretches (hence, “segmentary”) and the earliest deposits of fat occur in 
the myelin sheath and not in the axis-cylinder (hence, “periaxial”). 

It is a type of central fibre degeneration resembling the peripheral 
fiber degeneration type of Gombault and of Stransky upon which 
we have relied in the present investigation of spinal cords. Not that 
Wallerian degenerations fail to occur and to be demonstrated in many 
of our “organic” cases, but it is not upon these that we count in eluci¬ 
dating the possible effects of bacteria and bacterial toxins on the nervous 
system. 

There is also little doubt that the signs of “degeneration” in the 
nervous system, as elsewhere, may be very rapidly produced, perhaps in 
some conditions with extreme rapidity (19). Nevertheless we have not 
felt that such cataclysmic alterations were to be expected in the vast 
majority of our cases and especially not as a result of the action of 
microorganism like Bacillus coli communis, upon which, as will 
be seen presently, we lay the greatest stress. 

We have, therefore, assumed that a period of four days would permit 
the development of alterations of a classical and undeniable type and 
have investigated our clinical histories with the special object of learning 
whether terminal acute conditions of at least this duration had occured. 
We must not be understood, however, as committed to the idea that all 
the definite Marchi degenerations found have required this period for 
their production. 

The bacteriologically negative cases demand primary con¬ 
sideration. The nine cases are presented in Table IV, but further investi¬ 
gation proves that but one is above suspicion bacteriologically. 


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Gay and Southard, Significance of bacteria caltivated from the human cadaver. \2o 


Table IV. 

Cases with blood and cerebrospinal fluid sterile. 


Autonsy- 
Nu tuber 

Sex 

Age 

Hours 

post 

mortem 

Mental disease 

Duration of 
terminal disease 

1105 

M 

86 

4 

Epilepsy; dementia 

10 davs 

1136 

M 

46 

9 

Epilepsy; cerebral glioma 1 to 
2 years 

12 hours 

1139 

F 

77 

4 

Manic-depressive insanity 

37 vears; arteriosclerosis 

2 (possibly 12) days 

1165 

F 

59 

144 

Dementia praecox 27 years, 

2 (possibly 7) days 

1168 

F 

24 

78 

I Dementia praecox, 4 years 
Organic dementia, 4 years 

S months 

1179 

M 

72 

8 

2 years 

1218 

F 

00 

22 

Alcoholic dementia, 22 vears 

6 ybars 

1222 

M 

I 71 

1 

Dementia, 10 years 

4 days 

1224 

F 

62 

168 

Epilepsy, 13 + years 

2 days 


A closer analysis of these nine cases shows that six of them very 
probably do not belong to the sterile category and that their classification 
therein is due to inappropriate technique for bringing out the bacteria 
concerned. Thus, 1139 showed exstensive double bronchopneumonia 
with swelling of regionary lymphnodes; 1165 showed bilateral broncho¬ 
pneumonia and tuberculosis with cavitation of both apices; 1168 showed 
extensive double phthisis whith lymphnode involvement and early throm¬ 
bosis of vena cava and one common iliac vein; 1218 showed extensive 
carcinoma of face with destruction of orbit and exstensive cerebrospinal 
purulent meningitis from which poorly staining bacilli were demonstrated 
in smear but failed to grow in the culture media used; 1222 showed 
an extensive old periappendiceal abscess with openings into inflamed 
bladder and rectum, as well as bronchopneumonia; and 1224 showed 
bilateral bronchopneumonia and lymphnoditis. It seems remarkable that 
these six cases failed to yield bacteria from either blood or cerebrospinal fluid. 
It is at any rate almost certain that bacteria played a part in the fatal 
issues of these cases. Very probably the use of blood-agar media might 
have revealed the pneumococcus in some of the cases, or anaerobic 
cultures might have secured positive results. Of the remaining three 
cases, 1105 and 1136 undoubtedly owe their deaths directly to heightened 
intracranial pressure, in the former case following 10 days after multiple 
cerebral hemorrhages of traumatic origin, in the latter produced by an 
extensive glioma. But 1105 also showed lobar pneumonia (right middle 
lobe) as well as a large area of sacral decubitus, while 1136 also showed 
an acute splenitis, together with ecchymoses of stomach, duodenum, and 
urinary bladder. It is possible, therefore, that improved technique might 
have shown bacteria in these cases also, leaving 1179 as the sole case in 
which freedom from bacteria (in the two sources studied) can be alleged. 

Against the bacterial purity of 1179, we can only bring the occurence 
of fatty myocarditis, hypostatic congestion of lungs, and a few patches 
of recent thrombosis in the aortic wall above the bifurcation. The patient 
had suffered from organic dementia four years and gradually succumbed 
to exhaustion after two years of chronic myocarditis and nephritis. 

The histological conditions of these cases, using the spinal cord as 
index, are important. 1179 showed numerous small cysts of softening 
in the spinal cord itself, so that the discovery of Mar chi degenerations 
therein is not surprising. The arteriosclerosis in this case extended to 
the finest branches throughout brain and cord to a degree seldom ob- 


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126 


Centralbl. f. Bakt. I. etc. Abt. Originate. Bd. 55. Heft 2. 


served. The evidence of recent and progressive fiber destruction was 
everywhere clear. Fat-laden phagocytes were scattered through the 
meninges and the perivascular spaces. Both crossed and direct pyra¬ 
midal tracts showed numerous large blackened fibers at several levels. 
There was a considerable scattering of smaller black points at large in 
both white and gray matter. It was noteworthy that the vascular endo- 
thelia were free from fat. It is open to assume that the diffuse changes 
found are the result of focal vascular lesions or to changes incidental in 
exhaustion. While bacteria cannot be absolutely excluded from playing 
a part in the process, it seems possible that focal changes of arterio¬ 
sclerotic type can bring about the picture of diffuse scattered blackenings 
in the spinal white matter. 

1105 and 1136, being relatively, if not absolutely, free from the 
charge of bacterial infection, are second only in histological importance 
to case 1179. 1105, on closer inspection, falls into the class with 1179. 
One small cyst of softening was found in the cervical cord, and several 
small hemorrhages were found in the spinal gray matter in the thoracic 
and lumbar regions. These findings in a man of 86 with epilepsy and 
dementia of long standing, coupled with the preponderance of blackenings 
in the gray matter which is likewise the seat of preponderant lesions, 
go far to prove that the Marchi degenerations are endogenous products 
of local injury to the tissues. 

1136, like 1105, shows very little fatty degeneration in the spinal 
cord. Diffusely scattered small black dots occur throughout the white 
matter, so small as to require about 600 magnifications to bring them 
out. As in 1179, the vascular endothelia are largely free from fat. The 
terminal convulsions in this case, obviously related with a cerebral glioma, 
lasted but twelve hours. Possibly, however, the conditions antedating 
the discharge lasted longer than twelve hours. In any event it is un¬ 
wise to regard the spinal cord of a subject with extensive cerebral glioma 
as wholly above suspicion with respect to degenerations. 

All things considered, however, it appears from this group of tissues 
that diffusely scattered Mar chi degenerations of slight degree may 
occur independently of bacteria and that they are most likely to occur 
in association with extensive organic disease of the nervous system 
(arteriosclerosis, tumor). 

The histologically negative cases number 10, though 14 
others showed but slight changes. (Cases with pyramidal tract disease 
or other lesions obviously due to extraspinal destructive lesions have 
been included in this “negative” group, since such disease was regarded 
as without immediate bacterial origin.) The pyogens dominate this group, 
and B. coli is infrequent (see table Y). 

From Table V it appears that B. coli is seldom associated with cases 
exhibiting normal white matter (as judged by Marchi impregnations), and 
that, when B. coli is found in the cerebrospinal fluid in the presence of 
normal white matter, the duration of the terminal disease is brief and the 
organisms are in small numbers (1134, 1144). 

A similar correlation of terminal disease and bacteriology with those 
cases showing positive but slight blackenings in the white matter (fourteen 
cases) yielded a similar result. Three of these fourteen cases (1107, 
1184, 1213) yielded B. coli from the cerebrospinal (none from the blood); 
and the durations of the terminal diseases in these cases were brief 
(1107 recent general fibrinopurulent peritonitis from carcinomatous ulce- 


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V; 


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Gay and Southard, Significance of bacteria cultivated from the human cadaver. 127 

ration of colon; 1184 exhaustion of a few days standing in an imbecile 
42 years old; 1213 purulent otitis media with mastoiditis and rupture 
of drumhead 5 days before death). 

Table V. 


The bacteriology of cases which did not show diffuse fatty changes 

in the spinal white matter. 


No. 

Sex 

Age 

Hours 

post 

mortem 

Katamnesis 

Blood 

Cerebrospinal 

fluid 

1097 

M 

29 

14 

Phthisis, 1 + years 

B. ambiguus 

Albus; aureus; 
unindentified 
Bac. 

1099 

M 

67 

13 

Ileocolitis, 1 week 

0 

B. prot. vulg.; 
B.prot.Zenkeri 

1113 

F 

64 

25 

Diarrhoea, 16 davs 

albus 

albus 

1123 

F 

28 

6 

Endocarditis 9 + days 

0 

albus 

1134 

F 

66 

3 

Bronchopneumonia, dura¬ 
tion brief 

B. fuscus 

B. coli, 25 col. 

1142 

M 

81 

7 

Pneumonia and retraction 
of head, several days 

aureus 

contaminated 

1144 

M 

69 

26 

lobar pneumonia, 2 days 
exhaustion, months 

Streptococcus; albus 

B. coli, one col. 

1145 

F 

37 

22 

cereus; M. nivalis 

0 

1148 

F 

25 

4 

acute symptoms, 2 days 

0 

albus 

1155 

M 

63 

1 

Bronchopneumonia, dura¬ 
tion? 

0 

citreus 


Taken together, accordingly, the study both of cases without diffuse 
fatty changes in the spinal white matter and of cases with very slight 
degenerative changes points to the inability of the pyogens to produce 
such degenerations. Moreover, there is a conspicuous absence of B. coli 
in this histologically negative group, besides which the few cases which 
do show B. coli are characterized by brief terminal diseases, too brief 
to permit Mar chi degeneration to become prominant. 

It is obvious that a study of the effects of the pyogens as a group 
as against the effects of the colon-aerogenes group will prove instructive. 
It must be emphasized that the pyogens may well be doing considerable 
functional harm to the nervous tissue but at a rate too rapid for regist¬ 
ration by the Mar chi method. 

Having dealt with the bacteriologically negative group and the 
histologically negative group, it is important to consider the clinically 
negative group. It would be pertinent to inquire what cases in such 
a series could be clinically, negative. Is there not a suspicion that any 
or all these cases might show effects in the tissues or favor the invasion 
(ante or post mortem) of bacteria which would secondarily affect the 
tissues? It has seemed to us, however, that cases having a terminal 
acute disease of less than four days’ duration or cases of sudden or 
very rapid death might be assumed to be clinically negative for 
the purposes of this correlation. Such cases, though they might 
permit or even favor bacterial invasion, would not exhibit any effects 
thereof as demonstrable by such a method as that of Mar chi. Or, if 
the terminal symptoms were due to bacteria which had been working 
silently for some time previous, then appropriate reactions should be 
discoverable in the tissues (see table VI). 

Two of the above thirty-one cases promised to be instructive (1104 
with death shortly after suffocation with tobacco and 1159 with death 
in five minutes after rupture of heart). 1104 proved to have small 


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128 


Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 55. Heft 2. 


hemorrhages in the spinal gray matter and showed acute root and 
posterior column degeneration, and it must remain doubtful what in¬ 
fluence the staphylococci in the cerebrospinal fluid excited. 1159 showed 
more marked generalized blackenings (as also well-marked unilateral 
pyramidal tract degeneration), and here it is possible that B. coli in 
the cerebrospinal fluid played a part in the generalized degeneration. 


Table VI. 

The bacteriology in cases of terminal disease with assigned duration 

of four days or less. 


No. 

Sex 

Age 

Hours 

post 

mortem 

Katamnesis 

Blood 

Cerebrospinal fluid 

1084 

F 

46 

9 

Convulsions, 4 days 

Contaminated 

Micrococci, uniden¬ 
tified 

1090 

F 

57 

45 

Convulsions, 2 days 

B. coli;B. flavus? 

B. coli 

1103 

F 

71 

96 

Bronchopneumonia, 3 days 

Streptococcus 

Streptococcus; B. 
pyocyaneus; uu- 
lndentified Diplo- 
bacillus 

1104 

M 

50 

23 

Occlusion of larynx 

0 

albus and aureus 

1110 

M 

60 

3 

Otitis media, 2 + days 

Contaminated 

M. citreus 

1114 

F 

79 

26 

Fever, 3 days 

albus 

albus 

1117 

M 

73 

3 

Pneumonia, 4 + days 

M. aurantiacus 

contaminated 

1130 

F 

56 

12 

Fever, a few days 

B. coli, M. aero- 

/*An A Cl 

0 

1135 

F 

28 

8 

Pneumonia 3 days 

genes 

0 

M. concentricus 

1136 

M 

46 

9 

Convulsions, 12 hours 

0 

0 

1139 

F 

77 

4 

Bronchopneumonia, 2 days 

0 

0 

1140 

M 

63 

16 

Cerebral hemorrhage,2 days 

M. albus 

contaminated 

1142 

M 

81 

7 

Recent pneumonia with 
retraction of head 

M. aureus 

contaminated 

1144 

M 

69 

26 

Lobar pneumonia, 2 days 

Streptoccocus ; 
M. albus 

B. coli 

1148 

F 

25 

4 

Acute symptoms, 2 days 

0 

M. albus 

1149 

M 

57 

4 

Perforation of peritoneum, 
2 days 

Recent pneumonia 

B. coli * 

0 

1150 

M 

78 

4 

0 

B. coli 

1151 

F 

38 

4 

Pneumonia and colitis,! Pneumococcus 

2 days 

M. citreus 

1159 

F 

68 

20 

Rupture of heart 

0 

B. coli 

1165 

F 

59 

144 

Fainting spell, 2 days ante 
mortem 

0 

0 

1166 

F 

61 

17 

Coma, 2 days 

SI. cereus 

B. coli 

1173 

F 

65 

1 

Fever a few days 

M. aurantiacus 

B. coli 

1174 

F 

48 

45 

Hemorrhagic pancreatitis, 
3 days 

Lobar pneumonia, 2 days 

B. coli 

B. coli 

1178 

M 

71 

27 

M. albus 

0 

1181 

F 

77 

6 

Bronchopneumonia, 3 days 

Streptococcus 

M. albus; unindeu- 
tified Bacillus 

1182 

F 

72 

69 

Vomiting and weakness 
2 days; death sudden 

0 

1184 

F 

42 

15 

Exhaustion, a few days 

M. albus 

B. coli 

1186 

F 

33 

22 

Purpura haemorrhagica, 
3 days 

M. albus 

M. albus 

1214 

M 

66 

12 

Bronchopneumonia, recent 

B. coli 

0 

1222 

M 

70 

1 

Bronchopneumonia, 4 days 

0 

0 

1224 

F 

63 

168 

Acute symptoms, 2 days 

0 

0 


Nine of the thirty-one cases failed to show diffuse degenerations 
(1110, 1135, 1136, 1140, 1142, 1144, 1148, 1181, 1184). The two cases 
showing B. coli from this group of nine showed: 1144, blackened fibers 
in posterior columns and in parts of anterolateral columns, as well as 


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Gay and Southard, Significance of bacteria cultivated from the human cadaver. 129 


a bilateral pyramidal tract degeneration, but failed to give the impression 
of a generalized process; 1184, diffuse changes in lumbar sections, but 
not so marked above (there had been a sloughing of perineal tissues of 
some standing in this case). 

Of the residue from this group of thirty-one cases, viz. twenty-three, 
1139, 1222 and 1224 have been discussed under the bacteriologically 
negative cases and, as 1139 was an arteriosclerotic of seventy-seven 
years, 1222 for ten years a dement at seventy-one, and 1224 an epileptic 
of over 12 years’ standing at sixty-two years, these cases are scarcely 
pure cases in which to test the effects of a given recent infection. 


Autopsy bacteriology of 100 cases of mental disease. 

100 cases 
from heart’s 

blood and cerebrospinal fluid. 

90 cases with no 
contaminations 

either source. 



9 cases, both sterile. 



41 cases, both positive. 



56 cases heart’s blood positive. 



67 cases cerebrospinal fluid positive. 



14 cases only heart’s blood positive. 



26 cases only cerebrospinal fluid positive. 



tions in the spinal cord. (Three levels examined.) 


90 cases showing 
Marchi degenera- 


76 cases showing marked 
Marchi alterations. 


69 cases (“clinically positive”) 
I having terminal acute disease or 
condition over four days in duration (period permitting the production of demonstrable 
fatty changes in the nervous system). 

10 cases chosen as showing the most severe degenerations in white and gray 
matter of spinal cord; 9 yielded Bacillus coli communis. 

18 cases yielding 40 or more colonies of Bacillus coli coinmunis 
from one or each source, 8 showed extreme degrees of Marchi degene¬ 
ration, 5 relatively severe changes (intraspinal and intraradicular), and 
the 5 remaining cases showed considerable intraspinal change. 

13 cases showing generalized softening of brain tissue (“general encephalo- 
malacia”); 10 yielded Bacillus coli communis. 




Removing thirteen more cases from our series as impure fields of 
study on the score of arteriosclerosis (1084, 1090, 1103, 1114, 1117, 
1150, 1151, 1166, 1173, 1174, 1178, 1182, 1214), we remain with four 
cases (1130, 1149, 1165, 1186) in which degenerations of diffuse character 
accompany an assigned duration of terminal disease of four days or less. 
These four cases prove to be, on further examination: 1130, a general 
paretic with lung abscess, purulent pleuritis, and extensive decubitus; 
1149, a long-standing primary dement with bilateral tuberculosis of lungs; 

Erste Abt. Orig. Bd. 56. Heft 2. 9 


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130 


Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 55. Heft 2. 


tuberculous ulcer of colon, and caseous mesenteric lymphnodes; 1166, a 
long standing primary dement with bilateral phthisis of lungs and 
extensive calcification and ulceration of aorta (cerebral arteriosclerosis 
absent); and 1186, a case of acute delirium of a month’s duration with 
purpuric disease lasting three days. 

It appears, consequently, that this whole group (with the possible 
exception of 1186, which requires special study) is scarcely a pure field 
in which to study the uncomplicated effects of terminal infections upon 
the nervous system. 

The most important line of attack upon the data seemed to be a 
consideration of the effects of the colon-aerogenes group as opposed to 
the pyogens, in case it prove feasible to disengage the effects of these 
organisms from the effects of chronic and progressive disease. 

Our general results at this point are that our material shows too 
much “organic” disease to admit perfect correlations, but that, in the 
face of this fact, 29 °/ 0 of our clinically negative (four day or shorter) 
cases do fail to show diffuse fatty degenerations in the spinal cord 
(employed as test object). The proportion of histologically negative cases 
in the whole series, it will be remembered, is but 10 %, so that there 
are virtually three times as many clinically and histologically 
negative cases (in a series of 31) as there are histologically nega¬ 
tive cases (in a series) of 100). 

Numerous correlations have been made between the occurrence of 
degenerations and various microorganisms. The most surprising corre¬ 
lation was that in a series of ten cases showing the most marked spinal 
degenerations. 9 of these ten cases yielded Bacillus coli communis, 
8 in large numbers 1 ). 

This result suggested an analysis of those cases yielding at least 
40 colonies of Bacillus coli communis from one or each source. 
Including 8 of the cases just mentioned, there are 18 cases in this group. 
Besides the 8 severest cases (Marchi), 5 more of this group showed 
a combination of changes in the peripheral roots and within the cord, 
which must be regarded as showing relatively severe involvement, and 
no case failed to show diffuse intraspinal degenerations. Thus, 13 of 18 
cases showing Bacillus coli communis in numbers of 40 colonies 
or over in at least one source showed severe or relatively severe acute 
alterations of the nervous system (Marchi preparations of three levels 
of the spinal cord as indicators), and all without exception showed intra¬ 
spinal changes. 


1) The data in these cases are as follows: 


No. 

Sex 

Age 

Hours post 
mortem 

Colonies of B. coli 

Blood 

Cerebrospinal fluid 

1090 

F 

57 

45 

5 

50 

1092 

F 

80 

20 

300 

(B. proteus, 40) 

1118 

F 

53 

20 

(Streptococcus, 100) 

100 

1130 

F 

56 

12 

100 

0 

1144 

M 

69 

26 

(Streptococcus, 100) 

1 

1161 

M 

42 

16 

0 

100 

1164 

M 

48 

7 

(Streptococcus, 100) 

40 

1106 

F 

61 

17 

100 

5 

1214 

M 

65 

12 

100 

0 

1223 

M 

70 

20 

(Staphyl. innumerable) 

(Staphylococcus, 3) 


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Gay and Southard, Significance of bacteria cultivated from the human cadaver. J31 


It seems scarcely possible to escape the conclusion that there is 
some important correlation here. 

We were struck with the relation of Bacillus coli communis 
to the condition of general encephalomalacia (generalized reduction of 
brain consistence) in certain cases. This is of course an extremely severe 
alteration of brain tissues, and is difficult at first sight to distinguish 
from post mortem softening (see a paper (20) by one of the writers 
(E. E. S.) and M. B. Hodskins). There were 15 cases in which this 
anatomical diagnosis was made in our series. 2 of these unfortunately 
yielded contaminations, but of the remaining 13, 10 showed Bacillus 
coli communis, 1 showed a bacillus not identified, 1 albus, and 
1 unidentified micrococci. Since the general proportion of Bacillus 
coli communis in such a series cannot safely be placed above 1 in 
4 or, at most, 3 cases, the chance that this correlation will prove signi¬ 
ficant is very good. It is hoped that an intensive study of this group 
of cases can be made. 


Conclusions. 

1) The results of bacterial cultivations from the heart’s blood and 
the cerebrospinal fluid post mortem in 100 cases of mental disease have 
been correlated with the histopathological findings (Marchi impregna¬ 
tions of the spinal cord at three levels) and the clinical histories, having 
special reference to a history of terminal disease over or under four 
days’ duration (regarded as a period in which typical Mar chi alterations 
might ensue). 

2) The bacteria were cultivated upon agar plates inoculated with 1 
to 1.5 c.c. heart’s blood and others with the same amount of cerebro¬ 
spinal fluid. The cerebrospinal fluid was removed from the third ventricle 
through the infundibulum, severed at its origin. 

3) 41 °/ 0 of our heart’s blood cultures remained sterile (cf. Grad- 
wohl, 22%'» Otten, 42%; Simmonds, 48 %.) 

4) 28 % of the cerebrospinal fluid cultures remained sterile. 

5) Under the conditions of our laboratory, the statistics show (Table I) 
that there is no significant difference in the percentage of positive cul¬ 
tures from either source at varying hours post mortem and that the 
danger of contamination must be limited to a brief interval after death. 

6) Our findings point definitely, if indirectly, to the intravital signi¬ 
ficance of the bacteria found, despite the fact that in no particular in¬ 
stance is the chain of evidence complete. 

7) Since the same bacteriolytic substances are found in blood serum 
both before and for some time after death, there is no reason for sup¬ 
posing that bacteria can grow better post mortem. 

8) We now show that bacteriolytic substances are absent in the 
cerebrospinal fluid, so that there appears to exist therein no extra¬ 
cellular mechanism for the disposal of bacteria. 

9) The facts just stated (7 and 8) may account for the higher 
percentage of organisms in the cerebrospinal fluid. 

9* 


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132 


Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originale. Bd. 55. Heft 2. 


10) Among the facts concerning the incidence of bacterial forms 
(Table II) are these: cocci were found in the blood in 26 cases, in the 
cerebrospinal fluid in 34 cases; streptococci, blood, 8 times, cerebrospinal 
fluid, twice; pneumococci, blood, 3 times; B. coli aerogenes group, 
blood, 11 times, cerebrospinal fluid, 25 times; B. proteus group, cerebro¬ 
spinal fluid, 7 times. 

11) The absence of diphtheroid organisms from our series is note¬ 
worthy, since in previous years cultivations at the Danvers Hospital 
had yielded such organisms in several cases. 

12) Cultivations from thirten general paretics are listed (Table III); 
in the positive cases, cocci prevail. 

13) Nine bacteriologically negative cases are listed (Table IV); reasons 
are adduced for certain histopathological changes, possibly independent 
of bacteria, in these cases. 

14) Ten cases which failed to show specified histopathological changes 
are listed (Table V), from which it appears that Bacillus coli is not 
found associated with such cases unless the terminal disease happens to 
to have been brief. On the other hand, cocci are a frequent finding in 
this group. 

15) Thirty-one cases which had terminal symptoms less than four 
days in duration are listed (Table VI); 29 % of these failed to show 
spinal cord degenerations by the Mar chi method (as against 10% in 
the total series). 

16) Of ten cases selected as showing most numerous spinal fatty 
degenerations (diffusely scattered blackenings in white and gray matter), 
nine showed Bacillus coli communis either in heart’s blood or in 
cerebrospinal fluid or in both, and eight in large numbers. 

17) Of 18 cases yielding 40 or more colonies of Bacillus coli 
communis from one or each source, 8 showed extreme degrees of 
Mar chi degeneration, 5 relatively severe changes (intraspinal and intra- 
radicular), and the 5 remaining cases showed considerable intraspinal change. 

18) Of 13 cases showing generalized softening of brain tissue 
(general encephalomalacia), 10 yielded Bacillus coli communis. 

19) A definite relation must be assumed to exist between Bacillus 
coli communis or its toxines and nerve fiber degeneration. 


References, 

1) Canon, Die Bakteriologie des Blutes bei Infektionakrankheiten. Jena 1905. (252 p., 
w. 5 pi. including bibliography through 1904.) 

2) Graawohl, Importance de l’examen bacteriologique pratique sur lea cadavers. 
(Ann. de l’Inst. Pasteur. T. 18. 1904.) 

3) Simmonda, Ueber bakteriologische Blutuntersuchungen an der Leiehe. (Virch. 
Archiv. Bd. 175. 1904.) 

4) Otten, Ueber bakteriologische Blutuntersuchungen an der Leiehe. (Virch. Archiv. 
Bd. 184. 1906.) 

5) Simmonds, Ueber die Methode der bakteriologischen Blutuntersuchungen an der 
Leiehe. (Centralbl. f. ullg. Pathol. Bd. 14. 1903.) 


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y. Linstow, Pseudalius ovatus n. sp. 


133 


6) Jochmann, Die Bedeutung dee intravitalen und postmortalen Nachweieee von 
Bakterien im menschlichen Blute. (Lubarsch u. Oetertags Ergebnisse d. Pathol. 
Bd. 10. 1904/05 [including 505 references].) 

7) Gay and Ayer, The determination of the alexic activity of human blood serum. 
(Journ. Med. Research. Vol. 17. 1907.) 

7a) Gay, AJexic activity of the blood serum of cadavers. (Ibid. VoL 17. 1907. p. 361.) 

8) Southard, Discussion at May, 1908. (Meeting of the Amer. Neurol. Assoc. Jouru. 
Nerve Ment. Dis. Vol. 35. 1908. p. 703.) 

9) M’Kenzie and Martin, Serum-therapy in cerebrospinal fever. (Journ. Pathol. 
Bacterid. Vol. 12. 1908.) 

10) Ford Robertson, The pathology of general paralysis of the insane. (Review 
Neurol, and Psychiat. Vol. 4. 1906 [discussion of researches 1901—1906].) 

11) O’Brien, Pathology of general paralysis of the insane. (Amer. Med. Vol. 10. 1905.) 

12) Hoag, “Organism X.” Probably of the Corynebacterium group: its differentiation 
from B. diphtheriae and allied organisms. Its pathogenicity in man, especially in 
bronchopneumonia, and its relation to general paralysis of the insane. (Boston 
Med. Soc. Journ. Vol. 47. 1907.) 

13) Stanziale, Die Bakterien der Harnrohre unter normalen Verhaltnissen und bei 
Gonorrhoe. (Centralbl. f. Bakteriol. Abt. I. Orig. Bd. 42. 1906.) 

14) Southard and Richards, Typhoid meningitis: Cultivation of Bacillus typhosus 
from meninges and mesenteric lymph node in a case of general paresis, with note 
on experimental typhoid meningitis in the Guinea-pig. (Journ. Med. Research. Vol. 19. 
1908.) 

15) Weigert, Die Marchische Methode. (Merkel u. Bonnets Ergebnisse d. Anat. u. 
Entwickelungsgesch. Bd. 7. 1897.) 

16) Singer and Munzer, Beitrage zur Kenntnis der Sehnervenkreuzung. (Denkschr. 
d. math.-naturw. Klasse d. k. Akad. d. Wissensch. Wien. Bd. 55. 1888.) 

17) Gombault, Contribution & l’gtude anatomique de la n4vrite parenchymateuse 
subaigue et chronique. N4vrite segmentaire periaxile. (Archives ae Neurol. T. 1. 
1880.) 

18) Stransky, Ueber diskontinuierliche Zerfallsprozesse an der peripherischen Nerven- 
faser. (Journ. f. Psychol, u. Neurol. Bd. 1. 1903.) 

19) Gay and Southard, On serum anaphylaxis in the Guinea-pig. (Journ. Med. 
Research. Vol. 6. 1907.) 

20) Southard and Hodskins, Note on cell-findings in soft brains. (Amer. Journ. 
Insanity. Vol. 64. 1907.) 


Nachdruck verbolen. 

Pseudalius ovatus n. sp. 

Von Prof. Dr. r. Linstow in Gottingen. 

Mit 3 Abbildungen. 

Von Herm Prof. Dr. C. Parona erhielt ich diesen Nematoden, der 
in Oesophagus und Magen bei Delphinus tursio von Herm Prof. 
Giacomo Damiani in Portoferrajo (Elba) gefunden war. 

Der Korper ist langgestreckt, an den beiden Korperenden verdlinnt, 
besonders am Kopfende. Die Cuticula ist glatt, ohne Querringel. Das 
Kopfende ist abgerundet, und zeigt weder Mundbecher noch Lippen und 
Zahne; die Mundoffnung ist von 6 im Kreise stehenden sehr kleinen 
Parpillen umgeben, dahinten finden sich 4 etwas groBere in den 
Submedianlinien. Der Oesophagus nimmt beim Mannchen Vss beim 
Weibchen V 46 der ganzen Tierlange ein und ist hinten nicht zu einem 
Bulbus angeschwollen; die Breite des Darms betragt 0,052 mm. 

Das MSnnchen ist durchschnittlich 15,8 mm lang, die Breite betragt 
vorn 0,053 mm, in der Mitte 0,176 mm, hinten 0,106 mm; am Schwanzende 
stehen ventral beiderseits Muskeln, die von vorn und auBen schrSg nach 
hinten und innen ziehen; der Korper endigt mit einer fast kreisfbrmigen 
Bursa, die von 3 starken Rippen gesttitzt wird; die mittlere, unpaare 


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134 


Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originale. Bd. 55. Heft 2. 


endigt in 3 halbkugelformige Verdickungen, von denen die seitlichen 
Papillen tragen; die beiden lateralen Rippen haben am Ende finger- 
formige VerlSngeruugen, in deren Spitze eine Papille steht; ebenfalls 
rait Papillen endigen 2 kleine praanale Rippen, die halbkreisformig ge- 
kriiramt sind. Die Spicula sind hinten zu einem eiformigen Korper ver- 
wachsen; sie sind 0,28 mm lang und hinten 0,078 mm breit; sie endigen 
0,16 mm vom Schwanzende; die Kloakenmiindung ist 0,14 mm von dem- 
selben entfernt; hinter den Spicula liegt ein schwach gebogener Stutz- 
apparat von 0,15 mm L&nge. 

Die Lange des Weibchens betragt 21,8 mm, die Breite vom 0,070 mm, 
in der Mitte 0,194 mm, hinten 0,097 mm. Der Anus ist 0,23 mm vom 
Schwanzende entfernt und hinter ihm findet sich ventral eine vom gerade 
abgeschnittene, hinten abgerundete Hautverdickung, die breiter ist als 
der Korper. Die Vulva liegt dicht vor dem Anus, vom Schwanzende 
0,48 mm entfernt. Der Korper endigt hinten in 2 kleine Aeste, an deren 



Fig. 1. Fig. 2. Fig. 3. 

Pseudalius ovatus. Fig. 1 und 2. Mannlichee Schwanzende, 1 von der Bauch- 
seite, 2 von rechts, sp Spiculum, st Stiitzapparat, cl Kloakenmiindung, 3 weiblichee 
Schwanzende von der Bauchseite, a Anus. 


Enden Kugeln stehen. Die Eier haben eine membranose Hiille und sind 
0,047 mm lang und 0,034 mm breit; die Embryonen entwickeln sich im 
miitterlichen Korper und durchbrechen schon im Uterus die Hiillen; die 
Art ist also vivipar; die Ovarien reichen bis 1,8 mm vom Kopfende. 

Gattung Pseudalius Duj. 

= Prothecosacter Dies., = Strongylus Rud. 

= Stenurus Duj., = Pharurus Leuck. 

Die Gattung gehort zu Schneiders Holomyariern, den LSLngs- 
feldern nach zu den Resorbentes; die Mfinnchen haben 2 gleiche Spicula, 
die bald getrennt, bald verwachsen sind; die Bursa ist von wenigen 
Rippen gestfltzt; bei den Weibchen liegt die Vulva ganz hinten, dicht 
vor dem Anus; Uterus und Ovarien sind doppelt; die Eier haben eine 
membranose Hiille, welche von den Embryonen schon im Uterus durch- 
brochen wird. Den inneren Bau habe ich bei Pseudalius minor 
(Arch. f. Naturgesch. Berlin 1888. p. 235—238. Taf. 16. Fig. 1—8) und 
Pseudalius arcticus (Arch. f. mikroskop. Anat. Bd. 56. Bonn 1900. 
p. 366—367. Taf. XV. Fig. 5—8) geschildert. Die Arten leben in luft- 


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Hoessli, Verhalten der Streptokokken gegeniiber Plasma und Serum etc. 135 


fiihrenden Organen, auch im Herz und den Gef&Ben von das Meer be- 
wohnenden S&ugetieren, Delphinus,Phoca,Monodon,Phocaena, 
Beluga, Globiocephalus, Grampus; niemals im Verdauungs- 
trakt; eine Ausnahme macht Pseudalius ovatus. Pseudalius 
ovis pulmonalis Dies. = capillar is Muller aus der Schafslunge 
ist ein Strongylus. 

Man kennt folgende Arten: 

Pseudalius minor Kuhn ■= Stenurus inflexus Dujardin, Histoire des 
Helminthes. Paris 1845. p. 265 —267. Molin, II sottordine degli Acrofalli. Venezia 
1861. p. 176—177. tab. VIlI. fig. 10—12. Schneider, Monogr. d. Nematodeu. Berlin 
1866. p. 174—175. tab. XII. fig. 6—7. v. Lin stow, Arch. f. Naturgesch. Berlin 1880. 
p. 48. Taf. III. Fig. 13-14; 1888. p. 235-238. Taf. XVI. Fig. 1-8. In Grampus 
griseus, Sinus nasalis, Phocaena communis, Cavum tympani, Cavit. infra oculos, 
Bronch., Cor, Venae. 

Pseudalius convolutus Kuhn. Schneider, 1. c. p. 174. Taf. XII. Fig. 8. 
Molin , 1. c. p. 177—178. In Delphinus phocaena, Bronch., Gliobiocephalus 
svineval., Bronch., Vasa pulmonalia. 

Pseudalius inflexus Dujardin, 1. c. p. 135. Schneider, L c. p. 173—174 
Taf. XII. Fig. 10; Taf. XVI. Fig. 13. Molin, 1. c. p.174—176. tab. VIII. fig. 8-9. 
van Beneden, M6m. sur lee vers intest. Paris 1861. p. 275—277. tab. XXIV. fig. 1—9. 
v. Linstow, Arch. f. Naturgesch. 1880. p. 40. Taf. III. Fig. 15. In Phocaena 
communis, Bronch., Cor, Vasa. 

Pseudalius tumidus Schneider, 1. c. p. 174. Taf. XII. Fig. 9. In Phocaena 
communis, Alveol. pulmon. 

Pseudalius alatus Leuckart, Arch. f. Naturgesch. Berlin 1848. p. 26. tab. II. 
fig. 3—4. Molin, 1. c. p. 178. v. Linstow, Proceed. Roy. Soc. Edinburgh 1888. 
p. 15—17. tab. XVI. In Monodon monoceros, Cav. pharyngis, Os, Tuba Eustachii. 

Pseudalius arcticus Cobb., Jenaische Zeitschr. f. Naturwissensch. Bd. 23. N. F. 
Bd. 16. Jena 1889. p. 64—67. Taf. 31—33. v. Linstow, Arch. f. mikrosk. Anat. 
Bd. 56. Bonn 1900. p. 366—367. Taf. XV. Fig. 5—8. In Beluga leucas, Aurum. 

Pseudalius gymnurus Railliet, Compt. rend. Soc. Biol. S4r. 10. T. 6. Paris 
1899. p. 129—130. In Phoca vitulina, Bronch. 

Pseudalius bicostatus v. Linstow, Schriften d. phys.-dkonom. Gesellsch. 
Konigsberg. Bd. 47. Konigsberg 1906. p. 114. Fig. 7. In Phocaena communis, 
Bronch. 


Nachdruck verboten. 

Das Verhalten der Streptokokken gegeniiber Plasma und 
Serum und ihre Umzuchtung. 

[Aus der Abteilung fiir experimentelle Therapie des Eppendorfer 
Krankenhauses (Oberarzt Dr. Much).] 

Von Dr. Hans Hoessli. 

Schottmttller hat seinerzeit und erst kiirzlich wieder dargetan, 
daB es moglich ist, verschiedene Streptokokkenarten durch ihr Wachstum 
auf Blutagar zu unterscheiden. Und zwar kann man, je nach dem 
Wachstum der frisch aus dem Menschen gezlichteten St&mme, 
SchlQsse ziehen auf den Verlauf der durch diese St&mme hervorgerufenen 
Krankheiten. Ein resorbierender Erysipelstreptococcus unterscheidet sich 
in seinen krankmachenden Eigenschaften prinzipiell von einem Mitis- 
streptococcus, und dieser wieder von solchen Streptokokken, die Blut- 
nahrboden tiberhaupt nicht verandern. 

An diesen grundlegenden Untersuchungen ist nicht zu riitteln. 
Trotzdem sind immer wieder Stimmen laut geworden, die daran ge- 
zweifelt haben. Meiner Meinung nach geht diese zweifellos unrichtige 


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Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 55. Heft 2. 


gegenteilige Ansicht hervor aus einer Verwechslung oder Vermischung 
zweier Fragestellungen. 

Schottmuller kam es vor allem darauf an, die klinische Frage 
zu beantworten. Und hier muB ihm in jeder Weise recht gegeben 
werden. Ein frisch aus dem Organismus geziichteter, als „Mitis“ 
wachsender Streptococcus macht unter alien Umstanden ein anderes 
Krankheitsbild, als ein Erysipelstreptococcus. 

Nun ist es aber eine andere Frage, eine mehr theoretisierende 
Frage, die Schottmtiller bei seinen Feststellungen gar nicht zu be- 
rficksichtigen notig hatte, ob namlich diese aus dem Korper geziichteten 
Stamme ganz feststehende, voneinander scharf abzugrenzende Arten sind; 
oder ob sie sich hinterher ineinander fiberffihren lassen, d. h. also einer 
gemeinsamen grofien Familie angehoren, und nur, je nach den besonderen 
Verhaitnissen eines bestimmten Organismus, eine bestimmte Form an- 
nehmen, die sich nun in diesem Organismus nicht mehr verandert und 
als solche zu ganz charakteristischen Veranderungen fflhrt. 

Much hat darauf hingewiesen, daB hier vielleicht ahnliche Verhalt- 
nisse vorliegen wie bei den Tuberkelbacillen. Ein aus den Perlknoten 
eines Rindes geziichteter Stamm unterscheidet sich zumeist von einem 
Stamm, der aus der Lunge eines Phthisikers genommen wird. Trotzdem 
ist es nicht von der Hand zu weisen, daB beide Stamme zu einer Art 
gehoren, daB es Uebergange zwischen ihnen gibt, daB sich also der eine 
in den anderen wird iiberfiihren lassen. Nur daB hier wegen des 
chronischen Verlaufs der Tuberkulose die Veranderungen der einzelnen 
Stamme ganz andere Zeitraume beanspruchen werden, die zu beobachten 
einem einzelnen Forscher wahrend seines kurzen Lebens nicht moglich 
sein wird. 

Much faBt seine Ansicht fiber diese Frage folgendermaBen zu- 
sammen: 

„Zum Hervorbringen eines Krankheitsbildes gehfiren immer zwei 
Faktoren; einmal die Bakterienart und zweitens der befallene Organismus. 
Es wird aber auf die Konstitution und die jeweiligen Verhaitnisse des 
Korpers nicht nur bei der Frage, ob er sich gegen die Erreger wehren 
kann, oder an der Infektion zugrunde geht, ankommen. Sondern ich 
kann mir wohl vorstellen, daB Konstitution und jeweilige schadliche oder 
ntttzliche Verhaitnisse daftir maBgebend sein konnen, ob ein hochviru- 
lenter Streptokokkenstamm als solcher im Korper Platz greifen kann, 
oder ob er in einen anderen Stamm mit anderer Virulenz umgewandelt 
werden kann. Und umgekehrt. Das heiBt: wenn ein hochvirulenter 
Streptococcus in einen wohlgeschfitzten Organismus gelangt, so braucht 
er dort keine Krankheitserscheinungen hervorzurufen. Er kann einfach 
in einen ftir den betreffenden Korper avirulenten Stamm umgewandelt 
werden. Und umgekehrt: ein harmloser Streptococcus kann in einem 
durch irgendwelche Einfltisse geschadigten Organismus zu voller Virulenz 
sich steigern. Ebenso wird aber auch ein Erysipelstamm, der in einen 
Kfirper gelangt, je nach der Beschaffenheit des Korpers in einen Mitis- 
stamm umgewandelt werden konnen. Und umgekehrt. So ist mir 
beispielsweise ein Fall bekannt, wo wahrend eines langen Krankheits- 
verlaufes standig Streptokokken vom Typus des Mitis aus dem Blute 
des Kranken geztichtet werden konnten. Einige Tage ante mortem 
waren die aus dem Blute geziichteten Kolonieen typische Erysipelstrepto- 
kokken. Es ware gezwungen, anzunehmen, daB in diesem Falle die 
Mitiserreger verschwunden und plfitzlich Erysipelstreptokokken einge- 


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Hoeasli, Verhalten der Streptokokken gegeniiber Plasma und Serum etc. 137 


drungen wSren. Vielmehr liegt die Entwickelung der einen aus den 
anderen auf der Hand. 

Aber gerade deswegen bleiben meiner Meinung nach die Sell o ti¬ 
nt filler schen Feststellungen so bedeutungsvoll“. 

DaB es nicht unschwer ist, die leicht wachsenden Streptokokken 
auf kiinstlichem Wege umzuztichten, hat Zoppritz 1 2 ) dargetan. 

Es gelang ihm unter anderem verschiedene Streptokokkenstamme 
durch Einwirkung von Vaginalsekret, Speichel, Milch, so zu verandern, 
daB sie kulturell auf Blutagar vom jeweils verwendeten Ausgangsmaterial 
vollstandig abwichen; hamolytische Stamme fiihrte er in nicht hamoly- 
tische fiber, und umgekehrt. 

Meine eigenen Untersuchungen schlieBen sich an diejenigen von 
Zoppritz an, indem sie diese zugleich erweitern und berichtigen. Ich 
untersuchte die Wirkung von Pferdeplasma und Serum auf verschiedene 
Streptokokkenstamme, wobei ich zugleich ihr Wachstum auf Blutagar 
priifte. Es haben sich zum Teil recht interessante Resultate ergeben, 
und es sollen hier in gedrfingter Form die wichtigsten Ergebnisse aus 
den ziemlich umfangreichen Protokollen wiedergegeben werden. An 
anderer Stelle wird auf die Versuche nfiher und ausflihrlicher einge- 
gangen werden. 

Much*) hatte als erster gezeigt, daB die verschiedensten Mikro- 
organismen sich den bakteriziden Kraften von Pferdeserum und Plasma 
gegeniiber nicht gleichmfiBig verhalten. So werden die Streptokokken 
durch das Plasma, Typhusbakterien dagegen auch durch das Serum ab- 
getotet. Diese Tatsachen wurden von Zeissler 3 ) und Zoppritz 
bestatigt. Auch ich begann meine Untersuchung mit fihnlichen Fest¬ 
stellungen. 

Meine Versuchsanordnung stimmt im ganzen mit der von Zfipp- 
ritz iiberein. Ich versuchte jedoch dadurch zu klareren und fiber- 
sichtlicheren Resultaten zu kommen, daB ich die Leukocyten aus dem 
Plasma ausschaltete, also nur klar zentrifugiertes, leukocyten- 
freies Plasma verwendete. Das Plasma wurde durch Auffangen des 
Blutes in Natriumcitrat gewonnen. AuBerdem priifte ich mehrere 
Streptokokken, die bisher in dieser Weise noch nicht untersucht waren. 

10 ccm Bouillon werden mit einer Oese der zu priifenden Kultur 
besat, von dieser gewohnlich etwas getriibten Aufschwemmung wird 1 ccm 
wieder in 10 ccm Bouillon gebracht, und von dieser klaren Aufschwem¬ 
mung 0,4 ccm in je 4 ccm Pferdeplasma und Serum. Die Plasma- und 
Serumrohrchen werden in den Brutschrank gebracht und nach gewissen 
Zeitintervallen 5, 12, 24 bis 48 Stunden wird aus jedem Rohrchen eine 
Probe entnommen, die sowohl im gefarbten Ausstrichpraparate, wie auch 
durch Aussaat in Blutagar- und in Drigalski-Platten gepriift wird. Auf 
diese Weise untersuchte ich im ganzen 16 verschiedene Kokkenstamme 
und je einen Diphtherie- und einen Typhusstamm. Die 16 Kokkenstamme 
verteilten sich folgendermaBen: Sieben Stamme gehorten dem 
Streptococcus erysipelatos an, d. h. sie zeigten auf Blutnahrboden 
eine innerhalb 12—20 Stunden auftretende starke Hamolyse, die Kolo- 
nieen selbst hatten grauweiBliche Farbe. Drei Stamme gehorten 
unter die sogenannten Darmstreptokokken. Sie wuchsen auf Blut- 

1) Ueber Streptokokken versuche. (Med. Klinik. 1909. No. 30.) 

2) Ueber humorale und leukocytare Bakteriozidine. (Mitt a. d. Hamburg. Staats- 
krankenanat. Bd. 8. H. 7.) 

3) Die Opsoninreaktion. (Mitt. a. d. Hamburg. Staatskrankenanst. Bd. 9. H. 6.) 


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CentralbL f. Bakt. etc. I. Abt Originate. Bd. 55. Heft 2. 


nahrboden in iippigem, griinlichem Rasen ohne eine Spur von H&mo- 
lyse und wiesen die weiter unten naher zu schildernden biologischen 
Eigenttimlichkeiten anf. Im Ausstrichpr&parate aus festen Nahrboden 
war ihre Kettennatur kaura angedeutet, etwas besser aus Bouillon, doch 
auch hier nur mangelhaft. Vier Stamme waren Pneumokokken, 
ein Stamm war ein Streptococcus mitior aus der Abteilung von 
Oberarzt Schottmtiller stammend, und endlich prflfte ich als letzten 
Stamm einen Streptococcus mucosus. Ohne die einzelnen Merk- 
male des Wachstums und Aussehens der verwendeten Ausgangskulturen 
hier ausfuhrlich wiederzugeben, will ich nur bemerken, daB s&mtliche 
StBrnme auf das genaueste charakterisiert wurden. Dies sei besonders 
beziiglich des Streptococcus mitior hervorgehoben. 

Als Resultat der Versuche mit Pferdeplasma und Serum hat sich 
nun ergeben — in Uebereinstimmung mit den von Much seinerzeit 
erhobenen Befunden — daB die typischen Streptokokken im 
Plasma stark abgetotet werden, so daB in nach 48 Stunden aus- 
gegossenen Platten sehr wenige Oder gar keine Kolonieen aufgingen, 
und auch das Ausstrichprfiparat entweder ganz negativ war, oder, falls 
iiberhaupt noch Ketten vorhanden waren, diese sich auBerordentlich 
schlecht farbten, das Ganze ein Zeichen des Absterbens. Umgekehrt 
zeigten die Streptokokken im Serum ein iiberaus uppiges Wachstum und 
nach 24—48 Stunden waren in den ausgegossenen Platten unendlich 
viele Keime. Dieses eben skizzierte Verhalten wiesen in meinen Ver- 
suchen die Erysipelstreptokokken, die Pneumokokken, der Mitis und der 
Mucosusstamm auf. Das gleiche Verhalten zeigte auch ein nebenbei 
gepriifter Diphtheriestamm, w&hrend die Typhuskultur, wie zu erwarten 
war, sich entgegengesetzt verhielt. Ich habe dann diese Versuche an 
mehreren Stammen nochmals wiederholt und kam stets zum gleichen 
Resultat. 

Ganz anders als die fibrigen Streptokokken verhielten sich die schon 
morphologisch und kulturell von obigen Streptokokken abweichenden 
sogenannten Darmstreptokokken, von denen ich drei Stamme 
untersuchte. Sie zeigten im Plasma ein sehr ausgiebiges 
Wachstum, im Ausstrich beobachtete man nach 48 Stunden schone, 
lange Ketten mit bis zu 30 und mehr Gliedern. Das Serum zeigte 
andererseits eine starke Bakteriozidie. So zeigten sich zu den 
kulturellen auch biologische Differenzen, ahnlich wie sie bereits Zopp- 
ritz in seinen Versuchen konstatierte. Zur Erlauterung diene die bei- 
gefiigte Tabelle: 

Tabelle. 


Stamm 

Kontrolle 

Plasma 

Serum 

Streptococcus mitior 

oo 

+ + + 

0 

„ mucosus 

oo 

+ + + 

0 

„ erysipelatos 

oo 

+ + + 

0 

Pneumokokken 

oo 

+ + + 

0 

Darmkokken 

oo 

0 

+ + + 

Typhus 

oo 

+ + + 

+ + + 

+ + + Abtotung. 0 V 

Wachstum. oc 

i Unzahlige Kolonieen. 


Weiterhin richtete ich nun meine Aufmerksamkeit auf einen der 
drei Darmstreptokokkenst&mme, den ich mit IV bezeichnen will. Ich 
unterwarf nun den Streptococcus IV, nachdem er einmal in Plasma ge- 
bracht war, einer zweiten Serum-Plasmapassage. Bei diesem zweiten 



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Hoessli, Verhalten der Streptokokken gegeniiber Plasma und Serum etc. 139 


Versuche nun verhielt sich IV biologisch wie die Erysipelstreptokokken 
und der Mucosus- und Mitisstaram — Abtotungim Plasma, starkes 
Wachstum im Serum. Dieser biologischen Veranderung analog 
hoffte ich auch in der Kultur — ich richtete das Augenmerk auf das 
Wachstum auf Blutplatten — nun ein abweichendes Verhalten konstatieren 
zu konnen. Ich brachte den Coccus IV aus dem Serum auf Pferde- 
blutplatten, die nach den Angaben Schottmtillers hergestellt wurden, 
und zwar impfte ich ihn t&glich auf neue Blutplatten tiber. Dies wieder- 
holte ich 4mal. Das Wachstum des Coccus IV vor und nach der Serum- 
passage, verglichen mit der des Ausgangsmaterials, zeigte jedoch nur 
eine geringe Abweichung darin, dafi die einzelnen Kolonieen langsamer 
und sp&rlicher aufgingen. Von Hamolyse war auf den einzelnen Platten 
auch nach 3—4 Tagen keine Spur nachweisbar. Am 10. Tage nach der 
letzten Serumpassage brachte ich den Coccus IV wieder in Pferdeserum 
und Plasma auf die tibliche Weise. Die tags darauf entnommenen 
Proben zeigten Abtotung im Plasma, Wachstum im Serum. Wiederum 
brachte ich den Coccus IV aus dem Serum auf Pferdeblutplatten, und 
nun zeigte sich bereits nach 15 Stunden beginnende und 
nach 24—30 Stunden ausgesprochen starke Hamolyse. Die 
Kolonieen wuchsen in der ftir den Streptococcus erysipelatos 
typischen Weise, sowohl auf Menschen- wie auf Pferdeblutagar so wie auf 
Drigalski-Conradi-Agarn&hrboden und Bouillon. 

Somit war es durch Plasma- und Serumpassage gelungen, einen 
Darmcoccus in einen typischen Erysipelstreptococcus tiberzuftihren, ihn 
kulturell und in seinem biologischen Verhalten vollstandig zu verandern. 

Der nachste Streptococcus, mit dem ich Umztichtungsversuche in 
obigem Sinne vornahm, war ein Str. mitior. Dieser Streptococcus 
zeigte nun ganz besonders merkwtirdige Vertinderungen. Ich unterwarf 
ihn zuerst der Plasma-Serumpassage, wobei er im Plasma abgetotet 
wurde und im Serum auBerordentlich tippig aufging. Proben, aus dem 
Serum auf Pferdeblut abgeimpft — wir wollen diesen Coccus Mit is B 
nennen — zeigten keine Abweichung vom typischen Mitiswachstum, auch 
nicht wahrend mehrmaliger Ueberimpfung auf diesen Ntihrboden. Erst 
bei der 4. Ueberimpfung auf Pferdeblutplatten bemerkte man, daB die 
etwa am 2. Tage auftretenden, feinsten Kolonieen keine grtine Farbe 
annahmen und auch nach mehreren Tagen sich stets als feinste, glas- 
helle, vollst&ndig farblose Tropfchen reprtisentierten. 
Von Hamolyse war keine Spur zu sehen. Diese Eigenschaft behielt 
der Coccus M. B. wahrend 6maligen Uebertragens auf Blutntihrboden, 
von „viridans u konnte nicht mehr gesprochen werden. Ich stite den 
Streptococcus M. B. nochmals in Plasma und Serum; er ging im 
Plasma zugrunde und wuchs reichlich im Serum. Aus dem Serum brachte 
ich ihn im ganzen noch 7mal auf Pferdeblutplatten, sein Wachstum war 
ganz gleich geblieben wie vor der letzten Serumpassage, er hatte 
nie grtine Farbe und lieB den N&hrboden vollstandig unvertindert. 

Wahrend ich diesen M. B. weiterztichtete und umwandelte, machte 
ich einen Parallelversuch mit einer Probe aus der ersten Serumeinsaat 
des ursprtinglichen Mitis, indem ich diese wieder in Pferdeserum brachte, 
ohne ihn vorher auf Blutplatten tiberimpft zu haben. Er sei M. A. ge- 
nannt. Dieser letztere Coccus wuchs nun, aus dem Serum auf Pferdeblut¬ 
platten gebracht (ebenso auf Menschenblutplatten), ohne grtine Farbe 
ganz wie M. B. Er wurde 6mal tiberimpft und wieder durch Serum 
passiert. Abstriche von dieser letzteren Serumkultur auf Blutplatten 


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140 


Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 55. Heft 2. 


zeigten nun plotzlich wieder typisches Mitiswachstum, 
stimmten vollstandig mit dera Ausgangsmaterial iiberein. Nach 1 bis 
2 Tagen gingen feinste, makroskopisch eben noch sichtbare griine Kolo- 
nieen auf. Im tibrigen war die Blutplatte nicht verandert, auch nicht 
nach mehreren Tagen. Diese griinen Kolonieen brachte ich noch 4mal 
auf Blut, sie zeigten dabei stets das gleiche Aussehen, erst beim Aus- 
strich in eine 5. Platte gewahrte man, nachdem die Kolonieen mit deutlich 
griiner Farbe gut zu erkennen waren, nach etwa 48 Stunden eine 
beginnende Hamolyse. Aus diesen hamolytischen Kolonieen an- 
gefertigte Blutausstriche zeigten in den folgenden Tagen starke Hamo¬ 
lyse, und zwar bereits innerhalb 16—24 Stunden. 

Durch die verschiedenartig modifizierte Pferdeblutpassage war hier 
also ein typischer Mitisstamm sowohl in „Vaginalstamme“ wie in Ery- 
sipelstamme iibergefiihrt. 

Zum dritten, in der gleichen Weise ausgefiihrten Versuche wurde 
ein Streptococcus mucosus verwendet. Bei diesem ist es mir 
trotz 2maliger Serumpassage — im Plasma wurde er abgetotet — nicht 
gelungen, ihn in seinem Wachstum zu verandern; um so interessanter 
waresjedoch, daB der urspriingliche Stamm, auf Pferdeblutplatten 
weitergeziichtet, bereits nach 3 Tagen geringe Hamolyse aufwies, die, 
auf weitere Platten ubertragen, sich stark vermehrte. Durch eine er- 
neute Serumpassage wurde dem Coccus seine hamolytische Eigenschaft 
nicht genommen, die sich auch hielt wahrend mehrfacher Uebertragungen 
auf Blutplatten. Dabei waren auch aus den urspriinglich kleinen, 6- bis 
8-groBgliedrigen, starren, mit Hiillen versehenen Ketten solche bis mit 
50 und 60 Gliedern hervorgegangen, teilweise ohne Schleimhiillen, und 
mit feinsten Kokken. Auch makroskopisch auf den Blutplatten war das 
schleimige Wachstum nicht so deutlich ausgepragt wie beim Ursprungs- 
stamm. 

Als letzte Umziichtung sei hier die eines Pneumococcus erwahnt. 
Es haudelt sich um einen in Reinkultur aus einer Pneumonie geziichteten 
Streptococcus lanceolatus. Dieser verhielt sich im Versuche ganz 
analog dem Mucosus. Die 3mal durch Serum geschickten Kulturen ver- 
hielten sich auf BlutnShrboden ebenso wie das Ausgangsmaterial auf 
den ersten Platten. Der Coccus wurde dann taglich auf Pferdeblutplatten 
gebracht, und zeigte dabei nach der 6. Uebertragung — ahnlich wie im 
vorigen Falle der Mucosus — ziemlich starke Hamolyse, die im Laufe 
von 48 Stunden sich einstellte. Natiirlich wurde die Ausgangskultur als 
Kontrolle immer auf dieselbe Platte mitgeimpft. Die hamolytischen 
Kolonieen wurden wieder durch Plasma und Serum geschickt. Aus dem 
Serum, wo sie starkes Wachstum zeigten, auf Blutagar gebracht, war 
ihr hamolytisches Vermogen ganz erloschen. Der Pneumococcus wuchs 
in griinen Kolonieen. Hier handelt es sich also um eine ganz voriiber- 
gehende Veranderung des Wachstums, das sich nicht durch mehrere 
Generationen festhalten lieB. Diese Bemerkung betrifft auch den Mu¬ 
cosus. Was jedoch die Umziichtung des Streptococcus mitior 
und des Coccus IV anbelangt, so glaube ich doch, diese eine dauernde 
nennen zu diirfen, soweit letztere Bezeichnung iiberhaupt zulassig ist. 
Ich habe die kulturell veranderten Stamme als solche 2 Wochen lang 
verfolgt. Ihre Eigenschaften blieben stets die gleichen wie im Moment 
der Umziichtung. Andererseits darf man auch nicht vergessen, daB wir 
bei solchen Umziichtungsversuchen sehr auf den Zufall angewiesen sind, 
wie ich mich selbst uberzeugen konnte. Ein Stamm wird sich leicbter 


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Solieri, Tetanusprophylaxe mittels praventiver iDjektion antitoxischen Serums. J41 


verandern lassen als ein anderer, dieser die veranderten kulturellen 
Eigenschaften langer und hartnackiger beibehalten als jener, und um- 
gekehrt. 

Vielleicht daB fur das verschiedene Verhalten der Streptokokken, 
fur die Mtiglichkeit ihrer Umziichtung und Wiederzurtickztichtung ganz 
bestimmte Mengen des verwendeten Pferdeblutes ein mehr Oder weniger 
den Ausschlag gibt. Wie dem auch sei, die angeftihrten Versuche 
scheinen mich zu berechtigen, die eigentliche Artverschiedenheit der 
Streptokokken im strengen Sinne zu leugnen. Der biologische Versuch, 
der hier entscheiden muB, zeigt, wenn man ihn mit der Blutplatte kon- 
trolliert, eine viel zu groBe Veranderlichkeit der sogenannten verschie- 
denen Streptokokkenarten. DaB durch diese und ahnliche Versuche die 
klinisch-bakteriologischen Arbeiten von Schottmiiller in 
keiner Weise beeintrachtigt werden, ist bereits oben auseinandergesetzt. 


yaehdruck verbolen. 

Ueber die Tetanusprophylaxe mittels der praventiven 
Injektion von antitoxischem Serum. 

[Aus der chirurgischen Abteilung des Krankenhauses zu Grosseto.] 

Von Dr. Sante Solieri, 

Dozen ten der chirurgischen Pathologie, Primararzt. 

In der klinischen Praxis treten zuweilen Erscheinungen auf, welche, 
da sie scheinbar in Gegensatz stehen zu den Lehren des experimentellen 
Studiums, einen Schatten des MiBkredits auf neue und glanzende Er- 
oberungen der Wissenschaft zu werfen scheinen und daher geeignet sind, 
den Pfleger der Heilkunst zu entmutigen. Diese Erscheinungen jedoch 
mtissen einer strengen Kritik unterzogen werden, da sie haufig Fehler 
verbergen, welche, einmal enthiillt, den Beobachtungen ein ganz anderes 
Aussehen verleihen, die hingegen zu einem Beweis fur die durch die ge- 
duldige Forschung im Laboratorium festgelegten Befunde werden ktinnen. 

Einem Shnlichen Umstand habe ich in diesem Jahre in bezug auf 
die preventive Tetanusserumtherapie gegentiber gestanden. 

Die Tetanusprophylaxe mittels Prtiventivinjektion von antitoxischem 
Serum oder mittels Anwendung trockenen Antitoxins findet zwar in 
Frankreich, wo sie ihren Ursprung hatte, und in Deutschland in aus- 
gedehntem MaBstabe Verwendung, scheint aber in Italien keinen groBen 
Anklang gefunden zu haben, wenigstens spricht die betreffende Literatur 
fast gar nicht davon. Immerhin veroffentlichte Pergola 1 ) 1905 die 
Resultate der Tetanusserumtherapie, welche Prof. Biondi bereits 1901 
in seiner Klinik zu Siena eingefuhrt hatte, und berichtet liber 30 Falle, 
bei denen die Behandlung zu Praventivzwecken wegen schwerer infek- 
tionsverdachtiger Wunden gemacht wurde, und tiber 2 Falle, bei denen 
die Serumtherapie mit positivem Erfolg zur Anwendung kam, als bereits 
Tetanuskundgebungen vorlagen. Im verflossenen Jahre, 1908, berichtete 
Viscontini 2 ) tiber eine Beobachtung, welche in enger Beziehung zu 

1) Pergola, Contributo clinico all’uso del siero antitetanico a scopo preventivo 
e curativo. (Riforma med. Anno 21. No. 40.) 

2) Viscontini, Considerazioni su di un caso di tetano sviluppatosi malgrado 
l’iniezione preventiva di antitossina. (Gazzetta d. ospedali e d. clin. 1908. No. 47.) 


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Solieri, Tetanusprophvlaxe mittels praventiver Injektion antitoxischen Serums. 143 


1907. 



Natur der Verletzung 

Ursache 
der Wunde 

Chirurgische 

Behanalung 

Injizierte 
Serum- 
menge 

Zeit der 
Injektion 

Ausgang 

1 

Schnittwunde an der 

Karsthieb 

Desinfekt., Naht 

10 

ccm 

1. Tag 

Heilung 


behaarten Kopfhaut 




2 

20 cm lanee Schnitt- 

Sensenhieb 

Desinfekt., par- 

10 


1. „ 



wunde an der rechten 
Nates 


tielle Naht 





3 

RiB-Quetschwunde an 

Steinwurf 

Desinfekt., Drai- 

10 


1. „ 

II 


der behaarten Kopf¬ 
haut 


nage 





4 

RiB-Quetschwunden an 

Sturz v. ein. 

Desinfekt., Re- 

20 


1. „ 

II 


der supraorbitalen Re- 

Fahrrad 

gularisierung 






gion und der rechten 
Wange 






5 

RiB-Quetschwunde am 

Hufschlag 

Desinfekt., Lip- 

(20 

II 

1. „ 

II 


Gesicht mit Fraktur 
der Nase, ZerreiBung 
der Ober- und Unter- 
lippe und Ausfall der 
Zanne 

penplastik 

lio 


8. „ 





6 

RiB-Quetschwunde an 

Geriet unter 

Desinfekt., Am- 

10 


1- „ 

II 


der rechten Hand mit 

eine Loko- 

putation der 






vollstandiger Zerdru- 
ckung des 3., 4. und 

motive 

zerquetschten 

Finger 






5. Fingers 






7 

Pfahlungswunde an der 

Sturz aus der 

Desinfekt., Drai- 

J10 

II 

1. „ 

II 

rechten Nates 

Hohe auf 
einen Pfahl 

nage 

110 

II 

8. „ 



8 

SchuBwunde an der 

Explos. eines 

Desinfekt., Re- 

10 


1- ,, 

II 


rechten Hand mit to- 
taler Abtragung des 
Daumens. 

Gewehres 

gularisierung 





9 

SchuBwunde durch die 

RevolverschuB 

Desinfekt., Ka- 

10 


1- „ 



linke Tenargegend 


pillardrainage 



t 


10 

SchuBwunde an der 


Extraktion der 

10 


1 . „ 



rechten Cruralgegend 


Kugel. Desin- 
fektion 





11 

SchuBwunde am recht. 


Desinfektion. In- 

10 


1. „ 



Tarsus 


folgeWeigorung 
d. Verwundeten 
wird die Kugel 
nicht extrahiert 



I 



1908. 



Natur der Verletzung 

Ursache 
der Wunde 

Chirurgische 

Behandlung 

Injizierte 
Serum- 
menge 

Zeit der 
Injektion 

Ausgang 

1 

RiB-Quetschwunde am 
rechten Wangenbein 

Stockhieb 

Desinfektion 

10 ccm 

1. Tag 

Heilung 

2 

RiB-Quetschwunde am 
Gesicht 

Sturz vom 
Fahrrad 

Desinfektion 

10 „ 

1. „ 

II 

3 

RiB-Quetschwunde an 
der Stirn, Zerreiflung 
und Ablosung der 
Unterlippe 

Sturz vom 
Fahrrad 

Desinfekt., Lip- 
penplastik 

/io „ 
lio „ 

1. „ 

7- „ 

II 


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144 


Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 55. Heft 2. 



Natur der Verletzung 

Ursache 
der Wunde 

Chirurgische 

Behanalung 

Injizierte 

Serum- 

menge 

Zeit der 
Injektion 

Ausgang 

4 

RiB - Quetschwunde an 
der linken Hand mit 
partiellem Verlust des 
Zeige- u. Mittelfingers 

Kammrad 

Desinfekt., Re- 
gularisierung 

10 ccm 

1. Tag 

Heilung 

5 

RiiB - Quetschwunde an 
der rechten Achsel 

HornerstoB 
durch einen 
Ochsen 

Desinfekt., Frei- 
machen 

AO „ 

110 „ 

1. 

io. „ 

»» 

6 

Pfahlungswunde an der 
rechten Leiste 

Stiurz auf eine 
Gabel 

Freimachen,Des¬ 
infekt., partielle 
Naht 

10 „ 

1. 

» 

7 

Rifi-Quetschwunde am 
rechten FuB 

Ueberfahren 
durch einen 
Eisenbahn- 
karren 

Desinfekt., Re- 
gularisierung 

20 „ 

1. „ 

n 

8 

RiB-Quetschwunde am 
rechten Dnterschenkel 

Hufschlag 

Desinfektion 

20 „ 

1. „ 

>» 

9 

Offener Splitter- 
bruch am rechten 
Unterschenkel (s. 
Text). 

Sturz von 
ein. Wagen 

Freimachen, 
Regularisie- 
rung, Desin¬ 
fektion 

120 „ 

\io „ 

1. „ 

2. 

Tod am 
15. Tag 
an Te¬ 
tanus 

10 

SchuBwunde an der 
rechten Tenareminenz 

Gewehrexplo- 

sion 

Desinfekt., Re- 
gularisierung 

10 „ 

1. „ 

Heilung 

11 

SchuBwunde an dem 
rechten Oberschenkel 
mit Splitterbruch des 
Femur 

GewehrschuB 

(Jagdunfall) 

Aufschneidung, 
Sequestrektomie, 
Extraktion von 
Kugeln u. Pfro- 
pfen, Desinfek¬ 
tion, Drainage 

(20 „ 
120 „ 

1. „ 

2. „ 

9. „ 

Tod durch 
sekundare 
Blutung 
aus der 
A. femo- 
ralis 

12 

SchuBwunde am linken 
Unterschenkel 

RevolverschuB 

Desinfekt., Drai¬ 
nage 

10 „ 

1. „ 

Heilung 


1909 (Januar bis August). 



Natur der Verletzung 

Ursache 
der Wunde 

Chirurgische 

Behanalung 

Injizierte 

Serum- 

menge 

Zeit der 
Injektion 

Ausgang 

1 

RiB - Quetschwunde an 
der Nase 

Hufschlag 

Desinfektion 

10 ccm 

1. Tag 

Heilung 

2 

RiB - Quetschwunde an 
der Stira 

Sturz v. einem 
Wagen 

Desinfektion 

10 „ 

1. „ 

»> 

3 

Zerquetschungswunde 
an der linken Hand 

Zahnrad 

Desinfekt., Re- 
gularisierung 

ooo 

1. 

2. „ 
io. „ 

71 

4 

RiB - Quetschwunde an 
der rechten Schulter 

Sturz v. einem 
Baum 

Desinfektion 

io „ 

1. 

77 

5 

Multiple Rifi-Quetsch- 
wunden und Ustionen 
an der oberen Halfte 
des Rumpfes 

Explosion ein. 
Mine 

Desinfektion 

i— 

oo 

1- 

6. „ 

77 

6 

RiB-Quetsch wunde und 
Ustion am recht. Arm 

Explosion ein. 
Mine 

Desinfekt., Re- 
gularisierung 

oo 

1- „ 

8. „ 

77 

7 

RiB-Quetschwunde am 
rechten Oberschenkel 

Durch einen 
Erdrutsch ge- 
troffen 

Desinfektion 

10 „ 

1. „ 

1 


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Solieri, Tetanueprophylaxe mittels praventiver Injektion antitoxischen Serums. 145 



Natur der Verletzung 

Ursache 
der Wunde 

Chirurffieche 

Behandlung 

Injizierte 

Serum- 

menge 

Zeit der 
Injektion 

Ausgang 

8 

RiG-Quetschwunde am 

1 in ken FuB 

Durch einen 
Felsblock ge- 
troffen 

Desinfektion 

10 ccm 

1. Tag 

Heilung 

9 

Offener Splitterbruch 
am rechten FuB 

Sturz aus ein. 
Fenster auf 
die StraBe 

Freilegung, Des¬ 
infektion, Drai¬ 
nage 

oo 

1. ,, 

8. „ 


10 

Schuflwunde an der 
rechten Hand 

Explosion ein. 
Gewehres 

Regularisierung, 

Desinfektion 

ooo 

1. ,, 

2. „ 

10. „ 


11 

RiB-Quetschwunden an 
Handen und FiiBen 

Sturz von ein. 
Wagen auf 
die StraBe 

Desinfektion 

10 „ 

1. „ 

V 

12 

SchuBwunde an der 
linken Hand mit Weg- 
nahme d. Zeigefingers 

Bersten eines 
Gewehres 

Regularisierung, 

Desinfektion 

M k— * 

oo 

1. ,, 

6. „ 

V 


Am mittleren Drittel dee rechten Unterschenkels bestand eine vollstandige offene 
Fraktur; die Rander der Hautmuskelwunde waren gequetscht, zerrissen und mit Staub 
bedeckt. 


Es wurde sofort eine sorgfaltige mechanische Reinigung und Desinfektion mit 
sterilem Wasser und Seife, Alkohol von 50° und reichlichen Durchspiilungen mit l°/ 0 o 
Sublimatlosung gemacht. Dann wurde die Wunde freigemacht und reguJarisiert; einige 
Knochensplitter, die nicht hatten fortleben konnen, wurden entfemt. Desinfektion in 
der Tiefe der Gewebe, die Knochenstiimpfe wurden reponiert. Die Wunde wurde klaffen 
gelassen und ausgiebig drainiert. Noch auf dem Vemandtisch wurden 20 ccm Tetanus- 
heilserum vom Institut Pasteur injiziert. Die Frau zeigte sich in bestem Allgemein- 
befinden, von kraftiger Konstitution, vollkommen gesuna. 

Am 1. Tage war Pat. fieberfrei, am 2. Tage stieg die Temperatur gegen Abend 
auf 38,1°. Es wurden weitere 10 ccm Serum injiziert. Beim Verbandwechsel nach 
48 Stunden zeigte sich die Wunde, abgesehen von der Anwesenheit vieler nekrotischer 
Fetzen, die groBenteils entfemt wurden, gut. Die Kapillardrainage wurde wieder sorg- 
faltig appliziert. Der Verband wurde dann einen Tag uber den anderen erneuert. Am 
5. Tage war die Frau ganz fieberfrei. Die Wunde schalte sich oberfliichlich, granu- 
lierend, in der Tiefe aoer war sie stets reich an nekrotischen Fetzen, welche einen 
schlechten Geruch hatten. Es wurde Kaliumpermanganatlosung und Wasserstoffsuper- 
oxyd verwendet. Nach dem 5. Tage entzog sich die Frau aus besonderen Umstanden 
meiner Beobachtung, nicht jedoch, ohne dafi ich ihr anbefohlen hatte, am 8. Tage eine 
weitere Antitetanusinjektion zu machen. Wahrend die Pat. stets fieberfrei war und der 
Heilung entgegenzugehen schien, brach am 13. Tage der Tetanus mit Heftigkeit aus. 
Am 15. Tage Btarb die Frau, trotzdem kein Mittel: Chloral, Morphium, Karbolsaure 
auf subkutanem Wege (Methode Borrelli) nicht ausgeschlossen hohe Dosen von sub- 
kutan injiziertem antitoxischen Serum, unversucht geblieben war. 

Ich wollte die Wunde untersuchen, und land ihren 
Grund noch nicht rein von abgestorbenen Teilen. Zu 
meiner Belehrung durchforschte ich den ganzen klini- 
schen Verlauf, und stellte fest, daB die Prliventivinjek- 
tion am achten Tage nicht gemacht worden war! 

Die preventive Tetanusheilserumtherapie trat, abgesehen von Studien 
und Untersuchungen von geringerer Wichtigkeit, durch das Werk von 
No card 1 ) vor nun ca. 15 Jahren in die Veterinartherapie ein. Er 
konnte 3088 VierfiiBler injizieren, darunter 2707 Pferde, welche, wie 
bekannt, von alien Tieren vielleicht die empfanglichsten fur den Tetanus 
sind. Bei diesen VierfiiBlern war die preventive Seruminjektion bei 


1) Nocard, Sur la s6rothf*rapie du t^tanos; essais de traitement proventif. 
(Acad, de m&l. Paris. Stance 22 oct. 1895.) — Sdroth^rapie du t4tanos chez le cheval. 
(Sem. m&i. 1897. p. 272.) 

Erste Abt. Orig. Bd. 65. Heft 2* 10 


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146 


Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originale. Bd. 55. Heft 2. 


chirurgischen Operationen oder nach zufalligen Verwundungen gemacht 
worden. Bei dieser so groBen Zahl entwickelte sich der Tetanus nur 
in einem Fall, bei dem die Injektion 5 Tage nach der Verwundung 
gemacht worden war. Hervorzuheben ist der Umstand, daB die Pferde 
von Orten stammten, wo der Tetanus kiirzlich Opfer gefordert hatte, 
und daB die Korrespondenten Nocards 1 ), jene namlichen, welche die 
Praventivserumtherapie appliziert hatten, 314 Todesfaile an Tetanus bei 
nicht injizierten VierfiiBlern hatten. Auf Grund dieser Resultate schlug 
No card die Praventivserumtherapie beim Menschen vor, die alsbald 
von Vaillard 2 ) und Bazy 3 ) angewendet wurde, welche zu eifrigen 
Verfechtern derselben wurden. 

Als sich jedoch die Praxis der praventiven Tetanusheilserumtherapie 
in Frankreich nach dem 15. franzosischen ChirurgenkongreB 1902, auf 
dem Lucas-Charaponnibre, Valias, Reynier, Reboul, Gui- 
nard usw. 4 ) einstimmig fiir sie sprachen, verallgemeinerte, kamen Tat- 
sachen ans Licht, welche geeignet waren, die Uebereinstimmung der 
verschiedenen Autoren fiber die Wirksamkeit derselben zu brechen. 
Gegenfiber einigen, welche nach der Einfiihrung der praventiven Serum- 
therapie den Tetanus aus ihrer Praxis verschwinden sahen (Bazy, 
Berger, Sieur, Lucas-Champonni&re, Reboul) und anderen, 
welche den Tetanus gerade nur bei Individuen sich entwickeln sahen, 
bei denen die Praventivinjektion unterlassen worden war (Routier, 
Berger, Qudnu, Rummer, Legueu, Guinard), traten andere 
mit der Erklarung auf, den Exitus an Tetanus bei Verwundeten be- 
kommen zu haben, bei denen sie die Praventivinjektion gemacht hatten 
(Reyner, Delbet, Terrier, Mauclaire, Pochammer, Deutsch- 
lander, Wendel, Lop, Viscontini usw.). Letztere Falle, die, 
wenn auch an Zahl beschrankt, auch gegenfiber Tausenden von Beob- 
achtungen, bei denen nach Ausfiihrung der Prophylaxe kein Tetanus 
auftrat, bei denen aber auch nicht das Bestehen einer 
Tetanusinfektion der Wunden mit Sicherheit behauptet 
werden konnte, eine ungeheure Wichtigkeit besitzen, riefen lebhafte 
Diskussionen hervor, die ihren Widerhall in zahlreichen Sitzungen der 
Soci6t6 de Chirurgie 5 ) und der AcadSmie de M6decine 6 ) zu Paris und 
auf dem 31. KongreB der Deutschen Chirurgengesellschaft 7 ) fanden. 

Es ist auBer Zweifel, daB bis heute wenigstens in 43 Fallen (mit 
dem meinen) der Tetanus bei Verwundeten aufgetreten ist, bei denen 
die prophylaktische Antitetanusbehandlung gemacht worden war. Fest- 
gestellt ist auch, daB in Paris, wo die Tetanusprophylaxe allgemein 
gefibt wird, die Mortalitat an Tetanus nicht abgenommen hat. Wie 
Delbet 8 ) mitteilt, ist in Paris die Mortalitat an Tetanus, seitdem die 
Antitetanusserumtherapie in Gebrauch ist, 176 Falle von 1896—1900 
und 153 Falle von 1900—1905 gewesen, wahrend sie vor der Prophylaxe 

1) Nocard, Sur la s6roth6rapie preventive chez les animaux. (Sem. rued. 1897. 

p. 280.) 

2) Vaillard, Prophylaxie du tetanos par les injections preventives de serum 
antitetanique. (Acad, des Sciences. Paris. Seance 27 mai 1895.) 

3) Bazy, Serotherapie preventive dans le tetanos. (Soc. de Chir. Paris. Seance 
26. jan. 1896; Sem. med. 1896. p. 91.) 

4) Traitement du tetanos. (15 Congrfcs frang. de Chir. 20—25 oct. 1902.) 

5) Bull, de la Soc. de Chir. Seances des 8 avril 1903, 2 mars 1904, 14 fev. 1906, 
17, 24 avril, 1, 15, 22 mai 1907. 

6) Bull, de l’Acad. de Med. Seances des 26 mai, 2, 9, 23, 30 juin 1908. 

7) 31. KongreB d. Deutsch. Chir.-Ges. 4.—7. April 1906. 

8) Delbet, Traitement du tetanos. (Soc. de Chir. Seance 24 avril 1907.) 


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Solieri, Tetanusprophylaxe mittels praventiver Injektion antitoxischen Serums. 147 


128 von 1891—1895 und 135 von 1886—1890 gewesen war. Trotz der 
Prophylaxe ist also eine leichte Verschliramerung in der Sterblichkeit 
an Tetanus zu verzeichnen. 

Gegeniiber diesem Sachverhalt nun konnen die Folgerungen nur 
zwei sein:. 

1) Entweder ist das antitoxische Serum, das praventiv beim Pferde 
absolut wirksam ist, es nicht ebenso beim Menschen, 

2) oder die Prophylaxe wurde in vielen Fallen und namentlich in 
denjenigen, bei denen der Tetanus auftrat, nicht gemacht, wie es 
sich gehort. 

I. In bezug auf die erste Hypothese lSBt sich folgende Frage stelien: 
Ist es uns erlaubt, von dem Pferd einen SchluB auf den Menschen zu 
ziehen, indem wir fiir die Wirksamkeit der Prophylaxe die Tausende 
von Beobachtungen operierter oder verwundeter und nach der systema- 
tischen Anwendung des Serums vom Tetanus frei gebliebener Pferde 
eintreten lassen? Konnte beim Menschen nicht eine besondere Resi- 
stenz gegen die Wirkung des Serums bestehen, daher riihrend vielleicht, 
daB in seinen Organismus ein heterogenes Serum eingefiihrt wird? 
(Lagane) 1 ). 

Abgesehen davon, daB der gleiche Einwurf auf die Rinder, Hammel 
und alle anderen Tiere angewendet werden konnte, die, wie der Mensch, 
mit dem Pferdeserum injiziert werden und dennoch die glfinzendsten 
Resultate geben, haben die Untersuchungen von Dehne und Ham¬ 
burger 2 ) in dieser Hinsicht eine entscheidende Bedeutung. Dieselben 
wiesen nach, daB das immunisierte Menschenblut gegeniiber dem Tetanus- 
toxin dieselben biologischen Reaktionen gibt wie das Blut des iramuni- 
sierten Pferdes. Identische Erscheinungen bekommt man mit dem 
Diphtherieheilserum, welches im wesentlichen antitoxisch ist wier das 
Tetanusheilserum, wahrend beide Keime, der der Diphtherie und der 
des Tetanus, untereinander die Analogie besitzen, bei lokalisierter In- 
fektion intoxierend zu sein. Doch ist Ramson und Kilashima darin 
zuzustimmen, daB die beim Menschen durch heterogenes Serum erhaltene 
passive Immunit&t eine kiirzere Dauer besitzt als beim Pferde, bei dem 
die Immunitat durch ein Serum derselben Species verliehen wird. Ueber- 
dies steht in einigen Fallen die fehlende Wirksamkeit des Serums un- 
zweifelhaft in Zusammenhang mit einer Reihe von sehr merkwiirdigen 
Erscheinungen, die von Roux 3 ) nachgewiesen und in ihrer innersten 
Genese noch nicht vollst&ndig aufgekl&rt sind. In dem Organismus des 
mit antitoxischem Serum injizierten Tieres wurde die atoxische Ver- 
bindung (Serum -+- Toxin) zuweilen derart zerfallen, daB eine gewisse 
Menge noch aktiven Toxins in Freiheit gesetzt wird. Es scheint, daB 
die Hyperthermie und die Anwesenheit spezieller Mikrobenstoffe in den 
geimpften Individuen Bedeutung bei der Entstehung dieser schadlichen 
Erscheinung besitzen. Es ist so gezeigt, wie das Tetanusheilserum, das 
doch zweifellos beim Menschen wie beim Pferde ein antitoxisches Ver- 
mogen besitzt, ausnahmsweise den geimpften Organismus nicht absolut 
prBservieren kann, auch wenn die fur die Prophylaxe eingeschlagene 
Methode eine untadelhafte ist. 

II. Die zweite Hypothese fiihrt zu einem analytischen Studium der 

1) Lagane, Etat actuel de la sdrothdrapie antitetanique. (La presse m4d. 1908. 
No. 67.) 

2) Dehne u. Hamburger, bei Lagane 1. c. 

3) Roux, iSur les sdruma antitoxiques. (Ann. de l’lnstit. Pasteur. 1894. Oct.) 

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Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 55. Heft 2. 


wissenschaftlichen Tatsachen, auf die die Technik der Tetanusprophylaxe 
gegriindet werden muB. 

Schon bei den ersten experimentellen Beobachtungen iiber den 
Nicolayerschen Bacillus wurde erkannt, daB die Spore dieses hervor- 
ragend saprophytischen Keimes nicht in den Geweben des .gesunden 
Tieres zu vegetieren vermag, sondern stets das Eingreifen spezieller 
begiinstigender Bedingungen notwendig ist. Ueber die Natur dieser 
unterstiitzenden Ursachen der Tetanusinfektion sind verschiedene Mei- 
nungen aufgestellt worden. Vail lard 1 ) und Vincent und Rouget 2 ) 
verfochten als einzige notwendige Bedingung die Symbiose mit anderen 
Keimen. Dann wurde diese Theorie zura raindesten als zu exklusiv 
beurteilt, und es wurde erkannt, daB auch von der Anwesenheit irgend 
eines sonstigen Keimes ganz und gar unabhBngige Umstande die Ent- 
wickelung der Sporen in den Geweben begiinstigen konnten, und unter 
diesen die Natur der traumatischen Lasion, die Anwesenheit oder die 
Injektion verschiedener Substanzen und selbst der Gebrauch besonderer 
Desinfektionsmittel fSanchez-Toledo 3 ), Klipstein 4 ), Roncali 5 ), 
Beck 6 ), Remedi 7 )J. Bei genauer Betrachtung der gewohnlichsten 
klinischen F&lle von traumatischem Tetanus, wie auch des puerperalen, 
des Tetanus der Neugeborenen usw. ergibt sich als vorherrschendes 
Merkmal, daB in dem Herd, wo die Tetanusspore sich entwickelt und 
das Toxin produziert hat, nekrotische Zustande der Gewebe bestehen. 
Nun haben die wertvollen Untersuchungen Tarozzis 8 ) iiber die aerobe 
Kultur der anaeroben Keime die Pathogenese des Tetanus aufgeklart, 
insofern als Tarozzi nachgewiesen hat, daB die natiirlichsten und 
geeignetsten Bedingungen fur die Entwickelung der anaeroben Keime, 
welche ausgepr&gt saprophytisch sind und zu deren Familie auch der 
Nicolayersche Bacillus gehort, durch ein Kulturmedium hergestellt 
werden, welches eine gewisse Menge abgestorbenen Organgewebes ent- 
halt. So ist auf die besondere Veranlagung des Keimes, auf Kosten 
der abgestorbenen Substanzen zu leben, zu deren fauliger Zersetzung 
er beitrdgt, der Umstand zuriickzufuhren, daB der Tetanus sich mit 


1) Vaillard et Vincent, Contribution & l’4tude du tetanos. (Ann. de l’lnstit.- 
Pasteur. 1891.) 

2) Vaillard et Rouget, Contribution il l’6tude du tetanos. (Ann. de l’Instit. 
Pasteur. 1892.) 

3) Sanchez-Toledo, Soc. de Biol, de Paris. 20 juin 1891; Sem. nted. 1891. 

p. 261. 

4) Klipstein, Ueber die Wirkung gift.freier Tetanuskulturen. (Hyg. Rundschau. 
1893. Jan.) 

5) Roncali, Contribute) alio studio della infezione tetanica negli animali. (Rif. 
med. Vol. 3. 1893. p. 169.) 

6) Beck, Experiraentelle Untersuchungen iiber den Tetanus. (Zeitschr. f. Hyg. 
Bd. 19. 1895. Heft 3.) 

7) Remedi, Della influenza che gli antisettici spiegano sullo sviluppo degli 
schizomiceti nelle ferite. Cagliari (Tipografia Dessi) 1901. 

8) Tarozzi, Sulla possibility di coltivare facilmente all’aria in cultura pure i 
gerini anaerobici. (Atti d. R. Accad. dei Fisiocritici. Siena. Ser. 4. Vol. 15.) — Ulteriori 
osservazioni sulla cultura aerobica dei germi anaerobici. (Ebenda. 1905. No. 3.) — 
Osservazioni sulla natura dei fenomeni che determinano la esigenza anaerobica nelle 
culture dei germi anaerobici. (Ebenda. 1905. No. 4.) — Sulla latenza delle spore di 
tetano nell’ organismo animate e sulla possibility che esse risveglino un processo tetanico 
sotto 1' influenza di cause traumaticne e necrotizzanti. (Ebenda. 1906. No. 4.) — Un 
caso di cosiddetto tetano reumatico. (Ebenda. 1906. No. 6.) — Appunti di tecnica per 
la cultura e l’isolamento in piastra dei germi anaerobici. (Ebenda. 1906. No. 7.) — 
Ancora sulla cultura dei germi anaerobici e sulla opportunity di alcune semplificazioni 
di tecnica. (Boll. d. Soc. fra i cultori d. Scienze med. e nat. Cagliari. 1907. No. 5.) 


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Solieri, Tetanusprophylaxe mittels praventiver Injektion antitoxischen Serums. 149 


Vorliebe in Individuen kundgibt, welche zerrissene, gequetschte und mit 
abgestorbenen Geweben bedeckte Wunden haben. 

Aus dem oben Gesagten l&Bt sich nun in bezug auf die Tetanus¬ 
prophylaxe eine erste Folgerung ziehen: Bei jeder auf Tetanus- 
verunreinigung verdachtigen Wunde ist es notvvendig, 
konstant von Anfang an und sp&ter bei jedem Verband 
alle nekrotischen Teile sorgfaltig zu entfernen. 

Wir kommen nun zu der Betrachtung der Biologie des Keimes, 
soweit dieselbe auf die Produktion des Toxins und die Art und Weise, 
wie dieses auf den infizierten Organismus wirkt, Bezug hat. Der Tetanus- 
bacillus hat, wie bekannt, mit dem Diphtheriebacillus die Analogic der 
ganz und gar lokalen Entwickelung am Zugangssitz, von wo er das 
Toxin bereitet, das, in den Kreislauf iibergehend, das charakteristische 
Krankheitsbild der allgemeinen Intoxikation gibt. Das durch die beiden 
Keime bereitete Gift hat eine auBerordentliche Starke, und sowohl das 
Tetanus- wie das Diphtherietoxin geben, da sie spezielle Affinitaten zu 
dem Zentralnervensystem besitzen, zu Kundgebungen nervosen Charak- 
ters AnlaB, zu tonischen und spastischen beim Tetanus, zu paralytischen 
bei der Diphtherie. Doch besteht dabei der Unterschied, daB, wahrend 
bei der Diphtherieinfektion den nervosen Kundgebungen eine ganze 
Reihe von Erscheinungen anderer Natur, lokale und allgemeine, voraus- 
gehen und die nervosen Erscheinungen (welche im allgemeinen fur die 
Schwere der Krankheit und die vorgeschrittene Periode derselben 
sprechen) spat auftreten, bei der Tetanusinfektion die ersten Erschei¬ 
nungen eben die nervosen sind und im allgemeinen es ihr heftiges Auf¬ 
treten ist, welches die klinisclie Diagnose ermoglicht. Wahrend es daher 
bei der Diphtherieinfektion moglich ist, den Anfang mit der antitoxischen 
Serumtherapie zu machen, wenn die Anhaufung des Toxins noch keine 
so grofie ist, daB nervose Lokalisationen dadurch gegeben wiirden, ge- 
schieht die Antitetanusserumtherapie bei erklarter Krankheit, wenn durch 
das Toxin das Nervensystem bereits kompromittiert ist. Weiter scheint 
es auch eine reelle Tatsache zu sein, daB, einmal durch das Tetanus- 
toxin gesch&digt, das Zentralnervensystem den pathologischen Funktions- 
zustand, welcher die peripheren spastischen Erscheinungen hervorruft, 
beibehalt, auch wenn kein neues Toxin successiv und kontinuierlich sich 
darin festzusetzen kommt. Descos und Barthelemy 1 ) haben am 
Kaninchen experimentell die Entwickelung der Pr&ventiv- und Heil- 
wirkungen des Antitetanusserums in bezug auf den Zeitpunkt der In¬ 
jektion und die Art der Einverleibung (subkutan, intravenos, peritoneal, 
subarachnoidal, intracerebral) studiert. Sie sahen, daB es, praventiv 
24 Stunden vor dem Toxin injiziert, welches auch der Weg der 
Einverleibung sein moge, eine absolute Immunitat bei einer Dosis gleich 
Vioooo Korpergewicht des Kaninchens verleiht; bei Dosen Vioooooo und 
Viooooooo des Gewichtes gibt es eine unvollkommene Immunisierung 
(Ueberleben von Tetanuszufallen), sowohl bei Verwendung des subkutanen 
wie des intravenbsen Weges. Bei subarachnoidaler, intracerebraler und 
peritonealer Injektion sind die Resultate weniger gflnstig. 

Unmittelbar nach dem Toxin injiziert, hat das Serum bei 
der Dosis von Vioooo des Gewichtes, welches auch der Weg der Ein- 


1) Descos et Barthelemy, Influence de la voie d’introduction sur le d6veloppe- 
ment des effets proventifs et curatifs du s6rum antit^tanique. (Soc. de Biol, de Paris. 
26 juillet 1902.) 


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Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 55. Heft 2. 


verleibung sein mochte, das Auftreten des Tetanus verhindert Oder seine 
Evolution betrSchtlich abgeschwacht. 

Am Ende der Inkubationsperiode Oder am Anfang der 
Kontraktionen injiziert, hat das Serum in der oben erwahnten 
Dosis den Tod nur bei intravenoser Injektion verhindert. In groBeren 
und von 12 zu 12 Stunden wiederholten Dosen aber angewandt, hat es 
die Heilung der Tiere mit leichtem Tetanus auf alien Wegen, auBer 
dem peritonealen, gebracht. 

In voller Tetanusperiode injiziert, einerlei auf welchem 
Wege und in welcher Dosis, scheint es unfahig zu sein, den Tetanus zu 
heilen. 

Es ist also die Notwendigkeit bewiesen, daB die Serumtherapie beim 
Tetanus eine preventive sein muB, und angesichts der Energie des Virus 
und des Umstandes, daB, sowie einmal seine Affinitat zum Nervensystem 
entfaltet ist, das Krankheitssyndrom sich fast stets unheilbar etabliert, 
ergibt sich als Folge, daB das verabfolgte Antitoxin von Anfang an auch 
nicht der geringsten Toxinmenge gestatten darf, frei im Kreislauf zu 
sein. Daraus ergibt sich die Folgerung, daB die Praventivinjek¬ 
tion mit antitoxischem Serum moglichst fruhzeitig und 
in sehr hoher Dosis (20, 30, 40 ccm) zu geschehen hat. 

Ein anderes Element, dem Rechnung getragen werden muB, ist die 
Wirkungsweise des Antitoxins in Gegenwart des Tetanustoxins. Es ist 
bekannt, daB das Antitetanusserum ganz und gar nicht bakterizid, son- 
dern nur antitoxisch ist. Sicher ist es heute nicht mehr annebmbar, 
daB das Antitoxin sich mit dem Toxin, welches von dem Punkt aus, an 
dem der Nicolayersche Bacillus sich festgesetzt hat und vegetiert, 
allmahlich in den Kreislauf eintritt, mit einer chemischen Funktion ver- 
binde, wie si6 zwischen Saure und Alkali sein konnte, und einen indiffe- 
renten Korper bilde. Denn alsdann wurde es beim erkl&rten Tetanus 
geniigen, in den Organismus so viel Antitoxin zu injizieren, als notig 
ist, um dem im Kreislauf befindlichen Toxin gleichzukommen oder es 
zu iibertreffen und sich mit demselben zu verbinden, um die Heilung 
zu bekommen. Dies ist aber leider nicht der Fall. Die Versuche von 
Buchner haben diese Theorie als nicht annehmbar gezeigt. Nach 
Donitz wurde das Antitoxin in der Weise auf das Nervensystem wirken, 
daB es dieses in einen besonderen Zustand der Widerstandsfkhigkeit 
gegen das Toxin selbst setzt. Nach Metschnikoff wiirde sich die 
Wirkung des Antitoxins auf die phagocytaren Zellen entfalten, welche 
nicht nur die Mikroorganismen des Tetanus vernichten, sondern das 
Toxin selbst fixieren wiirden, es so verhindernd, an das Nervensystem 
zu gelangen. Wie dem auch sein mag, das Antitoxin macht, allgemein 
gesprochen und auf das Endresultat Bezug nehmend, das Virus un- 
schadlich und bringt den Organismus vor der Intoxikation in Sicherheit. 
Sicher ist jedoch, und auch die oben angefiihrten Versuche von Ramson 
und Kit a shim a beweisen es, daB die Wirkung des antitoxischen Serums 
von kurzer Dauer ist und beim Menschen nicht fiber 8 oder 10 Tage 
hinausgehen kann. Deshalb ist, so lange die Quelle bleibt, welche das 
intoxierende Virus in den Kreislauf ergieBt, in einem Zwischenraum von 
6—8 Tagen der Antitoxinvorrat zu erneuern. Dies ffilirt zu der Frage, 
wann die tetanigene Periode als erloschen betrachtet werden darf. Nach 
den Studien Tarozzis zu gehen, wird dies der Fall sein, wenn nach 
Eliminierung der nekrotischen Gewebe die Wunde sich granulierend und 
rein zeigt. Es konnte nun aber der Zweifel auftauchen, daB auch nach 


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Solieri, Tetanusprophylaxe mittels praventiver Injektion antitoxischen Serums. 151 


Eliminierung der nekrotischen Gewebe der Nicolajersche Bacillus noch 
in den Exsudaten der Gewebe ein geeignetes Substrat fiir sein vegetatives 
Leben finde. Doch auch hierauf antworten die Untersuchungen Taroz- 
zis 1 ). Bei der Untersuchung des Verhaltens der im Organismus latenten 
Tetanussporen hat er gesehen, daB bei Impfung von Tieren rait tetani- 
genen Sporen und Traumatisierung eines parenchymalen Organs in ver- 
schiedener Weise zuweilen der Tetanus ausbrach und sich im traumati- 
sierten Herd die vegetativen Formen des Nicolayerschen Bacillus 
fanden, andere Male dagegen nichts erhalten wurde. Bei der patho- 
logisch-anatomischen Untersuchung konnte er konstatieren, daB, wenn 
der Tetanus sich kundgab, in den l&dierten Organen echte Nekroseherde 
entstanden waren, wahrend, wenn kein Tetanus ausgebrochen war, der 
nekroskopische Befund zeigte, daB „in dem Sitz der Lasionen keine 
wahre und einfache Nekrose der Gewebe entstanden war, die sie gleich- 
sam zu einer abgestorbenen, von den umgebenden noch vitalen Teilen 
getrennten und unabh&ngigen Substanz gemacht hatte, sondern es 
herrschten vielmehr reaktive und exsudative Erschei- 
n u n g e n anstatt der nekrotischen vor. u 

Tarozzi selbst gibt der Vorstellung Ausdruck, daB die Exsudate 
und iiberhaupt die entziindlichen Reaktionsprodukte die Entwickelung 
des Tetanusbacillus verhindern. 

Als dritte Folgerung ergibt sich daher, daB zu einer wirksamen und 
sicheren praventiven Antitetanusserumtherapie die Injektionen mit 
antitoxischem Serum alle 6—8 Tage wiederholt werden 
mussen, bis die tetanigene Wunde ganz rein von nekro- 
tischem Gewebe und gut granulierend ist. 

Nach dem Studium der Koeffizienten, welche zu einer rationellen 
und wissenschaftlichen praventiven Tetanusserumtherapie erforderlich 
sind und ohne deren Beobachtung es bei der Natur der Tetanusinfektion 
und der spezifischen Wirkungsweise des Antitoxins nicht moglich ist, 
eventuelle bittere Enttauschungen zu verhiiten, gehen wir zur Kritik der 
Faile iiber, in denen der Tetanus sich trotz der Prophylaxe kundgab. 
Wir konnen dabei mit meiner eigenen Beobachtung beginnen. In dieser 
erfolgte die geeignete Behandlung der Wunde und wurde versucht, sie 
von dem nekrotischen Gewebe zu befreien. Die erste Injektion geschah 
friihzeitig und in hoher Dosis und wurde am nachsten Tage erneuert. 
Es unterblieb aber die dritte Injektion, als in der Wunde sich noch ab- 
gestorbenes Gewebe, das von dem Tetanusbacillus bevorzugte Lebens- 
substrat, befand. Dies war ein Fehler! Ich bin iiberzeugt, daB auf 
diese Unterlassung das Auftreten des Tetanus zuriickzuftihren ist, 
welcher aber immerhin durch die gleich nach der Ver- 
letzung gemachte Behandlung bis zum 13. Tag verzogert 
worden war. 

Bei der Beobachtung von Viscontini 2 ) war die prophylaktische 
Behandlung ohne Zweifel unzureichend gewesen, da bei einem Patienten 
mit einer durch ein Zahnraderwerk erzeugten zerissenen Wunde mit 
breiten nekrotischen Lappen, vom linken Cruralbogen bis an die Lenden- 
gegend reichend. tief bis auf dem M. transv., nur eine Pr&ventivinjektion 
mit 10 ccm antitoxischem Serum gemacht wurde, dessen Gebrauch, und 
es versteht sich zu spat, erst wieder aufgenommen wurde, als die Tetanus- 


1) Tarozzi, Sulla latenza delle spore del tetano etc. 1. c. 

2) Viscontini, 1. c. 


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Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 55. Heft 2. 


erscheinungen bereits florid waren. Fur die iibrigen Falle lasse ich 
Vai 11 ar d x ) das Wort. Er beobachtete, daB auf 329 Todesfalle an Tetanus, 
welche in Paris von 1896 bis 1905 zu verzeichnen waren, 318 Individuen 
gewesen sind, welche keine Prophylaxe machten. Von den von den 
Autoren zitierten 41 Fallen, bei denen sich der Tetanus trotz der pra- 
ventiven Serumtherapie kundgab, finden sich nur 31, deren Diagnose 
nicht zweifelhaft ware, in 10 Fallen ist der Tetanus vom 17.—27. Tag 
nach der Injektion aufgetreten, in weiteren 8 vom 11.—14. Tag und in 
den iibrigen 13 Fallen vom 2.—10. Tag. Nur diese 13 Falle verdienen 
in Betracht gezogen zu werden, da der Tetanus in dem Zeitabschnitt der 
Praservation, die vom Antitoxin zu verlangen moglich ist, aufgetreten 
ist. Doch mufi hinzugefiigt werden, daB die Injektion nur ein einziges 
Mai gemacht wurde und bei 6 nur 10 ccm betrug. AuBerdem wurde 
in verschiedenen Fallen an Stelle der Injektion des antitoxischen Serums 
von dem trockenen Antitoxin Gebrauch gemacht [Lop 1 2 3 )], das auf die 
Wunde gestreut wurde, und es ist zugegeben, daB die Wirksamkeit dieser 
Methode hinter dem Gebrauch des subkutan injizierten antitoxischen 
Serums zuriickbleibt [Tuffier 8 )]. Es muB demnach zugegeben werden, 
daB, da aus den von Roux 4 ) nachgewiesenen Umstanden von dem Serum 
nicht die Totalitat der Erfolge verlangt werden kann, die Zahl der MiB- 
erfolge eine recht kleine ist, wenn man sie mit den Tausenden von Pra- 
ventivinjektionen vergleicht, welche heutzutage gemacht werden. Und 
zweifellos ware ein Teil der MiBerfolge durch einen rationellen Gebrauch 
des Serums vermieden worden. 

SchlieBlich noch eine letzte Betrachtung. Wenn die praventive 
Tetanusserumtherapie auf die meisten auch nur entfernt verdachtigen 
Wunden verallgemeinert und mit den dargelegten Kriterien, die, wie wir 
gesehen, fur ein wirksaines Resultat notwendig sind, zur Anwendung 
kommen sollte, werden die Krankenhauser einer nicht gleichgultigen 
Ausgabe unterworfen werden, die scheinbar wenig dadurch gerechtfertigt 
ist, daB in Wirklichkeit die Morbiditat und Mortalitat an Tetanus beim 
Menschen eine recht geringe ist, obwohl der Keim in der Natur selir 
verbreitet ist. Dieser Einwurf scheint nicht unangebracht oder tiber- 
fliissig, da leider, wer die Chirurgie in den Provinzialspitaiern (wenigstens 
in Italien) ausubt, sich haufig auch wegen Sachen von geringerer Wichtig- 
keit mit den Verwaltungen in Konflikt befindet! Man kann aber mit 
Recht einwenden, daB eine umsichtige Unterscheidung und Klassifikation 
der Wunden in bezug auf die ZweckmaBigkeit der prophylaktischen 
Antitetanusbehandlung geeignet sein wird, die Zahl der Falle zu einer 
nicht sehr hohen zu machen, welche jahrlich der Serumtherapie unter¬ 
worfen werden. In meiner Abteilung des Krankenhauses zu Grosseto 
habe ich in fast 3 Jahren, in denen ich viele Hunderte von Verwundeten 
aller Art behandelt habe, nur 35mal, wie sich aus den obigen Tabellen 
ergibt, das Bedurfnis empfunden, die praventive Behandlung zur An¬ 
wendung zu bringen. Und wenn ich Gelegenheit gehabt habe, ihn in 
einem nicht zweckm&Big prophylaktierten Fall auftreten zu sehen, so 
habe ich ihn in keinem von denjenigen gesehen, in denen ich von einer 


1) Vai Hard, Sur lea injections preventives de serum antitoxique dans la pro¬ 
phylaxis du tetanos de l’homme. (Acad, de Med. de Paris. Seance 3 juin 1908.) 

2) Lop, Tetanos suraigu consecutif a l’emploi preventif de serum antitetanique. 
(Bull, et mem. de la Soc. de Chir. de Paris. 1906. p. 184.) 

3) Tuffier, Soc. de Chir. de Paris. Seance 14 fevr. 1906. — Sem. nted. 1906. p. 91. 

4) Roux, 1. c. 


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Solieri, Tetanusprophylaxe mittels praventiver Injektion antitoxischen Serums. 153 

Prophylaxe Abstand genommen hatte. Dabei laBt sich nicht sagen, daB 
in der hiesigen Gegend der Tetanus fehle, da ich hier bereits dem Tod 
von zwei Individuen (auBer dem Fall, der zu dieser Mitteilung AnlaB 
gegeben hat) an Tetanus beigewohnt habe, die mit florider Krankheit 
ins Krankenhaus gebracht worden waren und durch die kurative Serum- 
therapie nicht gerettet werden konnten. 

Bei der Untersuchung und Behandlung der sich bei mir einfinden- 
den Verwundeten pflege ich mich bei der Bestimmung, ob die Tetanuspro¬ 
phylaxe zur Anwendung zu kommen hat oder nicht, durch folgende 
Kriterien leiten zu lassen: 

1) Unverd&chtigeWunden, sowohl nach der Natur der Gewalt- 
einwirkung wie nach dem klinischen Aussehen: GewShnliche antiseptische 
Behandlung. 

2) Verd&chtige Wunden 

a) nach der Natur der Gewalteinwirkung (landwirtscbaftliche iln- 
strumente, Glasscherben, Steinwflrfe und ahnliches) und nicht durch das 
klinische Aussehen der Wunde (linear, mit scharfen Randern, wenig tief, 
rein): Sorgfaltige antiseptische Behandlung, mechanische Reinigung, 
Drainage usw., Serumtherapie falls die Wunde, ihr Aussehen andernd, 
Neigung zur Nekrose der Render, der Granulationen usw. zeigt; 

b) nach dem klinischen Aussehen der Wunde (Kontusion mit nekro- 
tischen Randern, Zerquetschung von Weich- und Knochenteilen) und 
nicht durch die Gewalteinwirkung (sicher nicht mit Staub, Diinger, 
Erde usw. beschmutzter Kbrper): Freimachung, Regularisierung, Ent- 
fernung der nekrotischen Teile, Desinfektion, Drainage; in einigen 
schwereren Fallen Anwendung der prftventiven Serumtherapie; 

c) durch die Gewalteinwirkung (SchuBwunden, Zahnr&derwerk, Minen- 
explosion, Erdrutsche, Hufschlage, durch jeden mit Staub oder Diinger 
beschmutzten Korper) und durch das klinische Aussehen der W T unde 
(zerrissen, kontundiert, mit nekrotischen Fetzen, beschmutzt mit Erde, 
Steinchen, Maschinenfett, Zermalmung von Weich- und Knochenteilen): 
Entfernung der nekrotischen Teile, der Sequester, Desinfektion, Drainage, 
eventuell Amputation, Exartikulation: Friihzeitiger ausgiebiger und wieder- 
holter Gebrauch der praventiven Serumtherapie. 

Immerhin bieten uns heute die Kulturmethoden der anabroben Keime 
von T&rozzi einen leichten und rasch zum Ziele ftihrenden Weg zur 
frflhzeitigen Konstatierung des Nicolayerschen Bacillus in einer ver- 
dachtigen Wunde. De Magistris 1 ), Assistent von Tarozzi, konnte 
aus der Wunde eines Tetanuskranken bereits nach 36 Stunden die deut- 
lich sporifizierten Tetanusbacillen mit der wohlbekannten charakteristischen 
Nagelform in einem ein Sttickchen frischer Meerschweinchenleber ent- 
haltenden Bouillonrbhrchen entwickelt erhalten. Dieses diagnostische 
Hilfsmittel kann nun von grofiem Nutzen sein, da bei verdachtiger Wunde, 
nachdem ohne weiteres die pr&ventive Serumtherapie eingeleitet ist, gleich 
darauf die bakteriologische Untersuchung angestellt und bei einem posi- 
tiven kulturellen Resultat die prophylaktische Behandlung mittels der 
wiederholten Injektion von Antitoxin und eines geeigneten operativen Ein- 
griffs zur Ausschaltung des Tetanusinfektionsherdes verstarkt werden kann. 

Es l&Bt sich demnach schlieBen, daB trotz der Fklle, in denen sich 
der Tetanus nach der prophylaktischen Behandlung mittels der Injektionen 

1) De Magistris, Sulla ricerca del bacillo del tetano nelle ferite infette. (Boll, 
d. Soc. fra i cultori d. Scienze med. e nat. Cagliari. 1904. No. 4.) 


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154 Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 55. Heft 2. 

von antitoxischem Serum entwickelt, und in denen recht h&ufig ein in 
der Prophylaxe selbst begangener Fehler anzuschuldigen ist, die Pro- 
phylaxe, ohne behaupten zu wollen, daB die Pr&ventivbehandlung stets 
und ausnahmslos vor der Krankheit pr&servieren konnte, in alien zer- 
rissenen Wunden mit nekrotischem Grund zu machen ist, die durch 
Gewalteinwirkungen erzeugt sind, von denen man den Verdacht hegt, 
daB sie den Teil mit Tetanussporen verunreinigt haben kbnnten. Die 
prophylaktische Injektion hat so fruh wie mdglich und mit hoher Serum- 
menge (20—30 ccm) zu geschehen und ist alle 6—8 Tage zu wieder- 
holen, bis die Wunde vollkommen frei von nekrotischen Teilen und 
granulierend ist. Die Prophylaxe kann durch die Untersuchung der 
Wunde auf den Tetanusbacillus nach der Methode Tarozzis geleitet 
und erleichtert werden und rauB durch eine umsichtige und energische 
chirurgische Behandlung unterstiitzt werden. 


Nachdmck verbottn. 

Du danger de l’emploi des moelles plus virulentes dans 

le traitement de la rage. 

Par le Dr. Carlos Franca, 

Chef de service a l’lnstitut Royal de Bacteriologie de Lisbonne. 

R£cemment nous avons re<;u du Prof. Claudio Fermi une brochure 
oil il a r£uni une s6rie de travaux sur la rage. Dans ce livre se trouvent 
deux notes qui nous ont int6ress6 particulifcrement. 

L’une d’elles 1 2 ) parce qu’elle contient la reponse du Prof. Fermi 4 
l’une des deux notes que nous avons public sur la virulence du liquide 
c6phalo-rachidien, l’autre parce que son sujet est d’une importance telle 
qu’il merite l’attention de touts ceux qui s’int^ressent au traitement de 
la rage. 

Ce dernier travail a pour titre «Pii6 il vaccino antirabico Pasteur 
uccidere di rabbia 3 )?* C. Fermi dans cette note rappelle qu’il a 
d6montr6 en des travaux pr£cedants que la methode de Pasteur 
n’immunise pas les animaux contre l’infection sous-cutan6e de virus fixe 
et que la virulence de ce virus peut augmenter dans un Institut de telle 
sorte 4 pouvoir tuer meme par voie hypodermique 4 ). Ces faits ont 
porte Fermi it supposer que le vaccin de Pasteur sp6cialement les 
derni&res et plus virulentes mobiles de la s6rie peuvent, en vertu d’une 
virulence tr&s 61ev6e, produire la mort chez des individus ayant une 
receptivity particuliere. 


1) Fermi, Claudio, Nuovi contribute alio studio della rabbia. Torino 1909. 

2) Loc. cit. p. 377. 

3) Loc. cit. p. 373. 

4) C’est le cas du virus fixe de Sassari que Fermi vu tuer 100 % des souris 
infect4s par voie hypodermique. Ces faits ont 6t£ confirmee par A. Marie qui avec 
le virus fixe de Sassari inject^ sous la peau a obtenu chez les souris une mortality de 
100 °/ 0 . tandis qu’avec le virus de l’lnstitut Pasteur de Paris a obtenu 20% de succfes. 


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Franga, Du danger de Pemploi des moelles plus virulentes etc. 


155 


Pour verifier cette hypothfese, Fermi a fait des experiences sur des 
murides, sur des lapins et sur des chiens. Ces animaux etaient soumis 
au traitement de Pasteur sans 6tre infects. 

Voici les r^sultats des experiences de Fermi. Le traitement de 
Pasteur peut tuer non seuleraent les murides mais aussi les lapins et 
les chiens quand le vaccin est prepare avec un virus virulent par voie 
sous-cutan6e et quand on atteint comme on le fait dans quelques Instituts 
jusqu’k la moelle du premier ou du deuxifcme jour. 

La vaccination de Pasteur est inefficace non seulement contre une 
future infection sous-cutan£e k virus fixe mais aussi contre celle des 
derniferes moelles virulentes (M. 1 et M. 2 de la s6rie). C’est-i-dire, dit 
Fermi, le vaccin de Pasteur peut tuer de rage non seulement les 
animaux «ma pu6 in vari casi represen tare un pericolo anche per 
l’uomo». 

D’anciennes experiences de Frisch demontrfcrent cette possibility 
mais elles n’etaient pas suffisamment demonstratives, celles de Fermi 
sont, au contraire, evidentes. 

Ces experiences 6taient dejU. suffisantes pour attirer l’attention des 
medecins sur le danger de l’emploi des moelles virulentes mais le cas 
de rage humaine & virus fixe produit par le traitement de Pasteur, 
et publie par nous l’annee derniere 1 ) doit, il me semble, faire condamner 
les m6thodes de Ferran, de Wissokowicz, d’Hogies et toutes 
celles qui ont recours, dans le traitement de la rage aux moelles plus 
virulentes. 

Nous tenons k rappeller ici de nouveau ce cas qui contient plusieurs 
enseignements: 

Un homme mordu par un chien qui n’6tait pas enrage (examen 
histologique et inoculations negatives) a commence le traitement le 
20 octobre. Onze jours aprfcs le commencement du traitement, c’est-k-dire 
le 31 octobre, il presente une parapl4gie totale et il meurt le 6 decernbre 
chez lui, loin de Lisbonne, oh il a voulu se retirer. Ayant eu connaissance 
par mon collogue Athias de ce cas, qu’il ne pouvait pas s’expliquer et 
dont la nature lui etait inconnue, je lui ai propose de faire une ponction 
lombaire. Le 4 novembre je ponctionne le malade et avec le liquide 
c4phalo-rachidien on injecte deux lapins par trepanation. 

L’un d’eux a les premiers symptomes de rage le 15 et meurt le 
17 novembre. Avec le bulbe de ce lapin on injecte deux autres par 
trepanation le 17 et sept jours aprfcs ils presentent les symptomes de 
rage et meurent neuf jours aprfcs. 

On voit par cette observation que cet homme a eu une myeiite 
rabique produite par le traitement non seulement parce que le chien 
mordeur n’etait pas enrage mais 2 l cause de la p4riode d’incubation de 
la rage qui a 4t4 celle de la rage & virus fixe. Ce cas demontre le 
bien fonde des considerations de Fermi et rend necessaire toutes les 
precautions dans l’emploi des moelles virulentes. Des cas comme celui-ci 
sont sans doute trfcs rares et on y doit faire jouer un role important 
non seulement k la virulence exager4e du virus fixe employe mais aussi 
k une idiosyncrasie, et si on ne peut pas avoir aucune action sur la 
seconde on doit chercher k eiiminer la premiere. Les etudes de 
A. Marie et de C. Fermi sur la virulence du virus fixe par voie 


1) Franga, Carlos, Sur la virulence du liquide c^phalo-rachidien dans la rage 
humaine. (Arch, do Real Inst. Bact. Camara Pestana. T. 2. 1909. p. 377.) 


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156 


Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 55. Heft 2. 


hypodermique doivent §tre executes k chaque Institut, pour supprimer 
de ces virus ceux qui ont une haute virulence. 

On doit avoir present les observations de Fermi qui a vu que la 
virulence du virus fixe par voie hypodermique peut augmenter quelques 
temps apr&s avoir 6t6 transport^ dans certaines locality. Ce cas de 
rage & virus fixe dSmontre en outre que, au contraire de ce qui affirme 
Fermi, nous pouvons continuer k conclure que «dans la virulence du 
liquide c6phalo-rachidien dans la rage humaine nous pouvons avoir, dans 
certains cas, un moyen commode de verifier un diagnostic qu’on ne 
pourrait pas 6tablir par une autre m6thode» x ). En effei ce cas de rage 
ne pourrait etre connu que par l’6tude de la virulence du liquide 
c^phalo-rachidien. 

Col lares, Mars 1910. 


Nachdruck verboten. 

Ueber die angebliche Aenderung der Agglutinabilitat der 
Choleravibrionen durch Anfentbalt im Wasser. 

[Aus dem Hygienischen Institut der Universit&t Breslau (Direktor: 

Geh.-Rat Prof. Dr. R. Peiffer).] 

Von Oberarzt Dr. KShllsch, 

kommandiert zum Institut. 

Vor etwa einem Jahre erschien in dieser Zeitschrift ein Aufsatz von 
Zlatogoroff (1): „Zur Frage der Diagnostik der Choleravibrionen*. 
Es ist wohl der Miihe wert, die Arbeit einer eingehenden Nachprfifung 
zu unterziehen, denn die Resultate derselben, die an Untersuchungen im 
Zabolotnyschen Laboratoriura in Petersburg gewonnen sind, konnten 
Zweifel erregen an der Zuverlassigkeit der bisher geiibten Methodik der 
bakteriologischen Choleradiagnose. 

Zlatogoroff behauptet, dafi die Choleravibrionen bei Aufenthalt 
im Wasser ihre Agglutinabilitat verlieren; wenn das sich bewahrheitete, 
so kSnnten wir fortab natfirlich nur den positiven Ausfall der Aggluti¬ 
nation sreaktion als beweisend ansehen — wenigstens bei Wasser- 
priifungen — der negative wfirde nie gegen die Choleranatur des unter- 
suchten Vibrio sprechen. 

Auf Anregung von Herrn Geheimrat Pfeiffer habe ich die Arbeit 
Zlatogoroffs an der Hand eigner Untersuchungen nachgeprfift, um 
ins klare zu kommen, inwiefern diese Behauptungen Zlatogoroffs 
tatsachlich begriindet sind. 


Zlatogoroff hatte im Jahre 1907 gelegentlich der russischen 
Choleraepidemie im Gouvernement Saratow aus der Wolga und aus 
Brunnen und Teichen Vibrionen geziichtet, die er zunachst nicht als 
Choleravibrionen ansprach, da sie von einem agglutinierenden Cholera- 
serum vom Tiere 1:20000 nicht agglutiniert wurden, w&hrend ein vom 
Menschen stammender Choleravibrio von diesem Serum bis zur Ver- 
dfinnung 1:5000 agglutiniert wurde. 

1) Fran 9 a, Carlos, Note sur la virulence du liquide c^phalo-rachidien chez les 
animaux enrages. (Arch, do Real Inst. Bact. Camara Pestana. T. 2. 1909. p. 51.) 


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Kohlisch, Angebliche Aenderung der Agglutinabilitat der Choleravibrionen etc. 157 


Einzelne dieser St&mme — im ganzen waren es 18 — sollen nun 
nach etwa drei Uebertragungen auf frischen Nahrboden eine geringe 
Agglutinabilitat gezeigt haben, und bei konsequenter Verfolgung dieses 
Phanomens sollen sie, wie noch einige andere, lediglich durch r energische 
Ueberimpfungen“ (alle 48 Stunden, im ganzen ca. 50) eine hohe Aggluti¬ 
nabilitat bis 1:10000 ja 1:20000 erlangt haben. 

Bei anderen Stammen geniigte die fortgesetzte Ueberimpfung allein 
nicht zur Erlangung der Agglutinabilitat, sie mufite vielmehr, wie sich 
zufallig einmal bei einer Virulenzprilfung herausstellte, mit Tierpassage 
(Injektion ins Meerschweinchenperitoneum) abwechseln. 

Bei einigen von diesen Stammen war iiberdies zur Steigerung der 
Agglutinabilitat — und nebenbei der Virulenz — noch die gleichzeitige 
intraperitoneale Einverleibung von abgetbteten Typhus-, Coli- oder 
Streptokokkenkulturen notig. (Steigerung von Virulenz und Aggluti¬ 
nabilitat gingen jedoch nicht immer parallel, s. Stamrae 12 und 23.) 

Mit diesen verschiedenen Methoden gelang es ihm schlieBlich, von 
den 18 Stammen, die ursprunglich keine Agglutination gaben, 10 zu 
dieser Reaktion zu bringen. 

Den Beweis, daB diese Stamme, denen experimentell Agglutinier- 
barkeit verliehen werden konnte, tatsachlich Choleravibrionen waren, 
sucht Zlatogoroff durch andere fiir Choleravibrionen mehr oder 
weniger spezifische Reaktionen zu erbringen. 

Mangels genugender Virulenz der Stamme konnte er den Pfeiffer- 
schen Versuch nur einmal — und zwar mit positivem Resultat — an- 
stellen. 

Im tibrigen suchte er durch die Methode der Komplementbindung 
nach Bordet-Gengou bezw. nach Wassermann die Choleranatur 
der fraglichen Stamme zu erweisen. Bei 8 von den genannten 10 trat 
auch eine „ausgesprochene tt Retention der Hamolyse ein, bei einem kam 
es zu schwacher Hamolyse, bei 10 war sie flberhaupt komplett. 

Mindestens diese 8 von seinen aus verschiedenen Gewassern ge- 
zucliteten Vibrionenstammen halt Zlatogoroff also fiir echte Cholera, 
und nimmt hiernach an, daB bei Aufenthalt im Wasser der Cholera- 
vibrio seine Agglutinierbarkeit einbiifien kann. Er macht schlieBlich 
die Probe aufs Exempel, indem er unzweifelhafte Choleravibrionen 
durch Einbringen in Wasser — aber auch durch andere Methoden — 
ihrer Agglutinierbarkeit zu berauben sucht. 

Dies gelingt ihm angeblich zunfichst durch Zflchtung in Bouillon, 
die mit Choleraimmunserum in verschiedenen Dosen versetzt ist nach 
dem Vorgange von Ransom und Kitashima. 

Fiir unsere Frage bedeutungsvoller sind wohl zwei Versuche mit 
Fassagen durch unfiltriertes Newawasser. Im einen tritt schon nach der 
3., im andern nach der 5. Passage (jede von 5—7 Tagen Dauer) eine 
Herabsetzung der Agglutination von 1:10000 bis auf 1:200 bezw. 400 
auf, die sich durch mehrere Generationen halt. Erst nach 2 Monaten 
— bei 8-tSgiger Uebertragung — ist die Agglutination wieder ann&hernd 
auf der alten Hohe. 

Zu erkl&ren sucht er das Ph&nomen durch Versuche, bei denen er 
Choleravibrionen in destilliertes Wasser bringt, nach 7 Tagen zentrifugiert 
und den Bodensatz agglutiniert. Dieser soli eine ganz erheblich (von 
1:5000 bis 1:200) herabgesetzte Agglutinierbarkeit gezeigt haben, wohin- 
gegen in der Waschfltissigkeit bei Zusatz von Choleraimmunserum Pra- 
zipitate aufgetreten sein sollen. Durch wie viel Generationen sich hier 


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158 Centralbl. f. Bakt. etc. L Abt. Originale. Bd. 55. Heft 2. 

die verSnderte Agglutinabilitat vererbte, und ob iiberhaupt — eventuell 
nach Wochen und Monaten — die urspriingliche sich wierderherstellte, 
wie in den eben genannten Versuchen mit Newawasser, sagt Zlato- 
goroff nicht. 

Er erkiart nach diesen Versuchsresultaten den angeblichen Verlust 
der Agglutinabilitat durch Auslaugung des Agglutinogens in Anlehnung 
an Hirschbruch und Wassermann. 

Die Arbeit laBt deutlich zwei Teile unterscheiden. Im ersten wird 
der zufallige Befund, daB aus Wasser gezuchtete inagglutinable Vibrionen 
nach einiger Zeit mit Choleraserum agglutiniert werden konnen, syste- 
matisch weiter verfolgt; im zweiten sucht Zlatogoroff nachzuweisen, 
daB in das Wasser eingesate echte Cholera tatsachlich darin ihre 
Agglutinabilitat einbiiBen kann. 

Die Versuche dieses zweiten Teils hat Barrenscheen (2), der 
Zlatogoroffs Untersuchungen in Emmerichs Laboratorium nach- 
priifte, wiederholt mit destilliertem Wasser und mit Isarwasser. 

Unter dem EinfiuB des destillierten Wassers sank die Agglutinabilitat 
von 1:40000 auf 1:200 bis 1:400 (in der Zentrifugierflussigkeit traten 
Prazipitate auf), unter dem des Isarwassers auf 1:5000. Leider hat er 
eine eventuelle weitere Abnahme der Agglutinierbarkeit durch mehrfach 
aufeinanderfolgende Uebertragungen desselben Stammes auf Isarwasser 
nicht mehr untersucht. 

Auf die Bemerkung Zlatogoroffs, daB die wiedergewonnenen 
Vibrionen nach zahlreichen Ueberimpfungen ihre urspriingliche Aggluti¬ 
nabilitat wiedererlangt haben sollen, geht er nur einmal eiu, indent er 
angibt, daB dies nach 3 Wochen nicht erreicht sei. Baarenscheen 
macht aber — eigentlich nur nebenbei — einige Angaben, auf die ich 
einen gewissen Wert lege: Der erste Versuch mit destilliertem Wasser 
gab nach der 1. Passage eine Agglutination von 1:2000 nach 1 Stunde, 
von 1:5000 nach 2 Stunden, nach der 2. Passage eine Agglutination von 
1:200 nach 1 Stunde, 1:400 nach 2 Stunden. 

Im zweiten Versuch notiert er nach der 1. Passage: 1:300 nach 
1 Stunde, 1:1000 nach 2 Stunden; nach der 2. Passage wird nur 1:500 
nach 2 Stunden vermerkt. 

Stellen wir hiernach fest, mit welchen Methoden die beiden Autoren 
die Choleranatur der fraglichen Vibrionen erwiesen haben. Als solche 
Methoden zum Nachweis von Cholera kennen wir: 

1) Die serodiagnostischen Untersuchungsmethoden, 

a) die Agglutination, 

b) den Peifferschen Versuch, 

c) neuerdings die Komplementbindungsmethode. 

2) Die Methode der aktiven Immunisierung, die Umkehrung von 1), 
indem mit dem fraglichen Stamm ein Kaninchen immunisiert wird, und 
mit dessen Serum dann Agglutination und Pfeifferscher Versuch bei 
sicherer Cholera geprtift werden. In zweifelhaften Fallen werden wir 
aber auch kulturelle und morphologische Merkmale noch heranziehen 
mfissen. 

3) Die Indolreaktion. 

4) Die GeiBelf&rbung. 

Die Agglutination bildet den Ausgangspunkt der ganzen Unter- 
suchung bei Zlatogoroff, sie ist daher in beiden Teilen seiner sowie 


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Kohlisch, Angebliche Aenderung der Agglutinabilitat der Choleravibrionen etc. J59 


in der Barrenscheenschen Arbeit in alien in Betracht koramenden 
Fallen angewandt. 

Den Pfeifferschen Versuch hat nur Zlatogoroff im ersten 
Teil seiner Arbeit einmal angestellt, um wenigstens fiir einen der aus 
den Gewassern gezfichteten St&mme, welche Agglutinierbarkeit erlangt 
hatten, hierdurch die Choleranatur sicherzustellen. Die Angaben fiber 
den Versuch sind recht kurz. — Mit den anderen Stammen konnte der 
Pfeiffer sche Versuch nicht angestellt werden, da sie nicht die genfigende 
Virulenz besaBen. 

Im zweiten Teil seiner Arbeit fehlt der Pfeiffer sche Versuch — 
vielleicht auch wegen mangelnder Virulenz — ganz und auch Barren- 
scheen konnte ihn offenbar nicht heranziehen, um die Choleranatur 
der bei den Passageversuchen aus den Wasserkolben wiedergewonnenen 
Vibrionen zu erweisen. 

Sehr grofien Wert legt dagegen Zlatogoroff, wie wir sahen, auf 
die Komplementbindungsmethode, deren Ausftihrung unabhangig ist von 
den Schwankungen der Virulenz. Im ersten Teil seiner Arbeit hat er 
mit ihr alle 10 fraglichen Stfimme geprfift. 

Ich mochte es aber dahingestellt sein lassen, ob diese „moderne“ 
Reaktion besonders geeignet ist, die Choleranatur der fraglichen Vibrionen 
zu beweisen. Die Geschichte dieser Reaktion scheint dagegen zu sprechen, 

Von der theoretischen Seite, ob die Reaktion als eine Wirkung von 
Prazipitinen(Agglutininen), Ambozeptoren oder eines besonderen B or det- 
schen Antikorpers zu betrachten ist, sehe ich ganz ab und halte mich nur 
an die praktischen Resultate. 

Nur kurz erw&hnen mochte ich, daB die Komplementbindungsmethode 
auf den Gebieten des Typhus, der Ruhr, der Kokkenarten bisher zu ganz 
eindeutigen und unbestrittenen Resultaten nicht geffihrt hat. 

Ganz besonders aber herrschen Widersprfiche auf dem uns hier 
interessierenden Gebiete, nfimlich dem der Cholera. 

Die erste hier in Betracht kommende Arbeit ist wohl die von 
Markl (3), der mit Hilfe der Komplementbindungsmethode die El Tor- 
Stamme Gotschlichs gegen echte Cholera abgrenzte. Bei den 
El Tor-Stammen trat mit Cholera-Immunserum Hamolyse ein, bei 
echter Cholera mit Cholera-Immunserum typische Hemmung, mit El Tor- 
Immunserum nur teilweise LQsung, d. h. also teilweise Hemmung, woraus 
Markl schlieBt, daB auBer fremdartigen Antikorpern in diesen Sera auch 
solche sind, die zu den Rezeptoren der Choleravibrionen passen. Er 
verwendet lebende Vibrionen. 

Ich mochte hierzu ausdrflcklich darauf aufmerksam machen, daB 
diese teilweise Hemmung in einigen Fallen recht groB gewesen zu sein 
scheint. So steht bei Cholera Alexandrien mit Immunserum El Tor IV 
„minimale Aufl5sung“, d. h. also im anderen Sinne: „fast vollstfindige 
Hemmung“. — Desgleichen bei Vibrio Calcutta mit Immunserum 
El Tor IV. — Bei Vibrio danubicus mit Immunserum Cholera 
Alexandrien steht „partielle Aufl6sung“, d. h. also „partielle Hemmung“. 
Dies deutet doch wohl darauf hin, daB eine sehr genaue Berflcksichtigung 
der quantitativen Verhfiltnisse zur Beurteilung des Befundes notig ist, 
indem die Spezifit&tsbreite groB zu sein scheint, was Markl wohl 
nicht scharf genug betont haben dfirfte. 

Ruffer (5) pflichtet ihm auf Grund seiner Untersuchungen bei, 
glaubt also auch, daB Cholera- und El Tor-Vibrionen durch die Kom- 
plementablenkungsmethode unterschieden werden konnen. 


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160 


Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 55. Heft 2. 


Dera widersprechen die Arbeiten von Neufeld und Ha end el (6) 
sowie Schiitze (7). 

Erstere inachen auf eine Fehlerquelle aufmerksara, n&mlich auf die 
Produktion von hamolytischen Substanzen durch die lebenden El Tor- 
Vibrionen bezw. gewisse echte Cholerast&mme und verwenden daher nur 
abgetotete Kulturen. Sie machen ferner aufmerksam auf die von Muir 
und Martin bereits angegebene nachtr&gliche Lockerung des Komple- 
ments, die zu einer weiteren Fehlerquelle werden kann. Sie weisen 
schlieBlich noch hin auf die auch von Michaelis und M ore sell i 
betonte paradoxe Tatsache, daB unter UmstSnden bei Steigerung des 
Zusatzes von spezifischem Serum wieder H&molyse eintritt. Sie kommen 
unter Beriicksichtigung aller Kautelen zu der Auffassung, daB „die 
El Tor-Vibrionen auch beim Ablenkungsversuch auf spezifische Cholera- 
sera ebenso wie echte Cholerabakterien reagieren u . 

Hatten diese Autoren — teils lebende, teils tote — Vollbakterien 
verwandt, so arbeitet Schiitze (7) nach Wassermanns Methode mit 
Bakterienextrakten. El Tor V, Cholera Charbin und Cholera Saratow 
konnten nicht unterschieden werden. Auch trat eine, wenn auch nicht 
komplette Hemmung der H&molyse ein bei Verwendung von Metschni- 
koff-Extrakt und Immunserum Charbin und ebenso schlieBlich um- 
gekehrt Charbin- (auch Saratow-)Extrakt und Metschnikoff-Serum. 

Hiernach scheint es also, als ob auch dem Choleravibrio ferner 
stehende Vibrionen durch Komplementbindung nicht immer mit Sicher- 
heit von ihm unterschieden werden konnen. 

Zu ahnlichen Resultaten kamen Neufeld und Haendel (8) auch 
in einer Arbeit des Jalires 1908. Ein mit einem Wasservibrio 6 er- 
langtes Immunserum reagierte mit echter Cholera. 

So stand die Sache, als Zlatogoroffs Arbeit erschien. Die Un- 
sicherheit dieser Angaben hatte ihn doch zu einer kritischeren Ver¬ 
wendung dieser Methode und zu grdfierer Vorsicht in den Schliissen 
veranlassen sollen, selbst wenn Ballner und Reibmayr, auf die er 
sicli beruft, zuverl&ssigere Resultate, wie bei Typhus so auch bei Cholera 
raitteilen. 

Nur der Vollst&ndigkeit halber mochte ich noch erw&hnen, daB auch 
die seitdem erschienenen Arbeiten aus dem Gebiet der Cholera die 
Situation durchaus noch nicht gekl&rt haben. 

De Besche und Ron (9) konnten allerdings Wasservibrionen von 
echter Cholera unterscheiden, nicht dagegen El Tor-Vibrionen. 

Toyosomi (10) best&tigt die Angaben Neufeld und Ha end els, 
daB bei der ublichen Versuchsanordnung, wie sie auch Zlatogoroff 
angewendet hat, Wasservibrio 6 und Cholera nicht zu trennen sind, und 
erhalt mit dieser sogar positive Resultate bei Verwendung von Cholera¬ 
bakterien mit Typhus-Immunserum oder normalem Kaninchenserum. 

DaB er durch eine Modifikation der Versuchsanordnung diese Resul¬ 
tate, die er speziell auf eine Mitwirkung der Pr&zipitine zuruckfflhren zu 
miissen glaubt, beseitigen zu konnen hofft, tut fflr uns nichts zur Sache. 

Weitere Arbeiten bezflglich Cholera sind mir ira letzten Jahre nicht 
bekannt geworden, wenn ich nicht die von Nedrigailoff (11) noch 
erwahnen will, der mit Hilfe der Komplementbindungsmethode Cholera- 
faeces von anderen glaubt unterscheiden zu konnen. Nach dem Gesagten 
wird man gerade diese Angabe wohl mit einer gewissen Zuriickhaltung 
aufnehmen, urn so mehr, als auch auf anderen Gebieten (z. B. Tuberkulose. 
Typhus) sich die Methode bis in die neueste Zeit noch nicht einwandfrei 


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Kohlisch, Angebliche Aenderung der Agglutinabilitat der Choleravibrionen etc. 161 


bewahrt hat, mit einziger Ausnahme der Syphilis, bei der die Verhaltnisse 
ja aber prinzipiell anders zu liegen scheinen. 

Und wie steht es nun mit den Resultaten, die Zlatogoroff selbst 
mit dieser Reaktion erhalten hat? Sind sie als eindeutig zu bezeichnen ? 
Ich meine nein. 

Bei einer echten Cholera (Tabelle III p. 691) erhielt er nur „auf- 
fallende Retention 14 , d. h. also teilweise HSmolyse. Bei den fraglichen 
Vibrionen, die die Agglutinabilitat wiedererlangt haben sollen, schwanken 
die Ausdrticke „schwache“, „deutliche“, „vollstandige Retention 11 . Bei 
zwei Stammen (No. 21 und 28) trat so Starke Hamolyse ein, daB er sich 
nicht flir berechtigt halt, trotz der angeblich wiedererlangten Agglutinier- 
barkeit sie fiir echte Cholera zu halten. 

Somit sind auch seine Versuche nicht geeignet, das Vertrauen in die 
Zuverlassigkeit der Komplementbindungsmethode zu befestigen, und es 
ware also auch durch sie der Beweis nicht erbracht, daB die fraglichen 
Vibrionen tatsachlich Choleraerreger waren. 

Da also der Pfeiffersche Versuch sich im allgemeinen nicht an- 
stellen lieB und die Komplementbindungsmethode noch nicht reif genug 
fiir solche Untersuchungen ist, ware es wtinschenswert gewesen, die frag¬ 
lichen Stamme nach der Methode der aktiven Immunisierung zu priifen. 
Dies haben aber Zlatogoroff wie Barrenscheen unterlassen. 

Urn die Diagnose mit alien zu Gebote stehenden Mitteln zu sichern, 
hatte schlieBlich noch Indolreaktion und GeiBelfarbung zur Entscheidung 
herangezogen werden miissen. Doch hat offenbar Zlatogoroff wenig 
Wert auf sie gelegt. Im 1. Teil der Arbeit scheint die Indolreaktion 
nicht regelmaBig, die GeiBelfarbung nur bei den Stammen 9 und 12 
(p. 693 Tab. IV) zur Diagnose herangezogen zu sein. Im 2. Teil fehlen 
sie ganz. Gerade hier scheinen sie mir aber besonders wichtig zu sein; 
denn so bleibt immer der Einwand mSglich, daB die aus den Wasser- 
kolben wieder herausgeziichteten Vibrionen gar nicht mit der eingesaten 
Cholera identisch sind. Der positive Ausfall der Indolreaktion und der 
Nachweis nur einer GeiBel bei den herausgeziichteten Stammen wiirde 
diesen Einwand zwar nicht ganz beheben, aber doch stark entkraften. 


Wie richtig diese Ansicht ist, beweisen meine eigenen Versuche, mit 
deren Darstellung ich nun beginne. Auch ich habe natiirlich mangels 
einer Choleraepidemie im wesentlichen nur den 2. Teil der Zlatogoroff- 
schen Arbeit nachprlifen konnen, ahnlich Barrenscheen. 

Dank dem Umstande jedoch, daB das Institut einige Vibrionen stamme 
besitzt, die zur Cholerazeit 1907 und 1908 sowohl aus Faeces wie aus 
Wasser geztichtet sind, von denen aus beiden Gruppen einige agglutiniert 
wurden, andere nicht, war ich jedoch auch in der Lage, diese daraufhin 
zu priifen, ob durch die zahlreichen Ueberimpfungen eine Aenderung der 
Agglutinabilitat eingetreten sei. 

Es sind die folgenden 21 Stamme, die ich im ganzen zu meinen 
Untersuchungen benutzt habe. 


I. Vibrionen von Chole rafallen. 


1) No. 1. Oholeravibrio aus Stuhl am 10. Tage der Krankheit. Hamolytisch fiir 
Hatnmel, Pferd, Men8ch. 

2) No. 03. Cholera Gouverneraent Petersburg. 

3) No. 3. Vibrio von einem am 21. Tage toalichen Fall. 

4) No. 7. Choleravibrio aus Stuhl am 25. Krankheitstage. 

5) No. 14. Cholerakultur aus Gouvernement Petersburg. 

6) No. 15. Vibrio von todlichem Cholerafall; hamolysiert Pferde- und Menschenblut 

Erste Abt. Orig. Bd. 66. Heft 2. 11 


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162 


Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 55. Heft 2. 


7) No. 18 b. Cholerafall aus Petersburg. 

8) No. 27. C'holerakultur aus Gouvernement Petersburg. 

9) Cholera „Pfeiffer“. 

II. Vibrionen von Bacillentragern. 

10) No. 21. Vibrio von Bacillentrager, agglutinabel. 

11) No. 22. Vibrio von Bacillentrager, agglutinabel. 

12) No. 49. Vibrio von Bacillentrager, agglutinabel. 

13) No. 52. Vibrio vou Bacillentrager, nicht agglutinabel. 

III. Wasservibrionen. 

14) No. 01. Vibrio aus Wasser, Institut fur experimentelle Medizin. 

15) No. 2. Vibrio aus Wasser, agglutinabel. 

16) No. 4. Vibrio aus Wasser, nicht agglutinabel. 

17) No. 9. Vibrio aus Newaeis, agglutinabel. 

18) No. 13. Vibrio aus der Nahe einer Wascherei in stagnierendem Newakanal, 
nicht agglutinabel. 

19) No. 18. Vibrio aus Kanalwasser, agglutinabel (1:5000). 

20) No. 24. Vibrio aus filtriertem Wasser der Hauptwasserleitung (in Petersburg), 
Filter No. VIII. Eine Geifiel. 

21) No. 50. Vibrio aus Wasserleitung, agglutinabel. 

Ich habe die Bezeichnungen, mit denen uns die Stamme aus Peters¬ 
burg zugingen, wortlich hierher gesetzt. 

Die zur Agglutinationsprfifung benutzten Sera und ihre Herkunft 
sind folgende: 

No. 1 Choleraserum vom 10. Marz 09 aus dem Hygienischen Institut Konigs- 
berg i. Pr. 

No. 2 Cholera-Ziegenserum, gewonnen am 27. Juni 08, Konigsberg. Agglutinations- 
titer 1:900. 

No. 3 Choleraserum von Ziege I, Konigsberg 18. Mai 08. 

No. 4 Kaninchen-Choleraserum vom 2. Sept. 08, Konigsberg. 

No. 5 Petersburger Choleraserum, 4. Febr. 09. 

No. 6 Agglutinierendes Pferde-Choleraserum vom Institut fur Infektionskrankheiten 
in Berlin. Agglutinationstiter 1: 5000. 

Wenn ich schnell die Versuche mit den Vibrionen der Gruppe III 
und mit dem nicht agglutinabeln Bacillentr&gerstamm 52, auf die ich 
weniger Gewicht lege, vorausnehmen darf, so ist nur zu sagen, daB eine 
Aenderung ihrer Agglutinabilitat nicht zu beobachten war. Weder war 
dieses Ph&nomen bei den nicht agglutinablen aufgetreten noch hatten die 
mit dieser Eigenschaft von vornherein begabten Stamme sie eingebuBt. 

Dazu mochte ich bemerken, daB ich selbst bis zu diesen Versuchen 
die Stamme schon 20- bis 30mal abgestochen hatte. Wie oft sie schon 
iiberimpft sein mSgen, ehe sie in meine Hand kainen, vermag ich nattir- 
lich nicht zu sagen. 

Eingehend mochte ich aber im folgenden meine Versuche mit den 
Vibrionen der Gruppen I und II (ausgenommen Vibrio 52) behandeln. 

Wie hoch diese Stamme durch die genannten Sera an und fflr sich, 
d. h. ohne durch Wasser passiert zu sein, agglutiniert wurden, zeigt die 
Kolumne c jeder Tabelle. 

Ich habe dann diese Vibrionen von Cholerafailen und von Bacillen¬ 
tragern passieren lassen durch abgekochtes Leitungswasser, um zunachst 
einmal die behauptete Wirkung iiberhaupt zu ermitteln (Tabelle I), durch 
frisches Leitungs- und Oderwasser (unser Leitungswasser ist flbrigens zu 
2 /s Oderwasser und zu Vs durch Berieselung gewonnenes „Grundwasser“), 
um „den Zusammenhang der Flora des Wassers und seiner physikalisch- 
chemischen Eigenschaften u (S. 695) mit dem angeblichen Phanomen des 


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Kohlisch, Angebliche Aenderung der Agglutinabilitiit der Choleravibrionen etc. 163 


Agglutinogenverlustes zu priifen (Tabellen II—IVa), und schliefilich durch 
destilliertes Wasser, um fur die Auslaugung die giinstigsten Bedingungen 
zu schaifen (Tabelle V). 


Tabelle I. 


Versuche mit abgekochtem Leitungs wasser. 

Nach der Herausziichtung aus dem Wasser wurde zum Teil direkt von der Platte 
agglutiniert, zum Teil Kolonieen von dieser auf Rohrchen abgestochen und erst am 
nachsten Tage agglutiniert. 

Von Cholera Pfeiffer und No. 15 wurden nach der ersten 4-tagigen Passage 

f ewonnene Kulturen in je 3 bezw. 2 Kolben Wasser suspendiert zum Zwecke einer 
. Passage, denen dann nach verschiedenen Zeiten (5—23 Tagen) Peptonwasser zu- 
gesetzt wurde. 

Nur Cholera Pfeiffer wurde noch ein drittes Mai (nach 2 Passagen von 4 bezw. 

5 Tagen) fur 12 Tage in Wasser gebracht. 


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„ V 1:1000 

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1:3000 

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1:6000 
1:4000 


Nicht weiter gepriift 


1. Kolben 5 Tage 
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1 

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1000 

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6000 

V 

1 

4000 


12 


III 


1:800 


Nicht weiter gepriift 


Die Anordnung der Passageversuche war die folgende: 

Von Leitungswasser — sterilisiertera und nicht sterilisiertem — sowie 
von natiirlichem Oderwasser wurde stets V 2 Liter mit 1—2 Kulturen 
der betreffenden Vibrionen beschickt, worauf die Kolben im Dunkeln 
teils im Eisschrank, teils bei Zimmertemperatur stehen blieben. 

Nach ein Oder mehreren Wochen wurde entweder eine Probe in ein 
kleines Peptonwasserkolbchen pipettiert Oder reichlich Peptonwasser zu 
dem grollen Kolben zugesetzt. 

Am nachsten Tage Aussaat einer Oese von der obersten Schicht 
der Peptonwasserkultur auf eine gewohnliche Choleraagarplatte oder 
mehrerer (5—6) Oesen auf eine DieudonnS -Agarplatte (12) (naturlich 
in 4—5 Verdiinnungen). 

Gewfihnlich waren auf den aus den Kolben mit sterilem Leitungs¬ 
wasser angelegten Platten (Tab. I) Reinkulturen der eingesBten Vibrionen 
gewachsen, so daB ich gewohnlich unmittelbar von ihnen agglutinierte. 
Im iibrigen legte ich sowohl von ihnen, als besonders natiirlich von den 
Platten aus nicht sterilisierten W&ssern (Tab. II—IVa) aus isolierten 
Kolonieen Schrfigagarkulturen an und agglutinierte erst nach abermals 
20—24 Stunden von diesen. — Eventuell wurden die herausgeztichteten 


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11 * 

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Nicht weiter 
gepriift 



Lnufende Nummer 


164 


Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 55. Heft 2. 


Kulturen zu weiteren Passagen abermals in Wasser gebracht und so die 
Passagen wiederholt, bis entweder eine Kultur im Wasser einging, Oder 
ich weitere Passagen nicht mehr fur notig hielt. So haben einzelne 
Kulturen 5, sogar 6 Wasserpassagen durchgemacht (Tab. I, IV, IVa). 


Tabelle II. 

Versuche mit frischem, nicht sterilisiertem Leitungswasser. 

Die Vibrionen passierten nur einmal durch Wasser; jedoch wurden, um eine ver- 
schiedene Dauer der Passagen zu erzielen, von den Stammen 1, 03, 3, 7 je mehrere 

Kolben am selben Tage angesetzt und zu ihnen nach verschiedenen Zeiten Pepton- 
wasser gefiigt. 


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Hohe der Agglu¬ 
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Wasserpassage 


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27 

Pfeiffer 


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I 1:4000 

I 1:5000 
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I 1:2—3000 
III 1:6000 

III 1:5000 
III 1:5000 

V 1:1000 

V 1:3000 


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durch 

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B. 1:5000 
1:6000 


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1:5000 
1:5000 
1:5000 


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B. 

C. 

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B. 1:6000 

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B. 1 


5-6000 

6000 

6000 

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1:3000 


16 

16 

15 

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Eingegangen 

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B. 1:6000 


1:3000 

22 


Ein¬ 

gegangen 

Ein¬ 

gegangen 


Nicht weiter gepruft 


Es sei mir gestattet, hier gleich in Parenthese eine kurze Notiz fiber den 
Dieudonn4 -Agar zu bringen. Bei kunstlich mit Vibrionen infizierten Stuhlen 
— echte Cholerafaeces standen mir ja nicht zu Gebote — hat er sich als Elektiv- 
nahrboden fiir Vibrionen gegeniiber Coli, das immer sehr sparlich, oft gar nicht 
Oder fast gar nicht wachst, bewiihrt. 

Bei den Zuchtungen aus Wasser versagte er jedoch vollkommen. Die Ent- 
wickelung der Wasserbakterien wurde nicht merklich gegeniiber der auf der ge- 
wohnlichen Choleraagarplatte von der bekannten starken Alkaleszenz zuruckgehalten. 
Mir scheint, dafi er daraufhin noch nicht gepruft worden ist. 


Etwas anders war die Anordnung der Versuche, in denen die 
Vibrionen in destilliertem Wasser suspendiert wurden (Tab. V). Eine 
Agarkultur kam fiir etwa 5 Tage in ein sterilisiertes ZentrifugenrShrchen 
mit ca. 20 ccm nicht sterilisiertem Aqua destillata. L&nger lieB ich die 
Suspension nicht stehen, nachdem ich bald zu Anfang die Erfahrung 
gemacht hatte, daB schon nach Ablauf dieser Zeit ein Stamm mir ein¬ 
gegangen war (03 Tab. V.). 

Am 5. Tage wurden die Rohrchen zentrifugiert, die iiberstehende 
Fliissigkeit abpipettiert, durch Kieselgurfilter getrieben und zu Pr£L- 
zipitationsversuchen benutzt. Den Bodensatz wusch ich noch zweimal 


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Luufende Nummer 


Kohlisch, Angebliche Aenderung der Agglutinabilitat der Choleravibrionen etc. 165 


in Aqua destillata, sate eine Oese davon auf gewohnliche Choleraagar- 
platten in Verdiinnungen aus und benutzte ihn im ubrigen zur sofortigen 
Anstellung der Agglutination. 


Tabelle III. 

Versuche mit Oderwasser, einmalige Passage. 

Es wurde immer nur ein Kolben angesetzt, aber nach verschiedenen Zeiten kleine 
Proben des infizierten Wassers in Peptonkolbchen gebracht, bis die Vibrionen einge- 

gangen waren. 


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Hohe der 
Agglutination 
ohne 

Wasserpassage 


14 Ser. V 1:2000 
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„ V 1:4000 


27 


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6 Bacillen- 
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„ III 1: 5000 
„ V 1:2000 


III 1:1000 
V 1:1000 


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„ V 1:3000 


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B. 1:5000 

A. 1:4000 

B. 1:5000: 


A. 1:5000 

B. 1:5000 

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A. 1:2000 

B. 1:1000 

C. 1:2000 

A. 1:3000 

B. 1:4000 

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13 


Eingegangen 


A. 1:3000 7 


III 


III 


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B. 1:4000 


1:3000 


A. 1:3000 10 

B. 1:2000 


A. 1:6000 

B. 1:8000 


10 


A. 1:5000 
B. nicht 
agglutiniert 
mit Ser. V. 
Mit Ser. Ill 
1:100 


Eingegangen 


10 


Ein¬ 

gegangen 


III 


1:2000 


12 


Ein¬ 

gegangen 


Eingegangen 


Am nSchsten Tage wurden von 
nach abermals 24 Stunden wurden 
ihre Agglutinabilitat gepriift, zum 
geschwemmt. 


den Platten Rohrchen angelegt und 
die Kulturen zum Teil wieder auf 
Teil wieder in Aqua destillata auf- 


Die Resultate dieser eben beschriebenen Versuche sind nun die 
folgenden: 

In keinem einzigen Falle habe ich eine Herabsetzung der Aggluti¬ 
nabilitat bei echten Choleravibrionen beobachtet *); weder in den Ver- 
suchen mit Leitungs- und Oderwasser, noch, was wohl fur die Theorie 
der Auslaugung bedeutungsvoller ist, in den Versuchen mit Aqua 
destillata, bei denen ich sowohl mit dem Zentrifugat direkt agglutinierte, 


1) Die vier scheinbaren Ausnahmen Tab. Ill, 3m B, IV, 2pB und 4m, IV, 3gA 
werden weiter unten ihre sehr naturliche Erklarung finden. 


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166 


CentralbL f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 55. Heft 2. 


Tabelle 


Versuche mit Oderwasser, 


a 

b 

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1 d 

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Laufende 

Nummer 

Bezeich- 
nung der 
Kultur 

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Agglutination 
ohne 

Wasserpaasage 

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nation 
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Tage 

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fung verwen- 
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Aggluti¬ 
nation 
nach der 
2. Passage 

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„ III 1 : 5000 
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2 

27 

„ III 1 : 5000 
„ V 1 : 2000 

4 

V 

1:3000 

7 

III 

A. 1:6000 

B. 1:6000 

3 

Pfeiffer 

„ III 1 : 1000 
„ V 1: 1000 

3 

V 

A. 1 : 2000 

B. 1:1000 

C. 1 : 2000 

4 

III 

A. 1 : 2000 

B. 1 : 2000 

C. 1 : 1000 

D. 1 : 1000 

4 

Bacillen- 
trager 22 

„ I 1 : 8000 
„ III 1:5000 
„ V 1 : 1500 

8 

I 

1:8000 

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1:1500 

5 

Bacillen- 
trager 49 

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„ V 1:1500 

8 

I 

1:8000 

7 

V 

1:1500 


TabeUe IV a. 

Versuche mit verschiedenem Wasser, 

1. Passage durch Oderwasser, 2. Passage durch Leitungswasser. 


6 

18 b 

1 Ser. Ill 1: 5000 
„ V 1:4000 

4 

V 

A. 1:3000 

B. 1:4000 

10 

111 

A. 1:8000 

B. 1:8000 

7 

27 

„ V 1:2000 

4 

v 

1:3000 

13 

Eingega 

ngen 


wie auch mit Kulturen aus dem Bodensatz, bei deren Herauszttchtung 
ich durch sofortige Aussaat auf Platte infolge Umgehung der Pepton- 
wasser-Anreicherung das Wiedergewinnungsverfahren wesentlich abkiirzte. 

Auch konnte ich bei diesen letzten Versuchen eine — sehr geringe 
— Pr&zipitatbildung der abzentrifugierten Fliissigkeit mit Choleraimmun- 

Tabelle 


Versuche mit Aqua destillata, 
Samtliche Versuche sind 


a 

1 b 

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1 e 

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1:5000 

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1:5000 


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B. 1:5000 

4 

1:5000 


1:5000 


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Kohlisch, Angebliche Aenderung der Agglutinabilitfit der Choleravibrionen etc. 167 


IV. 


mehrmalige Passage. 


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Aggluti¬ 
nation 
nach der 
5. Passage 


4 

4 

11 

11 


III 

V 

V 


A. 1:8000 

B. 1:6000 

1:2000 

1:1000 


III | 1:100* 

Eingegangen 

Eingegangen 


III 


III 


1:4000 


A. 1:8000 

B. 1:100* 

1:1000 


III 


A. 1:6000 

B. 1:6000 


Nicht weiter 
gepruft 


> Nicht weiter gepruft 


serum nur zweimal beobachten, bis zur Serumverdiinnung 1:100 (Stamm 
03, Tab. V, 2 k) und 1:500 (Stamm 1, Tab. V, lk), jedoch ohne daB 
gleichzeitig die Agglutinabilitat der entsprechenden Bakterien (Bodensatz 
wie Kultur) gelitten hatte. 

Dieses Resultat ist um so bemerkenswerter, als ich, wie aus den 
Tabellen zu ersehen ist, wohl immer der Grenze der Lebensfahigkeit der 
Choleravibrionen in meinen Versuchen nahe gekommen bin. Diese be- 
trug wohl nicht wesentlich mehr als 5 Tage im Aqua destillata, etwa 
7—12 Tage im Oder- und natiirlichen Leitungswasser und erreichte in 
zwei extremen Fallen in sterilisiertem Leitungswasser 21 bezw. 23 Tage 
(diese Kolben standen im Eisschrank). Die Wiederholung mancher 


V. 

mehrmalige Passagen. 
mit Serum III angestellt. 


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agglutiniert bis 

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fugat geziichtete 
Vibrionen werden 
agglutiniert bis 

p 3 Dauer der 
c § 5. Passage 

Zentrifugat wird 
agglutiniert bis 

Prazipitate treten 
auf bis 

Aus dem Zentri¬ 
fugat geziichtete 
Vibrionen werden 
agglutiniert bis 

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Aus dem Zentri¬ 
fugat geziichtete 
Vibrionen werden 
agglutiniert bis 


1 

5 

1:8000 

— 

A. 1:5000 

B. 1:8000 

5 

1:8000 

— 

A. 1:8000 

B. 1:8000 

4 

1:5000 

— 

A. 1:8000 

B. 1:5000 

Nicht weiter ge- 
priift 

5 

1 

1:8000 


A. 1:8000 

B. 1:8000 

5 

1:5000 

— 

A. 1:8000 

B. 1:8000 

5 

1:8000 

— 

A. 1:5000 

B. 1:5000 

Nicht weiter ge- 
gepriift 


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168 


Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 55. Heft 2. 


Passageversuche muBte unterbleiben, weil die Vibrionen unerwartet frtih 
zugrunde gegangen waren. 

Aber auch wo sie noch herausgeztlchtet werden konnten, waren sehr 
haufig, selbst bei Anreicherung mit Peptonwasser, nur noch ganz ver- 
einzelte Kolonieen auf den Platten gewachsen. So glaube ich jedenfalls, 
daB die Vibrionen, die ich aus dem Wasser herausziichtete, inehr oder 
minder geschadigt sein mufiten. 

Immerhin ware es denkbar, daB die Schadigung nicht alle in das 
Wasser eingesaten Vibrionenindividuen gleichmaBig trafe, nur einzelne 
waren schon schwer, die meisten kaum geschadigt, und die aus solchen 
verschieden geschadigten Individuen sich entwickelnden und schlieBlich 
auf Rohrchen abgestochenen Kolonieen kfinnten durch verschiedene 
Herabsetzung der Agglutinabilitat den Grad der Schadigung anzeigen. 
Wenn man dann stets nur eine Kolonie der wiedergewonnenen Vibrionen 
von der Platte auf Rohrchen abstache und mit ihr agglutinierte, so 
brachte es die Wahrscheinlichkeit mit sich, daB man meist eine noch 
ziemlich gesunde Kolonie erfaBt, und zufallig konnte dies auch bei 
einer groBeren Versuchsreihe stets der Fall sein. 

Um diesen Zufall nach Moglichkeit auszuschlieBen, habe ich mog- 
lichst haufig, wie aus den Tabellen zu ersehen ist, mehrere Kolonieen 
zur Agglutination herangezogen (in den Tabellen mit den groBen latei- 
nischen Buchstaben A. B. C. bezeichnet). Sie alle wurden jedoch, so- 
weit sie der eingesaten Cholera entstammten, bis zu der Titergrenze des 
Serums agglutiniert. 

Ich wiederhole: soweit sie der eingesaten Cholera entstammten. 
Denn einige Male sind auch mir, wie ich mit Riicksicht auf die Angaben 
Zlatogoroffs und Barrenscheens ausdriicklich scharf betone, 
Vibrionenkolonieen gewachsen, die nur wenig agglutiniert wurden und 
mich zuerst mit diesem Verhalten verblufften. 

Es sind 4 Stamme, die mich in dieser Weise irritierten (Tab. Ill, 
3 m B., IV, 2p B und 4 m, V, 3 g A; sie sind in den Tabellen mit einem * 
bezeichnet). Ich mochte ihre Geschichte geben: 

Ich schicke voraus, daB ich wahrend der Dauer meiner Unter- 
suchungen mit Leitungs- und Oderwasser Proben davon auf einen even- 
tuellen Gehalt an Vibrionen regelmaBig untersucht habe, und zwar am 

11., 14., 16., 23., 29. Sept., 5., 8., 12., 14. Okt. 

Ich goB entweder direkt Gelatineplatten oder reicherte ca. 10 ccm 
Wasser in PeptonkSlbchen an. 

Nur am 14. Sept, im Leitungs- und am 16. Sept, im Leitungs- und 
Oderwasser fand ich Vibrionen, sonst nie. 

Am 15. Okt. erlangte ich mit einer Kultur, welche aus einem mit 
Cholera 18 b besaten Oderwasserkolben gezfichtet war, keine Aggluti¬ 
nation. In der Verdiinnung 1:100 war die Reaktion noch positiv mit 
Serum III, schon negativ dagegen mit Serum V (Tab. Ill, 3 m B). 

Da die Untersuchungen im Herbst stattfanden, also zu einer Jahres- 
zeit, in der am reichlichsten Vibrionen in unseren Gewassern sich finden, 
so war doch, trotz des zumeist negativen Ausfalls meiner bisherigen 
diesbeziiglichen Wasseruntersuchungen und weiterer vom 18., 21., 22., 

25., 28. Okt. sowie 1. Nov., die Vermutung naheliegend, daB ich hier 
einen schon vorher im Wasser vorhandenen saprophytischen Vibrio ge- 
ziichtet hatte. 

Ich hielt es daher fur geraten, groBere Mengen Oderwasser einer 
Priifung auf die in ihm enthaltene Vibrionenflora zu unterziehen. Am 


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Kohliseh, Angebliche Aenderung der Agglutinabilitat der Choleravibrionen etc. 169 


6. Nov. entnahm ich an acht verschiedenen Stellen oberhalb, innerhalb 
und unterhalb Breslaus je 1 / 2 Liter Oderwasser und fand nun allerdings 
in 7 von den 8 Proben reichlich Vibrionen. Die einzige negative Probe 
entstammte, was wohl ganz interessant ist, meiner alten Wasserentnahme- 
stelle am Zoologischen Garten, die mich ja auch bisher nur ein einziges 
Mai, am 16. Sept., Vibrionen hatte finden lassen. 

Inzwischen hatte ich in der Annahme, daB die Methode der aktiven 
Immunisierung hier vielleicht am ehesten zum Ziel fuhren wiirde, mit 
dem ratselhaften Stamm ein Kaninchen immunisiert, indem ich ihm 
V 4 Oese lebend intravenos einmal applizierte; nach 8 Tagen wurde dann 
Blut entnommen. 

Mit dem aus ihm gewonnenen Serum wurde der eigene Stamm bis 
zur Verdiinnung 1:1000 agglutiniert (auch noch nach Wochen), der 
Stamm 18 b, der in den Wasserkolben eingesat gewesen war, ferner die 
Stamme 27, 1, 03, 3, 7 sowie ein Cholerastamm „OstpreuBen“ und eine 
El Tor-Kultur, die ich aus anderen Griinden damit untersuchte, hbchstens 
1:10 (von den eben erwahnten Odervibrionen beilaufig 2 Stamme 1:500). 

Im Pfeifferschen Versuch mit diesem Serum (Dosis 0,05), kam 
es zur Granulabildung iiberhaupt nicht, die mit ihm injizierten virulenten 
El Tor-Vibrionen (1 Oese El Tor, da mir eine virulente echte Cholera 
nicht zur Verfflgung stand) vermehrten sich reichlich und toteten binnen 
7—8 Stunden das Tier. Ich durfte das tun, da wir wissen, daB die 
El Tor-Kulturen auf die spezifischen Choleralysine genau so reagieren, 
wie typische Kochsche Vibrionen. 

Um Zlatogoroff soweit als moglich entgegenzukommen, fuhrte 
ich mit dem fraglichen Stamm noch eine Tierpassage aus, indem ich 
einem Meerschweinchen noch eine Oese in 1 ccm physiologischer Koch- 
salzlosung intraperitoneal injizierte. Es trat schleunig als Ausdruck der 
geringen Virulenz Granulabildung ein; nach 3 Stunden legte ich aus 
dem Peritoneum Platten an, erhielt einige wenige Kolonieen, die mit 
Serum III auch nur 1:100 agglutiniert wurden und auch keinen hoheren 
Titer erlangten. Der Pfeiffersche Versuch konnte bei der volligen 
Avirulenz natiirlich nicht ausgefiihrt werden. 

Entscheidend war schlieBlich auBer der Cholerarotreaktion, die bei 
18 b sehr intensiv war, bei dem herausgeziichteten Stamm, den ich in 
der Folge Odervibrio 1 genannt habe, aber vollig fehlte, die BegeiBelung; 
Stamm 18 b hat stets nur 1 GeiBel, der fragliche meist 1, sehr haufig 
jedoch 2 GeiBeln. Ich stellte die GeiBeln nach Zettnows (13) Silber- 
raethode dar. 

Schneller zum Ziel kam ich mit den beiden n&chsten nicht aggluti- 
nierten Vibrionenstammen, deren einer (Tab. IV, 2 p B, spater Oder¬ 
vibrio 2 genannt) einem Kolben Oderwasser entstammte, welcher mit 
Cholera 27, der andere (Tab. IV, 4 m, spater Odervibrio 3 genannt) 
einem solchen, der mit dem Bacillentragerstamm 22 beschickt gewesen 
war. Beide Originalstamme hatten stets nur 1 GeiBel und eine wunder- 
schone Indolreaktion, die herausgeziichteten Stamme hatten mehrere 
GeiBeln (bezuglich bis zu 3 und bis zu 4, letzterer sogar bflschelweise 
an beiden Enden), die Indolreaktion fehlte ihnen vollkommen. 

Bei der aktiven Immunisierung erhielt ich mit Odervibrio 2 (Ka¬ 
ninchen, y 4 Oese lebend intravenos) ein Serum, das den eignen Stamm 
bis 1:500, die Cholerastamme 1, 03, 3, 7, 14, 15, 18 b, 27 und Pfeiffer 
gar nicht agglutinierte (ebensowenig aber auch irgendeinen der anderen 
Odervibrionen). — Im Pfeifferschen Versuch (0,1 dieses Serums, 


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170 Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 55. Heft 2. 

1 Oese El Tor) trat keine Granulabildung ein und nach 24 Stunden war 
das Tier tot. 

Von dem Odervibrio 3 erhielt ein Kaninchen eine ganze Agarkultur 
lebend subkutan. Das gewonnene Serum war im Pfeiffer schen Ver- 
such vollig wirkungslos, schon nach 7 Stunden war das Meerschweinchen, 
das 1 Oese El Tor mit 0,1 Serum erhalten hatte, tot. — Den eigenen 
Stamm agglutinierte das Serum bis zur Verdunnung 1:200, meine 
Cholerastamme uberhaupt nicht. 

Verbliiffender war es wieder, als ich aus destilliertem Wasser, in 
das ich den Cholerastamm 3 eingesat hatte, neben 3 der Voraussetzung 
entsprechend normal agglutinablen Kulturen eine solche zuchtete, die mit 
Serum III nicht reagierte (Tab. V, 3 g A, spater Destillata 1 genannt). 
Die Sache wurde jedoch wieder sehr schnell entschieden durch den 
Mangel der Indolreaktion und die Zahl der GeiBeln (2—3) bei dem be- 
treffenden Stamm, im Gegensatz zu dem regelrechten Verhalten des 
Cholerastammes 3. 

Die aktive Immunisierung (V 4 Oese intravenos lebend) lieferte mir 
ein Serum, das im Pfeiffer schen Versuch (1 Oese El Tor, 0,1 Serum) 
nicht schiitzte und meine Choleravibrionen nicht agglutinierte. Aller- 
dings wurde in diesem Falle auch der eigene Stamm durch das Serum 
nicht agglutiniert, wie ja uberhaupt die durch aktive einmalige Immuni¬ 
sierung bei Kaninchen erzeugten Sera, abgesehen von dem mit Oder¬ 
vibrio 1 gewonnenen, nur geringe Agglutinationskraft hatten. 

Die Angabe unseres Personals, daB die Flaschen fur Aqua destillata 
haufig vor der Neufullung mit Leitungswasser und erst zum SchluB mit 
destilliertem gespiilt werden, ergab hier die Moglichkeit eines Hinein- 
gelangens von Vibrionen in das destillierte Wasser. Hierfur brachte 
schlieBlich der direkte Versuch den Beweis, indem ich in 2 Aqua destil- 
lata-Flaschen aus verschiedenen unserer Laboratorien mittels der Pepton- 
wasserkultur reichlich Vibrionen nachweisen konnte. 

Sollten nicht in Zabolotnys und Emmerichs Laboratorium die 
Verhaitnisse khnlich liegen und Zlatogoroffs und Barrenscheens 
Auffindung „veranderter“ nicht agglutinabler Vibrionen auch im Aqua 
destillata so ihre sehr natiirliche Erklarung finden? 

Ich glaube bei Barrenscheen in einem Falle einen direkten Hin- 
weis darauf zu haben, daB auch er aus Aqua destillata Wasservibrionen 
geziichtet hat. Im zweiten Versuch mit Aqua destillata (p. 262) gibt er 
das Resultat der Reaktion nach 1 Stunde nicht an, sondern nur das 
nach 2 Stunden, wo es nur in der Verdflnnung 1:500 positiv war. Er 
sagt dann, daB „eine Steigerung der abgeschwachten Agglutinierbarkeit 
nicht erreicht sei, wohl aber eine Zunahme des anfangs sehr sp&rlichen 
Wachstums sich gezeigt habe“. 

Auch meine Wasservibrionen jeder Herkunft, z. B. auch Destillata 1, 
wuchsen zum Teil in den ersten Kulturen nur als winzigste Kolonieen. 
Einige haben dieses Verhalten bewahrt, andere wachsen jetzt in breiten. 
glasigen, cholera&hnlichen Kolonieen, indem sie sich anscheinend an den 
stark alkalischen Agar angepaBt haben. — Aber keiner der St&rame, was 
nach dem Gesagten ja auch selbstverstandlich ist, zeigt jetzt nach zahl- 
reichen Ueberimpfungen innerhalb von 3—4 Monaten auch nur die 
geringste Steigerung der Agglutinabilit&t durch Choleraserum. Ich er- 
w&hne das ausdriicklich, weil Zlatogoroff angibt — was ich in der 
Inhaltsangabe hervorgehoben habe — daB die aus den Newawasser- 


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Kohlisch, ADgebliche Aenderung der Agglutinabilitat der Choleravibrionen etc. 171 


kolben wiedergeziichteten inagglutinablen Yibrionen mit der Zeit Aggluti¬ 
nabilitat wiedererlangt haben sollen. 

Zwei Versuche, die noch in den Anfang meiner Untersuchungen 
fallen, mochte ich allerdings noch erw&hnen, bei denen auch ich scheinbar 
zunachst ein den Zlatogoroffschen Angaben entsprechendes Resultat 
— wenn auch in sehr geringem MaBe — erhalten hatte. 

Ich habe, wie gleich zu ersehen ist, deshalb ein nicht unerhebliches 
Interesse an ihnen, weil sie zeigen, wie leicht bei der Beurteilung der 
Resultate dieser Versuche ein Irrtum moglich ist. 

Bei beiden Versuchen zentrifugierte ich sofort nach der Einsaat des 
Cholerastammes in destilliertes Wasser ca. 2 Stunden und agglutinierte 
dann den Bodensatz sofort. In einem Falle fand ich die Agglutinabilitat 
herabgesetzt von 5—6000 auf etwa 3000, im anderen von 3—4000 auf 
ca. 1000. Die aus dera Zentrifugat wiedergewonnenen Kulturen gaben 
jedoch das ursprflngliche Resultat. — Prazipitate mit der abgegossenen 
Zentrifugierfliissigkeit und dem Serum erhielt ich nicht. 

Selbst wenn man also hier — um diesen Punkt zunachst zu er- 
ledigen — mit Zlatogoroff eine geringe Auslaugung der agglutinabeln 
Substanz durch das destillierte Wasser annimmt, so sieht man doch, daB 
diese nur die eingesaten Individuen selbst trifft, nicht aber, wie Zlato¬ 
goroff will, die nhchsten von den geschSdigten Individuen gezflchteten 
Generationen. Es erscheint doch auch a priori etwas seltsam, daB sich 
diese Auslaugung, diese erworbene Schadigung, gleich vererben soil, 
Qberdies womoglich bis ins 10. und 20. Glied! 

Dies nebenbei. Ich will auf etwas anderes mit diesen Versuchen 
hinaus. Sie fallen eben, wie ich oben schon sagte, noch in den Anfang 
meiner Arbeit, und ich habe damals noch nicht auf ein PhSnomen ge- 
achtet, das ich spater einige Male beobachtete, und das die, wenn auch 
sehr geringe, so doch immerhin vorhandene scheinbare Herabsetzung der 
Agglutination erklaren kann. Ich meine die Verlangerung der Reaktions- 
zeit. Bei einzelnen Versuchen mit den aus Wasser wiedergewonnenen 
Choleravibrionen ging die Reaktion sehr langsam vor sich und war bei 
der letzten zu erwartenden Verdunnung erst nach Stunden (gelegentlich 
7—8) eingetreten bezw. vollendet. 

In Hinsicht hierauf machte ich oben (p. 158) auf die Angaben 
Barrenscheens aufmerksam, der ja auch nach 2 Stunden eine st&rkere 
Reaktion hatte als nach 1 Stunde. Vielleicht war sie nur noch nicht 
beendet und hatte bei einer Beobachtung nach mehreren Stunden auch 
wie bei mir in der zu erwartenden hochsten Serumverdiinnung noch ein 
positives Resultat gegeben; und vielleicht liegt in diesem Phanomen 
iiberhaupt die Erklhrung fiir die Zlatogoroffschen Angaben. 

Ich verweise hierzu kurz auf die Arbeit R. Schellers (14), der 
die Verschiedenheit der Reaktionszeit fiir die Gruber-Widalsche 
Reaktion experimentell untersucht und theoretisch erortert hat. Sie ist 
zuriickzufiihren einerseits auf Eigenschaften des Serums, andererseits auf 
Eigenschaften der Bakterienindividuen, und zwar variable Eigenschaften, 
d. h. solche, die durch huBere Einfliisse gewonnen Oder verloren werden 
konnen. 

In dieser Verlangsamung der Reaktionszeit konnte dann natilrlich 
auch die Erkiarung liegen fiir aitere, besonders an Typhusbacillen aus- 
geftihrte Versuche, auf die Zlatogoroff sich beruft. Es sind die 
Arbeiten von Malvoz (15), Nicolle und Tr6nel (16), Rtimy (17), 


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Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originale. Bd. 55. Heft 2. 


Hirschbruch (18) und auch Ransom und Kit a shim a (19) 
(Bancel war mir nicht zuganglich.) Ich glaube aber, daB sie fur 
unseren Gegenstand nur in beschr&nktem Umfange Anwendung finden 
konnen. Es werden dort noch — und Zlatogoroff schlieBt sich dieser 
Auffassung an — Serumfestigkeit, andere biologische, chemische, ther- 
mische Einfliisse auf die Agglutinabilitat identifiziert mit der fttr uns in 
Betracht kommenden Auslaugung durch Wasser. Mir ist doch zweifel- 
haft, ob man das alles ohne weiteres zusammenwerfen darf. Tut man 
das nicht und zieht nur die Versuche in Betracht, die Zlatogoroffs 
und meinen Versuchen mit Wasser entsprechen, so bleiben in den von 
Zlatogoroff zitierten Arbeiten doch nur wenige tlbrig, und auch sie 
halten, wie ich hier glaube zeigen zu konnen, einer scharfen Kritik nicht 
stand, selbst dann nicht, wenn man die Reaktionszeit unberiicksichtigt laBt. 

So beschreibt Malvoz am Ende seiner Arbeit, die im iibrigen von 
der Beeinflussung der Bakterienagglutination durch Chemikalien (Sublimat, 
Formalin, Vesuvin etc.) handelt, einen Versucb, in dem er Bouillon- 
kulturen von Typhus und Coli so lange im Cham berl and-Filter mit 
Aqua destillata wascht (& grande eau), bis Nesslers Reagens keine Spur 
von Ammoniak in der aus dem FilterrQckstand gewonnenen Bakterien- 
aufschwemmung mehr erkennen lBBt. Dann tritt allerdings keine Agglu¬ 
tination bei Typhus mehr ein. M. gibt jedoch an, daB auch die GeiBeln 
vollst&ndig fehlen, und glaubt daraus schlieBen zu miissen, daB die ganze 
„enveloppe cili6e tt , d. h. doch also wohl die Protoplasmahulle, zerstort 
ist, offenbar doch nur durch die mechanische Wirkung des fortgesetzt 
durch die Filter an den Bakterien vorbeigesaugten Wassers. Diese ge- 
waltig zerstorenden Einfliisse — „grands lavage 44 — konnen aber wohl 
mit dem harmlosen ruhigen Aufenthalt im Wasser nicht gut verglichen 
werden; aber selbst, wenn der Vergleich noch zul&ssig ist, so fehlt mir 
doch die Angabe, nach wie langer Zeit die Beobachtung auf etwa ein- 
tretende Agglutination aufgegeben wurde. 

Nicolle und Tr6nel haben uberhaupt Wasserpassageversuche 
nicht angestellt. Sie suchen lediglich zu erweisen, daB Agglutinabilitat, 
agglutininerzeugende Eigenschaft und Beweglichkeit zueinander in Be- 
ziehungen stehen und finden dabei, daB aus der Milz geziichtete zun&chst 
inagglutinable Typhusbacillen nach einigen Weiterimpfungen diese Eigen¬ 
schaft erlangen, daB ferner fortgesetzte Ziichtung bei 42° und anderer- 
seits niedrige Temperatur diese Eigenschaft beeinflussen. 

R6my benutzt zur Herausziichtung von Typhus- und C o 1 i- Bakterien 
aus dem Wasser Phenolgelatine als Differenziernahrboden. Echter Typhus 
hat gewisse charakteristische Wachstumsmerkmale, die jedoch auch „nicht 
agglutinierender Typhus 14 und „abgeschwachtes Coli 44 gelegentlich zeigen. 

Genauere Daten gibt er nur bei Bacillen, die er aus der Maas und 
Vesdre geziichtet hat. Neben einem echten Typhusstamm, der in der 
Verdiinnung 1:60000 agglutiniert wird, findet er zwei solche, die zun&chst 
nicht agglutiniert werden (Reaktionszeit?), die aber, Meerschweinchen in- 
jiziert, Sera liefern, die echten Typhus in der Verdiinnung 1:120 bezw. 
1:40 agglutinieren. Sollte das wirklich Typhus gewesen sein? 

Auch hat schlieBlich Hirschbruch selbst keine Auslaugungsver- 
suche mit Wasser angestellt oder Typhusbakterien aus Wasser geziichtet. 
Er hat lediglich festgestellt, daB durch biologische Einfliisse eine Aenderung 
der Agglutination zu erzielen sei und zitiert gelegentlich andere Autoren 
(Malvoz, Nicolle u. a.), die dasselbe durch Auslaugung der Bakterien 
mit Wasser erreicht haben wollen. 


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Kohlisch, Angebliche Aenderung der Agglutinabilitat der Choleravibrionen etc. 173 


Ransom und Kitashimas Arbeit, in der nur von einer Herab- 
setzung der Agglutinabilitat durch Zuchtung in Serumbouillon die Rede 
ist, kann meines Erachtens gar nicht oder wenigstens nicht ohne weiteres 
als Beleg fflr unsere Versuche herangezogen werden. 


Die vorstehende Arbeit zeigt, daB Zlatogoroffs Behauptung, 
wonach die Choleravibrionen im Wasser ihre Agglutinabilitat einbuBen 
kbnnen, nicht einwandfrei erwiesen ist. Die von mir angestellten Ver¬ 
suche sprechen entschieden dagegen. 

Weder hatten nicht agglutinable Vibrionen, die zu Cholerazeiten in 
Petersburg aus Wasser geziichtet sind, trotz zahlreicher Ueberimpfungen 
Agglutinabilitat erlangt, noch konnte ich bei echter Cholera vermittelst 
Passage durch verschiedene Wassersorten (Leitungs-, FluB-, destilliertes 
Wasser) eine Herabsetzung der Agglutinabilitat erzielen. 

Die 4 Stamme, bei denen diese Aenderung scheinbar eingetreten 
war, konnten durch GeiBelfarbung, Indolreaktion und die verschiedenen 
Immunitatsreaktionen als harmlose Wasservibrionen erwiesen werden. 

Ich glaube also, daB wir der bisher geiibten Methodik der bakterio- 
logischen Choleradiagnose durchaus noch Vertrauen schenken konnen, 
auch bei Wasseruntersuchungen. 

Nachtrag bei der Korrektur: 

Wahrend des Druckes dieser Arbeit erschien in Heft 1 des 34. Bandes 
der Arbeiten aus dem Kais. Ges.-Amt ein Aufsatz von Haendel und 
Woithe: Vergleichende Untersuchungen frisch isolierter Cholerastamme 
mit aiteren Cholera- und El Tor-Kulturen. Die Verf. haben darin auch 
die Angaben Zlatogoroffs und Barrenscheens nachgepriift, und 
kommen zu demselben Resultat wie ich, d. h. auch sie haben eine Herab¬ 
setzung der Agglutinabilitat der Choleravibrionen durch Aufenthalt im 
Wasser nicht beobachtet. 


Literatur. 

1) Zlatogoroff, Zur Frage der Diagnostik der Choleravibrionen. (Centralbl. f. 
Bakteriol. Abt. I. Orig. Ba. 48. 1909. p. 684.) 

2) Barrenscheen, Ueoer die Agglutination der Choleravibrionen. (Centralbl. f. 
Bakteriol. Abt. I. Orig. Bd. 50. 1909. p. 261.) 

3) Markl, Beitrage zur Kenntnis der Differenzierung choleraahnlicher Vibrionen. 
(Centralbl. f. Bakteriol. Abt. I. Orig. Bd. 42. 1906. p. 380.) 

4) Gotschlich, Ueber Cholera- und choleraahnliche Vibrionen unter den au6 Mekka 
zuriickkehrenden Pilgern. (Zeitechr. f. Hyg. Bd. 53. 1906. p. 281.) 

5) Ruffer, Researches on the bacteriological diagnosis of cholera, carried out by 
medical officers of the sanitary, maritime and quarantine council of Egypt. (Brit, 
med. Journ. 1907. Zitiert nach Neufeld und Haendel. No. 36.) 

6) Neufeld und Haendel, Beitrag zur Beurteilung der El Tor-Vibrionen. (Arb. 
a. d. KaiserL Gesundheitsamt. Bd. 26. 1907. Heft 3.) 

7) 8chutze, Ueber weitere Anwendungen der Methode der Kompleraentfixation. 
(Berl. klin. Wochenschr. 1907. p. 800.) 

8) Neufeld und Haendel, Ueber Komplementbindung und Komplementablenkung 
bei 0° und 37°. (Arb. a. d. Kaiserl. Gesundheitsamt. Bd. 28. 1908. Heft 1.) 

9) De Besche und Kon, Untersuchungen iiber die Differenzierung von Cholera-und 
choleraahnlichen Vibrionen mittels der Komplementbindung. (Zeitechr. f. Hyg. 
Bd. 62. 1909. Heft 2.) 

10) Toyosumi, Welche Antikorper spielen bei der Komplementbindung eine Rolle? 
(Arch. f. Hyg. Bd. 69.) 


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Centralbl. f. Bakt. etc. L Abt. Originate. Bd. 55. Heft 2. 


11) Nedrigailoff, Ueber die Anwendung der Komplementbindungsmethode zur 
Untersuchung von Oholerafaeces. (Zeitschr. f. Iramunitatsf. Bd. 3. H. 4.) 

12) Huntemiiller, Der Dieudonn4sche Blutalkaliagar. (Centralbl. f. Bakteriol. 
Abt. I. Orig. Bd. 50. p. 109.) 

13) Zettnow, Ueber Geifielfarbung bei Bakterien. (Zeitschr. f. Hyg. Bd. 30. p. 95.) 

14) Scheller, R., Experimentelle Beitrage zur Theorie und Praxis der Gruber- 
Widalschen Agglutinationsprobe. (Centralbl. f. Bakteriol. Abt. I. Orig. Bd. 38. 
1905. p. 100.) 

15) Malvoz, Recherches sur l’agglutination der bacillus typhosus par des substances 
chimiques. (Ann. de l’lnst. Pasteur. T. 11. 1897. 

16) Nicolie et Tr4nel, Recherches sur le ph4nom4ne de l’agglutination. (Ann. de 
l lnst. Pasteur. T. 16. 1902. p. 562.) 

17) R4m y, Proc4d4 nouveau pour isoler le bacille typhique des eaux. (Ann. de l’lnst. 
Pasteur. T. 15. 1901. p. 145.) 

18) Hirschbruch, Die experiraentelle Herabsetzung der Agglutinierbarkeit beim 
Typhusbacillus. (Arch. f. Hyg. Bd. 56. 1906.) 

19) Ransom und Kitashim a, Untersuchungen iiber die Agglutinationsftihigkeit der 
Choleravibrionen durch Choleraserum. (Dtsche med. Wochenschr. 1898. p. 295.) 


Nachdruck verboten. 

Ueber Wechselbeziehungen in der Agglutination zwischen 
Bacterium coli und typhi. 

[Aus der Konigl. Bakteriologischen Untersuchungsstation Landau 
(Leiter: Stabsarzt Dr. Megele).] 

Von Stabsarzt Dr. Ed. Mtiller. 

Auf der 3. Tagung der freien Vereinigung fur Mikrobiologie er- 
statteten Kuhn und W o i t h e l ) Bericht fiber Beobachtungen an Ruhr- 
stfihlen. Sie hatten bei einem Kranken Sieg, der an chronischer Ruhr 
litt, neben einem typischen Flexner-Stamm ein Bacterium coli 
gefunden, das vom Ruhrserum bis zu seinem Endtiter agglutiniert wurde 
und das im Kaninchen Agglutinine erzeugte, die ihrerseits wieder noch 
in betrachtlicher Verdfinnung den FI ex ner-Bacillus beeinfluBten. Kuhn 
und Woithe vermuteten einen gewissen Zusammenhang zwischen der 
Ruhragglutinabilitat des Coli-Stammes und der Erkrankung seines 
Wirtes. In der anschlieBenden Diskussion erwahnte Lentz, daB er in 
Typhusstfihlen des ofteren Coli-Stamme mit hoher Agglutinabilitfit dnrch 
Typhusserum entdeckte; die Agglutinationsf&higkeit dieser Stfimme verlor 
sich rasch bei der Weiterzfichtung. Die gleiche Erfahrung machte 
C o n r a d i bei Typhus und Paratyphus. N e u fe 1 d auBerte sich dahin, 
daB, wenn auch Falle von Rezeptorengemeinschaft bei artverschiedenen 
Bakterien schon bekannt seien, er doch hinter dem Vorkommen des 
hochagglutinierenden Coli-Stammes bei einem Ruhrkranken einen ge¬ 
wissen Zusammenhang vermute. 

Eine merkwfirdige und in ihren letzten Ursachen schwer deutbare 
Beeinflussung des Bacterium coli bei seinem Zusammenleben mit 
anderen pathogenen Mikroorganismen kennen wir auch sonst. Coli- 
Stamme, aus kranken Darmen frisch gezfichtet, sind zumeist betrachtlich 
virulenter als solche aus gesunden 2 ). Die Erscheinung, daB die Agglu- 
tinabilitat eines Coli-Stammes im kranken Darm gesteigert wird, ware 

1) Centralbl. f. Bakteriol. Abt. I. Ref. Bd. 44. Miinchen. med. Wochenschr. 1909. 
No. 50. 

2) Kolle-Waasermanns Handb. d. pathog. Mikroorg. Bd. 2. 


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Muller, Wechselbeziehungen in der Agglutination zwischen Bact. coli u. typhi. 175 


also nicht ohne Vorl&ufer. Versuche dariiber, ob ein hochagglutinabler 
Typhus- oder Rulirstamm die Verklumpungsfahigkeit eines schlecht 
agglutinablen Stammes der gleichen Art steigern kann, sind uns nicht 
bekannt. Die Beobachtungen Schellers 1 ), der bei ein und demselben 
Typhuskranken und Typhustr&ger verschieden agglutinable Bacillenrassen 
fand, lassen sich fur unsere Zwecke nicht verwerten, da die hochagglu- 
tinable Rasse (Fall II) erst spfiter als die schlecht agglutinable auftrat 
oder wenigstens gefunden wurde und der Fall I scheinbar nur einmal 
untersucht wurde. Besteht ein derartiger EinfluB, so wurde er auch 
das Verst&ndnis etwaiger fihnlicher Wechselbeziehungen zwischen Typhus- 
und Coli-Bacillus erleichtern. Rechnen wir doch das Bacterium coli 
unter die Verwandtschaft der Typhus-Ruhrgruppe und ist die Gruppen- 
agglutination eine weitverbreitete Erscheinung. 

Verschiedene Umst&nde erschweren diesbezugliche Untersuchungen. 
Erstlich sind nach allem, was wir davon wissen, die Agglutininbinde- 
kbrper des C o 1 i - Bacillus sehr hinfailige und schwer vererbbare Gebilde, 
die oft ebenso rasch wieder verschwinden, als sie entstanden. So er- 
klaren sich wohl auch teilweise die verschiedenen Befunde der Autoren. 
Paltauf 2 ) ist der Ansicht, daB das Coli im Tierkorper spezifische 
Agglutinine wesentlich nur individuellen Charakters bildet und daB bei 
Typhus Neben- und Mitagglutinine auf Coli vorkommen und umgekehrt. 
Burk 8 ) vertritt in ersterer Beziehung die gleiche Meinung, dagegen 
sieht er in der Beeinflussung von Bacterium coli durch Typhussera 
nicht die Wirkung von Mitagglutininen, sondern von Normalagglutininen. 
Damit kommen wir auf den zweiten erschwerenden Umstand. Schon 
Paltauf konstatierte, daB die schon von Gruber und Durham 
gesehene Normalagglutination beim Erwachsenen auch ftir C o 1 i - Bacillen 
in der SerumverdGnnung 1 : 60 noch vorkommt. Burk fand, daB etwa 
25 Proz. aller im Erwachsenen vorkommenden C o 1 i - Spielarten von 
eigenem oder fremdem Serum mindestens in der Verdunnung 1 :30 
agglutiniert werden. Jatta 4 ) konstatierte Normalagglutination in der 
Verdunnung 1 : 100, Geisse 5 ) bei der PrOfung im hSngenden Tropfen 
noch wesentlich hohere Zahlen: Im Serum des erwachsenen Menschen 
wirksame Normalagglutinine in der Verdunnung 1 : 300, im Serum ver- 
schiedener Sauger in der Verdunnung 1:400, daneben aber auch volliges 
Fehlen von Agglutininen. Ganz besonders hohe Werte beobachtete am 
Menschen Klieneberger 6 ), 160 bei S&uglingen, 1280 bei Erwachsenen. 
Bei derartigen Zahlen liegt allerdings immer die Moglichkeit vor, daB es 
sich um Daueragglutination als Nachwirkung einer uberstandenen, ander- 
weitig nicht mehr nachweisbaren Coli-Infektion handelt. Zudem kGnnen 
wohl formalinisierte Coli-Bouillonkulturen nach den Beobachtungen, die 
wir schon bei der Verwendung frischer, hochstens 24-stiindiger Bouillon- 
kulturen des Bacterium coli zur Agglutination machten, leicht einmal 
hfihere Werte ergeben als wir sie bei andersartiger Versuchsanordnung 
erhalten wurden. Unseres Erachtens eignen sich zur Priifung am besten 
frische Verreibungen von hochstens 24 Stunden alten Agarkulturen. 

Nach dem eben Gesagten ist also die Moglichkeit einer Normal¬ 
agglutination immer ins Auge zu fassen, wenn es sich bei der Agglu- 

1) Centralbl. f. Bakteriol. Abt. I. Orig. Bd. 46. 

2) Kolle-Wasserraanns Handb. d. pathog. Mikroorg. Bd. 4. 

3) Centralbl. f. Bakteriol. Abt. I. Orig. Bd. 45. 

4) Zitiert nach Paltauf a. a. O. 

5) Centralbl. f. Bakteriol. Abt. I. Orig. Bd. 46. 

6) Deutsch. Arch. f. klin. Med. Bd. 96. Zitiert nach Geisse. 

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Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abfc. Originale. Bd. 55. Heft 2. 


tination von Coli-Bacillen (lurch andersartige Immunsera nicht um 
hohe VerdQnnungen handelt. Die Entscheidung darfiber wird um so 
schwieriger sein, als nach Geisses Untersuchungen derselbe Coli- 
Stamm durch die Normalsera verschiedener Individuen derselben Art 
sehr verschieden beeinfluBt wird und andererseits das gleiche Normal- 
serum verschiedene Coli-Stamme in sehr verschiedener Weise agglu- 
tiniert. Um so schwieriger auch, als die Verfahren, die wir nach dem 
heutigen Stande unserer Kenntnisse anwenden konnten, um bei niedrigen 
Serumverdtinnungen festzustellen, ob Normal- Oder Mit- und Gruppen- 
agglutination oder beides zusammen vorliegt, nicht gestatten, nahe bei- 
einander liegende Grenzwerte — um die es sich gewbhnlich handelt — mit 
absoluter Genauigkeit herauszufinden, wovon sp&ter noch die Rede sein wird. 

Drittens endlich zeigen Coli-Stamme, die zur Anstellung der ver- 
schiedenen Proben lSngere Zeit auf kiinstlichen Nahrboden fortgezuchtet 
werden muBten, sehr hSufig mit der Zeit eine ausgesprochene Neigung 
zur Spontanagglutination. Diesen die Untersuchung storenden Nachteil, 
auf den auch Pfaundler 1 ) aufmerksam macht, konnen wir wenigstens 
durch standige Beachtung der Kontrollproben leicht erkennen. 

Alle diese Vorbehalte bestehen sicher zu Recht. Andererseits gibt 
es aber eine Reihe von Griinden, eine den Rahmen der Normalagglu- 
tination weit iiberschreitende Einwirkung von Typhusimruunserum auf 
Coli-Bacillen anzunehmen. Wir kennen aus der Literatur Falle, wo 
das natiirliche oder kiinstliche Immunserum Coli-Bacillen sehr hoch, 
selbst hoher als Typhusbacillen agglutinierte 2 3 ). Ferner spricht eine Reihe 
von Beobachtungen dafflr, daB das Bacterium coli als Typhusagglu- 
tinogen wirken kann, also auch Rezeptoren in groBerer Menge fiir Typhus- 
agglutinine besitzen muB. Paltaufs diesbeziigliche Angabe habe ich 
schon erw&hnt. Es scheinen mir auch gewisse klinische Befunde auf 
derartige wechselseitige Beziehungen hinzuweisen. Wir bekommen namlich 
gar nicht so selten bei ganz frischen Enteritiden, die wegen Typhus- 
verdachts zur Untersuchung gelangen, Blutsera zu Gesicht, die in der 
Verdiinnung 1:50, selbst in der Verdtinnung 1:100 den Typhusbacillus 
deutlich beeintiussen. Der weitere, gewohnlich rasch tabklingende 
Krankheitsverlauf und das ungemein rasche Verschwinden der Agglu¬ 
tination schlieBt Typhus aus. Unseres Erachtens handelt es sich in 
solchen Fallen oft nicht um Entziindungen bakterieller oder nur indirekt 
bakterieller, sondern um solche toxischer Entstehung und moglicherweise 
um eine Agglutininbildung durch das durch die krankhaft veranderte 
Darmwand durchgewanderte Bacterium coli oder seine resorbierten 
Stoffwechsel- und Zerfallsprodukte. Natiirlich kann auch der Typhus- 
bacillus selbst oder seine Gifte das primar die Darmwand bis zur 
Durchiassigkeit schadigende Agens darstellen. Das gilt ftlr die Falle 
Bibersteins s ) mit hoher Coli-Agglutination und den Fall Kird- 
lyfis 4 ): Coli-Pneumonie bei einem durch positiven Bacillenbefund 
sichergestellten Abdominaltyphus, der darum besonderes Interesse ver- 
dient, weil das Blutserum nur Coli-Bacillen agglutinierte (1:180), ob- 
wohl nachgewiesenermaBen Typhusbacillen in ihm kreisten. Wieder in 
anderen Fallen bricht der Tuberkelbacillus durch Geschwiirsbildung fflr 
das Bacterium coli Bahn. So erkldren sich die Falle von Typhus- 

1) Kolle-Wassermanns Handb. d. pathog. Mikroorg. Bd. 4, 2. 

2) Zitiert bei Gross, Centralbl. f. Bakteriol. Abt. I. Orig. Bd. 47. 

3) Zitiert nach Gross, a. a. 0. 

4) Deutsch. med. Wochenschr. 1910. No. 11. 


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Muller, Wechselbeziehungen in der Agglutination zwischen Bact. coli u. typhi. 177 


agglutination bei Tuberkulose J ), sofern es sich bei ihnen nicht um Dauer- 
agglutination nach friiher iiberstandener Typhuserkrankung oder bei 
latenter Trfigerschaft handelt. Uebrigens gedenkt schon Courmont 1 2 ) 
dieser Meglichkeit, fiber die mit Sicherheit mit dem Blute angestellte 
Ztichtungsversuche entscheiden konnten. Derartige Versuche scheinen aber 
bisher selten oder Qberhaupt nicht ausgeffihrt oder, wenn positiv, nicht 
beachtet worden zu sein. Wir selbst erinnern uns eines einzigen Falles, 
einer Paratyphuserkrankung mit Bacillenbefund, wo vorfibergehend das 
Blut Bacterium coli beherbergte. Das Serum agglutinierte zu dieser 
Zeit Typhusbacillen (1:50) und das Bacterium paratyphi B (1:100); 
sein Verhalten gegenflber Bacterium coli wurde leider nicht geprfift. 

Besteht beim Zusammenleben von C o 1 i - Bacillen mit pathogenen 
Mikroorganismen die Mfiglichkeit einer direkten Beeinflussung mit dem 
Effekte einer Steigerung der Gruppen- oder Mitagglutination, so wird 
sie da am ehesten zur Ausbildung kommen, wo C o 1 i - Bacillus und 
Krankheitserreger lfingere Zeit unter natfirlichen Verhaltnissen zusammen¬ 
leben, im Darme des Kranken und des Trfigers. Deshalb habe ich eine 
Reihe von C o 1 i - Stfimmen direkt nach ihrer Ztichtung aus dem Stuhle 
von Typhuskranken und -trfigern auf Drigalski-Conradi-, in einigen 
wenigen Fallen auf Padlewski-Agar auf ihre Agglutinabilitfit durch 
hochwertiges Typhuseselserum mit dem Titer 50000 und 20 000, das 
aus dem Kaiserl. Gesundheitsamte stammte, untersucht und vergleichs- 
weise auch eine Reihe Stfimme von Gesunden herangezogen. Ehe ich 
die Resultate in einer Tabelle zusammenstelle, mochte ich einige Be- 
merkungen vorausschicken. Abgesehen von einigen wenigen anderen 
Arten, die in der Liste ausdrficklich verzeichnet sind, hatte ich es wohl 
immer mit typischen Coli-Stammen zu tun, die folgende Proben be- 
standen: Milchgerinnung, Indolbildung, Sfiuerung und Kaseinffillung in 
Traubenzucker- und Milchzucker-Barsiekow, starke Sfiuerung in 
Lackmusmolke, Gasbildung in Milchzucker- und Traubenzuckeragar. 
Nichtverflflssigung der Gelatine. Die Eigenbewegung habe ich nicht als 
Kriterium benfitzt: Sie ist beim Coli-Bacillus eine wandelbare GroBe 
wie die Agglutination. Ich habe, von dem Gedanken eines moglichen 
Zusammenhanges zwischen Eigenbewegung bezw. GeiBelbildung und 
Agglutination ausgehend, 18 mehr oder weniger agglutinable Coli- 
Stfimme auf Eigenbewegung nach Wachstum in Rindfleischbouillon — 
feste Nfihrboden eignen sich zu dieser Untersuchung uberhaupt nicht — 
geprfift. Nach 17 Stunden zeigten wenigstens einige wenige Exemplare 
bei 7 Stfimmen lebhafte Bewegung, nach 24 Stunden war sie bei den 
meisten erloschen. Wie aus der Tabelle hervorgeht, habe ich die Coli- 
Stfimme einiger Individuen wiederholt untersucht, aus zwei Grfinden: 
Burk 3 ) hat festgestellt, daB in demselben Individuum verschiedene 
C o 1 i - Spielarten vorkommen und zweitens war es von Interesse, zu 
verfolgen, unter welchen Bedingungen ein bis dahin nicht agglutinabler 
Stamm unter natfirlichen Verhaltnissen agglutinabel wird. Ich mochte 
hier vorwegnehmen, daB bei Kranken und Trfigern die gleichzeitige 
Anwesenheit oder das Fehlen von Typhusbacillen in derselben Kultur 
keine Rtickschlfisse auf die Agglutinabilitfit des betreffenden Coli- 
Stammes gestattet. Ein sehr rasch wfihrend der Zfichtung zur Geltung 

1) Krencker, Miinchen. med. Wochenschr. 1909. No. 20. — Roth, Deutsch. 
med. Wochenschr. 1910. No. 3. Ref. — Eccard, Miinchen. med. Wochenschr. 1910. No. 3. 

2) Zitiert bei Paltauf, a. a. O. 

3) a. a. O. 

Erste Abt. Orig. Bd. 65. Heft 2. 12 


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CentralbL f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 55. Heft 2. 


kommender EinfluB besteht also nickt. Zur Technik sei bemerkt, daB 
ich die erste Untersuchung als orientierende Agglutination von der 
Drigalski-Conradi-Platte weg im h&ngenden Tropfen vorgenommen 
habe, und zwar mit Serumverdiinnungen von 1 : 100 bis 1 : 1000 nach 
V,- und 1-stiindigem Verweilen im Brutschrank. Wenn wir auch uns 
der Nachteile dieses Verfahrens wohl bewuBt sind, so gibt es doch 
unter steter Beachtung der Kontrollproben einen veriassigen Anhalts- 
punkt dariiber, ob bei einem Stamm iiberhaupt hohere Verklumpungs- 
fahigkeit zu erwarten ist oder nicht. Nur der Stamm 3 K1 hat nach der 
Voruntersuchung im hangenden Tropfen einen hbheren Titer annehmen 
lassen als er dann ergab. Das erklBrt sich wohl aus dem, was wir 
weiter oben iiber die Hinfailigkeit und Vererbbarkeit der Co 1 i -Rezeptoren 
sagten. Auch aus diesem Grunde erscheint die mikroskopische Unter¬ 
suchung von Vorteil, denn ftir sie geniigt die erstgewachsene Kolonie, 
wahrend die Titrierung eine groBere, nur durch Umztichtung zu er- 
langende Bakterienmenge erfordert Wir haben aber doch, eingedenk 
der alten, an anderen Arten gemachten Erfahrung, dafi die Agglutination, 
auch wenn die Anlage dazu vorhanden ist, zuweilen erst nach wieder- 
holter Umziichtung auf kiinstlichen NBhrbbden in die Erscheinung tritt, 
von der ersten Stuhl-Drigalski-Platte eine Agarkultur angelegt und 
diese nach 24 Stunden noch einraal untersucht. Die damit erzielten 
Resultate sind, wie aus der Tabelle I hervorgeht, so wechselnd wie die 
Ergebnisse der C o 1 i - Agglutination iiberhaupt. 

Die den Zahlen der Serumverdiinnungen beigesetzten Zeichen be- 
deuten: + m&fiig stark, -\—|- sehr stark, + Grenzreaktion. 

In der Rubrik Bemerkungen bedeutet Stuhl -f: der betreffende Stuhl 
enthielt Typhusbacillen; Stuhl—: keine Bacillen. 

Unter den 75 Personen der Tabelle befinden sich 23 Tr&ger, 
22 Kranke und 30 Gesunde. Von den ersteren beherbergten 9, von 
den 22 Kranken 5, von den 30 Gesunden 6 agglutinable Coli-St&mme. 
Ziehen wir von den letzteren 6 die 2 Personen ab, die friiher Typhus 
durchmachten und den Fall 7, dessen Blutserum in der Verdiinnung 
1:50 Typhus- und Paratyphusbacillen stark agglutiniert und dadurch 
die Vermutung einer uberstandenen Typhuserkrankung nahelegt, so ver- 
bleiben nur 3 Wirte ohne alle typhusverdachtigen Antezedentien mit 
positiven St&mmen. Auch bei diesen dreien bewegt sich aber die Agglu¬ 
tination in bescheidenen Grenzen. Wir gewinnen also den Eindruck, 
daB sich hSher agglutinabele Coli-Stamme haufiger als unter normalen 
Verh&ltnissen da linden, wo sie kiirzere oder langere Zeit Gelegenheit 
hatten, mit Typhusbacillen zusammenzuleben. Hochagglutinabele, dem 
Titer des verwendeten Serums nahekommende Stamme haben wir nicht 
darunter entdeckt: Den hochsten Wert zeigt Stamm 15 : 3200 gegen 
20000. Erscheinungen, wie sie Kuhn undWoithe bei Ruhrcolis und 
C o n r a d i bei Typhuscolis beobachteten, kommen also immerhin sehr selten 
vor. Uebrigens glaube ich, gerade im Falle 15 verschiedene Coli- 
Rassen gefunden zu haben, wenn auch die Kulturmerkmale, soweit ich 
sie prflfte, keinen Unterschied erkennen lassen. Denn wahrend der am 
24. Nov. geziichtete Stamm noch nach 3 Monaten kiinstlicher Kultur 
gut agglutinabel ist (3200 -f), sind die direkt aus dem Wirte gezflchteten 
Stamme vom 5. und 20. Dez. inagglutinabel und bleiben es. Aehnlich 
liegen die Verh&ltnisse bei 5 und 12. 

Wir haben schon oben die Unbest&ndigkeit der agglutinabelen Sub- 
stanz des Bacterium coli gestreift. Auch die Tabelle zeigt Rassen — 


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Muller, Wechselbeziehungen in der Agglutination zwischen Bact. coli u. typhi. 179 


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Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 55. Heft 2. 



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Muller, Wechselbeziehungen in der Agglutination zwischen Bact. coli u. typhi. 131 




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typhuskrank) 






182 Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originale. Bd. 55. Heft 2. 



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Muller, YVechselbeziehungen in der Agglutination zwischen Bact. coli u, 


typhi. 183 



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184 


Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 55. Heft 2. 


wenn wir nur die niederen Werte, unter 500, ins Auge fassen — die 
schon in der 2. Ziichtung ihre Agglutinabilitat verloren hatten oder an- 
fanglich inagglutinabel, sie erst gewannen. Aber doch weisen gerade die 
holier agglutinierenden Stamme eine gewisse Bestandigkeit auf. Die 
Stamme 3 und 15, beide Typhuscolis, seien als Beispiel genannt: 3 wird 
anfanglich von der Verdiinnung 800 und 1000 noch agglutiniert, nach 
3 Monaten kunstlicher Fortziichtung noch von der Verdiinnung 400, 15 
3 Monate nach positivem Befunde bei der Verdiinnung 2000 noch von 
der Verdiinnung 3200. Die Spatuntersuchungen, auch die titrimetrischen, 
wurden immer mikroskopisch nachgepriift, was sich als durchaus not- 
wendig erwies. Die relative Bestandigkeit gewisser Stamme geht auch 
aus einer zweiten Untersuchungsreihe hervor, die dariiber Aufklarung 
bringen sollte, ob bei Fortziichtung von Coli-StSmmen in Nahrmedien, 
die, ganz allgemein ausgedriickt, Typhusbacillensubstanzen enthalten, die 
Agglutinabilitat kiinstlich in die Hohe getrieben werden kanu. Fiir 
unter dem EinfluB des Bacterium coli stehende Typhusbacillen hat 
Hirschbruch 1 ) das Gegenteil beobachtet, und wir haben schon weiter 
oben erwahnt, aus welchen Griinden unseren Versuchen von vornherein 
nur eine bedingte Giiltigkeit zukommt. Es wurden also 3 von vornherein 
agglutinabele Colis, 3, 7 und der schwachagglutinabele 10, ferner ver- 
gleichsweise 2 nicht agglutinabele, 8 und 9, wochenlang in Bouillon fort- 
geziichtet, die 24 und 48 Stunden lang Typhusbacillen zum Wachstum 
gedient hatte. Da das Bacterium typhi unter solchen Umstanden 
im Konkurrenzkampf rasch unterliegt, hatte es sich im wesentlichen urn 
die Einwirkung seiner Zerfallsprodukte und Sekrete gehandelt, nicht uni 
eine Tatigkeit des lebenden Bacillus. Die Coli-Bacillen hielten sich in 
ein und derselben Typhusbouillon dagegen voll entwickelungsfahig und 
wurden erst nach 4 Wochen noch einmal in frische Typhusbouillon iiber- 
tragen. Die Resultate zeigt die Tabelle II, erhalten durch Untersuchung 
des hangenden Tropfens nach einstundigem Aufenthalt bei 37 °. 


Tabelle II. 


Stamm 

Die Stamme wurden agglutiniert von der Serum verdiinnung 1: 

: x am 

16. Nov. 

23. Nov. 

30. Nov. 

11. Dez. 

21. Dez. 

29. Dez. 

25. Jan. 

3 (Kl.) 

1000 + 

500 + 

100+ + 

500+ + 

500+ + 

500+ + 

500 + 

8(Kum.) 

___ 


nicht 

100 + 

_ 

1000 + 

500 H—h 

_ 

10 (Fr.) 

_ 

100 + 

angegangen 

100 + 

_ 

Spontan- 
agglutination 
100 + 

_ 

7 (Ni.) 

1000 + + 

500 + + 

500 + + 

300 + + 

300+ + 

200 + + 

9 (Me.) 

— 

— 

— 

100 + 

1000 + 

— 

200 + 


Der Stamm 3 halt sich auf seiner Hohe. Der Stamm 7 zeigt eine 
ganz allmahliche Abnahme, wahrend die iibrigen Eigenschaften fflr seine 
unverminderte Lebensfahigkeit sprechen. Merkwiirdig und schwer er- 
klarlich bleibt das sprunghafte Auftreten hoher Agglutinationen bei 8 
und 9. Man mbchte hier, wenn auch Beweise fehlen, an eine spezifische, 
allerdings sehr labile Beeinflussung glauben. 

Bei Cholecystotomien und Sektionen von Typhustragern machen wir 
die Erfahrung, daB sich der Typhusbacillus in der Galle in Reinkultur, 
ohne Bacterium coli, lindet. Ich habe aber doch, um einen natur- 
lichen Nahrboden zu beniitzen, den eben erwahnten Versuch mit den 


1) Arb. a. d. Kaiserl. Gesundheitsamte. Bd. 28. 


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Muller, Wechaelbeziehungen in der Agglutination zwischen Bact. coli u. typhi. 185 


Stammen 3, 7, 9, 10 und den hochagglutinabelen 15 in der Weise wieder- 
holt, daB statt der Bouillon Rindergalle verwendet wurde, die 2 Tage 
lang Typhusbacillen beherbergt hatte. Diese hatten sich in dieser Zeit 
stark vermehrt, verschwanden aber nach Einsaat der Col is in wenigen 
Tagen. 

Tabelle III. 


Stamm 

Die Stamme wurden agglutiniert von der Ver- 
diinnung l:i am 


7. Dez. 

14. Dez. 

23. Dez. 

20 Jan. 


500+ + 

500+ + 

300 + 

100+ + 

300 + + 

300 + 

— 

200 + 

9 (Me.) 

— 

— 

— 

abgestorben 

10 (Fr.) 

100 + 

300 + 

— 

abgestorbeD 
600 + 

15 (Hi.) 

Spontan- 

agglutination 

1000+ + 

500+ + 


Eine langsame Abnahme der Agglutinabilitat ist hier unverkeunbar 
bei 3, 7 und 15. Stamm 9 hat seine Agglutinabilitat nicht wiederer- 
langt und 10 zeigt wieder das plotzlich auftretende und ebenso rasch 
verscbwindende Hoherschnellen der Agglutination. Die Abnahme der 
Agglutinabilitat bei den Gallenstammen hangt wohl damit zusammen, 
daB sie offenbar durch den EinfluB der Galle in ihrer gesamten vitalen 
Energie geschadigt sind. Zwei von ihnen sind nach 6 Wochen vollig 
abgestorben. 

Aus beiden Tabellen aber geht hervor, daB eine kunstliche Steige- 
rung der Agglutinabilitat selten gelingt und daB da, wo sie vorhanden 
zu sein scheint, die Resultate mit grOBter Vorsicht beurteilt werden 
mussen. 

Eine reinliche Scheidung vornehmen zu konnen, wie weit es sich 
bei hochagglutinabelen Colis urn eine Bindung spezifischer Typhus- 
agglutinine in strengem Sinne, wie weit lediglich um die der Mitagglu- 
tinine handelt, ware von groBem Interesse. Wie ich aber schon weiter 
oben andeutete, ftihren die beiden Wege, die zu diesem Zwecke einge- 
schlagen werden, nicht mit mathematischer Sicherheit — und eine der- 
artige Sicherheit ware, wo es sich oft um nahe beieinander liegende 
Grenzzahlen handelt, notig — zum Ziele. Denn bei der Absattigung 
werden wir niemals ausschlieBen konnen, daB neben den spezifischen 
auch Mitagglutinine, wenn auch nur teilweise, absorbiert werden oder, 
je nach der Untersuchungsanordnung, umgekehrt. Zudem fand Schell er 1 ), 
daB „dieselben Bakterien, ohne ihre Absorptionsfahigkeit, i. e. ihren Rezep- 
torenapparat zu andern, bei besonderer Versuchsanordnung unter quanti- 
tativ gleichen Verhaitnissen verschiedene Mengen Agglutinine binden“. 
Er denkt dabei an rein mechanische Momente. Es ist nun durchaus 
diskutierbar, daB auch andere und oft unkontrollierbare Einflusse die- 
selbe Wirkung haben k6nnen, wie mechanische und daB sie dadurch von 
vornherein den Wert des Castellanischen Versuchs mehr oder weniger 
illusorisch machen, auch da, wo die Bindung nur einer Agglutiningruppe 
beabsichtigt ist. D’Amato 2 ) kommt auf Grund seiner Absattigungs- 
versuche allerdings zu dem Schlusse, daB „die Mitagglutinine von der 
verwandten Bakterie absorbiert werden, die echten Agglutinine, weil bio- 
logisch verschieden, dagegen nicht“. Schon vorher hat er festgestellt, 

1) Centralbl. f. Bakteriol. Abt. I. Orig. Bd. 54. 

2) Centralbl. f. Bakteriol. Abt. I. Orig. Bd. 53. 


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186 


Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originale. Bd. 55. Heft 2. 


dafi sein „Typhusserum, welches viele Mitagglutinine besitzt, durch Be- 
handlung mit der einen oder anderen von zwei Typhusarten fast alle seine 
Agglutiniae und Mitagglutinine verliert 14 . Unsere eigenen, diesbeziig- 
lichen Versuche sind nicht so eindeutig ausgefallen. Der Coli-Stamm 
Kl. hat im Typhusserum nur die Mitagglutinine, und zwar nur seine 
eigenen, nicht oder nur teilweise die des Stammes Hi. abges&ttigt. Hi. 
bindet seinerseits wieder gleich wie der Stamm Kl. nur Mitagglutinine, 
das gleiche tut der Stamm Ni. Dagegen setzt der Stamm Th. K. den 
Titer des Antiserums auch gegen Typhusbacillen etwas herab, von 20000 
auf 12000 Andeutung. Diese Abnahme l&fit sich, unter der Voraus- 
setzung, daB in so starken Verdiinnungen nur die Hauptagglutinine noch 
in Betracht kommen, zunachst nur durch Inaktivierung eines Bruchteiles 
der spezifischen Agglutinine erkl&ren, denn die zur Prfifung benutzte 
Typhusbacillenmischung M.-Sch.-V. (3 Stamme) zeigte bestandig hohe 
Agglutinabilit&t. Das umgekehrte Experiment, Abs&ttigung des Immun- 
serums mit der Typhusbacillenmischung und Priifung auf Agglutination 
dem Stamm Th. K. gegenuber, versprach wegen der Labilit&t der Coli- 
Rezeptoren und nach D’Amatos Erfahrungen von vornherein wenig 
Erfolg. Deshalb versuchten wir, die eben angeschnittene Frage durch 
Beniitzung von Th. K. als Antigen zu entscheiden, wenn auch nach den 
neuesten Untersuchungen von Sobernheim und Seligmann 1 ) Agglu- 
tininbildung und -Bindung einer Kultur mitunter nicht parallel gehen, 
und zogen zum Vergleiche die Stamme Hi. und Ni. heran. Die zur 
Immunisierung verwendeten Kaninchen beeinfluBten urspriinglich die 
Coli-Rassen folgendermaBen: 

Das Serum des Kaninchens Hi. agglutiniert den Stamm Hi. flberhaupt 
nicht, die Mischung M.-Sch.-V. in der Verdiinnung 1:50 und 1:100 an- 
deutungsweise (Fadenbildung bei gut erhaltener Eigenbewegung). Das 
Serum des Kaninchens Ni. agglutinierte den Stamm Ni. in der Kon- 
zentration 1:50, die Mischung M.-Sch.-V. wie Hi.; endlich agglutinierte 
das Serum von Th. K. den Stamm Th. K. schwach noch in der Ver¬ 
diinnung 1:320, wobei allerdings seine auch diesmal wieder zu beob- 
achtende Neigung zur Spontanagglutination zu beriicksichtigen ist. Der 
Typhus M.-Sch.-V. zeigte noch bei 1:160 schwache Verklumpung bei gut 
erhaltener Beweglichkeit. 

3 nach 24-stiindigem Wachstum durch einstiindiges Erhitzen auf 
56° abgetQtete oder wenigstens hochgradig abgeschw&chte Schragagar- 
kulturen des Coli Hi., subkutan injiziert am 21. Jan., 18. Febr. und 
7. Marz, hatten folgenden Immunisierungseffekt: Das Blutserum des am 
18. Marz getOteten Tieres Hi. agglutinierte: 

Coli Hi. makroskopiach 2560 +, 5000 + 

mikroskopisch 10 000 + -f, 20 000 ± 

Typhus M.-Sch.-V. makroskopiach 40 + 
mikroskopisch 320 i 
Coli Ni. nur mikroskopisch 1:10. 

Nach der gleichartigen Vorbehandlung mit Coli Ni. agglutinierte 
das Blutserum des Tieres Ni. 

Coli Ni. makroskopisch 1280 + 
mikroskopisch 1280 ++ 

Typhus M.-Sch.-V. makroskopisch 80 + 
mikroskopisch 320 + 

Coli Hi. iiberhaupt nicht. 

3) Dteche med. Wochenschr. 1910. No. 8. 


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Muller, Wechselbeziehungen in der Agglutination zwischen Bact. coli u. typhi. 187 


Das Kaninchen Th. K. wurde ebenfalls mit je einer abgetoteten 
Agarkultur des Coli-Stammes Th. K. auf subkutanem Wege am 7. Marz, 
24. Marz und 31. Marz immunisiert; das Tier ging am 4. April ein, 
nachdem es sich bis dahin dem Anscheine nach vbllig wohlbefunden 
hatte. Bei der Sektion fand sich an einer Impfstelle ein AbsceB. Das 
aus dem Herzblut gewonnene Serum lieB sich nun leider gegen den 
homologen Stamm, wiederum wegen Neigung zu Spontanagglutination, 
nicht genau priifen, so daB der immunisatorische Effekt der 3 Injektionen 
von vornherein der exakten Kontrolle entbehrt, wenn auch die Serum- 
verdtinnung noch bei 1:4800 viel starker agglutinierte als die Koch- 
salzlbsung. Die Mischung M.-Sch.-V. zeigte bei 1:160 makroskopische, 
bei 1:640 mikroskopische, schwache Agglutination. Unsere Erwartung, 
daB das Serum Th. K. etwa M.-Sch.-V. wesentlich hoher agglutinieren 
•wurde, als die beiden anderen Sera, hat sich also nur bedingt bestatigt, 
denn die Differenz erscheint uns zu gering, um daraus weitgehende 
Schliisse zu ziehen und der Titer fiberhaupt nicht hoch genug, um nicht 
durch Mitagglutination allein erklart werden zu konnen. Dagegen zeigten 
alle 3 Sera noch eine Erscheinung, die der Erwahnung wert ist, eine 
hohe Agglutination fur Ruhrbacillen. Die Sera wurden allerdings zu 
Beginn des Versuchs nicht auf Ruhragglutination gepriift; nach unseren 
anderenorts gemachten Erfahrungen enth&lt jedoch das Kaninchenserum 
nur sp&rliche Ruhrnormalagglutinine, und in einem weiteren Versuch 
fanden wir Kaninchennormalserum nur in der Verdunnung 1:80 inakro- 
skopisch, 1:160+, 1:320+ mikroskopisch gegen den Stamm Kruse- 
Shiga, mit dem diese Proben angesetzt wurden, wirksam. Beider ab- 
schlieBenden Untersuchung fanden sich nun folgende Werte fiir Kruse - 
Bacillen: 

Serum Hi. makroskopisch 160 +, 320 ± 

mikroskopiBch 640++, 1280 ± 

Serum Ni. makroskopisch 80 + 
mikroskopisch 640 + 

Serum Th. K. makroskopisch 320 + 

mikroskopisch 640+ + , 1280 i. 

Es diirfte also keinem Zweifel unterliegen, daB wenigstens 2 der 
Colis, von denen 1 von einem gegenwartigen, 1 von einem fruheren 
Typhuskranken stammt, einen betrachtlichen Bruchteil ihrer Gruppen- 
agglutinine als Ruhragglutinine bilden konnen, und zwar speziell fiir den 
Kruse-Shigaschen Ruhrerreger. 

Es geht ja diese merkwiirdige Willkiir in der Reaktion der vom 
Coli-Bacillus gebildeten Agglutinine noch weiter. Wahrend weit ab- 
liegende Glieder der Gruppe, wie der Typhusbacillus, wenn auch nur 
scliwach, so doch deutlich agglutiniert werden, bleibt der nBchste Ver- 
wandte, ein anderer Coli-Stamm, wie wir oben sahen, ganz oder so gut 
wie ganz unbeeinfluBt. 

Ob etwa die Verwendung lebender Kulturen zur Immunisierung ein 
anderes Resultat ergeben hatte, wie es Sobernheim und Selig- 
mann beim Bacterium enteritidis beobachteten, moge dahin- 
gestellt bleiben. Das Verhalten gegenuber anderen Coli-Rassen er¬ 
scheint um so auffalliger, als wir den Rezeptoren mancher Coli-Stamme 
nicht nur hinsichtlich ihrer Bildungsf&higkeit, sondern auch hinsicht- 
lich ihrer Bindungsfabigkeit eine ungemeine Vielseitigkeit zuschreiben 
miissen. Als ich bei der Untersuchung im hangenden Tropfen beob- 
achtet hatte, daB in der Verdunnung 1:100 Kruse-Serum (Titer 1000) 
die Coli-Stamme 5, 7, 12, 15, 18, 25, 29, 38, 53, 54, 63 — 8 von 


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188 


Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 55. Heft 2. 


diesen 11 stehen in nfiherer oder ferner Beziehung zu Typhusstammen — 
nach *l 2 - stiindigem Verweilen bei 37 0 stark agglutinierte, titrierte ich 
diese Stamme aus. Es sei hier eingeschaltet, daB mit Ausnahme 
von 38 alle diese Rassen auch durch Paratyphusserum 1:100 stark 
beeinfiuBt wurden, dagegen durch Enteritidis-Serum in der gleichen 
Verdiinnung nur 3, durch FI ex ner-Serum nur 2 von ihnen. Die 
Titrierung mit Kruse-Serum ergab nun, von den iibrigen Stfimmen 
mit niedrigen Werten (100 und 200) abgesehen, fiir 3 und 63 den End- 
titer 400, fiir 12 und 38 den Endtiter 800, angesichts des Serumtiters 
1000 also schon sehr betr&chtliche Zahlen. Es entzieht sich unserer 
Kenntnis, ob bei einera der betreffenden Coli-Wirte — zwei sindTyphus- 
trager, zwei Gesunde — irgendeine ruhrartige Erkrankung voran- 
gegangen war, fiir die Trager, die wir schon seit Jahren beobachten, ist 
es sehr unwahrscheinlich. 

Ruhr- und Coli-Bakterium sind, wie wir schon betonten, wenn auch 
nur entfernte Verwandte derselben Gruppe, und der Gruppenagglutination 
haben wir ausfiihlich gedacht, wenn es auch fraglich ersclieint, ob in 
einer sehr nahe an den Serumtiter heranreichenden Verdiinnung die 
Gruppenquote der Agglutinine iiberhaupt noch wirken kann. Ganz aus 
dem Rahmen der Gruppenagglutination fallt aber die Reaktion, die 2 der 
oben angefiihrten Stamme, 7 und 63, gegenfiber Choleraeselserum (Titer 
20000) aufwiesen. 7 wurden durch dieses Serum 1:400± makroskopisch, 
1:800+ mikroskopisch agglutiniert, 63 noch hoher: Makroskopisch 
1:800±, mikroskopisch 1:1600 + ; Normaleselserum beeinliuBte beide 
Stamme nur mikroskopisch schwach in der Verdiinnung 1:100. Wir 
geben diesen Befund wieder, weil er wohl am besten die oben erwahnte 
Vielseitigkeit illustriert. Sie gestattet, wie wir zum Schlusse noch her- 
vorheben mochten, auch nicht, da, wo wir durch Typhusimmunserum 
hoher agglutinable Coli-Rassen linden, ohne weiteres anzunehmen, daB 
der betreffende Coli-Wirt in einer Beziehung zum Bacterium typhi 
steht oder stand, sei es als Kranker oder als Trager. 


tiaehdruck verbot-cn. 

Komplementbindungsversuche mit Antipestserum. 

[Aus dem Laboratorium fiir Anfertigung von Antipestpraparaten des Kaiserl. 
Instituts fiir experimentelle Medizin in Kronstadt, Fort ^Alexander 1“ 
(Vorstand: Mag. J. Z. Schurupoff).] 

Vorlaufige Mitteilung. 

Von Militararzt N. J. DamperofF. 

Seitdem Bordet und Gengou (1) die Hemmung der HSmolyse 
nachgewiesen hatten, indem sie Bacillenemulsionen, inaktivierte spezifische 
Antisera von Pferden und normales Meerschweinchenserum miscliten und 
nachher Hammelblutkbrperchen und fiir diese spezifische inaktivierte 
hfimolytische Kaninchensera beimengten, und nachdem sie unter anderen 
auch mit Pestbacillen und Pferdeantipestserum diese Phanomene fest- 
gestellt hatten, hat in letzter Zeit nur Tanui Amako (2) mit Kom- 
plementbindung bei Pest Versuche gemacht, und im Blutserum von Pest- 
kranken und Pestrekonvaleszenten (Menschen) die Anwesenheit von 
spezifischen, sozusagen komplementbindenden Antikorpern gezeigt. 


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Damperoff, Komplementbindungsversuche mit Antipeslserum. 


189 


Auf Vorschlag des Herrn Schurupoff unternahm ich Versuche 
fiber die Komplementbindungsreaktion von Pferdepestimmunseris, welche 
das oben genannte Laboratorium herstellt, mit Pestbacillen und deren 
Praparaten. 

Wie leicht vorauszusehen war, zeigten diese Sera das Vorhandensein 
der spezifischen Antikorper: 


Tabelle I. 


Pestbacillenauf- 

1 N.- 


1 N.- 



1 N.- 


| 1 N.- 






_ 

|_j 



_ 


schwemmung 

Pestbacillenextrak t 

Oesein 
10 ccm 
1,0 


Oesein 
20 ccm 
1,0 

0,6 

0,2 

Oesein 
10 ccm 
1,0 

0,2 

Oesein 
10 ccm 
1,0 

0,2 


02 

0,2 

0,2 

02 

; 0,2 

0,2 




Extrakt der Bac. 
pseudotub. ro¬ 
dent. 










0,2 










Kronstadter Pest- 
immunserum 


0,2 

0,05 

_ 

0,05 





0,1 

0,005 

_ 



_ 

_ 

_ 

_ 

_ 

Pariser Pestimmun- 
serum 



1 - 

_ 


_ _ 




0,05 

_ 

J 

_ 

. 

_ 

_ 


Berner Pestimmun- 
serum 







_ 






0,05 



_ 

_ 



Japanisches Pest- 
immunserum 

_ 



_ 



_ 






_ 

0,05 

°,! | 

0,1 


_ 


Norm. Pferdeserum 
(inaktiviert) 

_ 

_ 


_ 

_ 

0,1 

0,1 

___ 

_ 

_ 

_ 

_ 

___ 

_ 

_ 


_ 

_ 

_ 

A nticholeraseru m 
des Laboratoriums 


— 

— 

— 

— 

— 

— 

0.1 

0,1 

— 

| - 

— 

— 


— 

— 

— 

— 

— 




Meerschweinchenkomplement ] 

L: 10. 







— 

— 


Hamolytischer Ambozeptor des Kaninchens 1: 400. 


Gewaschenes 5-proz. Hammelblut. 


0,9-proz. Kochsalzlosung bis Gesamtvolumen 5 ccm 


1 

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I-* 


Bei den qualitativen Bestimmungen iiberzeugte ich mich, daB die 
Sera, welche von verschiedenen Pferden — und von verschiedenen Serien 
von Pferden — entnommen sind, trotz der einheitlichen Technik ihrer Ge- 
winnung und Bearbeitung verschiedene Mengen der Antikorper enthalten. 

Diese Beobachtung, die allerdings keine neue Sache ist, brachte uns 
auf den Gedanken, quantitativ-vergleichende Versuche mit der ganzen 
Reihe der Pestimmunsera des Laboratoriums anzustellen. 

Wie alien, die mit serologischen Untersuchungen sich besch&ftigen, 
bekannt ist, wird die Bestimmung des therapeutischen Wertes der 
Immunsera durch Versuche in vivo gemacht, und deswegen leidet sie 
an alien den Ungenauigkeiten, welche jeder Tierversuch so reichlich 
bietet. Seitdem die Komplementbindungsreaktion in der Wasser- 
mann-Neisser-Bruckschen Modifikation eine so weite Anwendung 
gefunden hat, bemfihten sich manche Forscher, diese Reaktion zur Be¬ 
stimmung von Antikfirpermengen der Heilsera zu benutzen, voraus- 
gesetzt, daB zwischen Entstehung und Gehalt der „heilenden“ und 
„komplementbindenden“ Antikorper in den Immunseris ein gewisser 


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190 


Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 55. Heft 2. 


Parallelismus besteht. So machten Kolle und Wa s serin an n (3) eine 
Wertbestimmung des Antimeningokokkenserums durch Komplement- 
bindungsversuche mit wSsserigem Meningokokkenextrakt als Antigen, 
und behaupteten, daB es sich hier um eine Priifungsmethode handele, 
welche „von Schwankungen der Individualist vora Tiere und der Viru- 
lenz der Kultur unabhangig macht“, und daB „mit Standard-Extraktlosung 
auch Standard-Meningokokkenserum hergestellt wird“. In dieser Rich- 
tung wurden auch Untersuchungen von Krumbein und Diehl (4), 
K rum be in und Schatiloff (5), Wassermann und Leuchs (6), 
alle mit Meningokokkenheilseris, ausgeffihrt, von Bruck und Stern (7) 
mit den Seris von Syphiliskranken (Affen) und von Bauer (8) mit den 
Seris von Tuberkulosekranken. 

Auf der anderen Seite aber verneinen mehrere Autoren jedes Zu- 
sammentreffen, sowohl chronologisches als auch qualitatives, zwischen 
Komplementbindungsreaktion und den iibrigen Reaktionen der Immunitat. 

Was speziell die Pest betrifft, so hat nur T. Amako (op. cit.) Ver- 
suche fiber Komplementbindung mit den Seris von Pestkranken und 
-Rekonvaleszenten gemacht, und keinen Parallelismus zwischen dieser 
bei Ophthalmo- und Kutanreaktionen sowie Agglutination gefunden 1 ). 
Bemerkenswert ist, daB Amako bei fiebernden Kranken nur in 3 von 
9 Fallen eine positive Komplementbindungsreaktion feststellen konnte, und 
zwar am 8., 10. und 13. Tage der Krankheit, bei Rekonvaleszenten (nicht 
fiebernden) aber war sie in 100 Proz. positiv am 22.—25. Krankheitstage. 

Ffir meine Versuche benutzte ich die fertigen Immunsera, welche 
so hergestellt waren, daB eine Serie von 12 stark immunisierten Pferden 
entblutet war und die erhaltenen Sera vermischt und 3mal auf 55° erhitzt 
wurden. Ich bestimmte vor allem ihre antikomplementare Wirkung, ihre 
komplementbindende und „unterbindende u Dosis; letzte war 0,25—0,4. 
Als Antigen brauchte ich wasseriges Pestbacillenextrakt, dessen Her- 
stellungsweise folgende war: Eine 2-tagige Agarkultur wurde bei 37° in 
ihrer Menge entsprechenden 25—30 NormalkulturrShrchen mit 50 ccm 

O, 9-proz. Kochsalzlosung aufgeschwemmt, 1 Stunde lang auf 60° erhitzt, 
dann 24 Stunden bei Zimmertemperatur geschfittelt und durch Chamber- 
land filtriert. Die unterbindende Dosis = 0,6—0,7. Meerschweinchen- 
komplement in der Verdiinnung 1:10. Den hamolytischen Ambozeptor 
von Kaninchen mit dem Titer 1:970 bei Komplement 1:10 nahm ich 
1:400 verdiinnt. Hammelblut wurde 3mal ausgewaschen und in 5-proz. 
Aufschwemmung angewendet. 

Da bei quantitativen Versuchen Genauigkeit und Einigkeit der Me- 
thodik alles ist, so stellte ich mir folgende Bedingungen: 1) Arbeiten 
mit peinlicher Sauberkeit und moglichster Sterilitat. 2) Moglichst starke 
Verdfinnungen zu nehmen, um genauer zu messen und Nebenwirkungen 
zu vermindern [s. Fleckseder und Stejskal (10), Bordet und 

P. Gay (11)]. 3) Ein und dieselbe chronologische Disposition der 

Reaktion, namlich: Antigen, Antiserum, Komplement mischen, durch- 
schutteln, 1 Stunde bei 37° halten — Hamolysin, Hammelblut hinzu- 
fiigen, schiitteln, 2 Stunden bei 37° halten, in dieser Zeit 2mal durch- 
schiitteln, bis zum Morgen im Eisschranke aufbewahren, dann ablesen. 
4) Das Ablesen muB auf folgende Regeln gegriindet sein: a) die kleinste 
Dosis des Antiserums, bei welcher noch keine Hamolyse vorkommt, wird 
notiert als „vollige Hemmung“; b) die grbBte Dosis, bei der die Erythro- 

1) Ebensolche Verhaltnisse fanden Wolff-Eisner und Ascher (9) bei Tuber- 
kulose. 


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„ JJRB ANA-CHAM PAIGfcL - 



Damperoff, Komplementbindungsversuche mit Antipestserum. 


191 


cyten vollkommen gelost sind, als — „komplett gelost“. 5) Genaue Aus- 
titrierung aller Komponenten, Anstellung aller notigen Kontrollen. Die 
betreffenden RatschlSge und Mafiregeln fand ich bei Taege (12), Bruck 
und Stern (op. cit.), Sachs und A It m an n (13), Citron (14,15) u. a. 

Die Ergebnisse der Versuche sind in Tabelle II mit den Angaben der 
Protokolle der Wertpriifungen der Sera (die weiBen MSuse erhielten je 
0,05, 0,033, 0,025, 0,02 vom Serum und nach 24 Stunden 1,0 36-stiindiger 
Agarkulturaufschwemmung in 450,0 Kochsalzlosung) zusammengestellt: 


Tabelle II. 

(Versuch am 17. Februar 1910.) 


Serie No. 

143 

144 

145 

146 

147 

151 

153 

154 

155 

Datum der Entblutung 

30./11. 

29./12. 

8./1. 

8./3. 

9./4. 

20./10. 

22./12. 

13./1. 

4-/2. 

Dosis, bei welcher Hamo- 

1907 

1907 

1908 

1908 

1908 

1908 

1908 

1909 

1909 

lyse beginnt 
„Titer“ dee Serums 
Dosis, bei welcher vollige 

0,01 

7, 

0,06 

0,0S 

0,04 

0,04 

0,1 

0,02 

0,06 

0,04 

V. 

Vs 

v 4 

V* 

1/ 

/10 

V, 

Ve 

V* 

Hamoiyse auftritt 

0,006 

0,02 

0,02 

0,01 

0,01 

0,04 

0,008 

0,04 

0,008 

Ver9uch8tiere, welche von 

0,03 

alle 

0,025 

0,05 

0,05 

0,03 

0,05 

0,05 

0,02 

24 Std. an je 0,05,0,033, 

etc., 

lebend 

0,02 

am 

am 

am 

am 

am 

am 

0,025, 0,02 ccm des Se- 

am 


am 

o.Tag., 

6.Tag., 

0,025 

am 

4.Tag., 

t 

7-Tag., 

4-Tag., 

0,(E 

am 

6.-3. 

Tage 

5-Tag., 

3-Tag., 

rums erhielten. 

7.-6. 

Tage.f 


7.Tag., 

0,02 

am 

3.Tag., 

t 

t 

t 

t 


Serie No. 

156 




160 

Ea 

162 

163 

Datum der Entblutung 

23./2. 

24./3. 

16./4. 

13./5. 

1909 

10./7. 

n./ii. 

3./12. 

28./12. 

Dosis, bei welcher Hamo- 

1909 

1909 

1909 

1909 

1909 

1909 

1909 

lvse beginnt 
„Titer“ des Serums 

Dosis, bei welcher vfillige 

0,04 

0,1 

0,06 

0,04 

0,1 

0,08 

0,08 

0,1 

V* 

7,o 

Ve 

Ve 

7,o 

V* 

Ve 

V,0 

Hamoiyse auftritt 

0,008 

0,03 

0,02 

0,01 

0,04 

0,02 

0,02 

0,01 

Versuchstiere, welche von 

0,05 

0,05 

0,025 

0,05 am 

0,05 

,0,05 

0,02 

0,05 am 

24 Std. an je 0,05, 0,033, 

am 

am 

am 

2-Tage(?), 

am 

am 

am 

2-Tage(?), 

0,025, 0,02 ccm des Se- 

4-Tag., 

5-Tag., 

6.Tag„ 

0,03 am 

7-Tag., 

4-Tag., 

6.-4. 

0,03 am 

rums erhielten 

t 

t 

am 

3-Tg.,t 

5. Tage, 

t 

t 

t 

Tage, 

t 

4.-6. 

Tage, 

t 


Im Laufe der Immunisation einer neuen Serie von Pferden, zur Zeit, 
wo den Tieren bereits lebende Kulturen einverleibt waren, wurde zweimal 
in monatlichem Zeitraum das Serum entnommen, und dabei festgestellt, daB 
die meisten Sera eine Verminderung ihres komplementbindenden Vermogens 
zeigten, wie Tabelle III zeigt: 

Tabelle III. 


No. des Pferdes 

Erste Blutentnahme 

Zweite Blutentnahme 

•Hamoiyse 

beginnt 

Hamoiyse 

komplett 

Hamoiyse 

beginnt 

Hamoiyse 

komplett 

120 

0,06 

0,01 

0,04 

0,005 

122 

0,06 

0,01 

0,06 

0,01 

123 

0,1 

0,02 

0,16 

0,08 

124 

0,03 

0,007 

0,06 

0,03 

125 

0,04 

0,01 

0,06 

0,02 

134 

0,08 

0,02 

0,16 

0,16 

137 

0,06 

0,01 

0,04 

0,007 


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192 


Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 55. Heft 2. 


SchluGfolgerungen. 

1) Aus mehreren Reihen von Versuchen sowohl mit Bakterien, als 
auch mit Extrakten als Antigen folgt, daB die Komplementbindungs- 
reaktion an sich selbst ziemlich konstante und vergleichbare Re- 
sultate gibt. 

2) Ich konnte kein Zusammentreffen zwischen „komplementbinden- 
dem Titer“ des Serums und seinem heilenden Wert nachweisen, tvie ja 
auch andere jeden Parallelismus der Komplementbindungsreaktion mit 
den iibrigen Reaktionen der Immunit&t verneinen. 

3) Wiinschenswert ist es, die Bildung und quantitativen VerhSltnisse 
der fiir diese Reaktion spezifischen Antikorper im Laufe der Immuni¬ 
sation systematise!! zu verfolgen. 


Liter atar. 

1) Bordet, J. u. Gengou, 0., Ann. Instit. Pasteur. T. 15. p. 289. 

2) Ainako, Tanui, Centralbl. f. Bakteriol. Abt. 1. Orig. Bd. 51. Heft 6. 

3) Kolle, W. u. Wassermann, A., Dtsche med. Wochenschr. 1906. p. 609. 

4) Krumbein u. Diehl, Arb. a. d. Instit. z. Erforsch. d. Infektionskrankh. in Bern. 
Heft 2 (Centralbl. f. Bakteriol. Abt. I. Ref. Bd. 43). 

5) Krumbein u. Schatiloff, P., Dtsche med. Wochenschr. 1908. p. 1002. 

6) Wassermann, A. u. Leuchs, J., Centralbl. f. Bakteriol. Abt. I. Ref. Bd. 43. 

7) Bruck, C. u. Stern, M., Dtsche med. Wochenschr. 1908. No. 10. 

8) Bauer, J. Dtsche med. Wochenschr. 1908. p. 1619 (80. Versamml. d. deutschen 

A or7to n 

9) Wolff-Eisner u. A sc'her, Wien. klin. Wochenschr. 1908. No. 10. 

10) Fleckseder u. Stejskal, Wien. klin. Wochenschr. 1908. No. 14. 

11) Bordet, J. u. Gay, P., Ann. Instit. Pasteur. T. 22. p. 625. 

12) Taege, K., Munch, klin. Wochenschr. 1908. p. 1730. 

13) Sachs, H. u. Altmann, K., „Komplementbmdung u in Kolle-Wassermanns 
Handb. d. path. Mikroorg. 2. Ergbd. 1909. 

14) Citron, J., in Kraus-Levaditis Handb. d. Tech. u. Meth. II. 

15) —, Die Methoden der Immunodiagnostik usw. 1910. 


Inhalt. 


Babes, V. und Mironescu, T., Ueber eine 
bisher nicht beschriebene Mykose des 
Menschen, mit Bildung von schwarzen 
Korn era, p. 108. 

Damperoff, N. J., Komplementbindungs- 
versuche mit Antipestserum, p. 188. 

Franca, Carlos, Du danger de l’emploi 
des mobiles plus virulentes dans le traite- 
ment de la rage, p. 154. 

Oay, F. F. and Southard, E. E., The 
significance of bacteria cultivated from 
the human cadaver: A study of 100 caseB 
of mental disease, with blood and cere¬ 
brospinal fluid cultures and clinical and 
histological correlations, p. 117. 

Hoessli, Hans, Das Verhalten der Strepto- 


kokken gegeniiber Plasma und Serum 
und ihre Umzuchtung, p. 135. 

Kaspar, F. und Kern, W., Beitrage zur 
Kenntnis der anaeroben Bakterien des 
Menschen. IX. Weitere Beitrage zur 
Aetiologie der pyamischen Prozesse, p. 97. 

t. Linstow, Pseudalius ovatus n. sp., p. 133. 

Kbhlisch, Ueber die angebliche Aenaerung 
der Agglutinabilitat der Choleravibrionen 
durch Aufenthalt im Wasser, p. 156. 

M tiller, Ed., Ueber Wechselbeziehungen 
in der Agglutination zwischen Bacte¬ 
rium coll und typhi, p. 174. 

Solieri, Sante, Ueber die Tetanusprophy- 
laxe mittels der praventiven Injektion 
von antitoxischem Serum, p. 141. 


Fromminanche Buchdrnckerel (Hermann Pohle) In Jena. 


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Caitralblatt f. Biiktrriologie Abt. I. Grig. Bd. 55. 


Babes a Mironesctl, Mykase desMenschen. Taft 



Verlag von Gustav Fisclier m Jena 


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P Weise liih .Jcna 
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Centralblatt f. Bakterioloyie Abt. I. (h-uj. Bd. . 5.5 


Babes u. Muvnescu.MykosedexMenschen Tafll 



Verlag von Oustav Fischer in Jena P Wtise Uth . Jena 


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Centra/blatf f. Bakteriologie Abt. I. Orig. Bil. 55 


bodies u Mironescu, MykostdesMenschm Taf.lfl 


V. 



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Vpi I.kj von ('mstav Fischer in Jena Originaftfom h J<na 

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Centralbl. f. BakL etc. I. AbL Originale. U. S5. Heft 3. 

Ausgegeben am 9. Juli 1910. 


Nachdruck verboLen. 

Studien liber die Strukturverhaltnisse von Bakterien 
mit Hilfe von farbehaltigen Nahrboden. 

Von Dr. Franz Vay, Arzt der Quarantanestation Suez. 

Mit 1 Tafel. 

Studien fiber den feinereu Bau der Bakterienzelle sind in letzter 
Zeit mehrfach veroffentlickt worden, speziell waren es kornchenformige 
Bildungen, die einen Hauptpunkt des Interesses bildeten; namentlich 
deren Beziehungen zu dem supponierten Bakterienkerne sind vielfach in 
den Kreis der Untersuchungen gezogen worden. 

Die Mehrzahl der Autoren bediente sich dabei der Fixierung mit 
chemischen Agentien ; andere wieder wandten die vitale Ffirbung an. 

In neuerer Zeit sind nun mehrfach Nahrbfiden in Aufnahme ge- 
kommen, die zur Differenzierung bestimmter Bakterienspecies mit Anilin- 
farben versetzt wurden, so der Endosche Nahrboden mit seinen ver- 
schiedenen Modifikationen zum Zwecke der Typhusdiagnose, die Malachit- 
grtinnfihrboden u. a. m. 

Mit Untersuchungen fiber den feineren Bau der Pestbacillen beschaftigt, 
interessierte es mich, zu sehen, wie die in den verschiedensten Bacillen 
nachgewiesenen Granula sich gegenfiber gefarbten Nahrboden verhielten, 
ob sie imstande waren, aus dem Nahrsubstrat die Farbsubstanzen 
ebenso wie bei der sogenannten vitalen Farbung in sich aufzunehmen. 
Ich hoffte auf diesem Wege auch Aufschltisse zu erhalten fiber die Art 
und Weise der Anordnung chromatischer Substanzen im Innern der 
Bakterien. 

Im besonderen waren es diesmal die Vertreter der Typhus- und 
Coli-Gruppe, mit denen ich mich beschaftigte, da deren Moglichkeit 
bekannt ist, auf anilinfarbenhaltigen Nahrboden gut zu wachsen. 

Ich hatte versucht, das Fuchsin des Endoschen Nahrbodens durch 
andere Farbstoffe zu ersetzen, und prfifte daher die Einwirkung jener 
Bakterien auf Farben, die dem Fuchsin bezw. Malachitgrfln verwandt 
waren. Es zeigte sich, daB z. B. Dahlia und Pfaublau 1 ), dem ge- 
wohnlichen N&hragar zugesetzt, ein reichliches Wachstum der Bakterien 
nicht behinderten, im Gegenteil dasselbe sogar zu fordern schienen, zu- 
gleich aber dem Bakterienkorper nach einer gewissen Zeit eine bestimmte 
Farbung gaben, die die morphologischen Bestandteile der Bakterienzelle 
deutlich hervortreten lieflen. Zudem war es moglich, dem Nahrboden 
unbeschadet des Wachstums ziemliche Mengen der Farbe zuzusetzen. Der 
Nahrboden wurde durch das Bakterienwachstum nur bei den schwachen 
Konzentrationen entffirbt; bei den starkeren war auch nach wochen- 
langem Stehen ein besonderer EinfluB nicht wahrzunehmen. Es lassen 
sich zum gleichen Zwecke noch eine Menge anderer Farbstoffe, speziell 
aus der Rosanilingruppe verwenden, indessen liabe ich von deren An- 
wendung vorerst abgesehen. 


1) Dahlia bezogen von Griibler-Leipzig, Pfaublau = Methylviolett + Malachit- 
grun von den Hochster-Farbwerken (Marke extra konz.). 

Erste Abt. Orig. Bd. 55. Heft 3. 13 


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Pfaublau Dahlia 


194 


Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 55. Heft 3. 


I. Methode. 

Zu gewohnlichem Fleischwasseragar wurden von einer 1-proz. Dahlia- 
bezw. Pfaublaulosung steigende Mengen hinzugefugt; die erhaltenen 
Konzentrationen an beiden Farbstoffen waren 1 Teil zu 50000 Teilen 
NShragar, 1:10000, 1:5000, 1:2000, 1:1250, 1:1000. 

Von den verwendeten Bacillen wuchs hierauf am besten Para- 
typhus B, besonders gut auch gewohnlicher Coli, ferner Typhus und ein 
aus einem Typhusstuhl geztichteter Bacillus, der auf Drigalski-Agar 
bl&uliche Kolonieen bildete, jedoch Traubenzucker vergor und in Lackmus- 
molke reichlich Sfiure bildete. Ein ahnlicher Bacillus ist Bouab, der aus 
einem akuten Dysenterieanfall aus Stuhl am 2. Krankheitstage geziichtet 
wurde; er bildete ebenfalls auf Drigalski blaue Kolonieen und in 
Lackmusmolke stark S&ure mit reichlichem Niederschlage; er vergor 
Traubenzucker in geringem MaBe und entffirbte Neutralrotagar nicht Oder 
erst nach langerer Zeit. Ferner wuchsen auch Pestbacillen. Zur Unter- 
suchung gezogen wurden auch Shiga - und FIexner-Bacillen, dieselben 
wollten jedoch auf den beiden Nahrboden nicht recht angehen; absolut 
negativ fielen auch wiederholte Versuche mit Staphylococcusaureus, 
albus, citreus und einigen aus der Luft stammenden Bacillen aus. 
Nur mit Staphylococcus aureus gelang es, einige Male bei sehr 
reichlicher Uebertragung der Kulturmasse an einigen wenigen Stellen 
etwas Wachstum zu erzielen. 

Die folgende Tabelle gibt eine kleine Uebersicht der Starke des 
Wachstums nach 24 Stunden und einer VVoche: 



Parat. B 

Coli 

Typh. 

Bac 

. A 

Pest 

Shigaj 

Flexner 

Bac. Bouab 


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1:50000 

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+++ 

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+++ 

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+ + 

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1:10000 

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+++ 

+ + + 

+++ 

+++ 

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++ 

+++ 

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++ 

1:5000 

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+++ 

+ + 

++ 

+++ 

+++ 

+ 

++ 

+ 

+ 

— 

— 

— 

— 

+ + 

++ 

1:2000 

+ + + 

+++ 

+ + 

+ 4- 

+++ 

+ 

+ 

++ 

+ 

+ 

— 

— 

— 

— 

+ 

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1:1250 

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++ 

+ 

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+ 

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+ 

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— 

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1:1000 

+ + + 

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— 

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1:50 000 

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+ + + 

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+ + + 

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1:5000 

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— 

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± 

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± 

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+ + + 

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1:1000 

+ + + 

+++ 

1 + + 

++ 


+ 


1 — 

± 

+ 

— 

— 

— 

— 

+ 

+ 


Die Stamme des Paratyphus B und Typhus sind altere Laboratoriums- 
stfimme (aus dem Kgl. Inst. f. Infektionskrankh. Berlin), ebenso Shiga 
und Flexner, Coli und der aus Typhusstuhl isolierte Bac. A sind ca. 
6 Monate, Bac. Bouab ca. 3 Monate auf ktinstlichen NahrbSden ge- 
ziichtet, der Pestbacillus kam direkt vom Kranken (von Agarplatte auf 
Agarrohrchen, dann auf gef&rbten Nahrboden abgeimpft). 


II. Allgemeines morphologisches Yerhalten. 

Bei mikroskopischer Betrachtung der erhaltenen Kulturen bemerkt 
man zun&chst als hervorstechendes Merkmal, daB die auf DahlianahrbOden 
gewachsenen Bacillen eine groBe Neigung haben, lange Faden zu bilden; 


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Ofi ole 


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Vay, Studien iiber die Strukturverhaltnisse vou Bakterien etc. 


195 


das ganze Gesichtsfeld besteht oft fast ausschliefilich aus solchen Faden, 
die eine ganz auBerordentliche Lange erreichen konnen. Sie erstrecken 
sich manchmal von einem Rande des Gesichtsfeldes quer fiber dasselbe 
bis zum anderen. 

Besonders lange Faden habe ich in der Regel vom Typhus erhalten; 
es ist beinahe schon moglich, von der oberflachlichen Betrachtung des 
Praparates die Diagnose auf Typhus zu stellen. 

Man sieht fast nur diinne Faden, daneben lange Stabchen, die immer- 
hin das 3—4-fache der normalen Lange erreichen. 

Nachstdem zeigt auch Paratyphus B groBe Neigung, ebenso der 
Faecesbacillus (No. A) und Bacillus Bouab. Wenig ist dies jedoch 
der Fall bei echtem Coli. Hier failt bei der Beobachtung des ungefarbten 
Praparates sofort auf, daB die Mehrzahl der Bakterien aus kurzen plumpen, 
normal langen Formen besteht. Daneben findet man ebenfalls Faden 
und lange Formen, jedoch nur in geringerer Menge. 

Dem Coli nahert sich der Pestbacillus; man findet meist kiirzere, 
normale Formen, auch reichlich Faden, jedoch lange nicht so stark wie 
bei Typhus. Indessen treten Bildungen nur sehr selten auf, die man 
Involutionsformen nennt und die man als besonders charakteristisch fur 
Pest ansieht. 

Die Fadenbildung ist keine bleibende Oder gerade der betreffenden 
Kultur eigenttimliche Eigenschaft; bei Ueberimpfen der auf Dahlia ge- 
wachsenen Kolonieen auf gewohnlichen Agar erhait man sofort wieder 
normale Verhaitnisse. 

Auf Pfaublaunfihrboden ist die Fadenbildung nicht so intensiv wie 
bei Dahlia; man erhait manchmal mehr, manchmal weniger, die Resultate 
sind nicht so konstant; dagegen sind die aufPfaublau gebildeten Faden 
dicker als die auf Dahlia; diese letzteren zeichnen sch durch ihre Fein- 
heit aus. 

Besonders gut erhait man die Faden auf den starker mit Dahlia 
versetzten Nahrboden (1:1250, 1:1000). Man kann sie am besten kurze 
Zeit nach der Uebertragung der Bakterien auf den betreifenden Nahr¬ 
boden beobachten; schon nach 8 Stunden erhait man hiibsche Praparate. 
Nach 24 Stunden scheint ein gewisses Optimum erreicht zu sein. 

Anscheinend stellen namlich die Faden keine dauerhaften Gebilde 
dar; in aiteren Kulturen werden sie seltener und die kleinen Formen 
herrschen mehr vor. Es hat also wohl ein nachtraglicher Zerfall, eine 
Teilung der langen Individuen statt. 

Der Reiz zu dem einseitigen Langenwachstum geht direkt von dem 
Farbstoffe aus; auf den gewohnlichen Nahrboden verhielten sich sonst 
die Kulturen, wie ich schon oben bemerkt habe, durchaus normal. 

Ich mochte hier wiederholen, daB ich sogenannte Involutionsformen, 
auBer in sehr geringem MaBe bei Pestbacillen, nicht beobachtet habe. 
Die Faden sind im Gegenteil auf Dahlia diinn und weichen in ihrem 
Querdurchmesser nicht sehr von den sonstigen normalen Formen ab. 
Auf Pfaublau sind sie etwas dicker. 

Das Zustandekommen dieser Formen ist demnach so zu erklaren, 
daB infolge rascher Nahrungsaufnahme das Langenwachstum der Bak¬ 
terien so schnell statthat, daB eine Abschniirung der einzelnen Teilstiicke 
zunachst nicht erfolgt; dieses findet bei einer Anzahl der Individuen 
spater noch allmahlich statt. Die Bildung von Unterabteilungen ist zwar 
vorhanden, wie man aus den feineren Strukturverhaitnissen schlieBen 
kann, es ist eben nur die Abschniirung der einzelnen Stficke, die mangelt. 

13* 


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196 


Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 55. Heft 3. 


Man kann iibrigeus lange Faden beobackten, die an einzelnen Stellen 
Verdiinnungen haben, dort, wo sich die immerhin noch zieinlich langen 
Teilstiicke abzusetzen sich ansckicken*). 

III. Inuere Strnktur. 

Auf starker farbstoffhaltigen Nahrboden zeigen die Kulturen nach 
einiger Zeit das Auftreten von mehr oder minder stark tingierten Korn- 
chen im Innern des Bakterienleibes. 

Derartige Gebilde sind schon von vielen Beobachtern gesehen und 
beschrieben worden. Ich mufi jedoch hier auf ihre morphologische 
Struktur nochmals naher eingeken. 

Urn die Kornchen gut untersuchen zu konnen, mufi man die Iris- 
blende auch bei der Betrachtung gut tingierter PrSparate, soviet als an- 
giingig, schliefien. Haufig kann man feinere Details gut erkennen und 
iiber zweifelhafte Befunde schlilssig werden, wenn man den Abbe schen 
Beleuchtungsapparat etwas tiefer stellt und wahrend der Untersuchung 
langsam auf und ab bewegt, ebenso wenn man die Irisblende langsam 
offuet und schliefit. Man stelle sich ferner das zu untersuchende Objekt 
erst mit starkem Okular und eingeschobenem Tubus ein, dann erst betraclite 
man es abermals mit allm&hlich bis zum aufiersten verlangertem Tubus. 

1. Grofie und allgemeine Eigenschaften der Kornchen. 

Man kann im allgemeinen 3 Arten von Kornchen unterscheiden: 

a) Ziemlich grofie Kugeln, die den ganzen Durchmesser des Stabchens 
einnehraen. 

Sie sind rundlich, meist von etwas unregelmftBigen Konturen, seltener 
gleichmafiig oval Oder kugelrund; sie zeigen, wenn sie gut tingiert sind, 
eine homogene Beschaffenheit, soweit sich dies mit den mir zu Gebote 
stehenden Vergrofierungen wahrnehmen lafit. Im ungef&rbten oder nur 
eben schwach gefarbten Zustande sind sie als starker lichtbrechende 
Substanzen gut sichtbar, sie erscheinen dann etwas glanzender, jedoch 
dunkler als der iibrige Bakterienkorper. 

b) Eine kleinere Art von Kornchen, die jedoch den Farbstoff noch 
gut aufnehmen; sie sind auf den Nahrboden mit hbherer Farbstoffkon- 
zentration am besten sichtbar, besonders nach langerem, wochenlangem 
Wachstum. Auch sie sind etwas lichtbrechend und lassen sich schon, 
wenn sie auch nur ganz wenig tingiert sind, gut sehen. Sie haben 
meist eine regelmafiige, runde oder ovale Gestalt und sind wohl am 
riclitigsten als Kornchen zu bezeichnen. 

c) Eine dritte Art von kleinen Gebilden, die den Farbstoff nicht so 
gut aufnehmen wie die unter b) erwahnten. Sie sind ebenfalls entweder 
runde Gebilde, dann aber kleiner als die b-Korncken; oft sind sie nur 
als kleinste Punkte angedeutet. Andere wieder sind langlich-oval, viel 
linger als breit. Als Hauptunterschiedskriterium gegeniiber den anderen 
Kornchen glaube ich ihr geringeres Tinktionsvermogen ansprechen zu 
sollen. 


1) Aus den zuletzt angefiihrten Griinden mufl man, wenn man sich iiber diese 
Verhaltnisse orientieren will, ungefarbte Praparate verwenden. ' Bei den Troekenprapa- 
raten tritt eine mechanische ZerreiOung der langen Individuen vielfach ein, so dafi man 
von der Zahl der Faden kein richtiges Bild bekommt und dieselbe zu unterschatzen 
geneigt sein wird. 


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Vay, Studien iiber die Strukturverhiiltnisse von Bakterien etc. 


197 


2. Lage der Kornchen. 

ad a. Die groBen Kugeln sind vorzugsweise zentral gelegeu, wenn 
es sich um langere Bakterienindividuen handelt. Man sieht haufig 
Exemplare dieser Art, wo die Kugeln zu dreien oder vieren in ziemlich 
regelmaBigen Abstanden voneinander in der zentralen Partie gelegen sind. 

Auch an den Enden der Faden findet man soldie Kugeln, dieselben 
nehmen dann nicht immer gerade deu auBersten Teil des Poles ein, dieser 
ist vielmehr von einer schmaleren oder breiteren Ilaube, bestehend aus 
ungefarbter Plasmasubstanz, gebildet. Diese polstandigen Kugeln sind 
selten allein in dem betreffenden Bakterium vorhanden, neben diesen 
wird man fast immer noch eine Anzahl zentral gelegener sehen konnen. 

In aiteren Kulturen vorzugsweise kominen auch Exemplare vor, 
bei denen die Hauptmasse des Leibes von den Kiigelchen gebildet 
wird, an dasselbe haftet, oft nur nach einer Seite hin, eine geringe Menge 
ungef&rbte Plasmasubstanz an; andere Male ist das Kiigelchen inmitten 
eines kurzen Stabchens gelegen, so zwar, daB der Durchmesser der Kugel 
den des Stabchens iibertrifft, die Lange des ganzen Gebildes betragt dann 
nur das Drei- bis Vierfache des Durchmessers der Kugel. (Am schonsten 
habe ich diese letzteren Formen in Praparaten von Paratyphus B ge- 
funden, der auf Pfaublaunahrboden 1:1000 gewachsen war.) 

ad b. In bezug auf die stark tingierten kleinen Korner ist es zweck- 
maBig, zwischen kiirzeren und langeren Bakterienindividuen zu unter- 
scheiden. 

In den kiirzeren Exemplaren sind die Kornchen polstandig gelegen. 
Sie fiillen h&ufig die beiden Enden der Bakterien vollig aus, eine Art 
Haube bildend; andere Male ist das an einem Ende gelegene Kornchen 
mehr oval, wahrend das am anderen Ende gelegene rund ist, und daher 
den abgestumpften Pol nicht vollig ausfiillt. 

Manchmal findet man das Kornchen nur an einem Pole allein, oder 
es ist mehr seitwarts in den abgerundeten Ecken des Poles zu sehen; 
selten ist es vom Pole entfernt mehr zentralwarts gelegen. 

Auch mittelstandig sind starker tingierte Kornchen vorhanden. Diese 
sind jedoch kleiner als die endstandigen, sie liegen der Wand des 
Bakteriums an, und zwar meist an zwei einander gegeniiberliegenden 
Stellen der Peripherie. 

In den langen Faden sind die Kornchen iiber die ganze Masse hin 
unregelmaBig verteilt. Sie konnen ebensowohl als polstandige wie als 
mittelstandige Gebilde vorhanden sein; gewohnlich liegen sie der auBeren 
Peripherie an; daneben sieht man solche, die anscheinend mehr in den 
axialen Partieen gelagert sind. Indessen muB man beriicksichtigen, daB 
die Bakterien Walzen darstellen. Es ist daher ganz wohl moglich, daB 
auch anscheinend axiale Kornchen wandstandig sind; je nachdem sie der 
dem Beschauer zu- oder abgelegenen Wand anliegen, werden sie dann 
mehr oder minder deutlich in Erscheinung treten; von der Dicke des 
Bakteriums hangt es ab, ob bei ein und derselben Einstellung der 
Mikrometerschraube zugleich mehrere hoher und tiefer, proximal und 
distal vom Beschauer aus gelegene Kornchen sichtbar werden. Neben 
deutlich zirkumskripten Figuren kommen so etwas mehr verschwommene 
Bilder von in Wirklichkeit isolierten Granulis zur Geltung. Es werden 
dadurch Netze und wabenffirmige Strukturen vorgetauscht, die jedoch 
gar nicht vorhanden sind. Bei vorsichtigem Gebrauche der Mikrometer¬ 
schraube, bei langsamem Oeffnen und SchlieBen der Irisblende und ver- 


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schiedener Hohenstellung des Beleuchtungsapparates ist es moglich, diese 
Bander und Linien in einzelne korpuskulare Bestandteile aufzuloseu. 

Ganz besonders leicht sind solche T&uschungen bei den Kornchen 
der dritten Reihe. 

ad c. Der Unterschied von den unter b) beschriebenen ist mehr ein 
gradueller als ein essentieller. Schwficher gefarbt, sind diese Kornchen 
zugleich auch meist kleiner. In der Regel sind sie mittelstandig gelegen. 
Es sind dann langliche, ovale, wenn von der Seite gesehen abgeplattete 
Gebilde. Selten sind sie polst&ndig, in den kleineren Formen ist dies 
in der Regel nur dann der Fall, wenn der eine Pol von grSBeren 
Kornchen der b-Reihe frei ist; man findet dann ein stark tingiertes 
Kbrnchen am einen, ein schwach tingiertes am anderen Ende. Ueber- 
haupt sind sie in den kurzeren Bakterienformen seltener zu beobachten. 
Besser sieht man sie in den langen Faden, wo man sie ziemlich regellos 
zwischen den anderen liegen sieht. Lange Fadenindividuen machen oft 
den Eindruck, als ob sie mit solchen Kbrnchen iibersat w&ren. Beziiglich 
ihrer axialen oder wandstfindigen Lage miissen dieselben Vorbehalte wie 
bei den Kornchen der zweiten (b-)Reihe gemacht werden. Ich glaube 
aber nach vielfachen genauen Untersuchungen annehmen zu miissen, daB 
sie in der Regel wandstandig gelagert sind. 

Bei sehr kleinen Individuen ist manchmal nur ein einzelnes derartig 
schwach geffirbtes Granulum vorhanden und man mochte geneigt sein, 
zu glauben, daB es mitten im Bakterium liegt. Andere Male finden sich 
zwei wandstfindige, kleinste Kornchen, die bei kleinen und mittelgroBen 
Bakterienformen einander gegeniiberliegen, an der Stelle, wo eventuell 
eine Querteilung stattfinden konnte. 

Leider war es mir nicht moglich, das Verhfiltnis dieser kleinsten 
Kornchen zu dem Ursprunge der BakteriengeiBeln zu etablieren. Es 
ist moglich, daB die feinsten Kbrnchen mit dem Ursprunge der Geifieln 
irgendwie in Beziehung stehen; indessen sind unter den von mir unter- 
suchten Bakterien, die kleine, schwach tingierte Granula fiihren, auch 
Pestbakterien und diese sind bis jetzt als geiBellos beschrieben. 

3) Ffirbbarkeit der Kornchen. 

Die Kornchen lassen sich auch mit anderen Farben in vivo tingieren. 
Als bestes Mittel habe ich Nilblausulfat (Griibler) befunden. Man halt 
sich eine ca. 1-prom. Losung, verreibt die Bakterien in einer Oese voll 
Farbfliissigkeit und fiigt dann nachtrfiglich eine Oese einer 1-proz. Losung 
von kristallisiertem wasserfreien kohlensauren Natron hinzu, bedeckt mit 
einem Deckglaschen und untersuclit. Die Granula treten sehr deutlich 
als violette oder biauliche Korperchen hervor. Gut eignet sich auch sehr 
verdunnte Fuchsinlosung (einfaches wfisseriges Fuchsin zur Bakterien- 
farbung, Resorcinfuchsin, auch Saurefuchsin [alles Griibler]). Zweck- 
maBig unterwirft man die Bacillen vorher einer Art Beizung mit sehr 
verdiinnter Pikrinsaurelosung (1 Teil gesattigter Losung zu 20 Teilen 
Wasser) oder verdiinnter Jod-Jodkalilosung (1 Teil Lugolsche Losung 
zu 10 Teilen Wasser) oder 1-proz. LSsung von kohlensaurem Natron. 
Die Farbstoffe dflrfen nur in sehr geringer Menge zugesetzt werden, da 
sonst eine diffuse Farbung resultiert. 

Mit Karbolfuchsin habe ich keine recht befriedigenden Ergebnisse 
erhalten; lMBt man z. B. konzentrierte FuchsinlQsung vom Rande des 
Deckglases her zufliefien, so findet zunfichst dort, wo die ungefarbten 
Partieen mit dem Farbstoffe zusammenflieBen, eine Tinktion der Kornchen 


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statt, es tritt aber dann sehr bald eine Totalfarbung des Bakteriums 
ein. Auch wenn diese nur schwach ist, machen die Bakterien einen 
homogenen Eindruck; die vorher sichtbaren Granula sind verschwunden 
und nur eine gleichmaBige Rosafarbung ist eingetreten. 

An angetrockneten und fixierten Praparateu habe ich ebenfalls die 
Strukturverhaitnisse zu beobachten gesucht. Auf die Empfehlungen 
Swellengrebels hin benutzte ich die Giemsa-Methode nach vor- 
heriger Fixierung der angetrockneten Bakterieninassen durch Joddampfe 
nach Oyer ton, ferner durch Formoldampfe und durch absoluten 
Alkohol. Bei der ersten Methode wurde die Bakterienmasse in destil- 
liertem Wasser auf einem Objekttr&ger verrieben, dann bei gewohnlicher 
Teraperatur stehen gelassen, bis sie angetrocknet war, dann wurden in 
einem Reagensglaschen einige Jodkrist&llchen erhitzt; die schweren Jod- 
dSmpfe lieB man auf die lufttrockenen Praparate fallen. Das ilberschiissige 
Jod wurde teils durch leichtes ErwtLrmen, teils durch Eintauchen in 
absoluten Alkohol entfernt. 

Die Formoldampfe lieB ich unter einer Glasglocke teils auf die 
frische, noch feuchte Bakterienaufschwemmung, teils auf das angetrocknete 
Praparat ca. V 2 Stunde einwirken. Beim absoluten Alkohol wurden die 
Bakterien teils direkt in demselben verrieben, teils das lufttrockene 
Praparat fiir 20—30 Minuten in Alkohol eingelegt. 

Des weiteren wurde auch M a n s o n s Borax-Methylenblau verwendet. 

Mit der Farbung fixierter Praparate habe ich im allgemeinen keine 
so deutlichen Bilder erhalten als mit der Vitalfarbung. 

Mit Giemsa farbten sich die sub a) beschriebenen KUgelchen 
blaulich mit einem Stich ins Violette. Sie waren unter sonst gleichen 
Umstanden von alien Kornchen am starksten gefarbt und traten deutlich 
konturiert hervor. Die Kornchen der b-Reihe nehmen eine rotlich-violette 
Farbe an, treten jedoch nicht so deutlich hervor wie die a-K5rnchen, 
sie haben mehr verschwommene Umrisse, nehmen auch den Farbstoff 
nicht so intensiv auf. Am wenigsten lassen sich die Kbrnchen der 
c-Reihe als solche erkennen; sie sind nur schwach gefarbt, treten als 
Flecken mit verwaschenen Konturen auf und machen oft gar nicht den 
Eindruck wohldifferenzierter Gebilde. Der Bakterienkorper selbst wird 
durch die Fixation schmaier, so daB die Kugelchen der a-Reihe, die 
weniger zu schrumpfen scheinen als der iibrige Bakterienleib, in Form 
von Ausbuchtungen iiber die Linien des Fadens hinausragen. 

Die kleineren Formen der Bakterien zeigen die Kdrnchen der 
b-Reihe ziemlich deutlich als rotviolette Piinktchen, deren Konturen 
jedoch nicht vollig scharf umrissen sind. Die c-K8rnchen sind als 
schwach rotliche Tiipfelchen eben bemerkbar. 

Mit Man son - Blau erhalt man eine Farbung aller drei beschriebenen 
Elemente, jedoch muB man den Farbstoff sehr verdunnt und nur kurze 
Zeit anwenden, da sonst diffuse Farbung eintritt. Es ist dann naturlich 
nur eine schwache Imbibierung mit Farbstoff eingetreten und die Kornchen 
nur eben sichtbar; am besten farben sich auch hier die KSrnchen der 
a-Reihe, jedoch ist der Unterschied zwischen ihnen bei dieser Methode 
nicht so groB wie bei Giemsa. 

4. Vorkommen der Kornchen. 

In den ersten Stunden nach der Ueberimpfung auf einen frischen 
Nahrboden sind die KSrnchen noch nicht vorhanden, Oder doch nur 
schwach angedeutet; nach 8—9 Stunden lassen sie sich jedoch schon 


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beobachten. Sie sind auch auf den starker farbstoffhaltigen Medien 
(1:1250, 1:1000) noch wenig tingiert; sie treten jedoch auch schon am 
ungeffirbten Prfiparate als etwas dunklere Punkte hervor, durch Farbung 
mit verdiinntem Fuchsin oder mit Nilblausulfat lassen sie sich deutlicher 
machen. Sie sind in diesem Stadium von etwas kleineren Dimensionen 
wie spfiter; hauptsachlich findet man sie in den kleinen Exemplaren. 
In den langen Faden wird man oft vergeblich nach ihnen suchen. In 
diesen sind sie, wenn iiberhaupt, dann nur in sparlicher Menge vor- 
handen; es sind hauptsachlich Exemplare der Gattung b, die man an 
den Polen der Faden, aber auch an anderen Partieen sehen kann. Erst 
spfiter vergroBern sie sich dem Anschein nach. Zugleich findet auch 
eine Neubildung statt. 

Es ist auffallend, daB anfangs gerade in den langen Faden so wenig 
geformte Elemente zu finden sind. Dieselben erscheinen oft vollig 
homogen trotz ihrer Lange, wfihrend daneben kleine Bakterien herum- 
schwimmen, die wohlausgebildete Kornchen, noch dazu in ziemlicher 
Anzahl fiihren, so daB ein groBer Teil des Bakterienleibes von ihnen 
eingenommen wird. 

Die unter a beschriebenen groBeren Kiigelchen habe ich stets nur 
in filteren Kulturen beobachten konnen. Hauptsachlich sind es die 
Kulturen auf Pfaublau, bei denen diese Kiigelchen auftreten. Auch auf 
Dahlia kann man sie beobachten, hier sind sie aber etwas kleiner, ent- 
sprechend dem etwas geringeren Dickendurchmesser der Faden. In 
filteren, wochen- und monatealten Kulturen sind die Kbrnchen auch der 
b- und c-Reihe allenthalben sehr zahlreich und gut sichtbar geworden, 
besonders die langen Ffiaen sind oft wie von ihnen fibersfit. 

Ich will hier beilfiufig erwfihnen, daB ich die groBen Kiigelchen auch 
in Kulturen gesehen habe, die einigeTage auf einem Nahrboden gewachsen 
waren, der 1 / 2 —1 Proz. Maltose enthielt. Im tibrigen entsprach er dem 
Endoschen Nahrboden, nur war statt des gewohnlichen Fuchsins essig- 
saures verwendet und zur Gegenffirbung Lichtgriin *) hinzugefiigt worden; 
zur Hemmung fiberflfissigen Coli-Wachstums enthielt er noch etwas 
Diamantgriin 2 ). Die Typhusbakterien wachsen hierauf als braunlich-rote 
Kolonieen. Sie enthalten die groBen Kugeln manchmal recht reichlich; 
diese zeichnen sich ferner durch besonderes Lichtbrechungsvermogen aus. 

IV. Kritisches. 

Bei alien Untersuchungen fiber den feineren Bau der Bakterien 
kelirt die Frage wieder: Enthalt die Bakterienzelle einen Kern? Sind 
die beobachteten Kornchen Aequivalente des Kernes? 

Im allgemeinen steht die Mehrheit der Forscher auf einem ablehnen- 
den Standpunkte und spricht der Bakterienzelle einen eigentlichen Kern 
ab; diese letztere Ansicht ist auch durch mikrochemische Versuche, durch 
Verdauen der Bakterien von Rfi2i£ka gestfitzt worden. 

Die nach meiner Methode tingierten Kornchen sind schon mit den 
verschiedensten Mitteln dargestellt worden. Mit den nach der Methode 
von Neisser farbbaren Babes-Ernstschen Korperchen sind die eben 
beschriebenen Kornchen nicht identiscli; ich habe in den darauf unter- 
suchten Praparaten keine Babes-Ernstschen Korperchen finden konnen, 

1) Lichtgriin SF gelblich X = Natriumsalz des Diathyldibenzyldiaminotriphenyl- 
carbinols (Badische Amlin- und Sodafabrik). 

2) Diamantgriin G = SSulfat des Tetraathylmalachitgriins. 


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Vay, Studien iiber die Strukturverhaltnisse von Bakterien etc. 


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obwohl fast alle Bakterien, ungefarbt untersucht, kornchenhaltig sich 
erwiesen hatten. Bei einer Anzahl Mikroorganismen sind sie schon von 
anderen sowohl an getrockneten und fixierten Praparaten, wie an vital 
gefarbten sichtbar gemacht worden. Ein Blick auf die von verschiedenen 
Verfassern gegebenen Abbildungen bestatigt dies. Es moge hier speziell 
auf die Arbeiten von Preisz, sowie neuerdings von Swellengrebel 
und AmbroZ verwiesen werden 1 ). Ueber die Bilder von Preisz habe 
ich mich bereits fruher einmal geaufiert. Ein Blick auf die Bilder, die 
AmbroZ gibt, laBt eine auffallende Aehnlichkeit mit den meinigen er- 
kennen, so z. B. Fig. 1, 2, 7, 8, 9, 12, 16, 34 und 37. Ein Unterschied 
besteht darin, daB die einzelnen Kornchen durch feine Faden miteinander 
verbunden sind, ahnliches ist bei Swellengrebel der Fall, man ver- 
gleiche seine Fig. 4—9, 23, 33, 34, 42, 52—58. Swellengrebel spricht 
von Zickzacklinien, Querbandern, er betrachtet geradezu die Existenz 
einer bandformigen Innenstruktur fur erwiesen. 

Ich kann mich nicht entschlieBen, dieErgebnisse Swellengrebels, 
die sich allerdings auf andere Bakterienarten beziehen, auch bei meinen 
Untersuchungen zu bestatigen. Bei oberflachlicher Betrachtung glaubt 
man allerdings, bandformige Zeichnungen in den langen fadenfdrmigen 
Exemplaren wahrnehmen zu kdnnen. Besonders treten dieselben an den 
fixierten und nach Giemsa gefarbten Praparaten (siehe meine Ab* 
bildungen) hervor. Bei genauer und sorgfaitiger Beobachtung nicht 
fixierter und angetrockneter Bacillen habe ich diese Bander jedoch stets 
in eine Reihe von kleinen, melir oder weniger stark tingierten Kornchen 
auflosen konnen. Swellengrebel verwahrt sich gegeniiber H611 ing 
dagegen, seine Bilder als Artefakte gedeutet zu sehen, obwohl er sich 
der verschiedensten Fixationsmittel (Hamannsche Losung, Osmium- 
saure, Formol- und Joddampfe, Alkohol) bedient. AmbroZ bedient 
sich der konzentrierten HCl-Losung; er spricht geradezu von einer 
Alveolarstruktur. Ohne auf die fiir andere Bakterienarten gewonnenen 
Ergebnisse hier eingehen zu wollen, da diese ja ganz wohl einen anderen 
feineren Bau besitzen konnen, glaube ich doch annehmen zu durfen, 
dafi beim Trocknen und Fixieren Artefakte entstehen konnen. Es handelt 
sich ja nicht um flache, sondern um walzenformige Objekte; durch das 
Trocknen wird der Dickendurchmesser derselben vermindert. Kornchen, 
die in Wirklichkeit in verschiedenen Ebenen liegen, kommen fast in einer 
Ebene nebeneinander oder dicht aufeinander zu liegen; es konnen durch 
das Zusammenbacken derselben Bander mit dunkleren und helleren 
Partieen entstehen. 

Im iibrigen entsprechen anscheinend die von diesen Autoren dar- 
gestellten Kornchen, d. h. die mit Giemsa und anderen Farbungen 
tingierten chromatinhaltigen Granula, den von mir unter b) und c) be- 
schriebenen, in den kleineren Bakterienindividuen finden sich zwei pol- 
standige, manchmal mehr haubenformige Kornchen, ferner ein oder zwei 
mittelstandige. 

Diese beiden letzteren sollen sich nun an der Bildung der Quer- 
wand bei einer statthabenden Division beteiligen. Ich habe ahnliche 
Bilder selbst vereinzelt gesehen, so z. B. an Praparaten, die mit ver- 
diinnter Fuclisinlosung vital gefarbt waren. Bei der grofien Mehrzahl 


1) Die Beobachtungen von Preisz beziehen sich hauptsachlich auf Milzbrand und 
Tetanus, von Swellengrebel auf Spirillum giganteum, Bacillus maximus 
buccalis, Spirochaete balbiani, von Ainbroz auf Bacillus nitri. 


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Centralbl. f. Bakt. etc. Abt. I. Originate. Bd. 55. Heft 3. 


der Bacillen babe ich sie jedoch vermiBt. Die Kleinheit der Objekte er- 
schwert allerdings eine sichere Feststellung. Allein es ist mir aufge- 
fallen, daB in den langen, fadenformigen Formen an Stellen, wo eine 
Einschniirung der Bakteriensubstanz die kiinftige Trennung anzudeuten 
schien, solche kleinste Kdrnchen nicht nachzuweisen waren. Es ist ja 
richtig, daB man oft bei zwei oder mehreren Bakterien, die sich eben 
erst getrennt haben und die noch durcli eineu feinen Faden zusammen- 
hangen, haubenartige Granula oder auch runde Kornchen an den beiden 
einander zugekehrten Polen findet. Indessen konnen sich dieselben auch 
erst sp&ter aus dem homogenen Plasma differenziert haben und brauchen 
nicht notwendig durch Teilung eines dort urspriinglich gelagerten Korn- 
chens entstanden sein. 

Ein weiterer Widerspruch ergibt sich daraus, daB nach dem offers 
erhobenen Befunde diese Korner gerade in den ersten Zeiten, wo die 
Bacillen sich am lebhaftesten teilen, nicht oder nur sehr sparlich und 
durchaus nicht in alien Individuen beobachtet sind. Mit ziemlicher 
Uebereinstimmung wird von den Untersuchern bestatigt, daB Bacillen, 
die sich kurze Zeit auf kiinstlichen Niihrboden entwickelt haben, struktur- 
los sind; gleiches gilt von frischen Bakterien direkt aus dem Tierkorper. 

Es ist nun die Frage, sollen wir uns der Ansicht derer anschlieBen, 
die alle diese kornchenartigen Bildungen in den Bakterienprodukten als 
Stoffwechselprodukte ansehen. In Uebereinstimmung mit der Mehrzahl 
der neueren Arbeiten glaube ich dies verneinen zu sollen. 

Am plausibelsten erscheint die Annahme, zu der auch AmbroZ 
sich bekennt, daB die Bakterien aus Plastin und Chromatin zusammen- 
gesetzt sind; ersteres bildet die Grundsubstanz, in welche die Chromatin- 
korner eingebettet sind. Im Anfange der Entwickelung einer Bakterien- 
kolonie auf kiinstlichen N&hrboden ist die Teilung und Fortpflanzung 
eine auBorordentlich rege, sehen wir doch, daB in 24 Stunden aus einein 
einzigen St&bchen von winzigen Dimensionen sich makroskopisch sicht- 
bare Kolonieen von 1 mm Durchmesser und dariiber bilden. Das einzelne 
Individuum vermehrt also in kurzer Zeit sein Volumen um das Viel- 
tausend- bis Millionenfache. In dieser Epoche findet eine Differenzierung 
des Plastins und Chromatins nicht in der Weise statt, daB wir dieselbe 
mit unseren Hilfsmitteln wahrnehmen konnten. Erst wenn die Ent¬ 
wickelung, sei es infolge Erschopfung des zunachstliegenden Nahr- 
substrates, sei es aus anderen Griinden, z. B. infolge der Ausscheidung 
hemmender Stoffwechselprodukte, langsamer wird, tritt eine Differenzierung 
in morphologisch unterscheidbare Substanzen ein, die ungef&rbt bleibende 
Grundsubstanz und die Farbstoff aufnehmenden Korner. 

Schwieriger zu entscheiden ist die Natur der groBeren unter a be- 
schriebenen Kiigelchen. 

Beim ersten Anblick mochte man sie direkt als Sporen ansprechen. 
Sie sind deutlich konturierte, distinkt von dem iibrigen Plasma abge- 
grenzte Gebilde; sie erscheinen sogar ziemlich stark lichtbrechend, und 
ihr Durchmesser iibertrifft manchmal den der St&bchen. Bei den Bacillen, 
bei denen ich sie am haufigsten habe finden kfinnen, bei Paratyphus B 
(auch Typhus), sind Sporen nicht bekannt. Gegen ihre Eigenschaft als 
Sporen spricht, daB man sie nie als freie, selbst&ndige Gebilde zwischen 
den ausgewachsenen Bakterien finden kann. 

Sind diese Kiigelchen also das gleiche wie die iibrigen Kornchen 
und von diesen nur durch ihre GroBe unterschieden, oder sind sie etwas 
Abweichendes. 


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Vay, Studien uber die Strukturverhaltnisse von Bakterien etc. 203 

Es kamen hier in Betracht die Sporoidkorper, die Fetteinschliisse 
und die Volutinkugeln. 

Was die ersteren anlangt, so haben diese eine auffallende Aehnlich- 
keit mit Sporen beziiglich ihrer Form, ihres Glanzes und ihrer Lage; 
nach Ruzifika sind beide auch aus verwandten Massen zusammen- 
gesetzt; ein besonderes Unterscheidungsmerkmal besteht nach Arabrog 
darin, dafi die Sporoidkorper Scheidewande haben, was bei Sporen aus- 
geschlossen sein soil. Wesentlich scheint ferner der Umstand zu sein, 
dafi die sporoiden Korper sich nicht nur auf die Enden der Faden be- 
schranken, sondern dafi sie auch in den mittleren Teilen der Faden ge- 
legen sind. 

In alteren Kulturen konnen samtliche Faden sog. sporoide Kbrper 
in grofier Anzahl beherbergen. Die Korper wachsen sowohl numerisch, 
als auch vergrofiern sie ihre Dimensionen. 

Sie geben mit Millons Reagens die Eiweifireaktion und losen sich 
in Alkohol und Aether nicht auf, bei Verdauung mit kiinstlichem Magen- 
saft erleiden die Korper keine Veranderung. 

Bei der Farbung mitGiemsa bleiben die Sporoidkorper ungefarbt. 

Was die Reaktion mit Millons Reagens anlangt, so habe ich be- 
merkt, dafi die a-Kiigelchen hierdurch deutlicher werden, auch zeigen 
sie eine gewisse Rotlichfarbung; bei der Kleinheit der Objekte ist hier 
jedoch eine gewisse Vorsicht am Platze, zudem das in das Mikroskop 
geworfene Licht je nach der Bewolkung des Himmels mehr blaulich oder 
gelblich ist. Mit Alkohol und Aether lassen sich die Kiigelchen nicht losen. 

Wie schon oben bemerkt, farben sich die Kiigelchen mit Giemsa 
blaulich-violett, mit Man sons Borax-Methylenblau hellblau. 

Mit den sogenannten Sporoidkorpern lassen sich die a-Kugelchen 
demnach nicht direkt identifizieren, so sehr auch Lage und Aussehen 
mit jenen iibereinstimmen. Ihr Chromatingehalt ist jedoch zu grofi. 

Es ist die Vermutung ausgesprochen worden, dafi die Sporoidkorper 
mit den sogenannten Fetteinschliissen, wie sie besonders bei Milzbrand 
gefunden werden, identisch seien. Fur die Fettnatur der letzteren sind 
besonders tinktorielle Eigenschaften ins Feld gefiihrt worden. Nach 
Eisenberg f&rben sich die Fetteinschliisse, allerdings im Zusammen- 
hang mit einer Beizung durch alkalische Napthollosung (in 1-proz. Soda), 
auch mit Dahlia; sie geben sogar eine „sehr schone und niederschlags- 
freie“ F&rbung. 

Die Farbenmethoden Eisenbergs diirften in ihrer Gesamtheit 
doch fiir Fetteinschliisse nicht gerade charakteristisch sein. Es lassen 
sich hiernach auch andere Gebilde farben, die kein Fett sind. Bei der 
Betrachtung der Bilder Eisenbergs fallt auf, dafi seine Figg. 7—10, 
die mit den verschiedensten F&rbemethoden gewonnen sind, gewisse 
Details geben, die auch bei den von mir an anderen Bacillenarten ge- 
-wonnenen zu finden sind, so die im Bacillenleib verstreuten kleinsten 
Kornchen neben den grofieren Kugeln. 

Die sogenannten Fetteinschliisse sind jedoch etwas von den Kiigel¬ 
chen Verschiedenes. Es spricht dafiir ihre Lage, Gestalt, Grofie und ihr 
farberisches Verhalten. Die Fetteinschliisse sind fast stets kleine, ziemlich 
genau runde Kiigelchen, die verhaltnismafiig stark lichtbrechen, jedoch 
nicht so sehr wie die eigentlichen Sporen; sie liegen in den mittleren 
und zugleich axialen Partieen der Stabchen J )i u°d ihr Durchmesser ist 

1) Nach meinen Beobachtungen sind sie im Inneren der Bakterien, nicht wand- 
scandig, angeordnet. 

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Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 55. Heft 3. 


kleiner als der des Bacillus. Mit Nilblausulfatlosung aufschweuimt und 
dann mit 1-proz. Soda versetzt, zeigen die Bakterien die Fetteinschliisse 
als rotlich gefarbte Gebilde, wahrend die iibrigeu Kornchen blau gefarbt 
sind. 

Mit Brillantkresylblau in wasseriger Lbsung farben sich die soge- 
nannten Fetteinschliisse nicht, wahrend der Rest des Bakterienleibes 
schon und distinkt gefarbt ist. 

Mit Nilblausulfat und 1-proz. Soda farben sich aber die grofieren 
Kiigelchen in Typhus, Paratyphus B und anderen Bacillen biaulicli, ebenso 
wie die iibrigen Kornchen. Mit Brillantkresylblau habe ich Farbungs- 
versuche nicht angestellt. 

Hinsichtlich der Volutinkugeln wird angegeben, daB dieselben groBer, 
glanzender und scharfer abgerundet sind als die Chromatinkorperchen. 
Die kleineren Volutinkugeln liegen an den Ecken der Zickzacklinien 
oder an den Enden der Querbander, so daB es oft schwer fallt, Chromatin 
und Volutinkornchen voneinander zu trennen. Die grofieren alteren 
Ivugeln, die oft von auBerordentlichen Dimensionen sind, liegen vom Ver- 
bande des chromatischen Fadens losgelost frei in der Zelle, meistens in 
der Medianlinie. Bei Methylenblaufarbung farben sich die Chromatin- 
kugeln blau, die Volutinkugeln infolge ihrer Metachromasie rot. In- 
dessen haben Volutinkugeln in jungen Zellen eine Farbe, die zwischen 
rot und blau gelegen ist. Es ist daher von S well eng rebel die Ver- 
mutung ausgesprocheu worden, daB die Volutinkugeln von dem Chromatin 
abstammen und daB in alteren Zellen alles Chromatin in Volutin ver- 
wandelt wird, wie auch von anderen beobachtet wurde, daB Volutin von 
Kerhen gebildet wird. 

Diese Beschreibung paBt wohl weniger auf die groBeren Kugeln. 
Eine Metachromasie habe ich bei ihnen nicht wahrnehmen konnen; mit 
Methylenblau farben sie sich blau. Speziell mit einer schon ziemlich 
alten Boraxmethylenblaulosung, die mir sonst haufig Metachromasie gab, 
habe ich stets nur eine biauliche Farbung erhalten konnen. 

Eher konnte das fur die kleinen und besonders fur die kleinsten, 
schwach gefarbten Kornchen zutreffen. Bei Giem s a - Praparaten erhalt 
man an den Stellen, die den Enden der bandformigen Zeichnungen ent- 
sprechen, rotlich gefarbte Piinktchen, die wohl die Kornchen darstellen, 
wenu auch ihre Konturen infolge der Praparationsmethode nicht mehr 
sehr scharf umrissen sind. Jedenfalls deutet das gute Farbeaufnahme- 
vermogen sowohl der Kugelchen wie der kleinen und kleinsten Kornchen 
darauf hin, daB sie viel Chromatin enthalten. Ob sie ganz aus Chromatin 
bestehen oder dieses nur in eine andere Grundsubstanz eingebettet ist, 
laBt sich vorderhand nicht sagen. 

Swellengrebel gibt auch an, daB die Methylenblaufarbung selten 
gut gelingt, da der Farbstoff zunachst das Plasma anfarbt. Ich glaube 
keinen geniigenden Grund zu haben, eines der kbrnchenformigen Gebilde 
mit den Volutinkugeln zu identifizieren. 

Ich gebe vielmehr der Ansicht Ausdruck, daB es sich bei den 3 Arteu 
Kornchen urn im wesentlichen die gleiche Substanz handelt, namlich um 
Chromatin. 

DaB in den jungen, lebhaft sich teilenden Bakterien keine korpus- 
kularen Elemente nachweisbar sind, ist von mehreren Untersuchern aus- 
driicklich angegeben worden. Ich verweise hier nur auf Diet rich und 
Liebermeister, Eisenberg; auch Am broZ und Swellengrebel 
erwahnen ahnliche Beobachtungen. 


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Origins Ijrom 

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Vay, Studien iiber die Strukturverhaltnisse von Bakterien etc. 


205 


Wiirden wir nun annehmen, daB die Bakterien einen Zellkern im 
Sinne der hoheren Organismen besaiien, so ware zu fordern, dafi einer 
Teilung des Individuums bestimrate Veranderungen am Kerne voran- 
gingen. Dies ist trotz aller Bemiihungen noch von keinem Untersucher 
festgestellt worden. Im Gegenteil kann die Teilung erfolgen, ohne daB 
irgendwelche kornchenformige Elemente bereits sichtbar sind, speziell 
nicht jene mittelstandigen feinsten Kornchen, von denen nach manchen 
Beobachtern die Querwandbildung ausgehen soil. Demnach ware zur 
Teilung die Anwesenheit kornchenformiger Elemente nicht unbedingt 
notig. Zudem ist nichts bekannt von einer vorherigen Teilung des als 
solcher angesprochenen Bakterienkernes, mag derselbe nun zentral oder 
wandstandig angenommen werden, wenn man nicht das Herauswachsen 
der Scheidewand aus einem Granulum mit nachfolgender Bildung hauben- 
formiger Chromatinansammlung an den Polen der Teilstiicke als etwas 
Derartiges ansehen will. Die beiden so erzeugten Tochterzellen hingen 
stellenweise noch durch ein feines Fadchen zusammen. 

Ich selbst habe an meinen Pr&paraten das Herauswachsen der 
Scheidewand bei der Teilung aus einem Granulum niemals trotz alien 
Suchens beobachten konnen. Allerdings sind meine Objekte auch auBer- 
ordentlich klein gewesen. Kornchen in Haubenform an den einander 
zugekehrten Enden von Bacillen, die miteinander noch durch ein feines 
Fadchen zusammenhangen, kann man allerdings ofter sehen. 

Nachdem ein Fehlen korpuskularer Elemente gerade zur Zeit der 
intensivsten Teilung, ferner auch im Tierkorper haufig konstatiert wird, 
so ist die Annahme gerechtfertigt, daB in den ganz jungen Bakterien- 
elementen Cytoplasma und Chromatin sich noch in inniger Vermischung 
finden, so daB eine morphologiscihe Differenzierung mit unseren Hilfs- 
mitteln nicht moglich ist. Erst spater bildet sich eine Ansammlung des 
Chromatins an bestimmten Stellen aus. Hauptsachlich ist dies bei 
kleineren Exemplaren an den Polen der Fall, bei groBeren an gewissen 
zentralen Stellen, sonst aber unregelmaBig iiber den ganzen Bakterienleib 
hin. In der Regel liegen diese Chromatinansammlungen, namentlich 
soweit es sich urn kleine Gebilde handelt, der Wand des Bakteriums an, 
Es findet eine gewisse Differenzierung des Plasmas, eine Verdichtung 
zu kornchenformigen Bildungen statt, zugleich bildet sich allm&hlich aus 
dem Cytoplasma das Chromatin und h&uft sich an diesen Stellen an. 
DaB der Gehalt an Chromatin in den verschiedenen Kornchen nicht 
gleich ist, geht aus der verschiedenen FSrbbarkeit der Kornchen hervor. 
Mit der Zeit, bei lBngerem Wachstum auf gefarbten Nahrboden farben 
sie sich dann intensiver, ferner wachsen sie auch in ihren Dimen¬ 
sioned was besonders von den groBeren Kiigelchen (der a-Reihe) gilt. 
Es findet also allm&hlich eine Steigerung der Chromatinbildung und 
Chromatinanh&ufung statt. (Lange Faden aus friiheren Wachstum s- 
perioden sind nicht so reich mit Kdrnchen bedeckt, wie solche von alten 
Kulturen.) 

Infolge des Bakterienstoffwechsels tritt eine allmahliche Entfarbung 
des Nahrbodens ein. Augenfailig tritt dies jedoch nur in Erscheinung 
bei Nahrboden, die nur schwach gefarbt waren (1:50000, 1:10000). Der 
Bakterienrasen bleibt jedoch gefarbt. Aehnliches findet man bei Bakterien, 
die in dahliahaltiger Bouillon geziichtet sind. Die Bouillon (mit 1:50000, 
1:10000 Dahliagehalt) entfarbt sich allmahlich, wShrend die Bacillen den 
Farbstoff in sich aufspeichern und als blau-violette Masse am Boden 
der RShrchen liegen. 


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206 


Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 55. Heft 3. 


Nach den Untersuchungen von AmbroZ bei Bacterium nitr 
findet iibrigens eine Beteiligung der chromatischen Substanz bei der 
Sporenbildung statt. Die am fertilen Pole des Bakteriums befindlichen 
Chromatinbrbckchen, die durch ein feines Netz verbunden zu sein 
scheinen, fiieBen zusammen, verlieren ihre scharfe Begrenzung und ver- 
schwinden in der einheitlichen, diffus farbbaren Sporenanlage. Die 
Spore besteht also bereits aus chromatischen Elementen und Plastin- 
grundsubstanz. 

Wir werden wohl darauf verzichten miissen, einen eigens ausge- 
bildeten, den in hoheren Organisinen ahnlichen Zellkern auch bei Bak- 
terien finden zu wollen, speziell bei solchen, die keine Sporen bilden. 
Wir werden annehmen miissen, daB die Teilung ohne fiir uns sichtbare 
Differenzierung der chromatischen und Plasmagrundsubstanz statthaben 
kann. Die Dift’erenzierung tritt dann erst sp&ter ein, vielleicht erst in 
den Zellen, die auf ein und demselben Nahrboden einer weiteren Teilung 
nicht mehr unterliegen, bei denen also schon ein Stillstand des Wachs- 
tums stattgefundeu hatte. 

Aufgefallen ist mir stets, daB am ersten die chromatischen Korperchen 
in den kleinsten und kleiueren Individuen sichtbar wurden, wahrend die 
langen Faden oft noch lange Zeit eine ganz homogene Beschaffenheit 
aufwiesen. Gerade die ersteren Elemente darf man wohl als Normal- 
formen auffassen, bei denen die Entwickelung zu einem gewissen Still- 
stand gekommen ist, wahrend bei den langen Faden immerhin noch die 
Moglichkeit einer spateren Teilung statthat. 

Ich bemerke liier, daB ich versucht habe, auch noch andere Bacillen 
und Ivokken auf gefarbten Nahrboden zu ziichten, hauptsachlich Bakterien 
aus der Luft und Staphylokokken; der Erfolg war jedoch negativ. 
Namentlich Kokken, so Staphylococcus aureus, albus, citreus 
zeigten auch bei reichlicher Uebertragung der Kulturmasse kein Wachs- 
tum. Mit Staphylococcus aureus gelang es mir einige Male, ge- 
ringes Wachstum zu erzielen. Bei der Untersuchung fand sich, daB 
kornchenformige Bildungen, die denen in Bacillen analog sind, sich auch 
bei ihnen auf farbigen Nahrboden tingieren. 


V. Zusammenfassung. 

Als Resultate lassen sich folgende Punkte aufstellen: 

1) Auf gewohnlichem Agar, der mit Dahlia oder Pfaublau versetzt 
ist, wachsen eine Anzahl Bakterien sehr gut, so z. B. Coli, Para- 
tvphus B, Typhus, auch Pest, wieder andere gar nicht oder nur sehr 
sparlich, so z. B. Shiga, Flexner, Dysenterie y, Staphylokokken. 

2) Der EinfluB des Farbstoffes auBert sich in bezug auf die morpho- 
logischen Verhaitnisse der Bakterien zunachst darin, daB dieselben 
Neigung zu einem auBerordentlichen Langenwachstum zeigen, das soweit 
gehen kann, daB die Mehrzahl der Bakterienindividuen einer Kolonie aus 
langen Faden besteht. Diese Eigenschaft kommt besonders der Dahlia zu; 
hauptsachlich Typhus und Paratyphus B zeigen Neigung zu solcher Faden- 
bildung, weniger hiugegen Coli. Die Faden sind am haufigsten einen 
bis mehrere Tage nach der Ueberimpfung, spaterhin scheint noch ein 
Zerfall in kiirzere Elemente stattzuhaben. 


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Vay, Studien iiber die Strukturverhiiltnisse vou Bakterien etc. 


207 


3) In den Bakterien treten nach einiger Zeit korpuskulare Elemente 
auf, die eine besondere Neigung zu dem Farbstoffe haben und denselben 
in sich aufnehmen. 

In den kleinen Bakterienindividuen sind dies kleine, raeist pol- 
standig sitzende Kornchen, daneben kommen schwacher tingierte, meist 
auch keinere Granula vor, die im allgemeinen mittelstandig gelagert 
sind. 

In den langen FSden findet man auBerdem groBere Kiigelchen, die 
starker lichtbrechen, zu mehreren meist mittelstandig, haufig in gleich- 
miBigen Abstanden vorhanden sind; daneben sind die oben erwahnten 
kleinen und kleinsten, starker und schwacher tingierten Kornchen iiber 
den ganzen Bacillenleib hin unregelmaBig zerstreut. 

Die Kornchen sind im allgemeinen wandstandig angeordnet. Die 
groBere Dimensionen besitzenden Kiigelchen sind meist axial gelegen, 
und zwar nehmen sie dann den ganzen Durchmesser des Bakteriums ein. 

4) Alle diese Elemente sind als eine Ansammlung von Chromatin 
aufzufassen. In den Jugendformen der Bakterien urspriinglich frei im 
Plasma verteilt, sammelt es sich im Verlaufe langeren Wachstums einer 
Bakterienkultur auf einem und demselben Nahrboden an bestimmten 
Stellen an und formt die oben erwahnten Kiigelchen und Kornchen. 


Xiiteratur. 

1) Dietrich u. Liebermeister, Sauers toffiibertragendeKornchen in Milzbrandbacillen. 
(Centralbl. f. Bakteriol. Abt. I. Grig. Bd. 32. 1902.) 

2) Rfizicka, Vlad., Ueber die biologische Bedeutung der farbbaren Kornchen im 
Bakterieninhalt. (Arch. f. Hyg. Bd. 47. 1903.) 

3) -, Depressionszustande und Regulationsvorgange bei dem Bact. anthracis. (Arch. 

f. Protistenk. Bd. 10. 1907.) 

4) Preisz, H., Studien iiber Morphologie und Biologie des Milzbrandbacillus. 
(Centralbl. f. Bakteriol. Abt. I. Orig. Bd. 35. 1904.) 

5) Eisenberg, Ph., Ueber Fetteinschliisse bei Bakterien. (Centralbl. f. Bakteriol. 
Abt. I. Orig. Bd. 48. 1909.) 

6) Swellengrebel, N. H., Neuere Untersuchungen iiber die vergleichende Cyto- 
logie der Spirillen und Spirochaten. (Centralbl. f. Bakteriol. Abt. I. Orig. Bd. 49. 
1909.) 

7) Ambroi, A., Entwickelungzyklus des Bac. nitri sp. n., als Beitrag zur Cytologie 
der Bakterien. (Centralbl. f. Bakteriol. Abt. I. Orig. Bd. 51. 1909.) 

8) Vay, Fr., Ueber kornchen formige Bildungen in Pest bakterien. (Centralbl. f. Bakt. 
Abt. I. Orig. Bd. 52. 1909.) 

Ein ausfiihrliches Verzeichnis der einschlagigen Literatur findet sich bei Ambroz, 

I. c., worauf ich hier aufmerksam rnachen mochte. 

Erkl&nmg der Abbildungen. 

Fig. I, II, HI. Paratyphus B auf Pfaublau 1:1000 ; 5 Tage; b kleine, starker 
tingierte Kornchen, die end- und manchmal mittelstandig stehen, c kleine schwach 
tingierte, meist mittelstandige Kornchen. 

Fig. IV, V. Pestbacillen, 58 Stunden auf Dahlia 1:1000. 

Fig. VI. Paratyphus B in Bouillon, die 1:50000 Dahlia enthalt; mit verdiinnter 
Pikrinsaurelosung und gewohnlichem Fuchsin (zur BakterienfArbung Griibler) nach- 
gefarbt. 

Fig. VII. Coliahnlicher Bacillus aus Tvphusstuhl, 15 Tage auf Dahlia 1:1000; 
a groBere Kiigelchen, b und c wie in Fig. I, 11, III. 

Fig. VIII. Paratyphus B, 5 Tage auf Pfaublau 1:1000; a, b, c wie in Fig. I, 

II, III, VII. 


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Centralbl. f. Bakt. etc. 1. Abt. Originate. Bd. 55. Heft 3. 


Fig. IX. 1, 2, 3 Typhus, ca. 3 Monate auf Pfaublau 1:1000; a, b, c wie oben. 

Fig. X. Col i, 14 Tage auf Pfaublau 1:1000, hauptsachlich Kugelchen der o-Reihe 
enthaltend. 

Fig. XI. 1, 2, 3, 4, 5, 6 Paratyphus B, ca. 4 Wochen auf Pfaublau 1:1000; 
mit Formol- (1, 2, 3) und Jod- (4, 5, o) Dampfen fixiert, dann in Alcohol absol. ge- 
bracht und nach Giernsa gefarbt; a, b, c wie oben. 7 gleiche Kultur nach der gleichen 
Methode; helle Stellen Plasmolyse? 8 Typhus, ca. 4 Monate auf Pfaublau, ebenfalls 
nach GiemBa gefarbt. 


• Nachdruck verboten. 

Der Paratyphusbacillus (Typus B) als Eiterungserreger. 

[Hygienisches und bakteriologisches Institut StraBburg i. E. 

(Vorstand: Prof. Dr. Forster).] 

Von Dr. K. Aoki, Assistenten am Institut. 

Die pathologische Bedeutung der Paratyphusbacillen erschopft sich 
nicht darin, eine Erkrankung hervorzurufen, welche entweder typhus- 
ahnliche Oder gastroenteritische Symptome zeigt. Sie konnen vielmehr 
gelegentlich auch als Erreger von Eiterungen ihre Wirksamkeit entfalten. 
Im Jahre 1896 beschrieben zuerst A chard und Bensaude (1) einen 
durch diese Mikroorganismen verursachten Fall von Gelenkeiterung. Im 
nachsten Jahre konnte Widal (2) aus dem Eiter eines Halsabscesses 
Paratyphusbacillen zQchten. Cushing (3) beobachtete einen Fall von 
Osteomyelitis der 6. Rippe, als deren Erreger Paratyphusbakterien an- 
gesprochen werden muBten. Als Komplikation bei Paratyphus beschrieb 
Johnston (4) verschiedene Eiterungsprozesse (Arthritis, Myositis, Phle¬ 
bitis), ferner Pratt (5) Orchitis suppurativa, Cholelithiasis und Phlebitis. 
Kranepuhl (6) sah eine Paratyphuserkrankung, bei welcher der Patient 
so heftige Diarrhoen hatte, daB der Wasserverlust durch Kochsalz- 
infusion ersetzt werden muBte. Die Impfstelle vereiterte daraufhin; im 
Eiter wurden Paratyphusbacillen (B) nachgewiesen. Bei der Kieler 
Epidemie beobachtete Fischer (7) als Komplikation auch verschiedene 
Eiterungsprozesse (Phlegmone, Lungenabscefi, Keratitis ulcerosa und 
Otitis media). In einem Falle trat sogar erst in der 8. Woche der 
Rekonvaleszenz eine Periostitis suppurativa paratyphosa auf; das Blut 
des Patienten agglutinierte die Paratyphusbacillen bis 1: 600. Ferner 
teilte Buchholz (8) einen Fall von prim&rer Periproktitis und Mastoi¬ 
ditis mit. Eine von Bushnell(9) beschriebene Periostitis kam in der 
5. Woche der Rekonvaleszenz nach einem Paratyphus, dessen Ursache 
in schlechter Nahrung gesucht werden muBte, zum Ausbruch. Einen 
merkwiirdigen Fall beobachteten Lesnb und Dreyfuss (10). Es 
handelte sich um einen AbsceB in der Inguinalgegend, der klinisch 
tuberkulos aussah. In dem Eiter fanden sich Mikroorganismen aus der 
Gruppe der Paratyphusbacillen. Eine sehr interessante Beobachtung 
wurde von Dieterlen (11) bei einem Meerschweinchen gemacht, dessen 
Milz tuberkulose Veranderungen aufwies. In den Knotchen lieBen sich 
Paratyphusbacillen (Typus B) nachweisen. Auch Kiister (12) beschreibt 
zwei Eiterungsprozesse, die durch die Schottmullerschen Mikro¬ 
organismen hervorgerufen waren. In dem einen Falle handelte es sich 
um eine Epididymitis. Angeblich bekam der Patient, der an chronischer 
Gonorrhoe litt, nach dem GenuB von verdorbener Wurst profuse Diar- 
rhben; 14 Tage sp&ter bemerkte er eine schmerzhafte Anschwellung an 


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•von Gustav Fischer in .letia 


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Aoki, Der Paratyphysbacillus (Typus B) als Eiterungserreger. 


209 


dem linken Hoden. Im zweiten Falle handelte es sich um eine im 
AnschluB an eine influenzaartige Erkrankung entstandene Otitis media, 
deren bakteriologische Untersuchung Paratyphusbacillen im Eiter ergab. 
Bin gel (13) berichtet liber einen Fall von LungenabsceB, welcher in 
die Bronchien durchgebrochen war und heilte. In dem Sputum fanden 
sich reichlich Paratyphusbacillen (Typus B), wShrend Urin und Faeces 
frei von diesen Mikroorganismen waren. Shibayama undOwada(14) 
gelang es, die Bacillen in dem Eiter eines Pyothorax zu finden, der im 
AnschluB an eine SchuBwunde entstanden war. Eine durch Paratyphus- 
bakterien verursachte Gallenblaseneiterung beobachtete Lovey (15). Der 
Patient, welcher vor 2 Jahren Typhus durchgemacht und vor 2 Monaten 
an heftigem Durchfall gelitten hatte, war von einem Kolikanfall heim- 
gesucht worden. Durch die Operation und bakteriologische Unter¬ 
suchung wurde festgestellt, daB es sich um eine Cholecystitis paratyphosa 
mitGallensteinen handelte. Evers und M11 hlens (16) teilen auch einen 
Fall von Cholecystitis paratyphosa mit. In der bakteriologischen Anstalt 
fiir UnterelsaB wurden vom Jahre 1907—1909 im ganzen 6 Falle von Gallen- 
blasenerkrankung beobachtet, bei der die bakteriologische Untersuchung 
die Anwesenheit von Paratyphusbacillen ergab. Mar us (17) gab an, 
daB ein Patient angeblich im AnschluB an eine Influenza Otitis media 
bekam und im Eiter Paratyphusbacillen nachgewiesen wurden. In einem 
anderen Falle zeigte der Kranke wiihrend einer chronischen Ohreneiterung 
mit Cholesteatom cerebrale Symptome im HirnabsceBeiter und im Blut 
wurden ebenfalls die Paratyphusmikroben gefunden. 

Diesen Erfahrungen schlieBt sich eine Beobachtung an, welche in 
dem hiesigen Institut gemacht wurde. Es handelte sich um den Befund 
von Paratyphusbacillen in dem Eiter aus einem osteomyelitischen AbsceB. 

Krankengeschichte. 

Name: S. G., 1 Jahr alt. 29. Nov. 1909 aufgenommen. 

Anamnese: Der Patient wurde mittels der Zange geboreu; infoldedessen war sein 
linker Arm die ersten 3 Wochen nach der Geburt gelannit. Im ubn^en hat sich das 
Kind in befriedigender Weise entwickelt. Es wurde immer mit Milch, welche im 
Soxlethschen Apparat steriliaiert worden war, und mit gekochten Schleimsuppen ge- 
nahrt. Die Darmfunktion war gewohnlich gut, nur nach gelegentlichem GenuB von 
Wurst stellten sich Durchfalle ein. Etwa lOTage vor der Aufnanme in die Klinik fiel 
es der Mutter auf, daB das bis dahin muntere Kind seinen linken Arm auffallig steif 
hielt und nicht mehr bewegte. Bei der naheren Untersuchung ergab sich eine Schwellung 
und Schmerzhaftigkeit an der linken Schulter. Die Eltern waren niemals fieberhatt 
erkrankt gewesen. Naehtraglich wurde erziihlt, daB der Patient vor mehreren Wochen 
aus dem Stuhl auf die linke Schulter gefallen ware, wobei es indes keine besondere Ver- 
letzung davongetragen hatte. 

Status: Kraftiges, gut geniihrtes, wohlgebildetes Kind, jzesundes Auseehen. Tempe- 
ratur 37,6°. Innere Organe sind intakt. Linke Schulter in toto verdickt. Kontureu 
verschwunden. Palpation sehr schmerzhaft. Eine Abnormitat des Skelettes nicht fest- 
zustellen. Die Schwellung beschrankt sich auf die Gegend des Humeruskopfes, von 
hier aus aJlseitig allmahlich abfallend. Der Humeruskopf an der richtigen Stelle, 
Humerusachse normal verlaufend. Vollige Fixations- und Adduktionsstellung, passiv 

f elingrt es, geringe einmalige Bewegungen, und zwar unter groBen Schmerzen, auszufiihren. 
)ie Haut wenig gerotet. Rontgenplatte ergibt normales Skelett. 

Verlauf: Inzision am 4. Dez. 1909; es wurde Eiter gefunden. Nach der Inzision 
gpng die Anschwellung allmahlich zuriick, das Fieber sank; die Sekretion verminderte 
sich, so daB der Arm des Kindes wieder hergestellt wurde. 

Aus der am 4. Dez. 1909 von der chirurgischen Klinik zur Unter¬ 
suchung eingesandten Eiterprobe lieBen sich auf Niihragar zahlreiche 
Bakterien isolieren, die zwecks Identifizierung auf verschiedenen Niihr- 
bQden weitergezfichtet wurden. Gelatine wurde nicht verflflssigt, Milch 
nicht zur Gerinnung gebracht, Traubenzuckerbouillon wurde vergoren, 

Erste Abt. Orig. Bd. 55. fleft 3. 14 


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Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 55. Heft 3. 


in der Lackmusmolke anfangs Saure, nachher Alkali gebildet. Auf Kar- 
toffel entstand ein dicker, feuckter, gelbbraunlicher Belag. Auf der 
En do -Platte wuchsen die Bakterien farblos und typhusahnlich, aber 
etwas iippiger, als die Ebertschen Stabchen. Sie waren sehr stark 
beweglich, nach Gram nicht farbbar, und wurden von einem hoch* 
wertigen Paratyphusimmunserum bis zur Titergrenze (1:100000) agglu- 
tiniert. Die Mikroben waren deranach als Paratypkusbacillen (Typus B) 
anzusprechen. Die Pathogenitat der Kultur war so stark, dafi Vsoo Oese 
(1,8 eg) hinreichte, eine Maus bei intraperitonealer Impfung innerhalb 
30 Stunden zu toten. 

Wie kam die Infektion in diesem Falle zustande? Der Uahr alte 
Kranke hatte niemals an fieberhaften Krankheiten gelitten. Die Eltern 
batten auch ebenfalls niemals eine typhusahnliche Erkrankung durch- 
gemacht. Wenigstens wurden die Paratyphusmikroorganismen bei der 
Mutter in der Zeit, wo das Kind krank war, nicht gefunden. Wenn man 
die weite Verbreitung dieser Mikrobenart beriicksichtigt, so leuchtet es 
eiu, daB zu einer Infektion mit dieseu Mikroorganismen immer Gelegen- 
heit vorhanden ist. In diesem Falle lieB sich anamnestisch feststellen, 
daB das Kind mit Milch, welche angeblich im Soxlethschen Apparat 
sterilisiert worden war, und mit Schleimsuppen genahrt wurde. Gelegent- 
lich erhielt es auch ein kleines Stuck Wurst, worauf die sonst normale 
Darmfunktion gestort wurde. Nach den Untersuchungen von Uhlen- 
huth (20) und Hiibener scheint die Moglichkeit nicht haufig zu sein, 
daB die Paratyphusbacillen mit der Milch in den Organismus gelangen. 
Dagegen konnen sie in der Wurst gar nicht selten nachgewiesen worden. 
Rommeler (18, 19) fand in Wiirsten verschiedener Herkunft in 16Proz., 
Hiibener in 6 Proz. diese Sch ottmtillerschen Mikroorganismen. 
Rimpau (18) gelang es, sie in einer einwaudfreien Leberwurst zu fiuden. 
Im Fleisch gesunder Tiere befinden sie sich ebenfalls gar nicht selten, 
wie Conradi (19) und Uhlenhuth (20) nachweisen konnten. Ange- 
sichts dieser Tatsachen scheint der SchluB nicht von der Hand zu weisen 
zu sein, daB der Kranke die Krankheitserreger durch infizierte Wurst 
aufgenommen hatte. 

Die einmal in den Organismus eingedrungenen Mikroorganismen 
wirken nun nicht immer pathogen, sondern konnen als Saprophyten im 
Korper sich aufhalten und von ihm ohne nachteilige Folgen ausgeschieden 
werden. Conradi (18), Gaehtgens (18), Rimpau (18), Matthes (18) 
und Gundloch (18) gelang es, die Mikroorganismen bei gesunden 
Menschen mehrfach zu linden. Hiibener (20) kounte in einer Wurst, 
die er und seine Familie, ohne zu erkranken, genossen hatten, Para¬ 
typhusbacillen nachweisen. Der sehr interessante, experimentelle Ver- 
such von Conradi (19) zeigt schlieBlich, daB diese Mikroorganismen 
tats&chlich durch Nahrungsmittel in den Korper hineingelangen und hier 
lange Zeit als Saprophyten bleiben konnen. Er untersuchte in einer 
Ortschaft, die er seit 4V 2 Jahren als paratyphusfrei kannte, die Exkrete 
einer 5-kOpfigen Familie 3 Tage hintereinander ohne Resultat. Am 4. Tage 
nahm die Familie eine aus rohem Hackfleisch bestehende Mittags- und 
Abendmahlzeit ein. Am Tage darauf fanden sich bei der Mutter in den 
Faeces, bei dem Sohne im Urin Paratyphusbacillen (Typus B); nach 
weiteren 4 Tagen wurden sie sogar im Blut der Mutter mittels Gallen- 
anreicherung nachgewiesen. Aufierdem fanden sie sich in einer Probe 
des von der Familie genossenen Hackfleisches. Diese saprophytische 
Vegetationsform kann sich unter Umstanden, welche wir noch nicht 


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Aoki, Der Paratyphusbacillus (Typus B) als Eiterungaerreger. 


211 


kennen, in eine pathogene Form umwandeln. Bei unserem Eiterungs- 
prozesse scheint auch ein Hilfsmoment, durch das die Resistenz des 
Organismus herabgesetzt worden war, eine wichtige Rolle gespielt zu 
haben, wie es auch Kranepuhl (6), K us ter (12) und Hess (21) er- 
fuhren. In unserem Falle von Osteomyelitis konnen wir auch ein 
solches begiinstigendes Moment anamnestisch feststellen, namlich den 
Sturz des Kindes vor der Erkrankung auf die Schulter, die allerdings 
keine sichtbare Verletzung zur Folge hatte. Dieses Trauma konnte 
schon hinreichen, die Gewebe mehr oder minder zu schadigen und ilire 
Resistenz gegen die Mikroorganismen, die zufallig als Saprophyten mit 
der Nahrung in den Korper eingedrungen waren, herabzusetzen. 

Es ist demnach die Annahme gerechtfertigt, daB die mit der verun- 
reinigten Speise aufgeuommenen und im Korper saprophytisch kreisenden 
Paratyphusbacillen infolge des Traumas giinstige Bedingungen fiir ihre 
Weiterentwickelung fanden und die Osteomyelitis verursachen konnten. 

Literatur. 

1) Achard et Bensaude, Infections paratyphoidiques. (Bull, et M6m. de la Soc. 
m<5d. des Hop. de Paris. Vol. 13. 189b. p. 820.) 

2) Widal, Hem. mdd. 1897. p. 333. 

3) Cushing, A comparative study of some numbers of a paratyphic group of bacilli 
of the Hogcholera or Bacillus enteritidis (Gartner) typus, intestinale between the 
typhus and colon groups. (Bull, of Johns Hopkins Hospital. 1900. p. 156.) 

4) Johnston, Paratyphus fever; report of four cases; Analysis all reported cases. 
(Amer. Journ. of medical Scienc. Vol. 124. 1902. p. 187.) 

5) Pratt, On the paratyphoid fever and its complications. (Boston med. and surg. 
Journ. 1903.) 

6) Kranepuhl, AbsceSbildung durch den Paratyphusbacillus B. (Miinchn. med. 
Wochenschr. 1905. No. 28.) 

7) Fischer, Untersuchung liber den Unterleibstypus in Schleswig-Holstein. (Klin. 
Jahrb. 1906. p. 61.) 

8) Buchholz, Med. Klinik. 1907. p. 142. 

9) Bushnell, Abscess of bone caused by an intestinale bacillus B allied to B. para- 
typhus. (Bull, of the Johns Hopkins Hospital. 1908. p. 44.) 

10) Lesnh et Dreyfuss, Un cas d’abscfcs in inguinale & bacilles paratyphiques. 
(Compt. rend. hebd. des stSanc. et M^moires de la soc. de biol. 1907. p. 1210.) 

11) L)ieterlen, Ueber Pseudotuberkulose bei Meerschweinchen, verursacht durch den 
Paratyphusbacillus B. (Arb. a. d. Kaiserl. Gesundheitsamte. Bd. 30. 1909. p. 429.) 

12) Kiister, Jahresbericht fiber die Tiitigkeit des Untersuchungsamtes in Freiburg i. B. 
(Hyg. Rundsch. 1908. No. 7.) 

13) Bingel, Beitrage zur Kasuistik der Paratyphusinfektion. (Miinchn. med. Wochen- 
schrift. 1909. No. 28.) 

14) Shibayama u. Owada, Ein Fall von durch den Paratyphusbacillus hervor- 
gerufenen Pyothorax. (Sai-Kin-Gaku. Zashi. 1906. No. 126.) 

15) Lovey, Ueber ein Fall Cholecystitis paratyphosa. (Mfiuchn. med. Wochenschr. 
1908. p. 15.) 

16) Evers u. Miihlens, Cholelithiasis paratyphosa und Paratyphuserkrankung; ein 
Beitrag zur Frage der Bacillentrager. (Dtsche militararztl. Zeitschr. 1909. Heft 9.) 

17) Marum, Ueber das Vorkoramen von Paratyphusbacillus B bei Otitis media. (Arch, 
f. Ohrenheilk. Bd. 78. 1908.) 

18) Gaehtgens, Ueber das Vorkommen des Paratyphusbacillus im Wasser. (Arb. a. 
d. Kaiserl. Gesundheitsamte. Bd. 30. 1909. Heft 3.) 

19) Conradi, Originalbericht fiber die 3. Tagung der freien Vereinigung ffir Mikro- 
biologie in Wien. (Centralbl. f. Bakt. Abt. I. Ref. Bd. 44. p. 47.) 

20) Uhlenhuth, Ibid. 

21) Hess, Der Typhusbacillus als Eitererreger. (Miinchn. med. Wochenschr. 1910. 
No. 5.) 


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Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 55. Heft 3. 


Naclidruck verboten. 

Zur Frage liber den Flecktyphuserreger. 

Von Privatdozent W. Prcdtjetschensky, 

Vorsteher der propiideutischen Klinik der Medizinischen Frauenhochsehule zu Moskau. 

Hit 1 Tafel. 

Man hatte schon im voraus annehmen konnen, daB der Erreger des 
Flecktyphus mindestens wahrend einer bestimmten Periode der Krank- 
heit im peripherischen Blute der Flecktyphuskranken enthalten ist. Daher 
wandten auch beinahe alle, die sich mit der Frage befaBten, dem Blute 
ihre Aufmerksamkeit zu. Mit Blutuntersuchungen begann auch ich mein 
Studium der Frage fiber den Flecktyphuserreger wahrend der Flecktyphus- 
epidemie, die im Frfihjahr 1909 zu Moskau wtitete. 

Bei diesen Untersuchungen entschloB ich mich, die bereits mehr- 
mals dazu angewandte Zentrifugalkraft zu verwenden, und zw r ar in einer 
besonderen von mir entworfenen Modifikation, welche darin besteht, daB 
man von einer verhaltnismaBig groBen Quantitat des Blutes eines Fleck¬ 
typhuskranken zuerst die schwersten morphologischen Bestandteile, die 
roten und weiBen Blutkorperchen, durch Zentrifugieren entfernt und die 
erhaltene trfibe Flfissigkeit dann einer dauernden stfirkeren Zentrifugierung 
unterwirft, urn die leichtesten der im Blute zirkulierenden Elemente in 
Form eines geringen Niederschlages auszuscheiden, in dem auch die 
Mikroorganismen enthalten sein mfissen, falls solche im Blute des be- 
treffenden Kranken vorhanden sind. 

Die Untersuchungsmethodik war kurz folgende: Aus einem tiefen 
Einstiche wird das Blut in das zu Engels Alkalimeter gehorige groBe 
Mischrohrchen gesammelt und daselbst mit physiologischer Kochsalz- 
losung verdfinnt, die eine Beimischung von 0,2 Proz. Ammoniumoxalat 
enthalt, urn dem Gerinnen des Blutes vorzubeugen. Nun blast man die 
Mischung in ein Zentrifugenglaschen und zentrifugiert. Ist nun der 
groBere Teil der roten und weiBen Blutkorperchen zu Boden gesunken, 
so entfernt man mittels eines Saugrohrchens die fiber dem Niederschlage 
sich befindende trfibe Flfissigkeit in ein anderes reines Glaschen und 
zentrifugiert nun abermals, und zwar dieses Mai starker und langer. 
Hierbei bildet sich am Boden des Glaschens ein geringer rotlicher Nieder- 
schlag, fiber welchem sich nunmehr eine vollkommen klare Flfissigkeit 
befindet; letztere wird entfernt. Von dem Niederschlage aber bereitet 
man Prfiparate in Form dfinner Ausstriche, die nun auf dieselbe Weise 
fixiert und gefarbt werden, wie die Blutausstriche. 

Bei Giemsa-Ffirbung sieht man an solchen Prfiparaten mit dem 
Mikroskop sowohl rote und weiBe Blutkfirperchen als auch eine riesige 
Menge von Bizzozero-Plattchen. Auch Mikroorganismen sind an 
solchen Praparaten sichtbar, sofern solche im Blute des Kranken vor¬ 
handen waren. 

Selbstredend wird die Verdfinnungsflfissigkeit vor der Anwendung 
mehrmals filtriert und ebenso wie die Nahrboden sterilisiert; Saugrohr- 
chen und Zentrifugenglaschen werden zuerst sorgfaltig mit destilliertem 
Wasser und schlieBlich mit der erwahnten Verdfinnungsflfissigkeit ab- 
gespfilt. 

Unter Anwendung dieser Methode gelang es mir, in den Ausstrichen 
des Blutes, welches ich den Flecktyphuskranken des II. stadtischen und 


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Predtjetschensky, Zur Frage iiber den Flecktyphuserreger. 


213 


des Sokolnitzschen Krankenhauses entnahm, beinahe jedesmal die An- 
wesenheit eines und desselben Mikroorganismus festzustellen. Es war 
ein Stabchen mit abgerundeten Enden und rait einer helleren raittleren 
Zone. Auf den ersten Blick hatte man den Eindruck gewinnen konnen, 
als sei es ein Diplococcus, doch erwies die aufmerksamere Beobachtung 
einer ansehnlichen Menge von Praparaten, die von 50 Flecktyphuskranken 
stamraten, daB es ein Stabchen ist, welches ofter einzeln als haufenweise 
daliegt, wobei die Form dieses Stabchens vielfache Aenderungen auf- 
weist, eine ganze Reihe Uebergangsformen zwischen der eines deutlichen 
Stabchens von einer gewissen Lange und der Kreisform eines Coccus. 
Um dera Einwande vorzubeugen, es handele sich hier um eine zufallige 
Verunreinigung durch Mikroorganismen von auBen her, wurde die Losung 
raehrmals frisch bereitet, alle GefaBe und Instrumente wurden sorgfaltig 
mit sterilem und raehrmals filtriertem destillierten Wasser ausgespiilt, 
und es fand sich stets in den Ausstrichen des Blutes vou Flecktyphus¬ 
kranken ein und derselbe oben beschriebene Mikroorganismus. In 
einigen besonders schweren Fallen waren auBer diesem noch hier und 
und da Kokken und langere Stabchen vorhanden, jedoch nur hbchst 
selten und ausgesprochen zufallig. Als bestandig vorhanden konnte nur 
das erwahnte Stabchen nachgewiesen werden. 

Zu gleicher Zeit entnahm ich Blutproben auch von Variola, Schar- 
lach- und Masernkranken, und konnte in keiner derselben das erwahnte 
Stabchen vorfinden. 

Die bestandige Anwesenheit des oben beschriebenen Stabchens im 
Blute der Flecktyphuskranken und das vollstandige Fehlen desselben im 
Blute der anderen Kranken lieB mich annehmen, daB diesem Stabchen 
eine atiologische Bedeutung fur den Flecktyphus zukommt. 

Um nun jede Moglichkeit einer Verunreinigung auszuschlieBen und 
zugleich meine im Fruhjahre 1909 angestellten Beobachtungen einer neuen 
Priifung zu unterwerfen, entschloB ich mich im Dezember desselben Jahres, 
als die Flecktyphusepidemie in Moskau von neuem zu wiiten begann, 
das Blut aus den Venen zu entnehmen, was mir auch der Umstand er- 
moglichte, daB die Flecktyphusabteilung des II. stadtischen Kranken¬ 
hauses sich in unmittelbarer Nahe von der Klinik befand, an welcher ich 
als Vorsteher tatig war. Dazu wurde der Oberarm des Patienten durch 
eine Gazebinde fest zugeschniirt, die Haut um die Plica cubiti sorgfaltig 
zuerst rait Spiritus, dann mit Aether gewaschen, und schlieBlich mit 
Jodtinktur bestrichen; aus der geschwollenen’Vene wurde das Blut mittels 
einer sterilisierten 5 ccm - L u e r - Spritze entnommen und sofort in ein 
Zentrifugengiaschen gebracht, welches zuvor sorgfaltig sterilisiert war 
und die oben bereits erwahnte Verdunnungsfliissigkeit enthielt (physiolog. 
Kochsalzlosung -f 0,2 Proz. Aramoniumoxalat). 

Unter Anwendung dieser Untersuchungsmethodik sah ich ausnahms- 
los jedesmal an den gefarbten Ausstrichen ein und dasselbe Stabchen, 
welches ich friiher gefunden hatte, immer wieder. Die fortschreitende 
technische Uebung erschloB mir sogar die Moglichkeit, unter Anwendung 
einer groBeren Menge von Blut tiberaus demonstrative Praparate herzu- 
stellen, wo das erwahnte Stabchen massenhaft, haufenweise zu selien 
war, als ware es eine Reinkultur (s. Photogr. No. 1). 

Bei diesen Untersuchungen bemerkte ich bald, daB die Anzahl der 
im Ausstriche vorhandenen Stabchen nicht nur von der Technik, sondern 
auch von der Krankheitsperiode abhangt, wahrend welcher das Blut ent¬ 
nommen war. Das zwischen dem 6. und 9. Tage der Krankheit ent- 


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Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 55. Heft 3. 


nommene Venenblut lieferte die am meisten demonstrativen Praparate. 
Dagegen war sowohl zu Anfang der Krankheit, als auch gegen Ende der- 
selben die Zahl der Stabchen geringer. Doch fand ich, wie bereits er- 
wahnt, stets und ausnahmslos bei aufmerksamer Untersuchung mehrerer 
Praparate im Blute eines jeden FJecktyphuskranken einzelne Exemplare 
dieses Stabchens. 

Die Tatsache, daB im Blute der Flecktyphuskranken immer ein und 
dasselbe Stabchen zu finden ist, unter gewissen Verhaltnissen sogar in 
solcher Fiille, daB es den Anschein hat, als ware es eine Reinkultur, 
veranlaBte mich denn auch, dieses Stabchen auf verschiedene Nahrboden 
zu saen, um es geSondert in Reinkultur zu erhalten. 

Solange ich aber zu diesem Zwecke das aus der Fingerkuppe ent- 
nommene Blut auf die allgemein iibliche Weise in Reagensglaschen mit 
etwas Bouillon, Agar und anderen Nahrbbden sate, erhielt ich dieselben 
unbestimmten Resultate wie meine Vorganger, die sich mit der Unter¬ 
suchung des Blutes der Flecktyphuskranken befaBten. Als ich aber dazu 
eine groBere Quantitat des aus der Armvene, meist zwisclien dem 6. 
und 9. Tage der Krankheit entnommenen Blutes zu verwenden begann 
und dasselbe in grofiere Flaschen mit etwa 200 ccm Bouillon sate, er¬ 
hielt ich stets die Reinkultur ein und desselben Stabchens, 
welches in keiner seiner mikroskopischen Eigenschaften sich von dem an 
trockenen Praparaten konstatierten unterschied. Von einem und dem- 
selben Kranken entnahm ich mehrmals alle 2 Tage eine Blutprobe, und 
das Resultat blieb das gleiche. 

Die Resultate der 46 Untersuchungen des Blutes bei 38 Flecktyphus¬ 
kranken, fiber welche ich zurzeit verfuge, bei denen das Blut ausschlieB- 
lich den Venen entnommen wurde, erlauben es mir, folgende Behauptung 
zu auBern: 

Nimmt man 2 — 5 ccm Venenblut von einem Fleck¬ 
typhuskranken zwischen dem 6. und 9. Tage der Krank¬ 
heit und sat es in eine Flasche mit 200 ccm Bouillon, so 
erhait man in einer uberwiegend groBen Anzahl von 
Fallen am nachsten oder am dritten Tage die Reinkultur 
immer ein und desselben Stabchens, welches alle weiter 
unten geschilderten Eigenschaften besitzt, und dem, 
meiner Anschauung nach, eine atiologische Bedeutung 
ftir den Flecktyphus zukommt. 

Hierbei wachst in manchen Fallen die Stabchenkultur deutlich be- 
merkbar schon am anderen Tage und triibt diffus die Bouillon, in anderen 
Fallen wachst sie schwacher und langsam in Form von graulichen 
Klumpen, die sich iiber der Blutschicht lagern, und man ist dann genbtigt, 
wahrend 3—5 Tagen die Flasche, ohne sie zu offnen, tuchtig zu schiitteln, 
ehe man die Bouillon diffus getriibt sieht und ein deutliches Wachstum 
des Stabchens vor sich hat, das nunmehr die Fahigkeit aufweist, sich auf 
anderen Nahrboden fortzupflanzen. 

Das morphologische AeuBere und die hauptsachlichsten biologischen 
Eigenschaften dieses Stabchens sind folgende: Es ist ein ziemlich dickes, 
aber sehr kurzes Stabchen mit abgerundeten Enden. Dem Bestande des 
Nahrbodens und der Ziichtungsdauer entsprechend, nimmt es verschiedene 
Formen an: Auf Schragagar gezfichtet, erscheint es am meisten kurz und 
dflnn; hier hat es beinahe die Form eines Diplococcus (Photogr. No. 2). 
Auf Bouillon enthait man dickere und langere Stabchen. Sehr leicht 
und schnell bilden sich Involutionsforraen, wie z. B. eine Ovoidform 


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CentraIbl. f. Bakteriol. Aht. 1. Orig. Bd. 55. 



Fig. 2. 


Fig. 1. 



Fig. 3. 


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Verlag von Gust 

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Predtjetachenaky , Fleckf;/i>huserre(jer. 



Fig. 5. 




Fig. 4. 


Fig. 6. 


Fischer in Jena. 


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Predtjetschinsky, Zur Frage iiber den Flecktyphuserreger. 215 

mit zugespitztem Ende, die einer Kugel, manchmal eines langeren Zapfens 
(Photogr. No. 3). In manchen Fallen zeigt die Bouillonkultur eine Masse 
von .langeren Ivetten, die aus dicken und kurzen Diplobacillen bestehen 
(Photogr. No. 4). Alle diese Formen weisen die charakteristische sogenannte 
Polfarbung auf. Nach Gram farbt sich das Stabchen nicht; es weist 
ferner weder aktive Bewegung noch Cilien oder Flagellen auf. Wachst 
gut auf alien Nahrboden. Die Bouillon wird energisch getrtibt, wobei 
sich am Boden des Glases ein umfangreicher graulicher Niederschlag 
bildet, der anfangs locker erscheint, sich aber sptiter in eine dick- 
Hjissige Masse verwandelt, die sich nicht leicht umrtihren laBt. In einigen 
Kulturen bildet sich iiber der Bouillon eine lockere, dtinne Schicht, die 
beim Schtitteln der Flasche leicht zu Boden failt. Die Milch gerinnt 
langsam, erst am 3. oder am 4. Tage. Gelatine wird nicht verfliissigt. 
Auf Schragagar erhalt man iippiges Wachstum in Form einer glanzenden, 
graulich-weiBen Schicht; Agarkondensationswasser verwandelt sich in eine 
vollkommen trtibe, klebrige Masse. Auf Agargelatine wachst das Stabchen 
ktimmerlich der Einstichlinie entlang. Auf Kartoffelschnitten erhalt man 
eine ziemlich dichte, mattgraue Schicht, ohne daB sich die Gase in 
Blasen ausscheiden; spater nimmt diese Schicht eine braunlich - graue 
Farbe an. Auf traubenzuckerhaltiger Bouillon bildet es keine Gase, ver¬ 
wandelt aber die alkalische Reaktion in eine deutlich sauere. Die 
Bouillonkultur gibt keine Indolreaktion. Nahragar nach Con rad i und 
Dr i gal ski gibt tippige Kolonieen von blauer Farbe, die erst nach 

3 Tagen am Rande eine hellrosa Farbe aufweisen. Desgleichen gibt der 
Padlewsky-Nahrboden mit Malachitgriin goldgelbe Kolonieen, die erst 
nach 3—4 Tagen eine deutlich sichtbare grime Farbe annehmen. Auf 
OmeLj an ski-Nahrboden gibt die Kultur des Stabchens eine allmahlich, 
langsam zutage tretende rote Farbung ohne Gasentwickelung. 

Die Agglutinationsversuche ergaben folgende Resultate: Das Blut- 
serum der Personen, die den Flecktyphus tiberstanden hatten (5—15 Tage, 
nachdem die Temperatur gefallen), agglutinierte die Reinkultur des Stab¬ 
chens in einer Verdtinnung von 1:10 innerhalb 1 Stunde, in der Ver¬ 
dtinnung von 1:20 in 2 Stunden und in der Verdtinnung 1 :40 erst in 

4 Stunden. Weitere Verdiinnungen des Blutserums agglutinierten die 
Reinkultur des Stabchens nicht mehr, selbst in 24 Stunden nicht. Parallel 
wurden Versuche gemacht mit dein Blutserum von Personen, die den 
Unterleibstyphus oder Rekurrens tiberstanden hatten: Die Agglutination 
trat nicht ein, selbt wenn ein solches Serum sogar in einer Verdtinnung 
von 1:10 voile 24 Stunden auf die Stabchenkultur einwirkte. Opsonischer 
Index = 1,3. 

Bei Impfungen hat sich die Reinkultur des von mir nachgewiesenen 
Stabchens ftir Mtiuse, Kaninchen und Meerschweinchen als virulent er- 
wiesen. GroBe Quantitaten des Impfmaterials toteten die Tiere innerhalb 
der ersten 24 Stunden, wobei in der Leber und in der Milz, bei Mausen 
auch im Blute eine riesige Menge der von mir entdeckten Stabchen sich 
vorfand (Photogr. No. 5). Kleinere Quantitaten des Impfmaterials riefen 
einen krankhaften Zustand hervor, der bei Kaninchen und Meerschwein¬ 
chen ein standiges Fieber bedingte (bis 41 0 C) ohne jegliche Lokal- 
erscheinungen, oder mit Eiterung der Impfstelle. An den Ausstrichen 
aus den Organen der Tiere erscheint das Stabchen von einer deutlich 
sichtbaren Kapsel umgcben. 

Ein Mikroorganismus, der alle diese morphologischen und biologischen 
Eigenschaften besitzt, ist, soviel ich weiB, bis heute noch von niemandem 


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Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 55. Heft 3. 


beschrieben worden. Es ist ein ganz eigenartiges St&bchen, das einer- 
seits an das Peststabchens erinnert, andererseits wiederum gewisse Eigen- 
schaften aufweist, die es der Kapselbacillengruppe, Bacillus mucosus 
capsulatus Fricke, nahestellen. 

Durch meine Untersuchungen ist es erwiesen, daB das von mir ent- 
deckte Stabchen sich ira Blute der Flecktyphuskranken in einer verhalt- 
nismaBig geringen Menge befindet, die aber zwischen dem 6. und dem 
9. Tage der Krankheit erheblich zuniimnt. Dieser Urastand ist es, der 
uns dazu notigt, eine moglichst groBe Quantitat des Blutes, und zwar 
am 6. oder 7. Tage der Krankheit zu entnehmen, urn sie auf Nahrboden 
zu saen. Andererseits iibt wiederum das Blut des Kranken auf das 
Wachstum des Stabchens einen hindernden EinfluB aus, und um den- 
selben zu vermeiden, ist man genotigt, eine groBere Quantitat Bouillon, 
etwa 200 ccm, zu verwenden. 

Folgender Versucli veranschaulicht diese Tatsache: Einem zweifellos 
Flecktyphuskranken wurden am 7. Tage der Krankheit 5 ccm Blut aus 
der Armvene entnominen. Davon wurde 1 ccm nach meiner Methode 
zu Ausstrichen verarbeitet, die ubrigen 4 ccm wurden in 4 Reagens¬ 
glaschen init Bouillon gesat — also 1 ccm Blut in jedes Reagensglaschen. 
Die Ausstriche boten das bereits geschilderte Bild des Stabchens. Von 
den 4 Reagensglaschen aber blieben 3 vollkommen steril, das vierte bot 
ein dermaBen kiimmerliches Wachstum des Stabchens, daB die Versuche, 
den Inhalt auf andere Medien zu verimpfen, vollstandig erfolglos blieben. 
Am nachsten Tage wurden 4 ccm Blut von demselben Kranken in eine 
groBere Flasche mit etwa 200 ccm Bouillon gesat, und das Resultat war 
eine typische Kultur desselben Stabchens. 

Daraus ist zu ersehen, daB man, um eine Reinkultur zu erhalten, 
erstens ein groBere Quantitat Blut verwenden muB, und zweitens, 
dieselbe einer groBeren Menge des aufnehmenden Mediums zuzu- 
setzen ist. 

Ferner konnte ich, wenn ich am 10.—14. Tage der Krankheit das 
Venenblut entnahm und dessen groBeren Teil in eine Flasche mit 200 ccm 
Bouillon sate, das iibrige Blut aber zu Ausstrichen verarbeitete, folgende 
Tatsache konstatieren: Die Bouillon blieb vollkommen steril, wahrend in 
den Ausstrichen deutlich die beschriebenen Stabchen zu sehen waren, 
wenn auch nur in geringer Anzahl. Offenbar hatten diese Stabchen 
bereits wahrend ihres Aufenthalts im Blute des Kranken ihre Fahigkeit, 
sich auf den Nahrboden fortzupflanzen, eingebuBt. 

Um also eine Reinkultur des von mir entdeckten Stabchens zu er¬ 
halten, bedarf es einer Reihe von MaBregeln. 

Die Tatsache, daB es mir gelungen ist, aus dem Blute des Fleck¬ 
typhuskranken stets ein und dasselbe eigenartige Stabchen in Reinkultur 
zu ziichten, kann ich nur der erfolgreichen Kombination dieser erwahnten 
MaBregeln zuschreiben. Soweit mir bekannt, hat bis zur allerneuesten 
Zeit noch niemand systematisch groBere Quantitaten des von einem 
Flecktyphuskranken zwischen dem 6. und 9. Tage der Krankheit ent- 
nommenen Venenblutes auf groBere Quantitaten von Bouillon gesat. Da- 
her war es auch bis jetzt nicht gelungen, dermaBen bestandige und lehr- 
reiche Resultate zu erzielen. 

Bei Untersuchungen des Venenblutes anderer Kranken (Endocarditis 
ulcerosa, Polyarthritis rheumatica acuta, Typhus abdom. u. a.), die unter 
vollkommen identischen Verhaltnissen nach derselben Methode unter- 
nommen wurden, wurde das beschriebeue Stabchen absolut niemals be- 


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Predtjetschensky, Zur Frage iiber den Flecktyphueerreger. 


217 


obachtet; entweder blieb die Bouillon steril, Oder es wuchsen ganz andere 
Mikroorganismen. 

Besonders lehrreich war in dieser Beziehung folgender Fall: In der 
Flecktyphusbaracke wurde am 7. Tage nach der Erkrankung ein Ivranker 
untergebracht, der einen charakteristischen Flecktyphusausschlag aufwies. 
5 ccm seines Venenblutes wurden in eine Flasche mit 200 ccm Bouillon 
gesat. Schon am nUchsten Tage wurde iippiges Wachstum eines Stabchens 
konstatiert, welches jedoch ganz anders erschien, als das oben beschriebene. 
Es war niimlich aktiv beweglich und wies alle ubrigen Kennzeichen und 
Merkmale des Eberthschen Unterleibstyphusstabchens auf. Das Blut- 
serum dieses Kranken gab am 12. Tage nach der Erkrankung Widals 
Reaktion, und die Krankheit verlief nun weiter als typischer Unterleibs- 
typhus. Auf diese Weise war hier also das klinische Bild zu Anfang 
der Krankheit dem Flecktyphus ahnlich, was auch den Uinstand 
bedingte, daB der Patient in der Flecktyphusbaracke untergebracht 
wurde, doch ergab die bakteriologische Untersuchung seines Blutes 

das Vorhandensein des Eberthschen und nicht desjenigen Stab- 

chens, welches ich aus dem Blute der Flecktyphuskranken zu ziichten 
gewohnt war, was auch dem weiteren Verlaufe der Krankheit voll- 

kommen entsprach. 

Als ich mich bei meinen Untersuchungen des Blutes der Fleck¬ 
typhuskranken bereits auf ein deutlich positives Resultat stlitzen durfte, 
versuchte ich auch, mein Stabchen in den Organen der an Flecktyphus 
Verstorbenen zu suchen. Ich bereitete Ausstrichpr&parate aus Milz, 

Leber und Lungen, sate auch das Herzblut auf 200 ccm Bouillon. Es 
ergab sich folgendes: In den Ausstrichen aus den Organen fiudet sich 
mein Stabchen in sehr geringer Anzahl, meist mit anderen Mikroorga¬ 
nismen untermengt. Daher war es auch sehr schwer, dasselbe dort 
herauszufinden, so daB ich die Tatsache, daB ich es doch fand, nur dem 
Umstande zuschreiben darf, daB mein Auge sich bereits an die 8uBeren 
Kennzeichen und Merkmale des Stabchens geniigend gewohnt hatte, um 
es inmitten der anderen Mikroorganismen leicht zu erkennen. Die Saat- 
proben des Herzblutes zweier an Flecktyphus Verstorbenen ergaben ein 
negatives Resultat. 

Die Flecktyphuskranken leiden bekanntlich sehr oft an scharfem 
Katarrh der Atmungswege. Dieser Umstand veranlaBte mich nach einem 
grtindlichen Studitim der Eigenschaften meines Stabchens, das Sputum 
der Flecktyphuskranken zu untersuchen. Ich sammelte also dasselbe 
unter strenger Beachtung aller nbtigen MaBregeln, um es gegen zufallige 
Verunreinigung zu schfitzen, bereitete Ausstrichpraparate, farbte sie mit 
verdunntem Karbolfuchsin und sah eine bewunderungswiirdige Meuge 
meiner Stabchen. Bei einigen Flecktyphuskranken boten die aus dem 
ziehbaren, schleimigen Sputum bereiteten Ausstriche ein Bild, welches 
lebhaft an eine Reinkultur meines Stabchens erinnerte (Photogr. No. 6). 
Wurde ein solches Sputum auf Agar gegossen, so gab es auBerst leicht 
eine gute Reinkultur des Stabchens. 

Diese Tatsache erlaubt es mir, die Anschauung zu auBern, daB 
moglicherweise das Sputum mit zu den Faktoren gehort., die die Fort- 
pflanzung der Krankheit ermoglichen. Mit anderen Worten: Sind nicht 
die Verbreitungswege des Flecktyphus mit denen des Milzbrandes, der 
Pest und der vielen anderen Krankheiten identisch? Selbstredend muB 
diese Frage erst durch weitere detailmaBige bakteriologische Unter¬ 
suchungen erortert werden. Desgleichen w8ren auch zahlreiche und ein- 


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218 


Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 55. Heft 3. 


gehende Untersuchungen betreffs der Resultate, die man erhalt, wenn 
man das Blut der Flecktyphuskranken auf Nahrboden sat, im hochsten 
Grade erwiinscht. 

Denn nur dann konnte die Frage, ob dem von mir gefundenen 
Stabchen eine atiologische Bedeutung fur den Flecktyphus zukommt, end- 
giiltig beantwortet werden. 


Nachdruck verboten. 

Recherches sur la presence de sang dans l’appareil 
digestif de quelques parasites. 

[Institut d’Hygidne et de Parasitologie de l’Universitd de Lausanne.] 

Par B. Galli-Valerio et 0. de Bdlovodski. 

Avec 1 figure. 

Le role pathogdne des parasites qui se nourrissent de sang, est 
trds important: Ils provoquent d’une fa^on directe des anomies, et ils 
peuvent transmettre d’autres parasites. II est par consequent utile, de 
disposer de mdthodes simples, rapides et sfires, pour pouvoir controler 
si un parasite donnd se nourrit rdellement de sang. La chose est 
d’autant plus importante que, comme un de nous l’a ddja fait remarquer 1 ), 
on a accuse certains arthropodes d’inoculer des maladies k hematozoaires 
ou 4 heraatophytes, sans avoir verifie si ces arthropodes se nourrissent 
reellement de sang. 

Si dans bien des cas, l’examen direct du contenu intestinal d’un 
parasite, peut demontrer la presence de globules rouges du sang fraiche- 
ment absorbe, dans la grande majorite des cas, il est ndcessaire d’appliquer 
a cette recherche, les procddds appliquds au diagnostic des taches de 
sang. Apres de nombreux essais, nous nous sommes decides pour deux 
methodes: 

1° La mdthode d’Einhorn 2 ) k papier de benzidine, que nous 
avons appliqude surtout avec la modification proposee par Weinberger 3 ). 
De petites listes de papier filtre etaient trempees, au moment de la 
recherche, dans une solution saturee de benzidine de Merck dans l’acide 
acdtique, et sechdes. On les trempait alors, dans la solution dans laquelle 
on soupQonnait la presence de sang, et immediatement aprds, dans l’eau 
oxygdnde 3%- La coloration bleu du papier submerge (celle des bords 
et des extrdmitds non submergdes n’a pas de valeur), indiquait la 
prdsence de sang. Avec le papier filtre que nous avons employd, nous 
n’avons jamais obtdnu par ce procddd, la coloration bleu, si la solution 
ne contenait pas de sang 4 ). La reaction dtait encore nette, avec des 
dilutions de sang h 1:1000. Au debt de cette limite, les rdsultats etaient 
incertains: A 1:10000, le papier se colorait faiblement au centre, un 
peu plus sur les bords; & 1:100000 il n’y avait qu’une ldgdre coloration 
bleu des bords, sans valeur pour le diagnostic. Du sang de Mus de- 

1) Galli-Valerio, B., Centralbl. f. Bakteriol. Abt. I. Ref. Bd. 39. 1907. p.625. 

2) Deutsch. med. Wochenschr. 1907. No. 27. 

3) Miinchen. med. Wochenschr. 1908. No. 49. p. 2538. 

4) On peut cas 6ch6ant, ddbarrasser le papier des traces de fer, en le lavant a us 
acides. (Bordas, Sem. m6d. 1910. p. 117.) 


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Galli-Valerio et de B^lovodski, Presence de sang dans l’appareil digestif etc. 219 


cum an us et de I’homme chauffe, aprfcs avoir 6t6 dess6ch6, & 130° et 
150° pendant 1 / t h. dans l’6tuve it sec, a donn6 reaction positive. Dans 
nos recherches, la methode d’Einhorn, a servi seulement comme 
indicateur: Quand elle dtait positive, on passait it la recherche des 
cristaux d’h^mochromogfene. 

2° La methode de la recherche des cristaux d’hemo- 
chromog&ne. Comme on sait, cette methode suivant la technique de 
Lecha-Marzo 1 ) consiste a dvaporer sur un porte-objet le liquide dans 
lequel on soupgonne la presence de sang et ky ajouter: une goutte d’eau 
chlor6e (ou d’une solution aqueuse ou alcoolique de iode), une de pyridine 
et une de sulfure d’ammonium. On couvre avec un couvre-objet, et s’il 
y a du sang, on trouve au microscope des cristaux d’un rouge plus ou 
moins vif, que Lecha-Marzo avait consider de chlor- ou iodhematine, 
mais qui, comme Puppe et Kiirbitz ont d6montr6 2 ), ne sont que des 
cristaux d’h^mochromog&ne. Ils les ont obt6nus, aussi en employant 
seulement une goutte de pyridine et de sulfure d’ammonium. Aprfcs 
quelques essais, nous avons supprime aussi l’eau chlor6e, et n’avons plus 
employe que la pyridine et le sulfure d’ammonium. On 6vaporait sur 
un porte-objet un peu de sang ou du liquide dans lequel on soupgonnait 
sa presence, ou bien on y plagait un peu de poudre provenant d’une 
tache dess6ch6e ou d’un parasite pulverise; on ajoutait une goutte de 
pyridine et une de sulfure d’ammonium en couvrant avec un couvre- 
objet. S’il y avait suffisamment de sang, 
on notait d6j& k l’ceil nu, la presence de 
petits points rouge-brillants, extreimement 
caractdristiques. Au microscope, on trou- 
vait alors les cristaux d’h6mochromog&ne, 
isoies les uns des autres, en petits amas, 
en etoiles, d’un rouge trbs intense, se dd- 
tachant nettement sur des taches d’un rouge- 
brillant, taches souvent entour6es d’une zone 
jaune pale (fig. 1). Cette constatation, ne 
r^clamait qu’un examen avec l’oc. 3 et l’obj. 3 
de Leitz (gross. 80) et, tr£s rarement, 
quand il y avait peu de cristaux, on le 
completait avec l’obj. 7 (gross. 480). Qa 
contrairement & ce que nous voyons affirm^, 
par MNe. Tymschouk 3 ) qui les dit sur- 
tout visibles par l’immersion. 

Les cristaux d’h6mochromog&ne, palissaient et disparaissaient, dans 
la majority des cas, trbs vite, si on laissait s6cher la preparation. Ils 
se conservaient, au contraire, fort bien si on les plagait en glycerine, 
et mieux encore dans la gelatine de Grtibler. Nous en gardons ainsi 
de trfcs bien colores depuis 3 mois et 1 / 2 . L’affirmation de M lle . Tym¬ 
schouk 4 ) que cette methode presente le grand inconvenient 
de ne fournir que des cristaux dont l’existence est 
relativement courte (combien de temps?), ne nous semble done 


1) Gazeta med. del sur de Espaiia. 1908. 5 d<5c. 

2) Cit4« par Uhlenhuth et Weidanz, Praktische Anleitung zur Ausfiihrung 
des biologischen Eiwei Bdi fferenzierungsverfahrens. Jena 1909. p. 33. 

3) La reaction microcristallographique d’h^mochromogfene. [Thfese de Lausanne.1 
1910. p. 16. 

4) Travail cit6 p. 17. 



a 


Taehe de sang de l’homrae sur 
fer rouillA 

a Cristaux d’h^mochromogbne. 
b Rouille. 

(Oc. 3. ob. apoc. 4 mm. tube 
170 mm. Ch. claire.) 


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220 


Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 55. Heft 3. 


pas avoir de valeur. Nous n’avons trouvd aucun avantage it chauffer 
la preparation, ni ^ employer la modification proposde par De Domi¬ 
ni ci 1 2 ) qui consiste k remplacer le sulfure d’ammonium par une solution 
aqueuse saturde de sulfate d’hydrazine, chauffant ensuite k la flamme k 
coloration pourpre de la preparation. Contrairement k Robert et 
Donogany, nous n’avons pas obtdnu de cristaux d’hdmochromogene, 
en employant exclusivement la pyridine. La reaction des cristaux d’hemo¬ 
chromogene est tres sensible: Nous avons obtenu des cristaux, avec du 
sang de l’homme dilud k 1:2000 (c. c. 0,05, 0,025, traces) et avec du 
sang sec de Mus decumanus et de l’homme, chauffd dans l’etuve a 
sec 1 h. i 120°, 1 / 2 h. k 130° et k 150°. Des cristaux, nous les avons 
aussi obtenus, d’une solution de formaline 1 % dans laquelle avaient 
sejournee des organes, de taches de sang lavdes au savon de marseille, 
de taches de sang sur du vieux fer rouilld. La oil la reaction des cristaux 
d’hemochromog6ne n’a pas reussi, la methode de Teichmann et ses 
modifications (k l’acide iodhydrique, k l’acide propionique) ont dchoud 
aussi. Avec Puppe et Kurbitz, nous considerons cette methode 
corame la plus simple, pratique, rapide et sfire pour la recherche du 
sang, et c’est justement pour $a que nous l’avons choisie pour nos 
reclierches sur les parasites. 

Nous sommes surs que tous ceux qui l’auront essayee, ne la con¬ 
siderons pas une methode peu commode it cause de l’emploi 
de react if s k odeur ddsagrdable, comme 6crit M lle . Tym- 
schouk, quand ces rdactifs sont si simples, si faciles a avoir et k 
garder; ni ils trouveront non plus, comme MUe. Tymschouk affirme, 
qu’on peut confondre les cristaux, quand il y en a peu, avec des 
bacilles. 

Void resumes dans un tableau, les rdsultats de l’application des 
mdthodes au papier de benzidine et des cristaux d’hemochromogene; 
faite par nous au sang de differentes especes animales, avant d’appliquer 
ces methodes, it la recherche du sang chez quelques parasites. Dans 
ce tableau, comme dans celui qui suivra, le signe -f- indique reaction 
positive et le signe —, reaction negative. (Vide tableau p. 221.) 

Ce tableau nous ddmontre, que par les deux procedes que nous 
avons employe, la reaction a et6 positive avec tous les sangs avec les- 
quels nous avons experimente. La methode des cristaux d’hemochromo¬ 
gene, comme du reste celle de Teichmann, ne permet naturellement 
pas de se prononcer sur l’espece animale d’oil le sang provient. La 
variabilite dans la dimension et dans la coloration des cristaux d’hemo¬ 
chromogene, est en effet tres grande chez diffdrents individus d’une 
meme espece animale. 

Apres ces essais, nous avons applique les deux methodes indiquees, 
k la recherche du sang dans l’appareil digestif de quelques parasites. 
Dans les cas dans lesquels ces deux methodes nous ont donne un 
rdsultat negatif, nous avons repete les recherches avec la methode de 
Teichmann et ses modifications, et toujours nous avons obtenu aussi 
avec ces procedds, un rdsultat ndgatif. 

Void rdsumde dans un tableau, cette seconde sdrie de recherches. 
(Vide tableau p. 222.) 


1) Rev. de nted. tegale. 1909. p. 290. 

2) Travail cit6 p. 17. 


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Galli-Valerio et de B61ovodski, Presence de sang dans 1’appareil digestif etc. 221 



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Homo sapiens 
sang frais 

„ sec ddpuis 5 ans 
Talpa europaea 
sang sec d6puis 5 ans 
Crociduraaranea 
sang sec depuis 5 ans 
Erinaceus europaeus 
sang sec depuis 5 ans 

5 Canis familiaris 

sang frais 

6 Lepus domesticus 

sang frais 

7 Lepus timidus 

sang sec ddpuis 2 ans 

8 ;Ca via cobay a 

sang frais 

9 Mus decumanus 

sang sec ddpuis 5 ans 

10 Mus rattus 
sang frais 

„ sec d4puis 5 ans 

11 |Mub muscuius 
sang frais 

„ sec depuis 5 ans 
12IMyoxus avellanarius 
sang sec depuis 5 ans 

13 Equus caballus 
! sang frais 

14 Bos taurus 

sang frais 

15 Ovis aries 

sang frais 

„ putrdfig depuis 1 mois 

16 Sus scrofa domestica 

sang frais 

17 Alauda arborea 

sang sec depuis 15 jours 

18 Eritnacus rubecola 

sang sec ddpuis 15 jours 

19 Ruticilla phoenicurus 

sang sec depuis 6 ans 

20 Parus major 

sang sec ddpuis 6 ans 

21 Hirundo rustica 

sang sec depuis 6 ans 

22 Gallus domesticus 

sang frais 

„ sec ddpuis 5 ans 

23 Phasianus colchicus 

sang sec depuis 5 ans 

24 Rail us aquaticus 

sang sec ddpuis 6 ans 

25 Lacerta viridis 

sang sec ddpuis 15 jours 

26 Rana esculenta 

sang frais 

27 Bufo vulgaris 

sang frais 

„ sec d4puis 2 ans 

28 Salamandra maculosa 

sang frais 

29 Perea fluviatilis 

sang frais 

30 Qarassius auratus 


Reactions 

au papier de cristaux d’hemo- 
_benzidine chromogfene 


+ 

+ 


+ 

+ 


+ 


+ 

+ 

+ 

+ 

+ 

+ 

+ 

+ 

+ 

+ 

+ 

+ 

+ 

+ 

+ 

+ 

+ 

+ 

+ 

+ 

+ 

+ 

+ 

+ 

+ 

+ 

+ 

+ 

+ 

+ 

+ 

+ 

+ 


+ 

+ 

+ 

+ 

+ 

+ 

+ 

+ 

+ 

+ 

+ 

+ 

+ 

+ 

+ 

+ 

+ 

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+ 

+ 

+ 

+ 

+ 

+ 

+ 

+ 

+ 

+ 

+ 

+ 

+ 

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222 


Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 55. Heft 3. 


Parasite 


Reactions 


1 Fasciola hepatica L. 
2Strongylus apri Gm. 
3Ascaris lumbricoides L. 
4,Trichocephalus trichiu- 
rus L. 


7; 

8 

9 

10 

11 


12 

13 

14 

15 


Hirudo medicinalis L. 
Argas persicus Fisch. 


Pulex irritans L. 
Ctenocephalus serrati- 
ceps Ger. 

Typnlopsylla musculi 
Dugbs 

Acanthia lectularia L. 
Haematopinus spinulosus 
Burm. 


Lipeurus variabilis Nitz. 
Gyropus ovalis Nitz. 
Gyropus gracilis Nitz. 
Menopon pallidum Nitz. 


o 

© 

.. . c 

u papier 
benzidin 

3 2% 

as a o 

is i 

4,73 j 


o 

+ 

+ 

— 

— 


Observations 


M. Askanazy 1 ) par la reaction du 
bleu de Prusse, a constatb chez ces 
2 espbces, la presence de fer, qu’il 
considbre dbriver de l’hbmoglobine. En 
traitant des extraits de ces 2 espbces et ae F. hepa¬ 
tica par le ferrocyanure et le sulfocyanure de K, 
nous avons obtbnu les reactions bleu et rouge. Mais 
tandis que dans la dernibre espbce nous avons rbelle- 
ment constatb la presence de sang, chez les 2 autres 
nous n’avons pas pu la dbmontrer. II nous semble 
done que la question de la presence de sang chez 
T. trichiurus et A. lumbricoides reste 
ouverte 

Cette sangsue btait il jeun au moins 
depuis 6 mois 

Exemplaires complbtement dessbchbs, 
provenant de rile de Djerba (Tu¬ 
nis i e) 


+ 

+ 

+ 

+ 

+ 


+ 


+ 

+ 

+ 

+ 

+ 


Dans quelques exemplaires trouvbs sur 
Mus rattus en Fevrier 1910 et qui 
dbjil il l'examen microscopique direct 
apparaissaient p&les, non gorgbs, la 
reaction a btb negative 
Com me on devait s’v attendre, tous ces 
mallophages ont donnb reaction 
negative. L'un de nous (Galli- 
Valerio) qui a eu l’occasion d’exa¬ 
miner de nombreux mallophages, 
n’y a jamais constatb la presence de sang par 
l'examen a frais. Leur appareil buccal du reste, 
n’est pas fait pour piquer et sucer, mais pour 
couper les squames bpidermoidales, les poils et les 
plumes. Giebel*) et Taschenberg 8 ) dbclarent 
catbgoriquement qu’ils ne se nourrissent pas de 
sang. Si N i t z s c h a dit d’v en avoir trouvb une 
fois, il s’agit d’un fait accidentel, qui s’explique 
trbs bien, avec Kellogg 4 ), par le fait qu ils 
peuvent accidentellement prendre du sang dessbchb 
qui se trouve & la surface de la peau de leur h6te. 
Nous ne pouvons done pas accepter l’hypothbse 
de Balfour 8 ) qu’un mallophage (Menopon?) 
puisse, dans certains cas, servir a la transmission 
ae la Spirochbtiase des poules. En effet mbme 
si le cas admis par Kellogg, devait se vbrifier, 
les mallophages ayant accidentellement pris du 
sang infectb ne pourraient pas l’inoculer d d’autres 
poutes, car ils ne piquent pas. 


1) Citb dans Centralbl. f. Bakteriol. Bd. 20. 1896. p. 617. — 2) Insecta epizoa. 
Leipzig 1874. p. 49. — 3) Die Mallophagen. Halle 1882. p. 6. — 4) Mnllopnaga. 
Bruxelles 1908. p. 1. — 5) Journ. of trop. med. 1909. p. 285. 


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Riihl, Quecksilber und Akne. 


223 


Les quelques recherches que nous avons exposd ici, nous semblent 
suffisantes pour ddmontrer l’importance de l’application des procddSs de 
recherche du sang par le papier de benzidine et par la recherche des 
cristaux d’h6mochromog£ne, en parasitologie. 

Conclusions. 

Comme il est tr&s important de diagnostiquer si une esp&ce para- 
sitaire donn6e, se nourrit ou non de sang, il est vivement k recommander 
d’appliquer h ce genre de recherches la m6thode du papier de benzidine 
associSe h la recherche des cristaux d’h6mochromog&ne. 

Lausanne, 20 avril 1910. 

Note au moment de la revision des dpreuves: Nous 
avons des preparations de cristaux d’h6mochromog£ne bien conserves 
en gelatine depuis 4 mois et Vs- Nous avons eu les 2 reactions positives 
avec du sang de Trutta faria et avec Culex nemorosus. 


Nachdruck verboten. 

Quecksilber und Akne. 

Beitrag zur Aetiologic der Acne vulgaris. 

[Aus der dermatologischen Abteilung der Turiner Stadtpoliklinik 
„Umberto 1“ (Vorsteher: Prof. Dr. G. Piccardi).] 

VorlSufige Mitteilung. 

Von Dr. K. Riihl, Assistenten. 

Die Frage der Aetiologie der Acne vulgaris ist jedenfalls eine der 
umstrittensten auf dem Gebiete der Dermatologie und kann bei weitem 
noch nicht als gelost betrachtet werden. 

Bartheiemy 1 )* Jacques 2 ) und Mi tour 3 ) fflhren die Akne aus- 
schliefilich auf Verfinderungen des Verdauungsapparates und auf die 
dadurch entstehende Intoxikation zurtick. 

Nach Unna 4 ) ist sowohl die Komedonenbildung als auch der an 
dieselbe so oft sich anschlieBende ProzeB der Acne vulgaris einem 
bestimmten, &uBerst kleinen Mikroorganismus zuzuschreiben, den er 
Aknebacillus nennt. Von anderen bei Akne vorkommenden Mikro- 
organismen erwahnt Unna noch die sogenannten Flaschenbacillen und 
die „Diplokokken des seborrhoischen Ekzems u , welche, im Gegensatz zu 
den in den unteren Teilen des Komedos wuchernden Aknebacillen, sich 
meist an den Kopf und den Mantel desselben halten. Die gewohnlichen 
Eiterkokken sollen nach Unna bei Akneeiterung ganzlich fehlen. 


1) Barthelemy, Aetiologie und Behandlung der Akne. (Monatsh. f. prakt. 
Dermat Bd. 9. 1889J 

2) Jacques, De l’^tat seborrh6ique de la peau, etc. (Ann. de Dermat. 1892. 
p. 1047.) 

3) Mi tour, Etude sur la nature et le traitement de la dyspepsie accompagntie 
d’acne. (Ann. de Dermat. 1896. p. 1478.) 

4) Unna, Histopathologie der Hautkrankheiten. Berlin 1894. 


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224 


Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 55. Heft 3. 


Die Befunde U n n a s stehen mit denen anderer Autoren nur teil- 
weise in Einklang. Wahrend die Gegenwart der Unnaschen Akne- 
bacillen von Hodara 1 ), Sabouraud 2 ), Beck 3 ), wenn auch unter ab- 
weichender Deutung ihrer Natur, bestatigt wurde, bestreitet Lomry 1 ) 
die Konstanz der Gegenwart der genannten Keimart im Koraedo, stellt 
ihr Vorkommen im Akneeiter in Abrede und will in Unnas Akne- 
bacillus (iberhaupt nichts anderes als eine wenig virulente Varietat des 
Bacterium coli commune erblicken. Dieser Autor behauptet, im 
Akneeiter fande sich konstant eine wenig virulente Varietat des 
Staphylococcus pyogenes albus, welcher zwar, da er sowohl bei 
anderen Hautkrankheiten als speziell auch an der Haut nicht Akne- 
kranker angetroffen wird, nicht als der spezifische Akneerreger angesehen 
werden kanu, wohl aber als Erreger der Eiterung auf dem durch 
Seborrhoe, Komedonenbildung usw. disponierten Boden. Er ist der 
Ansicht, daB die Gegenwart gewisser Mikroorganismen zur Erkl&rung 
der Akne nicht geniigt und daB ein spezifischer Erreger der Akne nicht 
anzunehinen ist. 

Sabouraud 5 ) betrachtet den seborrhoischen „Cocon u — in welchem 
stets ein von ihm entdeckter Mikroorganismus, der Bacillus der Seborrhoe, 
nachweisbar ist, welcher mit dem Unn aschen Aknebacillus als identisch 
angesehen werden muB — als das primare pathologische Produkt der 
Seborrhoe und den Komedo als einen monstrosen und degenerierten 
Cocon, und ist der Ansicht, daB das Krankheitsbild der polymorphen 
Akne erst durch eine sekundare Infektion des Komedos mit einem Coccus 
entsteht, der sich vom Staphylococcus pyogenes albus dadurch 
unterscheidet, daB er saure Nahrbbden alkalischen vorzieht und daB 
seine Ivulturen stark nach Butters&ure riechen (Staphylococcus 
albus butyricus Sabouraud), und der zufolge der Alteration, welche 
die chemische Beschaffenheit des Hauttalges w&hrend der Pubert&tsperiode 
erfahrt, gunstige Ernahrungsbedingungen findet, ferner gelegentlich auch 
durch Infektion mit Staphylococcus pyogenesaureus. Jarisch 6 ) 
und Max Joseph 7 ) sind der Ansicht, daB neben der Reizung der Haut 
durch die in den Follikeln sich stauenden und zersetzenden Talgmassen 
auch eine Infektion mit Eitererregern eine Rolle spielt, welche mit den 
Schmutzpartikelchen aus der Luft. zu dem retinierten Talgdrusensekret 
hinzutreten. 

Gilchrist 8 ) fflhrt die Acne vulgaris auf einen Bacillus zuriick, den 
er genauer beschreibt und mit dem Unnaschen Aknebacillus identifiziert, 
und der durch das Serum eines Aknekranken agglutiniert wurde; er 
behauptet, daB der Akneeiter, wenn er nur diesen Keim enthalt, gelatinos 


1) Hodara, Ueber die bakteriologische Diagnose der Akne. (Monatsh. f. prakt. 
Dermat. Bd. 18. 1894.) 

2) Sabouraud, La seborrhoe grasse et la pelade. (Ann. Instit. Pasteur. 1897.) 
— Sur la nature, la cause et le mdcamsme de la calvitie vulgaire. (Ann. de Dennat. 
1897.1 

3) Beck, Ueber Befunde in Resorcinschwarten. (Monatsh. f. prakt. Dennat. 
Bd. 25. 1897.) 

4) Lomry, Untersuchungen liber die Aetiologie der Akne. (Dermat. Zeitschr. 

5) a. a. O.; ferner Sabouraud, Seborrhoe, acne, calvitie. Paris 1902. 

6) Jarisch, A., Die Hautkrankheiten. Wien 1900. 

7) Joseph, Max, Lehrbuch der Haut- und Geschlechtskrankheiten. Leipzig 

1905. 

8) Gilchrist, Aetiologie der Akne. (Ref. in Monath. f. prakt. Dermat. Bd. 36.) 


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Riihl, Quecksilber und Akne. 


225 


und dagegen rahmig ist, wenn er auch den Staphylococcus pyo¬ 
genes albus enthS.lt. 

Nach Hammer 1 ) ist die Akneentziindung stets durch eine, jedoch 
nicht spezifische Infektion mit Baktorien herbeigefiihrt: Die Bakterien, 
welche auf der Haut leben, konnen in dieselbe eindringen, ohne eine 
Entziindung hervorzurufen; diese tritt nur unter der Wirkung besonderer 
Momente auf, unter welchen die im allgemeinen durch Stuhlverstopfung 
hervorgerufenen lokalen und leichten Hyperamieen eine wichtige Rolle 
spielen. 

Behrend 2 ) ist der Ansicht, daB infolge der durch den Komedo 
bewirkten Obliteration der Talgdriise diese sich erweitert; wenn die 
Obliteration weiter besteht, so erfolgt eine Kompression der GefSBe, 
also Zirkulationsstorungen; die Mikroorganismen, die sich auf der Haut- 
oberflSche befinden, konnen eindringen und eine echte Entziindung 
hervorrufen, und auf diesem Wege entsteht die Aknepustel. 

Riehl 3 4 ) glaubt, daB, ahnlich wie bei der Jodakne, auch bei der 
Acne vulgaris ein chemischer Reiz atiologisch eine Rolle mitspielt, und 
zwar in dem Sinne, daB er die normale Zusammensetzung des Inhaltes 
der Talgdrusen verandert. Diese Reizung nimmt vielleicht in den Fallen 
eine besondere Bedeutung an, in welchen, nach GenuB von Kase usw., 
eine auffallende Zunahme der Akneeruptionen beobachtet wird. Nach 
diesem Autor kann die rein mechanische Lehre im Sinne einer Talg- 
driisensekretretention als einzige Ursache der Akne nicht als befriedigend 
betrachtet werden; es ist viel wahrscheinlicher, daB infolge dieser Retention 
eine Zersetzung des Sekretes stattfindet und sich dadurch dem mecha- 
nischen Reize ein ehemischer hinzugesellt, und somit als Endresultat ein 
fiir Streptokokken (?), welcher Art sie auch sein raogen, sehr gtinstiger 
Entwickelungsboden entsteht. 

A. E. Wright 1 ) fiihrt die Akne auf Staphylokokken zuruck und 
behauptet, 18 FSlle von Akne, Furunkulose und Sykosis mit Staphylo- 
kokkenvaccine erfolgreich behandelt zu haben. 

S6liner 5 6 * ), der eingehende Untersuchungen iiber die Bakteriologie 
der Acne vulgaris ausfuhrte und bei seinen Kulturversuchen fand, daB 
aus den Komedonen und der Akne mehrere Keimarten ziichtbar sind, 
kann nicht angeben, ob dieselben zur Akne in atiologischer Beziehung 
stehen oder nicht. 

Daccb 8 ), der die eingehendsten und sorgfSltigsten Untersuchungen 
iiber die Aetiologie und Pathogenesis der Acne vulgaris ausgefiihrt hat, 
erklart die Entstehung des Komedos folgendermaBen: Der ProzeB beginnt 
mit einer Hypersekretion der Talgdrusen; infolge von Storungen des 
Blutkreislaufs, welche mit dem Gesamtzustande des Kranken zusammen- 
hangen, tritt eine Erschlaffung der Follikelwandungen und eine Er- 
weiterung des Follikelhalses ein; die Talghypersekretion reizt dieWande 


1) Verh. d. VI. Kongr. d. Deutsch. Dermatol. Gesellsch. 1898. 

2) Verh. d. VI. Kongr. d. Deutsch. Dermatol. Gesellsch. 1898. 

3) Riehl, Ueber Akne. (Leyden-Klemperer, Clinica contemporanea. Bd. 10. 
Teil 2. p. 384. Ital. Uebers.) 

4) Brit. med. Journ. 1904. May 7. Ref. in Miinch. med. Wochenschr. 1904. p. 1404. 

5) SOllner, Beitrage zur Bakteriologie der Acne vulgaris. (Miinch. med. Wochen- 
schrift. 1905. p. 81.) 

6) Daccb, Emilio, Eziologia e patogenesi dell’acne volgare. (Giorn. Ital. d. 

malatt. vener. e d. pelle. 1905. p. 81.) 

Erste Abt. Orig. Bd. 55. Heft 3. 15 


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226 Centralbl. f. Bakt. etc. L Abt. Originate. Bd. 55. Heft 3. 

ties Follikels und fiihrt eine Hyperkeratose des Ductus herbei; die 
Zellen, welche sich in tibermaBiger Zahl von den Wanden des Ductus 
ablbsen, sammeln sich zusamraen mit Zellentriimmern und mit etwas 
Talg im Kanal an, und bilden den ersten Kern des Komedos. In dem 
so entstandenen Nahrboden konnen sich Mikroorganisinen leicht ent- 
wickeln; dieselben vermehren durch ihre Reizwirkung die Hyperkeratose. 
Der Komedo nimmt allmahlich an Volumen zu und fullt den ganzen 
erweiterten Ductus aus, kann aber nicht aus diesem nach aufien heraus- 
treten, weil er aus kompakter Substanz besteht, und dehnt sich deshalb 
in der Tiefe aus. 

In der Aknepustel fand Dace6 stets den Unnaschen Mikrobacillus 
und einen kleinen Coccus, welcher sich auf alien Nahrboden entwickelt, 
auf Agar weiBe Kolonieen bildet, Gelatine nicht verfliissigt, nicht tier- 
pathogen ist, gramfest ist, und welchen er mit dem Staphylococcus 
cutis communis identifiziert. Ausnahmsweise konnte er aus Akne- 
pusteln den Staphylococcus pyogenes aureus nieden Staphylo¬ 
coccus albus kultivieren. 

Er ist jedoch der Ansicht, daB die Bakterien nur eine akzessorische 
Rolle spielen; das erste und wesentliche atiologische Moment der ver- 
schiedenen Veranderungen der Haut, welche in ihrer Gesamtheit das 
Krankheitsbild der Acne vulgaris bilden, ist nach Dace os Ergebnissen 
im Innern des Organismus zu suchen. Die einzige Erscheinung, welche 
er bei Aknekranken konstant nachweisen konnte, war eine veranderte 
Blutbeschaffenheit (Anarnie, Leukocytose, Eosinophilie, Herabsetzung der 
Alkalinitat des Blutes). Die Vermehrung der eosinophilen Leukocyten 
im Blute wird gewohnlich als eine Folge der Wirkung toxischer oder 
toxinischer Stoffe, also als ein Zeichen einer Vergiftung des Blutes be- 
trachtet. Eine solche ist demzufolge auch bei der grofiten Mehrzahl der 
Aknekranken vorhanden. Dafiir spricht neben der erwahnten Eosino¬ 
philie auch der Befund einer Leukocytose und einer Verminderung der 
Blutalkaleszenz, wie er sie in zahlreichen Aknefallen beobachtet hat. 
Die betreffenden Giftstoffe stammen in der Mehrzahl der F&lle vom 
Verdauungsapparat her (Magendarmkatarrhe, Dyspepsieen, vermehrte 
Darmzersetzung); in einem Teil der Falle kann es sich um eine abnorme 
innere Sekretion (Menstruation, Pubertat) oder um einen verlangsamten 
Kreislauf (Herzkranke), also um eine verlangsamte Ausscheidung der 
normalerweise im Organismus entstehenden oder in denselben ein- 
dringenden Giftstoffe handeln. Infolge der Ausscheidung dieser Gift¬ 
stoffe durch die Haut erfolgt eine chemische Reizung und somit eine 
Entzundung an den Stellen der Haut, wo sich ein Komedo bereits 
gebildet hat. Die Mikroorganismen spielen dann nur eine Nebenrolle. 

Natiirlich ist immer eine angeborene, raeist familiare Predisposition 
notwendig. 

Nach Kromayer 1 ) setzt sich die Aetiologie der Akne aus einer 
Reihe von Faktoren zusammen, welche teils allgemeiner Natur (Pubertats- 
jahre, Magenkatarrhe, Darmstorungen, Stoffwechselanomalieen, Intoxi- 
kationen) sind, teils in lokalen anatomischen und bakteriellen Verhaltnissen 
der Follikel selbst zu suchen sind. Er erklart die Pathogenese der Akne 
folgendermaBen: Die allgemeinen Faktoren wirken (durch Toxine?) auf 


1) Kromayer, Die Heilung der Akne durch ein neues narbenloses Operations- 
verfahren: Das Stanzen. (Munch! med. Wochenschr. 1905. p. 342.) — Neue Gesichts- 
punkte in der Behandlung der Akne. (Wien. klin. Wochenschr. 1905. No. 50.) 


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Riihl, Quecksilber und Akne. 


227 


die Follikel, deren Sekretveranderung (?) den gunstigen Nahrboden fur 
die Mikrobenentwickelung, bei welcher in jedem einzelnen Falle eine 
einzige Bakterienart die Vorherrschaft in dem Bakteriengemisch erhalt, 
abgibt (causa occasionalis). Diese Mikrobenentwickelung stellt dann den 
eigentlichen pathogenetischen Faktor (causa efficiens) fiir die eiterige 
Entzfindung der Follikel und die AbsceBbildung dar, die den Aknekuoten 
charakterisieren. 

Kapp 1 ) glaubt den Nachweis erbracht zu haben, daB bei der fiber- 
wiegenden Mehrzahl der AknefSlle eine betrachtliche Vermehrung der 
EiweiBfSulnis im Darmkanal vorliegt, und betrachtet dieses als das 
Hauptmoment in der Aetiologie der Akne. 

Fleming 2 ), der sorgfaltige bakteriologische Untersuchungen aus- 
gefiihrt hat, identifiziert den von U n n a zuerst beschriebenen Aknebacillus 
mit dem von Sabouraud und Gilchrist beschriebenen Bacillus, und 
meint, derselbe gehore wahrscheinlich zur Klasse der diphtheroiden 
Bacillen. Er fand diesen Aknebacillus allein in 44 Proz. seiner Falle im 
Ausstrich, in 53 Proz. der Falle war er vermischt mit Staphylokokken; 
in 6 Fallen fanden sich keine Bacillen, in 1 Falle fanden sich nur Flaschen- 
bacillen. Er fand in der Regel den Aknebacillus in groBer Anzahl, in 
sparlicher Zahl die Staphylokokken: Von 137 Kulturen, welche Fleming 
anlegte, fand sich in 13 Fallen Reinkultur des Aknebacillus, 35 Falle 
gaben sterile Kulturen, in 40 Fallen wuchsen Staphylokokken mit Akne- 
bacillen zusammen, in 44 Fallen nur Staphylokokken. Fleming be- 
hauptet schlieBlich, daB eine Vaccinetherapie mit aus dem Aknebacillus 
hergestellter Vaccine die Akne giinstig beeinfluBt; gibt aber weiter unten 
an, daB auch die alleinige Behandlung der Akne mit Staphylokokken- 
vaccin ofters eine zeitweilige Besserung bewirkte. 

Scherber 3 ) hat auch Versuche mit Injektionen von Staphylokokken- 
vaccin bei Acne vulgaris angestellt, und gibt sein Urteil dahin ab, daB 
die Vaccinetherapie gute Dienste leistet. 

S el lei 4 ) berichtete auf dem XVI. internationalen medizinischen 
KongreB in Budapest fiber Versuche von aktiver Immunisierung bei 
AJcne, Furunkulose und Sykosis. Er wendete die Wrigh tsche Vaccine, 
das Strubellsche Opsonogen und ein von ihm dargestelltes Autolysat 
der Staphylokokken an. Wahrend aber bei Furunkulose und bei Sykosis 
manchmal ganz besonders gute Resultate erzielt wurden, waren diese 
bei der Akne weniger giinstig, was Sellei darauf zurfickffihrt, daB bei 
dieser Affektion neben den Staphylokokken gleichzeitig noch andere 
Bacillen atiologisch eine Rolle mitspielen. 

* * 

* 

Aus dieser kurzen Zusammenstellung ersieht man, welche Divergenz 
noch in den Ansichten fiber die Aetiologie der Akne herrscht. Wfihrend 
in der Tat ein Teil der Autoren dem mechanisch-chemischen Moment 
(Talgdrfisensekretstauung und -zersetzung) die Hauptrolle zuschreiben, 
oder das groBte Gewicht auf einen chemischen Faktor (Giftstoffe) legen 
und das mikrobische Element als nebensfichlich betrachten, oder auf 


1) Therapeut. Monatsh. 1907. No. 3. 

2) Fleming, Almander, On the etiology of the vulgar acne and its treatment 
with vaccines. (The Lancet. 1909. Vol. 1. p. 1035.) 

3) Scherber, Die Vaccinetherapie tier Acne vulgaris und der opsonische Index. 
(Wien. klin. Wochenschr. 1909. No. 13.) 

4) Ref. in Arch. f. Dermat. u. Syph. Bd. 99. 1909—1910. No. 3. 

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228 


Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 55. Heft 3. 


dasselbe nur einen Teil des Akueprozesses, n&mlich die Akneeiterung 
zuruckfiihren, schreiben andere dem bakteriologischen Moment jeden 
atiologischen Wert ab, und noch andere sind der Ansicht, daB eine 
Infektion mit Bakterien das einzige Oder wenigstens das wesentliche 
atiologische Moment der Krankheit darstellt. Eine gewisse Ueberein- 
stimmung herrscht daruber, daB man eine gewisse bald groBere, bald 
geringere Bedeutung mehreren pr&disponierenden und unterstiitzenden 
Faktoren zuschreibt, wie der Pubertat, den Menstruationen, den Ver- 
dauungsstorungen usw. Aber beziiglich der Hauptursache ist man 
durchaus noch nicht einig. Allerdings scheint es, als ob die Mikroben- 
tkeorie von Tag zu Tag mehr Boden gewinne, aber auch ihre Verfechter 
sind verschiedener Ansicht in bezug auf die Mikroorganismenart oder 
-arten, auf welche die Krankheit zuriickzufiihren ist. 

Es schien mir deshalb lohnend, folgende 3 Beobachtungen zu ver- 
offentlichen, welche, wenn sie Bestatigung finden sollten, nicht nur einen 
Beitrag zur Therapie der Akne liefern wiirden, von welcher ich hier 
ganz absehen will, sondern auch nicht ohne Interesse fur die Aetiologie 
dieser Krankheit sein wflrden. 

Ich schreite ohne weiteres zur Beschreibung der 3 Falle: 

Fall I. J. M., 26 Jahre alt. Nichts Bemerkenswertes in der Anamnese. Leidet 
seit dem Alter von 15 Jahren an Acne vulgaris, welche zu gewissen Zeiten, angeblich 
besonders nach Diatfehlern, eine auflerst starke Entwickelung annimmt, mit Entetehung 
von groBen, sehr schmerzhaften, vereiternden Knoten, von denen einige bei ihrem Aus- 
heilen eine Narbe zuriicklassen. Pat. hat allerhand innere und aufiere Kuren durch- 
gemacht, da aber dieselben mehr oder minder erfolgloe gebheben sind, schlieBlich auf 
jede Behandlung verzichtet, ein EntschluB, zu dem er auch durch die Behauptung eines 
zu Rate gezogenen Arztes veranlafit wurde, die Krankheit werde mit der Zeit von selbst 
heilen. 

Pat. stellte sich mir Anfang 1907 vor. Aus seinem Munde erfuhr ich, daB er im 
Juli 1905 mit Syphilis infiziert worden war (Primaraffekt auf der inneren Flache des 
Praeputiums, spiiter Roseola und Psoriasis palmaris), und aus von seinem Willen un- 
abhangigen Griinden eine etwas zu schwache Quecksilberkur (Einspritzungen von 
Quecksilbersalicylat) durchgemacht hatte. Er wiinschte nun, sich einer ordentlichen 
energischen Behandlung zu unterziehen. 

Aus einer sorgfaltigen Untersuchung ergaben sich neben einer sehr ausgesprochenen 
Panadenopatie, als einzige weitere auf Lues hinweisende Erscheinung, zwei Schleim- 
papeln auf der Wangen- reap. Rachenschleimhaut. Neben diesen Syphilissymptomen 
wies aber Pat. zahlreiche una imponente Akneeffloreszenzen (Knoten, Pusteln) auf der 
Stirn, dem Kinn und besonders auf den Wangen auf. DaB es sich um eine Akne 
spezifischer Natur handelte, konnte ich — abgesehen von den objektiven Charakteren 
der Dermatose — auch deshalb mit Sicherheit schlieBen, weil ich Pat. seit mehreren 
Jahren kannte und somit ofters Gelegenheit gehabt hatte, den Zustand seines Gesichtes 
zu beobachten, lange bevor er von der Luesinfektion heimgesucht wurde. 

Ich leitete sofort eine Quecksilberkur ein (0,07 Hydrargyrum salicylicum jeden 
7. Tag in die Nates eingespritzt). Nach der 3.-4. Einspritzung beobachtete ich, zu 
meinem und des Pat. groBem Erstaunen, daB die Akne fast giinzlich verschwunden war. 
Nach weiteren 2 Injektionen war das Gesicht sozusagen rein, und Pat. behauptete, so 
etwas sei ihm, seitdem er an Akne litt, noch nie vorgekommen. Er bekam noch weitere 
10 Einspritzungen, und blieb wahrend dieser ganzen Zeit frei von Akne. 

Als er sich nach mehreren Monaten zu einer neuen Kur vorstellt — ich bin ein 
Anhanger der chronisch-intermittierenden Behandlung im Sinne von Fournier- 
Neisser — hatte sich die Akne wieder entwickelt, jedoch nicht mehr mit der friiheren 
Intensitat. Pat. gab an, die Heilung der Akne habe nach der letzten Hg-Einspritzung 
etwa 10 Wochen gedauert, nach welchen allmahlich wieder neue, jedoch wemger be- 
trachtliche Effloreszenzen aufgetreten waren. 

Es wurde eine neue Hg-Kur eingeleitet, und bei der 4. Injektion konnte ich wieder 
ein fast ganzliches Verschwinden der Akne wahrnehmen. 

Bei 3 weiteren Hg-Kuren konnte ich stets dieselbe Beobachtung machen. 

Da mir dieses Zusammentreffen des Verschwindens der Akne mit der Quecksilber- 
behandlung zu konstant schien, um es als einen Zufall betr&chten zu konnen, nahm 
ich mir vor, weitere Untersuchungen iiber den Gegenstand auszufiihren. 


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Riihl, Quecksilber und Akne. 


229 


Fall II. C. E., Notar, 25 Jahre alt. Nichts Bemerkenswertes in der Anamnese. 
Stellte sich im Marz 1909 vor und klagte iiber eine Beit mehreren Jahren bereits 
dauernde und sehr intensive Akne, welche besonders auf dem Riicken recht schmerz- 
hafte Knoten resp. Pusteln bildete. Neben derselben bestand auch eine Follikulitis 
am Schnurrbart. lch versehrieb eine innere Kur zur Regelung und Besserung der 
Darmfunktion und eine lokale Behandlung mit einer Sell wef el paste. 

Als sich Pat. am 5. April wieder vorstellte, war die Akne wenig gebessert, was 
zum Teil vielleickt auch darauf zuriickgefuhrt werden konnte, dnB Pat. die Kur nicht 
regelmaBig durchgefiihrt und nebenbei einige Diatfehler begangen hatte. Ich versehrieb 
eine innere Kur mit Bierhefe. 

Am b. Mai stellte sich Pat. wieder vor. Die Akne war sozusagen in demselben 
Grade vorhanden wie friiher und Pat. gab zu, die Hefenkur nur kurze Zeit durchgefiihrt 
und dann die Geduld verloren zu haben; er klagte aber iiber lokale Storungen am 
Penis. Bei den Untersuchungen fand ich eine Entziindung der inneren Fliiche der Vor- 
haut, ein ziemlich starkes Oedem derselben und eine Verengerung der Praputialoffnung, 
so daB eine uniiberwindbare Phimose entstanden war. Die wunde Fliiche sezernierte 
eine schleimig-eitrige Flussigkeit. Eine direkte Besichtigung des Prozesses war wegen 
der Enge des Phimoseringes unmoglich. Ich stellte Diagnose auf Balanopostitis und 
verechneb eine lokale Behandlung mit milden Antisepticis. 

Am 13. Mai war der lokale Befund fast unverandert und es hatte sich demselben 
eine Anschwellung zweier Leistendriisen zugesellt. Ich liefi die lokale Behandlung mit 
Antisepticis fortsetzen und die geschwollenen Driisen mit Jodtinktur bepinseln. 

Am 27. d. M. hatte die Driisenanschwellung und die Sekretion aus der Praputial- 
hohle ebenso wie das Oedem am Praeputium abgenommen; die Phimose bestand aber 
weiter. Bei einer genaueren Untersucnung liefi sich auf der inneren Fliiche der Vor- 
haut, an der engsten Stelle des Phimose, ringsum ein bnorpelharter Ring abtasten, 
welcher in mir den Verdacht erweekte, es handle sich um ein Syphiloma anulare des 
Praeputiums. Da aber keine weiteren Griinde vorlagen, um eine Luesinfektion anzu- 
nehmen, hielt ich vorsichtiges Abwarten fiir angemessen. Nach 14 Tagen (10. Juni) 
war eine typische Roseola siehtbar, und Pat. gab an, seit mehreren Tagen an Kopf- 
schmerzen zu leiden. Lokalbefund am Penis sozusagen unverandert. (Die Akne war 
wahrend dieser Zeit immer auf derselbe Hohe geblieben.) 

Es wurde eine Quecksilberbehandlung eingeleitet und sofort mit einer Einspritzung 
von 0,10 Hg-Salicylat begonnen. Pat. bekam wochentlich eine Einspritzung. Die Akne 
besserte sich in auffallender VVeise, so daB nach der 5. Injektion nur noch geringe 
Spuren davon siehtbar waren. Das Synhilom am Praeputium war fast geheilt; die 
Phimose war verschwunden und an Stelle des urspriinglich harten Ringes fiihlte man 
nur noch eine geringe Infiltration des Gewebes, welche jedoch ein Zuriickziehen der 
Vorhaut hinter die Eichel nicht mehr verhinderte. Da sich eiue ziemlich starke 
Stomatitis entwickelt hatte, wurde die Dosis der einzelnen Einspritzungen auf 0,07 herab- 
gesetzt. Pat. muBte indessen die Stadt Turin verlassen; ich uberwies ihn einem Land- 
arzte, welcher ihn nach meinen Vorschriften weiter behandelte. 

Anfang Oktober stellte sich mir Pat. wieder vor, und ich konnte konstatieren, daB 
die Heilung der Akne noch unverandert weiter bestand. 

Ich habe seitdem den Pat. nicht mehr gesehen. 

Fall. III. B. Teresa, 23 Jahre alt. Nichts Interessantes in der Anamnese. Stellte 
sich Anfang Oktober 1909 vor mit 3—4 Geschwiiren auf der inneren Flache der Scham- 
lippen; auf Grund der objektiven Charaktere wurde Diagnose auf Ulcus molle gestellt. 
Zu gleicher Zeit zeigte Pat. zahlreiche Akneeffloreszenzen (Knoten verschiedener GroBe, 
Pusteln) auf der Stirn, den Wangen, dem Kinn und in geringerem MaBe auf dem Riicken. 
Angeblich litt Pat. seit mehreren Jahren an dieser Hautaffektion. Eine vorhergegangene 
Luesinfektion alteren oder neueren Datums war aus der Anamnese nicht zu entnehmen. 

Die Akne wurde nicht behandelt. Die Geschwiire an der Vulva wurden lokal mit 
Antisepsicis behandelt, heilten aber sehr langsam, namlich erst im Laufe von etwa 
8 Wocnen, wahrend welcher keine auf Syphilis deutenden auch nur verdachtigen Er- 
scheinungen auftraten. Dagegen entstand inzwischen, und zwar wenige Tage nach Be- 
ginn der Behandlung, eine beiderseitige Anschwellung der Leistenlymphariisen, von 
ctenen drei vereiterten; sie wurden aufgeschnitten, die Wunden drainiert und es trat im 
Laufe eines Monats Heilung ein. 

Am 17. Jan. 1910 stellte sich Pat. wieder vor, diesmal aber mit einigen Schleim- 
papeln an der Vulva und Infiltration mehrerer Lymphdriisen (Leisten, Hals). Die Akne 
war unverandert, d. h. noch immer sehr betrachtlich. 

Das anscheinende Fehlen vorausgegangener Luessymptome laBt sich wohl besser als 
durch die Annahme von einer Syphilis a’embl^e, vielmehr in der Weiseerklaren, daB 
unter den Geschwiiren, welche im Oktober behandelt worden waren, das eine auch luetisch 
(Mischinfektion) gewesen sei, und daB spater, in der Zwischenzeit zwischen der Heilung 


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230 


Centralbl. f. Bakt. etc. 1. Abt. Originate. Bd. 55. Heft 3. 


der Geschwiire und der Adenitis bis zum Auftreten der Papeln, vielleicht auch weitere 
Erscheinungen (Roseola usw.) aufgetreten, aber von der Pat., deren Intelligenz eine sub- 
normale ist, nicht beobachtet worden seien. 

Es wurde vorlaufig eine lokale Behandlung (Xeroform) der Papeln eingeleitet und 
bis zum 1. Febr. 1910 fortgesetzt. Wiihrend dieser Zeit blieb die Akne unverandert. 
Danach wurde eine Hg-Kur begonnen: Wochentlich zwei Einspritzungen von je 0,05 
Quecksilbersalicylat in die Glutaalgegend. Nacb der zweiten Injektion beobachtete man 
eine geringe Besserung der Akne, und am 26. Febr., zu welcher Zeit Pat. 8 Ein¬ 
spritzungen bekommen hatte, war sie fast geheilt, indem die groQen eiternden Pusteln 

f anzlich verschwunden waren, die Knoten bedeutend an Volumen und Zahl abgenommen 
atten und nur noch einige Komedonen sichtbar waren. Pat. bekam noch weitere 7 In- 
jektionen; als ich sie zum letzten Male untersuchte (30. Marz), konnte man die Akne 
ate ganz geheilt betrachten. 

In den drei berichteten Fallen handelte es sich also urn Kranke mit 
frischen Lueserscheinungen und seit lingerer Zeit bestehender Akne, bei 
welchen diese letztere durch die Wirkung der Quecksilberbehandlung 
in auffallender Weise beeinfluBt wurde. Dies ist wenigstens die Annahme, 
welche am nachsten liegt. Es ist n&mlich in erster Linie auszuschlieBen, 
daB es sich in meinen Fallen um eine Akne spezifischer resp. luetischer 
Natur handele; dagegen sprach neben den objektiven Charakteren der 
Effloreszenzen auch die Tatsache, daB die Akne schon lange Zeit vor 
dem Eintreten der Luesinfektion bestand. Ebenso glaube ich das Da- 
zwischentreten irgendwelcher sonstiger Heilfaktoren ausschlieBen zu konnen, 
weil die betreffenden Patienten wahrend der der Hg-Kur und der Besserung 
der Akne entsprechenden Periode, soweit ich durch eingehendes Befragen 
und sorgfaltige Nachforschungen erfahren konnte, weder sonstige auBere 
noch innere Medikamente angewendet noch ilire Lebensweise und ihre 
Diat irgendwie geandert haben. In Anbetracht des Alters meiner Patienten 
kann man auch nicht den Faktor: Alter heranziehen, welcher bekannt- 
lich die Akne in dem Sinne zu beeinflussen pflegt, daB dieselbe gegen 
die dreiBiger Jahre von selbst heilt resp. nach diesem Alter seltener vor- 
koinmt. Es erscheint mir deshalb die Annahme gerechtfertigt, daB die 
therapeutisclie Wirkung auf das Quecksilber zurflckzufflhren ist. 

Wie erkl&rt man nun diese Wirkung? In Anbetracht der Unsicher- 
heit unserer Kenntnisse uber die Aetiologie der Akne, und weil die- 
selben bis jetzt sich noch auf dem Gebiete der reinen Hypothesen bewegen, 
wie wir weiter oben sahen, da keine der aufgestellten Hypothesen durch 
positive und unanfeclitbare Tatsachen gestiitzt ist, miissen wir natiirlich 
auch hier, wenn wir versuchen wollten, fiir die oben erwahnte Erscheinung 
eine Erklarung zu finden, auf dem Wege der Hypothesen vorgehen. Und 
dies will ich im Nachstehenden versuchen. 

Da es nach unseren Kenntnissen iiber die Pharmakologie des Queck- 
silbers nicht recht denkbar ist, daB dieses irgendeinen EinfluB auf die 
lokalen histologischen Oder mechanischen (Hyperkeratose, Sekretstauung 
in den Talgdriisen usw.) Prozesse der Haut ausube; da man des weiteren 
bei den geringen eingespritzten Quecksilberdosen, bei der langsamen 
Resorption derselben und der groBen Verdiinnung, welche sie im Blute 
erfahren, schwerlich annehmen kann, daB es sich um eine lokale anti- 
septische Wirkung im Sinne einer Zerstorung der von auBen einge- 
drungenen Keime oder eines Hindernisses gegen ihr Eindringen — sei 
es daB man den Unnaschen Aknebacillus oder Staphylokokken oder 
beide als Erreger der Akne betrachtet — ausiibe; da schlieBlich keine 
Moglichkeit anderer Erkl&rungen vorliegt — abgesehen von der Annahme, 
daB es sich in meinen drei Fallen um eine ganz zuf&llige Erscheinuug 
handelt — so glaube ich die Hypothese aufstellen zu dttrfen, daB die 


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Buhl, Quecksilber und Akne. 


231 


Akne auf einen bestimmten Erreger zuriickzufiihren ist, auf welclien das 
Quecksilber eine spezifische Wirkung ausiibt, dafi diese Wirkung im Blute 
selbst entfaltet wird. 

Und hier seien mir einige Betrachtungen gestattet. 

Fast alle Autoren, welche zur Erkl&rung der AkneStiologie entweder 
als Hauptmoment oder als Nebenfaktor das bakterische Element heran- 
ziehen, sagen ausdrlicklich oder lassen durchblicken, dafi es sich um eine 
Infektion von aufien handelt: Niemand aber liefert einen sicheren, ein- 
wandfreien Beweis dafiir. 

Im Gegenteil scheinen mir mehrere Tatsachen gegen diese Annahme 
zu sprechen, und zwar: Inkonstanz der bakteriologischen Befunde auf 
der Haut gesunder und aknekranker Leute; die negativen Resultate der 
Versuche Daccbs, durch Einreibung von akneischem Material auf die 
Haut die Krankheit experimentell hervorzurufen; die Tatsache, daB man 
Personen findet, welche sich tagt&glich den ganzen Oberkbrper und den 
ganzen Kopf grtlndlich einseifen und ausgiebig waschen und im allge- 
meinen sich der peinlichsten Reinlichkeit befleifiigen und trotzdem von 
sehr schweren Akneformen heimgesucht werden, w&hrend bei anderen 
sehr schmutzigen Personen die Krankheit zuweilen eine sehr leichte Form 
annimmt (ich sehe von aknefreien Personen ab, weil bei diesen das 
Element: Pr&disposition fehlen kann, welchem man einen EinfluB nicht 
absprechen kann); die haufigen MiBerfolge der auBeren medikamentdsen 
Behandlung der Akne. Alle diese Griinde berechtigen uns, die Annahme 
einer Infektion von auBen wenigstens stark anzuzweifeln und es als 
wahrscheinlicher zu betrachten, daB es sich um eine Infektion des Organis- 
mus durch wenig schadliche Mikroorganismen handle, welche auf irgend- 
einem anderen Wege in die Blutbahn geraten und sich von hier aus 
an betreffenden Stellen der Haut, wo sie giinstige Lebensbedingungen 
linden, niederlassen und die Entstehung der Aknealterationen herbeifiihren. 
Diese Annahme ist tibrigens nicht neu; es ist z. B. behauptet worden, 
bei der Mehrzahl der Aknekranken seien Ver&nderungen der Nasen- und 
Rachenschleimhaut vorhanden, und diese spielen in der Aetiologie der 
Akne eine groBe Rolle. Die Mbglichkeit einer Infektion auf diesem 
Wege kann man nicht in Abrede stellen; die Haufigkeit jedoch, mit 
welcher man bei Aknekranken Verdauungsstbrungen antrifft, laBt den 
Magendarmkanal als die wahrscheinlich haufigste Eintrittspforte ftir diese 
vermutete Infektion des Organismus mit den Akneerregern erscheinen. 
Und hier tritt uns die vielumstrittene Frage der Durchgangigkeit der 
Verdauungsschleimhaut fur Mikroorganismen entgegen. 

Nocard 1 2 ), Porcher und Desoubry 3 ) behaupten, dafi wShrend 
der Verdauung, namentlich fetter Nahrung, Bakterien in groBen Mengen 
in die ChylusgefaBe ubergehen. Wurtz 3 ), Beco 4 5 ), Chvostek und 
Egger 6 ) sind der Meinung, daB eine Invasion von Keimen bei sehr 
geringfiigigen Ver&nderungen (hyper&mische Zustande, leichte Entzfln- 
dungen usw.) der Verdauungsschleimhaute, namentlich derjenigen des 
Darmes, erfolgen kann. Rogozinski 6 ) schliefit aus seinen Versuchen, 


1) Semaine m6d. 1894. p. 63. 

2) Semaine m&l. 1895. p. 212. 

3) Compt. rend. Soc. biol. 1892. p. 902. 1011. 

4) Annal. de I’lnst. Pasteur. 1895. p. 199. 

5) Wien. klin. Wochenschr. 1896. p. 1143. 

6) Ragozinski, Kazimierz, Ueber die physiologische Resorption von Bak- 


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232 Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originale. Bd. 55. Heft 3. 

daB nicht nur in den Mesenterialdriisen normaler Tiere die stets und 
normalerweise resorbierten Darmbakterien angetroffen werden, sondern 
daB auch manche, mit der Darmschleimhaut zufalligerweise in Beriihrung 
geratende, fiir dieselbe unsch&dliche Bakterienarten resorbiert und in die 
genannten Driisen ubergefiihrt werden. Posner und Lew in 1 ) sind 
zu dem Schlusse gelangt, daB eine einfache Koprostase ohne grbbere 
anatomische Lasion genugt, ura Bakterien aus dem Darme austreten zu 
lassen und auf dem Wege der Blutbabn eine Infektion, z. B. der Harn- 
wege, zu bewirken. Nach Marcus 2 ) geniigen selbst verhkltnismaBig 
geringfiigige L&sionen, besonders der Mastdarmschleimhaut, um ein Ein- 
dringen von Mikroorganismen aus dem Darme in die Blutbabn zu er- 
moglichen. Nach Opitz 3 ) ist die normale Darmwand fur Bakterien un- 
durchdringlich; geringe Alterationen der Darmwand vermbgen diese 
Undurchdringlichkeit nicht aufzuheben, und selbst mechanische und 
chemische L&sionen fuhren nur ausnahmsweise zu einem Durchbruch 
von Bakterien in den Kreislauf. Neisser 4 ) ist der Ansicht, dafi die 
normale Darmwand keine korpuskularen Elemente durchl&Bt, daB aber 
unter pathologischen Verhaltnissen der Durchgang moglich ist. Tavel 
und Lanz 6 ), Buchbinder 0 ) und Kornukoff 7 ) behaupten, daB die 
normale Darmwand fiir Bakterien undurchl&ssig ist. Klimenko 8 ) 
schlieBt aus seinen Untersuchungen, daB die unverletzte Darmwand voll- 
kommen gesunder Tiere fiir Mikroorganismen undurchgangig ist, ftigt 
aber hinzu, daB vollkommen gesunde Tiere sehr selten anzutreffen sind 
und daB die geringste pathologische Schadigung des tierischen Gesamt- 
organismus oder eine unbedeutende mechanische Verletzung der Darm- 
mucosa zur Ermbglichung der Durchwanderung von Bakterien genugt. 
Vecchi 9 ) schlieBt aus seinen Untersuchungen, daB die Schleimhaute bei 
Tieren, wenn sie vollstandig intakt sind, fiir die Saprophyten und fiir 
diejenigen Keime undurchdringlich sind, welche nicht eine spezifische 
Aggressivitat fiir sie besitzen. SchlieBlich will ich noch erwahnen, daB 
wahrend Forster und Kayser 10 ) als wahrscheinliche Infektionspforte 
fiir Typhus die Mandeln und die lymphatischen Organe des Rachens 
betrachten, Romberg 11 ) der Ansicht ist, daB die Typhusbacillen von 
dem Magendarmkanal aus in die Blutbahn eindringen, wo sie bekannt- 
lich bei Typhuskranken zahlreich nachweisbar sind. 


terien aus dem Darme. (Verhandl. d. math.-naturwiss. Kl. d. Akad. d. Wissensch. in 
Krakau. Bd. 42. Ser. B u. Anz. d. Akad. 1902. No. 2.) 

1) Zitiert von Marcus (siehe diesen). 

2) Marcus, H., Ueber die Resorption von Bakterien aus dem Darme. (Zeitschr. 
f. Heilkunde. Bd. 20. No. 5—6.) 

3) Opitz, E., Beitrage zur Frage der Durchgangigkeit von Darm und Nieren fur 
Bakterien. (Zeitschr. f. Hyg. Bd. 29. p. 505.) 

4) Neisser, Max, Ueber die Durchgangigkeit der Darmwand fiir Bakterien. 
(Zeitschr. f. Hyg. Bd. 22. p. 12.) 

5) Zitiert von Klimenko. 

6) Zitiert von Klimenko. 

7) Zitiert von Klimenko. 

8) Klimenko, B., Beitrag zur Frage iiber die Durchgangigkeit der Darmwand 
fiir Mikroorganismen bei physiologischen Verhaltnissen. (Zeitschr. f. Hyg. Bd. 48. 
1904. p. 67.) 

9) Vecchi, A., Sul cosi detto microbismo latente. (Arch, per le scienze med. 
1908.) 

10) Zitiert von Romberg. 

11) Romberg, Die Infektionskrankheiten. (v. Merings Lehrb. d. inneren 
Krankheiten.) 


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Huh], Quecksilber und Akne. 


233 


Wie aus diesen kurzen Notizen aus der Literatur ersichtlich ist, 
stehen die Meinungen der Autoren insofern im Einklang, als ein Ein- 
dringen von Mikroorganisraen in den Korper durch die veranderte Ver- 
dauungsschleimhaut moglich ist, und sind nur verschieden in bezug auf 
den Grad der Alteration der Schleimhaut, welche erforderlich ist, uin 
diese fur Bakterien durchl&ssig zu raachen. 

Abgesehen nun von der Behauptung von Barthelemy, Jacques, 
Mitour und Thibierge, welche die Ursache der Akne einzig und 
allein in Verdauungsstorungen suchen, ist auch die groBe Mehrzahl der 
iibrigen Autoren dariiber einig, daB ein groBer Teil der Aknekranken 
magen- oder darmleidend ist; ferner hat Dacco, welchem wir die ein- 
gehendste und beste Studie iiber die Akne verdanken, und welcher nicht 
nur aus der Anatnnese eine Statistik iiber das Vorkommen von Ver¬ 
dauungsstorungen bei Aknekranken zusammengestellt hat, sondern bei 
zahlreichen angeblich hinsichtlich des Verdauungsapparates gesunden 
Aknekranken die Verdauungsfunktion gepriift und den Zustand der ent- 
sprechenden Organe klinisch untersucht hat, nachgewiesen, daB in einem 
groBen Teil der Fiille die Akne rnit Veranderungen des Verdauungs¬ 
apparates zusammentrifft. Somit erscheint bei einem groBen Teil der 
Aknekranken die Moglichkeit eines Eindringens von Keimen durch die 
Schleimhaut des Verdauungskanals nicht ausgeschlossen, ebenso wie es 
nicht ausgeschlossen ist, daB, in den Fallen von ganzlicher Intaktheit 
der genanuten Schleimhaut, eine Verletzung oder Veranderung anderer 
Schleimhaute die Eintrittspforte fur den Akneerreger darstellt. 

Es spricht also, wie wir sehen, nichts direkt gegen meine Hypo- 
these, daB es sich bei der Akne urn eine Infektion mit einem spezifischen 
wenig virulenten Keim handelt, welcher zuerst in das Blut eindringt — 
und zwar in der Mehrzahl der Falle durch die Verdauungsscldeim- 
haut — und von dort aus sich dann an den Stellen der Haut lokalisiert, 
wo mechanische, chemische usw. Faktoren einen giinstigen Boden fin- 
seine Entwickelung geschaffen haben. 

Auf diesem Wege lieBe sich auch die von mir beobachtete Wirkung 
des Quecksilbers auf die Akne erklaren, und zwar in der Weise, daB, 
wie gesagt, das Quecksilber die bereits in die Blutbahn eingetretenen 
Akneerreger direkt angreift und totet, und daB ferner das mit Queck¬ 
silber beladene Blut eine uniiberwindliche Barriere zwischen der Ein¬ 
trittspforte der Akneerreger und ihrem Lokalisations- und Entwickelungs- 
herd darstellt. 

Welcher Keim nun den Akneerreger darstellt, mag dahingestellt 
bleibeu. Auf Grund der Erfahrung, daB bekanntlich das Quecksilber 
in der hier angewendeten Form keinen EinfluB auf die gewohnlichen 
Eiterungsprozesse ausubt, kann man annehmen, daB bei der Akne die 
gewohnlichen Eitererreger entweder keine oder nur eine sekundare Rolle 
spielen. 

Vielleicht konnte die oben erwahnte Meinung Lomrys die richtige 
sein, welcher den Unnaschen Aknebacillus als eine wenig virulente 
Varietat des Bacterium coli commune betrachtete. 

* * 

* 

Es handelt sich augenscheinlich bei meiner bisher dargestellten Auf- 
fassung der Aetiologie der Akne urn eine reine Hypothese, gegen welche 
jedoch raeines Wissens keine sicher bewiesene Tatsache spricht, und 


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234 Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 55. Heft 3. 

welche vielleicht eine Bahn fur Untersuchungen in einer neuen Richtung 
andeutet. 

(Meine Untersuchungen liber den EinfluB des Quecksilbers auf den 
AkneprozeB setze ich fort und werde meine Resultate seiner Zeit be- 
richten.) 

Turin, April 1910. 


Nachdruck verboten. 

Experimentelle Untersuchungen zur Serodiagnostik 
der Echinokokkeninfektion. 

[Aus dem staatlich Hygienischen Institut zu Hamburg. 
(Direktor: Prof. Dr. Dunbar).] 

(Abteilung fiir experimentelle Therapie und Immunitfitsforschung.) 

Von Dr. med. Fr. Graetz. 

In aller Kiirze mochte ich fiber die Resultate einer Reihe von 
Untersuchungen zur Serodiagnostik der Echinokokkeninfektion berichten, 
welche ich seinerzeit gewissermaBen als Vorversuche ffir die Bearbeitung 
einer anderen Frage aus diesem Gebiete angestellt babe, an deren Durch- 
ftihrung ich aber bislang aus Mangel an entsprechend einwandfreiem 
Material verhindert war. Der Gedanke, der mich zur Aufnahme meiner 
Versuche veranlaBte, war der, ob es vielleicht mit Hilfe unserer modernen 
biologischen Differenzierungsmethoden gelfinge, die alte Streitfrage fiber 
die Identitfit Oder Nichtidentitfit der beiden in unseren Gegenden vor- 
kommenden Echinokokkenformen zu losen. Wie ja allgemein bekannt sein 
dflrfte, stehen sich bezfiglich des Echinococcus hydatidosus und 
multilocularis und ihrer gegenseitigen Beziehungen zwei Anschau- 
ungen diametral gegeniiber. Wfihrend ein Teil der Autoren die Auf- 
fassung vertritt, dafi Echinococcus hydatidosus und alveolaris 
lediglich zwei verschiedene anatomische Erscheinungsformen eines ein- 
heitlichen Parasiten darstellen, vertritt ein anderer Teil ebenso ent- 
schieden die Ansicht, daB die beiden in ihrer aufieren Form so differenten 
Krankheitsprozesse auch zwei biologisch vollkommen verschiedenen Para¬ 
siten ihre Entstehung verdanken. 

Wie ein Teil der letzteren Autoren, unter ihnen namentlich Melnikow- 
Raswedenkow, wohl einer der besten Kenner der Echinokokken- 
erkrankung, annimmt, soil die Differenz der beiden Parasitenformen neben 
anderen Unterschieden nicht zum wenigsten auf einer erhohten Ffihigkeit 
der alveolfiren Form zur Toxinbildung beruhen. Ich komme damit zu 
einer vielfach diskutierten, aber auch heute noch nicht im einheitlichen 
Sinne beantworteten Frage: Bildet die Taenia Echinococcus inner- 
halb des Wirtskorpers toxische Substanzen, welche in ihre Stoffw r echsel- 
produkte fibergehen und der Moglichkeit einer Resorption in den W'irts- 
kfirper unterliegen? 

Wenn man nfimlich das histologische Bild parasitenhaltiger Organe 
beim Echinococcus und zwar besonders bei seiner alveolfiren Form 
betrachtet und die ausgedehnten reaktiven Bindegewebswucherungen mit. 
ihren Nekrosen und ihrer Riesenzellenbildung sieht, gewinnt man in der 
Tat ohne weiteres den Eindruck, daB es sich hier wohl urn den Effekt 


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Graetz, Untersuchungen zur Serodiagnostik der Echinokokkeninfektion. 235 


schwerster Toxinwirkungen handeln mtisse. Eine weitere Stiitze erhalt 
diese Anschauung noch durch mehrfache in der Literatur niedergelegte 
Beobachtungen von schweren Krankheitserscheinungen beim Menschen, 
welche sich im AnschluB an Punktionen oder Spontanrupturen von 
Echinokokkencysten entwickelt hatten und scheinbar nur in der Annahme 
einer starken Toxinwirkung ihre Erklarung finden konnten. 

Das Problem der Toxizitat der Cystenflfissigkeit der verschiedenen 
Echinokokkenformen hatte sich angesichts seiner zweifellos hohen prak- 
tischen Bedeutung namentlich bei einer Reihe franzosischer Autoren einer 
groBen Beliebtheit zu erfreuen, ohne daBjedoch die zahlreichen Versuche 
zu einer ilbereinstimmenden oder befriedigenden Losung der Frage gefiihrt 
hatten. Vielmehr gaben gerade die widersprechenden Angaben der 
franzosischen Autoren Joest die Veranlassung, die Wirkung der Blasen- 
fliissigkeit der Blasenwiirmer auf Versuchstiere einer erneuten Priifung 
zu unterwerfen und gleichzeitig zu untersuchen, ob sich mit Hilfe der 
Immunitatsreaktion Beziehungen zwischen den Blasenwfirmern und ihren 
Wirten feststellen lassen. Angesichts des Mangels irgendwelcher ein- 
schlagiger Angaben in der alteren Literatur gebtihrt somit auch Joest 
das unbestreitbare Verdienst, als erster die Frage fiber die biologischen 
Wechselbeziehungen zwischen Blasenwurmern und ihren Wirten an- 
geschnitten und bearbeitet zu haben. 

Die vollkommen negativen Ergebnisse seiner ausgedehnten experi- 
mentellen Untersuchungen ffihrten Joest zu dem Schlusse, daB von dem 
Vorhandensein eines spezifischen Giftes (eines Toxins oder Ptomains) in 
der frischen, unzersetzten Cystenflussigkeit der Echinokokken keine Rede 
sein kann, daB ferner zwei wesentlichen Bestandteilen der Echinokokken- 
flflssigkeit, Leucin und Tyrosin, eine Giftwirkung auf die Versuchstiere 
nicht zukommt. 

In diesen Ergebnissen der Tierversuche liegt ohne Zweifel ein 
gewisser Widerspruch mit den beim Menschen gemachten Beobachtungen. 
Joest selbst halt indessen diesen Widerspruch nur fflr einen scheinbaren, 
zumal ja auch beim Menschen die Existenz eines spezifischen Giftes in 
der Cystenflfissigkeit keineswegs vollkommen sichergestellt sei, und es 
durchaus mfiglich erscheint, daB beim Menschen eine Reihe anderer Ver- 
haltnisse mitspielen, wobei in Uebereinstimmung mit Joest wohl in 
erster Linie an Idiosynkrasie, eventuell auch an anaphylaktische Zustande 
gedacht werden konnte, eine Annahme, zu der auch Lippmann in seiner 
neuesten Arbeit neigt. 

Wenn man auch auf Grund der Resultate, die Joest in seinen Ver- 
suchen zu verzeichnen hatte, mit groBter Wahrscheinlichkeit die Frage 
der Giftigkeit der Echinokokkenflfissigkeit als im negativen Sinne gelfist 
ansehen darf, so schien es mir doch wGnschenswert, die Versuchs- 
ergebnisse Joests, die bisher von anderer Seite eine NachprOfung 
noch nicht erfahren hatten, auch aus eigener Anschauung kennen zu 
lernen. 

Eigene Versuche. 

Da mir menschliches Material leider nicht zur Verfflgung stand, 
beschrankte ich meine Untersuchungen auf die Echinokokkeninfektion 
des Schweines. In der Gewinnung des notigen Materials wurde ich in 
dankenswerter Weise durch das Entgegenkommen des Herrn Polizei- 
Obertierarztes Prof. Glage unterstfltzt. Die Cystenflfissigkeit wurde 
unter Wahrung strengster Kautelen mit der Spritze aus den einzelnen 
Cysten angesogen und vor der Verimpfung zur Erzielung einer absoluten 


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236 Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 55. Heft 3. 

Keimfreiheit (lurch sterile Filterkerzen gegeben. Ich liielt diese letzte 
MaBnahme fiir urn so notwendiger, als durch Mehlhose (Centralbl. f. 
Bakt. etc. Abt. I. Orig. Bd. 52. 1909. Heft 1) der Nachweis gefiihrt wurde, 
daB der Cysteninhalt der Echinokokkenblasen in der Regel bakterien- 
haltig ist, eine Tatsache, die leicht zu falschen Ergebnissen fuhren 
konnte. Die so gewonnene wasserklare Fliissigkeit wurde in Mengen 
von 3—10 ccm an eine Anzahl von Meerschweinchen subkutan verimpft, 
die Tiere wurden dann unter standiger Kontrolle gehalten. 

In Uebereinstimmung rait Joest konnte ich feststellen, daB keines 
der Versuchstiere auch nur eine irgend merkliche Reaktion auf die 
Impfung zeigte. Die Impffliissigkeit war glatt, auch ohne Hinterlassung 
lokaler Veranderungen, resorbiert worden, und auch bei den mit groBeren 
Dosen geimpften Tieren fanden sich nach der Abtotung der Tiere keinerlei 
anatomische Veranderungen vor. 

Ein gleichfalls negatives Ergebnis hatten die intraperitonealen 
Impfungen beim Meerschweinchen, trotzdem hier mehrere Tiere 20 ccra 
des Materials intraperitoneal erhalten hatten. Die Tiere hatten zu keiner 
Zeit Krankheitserscheinungen erkennen lassen. Auch Leucin und Tyrosin 
erwiesen sich in meinen Versuchen als absolut indifferent fiir die 
Versuchstiere. 

Ein Teil der noch iiberlebenden Tiere, sowohl von den subkutan wie 
von den intraperitoneal vorbehandelten, wurden nach Ablauf einer ent- 
sprechenden Inkubationszeit intraperitoneal nachinjiziert. Auch bei diesem 
Versuche vermifite ich durchaus alle Krankheitssymptome oder Erschei- 
nungen, die als Anaphylaxie gedeutet werden konnten. 

In Bestatigung der Versuche von Joest kann ich also die Frage 
nach der Giftigkeit der Echinokokkenfliissigkeit nur in absolut negativem 
Sinne beantworten. Ebenso scheint es mir wenigstens auf Grund meiner 
Versuche unmoglich zu sein, beim Meerschweinchen. dem Versuchstier 
ymt (£oyiv fiir die Anaphylaxie, anaphylaktische Erscheinungen mit diesem 
Material hervorzurufen. Ich mochte diese Tatsache namentlich Lipp- 
mann gegeniiber betonen, wenn ich auch die Deutung der Krankheits- 
erscheinung beim Menschen als Anaphylaxie keineswegs ohne weiteres 
zuriickweisen mochte, da ja eben, wie das schon Joest hervorgehoben 
hat, beim Menschen noch ganz besondere Verhaltnisse obwalten konnen. 
Es ist ja allerdings eine bekannte Tatsache — ich bin mir der Moglich- 
keit eines derartigen Einwandes wohl bewuBt — daB es durch peritoneale 
Injektion viel schwerer gelingt, den anaphylaktischen Shock auszulosen, 
als durch intravenose Nachimpfung. Wenn ich trotzdem den Modus der 
intraperitonealen Nachimpfung gewahlt habe, so geschah es deshalb, urn 
eine moglichst weitgehende Analogic mit den Vorgangen beim Menschen 
zu haben, wo es sich ja meist urn Resorption vou einer serosen Haut 
aus handelt. 

Die Annahme des Zustandekommens von anaphylaktischen Zustanden 
oder von Vergiftungserscheinungen hat die Moglichkeit einer Resorption 
von Stoffwechselprodukten des Echinococcus in den Wirtskorper zur 
Voraussetzung. Wenn auch die den Parasiten umgebende Bindegewebs- 
kapsel arm an Blut- und LyraphgefaBen ist und somit die Resorptions- 
verhaltnisse ohne Zweifel ziemlich erschwert, so ist doch immerhin daran 
zu denken, daB die m£Bige Menge von Bestandteilen der Cystenfliissigkeit, 
welche resorbiert werden kann, ausreichend ware, um eine gentigende 
Antikorperbildung im Wirtskorper hervorzurufen und damiteine eventuelle 
Serodiagnose der Echinokokkeninfektion zu ermoglichen. Dabei ware 


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Graetz, Untersuchuugen zur Serodiagnostik der Echinokokkeninfektion. 237 


nach Joest wohl in erster Linie an eine Priizipitinbildung zu denken, 
welche dann wahrscheinlich durch die aus der Cystenfliissigkeit resor- 
bierten EiweiBkorper veranlaBt wiirde. 

Samtliche in dieser Richtung von Joest unternommenen Unter- 
suchungen der Sera von hochgradig echinokokkenkranken Tieren fiihrten 
zu negativen Ergebnissen. „In keinem Falle zeigte sich die Spur eines 
Niederschlages Oder einer Triibung. u Nach den Ergebnissen dieser 
Versuche war also anzunehmen, daB das Blutserum der Echinokokken- 
wirte kein spezitisches Prazipitin enthielt, eine Tatsache, die wohl in 
den mangelhaften Resorptionsverhaltnissen der Cystenkapsel ihre Er- 
klarung findet, indem es hiernach doch den Anschein hat, daB eine fiir 
die Antikorperbildung ausreichende Menge von EiweiBsubstanzen in den 
Wirtskorper nicht aufgenommen werden konnte. 

Gliicklicher als Joest, dem es auch durch systematische Immuni- 
sierung rait Cystenflussigkeit bei Kaninchen nicht gelang, ein prtizipi- 
tierendes Serum zu gewinnen, scheinen einige andere Autoren, wie z. B. 
Fleig und Lisbonne oder Welst und Chapman gewesen zu sein, 
welche angeblich im Serum von CystentrSgern prazipitierende Substanzen 
gegen die klare Cystenflussigkeit nachweisen konnten. Auch Wein¬ 
berg konnte, allerdings nur etwa fiir ein Drittel seiner Falle, die Be- 
funde von Fleig und Lis bonne bestatigen. Diese Befunde von 
Weinberg, Fleig und Lisbonne u. a. erhalten von vornherein, 
namentlich was den Wert der PrBzipitationsmethode als diagnostisches 
Hilfsmittel bei der Echinokokkeninfektion anlangt, eine erhebliche Ein- 
schrankung, da es Weinberg auch mit dem Serum von Gesunden und 
mit anderen Erkrankungen Befallenen gelang, eine Prazipitation in der 
klaren Cystenflussigkeit des Echinococcus zu erzielen. Aehnliche 
Ergebnisse scheint auch Ghedini bei seinen Versuchen gehabt zu 
haben, denn auch er gibt in Uebereinstimmung mit Weinberg der 
Komplementbindungsmethode als diagnostischem Hilfsmittel den Vorzug, 
da sie mehr konstante und sichere Resultate ergibt als die Prazipitations- 
methode. 

Bedauerlicherweise hat Joest die Komplementbindungsmethode 
nicht in Anwendung gebracht, so daB ihm der Vorwurf einer gewissen 
Unvollst&ndigkeit seiner Versuche nicht erspart werden kann. Joest 
greift ja auch in seiner Arbeit von vornherein diesem Einwande vor 
und stutzt sich auf seine negativen Immunisierungsversuche beim 
Kaninchen. Er geht dabei von der Anschauung aus, daB die Versuche 
mit immunisierten Kaninchen bei der Art der Immunisierung eine 
etwaige Antikbrperbildung auch im Prazipitationsversuch batten erkennen 
lassen miissen. 

Wie wenig zutreflFend diese SchluBfolgerungen Joests gewesen sind, 
das haben die sp&teren Versuche anderer Autoren zur Genuge bewiesen. 
Ghedini konnte als erster den Nachweis erbringen, daB im Serum von 
Echinokokkentr&gern spezifische Antikorper auftreten, welche ihre Ent- 
stehung bestimmten in der Cystenflussigkeit enthaltenen und in den 
Wirtskbrper allm&hlich diffundierenden Substanzen (Antigenen) verdanken 
und mit diesen Substanzen als Antigenen die Bordet-Gengousche 
Reaktion der Komplementablenkung ergeben. Die Richtigkeit der An- 
gaben G he din is sind dann zunachst durch W ein b erg und seine Mit- 
arbeiter in ausgedehnten Versuchen an Menschen und in neuester Zeit 
durch allerdings sp&rliche Angaben in der deutschen Literatur durch 
Kreuter und Lip pm an n bestiitigt worden. Auf die Mitteilungen der 


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238 


Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 55. Heft 3. 


genannten Autoren werde ich bei der Besprechung meiner eigenen Ver- 
suche in Kurze eingehen. 

Auch meine eigenen Versuche batten sich den Nachweis von spezi- 
fischen Antikorpern ira Serum von Cystentragern, sei es mit Hilfe der 
Prazipitations- Oder der Komplementbindungsmethode, zum Ziele gesetzt. 
Zur Untersuchung standen mir 4 F&lle von hochgradiger Echinokokken- 
infektion des Schweines zur Verfiigung. Fur die Gewinnung des Serums 
dieser Tiere habe ich mich mit Vorteil an die Vorschriften gehalten, die 
Joest in seiner des ofteren bereits zitierten Arbeit fur die Blutentnahme 
gibt. Sobald der Tierkorper geoffnet und die Infektion mit Echinokokken 
festgestellt war, wurden direkt aus dem Herzen die Blutkoagula, welche 
sich meist noch sehr reichlich vorfanden, moglichst steril entnommen. 
Durch Zentrifugieren lieB sich stets eine fur die Versuche ausreichende 
Menge von Serum gewinnen. 

Bei keinem der vier von mir untersuchten Falle von Echinokokken- 
infektion konnte ich indessen mit der Uhlenhuthschen Prazipitations- 
methode auch nur eine Spur von Niederschlag oder Triibung bei der 
Vereinigung von Cystenfliissigkeit und Tierserum beobachten. Auch mit 
dem Serum einer groBen Zahl gesunder oder mit verschiedenen anderen 
Erkrankungen behafteter Schweine gelang es mir nicht, eine Prazipitation 
in der klaren Cystenfliissigkeit hervorzurufen, ganz gleichgiiltig, ob die 
Versuche bei Zimmertemperatur angesetzt oder nach dem Vorgange von 
Joest langere Zeit bei 37° gehalten wurden. In Uebereinstimmung mit 
Joe st und entgegen den von Fleig und Lisbonne gemachten Be- 
obachtungen mochte ich der Anschauung Ausdruck geben, daB das Vor- 
kommen spezifischer oder nicht spezifischer Prazipitine im Serum des 
gesunden oder echinokokkenkranken Schweines zum mindesten als eine 
sehr seltene Erscheinung angesehen werden muB. Die Versuche, die 
Serodiagnose der Echiuokokkeninfektion auf der Pr&zipitationsmethode 
aufzubauen, miissen demnach auf Grund der bisherigen Erfahrungen als 
gescheitert gelten. 

Ein wertvolleres diagnostisches Hilfsmittel fur die Echinokokken- 
infektion scheint uns, wenigstens nach den iibereinstimmenden Versuchs- 
ergebnissen einer groBeren Zahl franzosischer Autoren und in neuerer 
Zeit auch einiger deutscher Forscher, in dem Ph&nomen der Komplement- 
. bindung an die Hand gegeben zu sein, und ich darf wohl hier gleich 
vorausschicken, daB auch ich mich dieser Methode fur die folgenden 
Versuche mit Erfolg bedient habe. Untersucht habe ich damit zunSchst 
die gleichen 4 Falle von Echinokokkeninfektion des Schweines, bei denen 
ich das Serum bereits mit negativem Ergebnis auf seinen Gehalt an 
spezifischen Prazipitinen gepriift hatte. 

Bei der Ausfiihrung der Komplementbindungsversuche habe ich mich 
durchaus an die urspriinglich von Wassermann gegebene Vorschrift 
gehalten. Von der Anweudung der Sternschen Modification, welche 
nach Weinbergs Angaben auch fiir diese Krankheit mehr positive 
Resultate ergeben soli, habe ich Abstand genommen, da sie nach Angaben 
des gleichen Autors keineswegs immer sichere Resultate ergibt, und auch 
die Erfahrungen, die von anderer Seite gemacht worden sind, der An- 
wendung dieser Modifikation keineswegs das Wort reden konnen. Bevor 
ich auf die Versuche selbst, deren Resultate aus den beigefiigten Tabellen 
ersichtlich sind, des n&heren eingehe, indchte ich die Versuchstechuik 
etwas ausfiihrlicher besprechen. Die Kompouenten des Versuches setzen 
sich folgendermaBen zusammen: 


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G<x>gle 


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Graetz, Untersuchungen zur Serodiagnostik der Echinokokkeninfektion. 239 


1) Das Serum des erkrankten Tieres. 

2) Antigen (Hydatidenfliissigkeit). 

3) 10-proz. Losung von Meerschweinchenserum als Complement. 

4) 5-proz. Losung von Hammelblutkorperchen. 

5) Hamolytisches Kaninchenserum. 

Das Serum der erkrankten Tiere wurde in einer Verdiinnung von 

1 : 10 zum Versuch verwendet, nachdem es vorher 1 / 2 Stunde bei 56° 
erhitzt worden war. 

Das Komplement wurde fur jeden einzelnen Versuch neu austitriert, 
und die jeweilige Menge des Komplements so gewahlt, dafi das h&mo- 
lytische System in 25—30 Min. eine vollkommene Losung ergab. 

Als Antigen diente mir bei meinen Versuchen zunachst die wasser- 
klare Cystenfliissigkeit aus den Hydatidenblasen der erkrankten Tiere 
selbst, welche in gleicher Weise gewonnen und vorbehandelt war, wie 
zu meinen eingangs mitgeteilten Toxizitatspriifungen. Die Cystenfliissig- 
keit zeigte auch bei Verwendung grofierer Dosen keinerlei spontan 
komplementbindende Eigenschaften, so dafi sie ohne weiteres in normaler 
Konzentration als Antigen zum Versuch verwendet werden konnte. 

Die Versuchsanordnung gestaltete sich also derart, daB konstante 
Mengen des inaktivierten Serums der erkrankten Tiere mit fallenden 
Dosen der Cystenfliissigkeit (1,0—0,1 ccm) unter Zusatz einer zur Losung 
ausreichenden Komplementmenge 2 Stunden bei 37° gehalten wurden. 
Nach Ablauf dieser Zeit erfolgte dann der Zusatz des hamolytischen 
Systems. Das Resultat des Versuches wurde zunachst nach weiteren 

2 Stunden abgelesen, und der Versuch dann bis zum definitiven Ab- 
schluB, welcher nach 12 Stunden erfolgte, im Eisschrank aufbewahrt. 


Tabelle I. 



Cystenfliissigkeit 

"To 

0,5 

0,3 

0,2 

o,T 

1 

Echinokokken - Schweine- 
serum 1 

+ + + 

+ + + 

+ + + 

+ + + 

+ + + 

2 

Schweineserum 2 

+ + + 

-F + + 

+ + + 

+ + + 

+ + + 

3 

Schweineserum 3 

+ + + 

+ + + 

+ + + 

+ + + 

+ + + 

4 

Schweineserum 4 

+ -f + 

+ + + 

+ + + 

+ + + 

+ + + 


Norm. Schweineserum 

e 

0 

0 

0 

0 


Norm. Schweineserum 

e 

0 

0 

0 

0 


Wie aus der beigefiigten Tabelle (Tabelle I) hervorgeht, zeigte das 
Serum der echinokokkenkranken Tiere in alien 4 Fallen in voller Ueber* 
einstimmung mit den von Weinberg, Ghedini, Kreuter u. a. 
gemachten Beobachtungen bei seiner Vereinigung mit der Cystenfliissig- 
keit des Echinococcus eine komplette Bindung des Komplements. 
Ferner ergibt sich aus zahlreichen Versuchen, die mit dem Serum normaler 
Oder mit anderen Erkrankungen behafteter Schweine angestellt wurden, 
daB das Serum dieser Tiere eine komplementbindende Fahigkeit gegen- 
tiber der Hydatidenfliissigkeit nicht besitzt, wahrend sich im Serum 
echinokokkenkranker Tiere ohne Zweifel antikdrperartige Substanzen 
vorfinden, welche mit den Stoffwechselprodukten des die Infektion be- 
dingenden Parasiten das Phanomen der Komplementbindung ergeben. 
Urn welche Arten von Substanzen es sich dabei im Blute der erkrankten 
Tiere handelt, muB ich zunachst dahingestellt sein lassen. Ob ferner 
zwischen dem Sitz des Infektionsherdes und der Starke der Antikorper- 
bildung gesetzm&fiige Beziehungen bestehen, konnte ich in meinen Fallen 
nicht feststellen, da es sich hier fast ausschlieBlich um Erkrankungen 
der Leber handelte. In Uebereinstimmung mit Weinberg halte ich es 


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240 


Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 55. Heft 3. 


indessen fur wahrscheinlicher, daB der GroBe des Infektionsherdes und 
nicht zum wenigsten der Beschaffenheit der bindegewebigen Cystenkapsel 
und den durch sie bedingten Resorptionsverhaltnissen ein bedeutender 
EinfluB auf die Starke der Reaktion zuerkannt werdeu muB. 

Von ausschlaggebender Bedeutung fiir das Gelingen und die prak- 
tische Bewertung der Reaktion scheint mir ohne Zweifel die Wahl des 
Antigens zu sein. Den meisten Autoren, die sich mit der Serodiagnostik 
der Echinokokkeninfektion befaBt haben, hat sich die Hydatidenflussigkeit 
als bestes Antigen bewakrt. Doch scheinen auch hier ziemlich erhebliche 
Unterschiede in der Brauchbarkeit der verschiedenen Cystenfliissigkeiten 
zu bestehen, namentlich scheint die Cystenfliissigkeit von Parasiten des 
Menschen keineswegs immer ein einwandfreies Antigen darzustellen, da 
sie auch mit dem Serum normaler Individuen, wenigstens in vereinzelten 
Fallen, eine Kompleraentbindung hervorruft, eine Tatsache, die ohne 
Zweifel den praktischen Wert der Reaktion beeintrSchtigen mtiBte. 
Weinberg und seine Mitarbeiter haben sich aus diesem Grunde auch 
der Hydatidenflussigkeit des Hammels bedient und damit einwandfreie 
Resultate erzielt. Kreuter und Li ppm an n scheinen indessen ahn- 
liche Erfahrungen nicht gemacht zu haben. Fur die Cystenfliissigkeit 
des Schweines gilt nach meinen Erfahrungen das Gleiche wie fur die 
Hydatidenfliissigkeit des Hammels. Ich habe bei meinen zahlreichen 
Versuchen niemals eine spontane Komplementbindung der Cystenfliissig- 
keit gesehen und auch bei Vereinigung mit dem Serum normaler oder 
an anderen Erkrankungen leidender Tiere eine Komplementbindung nicht 
beobachten kOnnen. Ob sich die Hydatidenfliissigkeit des Schweines auch 
fiir die Diagnostik der Infektion beim Menschen als Antigen eignen 
wiirde, kann ich aus eigenen Erfahrungen nicht sagen. Ihre Verwend- 
barkeit hatte jedenfalls den Vorzug, sich jederzeit leichter ein brauch- 
bares Antigen verschaffen zu konnen, da die Echinokokkeninfektion beim 
Schwein relativ haufiger angetroffeu wird als beim Hammel. Es gelingt 
indessen auch bei geeigneter Behandlung und namentlich bei absolut 
steriler Entnahme der Cystenfliissigkeit, dieses Antigen selbst auf Monate 
hinaus ohne Schwierigkeiten brauchbar zu erhalten. Auch hinsichtlich 
der Wirkungskraft des Antigens teile ich die Bedenken Kreuters 
keineswegs in vollem Umfange, wenigstens habe ich eine merkliche 
Abnahme des Antigens selbst nach 2—3 Monaten noch nicht beobachten 
konnen. 

Trotzdem bin ich der Anregung Kreuters auf Herstellung eines 
kiinstlichen Antigens gem gefolgt, da ich selbst den Wunsch hatte, stets 
ein brauchbares Antigen fiir meine Versuche zur Hand zu haben und 
mich von Zufallen frei zu halten. Nach den wenig erfolgreichen Ver¬ 
suchen Kreuters, diesem Ziele auf dem Wege eines wasserigen 
Extraktes naher zu kommen, habe ich von der Herstellung eines wasserigen 
Extraktes abgesehen, wenngleich die wasserigen Extrakte sich nach zahl¬ 
reichen Versuchen mit der Wassermannschen Reaktion meist als die 
wirksameren erwiesen haben und meines Erachten ein wasseriger Extrakt 
auch den physiologischen Verhaitnissen, wie sie in der Cystenfliissigkeit 
bestehen, am nachsten kommen miiBte. Dagegen ist es mir gelungen, 
unter Verwendung der Cystenfliissigkeit und der sonstigen Parasiten- 
bestandteile einen alkoholischen Extrakt zu gewinnen, welcher sich in seiner 
Wirksamkeit mit der Cystenfliissigkeit als durchaus gleichwertig erwies. 
Ich bin bei seiner Bereitung in der Weise vorgegangen, daB ich zunachst 
die zum Teil kinderfaustgroBen Cysten des Parasiten zusammen mit dem 


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Graetz, Untersuchungen zur Serodiagnostik der Echinokokkeninfektion. 241 


Gewebe aus der unmittelbaren Umgebung des Parasiten, aus dem Organ 
(Leber) ausloste und soweit mflglich unter Wahrung von Sterilit&t zer- 
kleinerte. Die gesamten zerkleinerten Bestandteile (Blasenwand, Cysti- 
cercus, Hydatidenfiiissigkeit und Lebergewebe) wurden dann im Vakuum 
zu einer honigartigen Masse eingedampft, der Riickstand im Verhaltnis 
1:20 mit absolutem Alkohol versetzt und unter standigem Schiitteln 
2mal 24 Stunden bei 37° extrahiert. Diese Emulsion wurde dann bis 
zur vollkommenen Klarheit filtriert, wobei ein goldgelber, aromatisch 
riechender Extrakt erzielt wurde. In der gewonnenen Konzentration liefi 
sich der Extrakt allerdings nicht fflr den Versuch verwerten, da er selbst 
bei einer Dosis von 0,2 ccm noch eine komplette Bindung selbst der 
groBten im allgemeinen verwendeten Komplementmenge bewirkte. Als 
geeignete Konzentration erwies sich bei Austitrierung eine Verdtinnung 
1:10 des Originalextraktes. Die Verwendung des verdiinnten Extraktes 
hatte auBerdem den Vorteil, daB fiir die vergleichenden Untersuchungen 
iiber die Wirksamkeit der beiden Antigene gleiche Mengen der Cysten- 
flflssigkeit und des alkoholischen Extraktes fflr den Versuch verwendet 
werden konnten. Dabei erwies es sich als vollkommen gleichgflltig, ob 
der Extrakt schnell Oder fraktioniert verdflnnt wurde. 

Tabelle II. 


Fallende 

Cystenfliissigkeit 

Alkoholischer Extrakt 

Dosis des 
Antigens 

Schweine- 
serum 1 

Norm. Schweine- 
serum 

Schweine- 
serum 1 

Norm. Schweine- 
serum 

1,0 

+ + + 

e 

+ + + 

0 

0,5 

+ + + 

© 

+ + + 

0 

03 

+ + + 

0 

+ + + 

0 

0,2 

+ + + 

0 

+ + + 

0 

0,1 

+ + + 

© 

+ + + 

0 


Schweine- 

Norm. Schweine- 

Schweine- 

Norm. Schweine- 


serum 2 

serum 

serura 2 

serum 

1,0 

+ + + 

0 

+ + + 

0 

0,5 

+ + + 

0 

+ + + 

0 

0,3 

+ + + 

0 

+ + + 

0 

03 

+ + + 

0 

+ + + 

0 

0,1 

+ + + 

0 

+ + + 

0 


Schweine- 

Norm. Schweine- 

Sehweine- 

Norm. Schweine- 


senim 3 

serum 

serum 3 

serum 

1,0 

+ + + 

0 

+ + + 

0 

0,5 

+ + + 

0 

+ + + 

0 

03 

+ + + 

0 

+ + + 

0 

03 

+ + + 

0 

+ + + 

0 

0,1 

+ + + 

0 

+ + + 

0 


Schweine- 

Norm. Schweine- 

Schweine- 

Norm. Schweine- 


serum 4 

serum 

serum 4 

serum 

1,0 

+ + + 

0 

+ + + 

0 

0,5 

+ + + 

0 

+ + + 

0 

0,3 

+ + + 

0 

+ + + 

0 

03 

+ + + 

0 

+ + + 

0 

0,1 

+ + + 

0 

+ +0 

0 


Erklanmg der Zeichen: + + + = komplette Hemmung, + +0 = Spur Hamolyse, 
-(-0 = fast komplette Hamolyse, 0 = komplette Hamolyse. 


Wie aus der Zusammenstellung der Tabelle II hervorgeht, hat sich 
der alkoholische Extrakt in der genannten Konzentration als durchaus 

Ente Abt. Orig. Bd. 65. Heft 3. 16 

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242 


(Jentralbl. f. Bakt etc. I. Abt. Originale. Bd. 55. Heft 3. 


gleichwertiges Antigen mit der Hydatidenfliissigkeit erwiesen. Auch 
hinsichtlich der Spezifitat haben die Versuche mit deni alkoholischen 
Extrakt gegeniiber den mit Hydatidentiiissigkeit angesetzten Versuchen 
eine vollkoinmene Uebereinstimmung ergeben. Sfimtliche von echino- 
kokkenkranken Tieren stammende Sera ergaben auch mit dem kiinst- 
lichen Antigen eine vollkoinmene Hemmung der Hamolyse, wfihrend bei 
normalen oder anderweitig erkrankten Tieren eine Komplementbindung 
uicht erfolgte. 

Was im iibrigen die Frage der Spezifitat der Reaktion fur die Echino- 
kokkeninfektion anlangt, so moclite ich mich in Uebereinstimmung mit 
Ghedini fur ihre Spezifitat aussprechen, da sowohl normale Sera als 
auch Sera bei andersartigen Erkrankungen eine komplementbindende 
F&higkeit gegeniiber den spezifischen Antigenen vermissen lieBen. Von 
Bedeutung fur die Frage der Spezifitat scheint mir noch die Tatsache 
zu sein, daB die Sera der echinokokkenkranken Tiere weder gegen einen 
alkoholischen Extrakt aus Meerschweinchenorganen noch gegen einen in 
gleicher Weise hergestellten Extrakt aus Schweineleber, bei dem Parasiten- 
bestandteile nicht mitverarbeitet worden waren, eine Komplementbindung 
erkennen lieBen. Inwieweit die Spezifitat der Reaktion etwa bei Ver- 
wendung von Extrakten aus verwandten Parasiten erhalten bleibt, miiBten 
weitere Untersuchungen ergeben. Die sparlichen bis jetzt nach dieser 
Richtung angestellten Versuche lassen meines Erachtens ein Urteil dartiber 
nicht zu. 

Der Gedanke, die Frage der Antikorperbildung bei der Echinokokken- 
infektion auch auf dem Wege der kiinstlichen Immunisierung zu prQfen, 
ist, wie schon friiher erwahnt, zuerst von Joest, allerdings mit negativen 
Ergebnissen, durchgefQhrt worden. Joests Auffassung, daB bei der 
von ihm angewandten Immunisierungsmethode eine etwaige Antikorper¬ 
bildung sich auch iin Prazipitationsversuch hatte nachweisen lassen 
miissen, hat ihn bedauerlicherweise auf die Anwendung der Komplement- 
bindungsmethode verzichten lassen, da er offenbar in Uebereinstimmung 
mit Uhleuhuth die Identitat von Prazipitinen und EiweiBambozeptoren 
annimmt und somit ein positives Ergebnis auch mit dieser Methode nicht 
erwarten konnte. 

Im Gegonsatz zu Joest berichtet Ghedini, daB es ihm auch beim 
Kaninchen gelungen sei, durch systematische Immunisierung mit Hyda- 
tidenfliissigkeit ein Serum zu gewinnen, welches im Komplementbindungs- 
versuch eine vollkommene, nach Ghedini spezifische, Hemmung der 
Hamolyse erkennen lieB. Da ich in der mir sonst zugSngigen Lite- 
ratur eine Bearbeitung von anderer, und namentlich von deutscher Seite, 
nicht finden konnte, habe ich die Joestschen Immunisierungsversuche 
einer erneuten Priifung unterzogen. Mehrere Kaninchen, deren Blutsera 
vorher auf das Fehlen prazipitierender oder komplementbindender Eigen- 
schaften gegeniiber der Cystenfliissigkeit gepriift worden waren, wurden 
durch intravenose Injektionen der frischen und absolut sterilen Cysten- 
fllissigkeit in der gleichen Weise immunisiert, wie dies zur Gewinnung 
prazipitierender Sera zu geschehen pflegt. Dabei mochte ich auch an 
dieser Stelle nicht unerwfihnt lassen, daB keines der Versuchstiere bei 
Verwendung der frischen Hydatidenfliissigkeit wahrend der ganzen Immuni- 
sierungszeit auch nur eine Spur von Vergiftungserscheinungen erkennen 
lieB, welche auf das Vorhandensein eines Toxins oder Ptomains in der 
unzersetzten Fliissigkeit hatte schliefien lassen. Zahlreiche, in ver- 
schiedeuen Intervallen vorgenommene Serumprflfungen der Versuchstiere 


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Graetz, Untersuchungen zur Serodingnostik der Echiuokokkeninfektion. 243 


bestatigten in voller Uebereinstimmung die Versuchsergebnisse Joests, 
daB es nicht gelingt, auf immunisatorischem Wege ein Antiserum her- 
zustellen, welches auch gegen die starkste Konzentration der Hydatiden- 
fliissigkeit eine deutliche Prazipitation zeigte. Selbst bei l&ngerem Aufent- 
halt der Versuche im Brutschrank war auch nicht eine Spur von Triibung 
bei der Vereinigung von Cystenfliissigkeit und Kaninchenantiserum zu 
erkennen. Ebensowenig entstand bei Vereinigung des Kaninchenanti- 
serums mit dera Serum eines echinokokkenkranken Tieres irgendein als 
Prazipitation iraponierender Niederschlag. 

Angesichts der negativen Ergebnisse der Prazipitationsversuche habe 
ich dann zum Nachweis einer etwaigen Antikorperbildung die Komple- 
inentbindungsmethode herangezogen. Die Methodik ftir die Versuche 
war die gleiche wie bei der Priifung der echinokokkenkranken Tiere. 
Als Antigene dienten mir wiederum die Cystenfliissigkeit des Schweines 
und der angegebene alkoholische Extrakt. Das Antiserum wurde eben- 
falls inaktiviert, und zwar in der Dosis von 0,1 zum Versuch verwendet bei 
fallenden Antigendosen. Auf diese Weise gelang es schon nach 3 bis 
4 Impfungen im Serum der immunisierten Tiere das Auftreten komple- 
mentbindender Substanzen festzustellen, welche mit Wiederholung der 
Impfungen eine deutliche Zunahme erkennen lieBen. Sehr hochwertige 
Sera habe ich indessen bei keinem der Tiere erzielen konnen, wenn sich 
auch der Titer des Immunserums, der sich zwischen 1:500 und 1:1000 
bewegte, als praktisch durchaus ausreichend erwies. 

Ich lasse hier zunachst zur Orientierung einige Versuchsergebnisse 
mit dem Serum immunisierter und normaler Kaninchen folgen: 

Die Versuche sind in gleicher Weise bezeichnet wie in Tabelle 1 
und 2. 


Antigen: Hydatidenfliissigkeit 

1,0 

O 

0,3 

■ 0,2 

0,1 

1. Kaninchenserum 118 (0,1) 

+ + + 

+++ 

+ + + 

+ + + 

+ + + 

2. Kaninchenserum 122 (0,1) 

+ + + 

+ + + 

+ + + 

+ + + 

+ + + 

3. Normalkaninchenserum 1 (0,1) 

0 

o 

e 

e 

e 

4. Normalkaninchenserum 2 (0,1) 

e 

e 

e 

e 

0 


Wie aus diesen oben angefuhrten Versuchen hervorgeht, igelingt es 
also auch bei Kaninchen, die lSLngere Zeit mit Hydatidenfliissigkeit immuni- 
siert worden sind, ein Immunserum zu gewinnen, welches ausgesprochene 
komplementbindende Eigenschaften gegen die zur Immunisierung ver- 
wendete Hydatidenfliissigkeit zeigte, w&hrend meine zahlreichen, mit 
Normalkaninchenserum angestellten Versuche stets durchaus iiberein- 
stimmende Resultate nach der Richtung erzielten, daB das Normalkanin¬ 
chenserum komplementbindende Fahigkeiten gegen die Cystenfliissigkeit 
nicht enthalt. 

Ich habe dann weiterhin namentlich in Hinblick auf die Frage der 
Spezifitat der Reaktion auch bei den kiinstlich immunisierten Tieren 
vergleichende Versuche mit den beiden Antigenen angestellt und bin 
hierbei zu den gleichen Resultaten gekommen, wie bei meinen Unter¬ 
suchungen an spontan erkrankten Tieren. Auch hierbei zeigt sich bei 
alien mehrfach wiederholten Versuchen, daB nur im Serum immunisierter 
Kaninchen komplementbindende Substanzen gegen die beiden Antigene 
nachzuweisen waren, wahrend das Serum normaler Tiere diese Eigen- 
schaft vermissen lieB. 

Ich lasse auch hiervon beispielsweise einige Versuchsergebnisse in 
tabellarischer Uebersicht folgen: 

16 * 


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244 


Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 55. Heft 3. 


Fallende Antigen- 
Dosen 

Hydatidenfliissigkeit 

Alkoholischer Extrakt 

Kaninchen- 
serum 118 

Normal- 

kaninehenserum 

Kaninchen¬ 
serum 118 

Normal¬ 

kaninchenserum 

1,0 

+ + + 

e 

+ + + 

0 

0,5 

+ + + 

e 

+ + + 

0 

0,4 

+ + + 

e 

+ + + 

0 

0,3 

+ + + 

e 

+ + + 

0 

0,2 

+ + + 

0 

+ + + 

0 

0,1 

+ + + 

0 

+ + + 

0 


Kaninchen- 

Normal- 

Kaninchen- 

Normal- 


serum 122 

kaninchenserum 

serum 122 

kaninchenserum 

1,0 

+ + + 

0 

+ + + 

0 

0,5 

+ + + 

0 

+ + + 

0 

0,3 

+ + + 

0 

+ + + 

0 

0,2 

+ + + 

0 

+ + + 

0 

0,1 

+ +<» 

0 

+e 

0 


Auch aus diesen in der Tabelle niedergelegten Ergebnissen gebt 
meines Erachten mit Eindeutigkeit hervor, daB die Sera immunisierter 
Tiere im Komplementbindungsversuch positiv reagieren, gleichgiiltig, ob 
die Cystenfliissigkeit oder ein entsprechend hergestellter alkoholischer 
Extrakt aus Parasitenbestandteilen als Antigen zur Verwendung kommt. 
Angesichts derTatsache, daB bei Verwendung von Normalkaninchenserum 
eine Komplementbindung gegen die beiden Extrakte nicht erfolgt, nament- 
lich in Hinblick auf den Parallelismus der Versuchsergebnisse, scheint 
auch bei der kiinstlichen Immunisierung der Spezifitat der Reaktion mit 
groBter Wahrscheinlichkeit verbtirgt zu sein. Ich mochte mich indessen 
nur insoweit mit einer gewissen Bestimmtheit fur die Spezifit&t der 
Reaktion aussprechen, als die Hydatidenfliissigkeit als Antigen zur Ver¬ 
wendung kommt, wfihrend ich bei Verwendung des alkoholischen Extraktes 
im Kaninchenversuch die Frage der Spezifitat nur mit einer gewissen 
Reserve bejahen mochte. 1st es ja doch eine von vielen Seiten gemachte 
Beobachtung, die auch ich in zahlreichen Versuchen, auf die ich noch 
an anderer Stelle zuriickkommen werde, best&tigen konnte, daB schon 
vielfach das Serum normaler Kaninchen in Verbindung mit alkoholischen 
Extrakten eine komplette Bindung des Komplements bewirkt. Diese 
Eigenschaft des normalen Serums, die unter UmstSnden sogar beim 
gleichen Tiere an verschiedenen Tagen bedeutenden Schwankungen unter- 
worfen sein kann, muB meines Erachtens fiir die Beurteilung der Versuche 
stark in Rechnung gezogen werden, und es darf jedenfalls in derartigen 
Fallen eine Spezifitat der Reaktion nur dann angenommen werden, wenn 
das Serum der immunisierten Tiere vor der Behandlung komplement- 
bindende Eigenschaften gegen die zur Impfung verwendeten Antigene 
nicht gezeigt hat, oder wenn sich unter dem Einflufi der Impfung bei 
dem Serum des Immuntieres in verschiedenen Intervallen eine Zunahme 
in der Starke der Reaktion erkennen laBt. Fiir meine eigenen im vor- 
stehenden berichteten Versuche glaube ich mich unter Beriicksichtigung 
der vorerwahnten Kautelen ohne Bedenken auch fiir die kiinstlich immuni¬ 
sierten Tiere fiir eine Spbzifitat der Reaktion im Sinne Ghedinis aus¬ 
sprechen zu konnen. 

War somit durch die Versuche am kranken Tier und auf immuni- 
satorischem Wege der Beweis einer spezifischen Antikorperbildung bei 
der Echinokokkeninfektion erbracht, so schien es von weiterem Interesse, 


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Graetz, Untersuchungen zur Serodiagnostik der Echinokokkeninfektion. 245 

wenn moglich festzustellen, welche Bestaudteile der Hydatidenflussigkeit 
wohl als die Ursache der Antikorperbildung angesehen werden konnten. 
Die Spuren von Kochsalz und Bernsteinsaure, die sick in der Cysten- 
fliissigkeit vorfinden, konnten wohl kaum dafiir verantwortlich gemacht 
werden; es muBte vielmehr in erster Linie an die in der Fliissigkeit 
enthaltenen Eiw r eiBsubstanzen bezw. an deren Abbauprodukte, Leucin 
und Tryosin, gedacht werden, und ich glaube durch meine mit diesen 
Substanzen angestellten Iramunisierungsversuche Anhaltspunkte gewounen 
zu haben, welche diesen Substanzen einen Anteil an der Bildung der 
Immunkorper zu sichern scheinen. Ich habe zum Zweck der Immuni- 
sierung die beiden chemisch reinen Substanzen in Kochsalzlosung auf- 
gelost und mit den gesattigten Losungen Kaninchen, deren Blut im 
Komplementbindungsversuch gegen die betreffenden Antigene und gegen 
die Cystenfliissigkeit negativ reagierte, durch intravenose Injektionen zu 
iminunisieren versucht. Es gelang bei diesen Tieren schon nach melir- 
maligen Impfungen im Komplementbindungsversuch Antikorper nachzu- 
weisen, welche nicht nur mit den zur Immunisierung verwendeten Sub¬ 
stanzen, sondern auch gegen die Hydatidenflussigkeit und gegen den 
alkoholischen Extrakt aus Parasitenbestandteilen eine deutliche Komple- 
mentbindung ergaben. Ich bin weit davon entfernt, aus den wenig zahl- 
reichen Versuchen, welche zwar stets ubereinstimmende Resultate ergaben, 
jetzt schon bindende Schlusse zielien zu wollen, zumal es mir auf der 
anderen Seite nicht gelang, mit dem Serum von Kaninchen, welche mit 
Cystenfliissigkeit immunisiert waren, und welche gegen die Hydatiden- 
fliissigkeit und den alkoholischen Extrakt positiv reagierten, absolut ein- 
deutige Resultate zu erzielen, wenn Leucin und Tyrosin als Antigene 
dienten. Vielleicht vermogen ausgedehntere Versuche nach der Richtung, 
namentlich das Phanomen der Anaphylaxie, definitive Aufschliisse zu 
geben, ob und welche Bedeutung dem Leucin und Tyrosin fiir die Anti¬ 
korperbildung bei der Echinokokkeninfektion zukommt. 

Zusammenfassung: 

Zum Schlusse mochte ich nooh einen kurzen Ueberblick iiber die 
durch meine Untersuchungen gewonnenen Resultate geben: 

1) Die frische, bakterienfrei gewonnene Hydatidenflussigkeit ist frei 
von Toxinen und Ptomainen und erweist sich gegeniiber den Versuchs- 
tieren, sowohl bei subkutaner wie bei intravenoser und intraperitonealer 
Verimpfung, auch in groBeren Dosen als vollkommen indifferent. 

2) Die beiden Hauptbestandteile der Cystenfliissigkeit, Leucin und 
Tyrosin, rufen ebenfalls keinerlei Erkrankungserscheinungen bei Ver- 
suchstieren hervor. 

3) Im Serum echinokokkenkranker Tiere ist mit Hilfe der Prazipi- 
tationsmethode eine Antikorperbildung nicht nachzuweisen. 

4) Das Serum echinokokkenkranker Schweine zeigt gegen die 
homologe Cystenfliissigkeit und gegen einen alkoholischen Extrakt aus 
Parasitenbestandteilen das Phanomen der Komplementbindung. Die 
Reaktion kann als spezifisch gelten, da normale Sera und Sera von 
andersartig erkrankten Tieren frei von komplementbindenden Substanzen 
sind. 


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246 


Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 55. Heft 3. 


Es gelingt auch auf immunisatorischem Wege, die Bildung spezifischer 
Antikorper im Serum von Kaninchen zu erzielen. Diese Antikdrper- 
bildung laBt sich ebenfalls nur im Komplementbindungsversuch nach- 
weisen, wahrend das Kaninchenserum spezifische Prazipitine gegenuber 
der Hydatidenfliissigkeit vermissen laBt. 

Als Antigen konnte neben der homologen Hydatidenfliissigkeit mit 
gleichem Erfolg ein alkoholischer Exktrakt aus Parasitenbestandteilen 
verwendet. werden. Sowohl die Sera der echinokokkenkranken Tiere, 
wie die Kaninchenimmunsera zeigten bei Verwendung der beiden Antigene 
vollkommen iibereinstimmende Resultate. 

Es ist mir nicht gelungen, bei Meersckweinchen, welche mit Cysten- 
fliissigkeit subkutan oder intraperitoneal vorbehandelt waren, nach Ablauf 
einer entsprechenden Inkubationszeit durch intraperitoneale Nachinjektion 
von Cystenfliissigkeit anaphylaktische Erscheinungen auszulosen. 

Das Serum von Kaninchen, welche mit Leucin und Tyrosin immuni- 
siert wurden, zeigte das Phanomen der Komplementbindung sowohl 
gegen die zur Immunisierung verwendeten Antigene wie gegen die 
Hydatidenfliissigkeit und gegen den alkoholischen Extrakt in gleicher 
Starke. Es scheint demnach wahrscheinlich, daB den beiden Bestand- 
teilen der Cystenfliissigkeit, Leucin und Tyrosin, ein bedeutender Anted 
an der Antikorperbildung zugeschrieben werden darf. 


Literatnr. 

Fleig et Lisbonne, Soc. de Biol. 1908. p. 512. 

Ghedini, Gazetta d. Ospedali. 1906 u. 1907. 

Ghedini, G., II valore della sieroreazione basata sulla fiesazione del complement 
nello patologia e uella diagnosi di alcune malattie elmintiche. (Annali Ist. Maragliano. 
Vol. 3. 1909. No. 30 

Joest, Studien iiber Echinokokken- und Cysticerkenfliissigkeit. (Zeitschr. f. Infektions- 
krankh. d. Haustiere. Bd. 2. 1907.) 

Kreuter, E., Zur Serodiagnostik der Echinokokkeninfektion. (Miinchn. med. Wochen- 
schrift. 1909. No. 36.) 

Lippmann, H., Zur Serodiagnostik der Echinokokkencysten. (Berl. klin. Wochen- 
schrift. 1910. No. 1.) 

Weinberg et Parvu, Soc. de Biol. 1901 et 1908. 

Weinberg, Soc. de Biol. 1909. 

-, Serodiagnostic de I’Ecbinococcose. (Annal. Instit. Pasteur. T. 23. 1909. p. 472.) 

Welst et Chapman, Lancet 1908. 

Weitere Literaturangaben enthalt die Arbeit von Lippmann, sowie die Arbeit von 

Gengou: La fixation a’Alexine et ses applications pratiques. (Revue d’Hvg. T. 31. 

1909. No. 10.) 


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Crendiropoulo, Nouveau proc&le pour la culture des microbes anaerobies. 247 


Nachdruck verboten. 

Un nouveau procede pour la culture et la separation 
des microbes anaerobies. 

[Laboratoire du Conseil Sanitaire, Maritime et Quarantenaire d’Egypte 
h Alexandrie (President Dr. M. Arm and Ruffer).J 

Par le Dr. M. Crendiropoulo, Directeur du laboratoire. 

Les proc6d6s de la separation des anaerobies ne font qu’augmenter 
tous les jours, preuve qu’ils repondent peu aux besoins incessants de 
la microbiologie. L’ideal serait une technique simple qui avec une 
instrumentation rudimentaire, donnerait des rdsultats prompts et nets 
entre toutes les mains et dans les laboratoires les plus pauvres. Un 
tel procede, s’il est toutefois possible, est encore loin d’etre imagine. En 
attendant nous croyons utile de presenter une manibre qui nous a servi 
a separer les microbes anaerobies des selles avec des resultats trbs 
satisfaisants dans un laboratoire provisoire pendant notre mission & 
Suakim. Elle ne necessite que des tubes k culture, quelques petits 
flacons k large col et un appareil 4 hydrogbne qu’on peut construire 
en tout lieu. 

On verse dans des tubes de 180 mm.X12 mm. jusqu’e la hauteur de 
trois ou quatre centimetres, de l’agar glucose liquefie qu’on incline de 
fa^on que le sommet du bee de flfite arrive au quart inferieur du tube. 
Apres sa prise on met les tubes dans la position verticale afin que l’eau 
de condensation se ramasse au fond. Pour ensemencer on preibve une 
anse de platine du materiel dilue et on porte la semence dans l’eau de 
condensation sans toucher & l’agar. Apres avoir bien melange on 
incline les tubes de diverses manures pour que le liquide ensemence 
passe successiveraent sur toute la surface de l’agar et l’on remet le 
tube debout en l’inclinant en peu du cote de la paroi libre. De cette 
fa<jon l’eau de condensation redescent sans repasser par la surface de 
l’agar. 

C’est la methode d’ensemencement de Veillon pour les aerobies. 

Quand tout le liquide est retombd au fond, on l'aspire avec pre¬ 
caution et aussi compietement que possible au moyen d’une pipette 
effiiee. Alors on brftle le bouchon de coton (qui ne doit pas etre 
hydrophile) et on le pousse k l’interieur du tube jusqu’il quelques milli¬ 
metres du sommet de l’agar. Ensuite on introduit dans la partie libre 
de l’eprouvette jusqu’k une hauteur convenable un tube de caoutchouc 
qu’on relie avec l’appareil & hydrogene, on renverse le tube k culture 
contenant le tuyau de caoutchouc et on le plonge dans un petit flacon 
4 large bord rempli k moiti£ d’une solution concentr£e d’acide pyro- 
gallique. On doit avoir soin que le bord du tube ne presse pas le 
caoutchouc, ou que celui-ci ne fasse pas des plis qui empechent le 
passage du gaz. On verse alors sur la solution pyrogallique, jusqu’a. la 
hauteur de 2 k 3 centimetres, un melange de lanoline au tiers avec de 
1’huile de vaseline, bien 6mulsionn6 et passd par toile et l’on donne 
libre acces k l’hydrogene. 

La couche grasse surnageante empeche l’air de rentrer mais permet 
l’£chappement du gaz quand sa tension est suffisante. Apres avoir 


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248 


(Jentralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 55. Heft 3. 


expurge l’air (15—20 minutes suffisent) on retire le caoutchouc par 
glissement en dehors du tube de culture en soulevant un peu ce dernier 
sans qu’il sorte de la solution pyrogallique et pendant que l’hydrogene 
continue k passer; on enlbve alors tout a fait le tube de communication, 
et on interroinpt le passage du gaz. Avec une pipette on verse dans 
la solution pyrogallique k travers la couche grasse un peu de soude 
caustique en solution concentree, en ayant soin de ne pas faire p6n6trer 
de l’air et Ton met h l’6tuve. 

Nous croyons devoir attirer l’attention sur la forme des tubes de 
culture qui doivent etre longs et etroits parcequ’avec les tubes trop 
larges l’agar risque de se decoder par son propre poids et de tomber 
sur le coton. Quand on veut avoir une simple culture sur l’agar incline, 
d’un microbe ana6robie, pr^alablement separe on peut se passer de 
l'hydrogbne, la quantity de pyrogallate de soude etant suffisante k elle 
seule pour priver le milieu de son oxygbne. Mais pour la separation, 
ce gaz est indispensable, parce qu’avant que l’oxygbne soit complbtement 
absorbe, les microbes aerobies stricts trouvent le temps de croitre et 
rendeut ainsi la separation tr£s difficile. 

Au commencement de nos recherches nous nous servions de l’agar 
glucose k 2 °/ 0 , mais plus tard pour faciliter reiimination de l’oxygene 
nous avons trouve avantage a incorporer dans ce milieu du nitrite de 
sodium a raison de 1 g 50 k 2 g par litre, quantite qui ne parait pas 
influencer la multiplication des microbes. Dans ce cas, la sterilisation 
est fait a 100° pendant une demi-heure, durant trois jours de suite. 

Avec ce procede il est facile de preiever les colonies au fur et a 
mesure qu’elles font leur apparition. Pour cela on retire avec une pince 
un peu longue le bouchon de coton, apres avoir convenablement essuye 
l’interieur de la partie libre du tube, on peche les colonies, on remet 
le bouchon en le poussant vers la profondeur et on r6pbte l’operation 
comme elle a 6t6 decrite plus haut. II est bien entendu que la solution 
pyrogallique et l’emulsion grasse doivent etre chaque fois renouvelees. 


Nachdruck verboten. 

Sur un nouveau milieu pour le diagnostic du cholera, 

|Travail du Laboratoire du Conseil Sanitaire, Maritime et Quarantenaire 
d’Egypte-Alexandrie (President: Dr. M. Arm and Ruffer).] 

Par les 

Dr. 31. Crcndiropoulo, et M me Dr. A. Panayotaton, 

Directeur du Laboratoire. Privatdocent si la faculty de M6decine 

d’Athfenes. 

La favour avec laquelle le milieu de Dieudonn6 a et6 accueilli, 
prouve combien etait n^cessaire une technique facile et sftre pour la 
separation du vibrion choierique. Le proc4d6 classique a l’eau peptonee 
ne suffit pas dans tous les cas et devient presque inutilisable dans les 
pays tropiquaux oil les selles choieriques sont loin de presenter toujours 
l’aspect caracteristique. Elies sont rarement riziformes et constituent 
souvent un bouillon verdatre dans lequel on peut rencontrer toute esp^ce 
de microbe. Parmi ceux-ci predominent le B. coli et certains autres 


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Crendiropoulo et Panayotatou, Nouveau milieu pour le diagn. du cholera. 249 


bacilles qui poussent avec une telle rapidity et vigueur qu’ils rendent 
la separation du vibrion trbs p4nible. 

L’un de nous a eu beaucoup si en souffrir pendant l’4pid6mie 
choierique de 1902 au lazaret de Tor. L’eau peptonee £tait au bout 
de 6 heures complement trouble et la culture, tr£s riche en d’autres 
esp&ces microbiennes, ne pr6sentait pas trace de vibrions, qui com- 
mencaient 4 peine k paraitre en nombre trbs restreint aprbs 24 heures. 
L’ensemencement direct sur plaques des selles dilutes donnait de meil- 
leurs r6sultats, mais la grande frequence du pyocyanique dans les 
excrements de nos malades suscitait souvent des difficulty insurmon- 
tables parce que la multiplication rapide empSchait le developpement du 
vibrion. 

Ces raisons nous ont pouss£s depuis longtemps & chercher un moyen 
d’eiiminer le B. pyocyanique de nos cultures et finalement nous avons 
r6ussi k preparer un milieu sur lequel celui-ci ne cultive pas ou, au 
moins ne commence k pousser qu’aprfcs 36 heures tandis que le vibrion 
donne en 18 heures des colonies assez grandes pour Stre repiqu£es. 
Quant aux autres microbes des selles, ils ne se laissent gu&re cultiver 
sur notre milieu. 

Celui-ci est compost uniquement de peptone. Mais toutes celles du 
commerce ne paraissent pas 6galement favorables k sa preparation. 
Parmi les produits des diverses fabriques que nous avons examine si. ce 
point de vue, seules les peptones Witte et Chapoteau nous ont 
donne des resultats satisfaisants. Voici comment nous le preparons. 
Cinq grammes de peptone sont dissous dans 190 c. c. d’eau de fontaine, 
on ajoute 10 c. c. d’une solutions de soude caustique si 10°/ 0 et on 
chauffe pendant quelques minutes (3 k 5). Aprfes refroidissement on 
filtre k travers papier et on sterilise si 100° pendant une demi heure. 
Quand on emploi la peptone Witte, il est preferable de diminuer la 
dose de soude et d’ajouter 8 c. c. de la solution au lieu de 10 c. c. Les 
proportions que nous venons d’indiquer ont une grande importance, parce 
que la combinaison de la soude avec la peptone doit 6tre telle, qu’elle 
laisse au liquide aprfes sterilisation le degre d’alcalinite necessaire 
compris entre 0,28%—0,4 %» calcuie en soude. Au moment de s’en 
servir on mele 4 parties de peptone alcaline & 6 parties d’agar peptone 
neutre (3 g agar, 1 g peptone, 0,5 chlorure de sodium, 100 c. c. eau) 
et on coule sur plaques. Le melange doit Stre fait aseptiquement, parce 
que sa sterilisation ulterieure produit lliydrolyse de l’agar qui brhnit et 
devient moins bon. Pour ensemencer on dllaie une certaine quantite 
de selles dans un peu d’eau saiee, preferable k l’eau peptonee, de cette 
dilution on pose sur differents endroits de la plaque 4 ou 5 anses de 
platine, qu’on 6tale au moyen d’une baguette de verre recourbee et l’on 
met si l’etuve. 

L’hemoagar alcalin de D i e u d o n n e est certainement excellent mais 
il presente quelques inconvenients dont le plus grand est de ne laisser 
pousser le vibrion qu’aprbs un sejours prealable de 24 heures si l’etuve 
avant tout ensemencement. En outre il n’empSche pas toujours la multi¬ 
plication du B. pyocyanique et dans nos nombreux essais nous avons 
souvent trouve sur les plaques des colonies de ce microbe qui se di- 
stinguaient difficilement de celles du vibrion k cause de la couleur fonc6e 
du milieu. Avec notre proc£d6 ces inconvenients sont dlimines. On 
peut ensemencer la plaque imm6diatement aprfcs la prise de l’agar. D’un 


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250 


Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 55. Heft 3. 


autre cot6 notre milieu, beaucoup plus simple et aussi facile it preparer, 
dtant incolore, permet de distinguer tr£s bieu les colonies vibrioniennes 
qui sont rondes, demi transparentes, d’une couleur bleu&tre au commence¬ 
ment et plus t<4rd blanchatres. Le B. pyocyanique, quand il pousse, ce 
qui arrive avec la peptone Chapoteau, fait son apparition tr&s tardive- 
ment et il possbde d6jit sa couleur caracteristique. 

Nous n’avons pas eu l’occasion d’exp^rimenter avec des selles 
choleriques, mais toutes les fois (et elles sont nombreuses) que nous 
avons ensemencd sur notre milieu le vibrion avec le pyocyanique, nous 
n’avons rencontr£ dans les 24 premieres heures que des colonies vibrio¬ 
niennes a l’exclusion de toute autre, tandis que les tSmoins montraient 
surtout le B. pyocyanique et rarement k cot6 de lui quelques vibrions. 
Le melange de differentes selles avec le vibrion ou le vibrion et le 
pyocyanique nous a amen6 aux memes r£sultats. Trois fois seulement 
nous avons vu sur les plaques de rares colonies blanches, opaques, 
tr£s facilement distingu6es et form^es de microcoques, ou d’autres 
bacilles. 

L’alcalinit6 ne parait pas etre le seul facteur de la r6ussite parce 
que les peptones de Merck et de By la nous ont donn6 des r^sultats 
n£gatifs mSme avec une alcalinite de 0,3 %• D’un autre cot6, si h la 
place de l’alcalipeptone on ajoute k l’agar une simple solution de soude 
de fa<jon k porter son alcalinite a 0,3 °/ 0 , les r6sultats sont nuls. Il est 
probable qu’aprbs l’addition de la soude il se forme des corps qui 
empechent le d£veloppement des autres microbes sans nuire k celui du 
vibrion. Mais les elements qui se combinent avec l’alcali pour produire 
ces corps, ne doivent pas se trouver en 6gale quantity dans les diflte- 
rents peptones du commerce. Ainsi la peptone Witte en contient 
beaucoup moins que celle de Chapoteau, parce que si Ton ajoute 
respectivement la meme dose d’alcali k deux solutions 6gales de ces 
peptones, celle de Witte reste toujours beaucoup plus alcaline que 
l’autre. C’est pourquoi nous avons conseilld plus haut d’y mettre 
moins de solution de soude. Dans certaines peptones ces 616ments 
paraissent manquer complbtement. Tel est le cas des peptones Merck 
et By la. 

Notre milieu rest6 & la temperature et la lumifcre du laboratoire 
pendant un mois nous donnait encore de bons r6sultats mais k partir 
de cette date sa sp^cificite commen^ait k fl6chir. 


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Konew, Prazipitationsreaktion als diagnostische Methode beim Rotze. 251 


Nachdruck verboten. 

Prazipitationsreattion als diagnostische Methode 

heim Rotze. 

Vorlaufige Mitteilung. 

Von Privatdozent D. Konew, 

Direktor des Bakteriologischen Laboratoriums beim Veterinarinstitut in Charkow. 

Die Prazipitationsreaktion hat sich bis jetzt noch keine groBe An- 
wendung zur Diagnostik bei Infektionskrankheiten erobert. In der Tat 
mfifite sie aber dieselbe Rolle wie andere Serurareaktionen (Agglutination, 
Komplementbindung, Opsonine usw.) spielen. Die Prazipitinbildung in 
den Organismussaften fangt scheinbar rait dem Momente des Erscheinens 
des Krankheitserregers an; schon wahrend der Inkubationsperiode werden 
die Prazipitine gleichzeitig mit der Mikroorganismenvermehrung von den 
Organismussaften und -zellen vernichtet, und neben ihrer Auflosung 
findet auch die Bildung verschiedener Antikorper statt. Wollen wir vom 
Momente des Erscheinens der Prazipitine im infizierten Organismus nach 
der Geschwindigkeit der Prazipitinbildung im Tierorganismus nach einer 
Injektion der auslosbaren Albumine Oder Bakterioproteine urteilen, so 
mfissen wir annehmen, daB die Prazipitine sich im Organismus jedenfalls 
nicht spater, sondern vielleicht frfiher als andere Antikorper bilden. 
Von ihrer Bildung wissen wir nur deshalb wenig, weil sie schwer zu 
entdecken sind, da sie sich bei natfirlicher Infektion in geringer Masse 
bilden und in den Saften und Geweben des ganzen Organismus stark 
aufgelost sind. Doch schien die Idee, die Prazipitationsreaktion zu 
diagnostischen Zwecken zu benutzen, verlockend zu sein, da einerseits 
die Reaktionstechnik dabei sehr einfach ist, andererseits die Reaktions- 
elemente gefahrlos sind, was von groBer Bedeutung bei einer Infektions- 
krankheit wie Rotz ist, wo der Arzt bei der Untersuchung unbedingt 
der Todesgefahr ausgesetzt ist. 

In meinen Studien fiber die Rotzbekampfuugsmethoden habe ich auf 
die Diagnostik des Rotzprozesses in seinen verschiedenen Erscheinungs- 
formen acht gegeben, und habe unter anderen diagnostischen Methoden 
auch die Prazipitationsreaktion untersucht. Meine ersten Versuche habe 
ich mit den Malleinen, die im Handel zu finden sind, und auch mit dem 
Mallein, das ich selbst ohne Glyzerin angefertigt habe, angestellt. Diese 
Versuche ergaben aber keine bestimmten Resultate: Die Reaktion zeigte 
sich wenig empfindlich und wurde von vielen zufailigen Umstfinden 
beeinfluBt, weswegen ich weitere Arbeit in dieser Richtung aufgegeben 
habe. 

Meiner Meinung nach hangt die geringe Empfindlichkeit der Pra¬ 
zipitationsreaktion zum Teil davon ab, daB die Rotzmikroorganismen- 
extrakte, die zu meiner Verfugung standen, nur wenig Bakterioproteine 
der Rotzbacillen aufgelost enthielten. Deshalb habe ich eine konzentrierte 
Rotzmikrobenauflosung anzufertigen versucht, welche die Prazipitinspuren, 
die im Blutserum der rotzkranken Pferde aufgelfist sind, zu verbinden 
imstande ist. 

Teilweise nach den Angaben von Uhlenhuth bereitete ich die 
Rotzmikroorganismenauflfisung in folgender Weise: Die 2—3-tagige Agar- 


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252 


Centralbl. f. Bakt. etc. I Abt. Originate. Bd. 55. Heft 3. 


kultur tier Rotzbacillen loste ich mit 7—8-proz. AntiforminauflQsung auf, 
indem ich ungefahr 10 ccm davon auf eine Agarkultur gebrauchte. In 

2 Stunden lost sich die gewaschene Kultur im Antiformin bei Zimmer- 
temperatur vQllig auf. Wenn sich die gewaschene Kultur rasch auf lost, 
ftige ich zu derselben Antiforminauflosung eine neue Portion gewaschener 
Kultur hinzu, urn als Finalresultat eine geskttigte Rotzbacillenauflosung 
im Antiformin von gewisser Konzentration zu erhalten. Die gewonnene 
Auflosung, die eine stark alkalische Fliissigkeit darstellt, wurde 2 Stunden 
spater vermittelst 5-proz. SchwefelsSureauflosung neutralisiert. Als In- 
dikator benutzte ich Lackmus. Dann tiltrierte ich die Fliissigkeit, indem 
ich zuerst ein gewohnliches Papierfilter und spSter das Berkefeld- 
Filter gebrauchte, damit die unaufgeldsten Mikroorganismenkdrper ent- 
fernt wurden. Die erhaltene klare, etwas gelbliche Fliissigkeit, die leicht 
nach Chlor riecht, stellt das eine Komponent der Prazipitationsreaktion 
dar. Analog anderen lbsbaren Albuminen habe ich es „Mallease u ge- 
nannt. 

Die Prazipitationsreaktion wird auf folgende Weise ausgefiihrt: Man 
nimmt Blut aus der V. jugularis des Versuchspferdes in ein Probier- 
glas, das man dann bei Zimmer- oder Thermostatentemperatur ruhig 
stehen lSBt. Das abgeteilte Serum dient als zweiter filr die Prazipitations¬ 
reaktion notwendiger Teil. 

Um die Reaktion zu erzeugen, giefit man 1 ccm Mallease in eine 
Glasrohre von 3—4 mm im Diameter und 15 cm lang, so daB sich ein 

3 cm hohes Flussigkeitssaulchen bildet. Dann nimmt man ungefahr 
dieselbe Quantitat Blutserum in eine Pasteur-Pipette, die man in die 
Rohre mit Mallease derart einfiihrt, daB die Spitze der Pasteur-Pipette 
bis zum Rohrenboden gesenkt wird. Erst dann lafit man das Serum 
langsam unter die Mallease ausflieBen. Da es ein groBeres spezifisches 
Gewicht hat, so bleibt es unten, wahrend die Mallease nach oben ver- 
drangt wird. Indem man dann die freie Pipettenspitze mit dem Finger 
deckt, zieht man die Pipette vorsichtig heraus, so daB die Serumreste 
mit der Mallease nicht vermischt werden. 

Eine solche Vermischung ist auch beim Einfiihren der Pipette in 
das Serum zu vermeiden. Die beiden Flussigkeiten mtissen nur in 
einem Punkte in Kontakt kommen, dann ist die Reaktion ganz aus- 
gesprochen. 

Im Fall der positiven Reaktion, d. h. wenn das Serum von einem 
rotzkranken Pferde genommen wurde, entsteht infolge der PrSzipitats- 
bildung am Punkte der Beriihrung beider klarer Fliissigkeiten ein weiBer 
triiber Ring, der besonders deutlich bei guter Tagesbeleuchtung, wenn 
man die Rohre am Fenster auf etwas Dunkeles halt, zu sehen ist. Je 
nach der Krankheitsdauer wird die Bildung des weifien Ringes zu 
verschiedener Zeit und in verschiedener Intensitat beobachtet: Bei 
schweren und langwierigen Rotzfallen erzeugt das Serum den Ring 
sofort, bei leicht Erkrankten, wenn nur geringe VerSnderungen im 
Organismus zu konstatieren sind, tritt die Prazipitationsreaktion wah¬ 
rend 5—15 Min. ein. 

Die Sera gesunder Pferde und derjenigen, die an chirurgischen 
Krankheiten sogar mit hoher Temperatur leiden, auch von denen, die 
gegen Milzbrand, Rotlauf und Schweineseuche immunisiert sind, erzeugen 
keine Prazipitationsreaktion, sondern am Kontaktpunkte beider klarer 
FlQssigkeiten ist die optische Grenze deutlich zu sehen. 


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Levy, Ueber die Farbung der TuberkelbaciUen each Gasis. 


253 


Die Prazipitationsreaktion wurde von mir mit den Seris von 
150 Pferden, die gleichzeitig durch Agglutinationsreaktion und Maleini- 
sation untersucht wurden, gepriift, und fast in alien Fallen stimmten die 
Resultate der Prazipitationsreaktion mit denen der Mallein- und Agglu- 
tinationsreaktionen iiberein, dabei hatte die Prazipitationsreaktion den 
Vorzug, dafi sie keine zweifelhaften Resultate ergab, d. h. in den Fallen, 
wo die Agglutinationsreaktion beim Auflosen 1 : 400, 1 : 500 stattfand, 
erzeugte die Prazipitationsreaktion negative Resultate. 

Wir hatten es mit Rotzfailen, wo sich in den Lungen und Media- 
stinaldriisen bloB 2—3 Knotchen befanden und andere Organe keine 
Veranderungen zeigten, zu tun, und dock ergab die Prazipitationsreaktion 
dabei klare, positive Resultate. 

Auf Grund des oben Gesagten komraen wir zu folgendem Schlusse: 

1) Beim Benutzen der konzentrierten Rotzbacillenauflosungen 
(Mallease) ist die Prazipitationsreaktion auch in fruhen Rotzfailen als 
diagnostische Methode anzuwenden. 

2) Infolge einfacher Reaktionstechnik und kurzer Untersuchung (sie 
ist in 1 Stunde vollkommen auszufiihren) ist die Prazipitationsreaktion 
jeder anderen diagnostischen Methode vorzuziehen. 

3) Das Blut vom Versuchspferde ist vor der subkutanen Mallein- 
injektion zu entnehmen. 

4) Die Malleaseauflosungen miissen, bevor sie praktisch verwendet 
werden, nach dem Standardserum titriert werden, und deshalb konnen 
sie bloB in den bakteriologischen Laboratorien verfertigt werden. 


Naehdruck verboten. 

Ueber die Farbung der TuberkelbaciUen nach Gasis. 

[Aus dem Kgl. Instit.ut fur Infektionskrankheiten in Berlin. 

(Direktor: Geh. Obermed.-Rat Prof. Dr. Gaffky. 

Abt.-Vorsteher: Prof. Dr. Lentz).] 

Von M. Levy, Med.-Praktikantin. 

In Abt. I. Orig. Bd. 50 des Centralbl. f. Bakteriol. p. Ill berichtete 
D. Gasis fiber eine neue Reaktion der TuberkelbaciUen und eine auf 
dieser Reaktion beruhende Differentialfarbungsmethode zwischen Tuberkel- 
und Smegmabacillen. 

Wahrend die bisher geiibten Methoden zur Farbung der Tuberkel- 
bacillen auf dem Prinzip der Saurefestigkeit beruhen, grtindet sich die 
Gasissche Methode der Tuberkelbacillenfarbung auf die Fahigkeit dieser 
Bacillen, sich durch sauere Anilinfarbstoffe, denen ein Beizmittel bei- 
gefiigt ist, zu farben und den Farbstoff auch bei Anwendung von Alkalien 
festzuhalten, d. h. auf ihre Alkalifestigkeit. Im Gegensatz dazu ver- 
mdgen zwar die Smegmabacillen den Farbstoff aufzunehmen, geben ihn 
aber bei Anwendung von Alkali wieder ab und farben sich mit der 
nachfolgenden Kontrastfarbe, sind also nicht alkalifest. 


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Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 55. Heft 3. 


Gasis geht bei der Ffirbung folgendermaBen vor: 

1) Einige Kubikzentimeter (5 ccm) einer 1-proz. Eosinlosung (1 g 
krist. Eosin, 5 ccm abs. Alkohol, 95 ccm Aq. dest.) werden mit einem 
ungefahr linsengroBen Sttick Quecksilberchlorid im Reagensglase lang- 
sam unter Umschiitteln gekocht, bis das Quecksilberchlorid sich ganz 
auflbst. 

2) Das in der Flamme fixierte Ausstrichpraparat wird 1—2 Minuten 
lang mit warmer Farblbsung bedeckt. 

3) Dann in H 2 0 abgespfllt und mit dem Entfarbungsmittel iiber- 
gossen (0,5 Na-Hydrat, 1,0 Kaliumjodid, 100,0 eines 50-proz. Alkohols), 
bis die rote Farbe verschwunden ist und das PrSparat grauweiB erscheint. 

4) Entfernung des Entfarbungsmittels durch Alkohol absol. Griind- 
liche Wasserspiilung. 

5) Kontrastfarbung mit Methylenblaulbsung (1,0 g krist. Methylen- 
blau, 10 ccm Alkohol absol., 0,5 ccm Salzsaure, 90 ccm Aq. dest.) fur 
2—3 Sekunden. 

Der Wert der neuen Methode besteht nach Gasis einmal darin, 
daB sie eine sichere Differentialdiagnose zwischen Tuberkelbacillen und 
Smegmabacillen ermoglicht, dann aber auch darin, daB man mit der- 
selben neue Aufschliisse iiber die chemische Zusammensetzung der 
Tuberkelbacillen erhalt, und daB man Formen sieht, die man auf andere 
Weise nicht sichtbar machen kann. 

Im Hinblick sowohl auf die praktische, als auch auf die theoretische 
Bedeutung, die eine solche Methode beanspruchen muB, habe ich sie 
einer Nachpriifung unterzogen. 

Die F&rbung wurde genau nach der Vorschrift von Gasis aus- 
gefiihrt und zur Priifung eine groBere Zahl tuberkulfiser Sputa sowie 
verschiedene Reinkulturen verwandt. Das Resultat war folgendes: 

Die Tuberkelbacillen erscheinen im Sputum leuchtend rot in dem 
griinlich-blau gefdrbten Sputum, bei Farbung von Reinkulturen leuchtend 
rot zwischen den griinblau gefarbten Partikelchen des Nahrbodens und 
Detritus. Es lassen sich unter ihnen im wesentlichen drei Formen 
unterscheiden: 

1) Lange, dickere, mitunter leicht gebogene Stabchen, 

2) kleine, schlanke Formen, 

3) granulierte Formen. 

Dagegen gelang es trotz genauester Innehaltung der Gasisschen 
Vorschrift weder in Reinkulturen noch im Sputum sogenannte Sporen 
zur Darstellung zu bringen. Auch freiliegende Granula, welche die 
Farbreaktion der Tuberkelbacillen zeigen, sowie eine den Zellleib teil- 
weise oder vollstandig umschlieBende Hfllle, wie sie Gasis gesehen 
haben will, waren in sehr zahlreich angefertigten PrSparaten nicht sicht¬ 
bar. DaB durch die neue Farbung mehr Bacillen gef&rbt werden, als 
mit der Ziehlschen Methode, konnte durch direkte Auszkhlung der 
Gesichtsfelder in gleichmaBig ausgestrichenen Parallelpraparaten nicht 
nachgewiesen werden, wohl aber muB zugegeben werden, daB sich die 
Tuberkelbacillen kufierst klar und distinkt von dem Untergrund abheben, 
so daB ihr Auffinden bedeutend erleichtert wird. Am hSufigsten sind 
die mittelgroBen Bacillen, jedoch kommen auch, wenigstens in unseren 
Pr&paraten, die granulierten Formen nicht eben selten vor. 

Die Smegmabacillen, die ich in Reinkultur priifte, erschienen kleiner 
und plumper als die Tuberkelbacillen, an ihren Ecken abgerundet. Ihr 


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Levy, Ueber die Farbung der Tuberkelbacillen nach Gasis. 


255 


tinktorielles Verhalten wechselte. Einzelne Bacillen sind rein blau ge- 
farbt, andere dagegen, die scheinbar nur teilweise durch das Alkali 
entfarbt sind, sind durch das nachfolgende Methylenblau schmutzig 
violett gefarbt, ein nicht unerheblicher Teil der Bacillen ist dagegen 
vollkommen rot. 

Die Farbeversuche wurden auch noch auf andere Bacillen der 
Gruppe der sogenannten „saurefesten Bacillen 44 ausgedehnt und dabei 
folgende Resultate erzielt. Es farbten sich: 

1) Timotheebacillen: teils rot, teils blau; 

2) saurefeste aus Ham: teils rot, teils blau; 

3) Grasbacillen: rot; 

4) Pseudoperlsucht: rot; 

5) Blindschleichentuberkulose: rot; 

6) saurefeste aus Milch: blau. 

Aus diesen Untersuchungen geht hervor, daB 

1) die Reaktion von Gasis nicht spezifisch ist fiir Tuberkelbacillen, 
da auch noch andere der sogenannten saurefesten Bacillen die 
Reaktion zeigen, 

2) die Methode auch differentialdiagnostisch nicht durchaus zuveriassig 
ist, da auch die Smegmabacillen nicht ausnahmslos das Eosin ab- 
geben und sich mit der Kontrastfarbe farben. 

Wollte man sich also in Fallen, wo das tinktorielle Verfahren ver- 
sagt, nicht auf die geringen morphologischen Unterschiede verlassen, so 
ware man z. B. bei chirurgischen Eingriffen nach wie vor auf den zeit- 
raubenden Tierversuch angewiesen. 

Obwohl nun praktisch bauptsachlich die Smegmabacillen in Frage 
kommen, so ist doch die Moglichkeit nicht von der Hand zu weisen, 
daB auch andere der Gruppe der saurefesten Bakterien zugehorige 
Bacillen, die teilweise dieselbe Farbreaktion zeigen wie die Tuberkel¬ 
bacillen, gelegentlich in das Untersuchungsmaterial kamen und so zu 
schweren diagnostischen Irrtumern AnlaB geben konnten. Die morpho¬ 
logischen Einzelheiten, die Gasis gesehen haben will, konnte ich in 
meinen Praparaten nicht feststellen. 

Es bietet demnach die Methode keinen Vorteil vor den librigen 
Methoden. Zugestanden muB werden, daB die Farbung auBerordentlich 
distinkt ist und das Auffinden der Tuberkelbacillen dadurch verhaitnis- 
maBig leicht ist. Dieser Vorteil wird aber wiederum aufgehoben durch 
die Umstandlichkeit des Farbeverfahrens und die geringe Haltbarkeit 
der Praparate. 


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Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originale. Bd. 55. Heft 3. 


Inhalt. 


Aoki, K., Der Paratyphusbacillus (Typus B) I 
als Eiterungserreger, p. 208. 
Crendiropoulo, M., Un nouveau proc4d6 
pour la culture et la separation des 
microbes ana6robies, p. 247. 

-et Fanayotaton, A., Sur un nouveau 

milieu pour le diagnostic du cholera, 

p. 248. 

Galli-Valerio, B. et de Bllovodski, O., 

Recherches sur la presence de sang dans 
l’appareil digestif ae quelques parasites, 

p. 218. 

Graetz, Fr., Experimentelle Untersuchun- 
gen zur Serodiagnostik der Echino- 
kokkeninfektion, p. 234. 


Konew, D. , Prazipitationsreaktion als 
diagnostische Metnode beim Rotze, 
p. 251. 

Bevy, M., Ueber die Farbung der Tu- 
berkelbacillen nach Gasis, p. 253. 

Fredtjetzchensky, W., Zur Frage iiber 
den Flecktyphuserreger, p. 212. 

Biihl, K., Quecksilber und Akne. Bei- 
trag zur Aetiologie der Acne vulgaris, 
p. 223. 

Vay, Franz, Studien iiber die Struktur- 
verhaltnisse von Bakterien mit Hilfe von 
farbehaltigen NahrbSden, p. 193. 


Die Redaktion des „Centralblatts fur Bakteriologie und ParasitenJcunde “ richtet 
an die Herren Mitarbeiter die ergebene Bitte, etieaige Wiinsehe um Lieferung von 
besonderen Abdriicken ihrer Aufsatxe enttceder bei der Einsendung der Abhandlungen 
an die Redaktion auf doe Manuskript sehreiben xu wollen oder spdtestens nach 
Empfamg der ersien Korrekturabxiige direkt an den Verleger, Herm Gustav Fischer 
in Jena, gelangen xu lassen. 


Die Herren Mitarbeiter werden hbf lichst gebeten, bereits fertig* 
gestellte Elischees — falls solche in it den Manuskripten abgeliefert 
werden — nicht der Redaktion, sondern direkt der Verlagshand- 
lnng Grustay Fischer in Jena einznsenden. 


Ftommimaiche Buchdrackerei (Hermann Pohle) in Jena. 


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Centralbl. f. BakL etc. I. AbL Originate. Bd. S5. Heft 4. 

Ausgegeben am 3. August 1910. 


Nachdruclc verboten. 

Beitrage zur Aetiologie der Bacillenrulir. 

[Aus der Hyg.-chem. Untersuchungsstelle beim Sanitatsamt I. Armeekorps, 

KSnigsberg i. Pr.] 

Von Dr. LSsener, Oberstabsarzt. 

Im Jahre 1908 habe ick in diesem Centralblatt x ) den Beweis zu 
fuhren versucht, daB in OstpreuBen und wohl iiberhaupt in Deutschland 
nicht die Amobenruhr, wie nach Veroffentlichungen friiherer Jahre an- 
genommen werden konnte, sondern die Bacillenruhr endemisch sei und 
daB OstpreuBen in dieser Beziehung eine Sonderstellung in Deutschland 
nicht einnahme. Es war ferner von rair festgestellt worden, daB bei 
Ruhrerkrankungen in OstpreuBen nebeu dem Bac. Shiga-Kruse noch 
andere Ruhrbacillentypen vorkamen, die unter verschiedenen Namen 
wie: „Pseudodysenterie Kruse“, „giftarme Typen der Dysenteriebacilleu 
Lentz“ 2 ) bekannt sind. Die zuletzt erwahnten Ruhrbacillentypen sind 
sowohl in auBerdeutschen Lhndern, als auch in Deutschland so haufig 
bei Epidemieen, bei endemisch verbreiteter Ruhr und bei Einzelf&llen ge- 
funden, daB es nicht besonders auffallig sein konnte, wenn derartige 
Bacillen auch in OstpreuBen bei Ruhrerkrankungen sich f&nden. Da 
aber liber solche Befunde aus dem Osten unseres Reiches frtiher noch 
nicht berichtet war, hielt ich ihre Erwahnung fiir angebracht. Es han- 
delte sich sowohl um „Bac. Flexner“, der seitens des Medizinaluuter- 
suchungsamtes in Gumbinnen bei Ruhrfallen in OstpreuBen nachgewiesen 
war'), als auch um „Pseudodysenteriebacillen“, die von einem spora- 
dischen Fall in Konigsberg stammten. Ich hatte den Namen „Pseudo- 
dysenterie Konigsberg" fiir diese Bacillenart gewhhlt, nicht etwa um 
sie als neuen Typus hinzustellen, wie Lentz in seinem Aufsatz 3 ) an- 
gibt, sondern weil die Benennung „Pseudodysenterie“ (Kruse) bereits 
in der Literatur Aufnahme gefunden hatte und ich es auf Grund eines 
Befundes bei einem sporadischen Fall gerade vermeiden wollte, mit neuen 
Bezeichnungen zu kommen. Fiir die Einreihung des Bac. „Pseudo- 
dysenterie Konigsberg" in den Ruhrbacillentypus Y waren mir die Er- 
gebnisse bei den Agglutinationsversuchen mit den mir damals zur Ver- 
fiigung stehenden Seren nicht beweisend genug. Um weiteres Material 
zur Beurteilung der vorliegenden Frage zu gewinnen, habe ich seitdem 
bei den ins hiesige Garnisonlazarett wegen Darmerkrankungen aufgenom- 
menen Kranken besonders auf Ruhrverdachtige geachtet und Material 
von solchen bakteriologisch und serodiagnostisch untersucht. In der 
Zeit vom Oktober 1908 bis September 1909 gingen dem hiesigen Lazarett 
im ganzen 6 Falle zu, die nach dem klinischen Verlauf als Ruhr auf- 
zufassen waren, ferner wurden im Februar und M&rz 1910 Stuhl- und 


1) Abteil. I. Orig. Bd. 48. p. 285, 294, 295. 

2) Handbuch a. pathogen. Mikroorganismen von Kolle u. Was Berm an n, 
2. Erganzungsband 1909. p. 402 (Lentz, Dysenteric). 


o) a. a. 0. p. 410. 

Erste Abt. Orig. Bd. 56. 

Heft 4. 

17 

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258 


Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 55. Heft 4. 


Blutproben von 3 klinisch als Ruhr erscheinenden Fallen aus der Gar- 
nison Pillau an die hiesige Untersuchungsstelle eingesandt. Bei 5 von 
diesen im Garnisonlazarett Konigsberg und Pillau behandelten 9 Kranken 
warden „giftarrne Ruhrbacillentypen“ (Pseudodysenterie Kruse) nach- 
gewiesen, und zwar gehorten davon 4 der Garnison Konigsberg, 1 der 
Garnison Pillau an. Klinisch verliefen alle F&lle leicht; maBiges Fieber 
ohne spezifische Kurve bestand nur in den drei ersten Behandlungs- 
tagen. Ruckfalle traten nicht auf, auch Nachkrankheiten wurden nicht 
beobachtet. Betreffs der kulturellen Befunde, welche mit den ge- 
ziichteten Bacillen erhalten wurden, wird auf die beigegebene Tabelle I 
verwiesen, in welcher zum Vergleich die Kulturorgebnisse mit ver- 
schiedenen anderen Ruhrbacillentypen aufgefiihrt sind. Aus der Krank- 
heitsgeschichte, den atiologischen Erhebungen und den Untersuchungs- 
befunden ist im iibrigen noch folgendes erw&hnenswert: 


1. Kanonier Sch., FuBart.-Reg. 1, am 27. 10. 08 mit Leibschmerzen und Durch- 
fall erkrankt und so fort ins Lazarett aufgenommen. Stuhl bis 29. 10. 08 blut- und 
schleimhaltig, in den 4 ersten Tagen taglich bis zu 11 Stuhlentleerungen, seit 8. 11. 08 
geformter regelrechter Stuhl; 16. 11. 08 dienstfahig entlassen. Ansteckuugsquelle nicht 
ermittelt, der Fall blieb vereinzelt. Am 29. 10. 08 aus dein Stuhl Ruhrbacillus Y 

1:5000') 

geziichtet, bei spateren Untersuchungen nicht mehr. Kultur durch Y-Serum ^ ■ lO UOO* 
1:2000 

durch D-Serum jT^qqq agglutiniert, durch Shiga-Kruse-, Flexner-, Strong- 

und A-Serum nicht beeinfluSt. Widal am 2. 11. 08 positiv 1:40 fur eigene Kultur, 
Bac. Y und D, vom 12. 11. 08 ab negativ. 


2. Kanonier H., Feldart.-Reg. 16, am 18. 3. 09 mit Durchfall, schleim- und blut- 
haltig, erkrankt, 20. 3. 09 ins Lazarett; hier in den 2 ersten Tagen taglich bis zu 
6 Stuhlentleerungen, seit 24. 3. 09. wieder geformter Stuhl, frei von Schleim und Blut. 
Am 10. 4. 09 dienstfahig entlassen. Aetiologie nicht aufgeklart, der Fall blieb ver¬ 
einzelt. Im Stuhl zwischen 5. und 13. Krankheitstage Ruhrbacillus Y gefunden, also 
teilweise zu einer Zeit, als der Stuhl schon geformt war. Kultur durch Y-Serum 
1:2000 ^ 1:1000 , , , , , , • 

1 ~ . iq qqq . D-Serum ^ . gQm ■ffilotiniert, durch die anderen bei Fall Sch. genannten 

Sera nicht. Widal am 7. 4. 09 positiv 1:60 fur eigene Kultur, Y und D, fur die 
iibrigen Bacillentypen negativ. 


3. Pionier M., Pion.-Bat. 18, am 14. 5. 09 mit Durchfall erkrankt, 15. 5. 09 ins 
Lazarett, vom 15. bis 17. 5. 09 taglich bis zu 12 Stuhlentleerungen. seit 21. 5. 09 
Stuhl geformt; Stiihle enthielten in den ersten Tagen Schleim, Blut wurde darin nicht 
festgestellt. Am 29. 5. 09 dienstfahig, Aetiologie des vereinzelt gebliebenen Falles nicht 
geklart. Im Stuhl nur einmal am 15. 5. 09 Ruhrbacillus Y gefunden, durch Y-Serum 
1:5000 1:1500 

1 ~ 100 0 0 ’ durch D-Serum j 2000 a gg^ ut ' n ' ert - Widal nur einmal gepriift am 15. 5. 
09 positiv 1 :30 fur eigene Kultur und Y. 


4. Fusilier Bu„ Gren.-Reg. 1, am 23. 8. 09 mit Durchfall, schleim- und bluthaltig 
erkrankt, 24. 8. 09 ins Lazarett, bis 29. 8. 09 taglich bis zu 16 Stuhlentleerungen, seit 
3. 9. 09 geformter, regelrechter Stuhl, am 16. 9. 09 dienstfahig. Betreffend Aetiologie 
s. unten. Zwischen 25. und 27. 8. 09 im Stuhl Ruhrbacillus Y gefunden, seitdem nicht 

1:3000 1: 1500 

mehr. Kultur durch Y-Serum i~rT0 CKX)’ ^ urc ^ H- Serum jt^qqq agglutiniert. Widal 
am 18. 9. 09 positiv 1 :50 fur eigene Kultur und Y. 


5. Kanonier P., Fufiartill.-Reg. 2 in Pillau, war im Lazarett Pillau vom 8. 1. 10 
ab wegen einer mit mafiigem Fieber einhergehenden Erkrankung (Huftgelenksentziindung, 
BrustfellerguB, NachtschweiBe) in Behandlung. Am 29. 1. 10. plotzlieh unter Temperatur- 
anstieg Entleerung dunnen Stuhls, bis 31. 1. 10 taglich bis zu 4 Stuhlentleerungen, 
ohne Blut und Schleim, seit 3. 2. 10 fester Stuhl, am 9. 2. 10 hafteten einem harten 


1) Zahler = Agglutinabilitat des gepriiften Stammee, Nenner = Titer des Test 
serums. 


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Loaener, Beitrage zur Aetiologie der Bacillenruhr. 


259 


Kotbrockel kleine Blutgerinnael an. Seit 11. 2. 10 fieberfrei und auBer Bett. Der Mann 
blieb wegen der iibrigen Krankheitaerscheinungen langer in Behandlung. Am 1. 2. 10 
im Stuhl Ruhrbacillus Y gefunden (in Tabelle I unter No. 12, in Tabelle II unter No. 5 
ala Ruhrfall Pi-GarniaonlazareU Pillau aufgefuhrt), Kultur durch D-Serum agglutiniert 
1:2000 1:1500 

YTTjQQQ, durch Y-Serum ^ • 5000 ’ Widal am 8. 2. 10 negativ 1:10 fur eigenen Bacillus, 

D und Y. Stuhluntersuchungen am 8. 2. 10 und vom 24. 3. 10 ab fielen negativ aus, 
dagegen wurden am 21. 2. und 8. 3. 10 Bacillen aus dem schon geformten, braunen 
Stuhl geziichtet, die aich kulturell wie Bac. Flexner verhielten, aber von 
keinem der mir zur Verfiigung atehenden Ruhraeren (Shiga- Kruse-, Flexner-, Y-, 
Strong-, A- und D-Serum) agglutiniert wurden. Die Agglutinationsproben fielen so- 
wohl bei geringer Verdiinnung (1:100), ala auch bei starkerer (1:500, 1000, 2000 usw.) 
negativ aus, so daB eine „Hemmung“ ausgeschlossen werden konnte (vgl. Tabelle II). 
Diese sich kulturell wie Bac. Flexner verhaltende Art ist in Tabelle 1 unter No. 13, 
in Tabelle II unter No. 6 ala Ruhrfall Pii-Garniaonlazarett Pillau aufgefuhrt. Weiteres 
Unterauchungamaterial ging aua Pillau nicht ein, so daB die W i d a 1 ache Reaktion mit 
dieser Art (Pii) nicht gepruft werden konnte. Da ein gleicher Bacillus aber auch von 
einem Ruhrfall in einer hieaigen Klinik (a. unten) geziichtet wurde, kann man nicht 
annehmen, daB ea aich um Nebenbefunde handelt, die in keinerlei atiologischem Zu- 
sammenbang mit den Erkrankungen atehen. Wenn man den Bac. Pn ala Ruhrbacillen- 
art anerkennt, wiirde bei Kan. P. der immerhin aeltene Fall von gleichzeitigein 
Yorkommen zweier verachiedener Ruhrbacillentypen bei einem K ran - 
ken vorliegen. 

Zur Aetiologie dea Falles 4 — Fiiailier Bu. — ist zu erwahnen, daB achon am 
27. 7. 09 ein Fiiailier S. deraelben Kompagnie in deraelben Kaaerne mit Durchfall 
achleim- und bluthaltig, erkrankte und am 29. 7. 09 ins Lazarett kam. Hier taglich 
nur bis zu 2 Stuhlentleerungen, aeit 4. 8. 09 geformter Stuhl, am 11. 8. 09 dienstfahig, 
kein Riickfall. Der Fall ist kliniach ala leichte Ruhr aufgefaBt worden, Ruhrbacillen 
wurden aber im Stuhl trotz wiederholter, vom 30. 7. 09 ab vorgenommener Unter- 
auchungen nicht nachgewieaen. Die Stuhle waren jedoch bei Vornahme der Unter- 
auchungen schon fakulent, auBerdem hatte S. vor und alsbald nach der Aufnahme im 
Lazarett Rizinusol erhalten. W idal fiel bei 3 Untersuchungen am 1. und 31. 8. 09 und 
23.9.09 negativ fur Bac. Shiga- Kruse, Flexner, Y, A una D, sowie die von Fiisilier 
Bu. atammende Kultur aus. Die Frage, ob dieser bakteriologiach nicht geklarte Fall S. 
mit dem voratehend unter 4. erwahnten Fall Bu. in Beziehung zu bringen sei, muBte 
offen bleiben. Die Ursache lieB sich bei beiden Fallen nicht ermitteln, weitere Falle 
kamen bei dem Regiment nicht vor. 

Zu Fall 5 — Kan. P. Pillau — ist zu berichten, daB ein Kan. K. deraelben Kom¬ 
pagnie, der mit P. auf gleicher Stube im Lazarett lag — K. war bis 28. 1. 10 im 
Lazarett an Genickatarre behandelt worden — am 31. 1. 10 wegen Folgeeracheinungen 
der Genickatarre wieder dem Lazarett zuging und dort am 9. 2. 10 mit Durchfall, 
achleim- und bluthaltig, und Stuhldrang bei maBigem, nur einen Tag anhaltendem 
Fieber erkrankte; bis zum 13. 2. 10 erfolgten taglich bis zu 13 Stuhlentleerungen, seit 
14. 2. 10 geformter Stuhl. K. blieb wegen der anderweitigen Krankheitszeichen in 
Lazarettbehandlung. Im Stuhl wurden Ruhrbacillen nicht gefunden (Untersuchung am 
11. und 21. 2. 10, nachdem K. schon Rizinusol erhalten hatte). Widal war am 
27. 2. 10 fur die von Kan. P. geziichtete Y-Kultur poaitiv, aber nur bia 1:20, die iiber- 
aandte Blutmenge war zu gering, um Priifungen mit anderen Bakterientypen anzuatellen. 

Eine weitere kliniach ala leichte Ruhr aufgefaBte Erkrankung kam bei einem Ge- 
freiten D. einer anderen Kompagnie desaelben Regiments in Pillau vor, der Beziehungen 
mit P. und K. nicht gehabt hatte. Am 12. 2. 10 Leibschmerzen mit Durchfall, 
achleim- und bluthaltig; 13. 2. 10 ins Lazarett; am Abend dieses Tagea leichtes Fieber, 
spater nicht mehr. Bis 14. 2. 10 bis zu 9 Stuhlentleerungen taglich, dann fester Stuhl, 
19. bis 21. 2. 10 wieder diinne, achleim- und bluthaltige Entlecrungen (taglich bis zu 4), 
•vom 22. 10. fester Stuhl. In den am 14. und 25. 2. 10 ubersandten Stuhlproben fanden 
sich Ruhrbacillen nicht, Rizinusol war vor der Einaendung reichlich verabfolgt worden. 
Widal am 27. 2. 10 negativ 1:10 fur die von Kan. P. atammende Y-Kultur; fur 
weitere Priifungen war die iibersandte Blutmenge zu gering. Die Aetiologie des Falles 
D. wurde nicht aufgeklart; weitere Erkrankungeu kamen in Pillau unter der Militar- 
bevolkerung nicht vor. 

Im Lazarett Konigsberg wurde ferner noch ein Unteroffizier Bo., Inf.-Reg. 43, 
behandelt, der am J. 9. 09 auf dem Uebungsplatz Arys mit Durchfall, achleim- und 
bluthaltig, erkrankte und im dortigen Barackenlazarett bia zum 11. 9. 09 unter der 
Diagnose „Ruhr“ behandelt und dann ina Lazarett Konigsberg zur Weiterbehandlung 
iibergefiihrt wurde. Nach dem Krankenblatt aind in der nygieniacben Untersuchungs- 

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Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 55. Heft 4. 


stelle im Lazarett Allenstein „Flexner“-Bacillen einmal in dem in den ersten Krank- 
heitstagen entleerten Stuhl nachgewiesen. Hier in Konigsberg hatte Bo. bereits feste 
Stiihle, in denen Ruhrbacillen nicht gefunden wurden, aucn fiel Widal fur Bac. 
Shiga-Kruse, Flexner, Y, A und D stets negativ aus. Bo. wurde am 2. 10. 09dienst- 
fahig entlas8en. Zu gleicher Zeit mit ihm encrankte in Arys ein Musketier einer 
anderen Kompagnie seines Regiments und wurde im Lazarett Arys an leichter Ruhr 
behandelt. Blut- und Stuhluntersuchungen haben bei diesem zuletzt genannten Fall 
anscheinend nicht stattgefunden. Weitere Ruhrerkrankungen wurden damals in Arys 
und seiner Umgebung weder bei den dort iibenden Truppen, noch bei der Zivilbevol- 
kerung nachgewiesen. 

SchlieBlich erhielt ich im Oktober 1909 Kenntnis von einem in der 
hiesigen Medizinischen Universitatsklinik behandelten, sporadischen und 
leicht verlaufenden Ruhrfall, aus dessen Stuhl in den ersten Krankheits- 
tagen in dieser Klinik eine Ruhrbacillenart geziichtet war, die mir zu 
vergleichenden Untersuchungen freundlichst tiberlassen wurde. Aus 
Tabelle I (No. 14) ergibt sich, daB diese Art kulturell sich wie Bac. 
Flexner verhalt, also auch genau mit dem oben beschriebenen, vom 
Ruhrfall Pll in Pillau (No. 13 der Tabelle I) stammenden Bacillus uber- 
einstimmt. Auch bei den Agglutinationspriifungen mit den oben ge¬ 
nannten Seren zeigte sich vollige Uebereinstimmung zwischen dem 
Bacillus des Ruhrfalls der Medizinischen Klinik und des Falls Pll in 
Pillau. Die nach 48 Stunden beobachtete, ganz schwach angedeutete 
Agglutination (Beobachtung bei starker VergroBerung) bei der Verdiin- 
nung des Flexner Serums 1:100 diirfte nicht als spezifiscli anzusehen 
sein. Naheres ist aus Tabelle II ersichtlich. 

In den iibrigen hiesigen Krankenanstalten sind — soweit mir be- 
kannt geworden — in den Jahren 1908, 1909 und 1910 (bis Februar) 
Ruhrfalle nicht behandelt, auch ruhrverdachtige Faile bakteriologisch 
nicht untersucht. In der Zeit vom 1. 1. 08 bis 26. 2. 10 sind tibrigens 
im ganzen Regierungsbezirk Konigsberg amtlich nur 4 Ruhrfalle zur 
Anzeige gebracht worden. 

Der Krankheitsverlauf ist bei den oben erwahnten Fallen deshalb 
etwas ausfiihrlicher geschildert, um zu zeigen, daB die bakteriologischen 
Untersuchungen iiberwiegend nur in den ersten Krankheitstagen einen 
Erfolg versprechen und daB diese Untersuchungen mbglichst vorzu- 
nehmen sind, ehe eine Behandlung mit Abfiihrmitteln eingesetzt hat. 

DaB die aus den Ruhrfailen der Garnisonen Konigsberg und Pillau 
(Sch., H., M., Bu. und Pi) gezilchteten Bakterien zum Ruhrbacillustypus Y 
(Kruse D) zu rechnen sind, geht aus den Ergebnissen in Tabelle I und II 
unzweifelhaft hervor, ebenso diirften sie mit den Erkrankungen in ur- 
sachlichem Zusammenhang stehen, wofur auch teilweise das Ergebnis der 
Widalschen Reaktion spricht. Die Frage, ob die vom Ruhrfall Pn in 
Pillau und vom Ruhrfall der hiesigen Medizinischen Klinik geziichteten 
Arten als Erreger der Erkrankungen zu gelten haben, ist oben bereits 
beriihrt und dflrfte, da es sich um 2 Ruhrfalle in verschiedenen Orten 
handelt, zu bejahen sein. Ueber die Haufigkeit solcher klinisch leicht 
verlaufenden Ruhrfalle ist, abgesehen von den Beobachtungen in Anstalten 
u. dgl., meines Wissens nur aus wenigen Bezirken des Reiches in um- 
fassender Weise berichtet worden. Nach den vorstehend geschilderten Be- 
funden scheinen Faile dieser Art haufiger zu sein, als man bisher annahm. 
Wenn in einem Zeitraum von 1^ Jahren unter der MilitarbevSlkerung 
eines kleinen Bezirks verhaltnismaBig viel sporadische Faile bezw. 
Gruppeuerkrankungen von Ruhr, und zwar nicht nur in warmer Jahres- 
zeit festgestellt sind, so laBt sich schlieBen, daB in der Zivilbevolkerung 


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Losener, Beitrage zur Aetiologie der BaciUenruhr. 


263 

ganz erheblich mehr derartige Falle vorkommen, die bei dem leichten 
Verlauf in der Regel gar nicht zur arztlichen Behandlung und daher 
auch nicht zur amtlichen Kenntnis gelangen werden. Blut- und Schleim- 
abgang mit dem Stuhl wird von den Kranken leicht iibersehen, so daB 
sie trotz der vielleicht mehrere Tage anhaltenden Beschwerden gar niclit 
an Ruhr denken. Auf welche Art sich der Infektionsstoff erhalt und wie 
die Uebertragung auf den Menschen bezw. von Mensch zu Mensch statt- 
findet, ob durch „Selbstinfektion u , durch „Kontakt- oder Nahrungsinittel- 
infektion 44 , wird, nameutlich bei sporadischen Fallen, nicht leicht auf- 
zuklaren sein. „Gesunde Bacillentrager 44 kommen nach neueren Erfah- 
rungen ebenso in Betracht, wie „chronische Dauerausscheider 44 ; ferner 
diirften die leichten oder ambulanten Ruhrfalle eine wesentliche Rolle 
bei der Fortziichtung des Infektionsstoffes spielen 1 2 3 4 ). Wenn auch die 
leichten Ruhrfalle in der Regel sporadisch zu bleiben scheinen, so kommen 
doch Gruppenerkrankungen und Epideraieen nicht allzuselten vor, ferner 
kann das Krankheitsbild bei den durch die „giftarmen Ruhrbacillentypen 44 
hervorgerufenen Fallen uuter Umstanden ein auBerordentlich schweres 
werden 2 ). Die sporadischen und anscheinend harmlosen Falle verdienen 
also unsere voile Beachtung, ihre Gefahrlichkeit fiir die Umgebung ist 
ohne weiteres klar. Von verschiedenen Seiten ist darauf aufmerksam 
gemacht, daB viele als einfache Diarrhoen erscheinende Affektionen zur 
bacillaren Dysenterie gehoren und daB auch bei der „Enteritis folli- 
cularis 44 der Kinder an Ruhr gedacht werden miisse 3 ). 

DaB die durch den Bac. Shiga-Kruse bedingten Ruhrfalle im 
allgemeinen die ernstere Erkrankung darstellen, wahrend die „giftarmen 
Ruhrbacillentypen 14 („Pseudodysenterie Kruse 44 ) in der Regel den 
leichteren Fallen zugrunde liegen, ist wohl allgemein anerkannt. Es 
besteht also zwischen diesen bakteriologisch auseinander zu haltenden 
Krankheiten auch ein gewisser klinischer Unterschied. Dementsprechend 
trennt man bei der bis jetzt iiblichen Benennungsart die Shiga-Kruse- 
Bacillen, die „non acid strains 14 der Amerikaner, die „giftigen Dysenterie- 
bacillen 44 (Lentz) von den „acid strains 41 , den „giftarmen Dysenterie- 
bacillen 44 (Lentz), den ^Pseudodysenteriebacillen 44 (Kruse). In alien 
diesen Bezeichnungen wird die Verschiedenheit beider Gruppen zum 
Ausdruck gebracht, man muB aber danach streben, diese Bakterien- 
gruppen sachgemaB zu benennen. Lentz 4 ) 5 ) erkl&rt die Krusesche 
Bezeichnung „Pseudodysenterie 4 ‘ fiir direkt falsch und die von Kruse 
hauptsachlich auf Grund des Castellanischen Versuches geschaffene 
Einteilung der Pseudodysenteriebacillen in die Untergruppen A bis H 
fiir nicht einwandfrei bezw. unrichtig. Lentz ist auf Grund des Krank- 
heitsbildes und pathologisch-anatomischen Befundes der Ansicht, daB alle 
Ruhrerkrankungen — leicht oder schwer — trotz der Verschiedenheit 
der Erreger als echte Dysenterie aufzufassen, daB zu den „giftarmen u 
Dysenteriebacillentypen nur die Bac. Flexner, Strong und Y zu 


1) Vgl. Lentz, a. a. 0. p. 432; ferner Heft 43 der Veroffentl. aus dem Geb. d. 
MiL-San.-wesens (Die H^genauer Ruhrepidemie des Sommers 1908); Mayer, Klin. 
Jahrb. Bd. 23. p. 157; Fischer, Hohn u. Stade, ebenda. p. 125. 

2) VgL Lentz, a. a. 0. p. 397. 

3) Blackham, dieses Centralbl. Abt. I. Rfif. Bd. 44 p. 287; Knopfelmacher, 
Med. Klinik. 1908. p. 1294; Heuser, Dtsche med. Wochenschr. 1909. p. 1694; weilere 
Literaturangaben vgl. Lentz, a. a. O. p. 433. 

4) Zeitschr. f. Medizinalbeamte. 1909. p. 67 — als Reierent. 

5) a. a. O. p. 409. 


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Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 55. Heft 4. 


rechnen waren und von diesen in Deutschland bisher in einwandfreier 
Weise nur der Bac. Y gefunden sei 1 ). Wegen der Schwierigkeiten, die 
sich bei Ausffihrung der Agglutinationsversuche zwecks Zuteilung ver- 
dachtiger Kulturen zu einer der genannten Typen der „giftarmen u Gruppe 
zuweilen einstellen — z. B. bei schwer agglutinablen Kulturen, bei gleich- 
artiger Beeinflussung einer Kultur durch verschiedenartige Seren usw. — 
will Lentz 2 ) fur den Fall, daB die serodiagnostischen Methoden ver- 
sagen, allein die kulturellen Methoden zur Entscheidung fiber die 
Zugehorigkeit zu einem bestimmten Typus herangezogen wissen, da die 
Kulturergebnisse bei frisch aus dem Stuhl gezflchteten Bakterien ganz 
eindeutig wfiren. Ich habe die Bezeichnung „Pseudodysenterie“ aus 
verschiedenen Grfinden im Jahre 1908 fur „nicht glficklich“ bezeichnet 
und empfahl allgemein den Ausdruck „Ruhrbacillen u unter Hinzuftigung 
des im speziellen festgestellten Typus zu gebrauchen, bis die Frage der 
Bacillenruhr mehr geklart ware 3 ). Die Benennung „giftarme Typen“ ist 
jedenfalls zweckentsprechender als „Pseudodysenterie“. Lentz verwirft 
auch die Bezeichnung „Paradysenteriebacillen“ ffir den giftarmen Tj’pus; 
der Name „Paradysenterie“ ist bisher nur von wenigen Autoren bei atio- 
logisch nicht einmal in alien Fallen geklarten Erkrankungen gebraucht 
worden. Wennein allgemeines Bedfirfnis vorhanden ware, die durch die 
„giftarmen Ruhrbacillentypen“ erzeugten Krankheiten als „Paradysenterie“ 
zu bezeichnen, so wtirde dieses wohl in gleicher Weise durchgeffihrt 
werden konnen, wie es seinerzeit beim Paratyphus geschehen ist, trotz- 
dem dieser Name frfiher ffir alle moglichen anderen Erkrankungen ge¬ 
braucht war, die mit den jetzt als Paratyphus bezeichneten nichts zu 
tun hatten. Typhus und Paratyphus stehen sich aber klinisch und patho- 
logisch-anatomisch nicht annahernd so nahe, wie die beiden in Frage 
stehenden Ruhrgruppen — eine Tatsache, die gegen die Einffihrung des 
Namens „Paradysenterie“ sprechen dtirfte. Ich glaube, daB es jetzt 
weder ein Bedfirfnis noch der richtige Zeitpunkt ist, den Ausdruck 
„Dysenterie“ ffir die in Frage kommenden Erkrankungen abzuandern. 
Anders steht es aber mit der Gruppierung der einzelnen zu den „gift- 
armen Typen“ gehorenden Bacillenarten. 

AuBer Lentz haben sich auch andere Autoren dahin ausgesprochen, 
daB man mittels des Castellanischen Versuches eine einwandfreie 
Artbestimmung von Bakterienarten nicht durchfflhren konne; wenn man 
aber mit Lentz nur drei Vertreter der giftarmen Ruhrbacillengruppe 
(Bac. Flexner, Strong, Y) annehmen will, so lassen sich eine An- 
zahl von Bacillen, die von Ruhrfallen stammen, nicht unterbringen. Von 
Befunden frfiherer Untersucher ware hier zunfichst der von K on rich 4 ) 
beschriebene Bac. DH zu erwahnen, der kulturell sich vollig wie Bac. 
Flexner verhielt, aber serodiagnostisch von diesem verschieden, auch 
vom Bac. Shiga-Kruse wegen der Kulturergebnisse zu trennen war. 
Ob dieser Bac. DH in atiologischen Zusammenhang mit den in Frage 
kommenden Ruhrerkrankungen gebracht werden kann, ist allerdings nicht 
aufgekl&rt. Der von Mayer (a. a. 0.) beschriebene Bac. pseudodys. 
Ffirth scheint sich auch nicht sicher in eine der 3 Gruppen von Lentz 
einreihen zu lassen. Ferner beschreiben Ruffer und Willmore 5 ) eine 


1) a. a. O. p. 395. 

2) a. a. O. p. 409—411. 

3) a. a. O. p. 299. 

4) Zeitschr. f. Hvg. Bd. 60. p. 281. 

5) Dieses Centralbl. Abt. I. Kef. Bd. 45. p. 392. 


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Ldsener, Beitrage zur Aetiologie der Baeillenruhr. 


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in der Quarantanestation El Tor haufig angetroffene Ruhrbacillenart: „Bac. 
dysent. El Tor I“, die auf Grund von Agglutinations- und Abs&ttigungs- 
versuchen von den iibrigen in El Tor gefundenen Ruhrbacillentypen 
(Shiga-Kruse, Flexner, D-Kruse) abgetrennt werden muBte, im 
iibrigen aber dem Bac. D-Kruse sehr nahe stand. Ruffer und 
Will more berichten auch fiber weitere Befunde von Ruhrbacillen, die 
mit den vorstehend genannten nicht identisch waren, lassen aber die 
Frage offen, ob der Bac. dysent. El Tor I nicht doch identisch ist 
mit einem von anderen Autoren in Japan und Deutschland entdeckten 
Stamm. Dafi der 1908 von mir beschriebene Ruhrbacillus („Pseudo- 
dysenterie K6nigsberg“) zum Typus Y gehort, ist nach den Kulturver- 
suchen und auch nach den 1908 und jetzt angestellten Agglutinations- 
prfifungen, wenn man vora Ergebnis des 1908 mit der Kultur angestellten 
Castellanischen Versuches absieht, moglich. Die beiden von mir 
oben beschriebenen Bacillenarten (Tabelle I No. 13 und 14, Tabelle II 
No. 6 und 7, Ruhrfall Pii Pillau und Ruhrfall Med. Univ.-Klinik) stimmen 
kulturell vollig mit Bac. Flexner flberein, wfihrend sie durch die in 
Tabelle II genannten Seren nicht agglutiniert werden. Da die Aggluti- 
nationsversuche sowohl alsbald nach der Ztichtung aus dem Stuhl statt- 
fanden, als auch bis zum AbschluB dieser Arbeit fortgesetzt wurden, 
nachdem diese Bacillen zahlreiche NShrbodenpassagen durchgemacht 
hatten, kann man wohl nicht annehmen, dafi es sich um schwer agglu- 
tinable Kulturen handelt. 

Nach Lentz 1 ) ist das Verhalten alter Laboratoriumskulturen von 
Ruhrbacillen namentlich auf Zuckernahrbfiden wenig konstant, sogar 
„willkfirlich zu Sndern 44 . Die in Tabelle I aufgeffihrte Strong-Kultur 
farbte z. B. die Malzzuckernfihrboden nach Lentz und Hetsch schon 
nach 24 Stunden rot bezw. brachte sie zur Gerinnung, was mit den 
Angaben von Lentz 2 ) nicht tibereinstimmt. Eine bakteriologische 
Diagnose allein auf kulturelle Methoden aufzubauen, ist nur als Not- 
behelf anzusehen, auch wenn diese Methoden bei frisch aus dem Korper 
geztichteten Bacillen eindeutige Ergebnisse liefern sollen. Wenn man 
die beiden von mir beschriebenen Bakterientypen (Pn und Med. Univ.- 
Klinik), welche sich serodiagnostisch in eine der 3 Arten der „giftarmen 
Ruhrbacillentypen 14 nicht einreihen lassen, nur nach dem Kulturergebnis 
beurteilen wttrde, mfiBte man sie dem Typus „Flexner“ zurechnen, der 
aber nach der bisherigen Auffassung in Deutschland nicht vertreten war. 
Aus alien diesen Grfinden erscheint es wfinschenswert, daB durch recht 
umfangreiche Untersuchungen bei Erwachsenen und Kindern namentlich 
an Orten mit bakteriologischen Instituten — die Versendung ruhrverdach- 
tigen Materials nach auBerhalb hat bekanntlich, namentlich im Sommer, 
Bedenken — bessere Grundlagen zur Beurteilung der Bacillenruhrfrage 
geschaffen werden. Wenn die praktischen Aerzte hierffir interessiert 
werden, wird voraussichtlich ein reichhaltigeres Untersuchungsmaterial 
als bisher den Untersuchungsstellen zugehen. Vielleicht ist es spfiteren 
Untersuchungen vorbehalten, die Diagnose der „giftarmen Ruhrbacillen- 
typen“ einwandfrei zu stellen und eine den praktischen und wissenschaft- 
lichen Bedfirfnissen entsprechende Gruppierung der einzelnen Ruhr¬ 
bacillentypen zu schaffen. 

Ob den weiteren, bei ruhrahnlichen Erkrankungen von verschiedenen 


1) a. a. 0. p. 407. 

2) a. a. 0. p. 404. 405. 


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266 


Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 55. Heft 3. 


Seiten gefundenen, mehr Coli-ahnlichen Bakterien wirklich eine atio- 
logische Rolle zuzusprechen ist, erscheint nach den Ausfiihrungen von 
Lentz 1 ) der Aufklarung bedurftig. Neuerdings hat Galli-Valerio 
wieder iiber derartige Befunde berichtet 2 ). 

Zusammenfassung. 

1) Da in der Militarbevdlkerung nur zweier Garnisonen in einem 
Zeitraum von 18 Monaten bei ruhrverdachtigen Erkrankungen leichter 
Art in nicht geringer Anzahl Ruhrbacillen gefunden sind, ist zu schlieBen, 
daB unter der ZivilbevSlkerung weit mehr derartige F&lle vorkommen, 
als man bisher annahm, und daB ein groBer Teil der bisher als einfache 
Diarrhoen angesehenen Erkrankungen zur bacill&ren Dysenterie gehdrt. 

2) Die bei den kranken Soldaten gefundenen Ruhrbacillen gehorten 
uberwiegend dem Typus Y an; in einem Fall (Pillau) wurde bei einem 
Kranken, aus dessen Stuhl in den ersten Krankheitstagen Y-Bacillen 
geziichtet waren, nach Ablauf der klinischen Krankheitszeichen ein 
Bacillus gefunden, der kulturell vollkommen dem Typus Flexner glich, 
jedoch weder von Flexner-, noch von Shiga-Kruse-, Y-, Strong-, 
A- und D-Serum agglutiniert wurde. Da ein gleichartiger Bacillus auch 
von einem leichten Ruhrfall in einer Klinik in K6nigsberg geziichtet 
wurde, diirfte es sich nicht um einen Nebenbefund handeln. 

3) Die von Lentz vorgeschlagene Einteilung der Ruhrbacillen in 
„giftige“ und „giftarme“ Dysenteriebacillen ist zwar zweckentsprechend, 
wenn man aber mit Lentz nur 3 Vertreter der giftarmen Gruppe an- 
nehraen wollte (Flexner, Y, Strong), so lassen sich verschiedene bei 
Ruhrerkrankungen gefundene Bacillentypen, wozu auch die unter 2) er- 
wahnten, mit Bac. Flexner zwar kulturell, aber nicht serodiagnostisch 
ubereinstimmenden Bacillen zu rechnen sind, nicht unterbringen. Es 
sind daher zur KlSrung der Ruhrbacillenfrage noch weitere umfassende 
Untersuchungen notwendig. 

Nachtrag bei der Korrektur. 

Im Juni 1910 kamen auf dem Truppeniibungsplatz Arys in Ost- 
preuBen bei einem dort iibenden Regiment eine Reihe leichter RuhrfSlle 
vor, bei denen ebenfalls der Bac. Y gefunden wurde. 


1) a. a. O. p. 440. 

2) Dieses Centralbl. Abt. I. Ref. Bd. 45. p. 321. 


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Sticker u. Lowenstein, Ueber Lymphosarkomatose, Lymphomatose etc. 267 


Nachdruck verboten. 


Ueber Lymphosarkomatose, Lymphomatose und Tuberkulose. 

Ein experimenteller Beitrag. 

[Aus der Kgl. chirurg. Universitatsklinik zu Berlin (Direktor: Geh. Med.-Rat 

Prof. Dr. Aug. Bier).] 

Von 

Prof. Dr. Anton Sticker und Dr. Ernst Lowenstein, 

Oberassistent. friiher Beelitz, jetzt Wien. 

Mit 3 Tafeln. 


In folgendem soil fiber die Ergebnisse einer experimentellen Arbeit 
berichtet werden, welche wir gemeinschaftlich im verflossenen Winter 
unternommen und deren Aufgabe war, die trotz ihrer morphologischen und 
klinischen Aehnlichkeiten fitiologisch unzusammenhangenden Krankheits- 
bilder, die Lymphosarkomatose, die Lymphomatose und die Tuberkulose 
der Lymphdrfisen klar scheiden zu lassen. 

Statt einer ausschweifenden Darstellung, welche sich auch mit einer 
kritischen Wfirdigung aller jener Arbeiten bescbaftigen mtiCte, denen ein 
gleiches Thema zugrunde liegt, von Sternbergs und Pappenheims 
mfihevoller Analyse bis zu Ribberts synthetischer Arbeit, der unter 
den Begriff „Lymphocytom u wieder so viel Getrenntes zusammenbrachte, 
wollen wir versuchen, an Hand des nachfolgenden Schemas das von uns 
Erreichte und Neue wiederzugeben. 

1. Lymphosarkomatose. 

(Sarcoma globocellulare) 


2. Lymphomatose. 
(Lymphoma malignum) 

/ 

/ 

aleukamische 

/ \ 



Pseudoleukiimie [Pseudoleukamie 

Hodgkins Sternbergs] 


\ 

\ 

\ 

leukamische 


3. Lymphdrusentuberkulose. 
(Tuberkuloma) 



typische (Tb. typ. hum.) atypische (Tb. typ. bov.) 


/ \ I 

kleinzellige, grofizellige, Lymphdriisenerkrankung 

verkasenae indurierende Sternbergs 

Wir unterscheiden als eine echte Geschwulstkrankheit (Blastomatose) 
die Lymphosarkomatose von der Lymphomatose. 

Die Lymphosarkomatose pragt sich aus durch das Auftreten 
von multiplen Tumoren, welche aus Rundzellen sich aufbauen, die in 


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Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originale. Bd. 55. Heft 4. 


steter Karyokinese begriffen sind und nur rait deD groBen Rundzellen 
der Keimzentren der Lymphfollikel verglichen werden konnen. 

Die Lymphosarkomatose nimmt ihren allerersten Ursprung aller Be- 
'Obachtung nach im lymphatischen Apparat, so insbesondere in irgend- 
einer Lymphdrtise; bei ihrer weiteren Ausbreitung von diesem primaren, 
solitaren Herde vermeidet sie jedoch die vorgeschriebenen Lyinphbahnen, 
sie bricht in die Nachbarschaft aus und verbreitet sich spater nur auf 
dem Blutwege. 

Die Lymphomatose ist gleichfalls ausgeprfigt durch das Bild 
zahlreicher Tuinoren, welche aus Rundzellen sich aufbauen. Diese Rund¬ 
zellen sind die bekannten Lymphocyten. .Die Lymphomatose schreitet 
von Lymphdruse zu Lymphdruse weiter, die Tumoren stellen demnach 
ihrem Wesen nach einfach hyperplastische Zustande der befallenen Lymph- 
dr iisen dar, „lymphocytare Hyperplasieen 44 . 

Die Lymphomatose kann zwei klinische Formen annehmen, eine 
leukamische und eine aleukamische, je nachdem die in den Lymphdriisen 
vermehrt auftretenden Lymphocyten im Blutbilde erscheinen oder nicht. 

Zu den aleukamischen Formen rechnet man zwei Krankheitsbilder: 
die Pseudoleukamie Hodgkins, auf die wir heute nicht naher eingehen 
wollen und die Pseudoleukamie Sternbergs. 

Die Pseudoleukamie Sternbergs wird mit Recht von Borst 
eine „falsche Pseudoleukamie 14 genannt. Ihre Geschwulstknoten bestehen 
gar nicht aus Lymphocyten, sondern aus gewucherten fixen Bindegewebs- 
zellen, also eine retikuiare Hyperplasie, keine lymphocytare. 

Sternberg selbst hat trotz des Fehlens von Tuberkel und Tuberkel- 
bacillen an eine tuberkulose Natur dieser Driisenkrankheit gedacht, von 
anderer Seite wurde sie direkt bestritten. Hier setzten unsere experi- 
mentellen Untersuchungen ein, und indem wir das Ergebnis derselben 
vorausnehmen, weisen wir auf die dritte Krankheitsgruppe der Tabelle 
hin, wo wir die bekannten typischen Formen der Lymphdriisentuberkulose: 
die kleinzellige oder lymphoide, in Verkasung iibergehende, und die groB- 
zellige nicht verkasende, induzierende Form finden und daneben als eine 
atypische Form die Sternbergsche Erkrankung der Lymphdriisen. Wir 
haben durch biologische Versuche die tuberkulfise Natur der letzten nach- 
gewiesen. Wir vermuten — der vollgflltige Beweis steht noch aus — 
daB die atypische tuberkulose Lymphdrfisenerkrankung durch Bacillen 
des Typus bovinus hervorgerufen wird. 


Wir gehen in folgendem kurz auf die Schilderung unserer experi- 
mentellen Versuche fiber. 

Was die Lymphosarkomatose betrifft, so war deren experi- 
mentelles Studium hinreichend gefordert durch die von einem von uns 
(Sticker) seit Jahren bei Hunden, welche an der gleichnamigen und 
gleichwertigen Krankheit leiden konnen, angestellten Versuche 1 ). 

Auch die Lymphosarkomatose des Hundes nimmt wie die des 
Menschen ihren allerersten Ursprung im lymphatischen Apparat, ins¬ 
besondere in den reichlich auf der Schleimhaut des Penis und des 


1) Tranaplantablea Lymphosarkom des Hundes. Ein Beitrag zur Lehre der Krebs- 
ubertragbarkeit. Zeitschr. f. Krebsforschung. 1904. Bd. 1. — Erfolgreiche Uebertragungen 
bosartiger Geschwiilste bei Tieren. Med. Klmik. 1905. No. 24. —Transplantables Rund- 
zellensarkom des Hundes. Berl. tierarztl. Wochenschr. 1905. No. 20. — Infektiose und 
krebsige Geschwulste an den aufleren Geschlechtsorganen des Hundes. Arch. f. klin. 


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Centralblatt f. Bakteriologie. Abt. I. Orig. Bd. 55. 

Sticker u. Lowenstein, Jjymphosarkomatose. Taf. ]. 



Sarcomatosis peritonei beini Hunde. 


Verlag von Gustav Fischer in Jena. 


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Tuberkulom 


Centralblatt f. Bakteriologie. Abt. 1. Oritj. Bd. 55. 

Sticker u. L&wensteln , Lymphosarkomatoae. Taf. II. 


Milz 



Tuberculosis oiucnti (Tb. typ. bov.) beirn Hunde 


Verlag von Gustav Fischer in Jena. 


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Centralblatt f. Bakteriologic. Abt. I. Orig. Bd. 55. 

Sticker u. Liiwenstein, Lymphosarkomatose. Taf. III. 



Tuberculosis peritonei (Tb. typ. hum.) beim Hunde. 


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Verlag von Gustav Fischer in Jena. 

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Netz Milz 



Sticker u. Lowenstein, Ueber Lymphosarkomatose, Lymphomatose etc. 269 


Scheidenvorhofes befindlichen Lymphfollikel Oder in den regionaren Lymph- 
drilsen. Bei ihrer Ausbreitung vermeidet sie wie beim Menschen die 
Lymphbahnen, bricht in die Nachbarschaft aus und verallgemeinert sich 
spSter nur auf dem Blutwege. 

Die in grofier Zahl vorgenommenen, erfolgreichen Uebertragungen, 
das in einer Anzahl von Fallen beobachtete Phanomen der spontanen 
Heilung und der sich daran anschlieBenden allgemeinen Immunitat, die 
im pr&metastatischen Stadium stets vorgefundene Zonenimmunitat, die 
Uebertragung per coitum, alle diese Phanomene haben die tiefen Kenner 
der Geschwulstkrankheiten iiberrascht, aber nicht an der Diagnose 
zweifeln lassen, eine Diagnose, die von Weigert und Arnold gestellt 
und von namhaften Pathologen und Klinikern bestatigt wurde. Diesen 
schlossen sich nach eigenen Untersuchungen die amerikanischen Forscher 
Ewing und Beebe, Gaylord, Crile, der franzdsische Gelehrte 
Borrel an. 

Um differentialdiagnostisch wichtiges Material fiir die Lymphosarko- 
matose des Hundes zu gewinnen, unternahmen wir das experimentelle 
Studium der Tuberkulose des Hundes. War es doch bekannt, daB gerade 
die durch die Tuberkelbacillen hervorgerufenen hyperplastischen Prozesse 
leicht das Bild einer echten Blastomatose vort&uschten — so hatte 
Virchow bei seiner ersten Bekanntschaft mit der Perlsucht des Rindes 
diese auf Grund seiner histologischen Untersuchung fiir eine Sarkomatose 
erklart, wahrend die Tierarzte auf Grund klinischer Erfahrungen die 
Perlsucht als die Tuberkulose der serosen Haute des Rindes langst er- 
kannt hatten. Das Umgekehrte geschah bei der von Sticker experi¬ 
mented erzeugten Sarcomatosis peritonei des Hundes. Einige hielten 
dieselbe fiir eine disseminierte Tuberkulose. Wir bringen auf Tafel I 
eine Abbildung, welche der oben an erster Stelle zitierten Arbeit 
(Zeitschr. f. Krebsf. Bd. 1. 1904) entnommen wurde, und stellen die¬ 
selbe zum Vergleich mit den Bildern auf Tafel II und III. 

Wir haben uns im Verlaufe unserer Versuche nicht auf die Tuberkel¬ 
bacillen allein beschrankt, sondern auch eine Reihe anderer s&urefester 
Bakterien, so Pseudoperlsuchtbacillen, Timotheebacillen, Smegmabacillen 
zur Injektion beim Hunde benutzt. Wir teilen hier kurz das Ergebnis 
mit, daB von alien saurefesten Bakterien die Tuberkelbacillen mensch- 
licher Herkunft sich beim Hunde am pathogensten erwiesen haben. Dies 
trat am deutlichsten bei intraperitonealen Impfungen hervor, wie aus 
den nachfolgenden Protokollen ersichtlich. 

Versuch No. 1. Schwarzer Spitz, mannlich, buschiger Schwanz. 

16. Dez. 1909 mit Perlsucht (Bongert) 2 Oesen einer 2 Monate alten Glyzerin- 
agarkultur (Aufschwemmung in 5 ccm physiologischer Kochsalzlosung) intraperitoneal. 

4. Jan. 1910 (19. Tag) gestorben an infektioser Pneumonie. 

Obduktionsbefund: Im grofien Netz ein kastaniengrofier Knoten, welcher 
deutlich abgerundet und eine rotlich-weifie, markige, festweiche Schnittflache aufweist. 
Im iibrigen erweist sich das Peritoneum glatt una glanzend. 


Chir. 1906. Bd. 78. — Transplan tables Rundzellensarkom des Hundes. (Zweite Mit- 
teilung.) Zeitschr. f. Krebsforschung. 1906. Bd. 4. — Spontane und postoperative 1m- 
plantationstumoren. Munchener mea. Wochenschr. 1906. No. 39. — Uebertragung von 
Tumoren bei Hunden durch den Geschlechtsakt. Berl. tierarztl. Wochenschr. 1906. 
No. 50. — Das Wesen und die Entstehung der Krebskrankheit auf Grund der Er- 

f ebnisse der modernen Krebsforschung. Zeitschr. f. Veterinarkunde. 1907. Heft 10. — 
leber Pathogenese und iiber den spezifischen Abbau der Krebsgeschwiilste. Deutsche 
med. Wochenschr. 1907. No. 38. — Die Immunitat und die spontane Heilung der Krebs¬ 
krankheit nach den Ergebnissen der modernen experimentellen Eorschung. Zeitschr. f. 
Krebsforschung. 1908. Bd. 7. 


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270 


Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 55. Heft 4. 


Mikroskopischer Befund: Die Struktur des Netzes noch deutlich; die 
Geschwulstmasse besteht zum grofiten Teil aus fibroblastischem Gewebe, in welchem 
die spindeligen Zellen vorherrschen und schmale, sich durchfiechtende Ziige bilden. 
Die Zellen aurchgangig protoplastnareich, die Kerne grofi, die Chromatinsubstanz fein 
verteilt. Einzelne Partieen nekrotisch; die Kerne pyknotisch; Lymphzellen und Leuko- 
cyten wenig oder gar nicht vorhanden. 

Versuch No. 2. Hellgrauer Spitz, m&nnlich, mit buschigem Schwanz. 

16. Dez. 1909 mit Perlsucht (Wien) 2 Oesen einer 1 Monat alten Glyzerin- 
agarkultur (Aufschwemmung in 5 ccm physiologischer Kochsalzlosung) intraperitoneal. 

8. Jan. 1910 (23. Tag) durch Genickstich getotet. 

Obduktionsbef und: Das grofie Netz an seinem freien Rande zu einem Drittel 
aufgerollt und in eine derbe, mehrere Zentimeter lange, weifiliche Geschwulstmasse ver- 
wandelt. 

Mikroskopischer Befund: Keine wahrnehmbare Nekrose; Geschwulstmasse 
besteht aus dichtgedrangten, grofien, protoplasmareichen, zum Teil rundlichen, zum Teil 
spindelfQrmigen Zellen mit grofiem, rundem, chromatinarmem Kern (oft 2 vorhanden). 

Versuch No. 3. Mannlicher, weifier Foxterrier mit regelmafiiger Maske. 

16. Dez. 1909 mit Tb. (Typus humanus, Blasentuberkulose) 2 Oesen einer 
2 Monate alten Glyzerinagarkultur (Aufschwemmung in 5 ccm physiologischer Kochsalz- 
losung) intraperitoneal geimpft. 

8. Jan. 1910 (23. Tag) durch Genickstich getotet. 

Obduktionsbefund: Das ganze Bauchfell (viscerales und parietales Blatt) 
besiit mit miliaren und submiliaren Knotchen, welche an einzelnen Stellen angehauft 
erscheinen und perlsuchtartige Gewachse bilden. Das Netz erscheint aufgerollt und in 
eine wurstformige, weifiliche, derbe Geschwulstmasse verwandelt. Die Leber von dicht¬ 
gedrangten miliaren Knotchen durchsetzt. Auch im Mittelfell finden sich, wenn auch 
sparlicher, kleine Tuberkel. Die vordere mediastinale und sternale Lymphdruse, beide 
bohnengrofi, auf der Schnittflaehe markig geschwolleu. In beiden Nieren vereinzelte 
miliare Knotchen. 

Mikroskopischer Befund: a) Netzknoten: Durchgangig bestehend aus 
grofien, protoplasmareichen Zellen und grofiem, rundlichem, chromatinarmem Kern in 
sehr feinfaserigem Netzwerk, so dafi Zellauslaufer, die sich gegenseitig verbinden, vor- 
getauscht weraen. Ueberall nekrotische Partieen. 

b) In den Lymphdriisenknoten ausgebreitete Nekrose, in den dazwischen 
liegenden Partieen herrschen die grofien (epitheloiden!) Zellen vor, welche zum Teil 

E dygonal, zum Teil rundlich erscheinen, und grofie Kerne, oft deren zwei, besitzen. 
ie kleinen Lymphzellen (Lymphocyten) in einzelnen Ziigen an die Peripherie gedrangt. 

Wir finden bei den mit Perlsuchtbacillen intraperitoneal geimpften 
Hunden nur eine beschrankte tuberkulose Entziindung des grofien Netzes 
(siehe Abbildung, Tafel II), alle ubrigen Organe intakt; bei den mit 
Tuberkelbacillen menschlicher Herkunft geimpften das grofie Netz voll- 
stiindig aufgerollt und in eine wurstformige, weiBliche, derbe Geschwulst- 
masse verwandelt (siehe Abbildung, Tafel III). Das Mesenterium er¬ 
scheint besSt mit miliaren und submiliaren Knotchen, welche an einzelnen 
Stellen angehauft und perlsuchtartige Knoten bilden. Die Leber von 
dichtgedrangten Knotchen durchsetzt. Auch im Mittelfell vereinzelte 
KnOtchen. Die mediastinalen und sternalen Lymphdriisen markig ge- 
schwollen. 

Dieser Unterschied in der Pathogenitfit beider Arten von Tuberkel¬ 
bacillen beim Hunde ist bis jetzt den meisten Experimentatoren ent- 
gangen, was zum Teil daran liegt, daB selbst bei den ausgedehntesten 
Versuchen, wie den vom Ivaiserlichen Gesundheitsamte 1 2 ), die 
intraperitoneale Impfung ganz unterblieb. 

Robert Koch*) beschreibt 3 intraperitoneale Infektionsversuche 
beim Hunde, zu denen nur Reinkulturen menschlicher Miliartuberkulose 
benutzt wurden. Alle 3 Hunde zeigten nacli 5 Wochen bei der Ob- 


1) Tuberkulosearbeiten aus dem Kaiserl. Gesundheitsamte. Heft 9. Berlin 1908. 

2) Mitteil. a. d. Kaiserl. Gesundheitsamte. Bd. 2. 1884. 


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Sticker u. LSwenstein, Ueber Lymphosarkomatose, Lymphomatose etc. 271 


duktion das Bild einer ausgebreiteten Miliartuberkulose. Dieser Befand 
deckt sich mit dem unserer analogen F&lle. 

Die englische Tuberkulosekommission 1 ) berichtet eben- 
falls nur von 3 intraperitonealen Versuchen beim Hunde. Ein mit einer 
Kultur, welche von einer prim&ren Mesenterialtuberkulose des Menschen 
stammte, geimpfter Hund starb nach 48 Tagen an den Folgen einer 
Tuberculosis universalis; ein zweiter in gleicher Weise geimpfter Hund 
soli nur geringgradige Tuberkulose gezeigt baben. 

Ein drifter Hund, welcher 1 mg einer Bacillenkultur boviner Herkunft 
intraperitoneal erhielt, zeigte nach 5 Wochen nur wenige fibrose Tuberkel 
in den Lungen, kleine verdachtige Herde in Leber und Nieren 2 ). 

Was die subkutanen Impfungen betrifft, so konnten wir auch 
bei diesen einen Unterschied zwischen Typus bovinus und Typus humauus 
feststellen. 

In alien Fallen trat eine vom 7. Tage ab zunehmende Infiltration 
der Unterhaut auf, welche bald auf die Cutis iiberging und zu Geschwiirs- 
fisteln fiihrte. Wahrend aber bei Bovinus eine glatte Heilung der Ge- 
schwure schon vor dem 80. Tage erfolgte, und die am 137. Tage vor- 
genommene Totung und Obduktion keinen besonderen Befund ergab, 
wurden bei Humanus noch am 120. Tage sezernierende Geschwflre ge- 
funden und bei der am 137. Tage vorgenommenen Totung und Obduktion 
fand sich unter der scheinbar geheilten Geschwfirsstelle der Haut eine 
pflaumengrofie AbsceBhohle, eine hieran anschliefiende Erkrankung der 
regionaren LymphdrQse (Lymphoglandula pubis), der retroperitonealen 
Lymphdrusen, des Milchbrustganges, der Lungen und der Nieren, kurzum 
das Bild einer ausgebreiteten disseminierten Tuberkulose. 

Bei den gleichzeitig kutan vorgenommenen Impfungen war nur bei 
Bovinus eine deutliche Reaktion bemerkbar, und zwar am 18., 29. und 
42. Tage durch das Auftreten von kleinen Bl&schen bezw. Papeln. 

Versuch No. 21. Schwarzgelbe Haushiindin mit zwei gelben Augen- 
flecken. 

12. Nov. 1909. Rechts kutane, links subkutane Impfung mit einer aus 2 Oesen 
einer 2 Monate alten Glyzerinagarkultur von Tb. (Typus bovinus, Berliner Schlacht- 
hof Bongert) in 5 ccm physiologischer Kochsalzlosung bereiteten Aufschwemmung. 

19. Nov. (7. Tag). Rechts breite weiOe Strichbildung; links kaffeebohnengroBer 
Knoten. 

24. Nov. (12. Tag). Links hasclnuB- und pflaumengroOer, derber Knoten, Haut 
verschieblich. 

27. Nov. (15. Tag). Vorderer Knoten exstirpiert und iiberimpft auf Hund No. 30. 

30. Nov. (18. Tag). Rechts kleine Biaschen; links: Operationswunde eitert; zweiter 
Knoten derb. 

4. Dez. (22. Tag). Rechts Zahl der Biaschen zugenommen; links Operationswunde 
geschlossen; 2 kleine Kastanien. 


1) Report of the R. Comm, of human and animal tuberculosis. II. London 1907. 

2) Unser experiraentelles Ergebnis entspricht auch der klinischen Beobachtung: 
Die spontane Erkrankung der Hunde steht zumeist mit der Tuberkulose des 

Menschen in ursachlichem Zusammenhang; am haufigsten pflegen sich Stubenhunde 
durch Einatmung bacillenhaltiger Luft, seltener durch Auflecken von tuberkulosem 
Sputum zu infizieren. Die von Petit tuberkulos befundenen Hunde stammten zum 

S ofiten Teil aus von Arbeitern stark besuchten, unreinen 8chanklokalen und Kaffee- 
usern. 

Die Spontanerkrankung der Hunde ist an vielen Orten eine seltene Beobachtung. 
Frohner fand unter 62 500 Berliner Hunden 27, d. i. 0,04 Proz. mit Tuberkulose 
behaftet. 

Johne und Eber in Dresden unter 400 Hunden 11, d. i. 2,7 Proz. Dagegen 
sah Jensen in Kopenhagen im Laufe von 2 Jahren 28 Hunde, Petit und Basset 
in Alfort wahrend 1 Jahres 32 Hunde mit Tuberkulose. 


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272 


Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 55. Heft 4. 


8. Dez. (26. Tag). Blaschen fast verechwunden. 

11. Dez. (29. Tag). Aus der Wundnaht serose Fliissigkeit, im Ausstrich keine Tb. 
Erneute Extirpation des Granulationsgewebes und Ueberimpfung auf Hund No. 52. 

Der mittlere Knoten zeigt eine markstiickgrofie gran ulierende Wunde mit scharfem 
glatten Rande und klarer seroser Fliissigkeit bedeckt; hintere Knoten haselnuSgroS. 

Rechts: Impfstriche samtlich wieder deutlich; stellenweise papelartig hervortretend. 

16. Dez. (34. Tag). Klaffende Wunde; Ulcus klein und troeken. 

24. Dez. (42. Tag). Wunde bis auf eine kleine Stelle verheilt; mittlerer Knoten 
schwach verheilendes Geschwiir; hinterer Knoten bildet in der Mamma feste Geschwulst; 
an der Innenflache des Schenkels schmerzhafte, flache Geschwulst. 

Rechts: Erneute kleine Knotchenbildung. 

6. Jan. 1910 (55. Tag). Links: Schwartig verheilte Narbe; mittlere Geschwulst 
verschwunden, derbes kleines Knotchen in der Naehbarschaft; Mamma hiihnereigrofi, 
fluktuierend; an der Schenkelflache starke Infiltration und glattwandiges Geschwiir. 

Rechts: Stecknadelkopfgrofie, isolierte, derbe Knotchen. 

13. Jan. (62. Tag). Vorne Null. Mammageschwulst dattelgrofi, innen glatte Ge- 
schwursfliiche mit feuchter Absonderung; an der Schenkelflache geringe Schwellung mit 
flachem Geschwiir. 

Rechts: Minimale Knotchen. 

31. Jan. (80. Tag). Mammageschwulst bohnengrofi. 

16. Febr. (96. Tag). Mammaknoten sail bohnengrofi. Alle 3 Narben glatt und weich. 

23. Febr. (103. Tag). Knoten fast Null. 

8. Marz (116. Tag). Null. 

29. Marz (137. Tag). Totung des ganz gesunden Hundes. Die Obduktion ergab 
keinen besonderen Befund. 

Versuch No. 29. Kurzhaariger Spitzbastard mit gelben Beinen. 

12. Nov. 1909. Rechts kutane, links subkutane Impfung mit einer aus 2 Oesen 
einer 2 Monate alten Glyzerinagarkultur von TuberkelDacillen (Typus humanus, 
Blasentuberkulose).in 5 ccm physiologischer Kochsalzlosung bereiteten Aufschwernmung. 

19. Nov. (7. Tag). Rechts Null; links kleine flache Knotchenbildung an 2 Stellen 
der Bauchwand. 

24. Nov. (12. Tag). Rechts weifie Strichbildung; links haselnufigrofier Knoten, 
bohnengrofie Lymphoglandula pubis. 

30. Nov. (18. Tag). Links kastaniengroSe Geschwulst, in der sie iiberziehenden 
Haut 2 Blaschen. 

4. Dez, (22. Tag). Links zweidaumenstarkes Infiltrat, Blaschen geplatzt; Druse hart. 

8. Dez. (26. Tag). Infiltrat fast verschwunden, kleines Ulcus; Druse hart. 

11. Dez. (29. Tag). Kleines Geschwiir nebst kleinem Knotchen. An hinterer Kontur 
des Oberschenkels sonarf ausgestanztes, im Grunde feuchtes Geschwiir. 

16. Dez. (34. Tag). Geringe Schwellung, Fistel stark nassend; hinteres Geschwiir 

tiefer. 

24. Dez. (42. Tag). Kleiner derber Knoten; hinteres Geschwiir in Heilung. 

6. Jan. 1910 (55. Tag). DattelkerngroSe, derbe Geschwulst, Fisteln nassend; Driise 
pflaumengroS, hart, runalich. 

13. Jan. (62. Tag). Dattelkerngrofie Schwellung mit kleiner Geschwulstoffnung; 
Driise niiifiig geschwollen; Geschwiir am Hinterschenkel fast abgeheilt. 

31. Jan. (80. Tag). Keine Schwellung, aber noch nassend. 

16. Febr. (96. Tag). Niissende Fistel. 

23. Febr. (103. Tag). Nassende Fistel; Lymphoglandula pubis pflaumengroS. 

8. Marz (116. Tag). Stat. idem. 

22. Marz (130. Tag). Keine Fistel. Pflaumengrofie Geschwulst. 

29. Marz (137. Tag). Totung de3 anscheinend gesunden Hundes. 

Sektionsbefund: An der Impfstelle Haut und Unterhaut fest verwachsen. Vor 
der Lymphoglandula pubis, welche von Bohnengrofie, eine pflaumengrofie Hohle, deren 
Wand mit grauweifien Granulationen bedeckt und deren Inhalt seros-eitrig erscheint. 
Die Lunge in ihrem ganzen Bereich von zahlreichen grauen, durchscheinenden Knotchen 
durchsetzt. Die Lymphdriisen geschwollen, zum Teil mit schwarzlichem Zentrum und 
grauweifier Peripherie. In beiden Nieren zahlreiche gries- bis hirsekorngrofie, grauweifie 
Herde, welche nicht nur iiber die Oberflache leicht prominieren, sondern auch in der 
Markschicht sich vorfinden und zum Teil linsengrofie deutliche kasige Herde bilden. 
Die Lymphdriise an der Teilung8Btelle der Bauchaorta uber bohnengrofi. Markzone 
braunrot, Peripherie grauweifi. 

Passageimpfungen, welche mit Bovinus vorgenommen wurden, zeigten, 
daB 15 Tage altes Grannlationsgewebe, subkutan verimpft, eine, wenn 
auch spat einsetzende, heftige lokale Entzundung hervorrief, die gegen 


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Sticker u. Lowenstein, Ueber Lymphosarkomatose, Lymphomatose etc. 273 


den 117. Tag abgeklungen war. aber nach Totung des Hundes am 
122. Tage sich ins Innere fortgesetzt zeigte, indem sich eine ausge- 
breitete miliare Tuberkulose des Bauchfells, der Lungen, der Milz und 
der Nieren vorfand. Es iihnelte dieses Bild beziiglich seiner Ausbreitung 
dem nach intraperitonealer Verimpfung von Tuberkelbacillen des Typus 
humanus entstandenen; der Zeitunterschied war jedoch ein bedeutender, 
indem hier 122 Tage, dort nur 23 Tage seit der Impfung verfiossen 
waren. 

Ueberimpfung des 29 Tage alten, schon einmal exstirpierten Granu- 
lationsgewebes war ohne Erfolg. 

Impfungen mit Pseudoperlsuchtbacillen erzeugten schnelle 
intensive Entzilndungeu der Unterhaut, die aber schon gegen den 30. Tag 
abklangen. 

Ti mo thee zeitigte unwesentliche, Sm egmabacillen keine Re- 
aktionen. 

Versuch N o. 30. 27. Nov. Ueberimpfung eines 15 Tage alten Geschwulstgewebes 
von Versuchshund No. 21 in die Unterhaut. 

30. Nov. (3. Tag). Kleine Wunde, kleines Knotchen. 

4. Dez. (7. Tag). Status idem. 

8. Dez. (11. Tag). Null. 

16. Dez. (19. Tag). In der Mitte der beiden vorletzten Mammae entziindete kleine 
Stelle. In der linken Kniefalte haselnufigroSer Knoten. 

24. Dez. (27. Tag). Null. 

6. Jan. (40. Tag). DoppelhuhnereigroSe Geschwulst, welche den Bereich der beiden 
hinteren Mammae einnimmt, an mehreren Stellen die Haut durchlochert, glattrandige 
Oeffnungen, aus welchen groCere Mengen seroser Fliissigkeit flieSen. 

31. Jan. (65. Tag). Etwas kleiner, aber noch stark sezernierend. 

16. Febr. (81. Tag). Status idem. 

23. Febr. (88. Tag). Kleiner, noch sezernierend. 

8. Marz (101. Tag). Nassend. 

24. Marz (117. Tag). Null. 

29. Marz (122. Tag). Totung des anscheinend gesunden Hundes. 

Sektionsbefund: Das groSe Netz dicht besat mit zahlreichen Knotchen. In 
der Milz etwa ein Dutzend hanfkorngrofier Blaschen, welche mit triiber Lymphe ge- 
fullt waren. In beiden Nieren und in der Leber vereinzelte grauweiBe Herde von un- 
regelmiifiiger Gestalt. Die retroperitonealen Lymphdriisen bilden ein walnufigrofies, 
mit der Nachbarschaft durch entzundliches Gewene verwachsenes Paket. In Leiden 
Lungen zahlreiche glasige Knotchen. 

Versuch No. 52. 11. Dez. Ueberimpfung des 29 Tage alten, schon einmal am 
15. Tage exstirpierten Granulationsgewebes von Versuchshund No. 21 mittelst Trokart 
an zwei Stellen subkutan. 

16. Dez. (5. Tag). Null. 

6. Jan. (26. Tag). Derbes kleines Knotchen beiderseits. 

31. Jan. (51. Tag). Null. 

16. Febr. (67. Tag). Null. 

Versuch No. 50. 20. Nov. 1909. Rechts kutane, links subkutane Impfung mit 
einer aus zwei Oesen einer 2 Monate alten Glyzerinagarkultur von Pseudoperlsucht- 
bacillen (Pseudoperlsucht Mo Her) in 5 ccm physiologischer Kochsalzlosung bereiteten 
Aufschwemmung. 

30. Nov. (10. Tag). Rechts Impfstriche undeutlich; links zweifingerbreites Infiltrat 
am Penis entlang. 

4. Nov. (14. Tag). Links Zerteilung in drei Knoten; am hintersten walnuflgrofle 
Blaschenbildung in aer Haut. 

8. Dez. (18. Tag). Blaschen eingetrocknet. Die drei Knoten fest. 

16. Dez. (24. Tag). Vorderer Knoten ulzeriert, mittlerer kleiner, hinterer entleert 
serose Fliissigkeit. 

24. Dez. (32. Tag). Fast Null. 

6. Jan. (45. Tag). Null. 

31. Jan. (70. Tag). Links am Penis flacher Strang. 

16. Febr. (86. Tag). Null. 

Erite Abt. Orig. Bd. 55. Heft 4. 18 


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274 


CentralbL f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 55. Heft 4. 


Versuch No. 32. 20. Nov. 1009. Rechts kutane, links subkutane Impfung mit 
einer aus zwei Oesen einer 2 Monate alten Glyzerinagarkultur von Timotheebacillus in 
5 ccm nhvsiologischer Kochsalzlosung bereiteten Aufschwemmung. 

30. Nov. (10. Tag). Links kleine Knotchenbildung. 

4. Dez. (14. Tag. Kleine Bohne. 

8. Dez. (18. Tag). Kleine Bohne. 

24. Dez. (34. Tag). Null. 

31. Jan. (80. Tag). Getotet. 

Sektion sbefund : o. B. 

Versuch No. 40. 20. Nov. 1909. Rechts kutane, links subkutane Impfung mit 
einer aus zwei Oesen einer 2 Monate alten Glyzerinagarkultur von Smegiuabacillus in 
5 ccm physiologischer Kochsalzlosung bereiteten Aufschwemmung. 

30. Nov. (20. Tag). Rechts deutliche Strichbildung; links Null. 

4. Dez. (14. Tag). Null. 

8. Dez. (18. Tag). Null. 

24. Dez. (34. Tag), t am Darmverschlingung. 

Die histologische Untersuchung der beiden Arten von Bauchfell- 
tuberkulose des Hundes ebenso wie die der tuberkulosen Neoformation 
in der Unterhaut zeigte nirgends das Vorhandensein von typischen klein- 
zelligen Tuberkeln mit Riesenzellen, sondern nur Wucherungszonen der 
sogenannten epitheloiden Zellen. Wir halten dieselben, auch auf Grund 
unserer Studien der Tuberkulose beim Menschen, fur gewucherte fixe 
Bindegewebszellen und schlieBen uns den Anschauungen Baumgartens 
an, welche derselbe vor 25 Jahren in seiner klassischen Arbeit: Experi- 
mentelle und pathologisch-anatomische Untersuchungen fiber Tuberkulose*) 
fiberzeugend ausgesprochen. Die Lyraphocyten spielen bei der Tuber¬ 
kulose des Hundes nur eine untergeordnete Bedeutung. Entweder sind 
sie ganz aus dem Bereiche der Neoplasie verschwunden, Oder sie bilden, 
wie z. B. in den Lymphdrfisen, nur noch eine Art Stauwerk, uni den 
trefflichen Ausdruck von Benda zu gebrauchen. 

Nun vergegenwartige man sich, dad die Lymphosarkomatose des 
Hundes in vollstfindiger Analogic mit der des Menschen eine endlos 
fortgesetzte aus sich heraus sich vollziehende Wucherung von Rund- 
zellen darstellt, welche ein reichliches GefaBnetz mit sich fiihren und 
fibroblastische Wucherungen ganz verinissen lassen, dafi die tuberkulose 
Neoformation beim Hunde eine Wucherung fixer Bindegewebszellen, eine 
retikulare Hypoplasie darstellt, die Lymphocyten dabei vollstandig in 
den Hintergrund treten und eine GefaBneubildung ganzlich ausbleibt, 
so ist nicht einzusehen, daB jemand die Ansicht vertreten konnte, daB 
die infektiosen Granulome, speziell das Tuberkulom, mit dem Lymplio- 
sarkom irgendetwas Identisches haben, wo die absolute Gegensatzlich- 
keit der Prozesse nicht einmal einen Vergleich zulaBt 1 2 ). 

Als Endergebnisse unserer Infektionsversuche mit 
tuberkulosem Virus stellen wir den Satz auf, daB die 
Tuberkelbacillen menschlicher Herkunft sich weit patho- 
gener bei Hunden erweisen als die Perlsuchtsbacillen, 
daB dieser Unterschied am deutliclisten bei intraperi- 
tonealer Impfung hervortritt, daB jedoch eine Virulenz- 
steigerung boviner Herkunft sich schon nach einmaliger 
Passage erreichen laBt. 


1) Zeitschr. f. klin. Med. Bd. 9. 1885. 

2) Bashford schrieb 1905: The processes which occur in artificial transmissions 
(sc. des Lymphosarkoms) are identical with those by which tumour masses are formed 
as a result of inoculation which the tubercle or glanders bacilles. Dieser Meinung 
schlossen sich ohne weiteres Hertwig und Pol, Gierke u. a an. 


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Sticker u. Lowenstein, Ueber Lymphosarkomatose, Lymphomatose etc. 275 


Wir kommen zum zweiten Teile unserer experimentellen Unter- 
suchungen. Indem wir die verschiedenen, differentialdiagnostisch beim 
Menschen mit Lymphosarkomatose in Betracht kommenden Krankheitsbilder 
studierten, insbesondere die leukamischen und aleukamischen Tumoren, 
glaubten wir im Verlaufe unserer Untersuchungen neben dem Lympho- 
sarkom, dem Lymphoma malignum und der Lymphdriisentuberkulose 
eine vierte Form abtrennen zu miissen, welche das Bild der groB- 
zelligen oder retikularen Hyperplasie bot und die wir mit der Stern- 
bergschen Lymphdriisenkrankheit indentifizieren konnteu. Um beziig- 
lich der Natur derselben weitere Aufklarung zu erhalten, griffen wir 
zum Tierexperiment. Nun hatte schon Sternberg die Vermutung aus- 
gesprochen, daB es sich bei dieser Erkrankung um eine Tuberkulose handle. 
Das empfindlichste Reagens fur die Tuberkulose ist das Meerschweinchen, 
und doch waren bisher alle Impfversuche bei demselben fehlgeschlagen 1 ). 

Wir hatten nun bei unseren Versuchen beim Hunde gefunden, daB 
das tuberkulose Gewebe, welches nach Verimpfen von bovinen Tuberkel- 
bacillen entstand, bei Ueberimpfung weit pathogener wirkte als die zu- 
erst benutzte Kultur, mit anderen Worten, daB eine Virulenz- 
steigerung der Bacillen boviner Herkunft sich schon 
nach einmaliger Passage erreichen lafit. 

Indem wir in derselben Weise beim Meerschweinchen verfuhren, 
d. h. das anscheinend tuberkel- und tuberkelbacillenfreie Granulations- 
gewebe, welches nach Ueberimpfung der von Menschen stammenden 
Lymphdrusen beim Meerschweinchen entstand, erneut auf Meerschweinchen 
uberimpften, konnten wir mikroskopisch und kulturell Tuberkelbacillen 
nachweisen. Schon Benda u. A. haben auf Grund der Beobachtung, 
daB die verkasten Massen eines Tuberkels, obwohl farbbare Bakterien 
zu fehlen scheinen. ihre Infektionskraft behalten, an eine andere Wesens- 
form der Tuberkelbacillen gedacht, und neuerdings glaubt Much in den 
nach ihm benanuten Granula eine solche Uebergangsform entdeckt zu 
haben. Wir gehen auf diese Frage hier nicht naher ein. Es geniigt 
zu wissen, daB wir durch das biologische Experiment der Passageiinpfuug 
irastande sind, die groBzellige Hyperplasie der Lymphdriise, 
die Sternbergsche Lymphdrusenerkrankung des Men¬ 
schen, als eine tuberkulose diagnostizieren zu konnen. Wenn 
wir im Anfang hervorhoben, daB wir die Vermutung hegen, daB diese 
atypische tuberkulose Lymphdrusenerkrankung des Menschen durch Ba¬ 
cillen des Typus bovinus hervorgerufen werde, so schlieBen wir dies 
aus unseren Versuchen bei Hunden. Der vollgtiltige Beweis kann nur 
durch ausgedehnte Versuchsreihen gefiihrt werden, als deren Endglied 
eine Impfung beim Rinde notwendig erscheint. Nach miindlicher Riick- 
sprache mit Professor Uhlenhuth vom Kaiserlichen Gesundheitsamte 
erscheint eine Losung dieser wichtigen Frage in gemeinschaftlicher Arbeit 
in absehbarer Zeit moglich. Wir behalten uns eine Mitteilung iiber 
dieselbe vor. 


1) Vgl. auch die ausfiihrliche Arbeit von Graetz, Beitr. z. Klinik d. Tuber¬ 
kulose. Bd. 15. 1910. 


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Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originale. Bd. 55. Heft 4. 


Nachdmck verboten. 

Ueber die Ausscheidung von Bakterien durch den Ham 
und die bakterizide Wirkung desselben. 

[Aus dem Institut fiir Seuchenlehre der Kgl. Tierarztlichen Hochschule 
zu Stuttgart (Vorstand: Prof. Dr. Reinhardt).] 

Von Ernst Jahn, 

Veterinar im Dragoner-Regiment Konigin Olga (1. Wurtt.) No. 25 zu Lndwigsburg. 

Seit Einffihrung der Bakteriologie in die medizinische Wissenschaft 
stellt die Untersuchung des Blutes auf Bakterien bei Infektionskrankheiten 
des Menschen und der Tiere ein vielbearbeitetes Gebiet dar. Die auf- 
fallenden Befunde vieler Forscher, daB die Bakterien oft nach einiger 
Zeit vollig aus dem Blute verschwinden, bildeten naturgemaB die An- 
regung zu weiteren Forschungen fiber den Verbleib derselben. Wfihrend 
die einen den Grund hierffir in einer spezifischen Wirkung des Blutes 
auf die eingedrungenen Erreger sehen, suchen andere eine Ablagerung 
in gewissen Organen des Korpers nachzuweisen. Wieder andere geben 
uns eine Losung der Frage durch den Nachweis der eingedrungenen 
Organismen in den Se- und Exkreten des raenschlichen und tierischen 
Kfirpers. Hier wurde von jeher der bakteriologischen Harnuntersuchung 
das weitgehendste Interesse entgegengebracht. Dies ist auch sehr wohl 
begreiflich. Aus verschiedenen Grtinden ist es von groBter Wichtigkeit, 
die Frage der Durchlassigkeit der Nieren ffir Bakterien und desWieder- 
auftretens derselben im Harne einwandsfrei entschieden zu wissen. 
Einmal konnten wir versucht sein, ffir den Fall einer physiologischen 
Ausscheidung in einer Beforderung derselben einen nicht zu unter- 
schfitzenden therapeutischen Faktor zu erblicken. Weiterhin ist die 
Moglichkeit nicht ausgeschlossen, die Untersuchungsbefunde allein oder 
zusammen mit anderen als diagnostische Hilfsmittel verwerten zu konnen. 
Endlich aber ist es vom sanitats- wie auch besonders vom veterinar- 
polizeilichen Standpunkte aus von groBter Bedeutung, bei der Seuchen- 
bekampfung einer Ausscheidung von virulenten Krankheitserregern 
Rechnung zu tragen. Zwei Wege konnen zur Losung der Frage ein- 
geschlagen werden: 

1) Klinisch-bakteriologische Untersuchungen, unterstfitzt durch patho- 
logisch-anatomische und -histologische Befunde. 

2) Experimentelle Untersuchungen. 

Literarische Uebersicht. 

Die groBe Zahl der klinisch-bakteriologischen Untersuchungen fiber 
Bakteriurie bei Infektionskrankheiten kfinnte uns zu der Annahme ver- 
leiten, daB ein grfiBerer Teil der Forscher auf Grund derselben zu einem 
sicheren und einheitlichen Resultat gelangt sei. In der Ueberzeugung, 
daB eine eingehende Besprechung der einschlagigen Literatur, ganz ab- 
gesehen von der Schwierigkeit oder gar Unmoglichkeit der Ausfflhrung, 
weit fiber den Rahmen meiner Arbeit ginge, genfigt es mir, auf Grund 
meiner Studien festzustellen, daB die Untersuchungsergebnisse die 
weitesten Differenzen aufweisen. Die altere Literatur hat Thomas in 
Neubauer und Vogel (33) ziemlich vollstandig zusammengestellt. 


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Jahn, Ausscheidung von Bakterien durch den Harn etc. 


277 


Auch bei Kolle und Wassermann (21) sind urafangreiche Literatur- 
angaben zu finden. Thomas faBt die Ansichten der alteren Forscher 
dahin zusammeu, daB bei alien Infektionskrankheiten sich meist die 
spezifischen Bakterien im Harn finden. Auch spater haben noch viele 
Autoren positive Resultate zu verzeichnen, wahrend andererseits viele 
Angaben von absolut negativen Befunden berichten. Ferner will ein 
Teil der Forscher nur dann Bakterien im Harn gefunden haben, wenn 
derselbe zugleich eiweiBhaltig war, wahrend wieder andere einen solchen 
Zusammenhang von Bakterienfunden im Harn mit dem EiweiBgehalt 
desselben ablehnen. Auch das Verhaltnis der positiven Ergebnisse zu 
den untersuchten Fallen schwankt in erheblichen Grenzen. 

Aus verschiedenen Grtinden, die ich spater naher erortern werde, 
kann es verstandlich erscheinen, daB die klinisch-bakteriologischen Unter- 
suchungen eine befriedigende und einheitliche Antwort nicht geben. 
Deshalb wurde vielfach versucht, auf dem Wege des Experimentes der 
Frage naherzutreten. Hier, wo es uns besser in der Hand liegt, die 
Versuchsbedingungen zu geben und wo sie uns genau bekannt sind, 
sollten wir von vornherein befriedigende Versuchsergebnisse erwarten 
diirfen. Dieselben sollen im folgenden besprochen werden. 

Wyssokowitsch (49) hat als erster in umfangreicher Arbeit das 
Schicksal der ins Blut injizierten Mikroorganismen naher untersucht. 
Seine Versuche zeigen, daB dieselben nach einiger Zeit aus dem Blute 
verschwanden. In erster Linie denkt er hierbei an eine Ausscheidung 
durch den Harn. Er injizierte Hunden und Kaninchen intravenos Auf- 
schwemmungen einer Reinkultur von Schimmelpilzsporen, ferner von 
Bakterien, die keine Erkrankung der Nieren bewirken, wie Bacillus 
subtilis, Micrococcus aquatilis, Bacillus pneumoniae, 
Bacterium typhi abdominalis, Spirillum cholerae asia- 
ticae usw., endlich von Bakterien, die eine Lasion der Niere zur Folge 
haben, wie Bacillus anthracis, Streptococcus pyogenes und 
Staphylococcus aureus. Nach Entnahme des Harnes mittels 
Katheters resp. post mortem aus der Blase legt er Kulturen davon an. 
Er findet Bacillus anthracis friihestens nach 20 Stunden, Strepto¬ 
coccus nach 50 Stunden und Staphylococcus nach 6 8 / 4 Stunden 
im Harn wieder. In alien diesen Fallen, die samtlich von getoteten 
oder gestorbenen Tieren stammen, sind bei der Obduktion stets Blu- 
tungen oder Infarkte in den Nieren nachweisbar. Er kommt zu dem 
SchluB, daB die gesunde Niere weder ftir Sporen, noch filr irgend- 
welche andere Bakterien durchl&ssig ist. Ein Uebergang von groBeren 
Bacillenmengen in den Harn findet nur dann statt, wenn makroskopisch 
wahrnehmbare Blutextravasate oder Herde in den Nieren vorhanden 
sind. 

Boccardi (5) bestatigt die Richtigkeit obiger Versuche. Seine 
Untersuchungen mit Milzbrand berechtigen ihn zu der Folgerung, daB 
die Glomeruli und die Kapillarwandungen in unversehrtem Zustaud 
undurchgangig fiir Milzbrandbacillen sind und daB der Uebertritt in den 
Harn nur durch pathologische Zustande, speziell durch Blutungen ver- 
mittelt wird. 

Pern ice und Scagliosi (37) impfen Htindinnen und weiBe Mause 
teils subkutan, teils intravends. Staphylokokken finden sie bei Htindinnen 
nach 4 1 /*, Milzbrand bei Meerschweinchen nach 6^, Micrococcus 
prodigiosus nach 4 und Bacillus pyocyaneus nach 6 Stunden 
im Harn, der durch Katheter resp. post mortem aus der Blase ent- 


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278 


CentralbL f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 55. Heft 4. 


noinmen wird. Die Nieren der Tiere, bei welchen Mikroorganismen ge- 
funden werden, sind stets verandert. 

Sherrington (44) fiihrt unter die Haut oder in die Blutbahn seiner 
Versuchstiere Bacillus anthracis, Bacillus murisepticus. 
Bacillus pyocyaneus, Pneumococcus. Bacillus mallei, 
Bacillus tuberculosis, Vibrio cholerae asiaticae, Sta¬ 
phylococcus pyogenes aureus etc. ein und findet, daB im Blute 
zuweilen Bacillen sind, w&hrend im Harn keine nachzuweisen waren. 
Den Harn gewinnt er nach Totung des Versuchstieres aus der Blase. 
Eine Ausscheidung der Bakterien durch die Nieren findet nach seiner 
Ansicht nur in einem fortgeschrittenen Stadium der Krankheit statt. 

Cotton (11) macht an Kaninchen Versuche mit Bacillus an¬ 
thracis, Bacillus pneumoniae, Staphylococcus aureus etc., 
die er intravenos injiziert. In den meisten Fallen entnahm er nach dem 
Tode Harn aus der Blase. Milzbrandbacillen fand er in 6 Fallen nur 
lmal im Harn, und zwar nach 17 Stunden. Ebenso bekam er bei 
Staphylokokken erst nach dieser Zeit positive Resultate. Er stimmt mit 
den vorigen Autoren darin iiberein, daB eine Ausscheidung durch die 
Nieren erst dann zustande kommt, wenn Veranderungen in denselben 
eingetreten sind. 

Giovanni Cagnetto (7) konnte in einer spateren Arbeit bei 
50 Versuchen an 6 klinstlich mit Rotz infizierten Pferden nur 2mal durch 
Impfung Bacillen im Harn nachweisen, und zwar einmal nach einem 
starken Fieberanfall, einmal nach dem Tode. Der Harn wurde hierbei 
in Gummibeuteln aufgefangen und blieb zwecks Sedimentierung 12 bis 
15 Stunden stehen. Bei rotzkranken Katzen und Meerschweinchen hatte 
er ofter positive Befunde. 

V i n c e n z i (45) injizierte verschiedene pathogene und nichtpathogene 
Bakterien in die Vena jugularis von Meerschweinchen und Kaninchen 
und entnahm nach T5tung der Tiere in verschiedenen Intervallen 
(2—3—4 Stunden) den Harn steril aus der Blase. Er bekam stets 
absolut negative Resultate, ausgenommen bei seinem Colibacillus, 
von dem er ein Durchdringungsvermogen durch die unverletzte Niere 
annimmt. 

Alle die bisher angefiihrten Arbeiten bestatigen also den Satz 
Wyssokowitschs, daB die unverletzte Niere fflr Bakterien undurch- 
lftssig ist und daB erst dann dieselben im Harn auftreten, wenn LSsionen 
der Niere stattgefunden haben. Nur der letztgenannte Autor weicht 
zum Teil von diesem Standpunkte ab, indem er eine DurchlSssigkeit der 
gesunden Niere fur seinen Colibacillus feststellt. Er bildet damit 
den Uebergang zu der Gruppe derjenigen Forscher, welche diesen Satz 
im allgemeinen aufgestellt haben. 

Grawitz (50) untersuchte bei Hunden und Kaninchen die Durch- 
lSssigkeit der Nieren fiir Schimmelpilzsporen (Penicillium glaucum, 
Aspergillus etc.) und konnte dieselben in den ersten 24 Stunden im 
Harn vorfinden, ohne daB Veranderungen im Nierenparenchym nach- 
weisbar waren. 

Cohnheim (10) ist der Ansicht, daB der Organismus durch die 
Nieren nicht nur geloste, sondern auch organisierte Gifte ausscheiden 
kann. Er sieht darin eine wichtige Schutzvorrichtung des Ivorpers. 

Schweizer (43) findet bei Hunden, Katzen und Kaninchen die 
Nieren filr leblose kfirperliche Elemente, wie Baryumsulfat und Karmin, 
durchl&ssig. Bei weiteren Versuchen mit einem aus Ozaenaeiter ge- 


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JahD, Ausscheidung von Bakterien durch den Harn etc. 


279 


ziichteten Stdbchen fiDdet er solche bereits nach 3 v i 2 Stunden, nach 
Exstirpation der einen Niere (infolge Blutdrucksteigerung) schon nach 
2 1 i 2 Stunden im Harn vor. Letzteren gewinnt er durch Einfuhren einer 
Kanule in die Ureteren oder in die Blase. Er ist der Ansicht, daft 
die Bacillen nicht sofort durch die Nieren gehen, sondern sich erst 
muhsam durchschleichen miissen. 

Biedl und Krauss (2, 3, 4) untersuchen die Frage eingehend in 
mehreren Arbeiten. Sie experimentieren an Hunden und Kaninchen, 
denen sie 3—5 ccm einer 2—6-tagigen Bouillonkultur von Staphylo¬ 
coccus pyogenes aureus, daneben auch von Bacterium coli 
und Bacillus anthracis intravenos injizieren. Den Harn entnehmen 
sie direkt und kontinuierlich durch Einfuhren von Kanulen in beide 
Ureteren nach vorausgegangener Laparotomie unter Chloroformnarkose. 
Die Staphylokokken erscheinen beim Hunde friihestens nach 12 Minuten, 
meist nach 15—75 Minuten; analog waren die Ergebnisse mit Bac¬ 
terium coli und Bacillus anthracis. Zum Teil regen sie die Harn- 
absonderung durch Infusion von Traubenzuckerlosung an. Der Harn 
ist stets blut- und eiweififrei. Die Ausbildung grbberer anatomischer. 
sowie feinerer mikroskopischer VerSnderungen halten sie in dieser. kurzen 
Zeit ftir ausgeschlossen. Durch Diurese wird die Ausscheidung be¬ 
gun stigt. 

v. Klecki (19) priift die Versuche von Biedl und Krauss mit 
verschiedenen Variationen nach. In der Bet&ubung durch Chloroform 
oder Curare sieht er eine Abweichung von den physiologischen Ver- 
haltnissen. Er verwendet daher die Tracheotomie als bekanntes Be- 
ruhigungsmittel beim Hunde. Den natiirlichen Verh&ltnissen bei einer 
spontanen Infektion sucht er auch insofern n&herzukommen, als er 
kleinere Mengen als Biedl und Krauss injiziert. Um nicht zusammen 
mit den Bacillen auch Toxine, die schnell eine Schftdigung der Nieren 
bewirken konnen, in die Blutbahn einzufflhren, beniitzt er Aufschwem- 
mungen mit Kochsalzlosung. Den Harn entnimmt er direkt aus den 
Ureteren durch Einfiihren von extra konstruierten Kanulen, die eine 
Verunreinigung ausschlieften. So konnte er nach Injektion von 0,02 bis 
0,15 ccm einer 1—3-tagigen Agaraufschwemmung von Bacillus pyo- 
cyaneus und Staphylococcus pyogenes aureus bereits nach 
3, 5, 8, 10 usw. Minuten mittels Kulturverfahrens die entsprechenden 
Bacillen im Harn nachweisen. Er stimmt auf Grund seiner Versuche 
der Behauptung von Biedl und Krauss vollstandig zu, daft die 
normale Niere Bakterien durchlaftt, die schon wenige Minuten nach er- 
folgter Blutinfektion mit dem Harn ausgeschieden werden konnen. 

Opitz (35) macht 7 Versuche an Hunden in Morphium- und Chloro- 
formnarkose. Den Harn entnimmt er mittels Metallkatheters direkt aus 
den Ureteren. Auch er findet, daB oft schon nach kurzer Zeit — im 
Minimum nach 3 Minuten — die in die Blutbahn gebrachten Bakterien, 
wie Vibrio Finkler-Prior, Bacillus prodigiosus, Micro¬ 
coccus aquatilis usw., im Harn wiedererscheinen; er halt die Aus¬ 
scheidung jedoch nicht flir physiologisch. Opitz wandte zum Teil, wie 
auch v. Klecki, Diuretica an. Eiweift oder Blut findet sich nicht im 
Harn. 

Cagnetto und Tessaro (8) stellen Experimente an Kaninchen 
mit kleinen Mengen von Bacterium coli und Bacillus tetani- 
genus an, denen sie durch vorhergehende Waschung auf einem Filter 
das Kulturgift entziehen. Die Harnentnahme erfolgt wahrend des Lebens 


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Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 55. Heft 4. 


1—2inal direkt aus der Blase durch Ausheben mittels einer Spritze. 
Nur in 2 Fallen geschieht dies 5 resp. 15 Minuten, sonst dagegen erst 
30, 45, 60, 75 Minuten nach der Infektion. Ein erkennbares Passieren 
der Nieren in der ersten Zeit konnen sie nicht feststellen. 

Wir sehen also, daB die Untersuchungsbefunde iiber die Durch- 
lassigkeit der Nieren fiir Bakterien in weiten Grenzen schwanken. Was 
die klinisch-bakteriologischen Untersuchungen anbelangt, so 
mogen hier diese Verschiedenheiten immerhin noch einigermaBen er- 
klarlich erscheinen. Einmal stutzt sich ein groBer Teil der Befunde 
lediglich auf den mikroskopischen Nachweis der Bakterien. Derartige 
Untersuchungen konnen uns nicht als einwandfrei gelten, da erfahrungs- 
gem&B bei einer geringen Anzahl von Bakterien dieselben auf diese Weise 
leicht der Beobachtung entgehen konnen. Andererseits kann auch bei 
manchem positiven Befund eine Verwechselung vorgelegen haben, da 
bei mikroskopischer Untersuchung allein eine genaue Identifizieruug von 
Bakterien nicht immer moglich ist. Weiterhin kann es natiirlich nicht 
gleichgiiltig sein, in welchem Stadium der Krankheit die Untersuchungen 
erfolgten und ob es sich hierbei um leichtere oder um schwerere Falle 
handelte. Schon diese wenigen Erwagungen mogen imstande sein, uns 
so manche Verschiedenheit erklarlich zu machen. 

Direkt uberraschen miissen jedoch die weitgehenden Differenzen der 
diesbezuglichen experimentellen Untersuchungen. Hier teilen sich 
die Forscher in zwei scharf getrennte Lager. W&hrend die einen — ich 
bitte, dieselben im folgenden kurz als Autoren der „zweiten Gruppe“ be- 
zeichnen zu diirfen — auf Grund ihrer Versuche eine Durchlassigkeit 
der normalen Niere fiir Bakterien annehmen, lehnen die anderen — 
Autoren der ersten Gruppe — dies rundweg ab und geben eine Durch¬ 
lassigkeit nur fur ladierte Nieren zu. Warum ich Cagnetto und 
Tessaro in die zweite Gruppe nahm, trotzdem sie ein Passieren der 
normalen Niere in Abrede stellen, werde ich spSter erklaren. 

Unwillkiirlich muBte ich mich fragen, wie ist es moglich, daB z. B. 
Wyssokowitsch friihestens nach 6 l / 2 Stunden Staphylokokken im Harn 
findet, wahrend Biedl und Krauss dieselben bereits nach 12 Minuten, 
v. Klecki schon nach 3 Minuten nachweisen konnen? Hier wurde unter 
gleichen oder doch ahnlichen Bedingungen gearbeitet; denselben Ver- 
suchstieren wurden die gleichen Bacillen in zum Teil ahnlichen Men gen 
meist intravenos injiziert und der Nachweis derselben im Harn fast aus- 
schliefilich mittels Kulturverfahrens geliefert. Die Verschiedenheit der 
Versuchsanordnung liegt lediglich in der Art und Weise der Harn- 
gewinnung. Hier wird derselbe aus den Ureteren oder aus der Blase 
direkt und kontinuierlich abgefangen, dort wird der Harn intra vitam 
spontan oder mittels Katheters, post mortem aus der Blase entnommen. 
Man moge mil* erlauben, diese letztere Art der Harnentnahme im Ver- 
gleich zur ersteren kurz als „indirekte“ zu bezeichnen. Oder mit anderen 
Worten: Auf der einen Seite sind die ausgeschiedenen Mikroorganismen 
langere Zeit, oft stundenlang mit dem Harn in Beriihrung, wiihrend auf 
der anderen Seite sich diese Zeit auf ein Minimum beschrankt. In 
dieser Abweichung der Versuchsanordnung, in diesem verschieden langen 
Verweilen der Bakterien im Harn die Erklarung fiir die verschiedenen 
Untersuchungsergebnisse zu suchen, ist demnach sehr naheliegend. So 
manches konnten wir verstehen, wenn es gelange, eine wachstums- 
hemmende oder -vernichtende Wirkung des Harnes auf Bakterien fest- 
zustellen. Eine gewisse Berechtigung zu dieser Vermutung erblicke ich 


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Jahn, Ausscheidung von Bakterien durch den Harn etc. 


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darin, daB von fast alien Se- und Exkreten des Korpers solche Eigen- 
schaften nachgewiesen sind. Es ist daher keineswegs ausgeschlossen, 
daB auch dem menschlichen und tierischen Ham solche Eigenschaften 
zukommen, die zu untersuchen ich mir im folgenden zur Aufgabe gemacht 
habe. 


Ist der Harn als NHhrboden zu betrackten? 

Man konnte von vornherein auf den Gedanken kommen, daB eine 
Wachstumshemmung resp. Abtfitung der Bakterien im Harn wohl statt- 
finde, daB dies jedoch lediglich darauf beruhe, daB die Keime aus Mangel 
an geeigneten NShrstoffen sich nicht weiter vermehren konnen und 
schliefilich zugrunde gehen. Diese Annahme ist jedoch keineswegs stich- 
haltig. Kolle und Wassermann (21) sprechen phosphorarmen, in 
niichternem Zustande gelassenen Harn als ein direktes Ersatzmittel fur 
Fleischwasser an und verwenden ihn sowohl an sich als flfissiges Nahr- 
medium, wie auch zur Bereitung fester Nfihrboden. Weiterhin hat 
Piorkowski (38) speziell zur Zfichtung von Typhusbacillen eine Harn- 
gelatine angegeben. Heller (15), der auch schwach alkalisierten und 
sterilisierten Ham nach Zusatz von 1 Proz. Pepton, 7s Proz. Kochsalz 
und 5—10 Proz. Gelatine Oder 1—2 Proz. Agar-Agar als NShrboden 
empfiehlt, stellt als hygienische Forderung eine sorgfkltige Desinfektion 
des Haras bei Infektionskrankheiten auf, da der Harn ein guter Nfihr- 
boden ffir fast alle Infektionserreger sei. 

Ferner linden sich in der Literatur vielfach Angaben, die fiber ein 
gutes Wachstum von Bakterien im Harn berichten. Ganz besonders gilt 
dies ffir Typhusbacillen. So haben Neumann (31), Zeitz (zit. nach 
Wassiljeff) u. a. bemerkt, daB Typhusstfibchen im frischen Ham recht 
gut wachsen trotz saurer Reaktion desselben. Konjaj eff (22) halt eine 
nachtrfigliche Vermehrung ffir wahrscheinlich. Karl in ski (17) stellt 
Untersuchungen fiber das Wachstum der Typhusbacillen bei verschiedenen 
Temperaturgraden (32°, 36°, 39°) an und findet eine Vermehrung im 
eiweiBhaltigen Ham, die bei 39° grfiBer ist als bei 32°. Merker und 
Goldschmidt (29) beobachten, daB die Typhusbacillen sich erfolgreicher 
vermehren, wenn der Harn alkaiisch oder neutral ist. Auch Wassiljeff 
(47) stellt fest, daB der Harn Typhoser vollstandig die Bedingungen 
eines Nahrbodens erfflllt. Im Harn Gesunder erfolgt ebenfalls Wachs¬ 
tum. Ferner ist es eine oft bewiesene Tatsache, daB bei Typhusrekon- 
valeszenten oft noch nach Monaten Bacillen im Harn nachzuweisen sind. 
Wassiljeff fflhrt 2 Ffille aus der Literatur an, wo sogar nach 4 resp. 
5 Jahren noch Bakterien im Harn gefunden wurden. 

Wir konnen also hieraus den SchluB ziehen, daB der Ham unter 
gewissen UmstSnden wohl ein Wachstum ffir bestimmte Bakterien zu- 
laBt. Etwas modifiziert ist er sogar direkt als guter Nfihrboden ffir alle 
Bakterien verwendbar. Die hierbei notigen Bedingungen (Phosphatarmut 
etc.) sowie die Notwendigkeit vorheriger Modifizierung (Alkalisation, 
Sterilisation etc.) zur Bereitung guter Nahrbfiden weisen jedoch bereits 
darauf hin, daB ein Wachstum der Bakterien im Ham nicht unter alien 
Umstfinden erfolgt. 

Hat der Harn bakterfzide WIrkung? 

Lehmann (23) wurde als erster darauf aufmerksam, dafi der Harn 
bei Infektionskrankheiten relativ selten den Erreger beherberge, wfihrend 


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282 


Centraibl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 55. Heft 4. 


er doch in den Nieren so haufig nachgewiesen werde. Den Grund 
hierfiir sucht er entweder in einer vorziiglichen Filterwirkung der Niere, 
oder in einer bakterientotenden Wirkung des Hams. Nach einigen Vor- 
versuchen seinerseits beschaftigt sich Richter (39) in seinein Institut 
eingehender mit der Frage. Er fing spontan entleerten menschlicken 
Harn in sterilen Kolbchen auf und impfte denselben mit Aufschwem- 
mungen einer Agarkultur von Typhus-, Cholera- und Milzbrandbacillen. 
Er gofi alsdann sofort nach der Impfung, nach 1 Stunde und nach 
24 Stunden Agarplatten und zahlte die aufgegangenen Kolonieen. Er 
findet eine zweifellose bakterizide Wirkung des Harns, und zwar speziell 
auf Milzbrand- und Cholerabacillen, weniger auf Typhus, wo sogar zum 
Teil Wachstum stattfand. 

Makower (28) untersucht die Einwirkung des frischen, sauren, 
menschlichen Harns auf Milzbrand- und Typhusbacillen. Um die natiir- 
lichen Verhaltnisse in der Blase moglichst getreu nachzuahmen, sucht 
er durch Bedecken der geimpften Harnproben mit einer 2—3 cm hohen 
Oelschicht LuftabschluB herbeizufuhren. Er miBt diesem Faktor grofie 
Bedeutung bei und findet fiir 24 Stunden alte Milzbrandbacillen eine 
bedeutend starkere bakterienvernichtende Wirkung als Richter; das- 
selbe ist bei Typhusbacillen der Fall, wenn auch nicht so stark und 
rasch wie bei Milzbrand. 

Die beiden eben zitierten Arbeiten zeigen uns also, daB dem sauren 
Harn des Menschen unter gewissen Bedingungen eine deutliche bakterizide 
Wirkung zukommt. Interessant war mir die Frage, ob auch der tierische 
Harn solche Eigenschaften besitzt, ganz besonders aber, ob das Vor- 
handensein einer solchen Wirkung nur dem sauren Carnivoren- und 
Omnivorenharn, oder auch dem alkalischen Herbivorenharn zukommt. 

Eigene Untersucliuiigen. 

a) Versuchsanordnung. 

Bekanntlich unterscheiden wir bei unseren Haustieren 3 Arten von 
Urinen: 1) den sauren Carnivorenharn, 2) den alkalischen Herbivoren¬ 
harn und 3) den Omnivorenharn, der je nach Futterung teils sauer, teils 
neutral oder alkalisch reagiert. Von jeder dieser 3 Gattungen w&hlte 
ich mir einen Vertreter, und zwar der Reihe nach: Hunde-, Rinder-und 
Schweineharn. Ich verwendete ausschlieBlich normalen, von gesunden 
Tieren stammenden Harn. Vom sauren Carnivorenharn, der ja in seiner 
Zusammensetzung dem des Menschen am meisten khnlich ist, kounte 
ich mit ziemlicher Sicherheit eine hhnliche Wirkung voraussetzen, wie 
sie Makower und Richter fur den menschlichen Harn festgestellt 
hatten. Ob dies auch fur alkalische Harne zutriflft, muBten erst meine 
Versuche ergeben. 

Zu diesem Zwecke suchte ich von den oben genannten Tierarten 
sterilen Harn zu gewinnen. Mich stiitzend auf die Behauptung von 
L e u b e (24), daB der normale Harn in der Regel keimfrei ist, hoffte ich 
durch Entnahme mittels sterilen Katheters nach vorheriger Desinfektion 
der Genitalien solchen gewinnen zu konnen. Nicht immer gelang mir 
das. Des ofteren bekam ich Verunreinigungen mit Kokken. Ob dieselben 
aus den Harnwegen oder aus der Luft stammten, oder aber ob dies 
daher riihrt, daB auch der normale Harn keimhaltig ist, kann ich uicht 
genau entscheiden. Letzteres erscheint mir in mauchen Fallen nicht un- 
wahrscheinlich im Hinblick auf die Forschungen von Ferranini (12) u. a., 


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Jahu, Auascheiduug von Bakterien (lurch den Harn etc. 


283 


der im Ham von Hunden normalerweise Mikroorganismen nachwies. Den 
Hundeharn gewann ich stets mittels Katheters. Die Tiere hierzu wurden 
mir bereitwilligst von der Hundeklinik der hiesigen Tierarztlichen Hoch- 
schule zur Verfugung gestellt. Bei Rindern und Schweinen versuchte 
ich aus naheliegenden Grunden eine andere Art der Harngewinnung. 
Ich beschaffte mir gefullte Blasen von frisch geschlachteten, gesundeu 
Tieren des hiesigen stadtischen Schlachthofes und entnahm daraus den 
Harn mit Hilfe eines Troikarts, den ich vorher grundlich auskochte, nut 
Spiritus abbrannte und mit rotgliihender Spitze durch die Blasenwand 
stieB. Dadurch konnte ich mit ziemlicher Sicherheit Verunreinigungen 
von auBen verhindern. In den meisten Fallen erhielt ich so auch vollig 
sterilen Harn. 

Ich fiillte alsdann in sterile Glaschen Proben von je 20 ccm und 
behielt mir auBerdera eine genugende Menge eines jeden Harnes iibrig 
zur Untersuchung auf spezifisches Gewicht, Reaktion, EiweiB und Zucker. 
Die beiden letzteren Korper fand ich entweder gar nicht Oder nur in 
Spuren. Ich glaube deshalb, besondere Angaben hieruber weglassen zu 
diirfen, ebenso wie solche iiber das spezifische Gewicht, dem ich einen 
besonderen EinfluB auf die bakterizide Wirkung des Harns nicht zu- 
schreiben kann. Von jeder Probe goB ich soiort nach Entnahme eine 
Agarplatte, urn den Harn auf seine Sterilitat zu priifen. Die einzelueu 
Proben impfte ich nunmehr mit gewissen Mengen einer Bakterienkultur 
und goB von dem geimpften Harn sofort, ferner nach 3, 6, 24 etc. Stunden 
Agarplatten in der ublichen Weise. 

Bei meinen umfangreichen Versuchen ware nun eine stete Sterilisation 
von Glaspipetten (besonders bei Milzbrand) mit groBen Schwierigkeiten 
verbunden gewesen. Ferner h&tte eine Tropfenabzahlung mit verschiedenen 
Pipetten auch verschieden groBe Tropfen, also ungieiche Mengen der 
uberimpften Bakterien ergeben. Von vornherein war es mir klar, daB 
einwandsfreie Resultate nur dann zu erreichen waren, wenn stets mit 
genau gleichen Mengen gearbeitet wurde. Ich bediente mich daher eines 
ca. 20 cm langen Metallrohrchens mit einem Lumen von etwa 3 mm 
Durchmesser, in das ein Draht von annahernd gleicher Starke paBte. 
Zum Zwecke der Sterilisation brannte ich sowolil das Rohrchen, als 
auch den Draht mit Alkohol ab, brachte alsdann den letzteren zur Rot- 
glut und brannte durch Einfiihren desselben das nochmals in Alkohol 
getauchte Rohrchen grundlich aus. Ich glaube bestimmt annehmen zu 
konnen, daB ich dadurch in kurzester Zeit eine absolute Sterilisation 
erreichte. Ferner holfe ich, die Forderung der Verwendung gleicher 
Mengen zur Aussaat moglichst erfiillt zu haben, da es mir nach einiger 
Uebung mit ziemlicher Sicherheit gelang, eine beliebige Anzahl von 
Tropfen abzuzahlen. Da die Tropfen stets von einer und derselben Pipette 
stammten, dhrften sie auch als gleich groB angesehen werden konnen. 
Meist beniitzte ich zum GuB einer Agarplatte 3 Tropfen des geimpften 
Harns. Ich brachte dieselben jedoch nicht, wie gewohnlich, erst in 
fliissigen Agar, gab sie vielmehr direkt in die Platte und goB den auf 
38° abgekuhlten fliissigen Agar dazu. Durch mehrmaliges Hin- und 
Herschiitteln gelingt leicht eine gleichm&Bige Verteilung der Bakterien- 
kolonieen auf der Agarplatte. Diese letztere Methode wird von Hesse 
und Niedner (16) empfohlen. Ich stimme den beiden vollig zu, wenn 
sie behaupten, daB beim AusgieBen des Agars aus dem Reagensglas 
stets eine verschieden groBe Anzahl von Bakterien dort zuriickbleibt 
und so fur die Zahlung verloren geht. Im Interesse der Genauigkeit 


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284 


Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 55. Heft 4. 


halte ich deshalb bei derartigen quantitativen Bestimraungen diese Methode 
der Aussaat filr besser. 

Die ZShlung der aufgegangenen Kolonieen erfolgte nach 24 Stunden, 
eine Kontrollz&hlung nach 48 Stunden. Gezahlt wurden die Platten bei 
kleiner Kolonieenzahl mit bloBem Auge resp. einer Lupe unter Zuhilfe- 
nahme einer quadratierten Zahlplatte nach Wolfhtigel. Kolonieen bis 
zu 500 z&hlte ich genau. Von da ab bestimrate ich die Kolonieenzahl 
in mehreren Quadraten (10—15), zog den Durchschnitt und multiplizierte 
mit der Anzahl der fiir eine Platte bestimmten Quadratzentimeter. Dicht 
bewachsene Platten zShlte ich mittels der kleinen VergroBerung eines 
Leitzschen Mikroskopes. Ich untersuchte jeweils 30 Gesichtsfelder, 
nahm von ihnen die Durchschnittszahl (a) und fand dann nach Bestimmung 
des Durchmessers eines Gesichtsfeldes (d), sowie des Durchmessers der 
Platte (D) die Gesamtzahl der auf ihr befindlichen Kolonieen nach der 
Formel: 

D 2 

X — a ’d 2 ‘ 

Bei meinen Versuchen verwendete ich: Bacillus anthracis. 
Bacterium coli, Bacillus paratyphi B, sowie Staphylo¬ 
coccus pyogenes aureus und citreus, Streptococcus und 
Rotlaufbacillus, und zwar stets frische 24-stfindige Bouillonkulturen oder 
Aufschwemmungen von Agarkulturen. Der Rotlaufbacillus zeigte sich 
zu meinen Versuchen nicht sehr geeignet, da er in auBerst kleinen 
Kolonieen w&chst. Besondere Vorsicht war bei Bacillus anthracis 
geboten, da ich darauf bedacht sein muBte, Kulturen ohne Sporen zu 
verwenden. 24-stiindige Agarkulturen zeigten stets Sporen. Bei ebenso 
alten Bouillonkulturen war dies zwar nicht der Fall, jedoch konnte ich 
hier im Anfang die zahen, fadenartigen Massen nicht verteilen. Erst 
nach einiger Zeit gelang mir dies, wenn ich bei Anlegen einer Bouillon- 
kultur die einzufuhrende Bacillenmasse vorher aufs peinlichste verrieb. 
Stets fand daher besonders bei Milzbrand vorher eine genaue mikro- 
skopische TJntersuchung der Reinkulturen statt; auch bei den anderen 
Bacillenarten geschah dies, wenn auch hier mehr in der Absicht, durch 
annahernde Bestimmung der Bakterienzahl einen Anhaltspunkt fur die 
zu iiberimpfende Menge zu bekommen. 

b) Versuche iiber die bakterizide Wirkung des Urins 

der Haustiere. 

Meine ersten Versuche hatten den Zweck, die Wirkung der einzelnen 
Urine im Vergleich zueinander und zu dem des Menschen festzustellen. 


1. Versuch mit Bacillus anthracis. 

Je 20 ccm Ham werden mit einer 5 mg-Oese einer Agaraufschwemmung geimpft. 
Verunreinigung durch Kokken. 


Aussaat 

Mensch (sauer) 

Hund 

(sauer) 

Schwein (alk.) 

Bind (alk.) 

Milzbr. 

Cocc. 

Milzbr. 

Cocc. 

Milzbr. 

Cocc. 

Milzbr. 

Cocc. 

sofort 

1430 

0 

1240 

20 

1500 

200 

1950 

0 

Dach 3 Std. 

500 

20 

980 

26 

710 

200 

1800 

10 

.. 6 „ 

200 

20 

90 

35 

204 

150 

520 

26 

» 24 „ 

46 

29000 

0 

OO 

0 

320 

0 

560 

>. 48 „ 

0 

oo 

0 

OO 

0 

540 

0 

oc 


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Jahn, Ausscheidung von Bakterien durch den Ham etc. 


285 


2. Versuch rnit Bacillus paratyphi B. 

Je 20 ccm Harn mit einer 5 mg-Oese einer Bouillonkultur geimpft. 


Aussaat 

Mensch 

(sauer) 

Hund 

(sauer) 

Schwein 

(alk.) 

Kind 

(alk.) 

Bemerkungen 

sofort 

13 200 

15 400 

12 800 

13 200 


nach 3 Std. 

9 600 

8 200 

9 400 

9 8u0 


» 6 „ 

8 560 

5 900 

12 900 

21 600 


„ 24 „ 

66 

2 600 

oc 

oc 


„ 2X24 Std. 

0 

360 

oo 

oo 


„ 3V24 „ 

0 

184 

oc 

oc 


„ 4X24 „ 

0 

0 

oc 

oo 



3. Versuch mit Bacterium coli. 

Je 20 ccm Harn mit einer 5 mg-Oese einer Bouillonkultur geimpft. 


Aussaat 

Mensch 

(sauer) 

Hund 

(alkalisch) 

Schwein 

(alk.) 

Kind 

(alk.) 

Bemerkungen 

sofort 

16 200 

14 200 

16400 

12 400 


nach 3 Std. 

5 800 

9 500 

9 400 

9100 


„ 6 „ 

5 600 

18 400 

25 200 

8800 


„ 24 „ 

2800 

OO 

OO 

OO 


„ 2X24 Std. 

0 

OO 

OO 

oc 


» 3X24 „ 

0 

00 

OO 

00 


„ 4X24 „ 

0 

00 

00 

oc 



Diese einleitenden Versuche zeigten rair also folgendes: 

Bei Versuch 1 konnte ich eine deutliche wachstumshemmende Wir- 
kung aller 4 Harnarten auf Milzbrandbacillen feststellen. Bereits nach 
2X24 Stunden waren alle verschwunden. Mit Recht kann man mir 
entgegenhalten, daB ein derartiger Versuch, bei dem jede Probe teils 
sofort, teils sp&ter verunreinigt sich zeigte, als einwandsfrei nicht an- 
gesehen werden kann. Ich gebe das zu und habe spBtere derartige 
Versuche stets ausgeschaltet; hauptsfichlich deshalb ftihre ich ihn hier 
in der Form an, weil er mir sofort zeigte, daB der Harn sich nicht 
alien Bakterienarten gegeniiber gleich verhalt. Es war mir aufgefallen, 
daB sich neben den typischen Milzbrandkolonieen auch noch andere auf 
den Platten zeigten, die sich schon mit dem unbewatfneten Auge deutlich 
von den ersteren unterschieden und in einem Ausstrichpraparat als 
Kokken entpuppten. Woher sie stammen, vermag ich mit Sicherheit 
nicht zu sagen. Vermutlich sind sie bei Hund und Schwein schon bei 
der Harnentnahme, bei den beiden anderen spater aus der Luft dazu 
gekommen. Eine gesonderte Zahlung konnte ich um so eher vornehmen, 
als Verwechselungen bei einiger Aufmerksamkeit ausgeschlossen sind. 
Interessant war es mir, hierbei festzustellen, daB wahrend der Abnahme 
der Milzbrandkolonieen die Kokken im umgekehrten Verh&ltnis zunahmen. 
Dieselben Harnproben, die also auf Milzbrandbacillen abtotend wirkten, 
stellen fur die Kokken einen SuBerst giinstigen Nahrboden dar. 

Die Versuche 2 und 3 kann ich wegen ihrer Gleichartigkeit zusammen 
besprechen. Hier muBte mir auffallen, daB eine abtotende Wirkung nur 
den sauren Harnen zukam. Diejenigen mit alkalischer Reaktion ge- 
statteten, nachdem sie allerdings zu Anfang eine hemmende Wirkung 
gezeigt hatten, sp&ter ein iippiges Wachstum. Der alkalisch reagierende 
Hundeharn in Versuch 3 stammt von einem im Rekonvaleszensstadium 
befindlichen Tier mit RSude. Da er nicht als normal bezeichnet werden 
kann, gehort er eigentlich nicht in meine Versuchsreihe. Wenn ich ihn 


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286 


Central bl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originale. Bd. 55. Heft 4. 


hier anfflhre, so geschieht es hauptsSchlich deshalb, weil er die auf 
Grund der beiden Versuche gewonnene Meinung noch verstarken half, 
daB bei Paratyphus- und Coli-Bacillen das entscheidende Moment in 
der Saurewirkung zu suchen sei, wahrend die alkalischen Harne ein 
ausgiebiges Wachstum beider Bakterienarten gestatten. Die folgenden 
Versuche unternahm ich, urn die Richtigkeit dieser Meinung zu erproben. 

Urn den EinfluB der Saurewirkung des Hams festzustellen, bestimnite 
ich von jetzt ab jedesmal die Aziditat desselben. Diese hangt ab von 
den sauren Phosphaten. Warum ich zur Bestimmung derselben auf die 
Freund-Lieblein sche Methode verzichtete, werde ich sp&ter naher 
erortern. Ich bestimmte vielmehr die Aziditat durch einfache Titration. 
Ich gab daher in ein Reagensglaschen 1 ccm des zu untersuchenden 
Harns, verdiinnte ihn auf das 4—5-fache mit Wasser und setzte einige 
Tropfen Phenolphthalein zu. Darauf gab ich so lange Vio Normal- 
Natronlauge hinzu, bis erkennbare Rotfarbung eintrat. Jeweils wurden 
3 Proben untersucht und der Durchschnitt gezogen, in manchen Fallen 
auch die Richtigkeit durch Titration von 10 ccm Ham nachgepriift. Da 
bereits die nachsten Versuche auch fur die alkalischen Harne eine un- 
verkennbare Wirkung auf die untersuchten Bakterien ergaben, bestimmte 
ich von jetzt ab in ahnlicher Weise die Alkaleszenz der einzelnen Harn- 
proben. Zur Titration benutzte ich hierbei Vio Normal-Salzsaure, als 
Indikator Phenolphthalein. Die Aziditat resp. Alkaleszenz drflcke ich 
also im folgenden aus durch die Menge der zur Neutralisation von 1 ccm 
Harn verbrauchten Vio Normal-NaOH resp. Vio Normal-HCl. 


A. Versuche mit Bacillus anthracis. 
1) Hund. 


6 

Aziditat 

Menge der 
iiberimpften 
Kultur 

Sofort 

Nach 
3 Std. 

Nach 
6 Std. 

Nach 
24 Std. 

Nach 
2X24 Std. 

Nach 
3X24 Std. 

Bemerkungen 

4 

0,2 

57 mg-Oese 

900 

450 

600 

820 

6200 

0 

EiweiG in 

Spuren 

5 

0,3 

18 „ 

580 

325 

27 

0 

0 

— 


6 

0,45 

18 „ 

6 

0 

0 

0 

— 

— 


7 

0,6 

1 

57 „ 

36 

2 

0 

0 


— 



2) Schwein. 


6 . 
fcl 

Aziditat 

Alkale¬ 

szenz 

Menge 

Sofort 

Nach 
3 Std. 

Nach 

6 Std. 

Nach 
24 Std. 

Nach 
2X24 Std. 

Bemerkungen 

8 

__ 

0,2 

18 mg-Oese 

6 

6 

0 

0 

_ 


9 

0,6 


18 „ 

645 

420 

106 

0 

0 


10 

1,0 

— 

57 „ 

800 

160 

26 

0 

— 


11 

1,1 

— 

57 „ 

820 

428 

6 

20 

0 



3) Rind. 


6 

* 

Alkale¬ 

szenz 

Menge 

Sofort 

Nach 

3 Std. 

Nach 
6 Std. 

Nach 
24 Std. 

Nach 
2X24 Std. 

Nach 
3X24 Std. 

Bemerkungen 

12 

0,1 

18 mg-Oese 

390 

265 

142 

64 

6 

0 


13 

0,26 

57 

250 

124 

6 

0 

0 

— 


14 

0,4 

57 „ 

960 

155 

86 

20 

0 

— 


15 

0,4 

18 „ 

16 

7 

2 

0 

0 

— 

.-4s« 


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Jahn, Ausscheidung von Bakterien durch den Harn etc. 


287 


B. Versuche mit Bacillus paratyphi B. 
1) Hund. 


i\ 

Aziditat | 

Menge der 
iiberimpften 
Enltnr 

Sofort 

Nach Nach Nach 

3 Std. 6 Std. |24 Std. 

Nach 
2X24 Std. 

Nach 
3X24 Std. 

Bemerkungen 

16 

0,15 

1 mg-Oese 

960 

2800 |20 000 |80 000 1 

OC 

(X 


17 

0,2 

1 „ 

2400 

980 I 5 400 oc 

OC 

— 


18 

! i,i 

1 „ 

2250 

620 35 0 

0 

— 



2) Schwein. 


d 

* 

Aziditat 

Menge 

Sofort 

Nach 

3 Std. 

Nach 

6 Std. 

Nach 

24 Std. 

Nach 
2X24 Std. 

Nach 
3X24 Std. 

Bemer¬ 

kungen 

19 


1 mg-Oese 

5 000 

6700 

9 500 

OO 

OO 

_ 


20 


1 

6400 

5600 

50000 

OO 

OO 

— 


21 


1 „ 

5600 

3200 

1 500 

1 500 




22 

0,8 

1 

3 600 

360 

12 000 

120000 

oc 

— 


23 


1 „ 

16 000 

8000 

6 200 

1500 


— 



3) Rind. 


0 Alkale- 
Z szenz 

Menge 

Sofort 

| 

Nach 

3 Std. 

Nach 

6 Std. 

Nach 
24 Std. 

I | 

Nach Nach 

2X24 Std. 3X24 Std.; 

Bemerkungen 

24! 0,06 

1 mg-Oese 

840 

600 

520 

250 

100 000 

105000 


2o! 0,2 

1 

7600 

5900 

4200 

0 

0 

— 


26 0,4 

1 „ 

1950 

1250 

720 

0 

0 

— 



C. Versuche mit Bacterium coli. 
1) Hund. 


d 

Azi- 

Menge 

Sofort 

1 

Nach 

Nach 

Nach 

Nach 

Nach 

Nach 

Berner- 

as 

ditat 

3 Std. 

6 Std. 

24 Std. 

2X24 Std. 

3X24 Std. 

4X24 Std. 

kungen 

27 

0,15 

1 

mg-Oese 

380 

380 

8400 

400000 

OC 

OC 

_ 


28 

0,2 

1 


2 700 

1420 

5280 

OO 

OO 

— 

— 


29 

0,6 

1 


15 400 

12800 

9200 

2 500 

5400 

3200 

0 


30 

1,1 

1 

1> 

2 950 

1240 

295 

0 

0 

— 

— 

1 


2) Schwein. 


d 1 
Z 

Aziditat 

Menge 

Sofort 

Nach 

3 Std. 

Nach 

6 Std. 

Nach 
24 StdJ 

Nach 
2X24 Std. 

Nach 
3X24 Std. 

Bemer¬ 

kungen 

31 

0,08 

1 mg-Oese 

8900 

10 200 

120000 

OC 

"W 1 

OO 



32 

0,5 

1 „ 

9200 

6 400 

18 000 

oc 

00 

— 


33 

0,8 

1 „ 

1250 

680 

3 000 

20000 

250 000 

OO 


34 

0,7 

1 

8600 

2 900 

1200 

1200 

1300 

0 


35 

0.8 

1 

220 

156 

320 

8000 

6 200 

0 


36 

1,2 

1 

6000 

4 800 

1900 

1760 

10 

0 



3) Rind. 


d 

1 

Alkale- 

szenz 

Menge 

Sofort 

Nach 

3 Std. 

Nach 

6 Std. 

1 

Nach Nach 

24 Std. 2X24 Std. 

Nach 
3X24 Std. 

Bemerkungen 

37 

0,16 

1 mg-Oese 

160 

110 

170 

0 

0 

_ 


38 

02 

1 ,, 

7000 

5600 

4200 

0 

0 

— 


39 

0,3 

1 ,, 

280 

125 

75 

1200 

0 

0 


40 

0,4 

1 » 

2100 

760 

84 

0 

0 

— 



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288 


Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 55. Heft 4. 


Nach obigen Versuchen kann es keinem Zweifel unterliegen, dafi 
dem tierischen Ham, sowohl dem sauren, als auch dem alkalischen, 
unter gewissen Bedingungen gegen die untersuchten Bakterienarten eine 
keimtotende resp. wachstumshemmende Wirkung zukommt. Der be- 
deutende EinfluB der Aziditdt resp. Alkaleszenz ist offensichtlich. Bei 
den Versuchen rait dem Milzbrandbacillus ist mir kein einziger Ham 
begegnet, der nicht nach langerer oder kurzerer Zeit die eingefiihrten 
Bakterien abgetotet hatte. Ich befinde mich damit in Uebereinstimmung 
mit Makower und Richter, welche besonders fiir hochpathogene 
Bakterien wie Cholera und Milzbrand eine starke Empfindlichkeit dem 
menschlichen sauren Harn gegeniiber festgestellt hatten. Makowers 
Versuche halte ich jedoch nicht immer fiir einwandfrei. So impfte er 
30 ccm Harn einmal mit 3 Tropfen, ein andermal mit 30 Tropfen einer 
24-stundigen Bouillonkultur von Milzbrandbacillen, und fand bereits die 
erste (sofort gegossen), ebenso alle folgenden Platten steril. In einem 
anderen Versuche, wo er dieselbe Menge Urin mit 3 ccm einer Bouillon¬ 
kultur impfte, zeigte die erste Platte nur 2 Kolonieen, alle folgenden 
waren steril. Solche Ergebnisse hatte ich auch des ofteren, besonders 
bei Milzbrand. Fur selbstverstandlich halte ich es jedoch, derartige Ver¬ 
suche auszuschalten, denn daB in solch kurzer Zeit eine derartig be- 
deutende Menge hochvirulenter Bacillen abgetdtet wird, ist ausgeschlossen. 
Jedenfalls wird es sich hier um unbrauchbare Kulturen gehandelt haben. 
Wenn er ferner von einer mit 5 ccm Kultur geimpften Urinportion von 
30 ccm die erste Platte total bewachsen, nach 2 Stunden nur noch 
10000 Kolonieen und nach 8 Stunden 45 Minuten bereits eine sterile 
Platte fand, so miiBte ja menschlicher Harn unseren besten Desinfizien- 
tien gegen den Milzbrandbacillus an die Seite gestellt werden. Das Vor- 
handensein pilztotender Eigenschaften des sauren Harnes kann ich be- 
statigen; eine derartig intensive Wirkung, wie sie Makower festgestellt 
haben will, halte ich fiir iibertrieben, selbst bei Berflcksichtigung der 
Tatsache, daB er seine Versuche unter LuftabschluB anstellt. Trotzdem 
wollte ich es jedoch nicht unterlassen, die Einwirkung meiner Harne 
unter LuftabschluB zu priifen. In einigen Versuchen wollte ich erfahren. 
ob dadurch die pilztotende Wirkung so bedeutend erhoht wird. Ich 
verfuhr in derselben Weise wie oben und bedeckte (nach Makower) 


Einwirkung des Harnes auf Milzbrandbacillen unter LuftabschluB. 


Ham 

Azidi- 

tat 

Menge 

Sofort 

Nach 
3 Std. 

Nach 

6 Std. 

Nach 
24 Std. 

Nach 

2X24 

Std. 

j Nach 
3X24 
Std. 

Hundeharn (ohne Oelbe- 

02 

57 mg 

900 

450 

600 

800 

920 

0 

deckung 






0 

Hundeharn (mit Oelbe- 

02 

57 „ 

1160 

460 

400 

350 

0 

deckung) 

Schweinenarn (ohne Oel- 

i,i 

57 „ 

820 

428 

16 

20 

0 

0 

deckung 

Schweinenarn (mit Oelbe- 
bedeckung) 

Kuhharn (ohne Oelbe- 

i,i 

57 „ 

780 

330 

14 

36 

0 

0 

_ 

57 „ 

960 

155 

86 

20 

0 

0 

deckung) 




40 





Kuhharn (mit Oelbe- 

— 

57 „ 

980 

31 

0 

0 

— 

deckung) 



126 






Kuhharn (ohne Oelbe- 
deckung) 

Kuhharn (mit Oelbe- 

— 

5 „ 

52 

6 

0 

0 

— 

_ 

5 „ 

117 

26 

2 

0 

0 

— 

deckung) 










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J a h n, Ausacheidung von Bakterien durch den Ham etc. 


289 


die geimpften Urinportionen mit einer 2—3 cm hohen Schicht sterili- 
sierten Olivenols (s. Tabelle p. 288). 

Es zeigt sich deranach, daB die bakterizide Wirkung des Harues 
unter LuftabschluB etwas erhoht wird. Sehr viele Experimente wareu 
hierbei unbrauchbar, da ich, wie Makower, oftmals schon die erste 
Platte steril fand. Dies glaube ich jedoch darauf zuruckfiihren zu 
miissen, daB bei Bedeckung mit einer Oelschicht eine genaue Verteilung 
der in dem Harn befindlichen Bakterien sich schlecht ermoglichen laBt, 
da die Oeldecke ein Umriihren oder Umschiitteln verhindert. Die oben 
naher besprochenen Befunde Makowers finden dadurch leicht eine 
Erklarung. 

Von zweifellosem EinfluB ist ferner die Hohe der Aziditat resp. . 
Alkaleszenz; mit deren Steigerung geht eine erhohte bakterizide Wir¬ 
kung Hand in Hand. Die geringste Aziditat (0,2) weist der Harn in 
Versuch No. 4 auf. Hier bemerken wir auch ein Fortleben der Bak¬ 
terien bis 48 Stunden und erst nach 3X24 Stunden erfolgt Abtotung 
derselben. Aehnlich steht es mit dem Harn in Versuch 12, der die ge¬ 
ringste Alkaleszenz hat. Ich halte es nicht fur unwahrscheinlich, daB 
innerhalb dieser Grenzen, dem Neutralpunkt zu, Urine existieren, die 
ein Wachstum der Milzbrandbacillen zulassen. 

Die Versuche mit Paratyphus und Coli ergeben ebenfalls eine deut- 
liche Wirkung der untersuchten Urinarten auf diese Bakterien. Die- 
selbe ist jedoch nicht so stark wie bei Milzbrand. Auch hier tritt der 
EinfluB der Aziditat resp. Alkaleszenz zur Schau. Die Aziditatsgrenze, 
die noch ein Wachstum zulaBt, ist jedoch hier bedeutend hoher als bei 
Milzbrand. Wabrend dieser schon bei einer Aziditat von 0,2 vernichtet 
wird, vermogen Paratyphus- und Co 1 i- Bacillen noch bis zu einer 
Aziditat von 0,8 zu wachsen. Viel empfindlicher sind diese beiden 
gegen alkalische Urine. > Nach meinen ersten Erfahrungen hatte ich 
das nicht erwartet. Der einzige Harn, der noch ein Wachstum des 
Bac. Paratyphi B. zulaBt, ist der in Versuch No. 24 mit einer Alka¬ 
leszenz von 0,06. Auch Bac. coli wird schon von einem Harn mit 
0,16 Alkaleszenz (Versuch No. 37) abgetotet. Die Ergebnisse von Ver¬ 
such 2 und 3 mit alkalischen Urinproben sind also nur so zu erkiaren, 
daB dieselben zufailig samtlich eine Alkaleszenz besaBen, die unter diesen 
Grenzen stand. 

Bemerkenswert ist auch, daB ein Harn in Versuch No. 33 mit 
0,8 Aziditat ein Wachstum des C o 1 i - Bacillus zulaBt, wahrend ein 
solcher mit 0,7 Aziditat (Versuch No. 34) die Keime, wenn auch erst 
nach 3X24 Stunden abtotet. Aehnlich ist es auch bei Bac. Para¬ 
typhi B. Hier liegt die Vermutung sehr nahe, daB auBer den Korpern, 
welche die Aziditat eines Harns bedingen, auch noch andere, in wach- 
sender Menge vorkommende Stoffe mitwirken konnen. Ein genauer 
Grenzwert der Aziditat und der Alkaleszenz, bis zu dem Wachstum er¬ 
folgt, laBt sich daher nicht festlegen. Derselbe schwankt vielmehr in 
geringem MaBe. 

Eine ahnliche bakterizide Wirkung des Harns habe ich in einigen, 
wenn auch nicht so umfangreichen Versuchen, auch in Bezug auf Strepto- 
kokken sowie Staphylococcus pyog. aureus und citreus nach- 
gewiesen. 

Im zweiten Teil meiner Arbeit machte ich mir nunmehr zur Auf- 
gabe, das pilztotende Prinzip bei den einzelnen Harnarten zu ermitteln. 

Erste Abt. Orig. Bd. 65. Heft 4. 19 


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290 


Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 55. Heft 4. 


Die fruheren Befunde liber den EinfiuB der Aziditat und der Alkaleszenz 
muBten mich darauf hinweisen, Untersuchungen nach dieser Richtung 
hin anzustellen. 

c) Untersuchung des wirksamen Prinzips. 

1) Die Bedeutung der Aziditat. 

Die Reaktion des sauren Harnes wird in der Hauptsacke durch das 
saure phosphorsaure Kalium = KH 2 P0 4 bedingt. Die meisten unserer 
Sauren stellen gute Desinfizientien dar, so daB diese Annahrae auch fiir 
die Phosphorsaure sehr naheliegend ist. Verschiedene Arbeiten iiber 
Einwirkung der Phosphorsaure auf Bakterien bestatigen dies. So fand 
Kitasato (18) bei Typhus- und Cholerabacillen nach Zusatz von 
0,15 Proz. H 3 P0 4 zu neutraler Nahrgelatine noch Wachstum, bei 0,18 
bis 0,224 Proz. wurde die Entwickelung gehemmt und bei 0,254—0,3 Proz. 
blieb jedes Wachstum aus. Kohler (20) versetzte die Nahrboden mit 
H s P 0 4 der Pharmakopoe, die 20 Proz. Saure enthalt. Bei niederem 
H 3 P0 4 -Gehalt findet er eine Begiinstigung des Wachstums, das bis 
0,7 Proz. stattfindet; bei 0,8 Proz. erfolgt leichte Hemmung, bei 0,9 
bis 1 Proz. starke Hemmung, bei 1,05 Proz. liegt die Grenze der Ent- 
tvicklung. 

Makower fiihrt die Wirkung, die er fiir menschlichen Harn nach- 
wies, auf den Gehalt desselben an Phosphorsaure zuriick. Eine be- 
deutende Mitwirkung spricht er auBerdem dem LuftabschluB zu. 

Ebenso halt Richter (39) die Saure fiir das hauptsachlich wirk- 
same Prinzip im menschlichen Harn. Er berechnet die in 50 cent Harn 
vorhandene, nicht an Basen gebundene H 3 P0 4 und stellt alsdann Lo- 
sungen von KH 2 P0 4 her, in welchen die gleichen Mengen ungebundener 
H,P0 4 enthalten sind. Er behauptet, daB diese Losungeu genau so 
bakterientotend wirken, wie der entsprechend saure Harn. 

Rostoski (41) sucht den Beweis fiir die Wirksamkeit der Phos¬ 
phorsaure im Harn dadurch zu erbringen, daB er die Aziditat derselben 
durch mehrmaliges Verabreichen von Ac. camphoric, und Ac. boric, zu 
steigern sucht. Unter Aziditat versteht er die zur Neutralisation von 
10 ccm Harn verbrauchten Kubikzentimeter Normalnatronlauge. Wab- 
rend Milzbrand schon bei einer Aziditat von 4,2 abgetotet wird, riickt 
bei Bac. coli diese Grenze auf 8,7 (= 0,254 Proz. H 3 P0 4 ). Saurer 
Harn wirkt gegen Milzbrand- und Cholerabacillen entschieden starker 
als gegen Coli-Bacillen. Er erbliekt sogar in der Steigerung der Azi¬ 
ditat einen therapeutischen Faktor. 

Paus (36) setzt den Nahrboden allerhand Sauren zu und unter- 
sucht die Wirkung auf Typhus- und Coli-Bacillen. Beide wachsen bei 
niederen Konzentrationen von H ;! P0 4 gut. Erst eine Aziditat von 7,3 
(= 0,25 Proz. H 3 P0 4 ) vermag dem Wachstum der Typhusbacillen und 
eine Aziditat von 7,8 (= 0,275 Proz. H 3 PO t ) dem der Coli-Bacillen 
Einhalt zu tun (Aziditat wie bei Rostoski). 

Die oben genannten Autoren stimmen also alle darin ubereiu, daB 
die Phosphorsaure in niederen Konzentrationen ein gutes Wachstum der 
Bakterien gestattet, daB jedoch von einem gewiSsen Punkt ab, der bei 
alien so ziemlich derselbe ist, der Entwickelung Einhalt geboten wird. 
Um nun die Wirkung der die Aziditat bedingenden Phosphorsaure im 
tierischen Harn naher zu priifen, konnte ich auf 2 Wegen vorgehen. 

Zum ersten konnte mir die Beweisfiihrung fiir die Wirksamkeit der 
Phosphorsaure im sauren Harn dann gelingen, wenn ich sie daraus ent- 


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Jahn, Ausscheidung von Batterien durch den Harn etc. 


291 


fernte. Einmal brauchte ich nur durch Alkalizusatz den sauren Harn 
zu neutralisieren, urn an der verminderten oder aufgehobenen Wirkung 
indirekt einen MaBstab fiir die Saurewirkung zu haben. Ich verzichtete 
darauf; denn ich wollte keine kiinstlichen Verhaltnisse herstellen, zumal 
bei Alkalizusatz wieder neue chemische Verbindungen im Harn ent- 
stehen, die ihrerseits wieder eine Wirkung ausiiben und so die Resultate 
unklar erscheinen lassen konnten. Weiterhin konnte ich die Saure- 
wirkung auch durch Kochen des Harns ausschalten. Bekanntlich werden 
hierbei die sauren Phosphate allmahlich in neutrale verwandelt. Ich 
unternahm auch verschiedene derartige Versuche, indem ich den Harn 
V 2 Stunde lang im Sterilisierapparat bei 100° kochen lieB. Eine vollige 
Neutralisation ergab sich zwar hierbei nicht, jedoch eine bedeutende 
Abnahme der Aziditat. Jedesmal konnte ich hierbei auch eine deutliche 
Abnahme der bakteriziden Wirkung der einzelnen Urine feststellen. 
Wenn ich auch diese Tatsache schon als Beweis fur die Saurewirkung 
gelten lassen konnte, so muBte ich immerhin daran denken, daB durch 
Erhitzen Veranderungen entstanden sein konnten, die unrichtige Resultate 
bedingten. 

Deshalb versuchte ich auf deni anderen noch moglichen Wege die 
Beweisfiihrung fur die Saurewirkung vollstandig zu machen, indem ich 
Losungen von KH 2 P0 4 in ahnlichen Konzentrationen, wie im Harn, her- 
stellte und sie auf die verschiedenen Bakterien einwirken lieB. Auf 
diesem Wege ging auch Richter (39) vor. Er bestimmte nach der 
Freund-Liebleinschen Methode, wie sie in Neubauer und Voge 1 s 
Harnanalyse (32) angegeben ist, die in einer bestimmten Menge Harn 
enthaltene H 3 PO, und stellte nach den so gefundenen Werten 3 ahnlich 
konzentrierte Losungen von KH 2 P0 4 her, die einem Phosphorsaure- 
gehalt von 0,13 Proz., 0,195 Proz. und 0,262 Proz. entsprachen. Diese 
w&sserigen Losungen impfte er alsdann mit Milzbrandbacillen und stellte 
bei Losung 1 und 2 eine Wachstumshemmung, bei Losung 3 eine deut¬ 
liche bakterizide Wirkung fest. Ich halte seine Versuche jedoch nicht 
fiir einwandfrei und vollbeweisend. Hier kann mit Recht der Einwurf 
gemacht werden, daB die hemmende resp. abtotende Wirkung der Fliissig- 
keit in erster Linie auf Mangel an Nahrstoffen zuriickzufiibren ist. Auf 
die umstandliche Freund-Liebleinsche Methode do*’ quantitativen 
PhosphorsSurebestimmung verzichtete ich vor allem deshalb, weil V61- 
k e r (46) nachgewiesen hat, daB sie vollig unzuverlassige, fast stets 
falsche Resultate ergibt. Er behauptet, daB eine vollige Trennung von 
prirndrem und sekundarem Phosphat durch Chlorbaryumzusatz nicht mog- 
lich sei, daB vielmehr unter den Bedingungen des Harns ein erheblicher 
Teil von den primaren Phosphaten mitgefallt werde. 

Ich stellte mir daher auf einfachste Weise Losungen von KH 2 P0 4 
her, indem ich die nbtige Konzentration vorher etwa berechnete und 
dann durch Titration die Aziditat priifte. Um den oben erwahnten 
Einwurf auszuschalten, beniitzte ich nicht rein wasserige, sondern mit 
neutraler Bouillon versetzte Losungen. Durch Zusatz von 2, 4, 6 usw. ccm 
einer 1-proz. KH 2 P0 4 -Losung zu 18, 16, 14 etc. ccm neutraler Bouillon 
erhielt ich 0,1-proz., 0,3-proz., 0,5-proz. usw. KH 2 P0 4 -Losungen. Die 
nachtragliche Titration ergab dann ahnliche Aziditatsgrade, wie ich sie 
bei meinen Urinen gefunden hatte. Wenn ich auch zugeben muB, daB 
diese Methode nicht vollig exakt ist, so halte ich sie, ganz abgesehen 
von ihrer Einfachheit, immerhin noch fiir genauer als die Freund- 
Liebleinsche. Diese Bouillon-KH 2 P0 4 -Losungen impfte ich nun mit 

19* 


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292 


Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 55. Heft 4. 


Milzbrandbacillen und goB, wie oben, sofort, nach 3, 6 usw. Stunden 
Platten. Die Ergebnisse mogen die folgenden Tabellen veranschaulicken. 


1. Versuch mit Bac. anthracis. 


No. 

Losung 

Azidi- 

tat 

Sofort 

Nach 
3 Std. 

Nach 

6 Std. 

Nach 
24 Std. 

Bemerkungen 


Reine Bouillon 

0 

320 

480 

660 

oo 

starke Triibung 


0,1-proz. Losung 

0,1 

425 

460 

890 

oo 

i» ii 


0,3-proz. Losung 

0,28 

480 

260 

26 

6 

klar 


0,5-proz. Losung 

0,4 

395 

124 

o 

0 

If 


2. Versuch mit Bac. paratyphi B. 


No. 

Losung 

Azidi- 

tat 

Sofort 

Nach 
3 Std. 

Nach Nach 
6 Std. 24 Std. 

Bemerkungen 


Reine Bouillon 
0,1-proz. Losung 
0,3-proz. Losung 
0,5-proz. Losung 
0,8-proz. Losung 

0 

0.1 

0,28 

0,4 

0,7 

12 800 
11600 
8400 
12 200 
10 500 

15 400 
14 200 
6 200 
7 650 
6 400 

280000 
220000 
14 500 
4800 
2150 

OO 

oo 

oo 

19 000 
0 

starke Triibung, Bodensatz 

>1 If 

91 11 

leichte Triibung 
klar 



3 

. Versuch mit Bac. coli. 


No. 

Losung 

Azidi- 

tat 

Sofort 

Nach 
3 Std. 

Nach 
6 Std. 

Nach 
24 Std. 

Bemerkungen 


Reine Bouillon 
0,1-proz. LSsung 
0,3-proz. Losung 
0,5-proz. Losunl 
0,8-proz. Losung 

X 

1-4 C^^t> 

ooooo 

19 500 
16 800 
19 100 
17 600 
14 260 

22 000 
19 700 
14 200 
8 650 
7 100 

28000 

1272 

11500 

680 

OO 

oo 

oo 

9800 

6 

triib, Bodensatz 

11 1) 

11 11 

leicht getriibt 


Auf Grund dieser Versuche kann ich daher best&tigen, daB die 
Phosphorsaure in niederen Konzentrationen ein gutes Wachstum zulUBt, 
wahrend von einem gewissen Punkt an die Entwicklung gehemmt wird. 
Die Tatsache, daB ich mit meinen ahnlich konzentrierten KH 2 P0 4 — 
Lbsungen ganz ahnliche Resultate erhielt, diirfte der beste Beweis sein, 
daB die Phosphorsaure im sauren Harn als das hauptsachlich wirksame 
Prinzip anzusehen ist. Wenn bei Einwirkung der KH 2 P0 4 = Losungen 
die Wachstumsgrenze etwas hoher liegt — besonders bei Milzbrand — 
so konnte uns dies auf die Vermutung bringen, daB an der bakteriziden 
Wirkung des Harnes auch noch andere Korper im Harn beteiligt sein 
konnen. 

2) Die Bedeutung der Alkaleszenz. 

Ganz analog den Verhaitnissen beim sauren Ham, mufite ich nach 
meinen Versuchen auch beim alkalischen Herbivorenharn in der Alkale¬ 
szenz das bakterientbtende Prinzip suchen. Hier traten genau dieselben 
Erscheinungen zutage: Bis zu einem gewissen Punkte konnten die 
Bakterien sick entwickeln, von da ab fand Starke Wachstumshemmung 
resp. Vernichtung statt. Die alkalische Reaktion des Herbivorenharns 
wird nun durch das saure kohlensaure Calcium = CaH 2 (C0 3 )*—bedingt. 
Da unsere Alkalien, besonders die Kalksalze, gute Desinfizientien dar- 
stellen, so lag es fiir mich sehr nahe, die Beweisfflhrung fiir die Wirkung 
der Alkaleszenz in khnlicher Weise wie oben fflr die Aziditat anzustellen. 
Hier stellte sich mir insofern ein Hindemis entgegen, als es mir trotz 


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Jahn, Ausscheidung von Bakterien durch den Ham etc. 


293 


eifriger Bemiihungen nicht moglich war, das saure kohlensaure Calcium 
weder von hiesigen einschlagigen Geschaften noch von der Firma Merck - 
Darmstadt zu erhalten. Ich mufite daher auf diesbeztigliche Literatur- 
angaben zuriickgreifen. 

Schon Gravitz hatte festgestellt, daB gewisse Pilze iippiger auf 
saurem Substrat gedeihen und gegen Alkalien stark empfindlich sind. 

Kisasato (18) fiihrt aus, daft schon bei einem Kalkzusatz von 
0,0966 Proz. kein Wachstum der Typhusbacillen rnehr stattfindet. 

L i b o r i u s (25) bezeichnet sogar bereits einen Kalkgehalt von 
0,0074 Proz. als geniigend, uni Typhusbacillen in Bouillon abzutoten. 

Fodor (13) erhoht durch tagliches Eingeben von Alkalien per os 
die Alkaleszenz des Blutes und findet damit auch eine bedeutend hohere 
bakterizide Wirkung derselben. Es sucht durch Alkalisation des Blutes 
den Organismus zu immunisieren. 

Ich hatte nuumehr die antibakterielle Wirkung anderer Kalksalze 
priifen und einen RtickschluB auf das Verhalten des sauren kohlensauren 
Calcium ziehen konnen, hielt jedoch die obigen Angaben fur vollig aus- 
reichend, um seine bakterientotende Wirkung als feststehend zu be- 
trachten. Wenn auch das von Liborius behauptete wachstumsver- 
nichtende Verhalten der Kalksalze in derartig geringen Konzentrationen 
(0,0074 Proz.) mir doch etwas zu weitgehend erscheint, so geniigt bereits 
ein Prozentgehalt an Kalk, wie ihn Kitasato festgestellt hat, vollig, 
um eine bakterizide Wirkung der alkalischen Harne von einer gewissen 
Alkalescenz ab verstandlich zu machen. Als ziemlich beweiskrfiftig hier- 
fflr mochte ich die Angaben Fodors ansehen, der mit gesteigerter Al¬ 
kaleszenz des Blutes auch eine stark erhohte bakterizide Wirkung der¬ 
selben findet. 

Nachdem ich also bewiesen habe, daB fflr den sauren Harn die 
Phosphorskure, fflr den alkalischen Harn mit ziemlicher Sicherheit die 
Kalksalze als hauptsachlich wirksame Medien anzusprechbn sind, bleibt 
mir noch zu untersuchen iibrig, ob aufter diesen noch andere im Harn 
enthaltene Korper in Betracht kommen konnen. An verschiedenen Stellen 
wiesen ja meine Untersuchungsbefunde darauf hin, daB dies, wenn auch 
in geringem MaBe, der Fall sein durfte. Inwieweit dies zutrifft und 
welche Korper dabei in Betracht kommen konnen, moge zum SchluB 
noch kurz besprochen werden. 

3) Untersuchung des Harns auf Agglutinine. 

Ehe ich weiter nach wirksamen chemischen Korpern im Harn suchte, 
interessierte mich die Frage, ob nicht spezifische Antikorper an der 
bakteriziden Wirkung des Harns beteiligt sein konnten. DaB die bei den 
Infektionskrankheiten im Blut sich bildenden Agglutinine — diese kamen 
hier in erster Linie in Betracht — auch in den Harn ubertreten konnen, 
ist vielfach bewiesen. 

So fand van Oordt (34) im Harn Typhoser in 1 von 11 Fallen 
schwache Agglutination. Nach Vidal und Si card (48) agglutiniert 
der Harn TyphSser in einzelnen Fallen im Verhaltnis 1:10, wahrend 
Gurbunoff (14) zu dem SchluB kommt, daB die Agglutinationsreaktion 
im Harn Typhbser sich unbedingt vorfinde. Wassiljeff (47) fand unter 
25 Fallen 4mal Agglutination bei Verdunnungen von 1:1 — 1:10, wahrend 
die Reaktion 5mal zweifelhaft war. 

Giovanni Cagnetto (7) fand, daB der Harn rotzkranker Pferde 
einen energischeren vernichtenden EinfluB auf die Rotzbacillen austibt, 
als der gesunder. Er fiihrt dies auf den Uebertritt spezifischer Anti- 


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Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 55. Heft 4. 


korper aus dera Blut in den Urin zuriick, in dera sie wenigstens zum 
groBen Teil unverandert existiereu miissen. 

Die Mdglichkeit des Auftretens von Agglutininen im Ham besteht 
also. Wenn sich die raeisten positiven Resultate auf den Typhusharn des 
Menschen beziehen, so mag dies in erster Linie daker riihren, daB bei 
anderen Krankheiten des Menschen und der Haustiere wenig diesbezflg- 
liche Forschungen vorhanden sind. 

Da nun Rissling (40), Biirgi (6) und andere auch im normalen 
Tierserum verschiedenen Bakterien gegeniiber, wie Staphylokokken, 
Streptokokken, Bac. anthrac., Bac. coli und Bac. typhi abdom. 
deutliche Agglutination von 1:40—50 nachwiesen, und zwar iiberein- 
stimmend am starksten beim Rinderserum, so lag es fiir mich nahe, zu 
erforschen, ob dieselben auch im normalen Harn nachzuweisen sind. 
Wenn dies der Fall war, muBte ich sie um so mehr in den Bereich 
meiner Betrachtungen ziehen, als Cagnetto dem Vorkommen von 
Agglutininen im Harn rotzkranker Pferde einen bedeutenden EintiuB auf 
die bakterizide Wirkung derselben zuschreibt. Endlich konnte ich auch 
daran denken, die starke Wirkung der Rinderharne damit in Zusammen- 
hang zu bringen, daB schon das normale Rinderserum und fiir den Fall 
eines Uebertrittes auch der Harn eine erhebliche Menge wirksamer 
Agglutinine enth&lt. 

In meinem Untersuchungsmodus folge ich dem von Rissling. In 
kleinen Rohrchen von ca. 1 / 2 cm Durchmesser stellte ich mir Ver- 
diinnungen von 1:1, 1:5, 1:10, 1:20 usw. her und priifte die agglu- 
tinierende Wirkung der Harne auf Milzbrand-, Paratyphus- und Coli- 
Bacillen bei Brutschranktemperatur. Den Eintritt der Reaktion stellte 
ich mit bloBem Auge, resp. einer Lupe fest. Die folgende Tabelle moge 
die Resultate veranschaulichen, wobei die positiven Resultate mit -K die 
entgegengesetzten mit — verzeichnet sind. 


No. 

Ham von 

Bacillen 

Verd. 

1:1 

Verd. 

1:5 

Verd. 

1:10 

Verd. 

1:20 

Bemerkungen 

1 

Hund 

Bac. anthrac. 

_ 

_ 

_ 

_ 


2 

11 

11 11 

+ 

— 

— 

— 


3 

4 

11 

11 

Bac. coli 

11 11 

+ 

I 

1 

z 


5 

It 

Bac. paratyphi B. 

— 

— 

— 

— 


6 

11 

11 11 

— 

— 

— 

— 


7 

Rind 

Bac. anthrac. 

+ 

— 

— 

— 


8 

11 

11 11 

Bac. coli 

+ 

— 

— 

— , 


9 


— 

— 

— 

— 


10 

11 

11 11 

+ 

— 

— 

— 


11 

11 

Bac. paratyphi B. 

— 

— 

— 

— 


12 

11 


+ 

— 

— 

— 1 


13 

Schwein 

Bac. anthrac. 

— 

— 

— 

— 



Es sind demnach zwar im normalen Harn Agglutinine nachweisbar, 
jedoch in SuBerst geringem Grade. Nur in 6 Fallen fand ich eine solclie 
bei Verdunnungeu 1:1, darunter 4mal beim Riuderharn. Die Mitwirkung 
der Agglutinine bei der bakteriziden Wirkung des normalen Harnes 
diirfte dalier nicht allzu hoch zu veranschlagen sein. Ob sich dieses Ver- 
haltnis bei infektionskranken Individuen nicht in einem Sinne ver&ndert, 
wie schon Cagnetto angedeutet hat, diirfte einen Gegenstand besonderer 
Untersuchungen bilden. 


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Jahn, Ausscheidung von Bakterien durch den Ham etc. 


295 


4) Konnen noch audere Korper an der Wirkung b e - 
teiligt sein? 

Von sonstigen im Harn enthaltenen Korpern, die mit der bakteriziden 
Wirkung derselben in Zusammenhang gebracht werden konnten, kame 
noch in erster Linie der Harnstoff in Betracht. Levy, Blumenthal 
und Marxer (26) benutzen eine 10-proz. Harnstoff losung zur Ab- 
schwachung von Rotzbacillen und weisen in einer spateren Arbeit (27) 
dieses Abschwachungsverraogen auch Tuberkelbacillen gegeniiber nach. 
Der Harnstoff wirkt hierbei durch Ueberfiihrung von EiweiB in Alkalialbu- 
minate. Da im tierischen Harne bis zu 10 Proz. Harnstoff vorkommt, 
so wird man demselben eine leichte Mitwirkung nicht absprechen konnen. 
Ferner konnte hier noch in Betracht kommen die Harn- und Kynuren- 
saure beim Hund, sowie die Hippursaure beim Rind. Endlicli ware noch 
an den Harnfarbstoff, als einen Abkommling des Blutfarbstoffs zu denken, 
zumal verschiedene neuere Arbeiten dem letzteren eine nicht unerheb- 
liche Mitwirkung an den bakteriziden Eigenschaften des Blutes zu- 
schreiben. Die Bedeutung dieser Stoffe diirfte jedoch eine untergeordnete 
sein im Vergleich zu der der Phosphorsaure beim sauren resp. der Kalk- 
salze beim alkalischen Harn. 

Meine Untersuchungsergebnisse fasse ich im folgenden kurz zu- 
sammen: 

1) Dem tierischen Harn kommt unter gewissen Umstandeu eine 
bakterizide Wirkung auf bestimmte Bakterien zu. 

2) Die Wirkung auf Milzbrand- ist starker, als auf Paratyphus- und 
Coli-Bacillen. 

3) Das wirksame Prinzip ist beim sauren Harn in den sauren Phos- 
phaten, beim alkalischen in den Kalksalzen zu suchen. Nur ein kleiner 
Teil der Wirkung kommt anderen im Harn enthaltenen Korpern zu. 
Agglutinine sind im normalen Harn nicht in nennenswerter Menge vor- 
handen. 

4) Fur jeden Bacillus laBt sich eine Wachstumsgrenze finden, d. h. 
ein Grad der Aziditat resp. Alkaleszenz, bis zu dem der Harn ein Wachs- 
tum gestattet. Von da ab wird dasselbe gehindert. 

5) Diese Wachstumsgrenze ist bei den einzelnen Bakterien ver- 
schieden; fur Paratyphus- und C o 1 i - Bacillus ungefahr gleich, fiir Milz- 
brandbacillen niedriger. 


Nach diesen meinen Versuchen unternehme ich es, von den daraus 
resultierenden Gesichtspunkten aus eine nochmalige Besprechung der 
Durchlassigkeit der Nieren ftir Bakterien vorzunehmen. Wie gesagt, 
m5gen bei den klinisch-bakteriologischen Untersuchungen ver¬ 
schiedene Umstande (ungeniigende Untersuchungsmethoden, Bearbeitung 
verschieden schwerer Faile in verschiedenen Stadien) bei der Beurtei- 
lung der Resultate stark zu beriicksichtigen sein. Wo diese Argumente 
zur Erkiarung nicht geniigen, wiirde ich die Wirkung des Harnes dazu 
heranziehen. Es ware nach meinen Untersuchungen leicht begreiflich, 
daB in leichteren Fallen, wo nur wenig Bacillen in den Harn ubertreteu, 
dieselben alsbald abgetotet werden und so der Beobachtung entgehen. 
Ein nicht geringer Teil der negativen Befunde konnte uns so verstand- 


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Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 55. Heft 4. 


lich erscheinen, wahrend die positiven Ergebnisse meist auf schwerere 
fortgeschrittenere Falle zurfickzuffihren sein werden, in denen infolge 
von Lasionen der Niere ein so massenhafter Uebertritt von Bakterien 
in den Harn stattfindet, daB derselbe nicht mebr alle abzutoten imstande 
ist. Auch die Aziditat des Harnes kann hierbei eine bemerkenswerte Rolle 
spielen. In den Fallen, in welchen woclien- und monatelang Bakteriurie 
bei Typhusrekonvaleszenten beobachtet wurde, kann es sich dock nur 
lira solche Ilarne handeln, die infolge ihrer geringeren Aziditat ein Fort- 
leben der Bacillen zulassen. Das Recht, die bakterizide Wirkung des 
Harnes bei all diesen Untersuchungsbefunden zur Erklfirung derselben 
zu beniitzen, kann ich urn so mehr fiir mich in Anspruch nehraen. als 
es sich hierbei stets um indirekt entnommene Urine handelt. Die- 
selben hatten also wahrend ihres langeren oder kiirzeren Zusainmen- 
seins mit den fibergetretenen Bakterien in der Harnblase genfigend Zeit, 
auf dieselben wachstumshemmend oder zerstorend einzuwirken. 

Diese Untersuchungen konnen uns also nur fiber das Vorkommen 
von Bakterien im Harn infektionskranker Individuen AufschluB geben. 
Die Frage der Durchlassigkeit der nornialen Nieren fur Bakterien konnen 
nur die experimentellen Untersuchungen beantworten, zu deren 
Besprechung ich nunmehr gelange. 

Bereits frfiher erwahnte ich die Tatsache, daB die Forscher, die sich 
teils ftir, teils gegen eine Durchlassigkeit der Nieren, solange dieselben 
nicht merklich lfidiert sind, aussprechen, durch ein bedeutsames 
Moment in der Versuchsanordnung sich unterscheiden. Die einen ent- 
nehmen den Harn direkt, die andern indirekt. Von vornherein muB 
ich allerdings zugeben, daB durch die direkte Harnentnahme, die eine 
Laparotomie notig macht, ein zweites, wohl zu berficksichtigendes Moment 
hinzukommt. Durch die bei der Operation erfolgende Reizung des Bauch- 
fells erfolgt eine Reizung des Nervus splanchnicus, was wiederum eine 
Anamie der Nieren zur Folge hat. Diese Tatsache benfitzt Makower, 
um den Versuchen von Biedl und Krauss und Schweizer die Be- 
weiskraft abzusprechen. Er stfitzt sich dabei auf die Untersuchungen 
von Cavazzani (9). welcher durch Unterbinden einer Nierenarterie 
bei Kaninchen eine starkere Durchlassigkeit der anamischen Niere nach- 
gewiesen hat. Meiner Ansicht nach liegen jedoch die Verhfiltnisse hier 
doch ganz anders. Cavazzani hat nfimlich die Unterbindung nach 
einiger Zeit (V 2 —1 Std.) wieder gelost und dann erst die Bakterien in- 
jiziert. In eine durch zeitliche Anfimie verletzte Niere lieB er also plotz- 
lich wieder den vollen Blutstrom hineingehen. DaB hier ein Durcktritt 
von Bakterien stattfinden muBte, ist ganz klar. Ferner ist zu bedenken, 
daB es sich hier um eine to tale Anamie handelt, wahrend eine Reizung 
des Nervus splanchnicus nur eine leichtere Anamie, eine Oligamie, 
bedingt. Gerade die letztere Erwagung konnte uns sogar zu der An- 
nahme verleiten, daB hier, wo weniger Blut, infolgedessen auch weniger 
Bakterien in die Nieren kommen, von einer rascheren Ausscheidung 
eigentlich kaum die Rede sein kann. Ich halte daher die Versuche von 
Biedl und Krauss trotz einiger Abweichungen von den physiologischen 
Verhfiltnissen ffir viel zu wichtig und beweiskraftig, um sie so ohne 
weiteres beiseite zu stellen wie Makower. Dasselbe gilt von den Ar- 
beiten von Schweizer, v. Klecki und Opitz. Ich muB allerdings 
weiterhin zugeben, daB diejenigen Versuche von Biedl und Krauss 
etc., in denen sie die Harnsekretion der anamischen Niere durch irgend- 
welche Diuretica steigern, denjenigen von Cavazzani schon ahnlicher 


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J a h n, Ausscheidung von Bakterien durch den Ham etc. 


297 


sind. Hier findet eine ziemlich starke Abweichung von den physio- 
logischen Yerhaltnissen statt, und die auf diese Versuche sich beziehen- 
den Zeiten von 3—12 Minnten erscheinen mir doch etwas zu kurz, um 
als vollig einwandfrei angesehen werden zu konnen. Biedl und Krauss 
haben jedoch auch ohne Anwendung von Diuretica schon nach 26, 40, 
50 etc. Minuten positive Befunde gehabt. Diese Versuche scheinen mir 
einwandfrei genug zu sein, um einen vollgiiltigen Beweis fiir den Durch- 
tritt von Bakterien durch die Nieren zu liefern, solange noch keine 
nennenswerte L&sion derselben erfolgt sein kann. 

Das Argument der anamischen Niere geniigt also noch keineswegs 
zur Erklarung jener bedeutenden Zeitunterschiede bei den Bakterien- 
befunden im Harn. Hier muB vielmehr noch ein zweiter Faktor stark 
mafigebend sein, und als solchen spreche ich, wie auch Makower ver- 
sucht hat, die bakterizide Wirkung des Hams an. Es diirfte 
nicht ohne weiteres statthaft sein, wenn letzterer die Verhaltnisse beim 
menschlichen Harn ohne Prufung auf Hunde und Kaninchen iibertr&gt. 
Ganz besonders vom alkalischen Kaninchenharn konnte er nicht von 
vornherein eine pilztotende Wirkung annehmen. Da diese Eigenschaft 
durch meine Versuche sowohl vom sauren, wie vom alkalischen Harn 
bewiesen wird, also mit ziemlicher Sicherheit auch beim alkalischen Kanin- 
■chenharn vorauszusetzen ist, und zwar ganz besonders den auch in den 
Versuchen verwendeten Bakterien gegeni'iber, wie Bac. anthracis, 
Staphylokokken und Streplokokken, so glaube ich berechtigt zu sein, 
diesen Faktor hier verwerten zu diirfen. 

Die auffallende Tatsache, daB alle Forscher bei indirekter Harn- 
«ntnahme niemals vor 4—6 Stunden nach der Injektion Bakterien im 
Harn vorfinden, erfahrt jetzt eine naheliegende Erklarung. Hier kommen 
naturgemaB nur Harne zur Untersuchung, die eine geniigende Zeit mit 
den iibergetretenen Bakterien in Beriihrung waren, um dem Urin die 
voile Entfaltung seiner bakterientbtenden Eigenschaften zu ermoglichen. 
Denn daB hier schon in kurzer Zeit (vielleicht V 2 — 1 Stunde) eine vollige 
AbtStuug der aus den Nieren austretenden Bakterien stattfinden und das 
Wiederauffinden derselben im Harn verhindert werden kann, nehme ich 
nach meinen Versuchen um so eher an, als sich hier trotz gleichzeitigen 
Einbringens von verhaltnismSBig groBen Mengen Bakterien doch in relativ 
kurzer Zeit eine starke Wirkung geltend macht. Diese Experimente, 
wo sich, wie Schweizer behauptet, die Bacillen so ganz allmahlich durch- 
drangen miissen, bilden den giinstigen Angriffspunkt fiir die pilztotende 
Wirkung des Harnes. Hier handelt es sich jedenfalls nur um kleinere Ba- 
cillenmengen, ahnlich wie ich sie in meinen Versuchen 6, 7, 8 und 15 ver- 
wendete. So werden z. B. in Versuch 6 (den Kubikzentimeter zu 15 
Tropfen gerechnet) 6 X 5 X 20 = 600 Milzbrandbacillen von 20 ccm Harn 
bereits nach 3 Stunden vollig abgetbtet. Nehmen wir ferner dazu, daB 
die Bakterien bereits durch die W’irkung des Blutes abgeschwacht 
sind, daB ferner beim Harn infektionskranker Individuen mit aller 
Wahrscheinlichkeit spezifische AntikSrper in erhohtem MaBe 
iibergetreten und dort wirksam sind, so wiirde dies vollauf zur Er¬ 
klarung der negativen Befunde geniigen, wenn die Bakterien einige Zeit 
mit dem Harn in Beriihrung stehen. Wenn Vincenzi trotz indirekter 
Harnentnahme fiir seinen Colibacillus ein Durchtreten durch die unver- 
letzte Niere (nach 2—4 Stunden) feststellt, so mag dies darin seine Er¬ 
klarung linden, daB entweder zu dieser Zeit die Niere bereits ladiert 
war, oder aber daB die Colibacillen gegen Harn weniger empfindlich 


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CentralbL f. Bakt. etc. I. Abt. Originate, fid. 55. Heft 4. 


sind, als die hochpathogenen Bakterien wie Milzbrand und Cholera etc. r 
mit denen er unter gleichen Bedingungen auch absolut negative Resul- 
tate bekam. 

Diese bakterizide Wirkung des Harnes findet so lange statt, als es 
sich nur um die Bew&ltigung kleinerer Mengen handelt. Wenn jedoch 
einige Zeit nach der Injektion die Nieren l&diert werden, so daB ein 
massenhafter Austritt aus den Nieren stattfinden kann, so ist der Harn 
nicht mehr imstande, die Keime alle abzutoten. Das sind dann die* 
jenigen FBlle, in denen die Forscher sowohl bei direkter, wie bei 
indirekter Harngewinnung positive Resultate verzeichnen. Darin stim- 
men ja alle iiberein, daB die stark verletzte Niere fiir Bakterien durch- 
lassig ist. 

Anders liegen die Verh&ltnisse bei direkter und kontinuier- 
licher Harnentnahme. Die positiven Untersucbungen von Gravitz 
kann ich nicht als vollgiiltig ansehen, da sie sich lediglich auf mikro- 
skopische Befunde beziehen. Dagegen zeigen die unter denselben Be¬ 
dingungen angestellten Versuche von Schweizer, Biedl und Krauss, 
v. Klecki und Opitz eine beraerkenswerte Uebereinstimmung der 
Ergebnisse. Sie behaupten iibereinstimmend, daB ein Durchtritt von 
Bakterien auch durch die normale Niere stattfmde, und weisen dieselben 
alsbald im Harn nach. Man wird mir zugeben mussen, daB es als vollig 
geniigende Erkl&rung angesehen werden kann, wenn ich darauf hinweise, 
daB die Bakterien infolge ihres kurzen Verweilens im Harn noch keine 
derartige Schadigung erlitten haben, daB der Nachweis ihres Vorhanden- 
seins mittels Kulturverfahrens miBlange. Sobald Biedl und Krauss 
den Harn, wie die Forscher der anderen Gruppe, indirekt entnahmen, 
fanden sie ein Durchtreten von Staphylokokken erst nach 5 Stunden, 
ein Beweis fur die Richtigkeit obiger Behauptungen. Wenn ferner 
Cagnetto und Tessaro trotz direkter Harngewinnung negative Resul¬ 
tate bekommen, so bildet dieser scheinbare Widerspruch nur einen er- 
neuten Beweis fiir die Berechtigung meiner Behauptungen. Hier erfolgt 
die Harnentnahme durch Ausziehen mit einer Spritze aus der Blase, 
also wohl direkt; dies geschieht jedoch meist erst V 2 —l 1 /* Stunden nach 
der Injektion. Der Effekt ist also derselbe wie bei der indirekten Harn¬ 
gewinnung. In dieser Zeit kann der Harn die iibergetretenen Bacillen 
wohl vernichten, so daB auch hier seine bakterizide Wirkung die nega- 
tiven Resultate vollig verstandlich macht. 

In Anbetracht obiger Erwagungen spreche ich daher den Versuchen 
derjenigen Forscher, welche auch die normale Niere fiir durchgangig 
halten, die groBere Beweiskraft zu. Trotz einiger, nicht zu umgehender 
Abweichungen von den physiologischen Verhaltnissen beweisen sie den 
Uebertritt von Bakterien in den Harn bei unverletzter 
Niere. Wenn uns dies bei der gewohnlichen Untersuchung des Harnes 
nicht zum BewuBtsein gelangt, so ist hierfur die bakterizide Wirkung 
des Hams verantwortlich zu machen. Eine gewisse Berechtigung fur 
diesen SchluB finde ich auch in der Tatsache, daB sogar im eiweiBhaltigen 
Harn, wo es sich also um eine Veriinderung der Nieren handelt, viel- 
fach keine Bakterien nachgewiesen werden konnten. Wenn ferner Koch 
(52) im blutigen Milzbrandharn nur wenige Bacillen, und Kannenberg 
(51) im bluthaltigen Harn von Recurrenskranken die Spirillen nur ein- 
mal nachweisen kann, so gibt es hierfiir nur die Erklarung, daB die 
Keime wohl in den Harn iibertreten, hier aber alsbald abgetotet und 
so der Beobachtung entzogen werden. 


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Jahn, Ausscheidung von Bakterien durch den Ham etc. 


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Auch die pathologisch-histologischen Befunde sprechen vielfach fur 
eine Durchl&ssigkeit der normalen Niere. Cohnheim findet so konstant 
Milzbrandbacillen in der Bowraanschen Kapsel, daB fur ihn die M6g- 
lichkeit des Uebergangs in den Harn auBer aller Frage steht. Wysso- 
kowitsch und andere finden Bakterien nicht nur im Kapillarlumen, 
sondern, wenn auch spfirlich, in den fixen Gewebszellen liegend, so daB 
Baumgarten (1) hieraus auf eine Penetrationsf&higkeit derselben 
schlieBt. 

Als letzten und zwingendsten Beweis f(ir die Passierbarkeit der 
normalen Niere sehe .ich endlich die Untersuchungsergebnisse verschie- 
dener Forscher mit leblosen korperlichen Elementen an, da hier eine 
Verletzung der Niere ausgeschlossen ist. Wenn Biedl und Krauss 
Anilinblaukornchen, Schweizer Baryumsulfat und Karmin, endlich 
Rtitimeyer (42), Wiener und Maas Fettkilgelchen schon kurze Zeit 
nach der Infektion im Harn nachweisen konnen, so diirften wir mindestens 
dasselbe Durchdringungsvermogen auch den verschiedenen Bacillen zu- 
schreiben kdnnen. 

Zum SchluB meiner Arbeit gestatte ich mir, dem Vorstand des In- 
stitus fiir Seuchenlehre der Kgl. tierarztlichen Hochschule zu Stuttgart, 
Herrn Professor Dr. Reinhardt, fiir die liebenswiirdige Ueberlassung 
eines Arbeitsplatzes in seinem Institut sowie fiir die gewShrten Ratschlage 
meinen gebiihrenden Dank auszusprechen, den ich auch den Herren 
Assistenten Dr. Schmidt und Dr. Seibold fiir die manchmal zuteil 
gewordene Hilfeleistung schulde. 


Literaturverzeichnis. 

1) Baumgarten, Lehrb. d. patholog. Mykologie. Bd. 2. p. 460. 

2) Biedl u. Krauss, Ueber die Ausscheidung der Mikroorganismen durch die Niere. 
(Arch. f. exper. Pharmakol. u. Pathol. Bd. 37. 1896. p. 1 ff.) 

3) -, Weitere Beitrage liber die Ausscheidung der Mikroorganismen durch driisige 

Organe. (Centralbl. f. inn. Med. 1896. p. 737.) Zit. n. Opitz. 

4) -, Ueber die Ausscheidung der Mikroorganismen durch driisige Organe. (Zeitschr. 

f. Hyg. Bd. 26. p. 353.) 

5) Boccardi, Su la permeability del glomerulo Malpighiano al bacillus anthracis. 
(Riforma med. 1888. No. 121 e 132; Ref. Baumgartens Jahresb. 1888. p. 104.) 

6) Biirgi, E., Ueber Bakterienagglutination durch normale Sera. (Arch. i. Hyg. 
Bd. 62. 1907. p. 239 ff.) 

7) Cagnetto, Ueber das Verhalten des Rotzvirus im Harn und seine Ausscheidung 
durch die Nieren. (Centralbl. f. Bakteriol. Abt. I. Origj. Bd. 41. 1906. p. 21 ff.) 

8) Cagnetto u. Tessaro, Ueber die Wirkung diuretischer Substanzen auf die 
Bakterienausscheidung durch die Nieren. (Beitr. z. pathol. Anat. u. allg. Pathol. 
Bd. 25. 1904. p. 536 ff.) 

9) Cavazzani, Ueber die Absonderung der Bakterien durch die Nieren. (Centralbl. 
f. allg. Pathol, u. pathol. Anat. Bd. 4. 1893. p. 403 ff.) 

10) Cohnheim, Vorlesungen iiber allg. Pathologie. Bd. 2. p. 295. 

11) Cotton, Ein Beitrag zur Frage der Ausscheidung von Bakterien durch den Tier- 
korper. (Sitzungsber. d. math.-naturw. Kl. d. Kais. Akad. d. Wissensch. zu Wien. 
Bd. 105. Abt. III. 1895. p. 453.) 

12) Ferranini, Su la batteriura. (La Rif. med. 1903. No. 23; Ref. Centralbl. f. 
Bakteriol. Abt. I. Refer. Bd. 35. 1904. p. 111.) 

13) Fodor, Neuere Untersuchungen iiber die bakterientotende Wirkung des Blutes 
und iiber Immunisation. (Centralbl. f. Bakteriol. Bd. 7. 1890. p. 753 ff.) 

14) Gurbunoff, Die diagnostische Bedeutung der Widalschen Reaktion. (Mil.-med. 
Journ. 1899. Nov.) [Russisch.] Zit. n. Wassiljeff. 

15) Heller, J., Der Harn als bakterizider Nahrboden. (Berlin, klin. Wochenschr. 
1890. No. 39.) 

16) Hesse u. Niedner, Die quantitative Bestimmung von Bakterien in Fliissigkeiten. 
(Zeitschr. f. Hyg. Bd. 53. 1906. p. 259 ff.) 


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300 


Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 55. Heft 4. 


17) Karlin ski, Untersuchungen iiber das Vorkommen der Typhusbacillen im Harn. 
(Prager med. Wochenschr. 1890. No. 35 u. 36.) 

18) Kitasato, Ueber das Verhalten der Typhus- und Cholerabacillen zu saure- und 
alkalihaltigen NahrbOdeu. (Zeitsehr. f. Hyg. Bd. 3. p. 404 ff.) 

19) v. Klecki, Ueber die Ausscheidung von Bakterien durch die Niere und die Be- 
einflussung dieses Prozesses durch die Diurese. (Arch. f. exper. Pathol, u. Pharmakol. 
Bd. 39. 1897. p. 173 ff.) 

20) Kohler, Ueber das Verhalten der Typhusbacillen gegenfiber verschiedenen Agen- 
tien, wie Sauren, Alkalien und Anilinfarbstoffen. (Zeitsehr. f. Hyg. Bd. 13. 1893. 
p. 54 ff.) 

21) nolle u. Wassermann, Handb. d. pathog. Mikroorganismen. Jena 1903. 

22) Konjajeff, Ueber die bakterizide Schadigung der Nieren bei Abdominaltyphus. 
[Dissert.] St. Petersburg 1888. Zit. n. Wassiljeff. 

23) Lehmann, Ueber die pilztotende Wirkung des frischen Harnes des gesunden 
Menschen. (Centralbl. f. Bakteriol. Bd. 7. 1890. p. 457 ff.) 

24) Leu be, Beitrage zur Frage vom Vorkommen der Bakterien im lebenden Organis- 
mus, speziell im frisch gelassenen Ham der Gesunden. (Zeitsehr. f. klin. Med. 
1880. p. 233.) 

25) Liborius, Einige Untersuchungen iiber die desinfizierende Wirkung des Kalkes. 
(Zeitsehr. f. Hyg. Bd. 2.) 

26) Levy, Blumenthal u. Marxer, Abtotung und Abschwachung von Mikro¬ 
organismen durch chemisch indifferente Korper. (Centralbl. f. Bakteriol. Abt I. 
Ong. Bd. 42. 1906. p. 265 ff.) 

27) -, Experimentelle Untersuchungen iiber Tuberkulose. (Centralbl. f. BakterioL 

Abt. I. Orig. Bd. 46. 1908. p. 282 ff.) 

28) Makower, Ueber die Durchlassigkeit der Nieren fur Bakterien und die bakterizide 
Wirkung des Harns. [Dissert.] Wurzburg 1897. 

29) Merker u. Goldschmidt, Ueber die diagnostische Verwertung der Typhus- 
bacillen. (Centralbl. f. klin. Med. 1887. p. 393 ff.) 

30) M u n k, I m m., Lehrb. d. Physiologie des Menschen u. der Saugetiere. 7. Aufl. 
1905. 

31) Neumann, Ueber die diagnostische Bedeutung der bakteriziden Urinuntersuchung 
bei inneren Krankheiten. (Berlin, klin. Wochenschr. 1888. No. 7—9.) 

32) Neubauer u. Vogel. Anleitung z. Analyse d. Harns. 8. Aufl. 

33) -, Anleitung z. Analyse d. Harns. Abt II. Semiotischer Teil. (Bearbeitet von 

Thomas.) 

34) van Oordt, Zur Serodiagnostik des Typhus abdominalis. (Miinchen. med. 
Wochenschr. 1897. p. 327.) 

35) Opitz, Beitrag zur Durchgangigkeit von Darm und Nieren fur Bakterien. (Zeitsehr. 
f. Hyg. Bd. 29. 1898. p. 505 ff.) 

36) Pa us , Ueber das Wachstum von Typhus- und Colibacillen auf Nahrbdden, denen 
verschiedene Sauren zugesetzt sind. (Centralbl. f. Bakteriol. Abt. I. Orig. Bd. 45. 
p. 81.) 

37) Pernice u. Scagliosi, Ueber die Ausscheidung der Bakterien aus dem Organis- 
rauB, (Deutsche med. Wochenschr. Bd. 34. 1892.) 

38) Piorkowski, Berlin, med. Gesellsch. Sitzung vom 25. Jan. 1899. 

39) Richter, Studien fiber die pilztotende Wirkung des frischen Harns. (Arch. f. 
Hyg. Bd. 12. p. 61.) 

40) Riesling, Beitrage zur Biologie normaler Tiersera. (Centrafbl. f. Bakteriol. Abt. I. 
Orig. Bd. 44. 1902. Heft 4, 5, 6 u. 7.) 

41) Rostoski, Ueber den Einflufl der Aziditat des Harns auf Cystitiserreger. (Deutsche 
med. Wochenschr. 1898. No. 15.) 

42) Rfitimeyer, Arch. f. exper. Pathol. Bd. 14. 1881. p. 393 ff. 

43) Schweizer. Ueber das Durchgehen von Bacillen durch die Nieren. (Virchows 
Arch. Bd. 110. 1887. p. 255 ff.) 

44) Sherrington, Experiments on the escape of bacteria with the secretions. (Journ. 
of Pathol, and Bacter. 1893; Ref.: Centralbl. f. Bakteriol. Bd. 13. 1893.) 

45) Vincenzi, Konnen die ins Blut eingeffihrten Bakterien durch gesunde und 
unverletzte Nieren in den Harn eindringen? (Zeitsehr. f. Hyg. Bd. 62. 1909. 
p. 415 ff.) 

46) V81ker, Ueber das Verhaltnis der Acidimetrie des Hams nach Moritz zu dem 
Verfahren von Freund-Lieblein. (Deutsch. Arch. f. klin. Med. Bd. 88. 1906. 
p. 302.) 

47) Wassiljeff, Zur Bakteriologie und Kryoskopie des Abdominaltyphus. (Zeitsehr. 
f. Hyg. Bd. 55. 1906. p. 343 ff.) 


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Seibold, Keimgehalt unter aseptischen Kautelen gewonnener Milch etc. 301 


48) Widal et Sicard, Annal. de l’lnstit. Pasteur. 1897. No. 5.) 

49) Wyssokowitsch, Ueber die Schicksale der ins Blut injizierten Mikroorganiemen 
im Korper der Warmbliiter. (Zeitschr. f. Hyg. Bd. 1. 1886. p. 1 ff.) 

50) Gravitz, Beitrage zur systematischen Botanik der pflanzlichen Parasiten mit 
experimentellen Untersuchungen iiber die durch sie bedingten Krankheiten. (Vir¬ 
chows Arch. Bd. 70. p. 546.) 

51) Kannenberg, Zeitschr. f. klin. Med. Bd. 1. 1880. p. 506 ff. Zit. n. Makower. 

52) Koch, Mitteil. a. d. Kais. Gesundheitsamt. Bd. 1. p. 63.) 


Nachdruck verboten. 

Ueber den Keimgehalt unter aseptischen Kautelen 
gewonnener Milch und dessen Bedeutung fur die Praxis. 

[Aus dem Institut fur Seuchenlehre der Kgl. Tierarztlichen Hochschule 
zu Stuttgart. Vorstand Prof. Dr. Reinhardt.] 

Von Ernst Seibold, approb. Tierarzt, Oehringen. 

Mit der Einfiihrung bakteriologischer Milchuntersuchungen hat sich 
auch die Notwendigkeit einer aseptischen Milchentnahme herausgestellt. 
Am meisten Veranlassung hierzu geben die Euterentzfindungen. Es ist 
eine ausgemachte Tatsache, daB alle Euterentzundungen mit Ausnahme 
der traumatischen auf infektioser Ursache beruhen. L. Frank (10) hat 
diese Tatsache zuerst experimentell erhartet. Nocard und Mollerau, 
Kitt, Guillebeau und HeB (17) haben die Feststellung Franks 
durch weitere experimentelle Untersuchungen fiber Mastitis voll und ganz 
bestfitigt. Als Erreger der parenchymatfisen Euterentztindung sind ver- 
schiedene Bakterien beschrieben worden. Je nach der Virulenz und der 
Art dieser Erreger tritt nach deren Eindringen ins Euter eine mehr oder 
minder heftige Entzfindung auf. In der Regel kommen als Mastitis- 
erreger Bakterien aus der Coligruppe, Streptokokken oder Staphylo- 
kokken in Betracht. W&hrend die Mastitiden, die durch Einzelinfektion 
eines Staphylococcus entstanden sind, in kurzer Zeit in Resolution 
fibergehen, nehmen die Euterentzundungen, die durch Streptokokken, 
C o 1 i - Bakterien oder durch Mischinfektion hervorgerufen sind, haufig 
ein ungfinstiges Ende, indem sie ihren Ausgang entweder in Atrophie 
oder Nekrose des Drfisengewebes mit Verfidung des Viertels nehmen. 
Mitunter ffihren auch die Euterentzfindungen, die durch Bakterien der 
Coligruppe erzeugt sind, innerhalb weniger Tage durch deren Ein¬ 
dringen in die Blutbahn den Tod des Tieres herbei. 

Durch die klinische Untersuchung allein ist eine Spezialdiagnose 
dieser Infektionen in der Regel unmoglich. Man muB vielmehr zur Fest¬ 
stellung der Ursache der Euterentzfindung eine bakteriologische Unter¬ 
suchung des Eutersekrets vornehmen. Hierdurch ist es ermoglicht, die 
Art des Erregers zu bestimmen und man ist imstande, eine richtige 
Prognose zu stellen und eine geeignete Behandlung einzuleiten. In einer 
kleinen Anzahl von Fallen kann man schon im Zentrifugenbodensatz 
der Milch die betreffenden Erreger nachweisen. In der Mehrzahl der 
Ffille gelingt dies jedoch nicht. Man ist dann gezwungen, von dem Se- 
kret Plattenkulturen anzulegen, um die Art der Bakterien der Euter- 
entzundung zu ermitteln. Will man aber hierbei vor Fehlschlfissen 
bewahrt bleiben, so ist es notwendig, daB bei der Milchentnahme ein 


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Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt Originate. Bd. 55. Heft 4. 


Hereinfallen von Bakterien aus der AuBenwelt in die Milchprobe ver- 
hindert wird. 

Ganz besonderes Interesse beansprucht der Fund von Streptokokken, 
weil bei dieser Art der Euterentziindung die Ansteckungsgefahr sehr 
groB ist. Die Euterstreptomykose kann durch das Melken von einer 
Kuh auf die andere iibertragen werden und wie eine richtige Enzootie 
im Viehstall verlaufen. Durch die bakteriologische Untersuchung ist man 
in der Lage, die bereits angesteckten Tiere ausfindig zu machen, noch 
bevor sie klinisch feststellbare Krankheitserscheinungen aufweisen, und 
man kann durch Separieren der kranken und angesteckten Tiere einer 
Weiterverbreitung der Krankheit erfolgreich vorbeugen. 

Einer Bestatigung oder Berichtigung der klinischen Diagnose durch 
eine bakteriologische Untersuchung bediirfen vor allem die chronischen 
Euterentziindungen. Hier kommen haupts&chlich die chronische Euter¬ 
streptomykose, die Eutertuberkulose und die Euterpyobacillose in Betracht. 

Es ist oft schwierig, eine chronische Euterstreptomykose, namentlich 
wenn die Euterlymphdrusen stark geschwollen sind, von der Euter¬ 
tuberkulose zu unterscheiden. Einen derartigen Fall habe ich vor un- 
gef&hr einem Jahr beobachtet. Die Euterveranderungen entsprachen 
genau denen, wie sie als fiir Tuberkulose charakteristisch angegeben 
werden (steinhartes, schmerzloses Euter, sehr starke VergrQBerung der 
Euterlymphdriisen). Im Ausstrich aus dem Driisensekret fanden sich 
zahlreiche lange, verschlungene Streptokokkenketten. 

Andererseits kann auch die Pyobacillose zu einer groBen und harten 
schmerzlosen Euteranschwellung fuhren. Einen derartigen Fall habe ich 
erst kiirzlich gesehen. Die klinischen Erscheinungen sprachen sowohl 
fiir Eutertuberkulose als auch fur jede andere chronische Euterentzun¬ 
dung, zumal da die Euterlymphdriisen auch vergroBert waren, die Kuh 
ziemlich abgemagert war und hustete und die subkutanen LymphdrQsen 
geschwollen waren. Durch die bakterioskopische Untersuchung des 
Driisensekrets konnte sofort die Diagnose richtig gestellt werden. Im 
Ausstrich aus dem Driisensekret fanden sich zahlreiche Pyogenes- 
bacillen. Die Diagnose wurde durch den Schlachtbefund best&tigt. 

Nebst den Euterentziindungen sind es die Milchfehler, bei denen 
der Tierarzt sehr h&ufig zu Rate gezogen wird. Unter diesen kommen 
haupts&chlich das vorzeitige Gerinnen der Milch, die bittere und faulige 
Milch in Betracht. Sie sind nicht selten auf Bakterien zuriickzufiihren, 
die im Euter vorhanden sind und eine mehr oder weniger heftige Euter- 
entziindung hervorrufen. In vielen F&llen zeigt sich bei der klinischen 
Untersuchung das Euter noch anscheinend gesund. Erst durch die bak¬ 
teriologische Untersuchung der aseptisch gewonnenen Milch ist man 
dann imstande, die Ursache des Milchfehlers und der Euterentziindung 
festzustellen. Ueber einen derartigen Fall von fauliger Milch berichtet 
Happrich (13). Auch eine bittere Milch wird bei einzelnen infektiosen 
Euterentziindungen ausgeschieden. Das vorzeitige Gerinnen der Milch 
dtirfte nicht selten auf eine chronische Streptokokkenmastitis zuriick¬ 
zufiihren sein. 

Bei alien diesen Milchfehlern ist es daher angezeigt, die Milch der 
betreffenden Kiihe bakteriologisch zu untersuchen, bevor andere Ursachen 
wie Bakterien als Grund des Milchfehlers beschuldigt werden. 

Auch bei anderen Milchfehlern, der roten und blauen Milch, ist es 
fQr die Behandlung wichtig, zu wissen, ob die Erreger im Euter sich 


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Seibold, Keimgehalt unter aaeptischen Kautelen gewonnener Milch etc. 303 


finden oder nur im Stallraum. DaB die betreffenden Bakterien im Euter 
vorkommen konnen, hat Eichert (7) fiir den Bacillus der roten Milch 
bewiesen. Ob bei der blauen Milch diese schon im Euter durch Pilze, 
die von auBen eingedrungen sind, infiziert werden kann, ist noch nicht 
mit Sicherheit erwiesen. 

Aufier fiir die rein kurative Tatigkeit hat die Bakteriologie der Milch 
fiir die Hygiene eine groBe Bedeutung. Namentlich fiir die kiinstliche 
Sauglingsernahrung ist es ein dringendes Erfordernis, daB die Milch 
keine gesundheitsschadliche Beschaffenheit besitzt. Diese gesundheits¬ 
schadliche Beschaffenheit wird einerseits dadurch bedingt, daB pathogene 
Mikroorganismen durch das Euter zur Ausscheidung gelangen, anderer- 
seits dadurch, daB w&hrend des Melkens eine Beimischung der Krank- 
heitskeime von auBen stattfindet. Eine Ausscheidung der Krankheits- 
erreger durch das Euter findet dann statt, wenn das Euter selbst erkrankt 
ist oder wenn es sich urn Bakterien handelt, die in den Geweben Blut- 
austritte verursachen, durch welche die Krankheitserreger mechanisch 
in die freien Milchkan&le gebracht und der Milch beigemischt werden. 
Eine derartige Milch von erkrankten Kiihen ist besonders fiir Kinder, 
bei denen die Kuhmilch als Ersatz der Muttermilch verabreicht wird, 
gefahrlich, zumal da in vielen Fallen eine gesundheitsschadliche Milch 
sinnfallige Abweichungen von der Norm nicht aufweist. Auch laBt die 
klinische Untersuchung des Euters oft insofern im Stich, als es erst im 
vorgeschrittenen Stadium der Mastitis mdglich ist, die Erkrankung mit 
ihrer Hilfe zu erkennen. Von solchen Euterentziindungen, deren Er- 
reger die Gesundheit der Kinder schadigen konnen, sind hauptsachlich 
die Eutertuberkulose und die Streptokokkenmastitis zu nennen. Gerade 
diese beiden Krankheiten aber lassen sich in ihrem Anfangsstadium 
klinisch nur sehr schwer erkennen; auch die sezernierte Milch zeigt im 
Beginn keine sichtbare Veranderung in ihrer Beschaffenheit und ihrem 
Aussehen trotz starker Beimischung von Tuberkelbacillen oder Strepto- 
kokken. Es ist Sache der Milchhygiene, derartig erkrankte Kiihe mog- 
lichst friihzeitig zu ermitteln und dann von der Kindermilchproduktion 
auszuschlieBen. Um diesem Ziele nahe zu kommen, ist es unbedingt 
notig, die Milch samtlicher Kiihe, die zur Kur- und Kindermilchproduktion 
gehalten werden, in bestimmten Zeitraumen bakteriologisch zu unter- 
suchen. Hierzu ist es erforderlich, die Milch aus dem Euter unter 
aseptischen Kautelen zu entnehmen und jegliche Verunreinigung der 
Milch mit Bakterien aus der AuBenwelt zu verhindern. 

AuBer in milchhygienischer Beziehung spielen die Euterentziindungen 
auch bei der Fleischbeschau eine grofie Rolle. Es ist ein nicht gar 
seltenes Vorkommnis, daB Kiihe wegen Euterentziindungen notgeschlachtet 
werden miissen. Hier ist es von auBerordentlicher Wichtigkeit, den Er- 
reger der betreffenden Euterentziindung zu kennen, um das Fleisch hin- 
sichtlich seiner GenuBtauglichkeit richtig zu beurteilen, da ja die Coli- 
bacillose schon Krankheitsfalle von Fleischvergiftung verursacht haben 
soil. Johne (16) berichtet liber eine Fleischvergiftung, die durch das 
Fleisch einer wegen Euterentziindung notgeschlachteten Kuh verursacht 
wurde, wobei der Bacillus enteritidis eine Rolle spielte. 

Aus dem bisher Gesagten geht die Wichtigkeit der bakteriologischen 
Milchuntersuchung zur Geniige hervor und die Veranlassungen zur Vor- 
nahme solcher Untersuchungen werden um so haufiger gegeben sein, je 
mehr die Forderungen einer modernen Milchhygiene befolgt werden. 


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Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 55. Heft 4. 


Gleichzeitig habe ich aber auch darauf hingewiesen, daB bei der Milch- 
gewinnung eine Vermeidung jeglicher bakteriellen Verunreinigung der 
Milchproben von auBen dringend notwendig ist; sonst konnte die bak- 
teriologische Untersuchung der Milch zu verhangnisvollen Fehlschliissen 
fiihren. 

Auf Veranlassung von Herrn Professor Dr. Reinhardt habe ich 
deshalb Versuche dariiber angestellt, ob es gelingt, aus einem gesuuden 
Euter sterile Milch zu erhalten und welche der bisher empfohlenen 
Methoden der Milchentnahme am meisten Aussicht bietet, eine keim- 
freie Milch zu gewinnen. 


Llteratur. 

Die bisherigen Untersuchungen, die den Zweck hatten, von gesunden 
Tieren keimfreie Milch zu gewinnen, sind in der Hauptsache mit Riick- 
sicht auf die Milchhygiene ausgefflhrt worden. Die Entnahme der Milch 
erfolgte teils mit MelkrQhrchen, teils ohne solche. Vor der Entnahme 
wurden die Kiihe teils in besondere staubfreie RSume, teils auBerhalb 
der Stallungen ins Freie gebracht Das Euter wurde sorgfaltig mit Wasser 
und Seife gewaschen, mit Alkohol desinfiziert [Kitt (18) Kolle (20)J 
und die Milch in sterile Glaser aufgefangen, nachdem die ersten 3—4 
Strahlen beiseite gemolken worden waren. Als weitere Desinfektions- 
mittel sind bei den Versuchen schwache Sublimatlosungen [FauB (9), 
K1 immer (19)J verwendet worden. Boekhoutund 011 d e V r i e s (4) 
haben auBer der Sublimatlbsung zur Desinfektion noch Borwasser 
und Formalinlbsung angewendet. Das Euter ist entweder mit steriler 
Watte [Ostertag (26)] Oder mit Salizyl watte [Eichert (7)] oder mit 
sterilen Tuchern getrocknet worden. v. Freudenreich (11) benutzte 
zur Desinfektion des Euters Servatolseife (2 Proz. Quecksilberoxycyanid); 
nach dem Abseifen lieB er die Seife nach kurzer Einwirkung mit 
sterilem Wasser entfernen und das Euter mit sterilen Tflchern ab- 
trocknen. 

K1 i m m e r sowie Boekhout und Ott deVries lieBen das Euter 
bei ihren Versuchen vor dem Melken noch mit Aether abreiben. 

Backhaus (1) hat zur Gewinnung keimfreier Milch folgendes Ver- 
fahren fiir die Praxis eingefflhrt. Nachdem das Euter durch Abreiben 
von groberem Schmutz befreit worden ist und die ersten Ziige Milch 
weggemolken worden sind, lafit er das Euter in einem wasserdichten 
Beutel mit etwa 2 Liter Fliissigkeit einhiillen. Als Desinfektionsmittel 
empfiehlt Backhaus Kupfersulfat, Bors&ure, Lysoform und Formalin- 
prSparate. Nachdem die Losung einige Minuten eingewirkt hat, wird 
das Desinfiziens durch einen am Grunde des Beutels befindlichen 
Hahn abgelassen und der Beutel hierauf mit abgekochtem Wasser 
von Korperwarme gefiillt, um die Desinfektionsflussigkeit zu ent¬ 
fernen. 

Hempel (14) lieB den Tieren nach Reinigung des Euters sauber 
gewaschene und sterilisierte Leintlicher nach Art einer Schiirze umbinden, 
so daB nur das Euter frei blieb. 

W&hrend nun von den einen nach erfolgter Desinfektion die Milch 
mit der Hand in sterile Glaser gemolken wurde (Kolle, Klimmer, 
FauB), benutzten andere (Boekhout und Ott de Vries) sterile 
Melkrbhrchen. 


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Seibold, Keimgehalt unter aseptischen Kautelen gewonnener Milch etc. 305 


Bei alien diesen Versuchen reinigte der Melker vorher seine Hande 
mit Seife und Wasser und dem Desinfektionsmittel, das zur Desinfektion 
des Euters verwendet wurde. 

Was nun die Keirazahl dieser aseptisch gewonnenen Milch betrifft, so 
werden hierfiir folgende Zahlen angegeben: 

E. v. Freudenreich (11) stellte in der auf die oben angegebene 
Weise gewonnenen Milch stets 200—300 Keime pro Kubikzentimeter fest. 

Szasz (32) fand unter 13 steril entnoramenen Milchproben blofi 2 
als ganz keimfrei; die iibrigen waren durchschnittlich pro Kubikzenti¬ 
meter mit 2667 Keimen infiziert. 

Die nach Hem pel (14) gewonnene Milch entbielt nach Unter- 
suchungen von Hesse 1600 Keime pro Kubikzentimeter. 

Die Milch, die nach der Art von Backhaus (1) gewonnen wurde, 
hatte in 3 Versuchen 350, 550 und 630 Keime pro Kubikzentimeter. 

Auch Boekhout und Ott de Vries (4) gelang es bei ihren Ver¬ 
suchen trotz der peinlichsten Desinfektion nicht, sterile Milch aus dem 
Euter zu erhalten. 

Nach E. Marschall (24) soil die Keimzahl der aseptisch gewonne¬ 
nen Milch 295 im Mittel betragen. 

Lux (23) fand bei einzelnen Kiihen im Anfang des Gemelkes im 
Minimum 97 Keime, im Maximum 6789 pro Kubikzentimeter, am Ende 
des Gemelkes im Minimum 0, im Maximum 5556 Keime. 

Kolle (20) erhielt wBhrend einer 3 Monate dauernden Versuchsreihe 
mit Kiihen der Bolleschen Meierei in Berlin, die auBerhalb des Stalles 
in besonders staubfreiem Raum unter Beobachtung moglichster Asepsis 
gemolken wurden, 

im Minimum am 29. Marz 80 Keime pro Kubikzentimeter 

im Maximum am 18. Mai 15000 „ „ „ 

nahezu 33 Proz. seiner Versuche ergaben unter 300 Keime pro Kubik¬ 
zentimeter, nahezu 50 Proz. seiner Versuche ergaben unter 500 Keime 
pro Kubikzentimeter und nur 4,7 Proz. seiner Versuche ergaben iiber 
700—800 Keime pro Kubikzentimeter. Die Milchproben wurden spatestens 
V 2 bis 1 Stunde nach dem Melken verarbeitet Als Nahrboden kam 
schwach alkalischer Agar zur Verwendung. 

Willem und Minne (35) hatten bei ihren Versuchen ein weit 
gunstigeres Resultat als Boekhout und OttdeVries, v. Freuden¬ 
reich, Lux, Backhaus, indem sie Milch mit Keimmengen von nur 
1—5 pro Kubikzentimeter erzielten. 

Klimmer (19), der seine Versuche an einer Eselin vornahm, kam 
zu folgendem SchluB: Die unter aseptischen Kautelen gemolkene Eselin- 
milch kann in gleicher Weise wie Ziegen- und Kuhmilch steril sein. 
BloBes trockenes Abreiben des Euters geniigt jedoch zum Melken keim- 
freier Milch nicht; das Euter und dessen Umgebung muBten zu diesem 
Zweck entsprechend abgewaschen und desinfiziert werden. 

Bergey (2) fand von 272 vom Euter nach dessen griindlicher Reini- 
gung direkt in sterile Rohrchen gemolkenen Milchproben 87 = 32 Proz. 
steril, in 118 Proben waren weniger als 500 Keime, in 28 Proben mehr 
als 5000 Keime pro Kubikzentimeter. 

Willem und M i e 1 e (36) wiederholten die Versuche von Willem 
und Minne unter Beobachtung einer sehr sorgfaltigen Asepsis. Das 
Melken vollzog sich in einem vom Kuhstall abgesonderten Raum, der, 
so gut es sich durchfiihren lieB, aseptisch erhalten wurde. Die Platten- 

Erste Abt. Orig. Bd. 65. Heft 4. 20 


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306 Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originale. Bd. 55. Heft 4. 

aussaat erfolgte Vs Stunde nach dem Melken; in jede Petri-Schale 
wurde 1 ccm Milch gebracht. Zu den Versuchen diente gewShnliche 
Gelatine. 

Bei der ersten Versuchsreihe wurde der erste Strahl jedes Gemelkes 
von jeder einzelnen Zitze gesondert in sterilen Reagenzgl&sern aufgefangen. 

Die Anzahl der pro Kubikzentimeter Milch enthaltenen Kolonieen 
schwankte in weiten Grenzen; im Minimum wurden 4, im Maximum 218 
Keime gefunden. 

Bei der zweiten Versuchsreihe, wo die ersten 2 Strahlen vorweg 
entnommen und dann die zu untersuchende Milchprobe aufgefangen wurde, 
schwankte die erhaltene Keimmenge zwischen 0 und 37 pro Kubik¬ 
zentimeter. 

Die von Kuntze (21) auf aseptische Weise gewonneue Milch ent- 
hielt im Minimum nur 36 Keime pro Kubikzentimeter. Das Melken 
wurde in einem besonderen, vom Stall getrennten Raum ausgeftihrt. 

Faufi (9) filhrte seine Versuche an 10 Ziegen aus und fand, daB 
die von einer gesunden Ziege stammende und unter sterilen Kautelen ge- 
wonnene Milch keimfrei war. Die Milchentnahme erfolgte ebenfalls in 
einem besonderen Raume. 

Nach Kitt (18) wird fast nie eine Kolonieentwickelung beobachtet, 
wenn man die beziiglichen Kautelen (Reinigung der Zitzen mit Seife 
und Alkohol) bei der Milchentnahme beachtet und von den so gewonnenen 
Milchproben einige Tropfen auf Gelatine oder Agarplatten ausstreicht. 

Nach Ernst (8) soli mittels sogenannter Melkrohrchen aus Metall 
nach Reinigung der Zitze sterile Milch entnommen werden konnen. 

Bongert (5) ist der Ansicht, daB trotz aller VorsichtsmaBregeln 
bei Entnahme der Milch mehr oder weniger zahlreiche Keime in die 
Milch gelangen. Die Aussicht, eine vollkommen sterile Milch zu gewin- 
nen, sei sehr gering. 

Ueberblickt man die Ergebnisse der von den verschiedenen Forschern 
angestellten aseptischen Melkversuche. so muB auffallen, daB die Keim¬ 
menge der selbst unter den peinlichsten VorsichtsmaBregeln gewonnenen 
Milch ziemlich bedeutenden Schwankungen unterworfen ist. Die Ursache 
der groBen Schwankungen diirfte — was ich nach den bei meinen Milch- 
entnahmen gemachten Erfahrungen annehmen muB — im wesentlichen 
in der Nichtbeachtung des Umstandes zu suchen sein, daB sich unter den 
Kiihen, von denen die Milch gewonnen wurde, Tiere befanden, die an 
Streptokokkenmastitis litten. Andererseits diirften die noch verh&ltnism&fiig 
hohen Zahlen darauf zuriickzuftihren sein, daB bei den vorgenommenen 
Untersuchungen vielfach grSBere Mengen Milch gewonnen wurden. Hier- 
durch nahm die Milchgewinnung eine verhaltnismaBig lange Zeit in An- 
spruch und es war die Moglichkeit gegeben, daB Keime aus der AuBen- 
welt in groBerer Anzahl in die Milch hineinfielen. 

Fiir den Zweck einer bakteriologischen Milchuntersuchung genugt 
es aber, einige Kubikzentimeter Milch steril zu entnehmen. 

Die Keimzahlen von Willem und Minne, Willem und Miele 
sowie von FauB haben fiir mich nur beschrBnkten Wert. Ihnen gelang 
es zwar, sterile Milch zu gewinnen, sie nahmen aber ihre Versuche in 
einem besonderen Raum vor, der vorher grflndlich gereinigt worden war. 
Ein derartiger Raum steht einem in der Praxis aber nur in den wenig- 
sten Fallen zur Verfiigung; man ist gezwungen, entweder im Stall selbst 
oder in der Scheune oder im Freien die Milch zu entnehmen. 


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Seibold, Keimgehalt unter aseptiechen Kautelen gewonnener Milch etc. 307 


Es sind demnach in der Literatur zwar Untersuchungen fiber die 
Keimzahl aseptisch gewonnener Milch verzeichnet, aber es fehlen noch 
solche, die zeigen, welche von den bisher zur aseptischen Milchentnahme 
angegebenen Methoden sich fiir die Praxis am meisten eignet und wie 
groB die Keimzahl solcher Milch ist, die unter Verhfiltnissen, wie sie in 
der Praxis gegeben sind, von gesunden Kiihen gewonnen worden ist. 

Untersuchungstechnik. 

Meine Versuche wurden folgendermaBen ausgefiihrt. Die Milchproben 
wurden teils von Kiihen Stuttgarter Milchkuranstalten, teils von Kiihen, 
die im Gebfirstall der hiesigen tierarztlichen Hochschule eingestellt waren, 
gewonnen, und zwar erfolgte die Milchentnahme im Stall. Die Milch¬ 
proben wurden in der Regel zwischen 2 und 3 Uhr nachmittags ent- 
nommen, weil zu dieser Zeit die Stalluft die wenigsten Staubpartikelchen 
enthielt. Es ist nfimlich in den hiesigen Milchkuranstalten Brauch, tfig- 
lich nur 2mal zu fiittern und zu melken und zwar morgens und abends, 
so daB die angegebene Zeit fiir die Entnahme am giinstigsten war. Bei 
der Entnahme wurde darauf geachtet, daB das Stallpersonal wfihrend 
meiner Anwesenheit im Stall keine Handlungen vornahm, durch die Staub 
aufgewirbelt werden konnte. Abgesehen von wenigen Ausnahmen ent- 
sprachen die Stallungen den Anforderungen, die au die Stallungen einer 
Milchkuranstalt gestellt werden miissen, in keiner Weise; sie waren feucht, 
nicht besonders hell und wenig sauber. Auch die Haltung der Kiihe 
inbezug auf Reinlichkeit usw. lieB oft viel zu wtinschen tibrig und hat 
sich manchmal in nichts von den primitivsten kleinbfiuerlichen Vieh- 
haltungen unterschieden. Die Milch wurde also unter solchen Verhalt¬ 
nissen gewonnen, mit denen man auf der Praxis zu rechnen hat. So 
kam es auch. daB ich bei einer verhaitnismaBig groBen Zahl von Kiihen, 
von denen die Milchproben entnommen wurden, nachtraglich durch die 
bakteriologische Untersuchung das Vorhandensein einer chronischen Strep- 
tokokkenmastitis feststellen konnte. Es waren deren 10 Faile unter den 
von mir untersuchten Milchproben, obwohl zuvor die Kiihe, die mit einer 
klinisch feststellbaren Euterentziindung behaftet waren, an und fiir sich 
schon ausgeschieden waren. 

Vor der Milchentnahme wurde namlich das Euter der Kiihe mittels 
Inspektion und Palpation untersucht. Alle die Kiihe, die irgend eine, 
wenn auch kleine, verhartete Partie im Euter aufwiesen oder geschwollene 
Euterlymphdriisen hatten, wurden wegen Verdachts auf Euterentzundung 
zu den Untersuchungen nicht verwendet. Diese klinische Untersuchung 
konnte jedoch nicht als vollig einwandfrei gelten, da das Euter der Kiihe 
nie ganz leer war. Es ist aber Erfahrungstatsache, daB im Anfangs- 
stadium der chronischen Euterstreptomykose die Veranderungen erst 
am vollstandig ausgemolkenen erschlafften Euter entdeckt werden konnen. 
Es wurden daher auch weiterhin alle Milchproben ausgeschaltet, wo das 
Zentrifugat bei der mikroskopischen Untersuchung einen reichlichen 
Leukocytengehalt zeigte und auf den Agarplatten, die von diesen Milch¬ 
proben gegossen worden waren, lauter gleichartige, aus Streptokokken 
bestehende Kolonieen in groBer Anzahl aufgegangen waren und die 
Streptokokken die charakteristischen Merkmale pathogener Arten wahr- 
nehmen lieBen. Ein derartiger Fall ist unter Fall 21 der Versuche 
aufgefiihrt. 

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308 


Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 55. Heft 4. 


Das Verdienst, auf den Zusammenhang zwischen vermehrtem Leu- 
kocytengehalt und Streptokokkenmastitis hingewiesen zu haben, gebiihrt 
Bergey (2). Bestatigt wurde die Ansicht Bergeys von Tromms- 
dorff (289) und anderen.. 

Zum Zentrifugieren wurden die Milchproben verwendet, die ohne 
vorherige Reinigung des Euters entnommen waren. Es geschah dies 
deshalb, weil ich zugleich durch meine Untersuchungen feststellen wollte, 
ob sich in dem Zentrifugat dieser Milchproben Bakterien im allgemeinen 
Oder speziell auch saurefeste Bakterien im Ausstrickpraparat nachweisen 
lassen. Die Pr&parate wurden mit Karbolfuchsin und nach Ziehl- 
Gabbet geffirbt. Das Zentrifugieren erfolgte in einer Wasserzentrifuge 
mit 1500 Umdrehungen pro Minute. Es wurden jeweils 3—5 ccm Milch 
wahrend 10 Minuten zentrifugiert. 


Art der Probeentnahme. 

Die Milchproben wurden auf folgende Arten entnommen. 

1. Entnahme der Milch ohne weitere Vorsichtsmafiregeln. 

Die ersten 3—4 Strahlen wurden in die Streu gemolken, da nach 
den Untersuchungen von Schulz (29), Lux (23), D’heil(6) die ersten 
Milchstrahlen infolge Bakterieneinwanderung von aufien fast immer Bak¬ 
terien enthalten sollen. Hierauf wurde ohne weitere Vorsichtsmafiregeln, 
insbesondere ohne Waschung mit Seife Oder einem Desinfiziens die Milch 
in einem sterilen Reagenzglas aufgefangen. 

2. Entnahme der Milch nach Abseifen des Euters. 

Sodann wurde das betreffende Euterviertel und dessen Umgebung 
mit Wasser und Seife sauber abgewaschen und mit einem reinen Hand- 
tuch abgetrocknet. In derselben Weise wurden die Hande des Melkers 
gereinigt. Nach dieser Vorbereitung wurde wieder Milch in 2 sterile 
Glaser gemolken. 

3. Entnahme der Milch nach Abseifen und Desinfektion 
des Euters mit 60-proz. Alkoliol. 

Die dritte Art der Entnahme erfolgte nach Desinfektion des ab- 
gewaschenen Euters mit 60-proz. Alkohol. Der Alkohol wurde mit reiner 
Watte entfernt. Die Hande des Melkers wurden ebenfalls mit 60-proz. 
Alkohol desinfiziert. 

4. Entnahme der Milchproben mittels Melkrohrchens. 

Zuletzt wurde die Milch nach nochmaliger Reinigung des Euters 
mit Alkohol mittels eines ausgekochten MelkrShrchens aufgefangen in 
sterile Glaser. 

Bei alien diesen Reinigungs- und Desinfektionsverfahren wurde der 
Zitzenmflndung ganz besondere Sorgfalt geschenkt. 

Die Pfropfen wurden von den Reagensrohrchen erst entfernt, nach- 
dem der Melker zum Melken bereit war. Die Reagensrohrchen selbst 
wurden moglichst horizontal gehalten, um das Hereinfallen von Keimen 
aus der Luft nach Moglichkeit zu verhiiten. 

Die Milchproben wurden von mir selbst entnommen. 


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URBANA-CHAMPAIGN 



Seibold, Keimgehalt unter aseptischen Kautelen gewonnener Milch etc. 309 


Der Schwanz des Tieres wurde wahrend der Milchentnahme durcb 
eine besondere Person gehalten. In jedes Rohrchen wurde ca. 5 ccm 
Milch geraolken. 


Verarbeitung der Milchproben. 

Die Verarbeitung der Milchproben erfolgte in den meisten Fallen 
V 2 Stunde nach der Entnahme, in einigen Fallen auch sofort nach 
dieser. 

Drei Stunden nach der Entnahme wurde eine zweite Untersuchung 
der Milch in derselben Weise wie vorher ausgefiihrt. Dies geschah, urn 
sich den Verhaltnissen auf der Praxis moglichst anzupassen. Denn der 
auf der Praxis tatige Tierarzt ist nicht immer in der Lage, derartige 
Milchproben sofort nach der Entnahme untersuchen zu kbnnen, vielmehr 
vergeht meist eine kiirzere oder langere Zeit, bis die Untersuchung vor- 
genommen werden kann. 

Im Institute wurden die Milchproben kraftig durcheinander ge- 
schtittelt, um eine moglichst gleichmfiBige V^rteilung der Bakterien zu 
erzielen. Von jeder Milchprobe wurden nun zwei Rohrchen, die ver- 
flussigten schwach alkalischen Agar enthielten, mit 1 ccm Milch beschickt 
und der Inhalt eines Rohrchens je in eine Petri-Schale ausgegossen. 
Die Milchproben, die ohne besondere VorsichtsmaBregeln gewonnen 
worden waren, wurden vorher mit sterilem Wasser im Verhaitnis 1:10 
verdiinnt und die Platten aus dieser Verdiinnung gegossen. 

Die Milchproben, die erst 3 Stunden nach der Entnahme unter- 
sucht wurden, blieben wahrend dieser Zeit bei Zimmertemperatur stehen. 
Vor der Verwendung wurden sie ebenfalls gut durchgeschiittelt. 

Die Platten wurden 2 Tage lang im Brutschrank bei 37° C auf- 
bewahrt. Die erste Zahlung der aufgegangenen Kolonieen erfolgte nach 
24-stiindigem Stehen im Brutschrank, die zweite nach 48-stlindigem 
Stehen. Die Kolonieen wurden mit dem Wolffhu gelschen Zahl- 
apparat gezahlt. 

Zur Feststellung der Art der Keime wurden von den verschiedensten 
aufgegangenen Kolonieen Ausstriche angefertigt und mit den gewohn- 
lichen Anilinfarbstoffen gefarbt. Wurden Kokkenkolonieen gefunden, so 
wurde von diesen in eine Bouillon flbertragen, um nachzuweisen, ob es 
sich um Staphylo- oder Streptokokken handelte. 

Das Ergebnis meiner Untersuchungen ist im folgenden tabellarisch 
zusammengestellt. 


Eigene Untersuchungen. 

Die in den folgenden Tabellen aufgefiihrten Ziffern 1 / ]0 , II, III, IV sollen be- 
deuten: 

7.0 = Entnahme aus der Milchprobe, die nach der auf p. 312 Ziffer 1 beschriebenen 
Methode gewonnen wurde. 

II = Entnahme aus der Milchprobe, die nach der auf p. 312 Ziffer 2 beschriebenen 
Methode gewonnen wurde. 

III = Entnahme aus der Milchprobe, die nach der auf p. 312 Ziffer 3 beschrie¬ 
benen Methode gewonnen wurde. 

IV. = Entnahme aus der Milchprobe, die nach der auf p. 312 Ziffer 4 beschrie¬ 
benen Methode gewonnen wurde. 


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URBANA-CHAMPAIGN 



310 


Ceutralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 55. Heft 4. 


I. Versuch. 

Untersuchung der Milchproben */, Stunde nach der Entnahme. 



7,o 

II 

III 

IV 

Zahlung 

Platte 1 

„ II 

0 Keime 

0 ii 

2 Keime 

0 Keime 

0 Keime 

1 Keim 

0 Keime 

0 „ 

j nach 24 Stunden 

„ I 
,, II 

1 Keim 

0 Keime 

16 Keime 

13 „ 

3 Keime 

9 „ 

1 Keim 

3 Keime 

J nach 48 Stunden 


Die Anzahl der Keime belief sich somit im Durchschnitt pro Kubikzentimeter: 

1) bei Entnahme nach der auf p. 308 Ziffer 1 angegebenen Methode auf weniger als 10. 

2) >t ii ii ii ii H 308 ,, 2 „ » ,, 14. 

3) n ii it ii ii ii 308 „ 3 „ „ „ 6. 

4) ii ii ii ii ii ii 308 ,| 4 „ „ „ 2. 


Untersuchung der Milchproben 3 Stun den nach der Entnahme. 



7,. 

,11 

III 

IV 

Zahlung 

Platte I 
„ II 

1 Keim 

0 Keime 

11 Keime 

3 „ 

0 Inline 

1 Keim 

0 Keime 

0 „ 

| nach 24 Stunden 

„ I 
„ II 

5 „ 

4 „ 

51 „ 

21 „ 

12 Keime 

22 „ 

1 Keim 

10 Keime 

j nach 48 Stunden 


Es belief sich somit die Anzahl der Keime im Durchschnitt pro Kubikzenti¬ 
meter: 

1) bei Entnahme nach der auf p. 308 Ziffer 1 angegebenen Methode auf 45. 

2) „ 308 „ 2 „ „ „ 36. 

3) ii n ii ii ii ii 308 n 3 „ ii ii 17. 

4) ii ii ii ii ii ii 308 ii 4 ,, ,, ,, 5. 

Im Ausstrich aus dem Zentrifugenbodensatz waren Bakterien nicht nachweisbar, 
desgleichen keine Leukocyten. 

Die auf den Agarplatten aufgegangenen Kolonieen sind in der Hauptsache Staphylo- 
kokkenkolonieen; daneben finden sich einige Kolonieen, die aus kurzen Stabchen 
bestehen. 


Versuch II. 


Untersuchung der Milchproben */t Stunde nach der Entnahme. 



7„ 

n 

III 

IV 

Zahlung 

Platte I 

,, II 

32 Keime 

36 „ 

34 Keime 
10 „ 

0 Keime 

0 „ 

0 Keime 

0 „ 

| nach 24 Stunden 

„ 1 
,, II 

41 „ 

64 „ 

96 „ 

23 „ 

4 „ 

0 „ 

2 „ 

0 „ 

| nach 48 Stunden 


Es belief sich somit die Keimzahl im Durchschnitt pro Kubikzentimeter: 
1) bei Entnahme nach der auf p. 30S Ziffer 1 angegebenen Methode auf 5 25. 

3) ii ii ii ii it ii 308 „ 2 ,, ,, „ 60. 

3) ii ii ii n ii it 308 „ 3 ,, ,i ii 2. 

’) ii ii ii ii n ii 308 ii 4 i, n I, 0 1. 


Untersuchung der Milchproben 3 Stunden nach der Entnahme. 



7,o | 

II 

Ill 

IV 

Zahlung 

Platte I 

II 

121 Keime 
120 „ 

16 Keime 

14 „ 

0 Keime 

0 „ 

1 Keim 

0 Keime 

| nach 24 Stunden 

,, I 
„ II 

215 „ 

178 „ 

47 „ 

39 

1 Keim 

0 Keime 

1 Keim 

0 Keime 

| nach 48 Stunden 


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URBANA-CHAMPAI6N 



Seibold, Keimgehalt unter aseptischen Kautelen gewonnener Milch etc. 311 

Es belief sich somit die Keimzahl im Durchschnitt pro Kubikzentimeter: 

1) bei Entnahme nach der auf p. 308 Ziffer 1 angegebenen Methode auf 1965. 

2) it i) » »> i) it 308 „ 2 ,, „ „ 43. 

®) » » i» ii ii ii 308 „ 3 „ „ ii 2. 

4) ii ii ii ii ii ii 308 „ 4 „ „ „ 0 1. 

In Ausstrichpraparaten aus dem Zentrifugenbodensatz waren Bakterien nicht nach- 
weisbar. Leukocyten sind vereinzelt sichtbar. 

Die Kolonieen auf den Agarplatten sind teils Staphylokokkenkolonieen, teilw Stab- 
chenkolonieen. 

III. Versuch. 

Untersuchungen der Milchproben ‘/« St unde nach der Entnahme. 



v» 

II 

III 

IV 

Zahlung 

Platte I 

„ II 

69 Keime 
98 „ 

16 Keime 
12 „ 

13 Keime 

12 „ 

0 Keime 

0 „ 

| nach 24 Stunden 

„ I 
„ II 

120 „ 

149 „ 

430 „ 

381 „ 

52 „ 

35 „ 

0 „ 

0 „ 

j nach 48 Stunden 


Es belief sich somit die Keimzahl im Durchschnitt 

1) bei Entnahme nach der auf p. 308 Ziffer 1 angegebenen 

2) n it ii ii ii ii 308 „ 2 „ 

3) ii ii ii ii ii ii 308 „ 3 n 

4) ii ii ii ii ii ii 308 , f 4 ii 


sro Kubikzentimeter: 
Methode auf 1345. 
n ii 405. 

,, 44. 

„ „ 0. 


Untersuchung der Milchproben 3 Stunden nach der Entnahme. 


V, o II HI IV Zahlung 



l /,» | 

II 

III 

IV 

I 

21 Keime 

1 Keim 

0 Keime 

0 Keime 

II 

27 „ 

2 Keime 

0 „ 

0 „ 

I 

111 

62 „ 

14 „ 

0 „ 

II 

105 „ 

47 „ 

17 „ 

0 „ 


| nach 24 Stunden 
j nach 48 Stunden 


Es belief sich somit die Keimzahl im Durchschnitt pro Kubikzentimeter: 

1) bei Entnahme nach der auf p. 308 Ziffer 1 angegebenen Methode auf 1080. 

2) ii ii ii ii ii ii 308 if 2 ,, „ ,, 55. 

3) ii ii ii ii ii H 308 ,i 3 ,, ,, ,, 15. 

4) ii ii ii ii n H 308 ,i 4 ,, ,i ii 0. 

In Ausstrichpraparaten aus dem Zentrifugenbodensatz sind Bakterien nicht nach- 
weisbar. Leukocyten werden vereinzelt beobachtet. 

Die Kolonieen auf den Agarplatten bestehen zum grofiten Teil aus Staphylokokken; 
daneben sind einige Kolonieen aus 8tabchen. 

IV. Versuch. 

Untersuchung der Milchproben */» Stunde nach der Entnahme. 


I II III I IV Zahlung 


Platte I 

II 


4 Keime 
12 „ 


52 Keime 
66 „ 


4 Keime 
4 


0 Keime 

0 „ 


j nach 24 Stunden 
j nach 48 Stunden 


Es belief sich somit die Keimzahl im Durchschnitt pro Kubikzentimeter: 

1) bei Entnahme nach der auf p. 308 Ziffer 1 angegebenen Methode auf 390. 

2) ii ii n ii H ii 308 i, 2 i, ii ii 214. 

3) n n ii ii ii ii 308 ii 3 H ii ii 31. 

4) n n ii ii ii ii 308 „ 4 H ii ii 0. 


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URBANA-CHAMPAIGN 







312 


Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 55. Heft 4. 
Untersuchung der Milchproben 3 Stunden nach der Entnahme. 



V, 0 

II 

III 

IV 

Zahlung 

Platte I 

,, II 

4 Keime 

4 „ 

52 Keime 
51 „ 

5 Keime 

6 „ 

1 Keim 

0 Keime 

| nach 24 Stunden 

„ I 
,, II 

85 „ 

21 „ 

218 „ 

284 „ 

20 „ 

21 „ 

0 „ 

2 „ 

| nach 48 Stunden 


Es bebef sich somit die Keimzahl im Durchschnitt pro Kubikzentimeter: 

1) bei Entnahme nach der auf p. 308 Ziffer 1 angegebenen Methode auf 530. 

2) » »> ii n ii ii 308 „ 2 „ „ „ 2 51. 

3) ii ii ii n it ii 308 „ 3 it ii ii 20. 

4) n ii ii ii ii ii 308 ,, 4 .I tt ii 1. 

In Auastrichpraparaten aus dem Zentrifugenbodensatz Bind Bakterien nicht nach- 
weisbar. Leukocyten werden nicht beobachtet. 

Die Kolonieen zeigen im Ausstrich teils Staphylokokken, toils kurze Stiibchen, 
teils Bacillen (Stabchen mit Sporen). 


V. Versuch. 


Untersuchung der Milchproben */j Stunde nach der Entnahme. 

Mittels Melkrohrchens konnte in dem nachfolgenden Fall Milch nicht entnommen 
werden, da die Kuh sich bei seinem Einfiihren sehr unruhig benahm._ 


7.o 

II 

III 

IV 

Zahlung 

Platte I 
„ 11 

19 Keime 
24 „ 

13 Keime 
22 „ 

10 Keime 

6 „ 


| nach 24 Stunden 

„ I 

II 

104 

124 „ 

54 „ 

69 „ 

33 „ 

47 „ 


J nach 48 Stunden 


Es belief sich somit die Keimzahl im Durchschnitt pro Kubikzentimeter: 
1) bei Entnahme nach der auf p. 308 Ziffer 1 angegebenen Methode auf 1140. 

“) ii ii ii ii n ii 308 „ 2 „ „ „ 62. 

3) „ „ „ „ „ „ 308 „ 3 „ „ „ 40. 


Untersuchung der Milchproben 3 Stunden nach der Entnahme. 



Vjo 

II 

III 

IV 

Zahlung 

Platte I 

„ II 

8 Keime 
12 „ 

90 Keime 
67 „ 

7 Keime 

2 „ 


| nach 24 Stunden 

„ I 

„ II 

26 „ 

13 „ 

125 „ 

123 „ 

26 „ 

2 „ 


| nach 48 Stunden 


Es belief sich somit die Keimzahl im Durchschnitt pro Kubikzentimeter: 

1) bei Entnahme nach der auf p. 308 Ziffer 1 angegebenen Methode auf 195. 

2) n ii n ii ii ii 308 „ 2 „ „ „ 124. 

3) H ii ii n ,t ii 308 „ 3 ,, ii it 14. 

In Auastrichpraparaten aus dem Zentrifugenbodensatz sind keine Bakterien nach- 
weisbar. Leukocyten werden vereinzelt wahrgenommen. 

Die Kolonieen auf den Agarplatten bestehen aus Staphylokokken, kurzen Coli- 
ahnlichen Stabchen und Bacillen. 


VI. Versuch. 


Untersuchung der Milchproben sofort nach der Entnahme. 



‘/to 

II 

III 

IV 

Zahlung 

Platte I 
„ H 

5 Keime 

0 „ 

0 Keime 

1 Keim 

1 Keim 

2 Keime 

0 Keime 

0 „ 

| nach 24 Stunden 

I 

„ II 

ooo 

0 Keime 

1 Keim 

4 „ 

• 5 „ 

1 Keim 

1 

| nach 48 Stunden 


Digitized b; 


vGoc 



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314 


Centr&lbl. f. Bakt. etc. L Abt. Origiaale. Bd. 55. Heft 4. 


VIII. Versuch. 


Untersuchung der Milchproben */> Stunde each der Entnahme. 



7,. 

II 

III 

IV 

Z alllung 

Platte I 

„ II 

0 Keime 

0 „ 

1 Keim 
b Keime 

1 Keim 

0 Keime 

1 Keim 

2 Keime 

| nach 24 Stunden 

„ I 

1 Keim 

20 „ 

2 „ 

8 „ 

} 48 „ 

„ II 

0 Keime 

14 „ 

2 „ 

9 „ 


1 

2 

3 

4) 


Es belief sich somit die Keimzahl im Durchschnitt pro Kubikzentimeter: 
bei Entnahme nach der auf p. 308 Ziffer 1 angegebenen Metnode auf weniger ale 10. 
» ji » it ii ii 308 |, 2 ii „ n 17. 

it ii n ii ii ii 308 n 3 „ ,, i, 2. 

ii ii ii ii ii ii 308 ,, 4 „ „ ,, 8. 


Untersuchung der Milchproben 3 Stunden nach der Entnahme. 



7,o 

II 

III 

IV 

Zahlung 

Platte I 

„ II 

1 Keim 

1 „ 

3 Keime 

2 „ 

0 Keime 

0 „ 

0 Keime 

0 „ 

J nach 24 Stunden 

„ I 

1 „ 

20 „ 

6 „ 

8 „ 

} ., 48 „ 

„ II 

1 „ 

14 „ 

7 „ 

1 Keim 


Es belief sich somit die Keimzahl im Durchschnitt pro Kubikzentimeter: 
1) bei Entnahme nach der auf p. 308 Ziffer 1 angegebenen Methode auf 10. 
ii ii ii ii ii n 308 n 2 n n n 17. 

3) ii ii ii ii H ii 308 ,, 3 ,, i, n b. 

4) ii it ii ii ii ii 308 ,, 4 ,, ,, ,, 4 5. 


In Ausstrichpraparaten aus dem Zentrifugenbodensatz werden Bakterien nicht be- 
obachtet. Leukocyten sind vereinzelt nachweisbar. 

Die Kolonieen auf den Agarplatten bestehen fast alle aus Btaphylokokken, ganz 
wenige aus Kurzstabchen. 


IX. Versuch. 


Untersuchung der Milchproben V* Stunde nach der Entnahme. 

Im vorliegenden Falle konnte ein Melkrohrchen nicht eingefiihrt werden, da die 
Zitzenoffnung abnorm eng war. 



7,o 

11 

III 

IV 

Zahlung 

Platte I 

„ II 
„ I 
„ II 

8 Keime 

5 „ 

12 „ 

8 „ 

0 Keime 

2 „ 

6 „ 

6 „ 

0 Keime 

o „ 

1 Keim 

4 Keime 


| nach 24 Stunden 
} ,, 48 „ 


il 

3) 


Es belief sich somit die Keimzahl im Durchschnitt 
bei Entnahme nach der auf p. 308 Ziffer 1 angegebenen 

II II II *1 |l »l II " II 

ii ii ii ii ii n 308 ii 3 i, 


>ro Kubikzentimeter: 
Uethode auf 100. 


ii 

ii 


n 

n 


6 . 

2-3. 


Untersuchung der Milchproben 3 Stunden nach der Entnahme. 



7,o 

II 

III 

IV 

Zahlung 

Platte I 

„ n 

89 Keime 
67 „ 

2 Keime 

1 Keim 

0 Keime 

1 Keim 


1 nach 24 Stunden 

„ i 

,, ii 

101 „ 

84 „ 

6 Keime 

6 „ 

4 Keime 

3 


} ,. 48 „ 


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UNIVERSITY OF ILLINOIS AT 
URBANA-CHAMPAIGN 




Seibold, Keimgehalt unter aseptischen Kautelen gewonnener Milch etc. 315 


£s belief sich somit die Keimzahl im Durchschuitt pro Kubikzentimeter: 

1) bei Entnahme nach der auf p. 308 Ziffer 1 angegebenen Methode auf 925. 

2) ,, ji ii ii ii n 308 i, 2 ,, „ „ 6. 

3) ii ii ii ii ii ii 308 ,, 3 „ „ ii 3 4. 

In Ausstrichpraparaten aus deni Zentrifugenbodensatz sind Bakterieu nicht nach- 
weisbar. Leukocyten sind nur vereinzelt sichtbar. 

Die Kolonieen auf den Agarplatten beetehen aus Staphylokokken. 


X. Versuch. 

Untersuchung der Milchproben */j Stunde nach der Entnahme. 


Zahlung 


Platte I 

„ II 


21 Keime 
79 „ 


14 Keime 
8 „ 


1 Keim 
1 „ 

2 Keime 

4 „ 


0 Keime 
0 „ 

1 Keim 

2 Keime 


nach 24 Stunden 


Es belief sich somit die Keimzahl im Durchschuitt pro Kubikzentimeter: 

1) bei Entnahme nach der auf p. 308 Ziffer 1 angegebenen Methode auf 885. 

2) ii n ii ii ii n 308 ,, 2 ii ii ii 18. 

3) n ii ii n H ii 308 „ 3 n ,, ii 3. 

ii ii ii ii i> ii 308 i, 4 ,, ,, ,i 1 2. 


Untersuchung der Milchproben 3 Stunden nach der Entnahme. 


Zahlung 


Platte I 
„ II 

Platte I 
„ II 


13 Keime 
20 „ 


22 Keime 
6 „ 


3 Keime 
1 Keim 

3 Keime 
1 Keim 


0 Keime 
0 „ 


nach 24 Stunden 


Es belief sich somit die Keimzahl im Durchschnitt pro Kubikzentimeter: 

1) bei Entnahme nach der auf p. 308 Ziffer 1 angegebenen Methode auf 305. 

2) it n ii n ii ii 308 „ 2 „ ,, ,, 50. 

3) ii ii ii ii n ii 308 ,i 3 ,, ii n 2. 

i» ii ii ii ii ii 308 ii 4 „ ii ii 3. 

In Ausstrichpraparaten aus dem Zentrifugenbodensatz sind einige saurefeste 
Bakterien nachweisDar. Sie sind dicker und plumper als Tuberkelbacillen; aufierdem 
sind sie nicht so intensiv rot gefarbt wie die letzteren. 

Leukocyten sind vereinzelt sichtbar. 

Die Kolonieen auf den Agarplatten bestehen in der Hauptsache aus Staphylo¬ 
kokken, daneben sind einige Stabchenkolonieen vorhanden. 

XI. Versuch. 

Untersuchung der Milchproben so fort nach der Entnahme. 


IV 


Zahlung 


Platte I 

2 Keime 

3 Keime 

0 Keime 

0 Keime 

„ II 

7 „ 

1 Keim 

1 Keim 

0 „ 

I 

9 ,, 

8 Keime 

1 „ 

1 Keim 

„ u 

29 „ 

9 ,, 

2 Keime 

1 „ 


nach 24 Stunden 


Es belief sich somit die Keimzahl im Durchschnitt dto Kubikzentimeter: 
1) bei Entnahme nach der auf p. 308 Ziffer 1 angegebenen Methode auf 190. 


W 

» 


„ 308 
„ 308 
„ 308 


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316 Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 55. Heft 4. 

Untersuchung der Milchproben 3 StUDden nach der Entnahme. 



1/ 

ho 

11 

III 

IV 

Zahlung 

Platte I 

„ II 

1 Keim 

1 „ 

0 Keime 

2 „ 

0 Keime 

1 Keim 

0 Keime 

0 „ 

| nach 24 Stunden 

„ I 

1 ,, 

5 „ 

0 Keime 

1 Keim 

} „ 48 „ 

„ II 

1 „ 

3 „ 

2 „ 

0 Keime 

Es belief sich somit die Keimzahl im Durchschnitt pro Kubikzentimeter: 

1) bei Entnahme nach der auf p. 308 Ziffer 1 angegebenen Methode auf 10. 

2) „ 

11 11 

„ „ 308 

ii 2 ,, 

11 

„ 4. 

3) n ii 

11 11 

„ „ 308 

11 ^ J) 

11 

„ 1. 

4) „ 

»> 11 

„ „ 308 

?> 4 >1 

t 11 

„ 0-1. 

In Ausstrichpraparaten aus dem Zentrifugenbodensatz sind keine Bakterien und 
keine Leukocyten nachweisbar. 

Die Kolonieen auf den Agarplatten bestehen samtlich aus Staphylokokken. 


i 

XII. Versuch. 

1 

1 

Untersuchung der Milchproben V* 

St unde nach der Entnahme. 


v I0 

II 

Ill 

IV 

— 

Zahlung 

Platte I 

,, II 

9 Keime 

11 „ 

0 Keime 

15 „ 

7 Keime 

3 „ 

0 Keime 

0 „ 

> nach 24 Stunden 

1 

„ I 

33 „ 

18 „ 

25 „ 

0 „ 

} .. 48 „ 

jL 

„ II 

60 „ 

47 „ 

9 „ 

0 „ 


Es belief sich somit die Keimzahl im Durchschnitt pro Kubikzentimeter 

1) bei EntDahme nach der auf p. 308 Ziffer 1 angegebenen Methode auf 465. 

2) n it n ii ii ii 308 „ 2 ii ii ii 32. 

3) n ii ii n n ii 308 „ 3 ii ii ii 17. 

4) ii ii ii ii H n I 308 ii 4 ,, „ „ 0. 

Untersuchung der Milchproben 3 Stunden nach der Entnahme. 





v,« 

II 

III 

IV 

Zahlung 

Platte I 

„ II 
„ I 
„ II 

3 Keime 

8 „ 

26 „ 

39 „ 

33 Keime 

21 „ 

97 „ 

75 „ 

14 Keime 

25 „ 

23 „ 

85 „ 

0 Keime 

0 „ 

0 „ 

1 Keim 

> nach 24 Stunden 

J 


Es belief sich somit die Keimzahl im Durchschnitt pro Kubikzentimeter: 

1) bei Entnahme nach der auf p. 308 Ziffer 1 angegebenen Methode auf 325. 

2) n n ii ii ii it 308 „ 2 „ „ ii 86. 

3) ii ii ,i ii ii ii 308 i| 3 ii I* ii 54, 

4) ii ii ii ii ii ii i, 4 ,, ,, „ 0 1. 

In Ausstrichpraparaten aus dem Zentrifugenbodensatz sind weder Bakterien noch 
Leukocyten nachweisbar. 

Die Kolonieen auf den Agarplatten bestehen aus Staphylokokken und coliahnlichen 
Stabchen. 

XIII. Versuch. 

Untersuchung der Milchproben */ 2 St unde nach der Entnahme. 



7,o 

H 

III 

IV 

Zahlung 

Platte I 

„ II 

304 Keime 
372 „ 

0 Keime 

1 Keim 

1 Keim 

1 „ 

0 Keime 

1 Keim 

| nach 24 Stunden 

„ I 

549 „ 

20 Keime 

3 Keime 

3 Keime 

} „ 48 „ 

„ II 

732 „ 

3 „ 

5 „ 

5 „ 


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URBANA-CHAMPAIGN 



Seibold, Keimgehalt unter aseptischen Kautelen gewonnener Milch etc. 317 


Es belief sich somit die Keimzahl im Durchschnitt pro Kubikzentimeter: 

1) bei Entnahme nach der auf p. 308 Ziffer 1 angegebenen Methode auf 6405. 

2) >i ,, »i »> „ »> 308 „ 2 ,, „ ii 12. 

3) ii ti it n n n 308 ,| 3 ii ii ii 4. 

ii ii ii ii ii ii 308 ,, 4 „ ,, ,, 4. 

Untersuchung der Milchproben 3 Stunden nach der Entnahme. 


7,o | II | HI i IV | Zahlung 

Platte I 138 Keime 0 Keime 5 Keime 0 Keime 1 , r,. , 

„ II 142 „ 0 „ 4 „ 0 „ / nach 24 btunden 

i. I 542 „ 4 „ 18 „ 1 Keim 1 ^ 

„ II 435 „ 8 „ 30 „ 1 „ / ” W 

Es belief sich somit die Keimzahl im Durchschnitt pro Kubikzentimeter: 

1) bei Entnahme nach der auf p. 308 Ziffer 1 angegebenen Methode auf 4885. 

2) ii ii ii ii ii ii 308 „ 2 „ ,, ,, 6. 

3) ii ii ii H ii ii 308 „ 3 i, ii „ 2 4. 

I) ii ii i* ii ii i* 308 |i 4 it ii ii 1. 

In Ausstrichpraparaten aus dern Zentrifugenbodensatz sind Bakterien nicht nach- 
weisbar, Leukocyten sind vereinzelt zu beobachten. 

Die Kolonieen auf den Agarplatten bestehen aus Staphylokokken und aus Stabchen. 


XIV. Versuch. 

Untersuchung der Milchproben 7* Stunde nach der Entnahme. 



7,o 

II 

111 I 

IV 

Platte I 

„ II 

2 Keime 

2 „ 

0 Keime 

1 Keim 

0 Keime 

0 „ 

0 Keime 
1 Keim 

„ I 

II 

7 „ 

10 „ 

1 „ 

2 Keime 

1 Keim 

1 „ 

1 „ 

2 Keime 


Zahlung 


| nach 24 Stunden 
} „ 48 


Es belief sich somit die Keimzahl im Durchschnitt pro Kubikzentimeter: 

1) bei Entnahme nach der auf p. 308 Ziffer 1 angegebenen Methode auf 85. 

2) ii ii ti ii ii ii 308 „ 2 I, ii n 1 —2. 

3) ii ii ii ii ii ii 308 ii 3 n n ii 1. 

I) ii ii ii ii ii n 308 ii 4 ,, ii ii 1 2. 

Untersuchung der Milchproben 3 Stunden nach der Entnahme. 


Platte I 
II 


46 Keime 
38 „ 


1 Keim 
1 „ 

2 Keime 

3 „ 


0 Keime 

0 „ 


1 Keim 
1 


Zahlung 


| nach 24 Stunden 
} „ 48 


Es belief sich somit die Keimzahl im Durchschnitt pro Kubikzentimeter: 

1) bei Entnahme nach der auf p. 308 Ziffer 1 angegebenen Methode auf 1050. 

2) ii ii ii it n H 308 „ 2 „ „ H 2 — 3. 

3) H ii ii ii ii ii 308 „ 3 ,, ,, i, 0. 

I) ii ii ii ii ii ii 308 I, 4 i, n ii 1. 

In Ausstrichpraparaten aus dem Zentrifugenbodensatz sind weder Bakterien noch 
Leukocyten sichtbar. 

Die Kolonieen auf den Agarplatten bestehen aus Staphylokokken und einige aus 
Stabchen. 


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318 


Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 55. Heft 4. 


XV. Versuch. 


Untersuchung der Milchproben *j A Stunden nach der Entnahme. 


7,o 

II 

III 

IV | 

Ziiklung 

Platte I 

„ II 

199 Keime 
171 „ 

33 Keime 
54 „ 

2 Keime 

13 „ 

0 Keime 

5 „ 

J nach 24 Stunden 

,, I 

266 „ 

41 „ 

4 „ 

10 „ 

| 1, 48 „ 

„ II 

184 

192 „ 

16 „ 

12 „ 


Es belief sich somit die Keimzahl im Durchschnitt dto Kubikzentimeter: 

1) bei Entnahme nach der auf p. 308 Ziffer 1 angegebenen Methode auf 2250. 

2) » it „ n » ii 308 ,, 2 „ ii it 116. 

3) ii n n n n n 308 ,, 3 ,, ,, i, 10. 

4) ii ii ii ii ii ii 308 n 4 ,i i, ii 11. 


Untersuchung der Milchproben 3 Stunden nach der Entnahme. 



7,o 

II 

III 

IV 

Zahlung 

Platte I 

,, II 

350 Keime 
532 „ 

133 Keime 
179 „ 

32 Keime 

14 „ 

1 Keim 

6 Keime 

| nach 24 Stunden 

„ I 

744 „ 

CO 

70 „ 

6 „ 

} ., 48 

„ II 

652 „ 

341 „ 

61 „ 

11 „ 


2 ) 

3 


Es belief sich somit die Keimzahl im Durchschnitt pro Kubikzentimeter: 


bei Entnahme nach der auf p. 


308 Ziffer 1 angegebenen Methode auf 6980. 

308 „ 2 „ „ „ 438. 

308 „ 3 „ „ „ 65. 

308 „ 4 „ „ „ 8. 


In Ausstrichpraparaten aus dem Zentrifugenbodensatz sind Bakterien nicht nach- 
weisbar. Leukocyten sind vereinzelt sichtbar. 

Die Kolonieen auf den Agarplatten bestehen aus Staphylokokken, Bacillen und 
coliahnlichen Stabchen. 


XVI. Versuch. 


Untersuchung der Milchproben */» Stunde nach der Entnahme. 



V.o 

II 

III 

IV 

Zahlung 

Platte I 

„ II 

244 Keime 
145 „ 

1 Keim 

3 Keime 

1 Keim 

2 Keime 

0 Keime 

1 Keim 

| nach 24 Stunden 

„ I 

281 „ 

1 Keim 

1 Keim 

1 „ 

} „ 48 „ 

„ II 

189 „ 

3 Keime 

2 Keime 

2 Keime 


Es belief sich somit die Keimzahl im Durchschnitt pro Kubikzentimeter: 

1) bei Entnahme nach der auf p. 308 Ziffer 1 angegebenen Methode auf 2350. 

2) ii ii ii n ii n 308 ,, 2 ,, ,, ,, 2. 

3) n ii ii ii i< H 308 „ 3 ,, „ ,, 1 2. 

4) n n ii ii ii ii 308 i, 4 ,, ,, ,, 1 2. 


Untersuchung der Milchproben 3 Stunden nach der Entnahme. 



1/ 

'10 

II 

III 

IV 

Zahlung 

Platte I 

II 

144 Keime 

56 „ 

1 Keim 

0 Keime 

1 Keim 

2 Keime 

0 Keime 

1 Keim 

j nach 24 Stunden 

,, I 

284 „ 

2 „ 

3 

1 „ 

} „ 48 

„ II 

GO „ 

2 „ 

4 „ 

7 Keime 


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Seibold, Keimgehalt unter aseptischen Kauteleu gewonnener Milch etc. 319 


Es belief sich somit die Keimzahl im Durchschnitt pro Kubikzentimeter: 

1) bei Entnahme nach der auf p. 308 Ziffer 1 angegebenen Methode auf 1720. 

2) i, u » ii n ii 308 i, 2 „ ii ii 2. 

3) ii ii H ii ii ii 308 ,, 2 „ ii ,i 3 4. 

ii ii ii ii ii ii 308 ii 4 n ii ii 4. 

In Ausstrichpraparaten aus dem Zentrifugenbodensatz sind keine Bakterien nach- 
weisbar. Leukocyten sind vereinzelt sichtbar. 

Die Kolonieen auf den Agarplatten bestehen hauptsachlich aus Staphylokokken^ 
einige aus Bacillen. 

XVII. Versuch. 

Untersuchung der Milchproben V 2 Stunde nach der Entnahme. 



V.o 

II 

Ill 

IV 

Zahlung 

Platte I 
„ II 

85 Keime 
112 „ 

5 Keime 

0 „ 

2 Keime 

6 „ 

5 Keime 

7 „ 

1 * 

j nach 24 Stunden 

„ I 

211 „ 

9 „ 

2 „ 

8 „ 

00 

„ 11 

277 „ 

7 

9 „ 

9 „ 


Es belief sich somit die Keimzahl im Durchschnitt pro Kubikzentimeter: 

1) bei Entnahme nach der auf p. 308 Ziffer 1 angegebenen Methode auf 2440. 

2) ii ii n ii ii ii 308 i, 2 „ „ „ 8. 

3) n n ii ii ii ii 308 ,| 3 ii ii i. 5. 

4) ii •» ii ii ii ii 308 ii 4 „ ii ii 8. 

Untersuchung der Milchproben 3 Stunden nach der Entnahme. 



7,o 

II 

111 

IV 

I 

363 Keime 

1 Keim 

1 Keim 

0 Keime 

II 

468 „ 

2 Keime 

1 „ 

1 Keim 

I 

495 n 

4 „ 

1 „ 

1 „ 

II 

633 „ 

8 „ 

16 Keime 

8 Keime 


Zahlung 


| nach 24 Stunden 
} „ 48 „ 


Es belief sich somit die Keimzahl im Durchschnitt pro Kubikzentimeter: 

1) bei Entnahme nach der auf p. 308 Ziffer 1 angegebenen Methode auf 5640. 

2) ii ii n ii ii ii 308 ,, 2 ,, „ „ 6. 

3) ii ii ii ii ii ii 308 ii 3 „ ,i „ 8. 

4) n ii n ii n ii 308 4 ,i ii ii 4. 

In Ausstrichpraparaten aus dem Zentrifugenbodensatz sind Bakterien nicht nach- 
weisbar. Leukocyten sind vereinzelt sichtbar. 

Die Kolonieen auf den Agarplatten bestehen aus Staphylokokken und coliahnlichen 
Stabchen. 

XVIII. Versuch. 

Untersuchung der Milchproben */ 4 Stunde nach der Entnahme. 


Zahlung 


Platte I 
„ II 


0 Keime 

2 „ 


0 Keime 

1 Keim 

2 Keime 

3 „ 


0 Keime 
1 Keim 


0 Keime 

0 „ 

0 „ 

1 Keim 


| nach 24 Stunden 
} „ 48 „ 


Es belief sich somit die Keimzahl im Durchschnitt pro Kubikzentimeter: 

1) bei Entnahme nach der auf p. 308 Ziffer 1 angegebenen Methode auf 30. 

2) ii n ii ii n H 308 ,, 2 it ii ii 2 — 3. 

3) ii ii ii n ii ii 308 ,| 3 ii ii it L 

4) ii ii ii ii ii ii 308 n 4 ,i i, ii 0 1. 


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320 CentralbL f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 55. Heft 4. 


Untersuchung der Milchproben 3 Stunden nach der Entnahme. 



v,„ 

11 

III 

IV 

Zahlung 

Platte I 

„ II 

2 Keime 

1 Keim 

0 Keime 

0 „ 

I 

0 Keime 

0 „ 

0 Keime 

0 „ 

| nach 24 Stunden 

„ I 

2 Keime 

1 Keim 

0 „ 

1 Keim 

0 „ 

} ,, 48 „ 

„ II 

1 Keim 

2 Keime 

1 Keim 


Es belief sich somit die Keimzahl im Durchschnitt pro Kubikzentimeter: 

1) bei Entnahme nach der auf p. 308 Ziffer 1 angegebenen Methode auf 15. 

2) » i) ii i) i) it 308 „ 2 „ ,, ■> 1 2. 

3) i) ,i it » ii ii 308 „ 3 „ ,i i, 0 1. 

4) ii ii ii ii it ii 308 ,i 4 „ „ n 0 1 

In Ausstrichpruparaten aus dem Zentrifugenbodensatz sind Bakterien nicht nach- 
weisbar; dagegen sind im Gesichtsfeld 10 —12 Leukocyten (mono- und poly- 
nukleiire) sichtoar. 

Die Kolonieen auf den Agarplatten bestehen aus Staphylokokken. 


XIX. Versuch. 

Untersuchung der Milchproben l / f St unde nach der Entnahme. 



V10 

II 

III IV 

Zahlung 

1 

Platte I 

,, II 
„ I 
„ II 

Es belie 
1) bei Entnal 

9 Keime 

9 „ 

17 „ 

22 i, 

1 sich somit < 
ime nach der 

1 Keim 

3 Keime 

2 „ 

4 „ 

lie K e i m z a 1 
auf p. 308 Z 

0 Keime 

0 „ 

5 Keime 

9 „ 

til im Durchs 
iffer 1 angege 

0 Keime 

0 „ 

1 Keim 

2 Keime 

ichnitt pro Ki 
ibenen Methoi 

j nach 24 Stunden 

} „ 48 „ 

lbikzentimeter: 
ie auf 195. 


2 

3J 

4) 


308 

308 

308 


3 

5 


3. 

7. 

1 — 2 . 


Untersuchung der Milchproben 3 Stunden nach der Entnahme. 



7 i. 

II 

III 

IV 

Zahlung 

Platte I 

„ II 

2 Keime 

4 „ 

0 Keime 

1 Keim 

0 Keime 

1 Keim 

0 Keime 

0 „ 

| nach 24 Stunden 

„ I 

91 „ 

0 Keime 

1 „ 

o „ 

} „ 48 „ 

„ II 

55 „ 

5 „ 

2 Keime 

0 „ 


Es belief sich somit die Keimzahl im Durchschnit pro Kubikzentimeter: 

1) bei Entnahme nach der auf p. 308 Ziffer 1 angegebenen Methode auf 730. 

2) ii ii ii ii n n 308 „ 2 ,, ,, ii 2 3. 

3) „ „ „ „ „ „ 308 „ 3 „ „ „ 1-2. 

4) n ii ii ii ii ii 308 n 4 i, ii ii 0* 

In Ausstrichpraparaten aus dem Zentrifugenbodensatz sind Bakterien nicht nach- 
weisbar, dagegen konnen Leukocyten in derZahl von 8 —10 im Gesichtsfeld 
geziihlt weraen. 

Die Kolonieen auf den Agarplatten bestehen fast samtlich aus Staphylokokken, 
einige aus Stabchen. 

XX. Versuch. 


Untersuchung der Milchproben sofort nach der Entnahme. 



7,o 

II 

III 

IV 

Zahlung 

Platte I 

5 Keime 

1 Keim 

1 Keim 

1 Keim 

| nach 24 StundeD 

„ II 

6 „ 

2 Keime 

0 Keime 

0 Keime 

„ I 

8 „ 

2 „ 

8 „ 

1 Keim 

} „ 48 „ 

,, II 

20 „ 

8 „ 

5 „ 

1 „ 


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Seibold, Keimgehalt unter aseptischen Kautelen gewonnener Milch etc. 321 


Es belief sich somit die Keimzahl im Durchschnitt pro Kubikzentimeter: 

1) bei Entnahme nach der auf p. 308 Ziffer 1 angegebenen Methode auf 140. 

2) » tt >» tt i> tt 308 it ^ ft ti ft 5. 

»> n » ti t> » 308 )t 3 „ „ ,, 6. 

4) ii ii ii ii ii ii 308 „ 4 „ „ 1. 


Untersuchung der Milchproben 3 Stun den nach der Entnahme. 


Zahlung 


Platte I 
„ II 


10 Keime 

6 „ 


3 Keime 
1 Keim 

10 Keime 

4 „ 


5 Keime 
3 „ 


3 Keime 

0 „ 

5 „ 

1 Keim 


| nach 24 Stunden 
} „ 48 „ 


Es belief sich somit die Keimzahl im Durchschnitt pro Kubikzentimeter: 

1) bei Entnahme nach der auf p. 308 Ziffer 1 angegebenen Methode auf 255. 

ii ii ii ii ii ii 308 f i 2 tt it i, 7. 

3) it ii ii ii ii ii 308 » 3 || ii ii 4. 

4) ii H ii ii ii ii 308 „ 4 „ „ i, 3. 

In Ausstrichpraparaten aus dem Zentrifugenbodensatz sind Bakterien und Leuko- 
cyten nicht nachweisbar. 

Die Kolonieen auf den Agarplatten bestehen aus Staphylokokken. 

Ich lasse jetzt noch als Beispiel einen Fall von chronischer 
Streptokokkenmastitis folgen, wo weder durch Inspektion noch 
durch Palpation des Euters und der Euterlymphdrflsen abnorme Ver- 
haitnisse festgestellt werden konnten. Auch die Milch war anscheinend 
normal. 

XXI. Versuch. 

Untersuchung der Milchproben */« Stunde nach der Entnahme. 


Platte I 

„ II 


lea. 2800 Keime ca. 3900 Keime ca. 4000 Keime ca. 3500 Keime 


nach 

'24 Stunden 


Nach 48 Stunden waren so viele Kolonieen auf den Agarplatten aufgegangen, 
dafl es unmSglich war, die Keimzahl zu bestimmen. 

Die Keimzahl belief sich somit im Durchschnitt pro Kubikzentimeter: 

1) bei Entnahme nach der auf p. 308 Ziffer 1 angegebenen Methode auf ca. 26500. 

2) „ „ i, ii ii i« 308 ,i 2 „ ,, „ „ 3 950. 

3) ii ii «i ii ii ii 308 ,, 3 ,, ii „ i, 4350. 

4) ii ii ii ii n ii 308 ,, 4 „ „ „ „ 3 250. 


Untersuchung der Milchproben 3 Stunden nach der Entnahme. 


Platte I 
„ II 


ca. 4000 Keimelca. 5000 Keime ca. 5000 Keime'ca. 5000 Keime! 


Zahlung 


24 Stunden. 


Nach 48 Stunden waren die aufgegangenen Kolonieen unzahlbar. 

Es belief sich somit die Keimzahl im Durchschnitt pro Kubikzentimeter: 

1) bei Entnahme nach der auf p. 308 Ziffer 1 angegebenen Methode auf ca. 35 000. 

2) „ „ „ ,, „ „ 308 „ 2 „ ,. „ „ 5000. 

3) ,, ,, ii ii ii ii 308 i, 3 ,i „ ii ii 5500. 

4) ii ii ii ii n ii 308 ii 4 „ ,i ii ii 5000. 

In Ausstrichpraparaten aus dem Zentrifugenbodensatz waren Bak¬ 
terien nicht nachweisbar. 

Leukocyten waren in der Anzahl von 40—50 im Ge- 
sichtsfeld zu beobachten. In der Hauptsache waren es polymorph- 
kernige. 


Erite Abt. Orig. Bd. (6. 


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Heft 4. 


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322 


Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 55. Heft 4. 


Von den Kolonieen, die auf den Agarplatten aufgegangen waren, 
erwiesen sich alle im Ausstrich untersuchten als Streptokokkenkolonieen. 
Im Ausstrich aus Bouillonkultur beobachtete man lange gewundene 
Streptokokkenketten, die die fur die pathogenen Streptokokken an- 
gegebenen charakteristischen morpkologischen Eigenschaften zeigten. 

Die Einzelkokken waren scheinbar aneinander gedriickt, scheiben- 
formig und in der Quere angeordnet, wie dies auch von v. Lingels- 
heim (22), Ernst (8) und Sven Wall (34) beschrieben worden ist. 

Aehnliche Ergebnisse lieferten auch die weiteren 9 Kflhe, die als 
mastitiskrank von den eigentlichen Proben ausgeschlossen werden muBten. 

Zusamnienfassung and Ergebnisse der Untersachungen. 

Aus meinen Versuchen geht hervor, daB es in der Praxis auBer- 
ordentlich schwierig ist, eine vollkominen keimfreie Milch zu gewinnen. 
Am meisten Aussicht, eine solch keimfreie Milch zu erhalten, bietet die 
Entnahme der Milch mit einem sterilen Melkrohrchen. Auf diese Weise 
ist es mir in den Fallen III, IV, XII und XIX gelungen, eine voll- 
kommen keimfreie Milch zu erhalten. In den Fallen II, VI, XI und 
XVIII hat sich die Keimzahl der mit dem Melkrohrchen entnommenen 
Milchproben auf weniger als einen Keim pro Kubikzentimeter belaufen. 
In all den iibrigen Fallen hat sie einen und mehr als einen Keim pro 
Kubikzentimeter betragen. Die hochste Keimzahl ist im Fall XV ver- 
zeichnet; hier sind 12 Keime pro Kubikzentimeter gezahlt worden. Es 
hat somit die Keimzahl bei Entnahme der Milch mit einem sterilen 
Melkrohrchen zwischen 0 und 12 geschwankt; im Durchschnitt hat sich 
die Keimzahl ungefahr auf drei belaufen. 

GrbBere Schwankungen in der Keimzahl der Milch zeigen sich bei 
der Entnahme mit der Hand nach vorherigem Reinigen des Euters mit 
Seifenwasser und der Desinfektion mit Alkohol. Die kleinsten Zahlen 
linden sich im Fall XIV. Hier sind keine Keime bezw. ein Keim gezahlt 
worden. Die hochste Zahl ist im Versuch XII mit 85 Keimen pro 
Kubikzentimeter erreicht. Im Durchschnitt hat die Keimzahl 48 betragen. 

Bei Entnahme der Milch nach blofier Reinigung des Euters mit 
Seifenwasser schwankte die Keimzahl innerhalb sehr weiter Grenzen, 
zwischen 0 und 434. 

Der Forderung von Ernst (8), der zur Diagnose der Streptokokken- 
mastitis die Garprobe absolut steril ermolkener Milchproben empfiehlt, 
diirfte hiernach in der Praxis nur schwer entsprochen werden konnen. 

Die auf den Agarplatten aufgegangenen Kolonieen sind vornehmlich 
Staphylokokkenkolonieen gewesen, daneben sind C o 1 i- ahnliche Bakterien 
und Bacillen aus der Subtilis- und Mesentericus-Gruppe ange- 
troffen worden. Streptokokken wurden in keinem einzigen Fall bei ge- 
sunden Ktihen gefunden. Ich kann somit der Ansicht von Bergey(3), 
Trommsdorff (33) und Miller (25), nach der die Milch stets eine 
gewisse Zahl von Streptokokken enthalten soli, nicht beistimmen. Viel- 
mehr bin ich der Ansicht, daB streptokokkenhaltige Milch, wenn sie auf 
aseptische Weise gewonnen wurde, immer von Kiihen stammt, die an 
akuter oder chronischer Streptokokken mastitis leiden, oder die zwar die 
Streptokokkenmastitis iiberstanden haben, aber noch Streptokokken mit 
der Milch ausscheiden. Fand ich bei meinen Untersuchungen Strepto¬ 
kokken, so waren sie immer in groBerer Zahl auf den Agarplatten auf- 


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Seibold, Keimgehalt unter aseptischen Kautelen gewonnener Milch etc. 323 


gegangen (siehe XXI. Versuch). Diese Streptokokken zeigten auch die 
fiir die pathogenen Galaktokokken als charakteristisch angegebenen 
morphologischen Merkmale. Sie zeigten entweder Staketenform oder es 
waren deutliche Diplostreptokokken. 

Aufier den bisher genannten Bakterien habe ich in einem Falle 
(X. Versuch) im Ausstrichpraparat aus dem Zentrifugenbodensatz saure- 
feste Bakterien nachweisen konnen, die sich jedoch leicht von Tuberkel- 
bacillen unterscheiden lieBen. Sie waren dicker und plumper und weniger 
intensiv rot gefarbt als Tuberkelbacillen. Diese saurefesten Bakterien 
waren wohl nichts anderes als eine Verunreinigung von auBen. 

Andere Bakterien als saurefeste konnten im Zentrifugenbodensatz 
nicht beobachtet werden. 

Weiterhin konnen meine Versuche die Ansicht von Riilim (27), 
Hoy berg (15) und auderen bestatigen, wonach schon in der Milch von 
gesunden Kiihen eine groBere Anzahl Leukocyten vorhanden sein kann. 
So konnte ich in den Fallen VII, XVIII und XIX in Ausstrichpr&paraten 
aus dem Zentrifugenbodensatz im Gesichtsfeld einer V 12 Oelimmersion 
10—15 Leukocyten zahlen. Es miissen daher die Angaben von Stokes (31), 
der im Zentrifugenbodensatz von 10 ccm Milch bei 5 Leukocyten im 
Gesichtsfeld den Verdacht auf Eiter in der Milch annimmt, und von 
Bergey (2), der bei Gegenwart von 10 Leukocyten von einem Eiter- 
gehalt der Milch spricht, berichtigt werden. Die Angaben von Slak (30), 
der im Zentrifugenbodensatz von 2 ccm Milch von 50 Zellen ab einen 
Eitergehalt der Milch fiir gegeben halt, scheinen mit meinen Versuchen 
iibereinzustimmen. So waren im XXI. Versuch, wo auch eine sehr groBe 
Anzahl von Streptokokken durch das PlattenguBverfahren ermittelt 
wurden, im Gesichtsfeld 40—50 Leukocyten sichtbar. Uebrigens bin ich 
mit Ernst (8) der Ansicht, daB sich zur Diagnose der Streptokokken- 
mastitis ftir die Leukocyten bestimmte Grenzwerte nicht aufstellen lassen, 
von denen ab eine Kuh als verdacbtig oder krank zu erkiaren ist. 

Trommsdorff (28) hat zum Nachweis von Streptokokkenmastitis 
seine Leukocytenprobe empfohlen. Bei dem Umstand, daB der Leuko- 
cytengehalt auch bei normalen gesunden Kiihen bedeutenden Schwan- 
kungen unterworfen ist und von verschiedenen physiologischen ZustSnden 
(Beginn und Ende der Laktation, Aenderung der Fiitterungsweise, 
psychische Erregungen, Rindern, schlechtes Ausmelken u. dgl.) nicht 
unwesentlich beeinfluBt wird, kann diese Probe an und fiir sich nicht 
geniigen. Ausschlaggebend allein ist die bakteriologische Untersuchung 
einer steril gewonnenen Milchprobe, und darin liegt die groBe Bedeutung 
einer zuverlassigen, fiir die Praxis geeigneten einfachen Methode zur 
sterilen Milchgewinnung. Ich glaube auf Grund meiner Untersuchungen 
sagen zu diirfen, daB diese Forderung durch die Methode 4 und eventuell 
auch 3 voll und ganz erfiillt wird. Dabei soli die Bedeutung der 
Trommsdorffschen Leukocytenprobe fiir die praktische Milchkontrolle 
keineswegs bestritten werden. Aber T&uschungen sind hier eben mog- 
lich und deshalb konnen wir sie nur als orientierende Vorprobe gelten 
lassen. 

Aus dem bisher Gesagten geht hervor, daB zur Diagnose der Euter- 
entziindung, sofern nur aus dem Zentrifugenbodensatz zur bakterio- 
skopischen Untersuchung Ausstriche gemacht werden sollen und die 
Pr&parate bald nach der Milchentnahme angefertigt werden, es geniigt, 
die Zitzen nach Weggabe der ersten Strahlen Milch mit Seifenwasser zu 

21 * 


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324 Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 55. Heft 4. 

reinigen und das Sekret in sterile Glaser aufzufangen. Ja es gentigt 
sogar, wenn man ohne vorherige Reinigung der Zitzen das Sekret mit 
einiger Sorgfalt in ein trocken sterilisiertes Rohrchen einmelkt, nachdem 
man die ersten 2—3 Strahlen beiseite gemolken hat. Die Rbhrchen 
miissen mbglichst horizontal in die Nahe der Zitze gehalten werden. 

Ein bloBes Einfetten der Zitze, das von G u i 11 e b e a u (12) empfohlen 
wird, ist ebenfalls ausreichend. 

Diese Arten der Milchentnahme kommen jedoch nur dann in Be- 
tracht, wenn es sich nicht um den Nachweis von Tuberkelbacillen handelt. 
Soil der Zentrifugenbodensatz auf das Vorhandensein von Tuberkel¬ 
bacillen untersucht werden, so muB vor der Milchentnahme eine Reinigung 
des Euters stattfinden. Die Forderung von Ostertag (26), das Euter 
mit warmem Seifenwasser zu reinigen, dann mit 50-proz. Alkohol ab- 
zureiben und mit steriler Watte abzutrocknen, hierauf die ersten 10 ccm 
Milch in die Streu zu melken, diirfte vollauf geniigen, um eine Ver- 
unreinigung der Milchprobe durch sfiurefeste Bakterien fernzuhalten. 

Werden in Ausstrichpraparaten aus so gewonnener Milch Bakterien 
angetroffen, so konnen sie ohne weiteres als Ursache der Euterentzundung 
angesprochen werden. 

In den meisten Fallen von Euterentzundung ist es jedoch nicht 
moglich, im Zentrifugenbodensatz der Milch Bakterien nachzuweisen. 
Dies beweisen unsere vielfachen Untersuchungen von Milch euterkranker 
Tiere der ambulatorischen Klinik im Institute. Man ist daher gezwungen, 
in derartigen Fallen aus dem Eutersekret Platten zu gieBen. Hier sollte 
die Milch womoglich mit einem Melkrbhrchen entnommen werden, da 
bei dieser Entnahme eine Verunreinigung der Milch mit Bakterien von 
auBen so gut wie ausgeschlossen ist. Namentlich zur Feststellung einer 
beginnenden Streptokokkenmastitis, wo die klinischen Erscheinungen 
nicht ausgepragt sind, ist unbedingt zu verlangen, daB, sofern im Zentri¬ 
fugenbodensatz keine Kokken nachweisbar sind, das Kulturverfahren in 
Anwendung kommt. Nur hierdurch kann die chronische Streptokokken¬ 
mastitis in ihrem Anfang mit Sicherheit erkannt werden. 

Die Melkrohrchen kbnnen, wenn sie nur steril sind, ohne jegliche 
Gefahr fiir die betreffende Kuh angewendet werden. Es empfiehlt sich, 
die dunneren Melkrohrchen aus Metall zu bentitzen, da sich die dickeren 
wegen der Enge der Zitzenoffnung oft nicht einffihren lassen, was im 
V. und IX. Versuch der Fall war. 

Ist es nicht moglich, das Eutersekret mit einem Melkrbhrchen zu 
entnehmen, was im Laufe der parenchymatosen Euterentzundung wegen 
der starken Beimengung von Eiterflocken haufig vorkommt, so muB eine 
Reinigung des Euters mit Seifenwasser und einem Desinficiens vor- 
genommen werden. Bei der Beurteilung des Plattenbefundes ist aber 
stets daran zu denken, daB bei dieser Art der Entnahme eine grbBere 
Zahl von Bakterien Von auBen in die gemolkene Milch hereingefallen 
sein kann. Hier spielen, wie aus meinen Versuchen ersichtlich ist, die 
Staphylokokken eine groBe Rolle, weniger haufig geschieht eine Ver¬ 
unreinigung durch C o 1 i - ahnliche Bakterien. 

Aus meinen Untersuchungen lassen sich nun folgende SchluB- 
s a t z e ableiten: 

1) Eine absolut keimfreie Milch laBt sich in der Praxis nur unter 
ganz besonders gtinstigen Verhaitnissen gewinnen. 


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__ -Sr 



Seibold, Keimgehalt unter aseptischen Kautelen gewonnener Milch etc. 325 


2) Die Anwendung von sterilen Melkrohrchen nach vorheriger Rei- 
uigung und Desinfektion des Euters bietet am meisten Aussicht, eine 
keimfreie Milch zu erhalten. 

3) Die Keirazahl der mittels Melkrohrchen gewonnenen Milch 
schwankte bei meinen Versuchen zwischen 0 und 12. 

Diese Methode ist somit far die Milchentnahme am empfehlens- 
■wertesten. 

4) Weniger giinstige Resultate gibt das Melken nach der Reinigung 
und Desinfektion des Euters; hierbei schwankte die Keimzahl zwischen 
O und 85. 

Auch diese Methode kann fiir die Praxis noch gute Resultate 
liefern. 

5) Bei bloBer Reinigung des Euters rait Seifenwasser waren die 
Grenzen der Keimzahlen 0 und 434. 

Diese Art der Milchentnahme kann wegen der vorkommenden hohen 
Zahlen, die leicht zu Fehlschltissen fiihren konnen, nicht empfohlen 
werden. 

6) FAr die bakterioskopische Untersuchung des Zentrifugenboden- 
satzes auf die eine EuterentzUndung verursachende Bakterienart genOgt 
die Entnahme der Milchproben nach sorgfaltiger Reinigung des Euters 
mit Seifenwasser. 

7) Zur Diagnose der chronischen Streptokokkenmastitis genugt die 
bakterioskopische Untersuchung des Sekrets in vielen Fallen nicht. Es 
muB vielmehr das PlattenguBverfahren angewendet werden. Die Leuko- 
cytenprobe nach Trommsdorff ist aber eine wichtige Vorprobe zur 
Ermittelung von Streptokokkenkuhen. 

Die vorstehende Arbeit ist im Institut far Seuchenlehre der Kgl. 
Tierarztlichen Hochschule in Stuttgart angefertigt worden. Dem Vor- 
stand des Instituts, meinem hochverehrten Chef, Herrn Prof. Dr. Rein¬ 
hardt, danke ich far die Ueberweisung der Arbeit sowie far das 
meinen Untersuchungen entgegengebrachte liebenswardige und fordernde 
Interesse. 


Literatror. 

1) Backhaua, Aseptisches Melken. (Milch-Ztg. 1906. No. 15.) 

2) Bergey, Source and nature of bacteria in milk. (Commonwealth of Pennsylvania. 
1905.) Zit. nach 27. 

3) -, Der Gehalt der Kuhmilch an Leukocyten und Streptokokken. (Ref. Miinchn. 

med. Wochenschr. 1907. p. 2398.) 

4) Boekhout u. Ott de Vries, Ueber Reifung der Edamer Kase. (Centralbl. f. 
Bakteriol. Abt. II. 1901. p. 842.) 

5) Bongert, BakteriologiBCne Diagnostik. 2. Aufl. 1908. 

6) D’heil, Beitrag zur Frage des Bakteriengehalts der Milch und des Euters. [Inaug.- 
Diss.] Giefien 1906. 

7) Eichert, Durchfall bei einem Rind nach Verabreichung von roter Milch. (Zeitschr. 
f. Fleisch- u. Milchhyg. 1908. p. 86.) 

8) Ernst, Ueber Milchstreptokokken und Streptokokkenmastitis. (Monatsh. f. prakt. 
Tierheilk. Bd. 20 u. 21.) 


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326 


Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 55. Heft 4. 


9) Fauss, Ueber die Dauer der Ausscheidung von Bakterien bei Mastitis acuta 
parenchymatosa und iiber den Einflufi des Melkens auf den Verlauf der paren- 
chymatosen Euterentziindung. [Inaug.-Diss.] Bern 1909. 

10) Frank, Handbuch der tierarztlichen Geburtshilfe. 1901. 

11) v. Freudenreich, Milchsaurefermente und Kasereifung. (Centralbl. f. BakterioL 
Abt 2. Bd. 8. p. 675.) 

12) Guillebeau, zit. nach 18. 

13) Happich, Mitteilungen aus der milchwirtschaftlichen Abteilung der bakterio- 
logiscnen Station des Veterinarinstituts in Jurjew. (Zeitschr. f. Fleisch- u. Milchhvg. 
1901. p. 2950 

14) Hem pel, Ueber die Gewinnung einwandfreier Milch fur Siiuglinge, Kinder und 
Kranke. (Miinchn. med. Wochenschr. 1906. p. 300.) 

15) Hoy berg, Die mikroskopische Untersuchung der Milch als Glied der taglichen 
Milchkontrolle. (Zeitschr. f. Fleisch- u. Milchhyg. Bd. 19. p. 277.) 

16) Johne, Fleischvergiftung zu Cotta. (Handb. a. Fleischbeschau. 1904. p. 628 u. 
636.) Zit. nach Ostertag. 

17) Kitt, Euterentziindungen und deren Erreger. (Handb. d. pathog. Mikroorganismen 
von Kolle-Wassermann. Bd. 3. 1903.) 

18) -, Bakterienkunde. 3. Aufl. 1908. 

19) Klimmer, Untersuchungen fiber den Keimgehalt der Milch etc. (Zeitschr. f. 
Tiermed. Bd. 6. 1902. p. 189.) 

20) Kolle, Milchhvgieniscne Untersuchungen. (Sonderabdr. a. d. Klin. Jahrb. Bd. 13. 
1904.) 

21) Kuntze, Gewinnung keimarmer Milch. (Centralbl. f. Bakteriol. Abt. II. Bd. 20. 
p. 420.) 

22) von Lingelsheim, Streptokokken. (Handb. d. pathog. Mikroorganismen von 
Kolle-WasBermann. Ba. 3. p. 303 u. ff.) 

23) Lux, Ueber den Gehalt frisch gemolkener Milch an Bakterien. (Centralbl. f. 
Bakteriol. Abt. II. Bd. 11.) 

24) Marshall, zit. nach Sommerfeld, Handb. d. Milchkunde. 1909. 

25) Miller, The significance of leucocytes and streptococci in milk. (Centralbl. f. 
Bakteriol. Abt. L Refer. Bd. 45. p. 146.) 

26) Ostertag, Untersuchungen fiber die klinische und bakteriologische Feststellung 
der Tuberkulose des Rindes. Berlin 1905. 

27) Riihm, Die Milchleukocytenprobe nach Trommsdorff. (Zeitschr. f. Fleisch- u. 
Milchhyg. 1909. p. 210.) 

28) Rullniann u. Trommsdorff, Milchhygienische Untersuchungen. (Arch. f. Hyg. 
Bd. 59. p. 224.) 

29) Schulz, Ueber den Schmutzgehalt der Wurzburger Marktmilch und die Herkunft 
der Milchbakterien. (Arch. f. Hyg. Bd. 14. p. 260.) 

30) Slak, Journ. of infectious diseases. Suppl. No. 2. 1904. Zit. nach 8. 

31) Stokes, The medical News. Julv 10. 1897. Annual report of the health depart¬ 
ment Baltimore 1898. Zit. nach 8. 

32) Szasz, Ueber den Bakteriengehalt der Milch. (Refer, in Deutsch. Tierarztl. 
Wochenschr. 1906. p. 462.) 

33) Trommsdorff, zit. nach Kitt in Friedberger u. Frohners Lehrbuch der 
klinischen Untersuchungsmethoden. 4. Aufl. 

34) Sv. Wall, Die Euterentziindungen der Kuh. Stuttgart 1909. 

35) Willem et Minne, La traite peut-elle fournir du lait aseptique? (Rev. gditer. 
du lait. Ann. 4. No. 6.) 

36) -et Miele, Essais de traite aseptique. (Rev. g6n6r. du lait. 1905. No. 6, 

7 u. 8.) 


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Schmidt, Bakterizide Wirkung einiger WaBBerstoffsuperoxydpraparate. 327 


Naehdruck verboten. 

Ueber die bakterizide Wirkung einiger Wasserstoff- 

superoxydpraparate. 

[Aus dem Hygienischen Institut der Universitat Gbttingen.] 

Von Stabsarzt Dr. Schmidt. 

Auf Veranlassung des Direktors des Instituts, Herrn Geh.-Rat Prof. 
Dr. v. Esmarch, habe ich einige Wasserstoffsuperoxydpraparate, und 
zwar das Mercksche Perhydrol, das Pergenol der chemischen Werke 
vorm. Dr. H. Byk, Berlin-Charlottenburg, und das von der chemischen 
Fabrik Konigswarter & Ebell in Linden vor Hannover seit einigen 
Monaten in den Handel gebrachte Auxilium medici auf ihre bakterizide 
Wirkung untersucht. Gleichzeitig hoffte ich dabei, ein speziell fur 
militfirarztliche Zwecke, zur Mitfuhrung im Felde, geeignetes Praparat 
zu finden. 

Seit Anfang des 19. Jahrhunderts bekannt (Thdnard 1818), ist 
das Wasserstoffsuperoxyd namentlich seit den sechziger Jahren von 
vielen Autoren, Stohr, Uffelmann, Baldy, Gibser, v. Dittel, 
Schiloff, Kronig, Traugott und anderen versucht und beschrieben 
worden. Seine geringe Haltbarkeit in einer einigermaBen konzentrierten 
Losung, welche ftir seine Brauchbarkeit als keimtbtendes Mittel erforderlich 
ist, der Umstand, daB selbst eine 3-proz. Losung nur durch Zusatz von 
Mineralsauren haltbar gemacht werden konnte, setzten seiner praktischen 
Verwertbarkeit ein groBes Hindernis entgegen. Erst seitdem es Merck 
gelungen war, ein absolut chemisch reines, saurefreies Wasserstoff¬ 
superoxyd 30-gewichtsprozentig herzustellen, und zwar, wie viele Ver- 
suche erwiesen haben, gut haltbar, ist es mehr Gemeingut der Aerzte 
geworden. Im Jahre 1909 wurde das namentlich von Prof. E. Meyer 
warm empfohlene Pergenol, etwas sp&ter das Auxilium medici in den 
Handel gebracht. 

Die Versuche wurden so angeordnet, daB die Wirkung der ver- 
schiedenen PrUparate unter moglichst gleichen Bedingungen in praktisch 
verwertbaren Zeiten — 1, 3, 5 und 10 Minuten — auf mehrere patho- 
gene Mikroorganismen erprobt wurde. Als Testobjekte dienten an Seiden¬ 
faden angetrocknete Diphtheriebacillen, Typhusbacillen, Streptococcus 
pyogenes und Staphylococcus pyogenes aureus. Die FSden 
wurden eine bestimmte Zeitlang der Einwirkung des zu untersuchenden 
Praparates ausgesetzt und dann in Bouillonrohrchen gebracht, welche 
5 Tage hintereinander beobachtet wurden. Seidenfaden mit Diphtherie¬ 
bacillen habe ich auch mehrfach zur Kontrolle nach Einwirkung des 
Desinficiens auf Glyzerinagar gebracht. Von einem Abspiilen der Faden 
vor dem Einbringen in Bouillon habe ich abgesehen, weil in der Bouillon 
sehr schnell eine Zersetzung des noch anhaftenden H 2 0 2 eintritt. Seiden¬ 
faden habe ich deshalb gewahlt, weil eine Wirkung der Fltissigkeit auf 
diese nicht so leicht ist, wie z. B. auf Granaten und weil die ersteren 
infolgedessen mehr den Bedingungen entsprechen, unter welchen das 
Mittel beim praktischen Gebrauche, z. B. bei Behandlung von Wunden, 
beim Mundausspiilen seine Wirkung entfalten kann. Hon sell gibt an, 
daB die Wirkung des Wasserstoffsuperoxyds auf an Granaten angetrock¬ 
nete Testobjekte starker war als auf die an Seidenfaden angetrockneten. 


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328 


Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 55. Heft 4. 


„Es durften sich hier wohl die oben angegebenen Mangel der Seiden- 
fadenmethode, die langsame und vielleicht Qberhaupt unvollstandige 
Imbibition der Faden mit dem Desinficiens geltend gemacht haben.“ 
Ich halte diesen Mangel aus dem oben angegebenen Grunde fGr prak- 
tische Versuche eher fur einen Vorteil. Die meisten Versuche wurden 
zur Kontrolle zweimal ausgefuhrt, bei jedem Versuch wurde ein nicht 
mit dem Wasserstoffsuperoxyd behandelter Seidenfaden zur Kontrolle in 
BouillonrShrchen gebracht. In den Versuchstabellen bedeutet -)- Wachs- 
tum, 0 kein Wachstum. Da die bakterizide Wirkung des Wasserstoff- 
superoxyds, wie vielfache Erfahrungen lehren, bei hbherer Temperatur 
grbfier ist, wurden die Versuche bei Zimmertemperatur und bei 35° C 
angestellt. % bedeutet immer gewichtsprozentig. 


Perhydrol 1% (Zimmertemperatur). 


Eiuwirkung auf 

Bact. typhi 

Streptoc. 

Staphyloc. 

Bac. diphth. 

Kontrolle 

Minuted 

1 

3 

5 

10 

1 

3 

5 

10 

1 

3 

5 

10 

1 

3 J 

5 

10 


Nadi 1 Tag 

0 

0 

0 

0 

+ 

0 

0 

0 

+ 

+ 

+ 

+ 

+ 

+ 

+ 

+ 

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„ 2 Tagen 

0 

0 

0 

0 

+ 

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+ 

0 

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+ 

+ 

+ 

+ 

+ 

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0 

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Perhydrol 3°/ 0 (Zimmertemperatur). 


Einwirkung auf 

Bact. 

typhi 

Streptoc. 

Staphyloc. 

Bac. diphth. 

Kontrolle 

Minuten 

1 

3 

5 

10 

1 

3 

5 

10 

1 

3 

5 

10 

1 

3 

5 

10 

Nack 1 Tag 

0 

0 

0 

0 

+ 

0 

0 

0 

+ 

+ 

0 

0 

+ 

0 

0 

0 

+ 

„ 2 Tagen 

0 

0 

0 

0 

+ 

0 

0 

0 

+ 

+ 

0 

0 

+ 

0 

0 

0 


„ 3 „ 

0 

0 

0 

0 

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0 

0 

0 

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+ 

0 

0 

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0 

0 

0 


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0 

0 

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0 

0 

+ 

+ 

0 

0 

+ 

0 

0 

0 


91 ® ft 

0 

0 

0 

0 

+ 

0 

0 

0 

+ 

+ 

0 

0 

+ 

0 

0 

0 



Perhydrol 5% (Zimmertemperatur). 


Einwirkung auf 

Bact. 

typhi 

Streptoc 


Staphyloc. 

Bac. diphth. 

Kontrolle 

Minuten 

1 

3 

5 

10 

1 

3 

5 

10 

1 

3 

5 

10 

1 

3 

5 

10 


Nach 1 Tag 

0 

0 

0 

0 

0 

0 

0 

0 

0 

0 

0 

0 

0 

0 

0 

0 

+ 

„ 2 Tagen 

0 

0 

0 

0 

0 

0 

0 

0 

+ 

0 

0 

0 

0 

0 

0 

0 

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0 

0 

0 

0 

0 

0 

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0 

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0 

0 

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0 

0 

0 

0 

0 

0 

0 

0 

+ 

0 

0 

0 

0 

0 

0 

0 


11 ^ jy 

0 

0 

0 

0 

0 

0 

0 

0 

+ 

0 

0 

0 

0 

0 

0 

0 

^3 


Perhydrol 1% (35°). 


Einwirkung auf 

Bact. 

typhi 

Streptoc. 

Staphyloc. 

Bac. diphth. 

Kontrolle 

Minuten 

1 

3 

5 

10 

1 

3 

5 

10 

1 

3 

5 

10 

1 

3 

5 

10 

Nach 1 Tag 

0 

0 

0 

0 

0 

0 

0 

0 

0 

0 

0 

0 

+ 

0 

0 

0 

+ 

„ 2 Tagen 

0 

0 

0 

0 

0 

0 

0 

0 

+ 

0 

0 

0 

+ 

0 

0 

0 


Q 

0 

0 

0 

0 

0 

0 

0 

0 

+ 

0 

0 

0 

+ 

0 

0 

0 



0 

0 

0 

0 

0 

0 

0 

0 

+ 

0 

0 

0 

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0 

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0 


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0 

0 

0 



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Schmidt, Bakterizide Wirkung einiger Wasserstoffsuperoxydpraparale. 329 


Die ersten Versuche betrafen das Perhydrol. 

Das auf 35° erwSrmte 1-proz. Perhydrol wirkte demnach fast ebenso 
stark wie die 5-proz. Losung bei Ziinmertemperatur, bei Anwendung 
einer 3-proz. Losung, welche auf 35° erwirmt war, trat bei alien 4 Ver- 
suchen in keinem Rohrchen Wachstura auf. Uni die Haltbarkeit des 
Perhydrols an einem recht eklatanten Beispiel zu erproben, stellte ich 
Versuche an mit dem Reste einer Flasche, welche ich vor uugefiihr 
2 Jahren geoffnet und spater nur mit der beigegebenen Metallkapsel 
bedeckt hatte, an. Es ergab sich, daB eine 3-proz. Losung Typhus- 
bacillen und Streptokokken nach 3 Minuten abgetotet hatte, bei Staphylo- 
kokken und Diphtheriebacillen trat nach 3 Minuten starkeres, nach 
5 Minuten ganz geringes Wachstum auf. 

Die Ergebnisse meiner Untersuchungen decken sich im allgemeinen 
mit denen von Honsell, Huss mit dem chemisch reinen Wasserstoff- 
superoxyd angestellten, Decius hebt bei seinen Versuchen hervor, daB 
3- und 5-proz. Losungen auf Typhusbacillen innerhalb kiirzester Zeit 
abtotend wirken, Diphtheriebacillen und Staphylokokken dagegen nicht 
nennenswert beeinfluBt wiirden. Der letzteren Angabe kann ich, wenig- 
stens was die 5-proz. Lbsung anbetrifft, nicht beipflichten. AuchTrau- 
gott erwahnt schon 1893 bei Versuchen mit Wasserstoffsuperoxyd, daB 
sich Streptokokken wenig widerstandsffihig, Staphylokokken dagegen sehr 
resistent zeigten; Shnliches fand B. Schmidt bei seinen Versuchen mit 
wasserigen Aufschwemmungen von Reinkulturen. Bassenge gibt an, 
daB eine 33-proz. Losung des Perhydrol-Mundwassers — einer 3-proz. 
Wasserstoffsuperoxydlosung — nach 10 Sekunden Einwirkung das Wachs¬ 
tum von Typhusbacillen verhinderte. Er bemerkt ausdriicklich, daB 
Perhydrol-Mundwasser (wie Stomatol), welches die grbBte bakterien- 
totende Wirkung auf Typhus- und Cholerabacillen zeigte, eine Shnliche 
Wirkung auch auf andere pathogene Mikroorganismen ausiibte. ,,Allen 
Mundw&ssern“ — sagt er weiter — „iiberlegen zeigte sich das Per¬ 
hydrol, welches in der je angewandten vorgeschriebenen Konzentration 
eine reichliche Aussaat von Diphtherie, Paratyphus, Dysenterie, Vibrio 
Metschnikoff stets in weniger als 1 Minute glatt vernichtete.“ 

Die zweite Versuchsreihe gait dem Pergenol, einem, wie oben er¬ 
wahnt, namentlich von Prof. E. Meyer empfohlenen sogenannten festen 
Wasserstoffsuperoxyd. Dieses spater besonders von Zahnarzten vielfach 
empfohlene Pergenol hat in der Aprilnummer der Srztlichen Vierteljahrs- 
rundschau durch Beyer, Chemiker in Koln, eine etwas scharfe Ver- 
urteilung erfahren. Auf die Zusammensetzung des in Tablettenform oder 
als weiBes Pulver in den Handel kommenden Pergenols will ich hier 
nicht naher eingehen und nur erwahnen, daB es als ein 12-proz. Wasser¬ 
stoffsuperoxyd und eine 22-proz. BorsSure anzusprechen ist. Verschlossen 
scheint es gut haltbar zu sein, jedenfalls war in 4 Monaten keine Aende- 
rung in der Beschaffenheit und Wirksamkeit festzustellen, im unver- 
schlossenen Glase aufbewahrt zeigt es eine, auch von R. Meyer er- 
w&hnte, stark hygroskopische Eigenschaft und bildet bald eine harte, 
brockelige Masse. Nun zu den Ergebnissen meiner Versuche. Sie 
wurden ebenso wie die Perhydrolversuche mit verschiedenen Konzentra- 
tionen, mit verschieden langer Einwirkungsdauer und bei verschiedener 
Temperatur angestellt. Auch hier zeigte sich die bereits beim Perhydrol 
erwahnte bedeutend erhbhte Wirksamkeit bei hbherer Temperatur. 


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330 


Centralbl. f. Bakt. etc. Abt. I. Originate. Bd. 55. Heft 4. 


Pergenol l°/ 0 (Zimmertemperatur). 


Einwirkung auf 

Bact. 

typhi 

Streptoc. 

Staphyloc. 

Bac. diphth. 

1 

Kontrolle 

Minuten 

1 

3 

5 

10 

1 

3 

5 

10 

1 

3 

5 

10 

1 

3 

5 

10 

Nach 1 Tag 

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I 4- 



Pergenol 2,4°/ 0 (Zimmertemperatur). 
(10 g Pergenol auf 50 g Wasser). 


Einwirkung auf 

Bact. 

typhi 

Streptoc. 

Staphyloc. 

Bac. diphth. 

Kontrolle 

Minuten 

1 

3 

5 

10 

1 

3 

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1 

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Nach 1 Tag 

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0 

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+ 

0 



Pergenol 1 °/ 0 (35°). 


Einwirkung auf 

Bact. typhi 

Streptoc. 

Staphyloc. 

Bac. diphth. 

Kontrolle 

Minuten 

1 

3 

5 

10 

1 

3 

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1 

3 

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1 

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Nach 1 Tag 

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0 



Pergenol 2,4°/ 0 (35°). 


Einwirkung auf 

Bact. typhi 

Streptoc. 

Staphyloc. 

Bac. diphth. 

Kontrolle 

Minuten 

1 

3 

5 

10 

1 

3 

5 

10 

1 

3 

5 

10 

1 

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Nach 1 Tag 

0 | 

0 

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0 

1 0 



Um die Wirkung der Pergenol-Mundwassertabletten zu versuchen, 
habe ich 2 Mundwassertabletten in 50 g Wasser gelost. Nach Angabe 
der Fabrik enthalten die Tabletten 0,5 g Pergenol, die Lbsung enthielt 
demnach etwa 0,25 Proz. Wasserstoffsuperoxyd und 0,5 Proz. Bors&ure. 
Ich habe die vorgeschriebene Konzentration (1—2 Tabletten auf ein 
kleines Glas Wasser) uberschritten und mit der auf 35° erwarmten 
Lbsung Versuche angestellt. Die Beobachtung der Bouillonrbhrchen 
(5 Tage) ergab, daB Typhusbacillen nach 3 Minuten abgetotet waren, 
Streptokokken zeigten nach 5 Minuten, Staphylokokken nach 10 Minuten 
kein Waclistum mehr, Diphtheriebacillen zeigten auch nach 10 Miuuten 


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Schmidt, Bakterizide Wirkung einiger Wasserstoffsuperoxydpraparate. 331 


Einwirkung keine Wachsturashemraung. Dieses Resultat war voraus- 
zusehen, auch Perhydrol ais 0,25-proz. Wasserstoifsuperoxydlosung katte 
auf Staphylokokken und Dipktheriebacilleu kaum emen EinduB. Dali 
die Pergenol-Mundpastillen, welcke nur 0,1 g Pergenol enthalteu und 
nach Art der Emser Pastillen im Muude zergehen sollen, eine bakterizide 
Wirkung haben konnten, war hiernack von vornherein nicbt anzunehmen, 
die Versuche mit einer sehr konzentrierten wiisserigen Losung ergaben 
auch vollig negative Resultate. Meine Ergebnisse decken sich im all- 
gemeinen mit den Untersuchungen von Jochmann, welcher die ver- 
schiedensten Mittel gegen die Bacillenpersistenz Diphtheriekranker ver- 
suchte und erklart: „Die beabsichtigte Verhiitung der Bacillenpersistenz 
bei den Rekonvaleszenten konnte auch durch die Anwendung dieses 
neuen Praparates (Pergenol) in den verschiedensten Konzentratiouen 
nicht erreicht werden. u „Wir haben u , sagt er an anderer Stelle, „10 bis 
15 Mundpastillen pro die gegeben, eine sichere keimtotende Wirkung 
auf die Diphtheriebacillen konnte nicht festgestellt werden. Bei 12 Pa- 
tienten schwanden sie innerhalb 4 Wochen, bei 8 Fallen waren bis in 
die 5. Woche, bei einem Fall bis in die 7. Woche Bacillen vorhanden. 
Mehrere ganz hartnkckige Dauerausscheider, die uoch in der 9. W r ocbe 
Bacillen trugen, verloren sie nicht trotz intensivster Anwendung der 
Pergenol-Mundpastillen. tt Als einen Nachteil mochte ich mit Beyer 
den starken und fur den Organismus keineswegs gleichgiiltigen Borsaure- 
gehalt (bei geniigender Konzentration der Losung 4—4,5 Proz.) be- 
zeichnen, als einen nicht unwesentlichen Vorteil die stark desodorierende 
Wirkung, welche beim Foetor ex ore unverkennbar ist. Immerkin glaube 
ich, den Pergenol-Mundpastillen eine wenigstens ebenso groBe keim- 
tbtende Wirkung wie den bekannten Formamintabletten zugestehen zu 
durfen, welche bei nebenher angestellten Versuchen in verschieden 
starken Konzentrationen bei 5 Minuten Einwirkung (Zimmertemperatur) 
keinen Einflufi auf die pathogenen Mikroorganismen erkennen lieBen. 
Die Bouillonrohrchen zeigten schon nach 24 Stunden alle starkes Wachs- 
tum. Im iibrigen schlieBe ich mich der Ansicht von Croner an, daB 
die Losungen des Pergenol wirken wie die entsprechenden Verdtinnungen 
von reinem Wasserstoffsuperoxyd, daB die Bors&ure seine Wirkung 
nennenswert steigere, glaube ich nicht annehmen zu durfen. (Eine 
4-proz. BorsSurelbsung allein konnte nach Einwirkung von 5 Minuten 
das Wachstum nicht hemmen.) Die keimtotende Wirkung des Pergenols 
war nach 4-monatiger Aufbewahrung im geschlossenen Glase uuver- 
andert, dagegen nach 20-tagiger Aufbewahrung im offenen Glase, in 
welcher Zeit das Pulver zu einer harten Masse erstarrt war, fast vollig 
aufgehoben. 

Das dritte untersuchte PrSparat war das von der chemischen Fabrik 
Konigswarter & Ebell in den Handel gebrachte Auxilium medici. 
Es kommt in Originalflaschen von 250 g Inhalt zum Preise von 1,25 M 
zum Verkauf und ist, da es nach Angabe der Fabrik ein etwa 3 gewichts- 
prozentiges Wasserstoffsuperoxyd darstellt, nicht teuer zu nennen. Es 
ist eine wasserhelle Flussigkeit, „frei von Salzsaure (Chlor), Schwefel- 
saure, Baryumsalzen, von atzenden und giftigen Bestandteilen u und soli 
sehr haltbar sein. Fiir den taglichen Gebrauch als Mundwasser wird 
die Anwendung in einer Verdunnung von 1:2 Teilen Wasser empfohlen, 
in Krankheitsfallen soli es unverdunnt angewandt werden. Es wirkt 
angeblich desinfizierend, bakterientotend und zertort iiblen Geruch und 


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332 Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 55. Heft 4. 

Geschmack im Munde. Literatur iiber Auxilium medici existiert meines 
Wissens noch nicht. 

Ich habe das Praparat bei meinen Versuchen unverdiinnt und verdiinnt, 
frisch und nach mehrwochigem Stehen in verschlossener und unverschlos- 
sener Flasche, hell und dunkel aufbewahrt, angewendet. Hier die Resultate: 


Auxilium medici unverdiinnt (Zimmertemperatur). 


Einwirkung auf 

Bact. typhi 

Streptoc. 

Staphyloc. 

Bac. diphth. 

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Minuten 

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Auxilium medici unverdiinnt (16 Tage offen dunkel aufbewahrt. 

Zimmertemperatur). 


Einwirkung auf 

. . 1 

Bact. typhi Streptoc. Staphyloc. 

Bac. diphth. 

TCrmtrnlte 

Minuten 

1 3 5 10 1 3 5 10 1 3 5 10 

1 3 5 10 


Nach 1 Tag 

1 

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Nach 15 Minuten Einwirkung war auch bei Diphtheriebacillen nach 
mehreren Tagen kein Wachstum mehr zu konstatieren. 


Auxilium medici unverdiinnt (20 Tage verschlossen hell aufbewahrt 

Zimmertemperatur). 


Einwirkung auf 

Bact. typhi Streptoc. 

Staphyloc. 

Bac. diphth. 

-- 

Kdntrnlle 

Minuten 

1 3 5 10 1 3 5 10 

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Nach 1 Tag 

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Auxilium medici unverdiinnt (20 Tage offen hell aufbewahrt. 

Zimmertemperatur). 


Einwirkung auf 

Bact. typhi 

Streptoc. 

Staphyloc. 

Bac. diphth. 

Knntrolle 

Minuten 

1 1 3 5 10 

1 

3 5 10 

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Nach 1 Tag 

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Nach diesen Versuchen erwies sich das Praparat als gut hallbar, 
wenn auch bei Aufbewahrung im hellen Glase eine geringe Abnahme 


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Schmidt, Bakterizide Wirkung einiger Wasseratoffauperoxydpraparate. 333 

der Wirksamkeit unverkennbar war, dagegen hatte die Aufbewahrung 
im unverschlossenen Glase in der angegebenen Zeit die bakterizide 
Wirkung kaum beeintrdchtigt. Auch beim Auxiliuiu rnedici zeigte sich 
eine erheblich st&rkere Wirkung auf Typhusbacillen und Streptokokken 
als auf Staphylokokken und Diphtheriebacillen. Zur Kontrolle des ersten 
Versuches machte der Assistent des Instituts, Dr. Schereschewsky, 
mit einem Wattebausche einen Abstrich von einer dicht mit Strepto¬ 
kokken, Staphylokokken und Diphtheriebacillen bewachsenen Platte und 
tauchte dann den Wattebausch 10 Minuten in das unverdunnte frische 
Praparat. Der hierauf gemachte Plattenausstrich zeigte schon am andern 
Tage ein starkes Wachstum der Staphylokokken und Diphtheriebacillen, 
ein geringes Wachstum von Streptokokken. Der Versuch beweist wieder 
die mehrfach festgestellte geringere Wirkung auf die beiden erstgenannten 
Mikroorganismen, dafi diese entgegen dem Ergebnisse meines ersten Ver¬ 
suches auch nach 10 Minuten noch iippig wuchsen, und dad selbst 
Streptokokken niclit vollig vernichtet waren, erklart sich wohl daraus, 
dafi die Fliissigkeit nicht so gut in den Wattebausch eindringen konnte 
wie in die Seidenfaden. Das auf 35° erwarmte unverdunnte Auxilium 
medici und das mit 2 Teilen Wasser verdiinnte ergaben folgende Re- 
sultate: 

Auxilium medici unverdiinnt (35°). 


Ein wirkung auf 

Bact. tvphi 

Streptoc. 

Staphyloc. 

Bac. diphth. 

Kontrolle 

Minuten 

1 j 

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1 

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0 

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Auxilium medici 1:2 (35 °). 


Einwirkung auf 

Bact. 

typhi 

Streptoc. 

Staphyloc. 

Bac. diphth. 

Kontrolle 

Minuten 

1 

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Die unter denselben Bedingungen und durch vielfache Kontrolle 
nachgepriiften Untersuchungen ergaben also folgendes Resultat, welches 
sich mit dem vieler anderer Untersucher im wesentlichen deckt. Die 
Wirksamkeit des Wasserstoffsuperoxyds steigt betr&chtlich bei hoherer 
Temperatur, es empfiehlt sich daher bei der Verwendung in der Wund- 
behandlung und bei der Anwendung als Mundwasser eine Erwarmung 
auf 35°. Die gleichgewichtsprozentige Losung des Perhydrols scheint 
die des Pergenols und des Auxilium medici zu iibertreffen, denn schon 
die 1-proz. Perhydrollosung totete bei 35° selbst Staphylokokken und 
Diphtheriebacillen sicher in 3 Minuten ab. Die Haltbarkeit aller drei 
Prdparate gentigt bei vorschriftsm&fiiger Aufbewahrung den Anforde- 
rungen, welche man zu stellen berechtigt ist, ein Vorteil, welcher bei 


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334 


Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 55. Heft 4. 


der praktischeu Verwendbarkeit der Wasserstoffsuperoxydpraparate die 
groBte Rolle spielt, und welcher bisher nur von Merck in befriedigender 
Weise erreicht war. Ruhmend rabchte ich bei alien drei Praparaten die 
ausgezeichnete desodorierende Wirkung hervorheben, so sah ich z. B. 
in einem Falle von Stomatitis ulcerosa den unertraglichen Foetor ex ore 
bei Anwendung der Pergenol-Mundwassertabletten und des Auxilium 
medici in kiirzester Zeit verschwinden. Was die erforderliche Kon- 
zentration anbetrifft, so halte ich eine 1-proz. Lbsung fiir zu schwach 
und eine mindestens 2,5—3-proz. fiir notwendig. 

Ich bin weit entfernt, aus den Laboratoriumsversuchen in vitro einen 
sicheren SchluB auf die praktische Verwendbarkeit der Mittel als keim- 
tbtende zu ziehen, denn erstens erleidet der Wasserstoffsuperoxyd bei 
der Beriihrung mit Wunden und in der Mundhohle eine viel schnellere 
Zersetzung, als wenn nur ein Seidenfaden in ihn eingetaucht wird, dann 
kommt bei der Verwendung als Mundwasser die auBerordentlich schwie- 
rige und wohl unmogliche Desinfektion der Mundhbhle iiberhaupt in 
Betracht. Immerhin mochte ich auch bei dieser Verwendung einer wenig- 
stens 2,5—3-proz. Losung einen desinfizierenden Wert (Vernichtung von 
Typhuskeimen) nicht absprechen, und wenn auch keine Abtotung aller 
Keime zu erwarten ist, so ist doch sicher eine erhebliche Verminderung 
zu erzielen. Was die Verwendung fiir speziell militararztliche Zwecke 
anbetrifft, so ware eine Mitfiihrung in Pulver- oder Tablettenform der 
Fliissigkeit vorzuziehen, hindernd diirfte jedoch bei Pergenol die relativ 
groBe Menge, welche zu einer gentigeriden Konzentration verwendet 
werden muB, im Wege stehen. 


Literatur. 

Bassenge, Deutsche med. Wochenschr. 1909. No. 33. 

Beyer, C., Aerztl. Viertelj.-Rundsch. 1910. No. 2. 

Croner, Zeitschr. f. Hyg. Bd. 63. 1909. 

Decius, Desinfektionsversuche mit chemisch reinem Wasserstoffsuperoxyd. [Dissert.] 
Halle 1902. 

Hons ell, Beitr. z. klin. Chirurg. Bd. 27. Heft 1. 

Huss, Klin. Monatsbl. f. Augenheilk. 1903. Nov., Dez. 

.Toe h in an n, Klin. Jahrb. Bd. 22. 1910. Heft 4. 

Meyer, E., Berlin, klin. Wochenschr. 1909. No. 23. 

Meyer, R., Therap. d. Gegenwart. 1910. Heft 4. 

Schmidt, B., Hyg. Rundsch. 1906. No. 10. 

Traugott, Zeitschr. f. Hyg. Bd. 14. p. 427. 


Nachdruck verboten. 

Bemerkungen zu der Arbeit von Dennemark: 

Die Gruber-Widalsche Reaktion bei kliniscb Gesunden 
in der Umgebung Typhuskranker. 

[Aus dem Hygienischen Institut der Universit&t Graz.l 

Von Dr. Paul Tli. Mttller, 

ao. Professor der Hygiene an der Univereitiit Graz. 

In seiner Arbeit „Die Gruber-Widalsche Reaktion bei kliniscb 
Gesunden in der Umgebung Typhuskranker 11 hat Dennemark 1 ) darauf 

1) Centralbl. f. Bakt. etc. Abt. I. Orig. Bd. 54. Heft 4. 


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Muller, Bemerkungen zu der Arbeit von Dennemark etc. 


335 


aufmerksara gemacht, daB beziiglich des zeitlichen Eintrittes der Agglu¬ 
tination ein Unterschied zwischen den Erkrankten und Gesunden besteht. 
„Im allgemeinen ist die Agglutination bei Erkrankten nach ziemlich 
kurzer Zeit (ca. 2 Stunden Bruttemperatur) beendet Oder sie tritt iiber- 
haupt nicht ein/ „Eine Nachagglutination kommt hier zwar zuweilen 
ebenfalls vor, doch ist dies gewohnlich nur im Anfang der Erkrankung 
der Fall, wenn der Titer des Serums noch nicht sehr hoch ist. u Bei 
den Gesunden, in der Umgebung von Typhuskranken Lebenden dagegen 
trat die Agglutination nur langsam ein, so daB Dennemark empfiehlt, 
wenn es sich um Untersuchung Gesunder handelt, die Reaktion nicht 
zu friih als abgeschlossen zu betrachten, sondern, falls nach 1-stiindigem 
Aufenthalt bei Bruttemperatur kein positives Resultat zu verzeichnen ist, 
erst nach Ablauf von 24 Stunden (bei Zimmertemperatur) ein definitives 
Urteil abzugeben. 

Wie sich Dennemark diese merkwiirdige Beobachtung erklfirt, ist 
aus seiner Arbeit nicht zu entnehmen. Ich glaube nun, diesbeziiglich 
einige Tatsachen beibringen zu konnen, die ein VerstAndnis derselben 
ermoglichen. 

Bei meinen schon durch mehrere Jahre hindurch fortgesetzten 
Aviditatsstudien hatte ich wiederholt Gelegenheit, derartig langsam ein- 
tretende Agglutinationsreaktionen zu beobachten. Es handelte sich zum 
Teil dabei, wie bei Dennemark, um Serum von typhusverdachtigen 
Personen im ersten Krankheitsstadium und mit niedrigem Serumtiter: 
zum groBten Teil beziehen sich jedoch meine Erfahrungen auf das Serum 
von mit Typhusbacillen immunisierten Kaninchen. 

Bei diesen fand sich nun nicht selten nach der ersten Einspritzung 
eine solche langsam verlaufende Reaktion, die jedoch bei den weiteren 
Injektionen bald dem normalen Verhalten Platz machte. Ganz be- 
sonders ausgepr&gt und auffallend war jedoch das Pha- 
nomen bei solchen Seren, die mit Typhusbacillen vorher 
absorbiert worden waren. Denn, wahrend das native, noch nicht 
mit Bacillen in Beriihrung gekommene Serum die gewohnliche und be- 
kannte prompte Reaktion zeigte, war dasselbe nach der Ab¬ 
sorption trotz hohen Titers nicht mehr imstande, so 
rasch auf die Bakterien agglutinierend zu wirken, wie 
vorher, und oft muBte viele Stunden gewartet werden, bis die Agglu¬ 
tination vollendet war. 

Sowohl die nach der ersten Injektion im Serum ent- 
haltenen als wie die nach dem Absorptionsvers u chin dem- 
selben zurfickbleibenden Agglutinine zeichnen sich nun, 
wie ich gezeigt habe, durch sehr geringe Aviditaten aus, 
und es kann keinem Zweifel unterliegen, daB ihre trage 
Reaktionsweise in innigem Zusammenhang mit ihrer 
schwachen Affini tat zu dem Antigen stehen mufi. 

Unter diesen Umstanden liegt es wohl nahe und ist es berechtigt, 
anzunehmen, daB auch bei den Beobachtungen von Dennemark ahn- 
liche Aviditatsdifferenzen zwischen dem Serum Gesunder und Typhus- 
kranker als Ursache der verschiedenen Reaktionsweise vorgelegen haben, 
und es fragt sich nur, woher es kommt, daB die Gesunden 
weniger avide Agglutinine produzieren als die Kranken. 

Zur Beantwortung dieser Frage mochte ich nun altere x ) und neuere 


1) Zeitschr. f. Immunitatsforschung. Bd. 3. 


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336 


Ceutralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 55. Heft 4. 


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(erst zu publizierende) Erfahrungen von Rintelen heranziehen. 
Rinteleu hat auf raeine Veraulassung die Aviditfitsverhaltnisse ira 
Serum Typhuskranker untersucht und ist dabei zu dem interessanten 
Ergebnis gelangt, daB bei schweren Typhusfallen im allge- 
meinen hohe, bei kliuisch leichteu Fallen dagegen 
niedrige Aviditaten beobachtet werden, wobei die Titer keine 
wesentlichen Differenzen aufwiesen. So waren die Absorptionsquotienten 
bei den Schwerkranken im Durchschnitt zu 0,8, bei den leicht Erkrankten 
zu 0,35 befuuden worden. 

Wenn also demnach die Schwere der Erkrankung von be- 
stimmendem EinfluB auf die Aviditat der gelieferten Typhusagglutinine 
ist, so ist einleuchtend, daB bei den klinisch scheinbar Ge- 
sunden, die eine positive Widalsche Reaktion zeigen, die niedrig- 
sten Aviditaten zu erwarten sein werden, denn zweifellos 
wird man mit Dennemark annehmen diirfen, daB es sich bei ihnen 
uni leichteste, durch keinerlei subjektive Symptorae sich verratende 
Infektionen handelt. Sehr interessant und beweisend ist in dieser Be- 
ziehung die Beobachtung des genannten Autors, daB gelegentlich einer 
groBeren Typhusepidemie bei Leuten, die sich vollkommen gesund 
ftihlten, bei denen jedoch die Korpertemperatur nur wenig fiber 37° C 
stieg, fast stets positive Gruber -Widal sche Reaktion zu ver- 
zeichnen war. 

Damit hfitten wir aber eine lttckenlose Reihe her- 
gestellt, die von den leichtesten, klinisch nicht nach- 
weisbaren Typhusinfektionen mit niedrigsten Aviditaten 
und tragster Reaktionsweise der Agglutinine bis zu den 
schwersten Fallen mit hohen Aviditaten reicht, und hatten 
damit ein Verstandnis ffir die sonst so auffallende Beobachtung Denne- 
raarks gewonnen, wenn wir auch freilich derzeit noch nicht in der 
Lage sind, anzugeben, in welcher Weise die Schwere der Erkrankung 
auf die Aviditat der produzierten Antikorper einwirkt. Ein Versuch, 
diesen Zusammeuhang aufzuklfiren, soil Ubrigens in einer demnachst 
erscheinenden Mitteilung gemacht werden. 


Die Herren Mitarbeiter werden hbflichst gebeten, bereits fertig- 
gestellte Klischees — falls solche mit den Hanuskripten abgeliefert 
werden — nicht der Redaktion, sondern direkt der Verlagshand- 
lung Gustav Fischer in Jena einzusenden. 


Inhalt. 


Jahn, Ernst, Ueber die Ausscheidung 
von Bakterien durch den Harn und 
die bakterizide Wirkung desselben, 
p. 276. 

littsener , Beitrage zur Aetiologie der 
Bacillenruhr, p. 257. 

Milller, Fanl Th., Bemerkungen zu der 
Arbeit von Dennemark: Die Gruber- 
Widalsche Reaktion bei klinisch Ge- 
sunden in der Umgebung Typhuskranker, 
p. 334. 


Schmidt, Ueber die bakterizide Wirkung 
einiger Wasserstoffsuperoxydpriiparate, 

p. 327. 

Seibold, Ernst, Ueber den Keimgehai: 
unter aseptischen Kautelen gewonnener 
Milch und dessen Bedeutung fiir die 
Praxis, p. 301. 

Sticker, Anton u. Ldwenstein, Emit. 

Ueber Lymphosarkomatose, Lyniplu'- 
matose und Tuberkulose. Ein expen- 
menteller Beitrag, p. 267. 


Fromnunoiche Bachdruckorel (Hermuin Fohle) In Jem. 


Goeigle 


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Nach kurzem, schweren Krankenlager verschied am 
22. Juli in Jena 

Herr Verlagsbuchhandler 

Dr. med. et phil. Gustav Fischer, 

Geheimer Kommerzienrat. 

Das Centralblatt verliert in dem Dahingeschiedenen 
seinen warmsten FSrderer und Freund. Wir werden dem 
Verstorbenen ein bleibendes dankbares Andenken bewahren. 

Die Redaction 

des Centralblattes ftLr Bakteriologie, Farasitenkunde 
und Infektionskrankheiten. 


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Centralbl. i. Bakt etc. I. AbL Originals. Bd. 55. Heft 5. 

Ausgegeben am 17. August 1910. 


Naclidruek verboten. 

TJeber anaerobiotische Technik, einige Anaerobier und 
beginnende Eiweissfaulnis. 

[Aus dem hygienisch-bakteriologischen Institut der Universitat Erlangen.] 

Von Prof. Dr. L. Heim. 

Von den mancherlei Verfahren zur Zuchtung der Anaerobier haben 
sich im Laufe der Jahre drei als die brauchbarsten erwiesen, die Ztichtung 
in hoher Schicht, die Anwendung reduzierender Mittel und die Entfernung 
des Sauerstoffes, wkhrend die Zuchtung unter LuftabschluB und der Ersatz 
durch andere Gase (Wasserstoff) mehr und mehr in den Hintergrund 
getreten sind. Insbesoudere das Buchnersche Pyrogallolverfahren hat 
sich fur Kulturen in flflssigen und auf festen Nahrbdden bewahrt, nur 
fiir die Plattenkultur nicht in vollem MaBe, haupts&chlich weil es an 
einem geeigneten Abdichtungsmittel fiir die KulturgefSBe zu fehlen 
schien. Lentz hat diesen Mangel durch Verwendung von Plastilin be- 
seitigt, das schon vor etwa 15 Jahren von G. Hauser zur Abdichtung 
formalinisierter Kulturschalen zu Demonstrationszwecken verwendet wurde 
und auf Grund dessen in meinem Lehrbuch der Bakteriologie (3. Aufl. 
p. 133) als ein Mittel zur Erzielung gasdichten Abschlusses aufgefiihrt ist. 

Die MiBlichkeit des Auseinandernehmens der durch Plastilin ver- 
kitteten Schalenpaare veranlaBte Lentz, die Deckschale durch eine 
Glasplatte zu ersetzen. Zur Absorption des Sauerstoffes gab er einen 
Bing aus gepreBtem FlieBpapier an von 0,6 cm Dicke und 8,7 cm Durch- 
messer mit einer zentralen Ausbohrung von 4,5 cm Durchmesser. Dieser 
Ring (D. R. P.) hindert die praktische Verwertung einigermaBen, denn er 
verdeckt den groBeren Teil der KulturflSche und ist zu kostspielig, da 
ein Stiick (mit 1 g Pyrogallol in spirituoser Losung getrSnkt 40 Pfg.) 
nur einmal zu verwenden ist. Diesen MiBstanden habe ich durch folgende 
Anordnung abgeholfen: 

Man nimmt ein Kulturschalenpaar und bildet auf 2 Glasplatten, die 
etwa 3 cm mehr im Durchmesser haben als eine Schale, je einen Kreis 
aus Plastilin, der dem Umfang der Schale entspricht. Fiir ein gewohn- 
liches Schalenpaar braucht man etwa 20 g Plastilin ausgerollt zu zwei 
Stangen von 30 und 32 cm Lange. In jeden Kreis legt man an eine be- 
liebige Stelle etwa 0,5—0,7 g entfetteter Watte, die man mit Wasser 
befeuchtet und wieder gut und flach ausgedriickt hat. Ein solcher Bausch 
vermag 4—6 ccm Fliissigkeit zu fassen. Nachdem jede Schale mit dem 
Niihrboden beschickt ist, wird zunachst auf die Watte waBrige Pyrogallol- 
losung geschiittet, dann die Schale geimpft mit der Kulturschicht nach 
unten dariiber gehalten, Kalilauge auf die W T atte gegossen, die Schale 
in den Plastilinkreis gedriickt und durch Verstreichen abgedichtet. Der 
benetzte Wattebausch haftet geniigend am Glase, so daB die Schale, was 
bei Gelatine erwiinscht sein kann, auch aufrecht mit der Deckplatte nach 
oben aufbewahrt werden kann. Mit diesen Verfahren ist man in der 
Lage, jederzeit die anaerobiotische Plattenkultur mit den im Laboratorium 
vorhandenen Mitteln auf die einfachste und billigste Weise anzulegen. 
Man kann Schalen jeder GroBe und auch solche nehmen, die niedriger 

Erste Abt. Orig. Bd. 65. Heft 5. 22 


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Centralbl. f. Bakt etc. I. Abt. Originate. Bd. 55. Heft 5. 


als 10 mm sind. Fiir groBe Schalen braucht man entsprechend mehr 
Watte und alkalische Pyrogallollfisung. 

Lentz laBt seine Zellulosefilze mit 1 g Pyrogallol tranken und beim 
Gebrauch 15 ccm 1-proz. Kalilauge darauf fiieBen. Buchner schrieb 
bei der ersten Angabe des Verfahrens (dieses Centralbl. Bd. 4. p. 149) 
fiir seine Rohren 1 g Pyrogallol und 10 ccm Vio Kalilauge (1 Teil 
Liquor kali caustici und 10 Teile Wasser) vor. Nach den Angaben in 
Beil stein ist fiir die Absorption des Sauerstoffs am wirksamsten eine 
Losung von je 0.25 g Pyrogallol in 10 ccm Kalilauge (spez. Gew. 1,050); 
bei stfirkerer Konzentration der Kalilauge wird weniger Sauerstoff absor- 
biert. Diese Kalilauge ist etwa 6,4-proz. und laBt sich aus offizineller 
herstellen, wenn man auf 100 ccm vom spezifischen Gewicht 1,040 ungef&hr 
175 ccm destilliertes Wasser gibt. Wie ich mich iiberzeugt habe, reicht 
fur eine Buchnersche Rohre 0,25 g Pyro unter diesen Verhfiltnissen 
aus, wer sicherer gehen will, nehme 0,5 g Pyro und 20 ccm jener Lauge. 
In der Praxis hat man auch mit anderen Mengenverhaltnissen befriedigende 
Ergebnisse erzielt, und das kommt fiir die Verwendung der kleinen 
Wattebausche zu statten, die nicht soviel Fliissigkeit zu fassen vermogen. 
Fiir die Kultur in der iiblichen Schale nehme ich nicht zu wenig Pyro, 
0,5—1,0 g; diese Menge lost sich leicht in 1—l 1 /* ccm heiBem destillierten 
Wasser. Von Kalilauge kann ebenfalls nach Belieben genommen werden, 
z. B. 4—5 ccm vom spezifischen Gewicht 1,050 Oder eine starkere, die 
offizinelle (ungefahr 15-proz.) mit gleichen Teilen Wasser verdiinnt, oder 
eine starke, die doppelte, selbst die dreifach normale Lauge, kurz, man 
ist nicht strong an die Mengen gebunden; so habe ich gleich zu An- 
fang meiner diesbeziiglichen Untersuchungen 0,7 g Pyrogallol gelost in 
1Y 2 —2 ccm Wasser genommen und dazu ebensoviel einer Kalilauge 
gegossen, die sich bei der Titration als 8,5-proz. erwies. Anderseits 
habe ich Tetanuskulturen noch mit 0,25 g Pyro in 1 ccm Wasser und 
5 ccm Kalilauge von 1,056 spezifischem Gewicht bekommen, doch war 
hier die Leistung bereits an der Grenze angelangt. Man wagt die fiir 
die Kulturschalen bestimmte Menge Pyrogallol ab, gibt sie in ein Reagens- 
glas und lost sie kurz vor dem Gebrauch in 1 ccm heiBem destillierten 
Wasser fiir die Schale. In einem dritten Reagensglase steht die erforder- 
liche Menge Kalilauge bereit. Die Pyrolosung vorher mit der Lauge zu 
mischen und dann erst in die Schalen zu verteilen, ist unzweckm&Big, 
weil dadurch die Wirksamkeit der Lfisung unnfitigerweise vorzeitig be- 
eintrachtigt wird. 

In jiingster Zeit hat Herr K. Wfircker unter meiner Leitung an- 
gestellte Untersuchungen abgesclilossen, die sich in ihrem ersten Teile 1 ) 
ausfiihrlich mit der Technik der Anaerobiose beschaftigen. Er hat das 
Glimmerplattenverfahren in der Weise ausgebildet, daB er die geimpfte 
Agarschicht im Kulturschalchen mit dem Inhalte eines Agarrohrcbens 
iiberschichtete und unter Vermeidung von Luftblasen auf den noch 
flussigen Agar die Glimmerscheibe legte, deren Durchmesser hochstens 
3 mm geringer war als der des Schalchens. Zur Abhaltung von Luft- 
keimen wurde eine dritte Schicht Agar mit 5 Tropfen einer 5-proz. 
Karbollosung dariiber gegossen. Die Verstreuung von Keimen fiber die 
Nahrbodenschicht durch Kondenswasser, das bei gasbildenden Bakterien 
ausgepreBt wird, wurde teilweise dadurch verhindert, daB der Agargehalt 

1) Wiircker, Karl, Ueber Anaerobiose, zwei Faulniserreger und Bacillus botu- 
linns. [Diss.) Erlangen 1910. (Sonderabdr. a. Sitzungsber. d. Physik.-med. SocielSt 
Erlangen. Bd. 41. Mit 21 Photogr. auf 3 Tafeln.) 


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Heim, Ueber anaerobiotieche Technik etc. 


339 


zu 3 Proz. genommen wurde. Bekanntlich gehen bei der Aussaat von 
Anaerobiern viel weniger Keime an als bei den Aerobiern; die aus- 
gekeiraten Kolonieen verhielten sich in gegossenen, bei gestrichenen 
Platten und in hoher Schicht wie 1:8:12. Das Glimmerplattenverfahren 
gelang aber nur mit Agar, nicht mit Gelatine. 

Das Pyrogallolverfahren ist auBer an Einfachheit in dieser Beziehung 
fiberlegen; denn mit ihm erzielte man auch auf Gelatineplatten An- 
siedelungen. 

Reduktionsmittel, wie Zucker, ameisensaures Natron und ahnliche 
dem Nahrboden zuzusetzen, ist nicht erforderlich. Solche, die auch bei 
Luftzutritt anaerobiotisches Wachstum fordern sollen, hat Wurcker 
gepriift und strenge Anaerobier, wie Bac. tetani, Bac. putrificus, 
bei Zusatz von Natriumsulfit und von Tierkohle mangelhaft, dagegen 
mit Eisen, Steinkohle, Holzkohle und Koks mehr oder weniger leicht 
gedeihen sehen. 

Am besten hat sich bei seinen Untersuchungen eine Bouillon aus 
frischer Rinderleber nach E. Pfuhl in hoher Sicht bewfihrt, wenn sie 
nicht alter als 5—6 Tage war. Ihr Gehalt an reduzierender Substanz 
lieB sie zur Bereitung von festen Nahrboden besser geeignet erscheinen, 
als gewohnliches Fleischwasser fur die Ziichtung unter Luftzutritt und 
unter SauerstoffausschluB, desgleichen zur Bereitung der Bouillon mit 
Kartoffel- oder tierischen Organstiicken nach Th. Smith, Tarozzi 
und Wrzosek. Durch diese Kombination hat Wurcker eine Kultur- 
flussigkeit in Gestalt der Leber-Leberbouillon gewonnen, die linger 
als andere fur die Ziichtung der Anaerobier brauchbar bleibt: Bouillon 
aus Rinderleber, die zur Vermeidung von Triibungen l l / 2 Stunden und 
vor der Verwendung noch 8 /* Stunde erhitzt werden soil, wird mit 
Stiicken Pferdeleber versetzt, die zweckmaBigerweise vorher im Dampf 
gekocht sind und zur Vermeidung des Beschmierens der Wande des 
Reagensglases mittels eines entsprechend weiten Rohres eingeffihrt werden. 
Rinderleber wird leicht schmierig und breiig und triibt dann, Pferdeleber 
dagegen laBt bei einigermaBen vorsichtiger Einffihrung und Ueberschichtung 
die Nahrfltissigkeit klar. Fur die gewohnlichen Zwecke gebe ich schon 
der einfacheren Bereitung halber der iiblichen Bouillon mit Zusatz eines 
Kartoffelstiickes den Vorzug; uberdies erfolgt, wenigstens beim Bac. 
tetani und putrificus, die Sporenbildung in ihr rascher und besser 
als in Bouillon mit Stiicken tierischer Organe oder in der Leber-Leber¬ 
bouillon. 

Eine derartige Bouillon macht die Anwendung des Pyroverfahrens 
zur Ziichtung in fltissigen N&hrmitteln entbehrlich. Deshalb besteht 
raeines Erachtens zumeist kein Bediirfnis nach den von Lentz ange- 
gebenen Stfiben aus gepreBtem FlieBpapier, die, wie die ringformigen 
Plattenfilze, mit Pyrogallol getrankt im Handel zu haben sind, es sei 
denn, daB man Massenkulturen in groBeren Mengen Bouillon, Serum- 
bouillon oder Serum anlegen will, die in Buchner-Rfihren nicht Platz 
finden. Aber auch fiir diesen Zweck gibt es bereits eine einfachere und 
billigere Anordnung in Form der von Burri verbesserten Wri ghtschen 
Methode. Nach Kiirsteiner wird in ein Reagensglas von etwa 25 ccm 
Inhalt fiber die geimpfte Kulturflfissigkeit ein steriler trockener Stopfen 
aus nicht hygroskopischer Watte, darflber hygroskopische Watte geschoben, 
die mit 1 ccm 20-proz. Kalilauge getrankt wird und ein Gummistopfen 
aufgesetzt (dieses Centralbl. Abt. II. Bd. 19. p. 24). In fihnlicher Weise 
kann man auch groBere KulturgefSBe mit groBeren Mengen von Pyro- 

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340 


Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 55. Heft 5. 


gallol und Kalilauge (allenfalls nach den eingangs erwahnten Gesichts- 
punkten) sauerstofffrei raachen und den VerschluB anstatt rait Gummi- 
stopfen mit Plastilin bewerkstelligen. 

Was feruer die Untersuchungen von Wfircker fiber Bac. putri¬ 
ficus, botulinus und postumus betrifft, so fanden sich beini Bac. 
putrificus Bienstock (AA m p; JG+) in der Literatur manche Un- 
richtigkeiten und Liicken, von deren Richtigstellung hier hervorgehoben 
sei: Die Sporen sind nicht trommelschlegelformig wie beim Tetanus- 
bacillus, der sporentragende Bacillus putrificus hat vielmehrTennis- 
schlager-, manchmal Clostridium -Form. Sporen in Leber-Leberbouillon 
im siedenden Wasserbade geprtift, blieben 25—30, vereinzelt sogar 40 Min. 
entwickelungsfahig, aber an Seidenffiden angetrocknet waren sie im Dampf 
(Hamburger Apparat) in der Regel in 8—10 Minuten getotet, doch hielten 
sie vielfach 12, mitunter auch 15 Minuten aus. Bezfiglich seiner Faulnis- 
erregung ergab sich, daB EiweiB in Hiihnereiern nicht in jedem Falle 
von ihm angegriffen wird, gekochtes EiweiB oder Fibrin in Bouillon 
suspendiert unterlag der stinkenden Faulnis, wurde aber nicht bis auf 
den letzten Rest aufgezehrt. 

Dem Bac. putrificus vollkommen ahnlich erschienen zwei in 
verschiedenen Jahren von Krai in Prag alsBac. botulinus bezogene 
Kulturen; sie waren ebensowenig pathogen wie der Bac. putrificus, 
und ein mit Bac. putrificus 8 Wochen hindurch behandeltesKaninchen 
lieferte ein Serum, das diese vermeintlichen Botulinus-StSmme in 
gleicher Hohe wie den Ausgangsstamm (1:1000) agglutinierte. Ein Ver- 
gleich mit einem sicheren Botulinus-Stamm begegnete einigen Hinder- 
nissen, da weder van Ermengem in Gent, noch das Pasteur sche 
Institut in Paris, noch drei grOBere staatliche Institute Deutschlands uber 
einen solchen verffigten, dagegen erhielten wir vom Institut fflr Infektions- 
krankheiten in Berlin in dankenswerter Weise einen Stamm, der die Eigen- 
schaften zeigte, wie sie van Ermengem beschrieben hat; er wurde 
nicht vom Putrificu s-Serum agglutiniert. Ztichtungsversuche fiber 
Pyrogallol in Buchnerschen Rohren waren nicht immer von Erfolg, 
selbst nicht nach Einsaat in Leberbouillon. Als gtinstiges Substrat hat 
sich die Leber-Leberbouillon bewahrt, in der der Bacillus zu groBen 
Stabchen mit lebhafter Eigenbewegung heranwuchs. 

SchlieBlich noch einige Worte fiber die beginnende Eiweififaulnis. 
Wenn eiweiBhaltiges Material der stinkenden Ffiulnis anheimfallt, habe 
ich bei meinen Untersuchungen fiber die Freimachung von Schutzstoffen 
aus Geweben (Mfinchn. med. Wochenschr. 1909. p. 1) durch anaerobio- 
tische Fermentation Stabchen vom Aussehen des Bac. putrificus nie 
vermiBt. Die verarbeiteten Muskeln und Organe waren nicht frisch, 
sondern mit Acetonfither oder Aceton entfettet und getrocknet, dann 
gepulvert. Das aus nicht aseptisch gewonnenem Ausgangsmaterial her- 
gestellte Pulver verfiel mit Wasser fibergossen der anaerobiotischen Ffiulnis 
nach dem Prinzip der Tarozzi-Wrzosekschen Nahrmittel, selbst in 
niedriger Schicht. Wenn man dagegen frische Fleischstficke in holier 
Schicht in grofie Reagensglaser ffillt und Wasser zugibt, faulen ersicht- 
lich nur die oberflachlichen Schichten, wfihrend die tiefer gelegenen 
Wochen und Monate hindurch scheinbar frisches, ja noch schwach fleisch- 
farbenes Aussehen behalten. 

Wenn man die aus denaturiertem EiweiB entstandene Faulflfissigkeit 
mikroskopiert, sieht man nach wenigen Tagen neben den erwfihnten 
putrificusartigen Stabchen, die bald in Versporung tibergehen, ver- 


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Blumenthal, Auftreten von Typhusbacillen in den Gallenwegen etc. 341 


schiedenerlei Stecknadelformen, d. h. kiirzere und langere schlanke 
Stabchen mit Kopfchensporen auftreten, die sich aber der Reinziichtung 
unter aero- wie anaerobiotischen Bedingungen entziehen. Es erschien mir 
wahrscheinlich, daB man Reinkulturen dieser borsten-, in der Versporung 
stecknadelformigen Stabchen gewinnen konnte, wenn man ihnen ein vom 
Bac. putrificus abgebautes Nahrmaterial geben wiirde, und daB sie 
einmal reingeziichtet, moglicherweise auf gewohnlichen Nahrboden fort- 
geziichtet werden konnten. Herr Wiircker hat diese Aufgabe in An- 
grift' genommen, eine groBere Menge Leberbouillon mit Bac. putri¬ 
ficus geimpft, die 14 Tage alte Kultur im Dampf sterilisiert, zur 
Entfernung der Bacillenleichen durch mein Asbestfilter geschickt und 
mit dem Filtrat teils Nahragar, teils fliissige NShrmittel durch Mischung 
der abgebauten mit frischer Bouillon bereitet. Durch das Glimmer- 
plattenverfahren erhielt er aus der EiweiBfaulnis-Aussaat neben den 
Putrificus-Stabchen die Stecknadelformen. Da sie beim Fortgange 
der Faulnis immer erst nach der ersten Generation des Putrificus 
auftreten, habe ich dem reichlich begeifielten Bacillus den Namen Bacillus 
postumus gegeben. Es gelang nicht, EiweiB, das vom Bac. putrificus 
noch nicht angegriffen war, wie Fibrin, HiihnereiweiB, Blutserum oder 
Leberstiickchen mit ihm zu zersetzen, in der Kultur war niemals Garung 
zu sehen. Jedenfalls greift der Bac. postumus erst die durch den 
Bac. putrificus entstandenen Abbauprodukte an. 


Nachdruck verboten. 

Ueber das Auftreten von Typhusbacillen in den Gallen¬ 
wegen nach intravenoser Injection. 

[Aus dem Bakteriologischen Laboratorium der Stadt Coin. 

(Coiner Akademie fur praktische Medizin.) 

(Direktor: Prof. Dr. Czaplewski).] 

Von Dr. Ernst Blumenthal. 

Es ist eine durch vielfache Untersuchungen bekannte Tatsache, daB 
Typhusbacillen, die im Blute kreisen, ebenso wie viele andere Bacillen, 
in die Galle iibertreten und dort nachgewiesen werden konnen 1 ) 2 ). 

Da wir jetzt mit Sicherheit wissen, daB der Typhus zunachst eine 
Ueberschwemmung des Blutes mit Typhusbacillen, eine Typh&mie, dar- 
stellt und daB die Erkrankung der Darmschleimhaut ein sekundares 
Stadium darstellt, so w&re es wohl denkbar, daB die Infektion des 
Darmes durch die mit der Galle in den Darm gelangenden Bakterien 
bewirkt wird 3 ). 

Ware diese Annahme richtig, so konnte man vielleicht auch hoffen, 
der lokalen Erkrankung dadurch vorzubeugen, daB man Mittel findet, 


1) Koch, Joseph, Ueber Beziehungen der Staphylokokken und Streptokokkeu 
zu den Gallenwegen. (Zeitschr. f. Hyg. Ba. 60. 1908. p. 335—374.) Daselbst ausfiihr- 
liche Literaturangaben. 

2) Chiarolanza, Raffaele, Experimentelle Untersuchungen iiber die Be¬ 
ziehungen der Typhusbacillen zu der Gallenblase und den Gallenwegen. (Zeitschr. f. 
Hyg. Bd. 62. 1909. p. 11.) 

3) Forster, J., Ueber die Beziehungen des Typhus und Paratyphus zu den 
Gallenwegen. (Verhandl. d. Deutsch. Patholog. Gesellsch. XI. 1907.) 


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342 


Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 55. Heft 5. 


die Bakterien bereits vorher unschadlich zu machen. Aber auch davon 
abgesehen, wurde man der Typhusbekampfung einen grofien Dienst 
leisten, wenn man die Typhusbacillen in der Galle vernichten konnte. 
Es ist erwiesen, daB in einer nicht geringen Zahl der Falle die Er- 
krankung auf BacillentrSger zuriickzufiihren ist, und daB diese in ihrer 
Gallenblase einen oft auf Jahrzehnte hinaus nicht verloschenden Infek- 
tionsherd mit sich herumtragen. Es gibt nun aber bisher trotz aller 
dahingehenden Versuche noch kein Mittel, die einmal infizierten Gallen- 
wege mit Sicherheit wieder von den Typhusbacillen zu befreien. Ehe 
man jedoch an diese zwar schwierige, aber praktisch auBerst wichtige 
Aufgabe herantritt, muB erst einmal der Mechanismus des Uebertrittes 
der Bakterien in die Galle naher erforscht werden. Auch in theo- 
retischer Hinsicht diirfte dies nicht ohne Interesse sein. Die Bacillen 
konnen nun auf drei Wegen in die Galle gelangen, durch Ausscheidung 
in der Leber, durch Durchwanderung der die Gallenwege umspinnenden 
Kapillaren Oder durch Aszendieren vom Darm aus. 

Jede der drei Moglichkeiten wtirde uns auf interessante Fragen der 
pathologischen Physiologie fiihren. 

Welches ist nun der Weg, den die Bakterien tats&chlich einschlagen? 
Daruber, daB die Bacillen nicht aszendierend vom Darm aus in die 
Gallenwege gelangen, sind sich jetzt alle Forscher, die sich die Frage 
vorgelegt haben, einig. Dagegen besteht eine Meinungsverschiedenheit 
in bezug auf die beiden anderen Moglichkeiten. Man sollte nun meinen, 
daB die Frage sehr leicht im Experiment durch Unterbindung des 
Ductus cysticus zu entscheiden ist. Werden nach intravenoser Injektion 
bei unterbundenem Ductus cysticus Typhusbacillen in der Gallenblase 
nachgewiesen, so miissen die Bacillen die Kapillaren der Gallenblase und 
die Gallenblasenwand durchwandert haben. Bleibt der Inhalt der Gallen¬ 
blase nach der Unterbindung des Ductus cysticus jedoch frei von Typhus¬ 
bacillen, so ist damit bewiesen, daB der Ductus cysticus die Eingangs- 
pforte fflr die Bacillen darstellt. Der Versuch ist denn auch von D o e r r 
und in letzter Zeit von Chiarolanza ausgefuhrt worden, nur ist leider 
das Resultat beider Untersuchungen ein ganz entgegengesetztes. Do err 1 ) 
unterband bei zahlreichen Kaninchen den Ductus cysticus. 3—5 Tage 
nach der Operation injizierte er V»—1 Oese lebender Typhusbacillen 
intravenos. 24 Stunden nach der injektion wurden sodann die Tiere 
getotet, die Galle wurde steril entnommen und auf Bouillon und 
Drigalski-Platten verimpft. Sie vvaren stets steril. Bei 3 Tieren, bei 
denen der Ductus cysticus nicht unterbunden wurde, wurden Typhus¬ 
bacillen in der Galle nachgewiesen. Doerr kommt daher zu dein 
Schlusse, daB die Bacillen in der Leber aus der Blutbahn ausgeschieden 
werden. Das Intervall von 3—5 Tagen zwischen der Unterbindung und 
der Injektion wurde eingeschoben, urn den Tieren Zeit zur Erholung 
von der Operation zu gonnen und um den Uebertritt von Bacillen aus 
eroffneten GefaBen zu verhuten. 

Chiarolanza 2 ) macht gegen Do errs Versuchsanordnung zwei 
Einwande. Erstens habe Doerr eine zu kleine Anzahl von Versuchen 
gemacht. Auch ohne Unterbindung des Ductus cysticus bleibe die 
Gallenblase in 26 Proz. der Falle steril. Es konne also ein Zufall sein, 


1) Doerr, Robert, Experi men telle Untersuchungen fiber das Fortwuchern vod 
Typhusbacillen in der Gallenblase. (Centralbl. f. Bakteriol. etc. Abt. I. Grig. Bd. 39. 
p. 624.) 

2) Chiarolanza, a. a. 0. 


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Blumenthal, Auftreten ron Typhusbacillen in den Gallenwegen etc. 343 


daB Do err bei den operierten Kaninchen keine Typhusbacillen gefunden 
hat. Zweitens aber wtirden durch das lange Intervall zwischen Operation 
und Injektion derartig veranderte Verhaltnisse gesetzt, daB man aus 
diesen Versuchen fiir den normalen Hergang keine Schliisse ziehen 
dtirfe. Chiarolanza injizierte daher die Bacillen unmittelbar im 
AnschluB an die Unterbindung des Ductus cysticus. Man konnte wohl 
Chiarolanza im zweiten Punkte recht geben, wenn nicht durch seine 
Versuchsanordnung eine andere sehr bedeutende Fehlerquelle entstande. 
Zwar sagt Chiarolanza, bei seiner Technik kfime kein Tropfen Blut 
heraus, und selbst wenn dies der Fall wSre, wiirde es nie ins Innere 
der Gallenblase gelangen. Ganz im Widerspruch dazu stehen aber seine 
Versuchsprotokolle. Da heiBt es namlich: „Gallenblase voll von einer 
blutigen Fliissigkeit“; „der Inhalt der Gallenblase ist eine dunkle 
Fliissigkeit mit Spuren von Blut“; „in der Gallenblase eine rotliche 
Fliissigkeit“; „Galle rotlich u 1 ). Es ist demnach sicher, wenigstens in 
diesen Versuchen, Blut in die Galle flbergetreten. Es mussen also 
GefSBe eroffnet gewesen sein und es ist ganz natflrlich, daB durch diese 
eroffneten GefaBe Typhusbacillen in die Galle iibergetreten sind. Es ist 
aber unmbglich, diese Versuche, wie es Chiarolanza tut, als Beweis 
dafilr anzusehen, daB die Bacillen direkt durch die Kapillaren der Wand 
der Gallenblase und der Gallengange in das Lumen der Gallenwege 
vordringen. 

Ich habe es daher unternommen, durch eigene Versuche die Frage 
der Entscheidung nSherzubringen. Meine Technik war folgende: Als 
Versuchstiere dienten Kaninchen. Unter aseptischen Kautelen wurde 
in leichter Aethernarkose die Bauchhohle erdffnet, anfangs durch einen 
dem Rippenbogen parallel gerichteten Schnitt, sp&ter durch einen Schnitt 
in der Mittellinie, der sich mir vorteilhafter erwies. Der Ductus cysticus 
wurde doppelt unterbunden und durchschnitten, darauf wurde die Wunde 
vernaht. Nach einer Zeit, die bei den einzelnen Tieren aus den folgen- 
den Tabellen ersichtlich ist, erhielt das Tier eine Aufschwemmung von 
Typhusbacillen in physiologischer Kochsalzlosung in eine Ohrvene in- 
jiziert. Im allgetneinen betrug die injizierte Dosis 1 Normalose einer 
24-stiindigen Agarkultur des im Institute zur Agglutinationsprobe ver- 
wandten Typhusstammes. Der Stamm wurde seinerzeit vom Hygienischen 
Institut der Universitat Bonn dem Laboratorium iibermittelt. Nur aus- 
nahmsweise, durch SuBere Umstiinde gezwungen, wurde eine altere Kultur 
verwendet. In einigen wenigen Fallen, in denen die Kultur nicht reichlich 
genug gewachsen war, habe ich eine Aufschwemmung der Kultur in- 
jiziert. Die injizierte Menge betrug nach meiner Schatzung nicht viel 
weniger als 1 Normalose. An dem auf die Injektion folgenden Tage 
wurde in den meisten Fallen das Tier getotet, falls es nicht bereits ge- 
storben war. 

Das Tier wurde mit Aether narkotisiert, die Leber wurde heraus- 
genommen, die Gallenblase wurde im Zusammenhang mit dem unmittel¬ 
bar benachbarten Lebergewebe abgetrennt, mit Alkohol befeuchtet und 
kurze Zeit abgebrannt. Danach wurde die Galle mit Pasteurscher 
Pipette entnommen und auf Lackmus-Milchzuckeragarplatten und in 
Bouillon verimpft. Die Bacillen wurden durch ihr kulturelles Verhalten 
auf Lackmus-Milchzuckeragarplatten und durch mikroskopische Aggluti¬ 
nation diagnostiziert. Das agglutinierende Serum, das den Titer 1:15000 


1) a. a. 0. Tabelle III, Kaninchen 1, 2, 3; Tabelle IV, Kaninchen 5, 6. 


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344 


Centralbl. f. Bakt. etc. I Abt. Originale. Bd. 55. Heft 5. 


hatte, stammte aus dem Institute fur Infektionskrankheiten zu Berlin. 
Typhusbacillen wurden in der Verdiinnung 1:100 von deni Serum 
momentan agglutiniert. Es hat sich nun gezeigt, daB manchmal in der 
Bouillon noch Typhusbacillen wuchsen, selbst wenn die Platten steril 
blieben. Dies Verhalten lieBe sich vielleicht auf bakterizide Fahigkeiten 
der Galle beziehen, die durch die Verdiinnung mit Bouillon aufgehoben 
worden sind. Aehnliche Beobachtungen wurden bereits von Ehret und 
Stolz *) gemacht. Es wurde ferner Herzblut auf Bouillon und Lackmus- 
Milchzuckeragarplatten sowie Ausstriche von der Leber auf Lackmus- 
Milchzuckeragarplatten verimpft. Mikroskopische Praparate von der 
Galle wurden stets angefertigt; die Gallenblase wurde sodann auf- 
geschnitten und mit dem umgebenden Lebergewebe zusammen in 
Paraffin eingebettet. Die Veriinderungen, die die Gallenblase und ihre 
Umgebung (lurch die Operation erlitten hatten, waren verschieden, zu- 
weilen waren so gut wie gar keine Verklebungen wahrzunehmen, zuweilen 
jedoch war die Gallenblase in dicke fibrinose Belage eingebettet. In einigen 
Fallen schien ein Teil der Leber nekrotisch geworden zu sein, die Nekrose 
betraf jedoch nie die Wand der Gallenblase oder den Teil der Leber, 
dem sie unmittelbar anlag. Leider gelang es mir fast niemals, eine 
Blutung in die Gallenblase zu verhindern. Obgleich ich mir groBe Miihe 
gab, war es nicht moglich, bei den zarten Verhiiltnissen, wie sie das 
Kaninchen darbietet, den Ductus cysticus vollstandig von den begleiten- 
den GefiiBen zu isolieren. Es werden bei der Unterbindung wohl stets 
Venen mitgefaBt, so daB dadurch eine Stauung und im weiteren Verlaufe 
eine Blutung ins Lumen der Gallenblase erfolgt. Auch die Unterbindung 
des Ductus hepaticus, sowie eine Unterbindung, die, etwa in der Mitte 
der Gallenblase angelegt, diese in 2 Teile teilte, liefi sich nicht ohne 
Blutung ins Innere der Gallenblase bewerkstelligen. Da ich nicht in 
der Lage war, an groBeren Versuchstieren, bei denen eine Isolierung 
des Ductus cysticus wahrscheinlich leichter ware, zu operieren, so blieb 
mir nichts anderes iibrig, als bei der Deutung meiner Befunde dieser 
Blutung Rechnung zu tragen. 

Ich lasse nunmehr meine Untersuchungsergebnisse in tabellarischer 
Uebersicht folgen: 

Tabelle 1. 


Intravenose Injektion von Typhusbacillen ohne Unterbindung des 

Ductus cysticus. 


No. 

Duturn der 
Injektion 

Zeitraum zwischen 
Injektion und Tod 
des Tieres 

Art des Todes 

Befund in der Gallenblase 

1 

13. 3. 09 

38 Tage 

getotet 

Typhusbacillen mikroskopisch 

2 

13. 3. 09 

47 „ 

tot aufgefunden 

nachgewiesen 

Typhusbac. (Lackmus-Milch- 




zuckeragarplatte) 

3 

10. 5. 09 

1 Tag 


Typhusbac. (Lackmus-Milch- 

23 

4. 8. 09 

10 Minuten 

getotet 

zuckeragarplatte) 
Typhusbac. (Bouillon). Platte 
steril 
steril 

32 

3. 9. 09 

7 „ 


33 

3. 9. 09 

07 , „ 


steril 

34 

11. 9. 09 

7 „ 

» 

Typhusbac. (Bouillon) 


1) Ehret und Stolz, Experimentelle Beitriige zur Lehre von der Cholelithiasis. 
(Mitteil. a. d. Grenzgeb. d. Med. u. Chirurg. Bd. 6. 1900. Heft 3.) 


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Blumenthal, Auftreten von Typhusbacillen in den Gallenwegen etc. 345 


Tabelle 2. 


Injektion sofort nach der Unterbindung des Ductus cysticus. 


No. 

Datum 

Befund in der Gallenblase 

Bemerkungen 

8 

21. 6. 09 

Typhusbacillen (Bouillon) 

Injektion von ’/* Normalose einer 24-stiin- 
digen, aus der Gallenblase von Kan. 7 
geziichteten Typhusbacillenkultur. Tier 
nach 2X24 Stunden getotet 

10 

26. 6. 09 

Typhusbacillen (Platte und 
Bouillon) 

Zur Injektion eine altere Kultur vervvendet. 
Tier nach 3X‘24. Stunden getotet. Galle 
flockig, gelblich-grun gefarbt 


Aus den Tabellen ist folgendes zu ersehen: Bei 5 von 7 Tieren, 
denen Typhusbacillen ohne vorherige Unterbindung des Ductus cysticus 
intravenos injiziert wurden, konnte ich Typhusbacillen in der Gallenblase 
nachweisen. Die beiden Tiere, bei denen die Galle steril blieb, wurden 
bereits 5 Minuten nach der Injektion getdtet. Diese Versuche sollen 
spiter noch ausfiihrlicher erbrtert werden. Bei 2 Tieren, bei denen die 
Injektion unmittelbar an die Operation angeschlossen wurde, fanden sich 
Typhusbacillen in der Gallenblase. Zu derselben Gruppe gehoren auch 
die Tiere No. 24 und 21. Bei No. 24 wurde ein Teil der Gallenblase 
abgebunden und die Injektion sofort danach vorgenommen. Bei No. 21 
wurde die Unterbindung um den Ductus hepaticus gelegt, die Injektion 
fand 5 Stunden nach der Operation statt. Der Bacillenbefund war bei 
alien Tieren positiv. Ich habe bereits oben auseinandergesetzt, warum 
diese Versuche nicht beweisend sind; ich habe sie nur ausgefuhrt, urn 
zu sehen, ob ich bei gleicher Versuchsanordnung zu denselben Resultaten 
wie Chiarolanza kommen wiirde. Dagegen war der Typhusbacillen- 
befund in der Gallenblase, wenn ein Intervall von 1 Tage zwischen der 
Unterbindung und der Operation lag, 4mal negativ, 2mal positiv; bei 
einem Intervall von 2 Tagen 2mal negativ, 2mal positiv; bei einem 
Intervall von 3 Tagen 5mal negativ und 2mal positiv. Es wurden also 
im ganzen bei einem Intervall von 1—3 Tagen unter 17 Fallen 6mal 
Typhusbacillen nachgewiesen, llmal dagegen nicht. Meine Versuchs- 
resultate weichen demnach trotz ahnlicher Versuchsanordnung von den- 
jenigen Do errs 1 ), der ein Intervall von 3—5 Tagen eintreten lieB, nicht 
unerheblich ab. Trotzdem mochte ich mich der Ansicht Doerrs an- 
schlieBen, daB die Bacillen in der Leber die Blutbahn verlassen und 
mit der Galle in die Gallenblase eingeschwemrat werden. 

Allerdings ist zuzugeben, daB ein eindeutiger Beweis durch meine 
Versuche nicht erbracht ist. Dieser diirfte wohl iiberhaupt nicht am 
Kaninchen, sondern hochstens an grofieren Versuchstieren moglich 
sein. Ich mochte nun meine Ansicht in folgendem noch weiter be- 
grflnden. Die positiven Befunde beiabgebundenem Ductus cysticus 
lassen sich unschwer durch Blutungen, die in diesen Fallen etwas lMnger 
angehalten haben, erklaren. Bei den Tieren mit negativem Befunde 
aber mochte ich noch besonders die Aufmerksamkeit auf die Faile No. 17, 
27 und 30 lenken. Hier wurden Typhusbacillen in der Leber nach¬ 
gewiesen, im Blute und im Gallenblaseninhalte jedoch nicht. Wenn die 
Typhusbacillen sich in den Kapillaren der Leber angesammelt haben, 
so liegt die Annahme nicht fern, daB sie von dort auf dem Wege der 
Galle in die Gallenblase gelangt waren, wenn der Weg nicht durch die 


1) a. a. 0. 


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348 


Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 55. Heft 5. 


Unterbindung verschlossen gewesen ware. Hier an einen zufalligen 
Fehlschlag glauben zu wollen, scheint mir nicht tunlich zu sein. Ich 
sehe aber eine Stiitze fiir raeine Ansiclit auch noch in anderen Ver- 
suchen, iiber die ich nunmehr berichten will. 

Ich habe mir namlich die Frage vorgelegt, nach welcher Zeit die 
intravenos injizierten Typhusbacillen in der Galle erscheinen. Ich laparo- 
tomierte deshalb mehrere Kaninchen, eroffnete die Gallenblase im Fundus 
mit dem Paquelinschen gluhenden Eisen und band ein Glasrohrchen 
ein, das ich zur Wunde herausfiihrte. Bei den so vorbereiteten Tieren 
war es dann moglich, beliebige Zeit nach der Injektion mit Hilfe einer 
Pasteurschen Pipette Galle zu entnehraen. Leider verlieren diese 
Versuche an Beweiskraft dadurch, daB selbst noch mehrere Tage nach 
der Anlegung der Gallenfistel mikroskopisch Blut in der Galle nach- 
weisbar war, sei es, daB trotz aller Vorsicht bei der Operation Blut 
hineingeraten war, das langere Zeit dort verweilte, sei es, daB der Druck 
des Rohrchens eine hamorrhagische Entzundung unterhielt. Jedenfalls 
glaubte ich, da sich der Zeitpunkt der Blutung nicht feststellen lieB, 
mich auf diese Versuche allein nicht verlassen zu diirfen, doch wurde 
ich andererseits durch die Experimente an den Gallenfisteltieren darauf 
liingewiesen, daB die Bacillen schon selir bald nach der Injektion in der 
Galle nachweisbar sein konnten. Ich ging daher zu folgeudem Verfahren 
iiber. Einem Kaninchen wurden Typhusbacillen intravenos injiziert. 
Gleich danach wurde das Tier aufgebunden; 5 Minuten nach der In¬ 
jektion wurde in Aethernarkose die Bauchhohle eroffnet, wenige Minuten 
spater war der Ductus cysticus mit Pdan seller Klemme gefaBt, so daB 
keine Galle mehr in die Gallenblase hineingelangen konnte. Darauf 
wurde die Leber herausgenommen und die Galle in der bei den vorher- 
gehenden Versuchen beschriebenen Weise verimpft. Es ist mir so bei 
einem Tiere (No. 23 meiner Protokolle) 10 Minuten nach der Injektion. 
bei einem anderen (No. 34) schon 7 Minuten danach gelungen, Typhus¬ 
bacillen in der Gallenblase nachzuweisen. Diese Zahlen stimmen gut 
mit anderen Angaben in der Literatur fiber den Uebertritt der Bakterien 
in der Galle uberein x ) 2 3 * ) 8 ). Bei den Tieren No. 32 und 33 fiel der Ver- 
such nach 7 bezuglich 6 1 /* Minuten negativ aus, vielleicht deshalb, weil 
ich nicht, wie bei No. 34, die Gesamtmenge der Galle fiir das Kultur- 
verfahren verwendete. Die beiden positiven Faile scheinen mir jedoch 
zu geniigen, um zu zeigen, daB die Galle bereits wenige Minuten nach 
der Injektion die Keime enthalt. Dieser schnelle Uebertritt der Keime 
vom Blut aus in die Galle kann nun ganz wohl in der Leber stattfinden, 
wo man sich eine Kommunikation zwischen BlutgefaBsystem und Gallen- 
gefaBsystem vorstellen muB, wenn man auch noch keine genaue Kenntnis 
von dieser Verbindung besitzt. Wollte man sich aber denken, daB die 
Bacillen in der durch die Versuche festgestellten, kurzen Zeit, die un- 
verletzte Wand der Blutkapillaren und das nicht ganz zarte Bindegewebe 
der Wand der Galleng&nge und der Gallenblase durchwandern, so wurde 
man eine Annahme machen, die in unseren bisherigen Kenntnissen der 
Physiologie und Pathologie keine Stiitze findet. So scheinen mir also 

1) Biedl u. Kraus, Weitere Beitriige uber die Ausscheidung der Mikroorganiswen 
durch driisige Organe. (Centralbl. f. inn. Med. Bd. 17. 1896. p. 737.) 

2) Futterer, Wie bald gelangen Bakterien, welche in die Portalvene eingedrungen 
sind, in den groSen Kreislauf, und wann beginnt ihre Ausscheidung durch Leber und 
Nieren? (Berl. klin. Wochenschr. 1899. p. 58.) 

3) Pawlowsky, Zur Frage der Infektion und der Immunitat. (Zeitschr. f. Hvg. 

Bd. 33. 1900. p. 261.) 


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Klodnitzky u. Jordansky, Lebensdauer der Pestbacillen etc. 


349 


auch diese Versuche dafiir zu sprechen, daB die Bacillen auf dem Gallen- 
wege in die Gallenblase gelangen. 

Damit ist nun aber die Frage nach dem Mechanismus der Aus- 
scheidung der Bacillen in der Leber noch in keiner Weise entschieden. 
Entweder wird durch die in Masse in die Blutkapillaren geschleuderten 
Bakterien, sozusagen das Filter undicht, die Kapillarwand zerreifit und 
die Bacillen werden rein inechanisch in die Gallenkapillaren hineingespiilt; 
oder die Ausscheidung ist eine Tatigkeit der Driisenzellen und die Leber 
wiirde dann also auch lebendem Virus gegeniiber ihre Rolle als Ent- 
giftungsorgan spielen. Ich mochte mich begniigen, darauf hinzuweisen, 
daB hier ein Problem vorliegt, daB noch seiner Losung harrt. 

Wenn ich nun zum SchluB auf die von mir eingangs erwahnten 
Beziehungen zur menschlichen Pathologie des Typhus zurlickkomme, so 
mochte ich folgenden SchluB aus meinen Untersuchungen ziehen. 

Wenn die Bacillen in der Leber mit der Galle ausgeschieden werden, 
so gibt es zwei Wege, auf denen man hoffen kann, ihnen beizukommen. 
Erstens konnte man antiseptische Mittel anwenden, die ebenfalls in der 
Leber ausgeschieden werden, so daB das ganze GallengefaB- 
system von seinen ersten Anfangen an desinfiziert wird. Zweitens ware 
zu versuchen, durch energische Immunisierung der Galle ein bakterizides 
Vermogen zu verleihen. In beiden Richtungen liegen bereits Versuche 
vor, in der ersten von Do err 1 ) mit Urotropin, in der zweiten an Tieren 
von Forster und Ivayser 2 ). Wenn auch beide bisher keine befrie- 
digenden Resultate erzielten, so laBt sich doch vielleicht hoflfen, daB es 
noch einmal durch verbesserte Technik gelingen wird, die Typhusbacillen 
in den Gallenwegen zu vernichten und damit der Typhusbekampfung 
einen wichtigen Dienst zu leisten. 


Nachdmck vcrboten. 

Weitere Beobachtungen liber die Lebensdauer der Pest¬ 
bacillen im Organismus der Wanzen. 

[Aus dem Bakteriologischen Laboratorium des Ministeriums des Innern 

(Astrachan).J 

Von N. Klodnitzky und V. Jordansky. 

Bereits im Jahre 1907 berichteten wir (1) liber die Ver&nderungen 
der Pestbakterien im Organismus der Wanzen. 

Wir konnten damals feststellen, daB es 4—5 Tage nach der Infektion 
zur kolossalen Vermehrung der Pestbacillen im Magen der Wanze zu 
kommen pflegt und daB noch nach 35 Tagen die Bakterien in der infi- 
zierten Wanze nachweisbar sind (bakteriologischer Nachweis und Tier- 
versuch). Wenn die Pestbacillen auch im Blute der infizierten Maus noch 
nicht nachgewiesen werden kbnnen, so ist dennoch das Blut der Maus 

1) a. a. 0. 

2) Forster u. Kayser, Ueber das Vorkommen von Typhusbacillen in der Galle 
von Typhuskranken und Typhusbacillentragern. (Miinchn. med. Wochenschr. Bd. 52. 
1905. p. 1473.) 


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350 


Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originale. Bd. 55. Heft 5. 


(direkt aus dera Herzen gewonnen) sehr virulent und totet eine Normalmaus 
in sehr kleinen Dosen in kiirzester Zeit LaBt man eine Wanze das Blut 
von solcher Maus saugen, so zeigt es sich, daB die virulente Eigenschaft des 
Blutes auch im Wanzenorganismus wakrend mehrerer Tage erhalten bleibt. 

Durcli weitere Beobachtungen konnen wir unsere damaligen Befunde 
bestatigen und wesentlich erweitern. Obgleich die folgenden Versuche 
nicht zahlreich sind, sind sie doch von einem gewissen Interesse, und 
konnen als Wegweiser fur weitere Untersuchungen dienen. Deswegen 
erlauben wir uns, diese Versuche mitzuteilen: 

3. Juli 1907. Subkutane Infektion einer Maus mit 0,2 ccm einer 
Laboratoriumspestkultur. Exitus nach 3 Tagen. 6 Stunden vor dera 
Tode werden im Blute Pesthacillen nachgewiesen. 3 Stunden spater, 
d. h. 3 Stunden vor dem Tode, werden 13 Wanzen zum Blutsaugen auf 
die infizierte Maus gesetzt und danach bei Zimmertemperatur aufbewahrt. 

Nach 83 Tagen (am 27. Sept.) sind von den 13 Wanzen noch zwei 
am Leben, die zum Blutsaugen auf ein gesundes Meerschweinchen ge¬ 
setzt werden. 

1. Wanze. 5 Tage spater (am 2. Okt.) wird aus einer der am 
Leben gebliebenen Wanzen mit einer Pasteurschen Pipette Blut ent- 
nommen, eine Kultur angelegt und Blutausstrichpraparate verfertigt. Die 
Bluttrockenpraparate weisen eine groBe Menge kleiner, dicker Bakterien 
auf, die zum Teil durch angefressene Enden und durch bipolare Farbung 
gekennzeichnet sind. In der angelegten Kultur werden bereits nach 
24 Stunden kleine Ketten (aus 3—4 Bakterien bestehende mit Polar- 
f&rbung) nachgewiesen und nach weiterem Wachstum wird die typische 
reine Pestkultur erhalten. 

Mit 0,1—0,2 ccm dieser eint&gigen Kultur werden 2 Mause infiziert, 
von denen die eine nach 48 Stunden, die zweite nach 51 Stunden ein- 
geht. Bei der Sektion waren ein stark ausgebildetes Oedem des Unter- 
hautzellgewebes, stark vergroBerte Milz und ausgeprSgte Bubonen vor- 
handen. Bei mikroskopischer Untersuchung werden die Pestbacillen in 
enormer Menge gefunden. Die angelegte Kultur erwies sich als eine 
Reinkultur von Pestbacillen. 

Durch Verreiben der Wanze 1 mit 1 ccm Bouillon wird eine Emulsion 
hergestellt, und eine Oese davon in Bouillon aufgeschwemmt. Es wird 
am 3. Tage erst ein Wachstum der Bakterien nachgewiesen. Anfangs 
besteht die Kultur aus reinen Pestbacillen, zu denen erst spater sich 
Kokken hinzugesellen. 

Bei Prufung der Emulsion im Tierversuche erwies es sich, daB 
bei subkutaner Verimpfung einer groBen Dosis == 0,25 ccm die Maus 
am Leben blieb, wahrend eine viel kleinere Dose (nach Aufsaugen der 
Emulsion aus dem Blocksch&lchen wird letzteres mit 1 ccm Bouillon 
ausgewaschen und 0,3 ccm der Bouillonwaschflflssigkeit ins Peritoneum 
der Maus eingespritzt) den Exitus einer Maus nach 60 Stunden hervor- 
rief. Dasselbe pathologisch-anatomische Bild, das fur Pest charakteristisch 
ist, war auch in diesem Falle vorhanden: Subkutanes Oedem, Milzver- 
groBerung und mikroskopischer Nachweis von Pestbacillen, deren Natur 
durch Anlegen einer Kultur sichergestellt werden konnte. 

2. Wanze. Am 2. Okt. morgens noch lebend, am Abend desselben 
Tages wird sie tot aufgefunden. Beim Anfertigen von Ausstrichpr&pa- 
rateu werden nur wenige pestbacillenahnliche Bakterien gefunden. 

Bei Aussaat einer kleinen Blutmenge aus der Wanze auf Bouillon 
wSchst schon nach 24 Stunden eine reine Pestkultur. 


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Klodnitzky u. Jordaneky, Lebensdauer der Pestbacillen etc. 


351 


Bei Impfung von Mausen mit 0,1—0,2 ccm dieser Bouillon subkutan 
gehen sie nach 46 und 70 Stunden zugrunde unter dem ausgesprochenen 
Bilde der Pest. 

In gleicher Weise wie im vorigen Versuch, wird eine Emulsion mit 
2 ccm Bouillon hergestellt. Die aufgegangene Kultur erwies sich als 
eine Mischkultur (Kokken und Pestbacillen). 

Eine Maus, die mit 0,3 ccm der Emulsion subkutan geimpft wurde, 
verendete nach 75 Stunden. Die Sektion ergab: Nekrose an der Ein- 
stichstelle, kolossales subkutanes Oedem, sehr groBe Milz und Bubonen. 
Auf den Ausstrichpraparaten sehr viele Pestbakterien nachweisbar. Aus 
dem Blute wird eine Bouillon-Pestkultur erhalten. 

Ganz gleiche Resultate erzielten wir auch bei Versuchen, bei denen 
die Pestbakterien 7, 11 und 15 Tage in der Wanze vorhanden waren. 
Diese Ergebnisse sind ganz analog denen, die wir bereits im Jahre 1907 
mitgeteilt haben. 

In 2 Fallen erwiesen sich die Wanzen infektios noch am 19. und 
31. Tage. Ein gesundes Meerschweinchen, auf das die betreffenden 
(2 letzten) Wanzen gesetzt wurden, erkraukte und fiel am 6. Tage, doch 
konnte man keine Bakterien auf den Ausstrichpraparaten und kulturell 
nachweisen. Eine Untersuchung der Wanzen nach weiteren 5 Tagen er¬ 
gab dieselben Resultate, wie die vorigen Resultate (Bakteriennachweis 
und positiver Tierversuch). 

Sehr interessant sind auch die Versuchsergebnisse bei subkutaner 
Infektion von Mausen mit 0,1 bezw. 0,2 ccm einer 10-tfigigen Bouillon- 
kultur, die direkt aus der infizierten Wanze geziichtet wurde. Die Mause 
verendeten 6 resp. 20 Stundfen post infectionem. Im ersten Falle 
(Exitus nach 6 Stunden) sahen wir kleine Bubonen, im zweiten groBe 
Bubonen auftreten. 

Die Anlegung von Pestkulturen (post mortem) gelang aber weder 
in dem einen noch in dem anderen Falle. Im Ubrigen war sowohl im 
ersten als auch im zweiten Falle Milz- und LebervergroBerung bemerk- 
bar. Ganz ahnliche Resultate erhielten wir auch bei der Obduktion eines 
Kirgisen in Tasaral (kirgisische Steppen): Mause, die subkutan mit 
Blut aus der Leiche geimpft wurden, gingen steril ein, wahrend bei In¬ 
fektion auf peritonealem Wege der bakteriologische Pestnachweis 
geftihrt werden konnte. Versuche, die in dieser Richtung zur Erklfirung 
des beobachteten Phauomens angestellt wurden, sind noch nicht zum 
AbschluB gelangt. 

Ftitterungsversuche, in denen wir 1—3 infizierte Wanzen Mausen, 
Kaninchen und Meerschweinchen zu fressen gaben, ergaben kein ein- 
deutiges Resultat. Die Tiere erkrankten zwar, verloren den Appetit, 
doch erholten sie sich bald wieder und blieben spater gesund. 

Die Frage der Virulenzerhfihung bei Passage der Pestbacillen durch 
den Organismus der Insekten konnten wir in Anbetracht von gewissen 
auBeren Umstanden nicht endgiiltig losen. Auf jeden Fall geht aber aus 
den Versuchen hervor, daB die Infektion von ^ausen mit dem Inhalt von 
infizierten Wanzen bezw. mit einer Reinkultur, die aus dem Magen- 
inhalte der Wanzen geziichtet werden konnte, ein viel schwereres patho- 
logisch-anatomisches Bild ergibt, als bei der Infektion mit einem von 
unseren 4 Laboratoriumsstammen. 

Unsere Befunde fiber die Lebensdauer der Pestbacillen im Organis¬ 
mus der Wanze stehen in einem gewissen Parallelismus zu den Ergeb- 
nissen der Englischen Kommission. Die Untersuchungen der Englischen 


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352 


Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 55. Heft 5. 


Kommission beziehen sich auf die Feststellung der Lebensdauer der Pest- 
bakterien im Organismus von Flohen. Nach den angeffihrten Befunden 
zeigte es sich, dafi die Lebensdauer der Flohe als solche nur eine sehr 
begrenzte ist (bis 4 Wochen) und daB bei Infektion der Fl5he mit Pest¬ 
bakterien letztere bis 15 Tage in ihnen nachweisbar sind. Unsere Ver- 
suche, die eine Lebensdauer der Pestbakterien von 3 Monaten in Wanzen 
sicherstellen, iibertreffen in dieser Beziehung die Ergebnisse der Unter- 
suchungen von der Englischen Kommission und zeigen die eminente 
Bedeutung gewisser Insekten (speziell Wanzen) fur die Frage der Epi- 
demiologie der Bubonenpest. Auffallig ist es, daB bisher den Unter- 
suchungen fiber die Lebensdauer der Pestbakterien in Wanzen so wenig 
Beachtung und Wfirdigung gezollt wurde. Nutt all stellt 5 Tage, 
Wiersbitzky 9 Tage als Maximum der Lebensdauer von Pestbakterien 
im Wanzenorganisraus fest. 

In Anbetracht unserer, wie uns scheint, eindeutigen Versuche er- 
heischen die diesbezfiglichen, in der Literatur vermerkten Untersuchungen 
jedenfalls eine Revision. 


Literatur. 

1) Jordansky, V. J. u. Klodnitzky, N. N., Wiestnik gygienv etc. 1907. Mai. 
I Russischl; Annal. de l’Inst. Pasteur. 1908. p. 455 (ref. iu diesem Centralbl. Abt. I. 
Bd. 45. Refer, p. 718). 

2) Wiersbitzky, D. T., Inaug.-Diss. St. Petersburg 1904. [Russisch.] 

3) Nutt all, G., Centralbl. f. Bakt. Abt. I. Orig. Bd. 22. p. 87; Ref. Bd. 26. p. 263. 

4) Bericht liber die Pestforschung in Indien. (Centralbl. f. Bakt. Abt I. Ref. Bd. 40) 
p. 640-643.) 


yaehdruck verbolen. 

Recherches experimentales sur le streptocoque de 

la gourme. 

[Laboratoire de bact^riologie vdt^rinaire de l’arm4e Italienne, Rome.] 
Par le Dr. Antonio Pricolo. 

Caractfcres morphologiques. 

Morphologie. Le streptocoque de la gourme forme des chaines 
tantot longues, tantfit courtes. Signal6es d4j& comme constantes dans 
le pus des abcbs gourmeux, dans les cultures en bouillon et en bouillon- 
s4rum, les chaines longues ont 6t6 rencontrdes par moi aussi dans le 
sang de cheval et de rat. Dans les exsudats pleuraux on trouve en 
g6n6ral des coques et diplocoques et de courtes chaines, et lorsque les 
coques sont trbs nombreux ils forment des mosalques et tapissent 
compl&tement les champs du microscope. 

Les singles 616ments pr^sentent une grosseur variable: trfes petits 
dans les exsudats du chien sont aussi gros & simuler des 616ments de 
staphylocoque dans les cultures sur gdlose. 

Coloration. Ils se colorent avec toutes les couleurs d’aniline et 
ils prennent aussi le Gram 1 ). 


1) C’est il tort que Kolle et Hetsch affirment que le streptocoque de la gourme 
ne prend pas le Gram. (Kolle u. Hetsch, Experimentelle Bakteriologie u. Infektione- 
krankheiten.) 


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Pricolo, Reeherches exp^rimentales sur Ie streptocoque de la gourme. 353 


Capsule. On peut mettre en Evidence une capsule constante dans 
le sang de la souris blanche: la capsule le plus souvent fait d6faut dans 
le sang de la souris grise. La coloration d’aprks la m6thode Marino 
fait ressortir une capsule en forme d’un halo clair entourd d’un cercle 
rougeatre. 

Caractkres des cultures. 

Le bouillon simple ou glyc6rin6 reste limpide si le streptocoque 
n’est que trks peu virulent; le meme bouillon se trouble si le strepto¬ 
coque est assez virulent. La presence de 1 % de glycose dans le bouillon 
rend la culture plusieurs fois plus abondante. 

Dans le s6rum sanguin liquide de cheval la culture est maigre. 
Dans le bouillon additionn6 de s6rum liquide de cheval on obtient une 
culture abondante ressemblant k des flocons de nuage blanc. 

Le bouillon-s6rum glycos6 se trouble et les microbes forment aussi 
un d6pot jaune-canarin au fond. La couleur jaune provient de la matikre 
colorante qui se s6pare du s6rum de sang de cheval. 

Sur la g61ose en surface il se forme une mince trainee grise trans- 
parente. Si les colonies sont trks peu nombreuses elles sont larges, 
rondes, souvent entour^es d’une aureole. 

Sur pomme de terre la culture n’est pas visible, mais on peut 
d6montrer la presence des streptocoques au microscope. 

La gelatine n’est pas Iiqu6fi6e. 

Le lait n’est jamais coaguld. 

Dans les bouillons additionn6s de 1 % de mannite ou respectivement 
de levulose, d’inuline, de lactose, de salicine, le streptocoque de la gourme 
cultive sans d6velopper de gaz. lilgalement dans la gllose additional 
de 1 % de mannite ou de lactose ou de salicine ou d’inuline les caractkres 
de la culture restent les mgmes que ceux de la culture dans la g61ose 
simple. On n’obtient aucun d^gagement gazeux. 

Le streptocoque ne cultive pas dans le liquide filtr6 de ses cultures; 
cette loi est constante. Mais j’ai aussi constat6 que le diplocoque de 
Fraenkel, le bacille du rouget et le bacille de la pseudo-tuberculose 
du cobaye eux aussi ne se developpent pas dans ce liquide. Cependant 
ce moyen ne peut servir en g6n6ral au diagnostic diff6rentiel. 

Le streptocoque de la gourme cultiv6 dans des plaques d’agar-sang 
y produit le phSnomkne de l’h^molyse aussi bien que le streptocoque de 
l’erysipkle, c’est-k-dire qu’il dissout l’h6moglobine de faqon que chacune 
de ses colonies s’entoure d’un halo clair de l’6tendue de 2—4 mm, d’oh 
l’hSmoglobine a complkteraent disparu. Pourtant le streptocoque de la 
gourme appartient k la classe du Streptococcus longus seu ery- 
sipelatos. 

Virulence. 

La virulence du streptocoque gourmeux est trks variable mSme pour 
la souris, qu’on peut tuer quelquefois avec 0,5 c. c. de culture d’un 
streptocoque tir6 directement du cheval, tandis que quelquefois il faut 
jusqu’k 4c.c. de culture pour produire le meme effet. L’inoculation de 
0,25 c. c. de pus gourmeux n’a occasion^ que des ph6nomfenes locaux 
sans produire la mort. 

Le cobaye r^siste k l’inoculation dans la cavit6 pleurique ou p6ri- 
ton6ale de 5 k 10 c. c. de culture en bouillon. Il faut de 20 k 30 c. c. 
de la dite culture pour tuer shrement le lapin. Si l’on tue le cobaye 
24 heures aprks l’inoculation en cavit6 pleurique de 5 c. c. de culture 

Erste Abt. Orig. Bd. 65. Heft 5. 23 


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354 


CentralbL f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 55. Heft 5. 


de streptocoques en bouillon, tandis qu’il montre d’etre en pleine sante, 
on ne rencontre aucune alteration au point de l’inoculation et pas m§me 
de streptocoques dans la cavit£ thoracique. 

Pour tuer le chien il faut des doses variables de 50 & 500 c. c. de 
culture en bouillon inocul£e dans la cavit6 thoracique. 

Le rat (Mus decuman us) est sensible a l’inoculation du strepto- 
coque rendu virulent par des passages successifs chez le cobaye. La 
quantity de culture n4cessaire & produire la mort est en g4n£ral aussi 
grande que la dose moindre 16thale pour le cobaye, qui pour notre 
echantillon varie de 0,10 k 0,05 c. c. L’inoculation est pratiqu^e dans 
la cavit6 p6riton6ale. 

Mon 6chantillon de streptocoque tue le cobaye en moins de 24 heures 
lors d’inoculation dans la cavity pleurique. On trouve k l’autopsie du 
liquide seul ou avec des flocons fibrineux. On peut trouver aussi des 
foyers d’h6patisation du poumon. 

Chez le lapin la mort arrive le plus souvent en 24—48 heures; 
mais elle peut aussi etre tardive et arriver au septi&me ou au quinzi&me 
jour apr^s l’inoculation. On rencontre k l’autopsie les memes alterations. 

Chez la souris grise et la blanche on rencontre de grandes quantity 
de streptocoque dans le sang: dans nos nombreux experiments nous 
n’avons pas remarque de faits metastatiques. Chez la souris grise parfois 
nous avons observe la necrose locale, mais alors la souris a survecu. 

Nous avons obtenu la mort du chien avec des quantites de culture 
en bouillon variables de 50 k 500 c. c. On observe une grande agitation, 
l’animal montre de ressentir de vives douleurs et il y a de la diarrhee; 
la mort survient en moins de 24 heures. Deux fois la mort est arrivee 
respectivement 7 et 15 jours aprfcs l’inoculation. On trouve h l’autopsie 
une pleur^sie h6morrhagique, sero-fibrineuse ou purulente. 

R6ceptivitd des oiseaux. 

Les oiseaux sont estim6s complement r6fractaires aux streptocoques*). 
J’ai inocul6 trois moineaux avec 0,05 de culture en bouillon de mon 
streptocoque et ils sont morts le lendemain en moins de 24 heures, 
aprfcs avoir montr6 des symptomes de maladie, tandis que le t6moin a 
surv6cu. Le sang des moineaux a fourni des cultures qui avaient pour 
le rat la virulence de la culture originaire. 

La poule s’est montrSe compl&tement r6fractaire. 

Virulence du streptocoque apr&s des passages 
dans plusieurs esp&ces. 

Le streptocoque de la gourme, repris d’un chien de grosse taille 
mort de pleur^sie 7 jours apr&s l’inoculation de 250 c. c. de culture de 
streptocoque en bouillon glycos6, tua un cobaye de 700 g en 36 heures 
k la dose de 0,10 c. c. de culture en bouillon-s6rum. 

Le mthne streptocoque pass6 par le moineau conserve sa virulence 
inaltGree pour le rat et le cobaye, comme le streptocoque tr&s virulent 
pour le cobaye conserve inalt6r6e sa virulence pour ce dernier animal 
aprfcs plusieurs passages chez la souris et chez le rat. 

Le m£me streptocoque rendu virulent par des passages successifs 
chez le cobaye, tue les lapins par inoculation thoracique d’une dose 
de 0,5 c. c. dans un d£lai variable de 24 heures k 7 jours. 

1) Kolle u. Hetsch, Die experimentelle Bakteriologie und die Infektionskrank- 
heiten. Berlin u. Wien (Urban & Schwarzenberg) 1906. 


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Pricolo, Recherches expdrimentales sur le streptocoque de la gourme. 355 

On peut conclure qu’un streptocoque virulent pour une esp&ce, 
conserve sa virulence pour cette espfece meme apr&s plusieurs passages 
par d’autres especes plus ou moins susceptibles. 

Ldsions d’anatomie pathologique chez le cobaye 

et chez le lapin. 

Inocul6 dans le tissu sous-cutane le streptocoque occasionne erysip&le 
ou anasarque diffuse, ou l’une et l’autre en merae temps: inocul6 dans 
la cavit6 abdominale, il cause une p^ritonite s6ro-fibrineuse; inocul6 
dans la cavit6 thoracique, il provoque une pleur6sie s6ro-fibrineuse et 
en raeme temps une p6ricardite de la mfime nature. 

Quelquefois chez le lapin ainsi que chez le cobaye on trouve de 
vrais foyers d’h^patisation pulmonaire. 

Conservation de la virulence. 

Des cultures en gelatine prises directement du sang du coeur des 
animaux morts k la suite de l’inoculation de culture de streptocoque en 
bouillon, maintenues k la glacifere pendant 1 mois, ont montrd de poss6der 
inalter6e leur virulence primitive. Le meme r6sultat nous avons obtenu 
avec des cultures en bouillon-s6rum conserves dans des tubes scelles 
k la flamme. Ces cultures etaient encore virulentes apr&s trois mois de 
s6jour k la glaci&re. 

Agglutination des streptocoques. 

Des 6preuves maintes fois r6pet6es m’autorisent & conclure: «Le 
serum des chevaux inocul^s dans les veines avec des doses croissantes 
de culture de streptocoque en bouillon ou des chevaux trails par l’in- 
oculation sous-cutan6e d’exsudats streptococciques n’explique aucune 
action agglutinante». 

J’ai r6p6t6 les essais en employant plusieurs m6thodes et en me 
servant de sdrums auxquels j’avais pu reconnaitre une sfire action 
immunisante, mais j’ai toujours failli de mettre en Evidence une action 
agglutinante quelconque. Les r6sultats ont 6t6 constants: le s6rum des 
chevaux immunises pendant un temps trfes long ou pendant une pdriode 
de quelques mois seulement n’explique aucune action agglutinante 
appreciable au sujet du streptocoque homologue. 

Propri6t6s h^molytiques du Streptococcus equi. 

Le streptocoque de la gourme poss&de des propri6t6s h6molytiques. 
Lorsque le streptocoque est cultivd dans des plaques d’agar-sang d’apr&s 
la m6thode de Schottmiiller, chaque colonie s’entoure d’une zone 
claire, d’oil l’h^moglobine a compl&tement disparu. CultivS dans du 
bouillon-sang il change les caractfcres du liquide, qui d’opaque devient 
transparent et de rouge-cerise qu’il 6tait, prend une coloration rouge-rubis. 

La propri6t6 h6molytique revient aussi en petite partie au liquide 
filtr6 des cultures. 

Bact6riolysines des streptocoques. 

Le s6rum des chevaux trails avec des cultures de streptocoque ne 
possfede aucune propri6t6 bact^riolytique vers le meme streptocoque, qui 
au contraire cultiv6 tr6s bien et forme des flocons abondants dans le 
melange de s6rum-bouillon. Les r6sultats sont les memes, tant si Ton 
emploie du s6rum frais une heure apr&s la saign^e que si l’on emploie 
du s6rum extrait du caillot 24 heures apr&s la saign6e. 

23* 


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356 


Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 55. Heft 5. 


Notre s6rum est produit moyennant l’inoculation intraveineuse aux 
chevaux de cultures de streptocoques en bouillon & la dose de 100 k 
500 c. c. et moyennant l’inoculation sous-cutande de 20 k 50 c. c. d’exsudat 
thoracique de cobayes raorts & la suite de l’inoculation de 0,10 c. c. de 
culture en bouillon dans la cavite pleurique. 

En g4n4ral on a fait suivre une inoculation d’exsudat & une injection 
intraveineuse ou vice versa. 


Propri6t4s immunisantes du s6rum. 

La dose 16thale moindre de culture en bouillon de mon streptocoque 
pour le lapin est 0,05 c. c. La table suivante montre les details des 
experiments. On injectait le serum dans la cavity p4riton4ale et l’on 
inoculait la culture dans la cavit6 pleurique. On ne r4ussit pas toujours 
k sauver l’animal de la mort; mais meme dans ce cas on assure la 
survie d’un jour ou deux de l’aniinal traits avec le s4rum sur les 
tSmoins. 

Le titre immunisant de notre s4rum est 4gal celui du s4rum 
normal, c’est-k-dire qu’il renferme une unit6 immunisante dans 1 c. c. 
L’unit6 immunisante est la quantite du s4rum capable de sauver de la 
mort 25 kg de lapin. 


Experiments sur le pouvoir immunisant du serum. 


Espfcce de 
l’animal 

Quantite de serum inocuiee 
sous la peau 


Date 


Lapin No. 1 

8. 2. 08 

1,0 c.c. 

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16. 2. 08 



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25. 5. 08 

1,0 „ 

„ „ 25 

25. 5. 08 


... 26 

25. 5. 08 



Quantite de 
culture inocuiee 
dans la cavite 
pleurique 

Exitus 

Date 


0,5 c.c. 

10 . 2 . 08 

mort 

0,25 „ 

9. 2. 08 

77 

0,25 „ 

29. 2. 08 

survit 

0,10 „ 

12. 2. 08 

mort 

0.25 „ 

29. 2. 08 

survit 

0,10 „ 

17. 2. 08 

mort 

0,50 „ 

29. 2. 08 

survit 

0,10 „ 

19. 2. 08 

mort 

0,25 „ 

10. 4. 08 

survit 

0,10 „ 

2. 4. 08 

mort 

0,25 „ 

20. 4. 08 

survit 

0,10 „ 

4. 4. 08 

mort 

0,25 „ 

20. 4. 08 

survit 

0,8 „ 

8. 4. 08 

mort 

0,5 ., 

8. 4. 08 


0,10 „ 

7. 4. OS 


0,10 „ 

7. 4. 08 



25. 4. 08 

survit 

0,10 „ 

9. 4. 08 

mort 

0,75 „ 

5. 6. 08 

survit 

0,75 „ 

5. 6. 08 


0,85 „ 

5. 6. 08 


0,85 „ 

5. 6. 08 


0,9 „ 

5. 6. 08 


0,10 „ 

26. 6. 08 

mort 

0,10 „ 

27 . 6 . ce 

77 


Des milliers d’observations pratiques semblent prouver que notre 
s4rum est dou4 de propri4t6s th4rapeutiques et pr4ventives contre la 


gourme. 

J’ai recueilli 500 cas de gourme trait4s par le s4rum: il s’agit de 
cas graves, car les cas b4nins gu6rissent sans besoin d’intervention 
m4dicale. Nos cas se rapportent a des formes de gourme septic4miques 


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Pricolo, Recherches expdrimentales sur le streptocoque de la gourme. 357 


(anasarque, complications visc^rales) ou de pharyngite phlegmoneuse et 
d’autres formes malignes de la maladie. Parmi les 500 cas recueilli 10 
sont morts, ce qui reprdsente une mortalite inferieure a la mortality 
generate. 

Plusieurs praticiens ont remarque que sous Taction du serum la 
maladie revet une marche plus rapide et plus regultere, d’autres aussi 
nombreux ont remarque la disparition rapide des phenontenes catarrhaux. 
On a trouve aussi que des jetages gourmeux opiniatres disparaissent 
apr&s l’emploi de quelques doses de serum. Jusqu’ici presque tous les 
cas d’anasarque trails par le serum ont gu6ri. Le serum semble done 
exercer un effet heureux sur les catarrhes gourmeux, sur les cedfemes et 
sur la marche de la maladie. Comme Ton pouvait pr^voir il n’a aucun 
effet sur les abces dej&. formes. 

Encore d’une propriete d’un serum de cheval prepare 
avec des exsudats streptococciques. 

On a avance que le phenontene ddcrit par moi 1 2 ) peut-§tre doit se 
rapporter k l’anaphylaxie. Neamnoins il n’a rien k faire avec l’ana- 
phylaxie, d’abord parce qu’il se prdsente d’emblee sans repetition des 
inoculations et puis parce que je n’ai pas employe des cultures en 
bouillon-serum dans des inoculations successives. Je rapporte d’autres 
experiments a ce sujet. On inoculait dans la cavite pleurique 1 goutte 
de sang virulent de cobaye dilue dans 1 c. c. d’eau physiologique: on 
inoculait le serum dans la cavite abdominale. 


Experiments sur les propriety aggressiniques du serum. 


Animal 

d’expdriment 

Date 

Quantity 
de s4rum 
inocul^e 

Date 

Quantity 
de sang 
virulent 
inocul^e 

Date 

Exitus 

Cobaye No. 244 

28. 3. 10 

1 C.C. 

28. 3. 10 

0,05 c.c. 

29. 3. 10 

mort en 15 heures 

„ „ 245 

28. 3. 10 

1 .. 

28. 3. 10 

0,05 „ 

29. 3. 10 

„ „ 18 ,. 

„ „ 246 

28. 3. 10 

1 

29. 3. 10 

0,05 „ 

29. 3. 10 

„ „ 20 „ 

„ „ 247 

28. 3. 10 

1 „ 

29. 3. 10 

0,05 „ 


„ „ 24 „ 

„ „ 248 

28. 3. 10 

1 ,, 

29. 3. 10 

0,05 „ 



„ „ 249 

28. 3. 10 

1 „ 

29. 3. 10 

0,05 „ 


M »» 15 } y 

„ „ 250 

28. 3. 10 

1 

29. 3. 10 

0,05 ., 


>, 20 „ 




28. 3. 10 

0,05 „ 

30. 3. 10 


„ „ 252 



28. 3. 10 

0,05 „ 

5. 4. 10 

survit 

„ „ 253 



29. 3. 10 

0,05 „ 

1. 4. 10 

mort 

„ „ 254 



29. 3. 10 

0,05 „ 

5. 4. 10 

survit 

» „ 255 



29. 3. 10 

0,05 „ 

30. 4. 10 

mort en 24 heures *) 

Lapin No. 100 

24. 3. 10 

2 „ 

25. 3. 10 

0,05 „ 

26. 3. 10 

mort 

„ „ 101 

24. 3. 10 

2 „ 

25. 3. 10 

0,05 „ 

26. 3. 10 


„ „ 102 

24. 3. 10 

2 „ 

25. 3. 10 

0,05 „ 

26. 3. 10 


„ „ 103 

24. 3. 10 

9 

25. 3. 10 

0,05 „ 

26. 3. 10 


„ „ 104 



25. 3. 10 

0,05 „ 

5. 4. 10 

survit 

„ „ 105 



25. 3. 10 

0,05 „ 

5. 4. 10 

n 


Recherches sur les exsudats. 

Les exsudats pleuraux des cobayes morts 5. la suite d’injection d’une 
dose 16thale de culture virulente de streptocoques dans la cavite thoracique 
ont ete experiments en ce qui concerne leur virulence chez le cheval, 
le cobaye et le lapin. Les experiments ont ete poursuivis pendant une 

1) Centralbl. f. Bakteriol. Abt. I. Orig. Bd. 48. 

2) Ce cobaye etait atteint de pseudo-tuberculose. 


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358 Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 55. Heft 5. 


longue p^riode de temps et ils se ressemblent par la Constance de leurs 
effets. Les exsudats expliquent une action beaucoup plus forte que les 
cultures, meme si celles-ci sont inocul6es dans les veines. 


Animal 

d’exp^riment 

Date 

Inoculation sous-cutanee 
de 50 c.c. de culture 
en bouillon 

Date 

Inoculation sous-cutanee 
de 20 c.c. d’exsudat 

Cheval No. 5 

15. 11. 06 
et 

10. 12. 06 

Maximum de temperature 
38,7°, pas de reaction 
generate manifeste, peu 
ae reaction locate 

10. 1. 07 

Maximum de temperature 
39,6°, reaction generate 
evidente, reaction locate 
marquee, boiterie in¬ 
tense, l’animal marche 
comme le cheval fourbu 
pendant des semaines 

Cheval No. 7 

20. 11. 06 
et 

15. 12. 06 

Maximum de temperature 
38,5°, pas de reaction 
generate manifeste, re¬ 
action locate faible 

15. 1. 07 

Maximum de temperature 
39,5°, refus de raliment, 
tristesse, immobilite du 
cou, tumefaction locate 
enorme 


Animal 

d'experiment 

Date 

Inoculation de 
100 c.c. de culture 
en bouillon dans 
les veines 

Date 

Inoculation sous-cutanee de 

30 c. c. d’exsudat 

Cheval No. 5 

4. 11. 07 
et 

4. 12. 07 

Maximum de tem¬ 
perature 38°, pas 
de reaction appre¬ 
ciable 

5. 1. 08 

La temperature reste pendant 
2 jours consecutifs prfes de 
39,5°, anorexie, tristesse, l’ani¬ 
mal reste couche longtemps et 
accuse des vives douleurs, boi¬ 
terie intense 




26. 5. 08 

La temperature monte il 40° et 

reste au-dessus de 39 0 pendant 
une semaine, boiterie intense 
et douleurs trbs vives; la marche 
est celle du cheval fourbu, 
maigrissement, ventre retrousse. 
L’animal ne revient en santd 
qu’aprfcs deux mois: la syno- 
viale de {’articulation tarso- 
metatarsique droite reste le 
si^ge d’un epanchement s6reux 
trbs manifeste 


Nous avons ensuite inocul6 dans les veines jusqu’^t 500 c. c. de 
culture en bouillon en provoquant des troubles imm6diats de la re¬ 
spiration qui ont rapidement disparu. Cependant une fois un cheval 
est mort 2 jours aprls l’inoculation de 400 c. c. de culture en bouillon 
dans la jugulaire avec des symptomes d’embolisme c6r6bral. 

Dans les experiments avec des cobayes, des rats et des lapins les 
inoculations Staient pratiqu£es dans la cavite thoracique: on portait le 
liquide h injecter il 1 c. c. en y ajoutant de l’eau physiologique. Les 
animaux moururent dans les 48 heures qui suivirent les injections: les 
lapins seulement moururent quelquefois 7 et meme 15 jours apr&s l’in- 
oculation. 

L’exsudat de regie provoque la mort chez le lapin, le cobaye et le 
rat a une dose 10 fois moindre que celle de la culture en bouillon. Sans 
chercher h l'expliquer on pent 6tablir le fait suivant: «Le streptocoque 


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Pricolo, Recherches exp^rimen tales sur le streptocoque de la gourme. 359 


Animal 

d’exp4riment 

Date 

Quantity 

d’exsudat 

Quantity 
de culture 

Exitus 

Cobave No. 150 

15. 5. 07 

0,1 c.c. 


mort 

„ ,, 151 

15. 5. 07 


1,0 c.c. 


,, 152 

15. 5. 07 

0,5 „ 




15. 5. 07 

0,75 „ 

survit 

„ „ 154 

15. 5. 07 

0,025 „ 


» „ 155 

15. 5. 07 


0,50 „ 


Lapin No. 40 

20. 5. 07 

0,25 „ 


mort 

„ 41 

20. 5. 07 


2,5 „ 


„ „ 42 

20. 5. 07 

0,15 „ 



„ „ 43 

20. 5. 07 


2,0 „ 

survit 

,, „ 44 

20. 5. 07 

0,10 „ 



Rat No. 80 

25. 5. 07 
25. 5. 07 
25. 5. 07 

0,05 „ 

0,8 „ 

0,5 „ 

mort 

ft 

survit 


transport^ dans des milieux artificiels, mSme k la premiere gdn6ration, 
montre une virulence notablement inf^rieure k celle du streptocoque 
pris directement de l’exsudat liquide de 1’animal mort». Aussi le sang 
de l’animal mort, qui cependant n’est pas trbs riche en microbes, est 
bien plus virulent que la culture. Voici des experiments k ce sujet: 

Experiments comparatifs de la virulence du sang et de la culture. 


Animal 

d’exp^riment 

Date 

Quantity 
de sang 

Quantity 
de culture 
en bouillon 

Exitus 

Cobaye No. 156 

25. 5. 08 

0,025 c.c. 


mort 

„ „ 157 

25. 5. 08 


0,4 c.c. 


„ „ 158 

25. 5. 08 

0,015 „ 

ft 

„ „ 159 

25. 5. 08 


0,10 „ 

survit 

Lapin No. 44 

20. 3. 10 

0,05 „ 

mort 

ft >y 

20. 3. 10 


0,25 „ 

survit 

„ „ 46 

20. 3. 10 

0,04 „ 

mort 

„ „ 47 

20. 3. 10 

0,3 „ 

survit 


Recherches des toxines. 

Nous avons recherche vainement des toxines dans le liquide filtre 
des cultures en bouillon de streptocoque. La souris grise toiere sans 
en ressentir aucun trouble 5 c. c. de ce liquide et le cobaye et le lapin 
toierent sans troubles ni immediats ni eioign6s 20 k 25 c. c. du meme 
liquide. 

Conclusions. 

1) Le streptocoque de la gourme possfcde les memes caract&res 
morphologiques et culturels des streptocoques pyogenes et de I’erysipfele. 
Dans les cultures en agar-sang et dans le bouillon-sang, il montre de 
poss^der les propri6t6s h^molytiques du Streptococcus longus seu 
erysipelatos. 

2) II possbde une virulence certaine, mais inconstante quant a la 
dose, au sujet de toutes les espbces de mammifbres que nous avons 
inocul^es. 

3) II provoque une septicdimie lethale sans lesions locales, ou bien: 

a) une anasarque s’il est inoculd dans le tissu conjonctif sous-cutan6e; 


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360 


Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 55. Heft 5. 


b) de la pleuresie et de la p^ricardite s^reuses ou s6ro-h6morrhagiques 
ou s6ro-fibrineuses ou purulentes, et quelquefois de l’hepatisation pulmo- 
naire, s’il est inject^ dans la cavit6 thoracique; 

c) de la pSritonite s^reuse ou s6ro-h6morrhagique ou s&ro-fibrineuse 
ou purulente, s'il est inject^ dans la cavit6 abdominale. 

4) Le meme streptocoque qui determine une septic6mie mortelle en 
moins de 24 heures sans lesions locales, inject^ k dose moindre mais 
encore 16thale, occasionne des lesions locales trfcs manifestes, qui con¬ 
sistent dans la formation de membranes fibrineuses plus ou moins 6paisses 
et abondantes. 

5) Le Streptococcus equi virulent poss&de des propri6t6s h6mo- 
lytiques; vieilli dans les cultures il n’est plus Mmolytique. 

6) La virulence reste inalt6ree un mois au moins dans les cultures 
en gelatine maintenues k la glacibre. Les cultures en bouillon-serum, 
maintenues a la glacibre dans des tubes scellSs k la flamme, 6taient 
encore virulentes aprfcs 3 mois. Les cultures de streptocoque en bouillon 
glycos6 perdent en peu de jours leur virulence. 

7) Le streptocoque virulent pour le cobaye est aussi virulent pour 
le lapin, le rat, la souris et le cheval, moins pour le chien. II tue aussi 
le moineau en 12—24 heures. 

8) Le streptocoque virulent pour le cobaye passe k traversl’organisme 
d’espbces peu susceptibles telles que chien et moineau sans rien perdre 
de sa primitive virulence pour le cobaye, le lapin et le rat. 

9) Le s6rum antistreptococcique ne poss&de aucune propri6t6 bact^rio- 
lytique. 

10) On ne r^ussit pas k dSmontrer la presence d’agglutinines sp6ci- 
fiques dans le s6rum antistreptococcique. Le streptocoque peu virulent 
forme des amas au fond ou des flocons adh6rant aux parois et laisse 
le liquide clair: le meme streptocoque exalt6 dans sa virulence trouble 
le bouillon de culture. 

11) Le s6rum fabriquG dans notre laboratoire possbde le titre du 
s6rum normal, c’est-k-dire qu’& la dose de 1 c. c. il sauve de la mort 
25 kg de lapin. 

12) Les exsudats et le sang d’animaux morts k la suite de l’inoculation 
de culture de streptocoque sont doues d’une virulence plusieurs fois 
sup^rieure 5, celle des cultures en bouillon du m@me streptocoque, 
c’est-H-dire que le streptocoque en passant des animaux dans les milieux 
artificiels perd notablement en virulence m§me dans la premiere gy¬ 
ration. 

13) Le streptocoque passe de la mfere aux foetus de cobaye, de lapin 
et de souris, ce qui continue l’observation de Nocard qui a trouvd des 
lesions gourmeuses chez un foetus de jument. 

14) Les liquides filtr^s des cultures de streptocoques sont inoffensifs 
pour la souris grise, le lapin et le cobaye. 


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Fielitz, Laboratoriumsinfektion mit dem Sporotrichum de Beurmanni. 361 


Nachdmck verbotcn. 

Ueber eine Laboratoriumsinfektion mit dem 
Sporotrichum de Beurmanni 1 ). 

[Aus der Kgl. Universitatspoliklinik fiir Haut- und Geschlechtskrankheiten 

zu Berlin (Direktor: Geh. Medizinalrat Prof. Dr. E. Lesser).] 

Von Oberarzt Dr. H. Fielitz, kommandiert zur Poliklinik. 

Mit 1 Tafel und 2 Figuren. 

Seit der Entdeckung der Sporotrichose durch B. R. Schenck und 
ihrem eingehenden Studium durch de Beurmann ist wiederholt in 
Amerika, besonders haufig aber und bis in die jiingste Zeit hinein in 
Frankreich ilber Falle dieser Krankheit berichtet worden, wahrend die 
wenigen Beobachtungen in anderen Landern bisher vereinzelt geblieben 
sind. Auch dem ersten Fall von Sporotrichose in Deutschland, der 
Ende vorigen Jahres in der Kgl. Universitatspoliklinik fiir Haut- und 
Geschlechtskrankheiten zu Berlin beobachtet wurde 2 ), ist noch kein 
zweiter gefolgt, obgleich schon mehrere die Sporotrichose betreffende 
Arbeiten in der deutschen Literatur erschienen sind und dadurch auch 
bei uns die Aufmerksamkeit weiterer Kreise auf diese so interessante 
und praktisch wichtige Affektion gelenkt worden ist. 

Es scheint demnach, daB die Seltenheit diesbeziiglicher Beobachtungen 
nicht allein durch die auBerordentliche Schwierigkeit der klinischen Dia¬ 
gnose (Verwechselung mit Tuberkulose und Lues!), sondern vielmehr 
durch die ungleichm&Bige Verbreitung dieser Krankheit bedingt ist. Und 
so ist auch in unserer Poliklinik trotz ihres groBen Materials und unserer 
speziell darauf gerichteten Aufmerksamkeit bis heute noch keine neue 
Beobachtung gemacht worden. 

Der Fall, fiber den ich in dieser Arbeit berichte, betrifft keine 
genuine Sporotrichose, sondern eine Laboratoriumsinfektion, die ich mir 
selbst wahrscheinlich bei Tierimpfungen oder bei der Sektion sporo- 
trichosekranker Tiere oder aber endlich bei Sporoagglutinationsversuchen 
zugezogen habe. 

Das Stammmaterial, das bei diesen Versuchen verwandt wurde, riihrte 
von dem oben erwahnten Falle her, und meine Infektion verlief wie dieser 
in der selteneren Form der regionar beschrankten Sporotrichose, kam 
allerdings nicht bis zu der gleichen vorgeschrittenen Entwickelung (fast 
die ganze L&nge des Armes einnehmende Lymphangitis mit multipler 
AbsceBbildung), weil sie bald nach ihrem Entstehen in ihrer Natur richtig 
erkannt und zweckmSBig behandelt wurde. 

Die einzige Hautverletzung, deren ich mir bewuBt bin und die sowohl 
nach der Zeit ihrer Entstehung als nach ihrem Sitze als Eintrittspforte 
fur das Virus in Frage kommen konnte, habe ich mir selbst am 23. Dez. 09 
zum Zwecke einer Impfung bei experimentellen Arbeiten mit M o 11 u s c u m- 
Material beigebracht: Vor der Impfung wurde die Haut an der Beuge- 
seite des rechten Unterarmes etwa in seiner Mitte, in einer Gegend, in 
deren Nahe sich sp&ter der sporotrichotische Inokulationsherd entwickelte, 

1) Ueber diese Infektion habe ieh bereits am 4. Mai d. Js. in der Berliner medi- 
zinischen Gesellschaft kurz berichtet. 

2) Arndt, G., Beitrag zur Kenntnis der Sporotrichose der Haut, mit besonderer 
Beriicksichtigung der Lymphangitis sporotrichosica. Experimented Sporotrichose. 
(Dermatolog. Zeitschr. Bd. 17. Heft 1 u. 3.) 


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362 Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 55. Heft 5. 

mit Bimsstein gerieben, wodurch an der am stSrksten betroffenen Stelle 
eine vesikulose Dermatitis entstand, die innerhalb von 2 Wochen unter 
Puder und abschlieBenden Verb&nden spurlos zuriickging. 

Sollte diese Hautverletzung mit der Infektion in ursachlichem Zu- 
sammenhange stehen, so wiirde der ersten klinischen Erscheinung, die 
Anfang Marz d. Js. auftrat, eine etwa 2-monatige Inkubationsdauer voraus- 
gegangen sein. 

Die Affektion machte sich zuerst durch ein kaum linsengroBes, rotes, 
ziemlich derbes, nicht schmerzempfindliches, halbkugelig erhabenes Knot- 
chen an der Beugeseite des rechten Unterarmes bemerkbar, das sich 
innerhalb von 2 Wochen bis zum Umfang einer Bohne vergroBerte, im 
Zentrum erweichte und sich mit einer festhaftenden braunlichen Kruste 
bedeckte, nach deren Ablosung ein Geschwiir zutage kam. Mit der Er- 
weichung des prim&ren Herdes stellte sich eine etwas schmerzhafte 
Schwellung der rechten Ellenbogen- und Achselhohlendriise ein. AuBer- 
dem bildeten sich zwischen dem Geschwiir und der geschwollenen Ellen- 
bogendriise zwei unter der Haut gelegene, derbe, druckempfindliche 
Strange. 

Am 23. Marz 1910 wurde folgender Befund erhoben: 

An der Beuge- und Radialseite des rechten Unterarmes ungefBhr in 
seiner Mitte befindet sich ein etwa pfennigstiickgroBes, flaches, nicht 
ganz regelmaBig rundlich begrenztes, von einem ca. 0,5 cm breiten, 

blaulich - roten, leicht 
wallartig aufgeworfenen, 
ziemlich weichen, hier 
und da etwas unter- 
minierten Rande um- 
gebenes Geschwiir, des- 
sen Grund eine gelblich 
gef&rbte, glatte, wenige 
stecknadelkopfgroBe Oder 
etwas groBere Granula- 
tionen aufweisende, von 
einer klaren, diinnen, 
gelbbraunlichen Fliissig- 
keit bedeckte, gegen Be- 
riihrung sehr schmerz- 
empfindliche Fl&che aus 
morschem Gewebe dar- 
stellt (Photogr. No. I). 

Der Untergrund des 
Geschwiirs ist von einem 
derben, bis in die tieferen Schichten der Haut reichenden Infiltrat ein- 
genommen, das ohne scharfe Grenze in die gesunde Umgebung iibergeht 
und sich mit der Haut iiber der Unterlage frei verschieben laBt. 

Oberhalb des rechten Condylus internus humeri ist unter der Haut 
eine ziemlich derbe, etwa bohnengroBe Driise durchzufiihlen. In der 
rechten Achselhohle befindet sich eine ungefahr haselnuBgroBe Driise 
von der gleichen Konsistenz. Beide Drusen sind in geringem Grade 
druckempfindlich. 

Geschwollene Lymphdriisen sind auBerlich nicht sichtbar. Es macht 
sich jedoch subjektiv beim Strecken des Armes ein vom Geschwur nach 
der geschwollenen Ellenbogendriise hin ausstrahlender geringer Schmerz 



Das Photogramm I zeigt das Inokulationsgeschwiir 
am 5. Tage nach seiner Entstehung vor Beginn der 
Jodkalibehandlung; in der Umgebung des Geschwiires 
leichte Hautrotung und Schuppung ate Reste einer 
Jodoformdermatitis. 


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Fielitz, Laboratoriumsinfektion mit dem Sporotrichum de Beurmanni. 363 


bemerkbar. Bei genauer Untersuchung fflhlt man in der Tiefe der Haut 
zwei derbe Strange, von denen der eine das Geschwflr mit der Ellen- 
bogendriise in gerader Linie, der andere in leichtem, mit der Konvexitat 
nach der ulnaren Seite des Unterarmes gerichteten Bogen verbindet. 
Beide Strange weisen zahlreiche, zum Teil perlschnurartig aneinander- 
gereilite knotenformige, linsen- bis erbsengroBe Verdickungen auf,l von 
denen einige die Haut eben sichtbar vorwolben. 

Sowohl tiber den geschwollenen Driisen, wie iiber den entzflndeten 
LymphgefiiBen ist die Haut frei verschieblich und nicht verfarbt. 

Das Allgemeinbefinden ist in keiner Weise gestort. 

Das klinische Bild bot nichts Charakteristisches dar und lieB ver- 
schiedene Deutungen zu: 

AuBer einer im AnschluB an eine banale Eiterkokkeninfektion ent- 
standenen Geschwiirsbildung konnte hier vor allem ein Ulcus molle vor- 
liegen, mit dem sich der akute Verlauf, die Form, Begrenzung des 
Geschwiirs, die Beschaffenheit des Geschwiirsgrundes, vor allem aber das 
gleichzeitige Bestehen einer schmerzhaften Schwellung der zugehorigen 
Lymphdrflsen klinisch vollkommen in Einklang bringen lieB. Trotzdem 
die Untersuchung des Eiters und abgekratzter Granulationen auf Strepto- 
bacillen ein vollkommen negatives Resultat ergab, wurde das Geschwflr 
mit Karbolsflure geatzt und mit Jodoform bestreut, ohne daB diese 
Therapie irgendeinen wesentlichen EinfluB gehabt hatte; sie muBte zudem 
wegen einer danach auftretenden vesikulosen Dermatitis sofort wieder 
unterbrochen werden. 

Ferner kam ein tuberkuloses, moglicherweise durch Inokulation ent- 
standenes Geschwflr in Frage. Wiederholte Untersuchungen auf Tuberkel- 
bacillen, die gerade in den akut verlaufenden Fallen von Inokulations- 
tuberkulose der Haut in der Regel ja leicht nachzuweisen sind, fielen 
jedoch negativ aus. 

Der Sicherheit halber wurde das serose Sekret auch nach Syphilis- 
spirochaten durchsucht, obgleich das Geschwflr gar keine Aehnlichkeit 
mit einem Primaraffekt hatte und sekundare Oder tertiare luetische Ver- 
Snderungen wegen Mangels einer vorausgegangenen luetischen Infektion 
nicht vorliegen konnten. 

Der chronische Hautrotz kann zwar Erscheinungen machen, wie sie 
hier vorlagen, konnte aber von vornherein ausgeschlossen werden, weil 
ich mit rotzbacillenhaltigem Material nicht in Berflhrung gekommen war. 

Endlich wurde auch an eine Sporotricheninfektion gedacht: 

Am 23. Mflrz werden auf Anregung von Herrn Oberarzt Dr. Toma- 
sczewski seroses Sekret und vom Grunde und Rande abgekratztes 
Gewebe auf 5 Sabouraudsche Maltoseagarrolirchen verimpft. 6 Tage 
spflter geht in einem Rohrchen eine Kolonie von Sporotrichum 
Beurmanni rein an, 8 Tage nach der Impfung wird auch in einem 
zweiten Rohrchen neben mehreren Diplokokkenkolonieen eine Sporo- 
trichenkolonie sichtbar. Die flbrigen Rohrchen bleiben steril. 

Am 31. Marz werden wieder 9 Maltoseagarrohrchen mit dem serosen 
Geschwflrssekret beschickt. Am 3. April beginnen in alien Rohrchen 
Sporotrichenkolonieen rein zu wachsen. 

Nach einer nochmals am 4. April vorgenommenen Impfung von 
4 Rohrchen mit dem gleichen Material gehen schon am 6. April abends, 
also 2 Tage spater, in alien Rohrchen zahlreiche Kolonieen des Sporo¬ 
trichum Beurmanni rein an. 

DaB die Ivulturen anfangs so sparlich und langsam, spater dagegen 


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Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 55. Heft 5. 


iippig und immer schneller wuchsen, muB wohl darauf zuruckgefiihrt 
werden, daB kurze Zeit vor der ersten Verimpfung des Sekrets das 
Geschtviir mit Jodoformpulver bestreut und dadurch der Pilz voriiber- 
gehend in seiner Entwickelung gehemmt worden war. 

Als durch die erste Kultur die Diagnose einer Sporotrichose ge- 
sichert schien, wurde das serose Geschwiirssekret wiederholt direkt unter 
dern Mikroskop auf Pilzelemente untersucht. Zu diesem Zwecke wurden 
Ausstrichpraparate angefertigt, in absolutem Alkohol fixiert und teils 
nach der gewohnlichen Gram-Methode, teils nach ihrer von Much 
angegebenen Modifikation gefarbt: 

In alien diesen Praparaten finden sich neben Diplo- und Strepto- 
kokken einzeln oder in kleineren Haufen zusammenstehende ovale oder 
unregelmaBig rundlich oder eckig begrenzte dunkelviolette, diffus, kornig 
oder nur am Rande gefarbte sporen&hnliche Korper (formes globuleuses?) 
und auBerdem feine, stark lichtbrechende, leicht gebogene oder mehr 
oder weniger stark geschwungene, hier und da ein oder mehrere kiirzere 
Seitenaste aussendeude fadenformige Gebilde, die in ihrer Breite hinter 
dem Umfang der sporenartigen Korper und auch der Kokken erheblich 
zuriickbleiben. 

Sie zeigen eine ungleichmaBige Farbung derart, daB dunkelviolett 
gefarbte Partieen mit mattblauen, eben gerade noch sichtbaren in mehr 
oder weniger gleichm&Bigen Abstanden abwechseln. Die gefarbten Par¬ 
tieen stellen Gebilde von verschiedener GroBe und mannigfacher Form 
dar: Bald sind sie rundlich, bald oval, bald kegelformig oder mehr eckig 
begrenzt. 

Diese Faden erinnern entfernt an die Muchsche granulare Form 
des Tuberkelbacillus, ohne jedocli mit dieser identisch zu sein; denn 
wiederholte Untersuchungen der Ausstrichpraparate auf Tuberkelbacillen 
bei Ziehl-Neelsenscher Farbung fielen negativ aus. 

Dagegen stimmen die Faden morphologisch und tinktoriell mitjenen 
Gebilden uberein, die G. Arndt seinerzeit zuerst im Gewebe, und zwar 
im HodenabsceB und in nekrotischen Teilen von Hoden und Lymph- 
driisen sporotrichosekranker Ratten fand und die er als Mycelfaden des 
Sporotrichum Beurmanni auffaBt (siehe auch unter Tierversuche 
Fig. 1 u. 2). 

Ich mochte auf diesen Befund besonders hinweisen, weil es bisher 
nicht mit Sicherheit gelungen ist, beim Menschen sowohl im Ausstrich 
sporotrichotischen Materials als auch im Gewebe Elemente des Sporo¬ 
trichum Beurmanni nachzuweisen. 

Zur weiteren Sicherung der Diagnose untersuchte ich endlich wieder¬ 
holt mein Blutserum sowohl auf seine Sporenagglutinations-, als auch 
auf seine Komplementfixationsf&higkeit hin, wobei ich mich im allgemeinen 
an die von F. Widal, P. Abrami, E. Joltrain, Et. Brissaud und 
A. Weill gegebenen Vorschriften l ) hielt. 

Die erste Untersuchung wurde am 4. April, also 4 Tage nach Beginn 
der spezitischen Therapie, und zu einer Zeit, als die klinischen Erschei- 
nungen noch voll entwickelt waren, vorgenommen. 

Der Komplementbindungsversuch ergab keine verwertbaren Resultate, 
da nicht allein der eigentliche Versuch, sondern auch 2 Kontrollversuche 
ausgesprochene Komplementablenkung zeigten. Fiir die Kontrollversuche 
wurden zwei von sicher nicht mykotisch kranken Menschen stammende 

1) S^rodiagnostic mvcosique etc. (Annal. de l’Instit. Pasteur. Ann6e 24. 1910. 
No. 1.) 


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Fielitz, Laboratoriumsinfektion mit dem Sporotrichum de Beurmanni. 365 


Seren verwandt, von denen das eine positive, das andere negative 
Wasserraannsche Reaktion ergeben hatte. 

Bei Ansetzung des Versuches wich ich insofern von dem Brauche 
der franzosischen Autoren ab, als ich nicht die ganze, F&den und 
Konidien enthaltende Kulturaufschwemmung, sondern ihr Filtrat benutzte, 
um eine moglichst homogene Auflosung ohne krflmelige Beiinengungen 
zu erhalten, und vielleicht ist in dieser Modifikation die Fehlerquelle zu 
suchen, vorausgesetzt, daB die iibrigen bei dem Versuch verwandten 
Komponenten nicht versagt haben. 

Die an demselben Tage vorgenommene Priifung der Sporenaggluti- 
nation ergab einen Titer von 1: 80. Die dabei benutzte Sporenauf- 
schwemmung wurde aus einer 6 Wochen alten nicht abgetoteten Kultur 
hergestellt und soweit verdiinnt, daB sie im mikroskopischen Gesichtsfeld 
bei Okular 4, Objektiv 6 (E. Leitz) ungefahr 150 Sporen enthielt. Die 
Agglutination wurde wahrend der ersten 2 Stunden nach Ansetzung des 
Versuches unter dem Mikroskop verfolgt: Die agglutinierende Wirkung 
des Serums zeigte sich in der Verdlinnung von 1 : 20 schon innerhalb 
der ersten Viertelstunde, in der Verdlinnung von 1 : 40 am Ende der 
ersten Stunde. Bis zum Ende der zweiten Stunde hatte sich auch in 
der Verdlinnung von 1 : 80 deutliche Agglutination gebildet: Die Auf- 
schwemmung enthielt neben isolierten Elementen zahlreiche kleinere und 
groBere Haufen zusammengeklebter Sporen. Das Kontrollserum, das 
von einem nicht mykotischen Patienten stammtg und keine Wasser- 
m an nsche Reaktion zeigte, agglutiniertediegleiche Sporenaufschwemmung 
innerhalb der ersten 2 Stunden nur in einer Verdiinnung von 1 : 20, 
und zwar machte sich die Agglutination erst 5 Viertelstunden nach An¬ 
setzung des Versuches bemerkbar. 

In der reinen, nicht mit Serum vermischten Sporenemulsion fand 
sich keine Spur einer Agglutination. 

Am 28. April wurden beide Versuche wiederholt; das Ulcus war zu 
dieser Zeit schon seit 8 Tagen von epithelisierten Granulationen aus- 
gefiillt, die Iibrigen klinischen Erscheinungen waren seit langerem spurlos 
zuriickgegangen. 

Der Komplementfixationsversuch, bei dem diesmal die ganze, Faden 
und Sporen enthaltende Aufschwemmung einer 3 Wochen alten Kultur 
benutzt wurde, ergab ausgesprochene Hemmung, die Kontrolle voll- 
kommene Losung der Hammelblutkorpercheu. (Der Wassermannsche 
Versuch, der an demselben Tage mit meinem Serum durch Herrn 
C. Hoffmann angestellt wurde, fiel negativ aus.) 

Dagegen agglutinierte das Serum in zwei daraufhin vorgenommeneu 
Priifungen diesmal die Sporen nicht. Fiir die eine Prufung wurde die 
Sporenaufschwemmung aus 8 Wochen alten, nicht abgetQteten Kulturen, 
ftir die andere aus 6 Wochen alten, formalinisierten Kulturen hergestellt. 

Am 1. Mai endlich wurden beide Versuche zum dritten Male an- 
gesetzt, und jetzt trat weder Agglutination noch Komplementbindung ein. 

Aus diesen Versuchen geht jedenfalls das eine hervor, daB das 
Serum die Eigenschaft der Komplementablenkung noch zu einer Zeit 
besaB, als es sich schon nicht mehr agglutinationsfahig erwies. 

Behandlung und weiterer Verlauf. 

Als die Diagnose Sporotrichose durch das Angehen der ersten 
Kulturen gesichert schien, nahm ich innerlich am 1. Tage 3mal 0,2 g 
Jodkali und wegen eines unmittelbar darauf einsetzenden heftigen Jod- 


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Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originale. Bd. 55. Heft 5. 


schnupfens vom nachsten Tage an 1 Vs Monate lang 2, sp&ter 3 g 
Sajodin taglich. Das Geschwiir wurde nur steril verbunden. Unter 
dieser Behandlung heilte die Affektion vollkommen aus. Schon in den 
ersten Tagen gingen die Schwellung und Schmerzhaftigkeit der regio- 
naren Lymphdriisen und LymphgefaBe zuriick. Nur einige der lymph- 
angitischen Knoten blieben noch l&ngere Zeit — etwa 2 Wochen lang — 
ftihlbar. 

Das Geschwiir selbst heilte verhaltnismaBig langsam. 

Das Photogramm No. II zeigt das Geschwiir 5 Tage nach Beginn 
der Jodkalibehandlung: In das Geschwiir schiebt sich vom Rande her 
eine Zunge von Granulationsgewebe vor. Neben diesem Zeichen be- 
ginnender Heilung war jedoch am Tage der photographischen Aufnahme 



Photogramm II zeigt das gleiche Geschwiir 5 Tage nach Beginn der Jodkali¬ 
behandlung, deren spezinechc Wirkung hier deutlich zum Ausdruck kommt: In das 
Geschwiir schiebt sich vom Rande her eine Zunge aus Granulationsgewebe vor. Da- 
neben erkennt man beim Vergleich mit dem ersten Bilde eine stiirkere Vertiefung des 
Geschwiirsgrundes, die sich unmittelbar nach nur eintagigem Aussetzen des Joakalis 
bemerkbar machte. 

auch eine leichte Verschlimmerung zu konstatieren, die sich in starkerer 
Aushohlung des Grundes und stkrkerer Auszackung des Randes auBerte 
und unmittelbar nach nur eintagigem Aussetzen des Sajodins auf- 
getreten war. 

Am 22. April 1910 war das Geschwiir vollkommen von epitheli- 
sierten Granulationen ausgefiillt. Auf Druck drang jedoch an mehreren 
Stellen aus kleinsten, kaum wahrnehmbaren Oeffnungen tropfchenweise 
weiBlich-gelber Eiter hervor, der zahlreiche grampositive einzelne, paarige, 
in kleinen Ketten oder Haufen zusammenliegende Kokken, aber keine 
an Pilzelemente erinnernde Gebilde enthielt. Auch durch seine Ver- 
impfung auf Sabouraudsche Maltoseagarrohrchen wurden nur Kokken-, 
aber keine Sporothrichenkolonieen gewonnen. 

Anfang Mai war das Geschwiir vollkommen verheilt. 


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Fielitz, Laboratoriumsinfektion mit dem iSporotrichum de Beurmanni. 367 


Mit aus den eben beschriebenen Veranderungen gewon- 

nenem Material angestellte Tierversuche (an zwei 
mannlichen Ratten). 

Ratte I. Am 8. April 1910 wurde eine schwarzweiGe Ratte mit 
drei erbsen- bis bohnengroGen, 2 Wochen alten, in physiologischer Koch- 
salzlosung aufgeschwemmten Sporothrichenkolonieen, die aus dem Ge- 
schwtirssekret gewachsen waren, intraperitoneal geimpft. 

Am 16. April wurde ihr wieder eine 2 Wochen alte Kultur intra¬ 
peritoneal injiziert. 

Unmittelbar nach dieser Impfung starb die Ratte, und zwar, wie 
sich bei der Sektion herausstellte, an intraabdomineller Verblutung. 
Hochstwahrscheinlich war die Kultur in die Vena cava inferior oder in 
einen ihrer Nebenaste eingespritzt worden; denn es fanden sich bei der 
spater vorgenommenen histologischen Untersuchung der Lunge in fast 
alien Arterien dieses Organs neben zahlreichen Gonidien verzweigte, 
hier und da ein mehr oder weniger dichtes Mycelgeflecht bildende Pilz- 
faden so reichlich und in einer so unzweideutigen Form, wie sie bisher 
in Organen von Versuchstieren nicht nachgewiesen worden sind. 

Obgleich die erste Impfung erst 8 Tage zuriicklag, ergab die Sektion 
bereits ziemlich erhebliche Veranderungen: 

Die Lymphdriisen des kleinen Netzes, des Ligamentum gastro- 
colicum und gastro-lienale sind bis zu ErbsengroGe geschwollen, von 
derber Beschaffenheit und glatter Oberflache. Im Ligamentum gastro- 
colicum bildcn sie kleinere und groGere Konglomerate, die der groGen 
Kurvatur des Magens in Gestalt derber, hockeriger Tumoren kappen- 
formig aufsitzen. Auf dem Durchsclmitt zeigen sie meist eine grau- 
rotliche, glatte, feuchte Schnittflache. Eine Lymphdriise ist im Zentrum 
eiterig eingeschmolzen, eine zweite enthalt in ihrer Mitte eine steck- 
nadelkopfgroGe, von gelben brockeligen Massen ausgefiillte Hohle. 

Die iibrigen Organe, insbesondere die Hoden und Nebenhoden, 
lassen makroskopisch keine Veranderungen erkennen. 

Mit dem Gewebssaft samtlicher Organe, mit dem Herzen entnom- 
menen Blute, mit dem Eiter und den brockeligen Massen der Lymph¬ 
driisen und mit dem Urin werden Sabouraudsche Maltoseagarrbhr- 
chen geimpft. Am 20. April gehen in den m.it Herzblut, mit Gewebssaft 
aus Lunge, Leber, Niere, Milz und Nebenhodenkopf beschickten Rohr- 
chen zahlreiche Sporotrichenkolonieen an. Am 21. April beginnen auch 
aus dem Eiter und den brockeligen Massen der Mesenterialdriisen Sporo- 
trichenkulturen zu wachsen. Die iibrigen Rohrchen (Hoden, Neben- 
hodenschwanz) bleiben steril. In dem Urinrohrchen entwickelt sich ein 
Schimmelpilz. 

Von dem den Driisenhohlen entstammenden Eiter und den nekro- 
tischen Massen werden Ausstrichprfiparate angefertigt, in abs. Alkohol 
fixiert und nach Gram gef&rbt. 

In dem Eiter finden sich zahlreiche, scharf begrenzte runde, ovale, 
spindelformige oder auch mehr eckige dunkelblaue Gebilde, von denen 
einige kleine rundliche oder kegelformige knospenartige Anhange auf- 
weisen, daneben vereinzelte, mehr oder weniger lange, feine oder etwas 
dickere, hier und da verzweigte Faden, in denen gefarbte und ungefarbte 
Partieen in meist regelmaGigen Abst&nden aufeinander folgen. Die ge- 
farbten Partieen heben sich durch ihre dunkelblaue Farbe scharf von 
den ungefarbten ab, sind von verschiedener GroGe und haben teils runde, 


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Centralbl. f. Bakt. etc. 1. Abt. Originale. Bd. 55. Heft 5. 


teils ovale, teils eckige Form. Die blassen Teile der F&den sind von 
feinen, schwachblauen, nur eben sichtbaren Konturen begrenzt; bei 
Kontrastfarbung mit Safranin nehmen sie einen mattroten Farbenton an. 

Noch schoner und deutlicher ausgepr&gt und auch erheblich zahl- 
reicher finden sich diese Gebilde in den Ausstrichen der brockeligen 
Massen. Daneben sieht man zahlreiche, groBtenteils einzeln, hier und 
da auch paarig zusammenstehende langliche, an den Enden leicht ab- 
gerundete oder auch eckige, diffus dunkelviolett gefarbte Korper und 
vereinzelt groBere runde, unregelmaBig kornig gefarbte Bildungen (s. 
Abbildung 2). Da aus den brockeligen Massen und dem Eiter Sporo- 
trichen in Reinkultur geziichtet wurden, so diirften wohl die beschrie- 
benen Bildungen als Elemente des Sporotrichum Beurraanni, als 
Mycelien und Sporen anzusprechen sein. 

Teile von Lunge, Leber Milz, eine halbe Niere, ein Hoden und 
mehrere entztindlich verSnderte peritoneale Lymphdrflsen werden in 
steigendem Alkohol fixiert und gehartet, in Paraffin eingebettet und in 
Serienschnitte zerlegt. Diese werden nach verschiedenen Methoden 
(van Gieson, Pappenheim, Gram, elastische Faserf&rbung) gef&rbt. 

Die Lunge ist von peribronchialen, mehr oder weniger umfang- 
reichen, aus gewucherten Bindegewebszellen, einkernigen Rundzellen und 
zahlreichen Plasmazellen vom Typus Marschalko gebildeten Infiltraten 
durchsetzt. 

Die Leber zeigt nur geringe kleinzellige Infiltration in der nach- 
sten Umgebung der Pfortaderaste. 

Die Hauptveranderungen finden sich in den Drusen. Von dem 
eigentlichen Driisengewebe ist nichts mehr zu erkennen. An seine Stelle 
ist eine diffuse Infiltration getreten, die sich aus einkernigen Rundzellen, 
epithelioiden Zellen, zahlreichen unregelmaBig verstreuten Riesenzellen 
und vereinzelten Plasmazellen zusammensetzt und zahlreiche kleinste 
und grbBere AbsceBbildungen aufweist. Die epithelioiden Zellen bilden 
an einigen Stellen tuberkelartige, zum Teil Riesenzellen enthaltende 
Knoten, die von einer aus gewucherten Bindegewebszellen und Rund¬ 
zellen bestehenden Zone umgeben sind. 

Die Abscesse, welche hier und da eine Kapsel aus konzentrisch 
geschichtetem Bindegewebe besitzen, werden zum grbBten Teil aus wohl- 
erhaltenen gelapptkernigen Leukocyten gebildet. Einige weisen jedoch 
auch kleinere und groBere, mehr nach dem Zentrum zu gelegene nekro- 
tische Partieen auf. 

Eine dieser in einem groBeren AbsceB gelegenen nekrotischen 
Partieen laBt bei der Gram-Farbung zahlreiche verstreute, unregel¬ 
maBig rundlich begrenzte, dunkelviolette Korper erkennen, die zum 
groBten Teil von einem ziemlich breiten blassen Hof umgeben sind, 
wahrend die mittlere unregelmaBig gefarbte Partie ein granuliertes Aus- 
sehen besitzt. 

Es handelt sich hier offenbar um die als Sporen zu deutendeu 
„formes globuleuses“ der Franzosen. 

In nachster Nahe dieser nekrotischen Stelle befindet sich eine zweite 
weniger umfangreiche Nekrose, die die oben beschriebenen fadenformigen, 
wohl Mycelien entsprechenden Gebilde in ziemlich reichlicher Menge 
enthalt (s. Abbildung 1). 

Ratte II. Am 8. April werden 0,2 g des klaren, serosen Ge- 
schwiirssekrets einer weiBen halbjahrigen Ratte intraperitoneal injiziert. 

Am 23. April werden der Ratte einige Tropfen Blut steril ent- 


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Fielitz, Laboratoriumainfektion mit dem Sporotrichum de Beurmanni. 369 


nommen und auf Maltoseagar tibertragen. In den geimpften Rohrchen 
wachsen Hefepilze und Kokkenkolonieen, jedoch keine Sporotrichen. 

Am 7. Mai 1910 wird die Ratte bei scheinbarem Wohlbefinden unter 
leichter Alkoholbetaubung durch Eroffnung der Carotis entblutet. 

Die Untersuchung des Serums auf Sporoagglutination sowohl, wie 
auf Komplementfixation f&llt negativ aus. 

Sektion: Im Mesenterium des Dickdarmes sitzen mehrere linsen- 
bis bohnengroBe, m&Big derbe Driisen, die eine grau-rotliche, feuchte, 
glatte Schnittflkche zeigen. 

An den ubrigen Organen sind makroskopisch krankhafte VerSnde- 
rungen nicht nachzuweisen. 

Blut und Gewebssaft von Lunge, Leber, Niere, Milz, Hoden, Neben- 
hoden und Mesenterialdriisen werden auf Maltoseagar (Sabouraud) 
verimpft. 

Am 12. Mai gehen in den mit Blut und Parenchymsaft des Neben- 
hodens geimpften Rbhrchen Kolonieen des Sporotrichum Beur¬ 
manni rein an. Die iibrigen Rohrchen bleiben steril. 

Histologische Veranderungen finden sich nur in der Lunge; sie ent- 
sprechen vollkommen jenen, die sich in der Lunge von Ratte I fanden. 

Die geschwollenen Mesenterialdriisen lassen normale Struktur er- 
kennen; sie enthalten jedoch, wenn auch nur ganz vereinzelt, gram¬ 
positive parasitare Gebilde von verschiedener Form, namlich einmal 
gerade Oder mehr oder weniger gebogene, an den Enden eckige oder 
leicht abgerundete Faden, die intensiv dunkelviolett, und zwar entweder 
unregelmaBig nach Art der schon mehrfach beschriebenen Faden (s. 
Abbildung 4) oder aber diffus gefarbt sind und im letzteren Falle an 
den Seiten seichte oder tiefere Einschniirungen aufweisen (s. Abbildung 3), 
daneben paarig zusammenstehende eckig-ovale, ebenfalls intensiv gefarbte 
Bildungen, die den in den brockeligen Lymphdrusenmassen von Ratte I 
gefundenen gleichen (s. Abbildung 3), und endlich dicke, nach den Enden 
zu sich verjiingende Stabchen mit blassen Polen und unregelmaBig, hell- 
bis dunkelblau gefarbter Mitte, die an die formes myceliennes courtes 
deBeurmanns und Gougerots erinnern, wo nicht vollig mit diesen 
identisch sind (s. Abbildung 5). 

Sollte es sich auch bei alien diesen Bildungen, wie man wohl an- 
nehmen darf, um Elemente des Sporotrichum de Beurmanni 
handeln, so wiirden sie eine weitere Illustration fur den Formenreichtum 
dieses Pilzes im tierischen Gewebe darstellen. 

BezQglich der Literatur verweise ich auf die oben angefiihrte Arbeit G. Arndts, 
die im Anhang ein ausfiihrliches Verzeichnis der bisher iiber Sporotrichose erschienenen 
Verdffentlichungen enthalt. 


Erkl&rn.ng’ der Abbildnng’en. 


Abbildung 1. Nekrotische Partie eines Mesenterialdrusenabseess&s von Ratte I. 
Farbung nach Gram-Weigert, Vorfarbung mit Lithionkarmin. ZeiBS Ok. 4, Oel- 
immersion. Von dem zum grofiten Teil aus zerfallenen Zellen zusammengesetzten roten 
Grunde heben sich feine, mehr oder weniger gebogene, hier und da kurze Seitenaste 
aussendende Faden ab, in deren Protoplasma dunkelviolett gefarbte, unregelmaBig 
begrenzte Partieen mit blassen in mehr oder weniger regelmaBigen Abstanden ab- 
wechseln. 

Diese Gebilde sind bereits von G. Arndt im tierischen Gewebe nachgewiesen und 
als Mycelfaden des Sporotrichum Beurmanni aufgefaBt worden. 

Abbildung 2. Ausstrichpraparat von brockeligen, in der Hohle einer Mesenterial- 
druse von Ratte I gefundenen Massen. Farbung nach Gram ohne Kontrastfarbung. 
Zeiss Ok. 4, Oelimmersion. 

Erste Abt. Orig. Bd. 65. Heft 5. 24 


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Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originale. Bd. 55. Heft 5. 


Das Gesichtsfeld enthalt in zahlreicher Menge die eben beschriebenen, unregel- 
mafiig gefarbten Faden in verschiedener Dicke, daneben intensiv und diffus dunkel- 
violett gefarbte, ganz unregelmafiig begrenzte, zum Teil paarig zusammenstehende Kdrper 
und ganz vereinzelt groBere, runde, unregelmafiig kornig gefarbte Bildungen (Sporen ?). 

Abbildung 3, 4 u. 5 sind Teile aus einer vergroBerten. aber noch normale Struktur 
erkennen lassenden Mesenterialdruse von Ratte II. (Gram, Verfarbung mit Lithion- 
karmin.) Sie zeigen grampositive Gebilde verschiedener Form, die wohl mit grofier 
Wahrscheinlichkeit Elementen des Sporotrichum Beurmanni entsprechen. Ab¬ 
bildung 3 enthalt neben einem Paar der soeben beschriebenen unregelmauig begrenzten 
Korper (s. Abbildung 2) einen diffus gefarbten, seichte Einschniirungen aufweisenden 
Faden, Abbildung 4 ein ganz unregelmaBig gefarbtes faden form iges Gebilde und endlich 
Abbildung 5 ein ungleichmaBig gefarbtes, nach den Enden zu sich verjungendes Stab- 
chen, das an die forme courte mycdlienne de Beurraanns erinnert. 


Naehdruck verboten. 

flamatoparasitologische Notizen. 

[Aus dem Kaiserlichen Institut fiir experimentelle Medizin 
zu St. Petersburg (Abteilung A. A. Wladimiroff).] 

Von W. L. Yakimoff, Nina Kohl-Yakimoff und D. W. Korssak. 

Mit 1 Tafel. 

I. Ein Trypanosoma der Feldmans im Gouvernement Ssaratow. 

Von W. L. Yakimoff und Nina Kohl-Yakimoff. 

Im Gegensatz zu der haufig auftretenden und drtlich weitverbreiteten 
Trypanosoraeninfektion bei grauen Ratten ist die gleiche Infektion bei 
Mausen SuBerst selten. In der Literatur finden sich diesbeziigliche Angaben 
von Dutton und Todd 1 ), Thiroux 2 ), Kendal 3 ) und Pricolo 4 ). 

AnlaBlich unserer im Ssaratowschen Gouvernement durchgefflhrten 
hSmatologischen Studien untersuchten wir auch das Blut der Feldm&use. 
Dabei fanden wir in einem Falle ein Trypanosoma, das durch sein 
stabchenfbrmiges Centrosoma am geiBellosen Ende und einen hellen, 
dasselbe umgebenden Hof gekennzeichnet war. Der langlich gestreckte 
Kern ist in dem hinteren Teil des Trypanosomenleibes gelagert, und die 
GeiBel ist fiuBerst kurz. Das geiBellose Ende erscheint gewissermaBen 
gestutzt, und zwischen Centrosom und Kern ist eine hellere, rundliche 
Stelle, die einer Vakuole khnelt, zu sehen. 

Ohne die beobachtete Trypanosomenart als eine neue Form anzu- 
sprechen, zumal eine genaue Messung derselben aus auBeren Griinden 
unterbleiben muBte, mbchten wir die gemachte Beobachtung nicht un- 
erwahnt lassen. 

Beifolgende Zeichnung (Fig. 1) stellt eine getreue Wiedergabe dar. 

II. Ein Trypanosoma der Feldmaus im ostasiatischen Ufergebiete. 

Von W. L. Yakimoff und D. W. Korssak. 

Im ostlichen Sibirien (in der Stadt Wladiwostock) werden in Er- 
mangelung von weiBen Mausen die gewohnlichen Feldmause (Mus 
agrarius) zu Laboratoriumsversuchen benutzt. 

1) Dutton and Todd, Johnston & Thompson Yates Laborat. Report. Vol. 5. 
1903. p. 56—57. 

2) Thiroux, Compt. rend, de la Soc. biol. 1905. Stance Mai 27. p. 885 —887. 

3) Kendal, A. J., Journ. of infect, diseases. 1906. April. 

4) Pricolo, A., Centralbl. f. Bakteriol. Abt. I. Orig. Bd. 42. 1906. 


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CtnLrdblali t Bakteriologu Abt.l Orig.Bd $5. Fiditi, Sporotrichwn dcBairmwii 



D. Jadassohn gez Verlag von Gustav Fischerin Jena. Uth-Anst v Johannes Arndt, Jen 


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Yakimoff, Kohl-Yakimoff u. Korssak, Hamatoparasitologische Notizen. 371 


Im Jahre 1908 fand der eine von uns (K.) im Blute solcher Mfiuse 
(zweiraal) ein Trypanosoma, welches sowohl durch sein morpho- 
logisches Verhalten als auch durch seine Made als eine neue Art der 
MSusetrypanosomen aufzufassen ist. 

Gekennzeichnet sind sie durch ihren fiuBerst schmalen Leib, der 
nach hinten in ein verjfingtes, geiBelloses Ende iibergeht und nach vorn 
in ein feines Geifielende ausl&uft. Das Centrosoma ist meist von stfib- 
chenahnlicher Form oder ovaler Gestalt; in seltenen Fallen findet man 
ein punktffirmiges Centrosom. Der Kern besitzt eine langliche Form, 
und das Protoplasma des Trypanosoms ist vielfach granuliert. Die 
MaBe, die durch sorgfaltige Messungen im Institut fiir experimentelle 
Medizin gefunden wurden, sind in folgender Tabelle niedergelegt: 


Vom hinteren geifiellosen Ende 

1 

2 

3 

4 

5 

6 

7 

8 

bis zura Centrosom 

1,52 

3,80 

3,80 

3,04 

3,80 

3,04 

3,04 

1,90 

Vom Centrosom bis zum Kern 

6,08 

7,22 

6,08 

6,08 

6,08 

7,60 

6,08 

6,08 

Lange des Kernes 

3,04 

3,04 

1,52 

3,04 

3,04 

3,04 

3,04 

3,04 

Vom Kern bis zum Geifielende 

6,08 

4,75 

7,60 

5,51 

4,75 

4,75 

4,75 

4,75 

3,04 

4,75 

Lange der Geifiel 

1,52 

4,75 

7,60 

6,08 

6,08 

7,60 

Gesamtlanra des Trypanosoms 
Breite des Trypanosoms 

18,24 

26,41 

21,66 

24,51 

26,79 

23,18 

21,28 

23,37 

2,66 

1,90 

1,52 

1,52 

1,90 

1,52 

1,52 

1,52 

Breite des Kernes 

1,52 

1,52 

1,14 

1,14 

1,14 

1,52 

1,52 

0,76 


Aus der Tabelle folgt, daB die Maximal- und Minimalwerte fiir die 
Lange 26,79 bezw. 18,24 //, fiir die Breite 2,66 bezw. 1,52 betragen. 
In Anbetracht des charakteristischen morphologischen Verhaltens und 
der festgestellten MaBe kann das gefundene Trypanosom mit keinem der 
bereits bekannten Trypanosomen der Mause (Lewisi, Duttoni, Pri- 
colo) identifiziert werden. Es dfirfte daher gerechtfertigt erscheinen, 
dem Vorschlag von A. Wladimiroff und W. Yakimoff Folge zu 
leisten und das Trypanosom Trypanosoma Eorssaki zu benennen. 


III. Zur Frage fiber die Verbreltung des Trypanosoma Lewisi 

In RnBland. 

Von W. L. Yakimoff. 

Durch Untersuchungen von Tartakowsky 1 ), Yakimoff 2 ), 
Gross 3 ), Grtiner 4 ), Danilewsky 5 6 ), Schalaschnikoff®) ist es 
sichergestellt, daB die Trypanosomen Lewisi sowohl in St. Petersburg 
und in Moskau, als auch im Stiden von RuBland bei grauen Ratten vor- 
zukommen pflegen. In Petersburg sind 41,3 Proz. samtlicher Ratten, 
wie ich es bereits beschrieben habe, mit Trypanosoma Lewisi 
infiziert, wahrend in Moskau nach Grfiner bei 25 Proz. derselben die 
Trypanosomen nachzuweisen waren. 

Bei weiteren Untersuchungen in dieser Richtung konnte ich mich 
in jfingster Zeit davon fiberzeugen, daB auch im Ssaratowschen und 
Kasanschen Gouvernement das Vorkommen der Trypanosoma Le¬ 
wisi bei grauen Ratten nicht zu den Seltenheiten gehort. 


1) Tartakowsky, M., Archiv Weterinarnych Nauk. 1901. Heft 11. 

2) Yakimoff, W., Zeitschr. f. lnfektionslrrankh. d. Haustiere. Bd. 2. 1907. 

3) Zit. nach Laveran u. MesniL Paris 1904. 

4) Grfiner, Weterinarnoie Obosrenie. 1906. 

5) Danilewsky, Untersuchungen fiber vergleichende Parasitologie. Charkow 
1888. [Russisch.] 

6) Bchalaschnikoff, Archiv Weterinarnych Nauk. 1888. 


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372 


Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 55. Heft 5. 


IT. Piroplasmose bei Feldmausen. 

Von W. L. Yakimoff. 

Bezugnehmend auf unsere Beobachtungen von Piroplasmose bei 
Igeln 1 ) und Trypanosomiasis bei Feldmausen im Ssaratowschen Gou- 
vernement kann noch nachgetragen werden, daB gelegentlich der Blut- 
untersuchung bei 11 gefallenen Feldmausen wir in 3 Fallen das Vor- 
handensein von Piroplasmen im Blute derselben feststellen konnten. Es 
handelte sich dabei um kleine ringformige, intraglobular gelagerte Para- 
siten mit hellblauem Protoplasma und rotem Karyosoma (bei Giemsa- 
Farbung). 

Die Piroplasmen waren stets nur ganz vereinzelt vorhanden, bei 
einer mehr oder weniger stark ausgesprochenen Polychromatophilie der 
Erythrocyten. Die polychromatophile Eigenschaft der roten Blutkorper- 
chen war iibrigens auch mehrmals zu verzeichnen gewesen in Fallen, in 
denen keine Piroplasmen nacbweisbar waren. 

Was den Infektionsweg bei der Piroplasmose der Feldmause betrifft, 
so glauben wir, daB, gleich wie bei der Igelpiroplasmose, auch hier 
die Nymphe des Dermatocentor reticulatus als Uebertrager der 
Krankheit in Betracht kommt. Zu solch einem Schlusse glauben wir 
um so mehr berechtigt zu sein, als es uns in einem Falle gelang, die 
Nymphe an der Feldmaus parasitierend vorzufinden. Ob die Piroplasmen 
der Feldmause und der Igel identisch sind, mochten wir vorderhand 
dahingestellt sein lassen. 

Es sei nur noch erwahnt, daB unsere Untersuchungen auf Piro¬ 
plasmen bei der Zieselmaus stets ein negatives Resultat ergaben. 

V. Piroplasmosis beim Rcnntier, beim chinesischen Yack 

und beim Baren. 

Von W. L. Yakimoff. 

AniaBlich unserer hamatologischen Studien nahmen wir die uns 
gebotene Gelegenheit wahr, im Fruhling 1908 bei den verschiedenen 
Tieren des St. Petersburger zoologischen Gartens Blut zu morphologi- 
schen Studien zu entnehmen. Die in der ublichen Weise angefertigten 
Bluttrockenpraparate wurden mit der Giemsa-Losung gefarbt und einer 
Untersuchung unterworfen. 

Bei dieser Gelegenheit fanden wir bei den obengenannten Tieren 
Gebilde im Blut, die sowohl durch ihr tinktorielles Verhalten, als auch 
durch ihre Form und Lagerung als Piroplasmen angesprochen werden 
dtirften. 

Beim Renntier fanden wir auf drei Ausstrichpraparaten zwei ring¬ 
formige Piroplasmen, die durchaus den von Kerzelli beschriebenen 
ahnelten. 

Beim chinesischen Yack wurden desgleichen zwei Piroplasmen ge- 
funden, von denen eines endoglobular gelagert war, das andere als freier 
Parasit. Das letztere zeigte eine kugelformige Gestalt und zwei kleine, 
nahe an der Peripherie gelagerte Karyosomen. 

In den Ausstrichpraparaten vom Blute eines Baren war nur ein 
einziger ringformiger Parasit nachweisbar. 

Das Blut vom Renntier und vom Baren zeigte mehr oder weniger 
ausgesprochene Erscheinungen von Polychromatophilie. Beim Baren 

1) Yakimoff, W., Centralbl. f. Bakteriol. Abt. I. Orig. Bd. 52. 1909. 


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Centralblatt f. BakUriologie A bt. /. Orig. Bd.55. YakimfT, Hmatoparasitobgischc Notizen 



Nina. Kohl -Yaklmoff ge2 Verligvon GustavFischerlnJena. iith Anst.v Johannes Arndt, Jena 


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Negri, Beobachtungen iiber Sarkosporidien. III. 


373 


waren daneben noch Normoblasten vorhanden, wahrend im Blut vom 
Yack keine pathologischen Veranderungen zu beobachten waren. 

Der (Jrastand, daB die gefallenen Tiere aus dem Zoologischen Garten 
in unserer Abteilung seziert werden und im Verlaufe des Jahres 1908 
und der ersten Monate des Jahres 1909 keines von den obenerwahnten 
Tieren zur Sektion kam, l&Bt vermuten, daB der Verlauf der Piroplas- 
mose bei diesen Tieren ein gutartiger ist. 

Die Untersuchungen auf Piroplasmose bei samtlichen anderen Tier- 
arten, die uns zur Verfiigung standen, verlief resultatlos. 


Erkl&rnng' der Tafel. 

Fig. 1. Trypanosoma der Feldmaus im Gouvernement Ssaratow. (Leitz, 
Imm. Y,,, Komp.-Okul. 18.) 

Fig. 2—7. Trypanosoma Korssaki. (Leitz, Imm. Vi»> Komp.-Okul. 18.) 
Fig. 8. Piroplasma des chinesischen Yack. (Zeiss, Apochr. 1,5, Komp.- 
Okul. 18.) 


• Naehdruck verboten. 

Beobachtungen liber Sarkosporidien. 

[Aus dem Laboratorium fiir allgemeine Pathologie und Histologie der 
Kgl. Universit&t Pavia (Vorstand Prof. C. Golgi).J 

III. Mitteilung. 

Von Dr. A. Negri, Assistent und Privatdozent. 

Mit 1 Tafel. 

Bei meinen teilweise bereits veroffentlichten Beobachtungen iiber 
Sarkosporidien habe ich mich auch gleichzeitig bemuht 1 ), manche die 
Entwicklungsgeschichte dieser interessanten parasitSren Protozoen be- 
treffende Eigentiimlichkeiten ins Licht zu stellen, ein Thema, woriiber 
— wie einstimmig zugegeben wird — unsere Fachkenntnisse noch spar- 
lich und unvollstfindig sind. 

Die Moglichkeit, die Sarkosporidiose bei manchen Saugetieren ex- 
perimentell durch Verfiitterung mit infizierten Muskeln hervorzurufen, 
hat mir die Aufgabe erleichtert, und tatsachlich habe ich denn auch nur 
Tiere benutzt, die im Laboratorium infiziert wurden. 

Wahrend nun Smith 2 ) zu seinen Untersuchungen — den ersten, 
die gezeigt haben, es lasse sich die Infektion auf dem Wege des Magen- 
darmkanals hervorrufen — so wie die Forscher, die seine Versuche wieder- 
holt haben, sich des Mus musculus L. bedient hatten, habe ich fiir 
die meinigen Mus decumanus Pall. var. albinus verwendet, eine 
Art n&mlich, bei der ich die Erfahrung gemacht habe. daB die kiinstlich 
erzeugte Infektion ebenso konstant auftritt und nach denselben Gesetzen 
veriauft, die der hervorragende amerikanische Forscher bei Mus mus¬ 
culus festgestellt hatte. 

Das Meerschweinchen — bei dem, wie ich bereits gezeigt habe, die 
experimentelle Sarkosporidiose ebenfalls moglich ist — habe ich aus 
verschiedenen Griinden beiseite gelassen, vor allem aber deshalb, weil 

1) Negri, Beobachtungen iiber Sarkosporidien. Erste Mitteilung. (Centralbl. f. 
Bakteriol. Abt. I. Orig. Bd. 47. 1908. Heft 1.) Zweite Mitteilung. (Ibid. Bd. 47. Heft 5.) 

2) Smith, The production of Sarcosporidiosis in the mouse by feeding infected 
muscular tissue. (The Journal of ex per. Med. 1901.) 


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374 


CentralbL f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 55. Heft 5. 


bei diesem Tiere die Parasiten zuweilen in sehr geringer Anzahl vor- 
handen sind, so dafi es viel Mfihe kostet, dieselben aufzufinden, und ferner 
auch darum, weil wegen der winzigen Dimensionen, die das Protozoon 
beim Meerschweinchen annimmt, dieses letztere wohl nicht das geeignetste 
Material zu einem Studium der feineren Struktureigentfimlichkeiten lie- 
fern kann. 

Deshalb beziehen sich raeine Befunde auf Sarcocystis rauris, 
so wie dieselbe bei den weiCen Ratten in Erscheinung tritt. 

* * 

* 

In seiner interessanten Mitteilung macht Smith die Angabe, dafi 
er die jiingsten Formen von Sarcocystis muris in den Muskelfasern 
von Mfiusen 45 Tage nach deren Verffitterung mit infizierten Muskeln 
angetroffen hat. 

Der kleinste von ihm ira frischen Zustande wahrgenommene Parasit 
war ein 152 y. langes, 20 /t breites, spindelformig gestaltetes, in eine 
zarte Membran eingehiilltes Gebilde mit hyalinem, undifferenziertem In¬ 
halt —■ einige zerstreute lichtbrechende Granula ausgenommen. 

In einer vorgeriickten Entwickelungsperiode, bei bedeutend Ifinger 
gewordenen Parasiten, hat Smith im Innern derselben zahlreiche spindel- 
bezw. eiffirmig gestaltete, gedr&ngt zusammenliegende Gebilde wahrge- 
nommen, deren grofie Acbse nahezu parallel zu jener des Sporozoons ver- 
lief; der L&ngsdurchmesser betrug ungeffihr 12 /u, der Querdurchmesser 
4 |i<; jedes derselben war mit einem dicken, 1 /t grofien, lichtbrechenden, 
mit Osmiumsfiure sich schwarz f&rbenden Granulum versehen. 

Auf dieses Stadium folgt nun ein zweites, wo die spindel- bezw. 
eiformigen Gebilde eine nierenfihnliche Gestalt annehmen, eine Aende- 
rung, die im Zentralteile des Protozoons ihren Anfang nimmt. 

Ungeffihr 70 Tage nach Einftihrung des infizierten Materials in den 
Magen des Tieres beginnt die Bildung der Sporoblasten und Sporozoiten 
vor sich zu gehen. Nach Smiths Angabe besteht der Parasit aus rund- 
lich bezw. polyedrisch gestalteten Massen von feinkSrnigem Aussehen, 
welche dicht nebeneinander liegen, 16 ii lang und 14 /t breit sind: Sporo¬ 
blasten, die sofort in die Sporozoiten zerfallen. Wie grofi die Zahl der 
aus jedem einzelnen Sporoblasten entstandenen Sporozoiten ist, hat Verf. 
— wie er angibt — nicht genau bestimmen konnen, es dfirften — fiigt 
er hinzu — deren 8 sein. . . . 

Um nun diese an frischem Material gemachten Wahrnehmungen 
kontrollieren zu kfinnen, hat Smith auch noch Untersuchungen an Para¬ 
siten in Schnitten von in Zenkerscher Fltlssigkeit fixierten, nach ver- 
schiedenen Methoden gef&rbten Muskeln angestellt. 

In den jiingsten Stadien — in Fig. 2 seiner ersten Tafel ist ein ca. 
50 —55 n langer, 51 Tage nach der Verffitterung vorgefundener Parasit 
abgebildet — war die Kemteilung schon sehr weit vorgeschritten, so dafi 
zahlreiche nuklefire Massen auch in der Figur wahrnehmbar sind. 

Auf dieser Entwickelungsstufe hat Smith im Inneren der Sarco¬ 
cystis keine Differenzierung nach individualisierten Elementen, d. i. 
nach Zellen zu Gesicht bekommen kfinnen. Er spricht von besondere 
Merkmale aufweisenden Gebilden, jedes derselben bestehe aus einem 
kompakten, 2 (.i im Durchmesser betragenden, in einem hellen 4—6 ju 
einnehmenden Raum gelegenen, nuklefiren Klumpen mit ziemlich lappigen 
Umrissen. In diesem Raum ist nach Angabe des Verf. noch ein zweites 
rundliches, Vs groBes Kfirpercheu vorhanden, welches gleichfalls die 


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Negri, Beobachtungen fiber Sarkosporidien. III. 


375 


nuklefiren Farben intensiv annimmt. Verf. glaubt sich ffir den Augen- 
blick nicht in der Lage, dieses Granulum irgendwie deuten zu kfinnen. 

AuBer diesen Einzelheiten, bemerkt Smith zum Schlusse, hat das 
Studium der gef&rbten Schnitte keinen weiteren Beitrag zu den durch 
Untersuchung im frischen Zustande gemachten Erfahrungen geliefert, 
noch sonst einen AufschluB ermfiglicht fiber die vermutete Teilung der 
spindelformigen Gebilde vor Eintritt ihrer Zunahme an Sporoblasten, 
und auch nicht die Mfiglichkeit verschafft, die Art und Weise der Teilung 
der Sporoblasten in Sporozoiten klarzustellen. 

Es muB jedoch gerechterweise hinzugeftigt werden, daB Smith die 
Erklfirung abgibt, es habe durchaus nicht in seiner Absicht gelegen, auf 
das Studium der morphologischen Eigentiimlichkeiten der verschiedenen 
Stadien des intramuskulfiren Zyklus des Sporozoons naher einzugehen und 
daB er seine Beobachtungen nur zu dem Zwecke mitgeteilt habe, urn zur 
Fortfilhrung der diesbezfiglichen Untersuchungen anzuregen, wobei er 
darauf hinweist, wie sich zwischen der komplizierten, von ihm bei S a r c o - 
cystis muris geahnten Entwickelung und der von anderen Autoren bei 
anderen Sarkosporidien beschriebenen eine Aehnlichkeit bemerkbar macht 

* * 

* 

Zu meinen Untersuchungen — die, 1907 eingeleitet, nunmehr zu 
einer erheblichen Zahl angewachsen sind — habe ich weiBe Ratten be- 
nutzt, die im Laboratorium geboren waren und gewfihnlich ein Alter von 
4, 5 Monaten und auch dariiber erreicht hatten. Bei jedem Experiment 
bin ich sorgf&ltig darauf bedacht gewesen, Tiere von demselben Wurf 
zu wfihlen, die in demselben Kfifig geboren, die gleiche GroBe besaBen 
und stets unter den gleichen Verhfiltnissen gelebt hatten. 

Die Verabreichung des infizierenden Materials ist stets eine reich- 
liche und mehrraalige gewesen; zuweilen erfolgte dieselbe durch 3—4 
Tage nacheinander, mitunter war sie eine 5—6-malige, und zwar zu ver¬ 
schiedenen Zeiten, jedoch stets innerhalb einer hochstens 10 Tage um- 
fassenden Zeitperiode. 

Als infizierendes Material wurden die Muskeln von Mus decuma- 
n u s verwendet, welches Tier in dieser Gegend sehr hfiufig mit natiirlicher 
Sarkosporidiose behaftet ist und mitunter einen an Parasiten sehr 
reichen Befund liefert. 

Die Muskeln wurden den Tieren stets ganz frisch, unmittelbar nach 
dem Tode vorgelegt, ohne irgendwelche Zugabe anderer Nahrungsmittel; 
vor jeder Fiitterung wurden samtliche Muskeln von wenigstens einem 
Mus decumanus grob zerkleinert; es ist wohl unnfitig, hierbei zu 
bemerken, daB dieselben stets sofort und mit groBer Gier verzehrt wurden. 

Ich habe es fiir zweckentsprechend gehalten, mich nicht auf eine 
einzige Fiitterung zu beschrfinken, um erstens einmal fiber das Zustande- 
kommen der Infektion desto sicherer zu sein und zweitens in der Hoff- 
nung — bei jenen Versuchen nfimlich, wo zwischen der ersten Fiitterung 
und der letzten ein Zeitraum von 10 Tagen verstrichen war — Sarko¬ 
sporidien bei demselben Tiere zu verschiedenen Entwickelungszeiten 
antreffen zu kfinnen, was das Studium erleichtert hfitte. 

Die bei den einzelnen Versuchen benutzten Ratten wurden in ver¬ 
schiedenen Zeitabstanden nach der ersten Fiitterung — von 35 Tagen 
ab — getotet. 

Jedem einzelnen Tiere habe ich stets die Pectorales entnommen und 
fast immer auch Muskeln anderweitiger Gegenden (M. psoas, des Ober- 
schenkels, der Abdominalwand usw.); die Pectorales habe ich deshalb 


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376 


Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 55. Heft 5. 


bevorzugt, weil dieselben — wie ich bereits in meiner zweiten Mitteilung 
hervorgehoben — das Anfertigen groBfl&chiger Schnitte gestatten und 
sich als vortrefflich zur Untersuchung geeignet erweisen. 

Zur Fixierung der auf Korkplatten vermittelst Igelstacheln gespannt 
gehaltenen Muskeln habe ich zuerst versuchsweise mehrere Flussigkeiten 
(Alkohol, Flemming sche bezw. Zenker sche Losung, Sublimat-Alkohol, 
Sublimat-Alkohol-Essigsaure) in Anwendung gebracht. Ich habe jedoch 
bald die Ueberzeugung gewonnen, daB letztere — Sublimat-Alkohol-Essig¬ 
saure — das zur Fixierung und nachtraglichen Far bung der S. muris 
das sich am besten bewfthrende Gemisch liefert, weshalb ich mich bei 
meinen weiteren Untersuchungen fast ausschlieBlich desselben bedient habe. 

Die hkufig mit dem Schwefelkohlenstoffverfahren in Paraffin ein- 
gebetteten Muskeln habe ich in Serien von 5 //, l l j 2 //, 10 p geschnitten. 

Zur Farbung habe ich verschiedene Methoden angewendet. Nachdem 
ich aber festgestellt hatte, daB dieselben einer guten H&malaunf&rbung 
gegenuber grQBtenteils keine besonderen Vorteile gewahren, vielmehr fifters 
dieser letzteren nachstehen, habe ich fast immer mit Hamalaun gefarbt 
und hierauf zuweilen eine zweite Farbung vorgenommen, entweder mit 
Eosin, oder mit Orange, Oder auch mit Unnaschem Orange-Tannin. 

Durch dieses Verfahren, das ich hier aus dem Grunde etwas ausfiihr- 
lich erwkhnt habe, weil ich iiberzeugt bin, daB bei diesem Studium die 
Technik ihre groBe Wichtigkeit hat, ist es mir inoglich gewesen, manches 
nachzuweisen, das meinem Dafiirhalten nach einer Darlegung wert erscheint. 

* * 

* 

In den Pectoralmuskeln einer 50 Tage nach der ersten Verftitterung 
mit infizierten Muskeln getoteten weiBen Ratte habe ich die allerjiingste 
bisher beschriebene Form von Sarcocystis muris angetroffen, d. i. 
einen langgestreckten Parasiten (Fig. 1) mit abgerundeten Enden, dessen 
Langsdurchmesser 25 n und dessen Querdurchmesser weniger als 5 /n 
betrug; seine Langsachse verlief parallel zur groBen Achse der das Ge- 
bilde beherbergenden Muskelfaser. 

Was aber die Struktur anbelangt, so beschranke ich mich darauf, zu 
erwahnen, daB, wenngleich die Farbung bei dieser und noch anderen vorge- 
rflckteren Formen eine Erkenntnis der feineren Einzelheiten nicht gestattet 
— was meiner Ansicht nach eher auf die zu dieser Zeit schwache Farb- 
barkeit des Protozoons als auf technische Modalitaten zurdckzufuhren 
ist — so laBt sich doch deutlich wahrnehmen, daB der Parasit mit einer 
auBerst zarten Membran bekleidet ist, die seine Begrenzung bildet. In 
seinem Inneren ist der Parasit bereits in eine Anzahl Klumpen oder 
Zellen geteilt, die ich mit dem Namen Sporoblasten bezeichnen will 1 ). 
Solche eiformig gestalteten Klumpen haben zarte Umrisse und zeigen 
das Bestreben, sich zueinander und auch zur groBen Achse des Para¬ 
siten parallel anzuordnen. Bei kornigem, mit Hamalaun auBerst schwach 
sich farbendem Inhalt gestatten diese Zellen, einen in der Mitte gelege- 
nen hellen Raum zu gewahren, der in manchen derselben von einem 
kleinen, etwas starker gefarbten Korperchen eingenommen wird. 

Die gleiche Struktur, das gleiche in Fig. 1 mit hinreichender Deut- 
lichkeit ersichtlich gemachte Gesamtaussehen, habe ich bei derselben 


1) Ich bediene mich dieser Benennung, um ein auf dem Gebiete der Studien fiber 
Sporozoen geliiufiges Wort zu gebrauchen; aus weiteren Untersuchungen wird sich er- 
geben konnen, ob diese Zellen und die in anderen Protozoen beschriebenen tatsachlich 
identifizierbar sind. 


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Negri, Beobachtungen fiber Sarkosporidien. III. 


377 


Ratte noch in einera anderen, eine Maximall&nge von 27 ft aufweisenden 
Parasiten angetroffen. 

In Fig. 2 habe ich getrachtet, eine in ihrer Entwickelung etwas 
fortgeschrittene, 35 ft lange und 6 l / 2 ft breite Form zu veranschaulichen, 
die ich gleichfalls bei dem Tiere vorgefunden habe, bei dem ich die 
friiheren Stadien beobachtet hatte. 

Die Zahl der Sporoblasten ist in dieser letzteren Form eine groBere 
geworden; gedrangt aneinander, longitudinal angeordnet und von der 
Membran umhiillt, setzen die Sporoblasten den gesamten Korper des 
Sporozoons zusammen. Die schwache Farbbarkeit, die sicherlich nicht 
vollkommene Farbung, die innigen Beziehungen dieser Zellen zuein- 
ander, ihre mehrfache Uebereinanderlagerung, erschweren die genaue 
Schatzung ihrer Durchmesser, manche derselben scheint eine L&nge von 
5 ft zu besitzen; jede einzelne zeigt in der Mitte eine Anhaufung von 
Kornchen Oder ein Korperchen, das mit Hamalaun sich schwach ge- 
farbt hat. 

Bei Parasiten, welche eine Lange von 50 ft erreicht haben — und 
solche habe ich nicht nur bei der in Rede stehenden Ratte, sondern 
auch bei Ratten anderer Versuche, die 50 Tage nach der Verflitterung 
getotet worden waren, angetroffen — beginnt die innere Struktur eine 
etwas deutlichere zu werden, da sich diese Stadien leichter farben lassen. 

Als Typus hiervon habe ich hier (Fig. 3) eine 52 ft lange und 8 ft 
breite Form abgebildet. Der Parasit ist mit eiformigen Zellen dicht 
erfUllt, deren Umrisse sich ziemlich genau bestimmen lassen, trotzdem 
die einzelnen Elemente sehr innige Beziehungen zu einander eingehen 
und sich mehrfach iiberlagern, was aber nur teilweise in der Figur er- 
sichtlich gemacht ist. Jeder Sporoblast enthalt ein korniges Protoplasma; 
in der Mitte der Zelle liegt eine von einem hellen Hof umgebene an- 
sehnliche, intensiv und elektiv sich differenzierende Kernanh&ufung. Der 
Kern erscheint bald aus einer Gruppe von mehr Oder weniger nahe 
nebeneinander gelagerten chromatischen KSrnchen zusammengesetzt, bald 
in der Form eines anscheinend homogen aussehenden, gewohnlich un- 
regelmaBig konturierten Korperchens. Mit Hilfe einer intensiven kiinst- 
lichen Beleuchtung und durch Anwendung von vortrefflichen Linsen- 
systemen macht man jedoch sehr hkufig die Wahrnehmung, daB diese 
anscheinend homogenen Kerne gleichfalls auseinander dicht gen&herten, 
fast zu einer einheitlichen Masse verschraolzenen Kornchen bestehen. 

Es ist mir bei diesen Parasiten nicht moglich gewesen, auffallige 
Teilungsvorgange des Kernes wahrzunehmen; nicht selten habe ich jedoch 
Kerne zu Gesicht bekommen, in denen die Kornchen in zwei etwas 
lfinglich gestalteten, einander gegeniiberliegenden, nahezu miteinander 
in Beriihrung stehenden Haufen angeordnet sind, Bilder, die an den auf 
einer hoheren Entwickelungsstufe des Parasiten sichtbar werdenden Tei- 
lungsvorgang der Sporoblasten erinnern und die ich nachstehend be- 
schreiben will. 

Eine Andeutung von Kernteilung ist mit groBerer Deutlichkeit in 
Fig. 4 ersichtlich, wo ein ca. 60 ft langer Parasit abgebildet ist. Auch 
in diesem letzteren finden sich nur rundliche bezw. eiformige, nahezu 
gleich groBe Zellen mit aus groBen, mehr Oder weniger einander ge- 
nkherten, zuweilen bis an die Peripherie des sie enthaltenden Elements 
herantretenden, chromatischen Granula bestehenden Kernen. In der 
mittleren Partie des Protozoons sind bei einem deutlich wahrnehmbare 
Umrisse zeigenden Sporoblasten die Kerngranula in zwei einander parallel 


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378 


Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 55. Heft 5. 


verlaufenden Strangen angeordnet; jeder Strang ist wieder von einem 
aus einer kornigen, die gleichen Merkmale wie das Protoplasraa der be- 
nachbarten Zellen aufweisenden Substanz bestehenden Hof urageben. 
Man gewinnt hierbei den Eindruck, als wenn im Inneren der Sporoblasten 
durch Teilung zwei eiformig gestaltete, gleich grofie Zellen ira Entstehen 
begriffen waren. 

DaB ein solches Bild den Ausdruck eines tatsSchlich vor sich gehen- 
den Teilungsvorganges und nicht etwa einen zuf&lligen Befund darstellt, 
ist durch die Untersuchung der vorgeriickteren Stadien erwiesen. Es 
ergibt sich namlich aus dieser Untersuchung, daB die Verinehrung der 
Sporoblasten durch eine ihnen zukommende, nach konstanten Gesetzen 
und Modalitaten sich SuBernden Vermehrungstatigkeit bedingt ist. 

Ohne mich hier auf detaillierte Beschreibungen einzulassen, die mich 
nur zu einer Wiederholung des bereits Gesagten fuhren wiirden, werde 
ich mich lediglich auf einige die Figuren 5—9 betreffende Angaben 
beschranken. 

Fig. 5 veranschaulicht das auBerste Ende eines ca. 120 (x langen 
Parasiten, den ich zusammen mit anderen bei einer 67 Tage nach der 
ersten Verfiitterung mit infizierten Muskeln getoteten Ratte vorgefunden 
habe. Die iibrigen Figuren stammen von einer anderen, nach 60 Tagen 
getoteten Ratte, bei der die Sarcocystis in groBer Anzahl vorhanden 
waren und ungefahr auf der gleichen Entwickelungsstufe standen. Fig. 6 
macht das auBerste Ende eines dieser Protozoen ersichtlich; seine Lange 
betrug ca. 200 /t; der Schnitt war vollstandig gelungen. Die Figuren 
7, 8, 9 beziehen sich dagegen auf stark schr&g geschnittene parasitare 
Formen, die gerade an der Stelle abgebildet wurden, wo die Kontinuitat 
der Cyste unterbrochen geblieben ist. 

Solche Parasiten — sowie noch sehr zahlreiche andere, ungefShr 
in der gleichen Entwickelunsperiode befindliche Formen — enthalten 
noch und ausschlieBlich Sporoblasten, die sich von denen, die ich in den 
vorhergehenden Stadien beschrieben habe, durch keinerlei Merkmale 
unterscheiden. Nur sind die Sporoblasten, anstatt so dicht gedrangt zu 
erscheinen wie die Parasiten der Fig. 3 und 4, durch helle Raume von- 
einander geschieden und gestatten daher eine genauere Bestimmuug 
ihrer GroBe, Gestalt und Umrisse. Zu beachten ist jedoch hierbei, daB, 
wiihrend die Figuren 1—4 Parasiten in toto darstellen, die iibrigen nur 
Abschnitte des Protozoons veranschaulichen, in denen die zwischen den 
einzelnen Gebilden liegenden Raume deutlicher wahrnehmbar sind, mo- 
gen nun dieselben tatsachlich vorhanden, oder nur durch die zusammen- 
schrumpfende Einwirkung der Reagentien hervorgebracht sein. 

Solche rundlich bezw. eiformig gestaltete Sporoblasten mit kornigem 
Protoplasma enthalten zum grofien Teil einen (einzigen) im Zentrum 
eines hellen Hofes gelegenen Kern — manches chromatische Granulum 
tindet sich mitunter noch hie und da zerstreut im Protoplasma — zum 
Teil lassen sie die von mir in Fig. 4 veranschaulichte Anordnung des 
Chromatins erkennen. 

Es handelt sich urn Zellen, die bald inbezug auf Gestalt und GroBe 
den umliegenden gleich, bald hingegen schwach vergroBert, etwas lang- 
gestreckt sind, mit einem in zwei granulose, langlich geformte Klumpen 
geteilten Kern, wie in den Abbildungen, auf die ich hier verweise. 

In gewissen Fallen ist das Protoplasma am TeilungsprozeB noch 
nicht beteiligt, in anderen (s. Fig. 5 und 9) ist dasselbe durch eine 
ziemlich scharfe Demarkationslinie in zwei gleich groBe, symmetrische 


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Negri, Beobachtungen iiber Sarkosporidien. III. 


379 


Halften geteilt, deren jede einen der nuklearen Klumpen einschlieBt. 
In wieder anderen endlich gewahrt man zwei Sporoblasten mit aber- 
mals in die Lange gezogenem Kern; dieselben hangen so innig und 
mit solch eigentiimlicher Anordnung zusammen, daB man sie, auch im 
Hinblick auf das Aufeinanderfolgen der verschiedenen Bilder, nicht an- 
ders deuten kann, als wie das Resultat der Teilung einer dieser Mutter- 
zellen in zwei Tochterzellen (Fig. 8). 

Sporoblasten und sonst nichts als Sporoblasten mit den bisher be- 
schriebenen Merkmalen, darunter auch nicht gar so selten in Teilung 
begriffene, habe ich bei stetiger Anwendung des gleichen Verfahrens in 
noch weiter entwickelten Parasiten bei in groBeren Zeitabstanden vom 
Datum der Infektion (60—70 Tage nach derselben) getoteten Ratten 
angetroffen. Ich habe vollstandige Schnitte von Sarkosporidien bekom- 
men, wo letztere 300 /.i und noch weit dariiber lang waren. Ihre Unter- 
suchung — haufig waren die PrBparate BuBerst feine — durfte wohl 
dazu berechtigen, eine solche Behauptung aufzustellen. 

Auch bei mehr als 600 // langen Cysten (etwa nach 70 Tagen) ist 
das Innere des Protozoons nahezu ausschieBlich von diesen Zellen ein- 
genommen; ich sage „nahezu ausschlieBlich“, da im zentralen Teil der 
Cyste die Elemente in der Regel dicht angehauft liegen, so daB, wenn 
auch einerseits sich wohl feststellen lBBt, daB keine groBeren Zellen vor- 
handen sind, andererseits nicht auszuschlieBen ist, daB an irgendwelcher 
Stelle bei manchem Sporoblasten feinere Differenzierungsvorgange (die 
Entstehung von Sporozoiten namlich) sich abgespielt liaben. Und tat- 
sachlich nimmt gegen den 70. Tag, analog den von Smith an Mus 
musculus gemachten Wahrnehmungen, das Auftreten der Sporozoiten 
seinen Anfang. Wie dieselben entstehen, ist, glaube ich, durch Fig. 10 
ersichtlich gemacht, welche letztere ein Stiick des zentralen Teiles eines 
Parasiten zur Anschauung bringt. Der Schnitt ist etwas schrag gefiihrt 
worden, so daB an einem Ende das Protozoon unvollstandig ausgefallen 
ist; das ubrige Stiick ist ganz sicher der groBte Teil der Parasitenleibes 
und 450 // lang; die gauze Cyste durfte, nach der Priifung der Schnitt- 
serien zu schlieBen, nicht iiber 650 /< betragen liaben. 

Der ganze Parasitenleib besteht noch immer aus typischen Sporo¬ 
blasten; in seinem Zentralteile — und die Bilder sind hier deutlich, 
weil sie auf diinnen Schnitten liegen — machen sich 4 paarweise mit- 
einander vereinigte Sporozoiten bemerkbar; jedes Paar ist von Sporo¬ 
blasten umlagert. Die Figur zeigt die Gestalt, die Grofie, die Beziehungen, 
in welche die sichelformig gestalteten Korperchen zueinander treten. 
Wenn auch von einander unterschieden und gut individualisiert, er- 
scheinen letztere in jedem Paare doch immer noch an einem Ende 
miteinander zusammenhangend, oder doch wenigstens einander stark 
genahert. 

In Parasiten, die von Tieren herstammen, welche in immer groBeren 
Zeitabstanden getotet wurden, zeigt sich die Zahl der im zentralen Teile 
des Parasitenleibes sitzenden Sporozoiten bedeutend vermehrt; an den 
Endpartien sind noch Sporoblasten iibrig geblieben, die man in Teilung 
begriffen wahrnehmen kann. 

Mit dem Fortschreiten ihrer Entwickelung nehmen die Sporozoiten an 
Zahl immer mehr zu, wahrend die Zahl der Sporoblasten abnimmt. Bei 
110—120Tage nach der erfolgten Infizierung getoteten Ratten sind die Sarko- 
cysten schon mit freiem Auge sichtbar und zeigen sich in ihrer ganzen Aus- 
dehnung mit Sichelkeimen erfullt; Sporoblasten habe ich in diesen Stadien 


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380 


Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 55. Heft 5. 


nicht mit Sicherheit gewahren konnen, wenn sie iiberhaupt noch vorkommen, 
miissen dieselben dock nur in sehr sparlicher Anzahl vorhanden sein. 

* t- 

* 

Ich werde vorlaufig bei diesen Erfahrungen stehen bleiben. Ein 
naheres Eingehen auf feinere Einzelheiten konnte zu nicht ganz richtigen 
Schliissen fiihren. Zu bedenken ist hier, daB die im Inneren dieser 
Protozoen sich abspielenden Vorg&nge in unzweifelhaft auBerst zarten 
Elementen vor sich gehen, welche von der Einwirkung der Fixierfliissig- 
keiten und des Verfahrens, dem man sie notwendigerweise unterziehen 
muB, in empfindlichster Weise beeinfluBt werden. Selbst bei Anwendung 
von Sublimat-Alkohol-Essigsaure, der Mischung namlich, die mir, wie be- 
reits erwiihnt, die besten Resultate geliefert hat, ist man noch weit davon 
entfernt, vollkommene Fixierungen zu erzielen, die eine verlaBliche Be- 
schreibung des Protoplasmas und des Verhaltens des Kerns sowohl der 
Sporoblasten als auch der Sporozoiten gestatten wtirden. 

Es ist daher meines Erachtens nicht anders mbglich, als sich vor- 
l&ufig auf die groberen, deutlich wahrnehmbaren Erscheinungen zu be- 
schranken. Ich bin deshalb vorsatzlich auf das Verhalten des Chromatins 
bei den Teilungsprozessen nicht eingegangen und habe auch noch andere 
Fragen, wie z. B. die nach dem Ursprung des das bekannte Kammer- 
system bildenden Gerustes unberucksichtigt gelassen 1 ). 

Die von mir beschriebenen Befunde liefern den Nachweis, daB die 
Sarcocystis muris zu Anfang jener Phase ihres Zyklus, die sich in 
der gestreiften Muskelfaser abspielt, winzig klein ist im Vergleich zur 
Lange, die sie spiiter erreicht. 

Der von mir beschriebene, in Fig. 1 abgebildete, 25 /u lange Parasit 
ist die kleinste und jtingste Form von Sarkosporidien, die bisher zur 
Beobachtung gelangt ist. Ich habe bereits erwShnt, daB die allerjiingste, 
von Smith bei der Maus beschriebene Form nicht weniger als 50 fi 
lang war 2 ) und bereits eine betr&chtliche Zahl von Sporoblasten und 
Kernen aufwies; ich glaube, diese Form findet sich wieder in der von 
mir in Fig. 2 abgebildeten. Bertram hat gleichfalls junge Formen von 
Sarcocystis tenella beschrieben 3 ), die kleinste davon war 47 // lang 
und 6 n in der Quere, und auch bei ihr war die Teilung weiter vor- 
geschritten (s. Fig. 22 der die Mitteilung Bertrams begleitenden 
Tafel 39). 

Bei den von mir beobachteten, sehr jungen Parasiten ist zwar die 


1) Es Bei mir in dieser Hinsicht gestattet, auf Fig. 4 hinzuweisen. Die beiden 
neugebildeten Zellen sind in einem Raume enthalten, der von einem hochst wahrschein- 
lich dio Membran der Mutterzelle darstellenden Hautchen begrenzt ist. Fast imrner 
zeigen die in Teilung begriffenen Sporoblasten ahnliche Bilder, doch sind dieselben 
nicht so deutlich und bei den zum Abzeichnen der Figuren angewandten VergroBe¬ 
nin gen auch gar nicht sichtbar, so daS es mir nicht moglich gewesen ist, dieselben 
abzubilden. 

Derartige Bilder lassen die Vermutung, daB bei diesem Protozoon die Neubildung 
der Elemente im Inneren der Zelle vor sich gehe, als wahrscheinlich erscheinen, doch 
entstehen aus jeder Zelle immer nur zwei Tocnterzellen. 

Es lieBe sich ferner daran denken, daB, analog dem, was beziiglich der Membran 
des ganzen Parasiten stattfindet, in dessen Inneren eine ganze Reike von Teilungs¬ 
prozessen sich abwickelt, auch die Membranen der verschiedenen Generationen von Sporo- 
Dlasten noch fortbestehen, und daB sie es sind, welche zu der Entstehung des Knmmer- 
systems AnlaB geben. 

2) Smith, 1. c. 

3) Bertram, Beitrage zur Kenntnis der Sarkosporidien usw. (Zool. Jahrb. 
Bd. 5. 1892.) 


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381 


Bildung von Zellen (Sporoblasten) wahrnehmbar, aber der TeilungsprozeB 
hat erst begonnen. 

Wenn wir nun diese Formen als Ausgangspunkt wahlen und die 
von mir beschriebenen Vorkommnisse in Erwagung ziehen und dieselben 
koordinieren, so wird es moglich, glaube ich, die intramuskulare Ent- 
wickelung des Sporozoons in ihren Hauptziigen zu entwerfen. 

Auf Grund so deutlicher Befunde erscheint meinem Dafurhalten 
nach der SchluB wohl gestattet, daB diese Entwickelung von einem sehr 
einfachen Mechanismus ins Werk gesetzt wird. 

Der (in der Muskelfaser urspriinglich einzellige?).- Parasit zerfallt 
sehr friih in Zellen (Sporoblasten), die sich lebhaft durch gleichmafiige 
Zweiteilung vermehren. 

Der Umstand, daB man in parasitaren Gebilden (wie die von Fig. 
2 und 3) nur Sporoblasten antrifft, ferner die Erfahrung, daB in ander- 
weitigen weiter vorgeschrittenen Formen, die eine viel bedeutendere GroBe 
erreicht haben, nur noch Sporoblasten vorhanden sind, und noch dazu 
von derselben Gestalt, Struktur und GroBe, diirfte wohl schon an und 
fur sich hinreichen, die Annahme derartiger Vermehrungen zu recht- 
fertigen. Die bei diesen Zellen von mir beschriebenen Erscheinungen 
liefern den Beweis, daB die Vermehrung der Sporoblasten nicht nur als 
eine zutreffende Annahme erscheinen muB, sondern daB dieselbe auch 
an Bildern nachzuweisen ist, die — wie ich auch bereits getan habe — 
nicht anders als wie Teilungsvorgange zu deuten sind, wenn es auch 
aus rein technischen Griinden nicht moglich ist, sie in ihren Einzelheiten 
zu verfolgen. 

Die Vermehrung der Sporoblasten hat das Wachsen des Protozoons 
bis zu einem gewissen Zeitpunkt zur Folge, bis zu jenem namlich, da 
die Sporozoiten sich zu zeigen beginnen. 

Welches nun aber der Entstehungsmechanismus dieser letzteren ist, 
geht meiner Ansicht nach aus Fig. 10 hervor. Einem solchen Praparat 
gegeniiber ist die einzig zulassige Erkl&rung wohl die, daB der Sporoblast 
sich in 2 typische Sichelkeime geteilt hat, was mir so einleuchtend er¬ 
scheint, daB ich jede weitere Ausfiihrung fur iiberfliissig halte. 

Die beiden durch Teilung eines Sporoblasten entstandenen Sporo¬ 
zoiten besitzen daher schon vom ersten Augenblicke ihres Auftretens an 
ihre charakteristische definitive Gestalt. 

Ist nun einmal durch Zweiteilung der Sporoblasten die Bildung von 
Sporozoiten eingeleitet, so schreitet diese im Zentralteile der Sarco- 
cystis rasch vorwarts; letztere w&chst weiter fort, da an ihren Enden 
stets neue Sporoblasten zur Entstehung kommen. (Ich schlieBe jedoch 
hierbei die Moglichkeit nicht aus, daB zu diesem fortw&hrenden Anwachsen 
teilweise auch eine Vermehrung der Sporozoiten beitrage, ein Punkt, 
auf den ich bald zuruckkommen werde.) 

Die Sporulation der Sporoblasten geht aber rascher vor sich als 
ihre Neubildung durch die an den beiden Enden gelegenen; dies hat zur 
Folge, daB zu einer gewissen Zeit die Bildung der Sporozoiten beide 
Enden des Parasiten erreicht hat, was man auch tatsachlich bei schon 
mit freiem Auge sichtbaren Sporocysten zu sehen bekommt. 

So sehr ich mich auch bemiiht habe, ist es mir, wie bereits oben 
erwahnt, doch nicht moglich in diesen Stadien gewesen, mit Sicherheit 
Elemente herauszufinden, welche an die von mir als Sporoblasten be- 
zeichneten Zellen erinnert hatten. Ich will nun die Moglichkeit nicht 
ausschlieBen, daB sich solche entweder an den Enden oder an andereu 


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382 


Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 55. Heft 5. 


Stellen der Cyste auffinden lassen. GewiB muB aber ilire Zahl eine so 
sparliche sein, daB selbst eine Proliferation und Urawandlung derselben 
in Sporozoiten mir zu einer Erklarung des raschen, fortw&hrenden wei- 
teren Wachstums des Protozoons — das bekanntlich eine Lange von 
1—2 mm und noch dariiber erreichen kann — unzulanglich erscheint. 

Zur Aufklarung dieser Erscheinung diirfte sich meines Erachtens 
noch ein anderes Vorkommnis verwerten lassen, das ich schon seit lange- 
rer Zeit ins Licht gestellt liabe, die den Sporozoiten zukommende Eigen- 
schaft nkmlich, sich stets durch Zweiteilung im Inneren der Sporocyste 
zu vermehren. 

Wie ich bereits nachgewiesen, zeigt sich eine solche Vermehrung 
der sichelformigen Korperchen nicht nur bei Sar cocyst is muris, 
sondern auch bei Sarcocystis Bertrami des Pferdes. V. Betegh 1 ) 
hat dieselbe in den letzten Monaten bei Sarcocystis tenellabe- 
schrieben; sie kommt an Schnitten in ihren am meisten typischen Phasen 
zur Wahrnehmung, wenngleich die betreffenden Bilder bei weitem nicht 
so scharf ausgefallen sind, als die durch die Romanowsky-Farbung 
an Sporozoiten-AusstrichprSparaten erhaltenen. 

Die Sporozoitenteilung sollte meiner Ansicht nach herangezogen wer- 
den, urn zu erklaren, warum ein parasit&rer Schlauch, wo die Sporen- 
bildung eine ganz oder nahezu vollstandige ist, an Lange noch weiter 
zunimmt; vielleicht tragt sie auch, wie ich soeben erwahnt habe, zum 
Anwachsen des Protozoons selbst in friiheren Stadien noch bei. 

Es erscheint mir in dieser Richtung nicht unzweckmaBig, zwei wei- 
tere Abbildungen (Fig. 11 und 12) hier beizufugen. Es handelt sich 
um Parasiten, die bei zwei 68 bezw. 70 Tage nach Verfiitterung mit dem 
infizierenden Material getoteten Ratten zur Wahrnehmung gelangt waren. 
Beide Parasiten sind von einem schrag gefdhrten Schnitt getroffen 
worden; der abgebildete Teil entspricht ungefahr der mittleren Partie 
der Cyste, wo deren Kontinuitat unterbrochen ist. In beiden sind an 
ihren Enden noch typische Sporoblasten, in der Mitte aber Sporozoiten 
sichtbar, und zwar minder zahlreich in Fig. 11, zahlreicher hingegen in 
Fig. 12. Im Hinblick auf diese Bilder, ganz besonders aber auf das lang- 
liche Gebilde von Fig. 11, sei mir die Frage gestattet, ob es denn nicht 
zulassig erscheint, wenn man auch hierbei die meiner ersten Mitteilung 
beiliegenden Mikrophotographieen in Betracht zieht, an die Moglichkeit zu 
denken, daB man es bei dieser Zelle und vielleicht auch noch bei mancher 
anderen der nachstfolgenden Figur, mit einer Sporozoitenteilung zu tun hat. 

* * 

* 

Es wird allgemein angenommen, daB die Entwickelung der Sarko- 
sporidien in einer etwas komplizierten Weise vor sich geht. 

„Schon in den jiingsten bislier gefundenen Schlkuchen sieht man 
im Entoplasma zahireiche Kugeln von 4—5 n Durchmesser, welche 
einkernig sind und deren Kerne verhaitnismBBig sehr groB sind. In 
etwas klteren Schlauchen sind die Kugeln gewachsen; sie erreichen 4—7 ,« 
Durchmesser, ohne die Zahl ihrer Kerne zunkchst vermehrt zu haben. 

„Das Protoplasma dieser Kugeln ist fein granuliert, die Kerne haben 
meist keine ganz regelmaBige Kontur. Ihrer weiteren Entwickelung nach 
entsprechen diese Kugeln den Pansporoblasten der Cnidosporidien. . . . 

„In einem gewissen mittleren Alter beginnen die Pansporoblasten 

1) v. Betegh, Beitriige zum Entwickelungsgange der Sarkosporidien. (Centralbl’ 
f. Bakteriol. Abt. I. Orig. Bd. 53. 1909.) 


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CenhnlMcUt 1' ft akteriologieAbt. I. Or iff. ftd, 55. 


Xegrt, Vetter Smkosporu/ien III 



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Negri, Beobachtungen iiber Sarkosporidien. III. 


383 


der raittleren Region des Schlauches mehrkernig zu werden und sich da- 
rait zur Sporenbildung vorzubereiten. . . . 

„Die Sporenbildung geht, soweit sie bekannt ist, in folgender Weise 
vor sich: Der Inhalt der Pansporoblasten teilt sich in zahlreiche fein 
granulierte blasse Kiigeln, die Sporoblasten. 

„Aus jedem derselben geht eine Spore hervor, indem sich eine Mem- 
bran bildet, der Kern deutlicher wird und sich allmahlich die definitive 
Form der Spore ausbildet. . . 

Das ist nun die gegenwartige Auffassung der Sarkosporidienent- 
wickelung. Dieselbe ist ausschlieBlich gestiitzt auf die SchluBfolgerungen 
der vvichtigen Arbeit Bertrams iiber die Sarcocystis tenella, 
sowie auf seine Abbildungen, die trotz ihrer etwas schematischen Art 
von alien Autoren wiedergegeben sind. Unter diesen letzteren mag hier 
Doflein genannt werden, dem ich aus dessen jiingster Auflage seines 
Lehrbuches fiber die Protozoen die soeben angeffihrte Beschreibung ent- 
nommen habe. 

Auch Smith scheint geneigt zu sein, beim Parasiten der Maus die 
gleiche Art und Weise der Entwickelung anzunehmen. 

Aus meinen Beobachtungen und Erfahrungen geht nun hervor, daB 
bei der Sarcocystis muris die Entwickelung viel einfacher vor sich 
geht. Es ist mir niemals moglich gewesen, obwohl die Praparate der- 
artige waren, daB wohl kein Zweifel darfiber bestehen konnte, Pansporo¬ 
blasten noch sonst irgendwelche Vorkomranisse zu gewahren, die es ge- 
stattet hatten, dem genannten Schema beizustimmen. Vielmehr habe ich 
ein konstantes regelraaBiges Wiedervorkommen jener Befunde angetroffen, 
die den Inhalt meiner Beschreibung gebildet und, soviel ich glaube, einen 
Einblick in jenen Zyklus gewahrt haben, der, wie bereits erwahnt, sowohl 
bei der Vermehrung der Sporoblasten als auch bei der Entstehung der 
Sporozoiten durch eine Reihe von Zweiteilungen zustande kommt. 

Wenn auch meine SchluBfolgerungen sich vorlaufig nur auf Sarco¬ 
cystis muris beziehen, so will ich doch nicht unterlassen, noch darauf 
hinzuweisen, daB eine technisch sorgfaltig betriebene Wieder- 
aufnahme dieser Studien auch noch ffir andere, gegenwartig als verschieden 
von der Sarcocystis muris geltende Arten von Sarkosporidien ge- 
boten erscheinen dfirfte. 


Erkl Strung der Abbildungen. 

Die abgebildeten Parasiten stammen samtlich von den Pectoralmuskeln grofier 
experimenteir infizierter weifier Ratten. — Fixierung mit Sublimat-Alkohol-Essigsaure. 
Farbung mit Hamnlaun. 

Die einzelnen Bilder wurden mit Hilfe der Camera lucida Mod. Ap&thy abge- 
zeichnet. (Apochr. Obj. Zeiss, homog. Imm. 2 mm, Apert. IX40, Komp.-Ok. 6.) 
Fig. 1. Sarcocystis muris, 25 p Lange, 50 Tage nach der 1. Verfiitterung. 

a a 35 ,, ,, 50 „ ,, ,, 1. ,, 

a a 52 ,, ,, 50 ,, „ ,, 1. „ 

m n 00 ,, ,, 50 ,, ,, ,, 1. ,, 


Fig. 2. 
Fig. 3. 
Fig. 4. 
Fig. 5. 


96 


67 


1 . 


(Unyollstandige Schnitte. — Zugleich mit dieser parasitaren Form sind noch 
andere weit ausgebildetere anzutreffen.) 

Fig. 6, 7, 8, 9. Anteile von schriig bezw. quer durchschnittenen Parasiten in 
50 Tage nach der ersten Verfiitterung mit infizierendem Material getoteten Ratten. 

Fig. 10. Mittlere Partie eines Parasiten, dessen — nahezu vollstandiger — Liings- 
durchschnitt im Schnitt 450 p. betragt, 70 Tage nach der Infektion. 

Fig. 11. Zentralteil eines schrag durchschnittenen Parasiten, 70 Tage nach der 
Infektion. 

Fig. 12. Zentralteil eines schrag durchschnittenen Parasiten, 68 Tage nach der 
Infektion. 


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384 


Ceutralbl. f. Bakt. I. etc. Abt. Originate. Bd. 55. Heft 5. 


Nachdruck verboUn. 

Kami der im Pestserum enthaltene Ambozeptor durch 
Behandeln des Serams mit Pestbaeillen aus dlesem ent- 

femt werden? 

Yon Dr. Franz X. Vay, Quarantane-Arzt, Suez. 

Im Pariser Institut Pasteur wird ein Pestserum hergestellt, das sich 
durch eineu groBen Gehalt an Ambozeptor auszeichnet und daher mehr 
bakterizid wie antitoxisch ist. Ueber die Wirkungsweise des Ambozep- 
tors gehen ja die Ansichten der einzelnen Autoren noch auseinander 
und sind daher fiir den gleichen Korper noch verschiedene Namen (sub¬ 
stance sensibilisatrice, Zwischenkorper, fixateur) im Gebrauch. Nach 
Ehrlich und Morgenroth verbindet sich in einem hamolytischen 
Serum der Ambozeptor mit den roten Blutkorperchen. Aehnliche Ver- 
h&ltnisse sind von Gruber und Durham fiir den in Anticholeraserum 
enthaltenen Ambozeptor nachgewiesen. 

Es wird von vielen angenommen, daB, wenn man Bakterien in ihr 
cntsprechendes Immunserum bringt, der Ambozeptor sich mit diesen 
verbindet, auf diese fixiert wird. 

Ist es nun moglich, durch Einbringen einer gewissen Menge von 
Bakterien in ein Immunserum den ganzen in demselben befindlichen 
Ambozeptor an die Bakterien zu binden, so daB mit der Entfernung 
derselben das Serum seines gesamten Ambozeptors beraubt wird? 
Welches sind die Eigenschaften eines so behandelten Serums inbezug 
auf seine immunisierende und heilende Wirkung? 

Wahrend eines Aufenthaltes am Pariser Pasteur-Institut habe ich 
mich der Aufgabe unterzogen, zu versuchen, das dort hergestellte Pest¬ 
serum durch Mischung mit Pestbaeillen seines Ambozeptors zu berauben; 
des weiteren sollten dann die immunisierenden und heilenden Eigen¬ 
schaften eines so behandelten Serums geprfift werden 1 ). 

Methode der Untersuchung. Eine geniigend groBe Anzahl 
Agarkulturen von Pestbaeillen wurde in Rouxschen Flaschen angelegt; 
die Bacillen wurden vorsichtig abgeschabt, auf dem Wasserbade bei 55° 
wahrend einer halben Stunde erhitzt, dann bei Zimmertemperatur im 
Vakuum fiber Schwefelsaure getrocknet. 

Das Pestserum wurde in frischem Zustande, d. h. ohne Zusatz eines 
Antiseptikums benutzt; es wurde nur durch Erhitzen auf 55° inaktiviert, 
um das Alexin zu entfernen. Die getrockneten Bacillen wurden fein 
pulverisiert, in bestimmten Gewichtsmengen dem Serum zugeffihrt und 
darin eine gewisse Zeit belassen. Serum und Bacillen wurden dann 
durch Zentrifugieren getrennt. 

Um die An- bezw. Abwesenheit des Ambozeptors zu beweisen, wurde 
die Methode von Bordet und Gen gou 2 ) angewandt, und zwar in ihrer 
ursprfinglichen Form. In neuerer Zeit ist dieselbe, besonders seit den 
Untersuchungen Wassermanns fiber die Syphilisreaktion, ver- 
feinert und verbessert worden; da es sich bei meinen Untersuchungen 
jedoch nur um ganz ausgesprochene Unterschiede handelte, glaubte ich 


1) Ein Teil der Versuche wurde spater in Suez ausgefiihrt. 

2) Ann. Instit. Pasteur. T. 15. 1901. p. 289. 


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Vay, Kann der im Pestserum enthaltene Ambozeptor entfernt werden? 385 


von der modifizierten Anwendungsweise absehen und die urspriingliche 
Methode anwenden zu konnen. 

Das hamolytische System bestand nur aus Meerschweinchenserum, 
gewonnen von Tieren, die durch mehrere Injektionen von Kaninchenblut 
vorbehandelt waren; das Aktivserum war ebenfalls von Meerschweinchen 
entnommen. Das Tier, welches das Aktivserum lieferte, wurde spatestens 
am Abend vorher entblutet. Die Kaninchenblutkorperchen wurden mehr- 
mals mit physiologischer Kochsalzlosung gewaschen, und zwar unmittel- 
bar vor Beginn des Versuches. 

I. Kann man den Ambozeptor entfernen durch Zufiigen von ge- 
trockneten und erhitzten Pestbacillen zu Pestserum? 

Die Pestbacillen wurden dem Serum zugefiigt und dann nach einem 
gewissen Zeitraum, der von 2V 2 bis 65 Stunden variierte, durch Zentri- 
fugieren wieder entfernt. Eine kleine Menge der resultierenden Fliissig- 
keit wurde von neuem mit Pestbacillen und Aktivserum gemischt, 1—3 
Stunden stehen gelassen und dann das hamolytische System (Antikanin- 
chenblutkorperchenserum plus Kaninchenblutkorperchen) zugefiigt. Das 
Ganze wurde 2 Stunden in den Briitofen gestellt und dann noch ca. 20 
Stunden in den Eiskasten gebracht. Eintretende Hamolyse hatte nun 
als Beweis angesehen werden miissen, daB das Alexin des zugefiigten 
Aktivserums mangels eines geeigneten Ambozeptors sich nicht mit den 
von neuem zugefiigten Pestbacillen verbinden konnte, daB also der Ambo¬ 
zeptor durch die Vorbehandlung entfernt worden war. (Ich nenne dies 
positives Resultat.) 

Ich gehe indessen nicht so weit, zu sagen, daB das Ausbleiben der 
Hamolyse, ein negatives Resultat, ein absoluter Beweis ware dafiir, daB 
der Ambozeptor nicht vollstandig aus dem Serum verschwunden, oder 
nicht an die Bacillen gebunden ware. Die Hemmung der Hamolyse 
hatte auch durch andere Umstande bedingt sein konnen. Ich werde 


Versuch No. I. 


etrocknete 1 
Bacillen 

5 

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uaktives 

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« § 



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ccm 

ccm 


ccm 

ccm 

g 

ccm 

Tropfen 


0,05 

1,2 


2 St. 30 Min. 


1,0 

0,2 

0,005 

3 St. 

0,2 

2 

negativ, keine 

0,05 



bei 37° C 




Hamolvse 

— 

1,2 

dgl. 


1,0 

0,2 

0,005 

3 „ 

0,2 

2 

nach 20 Minuten 







kompl. Hamo- 





# o 







lyse 

0,05 

1,2 

— 

18 St. bei 37° 

tL 

3 

1,0 

0,2 

0,005 

3 „ 

0,2 

2 

keine Hamolyse 

0,05 

— 

1,2 

dgl. 


1,0 

0,2 

0,005 

3 „ 

0,2 

2 

nach 20 Minuten 




— 

3 



kompl. Hamo- 




65 St. bei 20° 

N 







lyse 

0,04 

3,0 

— 


1,0 

0,2 

0,005 

1 „ 

0,2 

2 

keine Hamolyse 

0,04 


3,0 

dgl. 


1,0 

0,2 

0,005 

1 „ 

0,2 

2 

nach 20 Minuten 
kompl. Hamo¬ 
lyse 

keine Hamolyse 

— 

1,0 

— 

— 

— 


_ 

0,005 

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0,2 

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— 

1,0 

— 

— 

— 

— 

0,005 

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0,2 

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dgl. 


1,0 

— 


— 

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0,2 

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0,2 

2 

komplett nach 

20 Alin, gelost 

— 

— 

1,0 

— 

— 

— 

0,2 

— 

— 

0,2 

2 

dgl. 

Erste Abt. Orie. Bd. 65. 



Hel 

t n. 




25 

• 











Original from 

Digitized by ( 

jOogle 







UNIVERSITY OF ILLINOIS AT 
URBANA-CHAMPAIGN 






386 


Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Origiuale. Bd. 55. Heft 5. 


spater hierauf noch zu sprechen koramen und einstweilen nur kurz die 
Resultate der Versuche mitteilen. 

1) Einflufi der Temperatur. 

Um diesen festzustellen, wurden zun&chst Versuche bei Zimmer- 
uud Kdrpertemperatur, feruer bei niedriger Temperatur angestellt. 

a) Einflufi von Zimmer- nnd Korpertemperatur. 

Eine Hamolyse war demnach mit dem vorbehandelten Serum nicht 
zu erzielen. 

b) EinfluB von niedriger Temperatur. 

Im folgenden Versuche waren die verwendeten Bacillen aus fiuBeren 
Griinden in einer etwas anderen Weise gewonnen worden. 

Aus ca. 2 Monate alten Bacillenkulturen von virulenten Pestbakterien 
waren die Bacillen durch Zentrifugieren entfernt worden; sie wurden 
dann mit destilliertem Wasser gewaschen und noch mit absolutem Al- 
kohol und Aether behandelt. Die zuriickbleibenden Bacillenkorper wur¬ 
den iiber Calciumchlorid getrocknet; eine gewisse Menge derselben wurde 
sodann in physiologischer Kochsalzlosung suspendiert in der Weise, daB 
eine ziemlich dicke Emulsion resultierte. Diese Emulsion wurde mit 
der doppelten Menge Pestserum gemischt und in eine Kaltemischung 
gestellt. Nach 4—5 Stunden wurden die Bacillen durch Zentrifugieren 
entfernt und die ubrigbleibende klare FlQssigkeit in einein mit Kalte¬ 
mischung gefiillten Becherglase bis zum nachsten Morgen in den Eis- 
kasten gestellt. Zur Sicherheit wurde die Flfissigkeit dann nochmals 
zentrifugiert, um die letzten Reste der Bacillenkorper zu entfernen. 
(Serum SW in der Tabelle.) 

Hierauf wurde wie sonst das Aktivserum zugefiigt, zusammen mit 
einer neuen Menge der Bacillenemulsion und gegen das hamolytische 
System gepruft. Die Bacillenemulsion, die hierzu verwendot wurde, war 
frisch durch Aufschwemmen einer geringen Menge der aus den Bacillen¬ 
kulturen gewonnenen Bacillen in Kochsalzlosung bereitet worden (Emul¬ 
sion qfb in der Tabelle). Nur in einigen Fallen wurde eine Emulsion 
verwendet, die schon ca. 8 Tage vorher zubereitet und im Eissclirank 
aufgehoben worden war (Emulsion oab der Tabelle). 

Aus auBeren Griinden war ich hier gezwungen, ein anderes hamo- 
lytisches System zu verwenden, namlich Serum von Kaniuchen, die gegen 
Ziegenblut sensibilisiert waren, zusammen mit gewaschenen Ziegenblut- 
korperchen. Die sonstige Anordnung des Versuches war wie im ersten 
Experiment. 

Um eine vollstandige Hamolyse von 0,2 ccm einer 20-proz. Ziegen- 
blutkorperchenemulsion zu erzielen, waren bei Gegen wart von 0,2 ccm 
Aktivserums vom Meerschweinchen nur 0,1 ccm einer 10-proz. Verdiin- 
nung des Kaninchenserums notig. Ich habe indessen trotzdem die dop- 
pelte Menge, 0,2 ccm, verwendet. 

Serum SK war in der Weise gewonnen, daB das Pestserum mit der 
Bacillenemulsion nicht nur 4—5 Stunden, sondern 24 Stunden zusam¬ 
men belassen und auf Eis gehalten wurde, bevor durch Zentrifugieren 
die Bacillen wieder entfernt wurden. Die Einwirkung der Bacillen auf 
das Serum wurde so bedeutend verlfingert. 

Als Kontrolle diente ein nicht vorbehandeltes Pestserum. Alle drei 
Sera (SW, SK und nicht behandeltes Pestserum) wurden im dbrigen 
in der gleichen Weise der Untersuchung unterzogen. Die Resultate 
finden sich in der folgenden Tabelle. 


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Original from 

UNIVERSITY OF ILLINOIS AT 
URBANA-CHAMPAIGN 



Vay, Kann der irn Pestserum enthaltene Ambozeptor entfernt werden? 387 


Versuch No. II. 


CO 

a 

c 

s 

02 

ccm 

CG 

a 

£ 

B 

CO 

ccm 

„ Unbehan- 
2 deltes Pest¬ 
serum 

82 
So a 

x .£ P 

o 53 *- 
> 2: v , 

£ oc i 

< 8 
ccm 

8 Kochsalz- 
B losung 

• c 

C o 

—• X 

C3 P 
« § 

ccm 

8 Ziegen- 
3 ambozeptor 

s Kaninchen- 
g blutkorper- 
chen 

Resultat 

0,2 

— 

— 

0,2 

— 

0,2 

(oab) 

0^ 

0,2 

negativ, nach 24 Stunden leichte 
Hamolyse 

0,2 

— 

— 

0,2 

— 

0^ 

(qfb) 

0,2 

0^ 

dgl. 

0,2 

_ 

_ 

0,2 

_ 

0,2 

0,2 

nach 15 Min. komplette Losung 

— 

0,2 

— 

0,2 

— 

0^ 

(qfb) 

0,2 

0^ 

negativ, nach 24 Stunden leichte 
Hamolyse 

— 

0,2 

— 

0,2 

— 


0^ 

0 ^ 

nach 15 Min. komplett gelost 

— 


0,2 

0,2 

— 

0,2 

(oab) 

0,2 

0,2 

negativ, nach 24 Stunden leichte 
Hamolyse 

— 

— 

0,2 

0,2 

— 

0,2 

(qfb) 

0,2 

0,2 

dgl. 

_ 

_ 

0,2 

0.2 

_ 

0,2 

0,2 

nach 15 Min. komplett gelost 

0,2 




0,2 

0,2 

(qfb) 

0^ 

0,2 

absolut negativ, nach 24 Stunden 
die gesamten Blutkoiperchen 
zusammengeballt auf dem 
Grunde des Rohrchens 

— 

— 

— 

0,2 

0,2 

0,2 

(qfb) 

0,2 

0,2 

nach 15 Min. komplett gelost 

— 

— 

0,2 

— 

0^ 

0,2 

V 

( 3,2 b) 

(qfb) 

0,2 

0,2 

absolut negativ 

— 

— 

0,2 

0,2 

0,2 

— 

0,2 

negativ, nach 24 Stunden leichte 
Hamolyse 

— 

— 

— 

— 

0,4 

0,2 

0,2 

absolut negativ 

— 

— 

_ 

0,2 

0,4 

0,2 

0,2 

nach 15 Min. komplett gelost 

— 

— 

— 

— 

0,6 

— 

0,2 

0^ 

absolut negativ 

“ 


— 

— 

0,8 

— 

— 

0,2 

dgl. 


NB. Der Ziegenambozeptor stammt vom Kaninchen. Die Ziegenblutkorperchen 
wurden als 10-proz. Suspension in Kochsalzlosung verwendet. 


Die drei Sera gaben offenbar das gleiche Resultat; nach 2 Stunden 
fand sich noch keine Hamolyse; am nachsten Morgen war eine leichte 
Rotung der Flussigkeit eingetreten, aber in alien 3 Rohrchen gleich- 
maBig. Es ist daher nicht erwiesen. daB bei 0° C durch die Behand- 
lung mit Pestbacillen der Ambozeptor aus dem Serum entfernt wurde. 

Aus den Experimenten Nr. 1 und 2 geht hervor, daB die Tempera- 
tur nicht viel EinfluB ausubt, bei gewohnlicher Temperatur sowohl wie 
bei 37° oder 0° C wurde das gleiche Resultat erzielt, obwohl eine ver- 
haitnismaBig groBe Menge von Bacillen verwendet worden war. 

2) EinfluB der Zeitdauer der Einwirkung der Bacillen. 

In Versuch 1 und 2 hatten die Bacillen 2 1 / i bis 6 Stunden auf das 
Serum eingewirkt; die Dauer des Versuches wurde nun auf 5 Tage aus- 
gedehnt; die Versuchsbedinguugen waren im ubrigen mit kleinen Ab- 
weichungen die gleichen wie friiher. 

Auch dieser Versuch gibt ein negatives Resultat, obwohl eine relativ 
enorme Menge von Bacillen wdhrend einer sehr langen Zeit eingewirkt 
hatte. 

Es ist daraus zu schlieBen, daB die Dauer des Versuches von keiner 
besonderen Wichtigkeit ist. 

25* 

Original from 



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URBANA-CHAMPAIGN 





388 


Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 55. Heft 5. 


Versuch No. III. 


Getrocknete 
cr5 Bacillen 

co £ 

O 3 

C 

O i 

•£3 
C ss 

ccm 

g Inak lives 

S Pferdescrum 

Dauer der 
Einwirkung 


S J-f 

O 

tJO cc 

5 gh 

ccm | 

<■=< « § 
III 

—• Cfi 

<, to 

ccm 

Getrocknete 
’ Bacillen 

Dauer der 
Einwirkung 

g Kaninchcn- 
B ambozeptor 

c 

C s 

.sS-§ 

c " 

U3 -a 
Tropfen 

Resultat 

0,4 

2,4 

— 

5 Tage 
bei 15 0 

2 

1,0 

0,2 

o 

8 

17 St. 30 Min. 

0,2 

2 

keine Hamolyse 

0,4 

2,4 

— 

dgl. 


1,0 

0,2 

0,005 

30 Min. 

0,2 

2 

dgL 

Hamolyse 

0,4 


2,4 



1,0 

0,2 

0,005 

17 St. 30 Min. 

0,2 

2 

0,4 

— 

2,4 


N 

1,0 

0,2 

0,2 

0,005 

30 Min. 

0,2 

2 

dgl. 


1,0 

— 


— 

— 

— 

— 

0,2 

2 

nach 10 Minuten 
kompl. gelost 

— 

— 

— 

— 

— 

0,2 

— 

— 

0,2 

2 

dgl. 

— 


1,0 

— 

— 

— 

0,2 

— 

— 

0,2 

2 

dgl. 

keine Hamolyse 

— 

1,0 


— 

— 

— 


0,005 

30 Min. 

0,2 

2 

— 

1 

1,0 


— 

— 

— i 

0,005 

30 Min. 

0,2 

O 

" i 

dgl. 


II. EiiifluJB eincr wiederholten Einwirkung dcr Bacilleu. 

Das Pestserum enthait eine groBe Menge von Ambozeptor. Nun 
sind die Pestbacillen vielleicht nur irastande, eine gewisse Menge des 
Ambozeptors zu fixieren. 

Ich versuchte daher, in das Serum eine moglichst groBe Menge von 
Bacillen einzufiihren. 

Es wurde zu deni Serum eine gewisse Menge Bacillen gefiigt; nach 
einiger Zeit, wenn man annehmen konnte, daB dieselben sich mit dem 
Ambozeptor beladen hatten, wurden sie durch Zentrifugieren entfernt 
und frische Bacillen an ihrer Stelle eingefiihrt. Die ganze Prodezur 
wurde mehrmals wiederholt. 

Versuch No. IV. 

Zu 5 ccm inaktivierten Pestserums wurden 0,01 g getrocknete Ba¬ 
cillen gefiigt, 24 Stunden stehen gelassen, dann wurde von neuem 0,01 g 
Bacillen zugefiigt und das Ganze nach 24 Stunden zentrifugiert. Die 
erhaltene Flussigkeit wurde wieder mit 0,01 g getrocknete Bacillen ge- 
mischt, nach 24 Stunden zentrifugiert und so noch 3mal; alle 24 Stun¬ 
den wurden die Bacillen abzentrifugiert und durch frische ersetzt. Auf 
diese Weise wurden 5 ccm Serum mit 0,06 g Pestbacillen behandelt im 
Verlaufe von 6 Tagen. 

Bei diesem Verfahren wird das Serum schlieBlich eine ziemlich dicke, 
zahe, schleimige Flussigkeit; die Bacillen setzen sich nicht mehr zu 
Boden; es ist dann schwer, sie von der Flussigkeit abzuzentrifugieren; 
man muB zu diesem Behufe die Zentrifuge mit groBer Schnelligkeit 
laufen lassen und wenigstens 1 Stunde zentrifugieren. 

1,2 ccm der so erhaltenen Flussigkeit mit 0,2 ccm frischen Meer- 
schweinchenserums und einer geringen Menge Bacillen 4 Stunden lang 
zusammen stehen gelassen, gibt bei Zufiigen des hamolytischen Ambo¬ 
zeptors und der Kaninchenblutkorperchen keine Hamolyse. Wenn die 
BlutkSrperchen und die frisch zugefugten Bacillen sich gesetzt haben, 
erscheint die flberstehende Flussigkeit gelblich und auch nach 24 Stun¬ 
den ist keine Hamolyse eingetreten. 

Ferner wurden zu 10 ccm inaktivierten Pestserums 0,2 g getrock¬ 
nete Bacillen zugefiigt, in Kontakt damit w&hrend 24 Stunden gelassen 


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URBANA-CHAMPAIGN 



Vav, Kami der im Pestserum enthaltene Ambozeptor entfernt werden? 389 


und dann zentrifugiert; die erhaltene Flussigkeit wurde wieder mit 0,1 g 
Bacillen gemischt, nach 24 Stunden abzentrifugiert, dann in der gleichen 
Weise noch 2mal je 0,1 g Bacillen zugefugt und nach je 24 Stunden 
durch Zentrifugieren wieder entfernt. 

Wie aus der folgenden Tabelle hervorgeht, trat keine Hamolyse ein, 
obwohl zu 1,2 ccm der Fliissigkeit bis zu 2,5 ccm aktives Meerschwein- 
serum zugefugt wurde. 


Versuch No. IV. 






© 




. 




c 


Getrocknete 

Bacillen 

Pestserum 

(inaktives) 

2 

^ hC 
c 

O 3 

§ s 


to _ 

:3 3 

to ^ -1 
8 

O O) 

.2 bo 

auer der Ein- 
wirkung 


Menge der 

untersuchten 

Flussigkeit 

Aktives Mcer 

schweinchen- 

serum 

Getrocknete 

Bacillen 

auer der Ein- 

wirkung 

Kaninchen- 

ambozeptor 

Kaninchen- 

blutkorperche 

Resultat 

g 


fl 


g 

Q 


ccm 

ccm 

g 

a 

ccm 

Tropfen 


0,01 

5,0 

24 St. 


0,01 

24 St. 


1,2 

02 

0,005 

1 St. 

0,2 

2 

keine Hamo- 


i- 

o 


»- 

Q> 



lyse 




bJj 

0,01 

24 „ 

'& 






















•c 

0,01 

24 „ 

"E 











C 

O 

N 

0,01 

0.01 

24 „ 
24 „ 

c 

o 

N 

1,2 

042 

0,005 

1 St. 

02 

2 

dgL 

0,2 

10,0 

24 St. 


0,1 

24 St. 











0,2 

24 „ 

M 

w 

1,2 

0,2 

0,002 

4 St. 

0,2 

2 

keine Hamo- 




L 

O 


o 

O 



lyse 




be 

3 



12 

0,5 

0,005 

4 „ 

02 

2 

dgL 




- c 




1,2 

1,0 

0,01 

4 ., 

02 

2 

>» 




w 

C 




l* 

1,3 

0,013 

4 „ 

0^ 

q,2 

2 





0 ) 

N 




1,2 

2,0 

2,5 

0,02 

4 „ 

2 









1,2 

0,025 

4 „ 

02 

2 

If 


Es gelang demnach nicht, durch die H&molyse nachzuweisen, daB 
der Ambozeptor aus dem Serum entfernt war. 

(Dessenungeachtet benutzte ich die Fliissigkeiten, die ich schlieBlich 
bei diesem Versuche erhalten hatte, zu einigen Tierexperimenten. Sie 
erscheinen als Serum A und B in der Darstellung der Tierexperimente, 
die spater beschrieben werden sollen.) 

III. Eann die sensibilisierende Substanz durch Zufiigcn von frisclien 
Bacillen zu Pestserum aus diesem entfernt werden? 

Es wurde ferner versucht, frische Bacillen zu verwenden, die von 
2 Monate alten Bouillonkulturen gewonnen war. Die Kulturen wur- 
den zentrifugiert, die abgesetzten Bacillen mehrere Male mit physiolo- 
gischer Kochsalzlosung gewaschen und wiederholt zentrifugiert, um die 
Reste der anh&ngenden Bouillon mit den Produkten der Lebenstatigkeit 
und der Mazeration der Bacillen zu entfernen. 

Die Bacillen wurden hierauf im Pestserum und zur Kontrolle auch 
in physiologischer Kochsalzlosung suspendiert; beide Fliissigkeiten wur¬ 
den in gleicher Weise behandelt und untersucht. Desgleichen wurden 
0,01 g wie friiher getrocknete Bacillen zum Vergleiche dem gleichen 
Verfahren unterzogen. 


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URBANA-CHAMPAIGN 








390 


Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 55. Heft 5. 


1) EinfluB der Zeitdauer. 

Versuch No. V. 


Da ich aus auBeren Griinden keine Tiere zur Verfiigung hatte, die 
mit Kaninchenblut vorbehandelt waren, benutzte ich diesmal Ziegenserum, 
das schon an und fur sich Kaninchenblutkorperchen auflost. 


Menge 

der 

Bacillen 

I S 5 
l.£ £ 

o 

II 

ccm 

Dauer der 
Einwirkung 


0 Menge der 
g untersuchten 
a Flussigkeit 

2 5 c 

u — 

La e s 
£ 

ccm 

Menge 

ere getrockneter 
Bacillen 

Dauer der 
Einwirkung 

g Kochsalz- 
B losung 

III 

'■*3 * 

'M - 
a « 

£» 

S 

ccm 

a ^ 

! 8. 
1*8 
i-s^-9 

[Tropfen 

Resultat 

1 Bouillon- 

3 1 

4 Std. 

. JLi 

1 

0,2 

0,005 

1 Std. 


0,3 

1 

positive Hamolyse 

kultur frisch. 

3 

24 „ 


1 

0,2 

0,005 

5 

— 

0,3 

1 

keine Hamolyse 

Bacillen 

3 1 

14 Tg. 

O P 
N *«- 

1 

| 0,2 

0,005 

0 „ 

— 

1,0 

5 

dgl. 

0,01 g ge- 

3 

24 Std. 

l-cl 

1 

0,2 

0,005 

5 Std. 

_ 

0,3 

1 

keine Hamolyse 

Bacillen 

3 1 

14 Tg. 

a tc 
o s 

s: vt_ 

1 

0,2 

0,005 

6 „ 

— 

1,0 

5 

dgl. 

— 

-I 

— 

— 1 


0,2 

0,005 

6 Std. 

1,0 

1,0 

5 

Hamolyse 

Die 

Wirksamkeit 

der 1 

xischen Bacillen i 

st nicht 

groBer als die der 


getrockneten. Wenn die Bacillen mit dem Serum nur fur eine kurze 
Zeit in Beriihrung waren, war Hamolyse eingetreten, bei langerer Dauer 
der Einwirkung fehlte sie. Eine vollige Absorption des Ambozeptors 
war also auch auf diese Weise nicht erzielt worden. 

2) EinfluB niedriger Temperaturen. 

Der vorhergehende Versuch war bei Laboratoriumstemperatur (25° 
bis 30° C) gemacht worden; im folgenden Experiment wurde das Serum 
in Eis gesetzt und wBhrend 20 Stunden darin gelassen. 

Versuch No. VI. 

Die Bacillen kamen von einer 2 Monate alten Bouillonkultur; sie 
waren durch Zentrifugieren entfernt, dann mehrmals, wie frtiher, mit 
physiologischer Kochsalzlosung gewaschen worden und wurden hierauf 
sofort dem Serum zugesetzt. 

Nachdem dies Ganze 20 Stunden im Eis gestanden hatte, hatten 
sich die Bacillen gut aggulutiniert zu Boden gesetzt und wurden dann 
abzentrifugiert. 

Eine gewisse Menge der so gewonnenen Flussigkeit wurde von neuem 
mit frischen Bacillen und aktivem Serum gemischt. Die nunmehr zu- 
gefugten Bacillen waren in der Weise dargestellt worden, daB zu einer 
76 Stunden alten Agarkultur 1 ccm physiologischer Kochsalzlosung zu- 
gefugt wurde; die Bacillen wurden hierauf sorgfaltig abgeschabt, so daB 
schlieBlich eine ziemlich dicke Emulsion entstand. 

Die aus dem behandelten Serum resultierende Flussigkeit, die Bacillen 
und das Alexin wurden 3 Stunden lang bei 37° C gehalten, urn genugend 
aufeinander einwirken zu konnen, dann wurde der hamolytische Ambo- 
zeptor und die roten Blutkorperchen zugefiigt. 

Der Ziegenblutambozeptor war gewonnen von einem mit Ziegenblut 
vorbehandelten Kaninchen; er wurde in 10-proz. Verdiinnung verwendet; 
ebenso wurden die Ziegenblutkorperchen nach der tiblichen Vorbereitung 
in 10-proz. Verdiinnung in Kochsalzlosung suspendiert. 

Das erhaltene Resultat ist im iibrigen dem im vorigen Versuche analog. 


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UNIVERSITY OF ILLINOIS AT 
URBANA-CHAMPAI6N 







Vay, Kann der im Pestserum enthalteue Ambozeptor entfernt werden? 39J 


Menge 

der 

BacilJen 

8 | 
.C, 

w O 

-3 -2 

a S 

i 

ccm 

Dauer der 
Einwirkung 


Ih Q 

t£ re an 
C L* X 

S SIS 1 

ccm 

■S'S s 

X £ C 

ccm 

0 Emulsion 

g frischer 

° Bacillen 

Dauer der 
Einwirkung 

1 1 

3 cT 
c N 
cj O 

O £ i 

ccm 

g Ziegenblut- 

B korperchen 

Resultate 

1 Bouillon- 

3 

20 Std. 

zentri- 

0^ 

0^ 

0,2 

3 Std. 

0,2 

0,2 

negativ; nach 

kultur frisch. 



fugiertl 




bei 37° 



24 Std. leichte 

Bacillen 










Hamolyse 





0,2 

— 

0,2 

dgl. 

0,2 

0,2 

keine Hamolyse 

— 

0,2 

— 

— 

— 

0,2 

0,2 

| 3 Std. 

0,2 

0,2 

negativ; nach 








bei 37° 



24 Std. leichte 











Hamolyse 

_ 

0,2 

— 


— 

— 

0,2 

dgl. 

0,2 

0,2 

keine Hamolyse 

_ 


— 

— 

— 

0,2 

0,2 

dgl. 

0,2 

0,2 

nach 15 Minuten 











komplett gelost 

— 

— 

— 

— 

— 

02 

— 

— 

0,2 

0,2 

dgl. 


IV. EInflufi gleichzeitigen Zufiigens von aktivem Serum (Alexin). 

Wie angenomraen wird, ist die Verbindung zwischen roten Blut¬ 
korperchen, die rait hamolytischem Ambozeptor sensibilisiert worden sind, 
und dem Alexin eine sehr feste und wenn die Vereinigung eininal statt- 
gefunden hat, ist es unmoglich, das Alexin wieder abzuspalten und zu- 
riickzugewinnen. Auf der anderen Seite verlieren die sensibilisierten 
roten Blutkorperchen ziemlich leicht eine gewisse Menge des Antikorpers 
(Ambozeptors) durch Diffusion, wie Muir und Morgenroth nach- 
gewiesen haben. 

Wenn nun die fur die H&molyse erhaltenen Resultate auf die Bak- 
teriolyse angewendet werden konnen, so muB man annehmen, daB viel- 
leicht eine ahnliche Diffusion des Ambozeptors stattgefunden hatte. 
Vielleicht war es moglich, eine derartige Diffusion zu verhindern und 
eine festere Vereinigung zwischen den Bacillen* und dem Ambozeptor 
hervorzubringen. 

In den folgenden Versuchen wurde daher mit den Bacillen zugleich 
eine gewisse Menge aktives Meerschweinchenserum dem inaktivierten 
Pestserum zugefiigt. 

Die Dauer der Einwirkung war im allgemeinen kurz, urn eine ex- 
zessive Mazeration der Bacillen zu verhindern. Nachdem diese dann 
abzentrifugiert waren, wurde die resultierende Fliissigkeit auf 55° l / 2 
Stunde lang erhitzt, um die iiberschiissige Menge von Alexin, das vorher 
zugefiigt war, zu zerstoren, soweit es nicht von den mit Ambozeptor 
beladenen Bacillen absorbiert worden war. 

Im dritten Teil des Versuches hatte ich dies unterlassen. Das Alexin 
war nicht vollig von den sensibilisierten Bacillen absorbiert worden und 
storte so das Versuchsresultat, als das hamolytische System zugefiigt wurde. 

Es war namlich nicht moglich, die folgende Modalitiit auszuschlieBen. 

Ein Teil des Ambozeptors und des Alexins waren von den zugefiig- 
ten Bacillen absorbiert worden. 

Nachdem dieselben abzentrifugiert worden waren, blieb in der resul- 
tierenden Fliissigkeit eine gewisse Menge Ambozeptor und Alexin zuriick. 

Zur Priifung auf Hamolyse wurde nun zusammen mit den sensi¬ 
bilisierten Blutkorperchen eine geringe Menge von Bacillen von neuem 
zugesetzt. Diese absorbierten einen Teil, jedoch nicht die gesamte 
Menge des in der Fliissigkeit anwesenden Alexins, infolgedessen ver- 


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392 


Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 55. Heft 5. 


ursachte eben dieser Teil des Alexins mit Hilfe des hamolytischen Ambo- 
zeptors die Auflosung der roten Blutkorperchen. 

Auf diese Weise ist das Auftreten der Hamolyse im dritten Teil 
des Versuches zu erklaren. 

Versuch No. VII. 


1 g Inaktives 
| B Pestserum 

0 Aktives Meer- 
§ schweinchen- 
serum 

_ Getrocknete 
Bacillen 

Dauer tier 
Einwirkung 


Ui O 

ci- 3 

1^3 JX 

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ccra 

1 J* c 

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1 « .2 p 

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■— 5E cc 

15-3 

1. 

ccm 

o 

® C 

O 'jjj 

U C3 

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g 

g Inaktives 

3 Pferdeserum 

Dauer der 
Einwirkung 

! > 

1 c o 
© ^ 

l| a 

ii 

5 

ccm 

Kaninchen- 
>§ blutkorper- 
3* chen 

3 

Resultate 

5 

2,5 

10,025 

1 St. 30 Min. 
bei 15° 

zentrifugiert 
u. 30 Min. auf 

55 0 erhitzt 

12 

02 

0,005 


3 St. 

0,2 

2 

keine Hamolyse 

Serum C 

5 

2,5 

0,05 

18 St. bei 

1 . « 

12 

02 

0,005 

— 

| 3 St. 

02 

2 

keine Hamolyse 




15° 


12 

02 

— 

— 


02 

2 

Hamolyse 





1 s to 

O s 

12 

— 

— 

— 


0,2 

2 

leichte Hamolyse 





N 








nach 6 Stunden 

5 

2,5 

0,05 

1 St. bei 15° 

1 -4-3 

12 

02 

0,005 

— 

3 St. 

02 

2 

Hamolyse 





* r* u 

is .£ 

1.2 

02 

0,03 

— 

3 „ 

02 

2 

leichte Hamolyse 





c 'to 

<u 

12 

02 

— 

— 

3 „ 

02 

2 

Hamolyse 






1,2 

— 

0,03 

— 

3 „ 

02 

2 

keine Hamolyse 

5 

2,5 

0,05 

1 St. bei 15° 

3 1 

fli cfi 

12 

02 

0,005 


3 St. 

0,2 

2 

keine Hamolyse 





,2 1 
spc'ia 

— 1 • t_, 







































c 0*5 io 
o . 

N 5 









Serum D 









12 

— 

— 

— 


— 

“o2H 

0,005 

- 1 

3 St. 

0,2 

2 

keine Hamolyse 


— 

— 

— 


— 

02 

0,005 

12 

3 „ 

02 

2 

Hamolyse 

— 

— 

— 

— 


— 

02 

— 

12 ! 

3 „ 

02 

2 

dgl. 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

0,2 

- 1 



02 

2 

nach 15 Min. kom- 













plett gelost 


V. ScklufSfolgerungen. 

Was fiir Schliisse sind aus den bis jetzt beschriebenen Versuchen 
zu ziehen? 

Wenn man Pestserum mit Pestbacillen behandelt und 
diese letzteren dann abzentrifugiert, so tritt in der 
restierenden Fliissigkeit eine Hemmung der Hamolyse 
ein, wenn man aktives Serum und mit hamolytischem Am- 
bozeptor beladene Blutkorperchen zugleich mit einer 
neuen Menge von Pestbacillen zusetzt. Es ist daher auf 
diese Weise nicht zu unterscheiden. ob der bakteriolyti- 
scheAmbozeptor (substance sensibilisatrice) durch obiges 
Verfahren aus dem Serum entfernt worden ist. 

Es ist ja aller Wahrscheinlichkeit nach anzunehmen, daB zum wenig- 
sten ein Teil desselben aus dem mit Bacillen behandelten Serum ver- 
schwunden ist. 


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Vay, K&nn der im Pestserum enthaltene Ambozeptor entfernt werden? 393 


Aber ist es wirklich nur ein Teil? Oder ist er vollstSndig entfernt 
worden und ist die Hemmung der Hamolyse auf andere Ursachen zuruck- 
zufiihren ? Man mochte wohl geneigt sein, die letztere Annahme gerecht- 
fertigt zu finden. Bevor ich jedoch uber einige weitere Experimente 
zur AufklSrung der Sachlage referiere, mochte ich eine kleine Uebersicht 
geben Uber Versuche, die an Tieren mit den durch obige Prozeduren 
erhaltenen FlUssigkeiten angestellt wurden, um die immunisierende, bezw. 
heilende Wirkung der „erschopften“ Sera zu studieren. 

VI. Tierversuche mit Serfs, die mit getrockneten Pestbacillen 

gemischt waren. 

Die Wirksamkeit des Pestserums wird im Institut Pasteur in 
Paris an weiBen MSusen geprtift. 

VerdUnnungen von 1 : 4 und von 1 : 10 werden 16—17 Stunden 
vor oder nach der Impfung mit Pestvirus subkutan injiziert, je nachdem 
die heilende oder immunisierende FUhigkeit des Serums geprUft werden 
soli. Zur Impfung selbst wird eine Oese virulenter Agarkultur von Pest¬ 
bacillen in 2—3 Tropfen Bouillon verteilt, hierin dann die Kantile einer 
Pravaz-Spritze getaucht und diese dem Tier unter die Haut gefQhrt. 

Es wurden 4 verschiedene Sera geprUft. Serum A. 5 ccm inaktives 
Pestserum wurden mit 0,01 g getrockneter Bacillen gemischt, diese nach 
48 Stunden abzentrifugiert und durch 0,01 g getrocknete Bacillen von 
neuem ersetzt. Diese Prozedur wurde 4mal in Zwischenr&umen von 
je 24 Stunden wiederholt. Das Serum wurde bei Zimmertemperatur 
(15° C) gehalten. 5 ccm Pestserum wurden so mit 0,06 g getrockneter 
Bacillen innerhalb von 6 Tagen behandelt, wobei die Bacillen 4mal ge- 
wechselt wurden (s. p. 388). 

Serum B. Zu 10 ccm inaktiven Pestserums wurden 0,2 g getrock¬ 
nete Bacillen geftlgt, nach 24 Stunden abzentrifugiert und von neuem 
0,01 g solcher Bacillen zugesetzt, in gleicher Weise diese nochmals nach 
24 Stunden durch 0,2 g Bacillen ersetzt. Das Serum wurde bei einer 
Temperatur von ca. 15° C wahrend des Versuches gehalten. 

10 ccm Pestserum wurden so mit 0,5 g getrockneter Pestbacillen 
wahrend 3 Tagen behandelt, wobei die Mikroben 3mal gewechselt wurden 
(s. p. 388). 

Serum C. 5 ccm Pestserum wurden bei ca. 15° C mit 2,5 ccm 
aktiven Meerschweinchenserums gemischt und 1 Std. 30 Min. mit 0,025 g 
getrockneter Pestbacillen behandelt. Das Ganze wurde dann zentrifugiert, 
die resultierende Flussigkeit auf 55 0 C 45 Min. lang erhitzt und hierauf 
verwendet (s. p. 392, Vers. No. VII). 

Serum D. 4 ccm Pestserum zusammen mit 2,5 ccm aktiven Meer¬ 
schweinchenserums wurden bei ca. 15° C 1 Stunde lang mit 0,05 g ge¬ 
trockneter Pestbacillen behandelt. Nach dem Abzentrifugieren wurde die 
Fliissigkeit auf 55° C 45 Min. lang erhitzt und gebraucht (s. p. 392, 
Vers. No. VII). 

Um den Effekt der Sera an und fiir sich zu studieren, wurden 4 
Tiere mit den 4 verschiedenen Seris eingespritzt. Dieselben wurden 
hierdurch offensichtlich krank gemacht; sie verweigerten die Nahrung, 
kauerten am Boden des Glases, in dem sie gehalten wurden, straubten 
das Fell und reagierten wenig auf auBere Einfliisse; jedoch gewannen 
sie nach 2—3 Tagen ihr normales Verhalten zur tick. 

(Diese Tiere wurden dann nach 7 Tagen ebenfalls mit virulenten 
Pestbacillen inokuliert; diejenigen, welche mit Serum A und Serum B 


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394 


Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originale. Bd. 55. Heft 5. 


behandelt worden waren, gingen 7 Tage nachher zugrunde, das mit Se¬ 
rum C behandelte starb nach 56—72 Stunden und das mit Serum D 
behandelte nach 5 Tagen.) 

2 Kontrolltiere wurden mit Pestbacillen allein geimpft, diese gingen 
zwischen 66—72 Stunden nach der Inokulation ein. 

Die flbrigen Tiere erhielten, wie oben beschrieben, 16—17 Stunden 
vor Oder nach der Inokulation mit Pestbacillen eine Injektion der ent- 
sprechenden Serumverdiinnung, um je den immunisatorischen Oder heilen- 
den EinfluB des Serums zu prtifen. 

Die Impfung mit den Bacillen war gewbhnlich gefolgt von der Ent- 
wickelung eines Bubos in der entsprechenden Leistenbeuge. Derselbe 
erreichte manchmal eine enorme GroBe. Der Schwere der lokalen Sym- 
ptome entsprach jedoch nicht stets der endgiiltige Ausgang, denn es folgte 
auch hierauf manchmal Wiederherstellung, manchmal aber auch ein sehr 
langsamer Verlauf der Krankheit. 

Alle die eingegangenen Tiere wurden obduziert. In alien Fallen 
wurden zahlreiche Pestbacillen gefunden. 

Tiere, die pr&ventiv eingespritzt wurden. 

Die Tiere, die des immunisatorischen Effektes wegen eingespritzt 
wurden, gaben die besten Resultate. 

Vereuch No. VIII. 


Experimente zur Erkundung der immunisatorischen Wirkung. 


t£ oo 

§ 1 

C P 

JS ZJ 

.£CG 

S 8 

Art der Herstellung 
des Serums 

u tac 

_ O) s 

3 

3 o -3 
^ "O’C 
S°5 

a 3 a 
H B 

“a 

•Sal 

£ 

J* 

ccm 

Tag u. Stunde 
d. Impfung 
m. virulenten 
Bacillen 

Tag und 
Stunde des 
Todes 

a •= 

.2 

s 8 

S fe fe 
> 

Bemerkungen 

A. 

5 ccm Pesteerum 6 

12. VI. 

0,25 

13. VI. 

wahrend der 

1 Tag 


(siehe 

Tage lang mit 0,6 g 

6 h 

Nacht vom 


p 388 

getrockneter Bacil- 

p. m. 


10 h 

13. zum 14. VI. 



u. 393) 

len behandelt; die- 

d g i. 

0,1 

a. m. 

— 

— 

lebt noch 

selben werden 4mal 




am 6. VII. 


gewechselt 

dgl. 

0,25 

19. VI. 

26. VI. 

7 Tage 

— 

B. 

10 ccm Pestserum 

12. VI. 

0,25 


21. VL 

8 Tage 

— 

(siehe 

3 Tage lang mit 

6 h 

13. VI. 



p. 388 

0,5 g getrockneter 

p. m. 


9” h 




u. 393) 

Bacillen behandelt; 

dgl. 

0,1 

a. m. 

— 

— 

lebt noch 

dieselben werden 3- 




am 6. VII. 


mal gewechselt 

12. VI. 
10 h 

0,25 

19. VI. 

26. VL 

7 Tage 

— 



a. m. 






D. 

5 ccm Pestserum + 

6. VI. 

0,2 

) 7. VI. 

} 10 h 

— 

— 

lebt noch 

(siehe 
p. 392 

2,5 aktives Meer- 
schwei nchenserum 

6 h 
p. m. 
dgL 



am 6. VII. 


u. 393) 

+ 0,05 g getrock- 
nete Peetnacillen 

0,1 

| a. id. 

10. VI. mittags 

3 Tage 

— 

7. VI. 

0,25 

| 14. VI. 

} 10 h 

wahrend der 

27,-3 

_ 


1 h bei 15° gehal- 

10 h 

Nacht vom 

Tage 



ten, dann zentri- 

a. m. 


16. zum 17. VI. 



fugiert und 30' lang 
auf 55° erhitzt 

dgl. 

0,1 

1 a. m. 

19. VI. 

5 Tage 

— 

0 

Unbehandeltes Pest- 

12. VI. 

0,25 

) 13. VI. 

} 9 !0 h 

— 

— 

) 


serum 

6 h 
p. m. 



{ leben noch 
( am 6. VII. 



dgl. 

0,1 

| a. m. 

— 

— 

) 

— 

— 

_ 

_ 

7. VI. 

wahrend der 

66-72 h 

| 





10 h 
a. m. 

Nacht vom 

9. zum 10. VI. 


> Kontrolltiere 

— 

— 

— 

— 

dgl. 

10. VI. mittags 

ca. 66 h 

J 


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URBANA-CHAMPAIGN 


J 



Vay, Kann der im Pestserum enthaltene Ambozeptor entfernt werden? 395 


Experimente zur Erkundung der heilenden Wirkung. 


be go 1 


L* 

a 

be 


Bezeichnun 
des Serum 

Art der Herstellung 
des Serums 

Tag und 

Stunde de: 

Impfung 

CD 

T3 a 
o S 

spi 

ccm 

— ® c £ 

a"®! § 

S o-u 3 

h oqm a 

Tag und 
Stunde des 
Todes 



Bemerkungen 


N-d ► 



C. 5 ccm Pestserum + 6 . VI. 0,05 
(siehe 2,5 ccm aktiv. Meer- 6 h 
p 392 schweinchenserum p. m. 

u. 393) + °>°£ 5 SLe® 1 ™**; dgl. 0,1 
7 net* Bacillen l“h 6 
bei 15° gehalten, 
dann zentrifugiert 
und 30' lang auf 55° 
erhitzt 

0 Unbehandeltes Pest- 11 . VI. 0,25 
serum 6 h 


12. VI. 
10 30 h 

a. rn. 


lebt noch 
am 6 . VII. 


22. VI. 11 Tage 


12 VI M.VI.5hp.m. 3 Tage 
10 h 

a - m - 15.VI. 5 h p. m. 4 Tage 


93 o V J- lO.VI.3hp.m. 4 Tage 


lebt noch 
am 6 . VII. 


lebt noch 
am 6 . VII. 


25. VI. 14 Tage 


Von 6 Tieren starb eines nach einem Tage, eines nach 3, eines nach 
8 Tagen, die iibrigen blieben am Leben. 

Die Sera C und D (die beinahe identisch sind) gaben die schlech- 
testen Resultate. Die mit Serum D praventiv eingespritzten MSuse 
starben nach 2 1 / 2 und 5 Tagen mit einer einzigen Ausnahme. 

Gute Resultate wurden nur erzielt bei Tieren, die mit 0,1 ccm Serum 
A und B 16—17 Stunden vor der Impfung mit Virus eingespritzt wor- 
den waren. 


Die 4 Tiere, welche erst 8 Tage nach der Injektion mit Serum ge- 
impft wurden, starben alle im Verlaufe von 3—8 Tagen, wie schon erwahnt 
wurde. (Serum C nach 56—72 Stunden und Serum D nach 5 Tagen.) 

Tiere, die der heilenden Wirkung der Sera wegen 
injiziert wurden. 

Von 8 Tieren, die deswegen eingespritzt wurden, waren 25 und 31 Tage 
sp&ter nur 2 am Leben, alle die iibrigen starben meist nach 4—5 Tagen. 

Auch hier gaben Sera C und D die schlechtesten Resultate. Die 
Tiere starben innerhalb 4—4 x / 2 Tagen mit einer Ausnahme. 

Resultate der Tierexperimente im allgemeinen. 

Von den Tieren, die mit Serum A und B eingespritzt wurden (groGe 
Mengen von Bacillen, diese oft gewechselt, lange Dauer der Einwirkung) 
iiberlebten die Impfung nur 3 von 10 im ganzen; die anderen starben, 
jedoch nach einer etwas langen Dauer der Erkrankung (7—11 Tage, mit 
einer Ausnahme). 

Die Sera C und D (Mischung von inaktivem Pest- und aktivem 
Normalserum) waren nicht in langer Berflbrung mit den Pestbacillen 
gewesen (nkmlich nur 1—l x / 2 Stunden). Von 8 Tieren, die mit denselben 
behandelt wurden, kamen nur 2 mit dem Leben davon. Auch diese 2 
hatten Krankheitssymptome gezeigt, sie hatten eine Schwellung in den 
Leistendriisen auf der Seite, wo sie am Hinterbeine mit den virulenten 



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396 


Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 55. Heft 5. 


Bacillen inokuliert worden waren und waren im ubrigen offensichtlich 
mehrere Tage krank. 

Vergleich mit reinem Pestserum. 

Wenn man die erzielten Resultate mit denen vergleicht, die mit 
gewohnlichem Pestserum erhalten wurden, so ist zu bemerken, daB es 
schon als ein guter Erfolg gilt, wenn von 4 Tieren, die mit gewohnlichem 
Pestserum behandelt waren, 3 flberleben. Manchmal tritt der Tod noch 
nach 10 Tagen ein. Hingegen starben von 10 Tieren, die mit Serum 
A und B behandelt waren, 7 statt 3—4, von den 8 Tieren, die mit C 
und D behandelt waren, 6 anstatt 2. 

Da die Injektionen und Impfungen mit Pestvirus stets genau in 
der gleichen Weise ausgefuhrt wurden, so kann man wohl den SchluB 
ziehen, daB durch die Behandlung mit den getrockneten Bacillen die 
Wirksamkeit des Serums verringert wird. 

VII. Grttndc flir die Hemmnng der HSmolyse. 

Ich habe versucht, aufzuklaren, warum in dem mit Bacillen be- 
handelten Serum in obigen Versuchen eine Hemmung der Hamolyse 
eingetreten ist. Man hatte zunachst annehraen konnen, daB es nicht 
moglich ist, aus dem Pestserum den Ambozeptor zu entfernen, da das 
Serum einen ungewohnlich hohen Gehalt an diesem besitzt. Es lag nahe, 
das Immunserum mit einem Normalserum zu vergleichen. Hierzu eignet 
sich in gewisser Beziehung das Ziegenserum. 

Inaktiviertes Ziegenserum mit Pestbacillen und frischem Serum zu- 
sammengebracht, hemmt die Hamolyse, wenn man sensibilisierte Kanin- 
chenblutkbrperchen zuftigt. Man konnte demnach vermuten, daB das 
Ziegenserum an und fiir sich einen Ambozeptor gegen Pestbacillen ent- 
hait. (Ziegen scheinen gegen eine Infektion mit Pestbacillen ziemlich 
refraktfir zu sein.) 

Im folgenden Experimente wurde nun versucht, die Menge norraalen 
aktiven Serums zu ermitteln, die notig war, um mit dem Ziegen- bezw. 
dem Pestserum, den Pestbacillen und dem hamolytischen Systeme zu- 
sammen Hamolyse hervorzurufen. Zu diesem Behuf wurden 0,05 g ge- 
trocknete Pestbacillen in 10 ccm physiologischer Kochsalzlbsung verteilt, 
so daB eine gleichmaBige Emulsion resultierte, von dieser wurden dann 
stets 0,5 ccm verwendet, die ubrigen Einzelheiten des Versuches ergeben 
sich leicht aus der Tabelle. Aus auBeren Griinden war ich gezwungen, 
als frisches Normalserum das vom Hammel zu verwenden, das unter 
Umstanden schon an und fQr sich einen leichten losenden EinfluB auf 
Kaninchenblutkorperchen besitzt. Aus dem Versuche geht hervor, daB 
in dem RShrchen, welches 0,2 Ziegen- und 0,3 Hammelserum enthielt, 
eine leichte Hamolyse eintrat, wahrend in dem mit 0,2 Pest- und 1,2 
Hammelserum eine solche noch nicht eingetreten war. 

Es lag daher nahe, zu versuchen, ob nicht der Ambozeptor aus 
starkeren Verdflnnungen des Pestseruras leichter zu entfernen ware. Es 
wurden zu diesem Zwecke solche Verdflnnungen von 1 : 10 und 1 : 100 
mit physiologischer Kochsalzlosung hergestellt und je 20 ccm wahrend 
1V 2 Stunden mit 0,1 g getrockneter Bacillen bei Zimmertemperatur ge- 
mischt und ofters umgeschiittelt; hierauf wurde zentrifugiert und die 
iiberstehende Flflssigkeit wie sonst geprttft. Wie aus der folgenden Ta¬ 
belle zu sehen ist, war nur in der Verdflnnung von 1 : 100 nach 6 Stunden 
eine leichte Hamolyse eingetreten. Die roten Blutkorperchen hatten sich 
wohlagglutiniert zu Boden gesetzt und in der ilberstehenden Flflssigkeit 


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Vay, Katin der im Pestserum enthaltene Ambozeptor entfemt werden? 397 

war eine leichte Rosafarbung eingetreten. In der Verdiinnung 1 : 10 
war keine Hamolyse eingetreten. 


Versuch No. IX. 


® ■ c 
^ §.2 

“o 3 

® ,5 S 

i—I -M ® 

ccm 

► a s 
5 § s 

ccm 

8 • 

> 5 s 

« M3 
•5 ® *-> 

OS ® 

CtSJ m 

hH 

ccm 

> a a 
S3 t 

g&H S 

p-H 

ccm 

Dauer der 

Einwirkung 

0 Kaninch.- 

g Ambo- 

° zeptor 

, s 

, « 

| A® 
3.2. ® 
§« S* 
* % 
Tropfen 

Resultate 

0,5 

0,1 

0,2 

_ 

4 Stunden 

0,2 

2 

keine Hamolyse 

0,5 

0,2 

0,2 

— 

4 „ 

0,2 

2 

dgl. 

0,5 

0,3 

0,2 

— 

4 „ 

0,2 

2 

schwache Hamolyse 

0,5 

0,4 

0,2 

— 

4 „ 

0,2 

2 

Hamolyse 

0,5 

0,6 

0,2 

— 

4 „ 

0.2 

2 

dgl. 

0,5 

0,8 

0,2 

— 

4 „ 

0,2 

2 

komplette Losung 

0,5 

12 

0,2 

— 

4 „ 

0,2 

2 

dgl. 

0,5 

0,1 

— 

0,2 

4 Stunden 

0,2 

2 

keine Hamolyse 

0,5 

0,2 

— 

0,2 

4 „ 

0,2 

2 

dgl. 

0,5 

0,3 

— 

0,2 

4 „ 

0,2 

2 

dgl. 

0,5 

0,4 

— 

0,2 

4 „ 

0,2 

2 

dgl. 

0,5 

0,6 

— 

0,2 

4 „ 

0,2 

2 

dgl. 

0,5 

0,8 

— 

0,2 

4 „ 

0,2 

2 

dgl. 

0,5 

1,2 

— 

0,2 

4 „ 

0,2 

2 

dgl. 

— 

0,1 

— 

— 

— 

0,2 

2 

komplett nach 15 Minuten 

— 

0,1 

0,2 

— 

— 

0,2 

2 

dgl. 

— 

0,1 

— 

0,2 

— 

0,2 

2 

dgl. 


Versuch No. X. 


Mit Bacil¬ 
len behan- 
deltes 
Serum 

Unbehan- 

deltes 

Pestserum 

lip 
£ £ | 
< g s 

Bad lien- 
0 emulsion 

2 (0,05 g zu 

10 ccm 
Kochsalzlos.) 

Dauer der 
Einwirkung 

g Kaninchen- 
B Ambozeptor 

1 l 

c 

f! s 

'5 

§ 3 « 

Tropfen 

Resultate 

1:10 

1:100 

1:10 

ll: 100 

ccm 

ccm 

ccm 

ccm 

ccm 

1,0 


_ 

_ 

0,12 

0,5 

3 Std. 

0,2 

2 

keine Hamolyse 

1,0 

— 

— 

— 

0,2 

0,5 

3 „ 

0,2 

2 

dgl. 

1,0 

— 

— 

— 

0,3 

0,5 

3 „ 

0,2 

2 

dgl. 

1,0 

— 

— 

— 

0,4 

0,5 

3 „ 

0,2 

2 

dgl. 

_ 

1,0 

— 

— 

0,12 

0,5 

3 Std. 

0,2 

2 

keine Hamolyse 

— 

1,0 

— 

— 

0,2 

0,5 

3 „ 

0,2 

2 

dgl. 

— 

1,0 

_ 

— 

0,3 

0,5 

3 „ 

0,2 

2 

1 nach 6 St. Spuren von 

— 

1,0 

— 

— 

0,4 

0,5 

3 „ 

0,2 

2 

| Losg. d. Blutkorperck. 

— 

— 

1,0 

— 

0,12 

0,5- 

3 Std. 

0,2 

2 

keine Hamolyse 

— 

— 

1,0 

— 

0,2 

0,5 

3 „ 

0,2 

2 

dgl. 

— 

— 

1,0 

— 

0,3 

0,5 

3 „ 

0,2 

2 

dgl. 

— 

— 

1,0 

— 

0,4 

0,5 

3 „ 

0,2 

2 

dgl. 

— 

— 

— 

1,0 

0,12 

0,5 

3 Std. 

0,2 

2 

keine Hamolyse 

— 

— 

— 

1,0 

0,2 

0,5 

3 „ 

0,2 

2 

dgl. 

— 

— 

— 

1,0 

0,3 

0,5 

3 „ 

0,2 

2 

dgl. 

— 

— 

— 

1,0 

0,4 

0,5 

3 „ 

0,2 

2 

dgl. 

— 

— 

— 

— 

0,12 

0,5 

3 Std. 

0,2 

2 

Hamolyse 

— 

— 

— 

— 

0,2 

0,5 

3 „ 

02 

2 

dgl. 

— 

— 

— 

— , 

0,3 

0,5 

3 „ 

0,2 

2 

dgl. 

_ 

— 

— 

— 

0,4 

0,5 |3 „ 

0,2 

2 

dgl. 


Die Ursache fur die Hemmung der Hamolyse muB deinnach anders- 
wo gesucht werden. 

Die Bacillen werden ziemlich eingreifenden Prozeduren unterworfen, 

so der Erhitzung auf 55° und der Eintrocknung; es ist deinnach mog- 


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URBANA-CHAMPAIGN 












398 


Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 55. Heft 5. 


lich, daB hierdurch Substanzen, die die Hamolyse hemmen, neu erzeugt 
Oder wenigstens aus ihren Verbindungen gelost und durch die Mazeration 
im Serum ausgezogen werden. 

Ich habe deswegen einfache Bakterienextrakte untersucht, die aus den 
getrockneten Bacillen vermittelst physiologischer Kochsalzlosung hergestellt 


Versuch No. XI. 


6 5 B 
^ " £ 
o 5 = 
Jfu'S 
c o a i 

® U 1 

bC 

g 

g Kochsalz- 
B losung 

Dauer der 
Mazeration 


bC ac ao 

S ebn 

ccm 

g Pestserum 

B (inaktiviert) 

g Inaktives 

3 Serum 

AktivesMeer- 
2 schweinchen- 
serum 

Dauer der 
Einwirkung 

g Kaninchen- 
3 ambozeptor 

3 *■« 

§ 8 

in 

3^ « 
ctf 

Tropfen 

Resultat 

Bemerkungen 

0,01 

10 

24 St. bei 


0,2 

1,2 


_ 

0,2 

5 St. 

0,2 

2 

Hamolyse 

Nurin denersten 



25-30° 


0,4 

1,2 


— 

0,2 

5 „ 

0,2 

2 

dgl. 

beiden RShrch. 





0,8 

1,2 


— 

0,2 

5 „ 

0,2 

2 

keine Hamo- 

hat eine leichte 













lyse 

Hamolyse statt; 





1,0 

1,2 


— 

0,2 


0,2 

2 

dgl. 

diese wird nach 




*Sq 

1,2 

1,2 


— 

0,2 

5 „ 

0,2 

2 


3 St. deutlieher 





1,4 

1,2 

- 

— 

0,2 

5 „ 

0,2 

2 

»> 





u. 

0,2 

— 

3 

1,2 

0,2 

5 St. 

0,2 

2 

Hamolyse 

Schon n. 10 Min. 




0 > 

0,4 

— 

3 

1,2 

0,2 

5 „ 

0,2 

2 

dgl. 

deutl. Hamo- 





0,8 

— 

£ 

1,2 

0,2 

5 „ 

0,2 

2 


lyse 





1,0 

— 

01 

1,2 

02 

5 „ 

02 

2 







12 

— 

3 

1,2 

0,2 

5 „ 

0,2 

2 







1,4 

— 

5 

1,2 

0,2 

5 „ 

0,2 

2 

» 


0,01 

10 

48 St. bei 


0,2 

0,2 


— 

02 

4 St. 

0,2 

2 

Hamolyse 

Die Hamolyse ist 



25-30° 


0,5 

0,2 


— 

0,2 

4 „ 

0,2 

2 

dgl. 

schwach; sie 





1,0 

0,2 


— 

0,2 

4 „ 

0,2 

2 

>) 

tritt spat ein u. 





1,5 

0,2 


— 

0,2 

4 „ 

02 

2 


ist erst nach 





2,0 

0,2 


— 

0,2 

4 „ 

0,2 

2 

keine Hamo- 

3 St. deutlich; 




’5b 









lyse 

das letzte Rohr- 




3 

V*- 










chen ist deutlich 




u* 










negativ 




c 

o 

0,2 

— 

c 

r 0,2 

0,2 

4 St. 

1 0,2 

2 

Hamolyse 

Die Hamolvse 





0,5 

— 

o 

£ 

0,2 

0,2 

4 •> 

i 0.2 

2 

dgl. 

tritt bereits nach 





1,0 

— 

o 

0,2 

0,2 

4 „ 

0,2 

2 


15 Min. ein 





1,5 

— 

3 

02 

0,2 

4 „ 

02 

2 

J9 






2,0 

— 

S 

0,2 

0,2 

4 „ 

02 

2 



0,1 

10 

54 St. bei 


0,2 

0,1 

- 

— 


1 St. 

0,2 

2 

Hamolyse 

In den ersten 



20-25° 


0,2 

0,2 

- 

— 


1 ,, 


2 

dgl. 

2 Rohrchen be- 





02 

0,4 


— 


1 „ 


2 


ginnt schon n. 




£ 

o 2 

0,6 


— 

mm 

1 „ 

0,2 

2 

keine Hamo- 

I Stde leichte 




o> 









lvse 

Hamolyse ein- 




tc 

3 

02 

0,8 

- 



1 ,, 

ILVJ 

2 

dgl. 

zutreten, nach 




•c 

02 

1,0 


— 


1 ,, 

0,2 

2 


ca. 16 Std. ist 




-t-i 

3 

02 

1,5 

- 

— 1 

02 

1 ,, 


2 


dieselbe deut- 




C 

N 










lich auch im 














3. Rohrchen. die 














iibrigen bleiben 














negativ 

0,01 

10 

72 St. bei 

• 


— 


— 

0,2 

5 St. 

02 

2 

Hamolyse 




24° 

3 


— 


— 

0,2 

5 „ 

02 

2 

dgl. 






0,6 

— 


— 

0,2 

5 „ 

02 

2 






3 

0,8 

— 


— 

0,2 

5 „ 

02 

2 







1,0 

— 


— 

0,2 

>5 „ 

02 

2 

It 


0,01 

10 

72 St. bei 


0,2 

— 


[ !,2 

I 0,2 

5 St. 

0,2 

2 

Hamolyse 




24° 

a 

0,4 

— 

Ol 

« 

!>2 

0,2 

5 „ 

0,2 

2 

dgl. 





'C 

0,6 

— 


!,2 

0,2 

5 „ 

0,2 

2 






a 

0,8 

- 1 

& 

1,2 

0,2 

5 „ 

0,2 

2 






N 

1,0 

— 

p- 


0,2 

5 

02 

2 

1 » 



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Google 


Original from 

UNIVERSITY OF ILLINOIS AT 
_URBANA-CHAMPAIGN 












Vay, Kann der im Pestserum enthaltene Ambozeptor entfernt werden? 399 


wurdeh. 0,01 g Bacillen wurden in 10 ccm Kochsalzlosung verteilt und 
1—2 Tage bei gewohnlicher Temperatur stehen gelassen; das Ganze wurde 
hierauf zentrifugiert und die iiberstehende Fliissigkeit als Antigen angewandt. 

Es zeigt sich, daB aus den Bacillen eine Substanz in die Kochsalz¬ 
losung iibergeht, die die Hamolyse hemmt, also anscheinend vermittelst 
des Ambozeptors das Komplement bindet. Wurden nur geringe Mengen 
des Bacillenextraktes verwendet, so fand eine leichte Hamolyse statt, 
die bereits nach 3 Stunden deutlich war. 

Die Wirkung der Mazeration der Bacillen kann noch erhoht werden, 
wenn man die Kochsalzlosung zusammen mit den Bakterien mehrmals 
anf 55° erhitzt. 0,1 g getrocknete Bacillen wurde in 20 ccm Kochsalz¬ 
losung verteilt und das Ganze 45 Minuten lang auf 55° erhitzt, des- 
gleichen nach 24, 48 und 96 Stunden jedesmal 30 Minuten lang. In 
der Zwischenzeit wurde das Gemisch bei der Temperatur des Labora- 
toriums (ca. 24°) gehalten. 

Versuch No. XII. 






400 


Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 55. Heft 5. 


Versuch No. XIII. 


i c3 
bCGQ 

o 5 a 
■sS o 

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1 

Art der 


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a m 

es Pest- 
ugefiigt 


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Resultate 

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C 03 

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S! - 

3 

05 

-Q 


g 

ccm 



ccm 

ccm 


ccm 

ccm 

g 

Ci 

ccm 

Tropfen 


0,2 

20 

In 5 Tagen 6 mal 
auf55”jel Std. 


_ 

_ 

__ 

1,0 

0,2 

0,005 

3 b bei 

0,2 

2 

keine Hamo- 


-4J 







37° 


lyse 



lang erhitzt; 
dann ca. 2 ccm 

o> 

‘5b 

— 

— 

— 

1,0 

0,2 

— 

dgl. 

0,2 

2 

dgl. 



Pestserum vor- 














sichtig zuge- 














fiigt, bis kein 
Niederschlag 
mehr entstent 

N 











0,5 

20 

48 h beigewohn- 

■e 

7,5 

5 

zentri- 

1,0 

0,2 

0,005 

|3 h bei 

0,2 

2 

(keine Hamo- 


licher Tempe- 

•r 


Tropf. 

fugiert 




37° 


lyse 



ratur gehalten, 
dann 5 ccm 

s 

7,5 

dgl. 

tf 

1,0 

0,2 

— 

dgl. 

0,2 

2 

dgl. 



Pestseruum 

s 













zugefiigt 

o 

n: 











0,1 

20 

lmal 35' lang 


— 

— 

— 

1,0 

0,2 

— 

3 h bei 

0 * 

2 

keine Hamo- 


auf 55 0 erhitzt 1 

th 1 

3 







37° 


lyse 



dannlTropfen 

«*- 1 
•c 

5 

2,5 

zentri- 

1,0 

0,2 

_ 

dgl. 

0,2 

2 

dgl. 



Pestserum zu- 

§ 


fugiert 






gefugt 

N 

5 

0,5 


1,0 

0,2 

— 

dgl. 

0,2 

2 

dgl. 

0,1 

20 

45' lang auf 55° 


20 

1 Tro- 

|zentri- 

1,0 

0,2 

— 

3 h bei 

0,2 

1 2 

keine Hamo- 


erhitzt, des- 

Q> 


pfen 

fugiert 



37° 


lvse 



gleichen nach 
24, 48 und 96 

tb 

3 

5 

2,5 + 5 
ccm 


1,0 

— 

— 

dgl. 

0,2 

2 

dgl. 



Stunden je 30' 

-2 


aktives 











auf 55° 

0) 

N 


Serum 










halt man immer noch eine Fliissigkeit, die imstande ist, die Hamolyse 
zu hemmen. 


Versuch No. XIV. 


Menge der 
Bouillon 

bJj 

3 

3 

| 

N 

■r 

I 

W 

ccm 

g Pestserum 

Dauer der Ein- 
wirkung 


Menge der 
g untereuchten 
“ Fliissigkeit 

Aktives Serum 

Dauer der Ein- 
wirkung 

g Kaninchen- 
B ambozeptor 

i ® 

If 

IS 

txj _2 

JS 

Tropfen 

Resultate 

1 Bouillon- 
kultur 
frischer 
Bacillen 

3 


24“ 

zentri- 

fugiert 

1.0 

0,2 + 

0,2 in- 
aktiv. 
Pest¬ 
serum 

5 h 

0,2 

2 

Hamolyse 


— 

3 

24‘ 

dgl 

1,0 

0,2 

5 k 

0,2 

2 

Keine Hamolyse 

0,01 g 
getrocknete 
Bacillen 


3 

24 h 

jzentri- 

fugiert 

1,0 

0,2 

5" 

0,2 

2 

Keine Hamolyse 


Original from 

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y - _ URBANA-CHAMPAIGN _ 



Vay, Kann der im Pestserurn enthaltene Ambozeptor entfernt werden? 401 


Die mit physiologischer Kochsalzlosung hergestellten Bacillenextrakte 
entfalten selbst in grofien Dosen keine toxische Wirkung, wenn man sie 
Meerschweinchen subkutan oder intraperitoneal injiziert. Das gleiche ist 
der Fall, wenn man die Extraktionsfltissigkeit mit etwas Pestserurn ver- 
setzt, von dem entstehenden Niederschlage abzentrifugiert und die flber- 
stehende Flflssigkeit einspritzt. Ich habe auch versucht, mit frischen 
Bacillen zu arbeiten. Eine Bouillonkultur, die ca. 2 Monate alt war, 
wurde zentrifugiert; die abgesetzten Bacillen dann 3mal in Kochsalz¬ 
losung gewaschen, um Reste der Kulturfliissigkeit und Stoffwechsel- 
produkte zu entfernen; hierauf wurden sie in 3 ccm Kochsalzlosung 
verteilt, einige Zeit stehen gelassen, abzentrifugiert und die resultierende 
Flflssigkeit mit dem hamolytischen System versetzt. Aus den frischen 
Bacillen ist das Antigen nicht so leicht zu extrahieren, wie aus den 
abgetflteten und getrockneten, es trat in meinen Versuchen Hamo- 
lyse ein. 

VIII. Ist es mtfglich, den Ambozeptor durch ein Anti-Ambozeptor- 

serum zn nentralisieren l 

Da ich auf diesem Wege nicht zu meinem Ziele gelangt war, den 
Ambozeptor aus dem Pestserurn zu entfernen, so versuchte ich schlieB- 
lich, denselben durch ein Antiserum zu neutralisieren. Meerschweinchen 
wurden zu wiederholten Malen mit Pestserurn intraperitoneal injiziert. 
Haufig wurde das von den Tieren schlecht vertragen und traten anaphy- 
laktische Erscheinungen auf. Erfolge erzielte ich, als ich nur 1 ccm 
auf einmal einspritzte und die Injektionen in Zeitraumen von wenigen 
Tagen mehrmals wiederholte. Wie aus den folgenden Experimenten 
hervorgeht, erhielt ich in der Tat ein Serum, das den Ambozeptor 
zu neutralisieren imstande war, wie aus folgendem Versuche hervor¬ 
geht. 

Gleiche Teile Pest- und Antipestserum wurden, nachdem beide vor- 
her durch Erhitzen inaktiviert waren, zusammengemischt, dann mit einer 
geringen Menge Bacillenemulsion zusammengebracht, die durch Ver- 
teilen von 0,1 g getrockneter Bacillen in 20 ccm Kochsalzlosung her- 
gestellt war. 

Es trat hierbei Hamolyse ein. 


Versuch No. XV. 


Menge der 
Bacillenemul- 
sion 

a 

a 

o 

3 

93 

03 

Cn 

Antiserum 

Aktives Meer¬ 
schweinchen- | 
serum 

Dauer der 
Emwirkung 1 

Kaninchen- 

ambozeptor 

Kaninchen- 

blutkorperchen 

Resultate 

ccm 

ccm 

ccm 

ccm 


ccm 

Tropfen 


0,5 

0,2 ! 

0,2 

0,2 

3 h 

! 0,2 

2 

Nach ca. 30 Minuten tritt Hamolyse ein 

0.5 | 

0,2 | 

- 1 

0,2 | 

3- | 

0,2 j 

2 I 

Keine Hamolyse 


Leider konnte ich mit einem solchen Pest-Antipestserumgemische 
nur ganz wenige Tierexperimente anstellen. Drei Meerschweinchen von 
ungefahr 400 g Gewicht wurden in der Weise mit Pest inokuliert, dafi 
eine Oese Kultur in 1 ccm Kochsalzlosung verteilt, hierein die Kanflle 
einer Pravaz-Spritze getaucht, und so 3mal dem Tiere unter die Haut 

Erste Abt. Orig. Bd. 65. Ileft 5. 26 


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URBANA-CHAMPAIGN 



402 CentralbL f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 55. Heft 5. 

eines Hinterbeines eingeffihrt wurde. 16 Stunden spater erhielt das 
eine Tier 2 ccm, das andere 1 ccm eines Gemisches von inaktiviertem 
Pest-Antipestserum, das dritte Tier diente als Kontrolle. 

Zwei weiBe Mause wurden in analoger Weise behandelt. 

Ein besonderer Heilwert oder sonstiger Effekt des Serumgeraisches 
war nicht zu konstatieren. 

IX. Zusammenfassung der Rcsultate. 

Es war demnach nicht moglich, vermittelst der Bordetschen Me- 
thode die Abwesenheit des Ambozeptors in einem Pestserum darzutun, 
das mit Pestbacillen behandelt war. Es ist ja anzunehmen, daB min- 
destens eine gewisse Menge des Ambozeptors an die Bacillen fixiert 
worden ist. Jedoch geht aus den Versuchen hervor, daB durch Mazeration 
der getrockneten Pestbacillen mit Kochsalzlosung namentlich bei gleich- 
zeitigem Erhitzen aus denselben ein Antigen dargestellt werden kann, 
das bei Zuhilfenahme von Pestserum Alexin bindet und so die Hamo- 
lyse hemmt. Es ist daher moglich, daB auch durch die Mazeration mit 
Pestserum dieses Antigen aus den Bacillenkorpern ausgezogen wird. 
Beim Abzentrifugieren ist es in der iiberstehenden Fliissigkeit enthalten 
und hemmt so, mit dem hamolytischen System zusammengebracht, die 
Hfimolyse. 

Die Wirksamkeit des Pestserums wird durch die Behandlung mit 
den Pestbacillen, die spater durch Zentrifugieren wieder entfernt werden, 
sowohl in bezug auf immunisierende wie heilende Eigenschaften, ab- 
geschwacht. 


yachdruek verboUn. 

Die bakteriologische Typhusdiagnose. 

[Aus dem Hygienischen Institut der Universitat Halle 
(Direktor: Geheimrat Prof. Dr. C. Fraenkel).] 

Von Dr. Hans Kathe, Assistenten am Institut. 

In Bd. 52 des Centralbl. f. Bakt. Abt. I. Orig. 1909 teilte ich die 
Ergebnisse umfangreicher vergleichender Untersuchungen fiber die 
Leistungsffihigkeit alterer und neuer Typhusnfihrboden mit, die ich, unter- 
stfitzt von Blasius, ausgeffihrt hatte. Ich vertrat dort unter anderem 
auch den Standpunkt, daB der Typhusnachweis ftir diagnosti- 
sche Zwecke sich immer mehr auf die Prflfung des Agglu- 
tinationstiters des Krankenserums und auf die Zfichtung 
der Bacillen aus dem Blute beschrfinke, wahrend ihr Nach- 
weis in den Ausscheidungen nach dieser Richtung ganz 
erheblich an Wert verloren habe. Zum Studiura der epidemio- 
logischen Verhaltnisse, in sanitatspolizeilicher Hinsicht sei letzterer da- 
gegen von ausschlaggebender Bedeutung. Mit dieser Wertbemessung 
glaube ich, soweit mir die Literatur bekannt ist, die Auffassung aller 


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URBANA-CHAMPAIGN 



Kathe, Die bakteriologische Typhusdiagnose. 403 

derer wiederzugeben, die sich praktisch mit dem Typhusnachweis be- 
schaftigt haben. 

Nun berichteten aber bald darauf Gaehtgens und Bruckner 1 ) 
in eiuer Arbeit, in der sie unsere Befunde einer eingehenden Kritik 
unterzogen, ebenfalls iiber die Ergebnisse derartiger vergleichender 
Untersuchungen und fiber ihre Erfahrungen hinsichtlich der Bedeutung 
von Agglutination, Blutkultur und Bacillennachweis im Stuhl fur die 
Typhusdiagnostik und glaubten den Nachweis erbringen zu konnen, „daB 
die Faecesuntersuchung ilire Bedeutung fflr die Typhus- 
diagnose neben der Agglutinationsprfifung und Blut¬ 
kultur nicht eingebfiBt habe. u 

Diese unseren Beobachtungen nicht entsprechende Auffassung ver- 
anlaBt mich, auf Untersuchungen zurfickzukommen und ihre Resultate 
hier mitzuteilen, die ich an den Typhuskranken der hiesigen Koniglichen 
medizinischen Universitatsklinik ausgeffihrt habe und die ganz eindeutig 
daffir sprechen: Das beste Hilfsmittel zur Diagnose des Typhus, speziell 
zur Frfihdiagnose, ist die Blutkultur; in etwas geringerem Grade die 
Agglutination, w&hrend der Nachweis der Erreger in den Ausscheidungen 
erst in den spfiteren Stadien der Erkrankung, in der Rekonvaleszenz 
und in der Zeit nach derselben an Bedeutung gewinnt, wo er aber eben 
weniger das klinisch-diagnostische Gebiet berflhrt, vielmehr als Grundlage 
sanitatspolizeilicher MaBnahmen ein wertvolles Mittel zur Bekampfung 
der Infektionskrankheit bildet. 

Wenngleich nun diese Resultate nur eine Bestatigung der Beobach¬ 
tungen anderer Autoren bringen, so glaube ich doch um so eher sie mit- 
teilen zu dflrfen, als ich gleichzeitig die von vornherein hochst auf- 
fallenden Angaben Manicatides 2 ) nachprfifte, der in den Rachen- 
und Tonsillenabstrichen Typhuskranker in 70 Proz. der 
Falle die Typhusbacillen nachgewiesen haben wollte und 
infolgedessen diese Methode als die einfachste und beste zur 
Diagnose erapfahl. Meines Wissens ist diesera Verfahren, das, wenn 
es wirklich das leistete, was sein Autor verspricht, hfichst bedeutsam 
ware, keine weitere Beachtung geschenkt worden, wenigstens sind mir 
Mitteilungen dartiber aus der Literatur nicht bekannt. 

Ueber die Methodik, die ich bei den Untersuchungen befolgte, ware 
nur folgendes zu erwahnen: Da sich aus der Konkurrenz der bereits 
erw&hnten Verfahren dasjenige ergeben sollte, welches die meisten 
Chancen ffir den sicheren Typhusnachweis besitzt, bemflhte ich mich, 
die verschiedenen Untersuchungsobjekte bei ein und demselben Kranken 
zur gleichen Zeit zu entnehmen. Beim Rachenabstrich und beim Blut 
zur Agglutinationsprfifung wie zur Kultur liefi sich das ohne weiteres 
durchffihren, nicht dagegen in jedem Falle aus begreiflichen Grfinden 
bei Stuhl und Urin. Genaue Angaben darfiber enthfilt die beigeffigte 
Uebersicht. 

Die Abstriche, die ich in der tiblichen Weise mit sterilem Watte- 
bausch von den Tonsillen und der hinteren Rachenwand entnahm, wurden 
nach dem Lentz-Tietzschen Verfahren verarbeitet; auflerdem beimpfte 
ich mit dem Materiale ein Gallerohrchen, dessen Inhalt nach 24-stfindiger 

1) Gaehtgens u. Bruckner, Centralbl. f. Bakt. Abt. I. Orig. Bd. 53. 1910. 
p. 559. 

2) Manicatide, Centralbl. f. Bakt. Abt. I. Orig. Bd. 46. 1908. p. 221. 

26* 


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Kathe, Die bakteriologische Typhusdiagnose. 


405 


Uebersicht. 


Agglutinationstiter des 
Krankenserums 

Ausfall der Untersuchung 
auf Typhusbacillen in 

Bemerkungen 

. 

Rachen 

Stuhl 

Urin 

• 

24. 4. Tv 1:400 + 

Paraty 1:200 + 

29. 4. Ty 1:300 + 

Paraty 1:100 + 

24. 4. — 
29. 4. - 

24. 4. - 

24. 4. - 

Ergebnis der bakteriologischen Leichenunter- 
suchung: 

Herzblut: Ty — 

Galle: „ + 

Milz: „ + 

Inhalt des Jejunums: „ — 

„ „ lleums: „ — 

Urin: „ — 

29. 4. Ty 1: 600 + 

Paraty 1: 400 + 

4. 5. Ty 1:400 + 

Paraty 1:100 + 

29. 4. - 
4. 5.- 

30. 4.— 

30. 4.- 

■ 

29. 4. Ty 1:400 + 

Paraty 1:200 + 

29. 4. — 

30. 4. — 

30. 4. - 


14. 5. Ty 1:1000 + 

Paraty 1:200 + 

14. 5. — 




3. 5. Ty 1:50 — 

Paraty 1:50 — 

5. 5. Ty 1: 50 + 

„ 1:100 ± 
Paraty 1:50 — 

Ty (eigener Stamm) 
1:800 + ! 

5. 5.— 

5. 5.— 

5. 5. - 

• 

13. 5. Ty 1:200 + 

Paraty 1:100 + 

13. 8 . - 

13. 8 . — 

13. 8 . — 

Ergebnis der bakteriologischen Leichenunter- 
suchung: 

Herzblut: Ty + 

Galle: „ - 

Milz : „ + 

Leber: i „ — 

Niere: „ — 

Oberer Diinndarm: „ — 

Unterer „ „ — 

Dickdarm : „ — 

13. 8 . Ty 1:100 + 

Paraty 1:50 + 

16. 8. — 

16. 8 .— 

16. 8 .— 


3. 9. Ty 1:50 + 

„ 1 : 100 + 

Paraty 1:50 + 

3. 9.— 

3. 9.— 

3. 9.— 



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No. 


406 Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 55. Heft 5. 



Anamnestische und klinische Daten 


Stadium der Er-j 
krankung, in [ 
dem die Unter- 
suchungen vor- 
genommen 
wurden 


10 


11 


12 


13 


14 


15 


Hermann Chr., 
10 Jahre 


Friederike H., 
39 Jahre 


Minna H. (Toch- 
ter von No. 9), 
7 Jahre 

Else H. (Toch 
ter von No. 9), 
6 Jahre 


Ida H. (Toch 
ter von No. 9), 
9 Jahre 


Karl P.,24 Jahre 


An naT., 23 Jahre 


Martha Sch., 
31 Jahre 


Aufgenommen in die Klinik am 26. 8. 08. An- 

S eblich seit 8 Tagen krank. Stuhl angehalten. 

tatus bei der Aufnahme: Roseolen, geringe 
Milzschwellung. Temp. 39° C, halt eich einige 
Tage auf dieser Hohe, dann allmahlicher Ab- 
fall. Seit 6. 9. fieberfrei. Heilung. 

Aufgenommen in die Klinik am 8. 9. 08. Seit 
14 Tagen krank, Durchfalle. Status bei der 
Aufnahme: Milztumor; keine Roseolen. Stuhl 
angehalten. Temp. 38° C, auch noch am 9. 9. 
Dann fieberfrei. Heilung. 

Aufgenommen in die Klinik am 8. 9. 08. Seit 
14 Tagen angeblich krank. Status bei der Auf¬ 
nahme: Alle Organe normal. Temp. 37,4° C, 
dann stets normal. Stuhl angehalten. Heilung. 

Aufgenommen in die Klinik am 8. 9. 08. An¬ 
geblich seit 14 Tagen krank. Status bei der 
Aufnahme: Milzschwellung, keine Roseolen. 
Stuhl angehalten. Temp. 39,3° C, sinkt in den 
nachsten 2 Tagen staffelformig ab; vom 11. 9. 
an normal. Heilung. 

Aufgenommen in die Klinik am 16. 9. 08. Seit 
4 Tagen krank mit hohem Fieber. Status bei 
der Aufnahme: Kein deutlicher Milztumor (wird 
erst nach einigen Tagen palpabel); reichliche 
Roseolen, Stuhl angehalten. Temp, gegen 39°C, 
halt sich 3 Tage lang auf dieser H5he, dann 
lytischer Abfalh Am 26. 9. entfiebert. Heilung. 


Aufgenommen in die Klinik am 16. 9. 08. Seit 
8 Tagen unwohl, Kopfschmerzen. Status bei der 
Aufnahme: Milztumor. Keine Roseolen, treten 
erst am 24. 9. auf. Stuhl angehalten. Diazo —. 
Lungen o. B. Temp. 39,5° C, steigt in den 
nachsten Tagen auf 40° C und daruber; bis zum 
1. 10. zwischen 37,5 und 39,5° C, dann Ent- 
fieberung. Am 4. 10. fieberfrei. Niemals Durch- 
falle. Heilung. 

Aufgenommen in die Klinik am 21. 9. 08. Vor 
3 Tagen Partus (Kind gesund), seitdem Fieber. 
Ihre Schwester typhuskrank, daher Typhus- 
verdacht. Status bei der Aufnahme: Milz- 
schwelluug, keine Roseolen. Bronchitis. Durch 
falle. Temp. 39,5° C, halt sich bis zum 7. 10. 
zwischen 39 u. 40° C, am 8. u. 9. 10. 38,5 bezw. 
38° C; dann bis zum 14. 10. fieberfrei. Milz 
bleibt aber palpabel. Am 15. 10. Rezidiv. Temp, 
halt sich bis zum 25. 10. meist zwischen 39 u. 
40° C. Roseolen, Bronchitis. Stuhl tgl. IV, spater 
angehalten. Vom 28.10. an fieberfrei. Heilung. 

Aufgenommen in die Klinik am 23. 9. 08. Seit] 
3 Wochen Kopfschmerzen, zuletzt Durchfalle. 
Seit 8 Tagen bcttlagerig. Status bei der Auf¬ 
nahme: Milztumor, keine Roseolen. Lunge o. B. 
Diazo +. Temp. 40° C, fallt vom 24.—28. 9. 
lytisch ab. Vom 29. 9. an dauernd fieberfrei. 
Heilung. 


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YVahrscheinlich 
1 . Woche 


Wahrscheinlich 

2. Woche 

3. Woche? 


Rekonvaleszenz 


3. Woche 
(Ende der 
Entfieberung) 


1. Woche 


Bakterio- 

logischer 

Blutbefund 


26. 8. Ty + 
(Blutentnainne 
durch die Poli- 
klinik veranlaiu 
3. 9. Tv — 


10. 9. Tv — 


10. 9. Tv — 


10. 9. Tv - 


17. 9. Tv + 


Ende der 
1. Woche 


18. 9. Tv 


1. Woche 

3. Tag des 
iaivs 


21. 9. Ty -f 
17. 10. Ty + 


Etwa 3. Woche 


Gegen Ende 
der 3. Woche 


19. 9. Ty + 

(im Blutkuchen 
a. d. Widal-Kap., 
d. v. beh. Atzk 
eingesch. wurdei 
23. 9. Ty — 

im 


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Kathe, Die bakteriologische Typhusdiagnose. 


407 


Agglutinationstiter des 
Krankenserums 

Ausfall der Untersuchung 
auf Typhusbacillen in 

Bemerkungen 


Rachen 

Sluhl 

Urin 


26. 8. Ty 1:100 + 

Paraty 1:100 + 





3. 9. Ty 1:100 + 

„ 1:200 ± 

Paraty 1: 50 + 

3. 9.- 

Nicht zu 
erhalten 

Nicht zu 
erhalten 


10. 9. Ty 1:200 + 

Paraty 1:200 + 

10. 9. — 

Nicht zu 
erhalten 

Nicht zu 
erhalten 


10. 9. Ty 1:100 + 

Paraty 1:100 + 

10. 9.- 

Nicht zu 
erhalten 

Nicht zu 
erhalten 


10. 9. Tv 1:50 + 

„ 1 :100 + 

Paraty 1:50 — 

10. 9. — 

10. 9. — 

10. 9. — 


17.9. Ty 1:400 + 

„ 1:800 + 

Paraty 1:200 + 

„ 1: 400 + 

17. 9.— 

Nicht zu 
erhalten 

Nicht zu 
erhalten 


18. 9. Ty 1:50 — 

Paraty 1:50 — 

19. 10. Tv 1:200 + 

„ 1 : 400 + 

Paraty 1:100 + 

„ 1:200 + 

18. 9. - 

Nicht zu 
erhalten 

19. 9. - 


21. 9. Ty 1:100 + 

Paraty 1:50 + 

17. 10. Ty 1:800 + 

1:1600 + 
Paratv 1:100 + 

„ 1:200 + 

21. 9.— 

17. 10. + 

— 

+ 

2. 9. Im Lochialsekret Ty + 

19. 9. Ty 1 :100 + 

Paraty 1 : 50 + 





23. 9. Ty 1:800 + 

Paraty 1:50 + 

» 1 UQO + 

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23. 9. - 

gle 

— 

— 

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408 


Centralbl. f. Bakt etc. I. Abt. Originate. Bd. 55. Heft 5. 


Patient Anamnestische und kliniache Daten 


16 Helene H., , Aufgenommen in die Klinik am 30. 9. 08. Seit 

40 Jahre 8 Tagen Fieber und Durchfalle. Status bei der 

Aufnahme: Milztumor, Roseolen. Temp. 38,6 °C. 
Stuhl angehalten. Bronchitis. Temp, bis zum 
6 . 10. gegen 39° C, am 8. und 9.10. 40° C und 
etwas dariiber. Am 9. 10. plotzlicher Exitus 
nach dem Bade infolge Lungenembolie. 

17 Elisabeth Sch., Aufgenommen in die Klinik am 3. 10. 08. Ana- 

41 Jahre mnestisch nichts zu eruieren. Status bei der 

Aufnahme: Schwere Benommenheit. Kein Milz¬ 
tumor. Keine Roseolen. Pneumonische Herde. 
Taglich 1—2 Stiihle, dfinnflfissig. Leukocyten 
8600 (am 9. 10. 5800). Temp. 40° C. 7. 10. 
Palpabler Milztumor. 9. 10. Diazo -f. (Keine 
Roseolen.) Temp, halt sich meist zwischen 39 
und 40,5° C. Am 12. 10. Exitus infolge Herz- 
schwache. 

18 Grete F., Aufgenommen in die Klinik am 29. 9. 08. An- 

17 Jahre geblich seit 3 Tagen krank, Fieber. Status bei 

der Aufnahme: Keine Milzschwellung, keine 
Roseolen. Stuhl normal. Eiterige Bronchitis. 
Temp. 39° C. 6. 10. Milz palpabel, Diazo +. 
9. 10. Roseolen. Temp, halt sich bis zum 15. 10. 
meist zwischen 38 und 40° C. Vom 16.—23. 10. 
steile Kurven; vom 24. 10. an dauemd fieber- 
frei. Heilung. 

19 Friedrich Sch. Aufgenommen in die Klinik am 15. 10. 08. Seit 

(Ehemann von dem 11. 10. Fieber, Kopfschmerzen. StatUB bei 
No. 15),34 Jahre der Aufnahme: Keine Roseolen, kein Milztumor. 

Durchfalle. Temp. 39,5° C. 17. 10. Roseolen, 
Bronchitis, Milz nur wenig vergroBert. 5. 11. 
Darmblutungen. 10. 11. Pneumonie. 12. 11. 
Pleuritis purulenta links (Punktion). 20. 11. 
Pleuritis serosa links. 30. 11. Ulcus corneae, 
Pleuritis foetida links. Temp, bis zum 6. 11. 
meist zwischen 38 und 39° C, nach kurzem 
Abfall infolge der Blutung dauemd zwischen 
37 und 39° C bis zum Exitus am 4. 12. 


20 Gustav B., In die Klinik aufgenommen am 17. 10. 08. Am 

36 Jahre 11. 10. erkrankt. Status bei der Aufnahme: 

Roseolen, kein Milztumor. Diazo —. Durch¬ 
falle. Bronchitis. Temp. 39° C, halt sich bis 
zum 27. 10. zwischen 38,5 und 39,8° C, dann 
Abfall. 31. 10. Pneumonische Herde. Vom 
3. 11. an fieberfrei. Heilung. 

21 Johannes B. In die Klinik aufgenommen am 17. 10. 08. Seit 

(Sohn v.No.20), 8 Tagen nicht wohl, seit 2 Tagen bettlagerig. 

8 Jahre Status bei der Aufnahme: Keine Roseolen, kein 

Milztumor. Stuhlgang IV tgl. Temp. 39,6° C, 
steigt in den nachsten Tagen fiber 40° C, dann 
unter teilweise betriichtlicnen Remissionen bis 
zum 1. 11. zwischen 36 und 39,5° C, 2 Tage 
Entfieberung. Vom 4. 11. an fieberfrei. Am 
21. 10. Milz palpabel, am 27. 10. Roseolen. 
Heilung. 


Stadium der Er- 
krankung, in 
dem die Unter- 
suchungen vor- 
genommen 
wurden 

Bakterio- 

logischer 

Blutbefund 

2. Woche 

2. 10. Ty + 

Wahrscheinlich 

6 . 10. Ty + 

2. Woche 


2. Woche 

6 . 10. Ty -f 

Ende der 

17. 10. Tv + 

1. Woche 


Ende der 

# 

18. 10. Ty -f 

1. Woche 


An fang der 

23. 10. Tv -f 

2. Woche 


Original fr 

jm 


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Kathe, Die bakteriologische Typhusdiagnose. 


409 


Agglutinationstiter des 
Krankenserums 


Ausfall der Untersuchung 
auf Typhusbacillen in 


Rachen I Stuhl 


Urin 


Bemerkungen 


2. 10. Ty 1:400 + 
Paraty 1:50 + 

„ 1:100 + 


2. 10. — Nicht ein- 
geschickt 


Nicht ein- 
geschickt 


6 . 10. Ty 1:400 + 

„ 1:800 + 

Paraty 1:100 + 
„ 1:200 + 


6. 10. -I 


6 . JO. Ty 1:400 + 

„ 1:800 + 

Paraty 1:400 + 
„ 1:800 + 


6 . 10 . — 


17. 10. Ty 1:800 + 
Paraty 1: 50 + 

„ 1:100 + 


17. 10.— 


18. 10. Ty 1:1600 + 
Paraty il: 400 + 


18. 10 .- 


9. 11. + 


12. 11. Agglutination des durch scharfes 
Zentrifugieren leukocytenfrei gemachten 
Pleuraeiters: 

Ty 1:1600 +, Paraty 1:100 + 

20. 11. Agglutination des serosen Pleura- 
exsudates: 

Ty 1:800 +, Paraty 1:100 + 

4. 12. Leichenorgane: Ty —. 
Agglutinationsresultate: 

Blut: Ty 1:800 + 

„ 1:1600 + 

Paraty 1:50 + 
Pleuraeiter: Ty 1:50 + 

Paratv 1:50 — 

Galle: Ty 1:400 + 

Paraty 1:50 — 


9. 11. + 


23. 10. Ty 1:800,+ 
Paraty 1:800 + 


23. 10.- 


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410 


Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 55. Heft 5. 



Anamnestische und klinische Daten 


Stadium der Er- 
krankung, in 
dein die Unter- 
suchungen vor- 
genommen 
wurden 


22 i Gustav B. (Sohn 
von No. 20), 

7 Jahre 


23 Otto Be., 

| 29 Jahre 


241 Frau B. (Ehe- 
frau von No. 20), 
36 Jahre 


Aufgenommen in die Klinik am 19. 10. 08. Seit 
etwa 5 Tagen krank. Status bei der Auf- 
nahme: Benommenheit, Milztumor, keine Rose- 
olen. Stuhl angehalten. Bronchitis, gerotete 
Tonsillen. Leukocyten 4000. Diazo -f. Temp 
40,2° C, steigt noch an den beiden nachsten 
Tagen iiber 40° C, dann bis zum 15. 11. Temp 
zwischen 36,5 und 39,5 0 C, zuletzt staffelformig 
abfallend. Vom 16. 11. an fieberfrei (Roseolen 
nie beobachtet). Heilung. 

Aufgenommen in die Klinik am 21.10. 08. Seit 
10. 10. krank. Status bei der Aufnahme: 
Roseolen, Milztumor. Tonsillen gerotet, ge- 
schwollen. Lungen o. B. Durchfaile. Diazo +. 
Temp. 39,5° C, fallt im Laufe der nachsten 
Tage lytisch ab; vom 28.10. fieberfrei. Heilung. 

Aufgenommen in die Klinik am 23. 10. 08. An- 
gemich seit 8 Tagen Kopfschmerzen uud Durch¬ 
faile, seit 1 Tag bettlagerig. Status bei der 
Aufnahme: Kein Fieber, keine Roseolen. Milz 
etwas vergroSert. Alles normal, auch der Stuhl, 
Temp, etwas unregelmaBig, schwankt zwischen 
36,2 und 37,3° C. Heilung. 


2. Woche 


Ende der 
2. Woche 


Rekonvaleszenz 
nach ambulan- 
tem Typhus 


Bakterio- 

logischer 

Blutbefund 


23. 10. Ty + 


23. 10. Ty -+- 


24. 10. Ty — 


25 Frieda B. (Toch- 
ter von No. 20), 
12 Jahre 


26 Paul M., 30 Jahre 


27 Frau An., 
30 Jahre 


In die Klinik aufgenommen am 23. 10. 08. Seit 
8 Tagen krank, Kopfschmerzen, Durchfaile. 
Status bei der Aufnahme: Roseolen, Milz etwas 
vergroBert. Stuhl, Lungen normal. Leuko¬ 
cyten 6200. Diazo —. Temp. 38,8° C, steigt 
in den nachsten Tagen bis gegen 40° C, vom 
27.—30. 10. zwischen 39 und 39,5° C, dann 
allmahl. Abfall. Vom 6.10.an fieberfrei. Heilung. 

In die Klinik aufgenommen am 24. 10. 08. An- 
geblich seit 3 Wochen krank, Schwindel, Kopf- 
schmerz, Durchfaile. Status bei der Aufnahme: 
Benommenheit, Milztumor, Roseolen. Diazo —. 
Bronchitis. Leukocyten 8800. Stuhlgang etwas 
angehalten. Temp, gegen 39° C, bis 28. 10. 
zwischen 39 und 40° C; dann Entfieberung. 
Vom 31. 10. an fieberfrei, bis auf eine kurze 
geringe Temp.-Steigerung Mitte Nov. Heilung. 

Aufgenommen in die Klinik am 9. 9. 08. Angeb- 
lich seit 3 Wochen krank. Status bei der Auf¬ 
nahme: Schwere Benommenheit. Bronchitis. 
Roseolen. Milz nicht palpabel. Zahlreiche 
Durchfaile. Diazo —. Temp. 39,6° C, steigt 
in den nachsten 3 Tagen auf 40° C und dar- 
iiber. Am 14. 9. Exit us infolge Herzschwache. 
Obduktionsbefund: Pneumonie, Bronchitis dif- 
hisa. Geringe Milz- und Leberschwellung. 
Meist in Heilung begriffene Geschwiire im 
Ileum. Peritonitis serofibrinosa. Lungeninfarkt. 


2. Woche 


24. 10. Ty + 


3. Woche 26. 10. Ty -f 


Ende der 
3. Woche 


10. 9. Ty + 


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- J 









Kathe, Die bakteriologische Typhusdiagnose. 


411 


Agglutinationatiter des 
Krankenserums 


Auafall der Untersuchungen 
auf Typhusbacillen in 


Rachen Stuhl 


Urin 


Bemerkungen 


30. 10. Ty 1:800 + 
Paraty 1:800 + 


23. 10. Ty 


24. 


1:400 + 
„ 1:800 + 
Paraty 1: 400 + 
„ 1:800 + 


11. Ty 1:800 + 
Paraty 1 :800 + 


24. 


10. Ty 1:800 + 
Paraty 1:800 + 


26. 


10. Ty 1: 400 + 
Paraty 1: 200 + 
„ 1:400 + 


23. 10.— 


23. 10.— 


24. 10.— 


3. 11. + 
5. 11. + 


+ 


24. 10.— 


+ 

31. 10. + 
2 . 11 . + 
12 . 11 . + 


+ 


Das jiingste Kind der Frau, Willy B., 
l’/ 4 Jnhre alt, noch an der Brust, zeigt 
niemals Krankheitserscheinungen. In 
aeinen Excreten Ty —. 

Agglutination: 

28. 10. Ty 1:100 + 

Paraty 1:100 + 

29. 11. Ty 0:200 + 

Paraty 1:50 — 

Im Milchaerum der Mutter keine Aercrlu- 
tinine 66 


26. 10. 


10 . 


9. Ty 
Paraty 


1:200 + 
1:200 + 


+ 

5. 11. + 

10 . 11 . + 


10. 9.— 


Nicht ein- 
geachickt 


Nicht ein- 
geschickt 


Ergebnis der bakteriologiachen Leichenunter- 


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Herzblut 

Ty + 

Ileum 

Ty- 

Milz 

» 

+ 

Ind.Tiefeeinea 


Galle 

II 

+ 

geachwellten 


Leber 

i) 

+ 

Plaques 

11 “1" 

Rachen 

11 


Dickaarm 


Speiserohre 

11 

— 

Mesenterial- 


Bronchial- 



druse 

11 *t* 

achleim 

11 

— 

Urin 


Pneumonie 

11 

— 

Peritoneal- 


Lungeninfarkt 

11 

+ 

exsudat 

11 + 

Jejunum 

11 

_ 






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URBANA-CHAMPAIGN 









412 


Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 55. Heft 5. 



28 


Frau K.,44 Jahre 


Stadium der Er- 
krankung, in 
dem die Unter- 
suchungen vor- 
genommen 
wurden 

2. Woche 


30, Martha B. (Toch- 
ter von No. 20), 
4 Jahre 


31 


32 


3. Woche 


Ende der 
3. Woche 


Rezidiv 


3. Woche 


Aufgenommen in die Klinik am 29. 10. 08. An- 
geblich seit 14 Tagen krank. Status bei der 
Aufnahme: Leichte Benommenheit. Roseolen, 

Milztumor. Diazo —. Stuhlgang etwas ange- 
halten. Temp, gegen 39° C, halt sich bis zum 
19. 11. gleichmaBig zwischen 38 und 39° C, 
dann steile Kurven. Am 31. 10. Diazo —. 

Vom 28. 11. an fieberfrei bis auf ein Fieber- 
stadium (bis 39° C) vom 7.—13. 1.09, offenbar 
infolge akuter Arthritis. Heilung. 

29jAlbin Sch., Aufgenommen in die Klinik am 27. 10. 08. An 
23 Jahre geblich seit 8 Tagen krank. Status bei der Auf- 

nahme: Roseolen, Milzvergrofierung. Diazo —. 

Durchfiille. Bronchitis. Temp. 39,5° C, Leuko- 
cyten 3200. Temp, halt sich bis zum 11. 11. 
meist zwischen 39 und 40° C, dann lytischer 
Abfall; am 16. 11. fieberfrei. Am 22. 11. er- 
neuter Anstieg bis zum 9.12. zwischen 39 und 
40° C, kein Milztumor, keine Roseolen. Durch- 
falle. Vom 10.—15. 12. steile Kurven; dann 
fieberfrei bis zum 29. 12. Darauf nochmals 
Fieberperiode bis zum 9.1.09. (Hbchste Temp 
39,4° C.) Auch in dieser Periode keine Rose¬ 
olen, kein Milztumor, Stuhl normal. Heilung. 

Aufgenommen in die Klinik am 23.10. 08. Vor 
3 Tagen mit Fieber erkrankt. Status bei der 
Aufnahme: Roseolen, Diazo +. Milz nicht 
vergrofiert. Temp. 38,7 0 C, steigt in den niich 
sten Tagen uber 40° C. Am 29. 10. schwerer 
Kollaps, dann unregelmafiige Temp, meist 
zwischen 37 und 39° C. Vom 17. 11. an fieber¬ 
frei. Milz nie palpabel, aber perkutorisch ver¬ 
grofiert. Heilung. 

Else W. (pflegte Aufgenommen in die Klinik am 11. 11. 08. Seit 
Typhuskranke), 4 Tagen krank. Status bei der Aufnahme: 

25 Jahre Rotung des Gaumens, Lungen o. B. Keine 

Roseolen, kein Milztumor. Diazo +. Benom¬ 
menheit; keine Durchfalle. Temp. 39° C, am 
12. 11. uber 40° C. Leukocyten 5200. In der] 

Nacht vom 12. zum 13. 11. vergiftet sich Pa- 
tientin in der Benommenheit mit Sublimat. 

Exitus am 20. 11. 

OttoPr.,22 JahrejAufgenommen in die Klinik am 9. 12. 08. Seit Wahrscheinlich 
12. 11. krank mit Fieber und Durchfallen. Sta- 3. Woche 
tus bei der Aufnahme: Roseolen, Milztumor, 

Benommenheit. Leukocyten 7800. Diazo —.1 
Stuhl etwas angehalten. Temp. 38,2° C, halt 
sich in den nachsten Tagen zwischen 38 und 
39° C. Am 15. 12. Parotitis beiderseits, Bur-i 
sitis acromialis rechts. Zum operativen Ein- 
griff in die chirurgische Klinik verlegt. 

PaulM., 17Jahre!Am 29. 1. 09 in die Klinik aufgenommen. An- 
geblich seit 5 Wochen krank. Status bei der 
Aufnahme: Milz etwas vergrofiert, keine Rose¬ 
olen. Benommenheit, Delirien. Keine Durch¬ 
falle. Temp. 39,9 0 C, halt sich in den nachsten 
Tagen zwischen 39 und 40° C, vom 3. 2. an 
statfelformiger Abfall, vom 8. 2. an fieberfrei. 


33 


Bakterio- 

logischer 

Blutbefund 


1. 11. Ty 


7. 11. Tv — 


12. 11. Ty — 


13. 1. 09 Tv. + 


1. Woche 


7. 11. Ty- 
(Es konnten nur 
ein panr Tropf- 
chenBlut aus Qff 
Fingerbeere g«- 
wonnen werden 


12. 11. Ty + 


4. Woche 


10. 12. Ty 


4. 2. Ty + 


om 


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Kathe, Die bakteriologische Typhusdiagnose. 


413 


zlutinationstiter des 
Krankenserums 


Ausfall der Untersuchungen 
auf Typhusbacillen in 

Rachen Stuhl Urin 


Bemerk ungen 


1 . 11. Ty 1:200+ 1. 11.- 

Paraty 1:50 + 


3. 12. — 1.—10.12. 
12 . 12. + nahezu 
15. 12. + Rein- 
18. 12. + kulturvon 
23. 12. + Ty + 

112 . 12 . - 

! 15. 12. — 


7. 

11. Ty 

1 

400 + 

7. 

11 .— 


1 

800 + 




Paraty 

1 

100 + 




1 

200 + 



12 . 

11. Ty 

1 

800 + 

12 . 

11 .— 


1 

1600 + 




Paraty 

1 

100 + 




1 

200 + 



3. 

1. Ty 

1 

400 + 

3. 

1 .— 


Paraty 

1 

100 + 




- 7. 11. + 


7. 11. Ty 1:200+ Nicht zu 2. 11. + Konnte 
Paraty 1:50+ erhalten 5. 11. + nicht ge- 

12 . 11. + trennt 
aufge- 
fangen 
werden 


12. 11. Ty 1:400+ 12.11. 
Paraty 1:50 — 


. Nicht ein- Nicht ein- 
geschickt geschickt 


10. 12. Ty 1:3200 + 10. 12. — + 

Paraty 1:400 + 


4. 2. Ty 1:50+ 4.2.— 

Paraty 1:50 — 


Nicht zu Nicht zu 
erhalten erhalten 
12 . 2 . + + 


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414 


Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 55. Heft 5. 



Anamnestische und klinische Daten 


Stadium der Er- 
krankung, in 
dem die Unter- 
suchungen vor- 
genommen 
wurden 


Bakterio- 

logischer 

Blutbefund 


34 


Wilhelm M., 
20 Jahre 


35 


Otto K., 38 Jahre 


36 


Martha K., 
11 Jahre 


37 


Emma K. 
(Schwester von 
No. 36), 13 Jahre 


38 


LuiBe B. (Polin) 


Aufgenommen am 21. 1. 09. Erkrankte Anfang 
Januar mit Erbrechen, Kopfschmerzen, Durch- 
fallen. In letzter Zeit fiihlte er sich angeblich 
kraftiger. Am 21. 1. wegen Typhusverdacht 
zwangsweise der Klinik zugefiihrt. Status bei 
der Aufnahme: Geringe Milzvergrfifierung, brei- 
iger Stuhl, sonst kein anormaler Befund. 
Temp. 37,7° C. In den nachsten Tagen sub- 
febrile Temp., am 27. 1. iibersteigt die Temp. 
38° C und erreicht am 28. 1. 40° C. 25. 1. 
Roseolen. 26. 1. Milz palpabel. 29. 1. starkej 
Darmblutung, 30. 1. eoenso. Benommenheit. 
Temp, bis zum 9. 2. meist zwischen 38 und 
39° C, dann allmahlicher Abfall. Vom 14. 2. 
an fieberfrei. Heilung. 

Aufgenommen in die Klinik am 15. 2. 09. Seit 
14 Tagen krank, seit 8 Tagen Durchfalle. Status 
bei der Aufnahme: Roseolen; Milz etwas ver- 

f roflert. Bronchitis. Diazo +. Temp. 40° C, 
alt sich bis zum 24. 2. meist zwischen 38 und 
39° O, dann allmahlicher Abfall. Vom 1. 3. 
an fieberfrei. Heilung. 

Aufgenommen in die Klinik am 5. 3. 09. Seit 
3 Wochen nicht wohl, seit 8 Tagen schwer] 
krank, stark benommen. Status bei der Auf¬ 
nahme: Sopor, Roseolen, Diazo. +. Milztumor. 
Bronchitis. Stuhl lmal taglich. Temp. 40° C, 
halt sich bis zum Tode meist zwischen 39 und 
40° C. Am 11.3. Exitus infolge Herzschwache. 
Obduktionsbefund: Markige Schwellung der 
Solitarfollikel mit beginnender Geschwiirsbil- 
dung bei einzelnen (unteres Ileum). Milztumor. 
Pneumonie. 

Aufgenommen in die Klinik am 5. 3. 09. Seit] 
8 Tagen nicht wohl. Status bei der Aufnahme: 
Roseolen, Diazo +, Milztumor, oberflachliches 
Ulcus der r. Tonsille. Stuhl angehalten. Leuko- 
cyten 9000 (13.3. = 1660; 17. 3. = 2800 ; 24. 3. 
= 3100; 29. 4. = 9000). Temp. 39,7° C, er¬ 
reicht am 7. 3. 40 0 C, halt sich bis zum 10. 3. 
mit geringen Remissionen auf dieser Hohe. 
Vom 11.—25. 3. unregelmiiBige Temp., meist] 
zwischen 38 und 40° 0, dann lytischer Abfall. 
Vom 30. 3. bis 18. 4. fieberfrei. Vom 19. 4. 
bis zum 3. 5. nochmals unregelmafiige Temp. 
(Furunkulose 1), meist nur bis 38,5“ C. Vom 
4. 5. andauernd fieberfrei. Heilung. 

Aufgenommen in die Klinik am 28. 6. 09. Keine] 
Anamnese moglich. Status bei der Aufnahme: 
Somnolenz. Leichter Ikterus. Lobarpneumonie. 
Keine Roseolen. Diazo —. Temp. 39,3° C. 
29. 6. Pleuritis serosa (Pneumokokken). Vom 
1 . 7. bis 5. 7. Temp, zwischen 38 und 37 0 C, 
vom 6. 7. an dauemd fieberfrei bis auf 26. bis 
28. 7.: Temp. 39 0 C infolge Abfiihrmittel. Milz 
nie palpabel, nie Roseolen. 


Wahrscheinlich 
auf der Hohe 
eines Rezidivs 


4. 2. Ty + 


3. Woche 


19. 2. Tv + 


Ende der 
2. Woche 


9. 3. Ty + 


Anfang der 
3. Woche 
Rekonvaleszenz] 


20. 3. Ty + 
26. 4. „ - 


Gegen Ende der 
Fieberperiode, 
wahrscneinlich 
gegen Ende der 
4. Woche 


2. 7. Ty + 


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Kathe, Die bakteriologische Typhusdiagnose. 


415 


Agglutinationstiter des 
Krankenserums 

Ausfall der Untersuchungen 
auf Typhusbacillen in 

Bemerkungen 


Rachen 

Stuhl 

Urin 


4. 2. Ty 1:200 + 

1:400 ± 
Paraty 1:100 + 
1:200 + 

4. 2.— 

— 

16. 2. + 


19. 2. Ty 1:400 + 

Paraty 1:200 + 

19. 2. _ 

+ 

— 


9. 3. Ty 1:50 — 

Paraty 1 :50 — 

9. 3.— 

— 


Ergebnis der bakteriologischen Leichenunter- 
suchung: 

Herzblut Ty + 

Milz „ + 

Leber „ + 

Galle „ + 

Ileum „ + 

20. 3. Ty 1:50 ± 

26. 4. „ 1:800 + 

Paraty 1:100 + 

1:200 ± 

20. 3.— 

26. 4. - 

Nicht 

erhalten 

Nicht 

erhalten 

+ 


2. 7. Ty 1:200 + 

1:400 + 
Paraty 1:200 + 

2. 7.- 

— 




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416 


Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 55. Heft 5. 


6 

Patient 

Anamnestische und klinischc Daten 

Stadium der Er¬ 
krankung, in 
dem die Unter¬ 
suchungen vor¬ 
genommen 
wurden 

Bakterio- 

logischer 

Blutbefund 

39 

Friedrich T., 

24 Jahre 

Aufgenommen in die Klinik am 19. 7. 09. Seit 
dem 6. 7. nicht wohl, seit 3 Tagen Fieber. Sta¬ 
tus bei der Aufnahme: Milz nicht palpabel, 
Diazo —. Keine Roseolen. Leukocyten = 7300. 
Temp. 39,6° C. 21. 7. ftoseolen, Milz palpabel. 
23. 7. Diazo +. Temp, bis zum 24. 7. zwischen 
39 und 40° C und etwas dariiber, dann lytischer 
Abfall; vom 30. 7. an fieberfrei. Am 8. 8. er- 
neuter Temperaturanstieg unter starken Schmer- 
zen der Milz- und Gallenblasengegend. Keine 
JRoseolen. Am 13. 8. fieberfrei. Am 15., 18., 
26., 28.8. nochmals kurz dauernde Temperatur- 
steigerungen bis 40° C und dariiber (Pneu- 
monie!). Seitdem fieberfrei. Heilung. 

2. Woche 

Rezidiv 

22. 7. Ty — 

24. 7. „ + 

12. 8. „ + 

40 

Willy Gr., 

15 Jahre 

Aufgenommen in die Klinik am 4. 8. 09. Seit 
3 1 /. Wochen nicht wohl, seit 14 Tagen Durch- 
falle. Status bei der Aufnahme: Kaehen ge- 
rotet. Bronchitis. Keine Boseolen, Diazo —. 
Milzschwellung. Stuhlgang angehalten. Leuko¬ 
cyten = 2550. Temp. 39,9 0 C, bis zum 6. 8. 
39° C und dariiber, dann ganz allmahlich ab- 
fallend, vom 18. 8. an nur noch subfebrile 
Temp. Vom 21. 8. an fieberfrei. ltoseolen und 
Diazo dauernd —. Heilung. 

Anfang der 

3. Woche 

4. a Ty + 


Bebriltung auf Drigalski-Agar ausgestrichen wurde. Die Kranken- 
seren titrierte ich — anfangs raeist makroskopisch, sp&ter ausschlieBlich 
mikroskopisch — mit einera Typhus- und einem Paratyphus B-Stamme 
aus. Zur Blutkultur dienten die gewohnlichen, von Kayser angegebenen 
GallerOhrchen; in der Regel beschickte ich 3 mit je 1—2 ccm Blut. Die 
Weiterverarbeitung geschah in der tiblichen Weise. Beim Nachweise 
der Typhusbacillen in den Ausscheidungen gelangten teilweise nur das 
Len tz-Tietzsche Verfahren, meistjedoch auch gleichzeitig verschiedene 
der anderen elektiven NShrbdden, der Endo- und Kindborg-Agar, 
der Brillantgriinpikrinsaure- und der Padlewski sche N&hrboden zur 
Verwendung. Infolgedessen wurde in der Regel relativ viel Material 
verarbeitet, wodurch sich wiederum die Chancen fflr den Nachweis der 
Bacillen von vornherein recht giinstig gestalteten. 

Da es naturgemaB von besonderer Wichtigkeit ist, zu wissen, in welchem 
Stadium der Erkrankung die Untersuchungen vorgenommen wurden, 
habe ich bei jedem Falle die wichtigsten auf Anamnese und Krankheits- 
verlauf beziiglichen Tatsachen, die ich teils meinen eigenen, gleich am 
Krankenbette gemachten Aufzeichnungen, teils den mir in freundlichster 
Weise von der Klinik zur Verfiigung gestellten Journalen entnahm, notiert. 
Ich glaube so einen einigermaBen sicheren Anhalt fflr den Zeitpunkt 
der Materialentnahme im Verlaufe der Erkrankung geben zu kflnnen, 
jedenfalls einen viel sichereren, als wenn es sich um Patienten handelte, 
die nicht unter sorgfflltiger klinischer Kontrolle gestanden. DaB ich 
trotzdem verschiedentlich nur mit mehr Oder weniger groBer Wahrschein- 
lichkeit einen SchluB hinsichtlich des Krankheitsstadiums zurzeit der 
Untersuchung gezogen habe, ist wohl ohne weiteres begreiflich. 


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Kathe, Die bakteriologische Typhusdiagnose. 


417 


Aggiutinationstiter des 
Krankenserums 

Ausfall der Untersuchungen 
auf Tvphusbacillen in 

Rachen Stuhl Unn 

Bemerkungen 

22. 7. Tv 1:200 + 

Paraty 1:200 + 

22. 7.— 

— 

— 


24. 7. Tv 1:200 + 

Paraty 1:200 + 

24. 7.— 

5. 8. + 

7. 8. + 

— 


12. 8. Ty 1 : 200 + 

„ 1:400± 

Paraty 1 : 100 + 
1:200 + 

12. 8. — 

Nicht ein- 
geschickt 

Nicht ein- 
geschickt 


4. 8. Ty 1 : 800 + 

Paraty 1 : 200 + 

4. 8.— 

+ 

+ 

1 



Kam es auch vor allem darauf an, unter den Methoden, die jedes- 
mal bei der ersten Untersuchung der Patienten in Anwendung gelangten, 
diejenige festzustellen, welche sich fur die Diagnostik des Typhus ab- 
dominalis am besten eignete, so habe ich doch auch, besonders bei den 
spateren Beobachtungen, die Untersuchung im weiteren Fortgange der 
Erkrankung gelegentlich wiederholt, urn so noch bessere Anhaltspunkte 
fUr die Leistungsf&higkeit der einzelnen Verfahren in den verschiedenen 
Stadien der Infektion zu gewinnen. Auch die Ergebnisse der bakterio- 
logischen Leichenuntersuchung, soweit diese vorgenommen werden konnte, 
habe ich der Vollstiindigkeit halber mit erwahnt. Doch will ich, um 
mieh nur auf die hier vorliegende Frage zu beschr&nken, auf sie ebenso 
wenig naher eingehen, wie auf andere in der Uebersicht kurz erwahnte, 
nicht ganz uninteressante, an den Kranken gemachte Beobachtungen. 

Um die Ergebnisse der einzelnen Untersuchungsmethoden iiber- 
sichtlicher zu gestalten, habe ich sie unter Berticksichtigung des Stadiums 
der Erkrankung, in dem sie angewandt wurden, in 2 Tabellen zusammen- 
gefaBt, deren erste lediglich die erstmalige Untersuchung jedes einzelnen 
Falles beriicksichtigt, ohne auf die spateren Bezug zu nehmen, die nicht 
selten bei dieser oder jener Methode ein positives Resultat ergaben, wo 
es anfangs negativ war, und umgekehrt. Die Zahlen dieser ersten 
Tabelle werden demnach vor allem Anhaltspunkte fiir die Bewertung 
der einzelnen Methoden in diagnostischer Hinsicht liefern. Die zweite, 
welche auch die im weiteren Verlaufe der Erkrankung ausgefuhrten 
Untersuchungen umfafit, beriicksichtigt mehr die Verteilung der positiven 
bezw. negativen Befunde in den einzelnen Krankheitswochen. 

Ente Abt. Orig. Bd. 55. Heft 5. 27 


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418 


Centralbl. f. Bakt.. etc 1. Abt. Originale. Bd. 5b. Heft 5. 


Tabelle I. 

Erstmalige Untersuchungen. 
a. 


Zahl der positiven bezw. negativen Befunde 



Tv-B. im 

Gruber- 

Ty-B. in 
den Aus¬ 
schei¬ 
dungen 
iiberhaupt 

a. 


b. 

Ty-B. in 
den Ab- 
strichen 

wahrend 

Blute 

Widal 1 ) 

in den 
Faeces 

im 

Urin 

von 

Pharynx u. 
Ton'sillen 


+ 

— 

+ 

1 — 

i + 

| — 

+ 

— 

+ 


— 1 

+ 

— 

1. Woche 

s 

0 

7 

1 

0 

6 

0 

5 

0 


6 

0 

8 

2. „ 

12 

2 

12 

12 

2 

10 

2 

10 

0 


11 

0 

14 

3. „ 

7 

6 

12 

1(?) 

6 

4 

6 

4 

1 


8 

0 

12 

4. „ 

2 

0 

2 

0 

0 

1 

0 

1 

0 


1 

0 

2 

Rekonvaleszenz 

0 

! 2 

2 

0 

1 

0 

1 

0 

0 


1 

0 

2 

Rezidiv 

1 

0 

1 

0 

0 

1 

0 

1 

0 


1 

0 

1 


1) VVir bezeichnen einen Widal bereits dann als positiv, wenn das Serum in der 
Verdiinnung 1:50 eine deutliche Agglutination bewirkt. 1st das Ergebnis 1:50±, so 
bezeichnen wir es als fraglich (?). 


b. 


Es ergab ein positives Resultat 


wahrend 

Blut- 

kultur 

Gruber- 

Widal 

Untersuchung 
der Aus- . 

ss=r 1 Faece - 

des 

Urins 

Untersuchung 
von Pharynx 
und Tonsillen 

1 . Woche 

100 % 

88% 

0 % 

0 % 

0 % 

0 % 

2. „ 

86 „ 

8(5 

17 „ 

17 „ 

0 „ 

0 

3. „ 

54 „ 

92 „ 

60 „ 

60 „ 

11 

0 

4 . „ 

100 „ 

100 „ 

0 

0 „ 

0 „ 

0 „ 

Rekonvaleszenz 

0 „ 

100 „ 

100 „ 

100 „ 

0 „ 

0 

Rezidiv 

100 „ 

100 „ 

0 „ 

0 „ 

0 

o „ 


Die Zahl der Faile, auf welche sich diese Statistik aufbaut, ist, wie 
ohne weiteres zugegeben werden muB, relativ klein. Ihre Resultate sind 
infolgedessen, wie die jeder derartigen Statistik, nur mit Vorsicht zu 
verwerten und nicht ohne weiteres zu verallgemeinern. Das lehrt ein 
Blick auf die Tabellen, die die Prozentzahlen der positiven Befunde 
wiedergeben. Eine Ausbeute von 0 Proz. bei Untersuchung der Exkrete 
auf Typhusbacillen in der 4. Woche (Tabelle la) wiirde alien Erfahrungen 
widersprechen, ebenso wie der in 100 Proz. der Faile gegltickte Nach- 
weis der Bacillen im Blute wShrend dieses Stadiums. Die geringe Zahl 
der betreffenden Kranken deutet aber ohne weiteres darauf hin, daB der 
Zufall die Hauptrolle gespielt hat. Ebenso sind die 100 Proz. bezw. 
0 Proz. der Stuhl- bezw. Urinuntersuchungen in der Rekonvaleszenz, die 
0 Proz. positiver Befunde im Urin in der 4. und 5. Woche (Tabelle II b) 
zu bewerten. Andererseits ist bei dem unverhaltnism&Big hSufig ge- 
lungenen Nachweise der Bacillen in den Ausscheidungen der Rekon- 
valeszenten (Tabelle II a) in Betracht zu ziehen, daB sich hierunter 
wiederholte positive Befunde bei ein und derselben Person finden. Aber 
selbst unter Beriicksichtigung dieser besonderen Verhaltnisse lassen sich 
doch ganz allgemein aus diesen Zahlen folgende Schltisse ziehen, die 
mit den Beobachtungen der meisten Untersucher im vollen Einklauge 
stehen: Die sicherste Methode des Typhusnachweises im 


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419 


Tabelle II. 

Samtliche, bei den 40 Typhusfallen ausgefiihrte Untersuchungen. 

a. 


Zahl der positiven bezw. negativen Befunde 



Tv-B. im 

Gruber- 

Ty-B. in 
den Aus¬ 
schei¬ 
dungen 
uberhaupt 

a. 


b. 

Ty-B. in 
den Ab- 
strichen 

wahrend 

Blute 

Widal 

in den 
Faeces 

im 

Urin 

von 

Pharynx u. 
Tousillen 


+ 1 

— 

1 + 1 

— 

+ | 

— 

+ | 

— 

+ 

1 


+ 1 

— 

1. Woche 

9 

0 

8 

1 

0 

6 

0 

5 




0 

8 

2. 

15 

2 

15 

2 

3 

11 

3 

11 




0 

lb 

3. 

8 

8 

15 

1(?) 

10 

4 

10 

4 




0 

14 

4. u.5. „ 

3 

0 

3 

0 

1 

2 

1 

1 




0 

2 

Rekonvaleszenz 

0 

3 

3 

0 

25 

3 

11 

2 




0 

3 

Rezidiv 

4 

0 

4 

0 

0 

1 

0 

2 



1 

1 

3 






b. 










Es ergab ein positives Resultat 


wahrend 

Blut¬ 

kultur 

Gruber- 

Widal 

Unterf 
der Aus¬ 
scheidungen 
uberhaupt 

mchung 

der 

Faeces 

des 

Urins 

Untersuchung 
von Pharynx 
und Tousillen 

1. Woche 

100% 

89% 

0% 

0% 

o% 

0% 

2. „ 

88 „ 

88 „ 

21 „ 

21 „ 

0 „ 

0 „ 

3. 

50 „ 

94 „ 

71 „ 

71 „ 

10 „ 

0 

4. u.5. „ 

100 „ 

100 „ 

33 „ 

50 „ 

0 „ 

o „ 

Rekonvaleszenz 

0 „ 

100 „ 

89 „ 

85 „ 

S3 „ 

0 „ 

Rezidiv 

100 „ 

100 „ 

0 „ 

0 „ 

0 „ 

25 „ 


Anfangsstadium der Erkrankung ist die Blutkultur, die 
aber selbst noch spSterhin, wenn aucli in abnehmender 
Zahl der F&lle, ein positives Ergebnis liefert. Den ura- 
gekehrten Verlauf nimmt die Kurve der positiven Resul- 
tate der Agglutination, nur d a B letztere nach unseren 
Beobachtungen schon in der ersten Woe he meist bestelit. 
Ein ahnliches Verhalten erweist sich fur die Kurve der 
Typhusbacillenbefunde in den Ausscheidungen, w enig- 
stens in den Faeces, allein sie erreicht niemals eine 
solehe Hohe, wie die der beiden erstgenannten Methoden, 
und auBerdem fa 111 ihr Hohepunkt in eine Zeit, wo dein 
Nachweise meist keine eigentliche diagnostische Bedeu- 
tung mehr zukommt. Die Rachenuntersuchung endlich 
hat nahezu v611 ig versagt. 

Stehen diese Ergebnisse nun auch — wie bereits erwahnt — im 
wesentlichen mit den allgemeinen Erfahrungen im Einklange, so muB 
um so mehr der schroffe Gegensatz zwischeu den Beobachtungen Mani- 
catides und unseren eigenen hinsichtlich des Auftretens der Typhus- 
bacillen im Rachen und der Moglichkeit ihres Nachweises in dem da- 
selbst entnommenen Materiale in die Augen springen, und bei einer 
kurzen Besprechung der verschiedenen verwandten Methoden, ihrer 
theoretischen Grundlage und ihrer Bewertung ftir die Praxis sei diese 
letztere, die bisher in der Literatur noch nicht diskutiert wurde, an 
erster Stelle behaudelt. 27* 


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421 


Nachweise zugangig werden, die, fur welche mir die groBte Wahrschein- 
lichkeit zu sprechen scheint, beruht darauf, daB gelegentlich diese 
Erreger mit deni Sekret aus den tieferen Luftwegen nach 
oben gelangen, besonders bei bestekender Pneumonie. 
Wenn auch der Bacillus Eberth wohl nur ausnahmsweise primar eine 
Lungenentzfindung verursacht, — obwohl auch dies gelegentlich vor- 
kommen soil — so tritt er doch gar nicht selten als Begleiter von 
Pneuraonieerregern in dem dann regelmaBig hfimorrhagisch gefarbten 
Sputum auf. Zahlreiche Mitteilungen, so die von v. Stfihlern 1 ), 
Dieudonn6 2 ), Glaser 3 ), v. Dr i gal ski 4 ), Iversen 5 6 ), Kurpju- 
weit 6 ) u. a. m. beweisen das. Selbst bei einfacher Bronchitis im Ver- 
laufe des Typhus wurden sie im Sputum nachgewiesen (Jehle) 7 ). 

Wenn nun auch das Auftreten des Typhusbacillus im Rachen be- 
griindet erscheint und in seltenen Fallen beobachtet wird, so muB gleich- 
wohl Manicatides Angabe, der Nachweis sei ihm unter 51 Fallen 
36mal, also in 70 Proz., gelungen, einigermaBen Zweifel erwecken. Bei 
den zahllosen systematischen Typhusuntersuchungen ware dann doch 
wohl haufiger fiber derartige positive Befunde berichtet worden. Auch 
mir gelang es nur einmal, Typhusbacillen im Rachen nachzuweisen, und 
zwar bei einem Patienten im Beginne des Rezidivs. Er litt an Bron¬ 
chitis; andererseits ist aber bei einer groBeren Anzahl von Kranken der 
gleiche klinische Befund bezw. sogar Pneumonie beobachtet, ohne daB 
Bacillen gefunden werden konnten. Ob Manicatide besonders zahl¬ 
reiche Patienten mit schwerer Pneumonie untersuchte und sich so seine 
ungewohnlich gtinstigen Befunde erklfiren, ob seine Identifizierung frag- 
liclier reingezfichteter Stfimme nicht den modernen bakteriologischen 
Anforderungen entsprach, lasse ich dahingestellt. Jedenfalls muB 
ich auf Grund meiner Untersuchungen den Nachweis der 
Typhusbacillen im Rachen als ein durchaus ungeeignetes 
diagnostisches Verfahren bezeichnen. 

Haben die durch Neufeld 8 ), vor allem aber durch Castellani 9 ) 
und Schottmflller 10 ) vervollkommneten Methoden der bakteriologischen 
Blutuntersuchung eine neue Auffassung der Pathogenese des Typhus 
abdominalis angebahnt in dem Sinne, daB primar eine Bakterifimie 
auftritt, bedingt durch Einschwemmung der Bacillen aus infizierten 
Lymphdrfisen des Intestinaltraktus, und erst sekundar, metasta- 
tisch, die ftir so besonders charakteristisch angesehene Erkrankung 
der Darmschleimhaut erfolgt, so wies andererseits diese 
Erkenntnis der Diagnostik neue Wege. Da die Agglutinine 
erst ein Reaktionsprodukt des Organismus auf die Invasion der Typhus- 
erreger darstellen, da auBerdem die letzteren gerade im Beginne der 
Erkrankung im allgemeinen in den Ausscheidungen so spfirlich sind, daB 
sie sich dem Nachweise vielfach entziehen, die Bacillen im Blute hin- 
gegen nur selten vermiBt werden, so ist die Blutkultur logischer- 
weise die sicherste Methode zur Prtifung auf Typhus. 

1) v. Stiihlern, Centralbl. f. Bakteriol. Abt. 1. Bd. 27. 1900. p. 352. 

2) Dieudonn6, Centralbl. f. Bakteriol. Abt. I. Bd. 30. 1901. p. 481. 

3) Glaser, Deutsche med. Wochenschr. 1902. p. 772. 

5) 1 v ^rsen! Zeitschr a 'f °Hyg. Bd. 49. 1905. p. 94. 

6) Kurpjuweit, Arb. a. d. Kais. Gesundh.-Amt. Bd. 25. 1907. p. 233. 

7) Jehle, Wien. klin. Wochenschr. 1902. No. 9. 

8) Neufeld, Zeitschr. f. Hvg. Bd. 30. 1899. 

9) Castellani, Centralbl. f. Bakteriol. Abt. I. Orig. Bd. 36. 1900. 

10) Schottmiiller, Munch, med. Wochenschr. 1902. No. 28 u. 38. 


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422 


Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originale. Bd. 55. Heft 5. 


Aber auch noch in der 2. und der 3. Woche finden sich die Erreger, 
wie die Statistiken von Kayser 1 ), Schottraiiller 2 ) u. a., wie auch 
unsere eigene zeigen, in einem so groBen Prozentsatze im Blute, — um so 
eher, je schwerer die Erkrankung — daB auch dann noch die Blut- 
kultur ein wichtiges diagnostisches Hilfsmittel darstellt. 

Die Frage nach der zweckmaBigsten Methode der Blutkultur beim 
Typhus darf wohl im allgemeinen als dahin entschieden betrachtet werden, 
daB die Galle das giinstigste Nahrmedium ist. Die Methoden 
Castellanis und Schottmiillers eignen sich nur fiir klinische 
Laboratorien, auBerdem leisten sie, wie auch mich vergleichende Unter- 
suchungen gelehrt haben, nicht ganz so viel, wie die Gallekultur. Ueber 
den Wert der Peptonglyzeringalle Con rad is und der Anreicherung 
durch konzentrierte Gallensalze nach Meyerstein besitze ich keine 
eigenen Erfahrungen. Jedenfalls sind die Resultate, die ich mit der 
gewohnlichen Gallekultur nach Kayser erzielte, ganz vor- 
ziiglich und werden durch die gunstigsten Ergebnisse, 
die mit anderen Methoden von anderer Seite erzielt 
wurden, nicht (ibertroffen. Selbst die von Bohne 3 4 ) mitgeteilten 
Zahlen positiver Befunde bei Anwendung der Methode M e y e r s t e i n s, die 
sich ihm der Schottmiillers undConradis nicht unerheblich iiber- 
legen erwies, stimmen im groBen und ganzen mit den meinigen iiberein. 

Rindergalle diirfte sich iiberall leicht beschaffen lassen. litre Zu- 
bereitung fiir die Kultur ist die denkbar einfachste, sie wird daher wohl 
gerade bei Verwendung in einem groBen Betriebe stets ihren Platz zu 
behaupten wissen. Ich zweifle nicht daran, dafi ihre Verwendung fiir 
die Diagnostik des Typhus und ganz besonders fiir die Friihdiagnose 
noch erheblich an Ausdehnung gewinnen wird. Den Bedenken Gil de¬ 
ni eis ter s 1 ), es sei ein Mangel der Galle, daB sie recht betrachtlich in 
ihrer chemischen Zusammensetzung schwanke, und daB diese Tatsache 
nicht ohne EinlluB auf die Blutgallekultur sei, kann ich auf Grund ans- 
gedehnter Erfahrungen, die sich nicht nur auf die hier mitgeteilten Unter- 
suchungen erstrecken, nicht teilen. Eher erscheint mir sein Einwand 
berechtigt, daB langer aufbewahrte Rindergalle EinbuBe an Brauchbar- 
keit erleidet. Der von ihm vor einigen Jahren mitgeteilte Fall 5 ), wo in 
einem Slteren, von der Firma Merck bezogenen Gallerohrchen keine 
Bacillen wuchsen, wohl aber in gleichzeitig verwandter frischer Galle, 
scheint dafiir zu sprechen. Nun, der in der Praxis tatige Arzt ist ja 
heute, wo ein immer dichter werdendes Netz von Untersuchungs&mtern 
das Land fiberzieht, auch nicht mehr auf derartige PrSparate chemischer 
Fabriken angewiesen. So wurde fiir das unserem Institute angegliederte 
Untersuchungsamt die Einrichtung getroffen, daB die Aerzte, die eine 
entsprechende Mitteilung erhalten haben, jederzeit frische Gallerohrchen 
unentgeltlich beziehen kSnnen, die sie mit deni Blut des verdachtigen 
Kranken beschicken und uns dann wieder einsenden. Die Diagnose l&Bt 
sich relativ schnell stellen, da in der Regel bereits nach 14—16 Stunden 
im Brutschrank eine geniigende Anreicherung erfolgt ist und anderer- 
seits 10—12 Stunden nach Ausstrich der Galle auf festen Nahrboden, 
besonders bei Verwendung des Padlewski-Agars 6 ), gegebenenfalls 

1) Kayser, a. a. O. 

2) ScBottmuller, a. a. O. 

3) Bohne, Zeitsehr. f. Hyg. Bd. 61. 1908. p. 213. 

4) Gildemeister, Arb. a. d. Kais. Gesundh.-Amt. Bd. 33. p. 619. 

5) Gildemeister, Hyg. Rundschau. 1907. p. 379. 

6) Kathe u. Blasius, a. a. O. 


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Kathe, Die bakteriologische Typhusdiagnose. 


423 


geniigend groBe Kolonieen gewachsen sind. Die Bedenken, die einer 
Blutentnahme zu Kulturzwecken bisher entgegenstanden, werden immer 
mehr schwinden. Es geniigen ja vielfach geringe Mengen, wenige Tropfen 
bis 1 ccm, die aus dera Ohrl&ppchen oder der Fingerbeere entnommen 
werden konnen. Aber auch die Venenpunktion wird ein alltSglicher Eingriff 
werden. Dafiir sprechen uns die mehr als 2500 Blntproben, die in den 
letzten V/ 2 Jahren uns zur Ausftihrung der Wassermannschen Reaktion 
eingeschickt sind, und zwar nicht zum geringsten Teile von den Aerzten 
aus der allgemeinen Praxis. Ich darf mich an dieser Stelle auch auf 
Curschmann 1 ) berufen, der ausdriicklich betont hat, jeder Praktiker 
konne den kleinen Eingriff einer Venenpunktion vornehmen. 1st die 
Anlegung einer Blutgallekultur am Krankenbett nicht zu ermoglichen, 
so sollte man sie doch in keinem Falle in Gestalt der von 
Fornet 2 ) angegebenen Methode der Bebriitung des Blut- 
kuchens aus den Widal-Kapillaren in Galle unterlassen. 
Die von Venema 3 ) aus unserem Institute zuerst mitgeteilten wenig 
gtinstigen Ergebnisse haben sich weiterhin nicht best&tigen lassen. In 
nicht seltenen Fallen hat uns die Methode, wie auch Fornet selbst, 
Baumann und Rimpau 4 ), Sachs-Miike 5 ), G. Mayer 6 ) u. a. wert- 
volle Dienste geleistet, besonders dann, wenn der Widal und der Nach- 
weis von Bacillen in den Ausscheidungen noch versagte. 

In jflngster Zeit ist nun eine Methode der Blutkultur von Gilde- 
meister 7 ) angegeben, die vor allem durch ihre Einfachheit etwas 
Bestechendes hat: Die Kulturfliissigkeit besteht in gewohnlichem bezw. 
destilliertem Wasser, d. h. das Kulturmedium in strengem Sinne bildet 
das Nahrmaterial, das in Gestalt des geronnenen oder noch fltissigen 
Blutes eingefiihrt wird. Die bisherigen Resultate erscheinen recht gunsig, 
nur ist die Zahl der untersuchten Falle fiir ein abschlieBendes Urteil 
noch zu gering. Der Verwendung des Wassers zur Blutkultur am 
Krankenbett in der vorhin angedeuteten Weise scheint mir die Tatsache 
nicht allzugiinstig zu sein, daB das quantitative Verhaltnis von Blut zu 
Wasser nicht allzusehr von einem gewissen Optimum abweichen darf, 
vor allem, um nicht das als N&hrsubstrat dienende Blut zu sehr zu ver- 
dunnen. Bei der Gallekultur geniigt 1 Tropfen Blut, falls er nur einen 
Bacillus enthSlt, auf eine beliebige Menge Galle. 

Was nun die Ergebnisse der. von mir angelegten Blutkulturen selbst 
angeht, so zeigen sie, wie bereits erwahnt, einmal, daB im Anfangs- 
stadium des Typhus — abgesehen vielleicht von ganz leichten 
Fallen — regelmaBig Bacillen im Blute kreisen, wahrend pro¬ 
portional der Dauer der Erkrankung die positiven Befunde seltener 
werden. Immerhin betragen sie noch in der 3. Woche 50 Proz. Anderer- 
seits ist unverkennbar, wie die Schwere der Erkrankung von 
groBem EinfluB auf die Ueberschwemmung der Blutbahn mit Bacillen 
ist und ebenso auch das Alter des Kranken, letzteres allerdings 
wohl nur indirekt insofern, als eben jugendliche Individuen erfahrungs- 
gemfiB leichter Typhus durchmachen, als erwachsene Personen. Hier- 
durch erklart sich das scheinbar paradoxe Verhalten, daB die drei Blut- 


1) Curschmann, Munch, med. Wochenschr. 1904. 

2) Fornet, Munch, med. Wochenschr. 1906. No. 22. 

3) Venema, Hyg. Rundschau. 1907. p. 1399. 

4) Baumann u. Rimpau, Centralbl. f. Bakteriol. Abt. I. Orig. Bd. 47. p. 141. 

5) Sachs-Muke, Klin. Jahrb. Bd. 21. p. 243. 

6) Mayer, G., a. a. 0. 

7) Gildemeister, a. a. 0 


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424 


Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 55. Heft 5. 


kulturen aus der 4. bezw. 5 Woche positiv ausfielen (No. 3, 33 und 40). 
In alien 3 Fallen handelte es sich um einen schweren Verlauf der In- 
fektion. Ein schwerer Fall aus der 3. Woche (No. 30) ergab ein nega¬ 
tives Resultat der Blutkultur. Es handelte sich um ein 4-jahriges Kind, 
dem nur wenige TrOpfchen Blut aus der Fingerbeere entnommen werden 
konnteu. Ebenso fiel die Blutkultur zweimal negativ in der 2. Woche 
aus. Das eine Mai betraf es einen Kranken (No. 8) mit einem leicht 
verlaufenden Typhus, bei dem anderen um einen mittelschweren. Die 
2 Tage spater erneut vorgenommene Blutkultur fiel hier positiv aus, ein 
Beweis dafiir, dad wir es beim Typhus nicht mit einer Sepsis, 
mit einer Entwickelung der Bakterien in der Blutbahn zu 
tun haben, — hochstens in ganz foudroyant verlaufenden 
Fallen — sondern mit einer mehr oder weniger intermit- 
tierend erfolgenden Einschwemmung aus Depots. 

Wie eine Reihe anderer Untersucher fand auch ich im Rezidiv 
regelmSBig die Bacillen im Blute, ein Verhalten, das einmal 
von Bedeutung ist fur die Auffassung eines derartigen Wiederaufflammens 
des fieberhaften Prozesses. Es handelt sich jedesmal um eine neue Ein¬ 
schwemmung der Bacillen in den Kreislauf, sei es von einem Herde aus, 
der im ersten Anfalle sich entwickelte und nun noch bestand, sei es 
vielleicht auch infolge einer Reinfektion im engeren Sinne. Die Tatsache 
des regel maBigen Auftretens der Bacillen im Blute wSh- 
rend des Rezidivs hat aber, wie ohne weiteres verstSndlich, auch 
eine groBe praktisch-diagnostische Bedeutung. 

Ich meine, aus alien den angefiihrten Tatsachen geht der tiber- 
wiegende diagnostische Wert des Bacillennachweises im Blute Typhus- 
kranker ohne weiteres hervor, vor allem im Beginn der Affektion. 
Schon vor 7 Jahren erkannte das einer der besten Kenner des Typhus, 
Curschmann 1 ), an: „Die Untersuchung des kreisenden 
Blutes ist die einfachste und zuverlassigste Methode zur 
Friihdiagnose des Typhus“. Daran &ndern auch die iiberaus 
seltenen Befunde von Typhusbacillen im Blute sicherlich nicht Typhus- 
kranker (cf. Busse, Miinch. med. Wochenschr. 1908. p. 1113) durchaus 
nichts. Gaehtgens und Bruckner verschlieBen sich dem ja auch 
keineswegs, ja, sie erwahnen ausdrticklich, daB nach den Untersuchungen 
von Kayser 2 ) und von Gaehtgens 3 ) selbst in der ersten Woche 
die Blutkultur, in der zweiten Woche dagegen der Gruber- 
Widalschen Reaktion die grdBere Bedeutung ftir die Dia¬ 
gnose zukomme. Daraus ergibt sich doch eben, daB, selbst wenn 
die Faecesuntersuchung auch in den ersten Stadien des Typhus 
so gilnstige, bisher wohl noch von keinem anderen Beobachter konsta- 
tierte Resultate gibt, wie sie Gaehtgens und Briickner verzeichneu, 
sie doch an diagnostischem Wert hinter der Blutkultur 
und der Agglutinationspriifung, die immer noch erheb- 
lich bessere Ergebnisse liefern, nicht unwesentlich zu- 
riicksteht, was aber die beiden StraBburger Autoren glauben wider- 
legen zu konnen. 

Die Resultate, die die Blutkultur bei Gaehtgens und Brtickner 
lieferte sind, absolut genommen, schlecht. Positiv fielen sie aus in der 


1. Woche in 47 Proz. der Falle, 


2 . 


>1 


46 


>> » 


1) Curschmann, a. a. 0. 

2) Kayser, Centralbl. f. Bakteriol. Abt. I. Orig. Bd. 42. 1906. p. 185. 

3) Gaehtgens, Arb. a. d. Kais. Gesundh.-Amt. Bd. 26. 1907. p. 226. 


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Kathe, Die bakteriologische Typhusdiagnose. 


425 


Nun geben sie jedoch an, daB die Blutkultur durch Verimpfung 
nicht nur des durch Venenpunktion gewonnenen Blutes, sondern uberaus 
haufig auch nur des iibrig gebliebenen Blutkuchens in Galle geschah. 
Sie verzeichnen die Resultate absichtlich ungetrennt, um den tatshchlichen 
Verhaltnissen gerecht zu werden. Ich meine, es ware zur Entscheidung 
der vorliegenden Frage doch zweckmaBiger gewesen, eine getrennte 
Uebersicht zu geben. DaB der Versuch einer Reinziichtung der Typhus- 
bacillen aus dem Blutkuchen keine erstklassige diagnostische Methode 
ist, wissen wir, obwohl sie gelegentlich von groBer Bedeutung sein kann. 
Ganz anders die Verarbeitung des durch Venenpunktion entnommenen 
Blutes. Hier die Methodik zu vereinfachen, sie der allgemeinen Praxis 
zugangig zu machen und so die Typhusdiagnostik und dadurch die 
Typhusbekampfung zu fordern, darum handelt es sich. 

Eine beraerkenswerte Uebereinstiramung ergeben die 
gflnstigen Resultate der Gruber -Widalschen Reaktion 
bei Gaehtgens-Briickner und bei mir, nur daB die ersteren in 
noch grofierem Prozentsatz der FSlle gerade des Anfangsstadiums einen 
positiven Ausfall erhielten. Sie glauben eine ErklSrung hierfur in der 
Mbglichkeit zu finden, daB der Krankheitsbeginn hin und wieder, obwohl 
mit groBer Sorgfalt bestimmt, doch noch weiter hatte vordatiert werden 
ratissen, so daB ein Teil der Befunde der ersten Woche tatskchlich schon 
der zweiten zuzuzahlen ware. Auch ich muB mir naturlich diese Mog- 
lichkeit vorhalten, obwohl es sich ja bei mir um klinisch ganz genau 
verfolgte Faile handelt. Auch ist die Zahl meiner Gruber-Widal- 
schen Reaktionen aus dem Anfangsstadium relativ klein und schon des- 
halb sind die Ergebnisse mit Vorsicht zu beurteilen. Iramerhin erscheint 
mir die erwahnte Uebereinstlmmung bemerkenswert und geeignet zu 
sein, dem MiBtrauen entgegenzutreten, welchem die Reaktion in den 
Kreisen der Praktiker immer noch begegnet, besonders in dem Sinne, 
sie lasse gerade in den ersten Wochen des Typhus, wo auf sie vom 
diagnostischen Standpunkt erhbhter Wert zu legen sei, im Stiche. Bereits 
vor 3 Jahren konnte ubrigens Gaehtgens 1 ) die groBe diagnostische 
Bedeutung der Agglutinationsprobe nachweisen. Nach der in seiner 
Arbeit aufgestellten Statistik, die sich auf das reiche Material der StraB- 
burger Anstalt bezieht, fiel der Widal positiv aus in der 

1. Woche in 75 Proz. der Falle 


Trotz alledem muB ohne weiteres zugegeben werden, daB die Agglu¬ 
tinationsprobe nicht ganz den gleichen diagnostischen 
Wert wie die Blutkultur besitzt, zumal im Friihstadium. 
Das geht ja schon aus einem Vergleiche der positiven Ergebnisse der 
einen und der anderen Methode hervor. AuBerdem wird die diagnostische 
Bedeutung der Reaktion gegenuber dem Nachweis der Bacillen im Blute 
ja dadurch beeintrachtigt, daB erstere positiv ausfallen kann bei Er- 
krankungen, die nicht durch den Typhusbacillus verursacht sind, sei es, 
daB es sich um einen ihm nahestehenden Erreger handelt, der eine 
Gruppenagglutination veranlaBt, sei es, daB der Patient friiher Typhus 
durchgemacht hat, eventuell zurzeit noch Bacillen beherbergt. Dagegen 
ist der Nachweis von Typhusbacillen im Blute nicht 
Typhoser bisher so selten erbracht, daB diese Moglich- 
keit, praktisch genommen, keine Bedeutung hat. 


1) Gaehtgens, Arb. a. d. Kaiserl. Gesundheitsamte. Bd. 26. 1907. 


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426 


CentralbL t Bakt etc. I. Abt. Originate. Bd. 55. Heft 5. 


Die Ergebnisse der'Agglutinationsprtifung meiner Falle im speziellen 
zu erortern, eriibrigt sich, da sie nur bekannte Tatsachen bestfitigen. 
Erwfihnenswert wfire, daB der positive Ausfall verzogert war haupt- 
sfichlich bei den schwer verlaufenden Fallen, also denen, die in der 
Regel den Nachweis der Bacillen im Blute am ehesten gestatten. Hinzu- 
filgen mochte ich hier nur noch, daB G. Mayer 1 ) gerade bei den 
schweren Fallen auch ein sehr verspatetes Auftreten der Bacillen in den 
Ausscheidungen — erst nach 6—8 Wochen — beobachtete. Nur um 
so groBere Bedeutung hat die Blutkultur. Von einigem Inter- 
esse dfirfte auch noch Fall No. 4 sein, bei dem der Widal Anfang der 
2. Woche negativ ausfiel, 2 Tage spater war er 1:50+, wahrend der bei 
der ersten Blutentnahme gewonnene Eigenstamra des Kranken noch durch 
das Serum in einer Verdfinnung 1:800 agglutiniert wurde. Eine un- 
gewohnlich stark ausgesprochene individuelle Spezifitat. 

Ehe ich nun zum Schlusse noch kurz die Ergebnisse der Unter- 
suchung der Ausscheidungen, speziell der Faeces, ihre Bedeutung ffir 
die Typhusdiagnostik bespreche, mfichte ich an dieser Stelle wenigstens 
mit einigen Worten auf die Kritik zurfickkommen, die Gaehtgens 
und Briickner an unserer friiheren Arbeit geflbt haben. 

Die beiden StraBburger Autoren meinen, unsere bei den Faeces- 
untersuchungen erhobenen positiven Befunde seien verhaitnismaBig gering. 
Sie glauben das wohl hauptsachlich im Hinblick auf ihre eigenen Erfolge, 
die allerdings als ganz vorziiglich bezeichnet werden mfissen. Ob hier 
nicht die Verschiedenheit des Materials eine gewisse Rolle spielt, lokale 
Differenzen usw., lasse ich dahingestellt. Vollig von der Hand weisen 
mochte ich den EinfluB derartiger Momente nicht, ohne sie natfirlich 
greifbar machen zu kfinnen. Aber sehen wir uns nun einmal die von 
Gaehtgens und Briickner auf ihren Gehalt an Typhusbacillen in 
den Faeces untersuchten Personen etwas genauer an. Von den 100 In- 
dividuen waren allein 22 Dauerausscheider, von denen kein 
einziger die Bacillen im Stuhl vermissen lieB. Weiterhin 
zfihlen zu dieser Statistik 6 Paratyphuskranke, von denen nur 
einer die spezifischen Erreger nicht in den Faeces ent* 
hielt. Wie stark durch diese Zahlen die Statistik im giinstigen Sinne 
beeinfluBt wird, liegt ohne weiteres auf der Hand. Bei den von uns 
untersuchten Fallen handelte es sich dagegen fast ausschlieB- 
lich um Typhuskranke in fieberhaftem Stadium, nicht 
zum geringsten Teile um solche aus den ersten Wochen. 
Beriicksichtigen wir nun von den 100 Personen, iiber die Gaehtgens 
und Briickner berichten, nur die, die als typhuskrank bezeichnet 
werden, so ergibt sich, daB immer noch bei 60 Proz. die Bacillen im 
Stuhl nachgewiesen wurden, gewiB ein recht gilnstiges Ergebnis. Immer- 
hin waren demgegeniiber die unsrigen doch nicht gar so schlecht, denn 
bei 48 Proz. der Untersuchten fanden sich Bacillen im Stuhl. Zum 
Vergleich mochte ich nur zwei entsprechende Mitteilungen aus der letzten 
Zeit anffihren. Bohne 2 ) hatte einen positiven Bacillenbefund im Stuhl 
bei 54 Proz. der Falle, wahrend G. Mayer in dem bereits erwahnten 
interessanten Berichte fiber seine fast 5-jfihrige Tfitigkeit bei der Be- 
kfimpfung des Typhus in der Rheinpfalz mitteilt, daB er bei Kranken 
in 30 — 35 Proz. der Falle die Erreger aus den Faeces 
zfichten konnte. 


1) Mayer, G., a. a. 0. 

2) Bonne, a. a. O. 


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Kathe, Die bakteriologische Typhusdiagnose. 


427 


Die relativ geringe Eignung des Bacillennachweises iin Stuhl fflr die 
Typhusdiagnose ergibt sich ohne weiteres aus den modernen Erkennt- 
nissen iiber die Pathogenese des Typhus abdominalis. Entgegen frflheren 
Anschauungen wissen wir jetzt, daB eine irgendwie wesentliche Ver- 
mehrung der Typhusbacillen im Darmkanal nicht statthat, vielleicht nur 
gelegentlich im Inkubationsstadium. Die Bacillen gelangen in die Faeces 
auch nicht oder doch nur zum ganz geringen Teile aus den ulzerier- 
ten Plaques und Follikeln. Die systematischen Leichenuntersuchungen 
y. Dri gal skis 1 ) — ich kann, wenn auch nur auf Grund eines kleinen 
Sektionsmaterials, seine Beobachtungen bestatigen — haben gezeigt, daB 
die Darmschleimhaut, je naher der Eingangsstelle des Gallenganges ins 
Duodenum, um so haufiger und reichlicher die Bacillen aufweist. Im 
Rectum bis hinauf zum Coecum fanden sie sich sparlich oder gar nicht, 
im Zwolffingerdarm meist in Reinkultur. Die Untersuchungen von 
Forster und Kayser 2 ) haben dieses merkwiirdige Verhalten zu er- 
klaren vermocht: Die Typhusbacillen gelangen mit dem Blutstrom in 
die Gallengange bezw. Gallenblase, vermehren sich hier und werden 
sekundar dem Darminhalt beigemischt. Diese Einschwemmung in 
den Intestinaltrakt erfolgt nicht kontinuierlich — sonst 
kame wohl die Stuhluntersuchung viel eher fiir diagnostische Zwecke 
in Frage —, sondern intermittierend, schubweise. Offenbar 
gehen die Bacillen bei der Passage des Darmrohres zum mehr oder 
minder grofien Teile zugrunde; so allein erkiart sich die Abnahme pro¬ 
portional der Entfernung vom Duodenum. Andererseits wird durch den 
Umweg, den die Bacillen durch die Blutbahn und iiber die Gallenwege in 
den Darm machen, verstandlich, warum im allgemeinen die positiven Be- 
funde in den Faeces mit dem Fortschreiten der Erkrankung haufiger werden. 

Mit anderen Worten, handelt es sich nicht darum, festzustellen, ob 
eine Person uberhaupt Typhusbacillen ausscheidet oder nicht, sondern 
gilt es, so schnell als moglich auf Grund einer Untersuchung die Dia¬ 
gnose „Abdominaltyphus u zu stellen, so eignet sich hierfiir gerade im 
Anfangsstadium die Faecesuntersuchung erheblich weniger als Blutkultur 
und Agglutination, weil wegen des schubweisen Auftretens der Erreger 
im Stuhl die Moglichkeit, zufallig im Intervall zu untersuchen und nichts 
zu finden, nicht gering ist. Werden in den einzelnen Stadien die Stuhl- 
untersuchungen wiederholt, so steigen prozentualiter die positiven Be- 
funde, wie das auch aus meinen Aufzeichnungen, besonders aus einem 
Vergleiche der Tab. Ia und II a, hervorgeht. 

Was die Zahl meiner positiven Bacillenbefunde im Stuhl in den 
verschiedenen Abschnitten der Krankheit betrifft, so stellt sich hier die 
erste Woche mit 0 Proz. (allerdings nur 5 Untersuchungen im ganzen!) 
besonders ungiinstig dar, wahrend Gaehtgens und Brtickner57 Proz., 
Brion und Kayser 3 ) 32 Proz. erhielten. Aber auch Bohne 4 ) fand 
wahrend der ersten Woche keine Bacillen im Stuhl. Das Ansteigen der 
positiven Befunde im weiteren Verlaufe des Typhus auf 17 bezw. 21 Proz. 
in der zweiten Woche und 60 bezw. 71 Proz. in der dritten (meine 
eigenen Beobachtungen) entspricht der allgemeinen Erfahrung. Uebrigens 
mdchte ich an dieser Stelle nochmals auf die von Gaehtgens gemein- 
schaftlich mit Levy 5 ) publizierte Arbeit verweisen. Es sind dort gleich- 

1) v. Drigalski, a. a. O. 

2) Forster und Kayser, a. a. 0. 

3) Brion und Kayser, Deutsch. Arch. f. klin. Med. Bd. 85. 1906. 

4) Bohne, a. a. O. 

5j Levy und Gaehtgens, a. a. O. 


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428 


Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 55. Heft 5. 


zeitig die Resultate in vivo ausgefiihrter bakteriologischer Untersuchungen 
angegeben. Es handelt sich allerdings nur um 6 Falle; immerhin ist 
es ganz interessant, wie diese Ergebnisse hinsichtlich einer Beurteilung 
der Faecesuntersuchung als eines diagnostischen Hilfsmittels meine An- 
schauungen zu unterstiitzen geeignet sind. 

(Nach Levy und Gaehtgens.) 


Zahl der positiven bezw. negativen Befunde 


wahrend 

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Ty-B. 

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ad des Rezidivs 
nachzuweisen, 


weiterhin ein Moment, das nicht gerade ftir die Verwertbarkeit der 
Methode bei derartigen besonderen Fallen, die hin und wieder erst in 
diesem Stadium in arztliche Behandlung gelangen, spricht. Blutkultur- 
und Agglutinationsprobe lieBen mich im Rezidiv nie im Stich. 

Andererseits weist der betr&chtliche Prozentsatz positiver 
Bacillenbefunde im Stuhl w&hrend der Rekonvaleszenz 
auf die zweifellos groBe Bedeutung hin, die die Methode 
besit zt, namlich fiir sanit&tspolizeiliche Zwecke. 

In ahnlicher Weise, wenn auch nicht als gleich wichtig, ist der 
Nachweis der Bacillen im Urin zu bewerten, wie aus meinen eigenen 
Beobachtungen und wohl denen samtlicher anderer Untersucher hervor- 
geht. Die in der Regel erst in den sp&teren Stadien des Typhus ab- 
dominalis eintretende Bakteriurie, ihr noch erheblich wechselvollerer Ver- 
lauf lassen keinen Zweifel darUber aufkommen, „daB dem Nachweis der 
Typhusbacillen im Ham eine besondere diagnostische Bedeutung nicht 
zukommt“ J ). 

Zusammenfassung. 

1) Die bakteriologische Typhusdiagnostik hat sich vorwiegend auf 
zwei Verfahren zu beschranken, auf die Blutkultur und die Agglutinations- 
priifung des Krankenserums. 

2) Die Blutkultur, die auch der allgemeinen Praxis dadurch zuganglich 
gemacht werden kann, daB die Untersuchungsamter frische Gallerohrchen 
vorratig halten und sie nach Bedarf an die Aerzte abgeben, ist die ein- 
fachste und zuveriassigste Methode zur Friihdiagnose des Typhus. 

3) Die Agglutinationspriifung liefert in der Mehrzahl der Falle bereits 
in der ersten Woche der Erkrankung ein positives Ergebnis. Fflr die 
spateren Stadien stellt sie das sicherste diagnostische Hilfsmittel dar. 

4) Der Nachweis der Erreger in den Ausscheidungen hat gegentiber der 
beiden zuerst genannten Verfahren erheblich an diagnostischem Werte einge- 
bttBt. Seine Bedeutung liegt hauptsachlich auf sanitatspolizeilichem Gebiete. 

5) Der Nachweis der Typhusbacillen im Rachen kommt praktisch- 
diagnostisch nicht in Betracht. 


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1) Kutscher, Hamlb. von Kolle-Wassermann. Erg.-Bd. 1. 

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Lindner, Zur Farbung der Prowazekschen Einschliisse. 


429 


Nachdruck verboten. 


Zur Farbung der Prowazekschen Einschliisse. 

[Aus der II. Augenklinik (Vorstand: Hofrat Prof. E. Fuchs).] 

Von Dr. K. Lindner. 


Hit 1 Tafel und 1 Textfigur. 

Die Trachomforschung ist seit den Entdeckungen von Halber- 
stadter und S. v. Prowazek in ein neues/erfolgreiches Stadium ge- 
treten; infolge der ietzten Arbeiten (1) hat sie sogar die Grenzen der Augen- 
heilkunde uberschritten und greift bereits in das Fach der Urologen fiber. 

Die Beschfiftigung auf diesem Gebiete ist jedoch ffir den Neuling 
keineswegs leicht. Erstens bedarf es langerer Erfahrung, urn Einschlfisse 
richtig diagnostizieren zu kfinnen — mit den frtiheren Ffirbemethoden 
war sogar ein sicheres Urteil oft nicht mfiglich — zweitens sind die 
Einschlfisse beim Trachom der ambulanten Patienten nur selten in 
grfiBerer Zahl anzutreffen, ja in iilteren Fallen konnen sie haufig trotz 
groBer Sorgfalt nicht gefunden werden. Noch schwieriger gestalten sich 
die dahin gehenden Untersuchungen des Urogenitaltraktes, wo die Selten- 
heit dieser Gebilde noch mehr aufffillt. Positive Befunde sind hier nur 
mit besonderen Ffirbemethoden zu erwarten. 

Anderwarts (2) habe ich bereits kurz einefastelektive Farbemodifikation 
der Prowazekschen Einschlfisse bekannt gegeben, wodurch es jetzt 
moglich ist, Deckglasabstriche bei schwacher VergrfiBerung (50-fach) in 
kurzer Zeit exakt am Kreuztisch nach diesen Gebilden zu durchmustern. 
Ferner lassen sich bei dieser Farbung mit eventueller Nachfarbung echte 
Einschlfisse immer von Truggebilden unterscheiden. 

Zum Verstandnis der nun folgenden ausffihrlicheren Farbeangaben 
will ich einiges fiber die allgemein ffirberischen Eigenschaften der P r o - 
wazekschen Einschlfisse vorausschicken. 

Zu Beginn der Entwickelung findet man im EinschluB bloB die mit 
Giemsa blau farbbaren Initialkfirper (3), also das, was Halberstadter 
und v. Prowazek in ihrer ersten Arbeit ffir Plastin hielten, spfiter 
treten dann erst die roten Kfirnchen (Elementarkorper) auf. Letztere 
sind azurophilmetachromatisch, von ihnen soli im folgenden abgesehen 
werden. Zur Erreichung einer Elektivffirbung sind sie ungeeignet. 

Der blaue Teil des Einschlusses, die Initialkorper, verhalten sich 
farberisch wie stark basophile, plasmatische Gebilde: In neutralen Farb- 
gemischen, aus sauren und basischen Anilinfarben bestehend, treten sie 
mit dem basischen Farbstoff geffirbt hervor (Methylenblau-Eosin, Methylen- 
blau-S. Fuchsin). Mit Methylgrfin-Pyronin tritt intensiv rote Ffirbung der 
Initialkorper auf. Hamatoxylin ergibt nur eine zarte Anfarbung der- 
selben. Gegenfiber Fuchsin farben sie sich weniger intensiv wie Bakterien. 

Ffirberisch stehen sie demnach den Bakterien am nachsten, sind 
jedoch durchschnittlich weniger basophil als diese. Von Mastzellgranulis 
differieren sie durch das Fehlen der Metachromasie. 

Die starke Basophilitfit der Initialkorper des Pro wazekschen Ein¬ 
schlusses gestattet nun eine vorzfigliche, fast elektive Farbung desselben, 
die rair ffir alle einschlagigen Untersuchungen unentbehrlich wurde, 
jedoch in gleicher Weise ffir bakteriologische Arbeiten brauchbar scheint. 

Wird ein einschluBhaltiges Abstrichpraparat mit neutralem Gemisch 
von Methylenblau-Eosin tingiert, so nimmt bekanntlich jeder Zellteil aus 
dem neutralen Farbgemisch den ihm adaquaten Farbstoff auf. Die Reihe 


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430 


Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originale. Bd. 55. Heft 5. 


von starkster Basophilie bis zu starkster Oxyphilie sei z. B.: Bakterien, 
Einschliisse, Mastzellgranula, Lymphocytenkerne, polynukleare, mono- 
nukleare Leukocytenkerne, Epithelzellkerne — Protoplasma der neutro- 
philen polynuklearen — der mononuklearen Blutzellen, der Epithelzellen, 
rote Blutkorperchen, eosinophile Granula. Die erste Gruppe wird sich 
blau, die zweite einschlieBlich des Protoplasmas der neutrophilen poly¬ 
nuklearen Leukocyten rot farben, mit nach links und rechts zunehmender 
Intensitat. Wird nun die Farbung so verschoben, daB der saure Farb- 
stoff uberwiegt, so werden sich nun auch zart basophile Gebilde, z. B. 
Epithelkerne, rot farben, desgleichen werden aber auch starker basophile 
Zellteile jetzt weniger blau sein. Bei weiterem Ueberwiegen des Eosins 
zeigen schliefilich nur mehr Bakterien, Einschliisse und Mastzellgranula 
Blauf&rbung, alles iibrige wird rot. 

Eine Verstarkung des sauren Farbstoffs (Eosin) kann nun auf dreierlei 
Weise erzielt werden. 

1) Durch protrahierte F&rbung mit einem Methylenblau-Eosingemisch. 
Als solches hat auch die Giemsa-Losung vor Eintritt der Azureosin- 
reaktion zu gelten. 

2) Durch einen direkten FarbiiberschuB des sauren Farbstoffes: Neu- 
trales Methylenblau-Eosin -(- Eosin. 

3) Durch entsprechendes Ansauern der an basischem Farbstoff iiber- 
wiegenden Losung. 

Succedanfarbungen (erst Methylenblau, dann Eosin) eignen sich fur 
Ausstriche nicht. 

Modus I ist wegen der langen FSrbedauer und groBen Empfindlichkeit 
gegen Verunreinigungen fiir die Praxis unbrauchbar, gibt jedoch sehr 
schone und vollig niederschlagsfreie Praparate. Meine ersten Unter- 
suchungen basieren auf dieser FBrbungsart (4). 

Modus II hat den Nachteil, daB wegen der Ausfallung von Methylen¬ 
blau-Eosin die wirksame Losung eine sehr schwache wird. Die schonste 
mid sicherste Kontrastfarbung laBt sich nach Modus III erzielen, und 
zwar erwies sich als vorzuglichstes Methylenblau-Eosingemisch die kauf- 
liche Giemsa-Losung. Bei genugend starker Ansduerung wird namlich 
die Azureosinreaktion vdllig gehindert und Methylenazur rangiert neben 
Methylenblau als basischer Anilinfarbstoff, und verstarkt so infolge seiner 
erheblichen Farbekraft die Intensitat der Blaufarbung. Nach langen Ver- 
suchen bin ich bei 2 Farbkonzentrationen angelangt. Die erste A gibt 
stets vorziigliche Resultate, dauert jedoch eine Stunde. Die zweite B bean- 
sprucht bloB 10 Minuten, ist jedoch an Giite der ersten nicht gleichwertig, 
immerhin alien anderen bisher publizierten Farbungsarten vorzuziehen. 
Die luftgetrockneten Deckglasabstriche werden in Alkohol absol. fixiert 
(5—10 Minuten genflgt) dann auf folgender Losung schwimmen gelassen: 

A. 10 ccm Aqua dest. 

5 gtt. Giemsa 
1 gtt. 1-proz. Essigsaure. 

1 Stunde. Abtrocknen und EinschlieBen in Cedernol. Die dabei auf- 
tretenden geringen Farbniederschiage storen nicht. Rasches Abspiilen mit 
Alkohol absol. vor dem EinschlieBen reinigt die Praparate jedoch vbllig. 
Sollte man auf das Ansauern vergessen haben, so sind die Praparate noch 
1 Stunde lang in derselben, nunmehr angesauerten Losung zu belassen. 

B. 10 gtt. Giemsa 

10 gtt. Vj-proz. Eseigsaure. 

10 Minuten. Abspiilen Aqua dest. eventuell mit Alkohol absol., 
trocknen, einschlieBen. Mehrfache Ueberfarbung (fQr A bis 20 Stunden) 


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Lindner, Zur Farbung tier Prowazekschen Einschliisse. 


431 


hat bloB die Folge, daB die Eosinfarbung intensiver wird (s. Modus I), 
stort den iibrigen Farbeeffekt jedoch nicht. Flemming (5), dem meine 
Farbung nur der Idee nach bekannt war, f&rbt zuerst 5 Stunden mit 
Giemsa und differenziert hierauf mit Alkohol absol. und 1-proz. Essig- 
saure. Bei dieser Methode bleiben jedoch die Epithelkerne gefarbt und 
zart blaue Einschliisse verlieren meist ihre Farbe. 

Farbeeffekte: Bakterien, Einschliisse und Mastzellgranula dunkelblau, 
Kerne der Lympho- und Leukocyten blau bis biaulich, Epithelzellkerne 
eine Spur weniger rosa wie ihr Protoplasma. 

Da nur die Initialkorper sich stark basophil verhalten, hSngt natur- 
gemaB die Farbeintensitfit des Einschlusses davon ab, ob noch viele 
Initialkorper (kleine und mittelgroBe Einschliisse) oder nur mehr wenige 
(groBe Einschliisse) vorhanden sind. Bei ganz groBen, wo die Initial¬ 
korper vereinzelt vorkommen oder fehlen und nur mehr Elementarkorper 
sichtbar sind, ist die Farbung eine zart blau punktierte, da die Elementar¬ 
korper noch von einer feinen blauen Hiille eingehiillt bleiben. 

Man sollte nun glauben, daB in letzterem Falle so zart blau gefarbte 
Gebilde nicht leicht aufgefunden werden. Demgegeniiber kann ich jedoch 
aus langer Erfahrung versichern, daB das geiibte Auge beim Voriiber- 
eilen des Pr&parates auch durch das zarteste Blau innerhalb der groBen, 
rosagefarbten Epithelzellplaques gefesselt wird. 

Bei dieser Farbung ist bereits die Diagnose der 
Einschliisse leicht und sicher zu stellen. Sie treten 
sehr rein und scharf hervor als tief blau grobgranu- 
lierte bis zart blau fein punktierte Gebilde. 

Dem praktischen Arzt wird spBterhin diese Kon- 
trastf&rbung zur Trachomdiagnose meist genugen. Erst 
wenn die Untersuchung auf Einschliisse negativ ausf&llt, 
miiBte er die PrBparate mit Giemsa nachf&rben und auf 
die von mir beschriebenen freien Initialkorper suchen. i Einschlufi (300fach) 

Fur den wissenschaftlich Arbeitenden ist es jedoch Zettnow-Filter. 
unbedingt notig, dieselben Praparate noch der gewohn- 
lichen Giemsa-Farbung zu unterwerfen. Um nun dieselben Einschliisse 
oder irgendwelche Stellen des Pr&parates (z. B. auf Gram zu unter- 
suchende Bakterien) nach nochmaliger Farbung wieder aufzufinden, 
empfiehlt sich folgendes Verfahren: 

Das rechteckige Deckglaschen wird vor dem Durchsuchen mit Paraffin 
an 3 Seiten eingeschlossen. Das Deckglaschen iiberragendes Paraffin 
muB mit einem Messer abgeschabt werden. Darauf wird das Pr&parat 
durchsucht und jene Stellen, die man bei Giemsa-Farbung (eventuell 
Gram-Farbung) nochmals zu sehen wiinscht, mit Hilfe der beiden Nonien 
des groBen Kreuztisches notiert. Kleine Skizzen sind sehr zu empfehlen. 
Nun wird das PrBparat aus seiner Paraffinumrahmung herausgezogen, 
und zur Markierung weiter die rechte untere Ecke abgebrochen. Darauf 
Entfernen des Cedernols: Xylol, Alkohol absol. durch ca. 10 Sekunden, 
da geringe Reste von Xylol die Farbung verderben, trocknen. Hierauf 
Giemsa-Farbung. Schwimmen lassen auf 



a) 5 gtt. Giemsa 
10 ccm Aqua (lest. 

ca. 1V 2 Stunden, darauf Abspiilen mit Aceton oder Alkohol absol. 

oder P) 2 gtt. Giemsa 

15 ccm Aqua dest. 

1—2 Tage, darauf Trocknen und direkt einschlieBen. Sollte hier 
die metachromatische Farbung ausgeblieben sein (infolge von Unreinlich- 

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Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 55. Heft 5. 


keit, Saure, Alkali), so muB mit der ersten Farbung gef&rbt werden. 
Je konzentrierter die Farblosung, desto weniger storen Verunreinigungen. 
Stark verdiinnte Losungen (zuerst von Bertarelli angegeben) liefern 
jedoch die bei weitem schonsten Praparate. 

Schnitte 1 ) werden in vollig gleicher Weise gefarbt wie Abstriche, 
benotigen jedoch lfingere Ffirbezeit. Farbung A 12—48 Stunden, darauf 
wassern mit Aqua dest. (V 2 —1 Stunde, der sauren Farbung wegen, die 
Praparate halten dann sehr lange), Alkohol absol., Xylol, Cedernol. Wird 
kein groBes Gewicht auf Haltbarkeit gelegt, so ist wassern unnotig. Es 
empfiehlt sich dann aber bloB die Kontrastfarbung B zu beniitzen, die der 
bei Schnitten langdauernden A-Farbung fast gleichkommt. Die Farbung 
geschieht in einer flachen Glasdelle, Schnitt nach abwarts. Bei Schnitten 
ist es haufig von Vorteil, eine geringere Ansauerung zu verwenden. 

Zur metachromatischen Schnittfarbung benutzt man am besten 
Giemsas jungst publizierte Methode (Dtsche med. Wochenschr. 1910. 
No. 12), bei Ueberfarbung nach der Modifikation von Halberstadter 
und v. Prowazek (6). Diinne Schnitte unter 4 11 geben jedoch auch 
mit Farbung (i (2 gtt Giemsa auf 15 ccm Aqua dest. 1—2 Tage, eine 
Ueberfarbung kann bei dieser Verdiinnung nicht eintreten) mindestens 
ebenso gute Resultate, doch muB die Entwasserung mit Aceton, Aceton- 
Xylol, Xylol erfolgen, da Alkohol die Metachromasie meist vernichtet. 

Da Bakterien sich noch starker basophil verhalten wie durchschnitt- 
lich die Initialkorper, gelten fur sie die angeftihrten Kontrastfarbungen 
in gleicher Weise. Besonders brauchbar diirften sie sich fiir den Schnitt 
erweisen, wo es bisher an einer guten Universalfarbemethode mangelte. 
Celloidinschnitte lassen sich nur nach Farbung A tingieren. 

Es gelang mir so in einigen Fallen gramnegative Bakterien nach- 
zuweisen, wo andere Methoden versagten. 


Literatur. 

1) Lindner, Zur Aetiologie der gonokokkenfreien Urethritis. (Wien. klin. Wochen- 
schrift. 1910. No. 8.) 

2) -, Ueber den jetzigen Stand der Trachomforschung. (Wien. klin. Wochenschr. 

1909. No. 50.) 

3) -, Die freie Initialform der Prowazekschen Einschlusse. (Wien. klin. Wochen- 

schrift. 1909. No. 49); erscheint ausffihrlich im Arch. f. Ophthalmol, (im Druck'. 

4) -, Centralbl. f. Bakt. Abt. I. Ref. Bd. 44. 1909. p. 107. Diskussion. 

5) Flemming, Arch. f. Augenheilk. Bd. 64. p. 65. 

6) Halberstadter u. v. Prowazek, Ueber die Bedeutung der Chlamydozoen bei 
Trachom und Blennorrhoe. (Berl. klin. Wochenschr. 1910. No. 15.) 

1) Fixierung nur in Sublimat oder Formol zu empfehlen. 


Inhalt 


Bluznenthal, Ernst, Ueber das Auftreten 
von Typhusbacillen in den Gallenwegen 
nach intravenoser Injektion, p. 341. 

Fielitz , H. , Ueber eine Laboratoriums- 
infektion mit dem Sporotrichum de 
Beurmanni, p. 361. 

Heim, L., Ueber anaerobiotische Technik, 
einige Anaerobier und beginnende EiweiO- 
faulnis, p. 337. 

Bathe, Hans, Die bakteriologische Typhus- 
diagnose, p. 402. 

Xlodnitzky, N. u. Jordansky, V., Weitere 
Beobachtungen iiber die Lebonsdauer der 
Pestbacillen im Organismus der Wanzen, 
p. 349. 


Lindner, X., Zur Farbung der Prowa¬ 
zekschen Einschlusse, p. 429. 

Negri, A., Beobachtungen fiber Sarko- 
sporidien. III., p. 373. 

Pricolo, Antonio, Recherches exp^rimen- 
tales sur le streptocoque de la gourrne, 
p. 352. 

Vay, Prana X., Kann der im Pestserum 
enthaltene Ambozeptor durch Behandeln 
des Serums mit Pestbacillen aus diesem 
entfernt werden, p. 384. 

Yakimoff, W. L., Xohl-Yakimo£F, Nina 
u. Eorssak , D. W. , Hamatoparasito- 
logische Notizen, p. 370. 

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Frommannsche Uuchdrackerei (Ilermrmn Pohle) in Jena. 



CcntralblaU f. Baktenologu Abt. 1 Orig Bd 55. 


Lindner, Prowazebsche Einschliissc. 



Sikora gez 


Verlag von Gustav Fischer in Jena 


Lith.Anst v Johannes Arndt, Jena 


Fig. 1 


Fig. 2. 


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Centralbl. f. BakL etc. I. AbL Originate. Bd. 55. Heft 6. 

Ausgegeben am 6. September 1910. 


Hachdruck verboten. 

Le Streptobacterium foetidum. 

Nouvel agent pathog&ic pour Thoinme. 

Note prdliminaire. 

Par L. Jacqul et F. Masay, Bruxelles. 

Nous avons pu isoler en ces derniers temps une bact^rie qui nous 
a paru jouer un role assez important en pathologie humaine. 

Nous l’avons trouv6e successivement: 

a) Dans quatre 6chantillons de crachats provenant de diffdrents 
malades atteints de grippe ou de tuberculose au debut. 

b) A l’etat pur dans un abc£s p6ri-ut6rin. 

c) Associde au bacille tuberculeux et au bacille pyocyanique dans une 

, ' 1 An 


Naehtrag 

zu dem Artikel Lindner, Zur FSrbung der Prowazekschen 
schlusse (dieses Centralbl. Bd. 55. Heft 5. p.429). 


Ein- 


Tafelerkl&ru.ng 1 . 

Fr ‘ u £"FK (,on der v ‘ sin * ““ 

Ig. II. bchnitt von Ulcus molle (Ducreyscher Bacillus). 



forme de grumeaux compacts. 


Bouillon glycosd. DSgagement abondant de gaz. 

Sur tous les milieux, le d6veloppement se fait ddj4 4 la temperature 
ordinaire. Les cultures d£gagent une odeur tr£s fdtide. 

Aspect morphologique. Petit cocco-bacille, prdsentant une 
coloration polaire nette. Dans les cultures en bouillon forme des 
chainettes parfois trfes longues. 


Action pathog&ne sur les animaux. 

Les animaux de laboratoire: rats, cobayes, lapins, sont tr£s sensibles 
4 Paction de notre bact6rie. Un dixi&me de culture de 24 heures sur 
tube de g&ose suffit pour tuer un cobaye par septic£mie en quelques heures. 
Erne Abt. Orig. Bd. 66. Heft 6. 28 


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Nachtrag 

zu dem Artikel Lindner, Zur Ftlrbung der Prowazekschen Ein 
schliisse (dieses Centralbl. Bd. 55. Heft 5. p. 429). 


TafelerU&rung 1 . 

Fig. I. Strichpriiparat von der Conjunctiva des Pavians (von der Vagina einer 
Frau geimpft, deren Kind an EinschluBblennorrhoe erkrankte). 

Fig. II. Bchnitt von Ulcus molle (Ducreyseller Bacillus). 



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Centralbl. f. Bald. etc. I. AbL Originate. Bd. 55. Heft 8. 

Ausgegeben am 6. September 1910. 


tiachdruck verboten. 

Le Streptobacterium foetidum. 

Nouvel agent patkog&nc pour Thomme. 

Note pr61iminaire. 

Par L. Jacqu6 et F. Masay, Bruxelles. 

Nous avons pu isoler en ces derniers temps une bact^rie qui nous 
a paru jouer un role assez important en pathologie humaine. 

Nous l’avons trouv6e successivement: 

a) Dans quatre 6chantillons de crachats provenant de diff6rents 
malades atteints de grippe ou de tuberculose au d6but. 

b) A l’6tat pur dans un abc&s p6ri-ut6rin. 

c) Associde au bacille tuberculeux et au bacille pyocyanique dans une 
pleur^sie purulente. 

d) A l’autopsie, dans un cas de m6ningite tuberculeuse (dans ce 
cas, le liquide c^phalo-rachidien mis en culture n’a pas 6t6 recueilli 
avec toutes les garanties desirables). 

e) Enfin, le Dr. Terlinek vient de la retrouver en culture pure 
dans une conjonctivite pseudo-membraneuse survenue aprfcs operation 
de cataracte. 

Voici, en quelques mots, les caractfcres du nouveau microbe. 

Caractfcres de culture. 

G61ose. L’aspect est caract£ristique. Vingt quatre heures apr&s 
ensemencement sur un point quelconque de la plaque, on trouve une 
culture qui recouvre enticement toute la surface. Quand la culture 
devient visible, l’envahissement de la surface libre est d6jk complet. 

II est tr&s facile d’isoler le microbe. Une parcelle de mati&re suspecte 
4tant ensemencGe dans l’eau de condensation d’un tube de gdlose, la 
bact6rie envahit la surface libre beaucoup plus rapidement que les autres 
microorganismes; il suffit done de la recueillir dans la partie sup^rieure 
de tube pour l’avoir k l’6tat pur. 

Gelatine. Envahissement et liquefaction rapides. 

Serum coagul6. Liquefaction rapide. 

Gdlose sang. M§me aspect que sur geiose. Hemolyse rapide. 

Bouillon. Trouble apparaissant au bout de trois heures et 
s’accentuant trfcs vite. Les bacilles tombent dans le fond du vase sous 
forme de grumeaux compacts. 

Bouillon glycose. Degagement abondant de gaz. 

Sur tous les milieux, le dCeloppement se fait dejA k la temperature 
ordinaire. Les cultures degagent une odeur tr&s fetide. 

Aspect morphologique. Petit cocco-bacille, prdsentant une 
coloration polaire nette. Dans les cultures en bouillon forme des 
chainettes parfois tr£s longues. 


Action pathogfcne sur les animaux. 

Les animaux de laboratoire: rats, cobayes, lapins, sont trbs sensibles 
k Taction de notre bacterie. Un dixi&me de culture de 24 heures sur 
tube de g61ose suffit pour tuer un cobaye par septicemie en quelques heures. 

Erste Abt. Orig. Bd. 55. Heft 6. 28 


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Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 55. Heft 6. 


Nous avons aussi observe une forme chronique qui emporte l’animaf 
par pneumonie, pleuresie et p6ricardite, sans septicemie. 

Toxine. Une culture en bouillon, morte et filtr^e, tue le lapin & 
la dose de 1 / 2 c. c. en injection intra-veineuse; 4 dose beaucoup plus faible 
en injection intra-c6r6brale. 

Antitoxine. On peut vacciner les animaux de faqon k leur faire 
produire une antitoxine tr6s active. 

Nous publierons ult6rieurement en detail les caract&res du „Strepto- 
bacterium foetidum“ et l’etude des reactions qu’il determine dans 
l’organisme. 


Xachdruck verboten. 

Experimented Beitrage 

zur Milzbrandinfektion des Gefliigels durcli Fiitterung. 

Von Otto Hofhcrr, 

Assistenztierarzt am Institut fiir Seuchenlehre der Konigl. Tierarztlichen Hochschule, 

Stuttgart. 

I. Elnleitung. 

Die vorliegende Arbeit verdankt ihre Entstehung eingehenden experi- 
mentellen Untersuchungen, die der Verfasser im Friihjahr und Sommer 
vorigen Jahres im Institut fur Seuchenlehre der Konigl. Tierarztlichen 
Hochschule Stuttgart angestellt hat. Die Veranlassung zu diesen Unter¬ 
suchungen war folgende. 

Im Februar 1909 wurden dem Institut vom O.-A.-Tierarzt Kienzle, 
Marbach, zwei verendete Enten mit der Bitte um Ermittelung der Todes- 
ursache iibermittelt. Dem Einsender hatten Landwirte seines Bezirks 
ofters Gefltigel, meist Enten, uberbracht, deren Todesursache nicht mit 
Sicherheit festzustellen war. Die von O.-A.-Tierarzt Kienzle angestellten 
Erhebungen ergaben, daB die Todesfalle bei Enten dann auftraten, 
wenn dieselben den Schlamm der Murr, die das Abwasser der Gerbereien 
der Umgegend mit sich fiihrt, verzehrt hatten, und zwar waren solche 
Todesfalle verhaltnismaBig haufig in die Erscheinung getreten, nachdeiu (he 
Tiere den feineren Schmutz von dem oberllachlich geschmolzenen Eise der 
Murr und Nebengewasser bei Tauwetter aufgenommen hatten. Einzelne 
Gefliigelbesitzer wollten auch bemerkt haben, daB das Weiden auf Wiesen, 
deren Gras sich spater bei Rindern infektios erwies, zu Erkrankungen 
und teilweise solchen mit letalem Ausgang fiihrte. 

Diese Tatsache brachten O.-A.-Tierarzt Kienzle zu der Ueber- 
zeugung, daB es sich bei derartigen Erkrankungen um Milzbrandinfektion 
handeln miisse, jedoch ergaben seine Sektions- und mikroskopischen 
Befunde keine bestimmten Anhaltspunkte fur eine solche Annahme. Auch 
durch die im hiesigen Institute vorgenommene Sektion konnte nur eine 
Darmentziindung bei leichter Schwellung des Parenchyms festgestellt 
werden. Ebensowenig lieB sich Milzbrand oder sonst eine Gefliigelseuche 
durch das Kultur- und Impfverfahren nachweisen. 

Der Bezirk Marbach ist Milzbranddistrikt, der pro Jahr ungefahr 10 
bis 20 Milzbrandf&lle unter Rindern aufweist. Die Moglichkeit, daB bei 
den genannten Fallen doch Milzbrandinfektion vorlag, d. h. die Todes¬ 
ursache im Zusammenhang mit Milzbrand stand, war also nicht ganz von 


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Hofherr, Milzbrandinfektion des Gefliigels durch Futterung. 


435 


der Hand zu weisen, und so nahm ich Veranlassung, unter der freund- 
lichen Leitung des Herrn Prof. Dr. Reinhardt, Priifungen und Ver- 
suche dariiber anzustellen, ob und unter welchen Bedingungen Fiitterungs- 
milzbrand beim Geflugel (Huhn, Ente, Taube) kiinstlich zu erzeugen 
ist, und inwieweit und unter welchen Umstanden spontan, d. h. vom Darm 
aus, Milzbrandinfektion beim Geflugel vorkommen kann. 


II. Litcratur. 


Die bis jetzt vorhandenen Arbeiten iiber Futterungsmilzbrand bei 
Getiiigel sind ziemlich sparlich, und die Ansichten der einzelnen Autoren 
iiber die Mbglichkeit der Infektion mit Milzbrand vom Darm des Ge- 
fliigels aus und iiber das Auftreten von spontanem Milzbrand bei Geflugel 
iiberhaupt gehen sehr auseinander. 

Lassen wir die Ansichten und Resultate der verschiedenen Forscher 
folgen, wobei auch die Ergebnisse der verschiedenen Impfmethoden mit 
Milzbrand beim Geflugel, soweit sie mir fiir die Beurteilung der Empf&ng- 
lichkeit bezw. Immunitat des Gefliigels gegen Milzbrand im allgemeinen 
wichtig erscheinen, kurz beriihrt seien. 

In seiner Arbeit „Der Milzbrand des Tieres und des Menschen“, 
im Jahre 1850 erschienen, fiihrt Heusinger aus, daB nicht nur alle 
Saugetiere, sondern auch die Vogel, gleichviel ob zahm oder wild, durch 
Milzbrand infiziert werden, wenn sie Gelegenheit zur Ansteckung haben. 
Nach Heusinger zeigen die G&nse die groBte Anlage fiir Milzbrand 
unter dem Hausgefliigel. Eine primiire Entwickelung des Milzbrandes 
sei deshalb bei dieser Vogelgattung am ehesten zu erwarten. 

Bei Enten sei der eigentiimlich schwankende Gang, verursacht 
durch Brandblasen an den Schwimmh&uten, auffallend. Matt und zitternd 
sitzen die Tiere mit halbgeschlossenen, katarrhalisch affizierten Augen 
am Boden, hSngen ilire Fliigel paralytisch herab, strauben das Gefieder 
und leiden an stinkendem Durchfall. Der Schnabel verfarbt sich dunkel- 
blau und der Tod tritt unter Konvulsionen ein. 

H&ufig koramt der Milzbrand bei Hiihnern vor. Im Jahre 1732 
soil der Milzbrand epizootisch unter den Hiihnern in Deutschland und 
im Jahre 1835 in Bohmen aufgetreten sein. Als typische Symptome 
der milzbrandkranken Hiihner fiihrt er eine Beschreibung von Chabert 
und Laubender, die ich wortlich hier wiedergeben will, an. 

Chabert: „Die Krankheit trat ein mit Traurigkeit, Mangel an 
FreBlust und Ausfallen der Federn auf dem Riicken; um diese Zeit 
zeigte sich der Karbunkel am Kopfe; dieser schwoll allgemein an, und 
zwar auf einer Seite starker als auf der anderen. Das Auge der affizierten 
Seite war triib, vorgetrieben, bedeckt von der verdickten Bindehaut, die 
eine schwarzrote Farbe hatte, wie das untere Augenlid, welches gewohn- 
lich brandig war; aus dem inneren Augenwinkel floB eine serose, zer- 
setzte, auBerordentlich scharfe Fliissigkeit, welche auf die Teile, iiber 
welche sie floB, atzend wirkte. Der Teil des Gaumens, welcher dem 
kranken Auge entsprach, war erhaben, schwarz und brandig und die 
iibrigen Teile des Maules waren sehr entziindet. Der Kamm, der 
Schnabel und die FiiBe waren im Anfange blaBrot, am Ende wurden sie 
schwarz und brandig. Die Federn der Fliigel waren locker, fielen ent- 
weder von selbst aus, oder konnten durch leichtes Ziehen entfernt werden. 
Der Tod wurde angekiindigt durch einen klagenden Schrei, den man mit 
heftigem Rocheln vergleichen konnte.“ 

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Centrnlbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 55. Heft 6. 


Laubender beschreibt den Milzbrand der Hiihner: 

„Sie werden traurig, versagen das Futter, die Federu sind gestraubt, 
die Kamme mehr kalt, entfarbt, ebenso die FiiCe, zuletzt werden die 
Kamme blau, schwarz, am Kopfe oder am Leibe fahren brandige Ge- 
schwiilste auf, unter Konvulsionen fallen sie endlich um und sterben.“ 
Ueber den Milzbrand der Tan ben ist sich Heusinger nickt im 
klaren. Er fiihrt kurz an, daB die Tauben mekrmals unter den infizierten 
Tieren in Milzbrandepizootieen genannt werden. 

Nach Spinola ist die Haufigkeit des Auftretens des Milzbrandes 
beim Geflugel nicht gering. Doch glaubt er, daB man gerade dieser 
Infektionskrankheit mit Unrecht andere Infektionskrankheiten, speziell 
der G&nse und Hiihner, zurechne. Seiner Ansickt nach erkranken in 
den Gehoften zuerst die Enten, die Karbunkel bekommen und infolge- 
dessen als erstes wahrnehmbares Zeichen der lahmende Gang auftritt 
oder das Unvermogen, sich im Stehen zu erhalten. Bei Hiihnern treten 
solche Karbunkel an den Kehllappen und Augen, besonders an dem 
Kamme auf. 

Spinola schildert den Milzbrand der Hiihner: 

„Bei dem Huhn tritt der Milzbrand verschieden auf. Auch hier 
sehen wir nicht selten bis daliin gesund scheinende Tiere plotzlich oder 
nach einige Minuten lang vorhergegangenem Zittern und Aufpustern der 
Federn umfallen oder von ihrem Sitze herabfallen und unter Zuckungen, 
krampfhaftem Verdrehen der Augen und des Halses, wobei ein blutiger 
Schaum aus den Oeffnungen des Schnabels hervortritt, auch wohl ein 
blutiger br&unlicher Kot hervorgeprefit wird, enden. 

In anderen Fallen zeigen die Tiere zunachst eine auffallende Mattig- 
keit, sitzen kauernd mit halbgeschlossenen Augen, gestraubten Federn, 
von denen sich einzelne losen, ausfallen. Kamm und Backenlappen er- 
kalten und entfarben sich, nehmen eine bleiche blauliche, livide, spater 
schwarze Farbe an. Aus der Schnabeloffnung tritt ein wasseriger Schleim, 
die Tritte fiihlen sich eisig an und die Tiere sterben unter Zuckungen 
in 3—24 Stunden, wahrend welcher Zeit in manchen Fallen noch die 
Karbunkelbildung am Kamm und Backenlappen hervortritt und zum 
brandigen Absterben derselben fiihrt.“ 

Bild bei Enten: „Mit auffallender Schwache und Traurigkeit, 
Senken der Flugel, Kriimmen des Ruckens, SchmerzauBerung bei der 
Bewegung, Lahmen, Anschwellung der zunachst biaulich geroteten, spater 
sich entfarbenden Schwimmhaute, in welchen wohl noch einzelne knotige 
Erhabenheiten wahrzunehmen sind, die eine eiweiBartige Masse von gelb- 
rotlicher, braunlicher Farbe enthalten, w r enn sie aufgeschnitten werden. 
Unter Zutritt eines stinkenden, schwarzen, blutigen Durchfalls und dem 
Eintritt von Zuckungen am Halse, Paralyse des Hinterleibes, wobei die 
zitternden Flugel immer mehr herabhangen und die Federn sich lockern 
und teils ausfallen, werden die erkalteten FiiBe und Schnabel blauschwarz, 
aus den Nasenoffnungen derselben quillt eine gelbe, braunliche oder 
blutige Flussigkeit, und die Tiere sterben innerhalb 6—24 Stunden.“ 
Aus dem Angefuhrten ist ersichtlich, daB Spinola einige Verlaufs- 
formen unterscheidet, einen apoplektischen Verlauf und einen Verlauf der 
Krankheit von einigen Stunden mit todlichem Ausgang. Eine weitere 
Form des Verlaufs sieht er in einer vorubergehenden Erkrankung von 
hochstens 7 Tagen mit Genesung oder mit einer Hinterlassung einer 
Nachkrankheit, wie Verdauungsstorungen, geschwiirige Veranderungen 
des Darmes, welche oft genug eine vollige Genesung verzogern oder 


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Hofherr, Milzbrandinfektion des Geflugels durch Fiitterung. 


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ganz verhindern. Bei Huhnern kommt hauptsachlich die erste rasch ver- 
laufende Form in Betracht. 

Seine Sektionsbefunde sind denen der S&ugetiere analog. Das 
Charakteristikum ist auch hier die schwarze teerartige Beschaffenheit des 
Blutes. Namentlich auffallend ist die dunkel gefarbte Brust- und Bauch- 
muskulatur und blutig-sulzige Durchtrankung des Unterhautzellgewebes, 
die die Federn lockern und selbst ausfallen lassen. Blutaustritte in die 
Organe fehlen nie. 

Oemler. Zunachst mochte ich noch kurz die Resultate der Impf- 
versuche von Oemler bei Hiihnern, Enten und Tauben streifen. 

Er fand, daB 35 Proz. der Versuchshtihner, 36 Proz. der Enten und 
38 Proz. der Tauben durch subkutane Inokulation mit Milzbrandmaterial 
der Infektion erlagen. Den Tauben schrieb er die groBte Anlage fur die 
Empf&nglichkeit fur Milzbrand zu, fand aber, dafi groBe individuelle Ver- 
schiedenheiten in der Disposition bestehen. 

Auch die Enten waren leicht zu infizieren, w&hrend die Hiihner sich 
am wenigsten von den 3 Gattungen durch Empfanglichkeit auszeichneten. 

Auf Grund dieser Ergebnisse stellte Oemler fest, daB, entgegen ver- 
schiedenen Experimentatoren, Impfmilzbrand bei Vogeln moglich ist, und 
daB die kleinen Vogel im allgemeinen eine groBere Empfanglichkeit be- 
sitzen als groBere (Huhner, Enten, Tauben, Ganse) und die Raubvogel 
sich vollig immun zeigen. 

Bevor ich zu den Fiitterungsversuchen von Oemler ubergehe, 
mochte ich noch die Beobachtungen fruiterer Experimentatoren, soweit 
sie mir aus der Literatur (Oemler, Heusinger, Spinola) bekannt 
geworden sind, zusaminenstellen. 

Thalwitzer beobachtete, daB eine Henne mit ihren Jungen beim 
Genusse von unverdauten Futterstoffen aus dem Miste einer an Milzbrand 
eingegangenen Kuh erkrankte, die Jungen daran starben und die Henne 
nach eintfigigem Krankeln wieder genas. 

Weidroth berichtet, daB Enten und zahme Raben nach Aufnahme 
von infiziertem Futter verendeten. 

G r e v e: Ihm krepierte eine Ente, der er einen Teeloffel voll blutiger 
Jauche aus der Bauchhohle einer Milzbrandkuh gab, schon nach 3 Stunden 
an Milzbrand. Er fand, daB der Tod im allgemeinen selir rasch, oft 
apoplektisch erfolgte, und daB beim Zustandekommen von Karbunkeln 
der Sitz derselben am Halse zu suchen war. 

Bei Huhnern nahmen die Karbunkel gewohnlich den Kamm und die 
Kehllappen ein, welche zuerst blaurot erschienen, sich kalt anfiihlten, 
dann schwarz wurden und zuletzt abfielen. 

Renault fuhrte 20 Jahre hindurch Fiitterungsversuche mit milz- 
brandigen Stoffen an Gefliigel aus, es gelang ihm jedoch nie, Huhner zu 
infizieren. 

Bran ell fiitterte erfolglos zahlreiche Huhner mit Kadaverteilen von 
an Milzbrand verendeten Tieren. 

Davaine verzeichnet ebenso lauter negative Resultate bei seinen 
mehrwochentlichen Fiitterungen mit Milzbrandmilzen und -Lebern an 
Enten und Hiihnern. 

Die Fiitterungsversuche von Oemler selbst erstreckten sich auf 
8 Enten, 28 Hiihner und 22 Tauben. 

Den Enten wurde Fleisch von Milzbrandtieren vorgesetzt und es 
verendeten 3 nach 2 Tagen an Milzbrand. Das klinische Bild war folgen- 
des: „Die Enten kauerten am folgenden Tage mit fast geschlossenen 


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Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 55. Heft 6. 


Augen, mit stark gestraubtem Gefieder im Stalle und auBerten nicht den 
geringsten Widerstand beim Ergreifen. Nachdera dann noch der Kopf 
angeschwollen, kuhl und cyanotisch geworden war, erfolgte der Tod in 
26 Stunden nach der Fiitterung des schadlichen Fleisches. u 

Die Hiihner verschiedeneu Alters erhielten mehrere Tage bis einige 
Wochen teils Futter benetzt mit frischem Milzbrandblut, teils Lebern, 
Milzen und Fleisch und JBlut von an Milzbrand gestorbenen Tieren. Bei 
keinem der 28 Tiere trat nur eine Storung im Allgemeinbefiuden, viel 
weniger eine Erkrankung, noch ein Verenden ein. Durch subkutane 
Impfung gelang es Oemler, spater 8 dieser Tiere mit Milzbrand zu 
infizieren. 

Die 22 Tauben wurden mehrere Male mit Futter, das mit frischem 
Milzbrandblut benetzt war, ohne alien Erfolg gefuttert. 11 starben spater 
an einer subkutanen Impfung mit Milzbrand. 

Die Euten erlagen also am ehesten der Infektion mit Milzbrand vom 
Darme aus. 

Ueber die Moglichkeit der Infektion vom Digestionstraktus aus im 
allgemeinen kommt er auf Grund seiner zahlreichen Versuche und Beob- 
achtungen zu folgenden Schliissen: Die Moglichkeit einer Infektion ist 
gegeben, wenn erstens Ivontinuitatstrennungen der Schleimhaut bestehen, 
groBe Quantitaten von Milzbrandmaterial gegeben werden, Oder wenn 
letztere in reichlichen Mengen mit Wasser verdiinnt verabreicht werden, 
bei bestehenden Storungen im Darmkanal sowie chronischen Katarrhen. 

Betreffs der Disposition des Getiiigels fur Milzbrand erklart Oemler, 
dafi dieselben beim Gefliigel in Anbetracht der groBen Gelegenheit zur 
Infektion und auch bei ktinstlicher Fiitterung und Verimpfung von Milz- 
brandstolfen auBerst gering ist, und daB ohne Zweifel groBe individuelle 
Verschiedenheiten in der Disposition bestehen. Das spontane Vorkoramen 
des Milzbrandes beim Gefliigel bezweifelt er. 

Oemler empfiehlt, dieMitteilungen iiber den spontanen Milzbrand und 
das seuchenartige Auftreten dieser Infektion beim Gefliigel auBerst vor- 
sichtig aufzunehmen. Die mitgeteilten Seuchenerkrankungen des letzten 
Jahrhunderts, insbesondere die der Giinse und Hiihner, seien falsch- 
licherweise meist dem Milzbrand zugerechnet worden. 

Die Fiitterungsversuche von Feser verliefen alle resultatlos. In 
der ersten Versuchsreihe beniitzte er 2 Tauben und 4 Hiihner, die er 
mit Milzbrandmaterial auf Brot und Getreide, mit Herzblut und Milzen 
erfolglos fiitterte. Der Ivot war frei von Bacillen und Sporen, also 
muBten sie verdaut sein. 

2. Versuchsreihe. 7 Enten, 2 GSnse, 12 Hiihner und 1 Pfau er¬ 
hielten wochenlang Milzbrandblut und Milzen als Nahrung. Weder ein 
voriibergehendes Krankeln, noch eine Storung im Allgemeinbefinden kam 
zu Beobachtung. 

Feser zielit daraus den SchluB, daB eine Infektion durch Ver- 
fiitterung von Milzbrandmaterial an Tauben, Hiihner, Enten und G&nse 
nicht mSglich ist. Er glaubt jedoch, daB ein seuchenhaftes Erkranken 
dann moglich ist, wenn die Tiere eine Zeitlang auschlieBlicb vegetabilische 
Nahrung aufnehmen, und sich zufallig in dieser Zeit infizieren. Dies 
sucht er durch seine Versuche mit Ratten und Ilunden mit verscliiedener 
Kost darzutun. 

Die Immunitat des Hundes ftihrt er deshalb nicht auf die liohe Eigeu- 
warme zuriick, sondern auf die Ernahrungsweise, d. h. auf die gemischte 
Kost von Kornern und Fleisch. Aus demselben Grunde schreibt er den 


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Hof her r, Milzbrandinfektion des Gefliigels durch Fiitterung. 


439 


Raubvogeln eine absolute Immunitat zu, wahrend die kleineren Vogel 
sich wegen ihrer Nahrung leichter infizieren lassen. 

Jager sucht die Ursache nicht in der Fleischkost an und ftir sich, 
sondern in der wasserentziehenden Wirkung der vegetabilischen Nahrung. 

Nach Ziirn kommt der Milzbrand beira Geflugel nicht originar vor, 
sondern nur, wenn solche viel Fleisch und Blut von an Milzbrand ver- 
endeten Tieren verzeliren. 

Der Milzbrand charakterisiert sich durch rasches Eintreten und 
raschen Verlauf. Ziirn unterscheidet 2 Verlaufsformen: 

1) Der Tod erfolgt nach einigen Stunden apoplektisch. Die Tiere 
fallen von ihren Sitzstangen herunter und verenden unter krainpfhaften 
Konvulsionen. 

2) Der Tod tritt nach mehr als 24 Stunden, nachdem die Tiere eine 
Mattigkeit, Hinfalligkeit, Veriinderungen an den Augen, Kehllappen und 
Ivamm gezeigt haben, unter Konvulsionen ein. 

Schneideraiihl schlieBt sich im allgemeinen den Ausfuhrungen 
von Ziirn an. 

Czaplewski berichtet, daB ihm kein Fall von spontanera Milzbrand 
bei Tauben bekannt sei, und daB das Vorkommen nach den bisherigen 
Erfahrungen sehr wenig wahrscheinlich sei. Die Berichte iiber das 
seuchenhafte Auftreten des Geflugelmilzbrandes halt er fiir Verwechse- 
lungen mit Septicaemia haemorrhagica. 

Koch, Gaffky und Loeffler bestreiten die Moglichkeit einer 
Milzbrandinfektion vom Darme der Hiihner und Tauben aus. Sie be- 
haupten, daB selbst enorme Mengen von Sporen ohne Erfolg verfiittert 
werden konnen. 

Nach Frdhner erkrankt das Hausgeflugel bei allgemein herrschenden 
Milzbrandepizootieen und nach dem Genusse von Fleisch von Milzbraud- 
kadavern. Der Verlauf der Krankheit ist entweder apoplektisch oder 
erfolgt mehr allmahlich nach einigen Stunden. Verwechselungen kommen 
gern mit Hiihnercholera, Hiihnerdiphtherie, Gehirnapoplexie und malignem 
Oedem vor. 

Auch die Resultate und SchluBfolgerungen aus den Fiitterungs- 
versuchen der Autoren Perroncito, Canalis und Morpurgo, 
Koch und Oppermann bei anderen Tieren (Schafe, Ratten und 
Miiuse) halte ich fiir erwahnens- und beachtenswert. 

So gelangt Perroncito durch seine Versuche mit Uebertragung 
von Milzbrand vom Digestionsapparat aus zu folgenden Ergebnissen. 
Die Infektion mit Bacillen erfolgt vom Darme aus viel schwieriger 
als mit Sporen. Dieselben miissen in reichlicher Menge aufgenommen 
werden, um eine Infektion hervorzurufen. Sie findet statt, wenn es den 
Bacillen gelingt, den Magen unversehrt zu passieren und sich im Darme 
Epitheldefekte finden, hervorgerufen durch stacheliges Futter oder 
Parasiten. 

Koch bestreitet, daB die stachelige Beschaffenheit des Futters die 
naturliche Infektion bedingt, und daB reine Bacillenfiitterung eine Infektion 
ermoglichen kann. Nur mit Sporen lassen sich Tiere vom Darme aus 
infizieren, und zwar um so schneller, je groBer die aufgenommene Menge 
ist. Die Ver&nderungen im Darme sind folgende: Der Magen weist ent- 
ziindliche Flecken auf. Besonders entziindlich ver&ndert erscheint der 
Dunndarm, speziell das Duodenum, in welchem blauschwarze brandige 
Flecken und Platten, Blutungen und Ekchymosen anzutreffen sind. Der 
Dickdarm ist weniger betroffen. Netz und Gekrfise entziindet und gut 


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440 


Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 55. Heft 6. 


injiziert. Milz vergroBert und erweicht. Heftige Blutergiisse ins Darm- 
lumen fehlen nie. 

„Zu diesen heftigen Lokalisationen an der Infektionsstelle scheint 
es hauptsachlich bei den nicht im hochsten Grade liir Milzbrand empfang- 
lichen Tierspecies zu kommen.“ 

Die Hauptbedeutung fiir das Zustandekoramen des Fiitterungsmilz- 
brandes scbreibt Oppermann der Moglichkeit der Aufnahine von 
groBen Mengen von Sporenmaterial zu und nicht „dem Vorhandensein 
von pradisponierenden Momenten im Digestionsapparat, die dem Sporen- 
material den Eintritt in die Saftebahn eroffnen*. Die Verfiitterung von 
Rauhfutter, Disteln, Glaspulver, Knochensplitter und Eiswasser ist ohne 
EinfluB auf die Milzbrandinfektion, dagegen das Hungernlassen. 

Canalis und Morpurgo untersuchten die Wirkung der Hunger- 
kur vor und nach der Gabe von Milzbrandmaterial und kamen zu ver- 
schiedenen Resultaten bei den einzelnen Tierspecies. 

Ueber das MaB der Empfanglichkeit des Gefiflgels gegen Impfmilz- 
brand sind sich die Autoren darin einig, daB dasselbe ein sehr be- 
schranktes ist, und daB sich alteres Geflugel, besonders Hiihnergeflflgel, 
refraktar verhait. 

Nach Czaplewski lassen sich Tauben, und von diesen wieder die 
jungen am leichtesten infizieren; altere verhalten sich gewohnlich refraktar. 
Aber auch den Tauben schreibt er einen ziemlich. hohen Grad von rela- 
tiver Immunitat zu. Nach Czaplewski verenden 18,2 Proz. der ge- 
impften Tauben, nach Oemler und Salvioli 31,5 Proz. Viel weniger 
empfanglich als die Tauben erwiesen sich Hiihner, Enten und Ganse. 

Als begiinstigende Momente fiir die Infektion durch Impfung, d. h. 
Momente, die die natiirliche Resistenz herabsetzen, werden von den 
einzelnen Forschern die verschiedensten Einflusse angefiihrt. 

So begiinstigt nach Canalis und Morpurgo der Hungerzustand 
der Tiere vor und nach der Impfung, sowie die Exstirpation des Pankreas 
die Infektion. 

Bei Tauben fanden sie die Hungerkur besonders wirksam, wenn die- 
selbe gleichzeitig mit der Inokulation begann, oder wenn der Hunger¬ 
zustand mehr als 6 Tage vor der Impfung dauerte. Im Gegensatz dazu 
starb die Mehrzahl der geimpften Hiihner, wenn die Tiere 3—7 Tage 
vor der Impfung hungerten. 

Die Empfanglichkeit wird ferner gesteigert durch chemische Stoffe, 
Antipyrin, Alkohol, Chloralhydrat (Wagner, DieudonnS), Durch- 
schneidung des Riickenmarks (Sawtschenko), durch vegetabilische 
Nahrung (Feser, Jager), Krankheit, pathologische Veranderungen all- 
gemeiner Art, wie Blutentziehung, Wassereinspritzungen, kiinstlicher 
Diabetes. Ebenso wirken Erkaitung, Entfiederung und Ermiidung (Dieu- 
d o n n 6). 

Besonders starke Resistenzverminderung erfahrt das Getiiigel durch 
gewaltsame Eingriflfe in seine Lebensbedingungen durch Herabsetzung der 
Korpertemperatur durch kalte Bader (Pasteur, Joubert, Metschni- 
koff, Wagner und Dieudonn6). 

Diese von Pasteur im Jahre 1878 zuerst aufgestellte Behauptung 
und Beobachtung gab AnlaB zu lebhaften Diskussionen. Metschnikoff, 
Wagner u. a. verteidigen die Ergebnisse, wahrend Colin und Feser 
auf Grund ihrer negativen Erfolge diese bestreiten. Wagner folgert 
aus seinen Versuchen mit Badern von 25°: „La refrigeration dans 1’eau 
froid constitue pour les poules un agent nocif de premier ordre, si Ton 


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Hofherr, Milzbrandinfektion des Gefliigels durch Futterung. 


441 


considfcre l’imraunitd considerable contre le charbon ordinaire/ Die 
negativen Ergebnisse von Colin und Feser fiihrte er auf die Versuchs- 
anordnung zuriick. 

Zu besonders lebhaften AeuBerungen gab die Behauptung Pasteurs 
AnlaB, daB das Gefliigel vermoge seiner hohen Korpertemperatur ein 
wichtiges, wertvolles Schutzmittel gegen Milzbrandinfektion besitzt. 

Gegen diese Tlieorie traten Kitt, Koch, Czaplewski und Hess 
energisch auf. Kitt und Koch erwahnen als Beweis fur die Unrichtig- 
keit der Annahme, daB die Immunitat der Vogel auf der hohen Eigen- 
warme der Vogel beruht, daB es ohne weiteres moglich war, die Vogel 
mit Milzbrand zu infizieren, und daB die Wachstumsfahigkeit der Milz- 
brandbacillen bei 42—43° nicht aufgehoben wurde. 

Czaplewski fiihrt die erwahnte Resistenzverminderung nicht auf 
die Herabsetzung der Korpertemperatur zuriick, sondern auf die „lokale 
Lahmung der GefaBinnervation mit dadurch bedingter Vasodilatation und 
konsekutiver Verlangsamung des Blutstroms“, was die Ansiedelung der 
Bakterien enorm begiinstigt. Auch die Versuche von De Paoli und 
Roger mit Durchschneidung des Sjmpathicus sprechen fur diese An¬ 
nahme. 

Feser und Jager sehen die Ursache der Immunitat des Gefliigels 
nicht in der hohen Korpertemperatur, sondern in der gemischten Ivost 
von Fleisch und vegetabilischer Nahrung. 

Hess und Wagner erkiaren die Verminderung des Widerstands 
gegen Milzbrand nicht durch die Warmeentziehung an und fur sich, 
sondern durch die Verminderung der Energie der Leukocyten durch die 
niedere Temperatur. „La poule pdrit, parce que l’hypothermie diminue 
la mobilite et les fonctions phagocytaires des leucocytes (Wagner). Der- 
selbe stutzt sich auf die Befunde von Schultze, der feststellt, daB die 
Bewegungsenergie der Leukocyten bei 45—46° eine bedeutend groBere 
ist, als bei niederer Temperatur. 

Trapeznikoff, der den Hiihnern eine „immunitd naturelle tr&s 
marqued, qu’on peut pourtant faire disparaitre par divers procedes: 
refrigeration et inanition* zuschreibt, fand in seinen Praparaten aus der 
Impfstelle bei aiteren Tauben Bacillen in Leukocyten eingeschlossen. 

Metschnikoff schreibt in seiner Arbeit: „I1 est difficile de trouver 
un exemple plus caract^ristique d’une lutte entre microbe et cellules/ 

Auf gegensatzlichem Standpunkt stehen Czaplewski, Lubarsch 
und Fahrenholtz. Sie behaupten, daB die Phagocytose mit dem Unter- 
gange der Bacillen nicht das geringste zu tun hat. 

Thiltges, der als Versuchstiere Hiihner und Tauben beniitzte, 
kommt zu dem Ergebnis, daB die Immunitat des Huhnes gegen Milz¬ 
brand, zum groBen Teil wenigstens, auf der Eigentilmlichkeit seines Serums 
beruht und das Huhn darin ein machtiges Schutzmittel besitzt, welches 
der Taube fehlt oder bedeutend schwacher ist. Die phagocytare Wirkung 
der Leukocyten spielt beim Huhn keine Rolle. Dagegen schiitzt sich die 
Taube durch ihre Phagocyten, wahrend das Serum wenig bakterizid 
wirkt. Diesem Umstande zufolge ist auch die Widerstandsfahigkeit der 
Taube geringer. 

Thiltges erkiart sich die gegensatzlichen Befunde aus der Ver- 
schiedenartigkeit der Impftiere und der Versuchsanordnung. 

Nutt all und Sawtschenko sehen in den weiBen Blutkbrperchen 
und dem Serum das Schutzmittel gegen Milzbrand beim Huhn und der 
Taube. 


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442 


Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 55. Heft 6. 


Buchner, der am Hunde und Kaninchen experimentierte, schreibt 
dem Serum die bakterientotende Wirkung zu, und zwar den darin ge- 
losten chemischen Bestandteilen. Die Phagocyten spielen seiner Ansicht 
nach keine bedeutende Rolle im Kampfe gegen die Infektion. 

III. Kritische Behandlung der Literatur und Schltisse. 

Aus oben angefiihrter Literatur ist zu erkennen, wie verschieden 
die Angaben der einzelnen Autoren friiherer Zeit liber das natiirliche 
Vorkommen des Milzbrandes beim Gefliigel jener Zeit und ganz besonders 
im Gegensatz zu dem heutigen Stand der Wissenschaft in bezug auf 
spontanen Milzbrand bei Gefliigel sind. Die oben beschriebenen FSlle, 
die nach Ansicht friiherer Forscher unter dem Bilde des Milzbrandes 
verlaufen sind, legen den Gedanken nahe, daB es sich dabei nicht urn 
Milzbrand gehandelt hat, sondern um andere Gefliigelseuchen, z. B. 
Cholera und Diphtherie etc. 

So kann das gegebene klinische Bild, das Heusinger von semen 
Enten, die seiner Ansicht nach an Milzbrand eingegangen sind, anfiihrt, 
als Gefliigelcholera und jenes von Chabert fiber Milzbrandhfihner un- 
gezwungen als Htihnerdiphtherie gedeutet werden. Besonders wenn man 
noch die Angabe berficksichtigt, daB diese Krankheiten unter dem Gefliigel 
haufig und epizootisch auftraten. 

Diese offenbaren Verwechslungen und Widersprtiche lassen sich 
leicht aus dem Umstande erklfiren, daB die Aetiologie des Milzbrandes 
in bakteriologischer Hinsicht noch nicht soweit erforscht und die Aetiologie 
der Gefliigelseuchen im allgemeinen noch nicht so bekannt war. 

Bei dieser Sachlage ist es jedenfalls berechtigt, anzunehmen, daB, da 
der Nachweis von Milzbrandbacillen fehlt, friiher hfiufig Verwechslungen 
vorkamen, d. h. daB andere Gefliigelseuchen unberechtigt dem Milzbrand 
des Gefliigels zugerechnet wurden. 

Aus diesem Grunde empfehle ich, die Berichte friiherer Forscher 
vorsichtig aufzunehmen. Jedenfalls stimmen die Autoren neuerer Zeit 
dartiber fiberein, daB der spontane Milzbrand bei Gefliigel sehr selten 
und wahrscheinlich nur vereinzelt auftritt. 

Was die Ergebnisse der kfinstlichen Uebertragungsversuche anlangt, 
so gehen diese weit auseinander. Es scheint mir deshalb unangebracht, 
weitere in der Literatur niedergelegte Versuche, insbesondere bezflglich 
Uebertragung von Milzbrand auf Gefliigel, durch den Digestionsapparat 
anzuffihren. 


IV. Eigene Untersuchungen. 
a) Versuohsteohnik und Versuchsobgekte. 

Ausgehend von der Tatsache, daB die vollstfindigeNahrungsentziehung, 
die Unterernfihrung, die Krankheiten und alles, was den Organismus zn 
schwfichen imstande ist, eine Infektion begfinstigt, stellte ich meine 
Ffltterungsversuche an unter Berficksichtigung folgender Faktoren: 
Hungern vor und nach der Fiitterung von Milzbrandmaterial, Ffitterung 
von Glaspulver, von Kalk, von vegetabilischer Nahrung (Brot), Entzug 
von Wasser, Entfiederung, Abkfihlung durch kalte Bfider, Krankheit und 
Jugend. Diese Faktoren werden von einzelnen Experimentatoren als 
prfidisponierende Momente ffir die Infektion bei Impfung mit Milzbrand¬ 
material angefuhrt. 


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Hof her r, Milzbrandinfektion des Gefliigels durch Fiitterung. 443 

Als Versuchstiere kommen bei meinen Versuchen in Betracht 
20 Hiihner, 4 Enten und 5 Tauben, gekreuzte Rassen von dem gewohn- 
lichen Hausgefiflgel, wie sie das hiesige Institut zu Versuchszwecken 
heranzieht. 

Mich stfltzend auf die Resultate der ausfiihrlichen Versuche von 
Oemler fiber die Erraittelung der Uebertragbarkeit von Milzbrand von 
einer Tiergattung auf die andere, verwendete ich als Ausgangskultur 
eine Agarstrichkultur, angelegt aus der Milz eines an Milzbrand ver- 
endeten Rindes. Oemler stellte nfimlich fest, daB der Milzbrand des 
Rindes auf Hfihner, Enten und Tauben iibertragbar war. Ueber das 
Alter der Kulturen sei erwahnt, daB die verwendeten Agarstrichkulturen 
nie filter als 10 Tage und alle sehr reich an Sporenmaterial waren. Das 
Wachstum war sehr iippig. Von der Virulenz des Milzbrandmaterials 
iiberzeugte ich mich von Zeit zu Zeit durch Verimpfung auf Mause und 
von der Reinheit der Kultur durch das Mikroskop und durch geimpfte 
Agarplatten. 

Der Belag der verwendeten Agarstrichkulturen wurde mit einer 
starken Platinnadel auf der Agarstrichflache zusammengestrichen und 
gesammelt und zwischen 2 Brotstiickchen gestrichen und mit einer 
Pinzette auf den Zungengrund gebracht, uni ein sofortiges Abschlucken 
des Materials zu bewirken. Von Versuch 8 ab strich ich den gesammelten 
Belag in eine kleine Gelatinekapsel, die geschickter einzugeben war und 
weniger Milzbrandstoff beim Sammeln verloren gehen lieB und sehr gut 
abgeschluckt wurde. Einige Male bestrich ich die Gelatinekapseln mit 
Keratinlosung, um eine schnelle Erweichung im Kropfe zu verhindern, 
was jedoch ohne EinfluB war. Die Kapseln fand ich bei der Sektion 
immer zerstort im Kropfe vor. 

Die Zahl der verffltterten Kulturen sowie die vorgenommenen patho- 
logisch-anatomischen und bakteriologischen Untersuchungen bei den ver- 
endeten Tieren sind bei den einzelnen Versuchen angefflhrt. Temperatur- 
kurven wurden nicht gefiihrt, da eine genaue Temperaturabnahme beim 
Gefliigel mit Schwierigkeiten verbunden ist. 

b) Versuehsergebnisse. 

Versuche mit Hfihnern. 

In dieser Reihe verwendete ich Hiihner, die unter den verschiedensten 
Bedingungen mit Milzbrandmaterial gefiittert wurden. 

Versuchsreihe I. 

V ersuch 1. 

Als erstes Versuchsobjekt beniitzte ich einen schon einige Wochen 
krfinkelnden Hahn. Alle Krankheitssymptome dieses 6 Monate alten 
rebhuhnfarbenen Hahnes wiesen das Bild eines stark geschwfichten Tieres 
auf. Am Morgen (10. Mfirz 1909), als der Hahn das vorgesetzte Futter 
wieder gut aufnahm, erhielt er noch gleichzeitig 3 Oesen voll Milzbrand¬ 
material von einer Agarstrichkultur zwischen Brotteilchen eingegeben. 
Schon einige Stunden nach der Gabe von diesem Milzbrandstoff trat 
eine Verschlechterung im Allgemeinbefinden ein. Der Hahn hockte sehr 
hinffillig und schwach mit gestrfiubtem Gefieder, fest geschlossenen Augen 
in seinem Kfifig. Die anfimisch kalten Kehllappen und der Kamm hingen 
schlaff zur Seite. Am 11. Mfirz morgens wurde der Hahn tot im Kfifig 
vorgefunden. 


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444 Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 55. Heft 6. 

Sektionsbefund. 

Starke Anamie der extremitalen Teile des Korpers, besonders des 
Kammes und der Kehllappen. Diinnbreiiger, ubelriechender Kot um die 
Kloake. Kein AusfluB aus den natiirlichen Korperbffnungen (Nase und 
Schnabeloffnung), Muskulatur dunkelfarben und getrubt. Im Herzbeutel 
befand sich im Gegensatz zur Brust- und Bauchhohle eine blutig-serose 
Flussigkeit. Strotzende Fiillung der GefaBe der zu dem Zwolffingerdarm 
gehorigen Gekrospartie. Leichte Schwellung der Milz und der Leber. 
Starke Anamie samtlicher Darmpartieen auBer dem blutig-rot gef&rbten 
Duodenum, dessen Schleimhaut sulzig geschwollen und Blutungen groBerer 
Ausdehnung aufwies. Der Inhalt des Darmes war stark vermischt mit 
dunklem teerartigen Blute. Starke Fiillung der Venen. Die Schleimhaut 
des Digestionsapparates bis zum Muskelmagen intakt. 

Was den mikroskopischen Befund anlangt, so konnte durch ihn 
Milzbrand festgestellt werden. In alien Deckglasausstrichen wurden 
Bacillen gefunden, und zwar in den Ausstrichen aus der Herzbeutel- 
fliissigkeit und dem Darme wenige, dagegen sehr zahlreich in denen aus 
Milz, Leber, Lunge, Niere, Muskulatur. Die Formen der Bacillen waren 
sehr mannigfaltig. In den Organen Milz, Leber, Lunge, Niere, Muskulatur 
trat die typische Form des Bacillus, gerade, einzeln oder in Ketten 
angeordnete Stabchen, auf. Degenerationsformen fanden sich in den 
Praparaten aus dem Darmkanal, z. B. gekriimmte, vielfach miteinander 
verliochtene, mit undeutlichen Kapseln versehene Formen, die sehr schlecht 
gefkrbt waren. Dann wieder undeutlich gefarbte Kapseln, deren Inhalt 
ausgefallen war. 

Verendet sind die aus Milz, Leber, Duodenum und Kloake geimpften 
Mause. Auf den angelegten Platten gingen verhaltnismaBig wenig, aber 
charakteristische Milzbrandkolonieen auf. 

Versuohsreihe II. 

Ausgehend von den interessanten Resultaten der Impfversuche an 
Hiiknern von Canal is und Morpurgo stellte ich die folgenden Ver- 
suche an. Canalis und Morpurgo gelang es namlich, Huhner fiir 
Milzbrand empfanglich zu machen, wenn der Impfung eine Hungerkur 
von 3—7 Tagen vorausging, wahrend die Huhner immun blieben, wenn 
das Hungern erst mit der Einverleibung des Milzbrandgiftes begann. 

Versuch 2. 

Einem gut gendhrten, weiBen, 5 Monate alten Huhn, das vom 17. bis 
23. Miirz gehungert hatte, wurde vom 23.-26. M&rz je eine Kultur 
zwischen Brot verabreicht. Die ersten Storungen im Befinden zeigte das 
Tier gegen Abend (23. Marz). Es straubte die Federn, hielt die Augen 
halb geschlossen und kauerte in einer Ecke des Kafigs. Weitere Er- 
scheinungen konnten auch am folgenden Tage nicht beobachtet werden. 
In der Nacht vom 26.—27. Marz verendete das Huhn. 

Sektionsbefund. 

AustluB von grungelbem, diinnbreiigem, ubelriechendem Kote aus der 
Kloake. Anamie der Kopflappen. Vermehrte Mengen serbser Flussigkeit 
im Herzbeutel. Leichte Schwellung der Milz und Leber. Wesentliche 
pathologische Veranderungen im Duodenum. AeuBerlich stark gerotet, 
die Schleimhaut geschwollen und hamorrhagisch infiltriert. Blutergilsse 
ins Darmlumeu. Kot des Dickdarmes wasserig. Fibrinartiger Belag auf 
der Schleimhaut des Dickdarmes. 


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Hof her r, Milzbrandinfektion des Geflugels durch Fiitterung. 


445 


Samtliche UDtersuchungen auf Milzbrand in bakteriologisch-mikro- 
skopischer wie auch kultureller Hinsicht, im speziellen aus dem Darme, 
fielen negativ aus. 

Die Mause, geimpft aus Milz, Leber, Blut und verschiedenen Darm- 
abschnitten, blieben bis auf eine Maus, geimpft aus dem Dickdarm, die 
an Septikamie einging, gesund. 

Versuch 3. 

Ein vom 17.—23. Marz hungerndes, gut genahrtes und sehr lebhaftes 
V 2 -jahriges braunes Huhn wurde gleichzeitig in derselben Weise wie 
Huhn 2 ernahrt. Eine todliche Wirkung des Milzbrandgiftes blieb indes 
aus. Nur unbedeutende StSrungen im Allgemeinbefinden konnten in den 
zwei ersten Tagen beobachtet werden, die aber in den folgenden Tagen 
verschwanden. Wahrend 14-tagiger Futterungszeit und auch auf eine 
kr&ftige subkutane Injektion mit Milzbrand blieb das Huhn munter. Nach 
einer Beobachtung von 14 Tagen nach der Impfung wurde das Huhn 
gesund und munter freigegeben. 


Versuchsreihe III. 

Versuch 4. 

Ein munteres, 6 Monate altes, kraftiges Huhn hungerte nach der 
1. Fiitterung mit einer Milzbrandkultur, die am 22. Marz in Brot gegeben 
wurde. Erst nach der 7. Fiitterung mit taglich einer Milzbrandkultur 
zeigten sich die ersten Symptome von Krankheit. Apathisch gegen auBere 
Einfliisse, mit halbgeschlossenen Augen hockte das Tier miide und traurig, 
den Kopf in dem gestrSubten Gefieder versteckend, in einer Ecke des 
Kafigs. Ohne jeglichen Widerstand lieB es sich ergreifen und bewegte 
sich sofort mit taumelndem Gange nach der Ecke des Kafigs, wenn es 
vorn am KSfig niedergesetzt wurde. 

Am 30. MBrz morgens beobachtete ich, wie das Huhn heftig zu zittern 
begann, nach wenigen Minuten umfiel und unter Krampfbewegungen 
verendete. 

Sektionsbefund. 

Blutiger, schleimiger AusfluB aus der Schnab'eloffnung. Leichte Auf- 
treibung des Abdomens. Triibung des Parenchyms. Leichte Schwellung 
der Leber und Erweichung der Milz. Starke Injektion der GekrosgefaBe 
und der GefaBe des serosen Ueberzuges des Diinndarmes. Schwellung 
und blutige Infiltration der Duodenalschleimhaut. Blutextravasate ins 
Diinndarmlumen. Inhalt des Dickdarmes gelbgrlinlich und diinnbreiig. 
Belag von fibrinartiger Masse auf der Schleimhaut. Reichlich Gase in 
samtlichen Darmabschnitten. 

In den Deckglasausstrichen aus den verschiedenen Organen konnten 
keine Milzbrandbacillen nachgewiesen werden. Ebenso resultatlos fielen 
die Impf- und Kulturversuche aus. 

Versuch 5. 

Ein 6 Monate alter, gut entwickelter Hahn erhielt vom Tage der 
1. Fiitterung mit Milzbrand kein Futter mehr. Schon nach der 3. Fiitterung 
von je einer Milzbrandagarkultur, zwischen Brotteilchen gegeben, erkrankte 
der Hahn. Traurigen Blickes mit herabhangenden Fliigeln, unter denen 
der Hahn seineu Kopf zu verstecken suchte, saB derselbe hinfallig und 
leicht ergreifbar auf dem Boden des Kafigs. Beim Versuche, das Tier 
hinzustellen, pflegte es sofort in schwankendem Gange die finstere Ecke 


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Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originale. Bd. 55. Heft 6. 


des Kafigs aufzusuchen, urn dort alsbald die oben geschilderte Stellung 
wieder einzunehmen. Am 4. Tage nach der 1. Fattening verfarbte sich 
der Kamm blaurot und schwoll schmerzhaft an. Diese Veranderung klang 
bald wieder ab und der Kamm wurde anamisch und weniger schmerzhaft. 
Am 5. Tage schieu der Hahn lebhaft. Wider Erwarten lag der Hahn 
am folgenden Tage tot im Kafig. 

Sektionsbefund. 

Kamm und Ivehllappen blaB und miBfarben. Braunroter Belag von 
eingetrocknetem Sekret auf dem Schnabel. Kein Durchfall. Heftige 
Blutungen in der Duodenalschleimhaut und in das Lumen des Diinn- 
darmes. Starke Injektion der zugehorigen Gekrdspartie. Fibrinartiger 
Belag auf der Dickdarmschleimhaut. Der Kot in dem hinteren Darm- 
abschnitt von festweicher Konsistenz. Milz und Leber nicht geschwollen 
und nicht erweicht. 

Die Untersuchungen auf Milzbrandbacillen waren resultatlos. Auch 
die Impfversuche und das Kulturverfahren hatten dasselbe negative 
Ergebnis. Eine geimpfte Maus mit Dickdarmmaterial ging an Septik- 
hmie ein. 

Versuchsreihe IV. 

In der weiteren Versuchsreihe wollte ich erproben, ob der Brotkost, 
d. h. der ausschliefilich vegetabilischen Nahrung, die Bedeutung in 
Beziehung auf Empfanglichkeit fiir Milzbrand bei Hiihnern zukommt, 
wie sie Feser bei seinen Versuchen bei Ratten festgestellt. hat und 
diese Resultate auch fur Gefliigel gelten lafit. Er glaubt namlich, dafi 
ein seuchenhaftes Auftreten von Milzbrand beim Gefliigel dann moglich 
sei, wenn die Tiere eine Zeitlang ausschliefilich vegetabilische Nahrung 
aufnehmen und sich w&hrend dieser Zeit zufallig mit Milzbrandstoffen 
infizieren (s. Literatur). 

Versuch 6. 

Ein 6 Monate alter, gut entwickelter Hahn wurde vor der 1. Fiitterung 
mit Milzbrand 14 Tage lang mit Brot versorgt. Wahrend der folgenden 
Tage wurde mit dieser Ernahrungsweise fortgefahren und taglich noch 
der Belag einer Agarstrichkultur von Milzbrand in Brot gegeben. Ohne 
irgendwelche Storungen im Allgemeinbefinden gezeigt zu haben, ver- 
endete der Hahn in der Nacht vom 3.—4. April nach der 3. Fiitterung. 

Sektion sbefund. 

AusfluB einer griinlichen Fliissigkeit aus dem Schnabel und Nasen- 
offnung. Unterhaut und Muskulatur sehr blutreich. Gelbe, klare, serose 
Fliissigkeit im Herzbeutel. Keine entziindliche Schwellung der Milz, Leber 
und Nieren. MaBige Fiillung des Kropfes und des Duodenums mit Brot. 
Ausgedehnte Blutungen in der sulzig durchtrhnkten, gelockerten Duodenal¬ 
schleimhaut, sowie Blutergftsse ins Diinndarmlumen. Injektion der Gekros- 
gefaBe. Dickdarm schien wenig entziindlich ergriffen. Ein grungelblicher 
kSsiger Belag auf der Schleimhaut. 

Die mikroskopischen Untersuchungen wie auch das kulturelle und 
Impfverfahren hatten ein negatives Resultat in Beziehung auf den Nachweis 
von Milzbrandbacillen. 

Versuch 7. 

Ein ca. Vj-jMiriger, mittelmafiig gut genahrter, brauner Hahn, der 
ebenfalls 14 Tage vor Beginn der taglichen Verfiitterung von einer 
Milzbrandagarstrichkultur zwischen Brotstiickchen nur Brot als Nahrung 


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Hofherr, Milzbrandinfektion des Gefliigela durch Futterung. 


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bekara, magerte sehr stark ab. Im Gegensatze zu dem vorhergekenden 
Falle waren hier 8 Fiitterungen notig, um den Tod des Tieres herbei- 
zuftihren. Der Hahn krankelte die beiden letzten Tage und starb sehr 
rasch unter krampfhaften Zuckungen. 

Sektionsbefund. 

Durchfall w&sserig, stinkend. Schwellung und Triibung des Leber- 
parenchyms. Sitz einer heftigen hamorrhagischen Diinndarmentzundung 
ca. 15—20 cm vom Pylorus entfernt. Anfangsteil des Dtinndarmes leicht 
diffus gerdtet. Die Schleimhaut des starker ergriffenen Diinndarm- 
abschnittes war vollstandig blutig, sulzig durchtrankt, zum Teil abgeldst. 
Uebertritt von groBen Mengen Blutes in betreffendes Darmlumen. Schleim¬ 
haut des Mastdarmes bedeckt von einer kasig-gelbweiBen Masse. 

Der Nachweis von Milzbrandbakterien gelang in den untersuchten 
Organen (Milz, Leber, Nieren, Darm) auBer in dem Kropfe nicht. Von 
den geimpften MBusen starben die, die mit Material aus dem Dtinndarm 
geimpft waren, an Septikamie, eine Maus dagegen, geimpft mit Kropf- 
inhalt, an Milzbrand. (Die letzte Gabe von Milzbrandmaterial war einige 
Stunden vorher erfolgt.) 


Versuchsreihe V. 

Da Oemler und Perroncito die Ansicht vertraten, daB eine 
Infektion vom Darmkanal aus um so leichter erfolge, wenn im Digestions- 
traktus Verletzungen und Epithelabschurfungen der Darmschleimhaut 
vorhanden sind, hervorgerufen durch stacheliges Futter oder Parasiten 
oder sonstige Mittel, die Kontinuitatstrennungen der Schleimhaut er- 
mdglichen, gab ich neben Milzbrandmaterial in Gelatinekapseln Glas- 
pulver in die Nahrung. 

Versuch 8. 

Ein ca. 7 Monate alter, rebhuhnfarbener Hahn in gutem Nahrzustande 
erhielt 2 Tage lang die Nahrung mit Glaspulver vermischt vorgesetzt, 
welches gut aufgenommen wurde. Vom 3. Tage ab gab.ich noch taglich 
den Belag einer Milzbrandkultur in einer kleinen Gelatinekapsel ein. 

Nach der 6. Gabe von Milzbrand fing das Tier an miide und traurig, 
mit hangenden Fliigeln und fast geschlossenen Augen in der Ecke des 
KSfigs zu hocken. Die Federn strBubten sich. Der Kamm und die Kehl- 
lappen verloren ihre rote Farbe; der Schnabel nahm eine schmutzig 
blaurote Farbe an. 5 Stunden nach der 7. Gabe von Milzbrand trat 
der Tod ein, nachdem der Hahn noch mit einer heftigen Atemnot zu 
kampfen gehabt hatte. 

Sektionsbefund. 

Tier abgemagert. Federn leicht ausziehbar. Anamie des Kammes und 
der Kehllappen. Blutige Durchtrankung zweier umschriebener Stellen des 
Unterhautbindegewebes. AeuBerliche diffuse Rotung des Dtinndarmes und 
starke Injektion der zugehdrigen GekrSsgefaBe. Schwellung der sulzig- 
blutig durchtrankten Schleimhaut des Zwolffingerdarmes. Blutaustritte 
ins Diinndarmlumen. Dickdarm nur leicht entztindet; Inhalt desselben 
diinnfliissig und mit einer fibrinartigen kasigen Masse vermengt. 

In den Ausstrichen aus den Organen, insbesondere dem Darme und 
dem sulzigen Gewebe der Unterhaut konnten keine Milzbrandbacillen 
entdeckt werden. Ebenso resultatlos verliefen die Impf- und Kultur- 
versuche. Eine aus dem Inhalt des Duodenuras geimpfte Maus ging 
nach einigen Tagen an Septikamie ein. 


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Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 55. Heft 6. 


Versuch 9. 

Einem ca. 7 Monate alten, braunen, kraftigen Huhn wurde ebenfalls 
wie im Versuch 8 vor der 1. Milzbrandfutterung in der gewShnlichen 
Nahrung Glaspulver verfiittert. Obwohl diese Henne 10 Tage hindurch 
unter denselben ErnShrungs- und Versuchsbedingungen wie Hahn No. 8 
stand, widerstand das Tier jeglicher Erkrankung. Vom 10. Tage ab ver- 
doppelte ich die Gabe an Milzbrandinaterial und trotzdem kam nicht 
einmal eine Storung im Allgemeinbefinden der Henne zustande. Die 
Fiitterung mit doppelter Menge von Milzbrand setzte ich 5 Tage lang 
fort. 

8 Tage nach der letzten Fattening mit Milzbrand injizierte ich der 
Henne subkutan eine starke Dosis Milzbrandemulsion, welche Dosis die 
Henne ohne jegliche, auch nur vorubergehende Erkrankung vertrug. 
Nach 14-tagiger weiterer Beobachtung des Huhnes erfolgte die Freigabe. 

Versuchsreilie VI. 

Behring und Oppermann fuhren in ihren Arbeiten uber Milz- 
brandinfektion bei Kalkverfutterung an, daB der Kalkgehalt der Nahrung 
die Sporenbildung befordere, und daB die Gaben von Kalk mit der 
Nahrung prSdisponierend fur das Eindringen des Milzbranderregers in 
die Schleimhaut des Darmes wirken. Oppermann laBt es dahingestellt, 
ob die direkte Einwirkung des Kalkes auf die Schleimhaut (DiarrhSe) 
oder die Neutralisation des Magensaftes die Ursache bildet. 

Versuch 10. 

Ein 7 2 -jahriger, schwarzer, gut genShrter Hahn erhielt mit der 
Nahrung Kalk verabreicht. Gleichzeitig erhielt er tSglich die Belage 
zweier uppig gewachsener Milzbrandkulturen in einer Gelatinekapsel ein- 
gegeben. Der Hahn blieb wahrend 4 Tagen sehr munter und lebhaft. 
Das vorgesetzte Futter, das mit Kalk bestreut war, wurde immer gern 
aufgenommen. Am Morgen des 5. Tages lag der Hahn unerwarteterweise 
verendet im KSfig. 

Sektionsbefund. 

Kamm miBfarbig, blaugrau verfarbt. WSsseriger Durchfall. GrOnlich- 
gelber SchnabelausfluB. Hinterleib aufgetrieben. Duodenitis haemorrhagica. 
BlutergOsse in den Zwolffingerdarm. Coecum prall von Gasen aufgetrieben. 
Schleimhaut des Dickdarmes katarrhaliscli entzttndet. Starke Injektion 
der GekrosgefaBe. Leberschwellung. Milz nicht pathologisch verSndert. 

Diagnose Milzbrand konnte durch das Mikroskop, Kultur- und Impf- 
versuche nicht gestellt werden. 

Versuch 11. 

Ein ca. 8 Monate altes, braunes Huhn in gutem Nahrzustande Qber- 
stand eine 10-tagige FQtterung von je 2 Belagen von Milzbrandkulturen 
bei starken Gaben von Kalk. Es kamen weder die Symptome einer 
Allgemeinerkrankung noch die eines Darmkatarrhs zur Beobachtung. 

Die Freigabe erfolgte nach einer erfolglosen subkutanen Injektion 
mit einer Milzbrandsuspension 10 Tage nach derselben. 

Versuchsreihe VII. 

Im Jahre 1878 zeigte Pasteur, daB HOhner an Impfmilzbrand ein- 
gehen, wenn man ihre Kbrpertemperatur durch Eintauchen des hinteren 


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Hofherr, Miizbrandinfektion des Geflugela durch Fiitterung. 


449 


Drittels des Korpers in kaltes Wasser (25° C) herabsetzt. Colin be- 
stritt die Behauptung Pasteurs, daB die natiirliche Immunit&t der 
Hiihner infolge der Abkiihlung verloren ginge und behauptete, daB die 
Unbeweglichkeit in vertikaler Stellung und die damit verbundene Inanition 
Schuld daran trage. Er gelangte auch bei der Nachprufung der Versuche 
Pasteurs zu negativen Resultaten. Wagner, der die Versuche 
Pasteurs rait denselben positiven Erfolgen wie letzterer wiederholte, 
ffihrte die negativen Resultate bei den Versuchen von Colin und auch 
von Feser nur auf die Versuchsanordnung zuriick. So schreibt er: 
„Dans le cas, si l’abaissement de la temperature se fait brusquement 
soit parceque la temperature de l’eau est trbs basse, ou que les parties 
immergees presentent une surface de refrigeration considerable 14 . 

Ich versuchte nun, den EinfluB der Bader bei Versuchsanordnung 
nach Pasteur und Feser auf die Hiihner bei der Infektion von Milz- 
brand vom Darme aus zu erproben. Beide Versuchstiere gingen an 
hamorrhagischer Darmentziindung ein. 

Versuch 12. 

Versuch nach Pasteur. Ein 4 Monate altes, kraftiges, braunes 
Huhn band ich auf ein Brettchen fest, das ich aufrecht in ein GefaB 
mit Wasser von 25° C stellte. Das Brettchen tauchte ich soweit ein, 
bis das hintere Drittel des Korpers des Huhnes sich unter Wasser befand, 
dessen Temperatur auf 25° C erhalten wurde. Zu gleicher Zeit mit dem 
Eintauchen verfiitterte ich dem Huhn den Belag von 2 Milzbrandkulturen. 
Am folgenden Tage nahm ich das Huhn zur Fiitterung heraus. Mit der 
Nahrung, die ziemlich schlecht aufgenommen wurde, gab ich zum zweiten- 
male 2 Kulturen Milzbrand ein. Abends 6 Uhr (6. April) verendete das Tier. 

Sektionsbefund. 

Starke Anamie der Haut, Kamm und Kehllappen blaB und kalt. 
Leichte Schwellung der Nieren und der Leber. Gesteigerte Injektion 
des Gekroses und des Darmiiberzuges. Blutige Imbibition der Duodenal- 
schleimhaut. Inhalt des Duodenums blutig. Leberschwellung. 

Milzbrandbakterien konnten nicht nachgewiesen werden. 

Versuch 13. 

Versuchsanordnung nach Feser. Ein schwarzes, ca. 4 Monate altes, 
kraftiges Huhn befestigte ich auf einem Gitter und tauchte dasselbe mit 
dem Huhn soweit unter, daB beinahe % des KSrpers unter Wasser waren, 
das 10—12° C hatte. Kurz vor dem Eintauchen gab ich dem Huhn 
den Belag zweier Milzbrandkulturen in einer Gelatinekapsel ein. Schon 
nach */* Stunden nahm ich das Huhn aus dem Wasser, da es schien, 
als ob es verenden wollte, und legte es in einen Stall mit reichlich 
Stroh. Am darauffolgenden Tage war das Tier tot. 

Sektionsbefund. 

Schwellung und diffuse Rotung der Duodenalschleimhaut. Strich- 
formige Blutungen in derselben. Sonst keine pathologischen Verande- 
rungen der Organe. Injektion des Dunndarmgekroses. 

Der mikroskopische Befund sowie Kultur- und Impfversuche in Be- 
ziehung auf Milzbrand war negativ. 


Versuchsreihe VHI. 

Zwei ca. 5 Monate alte Hahnchen von Tieren, die dem Institute 
zur Untersuchung und Ermittelung der Ursache der Federlosigkeit zu- 

Erste Abt. Orig. Bd. 55. Heft 6, 29 


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450 


Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 55. Heft 6. 


gesandt worden waren, beniitzte ich auch zu meinen Versuchen mit 
Rflcksicht auf die Behauptung von Dieudonn6, daB die Widerstauds- 
fahigkeit bei Geflugel gegen Milzbrand durch kiinstliche Entfiederung 
herabgesetzt wurde. 

Versuch 14. 

Um eine Milzbrandinfektion zu erzielen, gab ich taglich die Milzbrand- 
belage von 2 Agarstrichkulturen in einer Gelatinekapsel ein. 4 Tage 
blieb das ziemlich schwackliche braune Hahnchen munter. Am 6. Tage 
war die Futteraufnahme unterdriickt und das Tierchen kauerte hinfallig 
am Boden. Nach der 7. Fattening verendete das Tier sehr rasch. 

Sektionsbefund. 

Bei starker Abmagerung bestand eine heftige hamorrhagische Dunn- 
darmentzundung. Schwellung und blutige Durchtrankung der Duodenal- 
schleimhaut. Injektion der zugehorigen Gekrospartie. Blutarmut des 
Dickdarmes. Leberschwellung; sonst keine pathologischen Veranderungen 
der sonstigen Organe. 

In den Ausstrichen aus den Organen konnten keine Anthraxbacillen 
ermittelt werden. Impfversuche und Kulturverfahren verliefen resultatlos. 

Versuch 15. 

Obwohl bei diesem kr&ftigeren Hahnchen die Milzbrandfutterung 
10 Tage von taglich je 2 Milzbrandkulturen vorgenommen wurde, zeigten 
sich keine Krankheitserscheinungen. Die beiden ersten Tage auBerte es 
nur eine verminderte Munterkeit. Der Hahn magerte wohl wahrend der 
Versuchszeit stark ab, nahm aber nach Sistierung der Milzbrandgaben 
rasch an Gewicht zu. 

Die Freigabe erfolgte 10 Tage nach einer erfolglosen subkutanen 
Milzbrandinjektion. 

Versuchsreihe IX. 

Um die Wirkung grSBerer Quantitaten von Milzbrandstoffen auf 
Huhner zu ermitteln, fiitterte ich denselben taglich den Belag von 3 Agar¬ 
strichkulturen von Milzbrand in einer keratinisierten Gelatinekapsel, und 
zwar kamen zwei gut entwickelte schwarze Hahne im Alter von ca. 1 Jahr 
und ein gleichaltriges weiBes Huhn zur Verwenduug. 

Versuch 16. 

Der eine Hahn erhielt das oben angegebene Quantum von Milzbrand- 
material neben gewohnlichen Ernahrungsbedingungen. Storungen in der 
Futteraufnahme und im Allgemeinbefinden konnten nur wahrend der 
ersten 3 Tage bemerkt werden. 7 weitere Ffitterungen mit derselben 
Quantitat von Milzbrand ertrug der Hahn ohne jegliche Erscheinungen 
der Krankheit. 

14 Tage nach einer erfolglosen Injektion (subkutan) mit einer Milz- 
brandsuspension wurde der Hahn, zwar abgemagert, aber sonst munter, 
freigegeben. 

Versuch 17. 

Der zweite Hahn erhielt gleichzeitig mit dem Futter und deni 
Milzbrandmaterial noch fein gepulvertes Glas. Der Hahn blieb wahrend 


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Hofherr, Milzbrandinfektion des Gefliigels durch Fiitterung. 


451 


der ganzen Zeit der Gaben von Milzbrand von oben angegebener Quantitat 
(3 Kulturen), die tSglich 14 Tage hindurch gegeben wurden, standig 
rannter. 


Versuch 18. 

Das Huhn, das vor Beginn des Versuches 10 Tage hungerte und 
dadurch stark an Gewicht verloren hatte, krankelte wahrend der beiden 
ersten Fiitterungstage. Neben den Symptomen der Mattigkeit konnten 
auch Storungen in der Futteraufnahme beobachtet werden. Jedoch in 
den nachsten Fiitterungstagen erholte sich das Huhn wieder und ertrug 
ohne jegliche sichtbaren Folgen 14 Ftitterungen von Milzbrand. 

Alle 3 Tiere wurden 10 Tage nach einer erfolglosen Injektion von 
Milzbrandsuspension gesund freigegeben. 

Versuchsreilie X. 

Auch die Behauptung verschiedener Autoren, daB das Gefliigel in 
der Jugend eine groBere Anlage fur Milzbrand bei subkutaner Injektion 
von Milzbrandsuspensionen zeigt, priifte ich daraufhin nach, ob diese 
Disposition auch bei der Infektion vom Digestionstraktus aus besteht. 

Versuch 19. 

Ein ca. 3 Wochen altes, gut entwickeltes Hahnchen wurde tSglich 
init dem Belag von 2 Milzbrandagarstrichkulturen bei sonst gewohnlicher 
ErnShrungsweise gefiittert. Schon 1 Stunde nach der 1. Fiitterung ver- 
endete das Tierchen aus unbekannten Griinden. 

Milzbrandbacillen konnten keine in den Organen, Milz, Leber, Niere, 
Darm und Herzblut gefunden werden, dagegen im Kropfe. Maus, ge- 
impft aus Kropf, gestorben an Milzbrand. 

Versuch 20. 

Ein gleichaltriges, gleichstarkes Hahnchen stand unter denselben 
Ernahrungs- und Versuchsbedingungen wie Hahn 19. Der Hahn erlag 
der zweiten Fiitterung mit Milzbrand, ohne daB er vorher Zeichen einer 
Krankheit gezeigt hatte. 

Sektionsbefund. 

Totenstarre gut ausgebildet. Kamm blaB und anamisch. Kein Durch- 
fall und keine Ausfliisse aus den natiirlichen KSrperoffnungen. Unterhaut- 
bindegewebe blutreich, Muskulatur dunkelfarben und triibe. Starke In¬ 
jektion der GekrosgefaBe. Schwellung und blutige Imbibition der Duodenal- 
schleimhaut. Blutungen ins Darmlumen. Tumor der Milz und der Leber. 
Die Dickdarmschlingen sind blaB. Gef&Be des Herzens stark injiziert, 
mit dunklem teerartigen Blute. Vermehrte Menge von heller, serfiser 
Fliissigkeit im Herzbeutel. 

In sSmtlichen Organen konnten typische Milzbrandstabchen fest- 
gestellt werden. In den Ausstricbpraparaten aus Darminhalt konnten 
im Zerfall begriffene, schlecht gefarbte Bacillen beobachtet werden. 

Samtliche Mause, geimpft aus Milz, Leber, Darm, Muskulatur, gingen 
innerhalb 16—26 Stunden an Milzbrand ein. Auf geimpften Platten 
gingen typische Milzbrandkolonieen auf. 

Die folgende Tabelle faBt die Resultate der Fiitterungsversuche mit 
Milzbrandmaterial an Hiihnern zusammen. 

29* 


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452 


Centxalbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 55. Heft 6. 


Tabelle I. 



Fall 

Gefiittert wurden 

Tod er- 
folgte 

Todes- 

Impftiere 



Tage 

Kulturen 

am 

Tage 

ursache 

gestorben 

an 

1 

Kranker Hahn 

1 

3 Oesen 
Milz- 
brand in 
Brot 

1 

Milz- 

brand 

alle ge- 
impften 
Mause 

Milzbrand 

2 

Huhn hungert 6 Tage 
vor der Milzbrand- 
fiittening 

3 

1 Kultur 
taglich 

4 

Enteritis 

haemor- 

rhagica 

1 Maus aus 
Darm 

Septikamie 

3 

Huhn hungert 6 Tage 
vor der Milzbrand- 
fiitterung 

14 

dgl. 





4 

Huhn hungert nach 
der Milzbrandfiitte- 
rung 

7 

M 

8 

Enteritis 

haemor- 

rhagica 



5 

Huhn hungert nach 
der Milzbrandfiitte- 
rung 

5 

ff 

6 

dgl. 

1 Maus aus 
Darm 

Septikamie 

t 

6 

Hahn 14 Tage vor der 
Milzbrandfutterung 
mit Brot gefiittert 

3 

» 

4 

») 



7 

Hahn 14 Tage vor der 
Milzbrandfutterung 
mit Brot gefiittert 

8 

11 

8 

11 

2 MAuse aus 
Darm 

1 Maus aus 
Kropf 

1 Maus aus 
Darm 

Septikamie 

Milzbrand 

8 

Hahn mit Glaspulver 
gefiittert 

7 

1 Kultur 
taglich in 
Gelatine- 
kapseln 

7 

»» 

Septikamie 

9 

Huhn mit Glaspulver 
gefiittert 

10 

5 

1 Kultur 
taglich 

2 Kul¬ 
turen 
taglich 

— 

— 


— 

10 

Hahn mit Kalk ge¬ 
fiittert 

4 

2 Kul¬ 
turen 
taglich 

5 

Enteritis 

haemor- 

rhagica 

1 Maus aus 
Darm 

Septikamie 

11 

Huhn mit Kalk ge¬ 
fiittert 

10 

dgl. 


— 

— 

— 

12 

Huhn, Temperatur 

durch kalte Bader 
herabgesetzt 

2 

!> 

2 

Enteritis 

haemor- 

rhagica 

— 


13 

Huhn, Temperatur 
durch kalte Biider 
herabgesetzt 

1 

11 

2 

dgl. 


“ 

14 

Hahn entfiedert 

7 

It 

7 

91 

— 

— 

15 

Hahn entfiedert 

10 

11 

— 

— 

— 

— 

16 

Hahn mit groCerer 
Quantitat Milzbrand 
gefiittert 

10 

3 Kul¬ 
turen 
taglich 

— 

— 

— 

— 

17 

Hahn wie 16 + Glas¬ 
pulver 

14 

dgl. 

— 

— 

— 

— 


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Hofherr, Milzbrandinfektion des Gefliigels durch Fiitterung. 


453 



Fall 

Gefiittert wurden 

Tod er¬ 
folgte 

Todes- 

Impftiere 


Tage 

1 Kulturen 

am 

Tage 

ursache 

gestorben 

an 

18 

H u h n wie 16 und 
hungert 10 Tage ven¬ 
der Milzbrandfutte- 

14 

3 Kul¬ 
turen 
taglich 

— 

— 

— 

— 


rung 







19 

Hahn, 2 Monate alt 

1 

2 Kul¬ 
turen 
taglich 

1 Stde 

? 

Maus aus 
Kropf 

Milzbrand 

20 

Hahn, 2 Monate alt 

2 

dgL 

2 

Milz¬ 

brand 

alle ge- 
impften 
Mause 

11 


Hiervon 13 gestorben. Mi 


zbrandbacillennachweis bei 2 bezw. 4. 


fanden sich Milzbrandbacillea nur im Kropfe (a. Fall 7 und 19). 


In 2 Fallen 


Man ersieht aus dieser Tabelle, daB die Hiihner unter gewohnlichen 
Umstanden nur auBerordentlich schwer einer wirklichen Milzbrandinfektion 


erliegen. Selbst bei Gaben groBerer Quantitaten und durch Faktoren, 
die den Organismus stark schwachen, bei Bedingungen, die eine Infektion 
im allgemeinen sehr begiinstigen, z. B. Hungerkur, Wasserentzug, kalte 
Bader, Verfiitterung von Glaspulver, Kalk, vegetabilischer Nahrung etc., 
gelang es nicht, eine Milzbrandinfektion mit Bacillennachweis hervor- 
zurufen. Milzbrandbakterien konnten nur bei dem Versuche mit dem 
kranken Hahn (Fall 1), trotz der kleinen Gaben von Milzbrandmaterial, 
und dem Versuche mit dem jungen Hahnchen (Fall 20) bei Fiitterung 
von groBen Mengen Milzbrandmaterial in alien Organen nachgewiesen 
werden. 

Ich glaube auf Grund dieser Versuche annehmen zu diirfen, daB 
Milzbrand spontan bei Hiihnern vorkommen kann, daB er aber insbesondere 
bei gesunden, kr&ftigen, aiteren Tieren eine auBerste Seltenheit sein 
wird. Die Berichte von seuchenhaften Erkrankungen an Milzbrand bei 
Hiihnern halte ich deshalb fiir Verwechselungen mit anderen Geflligel- 
seuchen. 

Diejenigen Tiere, die an einer hamorrhagischen Darmentziindung 
eingingen, und bei denen der Nachweis von Milzbrandbakterien nicht 
gelang, sind meiner Ansicht nach auch infolge des Milzbrandgiftes ver- 
endet. Eine Erkl&rung hierfiir suche ich im AnschluB an meine Ver¬ 
suche zu geben. 

Versuche mit Enten. 

Versuch 21. 


Eine junge, s /i Jahre alte, muntere Ente erhielt, nachdem ihr vom 
15.—20. April die Nahrung entzogen worden war, taglich den Belag einer 
Agarstrichkultur in einer Gelatinekapsel (20. April). Schon am 21. April 
zeigte sich in der Kehlgangsgegend eine Anschwellung, die sich taglich 
vergrbBerte. Sie war weich, wenig schmerzhaft und vermehrt warm. 
Nach 3 Tagen griff die Anschwellung bis zu den Augen hinauf und 
nahm eine weichere Konsistenz an. Rechterseits hatte sich die Schwellung 
starker entwickelt wie links. Am 5. Tage ging die Schwellung zuriick, 
wurde kiihler und weniger schmerzhaft. Der Tod erfolgte am 6. Tage 
nach der Infektion, nachdem das Tier traurig, matt und hinfallig ge- 
worden war. 


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454 


Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 55. Heft 6. 


Sektionsbefund. 

Serdser stinkender Durchfall. Blutig - sulzige Durchtrankung des 
Unterhautzellgewebes der Kehlgangsgegend. Heftige entziindliche Ver- 
anderung der Zwolffingerdarmschleimhaut, Schwellung und blutige Im¬ 
bibition derselben. Inhalt des Dtinndarmes stark blutig. Lebertumor. 
Dickdarm katarrhalisch ergriffen. Keine Milzschwellung. 

Die Impf- und Kulturversuche mit Material aus dem sulzigen Gewebe 
der Kehlgangsgegend, Milz und Darm verliefen negativ. Auch durch 
das Mikroskop konnten keine Milzbrandbacillen nachgewiesen werden. 

Versuch 22. 

Bei einer gut entwickelten, kraftigen, 1-jahrigen Ente, welche vom 
23. April bis 6. Mai taglich eine Agarstrichkultur Milzbrand in einer Gelatine- 
kapsel bei gewohnlichen Ernahrungsbedingungen eingegeben erhielt, kamen 
keinerlei Stbrungen im Befinden zur Beobachtung. Hierauf suchte ich 
die Resistenz gegen Milzbrand durch eine 6-tagige Hungerkur abzu- 
schwachen. Das tagliche Quantum der Milzbrandgaben verdoppelte ich. 
Das Resultat dieser 5 weiteren Versuche war ebenso negativ wie das 
der ersteu Versuche und das Ergebuis einer subkutanen Injektion einer 
starken Milzbrandsuspension. 

14 Tage nach der letzten Gabe gab ich das ziemlich abgemagerte 
Tier frei. Schon nach wenigen Tagen nahm die Ente an Gewicht zu. 

Versuch 23. 

Ein gut genahrtes, 2 Monate altes Entchen erhielt taglich den Belag 
zweier Milzbrandkulturen in einer Gelatinekapsel verfflttert. Vom Tage 
der ersten Ffitterung ab wurde die Ente in den Hungerzustand versetzt. 
Schon in der zweiten Nacht nach Beginn des Versuches verendete das 
Tier, ohne daB sich im Verlaufe der Versuchszeit Symptome einer 
Krankheit gezeigt hatten. Die Ente lag ausgestreckt und mit ge- 
schlossenen Augen in einer Ecke des Kafigs. 

Sektionsbefund. 

Blutiger AusfluB aus den natttrlichen Kdrperoffnungen. Anamie der 
Schwimmhaute mit punktformigen Blutungen. Blaue Verfarbung des 
Schnabels. Starke Cyanose der Haut. Aufgetriebener Hinterleib. Blut- 
austritte in das Unterhautzellgewebe. Muskulatur getrubt, dunkelbraun- 
rot. Blutig-saftige Durchtrankung der Kehlgangsgegend. AeuBerlich 
diffus geroteter Zwolffingerdarm; Schleimhaut desselben vollig blutig 
imbibiert und heftig gequollen. GroBere Mengen Blut im Lumen des 
Diinndarmes. Dickdarm wenig pathologisch verandert; nur vereinzelte 
kleine Blutungen in der Darmschleimhaut. Starke Injektion der Diinn- 
darmgekrbspartie. Leichter Milz- und Lebertumor. Hyperamie der 
Nieren. 

Durch die Ausstrichpraparate sowie durch Kultur- und Impfversuche 
waren Milzbrandbacillen nachzuweisen. Der Bacillenreichtum in den 
einzelnen Organen, Milz, Leber, Muskulatur und im Blute war ein sehr 
groBer. EinschluB von Bacillen in Leukocyten fand ich nicht. 

Versuch 24. 

Eine 2 Monate alte Ente in gutem Ernahrungszustande erhielt einige 
Tage hindurch den Belag zweier Agarstrichkulturen in einer Gelatine¬ 
kapsel eingegeben. Die Ernahrungsweise blieb auch wahrend der Ver- 


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Hof her r, Milzbrandinfektion des Gefliigels durch Fattening. 


455 


suchszeit dieselbe wie zuvor. Stfirungen im Allgemeinbefinden des Tieres 
kamen nach der 2. Fiitterung zur Beobachtung. 

Die Ente saB mit fast geschlossenen Augen, die stark mit Sekret 
beschmiert waren, mit gestrEubten Federn auf dem Boden. Sie lieB die 
Fliigel herabh&ngen und litt an stinkendem Durchfall. Die Ente ver- 
suchte hin und wieder sich zu erheben, was ihr jedoch nicht gelang. 
Bei der Palpation der Herzgegend machte sich ein heftiger, pochender 
Herzschlag bemerkbar. Am 3. Tage trat der Tod ein. 

Sektionsbefund. 

Durch die Sektion konnte auch eine Infektionskrankheit festgestellt 
werden, jedoch waren die VerSnderungen der inneren Organe weit er- 
heblicher, wie sie bislang bei den an Milzbrand verendeten Tieren be- 
obachtet wurden. 

Die pathologischen VerhSltnisse im Darm waren wohl dieselben: 
Gequollene, sulzig-blutig durchtrSnkte Diinndarmschleimhaut mit starken 
Blutergflssen ins Lumen, jedoch war ein starker Milz- und Lebertumor 
mit Blutungen unter den serSsen Ueberziigen vorhanden. Vermehrtes 
Herzbeutelwasser und pralle Fiillung der Gef&Be des Herzens. Dickdarm 
katarrhalisch entztindet. 

Bemerkenswert war in diesem Falle der mikroskopische Befund. 
Wie auch schon Czaplewski bei seinen subkutanen Impfversuchen 
mit Milzbrand bei Tauben F&lle hatte, bei denen er im mikroskopischen 
Bilde anstatt Milzbrandbakterien massenhaft htihnercholeraartige Bakterien 
fand, so hatte auch ich in diesem Falle bei Ftitterung von Milzbrand- 
material bei der Ente dasselbe Resultat. 

Es gelang mir nicht nur, diese Art von Bakterien in alien Organen 
der Ente mikroskopisch festzustellen, sondern ich konnte auch ein iippiges 
Wachstum durch das Plattenverfahren und die hohe Virulenz dieser 
Bakterien bei Verimpfung auf Mfiuse beobachten. M&use starben in 


Tabelle II. 



Ente hungerte 5 Tage 
vor der Milzbranu- 
fiitterung 

Ente hungerte 6 Tage 
nach der Milzbrand- 
fiitterung 


Ente hungert von der 
l.Milzbrandfutterung 
ab, 2 Monate alt 

Ente, 2 Monate alt 


Gefiittert wurden 


Tage 


Kulturen 


Tod er- 
folgte 
am 
Tage 


Todes- 

ursache 


1 Kultur 
taglich 

1 Kultur 
taglich 

2 Kul¬ 
turen 
taglich 

2 Kul¬ 
turen 
taglich 

dgl. 


6 


Enteritis 

haemor- 

rhagica 


alle ge- 
impften 
Mfiuse 

dgl. 


Impftiere 


gestorben 


an 


Milzbrand 


Infektion mit 
hiihner- 
cholera- 
artigen Bak 
terien 


Milzbrand 


An derselben 
Infektion wie 
die Ente 
(hiihner- 
cholera- 
artige Bak¬ 
terien) 


3 Todesffille, davon in l Falle Milzbrandbacillen nachgewiesen. 


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456 Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 55. Heft 6. 

15—20 Stunden. In alien Organen fand sich wiederum diese Art von 
Bakterien. 

Die Ursache dieser Infektionskrankheit, d. h. das Auftreten dieser 
Bakterien bei Fiitterung von Milzbrandmaterial ist mir nicht bekannt. 
Die verwendeten Agarstrickkulturen waren wie alle anderen auf ihre 
Reinheit untersucht worden. Cholera herrschte auch nicht unter dem 
Institutsgefliigel. Es lieBe sich der Befund von Cholerabakterien vielleicht 
so deuten: Wie ja bekannt, sind nicht selten schon in gesunden Schweinen 
Schweinerotlaufbacillen, ja selbst echte Rotlaufbacillen und Cholera¬ 
bakterien in Hiihnerdiphtheriebelagen nachgewiesen worden (Hauser). 
So konnten auch hier vielleicht bei dieser Ente saprophytisch und avirulent 
diese Cholerabakterien im Korper vorhanden gewesen und durch die 
Milzbrandinfektion raobil, d. h. pathogen geworden sein. 

Die Resultate derVersuche mit Enten sind in Tabelle II zusammen- 
gestellt. 

Aus dieser Tabelle ist ersichtlich, daB auch die Enten nur schwer 
einer Milzbrandinfektion erliegen, daB es aber unter giinstigen Bedingungen 
besonders bei jungen Tieren moglich ist, vom Darra aus eine Milzbrand¬ 
infektion zu erzielen. 


Versuche mitTauben. 

Versuch 25. 

Ein 2 Monate altes, kraftiges T&ubchen fiitterte ich taglich mit dem 
Belag einer Milzbrandkultur in einer Gelatinekapsel. 14 Stunden nach 
der 4. Fiitterung starb das Tierchen. Der Tod muB sehr rasch ein- 
getreten sein, da sich kurz vor dem Tode keine Anzeichen von Krank- 
heit gezeigt liatten. 

Sektionsbefund. 

Keine Auftreibung und keine Ausfliisse aus den natiirlichen Korper- 
offnungen. Starke Cyanose der Haut. Injektion der GefaBe der Unter- 
haut und blutig - sulzige Durchtriinkung des Zellgewebes derselben. 
Muskulatur mattglanzend und dunkelfarben. Blut teerartig. Gering- 
gradige Schwellung und Erweichung der Milz. Fleckige Verf&rbung der 
geschwollenen Leber. Hyper&mie der Lunge und der Nieren. GefaBe 
des Gekroses und des serosen Ueberzuges des Diinndarmes stark in- 
jiziert. Schleimhaut desselben geschwollen und vollst&ndig von Blutungen 
durchsetzt und Inhalt groBtenteils Blut. Der Mastdarm enthielt eine 
geballte, gelbgriine, iibelriechende Masse. 

In s&mtlichen Organen konnten mikroskopisch Milzbrandbakterien 
festgestellt werden. Geimpfte Mause gingen an Milzbrand ein. 

Canal is und Morpurgo fanden im Gegensatz zu den Befunden 
ihrer Impfversuche bei Hilhnern (s. d.), daB die Infektion bei Tauben 
konstant erfolgte, wenn die Hungerkur gleichzeitig mit der Inokulation 
begann, daB dagegen die Tauben, die nur 6 Tage vor der Impfung 
hungerten, nicht an Milzbrand eingingen, wahrend wiederum diejenigen, 
die langer als 6 Tage gehungert hatten, der Infektion erlagen. 

Versuch 26. 

Eine ca. 2 Jahre alte Taube in gutem Nahrzustande wurde taglich 
mit dem Belag zweier Agarstrichmilzbrandkulturen gefiittert, nachdem 
sie vorher 6 Tage gehungert hatte. Bei der 1. FOtterung am 5. Mai 
morgens, von welcher Zeit ab die Taube auch wieder normal ern&hrt 
wurde, war sie sehr lebhaft und blieb es auch bis einen Tag vor dem 


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Hofherr, Milzbrandinfektion des Gefliigels durch Fiitterung. 


457 


Tode, der in der Nacht vom 16. zum 17. Mai erfolgte. Krankheits- 
erscheinungen zeigten sich also nach der 10. Fiitterung und bestanden 
in Mattigkeit, Hinfalligkeit und Paralyse der Flfigel. Das Tier sail mit 
fast geschlossenen Augen am Boden. 

Sektionsbefund. 

Totenstarre gut ausgebildet. Augenlider geschwollen und blutig im- 
bibiert. Kupfergriine eingetrocknete Masse befand sich auf dem Schnabel 
und in der Umgebung der Kloake. Blutreichtum des Unterhautbinde- 
gewebes. Muskulatur dunkelfarben und triibe. Blut teerartig. Leichter 
Tumor der Milz und Leber; Konsistenz derselben weich. Herz prall 
mit Blut gefiillt. Endteil des Diinndarmes stark entziindet; Schleimhaut 
desselben blutig-sulzig infiltriert und zum Teil abgelbst, Inhalt stark 
blutig. Der Inhalt der dahinterliegenden Darmabschnitte wurde nach 
hinten gelb-sulzig, gallertig und zuletzt griingelb und dicker und haftete 
ziemlich fest an der gequollenen Schleimhaut des Mastdarmes. 

Diagnose Milzbrand wurde gestellt auf Grund der mikroskopischen 
Untersuchungen und der Impfresultate. 

Versuch 27. 

Eine ca. 2 Jahre alte, graue Taube hungerte vom Tage der 1. Fiitte- 
rung mit taglich 2 Kulturen. Nach dem 4. Tage zeigten sich die ersten 
Anzeichen von Krankheit. Die Taube schloB die geschwollenen Augen, 
lieB die Flflgel herabhSngen und kauerte miide in einer Ecke des Kafigs. 
In der Nacht vom 20. zum 21. Mai trat der Tod ein. 

Sektionsbefund. 

Ausflull eines schleimig-blasigen Sekretes aus dem blassen Schnabel. 
Injektion der Gef&Be des Unterhautbindegewebes und blutige Infiltration 
umschriebener Stellen am Halse und Kehlgangsgegend. Ganzer Diinn- 
darm auBerlich diffus gerotet; Gekrose entziindet. Schleimhaut voll- 
standig von Blut durchsetzt. Blutaustritte ins Lumen. Dickdarm nicht 
ergriffen. AuBer einem Lebertumor keine Ver&nderungen der groBen 
Parenchyme. 

SSmtliche Ausstriche aus den Organen, Milz, Leber, Lunge, Muskulatur, 
Unterhaut enthielten reichlich Milzbrandbacillen, im Darm nur wenig. 
Geimpfte MSuse starben an Milzbrand. 

Versuch 28. 

Um die Wirkung des Wasserentzuges auf die Empf&nglichkeit zu 
erproben, lieB ich eine ca. 2 Jahre alte weiBe Taube vom 4.—11. Mai 
diirsten. Taglich wurde die Taube w&hrend dieser Zeit mit je 2 Kulturen 
Milzbrand in einer Gelatinekapsel gefiittert. Eine Aenderung im All- 
gemeinbefinden trat erst kurz vor dem Tode ein. Bei der Vornahme 
der 14. Fiitterung fiihlte ich bei der Taube ein sehr heftiges Zittem 
und pochenden Herzschlag. Bald stellte sich noch das Unvermogen, sich 
im Stehen und Sitzen zu erhalten, ein. Nach 1 / i Stunde war die Taube 
unter krampfhaften Zuckungen verendet. 

Sektionsbefund. 

Abmagerung. Cyanose der Haut. Blutreichtum der Unterhaut. 
Matte, getriibte, dunkelfarbene Muskulatur. Vermehrtes Herzbeutel- 
wasser. Starke Fiillung der Kbrpervenen. Hyper&mie der Lungen und 
Nieren. Tumor der Leber, jedoch nicht der erweichten Milz. Entztindung 
des Gekrbses des Diinndarmes, der diffus gerotet war. Schleimhaut des- 


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selben stark pathologisch verandert; sulzig-blutig infiltriert, zum Teil 
abgelost. GroBe Mengen Blutes im Diinndarmlumen. Inhalt des katar- 
rhalisch entzurideten Dickdarmes von fast weicher Ivonsisteuz und 
dunkler Farbe. 

Auf Grund der mikroskopischen und kulturellen wie auch Inipf- 
versuche wurde die Diagnose Milzbrand gestellt. 


Versuch 29. 

Bei einer 3 Jahre alten kraftigen Taube suchte ich zu erproben. ob 
ein Schwachezustand die Infektion begiinstigt. Betreffende Taube zeigte 
namlich regelmaBig nach dem Eierlegen Starke Mattigkeit. In einem 
solchen Zustaud benutzte ich die Taube zum Versuche. Taglich fiitterte 
ich 2 Belage von Agarstrichkulturen mit Milzbrand. Trotz diesen Fiitte- 
rungen zeigte die Taube nur geringe Krankheitserscheinungen. Es 
gelang erst nach der 12. Fiitterung mit Milzbrand, den Tod des Tieres 
herbeizufuhren, nachdem ich nocli eine kiinstliche Schwachung durch eine 
Hungerkur und einer Zugabe von einer weiteren Milzbrandkultur taglich 
herbeigefiihrt hatte. Bis kurz vor dem Tode ging die Taube lebhaft ira 
Kafig umher. Der Tod erfolgte plotzlich. 

Sektionsbefund. 

Abmagerung und kein AusfluB aus dem Schnabel und der Kloake. 
Unterhautbindegewebe stark sulzig infiltriert. Kein Milztumor, jedoch 
Lebertumor und Blutungen unter der serosen Kapsel der Leber. In- 
jektion der GefiiBe des Herzen und der des Diinndarmgekrbses. Hamor- 
rhagische Infiltration der Dunndarmschleimhaut. Blutextravasate im 
Diinndarmlumen. Anamie des Mastdarmes; sein Inhalt dickfliissig. 

In s£mtlichen Ausstrichpr&paraten aus den einzelnen Organen fanden 
sich reichlich Milzbrandst&bchen in jedem Gesichtsfelde. Die ViruleDZ 
dieser geimpften Mausen gegeniiber war groB. Auf Agarplatten gingeu 
typische Milzbrandkolonieen auf. 

Folgende Tabelle gibt in Kiirze die Resultate der Versuche mit 
Tauben. 

Tabelle III. 



Fall 

Oefiittert wurde 

Tod er- 
folgte am 
Tage 

Tod 08- 
ursache 

Impftiere 


1 

Tage i 

Kulturen | 

j gestorben 

an 

1 

Taube, 2 Monate alt 

4 

1 tagl. 

4 

Milzbrand 

alle 

geimpften 

Mause 

Milzbrand 

2 

Taube hungert 6 Tage 
vor der Fiitterung mit 
Milzbrand, 2 Jahre alt 

10 

2 „ 

11 

n 

dgl. 

II 

3 

Taube hungert nach 
der Milzbrandfiitterung, 
2 Jahre alt 

4 

2 ., 

5 

>» 

V 

II 

4 

Taube diirstet 7 Tage 
nach der Fiitterung, 
2 Jahre alt 

14 

2 „ 

14 


II 

If 

5 

Taube krankelt vor der 
Fiitterung, 3 Jahre alt 

12 18 
'|4 

2 „ 1 

3 „ \ 

12 

»» 

». 

II 


Alle 5 Tauben starben an Milzbrand. 


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Hofherr, Milzbrandinfektion des Gefliigels durch Fiitterung. 


459 


Die Ergebnisse dieser Tabelle liefern den Beweis fiir die Behauptung, 
daB unter dem Geflugel die Tauben die groBte Anlage und Empfang- 
lichkeit fiir Milzbraud besitzen. Am leichtesten lieBen sich auch hier 
wieder die jungeren Tiere infizieren. Von groBerem EinfluB als das 
Diirsten auf die Infektion vom Darine aus war das Hungern, und zwar 
war die Hungerkur nach der ersten Fiitterung (s. Canalis und Mor- 
purgo) mit Milzbrand bei den Tauben von groBerer Bedeutung, als 
die Ilungerperiode von 6 Tagen vor der Milzbrandfiitterung. 

V. SchluBsStze. 

Wie wenig das Geflugel, besonders die Hiihner und Enten, fiir Milz¬ 
brand empfanglich sind, ist aus obigen Versuchen zu entnehnien. Es 
gelang mir in 29 Fallen (20 Hiihnern, 4 Enten, 5 Tauben) uur bei 7 Tieren 
(2 Hiihnern, 1 Ente und 5 Tauben) durch Fiitterung mit Impfmaterial 
Milzbrand zu erzeugen. In all diesen Fallen konnten in alien Organen 
typische Milzbrandbacillen nachgewiesen werden. Es gingen also 10 Proz. 
der geimpften Hiihner, 25 Proz. der Enten und 100 Proz. der Tauben, 
im Durchschnitt 24,13 Proz. aller geimpften Tiere an Milzbrand ein *). 

Ferner verendeten nocli eine Reihe von Tieren an eiuer Enteritis 
haemorrhagica, bei denen aber bakteriologisch Milzbrand nicht nachzu- 
weisen war, deren Sektionsbefunde aber denen der an Milzbrand ein- 
gegangeuen Tiere sehr ahnelten. Der Prozentsatz dieser Tiere ist bei 
Hiihnern 50 Proz., bei Enten 25 Proz. Weitere 30 Proz. der Hiihner 
und 25 Proz. der Enten iiberstanden die Milzbrandfiitterung. 

Wie laBt sich nun der hohe Prozentsatz der Tiere, die an hamor- 
rhagischer Diinndarmentziindung ohne Milzbrandbacillennachweis ver¬ 
endeten, erklarenV 

Es ist bemerkenswert, daB die klinischen Bilder und die Sektions¬ 
befunde (schwere hamorrhagische Diinudarmentziindung neben geringeren 
pathologischen Veranderungen der anderen Organe) bei all diesen Tieren 
ziemlich dieselben waren und den pathologisch-anatomischen Befunden 
der Tiere, bei denen Milzbrand durch das Mikroskop und Impf- und 
Kulturversuche festgestellt wurden, und dem klinischen Verlauf der Krank- 
heit sehr gleichen. 

Diese Beobachtungen legen mir den Gedanken nahe, daB der Tod 
dieser Tiere auch infolge der Milzbrandfiitterung eintrat. 

Anfanglich glaubte ich, daB die Ursache des haufigen Eintreteus 
dieser Diinndarmentziindung in meiner Versuchsanordnung liege, d. h. sie 
riihre schlieBlich von der laugen Hungerkur Oder von dem Umstande 
her, daB die Tiere nach l&ngerer Hungerperiode vermehrt Nahrung auf- 
nahmen und dadurch eine entziindliche Reizung des Darmes hervorgerufen 
wurde. Jedoch der Umstand, daB auch bei solchen Tieren, die nicht 
hungerten und kein Glaspulver erhalten hatten, bei denen die Entzundung 
nicht auf diese Faktoren zuriickgefiihrt werden konnte, d. h. auch bei 
solchen Tieren, die nur vegetabiliscbe Nahrung und Milzbrand, und bei 
solchen, die nur Milzbrand neben gewohnlicher Ernahrungsweise erhielten, 
die gleich starken hamorrhagischen Darmentziindungen beobachtet wurden, 
lieB darauf schlieBen, daB die vermutlichen Griinde nicht allein die Ur¬ 
sache dieser todlich wirkenden Darmentziindung waren. 

Urn vollst&ndige GewiBheit iiber die Folgen der Hungerkur zu er- 
langen, stellte ich folgende Versuchd an: 

1) Fall 7 und 19 sind nicht eingerechnet (s. eigene Versuche. p. 446 und 451). 


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Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 55. Heft 6. 


1) Ein gut genahrtes Va'j^hriges Huhn versetzte ich 8 Tage lang in 
Hungerzustand. Hierauf chloroformierte ich das Tier zu Tode und 
nahm die Sektion vor. AuBer einer leichten diffusen Rotung des ganzen 
Darmes, deren Intensitat jedoch nicht in Vergleich mit den Befunden 
bei dem vereudeten Versuchstiere zu ziehen war, konnte ich nichts an 
der Schleimhaut des Digestionsapparates und an den anderen Organen 
finden. 

2) Ein stark entwickelter V-^jjtfmger Hahn hungerte 10 Tage und 
erhielt darauf geniigend Nahrung vorgesetzt. Der Hahn nahm dieselbe 
gierig auf, es kommen keine Storungen im Allgemeinbefinden vor, viel 
weniger trat der Tod bei dem Tiere ein. 

Daraus ist ersichtlich, daB diese hamorrhagischen Diinndarmentzun- 
dungen, die den Darmentzundungen der an Milzbrandinfektion einge- 
gangenen Tiere stark ahnlich waren, nicht auf die Versuchsanordnung 
zuriickzufiihren sind, sondern doch in ursachlichem Zusammenhang mit 
der Milzbrandfiitterung gestanden haben. Hiermit waren auch die 
Sektionsbefunde des O.-A.-Tierarztes Kienzle, Marbach, bei dem aus 
seinem Oberamt eingesandten Gefliigel und die Ansicht der Landwirte, 
daB es sich bei diesen verendeten Tieren urn Milzbrand handelte, in 
Einklang zu bringen. Bekanntlich (s. Einleitung) konnte Kienzle bei 
diesen Tieren bakteriologisch Milzbrand nicht nachweisen, sondern nur 
eine hamorrhagische Diinndarmentzundung bei leichter Schwellung der 
Parenchyme finden. 

Ob diese todlich wirkende Diinndarmentzundung der Tiere ohne Milz- 
brandbacillennachweis nun durch Reizung des Darmes durch das Milz- 
brandgift (Toxine?) und der Tod durch Intoxikation eintritt, bleibt noch 
Sache genauerer Untersuchungen und Beobachtungen. 

Als lokalen Darmmilzbrand fasse ich diese Enteritis haeinorrhagica 
nicht auf, da in weitaus den meisten Fallen der Nachweis von Milzbrand- 
bakterien weder durch mikroskopische Untersuchungen noch auch durch 
Impfversuche gelang und zur Diagnose Milzbrand mindestens der Nach¬ 
weis von Bacillen oder Sporen an der Irapfstelle, hier Darm, notig ist. 
Czaplewski fordert ihn in dem Oedem der Impfstelle oder einer 
„aquivalenten Wucherung im MuskeU. Frank und Lubarsch stellten 
n&mlich fest, daB der Uebergang der Bacillen ins Blut relativ spat erfolgt 
und bei Tauben selbst ausbleiben kann. 

Eher lieBe sich diese Erscheinung vielleicht so erklaren. Je nach 
Menge und Virulenz des Milzbrandstoffes gestaltet sich die entstehende 
Diinndarmentziindung und die pathologischen Veranderungen der Darm- 
schleimhaut, und je nach dem Grade der Empfanglichkeit und dem 
korperlichen Zustande, in dem sich das betreffende Tier gerade befindet, 
richtet sich die Widerstandsfahigkeit. 

In den Fallen, bei denen das Tier verendet, ohne sich mit Milzbrand 
infiziert zu haben, besaB das Blut wohl bakterizide Wirkung, d. h. die 
Fahigkeit, samtliche Bacillen zu vernichten, nicht aber die Fahigkeit, 
dem toxischen EinfluB der nun aus den Bakterienleibern freiwerdenden 
Gifte (Endotoxine) zu widerstehen. Der Tod kbnnte also indirekt infolge 
der Milzbrandfiitterung durch Intoxikation der Zerfallsprodukte (Endo¬ 
toxine), der Bakterienleiber und der gebildeten Gifte der Bacillen (echte 
Toxine) eingetreten sein. 

Es ist ja auch nachgewiesen, daB die Injektionen von toten Bakterien- 
kulturen den Organismus schwer schadigen und den Tod nach kflrzerer 
oder laugerer Zeit durch eine chronische Intoxikation herbeifUhren kflnnen. 


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Hofherr, Milzbrandinfektion des Gefliigels durch Fiitterung. 


461 


Nach Arloing, gibt Cz a pie w ski an, ist es moglich, mit keimfreien 
Filtraten von Bouillonkultur des Bacillus anthracis junge Lannner 
zu tbten. 

In den Fallen schwerer Erkrankung nun, wo dem Blute des Korpers 
die ihm in gesundem Zustande innewohnende bakterizide Wirkung fehlt 
und auch bei jungen Tieren, die nach Ansicht der Forscher (Trapezni- 
koff und Wagner) auch nicht die voile Energie, gegen Bakterien an- 
zukampfen, wie der erwachsene Korper besitzen, und bei solchen Tieren, 
die fur eine Infektionskrankheit empfanglicher sind, kampft der Korper 
wohl gegen die Infektion durch gesteigerten BlutzufluB an, ist aber ver- 
moge dieser Umstande nicht imstande. das Eindringen der Bacillen zu 
verhindern. Die Sporen wachsen zu Bacillen aus, vermehren sich und 
dringen durch die entzundete Dunndarinschleimhaut in den Korper ein, 
d. h. der lokale Milzbrand geht in eine allgemeine Milzbrandinfektion, 
Bakteriamie, iiber. 

Es sprechen hierfiir die Falle der an nachgewiesenem Milzbrand 
eingegangenen Tiere, wie der kranke Hahn (Versuch 1), das junge Hahn- 
chen (Versuch 20), die junge Ente (Versuch 23) sowie die Falle der 
empfanglichen Tauben (Versuch 25, 26, 27, 28 und 29). 

Ueber die Sektionsbefunde dieser letzteren Tiere ist im allgeraeinen 
zu berichten, daB die pathologischen Veranderungen durch den Milzbrand 
in dem Unterhautbindegewebe, dem Diinndarmgekrose und im speziellen 
in der Dunndarmschleimhaut die auffalligsten und heftigsten waren. Die 
anderen Korperparenchyme waren immer nur leicht betroffen. Es fehlte 
gewohnlich eine st&rkere Schwellung und VergroBerung der Milz; es 
zeigten sich nur eine dunklere Farbung und Erweichung derselben, 
walirend die Leber ofters fleckig verfflrbt und deren Rander abgerundet 
waren. 

Auch Oemler, Spinola, Heusinger, Koch u. a. berichten, 
daB bei den naturlichen und kiinstlichenMilzbrandf&llen vom Darm aus beim 
Gefliigel und anderen Tieren die hauptsachlichsten Veranderungen den 
Diinndarm betrafen. Besonders Koch wies auf die schweren entzund- 
lichen Veranderungen und Blutergiisse ins Darmlumen bei der Infektion 
vom Darm aus bei seinen Versuchstieren hin. Mit den Befunden von 
Koch, daB diese Lokalisationen der Veranderungen an der Impfstelle 
besonders stark bei den weniger empfanglicheren Tieren sind, stimmen 
auch meine Beobachtungen bei dem wenig disponierten Gefliigel iiberein. 
Und zwar fand ich, daB je groBer die Dauer der Einwirkung des Milz- 
brandgiftes auf die Darmschleimhaut war, d. h. je ofters Milzbrand ge- 
fiittert wurde, desto starker die Darmentziindung ihrem Grad und Aus- 
dehnung nach war und desto groBer auch die Blutextravasate. Auch 
schien mir der Sitz der heftigsten Entztindung um so weiter hinten im 
Darmabschnitt zu sein, je spiiter der Tod erfolgte. 

Fur die auBerordentlich groBe Geschwindigkeit und Intensitat der 
Wirksamkeit, mit welcher das Huhn die Milzbrandbacillen zu toten ver- 
mag (Hess und Thiltges), sprechen auch meine Befunde. Bei Huhn 
(Versuch 7), dessen Kropfinhalt, auf Mause iibertragen, noch Milzbrand 
bei diesen erzeugte, konnten weder Milzbrandbacillen, noch Milzbrand- 
sporen in den Ausstrichpraparaten aus dem Darm gefunden werden, und 
es verliefen auch die Impf- und Kulturversuche mit Material aus dem 
Darm erfolglos. Auch die anderen Befunde bei den Tieren, die an 
hamorrhagischer Dimndarmentziindung verendeten, bestatigen diese Be- 
obachtung. 


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Hofherr, Milzbrandinfektion des Gefliigels durch Fiitterung. 


463 


III. Tauben, Enten untl Hiihner sind vom Darme aus mit Milzbrand 
zu infizieren, und zwar Tauben leichter als Enten und Hiihner. 

IV. Zur kiinstlichen Infektion vom Darme aus sind grofie Mengen 
Milzbrandsporen notig. 

V. Begiinstigende Momente fur die Infektion sind: 

a) Inanition, b) Krankheit, c) Jugend. 

SchlufJ. 

Zum Schlusse sei es mir gestattet, an dieser Stelle Herrn Prof. 
Dr. Reinhardt fur sein stets wohlwollendes Interesse, das er an dieser, 
auf seine freundliche Anregung hin entstandenen Arbeit nahm, meinen 
verbindlichsten Dank auszusprechen. 


Literatur. 

1) Bongert, Bakteriologische Diagnostik der Tierseuchen fur Tierarzte und Studierende 
der Tierheilkunde. 

2) Bollinger u. Kitt, Zur Aetiologie des Milzbrandes. (Sitzungsber. d. Gesellsch. 
f. Morphol. u. Physiol, i. Miinchen. 1885.) 

3) Bran ell, s. Oemler. Bd. 5. p. 202. 

4) Buchner (Ref.), Ueber die bnkterientotende Wirkung des zellenfreien Blutserums. 
iCentralbl. f. Bakteriol. Bd. 6.) 

5) Canalis u. Morpurgo , Fortschritte d. Med. 1890. No. 18. p. 693; No. 19. p. 729. 

6) Chabert, s. Heusinger. p. 681. 

7) Colin (Ref.), Camistatter Jahresber. Jahrg. 13. p. 602. 

8) Czaplewaki, Ueber die Untersuchung liber die Immunitat der Tauben gegen Milz¬ 
brand. [Inaug.-Diss.] Konigsberg 1889. 

9) Davaine, s. Oemler. Bd. 5. p. 203. 

10) Dieudonne, Schutzimpfung und Serumtherapie. 6. Aufl. 1909. 

11) Fahrenholtz, Annal. de l’lnst. Pasteur. T. 2. 1891. p. 35. 

12) Feser, Wochenschr. f. Tierheilk. 1879. p. 20. 

13) Friedberger u. Frohner, tSpezielle Pathologie und Therapie der Haustiere. 
6. Aufl. 

14) Greve, s. Heusinger. p. 681. 

15) Hauser, Bakteriologische Untersuchungen liber Geflugeldiphtherie. [Inaug.-Diss.] 
Jena 1908. 

16) Hess, Untersuchung zur Phagocytenlehre. (Arch. f. path. Anat. u. Physiol, u. 
f. klin. Med. Bd. 59.) 

17) Heusinger, Milzbrandkrankheiten des Tieres und des Menschen. Erlangen 1850. 

18) Jiiger, Wochenschr. f. Tierheilk. 1879. p. 251. 

19) Kitt, Vogelmilzbrand. (Jahresber. der Kgl. Tierarzneischule Miinchen 1884/85.) 

20) Koch, Zur Aetiologie des Milzbrandes. (Mitteil. a. d. Kaiserl. Gesundheitsamte. 
Bd. 1.) 

21) -, Ueber Milzbrandimpfung, Entgegnung auf den von Pasteur in Genf ge- 

haltenen Vortrag. Kassel-Berlin. 

22) Koch, Gaffky, Loeffler, Ex peri men telle Studien liber Infektion durch Fiitte¬ 
rung. (Mitteil. a. d. Kaiserl. Gesundheitsamte. Bd. 2.) 

23) Laubender, s. Heusinger. p. 682. 

24) Lubarsch, Ueber Immunitat. (Zeitschr. f. klin. Med. Bd. 18. Heft 5 u. 6.) 

25) -, Ueber die bakterienfeindliche Eigenschaft des Blutes. (Centralbl. f. Bakteriol. 

Bd. 4.) 

26) M etschnikof f, Le charbon des pigeons. (Annal. de l’lnst. Pasteur. T. I. 1890. 
P* 65.) 

27) Nuttall, Arch. f. path. Anat. u. Physiol, u. f. klin. Med. Bd. 5. p. 378. 

28) Oemler, Experimentelle Beitrage zur Milzbrandfrage. (Arch. f. wissenschaftl. u. 
prakt. Tierheilk. Bd. 2—5. 1879.) 

29) Oppermann, Experimentelle Beitrage zur Aetiologie der natiirlichen Milzbrand- 
falle. [Inaug.-Diss.] GieBen 1905. 

30) Pasteur, Annal. de 1’Inst. Pasteur. T. 1. 1890. p. 570. 

31) Perroncito, Sur la transmission du charbon par les voies dig^rantes. (Jahresber. 
Ellenberger u. Schiitz. 1885.) 


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464 Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 55. Heft 6. 

32) Petruschky (Ref.), Der Verlauf der Phagocy ten-Kontro verse. (Centralbl. f. Bakt. 
Bd. 9.) 

33) Renault, s. Oemler. Bd. 5. p. 202. 

34) Sacchi (Ref.), Centralbl. f. Bakteriol. Bd. 11. 1892. p. 678. 

35) Sawtschenko, Zur Frage iiber die Immunitat gegen Milzbrand. (Centralbl. f. 
Bakteriol. Bd. 9. p. 73, 493 u. 528.) 

36) Schneidemiihl, Spezielle Pathologie und Therapie der Haustiere. 1907. 

37) S pi no la, Handbuch fiir spezielle Pathologie una Therapie. 1863. 

38) Tnalwitzer, s. Oemler. Bd. 5. p. 181. 

39) Thiltges, Immunitat der Hiihner und der Tauben gegen Milzbrand. (Zeitschr. 
f. Hyg. Bd. 28. 1898.) 

40) Trapeznikof f, Du sort des spores des microbes dans l’organisme animal. (Annal. 
de I’lnst. Pasteur. T. 2. 1891.) 

41) Wagner, Le charbon des poules. (Annal. de 1’Inst. Pasteur. T. 1. 1S90. p. 570.) 

42) Weidroth, s. Oemler. Ba. 30. p. 203. 

43) Ziirn, Krankheiten des Hausgeflugels. Leipzig 1882. 


Nachdruck verbolen. 

Einfluss der Misch- und Sekundarinfektion auf den Rotlauf- 
bacillus und die Rotlaufimmunitat 

[Aus dem bakteriologischen und Serum-Institut zu Landsberg a. d. W. 

(Vorstand: Dr. Schreiber).] 

Von Dr. Hans Falk. 

Die Frage der Misch- und Sekundarinfektion besitzt nicht nur ein 
wissenschaftliches, sondern auch ein praktisches Interesse. Durch die 
ungeahnten Erfolge einer mit den vollkommensten technischen und 
wissenschaftlichen Mitteln arbeitenden bakteriologischen Forschung haben 
sich unsere Kenntnisse iiber die Aetiologie der Infektionskrankheiten 
iramer mehr erweitert, wir sind heute in der Lage, jede Infektionskrank- 
heit auf einen spezifischen Infektionserreger zuriickfiihren zu konnen. 

Die Spezifitat der Infektionskeirae ist heute wissenschaftliches Dogma, 
trotz mancher Erscheinungen, die dem zu widersprechen scheinen. Ich 
erinnere an die Tatsache, daB Menschen jahrelang in iliren Darmentlee- 
rungeu Typhuskeime ausscheiden konnen, im wahrsten Sinne des Wortes 
Typhustrager sind, ohne selbst an Typhus zu erkranken. Nach den 
Untersuchungen von Olt (1), Jensen (2) und Pitt (3) ist das Vor- 
kommen von Rotlaufbacillen im gesunden Darme des Schweines ein 
normaler Befund, und trotzdem ist desselben Gegenwart nicht a priori 
gleichbedeutend mit dem Ausbruche der Krankheit. Es sind gewisse 
Hilfsmomente, die fiir das Auftreten von Krankheitserscheinungen pra- 
disponierend wirken: wie z. B. Unterernahrung, Erkaitung, natiirliche 
Disposition, Inzucht etc. Ein weiteres und sehr wesentliches Moment 
miissen wir aber in dem Einflusse anderer Bakterienarten suchen, die, 
vielleicht selbst nicht pathogen, dem prirndren Krankheitserreger Ge- 
legenheit zur rapiden Vermehrung bieten. Der Begriff der Pathogenitat 
ist nur ein relativer, indem an sich nicht virulente Mikroben unter ge- 
wissen Verhaitnissen pathogen wirken konnen. Kitt (4) auBert sich 
daruber folgendermaBen: „Man ist sonach berechtigt, anzunehmen, daB 
die in Mund und Rachenhohle so gewbhnlich vorhandenen Sputum- 
bakterien (Bacillus suisepticus, der Verf.) bei gesunden Tieren im 
Magen zugrunde gehen oder bei intakter Magen- und Darmschleimhaut 
gleich anderen Darmbakterien (Coli-Gruppe, Oedembacillen, Totanus- 


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Falk, Einflufl der Misch- und Sekundarinfektion auf den Rotlaufbacillus etc. 465 


sporen) nicht aggressiv werden konnen, daB dagegen Darmiasionen Ein- 
gangspforten fiir diese eventuellen Septikamieerreger darstellen, geradezu 
Brutstatten derselbeu sind. a Jensen (5) ist der Ansicht, „daB die normal 
im Darm befindlichen C oli-Bacillen unter gewissen Umstanden virulente 
Eigenschaften erwerben oder daB sich unter dem Gewimmel unschad- 
licher C oli-Bacillen eine geringe Anzahl einer oder mehrerer patho- 
gener Coli-Forinen findet, die unter gewohnlichen Verhaltnissen von 
den Massen der nicht virulenten zuruckgedr&ngt werden, die unter be- 
sonderen Verhaltnissen Bedingungen fiir ihre Entwickelung antreffen, 
daB sie die Oberhand gewinnen konnen und dadurch eine Enteritis 
erregen a . 

Daraus geht hervor, daB zwischen den einzelnen Bakterienspezifitaten 
Wechselbeziehungen vorhanden sind oder entstehen konnen, die wir eben 
als Mischinfektion bezeichnen. Poels (6) weist auf die haufige Kom- 
plikation der Kalberenteritis mit Nabelinfektion durch Streptokokken 
oder Coli hin, so daB es oft geradezu unmoglich erscheint, zu ent- 
scheiden, ob ein einfacher Fall von Darminfektion oder eine solche ver- 
bunden mit sekundarer Nabelinfektion vorliegt. Man findet bei Kalbern, 
die an Ruhr erkrankten und davon genesen oder langsam dahinkranken, 
haufig Gelenksentziindungen oder nekrotisierende Prozesse in der Lunge 
auftreten, die man analog den Verhaltnissen in der Menschenpathologie 
hauptsachlich einer sekundaren Streptokokkeninfektion zuschreiben muB. 
Selten nur ist das Bild der primaren oder eigentlichen Infektionskrank- 
heit rein zu finden, und nur zu oft erschwert das Hinzutreten von 
Sekundarinfektionen die Differentialdiagnose. Ich erinnere nur an die 
sogenannte Pseudocolibacillose des Kalbes, die durch einen der Para- 
typhusgruppe zugehorenden Bacillus verursacht wird, die aber haufig 
das Bild einer Sekundarinfektion mit Streptokokken bietet. Schmitt (7) 
hatte Gelegenheit, an Bakterien aus der Paratyphusgruppe und einem 
der Fleischvergiftungsgruppe nahestehenden Infektionserreger nachzu- 
weisen, daB dieselben in der Lage sind, von der Schleimhaut der oberen 
und mittleren Luftwege, von der Haut, nicht aber von dem Verdauungs- 
schlauche in den Organismus einzudringen, und er schliefit, daB diese 
nicht nur bei Ruhr, sondern auch bei der septischen Pneumonie der 
Kaiber eine bedeutende Rolle spielen. Nach B a B - Gorlitz (8) findet man 
in der Lunge von Schweinen, die an Pneumonie eingegangen sind, oft- 
mals die verschiedensten Bakterienarten, wie Nekrosebacillen, Coli und 
Streptokokken. Man darf diese Mikroben nicht immer als harmlose 
Begleitbakterien oder als postmortale Eindringlinge ansehen, sondern 
muB ihnen eine pathogene Wirkung zusprechen in dem Sinne, daB sie 
einen EinfluB auf die Schwere des Krankheitsverlaufes ausiiben. Den 
Typus einer Mischinfektion in unserer Tierpathologie erblicken wir in 
dem kombinierten Auftreten von Schweineseuche und Schweinepest. 
Diese Erscheinung ist so haufig, daB man von einer septikatnischen Form 
der Schweinepest sprach und das Auftreten reiner Schweineseuche be- 
zweifelte. 

Erst die bahnbrechenden Arbeiten von Uhlenhuth, Hiibner, 
Xylander (9), Hutyra (10) und Ostertag (11) haben auf diesem 
Gebiete Klarung geschafft. Es ist sonach erwiesen, daB das ultravisible 
Virus der Schweinepest die bekannten Lungenveranderungen der Schweine¬ 
seuche auslosen kann, ohne daB man in solchen Fallen unbedingt eine 
Mischinfektion mit Schweineseuche in Betracht ziehen miifite. Aber 
durch diese Feststellung ist die Moglichkeit eines gleichzeitigen Auf- 

Erste Abt. Orig, Bd. 55. Heft 6. 30 

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Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 55. Heft 6. 


tretens beider Krankheiten nicht ausgeschlossen, und es gibt tats&chlich 
Best&nde, in denen keine der beiden Seuchen allein aufzutreten pflegt. 
Dafi bei beiden Infektionskrankheiten auch andere Darmbakterien, wie 
der Bac. enteritidis Gartner, der Glassersche (12) typhusahnliche 
Bacillus und manche Coli-Stamme, eine ernste Bedeutung erlangen 
konnen, ist erwiesen, und gerade die Untersuchungen der letzten Zeit r 
die sich an die Feststellung der ultravisiblen Natur des Sclnveinepest- 
virus anschlossen, haben bewiesen, daB es selir schwierig ist, den mikro- 
skopischen Befund in solchen Fallen richtig zu deuten. 

Ebenso haufig ist das gleichzeitige Auftreten von Rotlauf und 
Schweinepest beobachtet worden. Preisz (13) erwahnt, daB gerade 
die durch den Bac. suipestifer bewirkten Darmulcerationen ein Ein- 
dringen des Rotlaufbacillus erleichtern, zumal letzterer ein gewohulicher 
Saprophyt im gesunden Darme des Schweines ist. Bei der Neigung der 
erw&hnten Infektionskrankheiten des Schweines, heute mehr chronischen 
Verlauf zu nehmen, ist gerade bei einer aktiven Immunisierung gegen 
Rotlauf mit lebenden Rotlaufbacillen die Gefahr sehr naheliegend, ein 
Akutwerden der primar vorhandenen chronischen Seuche zu verursachen 
oder aber der Organismus des Inipftieres ist durch die schleichende 
Krankheit bereits derart geschwacht, daB die Moglichkeit eines Auftretens 
von Impfrotlauf sehr naheliegend ist. 

Darauf sind wold haupts&chlich viele ImpfmiBerfolge zuriickzufiihren. 
Rieckmann (14) begriindet alle MiBerfolge damit, daB er allgemeine 
Verseuchung mit Pest und Schweineseuche vermutet. In seiner Be- 
griindung fiihrt er folgendes an: „Beim Zustandekommen der sogenannten 
Mischinfektion nach Simultanimpfungen ist in der Regel Pest oder Seuche 
das Primare. Die Rotlaufimpfkrankheit kommt sekundar im bereits 
primfir chronisch an Seuche oder Pest erkrankten Organismus hinzu und 
veranlaBt nun ein Aufflammen, ein Akutwerden der chronischen Er- 
krankung oder die Rotlaufbacillen gewinnen in dem geschwSchten Orga¬ 
nismus die Oberhand. Besonders letzterenfalls liegen oft nur die gering- 
sten pathologisch-anatomischen Veranderungen der chronischen Prim&r- 
krankheit vor. Die Richtigkeit wird damit bewiesen, daB bei Ausbruch 
von vermeintlichem Rotlauf infolge der Simultanimpfung nicht das Rot- 
laufserum einen Heileffekt ausiibt, sondern das Schweineseucheserum.“ 
Wenn auch in Milz und Leber eines an Impfrotlauf gefallenen Schweines 
Rotlaufbacillen gefunden werden, so ist mit der Konstatierung dieses 
Befundes keineswegs das Nichtvorhandensein einer Mischinfektion er¬ 
wiesen. Aus diesen Erwagungen heraus ist die Stellungnahme Miess- 
ners(15) nicht zu rechtfertigen, wenn er geringgradigen Befunden und 
Residuen chronischer Seuche oder Pest wenig Bedeutung beilegt. Wenn 
auch in vielen oder den meisten Fallen ein Akutwerden der Primar- 
krankheit nicht zu beobachten ist, so ist man doch berechtigt, eine 
SchwSchung des Organismus anzunehmen und die Moglichkeit eines Auf¬ 
tretens von Impfrotlauf sehr naheliegend. Die tierarztliche Erklarung, 
daB der Bestand zur Zeit der Impfung seuchefrei gewesen, ist doch sehr 
subjektiver Natur. Diese Erw&gungen erkl&ren viele auftretende MiB¬ 
erfolge viel ungezwungener als die Annahme, daB Kulturen oder Serum 
minderwertig und mangelhaft sind. 

Die Institute haben doch alle Veranlassung, nur einwandfreies 
Material hinauszugeben, denn die Entsch&digungspflicht ist hierfilr die 
beste und standigste Kontrolle. Auf das N&herliegende vergiBt man so 
gerne, und gerade die lokalen Entziindungserscheinungen an der Impf- 


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Falk, EmfluB der Misch- und Sekundarinfektion auf den Rotlaufbacillus etc. 467 


stelle und deren Unigebung sollten die Aufmerksamkeit darauf lenken, 
peinliche Anti- und Asepsis zu beachten. DaB derartige Reaktionen den 
immunisatorischen Vorgang irn Organismus nicht giinstig beeinflussen, 
daB zum mindesten ein normaler Impfschutz wesentlich verkurzt wird, 
ist kaum zu bezweifeln. Und dock, wo bleibt in der Praxis die Asepsis? 
Gerade wenn man aus der Praxis kommt, empfindet man die peinliche 
Genauigkeit, die in den Instituten bei alien immunisierungstechnischen 
Arbeiten beobachtet wird, fast befremdend. 

GewiB, es ist schwer, bei Massenimpfungen auch nur grobste Rein- 
lichkeit zu beachten, aber die Tatsache, daB durch die infolge und mit der 
Impfung zugleich entstehenden Mischinfektionen eine aktive Immunitat 
erschwert wird, sollte auch bei Impfungen unter den ungiinstigsten Ver- 
haltnissen nie aus dem Auge gelassen werden. Schreiber hat auf der 
diesjahrigen Naturforscherversammlung darauf hingewiesen, welche Rolle 
bei Rotlaufimpfungen den so h&ufig beobachteten Misch- und Sekunddr- 
infektionen durch Pydmie- und Septikamieerregern zukommt. 


Historischer Riickblick. 


Vor den Zeiten Kochscher Forschung hielt man das Zusammen- 
wirken verschiedener Bakterien notwendig, um das Bild einer spezifischen 
Infektionskrankheit zu erhalten (Symbiose). Erst mit dem besseren Ver- 
standnis iiber das Wesen der Infektionskrankheiten entwickelte sich die 
Anschauung iiber die Spezifitat der einzelnen Infektionserreger. Wir 
kennen keinen einzigen, der nicht allein befahigt ware, die spezifische 
Krankheit hervorzurufen. Selbst beim Tetanus, der zum Auslosen der 
bekannten Krankheitserscheinungen gewisser Hilfsmomente bedarf, liegt 
dies in seinen biologischen Wachstumsverhaitnissen, nur unter Sauerstoff- 
abschluB zu gedeihen, begriindet. Diese Hilfsmomente kann eine ein- 
fache Fraktur, ein Oedem ebensogut bieten als die Anwesenheit anderer 
Bakterienarten (Wassermann). Wenn auch sonach ein Mitwirken 
anderer Bakterienarten nicht unbedingtes Erfordernis ist, so kommen 
doch gewisse Bakterienassoziationen vor, denn in Kulturversuchen aus 
kranken Tieren finden wir haufig Begleitbakterien. Es kann sich der 
primaren Infektion eine sekundare anschlieBen, ja es kann vorkommen, 
daB der primare Infektionserreger lokalisiert bleibt, wahrend der sekun¬ 
dare sich im Organismus verbreitet. So diirfen wir z. B. bei Scharlach, 
Maseru, Muskelrheumatismus aus dem Vorhandensein von Streptokokken 
keineswegs schlieBen, in diesen den eigentlichen und primaren Infektions- 
keim gefunden zu haben. Ueber die Wirkung verschiedener Bakterien¬ 
arten aufeinander liegen zahlreiche Untersuchungen vor (18). Die Ver- 
suchsanordnung geschah derart, daB man gewisse Bakterien auf dem- 
selben Nahrboden wachsen lieB oder den EinfluB der durch ein Bakterium 
auf einem Nahrsubstrate geschaffenen Veranderungen auf eine andere 
Bakterienart prufte. Bei gleichzeitigem Einimpfen zweier Bakterien- 
spezifitaten in ein Nahrsubstrat wird naturgemaB diejenige Kultur iiber- 
wuchern, die in dem Nahrboden die ihr zusagenden Existenzbedingungen 
(Reaktion, Konzentration, Temperatur, Sauerstoffzutritt etc.) findet. 
Fernerhin kann ein gewisser Antagonismus auftreten. So beobachtet 
man bei Kulturversuchen aus Typhusstiihlen, daB der Typhusbacillus 
ganz und gar zuruckgedrangt wird. Ebenso wird der Pestbacillus durch 
Streptokokken vollstandig uberwuchert, selbst dann, wenn er im Aus- 
saatmaterial in 100-facher Menge vorhanden war (zitiert nach Kolle- 
Wassermann). Staphylococcus aureus hemmt den Pyocya- 

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Centralbl. f. Bakt. etc. 1. Abt. Originate. Bd. 55. Heft (j. 


neus (Cornil und Babes), Typhus ist Antagonist gegen Milzbrand. 
Garr6 unterscheidet zwischeu einseitigem und wechselseitigem Ant- 
agonismus. Es existiert nicht bloG ein Antagonisinus des Wachstums, 
sondern auch der Funktion, d. h., es entwickeln sich zwar die ver- 
schiedenen Bakterienarten ungestort nebeneinander, aber gewisse Stoff- 
wechselprodukte bleiben aus, sei es, daB ihre Bildung iiberhaupt aus- 
bleibt, sei es, daG sie von den Begleitbakterien sofort verzehrt und 
verbraucht werden. So z. B. hemmt der Eiterbacillus die Farbstoffbildung 
des Pyocyaneus (Schiinmelbusch und Muhsam, Krause und 
Kolle-Wassermann). Hier muG auch die giinstige Einwirkung der 
Bierhefe auf die Eiterkokken erwahnt werden. Alle Ursachen all dieser 
Hemmungserscheinungen finden ihre Erklarung mit der Annahme, daG 
entweder eine Aenderung der Reaktion aufzutreten pflegt, die durch 
Neutralisation wieder beseitigt werden kann, Oder aber, daG gewisse 
fliichtige oder labile Stoffwechselprodukte auftreten, die durch Kochen 
wieder entfernt werden konnen (Bitter). Andererseits treten auch ge¬ 
wisse fermentartige Korper auf, die die Begleitbakterien aufzulosen im- 
stande sind (Pyocyanase nach Emmerich und Loew). Seltener sind 
die Faile gegenseitiger Begiinstigung. Buchner fand, daG Cholera- 
bacillen am besten auf sterilisierten Nahrboden wachsen, die schon 
einmal zu Cholerakulturzwecken benutzt worden waren. Carnot konnte 
konstatieren, daG Tuberkulin das Wachstum des Tuberkelbacillus giinstig 
beeintluGt. In diesen Fallen sind es also gewisse Stoffwechselprodukte, 
die wachstumfordernd wirken. Aber auch gewisse Bakterienassoziationen, 
gemeinhin Mischinfektionen, konnen sich gegenseitig im Wachstum oder 
in der Virulenz giinstig beeindussen. Diese Mischinfektionen konnen 
dadurch zustande kommen, daG entweder von vornherein mehrere In- 
fektionskeime vorhanden sind, wie dies beim Tetanusinfektionsmaterial 
die Regel ist, oder aber es konnen an der Eingangspforte andere Mikroben 
haften, wie z. B. Streptokokken. Baumgarten bezweifelt iiberhaupt 
das Vorkommen einer reinen Diphtheritis ohne Hinzukommen einer 
sekundaren Streptokokkeninfektion. Fiir das so haufig beobachtete Zu- 
standekommen von sogenannten Sekundarinfektionen kommt vor allem 
in Betracht, daG durch die lokalen Wirkungen des primaren Infektions- 
erregers Eintrittspforten fiir Bakterienarten geschaffen werden, fiir deren 
Eindringen die gesunde Haut oder Mucosa ein Hindernis ist. So ist es 
leicht erklSrlich, daG wir bei infektiosen Leiden, welche mit ulcerativen 
Vorgangen im Organismus einhergehen, wie Tuberkulose (Koch), Typhus 
(Wasserinann), Dysenterie (Kruse und Pasquale) ein Eindringen 
von anderen Bakterien an den der Epithelschicht beraubten Stellen be- 
obachten. Daneben kommt in Betracht, daG im Verlaufe der Primfir- 
krankheit die natiirlichen Schutzkriifte verbraucht sind, der Gesamt- 
organismus geschwacht ist, so daG der Korper dem zweiten Eindringling 
keinen nennenswerten Widerstand bieten kann. Brieger und Ehrlich 
(nach Kolle-Wassermann) berichten von einem Falle, wonach sie 
bei einem Typhuskranken nach Injektion einer mit Oedembacillen zufMlig 
verunreinigten Moschuslosung malignes Oedem sich entwickeln sahen, 
obwohl unter natiirlichen Verhiiltnissen der Mensch gegen Oedem selir 
resistent ist. Alle sich an Masern, Scharlach, Typhus anschlieGenden 
Pneumonieen, alle posttyphbsen und postdiphtheritischen Nachkrankheiten 
kbnnen wir auf Sekundarinfektionen, hauptskchlich durch Streptokokken, 
zuriickfiihren. Roger fand, daG bei prim&rem Erysipel der Pneumo¬ 
coccus, ein gewohnlicher Mundhbhlenbewohner, bef&higt ist, einzn- 


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Falk, EinfluB der Misch- und Sekundarinfektion auf den Rotlaufbacillus etc. 469 


dringen und den Organismus anzugreifen. Allerdings ist der Nachweis 
einer vorhandenen Misch- und Sekundarinfektion noch nicht geliefert, 
wenn wir in den Se- und Exkreten bakterielle Beimengungen erblicken. 
Denn es konnen gewohnliche Saprophyten mechanisch den Sekreten auf 
ihrein Wege nach auBen beigemengt worden sein. Menge unterscheidet 
diesen Fall als Sekretsymbiose (nach Kolle-Wassermann) im Gegen- 
satz zu einer wirklichen Gewebssymbiose. Wenn wir z. B. im Lungen- 
auswurf eines Phthysikers Streptokokken oder andere Bakterienspezi- 
fitaten finden, so ist damit nicht zugleich die Tatsache konstatiert, daB 
diese Bakterienarten auch wirklich im kranken Gewebe vorhanden sind. 
Schroder und Meunes (nach Kolle-Wassermann) legen in diesen 
Fallen Wert auf das tierpathogene Verhalten dieser Sekundarbefunde, 
wiihrend demgegeniiber Baumgarten betont, daB eine Virulenz im 
Mauseorganismus keinen RiickschluB auf ein analoges Verhalten im 
Organismus des Menschen ohne weiteres gestatte. Ueber den EinfluB 
von Misch- und Sekundarinfektionen liegen zahlreiche Untersuchungen 
vor. Einzelne Autoren glaubten, in dem Auftreten von sekundaren 
Bakterien einen giinstigen EinfluB auf den prim&ren Krankheitserreger 
erblicken zu diirfen. 

Emmerich infizierte Kaninchen zuerst mit Erysipelstreptokokken, 
darauf mit Milzbrandkulturen, die Tiere blieben am Leben. Emmerich 
und Mattei schlossen daraus auf einen immunisierenden EinfluB der 
Erysipelstreptokokken gegen alle Infektionskrankheiten, ja sogar gegen 
gewisse maligne Tumoren. Diese und ahnliche Versuche fielen in eine 
Zeit, in der unsere Kenntnisse iiber das Wesen der Infektionskrankheiten 
und die dabei auftretenden Schutzstoffe ziemlich diirftige waren. Erst 
Issaeff (nach Kolle-Wassermann) konnte fur diese scheinbaren 
Heil- und Schutzimpfungserfolge eine andere und befriedigende Erklarung 
bieten. Er wies nach, daB bei Tieren, welche an sich schon eine ge¬ 
wisse Resistenz gegen gewisse Infektionserreger besitzen, wie z. B. das 
Kaninchen gegen Milzbrand, diese natiirliche Resistenz bedeutend erhoht 
werden kann durch Injektion der neutralsten Dinge, wie Bouillon, Ham, 
normales Serum. Meerschweinchen ertragen z. B. ein bedeutendes Viel- 
fache von Cholerabacillen, wenn ihnen Serum oder Bouillon zugleich ein- 
gespritzt wird. Fodor konnte Milzbrand bei Kaninchen durch Soda- 
injektion heilen, wenn er jedoch vollvirulente Kulturen benutzte, starben 
die Tiere trotzdem. So wurde die Anschauung iiber den giinstigen Ein¬ 
fluB gewisser Bakterienarten auf den primaren Krankheitserreger bald 
verlassen, erst in der neueren Zeit begannen verschiedene Autoren auf 
diesem Gebiete wieder zu forschen, wenn auch in einer anderen Richtung. 
Sie begannen die Schutz- und Heilwirkung gewisser Bakterienstoffwechsel- 
produkte auf andere Bakteriengruppen n&her zu studieren. Besonders 
waren es Emmerich und Loew, die auf diesem Felde bedeutende 
wissenschaftliche Erfolge errangen. Sie fanden, daB gewisse Bakterien 
gewisse Fermente zu bilden imstande sind, welche andere Bakterien auf- 
zulosen vermQgen, oder zu agglutinieren. 

Besonders ist es der Bac. pyocyaneus, der ein sehr wirksames 
proteolytisches Enzym bildet, das unter dem Namen „Pyocyanase u in 
der Menschenpathologie schon einige Jahre mit Erfolg verwendet wird. 
Bei Diphtheritis und Angina scheint dasselbe nach verschiedenen Mit- 
teilungen aus der medizinischen Literatur als lokales Desinfiziens Her- 
vorragendes zu leisten. So hat z. B. Emmerich und Schlippe (19) 
innerhalb der letzten Jahre viele Falle von Diphtherie mit Pyocyanase 


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Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originale. Bd. 55. Heft 6. 


mit Erfolg behandelt. Schmidt (20, 21) hat aus der veterinarmedizini- 
schen Praxis seine Erfolge an Tieren veroffentlicht und in seinem Ge- 
samtresultat spricht er diesem Praparat eine bedeutende Heilkraft bei 
manchen Tierkrankheiten zu. Nach Emmerich haben wir zwischen 
konformen und heteroformen Nukleasen zu unterscheiden. Erstere sind 
Fermente, welche die eigenen Bakterien auflosen, eine Erscheinung, die 
das allntahliche Aufhoren des Wachstums einer Bakterienart in einem 
Nahrbodeit erkl&rt. Heteroforme Enzyme bilden auch Diphtherie, 
Schweinerotlauf (nach Wassermann). Trotz alledem steht fest, daB 
wir keine Infektionskrankheit kennen, welche durch eine andere Bakterien- 
association gunstig beeinfluBt wird, vielmehr sind uns zahlreiche Krank- 
heiten bekannt, welche beim Auftreten von Misch- und Sekundarinfek- 
tionen einen schwereren und rapideren Verlauf zu nehmen pflegen, z. B. 
Diphtherie, Tuberkulose etc. Babes und Cornil (Wassermann) 
nehmen folgende Einteilung der Bakterienarten an, die bei Mischinfektionen 
aufzutreten pflegen: 

1) Assoziationen glcicher Varietaten, z. B. Staphylococcus aureus und albus. 

2 ) Assoziationen von verschiedenen Varietaten (Tetanus und Eitcrerreger). 

3) Assoziationen von gleichartig pathogenen Arten (Streptokokken und Diplo- 
kokken). 

4) Assoziationen zwischen pathogenen und an sich nicht pathogenen Arten (gewisse 
Streptokokken und Pyocyaneus). 

5) Assoziationen * verschiedener Infektionserreger (Pneuraokokken und Influenza- 
bacillen). 

6) Assoziationen mit Parasiten, die keine Bakterien sind (bakterielle Dysenterie 
mit Amobendysenterie). 

7) Assoziationen zwischen verschiedenen Protozoen (Febris tropica und tertiana). 

Wassermann nimmt folgende Einteilung vor: 

1) Bakterienassoziationen, bei denen die verschiedenen Arten lokalisiert bleiben. 

2) Assoziationen, bei welchen die primaren und sekundaren Spezifitaten sich gleich- 
maBig im Organismus verbreiten (metastatische Mischinfektion bei Typhus mit Strepto¬ 
kokken. Diese Falle neigen zu schwerem Verlauf. 

3) Assoziationen, bei denen die primare Art lokalisiert bleibt, die sekundiire Bak- 
terionart sich weiter verbreitet. 

Typisch kommt das bei manchen Fallen von Maseru, Scharlach zur 
Beobachtung, in denen die urspriingliche Affektion ausheilen oder zum 
Stillstand gelangen kann, wahrend der sekundare Infektionskeim sich 
rasch verbreitet, so daB das Krankheitsbild sich wesentlich verandert, 
die Krankheit zur septischen wird. In den Metastasen finden wir dann 
den sekundaren Infektionskeim in Reinkultur, nicht den primaren. Aehn- 
lich bleiben auch in manchen komplizierten Fallen von Pneumonie die 
Pneumokokken im Lungengewebe haften, wahrend wir in Pleuritisexsudat 
nur Streptokokken finden. Petruschky konnte im Blute von Phthi- 
sikern Streptokokken, aber keine Tuberkelbacillen nachweisen. 

Aus all diesen Darlegungen kbnnen wir den allgemeinen SchluB 
zielien, daB, abgesehen von den selteneren Fallen von wirklichem Antagonis- 
mus, die verschiedensten Bakterienspezifitaten sich in ihrer Wirkung be- 
einflussen kfinnen, indent sie die Virulenz des primaren Infektionserregers 
erhohen oder aber, indent sie, an sich nicht pathogen, pathogene Eigeu- 
schaften erlangen und wir durch Summation zweier W’irkungen ein 
anderes Bild des primaren Krankheitsverlaufes zu sehen bekomnten. Es 
kbnnen Bakterien aggressiv wirken, gegen die der gesunde Organismus 
unempfindlich ist, soweit man iiberhaupt von einer absoluten Resistenz 
sprechen kann. So sind z. B. fflr Meerschweinchen die Erreger der Ge- 
flQgelcholera wenig pathogen, es gelingt nur mit relativ hohen Dosen, 


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Falk, Einflufi der Misch- und Sekundarinfiiktion auf den RotlaufbacilluB etc. 471 


dasselbe zu toten. Impft man aber mit Bauchhohlenexsudat eines durch 
Injektion von Gefliigelcholerakulturen verendeten Meerschweinchens ein 
zweites, davon ein drittes und so fort, so steigt die Virulenz fiir Meer- 
schweinchen derart, daB 1 ccm Bauchhohlenexsudat bereits zu toten 
vermag. Dabei steigert sich keineswegs die Virulenz fur das Huhn, 
welches ein Tausendfaches der fiir das Meerschweinchen todlichen Dosis 
ertrigt (21). Aehnliches ist durch Tierpassagen am Tollwutvirus fest- 
gestellt. Ein Kaninchen, welches mit StraBenwutvirus geimpft worden 
ist, stirbt nach etwa 3 Wochen. Impft man nun das im Zentralorgan 
befindliche Virus fixe von Kaninchen zu Kaninchen weiter, so sterben 
die Kaninchen unter immer kiirzerer Inkubationsdauer, bis schlieBlich 
der Ausbruch der Impfkrankheit schon nach 6—7 Tagen erfolgt. Hoher 
laBt sich die Virulenz allerdings nicht treiben. Dieses fiir Kaninchen 
hochvirulente Virus hat nun eigentiimlicherweise an seinem menschen- 
pathogenen Vermogen wesentliche EinbuBe erlitten (Loeffler). Diese 
Tatsache hat zu den heutigen glSnzenden Erfolgen der Tollwutimpfung 
gefiihrt. Auf ahnlicher Grundlage will Loeffler seine Immunisierungs- 
versuche gegen Maul- und Klauenseuche basieren. Er fand, daB sich 
das Virus dieser Seuche in Ferkeln von 6—8 Wochen durch Hunderte 
von Generationen weiterziichten lieB, die Tiere erkrankten nachher ebenso 
stark, als wenn sie mit frischer Lymphe von der Kuh infiziert waren. 
Die Tiere ertragen immer groBere Mengen dieses Virus, wahrend seine 
Virulenz fiir das Rind geschwacht wurde. Es gelang ihm damit eine 
gewisse Grundimmunitat zu erlangen und durch Kombination mit passiver 
Serumimmunisierung glaubt Loeffler, ein brauchbares Verfahren aus- 
zuarbeiten. Wir haben also die interessante Tatsache vor uns, daB die 
Eigenschaft der Bakterien, pathogen zu wirken, sehr variabel ist, nicht 
bloB in bezug auf die Tierart, sondern auch hinsichtlich der todlichen 
Dosis manchen Schwenkungen unterworfen ist. Erstere Beobachtung 
fiihrle dazu, daB man gewisse Bakterien als Standortvarietaten bezeichnete. 
So gelang es Eber, Tuberkelbacillen aus der Lunge eines Phthisikers 
so umzuwandeln, daB sie fur Rinder pathogen wurden und so den Nach- 
weis der engen Verwandtschaft der Tuberkelbacillen des Typus humanus 
und bovinus zu liefern. Man konnte hierin den experimentellen Nach- 
weis erblicken, daB es moglich ist, den Typus humanus in den des 
Typus bovinus umzuziichten. Loeffler erblickt in dem Kuhpockenvirus 
das Virus der Variola humana, welches gelegentlich auf ein hochempfang- 
liches Rind iibertragen wurde und dort durch Anpassung allmahlich die 
Fahigkeit verloren hat, im Menschenkorper eine generalisierte Pocken- 
erkrankung zu erzeugen. Wir haben es mit Anpassungserscheinungen 
zu tun, welche sich von den vorhin erwahnten Laboratoriumsversuchen 
nur dadurch unterscheiden, daB man hier durch weitgehende Tierpassagen 
die Bakterienart fur einen fremden Organismus umzustimmen sucht, 
was in ersteren Natur und Zufall selbst besorgt haben. Aber nicht 
allein durch Weiterziichten in fremden Tierspecies laBt sich die Virulenz 
fiir die hochempfangliche Tierart beeinflussen, sondern auch durch manche 
andere Hilfsmittel. Durch chemische Zusatzfliissigkeit laBt sich die 
Virulenz bedeutend abschwachen. So benutzte Behring zur Her- 
stellung eines abgeschwachten Impfstoffes Zusatze von Jodtrichlorid und 
benutzte als ersten schwachsten Impfstoff Tetanuskulturen, welche den 
bedeutendsten Zusatz an Jodtrichlorid enthielten (0,25 JC1 8 ) (24). Warme 
schwacht die Virulenz, so daB man durch Einwirkenlassen verschiedener 
Hitzegrade beliebig abgeschwachte Kulturen erhalten kann (Rauschbrand- 


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472 


Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 55. Heft 6. 


impfung) (25). Insolation bewirkt Mitigation, ebenso ungehinderter Luft- 
zutritt. Pasteur (nach Loeffler) konnte durch Umztichten von Ge- 
flfigelcholerakulturen von Bouillon in Bouillon in monatlichen Zwischen- 
raumen eine Abnahrae der Virulenz beobachten derart, daB bei intra- 
muskularer Einimpfung Hiihner nur lokale, zur AbstoBung eines Teiles 
des Muskels ffihrende Entzfindung aufwiesen, aber nicht starben. Stick- 
do rn (26) konnte durch tSgliches Umzuchten von Rotlaufkulturen von 
Bouillon auf Agar und uingekehrt eine allmahliche Virulenzabnahine 
bis zur vollstfindigen Avirulenz fur Miiuse nachweisen. 

Eigentliche Literatur iiber mein Titelthema konnte ich nicht finden. 
Nur Stickdorn bringt in seinen Beitragen zur Biologie des Rotlauf- 
bacillus Untersuchungen, wie vorhin erwahnt wurde, fiber kfinstliche 
VirulenzabschwSchungen des Rotlaufbacillus. Des weiteren prfifte er 
den EinfluB von Rotlauf-Coli-Mischkulturen auf mit Rotlaufserum passiv 
immunisierte Mause und konnte konstatieren, daB Mfiuse, passiv immu- 
nisiert, eine Rotlaufinfektion eher ertragen als eine Rotlauf-C o 1 i-Infektion. 
Meine Versuche sollten den Zweck verfolgen, diese Versuche Stick- 
dorns weiter auszubauen, den EinfluB der verschiedensten Bakterien- 
arten auf den Rotlaufbacillus sowohl im Reagensglas als im Tierversuch 
festzustellen. Ferner wollte ich den EinfluB der Misch- und Sekundar- 
infektionen auf den Verlauf der Rotlaufimmunitat nfiher studieren und 
schlieBlich an Kaninchen prfifen, ob einzelne Bakterienarten imstande 
sind, eine aktive Immunisierung an diesen Tieren bezw. die Gewinnung 
vollwertigen Rotlaufserums ungfinstig zu beeinflussen. 

Zu meinen Versuchen benutzte ich nachfolgende Bakterienarten, 
fiber deren Artkennzeichen, Wachstumserscheinungen ich kurz berichten 
mochte: 

1) Rotlaufstamm 36. Die Bezeichnung ist den hier geffihrten An- 
staltsprotokollen entnommen. Dieser Stamm diente wahrend der dies- 
jahrigen Impfsaison als Stammkultur zur Impfung der Versandtkulturen. 
In Gelatinestichkulturen entwickelte sich die Erscheinung der typischen 
Glfiserbfirstenform, das von Lorenz (27) beobachtete kugelige Wachs- 
tum von besonders virulenten Stammen zeigte er nicht. Auf Agar 
wachsen feine, durchscheinende, Tautropfchen nicht un&hnliche Kulturen; 
Bouillon wird wolkig getrfibt, spater bildet sich Bodenbelag, der sich 
beim Schfitteln zopfahnlich emporwirbelt. 

2) Schweineseuche 18 (Anstaltsbezeichnung). Denselben ztichteten 
wir aus den Organen eines an Schweineseuche eingegangenen Schweines 
durch Herstellung einer Organverreibung und Weiterimpfung auf graue 
Mause. Er trubt die Bouillon gleichmaBig, dieselbe bleibt aber immer 
verhfiltnismaBig durchscheinend. Auf Agar wachst er in Form kleiner, 
blaulicher, feuchter Kolonieen. Gelatinekultur zeigt feinkornigen Stich- 
kanal. 

3) Staphylokokkenstamm. Die Bouillon wird vollstfindig getrfibt, 
unter Bildung eines groben, zopfahnlichen Bodenbelages. Gelatinestich- 
kultur anfangs wenig charakteristisch, nach wenigen Tagen begiunt die 
Gelatine von oben sackformig zu verflfissigen (kollolytisches Ferment). 
Auf Schragagar wachst er in Form grauweiBer Kulturen oder eines 
schleimigen Belages, alte Kulturen nehmen einen mehr weiBlichen Farben- 
ton an. 

4) Streptokokkenstamm. Derselbe wurde aus Eiter gezfichtet. Er 
gehort dem Typus des Strept. brevis an und unterscheidet sich des- 
halb auch von dem gewohnlich zu langeren Ketten auswachsenden 


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Falk, EinfluB der Misch- und Sekundarinfektion auf den Rotlaufbacillus etc. 473 


Drusestreptococcus durch sein Wachstum in gewohnlicher Nahr- 
bouillon. Der Drusestreptococcus triibt dieselbe aufangs diffus, 
bildet einen kornigen Bodensatz, wahrend sich die dariibersteheude 
Fliissigkeit allmahlich klart. Mein Versuchsstamm bildet keinen oder 
kaum raerklichen Bodensatz, die Bouillon bleibt gleichmaBig triibe. Ge- 
latinestichkultur wenig charakteristisch, auf Agar bildet sich bald ein 
hauchartiger Belag, bald ein feinkorniger Rasen, der aus feiusten, grau- 
weiBen Kolonieen besteht. 

5) Bacillus suipestifer. Denselben konnte ich aus einem 
Schweine ziichten, das bei dem Sektionsbefunde eine fibrose Pericarditis 
und hamorrhagische Nephritis aufwies. Auf Schragagar wachsen inner- 
halb 24 Stunden weiBlich-graue, rundliche, glatt berandete Kolonieen, 
Bouillon triibt sich difi'us, ein Oberfiachenhautchen tritt nicht auf, jedoch 
entsteht am Glase manchmal ein weiBlicher Ring. In Gelatine bildet 
sich um die Einstichoffnung ein konzentrischer weiBer Ring, Stichkanal 
ist nicht charakteristisch, ziemlich feinkornig. Milch gerinnt nicht. 

6) Paratyphusstamm. Denselben ziichteten wir aus der Lunge eines 
Kalbes. Nach Mitteilungen von Schmitt (7) und Ledschler (28) ist 
die Paratyphusgruppe B als Krankheitserreger in Kalbern haufig zu be- 
obachten, noch haufiger in eigenartigen Organnekrosen von Leber und 
Milz zu linden. Im mikroskopischen Bild finden sich zahlreiche, kurze, 
plumpe Stabchen mit abgerundeten Enden, selten sieht man sie zu Haufen 
beieinander. Er ist gramnegativ. In Agarausstrichen wachsen isolierte 
oder zusammenflieBende, glattrandige, grauweiBe, leicht durchscheinende 
Kolonieen, die nur leicht sich uber die Oberflache hervorwolben. Die 
Konsistenz ist schleimig. Gelatine wird nicht verfiiissigt, die Stich- 
offnung ist nur wenig verbreitert, der Stichkanal nicht typisch. Bouillon 
triibt sich diffus unter Bildung eines Bodensatzes, nach einigen Wochen 
bildet sich ein feines Oberfiachenhautchen. Milch gerinnt nicht, spater 
wird sie molkeahnlich. Auf Indolreaktion, Wachstum in Traubeuzucker- 
und Milchzuckerpeptonlosung, Loefflersche Typhuslosung und andere 
Gruppenreagentien priifte ich meinen Versuchsstamm nicht, da mir sein 
Artcharakter gesichert schien. 

7) Einen Coli-Stamm. Aus dem Darme eines notgeschlachteten 
Schweines entnahm ich in der Gegend der Ileocoekalklappe mit steriler 
Oese etwas Darmschleim. verdunnte diesen in Bouillonrohrchen, und 
benutzte letztere zum GieBen von Platten. Daraus war es ein leichtes, 
eine Reinkultur von Coli zu erhalten. Gelatinestichkultur zeigt einen 
mehr grobkornigen Stichkanal; auf Agar wachsen gelbliche, manchmal 
perlmutterglanzende, unregelmaBig gelappte Kulturen, die nach langerer 
Zeit einen braunlichen Farbenton annehmen. Milch wird noch nach 
2mal 24 Stunden im Briitofen geronnen, in Bouillon tritt eine fiockige, 
diffuse Trubung auf. Von den iibrigen Darmparasiten bakteriellen Ur- 
sprungs, die im gesunden Darme des Schweines immer zu finden sind (29), 
glaubte ich absehen zu diirfen, da sie im Rahmen meiner engeren Arbeit 
nicht in Betracht kamen. Streptokokken und Staphylokokken benutzte 
ich deshalb, weil sie als Erreger lokaler Eiterungen gerade in der Impf- 
technik eine gewisse Rolle spielen. 

I. Teil. Rcagcnsglasyersuclie. 

Zu Beginn meiner Untersuchungen impfte ich 6 Bouillonrohrchen 
mit je 1 Oese meiner Rotlaufstammkultur (R 36) und eines meiner Ver- 
suchsstamme, so daB ich also folgende Versuchsreihe besaB: Rotlauf -f 


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474 


Centralbl. f. Bakt. etc. 1. Abt. Originate. Bd. 55. Heft 6. 


Coli, Rotlauf-f Schweineseuche, Rotlauf -f Paratyphus, Rotlauf+Sui- 
pestifer, Rotlauf -f- Streptokokken, Rotlauf + Staphylokokkeu. In einer 
Parallelreihe stellte ich mir von meinen Stammen Einzelkulturen her, 
also Rotlauf, Coli, Suipestifer, Paratyphus usw. Ich lieB nun alle 
Rohrchen 2 Tage im Brutofen wachsen und stellte dann an grauen 
Mausen folgenden Versuch an: Zunkchst impfte ich je 2 M8.use mit 
0,01 einer raeiner Mischkulturen, in denen also Rotlauf mit einer 
anderen Bakterienart zusammen 2 Tage gewachsen war. Zu gleicher 
Zeit impfte ich graue Mause, indein ich ihnen 0,01 Rotlaufkultur und 
gleich darauf 0,01 einer meiner getrennt angelegten Kulturen der Parallel¬ 
reihe in gleicher Art, also subkutan und intraperitoneal, injizierte. 


R 36 + Coli (Mischkultur) 
Dosis 0,01 

R 36 0,01 1 

Coli 0,01 / getrennt 

R 36 + S 18 (Mischkultur) 
Dosis 0,01 

R 36 0,011 , 

S 18 0,01 / getrennt 

R 36 + P (Mischkultur) 
Dosis 0,01 

R 36 0,011 , 

P 0 01 (gctrennnt 

R 36 + Parat. (Mischkultur) 
Dosis 0,1 

R 36 

Parat 

R 36 + Strept. (Mischkultur) 
Dosis 0,01 

R 36 0,011 . 

Strept. 0,01 ) getrennt 

R 36 + Staph. (Mischkultur) 
Dosis 0,01 

R 36 0,011 „ . , . 

Strept. 0,01 / getrennt 


0,01 } getrennt 


Tabelle I. 

2 crane Mause I intraperitoneal fid 
2 graue Mause | 8ubkutan t ^ 

, , f intraperitoneal + 2'L 

dgL \ subkutan f 3 l / 4 

{ intraperitoneal f 1 
subkutan f l l / t 

f intraperitoneal t 2 
” ( subkutan f 2 

f intraperitoneal f l 1 /, 
” \ subkutan t Id 

/ intraperitoneal f 2“/ 4 
” ( subkutan f 2 1 /, 

J intraperitoneal f 2 1 /, 
” \ subkutan -f 2*^ 

| intraperitoneal + 3 1 /, 
” ( subkutan f 3'/, 

/ intraperitoneal + 2 1 /, 

” | subkutan f 2 1 /, 

/ intraperitoneal + 2 
” ( subkutan f 2 1 / t 

I intraperitoneal f 2'/, 

” \ subkutan f 2*/ 4 

f intraperitoneal f VI, 

” l subkutan f 2 


Das Resultat ist uberraschend: Augenscheinlich tritt bei gemein- 
samem Wachstum von Rotlauf und Coli, Rotlauf und Schweineseuche, 
Rotlauf und Suipestifer, Rotlauf und Paratyphus eine Virulenzerhohung 
ein, die sich dadurch kundgibt, daGi Mause, welche 0,01 einer dieser 
Mischkulturen eingeimpft erhalten, bedeutend friiher sterben als Kontroll- 
mause, welche diese Kulturen getrennt und nacheinander erhalten; wenn 
auch in derselben Menge. Nur bei Streptokokken und Staphylokokken 
scheint das Gegenteil der Fall zu sein, indem hier die Mause, die hier 
Mischkultur erhalten, spiiter eingingen als die mit Rotlauf und Strepto- 
kokkeu oder Staphylokokken getrennt geimpften. Es scheint in diesem 
Falle durch das gemeinsame Wachstum in gleichem Nahrsubstrate eine 
gewisse Hemmung in Wachstum und Virulenz aufzutreten. Spiiter aller- 
dings klarte sich dieses eigentiimliche und von der vorhin nachgewiesenen 
Regel abweichende Verhalten in sehr einfacher Weise auf. Man muB 
bei der Verwertung von Versuchsresultaten zu bindenden Schliissen sehr 
vorsichtig sein, denn immer und immer wieder konnte ich konstatieren, 


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Falk, EinfluB der Misch- und Sekundarinfektion auf den Rotlaufbacillus etc. 475 


Tabelle II. 




I. Prufung 

II. Prufung 

III. Prufung 

1 


26. August 

21. Oktober 

12. November 

R 36 + Coli (Mischk.) 

2 graue Mause 

intraperitoneal 1 

V, 

37, 

Dosis 0,01 

subkutan I 1 ,/* 

IV. 

17, 

R 36 + Staph. (Mischk.) 
Dosiss 0,01 

dgl. 

intraperitoneal 2 1 /, 

27, 

37, 

subkutan 2 3 / 4 

2 

27, 

R 36 + Parat. (Mischk.) 


intraperitoneal 2 1 / 1 

37, 

27, 

Dosis 0,01 


subkutan 2'/, 

3 

3-37, 

R 36 P. (Mischk.) 


intraperitoneal 1 

274 

i 1 /. 

Dosis 0,01 


subkutan l 1 /, 

1/ 

2 

3-37, 

R 36 + S 18 (Mischk.) 


intraperitoneal 1 

7, 

!7, 

2-27, 

Dosis 0,01 


subkutan 1 */, 

27, 

R 36 + S 18 (von Bouil- 

it 

intraperitoneal 1 

37, 

— 

Ion auf Bouillon) 
Dosis 0,01 


subkutan l 1 /. 

37, 


R 36 + S 18 (Agar auf 

tt 

intraperitoneal 1 

37, 

— 

Agar) 

Dosis 0,01 


subkutan l 1 /. 

37, 


R 36 + Str. (Mischk.) 

it 

intraperitoneal 2 1 /, 

lebt 

Ausfall 

Dosis 0,01 


subkutan 2 1 /, 

27, 

37, 

R 36 + Str. (Bouillon 

a 

intraperitoneal 2 1 /, 

27, 

4d 

auf Bouillon) 

Dosis 0,01 


subkutan 2 1 /, 

lebt 

lebt 

R 36 + Str. (Agar auf 

tt 

intraperitoneal 2 1 /, 

it 

it 

Agar) 

Dosis 0,01 


subkutan 2 1 /, 

it 

It 


daB graue Mause ein zu unsicheres Versuchsmaterial sind, daB man inner- 
halb derselben Versuchsreihe teilweise widersprechende Resultate zu er- 
halten gefaBt sein mufi. Trotzdem ist dieses Ergebnis keineswegs fiber - 
raschend, wie ich mich im weiteren Verlaufe meiner Untersuchungen 
uberzeugte. Die weitere Frage war nun die, ob sich diese Virulenz 
durch kaufiges Umstechen von Bouillon auf Agar ver&ndern laBt, ob, wie 
Stickdorn bei Rotlauf nachgewiesen hat, eine rasche Abnahme herbei- 
gefiihrt wird. Nach 25maligem Generationswechsel prfifte ich zum zweiten- 
male meine Mischkulturen. Das Resultat ist bei alien Stammen mit Aus- 
nahme des Rotlauf-Streptokokkenstammes dasselbe, eine Virulenzabnahme 
war innerhalb dieser Zeit nicht zu konstatieren. Nach weiterem lOmaligen 
Turnus prtifte ich wieder, hier scheint nun allerdings die Virulenz zu 
schwanken und eine kleine Virulenzabnahme ist wohl vorhanden. Urn 
nun den EinfluB des Nahrbodenwechsels zu prufen, legte ich bei Rotlauf 
-}- Schweineseuche Stamm 18 2 Parallelreihen an, indem ich eine Ivultur 
nur auf Bouillon umziichtete und eine taglich auf Agar. Schon bei der 
erstmaligen Prufung stellte sich eine rapide Abnahme der Virulenz ein; 
wir haben also die Tatsache vor Augen, daB bei Nahrbodenwechsel die 
Virulenz von Mischkulturen sich lange Zeit auf der gleichen Hohe mit 
kleinen Schwankungen innerhalb enger Grenzen erhSlt, daB es durch tGg- 
liches Umzuchten auf dem gleichen Nahrboden sehr leicht gelingt, eine 
bedeutende Virulenzabnahme zu erhalten. Dasselbe Verfahren wandte ich 
bei R -f- Strept.-Mischkultur an, indem ich ebenfalls eine Kultur nur auf 
Bouillon und eine auf Agar umziichtete. Die Mause der Parallelreihe 


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476 


Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt Origiuale. Bd. 55. Heft 6. 


starben nach der ersten Priifung nicht mehr, nach der zweiten Priifung 
starb eine. Ich hatte aus Griinden, die ich nachher anfiihreu will, der 
taglicli umgeziichteteu Kultur wieder frisch Rotlauf eingeirapft. Es war 
mir namlich schon bei raeinen wiederholten mikroskopischen Priifungen 
meiner Kulturen auf Reinheit aufgefallen, daB ich in Rotlauf-Strepto- 
kokkeumischkulturen keine Rotlaufbacillen nachweisen konnte, Oder uur 
in Mengen, die immer mehr abnahmen. Als nun mein erstes Priifungs- 
resultat damit endete, daB eine Maus am Leben blieb, glaubte ich, einen 
technischen Fehler begangen zu liaben und ich impfte den Kulturen eine 
Oese meines R 36 ein. 

Trotzdein war das Resultat bei meiner 3. Priifung das gleiche, die 
Virulenz nahm ab und verschwand ganz. Aus Bouillonausstrichen konnte 
ich keine Rotlaufbacillen finden. Es herrscht demnach zwischen Rotlauf 
und Streptokokken ein Antagouismus des Wachstums und scheinbar aucli 
der Funktion, indem aus den Mischkulturen die Rotlaufstabchen allinah- 
licli verschwinden. DaB sich Rotlauf und Streptokokken durch 2-tagiges 
Wachstum in demselben Glase in ihrer Wirkung hemmen und beein- 
flussen, schlieBe ich daraus, daB Mause, welche Rotlauf und Strepto¬ 
kokken getrennt injiziert erhalten, friiher sterben, als mit Rotlauf-Strepto- 
kokkenmischkulturen geimpfte. Auf diesen Antagonismus werde ich in 
meinen Kaninchenversuchen wieder zuriickgreifen, da er bei meinen 
dortigen Versuchen eine bedeutende Rolle spielt. 

Derselbe Antagonismus, aber in umgekehrter Richtung, besteht 
zwischen Rotlauf und Streptokokken, indem in gemeinsamen Kulturen 
Rotlaufstabchen sich weiter entwickeln, wahrend die Staphylokokken immer 
sparlicher werden, ein klagliches Dasein fristen und langsam verschwinden. 
Die Rotlaufvirulenz dieser Mischkulturen bleibt bestehen. Eine weitere 
interessante Feststellung konnte ich im Verlaufe dieser Versuche machen. 
Natiirlich kam es, um meinen Versuchen die notige Beweiskraft zu ver- 
leihen, darauf an, in all den eingegangenen Mausen, die mit Rotlauf- 
mischkulturen geimpft worden waren, in den Organen den Rotlaufbacillus 
nachzuweisen. Dabei stellte sich heraus, daB, wenn Mause selir fruli 
starben, z. B. nach 1 Tage, es mir nie moglich war, Rotlauf in mikro¬ 
skopischen Ausstrichpr&paraten, noch auf Agarausstrichen nachzuweisen, 
wahrend es z. B. bei Mausen, die mit Rotlauf-Coli geimpft waren und 
nach l 1 ^ Tagen oder noch spater starben, leicht war, Rotlauf nachzuweisen. 
Ich glaube hierin die experimentelle Bestatigung fur eine schon langst 
bekannte Tatsache zu finden. Es kam vor, daB wir Organe eines ein¬ 
gegangenen Schweines zur Untersuchung erhielten, welches nach ana- 
mnestischen Vorbericht und Obduktionsbefund sicher an Rotlauf ein- 
gegangen war, aber trotzdem gelang es uns nicht, durch mikroskopische 
Untersuchung Rotlaufbacillen nachzuweisen. 

Meinen Rotlaufstamm zuchtete ich abwechselnd von Bouillon auf 
Agar um. Er behielt seine urspriingliche Virulenz hartnackig bei, so 
daB ich nach 30maligem Generationswechsel ihn nur noch auf Bouillon 
umziichtete, um schnellere Virulenzabnahme zu erreichen. 


20. Juli 
4. Aug. 

21. Aug. 
14. Sept. 

2. Okt. 
21. Okt. 

3. Nov. 


2 


Tabelle III. 

graue Mause | subkutan + 2 l / t + 2*/ 4 


dgl. 


t I 1 /, t 2*/, 
t 2 f 2 V, 


yy 

yt 

yy 


t i l / 5 t i 8 /„ 
t3 13 
r 2 f 2 V, 
+ 4 lebt* 


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Falk, EinfluB der Misch- und Sekundarinfektion auf den Rotlaufbacillue etc. 477 

Auffallend sind die auftretenden Riickschlage in der Virulenz, zu 
einer Zeit, wo die vorhergegangene Priifung bereits eine merkliche 
Virulenzabnahme ergeben hatte. Ob individuelle Disposition der Mause 
als hinreichender Erklarungsgrund kierfiir gelten kann, ist fraglich. Nach- 
dem mein Stamm so geschwacht war, daB eine Maus wenigstens am 
Leben blieb, wollte ich priifen, ob eine Mischinfektion geeignet ist, einen 
avirulenten Stamm oder geschwiichten Rotlaufstamm wieder virulenter 
zu machen. Ich beniitzte hierzu meinen Coli-Stamm und meinen ab- 
geschwachten Rotlaufstamm, und stellte mir eine Mischkultur her. Von 
Streptokokken und Staphylokokken glaubte ich auf Grund festgestellten 
Antagonismus absehen zu durfen. Zu meinen Versuchen beniitzte ich 
weiBe Mause, da sie nach Stickdorn gegen Coli unempfindlich sind. 
Ich impfte also 2 weiBe Mause mit 0,01 meiner 2-tagigen Rotlauf-Coli- 
Mischkultur und 2 mit Rotlaufkultur allein. Die letzteren starben nach 
2 3 | 4 Tagen, die Mause, die Rotlauf-J- Coli erhielten, lebten vielleicht 
6 Stunden Linger. Coli ist also in diesem Falle im Gegensatze zu hoch- 
virulenten Rotlaufstammen nicht in der Lage, einen abgeschwachten Rot¬ 
laufstamm wieder virulenter zu machen. 

II. Tell. Versuche an MHusen. 

Im AnschluB und zur Erweiterung von Stickdorns Versuchen suchte 
ich den EinfluB von Misch- und Sekundarinfektionen auf die Rotlauf- 
immunisierung an grauen Mausen festzustellen. Ich lehnte mich bei meinen 
Versuchen ganz dem im hiesigen Institut gebr&uchlichen Prufungsmodus 
an, indem ich den Mausen die Serumdosis in den ublichen Mengen von 
0,0066, 0,01 und 0,015 injizierte und nach 1 Stunde, urn dem Organismus 
geniigend Zeit zu Iassen, den Immunkorper des Serums zu aktivieren, 
erst die Kultur 0,01. Sowohl Serum als Kultur gab ich subkutan. Zu- 
nachst muB ich vorausschicken, daB Impfversuche mit Mischkulturen nur 
einen bedingten Wert besitzen, da man mit einheitlicher Dosis arbeiten 
muB und z. B. 0,01 Schweineseuchekultur innerhalb 24 Stunden totet. 
Nur durch Versuche, die den Vorgang der Sekundarinfektion nachahmen, 
laBt sich feststellen, ob und inwieweit eine nachfolgende Infektion die 
kiinstliche Immunisation mit Rotlauf beeintluBt. Man ist eben hier in 
der angenehmen Lage, die Dosis der Sekundarkultur nach Belieben 
wahlen zu konnen. Nachdem gerade die Frage der Misch- und Sekundar¬ 
infektionen fur die Praxis von schwerwiegender Bedeutung ist, so kam 
es mir vor allem darauf an, zu priifen, ob eine eben noch todliche oder 
untertodliche Dosis einer anderen Bakterienart den Vorgang der Immuni¬ 
sation ungunstig beeinflufit. Es war nun meine erste Aufgabe, den 
Grad der Virulenz meiner Versuchsstamme fur Mause naher zu be- 
stimmen. Mein Staphylococcus war in der Dosis Vioo fur Mause 
nie pathogen, weiBe Mause verhielten sich gegen dieselbe Dosis meines 
Coli-Stammes absolut resistent, graue Mause waren gegen diese Dosis 
Coli nicht immer unempfindlich, sie verhielten sich schwankend, ebenso 
gegen Streptokokken. 

Trotzdem glaubte ich, fur alle diese Stamme die Dosis 0,01 bei- 
behalten zu durfen. Bac. suipestifer totete noch in Verdunnung 
1:1 Million innerhalb 7—9 Tagen, ebenso Paratyphus, der in dieser 
Verdunnung nicht mehr sicher totete. Ueber 1:1000000 hinauszu- 
gehen, also die untertodliche Dosis, fiir alle Falle festzustellen, schien 
mir wegen der Unsicherheit der Versuchstiere und der bei so hohen 


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Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 55. Heft 6. 


Dos is | 

Schweineseuche 

Bac. 

suipestifer 

Paratyphus 

1:100 

2 graue 
Dlkuse 

1 subk. f 1 */ a 

lip- + IV 4 I 

2 graue 
Mause 

1 subk. f 2 V, 
l ip- t 2 

2 graue 
DISuse 

/ subk. t 37. 

tip- +27, 

1 :1000 

dgl. 

1 subk. t 

l ip- t l*/ 4 

dgl. 

/ subk. t 5 
l ip- t 4 1 /,! 

dgl. 

f subk. f 6 
l ip- + 5 

1 :10000 

11 

( subk. f 2 1 ' 

l ip- t l 1 /. 

11 

/ subk. f 27 , 
lip. f 7 

II 

/ subk. f 0 

1 ip- + < 

1: 100000 

H 

f subk. f l”/ 4 

l ip- t 2V, 

11 

/ subk. f 7 
l ip- t 8 

II 

/ subk. f 9 

lip- +7 

1:1 000 000 

11 

/subk. f 27 . 

1 ip- t 2*/, 

11 

/ subk. t 77, 
l ip. f 8 

II 

( subk. lebt 
l ip. t 7 


Verdiinnungen unvermeidlichen Fehlerquellen nicht ratsam. Ich beniitzte 
also von beiden Stammen Vjoooooo zu nieinen Versuchen. 

Schweineseuche totete in dieser Verdiinnung innerhalb 2 V 2 Tagen, 
so dafi ich davon absehen muBte, wenigstens fiir Versuche mit Sekundiir- 
infektion. Bei diesen Priifungen gab ich Serum in der gleichen Menge 


Tabelle IV. 


Serum 39 

2 

graue 

Mause 

0,0066 

K. R. T. 2 

2 

11 

II 

0,01 

Dosis 0,01 subk. 

9 

6 j> n 

2 Kontrollen: 

0,005 

Serum 39 

2 

graue 

Mause 

lebt lebt 

K. R. 36 

2 

11 

11 

+ 7, „ 

lebt „ 

Dosis 0,01 subk. 

2 

11 

11 

2 Kontrollen: + l 3 / 4 , + 2 1 / i 

Serum 39 

2 

graue 

Miiuse 

57,> lebt 

(R 36 + Staph.) Mischkultur 

2 

n 

II 

+ 47,, + 77, 
+ 77„ + 87, 

Dosis 0,01 subk. 

2 

11 

II 

Serum 39 

2 

11 

11 

+ 87„ + 7 

R 36: Dosis 0,01 

2 

11 

11 

18, lebt 

Staph. 0,01 nach 1 Stde subk. 

9 

11 

11 

+ 47„ „ 

Serum 39 • 

2 

n 

II 

t 8 */,, lebt 

(R 36 + Strept.) Mischkultur 

Dosis 0,01 subk. 

2 

11 

11 

t leben 

2 

11 

11 

+ 

Serum 39 

2 

11 

II 

1 9, lebt 

R 36 0,01 subk. 

2 

11 

II 

+ 9, „ 

Strept. 0,01 nach 1 Stde subk. 

2 

11 

II 

+ 5, » 

Serum 39 

2 

ii 

11 

18, lebt 

(R 36 + P) Mischkultur 

2 

n 

11 

leben 

Dosis 0,01 subk. 

2 

11 

11 

t 77„ lebt 

Serum 39 

2 

11 

II 

+ 2 V,, lebt 

R 36 0,01 subk. 

2 

11 

II 

leben 

P- Vjoooooo nach 1 Stde subk. 

2 

11 

11 

+ 5, lebt 

Serum 39 

2 

n 

11 

+ 77 „ + 77, 
+ 47„ t 87, 

(R 36 + Parat.) Mischkultur 

2 

11 

11 

Dosis 0,01 subk. 

2 

11 

11 

+ 8,' +87, 

Serum 39 

2 

11 

f| 

f 77,, lebt 
t leben 

R 36 0,01 subk. 

2 

11 

II 

Parat. 7ioooooo nach 1 Stde subk. 

2 

11 

11 

+ 57„ + 77, 


und Art wie oben angegeben wurde, nach 1 Stunde ebenfalls Rotlauf- 
kultur und nach Verlauf einer weiteren Stunde von Coli, Streptokokken 
und Staphylokokken l /ioo> von Paratyphus und Bac. suipestifer V1000000 
subkutan. Nebenher lieli ich einen Ivontrollversuch mit Rotlaufserum 


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Falk, EinfluS der Misch- und Sekundarinfektion auf deh Rotlaufbacillus etc. 479 


Tabelle V. 

R 36 2 graue Mause 0,0066 t3, gesund 

Dosis 0,01 2 „ „ 0,01 167,, „ 

Serum 36 2 „ „ 0,015 leben 

2 Kontrollen: + 2‘/ a , t 3 


Serum 36 

(R 36 + Strept.) Mischkultur 
Dosis 0,01 subk. 

Serum 36 
R 36 0,01 subk. 

Strept. 0,01 ip. nach 1 Stde 

Serum 36 

(R 36 + Parat.) Mischkultur 
Dosis 0,01 subk. 

Serum 36 
R 36 0,01 subk. 

Parat. */ioooooo 00,1 nach 1 Stde subk. 
Serum 36 

(R 36 + S 18) Mischkultur 
Dosis 0,01 

Serum 36 
R 36 0,01 subk. 


Serum 36 

(R 36 + Coli) Mischkultur 
Dosis 0,01 subk. 

Serum 36 

R 36 Dosis 0,01 subk. 

Coli 0,01 subk. 

Serum 36 
R 36 0,01 subk. 

Coli 0,01 ip. nach 1 Stde subk. 


2 graue Mause + l 8 /,, lebt 
2 „ „ leben 

2 „ „ t 8, lebt 

2 „ „ f 67„ t 10 

2 „ „ t 4 1 /„ t 7 1 /, 

2 „ „ t 67,, lebt 

2 „ „ t 67,, t 7 

2 „ „ f 1 % f 57, 

2 „ „ + 47„ t 57, 

2 „ „ t 37,. t 67, 

2 „ „ + 5‘/„ f 8 

2 „ „ t 67,, t 6*/, 

2 „ „ t 27„ t 3 

2 „ „ t 37 4 , t 87, 

2 „ „ t 5, f 77, 

2 weiBe Mause 0,0066 f 5, + 5 1 /, 
2 „ „ 0,01 leben 

2 „ „ 0,015 

2 Kontrollen: f 2, + 27, 

2 weifie Miiuse + 7, + 9 


2 

2 

2 

2 

2 

2 

2 

2 


krank, + 97, 
t 67„ lebt ' 

t 77„ t 8 
t 8, f 6‘/, 

leben 

t 2*/,» f 47, 
t 5V„ t 77, 

t 67,, lebt 


und Rotlaufkultur allein folgen. Ich glaubte in der Wahl meines Serums 
besonders gliicklich gewesen zu sein, als bei der SchluBpriifung diese 
Serienreihe sich in der Dosis 0,015 als sicher schiitzend bewies, walirend 


Kpm.-Serum 9 
Serumdosis 0,0066, 0,01 und 0,015 


Kultur 7 r 


a. St. nach 6 Stdn subk. 


Tabelle VI. 

2 graue Mause 0,0066 + 2, lebt 

2 „ „ 0,01 f 27,, „ 

2 „ „ 0,015 f 27,. f 47, 

2 Kontrollen: f */ v f 1 


1 graue Maus 0,0066 + l 1 /. 

3 graue Miiuse 0,01 + 2 1 /,, f 27,, lebt 


| 2 , f t- 

0,015 t 6'/,, lebt 


0,01 

0,015 


Kpm.-Serum 9 

Miiuse, die aus einer Rotlaufprufung ent- 
lassen waren 

Kultur und Serum wie oben 

Rotlaufserum 95 
Serum wie gewohnlich 
Kultur R 36 subk. 

Rotlaufserum 95 

Miiuse, welche aus einer Kalberpneumonie- 
priifung entlassen waren 
Sonst wie vorher 

sie in den niedrigeren Dosen gegen R. F 2, den neuerdings zu Priifungeu 
dienenden Stamm, versagte. Mein Versuch init diesem Serum und 
meinem Rotlaufversuclisstamm R 36 fallt ganz entgegengesetzt aus: 
Gegen meinen Stamm schiitzt das Serum aucli in der minimalsten Dosis. 


leben 

t 27,, t 8 

leben 

t 57,, lebt 


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480 


Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 55. Heft 6. 


Wie die haufig gemachte Beobachtung, daB PriifungsmSuse nach 7 Tagen 
noch an Rotlauf starben, zu erklaren ist, ist noch unsicher. Der Er- 
klarungsversuch, daB ira Impfstichkanal Rotlaufbacillen zuriickbleiben, 
die sich dann spSter vermehren, scheint mir sehr gezwungen [Marx (30)]. 
Aus diesen beiden Serumpriifungen ist das eine ersichtlich, daB in der 
Virulenz der einzelnen Rotlaufstamme bedeutende Unterschiede bestehen. 
Ich glaube auch annehmen zu diirfen, daB mein Rotlaufversuchsstamm 
sich zu sehr zum Laboratoriumsstamin entwickelt, daB er seine Originalitat 
eingebiiBt hat. Es ist ein Haupterfordernis, die Rotlaufstamme in den 
Serumlaboratorien moglichst originar zu erhalten. Betrachten wirTabellelV 
(Schweineseucheversuch, Tabelle V), so sehen wir, daB bei Rotlauf-, Sta- 
phylokokken-, Pest- und Paratyphusmischinfektion alle Mause sterben, 
daB das Serum versagt. Eine Regelm&Bigkeit in dem Sinne, daB Mause 
mit der niedrigsten Serumdosis am haufigsten sterben, konnte ich nicht 
feststellen. An sich ist, wie schon bemerkt, der Rotlaufmischinfektions- 
versuch nicht beweiskraftig, wenn man bedenkt, daB l / l00 der Sekundar- 
kultur von Paratyphus und Suipestifer innerhalb der kiirzesten Zeit 
allein zu toten imstande ist. Ueberlegt man aber, daB Vioo Schweineseuche 
innerhalb 48 Stunden graue Mause totet, so ist es direkt auffallend, wenn 
Mause, die Rotlaufserum und Rotlauf-Schweineseuchemischkultur erhalten, 
erst nach 5 Tagen sterben. Joest (31) hat hierfiir die Erkldrung ge- 
geben, indem er nachwies, daB normales Serum die Resistenz bedeutend 
erhoht, daB also in unserem Falle das Rotlaufserum die Widerstands- 
fdhigkeit gegen den zweiten Infektionserreger starkt. 

Auch bei Versuchen mit Sekundarinfektion vermag das hochwertige 
Serum im allgemeinen nicht zu schiitzen, obwohl doch gerade hier mit 
minimalen Quantitaten (Paratyphus Vioooooo) gearbeitet wurde. Wenig 
befriedigt hat der Versuch mit Suipestifer und Streptococcus. 
In Tabelle V habe ich nun einen analogen Versuch niedergelegt. 

Bei einem Vergleiche beider Tabellen tritt die Erscheinung zutage, 
daB bei all diesen Versuchen das Rotlaufserum eine bedeutende Rolle 
spielt, daB ein hochwertiges Serum eine gleichzeitige Misch- oder nach- 
folgende Sekundarinfektion leichter zu paralysieren vermag als ein mittel- 
wertiges. Die Frage ist nun die, wie lange eine unter dem EinfluB einer 
gleichzeitig bestehenden Mischinfektion zustande gekommene Immunitat 
anhalt, besonders wenn man sich vergegenwartigt, daB man fur Zwecke 
der praktischen Rotlaufimmunisierung kein zu hochwertiges Serum ver- 
wenden darf, um den Impfschutz moglichst lang anhaltend zu gestalten. 
Mittelwertiges Serum bei gleichzeitig stattfindender Misch- oder Sekundar¬ 
infektion schiitzt gegen Rotlaufinfektion gar nicht, etwas besser hoch¬ 
wertiges Serum. Die Konsequenz, die sich hieraus ergibt, ist die, daB 
man nur reines Serum- und Kulturmaterial verwenden darf; daB man 
auf peinliche Anti- und Asepsis achten muB. DaB lokale Entziindungen 
im Bereiche der Impfstellen nicht harmloser Natur sind, daB sie vielmehr 
eine aktive Immunitat illusorisch machen oder wenigstens in ihrer Dauer 
ungiinstig beeinflussen, kann man aus meinen Versuchen mit Staphylo- 
kokken, Streptokokken und Coli folgern. DaB man auch nur gesunde 
Schweine impft, also keine offensichtlich oder latent kranken Tiere, ist 
kaum notwendig zu erwahnen. Meine Versuche mit Coli machte ich 
mit weiBen Mausen, da dieselben nach Stickdorn gegen Coli un- 
empfindlich sind. Meine Resultate weichen von denen Stickdorns 
insofern ab, als er konstatieren konnte, daB die mit Rotlauf und Coli 
geimpften Mause friiher starben als die mit Rotlauf geimpften Mause. 


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Falk, EinfluB der Misch- und Sekundarinfektion auf den Rotlaufbacillus etc. 481 


Stick dor ns anfangliche Versuche waren auch weniger befriedigend, er 
fiihrte die Ursache auf einen entwickelungshemmenden EintiuB des 
Karbolglyzerins ini Serum zuriick. Er gab deshalb die Coli-Kultur 
intraperitoneal. Ich schlug in einem Parallelversuche das gleiche Ver- 
fahren ein und in der Tat konnte ich auch jetzt ein ahnliches Resultat 
verzeichnen, es starben die Mause, die die Coli-Kultur intraperitoneal 
erhielten, friiher als die, welche Coli subkutan erhalten hatten, ebenso 
friiher als die mit Rotlauf allein geimpften Mause. Ich fiihre diesen 
festgestellten Unterschied auf die Art der Applikation zuriick, weniger 
auf einen hemmenden EinfluB der Konservierungsflussigkeit. 

Interessant sind meine Versuchsergebnisse bei Streptokokken-, Misch- 
und Sekundarinfektion, indem bei letzterer das Rotlaufserum weniger 
schiitzt als bei Mischinfektion. Ich glaube, zur Erklarung dieser Er- 
scheinung auf den von mir festgestellten Antagonismus zwischen Rotlauf 
und Streptokokken hinweisen zu diirfen, wie er sich bei geineinsaniem 
Wachstum kundgibt und bei Mischinfektionsversuchen verwandte ich ja 
tatsachlich Bouillonkulturen, die Rotlauf und Streptokokken gemeinsam 
enthielten. Aus alledem darf wohl gefolgert werden, daB bestehende 
Mischinfektion eine Rotlaufimmunisierungunmoglich macht oder wenigstens 
beeintrachtigt. Wie lange in letzterem Falle eine solche anhalt, konnte 
natiirlich nur durch Untersuchungen an Schweinen festgestellt werden; 
wie iiberhaupt diese Mauseversuche nur einen relativen AnalogieschluB 
auf das Verhalten im Schweineorganismus gestatten, denn immer und 
immer wieder muBte ich mich iiberzeugen, daB Mause ein zu unsicheres 
Versuchsobjekt sind, daB die Resultate innerhalb derselben Versuchs- 
reihe zu sehr schwanken. Aber trotzdem sind die Schlflsse, die ich be- 
ziiglich der Forderungen fiir die Praxis gezogen, konsequent und meine 
Versuche konnen nur als experimented Bestatigungen im kleinen gelten, 
was die praktische Erfahrung als schon l&ngst bestehend erkannt hat. 
In einer weiteren Versuchsreihe priifte ich, wie sich Mause, die aus einer 
Rotlaufprflfung als gesund entlassen worden waren, einer Infektion mit 
SeptikSmieerregern gegeniiber verhalten, wenn sie vorher mit polyvalentem 
Schweineseucbeserum passiv immunisiert waren. Ich gab also entlassenen 
Rotlaufmausen polyvalentes Seucheserum in denselben Dosen wie bei 
Rotlaufpriifungen, nach 6 Stunden aber erst Vioooooo aller unserer Seuche- 
stiimme. Nebenbei lieB ich einen Versuch an frischen Mausen gehen. 
Umgekehrt verfuhr ich mit Mausen, die aus einer Priifung mit Schweine- 
seucheserum entlassen worden waren, und priifte sie jetzt auf Rotlauf 
mit Serum 95 und Kultur 36. In der gleichen Weise lieB ich einen 
Kontrollversuch mit frischen Mausen folgen. Das Resultat (Tabelle VI) 
ist schwer zu deuten, es scheint jedoch, daB Mause, welche friiher eine 
Rotlauf- oder Seuchepriifung iiberstanden haben, bei einer nach kurzer 
Zeit nachfolgenden passiven Immunisierung mit Seuche- oder Rotlauf¬ 
serum einer Infektion mit Schweineseucheerregern oder Rotlauf besser 
zu widerstehen scheinen als frische Kontrolltiere. Ob durch die Serum- 
injektion der ersten Priifung die natiirliche Resistenz erhoht wurde oder 
ob eine erhohte Opsoninwirkung im Verlaufe der ersten Priifung ein- 
getreten ist, wage ich nicht zu entscheiden. So viel geht jedoch aus 
diesen letzten Versuchen hervor, daB eine kombinierte Impfung gegen 
Rotlauf und Schweineseuche eine Immunitat bezw. deren Zustandekommen 
nicht nachteilig beeinfluBt. 

Erstc Abt. Orig. Bd. 55. Heft 6. 31 


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482 


Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originale. Bd. 55. Heft 6. 


III. Kaniiiclienvcrsuckc. 

Als Objekt der Serumgewinnung dient aus rein praktischeu Griinden 
das Pferd. Durch steigende Mengen vollvirulenter Rotlaufkulturen sucht 
man dasselbe in seiner Immunitat gegen Rotlaui allmahlich holier zu 
treiben, wovon man sich durch Entnahme von Blutproben und Prfifungen 
an Mausen iiberzeugt. Nachdem die Kurve der Serumswertigkeit den 
gewfiuschten Punkt erreicht hat, entzieht man dem Pferde Blut durch 
AderlaB, welches nach einem bestimmten Modus behandelt und mit einem 
Phenolprfiparat konserviert wird. Durch Mischen verschiedenwertiger 
Serienreihen gewinnt man ein Serum, welches den in der Praxis lierr- 
schenden Bedfirfnissen. besonders nach einheitlichem Serumtiter an- 
gepaBt ist. Bei der Immunisierung der Pferde hat man mit bedeutenden 
individuellen Schwankungen zu rechnen, indem manche Pferde schon 
innerhalb der kiirzesten Zeit eine hochgradige Immunitat verraten, andere 
hinwieder erst nach langer Immunisierungsperiode diesen Zweck erreichen 
lassen. Haufig lfiBt sich auch beobachten, daB Pferde die anfanglichen 
Injektionen ohne nennenswerte Reaktion ertragen und am Encle der 
Immunisierungsperiode eine gewisse Ueberimmunitat verraten, und in 
kfirzester Zeit an Herzkollaps zugrunde gehen. Besonders haufig ist das 
bei Pferden der Fall, die gegen Kalberruhr immunisiert werden. Man 
hat aber bei immunisierungstechnischen Arbeiten nicht nur mit indivi¬ 
duellen Schwankungen zu rechnen, sondern es spielen hierein andere 
wesentliche Momente. Schreiber (32) auBert sich fiber seine Erfahrungen 
auf diesem Gebiete: „Wie das gleichzeitige Vorhandensein mehrerer 
Mikroorganismenarten bei Mischinfektion und das hintereinanderfolgende 
Eiudringen bei Sekundarinfektion nicht ohne Bedeutung ist, indem ent- 
weder die eine Art auf die andere durch Antagonismus entwickelungs- 
hemmend wirkt Oder im Gegenteil einen schwereren Verlauf der be- 
treffenden Infektionskrankheit bedingen, so habe ich auch in der immu¬ 
nisierungstechnischen Arbeit gefunden, daB sich manche Infektionskrank- 
heiten in der Antikorperbildung beeintiussen. Z. B. geben Rinder, welche 
mit Tuberkulose behaftet sind, nach Injektionen von Rotlaufbacillen ein 
bedeutend hochwertigeres Serum als tuberkulosefreie und umgekehrt sind 
Schweine, welche an Tuberkulose leiden, nicht zur besonderen Schutzstoff- 
bildung gegen Schweineseuche zu bringen. Pferde, welche sich wfihrend 
der Immunisierungsperiode gegen Rotlauf eine Streptokokkeninfektion 
zuziehen, geben absolut kein Serum.“ 

In ahnlicher Weise suchte ich nun an Kaninchen festzustellen, ob 
gewisse Bakterienarten die Schutzstoffbildung des Kaninchenorganismus 
gegen Rotlauf hemmend zu beeintiussen imstande sind. Stickdorn 
fand in seinen Versuchen, daB Kaninchen ein besseres Serum gegen 
Rotlauf zu liefern vermogen als Pferde. Ich hielt mich deswegen in 
meiner Versuchsanordnung genau an das von Stickdorn verwandte 
Verfahren, weil mir so alle Testversuche erspart blieben. Das erste 
Kaninchen (Tabelle VII —IX) immunisierte ich gegen Rotlauf, indem ich 
ihm 0,01 und 0,1 Kultur eines Rotlaufstamraes subkutan in 8-tagigen 
Zwischenraumen injizierte, dann zur intraperitonealen Applikation Qber- 
ging und ihm 0,4 und 0,5 innerhalb derselben Zeit injizierte. Kanin¬ 
chen II, III und IV behandelte ich ebenso, doch gab ich Kaninchen II 
neben jeder Rotlaufinjektion die gleiche Dosis Streptokokken, Kaninchen III 
die analoge Dosis Coli und Kaninchen IV so viel Mengen Staphylo- 
kokken als Rotlauf; Injektion wie bei Rotlauf und nacheinander. Durch 


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Falk, Einflufi der Misch- und Sekundarinfektion auf den Kotlaufbacillus etc. 483 


jedesmalige Feststellung des Lebendgewichtes iiberzeugte ich mich von 
dem Gesundheitszustande der Versuchstiere. Zunfichst war es mir nicht 
moglich, die Versuche zu gleicher Zeit abzuschliefien, da ich anfangs 
Verluste hatte. Bei Kaninchen III fallt eine bedeutende Gewichtsabnalmie 
auf, welche aber auf Konto einer interkurrierenden Krankheit zu setzen 
ist. Das Tier war entfiohen und wurde mit einer subkutanen Ober- 
sclienkelfraktur aufgefunden. Es erholte sich rasch wieder. 8 Tage nach 
der letzten Impfung lieB ich die Tiere entbluten, lieB das Serum ini 
Brutofen und im Keller absetzen und konservierte dasselbe mit 0,4 Proz. 
Diaphtherin, eiuem neuerdings mit Vorliebe verwendeten chemischen 
Praparate. Nach weiteren 8 Tagen stellte ich eine Art orientierender 
Vorpriifung an, indem ich Kaninchenseruin I an grauen Mausen priifte, 


Tabelle VII. 
Kaninchen I. 


Datum 

Kultur und Dosis 
R 36 

Art der 
Impfung 

Gewicht 

21. Sept. 

0,01 

subkutan 

850 g 

27. „ 

0,1 

„ 

920 „ 

5. Okt. 

0,1 

intraperitoneal 

1040 „ 

14. „ 

0,5 

11 

1250 „ 


Entblutet 22. Okt. Gewicht 1510 g. 

Tabelle VIII. 
Kaninchen II. 


Datum 

Kultur und Dosis 

R 36 + Strept. 

Art der 
Impfung 

Gewicht 

27. Sept. 

0,01 R + 0,01 Strept. 

subkutan 

900 g 

5. Okt. 

0,1 R + 0,1 Strept. 



14. „ 

0,1 R 4 - 0,1 Strept. 

intraperitoneal 

820 g 

22 . „ 

0,5 R + 0,5 Strept. 

11 

1250 „ 


Entblutet 28. Okt. Gewicht 1400 g. 


Tabelle IX. 
Kaninchen III. 


Datum 

Kultur und Dosis 

R 36 + Coli 

Art der 
Impfung 

Gewicht 

14. Okt. 

0,01 R + 0,01 Coli 

subkutan 

1450 g 

22 . „ 

0,1 R + 0,1 Coli 


1650 4 

28. „ 

0,1 R + 0,1 Coli 

intraperitoneal 

1800 „ 

4. Nov. 

0,5 R 4- 0,5 Coli 

11 

1900 „ 


Entblutet 11. Nov. Gewicht 2020 g. 


Tabelle X. 
Kaninchen IV. 


Datum 

Kultur und Dosis 

R 36 + Staph. 

Art der 
Impfung 

Gewicht 

14. Okt 

0,01 R + 0,01 Staph. 

subkutan 

1750 g 

22 . „ 

0,1 R + 0,1 Staph. 


1500 „ 

28. „ 

0,1 R + 0,1 Staph. 

intraperitoneal 

1650 „ 

4. Nov. 

0,5 R 4 - 0,5 Staph. 

11 

1650 „ 


Entblutet 11. Nov. Gewicht 1820 g. 

31* 


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484 Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 55. Heft 6. 


Tabelle XI. 


Serum 

Kultur 

Dosis 

Serumdosis und Resultat 

Kaninchen I 

R 36 

0,1 subkutan 

2 graue Mause 0,0066 leben 

2 „ „ 0,01 f 2‘/„ lebt 

2 „ „ 0,015 leben 

2 Kontrollen f 2>/,, f 27, 

Kaninchen I 

F 2 

0,1 subkutan 

2 graue Mause 0,0066 f 1 */-, f 4 l 7 

2 „ „ 0,01 f 3 1 /,, lebt 

2 „ „ 0,015 t 37„ t 4 7, 

2 Kontrollen f 1 */ s , f 2 


Tabelle XII. 


Serum 

Kultur und Dosis 

Tier 

Serumdosis und 
Resultat 

Kaninchen I 

R 36 

0,01 subkutan 

2 graue Mause 
dgl. 

2 Kontrollen 

f 3*/,, lebt 

leben 

t V*> lebt 
f 2, f 2 


Tabelle XIII. 


Serum 

Kultur und Dosis 

Tier 

Serumdosis und 
Resultat 

Kaninchen II 

R 36 2 graue Mause 

0,01 subkutan dgl. 

2 Kontrollen 

Tabelle XIV. 

t 4*/,, t 5 
t 6 1 /,, t 5 

+ 6, lebt 
+ 2, f 2 

Serum 

Kultur und Dosis 

Tier 

Serumdosis und 
Resultat 

Kaninchen III 

R 36 2 graue Mause 

0,01 subkutan dgl. 

2 Kontrollen 

Tabelle XV. 

t V*. t 2‘/t 
+ 2 1 /,, t 3«/, 
t 37',, t 37, 
t 2, f 2 

Serum 

Kultur und Dosis 

Tier 

Serumdosis und 
Resultat 

Kaninchen IV 

R 36 

0,01 subkutan 

2 graue Mause 
dgl. 

2 Kontrollen 

t 37„ t 37, 

+ V»> + 4 
t 2*/ 4 . + 67, 
t 2, +2 


einmal mit dem zur Immunisierung beniitzten Stamme R 36 und dann 
mit F 2, einem sehr virulenten und originalen Rotlaufstamm. Tabelle XI 
laBt das Resultat ersehen. Gegen den zu seiner Herstellung gebraucbten 
Stamm schiitzte das Serum auch in den kleinsten Mengenverhaltnissen, 
wahrend dasselbe gegen den zweiten Rotlaufstamm absolut versagt. 
Stickdorn geht in der Einleitung seiner Arbeit von der Beobachtung 
aus, daB zuweilen Sera, welche den zu ilirer Gewinnung verwandten 
St&mmen gegentiber hOchst wirksam sind. oft versagen gegen Stamme, 
die frisch aus Organen rotlaufverendeter Schweine gezuchtet werden, 
daB diese Sera aber schiitzen, wenn diese Stamme langere Zeit im 

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Falk, EinfluB der Misch- und Sekundarinfektiou auf den Rotlaufbacillus etc. 485 


Laboratorium umgezuchtet werden. Mein Versuch beweist dies eklatant 
und die praktische Konsequenz ist ebenso ersichtlich, daB Eotlaufserum 
und Rotlaufkultur aufeinander gestimmt sein iniissen, falls eine dauernde 
aktive Immunitat erzielt werden soil. 

Nach diesen Vorpriifungen wiederholte ich diesen Versuch in der 
gleiclien Weise mit alien 4 Kanincheuseris, beniitzte aber als Kultur nun 
den urspriinglichen Rotlaufstamm R 36. Serum I schiitzt wieder sicher, 
wahrend das Serum von Kaninchen II und III nicht den geringsten 
Scliutz zu bieten vermag. Die Tiere sterben in der kiirzesten Zeit. 
Einen geringen, aber kaum nennenswerten Schutz bietet Serum II, in¬ 
dent eine Maus am Leben bleibt und die anderen erst nach einem 
gewissen Zeitraum sterben. Immerhin stimmt mein Befund mit der 
eingangs von Schreiber erwahnten Tatsache tiberein, daB eine Strepto- 
kokkeninfektion des Pferdes die Antikorperbildung gegen Rotlauf un- 
moglich mache. Ich verweise nur auf meine Reagensglasversuche, wo 
ich einen Antagonismus zwischen Streptokokken und den Rotlaufbacillen 
nachweisen konnte. Wenn man beriicksichtigt, welche Rolle die Strepto¬ 
kokken und besonders die Staphylokokken als lokale Eitererreger spielen 
und welche allgemeine pathogene Eigenschaft den C o 1 i - Arten zukommt, 
so ist es leicht, sich hieraus die SchluBfolgerung zu konstruieren. Lokale 
Eiterungen, Nekrosen mit mehr oder weniger gestortem Allgemeinbefinden 
konnen den Erfolg einer aktiven Immunisierung in Frage stellen, das 
Entstehen von Impfrotlauf verursachen. Wenn auch der Organismus 
diese Schadigungen uberwindet, so bleibt doch die Frage ungelost, wie 
lange halt in diesem Falle ein kiinstlicher Impfschutz an? Die Losung 
dieser Frage bleibt weiteren Versuchen an Schweinen selbst iiberlassen. 


Ergebnisse. 

1) Der Rotlaufbacillus erfahrt durch haufiges Umstechen von Bouillon 
auf Agar und umgekehrt eine allmahliche Virulenzabnahme, die anfangs 
langsam, spSter aber besonders durch Umziichten auf demselben 
Nahrboden rapid erfolgt. Festgestellt wurden auftretende Riickschlage 
in der Virulenz. Ob durch gemeinsames Wachstum von Coli in Bouillon 
ein abgeschwachter Rotlaufstamm wieder virulenter wird, konnte nicht 
festgestellt werden. 

2) Durch Zusammenziichten von Rotlauf und Coli, Rotlauf und 
Paratyphus, Rotlauf und Suipestifer, Rotlauf und Schweineseuche in 
Bouillon ist eine Virulenzerhbhung zu erzielen, die sich dadurch auBert, 
daB Mause, welche solche zusammengeziichtete Kulturen erhalten, fruher 
sterben als Kontrolltiere, welche Rotlauf und eine der genannten Bakterien- 
arten getreunt, aber in gleicher Menge injiziert bekommen. Bei Rotlauf- 
Streptokokken- und Rotlauf-Staphylokokkeninischkulturen ist das nicht 
oder nur wenig der Fall. 

3) Durch tagliches Umziichten von solchen Mischkulturen mit Nahr- 
bodenwechsel gelingt es nicht, innerhalb einer langeren Zeit eine Virulenz¬ 
abnahme zu verzeichnen, wahrend bei Vermeidung von Nahrbodenwechsel, 
also durch Umstechen auf den gleichen Nahrboden, Agar oder Bouillon, 
diese Virulenzabnahme in kiirzester Zeit erfolgt. 


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486 


Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 55. Heft 6. 


4) Zwischen Rotlauf und Streptokokken einerseits, Rotlauf und 
Staphylokokken andererseits besteht ein Antagonismus des Wachstums, 
indem bei dauerndem Umzilchten von Rotlauf-Streptokokkenkulturen die 
Rotlaufbacillen aus der Bouillon verschwinden, wahrend bei Rotlauf- 
Staphylokokkenkulturen dies umgekehrt bei Staphylokokken der Fall ist. 
Erstere verlieren allmahlich, auch bei Nahrbodenwechsel, in kurzer Zeit 
ihre Virulenz fur Mause, in letzteren bleibt die Rotlaufvirulenz bestehen. 

5) Mause, die mit Rotlaufserum passiv immunisiert sind, ertragen 
eine Rotlaufinfektion leichter als eine Misch- oder Sekundarinfektion von 
Rotlauf mit Coli, Streptokokken, Staphylokokken, Bac. suipestifer, 
Paratyphus und Schweineseuchebakterien. Hochwertiges Serum schiitzt 
in letzterem Falle besser als mittelwertiges. 

6) Kaninchen, welche mit steigenden Mengen virulenter Rotlauf- 
kulturen gegen Rotlauf immunisiert werden, geben ein hochwertiges 
Serum. 

Injiziert man aber Kontrollkaninchen neben Rotlaufbacillen immer 
die gleichen Mengen Coli, Staphylokokken oder Streptokokken, so ver- 
mag das Serum gegen den zur Gewinnung benutzten Rotlaufstamm 
absolut nicht zu schiitzen. 

Zum Schlusse spreche ich meinem Chef, Dr. Schreiber, fur die 
Ueberlassung des Themas und fur das freundliche Interesse, das er 
meiner Arbeit entgegenbrachte, meinen herzlichsten Dank aus. 


Literatur. 

1) 011, Deutsch. tierarztl. Wochenschr. 1901. No. 5. 

2) Jensen, Ref. in Berlin, tierarztl. Wochenschr. 1902. No. 1. 

3) Pitt [Inaug.-Dissert.] Giefien 1907. 

4) Kitt, Bakterienkunde und pathologische Mikroskopie. 

5) Jensen, In Handb. d. pathogen. Mikroorganismen von Kolle-Wassermann. 
Bd. 3. 1903. 

6) Poels, Rapport over de Kalverziekte in Nederland. Rotterdam 1899. 

7) Schmitt, Berlin, tierarztl. Wochenschr. 1909. No. 47 u. 48. 

8) B a 0 - Gorlitz, Berlin, tierarztl. Wochenschr. 1908. 

9) Uhlenhuth, Hiibner, Xylander, Zeitschr. f. Infektionskrankh. d. Haustiere. 
Bd. 2. 1907. Heft 4/5; Bd. 3. 1908. Heft 1/2. 

10) Hutyra, Bericht auf d. 9. internat. tierarztl. Kongr. in Haag. 

11) Ostertag, Bericht auf d. 9. internat. tierarztl. Kongr. in Haag. 

12) Glass or, Deutsch. tierarztl. Wochenschr. 1909. No. 86. 

13) Preisz, Immunitat bei Rotlauf. (Kolle-Wassermanns Handb. d. pathogen. 
Mikroorganismen. Bd. 4. 1903. p. 1242.) 

14) Prettner, Tierarztl. Centralbl. 1906. No. 21—23. 

15) Rickmann, Berlin, tierarztl. Wochenschr. 1909. No. 35. 

16) Miessnor, Berlin, tierarztl. Wochenschr. 1906. No. 47. 

17) Schreiber, Bericht auf der 81. Versammlung deutsch. Naturf. u. Aerzte in Salz¬ 
burg. 1909. 

18) Reeser, Bericht auf d. 9. internat. tierarztl. Kongr. in Haag. 

19) Wassermann, Misch-und Sekundarinfektion. (Kolle-Wassermanns Handb. 
d. pathogen. Mikroorganismen. Bd. 1. 1903.) 

20) Scnlippe, Deutsch. med. Wochenschr. 1908. No. 14. 

21) Schmidt, Monatsh. f. prakt. Tierheilk. Bd. 20. Heft 9 u. 10. 

22) Raebiger, 

23) Loeffler, Deutsch. med. Wochenschr. 1906. p. 1240. 

24) Eber, Miinchen. med. Wochenschr. Ref. in Berlin, tierarztl. Wochenschr. 1909. 
No. 47. 


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Ganslmayer, Negrische Korperchen in den Speicheldriisen bei Wut. 487 


25) Jess, Kompendium der Bakteriologie und Blutserumtherapie. 2. Aufl. 

26) Balavoine, Schweizer Arch. f. Tierheilk. Bd. 51. 1909. Heft 3. 

27) Stickdorn [Inaug.-Dissert.] Giefien 1909. 

28) Lorenz, Bencht auf d. internat. Kongr. in Baden-Baden. 1899. 

29) Ledschbor, Zeitschr. f. Infektionskrankh. d. Haustiere. Bd. 6. 1909. Heft 5. 

30) Heinick, Arch. f. wissenschaftl. u. prakt. Tierheilk. 1903. p. 489. 

31) Marx, Deutsch. tierarztl. Wochenschr. 1901. No. 6. 

32) Joest, zitiert nach Prettner, Tierarztl. Centralbl. 1906. No. 22. 

33) Schreiber, Bericht auf d. 79. Versammlung deutsch. Naturf. in Dresden. 


Naehdruck verbotcn. 

Ueber das Vorkommen der Negrischen Korperchen 
in den Speicheldriisen bei Wut. 

[Aus dem patholog.-anatomischen Institute der k. u. k. Tierarztlichen 
Hochschule in Wien (Vorstand: Prof. Dr. Rudolf Hartl).] 

Von Hans (ranslmayer. 

Da mir an der hiesigen Station fiir diagnostische Tierimpfungen ein 
reichliches Material von wutkranken Tieren zur Verfiigung stand, so 
entschlofi ich mich, an einer groBeren Anzahl eingesendeter Hundekopfe 
Untersuchungen iiber das Vorkommen der Negrischen Korperchen in 
den Speicheldriisen, woriiber in der einschlagigen Literatur noch wenig 
Angabeu vorliegen, vorzunehmen. 

Ich ging bei meinen Untersuchungen so vor, daB ich den ein- 
gesendeten Kopfen, die durch die histologische Untersuchung des 
Amraonshornes als von wutkranken Tieren stammend erkannt worden 
waren, die Glandula submaxillaris (mit der sich wegen ihrer GroBe 
leichter arbeiten lieB) zur histologischen Untersuchung entnahm. Bevor 
ich jedoch diese Driisen genauer histologisch verarbeitete, verimpfte ich 
einen steril entnommenen Teil derselben an 2 Meerschweinchen und 
1 Kaninchen subdural, urn mich zu versichern, daB das histologisch zu 
verarbeitende Material auch wirklich virulent sei; naturlich nahm ich zu 
meinen Untersuchungen nur frische, d. h. ziemlich gut erhaltene Driisen. 

Ich will zuerst die Tabelle iiber meine Tierversuche folgen lassen, 
um dann kurz die wichtigsten Angaben aus der Literatur iiber Virulenz 
des Speichels und der Speicheldriisen anzuschlieBen und uber die Ergeb- 
nisse meiner subduralen Impfungen mit der Glandula submaxillaris zu 
berichten und will zum Schlusse nach Angabe der wichtigsten Daten 
aus der Literatur iiber das Vorkommen der Negrischen Korperchen 
in den Speicheldriisen meine Untersuchungsergebnisse anfiihren, denen 
ich noch kurz die histologischen Veranderungen in diesen Driisen an- 
schlieBen werde. 

In der folgenden Tabelle ist auch die gleichzeitig mit der Gehirn- 
emulsion dieser histologisch sicher positiven Tiere vorgenommene sub- 
durale Kontrollimpfung (an einem Meerschweinchen) verzeichnet. 

Ueber die Virulenz des Speichels und der Speicheldriisen ist in der 
einschlagigen Literatur sehr viel berichtet worden; die Mehrzahl der 
Autoren scheint heute die Virulenz des Speichels der an StraBenwut 
erkrankten Tiere als fast immer vorhanden anzunehmen; so schreibt 
Casper, daB „die schon seit langer Zeit angenommene Infektiositfit 
des Speichels durch experimentelle Untersuchungen endgiiltig bestatigt 


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488 


CentralbL f. Bakt. etc. Abt. I. Originate. Bd. 55. Heft 6. 


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-3 

M, M, K 
mit zerrieb. 
Submaxillar, 
geimpft nm 

Ergebnis 

der Impfung mit 
Gehirnemulsion 

Ergebnis 

der Impfung mit 
zerriebener Sub- 
maxillaris 

1 M 

« ; # fl 

3-lH 05 B 

H 0J G*~ 

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ba 

*) Die mit der 
Submaxillar, 
geimpft. Tiere 
gohen ein an 
Wut in 

l 

T. 

5. 12. 

5. 12. 

M f 21. 12. Wut 

M f 18. 12. Wut 

16 Tagen 

13 Tagen 



1908 

1908 


M + 22. 12. Wut 
K + 20. 12. gel. 



2 

P. 

9. 12. 

9. 12. 

M f 10. 1. Wut 

M f 25. 12. Wut 
M f 28. 12. Wut 
K f 28. 12. gel. 

32 „ 

15 » 

3 

N. 

11. 12. 

11. 12. 

M f 28. 12. Wut 

M f 22. 12. Wut 

1" ,, 

11 „ 





, M f 24. 12. Wut 
| K t 28. 12. gel. 

■ 



4 

P. 

11. 12. 

11. 12. 

M f 30. 12. Wut 

M i 

r 23. 12. Wut 

19 

12 „ 





M i 

• 24. 12. Wut 








K t 

13. 12. Coccid. 



5 

W. 

15. 12. 

15. 12. 

M f 29. 12. Wut 

M f 31. 12. Wut 

14 „ 

16 „ 





M lebt am 15. 3. 09 








K f 1. 1. gel. 



6 

H. 

15. 12. 

15. 12. 

M f 2. 1. Wut 

M - 

I- 26. 12. Wut 

18 „ 

11 





m i 

|- 29. 12. Wut 








K i 

r 1. 1. gel. 



7 

K. 

23. 12. 

24. 12. 

M entblutet 8. 1. 

M f 8. 1. Wut 


15 „ 





zeigte starke Auf- 

M + 9. 1. Wut 







regun gserschei- 

K t 30. 12. 







nungen (Wut) 

Darmkatarrh 



8 

M. 

25. 12. 

25. 12. 

M f 20. 1. Wut 

M f 26. 3. — 

M lebt am 25. 3. 

26 „ 







K t 22. 3. Abscefi 








am 

linken Auge 



9 

N. P. 

11. 1. 

11. 1. 

M f 4. 2. Wut 

M f 27. 1. Wut 

24 „ 

16 „ 



1909 j 

1909 

M f 27. 1. Wut 

K f 2. 2. gel. 




10 

K. 

12. 1. 

12. 1. 

M f 26. 1. Wut 

M f 23. 1. Oedcm 

14 „ 

16 „ 





an 

der Impfstelle 








M f 29. 1. Wut 

K f 28. 1. gel. 



11 

TSch. 

13. 1. 

15. 1. 

M f 28. 1. Wut 

M f 10. 3. — 

M lebt am 15. 4. 

15 „ 







K i 

•25. 1. AbsceB 








i.cl 

1.1. Achselhohle 



12 

L. 

14. 1. 

15. 1. 

M f 2. 2. Wut 

M f 25. 1. Wut 

M f 1- 2. Wut 

K f 2. 2. gel. 

19 „ 

10 Tagen 

13 

L. 

14. 1. 

15. 1. 

M f 13. 2. Wut 

M i 

j- 26. 1. Wut 

30 „ 

11 >. 





M 1 

{ 27. 1. Wut 








K t 28. 1. gel. 



14 

Tr. 

14. 1. 

15. 1. 

M f 1. 2. Wut 

M t 26. 1. Wut 

M + 30. 1. Wut 

K + 30. 1. gel. 

18 „ 

11 „ 


15 

K.Sp 

15. 1. 

15. 1. 

M f 4. 2. Wut 

M + 26. 1. Wut 

M + 26. 1. Wut 

K + 30. 1. gel. 

20 „ 

11 „ 


*) Immer das erste Tier, welches an Wat eingeht. 

Anmerkung: gel. — gelahmt, M = Meerschweinchen. K = Kaninchen. 


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. Ganslmayer, Negrische Korperchen in den Speicheldriisen bei Wut. 489 


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C 

6C 

M, M, K 
mit zerrieb. 
Submaxillar, 
geimpft am 

Ergebnis 

der Impfung mit 
Gehirnemulsion 

Ergebnis 

der Impfung mit 
zerriebener Sub- 
maxillaris 

i §•§ 9 

0-§H a _ B 

1 gi.'®! 
a e|1^ 

Q2 & 60 

Die mit der 
Submaxillar. 
geimpft.Tiere 
geben ein an 
Wut in 

i« 

K.Kr. 

15. 1. 

15. 1. 

M f 7. 2. Wut 

M lebt am 15. 4. 

23 Tagen 

12 Tagen 





M lebt am 15. 4. 
K f 27. 1. gel. 




17 

R. 

17. 1. 

18. 1. 

M f 4. 3. Wut 

M f 28. 2. Wut 

M + 29. 1. Invag. 
K f 9. 2. gel. 

47 „ 

22 „ 

18 

C. 

22. 1. 

22. 1. 

M f 4. 2. Wut 

M t 7. 2. Wut 

M f 18. 2. Wut 

K t 4. 2. gel. 

13 „ 

13 „ 

19 

T. 

27. 1. 

28. 1. 

M f 14. 2. Wut 

M ■ 

14. 2. Wut 

18 „ 

17 „ 





M ■ 

• 10. 3. Wut 








K - 

■ 26. 2. gel. 



20 

P. 

2. 2. 

4. 2. 

M f 19. 2. Wut 

M ■ 

■ 9. 2. Wut 

17 „ 

5 „ 





M ■ 

• 10. 2. Wut 








K ■ 

22. 2. gel. 



21 

T. 

3. 2. 

4. 2. 

M f 7.2. Darmentz. 

1 M f 23. 2. Wut 

M f 25. 2. Wut 

K t 9. 2. gel. 


5 „ 

22 

P. 

4. 2. 

4. 2. 

M f 13. 2. Wut 

M f 18.2. Darmentz. 

9 Tagen 

15 „ 






M f 19. 2. Wut 

K f 20. 2. gel. 



23 

T. 

4. 2. 

4. 2. 

M f 25. 2. Wut 

M f 25. 2. Wut 

M lebt am 4. 5. 

21 „ 

21 „ 






K f 2. 3. gel. 



24 

K. 

5. 2. 

7. 2. 

M f 23. 2. Wut 

M f 16. 2. Wut 

M f 23. 2. Wut 

K f 20. 2. gel. 

18 „ 

9 „ 


25 

P. 

5. 2. 

7. 2. 

M f 25. 2. Wut 

M -i 

18. 2. Wut 

20 „ 

11 „ 





M - 

• 24. 2. Wut 








K i 

■ 23. 2. gel. 



26 

H. 

7. 2. 

8. 2. 

M t 24. 2. Wut 

M f 26. 2. Wut 

M f 17. 2. erdruckt 
K f 24. 2. gel. 

17 „ 

16 „ 

27 

Tr. 

10. 2. 

10. 2. 

M f 29. 4. — 

M + 21. 2. Wut 

M f 22. 2. Wut 


11 „ 






K -f 14. 2. Sepsis 



28 

F. 

10. 2. 

10. 2. 

M f 2. 3. Wut 

M f 12. 3. Wut 

M f 28. 3. Wut 

20 „ 

20 „ 






K t 2. 3. gel. 



29 

G. 

11. 2. 

11. 2. 

M f 2. 3. Wut 

M f 24. 2. Wut 

M f 25. 2. Wut 

K f 5. 3. gel. 

19 „ 

13 „ 

30 

L. 

12. 2. 

13. 2. 

M f 1. 3. Wut 

M 

h 26. 2. Wut 

17 „ 

13 „ 





M • 

r 28. 2. Wut 








K 

- 4. 3. gel. 



31 

P. 

15. 2. 

16. 2. 

M f 25. 2. Wut 

M f 5. 3. Pneum. 
M f 28. 4. — 

K lebt am 16. 5. 

10 „ 



32 

K. 

15. 2. 

16. 2. 

M f 23. 2. Wut 

M 

• 3. 3. Wut 

8 „ 

15 Tagen 





M • 

9. 3. Wut 







K 

- 9. 3. gel. 




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490 CentralbL f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 55. Heft 6. 


Fortl. No. 

Hundekopf 

aus 

M mit Ge- 
hirnemulsion 
geimpft am 

M, M, K 
mit zerrieb. 
Submaxillar, 
geimpft am 

Ergebnis 

der Impfung mit 
Gehirnemulsion 

Ergebnis 

der Impfung mit 
zerriebener Sub- 
maxillaris 

Das mit Ge¬ 
hirnemulsion 
geimpfte Tier 
geht ein an 
Wut in 

Die mit der 
Submaxillar, 
geimpft. Tiere 
gehen ein an 
Wut in 

33 

T. 

17. 2. 

17. 2. 

M t 7. 3. Wut 

M f 7. 3. Wut 

M t 30. 3. Wut 

K -f 20. 2. Sepsis 

18 Tagen 

18 Tagen 

34 

K. 

17. 2. 

17. 2. 

M f 8. 3. Wut 

M t 5- 3. Wut 

M t 6. 3. Wut 

K f 8. 3. gel. 

19 „ 

16 „ 

35 

P. 

19. 2. 

19. 2. 

M f 9. 3. Wut 

M f 3. 3. Wut 

M f 4. 3. Wut 

K f 2. 3. gel. 

18 „ 

11 „ 

36 

D. 

19. 2. 

19. 2. 

M t 6. 3. Wut 

M f 8. 3. Wut 

M f 10. 3. Wut 

K j 9. 3. gel. 

15 „ 

17 „ 

37 

L. 

20. 2. 

20. 2. 

M f 8. 3. Wut 

M f 27. 2. Wut 

M f 5. 3. Wut 

K f 5. 3. gel. 

16 „ 

7 „ 

38 

L. 

22. 2. 

22. 2. 

M f 13. 3. Wut 

M t 10. 3. Wut 

M + 13. 3. Wut 

K t 10. 3. gel. 

19 „ 

16 „ 

39 

L. 

22. 2. 

22. 2. 

M f 20. 3. — 

M f 5. 3. Wut 

M lebt am 22. 5. 
K lebt am 22. 5. 


11 ,, 

40 

N. 

23. 2. 

24. 2. 

M f 6. 3. Wut 

M f 8. 3. Wut 

M f 15. 3. Wut 

K f 16. 3. gel. 

11 „ 

12 „ 


wurde 14 (Zinke, Gruner, Magendie, Breschet, Berndt, Rey, 
Renault) und fahrt weiter fort, daB auch der Speichel der Pflanzen- 
fresser, dessen Infektiositat bis gegen die Mitte vorigen Jahrhunderts 
bezweifelt wurde, immer das Wutvirus enthalte. 

Andererseits wieder meint Frosch, daB die Virulenz des Speichels 
schwanken kann; abgesehen von den Fallen, wo durch den HundebiB 
infolge Schutzes der Kleider, Behaarung etc. keine Erkrankung auftritt, 
glaubt er auch noch an eine gelegentliche Avirulenz des Speichels. 

Sicher ist jedenfalls, daB der Speichel sehr haufig hochvirulent ist 
(wahrscheinlich immer virulent ist) und schon zu einer Zeit infektios 
sein kann, wo man von Krankheitserscheinungen noch gar nichts bemerkt; 
die diesbezOglichen Untersuchungen sind ja bekannt und sind von Roux 
und Nocard, Rabiaux und Pampukis (Beobachtung bei einem 
Falle) ausgeffihrt worden; der Speichel ist nach diesen Forschern 2 bis 
3 Tage, ja sogar noch fruher vor Ausbruch der ersten Krankheits¬ 
erscheinungen als virulent nachgewiesen worden. Rem linger wieder 
konnte mit dem von Kaninchen, Hunden und Schafen durch Pilocarpin 
gewonnenen Speichel keine Wut erzeugen, auch nicht durch Injektion 
groBerer Dosen. 

Die Virulenz des Speichels der an StraBenwut erkrankten Menschen 
scheint zu schwanken; so konnten nach Casper die Forscher Ma¬ 
gendie und Breschet im Jahre 1813 den Speichel eines an Wut 
gestorbenen Menschen wirksam auf 2 Hunde iibertragen. Bertarelli 
hatte (beim Menschen) ebenfalls in einem Falle durch Verimpfung des 
Speichels an 6 Kaninchen viermal Wut erzeugen kfinnen. 


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Ganslmayer, Negrische Korperchen in den Speieheldriisen bei VVut. 491 


Rem linger filtrierte und verdfinnte den Speichel eines Menschen; 
es konnte ihm aber nicht gelingen, Wut zu erzeugen. 

Auch die Speieheldriisen (bei StraBenwut) sind Trager des Virus; 
Casper sagt von ihnen, daB sie auch virulent gefunden wiirden, und 
daB bezfiglich der Tiere dies schon von Her twig und Gal tier, be- 
ziiglich des Menschen aber besonders durch Bardach in zahlreichen 
Fallen ermittelt wurde. Her twig war der erste, der erkannte, daB 
auch das Gewebe der Speieheldriisen virulent ist. 

Auch die Speieheldriisen der init StraBenwut infizierten Tiere sind 
auf ihre Virulenz gepriift worden. Bertarelli fand z. B., daB ein 
groBer Teil der Speieheldriisen tollwiitender Kaninchen virulent ist; 
weiter fand er bei 5 mit StraBenvirus infizierten Kaninchen dreimal 
weder die Driise noch die Nerven virulent, zweimal die Driise und die 
Nerven virulent. Nicolle und Chaltiel konnten zweimal durch die 
Speieheldriisen dreier mit StraBenvirus geimpfter Ratten Wut erzeugen. 
Bertarelli und Volpino zerrieben die Glandula submaxillaris, 
filtrierten sie durch Chamber land-Filter; sie hatten immer negative 
Resultate. Bei 5 mit Virus fixe geimpften Kaninchen fand Bertarelli 
viermal die Speicheldrtise und ihre Nerven nicht virulent, einmal die 
Druse nicht, aber ihre Nerven virulent. Ebenso konnten Nicolle und 
Chaltiel bei 9 Versuchen mit 3 Speieheldriisen (von Kaninchen, die 
mit Virus fixe geimpft worden waren) nur zweimal Lyssa erzeugen. 

Ich konnte in meinen 40 Fallen 37mal sicher Wut erzeugen; die 
geimpften Meerschweinchen zeigten alle in einer gewissen Zeit deutliche 
Aufregung und gingen gewohnlich unter Lfihmungserscheinungen zu- 
grunde; die geimpften Kaninchen zeigten das gewohnliche Krankheits- 
bild. Von den 3 negativen Fallen ging einmal (Fall No. 8) ein M nach 
3 Monaten ein, ein zweites M musterte ich nach 3 Monaten lebend aus, 
und das K ging an den Folgen eines Abscesses in der Gegend des 
linken Auges in 30 Tagen ein. Im 2. Falle (No. 11) lebte ein M fiber 
3 Monate, das andere fand ich nach ca. 2 Monaten tot im Kafig, ohne 
klinisch etwas bemerkt zu haben, was auf Lyssa hatte schlieBen lassen 
konnen; auch die Sektion ergab keine makroskopisch erkennbare Todes- 
ursache. Das K starb am 10. Tage infolge eines Abscesses in der linken 
Achselhohle. Im 3. Falle (No. 31) fiel das eine M an einer Pneumonie 
am 17. Tage, das andere starb am 28. April; auch hier konnte klinisch 
nichts bemerkt werden; auch die Sektion konnte die Todesursache nicht 
aufklfiren. Das K wurde gesund nach 3 Monaten ausgemustert. 

Die Versuchstiere sind also in diesen 3 Fallen teils interkurrenten 
Krankheiten zum Opfer gefallen, teils lebend ausgemustert worden und 
teils eingegangen, ohne daB mit Bestimmtheit gesagt werden konnte, was 
die Todesursache war. 

In mehreren Fallen (No. 5, 16, 23, 39) lebten Tiere fiber 3 Monate, 
deren Kameraden bestimmt an Wut eingegangen waren; solche Falle, 
in denen die Versuchstiere die Beobachtungsdauer fiberleben, trotzdem 
daB ihre Kameraden an Lyssa eingegangen waren, findet man auch in 
annahernd dem gleichen Prozentsatz bei den Impftieren, die mit der 
Gehirnemulsion sicher wtitend gewesener Tiere geimpft worden waren; 
Ursachen dieser unangenehmen Zwischenffille konnen abgeben die ver- 
schiedene Resistenz der Tiere und vielleicht auch manchmal hindernde 
Umstfinde, die sich bei der Impfung ergeben. 

Interkurrenten Krankheiten fielen zum Opfer ein K an Coccidiosis 
(No. 4), ein K an Darmkatarrh (No. 7), ein K an einem AbsceB in der 


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492 


Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 55. Heft 6. 


Gegend des linken Auges (No. 8), ein M an einem Oedem an der Impf- 
stelle (No. 10), ein K an einem AbsceB in der linken Achselhbhle (No. 11), 
ein M an einer Darminvagination (No. 17), ein M an einer Darmentzun- 
dung (No. 22), ein M (Fall No. 26) wurde erdriickt, zwei K an Sepsis 
(No. 27, 33), ein M an Pneumonie (No. 31). 

Aehnlich verhalten sich die Verhaltnisse bei den mit der Gehirn- 
emulsion (von Tieren, und zwar in alien 40 Fallen, wo zuerst histo- 
logisch die Diagnose Wut sichergestellt war) geimpften Meerschweinchen; 
von diesen Impftieren gingen auch einige an interkurrenten Krankheiten 
zugrunde (No. 21 ging an einer Darmentzundung ein, No. 27 und 39 
verendeten, ohne daB die Todesursache festszutellen war). 

Aus der in den beiden letzten Spalten der Tabelle in Tagen aus- 
gerechneten Lebensdauer nach der Impfung ist zu entnehmen, daB die 
Virulenz der Speickeldriisen eine ganz bedeutende ist, wenngleich auf 
das Ergebnis dieser Zusammenstellung kein besonderer Wert gelegt 
werden kann, weil mit Gehirnemulsion nur immer ein Meerschweinchen, 
mit Submaxillarisemulsion aber je 3 Tiere geimpft wurden und keine 
genau qualitativ bestimmten Mengen zur Verwendung kamen. 

Ich kann als Ergebnis meiner Tierversuche die Tatsache berichten. 
daB ich in 40 Fallen bei Verimpfung von Submaxillarisemulsion 37mal 
mit Bestimmtheit Wut erzeugen konnte. 

Ich komme nun zum eigentlichen Teil meiner Arbeit, namlich der 
histologischen Untersuchung der Speicheldriisen; es liegen in der Literatur 
auch da einige Angaben vor, die sich zum Teil widersprechen. 

Die Forscher Bertarelli, Lentz, Lina Luzzani, Frosch 
und nach ihm Williams, Lowden, Volpino, Zaccaria berichten 
alle, daB die Negrischen Korperchen in den Speicheldriisen niclit zu 
finden sind; diesen gegeniiber steht Elisa Stefanescu, die in der 
Parotis eines wutkranken Hundes die Negrischen Korperchen nach- 
gewiesen haben will. Es ist entschieden von groBer Bedeutung, ob in 
den Speicheldriisen die Negrischen Korperchen vorkommen oder nicht; 
denn auBer dem Zentralnervensystem sind die Speicheldriisen und der 
Speichel die virulentesten Teile des wiitenden Tieres, und von den Geg- 
nern der parasitaren Theorie der Negrischen Kbrperchen ist als einer 
der ersten Punkte gegen diese Theorie immer die hohe Virulenz des 
Speichels und der Speicheldriisen und die Unauffindbarkeit der Negri¬ 
schen Korperchen in denselben ins Feld gefuhrt worden. 

Allerdings konnte man diesem Einwurf in erster Linie die geringe 
Zahl der vorliegenden Untersuchungen der Driisen auf die KOrperchen 
vorhalten. 

Ich habe von 40 Tieren 40 Submaxillarisdrusen und 20 Parotis- 
driisen untersucht; von jeder Driise machte ich 6 Praparate mit 2 bis 
3 Paraffinschnitten; diese Praparate farbte ich mit Hamalaun-Eosin (3) 
und in ahnlicher Weise, wie sie Pfeiler zur Farbung der Negrischen 
Korperchen angegeben hat (3). Ich konnte in alien Praparaten sowohl 
der Gland, submaxillaris als auch der Gland, parotis (die ich allerdings 
auf ihre Virulenz vorher nicht geprilft habe) Negrische Korperchen in 
der Form, wie sie im Ammonshorn vorkommen, nicht nachweisen. 

Dagegen fand ich in den meisten Fallen, speziell in den Submaxil- 
larisdrtisen, weniger in der Parotis, jene kleinzellige Infiltration im inter- 
stitiellen Gewebe der Drfisen, die schon El sen berg bei 12 Fallen, 
Nepven in einem Falle und Kosjokow beschrieben haben, eine In¬ 
filtration, die sich gewShnlich hauptsachlich urn die Ausfuhrungsgange 


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Ganslmayer, Negrische Korperchen in den Speicheldriisen bei Wut. 493 


mittleren und kleineren Kalibers und um kleinere, speziell venose Ge- 
faBe lokalisiert und sich charakterisiert durch Ansammlung von Rund- 
zellen bald in groBerer, bald in kleinerer Menge. 

SchluBsatze. 

1) Ich konnte von 40 Fallen (Verimpfung von Submaxillarisemulsion 
an 2 Meerschweinchen und 1 Kaninchen) 37mal mit Bestimmtheit Wut 
erzeugen. 

2) In diesen Submaxillarisdriisen konnte ich nach den angewandten 
Farbemethoden Negrische Korperchen in der Form, wie sie im Ammons- 
horn nachgewiesen werden, nicht auffinden; ebenso nicht in 20 Parotis- 
driisen, die ich allerdings auf ihre Virulenz vorher nicht gepriift habe, 
die aber von Tieren stammten, von denen gleichzeitig die Gland, sub- 
maxillares Verwendung gefunden hatten. 


Literatur. 

Bertarelli, Die Negrischen Korperchen im Nervensysteme der wutkranken Tiere, ihr 
diagnostischer Wert und ihre Bedeutung. (Centralbl. f. Bakteriol. Abt. I. Orig. Bd. 37. 
p. 559.) 

— —, Infektionsvermogen des Speichels des wutkranken Menschen. (Centralbl. f. 
Bakteriol. Abt. I. Orig. Bd. 39.) 

Casper, M., Pathologie der Wut. (Lubarsch, Ostertag: Ergebnisse der allg. 

Pathologie u. pathol. Anatomic des Menschen u. der Tiere. 1900/01. p. 662.) 

El sen berg, Die anatomischen Veranderungen der Speicheldriisen bei der Wutkrank- 
heit der Hunde und Menschen. (Virchows Arch. Bd. 87. p. 90.) 

Frosch, Lyssa. (Handb. d. pathog. Mikroorgan. 1907. p. 637.) 

Lentz, Ueber spezifische Veranderungen an den Ganglienzellen wut- und staupekranker 
Tiere. (Zeitschr. f. Hyg. 1908. p. 63.) 

Luzzani, Nachwcisung der spezifischen Parasiten in einem Falle von Toll wut beim 
Menschen. (Centralbl. f. Bakteriol. Abt. 1. Orig. Bd. 36. p. 540.) 

Nicolas, Apparition de la virulence dans la salive mixte d’animaux rabiques. (Centralbl. 
f. Bakteriol. Abt. I. Orig. Bd. 40. p. 53.) 

Rabiaux, Contribution h l’dtiologie de la rage. (Centralbl. f. Bakteriol. Abt. I. Orig. 
Bd. 33. p. 483.) 

Remlinger, La salive recueillie chez les animaux euragds aprbs injection de pilo¬ 
carpine n’est pas virulent. (Centralbl. f. Bakteriol. Abt. I. Orig. Bd. 36. p. 177.) 

-, La salive d’un homme atteint de rage est-elle virulent? (Centralbl. f. Bakteriol 

Abt. I. Orig. Bd. 35. p. 567.) 

Stefanescu, Ref. in der Munch, mcd. Wochenschr. 1907. p. 1606. (Romania med. 
1907.) 

Volpino, Sulla struttura dei corpi descritti da Nc^ri nella rabbia. (Archiv. per le 
scienze med. 1904. p. 153.) 

Williams, Negri bodies with special reference to diagnosis. (Proceed. New York 
Patholog. Soc. 1905. p. 155.) 


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494 


Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 55. Heft 6. 


Nachdruck verboten. 

Ueber die morphologischen und kulturellen Eigenschaffcen 
des Parasiten der infantilen Milzanamie 
(Leishmania infantum). 

[Aus der Konigl. Universitatskinderklinik zu Palermo 
(Direktor: Prof. R. J e m in a).] 

Experimentelle Untersuchungen. 

Von Dr. G. Di Cristina und Dr. S. Cannata. 

Nicolle in Tunis ist es gelungen, den in einigen Fallen von 
infantiler Milzanamie angetroffenen Parasiten zu kultivieren. Dieser 
Parasit wurde wegen der Aehnlichkeit seiner morphologischen Eigen- 
schaften mit dem von Leishman beim indischen Kala-Azar gefundenen 
von Nicolle Leishmania infantum genannt. 

Als Kulturboden verwendete er den Agar von Novy-Neal und 
eine Modifikation desselben, und erzielte so die Entwickelung des Parasiten 
im Kondensationswasser. 

Bei unseren Untersuchungen haben wir den von Nicolle modifi- 
zierten Novyschen Agar und einen anderen Nahrboden, bestehend aus 
Agar, Kochsalz und Wasser in dem von Nicolle benutzten Verhaltnis 
mit Zusatz von Hundeblut verwendet. Ebenso haben wir auch andere 
Kulturboden verwendet: Einfachen Agar, Glyzerinagar, mit Hundemilz- 
bouillon hergestellten Agar, Ascitesagar, Nicolle schen Agar mit Zusatz 
von Ascitesfliissigkeit und Kaninchenserum, einfache Bouillon, Hunde- 
milzbouillon, Glyzerinbouillon, Ascitesbouillon, Bouillon von Cohendy, 
Laktosebouillon, durch Zusatz von Natriumcitrat unkoagulierbar gemachtes 
Kaninchenblut. 

Auder den aeroben Kulturen haben wir die anaeroben Kulturen 
versucht. 

In samtliche Medien haben wir fein zerkleinerte Milz- oder Leber- 
stiickchen ausgesat, die von infizierten Hunden oder von einem in unserer 
Klinik gestorbenen Kinde stammten. 

Wir bemerken sofort, dad wir bei den aeroben Kulturen die Ent¬ 
wickelung des Parasiten im Nicolleschen Agar und in dem mit Zusatz 
von Hundeblut erhalten haben. Keine Entwickelung in den iibrigen 
Medien. 

Anaerob haben wir sparliche Entwickelung nur im Kaninchenblut 
mit Zusatz von Natriumcitrat beobachtet. 

In dieser Mitteilung berichten wir iiber die erzielten Resultate, wo- 
bei wir uns vorbehalten, mit einer anderen Veroffentlichung auf die 
Deutung der gefundenen verschiedenen kulturellen Formen zuriickzu- 
kommen. Wir sehen davon ab, die parasitaren Formen zu beschreiben, 
welche in den Geweben aufgefunden werden, denn sie sind den bereits 
von Pianese, Nicolle, Gabbi, Jemma, Feletti beschriebenen 
vollkommen ahnlich. 

Im Agar von Novy-Nicolle haben wir nach 8—10 Tagen Ent¬ 
wickelung von ganz kleinen Kolonieen beobachtet, welche sich sukzessiv 
allmahlich vergrbdern, bis sie die Grode eines Stecknadelkopfes oder 
hochstens einer kleinen Linse erreichen. Die Kolonie ist iiber die Ober- 


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Di Cristina u. Cannata, Paras it der infantilen Milzanamie. 


495 


flache des Agars erhaben, hat recht scharfe Konturen, konvexe glanzende 
Oberflache, ovale oder kreisrunde Form. 

Im Agar mit Zusatz von Hundeblut entwickeln sich die Kolonieen 
etwas grofier, aber kiimmerlicher. 

Bei sukzessiven Verpflanzungen ist die Entwickelung der Kolonieen 
nach 3 Tagen evident. 

Die Entwickelung unserer Kulturen hat sich auf die Bildung von 
kleinen Kolonieen auf der OberflSche des Agars beschrankt; sie wurde 
nicht wie von Nicolle im Kondensationswasser erhalten. Es ist uns 
gelungen, eine Verpflanzung desselben Stammes biszur dritten Generation 
zu erhalten, weiter gelang es uns nicht, denselben Keim am Leben zu 
erhalten. 

Nach 12 Tagen wurden in den aus den entwickelten Kolonieen her- 
gestellten, mit Romanowsky gefarbten Paparaten einmal zahlreiche 
l&ngliche, zusammengehSufte oder freie, geiBellose Korperchen mit einen 
zentralen oder polaren Kern und einem exzentrischen Mikrosom beob- 
achtet; ein anderes Mai bekam man Entwickelung von ovalen, birn- 
formigen, gegeiBelten Formen. 

Nach 30 Tagen werden degenerative Formen und Formen in voller 
Entwickelung beobachtet. Die Typen der normalen Formen sind ver- 
schiedene und im allgemeinen gegeiBelt, die GeiBel kann auch doppelt 
sein. In einigen ist ein st&bchenformiges, senkrecht zur Langsachse des 
Parasiten oder an einem Pol angeordnetes Mikrosom zu bemerken. In 
einigen Formen scheint die GeiBel in direkter Fortsetzung mit dem 
Mikrosom zu sein. Manchmal ist die GeiBel auf sich selbst umgebogen 
und erweckt den Anschein, als ob sie ein Ganzes mit dem Parasiten bilde. 

Neben diesen Formen werden andere zusammengehaufte, mit ge- 
quollenem, durchsichtigen, leicht biaulich gefarbten Protoplasma beob¬ 
achtet. Die Parasiten, welche an diesen Anhaufungen teil haben, zeigen 
keine deutlichen Geifieln und haben Kern und Mikrosom zentral oder 
exzentrisch; das Ganze macht den Eindruck einer Wabe. 

Die freien Formen kSnnen das Aussehen von birnformigen, gegeiBelten 
Korperchen oder von sehr dflnnen, langlichen Korperchen annehmen. 

Nicht selten werden andere Formen in Spaltung angetroffen, d. h. 
man hat eine Bifurkation des der GeiBel entgegengesetzten Poles. Wir 
haben auch den von Leishman beschriebenen analoge Formen an¬ 
getroffen, namlich ein mit dem Parasitenleib an den beiden Polen ver- 
kniipftes Protoplasmaleistchen tragende Parasiten, doch haben wir den 
Kern nicht gefunden, den Leishman in diesem Leistchen beschreibt. 

Involutive Formen kbnnten jene an Vakuolen sehr reiche oder stark 
gequollene sein, deren Chromatin sich im Zerfall befindet, so daB Formen 
auftreten, welche von basophiler korniger Entartung befallen scheinen. 
Die basophilen Kdrner sind an den beiden Polen des Parasiten verdichtet 
oder aber nur auf einer Seite desselben angeordnet. Haufig werden 
Vakuolen und Chromatinkorperchen in dem Parasiten selbst beobachtet. 

In den Praparaten von verschieden alten Kulturen ist es leicht zu 
konstatieren, daB einige Parasiten 2 Geifieln enthalten. Bei sehr sorg- 
faitiger Untersuchung jedoch wird man uberrascht durch die Tatsache, 
daB nicht nur neben doppelt gegeiBelten Parasiten andere Parasiten auf- 
gefunden werden, bei denen die DoppelgeiBel abhangt von dem Anlegen 
der einem anderen Parasiten angehbrenden GeiBel, sondern daB es auch 
leicht ist, Parasiten anzutreffen, die durch die Geifieln ineinander ver- 
wickelt sind, oder Parasiten mit abgebrochener GeiBel. Es kommt daher 


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496 


Centralbl. f. Bakt etc. I. Abt. Originale. Bd. 55. Heft 6. 


tier Zweifel auf, dafi die DoppelgeiBel bei einer groBen Anzahl von 
Exemplaren auf die Preparation zuriickzufuhren sein diirfte und durchaus 
nicht eine morphologische Charakteristik oder eine initielle Spaltung des 
Parasiten darstellt. 

Ebensowenig Bedeutung hat es auch, daB raanchmal die Doppel- 
geiBel bei Formen mit doppeltem Kern angetroffen wird, da die Spaltung 
nicht so unregelmaBig und launenhaft sein diirfte, daB sie einraal in der 
GeiBel und ein anders Mai in deni Leib des Parasiten beginnt. 

Bei Herstellung von Praparaten mit Parasiten enthaltenden Organ- 
stiickchen ist es nach einem Aufenthalt von 10—12 Tagen bei einer 
Temperatur von ca. 22° leicht, kleine Kolonieen in voller Entwickelung 
anzutreffen. 

Im allgemeinen ist das Zentrum dieser Kolonie dargestellt durch 
eine Endothel- oder Leberzelle, je nach den Fallen, und diese urasteht 
eine ziemlich groBe Anzahl von kugeligen Korperchen mit einem zentralen 
Kern und GeiBel, welche an dem entgegengesetzten Ende frei ist oder 
auf den Leib umgebogen. Bilder von direkter oder indirekter Spaltung 
werden nicht aufgefunden. Andere Male fehlt das durch eine Zelle ge- 
bildete Zentrum und man bekommt alsdann eine vollstandig adh&rente 
Anhaufung von Korperchen, die derartig ist, daB sie den Eindruck einer 
Rosette macht. 

Die Spaltung kann erfolgen durch direkte Teilung des Kernes und 
Blepharoblasten, auf die stets die Teilung des Parasitenleibes folgt. Wahr- 
scheinlich ist es, daB diese Teilung entweder am cilienfreien Ende oder 
direkt im Leib des Cystoplasma beginnt, so daB es leicht ist, eine direkte 
Teilungsform nachzuweisen, in der der gespaltene Teil im Leib losgelost 
ist und dagegen an den Enden verwachsen bleibt, und Formen, in denen 
die Spaltung an dem cilienfreien Ende einsetzt. 

Der Blepharoblast kann verschiedene Form haben; er kann von 
linearem Aussehen sein und ist alsdann senkrecht zur Langsachse des 
Parasiten angeordnet, oder aber er kann rundlich oder doppelt sein, und 
in diesem Fall ist auch der Kern doppelt. Die Lage ist fast stets polar 
(auf der Seite des gegeiBelten Poles). Bei den gegeiBelten Formen reicht 
die GeiBel bis an den Blepharoblast. Nicht selten sind die Falle, in 
denen der Blepharoblast bis an den Kern heranriickt, und in diesen 
Fallen geht die GeiBel bis an den Blephorablast. 

In verschiedenen alten Kulturen werden nicht selten groBe, rundliche 
Formen mit zahlreichen, verschieden groBen Chromatingranula und Kern 
angetroffen; bei diesen Formen fehlt die GeiBel. 

Das Gesamtbild, das wir so summarisch beschrieben haben, fiihrt 
uns zur Annahme, daB auch bei dem in Rede stehenden Parasiten als 
Vermehrungsmittel ein ProzeB der Anisogaraie mit Bildung von Cysto- 
gameten im Spiele ist, welche schliefilich die Cilie verlieren. Siimtlicke 
zahlreiche Chromatinkorperchen enthaltende Formen stellen wahrschein- 
lich Reifungsstadien der Gameten mit AusstoBung von Kernsubstanz dar. 
Die l&nglichen Formen schwellen wahrscheinlich nach und nach an und 
nehmen die kugelige Gestalt an, da sie alsdann bereit zur Kopulation sind. 

Ob unsere Deutung der Wahrheit nahekoinmt oder ob die chroma- 
tische Granula enthaltenden Kdrperchen vielmehr chromatische Degene- 
rationsformen sind, konneu wir bis jetzt nicht unbedingt entscheiden. 


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Selenew, Zur Biologie rueines Infusoriunis etc. 


497 


Nachdruck verboten. 

Zur Biologie meines Infusoriums; seine Anwesenheit im 

Prostatasekret. 

Von Prof. I. F. Selenew, Charkow. 

Mit 1 Tafel. 

Das Infusorium, welches ich ursprflnglich nur in den Produkten 
verschiedener syphilitischer Geschwiire, hauptsSchlich des kutaneu Typus, 
fand, begegnete mir in der letzten Zeit auch in den Produkten der 
Schleimhautsekretion, und zwar in der Harnrohre. Wie wir bald aus 
der Beschreibung des klinischen und mikroskopischen Bildes ersehen 
werden, laBt das Verhalten des Infusoriums den iibrigen Formelementen 
gegenuber das Vorkoinmen desselben auch im Prostatasekret vermuten. 
Bei der Untersuchung von zahlreichen mit Prostataerkrankungen be- 
hafteten Patienten fand ich bei drei Patienten mit torpider Gonorrhoe 
Infusorien im Prostatasaft, trotzdem ich denselben unter Befolgung der 
zugangigen Methoden der Reinigung der Harnrohre, d. h. nach Aus- 
spiilung der Harnblase und der Harnrohre mittels 500 ccm 4-proz. Bor- 
sSurelosung gewonnen habe. Der nach dieser Reinigungsmanipulation 
ausgepreBte Prostatasaft enthielt Infusorien zusammen mit Gonokokken, 
anderen Kokken und einer geschwSnzten Bakterie, die ich in einigen 
Fallen von Pyodermatitis in groBer QuantitSt angetroffen, infolgedessen 
zu den „pyogenen“ Bakterien gezahlt und deren Beschreibung ich in 
der mir zugangigen Literatur nicht gefunden habe (cf. die Beschreibung 
des Falles im Journ. russe d. maladies cutan6es et v6n6r. 1910. No. 4. 
p. 173). Es sprechen somit 1) die Gewinnung von Prostatasaft nach 
vorangehender Reinigung der Harnrohrenschleimhaut, 2) die gonor- 
rhoische Prostatitis, 3) das Vorhandensein von Infusorien in groBer 
Anzahl und in den verschiedenen Entwickelungsphasen im Schleimgehalt 
der Prostata, 4) das Eindringen der pyogenen Bakterie und der Gono¬ 
kokken in das Gewebe des Infusoriums, 5) das intime Verhalten des 
Infusoriums zu den morphologischen Elementen der Druse, 6) das Fehleu 
der Infusorien der pyogenen Bakterie und der Gonokokken im Harn- 
rohrensekret und im zentrifugierten Harn dafiir, daB die Infusorien in 
die Prostata eindringen kbnnen. 

In alien 3 Fallen, die ich im Nachstehenden zitiere, besteht nur 
Verdacht auf Syphilis, und zwar in Anbetracht der bedeutenden ingui- 
nalen und allgemeinen Adenopathie, wenn auch das Blut, welches in 
2 Fallen nach Wasserinann untersucht wurde, ein negatives Resultat 
ergab. 

Der 1. Fall betrifft einen 32-jahrigen Patienten, Untersuchungsrichter 
von Beruf, der an einem alten Tripper laboriert. den er schon wahrend 
seiner Studentenjahre acquiriert hatte, und der hierauf zweimal akut als 
neue Affektion aufgetreten war. 10 Jahre lang blieb der Patient oline 
jegliche Behandlung. Die Untersuchung des Hams ergab: Farbe orange- 
gelb, leichte Trlibung, Niederschlag maBig vergroBert, locker (in der 
ersten Fraktion groBer). Der filtrierte Ham zeigt keine Spur von 
Trtibung. Spezifisches Gewicht des morgendlichen Hams 1029; Reaktion 
maBig sauer. EiweiB, Albumosen und Zucker nicht vorhanden. Andere 
reduzierende Substanzen in bedeutend vergroBerter QuantitSt. Patho- 

Erste Abt. Orig. Bd. 65. Heft 6. 32 


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498 


Centralbl. f. Bakt. etc. 1. Abt. Originale. Bd. 55. Heft 6. 


logische Pigmente nicht vorhanden. Die physikalische Probe von Hay 
auf etwaige Beimischungen von Galle zura Harn ergab ein schwach 
positives Resultat. Indikan und andere Derivate der aromatischen Reihe 
waren in maBig vergroBerter Quantitat vorhanden. Diazoreaktion schwach 
ausgesprochen. Acetonurie nicht vorhanden. Der Harn enthielt Erd- 
phosphate und Harnsaure in reichlicher Quantitat. Im abzentrifugierten 
Harnniederschlag ergab die mikroskopische Untersuchung folgendes: 
Leukocyten in der dritten Fraktion in nicht vergroBerter Quantitat 
(2—3 Exemplare im Gesichtsfeld), rote Blutkorperchen, Nierenepithel 
und Zylinder nicht nachweisbar. Desquamation des Plasmaepithels nicht 
vergroBert. Die Schleimquantitat ist maBig vergroBert. Von den nicht 
organisierten Niederschlagen findet man Oxalat - Calcium - Kristalle in 
maBiger Quantitat. Bakteriurie nicht vorhanden. Neissersche Gono- 
kokken nicht nachweisbar. In der ersten Harnfraktion sieht man aus 
der Harnrohre stammende Flocken, die Leukocyten in bedeutender 
Quantitat enthalten. Nach Massage der Prostata zeigte sich aus der 
Harnrohre Sekret. Das Sekret ist quantitativ reichlich, hat triibes Aus- 
sehen und weiBliche, opaleszierende Farbe. Die mikroskopische Unter¬ 
suchung des Sekrets ergab: Prostataepithel und Prostatakbrperchen in 
geringer Quantitat. Ab und zu Erythrocyten. Spermatozoide nicht vor¬ 
handen. Neissersche Gonokokken in sehr geringer Quantitat nach¬ 
weisbar. — Prostata vergroBert, namentlich links, und empfindlich. 

Diese Untersuchung wurde im November 1909 vorgenommen. Seit 
jener Zeit lieB sich der Patient in seiner Provinzstadt wegen der Pro¬ 
statitis mittels Massage und Ausspiilungen behandeln. Ende Januar 1910 
ergab die zweite Hamuntersuchung folgende Resultate: Farbe des Hams 
orangegelb, maBige Triibung. Niederschlag maBig vergroBert, locker 
(in der dritten Fraktion gering). Der filtrierte Harn weist keine Spur 
von Triibung mehr auf. Spezifisches Gewicht 1023. Reaktion schwach 
sauer. EiweiB, Albumosen nicht vorhanden. Quantitat der iibrigen 
reduzierenden Substanzen nicht vergroBert. Pathologische Pigmente 
nicht vergroBert. Die physikalische Probe von Hay auf Beimischung 
von Galle negativ. Diazoreaktion schwach ausgesprochen. Acetonurie 
nicht vorhanden. Im Harn reichliche Quantitaten von Erdphosphaten. 
Im abzentrifugierten Harnniederschlag ergab die mikroskopische Unter¬ 
suchung folgendes: Anzahl der Leukocyten in der dritten Fraktion nicht 
vergroBert (1—2 im Gesichtsfeld), in der ersten nicht vergroBert (6—8 im 
Gesichtsfeld). Rote Blutkorperchen, Nierenepithel und Zylinder nicht 
vorhanden. Desquamation des Plasmaepithels nicht vergroBert. Schleim- 
menge etwas vergrbBert. Bakteriurie nicht vorhanden. Neissersche 
Gonokokken nicht nachweisbar. In der ersten Fraktion Urethralflocken 
und Faden, die Leukocyten in maBiger Anzahl enthalten; Proliferation 
des Epithels stark ausgesprochen. In der ersten Fraktion fand man 
Harnrohrenepithel, und zwar solches aus dem vorderen und hinteren 
Teile der Harnrohre in groBer Quantitat. 

Die nach Ausspulung der Harnblase und der Harnrohre vorgenom- 
mene Untersuchung des Prostatasaftes ergab Leukocyten in vergrbBerter, 
Erythrocyten in ziemlich groBer Quantitat, Prostataepithel in den ver- 
schiedenen Entwickelungsstadien (bis zum glykogenen Stadium ein- 
schlieBlich), Spermatozoide (vollstaudig erhaltene, Kbpfchen, Schwanze 
und degenerierte Exemplare), Prostatakorperchen, kristalloide Zellen, 
Neissersche Gonokokken, verschiedene Ivokken und Stabchen und ein 
Infusorium, welches ich in den syphilitischen ulcerosen Produkten 


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Selenew, Zur Biologie meines Infusoriums etc. 


499 


des primaren kondylomatfisen und gummfisen Stadiums entdeckt und 
beschrieben habe (Journ. russe d. maladies cutanfies et vfinfir. Mai 1908 
und Annal. d. maladies vfin6r.). Das Infusor war in grofier Quantitat 
vorhanden, und zwar in Form von verschiedenen Individuen von grfifieren 
oder geringeren Dimensionen. AuBerdem enthielt das Praparat Gebilde, 
welche fiber die Biologie des Infusors, fiber seine Entwickelung, Auf- 
klarung zu geben vermochte. Davon wird aber noch im Nachstehenden 
die Rede sein, und zwar auf Grund sfimtlicher drei Falle, deren Unter- 
suchungsresultate auf der beigegebenen Tafel dargestellt sind. 

Der 2. Patient, D., 32 Jahre alt, Techniker, laboriert gleichfalls an 
einem alten Tripper, der zweimal exacerbierte (Superinfektion). Die 
2. Infektion hat vor ca. 3 Monaten stattgefunden. Er wurde mit 
Aetzungen etc. sofort behandelt, ohne jedoch daB sich ein Resultat be- 
merkbar machte. 

Untersuchung des Harns: Farbe desselben orangegelb. Erste und 
zweite Fraktion des morgendlichen Harns ungeffihr in gleicher Weise 
mfiBig trtibe. Niederschlag maBig vergrfifiert, locker. Auf dem Boden 
des GeffiBes lagert sich Harngries ab. Im filtrierten Harn keine Spur 
von Trfibung. Die mikroskopische Untersuchung des Harns ergab: 
1) Leukocytenmenge etwas vergrfifiert; sie liegen einzeln und gruppen- 
weise (6—8 im Gesichtsfeld); 2) ab und zu Erythrocyten, die relativ gut 
erhalten sind; 3) geringe Urethralflocken, die Leukocyten in rafiBiger 
Quantitat enthalten; Epithelproliferation schwficher ausgesprochen; 
4) Desquamation des Blasenepithels nicht vergroBert; 5) Nierenepithel 
und Zylinder nicht vorhanden; 6) Schleimquantitfit maBig vergrfifiert; 
7) Oxalat-Calcium-Kristalle in bedeutender Quantitat. Reaktion maBig 
sauer. Spezifisches Gewicht 1025. EiweiB in geringen Spufren (Albu¬ 
minuria renalis vera). Zucker nicht vorhanden. Reduktionsvermfigen 
maBig. Pathologische Pigmente nicht vorhanden. Indikanmenge be- 
deutend vergroBert. Der Harn enthait Erdphosphate und Oxalsfiure in 
reichlicher Quantitat. 

Die mikroskopische Untersuchung des etwas gelblich nuancierten 
Prostatasaftes ergab vergrfiBerte Leukocytenmengen (einzeln und gruppen- 
weise), Prostataepithel, Spermatozoide in bedeutender Quantitat (rote 
und himmelblaue Kfipfchen), Neissersche Gonokokken, kristalloide 
Zellen, spinnenffirmige „pyogene“ Bakterien, die ich in Hautpyoderma- 
tiden gefunden habe, und eine grofie Quantitat von Infusorien, die 
Bakterien enthalten, und die in den verschiedenen Entwickelungs- und 
Degenerationsstadien begriffen sind. Samtliche morphologischen Ele- 
mente, Bakterien und Infusorien sind in eine dicke Schicht zahen, homo- 
genen Schleimes eingeschlossen, die sich bei der Farbung nach Marino, 
Romanowski, Giemsa u. a. violett ffirben. 

Der 3. Fall betrifft einen 46-jahrigen Kaufmann mit dunkler Anam- 
nese, der im November 1909 eine frische Gonorrhfie acquirierte und sich 
an mich im Februar 1910 (Journalnummer 8068) gewandt hatte. Die 
Untersuchung ergab chronische Funiculitis und Orchoepididymitis auf 
beiden Seiten. Prostatitis und Unvermfigen, den Harn langer als eine 
halbe Stunde zu halten. Beide Prostatalappen vergrfifiert und bei der 
Palpation etwas empfindlich. Impotenz. In der Anamnese Onanie. 
Verdacht auf Syphilis (hochgradige allgemeine Adenopathie und Chloro- 
Anamie). 

Untersuchung des Blutes: Hamoglobin 70 Proz. Erythrocyten 
5021500 in 1 cbmm Blut. Leukocyten 8176, polynukleare Formen 

32* 


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500 Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originale. Bd. 55. Heft 6. 

66,2 Proz., Uebergangsformen 12,4 Proz., mononukle&re Formen 21,4 Proz. 
Anzahl der eosinophilen Zellen vergroBert. Verhaltnis der weiBen Blut- 
korperchen zu den roten 1: 612. 

Untersuchung des Harns: Farbe orangegelb, mBBige Triibung, Nieder- 
schlag maBig vergroBert, locker. Harnfiltrat ohne Spuren von Trtibung. 
Spezifisches Gewicht des morgendlichen Harns 1014, spezifisches Gewicht 
der 24-stiindigen Harnmenge 1017. Reaktion maBig sauer. EiweiB, 
Zucker, pathologische Pigmente, Acetonurie nicht vorhanden. Andere 
reduzierende Substanzen nicht vermehrt. Die physikalische Probe von 
Hay auf Beimischung von Galle fiel negativ aus. Quantitat des Indikans 
und der ubrigen Derivate der aromatischen Reihe maBig vergroBert. 
Diazoreaktion maBig ausgesprochen. Ham nicht besonders reich an 
Salzen. Im abzentrifugierten Harnniederschlag ergab die mikroskopische 
Untersuchung: 1) Leukocyten in schwach vergroBerter Quantitat, einzeln 
(2—5 im Gesichtsfeld), 2) rote Blutkorperchen, Nierenepithel, Zylinder. 
Desquamation des Blasenepithels nicht nachweisbar. Schleimquantitat 
maBig vergroBert. Im morgendlichen Harn Oxalat-Calcium-Kristalle in 
maBiger Quantitat. Bakteriurie nicht vorhanden. Neissersche Gono- 
kokken nicht nachweisbar. Die Untersuchung des nach Ausspiilung der 
Harnblase und Harnrohre gewonnenen Prostatasaftes ergab: Der Saft 
selbst erscheint in Form einer etwas triiben, opaleszierenden, milchigen 
Fliissigkeit mit einem Stich ins Gelbliche. Unter dem Mikroskop sieht 
man Leukocyten in vergroBerter Quantitat (einzelne Exemplare und An- 
haufungen), Erythrocyten, Prostataepithel in verschiedenen Stadien der 
Degeneration (Fett- und Glykogendegeneration), prostatische kornige 
Zylinder, Prostatakorperchen in maBiger Quantitat, Neissersche Gono- 
kokken, verschiedene Kokken, Infusorien, von denen viele sich im Zu- 
stande des Zerfalls befinden und einen mit Gonokokken und Kokken 
durchsetzten Korper haben. Prostata maBig vergroBert und bei der 
Palpation empfindlich. Das Auspressen des Prostatasaftes ist schmerzhaft. 

Indem ich nunmehr zu der Tafel iibergehe,.die vom Maler Piont- 
kowski nach der Natur hergestellt worden ist, bemerke ich vor allem, 
daB die auBere Form der Infusorien im groBen und ganzen vollkommen 
der Beschreibung entspricht, die ich im Aufsatz iiber „Infusorien in 
syphilitischen Geschwiiren“ gegeben habe. Wir konnen aber in An- 
betracht der reichlichen Entwickeluug der Infusorien und der Symbiose 
derselben mit verschiedenen anderen Mikroorganismen einige biologische 
Eigenschaften das Infusor, seine Beziehung zu den Bakterien, Aufnahme 
der letzteren durch dasselbe, seine phagocytare T&tigkeit, sowie die de- 
generativen Veranderungen des Kdrpers, Vermehrungsart etc. wahr- 
nehmen, was fiir die Aufkiarung der Frage der Vitalitat dieses neuen 
Parasiten des menschlichen Organismus von zweifellosem Interesse ist. 

Wir wollen mit der Form des Parasiten beginnen. 

Wenn auch die Form des Parasiten im groBen und ganzen eine 
gleichmaBige ist, so nehmen doch manche Exemplare wahrscheinlich in 
Abhangigkeit von der Lage des mikroskopischen Gesichtsfeldes, sowie 
auch vom Entwickelungsstadium, vom Stadium der Degeneration eine 
runde und langlich ovale (Tafel, Fig. b), gleichsam der Langsachse nach 
langgezogene Form an. Bei deraselben Individuum tritt am Ende deut- 
lich eine an die Mundspalte erinnerude Spaltung in Erscheinung. Das 
Ektosark und das Endosark differenzieren sich nicht selten bei den 
meisten Individuen, wenn man auch natfirlich ein mehr geschichtetes 
und stellenweise homogenisiertes Ektoplasma und mehr vakuolisiertes 


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Selenew, Zur Biologie meines Infusoriums etc. 


501 


korniges und kernhaltiges Endoplasma bei manchen (Tafel, Fig. a, c) 
wahrnehmen kann. Die Aenderung der Grenzen zwischea dem Ekto- 
und Endoplasma, die Veranderung der Struktur, die Homogenisation 
(Tafel, Fig. u), die Kornung (Tafel, Fig. h), die allgemeine Vakuolisation 
(Tafel, Fig. i) etc., die in dem Infusor zu sehen sind, bringe ich mit 
der phagocyt&ren TStigkeit derselben und mit deren partiellen oder all- 
gemeinen Degeneration in Zusannnenhang; diese Degeneration ist das 
Resultat des phagocytaren Kampfes, fur den die Infusorien a, g, h, i 
ein gutes Beispiel abgeben. Im Endoplasma, in der erweiterten Halfte 
des Kfirpers des Infusors befindet sich der groBe, runde Hauptkern 
(Makronucleus), der sich gewohnlich mehr dunkelblau farbt (bei rot- 
blauer Doppelfarbung) und in seinem homogenen Stroma einige kleinere 
(4—6 und dartiber) Kernchen trfigt. Die Anzahl und die Quantitat 
dieser Kernchen ist verschieden; sie konuen in sehr groBer Quantitat 
bis 20 vorhanden sein (Tafel, Fig. c), wie dies mir in einigen Exem- 
plaren zu zahlen gelungen ist. Die Kornchen liegen entweder zentral 
oder bisweilen peripher, gleichsam ein Zahnrad bildend. Der Haupt¬ 
kern kann homogenisiert (Tafel, Fig. a, m) oder bis zur vollstSndigen 
Vakuolisation degeneriert sein (Tafel, Fig. e). Die sich blaB f&rbenden 
Kernchen gehen gleichfalls dem vollstandigen Untergang entgegen, indem 
sie zunachst eine groBe Vakuole fiillen, die sich fiberhaupt nicht farbt. 
Bei manchen kleineren Individuen (Tafel, Fig. b, 1, m) besteht der ver- 
anderte Hauptkern aus zwei gleichsam miteinander konfluierten Kernen, 
von denen der eine blasser ist als der andere, und diese Gebilde nahern 
sich der Peripherie des Individuums. Ob es nicht ein Hinweis auf 
Teilung und Vermehrung des Individuums ist? Etwas hoher befindet 
sich im Endoplasma ein anderer Kern (Mikronucleus), der von geringerer 
Dimension und gleichfalls rund ist, gewbhnlich ein dunkleres Kernchen 
im Zentrum enthalt (Tafel, Fig. a, c, f). Dieser kleinere Kern kann 
gleichfalls homogenisiert sein oder eine groBere Quantitat Kernchen 
enthalten oder auch im Zerfall begriffen sein. SchlieBlich kfinnen im 
Endoplasma noch einige Vakuolen enthalten sein, die leer oder mit 
Kornchen bezw. verschiedenem Inhalt bis zu Bakterien gefiillt sein konnen. 
Bei der Infusorie farben sich diese Vakuolen rosa oder rot, und in einer 
dieser Vakuolen, die obendrein erweitert ist, ist die spinnenformige 
Bakterie enthalten, die ich bei Pyodermitiden entdeckt habe, die sich 
rot farbt, und die ich auch aus dem Prostatasekret gewonnen habe. In 
der Infusorie sieht man eine ganze Kolonie dieser Bakterien, die bereits 
verfindert ist und die F&higkeit eingebiiBt hat, sich rot zu farben. 

In der ersten Arbeit fiber diese Infusorien habe ich auf die Aehn- 
lichkeit der Mundspalten (Cytostom) mit dem kanalformigen Raum im 
Plasma hingewiesen. Auch hier kann man bei manchen Exemplaren 
Andeutungen davon sehen (Tafel, Fig. a, b, c, g, h). Es ist aber 
zweifellos, daB es, selbst wenn man in diesen Figuren Hinweise auf 
Cytostom und Kanal erblickt, nichtsdestoweniger keinem Zweifel unter- 
liegt, daB die Vakuolen verschiedene Korper in sich aufnehmen. Bei 
dem Infusor d sehen wir bei v einige stabchenformige Korper, die von 
seiner Peripherie abgehen und an Flimmern erinnern, welche auf der 
fibrigen Oberflfiche zu entdecken mir nicht gelungen ist. Das Infusor e 
ist schwach gefarbt, in seinen Bestandteilen deformiert. Es ist aber doch 
ein Hinweis auf den Makronucleus vorhanden, wfihrend die Infusorien h, u 
von Kerngebilden keine Spuren mehr enthalten. Das Infusor h ist von 
sich noch farbenden Gonokokken und Diplokokken umgeben und stellen- 


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502 


Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 55. Heft 6. 


weise selbst durchsetzt; sein Korper ist verandert und stellt eine homo- 
genisierte Masse mit zahlreichen ungefarbten Kokkenkorpern oder viel- 
leicht schon kleineren Vakuolen dar. Das Infusor u ist im Gegenteil 
stark dunkelblau gefarbt, und sein Plasma stellt trabekul&re Gebilde dar, 
zwischen denen Vakuolen und schwach gefarbte Stellen zu sehen sind. 
SchlieBlich sieht man auf dem Prdparat zahlreiche kleine Gebilde (Tafel, 
Fig. j) mit einer Struktur, die vom Typus des ausgewachsenen Infusors 
abweicht, jedoch seine ovale Form behalten hat Es ist moglich, daB es 
sich um junge, noch nicht vollstandig entwickelte Individuen handelt. 
Die Spirochate i stellt schon nur den Schatten ihres Endoplasmas dar. 
welches grob vakuolisiert ist, sich kaum himmelblau farbt und an Stelle 
des Hauptkerns eine homogene dunkelviolette Masse (Kern- oder Kokken- 
einlagerung) hat. 

Was die Vermehrung der Infusorie betrifft, so scheint der Ver- 
mehrung derselben durch Teilung der Masse eine Vermehrung des Haupt¬ 
kerns voranzugehen, wie man das besonders deutlich auf einer Tafel in 
meinem vorigen Aufsatz sehen kann, wo man im Korper eines auf- 
gequellten dicken Infusors einige (4—6) Hauptkerne, die sich der Peri¬ 
pherie (g) des Endoplasmas im breiteren Teile nahern, und einige ovale 
Gebilde mit kleinen Korncheu erblicken kann, die sich dunkel himmel¬ 
blau f&rben und an veranderten Hauptkern erinnern. AuBer diesen 
Vermehrungsarten, die auf den der Arbeit iiber „Infusorien bei syphi- 
litischen Geschwuren 14 beigefiigten Tafeln deutlich zu sehen sind, be- 
gegnen wir auf dieser Tafel (u) einem Gebilde, welches aus kornigem, 
himmelblauem Plasma mit runden Vakuolen besteht. Von diesen Vakuolen 
enthalt nur eine ihren Bestandteil, namlich ein rundes Korperchen aus 
homogener Masse von himmelblauer Farbe, die in ihrem Zentrum ein 
dunkelblaues rundes Kernchen enthalt (Tafel, Fig. w). Dieses Gebihle 
erinnert durch seine Form und Struktur natiirlich am meisten an Schizo- 
gonie. Vielleicht ist dem in Rede stehenden Infusor auch diese Ver- 
mehrungsart zugangig. Direkte Teilung des Kernes und Bildung einer 
Art von Schizogonie haben bekanntlich Casagrandi und Barbagallo 
ziemlich ausfiihrlich bei Amoben beschrieben. 

Die Entwickelungsgeschichte des Infusors ist noch sehr mangelhaft 
erforscht und, man kann sagen, als Menschenparasit iiberhaupt noch 
nicht erforscht. Aus meiner Mitteilung geht hervor, daB das Gebiet der 
parasitaren Existenz des Infusors, die ich urspriinglich auf der offeneu 
Haut entdeckt habe, sich erweitert. Das Infusor kann nicht nur auf 
der Haut, sondern auch auf der Schleimhaut des Urogenitalapparates, 
vielleicht auch im DrOsengewebe der Prostata liegen, wofiir die intimen 
Beziehungen des Infusors zu den Bakterien und den morphologischeu 
Elementen der letzteren sprechen. In Anbetracht des Umstandes, daB 
ich diesem Infusor bei der Untersuchung des Prostatasaftes anderer 
Patienten, die auf Syphilis nicht verdachtig waren, nicht begegnete, bleibt 
die Frage seiner Beziehung zur Syphilis offen. 


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Centralblati f. Bakteriologk Abt.I. Orig Bd.55. 


Selenew, ZnrBiologic manes Jnfusoriums. 



Selenew 


Veria,g von Gustav Fischer in Jena. 


Lith. Anst v Joha nne s Arndt , Jena 


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Preisz, Zur Frage der Schutzwirkung der Kapseln beim Milzbrandbacillus. 503 


Nachdruek verboten. 

Zur Frage der Schutzwirkung der Kapseln beim 
Milzbrandbacillus. 

[Aus dem bakteriologischen Institut der Universitat Budapest.] 

Von Prof. Hugo Preisz. 

Im 51. Band dieser Zeitschrift erschien unter dem Titel „Beitrage 
zur Kenntnis des Milzbrandes“ eine Arbeit von F. Fischoeder, worin 
der Verf. sich wiederholt auf meine ebenda irn 49. Bande veroffentlichte 
Arbeit beruft und unter anderen die von mir festgestellte Tatsache zu 
widerlegen scheint, dafi der bekapselte Milzbrandbacillus gewissen Ein- 
fliissen gegeniiber widerstandsfahiger ist, als der unbekapselte. 

Ich wollte anfangs auf die Fehlerquellen dieser Arbeit nicht hin- 
weisen, in der Meinung, die Frage werde von anderer Seite aufgeklart. 
Nachdem ich jedoch die Erfahrung machte, dafi in der deutschen Literatur 
zufolge dieser Arbeit von Fischoeder die Schutzwirkung der Kapsel 
des Milzbrandbacillus nicht anerkannt wird und meine diesbezuglichen 
Versuche als aitere keinen Glauben mehr finden, so sehe ich mich ver- 
anlaBt, darzulegen, dafi die von mir behauptete Schutzwirkung der Kap¬ 
seln durch Fischoeder nicht zum mindesteu widerlegt wurde und 
durch die befolgte Versuchsanordnung gar nicht widerlegt werden 
konnte. 

Ich will hier nur auf die wichtigeren Angaben des Autors eingehen: 

Auf p. 365 bringt Fischoeder seine Versuche iiber „Wirkung 
des Serums auf kapsellose, sporenfreie Milzbrandstab- 
chen“, und da heiBt es: „Zu diesen Versuchen habe ich 12—14-sttindige, 
bei 37° C aus Sporen ausgekeimte Schragagar- oder Bouillonkulturen 
verwendet, weil ich durch meine bereits angegebenen Versuche fest- 
gestellt habe, dafi in derartigeu Kulturen nur wenig Stabchen im Zerfall 
begriffen sind und die Anzahl der Sporen, wenn sie iiberhaupt vorhanden 
sind, nur sehr gering ist.“ 

Fischoeder ftihrt uns somit Versuche vor, die mit 
sporenfreien Milzbrandbacillen gemacht sein wollten, 
wobei aber nach seinem eigenen Gestandnisse doch 
sporenhaltiges Material benutzt wurde. 

Das war nun ein arger Fehler, der alle seine muh- 
samen Versuche saint den daraus gezogenen Schliissen 
entwerten mull. 

Verf. war der Meinung, daB man zu solchen Versuchen sporenlose 
Kulturen gar nicht ziichten konne, denn er sagt auf p. 341: „Sporenfreie 
Kulturen kann man also durch Einsaat von Stabchen Iiberhaupt nicht 
erzeugen". 

Dies ist aber gar nicht richtig; man kann von normalen, virulenten 
Milzbrandstammen unschwer ganzlich sporenlose Kulturen erhalten, wenn 
man sie z. B. auf Agar bei maBiger Zimmertemperatur zQchtet. Solche 
Kulturen sind in den ersten 12—24 Stunden, bei taglich fortgesetzter 
Uebertragung auf frischen Agar aber oft noch viel langer, ganzlich 
sporenfrei. Selbstverstandlich muB man auch bei solchen Kulturen durch 
eine sorgfaitige raikroskopische Untersuchung ein Vorhandensein von 
Sporen ausschlieBen. 


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504 


Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 55. Heft 6. 


Ich betonte in meiner genannten Arbeit, stets darauf geachtet zu 
haben, mit sporenlosera Material zu arbeiten; auch Fischoeder h&tte 
dies befolgen miissen, wenn es ihm darum zu tun war, meine Versuchs- 
ergebnisse zu kontrollieren. 

Fischoeder ging offenbar von seiner Erfahrung aus, daB die 
Sporen in den verschiedenen Medien ohuehin friiher oder spiiter in das 
Keiraungsstadium geraten und damit auch ihre Sporennatur und Resistenz 
einbiifien. Nun ist aber diese Zeitdauer durchaus nicht so gering, dad 
sie bei den in Rede stehenden Experimenten ganzlich auBer acht gelassen 
werden konnte. 

Der Verf. schreibt (p. 340) von in Bouillon versetzten Sporen, „daB 
sich nach 1 Stunde nur noch ganz vereinzelte Sporen vorfinden, die 
hoheu Hitzegraden widerstehen“ — und daB „von 1000000 Sporen nach 
5 Stunden nur 500 bezw. 600 Sporen hitzefest waren“. Ferner heiBt es 
(p. 341): „Ira Kaninchenserum vollzieht sich die Sporenkeimung im wesent- 
lichen ahnlich, wie in Bouillon, aber vielleicht etwas weniger stiirmisch." 

DaB Versuche mit solchem, noch nach Stunden resi- 
stente Sporen enthaltenden Material nicht mit meinen an 
sporenfreien Bacillen angestellten Experimenten gleich- 
gestellt werden konnen, braucht nicht weiter erortert zu 
werden. 

Fischoeder arbeitete aber auch mit bekapselten Bacillen. teils 
aus Kulturen in verschiedenen Seris, teils aus Milzbrandtieren stammend. 
Wie stand es hier mit der Sporenfrage? 

Der Verf. schreibt (p. 372): „Kapselstabchen habe ich mir zu diesen 
Versuchen durch Einsaat von Sporen in aktives oder inaktiviertes Serum 
verschiedener Tiere hergestellt und meist 14—15-stiindige Kulturen ver- 
wendet, weil in Kulturen von diesem Alter in der Regel die meisten 
Stabchen gut ausgebildete und noch wenig zerfallende Kapseln besitzen 
und andererseits noch keine Sporen aufweisen . . . .“ 

Die Richtigkeit dieser Behauptung in betreff der Sporenlosigkeit 
solcher Serumkulturen ist aber durch nichts erwiesen und muB vollen 
Rechtes angezweifelt werden. 

Nach des Autors Behauptung kann man bei Bouillonkulturen „bei 
der Mehrzahl der Sporen die Keimung nach 3—5 Stunden als beendet 
betrachten“ (p. 340), „im Kaninchenserum vollzieht sich die Sporen¬ 
keimung .... ahnlich wie in Bouillon 4 * (p. 341), „im Pferdeserum ver- 
lauft die Sporenkeimung durchschnittlich langsamer als im Kaninchen¬ 
serum, die Neubildung der Sporen dagegen etwas schneller. Noch lang¬ 
samer als im Pferdeserum keimen die Sporen im Meerschweinchenserum, 
im Rinderserum und Hammelserum aus, etwas schneller dagegen im 
Htihnerserum und Hundeserum und besonders schnell im Ziegen- und 
Schweineserum. Die Neubildung von Sporen im Serum der letztgenannten 
Tiere geht aber bedeutend schneller vor sich, als im Serum des Kanin- 
chens und des Pferdes. Schon 24 Stunden nach der Einsaat findet man 
meist eine betrachtliche Anzahl neugebildeter Sporen 14 (p. 342). Vom 
Kaninchenserum aber wird behauptet: „24 Stunden nach der Einsaat 
findet man nur vereinzelte Sporen" (p. 341). 

Soil da tatsachlich zwischen der Auskeimung der in 
die verschiedenen Sera gebrachten Sporen und dem Er- 
scheinen der jungen Sporen, also etwa 14 —15 Stunden 
nach der Einsaat, eine sporenfreie Kultur entstanden 
sein, wie es Verfasser meint? 


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Preisz, Zur Frage der Schutzwirkung der Kapseln beim Milzbrandbacillus. 505 


Ganz gewiB nicht, d. h. vielleicht einmal zufailig und 
ganz ausnahmsweise. 

Fischoeder hatte sonach, als er dieWirkung verscliie- 
dener Sera auf Kapselstabchen prufte, aberraals mit 
sporenhaltigem Milzbrandmaterial gearbeitet, so wie bei 
seinen Versuchen mit kapsellosen Bacillen. Seine beiden 
Versuchsreihen beweisen also gar nichts fiir die Resi- 
stenzverschiedenheit kapselloser und bekapselter Ba¬ 
cillen, da Sporen bedeutend widerstandsf&higer sind als 
Kapselbacillen ohne Sporen. 

Der Umstand, daB der Sporengehalt der von Fischoeder ver- 
wandten Kapselbacillen aus Seris ein ganz verschiedener gewesen sein 
muB oder in einzelnen Fallen zuf&llig vielleicht auch fehlte, vereitelt 
jeglichen Vergleich der Einzelversuche. 

Es muB eigentlich iiberraschen, daB Fischoeder beim Anblick der 
Zusammenstellung No. 10 (p. 373) seines Irrtumes nicht gewahr wurde, 
da doch deren erste auf Serumbacillen beziigliche H&lfte (lauf. No. 1—17) 
einen wesentlich anderen Charakter aufweist als die zweite, auf Tier- 
bacillen, also sporenfreie Bacillen, beziigliche H&lfte (lauf. No. 18—23). 
Diese zweite Halfte zeigt, wie ein Versuch mit sporenlosen Bacillen in 
Kaninchenserum verlSuft; es erfolgte n&mlich schon innerhalb der ersten 
Stunde totale Abtotung fast in jedem Falle, w&hrend bei den Serum¬ 
bacillen, je nach deren Gehalt an Sporen, wohl vielleicht auch je nach 
Beschaffenheit der Kapseln, die Resultate sehr verschieden ausfielen. 
Fischoeder faBt aber diesen Unterschied anders auf und meint: „Die 
im lebenden Tiere gebildeten Kapselstfibchen gingen im Kaninchenserum 
noch schneller und massenhafter zugrunde, als aus Serum stammende 
Kapselstabchen.“ 

Seinem sporenhaltigen Material hat es ferner Fisch¬ 
oeder zuzuschreiben, daB er „eine vollige Abtotung der 
Milzbrandstabchen durch Pferdeserum — im Gegensatz 
zu Preisz — niemals beobachtet“ hat (s. p. 369). Eigentlich 
aber steht diese seine Behauptung mit seinen Versuchsergebnissen im 
Widerspruch; denn in Zusammenstellung No. 12 unter lauf. No. 7 ist 
ein Versuch, wo Pferdeserum Bacillen aus MSuseblut, also sporenfreie 
Bacillen, innerhalb 5 Stunden gSnzlich abtotete. Gleich danach steht 
ein Versuch, wo demgegenuber ein 15 Stunden nach der Impfung mit 
Sporen aus der Impftasche genommenes, also noch sporenhaltiges Material 
im selben Pferdeserum eine kaum nennenswerte Bakterizidie erfuhr. Ganz 
dasselbe wiederholt sich in Zusammenstellung No. 16 unter lauf. No. 1, 
wo eben nur die aus dem Herzblut stammenden Bacillen sporenfrei 
gewesen und deshalb ganz andere Abtotungsverhaltnisse aufwiesen, als 
die auf Agar oder in verschiedenen Seris geziichteten und daher sporen¬ 
haltigen Bacillen. Und Fischoeder blieb es verborgen, daB hier 
Vorhandensein oder Fehlen von Sporen die ausschlaggebende Rolle 
spielt. 

Nun habe ich auch einige Bemerkungen zu machen zu den Aus- 
fiihrungen des Verf.s iiber die Milzbrandkapsel. 

Fischoeder sieht in der Kapselbildung „eine Art Hautkrankheit 
des Milzbrandst&bchens“ (p. 358). Da nun aber das Vermogen der 
Kapselbildung jedem normalen, virulenten Milzbrandstamm innewohnt 
und auch zur Geltung kommt, sobald das Medium dazu geeignet ist 
(z. B. in Blutseris, in empf&nglichen Tieren), so ist die Auffassung der 


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506 


Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 55. Heft 6. 


Kapselbildung als ein Ivrankheitszustand wenig zutreffend, zumal durch 
diesen Vorgang der Bacillus an Widerstandsfahigkeit gewinnt. 

Auch meint Verf., „die Stabchen sind bestrebt, diesen Krankheits- 
zustand zu fiberwinden“ (p. 358), und zwar folgert er dies aus der Be- 
obachtung, daB die in einera Serum gewachsenen Kapselstabchen nach 
einiger Zeit die Kapseln ,,abwerfen“, und dann „die meisten von ihnen 
der Bildung neuer Kapseln widerstehen“; dasselbe soli geschehen mit 
ihren Nachkommen, und endlich finden sich im Serum nur .kapsellose 
Stabchen (p. 358). 

Meines Wissens ist diese Deutung der Erscheinungen nicht zutreffend. 
Die zur Bildung der Kapseln notige rege Vitalitat der Milzbrandstfibchen 
dauert nur kurze Zeit (etwa 1—3 Tage); in einem der Kapselbildung 
giinstigen Serum bilden die ersten (altesten) Generationen Kapseln, 
schwinden aber diese durch Auflosung (nicht „Abwerfen“) mehr oder 
minder vollstandig, so bilden sie sich nicht wieder nach; die letzten 
(jiingsten) Generationen aber betinden sich unter bereits veranderten 
Verhfiltnissen, da doch das Serum durch die ersten Generationen (Aus- 
niitzung, Stoffwechselprodukte, Kapselstoff) bereits modifiziert wurde und 
fdr die Kapselbildung weniger gunstig geworden sein kann. Wenigstens 
finde ich in Fischoeders Arbeit keine Beweise dafur, daB es sich bei 
der genannten Erscheinung um einen gesteigerten Widerstand der Bacillen 
gegen die Aufquellung ihrer Hfille handeln wurde (p. 358). Dagegen 
weisen meine Versuche ganz bestimmt darauf hin, daB sich in ahnlichen 
Fallen nicht das Kapselbildungsvermfigen der Milzbrandbacilleu, sondern 
die auBeren Bedingungen der Kapselbildung derart verandern, daB mindere 
oder gar keine Kapseln mehr gebildet werden. Denn ich habe nach- 
gewiesen (1. c.), daB im Pferdeserum, das mit Milzbrandbacillen vor- 
behandelt wurde, oder in einer Maus, die vorher mit Milzbrand infiziert 
wurde, ein und dieselbe Milzbrandkultur bedeutend schw&chere Kapseln 
bildet, als in inaktiviertem frischen Serum oder in einer frischen Maus. 

Die zahlreichen und mfihsamen Versuche, die Fisch- 
oeder in seinen Tabellen zusammenstellt, beweisen, kurz 
gefaBt, nicht mehr, als daB sporenhaltige Milzbrand¬ 
bacillen, seien sie bekapselt oder nicht, in anthrako- 
ziden Seris sich einander ahnlich verhalten und wider- 
standsfahiger sind, als bekapselte sporenfreie Stabchen, 
die vom tierischen Korper stammen. 

Wie steht es nun mit den weiteren Widerlegungsbeweisen, die 
Fischoeder gegen die Schutzwirkung der Kapseln ins Feld ffihrt? 

Auf p. 398 schreibt Fischoeder: „Einen Unterschied in dem Ver¬ 
halten der kapsellosen und der bekapselten Stabchen in der Bauchhohle 
des Kaninchens habe ich nicht feststellen kfinnen.“ — Hierzu mSclite 
ich nur bemerken, daB Fischoeder auch hier stets mit sporenhaltigem 
Material arbeitete, und daB die von ihm befolgte Methode (Einspritzung 
in die Bauchhohle, zeitweise Entnahme und Untersuchung des Saftes), 
sowie die geringe Zahl seiner Untersuchungen keinen richtigen Einblick 
in die Verhaitnisse gewahren konnten. 

Ferner sagt Fischoeder: „Auf die Dauer der Zeit zwischen der 
Einspritzung und dem Tode des Kaninchens ist es ohne EintluB, ob 
bekapselte oder unbekapselte Stabchen oder Sporen in die Bauchhohle 
eingespritzt werden“ (p. 399). 

Hiermit verrat Fischoeder eine ganz falsche Anschauung fiber 
die Bedeutung der Milzbrandkapseln. Fischoeder gibt doch selbst 


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Preisz, Zur Frage der Schutzwirkung der Kapseln beim Milzbrandbacillus. 507 


an, daB Bacillen aus Bouillon in der Bauchhohle des Kaninchens nach 
35 Minuten (p. 396), in der Unterhaut aber bereits innerhalb 1 / 2 Stunde 
Kapseln bilden (p. 402). Wenn also kapsellos eingefiihrte Bacillen die 
urspriinglich bekapselten schon innerhalb 1 / 2 Stunde, oder nehmen wir 
an in einigen Stunden einholen, d. h. bekapselt werden konnen, so ist 
es ein ganz unbegriindetes Verlangen, daB Kapselstabchen die Versuchs- 
tiere nachweislich rascher toten sollen als kapsellose, da doch nach 
Fischoeder selbst „geringe Schwankungen in der Kankheitsdauer bei 
Verwendung derselben Kulturen auch auftreten“ (p. 398). 

Der Unterschied zwischen bekapselten und unbekapselten Stabchen 
mufi also in der ersten oder in den allerersten Stunden und mit sporen- 
losem Material studiert werden. DaB unter solchen Bedingungen beiderlei 
Stabchen im Tierkorper von ganz gleichem Verhalten waren, ist durch 
Fischoeders Versuche nicht erwiesen. 

Das Lebenbleiben eines mit bekapselten Stabchen geimpften Kanin¬ 
chens (p. 403) laBt sich recht verschieden deuten (s. meine Arbeit 1. c.), 
besitzt aber gegen die Schutzwirkung der Kapsel gar keine Beweiskraft. 

Die Gewebssafte der empfSnglichen Tiere besitzen keine genugend 
starke Abtotungskraft, um samtliche eingefiihrte Keime abzutoten oder 
in ihrer Lebenskraft soweit zu schwachen, daB sie keine Kapseln zu 
bilden vermochten. Deshalb bleibt es bei empfanglichen Tieren von 
wenig Bedeutung, ob nackte oder ob bekapselte Milzbrandstabchen in 
den Korper gelangen. 

Ganz anders bei unempfanglichen Tieren. Hier werden eingefiihrte 
unbekapselte Kulturstabchen bedeutend energischer und rascher abgetotet 
und auch die langer lebenden derart beeinduBt, daB Kapseln nur mehr 
oder minder sparlich oder gar nicht erzeugt werden. 

Folglich sind es solche resistente Versuchstiere, bei denen die 
Schutzwirkung der Kapsel gut zur Geltung kommen kann. 

Ich hatte nachgewiesen (1. c.), daB Kapselbacillen aus der Unterhaut 
der Maus in der Unterhaut des Huhnes 4 Tage, in der Unterhaut der 
Taube 2 Tage lhnger lebend blieben, als unbekapselte Bacillen desselben 
Stammes vom Agar. 

Nun hat Fischoeder von diesen Versuchsergebnissen folgende 
Meinung: „Aus diesen Versuchen gelit aber, wie Preisz annimmt, nicht 
unbedingt hervor, daB die bekapselten Stabchen deswegen linger am 
Leben geblieben sind, weil ihnen die Kapsel einen Schutz gewahrt hat. 
Wenn die Schutzwirkung der Kapsel fiir die Stabchen tats&chlich so 
groB ware, dann hatten doch die Tiere, denen Kapselstabchen einverleibt 
wurden, an Milzbrand zugrunde gehen miissen.“ 

Ich glaube, Fischoeder wird mir nicht Unrecht geben, wenn ich 
behaupte, daB er mit dieser Beweisftihrung der Logik einen Zwang an- 
getan hat. Wenn er bei seinen Versuchen mit Serum in vitro aus dem 
langeren oder kurzeren Lebenbleiben seiner Bacillen mit Recht auf eine 
groBere oder mindere Resistenz derselben schloB, warum weigert er sich, 
anzuerkennen, daB die in der Taube und im Huhn die kapsellosen Stab¬ 
chen um 2—4 Tage uberlebenden Kapselstabchen widerstandsfahiger sind, 
und warum fordert er den Tod der Versuchstiere dazu? 

Ueberall dort den Tod zu erwarten, wo Kapselbacillen eingeftihrt 
wurden oder sich auch ausbilden konnten, heifit die Infektion einseitig 
auffassen. Wo sich Kapseln bilden, kann der Milzbrandtod eintreten, 
er muB aber nicht erfolgen; wo aber keine Kapseln gebildet werden, 
gibt es keinen Milzbrandtod. 


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508 


Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 55. Heft 6. 


Meine Versuche, die zeigten, daB mil Milzbrandserura passiv immuni- 
sierte Mause durch Kapselbacillen aus der Unterhaut einer normalen 
Maus getotet wurden. w&hrend sie den nackten Kulturbacillen desselben 
Stammes vollkommen Widerstand leisteten, sind von Fischoeder 
ganzlich unbeachtet geblieben, obgleich sie einen sehr schwerwiegenden 
Beweis fiir die groBere Widerstandskraft der Kapselbacillen darstellen. 

Auch jene meine Versuche, die beweisen, daB in gewissen Losungeu 
(Karbol-, Essigsaure) Kapselbacillen bedeutend linger leben als nackte 
Milzbrandbacillen desselben Stammes, werden von Fischoeder ganz 
kurz abgetan. Er machte nimlich diesbeziiglich mit 0,1 und 0,01-proz. 
Sublimatlosung einige Versuche und kommt zu folgendem Schlusse: 
„Demnach konnte ich kaum einen Unterschied in der Widerstandsfahig- 
keit der gekapselten und ungekapselten Stabchen gegen Sublimat fest- 
stellen“ (p. 382). 

Ob bekapselte Bacillen auch in einer Sublimatlosung resistenter sind 
als kapsellose, dartiber konnte ich mich nicht iuBern; denn aus der 
groBeren Resistenz in Karbol- oder Essigsiure folgt nicht auch eine 
solche in Sublimat. Zweifellos ist nur, daB auch die diesbeziiglichen 
Versuche Fischoeders jeglicher Beweiskraft entbehren, denn er hat 
offenbar auch hier nicht mit sporenfreiem Material gearbeitet und nach 
der Einsaat nur einmal, und zwar erst nach 10 Minuten seine Proben 
entnommen. 

Beilaufig mochte ich hier erwahnen, daB ich die groBere Widerstands- 
fahigkeit von bekapselteu Bacillen (aus der Maus stammend) in Karbol- 
siurelosungen auch seither wiederholt bekraftigen konnte, 

Es ist selbstverstandlich, daB man bei solchen Versuchen nicht 
energisch abtotende, sondern gehorig schwache Losungen beniitzeu muB, 
urn Unterschiede wahrzunehmen. Bei stark anthrakoziden Seris ist es 
eben oft die — wie man es nicht unzutreffend bezeichnete — „blitz- 
artige“ abtotende Wirkung, die den Resistenzunterschied der beiden 
Bakterienzustinde verdeckt. Ebenso unerlaBlich ist es, bei solchen Ver¬ 
suchen peinlichst die Gegenwart von Sporen auszuschlieBen. 

Ich behauptete niemals, wie man nach Fischoeders Erorterungen 
(p. 382) meinen konnte, daB Kapselbakterien von Kaninchenserum iiber- 
haupt nicht abgetotet wurden, sondern nur, daB sie gegen dasselbe 
resistenter sind. 

Fischoeder beanstandet, daB ich bei meinen Versuchen mit 
Kaninchenserum die Kapselbacillen samt dem Seidenfaden (aus der 
Maus) ins Serum brachte, obgleich ich bei einem Versuche auch die 
kapsellosen Bacillen mit einem Seidenfaden einlegte. Er halt mir die 
Beobachtung von v. Behring entgegen, wonach Seidenfaden bei lingerer 
Beriihrung die milzbrandfeindlichen Wirkungen abschwichen oder auch 
vernichten (p. 382). 

Mir ist diese Beobachtung von v. Behring nicht bekannt; wie 
wenig aber Seidenfaden milzbrandfeindliche Wirkungen abzuschwichen 
oder gar zu vernichten vermogen, das beweisen meine bereits veroffent- 
lichten Versuche (1. c.). Ich wies nimlich nach, daB, wenn man in der 
Unterhaut einer mit Milzbrandserum immunisierten Maus 24 Stunden 
lang ein Stiickchen Seidenfaden liegen liBt, den Faden dann heraus- 
nimmt, mit virulenten Bacillen einer Agarkultur trinkt und nachher 
unter die Haut einer frischen Maus bringt, diese Maus am Leben bleibt. 
Der Seidenfaden vermochte also nicht einmal die in ihm selbst befind- 
liche minimale Menge milzbrandfeindlicher Stoffe unwirksam zu macken. 


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Preisz, Zur Frage der Schulzwirkung der Kapseln beim Milzbrandbacillus. 509 


Die anthrakozide Kraft vom Kaninchen- und Pferdeserum ist nicht 
immer gleich stark, zuweilen jedoch so bedeutend, daB zwischen be¬ 
kapselten und kapsellosen Bacillen kein auffalliger Unterschied zu er- 
kennen ist. Jedenfalls aber darf dieser Unterschied nur in den ersten 
Minuten nach der Einsaat gesucht werden. 

Es moge folgende Tabelle einen meiner neueren Versuche mit 
frischem Pferdeserum darstellen. 

Abtotungs versuche mit frischem Pferdeserum. 

Die Bacillen wurden in Bouillon aufgeschwemmt, je 0,1 ccm zu 2,0 ccm frischen 
Pferdeserums gegeben; zeitweise wurden ]e 0,05 ccm ties Serums zu Agarplatten ge- 
gossen. Vor jeder Entnahme wurde das Semm mittels einer Platinspirale griindlich 
vermengt. Die Proben wurden in einem 36° C Wasserbad gehalten. 


Zeit der Unter- 
suchung nach 
der Einsaat 

Sporenfreie 
Bacillen aus einer 
Agarkultur 

Sporenfreie Bacillen 
mit Kapseln (14 Std. 
in der Unterhaut der 
Maus verweilt) 

Sporen aus einer abge- 
schwachten Kultur. (Die 
vegetativen Formen wurden 
durch Erhitzen auf 80° 
abgetotet) 

2 Minuten 

900 

80000 

16000 

23 

o 

50000 

19000 

35 „ 

3 

40000 

19 000 

47 

0 

12 000 

17000 

DO 

1 

10000 

6 000 

75 „ 

0 

6 500 

5 000 

90 

0 

7000 

1600 

130 „ 

0 

220 

730 

5 Stunden 

0 

3000 

300 

3 Tage 

0 

23000 

280 


So augenfallige Unterschiede zwischen kapsellosen und bekapselten 
Bacillen, wie bei diesem Experiment, sind bei Pferdeserumversuchen 
nicht die Regel; ich wollte nur zeigen, daB sich auch solche Befunde 
ergeben kbnnen. In der Regel habe ich beobachtet, daB die bekapselten 
Bacillen in den ersten Minuten weniger stflrmisch vernichtet werden als 
die kapsellosen, daB sie aber endlich auch vollig abgetotet werden, und 
zwar zumeist spater als die kapsellosen. 

Man konnte einwenden, daB bei diesem Versuche die kapsellosen 
Bacillen viel weniger zahlreich gewesen sind als die Kapselbacillen, und 
daB sonach die Ueberzahl der letzteren die keimtotende Kraft des Serums 
erschopft hatte. Dieser Einwand aber ist nicht stichhaltig. Ich habe 
wiederholt beobachtet, daB kapsellose Milzbrandbacillen in den ersten 
1—2 Minuten durch frisches Pferdeserum massenhaft abgetotet werden. 
So fand ich bei einer der in Rede stehenden ganz ahnlichen Versuchs- 
anordnung von 14000 kapsellosen Stabchen nach 1 Minute 60Q0, nach 
3 Minuten nur mehr 1100 lebende, w&hrend von 20000 bekapselten nach 
1 Minute 22000 (Zfihlungsfehler!), nach 3 Minuten aber noch 14500 am 
Leben waren. Bei einem anderen ahnlichen Versuche sank die Anzahl 
von 13000 kapsellosen Keimen im Pferdeserum innerhalb der ersten 
Minute auf 300, die der Kapselstabchen aber von 21000 nur auf 17 000. 

Ferner darf man auch nicht auBer acht lassen, daB man aus der 
Anzahl der in den Agarplatten aufgegangenen Kolonieen nicht ohne 
weiteres auf die Anzahl der Bacillenmenge schlieBen darf, sondern daB 
es da einer Korrektion bedarf. In der Aufschwemmung meiner kapsel¬ 
losen Bacillen, die in das Serum gebracht wurden, bestanden die Bacillen- 
verb&nde durchschnittlich aus 8—10 Einzelstabchen, in der Aufschwem¬ 
mung der Kapselbacillen dagegen durchschnittlich nur aus 2 Bacillen. 


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510 Oentralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 55. Heft 6. 

Das heiBt mit anderen Worten, daB ini Serum 4—5mal mehr kapsellose 
Bacillen waren im Vergleiche zu den bekapselten, namlich aus der An- 
zahl der Kolonieen zu urteilen. 

Stellt man nun in der obigen Tabelle den Zahlenwert der 900 kapsel- 
losen Keime nach diesen beiden Tatsachen richtig, so ist es klar, daB 
derselbe nicht bedeutend geringer gewesen sein kann als die 80000 der 
bekapselten. 

Da aber 80000 Milzbrandkeime fur 2 ccm Pferdeserum nach meinen 
Erfahrungen noch keine Ueberzahl darstellen, trotzdem aber bei obigem 
Versuche die bekapselten Keime nicht nur nicht ausstarben, sondern sich 
in der 5. Stunde und spater noch vermehrten, so kann ich nicht umhin, 
anzunehmen, daB die keimtotende Kraft des Serums durch den Kapsel- 
stoff der eingesaten Bacillen und der Bacillenemulsion*) so weit abge- 
schwacht wurde, daB keine vollige Abtotung, sondern im Gegenteil eine 
Vermehrung der Kapselbacillen erfolgen konnte. Diese Vermehrung war 
am 3. Tage auch mikroskopisch nachweisbar in Form von langen wirren 
Ffiden, wie sie nicht aus der Maus stammen konnten. Dagegen war im 
Serumsporengemisch am 3. Tage eine solche Vermehrung nicht nach¬ 
weisbar, und ich mochte deshalb nicht zweifeln, daB die im Bodensatz 
gefundenen Sporen ein Rest der eingesfiten waren. 

Ich glaube, durch ineine Ausffihrungen klargelegt zu haben, daB es 
Fischoeder in keinem Punkte gelungen ist, meine Beweise, die ich 
fur die Schutzwirkung der Kapsel beim Milzbrandbacillus erbrachte, zu 
schwachen oder zu widerlegen. 

SchlieBlich mochte ich noch bemerken, daB Fischoeder auch fiber 
andere Ergebnisse meiner frfiheren Arbeit von den meinigen abweichende 
Ansichten auBert, zum Teil ohne eigene Forschungen gemacht zu haben 
(z. B. fiber die Bedeutung des Anthrakomucins). Ich will aber auf diese 
nicht weiter eingehen, sondern nur erklaren, daB ich in seiner Arbeit 
jegliche Angaben vermisse, die meine Versuchsergebnisse zu erganzen 
Oder zu einer richtigeren Deutung derselben zu ffihren geeignet waren. 

Budapest, am 9. Juni 1910. 


Nachdruck verboten. 

Die Magensaft-Anaphylaxie 1 2 ). 

Anwendung derselben zur Diagnose des Magenkrcbses. 

[Aus der Medizinischen Klinik der Universitat Genua. 

(Vorstand: Prof. Ed. Maragliano).] 

Von Prof. Dr. Spiro Livierato. 

Als Magensaft-Anaphylaxie bezeichne ich das Eintreten von 
anaphylaktischen Erscheinungen bei passend vorbereiteten Tieren, zurtick- 
ffihrbar auf menschlichen Magensaft. 

Diese besondere und neue Modalitfit der Anaphylaxie, welche ich 
zuerst deutlich nachgewiesen habe, ist ganz ahnlich und vollstfindig 


1) Es wurden namlich einige kleine Milzbrandseidenfadchen aus der Unterhaut der 
Maus in 0,3 ccm Bouillon aufgeschwemmt und von dieser Fliissigkeit 0,1 ccm mit 
2,0 Pferdeserum vermengt. 

2) Ins Deutsche floertragen von Dr. med. K. Ru hi-Turin. 


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Livierato, Zur Magensaft-Anaphylaxie. 


511 


vergleichbar mit der bekannten Serum-Anaphylaxie (Richet), von 
welcher sie sich uur dadurch unterscheidet, daB in raeinem Falle nicht 
das Blutserum, sondern der Magensaft als Erreger der anaphylaktischen 
Erscheinungen fungiert. 

Die Untersuchungen, iiber die ich im folgenden berichten werde, 
sind die ersten, die iiber den Magensaft in Beziehung zu den durch 
denselben herbeigefuhrten anaphylaktischen Erscheinungen angestellt 
worden sind, und sind zu gleicher Zeit die ersten, mit welchen die 
Verwertung der Hervorrufung und des Auftretens der Erscheinungen 
der Magensaft-Anaphylaxie zur Diagnose des Magencarcinoms beim 
Menschen bezweckt hat. 

Die Untersuchungen iiber die Anaphylaxie unter dem Standpunkte 
ihrer klinischen Verwertung, d. h. ihrer Anwendung zur Diagnose der 
Neoplasieeu, sind in der Tat sehr sparlich, und die Autoren, welche sich 
auf diesem Gebiete beschaftigt haben, haben ihre Aufmerksamkeit auf die 
Anwendung der Anaphylaxie zur Diagnose der bosartigen Geschwiilste 
iiberhaupt gelenkt und bei ihren Untersuchungen zu der biologischen 
Reaktion das Blutserum der Krebskranken benutzt. 

Die ersten, welche die Frage unter diesem Standpunkte studierten, 
waren H. Pfeiffer und J. Finsterer. Von der nachgewiesenen Tat- 
sache, daB, wenn man einem Meerschweinchen minimale Mengen eines 
von seiner Art verschiedenen EiweiBes in das Peritoneum einimpft, und 
nach 14 Tagen eine solche Einimpfuug wiederholt, das Tier die Er¬ 
scheinungen des anaphylaktischen Shocks aufweist, und von der weiteren 
Tatsache ausgehend, das die Anaphylaxie passiv durch das Serum eines 
anderen anaphylaktisierten Tieres iibertragen werden kann, wenn man 
dem ersten Tiere 48 Stunden nach der ersten Seruminjektion eine Ein- 
spritzung desselben Albumins macht, welches dazu gedient hat, urn das 
Meerschweinchen zu sensibilisieren, das das Serum geliefert hat, haben 
sich diese Autoren die Frage gestellt, ob ein Krebskranker nicht gegen 
die eigene Geschwulst anaphylaktisiert und mit einem Tiere verglichen 
werden kann, welchem ein verschiedenes EiweiB eingespritzt worden ist, 
und haben Untersuchungen in dieser Richtung ausgefuhrt, aus welchen 
sich folgendes ergeben hat: 

1) Wenn man Meerschweinchen 4 ccm Blutserum einer Brustkrebs- 
kranken und 2 Tage sp&ter 4 ccm des aus dieser Geschwulst aus- 
gepreBten Saftes in*das Peritoneum einspritzt, weisen die Tiere allgemeine 
anaphylaktische Erscheinungen mit charakteristischem Sinken der Tem- 
peratur auf. 

2) Meerschweinchen, welche mit 4 ccm des Serums anderer mastdarm- 
oder zungenkrebskranker Individuen behandelt wurden, zeigten nach der 
weiteren Einspritzung von 4 ccm Maramaepitheliomsaft die anaphylaktische 
Reaktion, woraus hervorgeht, daB das Serum nicht von dem- 
selben Individuum herzustammen braucht, welches den 
Krebssaft geliefert hat. 

3) Die Kontrollmeerschweinchen, welchen Serum Nichtkrebskranker 
eingeimpft wurde, zeigten infolge der Inokulation von Carcinomsaft keine 
anaphylaktische Reaktion. 

4) Der Krebssaft erwies sich ffir unbehandelte Tiere unschadlich. 

Weinberg und Mello, welche die Versuche von Pfeiffer und 

Finsterer wiederholt haben, geben an, sie hatten bei praventiv mit 
Serum Krebskranker behandelten Meerschweinchen zuweilen eine wirk- 
liche Hypothermie — eine Erscheinung, welche Pfeiffer zuerst nach- 


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512 


Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 55. Heft 6. 


gewiesen hat — beobachtet, sie hatten aber dieselbe Erscheinung bei 
mit Serum gesunder Menschen behandelten Tieren beobachtet. 

Ranzi konnte bei durch Tumorenextrakte vorbereiteten Tieren so- 
wohl mit Tumorenextrakten, wie mit dem Blutserum Tumorenkranker 
und ebenso mit Extrakten aus normalen Organen und mit dem Blut¬ 
serum normaler Menschen charakteristische anaphylaktische Erscheinungen 
herbeifiihren, und betrachtet die Anaphylaxie nicht als eine spezifische 
Zellenreaktion gegen die Geschwulst, sondern als eine allgemeine Reaktion 
gegen das Gewebe, welches zur Vorbereitung des Tieres gedient hat. 

Donati hat die passive Anaphylaxie als Mittel zur Diagnose der 
bosartigen Geschwiilste im allgemeinen angewendet. Aus seinen Unter- 
suchungen geht hervor, daB bei Meerschweinchen, welchen Mamma- 
carcinomsaft in das Peritoneum injiziert wurde, ein anaphylaktisches 
Sinken der Korpertemperatur nur dann eintrat, wenn die Meerschweinchen 
48 Stunden vor der anaphylaktischen Probe durch intraperitoneale Ein- 
spritzung von Blutserum von Kranken mit bSsartigen Tumoren vor- 
bereitet wurden, wahrend bei den Meerschweinchen, welchen das Serum 
Nichtkrebskranker eingeimpft worden war oder welche nicht behandelt 
worden waren, die anaphylaktische Erniedrigung der Korpertemperatur 
ausblieb. 

Kelling konnte durch seine Versuche die Angaben Pfeiffers 
bestatigen, d. h. nachweisen, daB die anaphylaktischen Stoffe, welche im 
Blutserum der Krebskranken vorhanden sind, auf die Meerschweinchen 
iibertragbar sind und sich bei denselben durch eine Korpertemperatur- 
erniedrigung kundgeben; daB diese Reaktion nicht allein flir das Carcinom 
charakteristisch ist, sondern auch mit Gewebe von Tumoren syphilitischer 
oder tuberkuloser Natur eintritt; daB bei der Krebskrankheit die Er¬ 
scheinung des Temperaturabfalles auch mit neoplastischen Zellen, ebenso 
wie mit anderen embryonalen Zellen, so z. B. mit Zellen von mensch- 
lichen, Hiihner- oder Schweineembryonen, nachgewiesen werden kann; 
daB die anaphylaktische Reaktion beim Carcinom hochstwahrscheinlich 
eine Reaktion gegen den Zellstoff und nicht gegen einen eventuellen 
Parasiten darstellt. 

* * 

* 

Ich habe bei gegenwartigen Untersuchungen erforscht, wie sich der 
Magensaft Magencarcinomkranker in bezug auf die Erscheinung der 
Anaphylaxie verh&lt, und zwar einerseits weil mir der Magensaft aus 
theoretischen Betrachtungen besser als das Blutserum zu derartigen 
Untersuchungen im speziellen Falle des Magenkrebses — nicht des 
Krebses im allgemeinen — geeignet schien, andererseits um unter diesem 
Standpunkte meine frllheren Untersuchungen fiber die Diagnose des 
Magencarcinoms fortzusetzen. 

Bevor ich zur Beschreibung meiner Resultate schreite, will ich die 
Einzelheiten der von mir angewandten Technik angeben. 

1. Herstellung der einzelnen MagensSfte. 

Hierbei ging ich folgendermaBen vor: 

Nachdem ich die betreffenden Patienten von Mitternacht an bei 
Ieerem Magen gehalten hatte, verabreichte ich denselben am nachsten 
Morgen das Ewaldsche Probefriihstiick, welches ich nach “/< Stunden 
wieder ausheberte. 

Bei der Gewinnung des Magensaftes befolgte ich alle mbglichen 
MaBregeln der Asepsis (Sterilisierung der Sonde, des Glases usw.). 


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Livierato, Zur Magensaft-Anaphylaxie. 


513 


Das gewonnene Material wurde 2mal unter Druck durch steriles 
Filtrierpapier filtriert, und danach durch Zusatz einiger Tropfen einer 
gesattigten Sodalosung neutralisiert und leicht alkalisiert. 

Der Mageusaft stammte einerseits von Magenkrebskranken, 
bei denen die Diagnose durch die Anamnese, die klinische Untersuchung 
und die chemische Untersuchung des Magensaftes sichergestellt war, und 
andererseits von hinsichtlich der Funktion des Magendarmapparates ganz- 
lich normalen Individuen und ferner von einera Patienten 
her, welcher, nachdem ein Zweifel dariiber bestanden hatte, ob es sich 
bei ihm um ein Magenulcus oder urn Magenkrebs handelte, infolge einer 
heftigen Magenblutung verendete, wonach die Sektion ein Magengeschwiir 
ergab. 


2. Herstammung und Herstellung des Krebssaftes. 

Das Material, mit welchem ich meine Tiere vorbereitete, stammte 
von einem groBen typischen Mammacarcinom her, dessen Diagnose durch 
die histologische Untersuchung sichergestellt wurde, und welches mir in 
freundlichster Weise von Herrn Prof. Onorato aus der chirurgischen 
Universitatsklinik sofort nach der operativen Herausnahme tiberliefert 
wurde. 

Aus dieser Geschwulst stellte ich in der Weise ein w&sseriges Ex- 
trakt in steriler physiologischer Kochsalzlosung her, daB ich Stflcke davon 
zuerst mit einer sterilen Schere zerschnitt und dann in einem Morser 
zusammen mit sterilen Glasscherben fein zerrieb. Dieses Extrakt wurde 
durch sterile Kerzen filtriert und auf verschiedene 5 ccm haltige Glfischen 
verteilt, welche zugeschmolzen und im Eisschranke aufbewahrt wurden. 

3. Allgemeine Technik der subduralen Injektion 

der Magensfifte. 

Bevor ich zur Beschreibung der von mir beobachteten toxischen 
Erscheinungen einerseits und anaphylaktischen Erscheinungen andererseits 
flbergehe, will ich fiber die bei der subduralen Injektion der Magensfifte 
angewendete Technik kurz berichten. 

Nachdem ich das Tier in einem geeigneten Apparat fixiert, die Haare 
der Schfidelkonvexitat abrasiert und die entsprechende Hautzone des- 
infiziert hatte, legte ich vermittelst einer kurzen, seitwfirts der Pfeilnaht 
geffihrten Inzision in die weichen Teile und in das Periost den Schadel 
bloB, machte in denselben vermittelst eines gewohnlichen Perforators ein 
kleines rundes Loch, so groB, daB die dtinne Kanfile einer 1 ccm-Spritze 
eingefflhrt werden konnte. 

Die Operation, welche sehr einfach ist, erfordert nur etwas Uebung 
in bezug auf den Druck, mit welchem man den Perforator einbohrt, eine 
Erfahrung, welche man tibrigens durch einige Versuche erwirbt. Ich ging 
derart vor, daB ich, als ich eine gewisse Tiefe erreicht hatte, den Per¬ 
forator beiseite legte und die Operation vermittelst der Kanfile der 
Spritze vollendete und mit dieser die Hirnhaut durchstach. 

Nun schreite ich ohne weiteres zur Darstellung meiner Beobachtungen, 
sowie sie aus den Versuchsprotokollen hervorgehen. 


Erste Abt. Orig. Bd. 56. 


Heft 6. 


33 


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514 


Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 55. Heft 6. 


I. Tell. 

4. Wirkung des subdural eingeimpften Magensaftes 
normaler Individuen auf gesunde Meerschweinchen. 

a) Subdurale Injektion von 0,2 ccra Magensaft einer norinalen Person 
bei 2 Meerschweinchen mittlerer GroBe: Keine beachtenswerte 
Erscheinung. 

b) Subdurale Injektion von 0,5 ccm Magensaft einer uormalen Person 
bei 2 Meerschweinchen mittlerer GroBe: Keine beachtenswerte 
Erscheinung. 

c) Subdurale Injektion von 1 ccm Magensaft einer normalen Person 
bei 2 Meerschweinchen normaler GroBe: Die Tiere weisen Erscheinungen 
geringgradiger allgemeiner Depression auf, behalten aber das Gleich- 
gewicht und die normale Haltung bei und erholen sich in kurzer Zeit 
vollstandig. 

Hieraus gelit hervor, daB der Magensaft normaler Menschen, auf sub- 
duralem Wege eingeimpft, selbst in der Menge von 1 ccm keine 
besondere Wirkung auf die unbehandelten Tiere ausiibte. 

5. Wirkung des subdural eingeimpften Magensaftes 

magenkrebskranker Menschen auf gesunde 
Meerschweinchen. 

a) Subdurale Injektion von 1 ccm Magensaft eines Magenkrebskrauken 
bei 2 Meerschweinchen mittlerer GroBe: Die Tiere zeigen sofort nach der 
Einspritzung eine allgemeine Parese, auf welche nach 5 Minuten allge- 
meines Zittern folgt; die Tiere gehen uicht, auch wenn sie dazu getrieben 
werden; man beobachtet unwillkiirlichen Kotabsatz. Tod 5 Stunden nach 
der Injektion. 

b) Subdurale Injektion von 0,2 ccm Magensaft eines Magenkrebs- 
kranken bei 2 Meerschweinchen mittlerer GroBe: Sofort danach voll- 
stkndige Parese, dann allgemeine Zuckungen, Kotabgang und Tod etwa 
9 Stunden nach der Injektion. 

c) Subdurale Injektion von 0,5 ccm Magensaft eines Magenkrebs- 
kranken bei 2 Meerschweinchen mittlerer GroBe: Man beobachtet ahnliche 
Erscheinungen wie bei den vorigen Tieren, nur in viel geringerem Grade; 
die Tiere sterben am nachsten Tage, etwa 26 Stunden nach tier Injektion. 

Aus diesen Beobachtungen geht deutlich hervor, daB der Magen¬ 
saft von Magenkrebskranken, subdural eingeimpft, eine 
ausgesprochene toxische Wirkung entfaltet. 

Aus diesen Beobachtungen erhellt ferner die Notwendigkeit, bevor 
icli zu den Untersuchungen iiber die vom Magensaft bei vorbereiteten 
Tieren hervorgerufenen anaphylaktischen Erscheinungen schritt, die 
minimale fur gesunde Tiere unsch&dliche Dosis der einzelnen 
Magenskfte genau zu bestimmen. 

Nach mehreren Versucheu konnte ich feststellen, daB diese Dosis 
0,05 ccm (0,5 ccra einer Verdiinnung des Magensaftes eines Magen- 
carcinomkranken in physiologischer Kochsalzlosung im Verhaltnis 1 :10) 
entspricht, wie aus folgendem Versuche hervorgeht: 

d) Subdurale Injektion von 0,05 ccm (0,5) einer Verdflnnung von 
1 Teil Magensaft eines Magenkrebskranken in 10 Teilen physiologischer 
Kochsalzlosung bei 4 Meerschweinchen mittlerer GroBe: Die Tiere zeigen 
keine beach ten swerten Erscheinungen; sie verhalten sich nach der Operation 
wie gesunde Tiere, sind munter und leben weiter. 


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Livierato, Zur Magensaft-Anaphvlaxie. 


515 


Nachdein somit die miniraale unschadliche Dosis vom Magensaft eines 
Magenkrebskranken bestimmt war, handelte es sich nun darum — und 
dies bildet den wesentlichen Teil der Versuche — festzustellen, einerseits, 
ob diese fur unbehandelte Tiere unschadliche Minimaldosis einen, und 
zwar welchen EiniiuB auf in geeigneter Weise vorbereitete Tiere 
ausubte, und andererseits, ob dieselbe Dosis von Magensaft nornialer 
Menschen auf andere in gleicher Weise vorbereitete Tiere eine ahnliche 
Wirkung entfaltet. 

6. Modalitat der Vorbereitung der Tiere. 

Mit dem Mammacarciuomextrakt, dessen Herstammung und Her- 
stellungsweise ich bereits angegeben babe, habe ich die Tiere folgender- 
maBen vorbereitet: 

Erste Meerschweinchengruppe: Langsam vorberei- 
tende Behandlung mit Krebsextrakt. 

Diese Tiere bekainen drei subkutane Injektionen von je 4 ccm des 
Extraktes in Zwischenraumen von 5 Tagen; die anaphylaktische Probe 
mit den einzelnen Magens&ften wurde in der iiblichen Weise bei dieser 
Gruppe von Tieren 10 Tage nach der letzten Einspritzung von Carcinom¬ 
extrakt ausgefiihrt. 

Die zweite Gruppe von Meerschweinchen erfuhr eine vor- 
bereitende Behandlung, welche ich als 1 angsam reakutisierte 
bezeichnen werde. 

Diesen Tieren wurde eine subkutane Injektion von 4 ccm des Car- 
cinomextraktes und 10 Tage spater eine weitere von 5 ccm desselben 
Extraktes gemacht, und 24 Stunden nach dieser mit den verschiedenen 
Magensaften anaphylaktisch gepriift. 

Ich nenne diese Behandlungsweise reakutisierte Vorbereitung, weil 
die anfangs langsame Vorbereitung durch eine 24 Stunden vor der ana- 
phylaktischen Probe gemachten zweiten Einspritzung reakutisiert wurde. 

Dritte Gruppe: Rasche vorbereitende Behandlung. 

Die Tiere aus dieser Gruppe bekamen eine einzige subkutane Ein¬ 
spritzung von 5 ccm Carcinomextrakt, und wurden 24 Stunden nach 
derselben auf Anaphylaxie gepriift. 

Vierte Gruppe: Mittlere vorbereitende Behandlung. 

Diese Tiere bekamen eine einzige subkutane Einspritzung von 5 ccm 
des Extraktes und 5 Tage spater wurde die anaphylaktische Probe an- 
gestellt. 

Es sei vortibergehend erwahnt, daB ich bei der Mehrzahl der Tiere 
infolge der Behandlung mit Carcinomextrakt einen gewissen Grad von 
Abmagerung und eine Gewichtsabnahme beobachtet habe. 


II. Teil. 

7. Wirkung des subdural eingespritzten Magensaftes 
Magenkrebskranker auf vorbereitete Meerschweinchen. 

a) 1. Gruppe: Langsame Vorbereitung (4 Tiere). 

Subdurale Einspritzung von 0,05 cm (0,05—0,5 ccm einer Verdiinnung 
in physiologischer Kochsalzlosung im Verhaltnis 1:10) von Magensaft 
eines Magencarcinomkranken. 

Sofort nach der Einspritzung zeigten die einzelnen Tiere deutliche 
und schwere Erscheinungen der Anaphylaxie, bestehend in schwerer Ilin- 
ffilligkeit und lahmungsartigem allgemeinem Zustand; das Tier liegt 
regungslos auf einer Seite, kann nicht die normale Haltung annehmen; 

33* 


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516 


Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt Originate. Bd. 55. Heft 6. 


Tachipnoe, Dyspnoe, Kotabsatz; der lahmungsartige Zustand hat ver- 
schiedene Dauer; die Tiere weisen ferner eine Erniedrigung der Korper- 
temperatur (durchschnittlich 1,4° C) auf, welche, wie gesagt, nach 
H. Pfeiffer ein deutliches Symptom der Anaphyllaxie darstellt. Auf 
diesen Zustand, welcher bald 5—6, bald 15—30 Minuten dauert, folgt 
mehr oder minder allgemeines und intensives Zittern, Oder es treten echte 
tonisch-klonische Konvulsionen ein, welche entweder besonders in den 
GliedmaCen lokalisiert oder allgemein sind. 

Alle diese Erscheinungen dauern 1 / 2 bis mehrere Stunden: dann er- 
holen sich die Tiere vollkommen, so dafi sie sich am nachsten Tage 
gewohnlich in ganz normalem Zustand befinden. 

Nur ein geringer Bruchteil der Tiere — 4 in der Gesamtzahl der 
Versuchstiere — starb 8—10 Stunden oder mehrere Tage nach der sub- 
duralen Injektion. 

b) 2. Gruppe: Langsame reakutisierte Vorbereitung 
(4 Tiere). 

Subdurale Einspitzung von 0,05 ccm von Magensaft eines Magen- 
krebskranken. 

Man beobachtete sehr deutliche Erscheinungen einer schweren Ana- 
phylaxie, ganz ahnlich denen der 1. Gruppe. Thermische Reaktion positiv: 
Herabsinken der Temperatur im Durchschnitt um 1,0° C. 

c) 3. Gruppe: Rasche Vorbereitung (4 Tiere). 

Subdurale Einspritzung von 0,05 ccm von Magensaft eines Magen- 
krebskranken. 

Man beobachtet sehr deutliche Erscheinungen einer schweren Ana- 
phylaxie, ahnlich denjenigen der 1. und 2. Gruppe, nur erholen sich die 
Tiere viel rascher. Durchschnittliche Temperaturabnahme: 0,8° C. 

d) 4. Gruppe: Mittlere Vorbereitung (3 Tiere). 

Subdurale Einspritzung von 0,05 ccm des Magensaftes eines Magen- 

carcinomkranken. 

Man beobachtet keine anaphylaktischen Erscheinungen. 

8. Wirkung des subdural eingespritzten Magensaftes 
normaler Menschen auf vorbereitete Meerschweinchen. 

a) 1. Gruppe: Langsame Vorbereitung (4 Tiere). 

Subdurale Einspritzung von 0,05 ccm des Magensaftes normaler 

Menschen (0,5 ccm einer 10-proz. Verdtinnung in physiologischer Koch- 
salzlosung). 

Es wurden keine anaphylaktischen Erscheinungen beobachtet. Die 
Tiere verhielten sich nach der Operation ganz normal. Durchschnittlicher 
Temperaturabfall: 0,9° C. 

b) 2. Gruppe: Langsame reakutisierte Vorbereitung 
(4 Tiere). 

Subdurale Einspritzung von 0,05 ccm des Magensaftes einer normalen 
Person. 

Man beobachtet keine anaphylaktischen Erscheinungen. Durchschnitt¬ 
liche Temperaturabnahme: 1,1° C. 

c) 3. Gruppe: Rasche Vorbereitung (4 Tiere). 

Subdurale Einspritzung von 0,05 ccm des Magensaftes einer normalen 
Person: Keine anaphylaktische Erscheinung. 

d) 4. Gruppe: Mittlere Vorbereitung (3 Tiere). 

Subdurale Einspritzung von 0,05 ccm des Magensaftes eines normalen 

Menschen: Keine anaphylaktische Erscheinung. 


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Livierato, Zur Magensaft-Anaphylaxie. 


517 


Wie aus dieser Darstellung deutlich hervorgeht, rief die Dosis von 
0,05 ccm des Magensaftes normaler Menschen, subdural eingeimpft, bei 
keinem der in den verschiedenen Weisen durch Krebsextrakt vorbereiteten 
Meerschweinchen anaphylaktische Erscheinungen hervor. 

Ebenso konnte ich bei anderen in gleicher Weise vor¬ 
bereiteten Tieren durch subdurale Einfiihrung viel 
grdBerer Dosen (0,1—0,2 und selbst 0,5 ccra) des Magen¬ 
saftes normaler Menschen keine anaphylaktische Er¬ 
scheinungen her bei fullren, irn Gegensatz zu dem Magensaft 
Magencarcinomkranker, welcher, wie wir sahen, selbst in der Dosis von 
0,05 ccm eingespritzt, schon ausgesprochene Symptome der Anaphylaxie 
hervorruft. 

9. Wirkung des subdural eingespritzten Magensaftes eines 
Magenulcuskranken auf vorbereitete Meerschweinchen. 

Alle die Versuche mit dem Magensafte dieses Patienten, bei welchem 
die Diagnose, wie ich oben erwfthnt habe, durch die Sektion sichergestellt 
wurde, fielen negativ aus, d. h. der Magensaft verhielt sich in bezug auf 
Anaphylaxie in derselben Weise, wie der Magensaft normaler Menschen. 

Durch Krebssaft vorbereitete Meerschweinchen zeigten infolge der 
subduralen Einspritzung von 0,5 ccm des Blutserums von Patienten mit 
Infektiouskrankheiten, verschiedener Art (Typhus, Pneumonie) keine ana¬ 
phylaktische Erscheinungen. 

>k * 

* 

Aus den Resultaten der bisher beschriebenen Versuchen kann man 
folgende Schlufifolgerungen ziehen: 

1) DaB der Magensaft normaler Menschen, auf subduralem Wege ein¬ 
geimpft, selbst in der Dosis von 1 ccm auf gesunde Meerschweinchen 
keine Giftwirkung austibt. 

2) DaB hingegen der Magensaft von Magencarcinomkranken, subdural 
eingespritzt, selbst in der Dosis von 0,1 ccm auf gesunde Meerschwein¬ 
chen eine SuBerst starke toxische Wirkung, selbst bis zur Herbeifiihrung 
des Todes, ausubt. 

3) DaB die minimale fiir gesunde Meerschweinchen auf subduralem 
Wege unschadliche Dosis von Magensaft Magencarcinomkranker 0,05 ccm 
entspricht. 

4) DaB die subdurale Einspritzung der minimalen Dosis (0,05 ccm) 
von Magensaft Magenkrebskranker bei in geeigneter Weise mit w&sserigem 
Mammacarcinomextrakt vorbereiteten Meerschweinchen das sofortige 
Auftreten ausgesprochener Symptome der typischen Anaphylaxie bewirkt. 

5) DaB die subdurale Einspritzung derselben Dosis (0,05 ccm) von 
Magensaft normaler oder an Ulcus pepticum ventriculi leidender Menschen 
bei in derselben Weise mit wasserigem Carcinomextrakt vorbereiteten 
Meerschweinchen keine anaphylaktische Erscheinungen hervorruft. 

6) DaB auch viel hohere Dosen (bis 0,5 ccm) von Magensaft normaler 
Menschen unter denselben Umst&nden keine anaphylaktischen Symptome 
herbeifiihrt. 

7) DaB das Herabsinken der Temperatur (H. Pfeiffer) zwar eine 
bei der Anaphylaxie haufige Erscheinung darstellt, aber, wenigtens soviel 
aus meinen Beobachtungen hervorgeht, nicht als ein charakteristisches 
und konstantes Symptom der Anaphylaxie, vergleichbar mit den iibrigen 
Erscheinungen der ausgesprochenen Anaphylaxie, betrachtet werden kann. 

* * 

* 


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518 Centrnlbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 55. Heft 6. 

Wenn wir nun diese Ergebnisse unseren heutigen Anschauungen 
und Kenntnissen gemaB deuten wollen, so miissen wir die durch den 
Magensaft der Magencarcinomkranken hervorgerufene anaphylaktische 
Reaktion als fur das Magencarcinom streng spezifisch betrachten; als 
solche hat, wie sich wenigstens bei den bisher ausgefiihrten Versuchen 
und in den bisher untersuchten Fallen erwiesen, da sie durch Magensaft 
gesunder oder an Magenulcus leidenden Menschen nicht bewirkt wurde. 

Diese Deutung wird durch die verschiedenen technischen und zeit- 
lichen Modalitaten der Untersuchungen und der Reaktion, durch die 
Deutlichkeit der anaphylaktischen Erscheinungen, die Konstanz und das 
Miteinanderfibereinstimmen der Resultate und die groBe Zahl der aus- 
gefiihrten Kontrollversuche bestatigt. 

Nun liegt die Frage nahe: Warum ist bei den angestellten Versuchen 
die anaphylaktische Reaktion eingetreten? Welches war ihr Mechanismns? 

Diese Frage werde ich erschopfend beantworten, wenn ich die Resul¬ 
tate weiterer Versuche — mit einigen bin ich bereits beschaftigt, andere 
werde ich spfiter anstellen — erhalten haben werde, welche ich zwecks 
besserer Kenntnis und Erklarung der Erscheinung vorgenommen habe und 
ferner zwecks Untersuchung der anaphylaktischen Reaktion in bezugauf: 

1) Den Magensaft von Personen, welche ein Carcinom in einem anderen 
Organ haben; 

2) den Magensaft normaler Menschen nach Beriihrung desselben mit 
Krebsgewebe; 

3) der Magensaft Magencarcinomkranker, wenn derselbe auf mit dem- 
selben Magensaft oder mit demjenigen eines gleichen Kranken vorbereitete 
Tiere einwirkt. 

Wahrend ich die Vollendung dieser Untersuchungen abwarte, darf 
ich vielleicbt die Hypothese darstellen, welche mir die geeignetste er- 
scheint, urn die anaphylaktischen Erscheinungen zu erklaren, welche ich 
erhalten habe, und welche, wie wir sahen, bis jetzt streng spezifisch fur 
das Magencarcinom waren. 

Ich glaube, daB die durch den Magensaft der Magenkrebskranken 
hervorgerufene Reaktion auf die Produkte der biochemischen Sekretion 
der Geschwulst und auf die Zerfallprodukte der Geschwulst selbst im 
Magen zuriickzufiihren ist, indent der Magensaft, dank diesen Produkten, 
selbst in minimaler Dosis, das Eintreten von anaphylaktischen Erschei¬ 
nungen bei den Tieren zu bewirken vermochte, welche durch ein analoges 
Gewebe oder eine analoge Substanz organischer Abstammung (Mamma- 
carcinom) sensibel gemacht waren. Diese Annahme steht im volligen 
Einklang mit unseren heutigen Kenntnissen fiber den anaphylak¬ 
tischen Zu stand, welcher mit der Entwickelung im Organismus 
besonderer Korper oder Eigeuschaften zusammenzuhfingen scheint, welche, 
wie aus meinen Untersuchungen deutlich hervorgeht, auch im Magensaft 
unter besonderen Bedingungen vorhanden sind, da die Einfuhrung des¬ 
selben das sofortige Eintreten des anaphylaktischen Zustandes bewirkt. 

Wie es nun auch mit der Frage sei, liefern uns die erwahnten Be- 
obachtungen Anhaltspunkte von unbestreitbarer Wichtigkeit, und zwar so- 
wohl in biologischer — allgemeine Biologie der Tumoren — wie in 
klinischer Hinsicht, indem diese Resultate und diese Verfahren vielleicht 
eine praktische Anwendung als Mittel zur diagnostischen Differenzierung 
der Magenleiden im allgemeinen und des Magencarcinoms im speziellen 
finden konnen, eine Anwendung, welche die Moglichkeit, deutliche 
anaphylaktische Erscheinungen bei Tieren zu erhalten, welche nur 


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J a f f<5, Ueber trypanozidc Eigenschaften der Organe und ihrer Extrakte. 519 


24 Stunden vor der Probe vorbereitet wurden, einen ganz besonderen 
Wert verleiht. 

Diese Resultate zielen nach der Losung der Frage nach der genaueu 
Diagnose des Magencarcinoms, und wenn meine weiteren Untersuchungen 
die Resultate der bereits ausgefiihrten bestatigen werden, und diejenigen 
anderer Autoren ebenfalls die raeinigen bestatigen werden, wird man 
dieses Ziel als erreieht betrachten konnen. 

Welches aber auch der Ausgang dieser neuen Untersuchungen sein 
wird, werden dieselben keineswegs das allgemeine Interesse vermindern, 
welche die bereits erhaltenen und hier beschriebenen Resultate in bio- 
logischer Hinsicht besitzen. 


Literatur. 

Pfeiffer, H. u. Finsterer, J., Wien. klin. Wochenschr. 1909. No. 28. 
Weinberg e Mello, Revue de M4d6cine. 1910. No. 2. 

Pfeiffer, H., Wien. klin. Wochenschr. 1909. No. 1. 

-, Wien. klin. Wochenschr. 1909. No. 36. 

Ranzi, Zeitschr. f. Imrauuitatsforschung. Bd. 4. 1909. 

Donati, Policlinico Soz. Prat. 1909. No. 44. 

Kelling, Wien. klin. Wochenschr. 1909. No. 12. 

Livierato, Spiro, Berl. klin. Wochenschr. 1909. No. 17. 

-, Gazzetta degli Osped. e delle Clin. 1910. No. 52. 


Naehdruck verboten. 

Ueber trypanozide Eigenschaften der Organe und ihrer 

Extrakte. 

[Aus dem Koniglichen Institut fflr Infektionskrankheiten zu Berlin 
(Direktor: Geh. Ober-Med.-Rat Prof. Dr. Gaffky. Abteilungsleiter: 

Prof. Dr. Schilling.)] 

Von Dr. J. Jaff6, Assistent am Institut. 

Die folgenden Mitteilungen stellen eine Fortfiihrung der in Bd.XIII des 
Arch. f. Schiflfs- u.Tropenhyg. von Schilling u. Schilling u. Jaffd ver- 
offentlichten Beobachtungen fiber die Erscheinungen aktiver und passiver 
Immunitat bei Trypanosomenkrankheiten dar, wie sie im Anschlusse an 
therapeutische Versuche mit Arsenophenylglycin beobachtet werden konnten. 

Die vorliegenden Versuche kntipfen an die dort raitgeteilte Tatsache 
an, daB im Serum der mit Nagana infizierten und spater mit Arseno¬ 
phenylglycin geheilten Tiere Stoffe auftraten, die intraperitoneal mit 
Nagana infizierte M&use vor der Infektion schiitzen konnten, wenn das 
Serum zu gleicher Zeit subkutan eingespritzt wurde. Bei der weiteren 
Priifung dieser ImmunstofTe interessierte uns zun&chst die Frage nach 
dem Ort ihrer Entstehung. Als erste hatten Pfeiffer und Marx bei 
der Cholera, spater Wassermann beim Typhus, in neuerer Zeit Heim 
ffir Pneumokokken und andere mehr nachgewiesen, daB die Organe 
immunisierter Tiere reich an spezifischen Schutzstoflfen sind. Als Bildungs- 
statten dieser Schutzstoffe bezeichneten die ersten drei Autoren in erster 
Linie die blutbildenden Organe: Knochenmark, Milz, Lymphdriisen, ferner 
die Thymusdrtise und die Lunge. Als Aufspeicherungsort von Schutz- 
stoffen gegen Pneumokokken konnte diesen Organen noch das Muskel- 
gewebe von Heim angegliedert werden. 


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520 


Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 55. Heft 6. 


Wenn schon bei den oben genannten Bakterieninfektionen die blut- 
bildenden Organe Pradilektionsstellen fur die Bildung von Immunstoffen 
darstellten, so lag die Verrautung nahe, daB noch mehr bei einer so 
ausgesprochenen Blutkrankheit, wie sie die Trypanosomiasen darstellen, 
in ihnen der Ort fur die sich abspielenden Immunitatsreaktionen zu 
suchen sei. Wir wahlten deshalb zunachst die Milz fur unsere Unter- 
suchungen und gingen in der Weise vor, daB wir Ratten mit Nagana infi- 
zierten, auf der Hohe der Infektion mit der keilenden Dosis Arsenophenyl- 
glycin behandelten, die Tiere 24 Stunden nach der Arseninjektion toteten. 
und die Milz exstirpierten. Das exstirpierte Organ wurde mit einer 
geringen Menge Trypanosomen geimpft in der Weise, daB mit Hilfe einer 
Spritze lebende Trypanosomen in das Innere des Organs injiziert wurden. 
Das Organ wurde dann einer gesunden Ratte in toto unter die Haut 
geschoben und nach Vernahung der Hautwunde nach Moglichkeit durch 
die Haut hindurch zerdriickt. Um eine trypanozide Wirkung des nor- 
malen Organs an sich, resp. die Wirkung des im Korper der behandelten 
Ratte aufgespeicherten Arsens auszuschalten, wurde mit der Milz einer 
normalen und einer normalen mit Arsenophenylglycin behandelten Ratte 
in gleicher Weise verfahren. Die beiden Kontrollratten erkrankten 5 Tage 
nach der Impfung und gingen am 7. bezw. 9. Tage ein, die mit der 
Immunmilz -)- Trypanosomen geimpfte Ratte blieb gesund. Eine Wieder- 
holung dieses Versuches wurde in der Weise vorgenommen, daB das 
Milzgewebe im Schalchen fein verrieben, mit Trypanosomen vermischt und 
dann das Gemisch den Ratten intraperitoneal injiziert wurde, s. Tab. I. 

Tabelle I. 

Milz von Immunratte I *) Ratte bleibt gesund 

„ „ „ II „ nach 12 Tagen + a ) nach 13 Tagen t 

„ „ normaler Ratte „ „ 5 „ + „ 9 „ f 

„ „ „ mit Arsenophenylglycin 

behandelter Ratte „ „ 5 „ + „ 9 „ f 

In einem Falle war also die Infektion vollkommen verhindert, in dem 
zweiten um 7 Tage im Vergleich zu den Kontrollen hiuausgeschoben worden. 

Auch in anderen Rattenorganen lieB sich eine gewisse trypanozide 
Wirkung nachweisen, wenn das infizierte Tier mit Arsenophylglycin be- 
handelt worden war. Der Versuch tvurde in der Weise angestellt, daB 
eine dem Gewicht der Milz entsprechende Menge der Organe zerrieben. 
mit Trypanosomen vermischt und intraperitoneal injiziert wurde. 


Tabelle II. 


Leber 

von 

Immunratte I 

Ratte nach 

7 Tagen 

+ 

nach 10 Tagen f 

Niere 

it 

11 

I 

11 

11 

16 

11 

+ 

11 

IB „ t 

Leber 

ii 

11 

II 

11 

11 

7 

11 

+ 

11 

10 „ t 

Niere 

ii 

11 

II 

11 

11 

14 

11 

+ 

11 

17 „ t 

Leber 

ii 

11 

III 

11 

11 

9 

11 

+ 

11 

11 „ t 

Niere 

ii 

11 

III 

11 

11 

6 

11 

+ 

11 

9 „ t 

Leber 

von 

normaler Ratte 

11 

11 

3 

11 

"1“ 

11 

6 „ t 

Niere 

ii 

1 • 

11 

11 

11 

3 

11 

+ 

11 

6 „ + 


Die trypanozide Wirkung der zur Untersuchung herangezogenen 
Lebern und Nieren war, wie aus Tabelle II hervorgeht, zwar deutlich 
erkennbar, aber doch schwkcher als die der Milz, ein Verhalten, das eine 
Uebereinstimmung mit den oben erwShnten Versuchen tiber Bakterien- 
immunit&t ergab. 


1) Immunratte = mit Nagana infizierte durch Arsonophylglycin geheilte Ratte. 

2) + bedeutet, daB Trypanosomen im Blute auftraten. 


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Jaffe, Ueber trypanozide Eigenschaften der Organe und ihrer Extrakie. 521 


Wir dachten nun aus versucbstechnischen Grlinden daran, die Organe 
zu trocknen und unsere weiteren Versuche mit getrockneten Organen 
anzustellen. Die frisch entnommenen Organe wurden zu diesem Zwecke 
zerkleinert und sofort in den Trockenapparat gebracht, wo sich der 
TrockenprozeB unter dem trockenen Luftstrora bei einer Temperatur bis 
zu 45° in wenigen Stunden vollzog. Die getrockneten Organe wurden 
im Morser moglichst fein zu einem Pulver verrieben, das Pulver mit 
physiologischer Kochsalzlosung im VerhBltnis 1:15 aufgeschwemmt, die 
Mischung einige Minuten lang geschiittelt. Die liber den zu Boden 
sinkenden grOberen Partikeln stehende triibe Fllissigkeit wurde dann 
zum Versuche benutzt, und zwar so, dafi im Blocksch&lchen zu 1 ccm 
der Fllissigkeit soviel Trypanosomen aus MBuseschwanzblut hinzugesetzt 
wurden, daB das mikroskopische Gesichtsfeld 1—3 Trypanosomen ent- 
hielt. Diese Aufschwemmung wurde nach kurzem Verweilen bei Zimmer- 
temperatur Ratten intraperitoneal injiziert. 

Die hierbei erhaltenen Resultate waren folgende: 


Tabelle III. 


a) Organe einer mit Arsenophenylglycin geheilten Nagana-Ratte. 
Milz . . . Ratte bleibt gesund 
Niere • ■ • „ ,, » 

Leber * . * ,, „ 


b) Organe einer normalen mit Arsenophenylglycin behandelten Ratte. 

Milz . . . Ratte bleibt gesund 

Niere « . • „ ,, ,, 

Leber . . . „ ,, » 

c) Organe einer normalen Ratte. 

Milz . . . Ratte bleibt gesund 

Niere . . . „ „ „ 

Leber . . . ,, ,, 


Die getrockneten Organe hatten also, gleichgiiltig ob von Immun- 
oder normalem Tiere, in alien Fallen die Trypanosomen abgetotet und 
eine Infektion verhindert. So wenig willkommen dieses Resultat im 
Hinblick auf den eigentlichen Zweck der Versuche erschien, so war es 
doch an sich so liberraschend und einer Erkl&rung zunachst schwer zu- 
g&nglich, dafi wir uns entschlossen, seinen Ursachen nachzugehen. Eine 
Wiederholung des Versuchs (Tabelle III) ergab den gleichen Ausfall. 
Ebenso verlief ein Versuch mit Kaninchenorganen, die wir nunmehr der 
groBeren Ausgiebigkeit des Materials wegen in den Bereich unserer Unter- 
suchungen zogen. Die Aufschwemmung der getrockneten Organe wurde 
mit Bouillon, in der die Trypanosomen langer beweglich bleiben als in 
physiologischer Kochsalzlosung, hergestellt in derselben Weise wie in 
Versuch III. Es wurden zun&chst die Vorg&nge in vitro beobachtet 
und nach 45 Min. die Aufschwemmungen MBusen intraperitoneal injiziert. 


Tabelle IV. 


Verdiinnung 
der Auf¬ 
schwemmung 

Nach 15 Min. 

Nach 45 Min. 


Leber von Kaninchen A = infiziertea nicht behandeltes Kaninchen. 


Trypanosomen 

Die geimpfte Maus 

1:100 

abgeetorben 


bleibt gesund 

1 :200 

schwach beweglich 

abgestorben 


1:300 

»» » 

kaum beweglich 

>* l> 

1:400 

leidlich „ 

schwach beweglich 


1:500 

gut 

leidlich „ 

nach 4 Tagen infiziert 


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522 


Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 55. Heft 6. 


Verdiinnung 

der Auf- Nach 15 Min. Nach 45 Min. 

schwemmung __ 

Leber von Kaninchen B = infiziertes Kaninchen mit Arsenophenylglycin geheilt 

Trypanosomen Die geimpfte Maun 

1:100 kaum beweglich | abgestorben j bleibt gesund 

1:200 schwach beweglich kaum beweglich , „ „ 

1:300 leidlich „ schwach beweglich | „ „ 

1:400 | „ „ leidlich „ j am 2. Tag infiziert 

Leber von Kaninchen C = normales Kaninchen. 

1 :100 kaum beweglich | kaum beweglich bleibt gesund 

1:200 schwach beweglich „ „ nach 13 Tagen infiziert 

1:300 leidlich „ schwach „ „ 13 „ „ 

1400 tj leidlich ,, lf 3 ,, „ 

Es ergibt sich aus diesem Versuch eine sehr hohe Giftigkeit der 
Trockenorgane ftir Trypanosomen, zumal, wenn man beriicksichtigt, daB 
nur die feinsten Partikelchen des Trockenpulvers in die Verdiinnungs- 
fliissigkeit iibergegangen waren, wahrend die in den groberen Bestand- 
teilen eingeschlossenen, vorlaufig noch unbekannten trypanoziden Stoffe 
ilire Wirkung nicht entfalten konnten. Der Grad dieser Giftigkeit hatte, 
wie auch aus zahlreichen spateren Kontrollversuchen hervorging, nichts 
zu tun mit den im KQrper noch vorhandenen Arsenmengen oder mit 
den durch die Heilung der infizierten Tiere etwa erzeugten Iminun- 
stoffen. Niere und Milz von Kaninchen zeigten in getrocknetem Zustande 
dieselben Erscheinungen mehr oder weniger hoher Trypanozidie, wahrend 
getrocknetes Serum, getrocknetes Blut sowie getrocknetes Muskelgewebe 
sich als vollkommen wirkungslos erwiesen. Dieselben Resultate gaben 
getrocknete Meerschweinchenorgane. 

Versuche, die in vitro beobachtete bezw. im Peritoneum sich ab- 
spielende Trypanosomengiftigkeit der Trockenorgane der Therapie nutzbar 
zu inachen, verliefen ergebnislos. 

Wie war diese durch das Trockneu hervorgerufene trypanozide 
Wirkung zu erklaren? Handelt es sich um Stoffe, die in der normalen 
Zelle bereits vorhanden, aber umhiillt von anderen Substanzen an der 
Entfaltung ihrer Wirksamkeit gehindert wurden und erst aus der 
durch das Trocknen und nachtragliche Pulverisieren zertriimmerten Zelle 
herausgetreten waren? Oder fanden beim Trocknen autolytische Vor- 
gange und dabei eine Umwandlung uugiftiger Substanzen in giftige 
statt? Wir versuchten eine moglichst vollst&ndige Zellzertrummerung 
durch sorgfaltiges Zerreiben der frischen Kaninchenleber mit Sand und 
Durchpressen durch die Bakterienpresse zu bewirken, doch blieben in 
dem so erhaltenen Brei die Trypanosomen stundenlang gut beweglich 
und infektiOs. Ein mit Kochsalzlosung im VerhSltnis 1 : 3 aus diesem 
Leberbrei hergestellter, nach 3—4 Stunden SchGtteln gepriifter Extrakt 
zeigte sich ebenso wirkungslos. Derselbe Extrakt entwickelte aber, 
nachdem wir ihn 24 Stunden im Zimmer aufgehoben batten, eine hohe 
Giftigkeit, er totete in der Verdiinnung 1:4 Trypanosomen ab und ver- 
langerte noch in der Verdiinnung 1:6 die Inkubationsdauer um 10 Tage 
gegenuber den Kontrolltieren. Dieses Ergebnis unterstiitzte die schon 
vorher angestellte theoretische Erwagung, dafi die beim Trocknen sich 
abspielenden Vorg&nge im Zusammenhang mit der Autolyse des Organes 
stehen milBten. Tatsachlich entwickelte in weiteren in Tabelle V und VI 
dargestellten Versuchen die Substanz von Kaninchenlebern, die der 
aseptischen Autolyse unterworfen worden waren, eine hohe Giftigkeit 



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Jaff6, Ueber trypanozide Eigenschaften der Organe und ihrer Extrakte. 523 


fur Trypanosomen. Die der Autolyse in toto unterworfene Leber lieB 
sich ralihelos zu einem feinen Brei verreiben, der in der zur Verdunnung 
benutzten Bouillon gleichmaBig aufgeschwemmt werden konnte. 


Tabelle V. 

24-stundiges Autolysat von normaier Kanincbenleber VII. 


Ver¬ 
dun- Nach 10 Minuten Nach 30 Minuten 
nung , | 

1 Nach 45 Minuten 

L 

• 

Geimpfte Maus 

Trypanosomen 

1: 300 leidlich beweglich schwach beweglich 
1:400 „ „ , 

1:500 gut „ 1 gut „ 

abgestorben 

*» 

leidlich beweglich 

bleibt gesund 

»f >> 

nach 3 Tagen infiziert 


Tabelle VI. 

48-stiindiges Autolysat derselben Leber. 


Verdunnung 

des 

Autolysate 

1 

Nach 20 Minuten 

Nach 45 Minuten 

Geimpfte Maus 

| 

1:500 

Trypanosomen 

abgestorben 1 — 

bleibt gesund 

1:600 


— 


1:700 

kaum beweglich 

abgestorben 
leidlich beweglich 

v yy 

1 :800 

leidlich beweglich 

nach 2 Tagen infiziert 

Die Tabellen V und VI zeigen, daB auch d 

ie Dauer der Autolyse 


EinfluB auf die Bildung der trypanoziden Substanz besitzt. Das 48-stiin- 
dige Autolysat ist fast doppelt so wirksam wie das 24-stiindige. 

Erhitzung auf 60° C von 1 / 2 ' st *m ( Bger Dauer vermochte die Wirk- 
samkeit der Autolysate nicht zu beeinflussen, es ergaben sich nach der 
Erhitzung genau dieselben Zahlenverhaltnisse wie vorher. 

Mit dieser Eigenschaft der Thermostabilitat war ein weiteres Charak- 
teristikum der fraglichen toxischen Substanz gewonnen. Die grofite 
Aussicht, einen weiteren Einblick in ihre Zusammensetzung zu ge- 
winnen, bot das Verfahren der analytischen Chemie des stufenweisen 
Abbaues der Korper. Wir wandten zun&chst die Alkoholextraktion an, 
und unterwarfen neben 2 Autolysatproben, einer 24- und einer 48- 
stiindigen, auch ein Stuck derselben normalen Kaninchenleber frisch 
nach (ler Eutnahme nach sorgfaltigem Zerreiben unter Zusatz von Sand 
der Extraktion mit absolutem Alkohol. Die Extrakte wurden im Ver- 
h&ltnis 1 Teil Organ zu 2 Teilen Alkohol angesetzt, 24 Stunden bei 
Zimmertemperatur belassen, sedimentiert und das Zentrifugenklar im 
trocknen Luftstrom bei einer Temperatur bis zu 45° C eingetrocknet. 
Der Trockenrilckstand stellte bei samtlichen Proben eine gelbliche fettige 
Masse von ranzigem Geruche dar, die sich in der zur Verdunnung be¬ 
nutzten Bouillon nicht auflosen, sondern nur emulsionieren lieB. 

Die Verdiinnung wurde so hergestellt, daB der aus einem Extrakt 
aus 5 g frischer Leber gewonnene Trockenriickstand in 2 ccm Bouillon 
emulsioniert wurde. Dieses Zahlenverhfiltnis wurde bei alien spateren 
Versuchen beibehalten. Die Emulsionen wurden nun in absteigenden 
Mengen in Blockschalchen verteilt, und zwar in der Weise mit Bouillon 
verdiinnt, daB jedes Schalchen 0,5 ccm Fliissigkeit enthielt. Diesen Ver- 
diinnungen wurde dann so viel Mauseblut zugesetzt, daB das mikro- 
skopische Gesichtsfeld 1—3 Trypanosomen enthielt, wozu bei gut infi- 
zierten Mausen ein Tropfen Schwanzblut gentigte. Wir begniigten uns 
fiir die ferneren Untersuchungen mit der Beobachtung in vitro. 


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524 


Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt Originate. Bd. 55. Heft 6. 


Die Versuchsergebnisse mit den auf diese Weise quantitativ gleich- 
mafiig hergestellten Emulsionen waren folgende: 

Tabelle VII. 

A. Alkoholischer Extrakt aus frischer Leber VII. 

0,5 ccm der unverdiinnten Emulsion nach 45 Minuten ohne Wirkung. 


B. Alkoholischer Extrakt aus 24-stiindigem Autolysat von Leber VII. 


0,5 ccm 

0,25 „ 

0,125 „ 

0,06 „ 

0,03 „ 

0,015 „ 

Nach 10 Minuten 
abgestorben 

1) 

» 

11 

kaum beweglich 

Nach 30 Minuten 

abgestorben 

C. Alkoholischer Extrakt aus 48-stiindigem Autolysat von Leber VII. 

0,5 ccm 

abgestorben 

— 

0,25 „ 

yy 

— 

0,125 „ 

yy 

— 

0,06 „ 

» 

— 

0,03 „ 

yy 

— 

0,015 „ 

yy 

— 

0,0075 „ 

kaum beweglich 

abgestorben 


Mittels der Alkoholextraktion war es also gelungen, den wirksamen 
Stoff aus den Leberautolysaten zu extrahieren. Der alkokolische Extrakt 
aus frischer Leber hatte ebenso wie vorher die zerkleinerte frische Leber 
selbst sich als nicht toxisch erwiesen. 

Ein Teil derselben Leber war getrocknet worden. Diese Trocken- 
substanz wurde unter moglichst gleichen quantitativen Verh&ltnissen mit 
Alkohol extrahiert, der Alkoholextrakt in der oben beschriebenen Weise 
weiterbehandelt. 1 g Trockensubstanz der Leber entsprach durchschnitt- 
lich 4 g der frischen Leber. Die zum Extrakt benutzte Alkokolmenge 
wurde auf frische Lebersubstanz berechnet, so daB zu 1 g Trocken¬ 
substanz 8 ccm absoluter Alkohol hinzugesetzt wurden. Die Emulsion 
wurde wieder so hergestellt, daB 2 ccm Bouillon den Trockenrtickstand 
eines Extraktes aus 5 g frischer Leber enthielten. Die absteigenden 
Verdunnungen der Emulsion wurden wieder auf 0,5 ccm aufgefullt, und 
dann die Trypanosomen hinzugesetzt. 

Tabelle VIII. 


Extrakt aus getrockneter Kaninchenleber VII. 


Nach 10 Minuten 

Nach 45 Minuten 

0,5 ccm abgestorben 


0,25 „ 


0,125 „ kaum beweglich 

abgestorben 

0,06 „ schwach beweglich 

yy 

0,03 „ abgeschwacht 

kaum beweglich 

0,015 „ gut 

gut beweglich 


Also auch hier hatten wir das toxische Prinzip durch Alkohol Ibsen 
kbnnen, und somit eine gewisse Uebereinstimmung der bei der Autolyse 
und beim Trocknen der Organe erhaltenen Reaktionsprodukte erhalten. 
Genau wie oben bei den Autolysaten selbst konnten bei ihren Extrakten 
und dem Extrakt aus getrockneter Leber die Eigenschaft der Hitze- 
best&ndigkeit (Erhitzung V* Stunde lang auf 60° C) festgestellt werden. 

Versuche, durch Injektion dieser Substanzen den Krankheitsverlauf 
bei Nagana infizierten Mfiusen zu beeinflussen, schlugen fehl. 


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Jaff 6 , Ueber trypanozide Eigenschaften der Organe und ihrer Extrakte. 525 


Fassen wir die bisherigen Versuchsergebnisse zusammen, so war es 
uns gelungen, aus der autolysierten und aus der getrocjcneten nor- 
raalen Kaninchenleber eine alkohollosliche, thermostabile Substanz zu 
erhalten, die ebenso wie autolysierte und getrocknete normale Kaninchen¬ 
leber selbst imstande war, in hohen Verdiinnungen Trypanosomen im 
Reagensglas abzutoten. Diese Substanz bedurfte, um aktiv zu werden, 
nicht des Zusatzes eines Komplements. Um bakteriolytische Substanzen 
im Sinne der Serumbakteriolysine konnte es sich daher nicht handeln. 
Wohl aber muflte eine groBe Aehnlichkeit mit den zuerst von M o r ge n- 
roth und Korschun (Berl. klin. Wochensch. 1902. No. 32) in ihrer 
Sonderstellung und Verschiedenheit von den Serumhamolysinen richtig 
erkannten Organhkmolysinen ins Auge fallen. Die Frage der Organ- 
hamolysine ist in neuester Zeit in eingehenden Untersuchungeu von 
Friedemann „Ueber die hSmotoxischen Stoffe der Organe“ (Arch. f. 
Hyg. 1909) bearbeitet worden. Friedemann hatte aus den der Auto- 
lyse unterworfenen Organen: Pankreas, Leber, Niere, mittels der 
Alkoholextraktion Substanzen gewinnen konnen, die eine starke hamo- 
lytische Wirkung gegeniiber den Blutkorperchen der eigenen Art ent- 
falteten. Er war auf Grund biologischer und chemischer Untersuchungen 
zu dem Schlusse gekommen, daB die von ihm untersuchten Substanzen 
mit dem Toxolecithiden zu identifizieren seien, die bei der Autolyse 
durch die Wirkung eines lipolytischen Ferments aus dem in fast alien 
Organen vorhandenen Lecithin entstiinden. Unsere Substanz hatte mit 
diesen Lecithiden vorl&ufig nur eine Eigenschaft, n&mlich die Alkohol- 
loslichkeit gemeinsam. Leicht nachzupriifen waren von den als Cha- 
rakteristika der Toxolecithide von Friedemann angefiihrten Eigen- 
schaften einmal ihre h&molytische Wirkung auf die Blutkorperchen der 
eigenen Art und ferner die Fkllbarkeit der fraglichen Substanz aus dem 
Alkoholextrakt durch Aether. Zum hamolytischen Versuch wurden ab- 
steigende Mengen der zum Versuch Tabelle VII benutzten Emulsionen 
in Reagensglaser verteilt, zu 0,5 ccm mit Kochsalzlosung aufgefiillt und 
zu diesen Verdiinnungen je 0,5 ccm einer 5-proz. Kaninchenblutauf- 
schwemmung hinzugesetzt. Die Vorgange wurden bei 37° beobachtet. 


Tabelle IX (vgl. Tabelle VII). 
Hamolytischer Versuch. 

Nach 10 Minuten [ Nach 1 Stunde 

Extrakt A aus frischer Leber VII. 

0,5 ccm 0 | 0 


Extrakt B aus 24-stiindigem Autolysat von Leber VII 
0,25 ccm komplette Losung — 

:: I . 

0,03 „ 

0,015 „ 0 komplett 

0,0075 „ 0 fast komplett 

0,0038 „ 0 0 

Extrakt C aus 48-stimdigem Autolysat von Leber VII. 
0,25 ccm komplett 

0,125 „ „ 

0,0b „ „ 

0,03 „ „ 

0,015 „ fast komplett komplett 

0,0075 „ (f ' „ 

0,0038 „ 0 fast komplett 


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526 


Ceutralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 55. Heft 6. 


Die Extrakte A, B und C aus Leber VII wurden ferner der Aether¬ 
failung rait -einem UeberschuB von Aether unterworfen. [Es entstand 
dabei bei A eine leichte, bei B und C eine starke wolki'ge Triibung, die 
sich als Emulsion feinster Tropfcken erwies. Diese ballten sich bei der 
Sedimentierung zu einem gelblichen durchsichtigen Tropfen zusammen, 
dem derselbe eigenartige ranzige Geruch anhaftete, wie dem Trockenriick- 
stand der Alkoholextrakte. Dieser Tropfen loste sich leicht in der zur 
Verdiinnung benutzten Kochsalzlbsung resp. Bouillon. Es wurde auch 
hier wieder das bei den friiheren Extrakten angewandte quantitative Ver- 
haltnis beibehalten, so daB der durch Aetherfailung aus einem 5 g 
frischer Leber entsprechenden Alkoholextrakt gewonnene Niederschlag in 
2 ccm Bouillon aufgelost wurde. Die Versuchsanordnung war dieselbe 
wie in Tabelle VII und IX. Die bei der Aetherfailung aus den in 
Tabelle VII und IX naher bezeichneten alkoholischen Organextrakten A, 
B, C gewonnenen Produkte seien als a, ft, y bezeichnet. 


Tabelle X. 

Trypanozider Versuch mit a, j3, f. 
a) Frische Leber 

0,5 ccm der unverdiinnten Losung wirkungslos. 


Nach 10 Minuten 


Nach 30 Minuten 


Nach 45 Minuten 


P) 24-8tiindiges Autolysat. 

Trypan osornen 

0,5 ccm abgestorben — — 

0,25 „ abgeschwacht schwach beweglich kaum beweglich 

0,125 „ gut beweglich gut beweglich gut beweglich 


0,5 

0,25 

0,125 

0,06 

0,03 


ccm abgestorben 
„ abgeschwacht 
„ gut beweglich 

» V 

v v n 


f) 48-stiindiges Autolysat. 
abgestorben 

V 

gut beweglich 

V V 


schwach beweglich 
gut beweglich 


Hamolytischer Versuch mit a, (3, f. 

Nach 10 Minuten | Nach 1 Stunde 


a) Frische Leber. 

0,5 ccm 0 | 0 


j3) 24-stiindiges Autolysat 
0,25 ccm komplett | — 

0,125 * - 

0,06 „ f&st komplett 1 komplett 

0,03 „ 0 I 0 


Y) 48-Stiindiges Autolysat 
0,25 ccm komplett 
0,125 „ 

0,06 „ „ 

0,03 „ fast komplett komplett 

0,015 „ 0 

0,0075 „ 0 | geringe Ldsung 


Aehnliche Verhaltnisse ergaben sich fiir die hamolytische Wirkung 
des Alkoholextraktes aus der getrokneten Leber VII (vgl. Tabelle VIII) 
und fiir die trypanozide und hamolytische Wirkung der aus diesem Extrakt 
durch Aether gefallten Produkte. 


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Poppe, Ein einfacher Schiittelapparat. 


527 


Es war uns also gelungen, einmal die starke hamolytische Wirkung 
der trypanoziden Alkoholextrakte nachzuweisen, ferner das wirksame 
Prinzip aus all unseren Extrakten wenigstens zum grofiten Teil, eben- 
so wie in den Friedemannschen Versuchen durch Aether fallen zu 
konnen und an diesen F&llungsprodukten dieselbe trypanozide und hamo¬ 
lytische Wirkung zu beobachten. 

Aus Friedemanns und unseren Versuchen geht hervor, daB 
durch das Trocknen oder durch autolytische Vorgange in normalen 
tierischen Organen Stoffe entstehen, welche nicht bloB auf rote Blut- 
korperchen, sondern auch auf Trypanosomen zerstorend wirken. Diese 
Wirkung, die sie in vitro als auch bei gemeinsamer Einbringung im 
Tierkorper entfalten, laBt sich fur therapeutische Zwecke nicht aus- 
nfitzen. Sie sind nach Friedemann als Lecithide (Toxolecithide) 
anzusprechen. 

Die Annahme, daB diese trypanoziden Substanzen mit der Wirkung 
der Arsenikalien auf die Trypanosomen in Zusammenhang stehen, hat sich 
nicht bestatigt Hinweisen mochte ich noch auf die Versuche von 
Levaditi und Yamanouchi (Ann. de l’lnst. Pasteur. T. 23), die aus 
der Vermengung von Organemulsionen mit Atoxyl, und auf die Versuche 
von Yamanouchi allein (Compt. rend, de la Soc. de Biol. 1910. p. 120), 
der durch Einwirkung des Atoxyls auf rote Blutkorperchen eine alkohol- 
losliche, thermostabile, trypanozide Substanz erhalten hat. Es fehlen in 
dieser letzten Veroffentlichung alle Angaben liber die Technik der Ver¬ 
suche, so daB wir hier nur die Vermutung aussprechen wollen, es konnten 
bei seinen Versuchen auch die von uns gefundenen Substanzen mit im 
Spiele gewesen sein. Jedenfalls werden in Zukunft bei alien ahnlichen 
Versuchen, bei denen die Mitwirkung toter Organe eine Rolle spielt, die 
von uns gefundenen, durch Autolyse entstehenden trypanoziden Sub¬ 
stanzen berficksichtigt werden mfissen. 


Nachdruck vcrboten. 

Ein einfacher Schiittelapparat. 

Von Dr. Kurt Poppe, 

wissenschaftlichem Hilfsarbeiter im Kaiserl. Gesundheitsamte. 

Mit 1 Figur. 

Zur Herstellung von Bakterienemulsionen, Schtittelextrakten usw. 
hat sich folgender Schiittelapparat als brauchbar erwiesen. Der Zweck 
der Neukonstruktion war, einen sicher arbeitenden und mit einfacher 
Antriebsvorrichtung versehenen Apparat herzustellen. Infolgedessen 
wurde von der Verwendung der elektrischen Kraft als Antrieb abgesehen 
und eine mit einem geringen Wasserverbrauch arbeitende Turbine als 
Motor gewahlt. 

Der Schiittelapparat (siehe Abbildung) stellt ein urn die Achsen a 
und a‘ drehbares Winkelhebelsystem b dar, auf dem ein auswechselbares, 
durch 2 Fliigelschrauben zu befestigendes Gestell c zur Aufnahme von 
4 Kolbchen montiert ist. Durch die verstellbare Platte d, die es ermog- 
licht, daB Kolbchen von verschiedener Gr5Be (100—150 ccm) eingespannt 
werden konnen, werden die senkrecht stehenden Kolbchen festgehalten. 
Der Antrieb erfolgt durch eine kleine Wasserturbine, die mit dem 


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528 Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 55. Heft 6. 

Schiittelapparat durch Exzenterflbertragung verbunden ist. Die in hori- 
zontaler Richtung erfolgende Schuttelbewegung, deren Stromrichtung 

infolge jeweiliger Un- 
terbrechung am toten 
Punkt fortwahrend 
wechselt, hat zur 
Folge, daB eine mog- 
lichst gleichmaBige 
Aufschwemmung er- 
zielt wird. Anstatt des 
Gestelles c kann auch 
ein Rahmen zur Auf- 
nahme von horizontal 
gelagerten Reagens- 
glasern eingespannt 
werden. Diese Vor- 
richtung, die das aus- 
giebigste Schutteln 
zulaBt, empfiehlt sich 
vor allem zur Her- 
stellung gleichmaBiger 
Aufsch wemmungen 
von Kolloiden (Lecithin usw.) oder von Bakterien, die vorher abgetotet 
worden sind. Ein Vorteil des beschriebenen einfachen Schiittelapparates 
besteht auch darin, daB man ihn in jeden groBeren Brutschrank hinein- 
stellen und auf diese Weise Extraktionen bei bestimmten Temperaturen 
vornehmen kann. In diesem Falle braucht man nur den Wasserzu- und 
-abfluBschlauch durch die an den meisten Brutschr&nken angebrachten 
seitlichen Durchliiftungsbffnungen hindurchzuftihren. 

Der vorstehend beschriebene Apparat, der sich auch bei langerem 
Gebrauche gut bewahrt hat, wird von der Firma Paul Altmann in 
Berlin NW. 6 hergestellt (Preis 45 Mark). 


Die Redaktion des „ GentralbkUts fur Bakteriologie und ParasitcnJcunde “ richtet 
an die Eerren Mitarbeiter die ergebene Bitte, etwaige Wiinsehe um Lieferung von 
besonderen Abdriicken ihrer Aufsdtxe enticeder bei der Einsendung der Abnandlungen 
an die Redaktion auf das Manuskript sehreiben *u wollen oder sptUestens naek 
Empfang der ersten Korrekturabviige direkt an den Verleger, Herm Gustav Fischer 
in Jena, gelangen vu lassen. 



Paul Altmann Berlin n 


Inhalt. 


Di Cristina, O. u. Cannata, S., Ueber die 
morphologischen und kulturellen Eigen- 
schaften des Parasiten der infantden 
Milzaniimie (Leishmania infantum), 
p. 494. 

Falk, Hans, EinfluB der Misch- und 
Sekundarinfcktion auf den Rotlaufbacil- 
lus und die Rotlaufimmunitat, p. 464. 

Ganslmayer, Hans, Ueber das Vorkom- 
men der Negrischen Korperchen in den 
Speicheldrusen bei Wut, p. 487. 

Hofherr, Otto, Experimentelle Beitrage 
zur Milzbrandinfektion des Gefliigels 
durch Futterung, p. 434. 


Jacqn6, L. et Masay, F., Le Strepto- 
bacterium foetidum, p. 433. 

Ja£f4, J., Ueber trypanozide Eigenschaften 
der Organe und ilirer Extrakte, p. 519. 

Livierato, Spiro, Die Magensaft-Anaphv- 
laxie, p. 510. 

Poppe, Kurt, Ein einfacher Schiiltelappa- 
rat, p. 527. 

Freisz, Hugo, Zur Frage der Schutz- 
wirkung der Kapseln beim Milzbrand- 
bacillus, p. 503. 

Selenew, I. F., Zur Biologie meines In- 
fusoriums; seine Anwesenheit iui Pro- 
statasekret, p. 497. 


Frommauasche liachdrackorei (Hermana Pohle) In Jena. 


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Centralbl. f. Bald etc. I. Abt Originale. U. 55. Heft 1. 

Inhaltsverzeichnis. 


I. Yerzelchnis der in Band 55 enthaltenen Arbclten. 


Aokl, K., Der Paratyphusbacillus (Typus B) 
als Eiterungserreeer. 208 

Babes, V., Ueber aie Wirkung der Karbol- 
saure auf das WutviruB. 27 

— und Mironescu, T., Ueber eine bisher 
nicht beschriebene Mykose dee Menschen 
mit Bildung von schwarzen Kornem. 108 

Basenau, F., Ueber die Abtotung von 
Tuberkelbacillen durch Erhitzung. Er- 
widerung auf die Mitteilung von Prof. 
Dr. Forster. 74 

de Bclovodski, 0. s. Galli-Valerio, B. 
Blumenthal, Ernst, Ueber das Auftreten 
von Typhu8bacillen in den Gallenwegen 
nach intravenoser Injektion. 341 

Cannata, 8. s. Di Cristina, G. 
Crendiropoulo. M., Un nouveau proc&ld 
pour la culture et la separation des 
microbes anaCrobies. 247 

— et Panayotatou, A., Sur un nouveau 
milieu pour le diagnostic du choldra. 248 

Di Cristina, G. und Cannata, 8 .. Ueber 
die morphologischen und kulturellen 
Eigenschaften des Parasiten der infantilen 
Milzanamie (Leishmania infantum). Ex- 
perimentelle Untersuchungen. 494 

DamperoiT, N. J., Komplementbindungs- 
versuche mit Antipestserum. Vorlaufige 
Mitteilung. 188 

Falk, Hans, EinfluB der Misch- und Se- 
kundarinfektion auf den Rotlaufbacillus 
und die Rotlaufimmunitat. 464 

Felber s. Strnbell. 

Fielitz, H., Ueber eine Laboratoriums- 
infektion mit dem Sporotrichum de Beur- 
manni. 361 

Forster, Beitrag zur Frage der Abtotung 
von Tuberkelbacillen durch Erhitzung. 

78 

FranQa, Carlos, Du danger de 1’emploi 
des moelles plus virulentes dans le 
traitement de la rage. 154 

Galli-Yalerio, B. et de Bclovodski, 0., 
Recherches sur la presence de sang dans 
Pappareil digestif ae quelques parasites. 

218 

Ganslmayer, Hans, Ueber das Vorkommen 
der Negrischen Korperchen in den Spei- 
cheldriisen bei Wut. 487 

Gasse, RudolL Ein Beitrag zur Kenntnis 
der lokalen Reaktion des Tierkdrpers bei 
Einwanderung von Echinokokken und 
Finnen. 30 

Gay, F. P. and Southard, E. E., The 
significance of bacteria cultivated from 
the human cadaver: A study of 100 cases 


of mental disease, with blood and cere¬ 
brospinal fluid cultures and clinical and 
histological correlations. 117 

Ghedini, G. und Zamorani, Versuche iiber 
die durch helminthische Produkte hervor- 
gerufene Anaphylaxie. I. Anaphylaxie 
durch Echinococcusgifte. 49 

Graetz, Fr., Experimentelle Untersuchun¬ 
gen zurSerodiagnostik der Echinokokken- 
mfektion. 234 

neim, L., Ueber anaerobiotische Technik, 
cinige Anaerobier und beginnende EiweiB- 
fiiulnis. 337 

Hoefer, P. A., Ueber ein unbekanntes Proto- 
zoon im menschlicheu Blute bei einem 
Falle von Aniimie. 19 

Hoessli, nans, Das Verhalten der Strepto- 
kokken gegeniiber Plasma und Serum 
und ihre Umziichtung. 135 

Hofherr, Otto, Experimentelle Beitrage zur 
Milzbrandinfektion des Gefliigels durch 
Fiitterung. 434 

nuggenberg, E., Untersuchungen iiber 
Phagocy tose der Streptokokken. (Opsonine 
und Bakteriotropine.) 53 

JacqnC, L. et Masay, F., Le Streptobac- 
terium foetidum. Nouvel agent patho- 

S 'ne pour l’homme. Note preliminaire. 433 
§, J., Ueber trypanozide Eigenschaften 
der Organe und ihrer Extrakte. 519 
Jahn, Ernst, Ueber die Ausscheidung von 
Bakterien durch den Ham und die bak- 
terizide Wirkung desselben. 276 

Jordansky, V. s. Klodnitzky, N. 

Kaspar, F. und Kern, W., Beitrage zur 
Kenntnis der an aero ben Bakterien des 
Menschen. IX. Weitere Beitrage zur 
Aetiologie der pyamischen Prozesse. 97 
Kathe, Hans, Die bakteriologische Typhus- 
diagnose. 402 

Kayser, Heinrich, Vergleichende Unter¬ 
suchungen mit neueren Methoden des 
Tuberkelbacillen nachweises. 91 

Kern, W. s. Kaspar, F. 

Klodnitzky, N. und Jordansky, V., Wei¬ 
tere Beobachtungen iiber die Lebensdauer 
der Pestbacillen im Organismus der 
Wanzen. 349 

KKhlisch, Ueber die angebliche Aenderung 
der Agglutinabilitat der Choleravibrionen 
durch Aufenthalt im Wasser. 156 

Kohl-YakimofT, Nina s. YakimofT, ff. L. 
Komma, Franz, Ueber den Nachweis der 
Paratyphusbakterien in Wurstwaren und 
seine Verwertbarkeit fiir die Nahrungs- 
mittelkontrolle. 1 


Erttc Abt. Orig. Bd. 65. 

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Heft 7. 


34 

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580 


Centralbl. f. Bakt. etc. I. AbL Originale. Bd. 55. Heft 7. 


Konew, D., Prazipitationsreaktion als dia- 
gnostische Methode beim Rotze. Vor- 
laufige Mitteilung. 251 

Korssak, D. W. 8. YakimofT, W. L. 

Leon, N., Un nouveau cas de Diplogono- 
porus Brauni. 23 

Levy, M., Ueber die Fiirbung der Tubcrkel- 
bacillen nach Gasis. 253 

Lindner, K., Zur Fiirbung der Prowazek- 
echen Einschlfisse. 429 

v. Linstow, Pseudalius ovatus n. sp. 133 
Livierato, Spiro, Die Magensaft-Anaphy- 
laxie. Anwendung derselben zur Dia¬ 
gnose des Magenkrebses. 510 

Ldsener, Beitrage zur Aetiologie der Ba- 
cillenruhr. 257 

Liiwenstein, Ernst s. Sticker, Anton. 
Masay, F. s. Jacquc, L. 

Mironescu, T. s. Babes, V. 

Miiller, Ed., Ueber Wechselbeziehungen in 
der Agglutination zwischen Bacterium 
coli und typhi. 174 

Miiller, Paiil Th., Bemerkungen zu der 
Arbeit von Dennemark: Die Gruber- 
Widalsche Reaktion bei klinisch Gesun- 
den in der Umgcbung Typhuskranker. 

334 

Negri, A., Beobachtungen fiber Sarko- 
sporidien. III. Mitteilung. 373 

Panayotatou, A. a. Crendiropoulo, M. 
Poppe, Kart, Ein einfacher Schfittel- 
apparat. 527 

Prcdtjetschensky, W., Zur Frage fiber den 
Flecktyphuserreger. 212 

Preisz, Hugo, Zur Frage der Schutzwirkung 
der Kapseln beim Milzbrandbacillus. 503 
Pricolo, Antonio, Recherches exptfrimen tales 
sur le streptocoque de la gourme. 352 
Riilii, K., Quecksilber und Akne. Beitrag 
zur Aetiologie der Acne vulgaris. Vor- 
laufige Mitteilung. 223 

Sanglorgi, Giuseppe, Ueber einen eigen- 


artigen, bei einigen Mikrobien durch die 
Tusche dargestellten Baubefund. 94 
Saul, E., Erwiderung an Herrn Prof, 
v. Hansemann. [Betr. Aetiologie und 
Biologie der Tumoren.] 18 

—, Untersuchungen fiber Beziehungen der 
Acari zur Geschwulstatiologie. 15 

Sclunidt, Ueber die bakterizide Wirkung 
einiger VVasserstoffsuperoxydpraparate. 

327 

Seibold, Ernst, Ueber den Keimgehalt 
unter aseptischen Kautelen gewonnener 
Milch und dessen Bedeutung ffir die 
Praxis. 301 

Selenew, J. F., Zur Biologie meines In- 
fusoriums; seine Anwesenheit im Pro- 
statasekret. 497 

Sievert, Fritz, Ueber Formalin-Bakterien- 
aufschwemmungen. 81 

Solieri, Sante, Ueber die Tetanusprophylaxe 
mittels der praventiven Injektion von 
antitoxischem Serum. 141 

Southard, E. E. s. Gay, F. P. 

Sticker, Antou und Lowensteln, Ernst, 
Ueber Lymphosarkomatose, Lympho- 
matose und Tuberkulose. Ein experi- 
menteller Beitrag. 267 

Strubell und Felber, Nachtrag zu der 
Arbeit: „ Ueber den tuberkulo-opsonischen 
Index beim Menschen und beim Rind. 4 

72 

Vay, Franz X., Studien fiber die Struktur- 
verhaltnisse von Bakterien mit Hilfe von 
farbehaltigen Nahrboden. 193 

—, Kann der im Pestserum enthaltene 
Ambozeptor durch Rehandeln des Serums 
mit Pestbacillen aus diesem entfernt 
werden ? 384 

YakimofT, W. L., Kohl-Yakimoff, Nina 
und Korssak, D. W., Hamatoparasito- 
logische Notizen. 370 

Zamorani s. Ghedinl, G. 


II. Sachverzelclinis. 


Abszefi, Biologie. 108 

Acari und Geschwfilste. 15 

Agglutination s. a. Agglutinine. 

— des Bac. typhi. 174. 334. 418 

-(Widal) bei klinisch Gesunden. 

334 

— des Bact. coli. 174 

— mittels Formalin - Bakterienaufschwem- 

mungen. 81 

— durch Harn. 295 

— des Streptococcus der Druse. 355 

— der Streptokokken. 61 

— des Vibrio cholerae, Wirkung des 

Wassers 17C 

Agglutinine s. a. Agglutination. 

—, Aviditat bei Typhus abdominalis. 335 
und Bokteriotropine, IdentitaL 62 


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Agglutinine und Opsonine, IdentitaL 62 
Aggressine des Streptococcus der Druse. 

357 

Akne vulgaris, Aetiologie. 223 

-, Benandlung mit Quecksilber. 223 

Alkalifestigkeit des Bac. tuberculosis. 253 
Ambozeptor im Pestserum, Entfernung 
durch Behandlung des Serums mit Pest- 


bacillen. 384 

Anaemia splenica infantum, durch Leish- 
mania infantum verursacht. 494 

Anamie, Milz- s. Anaemia splenica infan¬ 
tum. 

—, Protozoen, Rolle bei derselben. 19 
Anaeroben s. Bakterien, anaerobe. 
Anaphylaxie s. Ueberempfindlichkeit. 
Antagonismus bei Bakterien. 476 


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Register. 


531 


Antiformin zum Tuberkelbacillennachweise. 

91 

Antipestserum, Komplementbindung. 188 
Apparat, Schiittel-. 527 

Appendicitis, durch Anaeroben verursacht. 

97 

Arsenophenylglyzin, Behandlung der Try¬ 
panosomiasis. 520 

Auge, Trachom. 429 

Auxilium medici, Wirkung auf Bakterien. 

332 

Aviditat der Agglutinine bei Typhus ab- 
dominalis. 335 

Bacillus anthracis, Agglutination durch 
Harn. 294 

-, Kapsel, Schutzwirkung derselben. 

503 

-, tierischer, Widerstandsfiihigkeil. 503 

-, Wirkung des Harnes. 284 

-, — von Serum. 503 

— botulinus, Untersuchungen. 340 

— Bouab, Morphologie. 195 

— coli s. a. Bacterium coli. 

-, Morphologie. 195 

-aerogenes, Vorkommen in Blut und 

Cerebrospinalfliissigkeit. 121 

-communis und Nervenveranderungen. 

130 

-. Vorkommen in der Cerebro- 

spinalfliissigkeit. 122 

— diphtheriae, Wirkung von Auxilium 

medici. 332 

-, — von Pergenol. 330 

-, — von Perhydrol. 328 

— mucosus capsulatus, Vorkommen in 
Blut und Cerebrospinalfliissigkeit. 121 

— paratyphi, Agglutination durch Harn. 

294 

-, Eiterung, Ursache derselben. 208 

-, Fleischvergiftung, Ursache derselben. 

1 

-, Morphologie. 195 

-, Osteomyelitis, Ursache derselben. 



209 

-, Vorkommen in Fleisch. 

1 

-, — in Wurst. 

1 

-, Wirkung des Harnes. 

285 

— pestis s. a. Pest. 


-, Lebensdauer in Wanzen. 

349 

-, Morphologie. 

195 

— postumus n. sp., Faulnis, Rolle bei der- 

selben. 

341 

-, Morphologie. 

341 

— proteus, Vorkommen in der 

Cerebro- 

spinalfliissigkeit. 

121 

— putrificus, Faulniserreger. 

340 

-, Kultur. 

339 


-, Sporen. 340 

— pyocyaneus, Vorkommen in der Oerebro- 
spinalflussigkeit. 121 

—, Rotlauf- und Staphvlokokken, Anta- 
gonismus. 476 

—, — und Streptokokken, Antagonismus. 

476 

-, Virulenz in Mischkulturen. 464 

- , — bei Sekundarinfektionen. 464 


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Bacillus, Rotlauf-, Virulenz bei Umziich- 
tung. 476 

—, Smegma-, Differentialdiaguose vom Bac. 
tuberculosis. 253 

— subtilis, Vorkommen in Wurst. 6 

— tetani s. a. Tetanus. 

— —, Kultur. 339 

— tuberculosis s. a. Tuberkulose. 

-, Alkalifestigkeit. 253 

-, Anreicherung durch Antiformin. 91 

-, Differentialdiagnose. 253 

-, — von Smegmabacillen. 253 

-, Farbung. 91. 253 

-, — differentialdiagnostische. 253 

-menschlichcr Herkunft, Unterschied 

gegen Rindertuberkelbacillen. 270 

— —, Nachweis. 91 

-derRinder, Unterschied gegen Tuber- 

kelbacillen menschlichcr Herkunft. 270 

-, Totung durch Erhitzung in der 

Milch. 74. 78 

-, Wirkung von Erhitzung. 74. 78 

-, — der Temperatur. 74. 78 

— typhi s. a. Typhus ahdominalis. 

-, Agglutination. 174. 334. 418 

-, — (Widal) bei klinisch Gesunden. 

334 

-, Anreicherung. 402 

-, _ durch Galle. 422 

-, Ausscheidung in der Galle. 341 

-und Bact. coli, Wechselbeziehungen 

der Agglutination. 174 

-, Blutkultur. 422 

— — in den Gallenwegen nachintravenoser 

Injektion. 341 

-, Morphologie. 195 

-, Vorkommen in den Faeces. 411 

— —, — Vorkommen im Harne. 407 

-, Wirkung von Auxilium medici. 332 

-, — von Pergenol. 330 

-, — von Perhydrol. 328 

-, — von Plasma. 138 

— —, — von Serum. 138 

Bacterium coli s. a. Bacillus coli. 

-, Agglutination 174 

— —, — durch Harn. 294 

-und Bac. typhi, Wechselbeziehungen 

der Agglutination. 174 

-, Vorkommen in Wurst. 6 

-, Wirkung des Harnes. 285 

— tenue, Vorkommen im Blute. 122 

Bar, Piroplasmose. 372 

Bakterien, Agglutination. 81 

— anaerobe, Anreicherung. 247 

—, —, Appendicitis, Ursache derselben. 97 

—, Isolierung. 247 

—, Kullur. 247. 337 

—, des Menschen. 97 

—, pyamische Prozesse, Ursache der¬ 
selben. 97 

Antagonismus. 476 

Ausscheidung durch den Harn. 295 
Bau. 94. 193 

Durchgangigkeit der Nieren fur die- 
selben. 295 

—, Farbung. 91. 198. 253 

34* 

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532 


Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originale. Bd. 55. Heft 7. 


Bakterien, Fiiulnis, Ursache derselben. 340 
—, fusiforme, Ursache von Eiterungen. 102 

— und Geisteskrankheiten. 117 

Granula. 196 

Kern. 200 

Kornchen. 196 

Kultur. 247. 337 

Morphologie. 94. 193 

Tuschevcrfahren. 94 

Vorkommen im Blute. 117. 404 

— in der Cerebrospinalflussigkeit. 117 

— in den Faeces. 411 

— im Fleische. 6 

— im Harne. 407 

— in der Milch. 301 

— in Wurst. 6 

Wachstum im Harne. 281 

Wirkung von Auxilium medici. 332 

— des Harnes. 281 

— von Pergenol. 330 

— von PerEydrol. 328 

— von Serum. 138. 503 

— der Temperatur. 74. 78 

— von Wasserstoffsuperoxydpraparaten. 

327 

Bakteriotropine und Agglutinine, Identitat. 

62 

Bakterizidie durch Harn. 281 

— durch Serum. 138. 503 

— durch Wasserstoffsuperoxydpraparate. 

327 

Bauchfell s. Peritoneum. 

Benzidin-Papier zum Blutnachweise. 218 
Blut-Alkali-Agar als Elektivniihrboden fur 
Choleravibnonen. 248 

Blut, Anamie s. Anamie. 

—, Bakterien in demselben. 117. 404 

—, Nachweis im Verdauungskanal von 
Parasiten. 218 

—Parasiten. 19. 370 

—, Protozoen in demselben. 19 

Bothriocephalus latus, Vorkommen. 23 
Cerebrospinalfliissigkeit, Bakterien in der¬ 
selben. 117 

Cholera, Agglutination des V. cholerae. 

156 

—, Diagnose, bakteriologische. 156. 248 
Cladothrix, menschenpathogene. 114 

Cysticercus-Kapsel, Bau. 43 

Darm, Appendicitis. 97 

—, Milzbrand. 443 

Delphinus tursio, Wirt von Pseudalius 
ovatus. 133 

Dermatocentor reticulatus, Uebertragung 
der Piroplasmose. 372 

Diphtheric s. Bacillus diphtheriae. 
Diplogonoporus brauni, Beschreibung, Vor¬ 
kommen. 23 

Druse-Streptococcus, Agglutination. 355 

-, Aggressine. 357 

-, hamolytische Wirkung. 355 

-, kulturelle und morphologische Eigen - 

schaften. 352 

-, Lysine. 355 

-, Pathogenitat. 353 

-, Toxin. 359 


Dysenteric s. Ruhr. 

—, Psendo- s. Pseudodysenterie. 
Echinococcus-Cystenfliissigkeit, Komple- 
mentbindung. 238 

-, Prazipitation. 237 

-, Toxizitat. 234 

-, Ueberempfindlichkeit gegeniiber der¬ 
selben. 49. 236 

—Kapsel, Bau. 37 

—, lokale Reaktion dee Tierkorpers (Ge- 
websreaktionl. 30 

—, Serumdiagnose. 234 

Einschliisse Prowazeks, Farbung. 429 
Eiterung, Aetiologie. 108. 208 

—, durch Bac. paratyphi B verureacht. 208 
—, durch fusiforme Bakterien verursacht. 

102 

Eiweifi-Faulnis, durch Bac. postumus ver¬ 
ursacht. 341 

-, durch Bac. putrificus verursacht. 

340 

Elektivniihrboden fiir Vibrio cholerae. 248 
Enten, Milzbrand-Immunitat. 459 

—, Milzbrand-Infektion durch Futterung. 

453 

Erhitzung, Totung des Bac. tuberculosis. 

74. 78 

Faeces, Bac. typhi, Vorkommen. 411 
—, Vibrio cholerae, Nachweis. 248 

Farbung des Bac. tuberculosis. 91. 253 

— der Bakterien. 91. 198. 253 

— der Einschliisse Prowazeks (Trachom). 

429 

— der Trachomkorperchen. 429 

Faulnis, EiweiS-, durch Bac. postumus 

verursacht. 341 

—, —, durch Bac. putrificus verursacht. 

340 

Finnen-Kapsel, Bau. 43 

—, lokale Reaktion des Tierkorpers (Ge- 
websreaktion). 30 

Flecktyphus s. Typhus exanthematicus. 
Fleisch, Bac. paratyphi in demselben. 1 
—, Bakterien in demselben. 6 

—Beschau, bakteriologische. 1 

—Vergiftung, Bac. paratyphi als Ursache. 

Formalin-Bakterienaufschwemmungen. 81 
Galle zum Nachweise des Bac. typhi. 422 
Gallenwege, Bac. typhi in denselben nach 
intravenoser Injektion. 341 

Gefliigel, Milzbrand-Immunitat. 459 

—, Milzbrand-Infektion durch Futterung. 

434 

Geisteskrankheiten, Bakterienbefunde. 117 
Geschwiilste. 267 

—, Aetiologie. 15. 268 

—, —, Rolle der Milben. 15 

—, experimentelle. 267 

Hamochromogen - Kristalle zum Blutnach¬ 
weise. 219 

Hamolyse durch Leber. 525 

— durch Streptococcus der Druse. 355 

— durch Streptokokken. 139. 355 

Ham, Agglutination des Bac. anthracis. 294 
—, — des Bac. paratyphi. 294 


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533 


Ham, Agglutination des Bact. coli. 294 
—, Bac. typhi, Vorkommen. 407 

—, Bakterienausscheidungdurch denselben. 

295 

—, bakterizide Wirkung. 281 

— als Nahrboden. 281 

—, Wirkung auf Bakterien. 281 

Haut, Akne vulgaris. 223 

— Sporotrichose (Sporotrichum beurmanni). 

361 

Hiihner, Milzbrand-Immunitiit. 459 

—, Milzbrand-lnfektion durch Fiitterung. 

443 

Hund, Lymphosarkomatose. 268 

—, Sarkom. 268 

—, Tuberkulose. 269 

Hydatiden-Fliissigkeit, Komplementbin- 
dung. 238 

-, Prazipitation. 237 

-, Toxizitat. 234 

-, Ueberempfindlichkeit gegenuber der- 

selben. 49. 236 

immunisierung. 88 

— gegen Druse. 356 

— gegen Pest. 189. 393 

— gegen Rotlauf, EinfluS der Misch- und 

Bekundarinfektion. 477 

— gegen Tetanus. 141 

— gegen Trypanosomiasis. 519 

— gegen Wut. 27. 154 

Index, opsonischer, bei Tuberkulose. 72 
—, —, bei Tuberkulose der Kinder. 72 
—, tuberkulo-opsonischer beim Menschen 

und Rinde. 72 

Infusorium im Prostatasekret, Biologie. 497 
—, Syphilis, Rolle bei derselben. 497 
Kase-Milbe, Morphologie. 18 

Kaninchen, Wutinfektion. 488 

Kapsel, Bildung bei Bac. anthracis 503 
Karbolsaure, Wirkung auf VVutvirus. 27 
Kern der Bakterien. 200 

Knochen, Osteomyelitis. 209 

Korner, schwarze, bei einer Mykose. 108 
Kdrperchen, Negrische, in den Speichel- 
driisen bei Wut. 487 

—, Trachom- s. Trachomkorperchen. 
Kokken, Vorkommen in Wurst. 6 

Komplementbindung zur Differentialdia- 
gnose des Vibrio cholerae. 159 

— mit Echinococcus-Cystenfliissigkeit. 238 

— mit Pestimmunserum. 188 

— bei Sporotrichose. 365 

Konservicrung von Seris. 89 

Krebs, Magen-, Diagnose mittels Magen- 

saft-Anaphylaxie. 510 

Leber, hamolytische Wirkung. 525 

—, trypanozide Wirkung. 520 

Leishmania infantum, Anaemia splenica in¬ 
fantum, Ursache derselben. 494 

-, kulturelle und morphologische 

Eigenschaften. 494 

Leucm, Giftigkeit. 235 

Leukozyten in der Milch. 310 

Lymphdriisen, Lymphomatose. 268 

—, Sarkomatose. 268 

—, Tuberkulose. 267 


Lymphomatose, Lymphosarkomatose und 
Tuberkulose. 267 

Lymphosarkomatose, Lymphomatose und 
Tuherkulose. 267 

Lysine des Streptococcus der Druse. 355 
Mause, Pestinfektion. 349 

—, Piroplasmose. 372 

—, Trypanosoma korssaki n. sp. in den¬ 
selben. 370 

—, Trypanosomiasis. 370 

MagenKrebs, Diagnose mittels Magensaft- 
Anaphylaxie. 510 

Magensaft-Ueberempfindlichkeit. 510 

Mallease zur Rotzdiagnose. 252 

Mastitis, Streptokokken-, Milchuntersu- 
chung bei derselben. 321 

Meerschweinchen, Wutinfektion. 488 

Micrococcus concentricus, Vorkommen in 
der Cerebrospinalfliissigkeit. 122 

Milben, Geschwiilste, Rolle in der Aetio- 
logie. 15 

—, Rase-, Morphologie. 18 

Milch, aseptisch gewonnene,Keimgehalt. 301 
—, Bakterien in derselben. 301 

—, Bakteriengehalt aseptisch gewonnener. 

301 

—, Leukocyten in derselben. 310 

—, Totung des Bac. tuberculosis in der¬ 
selben durch Erhitzung. 74. 78 

Milz, trypanozide Wirkung. 520 

Milzanamie, infantile s. Anaemia splenica 
infantum. 

Milz brand des Darmes. 443 

— der Enten, Infektion durch Fiitterung. 

453 

— des Gefliigels, Infektion durch Fiitterung. 

434 

— der Hiihner, Iufektion durch Fiitterung. 

443 

-Immunitat des Gefliigels. 459 

— der Tauben, Infektion durch Fiitterung. 

456 

Mischinfektion, EinfluS auf die Rotlauf- 
immunisierung. 477 

Mitagglutination. 185 

Mus s. a. Mause, Ratten. 

— decumanus, Infektion mit Barcocystis 

muris. 373 

Mykose mit schwarzen Korncrn. 108 
Nahrboden, farbehaltige, fur Struktur- 
studien. 193 

Nahrungsmittel-Kontrolle. 1 

Negrische Korperchen s. Korperchen, 
Negrische. 

Nervenkrankheiteh und Bakterien. 117 
Netz, Tuberkulose. 269 

Nieren, Durchgangigkeit fiir Bakterien. 295 
—, trypanozide Wirkung. 520 

Opsonine. 53 

— und Agglutinine, Identitat. 62 

—, Index bei Tuberkulose. 72 

—,-der Kinder. 72 

—, Streptokokken-. 53 

Osteomyelitis, durch Bac. paratyphi B ver- 

ursacht. 209 

Parasiten, Blut-. 370 


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Pergenol, Wirkung anf Bakterien. 330 
Pernydrol, Wirkung auf Bakterien. 328 
Peritoneum, Tuberkulose. 269 

Pest s. a. Bacillus pestis. 

—, Immunisierung. 189. 393 

— -Immunserum-Ambozeptor, Entfernung 

durch Behandlung des Serums mit Pest- 
bacillen. 384 

-, Komplementbindung. 188 

— der Mause. 349 

Pferde, Druse. 352 

Phagozytose der Streptokokken. 53 

Piroplasmose des Baren. 372 

— der Mause. 372 

-, Uebertragung durch Dermatocentor 

reticulatus. 372 

— der Renntiere. 372 

— des Yacks. 372 

Plasma, Wirkung auf Bac. typhi. 138 
—, — auf Pneumokokken. 138 

—, — auf Streptokokken. 138 

Pneumococcus, Umziichtung. 140 

—, Vorkommen im Blute. 121 

—, Wirkung von Plasma. 138 

—, — von Serum. 138 

Prazipitation der Echinococcus-Fliissigkeit. 

237 

Prazipitation zur Rotzdiagnose. 251 
Prostata-Sekret, Infusorium in demselben. 

497 

Protozoen im Blute bei Anaraie. 19 

Pseudalius ovatus n. sp., Beschreibung, 
Vorkommen. 133 

Pseudodysenterie. 257 

Pyamie, durch Anaeroben verursacht. 97 
Quecksilber, Behandlung der Akne. 223 
Ratten, Sarkosporidiose. 373 

—, Trypanosomiasis. 520 

—, Renutier, Piroplasmose. 372 

Rinder, Mastitis. 321 

—, tuberkulo-opsonischer Index. 72 

—, Tuberkulose, tuberkulo-opsonischer 
index. 72 

liotlauf-Bacillus s. Bacillus, Rotlauf-. 

—, Immunisierung, Einflufi der Misch- und 
Sekundarinfektion. 477 

Rotz, Diagnose mittels Mallease. 252 
—, — mittels Prazipitation. 251 

Ruhr, Aetiologie der in OstpreuSen vor- 
kommenden. 257 

—, baktericlle, Aetiologie. 257 

—, Vorkommen in OstpeuSen. 257 

Ruflland, Trypanosomiasis. 371 

Sarcocystis muris, Entwickelung. 376 

-, Infektion von Ratten. 373 

-, Morphologie. 376 

— •—, Sporoblasten. 376 

Sarkom des Hundes. 268 

— dor Lymphdriisen. 268 

Sarkomatose, Lympho-. 268 

Sarkosjjoridien, Beobachtungen. 373 

Sarkosporidiose der Ratten. 373 

Schuttelapparat. 527 

Serum, bakterizide Wirkung. 138. 503 

— -Behandlung s. Serumbenandlung. 

— -Diagnose s. Serumdiagnose. 


Serum, Konservierung. 89 

—, Pest-, Entfernung des Ambozeptors 
durch Behandlung des Serums mit Pest- 
bacillen. 384 

—, —, Komplementbindung. 188 

Wirkung auf Bac. anthracis. 503 
-typhi. 138 

— auf Pneumokokken. 138 

— uuf Streptokokken. 138 

Serumbehandlung der Druse. 356 

— der Pest. 189. 393 

— des Rotlaufe6. 477 

— des Tetanus. 141 

Serumdiagnose. 81 

— der Ecninococcus-Infektion. 234 

— des Rotzes. 251 

— des Typhus abdominalis. 334 

Speichel bei Wut, Virulenz. 487 

Speicheldriisen, Negrische Korperchen in 

derselben bei Wut. 487 

Sporotrichose der Haut, durch Sporotrichum 
beurmanni verursacht. 361 

—, Komplementbindung. 365 

Sporotricnum beurmanni, Hautinfektion. 

361 


Staphylococcus s. a. Staphylokokken. 

— pyogenes albus, Vorkommen in Blut- 

und Uerebrospinalfliissigkeit. 122 

— — aureus, Wirkung von Auxilium 

medici. 332 

-, — des Harnes. 289 

-, — von Pergenol. 330 

-, — von Pernydrol. 328 

-cereus, Vorkommen in Blut und 

Cerebrospinalfliissigkeit. 122 

-citreus, Vorkommen in der Cere¬ 
brospinalflussigkeit. 122 

-, Wirkung des Harnes. 289 

Staphylokokken s. a. Staphylococcus. 

— und Rotlaufbacillen, Actagonismus. 476 

—, Vorkommen in der Milch. 310 

Streptobacterium foetidum n. sp., kultu- 

relle und morphologische Eigenschaftcn. 


-, Pathogenitat fur Menschen. 433 

Streptococcus s. a. Streptokokken. 

—, Druse-, Agglutination. 355 

—, —, Aggressine. 357 

—, —, hamolytische Wirkung. 355 

—, —, kulturelle und morphologische 

Eigenschaften. 352 

—, —, Lysine. 355 

—, —, Pathogenitat 353 

—, —, Toxin. 359 

— equi s. Streptococcus, Druse-. 

— lanceolatus s. Pneumococcus. 

— mitior, Umziichtung. 139 

— mucosus, Umziichtung. 140 

— pyogenes, Wirkung von Auxilium 

medici. 332 

-, — von Pergenol. 330 

-, — von Pernydrol. 328 

Streptokokken s. a. Streptococcus. 

—, Agglutination. 61 

—, hamolytische Wirkung. 139. 355 

—, Kultur. 135 


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Register. 


535 


Streptokokken-Mastitis, Milchuntersuchung 
bei derselben. 321 

—, Opsonine. 53 

—, Pnagozytose. 53 

— und Plasma, Verhalten. 135 

— und Rotlaufbacillen, Antagonismus. 476 

—, Umzuchtung. 135 

—, Vorkommen in Blut und Cerebrospinal - 

fliissigkeit 121 

—, - in der Milch. 322 

—, Wirkung von Ham. 289 

—, — von Plasma. 138 

—, — von Serum. 138 

Syphilis, Infusorium, Rolle bei derselben. 

497 

Tarsonemus canis, Morphologie. 18 

— equi, Morphologie. 18 

— hominis, Morphologie. 18 

— muris, Morphologie. 18 

Tauben, Milzbrandinfektion durch Fiitte- 

rung. 456 

Temperatur, Wirkung auf Bac. tuberculosis. 

74. 78 

Tetanus e. a. Bacillus tetani. 

—, Immunisierung. 141 

—, Prophylaxe mittels antitoxischen Se¬ 
rums. 141 

Toxin der Echinococcus-Cystenflussigkeit. 

234 

— des Streptococcus der Druse. 359 
Trachom, Einschlusse Prowazeks, Farbung 

derselben. 429 

—Kbrperchen, Farbung. 429 

Trypanosoma brucei, Wirkung von Organen 
(Leber, Milz, Niere). 519 

— korssaki n. sp. bei Mausen. 370 

-, Morphologie. 371 

— lewisi, Verbreitung in RuBland. 371 

Trypanosomen, Wirkung der Leber. 520 
—, — der Milz 520 

—, — der Nieren. 520 

Trypanosomiasis. 370 

—, Behandlung mit Arsenophenylglyzin. 

520 

—, Immunisierung. 519 

— der Mause. 370 

— der Ratten. 520 

—, trypanozide Wirkung von Organen. 519 
Tuberkulose s. a. Bacillus tuberculosis. 

— des Hundes. 269 


Tuberkulose, Lymphdriisen-. 267 

— und Lymphomatose. 267 

— und Lymphosarkomatose. 267 

— des Netzes. 269 

—, opsonischer Index. 72 

— des Peritoneums. 269 

—, Rinder-, opsonischer Index. 72 

Tuscheverfahren, Verwendbarkeit. 94 
Tyrosin, Giftigkeit. 235 

Typhus abdominalis s. a. Bacillus typhi. 
-, Agglutination (Widal) bei klinisch 

Gesunden. 334 

-, Aviditat der Agglutinine. 335 

-, Diagnose mittels Agglutination. 334. 

418 

-, Diagnose, bakteriologische. 402 

— exanthematicus, Erreger. 212 

Ueberempfindlichkeit gegenuber Echino- 

coccustliissigkeit. 49. 236 

— durch helminthische Produkte. 49 

— gegenuber Hydatidenfliissigkeit. 49, 236 

— durch Magensaft. 510 

Vibrio cholerae, Agglutinabilitatsanderuu- 

gen durch Wasser. 156 

-, Anreicherung. 248 

-, — durch Blutalkaliagar. 249 

-, Differentialdiagnose. 156 

-, Komplementbindung zur Differen¬ 
tialdiagnose. 159 

-, Nachweis in den Faeces. 248 

-, Nahrboden, Elektiv-. 248 

-, Veranderungeu im Wasser. 156 

Wanzen, Pestbacillen, Lebensdauer in den- 
selben. 349 

Wasser, Vibrio cholerae, Veranderung und 
Vorkommen in demselben. 156 

Wasserstoffsuperoxyd - Praparate, bakteri- 
zide Wirkung. 327 

Wurst, Bac. paratyphi in derselben. 1 
—, Bakterien in derselben. 6 


Wut, Gefahrlichkeit der Pasteurschen Be¬ 


handlung. 154 

—, Immunisierung. 27. 154 

—, Kanincheninfektion. 488 

—, Meerschweincheninfektion. 488 

—, Negrische Korperchen in den Speichel- 

driisen. 487 


—, Speichelvirulenz. 487 

—-ViruB, Wirkung von Karbolsaure. 27 
Yack, Piroplasmose. 372 


III. Verzelchnis der Abbildnngen. 

AbszeB mit schwarzen Kornern [Mykosel. Bacillus prodigiosus, Bau. (Taf., Fig. 2.) 96 

(Taf. I—III.) 116 — typhi, Bau. (Taf., Fig. 1; Taf., Fig. 9.) 


Apparat, Schiittel-. 528 96. 208 

Bacillus coli, Bau. (Taf., Fig. 10.) 208 Bakterien, anaerobe. (Taf. I, II.) 106 

-ahnlicher, Bau. (Taf., Fig. 7.) 208 —, fusiforme. (Taf. I, II.) 106 

— paratyphi B, Bau. (Taf., Fig. 1—3, Blut, Hamochromogenkristalle. 219 

6, 8, 11.) 208 Blutflecke auf verrostetem Eisen. 219 


— pestis, Bau. (Taf., Fig. 4, 5.) 208 Cysticercus-Kapsel, Bau. (Taf., Fig. 4.) 49 



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536 


Centralbl. f. Bakt. etc. I. Abt. Originate. Bd. 55. Heft 7. 


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Diplogonoporus brauni, Anatomie. 24. 25 
Echinococcus, Gewebsreaktion auf den- 
selben. (Taf., Fig. 1—3.) 49 

—Kapseln, Bau. (Taf., Fig. 1—3.) 49 

Ei der Kasemiibe. (Taf. Ill, Fig. 9.) 18 
Finnen, Gewebsreaktion auf dieselben. 

(Taf., Fig. 4.) 49 

—Kapseln, Bau. (Taf., Fig. 4.) 49 

Hamochromogenkristalle. 219 

Haut, Sporotrichose. 362. 366 

Infusorium im Prostatasekret, Bau. (Taf.) 

502 

Kase-Milbe, Ei. (Taf. Ill, Fig. 9.) 18 

-, Morphologie. (Taf. I, Fig. 1.) 18 

Karzinom, Mause-, Extravasat. (Taf. Ill, 
Fig. 10.) 18 

Korner, schwarze, bei einer Mykose. (Taf. I 
—III.) 116 

Mause-Karzinom, Extravasat. (Taf. Ill, 
Fig. 10.) 18 

Milbe, Kase-, Ei. (Taf. Ill, Fig. 9.) 18 

—, —, Morphologie. (Taf. I, Fig. 1.) 18 
Mykose mit schwarztn Kornern. (Taf. I 
—III.) 116 

Netz, Tuberkulose. (Taf. II.) 268 

Peritoneum, Sarkomatosis. (Taf. I.) 268 

—, Tuberkulose. (Taf. III.) 268 


Piroplasma des Yack, Morphologie. (Taf., 
Fig. 8.) 373 

Protozoon bei Anamie. (Taf.) • 23 

Pseudalius ovatus n. sp., Anatomie. 134 
Rost, Eisen-. 219 

Sarcocystis muris. (Taf.) 383 

Sarkomatosis peritonei. (Taf. I.) 268 

Schiittel-Apparat. 528 

Sporotrichose der Haut. 362. 366 

Sporotrichum beurmanni. (Taf.) 370 
Tarsonemus canis, Morphologie. (Taf. II, 
Fig. 6.) 18 

— equi, Morphologie. (Taf. Ill, Fig. 7, 8.) 

18 

— hominis, Morphologie. (Taf. I, Fig. 2, 

Taf. II, Fig. 3.) 18 

— muris, Morphologie. (Taf. II, Fig. 4 

u. 5.) 18 

Trachom, EinschluS, Prowazekscher. (Taf.) 

431. 432 

Trypanosoma der Feldmaus, Morphologie. 


sp., Morphologie. 


(Taf., Fig. 1.) 

— korssaki n. 

Fig. 2—7.) 

Tuberkulose des Netzes. (Taf. II.) 

— des Peritoneum. (Taf. III.) 


73 
(Taf., 
373 
268 
268 


Typhus exanthematicus, Erreger. (Taf.) 214 


Frnmmannachc liuchdtuckorel (Hermann Pohle) In Jena — 3778 



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