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Full text of "Chemische Grundsätze der Kunst Branntwein zu brennen : nach den neusten Entdekkungen und Vervollkommungen derselben theoretisch und praktisch dargestellt : nebst einer Anweisung zur Fabrikation der wichtigsten Liqueure"

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Zu 


; 
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https://archive.org/details/chemischegrundsa01 herm 


Eremıldi Grundfäsße 
| der Kunft 
Branntwein zu brennen; 


nach den 


neueſten Entdecfungen und erbolfonmningen 
| derfelben 


theoretiſch und praktiſch dargeſtellt. 


Nebſt 
einer Anweiſung 


zur Fabrikation der wichtigſten Liqueure. 


RR er 
Dr. Sigism. Sriedr. Hermbſtaͤdt, 


Königlihem Geheimen und Ober s Medizinals Rathe, Ritter des rothen Adler s Ors 
dens dritter Klaffe und des Niederländifchen Löwenordens; ordentlichen öffentlichen 
£ehrer.der Chemie und Technologie an der Königl. Univerjitätz Beifigerd der wifjens 
ſchaftlichen Deputation für das Medizinalweſen, im Minifteriun der geiſtlichen Unters 
richts ⸗ and Medizinal = Angelegenheiten, und der technifchen Deputation für Gewerbe, 
im Minifterium des Handeld und der Gewerbe; ordentliihem Mitgliede der Königlichen 
Akademie der Wiſſenſchaften und der naturforſchenden Geſellſchaft in Berlin, und 
mehreren auswärtigen Ufademien und gelehrten Soeietäten 30. 30. 


nn erfer heil, 
zweite durchaus verbefferte und vermehrte 
‚Auflage, 








Mit 7 Kupfertafeln. 











SHerlim; 1823. 


DOrud und Verlag von Carl Friedrich Amelang. 
- (Brüderfrafe No. 11.) 


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Seiner 
Hochgräflichen Ercelten; 


dem 


Seren 
Sriedrich Ludwig Victor Hans 
Srofen von Buͤlow 


Seiner Königl. Majeſtaͤt von Wreußen wirklichen Geheis 
men und dirigirenden Staats: Minifter; Präafidenten der 
vierten Abtheilung im Königl. Staatsrathe; Chef des 
hohen Minifterii für den Handel, die Gewerbe und das 
Daumefen. Ritter des großen rotben Adler: Ordens und 
des eifernen Kreuzes. Großkreuz des Kaiferl, Deftreichifch. 
Leopold: Ordens, der Königl. Franzoͤſiſch. Ehren-Legion, des 
Koͤnigl. Danifh, Danebrog :Drdens ꝛc. ꝛc. ıc, 


in ehrfurchtsvollſter Ergebenbheit 
zugeeignet 5 


von 


Eee dem Berfaffer. 


Hochgeborner Graf! 
Hochgebietender Herr wirklicher Geheimer 
Staats- und dirigirender Minifter! 


Snädiger Chef und Herr! 


vg 
Wenn Ew. Hochgraͤfl. Excellenz ich das 
gegenwaͤrtige Werk in ehrfurchtsvollſter Er⸗ 
gebenheit zuzueignen mir die Erlaubniß neh⸗ 
me: ſo bitte ich ſolches als einen Beweis 
der ungeheuchelten Verehrung anzunehmen, 
von welcher ich mich fuͤr Hochdieſelben be⸗ 
lebt fühle, 
| Das Gluͤck, welches mit Mn Theil gewor⸗ 
den ift, in meinem Wirfungskreife als Diener 
des Staats, Ew. Hochgrafl, Excellenz 
Beweiſe meines Strebens nach Nuͤtzlichkeit 
ablegen zu koͤnnen, war fuͤr mich ſtets ein 


Gegenftand der Aufmunterung zu neuer Thaͤ⸗ 
tigkeit, um mich dadurch des hohen Beifalls 
Erw. Hochgraͤfl. Excellenz werth zu machen. 
Genehmigen Em. Hochgräfl. Excel⸗ 
lenz die Huldigung der tiefften Ehrfurcht und 
Ergebenheit, womit ich erfterbe 


Ch, Hochgräfl. Excellenz 


Berlin, 
Am November 1822. 


unterthänigfier und geborfamfier Diener, 
Dr, Hermbftädt. 


Vorbericht 


zurerfien Auflage—. 


un man den Zuftand der Brannfweinbren, 
nerei, in welchem felbige fich noch in dem Zeit. 
raume vor zwanzig Jahren befand, mit demjeni- 
gen vergleiht, in dem fie fich gegenwärtig befin- 
. det, fo wird man Faum glauben, daß man vor: 
mals Zwecfe“ dadurch erzielen Fonnte, die doc 
wirklich erzielet worden ſind. 

Die Branntweinbrennerei macht gegenwärtig 
eines der wichtigſten landwirthſchaftlichen Gewer—⸗ 
be fuͤr alle Bewohner der noͤrdlich belegenen 
Staaten aus, denen durch den Genuß des Brannt⸗ 
weins der Genuß des Weins erſetzt wird, der 
nur in ſuͤdlichen Laͤndern zu einem geſunden und 
brauchbaren Getraͤnke gedeihet. | 

Aber das Produkt, welches durch die Brannt: 
weinbrennerei erzielet wird, d, i. der Branntwein 
felbft, ift eg nicht allein, was dabei in Betrach— 
fung kommt, wenn gleich feine Produftion ber 
‚ fonders dann überaus wichtig ift, wenn fie nach 


VIII 


feſtſtehenden Prinzipien, entfernt vom Schlendrian, 
d. i. auf eine rationelle Weiſe, betrieben wird. 
Werfen wir aber einen Blick darauf, daß 
jenes Gewerbe zugleich dazu dienet, die rohen 
Erzeugniſſe des Landwirths dadurch zu veredeln, 
ſie auf einen hoͤhern merkantiliſchen Werth aus— 
zuarbeiten, und die dabei abfallenden Ueberreſte 
zur Nahrung fuͤr das Vieh zu verwenden; end— 
lich die Maſſe des Duͤngers dadurch zu vermeh— 
ren, und durch ihn die Fruchtbarkeit des Bodens 


zu vergroͤßern: dann gehet die Wichtigkeit jenes 


Gewerbszweiges fuͤr den ins J 
daraus hervor. 

Es iſt merkwuͤrdig, daß man bei einem Ge— 
ſchaͤfte, wie das der⸗ Branntweinbrennerei, das 
Hunderte von Jahren bekannt war und. ausge: 
‚übe wurde, bis auf. die legten 20 Jahre, feine 


weſentliche Vervollkommnung gar nicht ahnete, 


oder doch bei denjenigen Vervollkommnungen/ die 
man verſuchte, immer von durchaus ufichigen 
Geſichtspunkten ausging. | 


Jenes hatte aber feinen Grund bald darin, 


daß das ganze Gefchaft nur einer durchaus un- 
gebilderen Volksklaſſe auszuüben überlaffen blieb, 


daß. der. gebildete Mann es unter feiner Würde 


hielt, ſich felbft damit zu befehäftigen und darüber 
nachzudenken; theils aber auch darin, daß bis da- 
hin. die neueren. Entderfungen und Fortſchritte in 


IX 


der Naturwiſſenſchaft zu wenig auf die Gewerbe 
‚und ihre » rationelle Ausbildung: in Anwendung iR 
gefeßt wurden. 

Seit dem man angefangen hat, die Wiſſen⸗ 
ſchaften auf die techniſchen Gewerbe: mehr in 
Anwendung zu ſetzen, haben ſie Licht uͤber die 
letztern verbreitet; und dieſen wohlthaͤtigen Ein— 
fluß hat auch die Kunſt, Branntwein zu bren⸗ 
nen, erfahren. 

Noch mangelte es uns aber zur Zeit an ei- 
nem Fompendios ausgearbeiteten Werfe, welches: 
das, was die Wiffenfchaft: in diefer Hinfiche ge- 
leiſtet Hat, zuſammengeſtellt entwickelt, und zwar 
dergeftalt, daß felbft derjenige, der bisher nur 
mit dem Mechanifchen der Kunft vertraut war, 
auch in das Rationelle, d. i. in die Wiffenfchaft 
derfelben, eindringen Eonnte. vi. 

Jenes war die Veranlaffung zur Ausarbei- 
tung des gegenwärtigen Buches, deffen Inhalt 
nicht aus andern Schriften zufammengetragen ift, 
-fondern die Reſultate meiner zwölfjährigen praf- 
tifchen Arbeiten und Beobachtungen uber den in 
Rede ftehenden Gegenftand at und ſi e wif- 
ſenſchaftlich erlaͤutert. 


Moͤge meine Abſicht nicht een, fondern 
fo gut aufgenommen werden, als, ich es wuͤnſche; 
möge man fich von der Nichtigkeit meiner Er- 
fahrungen durch ihre praftifche, Anwendung über- 


x 


zeugen, und den Nutzen daraus ziehen, den ic) 
mir davon verfprechen darf: dann werde ich mich 
für die Mühe und die Koften belohnt fühlen, 
die ic) vielfältigen dahin zielenden Berfuchsarbei- 
ten gewidmet und auf die Ausarbeitung meines 
Buches verwendet habe. 

Als Anhang zu dem Buche felbft Habe ich 
eine kurze Anleitung zur Fabrifation der Liquenre 
geliefert, die denjenigen Landwirthen hoffentlich 
willfommen feyn wird, die fih folche für ihren 
häuslichen Bedarf darnach anfertigen wollen. 

Für diejenigen, welche das Geſchaͤft der Li- 
qmenrfabrifation in feinem ganzen Umfange Fen- 
nen Iernen wollen, werde ich. ein eigenes Werf 
ausarbeiten, das die Reſultate meiner 5 
Erfahrungen enthalten wird. *) ; 

Was fpäterhin über diefen Gegenſtand mir 
durch meine eigenen, fo wie durch die Erfahrun- 
gen Anderer, befannt werden wird, ſoll in mei- 
nem Mufeum 2c. nachgeliefert. werden. 

—— im n September 1816, 


Der Derfaffer. 


*) Diefes Werk, unter dem Titel: Chemifche Grund- 
fäbe der Deftillirfunft und Liqueurfabrika— 
"tion; oder theoretifch- praftifche Anleitung zur ratio— 
nellen Kenntniß und Fabrikation der einfachen und zu— 
ſammengeſetzten Branntweine ıc. Berlin 1819. iſt er⸗ 
ſchienen, und bei dem Herrn Verleger dieſes Werkes zu 
baben. 


v 








Vorbericht 


sur. zweiten Yuflage 


Da Zweck, welchen ich bei der Ausarbeitung 
diefes Werks vor Augen hatte, ift in der Vor—⸗ 
vede zu der im Jahr 1877 ’erfihienenen erften 
Ausgabe deffelben fo weitlaufig entwicfelt wor- 
‚den, daß er hier Feiner weitern Erörterung bedarf. 

Man hat mein Buch mie einem mir fehr 
ſchmeichelhaften Beifall aufgenommen, und ich 
habe ſolches als einen Beweis anerkannt, m 
‚ meine Arbeit von Nutzen gewefen ift. 

Ein Zeitraum von fünf Jahren, welcher 
während der erſten Ausgabe verftrichen ift, mußte 
hinreichend feyn, die im ungehinderten Vorſchrei—⸗ 
ten begriffene Kunft der Branntweinbrennerei mit 
einer Menge neuer Entdeefungen und Erfindun- 
gen zu bereichern, welche fowohl in wiffenfchaftlicher 
als in techniſcher Hinfihe dazu dienen, fie ihrer 
Vollkommenheit immer naher zu bringen. 

AIch bin bemüher gewefen, alles zu ſammeln 
und gehörigen Orts einzuſchalten, was mir in die- 


XII 


fer Hinſicht neu und praftifeh brauchbar gefchie- 
nen hat, und bin daher überzeugt, daß man mein 
Buch nicht aus der Hand legen wird, ohne den 
wefentlihen Unterfhied zwiſchen feiner gegenwaͤr— 
tigen und der Trubreen, Ansgabe wohlthätig zu 
bemerken. 

Dieſem erſten Theil, welcher beſonders der 
Geſchichte der Erfindung und der Theorie der 
Branntweinbrennerei gewidmet iſt, wird un— 
verzuͤglich ein zweiter Theil nachfolgen, der die 
neuen Apparate enthaͤlt, welche im In⸗- und: 
Auslande bekannt gemacht worden find, nebſt ei⸗ 
ner Vergleichung deſſen, was fie zu leiſten ver 
moͤgen; verbunden mit andern dahin gehoͤrigen 
theoretiſchen Eroͤrterungen. 

Ein vollſtaͤndiges Regiſter zu beiden Theilen 
ſoll dazu beſtimmt ſeyn, dem Werke zum Nach— 
ſchlagen mehr Bequemlichkeit zu ertheilen. 
Wird auch dieſe zweite Ausgabe mit demfel- 
ben Beifall aufgenommen, wie die erſte, fo werde 
ib mich auf: eine mie. fehmeichelhafte Weife da- 
ducch belohnt. finden. 


Berlin im November 1922. 


Dr. Hermbſtaͤdt. 


Einleitung — 5358 


Erſter Abſchnitt. 


Seite 


Von dem Waſſer, als Huͤlfsmittel bei der Branntwein⸗ 


brennerei betrachtet EOR LE Sala 
Natur und Grundmifchung des Waſſers 

Pruͤfung eines Waſſers auf feine gasfürmigen Materien 
Prüfung auf Kohlenfiofffäure ea 
Prüfung auf Schwefelwaſſerſtoffgas 

Pruͤfung auf Sumpfluft N A 

Pruͤfung eines Waffers auf feſte Beramipeite 
Weiches Wafler RN ls n 
Hartes Wailer s a ne R 
-MWeichmachung des harten Waſſers 
Unterſchied des weichen und harten Waſſers. 
Eiſenhaltiges Waflr .: 2 
Sumpfiges Waller . Ba 


Zweiter Abſchnitt. 


Bon den natürlichen Erzeugniffen, aus welchen Brannt⸗ 
wein gezogen werden kann alt ; 


Erfie Ybtheilung Von den Gerealien oder Getrei⸗ 
dearten und den naͤheren Beſtandtheilen derſelben 


5 » . v > * + 


42 


43 


XIV 


Seite 

1. Der Meblfioff oder die Stäfe . , 00244 
2, Der Kleber oder die Sola . . A = 
3, Der Eiweißſtoff oder das Daneneieig RENT 1 
4 Der Schleimzuder RR ge .— 
S8Dee nr ar N N 
6. Die Huͤlſenſubſtanz RE s .— 
7. Der überfänerte phosphorfaure Salt ei A 
8. Das Del ——— 


Zergliederung der Getreidearten. 202.50 


A. Bon dem Weizen.. 2 
B, Bon dem Roggen »  - ————— N I AR 
C, Bon. der Berfte — — 63 
D. Von dem Hafe—. 68 


Zweite Abtheilung. Von dem Buchweizen 771 
Dritte Abtheilung. Von dem Ms . .: .72 
Vierte Abtheilung Von den Hülfenfrüchten . . 77 


A. Von den Bohne... nee. ee 
DB Den EB ie: 6.0 a he nz 
Kin: SO den Aſſee Kal a ie 
D. Bon den Widenaten ». . 20. 81 


Fuͤnfte Abtheilung. Von den Rartofln . . 83 
Sechſte Abtheilung Von den Erdäpfeln . . 87 
Siebente Abtheilung. Don den Beetenarten 89 
Achte Abtheilung. Don den Rübenartn .  . gr 


\ 


A. Bon ven Kohlen . 2 — 
B. Bon den Moorruͤben 94 


Neunte Abtheilung Don dem Zucker und vi 
Schleimzuder, als Materialten zum Branntwein 95 


Zehnte Abtheilung. Von dem Honig, als Material 
sum Bramwheiiiiiii 666 


Eilfte Abtheilung. Bon den ſuͤßen Obſt⸗ und Bee 
renfruͤchten en 98 


Zwblfte Abtheilung. Von den Roffaflanien. 101 


xv 


Dreizehnte Abtheilung. Bon den Eicheln als 


Branntweinmaterill 20a 104 
Vierzehnte Abtheilung. Bon der Milch als - 


weinmateril 0. . 105 


Dritter Kofihniee 


Bon der Warme, dem Thermometer, und dem Gebrau- 

che des Iektern in der Branntweinbrennerei .  . 107 
Möhnrivende IBAtme,  »...%: ea zu 
Cohaͤrirende Wärme .. . nel rn u, 108 
Chemifch gebundene Wärme . > 2 4110 
Zeur . A . 111 
Von dem Thermometer und deſen Gebrauch —6 


Vierter Abſchnitt. 


Von dem Prozeß des Malzens, welchem das Getreide 
ee Nein Erg 
1. Das Einguellen  . . AR RS 


2. Das Malen. .» 122 
Veränderung, welche das Getreide nähen dem Mal- 
zen leidet N k 126 


Behandlung des Malzes auf der Malpdarre en 208 


Sünfter Abſchnitt. 


Von den Meifchgefäßen, von der beften Konfiruftior 
derfelben, und von dem Einfluffe ihrer — 
auf den Gang der Fermentatin - : 2.0138 
Bon den verfchloffenen Meifchgefößer » » +... 


Schfter Abſchnitt. 


Bon der befien Art, den va des Einmeifhen zu 
veranfialten . Bar Hl 46 


XVI 


b. 


€, 


2 


2 


— 


« 


F Seite 
Vorbereitung des Getreides zum Einmeiſchen 148 

Iſt es beſſer, einerlei Art Getreide, oder mehrere 
Arten mit einander gemengt zu nehmen? . 149 
Berhältnig der MWäffrigfeit zur trocknen Subſtanz 151. 
1. Berhältniß der trodnen Subflanz zur Slüffigfeit * 
im Winter 157 

II. Verhaͤltniß der trocknen Subſtanß zur Fluͤſſigkeit 
im Fruͤhiahr und im Herbſt . . 158 

III. Berhältniß der trodnen Subſtanz zur Släffige 

feit im Sommee . . 159° 

‚IV. Berhältniß der Waͤſſrigkeit beim Einmeifejen 
ver Rartoffeln . . 162 

V. Berhältniß der Waſſrigkeit beim inmeifen 
der Rür . 164 
Von der beſten Temperatur, bei welcher das Ein 

meifchen und Stellen verrichtet wird . BER 2. 

. Einmeifchen in drei Perioden, im Sommer. '. 168 

. Einmeifchen in drei Perioden, im Herbit und im 
Frühling. :»  » — = 28 
., Einmeifchen in drei Perioden, im Winter — 
. Einmeifchen in zwei Perloden, im Sommer 170 

. Einmeifchen in zwei Rerloden, im Herbſt und 
Srubiabe = ..% con, ei * 171 
. Einmeifchen in zwei Perioden, im Winter r 172 

. Berhältnilfe der Temperatur beim Einmeifchen DER. 
Kartoffeln und Runkelruͤben — — 

Siebenter Abſchnitt. 

Von der Hefe oder Baͤrme, und der kuͤnſtlichen Darfiel- 
lung derſelben — RN 
Brundmifchung vr Hefe +» 20. .. 178 
KRünftliche Erzeugung der Hefe . - SEHE IR 
Künftliche Hefe nad) des Verfaſſers Methode ra — 

Kuͤnſtliche Hefe nach einer andern Art des Verfaſſers, 
die zugleich für die Weißbrodbaͤcker brauchbar iſt 181 


Kuͤnſt⸗ 


Künftliche Hefe von Peter Stook 
Fiedler's Fünftliche Hefe ’ 
Winkler's Fünftlihe Hefe  .» . 
Künftliche Hefe eines Ungenannten 
Künfiliche Hefe nach einer andern Art 
Kittel's Fünftliche Hefe j u 
Koch ein Fünftliches Gaͤhrungsmittel 
Bon der trocknen Hefe: » + 
" Die holändifche Preßhefe .» + 


. + 


Achter Abſchnitt. 


Von der Stellung der Meiſche mit Hefe, den Erfolgen 
der Gaͤhrung und der Bildung des Alkohols 
1. Welches iſt der rechte Zeitpunkt, wenn die Meiſche 
mit kaltem Waſſer geſtellt werden muß? N 

2, Welches ift der rechte Zeitpunkt, wenn der Meifche 


die Hefe zugegeben werden muß? 


3. Wie viel muß von einer guten Hefe, gegen eitt ge= 
gebenes Gewicht der eingemeifchten trodnen Sub- 


v . 2 w + 


fanz, in Anwendung gefeht werden? . 


4. Bon den Erfolgen der Fermentation 


2 


+ 


® 


* 


+ 


s E ® o ® * + E2 


[2 


+ 


% 


5. Theorie der Fermentation und der atebolbüdun⸗ 


a. Wirkung des Waſſers — 

b. Die gaͤhrungsfaͤhige Subſtanz 

c. Die Wirkung der Hefe.. 
1. Die Kohlenſtoffſaͤure . 
DxAoh 
= De Sinti. , anti. al 
4, Die Hefe > ; 


5, Veränderung, welche die trocne fermentibil⸗ Sub- 
ſtanz durch den Erfolg der Sermentation im Ges 


wicht erleidet . > . { 
a. Schlämye aus Wehen . s 
b. Schlämye aus Roggen 
c. Schlämpe aus Berfte TUR 


0 


* 


* 


XVII 


Seite 
183 
185 
186 
167 
188 
189. 
192 

! 193 
194 


198 


199 
203 
208 


211 
215 


33* 
. 233 


> 


+ 


234 


236 


037 


xviii — 


— Seite 
d. Schlaͤmpe aus Malz oder gemengtem Getreide 244 
e. Schlämpe aus Kartofflle... — 
f. Schlämye aus Runfelrüben »  . 2 00% 945 


Bon der Meifche ohne Treben , » 2.» 246 


Neunter Abſchnitt. 


Von dem Alkoholimeter im Allgemeinen und ſeinem 
Gehrauchee ET NUN A 


a. Prüfung durch den Sefhmad .  .. 253 
b. Prüfung des Branntweins durch dag Perlen deffelben 255 
ce. Prüfung durch dag Abbrennen des Branntweins 257 
d. Prüfung mit dem gemeinen Branntweinprober . 258 
e. Prüfung mit Baume's Araͤometer —— .. — 


f. Prüfung mit Cartier's Araͤometer hi 262 
g. Prüfung mit dem ———— Gichters alkoho⸗ 
limeter) R . 263 


Meißners Alkoholimeter EEE U, 
"@ehrauch-der Tabelle 5 m. x 0% 0%, +0: RO 
Sralles Alfoholimeter .  » 267 
Tralles Tabelle, zur Ausmittelung des Alloholgehalts 
in einem Branntweine, aus dem ſpecifiken Ge— 
wichte deſſelben, bei 60° Fahr. oder 125° Requm. 270 
Anwendung der vorigen Tabelle, um den Gehalt des 
Alkohols nach dem Gewicht zu finden — J——— 
—Probirung des Lutters.. EEE U SEO 
Anleitung zur Berfertigung des Tralletſchen Alko⸗ 
holimeters. 277 
Tabelle fuͤr den Dralleſchen Altoholimeter, für 60° 
Fahrenheit oder 125° Neaumür } 279 
Angabe eineg aläfernen Alfoholimeters nach Tralles | 
bei obigen Temperaturen. 283 
Alfoholimeter mit doppelter Sfale — 


Zehnter Abſchnitt. 


Bon der Lutter⸗ und der Weinblaſe, fo wie der beſten 
Form non Helden“... Nr, et. 288 


y Seite 
a. Der Blafenkeffel SET 
b. Der Blafenhelm oder Hut — 06 


Verbeſſerter Blafenhut . h i s — 308 


Eilfter Abſchnitt. 


Von den Blaſenofen, und der Feuerung unter demſelben 310 


Zwoͤlfter Abſchnitt. 

Bon dem Meiſchwaͤrmer oder Vorwaͤrmer und dem Nuz⸗ 
zen Deffelben in der Branntweinbrennerd . . 317 
a. Der hölzerne Meifhwärme » 2 200200. 318 
RE Le Me Re 


e. Der fupferne Meifchwärmer . . h 322 
d, Kupferner Meifchwärmer mit einem Deſtillirhelm 325 


Dreizehnter Abſchnitt. 


Bon den Kuͤhlanſtalten in der Branntweinhrenneret, von 
deren beften Konftruftion, fo wie von dem Nutzen ıc. 329 


8: Gedda's Kondenfatgr - » > 
h. Der Kondenfator mit Tropfrinnen * 


a. Gerade Kuͤhlroͤhren BREI INES 
b, Die Schlangenröhren .  » — .331 
c. Kuͤhlrohr mit eckiger Windung. Ba Ne 
d. Kuͤhlapparat mit fchiefen Slächen BEE FR 
e. Der fcheibenförmige Kühlapparat — 
f, Norberg's Nefrigerator .. i t 5 h 339 


— 

i. Vorzuͤge des kegelfoͤrmigen Kondenſators 
x. Der mit einem Schlangenrohr verbundene Konden⸗ 
N Re ee aaa a 1 a 


Vierzehnter Abfehnitt. 
Bon der Wahl des Materials zu den Deftillirgeräthen, 


ſo wie von der Deiiillation- des Branntweins durch 
Dämpfe R 7 + + ., % ) 1.,® ie —— 356 


= 


XX 


Seite 
1. Geraͤthe von Kupfe 336 
2. Geraͤthe von Zinn REN 3337 
3. Geraͤthe von Eiſen — ——— — 
Geraͤtße 6 
5. Geraͤthe aus Holz - k i » . 366 
6, Bemerkungen über die Ögernen Branntweinbla⸗ 


ſen ee. 
7. Die Defillation des Branntwmeins mit Dampfet 383 
5. Dampfapparat mit Fuipferner Blafe nach des Ver- 
faffers Idee . 389 
9. Dampfapparat aus Hol und Kupfer nach des Ver⸗ 
faſſers Idee DICH En —— 


Funfzehnter Abſchnitt. 
Bon dem Geſchaͤfte des Lutterns oder Läuternd - . 397 


Sechzehnter Abſchnitt. 


Don dem Geſchaͤft des Weinens oder Klavnd . 4411 
Rectififation oder Reinigung des Branntweins . . 428 
Abſoluter Mlfohol . EL TE an nr MI 
Eigenfchaften des abſoluten aAlkohols a hl 


Siebenzehnter Abſchnitt. 

Sabrifation des Branntweins aus verfchiedenen Sub⸗ 

fangen 9 he EA N 2406 
Erſte Abtheilung. Branntwein aus Weist . . — 
Zweite Abtheilung. Branntwein aus Roggen . 440 
Dritte Abtheilung. Branntwein aus Gere  . 441 
Vierte Abtheilung Branntwein aus Hafer. « 442 
Fünfte Abtheilung. Branntwein aus Buchweizen 444 
Sechſte Abtheilung. Branntwein aus Mais . 445 


XXI 


Seite 
Siebente Abtheilung. Branntwein aus Huͤlſen⸗ 
fruͤchten ⸗ * Wr. * er) + ° 2 449 


Achte Abtheilung. Branntwein aus Kartoffelt . 450 
a, Der Apparat zum Wafhen -» 4 44543 
b. Das Kochen der Kartoffeln. Der Kochapparat 455 

c. Der Duetfchapparat sum Zerfleinern der Kar- 
toffeln . N s 467 
d. Das Sieb zum Durchſchlagen der Meiſche . 459 
'e Das Einmeifchen der Kartoffeln . . . 460 


Neunte Abtheilung Branntwein aus Runfelrüben 465 
Zehnte Abthetlung. Branntwein aus Erdaͤpfeln 468 


Eilfte Abtheilung Branntwein aus Moorrüben 
und andern Nübenarten N A BO 


Zwoͤlfte Abtheilung. Branntwein aus Moorruͤben 470 


Dreizehnte Abthetilung Branuwein aus Zuder 
und Schleimzuder . HT en...» 472 


Bierzehnte Abthetlung Brauntwein aus Honig 477 


Funfzehnte Abtheilung. Branntwein aus Obſt⸗ 
und Beerenfruͤchten UA; NR 


a. Branntwein aus Weintrefltn  . . =» 479 
b. Branntwein aus Yepfeln und Birnen „ . 480 
c. Branntwein aus Pflaumen  » +.» .482 
d. Branntwein aus Himbeeren, aus Erdbeeren 

und Heidel- oder Blauberren . ud 
e. Branntwein aus Mifveln +. 44687 
f. Branntwein aus Eberefchenbeeren - se + 488 
8. Branntwein aus Kirſcheen. 400 


Sechzehnte Abtheilung,. Branntwein aus Roßka⸗ 
Ban 499 


Sieb enzehnte Abtheilung. Branntwein aus Eicheln 492 
Achtzehnte Abtheilung. Branntwein aus Milch. 493 


XxXII 


Seite 


Achtzehnter Abſchnitt. 


Reinigung des Branntweins von — Beimen⸗ 
gungen . — 66 
a. Reinigung des Branntweins durch 7% 406 
b. Reinigung des Branntweing durch Kalt .  .» 497 
c. Reinigung des Branntweins durch Kohle . . 498 
d. Reinigung des Branntweins durch Ehlorine . -504 
e. Reinigung des Branntweins durch chlorinfauren 
— Sr 5a 2 
f. Reinigung des Branntweins durch Salyeterfäure 507 
g. Reinigung des Branntweing durch Schwefelfäure 508 


Neunzehnter Abſchnitt. 


Veredlung des Branntweins zu Franzbranntwein, zu 
Rum’ und 6 
a. Darſtellung des Franzbranntweins durch Effig . Sız 
b. Darftelung des Franzbranntweins durch ein effig« 


faurs Salz  . 513 
c. Darſtellung des Franzbranntweins durch Eſſi gaͤther 515 
Bereitung des Effisätber .: -:- . — 


d. Beredlung des Branntweins in Rum -. 518 
e. Veredlung des Branntweins in Meat »  - . 520 
f. Bereitung des Araks in Indien . .. 521 
g. Bereitung des Araks aus Getreidebranntwein . 524 


Zwanzigſter Abſchnitt. 


Ueber die Benutzung des Nachlaufs von Branntwein auf 
Eſſig + ® + DZ 0 ® 526 


Ein und Zwanzigſter Abſchnitt. 


Heber die Benukung der Schlämpe als tar Mit 
tel fürs Vieh } a Si PER VIER; 


XXIII 


Seite 


Zwei und Zwanzigſter Abſchnitt. 


Von der Zubereitung der einfachen und zuſammengeſetz⸗ 
ten Branntweine, fo wie der wichtigſten Liqueure 532 


Erfie Abtheilung. Von den einfachen Branntweinen 533 
1. Einfacher Kümmel» Branntweit . — 


2. Einfacher Anies-Branntwein 
3. Einfacher Galgant-Branntwein. 


4. Kalmus-Branntwein . 
5. Rraufemüngen= Branntweitt- 


6. Pomeranzen »- Branntwein 
7. Pomeranzen-Branntwein ohne Deſtillation 
8. MWachholder - Branntwein 


9. Citronen-Branntwein 
Zweite Abtheilung. Bon den doppelten Branntweinen 537 


Dritte Abtheilung. 
Branntweinen oder Liqueuren 


1. Goldwaſſer oder Roſſolis 


2. Krambambuli 


3— 


Von den 


3. Indiſches Magenwaſſer 
4. Parfait d'Amour. 


5. Angelika-Liqueur 


0 


2 


6. Danziger Bruflwaffer . 


7. Chofolaten- Liquent 


8. Kaffee-Liqueur 
9. Gewürz Effenz 


0 


* 


% 


> 
“ 


10, Kaifer Franzens Tranf 


11. Rarfunfel . 


0 


2 


12, Breslauer Magenwaffer 


Vierte Abtheilung. Don den 9* 


1. Maraschino 
2, Perſiko⸗Crem 
3. Zimmet⸗-⸗Crem 


4. Nelken⸗ Crem (Giroßet) 


5. Orangen-Crem 
6. Roſen⸗Crem 


0 


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zuſammengeſetzten 
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> 


XXIV 


7. Raffee- Erem , * * + A. ‘ + 546 
8. Chofylaten-Erem — 


Fuͤnfte Abtheilung. Von den Ratafins | — 
1. Ratafia aus Kirſche.. 5 

2, Ratafia von Drangen . . 

3, Ratafia aus Anaelifa . : 

4. Ratafia aus Wachholderbeeren , 

5, Ratafia aus Duitten  . 
6. Ratafia von vier Früchten . .» 


+ 
© 


7. Ratafia aus grünen Walnüffen 
8. Matafia aus Anis .  . 
g. Ratafia aus Himbeeren . 
Scehfie Abtheilung Bereitung einiger Liqueure 
durch bloße Vermiſchung ER np Ce MR 
Siebente Abtheilung. Ueber das Verſuͤßen der 
BSURHHTRONE van de ke EBEN RE BR 


Achte Abtheilung Von der Methode die Liqueure 
u färben 0 * * » > 551 


* 
. 
® 
, 
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. 8 82 9 828 9, », #9 + 
8 


LS . 0 — 


C her 


Chemiſche Grundſaͤtze 


der 


Kunſt Branntwein zu brennen; 
oder 


Anleitung zur Kenntniß und rationellen Beurtheilung 
des gegenwaͤrtigen Zuſtandes der Branntweinbrennerei 
und ihrer Vervollkommnung. 





| Erften Theilg zweite Auflage 


/ 


Hermbſt. Branntweind, I. Thl. A 





Cinleitung 


6. 1. 
D. Branntwein ) iſt, für die Bewohner der noͤrd⸗ 
lichen Gegenden Europa's, ein Stellvertreter des Weins. 


Der Name Branntw ein iſt gleich bedeutend mit ge- 
branntem Wein, d. i, deſtillirtem Wein. De— 
ſtilliren heißt, im gemeinen Ausdrude. brennen, 
Durch die Deftilation des Weins gewinnt man jenes 
geiftige entzündliche Fluidum: es wird daher gebrannt: 
ter Wein, d. i. Branntwein genannt. Die Kunſt, 
Branntwein zu verfertigen, it eine Erfindung der Ara⸗ 
ber, die ihn zuerſt aus Wein deftillirten, und dag 
Deitilat gebrannten Wein nannten. Albucafeg 
lehrte die Deftillation des Branntweing aus dem 
Meine zuerſt im zwölften Jahrhundert; er muß alfo 
als deſſen Erfinder angefehen werden. Die arabifchen 
Aerzte gebrauchten den Branntwein als inneres und 
äußeres Arzneimittel und durch ihre Schriften wurde 
derfelbe erſt fpäterhin in Europa befannt. Seine Dars 
fielung war noch um dag Jahr 1333, alfo in ver 
Mitte des vierzehnten Jahrhunderts, fehr umftändlich 
und ſchwierig; wie folches aug den Schriften des Theo- 
phraſtus Paracelſus, des Raymundus Lullius, 


% 2 


4 s 
der nur in den füdlich gelegenen Ländern fo "gut gedeiher, 


daß er ein hinreichend geiftiges und belebendes Getränfe - 
darbieten kann. 


$. 2. 

Der Branntwein ſtehet, als geiſtiges Ge— 
traͤnk betrachtet, zwiſche Wein und Bier in der 
Mitte. Dieſe ſind, gleich dem Branntwein, gegohrne 
geiſtige Fluͤſſigkeiten, in welchen der Alkohol einen vor: 
maltenden PN ausmacht, 


$. 3. | 
Während aber der AlEohol‘) im Branntwein 


und des Arnoldus de Villanova, den man oft ganz 
mit Recht für den Erfinder des Branntweins hält, ſehr 
deutlich hervorgehet. Anfangs bereitete man den Brannts 
wein, befonders im ſuͤdlichen Sranfreich, bloß aus 
jungen fchlechten Weinen, fo wie aus der Weinhe— 
fe und den Weintreſtern. Erſt in der Mitte des 
fechzehnten Jahrhunderts fing man im noͤrdlichen 
Deutfchland und andern nördlich belegenen Ländern an, 
Branntwein aus Weiben, aus Roggen, aus Gerfte, 
aus Dinkel und aus Buchweitzen zu brennen; und 
noch fpäter, gegen Ausgang des achtzehnten Jahr— 
hunderts fam man zum Gebrauch der Kartoffeln, 
der Beetenarten und anderer füßer Wurzeln. 
(Joh. Beckmann, Geſchichte der Erfindungen ꝛc. 
1. Stuͤck ©. 4; und =, Stuͤck ©, 227 ꝛx.) 


* Das Wort Alkohol, eigentlich Acool, iſt urſpruͤng⸗ 
lich arabiſch, und wird gebraucht, um etwas hoͤchſt 
Feines damit zu bezeichnen. Man gebraucht daher das 
Wort alkoholiſiren, ſowohl um trockne Körper hoͤchſt zart 


5 


bloß mit Waffer gemengt iſt, liegt derfelbe im Wein 
auch noch mit Weinftein und mit Aepfelfäure; fo 
wie im Bier mit Aepfelfaure, mit Phosphor: 
fäure. und mit nährenden Summitheilen gemengt 
vorhanden: worauf alſo allein der Unferfchied zwifchen 
jenen drei verſchiedenen gebraͤuchlichen ———— be: 
gründet iſt. 


$. 4. 


Der Alkoholl, welcher alſo das eigentliche Weſen des 
Geiftigen im Wein, fo wie im Bier und im Brannt: 
wein ausmacht, iſt ein Wefen eigener Art. Die Ber 
fiandtheile oder bildenden Elemente des Alkohols beftehen, 
nach der neueffen Angabe des Herrn von N e, In 
hundert Theilen deifelben, aus | / 

51,98 Kohlenftoff,. 

34,32 Sauerſtoff und \ *) 
13,70 WBafferftoff 
100,00 Alkohol, 


zu yulverifiren, als um den Branntwein vollkom— 
men zu entwäffern. Späterhin haben die Franzo— 
fern zuerit das Wort Alkohol gebraucht, um den rein- 
fen: von allem Waffer befreiten geiftigen Theil im 
Branntwein damit zu bezeichnen, und der Name Al- 
o hol ſchlechtweg iſt jetzt in allen — zu rn 
Becihmung BE worden. | i 


% 


2 5 Roblenfioff nennt man den Herbreinlichen Antheil 
in jeder guten reinen Rohble Sauerſtoff wird der 
die Säure bildende Beftandtheil in den meiſten Säuren 

‚ genannt: Er iii: an fich nicht ſauer, wandelt an er⸗ 


gs 


Um den wiſſenſchaftlichen Leſer mit der, vom Herrn 


von Sauffüre gebrauchten, Methode bei der Zergliede: 
rung des Alkohols naher befannt zu machen, wollen wir 
Folgendes bemerken. Derfelbe wählte feinen abfolut waf: 
ferfreien Alkohol, fondern nur einen alfoholifirten 


MWeingeift, deffen fpezififches Gewicht, bei der Tem: 


peratur von 135 Grad Reaumur, 0,8302 betrug; welcher 
alfo, das Proportionalverhältniß nah dem Gewicht be: 
flimmt, und mit Beziehung auf den Richterſchen Alko— 


holometer, in hundert Theilen, aus 86,2 abfolutem Als 


kohol, von 0,792, fpecififcher Dichtigkeit und 13,8 Wafe 
fer zufammengefeßt war. Er wählte deshalb -einen fol 
chen Alkohol, der ohne Zufaß eines entwäfferten Mittels 
erhalten worden war, um dem Vorwurfe zu entgehen, daß 
der Alkohol durch das Entwäfferungsmittel, eine Ver— 


— 


aͤnderung in der Grundmiſchung haͤtte erleiden koͤnnen. Er 


fuͤhrte hierauf aber die Reſultate durch Calcul auf das 
zuruͤck, was Richters abſoluter Alkohol, von 0,792 ſpecifi⸗ 
ſcher Dichtigkeit, geleiſtet haben würde, Herr von Sauf⸗— 


dere Materien durch feinen Beitritt in Säuren um, 

Mit Waͤrmeſtoff verbunden, ſtellt er das Sauerſtoff⸗ 
gas dar, das einen ſteten Gemengtheil in der atmo⸗— 
fphärifhen Luft ausmacht... Wafferftoff wird der 
Grundbefiandtheil des Waffers genannt. Wafe 
fer ift aus Wafferftoff und Sauerftoff zufammen- 
gefeht. Eine. nähere Erörterung diefer Elemente fehe 

man In Hermbſtaͤdts chemiſch. Grundſaͤtzen der Kunſt, 
Bier zu brauen. Berlin, 1814. ©, 26 ꝛc. und ©. 38 ꝛc. 
und zweite Aufl. 1819. ©, 27, 33 und 39 ic. 


7 
füre' hält es für unmbglich, einen abſolut waſſerfreien 
Alkohol darftellen zu koͤnnen. Der Alkohol, welchen 
Kichter als abfolut wafferfrei betrachtet, d, i. Alkohol 
von 0,792 fpecififcher Dichtigkeit, iſt e8 nicht, fondern 
ift noch zufammengefeßt, in hundert Gewichtstheilen, aus 
97,7 wahrem abfoluten Alkohol und 83 Waffer; 
welchem gemäß alfo, in hundert Theilen des wahren ab: 
ſolut wafferfreien Alkohol, die bildenden Elemente 
beftehen aus: | 


56,68 Roßtenfiof, 
h 29,44 Sauerftoff, 
13,88 Waſſerſtoff, 
100,00 


(Theod. de Saussure in der Bibliochägeß Brittani- 
que. Vol. LIV, Dec. 1813.) 


. 6. 


Vermoͤge jener Eine) des Konlenfloffes, des 
Wafferftoffes und des Sauerftoffes, die wir auch, 
nur in einem andern quantitativen DVerhältniffe, im Zuk⸗ 
fer, im Gummi, im Schleimzuder, im Kraft: 
mehl, felbft in der thieriſchen Gallerte, ſo wie in 
vielen andern nährenden und reffaurirenden Subſtanzen 
des Pflanzen: und Thierreichs gegenwärtig: finden, 
ift der Branntwein nicht allein ein geiftiges,  fondern, 
im gehörigen Maße genoffen, auch näbrendes, r eſt au⸗ 
rirendes und belebendes Getraͤnk; das freilich, im 
VUebermaße genoffen, beraufchend und betäubend auf 
die Merven wirken kann, aber auch nur in dem Falle 


für den thierifchen Organismus als Gift wirft, 


wenn, bei feinem Genuß Maß und Ziel überfchritten 
werden. 


$. 70x 


Bet aller feiner Aehnlichfeit in der Orundmifchung 
mit den..oben genannten Erzeugniffen des Thier⸗ und 
Pflanzenreichs, findet dennoch der Alfohol fich niemals, 
weder in jenen Subſtanzen, noch in irgend einer andern, 
fertig gebildet im Weltraume vorhanden, Geine bildenden 
Elemente liegen aber vorzüglich reichlich in allen denjenis 
gen Subſtanzen vorhanden, deren wir uns als Nahrungs: 
mittel für Menfchen und Hausthiere bedienen: folglich 
kann auch der Alkohol, fo wie der aus feiner Vermen⸗ 
gung mit Waffer gebildete Branntwein, nur in der 
Form, Eeinesweges in der Materie, von jenen naͤh— 
renden Subſtanzen wefentlich verfchieden feyn: wie felbi- 
ges aus den ‚Ähnlichen Grundmifhungen jener nährenden 
Subſtanzen, und ihrer Vergleichung mit der des Alfo: 
hols, deutlich hervorgehet. 


9. 8. 
So haben die Herren von Sauffäre, Speer; 
Gay⸗Luſſac und Berzelius durch ihre darüber ans 


geftellten: — — Unterſuchungen * — daß zuſam⸗ 
a find: | 


Hundert Seile Kraftmehi oder Polo aus 
Weigen h 


(Nach von Sauffüre) 
aus: 45,39 Kohlenſtoff, 
48,31 Sauerftoff, 
5,90 Wafferftoff, 
0,40 Stickſtoff. 
100,00 Kraftmehl. 
Nah Thenard und Gay-Laͤfſach 
aus: 43,55 Kohlenſtoff, 
49,68 Sauerſtoff, 
6,77 Wafferftoff, 
0,00 Stickſtoff. 
100,00 Kraftmehl. 


Hundert Theile Kartoffelftärke 
Nah Berzelius) 
aus: 43,481 Kohlenſtoff, 
49,455 Sauerſtoff, 
7,064 Waſſerſtoff. 
100,000 Karroffelſtarke. 


Hundert Theile Rohrzucker 
| (Nach Lavoiſter) 
aus: 28,00 Kohlenftoff, 
64,00 Sauerſtoff, 
8,00 Wafſerſtoff. 
100,00: Rohrzucker. 
Nah Thomfon) 
aus: 27,5 Kohlenftoff, - 
64,7 Sauerſtoff. 
78 Wafferfloff. 
100,00 Rohrzucker. 


BR \ 
(Nach Berzelius) 
aus: 41,48 Koplenftoff, 
51,47 Sauerſtoff, 
7,05 Wafferftoff. 
"100,00 Kodrzuder. 


Nah Say:Lüffac und Thenard) 
aus: 42,47 Kohlenftoff, 
50,63 Sauerftoff, 
6,90 Wafferftoff. 
100,00 Rohrzucker. 


(Nach Döbereiner) 
aus: 40,11 Kohlenftoff, 
52,81 Sauerſtoff, 
7,08 Wafferftoff. . 
"100,00 Rodrjuder. 


Mit Ausnahme der Nefultate von Lavoiſier's und 
Thom ſon's Analyfen, welche nach: einer frühern unvoll- 
‚ fändigen Methode gemacht worden find, flimmen bie drei 
Ießteren, bis auf ‚Kleinigkeiten, mit einander überein, 


Hundert Theile Stärke zuder find zufammengefeßt 
(Nah von Sauffüre) 


aus: 37,29 Kohlenftoff, 
55,87 Sauerftoff, 
6,84 Waſſerſtoff. 
. 100,00 Staͤrkezucker. 


Hundert Theile Traubenzuder find zufammen: 
geſett | * 


11 


Mach von Sauffüre) 
aus: 36,71 Koblenftoff, 
56,51 Sauerfloff, 
6,78 Wafferftoff. 

100,00 Traubenzuder. 


Der Staͤrkezucker und ber ru ee 
fommen alfo, im Proportionalverhältniß der Elemente, 
ziemlich mit einander überein, und fie weichen von denen 
des Amylons und des Rohrzuckers nur wenig ab. 


Hundert Theile Seneg al: Gummi 
(Nach von Sauffäre) 
aus; 45,84 Kohlenftoff, 
48,26 Sauerſtoff, 
5,46 Wafferftoff, 
0,44 Stickſtoff. 
100,00 Gummi, 
Nah Gay-Luͤſſac und Thenard) 
aus: 42,23 Kohlenftoff, 
50,84 Sauerftoff, F 
6,93 Waſſerſtoff, 
0,00 Stickſtoff. 
100,00 Gummi. 
Mach Berzelius) 
aus: 41,906 Kohlenſtoff, 
91,306 Sauerſtoff, 
6,788 Waſſerſtoff, 
Eine Spur Stickſtoff. 
>. 100,00 Gummi, 
Der Tragantfihleim zeigte diefelben Elemente, 


ı2 | 


auch beinahe in dewſeiben quantitativen Berbättniffe, wie 
das Gummi. 


F. 9. | 

Werden nun jene: Subſtanzen, bie ſaͤmmtlich eine 
ausgezeichnet große naͤhrende Kraft beſitzen, in Ruͤckſicht 
ihrer bildenden Elemente, unter ſich und zugleich mit den 
Elementen des Alkohols, als dem Wefen in jedem - 
Branntwein, verglichen: fo finden wir fie ſaͤmmtlich 
bloß durch eine Abweichung im quantitativen Verhaͤlt— 
niffe von einander unterſchieden; folglich kann auch dem 
Branntwein eine naͤhrende Kraft in keinem Falle ab— 
geſprochen werden: nur kommt es, wie bei allen uͤbrigen 
genießbaren Materien, bei feinem Genuß immer darauf 
an, feinen Mißbrauch zu begehen, ihn auch immer nur in 
einem mit Waſſer gehörig geſchwaͤchten Zuſtande zu trin⸗ 
ken; und aller geahnete Nachtheil, den man bei ſeinem 
ſonſtigen Genuſſe fuͤr die Geſundheit fürchtet, wird dann. 
gänzlich hinwegfallen. 


$. 10. 


Alle diejenigen natuͤrlichen Erzeugniſſe, welche in ihrer 
Grundmiſchung, d. i. in der Natur ihrer bildenden Ele— 
mente, mit dem Alkohol in qualitativer Hinſicht eine 
Uebereinſtimmung wahrnehmen laſſen, find daher auch dazu 
geeignet, um Alkohol — produciren zu koͤnnen. 


nis 


1, 


Weil aber der Alkohol nur in feinen bildenden 
Elementen, keinesweges aber in feiner fpecififen Materie 


13 


und Form, durch fie repräfentirt wird: fo muß die Erzeu- 
gung deffelben aus den genannten Subſtanzen, durch eine 
zweckmaͤßige Abänderung der propdrtionalen. Verhältniffe 
ihrer Elemente, herbeigeführt werden, die durch ihre Wech- 
felwirfungı mit den Elementen des Waffers und bie da— 
durch erregte Weingahrung veranlaſſet wird, 


$. 12, 


Jene Weingährung allein iſt alfo die veranlaffende 
Urfache zur Erzeugung. des Alkohole: beim ‘gährenden 
Traubenmofte,: bei der Bierwuͤrze, bei der Meiſche 
zum Branntwein wf w., und weil durchaus. immer 
aus gleichen Urfachen auch gleiche Wirkungen hervorgehen 
möffen, fo fehen wir diefes auch hier begründet, 

\ $. 13. io 
Die Weingährung, ohne welche Fein Alkohol gebildet 
merden Eann, iſt alfo eine eigene innere productive Wirfung 
organifcher gährungsfähiger Subftanzen, durch welche die 
bildenden Elemente. des Alkohols, die in jenen Gubftans 
zen’ enthalten waren, namlich der. Kohl enfoff, dr Waf 
ferftoff:und der Sauerftoff, unter beſtimmten quanz 
titativen Verhältniffen, dergeſtalt mit einander vereinigt 
werden; daß der AlEohol, als ein Produft dieſer Verei⸗ 

nigung, daraus hervorgehet, 

Peer | 

Die Branntweinbrennerei macht gegenwärtig 
einen. der wichtigſten Zweige der landwirthſchaftli— 
hen Gewerbe aus, der nicht weniger haͤufig auch in 


2 — 


— 


14 ! 

groͤßern und Eleinern Städten: ausgeuͤbt wird, deffen Zweck 

(wenigftens im Norden von Deutfchland und andern Läne 

dern) immer darin beftehet: die natürlichen Erzeugniffe 

des Aderbaues, vorzüglich der Cerealien (als Weitzen, 

Roggen, Gerſte ꝛc. ſo wie mehrere Knollenge— 

waͤchſe, als Kartoffeln, Erdaͤpfel ꝛc.) durch die Gemin- 
nung des Branntweins aus denfelben, in ihrem mer 

fantilifchen Werthe höher auszubringen; andernfeits aber 
auch, die dabei vorfommenden Abfälle (Schlämpe oder 
Spülich) noch als ein brauchbares Futter für milch— 
gebende Kühe, fo wie für das Maſtvieh zu benußen; 

und fo,. durch. die Ernährung eines größern Viehſtandes, 

zugleich die Maffe des dadurch producirten Düngers zu 

vermehren, folglich durch denfelben die Kultur des A ders 

und feine fruchtbringende Kraft, im gleichen Maße zu bes 
fördern und zu unterhalten, 


$. 15. 


Man hat jenen wichtigen Gewerbszweig, feit beinahe 
einem vollen Safulum, nur immer bloß nach mechanifchen 
Handgriffen, nach einem eingefchlichenen Schlendrian, aus: 
geübt, ohne die mögliche Vervollfommnung zu ahnen, der 
jenes Gefchäft; in wiffenfhaftlicher und techniſcher 
Hinſicht, fahig war; und wenn man hin und wieder auch 
diefes und jenes abanderte, fo bezog es fich doch immer 
nur auf Mebendinge, Feinesweges auf das eigentliche Wer 
fen des Gefchäftes felbft. Eine genauere Erforfchung der 
vielen Einzelheiten, die dabei in Betrachtung Fommen, und 
ihre Derfettung unter einander, aus welchen das Ganze 
hervorgehet, blieb völlig unbeachtet. 


15 


$. 16, 

Die Branntweinbrennerei beſtehet alfo in in 
Kunft Alkohol zu erzeugen, und folchen, in. der Ver⸗ 
mengung mit Waſſer, als Branntwein darzuſtellen. 
Ihre Ausuͤbung macht zwar viele bloße mechaniſche Huͤlfs⸗ 
mittel nothwendig; aber das weſentlich Wichtige, was da: 
bei zum Grunde liegt, beruhet doch immer in einer richti- 
gen ‚Erfenntniß und. rationellen Beurtheilung der chemi— 
ſchen Potenzen, die dabei in Mitwirkung treten, und diefe 
find e8 gerade, die man bisher am meiſten vernach 


laffigt hat, 


‚Anmerkung Man kann zwar nicht Iäugnen, daß von 
manchen Seiten her Schriften über die Brannt- 
weinbrenneres erfchienen find, die manches Gute 
geftiftet haben; aber: das Beſſere behielten fie doch 
immer als Geheimniß für fih, und boten es nur für 
Belohnung zur Bekanntmachung aus. Diefes ift aber 

nicht liberal gedacht, und am wenigfien für Solche 
fchicflich, die auf den Namen eines Gelehrten Anfpruch 
machen. Wer wahren Nuben fliften will, muß groß, 
muß liberal denfen und gemeinnuͤtzig handeln! nur 
dieſes beides kann ihm die ungeheuchelte Achtung feiner 
Mitbiirger und des Auslandes erwerben. 


$. 17, 


Jenes zufammen genommen, veranlaßte mich, bereits 
im Sabre 1803 *), nachdem ich mich vorher mit dem Ge⸗ 
fhäfte der Branntweinbrennerei, nach allen feinen 


EG, Hermbfädrs Revifion einiger der wichtigften Ge 
genflände der Branntweinbrenneret. In Hermbflädt’s 
Archiv der Aorikulturchemie sc, ater Band, ©. 64 ꝛc. 


16 


einzelnen Theilen, theoretifch und praftifch bekannt und ver: 
traut gemacht hatte, eine vollftand’ge Revifion deffelben zu ver- 
anflalten, um diefen fo fehr wichtigen Zweig der landwirth⸗ 
fchaftlichen und ftädtifchen Gewerbe, aus feinem wiffenfchaft: 
lichen Sefichtspunfte aufzufaffen, und in-allen feinen einzel: 
nen Theilen auf rationelle Grundfäge: zuruͤck zu führen, 
Jetzt freue ich mich, daß es mir geglüde ift, von denfenden 
Männern verflanden zu werden: denn dieſe allein waren 
e8, von welcher ich mir zuerſt verfprechen durfte, daß fie 
meine neuen Anfichten und auf Erfahrung gegründeten 
Vorſchlaͤge prüfen und in Ausübung feßen würden, Bei: 
des ift mit glüdlichem Erfolge gefehehen; und fo iſt denn 
wirklich im Geſchaͤfte der Branntweinbrennerei eine bei⸗ 
nahe totale Umwaͤlzung daraus hervorgegangen, die bisher 
* PN aufs Ganz gewirkt hat. 


5. 18. 


Aber keine Berbefferung eines Gewerbes, befonders 
eines folchen, das, wie Die Branntweinbrennerei,. auf die 
Mitwirkung mehrerer Thätigkeiten geftüßt iſt, erfcheint 
gleich in einer fo. vollendeten Darftellung und Vollkom⸗ 
menheit, daß es nicht noch einer vollendetern Vervollkomm⸗ 
nung fähig bleiben follte. Und fo hat denn auch eine 
fortgefeßte Bemähung, ſowohl durch mich felbft, als von 
Seiten zweier meiner fehr ſchaͤtzbaren vormaligen Schäfer, 
der Herren Piftoriuß (jet Beſitzer und Erbherr von 
Weißen-See unweit Berlin) und Dorn Getzt Kb« 
niglicher Fabrifen-Commiffarius in Berlin), dazu 
beigetragen, jenes Gewerbe feiner Bervolllommnung immer 
näher zu bringen, und folches auf: ſichrere Grunde zuruͤck 
zu 


7 
zu führen, als es bisher der Fall war, Es würde zu 
weitläufig feyn, eine Anzahl andere wadere Männer hier 
aufzuführen, die fich im gleichen Maße Verdienfte um 
die Bervollfommnung des Sefchäftes der Branntweinbren: 
nerei erworben haben; fie et beiläufig in gs 
nung fommen, Ä 


$. 19, 


Herr Piftorius, der im Befige einer eigenen Bren- 
nerei iſt, die ganz nach rationellen Prinzipien betrieben 
wird, war der Erſte, welcher die (in meinen erperimentel: 
len Vorlefungen über land wirthſchaftliche Gewerbe) 
im Jahr 1807, von mir vorgetragenen Grundſaͤtze uͤber die 
Branntweinbrennerei aus dem richtigen Geſi ichtspunkte 
auffaſſete, und im Großen in 2 — ſetzte. 


g. 20, 


Herr Piſtorius, der mit einer eben fo ſcharfen als 
richtigen Urtheilsfraft alle zu jenem Gewerbe erforderliche 


Vorbereitung und Ausbildung in den Grundſaͤtzen der 


Chemie verbindet, der; entfernt von ſchmutzigem Privat: 
Intereſſe und Geheimnißkraͤmerei, mit einer lobenswuͤrdi⸗ 
gen Liberalität, Sedermann feine Erfahrungen mittheile, 
der fie zu feinem Nutzen anwenden will, hat durch feine, 
mit unermüdeter Bemühung fortgefekte Bearbeitung die: 
ſes Gewerbszweiges, uͤberaus viel dazu beigetragen, denſel⸗ 
ben auf. den Grab der Vollkommenheit empor zu heben, 
auf dem er fich jeßt befindet, ' 
921. 
da dieſes Buch dazu beſtimmt iſt, von demjenigen 
Hermbſt. Branntweinb, I. Thl. | B 


18 ß 

Rechenfchaft zu geben,: mas während dem Zeitraume von 
einigen jahren, durch meine eigenen fortgefeßten Arbeiten 
ſo wie durch die Bemühungen Anderer, Über das Fort— 
ſchreiten in der Kunſt, Branntwein zu brennen, geleiſtet 
worden iſt; da ſolches zugleich beſtimmt iſt, eine Darſtel⸗ 
lung der Elementargrundſaͤtze jenes Gewerbes, in theore⸗ 
tiſcher und praktiſcher Hinſicht zu entwickeln: ſo ſoll in 
den dazu beſtimmten eigenen Abſchnitten jeder beſondere 
Zweig des Wiſſens, der hier in Betracht kommt, he 
ben und erläutert werden. 


en 


Als folche einzelne Grundfenntniffe der Branntwein- 
brennerei, welche vereinigt Das Ganze darſtellen, kommen 
hier in nähere Erdrterung: 


1. Das Waffer und die Beurtheilung ſeiner Quali 
tat für die Branntweinbrennerei, 

2, Die natürlichen Erzeugniffe, aus welchen Brannt: 

. wein producirt werden Fann, und ihre Beurtheilung. 

3, Die Wärme, das Thermometer und fein Ge: 

brauch in der Branntweinbrennerei. 

4, Der Prozeß des Malzens, welchen wenigſtens der 
Setreidearten, unterworfen werden müffen. 

5. Die Meifchgefäße in ihrer beften Konftruftion, und 
der Einfluß der leßtern auf den Gang der Fermen- 
tation. — 

6. Die beſte Art, wie das Einmeiſchen veranſtaltet wird. 

7. Die Hefe oder Baͤrme und ihre kuͤnſtliche Dar- 
ftellung, | 


19 
8, Die Stellung der Meifche mit Hefe, und der Er: 
folg der Gaͤhrung. 
9, Der Alkoholimeter und fein Gebrauch, 
410. Die Sutter: und Weinblafe und ihre befte- Form. 
11, Die Konftruftion des Blafenofens, 
12. Der Meifchwärmer und fein Nußen. 
13. Die Kühlanftalt, ihre beſte Konftruktion und, ihr 
Mutzen. » 
14. Das Sefchäft des Lutterns oder Laͤuterns. 
15. Das Sefchäft des Weinens, | 
16. Die Sabrifation des Branntweins aus verſchiedenen 
Subſtanzen. 
17. Die Reinigung des Branntweins von ——— 
Beimengungen. 
18. Die Veredlung des gewonnenen Branntweins zu 
Rum, zu Arak und zu Franzbranntwein. 
19. Die Benutzung des Nachlaufes auf Eſſig. 
20. Die Benutzung der Schlaͤmpe als naͤhrendes Mit— 
tel fürs Vieh. | 
Eine fpecielle Erörterung diefer — Gegenſtaͤnde 
ſoll nun den Inhalt der „ansbfalgenden Abſchnitte aus: 
machen. 


I 


20 


Erſter Abſchnitt. 


Von dem Waſſer, als Huͤlfsmittel bei der Brannt⸗ 
w weinbrennerei betrachtet. 


6.23. 


Das Waſſ er iſt eines der allerunentbehrlichſten Hülfe- 
mittel einer Branntmweinbrennerei, und muß daher gleich 
bei ihrer Anlegung berücfichtigt werden. Sein Gebrauch 
iſt zwiefach, a. mechaniſch, b. chemiſch. As me⸗ 
chaniſch wirkendes Mittel kommt ſolches in Anwendung; 
1) beim einigen und Abfpühlen des Getreides, das zum 
Malzen vorbereitet werden foll; 2) beim Abkühlen in den 
Kühlanftalten. Als chem iſch mwirfendes Mittel kommt 
folches in Gebrauch; 1) beim Quellen und Malzen 
des Setreides; 2) beim Einmeiſchen bdeffelben; 3) bei 
ber Gaͤhrung der damit gebildeten Meifche. 


$. 24. 


Es lange das Waffer nur als mechanifches 
Hülfsmittel erfordert wird, iſt es völlig gleichgültig, 
woher folches genommen worden ift; fobald daffelbe aber - 
als chemiſches Agens in Ihätigfeit Eommen fol, muß 
feine phyſiſche, fo wie-feine chemifche Beſchaffenheit vorher 
genau befannt feyn, weil beide auf Die Bildung des Mal- 
ges, auf den Gang der Fermentation, und auf die Aus- 
Beute an Branntwein, einen wichtigen Einfluß. haben. 


21 


Natur und Grundmiſchung des Waſſers. 
$. 26. 


Das Waſ ſer, in ſeinem reinſten —— user 
ift Eeine einfache elementarifche Subſtanz, wie man frü- 
herhin geglaubt hat, fondern ift, in feinem tropfbar flüffigen 
Zuffande, ein aus drei wefentlich. verfchiedenen Elementen 
zufammengefeßtes Produkt. Die bildenden Elemente des 
Waffers find, in hundert Theilen deffelben, und zwar der 
neueften durch Herrn von Sauffüre gegebenen Deftim: 
mung zufolge: | 

87,41 Sauerftoff ii: 
12,59 Wafferftoff 
100,00 *), | 


r) Berzelius und Dülong haben, zufolge ihrer neue⸗ 
‚sen Erfahrungen gefunden, daß das Gewicht eines 
Atoms Wafferfioff (das eines Atoms Sauerſtoff 
S 100 geſetzt) 6,244 beträgt. Dem gemaͤß iſt das Ge— 
wicht eines Atoms Waſſer als aus ı Atom Sauer⸗ 
ſtoff — 100 und = Atomen Waſſerſtoff zu 6,244 
12,488 zufammengefeßt, auf 112,488 fefigefeßt wor⸗ 
den; welchem zufolge das Proportionalverhaltniß der 
‚bildenden Elemente in hundert Gewichtstbeilen veinem 

af fer zu fiehen fommen, auf: 

88,90 Sauerſtoff, 

11,10 Waſſerſtoff. 


100,00. 


welches alſo von der Sauſſuͤr'ſchen Annahme um 
eine Kleinigkeit abweicht. 


GBerzelius und Duͤlong, it den Annales de Chi- 
mie et de Physique, etc. Tom, XV. pag. 386,) 


Das Produft diefer Verbindung liefert aber nur ein fe 
fies fonfretes oder flarres Waffer, welches, um fropfbar 
flüffig zu werden, noch den Beitritt des Wärmeftoffes bes 
darf, der indeffen, in der Verbindung mit dem feften 
Waſſ er, wegen ſeiner — nicht in Rech: 
nung kommt. 


$. 26. 


Wir haben alſo eine zwiefache Form des Waſſers zu | 
unterfcheiden, eine ſtarr e und eine flüffige; wozu noch 
die Dunftform gerechnet werden kann, die folches bei 
einem höhern Grade der Wärme annimmt, 


6.97, 

Das Waffer ift zwar ein unmittelbares Erzeugniß 
der Natur, aber feine Erzeugung wird auch durch, den 
Weg der Kunft veranlaffet, wenn die oben genannten bil: 
denden Elemente deffelben, der Wafferftoff und der 
Sauerſtoff, im gehörigen quantitativen Verhaͤltniß, mit 
einander in Mifchung treten ). | | 


$. 28, 
Aber eben fo gut laͤßt fich auch das Waffer in feine 


”) Da das Waffer aus Waffertoff und Sauerſtoff 
zufammengefebt ift, ohne alg Säure zu rengiren, fo muß 
ſolches als ein Oxyd des Wafferfloffs, und zwar 
als ein Oryduͤl oder Protoxyd deffelben angeſehen 
werden; denn es kann, unter angemeflener Behandlung, 
wie Herr Thenard gelehrt hat, eine noch größere Maſſe 
Sauerftoff aufnehmen, ohne faner zu werden, worauf 
folches das Wafferfioff-Deutoryd producirt. 


bildenden Elemente zerlegen, wenn folches mit Materien in 
Verbindung tritt, die zu dem einen oder dem andern ſei— 
ner Elemente eine größere Anziehung befißen, als beide 
unter fich befaßen: ein Erfolg, der beim Malgen des Se: 
treides, fo wie beim Gaͤhren / der Meifche, jedesmal 
vor fich gehe, 

$. 29. 


Das Waffer, in feinem vollkommen reinen Zuflande 
gedacht, ift farbenlog, geruch = und geſchmacklos, durchſich⸗ 
tig, und in der Hiße vollfommen verdunftbar, ohne einen 
Ruͤckſtand übrig zu laffen; gefrierbar bei Null Grad- 
Reaumuͤr. Ein preufifcher Duodecimal-Kubikzoll 
wiegt bei 14° Reaumür 2932 preußifcher Gran (—23 
Loth); ein Kubikfuß deffelben wiegt 66 preußifche Pfunde. 
Don der freien VBerdünftung des Waſſers in der Atmo— 
ſph aͤre und feiner!von felbfterfolgendenBerdünftung in derfel: 
ben find die wäffrigen Meteore abhängig: wie die Wolken, | 
der Regen, der Schnee, der Hagel, der Nebel, der 
Thau u, ſ. w., die fich dadurch vor unfern Augen bilden, 


$. 30. 

In einem ſolchen Zuffande der Reinheit kommt aber 

das Waffer, mit Ausnahme‘ desjenigen, welches als Ne: 

> genwaffer aus dem Dunftfreife —— in der Nas 
fur nicht vor ). 


Selbſt das Regenwaſſer, frei aus der Atmoſphaͤre 
aufgefangen, iſt felten gang chemiſch rein; in vielen Faͤl⸗ 
len enthält folhes Spuren von Salpeterſaͤure, ja 
felöft von Salzfäure, und faft immer Kohlenfloff- 
fäure eingemengt. ° 


24 | 
$. 31, 


Das Waffer ift ein Auflöfungsmittel für alle ei 
für die Alfalien, die Salze, für gummige Sub: 
ſtanzen, für Ertraftivftoff und für viele andere Ma: 
terien. Indem ſolches bie Erde durchftromt, kommt es mit 
jenen Theilen in eine mehr oder wenigere Berührung, und . 
findet Gelegenheit, fish damit zu beladen, und fie mit fich 
zu vereinigen. - 


$. 32. 


gene fremdartigen Beimifchungen find es, welche dem 
Unterfchied des Waffers begründen, der fo vielfältig wahr - 
genommen wird, und auf feine Anwendung in der Brannt- 
mweinbrennerei einen oft fo fehr bedeutenden Einfluß hat. 


$. 33. 


Die vormaltenden Beftandtheile, die in einem folchen 
Waſſer vorkommen Eönnen, zerfallen in: - 


a) gas⸗ oder Iuftförmige, und 
by fefte, 


Die erftern entfernen fih, wenn das Waffer zum Sie 
den erhißt wird; bie letztern fallen entweder nieder, wenn 
das Waſſer fiedet, oder fie bleiben zurüd, wenn man. fel- 
biges bis zur Trockne verdunſtet. 


g. 34, 


Die gas = ‚oder Infefbrmiigen Beftandtheile des 
Waffers fi find entweder: a) Kohlenftofffäure, oder 
b) Sauerſtoffgas, oder c) atmofphärifhe Luft, 


25 


oder d) Schwefelwafferftoffgas; oder e) Sumpf: 
Iuft; fie find oft unfchädlich, oft koͤnnen fie aber fehr 
nachtheilig auf den Gang der Gaͤhrung wirken, 


Prüfung eines Waſſers auf feine niet 
Materien. | 


$. 35, 


Wenn ein Waffer, in feinem frifch gefchöpften oder 
gepumpten Zuflande, frei von einem widrigen Geruch if, 
ſich auch nicht durch eine gelbliche Farbe auszeichnet: fo 
giebt diefes einen fichern Beweis, daß weder Sumpf: 
Iuft, noch Schwefelwafferffoffgas darin enthalten 
waren, In ſolchem Zuftande findet fich darin an luftfoͤrmi⸗ 
gen Beftandtheilen nur Fohlenftofffaures Gas oder 
auch atmofphärifche Luft, oder beide zugleich, 


Prüfung auf Kohlenftofffaure. 
$. 36. 


Um fih vom Dafeyn des Eohlenftofffauren 
„Gaſes ) in einem Waffer zu überzeugen, fülle man eine 
Portion deffelben In mehrere Släfer (Bier = oder Wein: 
gläfer) und ſtelle nun folgende DVerfuche damit ans 


„ Kohlenfiofffaures®ng nennt man ein Produkt der 
Miſchung aus 27,65 Kohlenſtoff, aus 72,35 Sauer- 
ſtoff und aus Wärmeftoff.- Eine genaue Befchrei- 
bung deffelben findet fih: in Hermbſtaͤdt's chemifch. 
Grundſaͤtzen der Kunft Bier zu braunen. Berlin, 1814, 
©. 34, se, und =te Auflage ©. 36, ıc, 


6 


1. In das Waffer des einen Glafes hänge man ein 
Stüdchen mit Lackmuß blau gefärbtes Papier. 
Wenn fich daffelbe fehr bald mit Eleinen Luftbläs- 
chen bedeckt, und fpäterhin eine rothe Farbe an- 
nimmt, die nach dem Trodnen wieder verſchwin⸗ 
det: fo iſt diefes ein ficherer Beweis für das Da: 
feyn der Koblenftofffäure in jenem Waſſer. 

2. In das Waffer eines zweiten Glaſes gieße man 
4° sine Portion klares Kalkwaſſer, und fege davon 
ſoo viel nach und nach Hinzu, bis bie trübende Flüf 
figfeit fich nicht mieder aufklaͤrt. Jene Trübung ift 
ein Beweis vom Dafeyn der Kohlenfiofffäure, 
die den im Kalkwaſſer gelöften äßenden Kalk 
zu unauflöglichem ee Kalk nie 
derfchlägt. | 
Laßt man eine. Portion des Waffers einige Minu⸗ 
ten lang fieden, dann abflären, fo ift alle Kohlen: 
ftofffäure enitwichen, und es zeigt dann Feine Wir: 
fung mehr auf die gedachten Keagentien. 


3 


® 


Prüfung auf Schwefelwafferftoffgas. 
$. 37, 

Um fich vom Dafeyn des Schwefelmwafferftoff: 
gafes (der Hydrothionfäure) in einem Waſſer zu 
überzeugen, koͤnnen Bann: Merkmale als Beweismittel 
dienen: i 

1. Jenes Waffer erhalirt einen den fe Wein aͤhn⸗ 


lichen Geruch. 
2. Hinzugetroͤpfelte rauchende Salpeterfaͤure 


= 


* 


27 
erzeugt darin eine Truͤbung, und es fällt ein weiß: 
gelbes Pulver zu Boden, welches Schwefel if. 
Eine hinzugegebene Auflöfung von Blei in Ef: 
figfäure (Bleizuder), oder von Quedfilber 
in Salpeterfaure, erjeugt darin eine braune 
Farbe und einen farbigen Miederfchlag. 

Wird metallifches Quedfilber Hinzugegeben, fo läuft 
es dunfel darin an. 
Eine hinzugetröpfelte mit Waffer gemachte Löfung 


von weißem Arfenif erzeugt darin einen gelben 


Diederfchlag. 


Prüfung auf Sumpfluft. 


$, 38. 


Um das Dafeyn der Sumpfluft in einem Waffer 


zu erforfchen, deren Vorkommen fich durch einen fauligen 
dumpfigen Geruch andeutet, der einigermaßen dem des 


Schwefelwaſſerſtoffes aͤhnlich iſt, kann ſelbiges fol— 


genden Pruͤfungen unterworfen werden: 


1. 


2. 


3. 


In ein mit gedachtem Waſſer gefuͤlltes Weinglas 
troͤpfelt man einige Tropfen rauchende Salpe⸗ 
terfäure: fie erzeugt Feine Truͤbung darin, 
Hinzugetröpfeltes falpeterfaures Quedfilber 
färbt ſich röthlih, ohne einen bedeutenden Nieder 
fhlag zu bilden. 

Eine Silbermünge wird nicht darin gefärbt. 


$. 39, 
Der Schwefelwafferftoff ($. 37.), ein Produft 


26 


der Mifchungen aus 94,176 Schwefel und 5,824 Waf 
ferftoff, (auch. Hydrothionfäure genannt), den man zu⸗ 
weilen mit einem Waſſer verbunden findet, verdankt ſeine 
Entſtehung wohl zwei verſchiedenen Urſachen; einmal: 
Schwefelkieslagern, (die entweder den Grund bilden, 
aus dem die Quelle emporſtroͤmte, oder uͤber welche doch 
das Waſſer hinſtroͤmen mußte, bevor ſolches den Keſſel 
der Quelle fuͤllete), welche einen Theil des Waſſers zer⸗ 
ſetzen, wodurch der Schwefel mit dem Waſſerſtoff 
in Miſchung tritt, und als Schwefelwaſſerſtoff ent⸗ 
widelt wird, dagegen der Sauerſtoff des zerſetzten 
MWaffers mit der metollifhen Grundlage 
des Kiefes verbunden bleibt. -Bweitens: Einer 
Gemeinſchaft der Quelle mit Kloafen, mit faulenden 
thierifchen Erfrementen oder auch Vegetabilien, die in 
Faͤulniß begriffen find, aus welchen organifchen Subſtan⸗ 
zen, falls fie Schwefel unter ihren bildenden Elementen 
enthalten, folcher in Verbindung mit dem Wafferftoff 
als Schwefelwafferftoff entfernt wird. Das leßtere 
ift befonders dann der Fall, wenn ein Waffen nicht zu als 
Ien Zeiten, fondern nur zumeilen fehmwefelhaltig befunden 
wird. Im letztern Falle kann dem Uebel abgeholfen wer: 
den, wenn man bie Urfache ausmittelt, und die Gemein: 
(haft mit der Quelle abſchneidet. Ä 


| $. 40. | 
Die Sumpfluft ($. 38.), die man im Waſſer zu 
weilen angehäuft findet, ift ein Produft der Mifchung 
aus 24,615 Wafferftoff und 75,385 Kohlenftoff; fie 
verdankt ihre Entſtehung gleichfalls mannigfachen Urfacher 


29. 
Sie ift gewöhnlich eine Folge des fumpfigen, moraftigen 
rundes einer Quelle, und der darin fortwaltenden Faͤul⸗ 
niß vegetabiliſch organiſcher nicht ſchwefelhaltigen Subſtan⸗ 
zen; wobei ſie gebildet, allmaͤhlig entwickelt, und mit dem 
Waſſer in Verbindung geſetzt wird. Ihre Erſcheinung iſt 
daher auch ſelten konſtant; ſie findet gewoͤhnlich haͤufiger 
im Sommer, weniger haͤufig im Winter ſtatt, ſie verliert 
ſich auch zuweilen ganz. Oft iſt es hinreichend, wenn man 
das Waſſer aus einem Brunnen entnimmt, ein Paar 
Saͤcke voll eines Gemenges von gepuͤlverter Holzkohle 
und Sand im Grunde des Brunnenkeſſels zu befeſtigen, 
damit das Waſſer hindurchziehen muß, und ſein widriger 
Geruch wird ihm voͤllig benommen. 


Pruͤfung eines Waſſers auf feſte Beſtanbtheile. 
$. 4. 


Die feſten Beſtandtheile, welche ein Waſſer ge⸗ 
loͤſt zu enthalten pflegt, beſtehen gewoͤhnlich in: 


1. kohlenſtoffſaurem Kalk, 

2. kohlenſtoffſaurer Talkerde, 

3. falzfaurem Ralf, 

4. falzfaurer Talferde, 

5, fchwefelfaurem Kalt, 

6, Eohlenftofffaurem Eiſen, 

Y 77. Eptraftivftoff. 

Re Schaͤdlichkeit, welche ihr Daſeyn dem Waſſer zu er⸗ 
theilen vermag, hängt von ihrer Natur und von der Quan⸗ 

titaͤt ab, in der fie demfelben fich beigemengt finden, 


N 
N 
4 


"30 


$. 22, 


Um ſich von dem Dafeyn jener Materien in einem 
Waſſer zu überzeugen, kann baffelbe folgenden Verſuchen 
unterworfen werden: 


1. 


Sn eine Portion diefes Waſſers, das in ein Wein: 
oder Bierglas gefüllet iſt, tröpfele man eine mit 
Waſſer gemachte Löfung von mildem Kali. 
Kommt hierauf eine Trübung zum Vorſchein, fo. ift 
diefes ein Beweis, daß Fohlenflofffaurer Kalk, 
daß ſchwefelſaurer Kalk oder Gyps, daß 
falzfaurer Kalf, oder auch falgfaure Talf: 
erde darin enthalten feyn kann. 

In eine andere Portion des Waffers tröpfele man 
eine mit Waffer gemachte Löfung von ſchwefel— 
faurem Silber. Wird ein Niederſchlag dadurch 
veranlaffet, fo zeigt diefes das Dafeyn der Salz: 
fäure an, die an ſalzfaͤhige Baſen gebunden war. 


. Man tröpfele in eine Portion des Waffers falz: 


fauren Baryt: bie erfolgende Prägipitation zeigt 
das Dafeyn der fhmwefelfauren Galze an. 

Zu einer Portion tröpfele man eine Auflöfung von 
fleefaurem Kali: die erfolgende Präzipitation 
‚zeigt dag Dafeyn der Falfhaltigen Salze an. 


, Man tröpfele in eine andere Portion etwas Salpe⸗ 


terfaure, bis diefe vorwaltet, und feße hierauf reine 
KRaliaglauge hinzu: kommt ein Niederſchlag her: 
vor, fo zeigt folcher das Dafeyn der falferdigen 
Salze an. 

Man tröpfele etwas Salläpfeltinktur hinzu: 


31 


kommt eine roͤthliche, blaue oder ſchwarze Farbe zum 
Vorſchein, ſo zeigt dieſe das Daſeyn des Eiſens an. 
Sollte hingegen, bei der Pruͤfung des Waſſers mit jenen 


Reagentien, ſich gar Feine Veränderung in ſelbigem wahr: 


nehmen laffen: fo giebt diefes den Beweis von der vor: 
züglichen Reinheit deffelben "). | 


$. 43. 


Findet man, durch die vorhergedachte Prüfung gelei: 
tet, einen oder den andern der oben genannten Beſtand⸗ 
theile im Waffer gegenwärtig, fo fommt es annoch auf 
die Beftimmung der Quantität an, um zu erfahren, ob 
und in wie fern er feinem Gebrauche zur Branntweinbren- 
nerei nachtheilig werden kann. 


a 
Man fülle zu dem Behuf eine genau abgemeffene 
oder abgewogene Portion des gedachten Waffers, etwa 15 


"Pfund, in eine Schale von Glas oder Porzellan, bedecke 


ihre Oberfläche mit ausgefpanntem Flor, um das Einfal- 


len des Staubes abzuhalten, und verdunfte daffelbe bis 


auf den Umfang von einem halben Pfunde. Man bringe 
jeßt den Ruͤckſtand in eine. Fleinere vorher abgemwogene 
Schale, fo genau als möglich. daß nichts verloren gehet, 
und laffe nun das Ganze bis zur völligen Trodne ab: 
dunften. Das Gewicht des trodnen Küdflandes giebt 
nun den Totalgehalt der feften Beftandtheile im Waffer 


») Die oben angegelgten Reagentien oder Prüfungs 
mittel kann man in Apothefen zum Kauf erbalten.: 


* 


32 


an. Betraͤgt dieſer bis zwei Loth im Pfunde Waſſer 
dann kann folches auf Feinem Fall zum Einmeifchen ge: 


‚braucht werden; beträgt derfelbe aber nur 10 Gran, d. i. 


den fechften Theil eines Quentchens, dann if das Waffer 
ohne Nachtheil brauchbar, 


$. 45. 

Theils auf die fpecifife Natur, theils auf die ärmere 
ober reichere Gegenwart der fremdartigen feften Beſtand⸗ 
teile in einem Waffer, gründet fich feine befondere Be. 
fehaffenheit. Im gewöhnlichen Sprachgebrauche bedient 
man fish der Ausdrüde weiches Waffer und hartes 
Waſſer, um den Unterfchied des Waffers zu bezeichnen; 
wir wollen bier deutlicher erörtern, was unter jenen Aus: 


druͤcken verſtanden werden muß. 


Meihes Waffer. 
| $. 46. 

Man bedient fich gewöhnlich des Ausdruds weiches 
Waſſer, um ein folches damit: zu bezeichnen, das von 
gewiffen fremdartigen Beimengungen, die ihm den entge: 
gengefeßten Zuftand, die fogenannte Härte, ertheilen koͤnnen, 
frei ift. Don folcher Art ift das Regenmwaffer, das luf: 
waffer, fo wie auch dasjenige Brunnen: oder Quell: 
waffer, welches aus reinem Kiefelfande bervorquillt, in 
welchem wenig oder gar Feine im Waffer lösbare falzige 
Materien ‚enthalten find; und Wäffer von folcher Art find 
für die Branntweinbrennerei ganz vorzüglich qualificirt ). 

$. 47. 
*) Die Duellen verdanken ihre Entflehung 1) dem 


. jenigen Waſſer, welches auf Höhen und Bergen 
aus 


. Ra 33 
$, 47. 


Das weiche Waſſer zeichnet ſich durch folgende 
Eigenſchaften aus, durch die es beurtheilt werden kann. 


aus dem Dunſtkreiſe niedergeſchlagen wird; 2) dem⸗ 
- jenigen, welches durch die warme, mit Duͤnſten bela— 
dene Luft der Thäler, der Seen und der fumpfis 
gen Drte erzeugt wird, die ihr Waller in Geftalt des 
Thaues ſpaͤterhin ablagern muß: endlich 3) demient- 
‚gen, welches aus den Wolfen, die fih um die hohen 
Punkte mehr anhäufen, dafelbfi als Regen abgelagert 
wird. Das auf ſolche Weiſe auf ven Bergen fich ſammelnde 
Waſſer rinnt nun an ihren Oberflächen "herab und bils 
det Bäche; theils fenft es fich in die Fleinen Klüfte 
hinab und ziehet fich in der Tiefe zuſammen. Durch 
das Gewicht der in den Klüften auf das untere Waf« 
fer drüdenden Waflerfäule preſſet fich jenes nach dem 
Thaͤlern und nievern Gegenden, durch Lagen von 
Sand und andere Erdgemenge hindurch, wobei es fich 
mehrere Kanäle aushöhlt, aus welchen es dann wieder ' 
herabläuft und fo die Duellen bildet,  Dergleichen 
Duellen fönnen dann dem Gebirge, aus welchem fie 
entfpringen, bald näher bald entfernter liegen. Bon 
jenen eigentlichen Duellen, die da, wo fie fich fin« 
den, immer zu Tage ausftrömen, unterfcheiden fich die 
gegrabenen Brunnen, in welchen fich das Waſ⸗ 
fer almählig aus dem benachbarten Erdfchichten an 
fammelt, deren Waflerfpiegel Daher auch immer nur fehr 
tief unter der Oberfläche des Bodens Itegt, und deren 
erfchöpftes Waffer fih auch immer nur langſam 
wieder erfeht. Wenn die Quellen nach und nach fort: 
während ausftromen, fo bilden -fich dadurch Bäche, 
und aus diefen entfliehen die Slüffe und Seen. 
Wenn das Waſſer der gebildeten Seen feinen Ausflug 
findet, und folches auf einem mit vielen organiſchen 
Subfinnzen beiadenen Grunde vubet, ſo bilden fich 
Hermbſt. Branntweinb. J. Thl. C 


34 


Sein Geſchmack ift milde, nicht. hart, nicht falzig oder wi- 
drig. Es löfet die Seife vollfommen auf, ohne fie zu zer⸗ 
ſetzen. Huͤlfenfruͤchte kochen ſich darin leicht weich. 
Eine hinzu getröpfelte mit Waffer gemachte Loͤſung von 
mildem Kali bringt darin entweder gar Feine," oder 
doch nur eine unbedeutende Trübung hervor. Es truͤbt 
fich nicht, wenn ſolches in einem Gefäße bis zum ‚Sieden 
erhißt wird. Wer diefe Eigenfchaften an einem Waffer 
wahrnimmt, kann ficher feyn, daß folches weiches Waſ⸗ 
fer ausmacht, und zur Oranntweinbrennerei ganz 
vorzüglich geeignet iſt. 


Hartes Waſſer. 
$. 48. | 


Das dem weichen entgegengefeßte harte Waffer 
ift ein folches, welches entweder, falls folhes Brunnen: 
waffer ift, aus einem Falf= oder gupshaltigen 
Grunde hervorquillt, oder über eine falfhaltige Grundlage 
hinwegſtroͤmet. Daffelbe enthält gewöhnlich Vielen koh⸗ 
lenftofffauren Kalf, au Gyps gelöft; und von 
beiden. anom feine befondern Eigenfchaften ab. 


$. 49. 


Das harte Waffer befißt einen harten, erd— 
haften Geſchmack. Es truͤbt ſich mehr oder weniger, 


dadurch die ſtehenden Waſſer, die Suͤmpfe und 
Moraͤſte, die durch eine fortdauernde Faͤulniß vege— 
tabiliſcher und animaliſcher Subſtanzen ſtin— 
kende Gasarten entwickeln, wodurch ſie der Ge— 
ſundheit nachtheilig werden. 


33 


wenn folches bis zum Sieden erhißt wird, und läßt einen 
erdigen Bodenfaß fallen. Es trübt fich auch fehon an der 
warmen Luft, und feßt erdige Theile ab, Es zerfeßt die 
Seife, wenn folche darin gelöfet wird, Hinzugetröpfelte 
Löfung von mildem Kali erzeugt darin eine flarfe 
Trübung; Hülfenfrüchte Eochen fich darin nicht weich, 
Wird felbiges in einem gläfernen Gefäße bis zur Trodne 
abgedunftet, fo bleibt ein erdiger Ruͤckſtand zuruͤck, der im 
Waſſer nicht loͤsbar iſt. 


§. 50. 


Von dem Daſeyn der erdigen Materien in einem 
ſolchen harten Waſſer haͤngt es ab, daß der innere 
Raum der Theekeſſel, in welchen ſolches Waſſer oft ges 
kocht wird, ſich nach und nach mit einer erdigen Kruſte 
belegt, die ganz faͤlſchlich von unſern Koͤchinnen für Sal: 
peter erflärt wird, Sie ift nichts anders als ein Ge: 
menge von Fohlenftofffaurem Kalk und Gyps. 
Sie braufet mit Salpeterfäure, welche den. Ralf 
daraus auflöfet, und den Gyps ungelöft zuruͤcklaͤßt. 


5 


Ein folches hartes Waffer iſt fehr nachtheilig für 
eine Branntweinbrennerei; denn einmal: fchlagen 
fih- jene erdigen Materien bei feinem Gebrauche in den 
Kühlgeräthen daraus nieder, und verhindern dadurch 
das Ein» und Ausftrömen der Wärme, vermindern alfo 
ihre abfühlende- Wirkung; andernſeits aber ſchlaͤgt fich 
der Ralf, wenn folches zum Einmeifchen des Getrei— 
defchrotes, oder auch ber Kartoffeln, in der 

g 2 


36 
Branntweinbrennerei angewendet wird, an die in 
beiden enthaltene Phosphorfäure nieder,, bildet damit 
einen unauflöslichen phosphorfauren Kalf, der. ihre 
Poren verfchließt, das Eindringen des Waffers verhin- 
dert, und fo die vollkommene Ertraftion der wirkffamen 
Theile unmöglich macht: daher denn ein fehlechter Erfolg 
der Fermentation, und eine geringe Ausbeute an Brannt— 
wein, eine ganz nothwendige Folge davon feyn muß. 


G, 52. 


Ein folhes hartes Waffer muß daher in einer 
Branntweinbrennerei, wenn es immer möglich iff, 
befonders zum Einmeifchen, vermieden werden; und, 
falls man fein weiches Waffer an feine Stelle ſetzen kann, 
muß folches verbeffert werden, -um es von den erdigen 
Deftandtheilen, befonders vom reichlich darin gebundenen 
Eohlenftofffauren Kalf, zu befreien. 


Weihmahung des harten Waffers, . 
08, | 


Eine folche Reinigung des harten Waffers, d. i. 
feine . Befreiung vom Eohlenfiofffauren Kalk und 
vom Gyps, kann auf. eine fehr verfchiedene Weife ver: 
anftaltet werden, und zwar nach folgenden Methoden: 

1. Indem man felbiges vor, dem Gebrauche in große 
hölzerne Bottiche füllet, dann für jeden Kubik— 
fuß (66 Pfund) deffelben, 14 Loth gute Pott: 
aſche, die vorher mit wenigem Waſſer gelöff wor: 
den iſt, hinzu thut, alles gut unter einander ruͤhrt, 


57 


und das Ganze 3 bie A Tage ruhig flehen läßt, 
Die Pottafche fihlägt alle erdige Theile daraus 
zu Boden; und ein fo gereinigtes Waffer ift nun 
in feinen Wirfungen dem. beften weichen gleich 
zu ſtellen. 

Sn Ermangelung der Pottaſche, kann auch die 
Holzafche, befonders von Eichen- und Buͤ— 
chenholz, allenfalls auch von Fichtenholz, zu 
diefer Reinigung angewendet werden; nur muß dann 
für jeden Kubikfuß Waffer wenigſtens 4 Pfund 
Aſche in Anwendung gefeßt werden, Es if hin: 
veichend, die Afche dem Waſſer beizumengen, die 


Maffe während dem Zeitraume von 24 Gtunden 


wenigftens achtmal umzurühren, und dann big zur ; 


- Klärung der Flüffigkeit ſtehen zu laſſen. Hier wirkt 


das Alkali in der Holzaſche, von welchem‘ A 
fund Holzafche unaefähr eben fo viel enthalten, 


als 13 Loth. Pottafche, der Ießtern vollig gleich, 


4. 


. Man erreicht auch jenen Zwed zum Theil, wenn 


man, auf jeden Kubiffug Waffer, zwei Loth 
frifh gebrannten Kalk feßt, der vorher mit _ 
Waſſer gelöfcht worden war, Der Aßende Kalk 
bemächtigt fich bierbei der freien KRohlenftoff: 
fäure, die den Fohlenftofffauren Kalk im 
Waſſer gelöft hielt, und fällt: damit als Fohlen 
fofffaurer Kalk zu Boden; dagegen der vor 
ber aufgelöft gewefene nun gleichfalls unauflöslich 
niederfälfte, Der Gyps beharret dann Aber im 
Waſſer. 

Man loͤſe fuͤr jeden Kubikfuß des zu reinigenden 


38 


harten Waſſers 24 Loth Weinſtein in fo viel fie 
dendem Waffer auf, als dazu erfordert wird, und 
gieße nun die Auflöfung zu dem Waffer. Hier be: 
mächtige fich die MWeinfteinfäure des Kalkes, 
fällt als weinfteinfaurer Kalt unauflöglich da: 
mit zu Boden, und das Waffer bleibt weich zuruͤck. 


$. 54, 


Wer gezwungen iſt, mit einem harten Waffer arbeiten 
zu müffen, und fich in ber Lage befindet, große Bottiche 
vorraͤthig zu haben, und den Preis der Pottaſche nicht 
fiheuen darf, wird diefe unter allen vorgefchlagenen Mit: 
teln mit dem allerbeften Erfolge in Anwendung feßen, 
und ein vollkommen weiches Waffer, d. i. ein ſolches 
dadurch gewinnen, das durch bie Beimengung einer Loͤſung 
von mildem Kali gar Feine Trübung mehr erleidet, 


Unterfchied Des weichen und harten Waſſers. 


5. 55, 

Das harte Waffer und das weiche Waffer 
find blos durch die Art der darin gelöften Salze unter: 
fhieden, Manches weiche Waffer iff freilich fo rein, 
daß es gar Feine fremdartigen Theile gelöft enthalt und, 
in Ruͤckſicht feiner Reinheit, dem Regenwaſſer faft 
gleich. gefeßt werden kann. Wer ein folches befißt, d. i. 
ein Waffer, das durch Die oben ($. 42.) angezeigten 
Reagentien gar feine Veränderung erleidet, kann fich fehr 
gluͤcklich ſchaͤtzen; denn es laͤßt für die Branntwein— 
brennerei, ſo wie für die Bierbrauerei, nichts. zu 
wuͤnſchen übrig. ! 


39 
$. 56, 


Das meifte Flußwaffer ift weiches Waffer: 
denn feine ſtete Berührung mit dem Dunftfreife, fo wie 
die höhere Temperatur, welche es aus dem Dunftfreife 
annimmt, machen, daß, wenn folches auch viel überfäuer: 
ten £ohlenftofffauren Ralf gelöft halten follte, die— 
fer, nach der Entweichung der vormwaltenden Kohlen ftoff: 
fäure, ſich unauflöslich niederfchlägt, und daher das Waf- 
fer reiner zuruͤcklaͤßt. 


Eifenhaltiges Waſſer. 
RA 


Zuweilen iſt das den Branntweinbrennereien 
zu Gebote ſtehende Waſſer mehr oder weniger mit Eifen- 
theilen beladen, Ein folches Waſſer zeichnet ſich durch 
einen zufammenziehenden tintenartigen Geſchmack, fo mie 
durch eine gelbliche Farbe aus. Es laßt, wenn folches 
einige Stunden in einem offenen Glaſe fteht, einen gelben 
Eifenocher fallen, und binzugetröpfelte Galläpfeltinf: 
tur färbt daffelbe bald violet, bald blauſchwarz. 


$. 58, 


Das eifenhaltige Waffer ift ſchon an fich ſelbſt 
nicht nachtheilig für die Branntweinbrennerei; an: 
dernfeits kann folches auch leicht gereinigt werden. Diefe 
Keinigung wird durch einen Zufaß von Pottaſche ver- 
anftaltet, ganz nach der ($. 53, 1.) angezeigten Methode; 
fo wie auch die anderweitige dort befchriebenen Reini⸗ 


. 40 —9 
gungsmittel (ausgenommen das Vierte) mit gleichem Er⸗ 
folge in Anwendung geſetzt werden koͤnnen. 


Sumpfiges Waſſer. Ri 
5:59, 


Das fumpfige Waffer, d. i. dasjenige, welches 
aus einem fumpfigen Grunde hervorftrömt, oder auf eine 
andere Welfe mit verweſenden organifchen Subſtanzen in 
Berührung ftehet, zeichnet fich gewöhnlich durch eine gelbe 
Farbe, fo mie durch einen widrigen fauligen Geruch aus, 
Die Farbe iſt eine Folge von gelöftem Ertraftivftoff; 
der Geruch ift eine Folge von gelöften gasfähigen 
Materien, namentlich Ammonium, fo wie Koh— 
Ienwafferftoff, auch wohl Bhosphormwafferffoff, 
Oft iſt jene Befchaffenheit nur eine Folge von Mift: 
kuthen oder andern Kloaken, die mit dem Keffel, aus 
welchem das Waſſer gepumpt wird, in Berührung ſtehen, 
aus dem fih die fumpfigen Theile dem reinen er 
mittheilen und folches berberben. 


E60 


Außer der gelben Farbe und dem widrigen 
Geruch, hat ein folches fumpfiges Waffer auch noch die 
Eigenfehaft, eine Hinzugetröpfelte Auflofung von Silber - 
oder von Quedfilber, mit Salpeterfäure gemadt, 
roͤthlich zu färben ($, 38.), ohne daB folches durch ‚den 
Bufaß ber rauchenden Salpeterfänre. getruͤbt wird; 
im letztern Fall zeigt die Truͤbung das Daſeyn des darin 
geloͤſten Schwekelwaſſerſtoffes ($. 89. 2.) an, 


41 
. 61. 


Ein ſolches ſumpfiges Waſſer iſt fuͤr Brannt— 
weinbrennereien und Bierbrauereien von großem 
Nachtheile; denn daffelbe verliert feinen faulen Geruch 
feinesweges durch das Kochen und heilt ihn allen andern 
Materien mit, die mit felbigem bearbeitet werden. Zwar 
kann ein folches fumpfiges Waffer dadurch gereinigt und 
zu gute gemacht werden, daß man felbiges durch ein Ge: 
menge von gepülverter Kohle und Sand ($, 40.) 
filteirt; aber diefe Operation laͤßt fich für große Maffen 
nicht anwenden, fie würde viel zu langweilig und koſtſpie— 
lig ſeyn; daher muß eine andere Methode dazu angemens 
det. werden, 


$, 62, 


Die einzige mögliche Zugutemachung des fumpfi: 
gen Waſſers gefihiehet durch orydirt=falzfauren 
Kalk (CHlorinfalf) ’) Es ift hinreichend, für ben 
Umfang von jedem Kubiffuß ein und ein halb Loth oxy dirt⸗ 
falzfauren Kalk (Chlorinkalk) dem Waſſer beizus 
mengen, und alles recht gut damit unter einander zu ruͤh— 
ren, und man wird, wenn ber Geruch nicht zu flarf war, 
ihn bald ganz verſchwinden ſehen. 


6. 63, 


Am glͤcklichſten kann ſich allerdings diejenige Brannt⸗ 
weinbrennerei ſchaͤtzen, der ein Waſſer zu Gebote ſtehet, 
») Eine Anleitung zur Zubereitung des orydirt⸗ſalz⸗ 


ſauren Kalkes (des Chlorinfalfs) wird fpäters 
bin (im, 17. Abfchnitte) näher gegeben werden, 


—— 
welches wenig oder gar keine fremden Beimengungen enthaͤlt; 
mit einem ſolchen wird man immer den beſten und auch 
den meiſten Branntwein produziren. Im entgegengeſetzten 
Fall konnen aber die angezeigten Methoden in Anwendung 
gefeßt werden, um das Waffer zu reinigen, und für den 
Gebrauch anwendbar zu machen. 


2 





Zweiter Abſchnitt. 


Bon den natuͤrlichen Erzeugniſſen, aus welchen Brannt⸗ 
wein gezogen werden Fann, 


\ $ 64, 
Ar organifehe Subflanzen, welche, in einem mit 


Waſſer erweichten, oder auch darin gelöffem Zuſtande, 


vermögend find, mit oder ohne Zufas von etwas Hefe, 
eine weinichte Gaͤhrung eingehen zu koͤnnen, find auch ge: 
ſchickt Branntwein aus fich produziren zu laffen. Da 
nun die Anzahl folcher Subſtanzen fehr groß iff, fo kann 
auch um fo weniger jemals ein Mangel an ihnen für die 
Branntweinbrennereien entftehen, 


65 
"Zu ben natuͤrlichen Erzeugniffen, aus welchen, mit 
mehr ‚oder weniger günftigem Erfolge, Branntwein 
produzirt werden kann, gehören alle diejenigen aus dem 


Pflanzenreiche, unter deren näheren Beftandtheilen 
dag Kraftmehl (Amylum), der Pflanzenſchleim, 


43 
der wahre Zucker, und der Schleimzuder als vor: 
waltend fish auszeichnen. 


$.. 66, | 
Als fpecielle Gegenftände ſolcher Art gehören hieher: 
1) Alle Getreidearten oder Cerealien; 2) ber 
Buchmeizen; 3) der Mais; 4) die Hülfenfrüchte; 
5) die Wickenarten; 6) die Kartoffeln; 7) die Erb: 
apfel; 8) die Beetenarten; 9 die Ruͤbenarten; 
10) der wahre Zucker und der Schleimzucker; 11) 
der Honig; 12) alle füße Obſt- und Beerenfrüd- 
te; 13) alle füßlichtefchleimigePflanzgenmwurzeln; 
14) die Roßkaftanien; 15) die Eicheln; 16) bie 
thieriſche Milch und die füße Molfe, 


Erfte Abrheilung. 
Bon den Cerealien oder Getreidearten, 


84.07; 

Don.den Cerealien oder Öetreidearten, deren 
man fich in den nördlichen Ländern am gewöhnlichften bez 
dient, um Branntmwein daraus zu verfertigen, gehören 
hierher folgende: a) der Weizen; b) der Roggen; ©) 
die Gerfte; und d) der Hafer; fie kommen in ihrer 
Srundmifchung fammtlich mit einander überein, unterfcheis 
den fich aber in Ruͤckſicht des quantitativen DVerhältniffes 
ihrer näheren Dettandipeile, 


68, 


Die nähern Beſtandtheile, in dieſe Getreide⸗ 
arten ſich zergliedern laſſen, beſtehen: 4) in Mehlſtoff 


44 


oder Stärke; 2) in Kolla ober Kleber; 3) in Ei— 
weißfioff; 4) in Schleimzuder; 5) in Gummi; 
6) in Hülfenfubftanz; 7) in überfäuertem phos: 
phorfauren Kalk; 8) in einem fetten Del, Sene 
Materien findet man in allen Getreidenrten; aber im 
quantitativen Berhältniffe weichen fie ſehr von einander. ab, 


1) Der Mehlftoff oder-die Stärke. 
J 
$. 69. 


In der allgemeinen Bedeutung bezeichnet man mit 
den Worte Mehl (Farina) das in der Srundmifchung 
nicht wefentlich veränderte Getreide, im gemahlenen 
| Zuftande, und befreiet von der Huͤlſenſubſtanz. Hier 
wird in der beffimmtern Bedeutung mit dem Worte 
Mehlftoff der reinere mehlartige Grundftoff, das Kraft: 
mehl oder die Stärfe (Amylum), bezeichnet. 

! 5. 70, 

Das Kraftmept oder die Staͤrke zeichnet fich, 
im voͤllig veinen Zuftande, durch folgende Eigenfchaften 
aus: a) Es erfcheint als eine blendend weiße, -Iofe zuſam⸗ 
menbängende Subſtanz, die fich zwifchen den Fingern 
feicht zerdruͤcken laͤßt; b) es zergehet Ieicht im Munde, 
und erregt einen mildfüßlichen Geſchmack; c) es ift völlig 
unauflöslich im Falten Waffer, fo wie im Alkohol; 
d) som fiedenden Waffer wird es vollfommen gelöft, 
und ſtellt in diefer Löfung eine. durchfcheinende fchlüpfrige 
Sallerte dar, die an der warmen Luft zu einer hornaͤhn⸗ 
fihen Subſtanz austrodnet, und in der hineingetragene 


45 


Jo dine fogleich einen dunfelblauen Niederſchlag erzeugt; 
e) mit Waffer erweicht, geht jene Gallerte in faure Gaͤh— 
rung über; F) wird fie mit Waffer und einem geringen 
- Zufaße von Schwefelfäure gekocht; fo geht fie in die 
Befchaffenheit einer Art LET mA Zuckers 
(des Staͤrkzuckers) uͤber. 


2, Der Kleber oder die KRolla, 


$. 71. 


Mit dem Namen Kleber (Colla. Gluten) bezeich _ 
net man: einen ‚anderen eigenthuͤmlichen Gemengtheil der 
Getreidearten, der feinen Sitz befonders in den Keimen 
derfelben zu haben fcheint, und daraus gefchieden werden 
Eann, wenn das, in einen Beutel von Leinwand eingebuns 
dene, vorher mit -Waffer zum Teig angefnetete Mehl fo 
lange unter reinem Waſſer kalt ausgefnetet wird, bis das 
Waffer ſich nicht mehr färbt, da denn der Kleber in 
der Leinwand zurücbleibt. Der reine Kleber zeichnet 
ſich durch folgende Eigenfchaften aus: a) er ift im fri- 
fhen Zuftande an Farbe gelblich grau; b) er iſt gefehmade 
und gerushlos, zahe und elaftifch, ohne Elebrig zu feyn wie 
Teig; 0) er ift im Falten, fo wie im fiedenden Waffer 
unauflöslich, ziehet fish im letztern mehr. zufammen, und 
wird auch vom Alkohol nicht gelöft; d) an der: war: 
men Luft trodnet er zu einer im Waffer nicht wieder loͤs⸗ 
baren hornaͤhnlichen Subſtanz aus, die, wenn ſie verbrannt 
wird, wie brennendes Horn riecht; e) im feuchten Zus 
ſtande fich felbft überlaffen, geht der Kleber Leicht in Faͤul⸗ 
niß, und faule’ dann unter derfelben Erfcheinung, wie 


46 
Kaͤſe. Dieſe Eigenfchaften beweifert Binreichend, daß der 
Kleber ganz eine der animaliſchen rose Ahnliche 
Grundmifchung befißt, 

| $. 72, 

Er iſt keine einfache Subſtanz, ſondern aus zwei ver- 
ſchiedenen Materien zuſammengeſetzt, die ſich durch das 
Auskneten deſſelben mit Alkohol trennen laſſen. Wird 
der friſch bereitete Kleber ſo oft mit Alkohol ausge: | 
knetet, bis die Flüffigfeit, mit Waffer verfegt, fich nicht 
mehr trübt, fo bleibt eine Materie ungelöff zuruͤck, in 
Form von Eleinen Kügelchen, welche troden ohne Cohaͤ— 
ſion und grau von Farbe find; dieſe Materie wird: Zi: 
mome (Gährungsftoff) genannt. Mit MWaffer: ge: 
rieben, wird die Zimome wieder etwas Elebrig, nimmt 
an der Luft eine braune Farbe an, und iſt fpecififch dich 
ter als Waffer, geht im Faͤulniß über, und verbreitet einen 
Geruch wie Urin... Alkohol und Säuren Iöfen fie in der . 
r Hiße auf; mit Aetzkali bilder fie eine Seife. Auf 
gluͤhenden Kohlen verbreitet fie einen Geruch wie Horn. 
Was der Alkohol beim Ausfneten des Klebers auf: 
gelöft hat, wird Gliadine (Leimftoff) genannt, Sie 
iſt im trocknen Zuftande durchfcheinend, in duͤnnen Scha⸗ 
fen brüchig, bat wenig Geruch, verbreitet aber in der 
Warme einen den gebratenen Aepfeln Ähnlichen Ge— 
ruch und befißt einen balfamifchen Geſchmack. Sie loͤſet 
ſich Teicht im fiedenden Alkohol, aber. die Löfung 
truͤbt fich in der Kälte und läßt die Gliadne fallen, 
PomWaffer wird fie ermeicht aber nicht gelöft, Sie ift 
fähig, in Gaͤhrung zu gehen, und biefe mr auch an⸗ 
dern Subſtanzen mitzutheilen. 


> 


47 
3, Der Eiweißftoff oder das Pflanzeneiweiß, 
> . 4 $. 73. 


Der Eiweißftoff oder das Pflanzgeneiweiß (Al- 
bumen) findet fih in den Getreidearten immer 
nur in geringer Quantität. Er unterfcheidet fich auch fo 
wenig von dem Kleber, daß beide vielleicht blos durch 
einen. verfehiedenen Zuſtand der Oxydation von einander 
abweichen. Er ift in feinem völlig reinen Zuffande voll: 
kommen farbenlog; erfcheint aber mehr oder weniger ge: 
färbt, wenn folcher mit färbenden Theilen verbunden iſt, 
Er fcheint ſich vom Kleber aber dadurch auszuzeichnen, 
daß er im frifchen Zuſtande mit; dem Falten Waffer meng: 
bar iſt; in allen übrigen Eigenfchaften, kommt er mit fel- 
bigem überein. Man findet das Pflanzeneiweiß in 
dem Waffer, womit das Mehl ausgefnetet worden ift, 


- und es feheidet fich im geronnenen Zuftande aus, wenn fol: 


ches bis zum Sieden erhigt wird. 


4, Der Schleimzucker. 


$. 74, 


Mit dem Namen Schleimzuder belegt man eine 
füße zuderartige Subſtanz, die. entweder gar nicht Friffal: 
liſirbar iſt, wie der Syrup, oder doch nicht zu feften, der 
nen des Rohrzuckers ähnlichen, Kriſtallen dargeftellt 
werden Eann, wie der Stärfezuder, Don. dem 
Schleimzuder enthält jebe Getreideart eine gerin: 
ge Quantität, die durch die Zergliederung deffelben daraus 


dargeſtellt werden Eann. Der. Schleimzuder ift im rei: 


46 —— 


nen Zuſtande ſuͤßſchmeckend und klebrig, unterſchei⸗ 
det ſich aber vom wirklichen Schleim, ſo wie vom 
Gummi, dadurch, daß er im AlEohol lboobar iſt. 


5, Der Gummi. 
6.75, 


Der Gummi oder Gummiftoff, fo mie folder 
als ein näherer Gemengtheil in den Getreidearten vorge: 


gefunden wird, kommt ganz mit dem arabifchen oder 


fenegalifchen Gummi überein, Er ift a) im trock⸗ 


nen Zuftande durchfichtig, glasartig im Bruch, und mild: 
füßlich von Geſchmack; b) er ift vollfommen loͤsbar im 
Waffer, aber völlig unauflöslih im Alkohol; ce) er 
giebt mit reinem Waſſer gelöft eine Elare durchfeheinende 
Stüffigkeit, die nicht Teicht fermentirt; mehr verdickt, ift fie 
Flebrig und fadenziehend; d) Jodine bringt in der wäß: 
rigen Löfung des Gummi feine Färbung Bervor, Er 
fommt nur wenig häufig in den Getreidearten vor, 


6. Die Hälfenfub tanz. 


5:70, 


Die Huͤlſe, welche die Außere Bedeckung der Ge— 
treideförner ausmacht, ifE ein Gemenge von Pflan: 
zenfafer, von Pflanzenfchleim und von über: 
fäuertem phosphorfauren Kalkz fie ftellt im ab— 
geſonderten Zuſtande dasjenige dar, was man Kleie 
nennt. Mit Waſſer extrahirt, theilt ſie dieſem ihren dar— 


in loͤsbaren Schleim mit, und die Loͤſung iſt nun, wenn 


fie 


/ 


49 


fie mit Hefe verfeßt mird, fahig, in eine Weingährung 
uͤberzugehen. 


7, Der uͤberſaͤuerte phosphorſaure Kalt. 
| Ay 

Man bezeichnet mit diefem Namen eine Verbindung 
von Kalk: und Phosphorfäure, in welcher die Säure 
vorwaltend enthalten if, Diefer überfäuerte phos- 
phorfaure Kalk liegt nicht allein, in den. Hülfen 
der Getreidearten vorhanden, fondern auch im Mehl 
derfelben. Man kann fich davon überzeugen, wenn man 
das reine Mehl mit Faltem Waffer anreibt, und,<nachdem 
es fich wieder daraus abgefeßt hat, die Flüffigfeit filtrirt, ab: 
dunffet, und nun fernerweitig prüfet, Sie färbt jetzt das 
Lackmußpapier roth, und fchlägt, in eine Auflöfung von 
eſſigſaurem Blei gegoſſen, phosphorfaures Blei 
daraus zu Boden, das vor dem Blaſerohr zu einem blei⸗ 

haltigen phosphorfauren Glaſe fchmilze, 


6, 78, 


Das Del, welches einen Beſtandtheil der Getrei— 
bearten ausmacht, findet fich vorzüglich in dem Keim 
der Getreideförner, und enthält den Grund von dem 
Zufelgeruch und Geſchmack des daraus bereiteten 
Branntweins; fo wie der getruͤbten Befchaffenheit 
des Lutters, aus dem. es ſich nach und. nad) als eine 
fettartige Subſtanz ablagert, Es laͤßt fih durch die Ex— 
Hermbſt. Brauntweinb. I. Thl. O 


30 


traftion mit AlEohol aus dem Getreide frei darftellen, ft 
alfo im Alfohol leicht lösbar, gehört aber zu den fetten 
Delen, oder macht vielmehr ein Mittelding zwoifchen ei- 
nem. fetton und seinem Atherifchen Dele aus, Es 
ift in feinem reinen Zuftande nicht riechbar; der flarfe 
Geruch, den e8 dem Branntmwein mittheilt, gründet 
fich alfo auf eine: Veränderung, die folches während der 
Gaͤhrung und der Deſtillation erlitten bat. | 


Zergliederung der Getreidearten, 
= 822 708 


. Wenn: gleich die vorher beſchriebenen Gemengtheile in 
allen Getreidearten gegenwärtig gefunden werden, ſo dif- 
feriren fie doch im quantitativen Verhaͤltniß, nicht blos 
in den Getreidearten von verfchiedener Art, fündern oft 
auch in denen won einer und derfelben Art, je nachdem fie 
entweder verfchiedene Varietäten ausmachen, oder auch auf 
eine verfchiedene Weiſe, d. i. mit verfchiedenen Arten deb 
Düngers, £ultivire worden find. Da folches aber auf 
die Ausbeute von Branntwein, den man aus einem 
folchen Getreide zu erwarten hat, einen wichtigen Einfluß 
haben kann, fo ift es nothwendig, diefes durch eine Zer- 
gliederung des Getreides entfcheiden zu laffen. 

Be 

Man Eanı die Zergliederung einer Getreideart enk 
weder dergeſtalt veranftalten, daß man nur bemuͤhet iſt, 
den Gehalt vom Kraftmehl (Amylum), fo wie an 
Schleimzguder und an Gummi darin zu beffimmen; 
oder auch dadurch, daß alle einzelne Gemengtheile ifolirt 


r 


51 


dargeſtellt werden, welches jedoch nur in beſondern Faͤllen 
zu veranſtalten nothwendig iſt. 


$. 81. 


Kommt es bios darauf an, den Gehalt des Kraft: 

mehls, fo wie des Schleimzuckers Fennen zu lernen, 
die in einer ©etreideart enthalten find, welches freilich 
‚am wichtigften ift, weil fie allein die Grundlage zur Bil- 
dung ‚des Alkohols ausmachen; dann iſt die Methode der 
Zergliederung ganz einfach, und kann folgendermaßen ver— 
anſtaltet werden. 


—6 


Man wiege eine beliebige Quantitaͤt des zu zerglie- 
dernden Getreides genau ab, 3. B. ein Pfund, und über: 
gieße daffelbe nun in einem gläfernen oder porzellanenen 
Gefäße mit fo viel reinem Negenwaffer oder de=. 
ſtillirtem Waffer, daß es mit felbigem bededt wird, - 
So übergegoffen, laſſe man nun das Ganze fo lange fie: 
ben und quellen, bis die Körner fo ‚weich geworden find, 
daß fie fich leicht won der Hülfe Töfen, und der innere 
mehlige Kern, zwiſchen den Fingern ſich zu einer Beeiasehr 
gen Subſtanz zerdrüden laͤßt. 


$. 83, R 


So weit vorbereitet, gießt man nun das barlıber 
fiehende Waffer ab, und zerdrüde die weichgewordenen 
‚Körner mit einem Neibeftempel, fo daß Feines unzer— 
| quetfcht bleibe, Man bringt nun das Zerquetfehte in 
einen Beutel von gebleichter Leinwand, und knetet daffelbe 

D 2 


‚52 


fo oft mit reinem Waffer, das oft erneuert werden muß, 
bis das abfließende Waffer fich nicht mehr färbt, d. i. 
fi Eeine Mehltheile mehr ausfcheiden. Hierbei blei— 
ben die Hälfen nebft dem Kleber im Beutel zurüd, 
die Stärfe findet fish aber in der Flüffigfeit, 


$. 84, 


Man gieße nun die durch das Auswafchen erhaltene 
Fluͤſſigkeit durch ein feines Haarſieb, u alle etwa mit 
durchgegangene Hülfen= und Klebertheile vom Mehl 
völlig abzufondern, und laffe dann die Flüffigkeit ruhig 
fiehen, da fih denn fehr bald die Stärke darin lagert und 
an den Boden abfeßt, dagegen der Schleimguder und 
der Gummi in der Waͤſſrigkeit gelöft bleiben. 


$. 85. 


Man gießt hierauf das Klare über dem Bodenfaße ſte⸗ 
hende Slüffige ab, gieft dann frifches Waſſer hinzu, und 
wiederholt dieſes Ausfüßen fo_oft, bis die Stärfe rein er- 
fheint, welches nach achtmaligem Ausfüßen der Fall feyn 
wird. Die Stärfe wird nun getrocknet und gewogen, da 
dann ihr Gewicht ihren Gehalt in einem gegebenen Ge 
wicht des Getreides angiebt. 


$. . 86. 


Wird die durch das Ausfüßen erhaltene Flüffigkeit 
zur Trodne abgedunftet, fo ift der Ruͤckſtand ein Gemen: 
ge von Gummi und von Schleimzuder, die im Ge 
treide enthalten waren. | 


53 


$5 87. 

Durch eine folche einfache Zergliederung, in der fich 
jedermann leicht. eine Hebung verfchaffet, erfahrt man den 
Gehalt von KRraftmehl oder Stärfe in jeder Getrei— 
‚deart. Man findet zugleich, daß dieſer oftmals fehr ab: 
weicht, und, da von der größern oder kleinern Maſſe 
des Kraftmebls, auch die größere oder Eleinere Aus 
beute von Branntwein abhängt, die man aus einem 
‚gegebenen Gewicht einer folchen Getreideart ziehen Eann, 
fo beftimmt man bierdurch zugleich den merfantilifchen 
Merth des Getreides. Die Abweichung des Gehaltes an 
Amylum Eann fo bedeutend feyn, daß fie von 60 Pro: 
cent bis auf 20 Procent herabfäallt; aber im gleichen Berz 
haltniß vermehrt fich dann der Gehalt des Kleb ers. Es 
ift alfo nicht gleichgültig, wiesiel das Getreide an Amy— 
lum enthält, das man zu Branntwein verarbeitet, weil 
- von deffen reicher Gegenwart auch die größere Ausbeute an 
Alkohol abhängig if, 


g. 88. 


Eine andere Ruͤckſicht muß der Bäder, eine andere 
muß der Branntweinbrenner (und mit ihm der 
Bierbrawer, der Effigbrauer und der Staͤrke— 
fabrifant) in der Auswahl des Getreide beim Eins 
kaufen beobachten: denn für den Bäder mwird immer 
dasjenige Getreide das tauglichfte ſeyn, “welches Die größte 
Maſſe von Kleber im BVerhältniß zu der der Stärfe 
enthält; weil ein Mehl um fo beffer für die Brob- 
bäderei ifl, je mehr die Maffe des Kiebers darin be- 
trägt. Dabingegen die Branntweinbrennereien (fo 


54 


wie die übrigen oben genannten Gewerbe) auf den groͤ— 
gern Gehalt an Stärke ſehen müffen, weil nur diefe 
ihnen nüglich feyn kann. | - | 


A. Bon dem Weizen. 


$. 89, 

Der Weizen (Triticum vulgare), als Material für 
- die Branntweinbrennerei betrachtet, unterfcheidet fich 
in feiner Qualifikation zu diefem Behuf, theils nach feiner 
verfchiedenen Parietät, theils nach der Art. des Dän: 
gers, mittelft deffen derfelbe Fultivirt worden ift; denn 
der leßtere hat, beim Weizen fo wie. bei allen übrigen 
Setreidearten, auf die größere oder geringere Maffe 
des Klebers, folglich auch des Kraftmehls, in einer 
Setreideart einen wichtigen Einfluß. | 


Anmerkung Wer fich eine Kenntniß der verfchtedenen 
Varietaͤten des Weizens verfchaffen will, findet hiezu Une 
leitung: in meinen hemifchen Grundfäben der 
Kunft Bier zu brauen. Berlin, 1814. ©, 62 ꝛc. und 
Davon die 2, Aufl. 1819. ©. 63 ꝛe. 


$.. 90, 


Wenn der Weizen nach der vorher angezeigten 
Methode zergliedert wird, fo gewinnt man daraus auch die 
darin vorhandenen näheren Beftandtheile oder Gemeng: 
theile, Aber der Gehalt des Klebers differirt eben fo 
fehr, als der der Stärfe. Das Marimum des Kle⸗ 
bers, “welchen man aus einem Pfunde Weizenmehl 
darftellen kann, beträgt 12 Loth, Calfo = 37% Procent), 
das mittlere Verhaͤltniß 8 Loth (— 25 Procent), und das. 


55 


Minimum 4 Loth (— 124 Procent). Diefes ift alfo ein 
bedeutender Unterfihied, der. in der That Gritfidiat zu 
werden verdienf, 


. 9. 


Herr Teffier'), ein franzöfifher Landwirth, 
hat es durch feine Verfuche außer Zweifel, gefeßt, daß die: 
jenigen Düngerarten, die vielen Stickſtoff und Phos— 
phor enthalten, auf die vermehrte Produktion des Kle- 
'bers im Weizen einen wichtigen Einfluß haben.‘ 


G 9% 


Herr Teffier ließ nämlich (bereits im Jahre 1791) 
zwanzig verfchiedene Arten und Varietäten Weizen, die 
von einem mitrelmäßigen. Boden gewonnen worden wa⸗— 
ren, mahlen, unterfuchte dann gleiche Quantitäten des 
Mehles auf Kleber, und gelangte dadurch zu folgen: 
den Refultaten: 


4 Weizen mit rothen, Yen) — Aeh⸗ 
ren, divergirenden Blaͤttern und gelben Koͤr— 
nern, von fruͤher Art; und 


2; Weizen einer andern Art, mit weißen platten 
Aehren und weißen Körnern,: ohne Bart 
(aus Philadelphia), gaben beibe in einem 
Pfunde Mehl 10 Loth Kleber, 

3. Weizen mit platten bärtigen gruppirten Ach: 

5) Defſier in Hermbirädts Sammlung praffifcher 


‚ Erfabrungen für Branntweinbrenner sc. 1. B. 1 9. 
" Berlin, 1803, S. 78 16 


"56 


ven’ (eine Barietät des fogenannten Wunderforns) 


‚gab in einem Pfunde Mehl nur 4 Loth Kleber. 
Weizen mit weißen bärtigen Aehren, mit 
geraden Bärten, mit. laͤnglichen Hülfen, 
desgleichen mit hartem langen Korn, (unter 
bem Namen polnifcher Weizen befannt), gab in 
einem Pfunde Mehl 5 Loth Kleber. 


Weizen mit violetten, rauhen, bärtigen Aeh— 


ren (aus den Canarifchen Inſeln) gab im 
Pfunde Mehl nur 4 Loth Kleber. 
Alle übrige von .ihm .zergliederte Arten des’ Wei- 


zens lieferten nur 8 bis 85 Lorh KI eber in einem 


Pfunde Mehl. 


9. 98. 


Um aber auszumitteln, ob und in wiefern die grö- 


ßere oder geringere Quantität des Klebers in jenen 
Weizenarten von der Wahl des Düngers abhängig 
ſey, wurden von: einerlei Art Boden mehrere Beete, jedes 
zu 22 Parifer Quadratfuß, abgerheilt, und mit verfchiede- 
nen Düngerarten gedünget _*). 


1, 


2, 


Das erfte wurde mit 140 Schaafen und Zie: 
gen zwei Stunden lang gemiftet. 


Das zweite erhielt zwei Säde voll getrocdneten 
Pferdemiſt. 


H Möchte es doch Hr. Tefſier gefaͤllig geweſen ſeyn, 
dieſe Duͤngungsmittel genau nach dem Gewichte, im 


voͤllig trocknen Zuſtande, zu beſtimmen; die Berechnung 
der Reſultate wuͤrde dadurch viel wichtiger geworden ſeyn. 


‚97 
3. Das dritte erhielt zwei Saͤcke voll getrodneten 
Kuh miſt. 
4, Das vierte wurde mit 84 Pinten (= 742 Ber: 
| liner Quart) Menfehenurin geduͤngt. 
5. Das fuͤnfte wurde mit 86 Ochſen— 
blut geduͤnget. | 
6. Das f echſte mit zwei Saͤcken vol vermoderter 
Pflanzenerde, 
7, Das fiebente mit 3 Parifer (=. 15 — 
Scheffel Tauben miſt. 
8. Das achte mit eben ſo viel — 
9. Das neunte erhielt gar keinen Duͤnger. 


$. 94. 


Alle jene Beete wurden nun mit einerlei Art Sommer: 
weizen (mit platten Aehren ohne Bart, Körnern von ge: 
wöhnlicher Farbe und hohlem Halme) im März beſaͤet. 
Der Ertrag an Körnern war beim Taubenmift am 
größten. Diefem folgte der mit Menſchenkothz hier: 
auf das Ochfenblut; dann der Kuhmiſt, und endlich 
die verfchiedenen Vegetabilien, welche die reichfte Körs 
neranzahl lieferten. Das erſte Beet lieferte mehr als den 
ſech s fachen Körnerertrag; der nicht gedüngte Boden lies 
ferte nur das Zweifache der Ausſaat. 


. 98. 


Als man jene Erzeugniſſe von einerlei Art Weizen, 
alle durch verſchiedene Duͤnger erzielt, auf Kleber unter⸗ 
ſuchte, ergab ſich als Reſultat, in einem Pfunde Mehl: 


58 

a. Bon dem mit Steh fischen gedungten Boden 
12 £oth Kleber. 

b. Bon dem mit ask mit Pferde: und 
Kubmift, mit Ochſenblut, und mit verſchie— 
denen een gedüngten Boden, nur 
8 Loth, - 

c. Der vom gar nicht: geduͤngten Boden — 
Weizen lieferte 10 Loth Kieber, im Pfunde 
Mehl, 


$. 9%, 


Gene Arbeiten find freilich nicht mit der Präcifion 
angeſtellt, welche. erforderlich gewefen ſeyn würde, um 
‚die Nefultate genau beurtheilen zu Fünnen; es geht daher 
nur aus dem Ganzen hervor: daß der Menfhenurin 
den größten Rörnerertrag, und die damit gewonnenen 
Körner, den mehrften Gehalt an Kleber dargeboten 
Haben. Es fiheint aber, daß hundert Theile Menf chen⸗ 
urin, wenn ſie zur Trockne verdunſtet werden, hoͤchſtens 
3 Procent trockne Subſtanz uͤbrig laſſen; folglich hatte 
die trockne Subſtanz (in 742 Berliner Quart = 7490 
fund) faum 6 fund betragen. Diefes ift gewiß. we— 
niger, als die frodne Subſtanz in irgend einem andern 
der angewandten Düngungsmittel.. Es ergiebt ſich alfo 
daraus, daß der Urin den reichten Ertrag an Körnern, 
und in diefen den reichften Ertrag an Kleber geliefert 
hat; aber in ihm find auch Phosphorſtoff und Stick— 
off am meiften angehäuft, Be. 


$. 97. 
Da num aber die Fleinere Maſſe des chrom 


59 
die größere Maffe des Stärfemehls im Weizen 
beffimmt, und diefes. vorzüglich der den Branntwein ge: 
bende Stoff ift: fo folgt daraus, daß jeder Branntwein: 
brenner nur einen folchen Weizen auswählen muß, der 
die größere Maſſe an Stärfe enthält. 


, $. 98. 

Welchem Branntweinbrenner,'der aus reinem 
Weizen brennt, ift es nicht befannt, daß er zumeilen aus 
einer Darietät 18 Berliner Quart pro Scheffel, aus einer 
andern aber 22, wohl gar 24 Quark pro Scheffel ziehet? 
‚Wer fiehet nicht ein, daß diefe Differenz allein in dem 


verfchiedenen Schalt an Stärfemehl und Schleim: 
zuder gegründet iff, | 


$. 99, 


Ich habe einen Weizen zergliedert, der für den Ber 
liner Scheffel 15 Berliner Quart Branntwein zu 32 Pro⸗ 
cent Alkohol (nach Richter) lieferte, und 90 Pfund wog. 
Ich fand darin 25 Pfund Kleber und 36 Pfund Staͤr— 


femehl. Man kann alfo annehmen, daß für jedes Quark 


Branntwein 2 Pfund Stärke erforderlich waren. Hätte 
aber der Weizen 45 Pfund Stärke im Scheffel enthalten, 
fb würde man unftreitig nun 22% Quart Branntwein 
daraus erhalten haben. Sch habe fpäterhin einen andern 
Weizen mit aller Genauigkeit zergliedert, um außer dem 


Amylum oder dem Kleber auch alle übrigen Beſtand⸗ 


theile zu erforſchen; und es hat ſich als Reſultat ergeben, 
daß in 5000 Gewichtstheilen deſſelben an naͤhrenden Be⸗ 
ſtandtheilen enthalten waren: 


Natuͤrliche inhaͤrirende Feuchtigkeit 210 
Hülfenfubfan 3. 0.05% 700 
Kleber 8:4 sd ne Er 
SL NER RATE a Er RR ER 2 | 
Eiweißſtoff lie 48 
Schleimzukrkre 97 
Sul. 9993 
Phosphorſaurer Kal . . 22 
Amylumm 4177 
a RB A 

N - 5000 { 


welchem gemäß der Scheffel, zu 90 Pfund angenommen, 
57,10 Amylum enthalten dat, vermöge diefes Gehaltes 
derfelbe Über 27 Quart Branntwein, von obigem Alfo: 
holgehalt, hätte liefern koͤnnen. 


Abhandlungen der Königlichen Academie der Wissen- 
schaften in Berlin, aus den Jahren 1816—1817. Ber- 
lin 1819. 8. 3g etc,) 


’ 
* 


Anmerkung. Es hat ſich immer ergeben, daß man fuͤr 
jedes Quart Branntwein von obigem Gehalt, = Pfund 
Stärfe in Anfchlag bringen kann. Diefes fand felbft 
bei den Kartoffeln Statt; denn ein Scheffel Kartoffeln 
liefert im Durchſchnitt ı2 bis 15 Pfund Kartoffel- | 
färfe und 6 bis 73 Quart Branntwein. Gewinnt 
man weniger daraus, nur 4 bis 5 Duart, mie folcheg 
oft der Fall iſt: fo waren die Kartoffeln ficher auch aͤr— 
mer an Amylumgehalt. 


61 


A. Don dem Roggen. 
$. 100, 


Der Roggen (Secale cereale) - findet, nach dein 
Weizen, die häufigffe Anwendung in der Branntweinbren: 
nerei. Seine näheren Deftandtheile find diefelben, wie 
im Weizen, nur in einem andern quantitativen Verhaͤlt— 
niffe; auch ift nicht zu zweifeln, daß die Spielart des 
Roggens, die man bauet, fo wie die Wahl des Dün: 
gers, womit er Eultivirt wird, einen nicht weniger wichti— 
gen Einfluß auf feine Ausbeute an Branntwein haben, als 
beim Weizen; welches aber noch durch Zergliederungen der 
berfchiedenen Roggenarten, und durch Vergleichung der 
Ausbeute an Branntwein aus denfelben, zu entfcheiden 
feyn wird: Unterfuchungen, die gewiß fehr Iehrreiche Re— 
fultate darbieten werden. 


Anmerkung Man unterfcheidet den Roggen in Some 
mer⸗ und Winterroggen, und von jeder dieſer bei- 
den Sorten wieder verfchiedene Spielarten. Eine 
nähere Nachricht davon findet fich: in meinem Bulletin 
des Neuesten und Wissenswürdigsten etc, ı2. Bd, S. 

69 etc. 


$. 101. 


Um den Roggen zu zergliedern, bedient "man fich 
ganz derfelben DVerfahrungsart, wie folhe beim Weizen 
und für-die Getreidearten überhaupt ($. 79 — 86) vorge: 
fhrieben worden if. Einhof*) fand bei der angeftellten 


9) Siehe Einhof's chem. Analyfe des Roggens X. In 
Hermbſtaͤdt's Archiv der | 0, 2. Bd. 
Mi 116 ꝛc. 


‚ 62 


Zergliederung eines Roggens, der im fetten Bruchboden. 
geerntet worden war: _ 

a) In fechzehn Loth deffelben: 
Inhaͤrirende Feuchtigkeit 1 Loth, 2 Quent. 30 Gran. 
ME HIrIANIN E 

Ba a er En 

KINDES 16 Loth, O Quent. 0 Gran, 

b) Aber in ſechzehn Loth Mehl aus demſelben Roggen: 

Staͤrkemehl. 2. 9 Loth, 8 Quent. 5 Gran, 
DEE ea N a Ne 


Schleimzucke 0 — 2 -— 6 — 
RR EG IT SR NE ER ER 
Eiweißfoff 0-2 —- 6 — 
Hälfenfubflan 1-0 — 5 — 


Baht 23 BB — 
46 Loth, 0 Quent. 0 Gran. 
Aber. der Roggen enthält, gleich dem Weizen, auch 
Del und phosphorfauren Kalk, zwei Beftand- 
theile, die dem verftorbenen Einhof entgangen zu feyn 
ſcheinen. 
$. 102. 

Hieraus gehet alfo hervor, daß der Roggen im Allge: 
meinen diefelben nährenden Beftandtheile enthält, wie der 
Weizen, die aber nach der werfchiedenen Darietät des 
Roggens, fo wie nach der verfchiedenen Art des Dün- 
gers, womit folcher Eultisirt worden, in der Quantität 
fehr differiren koͤnnen; da aber der Schleimguder fo | 
wie das Kraftmehl allein diejenigen Theile ausmachen, 
welche der Weingahrung unterworfen find, und aus denen 


63 


die Bildung des Alkohols hervorgehet; ſo folgt auch 
daraus, daß, zufolge der verſchiedenen Quantität jener Theile, 
auch die Ausbeute des Branntmweins, aus einen gleich 
großen Gewichte "der verſchiedenen ar im glei⸗ 
chen Verhaͤltniß verfhieden feyn muß. 

$. 103. 

Daß auch der Roggen nicht immer gleich iff, er: 
‚giebt fich ſchon aus dem Unterſchiede ſeiner ſpecifiſchen 
Dichtigkeitz denn es giebt Noggen, von welchem der 
Berliner Scheffel (= 2758,952 Parifer, oder 305844 
rheinländifche Kubikzoll) zumeilen 65 Pfund, zumeilen 
75 Pfund, zumeilen 80 Pfund und zuiveilen 85 Pfund 
wiegt; woraus alfo deutlich hervörgeher, daß der (Ge: 
halt an fefen Meaffentheilen eben fo verfchieden ſeyn 
muß; und hieraus ‚erklärt fih dann auch, wie es möglich 
ift, daß die Ausbeute an Branntwein aus folchen 
verſchiedenen Sorten Roggen, befonders wenn folcher 
nach dem. Bolum und nicht, nach dem Gemicht ver 
arbeitet wird, ſo ſehr verfchieden ausfallen kann; welches 
jeboch weniger der Fall iſt, wenn derſelbe nach dem Ge⸗ 
wicht verarbeitet wird. 


Von der Gerſte. 


$. 104, 

Die Gerfte (Hordeum) ift ein nicht Weniger wich: 
tiges Material für die Branntweinbrennerei, als 
der Weizen und der Roggen; auch Fomme diefe Ge 
treideart in den Beftandtheilen mit: den vorigen ziem— 


64 | 

lich überein. Wir kennen von der Gerfte neun verfchie: 
dene ©pielarten ), von denen es .aber noch nicht be: 
kannt iſt, wie fie ſich in. Hinficht der Ausbeute an, 
Branntmwein verhalten; auch nicht, welchen Einfluß 
die Wahl des Düngers, auf ihre SrUNUpHiHAuNG haben 
kann. 


$. 105. 


Auch die Gerſte kommt, in Rüdficht ihrer näheren 
Beftandtheile, mit dem Weizen, fo wie mit dem Rog⸗ 
gen, in qualitativer Hinficht, überein; obfchon in quanti= 
tativer. Hinficht fie fich von jenen. unterfcheidet. Die 
chemifche Zergliederung. der Gerſte, durch Einhof ””) 
veranftaltet, zeige an näheren. Beflandtheilen in der 
Kleinen: uk 

Ä a) Su 


) Von jenen neun Spielarten der Gerſte, naͤmlich: 
1) der blauen Wintergerfie; 2) der tuͤrkiſchen 
Pfauengerſte; 3) der großen nadten Himmels: 
gerfte; 4) der kleinen nadten Himmelggerite; 
5) der tunefifhen Gerſte; 6) der fechszeili- 
gen Serie; 7) der ſchwediſchen Gerfie; 8) der 
fechszetligen norwegiſchen Gerſte; 9) der ſchwe— 
ren englifhen Gerſte, welche außer der gemeinen 
Berfte gebanet werden, findet fich von den vier erſten 
Spielarten, in meinen chemifh. Grundſaͤtzen der 
Kunft Bier zu brauen. Berlin, 1814. 8. 125, und 
2. Aufl, 1819. $. 124 26, eine genauere Befchreibung. 


»5) Einhof über die Beſtandtheile der kleinen Gerſte. 
In Hermbſtaͤdt's Archiv der BEN ic. 
2. Bd. ©, 44 36 | 


a) In fechzehn Loth derfelben: 
11 Loth, 0 Q., 50 Sran Mehl. 
0° — 7 — 10 — Feuchtigkeit. 
3 — 0—- 0 — Hilfe 
16 Loth, OQ., 0 Sran. 

b) Und in fechzehn Loth jenes Mehls: 
10 Loth, 3 Q,, 0 Gran Amylum. 
0—- 3 — 20 — Schleimzucker. 
0 — 2— 14 — Kleber. 
0 — 0— 44 — Eiweißſtoff. 
O — 0— 56 — Gummi, 
1— 0 — 26 — Faſertheile. 


0 — O — 9 —  phosphorfaurer Kalk. 
1 — 2— 0 — Frcruchtigkeit. 
0— 1— 16 — Verluſt. 


16 Loth, 0 & 0 ©ran, 


$. 106. 


Die Refultate jener mit der gewöhnlichen Fleinen 
Gerſte angeftellten Unterfuchung Iehren fehr_ deutlich die 
Uebereinftimmung ihrer näheren Beftandtheile mit denen 
im Weizen und im Roggen in qualitativer Hinficht; 
aber auch das DVerhältniß in quantitatiser Hinficht, Noch 
fehle es uns aber an einer Ahnlichen Zergliederung ver 
verſchiedenen andern bekannten Arten und Varietaͤten der 
Gerſte, die noch zu wuͤnſchen iſt. 

f 


$. 107, 


Eine ſpaͤterhin angeſtellte Zerglicderung der Gerſte 
verdanken wir dem achtbaren ſpaniſchen Chemiker, Herrn 
Hermbſt. Vranntweinb. 1. hl, E 


66 


Prouft, welcher darin eine eigenthümliche Subſtanz ge: . 
funden hat, die er Hordeine nennt, einer Unterfu: , 
chung zufolge, lieferten ihm hundert Theile der analyfirten 
Serfte, (von welcher Art fie war? ift nicht Bor von 
ihm beftimmt worden), _ 
Selbe, im Alkohol loͤsbares Harz 1 
Gummi und Schleimuder .. . 9 | 
N RE VERF 
DEREN En N 
DORBENEN N a 2 nenn ER 
100 
Eine genauere wiederholte Zergliederung der Gerfte 
wird gewiß auch in ihr dag Dafeyn von Del und phos= 
phborfaurem Kalk erkennen laſſen. Sie ift fehr zu 
wünfchen, und zwar mit allen befannten Gerftenarten 
angeftellt, weil man nicht eher zu einer richtigen Erfennt- 
niß der Getreidearten gelangen wird. 


4 $. 108. 


Um die Hordeine aus der Gerfte abzufcheiden, 
wird das Mehl derfelben mit Waffer zu einem Teige 
angefnetet, und das Kneten mit den Händen fortgefeßt, 
indem man zugleich einen dünnen Strom Waffer darauf ’ 
fallen läßt, eben fo, als wenn man den Kleber aus dem 
Mehl ausfondern will; da denn die Hordeine, in Ber: 
mengung mit dem Amylum, fih auf dem Boden bes 
Sefäßes ablagert. Wird der Sag mit Waffer gekocht, 
fo loͤſet diefes das Amylum auf, und die Horbeine, 

welche nicht gelöft zurücbleibt, Fann nun mit Faltem 


67 


Waſſer ausgefchieden werden, da man folche dann in Pul⸗ 
verform gewinnt. —9* 
(Proust, in den Annales de Chimie etc. Tom. XLVI. 
pag- 294.)) | 


$. 10. 


Die reine Hordeine zeichnet fich durch folgende €i- 
genfchaften aus: fie iſt gefihmad = und geruchlos, von 
der Form eines Pulvers, gelblich von Farbe, fpecififch 
dichter als Waffer, und fühlt fich etwas rauh an, ungefähr 
wie Saͤgeſpaͤne. Sie iſt unauflöslich im Falten, fo wie 
im Eochenden Waffer und im Alkohol. Durch das 
Kochen mit Salpeterfäure wird fie in Oralfäure 
und in Effigfäaure umgewandelt und dabei eine geringe 
Quantität einer bittern Subſtanz erzeugt. Durch eine 
trockne Deftillation im Feuer Liefert fie Produfte, wie alle | 
reine Pflanzenftoffe, ohne eine Spur von Ammoniak, 
und läßt 20 Procent Kohle zurüd. Beim Keimen 
der. Gerfte fcheint die Hordeine größtentheils zerſtoͤrt, 
die Maffe des Gummi und des Schleimguders Bin 
‚gegen dadurch vermehrt zu werden. Proufk hält es für 
soahrfcheinlich, daß die Hor deine derjenigen Subſtanz 
analog fey, welche entfteht, wenn man DBierhefe auf 
- Zuder wirfen läßt. 


g. 110, 


Die Gerſte if zur Branntweinbrennerei 
ganz vorzüglich qualificire, und verdient in diefer Hinſicht 
befonders dazu verarbeitet zu werden; denn file giebt vie— 
Ien und guten Branntwein, Die Gerſte ift im Durch— 

€ 2 


- 68 


ſchnitt fpecififh leichter als Weizen und Roggen; 

aber auch diefes bangt zum Theil von Mebenumftänden 
ab, d. i. theils von der Varietaͤt der Gerfte, theils von 

der Wahl des Düngers zu ihrer Kultur; und fo hat man 

oft Gerſte, von der der Berliner Scheffel 60, und andere, 

von der folder 75 Pfund wiegt. Allein fo verfchieden 

die fpecififche Dichtigfeit ift, eben fo verſchieden iſt auch 
bie Ausbeute an Branntwein, der daraus gewonnen wer: 
den fann, wenn man fie bei gleichem Umfarge (d. i. nach 
dem Scheffelmang) verarbeitet; dagegen aber, wenn 
fie nah dem Gewicht verarbeitet wird, fie in der Aus 
beute an Branntwein, mit der aus dem Weizen und 
dem Roggen kaum weſentlich differirt. 


g. 111. 


Die Gerſte hat noch den —— daß ſie leichter 
fermentirt, als Weizen und Roggen, und, gleich dem 
Weizen, einen ſuͤßſchmeckendern Branntwein liefert, als 
der Roggen. Sie laͤßt ſich ſehr leicht malzen, und 
im gemalzten Zuſtande laͤßt ſie uns, in Ruͤckſicht ihrer 
Qualifikation zum Branntwein, gar nichts mehr zu wuͤn⸗ 
ſchen uͤbrig. 


D. Bon dem Hafer. 


$. 112. 


Der Hafer (Avena sativa) wird zwar in der Ne 
gel weit weniger haufig in der Branntweinbrennerei. an- 
gewendet, als die drei vorhergenannten Gefreidearten; 
er verdient es aber bei alledem, weil er nicht nur einen 


— 


ji | 6 
Branntwein von ganz vorzüglicher Qualität, fondern auch 


in ziemlich guter Ausbeute darbietet. 


g. 113, 


Der Hafer bietet nicht weniger vielfältige Varietäs 
ten dar, als die andern Getreidearten: Wir Fennen zur 
Zeit davon 9 verfchiedene Gpielarten, nämlich; 1. den 
Heinen Sutterhafer aus Penfilvanien; 2. den 
orientalifhen Fahnenhafer; 3. den amerika: 
nifhen Hafer; 4. ben fibirifehen Hafer; 9. den 
georgianiſchen Hafer; 6. den türfifchen Hafer; 
7, den norwegifchen Hafer; 8. den podoliſchen 
Hafer, und 9, den englifhen Hafer. 


$. 114, 


Jene verfihiedenen Arten und Darietäten des Ha⸗ 
fers ſind zur Zeit noch nicht genau zergliedert worden, 
und man weiß nur im Allgemeinen, daß die näheren Be— 
fandtheile, welche fie enthalten, weniger im qualitatis 
ven als im quantitativen Verhältniß, von denen ber 
andern Setreidearten fich auszeichnen. Doch iſt die 
Maſſe der Hülfen darin ziemlich groß; die Maſſe des 
Klebers ift nur gering; im Gehalt bes Kraftmehls 
muß der Hafer den andern Getreidearten gleichfalls 
nachſtehen; dagegen enthält er viel Schleim und 
Schleimzucker. Mach einer von mir mit einer Sorte 
amerifanifchen Hafer angeftellten Zergliederung, von 
welchem der Berliner Scheffel 54 Pfund wog, fanden 
fih darin an nähern Beſtandtheilen, in. 16 Loth Hafer: 
mebl: —5 


70 
Natuͤrliche inhärivende Feuchtig⸗ 


0 Loth, 1 Q., 5 Gran. 
Weiche, dem Kleber ſehr aͤhnli⸗ 


her +: 1 3—0 — 
Eweißff +... 0 1-0 — 
Planzenfohleim „uni 2 0 
Shleimuder .. :..:...0.—- 3—- 0 — 
Amlım „2... 20 — 


Sofertbeie ss +... 1-5 — 
a PR PR ER — — 
16 Lot £oth, 0.Q., 0.9Q.,0 "0 Gran, 
* Die Faſ, entheile zeigen einige Aehnlichkeit mit der 
Hordeine aus der Gerſte. Der reiche Gehalt an Amy: 
lum begründet die gute Ausbeute an Branntwein, 
$. 115. 

Der Hafer befist unter allen übrigen Getreidearten 
die geringfte fpecifife Dichtigkeit. Der Berliner Scheffel 
Hafer (= 275833. Parifer Kubifzoll) wiegt beim Leich- 
teffen faum 48 und beim ſchwerſten kaum 54 Pfund. 
Seine Ausbeute an Branntwein iſt daher allerdings 
auch kleiner, als bei ben uͤbrigen Getreidearten, wenn nach 
dem Volum gearbeitet wird; ‚aber der Branntwein aus 
dem Hafer iſt von vorzuͤglicher Qualitaͤt, und ſtark per⸗ 
lend, ſelbſt dann, wenn er nicht ſehr reichhaltig an Alko— 
hol iſtz daher auch in einigen Gegenden den anderwei— 
tigen Getreidearten immer Hafer beigeſetzt zu werden 
pflegt, um einen ſtark perlenden Branntwein zu al 
ven, der fo fehr gefucht wird. | 


7ı 


Zweite Abrheilung. 
Don dem Buchweizen. 
$. 116, 

Der Buchweizen (Polygonum), auch Buchwei— 
zen— Knoͤterig genannt, gehört nicht mehr zu den Ce= 
vealien, fondern zu der 7. Klaffe, 3. Ordnung (Tri- 
‚gynia) des Linneifchen Sexualſyſtems. Seinen Namen 
verdanft er der Aehnlichfeit feines Korns mit den Buch: 
efern. Man kennt den Buchweizen in Europa ſchon 


feit 400 Jahren, wohin er durch die Saracenen aus 
Ian rifa gebracht worden * 


— 


"Man unterfcheidet zwei Spielarten des Buchwei— 
— die genleßbar ſind und vorzuͤglich gebauet werden, 
naͤmlich: 


a. Den gemeinen Buchweizen Polygonum 
Fagopyrum) und 


b. den tartariſchen Buchweizen Polygonum 
tataricum ), 


Der Erftere kommt im fandigen Boden recht gut fort, 
überwintert aber. nicht Teiche, Im gemäßigten Afien 
wächft er wild, bei uns wird er häufig gebaut, Der 
Lestere beſaͤet fich felbft und iſt dann viel einträglicher. 
Er wächft in der Tartarei wild, kommt übrigens in 
allen Stuͤcken mit dem Vorigen überein; auch leidet er 
nicht, wie der Erftere, durch Nachtfroͤſte. 


72 
$. 118, 


Wir haben zur Zelt noch Eeine shemifche Zergliede⸗ 
rung vom Buchweizen, ſie iſt alſo noch zu wuͤnſchen; 
ſie wird ganz nach der Anleitung gemacht werden konnen, 
welche ($. 79. — $. 87.) gegeben worden iſt. Im allge: 
meinen läßt fich aber mit Zuverficht fchließen, daß die naͤ⸗ 
bern DBeftandtheile des Buch weizens fich denen der an 
dern Getreidearten ziemlich gleich verhalten werden. 
Dielleicht daß er nur menig oder gar feinen Kleber 
enthält. 


* 


$. 119. 


Der gemeine Buchweizen, in ſeinem nicht ent— 
huͤlſeten Zuſtande, kommt in ſeiner ſpecifiſchen Dichtigkeit 
mit der Gerſte ziemlich überein. Den Berliner Schef: 
fel deffelben fand ich 70 bis 75 Pfund wiegend. "Er läßt 


ſich gefchrotet fehr gut zu Branntwein verarbeiten, - 


und kiefert eine gute Ausbeute, Hundert Pfund deffelben, 
im gemahlnen Zuffande, gaben mir 19 Quart Brannte 
mein von 30 Procent Alkohol nah Richter, Er ver 
dient daher fehr, auf Branntwein benußt zu werden. 


Dritte Abtheilung. 
Von dem Mays. 


$. 120, 


Der Mays oder türfifhe Weizen (Zen Mays), 
auch welfhes Korn genannt, gehört zur 21. Klaffe 
3. Ordnung (Triandria), Er ift urfprünglih in Ame: 


. —*Ñ 8 73 


rika einheimiſch, kommt aber auch im gemäßigten Nor: 
den fehr gut fort; wenn ſchon die Samenkolben deſſel⸗ 
ben weniger groß werden, als in ſuͤdlichen Gegenden. 


$. 121. 


Man unterfcheidet vom Mays zwei ©pielarten, den 
gemeinen großförnigen und den Eleinfdrnigen, 
Der Erftere, von den Jtalienern Sessantino genannt, 
braucht, von der Blüthe an gerechnet, 60 Tage, um reif zu 
werden; der Leßfere, Quarantino genannt, braucht, von 
der Blüthe an, nur 40 Tage zum Reifwerden. Der Lep: 
tere verdient daher in unferm Clima vorzüglich angebauet 
zu werden, weil er in der Regel fihon im September zur 
Reife Fommt, bevor noch Nachtfroͤſte eintreten. 


$ 122, 


Eine genauere Zerglieberung des Mays verdanken 
wir dem Herrn Prof, Burger, zw Klagenfurth ), 
der ihn im friſchen und im getrodnsten Zuffande 
unterfucht hat. | | 

a. In 1000 Theilen der friſchen eben vom Felde ent _ 
nommenen Mayskoͤrner fanden ſich an nähe 
ren Beftandtheilen: 

*) Siehe Burgers Vollſtaͤndige Abhandlung tiber bie 


Kraturgefchichte,. Kultur und —— des Mays. 
Wien, 1809, 


Waoaͤßrige Feuchtigkeit . . 286 
Hüllem-y. 24 sam 0 064 
Keimkörper: iu a 8.2072. 
Scöhleimiuder . 2 2». 080. 
Eiweißflff ©... + . 010 
Starkenehß 6 
Blei ne 
Erdige heile „54... 0.4 .,022 

a a ea 1000. 

b. In 1000 Theilen derfelben Körner, zehn Monate nach, 
der Ernte zergliedert, fanden fich on Beftandtheilen: 
Waͤßrige Feuchtigkeit - . . 130. 
Hülſe.... 6683 
Reimfürpem an. 6686 
Schleimuder . .,.. +. ..098 
Eiwelßftnff Bat. 0 
Stärfemebl nie ar ll 
Febe 668 
Eedig⸗ heile 
1000... ; 
c. In 1000 Theilen Maysförner, bei 80° Reaumur 
ausgetrocknet, fanden ſich an Beſtandtheilen: 
KFen 2 2 2... 09 
HE TEL REN G80 
Schleimudr . . 2... 1M2 
Eiweiß - 2...“ 018 
Stärtemhl 2... 28 
Sieber: a ar 
Erdige, Theile Si. a Da 
1000. 


79 

Wir fehen alfo aus den Reſultaten diefer Unterfu: 
‘chungen, daß der Mays in der Grundmifchung mit 
den Getreidearten ziemlich übereinfommt, wohl abes auch, _ 
daß er durch) den großen Gehalt an Kleber fi vorzüg: | 
lich auszeichnet, 


$. 123. 


Der. Berliner Scheffel Mays, in feinem reifen, 
lufttrocknen Zuftande, wiegt im Durchfchnitt 60 bis 65 
Pfund. Beim Mahlen. erleidet. er ungefähr 1 Pfund 
Verluſt, und giebt 7 bis. 8 Pfund Kleie, Er laͤßt 
fih fehr gut auf Branntmwein verarbeiten, wie fpäter: 
hin gezeigt werden foll; doch geht die Meifshe immer 
leicht in Säure über. 


eo al, 


Es find nicht die reifen Maysförner allein, die 
auf Branntwein benußt werden Fonnen; felbft “auch 
die grünen Stengel, fo wie bie reifen Mays: 
ffengel, enthalten fo nußbare Beftandtheile, daß fie auch 
auf Branntmwein verarbeitet zu werden verdienen, 
Herr Prof. Burger (m a, ©.) fand: | 


a. In 1000 heilen der grünen eben in Bluͤthe ſte⸗ 
henden Maysſtauden: 


Waͤßrige Feuchtigkeit818 
Schleimzuckke. 0606 
Eiweißfloff: ».': +... 2.%: 004 
Snfertheille si.» 02: 121 


b. In 1000 Theilen derſelben geredet Pflanzen: 
ET OHR 334 
| Eiweipfleif ".. 7 su 02 
i Saferthelle" NE 
| De 1000, 
c. In 1000 heilen der reifen Maysftengel, zu der 
Seit, da die Kolben abgenommen waren, fanden fich: 
* Waͤßrige Feuchtigkeit . . 676 
Schleimzucker 2 2 2. 104 
F Eiweißfioff 2 2 22. 008 
Stärkemehl 0.» 0832 
Safertheile RD ne 
f —9 1000. 
d. In 1000 Theilen derſelben Stengel, im voͤllig 
trocknen Zuftande, fanden fich: 
Schleimzucker. . * 320 
‚KEiweißfloff + ..%.%-N1009 
‚rkanebli . yde, 
Faſectheiiiiiee DD 
Man ſiehet daraus, daß auch die Maysftengel, fo: 
wohl zur Branntweinbrennerei, als zum Zehfutter mit 
NMutzen ei werden koͤnnen. 


$. 125, 


Die grünen Maysftengel gaben mir, als 200 
Pfund derfelben, fammt den noch daran fißenden unreifen 
Kolben mit milchigen Körnern, auf Branntwein verarbei- 
tet wurden, ſechs Berliner Quart Branntmwein, der 
nach der Trallefhben Skale 614 (= 45 Richter) 


an Alkohol enthielt; und ſich durch einen fehr veinen 
Geruch und Geſchmack auszeichnete, —3* 


Vierte Abtheilung. 
Von den Huͤlſenfruͤchten. 


$. 126. 


Zu den Huͤlſenfruͤchten rechne ich alle diejenigen, 
welche in bie 17. Klaffe 4. Ordnung (Decandria) des 
Linnẽiſchen Serualfyftems gehören. Hier fommen davon 
in befondere Betrachtung die, welche als Materialien zum 
Branntwein gebraucht werden Eünnen: 1) die Schnei— 
de: oder Brechbohnen; 2) die Erbſen; 3) die 
ginfen; 4 die Widenarten. Sie find fümmtlich 
brauchbar, um mit Nußen Branntwein daraus zu pros 
duciren, wenn fie in Menge zu haben find, und nicht .bef: 
fer benutzt werden Eonnen. Sie kommen in Hinficht der 
Grundmifhung, auch mit den Getreidearten ziemlich 
überein, und koͤnnen ganz nach denfelben Grundſaͤtzen, wie 
jene, zergliedert werden. 


A. Bon den Bohnen. 


127% 


Die Bohne (Phaseolus) macht eine der vorzüg- 
lichften Hülfenfrüchte aus, die Menfchen und Hausthieren 
zur Nahrung dient, und auch zur Branntweinbren: 
\nerei mit Nußen angewendet werden kann. Man un: 
terfcheidet davon befonders folgende Spielarten: | 


78 


— 


lus nanus), 


2 


> 198, 


Eine chemifche Zergliederung der gemeinen ober 
Schminfbohne (Phaseolus vulgaris) oder der foge- 
nannten Schwerdtbohne hat Einhof ) geliefert, Er 
fand in 16 Loth der genannten Bohnen, 4 Loth Feuchtig⸗ 


Die Schneidebohne (Phaseolus vulgaris), 
Die Brechbohne oder —— (Phaseo- | 


Die Schminfbohne (Phaseolus caracala), 
d. Die türfifche Bohne (Phaseolus multiflorus), 
‚Die fammtlih in Gärten und auf dem Felde ge 
zogen werden, und zu den beften Nahrungsmitteln gehören. 


9— A 


keit, die fie beim Austrodnen verloren; und: in 16 Loth 


der trodnen Bohnen fanden fih am näheren Beftand- 
theilen: 


Staͤrkemehl. 
Acee 


% 


[7 


58th, 3Q,., 0 San: 


Ein Gemenge von. Kleber, Stärke 


und Fafern , » » 


Extraktivſtoff 2.» » 


Eiweißflff - + +. 
Shlim . as“ 
Hülfen : 07. 
Phosphorfaure Erden . 
Beruf 2 


*) Etnhof, chem. Unterſuchung der vorzuͤglichſten Huͤl⸗ 
ſenfruͤchte. In Hermbſtaͤdt's Archiv der Agrikultur⸗ 


4 


PR, N 
.⸗— 3 —-23— 
.⸗— 2—11l— 
.⸗— :—- D2— 
.⸗— 3 — 24 — 
.1 — :—- 48 — 
‚1 — 2— :— 
.4 23—-: — 
16 Loth, 


chemie, 3. Band, 1. Heft, S. 2 ꝛc. 


* 


B. Bon den Erbfen. 


$. 129, 


Die Erbfe (Pisum), eine als Nahrungsmittel über: 
aus gefehäßte Hülfenfrucht, iſt nicht weniger wichtig 
für die Branntweinbrennerei. Man unterfcheider 
; von den Erbfen verfchiedene Spielarten, dahin gehören: 


a. Die gemeine Saaterbſe (Pisum sativum), 
b, Die große hollaͤndiſche Zuckererbſe (Pisum lepto- 
lobum). 
© Die Buͤſchelerbſe (Pisum umbellatum). 
Die Krup- oder Zwergerbſe (Pisum humile caule 
- firmo), | 
e. Die Oartenerbfe (Pisum hortense), 
Alle diefe Spielarten Eommen in der Grundmifchung 


ziemlich überein und differiren nur im quantitativen Ver— 
haͤltniß ihrer Beſtandtheile. 


$. 130. 


Eine chemifche Zergliederung der gewöhnlichen gelben. 
Gartenerbſe, die auf dem Felde in lehmigem Sandbo— 
den gezogen worden war, hat Einhof ) geliefert. Er 
fand in fechzehn Loth reifer Erbfen folgende nähere 
Beffandtheile: | 


*) Einhof chem. Unterſuchung der, vorzüglichiten Huͤl— 
ſenfruͤchte. In Hermbfiädts Archiv der Agrikultur⸗ 
chemie. 3. B. 1.9. S. 2 ꝛc. 


{ 
30 


Feuchtigkeit » .» » 2 Loth, 1Q., 0 Gran. 
Stärfemdl . »..5—- 1—- 5 — 
Kleber 0 1416 — 
Schleimzucke⸗— 1- 1 — 
Gummi 1—8— — 9 — 
Eiweißſtofff —— 1— 6 — 
Huͤlſenthele.. 3 — 2 2:2 —_ 
Phosphorſaure Erden 0 

Verluſtt eo 3 — 49 — 

16 Loth. 


Aus jenen Beſtandtheilen geht die Hr der 
Erbfen mit den ©etreibearten hervor, f 


C. Bon den Linfen. 


%. 104 


Die Linfen (Ervum? Cicer?) gehören zu den al - 
fernährendften Hülfenfrüchten für Menfchen und Thiere. 
Sie kommen in der Srundmifchung mit den Getreidear⸗ 
ten ziemlich uͤberein, und koͤnnen auch mit Nutzen ange— 
wendet werden, um Branntwein daraus zu produciren. 
Man unterſcheidet davon zwei Spielarten; 


a. Die gemeine Linſe oder Linſen-Kicher. (Er- 
vum lens. Cicer lens), 


/ 
b. Die gemeine Kicher, (Cicer arietinum), 


Beide unterſcheiden ſich nur im aͤußern Habitus, weniger 
in der Grundmiſchung. Als Material zur Branntwein⸗ 
brennerei koͤnnen beide mit — gebraucht werden. 

$. 132. 


81 
$. 132. ; NL 


Die Kichern find zur Zeit noch nicht zergliedere 
‚worden; über Die gemeine Linfe haben wir hingegen: 
eine Fehr Aründliche Zerlegung von Einhof (a. ©. 65 
a: O). Die von bdemfelben unterfuchten Linfen waren 
von der Eleinen Art, auf, lebmigem Sandboden ge= 
wachfen In feshjehn Loth derfelben fanden ſich an 
Deftandtheilen: 9 

Staͤrkemehl id Loth, 1 S,; 0 Gran. 

Kleber. sn dB — 

Huͤlſen .. den — —— —— 

Eweifflff : : a v2 ee 2 — 54 — 

Ertraftivfoff - ». 2 2 — 2: — 

eis a aeg 
Phosphorſaure Erde .;, 2 — :— 2 — 
u see rn Mo 
16 %oth 0Q., 0 ©ran. 
In den Hülfen der Linfen findet fih auch ein grü- 
nes durch Alkohol ertrahirbares Del nebft Gerbeſtoff. 


D. Don den Ridenarten, 
| A ga 208, 

Die Wide (Vicia) gehört gleichfalls zur 17. Klaffe 
4. Ordnung (Decendria) des Linneifhen Gerual- 
ſyſtems. Man fennt davon drei. verſchiedene Gpielarten, 

— 0%‘ | | 
a. Die zweijaͤhrige Wicke (Vica biennis), die in 
Sibirien einheimiſch iſt, und deren Anbau von 
Landwirthen ſehr empfohlen wird, weil ſie ſelbſt 
Hermbſt. Branntweinb. I. Thl. ar | 


82 
den Winter hindurch dem —— ein gruͤnes Fut⸗ 
ter darbietet. | 
’ b. Die europäifhe Futterwicke Vica RR 
wovon man mehrere Spielarten, mit ſchwanen und 
weißen Samenkoͤrnern, hat. | 
c. Die Saumide oder Saubohne (Vica’ Faba), 
jr wovon zwei Gpielarten befannt find, die große 
| und die —— oder — Pferdebohne. 


— 


Eine Bei (der. großen: Sauboßne au 
Großbohne und Puffbohne genannt) verdanken wir 
Einhof (a. ©. 64, a. D,) Seiner Unterfuchung zus 
folge gaben 16 Loth diefer Bohnen, im völlig * Zu⸗ 
ſtande, an naͤhern Beſtandtheilen: 


Feuchtigkeit . 0... 2 805,2Q., 0O Gran. 
Stärfmdl., ...9 -— 1 2 — 


ee Re 
Hantfubltang va. at geld 
Stärfeartige Fafer . — 3—- 1 — 
Bummi. a 2 —- 97 — 


 Ertraftivfioff  . art, — 2— 1 — 
Fiweißfloff 2... ..* — 0o — 31 — 
Phosphorſaure Erden. — 0 — 373 — 
Derhuft, a a ne BE 


} 16 Sorh, 09, 0 Gran. 
Bon den beider andern Spielarten der Widen haben 
wir zur Zeit noch Feine Zergliederung; es ift aber zu er 
warten, daß fie ähnliche Reſultate darbieten wird, 


> 2.52 me 
| 


53 
% 135 


Die Aehnlichkeit der Saubohne in der Grund— 
mifchung mit. den. Cerealien. zeigt. hinreichend ihre Qua— 
lififation zur Benußung auf: Branntwein;.' fie verdient 
daher an den Orten, wo fie Häufig gebauet wird, fo wohl 
die große als die Fleine, zu dem Behuf in Anwendung 
gefeßt zu werden; und eben fo läßt fih erwarten, daß 
auch die beiden: andern Spielarten der Wicken mit gleich 
gutem Erfolge dazu benußt werden koͤnnen. 


Fuͤnfte Abrheilung. 
Don den Kartoffeln 


S. 136. 


Die Kartoffeln, auch Ertoffeln genannt, ge 
Hören in unfern Zeiten zu den vorzüglichften Materialien 
für die Branntweinbrennerei; nicht nur in Kücficht der 
Ausbeute, fondern auch in Nüdficht der Güte des daraus 
gezogenen Branntweins, N 


Anmerkung, Das wahre Vaterland der Kartoffel (So- 
lanum tuberosum) war bisher noch nicht genau befannt, 
Man Ternte fie zuerfi bei der Entdedung von Amerifa 

kennen, wo man folche überall angebauet, nirgend aber 
wildwachfend fand, Das Gegentheil ift jedoch vor Fur- 
zem bewiefen worden, durch eine Thatfache, deren in 
den Transactions of the Linean Society Vol, XII. Pag. 
585 gedacht wird. Don Joſeph Pavon zu Madrid, 
Verfaſſer der Flora Peruviana, verfichert nämlich in ei- 
nem Briefe an Heren Lambert, daß er und feine 
— Ruiz und Dombey, die Kartoffeln 


52 


84 
(Solanum tuberosum) ‚in den Gegenden von Lima 
und 14 Meilen von der Küfte don Peru, fo wie in 
Chilt wild wachfend angetroffen haben, daß diefe Knol« 
len in jenen Gegenden von den Indianern auch hält: 
fig gebauet und von ihnen Papas genannt werden). 
Sm Jahr 1590 wurde die Karteffelpflange zuerft durch 
Kaſpar Bauhin beſchrieben, und im Jahr 1623 

brachte Walter Raleigh die erſten Kartoffeln aus 
Virginien nah Irland, von wo aus fie ſich alls 
maͤhlig uͤber ganz Europa verbreiteten. Im Jahr 
1699 bauete der Botaniker Elsholz ſie als eine merk— 
wuͤrdige ſeltene Pflanze in dem Churfuͤrſtlichen Garten 
zu Berlin; aber erſt um die Mitte des achtzehnten 
Jahrhunderts wurde der Anbau von ſelbiger allgemein. 


§. 137, 

Man kennt jeßt von den Kartoffeln fehr vielerlei 
©pielarten; ob es wirklich fpecififch verfchiedene Arten 
oiebt, verdient noch erft genauer unterfucht zu werben. 
Man hat in Frankreich bereits an 200 verfchiedene Spiel- 
arten der Kartoffeln entdeckt; ich felbft baue mehrere da= 
von. Alle fommen darin in der Grundmifchung überein, 
daß fie viel Stärfemehl und Schleim enthalten; 
eigentliche Kolla findet fich nicht darin gegenwärtig, be= 
fo mehr aber Eiweißftoff, nebft Pflanzgenfafer und 
vieler Waͤßrigkeit. Eine ausführliche, mit illuminirten 
Abbildungen verfehene, Befchreibung der jeßt befannten 
verfchiedenen Arten und Darietäten der Kartoffeln finder 
man in unten angeführter Schrift. 


Dr. C. W. F. Putſche (Prediger zu m—— 
Verſuch einer Monographie der Kartoffeln, oder 


*) Philosophical Magäzine, December 1819. Pag. 65, :c, 


85 


ausführliche Beſchreibung der Kartoffeln, mach ihrer 
Geſchichte, Kubifftärfe, Kultur und Anwendung in 
Deutſchland. Jens und W eimar 1819. 


RB —— 
Das Kraftmehl oder die Staͤrke ſcheint vor— 
zuͤglich denjenigen Theil in den Kartoffeln auszumachen, 
vermoͤge deſſen ſie vermoͤgend ſind, Branntwein zu 
produciren; daher auch diejenigen, welche am reichſten mit 
Staͤrke verſehen find, den meiſten Branntwein zu liefern 
im Stande ſind. Doch lehrt die Erfahrung, daß ſelbſt 
der Faferftoff, welcher nach der Scheidung des Staͤr— 
kemehls zuruͤck bleibt, noch vermoͤgend iſt, Branntwein 
zu produciren, wenn er der Gaͤhrung unterworfen wird. 
| 
Um fi ‚von den Beftandtheilen und deren quantitati: 
ven Verhältniffen in den Kartoffeln einen Begriff zu mas 
hen, koͤnnen diefelben auf eine ähnliche Weife zergliedert 
werden, wie folches bei den Getreidearten gelehrt wor: 
den ifte Man fehneidet eine abgewogene Portion in dünne _ 
Scheiben und läßt diefe an der warmen Luft austrofnen; 
der trockne Ruͤckſtand zeigt die Menge der MWäßrigkeit, die 
in einem gegebenen Gewichte Kartoffeln enthalten ifl. Dan 
reibt nun eine andere abgewogene Portion der Kartoffeln 
im feifchen Zuftande auf einem Reibeeifen, bindet den 
Brei in Leinwand, und Fnetet ihn fo lange unter Waſ— 
fer, bis ſich nichts mehlartiges mehr auswaͤſcht. Das 
Mehl, das ſich im Waſſer abſetzt, wird nun zu wieder— 
holten Malen mit Waſſer ausgeſuͤßt, und dann getrocknet. 
Sein Gewicht im trocknen Zuſtande zeigt ſeinen Gehalt 
in den Kartoffeln an; die beim Auswaſchen gewonnene 


66 


Fluͤſſigkeit enthaͤt Säure, Schleim und farbige 
Theile. In der Leinwand bleiben die Fafern zuruͤck. 
$. 140. 

Einhof*), der mehrere Varietäten Kartoffeln nach 
diefer Art zergliedert hat, hat gezeigt, daß der. Gehalt 
an Stärfemehl in ihnen fehr differirt, und eben fo 
auch der Gehalt an Wäßrigfeit. Folgendes find die 
Reſultate ſeiner Unterſuchung: 

a. In 32 Loth weißer Kartoffeln mit rothen Schalen 
fanden fich: 

Stärkemehl . .» + . Loth, 3Q. 13 Gran. 

Ewefof. :...:—- 1-17 — 

Shleim . 2... 1 1-12 — 

Safertheile . 2.72.11 0 — 

Waffertbele ....23 — 0-8 — 

' 32 Loth, OQ. 0 Gran. 
b. In 32 Loth großer rother Viehkartoffeln: Sn 
Stärfemehl . ... . 40Loth, OD. 30 Gran. 
Safertheile und Schleim 1 — 3— 40 — 
Ewäßlf ....0- 0-5 — 
Waffertheiler. , 24 2— 59 — 

* 32Loth, OQ. 0 Gran. 
In 32 Loth englifcher Meerfartoffeln : | 
Stärfemehl : .20oth, IQ, 40 Gran. 
Saferthbele 2 2... 2 — ar. 20 — 
Eiweißſtoff und Schleim 0 — 0— 66 — 
Waflertheile .. 2.28 — 3— 5A — 
32 Loth, ON. 0 Gran. 


*) Hermbfläbrs Archiv der Heisse — ꝛe. 2. B. 
©. 3. 


De 
ce Sn 32 Loth Zuckerkartoffeln: 

Stärkemehl u. 4. ARoth; 30,20 ran, 

Safertheile : «U. 2m de Be 

Eimweißftoff und Schleim 0 — 0— 54 — 

we 2.214 — 1-1 — 

BERN, Em 
Man * daher niemals einen großen Irrthum be 
gehen, wenn man bei den Varietaͤten der Kartoffeln im 
mittlern Durchſchnitt das Verhaͤltniß der trocknen Sub— 
ſtanz zur Waͤßrigkeit zu 20: 75 ſetzt. 

$. 141, 

Die Kartoffeln gehören zu den vorzüglichften Mate: 
rialien für die Branntweinbrennerei; fie geben eine reiche 
Ausbeute an Branntwein, und ein gutes Produft. Man 
kann als Marimum wenigftens auf 8 Berliner Quart für 
den Berliner Scheffel zu 100 Pfund, und als Minimum 
nicht unter 5 Quart rechnen, von 32 Procent Alkohol nach 
Richter. Die Schlampe, welche auf der Blaſe zuruͤck⸗ 
bleibe, iſt eine gute Nahrung für das Vieh, 


Sechſte Abtheilung. 
Bon den Erdaͤpfeln. 
| g. 122. 

Der Erda pfel (Helianthus tuberosus), auch To pi⸗ 
nambur und Untererdartifchocde genannt, welcher mit 
derErdbirne (Lathyrus tuberosus) nicht verwechfelt werden 
darf, iſt urfprünglich in Brafilien einheimifch. Die Enollige 
Wurzel, welche fich im gekochten Zuffande durch. einen füß: 
lichen Geſchmack auszeichnet, wird häufig von gemeinen 
Leuten genoffen, auh als Viehfutter verwendet. Sie 


\ 


88 


werden, gleich den Kartoffeln, durch Auslegen der Knollen, 
in Iehmig fandigem Boden fortgepflanzt.; 


| 5. 143, 
Eine chemifche Zergliederung der Erbäpfel Hat 


Körte*) vor Furzem) geliefert, wonach fie an Beſtand— 


£heilen enthalten, in hundert Gewichtstheilen: 
Wiſſe 2 a 
Eh ec tra ER 
Harztheilee446 
Gummi und Zuder . 15,11 
Safertbeile +» 7. , 461 
| —40000 
Vermoͤge dieſer Beſtandtheile verdienen ſie daher hier 
als Material zum Brennen genannt, und zu dem Be⸗ 
huf haͤufiger angebauet zu werden. Der daraus gewonnene 
Branntwein iſt ſehr rein und gut, und man erhaͤlt fuͤr 
den Berliner Scheffel jener knolligen Wurzeln wenigſtens 
vier Berliner Quart Branntwein von 30 bis 32 Procent 
nah Richter, Diefes und der Umftand, daß jenes Ger 
wächs im fchlechten Boden gut fortfommt; daß folches 
einen außerordentlich reichen Ertrag von Knollen liefert; 
daß es nicht Teicht vom Froſt leidet und als ein perenniren- 
des Gewaͤchs angefehen werden Fann; endlich, daß die ge= 
frodneten Stengel, die fehr hoch und di werben, als 


Drennmaterial benußt werden koͤnnen, macht .den 


bäufigern Anbau fehr wuͤnſchenswerth. 


*) Körte. Analyſe der Topinambur, In Thaer's Mi- 
gelinifcher Annalen der Landwirthſchaft. 7. Bd. 2. St. 
1821, ©, 597 ꝛe. 


89 
Siebente Abtheilung. 
| Vonden Beetenarten. 


F. 144, 

Mit dem Namen Beete, auch Mangold, bezeich- 
net man mehrere Pflanzen, die doch ſaͤmmtlich blos Spiel: 
arten auszumachen ſcheinen. ‚Die Wurzeln derſelben find 
in der Form rübenartig, mehr oder weniger zuckerhaltig, 
und eignen fich. daher auch zur Produktion des Brannt= 
weins aus denfelben, Wir unterfcheiden davon befonders: 

a. Den gemeinen Mangold (Beta vulgaris), eine 
zweijährige Pflanze, welche urfprünglih an dem 
Meeresufer im füdlichen Europa wild wächft. 

b. Die fogenannte rothe Kübe (Beta rubra), die 
fich durch ihre rothe Farbe auszeichnet, 

c. Die Runfelrübe (Beta cicla altissima), welche 
die größte und zuderhaltigfte iſt, und bald weiß, 
bald gelb, bald mit rother Schale und mei: 
ßem Fleiſche, bald mit. weißem roth gefpren: 
feltem $leifche vorkommt. 

Alle Bi Pflanzen find zweijaͤhrig und ſchr zucker⸗ 
reich ). 
$. 145. 

Die Beetenarten fommen in der Grundmifchung 
fo ziemlich überein, fie unterfcheiden fich aber im quan: 
titativen Berhältniß der Beftandtheile, auch nach der Art des 

*) Eine genauere Befchreibung der Nunfelrüben und 

ihrer Kultur findet fich in meiner Anleitung zur Fa— 


brifation des Zuders aus Runfelrüben, =, 
Aufl, Berlin in der Realfchule, 1814, 


90 
Düngers, womit fie Fultivirt worden find. Wenn man 
die Beetenarten £rodnet, fo entweichen im. Durchfchnitt 
80 Procent Waſſertheile, und es bleiben 20 Theile trockne 
Subſtanz zuruͤck. Dieſe 20 —— trockner Ruͤckſtand 
enthalten ungefaͤhr: 
Kriſtalliſirbaren Zucke... hi Seile, 
Schleimzucker Kern den 
Eiweißfof a 4% 20 ne et le 
Gummiartigen Schleim . . . . Ak, 
Aesenden Stoff und phosphorfaure Sale 5 — 
Safertheile U SINN. REIT 
18 Theile. 
Doch weichen dieſe Theile nach den Barietaͤten im 
quantitativen Verhaͤltniß ſehr von einander ab. 


$. 146, 


Jenes reichen Zuderhaltes ungeachtet geben die 
Runfelrüben doch weniger Ausbeute on Brannt- 
wein ald Kartoffeln. Mir ift es wenigſtens nie ge= 
lungen, mehr als 5 Berliner Quart von 100 Pfunden 
zu erhalten; dagegen eine gleiche Portion Kartoffeln 
:8 Quart Branntwein liefert. Der Branntwein von 
den Kunfelrüben ſchmeckt aber fehr ſuͤß. Wird er 
durch eine Reinigung von feinem Geruch befreiet, fo nimmt 
er mit der Zeit einen dem Rum ähnlichen Geruch und 
Geſchmack an, welches feine Fabrikation wichtig macht. 


gi 
Achte Abtheilung. 


Von den Rübenartem 


. 147. 


Mit dem Namen Rübenarten bezeichne ich hier nicht 
nur die verfihiedenen Spielarten vom Rübenfohl (Bras- 
sica), fondern auch die fogenannten Moorrüben (Dau- 
cus). Sie find fämmtlich geeignet, mit VortheilBrannt- 
wein daraus zu produciren, der aber immer einen jenen 
KRübenarten eigenthuͤmlichen NMebengeruch und Gefchmad 
befißt, welcher beiden Ruͤbenkohlarten von einem; eige: 
nen Riechwaffer, bei den Moorrüben von einem ei— 
genen Atherifchen Dele abhängig ift, und auch nicht 
leicht ganz hinweg genommen werden Fann. 

A. Bon den Kohlruͤben. 
$, 148... 

Don den Kohlrübenarten gehören hieher be— 

fonders: N » 
a. Die gemeine Wafferrübe (Brassica Rapa), 
auch Rübenfohl und Turnipg genannt. 
b. Die Kohlrübe oder Unter£ohlrabi (Brassica 
+ napobrassica), | — 
c. Die gelbe ſchwediſche Ruͤbe, auch Rota 
—Bagga genannt. | 
- Die fogenannten Teltower Rüben und bie 


Maͤrkiſchen Rüben find mit den Erftern völlig über: 
einſtimmend; ihre Kleinheit verdanken fie allein dem lok⸗ 


. AR 
kern fandigen Boden, worin fie gebaut werben; im fetten 
dichten Boden werden fie dagegen fehr groß. 


(. 19. 


Zwar haben mir zur Zeit noch Feine genauere chemi- 
ſche Zergliederung aller jener Rübenarten; wir wiſſen aber 
ungefähr, daß Hundert Theile derſelben, wenn fie voll— 
kommen ausgetrodinet werden, nicht Aber zwanzig Procent 
trockne Subſtanz zurüdlaffen; auch daß fie in Rüdficht 
der näheren Beftandtheile, in qualitativer Hinſicht, mit 
ben Runfelrüben ($. 144) ziemlich uͤbereinkommen; fie 
enthalten indeffen weniger Zucker und Schleimzucker, 
Dagegen aber einen eigenen riechbaren ©to ff, der mit 
in den DBranntwein uͤbergehet, und nicht leicht zerſtoͤrt 
werden Eann. | 

Die Wafferrübe (Brassica Rapa) ift von mir 
zergliedert worden, und bat an Beſtandtheilen geliefert, 
in hundert Theilenz | 


SOTTErtBeiie u, 7 ea aa Fe 

Schleimzucker mit Glyzirhicin . 8, 

Gummiartiger Schleim „ x + 29 
Eimeißflaff ; vr 2 we... 2 
Salzige Materie 1er“, 2.10 
Pflanzenfafern mit Amylum . 7,2 
Flüchtiger riechbarer Stoff . » 08. 

| 4100,00, 


Hundert Theile der Kohlruͤben (Brassica oleracea 
Napobrassica) haben mir geliefert; | 


93 


MWafferthele sn 0 0 00. 78 
Schleimzucker mit Glyzirhicin — 
Gummiartiger Schleimn3350 
Eiweißſtoff.. .,2.:0,50 
Salzige Materie 2 2 2.0). 0,50 
Pflanzenfafern. mit Amylum 6,0 
Fluͤchtig riechender Stoff «+ .. 0,50 
100, 00 
Hundert Theile der ſchwediſchen Rüben Haben 
an Beftandtheilen geliefert: 
Waffertbeile. 2 480 
Schleimzuder mit Glyzirhicin 9 
Ceiälleh. is. sn oe 2 
Gummiartiger Schleim . 2. 3 
Salzige Materie — DE 0,5 
Pflanzenfafern mit Amylum 93 
Riechende flühtige Subſtanz . 0,2 
100,00 


$. 150, 


Dei alledem geben jerie Rübenarten, wenn fie eben fo 
wie die Kartoffeln verarbeitet werden, eine ziemliche reiche - 
Ausbeute an Branntwein, fo daß, falls Mangel an an 
dern Materialien eintreten follte, man den daraus gezoges 
nen Branntwein, als Bedarf in den Künften, zu Lad: 
firniffen ꝛc. gebrauchen Fann, und fie alſo mit fehr 
vielem Vortheil auf  Branntwein verarbeitet werden 
koͤnnen. 


94 
B. Bon den —— 


. 161. 


Die Moorruͤbe (Daucus Carotta) gehoͤrt zu den 
Doldengewaͤchſen. Sie waͤchſt wild in den Waͤl— 
dern, wird aber gewoͤhnlich kultivirt. Sie zeichnet ſich 
durch eine gelbe Farbe und einen angenehmen ſuͤßen Ge— 
ſchmack aus. Sie iſt reich mit Schleimzucker und 
Schleim beladenz fie enthält außerdem aber auch ein 
eigenes Del von Atherifcher Befchaffenheit, dem fie den 
eigenthümlichen Geruch verdankt, welcher auch mit in den | 
Branntwein ah | 


$. 132, 


Die Moorrüben laffen, wenn fie. ausgetrodnet 
werden, von 100 Theilen nur 18 Theile übrig; folglich 
befrägt die Maffe der Wäffrigkeit darin 82 Theile. Eine 
genauere Zergliederung derfelben hat, wie in hundert Thei— 

Ien derfelben, folgende Deftandtheile dargeftellt: 
Perdunftbare Waffertheile . . 80 
Nicht Eriftallifirbarer Schleimzuder 
mit Olmirbhiin . 2. 6,830 
Gummiartiger Schleim . . . 175 
Sa DIE E 01 1 ELBA FL 140 
Serinnbares ätherifches Del . 0,32 
Manna ähnliche Gubftann . . 1,50 
Pflanzenfafern » 2 2. 0... 9,00 
100,00 

Sn Schweden bat man fie ſchon früher auf 4 

Branntwein benußt. 3 


95 
$. 183. 


Hundert Pfund Moorrüben haben mir 4 Berliz 
ner Quart Branntwein von 32 Pfund Alkoholgehalt 
geliefert: dieſes iſt freilich im Ganzen wenig, aber doch 
immer binreichend, um fie da, wo es an andern Mate: 
rialien mangelt, mit Nutzen auf Branntwein verarbeiten 
zu Fönnen, ‘Der daraus gezogene Branntwein zeichnet 
fih durch einen angenehmen füßen Geſchmack aus, und. 
laßt, wenn er von dem wenigen inhärirenden Del befreiet 
worden iſt, nichts zu wünfchen uͤbrig. Schon hat der 
Engländer Herr Sfene Keith ), die Moorrüben, 
die Beeter oder Mangold und auch die. Paſtinak— 
wurzeln zur Benugung auf Branntwein vorgefchlas 
gen, und gezeigt, daß von dem Ertrage derfelben, von ei: 
ner geringen Flache Landes, im Durchfchnitt dreimal fo 
viel Branntmwein gezogen werden kann, als aus dem 
Getreide, das man davon erntet. 


Neunte Abrheilung. 
Von dem Juder und dem Schleimzguder als 
Materialien zum Branntwein. 
die a a 


Zuder und Schleimzucker ie ſich da: 
durch von einander, daß der erſtere kriſtalliſirbar, 
der letztere aber nicht kriſtalliſirbar iſt. Der ge— 


Skene Keith in The Farmers Magazine etc, Vol. IV. 
pag. 22 etc. 


96 

woöhnliche braune, nicht mehr Eeiffallifirbare, Syrup, fo 

wie ſelbiger in den Zuckerraffinerien abfaͤllt, iſt ein (oteher 
Palin der 


. 155. 


_ Du : Zuder iſt durchaus ein ſehr geſchicktes Mate: 
rial, um Öranntmwein daraus zu produciren, wenn fül- 
eher, gleich den Übrigen. dazu qualificirten Materialien, im 
‚mit Waffer gelöften Zuſtande, der Fermentation unterwor: 
fen und Ölen deftillire wird. 


S. 156. | 
Der Zuder mag aus dem indifchen Zuderrohre, 


ober aus dem Safte der Abornbäume, oder aus 


Nunfelrüben angefertigt worden feyn, dieſes iſt voͤllig 
gleichguͤltig, ſobald nur alle drei Zuckerſorten von glei⸗ 
chem Grade der Reinheit dargeſtellt worden ſind; es 
kommt nur darauf an, ob man ihn wohlfeil genug haben 
kann, um mit Vortheil Branntwein daraus zu ziehen. 


— 


| In Oſt-⸗ und Weſtindien wendet man den friſch⸗ 
gepreßten Saft aus dem Zuckerrohre an, um durch die 
Fermentation einen Rohrwein, und aus dieſem durch 


die Deſtillation Rum zu brennen. Eine ſchlechtere Art 


dieſes Getraͤnkes wird aus ber Melaſſe verfertigt, d. i. 
dem nicht mehr kriſtalliſirten Syrup, der nach der Aus: 


ſcheidung des koͤrnigen Zuders übrig bleibt. In Eus 


ropa wendet man die Abgänge, welche in den Zuder- 


raffinerien übrig bleiben, zu gleichem Behuf an, als: das 
Form: 


97 
Sormbadmaffer, worin die Zuderformen gereinigt 
werden; wie auch das füße Waffer, welches beim Reini: 
gen der Keffel, der Geihetücher ꝛc., übrig: bleibt. 


3:90, 


Der Zuder liefert immer einen fehr guten rein: 
fehmedenden Branntwein, weil er keine riechbare blige 
Beimengungen enthalt, die ihm, wie aus den andern Ma- 
terialien, einen mehr oder weniger widrigen fremdartigen 
Beigeſchmack ertheilen. fünnen: doch darf der Zuder- 
bDranntmwein mit dem eigentlichen Rum Die ——— 
ſelt werden. 


Zehnte Abtheilung. 
Von dem Honig, als Material zum 
Branntwein. 


$. 159, 


| Der Honig ift weder wahrer Zuder noch 
Schleimzucker, fondern ein Mittelding zwifchen beiden, 


alfo eine ‚zuderartige Subſtanz eigner Art, Der Honig 
Bat aber, außer feiner Suͤßigkeit, auch das mit dem Zucker 
gemein, daß er im mit Waſſer geloͤſten Zuſtande leicht 
fermentirt, und dann ein weinartiges Getraͤnk (den 


Meth) darſtellt, aus dem durch die Deſtillation ein we 


guter Branntwein gezogen werden Fann, 


6. 160. 


So wie aber nicht aller Honig ſich glei ift, fo wie 
; Hermbſt. Branntweinb. I, Thl. G 


98 

derfelbe, nach ‚der Art der Pflanzenblumen, aus deren 
Mektarien ihn die Bienen zufammengetragen haben, bald 
weiß, bald gelb, bald: braun, bald von einem ange 
nehmen balfamifchen Geruch und Geſchmack, bald von ei— 
nem weniger angenehmen Geruch und Gefchmad ift, ſo 
“ findet denn auch unter dem Branntwein, der daraus ges 
wonnen worden ift, ein bedeutender Unterfchied Statt. 


— dal, | 

‚Aber auch der befte Honig giebt doch immer einen: 
Branntwein,; der den eigenthümlichen Geruch und Ges 
ſchmack des Honigs beſitzt. Wird aber der Geruch und 
Geſchmack durch eine zweckmaͤßige Reinigung zerſtoͤrt, dann 
iſt der Branntwein daraus ſo rein, daß er dem aus dem 
Zucker voͤllig gleich geſetzt werden kann. 


Eilfte a | 
Don den füßen Obſt— und: Beerenfruͤchten. 


$. 162. E 
Alle füge Obft: und Beerenfrüchte, nachdem folche 
zerquetſcht und der Saft davon ausgepreffet worden ifl, 
find leicht fermentirbar, und geben durch die Fermentation 
ein mehr oder weniger angenehmes meinarfiges Fluidum, 
aus dem. durch die Deftillation ein allerdings’ angee 
Branntwein gezogen werden kann. 


$. 163. 
Als ſpecielle Gegenſtaͤnde ſolcher Art, zaͤhle ich hierher: 


99 


a. Die Weinbeeren oder auch die noch mit Saft 
durchdrungenen Trefter, die nach dem Auspreffen 
des Moftes übrig bleiben, 

b. Alle Arten füßer Aepfel. 

c. Alle Arten füßer Birnen. 

d. Alle Arten Pflaumen, 

e. Die rothen und die gelben Himbeeren. 

f. Die Erdbeeren, 

g . Die Heide: oder Blaubeeren. 

h. Die Miſpeln. 

i. Die Eberefchenbeeren. 

k. Die ſchwarzen und weißen Maulbeeren, 
1. Die füßen und die Vogel-Kirſchen; 

fo wie alle übrige ſuͤßlicht ſchleimige Obſte und Bee: 

venfrüchte ohne Unterfchied, deren einzelne Erörterung 

hier zu weitläufig feyn würde, 


G. 7164, 


Sollen dergleichen Materialien auf Branntwein ver: 
arbeitet werden, fo werden fie mit einer Walze, oder auch 
durch das Treten mit hölzernen Schuhen, zerquetſcht, dann 
der Saft ausdepreſſet, und derſelbe nun, ohne Zuſatz eineb 
Fermentes, fi ch ſelbſt uͤberlaſſen, da ſelbiger dann, durch 
ſein eigenes Ferment, ſehr bald in Gaͤhrung kommt und 
zur weinartigen Fluͤſſigkeit uͤbergehet, aus der nun durch 
| die Deftillation der Branntwein gezogen werden Eann, 

‚9468, 
Da indeffen beim erften Auspreffen keinesweges alle 
Gafttheile vollkommen ausgefchleden werden, fondern mit 
2 


100 

den Hülfen noch eine bedeutende Maſſe gahrungsfähiger 
Subftanz verbunden: bleibt; fo ift e8 gut, um diefe nicht zu 
verlieren, den Ruͤckſtand nochmals mit Waffer anzurüh- 
ren, dann zum zweitenmale zu preffen, und ihn der Fer: 
mentation für fich, oder auch in der Dergenne mit 
dem Erſtern, zu unterwerfen. 


$. 166. 


Wenn gleich man aus dem reinen gepreßten Safte 
jener Materialien einen reinern und beffern Branntwein 
gewinnt, als aus den "blos zerquetfchten, fo iſt es doc 
nicht abfolut nothivendig, den Saft vorher auszupreffen; 
e8 ift vielmehr hinreichend, blos die zerquetfchte und mit 
Waſſer verdünnte Maffe in Fermentation gehen zu laſ⸗ 
ſen, und ſie dann zu luttern und den Lutter hierauf zu 
weinen. 


$.,, 167. 


| Am wenigften ift das ‚Auspreffen bei denjenigen 
Früchten nothwendig, welche: ſehr faftreich find,. und we— 
nige fefte Sleifchtheile befißen, „wie die. meiften Beeren- 
früchte;- dieſe dürfen blos zerquetſcht, in Fermenration 
gefegt und dann deftillirt werden, und-man erreicht, den 
Zweck vollkommen. Bei allen Steinfruͤchten und den 
‚mit harten Kernen verfehenen Beerenfruͤchten iſt 
es heilſam, die Kerne vorher durch das Auswaſchen aus: 
zufondern, weil felbige fonft dem Branntmwein das in ihnen 
enthaltene Del, und durch diefes einen mehr oder weniger 
unangenehmen Nebengeruch und Gefhmad ertheilen. 


101 
Zwölfte Abrheilung. 
Von den Roßkaſtanien. 


$. 108, 


Die Roßkaſtanie (Aesculus Hippocastanum), 
welche urfprünglich im nördlichen Perfien wild wächft, 
und im Jahr 1550 zuerft nach Europa gebracht wurde, 
hat fich bei uns fo fehr ausgebreitet, daß man fie überall 
findet. Der Baum kommt gut fort, und fein Holz ift für 
Tiſchler fehr brauchbar; er trägt jährlich reiche Früchte, 
und diefe gehören, wie ich mich davon Überzeugt habe, zu 
den vorzüglichften ARDSSSALTH, um Branntwein daraus zu 
produciren. 


$. 169, 


Ein Berliner Scheffel reifer Roßkaſtanien wiegt 

im Durchfehnitt 80 bis 85 Pfund. In einem Pfunde derfel: 

ben finden fich 25 Loth mehlartiger Kern und 7 Loth 

Außere Huͤlſe; folglich find‘ in einem Berliner Scheffel 

iener Früchte 624 Pfund mBRlig en Kern und 172 

En Huͤlſen el | 
# 


$. 170, 


Die von.den Außern Hülfen befreieten Kerne der Roßka⸗ 
fanien enthalten, ‘zufolge der von mir damit angeftellten 
Zergliederung, an näheren Beftandtheilen in zwölf Lothen: 


1023 - 


Stärfemehl. u 07 0.% ae, 19. 0 Gran, 
Mehlartige Safer » » + 1— 30 — 
tn a es — —— 
Eimeißflofg anna ae HR AL 
DBegetabilifchen Seifenfoff . 1— 1-30 — 
Setts Del . 2 2 2 2.0 0-3 — 
PDAs. sen: Be De Be 

| 12 Loth, 0Q. 0 Gran. 


& 171. 


/ 

Die reichhaltige Gegenwart des Stärfemehls in 
den Roßfaftanien, welches jenen Nefultaten zufolge, 
für den Berliner Scheffel 23 Pfund beträgt, giebt einen 
Demweis, daß fie zu den Materialien gerechnet werden muͤſ— 
fen, woraus mit Vortheil Branntwein gezogen werden 
fann; wodurch ihnen ein neuer Werth beigelegt wird, 
und wovon ich bereits früher”) den Beweis geführt 
habe, 


6:40 


Nach meinen eigenen Erfahrungen iſt les mir gelun: 
gen, aus dem Berliner Scheffel Roßkaftanien, im. ge: 
ſchroteten Zuftande, 5 Berliner Quart Branntwein, von 
32 Procent Alkohol zu ziehen. Dagegen behauptet Herr 
Döbereiner”), aus 70 Pfund Roßkaſtanienmehl 24 
fund, d. i. 103 Verliner Quart, Branntwein gezogen 


) Siehe Hermoſtaͤdt s — der lee ꝛc. 
2,80, ©.64 ꝛe. 


=) Dibereiner in Hermbfiädt'g Bulletin —— 
eis, 39:6 12310 


103; 


zu haben, der 36 Procent Alkohol, nah Nichter, ent: 
hielt, Dieſes feheint nicht übertrieben zu feyn, ſondern iſt fehr 
leicht möglich, wenn man erwägt, daß ungefähr 2 Pfund 
- Gtärfe 1 Quart Branntwein liefern ;- und 70 fund Roßka⸗ 
flanien über 20 Pfund Stärfemehl enthalten. 


G, f 173. \.4 2 ? s { d 


Wir, Iernen alfo hierdurch an der bisher fo wenig 
benußten Roßfaflanie ein ganz neues Material Eennen, 
um Branntwein daraus zu bereiten; auch”: daß die 
Schlämpe, die nach dem Abluttern der Meifche übrig bleibt, 
noch ein gutes Nahrungsmittel fuͤr's Vieh darbietet. Wie 
groß wuͤrde der Vortheil ſeyn, der daraus gezogen werden 
koͤnnte, wenn man jenen Baum mehr anbauete, die Land: 
ſtraßen damit bepflanzte, und fo den Ertrag auf Brannt—⸗ 
wein benußte; wie viel Getreide und in kartoffel— 
armen Gegenden auch Kartoffeln würden ‚ dadurch 
erfpart werden Fonnen, welche zu Branntwein verar: 
beitet werden. 


Anmerkung. Ich habe fchon anderwärts zum häufigen 
Anbau der Roßkaſtanie (in meinem. Bullerin des 
' Neuesten und Wissenswürdigsten aus der Naturwis- 
senschaft etc.) aufgemuntert; aber noch nicht er⸗ 
. fahren, daß man von meinem Vorſchlage Anwendung 
gemacht hat. Ein zehniähriger Baum producht im 
Durchſchnitt in. jedem Fahre wenigfiens-einen Scheffel 
- Brüchte, Die grünen Fruchtkapſeln Kiefern, wenn 
fie getrocknet und verbrannt werden, eine überaus ka— 
lireiche Afche. Werden die Früchte auf Branntwein 
verarbeitet, fo liefern fie als Minimum, nach meiner 
Erfahrung ($, 172) 5 Duart Branntwein, und im Ma⸗ 


or 





104 


eimum (nah Dibereiner eben dafelbfi) zo Quart 
Branntwein Bepflante man die Wege von einem 
Dorfe zum andern mit Roßkaſtanienbaͤumen, jeden in 
der Entfernung -von 2o Fuß vom andern, fo würden auf 
der Strecke von einer Meile, zu 24,000 Fuß, 1200 
Bäume, und auf beiden Seiten bepflanzt, 2400 Bäume 
zu ftehen Fommen, woraus, den Scheffel nur zu 5 Quart 
Ausbeute gerechnet, 1200 Duart Branntwein, und 
wenn das Duart nur zu 3 Grofchen in Unfchlag \gebracht 
wird, ein Ertrag von 1500 Thalern gezogen werden 
koͤnnte. Will man fie bloß als Brennmaterial brauchen, 
fo werden fie, exeluſive der grünen Zruchtfapfeln, ſo 
viel leiſten, wie 1280 Kubikfuß Eichenholz, und da 
ein Pfund der Früchte wenigſtens ZLoth fehr gute 


Pottaſche Liefert, fo würden aus der Afche von jenen | 


Fruͤchten 3000 Pfund Pottafche gezogen werden koͤn⸗ 


nen, welche, den Centner zu 10 Thalern angefchlagen, 


‚ einen Werth von beinahe 300 Thalern hat. Es find 


die 
den 


dieſes nicht alle Vortheile, die daraus hervorgehen, ich. 
behalte mir vor, fie an einem andern Orte zuſammen⸗ 
zuſtellen. 


a ne Abrheilung. 


Don den Eiheln, als Brain 


$, 174, 


Die Fruͤchte der Eiche (die ſogenannten Eicheln), 
bisher nur zur Maſtung der Schweine verwendet wor—⸗ 
find, gehören, wie die Erfahrung zeigt, zu den beften 


Materialien, um Branntwein daraus zu bereiten; und 


das 


Produkt iſt ſo gut und rein, daß es dem aus Ge⸗ 


treide bei weitem vorgezogen werden muß. 


105 
$ 175° 


Eine genauere Zergliederung der Eicheln, um ihre 
näheren Gemeng- oder Beſtandtheile Fennen zu lernen, 
‚mangelt ung zur Zeit noch; wir wiffen nur, daß folche, 
im zerEleinerten Zuftande gehörig. mit Waſſer angemeiſcht, 
leicht fermentiren, und daß die gegohrne Meiſche einen 
guten Branntwein darbietet. ch habe aus einem Ber: 
liner Scheffel Eicheln gegen 6 Quart Branntwein ge: 
zogen, zu 32 Procent Alkoholgehalt nach Richter; es 
laͤßt ſi ch aber wohl eine noch größere Ausbeute erwarten. 


Vierzehnte Abtheilung. 
Don ber Milch, ald Branntweinmaterial, 


$. 176. 


Die Milch fr reihb an Stoff um Geha 
zu produciren, und fie wird in der That in vielen Lan: 
dern, wo es an andern Materialien dazu mangelt, zu 
dem Behuf in Anwendung gefegt. Es iſt Aber weder der 
fäfeartige, noch der bütterartige Beſtandtheil in 
der Milch, und eben fo wenig der Milchzuder, ber 
fie. gefehift macht, Branntwein zu probuciren, fondern 
ein eigner fehleimiger Stoff in derfelben bietet die Baſis 
zum Branntwein dar, 


$. 177, 


Es würde allerdings Foftfpielig feyn, wenn man wie 
Milch auf Branntwein benußen wollte, in einem Lande, 
wo fie zu andern Bebürfniffen Höher benutzt werden kann. 


106 


Sn andern Ländern hingegen, 3. B. in der Schweiz, 
wo die Milch durch Kälberlaab zum Serinnen gebracht, 
und ber Fäfige Theil, in Vermengung mit dem butterartigen, 
auf Schweizerfäfe benußt wird, wo alfo die füße 
Molke übrig bleibt, giebt biefelbe ein £reffliches Ma: 


terial zum DBranntwein ab, weil der Milchzuder, zu wel: 


chem ſie ſonſt verbraucht wurde, jetzt nur wenig gebraucht — 
wird, er auch ſelbſt unabhaͤngig von ber Bildung des 
Branntweins iff, und völlig aus dem Fuͤckſtande, der 
nach der Deftillation des Braantweins uͤbrig bleibt, noch 
geſchieden werden kann. 

478. 

Dieſe nochlunveraͤnderte ſuͤße Molke gehet, mit Hefe 
gemengt, in eine Weingaͤhrung uͤber, und das gegohrne 
Fluidum liefert durch die Deſtillation Branntwein von 
vorzuͤglicher Qualität. Man. wird alſo immer in. den ge 
nannten Ländern Nutzen daraus ziehen können, wenn man 
diefe Molke nicht höher zu benußen weiß, Hier babe, ich 
einer Anwendung der Milch, als Material zur. Brannt: 
weinbrennerei, bloß bifforifch einen Platz eingerdumt. 





107 


Dritter Abſchnitt. 


Don der Wärme, dent Thermometer und dem Ger 
brauche des leßtern in der Branntweinbrennerei, 


$. 179, | 
Mean nennt Wärme eine Wirfung, ‚welche aus ber 
Thätigkeit einer eigenen wirkenden. Urfache hervorgehet; 
die leßtere wird Wärmefkoff genannt, Wärme und, 


Hitze find blos im Grade der Wirkung von einander 
verfchieden. 


G, 180, 


‚Der Wärmeftoff, als Urfache der Wärme und; 
Hitzze, findet, fich überall reichlich verbreitet, bald in einen 
freien, bald in einem gebundenen Zuſtande. Das 
Produkt feiner Verbindung mit . andern Materien iſt 
entweder ein Nefultat der phyſiſchen Anhängung, 
oder der phyfifhen Cohafion, oder der chemiſchen 
Mifhung. - | * 


Adhaͤrirende Wärme, 
6481. 


© lange der Wärmeftoff blos anhängend. (adha: 
rirend) an einem andern Stoffe gebunden ift, ift er für 
das Gefühl als Wärme oder Hiße empfindbar; mie 
z. B. bei einem geheizten Dfen, beim warmen und 
heißen Waffer, bei einem heißen Steinew. 


108 
Eohärirende Wärme, 


6. 182, 


Wenn der Wärmeftoff hingegen mit andern Ma: 
ferien in phyſiſche Cohäfion tritt, fo hört er auf, als 
Wärme zu wirken; aber wir erfennen fein Dafeyn 
durch die veränderte Form bes damit verbundenen Stof— 
fes. Das Produkt diefer cohärirenden Verbindung ift 
entweder eine tropfbare Flüffigfeit, oder ein dunſt— 
förmiges Weſen. So fhmilt Eis in der Wärme, 
‚indem e8 eine bedeutende Maffe Wäarmeftoff cohärirt, 
zu £ropfbarsflüffigem Waffer, ohne daß man 
durchs Gefühl die Wärme darin wahrnimmt. So geht 
MWaffer, wenn folches bis zum Sieden erhikt wird, 
in die Seftalt des Wafferdunftes über. 

a) Man menge 3. B. gleiche Gemwichtstheile Eis oder 
Schnee, deffen Temperatur 32° Fahrenheit ift, und 
Waffer, deffen Temperatur 172° Fahrenheit ift, 
zufammen: das Eis wird fehmeljen, und wenn als 
les flüffig ift, wird das Waffer gleichfalls noch eine 
Temperatur von 32° befißen. Hier bat alfo das 
Eis aus dem beißen Waffer, deffen Tempera: 
tur 172° war, ‘fo viel Wärme cohaͤrirend gebunden, 
als vermögend war, .eine Temperatur von‘ 140° 
darin zu erzeugen, durch deffen Beraubung folches von 
172 — 140° auf 32° erfältet worden if. "Das Eis 
Bat diefe Wärme aufgenommen, um flüffig zu wer: 
den, ohne fich in, der Tempergtur zu erhöhen; bie 
Wärme ift alfo cohärirend von ihm gebunden 
worden. | 


109 


b) Bringt man dagegen einen Theil fiedendes Wof- 
fer, deffen Temperatur. 212° Fahrenheit ift, mit 8 
heilen gefeiltem Eifen in Berührung, das man 
vorher auf 300° Fahrenheit erhißt hats fo ift die 
Temperatur des Gemenges 212°, und alles Waffer 
wird in Wafferdunftausgedehnt. Da die Fähigkeit 
des Eifens, Wärme zu cohariren, achtmal Fleiner ift, 
als die des Waffers, fo enthalten 8 Theile Eis - 
fen, wenn fie bis auf 300° Fahrenheit. erhißt find, 
nicht mehr Wärme, als ein Theil Waffer von 
gleicher Temperatur, Kommt das fiedende Waf- 
fer, deffen Temperatur 212° war, mit dem Eifen 
von 300° in Berührung, fo entziehet es ihm fo 
viel Wärme, als vermoͤgend war, eine Temperatur 
von 88° darin zu erzeugen, es gehet alfo von 300 
— 88° auf 212° zuruͤck. Diefe 88° Wärme 
werden von dem fiedenden Waffer cohärirend 
gebunden, ohne feine Temperatur zu erhöhen; aber - 
fie ändern feine Form, fie führen es in den Zuſtand 
des Wafferdunftes über, deffen Temperatur noch 
ebenfalls 212° Fahrenheit ift, der aber bei die— 
fer Temperatur einen 1700 Mal größern Raum ein 
nimmt, als den, welchen das Waffer ausfüllete; bei 
‚der niedern Temperatur aber ‚wieder in. die Form 
des tropfbaren Waffers zurüdgeht. 


$.. 183. 


Die Verbindung: des cohärirenden Wärmeftofz 
fes mit einem andern Material iſt indeffen nicht 
beftändig, ‚fondern ‚dauert nur fo lange, als der Zufluß 


110 | ; 


der Wärme derfelbe bleibt, / wobei fie ſich bildete; wird 
die Verbindung in die Kälte gebracht, fo entmweicht der 
cohärirend gebundene Waͤrmeſtoff, und der dadurch ausge⸗ 
dehnt geweſene Körper geht nun wieder in Die vorige 
Form zuruͤck. So erflarret tropfbar-flüffiges Waf 
fer in der Kälte wieder zu Eis, und Wafferdünfte 
verdichten fich wieder zu tropfbarem Waffer, Sn 
dem fie folches aber thun, feßen fie den Wärmeftoff 
ab, der die Dunſtform erzeugt hatte: daher das Erhißen 
des Deftillirduts und des Kühlwaffers im Kuͤhl— 
faffe in den Branntweinbrennereien, Aus gleichem 
Grunde Fann man durch die Dünfte des Eochenden 
Waffers Kartoffeln gahr Eochen, und wenn man biefe 
Dünfte in Ealtes Waffer treten läßt, folches zum Sie: 
den erhigen, 


" Chemifchgebundene Wärme. 
$. 184. 


Wenn hingegen der Waͤrmeſtoff mit einer andern 
Materie in chemiſche Miſchung tritt, fo Hört er 
nicht nur auf, für das Gefühl empfindlich zu feyn, fon: 
dein feine Verbindung ift auch Eonftant, und das Produkt 
derfelben zeichnet ſich durch einen permanent elaftifchen 
gasförmigen oder Tuftförmigen Zutritt aus: es wird in 
diefem Zuftande Gas oder Luft genannt. So find alle 
Gasarten, d. i. alle [uftförmige Fluͤſſigkeiten, 
Produkte der chemiſchen Miſchung des Wärmeftof: 
fes mit feffen Subſtraten; und fie unferfcheiden fih 
dadurch von den Dünffen, daß fie in der Kälte ſich 


411 


nicht‘ wieder werbichten,, dagegen Die Dünfte in den 
verdichteten Zuſtand zurücgehen. 


= 


$. 185, 


Die Produkte der chemifchen Mifchung des Wärme: 
ffoffes mit -feften Subſtraten verändern fich nicht, wenn 
fie der Kälte unterworfen werden. Zu ihrer Zerfeßung 
-wird erfordert, daß ‘ein anderer Stoff hinzutritt, der ent- 
weder mit dem Subſtrate oder mit dem Wärmeffoffe 
eine größere Anziehung befißt, als die beiden gebundenen 
zu einander befaßen, in welchem Falle eine Zerfeßung erfolgt, 


SO Sa Bla SR Zi ! * 


$. 186, 


Eine gemeinfchaftliche Vermengung von freier Wär 
me und freiem Licht wird Feuer genannt; was im. 
Teuer Leuchtet, iſt Licht *), was darin wÄrmt und 
Hißt, ift der freie Waͤrmeſtoff. Man bedient ſich 
des Feuers daher, um zwei Abſichten dadurch zu erreichen: 
einmal, um zu erleuchten, wie bei dem Lichte der 


*) Reines Licht iſt blog leuchtend, nicht wärmend. 
Was das Licht eigentlich iii: ob eine Modifikation 
der Wärme? ob ein felbiiitändiges Teuchtendes Flui— 
dum? ob.ein Produft der Mifchung eines eigenen Licht» 
geugenden Stoffes und Waͤrmeſtoff? oder ein 

Reſultat des Ueberganges zweier einander entgegenges 
fester Eleftricitäten (der pofitiven und der Ne= 
gativen)? ift ung zur Zeit noch nicht befannt, und es 
muß die naͤhere Ausmittelung der Naturwiſſ en⸗ 

Schaft vorbehalten NEE, 


112 
Kerzen und Lampen; ein andermal, um dadurch 
zu erwärmen, 


$, 187. 


Um Feuer zu erregen, müffen zwei verfchiedene Ma: 
ferien vorhanden feyn, d. i. ein verbrennlicher Koͤr— 
per und atmofphärifche Luft; es; bedarf nun nur 
noch der Erregung einer binreichenden hohen Temperatur, 
um: die Entzuͤndung zu beainnen, worauf denn die Verbren- 
nung und mit ihr die Erzeugung des Feuers von felbft erfolgt. 


$. 188, 


Das Brennmaterial dient bei ber Verbrennung 
blos als Mittel, um die atmofphärifche Luft da 
durch zu zerlegen, und den darin an Sauerſtoff ge 
bundenen Wärmeftoff in Freiheit zu feßen. Die Luft 
allein ift die Quelle.der Hiße, welche durch das Derbren- 
nen erregt und verbreitet wird. Das Phänomen des 
Feuers felbft iſt alfo zufarımengefeßt, aus der gemein- 
Schaftlichen Wirkung dgs freien Lichts und der freien 
Wärme. | 


$. 189. 


| Es ift aber Feinestweges die ganze Luft, welche bier: 
bei zerlegt wird, fondern blos das Sauerſtoffgas, 
welches in ihr enthalten war, und. in der ganzen Luftmaffe 
nur 21 Procent des Volums beträgt; dagegen die 79 
Procent Stidftoffgas, die damit gemengt wären, un: 
zerlegt übrig bleiben. Das Sauerftoffgas, welches 
aus einem Produkte der chemifchen Mifehung von Sauer⸗ 

ſtoff 


113 


feoff und Waͤrmeſtoff beftehet, giebt während dem 
Brennen feinen Sauerftoff an das verbrennliche Ma— 
terial ab, in deffen Verbindung Kohlenftofffäure und 
- Waffer gebildet werden, die fich verflüchtigen; dagegen 
wird Licht erzeugt und Wärme entwickelt, die zufam: 
men genommen das Feuer ausmachen. 


- Vom Thermometer und deſſen Gebrauch. 


§. 190, 


Der Grad der Waͤrme oder Hitze, welcher durch 
die Mittheilung der freien Waͤrme in irgend einer 
Subſtanz erregt wird, wird die Temperafur der Sub— 
flanz genannt. Man erfennt diefelbe entweder durch das 
Gefühl, welches die Hand wahrnimmt, wenn fie mit dem 
erwaͤrmten Koͤrper in Beruͤhrung kommt; oder durch die 
Ausdehnung, welche eine in einem Gefäße eingeſchloſſene Fluͤf⸗ 
figfeit in ihrem Volum dadurch erleidet, - Auf den Ge 
brauch der letztern Methode gründet ſich die Einrichtung 
des Thermometers oder Thermofcops, 

Rt 6..,.194 

Das Thermometer. if für die Branntwein— 
brennerei ein durchaus unentbehrliches Snftrument; 
der rationelle Branntweinbrenner muß daher von feiner 
Einrichtung und feinem Gebrauch gründlich unterrichtet 
feyn. Das Thermometer beftehet in einer durchaus 
gleich, weiten Röhre (Taf, I. Fig. 1. a. b.), deren inne 
rer Durchmeffer nur den fechften Theil einer Linie be 
trägt, Die Roͤhre iſt am untern Ende mit einer hohlen 

Hermbſt. Branntweinb. I. Tb. > 


114 

Kugel c verbunden, deren innerer Durshmeffer aber 
zwoͤlfmal fo viel beträgt, als der des Nohrs, und bis 
an dift e8 mit reinem Quedfilber angefüllet. Don d 
bis a ift aber das Rohr von aller darin enthaltenen Luft 
entleeret und in a ſelbſt zugeſchmolzen. Don a bis e, dem 
Rohr entlang; findet fich eine Skale oder Gradleiter ans 
gebracht, die in Grade eingetheilt iſt, mittelft denen das 
Steigen fo wie das Fallen des Quedfilbers im Sn: 
ſtrumente beftimmt wird, 


— 


8.1803, 


Die Thermometer: SEfale ift durch zwei fefte 
Punkte unterfihieden, nämlich den Gefrierpunft und 
den Siedpunkt. Der Gefrierpunkt ift der, wobei 
Waſſer gefriert und Schnee oder Eis fchmelzt. 
Der Siedpunkt ift der, bei welchem reines Waffer 
in offenen Gefäßen ſiedet. Sollen höhere Grade der 
Wärme, und tiefere Grade der Kälte durch das There - 
mometer beftimmt werden: fo werden. die Grade der 
Skale vom Siedpunkte an, aufwärts, fo wie vom 
Gefrierpunfte ab, unterwärts verlängert. Jeder 
Grad am Thermometer, er ſtehe über dem Sied— 
punfte oder unter dem Gefrierpunfte, oder ine 
nerhalb dem Sied: und dem Gefrierpunfte, zeige 
die Temperatur an, die ein Körper befißt, der mit dem 
Thermometer in Berührung. gebrasht wird, | 


"64. 408, 


Kenn ‚leich der ———— und der Sied— 
punft am Thermometer: als zwei feſte Punkte angefe: 


115 


hen werden fönnen, ſo Fann doch die Zahl der Grade, in 
welche der Abftand zwifchen beiden abgetheilt wird, fehr 
verfehieden feyn. Durch eine folche fehr willkuͤhrliche Ein- 
theilung find nach und nach fehr verfchiedene Thermome- 
terſkalen entffanden, die fich aber fammtlich vergleichen 
laffen, wenn nur die feften Punkte, der Gefrierpunft 
und der Siedpunft, angegeben find, 


$. 194. 


Bon allen diefen Thermometerffalen werden 
aber ausfchließlich nur gebraucht: 1) die Reaumuͤrſche; 
2) die Fahrenheitſche; und 3) die Centefimal: 
ffale ober Hundertgradige. 

a) In der Reaumuͤrſchen Thermometerſkale if der 
Gefrierpunkt 0 und der Giedpunft 80, 
folglich der Abſtand zwifchen beiden, in 80 gleiche 
Theile getheilt. 

b) Sn der Fahrenheitfchen Thermometerffale ift 
der Gefrierpunft 32 und der Siedpunft 
.212; folglich der Abftand gwifchen beiden in 180 
Grade getheilt. 

c) In der Hunderttheiligen oder Tentefimal: 
<hermometerffale ift der Gefrierpunft 0 und 

- der Siedpunkt 100, folglich der Abfland zwi- 

ſchen beiden in 100 gleiche Theile getheilt. 


$, | 195, 


Da fih nun die 80 Grade am Reaumürfchen . 
Thermometer zu 180 des Fahrenheitfchen verhalten. 
wie 9 zu 4, und das O an der Fahrenheitfchen Thermo: 


52 


116 


meterffale,. (welches Feinen wahren, ‚fondern einen 
Eünftlichen oder eingebildeten Gefrierpunkt andeu— 
tet), um 32 Fahrenheitfehe Grade vom wahren Gefrier- 
dunfte weiter abftehet, fo vermehren fich die Fahrenheit: 
fihen Grade um 32: fo, daß die ganze Sfale, vom Fah—⸗ 
renheitfehen O aufgezählt, 212: Grade beträgt, und 32 
Grade unter dem wahren Gefrierpunfte ſtehet. Da nun - 
9 zu 4 fich verhält wie 24 zu 1, fo iſt es hinreichend, die 
fich darftellende Zahl der Reaumürfchen Grade mit 2£ 
zu multipliciren und dem Produfte 32 zuzuaddiren, fo 
erhält man die Anzahl der Reaumürfchen Grade, bie 
mit einer gegebenen Anzahl der Sahrenheitfchen gleich 
kommen. 
a) Es zeige z. DB. das —— che Thermometer, 
in. einer Slüffigkeit eingetaucht, die Temperatur von 
60 Grad, und: man will wiffen, wie viel diefes nach 
Sahrenheitfihen Graben beträgt; fo Batman 
:.60 . 24 + 32, d. i. 135 plus 32 = 167 Grade 
nach Fahrenheit. „nt 
> Es zeige nun aber das Fahrenheitfihe —— 
meter, in eine Fluͤſſigkeit eingetaucht, 167 Grad, 
und man will wiſſen, wie viel dieſes nach Reau— 
muͤr betrage, ſo ergiebt ſolches ſich aus folgender 
Formel 9: 4 167 — 82 2 x, d. i. 9:4Z 
135: % 540 J 


ri: oder m — 60 Graden einer 


| $. 196, 
Yun verhalten fich ferner 80 Grade Keaumür zu 
100 Graden der .Gentefimalffale, wie 4:5, und 


* 


1 


100 Srad der Centeſimalſkale verhalten ſich zu 180 
Grad Fahrenheit, wie 1% : 1. Sollen nun diefe 
Sfalen in andere umgewandelt werden, fo ergiebt fich: 
a. Wenn z. B. das Thermometer nah Reaumür 
60 Grade zeigt, und man will wiſſen, wie viel 
dieſes nach der Centefimalffale betragen wür: 
de, fo finder fich dieſes aus dem Derhältniß von 
80 ; 10 = 4; 5; folglih find 60 Grade 
Keaumür nach der — = 708 
Grad. 
b. Daraus folgt alſo auch, daß 75 Grad der Centeſi— 
malf£ale übereinftimmen, mit 1653 Fahrenheit, 


949 


Die meiſten gewoͤhnlichen Thermometer haben nur 
eine Laͤnge von 8 bis 12 Zoll. Zum Gebrauch in der 
Branntweinbrennerei muͤſſen fie: wenigſtens 3 Fuß lang 
ſeyn, um ohne die Unbequemlichkeit, welche der Dunſt 
verurſachet, die Grade am Thermometer genau beobachten 
zu koͤnnen. Thermometer ſolcher Art, die, um ſie vor dem 
Zerbrechen zu ſichern, an der Kugel mit einer durchbrochenen 
Kapſel von Meſſing umgeben ſind, und deren Rohr, um 
ſolches gleichfalls vor dem Zerbrechen zu ſichern, in einem hoͤl⸗ 
zernen Futteral eingeſchloſſen if, find allein für den ‚Ger 
brauch in a ae ed zu a | 


J————— g. Inſtrumente ſolcher Art werden hier von 
dem Mechanikus Herrn Greiner, nach meiner Angabe, 
ſehr gut angefertigt, an den ı man fich deshalb‘ wenden 
Tann, rt 


118 
— 26 RO 


Wenn gleich das Reaumürfche fo wie das Fah— 
renheitfche Thermometer am gewöhnlichften im Gebrauche 
find, fo verdient doch Das mit der bunderttheiligen 
Skale, befonders zum Gebrauch in den Branntwein: 
brennereien, vorzugsmweife empfohlen zu werden; ih 
werde daher fpäterhin, wo von dem Sebrauche diefes In— | 
ſtruments die Rede feyn wird, jene Sfale immer zur Per: 
gleihung mit den übrigen erörtern, 


$. 199, 

Die Erfahrung hat es nur zu fehr begründet, daß 
ohne die Anwendung des Thermometers es nicht möglich 
ift, bios durchs Gefühl irgend eine Temperatur genau 
ſchaͤtzen zu Fönnen; und doch koͤmmt die Beobachtung 
der Temperatur ſo oft und häufig vor, daß man, ohne 
Anwendung des Thermometers, ai Augenblide in ne 
legenheit kommt. 


$. 200. 

Diefes ift befonders der Fall: 1) bei dem Grade der 
Wärme, welcher beim Malzen des Getreides beobachtet 
werden muß; 2) bei der Temperatur des Waffers, mit 
welchem das Cinmeifchen des Schrotes verrichtet wird; 
3) bei der Temperatur, welche die Meifche während der 
Sermentation befißt; 4) bei der Temperatur des Kaums, 
in welchem die Fermentation veranftaltet wird; 5) bet der 
Temperatur. des Branntweins, wenn fein Alkoholgehalt 
mittelft des Alkoholimeter darin beftimmet wird, 


119 
. 201. 


Gut eingerichtete Thermometer, die Skale mag ſeyn 
welche ſie will, muͤſſen genau kaliberirte Roͤhren haben, ſo 
wie das Queckſilber in ihnen von aller inhaͤrirenden Luft 
befreiet, und auch der Raum über dem Queckſilber im 
Rohre und feinem Endpuncte von aller darüber fißenden 
Luft entleert feyn muß; im entgegengefeßten Falle wird 
man vergeblich richtige Beobachtungen erwarten. 


$. 202, 


Wer ein Thermometer Fauft, Fann, zur Prüfung 
feiner Güte, folgende Derfuche damit machen Man 
neige es fo, daß die Kugel höher zu liegen fommt; wenn 
das Queckfilber fich bis in die Spitze des Rohrs herab: 
ſenkt, fo wird man überzeugt feyn, daß Feine Luft darin 
enthalten if, Man vergleiche folches mit einem andern 
Thermometer, um zu fehen, ob beide in den Graden 
übereinftimmen, | 


jo [0 ee 








nen 


9 j 


Vierter Abfhnitt 
Don dem Prozeß des Malzens, welchem das Getreide 
unterworfen wird. | 


! 


$: 203, 
Um die Getreidearten auf Brannkwein zu verarbei: 
ten, iſt es zwar nicht abfolut nothwendig, folche vorher zu 


120 


malzen; wer aber in der Lage iſt, wenigſtens ein oder zwei 
Drittheile derfelben im gemalzten Zuſtande zu verarbeiten, 
der wird fish dabei immer vorzüglich gut ſtehen. 


$. 204, 


Durch das Malzen der Getreidearten, beſonders des 
Weizens und der Gerſte, aber auch nicht weniger des 
Roggens, wird die Grundmiſchung derſelben total ver— 
aͤndert; man erhaͤlt aus ihnen eine groͤßere Ausbeute an 
Branntwein, ſo wie einen Branntwein von reinerem Ge: 
ruch und Geſchmack, aus Gruͤnden, die ſpaͤterhin eroͤrtert 
werden ſollen. | | 


$, 205, 


Das Malzen bes Getreides beftehet in einer 
anfangenden Ausmwachfung deffelben‘, bis zur Entwickelung 
der Wurzelfaſern. Es iſt bereits (F. 68) erörtert. 
worden, daß die naͤchſten Beſtand- oder Gemengtheile der 
Getreidearten beſtehen: in Kraftmehl, in Kleber 
oder Kolla, in Schleimzucker und in Gummi. 
Das Malzen ift dazu. beſtimmt, die Kolla auszufondern, 
um das Kraftmehl in Schleimguder umzuwandeln, 

$. 206, 

Wenn gleich der Prozeß des Malzens wohl jedem 
Branntmweinbrenner, ſo weit e8 auf das mechanifche 
Berfahren dabei ankommt, nicht unbekannt ift, fo ſoll fel- 
biger doch hier aus dem runde näher erörtert werben, 
um das Ganze in wiffenfchaftlicher Hinficht deutlicher zu 
‚entwickeln, und den Denker auf dasjenige aufmerkſam zu 
machen, was dabei zu erwaͤgen iſt. 


| 121 
6. 207, 


Der Prozeß des Malzens zerfällt in drei verfchiedene 
Dperationen; diefe find: 1) Das Einquellen des Se: 
treides; 2) das Keimen und Wachfen deffelben; und 
3) das Trocknen des erzeugten Malzes. 


1. Das Einquellen, 


$. 208. 

Um das Einquellen der Körner zu veranſtalten, iſt 
ein hinreichend geräumiger Quellbottich, fo wie ein 
gutes weiches reines Waffer erforderlih. Mean beginnt 
die Operation damit, daß man das Getreide im Quell. 
bottich mit Waſſer übergießt, fo daß das Waſſer ein 
"Paar Fuß Hoch über dem Getreide ſtehet. Das Ganze 
wird. jeßt mit einer Kruͤcke wohl umgearbeitet, wodurch 
die tauben Körner fih oben aufſchwemmen ynd abgenom- 
men werden koͤnnen; worauf das trübe Waffer abgelaf: 
fen und ſo oft neues über das Getreide hingeleitet wird, 
bis folches Elar erfcheint, ohne von Schmußtheilen getrübt 
zu werden. hi 

6. 209, 

So vorbereitet, bleibt nun das Ganze fo lange ſtehen, 
bis alle Körner vom Waffer durchdrungen find, und jedes 
Korn zur Entwidelung des Keimes vorbereitet worden 
iſt. Dieſes erfolge gewöhnlich im Sommer im Zeit 
raume von 24 bis 30, im Herbſt von 40 bis 48 Stun⸗ 
den, im Winter hingegen oft erft nach mehreren Tagen, 


$. 210, | 
Um den richtigen Zeitpunct zu beftimmen, wenn das 


122 


Quellen als beendigt angefehen erden Fann, muß von 
Zeit zu Zeit das quellende Getreide unterfucht werden. 
Die Beendigung des, Prozeffes wird feyn: 
a) Wenn die Körner fo weich geworden find, daß fie 
vom Nagel des Daumens leicht Eindrücke annehmen. 
b) Wenn, falls man ein Korn mit feinen fpißen Enden 
zreifchen zwei Fingern hält und fanft drüdt, die 
Spitzen fich leicht umbiegen und darauf ein mehliger 
Kern herausgetrieben wird. 
c) Wenn, falls man ein Korn der Binde —* zwiſchen 
den Fingern druͤckt, ſich die Huͤlſe leicht loͤſet, und 
das mehlige Korn herausgetrieben wird, 


Anmerkung Here Piſtorius feht dem Zeitraum Des 
Einauelleng beim Weizen und der Gerſte im Win— 
ter auf 36 bis 48 Stunden; für Noggen und Hafer 
auf 24 Stunden, Die Qualififation der eingequellten 
Körner zum Keimen beurtheilt derfelbe daraus, daß fie 
rund und did werden, eine hochgelbe Farbe ange— 
nommen haben, fich aushülfen, wenn man fie zwi 
fchen den Fingern drüdt, der Ren abet aber noch 
mehlig bleibt. 

G.H.L. Piſtorius, praftifche Anleitung zum Brannt⸗ 

, weinbrennen, nebſt Befchreibung feines Brenn— 

Apparats. Berlin ı821,) 


2, Das Malzen. 


g.. 211, 


Iſt diefer Prozeß. des Quellens bekiet; dann wird 
das über dem Getreide ſtehende Waffer abgelaffen und 
ein Paar Mal frifches Waffer daruͤber hingeleitet, um alle 
unreine Theile vollfommen hinweg zu nehmen, worauf, wenn 


123 


alles Waſſer vollkommen abgelaufen ift, nun das gequol- 
lene Getreide auf den Malz: oder Warhsplag aufgefchüt- 
tet wird, 
$. 212. | 
Das fo gequollene Getreide wird nun in dem Wachs: 
oder Malzkeller, -odem fonft einem dazu beflimmten und 
gefchicften Raume, in Haufen aufgefchüttet und geebnet, 
in welchem Zuſtande folches fo lange liegen bleibt, bis es 
fich erwärmt, oder lebendig wird, Der Malzplas, 
der zum Auffchütten des gequollenen Getreides beſtimmt 
iſt, muß ſich billig in einem kuͤhlen, mit Flieſen ausge 
legten Raume, am beſten im Keller, befinden. Im 
Sommer bildet man einen 1 Fuß hoben, im Winter 
einen 2 bis 3 Fuß hohen Haufen daraus, : 


$ 215, 


Die Zeit, wie lange das gequellete Getreide liegen 
muß, iſt indeffen nicht immer gleich, fie hängt vielmehr « 
von der Temperatur des Malgraums ab. Es ift daher 
nothwendig, um mit Zuverficht zu arbeiten, dag Thermo: 
meter dabei in Anwendung zu ſetzen. Taucht man das 
Thermometer mit der Kugel in den Malzbaufen, und fin: 
det man, daß die Temperatur bis. auf 24 oder 25 Grad 
Reaumür fleigt, fo iſt es nothwendig, den Haufen der: 
geftalt umzumenden, daß der untere Theil nach ‚oben 
kommt; auch muß diefes Umwenden fo oft erneuert wer⸗ 
den, als eine neue ‚Erhöhung der Temperatur fich wahr: 
nehmen laßt. Im entgegengefeßten Falle würde die Tem: 
peratur zu hoch fleigen, und ein zu  fehnelles und ungleich? 
fürmiges Auswachſen des. Getreidesinach fich ziehen, 


124 | 
- a) Wenn man im’ Sommer arbeitet und 1 Fuß hohe” 
Haufen gebildet Hat, fo wird die erforderliche Tem- 
peratur im Durchfihnitt im Zeitraum von. 24 bis 
30 Stunden Statt finden, Im Winter wird fie, 
bei 3 Fuß hohen Haufen, unter 36 bis 40 Stun⸗ 

den nicht erfolgen. 

b) Arbeitet man mit Weizen, fo ift es gut, folchen, 
bevor er zur Erwärmung auf Haufen gebracht wird, 
vorher dünn auszubreiten, um das überflüffig an— 
hängende Waſſer verdunften zu laffen, welches ge 
woͤhnlich im Zeitraum von 2% Stunden erfolgt. 

©) Arbeitet man mit Hafer, fo ift es. gut, ihn zu= 
zudeden, oder auch, befonders im Winter, feſt zu 
freten, weil er fich, wegen feiner Leichtigfeit und der 
Sröße feiner Hülfen, viel fpäter erwärmt, 


s. 214. 


Iſt die erforderliche Erwärmung erfolgt, fo werden 
nun die Haufen aus einander geworfen, und daraus ans 
dere gebildet, die nur einen halben Fuß hoch find: Be— 
merkt man das Keimen, fo. wird der Haufen abermals 
umgefchaufelt, fü daß die Körner, welche nach außen zu 
lagen, nach innen zu liegen Fommen, Die Oetreidear- 
ten fangen nun. an, Wurzeln zu fihlagen, die ſich nach 
und nach verlängern, bis endlich auch. ein Blattfeim ges 
bildet und entwidelt: wirds, Man beendigt den Prozeß 
des Malzens, wenn die Wurzelfeime beim Weizen 
und Roggen fich eben entwickeln; beider Gerffe und dem _ 
Hafer Hingegen, wenn fie die Lange eins Samen: 
kornes erreicht haben. Wenn fich der Grasfeim zu 


— 125 


bilden anfaͤngt, ſo iſt dieſes allgemein nachtheilig. Jene 
Erfolge finden im Zeitraum von 8 bis 12 Stun—⸗ 
den Statt. 

Anmerkung. Eigentlich muß das Auswachfen fo lange 
unterhalten werden, bis alle mehlige Theile aus dem 
Getreide. in Schleimzuder und Gummi überge- 
gangen find, Um aber einen genauen Maaßſtab da— 

zu zu finden, müflen damit erſt noch beſondere Ver⸗ 
ſuche angeſtellt werden. F ” 


$. 215. 


Wenn das Auswachfen des Getreides, «8 fy Weis: 
‚zen, Öerfte, Roggen oder Hafer, gehörig vorbereis 
tet ift, dann muß die fernere Degetaticn fo fchnell wie 
‚ möglich. unterbrochen werden, Diefe Unterbrechung wird 
herbeigeführt, wenn das gebildete Malz fo fihnell wie 
möglich ausgetrodnet wird. 


9. 216, 


Um diefes Austrodnen zu verrichten, wird das ge 
malzte Getreide auf einem luftigen Boden Dünne ausge: 
breitet, und, nachdem die überfläffige Menge Waffer aus— 
gedunftet und der Wurzelkeim welk geworden iſt, wird 
das fernere Austrocknen auf einer Darre veranſtaltet, 
um ſchneller zum Ziele zu kommen; jedoch muß hier eine 
Temperatur beobachtet werden, die 30 bis 36° Reaumuͤr 
nicht merklich überffeigt, um das Malz blos zu wel: 
Dun nicht zu dörren, welches nachtheilig feyn würde, 


\ 


126 


Veränderungen, welde das Getreide wäh: 
rend dem Malzen erleidet. 


$. 217, 


Schon beim Einquellen des. Getreides wird eine Ver: 

änderung in feiner Grundmiſchung veranlaffet; es wird 
theils etwas Fohlenftofffaures Gas erzeugt, theils 
wird Ertraftivftoff und Phosphorfäure von der, 
Hülfe aufgenommen, welche ihr eine gelbe Farbe ertheil- 
ten. Die vom Waffer ertrahirte Materie beträgt nur 
Höchftens 15 Procent des gemalzten Getreides; fie zeigt 
ſich nach dem Abdunften als eine Derbindung von gel: 
bem Ertraftivftoff, von phosphorfaurem Na: 
tron und von freier Phosphorſaͤure, ſchmeckt fäuer- 
lich bitter und iſt an der Luft zerfließbar. 


$...218, 


Während das gequollene Getreide im Keller über ein: 
ander geſchuͤttet iſt, fängt folches an zu ſchwitzen, und es 
erhalirt ein obftartiger Geruch, der wahrfcheinlich von 
der Bildung und Entwidelung einer geringen Menge Al: 
kohol abhängig iſt. Die Wurzelfofern fangen fihon 
während dem Schwitzen des ©etreides an, fich zu entwif: 
feln. Anfangs bemerkt man nur eine Eleine Erhöhung 
am Ende eines jeden Korns, worauf dann aber bald die 
Wurzelfafer gebildet und entwidelt wird. 


$. 219. 


Mit jener Bildung der Wurzelfofern der Getreide: 
koͤrner ift num eine totale Veränderung ihrer Grundmi— 


127 


fhung verbunden. Die Kolla oder der Kleber ver 
fehwindet nach und nach ganz, der mehlige Theil nimmt 
eine weißere Farbe an, das Gefüge wird lodrer, das er: 
weichte Korn zerdruͤckbar zwiſchen den Fingern. 


$. 220. 


Bei jener Veraͤnderung, welche das Getreide durch 
das Malzen erleidet, erleidet ſolches zugleich einen Verluſt 
im Volum von 2 Procent, und im Gewicht von 8 
bis 10 Procent; im Durchſchnitt kann man aber den 
Perluft auf 8 Procent ſetzen; und dieſer Verluſt beſtehet 
dann ins. 1) ungefähr 15 Theil ertraftiver Theile, die 
‚beim Einguellen aufgelöft worden find; 2) 3 Theilen 
flüchtiger Materien, die beim Auswachſen entweichen, 
und 3) 35 Theilen Wurzelfafern, die beim Reinigen des 
Malzes abgeftoßen werden, welches zufammen 8 Procent 
ausmacht; und fo fehen wir auch in der That, daß das 
Getreide beim Malen im Durchfihnitt etwa 8 bis 10 
Procent am Gewicht verliert. 


a N 


Durch jenen Prozeß des Malzens wird in der Grund: 
mifchung des Getreides eine totale Veränderung veran⸗ 
laſſet. Der Kleber oder die Kolla wird zur Wur— 
zelfafer umgewandelt; zum Theil gehet er, in Verbin⸗ 
dung mit einem Theil des Staͤrkemehls, in den 
Blattkeim ‚über, der von dem mehligen Theile feine 
erfte Nahrung erhält. Jene Belebung wird durch die 
Wirkung des Sauerſtoffes veranlaffet, welchen das fich 
zerlegende Waſſer daran abgiebt; es entziehet jenen Ma: 


128 


ferien einen Theil des Kohlenſtoffes, und mit dieſer 
Entwickelung tritt der Belebungsprozeß ein. 


0222 


Beim Fortgange des Auswachſens wirkt nun auch 
der Sauerſtoff des ſich zerlegenden Waſſers fortwaͤhrend 
auf den mehlartigen Beſtandtheil des Getreides, und aͤn⸗ 
dert ihn nach und nach in Schleimzucker und in 
Gummi um. Da hier das Waſſer zerlegt wird, ſo muß 
nothwendig der uͤberfluͤſſige Waͤrmeſtoff entweichen, und 
ſo entſteht dann die hoͤhere Temperatur, die beim Wach— 
fen des ©etreides beobachtet wird. Eben biefe Zuger: 
bildung fcheint den zureichenden Grund zu enthalten, 
weshalb aller aus gemalztem Getreide gewonnene Brannt⸗ 
wein füßer iſt, als der aus nicht gemalztem. Um aber 
den Fortgang jener Wirkung zu hemmen, und vor dem 
fernern Ausbilden des Graskeims zu ſchuͤtzen, muß, 
fobald der eigentliche Prozeß des Malzens beendigt iſt, 
das gemalzte Getreide fo fehnell wie möglich getrocknet 
werden, damit der Wurzelkeim abſtirbt. 


Behandlung des Malzes auf der Malzdarre. 


$. 228. 


Während die Bierbrauer das Malz auf der Darre 
trodnen laffen, um felbigem, nach der Befchaffenheit des 
Biers, welches daraus producirt werden foll, einen mehr 
oder weniger vollfommnen Zuſtand des Roͤſtens zu erthei- 
len, welcher ſowohl auf den Geſchmack als auf die Farbe 
des Biers einen mehr oder weniger wichtigen Einfluß 

' hat, 


129 


hat iſt die Behandlung des Malzes auf der Darre für 
die Branntweinbrennereien nur in fo fern noth: 
wendig, als man dadurch in den Stand gefeßt ift, zu je 
der. Jahreszeit und bei jeder Witterung, die darin enthal- 
- tene Feuchtigkeit zu verjagen und folches in den erforder: 
lichen Zuftand der Trodenheit zu verſetzen. 


9. 224, 


Die Temperatur, welche in einer Malzdarre für die 
Branntweinbrennerei erforderlich iſt, darf daher billig nie 
30 Grad Reaumür oder 96 Grad Fahrenheit, oder 
372 Grad nach der Centefimalffale merflich. über: 
fteigen, welches der Blutwaͤrme gleich ift, Dadurch wer: 
den die Waffertheile leicht zum. Ausdünffen gebracht, ohne 
daß eine Roͤſtung des Korns beginnen kann; bie RuDr 
— als a feyn würde, 


0. 


Während daher eine Bierbrauerei fehlechterdings ei- 
gene Malzdarren unterhalten muß, mittelft deren man dem 
Malze jeden erforderlichen Grad der Hiße zu geben ver: 
mag, um bald blaffes, bald gelbes, bald braunes 
Malz zu produciren, kann die Malzdarre einer Brannt- 
weinbrennerei. fo angelegt feyn, daß die Hiße, welche beim 
Betrieb der Deftillirbbafe unbenußt fich entwickeln 
und durch den Schornſtein entweichen würde, zum Bes 
trieb der Malzdarre in Anwendung gefeßt wird, 


N $. 226. 


Bei der Einrichtung einer ſolchen Malgdarre für eine 
Hermbſt. Branntweinb. I IH, J 


130 


Branntweinbrennerei, die alles leiſten foll, was zu 
wuͤnſchen iſt, kommt es indeſſen nicht allein darauf an, 
mit möglichfter Erfparung an Brennmaterial das Malz 
zu trocknen, fondern auch die daraus ſich entwickelnden 
Waſſerduͤnſte fo fehnell wie möglich zu entfernen, weil; fie 
fonft ſich unter der Huͤlſendecke anhäufen würden, um dort 
- mehlige Theile aufzulöfen, und folche in einen hornartigen 
Kleiffer umzuwandeln, der nun dem Prozeß des Schro— 
‚tens nachtheilig ift und. der vollkommnen Eytraftion des 
Malzes beim Einmeifchen deffelben widerſteht. | 
0.1.2272, 

Es bedarf hier: Feiner genauern. DBefchreibung, wie 
eine Malzdarre für eine Branntweinbrennerei einge: 
richtet werden foll; jeder Feuerbau-Meiſter verfteht es, 
folhe anzulegen; auch: giebt es wohl wenig Brennereian: 
ftalten, welche nisht die Hiße, welche bei dem Betrieb der 
Deſtillirblaſe entweicht, bevor fie aus dem Schornſtein 
herausftrömt, nicht erft noch’ jur Heizung der Darre be 
außen follten; in diefer Hinficht würde alfo hier wenig zu 
erinnern feyn. 


$. 228, 


Gewöhnlich iſt es indeffen blos der Rauch, der in 
folchem Falle benußt wird, welcher aber, falle er mit dem 
zu frodnenden Malge in Berührung ‘Eommt, dazu dient, 
ihm einer widrigen, dem Rauche ähnlichen Geruch mitzu: 
theilen, der dann auch nachtheilig auf den Branntwein 
zurück wirkt, und melche Methode daher in Eeinem Falle 
anempfohlen werden kann. | 


BER 


\ 131 
92'229, 


Wer den beabfichtigten Zweck vollfommen erzielen 
will, der Iaffe unter der Darre (Taf. I. Fig. a, b.) ent: 
fang, zwei parallel neben einander liegende Eylinder, 
von gegoffenem Eifen oder von Eifenblech ange: 
fertigt, c. d. und e. f. placiren, die zur Leitung der Hiße 


beſtimmt find. h. ift ein querlaufender Cylinder, welcher 


die beiden langen mit einander verbindet, i. und k. find 


Stoͤpſel, welche die Deffnung der Röhren verfchließen, und 


+ 


dazu beffimmt, wenn ſich Ruß in den Nöhren anhäufen 
und fie verffopfen follte, folche mit einem Beſen zu rei- 


-nigen, J. iſt die Oeffnung des einen Cylinders, ‚welcher, 


ſtatt des Schornfteins, die Hitze empfängt, die von der 
Deftillirblafe aus entweicht, folche durch beide Cylinder 
hindurch leitet, und endlich den Rauch durch die Leitung 


R g., deren Oeffnung mit einem gut ziehenden Schorn⸗ 


ffein in Verbindung ſtehet, in diefen überführt. 


$. 230. 

Durch dieſe Entweichung gehet wenig oder gar Feine 
Hiße verloren. Der die entweichende Hitze mit fich fort: 
führende Rauch ift gezwungen, die beiden Cylinder zu 
durchfkreichen, bevor er ſich in den Schornfkein begiebt; 


hierdurch wird die Hiße ‚durch die den Wärmeftoff ſchnell 


fortleitenden eifernen Cylinder ausgeftrömt; er erhißt die 
unter der Darre enthaltene Luft, und durch fie. wird das 
Malz ausgetrodnet, ohne daß folches eigentlich geröftet, 
d. i. braun gemacht werden Fann, 
ra 
Um aber.die, fi) vom Malze erhalirten Dünfte fo 
%2 


132 


ſchnell wie möglich fortzuleiten und zu verhindern, daß 
fie fich unter der KHülfe verdichten, und bier, durch die 
Auflöfung von einem Theile mehligen Wefens, einen horn- 
artigen Schleim Bilden, iſt es ſehr zu empfehlen, auch 
einen ſtarken Strom von erwaͤrmender Luft uͤber das 
trocknende Malz hinſtreichen zu laſſen. Man erreicht bie- 
ſen Zweck auf eine ſehr einfache Weiſe, wenn ein eiſernes 
Rohr ſo angelegt wird, daß es mit ſeiner untern Oeff— 
nung mit dem Dunſtkreiſe in Beruͤhrung ſteht, ſi ch dann 
durch die Feuerung unter der Blaſe fortwindet, und mit 
ſeiner obern Oeffnung, die obere Flaͤche der Darre be— 
ruͤhrt, auf der das Malz ſich befindet. Da hierdurch die 
außerhalb befindliche kalte Luft in das Rohr einftrömt, 
fih beim Durchgange ſtark erhist, und aus der obern 
Deffnung heiß ausfährt, ſo führt fie die Dünfte hinweg, 
die fich aus dem trocknenden Malze erbaliren, und begün- 
fligt zugleich. dag fihnellere Trodnen in kurzer Zeitz wo: 
durch doppelter Vortheil gewonnen wird, 


Anmerkung, Cine nach diefen Gründen eingerichtete 
Malzdarre befitt Herr Piſtorius hiefelbit, Es fol 
am Ende des Werks eine befondere Befchreibting und 
Abbildung davon geliefert werden. 


$. 2832, 


Während daß dns Malzen zur Bierbrauerei um 
fernommen wird, um das Malz auf einen beſtimmten 
Grad zu vöften und eine Veränderung in der Grundmi— 
ſchung dadurch zu veranlaſſen, iff das Darren des Mal- 
zes in der Branntweinbrennerei blos dazu beſtimmt, fol- 
ches fo auszufrodinen, als wenn es an der warmen Luft 


133 


ausgetrodinet worden wäre; daher bedarf e8 auch weit ie: 
niger Hiße, und der ganze Prozeß des Trodnews gehet 
fihneller von Statten. 

6,2 | 

Wenn das Malz auf der Darre getrocknet ift, iſt es 
geſchickt, nun von den Wurzelfafern befreiet zu werden, 
Es iſt zu dem Behuf hinreichend, folches mit den Füßen 
zu treten, da dann die Wurzelfafern lelcht abbrechen, und 
nun durch das Werfen die Fafern von den Körnern ge: 
ſchieden werden koͤnnen. 





⸗ TE TE ae 





SEIT TE Tue ng nen 


Fuͤnfter Abſchnitt. 
Von den Meiſchgefaͤßen, von der beſten Konſtruktion 


derſelben und von dem Einfluſſe ihrer Geſtaltung 
auf den Gang der Fermentation. 
S. 234, 
Raum follte man glauben, daß die Meifchgefäße die _ 
 Meifchbütten, Meifchkufen, Meifchtienen, Meifchbottiche) - 
in Küdficht ihrer Geſtaltung, irgend einen Einfluß auf 
den Bang der Fermentation der darin enthaltenen Meis 
The haben koͤnnten; und dennoch ift folches der Fall, da: 
her jener Gegenftand hier eine. befondere Erörterung ver: 
dienet. | 
8.123 
- Die Meifchgefäße, fo wie felbige gewöhnlich im | 
Gebrauche find, haben eine fehr verfchiedene Geſtalt: 


134 | | 

a) Sie befißen entweder die Geſtalt gewöhnlicher 
Weinfäffer, d. i. fie find. mehr tief als weit, 
fo wie in der Mitte weiter als am Boden und 
an der Mündung. 

'b) 9er fie beffehen in kreisfoͤrmigen Gefäßen 
won der Geſtalt eines um zwei Drittel von feiner 
Spike nach der Baſis zu abgefchnittenen Kegels. 

c) Oder fie beftehen in ovalen oder länglich = runden 
Wannen, deren äng endurdmeffer zum 
Breitenmeffer fi fich verhält, wie 5:3, und bie 
nach dem obern Rande zu fich etwas verengern. 


5:26, 


Diefe Meifchgefäße werden am beften aus Staͤben 
von Eichenhulz oder auch Büchenholz vom Boͤtti— 
her angefertigt und mit eifernen Reifen. belegt, um 
fie dauerhaft zu machen, und das fonft Hftere Abfpringen 
der Neifen zu vermeiden. 


G. DIT 


Unter diefen verfchieden-geformten Meifchgefäßen find die 
Erfteren, welche die Geſtalt eineg gewöhnlichen Faſſes befißen, 
die ſchlechteſten; denn fie vereinigen mehrere Nachtheile 
in fih, die von ihrer Geſtaltung abhaͤngig ſind. Dahin 
gehoͤrt erſtlich: die beſchwerliche Bearbeitung der Meiſche, 
waͤhrend das Schrot in die Waͤſſrigkeit gebracht wird, 
indem eine viel laͤngere Zeit zum Durcharbeiten der Mei: 
ſche erfordert wird, um alle Klumpen zu zertheilen; zwei⸗ 
tens: der unregelmäßige Gang der F ——— der 
mit Hefe geſtellten Meiſche in ſelbigen. 


135 
9. 238, 

Mehr als bei jeder andern Geſtaltung findet man 
bei diefer Form der Meifchgefäße, daß die Fermen— 
tation in ihnen fehr ungleichförmig vor fich gehetz daß die - 
gahrende Meiſche in denſelben, wie man ſich durch die 
Probe mit dem Thermometer uͤberzeugen kann, nicht in 
allen Stellen eine gleiche Temperatur beſitzt, folglich 
auch der Gang der Fermentation eben fo ungleichförmig 
vor ſich gehen muß; baß die Fermentation der Meifche 
in jenen Gefäßen früher als in denen von einer andern Form ° 
beendigt ift, ohne daß alles Getreide völlig in Fermentation 
gefeßt worden fei; daß endlich die Meifche viel eher in 

Säure übergchet, als auf jedem. andern Wege. 


G 239. 


Man ſcheint auch in der That von jenen Nachtheilen 
allgemein uͤberzeugt zu ſeyn, aber man wendet jene Form 
der Meiſchgefaͤße demungeachtet hie und da noch an, 
weil fie, ihrer Höhe wegen, den Vortheil gewähren, daß 
Kaum dadurch erfpart wird, welche Erfparung aber wohl 
Feinesweges mit dem Berluft an Branntwein im Verhaͤlt⸗ 
niß ftehet, der dadurch bewirkt wird; fie muͤſſen daher 
» billig gang verworfen werden, | 

Anmerkung. In einer ſehr prachtvol aber in ſich ſelbſt 

ſehr fehlerhaft eingerichteten ganz neuen Brennanſtalt, 
die man mir zeigte, um meinen Rath darüber einzuho— 
len, ſahe ich Meifchtonnen vom der Geflalt.fehr ho= 
® her halber Stüdfäffer. Sie waren am Brennapparat felbft 
placirt, welches fehr unguläffig iſt, weil fie hier, befon- 
ders im Sommer, einer Temperatur unterworfen find, 
die 20 bis 22 Grad Reaumur beträgt. Man Tlagte, 


136 


dag man aus dem Scheffel Gerfte (2 roh 3 gemalzt) 
nicht mehr als 8 Duart Branntmein zu gewinnen ver- 
mögend fen, von 30 Grad nach der Richterfihen 
oder 45. nach der Trallesfchen Alfoholimeterffale, 
Ich ſchlug vor, länglich-runde Meifchbottiche einzu— 
führen, und diefe in einen Fühlen Raum aufzuftel- 
len, und man 309 auf der Stelle aus derfelben Maſſe 
Schrot 133 Quart Branntwein von gleichem Alfo« 

holgehalt. | 


$. 240; 


Die freisrunden Gefäße, falls fie nur mehr 
weit als tief find, haben den Nachtheil der vorigen nicht; 
aber die freisrunde Form verdient aus einem andern 
Grunde verworfen zu werden: denn die Vermengung des 
Schrotes mit der Wäffrigkeit in felbigen, beim Anmeiſchen 
des Getreidefihrotes, wird Dadurch erfchwert, fobald nur de: 
ren Durchmeffer etwas bedeutend iſt, daher fie billig den 
Nachftehenden den Vorzug einräumen muͤſſen. 


9, 241, 


Die Iangliherunden Meifchbottiche behaup— 
ten vor allen Übrigen den Vorzug, weil in ihnen die Ar: 
beit beim Einmeifchen des Getreidefchrotes am leichteſten 
seranftaltet werden Fann, Um einen folchen Meifchbottich 
zu konſtruiren, iſt es aber nothwendig darauf zu fehen, 
daß die Maffe in felbigem nicht viel über 2 bis 25 Fuß 
Hoch zu ſtehen kommt, damit fie während der Fermenta- 
tion gehörig bursharbeiten kann. 


| $. 242, 
‚Der Zweck eines Meifchbottichs im allgemeinen 


‘137 


iſt: 1) das Einteigen und Anmeifchen des Ge 
treides darin auf eine bequeme Weife zu veranflalten; 
2) der erfolgenden Fermentation der Meifche Fein Kinder: 
niß in den Weg zu legen, 3) dem ſich dabei entwickelnden 
kohlenſtoffſauren Gaſe einen unbehinderten Ausweg zu 
bahnen. | | 
J—— | | 
G, 243. 
Meifchbörtiche, die miehr tief als weit find (wie 
‚die der erſten Art) geftatten es nicht, daß man beim Ein= 
teigen und Einmeifchen des Schrotes folches mit 
der Flüffigkeit gehörig durch einander arbeiten kann; fie haben 
auf der andern Seite noch den NMachtheil, daß die Maffe 
darin fish zu lange warm erhält, und während der Fer⸗ 
' mentation, bei etwas hoher Temperatur des Dunftfreifes, 
Teicht Neigung erhält, in Effigfäure uͤberzugehen. Endlich 
ſcheinen fie auch geeignet, eine zu heftige Fermentation eins 
treten zu laffen: alles —— die nn vermieden 
/ — muͤſſen. 


9 24.. 


9— Aber die hier von der erſten Form der re 
erdrterfen Nachtheile treten zum Theil auch. wieder 
bei der zweiten Geflalt ein, die überdieß noch einen ans 
dern Nachtheil im fich vereinigt, der in der Ausdehnung 
des Bauches gegründet iff, weil in dieſem Naume Die 
gahrende Flüffigkeit notäiwendig einen größern Durchmeſ⸗ 
ſer beſitzen muß, wodurch eine ungleichmaͤßige Temperatur 
und ein ungleichfoͤrmiger Gang der Fermentation veran⸗ 
laſſet wird. Die dritte Form verdient daher jeder andern 


138 | 

vorgezogen zu werden. Daß der kubiſche Inhalt eines 
Meiſchbottichs der Maſſe des Schrotes, das mit einemmal 
darin eingemeiſcht werden ſoll, proportionirt ſeyn muß, 


verſteht ſich von ſelbſt. 
5 245: 


Ob es rathſam ſey, große oder kleine Meiſchbottiche 
in Anwendung zu ſetzen? daruͤber iſt man noch nicht allge⸗ 
mein einverſtanden. Mit einem hohen Grade von Wahr: 
ſcheinlichkeit laͤßt ſich aber annehmen, daß es nicht gut iſt, 
Meiſchbottiche zu gebrauchen, worin man mehr als 8, hoͤchſtens 
10 Berliner Scheffel Schrot (der Scheffel circa zu 85 Pfund 

gerechnet), oder, ein Getreide fuͤr das andere genommen, 
680 bis 850 Pfund Schrot mit einemmal einmeifchen kann, 
wobei noch ein Raum für das Emporfteigen der Meifche, 
während der Fermentation, übrig bleiben muß. | 


$, 246, 


Wähle man nun zum Einmeifchen für das Schrot 
gegen einen Theil, dem Gewichte nach, neun Theile 
Wäaffrigfeit, und erwägt man, wie folches aus der Er- 
fahrung hervorgehet, daß 1 Pfund Schrot, wenn folches 
mit Waſſer gemengt ift, nur den Kaum von & Pfund 


Maffer ausfüllt, fo würde der Fubifche Raum, den bie _ 


Maffe von 8 Scheffel Weizenfehrot oder 680 Pfund ir: 
gend eines andern Setreidefehrotes einnimmt, den Umfang 
von 680 — 170 + 6120 — 6630 Pfund Waffer = 
‚102 Rubiffuß betragen, Rechnet man nun noch den er: 
forderlichen leeren Raum zum Emporſteigen der Meiſche 
hinzu, ſo wuͤrde hierzu ein Bottich erforderlich ſeyn, der 


139 
am Boden 8 Fuß Längendurchmeffer hat, und deffen Tiefe 
3 Fuß beträgt. Soll der Bottich hierzu die Geſtalt einer 
länglich = runden Wanne haben, fo kann der Boden 9 Fuß 
- Länge, fein Querdurchmeffer 9 Fuß, und feine Tiefe 13 
Fuß betragen. Im einem Bottich von diefem Inhalt 
wird man aber auch ohne Gefahr 10 Scheffel Weizen: 
ſchrot oder im Durchfcehnitt 900 Pfund Seritert 
überhaupt einmeifchen Fünnen, 


5 7, 


Beim Gebrauche folcher ovaler Meifchbottiche wird 
freilich mehr Raum erfordert, als wenn höhere Faͤſſer 
adhibirt werden; aber man gewinnt dadurch bei der Ar- 
beit des Anmeifchens ganz vorzüglich, weil darin das Um⸗ 
arbeiten eben fo gut mit dem Rechen als. mit dem 
Rührfcheid veranflaltet werden kann, und weil, wegen 
der Laͤnge dieſer Gefaͤße, das Schrot mit dem Meiſch⸗ 
waſſer weit vollkommner unter einander gearbeitet werden 
kann. Wer eine im Großen betriebene Branntwein— 
brennerei Bat, und nur Höhe genug befißt, Fann 
ſolche auch über einander placiren, und ihm wird es dann 
an Kaum in keinem Falle mangeln. 


Bon den verfchloffenen Meiſchgefaͤßen. 
G 28,.. 
Man ift noch nicht darin einverffanden, ob die 
Meifchgefäße während dem Gange der Fermentation ganz 
oder nur halb, oder auch gar nicht verfchlöffen gehal- 


ten werden follen; es wirb nothwendig feyn, mich hier 
bei diefer Frage etwas zu verweilen, weil eine auf Gruͤn— 


140 


de geftüßte Beantioprkung derfelben — von Wich⸗ 
tigkeit ii 


$. 249, 


Sch habe bereits*) vor mehreren Jahren gezeigt, 
daß, wenn man von zwei gleichen Maffen eingemeifchten 
Schrotes die eine in einem dergeftalt verfchloffenen Meifche 
bottich fermentiren laßt, daß Die Luft von außen ber nicht 
unmittelbar darauf wirken fann; die andere aber, mie es 
gewöhnlich der Fall ift, nur zum Theil bedeckt wird, man 
beim Luttern und Weinen der aus beiden gemonnenen 
Meiſche, im erſtern Fall eine größere Ausbeute an 
Branntwein gewinnt, als im leßtern, . 


$. 250, 


Der Satz iſt wahr und richtig, aber die Urfachen, 
welche dabei obmwalten, fehe ich gegenwärtig aus einem 
andern Gefichtspuncte an als früher; ich werde daher hier 
erft eine Befchreibung der erften Methode geben, dann 
aber die Gründe aus einander feßen, worauf die günftige 
Wirkung Preleioen geflüßt ift, 


u, 81, 


Man denke fich einen Meifhbottich, in welchem 
5 Scheffel Weizenſchrot, der Scheffel zu 85 Pfund 
gerechnet, alfo überhaupt 425 Pfund Schrot von irgend 
‚einer Getreideart, mit einemmal angemeifcht werden follen, 
Man denke fich ferner, dab im Sommer das Berhält: 


9 S. Hermbſtaͤdt's Archiv der —— 2,3). 
©, 64 iv, 4 


141 
niß des Schrotes zur Waͤſſrigkeit wie 1 zu 9, im 
Herbſt und Frühjahr wie 1 zu 8, im Winter hingegen 
nur wie 1 zu 7 genommen werden foll,‘fo wird diefes für 
die angenommene Maſſe Waffer im: erften Fall, weil 1 
Pfund Schrot nur den Raum von & Pfund Waſſer ein: 
nimmt, — 340 — 85 + 3060 — 3315 Pfund oder = 51 
Kubitfuß betragen, 


g. 232. 


Hierzu: ift ein Meiſchbottich —— der 

gende Dimenſionen hat: 

7 Fuß Laͤngendurchmeſſer im Boden, 

4 — Querdurchmeſſer im Boden, 

22— Fuß Tiefe, | 
fo daß nach der Deffnung zu, die Wanne fich um einige 
Zolle verengert, Er wird dann hinreichend groß feyn, 
um nicht nur die Maffe von jener Meifche vollkommen 
aufzunehmen, fondern auch noch Kaum übrig zu Iaffen 
für dag Emporfteigen derfelben während der Fermentation, 


9. 288, 


Soll der Bottich luftdicht verfchloffen werden, fo müf: 
fen die Stäbe am obern Ende inwendig gefalzt feyn, um 
Iuftdichte Dedel von Holz aufnehmen und tragen zu fün- 
nen. Man thut wohl, diefe aus zwei Hälften zufammen 
zu feßen, und während des Gebrauchs die Fugen mit Lehm 
zu verEleben, In der Mitte des Deckels befindet fich eine 
Ereisrunde Deffnung, 6 bis 8 Zoll im Durchmeffer; in 
welcher während des Gebrauchs ein 15 Zoll langes, am 
untern Theile mit einem hervorftehenden Rande verfihlof: 


/ 


142 | — 

ſenes, Rohr von Blech eingeſchoben wird. Die vollftän- 
dige Abbildung eines folhen Bottichs ſehe man Taf. 1. 
Fig. 3. Der Bottich ruhet entweder auf Lagern, oder er 
iſt Alina wie in der ARDDRUND, mit Füßen verfehen, 


g. 254, 


Mittelft eines fo eingerichteten Meifchbottiche kann 
waͤhrend der Fermentation alles ſich entwickelnde kohlen— 
ſtoffſaure Gas vollkommen entweichen, ohne daß at— 
moſphaͤriſche Luft, und mit ihr Sauerſtoffgas, 
von außen her zum gaͤhrenden Gute treten kann. 


$. 255. 


In meinen frühern Bemerfungen über bie Nuͤtzlich⸗ 
keit der verſchloſſenen Meiſchbottiche habe ich den Grund— 
ſatz aufgeſtellt: daß, weil hier keine Luft von außen her 
zur gaͤhrenden Meiſche treten kann, ſich auch kein Eſſig 
bildete, folglich einerſeits der Fortgang der Fermentation 
nicht unterbrochen, und andernſeits hingegen eine groͤßere 
Ausbeute an Branntwein gewonnen wird. 


26. 


Ich habe indeſſen ſpaͤterhin die Erfahrung gemacht, 
daß die Bildung des Effigg in der Meifche der größern 
Ausbeute an Branntwein einerfeits gar nicht entgegen 
wirft; und zweitens, daß der Branntwein, den man aus 
einer fauer gewordenen Meifche gewinnt, fich durch feine 
vorzuglichere Reinheit im Geruch und Geſchmack gar. fehr 
zu feinem Vortheil auszeichnet. | 


| 143 
| GT — 
Daß man aber eine groͤßere Menge Ausbeute an 
Branntwein gewinnt, wenn in verſchloſſenen Gefaͤßen 
operirt wird, bleibt ausgemacht; hat aber, wie ich mich 
jetzt davon uͤberzeugt habe, ſeinen Grund darin, daß die 
Entfernung einer großen Maſſe Alkohols dabei. verhin- 
dert wird, der bei der gewöhnlichen Einrichtung der 
Meifchbottihe mit dem Eohlenflofffauren Gaſe allemal 
zugleich entweicht, hier aber, weil das Gas bei den 
geſchloſſenen Meiſchbottichen vor ſeiner Entwei— 
chung zu einer groͤßern Höhe emporſteigen muß, durch defz 
fen eher. gefchehene Abkühlung nun verdichtet und nieder: 
geſchlagen wird. 


6258... 


Um. dem Geſchaͤfte der Fermentation den hoͤchſten 
Grad der Vollkommenheit zu geben, wird man dahin 
kommen muͤſſen, nicht nur jede Meiſche in vollkommen 
luftdicht verſchloſſenen Gefaͤßen ausgaͤhren zu laſſen, ſon— 
dern uͤberdieß auch noch das dabei ſich entwickelnde koh— 
lenſtoffſaure Gas durch Kalkwaffer ſtreichen zu laſſen, 
um bie Koblenfofffaure darin abzufegen und den geiffigen 
Antheil mit dem Waffer zu verbinden; nur dadurch wird 
man in ben Stand gefegt feyn, keinen Verluft zu erleiden, 
und aus einer gegebenen Maffe Getreide vielleicht den 
dritten. Theil mehr Branntwein zu 'produciren, als auf ' 
dem gewöhnlichen Wege. 


| a 
Irrre ich nicht, fo war ich der Er ſte, welcher bereits im 


? 


144 


Sahre 1802 die verfchloffenen Meifchbottiche in Vor— 
ſchlag brachtez und alle ‚damit in Berlin angeftell- 
ten Probearbeiten haben ihren guten Nutzen beſtatigt daß 
man ſie nicht allgemein in Gebrauch geſetzt, hatte wohl 
feinen Grund darin, daB die Arbeit damit befchwer- 
licher iſt, als auf gewöhnliche Weiſe. In den Rheine 
Tändern hat man mein Princip fpäterhin für die Gaͤh— 
rung. des Moftes mit gutem Erfolge in:Anwendung ge 
feßt, ohne zu erwähnen, daß man die Idee von mir ent 
lehnt hat; und erſt ſeit kurzem hat ein gewiſſer Ger: 
vais in Frankreich dieſes Prinzip auf die Gaͤhrung des 
Moſtes nur mit einiger Abänderung angewendet, und da- 
durch Auffehen erregt. Meine Anficht Iehrt, daß hier im- 

mer aus gleicher Urfache auch gleiche Wirkung hervorgehet. | 
Sch feste Feinen Werth auf eine dee, weil fie mein 
Eigenthum ift; aber ich bin es mir ſchuldig, hier zu er- 
wähnen, daß ich die Idee früher Hatte, wie es aus einer 
Bemerfung vor zwanzig RE der gegebenen Beſchrei⸗ 
Mara hervorgeht. 

$. 260, 

Herr Piftorius*) begründet gleichfalls den großen: 
Mutzen der ‚verfchloffenen Meiſchbottiche. Seine An- 
fichten davon beftehen in Folgendem: »Jede beginnende 
Fermentation (fagt er) iſt mit Wärmeentwidelung beglei- 
tet. und kann überhaupt nur Statt finden, wenn die erfor: 
derliche Wärme fich erzeugt, wmidrigenfalls man dieſelbe 
der gährenben Maffe von außen ber zuführen muß. 
Natuͤr⸗ 


9— Hiſtorius praktiſche Anleitung zum Branntweinbren⸗ 
nen ꝛc. S. ↄ9 u. 30 ꝛc. 


145 
Natuͤrlich wird alſo jede Ableitung der Wärme flörend 
' wirken. Nun aber ‚führt nichts diefelbe fo fehr ab, als 
die bewegte atmofphärifihe Luft, weshalb auch die Beruͤh⸗ 
rung derfelben mit der Meifche vermieden werben muß. Aus 
eben dem Grunde find auch die zu niedrigen MeifchEufen zu 
verwerfen, indem fie der Atmofphäre eine große Fläche dar: 
bieten, und fo das Ausftrömen der Wärme befördern. Zu 
der Meinung alfo, daß das Entweichen des Alkohols 
aus offenen Gefäßen der wahre Grund des geringern Pro: 
duktes, das man ſo gewann, ſey, berechtigte anſcheinend 
die Erfahrung. Man behandelte naͤmlich gleiche Maſſen 
Schrot in gleichen Gefaͤßen, von denen das eine offen, 
das andere aber bedeckt war, deſtillirte nach beendigter Fer⸗ 
mentation beide Maſſen und erhielt von dem im bedeckten 
Gefaͤße gegohrnen Gute eine größere Ausbeute an Brannt: 
wein als aus dem andern. Diefe anfcheinende Thatfache 
konnte allerdings obige Meinung herbeiführen; hätte man 
aber den Gang der Fermentation genau beobachtet, fo 
würde man bald den hinreichenden Grund in der weniger 
guten Gährung der Maffe im unbedeckten Gefäße gefunden, 
und fich überzeugt haben, daß allein die zu fehr ausffrömende 
Wärme aus diefem, die mehr: gebundene aber in jenem 
die Gaͤhrung hier befördert, Dort unterbrochen, und fo die 
quantitative Differenz im Ertrage hervorgebracht. habe». 
Meinerfeits. ftimme ich Bier Herrn Piftorius im allge⸗ 
meinen vollkommen bei. Daß man aber, wenn die aus dem 
voͤllig verſchloſſenen Meiſchbottiche ſich entwickelnde Kohlen⸗ 
ſtoffſaͤure durch Kalkmilch oder Kalkwaſſer abſorbirt 
wird, durch die Deſtillation dieſes Waſſers noch eine 
merkliche Menge Alkohol gewinnt, der fonft mit ihr in 

Hermbſt. Branntweinb. L XhL - 8 


146 

den Dunftfreis entwichen ſeyn wuͤrde, ſetzt auch die 
Richtigkeit der angenommenen Anſicht außer Zweifel; 
weil ſie durch die Erfahrung begruͤndet wird. 





Sechſter Abſchnitt. 


Von der beſten Art, den Prozeß des Fee: zu 
VERRATEN | 
5 261, 
Pos Wort Meifchen (welches von Einigen auh Mai: 
fhen, fo wie Meitfhen und Mötfchen genannt 
wird) kommt eigentlih her von Mifchen, weil eine 
Mifhung oder Mengung des gefihroteten Ge: 
treides mit dem Waffer dadurch veranlaffet, und folches 
zur Fermentation vorbereitet wird; ich merde zur Benen⸗ 
nung diefer Operation das Wort Meifche beibehalten. 


6.268, 


Das Meifchen ift dazu beftimmt, alle ertrahlrbare 
Theile aus dem Getreide dadurch mit dem Waffer in” 
Auflöfung zu fegen, und foldhe von den Hülfen und Fa: 
fertheilen zu trennen. Deshalb müffen die Berührunge: 
punkte des Getreides mit den Warffertheilen nach Mög: 


fichEeit vermehrt werden. 
! ; \ 


$ 263. 


Man würde jenen Zweck in Eeinem Falle erreichen, 


147 
wenn man das Getreide fo grob fehroten wollte, wie fol- 
ches zur Bierbrauerei hinreichend iſt: dort muß die Bil- 
dung des Mehls nach Möglichkeit vermieden werden, hier 
ift fie von feinem Nachtheil. Deshalb muß das Getrei⸗ 
de, es ſey roh oder gemalzt, fo zart gefchrotet werden, 
daß folches in die Befchaffenheit eines groben Mehls über: 
gehet, wenn daffelbe als -Branntweinfchrot gebraucht wer: 
‚den fol; nur in diefem Falle wird der —— vollkommen 
erreicht werden. 


$. 264. 


Der Prozeß des Einmeifchens wird in den Brannt: 
weinbrennereien auf eine fehr verfchiedene Weife veran— 
ftaltet, je nachdem folche auf einer größern oder geringern 
Stufe der Vollkommenheit fiehen, oder je nachdem fie 
mehr oder weniger rationell betrieben werden. 


Kat er 


Der Zweck des Einmeifchens ift, alle Iösbaren Theile 
im Getreide, es ſey gemalzt oder nicht gemalzt, fo 
vollkommen wie möglich daraus zu erträhfren‘, und Nolche 
dadurch zur Fermentation vorzubereiten. Die Art und 
Weiſe, wie diefer Zweck am beften und vollfommenften zu 
erreichen ift, beftimmt das Ziel, welches ww erreichen man 
trachten muß. 


$. 266. 


Als einzelne Geſichtspunkte, welche dabei berücfich- 
figet werden NEN kommen hier in naͤhere Betrach⸗ 
fung: | 

K2 


148 ! 

1) Die Vorbereitung jedes Getreides zum une 

durch das Schroten beffelben, - 

2) Die Beftimmung, ob es beffer ift, ‚Getreide von ei- 
nerlei Art, oder Getreide von verfehiedener Art, 
mit einander gemengf, zu verarbeiten. 

3) Die Beſtimmung des beften quantitativen Berhält- 


niffes der Wäffrigfeit zur feften Subſtanz, bei ver⸗ 


fchiedenen Jahreszeiten. 
. 4) Die Beftimmung der beften Temperatur, bei der das 
| Einmeifchen veranſtaltet werden muß; 
dieſe Objecte ſollen hier einzeln naͤher unterſucht werden. 


a. Vorbereitung des Getreides zum Einmeiſchen. 


$. 267. 


Das Getreide mag gemalztes oder nicht „ger 
malztes feyn, fo ift es in jedem Betracht unumgänglich 
nothwendig, felbiges zu zerEleinern, um den Eindrang der 
Wäffrigkeit: in feine Eleinften Maſſentheile zu begünftigen 
und zu ‚befördern; jene Zerfleinerung wird durch das 
En deſſelben veranſtaltet. 


$. 268, 


Um Schrot für die Branntmweinbrennerei dar: 


zuftellen, muß das Getreide dem mehlartigen Zuſtande 


möglichft nahe gebracht werden, weil nur Dadurch eine 
vollfommene Durchdringung und Erfraftion deffelben moͤg⸗ 
lich. wird: denn hier Eommt es nicht auf Klarheit an, 
wie beim Finmeifchen des Malges zur Bierwuͤrze, ſondern 
allein auf vollkommene Extraktion, weil das gegohrne Gut 


je 


| er 
fogleich durch die Defkillation von feinem geiffigen Flui— 
dum gefchieden und der Nüdftandi als Viehfutter benutzt 
wird, f 


b. Iſt es beffer, einerlei Art Getreide, oder 
mehrere Arten mit einander gemengt zu 
nehmen? 


5. 269. 


Es feheint, daß man über die Beantwortung der oben 
aufgeftellten Frage noch. nicht ganz einverflanden iſt. Diele 
Branntweinbrenner verarbeiten nur einerlei Art Getreide 
im nicht gemalzten Zuffande; andere, einerlei Art, wovon 
aber der eine Theil gemalzt iſt; eine dritte Klaffe arbeitet 
nie anders, als mit ‘zwei oder drei verfchiedenen, unter 
einander gemengten Getreidearten. Welche Methode ver: 
dient nun hier den Vorzug? | 

9. 270, 

Die Erfahrung lehrt, daß, wenn eine und diefelbe 
Setreideart auf Branntwein verarbeitet wird, und man 
die Quantität des Daraus zu erhaltenden Branntweins, von 
gegebenem Alkoholgehalt, beflimmt hat, und. es werden 
von verfchiedenen Getreidearten zwei mit einander gemengte 
verarbeitet, fo gewinnt man allemal eine größere Aus: 
Beute an Branntwein, als vorher von gleichem Alkohol: 
gehalt. Der zureichende Grund von Diefer Erfeheinung 
üfE nicht anzugeben, die Erfahrung iſt aber beſtaͤtigt und 
es Eann fich Jedermann davon Überzeugen, 


4 


150 
| g 271. 


Hieraus folgt aber von felbft, daß es rathſam ift, 
nie eine ©etreideart allein zu nehmen, ſondern immer 
zwei oder drei mit einander gemengt; Fann von diefen 
gemengten ©etreidearten die eine gemalzt ſeyn, fo ift es 
defto beffer; die Fermentation nimmt dann allemal einen 
beffern Gang. 


5.298, 


Mendet man gemengte Getreibearten an, es fey der 
eine Theil gemalzt oder nicht, fo ift es doch allemal zu 
empfehlen, folhe mit einander gemengt gleich fhroten zu 
loffen, und nicht einzeln gefchrotet mit einander zu 
mengen. REN 


$. 273. 


Was die Verbältniffe betrifft, unter welchen die Ge- 
freidearten mit einander gemengt werden koͤnnen, fo kann 
ich aus meiner eigenen und auch durch Andere gemachten 
Erfahrung, Folgendes darüber feftftellen: 

1) Zwei Drittheile Weizen und ein Drittheil Rog— 


gen, 

2) Zwei Drittbeile Weizen und ein Drittheil 
Gerſte. | 

3) Gleiche Theile Weizen und Roggen und 
Serfte, | 


4) Drei Viertheile Gerfte und ein Viertheil Weizen. 

5) Drei Diertheile Gerfte und ein Viertheil Roggen. 

6) Zwei Drittheile gemalztes und ein Drittheil 
nicht gemalztes Getreite, 


N 151 
7) Drei DViertheile Koggen und ein —6 ge⸗ 
malzte Gerſte. 

8) Zwei Drittheile Roggen und ein Drittheil ge: 
malzten Weizen, oder gemalzte Serfte 

Hierbei ift allerdings zu empfehlen, wenn man «8 haben 

Fann, immer einen Theil des Getreides im gemalzten Zu: 

ftande anzuwenden, weil dann der Branntwein viel füßer 


im Geſchmack wird, | 
6 I, 

Was hier von den DVortheilen über das Dermengen 
ber Setreidearten gefagt worden ift, um einen beſſe⸗ 
ren Gang der Fermentation und eine größere Ausbeute 
an Branntwein dadurch zu geminnen, findet unffreitig 
auch eine Anwendung beim Gebrauche der Huͤlſen⸗ 
frücdhte, wenn folhe zur Branntweinbrennerei in An⸗ 
wendung gefeßt werden füllen; obgleich diefes erft noch 
genauer durch Direkte Verſuche entfchieden werden muß; 
in jedem Betracht iff es aber zu empfehlen, die gefchrote- 
ten Hälfenfrühte in DVermengung mit einem Zufaße 
von gefehrotetem Setreidemalze zu verarbeiten, um 
einen regelmäßigen Gang der Fermentation herbei zu führen. 


co Verhaͤltniß der Wäffrigkeit zur — 
Subſtanz. 


$. 279, 


Es ift ſchon gefagt worden, daß, wenn man nach) 
Grundſaͤtzen operiren will, es nothwendig wird, fich daran 
zu gewöhnen, die trockne Subſtanz, es ſey Getreide 


152 


oder eine andere Materie, nicht nach dem Volum, fondern 
allein nach dem abfoluten Gewichte zu nehmen, weil das 
fpecififche Gewicht einer und eben derſelben Getreideart 
nicht immer bdaffelbe ift, und dann fehr verfchiedene Er: 
folge daraus hervorgehen müffen. 


$, 276, 


Diefes iſt nicht der Fall, wenn die Getreidearten 
nach dem Gewichte angewendet werden: denn nun diffe: 
riren fie zwar im Volum, aber die Ausbeute ift von allen 
beinahe diefelbe, oder doch nur unbedeutend verfchieden. 
Da aber das größere Volum einer Getreideart, auch eine 
größere Anzahl Zwiſchenraͤume in demſelben vorausfegt, 
fo folgt daraus, daß, wenn das gefchrotete Getreide ein- 
mal eingemeifcht ift, das Volum der Meifche fih doch 
gleich Eommen muß. 


$. 277, 


Wir wollen z. B. als mittleres Gmpistevechätniß 
fefifeßen, daß: 

a, ein Berliner Scheffel Weizen wiegen fait 95 

‚Pfund, und man daraus ziehe an Branntwein Yon 
gegebener Stärke 18 Berliner Quart. 

b. Daß ferner ein Berliner Scheffel Roggen wie 
gen fol 80 Pfund, und man daraus ziehe an 
Branntmwein von, gleicher Stärfe, wie der vo= 
rige, 15 Quartz; und daß 

c. ein Berliner Scheffel Gerfte wiege 70 Pfund, und 
man ziehe daraus an Branntwein 13 Quart, 

fo wird man immer finden, daß, wenn man die Ausbeute 


153 


an Branntwein nach dem Gewicht des Getreides berech⸗ 
net, kein großer Unterſchied obwaltet. 


0..:278, . 


Wenn ein Berliner Scheffel Weizen, im Gewicht 
zu 95 Pfund berechnet, 18 Berliner Quart Brannte 
wein von gegebener Stärke liefert, fo beträgt folches, das 
Berliner Quart zu 59 Parifer Kubikzoll, (oder dem Ge: 
wicht nach 24 Pfund deftillirtem Waffer gleich gerechnet) 
18 . 59-— 1062 Kubifzjol = 45 Pfund dem DBolumen 
nach; folglich kommt für die Maffe von 2 Pfund Weis 
zen, dem Volumen nacdy gerechnet, 1 Pfund Brannts 
wein (=2Quart, zu fliehen; woraus alfo folgt,‘ daß, um 
4 Berliner Quart Branntwein zu produciren, 95, 
d, i. beinahe 54 Pfund Weizen erfordert werden. 

§. 279, 

Es giebt ferner ein Berliner Scheffel Roggen, zw 
80 Pfund, an Branntwein, von gleicher Stärke mie 
dem vorigen, 15 Berliner Quart, d. i. 15.59 = 885 
Pariſer Kubifzoll, oder dem Volumen nah 373 Pfund; 


und alfo folgt daraus, daß, um 1 Quart Branntwein 
zu produciren, 53 Pfund Roggen erfordert werden. 


$. 280. 


Endlich gewinnt man aus einem Berliner Scheffel 
Serfte, zu 70 Pfund gerechnet, an Branntwein von 
‚ gleicher Stärke mit dem vorigen, 13 Berliner Quart, d, 
i. 13.59 = 767 Parifer Kubikzoll, dem Volumen nach, 


154 


325 Pfund, folglich wird, um 1 Quart Branntwein 
zu produciren, 55%, alfo wieder beinahe 5 Pfund Gerfte 
erfordert. | Ä 

$. 281. 

Hieraus geht alfo fehr deutlich Bervor, daß der von 
mir. oben aufgeftellte Satz: gleiche Maſſen verfchiedener 
Gefreidearten, dem Gewichte nach berechnet, geben gleiche 
Ausbeute an Branntwein, von gleichem Alkoholgehalt, eine 
unbedeutende Kleinigkeit in der Differenz abgerechnet, voll- 
Eommen als Norm angenommen werden kann; alfo ein 
Deweis, daß der den Branntmwein producirende Stoff, 
in den genannten Getreidearten ganz derfelbe iſt, 
und nur die Differenz ihrer fpecififchen Dichtigfeit dem 
zureichenden Grund enthält, warum die Ausbeute an 
Branntwein aus felbigen fo verfchieden ift, wenn fie 
bei gleichem Volumen und nicht bei gleichem Gewicht 
verarbeitet werden, 

Anmerfung Daß man aus denfelben Getreidearten ei- 
ne größere Maffe an Branntwein ziehen kann, ge— 
währt hier feinen Widerfpruch: denn die größere Aus— 
beute an Branntmwein, welche irgend eine Getreide— 
art zu liefern vermag, hängt allein von der groͤßern 

Mafie des Amylums ab, das, im Verhältniß zu den 

übrigen Beltandtheilen, darin enthalten: if. 


$. \ 282, 

MWendet man das, was bier von den Getreidearten 
erörtert worden ift, auf die Kartoffeln an, falls fel- 
bige auf Branntmwein benußt werden follen, fo erfen- 
nen wir auch bier wieder eine Webereinflimmung, wenn 
nur unbedeutende Differenzen nicht in Anfchlag gebracht 


155 
werden, die von feinem Belang find; und es ift alfo auch 


bei. diefem Material unumgänglich nothwendig, folches 
nach dem Gehalte der trodnen Subſtanz zu berechnen. 


g 283, 


"alla. die Kartoffeln in gewöhnlichen Zuffande 
verarbeitet werden, ſo gewinnt man aus einem Berliner 
Scheffel, der im Durchfehnitt 100 Pfund wiegt, zwiſchen 
4: und 6 Berliner Quart Branntw ein, von gleichem 
Alkoholgehalt wie derjenige, wonon man 18 Quart aus 95 
Pfund Weizen gewinnt; als mittleres Verhaͤltniß Fann 
man alfo 5 Quart als Ausbeute rechnen. 


u: 


Werden die Kartoffeln in Scheiben zerſchnitten, und 
in warmer Luft vollkommen ausgetrocknet, ſo liefern ſolche 
von hundert Theilen 22 bis 30 Procent trocknen Ruͤck⸗ 
ſtand; man begehet daher keinen weſentlichen Fehler, 
wenn man das Verhaͤltniß der trocknen Subſtanz in 
den rohen Kartoffeln im Durchſchnitt auf 25 Pro: 
cent, und das des darin enthaltenen Waſſers auf; 75 
Procent feftftellt. 


$. 285. 


Dem gemäß beträgt alfo die trodne Subſtanz in 100 
Pfund (— 1: Berliner Scheffel) rober Kartoffeln 25 
- Pfund, und diefe 23 Pfund geben 125 Pfund (— 5 Ber: 
liner Quart) Branntwein; folglich kommt für die 
Maffe von 2 Pfund trodnen Kartoffeln, dem Vo— 
lum nach berechnet, 1 Pfund Branntwein (=2 Quart) 


156 

zu fliehen; woraus alfo folge, daß, um 1 Berliner Quart 
Branntwein zu produciren, 5 Pfund trodne Kartof: 
feln erfordert werden, welches wieder, bis auf eine Klei: 
nigfeit, mit den Getreidearten übereinftimmt, 


Anmerkung Was in der Anmerkung zu $. 281. über 
die Mehrausbeute an Branntwein aus den Getrei- 
dearten erörtert worden iſt, findet much bei den Kar- 
toffeln eine Anwendung: denn fie hängt von dem 
großen oder. geringen Gehalte an Amylum ab. Nun 
enthält manche Art Kartoffeln im rohen Zuſtande 10 
bis 15 Proeent Amylum, folglih muß die der Teh- 
tern Sorte auch eine größere Ausbeute an Brannt⸗ 
wein liefern koͤnnen. 


$. 286. 


Wenn nun hieraus folgt, daß die fammtlichen oben 
erwähnten Getreidearten, wenn folche nicht nach dem 
Dolum, fondern nach dem ‚abfoluten Gewichte berechnet 
werden, in Rüdficht der daraus zu gemwinnenden Ausbeute 
an Branntwein, nicht nur unter fich gleich find, fondern 
auch darin mit der trocknen Subſtanz der Kartof: 
feln übereinffimmen: fo ergeben fich Hieraus beftimmte 
Hormalverhältniffe in Rüdficht der Ausbeute an Brannt⸗ 
vv ein, welche aus einem gegebenen Gewichte jener Materia⸗ 
lien gezogen werden kann; und e8 kommt nur noch darauf 
an, die beſten quantitativen DBerhältniffe der trodnen 
Subftanz zur Flüffigfeit beim Einmeiſchen zu 
beffimmen, wenn in verfchiedenen Syahreszeiten, nämlich 
im Winter, im Herbſt, im Fruͤhjahr und im 
Sommer, in einer Branntweinbrennerei mit gleich gu= 
tem Erfolge gearbeitet werden fol, 


157 
ariv E28 


Bei der Beſtimmung des quantitativen Verhältniffes 
der trocknen Subſtanz zur Wäffrigfeit beim Ein: 
meifchen, mit welchem Material auch gearbeitet werden 
mag, ift vor allen Dingen zu berüdfichtigen: 

1) die Dickheit oder Duͤnnheit der Meiſche, 
welche dabei gebildet wird; 

2) die Möglichkeit des Anbrennens einer zu dik— 
fen Meifche in der Lutterblafe und das Ueber: 
fteigen derfelben, während der Deftillation ; 

3) die leicht erfolgende Bildung der eff igartigen 
Säure, in einer zu dien Meifche, in warmer 
Jahreszeit; | 

woraus alfo ‚wohl fehr deutlich hervorgehet, daß, wenn 
- immer mit gleich gutem Erfolg gearbeitet werden foll, 
man für jede Zahreszeit, und die davon abhängende Tem: 
peratur, ein befonderes Verhaͤltniß feftftellen muß. 


I. Berhältniß der trofnen Subſtanz zur 
Stäffigfeit im Winter, 
$. 288. 
Wenn nur während der Wintermonate, d. i. 
im Dezember, Januar und Februar gearbeitet wer- 
den foll, fo kann man, ohne einen Fehler zu begehen, 
das quantitative Verhaͤltniß der Flüffi gkeit jur trod- 
nen Subſtanz wie 7 : 1 feftffellen, mit welchem Mar 
terial auch, einfach oder im gemengten Zuftande, gear: 
beitet werben mag; wobei aber ein für allemal nicht 
aus der Acht zu laffen ift, daß 1 Pfund Schrot, wenn 


> 


158 


folches mit Waffer gemengt iR, nur ve Umfang von 3 
— Waſſer ausfuͤllet. 


6. 289, 


Setzen wir nun feſt, daß 100 Pfund irgend eines 
Branntweinmaterials von trockner Beſchaffenheit einge— 
meiſcht werden ſollen, und dazu in den oben gedachten 
kalten Monaten 7 Theile Fluͤſſigkeit gegen 1 Theil 
trofne Subſtanz hinreichend find, fo werden die 
guantitativen DVerhältniffe der Wäffrigkeit zum Ein- 
meifchen und zum Stellen, fo wie die der Hefe fol- 
gendermaßen zu ſtehen kommen: 

1. Waffer zum Einmeifchen 466 Pfd. — 1662 Bert. * 

2. Waſſer zum Stellen 226 — = MW: — — 


3. Hefe zur Gaͤhrung Be BE 
9 700 Bfbd. = 260, Berl. Q. 
Hierzu nun noch das Volum ei ni 
von 100 Pfund Schrot, welches —— 
gleich ift 75 Pfund Waffr, 7595 — — 830 — — 





Summa des Bolums 775 Dfd.—290 Bel.Q. 
wonach alfo die größere oder geringere Maffe leicht berech⸗ 
net werden kann, die man fuͤr eine Blaſe von gegebenem 
kubiſchen a mit einem Mal einmeifchen will. 


II. Berhältniß der trodnen Subſtanz zur 
Fluͤſſigkeit im Frühjahr und im Herbft. 


$. 290. 


Wenn eine Branntweinbrennerei im Früh: 
jahr, d. i. im März und April, fo wie im Herbft, 


—— 159 
(nämlich im September, October und November) 
arbeitet,. wo die Temperatur der Jahreszeit ſchon Höher 
ift, als in den früher angegebenen Wintermonaten, dann 
muß auch dieMaffe der Flüffigfeit gegen die dertroc-: 
nen Subſtanz verhältnißmäßig vermehrt werden. Aus 
Erfahrungen geleitet, feße ich fie demnach auf acht Theile 
gegen einen Theil trodne Subſtanz feft. 


$. 291. 


Geben mir dabei nun abermals feft, daß 100 fund 
trodnes Material mit einem Mal aufÖranntwein 
verarbeitet werden foll, dann kommt das Verhältniß fol 
gendermaßen zu: fliehen: 

1. Waffer zum Einmeifchen 533 Pfd. = 2132 Berl, Q. 


2. Waſſer zum Stellen 299 1033 u. 7 
3. Hefe zur Gaͤhrung 8 -= u —— 


Hierzu das Dolum, welches 

100 Pfund trodnes Mate: 

rial einnimmt, nD»—-= 0 — 
Summa des Bolums 875 Pf. 350 Berl.Q. 

wonach man alfo in derfelben Blaſe, etwas weniger wie 

im erften Fall, mit einem Mal wird abtreiben Eönnen, 


I. Verhaͤltniß der trodnen Subftanz jur 
Slüffigkeit im Sommer, 
ng ‚290% 


Während der Sommermonate (namlih im Mai, . 
Juni, Zulius und Auguft), wo die Temperatur des 
Dunftkreifes am höchften fteht, und falls der Gährungs- 


160 


raum, nicht in einem Keller befindlich ift, folcher vor 
dem Einfluffe einer. höhern Temperatur nicht geſchuͤtzt bei: 
ben kann, muß das größere Verhältniß der Wäffrig- 
feit zur £rodnen Subſtanz in Anwendung geſetzt 
werden, wenn man nicht eine zu raſche Fermentation 
und einen zu frühen Uebergang des gährenden Gutes in 
Säure befürchten will. Man ift indeffen völlig gefichert, 
und Fann den ganzen Sommer hindurch mit gleich gutem 
Erfolge arbeiten, wenn das Verhältniß von neun Theilen 
Fluͤſſigkeit gegen einen Theil des trocknen Stoffes in 
Anwendung geſetzt wird. 


Anmerkung. Jene Berhefichtigung der Proportional⸗ 
Berhältnife der Flüffigfeit zur trodnen Sub— 
fianz, nach der verfchiebenen Temperatur der Atmofphäre 
im Gährungsraume, iſt befonders dann nothwendig, 
wenn eine Branntweinbrennerei in die Nothwen— 
digkeit geſetzt iſt, die Gährungsbottiche über der Erde 
placiren zu müffen. Wer ein neues Gebäude zu dem 
Behuf errichtet, wird wohl thun, für die Gährungsge- 

faͤße ven Kellerraum zu beſtimmen. In guten Kel⸗ 
lern if die Temperatur zu jeder Jahreszeit ziemlich 
konſtant, d. i. zwifchen ro bis 12 Grad Reaumür, 
und bei einer folchen Temperatur des Gährungstaumes 
koͤnnen zu jeder Jahreszeit für einen Theil trodne 
Subſtanz, fieben Theile Wäffrigfeit in Anwendung 
gefeizt werden, ohne dag man Rn Nachtheil im Erz 
folge befürchten darf. 


$. 293. 

Bleiben wir bei diefem DVerhältniffe ftehen, und neh: 
men an, daß gleichfalls 100 Pfund trodnes Mate 
rial mit einem Mal verarbeitet werden foll, dann Fommt 
das Ganje folgendermaßen zu ſtehen: } 

| 1. Waf⸗ 


| | 161 
1. Waffer zum Einmeifchen 600 Pfb. — 240 Berl. Q. 


ig, Waſſer zum Stellen 22 1168 — — 
3. Hefe zur Gaͤhrug 8s —— 33—— 
| 900, 

Hierzu das Volumen von 100° | 
Pfund Material 5 —- 2.90 — — 


Summa des Volums 975 Pfd. = 390 Berl. Q. 
Bleibt daher die Qutterblafe diefelbe, fo wird man 
im Sommer darin am wenigften mit einem Mal bearbei: 
ten fönnen. 


— PER ZEN 


Mer nach diefem Berhältniffe arbeiten will, der thut 
wohl. die Lutterblafe gleich von einem folchen kubi— 
fchen Gehalte anfertigen zu laffen, wie fie für die Arbeit 
im Sommer erforderlich iſt; man wird dadurch den Vor: 
theil genießen, daß im Herbft und im Frühjahr unge 
fahr 125 Prozent, und im Winter ungefähr 25 Pro- 
zent Material mehr mit einem Mal angemeifcht, und auf 
einer folchen Blaſe abgeluttert werden kann; und die Klage 
vieler Branntmweinbrenner, daß man in den heißen 
Sommermonaten den Gang der Operation einftellen müffe, 
um. nicht einen zu großen Verluſt zu a wird das 
durch gaͤnzlich vernichtet werden. 


$. 295, 


Wir haben! bisher, bei der Beflimmung der quanti- 
tativen Verhältniffe des trocknen Materials zur Wäffrige 
£eit, nur allein die Getreidearten vor Augen gehabt, als 
Weizen, Roggen und Gerfte, welche in fich ſelbſt 
Hermbſt. Branntweind. J. XL. L 


162 

troden find; wir wollen jet Kartoffeln und Run: 
felrüben oder Moorrüben zur Baſis nehmen, die 
fon von Natur eine mehr oder minder. bedeutende Maffe 
Waͤſſrigkeit in fich enthalten, welche bier mit in Anfchlag 
gebracht werden muß. Wir wollen fie gleichfalls auf die 
darin enthaltene trodne Subſtanz reduziren, und dann 
die quantitativen Verhältniffe der Wäffrigkeit beſtim— 
men, welche beim Einmeifchen und ‚beim Stellen Bra, 
tet werden müffen. | 


IV. DBerhältniffe der Wäffrigkeit beim 
Einmeiſchen der Kartoffeln. 


. 296. 


Es iſt bereits früher (9 284.) bemerkt worden, daß, 
ohne einen merklichen Fehler zu begehen, in den Kar: 
töffeln das mittlere Verhältniß der trocknen Sub— 
ffanz zu der darin enthaltenen wäffrigen Feuchtig— 
Eeit wie 133 feftgeftellt werden kann, daß folglich hun— 
dert Theile rohe Kartoffeln fünf und zwanzig Theile 
trockne Subſtanz und fünf und ſiebzig Theile Wäff- 
rigkeit enthalten, Werden die Kartoffeln gekocht, fo 
bleibt diefes Verhaͤltniß unveraͤndert daſſelbe, denn ſie 
nehmen beim Kochen, es geſchehe durch Waſſer oder 
durch Wafferdämpfe, weder etwas am Gewicht zu, 
noch erleiden fie einen Verluſt. 


$...297. 


Nehmen wir nun an, daß bie trodne Subſtanz 
son hundert Pfund (= 1 Berliner Scheffel) Kartof: 
Feln mit einem Mal eingemeifcht werden fol, fo werden 


163 


dazu 400 Pfund rohe Kartoffeln erfordert, die, um 
folche bequem zu verarbeiten, vorher auf irgend eine ſchick⸗ 
liche Weife gahr gekocht werden müffen. 

9. 298, 

Kartoffeln, allein angeftellt, gehen aber nur. eine 
fehlechte Gährung ein, fie müffen daher einen Zufaß von 
Gerſtenmalzſchrot erhalten, der, wie ich mich durch 
‚eigene Erfahrungen davon überzeugt habe, F oder 162 
Prozent der trodnen Sub ffanz, oder A& Prozent der 
rohen Kartoffeln betragen Eann, welches vollfommen 
binreichend iſt; Dagegen jede reichlichere Anwendung des 
Schrotes als. unnüß und verſchwenderiſch angefehen wer- 
den muß, | 


TEN $. 299, 


Bleiben wir nun, bei biefem Derhältniffe ftehen, fo 
folge daraus, daß, wenn die trockne Subſtanz von 
100 Pfund Kartoffeln mit einem Mal eingemeifcht 
werden foll, ‚ dazu erfordert werden 400 Pfund rohe, 
welches 4 Berliner Scheffeln gleich if. Da aber die 
x Rartoffelmeifche zäher ift als die vom Getreide, 
und das Anbrennen derfelben in der Lutterblafe nicht 
leicht verhütet werden kann, fo muͤſſen billig gegen einen 
Theil trodne Subſtanz mwenigftens acht Theile Flüf- 
figkeit in Anwendung gefegt werben, 


Tee $. 300. 
Nun. find enthalten in 400 Pfund roher Kar- 
— 82 


.164 


toffeln an trodner Subflang 100 Pfund. 
dazu & oder 163 Prozent Malgfehrot 162 — 
Es beträgt alfo die trodnne Maffe in Summa 1162 Pfund: fund; 
Diefe Maſſe foll dergeftalt eingemeifcht werden, daß in 
der gefammten Meifche gegen 1 Theil trodne Sub— 
ftanz 8 Theile (alfo in Summa 9332 Pfund) Wäffrig: 
keit zu ſtehen kommen. Hiervon ſind ſchon enthalten: 

1. In 400 Pfund rohen Kar— 

toffeln 75 Prozent natürliche 


Geuchtigkeit 300 Pfr. —=120 Berl. Q. 
2. dazu Waffer zum Einmeifchen 4142 — 16513 — — 
3. Waſſer zum Stellen 2095 — = 831 — 


4. Hefe zur Gaͤhrung a — 
983: — = 37— — 
Hierzu das Volum von 1162 


Pfund trockner Maffe 897, — — 35 — — 
Summa 10208 — = 4084 — — 


welche Meiſche gleichfalls in der vorher gedachten Lutter⸗ 
blaſe mit einem Mal abgetrieben werden kann. 


V. Verhaͤltniß der Waͤſſrigkeit beim Ein— 
meiſchen der Runkelruͤben. 


$ 301. 


Die Runfelrüben geben, wenn folche vollkommen 
Iufttroden gemacht werden, im mittlern Durchfihnitt nur 
20 Prozent trodne Subſtanz, folglich enthalten fie in 
hundert Theilen 80 Prozent natürliche Feuchtigkeit. Sol: 
len diefelben auf Branntwein verarbeitet werden, fo muß 
jene. natürliche Feuchtigkeit mit in Rechnung kommen; fo 


165 


wie auch, um die Fermentation zu begunftigen, ein Zufaß 
von Malzſchrot gegeben werden muß, 


I RR 


Angenommen nun, daß hundert Pfund trodne Gub: 
ſtanz von Runkelruͤben mit einem Mal verarbeitet werden 
follen, fo werden dazu erforderlich feyn: 

Rohe Runfelrüben, 500 Pfd., deren 

trockne Subſtanz beträgt 100 Pfd. 
Dazu Malzſchrot Foder 163 Prozent 163 — 
Summa 1162 Pfd. 

Setzen wir nun feſt daß in der Meiſche von dieſen 
4100 Pfund trockner Subſtanz die Feuchtigkeit zu jener 
fih wie 8 : 1 verhalten foll, fo. werden Dazu überhaupt 
933: Pfund Slüffigkeiten erfordert. Davon find bereits 
enthalten: | 


1. In 500 Pfund rohen Kun: 
£elrüben, an natürlicher: Feuch- 


tigfeit, 80 Prozent 400 Pfd.—=160 Berl, Q. 
2, dazu Waffer zum Einmeifthen 3523— —14018 — — 
3. Waffer zum Stellen 173 — = 01 — — 
4, Hefe zur Gährung guet Zi ge NZ 


Hiezu das Bolumen von 1162 Pfd. 

trockner Subſtanz gegen Waffer 87 = =, — 
Summa des Bolums 10203 Pfd. — 408: Berl, D. 

Welches gleichfalls für die-früher gegebene Blafe paffend ift. 


166 ° 


d. Bon der beſten Temperatur, bei welcher das | 
Einmeiſchen und Stellen verrichtet wird, 


'$,: 208, 


Der Prozeß des Einmeiſchens ift dazu beflimmt, 
das eingemeifchte Material zu erweichen, folches möglichft: 
vollfommen zu extrahiren, und die Auflöfung der. auszieh: 
baren Theile zu begünftigen, Die Anwendung des kal— 
ten Waffers würde dieſen Zweck nicht erfüllen ; £ochen: 
des Waffer Hingegen würde einen Theil des Mate: 
rials in einen fehleimigen Kleifter ummandeln, und fo 
einerſeits den regelmäßigen Gang der Fermentation fiöe 
ren, anderfeits aber den baldigen Uebergang der gähren: 
den Maffe in Säure herbeiführen; daher eine angemeſ— 
fene Temperatur beim Einmeifchen eine höchft wichtige 
Sache iſt. 

308, 

Im allgemeinen hat man in den Branntweinbrenne: 
reien darüber noch Fein Normalverhältniß’feftgeftellt, und 
nur in wenigen, die rationell operiren, bedient man fich 
zu diefer Beflimmung des Thermometers. Diele Fen- 
nen dieſes Inſtrument gar nicht einmal; das Gefuͤhl ihrer 
Hand iſt alles, womit fie die Temperatur beſtimmen. 
Das Gefühl eines Menſchen fuͤr den Eindruck der freien 
—Waͤrme kann aber keinesweges als ein beſtimmter Maß—⸗ 
ſtab angeſehen werden, denn daſſelbe haͤngt theils von der 
Konſtitution des Fuͤhlenden, theils von der geſunden oder 
kranken Beſchaffenheit deſſelben, theils von der hoͤhern 


‚oder niederern Temperatur der Atmofphäre ab, in 


167 


welcher der. Pruͤfende fich befindet. Per daher nach 
Grundſaͤtzen arbeiten und nicht Schaden veranlaſſen will, 
muß ſich ſchlechterdings eines Thermometers bedienen, um 
die Temperatur genau nach demſelben zu beſtimmen. 


$. 30. 


Bei dieſer Temperaturbeſtimmung kommt aber noch 
ein ſehr weſentlicher Umſtand in naͤhere Betrachtung, d. i. 
die Beſtimmung der Temperatur im Sommer, im 
Fruͤhjahr und Herbſte, und im Winter, wenn in 
jenen Jahreszeiten gearbeitet wird: ein Umſtand, der nie 
aus den Augen gelaffen werden darf; denn die Differenz 
in der Temperatur des Dunftfreifes fo wie der 
Meiſchbottiche erregt hier einen nicht weniger großen 
Unterfihied in den Erfolgen der Ertraftion als ber 
Germentation, 


$. 306, 


Nicht weniger Unterfchied in den Erfolgen nimmt 
man'wahr, je nachdem der Prozeß des Einmeifchens, 
mit Inbegriff des Stellens der Meifche, in drei 
oder ‚nur in zwei Perioden eingetheilt wird. Man follte 
es kaum glauben, daß diefe Verfchiedenheit etwas wefent: 
liches mit fich führte, aber die Erfahrung begründet daf 
felbe, wenn gleich kein zureichender Grund davon angege- 
ben werden kann: gegen die Erfahrung kann m en Feine 
 Beflreitung möglich feyn. 


6. 307. 


Eben fo wenig ift es gleich viel, einerlei Temperatur 


168 \ 


bei dem Einmeifchen zu beobachten, je nachdem man mit 
an ſich ſelbſt trocknen Materialien, wie z. B. Getrei— 
deſchrot ıc. oder mit Kartoffeln, mit Runkelruͤ— 
ben sc. arbeitet, die ſchon von Natur Feuchtigkeit ent: 
halten, welche daher in der Temperatur eine bedeutende 
Veränderung herbeiführen Fann. Wir wollen die Gegen: 
ftände nun näher beleuchten. 


7 
a. Einmeifchen in drei Perioden im Sommer, 


$. 308, 


Angenommen, daß der Prozeß des Einmeifchens in 
drei Perioden wertheilt werden foll, namlich in das Ein= 
teigen, das Einmeifchen. und das ©tellen, und 
man arbeitet im Sommer, wobei als mittlere Tempe: 
ratur des, Dunſtkreiſes im Gaͤhrungshauſe 16° Reaumuͤr 
(— 79° Fahrenheit oder 20° der Centeſimalſkale) 
feftgeftelle werden Eann, welches alfo auch die Temperatur 
der Meifchbottiche ift, und man rechnet dabei gegen 1 
Theil trodne Subſtanz, mit Einfehluß der Hefe, 9 Theile 
Wöffrigkeit, z. B. für Getreidearten, da bie Kar: 
toffeln oder Runkelruͤben nur im Winter, im 
Herbft und im Frühjahr verarbeitet werden, fo ift die 
Operation für 100 Theile trodne Subſtanz folgender: 
maßen zu veranftalten: 

1, Waffer zum Einteigen, von 32° R. 300 Pfd,—=120 B.Q. 


2. desgl. zum Einmeifchen, v. 80° R. 300 — 120 —— 
3. desgl. zum Stellen, von 100 R. 292 — 116 —— 
4, Hefe zur Gaͤhrung ee — 


: 900Pf. = 360 B. Q. 


Dar — 169 
Die Temperatur der Meiſche vor dem Stellen, im Som— 
mer, wird dann ungefähr 56° Reaumuͤr betragen, 
b. Einmeifohen in drei Perioden im Herbſt 
und im Frühling, 


\ 


$. 309. 


Soll hingegen das Einmeifchen im Herbſt oder im 
Srühling, mit 8 Theilen Wäffrigkeit veranſtaltet wer: 
den, wobei man annehmen Eann, daß die Temperatur des 
Dunftfreifes im Gährungshaufe, fo wie auch die der 
Meiſchgefaͤße, nur 10° Reaumür (= 57° Fahrenheit 
oder = 123° der Centefimalffale) betrage, dann 
muß die Temperatur folgendermaßen geordnet werden: 


1. Waffer 3. Einteigen v. 360° R. 2662 Pfd. = 1062 B.Q. 
2. desgl. z. Einmeifchen v. 80°R. 2662 — S 10623 — — 
3. desgl. zum Stellen von 12° R, 2582 — = 103,,— — 
A. Hefe zur Gaͤhrung ur 1, 
800 Pfd. = 320 B. Q. 
Hier wird die Temperatur der Meifche, vor dem Stellen, 
ungefähr 58° Reaumuͤr betragen. | 


c. Einmeifchen in drei Perioden im Winter. 


$. 310. 


Nehmen wir endlich an, daß in den Wintermo: 
naten gearbeitet werden foll, und die Temperatur des 
Dunftfreifes im Gährungsraume, fo wie die der 
Meifhgefäße, nur 8° Reaumür (= 40° Kahren: 


170 | | 
beit oder — 10° Een efimalffale).befrage; dann 
muß die Temperatur folgendermaßen geordnet werden: 

1. Waffer z. Einteigen v. 44° R. 233 Pfr. 931 B.Q. 
2, desgl. z. Einmeifchen v. 80° R. 233 — ——— _—— 
3. desgl. zum Stellen von 14° R. 226 — — —— 

‚A Hefe zur —— 8 Br Zn 

MER SEER 

Wobei die ——— der Meiſche, vor dem Stellen, 

ungefaͤhr 600 Reaumuͤr betragen wird. 


6. 311. 


Wenn ich hier die Methode beſchrieben habe, den 
Prozeß des Einmeiſchens durch drei Perioden zu veran— 
ſtalten, fo ift es blos gefchehen, um diejenigen, die an 
eine folche Methode gewöhnt find, darauf aufmerkfam 
zu machen, daß es nicht gleichgültig if, welche Tempera: 
tur dabei beobachtet wird, fo daB man bei Falter Jahres⸗ 
zeit eine höhere Temperatur beobachten muß, als bei 
warmer, wenn man mit einem gleich glüdlichen Erfolge 
arbeiten will. Dagegen ziehe ich es vor, die Arbeit nur 
in zwei Perioden zu vertheilen, weil in der That alsdann, 
obſchon Eein zureichender Grund davon angegeben wer: 
den Fann, die Ausbeute an Branntwein A groͤ⸗ 
ßer a \ 


a. Einmeifchen in zwei Perioden im Sommer 


\ 


§. 312. 


Wenn der Prozeß des Einmeifchens im Sommer ver: 
anftaltet, und dabei das Verhältniß von 9 Theilen Wäff: 


471 
rigfeit zu 1 Theil trodner Subſtanz beobachtet wird, 
fo ift es am rathfamften, die ganze Maſſe der Waͤſſrigkeit 
in drei Theile zu vertheilen, und davon zwei Drittheile 
zum Einmeifchen und ein Drittheil zum Stel: 
len der Meifche zu gebrauchen, Vorausgeſetzt, daß nun 
100 Theile feſte Subſtanz mit einem Male eingemeiſcht 
werden ſollen, ſo wuͤrde das Ganze folgendermaßen zu ſte⸗ 
ben kommen: 

1. Waſſer z. Einmeiſchen v. 50 R. 600 Pfd. 240 B. 
2. desgl. zum Stellen von 1008. 292 — 116: —— 
3. Hefe zur — 
900 Pfd.360 B. Q. 

Die Temperatur der Meiſche vor dem Stellen wird dann 
ungefaͤhr 56° Reaumuͤr betragen. 


b. Einmeiſchen in zwei Perioden im Herbſt 
und ——— 


6. 313, 


Wird der Prozeß des Einmeiſchens, in be Deriöten 
vertheilt, im Herbſt und im Frühling veranftaltet, 
‚and dabei die mittlere Temperatur des Dunflfreifes im 
Sährungsraume, fo. wie die der Meifchgefäße auf 10° 
Reaumuͤr feffgefkellt, und gegen 1 Theil trockne Subſtanz, 
8 Theile Waͤſſrigkeit in Anwendung geſetzt, ſo muß das 
Ganze folgendermaßen geordnet werden: 
1. Waſſer z. Einmeiſchen v. 61° R. 534 Pfd. 2133 B. Q. 
2. desgl. zum Stellen von 120 R. 258 — 1032 — — 
3 Hefe zur Gaͤhrung 8— 33 — 
N 800 Pfd. 320 B. Q. 


172 


wobei die Temperatur der Meifche vor dem Stellen un: 
gefähr 58° Reaumuͤr betragen wird. 


c. Einmeifchen in zwei Perioden im Winter. 
$. 314. 


Bleiben wir bei dem angenommenen DVerhältniß fte- 
ben, daß die Temperatur des Gährungsraumes, und 
fo auch die der Meifchgefäße, im Winter im Durch⸗ 
ſchnitt nur 8 Grad Reaumuͤr betraͤgt, und das Einmei— 
ſchen in zwei Perioden, bei dem Verhaͤltniß von 1 Theil 
trodner Subſtanz gegen 7 Theile Wäffrigkeit, verrichtet 
werden foll, fo muß das Ganze folgendermaßen — | 
werden: 

1. Waſſer z. Einmeifchen v. 64° R. 467 pid. — 186% B.Q. 
2. desgl. zum Stellen von 14°R, 228 — = %0.— — 
3, Hefe zur Gaͤhrung 8 "= 31 _—— 

700B9f8.= 280 B. Q. 
Hier wird die Temperatur der Meifche vor dem Stellen 
gegen 60° Reaumür hetragen 


d. Verhaͤltniſſe der Temperatur beim Einmei— 
ſchen der Kartoffeln und Runkelruͤben. 


$. 315. 


Wenn Kartoffeln oder Runkelruͤben einge— 
meiſcht werden, ſo enthalten beide ſchon die ihnen von 
Natur inhaͤrirende Feuchtigkeit, welche bei den erſteren 
75 und bei den letzteren 80 Procent betraͤgt. Nehmen 


173 


wir nun an, daß 400 Pfund Kartoffeln mit einem Mal 
eingemeifcht werden follen, fo beträgt: 

1) die trodne Subſtanz darin nur 100 Pfund. 

2) die Waͤſſrigkeit hingegen 300 — 

| 0 Pfund. 

Hierzu Fommen jeßt zum Sinmeifihen an Waͤſſrigkeit 
420 Pfund. Haben nun die zerfleinerten Kartoffeln eine 
Temperatur von 16 Grad Reaumür, welches immer 
mit Wahrfcheinlichkeit angenommen werden kann, fo kann 
das Waffer zum Einmeifchen ohne Gefahr von 80° Reau— 
mür, alfo fiedend Heiß, angewendet werden, und die Tem: 
peratur der Meifche wird dann doch nicht über 60° Reau⸗ 
mür betragen. Ein Gleiches gilt auch+für die Runkel— 
rüben, wenn nad den angegebenen Verhaͤltniſſen mit 
- felbigen gearbeitet wird. a, 


$...316. 


Wer mit Kartoffeln und Runfelrüben arbei: 
tet, und zwar.nicht mit Eleinen, fondern mit großen 
 Quantitäten, fo daß z. B. 10 Scheffel (= 1000 Pfund) 
mit einem Mal eingemeifcht werden koͤnnen, und der 
Quetſchapparat im guten Stande ift, fo daß die gahr 
gefochten Kartoffeln, waͤhrend dem Zerquetſchen, ſich nicht 
bedeutend abkuͤhlen koͤnnen, der kann, mit Erſparung an 
Zeit und Brennmaterial, ſich der folgenden 4 rg 
art mit an Nutzen bedienen. | ta 


$. 317.0 0008 | 


* Angenommen, daß 10 Scheffel (= 1000 Pfund) Kar: 
toffeln mit einem Mal eingemeifcht werden follen, und das 


' 


‚TFA 


Verhaͤltniß der Flüffigkeit zur trodnen Subſtanz wie 8 
zu 1 beobachtet wird; der Zufag von Malzſchrot aber 
wie vorher; fo kommen folgende —— in Be⸗ 


trachtung: 
1. Die trockne Subſtanz in 1000 Pfd. Kartoffeln 250 pfd. 
2, Malzſchrot 162 Procent 412 — 


| 2912 Pfb. 
Dazu werden Überhaupt erfordert an Wäffrigkeit, 8 zu 1 
gerechnet: 23332 Pfd. = 9333 B. Q. 
Diefe 23332 Pfo. = 933: Quart vertheilen fih folgen: 
dermaßen: 
4. In den Kartoffeln find enthalten. 750 Pfd.=300 B. Q. 
2. Zum Einmeifchen der Kartoffeln | 
werden erfordert. . 0. 50 — = 20 —— 
3. Zum Einmeifchen des Schrotes 
werden erfordert . 2... Bdr— 2 1335 — 
4, Waffer zum Stellen der Meifhe 620 — =248 — — 
5. Hefe zur Gaͤhrung... 80 — = 32 — 
2333: Pfd. = 933:B.Q. 
welches alfo die Totalmaffe der Flüffigkeit iſt, die die fer: 
fige Meifche von 10 Scheffeln — Kartoffeln 
einnimmt. 


$.. 318, | 
Es wird nun damit folgendermaßen operirt: das 
Einmeifchewaffer, alfo 200 Quart, wird Falt in den 
Meifchbottich gebracht. Die Kartoffeln werden, fo 
wie fie aus der Quetſchmuͤhle Eommen, hinein gerührt. 


Das Malzſchrot wird, in einem befondern Gefäße, mit 
133 Quart Waffer eingemeifcht, von 58° Reaumuͤr, 


175 


und dann, wenn folches bis auf 40 Grad abgekühlt ift, 
die Kartoffelmeifche zugefeßt. Wenn die gemengte 
Meiſche bis auf 30° Reaum uͤr abgekühlt if, wird fie 
‚mit den 380 Quart Waffer von 14° Reaumuͤr geſtellt. 
Wenn die gefüllte Meifche bis auf 22 Grad abge: 
kuͤhlt iſt, wird die Hefe darin gerührt. Die Fermenta- 
tion. erfolgt fehr gut, man erfpart die Feuerung zum Ein: 
fohießem, und alles gewährt einen fehr glüdlichen Er: 
folg; vücfichtlich der Ausbeute an Branntwein. 


FIT 





Re RE, 





Siebenter Abſchnitt. 
Von der Hefe oder Baͤrme, und der kuͤnſtlichen Dar— 
ſtellung derſelben. 


$. 319, 


Die Hefe oder Baͤrme iſt ein den Branntwein: 
brennern fehr unentbehrliches Material, wenn fie nicht 
in die Nothwendigkeit gefeßt ſeyn wollen, fotche bald gut 
bald fehlecht von den Bierbrauereien theuer anzukau⸗ 
fen, oder, falls es Brennereien auf dem platten Lande 
find, ausdrüdlich Dier brauen zu müffen, um nur Hefe 
zu befommen. | 


0.7300, 


Die Hefe ift ihrer Natur nach ein in ununterbro= 
chener GAhrung befindlicher Teig, mit vorwaltenden Kol: 
Intheilen: verbunden, Sie bildet ſich am reichlichften waͤh⸗ 


* 


176 


> 
! 


rend der Fermentation der in Gaͤhrung geſetzten Bier: 
würze, und trennt fich dann in zwei Theile, von wel: 
chen der eine oben auf ſchwimmt, und Oberhefe (auch 
Spundhefe und Kopfhefe) genannt wird; der an: 
dere aber fich zu Boden feßt, und Unterhefe (Gap: 
hefe, Faßhefe) beißt, 


$. 321. 


Die Hefe fiheint zu ihrem Hauptbeftandtheil die 
Kolla zu enthalten, welche, wenn fie aus Bierwürze 
fich bildet, der Ausfcheidung beim Malgen des Getreides 
entgegen war. ie enthält außerdem noch mehlichte 
Subftanz und Schleimzuder und a 
faure mit der Kolla verbunden. 


$. 322, 


Die Oberhefe, welche in den Bierbrauereien fich 
bildet, wird gewöhnlich nur an die Baͤckereien verfauft; 
fie ift viel reiner, leichter und zaͤher als. die Unterhefe. 
Die befte Oberbefe iſt diejenige, welche beim Ausgähren 
des Biers, in Fäffern oder Tonnen, aus dem Spund— 
Ioche herausgeftoßen wird. Sie unterfcheidet fich jedoch, 
je nachdem fie. aus. weißem oder braunem Biere 
gebildet. ift. | 


—668328 


Die Unkterhefe iſt in der Regel viel weniger rein; 
ſie iſt es, welche allein zur Branntweinbrennerei 
in Anwendung gefeßt wird, Sie enthalt im Durchſchnitt 
weit mehr fremdartige —— son Huͤlſenthei⸗ 

len 


| vi 177 
len %,, die fich mit Aledengefilagen Gaben; und leiſtet, 


als gahrungserregendes Mittel, viel weniger, als. die 
Oberhefe. 


$. 324. 


So wie man die Hefe aus den Bierbrauereien 
bekommt, iſt ſie ſelten etwas mehr als ein dickes truͤbes 
Bier, und leiſtet daher auch, wenn fie in den Brannt- 
weinbremnereien in Anwendung gefeßt wird, nicht 
immer einen gleich guten Erfolg. Eine vollkommen gute 
Bierhefe muß frifch, rein, kraͤftig riechend, und weder 
fauer noch mulftrig von Geſchmack feyn, und fich lange 
dick erhalten, ohne in die Beſchaffenheit eines duͤnnen 
Bieres uͤberzugehen. 


$. 325, 


Um ſich von der — Beſchaffenheit einer Hefe über: 
Haupt zu überzeugen, bedient man ſich des folgenden Mit: 
tele. In ein Berliner Quark. (gleich dem Umfang von 
2: Pfund Waffer) fehüttet man einen Eßloͤffel voll ſtarken 
Kornbranntwein, thut ein halb Loth Zucker und - 
einen. Eplöffel voll Weizenmehl hinzu, rührt dann alles 
wohl unter einander und laͤßt hierauf das Gemenge ruhig 
ſtehen. Wenn die Hefe von guter Befchaffenheit war, fo 
fommt fie bald in Fermentation und hebt fih empor; 
Erfeheinungen, die im entgegengefeßten Fall nicht Statt 
finden. Auch pflege man die Güte der Hefe dadurch zu 
prüfen, daß man ein Paar Tropfen derfelben in fieden- 
‚des Waffer fallen läßt; ſchwimmt ſie oben auf und 
Hermbſt. — I. Thl. M 


178 


gerinnt tie Fett, ſo iſt dieſes ein Beweis ihrer Guͤte; 
ſinkt fie hingegen zu Boden, fo iſt fie untauglich. 


Grundmifchung der Hefe. 


$. 326, 


Eine hemifche Zergliederung der Hefe (von welcher 
Befchaffenheit folche war, iſt nicht bekannt) verdanfen wir 
Herrn Dr. Weftrumb in Hameln. Seiner Unterfu- 
hung zufolge enthalten 15060 Theile Bierhefe folgende 
nähere Beftandtheile: | 
15 Theile Kohlenſtofffaͤure. 
10 — Eſſigſaͤure. 
45: —  Aepfelfaure: 
240 Ertraftivftoff. 
240 Theile Schleim. 


315 —  Zuderfoff. 
480 — Kolla oder Leimftoff. 
13595 °— Wäffrigkeit, 


Man vermißt dabei die nicht zu besmeifelnde Gegenwart 
des Alkohols und der Phosphorfäure, die ich felbft 
in jeder Hefe gegenwärtig fand. Die gegenwärtige Ef- 
figfaure Eanın wohl nur als ein zufälliger Theil angefehen 
werden, als ein Beweis der anfangenden Verderbniß. 


$. 327. 


‘ Wir ſehen aus jenen Beſtandtheilen der Hefe, * 

mit Ausnahme der Waͤſſrigkeit, die Kolla oder der ve: 
getabilifhe Leimſtoff, am reichlichften darin vor: 
waltet und er iſt unftreitig das Einhüllungsmittel für 


| | | 179 

die übrigen Subſtanzen, die, vereinigt mit ihm, die Hefe 
als Produft bilden, In der Kolla feheint es aber wie⸗ 
der die Zimome ($. 72) zu ſeyn, welche der Hefe die 
Fähigkeit ertheilt, die Meifche in Fermentation fehen 
zu fönnen, | | 


Künftliche Erzeugung der Hefe, 
$. 328, 
N 

Der Mangel an natürlich gebildeter Hefe hat ſchon 
langft die Branntweindbrenner in Bewegung gefegt, auf 
die Anfertigung einer Eünftlichen Hefe Bedacht zu 
nehmen. Diefes hat eine Menge Vorfchriften zu diefem 
Behuf veranlaffet, die mehr oder weniger brauchbar find, 
Sch will hier mehrere diefer Vorfchriften mittheilen, damit 
man ſich diejenige auswählen Fann, mit der man beim 
Gebrauch am beften zufrieden zu fern glaubt, 


T. Rünftliche Hefe nad) des Berfaffers Methode, 
$. 329, 


Um diefe Hefe zu produciren, wird ein Gemenge von: 
12 Pfund Weizen: Luftmalz, und 
75 — Gerſten-Luftmalz, 
beide im grob gefchroteten Ei, in einem —— 
Bottich mit 
15 Quart Waſſer von 58° Reaumuͤr Temperatur 
angerührt, und wenn alle Klumpen vollfommen zertheilt 
find, werden noch | 
Ir, 15 Quart Eochendes Waſſer 
| M 2 


180 


hinzugegoffen, alles wohl durch einander gearbeitet, und 
dann das Ganze, wohl zugededt, 2 Stunden lang fe: 
hen: gelaffen, Damit das Schrot gut ertrahirt werden fann; 
worauf Die gebildete Würze von den Huͤlſen abgezogen 
wird. Iſt dieſes geſchehen, ſo uͤbergießt man den huͤlſi igen 
Ruͤckſtand noch mit 
10 Quart ſiedendem Waſſer, 

laͤßt es eine halbe Stunde damit in Beruͤhrung, und zie— 
het alsdann das Fluͤſſige abermals vom Bottiche ab. 


6. 330. 


Die ſaͤmmtliche erhaltene Würze, welche jetzt dem 
Umfange nach nicht viel über 30 Berliner Quart beträgt, 
wird nun in einem offenen Keffel bis auf den Umfang 
von 20 Quark eingefocht, — der ſo weit eingedickten 
Fluͤſſi gkeit 

16 Loth guter Hopfen, 
im zerkleinerten Zuſtande beigeſetzt, und mit dieſem ſo 
lange gelinde eingekocht, bis alles auf den Umfang von 
16 Quart verdunſtet iſt, worauf das Fluͤſſige durch ein 
Sieb gegoſſen und der ruͤckſtaͤndige Hopfen gut ausge— 
preſſet wird. Die im Seigerbottich übrig bleibenden Tre: 
bern fönnen bei einer Einmeifchung von Schrot mitge: 
nommen werden, um nichts zu verlieren. 


ße. Ball. 


Die fo zubereitete Würze bleibt nun an einem Füh- 
fen Orte fo lange fiehen, bis folche zur Temperatur von 
30 Grad Reaumür ka ift, * derſelben zuge⸗ 
ſeht werden: 


181 
74 Mund Weizenmehl, ’ 
6 Roggenmehl.: 

Nachdem alles fo lange wohl unter einander 'gearbeitet 
worden, bis Feine Klumpen mehr übrig find, wird bie 
breiartige Maffe durch ein Sieb gegoflen; noch 
1 Quart gute Hefe | 

hinzu gegeben, worauf nochmals alles wohl unter einander 
‚gemengt werden muß; endlich wird das Gemenge in einem 
leicht bedeckten Gefäße der Gährung überlaffen, da denn 
nach einem Zeitraume von 48 Stunden die Hefe zum 
Gebrauch fertig iſt. | 


— 


Jene Hefe leiſtet alles was man davon erwarten kann, 
und fie iſt fo dauerhaft, daß fie fih im Sommer 14 
Tage bis 3 Wochen, im Winter hingegen 4 bis 5 
Wochen hält, wenn fie an einem Fühlen Orte aufbewahrt 
wird, ohne zu verderben, Soll eine neue Portion Hefe 
angefertigt werden, fo wird alsdann der nöthige Zuſatz 
son Hefe, um folche in Sermentation zu feßen, von der _ 
noch vorher übrig bleibenden angewendet. 


Künftliche Hefe nach einer andern Art des Verfaſſers, die 
| zugleich für die Weißbrotbaͤcker brauchbar ift. 


Si Ba 
Eine andere fehr brauchbare kuͤnſtlich bereitete Hefe, 
nach meiner eigenen Angabe, die nicht nur für die Brannt- 
mweinbrennerei, fondern auch für die Weißbrot: 


182 | 
baͤckerei mit Nutzen angewendet werden kann, wird 
folgendermaßen zubereitet: 


18 Pfund Luftmalz von Weizen, und 
4 — Luftmalz von Gerfle, 


werden zuſammen groͤblich geſchrotet, oder auch bloß zer— 
ffampft, und das Ganze mit 
18 Quart Waffer von 40 Grad Ye aine 

in einem hoͤlzernen Gefäße angeruͤhrt, hierauf aber noch 

30 Quart Waffer von 80° Reaumuͤr Ä 
zugegeben, alles wohl unter einander gearbeitet, und zwei 
Stunden lang bedeckt ftehen gelaffen; worauf die gebildete 
Meifhe durch ein Seigerfaß oder ein Sieb von dem 
Häülfen abgezogen, und, um alle Eräftigen Theile zu er 
frahiren, der Rüdftand noch mit einem Paar Auart Waffer 
übergoffen wird. | 


$. 334, 


Die fo erhaltene Würze wird nun in einen kupfer⸗ 
nen Keſſel gebracht, derſelben 
10 Pfund geſchaͤlte Kartoffeln. 
im zerfleinerten Zuftande zugegeben, und dann unter 
ſtetem Umruͤhren alles ſo lange gekocht, bis die Kartoffeln 
voͤllig aufgeloͤſt ſind, worauf der Fluͤſſigkeit 
32 Loth guter Syrup, und 
2 — zerkleinerter Hopfen 
zugeſetzt, und alles fo lange über, dem Feuer abgedunftet 
wird, bis die ruͤckſtaͤndige Flüffigkeit noch 12 ‚Berliner 
Quart beträgt; worauf. nun alles durch ein. Sieb ge: 
goffen wird, | 


1083 


g, 338, 


Wenn das Fluidum bis auf 14, Grad — a 

gekuͤhlt iſt, ſo wird demſelben 

2 Pfund Weizenmehl, age 

1 Quart gute Weißbierhefe und | 

das Weiße von 4 Eiern 
zugegeben, alles recht wohl unfer einander gearbeitet, bis 
alle Klumpen verfchwunden fi ind, und die Maffe an einem 
fühlen Orte fich felbft der Gaͤhrung überlaffen. Sie ift 
im Zeitraume von 48 Stunden beendigt, und die Hefe 
Fan nun sam BOppeIKeN Behuf Ban werden. 


Aktie Hefe von Deter Stoen 
G. 336, 
Der Bädermeifter Peter Stock zu Tottenham 
Court Hood in der Graffchaft Middlefer, hat 
die Zubereitung nachftehender Fünftlicher Bierhefe in 
Vorſchlag gebracht. Sie foll ſowohl für die Brannt⸗ 
weinbrennerei als auch für die Sarereten ‚brauch: 
bar fen. BI 


s. a. 


Zur Zubereitung der gedachten Hefe werden 
3 Pfund Weizen⸗Luftmalz 
im a — ford Ber ke ‚Art 
er 
3 Sallsne * 10 Berliner — — Waſſen 
angemeiſcht, und die Maſſe 3 Stunden lang bedeckt ſte⸗ 


hen gelaffen; worauf ‚die gebildete Würze abgezogen, und 
auf jede Gallon (= 3% Quart) derfelben 


2 fund guter Farinzucker 


geſetzt, und alles bis zur Aufloſung des Ess: umge: 
rührt wird. 


$. 338, 


Man bringt nun alles in ein Fleines yaffendes Sof, 
verfchließt das Spundloch deffelben mit Papier, und feßt 
felbiges an einen mäßig warmen Ort, ah welchem folches 
vier Tage lang ruhig. flehen bleibt. Nun bereitet man 
aus berfelben Quantität Malz und Waffer eine zweite 
Würze, ohne Zuſatz von Zuder, mengt diefe mit der 
erften ungegohrnen aus dem Faſſe, nachdem fie fich vorher 
‚ bis zur Temperatur von 30 Grad Neaumür abgekühlt 
Hatte, Diefes Fluidum iſt jeßt fertig, um in Gaͤhrung 
gefeßt zu werden. | 


$. 339, 


Jetzt kocht man 15 Pfund Hopfen mit 24 Gal— 
lons (= 763 Quart) Waffer fo flarf ein, daß nur noch 
16 Sallons (= 63% Quart) übrig bleiben, worauf, wenn 
die Flüffigkeit. ſich bis auf 70% Reaumuͤr abgekühlt Hat, 
derſelben zuerff 
/ 52 Pfund: Weizenmalsfehrot 
zugemengt werden; nachdem das Ganze drei Stunden 
macerirt hat, wird die gebildete Würze in ein reines Faß 
abgezogen. Den Ruͤckſtand begießt man abermals mit 
30 Quart fiedendem Waffer, läßt es drei Stunden 


. | 


185 


damit mageriren, und zieht die um igfeit in ein reines a 
Faß ab. 


$. 340. 


Wenn die erfte gehopfte Würze eine Tempera: 
tur. von 30° Neaumür angenommen bat, fo feßt man 
derfelben 8 Berliner Quart von der gegohrnen Fläf 
ſigkeit ($..338.) zu, rührt alles wohl um, läßt das Ge 
menge 10 bis 12 Stunden lang flehen, und die Hefe 
ift nun. zum Gebrauch fertig. Ueber die, Befchaffenheit 
diefer Hefe kann ich nicht urtheilen, da. ich ſolche nicht 
felbft unterfucht Habe; muß aber bemerken, daß die hohen 
Temperaturen, welche der Derfertiger zum Einmeifchen 
vorſchreibt, nur nachtheilig auf die fertige Hefe und * 
EPIDARE einwirken müffen. 


* * 


Fiedler's kuͤnſtliche Hefe. 
$.. 341, 


Um eine Eünftliche Hefe zu bereiten, die zur Brannt⸗ 
weinbrennerei vorzuglih brauchbar ift, bedient Herr 
Fiedler -fih FOREN —— Es werden zu dem 
Behuf a 
; 16 Pfund Serflen-Euftmal; 

im gefehroteten Zuftande, mit 

24 Pfund Waffer 
gemengt, und damit fo lange gefocht, bis alles Auf den 
Umfang von 6 Quark eingedickt if. Nun laͤßt man die 
Abkochung durch ein Sieb laufen, und fie wird jeßt un: 
gefahr den Umfang von 12 Pfund Waffer betragen. 


— 


186 
$. 342. E 
Man. Eocht nun A Loth guten Hopf en in einem be: 
deckten Gefäße ‚mit 8 Pfund Waffer £ Stunde Iang 
oder fü Tange bis noch 2 Pfund Flüffigkeit übrig find; 
worauf das Fluidum gleichfalls durch ein Sieb gegoſſen 
wird, Man mengt nun die Hopfenbrühbe mit der 
vorher erhaltenen Würze zufammen, feßt dem Gemenge ' 
1 Pfund gute Kopfhefe | 
au, rührt alles wohl unter einander, und läßt nun: das 
Gemenge in einem bededten Gefäße ruhig feehen, da . 
denn die Sährung fehr bald erfolgt, Laͤßt diefe nach, “ 
fo wird das zwifchen der obern und der untern Hefe 
ruhende Bier abgezogen, und beide Hefen unter einan⸗ 
der gemengt, und das Gemenge zum Gebrauch “ange: 
wendet. | 
Winkler's Fünftlihe Hefe, 
9. 348. 


Diefe Zubereitung einer kuͤnſtlichen Hefe wurde 
vor einigen Jahren als ein Geheimniß. verkauft, wofür 
man fich einen Friedrichsd’or bezahlen ließ. Zu ihrer 
Darftellung werden 

5 Pfund Gerſtenmalzſchrot und 

18 Berliner Quart Waffer 
in- einen Keffel, unter fletem Umrühren; eine halbe Stunde 
lang im Kochen erhalten, worauf man die Fluͤſſigkeit 


. durch ein Sieb leitet, deffen Boden mit Stroh bededt 


ift. i 


187 
6. 344. 


Von der erhaltenen Wuͤrze werden nun auf den 
Umfang von 12 Quart 6 Pfund Sauerteig zugeſetzt, 
alles wohl durch einander gerührt, dann der Brühe noch 
3 Quart gute Defe.beigefeht, worauf das Gemenge mit 
der noch übrigen Würze unter einander gearbeitet wird. 
Man läßt nun das Ganze bis zur erfolgten Fermenta— 
. tion an einem mäßig warmen Orte flehen, worauf dann 
‚der gährenden Maffe noch | 
| 12 Pfund Gerftenmalzmehl 
zugefeßt, und daffelbe gut unter einander gemengt wird. 
| Nach dem Zeitraum von 48 Stunden ift die Hefe zum 
Gebrauch fertig. hi | 


- Künftliche Hefe eines Ungenannten. 
9. 345, 


Diefes Gährungsmittel wurde vor einigen Jahren - 
unter dem Titel: das Gährungsmittel oder die 
Kunft Bärme zu machen; herausgegeben ‚von H. 
©. W. bei dem Kaufmann Helgreve in Berlin, als 
ein Geheimniß für einen Thaler feil geboten. Es befteht 
in Folgendem: N 

| © Bo, 2, 

Auf 24 Pfund ganz fein gefchrotetes Serften: 
malz nimmt man 6 Eimer (oder 60 Berliner Quart) 
Waſſer, Eocht damit das Malz in einem Keffel, unter 

ſtetem Umrühren, eine halbe Stunde lang, feßt dann eine 

Metze Hopfen, oder an deſſen Stelle ein halb Pfund 


180° 


Bitterklee hinzu, Eocht das Ganze noch eine Viertel: 
ftunde damit, worauf die Brühe durch ein mit Stroh 
Helle Sieb gegoffen wird. 


$. 347, 

"Bon jener Brühe werden nun 12 Quart mit 6 
Pfund Sauerteig wohl zufammen gerieben, das Ge 
menge der noch übrigen Würze zugefeßt, 2 Quart Hefe, 
worin 2 Loth Zuder aufgelöft worden, darunter gemengt, 
und alsdann noch 12 Pfund Roggenmehl darunter ges 


ruͤhrt, und nun das Gemenge in einem bedeckten Gefäße, 


30 bis 40 Stunden ſtehen gelaffen, da denn die Fermen: 
tation erfolgt iſt. Dieſe Hefe hat mit der vorigen Hefe 
viel Aehnlichkeit. 


Kuͤnſtliche Hefe nach einer andern Art. 
| $. 348, 

Diefe Hefe, welche fowohl für die Branntwein- 
brennerei als für die Bäderei anwendbar feyn foll, 
wird folgendermaßen angefertigt. Man nimmt dazu 

6 Quart Waffer, und ._ 
- 3 Pfund Weizen: Luftmalg, 

bringt das Gemenge zum Sieden, und unterhält folches fo 
lange darin, bis daffelbe die Konfiftenz der kalt gewor⸗ 
denen dien Hafergrüße angenommen bat. Wenn jenes 
Fluidum beinahe bis zur Temperatur von 30° Reaumuͤr 
abgekuͤhlt iſt, feßt man hinzu: Au 

4 Loth gereinigte Pottafche, 

1 — zart gepülverten Weinftein, 

3 — gute Bierhefe. 


x 


; | 109 
Man rührt nun alles wohl unter einander, und läßt das 
Ganze an einem mäßig warmen Orte 24 Gtunden lang 
ftehen, da denn die Hefe gebildet iſt. 
Kittels Fünftlihe Hefe. 
‚ $, 349, | 


Der $euerbaumeifter €. A. Kittel verfaufte vor 


einigen Jahren eine Methode, | £ünftliche Hefe zu bereiten, 
als ein Geheimniß, für die Summe von 2 Friedrichsd'or. 
Sie ift fehr Häufig in Anwendung gefeßt worden. Hier if 
die Anleitung zu diefer Zubereitung, genau, nach dem von 
Kittel gezeigten ter 


$. 350. 


Es find zu diefer Hefe, nach DVerhältniß der Größe 
einer Branntweinbrennerei, 2 Gefäße erforderlih. Zu 
4 Eentner eingemeifhten Schrotes muß jedes der 
Gefäße 15 Eimer (zu 12 Berliner Quart oder 30 Pfund 
Waſſer gerechnet) fallen. Wenn nun Abends von der 


Ießten Blaſe nach dem Abkühlen der Helm abgenom⸗ 


men worden iſt, fo werden 6 Eimer Branntwein— 
ſchlaͤmpe von oben abgefchöpft und in das erſte Gefäß 
gegoffen , in welchem fie, zugedeckt, bis zum folgenden 
Morgen ſtehen bleibt. An dieſem Morgen wird nun 
unter jene 6 Eimer Schlämpe + Eimer friſches Waf: 
fer gegoffen. | 


g. 351. 
Wenn bierauf des Morgens eingemeifcht und die 


190 | 
Meiſche mit guter Hefe geftellt worden ift, fo werden 
6 Eimer Waffer mehr als gewöhnlich . Hinzugepumpg, 
und fo, bleibt die Meifthe eine Stunde lang ftehen. NHier- 
auf werden 6 Eimer diefer Meifche abgefchöpft, und in 
das Gefäß zur Schlaͤmpe gegoffen. Soll das dudurch 
gebildete Gahrungsmittel am andern Tage gebraucht were 
den, fo muß die Schlampe, wenn die Meifche hinzu: 
kommt, noch milchwarm feyn; fie Fann hingegen Falt 
feyn, wenn das Gaͤhrungsmittel erft am dritten DR 
- gebraucht werden foll, e 


$. 352, 


Menn das Gemenge in Fermentation gefommen. ift, 
welches im Zeitraum von 10 bis 12 Stunden erfolgt, fo | 
wird noch ein Eimer frifches Waſſer hinzugegeben, 
um die Fermentation dauernd zu erhalten. Eine Stunde 
eher als dieſes Gaͤhrungsmittel gebraucht werden ſoll, ſetzt 
man demſelben ein Loth Pottaſche zu; und man hat 
nun das Gaͤhrungsmittel fuͤr den folgenden Tag. 


$. 353. 
Soll daffelbe aber fortgefeßt unterhalten und ge: 
braucht werden, fo wird am Abend in das zweite Gefäß 
die Branntweinfhlämpe, wie vorher ($. 350) be 
merft worden, beforgt, am folgenden Morgen der halbe. 
Eimer frifches Waffer, wie vorher gefagt, Binzugege: 
ben, und das Ganze eben fo bearbeitet, wie vorher be- 
fehrieben worden ift, | | 
| $. 354, 
Hat man auf folhe Weife 4 bie 5 Tage fortgear⸗ 


191 


beitet, ſo muß aus Vorſicht die vorher gemachte Meiſche 
unterſucht werden, bevor man ſie auf die Blaſe fuͤllet; 
findet man etwa, daß ſie lang, zaͤhe und dicke geworden 
ft, fo muß ſogleich ein oder zwei * friſches 
Waſſer hinzugegeben werden. 


9. 365. 


Wenn an einem age zweimal, namlich Vormit⸗ 
tag8 und Nachmittags eingemeifcht wird, fo muß die 
Schlaͤmpe, bevor die oben abgeſchoͤpfte Meifihe Hinzu: 
fommt, fo heiß ſeyn, daß man kaum die Hand darin 
leiden kann, um die Hefe defto fehneller in $ermentation 
zu feßen, weil fie dann am Nachmittage ſchon — 
werden ſoll. 


Anmerkung. Herr Piſtorius bereitet ſeine Hefe auf 
folgendem Wege: Er meiſcht in einem beſondern Ge— 
faͤhe, ungefaͤhr eine halbe Stunde vor dem Einmeiſchen 
in den Bottich, einen Scheffel von demſelben Schrot, 
welches zum Branntwein angewendet werden fol, 
ein, läßt die Meifche fiehen, big fie die Temperatur 
vor + 36 Grad Renumür attgenommen bat, fett bier- 
auf 3 Eimer (36 Duart) Faltes Waffer und eitten 
Eimer klare Schlämpe, vor dem vorigen Tage her, 
hinzu, rührt alles gut unter einander, worauf 7—8 
Duart gute Bierhefe zugegeben werden, mit der die 
Maſſe alsdann gut umgerührt wird, bis die Temperatur 

auf 25 Grad Reaumuͤr herabgefunfen if, Die Maſſe 
bleibt nun fo lange fliehen, bis fie, nach dem Zeitraum 
von einer Stunde, zu fermentiren beginnet, nach wel— 
cher Zeit abermals a — 3 Eimer Schlämpe zugegeben 
werden, worauf die Fermentation aufs neue beginnt, 

und ſich dann gerade in der beſten Befchaffenheit zeigt, 
wenn die andere Meifche in dem Bottich fertig iſt, zu 


192 


welcher num, von diefer Fünftlichen Hefe, ſtatt der 
Bierhefe, für den Scheffel des eingefchroteten Ges 
treideg, ı2 bis 13 Quart zugegeben werden. 


(Pifiorius-praftifhe Anleitung zum Branntweinbren⸗ 
nen 0. Berlin, ı821. ©. 57 ꝛc.) 


Noch ein Fünftlihes Gährungsmittel, 


$. 356, 


Auch diefes Mittel wurde vor einiger Zeit als Ge 
heimniß verkauft; die Vorſchrift zu felbigem Iautet, wie 
folgt: fobald man des Morgens eingemeifcht bat, nimmt 
man aus einem Bottich Meifche von 150 Pfund Schrot 
einen Eimer (— 12 Quart) voll heraus, bringt folche in 
ein Faß, und hält folches wohl verbedt, um das Erfalten 
zu vermeiden. Wenn die Maffe im Bottich in Gährung 
fommt, dann nimmt man noch zwei Eimer voll heraus, 
und bringt fie zur erſten in das Faß, rührt alles wohl. 
unter einander, und läßt das Ganze bis zum folgenden 
Tage fliehen, in welcher Zeit e8 nun gut iſt, um als Hefe 
“angewendet werden zu Fonnen. Man muß hierbei die 
Porficht. gebrauchen, das Gaͤhrungsfaß erſt reinigen zu 
laffen, damit Feine Saͤure gebildet werden kann. 


$.. 397. 


Hier, haben wir die Anleitung zu verfchiedenen Arten 
von kuͤnſtlicher Hefe oder Baͤrme gegeben, und dem 
denkenden Branntweinbrenner wird dadurch ein 
"Spielraum eröffnet, um fie ſelbſt zu verfertigen, und die- 
jenige zu feinem Gebrauche auszuwählen, die ihm die befte 
zu 


195 


zu ſeyn duͤnkt. Doch muß ich bemerken, und die Erfah: 
rung wird es beftätigen, daß die (65. 329 und 333) bee 
fchriebenen, nach meiner eigenen Angabe verfertigten He: 
fenarten, den Vorzug vor allem übrigen behaupten, weil 
fie fih im Gebrauche, durch vieljährige ertaprung, be 
wirn haben. 


Von der trocknen Hefe. 


$. 358. 


Die gewöhnliche Hefe Fann auch getrocknet werden, . 
ohne daß von ihrer Wirkfamfeit ein Merkliches verloren 
gehet, Um die Hefe troden barzuftellen, ift es Binrei- 
hend: | 
a) die flüffige Hefe in einen Beutel von Leinwand 

zu füllen, damit die inhärirende Feuchtigkeit ab: 

tröpfeln kann, und fie dann flarf zu preffen, damit 
fie die Form eines weichen fnetbaren Teigs an- 
nimmt; oder 

b) man bringt die Oberhefe oder auch die Unter- 
hefe mit der erftern gemengt, von ausgegohrnem 

Bier, auf eine Serviette, rollt felbige zufammen, 

und legt fie in Afche, damit diefe die Feuchtigkeit 

einfauge, worauf dann der frodne Ruͤckſtand in 

verſtopften Flaſchen aufbewahrt wird, Ä 
c) Hat man eine Eunftliche Hefe von der befehrie: 

benen Methode angefertigt, fo verfteht es fich, daß 

fie auf gleiche Weife gut verfchloffen, an einem 
fühlen Orte aufbewahrt werden muß. 

Soll eine. ſolche trockne Hefe gebraucht werden, 
Hermbſt. Branntweinb. J. Thl. SR 





94 | Ä 

fo muß man fie vorher erft mit etwas lauem Waſſer auf- 
weichen, um ihr bie Breigeſtalt zu geben, und fie mit 
der Meifche genau mengen zu Fünnen. 


| $. 359, 

Wenn die trodne Hefe eine gute Befkhaffenheit 
‚befißt, fü muß fie fih durch folgende Eigenfchaften aus- 
‚zeichnen: 1) fie muß fo ſtark ausgetrodnet feyn, daß, wenn 
man mit den Fingern darauf drückt, dieſe nicht eindrine 
gen; 2) fie muß fich, ohne in Broden zu zerfallen, Leicht 
‚ zerbrechen Taffen; 3) ihre Farbe muß hellgelb oder 
braͤunlich feyn, nicht ins Schwärgliche übersehen; 4) 
ſie muß etwas zähe fegn, wie der getrodnete Kaͤſe. 

$. 360, 

Um die gute Eigenfchaft einer folchen trodnen 
Hefe zu prüfen, kann fie folgenden Verfuchen unterwor- 
fen werden. Man löfet eine Eleine Portion derfelben in 
lauwarmen Waffer auf, und gießt dann die Aufld- 
fung in fiedendes Waffer. Iſt die Hefe von guter 
Defchaffenheit, fo muß fie im fiedend en Waffer em- 
porfteigen, und auf der Oberfläche deffelben ſchwimmen; 
finft fie darin zu Boden, ohne fih empor zu heben, fo 
ift diefes ein Beweis ihrer Verderbniß. Iſt die trodne 
Hefe von völlig guter Befchaffenheit, fo wirft ein Theil 
derſelben eben fo viel, als 5 Theile von der flüffigen. 


Die bolländifche Preßhefe. 


6. 361. A 
Mit dem Namen hollaͤndiſche Preßhefe, auch 
trockne Hefe, wird eine teigartige Hefe bezeichnet, 


195 


- aus deren Zubereitung lange ein Geheiinniß gemacht wor: 


den ift, und die ſowohl für die Baderei, als für die Bier 
brauerei, wie für die BÖranntweinbrennerei gleich 
brauchbar ift, und den Vortheil gewahrt, daß fie bei je: 
dem Gähren der Meifche zu Branntwein, aus einem Ge 
menge von Roggen: und Gerſtenſchrot, nebenbei ge: 
wonnen wird, ohne daß dabei für die Ausbeute an 
Branntwein ein Verluft Statt findet, Geheimnißkraͤ⸗— 
mer laffen fish. das Verfahren dazu oft mit 60 bis 100 
Sriedrichsd’or bezahlen; es wird ‚daher jedem Brannt: 
weinbrenner willfommen feyn, bier eine genaue Ber 
fhreibung dieſer Preßhefe und ihrer Zubereitung zu er: 
halten, 


# 


$. 362. 
Die Hauptbedingungen zur Darftellung der Prep- 
hefe beftehen darin: daß das Stellen des eingemeifchten 
Gutes nicht mit bloßem Waffer, fondern mit der ge 


klaͤrten Schlaͤmpe verrichtet wird, die von einer vorher: 


gegangenen Deſtillation Gbrig geblieben if, um ben 
Schleim zu benußen, den fie gelöft enthält, Man opes 


rirt zu. dem Behuf auf folgende Weiſe. 


§. 8368. 


Um z. B. 150 Pfund Schrot auf Prefhefe zu 
verarbeiten, werden dazu folgende Materialien erfordert: 
100 Pfund Roggenſchrot. 
50 — Geſrſtenmalzſchrot. 
1 — gute Pottaſche. 
12 Loth koncentrirte Schwefelſaͤure (Vitriolbl). 
N2 


196 


5 Quart gute Hefe. IN 
140 — Waſſer zum Einmeifchen. 
280 — klare Schlaͤmpe zum Stellen, 
Dieſe Materialien werden den Erfrag von 12 Pfd. Preß—⸗ 
hefe liefern, ohne daß ein merflicher Verluſt an Brannt- 
wein Statt findet. Sie werden folgendermaßen verar- 
beitet. “ 


$. 364, 


| Das gemengte Schrot wird mit dem, vorher auf 

58 Grad Reaumuͤr erwärmten, zum Einmeifchen beſtimm⸗ 
ten Waffer auf gewöhnliche Weiſe eingemeifcht, und die 
Meifche in dem bedeckten Meifchbottich fo lange ſtehen ge: 
laffen, bis felbige auf 38 Grad Reaumuͤr abgekuͤhlt iſt. 
Nun wird ſie mit der beſtimmten Maſſe klarer 
Schlaͤmpe von der vorhergegangenen Deſtillation ge⸗ 
ſtellt. Wenn die mit der Schlaͤmpe geſtellte Meiſche 
ſich bis auf 22 Grad Reaumuͤr abgekuͤhlt hat, wird bie 
vorher in 3 Pfund heißem Waffer gelöfte Pottaſche 
Binzugegeben, hierauf die vorher. mit 3 Pfund Waffer 
verdünnte Schwefelfäure, und endlich die Hefe hin— 
zugebracht, alles recht wohl unter einander gerührt, nun 
der Bottich zugedeckt, und die Gaͤhrung abgemwartet, die 
fehr bald beginnet. | | ö 


$. 365. 
Wenn die Fermentation begonnen, und fich, neben 
den Huͤlſen, eine Portion Hefe auf die Oberfläche der 


gährenden Flüffigkeit geworfen hat, wird biefe mit einer 
Kelle abgefcehöpft und in ein Haarfieb gebracht, durch 


| 197 
deffen Mafchen die fläffige Hefe Hindurchfließt, dagegen 
die Hülfen zurück bleiben, Diefes Abfchöpfen und 
Darchgießen wird fo oft erneuert, als fih noch ‚Hefe 
auf der Oberfläche erzeugt, bis die Gährung vollendet iſt, 
und das übrige Gut Elar wird; wie alles in ber gewoͤhn⸗ 
lichen Zeit zu erfolgen pflegt. 


$. 366. 


Wenn die durch dag Sieb gegoffene und in- einem 
mehr hoben als weiten Faffe gefammelte Hefe fich abge: 
lagert hat, wird die darüber ſtehende Elare Flüffigkeit mit- 
telft eines außerhalb an dem Faffe angebrachten Zapfens 
abgejogen und zu der übrigen Maffe in den Meiſchbot— 
t ich gegoffen, Die abgelagert dide Hefe wird Dagegen 


mit, reinem Falten Waffer aufgerährt, das Flüffige 


nochmals durch ein feines Haarfieb hindurchgeleiter, 
um alle noch dabei befindliche Hülfentheile davon zu 


trennen, worauf man fie wieder abfeßen läßt, und; das 


klare IWaffer von der abgelagerten dicken Hefe abziehet. 
Jenes Auswafchen mit Faltem Waffer muß noch 2 
bis 3. Mal wiederholt werden, worauf man die zum letz⸗ 
ten Mal abgelagerte Hefe nun in einen. Beutel von 


Reinwand bringt, dieſen zwiſchen 2 Breter legt, und das 


obere Bret nach und nach immer mehr belaſtet, bis die 


im Beutel befindliche Hefe ſo weit ausgepreſſet iſt, daß 


| fie die Konfl iffenz eines ziemlich feſten knetbaren Teigs be⸗ 
ſitzt, in welchem Zuſtande ſie nun zum Gebrauche fertig 
iſt. Soll ſie aufbewahrt werden, fo muß ſolches an ei— 
nem Fühlen Drte in einem: bedeckten irdenen Topfe gefche: 
| hen, ſie haͤlt ſich dann bis 14 Tage, ohne zu verderben, 


196 


Alles Abgeſchoͤpfte, das man erhält, wird mit dem 
übrigen Gute abgebrannt, um nichts vom Branntwein 
zu verlieren, der darin noch enthalten feyn kann. 


$. 367, 


Da man auf folhe Weife aus 100 Pfund Schrot 
wenigftens 8 Pfund Preßhefe gewinnt, welche von den 
Bädern fehr gern gefauft und mit 6 bis 8 Grofchen für 
das Pfund bezahlt wird, aus der ruͤckſtaͤndigen Meifche 
aber noch eben fo viel Branntwein geivonnen wird, 
als wenn man die Hefe nicht mit bereitet: hätte: fo 
gehen daraus die großen pecuniären DVortheile hervor, die 
mit der Fabrikation der Preßhefe verbunden find, Soll 
die Preßhefe in Gebrauch gefegt werden, ſo rührt man 
ein Pfund derfelben nach und nach mit A fund milch 
warmen Waffer an, gießt die Flüffigkeit durch einen 
Durchfihlag, und Laßt fie eine Stunde lang in mäßiger 
Warme feehen, da fie denn bald zu fihaumen — 
und nun in Gebrauch geſett ag kann. 








ang Abfhnitt, 


Von ber Stellung der Meifche, mit Bere. den Erfolgen 
„ber Öährung und der Bildung des Alkohole. 


$. 368. 


Mean bedient fich des Wortes Stellen‘ der Mei: 


199 


{she in einer, doppelten Bedeutung, ein Mal, um damit 
den DBeifab des Falten Waffers zu der gebildeten 
Meifche zu bezeichnen; einander Mal, um den Bei⸗ 
ſatz der Hefe zur Meiſche dadurch anzudeuten. Es 
entwickeln ſich dabei von ſelbſt drei Fragen, naͤmlich: 
1) welches iſt der rechte Zeitpunkt, wenn die Meiſche 
mit Ealtem Waffer geftelle werden muß? 2) welches 
ift der rechte Zeitpunft, wenn der mit Waffer geſtell— 
ten Meifche die Hefe zugegeben werden kann? 3) Wie 
viel muß von einer guten Hefe gegen eine gegebene 
Maffe der trodnen eingemeifchten Subſtanz zu: 
gefeßt werden? Wir wollen diefe Fragen bier einzeln naͤ⸗ 
her eroͤrtern und beantworten. 


1) Welches ift der rechte Zeitpunft, wenn Die 
— mit kaltem Waſſer geſtellt werden 
muß? 


$. 369, 


Mir haben in dem vorigen Abfihnitte gefehen, daß 
> die Meifche gleich nach ihrer Bildung, alfo vor dem Stel: 
len, eine Temperatur befißt, die im Sommer 56 Grad, 
im Herbft und im Frühling 58 Grad und im Win: 
ter 60 Grad im Durchſchnitt beträgt, man-mag den 
Prozeß des Einmeifchens mit einem Mal verrichten, 
oder iin in drei Perioden zerfaͤllen; und dieſe Tempera⸗ 
tur iſt auch vollkommen hinreichend, um die Extraktion 
der in der Meiſche enthaltenen trodnen Subſtanz zu be⸗ 
Samen. 


200 
8.187058, R 
Um dieſe Ertraction nicht zu hindern, muß der Zu: 
ſatz des Falten Waffers, oder das Stellen der 
Meifche nicht zu früß veranlaffet werden, Die Zeit, 
wie lange die Meifche fehen foll, bevor folche mit Falten 
Waſſer geftelle wird, iſt in feiner Branntweinbrennerei 
genau beffimmt. In manchen läßt man die Maceration 
3 Stunden lang, in manchen nur 2, und in manchen 
fogar nur anderthalb Stunden unterhalten. Diefes iſt aber 
keinesweges gleichviel; ich habe vielmehr immer gefunden, 
daß Die Tängere Zeit der Maceration auf die damit in 
Verbindung fiehende größere Ausbeute an Branntwein, 
einen fehr wichtigen Einfluß hatz ich feße daher drei volle 
©tunden als einen Normalfaß feft. 


EB 


Wenn die Meifche drei volle Stunden macerirt hat, 
fo ift die Temperatur derfelben nicht immer gleich, fon= 
- dern fie hängt von der Temperatur des Dunfffreifes im 
Sährungsraume, und diefe hängt wieder von der Tempe 
ratur der Jahreszeit ab, zu welcher eingemeifcht worden 
iſt; es fen denn, daß der Sahrungsraum ein tief belege- 
ner Keller fey, in welchem die Temperatur im Sommer 
und im. Winter fich ſtets gleich, bleibt. Am beften iſt es 
aber, man bindet fih an gar feine Zeit, fondern läßt bie 
Meiſche fo langen ſtehen, bis fie zur Temperatur von 38%, 

Reaum uͤr berabgefommen.ift, wo fie alsdann mit kal— 
tem Waſſer geſtellt werden kann. Sind indeſſen die 
Meiſchgefaͤße waͤhrend der Daceration gut bedeckt geweſen, 


201 


fo wird dennoch die Temperatur immer nur ziwifchen 40 
und 46 Grad Reaumür abwechfeln, — 


9. 372. 


Jetzt iſt nun der Zeitpunkt vorhanden, die Meiſche 
mit dem kalten Stellwaſſer zu ſtellen. Seine Tempera⸗ 
tur darf im Sommer nicht über 10 Grad Reaumuͤr, 
im Herbſt nicht über 12 Grad, und im Winter nicht 
unter 14 Grad Reaumuͤr betragen; und man thut wohl, 
wenn man im Winter das Stellwaffer mit etwas 
heißem Waffer mengt, um bie erforderliche Tempera: 
tur hervorzubringen ). 


5 


Es giebt 666 welche das 
Stellen der Meiſche nicht mit reinem Waſſer, fon: 
dern mit der fich abgefeßten und geflärten Schlämpe 
veranftalten, und dadurch “eine größere Ausbeute an 
Branntwein zu gewinnen meinen, Andere wählen 
auch wohl diefe Elare Schlampe, wenigftens zum Theil 
felbft zum Einmeifchen des Materials. Der Vortheil 
hiervon kann jedoch nur in fo fern möglich feyn, als bei 


*) Da man in einer Branntweinbrennerei im jeder 
Jahreszeit arbeitet, zufolge der Verſchiedenheit der 
Temperatur einer ‚verfchtedenen Jahreszeit aber auch 
‚ die Temperatur des Waffers, welche zum Abfühlen 
oder Stellen der Meifche erfordert wird, fehr. abwei— 
chend iſt, fo hat Herr Piftorius, feiner Erfahrung 


gemäß, eine Tabelle entworfen, welche die Tempera | 


‚turverhältniffe genau befiimmt, welche das Stell- oder 
Kühlwaffer, zufolge feiner iedegmaligen Temperatur 


202 


vorhergegangenem Einmeifchen nicht alles Gut vollfommen 
ertrahirt und das Ertrahirte nicht vollfommen in Fermen⸗ 
tation gefeßt worden war, um dadurch das Fehlende nach: 
zuholen; dagegen habe ich im entgegengeſetzten Falle, d. i. 
wenn das Gut gleich beim erſten Mal vollkommen aus: 
gegohren hatte, durch die Anwendung einer ſolchen ge— 
flärten Schlampe, fowohl beim Kinmeifchen als, 
beim Stellen der Meifche, feine größere Ausbeute an 
Branntmwein gewinnen können; wohl aber hat bas 
Stellen oder auch das Einmeiſchen mit Schlaͤmpe 


gegen die Meiſche, zufolge ihrer jedesmaligen Tem⸗ 
peratur, beſitzen muß; naͤmlich: 


Wenn die Temperatur des Muß die Temperatur der 
Kuͤhlwaſſers iſt: | Meifche ſeyn: 

+ 19 Reaum, + 44,9° Reaum, 
+ 29% 5 8 — +43,7° = « 
— — +39 = = — — 42,50 = « 
— #4: (TAN. * 
— — — 5° =» — + 40,1° .:. 
— +46’, «. —  +38,9% ı°, 
7 ne TÄNZER 
m. +85. * een 
— — +0 = 2 — 435,32 ⸗⸗ 
— — 109 5 ie Fa REN — 
en — —  +32,9° s * 
ern en hl Dr AST. A 
— — ,+13° = s — +30,5° = « 
—— 4140 = — 293° » = 

nach welcher Tabelle man fich alſo für jeden Ball rich» 
‚ten fant. 


(Piſtorius, praktiſche Anleitung zum nen 
| nen ıc. Berlin 1321. ©. 48: 20.) 


203 


den Nachtheil, daß die Meifche dick, zaͤhe und fehleimig | 
wird, und leicht in Säure übergehet. 


G.. 374, 


Wenn bie Meiſche mit der ar Maffe Waffer 
geftelle ift, fo muß alles recht wohl unter einander gear: 
beitet werden, um eine vollig gleiche Temperatur in der 
Meifche zu verbreiten, worauf das ©anze, ohne bededt 
zu werden, fo lange ſtehen bleibt, bis die Flüffigkeit eine 
paſſende Temperatur angenommen hat, um ihr alsdann den 
Beiſatz der Hefe oder Baͤrme geben zu koͤnnen; wel 
ches durch das Eintauchen eines hinreichend langen Ther— 
mometers am beften erforfcht wird. 


2) Welches ift der rechte Zeitpunkt, wenn der 
Meifche Die Hefe zugegeben werden muß? 


& 2, 


Wenn die Meifche geftellt worden ift, fo Sat fie 
gewöhnlich noch eine zu hohe Temperatur, um ihr ohne 
Nachtheil die Hefe zufegen zu koͤnnen. Sie muß daher 
ſo lange ſtehen bleiben, bis die angemeffene Temperatur 
dazu herangefommen ift, Welches ift aber diefe angemef 
fene Temperatur?  Hierüber find die Branntweins 
brenner, felbft die denfenden, noch nicht völlig eins 
verftanden; manche verrichten die Stellung der Meiſche 
mit der Hefe, wenn fie die Temperatur von 30 Grad 
Reaumuͤr beſitzt, manche verrichten fie bei 25 Grad, 
manche bei 22 Grad, und manche pin 18 Grab Reau⸗ 
muͤr; wer hat nun recht? 


J 


20% 
$ 376. 


Die Hefe iſt dazu beſtimmt, die Fermentation der 
Meiſche zu veranlaſſen, und ſie verrichtet dieſes theils von 
Seiten der Kohlenſtofffaͤure, theils von Seiten der 
Zimome (dem eignen Gaͤhrungsſtoff), die als Be— 
ſtandtheile in ihr enthalten ſind. Daß die Kohlenſtoff— 
faure auch allein fähig iſt, Gaͤhrung zu weranlaffen, 
fcheint dadurch bewieſen zu werden, daß ohne allen Zuſatz 
von Hefe eine Meiſche, vorzuͤglich die aus zuvor ge— 
malztem Getreide, in Fermentation geſetzt werden kann, 
wenn man reines kohlenſtoffſaures Gas, unter ſte— 
ter Bewegung derſelben, ſo lange hineintreten laͤßt, bis 
ſie ganz damit geſaͤttigt iſt; doch muß dabei in Erwaͤgung 
gezogen werden, daß die Zimome ſchon einen Beſtandtheil 
des nicht gemalzten Antheiles des Getreides ausmacht. 


3 


6,877: 


Ein Beifpiel von der Wahrheit diefes Gefagten, von 
deffen gutem Erfolg ich mich felbft überzeugt Habe, Hat 
uns. ein engländifcher Bierbrauer, Herr William 
Maſon ) zu. Afton in Yorkſhire, gegeben. Ja er 
hat fogar gefunden, daß ein guter Malzabfud, ohne 
alle Einwirkung won Hefe ober von Eohlenflofffaus 
rem Gas, an einem mäßig warmen Orte nach und nach. 
son felbft in Fermentation- übergehet und eine vollfomz 
men brauchbare gegohrne Meifche bildet; aber auch hier— 


9 S. Hermbftädt’s Sammlung praktifher Abhandlun⸗ 
gen für Branntweinbrenner, Bierbrauer ı 1 Bds. 
2 Heft. ©, 238 ꝛc. 


205 


bei ÜfE gu erwaͤgen, daß ſelbſt ein folder Malzabfud 
‚Kleber, alfo auch Zimome enthält. 


$. 378. 


Daß alfo die Rohlenftofffäure nicht allein die 
wahre Urfache bei der entftehenden Fermentation ift, fon: 
dern daß fie nur ein mitiwirfendes Mittel ausmacht, da= 
von giebt theils die Erfahrung des Herrn Mafon: daß 
Würze ohne Hefe und ohne KRohlenffofffäure fer: 
mentirt, ein Beiſpiel; theils fehen wir Diefes auch an der 
natürlichen Hefe, welche die füßen Obft: und Bee: 
renfrüchte enthalten, deren Säfte ohne allen. andern 
Zufaß in Gaͤhrung übergehen. 


$. 379, 


Es lehrt aber die Erfahrung, daß, wenn ein folcher 
füßer, gährungsfähiger Obft: oder Beerenfaft gleich 
nach dem Auspreffen vorher zum Sieden erhist und eine 
Zeit lang gekocht wird, falls ſolcher vorher auch noch ſo 
klar und durchſichtig war, er nun zum Theil gerinnt, und eine 
geronnene Materie ſich daraus abſcheidet, nach deren Ab⸗ 
ſonderung die Gaͤhrungsfaͤhigkeit verloren iſt; dieſes iſt 
alſo eine natuͤrliche Hefe, und in ihr iſt keine Spur 
von Kohlenſtoffſaͤure befindlich; folglich gehet daraus her— 
vor, daß, wenn gleich eine gewoͤhnliche Hefe faſt immer 
Kohlenſtoffſaͤure eingemiſcht haͤlt, dieſe doch nicht allein 


die Urfache ſeyn kann, durch welche fie Gaͤhrung erregend 
iſſt; fondern diefe ift befonders in der Zimome begründet, 


die einen Beſtandtheil im Kleber des Saftes ausmacht. 


206 
$. 380, 


Die Erfahrung begründet es aber, daß jene gerinn: 
bare natürliche Hefe in den frifchen Saͤften der Obft: 
und Beerenfrächte fehr viel vegetabilifchen Kleber mit 
Zuder, Zimome und Schleimtheilen gemengt 
enthält, Beftandtheile, die wir auch in jeder andern Hefe 
‚gegenwärtig finden; folglich, daß diefer Kleber beffimmt 
es iſt, der, in Verbindung mit der Zimome, in der 
Siedhitze gerinnt, ſich nun aus der uͤbrigen Fluͤſſigkeit 
ausſondert, und mit ihm die Gaͤhrungsfaͤhigkeit verloren 
gehet. | 


$.. 381, 


Wird diefe Erfahrung aber als richtig anerkannt, 
und zur Beantwortung der obigen Frage in Anwendung 
gefeßt: bei welcher Temperatur die Meifche mit 
Hefe geffellt werden foll? fo ergiebt fich daraus 
die Antwort: daß es bei einer folchen Temperatur geſche— 
ben muß, bei welcher der Kleber, der einen fleten Be— 
ffandtheil in der Hefe ausmacht, nicht zum Gerinnen 
gebracht wird, weil fonft mit feiner Lösbarfeit auch feine, 
die Fermentation erregende, Wirkſamkeit verloren gehet. 


6. 382. 


Nun ſehen wir aber, durch die Erfahrung geleitet, 
daß ein durch Waſſer verduͤnnter Kleber ſchon bei 25° 
Keaumür zum Gerinnen gebracht wird; folglich ift dieſes 
keinesweges die rechte Temperatur, bei der die Defe ges 
geben werden kann; da hingegen die Temperaturen von 


207 


22°, von 20° und von 18° fammtlich von der Art find, 
daß fie ohne einen Nachtheil beobachtet werben fünnen. 


6.383. 


Indeſſen haͤngt alles hierbei von der Temperatur des 
Gaͤhrungsraumes ab, in welchem die Meiſchbottiche auf— 
geſtellt ſind: nach deſſen Temperatur muß ſich auch die 
Temperatur der Meiſche ſelbſt richten, welche mit Hefe 
geſtellt werden ſoll, wenn man nicht etwa will, daß bei 
einer zu hohen Temperatur die Fermentation der Meiſche 
zu gewaltſam, bei einer zu niedrigen hingegen, zu 
langſam von Statten geht, welches in beiden Faͤllen 
vermieden werden muß. | 


$. 384, 


Um bie Baffendfte Temperatur J——— ‚habe ich 
mehrere Verfuche darüber angeftellt, welche ‚als Nefultat 
Folgendes lieferten: 

a) Betraͤgt . die Temperatur des Gährungsraumes 
(welches. im Winter der Fall ift) nicht über 8 
Grad Neaumür, fo ſtellt man die Meifche mit 
der Hefe am beften, wenn bie Temperatur der 

| Erftern 22 Grad Reaumuͤr beträgt. 

b) Beträge die Temperatur des Gährungsraumes 
(welches im Frühling und Herbft ber Fall ift) 
nicht über 12 Grad Reaumuͤr, fo flellt man bie 
Meifche mit der Hefe, wenn bie Temperatur 

| von jener 20 Grad beträgt, 

ec). Beträgt Hingegen bie Temperatur des Gaͤhrungs⸗ 
raumes (wie folches im Sommer ber Fall ift) 


208 \ 
14 bis 16 Grad Reaumür, fo ſtellt man bie 
Meifche mit der Hefe, wenn die Temperatur 
der Erftern 18 Grad Reaumuͤr beträgt; | 
und man wird in allen diefen Fällen einen fehr guten 
‚und regelmäßigen: Gang if DIENTEN zu gemwärtigen 
haben. | 
$. 385. 

Iſt die Hefe der Meifche beigefeßt worden, fo 
muß die, ganze Maffe recht wohl unter einander gearbeitet 
werden, um die Erftere gleichförmig zu vertheilen, und. 
mit der Meifche in allen Punkten in Berührung zu 
feßen; ſobald diefes gefchehen ift, muß der Meifchbot: 
tich zugededft werden, um das Ganze warm, fü wie die 
Einwirkung der Luft von außen her abzuhalten, da dann 


die Fermentation der Meiſche fihon nach Berlauf von ei⸗ | 
ner Stunde beginnet und regelmäßig von Statten gehet. 


3) Wie viel muß von einer guten Hefe, gegen 
ein gegebenes Gewicht der eingemeifchten 
trodnen Subftanz, in Anwendung 
gefeßt werden? 


$, 386, 


Die Hefe ift dazu beffimmt, die durch das Eins 
meifchen ertrahirten Theile der gahrungsfähigen Sub: 
ffanz in Fermentation zu feßen, und dadurch Diejenige 
Deranderung in ihrer Grundmifchung zu veranlaffen, wel- 
che zur Bildung des Alkohols und des davon abhän- 
genden Branntmweins erfordert wird, Sie muß daher,- 

| Ä in 


209 


in Ruͤckſicht ihrer Maſſe, d. i. ihrem Gewichte, mit der 
Maſſe oder dem Gewichte der eingemeiſchten Subſtanz, 
in einem angemeſſenen Verhaͤltniß ſtehen, wenn dieſe da: 
durch voͤllig in Gaͤhrung geſetzt und nichts —— 
ſen uͤbrig bleiben ſoll. | 


$. 387, 


Sn den wenigſten Branntweinbrennereien 
fcheint man über diefen Gegenfland genugſam nachge— 
dacht zu haben; dieſes gehet aus der überaus: verfchiedenen 
Quantität hervor, in welcher die Hefe angewendet wird: 
Es muß aber ein beſtimmtes Marimum; fo wie ein be 
ffimmtes Minimum dabei Statt finden, und das Mi: 
nimum darf niemals- unterfchritten werden, wenn nicht - 
ein wefentlicher Nachtheil in den Erfolgen daraus hervor: 

gehen fol, | 
$. . 388, 

Die Anwendung von einem beflimmten Marimum 
ſo wie von einem. beſtimmten Minimum der Hefe, 
feßt aber voraus, daß dieſe felbft nicht nur von einer 
vollfommen guten Befchaffenheit, fondern auch, durchaus 
zu jeder Zeit von derfelben Qualität fey, wenn man’ ei 
nen immer gleich bleibenden Erfolg von ihrer Wirkung 
fich verfprechen will, 


$. 389, 


So lange aber die Branntweinbrennereien 
befonders in Städten und, felbft auf dem platten 
Lande, wenn der Ort einer Stadt nahe liegt, fich de 

Hermbft, Branntweinb. I. Thl, O 


210 

- mit begnuͤgen, ihren Bedarf. an Hefe nur aus Bier: 
brauereien zu entnehmen, muͤſſen fie denn auch zufrie 
dener fenn, ſtatt einer. guten brauchbaren Hefe, nicht 
felten blos ein trübes mit wenig Unterhefe gemengtes 
Dier zu befommen. Es ift daher auch Fein Wunder, 
wenn alsdann die Ausbeute an Branntmwein, nah je 
dent neuen — differirt. 


. 300. 


Wenn eine Hefe das leiſten fo, was ſolche zu lei⸗ 
ſten beſtimmt iſt, fo wird durchaus erfordert: 1). daß fie 
wirklich. eine Hefe von guter Befchaffenheit‘fey; 2) daß 
folche in einem ‚angemeffenen quantitativen Verhaͤltniß zur 
Meifche gefebt: wird... Diefes Verhaͤltniß kann aber nicht 
nach dem Volum beftimmt werden, weil eine gute Hefe 
beftändig ſchaͤumt, alſo das Volum berfelben immer fehr 
trüglich bleibt; die Hefe muß daher allemal nach dem ab= 
foluten Gewichte in Anwendung gefeßt werden, welches in 
jedem Fall untruͤglich if, Doch finder man, dag im 
Durchfehnitt der. Kaum von einem Berliner Quart 
(25 Pfund) Hefe, dem abfoluten Gewicht von 
2 Pfund gleich kommt, alſo kann jedes Quart * e auf 
2 — * NR werden. 


6. 391. 


Wir haben früherhin durchaus angenommen, daß für 
jede hundert Pfund einer eingemeifchten trodnen Geb: 
flanz, von einer völlig guten, nach. der ($$.’329 und 333) 
gegebenen Anleitung, felbft bereiteten Fünftlichen Hefe, 
5 Pfund, alfo 8 Procent, in Anwendung gefegt werden 


211 


ſollen. Man kann dieſes als das mittlere Verhaͤltniß an: 
fehen, bei welchem man fich immer gut flehen wird. 


$. 392, 

Da aber ein Maximum der angewendeten Hefe 
einerfeits von feinem Nachtheil ift, und anderfeits- davon 
auch nichts verloren gehet, weil, wenn man feinen Bedarf 
an Defe nicht kauft, fondern fie felbft anfertigt, man den 
darin ſteckenden Branntwein aus dem. gegohrnen Gute 
wieder gewinnt, welchen man außerdem aus dem zu ihrer 
Zubereitung genommenen Getreide gewonnen haben wür: 
de; fo empfehle ich als untrüglich, niemals unter 10 Pro- 
cent Hefe gegen die trodne eingemeifchte Subſtanz in 
Anwendung zu feßen, und man wird nun’gewiß die mög: 
lichft größte Ausbeute an Branntwein erhalten. 


a Wenn das Einmeifchen regelmäßig” veranfaltet 
“und die Meifche, im angemeffenen quantitativen DVer- 
haͤltniß, mit guter Hefe verſetzt worden war, auch die 
Temperatur des Gaͤhrungsraumes dem Ganzen angemeſ— 
‚fen iſt; fo beginnt die Fermentation ſchon nach Verlauf 
von einer Stunde, und ift in. einem Zeitraume von 48 
bis hoͤchſtens 72 Stunden vollfommen beendigt, wenn 
das eingemeifchte Gut in Getreidearten oder in Kar: 
toffeln befand; da hingegen, wenn Runfelrüben 
oder Moorrüben der Bearbeitung unterworfen worden 
2% 


* Von den Erfolgen der Bermentation.; 


6. 393, 





212 


waren, die Fermentation oft 4 bis 5 Tage fortbauert, be: 
vor folche vollfommen beendigt iſt. 


$. 304. 


Wenn die Fermentation des gemeifchten Gutes ihren 
Anfang nimmt, fo bemerft man ein Zifchen und Braufen 
in der Flüffigkeit, es exhalirt ein flechender fäuerlicher 
Dunſt von Eohlenftofffaurem Gas, die ganze Flüfe 
figfeit 'geräth in eine innere Bewegung, ihre Temperatur 
erhebt ſich auf 25 bis 28 Grad Reaumuͤr, die Hilfen 
und: die andern faferigen Theile der’ eingemeifchten 
Subſtanz erheben ſich auf die Oberfläche, der ſtechende 
Dunſt nimmt allmalig immer mehr zu, und es bricht, 
unter ſchwachem Geziſche, an verſchiedenen Stellen der 
Oberflaͤche ein weißer Schaum durch, ſo wie die ganze 
Maſſe ſich um einige Zoll hoch in dem Meiſchbottiche 
emporhebt und ein daruͤber gehaltenes brennendes Licht 
ſogleich verliſcht ). 


x) ch habe geſehen, daß in Meiſchbottichen, in welchen 

"man das Schrot von 12 bis 15 Scheffel Roggen 
(— 960: big 1200 Pfund) mit einem Mal. eingemeifcht 
hatte, die Temperatur der gährenden Meifche bis auf 
35 Grad Reaumuͤr fileg, und die Entwickelung deg 
Fohlenfiofffauren Gaſes fo fehnel von Statten 
ging, daß die Meifche fich in einer wallenden Berwes 
gung; wie fiedendes Waffer befand. Diefes ift immer 
ein Fehler, denn mit der gewaltfamen Entwidelung des 
Fohlenftofffanren Gaſes entweicht auch eine be— 
deutende Portion Alkoholdunſt, welches auf die nach- 
malige Ausbeute an Branntw ein ſehr nachtheilig 

einwirkt. 


213 
$. 395, 


So dauert nun die einmal begonnene Fermentation 
fo lange fort, bis folche beendigt if: welches theils nach 
der Temperatur des GAhrungsraums, theils nach dem 
mehr oder meniger regelmäßigen Gange der Fermentation 
nicht immer gleich ift, fondern oftmals ſchon in 30 Stun: 
den, gewoͤhnlicher aber in 48 Stunden, und zuweilen erſt 
in 72 Stunden, von dem ——— an gerechnet, der 
Fall zu ſeyn pflegt. 

—— 


Waͤhrend dieſe Fermentation fortdauert, darf fie we— 
der durch Umruͤhren der gaͤhrenden Maſſe, noch auf 
eine andere Weife unterbrochen werden; jede Unterbres 
hung iſt nachtheilig und führt eine zu fihnelle Beendi— 
gung derfelben herbei, auf Koften ber Ausbeute an 
Dranntwein Dur wenn ber Fall eintritt, daß der 
ang der Gahrung zu gewaltfam ift, daß die gährende 
Fluͤſſigkeit in eine dem fi edenden Waffer ähnliche: toallende 
Bewegung gerath, und die Temperatur der gabrenden 
Fluͤſſigkeit fich bis auf 34-35 Grad Reaumuͤr erhebet, 
muß eine Milderung derfelben dadurch veranlaſſet werden, 
daß man jene Temperatur zu vermindern fucht, ohne je 
doch die Flüffigfeit umzurühren, oder fonft eine mechani- 
fhe Bewegung in derfelben zu veranlaffen, Man erreicht 
Diefen Zweck, wenn man durch Eröffnung einander entge⸗ 
gengefeßter Fenfter im Gährungsraume,- einen. ſchwachen 
Luftzug darin veranlaſſet. 

| Re 10. 
Weder eine zu ſchwache noch eine zu rafıhe Fer⸗ 


214 


mentation gewährt aber einen gluͤcklichen Erfolg; ein mit: 
telmäßiger Gang derfelben ift allemal das Sicherſte, 
was man zu beobachten hat; und dieſer mittelmäßige Zu: 
ftand der Fermentation ergiebt fih dadurch, daß man nur 
an verfchledenen Stellen der Meifche einen Schaum here 
vorbrechen fiehet, der fich allmalig immer mehr. verbreis 
tet, ohne daß eine eigentliche wallende Bewegung in der 
felben wahrgenommen wird, 


$. 398, 


Wenn die Fermentation zu rafch fortfehreitet, {9 
wächft auch mit derfelben die Temperatur der gährenden 
Maffe, de Erzeugung und Entwickelung der Kohlen— 
ſtoffſaͤure wird im hoͤchſten Grade beſchleuniget, und 
mit ihr muß eine bedeutende Quantitaͤt des gebildeten 
Alkohols entweichen, wodurch denn die zu hoffende 
Ausbeute an Branntwein im gleichen Verhaͤltniß ver: 
mindert werden muß, fie iſt daher in jedem —— als 
——— anzuſehen. 


$ 399, 


Wenn hingegen die Fermentation zu ſchwach und 
langſam vor ſich gehet, fo entgehet ein großer Theil der 
gahrungsfähigen Subſtanz ihrer Einwirfung, und die Aus- 
beute an Branntwein, die man gewinnt, ift alsdann oft 

um den dritten. Theil, ‚oft um die Hälfte vermindert, 
wodurch eine Branntweinbrennerei leicht zu Grunde ge: 
\ richtet werden kann. 
$, 400, 
Wenn die Sermentation eine. Zeit Iang fortgewalter 


215. - 


hat, und. fich ihrem Ende zu nähern: beginnet: fo vermin⸗ 
dern. fich alle obigen, erörterten Erfolge, die Temperatur‘ 
wird allmählig geringer, der ſtechende Geruch. läßt nach, 
die auf der Oberfläche der gahrenden Maffe ſchwimmen⸗ 
den Hülfen und Faſertheile ſenken ſich zu Boden, ein 
uͤber die Fluͤſſigkeit gehaltenes brennendes Licht brennt 
ruhig fort, ohne zu verloͤſchen, die Fluͤſſigkeit nimmt einen 
weinartigen Geruch und einen weinartigen ſaͤuerlichen Ge⸗ 
ſchmack an, fie wird klar und durchfiheinend, und ihre 
Temperatur finft auf die des Dunſtkreiſes im GAhrungs: 
raume herab. Diefes find die fichern und zuverläffigen 
Merkmale, daß die Fermentation nun vollkommen been: 
digt ift, und die gegohrne Maſſe iſt jeßt geſchickt, auf 
bie Lauterblafe zu Fommen, um den gebildeten Wein- 
geift von a zu trennen. 


* Theorie der a Ba und der aitohel— 
bildung, ) 


RE 


Je mehr die Erfolge, welche die Fermentation der gaͤh⸗ 
. rungsfühigen Körper darbietet, zur Zeit noch zu den Pro: 
blemen der chemifchen Naturerfcheinungen gehören, je wich: 
tiger muß es feyn, ſolche zu erforfchen, um einerfeitg den 
zureichenden Grund von den Erfolgen: der Weingah: 
rung zu entwickeln, anderſeits aber die mannigfaltigen 
——— zu nn weiche fie se 


ut 402. | 
Ran kann din alle bis jeßt J— Natel, 


"216, 
welche unter den Dazu erforderlichen Bedingungen ' eine 


Weingaͤhrung einzugehen vermögend find, in zwei Klaffen 
eintheilen, und zwar; 


a) in folhe, welche ohne nothmendige Minwitung ei⸗ 
nes andern Stoffes eine Weingaͤhrung einzugehen 
vermoͤgend ſind; und 


b) in ſolche, welche den Zuſatz eines en Gere 
ments nothwendig bedürfen, um dadurch den Er— 
folg der Sermentation in ihnen zu veranlaffen; 


beide finden fich unter den Materialien, welche zur 
Dranntweinbrennerei angewendet werden. 


$. 403, 


Zu den Gegenftänden der erften Klaffe gehören: 
4. ber MWeinmofiz 2, der Aepfelmoſt; 3, der Birne 
moft; A der Saft der Himbeeren; 5. der Sta⸗— 
helbeerfaft; 6. der Fohannisbeerfaft; 7. der 
Kirfhenfaft; 8. der Pflaumenfaft; 9, die thie— 
rifhe Milch; 10, der Honig; 11, der Runkelruͤ— 
benfaft; 12. der Moorrübenfaft. 


$. 404 


Zu den Gegenfländen der zweiten Art gehören: 
1. alle ©etreidearten, als; Weizen, Roggen, 
Serfte und Hafer; 2, der Buchweizen; 3 der 
Mais; A die Kartoffeln; 5, alle Hülfenfrädte; 
6. der reine Zuder; 7. die fihleimigen Pflan: 
zenftoffe, als: Erdäpfel, verfchiedene füße Wur- 
zeln ı, | | 


217. 


$. 405, 

Die Segenftände der erften Klaffe verdanken ihre 
Sermentibilität der Beimohnung eines eigenthümlichen 
Beftandtheils, der als ein natürliches Ferment, als 
eine natürliche Hefe angefehen werden kann, und von 
felbft in Fermentation übergehet, fobald nur der Sauer: 
ftoff des Dunftfreifes darauf wirken kann; mit deffen 
Hinwegnahme fie ihre Fermentibilität verlieren, und durch 
deſſen Beiſetzung fie ihnen wieder zurückgegeben werben 

kann. 


—Anmerkung. Die Einwirkung des Sauerſtoffs aus 
der Atmoſphaͤre ſcheint eine Hauptbedingung zu ſeyn, 
wenn das natuͤrliche Ferment die Erſcheinung der 
Fermentation veranlaſſen fol. Aus dem Grunde ſehen 
wir, daß Weintrauben, Aepfel, Birnen und ans 
dere füße Obfi- und Beerenfrüchte oft Jahre lang 
an fühlen Drten aufbewahrt werden Tonnen, ohne in 
Gaͤhrung überzugehen, obſchon fie das natürliche 
Ferment mit anderen Beilandtheilen enthalten. Der 
Einfluß des Sauerſtoffes wird hier abgehalten, Durch 
die zähe Schale, welche fie bedeckt. Wird diefe ver- 
Yet, {9 befommen fie Slede, und die Fermentation bes 
ginnt nun fehr ‘Leicht; daher Aepfel und Birnen, 
wenn fie angefioßen find, fehr leicht fo genannt teig 
werden, welches teig wieder alles in einer erfolgten 
Zermentation derfelben begründet iſt. Wird der Saft 
auggepreffet, fo finden fie hinreichende Gelegenheit, den 
erforderlichen Sauerfloff aufnehmen zu können; daher 
fermentiren fie nun auch felbii im verfchloffenen Raum. 
Der Sauerfioff fiheint alfo ein Welen auszumachen, 
Durch welches der eigentlihe Gaͤhrungsſtoff (die 
Zimome) belcht und im fermentirende Thätigfeit ge= 
feht wird; die Bildung der Kohlenfkofffäure if 

dann eine Wirkung davon. 


218. 2 
406. 


Ä Jenes tr Sn das als ein Weſen 
eigner Art und von einer eigenthümlichen Grundmifchung 
betrachtet werden Fann, ſcheidet fich aus den frifch gepreß⸗ 
ten Saͤften der fermentibilen Vegetabilien, wenn ſolche 
auf eine Temperatur von 70 bis 75 Grad Mt; 
erhitzt werden, als eine gerinnbare Subſtanz ab, 
Saͤfte klaͤren ſich, und mit der Ausſcheidung jener 
rie haben x Sermentibilität gänzlich oder doch zum 
größten Theil Ploren, 

TER... 

Senes natürliche Ferment feheidet fih aus den 
gahrungsfähigen Pflanzenfäften auch ab, wenn folche mit 
ihrem ‚doppelten oder. dreifachen Gewichte Alkohol ver: 
feßt werden, und wird dadurch eben fo, wie durch bie 
‚Hiße, zum Gerinnen gebracht; eine Erfahrung, die den 
hinreichenden Grund zu enthalten ſcheint, warum Die 
gährbaren Obfte und Beerenfrächte, wenn man fie 
unter Weingeift aufbewahrt, vor der Verderbniß ge: 
ſchuͤtzt werden koͤnnen 


$. 408. | 
jene in der Hitze gerinnbare Materie zeigt einige 
Aehnlichkeit mit dem vegetabiliſchen Kleberz; fie iſt 
aber keinesweges reiner Kleber, ſondern das Produkt 
einer ganz eigenen Miſchung, in welcher Simome und 
Öliadine ($ 72) eben fh. wie in ber gewoͤhnlichen 
Hefe vorwaltend enthalten find, aber mit andern‘ Materien 


h 219 
r . 

verbunden, deren Natur erft durch genaue Unterfuchungen 

ausgemittelt werden muß. 


g. 409, 


Die Abfonderung des fermentibilen Stoffes 
aus dem fermentibilen Pflangenfafte, durch die 
Sinwirfung einer hoͤhern Temperatur, fo wie 
durch den Alkohol, raubt dem Erflern Feinesiweges feine 
Sermentibilität ganz, fondern nur zum Theil, felbft dann 
nicht, wenn folcher bei möglihft gelinder Wärme 
beinahegzur völligen Trockne gebracht wird; fo wie auch 
die ganzen Säfte zu einer mußförmigen Die ab: 
gedunſtet werden koͤnnen, ohne ihrer Fermentibilität vollig 
beraubt zu werden; denn beide befißen in dem eingedicten 
Zuffande noch immer die Fäahigfeit, der mit 10 Theilen 
Waffer gemachten Loͤſung des reinften Zuders, ber 
für fih nicht in eine Weingahrung-Übergehet, Fermen: 
tibilität zu ertheilen, eben fo wie die gewöhnliche Bier— 
hefe folches zu Teiften vermag, welches folglich bloß daher 
zu rühren feheint, daß mit jener Subſtanz nur noch ein 
‚Theil des Ferments unverändert verbunden bleibt, Jenes 
natürliche Ferment feheint daher auch eine der Bier _ 
Hefe ähnliche Grundmifchung zu befißen, welches jedoch 
durch eine Fomparative Unterfuchung von beiden erft noch 
naher entwidelt — muß. 


. 40. 


Ich begnuͤge mich hier, als durch die Erfahrung be— 
gruͤndet, voraus zu ſetzen, daß ohne Daſeyn eines Fer— 
ments, es ſey ein natürliches.oder ein kuͤnſtliches, 


220 


in denjenigen Materien, welche nicht von Matur ein Fer⸗ 
ment enthalten, Feine Fermentation veranlagt werden 
ann. 

g. Au, 


Die Erfahrung Iehrt aber, daß mit der Statt finden: 
den Fermentation in irgend einer derfelben untermorfenen 
Flaͤſſigkeit, ihre vorige Grundmiſchung total vernichtet wird, 
und neue Produkte gebildet werden, die vorher nicht in 
derfelben eriftirten; diefe finds; 1: Alkohol, 2. Kohlen: 
“ fofffäure, 3, Arpfelfäure und 4 Hefe; und eben 
fo lehrt die Erfahrung, daß nach vollendeter Fermentation 
die ‘derfelben unterworfene Subſtanz, im trocknen 
Zuftande gedacht, alle Mal in der Maffe oder dem 
Gewicht bedeutend verändert gefunden wird; wir wollen 
daher unterfuchen, welches der zureichende Grund von beie 
den ift, \ 


g. 412. 


Schon Lavoifier*) hat über den in Rede flehen: 
den Gegenftand einige intereffante Beobachtungen mitges 
theilt, die als Refultate feiner darüber angeftellten Unter: 
fuhungen angefehen werden dürfen. Lavoiſier feßte 

300 Theile Zudfer, und 
10 — t#rodne Hefe 
mit der gehörigen Auantität Waffer in Auflöfung, un: 
terwarf das Ganze der Fermentation, und fammelte die 
*) Deffen Traite Hementaihe de chimie et. Tom. ER, 


pag. 134; und die von mir gemachte deutfche Heber- 
feßung. 1 3). 2, Aufl, ©. 158, 


221 


Produkte, welche waͤhrend derſelben 9 worden“ „was 
ren; fie beffanden in 


- 4105 Theilen Kohlenſtoffſaurem Gas 
— 2 ERBEN 
6 —  Effigfaure; 


der Ruͤckſtand betrug noch 12 Theile, und beffand aus 
einem Gemenge von Hefe und von ungerfeßtem 
Zuder. 


$. 413, 


Lavoifier hat diefes Gemenge von Hefe und von 
unveraͤndertem Zuder nicht genau analyſirt, welches 
fehr zu wünfchen geweſen wäre; wir wollen aber, als der 
Sache wahrfcheinlih, annehmen, daß jener, Ruͤckſtand 
aus 4 Theilen Zucker und 8 Theilen Hefe beftanden 
Haben foll, fo wird daraus hervorgehen, daß 1 Theil der 
zur Erregung ber Fermentation in Anwendung gefeßten 
‚Hefe Binreichend geweſen ift, 29:5 Theile Zuder in 
FSermentation zu feßen. 


$. 414, 


Die Totalfumme der vorher erörterten Produkte der 
gebachten Fermentation von 300 Theilen Zuder und 10 
Theilen Hefe, mit Inbegriff des rüdftändigen Gemenges 
an Hefe und Zuder, beträgt 297, es findet alfo hier 
ein Berluft von 310 — 297 — 13 Theilen Statt. Wo 
diefe geblieben find, iſt nicht weiter erbrtert; es fol diefes 
ſpaͤterhin näher unterfucht werden, 


222 
415 
Herr Thenard ), der ſich mit aͤhnlichen Unterſu— 
chungen uͤber die Fermentation beſchaͤftiget er brachte 
300 Theile Zuder, und 
60. — liquide Hefe, 
die aus 20 heilen. trodner Hefe und 40 <heilen 
Waſſer zufammengefest war, mit der erforderlichen 
Maffe Waffer in Fermentation, Br erhielt daraus an 
Produkten: | 
95 Theile Eohlenflofffaures Gas, 
115 Mkohol, 
| — 40 — weiche Hefe, 
die durch ein Filtrum von: der weingahren Fluͤſſigkeit 
geſchieden wurden. Dagegen blieben nach der Deſtillation | 
der weingahren Flüffigkeit 12. Theile eines trocknen 
Ruͤckſtandes uͤbrig, der -fich durch einen unangenehmen 
fäuerlichen Geſchmack auszeichnete, und an der Luft Teicht 
Seuchtigfeit anzog. ® 


$. 416. 


Die Reſultate diefer, von Herrn Thenard angeftellz . 
ten Arbeiten unterfheiden fi fih alfo gar-fehr von denen, 
die Herr Lavotſier beobachtet hat. Sie ſcheinen indeſ⸗ 
ſen beide von der Art zu ſeyn, daß ſie ohne eine genaue 
Wiederholung und Berichtigung, zu keiner ſichern Schluß: 

folge aus denfelben "ein Necht geben, Die Totalfumme 
der von Herrn Thenard der Fermentation unteriworfe: 


9S. Annales de chimie. Tom. XLVI. pag. 294 etc, 


225 


nen Materien beträgt, im trodnem Zuſtan de berech— 
net, | | 320 Theile 
die daraus erhaltenen Produfte betrugen 318,5 — 

Es findet alfo ein DVerluft Statt, von 1,5 Theile. 
Wollen wir aber annehmen, daß die gewonnenen 40 Theile 
weiche Defe. aus 20 heilen trodner Hefe und 20 
Theilen Waffer beftanden haben, fo würde ber ganje 
Verluſt 21,5 betragen haben. 


Merkwuͤrdig iſt es, daß beide Chemiker das Waf- 
fer, welches, um die Fermentation zu veranlaſſen, als Loͤ⸗ 
fungsmittel der in Arbeit gefeßten Materien angewendet 
werden mußte, bei der Beurtheilung der erhaltenen Reſul⸗ 
tate ganz und gar nicht beruͤckſichtiget haben, da es doch 
nicht weniger wichtig geweſen ſeyn wuͤrde, auszumitteln: 
ob und in wie fern, auch wie viel von ſelbigem, bei der 
Arbeit verloren gegangen ſey? 


6. 418, 


Herr Thomas Thomſon ) bat einige ſehr inte 
reffante Arbeiten über die Fermentation der aus Getreide 
malz bereiteten Würze, deren nachmalige Deftillation, und 
die Gewinnung des Alkohols aus derfelben befchrieben, 
wobei er den gährungsfähigen Stoff, der in der Würze 
gelöft ift, als Zuder oder Schleimzucker betrachtet; 
und er hat gefunden, daß von 5 Theilen der, der Fer: 
mentation unterworfenen trodnen Subſtanz, nach Been⸗ 


*) Deſſen Syſtem der Chemie ꝛc. ueberſetzt von Frie⸗ 
ge Wolff. 5. B. S. 771 ie. 


224 
ie ber Fermentation, nur der — Theil übrig 
blieb. 


$. 419, 


Herr Thomfon hat die Maffe der Kohlenftoff: 
fäure, welche ſich während der Fermentation entwickelt 
bat, eben fo wenig beſtimmt, als-die Maffe der Hefe, 
die während der, Fermentation erzeugt worden iſt; und 
eben fo wenig ift auch die Maffe derjenigen Hefe von 
ihm angegeben, Die zur Veranlaſſung der Sermentation 
angewendet worden iſt. 


$. 1420, 


- Herr Thom ſon fand aber, daß, wenn er den, bei 
der Deftillation der gegohrnen Maffe gewonnenen Alko⸗ 
Hol zu einer fpecififchen Dichtigfeit von 0,825 berechnete, 
ſich ergab, daß, zufolge der erhaltenen Quantität deffelben, 
für jedes Pfund der, während der Fermentation zerfegten 
fermentibilen Subſtanz, ein halbes Pfund Alkohol von 
befagter fpecififcher Dichtigkeit erhalten worben war. Eben 
ſo fand Herr Thomſon, daß der, waͤhrend der Fermen⸗ 
£ation unzerfeßt gebliebene Stoff, wenn folcher aufs neue 
in Waffer gelöft, und durch einen neuen Zufag von Hefe 
in Fermentation gefeßt wurde, derſelbe auch aufs neue 
wieder Alkohol darbot. 


g. 421. 


Vergleicht man nun die Reſultate der Arbeiten, wel—⸗ 
ehe die Herren Lavoifier und Thenard erhalten haben, - 
mit denen des Herrn Thoamfon, und feßt man voraus, 

| daß 


225 


daß die fpecififche Dichtigkeit des gewonnenen Alkohole 
bei den Arbeiten der gedachten Chemiker durchaus 0,825 
gemwefen fei, fo ergiebt ſich als Nefultat diefer Verglei⸗ 
chung Fein bedeutender Unterfchied. ‘ 


8092, 


Wir finden nämlich bei einer folchen Bergleichung, 
wenn die Maffe der, der Fermentation unterworfenen trod: 
nen Subſtanz zu taufend Pfund feffgefeßt wird: 


N Daß Lavoifier aus 1000 Pfund des, der Opera⸗ 
tion unterworfenen Zuckers, 604 Pfund, alſo von 
einem Pfunde: 19 >35, d. i. beinahe 193 Loth 
Alkohol gewonnen hat, 

b) Dog Thenard Hingegen, aus 1000 Pfund Zuf: 

er 593 Pfund, ‚alfo aus jedem einzelnen Pfunde 
152085, d. I, beinahe 19 Loth Alkohol gewon⸗ 
nen hat. 

c) Daß endlich Thomfon aus 1000 Pfund des trod: 
nen Ertractes aus Setreidearten 500 Pfund, 
alfo aus einem Pfunde genau 16 Loth A 
gewonnen hat, 


Setzen wir aber nun noch hinzu, daß nah Thomſons 
Beobachtungen, der Nüdftand nach der Fermentation — 
der Maſſe des. der Fermentation Unterworfenen betrug, 
und daß auch diefe noch gaͤhrungsfaͤhig, alfo auch 
Alfohol bildend war; fo würden bei einer vollkomme— 
nen Auflöfung derfelben noch 100 Pfund Alkohol mehr 
-. gewonnen worden feyn, folglich für jedes Pfund deffelben 
in Summa 16 + 32. = 19% Loth, 
Hermbſt. Branntweinb. J. Thl. P 


226 


$. 423, 


Um eine genaue Ausfunft über jene Erfcheinungen zu 
erhalten, fiellte ich felbft die erforderlichen Arbeiten dar: 
über an. Es wurden zu ben Behuf 20 Loth feiner weis 
fer Zuder in 200 Loth deftillirtem Waffer aufge: 
Löft, die Auflöfung in einer pneumatifchen Geraͤthſchaft 
mit 6 Loth Weißbierhefe verfeßt, die aus einem Theil 
trodner Hefe und zwei Theilen Feuchtigfeit. ger 
mengt war, und nun der Fermentation unterworfen, waͤh— 
rend ich das fich entwidelnde Eohlenfiofffaure Sas, 
mittelft eines Woulfifchen Apparats, in Ralfwaffer 
treten ließ, um folches zu abforbiren, 


$. 424. 


Die Fermentation begann nach zehn Stunden, und 
dauerte fortwährend fechs Tage lang. Die Temperatur 
der fermentirenden Flüffigfeit betrug, im Gange der Fer: 
mentation, 25 Grad Reaumür, und fiel nach Beendigung 
derfelben auf 14 Grad herab, welches der Temperatur 
Des Zimmers gleich Fam, in welchem die Fermentation. 
veranffaltet wurde. 


$. 425, 


Der Kaum der Geraͤthſchaft, über der ausgegohrnen 
Stäffigkeit, welcher nicht mit derfelben erfüllet war, alfe 
noch mit Eohlenflofffaurem Gas angefüllet feyn muß— 
‚te, betrug genau 10 rheinlandifche Duodecimals Kubifzoll. 


$. 426, 


Dach beendigter Fermentation zeigte Das gegohrne 


227 


Fluidum einen weinartigen, aber noch füßen Gefchmad. 
Daſſelbe wurde jeßt einer dreimal nach einander wieder: 
holten Deftillation unterworfen, um folches in Alkohol 
umzuwandeln, und lieferte zufammengenommen 13 Loth 
Alkohol von 83 Procent, nah dem Richterſchen 
Al£oholimeter, der eine fpecififhe Dichtigfeit von 0,830 
befaß. | | 


6. 227. 


Der nach der Deftillation übrig gebliebene Ruͤckſtand 
zeigte eine trübe Befchaffenheit und ein eingemengtes 
flodiges Wefen. Er wurde fo gut als möglich filtrirt, 
und der Ruͤckſtand im Filtro an warmer Luft getrodnet; 
er wog jeßt genau 1 Loth, und fihien geronnene Hefe 
zu feyn. | 


$. 428, 


Das filtrirte Fluidum befaß einen fäuerlich füßen 
Geſchmack. Daffelbe wurde in einer porzellanenen Taffe 
bei der gelindeften Warme bis zur völligen Trodne abge: 
dunftet. Der trodne Ruͤckſtand wog 5 Loth, und zeigte 
die Befchaffenheit eines mit fauren Theilen gemeng- 
ten Schleimzuckers. 


$. 429, 


Die mit Waffer gemachte Aufldfung jenes Rüdfan: 
des fällete das effigfaure Blei; bie trodne Maffe er: 
zeugte, den Dünften von Ammonium ausgefeßt, ficht: 
‚bare Dämpfe. Wahrfcheinlich find Effigfaure nebft 
MWeinfteinfäure, vielleicht auch Aepfelſaͤure und 

P2 


228 Karl is | 
Kleefäure, die Begleiter jenes Rüdftandes; welches je— 
doch einer genauern Analyfe deffelben noch vorbehalten 
werden muß. Daß auch: noch ungerfeßter Zucker darin 
enthalten war, zeigte der füße Geſchmack. 


480, 


Sn dem Kalfmwaffer, welches zum Durchleiten des 
bei der Fermentation fir) entwidelnden kohlenſtoffſau— 
ren Öafes gebraucht worden war, hatte fih ein bedeu— 
tender Niederfihlag von Eohlenftofffaurem Kalf ge 
lagert. Er wurde durch ein Filtrum vom Waffer ‚getrennt 
und mit moͤglichſter Genauigkeit getrocknet; er ws um 
a Zuftande 416 sr‘ 


§. 431. 


Setzt man nun das quantitative Verhaͤltniß der Be: 
ſtandtheile in 190 Theilen Eohlenftofffaurem Kalk, 
‚auf 55 Theile Kalk, 5 Theile Kriftallwaffer und 
40 Theile KRohlenftofffäure, fo. haben die gewonne— 
nen 16 Loth Eohlenftofffaurer Kalf 6,4 Loth Koh— 
lenſtoffſaͤure enthalten. 


g. 432, - 


Es betrugen aber bie der Operation unterworfenen 
Materialien, mit Ausschluß des Waffers: 
Zuder 20 Loth. 
Trodne Hfe 2° — 
Summa .22 Loth, 
Daraus wurde an Produften gewonnen; 


) 


229 


Alkohol von 0,830 fpecififshe Dichtigkeit. ‚13 Loth. 
Tieche Hefe: 4. nn Ah one at 
Unzerlegter Schleimzucker und Säuren 5 — 
— ER IR NS 
Summa 2), K Roth. 
alfo mehr als die do egadvenheien Motzclalien 3,4 Lot). 


\. 488, 

Es iſt moͤglich, daß jener Ueberſchuß in den Pros 
duften von den Waffertheilen abhängig iff, die dem 
erhaltenen Alkohol adhäriren, da folsher bei der fpecifis 
fhen Dichtigkeit von 0,830 noch Fein abfoluter Als 
kohol if. Es ift aber auch möglich, daß eine dreimalige 
Wiederholung derfelben Arbeit andere Reſultate darbieten 
würde, welches, da dieſes Experiment noch nicht, wieder⸗ 
holt worden iſt, ich freilich der Entſcheidung durch eine 
folche —— uͤberlaſſen —— 


134, 


Es iſt endlich auch moͤglich, ia, ie möchte Bu “PN 
als wahrfeheinlich, daß das zur Arbeit angewendete af 
fer fich dabei nicht paffiv verhalten Bat, wie ſolches die 
Herren Lavsifier und Thenard meinen, fondern daß 
feine Mifchungstheile mit denen der fermentibilen Sub— 
fangen felbft in Wechfelwirfung. getreten: ſind, und jene 
Sewichtspermehrung dadurch ; herbeigeführt ‚worden ift; 
welches allerdings fernere dahin. gehörige Arbeiten: erſt ges 
nauer entſcheiden muͤſſen, die ich, daruͤber anzuftellen mir 
zu einer. andern Zeit worggfeßt Babes Wir, wollen jetzt 


& 


230 


verfuchen, aus den gefundenen Refultaten eine Theorie der 
Weingährung zu entwideln, 


— 


— 


MWeingahrung und Bildung des Alkohols, 
d. i. des reinſten waſſerfreieſten Geiſtes, welcher 
das Weſen in jedem Branntwein ausmacht, ſind im— 
mer unzertrennlich mit einander verbunden; man kann da: 
her Feine Erflärung von den Erfolgen der Weingaͤh— 
rung, fo wie den ihnen zum Grunde liegenden Urfachen 
geben, ohne zugleich eine Erflärung über die Erzeugung 
des Al kohols damit zu verbinden. 


$. 436. 


Um ven der Weingährung 5 und von 
den dabei ſich bildenden Erzeugniſſen insbeſondere, 
eine genuͤgende Erklärung zu geben, muͤſſen wir auf das⸗ 
jenige zuruͤckweiſen, was über die Grundmifchung der da: 
bei in Thätigfeit geſetzten Subſtanzen, fo wie der durch 
fie gebildeten Erzeugniffe, bereits in der Einleitung ſpeciel 
erörtert worden iſt. 


$. 437, 


Bei einer kurzen Recapitulation des dort Gefagten 
finden wir, daß: 

a) der Rohrzucker, fo mie ber Sältimzuder 

| (z. B. Syrup und Stärfezuder) aus Koh— 

lenftoff, Sauerftoff und Wafferftoff gebik 

det find, womit auch die Beftandtheile des Trau⸗ 

benzuders (d. i. des zuderarfigen Stof— 


251 


fes in den Obſt⸗ und Beerenfrüchten) über: 
einffimmen. 
b) Daß das Mehl der — außer je⸗ 
nen Bildenden Elementen, auch noch Stidftoff 
enthält; worin es fich der Natur des Gummi 
und des Pflanzenfchleims nähert. 
c) Daß der AlEoHol gleichfalls ein Produkt der Mir 
ſchung aus Koblenftoff, aus Sauerftoff und 
aus Wafferftoff ausmacht. Und eben fo ift 
d) die Kohlenſtoffſaͤure ein Produkt der Mi- 
fihung aus Kohlenſtoff und Sauerfloff. 
Folglich differiren, mit Ausnahme der Kohlenſtoff— 
fäure und des Waffers, alle übrige ‚genannte Mate: 
rien, blos im quantitativen Verhaͤltniß ihrer bildenden 
Elemente; wobei aber die in dem liquiden Waffer 
cohärirend. gebundene große Maſſe Wäarmeftoff war 
‚aus der. Acht gelaffen werden darf. . 


$. 438. 


Wenn wir jenes alg ausgemacht vorausfeßen, fo ges 
het daraus hervor: daß die Weingährung felbft, in eis 
nem Erfolge der Wechſelwirkung, zwifchen den Beftand- 
theilen der der Fermentation untermworfenen Sub— 
ffanz, und der zu ihrer Ertraftion oder Auflöfung 
gebrauchten Wäffrigfeit, gegründet iffz wobei die Hefe 
nur als ein Ferment wirft, um den erften Anfang der 
MWeingahrung zu veranlaffen, und mit diefer Veran: 
laſſung alle weiteren Erfolge derfelben herbei zu führen, * 


9. 439, rg 
Die Erfcheinungen, Baar. die beginnende Fermen 


232 


tion anbeuten, und den Fortgang derſelben rei er⸗ 
geben ſich: 
1) Aus der Erhebung der Temperatur der in Gaͤh— 
rung geſetzten Meiſche. * 
12) Aus der Erzeugung ber Koptenfofffäure und 
ihrer Entwidelung als Eohlenftofffaures Gas, 
mit wahrnehmbarem ©eräufche. 
3) Aus der Statt findenden Bildung des AlEohols 
oder brennbaren Geiſtes. { 
4) Aus der Erzeugung einiger vorher nicht vorhanden 
gewefenen Pflanzenfauren, die bald Aepfel: 
fäure, bald Weinfteinfäure, bald Kleefäu- 
re, bald Effigfäure find, bald in einem Ger 
menge von allen diefen beffehen. | 
5) Aus der Erzeugung einer neuen Hefe, welche theils 
oben auf ſchwimmt, theils ſich am Boden der Gaͤh— 
rungsgefäße lagert. 
Wir wollen jene Erfolge einzeln hier naͤher erörtern, und 
die Urfache davon zu entwickeln bemühet feyn. 


a. Wirfung des Waffers. 
ga 


Das Waff er, ohne deffen Daſeyn fein’ Erfolg der 
Sermentation denkbar tft, ſpielt alfo dabei eine überaus 
wichtige Rolle: daffelbe wirft keinesweges bios als ein 
Dehiculum, das fich gegen die Übrigen Stoffe paffiv ver- 
halt; fondern es wirft durch die Thätigfeit feiner einfa- 
shen bildenden Elemente, die hier als eben fo viele chemi⸗ 
ſche Potenzen betrachtet. werden müffen, die im Waſ⸗ 


233 


ferftoff, im Sauetfioff und im RR CH be: 
‚gründet find. 


bi Die gährungsfähige Subftanz 
g. Au, a 


Die gährungsfähige Subſtanz, nämlich die, 
‚welche in Fermentation gefeßt werden foll, von welcher 
Art fie auch feyn. mag (immer ein Produkt der natür: 
lichen Mifchungen aus Kohlenfloff, aus Sauerſtoff 
und aus Wafferftoff, das zuweilen auch Stickſtoff 
eingemifcht enthalt), feßt Diefe Elemente mit denen des 
Waffers in eine wechfelfeitige Thätigkeit, um aus die 
fer Wechfelwirfung die Erzeugung neuer Produkte — 
gehen zu laſſen. 

c. Die Wirkung ber Hefe. 
$, 442, 


Die Hefe, welche in einem mit Zuder, mit 
Schleim und mit Kohlenſtoffſaͤure auf das inniafte 
verbundenen Kleber, und diefer, welcher aus einer innie 
gen DBerbindung von Sliadine und Zimome beſteht, 
iſt das Agens, durch welches die Wechſelwirkung zwi⸗— 
ſchen den Elementen des Waffers und denen der gaͤh— 
rungsfahigen Subſtanz veranlaffet wird, Daß fie 
diefes nicht Yon Geiten der darin enthaltenen Kohlen: 
ſtoffſaͤure, wenigftens nicht von Seiten diefer allein, 
verrichtet, ift ſchon früher ($, 378) erörtert worden; und 
begründet fih auch durch die Wirkung der trodnen 


234 — ER 

Hefe, fo wie durch die von felbft erfolgende Fermenta- 
tion der Obſt⸗ und Beerenfäfte, in welchen vor der 
Hermentation zwar das Dafeyn der Hefe, Feinesiwe: 
ges aber "das der Kohlenflofffäure erwieſen merden 
kann. 


$. 443. 


Kommen die einzelnen genannten Materien, namlich 
Bas Waffer, der gahrungsfähige Stoff und bie 
Hefe mit einander in Wechfelwirfung, fo beginnt die Fer: 
mentation, und dauert, falls ſie nicht durch Hinderniffe 
von außen her unterbrochen wird, bis zur Beendigung fort. 
Wie diefes gefchieht wiffen wir nicht, Der Erfolg der 
Fermentation fcheint aber eine überaus große Aehn⸗ 
lichkeit mit dem Erfolge einer Entzündung zu haben. Hier 
bedarf e8 nur einer verbrennlichen Subſtanz, der Einwir⸗ 
fung des Sauerfioffgafes und eines hinreichenden 
Grades der Temperatur, um die Entzündung zu ver: 
anlaffen, die fich dann von felbft fo lange fortpflanzt, als 
mob brennbarer Stoff obwalte, Die Hefe fcheint 
bier, (und zwar vermöge ihres Gehaltes an Zimome) 
in der zur Gaͤhrung beflimmten Maffe dasjenige zu ver- 
richten, roas bei der Verbrennung die höhere Temperatur 
leiftet; hat fie aber die Fermentation einmal veranlaffet, 
fo feßt fich folche nun von felbft weiter fort, und durch 
fie werden nun die folgenden Produkte gebildet. 


1. Die Roblenflofffäure. 
$. 444. 
Die Hefe veranlaffet ein eigenes Spiel der chemi⸗ 


— 


235 


ſchen Affinitat zwifchen den Elementen des Waffers 
und denen der gährungsfähigen Subſtanz. Der 
Sauerftoff des Waffers vereinigt fich hiebei mit einem 
Theile des Kohlenſtoffs der in der Meifche gelöften 
fermentibilen Subſtanz, : wodurch Kohlenſtoff— 
fäure erzeugt wird, die in 100 Theilen aus 27,36 Theilen 
Kohlenftoff und 72,64 Theilen Sauerſtoff zufam: 
mengefeßt ift. 


g 445, 


So wie aber dag Waſſer zerfeßt, und der Sauer: 
ftoff des zerſetzten Theils mit dem Kohlenftoff in 
Mifhung tritt, wird ‚duch der darin gebunden gemefene 
Waͤrmeſtoff in Freiheit geſetzt. Dieſer theilt fich zus 
nächft in zwei Theile. Der eine Theil tritt mit der ers 
zeugten Rohlenftofffaure in Verbindung, und dehnt 
folhe zu Eohlenftofffaurem Gas aus; der zweite 
Theil verbreitet fich in der ganzen gegohrnen Maffe 
und erhebt ihre Temperatur. 


$. 446, 


Das fo gebildete Eohlenftofffaure Sag kann 
nicht ganz mit der Meifche gemengt bleiben, daffelbe 
zeigt daher ein Beſtreben, fich als ein elafifch faurer Dunſt 
zu entwideln, daher ein Zifchen und Braufen, desgleichen 
eine wallende Bewegung in der gahrenden Meifche 
bemwirft wird, fo wie ein über die gahrende Meiſche ger 
haltenes brennendes Licht augenblicklich werlifcht, weil 
in jenem Gas fein Brennen möglich iſt. | 


236 
2. Der Alkohol, 2. u. 


6... 447. 


Waͤhrend jene Zerfegung des Waffers und mit ihr 
die Bildung der Kohlenſtoffſaͤure fortwaltet, wird 
auch der Wafferftoff in Freiheit gefeßt, der ein: wefent: 
liches bildendes Element im Waffer ausmacht. Dieſer 
wird nicht gasförmig entwickelt, fondern er tritt mit eis 
nem Theile der ihres Koblenftoffes nur. zum Theil 
beraubten fermentibilen Subſtanz in chem iſche Mifchung, 
und erzeugt damit den Alkohol oder brennbaren. 
Geiſt, der mit der Fluͤſſigkeit gemengt bleibt. 


3. Die Säuren 


g. A48, 


Da die fermentibilen Subſtanzen, welde in 
der Meifche gelöft enthalten find, ſchon von Natur aus 
Kohlenfloff, Sauerftoff und Wafferftoff zuſam— 
mengefeßt waren, und während der Fermentation ihnen 
nur Kohlenſtoff, Eeinesweges aber Sauerſtoff entzo: 
gen wird, fo bleibt nun jener urfprünglihe Sauerſtoff, 
mit dem Kohblenftoff und dem Wafferftoff in einem 
abgeanderten quantitativen. Verhaͤltniß verbunden, ale 
Säure zurüd, die bald die Natur. der einen, bald die der 
andern fo genannten Pflanzenſaͤuren befigen kann, je 
nachdem jene, die Säure bildenden ‚Elemente, unter! ver- 
fihiedenen quantitativen Densälenife mit einander ver- 
bunden find. ran”; 


le 937 
4 Die Hefe 
Hau 


Die Hefe, welche während dem Erfolge der Fermen: 
tation erzeugt wird, darf mit derjenigen, welche der Mei—⸗ 
{che zur Erregung der Gaͤhrung zugefeßt wird, nicht ver: 
wechfelet werden. Die Leßtere geht verloren, die Er— 
ftere wird neu gebildet, und Fann daher aufs neue an- 
gewendet werden, um die Fermentation zu erregen. . 


9 $, 450, 


Die Erzeugung diefer Hefe flehet mit den gefammten 
Erfolgen der Fermentation in der engften Verbindung, 
Während namlich die früher gedachte Produktion der Koh— 
lenſtoffſaͤure, des Alfohols und ber Pflanzen— 
ſaͤure vor ſich gehet, werden der Eiweißſtoff und der 
Kleber, die in der fermentibilen Subſtanz nie 
ganz fehlen, ausgeſondert, und durch die Wirkung der ge— 
bildeten Säure mit der gummigen und ſchleimigen Ma⸗—⸗ 
ferie in. die engfte Mifchung gefeßt; und fo entſtehet daraus 
eine zähe, Elebrige Materie, die mehr oder ‚weniger Koh⸗ 
lenftofffäure eingemengt behält, welche nun die Hefe 
bildet; die fich in zwei Theile zertheilt, wovon der eine 
oben auf ſchwimmt, der zweite hingegen zu Boden finft, 

Anmerkung. Vor der hier aufgefiellten Hypotheſe, 
die ich zur Erflärung der Erfolge gegeben habe, wel—⸗ 
che die Weingährung, fo wie die mit ihr verbundene 
Erzeugung des Alkohols begleiten, weichen die Anfich- 
ten Anderer bedeutend ab. Fabroni war früher der 


‚ Meinung, die Fermentation werde durch die Einwirkung 
der Pflangenfäure auf den Zucker veranlaſſet; ſpaͤ⸗ 


238 


terhin erklärte er die Erfolge anders, dag der Kohlen⸗ 
fioff des Klebers fich mit dem Sauerfioff des Zuk—⸗ 
ferg zur KRohlenflofffäure verbinde, dagegen der 
feines Sauerftoffs beraubte Zucker fih nun mit 
dem Wafferfioff und dem Stickſtoff des Klebers 
zum Mein vereinige. Thenard nimmt dagegen an, 
das Ferment entziehe dem Zucker fehr wenig Sauer— 


ſtoff, um Kohlenfiofffänre ‚gu ergengen; vielleicht 
naͤhme auch der. Wafferftoff des Ferments etwas 


Sauerfloff aus dem Zuder in fih auf. Hierdurch 
werde das Proportionalverhältnig der Beftandtheile des 
Zuckers auf eine folche Art verändert, daß fie nun auf 
einander wirfen und fih zu Alfohol und Kohlen» 
fiofffäure umwandeln fünnten; wobei das Ferment 
eine Zerfekung in wäffrige Subflang und ertrafs . 
tionsartige Materie erleide Gay-Luͤſſae fiehet 
den Zuder als aus gleichen Atomen Rohlenftoff, 
Waſſerſtoff und Stickſtoff zufammengefebt an; und 
wenn man fich diefelben dezimal denke, fo koͤnne 
man aud) glauben, dag der Zucker bei der Fermen— 
tation vollſtaͤndig zerfale, in Kohlenſtoffſaͤure 
(aus ı Atom Kohlenſtoff und 2 Atomen Sauerſtoff 
zufammengefest), und in Alkohol (aus 3 Atomen Wa fe 
ferftoff, 2 Atomen Kohlenſtoff und ı Atom Sauer- 
ftoff zuſammengeſetzt), welche zufammen hundert Theile 
frifiallinifhen Zuder, 51,34 abfoluten Alkohol 
und 48,66 Kohlenfiofffäure zu leiten vermögend 
feyn müßten. Wir haben ($. 422 und $. 432) gefehen, 
dag nach Lavoifter, Thenards, Thomſons und 
meinen eigenen Uber diefen Gegenſtand angefiellten Ver⸗ 
fuhen folgt, dag man die Ausbeute an Alkohol 
für iedes Pfund Zuder im Durchſchnitt auf ıg Loth 
berechnen fann; diefes wird für 100 Pfund Zuder 56,25 
Pfund Alkohol betragen, welches alfo wieder mit 
Gay-Luͤſſac zuſammenſtimmt; obgleich Say-Lüffac 
blos das Calcul zum Grunde legt, welches bei ven 


239 


übrigen Nefultaten durch die Erfolge zum Grund gelegt 
worden tft. Dibereiner denft über diefen Gegen- 
ſtand gleich mit Gay-Luͤſſac. | 


(Fabroni in Gehlens neuem allgemeinen Journal der 
Chemie. 2 Bd. ©. 398 ꝛc., Thenard in den Annales 
de chimie etc. Tom, LXXV. pag. 96 und in Beh. 
leng neuem allgem. Journal der Chemie :c. 2. Bd. 
©. 408, Gay-Lüffae in den Annales de chimie 

' „et Tom LXXXXV, pag. 311 und in Schweig- 
gers Journal der Chemie und Phyſik sc. 3 Bd. ©. 
190, Döbereiner in Schweiggers Journal ze. ꝛc. 
5.30. ©. 284, 12. Bd. ©. 239, und 17.8. ©. 
188 2c.) 


6. Veraͤnderung, welche die trockne fermenti— 
bile Subſtanz durch den Erfolg der Fermen— 
fation im Gewicht erleidet. 


g. 451. 


Wir haben ſchon aus dem vorher Sefagten erfehen, 
daß durch den Erfolg der Fermentation die derfelben une 
terworfene Subftanz in ihren Grundmifchungen total ver- 
Andert wird, daß Waffertheile daraus Binweg genommen 
werden, die zur Bildung der Kohlenftofffäure, fo wie 
der des Alkohols verwendet werden. Es fragt fich alfo: 
4) wie viel beträgt der Derluft, welchen bie fermenti- 
bile S Subſtanz in der Maſſe oder dem Gewichte erleidet? 
2) welche Folgerungen koͤnnen daraus fuͤr den Gehalt der 
naͤhrenden Subſtanz in der Schlaͤmpe oder dem Spuͤ— 
lig gezogen werden, welches nach dem Abluttern der 
gegohrnen Meiſche uͤbrig bleibt? 


210. N & 
J———— 452. 

Die Materialien, welche dem Ginmeifchen und der 
Fermentation unterworfen werben, find entweder ganz im 
Waffer Iösbar, alfo auch fermentirbar, wie z. B. 
die füßen Obſt- und Beerenfrücte, der reine und 

der Schleim zucker ıc.; oder fie fheilen der zum Ein 
| meif ch en gebrauchten Waͤſſi rigkeit nur einige Darin loͤs⸗ 
bare Theile mit, wie die Getreidearten, welche, wie 
die Hülfenfubftanz der Setreidearten, dann aber 
nach dem Abluttern der Meifche, in der Dlafe ae 
bleiben. / 


$. 1 468. 


Es kommt alfo darauf an, zu beftimmen, wie viel, - 
nach dem vorherigen Abluttern einer völlig ausgegohrnen n 
Meifche auf der Lutterblafe, von dem der Gährung unter: 
worfenen Material, während des Prozeffes der Fermenta- 
tion wirklich zerfeßt wird? und wie viel im unzerfeßten 
Zuffande übrig bleibt; denn der Ießtere Theil beſtimmt 
nun die naͤhrende Kraft der Schlaͤmpe, wenn ſolche dem 
Vieh zur Nahrung gegeben wird. 


. 454, 


Hat man im Waffer völlig loͤsbare Subſtanzen der 
Gaͤhrung unterworfen, und. ihr Gewicht im trocknen Zur 
„Rande vor der Gährung beſtimmt: fo zeigt der Ruͤckſtand, 
welcher in der Deftillirblafe übrig bleibt, nachdem die ge- 
gohrne Maffe zu LZutter gezogen worden iſt, und ber: 
felbe wieder zur Trockne abgedunftet wird, im Durchs 


ſchnitt 


Ei | | > 241 


ſchnitt immer nur den fuͤnften Theil der angewendeten 
Maſſe; es find alſo vier Fuͤnftheile während der Fer— 
mentation zerfeßt, und in Kohlenftofffaure und Al— 
Eohol umgewandelt worden, Diefes iff der Fall beim 
Zuder,- beim Honig, bei den füßen Obſt- und Bee- 
venfäften, bei der Bierwuͤrze und bei ähnlichen 
Materien. 


$, 455, 


Wenn dagegen Setreidearten, im gemalzten 
und im nicht gemalzten Zuflande, fo wie andere 
an fich fefte Materien, als Kartoffeln, desgleichen 
Runfelrüben ı. das Material zur Meifche darbier | 
ten; fo find es nur die ihnen inhärirenden im Waſſer loͤs⸗ 
baren Theile, welche durch die Fermentation wirklich zer 
feßt werden, dagegen die ihnen beimohnenden Safer: 
theile, die Hülfen der Öetreidearten, der Kleber, 
der Eiweißftoff ꝛc. jener Zerfeßung entgehen, und, als fefte 
_ Materien, nur wenig verändert, in der abgelutterten 
Schlaͤmpe zuruͤck bleiben. 


5. 466. 


Um zur Kenntniß der Quantitaͤt jenes gemeinſamen 
Ruͤckſtandes zu gelangen, welcher in einem ſolchen Fall 
uͤbrig bleibt, habe ich genau abgewogene Quantitaͤten der 
verſchiedenen Getreidearten, im gemalzten und im 
nicht gemalzten Zuſtande, deögleichen- vorher getrock⸗ 
nete Kartoffeln, fo wie Runkelruͤben und Moor— 
ruͤben, dem Einmeiſchen und der Fermentation 
unterworfen; und hierbei hat ſich ergeben, daß Hr: ge⸗ 

Hermbſt. Branntweinb. J. Thl. Q 


242 | . 


ſchehenem Abluttern die ruͤckſtaͤndige Shunpe wenn ſol⸗ 
che bis zur volligen Trockne abgedunſtet wird, im Durch⸗ 
ſchnitt immer den vierten Theil der angewendeten trödnen 
Maffe an Ruͤckſtand übrig läßt. 


$. 457. 


Man wird daher auch gar feinen Fehler begehen, 
wenn man zur Norm annimmt; daß 100 Theile eines 
fohleimigen Materials, im trodnen Zuftande gedacht, nach 
ausgeftanbener Fermentation, in der rücftändigen Schlämpe 
25 Procent trockne nährende Subſtanz zuruͤcklaſſen; wo⸗ 
nach alſo die naͤhrende Kraft einer ſolchen Schlaͤmpe, je 
nachdem ſolche von dem einen oder dem andern Material 
gewonnen worden iſt, mit ziemlicher Genauigkeit berech— 
net werden Fann. Wir wollen dieſes durch ein Paar 
Beiſpiele erklaͤren. 


a) Schlaͤmpe aus Weizen. 
§. 458. 


Angenommen, es werden 5 Berliner Scheffel Wei- 
zenſchrot mit einem Mal eingemeifcht, wie viel wird in 
ſolchem Fall die ruͤckſtaͤndige Schlämpe an trodner 
Subftanz, als nährenden Stoff für das Vieh ent: 
halten. Nehmen wir hierbei das abfolute Gewicht des 
| MWeizens zu 95 Pfund an; fo beträgt. diefes 95,5 = 
475 Pfund. Davon gehen während der Fermentation 75 
Procent verloren, alfo beträgt die trockne nährende Sub— 
ſtanz in der übrig —— Schlaͤmpe noch 1185 
und, 


243 


b) Schlampe aus Bosse. 


S 


. 459, 


tehmen wir dagegen an, daß 5 Berliner Scheffel 
Roggen mit einem Mal eingemeifcht werden, und der 
Scheffel 80 Pfund wiegt, fo beträgt die Totalfumme 
80.5 — 400 Pfund. Davon gehen während der Fer: _ 
mentation verloren 75 Procent, alfo beträgt die trockne 
Subſtanz, in der ruͤckſtaͤndigen Noggenfchlämpe, nur noch 
100 Pfund, welches als nährender Stoff angefehen wer: 
den Fann. 


c) Schlämpe aus Serfte 

Ä $. 460, | 
Werden dagegen 5 Berliner Scheffel Gerſte mit 
einem Mal eingemeifcht, und. das abſolute Gewicht für - 
den Gcheffel zu 70 Pfund berechnet, ſo beträgt die Total: 
maffe der eingemeifchten Gerfte 70.5 = 350 Pfund; . 
davon gehen während der Fermentation verloren 75 Pro: 
cent, alfo beträgt die nährende Subſtanz in der Schlämpe 
von 5 Scheffel gefchroteter Gerfte nur noch 87% fund, 

alfo weniger als in den beiden vorigen Fallen. 


$. 461. 


Es iſt indeffen ($. 275) bereits erörtert wo daß, 
wenn man die Getreidearten nicht nach dem Vo— 
lum, fondern nach dem Gewicht verarbeitet, weil fich die 
ſpeclũſchen Gewichte derſelben, umgekehrt wie ihre Volu— 

Q2 


244 

mina verhalten, die wahren ponderablen Maffen fih im: 
mer gleich bleiben; daher denn auch der fefte Gehalt, der 
als nährendes Mittel in der Schlämpe enthalten if, 
oßne einen Fehler zu begehen, allemal dem vierten Theil 
des angewendeten Getreides. gleich gefeßt werden Fann, 

d) Schlaͤmpe aus Malz oder gemengtem 

Getreide. 


$, 462, I; 4 


Wird gemalztes Getreide für fich, oder in der 
Permengung mit nicht gemalztem verarbeitet, oder 
arbeitet man überhaupt mit gemengtem Getreide, 
fo iſt es rathfam, niemals nach dem Volum (d. i. dem 
‚ Scheffelmaße), fondern immer nur nach dem abfoluten 
‚Gewichte zu rechnen, um feinen Fehler zu begehen; es iff 
dann hinreichend, für jede angewendete hundert Theile des 
Schrots, dem Gewichte nach, ebenfalls 25 Theile feines 
Ruͤckſtandes in der Schlämpe in Rechnung zu ſtellen. 


e) Schlaͤmpe aus Kartoffeln. 


§. 463. 


Werden Kartoffeln als Material zum Einmeiſchen 
angewendet, ſo darf nicht aus der Acht gelaſſen werden, 
daß 100 Theile rohe Kartoffeln, im Durchſchnitt nur 
25 Theile trodne Subſtanz und 75, Theile Waͤſſ⸗ 
‚rigfeit enthalten. Da aber, die Rartoffeln nie für 
fich, fondern immer in VBermengung mit einem Zuſatz von 
Malzſchrot eingemeifcht werden müffen, fo muß diefes 


245 


mit in Rechnung geftellt werden, Man erfährt dann den- 
Gehalt. der trodnen naͤhrenden Subſtanz in ber 
Meifche, wenn von den angewendeten Kartoffeln 25 Pro: 
cent, plus. dem Gewicht des dazu angewendeten Malzfchrotes 
gerechnet, die Summe durch 4 bividirt, und der Quotient 
als ‚feller Ruͤckſtand in der. — angeſehen wird. 


5. 46h, 


Man meifche z. B. 20 Berliner Scheffet, zu 
100 Pfund, d. i. 2000 Pfund rohe Kartoffeln mit 
einem Mal ein, und gebrauche dazu einen Zufaß von 162 
Procent Malzſchrot fuͤr die trockne Subſtanz in 
den Kartoffeln berechnet, ſo kommt bie —— fol⸗ 
gendermaßen zu ſtehen: 

a) 2000 Pfund rohe Kartoffeln ent: 

haalten 75 Procent Waͤſſrigkeit, alſo an 

trockner Subſtanz 500 Pfo. 
by Dazu an oh 162 Procmt 831 — 
Summe 5 5832 Pfd. Pfd. 

Davon gehen ikea der Fermentation verloren 75 Pros 
cent, alſo beträgt der fefte nährende Ruͤckſtand in ber. 
Schlampe ungefähr 146 Pfund. 


f) Schlampe aus Runkelruͤben. 


g. 465, 


Werden Bingegen Runfelrüben als Material zum 
Einmeiſchen angewendet, welche nur 20 Procent trodne 
Subſtanz und 80 Procent Mäffrigfeit enthalten, und 
man nimmt abermals an, daß 2000 Pfund rohe Kun: 


‚246 - ; 

felrüben mit einem Mal eingemeifcht werden follen, fo 
find darin enthalten an trockner Subſtanz 20 Procent, 
alfo in Summa 400 Pfund, hiezu 20 Procent der tro cd: 
‚nen Subſtanz an Malzſchrot, betraͤgt 80 Pfund, alſo 
in Summa 480 Pfund trockne Subſtanz; davon gehen 
ab waͤhrend der Fermentation 75 Procent, ‚bleiben alſo an 
trodner nährender Gubflanz in der Schlämpe enthalten 
120 Pfund, aljo weniger wie bei den Kartoffeln. 


$. 466. 


Hier bleibt nun freilich noch. die fehr wichtige Frage 
zu entfcheiden übrig: ob und in wie. fern die gleichen 
Maffen trockner Subſtanz von den erörterten Materien, 
welche in der Schlämpe enthalten find, auch gleiche Maffen 
von nährenden Stoffen enthalten; denn hiervon hängt 
es hauptfachlich ab, wenn ihre nährende Kraft gegen ein: 
ander verglichen werden fol. Diefes kann indeffen nur 
durch eine unmittelbare praftifche Unterfuchung entfchieden 
werden, welches vorzugsmweife einem denfenden, für folche 
belehrende Gegenftände fich intereffirenden Landwirth, der 
fich befonders mit Maͤſtung des Viehes befchäftiger, zu 
entfcheiden überlaffen bleiben muß, der fich dadurch gewiß 
fehr verdient machen wird, N 


/ 


Bon der Meifche ohne Trebern. 


$. 467, 


Wenn man erwägt, daß bei dem gewöhnlichen Pro: 
zeß des Einmeifchens an fich fefter Materialien, die ertrahir- 
ten Trebern allemal bei der Meifche bleiben, und ohne 


247 


weitern Zweck blos dazu dienen: 1) das Volum in der 
utterblafe zu vermehren; 2) das Anbrennen und Ueber: 
ffeigen des Gutes zu beguͤnſtigen; 3) dag zu ihrer Erz 
heitzung nöthige Brennmaterial zu verfehwenden; fo 
entfteht daraus die wichtige Frage: iſt es nicht rathfam, 
die gebildete Meifche von der feften Subſtanz zu £rennen, 
bevor man fie abluttert? und gewinnt man auf ſolchem 
Wege eben fo viel Ausbeute an Branntwein, als wenn 
die fefte Subſtanz mit auf die Blafe geworfen wird? 


$. 468, 


Herr Thomas Thomfon *) belehrt uns, daß in. 
- England, wo nicht alles, doch ein großer Theil Getreide 
erft zu Bierwuͤrze gezogen wird, bevor man folches 
gähren und das gegohrne Gut zu Lutter ziehen läßt; 
was aber in England möglich ift, muß auch in — 

land woͤglich ſeyn. | 


$. 469, 

Wegen der ſchleimigen Beſchaffenheit des nicht ge— 
malzten Getreides ſollte man freilich glauben, daß, um 
Wuͤrze aus demſelben zu ziehen, vorher alles Getreide 
gemalzt ſeyn muͤſſe: dieſes iſt aber keinesweges der Fall, 
wie Thom ſon angiebt; und fo ift alſo ſchon ein großes 
Hinderniß gehoben, welches außerdem jener Berfahrungs: 
art fich entgegenftellen würde, wenn ka allgemein. ein: 
geführt werden follte. 


-& 476, 
Bag Thomfon bedienen fih die Branntwein: 


9 Deſſen Syſtem der Chemie ic, 5. B 18ır. ©, 770 ꝛc. 


u 


/ 


Ba / 


brenner in England niemals des reinen Malzes, 
fondern fie wenden vorzüglich Serfte im nicht gemalz: 
ten Zuftande dazu an. Sie verbinden Hingegen 9 
Theile rohe Serfte mit 1 Theil Serftenmalz, ge 
wöhnlicher aber 2 rohe Gerſte und & gemalztez fie 
laffen das Getreide gemeinfchaftlich ſchroten, und ertrahi- 
ren das Gemenge mit Waffer von einer niederern Tem: 
peratur als diejenige ift, unter welcher folches zum Ein: 
meifchen in der Bierbrauerei gebraucht wird. 


9, 471. 


Bei jenem ‚Einmeifchen des Getreides wur Brannt⸗ 
weinbrennerei wird aber die Meifche viel ſtaͤrker um— 
gerührt, als in den Brauereien, um eine vollffändigere 
Durshdringung des Schrotes mit dem Waffer zu ver: 
anlaſſen. Die gebildete Würze wird dann mittelft eines 
Saigerbottichs abgezogen, und auf gewöhnliche Weiſe 
abgekühlt; der Kücftand wird aber zum zweiten Mal mit 
warmen Waffer  Übergoffen, um alle ertrabirbare 
Theile aus den Koͤrnern zu gewinnen, 


$. 472, 


Die auf folhe Weife gewonnene Würze ift-weniger - 
Elar und durchfichtig, als die reine Bierwürze, welche 
aus durchaus gemalztem Getreide gewonnen wird; 
ihr Geſchmack ift aber faſt eben fo ſuͤß; es feheint alfo 
der mehlartige Stoff des nicht gemalzten Getreides, wäh: 
rend dem, Prozeffe des Einmeifchens, in der That eine 
DBeränderung zu erleiden, durch welche derfelbe der Natur. 
deg Zuckers näher gebracht wird, | 


249 
$, 473, 


An England, wo die Gefälle vorzüglih vom 
Branntwein erhoben werden, bereiten die Brännt: 
weinbrenner auf folche Weiſe eine Würze, deren 
fpecififhe Dichtigkeit fih zum Waffer wie 1,084 
bis 1,110 zu 1000 verhält, Dieſes gefchiehet aber Feiness 
weges durch das Eindiden einer ſchwachen Würze mittelft 
des Kochens derfelben, fondern auf folgendem Wege, 


9. 47a 


Sie bereiten mit heißem Waffer einen fehr Eon: 
centrirten- Auszug aus reinem Malzſchrot, oder auch 
aus einem Schrot von roher und gemalzter ©erfte, 
und von diefer Eoncentrirten Würze feßen fie nur 
zur ſchwaͤchern fo viel Hinzu, bis der verlangte Grad der 
ſpecifiſchen Dichtigfeit hervorgefommen ift. 


$. 475, 


Iſt diefes gefchehen, fo bringt man nun die Würze 
in den Gaͤhrbottich, erhebt ihre Temperatur nach Ver: 
hältniß der Temperatur des Dunfffreifes auf 10 bis 14 
Grad Reaumür, verfebt fie dann im gehörigen Verhältniß 
mit guter Hefe, und laßt Die Fermentation vor fich ges 
ben, die aber Feinesweges, wie auf dem in Deutfche | 
land üblichen Wege, im Zeitraume von 48 bis 72 Stun: 
den, fondern erit in Zeit von 10 Tagen vollendet if. 


$. 476. 


Die Temperatur fleige bei der Fermentation jener 
Würze auf 30 bis 36 Grad Reaumür, es entweicht fehr 


— 


250 


viel Eohlenftofffaures Gas, und die gährende Fluͤſ— 
figfeit nimmt in ihrer vorigen fpecififchen Dichtigkeit im— 
mer mehr ab, dergeflalt, daß ihre fpecififche Dichtigkeit 
zuweilen auf 1,007, zuweilen auf 1,002, ja zuweilen felbft 
auf 4,000 berabfinft; denn je beffer die Gährung von 
fiatten gehet, je mehr vermindert fich die fpecififche Dich: 
tigkeit der gegohrnen Maffe, indem die Maffe des fpeci- 
fifch Teichtern AlEohols darin vermehrt wird. 


$. 477. 


Wenn die Fermentation einer folchen Würze voll: 
fommen beendigt iſt, dann wird fie wie gewöhnlich erft 
zu Sutter gezogen, und hierauf der Lutter gemweinet, 
um den Branntwein daraus zu gewinnen, Daß der: 
felbe reiner und fufelfreier, als der auf dem gewöhnlichen 
Wege gewonnene ausfallen muß, ift gar Eeinem Zweifel 
unterworfen. 


Ynmerfung Mer geneigt til, den Betrieb einer Brannte 
weinbrennerei nach folcher Methove zu verfuchen, ver 
kann fich zur Beilimmung der fpecififhen Dichtig— 
feit der Würze, vor und nach der überflandenen Ger- 
mentation, des, in meinen chemifchen Grund- 
fäben der Kunſt, Bier zu brauen, Berlin, 1814. 
und 2, Auflage 1819 $.274. befchriebenen Hydrometers, 
oder noch beſſer des 8. 277. befchriebenen und abgebil- 
deten Sacharometers dazu bedienen, und fich, zur 
Erhaltung diefer Inſtrumente, an den Mechanifus Herrn 
Greiner den ältern hieſelbſt wenden, der fie von 

ovovorzuͤglicher Genauigkeit anfertiget. 


6. 478. 


Wem es indeſſen blos darum zu thun iſt, die ge⸗ 


251 


gohrne Meifche, ohne Vermengung mit den Trebern, 
in. die Blafe zu bringen, um vor dem Anbrennen des Su: 
tes gefichert zu feyn, derFfann auch das ausgegohrne Gut 
von den darunter liegenden, Trebern abziehen, den Neft 
durch ein Sieb leiten, deffen Mafchen fo eng find, daß 
nur der Flüffigkeit, EFeinesweges den Trebern ein 
Durchgang geffattet wird, und ‚die Trebern auf dem 
Siebe ein Paarmal mit Waffer nachfpülen, und er wird 
auch Eeinen Verluft an Branntwein erleiden. Ob aber. 
der nicht gefochte Ruͤckſtand, wenn er als Viehfutter 
benutzt wird, den milchenden Kuͤhen eben ſo zutraͤglich iſt, 
als die gekochte Schlaͤmpe? dieſes erfordert eine ge— 
nauere Unterſuchung. 
1 











Neunter Abſchnitt. 


Von dem Alkoholimeter und ſeinem Ge— 
brauche im Allgemeinen. 


n G. 479. 


Man bezeichnet mit dem Namen Alkohol den rein⸗ 
ſten waſſerfreieſten Geiſt in jedem Branntwein, aus 
welchem Material derſelbe auch producirt ſeyn mag. Al⸗ 
koholimeter wird hingegen ein Inſtrument genannt, 
das dazu beſtimmt iſt, wenn ſolches in irgend einen 
Branntwein eingetaucht wird, durch eine an demſelben 
angebrachte Skale, den Gehalt des Alkohols darin und 
deffen Proportionalverhältniß zur Wäffrigkeit, ſey es 


252 
‚nach dem Gewicht oder dem Bolumen, nach Procenten 
anzudeuten; wodurch alſo jeder andere weniger taugliche 
Branntweinprober voͤllig unnuͤtz wird. 

5 480, 


Bevor wir aber eine fpecielle Anleitung zur Kennte 


nif von dem Alkoholimeter und feinem Gebrauche, . 


zur Beſtimmung des Alkoholgehaltes in irgend einem 
Dranntwein, reden, foll zuvor erft eine Ueberficht der ver: 
fchiedenen andern Prüfungsarten gegeben werden, die mar 
in Deutfchland und andern Ländern zu dem Behuf an: 
‚ sendet, theils um fie kennen zu lernen, und die dazu 
gebrauchten. Inftrumente mit dem AlEoholimeter, in 
KRüdficht der Beſtimmung durch fie, zu vergleichen, theils 
um fie zu würdigen. 


g. 481. 


Der Branntwein ift in allen Ländern ein wichti⸗ 
ger Artikel des Handels. Seine naͤchſten Gemengtheile 
ſind Alkohol und Waſſer; und der Branntwein von 
ſehr ſchlechter Beſchaffenheit haͤlt auch noch eſſigartige 
Saͤure eingemengt, ſo wie ſtinkendes Oel. Abge— 
rechnet von dem widrigen Geruch, welchen das ſtinkende 
Del dem Branntwein mittheilt, wodurch er in ſogenann⸗ 
ten Fuſel umgewandelt wird, hängt doch feine ‚ander: 
weitige Güte, fo wie fein’ merkantilifcher Werth alle Mal 
von dem quantitativen DBerhältniß des Alkohols zur 
Wäffrigkeit in demfelben ab. ; 


253 


44482 * 
Die Methoden, diefes Verhaͤltniß zu Anden, find von 
jeher fehr verfchieden geweſen, und erft mit der Einfüh- 
rung des Alkoholimeters auf richtige Grundfäße zurüdge: 
führt worden, Gewöhnlich beurtheilt man den Gehalt des 
Alkohols, d. is des Geiſtes in einem Branntwein: 

1, Aus feiner Eigenfchaft, wenn folder in den Mund 
‚ genommen wird, eine große Schärfe und Brennen 
zu erregen. 

2. Aus feiner Eigenfchaft, wenn er in einem verſtopf⸗ 
ten Glaſe ſtark gefchüttele wird, ſtark zu perlen, 
d. i. eine Menge perlfürmiger Luftkuͤgelchen die 
Oberflaͤche zu werfen. 

3. Durch das Abbrennen in einem offenen Gefaͤße, 
wobei Waſſer zuruͤck bleibt, aus deſſen Gewicht 
und dem erlittenen Gewichtsverluſt man den Ge— 
halt des Geiſtes beſtimmen zu koͤnnen glaubt. 

4. Durch die Prüfung mit dem ———— Brannt⸗ 

weinprober. 

5. Durch das Beauméſche Araͤometer. 

6, Durch das Cartieſche Araͤometer. 

7. Durch das wirkliche Alkoholimeter. 

- Außer diefen bier erdrterten Prüfungsarten find in neue: 
ren Zeiten noch einige andere in Vorfchlag gebracht wor: 
den, von welchen fpäterhin geredet werden foll, 


F 


a. Prüfung durch den Sefhmad, | 


| §. 483, 
Diefe Prüfungsart ift eine der allertrüglichften und 


254 


Funſicherſten. Es ift zwar allerdings gegründet, daß der 
reine Alkohol, wenn er in den Mund genommen wird, 
ein faft unerträgliches Brennen im Gaumen verurfacht, 
auch daß derfelbe Diefes bei der Verdünnung mit Waſſer 
nicht ganz verliert, und ein Branntwein einen um fo 
brennendern Geſchmack befißt, je mehr derfelbe Alkohol 
im Derhältniß zur Waͤſſrigkeit befißt; aber dieſe 
Schärfe wiffen die Branntweinbrenner dem Brannt: 
wein, auch beim Mangel an Alkohol, durch andere 
ſcharfe Aßende Beimengungen zu erfeßen, die daher be: 
ruͤckſichtigt werden müffen. 


G, 484, 


Die Methode, deren fish betrügerifhe Branntwein: 
brenner, fo wie noch mehr die Branntweinfchen- 
Fer, zu bedienen pflegen, dem ſchwachen, mwaffrigen Brannt= 
wein Schärfe zu ertheilen, befteht darin, daß fie ihn 
über fcharfe aͤtzende Vegetabilien abziehen, oder damit in 
Digeftion ſetzen. Diefes ift der Fall, 1) wenn der Brannt: 
wein über Taufendgüldenfraut (Erythraea Cen- 
taurium) abgezogen wird;, 2) wenn derfelbe mit der. 
Rinde vom S eidelbaft (Daphne mezereum); 
3) oder mit der Wurzel von’ Bertram (Anthemis 

. Pyrethrum); oder 4) mit weißem Pfeffer (Piper 
album); oder 5) mit fpanifhem Pfeffer verfeßt und da— 
mit fliehen gelaffen wird. Durch diefe Materien nimmt 
der Branntwein, ohne in der Farbe merklich verändert 
zu werden, eine bedeutende Schärfe und Aetzbarkeit 
an, ohne viel Alkohol zw enthalten. 


| \ 255 


$, 485. 2 
Um ſich von einer ſolchen Verfaͤlſchung des Brannt⸗ 
weins mit aͤtzenden Materien zu überzeugen, iſt es hin: 
reichend, ſelbigen 1) mit dem Alkoholimeter zu pruͤ— 
fen, der beim Eintauchen ſehr bald den großen Gehalt 
an Waͤſſrigkeit darthun wird; 2) eine Portion deſſelben 
in einer porzellanenen Schale anzuzuͤnden, und das Ge— 
miſche abbrennen zu laſſen. Verdankt der Branntwein 
ſeine Schaͤrfe dem Alkohol, ſo wird der Ruͤckſtand gar 
keine Schaͤrfe mehr beſitzen. War ſolche aber durch ſcharfe 
aͤtzende Vegetabilien mitgetheilt, ſo findet ſie ſich auch noch 
in dem Phlegma anweſend, welches nach dem Abbrennen 
zuruͤck bleibt, das denn im Munde ein unnatürliches 
Brennen veranlaffet. | 


b. Prüfung des Branntweins durch das 
i Perlen deffelben. 
$. 486, 


Es iſt gegründet, daß ein Branntwein, wenn 
folcher gefchüttele wird, um fo mehr Perlen wirft, je 
veichhaltiger derfelbe an Alkohol war; vorzüglich ift die- 
ſes der Fall bei einem Branntmwein, der mit dem Al— 
Eoholimeter geprüft, nach der Richterfihen Sfale 
35 und nach der Trallesfchen Skale 51 Prozent 
Alkohol wahrnehmen läßt. ‘Der zureichende Grund da= 
von fiheint darin zu liegen, daß der Alkohol des Brannt- 
weing, während dem Schütteln, zum Theil in einen dunft: 
foͤrmigen Zuftand übergeführt wird, der gebildete Dunft 


256 


aber, gleich Eleinen Luftbläschen, in der übrigen Fluͤſſig⸗ 
feit eingehüllet bleibt, und nun- in Geſtalt von Eleinen 
Perlen emporfteigt, die auf der Oberfläche zerplatzen. 


$. 487. 


Aber geuͤbte Branntweinbrenner wiſſen dieſes 
Perlen des Branntweins auch auf andern, zum Theil der 
Geſundheit nachtheiligen Wegen hervorzubringen, derge⸗ 
ſtalt, daß auch ein ſchwacher waͤſſriger Branntwein, wenn 
ſolcher geſchuͤttelt wird, ziemlich ſtarke Perlen wirft. 
Man erreicht dieſen Zweck: 

a) auf eine der Geſundheit ———— Weiſe: 
wenn beim Einmeiſchen des Getreides oder auch 
der Kartoffeln eine Portion Haferſchrot mit 
eingemeiſcht wird. Wie dieſes perlenerregend fuͤr 
den Branntwein wirkt, laͤßt ſich freilich nicht aus 
zureichendem Grunde erklaͤren, daß es aber u 
ift eine ausgemachte Erfahrung. 

b) auf eine zwar der Gefundheit nicht nachtheilige, aber 
doch betrügerifche Weife: indem dem Btannt: 
wein eine Portion, vorher -in ffarfem Wein: 
geift aufgelöfte, weiße Marfeiller Seife, oder 
an.deren Stelle in einem wäffrigen Weingeiſt 
aufgelöfte Haufenblafe zugefest wird, 

c) auf eine der Gefundheit Höchft nachtheilige Weife: 
indem man dem ſchwachen Branntwein bei der Des 
ſtillation Guttä: Gummi zufegen, und ihn dar: 
über abziehen läßt. 

Aber alle diefe Beimifchungen find nicht — den 
Branntwein ſpecifiſch leichter zu machen, deshalb das 
—— Pro⸗ 


\ „257° 
Probiren wittelſt des Attoholimeters ſeine re Gei⸗ 


” ſtigkeit fehr bald entdeckt, 


c. Prüfung durch das Abbrennen De 
| Branntweins, 


$- 188, 


Viele, ja man möchte ſagen die Meiſten, Haben bie 
Gewohnheit, die Stärke des Branntmweins, d. i. bie‘ 
Geiſtigkeit deffelben, dadurch zu prüfen, daß fie eine ab: 
gemeſſene Probe in einer offenen Schale abürennen laffen, 
| und die zurück gebliebene Wäffrigkeit wieder zuruͤckwiegen; 
eine Pruͤfung, die hoͤchſt unrichtig iſt und zu keinem zu⸗ 
verlaͤſſigen Reſultate fuͤhrt, alſo durchaus verworfen wer: 
den muß, 


——— 


Der Alkohol in einem ſolchen Branntwein wird, 
bei dem Abbrennen in Waſſer und in Kohlenſtoff— 
f äure umgetvanbelt, e8 wird alfo Waffer erzeugt, und 
die Menge des von Natur eingemengten Fann dadursh. vers 
mehrt werden, Auf der andern Seite iſt die Hiße, welche 
während des Abbrennens des Branntweins erzeugt wird, 
fo bedeutend, daß ein anderer Theil Waffer durch Dies 
felbe in Dünfte verfluͤchtigt werden kann; auch faͤllt das 
Reſultat alle Mal verſchieden aus, je nachdem das Ab⸗ 
brennen in einem weitern oder in einem engern Gefäße 
veranffaltet wird, folglich kann hierdurch in Eeinem Fall 
ein zuverlaͤſſiger Erfolg erwartet werden. 
SZermbſt. Branntweinb. 1. Thl. 


258 


% 


d. Prüfung mit dem gemeinen Brannt: 
weinprober, 


$. 490, | * 


Der gemeine Branntweinprober, ſo wie ſol— 


ANS, 


her in den meiſten Branntweinbrennereien in Ans | 


wendung geſetzt wird, ift bald aus Holz, bald aus El—⸗ 


fenbein, bald aus Meffingblech angefertigt; wegen 


der Zerbrechlichfeit hingegen nur felten aus Olas, Er 
ftellt eine Art von Ardometer dar, das aber nach kei— 
nen beftimmten Grundfäßen graduirt oder abgetheilt iff, 
Wäre diefes aber auch der Fall, fo würde jenes Inſtru⸗ 
ment doch durchaus verwerflich feyn, weil Inſtrumente 
folcher Art, aus Holz oder aus Elfenbein angefertigt, 
beim Gebrauche Feuchtigfeit einfaugen und dadurch. fehwerer 
werden; dagegen fie die eingefaugte Feuchtigkeit an einem 
trocknen Orte erhaliren, und wieber leichter werden; aus 
welchem Grunde folhe nie als ein beftimmter und or— 
dentlicher Maaßſtab angefehen werden koͤnnen. Die me: 
tallifchen Anftrumente folcher Art loͤſen ſich in der 
Säure des gemeinen Branntweins nah und nach 
auf, verlieren dadurch an ihrem abfoluten Gewicht, und 
werden aus dem Grunde nicht weniger unrichtig, Alle 
Inſtrumente folcher Art muͤſſen daher, als völlig truͤglich 
und unbrauchbar, ganz verbannt werden. 


e. Pruͤfung mit Beaume's Araͤometer. 
§. 401. 
Das von dem franzoͤſiſchen Chemiker, Herrn Beaum e, 


259 


unter dem Namen Ardometer (Dichtigkeitsmeffer) zuerſt 
‚angegebene Sinftrument, zur Beflimmung der ©tärfe der 
Geiſtigkeit des Branntweins, welches. in vielen Brannt⸗ 
weinbrennereien, beſonders in Frankreich, noch jetzt zu dem 
Behufe angewendet wird, nähert ſich ſchon mehr der Voll⸗ 
kommenheit, leiſtet aber keinesweges das ganz, was ſol⸗ 
ches zu leiſten beſtimmt iſt. Um ſolches nach feiner Ein— 
richtung, ſo wie nach ſeinem Gebrauche kennen zu lernen, 
und mit andern vergleichen zu koͤnnen, wird eine Beſchrei— 
bung deffelben bier nicht am unreshten Orte ſtehen. 


44092 


Beaume's Araͤometer für den Branntwein, fo 
wie für geiſtige Fluͤſſig keiten überhaupt, beſtehet in 
einer glaͤſernen Kugel (Taf. I. Fig. 4) a, an der 
fich eine etwas größere b befindet, die ſich in ein chlin⸗ 
driſches Rohr c d verlängert, das in d zugeſchmolzen if, 
Die erfte Kugel a ift mit Quedfilber gefüllet, um fie in 
reinem Waſſer untertauchend zu machen, Im chlindrifchen 
Kohr'c d iſt eine Sale oder Gradleiter befeſtigt, welche 
beie mito, beid hingegen mit 42 bezeichnet iſt. Jenes o 
ift der Grad, auf welchen das Inſtrument fih in reinem 
beftillirten Waſſer, bei einer Temperatur von 58° Zah: 
renheit (= 114° Reaumuͤr) eintaucht; bis 42 ſinkt daffelbe 
“Hingegen im abfoluten Alfohol ein. Die zwoifchen 
biefen beiden Punkten liegenden Grade zeigen die verfchie- 
bene Stärke eines Branntweins, d, i. die Verſchiedenheit 
des Geiftes zur Waͤſſrigkeit. 

ak R2 


260 
1,6 BOB 


Das Beaum e'ſche Araͤometer enthält zwei Haupt: - 
fehler in ſich: 1) befinden ſich deffen Grade in gleichem 
Abftande von einander getheilt, was bei einem. Alfoholi- 
meter nie der Fall feyn kann; 2) daß Fein Thermome: 
ter. mit. demfelben verbunden ift, um jedesmal Die Tem: 
peratur des Branntweins daraus zu .erfennen, welcher mit 
jenem Snftrumente geprüft wird, 

ge 404. 

Da indeffen das Beaume'ſche Aräometer doch immer 
noch in vielen Branntweinbrennereien angewendet wird, 
fo wollen wir die vom Kitter Serfin er berechnete 
Tabelle hierher feßen, welche die den Beaumefihen Ardo: 
metergraden entſprechende ſpecifiſche Dichtigkeit andeutet, 

oder das Verhaͤltniß des abſoluten Gewichts in einem 
Volum Branntwein, das dem Volum von 1000 Thei⸗ 
len deſtillirtem Waſſer gleich iſt. 


⸗ 


Ka? 261 
— am Speeifiſche Grade am Speeifiſche 
Aräometer. Dichtigkeit des Aräometer. Dichtigkeit des 
Branntweins. Branntweins. 
42: 0,790: ir) 20 OL 
41 738 ⏑6003 
40 2.0.0798 Are 
833 0,802 BIN 0,903 . 
38 0,806 46 0,908 
37 0,810. BEN 0,913 
36 0,814 44 0918 
86 0,319 0 Er ri 0 
34; &. 0,823 4% 0,929», 
in ETF N ORT 
3% en) 8 40 0,940. 
"31 0,836 9 - 0,946 
30. ‚0,840. 6 0,952 
a‘ . 0,845 I 
28 u. 0,849 00086 
27 0854 5 0969 
we 0,859 A 0,975 
25:5 44 70.0,868 He 0,081 
6668 >2 0,987 
Ba. 0,873 4 0,994 
IR 10 0,878 ns 4,000 
21 0,883 


Hiernach laͤßt fi ich alſo alle Mal dag, Vahalmiß des 2” 
£ohols zur Wäffrigkeit in einem. INNEN bes 
ſtimmen. 


S. 195, 


Wenn alfo die Prüfung eines Branntweins, nach— 


262 


dem bderfelbe auf die Temperatur von 58° Fahrenheit zu= 
rüdgeführt worden ift, mit jenem Aräometer von Beau: 
me verrichtet wird, und dag Inſtrument ſinkt bis auf 42 
Grad darin ein, ſo wuͤrde dieſes anzeigen, daß 1,000 
Theile dieſes Branntweins eine ſpecifiſche Dichtigkeit 
von 0,790 befißt, das darin ein Volum der 1000 Theile 

Waffer gleich ift, und 790 folcher Theile Branntwein 
enthält, der jeßt Alkohol iſt. Sinkt daffelbe aber bis 
auf 6 Grad ein, fo wird ein Volum, das 1000 Theile 
Waſſer faßt, nun ungefähr 963 Theile Branntwein auf: 
‚nehmen, Diefes feheint unrichtig zu ſeyn; denn im abfo- 
Iuten Alkohol ſinkt das Beaume'ſche Araͤometer bis 
auf 42 ein, und doch enthält derſelbe gar kein, oder wie 
Sauffüre gezeigt hat ($. 9): nur 8 Prycent nicht 

trennbares Waſſer. 


2 


f. I re mit Cartiers Araͤometer. 


4 


6, 496, 


Cartiers Aräomgter hat mit dem Beaume'ſchen 
die größte Achnlichkeit in der Form und Einrichtung, nur 
differiren beide, bei gleichem Fundamental = Abftande des 
Grades für reines Waffer und für den Alkohol, in 
der Größe der Grade und ber Zahl derfelben, Während 
beide beim Eintauchen in reines Waſſer duf Null fie 
ben, zeigt Cartierg Araometer beim Eintauchen in Al: 
kohol 39, dagegen Beaumes Arhometer 42 Orade; 
eine Bergleichung beider Skalen findet fih auf der Ab: 
bildung eines folchen Ardometers mit — Skale 
Taf. I Fig. 5, gegeben. 


| 263 
g. Pruͤfung mit dem Alkoholimeter. 


Richters Al£oholimeter, 
$. 497, j . 


Der Name AlEobolimeter Alkoholmeffer) ift vom 
verſtorbenen Bergaſſeſſor, Doktor Richter ) zuerſt ge 
braucht worden, um ein von ihm ſelbſt konſtruirtes In— 
ſtrument, zur Pruͤfung des Branntweins, damit zu 
bezeichnen. Richter erkannte die Unzulaͤnglichkeit der 
gewoͤhnlichen Inſtrumente ſolcher Art, und ſuchte daher 
ein genaueres zu konſtruiren, dag vermoͤgend fen, das Ver⸗ 
haͤltniß des abfoluten Alfohols in einem Brannt⸗ 
wein zu der damit gemengten Wäffrigkeit, beim Ein: 
fenfen in denfelben, nach Procenten anzugeben, 


5 498 


Richter bereitete fich dazu feinen abfoluten Ab: 
Eohol, indem er den durch eine wiederholte Deftillation 
möglichft entwäfferten Weingeift nun noch über aus: 
‚geglüheten und gepülverten falzfauren Kalf abjog, 
um bie ihm noch inharirende Waͤſſrigkeit vollkommen zu 
entziehen. Er fand die fpecififche Dichtigkeit deſſelben bei 
414° R. (= 633° 5,), gegen reines Baer verglichen, 
wie 0,792 : 1000, 


$. 49. 


- Aus einem folchen abfoluten Alkohol hat Rich 
ter, durch ſeine Verſetzung mit deſtillirtem Waſſer 


H Siehe J. B. Richter: Heber die neuern re 
der Chemie ꝛc. 8. Stüd. - | 


264 | 
unter beftimmten quantitativen Verhaͤltniſſen, dem Gewichte 
nach berechnet, Bermengungen gemacht, welche ihm zur Aus: 
mittelung der Grade ar feinem Alfoholimeter dienten: 
dergeftalt, daß beim Einfenfen diefes Inſtruments in einen 
Branntwein bei 14 Grad Reaumuͤr, jede Zahl der Grade, 
um welche ſolches eintaucht, die Zahl der Procente des 
Alkohols andeutet, der in hundert Gewichtstheilen 
(oder Pfunden) eines ſolchen Branntweins enthalten iſt. 
$. 500, | 
Bird dieſes zum Grunde gelegt, und darnach die ſpe⸗ 
eififche Dichtigkeit des aus dem Alkohol und dem Waſ⸗ 
ſer gemengten Branntw eins beſtimmt, ſolchergeſtalt, 
daß die Beſtimmung immer beim Eintauchen um den vier⸗ 
ten Grad vorgenommen wird, ſo kommt folgende Tabelle 
daraus zum Vorſchein: 
—— — 


ſoluten Alko⸗ Specififche folnten Alko⸗ Speeifiſche 


IRA Dichtigkeit der an un Dichtigfeitder 


demfelben und Miſchung. pemfeiben und Miſchung. 
Maffer. | Waſſer. 
EEE TE RESTE TELEELLTEITE FETTE I ECHT ELTA EDEN EEE TEEEESTENEEE SETEEEEHE: 

1 0,9985 2. 0,9105 

4. 0,9938 55 979043 

7 0,9893 88 0,8977 

10 0,9846 Br.h: 0,8907 

13 0,9802 64 0,8839 

16 0,9758 — 0,8770 

19 0,9713 70 0,8704 

2 0,9670 3, 0,8637 
ab 0,9627 .76 0,8563 

28 0,9584 79 0,8477 

‚ZI 0,9539 82 0,8393 

34 i 0,9485 85 0,8310 

37 0,9422 88 0,8223 

‚40 0,9360 gI . 0,8150 
43 .. ‚0,9296 3394 0,8075 

46 0,9232 97 0,8001 

49 U 0,9198 100 0,7920 


265 
Aus dieſer Tabelle erſieht man alſo mit einem Blick die 
ſpecifiſche Dichtigkeit des Gemenges aus Albohol und 
Waſſer oder des-daraus gebildeten Branntweins; To 
‚wie man aus der fpecififchen Dichtigfeit deffelben wieder dag 
quantitative Verhaͤltniß finden kann, folglich die früher ges 
dachten andermweitigen Branntweinprober, als. uͤberfluͤſſi ig 
angeſehen werden koͤnnen. 


Meißners J—— 
| 9. 901, 

Herr Meißner’), Profeſſor an der polntesni- 
ſchen Schule in Wien, hat gleichfalls ein Al£oholi- 
meter (nach dem Gewichte des Alkohols und Waſ— 
ſers) konſtruirt, und die ſpecifiſche Dichtigkeit der dazu 
gehörigen Miſchung aus Alkohol und Waffer nach der 
Erfahrung beſtimmt; die fpecififche Dichtigkeit feines Al— 
£ohols betrug 0,701, bei 16° Reaumuͤr (— 68° Fahr.); 
die Reſultate gehen aus folgender Tabelle hervor: 

- Gewicht de Alfo- 1Specifiiche Dichtig« 
hols. 


Gewicht bes — keit der Mifchung 
aus der Erfahrung. 


I,00 0,00 0,791 
09 0,05 M 0,749 
0,90 R 0,10 — 0,508 9 
0/85 0,15. 0,816 ö 
0,86 0,20 0,845 
\ 0,75 ? 0,25 0,856 
0,70 0,30 0,868 
: 0,65 0,35 7 0,980 
‚0,60 0,40 1.2.0892 
0,55 0,45 9 0,904 
0,50 0,50 \ 0,915 ‚ 
0,45 3049 e "0,926 


*) Meiner 8 Nachricht über den yon ihm ren 
Altoholimeter; in Hermbflädts Bulletin des "app 
Auen ꝛc. B. 10,-©, 160 und 182 ı, 


66. 


— 
Bu, MR ui Speeififche Dichtigs - 
GE Allo⸗ Gewicht des Waffers.| feit der Mifhung 

. aus. der Erfahrung. 


0,40 0,60 0,937 

0,35 0,65 . 0,947 

0,30 . 0,70 * 0,955 
..0,25 0,75 0,936 
0,20 ‚0,80 0,970 

0,15 0,85 0,977 

0,10 0,990 0,984 ’ 

0,05 . 0,95 0,992 

0,00 I,00 1,000 

6. 50%, 


Um fein Alfoholimeter nicht allein zur Beſtim— 
mung der Staͤrke des Alkohols zu gebrauchen, fondern 
ihm einen ausgedehntern Gebrauch zu geben, fo daß mit 


dieſem Inſtrumente bei feinem Einfenfen in irgend einen 


DBranntwein erforfcht werden kann, wie viel man Spiri⸗ 
tus von einer gegebenen Geiſtigkeit durch die Defkillation 
daraus zu ziehen vermoͤgend iſt, hat Herr Meißner die 
hinten angehaͤngte Tabelle ausgearbeitet, und nachfolgende 
Gebrauchsmethode dazu vorgeſchlagen. 


Gebrauch der Tabelle. 
| $. 803, | 

Es habe z. B. Jemand einen Branntwein oder 
MWeingeift nöthig, der 65 Procent Alkohol enthält, und 
will diefen aus einem verkäuflichen Branntwein ziehen, 
der nur 40 Procent Alkohol befißt: wie viel Theile wird 
er von dem Erften aus hundert Theilen des Lestern erhal⸗ 
ten Eönnen? Dan ſuche zu dem Ende auf: der Tabelle, 
in der mit A bezeichneten Columne den Grad 40, und 
fahre dann mit dem Finger auf der darunter befindlichen 


Tabelle 


| 














































































































































































































































































































© So geben zoo Theile deffelben entweder durch die Deftillation, oder Durch die Vermiſchung mit der noͤthigen 
Menge Waſſer, an Weingeiſt von 
* 
0 
10] 15 | eo| 25| 30 | 35 40 |: 45 | 5o| 55 | ® | 65 | 70 | 75 | 80 | 85 | go | 100 Graden 
— — — — 
100| 50] 335 | | =o| 162 20] ı 16| ı 1435 1 ig 10| Gyr si| 775 73 651 65| 545 5; | 555 5| Tpeite. 
ER BE EN ER er ZAE 
o| 200 ı00| 662] 5 o| 40 33 ‚| os] = 2829 s5| 223] 20| 18% J 15551 142 133 | 1235| 114% 1n;| 1015 1o| Tpeife, 
2) 300] 150| 100 | 25| 60] 50 | | 4233 a = 30] 27* 25 | 2355| 217| 20 | 182] 1737 165] 1545 35| Theile 

& zo] 4oo| a00| 1333| roo so| 663 755] 50 | 36 333| 3073 — 263 2 2377 233] eaixy 20| Theile. 

S | 25] 500] 250|1662| 135] = est] = 62; DE 5o| 4555| 412 | 358] 314] 2027] 273] 264] 25 zbeite 

Bee ir — — 

S I— — 31351 a0l zeit. 

2 | | 7) * s| 175 14oluuoz| 100 | 873] 7735| 70] 6a7| ss8| 5343| 50 | 468] 433] Ars] a85| 3635] 35 zHeite 

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&| &|re| zn a75| aao|1835| 1573513731233] zuol zoo | gıs| 5451 788] 7351 0831 64331 615] 5735 | 55| Zheite, 

5 selızoo| 600 400 | 300| 240200 o| 17143150 1333 rao 1094| 100 | 923] 853 | 80 75 | 7018 ons | | 335] 60 | Theie, 

= sa|ı300| 65014335] 32 n5| 2 FE 1 18533] 1623|1445| 130 130] 118* 1085| 100 024] ss2| su] 7674| >>: 76 | 723 3 | € 68; J 

a — — 

—3— — 350 o| 280) 2802335 333| 20 | 200 [175 Tss5l 1) 175 [1558| 14o| 10723 | 197771163 — 00 | 533] 7il 824] 77; Bay] 77 | | > 734 3| 70 Theile, 
lisne) 730|500 | | 35| | 3001250 | 21432 50 | a1a22|187 1873| 1655| ı ös| ıso| 1305, |ı 136% — 115351078] 100 — 885% 835] 7813 8] 7] _75| Tbeite, 
alıßoo| 800|5333| 4oo]| — 22835200 200 |1773| 1 73 ı 160| — 1233| 1143| 1063 100 | 9457 | | 8445 80| Theile, 
ine] söo]s663| 425| 340]2538| 242322123 2123 |1883| ı 123|1885| 170] 15442|1412| 1038| 1213 |x735|ro65| zoo | 045] aozs| 85] Zbeite. 
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Arne Aa ae ge 
R rt 
N 
* 





267 
Querlinie fo lange fort, bis man unter den, in ber 
obern quer fortlaufenden Zahlenreihe befindlichen Hdften - 
Grad zu fiehen kommt. Man findet dort die Zahl 61,5; 
und eben fo viele Theile Weingeift gewinnt man. aus 
100 Theilen eines Branntweins von 40 Graden, d. 
i. von 40 en es dem Gewicht nach. 


— 


6. 504, 
Man gebrauche ferner einen Branntwein von 30 


Procent Alkohol oder 30 Grad, kann aber feinen zum 


Kauf erhalten, der diefen Gehalt genau befüße Man 
habe dagegen einen flarfen Spiritus von 80 Procent Als 
£oholgehalt: wie viel Fann man in diefem Fall 
aus 100 Theilen jenes 80graͤdigen Spiritus, 
‚an Branntwein von 30 Graden, d. i. 30 Pro: 
cent, darftellen? Man fuche zu dem Behuf auf der 
Tabelle in der. erften Zahlenreihe A die Zahl 80, in ber 
Zahlenreihe B Hingegen die Zahl 30 auf, und unterfuche 
den Ort, wo die von dieſen Zahlen auslanfenden Linien 
ſich durchkreuzen. Man findet dafelbft. die. Zahl 2662. 
Hundert Theile 80 grädiger Spiritus geben alfo, mit der 
hinreichenden Menge reinem Regen oder deftillirtem 
Waffer gemengt, 2662 Theile eines Branntweins 
von 30 Graden oder Procenten. 


Tralles Alkoholimeter. 
$. 505. 
Herr Profeſſor Tralles ) gehet bei der Konſtruk— 


9%) Tralles uUnterſuchungen uͤber die ſpecifiſchen Gewichte 
der Miſchungen aus Alkohol und Waſſer, und Tafeln 


268 | 


tion der von ihm entworfenen Gradleiter für den Alko—⸗ 
Holimeter von dem fehr richtigen Grundfage aus, daß, 
da der Branntwein nicht gewogen fondern genreff en, 
alfo nicht nach dem Gewicht fondern nach dem Bolum 


verkauft wird, "auch die Grade am Alkoholimeter 


(d. i, die Procente) nach dem Volum ‚und nicht noch 

dem Gewichte beſtimmt ſeyn muͤſſen; und ſetzt die ſpecifi⸗ 

ſche Dichtigkeit des Dabei zum Grunde gelegten abfolu: 

ten Alkohols auf 0,793; die Temperatur feines Ger 

— mit Waſſer aber auf 60 Ks Sahrenbeit * 
R. ) zur Norm feſt. 


—3. 506. 

Hierdunch unterſcheidet fi ish alfo wefentlich die Tral: 
lesſche Skale von der Richterſchen, der, wie mehrere 
feiner Nachfolger: 1) die Verhaͤltniſſe des Alkohols und 
der Waͤſſrigkeit, nach dem abſoluten Gewicht; 
2) die ſpecifiſche Dichtigkeit des zur Baſis genome - 


menen Alkohols auf 0,792; und 3) die Temperatur des 


Gemenges aus Alkohol und? Waffer, d. i. "des. zu 


N 


prüfenden Branntweins, auf 14° Reaumuͤr (= 633° 
Fahrenheit) zur Norm ſetzt. Man darf fich daher auch 
gar nicht wundern, wenn bie Grade am Richterſchen 
und am Trallesſchen Alkoholimeter, wenn gleich ſolche 
in Null und Sundert übereinfomna gar fehr differiren. 


$. 507. 
Herr Tralles berechnet die Procente des Alfo: 
für den Gebrauch und die DVerfertigung der Alfoholi- 


> meter. In Gilbert's Annalen der Phyſik 30. 1811. 
38. Band, Seite 349 ꝛe. 


269 


hols in irgend einem Branntwein von 60 Grab Fahren: 
heit Temperatur, aus der fpecififchen Dichtigkeit diefer Fluͤſ⸗ 
figfeit, Die hier folgende Tabelle giebt die fpecififchen Dich: 
tigfeiten- derjenigen Mengungen aus Alfohol und Waf 
fer an, von denen 100 Berliner Quart, oder 100 
Kubikzoll, oder 100 Theile von irgend einem andern 
Bolum 1,2, 3, 4 u. fe w. Quart oder Kubikzoll oder an= 
dere Volumina reinen Alkohol enthalten, wenn die 
Temperafur der Flüffigfeit 60 Grad Fahrenheit (— 128° 
Reaumuͤr) if. Die fpecififche Dichtigkeit des. deſtillirten 
Waſſers iſt auf = 10000 geſetzt. Reines Waffer 
felbft Hat dem — bei 60 Grad Fahrenheit ein ſpecifi⸗ 

ſches Gewicht von 9991, und der als rein angenommene 
Alkohol, bei gleicher Temperatur, ein fpecififches Gewicht 
von 793 -. \ f 


Anmerkung. Diefe vom Herrn Profeffor Trakles kon⸗ 
fienirte Sfale, fo wie dag darnach produsirte Alkoho— 
limeter, verdient den Vorzug vor jeder andern Ein- 
richtung und laßt in der That nichts zu wünfchen übrig. _ 
Es dient dieſe Skale indeffen nicht allein dazu, den 
Gehalt des Alkohols in einem Branntwein nad) 

dem Bolum zir befiimmen, fondern mittelft-der ($. 512) 
gegebenen Anleitung kann die Beſtimmung auch "auf 
das abfolute Gewicht veducirt werden. Gie dient 
nicht weniger dazu, auch den Gehalt des Lutterg da— 
durch zu befiimmen, fondern die fernerhin folgende Ta⸗ 
belle zeigt auch die Differenz des — bei jeder 
andern ns Kae - 


SEa.kle$ 


zur Ausmittelung des Alkoholgehaltes in einem Brannt 
Fahrenheit oder 


nn 
Branntweim Branntwein. 


Der in |bat b. 60°| Unter= | Der in hat b, 60° Unter- _ 
100 Maa⸗ Fahr. oder ſchiede der oo Maa-| Fahr. oder ſchiede der 
gen ent-| 1232 R.ſpeeifi⸗ pen ent⸗ 1232 Rſpeeifi⸗ 
bält an eine ſperi⸗ ſchen hält an ſeine ſpeci⸗ ſchen 
Alkohol, | fiiche Dichtig⸗Alkohol. fiſche | Dichtige 











Dichtigk. | keiten. Dichtigk.| Feiten. 
von | | | von 
REES EEE TE EEE TEEN EHE TER EEEE VETERERTTELEN N TILTPIHERNTIER 
0 9998 \o 
1 9976 15 26 9689 . It 
2 9961 15 9679 10 
3 9947 14 28 9668 IL 
4 9933 14 29 9657 ‚I 
5 9919 14 30 9646 IL 
6 9906 33 31 9634 12 
7 9893 13 32, | _ o6e2 12 
8 9881 ° 12 33 9609 13 
9 9869 12 34 9596 KL: 
jo 9657 12 35 9583 13 
11 9845 12 36 9570 13 
I2 9834 iI 37 9556 14 
13 9823 IT 38 9541 15 
14 9812 11 39 9526- 15 
15 9802 10 40 9510 16 
16 9791 11 4r 9494 16 
17 9781 10 42 9478 16 
18 9771 10 43 9461 17 
19 9761 | 10 44.1. 9444 |: 17 
20 9751 10 45 9427 17 
3 9741 10 46 9409 ‚18 
22 9731 10 47 9391 18 
03 „ 9720 4 AR 48 9373 18 
24 9710 10 49 9354 19 


25 9700 10 50 9335 19 


\ 


278 


Tabelle 


weine, aus dem. fpecififen Gewichte deffelben, bei 60° 
123° Reaumuͤr. 





Branntwein. Branntwein. 


Der in hat b.60°| Unter⸗Der in |bat b. 60°| Ynter- 
100 Maa⸗ Fahr. oderifchiede der 1oo Maa⸗ Fahr. oderifchiede der 
Ben ent⸗ 125° R. ſpecifi⸗ Ißen ent⸗1232 R.ſpeeifi⸗ 
haͤlt an eine fpeci-]| ſchen hält an leine ſpeci⸗ ſchen 
Alkohol, | fiſche Dichtig⸗Alkohol. fiſche | Dichtig- 


Dichtigk, | Feiten, Dichtigk. Feiten., 
don n von —— 
EEE TEE EEE 
51 9315 20 76 8739 26 
52 9295 20 77 8712 27 
53 9275 20 78 8685 27 
54 9254 21 79 8658 27 
55 923 20 80 8631 27 
56 9213 21 81 8603 28 
57 9192 21 82. 8575 28 
58 9170 22 83 8547 28 
59 9184 22 84 8518 29 
60 9126 22 85 8488 30 
61 9104 22 86 8458 30 
62 9082 22 87 8428 30 
63 9059 23 88 8397 31 
6 9036 03 89 8365 372 
65 9013 23 90 8332 33 
66 8989 24 gr 8299 33 
67 8965 24 92 86265 34 
68 8941 24 '93 8230 35 
69 8917 24 94 8194 36 
70 8892 25 95 8157 37 
71 8867 25 96 8118 39 
72 8842 22 97 807 41 
73 8817 25 ‚98 8034 43 
74 8791 26 99 7988 46 


| 272 
50 | 
Vermittelſt jener Tabelle und irgend eines ſchickli— 
chen Apparates, um das ſpecifiſche Gewicht einer Fluͤſſig⸗ 
keit zu beſtimmen, findet ſich der Alkoholgehalt in 
einem aus Alkohol und Waſſer beſtehenden Gemenge 
ſehr bequem, wie folgendes Beiſpiel lehrt; und man wird 
daher in ſolchem Falle den Alkoholimeter felbft ganz 
entbehren fönnen, wenn man nur ein bequemes Inſtru—⸗ 
- ment zur Hand hat, Die fpecififche Dichtigkeit des 
zu berechnenden Branntweins auszumitteln. 


$ 509. 


Gefeßt, man finde von einem Weingeifte das A e⸗ 
cifiſche Gewicht bei 600 Fahrenheit (= 12 30 R.), 
9606: fo zeigt die Tabelle ſogleich an, daß er in ws 
<Theilen feines Volums, zwiſchen 33 und 34 Theilen rei: 
nen Alkohol enthält, eine Differenz, die zu unbedeu- 
tend ift, als daß fie in Betracht kommen koͤnnte. Findet 
man dagegen. die ſpecifiſche Dichtigfeit eines | 
Branntweins 9,126, fo wird er in- hundert Theilen 
oder Maaßen genau 60 Minh Alk ohol a a 
u. ſ. w. 


g. 510, 


Wird hingegen eine größere Genauigkeit in der Ans 
gabe erfordert, 3. B. im erften oben angegebenen Fall, ſo 
ſucht man den Unterſchied der Zahl 9,605 von der naͤchſt 
größern Zahl, welche fich in der Tafel antreffen laßt; fie 
ift in dieſem Beifpiel 9,609, uͤbertrifft alfo die vorige um | 
4, Ei Zahl macht man nun zum Zähler eines Bruchs, 

her 


| | 273 
deffen Nenner die Unterfchiebszahl der Tafel. iſt, welche 
zwifchen dem fpecififchen Gewichte für 33 und 34 Alko⸗ 
holgehalt ſteht; fie iſt Hier 13, es iſt alſo gedachter 
Bruch 3; und folglich enthält der probirte Branntwein 
in 100 Manfen, 33:5 Maaße vom reinen Alcohol, 
Hätte man z. DB. von jenem Branntwein 175 Quart, fo 
wird der Gehalt des Alkohols in felbigem fich verhal— 
ten 1100 er x di. de 
nahe. 


g. 511. 


Wenn nun aber gleich auf folhe Weife mit Be 
fiimmtheit gefunden wird, daß 4 B. 100 Quark eines 
Branntweins, deffen fpecififche Dichtigkeit (bei 
60° Fahrenheit oder 125° Reaumuͤr) 9,605 war, 33% 
Quart Alkohol enthalten, fo folge doch nicht daraus, daß 
der übrige Theil ganz in 66%: Theilen Waffer beffeher; 
fondern es kann etwas mehr Waffer im Gemenge ent= 
Halten feyn, worauf in’der Tafel nicht Ruͤckſicht genom⸗ 
men. wird. Sie ift bloß darauf berechnet, das Dolum 
des Alkohols, und nicht das des Waffers, in dem 
von dem Gemenge beider eingenommenen und durch die 
hemifche Wirfung verengten Raume anzugeben; 


Anwendung ber Horigen Tabelle, um ber Gehalt bes 
Alkohols nach dem Gewicht zu finden, 
a 0). 
Wenn gleich ‚die angegebene Zabelle befonders den 
Zweck hat, den Gehalt. des Alkohols in einem Brannt⸗ 
Hermbſt. Bramtweinb. I. St. © 


274 | 

wein nach dem Volum und nicht nach dem Gewichte 
anzugeben, ſo kann fie doch auch hiezu in Anwendung 
gefeßt werden. Zu dem Behuf darf man nur auf der 
Tabelle auffuchen, wie viel Maaße Alkohol in’ 100 
Maaßen des zu probirenden Branntmweins enthalten 
find, und diefe Anzahl der Maaße mit dem fperifie 
Een ©ewichte des reinen Alkohols, d. i. mit 7,939 
multipliciren, da denn die herausfommende Zahl anzeigt, 
wie viel Pfunde reiner Alkohol in 100 Mal der 
Zahl, die das fpecififche Gewicht des probirten 
Branntweins angiebt, an Pfunden- enthalten find, 


$. 513, 


Im oben.($. 512) angenommenen Falle hat fich z. 3. 
ergeben; daß 33% Mal 7,939, d. is 264,430 Pfund 
Alkohol, in 100 Mal 9,605, d. i. 960,500 Pfund‘ des 
Branntweins enthalten find. Wie viel Pfunde Al: 
kohol in jeder andern Zahl von Pfunden‘ eines ſolchen 
Branntmweins enthalten find, findet fich leicht durch 
die einfache Proportion: 960,500 Pfund Branntwein 
haben 264,430 Pfund Alkohol, wie viel hat die vor: 
gegangerne Zahl von Pfunden des Branntweins? 
u. f w. | | 


ER 


Es ift bisher angenommen worden, daß die Tempes 
ratur eines zu prüfenden Branntmweins bei 60 Grad 
Fahrenheit oder 125° Neaumür, als eine konſtante 

Groͤße feſtſtehet. Jene Tabelle kann alfo nur allein 
für diefen Brad angewendet werden; fie findet dagegen 


275 


feine Anwendung mehr, wenn die Temperatur des zu 
prüfenden Branntweins unter oder über 60 Grad Fah: 
renheit ift, weil in einem folchen Fall auch die fpecifis 
[che Dichtigkeit des Branntiveins fich abaͤndert. Um auch 
diefe zu finden, hat Herr Tralles in feiner früher eroͤr⸗ 


terten Abhandlung gleichfalls eine Tabelle berechnet, welche: ; 


die fpecififche Dichtigfeit des Branntweins bei verſchiede⸗ 
nen Temperafuren angiebt, woraus alfo, mit Hülfe des, 
mit einem Thermometer verfehenen, Alkoholime⸗ 
ters, der Gehalt des Branntweins an Alkohol 
gefunden werden kann. ®ie folgt fpäterhin, 


Probirung des Lutters. 


$. 515, 
Es iſt bisher nur allein von der Beſtimmung des 
Alkoholgehaltes im Branntwein geredet, und fol- 
cher als das Produkt der Mengung aus Alkohol und 
reinem Waſſer dabei betrachtet worden. Von einem 
ſolchen Branntmwein unterſcheidet ſich der Lutter da— 
durch, daß derſelbe alle Mal etwas freie eſſigartige Saͤure 
und Del zu enthalten pflegt, wie feine Eigenſchaft, das 
Lackmuspapier zu röthen, und feine trübe Befchaffen- 
heit beweifen, 
| 616 
Um auszumitteln, ob und in wie fern auch bei einem 
ſolchen Lutter die fpecififche Dichtigkeit beffelben zum 
‚ Grunde gelegt werden Eönne, um den Al Eoholgehalt 
darin zu beflimmen, hat Herr Tralles — ea 
‚darüber angeftellt. Er fand: 
a). in einem Lutter aus gleichen Theilen Bei gen und 
| ©2 


276 


Gerfte gewonnen, und vom GScheffel 50 Berliner 
Quart abgezogen, die fpecififche Dichtigkeit 
bei 60° Sahrenheit = 0,9910, welches in hundert‘ 
Maaßen deffelben 525 Procent Alkohol andeuter. 

b) In einem andern, aus 1 Theil Weizen und 2 
Theilen Gerfte gezogenen Lutter fand fich das 
fpecififche Gewicht = 0,9788; er ‚erhielt alfo, dem 
Volum nach, 165 Procent Alkohol. 

c) Ein dritter Sutter, aus 1 Theil Weizen und 5 
Theilen Gerſte gezogen, zeigte 0,9896 fpecifis 
fhe Dichtigkeit, und enthielt dem gemäß, dem 
Volum nach, 65 Procent Alkohol, — \ | 

a) Ein vierter, aus 1 Theil Weizen und 3 Theilen 
Gerſte gezogen, . zeigte. die fpecififche Dichtigkeit 
von 0,9773, und enthielt dem gemäß, dem Volum 
nach, 17% Procent Alkohol. 

| $. 517. 

"Da bei jenen verfchiedenen Sorten des Lutters jete 
einzelne Menge 50 Quart betrug, und das Produft aus 
einem Scheffel Getreide gewonnen war: fo ift die Dif- 
ferenz im Alkoholgehalte beffelben auffallend groß. 
Don der DVerfchiedenheit des Getreides allein, felbft wenn 
der Unterfchied der fpecififchen Dichtigkeit deffelben dabei 
in Anfchlag gebracht wird, kann fi nicht abhaͤngig ſeyn, 
der Grund liegt alſo in einer mangelhaften Bearbeitung 
deſſelben. 

$: 518, 

Die mit jenen vier Sorten Lutter angeftellten an 
dermweitigen DBerfuche gaben als Refultate zu erkennen: 
A)'daß fie zwar ſaͤmmtlich eine geringe Quantität freie 


277 


Säure eingemengt enthielten; 2) daß jedoch, wenn man 
den Alkoholgehalt aus einem folchen Lutter dur _ 
die Wärme verflüchtiget hatte, das ruͤckſtaͤndige Phlegma 
in feiner fpecififchen Dichtigkeit, gegen die des‘ reinen. 
Waffers, nur unbedeutend differirte; 3) daß alfo mit 
Anwendung der (©. 270) aufgeftellten Tabelle, aus der 
fpecififhen Dichtigfeit des Lutters fein Gehalt 
an AlEohol mit derfelben Prözifion, wie im Brannt: 
wein, beurtheilt werden kann. 


Anleitung zur DVerfertigung des Zrallesfchen 
Alkoholimeters. 


$ 519, 


Das Alkoholimeter mit der von Tralles be 
rechneten Sfale, welche den Gehalt des reinen Alko— 
hols in einem Branntwein nach dem Volum ans 
giebt, und zwar bei der gleich bleibenden Temperatur von 
60° Fahrenheit oder 125° Reaumür, beffeht, gleich dem 
Richterſchen, in einer aus las verfertigten Spin: 
del, Herr Tralles giebt zur Anfertigung eines folchen 
Inſtruments folgende Regeln, die der Künftler, der es 
| anfertigt, nicht aus den Augen laffen darf, 

$.. 520. \ 

Die Spindel, welche die Geftalt eines gewoͤhnli⸗ 
chen gläfernen Aräometers befigt, muß mit einem langen 
eylindrifchen, oder wenigftens fo viel wie möglich gleich 
dicken, Halfe verfehen, und für die Temperatur von 60° 
Fahrenheit (= 125° Reaumür) richtig angefertigt feyn. 
Diefe Spindel iſt dazu beftimmt, in jedem Lutter oder 


278 | 


Branntwein von obiger Temperatur, in welcher fie 
eingefenft wird, durch den Punkt, auf welchen fie eins 


taucht, anzudeuten, wie viel Alkohol in 100 Theilen 


bes Lutters oder des Branntweins (dem Bolum 
nach) enthalten find. Der Künftler, der das. Inſtru— 


ment anfertigt, muß diefem Endzweck Genüge zu: site 


ſuchen. 


§. 521. 


Damit derfelbe folches mit Bequemlichkeit leiſtet, 
und man vergleichen fann, ob eine dergleichen Spindel 
den Grundfäßen und Vorſchriften angemeffen ift, die 


net die folgende Tabelle, welche die verhältnißmäßige 


Größe der Grade des Branntwein= oder Lutter- 
probers, d, i. des fogenannten Alfoholimeters, am 
giebt, und wobei vorausgefegt wird, daß die Roͤhre def: 
felben für gleich Iange Theile einen durchaus gleichen 
Caliber habe, \ 


6. 522, 


Die erfte Spalte enthalt den Alkoholgehalt in 
Maaßen angedeutet, den der Lutter oder Brannt- 
wein in 100 folchen Maaßen hat. Die zweite Spalte 
zeigt die Stelle an, wo das dem Alkohol entfprechende 
Zeichen fich finden.muß, und zwar durch die Entfernung 
von einem Puncte, über welchen fich das Inſtrument im 
Waſſer nie erhebt, Die dritte Spalte enthält die Größe 
der Grade, oder die Ränge des Theile der Köhre, welcher 
ſich in die Fluͤſſigkeit einſenken muß, wenn ER Alkohol⸗ 
gehalt um 1 zunimmt, - 








279 
Tabelle. 


für den Trallesfchen Alfoholimeter, fir 60° Fahren: 
heit oder 123° Reaumuͤr. 





Alkohol⸗ |Ränge des] Größe | Alfohol- Ränge des Größe 
gehalt Ifich ein-| des gehalt |fich ein-| des 
nad) dem ſenkenden Inter- Anach demifenfenden| Inter— 
-Bolumen.|Theilsdes;) valls. Volumen. Theils des— valls. 


Halſes. Halſes. Ei 
TE a IE EEE EEE FE EEE) 
0 9 35, 434 14 
I 24 : 15 36 449 15 
2 39 15. 37 465 16 
3 54 a5 ‘38 481 | :.ı6 
“ 68 14 39 48 | ı7 
5 82 14 4o —66 
6 95 13 41 533 18 
7 108 13 42 551 18 
8 121 13 43 569 18 
9 133 12 44 588 18 
10 145 12 45 608 20 
11 157 12. - 46 628 20 
12 169 12 47 648 . 20 
13 180 11 48 669 21 
14 419t 11 49 690 21 
15 202 11 50 72 22 
16 213 ıI 51 735 23 
17 22 11 52 758 23° 
18 235 11 53 784 24 
19 245 10 54 802 24 
20 256 10 55 836 24 
21 266 10 56 850 24 
22 277 11 57 879 25 
u 2886 11 58 905 26 
24 299 11 59 931 26 
25 310 11 60 957 26 
26 321 11 61 984 27 
27 332 11 62 IorI 27 
28 1 344 12 63 1039 28 
29 355, ıL 64 1067 28 
30 367 12 65 1096 29 
31 380 13 66 1125 29 
32 393 13 67 1154 29 
33 407 14 68 1184 30 
34 420 6) 69 1215 31 


280 


Alkohol⸗ |Länge des] Größe J Altohol- 
gehalt Ifich ein-]| des gehalt 
nach demifenfenden } Inter⸗ Inach dem 
Bolumen.|Cheilsdes; valls. IVolumen 


Länge des/ Groͤße 
ſich ein⸗des 

fenfenden| Inter⸗ 
Theilsdesi valls. 








Halſes. Halſes. 

70 1246 | 31 86 1823 -|- 4a 
71 1278 32 87. | 1866 43 
72 1310 32 88 IgIo 44 
73 1343 32 89 1955 45 
75 1409 34 gL 2050 48 
76 1443 34 92 2099 49° 
77 1478 35 93 .. 2150 5I 
78 1514 36 94 2203 53 
79 1550 36 95 22359 56 
80 1587 BB 96 2318 59 
81 1624 37 97 2380 , 38 
82 1662 38 08 1 2497 67 
83 1701 39 og 2519 72 
84 1740 39 100 2597 78 
85 1781 4 | 


$. 528. 


Wer einen Alfoholimeter anfertigen will, muß 
vor allen Dingen im Befig einer fehr empfindlichen Hydro: . 
ftatifchen Wage feyn, und mittelft derfelben die fpecififche 
Dichtigkeit irgend einer Flüffigkeit, die leichter als Waf- 
fer. ift, nebft dem entfprechenden Alkoholgehalt, für 
60° Fahrenheit beftimmen; wozu man fich der zu ($. 507.) 
gegebenen Tabelle bedienen Fann, Die fchon fertige Spin= 
del bedarf nur noch der Eintheilung des Halſes. Sie 
wird zu dem Behuf bei 60° Fahrenheit in die Flüffigfeit 
eingetaucht, und ver Punct am Halfe bezeichnet, um wel 
hen fie ſich eintaucht; hierauf wird das Inſtrument in 
reines Waffer von 60° Fahrenheit eingetaucht, und 
ebenfalls der Punkt bemerkt, auf welchen folches einfinft. 





281 
Der Zwiſchenraum zwiſchen dieſen beiden Punkten wird 
nun nach der vorſtehenden Tabelle eingetheilt. 


. 524, 


Es entſpreche z. B. der ſpecifiſchen Dichtigkeit 
der leichtern Fluͤſſigkeit (d. i. eines Brannt— 
weins) ein Alkoholgehalt von 73. Aber fuͤr 78 
muß die Länge des einfinfenden Theils des Halfes, der 
Tabelle zufolge, feyn 1342 
für reines Waffer hingegen 9 
alfo Differenz der Länge: des Zwifchenraums ‚1333 
Es muß alfo der Zwifchenraum abgenonimen werben, wel⸗ 
chen die beiden Punkte haben, und der Künftler — ihn 
in 1333 — eintheilen. 


5. 525. 


Von jenen Theilen trägt der Kuͤnſtler nun 9 unter: 
halb des im Waffer beobachteten Zeichens am Halfe auf, 
und von biefem niedrigften Punfte ab fehreibt er nach 
einander alle die Zahlen in die Höhe, welche für jedes 
Quart Alkohol in 100 Quart Branntwein, in der 
Tabelle angegeben ſtehen. Iſt folches gefchehen, und war 
der Hals durchgehends von gleichem Caliber, fo. ift Die 
Skale des Alkoholimeters fertig. | 


BB: 

Findet jene Genauigkeit im Caliber aber nicht Statt, 
fo muß der Künftler fein noch einzutheilendes Inſtrument 
in Slüffigkeiten von mehr oder minder Alkoholgehalt, 
der zuvor mittelft der Hydroftatifhen Wage bei 60° 


282 


Fahrenheit ausgemittelt ift, eintauchen, und die Stelle be 
merken, um welche das Inſtrument eintaucht, und nun 
die verfchiedenen Zwifchenraume, nach ‚Maßgabe De Ta⸗ 
belle, jeden beſonders Kia 


$. 527. 


Man bemerkte z. B. auf dem Halfe des Inſtruments 
die Punkte 73, 51 und 27; fie entfprechen: 
Unterfchiede 
73 — 1342 
BL 9351: 607%, 
27 — 332]: 403 
fo müffen 607 eben folche Theile, von welchen. das untere 
Intervall (zwifchen 27 und 51) 403 enthält, das obere 
Intervall geben, welches faft genau um die Hälfte Iän- 
ger als dag untere feyn muß. 
§. . 528, 

Findet jenes nicht Statt, fo muß jeder Zwifchenraum 
für fih in die ihm zufommende Zahl von Theilen getheilt- 
werden. Nun werden von folchen Theilen, deren das uns 
tere 403 hat, vom Punkte der 27 Alkoholgehalt bee 
zeichriet, weg 12, 23, 35, 48 u, ſ. f. Theile aufgetragen, 
um die Punkte für 28, 29, 30,31 u. f. w. Alkohol: 
gehalt zu befommen. | 


g. 52. 


Auf diefelbe Weiſe trägt man von MEERE heilen, 
deren das obere Intervall 607 hat, von demjenigen 
Punkte, welchem 51 Alkoholgehalt zugehört, 23, 47, 


| | 283 
71, 95 u, ſ. w. in die Höhe, wodurch fich die Punkte 


für 52, 53, 54, 55 u. fs w. Alkoholgehalt ergeben. 
Je unregelmäßiger. der Hals des Inſtruments iſt, defte 


mehr Zwifshenräume, hat der Künftler durch befondere, 


Verſuche zu erproben und: zu. beflimmen; eine Mühe, die 
ihm nöthigen wird, fo viel wie nur immer möglich, auf 
die EN des Halfes tum NAURU zu achten. 


Angabe eines gläfernen Alkoholimeters nach Tralles 
bei den Temperaturen. 





30° |35° [40° 145° | 50° | 55° 160°163°170°[75°]80° 185° F. 





-0,2]- 0,4|- 0,4|- 0,5|- 0,4|- o,2| 0} 0,2] 0,6] 1,0] 1,4] 1,9' 
4,6) 45 45] 451 46| 4,81 5| 5,3) 5,8 6,2] 6,7| 7,3 
9,1) 9,0| 91] 9,2) 9,3] 9,7| 10 [10,4] 11,0|11,6| 12,3) 13,0 
13,0| 13,1] 13,3] 13,5]-13,9| 14,5| 15 |15,6| 16,3) 17,1|18,0|19,0 


16,5 16,9] 17,4| 17,8| 18,5) 19,2] 20 |20,8|21,8/22,823,8]24,9 


19,9! 20,6! 21,4| 22,2! 23,0| 24,1! 25 !25,9127,0128,2129,4!30,5 
23,5] 24,5| 25,7| 26,6] 27,7| 28,8] 30 |31,1/32,2133,4|34,5|35,7 
28,0| 29,2] 30,4} 31,6} 32,7| 33,8] 35 136,2137,3138,4139,5140,6 
33,0| 34,2] 35,4| 36,7| 37,8] 39,0] 40 |41,1|42,2)43,3144,3145,4 
38,4| 39,6] 40,7| 41,8] 42,9| 43,9| 45 |46,1|47,1|48,2149,2|50,3 
43,7| 44,7\ 45,8| 46,9! 47,9| 49,0| 50 |51,0|52,0153,0154,0155, 1 
49,0| 50,0] 51,0] 52,0| 53,0] 54,0| 55 |54,91506,9|57,9158,9159,9 
54,2 55,2} 56,2] 57,1] 58,1] 59,0| 60 |60,9|61,9|62,9163,8|64,9 
59,4| 60,3| 61,2] 62,2| 63,1| 64,0] 65 |65,9]66,8167,7|68,6169,8 
64,6| 65,5| 66,4| 67,3| 68,2] 69,1] 70 |70,8[7 1,7\72,6173,5174,9 
69,8] 70,7| 71,51. 72,4| 73,3| 74,2] 75 |75,8176,7|77,6|78,4179,3 
75,0| 75,8| 70,6| 77,5| 78,4| 79,2) 80 80,8|81,7|82,4183,2|84, K 
80,3] 81,1| 81,8 82,6 83,5 84,3 85 85,7 86,5 87,3 88,0 88,8 
85,61 86,4! 87,11 87,91 88,61 89,31 go Igo,7!gı,4192,0192,7193,4 


$. 530, 


Um diefe Differenz der Temperaturen mit einem Blicke 
überfehen zu koͤnnen, werden von dem Mechanifus Herrn 
Greiner dem Altern biefelbft, glaͤſerne Alkoholimeter 
mit Trallesſcher Skale angefertigt, welche zugleich mit 


N 


284 | 

einem Thermometer verfehen find, deffen Kugel, welche 
zugleich den Schwimmpunft des Alkoholimeters bildet, 
- am untern Theile des Inſtruments angebracht ift, und deffen 
Skale fih im untern weiten Cylinder des Alfoholimee 
ters placirt findet, während die Skale des Alkoholimeters 
felbft im engern Rohr, oder dem Halfe deffelben fich befindet. 


a 


Mittelft eines folchen Alkoholimeters, und der vorfte- 
henden Tabelle, welche die fpecififhen Dichtigkei— 
ten des Branntweins, : bei verfchiedenen Graden der 
Temperatur bereshnet, enthält, laͤßt ſich alſo ſehr Teich 
auch die Berechnung des Alkoholgehalts in irgend 
einem Branntmwein, felbft im Cutter angeben; fo wie 
auch überhaupt aus dem Gehalte eines folhen Brannt— 
weins, wieder die ſpecifiſche Dichtigkeit deffelben 
berechnet werden kann. Da nun fernerhin auch mit ei- 
nem folchen Trallesſchen Alkoholimeter, wie früher ge 
zeigt worden ft, der Gehalt eines Branntweins an 
Alkohol, welcher dadurch nach dem Volum angegeben 
wird, leicht auch nach dem Gewicht berechnet werben 
kann; fo laßt diefes Inſtrument eigentlich gar nichts zu 
wünfchen übrig. 


Alkoholimeter mit doppelter Skale. 
Ä $. 532. 
Wenn gleich das Alkoholimeter mit der Tral: 


lesſchen Skale, zur Beurtheilung des Alkoholgehal⸗ 
tes in einem Branntwein, geſetzlich angenommen 


285 


worden ift, ſo pflegen doch auch noch viele Brannt: 
weinbrenner, fo wie Gutsbeſitzer und andere Ge: 
werbetreibenbde, die mit Branntwein handeln, 
noch das Alkoholimeter mit der Richterfchen Skale 
bei zu behalten. Deshalb werden von dem oben genanns 

ten Herrn Greiner dergleichen Inſtrumente mit zwei 
Skalen, d. i. die nach Tralles und die nach Richter, 
welche fich neben einander geftellt befinden, angefertigt, fü daß 
man mit einem Blid ihren Unterfchied wahrnehmen kann; fo 
wie folche überdieß noch mit einem Thermometer verbun: 
den find, und alfo nichts zu wünfchen übrig bleibt. 


$. 533, 


Eine Abbildung eines folchen Alkoholimeters 
mit Trallesfcher und Richterſcher Gfale. findet 
fih Taf. I. Fig. 5.; a d ftelle das Inſtrument in feiner 
ganzen Länge dar, a eine mit Quedfilber gefüllte Kugel, 
bildet einerfeits den Schwimmpunft des Inſtruments, ans 
derfeits- zugleich die Kugel des mit demfelben verbunder 
nen Thermometers, ac iſt ein hohler Cylinder, in 
nerhalb deffelben das Thermometer mit feiner Skale a x 
placirt ift, ce d ift der enge Eylinder oder Hals des In⸗ 
firuments, innerhalb deffen die Trallesfhe fo wie 
die Richterſche Skale neben einander verzeichnet find. 
Fig. 6. ift ein, mit einem“ feftftehenden Fuße verfehener 
gläferner Cylinder, deffen Durchmeffer fo groß feyn muß, 
dag das Inſtrument mit feinem großen Cylinder fich dar 
in frei auf und nieder bewegen kann; auch muß diefer 
fo Hoch feyn, daß das Inſtrument darin vollfommen un: 
tertaucht, Das Ganze ift in einem Futteral eingefchloffen. 


286 | 
$. 534. 
Soll das Inſtrument gebraucht werden, ſo wird der 
untere Cylinder, das Maaß, fenkrecht aufgeftellt, und mit 
dem zu prüfenden Bıanntwein bis auf feiner Höhe 
angefüllet, worauf dann das Alkoho limeter, ohne fol- 
‚ches nieder zu drüden, eingefenft wird, Wenn es nicht 
tiefer finft, fondern unverändert ftehen bleibt, fo beobach- 
fet man nun die Ziffer, um welcher es fich eingetaucht 
bat; fie giebt das’ Gehalt des Alfohols nach Procenten, 
beim Trallesfchen nach dem Volum, beim Richter: 
ſchen nach dem Gewichte am, Zugleich beobachtet man . 
nun auch am Thermometer die Temperatur, Ste— 
bet diefe über oder unter 60° Fahrenheit (— 123° X), 
fo läßt fich nach der Tabelle die Berichtigung vornehmen”) 
*) Zolgende, vom Herrn Profeffor Marechaur zu Müns 
ſchen, entworfene vergleichende Tabelle über die Rich— 
gerfche und die Trallesſche Skale des Alkoholi— 


meters, kann demienigen, der nur davon eine He bt, 
von Nutzen ſeyn. 


Procente nach Procente nach 
Richters Alkoholimeter. —— Alkoholimeter. 


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287 











Procente nach procente nach 
Richters Alkoholimeter. Tralles Alkoholimeter. 
SE TER 

45 RR > 5975 

40 REN. a, 

3 0... vAsbeinabe 
30 42 beinahe. 
25 UT FRE: —— 
20 30 

10 HE RR 
22 62 

0 0 


“ Die Abtheilungen find freilich immer nur von 5 zu 5 
Procent gemacht, welches aber sur ungefähren —— 
voͤllig hinreicht. 


Anmerkung. Außer den hier gedachten Alkoholime— 
tern haben der Engländer Herr Atkin ), fo wie der 
Here Dr. v. Lamberti **) noch befondere, nicht went 
ger vollfommene Inſtrumente zu gleichem Behuf anges 
geben; die ich denienigen empfehle, die fich mit ihrer 
Einrichtung näher befannt machen wollen. 


Hermobſttadts Muſeum des Neueften 2. ®. 1. ©, 56. 


*) v. Lamberti befchreibt ein neues Alkoholimeter ꝛc. 
im Neuern oͤkonomiſchen Repertorium für 
Liefland. Riga, 1813. 2. Bd. 1. Stuͤck S. 4., und 
2, St. ©. 57 ꝛec. 


/ 


288 Fe 


aller Abſchnite 


Von der Lutter⸗ und der MWeinblafe, jo wie der beften 
Form von beiden, 


S 636. 


Da 8 Lutter: und Weinblafe find dazu — 
um aus der erſten die die Weingaͤhrung uͤberſtan— 
dene Meiſche zu deſtilliren, und dadurch die geiſtigen 
Theile von den waͤſſrigen, ſo wie von andern damit 
verbundenen Beimengungen zu trennen. Jene erſte Be 
arbeitung der gegohrnen Meifche wird das Luttern 
oder Laͤutern genannt, daher auch das dazu beſtimmte 
Geraͤth, die Lutter- oder Laͤuterblaſe heißt, 


$. 536. 


Die Zweite, d. i. die Weinblaſe, iſt hingegen 
dazu beſtimmt, durch eine zweite Deſtillation des Lut⸗ 
ters, aus derſelben die Waſſer- und Oeltheile, wel— 
che der Lutter enthaͤlt, noch mehr zu entfernen. Man 
nennt dieſe Operation das Weinen (falſch Wienen), 
oder das Klaͤren, daher dieſes Geraͤth auch die Wein: 
oder Klärblafe genannt wird. Diefe Weinblafe 
Eann, beim Mangel des Raums, in einer Branntweine 
brennerei auch ganz entbehrt werden, weil das Wei: 
nen oder Klären des Lutters auch auf der Lutter- 
blafe, mit gleich gutem Erfolge, verrichtet werden Eanın. 


$. 537. 


An jeder Branntweinblafe, fie mag zum Lut- 
tern 


289 


tern oder zum Weinen beſtimmt ſeyn, kommen (abe 
BEHRINELG in nähere Berädfichtigung, namlich: 


1» 


2) 


Die Tiefe, d, i. der fenfrechte Durchmeffer des 
Blaſenkeſſels. 
Dann die Weite, d. i. der Querdurchmeſ— 


J 
Die Hoͤhe der Woͤlbung des Blaſenkeſſels, 


mit Inbegriff ſeines Halſes. 


Der Durchmeſſer des Blaſenhalſes, und 


ſein Verhaͤltniß zum Querdurchſchnitt des 


Keſſels. 


Die Geſtalt des Deſtillirhelms oder Huts. 
Der Durchmeſſer des mit ſelbigem verbundenen 
Dunſtleitungsrohres. 


Wir wollen dieſe Gegenſtaͤnde einzeln näher erörtern. 


a, Der Blafenkeffel: 
‘9. 838, 


Der Blaſenkeſſel bildet einen am Fuße verfchlofe 


fenen Cylinder, fo weit derfelbe nämlich mit Meifche 
angefüllet werden fol. Deffen ſenkrechter Durch— 
meffer beftimmt bie Tiefe der Blaſe. Der Blafen: 
Eeffel ift derjenige Haupttheil an jeder Branntwein> 
blafe, in welchem die gegohrne Meiſche zum Sieden er⸗ 
hitzt, und zum Verdunſten gebracht wird. Von der groͤ⸗ 
fern oder geringern Schnelligkeit, mit welcher das Der: 
dunſten von Statten gehet, hängt die Geſchwindigkeit des 
‚Abtreibens einer Branntmweinblafe, fo wie die 
Hermbk, Branntweinb. I. Thl. N DR A — 


290 
Erfparung an Brennmateriat ab; beide find alſo 
fehr wichtig. 


$. 539, 


Bei jeder Verdunſtung irgend einer Fluͤſſigkeit, 
alfo auch des Branntmweins, müffen in nähere Erwäz 
gung gezogen werden: 1) die Quadratflaͤche der 
verdunſtenden Slüffigfeit; 2) die Höhe oder die 
Tiefe derfelben; 3) die Temperatur der verdun— 
ffenden Maffe;s 4) der Drud des Dunftfreifes, 
über der verdunfftenden Oberfläche. Sie find ale 
die Gegenſtaͤnde, welche bei der Konftruffion des Keſ⸗— 
fels einer Branntmweinblafe, ganz befonders. berüd- 
fichtigt werden müffen; und nur dann, wenn alle jene er- 
örterten Hauptpunfte im angemeffenen Verhaͤltniß zufam- 
men flimmen, Fann ein möglichft. günftiger Erfolg er: 


reicht werden. ; 


$. 340. 


"Man laffe fich zwei vieredige Gefäße von Blech ans - 
fertigen, von’ welchem das eine 12” Iang, 12“ breit und 
6“ tief iff, alfo. 12 , 12 = 144 Quadratgoll Grund: 

fläche, und 144,6 864 Kubifzoll Eörperlidhen 
Inhalt befißt: "Das zweite fey hingegen 6° lang und 
6“ breit, aber 24” tief, fo daß feine Grundflähe 6. 
6 = 36 Quadratzoll, und fein Eörperlicher Inhalt 
8306, 24 = 864 Kubikzoll beträgt, * mit Den des 
erften vollkommen gleich iſt. 





er | 291 
g. 641. 


Man placire nun beide Gefaͤße in einem Ofen neben 
einander, ſo, daß ſolche einerlei Grad der Hitze erhalten, 
um zu fieden, und während des Siedens die Fluͤſſigkeit 
‚außzudunften: fo wird man in Rüdficht der Zeiten, in 
welcher jene beiden gleich großen Maffen der Flüffigkeit 
verdunften, folglich die Geſchwindigkeiten der Verdunſtung, 
fehr verfchiedene Nefultate erhalten, 


§. 52. 


Die Derdunftung des Waſſers in dem erften Ge- 
füße wird, bei einem gleich großen Aufwande an Brenn: 
material, in einem viermal Fürzern Zeitraume been- 
digt feyn, als die im zweiten Gefäße, wenn gleich die 
Maffe, d. i. das Gewicht des darin enthaltenen Waf- 
Ters, mit dem im erftern enthaltenen vollfommen 
gleich iſt. 

$. 548. 


Hieraus gehet alfo hervor, daß die Geſchwindig— 
feit der Berdunftung zweier gleich großen Maffen 
Waſſer, in Gefäßen von zwei verfchiedenen Dimenfionen, 
ſich umgefehrt verhält, wie die Quadrate ihrer Ober: 
flächen oder Grundflächen: denn die Grund- oder 
Oberflaͤche des erften Sefaßes war 144 Quadratzoll, 
die des zweiten war 36 Quadratzoll. Es verhält fich 
aber 144: 36 = 4:1. Es verdunffet alfo die gleich 
große Maffe Waſſer bei der viermal größern Oberflä- 
ehe, in einem Theile der Zeit, dagegen das in dem zwei— 
ten ‚Gefäße mit der viermal Eleinern Oberflaͤche 

| & 2 


Pi 


292 


in dem vierfachen derfelben Zeit, alfo viermal lang 
ſamer ‚erfolgter Sind hingegen | die Grundflaͤchen 
zweier in Verdunſtung begriffenen Fluͤſſigkeiten einander 
gleich, ihre Hoͤhe aber verſchieden, ſo werden die Zeit— 
raͤume der Geſchwindigkeit, mit welchen die Verdunſtung 
erfolgt, ſich wie die Produkte aus der Grundflaͤche 
mit der Höhe verhalten, wi | 


1, OA, 
Der zureichende Grund von dieſen Erfcheinungen Liegt, 


im erften Fall, in dem großen Drud der Zlüffigfeitsfäule 
auf die der untern Schicht der im Gefäße enthaltenen 


Flüffigfeitz, denn in ‚dem erſten Gefäße if zwar das \ 


Quadrat der ‚Grundfläche viermal größer als in dem 
zweiten, im letztern iſt aber die Höhe wieder viermal 
groͤßer als im erfbern, .alfor. auch .der Drud auf die 
Unterlage viermal färfer, 


| EL EN — 

Erfolgte die Verdunſtung der Fluͤſfigkeit in allen 
Punkten derfelben zu gleicher Zeit; fo. würde folgen, daß 
gleich große Maſſen Fluͤſſigkeit, in zwei verſchiedenen Ge: 
faͤßen gekocht, deren Grundflaͤchen, multiplicirt mit 
ihrer Tiefe, gleiche Produkte geben, auch in gleichen 
Zeiträumen verdunſten muͤßten. Jenes iſt aber keines⸗ 
weges der Fall, fondern wenn beide gleich große Maſſen 
der Slüffigkeie fo viel Wärme adhärirt Haben, daß fie 
nun mit dem freien Zufluffe- derfelben in Cohaͤſion fre: 
ten, d.h daß fie ins Kochen fommen, fo “erfolgt num 
die Cohaͤſion der Waſſertheile des Waͤrmeſtoffs 


ir } — 293 
nur allein nach dem Quadrat der Grundflaͤche, nicht | 


nah dem Produkte derfelben aus der Grundf * e in 
der Hoͤhe. 


"ag. 546, — 

Die Verdunſtung erfolgt alſo allemal erſt am Boden 

des Gefaͤßes. Die gebildeten Dunſtblaſen ſteigen nun in 
der tropfbaren Fluͤſſigkeit empor, und entweichen auf der 
Oberflaͤche derſelben. Dieſes Emporſteigen der Duͤnſte iſt 
eine Folge ihrer Elaſticitaͤt, d. i. ihrer ausdehnene 
den Kraft, mit welcher ſie die uͤber ihr ruhende Schicht 
der tropfbaren Fluͤſſigkeit und den Druck uͤberwaͤltigen. | 

i $. 547, 

Wenn alfo die Höhe der Flüffigfeit um vier: 
mal größer ift, fo muß der Druck derfelben. ebenfalls 
viermal.größer feyn. - Folglich muß auch die Elaftici- 
tat des Dunftes um Das vierfache machfen, wenn 
der vierfache Druck überwältigt werden fol; und hierzu 


wird die Cohaͤſion einer viermal größern nah 
Waͤrmeſtoff erforderlich ſeyn. 


— 9. 548. 


Wenn ſich aber die Grundflaͤch en zweier Gefaͤße, 
von einem gleich großen kubiſchen Kauminhalte, wie 1:1 
verhalten, fo folge auch daraus, daß die viermal 
£leinere, im gleichen Zeitraume, nur viermal 
weniger Wärmefloff cohaͤriren kann; folglich müffen 
auch die Gefchäfte der Verdunftung iin einem fol 


294 


chen Gefaͤße alle Mal vier Mal kleiner ſeyn, als im 
andern. 


$. 549. 


Wenn hingegen die Grundflaͤchen der Verdun— 
ſtungsgefaͤße verſchieden, die Tiefen derſelben aber 
gleichbleibend ſind, ſo muͤſſen auch die Zeiten, alſo 
die Geſchwindigkeiten, mit welchen die Verdunſtung erfolgt, 
wieder gleich ſeyn, und die Maſſen der Fluͤſſigkeiten, 
welche in einer gegebenen Zeit verdunſten, verhalten ſich 
darin, wie die Produkte aus ihren Grundflaͤchen in 
die Hoͤhe derſelben. | 


$. 550, 


Um diefes außer Zweifel zu feßen, Iaffe man fih von 
Blech einen vieredfigen Kaften machen, der im Innern 


2° fang, 2° breit und 6 tief if, Seine Grundflaͤche 


wird alfo 4 Quadratfuß, und fein Eubifcher Inhalt. 


3456 Kubikzoll betragen. Man laffe ferner den innern 
Kaum diefes Blechfaftens in vier ungleiche Theile abs 
theilen, und diefe durch Scheidewaͤnde von Blech trennen, 
dergeftalt, daß: | 

a. Der eine Raum 2 Duadratfuß = 288 Quadratzoll 


b. der zweite — 1 — — Mi — —ı 
e.der dritte — 2 — — ZI — — 
d. der viere — 3 — — zB — — 


Grundfläche beſitzt, und füllet einen jeden Kaften. bis zu 
Höhe von 6 Zoll mit Waffer an; feßt man dann das ganze 
Gefaͤß einer gefchwinden Hiße aus, fo werden alle Flüffig- 


feiten in den verfchiedenen Abtheilungen, in einer und 


205 


) 


eben derfelben Zeit, verdünften, welches aber Feine&iveges | 
der Fall feyn würde, wenn. ihre Höhen  verfchieden 
wären. 


’ $. 551. 

MWird diefes nun auf die Verdunftung einer Fluͤſſig⸗ 
keit im Keffel der Branntweinblafe in Anwendung 
gefeßt, fo ;folgt daraus: a) nach den frühern Beobach— 
tungen ($. 540,), daß diefe um fo fehneller erfolgen: muß, 
je größer der Durchmeffer und je £leiner die Tiefe 
deffelben ift; b) nach der letztern Bemerkung ($. 550.) 


hingegen, daß die Sefchwindigfeit der DVerdunftung in- | 


Gefäßen von verfchiedenem Durchmeffer völlig gleich iff, 
wenn nur die Tiefe derfelben fich gleich bleibt, 


$. 552, 


Jene aus der Erfahrung felbft entwidelten Saͤtze 
find alfo von einem überaus wichtigen Erfolg auf den 
Betrieb einer -Branrntweinbrennerei: denn fie ent: 
‚halten einerfeits die Bedingungen zum fehnellen Erfolg 
der Deftillation, anderſeits zeigen fie, daß durch eine 
richtige Anwendung derfelben, nicht nur an Zeit, fon 
dern auch an Brennmaterial, eine bedeutende Erfpa= 
rung gemacht ‚wird; welches beides für jede Brannt— 
weinbrennerei von einem gleich großen und wichtigen Eins : 


flug iſt. 
$. 553. 


Die Schottländer waren unffreitig die Erften, 
welche jene Entdeckung über die Gefchwindigkeit der Ver— 


296 


dunſtung, auf die Konſtruktion ihrer Branntweinbla— 
ſen in Anwendung ſetzten, um in einem kurzen Zeit: 
raume, mit einem nur geringen Aufwande an Brenn: 
material, eine Blaſe recht oft übertreiben zu koͤnnen. 


g. 554, | 


Sn England muß jeder Branntweinbrenner, 
ſo oft wie er deflilliven will, dem ihm vorgeſetzten Steuer⸗ 
amte davon Nachricht geben, worauf. ſich denn ein Be 
amter einfindet, der die Meifche nach ihrem Volumen 
mißt, und die Abgabe darnach beftimmt. Sn Schott: 
land hingegen sahlet der Branntweinbrenner, nach 
Maaßgabe des Fubifchen Inhalts feiner Branntwein: 
blafe, eine beffimmte Abgabe fürs ganze Jahr, welche 
das Steueramt nach der Quantität des Branntweins 
berechnet, die man, nach Verhaͤltniß des Fubifchen Inhalts 
der Blafe, in Jahresfriſt zu beftilliren fahig iſt. 


F. 555. 


Dieſe Beſtimmungsart gab den ſchottlaͤndiſchen 
Branntweinbrennern die Veranlaſſung, auf Mittel 
zu denken, wie man durch eine abgeaͤnderte Einrichtung 
der Geraͤthſchaft den Zweck erreichen koͤnne, in einer ge 
gebenen Zeit mehr zu deflilliren, als. das Steueramt 
für wahrfcheinlich halten Eonnte; und lange Zeit fpielte 
man jenen "Betrug im Geheim, bis, er endlich entdeckt 
wurde. 


5. 556. 
Aus dem Grunde wurde Herrn Jeffres der hin 


Ti 


297 
‚gegeben, Namens der Königlihen Schaßfammer, 
die Branntweinbrennereien in Schottland genau 
zu unterfuchen, und diefe Unterfuchung hatte einen für die 
Branntmweinbrenner fehr wichtigen, ihnen aber wohl 
nicht angenehmen, vom Herrn Jeffrey abgefaßten Be 
richt (Rapports of the Commissions on the scoth 
Distillerier 1798 and 1799) zur Folge, 


Rz 


9. 557, 

Die wefentlichften Abänderungen, welche die Schot⸗ 
ten in »der Form der Branntweinblafen getroffen 
hatten, beftanden in einer Pergrößerung der Weite der 
Blaſe, fo wie in einer DBerminderung ihrer Tiefe, 
Dadurch wurde der einwirfenden Hiße auf die Flüffigkeit 
eine größere Oberfläche dargeboten, und mit ihr zugleich 
ein? ſchnellere Verdampfung herbeigeführt. Um jener ver 
beſſ erten Abaͤnderung ihrer Vervollkommnung zu naͤhern, 
blieb nichts uͤbrig, als die Möglichkeit einer Verunreini⸗ 
gung der Deftillirgeräthfchaften zu vernichten, fo. 
‚wie die Schnelligkeit des Entweichens und Verdichtens der 
Duͤnſte zu — 


$. 588, | 

Jeffrey hat eine diefen Zweck vollfommen befriedi— 
gende Geraͤthſchaft beſchrieben, die er bei Herrn Millan, 
einem gefchickten Branntweinbrenner, fabe, welcher 
behauptet, daß ſelbige die ſchnellſte Entweichung der 
Dämpfe beguͤnſtige. Jeffrey hatte namlich an Herrn 
Millan die Beobachtungen von Beaume mitgetheilt, 
welchen zufolge Durch eine Dervielfahung des Schnabels 


298 


am Helme die Deftillafion im gleichen Maaße beſchleu— 
nigt werden foll, und Mill an wendete kan fogleich im 
——— an. 


§. 559. 


Eine deutliche Ueberſicht von jener Erfindung erhaͤlt 
man aus folgender Beſchreibung. Taf. II. Fig. 1. zeige 
im Durchſchnitt die Deffnung der Haube der Blafe 
ohne die aufgefeßten Röhren an. Fig. 4, ftellt die Anfiche 
des Apparats im Ganzen, mit der damit vereinigten Ma: 
fhinerie vor, Fig. 2, ſtellt im perpendifularen Durch: 
fönitte die Mittelröhre dar, welche unten weit iff, 
und fich oben verengert. Die geneigten Seitenröhren 
find abgefchliffene Kegel, deren Mündungen mit der Haupt: 
röhre vereinigt find. Da, wo diefe zufammenftoßen, wird 
ein Fächer in Bewegung gefeßt, welcher während der Der 
ftillation im untern Theil der Geräthfchaft zum Umruͤhren 
der Flüffigkeit und des Bodenfakes in Bewegung erhalten 
wird, Die Blafe felbft ift in der Mitte nur 23 Z0l tief, 
und bildet in der Peripherie einen fpiken Winkel. Unges 
achtet fie, fammt dem Auffaße, nur 52 bis 53 Oallonen 
(— 1662 bis 169 Berliner Quart) in fich faffet, fo Taßt fich 
die Deftillation daraus doch mit 22 Gallonen = 702), 
bei einiger Sorgfalt, anftellen; ficherer aber und ohne Ver: 
unreinigung, täglich nur 20 Gallonen (— 64 Quart), wobei 
man zum Wechfeln der Flüffigfeiten nur 3 Minuten braucht, 
ſo daß 21 Mal in einer Stunde Überdeftillirt werden kann. 
Millan meldete fpäterhin in einem Schreiben an Jef—⸗ 
frey, daß er eine andere Geraͤthſchaft Ahnlicher Art ein: 
gerichtet Habe, wovon die Blafe nur 40 und der Helm 


— | 299 


nur 3 Gallonen enthalten, und aus welcher 24 Gallonen 

Stöffigkeit während 9 bis 10 Minuten überdeftillire wer: 
den, mithin in einer Stunde die Deftillation faft 22 Mal 
gewechfelt werden kann, und dieſes möchte alfo eine Ge: 
raͤthſchaft feyn, in welcher, wie Jeffrey meint, das De- 
ftilliren am fehnellften betrieben werden kann. 


6. 560. 


Die Fig.d, fiellt die Mafchine vor, durch welche der 
erwähnte Fächer in Bewegung gefeßt wird. Fig. 2. iff 
der Durshmeffer von Fig. 4, a ift der Boden ber | 
Blaſe, der mit b, der Haube oder Dede derfelben, 
verbunden ift. c ift der rechtwinflicht aufgebogene Rand 
des Bodens, der genau an das Mauerwerk anfchließt, da- 
mit das Feuer nicht d berühren kann. e e iſt der Bo— 
den Des Brennzeuges, f der Durchſchnitt der 
Röhre, durch welche die Dämpfe entweichen. g iſt der 
Durchſchnitt und h die Außenfeite einer der Sei— 
tenröhren; iiii die untere, und k k die obere 
Mündung derfelben,. 11 ift die Geräthfehaft zum Umruͤh— 
ren der Maffe, welche entweder unmittelbar auf dem Bo: 
den befeftigt ift, oder in Ketten hängt. m ift der Stab 
und n das horizontale Rad, durch welche Diefelbe im | 
Bewegung geſetzt wird, o ift ein vertifales Rad, 
p die Handhabe derfelben, w ‚die Vorrichtung, auf 
welche folches geftüßt ift, r der Sacher, welcher auf dem 
metallenen Kreuze s rubetz t der Stiel daran, der durch 
die Hälfe x gehet, in welcher er, mit Wolle und Fett 
umgeben, und an die vorher gedachte Mafchine befeftige 


300 


if. v iſt die Nöhre, durch welche die Dämpfe thren 
Ausweg finden. | 
6 561. 

Die Fig. 3 ftellt eine worgefehlagene veränderte Ein: 
richtung der Haube der Blafe vor, um das Entweichen 
ber Dämpfe dadurch zu befchleunigen, dergeftalt, daß ein 
großer Theil davon, an twelchen fie fich fließen, wegge— 
nommen. worden ift, a ift der Rand der Haub e; b ift 
die innere Deffnung; c bie Seitendffnungen, 
and d der Naum zwifchen denfelben; wobei noch zu bes 
merfen, daß, weil die Deffnungen fo beträchtlich größer 
find, die darauf fiehenden Röhren von unten auf fich 
ſchneller als aach oben verengern muͤſſen. 


$. 562, 


Zu Cannon Mills, bei Edinburg, wurden im 
Sahre 1798 mit jener noch nicht fo weit vervollfommne: 
ten Geräthfchaft mehrere Verſuche angeftellt, Es wur: 
den dazu 2 folcher Geräthfehaften erfordert, won welchen 
jede 55 bis 56 Gallonen im Raume der Blafe und 29 
im obern Theile enthalten Fonnte, Sie wurden fo 
weit angefüllet' daß 5 bis 6 Gallonen in den obern Theil 
traten, und man‘ wandte bei der Deftillation ein flarfes 
Feuer an. Bei diefer Arbeit find mehrere Perfonen be: 
ſchaͤftigt. Siedet Die Maſſe zu heftig, ſo wird ein Eimer 
kaltes Waſſer ins Feuer, unmittelbar an den Boden der 
Blaſe gegoſſen, worauf die ſiedende Maſſe ſogleich faͤllt. 
Wenn das Uebergehende nichts geiſtiges mehr enthaͤlt, ſo 
ſetzt ein gegebenes Zeichen diejenigen, ſogleich in Thaͤtig— 


301 


keit, welche das Ablaſſen des Ruͤckſtandes und das Zulaſ⸗ 
ſen der neuen Meiſche zu beſorgen N und fo 
geht die Arbeit Tag und Nacht fort. 


$. 563. 

Wenn man erwägt, daß eine folche See im 
Zeitraum von einer Stunde 21 Mal (nach der erften Art) 
übergejogen werden kann, fo beträgt diefes für 24 Stun⸗ 
den, tvenn Tag und Macht gearbeitet wird, 504 Mal, in 
. welcher Zeit alfo 22 Gallonen 50% Mal (alfo 22.838.504 = 
88,704 Pfund, — 35,481 Berliner Quart) Meifche deftillirt, 
und davon: 5,700 Quart Lutter wirklich übergezogen wer- 
ben Eönnen. Rechnet man nun das dabei. gebrauchte Ver- 
hältniß der £rodnen Subſtanz zur MWäffrigkeit wie 1:9 
. (wenn nicht bloß mit Würze gearbeitet wird), fo haben 
iene 88,704 Pfund Meifche zu 9,856 fund Getreide, d. i. 
nach Roggen berechnet, 1235 Berliner Scheffel, verars 
beitet werden koͤnnen. Noch größer ift die Geſchwindig⸗ 
feit in der zweiten Einrichtung, ! 

6. 564 


Man muß allerdings, Über die Geſchwindigkeit erſtau⸗ 
nei, mit welcher durch jene Vorrichtung operirt wird; es 
wär aber zu wuͤnſchen gemwefen, auch zu erfahren: 1) wie 
viel Brennmäaterial wird dazu erfordert? 2) wie viel 
beträg die Ausbeute an Branntwein? 3) wie wiel 
Bramtmwein gehet dadurch unbenußt durch die ſchnelle 
Verdunſung hinweg? Alsdann, wenn alles dieſes berich— 
tiget RN wird man im Stande feyn, ein beftimmtes 


Urtheil rer die Vorzuͤge ſolcher Geraͤthſchaften zu 
fallen, 


302, 


5: 865.;; 

Wendet man hingegen einen peifenben Blick auf die 
Konftruftion, d. i. die wahre Einrichtung diefer Brenn: 
- apparate, fo verdienen fie in Feinem Falle gelobt zu wer: 
den; ihre Einrichtung zeigt vielmehr, daß man von einem 
fehr falſchen Sefichtspuncte dabei ausgegangen iſt; wir 
wollen. diefes näher begründen. Wozu follen z. B. Die 
Menge der Roͤhren dienen, welche den Dunſt abzuleiten 
beſtimmt ſind? ſie ſind ja als eben ſo viele Abkuͤhler oder 
Verdichter zu betrachten, in welchen die aufſteigenden 
Duͤnſte verdichtet werden, und die ausdehnende Waͤrme 
an die kalte Atmoſphaͤre abſetzen. Warum gab man nicht 
dem aufſteigenden Dunſte ein einfaches gemeinſchaftliches 
Leitungsrohr, von einem ſolchen Kubikinhalte, daß der 
Kubikinhalt aller jener vielfachen Leitungsroͤhre darin ver— 
einigt war? Wußte man etwa noch nicht, daß die Per: 
Dichtung bloß in der KRühlanftalt, Feinesweges in dem 
Dunfkleitungsrohre, dem Helme ꝛc. vor fich gehet? Alles’ 
diefes zeige von ‚einer überaus fehlerhaften Einrichtung 
jener Seräthe, die daher Feine Nachahmung verdienen, 


$. 566. 


Werden wir dasjenige auf die Konſtruktion des Keſ⸗ 
ſels der Branntweinblaſe an, was ($. 538.) über die Ver— 
dunſtung im allgemeinen erörtert worden iſt, und poraus 
folgt: daß verfehiedene Maffen Flüffigkeiten von einerlei 
Art in gleichem Zeitraume verdunften,) wenn. mr ihre 
Höhen gleich find, ihre Durchmeffer Hingegen fid nach den 
Maffen felbft richten, fo ergiebt fich hieraus: dB, wenn Die 
Tiefe des Blafenfeffels bei verfchiedenenMaffen der 


| 303 
Meiſche, die deſtillirt werden foll, fih gleich bleibe, 
Bloß der Durchmeffer.des Blaſenkeſſels vergrößert 
zu werden braucht, um große und kleine Maffen mit glei: 
cher Gefchwindigfeit, in einerlei Zeit über zu deſtilliren. 


6. 567. 


Seen wir z. B. voraus, es foll eine Brannt— 
weinblafe fonftruirt werden, auf welcher mit einem Mal \ 
die Meifche von 2 Berliner Scheffel Weizen, zu 95 Pfund, 
verarbeitet werden foll; fo würde diefes an Gewicht be: 
tragen 190 Pfund, welche in der Flüffigkeit den Raum 
von 190 — 3142: Pfund Waffer einnehmen. Sie: 
zu nun 8 Theile Wäffrigkeit gegen 1 Theil trodne 
Subſtanz beträgt alfo 1425 + 1140 128243 Pfund ; wozu 
noh 8 Quart Hefe, = 16 Pfund kommen, fo beträgt 
die Totalfumme nach dem Volum berechnet: " 


a) Schrot 1422 Pfund. 
b) Waſſer 41140 — 
0 Hefe 16 — 


12982 Pfund, 
Diefes mit 65 dividirt, alfo die Anzahl der Pfunde 
Waſſer von 1 Kubikfuß, giebt, im kubiſchen Gehalt 
ungefähr 20 Kubiffuß oder = 5193 Berliner Quart. 


$. 508. 


Unm dieſe Maffe der Meifche zu faffen, wird ein 
Dlafenfeffel erfordert, deffen Tiefe 1 Fuß, und deſſen 
Queerdurchmeſſer 5° 4” beträgt. Wollte man aber eine 
Blaſe nehmen, in der die Meifche von 4 Berliner 
Scheffel Weizen abgezogen werden foll, fo würde, bei 


‚304 — 
gleicher Tiefe von 1 Fuß, ihr Durchmeſſer 7 6% betra— 
gen muͤſſen. Ich werde am Ende eine Tabelle anhängen, 
welche die Dimenfionen des, Keffels der Branntweinblafe, 
für 50 Pfund bis zu 1000 Pfund Getreide oder einer 
andern frodnen Subſtanz, mit einem Mal angiebt, Will 
man die Tief e noch mehr vermindern, ſolche etwa auf 
6 fatt eines Fußes herabfegen, fo Fann diefes immer 
geſchehen, und die Deſtlatin wird dann noch ſchneller 
| erfolgen. 


G. 569. 


Wenn nun aber die Dimenſion des Blaſenkeſ— 
ſels, der hier als ein Cylinder angeſehen werden muß, 
gegeben iſt: ſo fragt es ſich, in welchem Verhaͤltniß zu 
derſelben muß ſeine Woͤlbung und die Muͤndung 
zum Durchmeſſer des Blaſenkeſſels ſtehen? Wenn 
man von dem Geſichtspuncte ausgehet, daß die Dünfte 
nur dann am freieften emporfleigen und fich entfernen 
Eönnen, wenn ihrer Ausdehnung gar Fein Hinderniß- ent: 
gegen wirkt, fo. würde e8 unffreitig am beften fen, die 
Mündung des BIafenfeffels gar — zu ver⸗ 
engern. 


5,5702 
Wenn man aber erwäget, Daß bie Dünfte, welche 
von der fiedenden Flüffigkeit auf ihrer Oberfläche fich er- 
heben, einer fehr verfehiedenen Verdichtung fähig find, 
ohne tropfbar zu werden, ſo gehet allerdings daraus her; 
vor, daß, um fie nicht ohne große Hinderniffe fortzuleiten, 
die Mündung der Wölbung im Blaſenkeſſel, fih ge 
> gen 





305 
| gen den Totaldurchmeffer des Keffels immer in ei- 
nem beftinnmten Verhältniß verengen Fann, zumal dadurch 
die Befeftigung des Blafenhelms im Halfe der, 
Blaſe bequemer gemacht wird, 


G, : 571. 


| Man begehet durchaus. Feinen Fehler, wenn man als 

Normalſatz feftffelle, daß, während die Tiefe einer Blaſe 
nicht über einen Fuß, wohl aber zuweilen auch "unter 
einen Fuß, nämlich 8 oder auch nur 6 Zoll beträgt, 
die fenfrechte Höhe der Wölbung 2 Zoll, und bie 
des Halfes Über der Wölbung gleichfalls 2 Zoll be 
tragen kann, und man nun das Verhältniß des Total: 
durchmeffers des Blaſenkeſſels zum Durchmeffer 
des Blafenhalfes alle Mal wie 5 zu 3 feftftellen, Im 
angegebenen Falle, wo wir für den Totaldu rchmeſſer 
des Blaſenkeſſels 5’ 4” geſetzt haben, wird alſo der 
Durchmeſſer der Blafenhalsmündung 3° 22“ betra- 
gen müffen, u. ſ. w. 


6. 572, 


- Einen nach diefen Dimenfionen Eonftruirten Blafen- 
£effel, nebft Wölbung und Halsmündung, erficht 
man aus Taf. I. Fig. 5, wo der ſenkrechte Durd= 
meffer des Blafenfeffels oder deffen Tiefe zu 12 
Zoll, und die Tiefe des Keffels in Verbindung mit der 
Wölbung und des Halfes jede zu. 2 Zoll, in Summa 

16 Zoll, feſtgeſtellt iſt. 
a b ed der Blafenfeffel. 
ac deffen ſenkrechter Durchmeſſer oder Tiefe. 
Hermbſt. Branntweinb. I. Thl. u 


306 | 


b d der Boden deffelben, welcher am RO gang 
flach iſt. 

a e £ b die Woͤlbung der Blaſe. 

ig fh die Höhe des Blafenhalfes. 

sg h der Durchmeffer des Blafenhalfes, 
Wer da will, kann dem Boden auch einen Eindruf nach 
Innen geben laffen; ich ziehe aber den flachen Boden 
von ffarfem Kupfer vor, weil eine IoRDe —— am 
beſten zu reinigen iſt. 


b. Der Blafenhelm oder Hut, 


G. 397% 


Während der Blaſenkeſſel dazu beſtimmt if, die 
Meifche darin zu fieden, und die geiffigen Theile, mit 
einem Theile der Waͤſſrigkeit gemengt, zu verflüchtie 
gen, müffen diefe Duͤnſte wieder aufgefangen, fortgeleitet, 
und in der Kühlanftalt zur tropfbaren Flüffigfeit verdich- 
tet werden; und hierzu ift der Blafenhut oder Helm 
beftimmt. 

Se 574. 

Der eigentliche Zweck und Nutzen des Blafen- 
huts ift von den ÄAlteften Zeiten her bis auf die unfri- 
gen verfannt worden, Man glaubte ihn immer als den 
‚tenigen Theil an einer Branntweinblafe betrachten zu 
müffen, in welcher die Verdichtung der aufgeftiegenen 
Duͤnſte zur tropfbaren Fluͤſſigkeit gefchehen müffe: 
daher die mannichfaltigen Formen, die man diefem Theile 
von jeher gegeben hat, wie aus den hier folgenden Abbil- 
dungen Taf. III. zu erfehen find, 


— 


307 

Fig. 1, Eine Halbfugel mit langem Halfe und 
engem Schnabel oder Abflußröhre, welche 
mit einer Tropfrinne verfehen. 

Fig. 2, Diefelbe Geſtalt mit 2 Abflußröhren. 

Fig. 3. Diefelbe Geftalt, aber mit einer Haube (dem 
fogenannten Mohrenkopf) umgeben, welcher da: 
zu beſtimmt ift, um Faltes Waffer einftrömen 
zu laffen, das nachher wieder ablauft. 

Fig. 4, Ein umgefehrter, in der Spitze abgeftumpf- 
ter Kegel, am obern Theile oder der Bafis mit 
einer auch wohl mit zwei Abflußröhren ver: 
ſehen. 

‚Fig. 5. Ein Cylinder, innerhalb mit einer Tropf: 
rinne, und am untern Theile, nahe dem Blaf en= 
halſe mit einer engen Abzugsröhre verfehen, 

Fig. 6. Ein mirflicher Kegel, an der Bafıs mit 
der Abflußröhre begleitet. | 

Es ift aber faum zu begreifen, wie diefe Vorrichtungen 

fih fo eine lange Reihe von Sjahren hindurch haben er: 
halten koͤnnen, da fie doch fammtlich den Zweck Höchft 
unvollfommen erfüllten. 


$ 025, 


Der wahre Zweck des Blafenhutes, des Kopfs 
oder des Helms, oder wie man diefen Theil auch nennen will, 
ift, die aus dem Blafenfeffel auffteigenden Duͤnſte, 
fo fchnell wie möglich in die Kühlanftalt überzufeiten, 
um fie in felbiger zur tropfbaren Fluͤſſigkeit zu 
‚verdichten, wozu die KRühlanftakt allein beftimmt ift, 
‚Hierzu wird aber nur ein bloßes Leitungsrohr erfordert, 

! 12 


308 


wie oben Fig. 7., welches der Blafe die einer Ne: 
forte aͤhnliche Geſtalt ertheilt; eine Einrichtung, die fuͤr 
Lutterblaſen und für Weinblaſen, fo wie zur Rec— 
tififation des Brannftweins, um ihn in Spiri- 
fus umzuwandeln, vollkommen paffend iſt. 


$. 576 


Bel der Arbeit mit großen Branntweinblafen, 
wobei man oft im Anfange ber Deſtillation mit dem 
Ueberfteigen der kochenden Meiſche zu kaͤmpfen 
hat, find aber ſolche Leitungsröhren nicht mehr paſſend; 
hier muß eine andere Geftaltung angewendet werden, die, 
indem fie die Dünfte fchnelfer fortleiten, zugleich geftattet, 
daß die Eochende Meifche fich darin —— kann, 
ohne Rache, über zu Imirem. 


Verbefferter Blaſenhut. 


Um diefen Zweck zu erreichen, bedient man fich am 
beften eines in der Spike abgeflumpften SKegels, aus 
welchen aus dem abgeftumpften obern Theile gleich das 
Dunftleitungsrohr ausgehet, um fich mit. der Nöhre 
der Kuͤhlanſtalt zu- verbinden. Eine Darftellung die: 
fer Einrichtung ergiebt fich aus Taf. U. Fig. 8, 

a bued ſtellt den Blaſenhut dar. 
e £ feinen ſenkrechten Durchmeſſer. 
a d feinen Querdurchmeffer, am untern Theile. 
gh feine Oeffnung, die fich aber verengert, und. mit wel- 
cher er in den Hals der Blafe paßt: ° 


309 


b c fein oben verfchloffener Theil, Aus diefen gehet, 

ik nach der Geite zu, dag Abzugs- oder Dunſt⸗ 
feitungsrohr aus, Sein Durchmeffer muß 
am Ausgange wenigſtens dem zehnten Theile 
des Totaldurkhmeffers des Blaſenkeſſels 
gleich ſeyn. 


$, 978. 


Man Eönnte bier vielleicht den Einwurf machen, daß, 
wenn nach der gegebenen Einrichtung, der Durchmef- 
fer der Dunfffaule nach und nad immer mehr ab 
nehmen wird, der Durchmeffer der fich über der Eochen: 
den Flüffigkeit im Keſſel bildenden Dunftfäule ‚aber im: 
mer gleich bleibt, die Dünffe im Fortleiten nicht mit ihrer 
Bildung gleichen Schritt halten Eönnen, folglich der Gang 
der Deftilation vermindert werden müßte, Ein folcher 
Einwurf würde aber nicht gegründet feyn: denn in dem 
Augenblid, wo der Dunſt in den Helm tritt, erleidet er 
auch eine niedrere Temperatur, feine Ausdehnung wird 
vermindert, ohne daß er zur tropfbaren Flüffigfeit uͤberge⸗ 
bet; und fo Fann daher auch der Durchmeſſer des 
Dunftleitungsrohres immerhin verhältnißmäßig ab» 
nehmen, ohne daß eine Verminderung in der Geſchwindig⸗ 
keit der Deftillation veranlaßt wird. 


310 
Eilfter Abſchnitt. 


Von dem Blaſenofen, und der Feuerung 
unter demſelben. 


Ss. 579. 


Der Blaſenofen iſt dazu beſtimmt, die Deſtil— 
lirblaſe aufzunehmen, um die Deſtillation aus derſel— 
ben, in der moͤglichſt kuͤrzeſten Zeit, und mit dem mög: 
lichft Eleinften Aufwande an Brennmaterial zu veranftal- 
ten; eine Erfparung, welche bei dem immer mehr zuneh— 
‚menden Mangel der Brennmaterialien, fo wie der 
im gleichen Verhältniß fleigenden Preife derfelben, von 
größter Wichtigkeit ift; und auf welche nur diejenigen 
Brennanftalten Feine Ruͤckſicht zu nehmen brauchen, die 
mehr Brennmaterial —— als ſie zu verbrauchen ver⸗ 
moͤgend ſind. 


$. 580. 


Die Natur der Brennmaterialien, welche man 
gebraucht, um eine Branntweinbrennerei damit zu 
betreiben, richtet ſich nach dem Orte, wo man wohnt, und 
wie man ſolche am wohlfeilſten Haben kann. Sie find ent- 
weder a) Holz, oder b) Torf, oder c) Steinfohlen, 
oder d) Braunfohlen, Auch Lohballen Fünnen mit 
Nutzen zu dem Behuf angewendet werden, wenn folhe 
eben fehr mwohlfeil zu haben find, 


$. 581. 
Der Blafenofen laßt fish in vier einzelne Abthei— | 


311 


lungen zerfaͤllen, d. i. 1) der Af chenherd; 2) der 
Feuerherd; 3) der Keffelraum; 9) der Schorn— 
ſtein, durch welchen der Rauch abziehet und der zur 
Unterhaltung, des dem Feuer nothwendigen Luftſtro— 
mes dient. Der Afchenherd ift nur da erforder: 
lich, wo mit Torf, oder mit Steinfohlen, oder mit 
DBraunfohlen gefeuert wird; da, wo man allein mit 
Holz arbeitet, kann folcher fehlen, 


$. 582. 


Wir wollen uns einen Blafensfen vorftellen, in 
welchem mit Torf oder mit Steinkohlen gefeuert 
werden fol. In diefem Fall wird erſt der Boden oder 
die Sohle des Dfens, aus Mauerfeinen, in Lehm 
‚gelegt, deffen Quadrate oder KRreisfläche (je nachdem 
der ganze Dfen vieredig oder cylinderfoͤrmig 
werden foll) gleich die Grundfläche des ganzen Ofens 
darſtellet. 


$. 583, # 


Ueber die Sohle des Dfens wird. nun der Aſchen⸗ 
herd aufgemauert. Hat die Blaſe ſelbſt einen Quer— 
durchmeſſer von etwa 5 4“, wie ($. 970) angenom⸗ 
men worden ift, fo ift es hinreichend, dem Afchen: 
herde 6 Tiefe, 1‘ 2° Höhe und 1° 24 Breite zu ge: 
ben. Um den Luftzug zum brennenden Material 
dadurch zu regieren, kann folcher mit einer Thüre von 
Eifenblech verfehen ſeyn. 

6.98 
Ueber dem Afchenherd erhebt fich der Feuerherd. 


‚312 


Seine Grundfläche ift von dem Aſchenherde durch ei⸗ 
nen Roſt von Eifenftäben, der in einigen Fällen 
auch aus Staͤben von gebranntem feuerfeften Thon 
beftehen Fann, getrennet. Diefer Roſt beginnt da, wo 
die vordere Keffelmauer endigt, und Läuft über den 
ganzer Kanal des Afıhenherdes hinweg, bis zum 
Anfange der Hintern Mauer. Die Roſtſtaͤbe werden 
fo neben einander gelegt, daß zwiſchen zweien allemal 
ein.Ztoifchenraum von 3 Linien bleibt. Die Laͤnge eines 
jeden einzelnen Roſtſtabes muß nothwendig dem Quer— 
durchmeſſer des Aſch enkanals angemeſſen ſeyn. 


$. 585. 


‚Aleber dem Roſte wird nun die Mauer des Feuer— 
herdes aus ſehr feuerfeſten Mauerſteinen ſo auf— 
geführt, daß die Seitenwände ſich ſchief emporhe: 
ben, und fich nach cben zu ausbreiten; dergeftalt, daß, 
wenn der Querdurchmeffer des Afıhenfanals, 
wo die Dauer des Feuerherdes beginnt, 14“ beträgt, 
die fhiefe Mauer 16“ hoch aufgeführt wird, und am 
obern Ende 15“ breit ift; Dagegen der Eingang zum 
Feuerherd, d. i. das Feuerloch, 16“ im Quadrat be: 
fommt, Die dem Feuerloch entgegenftehende Hintere 
Wand des Seuerherdes wird gleichfalls ſchief aufge 
hend gemacht, DieDeffnung des Feuerherdes, wel 
che gerade über der Deffnung des Aſchenkanals fie 
het, kann gleichfalls mit einer Thür verfchloffen werden. 


$. 586, 


Ueber der Mauer des Feuerherdes ruhet ein 


* 


313 


aus geſchmiedeten Eiſenſtaͤben gebildetes Kreuz, wel— 
ches mit den Enden der ſich kreuzenden Staͤbe in der 
Keſſelmauer befeſtiget iſt. Es iſt dazu beſtimmt, den 
Boden der Deſtillirblaſe zu Haan um ihn vor dent 
Senken zu ſchuͤtzen. 


6. —— N 


Nachdem nun die Deftillirblafe auf j jenem Kreuze 
| dergeffalt placirt iſt, daß fie einen vollfommen wagerech⸗ 
ten Stand beſitzt, fo wird jetzt die Keſſelmauer um 
dieſelbe dergeſtalt aufgeführt, daß die Flamme des bren⸗ 
nenden Materials, nachdem felbige die Bodenfläche der 
Blaſe befpült hat, fich zwei Mal um den Cylinder der 
Dlafe herum winden muß, bevor fie in den Schorn— 
fein entweichen Eann. Daß diefe Mündungen weit ge— 
nug ſeyn müffen, um nicht Teicht durch Ruß verffopft zu 
werden, verfteht fish von felbft. | 


$. 588, 


Betraͤgt die Tiefe der Blafe 1 Fuß, fo Eann die 
Windung des Feuerzugs bis 10 Hoch gehen. Ueber 
der Beendigung des obern Feuerzugs  fihließen fich 
hingegen die Mauerfteine an den Blaſenkeſſel feſt an, und 
über diefen „wird felbft die Wölbung oder Bruff der 
Blafe bis an den Hals derfelben mit Mauerfleinen, 
wenigftens mit flachen Dachziegeln bededt, um wah: 
vend des Ganges der Deftillation das „Aufftrömen ver 
- Falten Luft von außen her abzuhalten. 


| RE 
Das Brennmaterial, welches unter dem Bla— 


314 | | 
fenE£effet brennt, wird durch bie in die Deffnung des 
Aſchenherdes einftrömende Luft zerlegt, und der in Ieß: 
terer gebundene Wärmeftoff frei gemacht, und giebt einge 
um fo größere Intenſitaͤt der Hiße, je Iebhafter folches 
brennt; und dieſes Iebhaftere Brennen fleht im DVerhält- 
niß mit der Maffe der Luft, welche in einem gegebenen 
‚Zeitraum darauf ſtroͤmt. Daher muß nie zu viel Brenn: 
material mit einem Mal auf den Feuerherd gelegt 
werden, fondern man muß felbiges öfter nachlegen, damit 
nicht mehr brennende Theile vorhanden find, als durch Die 
auftrömende Luft zerlegt werden koͤnnen. 


$. 590. 


Die Hiße, welche im Feuerraume erzeugt wird, theilt 
fih in zwei Theile Der eine durchftrömt die Blafe, 
um die Flüffigkeit darin zum Sieden und zum Verdam— 
pfen zu bringen. Der zweite durchdringe Die den Bla= 
fenfeffel umgebende Mauer, und ftrömt in die Ealte fie 
umgebende Atmofphäare aus, wenn er nicht von die 
fem Ausftrömen zurüdgehalten wird. | 


$. 59. 


Um diefes unbenugte Ausftrömen der Wärme oder 
Hiße zu verhindern, muß die Außere Zläche der Kef: 
felwand mit einer Materie umgeben werden, welche 
nur eine hoͤchſt ſchwache Fähigkeit befißt, die Wärme 
fortzuleiten; wodurch das Ausftrömen der Wärme in die 
Luft vermieden, und dadurch ein großer Theil an Brenn— 
material erfpart wird. Meaterien folcher Art find: 


315 


1) Ausgelaugte Holzaſche. 2) Trockne flillfte- 
hende Luft. 3) Gepuͤlverte Holzkohle 


Ss. 592. 


Um jenen Zwed zu erfüllen, muß die Keffel: 
mauer mit einer zweiten Mauer umgeben werden, die 
etwa 8 Zoll von der erften entfernt fiehet, fo daß ein 8 
Zoll weiter Swifchenraum gebildet wird. Diefer Zwifchen- 
raum bleibt entweder unausgefüllet mit einer andern Ma: 
terie, und dann iſt er mit ſtillſtehender Luft ange 
füllet, die einen überaus fehlechten Wärmeleiter dar: 
bietet; oder er wird mit gepülverten Holzkohten, 
oder auch mit frodner ausgelaugter Holzaſche aus⸗ 
gefuͤllet, und die obere Oeffnung luftdicht zugemauert. 
Durch dieſe Vorſicht werden an 30 Procent Brenn— 
material erſpart, die. von? unbenußt verſchwendet wer- 
den würden. | 


$. 593. 


Aber auch die befte Konftruftion eines Blafenofens 
ift nicht hinreichend, aller fErahlenden Wärme oder 
Hise, welche während des Brennens des Brennmaterials 
entwicelt wird, fo vollfommen zu Eonfumiren, daß nicht 
noch ein bedeutender Theil unbenußt durch den Schorn- 
fein entweichen follte: denn auch bei der beften Einrich- 
tung lehrt doch die Erfahrung, daß, wenn man während 
des Ganges der Deffillation, in die Ausgangsöffnung des 
Schornſteins ein Thermometer halt, das darin befind: 
liche QDuedfilber immer noch in einer Ausdehnung von 500 
bis 570 Grad Fahrenheit (= 208 bis 2394 Grad Keau: 


3ı6 


maͤr) erhalten wird, alſo eine bedeutende Maſſe Waͤrme, 
die dabei verloren gehet. 


$. 594, 


Um diefe Wärme nicht unbenugt entweichen zu laſ⸗ 
fen, kann ſelbige durch eiſerne Roͤhren, in geneigt auf— 
waͤrts gehender Richtung, fortgeleitet werden, bevor ſie in 
den Schornſtein gelangt. Hier durchſtroͤmt ſie die metal— 
lenen Roͤhren, welche ſehr ſtarke Leiter für die Wär: 
me ausmachen, und es iſt nun nur noch eine mäßig warme 
Luft, welche durch den Schornftein entweicht. Wer: 
den gedachte Röhren unter einer Darre der Länge nach 
dergeſtalt fortgeleitet, daB die Deffnung der einen bie 
Hiße aus dem Blaſenofen empfängt, ſolche fortleitet, und 
fie in die zweite über oder neben ihr zurücgehende 
überführt, deren Oeffnung nun mit dem Schornſtein in 
Verbindung ſtehet, ſo wird die durch ſie ausſtroͤmende 
Hitze benutzt, das auf der Darre befindliche Malz zu 
trocknen, ohne daß ſolches durch daran tretenden Rauch 
auf irgend eine Weiſe verudreinigt werden kann. 


$. 59, 


Außer - der vorher gegebenen Einrichtung des Bla: 
ſenkeſſ els, bei welcher das Feuer unmittelbar unter der 
Blaſe ſelbſt brennt, kann man dem Ofen auch ein 
Vorgelege geben, fo daß das Brennen des Materials 
auf dem Herde gefchiehet, welcher vor: dem Keſſel— 
raum angebracht ift, und dergeftalt bloß die Hige, welche 
während des Brennens entwickelt wird, den Keſſelbo— 
den ſo wie die den Eylinder umgebenden Windungen 


317 


beftreicht: eine Vorrichtung, die allerdings den Bortheil 
gewährt, daß fo wenig der Boden des Blaſenkeſ—⸗ 
fels al das Mauermwerf leidet; ob aber dabei eben 
fo viel an Brennmaterial erfpart wird, als auf dem 
erft, genannten Wege, Ddiefes muß wohl noch durch fort: 
gefeßte Erfahrungen entfchieden werden. | 


ee 7 








RE TER en 


Zwoͤlfter Abfchnitt, 


Don dem Meifchwärmer oder Vorwärmer, und dem 
Tuben deffelben in der - Branntweinbrennerei, 


$. 596. 


Wenn man nach der gewöhnlichen Weife operirt, der: 
‚geftalt, daß die ausgegohrne Meifche fogleich in die 
Qutterblafe gebracht wird, ohne folche vorher bis auf 
einen beſtimmten Grad erwärmt zu haben, fo muß die 
Blafe, unter beftändigem Umruͤhren, erft fo lange ge: 
feuert werden, bis die darin befindliche Meifche eine Tem= 
peratur von wenigftens 60 Grad Neaumür angenommen 
bat, bevor der Blafenhelm  aufgefegt und die Deſtil— 
lation begonnen werden kann. Im entgegengefeßten Fall 
hat man zwei Nachtheile zu befürchten, nämlich: entwe⸗ 
der die. dickern Theile der Meifche feßen fih am Boden 
des Blaſenkeſſels feft, und brennen an; oder die Meifche, 
welche immer noch eine Portion Eohlenftofffaures Gas ein: 
‚gemengt enthält, fteigt fehleunig empor, und man ift vor 
dem Ueberſchießen derfelben nicht geſichert. Durch eine 


316 


folhe Erwärmung gehen aber Zeit und Brennmate: 
rial verloren. 


$. 397. 


Beide zu erfparen, und dag Anbrennen fo. wie 
das Ueberfieigen des Gutes zu verhüten, dient der 
Meifch: oder Vor waͤrmer, welcher dazu beſtimmt iſt, 
die Maffe der Meifche, welche zum nfüllen der 
gutterblafe erfordert wird, ohne eine befondere An: 
wendung von Brennmaterial fo weit zu erwärmen, 
daß. fie nach dem Abzuge einer Lutterblafe, fo wie die 
Schlämpe ausgeleeret ift, fogleich hineingefüllet, und 
dergeffalt die Deftillation faft ununterbrochen fortgefegt 
werden Fann. f 


$. 598. 


Der Meifhwärmer beftehet entweder in einem 
oben offenen Faffe aus Hol, mit eifernen Bänden 
umgeben, deffen Deffnung verfehloffen werden kann, und 
in welchem ber Wäarmeapparat angebracht iſt; oder er 
ift ganz aus Kupfer angefertigt. Jenes ift die Einrichtung 
nach der alten Art; das letztere ift eine verbefferte Einrich- 
tung der neuern Art. Wir wollen jede einzelne Einrich- 
tung genau detailliren. 


a. Der hölzerne Meifhwärmer. 


5. 599. 


Der hoͤlzerne Meiſchwaͤrmer beſteht aus zwei 
Haupttheilen, naͤmlich dem Gefaͤße, das die Meiſche auf— 


319 


zunehmen beſtimmt iſt, und dem Waͤrmer ſelbſt. Das 
Gefaͤß zur Aufnahme der Meiſche iſt ein gewoͤhnliches, 
mehr tiefes als weites, Faß, von der Geſtalt eines in der 
Mitte abgeſchnittenen Kegels, aus Staͤben von Eichenholz 
angefertigt und „mit eiſernen Bändern belegt. Der kubi— 
ſche Inhalt diefes Faffes richtet fich nach dem Inhalte der 
Sutterblafe, die daraus mit Meifche angefüllt werden 
fol. Iſt der Rauminhalt. der Blafe z. B. für 200 Pfd. 
Getreidefchrof, und das Verhältniß der trodnen Sub: 
fang zur Wäffrigkeit wie 1 : 8 berechnet, fo beträgt 
der Rauminhalt der Blaſe etwas über 27 Kubikfuß, 
und biernach muß fich a der Nauminhalt des Meifch: 
wärmers richten. 


$.. 600, 


Sin dem angenommenen Fall kann der innere Durch- 
meffer des Faffes Taf. IV. Fig. 1. ab cd oben inab 
3° 1°, unten in c d 3° 6“, und feine Tiefe e £ 2' 6” be- 
tragen, alles in Lichten gerechnet; der £ubifche Rauminhalt 
wird in ſolchem Fall 18 Kubikfuß 36 Kubikzoll betragen, 
wovon 13 Kubikfuß 36 Kubikzoll für die Meiſche und 
35 Kubiffuß für den Raum des Meifhwärmers be 
ſtimmt find. 


IR 


$. 601. 


In jenem Saffe, welches auf einem Geſtelle ruher, 
ift der eigentliche aus Rupferblech angefertigte Wär: 
mer placirt, Diefer Waͤrmer befteht in einem hohlen 
Eylinder, Taf. IV. Fig. 2, abc d mit doppelten 
Wänden, deren Zwifchenraum dazu beſtimmt iff, die 


320 

Dünfte aufzunehmen, welche aus dem Leitungsrohr 
der Rutterblafe in den Wäarmerübertreten. Aus a 
e gehet ein Rohr heraus, in deſſen Außere Deffnung- das 
Dunftrobr oder der Schnabel des Blaſenhuts 
paſſet. Am untern Theile d f gehet ein zweites Ab⸗ 
zugsrohr aus, das mit feiner Deffnung Fin das Rohr 
des Kühlapparats tritt. Der ganze Wärmer hängt 
bloß durch Die beiden Röhre mit dem Faffe zufammen. 
Gr hat einen’ Eupfernen Dedel in der Mitte, in wel- 
chem fich der mwafferdicht angebrachte Quirl bewegt. Die 
beiden Roͤhren ae und d £ gehen durch die Staͤbe des 
Saffes hindurch, und find waſſerdicht eingekittet. Im 
Mittelpunkte des Meiſchwaͤrmers ſenkrecht hinunter gehend 
iſt ein Quirl angebracht, der oben mit einer Kurbel 
verſehen iſt, um ihn damit zu bewegen. Er iſt dazu be— 
ſtimmt, vor dem Ablaffen in die Blaſe, die Meiſche 
umzurühren, damit die dicken Theile nicht am Boden 
liegen bleiben, 


$ 602. 


Eine vollftändige Abbildung des hölzernen Meifch- 
wärmers finder fih Taf. IV. Fig 3, Hier bezeichnetr x 
den Außern Rand des Fupfernen Deckels. s die in 
nere mit einer aufgerichteten Roͤhre verfehene Oeffnung, 
worin der Quirl fich bewegt. t ein die genannte Röhre 
in einiger Entfernung umgebender eben fo hoher Rand. 
jener Zwifchenraum wird zur luftdichten Verſchließung 
mit Waſſer gefuͤllet. w iſt ein kleiner um den Quirl be— 
feſtigter Deckel, welcher mit ſeinem Rande in das genannte 
Waſſer ein Paar Zoll tief eintaucht. v iſt ein angebrach- 

tes 


* 


321 


tes Rohr zum Abfüllen des Waffers mit Meiſche. p ift 
das Abflußrohr für die erwaͤrmte Meifche in bie Lutter: 
blafe, nachdem fie won der. Schlampe entleert iſt. 


$. 603, 


Die Dimenfionen diefes aus Kupferblech angefer: 
tigten Wärmers muͤſſen dergeſtalt beſtimmt werden, 
daß die Durchflreichung des Dunftes und die Abfeßung 
der Wärme aus demfelben in einem folchen Berhältniß 
fiehen, daß in eben derfelben Zeit, in welcher der Lutter 
aus der Lutterblafe vollffändig uͤbergehet, die durch 
den Meifchwärmer fich entwidelnde Wärme geſchickt 
gewefen ift, die im Faffe enthaltene Meifche und die Auz - 
Genfläche des Wärmers, der damit umgeben ift, bis auf 
65 oder 70 Grad Reaumuͤr zu erwärmen, 


* Das Waͤrmrohr. 


F. 604. 


Man glaubt in vielen ſchlecht eingerichteten Brannt— 
weinbrennereianſtalten jenen Meifch- oder Bor: 
wärmer dadurch zu erfeßen, daß man zwiſchen das 
Dunftrohr oder den Schnabel. des Blafenhuts 
umd das Kuͤhlfaß einen hohen Bottich placirt, der die. 
zu erwärmende Meifche enthält, durch den ein kupfer⸗ 

nes Rohr etwas geneigt hindurch gehet, das mit feiner 
oben herausgehenden Oeffnung den Schnabel des Helms 
Aufnimmt, mit feiner untern hingegen in das Rohr des 
Kuͤhlfaſſes £ritt. Man erwärmt ‚hierdurch zwar die 

Meifche, aber keinesweges auf den erforderlichen Grad, 
Hermbſt. Branntweinb, I. Thl. | en. 7 


322 


und erfeicht alfo den Zwed nur hoͤchſt unvollkommen. 
Eine Abbildung diefer Art ergiebt fih aus Taf. IV. Fig. 
4; fie bedarf feiner weitern Erklärung. 


c. Der Eupferne Meifchwärmer. 


$. 605. ie io 
Wahrend, wenn das Faß des Meiſch- oder Vor: 


I) 


wärmers- aus Holz befteht und darin der Fupferne 


Wäarmer placirt ift, folches zweierlei Nachteile in fich ver: 
einigt, wovon der erfte darin befteht, daß das hölzerne 
Gefäß Teicht ſpack wird und Fluͤſſigkeit hindurch laͤßt; 
der zweite hingegen darin, daß der in bemfelben ange: 
brachte kupferne Wärmapparat einerfeits das Um: 
rühren der Meifche befchwerlich macht, anderfeits aber 
das ganze Geräth nicht gut gereinigt werden kann: fo 
ift der ganz aus Kupferblech angefertigte Meifchwär: 
mer von diefen beiden Fehlern vollfommen frei. 


N RR - 


Der Eupferne Meifhwärmer beftehet in einem 
doppelten Cylinder mit gemeinfchaftlichem Boden. Er ift 
aus zwei Eplindern gebildet, die dergeftalt in einander 
gefeßt find, daß fowohl die Wände derfelben, als: auch 
die Bodenflaͤchen 2 bis 3 Zoll von einander entfernt 
ſtehen. Am obern Theile berühren fich die beiden Cylin— 
der faſt bis auf den Abftand von 15 Zollz "unten beträgt 
ihre Entfernung etwas über 3 Zoll, Die beiden Boden: 


flächen neigen fich in enfgegengefegter Richtung, Die 


Innere neigt fih gegen die Abzugsroͤhre für bie 


_ 


9 


323 


Meiſche zur Br die Aeußere hingegen gegen die 
Dunftröhre hin, welche zum Kühlapparat führe; 
beide Bodenflächen find, der größern Feſtigkeit wegen, 
concav. Die obere Deffnung ift zugelöthet. An der linken 
Seite (von vorn angeſehen) gehet etwa in dem dritten 
Theil ſeiner Hoͤhe ein Rohr heraus, das dazu beſtimmt 
iſt, den Schnabel oder das Leitungsrohr des Bla— 
ſenkopfs aufzunehmen, und in feinem Durchmeſſer da- 
nach proportionirt feyn muß. An der rechten Seite am 
Boden des Cylinders gehet ein zweites Rohr heraus, das 
mit ſeiner Oeffnung in die Oeffnung bes Kuͤhlgefaͤßes 
tritt. Die Oeffnung des Meiſchwaͤrmers kann mit 
einem Deckel von Kupfer luftdicht verſchloſſen werden; 
in deſſen Mitte ſich ſenkrecht ein Quirl herabſenkt, der 
außerhalb mit einer Kurbel verſehen iſt, um ihn damit 
in Bewegung zu feßen, und die Meifche aufzuruhren, 
damit ſie ie gleichfoͤrmig erwaͤrmt werde. 


$. 607. 


Eine Abbildung dieſes kupfernen — oder 
Borwärmers findet ſich Taf. IV. Fig. 5. aaaa iſt 
der außere CHlinder, bb bb iff der innere Cy— 
linder. ccce find die Zwifchenräume zwifchen bei- 
den, fowohl im Umkreiſe als zwifchen der Bodenflache, | 
Der Abftand der Wände beträgt durchaus oben 1Z, unten 
über 3 Zoll. dd iſt das Seitenrohr, das den Schna— 
bel des Blaſenkopfes aufzunehmen beſtimmt iſt; e e 
von der innern Bodenfläche ausgehend, befindet ſich 
das zweite Rohr, das in das Kuͤhlg eraͤthe zu treten 
beſtimmt iſt. FE iſt der Deckel von Kupfer, welcher 

2 


324 


die Deffnung des ganzen: Apparats verfchließt, ganz eben 
fo wie bei dem hoͤlzernen Meifhwärmer. Sn fer 
nem Mittelpuncte g gehet der Stiel eines Quirls herab, 
der mit feinem untern Ende am Boden des Gefaͤßes h 
in einem ſenkrechten Zapfenloche fich leicht bewegt. 
h h hh,find vier Flügel an dem Quirlſtiel, die nur 
einen halben Zoll vom Boden abftehen, um die Meifche 
damit aufzuräbren. i ift die. Kurbel, welche am obern | 
Theile des Quirlftiels, der einige Zol aus dem Dedel 
des Apparats herausreicht, befefligt ift, mit welcher der 
Quirl, fo oft es erforderlich ift, in Bewegung geſetzt wird. 


$. 608, 


Um die erhitzte Meifche bequem: abzulaffen und 
in die von der Schlämpe entleerte Blafe überzufüh: 
ven, gehet über dem innern Boden des Meifchwärmers 
... (von vorne angefehen linker Hand) ein etwas geneigtes 

Rohr k k heraus, das mit einem meffingnen Hahn 
1 verbunden ift, durch welchen folches verfchloffen und ge: 
öffnet werden kann; der fich in ein fortgehendes Rohr m 
endigt, das. durch ein darin zu fledfendes Zwifchenrohr mit 
einer im Blaſenhute angebrachten Deffnung verbun- 
den werden Fann, um, ohne den Hut abzunehmen, da= 
durch die erhißte Meifche in- die Blafe zu führen, Um 
endlich den Meifhwärmer aufs neue mit Meifche ans 
zufüllen, ohne den Deckel deffelben abzunehmen, ift an 
feinem Hintern Theile ganz oben. n, ein nach außen 
gehendes Rohr n o angebracht, das mit einem Stöp- 
ſel pP‘ verfchloffen werden kann. Es ift dazu beftimmt, 
die aͤußerſte Deffnung einer Röhmenleitung oder einer 


325 
Rinne aufzunehmen, durch welche die Meifche aus dem 


Meifchbortich, mittelft einer Pumpe, in den Meiſch 
waͤrmer Sala wird, 


- 


“6.609. 


Mittelft jener Vorrichtung treten, während der De: 
ftillation, die aus dem Schnabel der Dunftleitungs: 
röhre des Blafenfopfes fich entwickelnden Dünfte in 
den hohlen Zwifchenraum, der zwifchen den beiden in ein: 
ander fiehenden Cylindern fich befindet, die den Meifch: 
wärmer bilden; fie firömen hier den Wärmeftoff aus, 
und. laffen folchen an die im Raume des innern Ey: 
linders, der nun den Raum des Meifchwärmers felbft 
bildet, befindliche Meiſche überftrömen, die dadurch erhißt 
‚wird, Derjenige Theil der Dünfte, welcher dadurch zur 
tropfbaren Flüffigfeit verdichtet wird, fließt zuſam— 
men, und begiebt fih, in Verbindung mit. den übrigen 
noch nicht verdichtefen Dünften, in das Rohr des Kühle 
gefaͤßes oder der Abfühlungsgeräthfehaft, um vollends 
zur tropfbaren Flüffigfeit verdichtet zu werden, Um das 
unbenußte Ausftrömen der Wärme an der Außern Fläche 
des Meifchwärmers zu vermeiden, iſt es gut, ihn mit einer 
vierfachen Lage von Papier zu befieben, und "dann mit 
einem Sirniß zu überziehen, wodurch als fihlechte Wärz- 
meleiter das Ausftrömen vermindert wird, 


d. Kupferner Meifhwärmer mit einem 
Deſtillirhelm. 


9. 610, 
Man hat den offenen Meiſchwaͤrmern den 


326 | 


Vorwurf gemacht, daß, weil die darin befindliche Mei: 
fche oft eine Temperatur von 70 bis 75 Grad Reaumuͤr 
annimmt, fa oft felbfi bis zu 80 Grad hinaufſteigt, leicht 
ein Theil Branntwein entwickelt werden und verloren 
gehen koͤnnte. Man wendet zwar dagegen, durch die Er— 
fahrung geleitet, ein, daß ſolches entweder gar nicht der 
Fall ſey, oder daß derjenige Theil, welcher verloren gehe, 
doch fo wenig betrage, Daß er gar nicht in Anſchlag ger 
bracht zw werden verdiene. 


$. 611. 


Dem fey. aber wie ihm wolle, fo ift es doch immer 
in Erwägung zu ziehen, daß, wenn der Derluft des 
Branntweins, den man durch den Meifhwärmer 
erleiden Eann, auch nur ein Procent beträgt, diefes für eine 
Drennanftalt, die täglich einen Wifpel Roggen ab- 
Iuttert (— 1920 Pfund) und aus dem Scheffel (= 80 
Pfund) 15 Berliner Quart, alfo in Summa 360 Quart 
Branntwein ziehet, täglich einen Derluft von mehr 
als 35 Quart, und wenn 300 Tage im Jahr gear: 
beitet wird, einen Verluſt von Jährlich 1050 Quark und 
darüber nach fich ziehet, welches Feine Kleinigkeit iſt; ine 
dem dadurch 70 Berliner Scheffel Roggen ganz ver: 
ſchwendet werden. 


g. 612. 


Um auch diefen möglichen Verluft an Branntwein, 
[0 wie die damit verbundene Verſchwendung an Öetreide, 
zu verhüten, bat man die fehr fi nnreiche Einrichtung ge: 
troffen, in dem Dedel des Eupfernen Meifhwärmers 


327° 


einen mit einem hervorragenden Halſe verfehenen Auffag 
anzubringen, der dazu dient, einen Deftillirhelm auf: 


zunehmen, der die Dünfte, welche etwa entiveichen, aufz » 


nimmt und fie fordleitet, dergeftalt, daß fie in die Kühle 
anftalt abgeleitet und bafelbft verdichtet werden, In 
Taf. IV. Fig. 5, ift diefer Helm in dem Deckel oder 
der Haube des Meifhwärmers unmittelbar befefti- 
get, und gleich mit Namen angedeutet worden, 


$. 618. 


Welche Einrichtung und Geftaltung des Meiſch— 
waͤrmers man auch wählen mag, fo ift und bleibe diefe 
Vorrichtung doch allemal ein überaus. wichtiger Theil in 
jeder Branntweinbrennerei, bie nichts aus den 
‚Augen verlieren: will, was mit einer wohlbereehneten 
Haushaltung in Beziehung ſteht. Zeit und Brenn: 
material, zwei der wichtigſten ©egenflände in einer 


Branntweinbrennerei, werden Bierdurch im hHöche: 


ften Grade erfpart, und mit ihnen zugleich die Koſten, 
welche ſie ſonſt erfordert haben wuͤrden. 


$. 614, 


Während eine Branntweinblafe, Die die Meiſche 
von 200 Pfund Getreide aufnimmt, wenn ſie nach der 
alten ſonſt üblichen Art konſtruirt iſt, d. i. mehr tief als 
weit, wenn fie mit der Meifche angefüllt ift, um bis 
zu 70 Grad Reaumuͤr unter fetem Umrühren erhitzt zu 


werden, die Thatigfeit eines Menſchen und einen Zeit: 


raum von vollen zwei Stunden erfordert; und um fie 


überzufreiben, abermals vier Stunden: fo gehen hier 


328 


1) 2 Stunden Arbeit für seinen Menſchen verloren, die 
beffer hätten benußt werden koͤnnen; 2) muß die Hiße der 
Dlafe in Summa 6 volle Stunden, erhalten werden, 
wozu Brennmaterial erfordert wird, 


$. 615. 


Dei der früher angegebenen Konftruftion einer 
Branntweinblafe für die Meifche von 200 Pfund 
Getreide, nach der neuen Einrichtung, und in Berbin- 
dung mit dem Meifchwärmer, erfordert das Anfüls 
len der Blafe mit Meifche, und das vollfommene 
Uebertreiben bderfelben, zufammengenommen nur eine 
einzige Stunde Zeit; folglich werden dadurch 2 der Zeit 
erfpart, und da zu dem gleichen Behuf auch 3 Theile 
her Zeit weniger geheitzt werden muß; fo wird daraus 
folgen, daß auch Z Theile an Brennmaterial erſpart 
werden müffen. Wollen wir auch zugeben, daß Diefes 
nicht ganz der Fall ift, fo muß doch mit Sicherheit zu— 
geffanden werden, daß die Erfparung an Brennmates 
rial bei der neuen Methode, und durch den Meiſch— 
wärmer wenigftens zum Theil veranlaffet, beinahe 2 
gegen. die Ältere beträgt. 


Anmerkung Wenn ed darauf anfommt, Brennma— 
terial zu erfparen, und wer Mangel an Waffer lei- 
det, um das Rühlfaf damit zu fpeifen, kann dieſes 
felbfi als einen Meifchwärmer brauchen; befonderg 
dan, wenn mit ganz gewöhnlichen Blafen, ohne 
Meifhwärmer, und mit einem vielmals gemundenen 
Schlangenrohr gearbeitet wird. Fuͤllet man in die- 
fem Tal das Kuͤhlfaß mit Meifche, fintt mit Waf- 
fer an, fo wird, wenigitens im obern Raume ‚des 


| 329 
Rühlfaffes, die Meifche, während die Blafe über- 
getrieben wird, nur eine, Temperatur von 65 bis 70 
Grad Reaumuͤr annehmen. Bringt man unter diefen 
Raum einen Hahn an, durch welchen die im Kühl- 
faß erwärmte Meifche nun in die.von der Schläm- 
pe entleerte Blafe Übergeleitet werden fanın, jo wird 
- Zeit und Brennmaterial bei einer folchen Arbeit 
im hohen Grade erfpart werden Finnen; weil num die 
Meifche, immer dem Siedpunfte nahe, in die Blafe 
fommt.. Daß man folche, vor dem Webertreiben, alles 
mal umrühren muß, um dag Dide mit dem Dünnen 
gleichmäßig zu verbinden, verfieht fich von felbft. 


l 


ma EN Wu hen 








Dreizehnter Abſchnitt. 


Von den Kuͤhlanſtalten in der Branntweinbrennerei, 
von deren beſter Konſtruktion, ſo wie von dem 
Nutzen derſelben. 


$. 616. 


Mi dem Namen Küblapparat (Befrigerator), 
oder Verdichter (Condensator), bezeichnet man die 
jenigen für eine Branntweinbrennerei überaus 
wichtigen Geraͤthſchaften, welche dazu beffimmt find, die 
Dünfte des, bei der Deflillation übergehenden Brannt- 
weins fo fihnell wie möglich zur tropfbaren Fluͤſſigkeit 
au verdichten und abzufühlen. Aus Mangel einer richtie 
gen Anficht und Beurtheilung, find die AbEühlungs: 
oder Verdichtungsanftalten vormals immer nur als 
eine Nebenfache bei der Branntweinbrennerei an 


» 
330 | 
gefehen worden; fie find dieſes aber keinesweges, fondern 
ihr Einfluß auf den Gang der Branntmweinbrenne: 
rei iſt von fo ‚großem Umfange, daß dieſelben zu den 
wichtigften Geraͤthſchaften gezählet werden müffen. 


5. 617. | | 

Der Zweck einer jeden Kuͤhlgeraͤthſchaft in der _ 
Branntweinbrennerei iſt zweifach: einmal ift fie 
dazu beffimmt, den Dunft, welcher aus dem Schnabel 
oder Leitungsrohre des Blaſenhuts entmwidele 
wird, zur tropfbaren Flüffigkeit zu verdichten; 
zweitens ift fie dazu beſtimmt, das fropfbare Flui— 
dum fo weit abzufühlen, daß auch felbft die flüchtig: 
fen und geiftigften Theile deffelben nicht mehr in der 
Dunftform beharren Eönnen, | 

| 9. 618. 

: Die Alten, und ſelbſt auch viele der Neuern, hat: 
ten fich die ganz falfehe Vorſtellung gebildet, daß die 
Verdichtung des Dunſtes fihon in dem Blafenfopf er 
folgen müßte, und die Kuͤhlgeraͤthſchaft blos dazu 
beftimmt fei, die verdichtete Flüffigkeit vollkommen abzu— 
fühlen, daher die oft wunderbaren Seftalten, die fie den 
Blafenföpfen oder Helmen zu geben bemüht waren, 
wie bei deren fpeciellern Erörterung (9. 575) bereits bes 
merkt worden iſt. | 


a, Gerade Kühlröhren, 
$, 619, 
. Daher beftanden ihre KRühlgeräthe blos in cy- 
linderförmigen Röhren, von oft ſehr Eleinem Durch: 


331 


meffer, von denen man. eine, zuweilen auch zwei Stuͤck, 
in geneigter Richtung, durch ein Faß hindurchgehen 
ließ, in welchem fie mit Faltem Waffer umgeben mwa- 
ren, das fo oft erneuert werden mußte, als das vorige fich 
erwärmt, und dadurch ſeine abkuͤhlende Wirkung verlo⸗ 
ren hatte. 


F. 620. 
8 


Mit der Zeit ſahe man ein, daß dieſe Abkuͤhlungs⸗ 
art nicht hinreichend war, daß vielmehr gerade die flüch: 
tigften geiftreichften Theile der Verdichtung entgingen, in 
ihrem dunftförmigen Zuftande beharreten, und fo auf Ko⸗ 
ſten der Quantitaͤt, ſo wie der Qualitaͤt, des erwarteten 
Branntweins verloren gingen; welches auch um ſo 
natuͤrlicher war, da die weniger fluͤchtigen Waſſertheile 
ſich am fruͤheſten verdichteten, die weit fluͤchtigern Alko— 
holtheile aber, am ſpaͤteſten in die tropfbare Form 
uͤbergehen; daher ſchritt man nun zu einer andern Ein⸗ 
richtung. 


b. Die Schlangenroͤhren. 


$. 621. 


Man verließ die gerade Geſtalt des Kuͤhlrohrs, 
und gab demfelben, um den Weg der deftillirenden Fluͤſ—⸗ 
figfeit zu verlängern, und fie eine längere Zeit mit dem 
von außen umgebenden Falten Waſſer in Berührung 
zu erhalten, eine fpiralförmige Windung, fo daß 
hierdurch die Bahn, welche die Flüffigkeit nehmen mußte, 


332 
drei- bis viermal länger wurde, und fo entflanden die 
noch jegt uͤblichen Schlangenröhren. 


$. 622. \ 


Um die Schlangenröhßren ſtets in gehöriger Ab: 
fühlung zu erhalten, werden fie dergeffalt in das dazu be— 
fimmte Kuͤhlfaß placirt, daß das Eingangsrohr der 
Schlange am obern, das Ausgangsrohr deffelben 
hingegen, am untern Theile, etwa einen Fuß über dem 
Boden des Faffes angebracht if, Das ganze Faß muß 
übrigens einen fo großen Durchmeffer befigen, daß 
das Schlangenrohr rund herum, wenigftens vier 
Zoll, von den Wänden des Faffes abftehet; und es muß 
fo Hoch ſeyn, daß über dem obern oder dem Eingangs= 
rohr der Schlange, wenigſtens noch zwei Fuß hoch 
Kuͤhlwaſſer flehen Fann: denn die meifte Wärme 
firömt oben aus, und muß alfo Ealtes Waffer vorfinden; 
um fich demfelben zu ndhäriren; daher auch das Waffer 
im obern Raume des Kühlfaffes fich immer am- 
——— und ſtaͤrkſten erhitzt. 


— 


Um endlich, ſo oft es noͤthig iſt, das obere heiße 
Waſſer fortzuſchaffen, und ſolches durch kaltes zu erſetzen, 
wird in der Mitte des Faſſes, alfo auch innerhalb "der 
MWindungen des Schlangenrohres, ein aus hölzernen Bre— 
tern zufammengefügtes Rohr, oder vielmehr eine Kohle, in 
der Spitze abgefihnittene Pyramide, dergeftalt placirt, daß: 
der- Theil, welcher die Gpiße bildet nach unten, derjenige 
hingegen, welcher die Baſis bildet, nach oben zu ſtehen 


kommt. Dieſes Rohr, welches in der Kunftfprache der 
Branntmweinbrenner der-Wolf genannt wird, muß 
mit feiner untern Deffnung fo weit in das Kühlfaß hin 
abreichen, daß ſolches kaum A bis:5 Zoll vom Boden ent: 
fernt bleibt, und mit feiner obern Deffnung mit der Oeff⸗ 
nung des Kuͤhlfaſſes wenigſtens gleich ſtehen. 


\ 


6. 624. 


Diefer Wolf ift dazu beſtimmt, um durch eine in 
der Quere dergeftalt damit in Verbindung -gefeßte Rinne, 
daß, während die eine. Deffnung derfelben über der Deff- 
nung des Wolfs ruhet, die andere entgegengefeßte, die 
etwas höher liegt, unter dem Hahne einer Waffer: 
‚pumpe ruht, Faltes Waffer hinzuzupumpen; welches, in: 
dem e8 nur an der untern Deffnung des Wolfes aus: 
fließen kann, das darüber ruhende wärmere aus der 
Stelle verdrängt, und den untern Raum des Kühlfaffes 
auszufüllen ſtrebt. Um endlich dem. obern, aus der Stelle 
vertriebenen warmen Waffer einen Weg zu bahnen, um 
abfließen zu koͤnnen, iſt an irgend einer bequenen Seite, 
am -obern Theile des Faſſes, eine mit einem blechernen 
Rohre verbundene Deffnung angebracht, durch die das: 
obere Waffer abfließen, und durch eine mit jener Roͤhre 
‚ in Verbindung gefeßte Rinne, nach irgend einem beliebi— 
gen Orte, außerhalb der Brennereianftalt, hingelei- 
tet werden Fann. | 


S. 625, 


Eine Kuͤhlanſtalt folcher Art findet ſich Taf. IV. 
Fig. 6, abgebildet. ab cd ift das Kuͤhlfaß, von Ei 


994 # 


chenholz angefertigt und mit eifernen Bänden umgeben, 
dag auf einer Unterlage ee von Hol; oder von 
Mauerwerk ruht, Ek ifE das Schlangenrohr, im 
Innern des Faffes placirt; es wird durch drei Füße ggg 
im Boden des Faffes getragen. hift das Eingangs: 
rohr zur Schlange, außerhalb des Kühlfaffes be 
findlich. i ift das Ausgangsrohr, gleichfalls außerhalb 
om untern Theile des Faffes befindlih, Kk ift der 
Wolf; 11 eine darüber ruhende Rinne, die ihm Faltes 
Waſſer zuführt; m ift das Abzugsrohr für bas heiße 
Waſ ſer am obern Theile des Faſſes. 


$S. 626. 


Jene Vorrichtung mit dem Schlangenrohr be— 
ſitzt zwar ſehr weſentliche Vorzüge vor den gerade ausge⸗ 
henden Kuͤhlroͤhren; ſie leiſtet aber beſonders dann, 
wenn die Blaſe nicht mit einem Meiſchwaͤrmer ver: 
bunden ift, bei weitem noch nicht alles, was man- davon 
zu erwarten berechtigt if. Man hat bie Schlangen: 
röhren dadurch zu verbeffern geſucht, daß man ihnen ei: 
nen weitern Durchmeffer, von 2 bis 3 Zoll, gegeben hat, 
um dem Übergehenden und in daffelbe Üübertretenden Dun: 
ſte mehr Raum zu geben, wodurch allerdings viel gewon— 
nen wird, feinesweges aber alles, wie fpaterhin gezeigt 
werden fol. Doch leiften fie da, wo mit einem Meifch: 
oder Vorwaͤrmer gearbeitet wird, in: dem erörterfen 
Fall, die Hinreichenden Dienſte. 


/ 


335 
ec Kühlrohr mit ediger Windung. 
. 627. 


Man, bat ſich Öberienge gehalten, daß bie gist 
roͤhren um fo beffere Dienfte Teiften, je größer ihr Durch 
meffer iſt. Bei einer fehlangenförmigen Windung, kann 
aber der Durchmeffer 2 bis 3 Zoll nicht überfteigen, weil 
fonft dem. Kupferfhmid fein Mittel mehr. übrig 
bleibt, wie er die fpiralfürmige Windung möglich machen 
foll, ohne das Rohr zu zerbrechen. Man verlangt aber 
Roͤhren von 6 Zoll Durchmeffer; und um diefes zu er: 
reichen, mußte man der Röhre eine andere Geſtalt geben, 
So find die in einigen Branntweinbrennereien üblichen 
Köhren mit eigen Windungen entftanden. - 


J $. 698, 


Eine bildliche Darſtellung einer ſolchen Kuͤhlanſtalt 
mit eckigen Windungen findet ſich Taf. IV. Fig. 7. aa 
aa ift das Kuͤhlfaß oder vielmehr ein Rühlfaften, 
aus wafferdicht zufammengefügten Bohlen angefertigt. 
bb ift ein 6 Zoll weites Rohr, in welches bei x der 
Schnabel oder Blafenhals eintritt, welcher Theil 
alfo außerhalb des Kaffens ruht. y iſt ein auf der ent: 
gegengefesten Seite des Kaftens durchgehender Theil des 
Rohrs, der mit einem Deckel zugefchloffen werden kann. 
cc im Innern des Kaſtens, iſt ein zweites Rohr, das 
fih mit dem Rohre bb in be unter einem Winfel ver: 
bindet und in y, außerhalb des Kaſtens ſeinen Ausgang 
nimmt. cd iſt ein drittes Rohr, das fich in e mit dem 
Rohr ec unter einem Winkel verbinder, und in e aus 


336 


dem Kaften heraus tritt. £ ift das bis zum Durchgange 
durch den Kaſten verlängerte Rohr cd, aus dem in £ 
der Branntwein abfließt, Die Röhröffnungen y und 
e fönnen mit genau paffenden Dedeln verfchloffen werden; 
fie find dazu beſtimmt, die ganze — — rei⸗ 
nigen zu koͤnnen. | 


ä. FETTE mit fchiefen Flächen. 
$. 629, 


Außer jener Vorrichtung, haben Andere die Geſtalt 
der Flächen oder ſchiefen Ebenen vorgezogen, wo— 
durch allerdings dem Dunfte eine größere Anzahl von Bee 
rührungspunften mit dem den Abfühler umgebenden Eal: 
ten Waſſer gegeben, folglich die Verdunſtung befchleu= 
nigt wird. Eine folhe Vorrichtung würde in der That 
auch. wenig zu wünfchen übrig Iaffen; aber fie vereinigt 
zwei Fehler in ſich: 1) erleidet die hohle Fläche einen zu 
flarfen Druck des von außen auf fie" wirfenden Waſſers, 
als daß fie nicht leicht zerflört werden ſollte; 2) iſt ein 
folcher Apparat, wenn einmal die Blafe überfchießt, wel: 
ches doch »zumeilen möglich feyn kann, nicht leicht zu 
reinigen. 


5 630, 


| Eine Abbildung diefer Kuͤhlg — mit ſchie⸗ 
fen Ebenen findet ſich Taf. IV. Fig. 8. aaaa iſt das 
Kuͤhlfaß, in welchem der Kuͤhlapparat mit Waſſer 
umgeben ruhet. bbbbb find die ſchiefen Ebenen ſelbſt. 
Die Seitenwände, welche diefelben bilden, fliehen 14 Zoll 

von 


337 
von einander entfernt. Am Eingange zum Kühlfaß ge: 
het ein mit ber oberſten Ebene verbundenes Rohr ce her: 
aus, deffen Mündung mit der Mündung des zu empfan⸗ 
| genden Helmfehnabels im Verhaͤltniß ſteht. Am un— 
tern Theile des Kuͤhlfaſſes, einen Fuß vom Boden, 
gehet ein zweites Rohr d heraus, welches den verdichteten 
Lutter des Branntweins abfließen laßt. Das ganze 
Geräth ruhet im Faſſe auf 4 Füßen ee e e, aus eifer: 
nen Stäben gebildet, jeder 1 Fuß hoch. Die Entfer- 
nungen der Winfel find gleichfalls durch Mittelftäbe 
ff und g g verbunden, und werden dadurch getragen. 
Das ganze Geraͤth ift in der Mitte des Kuͤhlfaſſes 
placirt; der zur Einführung von reinem Falten Waſ⸗ 
fer beftimmte Wolf geht an der einen Seite des Kuͤhl— 
faffes herunter, 


e. Der fheibenförmige Kühlapparat. 


| age, 


Auf den Grundfag geftüßt, daß die Verdichtung 
des Dunftes um fo gefehwinder erfolgen muß, je mehr 
demfelben AbEühlungsflächen dargeboten werden, hat ber 
verdienftuolle Profeffor Lampadius‘) eine Vorrichtung 
befehrieben, die die Geſtalt einer Scheibe befißt, welche fenk- 
recht in einem Kühlfaffe mit Waffer umgeben ift, am obern 
Theil den Schnabel des Blaſenhutes aufnimmt, 
am untern hingegen das verdichtete Fluidum abfließen 
laßt. Sie bedarf Eeiner befondern Abbildung, 

>) ©. Neues Journal für ul und Manufalturen ic. 

Januar 1809. ©, 3, 
Hermbſt. Branntweinb. DD Th. —— 


338 
$: 632, 


Jene Vorſchlaͤge, fo viel durch ihre en auch 
zu einer fehleunigern Abkuͤhlung beigetragen worden iff, 
find doch fammelich nicht von der Art, daß fie dasjenige 
ganz gewähren, was zit erwarten dabei vorausgeſetzt wird. 
Der Dunft, welcher aus dem Blafenfeffel der im Sieden 
befindlichen Meifche emporfteigt, und durch den Blaſen— 
helm, der hier bloß als ein Dunftleitungsrohr wirft, 
in die Kuͤhlanſtalt übergeführe wird, .ift Fein einfaches 
Fluidum, er iſt vielmehr aus geiſtigen und aus waͤſſ⸗ 
rigen Dunften — 


633, 


Da aber der Dunft des Waffers bei einem niede: 
rern Grade der Temperatur zur tropfbaren Flüffigkeit ver 
dichtet wird als der Dunft des Geiftes, fo entgehet vom 
letztern alle Mal ein Theil der gleichzeitigen Verdichtung; 
er entweicht dagegen dunftformig und unverdichtet aus der 
Deffnung des Kühlrohrs, und mit feiner Entweichung 
geheti eine bedeutende Quantität Alkohol verloren, wel: 
cher Verluſt auf die Ausbeute an Branntmwein einen 
ſehr nachtheiligen Einfluß hat. 


$. 634, 


Hierzu kommt überdieß noch, daß während des Ganges 
der Deftilfation, der in dem Kühlapparat uͤbergezogene 
Dunft nicht Zeit genug bat fich zu verdichten, indem 
ihm gleich ein neuer Stoß des Dunſtes nachfolgt, der 
den erften mit Gewalt vor fich Bin treibt, folglich die noch 


.. 


x 339 


nicht verdichteten Theile mie gleicher Gewalt verdrängt, 
die dann, weil fie Feine Gelegenheit mehr finden, fich vers 
Dichten zu Eönnen, aus der Deffnung ‚des Abflußrohres 
als Alkohol dunſt entweichen und verloren se 


635. 


Jenes iſt ein in der Erfahrung, alſo auch in der 
Wahrheit, gegruͤndeter Umſtand, der aber allen denjenigen 
entgangen iſt, die ſich mit der Konſtruktion ſolcher neuen 
Kuͤhlapparate beſchaͤftiget haben; folglich bewirken ſie auch 
ſaͤmmtlich nicht den verlangten Zweck. Die vom Herrn 
Profeſſor Lampadius vorgeſchlagene Scheibe kommt 
der beſchriebenen Eigenſchaft noch am naͤchſten, weil ſie 
vermoͤge ihrer Form und Stellung geeignet iſt, wenigſtens 
einen Theil des nicht verdichteten Dunſtes im obern Raume 
der Scheibe aufzunehmen, wo er alſo gezwungen wird, ſi — 
zu verdichten, bevor er entweichen kann. 


f. Norberg's Refrigerator. 


§. 636. 


Eine richtigere Anſicht dieſes Gegenſtandes feſſelte zu⸗ 
erſt die Aufmerkſamkeit des jetzigen Kaiſerl. Ruſſ. Etats- 
raths (vormals Koͤnigl. Schwediſchen Bergraths) Herrn 
von Norberg, und er ſetzte fie als Vorſteher der Königr. 
,‚ Schwedifhen Kronbrennereien in Ausübung, Der: 
Selbe fahe ein, daß die Verdichtung der übergehenden Dün: 
ſte, mittelſt der gewoͤhnlichen Kuͤhlapparate, feinen gleich: 
mäßigen. Schritt. mit den ihnen nachfolgenden Dünfter 
hielte, und gründete darauf einen Apparat, der dazu be 


N 2 


340 


ſtimmt war, denjenigen Theil des Dunſtes, der ſich nicht 
gleich verdichten konnte, im dunſtfoͤrmigen Zuſtande zuruͤck⸗ 
zuhalten, ohne ſeine Entweichung im unverdichteten Zu⸗ 
ſtande zu geſtatten. Sein Apparat findet ſich in den Ab⸗ 
handlungen der Koͤnigl. Schwediſchen Akademie)) beſchrie— 
ben und abgebildet. Auch findet ſich eine Beſchreibung 
und Abbildung davon in Trommsdorffs Journal der 
Pharmacie. 8. 2. St. S. 56 ꝛc. 
| Ba 
Norberg's Kühlapparat beffeht aus einer Verbin⸗ 


dung mehrerer neben einander ffehender fenfrechter Roͤh⸗ 


ren, bie zwar. an den fenfrechten Kanten getrennt find, 
oben und unten aber in horizontaler Richtung eine Ger 
meinfchaft haben, fo daß die Dünfte, welche aus dem 
Blaſenhelm in bdiefen Apparat übergehen, eine ab= 


‚und aufwärts fleigende Richfung zu nehmen gezwungen 


find: dergeftalt, Daß wenn der Dunft aus dem Blaſen— 


‚ beim in die erſte Röhre tritt, er fich von oben nach. un= 


ten darin fortbewegt, wobei derjenige Theil, welcher fich 
verdichtet bat, in der innern Deffnung diefer Röhre Her: 
abfließt; dagegen derjenige Theil des Dunftes, der noch 
nicht verdichtet worden war, in der zweiten nächften Roͤh⸗ 
re von unten nach oben emporſteigt, und derjenige Theil, 
der auch hier nicht verdichtet wird, in der dritten Roͤhre 


von oben nach unten zu fortgeleitet wird, wobei alle Theile, 


welche verdichtet worden ſind, als tropfbare Fluͤſſigkeit in 
einer unten meiſt horizontal ausgehenden Rinne zuſammen⸗ 
*) ©. Konigl. Swensk, Vetenskaps Academiens nya Nand- 


lingar för Ar. 1799. Norberg’s Befchreib. der verbeſſ. 
Branntwein-Geräthe, Stodholm 1800. Mit ı Kupf. ꝛc. 


341 


fließen. Der ganze Apparat iſt am untern Theile mit 
Füßen verfehen, und ſtehet, wie gewöhnlich, in einem 
Kuͤhlfaſſe mit Waffer umgeben, das nach Erforderniß. 
oft erneuert werden kann. 


f $ 038. 


Es ift nicht zu leugnen, daß dieſe Vorrichtung allen 
früher befannt gewefenen vorgezogen werden muß, da fie 
mehrere wefentliche DVortheile in fich vereinigt; namlich 
eine ſchnelle Abkuͤhlung des Dunſtes, weil fie dem: 
felben mehr Berührungspuncte mit dem Falten Waffer 


darbietet; und eine Zurückhaltung desjenigen Theils des 


\ 


Dunftes, der noch nicht zur tropfbaren Flüffigkeit verdich⸗ 
tet worden war. | 


$ 689. 


Indeſſen werben doch auch durch diefen Apparat jene 
Vortheile noch nicht ganz, ſondern nur theilweiſe erzielet; 
denn weil die in ſelbigen eintretenden Duͤnſte ſtets mit 
einander in Kommunikation bleiben, fo iſt nicht zu ver: 
meiden, daß, wenn die Deftilletion einen rafchen Gang 
nimmt, vermöge der Stoͤße, mit welchen die nachfolgen» 
den Dünffe die früher uͤbergegangenen fortführen, dieſe 


demungeachtet nicht Zeit genug finden, fich vollkommen 


zur tropfbaren Flüfffgkeit zu verdichten, fondern, wenig⸗ 
ſtens zum Theil, unverdichtet aus dem Abflußrohr 
verjaget und in den Dunſtkreis zerfireuet werden. 

; g . Gedda's Kondenſator. 

| $. 640. 
Jene Anſicht des Gegenflandes war es wahrfcheinlich, 


342 . 


wodurch fpäterhin der Baron von Gedda in Stod: 
Holm veranlaffet wurde, auf Mittel zu denken, wie der 
von Norberg angegebene Kühlapparat noch mehr 
vervollfommnet werden Fünnte; welches ihm die Idee zur 
Ausführung eines neuen Apparats darbot, der allerdings 
den Vorwürfen auf eine fehr vortheilhafte Weiſe begegnet, 
welche dem Nor bergſchen Apparate noch mit Hecht 
gemacht werden Eönnen, 


g. 641. 


Um die Gründe genau zu erörtern, welche der Bar 
ron von Gedda bei der-Konftruftion feines KRonden- 
fators berüdfi ichtigte, wollen wir ihn felbft reden laſſen. 
Das zum Verdichten der Daͤmpfe, beim Deſtilliren geiſtiger 
Fluͤſſigkeiten, gewoͤhnlich gebrauchte wurmfoͤrmige 
oder Schlangenrohr (ſagt derſelbe) iſt ſehr ſchwer 
zu bearbeiten, iſt ſehr theuer, und kann inwendig nicht 
verzinnt werden; auch laͤßt es ſich, wegen der vielen 
Stuͤcke, woraus ſelbiges beſteht, und der vielen Loͤthungen, 
welche erfordert werden, um jene Stuͤcke zu verbinden, 
deren, nach Beſchaffenheit der Laͤnge des Rohrs, zuweilen 
zehn bis zwoͤlf ſind, nicht leicht ausbeſſern. 


$. 642. 


Wenn man die Grundſaͤtze der Phyſik erwaͤget, ſo 
beruhet die Verdichtung des Dampfes auf der Breite der 
kuͤhlenden Flaͤche, nicht auf der Laͤnge oder der Anzahl der 
Windungen des Rohres, als nur bloß in ſo fern, daß 
durch eine Vermehrung der Flaͤche dadurch ein Zuwachs 
der Laͤnge bewirkt wird. Man hat aus der Erfahrung 


343 


gefunden, daß ein kurzes aber flaches Gefäß, bloß von 
2 Ellen Länge, aber 9 Quadratfuß Fläche, unter den naͤm⸗ 
lichen Umftänden, d. i. bei derſelben Quantität Falten 
Waffers und bei der nämlichen Temperatur, eine groͤ— 
Bere Fühlende Kraft befißt, als ein Sthlangenrohr 
von 5 Windungen und 6 Ellen Länge, aber nur 7 Qua: 
dratfuß Eühlender Fläche, Nach jenen Grundfägen ift nun 
| der hier zu befchreibende neue Rühlapparat oder Kon: 
denfator Eonftruirt, wodurch die größte Fühlende Fläche 
geffattet wird, die nur mit Bequemlichkeit in’ dem run: 
den Faß oder Wafferbehälter, in welchem er ans 
gebracht wird, gegeben werden Fann, / 


$. 64a 


jener Kondenf ator beſteht aus zwei koncentri⸗ 
fchen oder einerlei Achfe habenden umgekehrt abgeftumpf: 
ten Kegeln, yon denen einer in dem andern fleht; der 
geſtalt, daß zwifchen beiden ein Zwifchenraum bleibt, der 
am obern fo wie am untern Ende verfchloffen iſt. In 
diefem leeren Raume wird die Verdichtung des Dunftes 
. durch das von außen darauf gebrachte Falte Waffer 
bewirkt, weil fofches den Außern — umgiebt und 
den innern ausfuͤllet. 

ein. 4. 

Durch jene Geſtalt is eine fehr große und. dop⸗ 
pelte kuͤhlende Flaͤche in einem kleinen und bequemen 
Raume erhalten. Aber dieſe große Fläche iſt nicht der 
einzige Bortheil des Kondenſators;: ſondern der mittlere 
oder engere Kaum zwifchen den Kegeln ift am obern Ende 


344 | 

drei Mal ärößer als am untern; uͤberdem verhält fich 
der obere Durchmeffer des Außern Kegels zu dem un: 
tern, wie 8 zu 2, Nach dieſer Einrichtung ift der Ieere 
Raum zwifchen: den Kegeln, in welchem die Verdichtung 
der Dämpfe gefchiehet, mehr als zwei Mal, ja faft drei 
Mal ſo groß an der obern Hälfte des KRondenfators 
als an der untern; und hieraus. folget: daß der Dunft, 
weil er leichter ift als die Luft, in dem obern Theile des 
Kondenfators zurüd bleiben, und darin alle oder doch 
menigftens den größten Theil feiner Wärme abfegen muß, 
fo daß bloß der obere Theil des Waffers in dem 
Kühlfaffe erwärmt wird, der untere hingegen Ealt bleis 
ben muß; befonders wenn durch einen im Kühlfaffe an: 
gebrachten fogenannten Wolf, Faltes Waffer von 
unten hinauf tritt, während das heiß gewordene oben 
abfließt, | 


$. 645. 


Die Erfahrung hat gelehrt, daß, wenn das Kühle 
faß, in welchem der Kondenfator mit Waffer umge: 
. ben ift, vier bis fünf Mal fo viel Kubitraum enthält, 
als der Blaſenkeſſel, man die Blafe vollkommen über: 
treiben kann, ohne einen Zufaß von Faltem Waffer nöthig 
zu haben; auch, ift fpäterhin weit weniger Zuführung von 
Ealtem Waſſer erforderlich, als beim Gebrauch ver 
Schlange. 


$, i 646, 


Die Grundfäge, nach welchen die Fühlende Fläche 
fowohl als die Weite des KRondenfators beſtimmt 


E 


345 


wird, beruhet auf Erfahrung. Es hat fich nämlich erge⸗ 
ben, daß für eine Blaſe von 2 Fuß Diameter und 8 
Soll Tiefe, die ungefähr 30 bis 32 ſchwediſche Kannen 
(= 166 big 176 Pfund) faſſet, ein Kondenſator von 
9 hoͤchſtens von 10 Quadratfuß kuͤhlende Flaͤche erfordert 
wird, und weil das Verdunſten oder die Erzeugung 
der Duͤnſte, mit der Flaͤche im Verhaͤltniß ſtehet, wenn 
Temperatur und andere Umſtaͤnde die naͤmlichen ſind, ſo 
muß daher auch die kuͤhlende Fläche beim Kondenſator 
für größere oder Eleinere Blaſen wachfen, und zwar 
‚dergeftalt, daß eine Blaſe von A Fuß Diameter und 1 Fuß 
Tiefe einen Kondenfator von. 36 bis 40 Quadratfuß 
£ühlende Flaͤche erfordert, und eine Blaſe von 5 Fuß Dia- 
meter und 1 Zuß Tiefe 54 bis 60: Quadrarfuß. 


G 647. 


Die Weite des Kondenſators, d. i. der Ieere- 
Kaum zwifchen den Regeln, richtet fich nach den naͤm⸗ 
lichen Srundfaße des Qundrats des Durchmeffers des 
Blafenkeffels, und giebt einen Inhalt von 6 bis 7 
ſchwediſchen Kannen (— 13: bis 152 Quart) für 
einen Rondenfator zu einer Blafe, die 2 Fuß Durch: 
meſſer und 9 Zoll Tiefe, und demnächft einen kubiſchen 
Indhalt von 36 bis 42 ſchwediſchen KRannen (= 794 
bis 922 Berliner Quark), für den Inhalt des Kondenfa: 
tors zu einer Blafe von 5 Fuß Durchmeffer. 


$. 648, 


Wenn z.B. Taf. IV. Fig. 9, E den obern Durch: 
mefler des aͤußern Kegels, und e den untern Durchs 


346 

meſſer deſſelben bedeutet; 1 —— den obern Durchmeſ⸗ 
ſer des innern Kegels und i den untern Durchmeffer 
deffelben; H endlich die Höhe oder Wende der Kegel, 
welche in beiden gleich, und drei Mal fo groß als der 
obere Durchmeffer des Außern Kegels iſt: fo wird 
E = der Durchmeffer des Cylinders x feyn, welcher, 
wenn er von gleicher Höhe mit: dem Kegel ift, den nam: 
üchen Inhalt Haben wird, i F wird auf diefelbe Art 
den Durshmeffer eines Cylinders y geben, von demfelben 
Inhalte wie der innere Kegel; und x — y, oder der Syn: 
halt des innern Cylinders, abgejogen von dem Sn- 
halte des Außern, wird den Inhalt des Kondenfators 
oder des Ieeren Raums zwifchen den Kegeln-geben, wo 
die Verdichtung der Dämpfe bewirkt wird, 


$. 649, 


Um den KRondenfator für eine Blaſe zu konſtrui— 
ven, die 600 fchwedifche Kannen (= 1320 Berli- 
ner Quark) faſſet, d. i. fuͤr eine Blaſe, deren Keffel 
1 Fuß Tiefe 6‘ 8“ Durchmeffer beträgt, wizd folgen: 
des DVerhältniß beobachtet: 


E 33 bis 34 Boll; e 21 Zoll, 
I 27 Zollʒ 12 Soll. 
H 84 Soll oder 7 Zuß. 


Die Weite zwifchen den beiden Kegeln an dem obern 
Ende 3 bis 35 Zoll, die am untern Ende 1 Zoll, Die 
Eühlende Fläche dieſes Kondenſators beträgt 80 
bis 84 Quadratfuß; fein inhalt 76 bis 80 ſchwediſche 
Kannen = 167: bis 176- Berliner N 


347 


$. 650, 
Diefe Kondenfatoren find nicht ganz kalt dem 
vorher gegebenen Verhaͤltniß, nämlich 9 bis 10 Quadrat- 


fuß für eine Blafe von 2 Fuß Durchmeffer; fondern 


die Fläche fowohl wie der Inhalt find größer, weil 
eine große Genauigkeit in diefer Nüdficht nicht erfordert 
wird, und es beffer iſt, wenn fowohl die Fläche wie die 
Weite Lieber etwas größer als Eleiner gemacht wird, 
Einige Ruͤckſicht muß bei der Anfertigung eines folchen 
Kondenfators auch auf die Größe der Kupferplatten ge: 


nommen werden, damit Feine unndthige Löthung auf der 


einen Seite, oder unndthige Beſchneidung auf der andern 
vorkommen 


$. 651. 


Der Preis eines folhen Kondenfators beträgt 
kaum halb fo viel, als der von einer zufammengefeßten- 
Schlange aus eilf Windungen und beinahe 70 Fuß 
Länge: denn einerfeits Fann der Kondenfator aus viel 
dünnerm Blech gearbeitet werden, und anderfeits ift die 
Arbeit bei der Zufammenfegung weit weniger Iäftig und 
befchwerlich; und drittens kann die innere Fläche Teiche 


verzinnt werden. 


pr 


$. 632. 

Es iſt kaum zu erinnern noͤthig, daß die Weite zwi: 
ſchen den Kegeln bei den Eleinern. Rondenfatoren ge: 
ringer ift, und daß bei einem Kondenfator zu einer 
Blaſe von 2 Fuß Diameter, die Weite am obern Theil 
nicht uͤber 1 hoͤchſtens 13 Zoll, und am: untern Ende z 


348 
bis Z Zoll beträgt; ‚oder EI= 2 bis 2% Zoll, und ei 


=.2 bis 1 Zoll Das Waffer in dem Kuͤhlfaß 
muß 1& bis 2 Zuß über den KRondenfator ſtehen. 


g. 653, 


Bevor man jenen Rondenfator geprüft hatte, 
wurde von einigen Perſonen der Einwand gemacht, daß 
das Waſſer im innern Kegel bald erhitzt und zu wenigem 
Zweck dienen wuͤrde. Das Gegentheil hiervon geht aber 
aus der Theorie hervor, und bat ſich auch durch die Er: 
fahrung beftätigt. Heißes Waffer ift fpecififch leichter 
als Ealtes; wenn daher das Waffer im inneren Kegel 
heißer würde als dasjenige, welches den Außern umgiebt, 
fo muß folches nothiwendig in den obern Theil des Faffes 
Binauf treten, und fein Raum durch Ealtes von der 
Außenfeite fo wie vom Boden erfeßt werden, weil 
hier immer eine freie ©emeinfchaft obwaltet; daher wird 
auch die Temperatur des Waffers bei berfelben Höhe, 
fowohl im innern Kegel als an der: Auenette im⸗ 
mer dieſelbe ſeyn. 


$. 654, 


Die bier befchriebene Einrichtung des Eegelfürmigen 
Kondenfators gewährt aber auch noch verfchiedene andere 
Vortheile. Die runde fo wie: die Eegelformige Geſtalt 
widerſteht nämlich dem Drude des Waffers durch eben 
diefe Form; auch find bei dieſer Geftalt Feine Falzen 
nothwendig, wie bei dem Morbergfchen Nefrigerator, 
welche Falgen fich im Innern wieder vereinigen, um den 
Drud des außern Waffers zu widerſtehen, wo der Ne: 


349 
frigerator falt ift; eben fo wenig bebarf der Konden: 
fator Röhren und Winkel aus Hol, um den Drud des 
Waſſers im Kühlfaffe aushalten zu koͤnnen. 


$. 655, 


Der Eegelfürmige Kondenfator gewährt ferner 
ben DVortheil, daß, weil der Raum, welcher fich zwifchen 
ben obern Theilen der beiden Kegel befindet,- drei Mal fo 
groß ift wie der, untere, felbiger den geistigen Dünffen 
längere Zeit verfiattet, in dem obern Raume zu verwei— 
len, und zwar fo lange, bis fie Warme genug verloren 
haben, um ‚verdichtet zu, werden. Es bleibt aus dem 
Grunde der untere Theil immer Falt; auch hat die Erfah- 
rung bewiefen, daß das Waffer im Kühlfaffe fehr warm 
an feiner Oberfläche wird, während baffelbe am Boden 
Ealt bleibt, und zwar in einem folchen Grade, daß mite 
ten im Sommer der Strom bes Branntweins ganz Falk, 
erfiheint, wenn ſolcher aus der Abflußröhre des Konden- 
fätors heraustritt. | 


9. 656, 


Eine vollffändige Weberficht der einzelnen Theile des 
Kondenfators im Zufammenhange, fo wie fie in Taf. IV. 
Fig. 10, abgebildet find, ergiebt fih aus Folgendem: 

A A A A der äußere Kegel des Kondenfators. 

BB BB der innere Kegel. Beide find von Kupfer, 
und Fönnen inwendig verzinnt ſeyn. | 

C Der Ring oder Dedel, der den obern Zwiſchen⸗ 
raum ſchließt. | 


350 


D Der Ring oder Dedel, welcher den ‚untern Zwi— 


fehenraum ſchließt. 


EE Der Raum zwiſchen den beiden Kegeln, in wel: 


chem die Verdichtung der Dünffe vor fich gehet. 


I Der offene Raum in dem innern Kegel, in welchem 


ep) 


das Waffer aus dem Kühlfaffe während der De: 
flillation tritt, 


Die Roͤhre, durch welche die geiffigen Dünfte 
aus der Blafe in den Kondenfator treten. 
Das Abzugsrohr, aus welchem der Brannt: 
wein aus bem Kondenfator in die Vorlage 
abfließt. 


I Die Füße des Kondenfators, wovon drei Stuͤ vor⸗ 


handen ſind. 


KKKRK Des große Kuͤhlfaß mit kaltem Waf: 


fer angefüllet, welches den Kondenfator umgiebt, 
und wodurch es die ausftrömende Wärme adha- 
rirt, die Derdichtung des Dunffes, im innern 


Raume beffelben, aber vermehrt. 


h. Der Kondenfator mit Tropfrinnen. 


$. 657. 


Sener Rondenfator leiſtet in der That alles, was 


man von felbigen erwarten kann. Indeſſen finden fich 
doch auch einige Nachtheile vor, die feine Vollkommenheit 
nothwendig befchränfen müffen. Bei der befchriebenen 
Einrichtung ſchlagen fish nämlich die Dünfte an den innern 
Wänden des Kondenfators nieder, werden hier zur 
tropfbaren Flüffigfeit verdichtet, und fließen nun an den 


| { 351 
innern Wänden herab, um durch das Abzugsrohr abgelei- 
tet zu werden. Um diefes Herabfließen zu verlängern, und 
falls der herabfließende Lutter oder Branntwein noch 
warm ſeyn follte, ihn noch mehr abzu£ühlen, hat man dem 
innern Kaum des Kondenfators, von der Hälfte feiner 
Höhe herab, eine fpiralfürmige Einbiegung gegeben, 
fo daß die Geflalt eines durchſchnittenen Schlan: 
genrohres gebildet. wird, in deffen Windungen fich 
das verdichtete Fluidtum herum bewegen muß, bevor 
folches das Abflußrohr erreicht, wodurch eine noch weit 
ftärfere Abkühlung erzielet wird. Jene Einrichtung ift 
fo einfach, daß man fich folche auch ohne — Abbil⸗ 
dung leicht vorſtellen kann. 


i. Vorzuͤge des kegelfoͤrmigen Kondenſators. 


. 658, 


Vermoͤge der Geſtalt eines umgekehrten und gegen 
die Spitze zu abgeſchnittenen Kegels, welche der Konden⸗ 
ſator darbietet, ſo wie vermoͤge der in ſeinem innern 
Raume angebrachten Tropfrinne, vereinigt derſelbe alle 
Vortheile gemeinſchaftlich in ſich, welche bisher als moͤglich 
gedacht werden konnten. Weil nämlich der Kegel umges 
kehrt, mit feiner Bafis nach oben zu, im Kühlfaffe pla- 
eirt iſt, und zwifchen dem aͤußern und dem innern 
Kegel nun ein gemeinſchaftlicher Raum Statt findet, der 
auf beiden Außenflaͤchen mit kaltem Waſſer umgeben 
iſt, fo wird dadurch nicht nur eine ſehr ſchnelle Verdich⸗ 
tung und Abkühlung der verdunſteten Flüffigkeit veranlaßt, 
die dadurch noch vermehrt wird, daß das Fluidum, bevor 


⸗ 


352 
felbiges aus dem Abzugsrohr herausgehen kann, nun erſt 
im untern Theile des KRondenfators bie fpiralförmige 


Tropfrinne, die immer im untern kalten Waſſer ſtehet, 
durchſtreichen muß. 


G. 659. wi 


Da ferner ein gemeinfchaftlicher Kaum für den Dunft 
vorhanden ift, und der weite innere Kaum des Kon: 
denfators fich nach oben zu gerichtet findet, fo folgt 
daraus: daß diejenigen geiftigen Duͤnſte, welche fich 
nicht zur £ropfbaren Fluͤſſigkeit verdichten koͤnnen, dem 
Geſetze der Ausdehnung gemaͤß, nach jenem obern Raume 
hinauf ſteigen, und dem Stoße eines neuen Dunſtes 
Raum geben, ohne daß der fruͤher gebildete ſich verdichten 
darf, oder unverdichtet zur Oeffnung des Abflußrohres 
hinausgetrieben, werden Fann. Aus dem Grunde gehet 
auch gar Fein Geift verloren, und der Branntwein 
deftilfirt ganz Falk in die Borlage über, | 


\B 660, 


Don der Wahrheit des Gefagten kann man fich fehr 
leicht überzengen, wenn man den Gang der Deftillation 
mittelft eines folhen KRondenfators genau beobachtet, 
und ihn mit dem eines Schlangenrohrs, fen es Auch 
von der beften Form, vergleicht. Als Nefultat einer fol- 
chen Beobachtung wird fich ergeben, daß beim Gebrauch 
des Schlangenrohres die Temperatur des Waffers 
im untern Raume des Kühlfaffes mit ber des Waf 
fers im obern Raume ziemlich immer gleichen Schritt 
halt, daß das Waffer in beiden Räumen fehr bald eine 

Tem: 


Y 


353 


Temperatur von 701 bis 75 Grad Reaumuͤr annimmt, 
und man nun mit der Verdrängung des warm. geworde⸗ 
nen Waffers, und dem Zufüllen von Ealtem nicht faumen 
darf, wenn nicht ein großer Theil der feinſten geiftreich« 
ften Theile unverdichtet als Dunſt entweichen, und zum 
Nachtheil für die Ausbeute an Branntmwein verloren 
gehen follen. 
$. 661, 

Ganz anders verhält es fich hingegen beim Gebrauch 
des Rondenfators: denn während das Waffer im 
obern Theile des Kühlfaffes fich bis zur Temperatur 
von 70 bis 75 Grad Neaumür erwärmt, wenn folches . 
beim Anfange der Deftillation eine Temperatur von 10 
Grad Reaumuͤr befaß; beharret fpäterhin diefe niedere 
Temperatur im untern Raume des Kühlfaffes, und 
man Fann die Deftillation einer Blafe, wenn die Dimen: 
fionen des Kondenfators mit ihrem Eubifchen Inhalte 
im angemeffenen Berhältniffe fiehen, zweimal. hinter einan⸗ 
der veranflalten, ohne daß es nothwendig ift, neues Waſ⸗ 
fer Hinzu zu leiten, _ Der Branntwein gehet dabei. flets 
ganz kalt über; man erleidet Feinen Verluſt an geiffigen 
nicht verdichteten Dünften, und wer Mangel an Waffer 
leidet, gewinnt auch, von dieſer Seite betrachtet, durch den 
Gebrauch dieſes Rondenfators, A 


K. Der mit einem Schlangenrohr verbundene 
KRondenfator. 


6, 662. 
Der kegelfoͤrmige Kondenfator hat ſich beim 
Hermbſt. Branntweind, I. Thl. 3 


354 


Gebrauch Dur eine e Neiße von Jahren hindurch bewährt 
bewiefen. Aber die Einrichtung der Meifch: oder Bors 
wärmer, durch deren Gebrauch fihon ein bedeutender. 
Theil des bei der Defkillation uͤbergehenden Dunſtes ver: 
dichtet wird, hat gelehrt, daß man mit einer ſchwaͤchern 
Abkühlung dabei auskommt. Diefes. hat zwar den fegel- 
förmigen Kondenſator nicht ganz entbehrlich gemacht, aber 
doch - eine Verkleinerung deffelben herbeigeführt, welches 
als eine wahre und wichtige Berbefferung angefehen wer: 
den fann. Man erreicht diefen Zweck, wenn der Kon: 
denfator um zwei Drittheil feiner Länge und 
Hshe verkürzt, und noch mit einem Schlangenrohr 
verbunden wird, 


$. 6683, 


Um eine Vorſtellung von dieſem verbefferten Kon: 
denfator mit dem Schlangenrohre zu ‚erhalten, 
dient die Abbildung. Taf. IV. Fig. 11, 

aaaa iſt der äußere, Theil. eines abgefrhnittenen 

Kegels. | 

bbbb ift fein innerer Theil. Beide in einander ge- 
ſetzte Kegelſtuͤcke, ſtehen oben 4 Zoll, unten 3 Zeil 
entfernt von einander. ke 

e ift. der King, der den obern Raum ſchlißt. 

d der Ring, der den untern Raum ſchließt. 

ee iſt der innere Raum zwiſchen beiden Kegelſtuͤcken, 
in welchen die Duͤnſte eintreten, um —— zu 
werden. 

kiſt der offene Kaum im Innern des Kegels, in wel— 
chen das Waſſer aus dem KRühlfaffe emporfteigt. 


ee ” 


* 


355 


g ift das Dunſtrohr, melches die Duͤnſte aus der 
untern Abzugsröhre des Meifhwärmers auf: 
nimmt, mit dem folches in Verbindung. ftehet, 

hhhh ift en Schlangenrohr, das mit dem un: 
tern Rohre des Kegels verbunden ift, und das ver: 
dichtete Fluidum weiter abkuͤhlt und fortleiter. 

iii. find drei Füße, auf welchen der untere Theil des 
Apparate ruhet. 

kkkk dag Kuͤhlfaß, in welchem der ganze Apparat 
-placirt und mit Waffer umgeben if, 

1 das untere Ende des Schlangenrohrs, welches 
durch das Kuͤhlfaß hindurch gehet, und zum Ab: 
laufen des Branntweins in die Vorlage be 
ſtimmt if, x 

Diefe Vorrichtung läßt da, wo man mit dem Meiſch— 
oder Vor waͤrmer arbeitet, nichts zu wuͤnſchen übrig. 

Anmerfung le dieſe .befchriebenen Apparate zur 

Branntweinbrennerei, werden von. dem_fehr ge- 
fhidten Rupferwanren- Sabrifanten, Herrn Al= 
brecht, wohnhaft in der Roßſtraße hieſelbſt, nicht 
nur ſtets vorraͤthig gehalten, ſondern auch auf Beſtel⸗ 
lung mit groͤßter Genauigkeit angefertigt, weshalb ſich 
Jedermann ſchriftlich an ihn wenden kann, ber ene 
Geraͤthe zu erhalten wuͤnſcht. 


32 


Bierzehnter Abſchnitt. 
Von der Wahl des Materiald zu den Deftillirgeräthen, 


fo wie von ber Deftillation des Branntweins 
durch Dämpfe, 


1. Seräthe von Kupfer. 
$. 664, - 


Nas fupferne Deftillirgeräthe unter allen uͤbri⸗ 
gen den Vorzug verdienen, bedarf Faum eines Beweiſes. 
Indeſſen iſt das Kupfer einerſeits ſehr theuer, und an- 
derſeits hat ſelbiges den Nachtheil, daß ſolches durch die 
eſſigartige Saͤure und das fette Oel, welche der 
Lutter ſtets zu enthalten pflegt, leicht angegriffen, aufge⸗ 
loͤſt und in Gruͤnſpan umgewandelt wird, der den Lutter 
fo wie den ſchwachen Branntwein verunreinigt, und 
den letztern oft nachtheilig für die Geſundheit macht. 


$, 665. \ 


‚ Deshalb, und um Geräthe folcher Art mohlfeiler dar: 
ftellen zu Eönnen, hat man zu mehreren andern Materia- 
lien feine Zuflucht genommen, die bier fpeciell' erörtert 
und gewürdigt werden follen. Man hat das Zinn, das 
Eifen, den Zink und das Holz als Materialien in 
Dorfchlag gebracht, um Deftillirgeräthe für die Brannt: 
weinbrennerei daraus zw verfertigen; man hat fie 
wirklich daraus verfertigt und in Betrieb gefeßt, und bie 
dabei gemachten Erfahrungen ſetzen uns nun in den Stand, 
ihren Werth zu beſtimmen. 


$. 666. 


Bei ber Wahl der Eupfernen Deftillirgeräthe ift 
freilich, wenn folche nicht auf der innern Flache verzinnt 
find, die Bildung des Grünfpans nicht zu vermeiden. 
Wenn fie aber von folcher Form gemwahlt werden, daß 
dieſe eine Verzinnung zuläßt, fo werden jene Uebel dadurch 
wenigftens zum Theil vermieden, und in diefem Fall ver: 
dienen die Eupfernen Geraͤthe vor allen uͤbrigen den Vor⸗ 
zug, weil ſie ſich am leichteſten heizen; weil fie am wenig: 
ffen ins Gewicht fallen, und endlich, weil, wenn fie abge: 
nußt find und durch neue erfekt werden müffen, das alte 
Kupfer immer noch einen Werth von zwei Drittheilen 
des Neuen befißt ). | 


Anmerkung. Wenn ich oben fage, daß durch das Ver⸗ 
zinnen der fupfernen Geräthe die auflöfende Wirkung 
der Säure und des Dels gegen bag Kupfer zum 
Theil nicht ganz vermieden wird, ſo gründet fich dieſe 
Behauptung darauf, daß: 1) die Verginnung auf dem 
Kupfer immer nur fehr leicht. haftet, und leicht zer- 
flört wird; 2) daß, wenn Kupfer und Zinn über ein- 
ander liegen, bei der Einwirfung der Flüffigfeit ein 
galvanifch - eleftrifcher Prozeß erfölgt, durch wel- 
chen beide Metalle orydirt und dadurch zur Aufloͤſung 
im Del und in der Säure vorbereitet werden, 


2. Geräthe von Zinn. 


$. 667. a 

Das Zinn hat freilich den Vorzug vor dem Kup: 
fer, daß es weniger Teicht von den Säuren angegrifz 
fen wird als jenes; daß es dem Roſten faft gar nicht 


356 


- unterworfen iſt, und daß «8 ein ber Geſundheit vollig 
unfchädliches Metall. ausmacht. Jene Vorzuͤge würden 
hinreichend feyn, ihm den Vorzug vor jedem andern Me: 
talle einzuräumen, wenn nicht. wieder andere Nachtheile 
mit feinem Gebrauche verbunden wären, die feine An- 
wendung zum Gebrauch der Deftillir- und Kuͤhlge— 
rätbfchaften in der Branntweinbrennerei unzu— 
laffig machen, | 


$. 668. 


- Zu. jenen Nachtheilen gehören: 1) fein theurer Preis; 
2) feine leichte Schmelzbarfeit im Feuer; 3)-feine gerin- 
gere Härte und die davon abhängende leichtere Biegfam- 
feit; daher es menigftens viermal fo die ausgearbeitet 
werden muß, wie das Kupfer, wenn nicht die Geraͤthe, 
bei irgend einem großen Umfange, fich leicht verbiegen und 
in fich felbft zufammenfinfen follen; diefes hat aber den 
Nachtheil, daß dergleichen aus Zinn gearbeitete Gera: 
the fehr ins Gewicht fallen, ſich nicht Leicht bewegen laf: 
fen, und wenn auch das Zinn zu einem gleichen Preife 
mit dem Kupfer angenommen wird, doch immer vier- 
mal fo theuer, als die aus Rupferblech verfertigten zu 
ftehen kommen; endlich, daß das Zinn ein fehlechterer 
Leiter für die Wärme als dag Kupfer ift, folglich die 
ganze Geraͤthſchaft mehr Brennmaterial erfordert. 


Anmerkung Wenn man indeffen erwägt, daß das 
Zinn, befonders das reine, nicht mit einem andern 
Metall verfeht, weit weniger von der Säure der Mei- 
ich e angegriffen wird, als das Kupfer, fo dürfte viel- 
leicht zu entgegnen fenn, wie fich eine Deſtillirblaſe 


j x 
f L 359 
verhalten würde, wenn der Boden von Eifenblech, 
oder auch von Kupfer, der Cylinder nebit den uͤbri— 
gen Theilen hingegen, von Zinn angefertigt würde, 
Eben fo würde zu erforfchen feyn, wie fich die aug dik— 
fem Gifenblech, nach der in Neuwied gebräuchli- 
chen Methode verzinnt, angefertigten Deftillivgeräthe vere 
halten würden, und wie folche, vücfichtlich des Preis 
ſes, gegen kupferne zu fliehen kommen. 


$. 669, 


Außer den eben erörterten Nachtheilen, welche das 
Zinn gegen das Kupfer befißt, kommt endlich auch) 
noch in Betrachtung: daß felbiges nur zu leicht der Der: 
feßung und DBerfalfehung mit dem wohlfeilern Blei, 
fo wie mit Wismuth und mit Spießglanzmetall 
unterworfen iſt; folglich der Käufer folcher zinnernen Ge: 
räthe, wenn er ſich nicht. ganz auf die Ehrlichkeit des Ver- 
fertigers verlaffen fann, immer einem Detruge ausgelegt 


bleibt, 

Anmerkung. tim die Statt gefundene Berfälfchung des 
Zinns mit Blei, mit Spießglanz der Antimon— 
metall, oder mit Wismuth zu erforfchen, iſt es hin— 
reichend, eine Portion deffelben, mit dem fechsfachen 
Gewicht eines Gemenges aus 4 Theilen Salzſaͤure 
und 2 Theilen reiner Salpeterfäure übergofien, in 

einem gläfernen Gefäße, in gelinde Märme- zu ſetzen. 
Mar das Zinn mit Blet verfebt, fo bleibt ein weißer 
Ruͤckſtand ungelöft zurück, der. falzfaures Blei if, 
Wird die gelinde Auflöfung mit 16 Theilen Waller ver- 
vünnt, und es entfieht ein weißer Niederfchlag, fo zeigt 
diefer das Dafeyn des Antimong und des Wismuths 
‚an. Bleibt bei der Verdünnung mit Wafler alles Elar, 
und läßt die Auflöfung feinen Ruͤckſtand, fo mar das 
Sinn völlig rein. 


| 360 
$. 670, 


Dean hat fonft noch den zinnernen Geräthen den 
Borwurf gemacht, daß die, aus einem mit Blei verfek- 
ten Zinn angefertigten Geräthe, indem das Blei fich 
durch vorhandene Säure auflöfe, der Gefundheit nache 
theilig werden koͤnnten; welches aber Feinesweges ber Fall 
ift, weil, wenn auch eine Auflöfung des Bleies durch 
die Effigfäure eines fauern Lutters oder Brannt: 
weins erfolgen follte,. das aufgelöfte Blei durch das _ 
Zinn felbft wieder ausgefchieden wird; daher man auch | 
in der Ihat findet, daß, Wenn man aus einem zinner= 
nen mit Blei verfeßten. Geräthe felbft Effig deſtillirt, 

das Defkillat zwar Zinn, keinesweges aber Biel aufge: 
| loͤſt enthaͤlt. 


9, 671. 

Anders verhält es fich dagegen mit dem Spieß: 
glanz (Antimon), mit welchem das Zinn gleishfalls 
verfeßt zu werden pflegt, um ihm dadurch mehr Härte 
und Glanz zu geben: denn dag Spießglangmetall 
loͤſet fich in der effigartigen Säure fehr gern und 
leicht auf, und die Auflöfung, falls fie mit dem Brannt: 
wein verbunden bleibt, ertheilt demfelben eine Brechen 
erregende Cigenfchaft, fo daß es dadurch der Sefundheit 
nachtheilig wird, Die Berfeßung mit Wis muth iff das 
gegen weniger gefährlich, weil das Metall nicht mit in 
den Branntwein uͤbergehet. 


361 


3. Geräthe von Eifen, 
5 672. 


Das Eifen iſt unter allen vorher genannten Metal- 
len das mohlfeilfte und unfchädlichfte für die Geſundheit, 
und würde aus diefen beiden ©efichtspunften betrachtet, 
zu Geräthen für die Branntweinbrennerei, vor 
jedem andern den Dorzug verdienen. Aber das Eifen 
vereinigte mehrere andere Nachtheile in fich, die folches 
zu gedachtem Behufe unbrauchbar machen, welche bier 
näher erörtert zu werden verdienen. 


S. 673. 


Das Eifen ift entweder Gußeifen, oder es iſt ge⸗ 
ſchmiedetes Eiſen, d. i. Eiſenblech. Das erſtere 
iſt ſchon haͤufig angewendet worden, um Deſtillirbla— 
ſen daraus zu verfertigen, aber man iſt gegenwaͤrtig faſt 
durchaus davon zuruͤckgekommen, weil ſolche den Erwar— 


trungen nicht vollfommen entfprochen haben. Die gegof: 


fenen eifernen Deftillirblafen find zu Teiche dem 
Springen unterworfen, eine Zerſtoͤrung derſelben, die oft 
gleich beim erſten Gebrauch erfolgt, oft aber auch erſt 
nach Jahresfriſt, aber nie ganz ausbleibt. Man hat die— 
ſem Uebel, da es faſt immer den Boden des Blaſen— 
keſſels befällt, dadurch abzuhelfen gefucht, daß man die: 
fen befonders angefertigt und an den Keffel angefchraubt 
hat; ja, man hat verfucht, ihn aus mehreren einzelnen 
Stüden zufammenzupaffen; aber nie hat man den Zweck 
ganz erreicht, immer fprang PeraRebe über lang oder kurz 
dennoch entzwei. 


362 
$. 674, 


Diefes leichte Springen der eifernen Deftillir: 
blafen macht folche aber fehr Eoftfpielig; denn Geräthe 
folcher Art fönnen nicht unter + Zoll di gegoffen wer: 
den, wenn fie fonft haltbar feyn follen; diefes bat aber 
den -Nachtheil, daß fie fehr ins Gewicht fallen, dergeftalt, 
daß, des geringen Preifes des Gußeifens. ungeachtet, 
eine folhe Deftillirblafe doch immer mwenigftens halb 
fo hoch zu fliehen kommt, als eine kupferne. Eine kup— 
ferne iſt aber faſt unverwüftlich; denn, wenn nur die 
Bodenfläche von recht dickem Kupfer angefertigt ift, fo 
halt der Boden, bei einem täglichen Gebrauche, 12 bis 
15 Jahr, und es bedarf. dann nur des Einſatzes eines 
neuen Bodens, um die Blaſe noch laͤnger gebrauchen zu 
koͤnnen. Eine Blaſe von Gußeiſen haͤlt dagegen kein 
halbes Jahr vor, ohne zu ſpringen; und ſo iſt es hier— 
durch erweislich, daß Blaſen von Gußeiſen eigentlich 
mehr koſten, als jene von Kupferblech. 

Anmerkung. Wenn man indeſſen erwaͤgt, daß bei den 
gegoſſenen eiſernen Blaſen es nur immer die Bodenflaͤ⸗ 
che iſt, welche ſpringt, der Cylinder dagegen haͤlt, ſo 
würde noch immer eine bedeutende Erfparung mit dem 
Gebrauche der gegofienen eifernen Blafen verbunden 
ſeyn, wenn nur der Cylinder von gegoffenem Ei⸗ 
ſen, der Boden dagegen von ſtarkem Eiſenblech 
angefertigt wuͤrde, das nicht mehr dem N, genun 
terworfen — 


5. 675. 


Ich habe eiſerne Blaſen geſehen, die man dadurch 
noch zu nutzen ſuchte, daß man, wenn ſelbige geſprungen 


363 


nen; den Riß zufammennietete, oder nur denſelben 
mit Blechſtuͤcken bedeckte, und diefe durch Schrauben be: 
feftigte, die Fugen auch noch durch einen Kitt verklebte; 
und fo £onnten nun viele dergleichen Blafen yon Gußei⸗ 
fen "mehrere Jahre Hinter einander gebraucht werden. 
Aber eine Blafe von 5’ 4" Durchmeffer und 1’ Tiefe, 
die täglich gebraucht wurde, und zivar in einer Brenne: 
vei, wo nichts als Getreide verarbeitet wird, hielt doch 
nicht Tänger als vier Jahre vor. Nun waren die Gei: 
tenwaͤnde, vorzüglich aber der Boden, fo dünn ge 
worden, daß man leicht mit einem Meffer hindurch flechen 
Fonnte, Auch war der Boden nicht mehr Eifen, fondern 
größtentheilg Graphit oder Neißblei (eine Verbin: 
dung von. ungefähr 95 Theilen Kohlenftoff und 5 
heilen Eifen im Hundert), das immer ein Semengtheil 
im Gußeiſen ausmacht, | 


$. 676 


Das Eifen hatte fich alfo nach und nach aufgelöft, _ 
‚und der unauflöslihe Graphit war übrig geblieben, fo 
weich, daß er mit dem Meffer gefchabt werden Eonnte. 
Wenn alfo eine folhe Blafe von Gußeifen 4 Sabre. 
vorhält, Hingegen eine von Kupfer 12 Jahre dauert, fo 
fommt fie nun viel theurer zu flehen, als die Eupferne; 
jumal das alte Eifen einer zerfprungenen Blaſe Faum 
einen Werth von 3 Pfennigen für das Pfund hat, dagegen 
das alte Kupfer 2 des Werthes vom neuen befiät. 


$.. 677. 


Wer ja, um die Koften beim erften Ankauf zu er 


364 

fparen, fih eine Blafe aus Gußeiſ en anfchaffen will, 
dem rathe ich, menigftens blos den Cylinder des Keſ⸗ 
fels, nebft Wölbung und Hals, aus Eifen gießen zu 
loffen, den Boden: hingegen aus KRupferblech oder 
Eiſenblech anzufertigen, und ihn durch Schrauben an 
die Deffnung des Keffels befeffigen zu laſſen; man ift 
dann wenigftens vor dem Gpringen des Bodens geſichert, 
und da der Keſſel auch weniger als der Boden abgenutzt 
wird, ſo kann eine ſolche Blaſe doch immer wohl eben ſo 
lange vorhalten, als eine aus Kupfer. 


6. 678. 


Leichter und wohlfeiler wird man daher zum Zweck 
gelangen, wenn man ſich einer Blaſe von ſtarkem ge: 
\fohmiedeten Eifen, d. i. Eifenblech, anfertigen läßt. 
Sie koſtet freilich weit. mehr, als eine aus Gußeiſen; 
aber fie ift auch eben fo wenig, als eine Eupferne, dem 
Zerfpringen unterworfen; und doch Fann ihr Preis 
kaum ben. dritten Theil fo wiel betragen, als’ bei einer 
aus Kupfer. Mir ift nicht befannt, daß man fihon aus 
Eifenblech Deftillirblafen angefertigt habe; e8 wird * 
wenigſtens zu verſuchen ſeyn. 


/ 


4, Geraͤthe aus Zink. 


. 679. 


Der Zink (auch Spiauter genannt) wird jetzt in 
Schleſien ſehr reichlich und von ganz beſonders guter 
Qualität gewonnen, und auf dem Walzwerk zu He— 
germühl bei Neuftadt:Ebersmwalde zu Platten aus- 


\ 


Kern, a 
gewalzt. Sein Preis ift faft fünf Mal geringer, als der 


des Kupfers, und Ddiefes hat daher fihon oft die Frage 


veranlaffet, ob nicht der Zink, als ein mwohlfeiler Stell: 


vertreter des Kupfers, zu Branntweinblafen und 


andern Geräthen für die Branntweinbrennerei ver— 
arbeitet werden koͤnne? 


. 680, 


Ob man den Zink zu dergleichen Geräthen verarbei- 
ten Eann? diefes bedarf kaum einer Erörterung, ba er 
fich fehr gut verarbeiten läßt. Ob aber Seräthe aus Zink, 
die auf der. einen ©eite der Einwirfung des Feuers, und 
auf der andern der Einwirkung der effigartigen 
Säure ausgefeßt werden müffen, hinreichend halten, und 
nicht der Gefundheit der darin producirten Produkte nache 
theilig find? das ift eine andere Frage, die fehr wohl er— 
woogen werden muß, wenn man. beim Gebrauch des 
Branntweins, der ein häufig genoffenes Getränf ausmacht, 


nicht in Gefahr gefeßt werden will, 


x 


$ 681. 


Der Zink ift Leider in allen auch den fchwächften 
Pflanzenſaͤuren fehr leicht lösbar; er findet alfo, wenn 
Seräthe aus Zink zur Deflillation des Branntmweins 
angewendet werden, Gelegenheit, auf eine Doppelte 
WB eife damit in Berührung zu treten; ein Mal mit der 
Säure, welche fich mit dem Lutter und dem Brannt- 
wein entwidelt; und zweitens _mit derjenigen, welche 
in der Schlämpe zurücdbleibt. Aber; der Zinf, in 
Verbindung mit der Effigfäure, bilder giftige, Brechen 


\ 


366 


erregende Salze, die daher im Branntwein den 
Menfchen, in der Schlampe den Thieren nachthei⸗ 
fig werden koͤnnen. Auch muß natürlich bei dieſer auflös 
fenden Kraft des Eſſigs gegen den Zink das Gefäß 
leichter als eins aus einem andern Metall zerfeßt werden: 
daher alfo Geräthe aus Zink, Behufs der Brannt-. 
 weinbrennerei, in feinem Fall zuläffig find. 


5. Geraͤthe aus Holz. 


$. 682. 


Mer zuerft die Idee gehabt Hat, in hölzernen Ge— 
faßen dadurch zu Eochen, daß man die in felbigen "befind- 
liche Zlüffigfeit durch. einen in. ihr angebrachten Ofen er⸗ 
hist, ift mir nicht bekannt. Wohl aber weiß ich, daß 
bereits vor beinahe 30 (jeßt 35) Jahren ein Staliener, 
Namens Tavelli, den Vorſchlag machte, auf folche Weiſe, 
mit vieler Erfparung an Brennmoterial, die Salz— und 
Alaunfiederei zu betreiben; und fpäterhin iſt diefe 
Methode felbft für die Branntweinbrennerei in ADORE 
dung gefeßt worden, | 


$. 683. 


Die Methode, aus hölzernen Geraͤthen Branntiwein 
zu deftilliren, feheint eine Erfindung der ruffifchen 
Bauern in den Oſtſeeiſch-ruſſiſchen Provinzen zu 
feyn. Der Berfaffer eines intereffanten Werkes *) fagt 

*) Fragmente aus dem Tagebuche eines Fremden, (des nun 


verſtorbenen agronomiſchen Schriftſtellers, Herrn von 
Eſſen, eigentlich v. Koͤrten) mehrentheils während 


367 


darüber folgendes: * Es ift bekannt, daß in Ehft = und 
Liefland weder der Bürger noch Bauer, fondern nur 
allein der Adel befugt iſt, auf feinen Gütern Brannt⸗ 
wein zu brennen. Man hält zu diefem Gefchäfte keinen 
einzigen gelernten Brenner, fondern die Bauern 
müffen dag Brennen des Branntweins, als Hofe 
dienft, verrichten, wozu einer durch den andern in der 
Kunſt angeleitet wird, 


$. 684. 


Da jene Bauern die Kunft Branntwein zu brennen 
verftehen, fo mag ein erfinderifches und luͤſternes Genie 
einſt den Einfall gehabt haben, den: Branntwein, | 
welcher für diefe Menfchen das Köfklichfte auf der Welt 
iſt, fih durch die einfachften Mittel felbft zu verfertigen, 
- Wenigftens fahe der oben genannte Autor mehrere Bölgerne 
Wafhmannen, die den Bauern weggenommen worden | 
waren, in welchen eine blecherne Röhre quer hindurch 
ſteckte, wodurch fie ihr Getreide heimlich in Branntwein 
umwandelten. 


| 9. 685. 
—Eine dergleihen Wafhwanne mit einer Bin: 
durchgehenden zu heizenden Dfenröhre bedeefen die 
Bauern mit einem platten hoͤlzernen Dedel, in deffen 
Mitte ein rundes Loch eingefehnitten ift, in das fie einen 
umgefehrten Theekeſſ el einpaſſen, der die Stelle des 
Blaſenhelms vertritt, aus welchem nun die geiſtigen 


deſſen Aufenthalte in einigen Koͤnigl. Daͤniſch. Staaten 
geſammelt. Kopenhagen bei Brummer. 1800. S. 264. 


368 


Duͤnſte in eine andere darüber ‚befindliche hoͤtzerne Roͤhre 
geleitet, und fo durch andere, beinahe fchlangenförmig zu: 
fammengefeßte, hölzerne Röhren ausgeführt werden, die 
in eine mit Waffer gefüllete Tonne geleitet find, welche 
das Kuͤhlfaß erfegt. | 


. 686, - 


Auf diefe erfte rohe dee gegründet, ließ ein bemit— 
telter Landmann, Namens Ebbefen, zu Swenſtrug 
auf der Inſel Alfen, eine hölzerne Branntmweinblafe mit 
einem im innern derfelben angebrachten Windofen anfer: 
tigen. Er ließ ein Fleines, mit eifernen Reifen beſchlage-⸗ 
nes, Faß bauen, einen ovalen unten und oben abgeplatteten 
Eupfernen Ofen darin anbringen, deffen Zug: und 
Rauchroͤhren an den Stäben des Faffes mit einem 
Kitt verftrichen wurden. Oben über dem Faffe fchließt 
ein platter hölgerner Dedel von 4‘ 3“ Durchmeffer die 
Deffnung zu, in deffen Mitte ein Eleiner Eupferner 
Helm angefeßt ift, der unten in der aufgepaßten Oeff— 
nung nur 13 Zoll Durchmeffer hat, und deffen Ablei- 
tungsrohr ins Kuͤhlfaß übergehet. 


$. 687. 


In jener Vorrichtung Hatte Ebbefen zwei Jahre 
nach einander Branntwein mit Vortheil gebrannt, und 
‚dabei nicht nur einen fehr rein fihmedenden Brannt- 
wein. gewonnen, fondern auch über die Hälfte Brenn: 
material gegen fonft erfpart. Das von Zeit zu Zeit 
Statt findende Anbrennen der Meifche konnte aber durch 
diefen Apparat nicht ganz vermieden werden. 

$. 688, 


\ ne 369 
| 9. 688, 

Jene Geräthfchaft wurde fpäterhin durch Herrn 
Neumann (einen jungen Gelehrten) dem Drofeffor 
Goͤttling ) in Jena mitgetheilt, der fie mit einer Ver⸗ 
Anderung des Helms abbilden ließ. Jene ganze Brenn: 
anftalt\befteht aus drei einzelnen Theilen: 1) einem Hl: 
zernen Faffe, das die Stelle des Blafenfeffels er: 
feßt; 2) einem Eupfernen Helm; 3) einem Eupfer: 
nen oder eifernen Windofen. Wir wollen Hier die 
Defchreibung und Abbildung gedachter Anftalt getreu 
nach der Angabe liefern, wie fie von dem oben genann- 
ten Derfaffer ($. 688.) a worden iſt. 


$- 689, 


Taf, V. Fig. 1, iſt ein hölgernes Faß, das zwar 
uͤber ſechs Tonnen, d. i. mehr an Meiſche aufnehmen 
kann, ale zu 32 Kannen oder 3 Tonne Brannt: 
wein, dänifches Maaß, erfordert wird. Es iſt aber dar: 
auf: berechnet, daß das Faß nicht bis oben angefüllet, fonz 
dern wenigftens eine halbe Elle Kaum zum ungehinderten 
Aufſteigen der Dünfte bis an den Fuß des Helms übrig 
gelaffen wird, damit die wäffrigen Dfinfte nicht gleich in 
den Helm überfleigen. Diefes Faß kann daher wenige 
ſtens zum Brennen, einer halben Tonne Branntwein ge: 
braucht werden. Um diefes Faß feft und ficher zu flellen, 
ift es rathſam, folches auf ein hoͤlzernes Geruͤſt von 5 
Fuß zu feßen, das unten am Boden, außerhalb ber Bie⸗ 
gung, noch einige Zoll hervorraget. 

”) Gättling’s Almanach für —— hunter, fuͤr das 

Jahr 1798, 

Hermbſt. Branntweinb. I Th. a 


370 
6. 690, 

Eine Abbildung diefes hoͤlzernen Branntwein: 
£effels findet fih Taf. V. Fig. 1. und 10,, wobei 
noch zu bemerken, daß Fig. 1, wegen des darin- befindli- 
chen ſchlangenfoͤrmigen Rauchrohrs, im Vergleich 
mit dem Faffe Fig. 10. mit einem graden Rauchrohr, 
in Abficht der Größe verfchieden ift; obſchon die in beiden 
Faͤſſern befindlichen Oefen an ſich, die Rauchroͤhren ausge⸗ 
nommen, voͤllig gleich ſind. 


§. 691. 


Fig. 1. iſt nach einem verjuͤngten Maaßſtabe 69“ 
oder 53° hoch. Oben an der Oeffnung beträgt der Dia: 
meter 54, und am untern Ende des Faſſes 42 Zoll. Die 
Kiehnenholzftäbe, aus welchen das Faß zufammenge- 
fegt ift, find 2 Zoll dit, Oben am Rande des Faſſes, 
wie aus a a hervorgehet, werden die Stäbe einen Zoll 
lang und breit ausgefalzt, dergeftalt, daß das oberfte Ende 
derfelben und der Außere Nand des Faffes nicht 2 fondern 
‚nur 1.300 die? bleiben. In diefem. innern 1“ langen und 
1” breiten Falz aa, wird der auf das hölzerne Faß Fig. 1 
gehörige Helm Fig. 2, eingepaffet und-feftgeftellt. 


6. 692. 


Es iſt ſehr rathſam den Boden jenes Faffes 25 bie 
3" dick anfertigen zu laffen, damit folcher von allen Sei— 
ten her bis nach dem Zapfloch x auf 2 Zoll abgefchrägt, 
und durch diefe Abfenfung der Ausfluß befördert werde. 
Nicht unten im Boden, fondern oberhalb-des Faßbo- 
dens, und zwar noch & Zoll in den Boden des Faffes 


371 


hinein, an der Stelle, wo der Boden am tiefften abge: 
fenet if, muß ein Zapfenloch von 4 bis 5 Zoll Durch- 
meffer gebohrt, und entweder mit einem Hahne oder 
Hölgernen Zapfen befeflige werden. Taf. V. Fig. 1. 
y. Wenn man flatt Kiehnenholz zu den Staͤben des 
Sales Eihenholz nimmt, fo — ſolche nicht dicker 
als 15 Zoll zu ſeyn. 


$. 693, 


Ein zweiter Haupttheil eines folchen hoͤlzernen 
Branntmweinfeffels ift der dazu gehörige hoͤlzerne 
Helm oder Hut. Derfelbe iſt Taf. V. Fig. 2, ganz 
aus Kiehnenholz vom Böttcher. angefertigt, andert- 
Halb Zoll did, mit eifernen Reifen befchlagen, und oben 
am Kopfe, fo wie-unten am Fuße, mit zwei Fupfernen Ab: « 

Teitungsröhren verfehen, welche die Dünfte in die Kühl: 
| anftalt führen. Das obere fupferne Ableitungsrohr 
ift in Fig. 2, mit pp, und das untere am Fuße des 
Helms befindliche mit rır bezeichnet; ihre Mündun: 
gen uu find mit der Schlangenröhre im Kühl: 
faffe verbunden. Diefer hölzerne Helm hat die Seftalt 
eines Kegels, dabei von feiner Grundfläche bis zur 


Spitze bie halbe Höhe des hölzernen Brannt: 


weinfeffels, auf welchen er gefeßt wird, und iſt un: 
ten om Fuße genau — weit, als die Muͤndung des 
Keſſels. 


$. 694. 


Der weſentliche Vorzug dieſes Helms beſteht darin, 
daß von der Spitze bis zum Fuße deſſelben, oder von der 
| Xa2 — 


372 


obern kurzen Ausführungsrbhre pp bis jur untern 
Ableitungsföhre rr eine Rinne mit mehrern ſchnek— 
Eenförmigen Gaͤngen nnn inwendig an dem Helm umber 
herunter gehet, und diefe obern und untern Ableitungs- 
röhren mit einander verbindet, Ein folches, in Schnef- 
fengängen von der Spitze des Helms herab, bis in. 
die untere Ableitungsröhre anzubringendes Gerinne 
wird in die anderthalb Zoll diefen und hölzernen Wände 
des Helms felbft, mit einem Hohlmeißel, #301 tief aus- 
geſtochen. Durch diefes fchlangenförmige Gerinne foll ver: 
hindert werden, daß der Branntmwein, der fi im Helm 
verdichtet hat, nicht in den Blafenkeffel wieder zu⸗ 
ruͤckfallen kann.) 


| $. 695, 


Die bei diefem Helm angebrachten zwei Abfüß: 
rungsröhren für die Dünfte, rr und pp, werden 
beide in ein Kuͤhlfaß geleite, Die untere Röhre 
darf vom Helm bis an die Schlange nicht dider feyn, 
als 1 Zoll. Dielleicht würde es noch beffer feyn, went 
die untere Roͤhre wie die obere, jede befonders, eine 
Schlange .erhielte, damit durch Die obere pp die gei— 
ffige, fo wie durch rr die phlegmatifche Fluͤſſigkeit 
befonders ausgeführt werden Eönnte, 


) Eine folche Verdichtung würde indeffen durchaus von 
feinem Nachtheil feyn. Denn was fich verdichtet, kann 
blog in Waffer befiehen, die alkoholreichen Düse 
fie werden fich nicht verdichten, und das Deſtillat wird 
reicher mit Alkohol beladen erfcheinen müflen. 


373 
$. 696, | 
Der dritte mefentliche Theil bei diefer Anſtalt ift 
der Dfen, durch welchen die Meifche im Keffel. geheißt 
wird. Kine Abbildung diefes Ofens mit feiner Heiß: 
und Rauchröhre finder fi Taf V. Fig. 3, 4, und 5. 
im Durchfchnitt, und Fig. 7. mit dem dazu gehörigen 
Roſte im Srundriß, Jener Ofen foll von Kupfer, von 
Eifenblech oder von gegoffenem Eifen feyn, und 
in der Form ein Eleines rundes Zelt darftellen. Don 
der Grundflaͤche bis zur Spitze beträgt feine Höhe 24”, 
und der Durchmeffer des runden Bodens 30 Zoll, 


5.697. 


Um die Geſtalt diefes Ofens noch genauer zu beftim: 
men, ift derfelbe, ohne Heiz: und Rauchröhre Fig. 6. 
im Durchfehnitt befonders abgebildet, Man denke fich 
deffen untere Hälfte, Fig. 6. ab cd, als einen abge: 
ſtumpften Kegel, deſſen unterer oder groͤßter Diameter von 
ce bis d 30 Zoll, deſſen oberer Diameter aber von a bis 
b 24 Zoll, und deffen perpendifulaire Höhe 12 Zoll be: 
trägt, Die auf diefem abgeftumpften Kegel fiehende und 
mit ihm ein ungertrennliches Ganzes ausmachende obere 
Hälfte des Dfens Hat die Geſtalt eines Daches oder 
ſpitzen Kegels, deffen Baſis a b 24 und deffen perpen⸗ 
difulaire Höhe, von dieſer Bafis bis zur Spitze e, 12 Zoll 
betraͤgt. Dieſe ſpitze Kegelfigur, vereinigt unten mit der 
Form eines abgeſtumpften Kegels, giebt dieſem Ofen, wie 
ſchon erwaͤhnt, das Anſehn eines kleinen Zeltes, das eine 
Hoͤhe von 24, und am runden Boden einen Diameter von 
30 Zoll hat. Dieſe ſpitze Geſtalt des Ofens wird des— 


374 
- Halb Hier vorgezogen, weil die Meifche fich weder an der 


Spige noch auf der ſchraͤgen Bedachung anlegen, als 
auch nirgends anbrennen Fann. 


$. 698. 


Um diefen Ofen zu heizen, gehet Taf. V. Fig. 4. £ 
g h i von außen durch die hölzernen Stäbe des hoͤlzer— 
nen Keffels, bis in den Dfen felbft, ein Heizrohr 
von Kupfer oder von Eifen (je nachdem der Ofen 
aus dem einen oder dem andern Metall angefertigt ift) 
und ift mit dem Ofen wafferfeft vereinigt. Der Boden 
diefer Roͤhre, welche natürlich ebenfalls von den Außer: 
ften Faßſtaͤben bis inwendig an den Ofen reicht, und be 
ren Grundriß man durch Fig. 8,, welches der Grundriß 
des Faſſes oder Keffels und des Ofens überhaupt 
ift, bi kl mn am deutlichften fich vorftellen kann, hat 
vorn bei k 1 eine Breife von 8 Zoll, und hinten beim 
n eine Breite von 12 Zoll. Die aufresht ſtehenden ‚bei: 
den Seitenwände, welche man aus Fig. 8, opundgqr 
am beften erfennen wird, find 6 Zoll hoch. Auf diefen bei- 
den Seitenwänden der Heizroͤhre o pgr Fig.8, ſteht 
eine Bedachung, deren Spike s vom Boden der Heiz: 
röhre 12 Zoll entfernt ift. 


$. 099, 


Diefe ganze Heizröhre wird von außen mit einer 
Eleinen Ofenthür bedeckt, welche die vbllige Größe der 
Heizroͤhre feldft, unten aber eine Eleine Zugthür Bat, 
wie es an Winddfen gebräuchlich ifl, Den Umriß der, 
Heizröhre und der daran befindlichen Ofenthür ſieht 


37 


man Fig. 8. opgqrs. Dieſer Heizthuͤr gegenüber 
ift an der entgegengefeßten Seite des Dfens die Röhre 
angebrarht, durch melche der Rauch abgeführt wird. Diefe 
Rauchroͤhre Fig. 5. gehet gleich aus der Mitte der 

. Bedachung des Dfens hervor, | 


x $, 700, 


Wenn diefe Anftalt zum Branntweinbrennen 
gebraucht werden fol, fo muß die Rauchröhre nicht 
rund, wie bei den Windöfen, fondern dreifantig, 
- und jede Seite derfelben, in fihlangenförmigen 
Rauchroͤhren 5 bis 6 Zoll, in geraden hingegen, 4 
bis 5 Zoll breit, zu andern DVerrichtungen aber rund 
und von ungefähr A Zoll Diameter ſeyn. Bei den drei: 
Fantigen Nauchröhren ſtehet die Spitze des Dreieds 
nach oben. Wäre die Rauchroͤhre rund, fo würde fich 
die Meifche auf felbiger anlegen und anbrennen, welches 
bei der dreifeitigen Form, in fo. fern die Spitze aufwärts 
gerichtet wird, nicht Leicht möglich iſt. | 


7 9.704, 


Die aus der Mitte des Ofendachss hervorgehende 
HKauchröhre wird wie ein doppeltes ſchneckenfoͤrmiges Ges 
Winde gezogen, wovon das innere Eleinere nicht weit um 
die Spitze des Ofens, das Außere große aber, naher au 
ben hölzernen Keffel, inwendig herumgehet, und dann 
in enfgegengefeßter Richtung von der Heizröhre, in der 
. Mitte der Höhe des Faffes, hinten durch die hoͤlzernen 
Staͤbe hinausgefuͤhrt wird. Man ſiehet dieſe ſchnecken⸗ 
foͤrmige Rauchroͤhre, in welcher Richtung ſie ſich um das 


‚376: 


Dach des Ofens und in dem Faſſe windet, bei Fig. 5., 
und den Grundriß derfelben, oder wie fie von oben im 
Saffe anzufehen ift, in Fig. 9, gezeichnet, Die ſchlan⸗ 
genförmige Rauchrohre wird durch zwei Stüßen 
Fig. 5, kkkK getragen, die auf dem Boden des Kef- 
ſels ruhen. 


$. 702. 


Da wo die Rauchroͤhre aus der Mitte des Ofen: 
daches hervorgehet, bis in die Mitte des Keffels, wo 
fie durd die Stäbe Hinausgeleitet wird, erhält das 
ſchneckenfoͤrmige Nöhrengewinde, in dem Faſſe Fig. 1., 
nach und nach eine Erhebung von beinahe 10 Zoll. Durch . 
dieſes doppelte  fihnedenförmige Gewinde der im Keffel 

herumlaufenden Raushröhre wird der Heisgrad fehr vers 
größert und noch mehr Brennmaterial erfpart, Auch 
hängt es von eines Jeden Belieben ab, flatt des in der 
Zeichnung Fig. 5. und. 9. angedeuteten doppelten 
Schnedenganges, nur einen einfachen anfertigen zu 
faffen, bei dem aber natürlich weniger Brennmaterial 
erfpart wird, | 


$. 705; 


Es gehet aber felbft aus dieſen ſchneckenfoͤrmigen 
Rauchroͤhren noch fo viel Hiße verloren, daß auf einer 
daneben angebrachten Malzdarre noch mehr Getreide, als 
in dem hölzernen Blaſenkeſſel verarbeitet wird, ges 
malzt werden Eann. Die einzige DVorficht, welche beim 
Sebrauch der doppelten Schneckengaͤnge zu beobachten iſt, 
beſteht darin: daß der Ruß, der ſich darin anſetzt, nicht 


J 


leicht anders fortgeſchafft werden kann, als daß man ſie 
auszubrennen bemuͤhet iſt, wodurch aber leicht Feuersge⸗ 
fahr veranlaßt wird. 


$, 704, 


Dei einer durch die Mitte des Keffels laufenden ge= 
raden Röhre findet jene Unbequemlichfeit nicht Statt; und 
wer Gelegenheit Bat, die Hiße, die bei der Anwendung 
eines folchen Rohrs unbenußt entweicht, noch zu andern 
Dperationen zu gebrauchen, wird fehr wohl thun, fich der 
geraden Röhren zu bedienen, man erfpart noch immer viel 
Brennmaterial dabei. Eine folche gerade Röhre darf au: 
Berhalb des Faffes nicht Länger als 12 Zoll feyn, wie fie 
Fig. 10, p x s t vorgeftelle if, 


$, 705, 


Drei Zoll von der hölzernen Keffelmauer ent: 
fernt, wird in diefer geraden Außenröhre eine Dampfklappe, 
wie fie bei den gewöhnlichen Windöfen gebräuchlich. iff, 
und fechs Zoll von diefer, ebenfalls außerhalb des Faffes, 
eine zweire Dampfklappe, wie in Fig. 10. w w, ange 
bracht; indem die Erfahrung lehrt, daß das Feuer durch 
wei Klappen, bei einer geraden Röhre, beffer in Schran: 
Een gehalten werden Fann. Eine fihlangenförmige Rauch: 
roͤhre aber wird außerhalb des Faffes nicht mit zwei, 

ſondern nur mit einee Dampfklappe verfehen. 
| $. 706, 

Die Rauchroͤhre ſowohl, als auch die Heizrößre, 

werden da, wo fie durch die Stäbe des hoͤlzernen Kef: 


378 


fels durchgehen, mit Wafſerkitt verfrichen, damit Feine 
Feuchtigkeit Hindurch dringe Im Ofen ſelbſt werden 
sier Eleine eiferne Roſte aufgeftelle, etwa, 2 Zoll Hoch, 4 
um das Feuer darauf zu legen, wie Fig. 7..ww zeigt, 
wo man zugleich den Rand des Keffels, der den 
Dfen umgiebt, nebft den Boden oder Grundriß des 
| Dfens, mit den darin fiehenden Roſten und mit dem 
Grundriß der Heizroͤhre, in welchem der vordere Roſt 
hineinſtehet, vorgeſtellt findet. Unter dem Boden des 
Ofens Fig. 3. b b b werden. brei,-einen Zoll dicke und 
vier Zoll Iange, Eupferne Füße unter einem den Ofen 
tragenden SKreuzbande befeftiget, auf welchen der Ofen 
ruhet, damit, derfelbe weder durch die eingegoffene Meis 
ſche, noch durch fein eigenes Gewicht heruntergedrüde 
werde. 
$. 707. 

Es iſt indeffen nicht gut, einen Ofen, der zur De: 
fillation des Branntmweins gebraucht werden foll, 56: 
ber als 4, 5 bis 6 Zoll uͤber dem Boden des Keffels zu 
ftellen, weil fonft die untern Theile der Meifche nicht hin— 
reichend erhitzt werden, um bie geiftigen Theile von fich 
zu laſſen. In Hinſicht des Materials zu einem folchen 
Dfen würde 'derfelbe am beften, aus einem Stuͤcke gegoſ— 
fen, aus Eifen angefertigt feyn, wenn man anders ©ele: 
genheit hat, Ihn in der Nähe gießen zu laffen; weil man 
bei der Heizung des Ofens von innen nach außen, das 
Springen deffelben nicht, wie bei der eifernen Blaſe, 
die von aufen nach innen geheist wird, zu befürchten hat. 
Im entgegengefeßten Fall muß er von Kupferblech 
oder von Eifenblech geſchmiedet werden, 


379 
$. 708, 

Was die Befchaffenheit des Brennmaterials ‚betrifft, 
deſſen man fich zum Heizen bedient, fo koͤnnen Holj, Stein: 
Eohlen, Torf ıc. in Anwendung gefebt werden, wenn fie 
nur gehörig troden find. In Rüdficht der oben befchrie: 
benen und Fig. 1. und 10 abgebildeten Brennanftalt 
folcher Art, ift angenommen worden, daß frodnes Holz 
gebraucht werden folle. Daß der Ofen nicht früher ge 
heizt werden darf, bis er im Keffel mit der Meifche 
umgeben ift, verfteht ſich von felbft, 


F. 709. 


Nimmt man an, daß der kubiſche Inhalt des Ofens 
in dem Keſſel Fig. 1., mit Inbegriff ſeiner doppelten 
ſchlangenfoͤrmigen Rauchroͤhre, etwa ſechs Kubikfuß be 
traͤgt, ſo wuͤrde dagegen der Ofen im Keſſel Fig. 10. 
mit ſeinem kurzen geraden Rauchrohr nur etwa vier 
Kubikfuß enthalten. Es iſt aber leicht zu erachten, daß, 
bei gleichem Brennmaterial, ein Ofen von ſechs Kubif: 
fuß auf eine gleich große Maſſe Meiſche eine groͤßere 
Wirkung ausuͤben muß, als einer von vier Kubikfuß. 
Vorausgeſetzt alſo, daß der Ofen nicht mit einer ſchlan⸗ 
genfoͤrmigen, ſondern mit einer geraden Rauchroͤhre 
angefertigt werden ſoll, ſo iſt folgendes Verhaͤltniß bei der 
Brennanſtalt, um in den Keſſeln Fig. 1. und Fig. 10. 
eine beiden gleiche Wirkung zu veranlaſſen, zu beob: 
achten. 


ge. 70, 
Der Dfen an fich, Fig. 10., bat eine vollkommen 


380 


gleiche Größe mit dem Ofen Fig. 1. oder mit Fig. 6., 
jedoch muß felbiger nicht, wie fihon erwähnt, mit der 
fihlangenförmigen Xauchröhre, Fig. 5. und Fig. 9, 
fondern mit einer Furzen gerade aus gehenden Rauchroͤhre, 
wie Fig. 10, prst bezeichnet worden, verſehen ſeyn. Der 
zu folh einem Ofen gehörige hölzerne Keffel muß fol- 
gende Dimenfion erhalten: 62 Zoll Höhe, 50 Zoll im 
obern Durchmeffer, 39 Zoll im untern Durch: 
meffer, und 14 bis 13 Zoll in der Dice der RP 
woraus der Keffel —— iſt. 


\y /711, 


Sollte man beim Branntweinbrennen, wegen 
Mangel an Höhe im Brennhaufe, die Fig. 1, und 
Fig. 19, abgebildeten Keffel nicht aufftellen koͤnnen, fo ift 
e8 leicht, felbige niedriger zu machen, und dasjenige dem 
Keffel in feinem breiten Durchmeffer beizulegen, was 
man feinem Durchmeffer in der Höhe zu rauben gendthigt 
ift; und eben fo müffen auch die DVerhältniffe des 
Dfens abgeandert werden. Daß man eine folche Anflalt, 
außer zur Branntweinbrennerei und zum Heizen 
der Fläffigkeit, felbft in der Bierbrauerei mit Nußen 
anwenden kann, verfteht fich von felbft, | 


6. Bemerfungen über die hölzernen 
Branntweinblafen. 


G. 712, 


Wenn man ermwäget, daß bei jeder andern Vorrich— 
tung die Hiße des Brennmaterials, welches zum Heizen 


FB 


381 
einee Branntweinblafe gebraucht wird, fich in zwei 
<heile zertheilt, wovon nun der eine den metallenen Bla: 
fenfeffel durchdringt und auf die in felbigem eingefchlof: 
fene Meifche wirft, um folde zum Sieden und zum. 
Perdunften zu bringen, der andere Theil hingegen 
durch die Keſſelmauer größtentheils unbenußt ente 
weicht; daß hingegen hier, wo die Heizung im Innern der 
Meifche felbft gefchieht, weiter Feine Hiße fich verlieren 
fann, als die, welche durch den Schornſtein hindurch 
gehet, die aber hier zum Heizen einer Malzdarre be— 
nutzt werden kann; ſo wird es leicht, die Vortheile zu be— 
rechnen, welche, in Rüdficht der Erfparung an Brenn: 
material, diefe Vorrichtung gewähren muß. 


§. 718. 


Es ſtehen aber dieſer hoͤlzernen Brennanſtalt zweier⸗ 
lei Nachtheile entgegen, die theils in der Natur der Sache 
gegruͤndet, theils aus der Erfahrung beſtaͤtigt ſi nd, wie 
ich mich felbft bei einer folchen Vorrichtung, in der der 
Ofen von Kupferblech angefertigt war, zu uͤberzeugen 
Gelegenheit gehabt habe. Der erſte Nachtheil beſteht 
darin, daß die hoͤlzernen Staͤbe da, wo der Eingang 
zur Feuerung iſt, ſo wie da, wo das Rauchrohr aus— 
gehet, nicht nur leicht ſpack werden und Fluͤſſigkeit Hinz 
durch laſſen, fondern daß fie nicht felten felbft in einen 
Zuftand der Verkohlung übergehen, Der zweite Nach: 
theil befteht darin, daß der Keffel, vermöge der Porofität 
des Holzes, eirien großen Theil der geiftreichften Dünfte 
hindurch laͤßt, die alfo zum Nachtheil für die Ausbeute 
an Branntwein entweichen. 


352 | 
| $. 714, 

Behaͤlt man hingegen! alles Uebrige bei, ändert aber 
den Blafenfeffel flatt des hoͤlzernen in einen fol 
hen aus Kupferblech, aus Eifenblech, oder aus ge: 
goffenem Eifen um, in deffen innern Raum nun der 
gleichfalls aus Gußeiſen oder Eif enblech angefertigte 
Dfen placirt wird, fo find alle Zwecke erreicht, die man zu 
erreichen trachtet. Denn nun iſt an ein Zerfpringen des 
Keffels nicht mehr zu denken, eben fo wenig kann der 
Branntmweindunft entweichen, und die Erfparung an 
Brennmaterial wird ganz erfüllt, | 


$. 715, 


Da indeffen die fehlangenformig gewundenen Heizröhs 
ven fehr leicht mit Ruß verffopft werden, und gerade 
aus gehende Röhren die Hitze zu fehnell hindurch laſſen 
ſo wuͤrde ich vorſchlagen, die Hitze durch drei ſenkrechte 
Roͤhren hindurch zu leiten, die ſich am obern Theile in 
einen gemeinſchaftlichen Rauchfang, als Ausgangs— 
rohr, vereinigen, um der zu heizenden Fluͤſſigkeit mit dem 
geheizten Rohre mehr Beruͤhrungsflaͤche darzubieten, wo— 
durch viel Brennmaterial erſpart werden wird. 


$. 716. 


Hier tritt alfo der Sal ein, wie Branntwein— 
blafen aus Gußeifen mit großem Vortheil in Anmwens 
dung gefeßt werden Eönnen, weil nun an Fein Zerfpringen 
einer folchen Blafe mehr zu gedenfen ift, und folche jeßt, 
da fie nicht unmittelbar vom Feuer befpült wird, weit 
länger vorhalten muß, Ja man wird wielmehr noch ei: 


383 


nen weit -größern Bortheil daraus ziehen Lonnen, der darin 
befteht, daß man mehrere Blafen neben einander ftellen,; 
und wenn man fich der gerade aus gehenden Heizroͤhren 
bedient, diefe aus der einen: in die andere hindurch leiten 
Eann, um alln Wärmeftoff aus der Röhre in bie 
Blafen zu abforbiren. . 


B. 717, 


Jenes ift zwar nur eine Idee, deren Ausführbarfeit 
ich noch nicht unterfucht Habe, für deren guͤnſtigen Erfolg 
ich alfo auch Feinesweges haften kann. Es feheint ihrer. 
Ansführbarkeit aber: fchlechterdings nichts entgegen zu fie: 
hen, und. fie verdient daher näher geprüft zu werden. 
Es würde ſchon die Mühe lohnen, wenn ein bemittelter 
Partikulier die Koften daran menden wollte, die Aus- 
führbarfeit diefer dee zu unterfüchen; fie Eönnen nicht 
fehr bedeutend feyn, und - eine wichtige Wahrheit wird 
dadurch gewiß gefunden. 


7. Die Deftillation des Branntweins mit 
Däampfen | 


8: 718, 


Der: berühmte Graf Rumford war der Erffe, wel: 
cher bewieß, daß die Heizung der Fluͤſſigkeiten durch 
Dämpfe mit einer bedeutenden Erfparung an Brenn: 
material veranflaltet. werden koͤnne. Sie bat fich be= 
ftätigt, und iſt fpäterhin auch auf die Branntwein 
brennerei in Nutzanwendung gefeßt worden. Ich rede 
bier nicht von den fehr Eomplicirten und Foftfpieligen Bor: 


384 


richtungen, welche die Franzo ſen darauf gegrändet ha— 
ben; fie finden fich im Anhange zu dieſem Werke beſchrie-⸗ 
ben und abgebildet, Hier foll allein dasjenige erdrtert 
werden, was Deutfihe oder andere Nationen darüber 
ausgemittelt und angewendet haben, nachdem ich zuvor im 
allgemeinen die Orundfäße erörtert Habe, worauf die Hei: 
zung der Slüffigkeiten durch. Dämpfe geſtuͤtzt iſt. | | 


ad, 


Es ift eine befannte Erfahrung, daß, wenn reines 
Waffer in einem offenen Gefäße bis zum Sieden erhigt 
wird, folches, bei einem Barometerflande von 28 Zoll, 
nie einen hoͤhern Grad der Temperatur anzunehmen ver— 
moͤgend iſt, als 80 Grad Reaumuͤr (— 212 Grad Fahr.). 
Dei diefer Temperatur kommt das Waffer in’ wallende 
Bewegung, und alle fernerhin darauf wirkende Wärme, 
die fich aus dem brennenden Material entwidelt und mit 
‚dem fiedenden Waffer in Cohaͤſion tritt, wird dazu verwen⸗ 
det, ſolches in die Geſtalt des Dunſtes auszudehnen, und 
als ſolchen zu entwickeln, ohne daß der Dunſt eine hoͤhere 
Temperatur als das ſiedende Waſſer beſitzt. 


g. 70. 


Es iſt aber aus der Erfahrung bekannt, daß, waͤhrend 
das ſiedende Waſſer in die Form des Waſſer— 
dunſtes uͤbergehet, ſolches noch ſo viel Waͤrmeſtoff 
kohaͤrirt, als vermoͤgend ſeyn wuͤrde, im freien Zuſtande, 
im Thermometer eine Temperaturerhoͤhung von 243° R. 
(= 88 Grad Fahrenheit) zu veranlaffen. Diefe Wärme 
des Dunftes wird aber ausgefondert, wenn bderfelbe in 

einen 


385 


einen Ealten Raum Übertritt, und der Dunſt gehet nun 
wieder in die Geſtalt einer tropfbaren Fluͤſſigkeit zuruͤck. 
Diefes iſt der zureichende Grund, warum bei gewöhnlichen 
Deftillirblafen der Blaſenhelm ſich ſo fehr erhiße, 
warum die Meifche im Meifhwärmer erhigt, und 
warum, das Waffer im Kuͤhlgeraͤthe oft bis zum Sie— 
den gebracht wird: denn in allen diefen Fällen ift es die 
aus den Dünften fich abfondernde Wärme, die.nun an 
jene Materialien überftrahlt, und mit ihnen in Cohaͤſion 
tritt; und fo koͤnnen natürlich andere Fläffigfeiten durch 
diefe Warme wieder erhißt und zum. VBerdunften gebracht 
werden, 


$. 721, 


Wird diefes Sefagte auf die Branntweinbren: 
nerei in Anwendung gefeßt, fo folgt daraus, daß, wenn 
der Dunft unmittelbar in eine mit Meifche gefüllte 
Branntweinblafe geleitet wird, fih die Wärme 
deffelben an die Meifche abfeken, und folche zuletzt zum 
. Sieden und Berdunften, alfo zum Deftilliren 
bringen muß. Diefes.ift in der Natur der Sache begrün: 
det, und durch die Erfahrung bewiefen; es fommt aber 
nun noch darauf an, zu unterfuchen, welches die möglichft 
befte Weife ift, wie diefe Erfahrung in Nutzanwendung 
gefeßt werden kann. 


722. a 
Man kann als Durhfehnittsfag annehmen, daß 
um einen Theil Waffer zum Sieden zu erhißen, bie 


Maſſe des Dunſtes, in welche 2 der Waffermenge ver: 
Hermbſt. Branntweinb. I. Thl. db 


386 


wandelt: werden kann, verwendet werden muß, Da die 
fer Dunft aber, indem derfelbe, wenn er unntittelbar in 
die kalte Metfche, die in der Deftillirblafe enthal- 
ten ift, geleitet wird, um fie zum Sieden und Ver: 
dunften zu bringen, zur tropfbaren Fluͤſſigkeit 
verdichtet werden muß, fo folgt daraus, daß die Maffe 
der Meifche um den fünften Theil ihres Volums ver⸗ 
mehrt werden muß, folglich eine Verduͤnnung erleidet, 
wodurch der Ruͤckſtand (die Schlaͤmpe), wenn ſolche 
als Nahrungsmittel für das Vieh angewendet wird, in 
ihrer nährenden Kraft um den fünften dr geſchwaͤcht 
werden muß. 


$. 723, 


So würde e8 fih 3. B. verhalten, wenn die Mei: 
f che felbft gar nicht zum Ausdünften. kaͤme. Sie kommt 
aber alle Mal’ ins Sieden und Verdunſten; es ent 
weicht alfo daraus ein Theil derfelben als Lutter, und 
e8 fragt fih nun: wie verhält ſich die Maſſe des Ent- 
weichens der Flüffigfeit zur Totalfumme der Meiſche? oder 
wie viel kann man mit einem Grade von Zuverficht an- 
nehmen, daß die Schlämpe in der Lutterblafe, bei 
einer folchen Bearbeitung mit Dunft, mehr verduͤnnet 
werde, als auf dem gewoͤhnlichen Wege? 


$. 724 


Wenn eine Blafe auf dem gewöhnlichen Wege Über: 
getrieben wird, bis Waffer'in der Vorlage erfcheint, fo 
beträgt die Maffe des Lutters, für einen Berliner Schef— 
fel Roggen, zu SO Pfund gerechnet, im Durchſchnitt 50 


ı 387 


Berliner Quart: alfo für 100 Pfund Getreide uͤberhaupt 
62: Quart, Nimmt man nun an, daß beim Einmei: 
{hen das Verhältniß der trodnen Subſtanz zur 
Wäffrigfeit, wie 1 zu 8 beobachtet, und 100 Pfund 
Getreide oder eine andere trodene Subſtanz mit einem 
Male eingemeifcht worden ift, fo beträgt dieſes 800 Pfund 
(= 320 Berliner Quart). Davon deftilliren 62% Quart 
Lutter über, und der in die Flüffigfeit übergegangene 
und darin verdichtefe Dunft vermehrt fie um den fünf: 
ten Theil, alfo um i60 Pfund (= 76 Quart); folglich 
beträgt die Verdünnung der Meifche oder Schlampe 
in der Blafe, wenn mit Dampfen deſtillirt wird, nicht 
viel mehr, als das, was an Lutter entweicht, und der 
Einfluß, welchen diefes auf das Verhaͤltniß der Gchlämpe 
als Nahrung für's Vieh hat, kann alfo von Feiner Bedeu: 
tung ſeyn; und er wird ganz hinwegfallen, wenn im Win- 
ter gebrannt, und das Verhältniß der trodnen Sub: 
ſtan z zur Fluͤſſigkeit, wie 1 zu 7 beobachtet wird. 


§. 725. 


Man wird dagegen eine ſolche Verduͤnnung der 
Schlaͤmpe ganz und gar vermeiden koͤnnen, wenn man 
die Dampfe, die zum Heizen der Flüffigfeit gebraucht 
werden, nicht in die Meifche unmittelbar treten läßt, fon: 
dern dergeſtalt applicirt, daß ſolche die Fluͤſſigkeit nur 
von außen erhitzen Diefer Zweck kann dadurch erreicht 
‚werden, daß man den Blafenfeffel in einem andern 
Behaͤltniß von Holz Iuftdicht einkittet, dergeftalt, daß 
ein hinreichender Zwiſchenraum zwifchen beiden bleibt, in 
welchem die heißen Dünfte cirfuliren Eönnen, die dann 
Bbe2 


388 

‚geeignet find, ihren Wärmeftoff an die Fläffigkeit im 
Blafenfeffel abzufegen und fie zum Sieden und 
Derdampfen zu-erhißen; wobei, um das Ausftrömen 
der Dünfte durch das Holz, fo wie das Spackwerden 
deffelben zu vermeiden, der Hölgerne-Behälter inmwen: 
dig, mit duͤnnem Kupfer, oder gewalztem Blei 
ausgefchlagen werden kann. 


$. 726, 


Bei einer ſolchen Vorrichtung koͤnnte man allerdings 
den Einwand machen, daß, wenn der Dunft einmal fo 
viel Waͤrme an die im Blafenkeffel befindliche Mei: 
ſche abgefeßt hat, Daß diefe zur Deftillation gefommen 
ift, nun feine fernere Verdichtung. deffelben mehr möglich 
fey, und, zum Nachtheil für das zur Unterhaltung feiner 
Bildung erforderliche Brennmarerial, man entweder 
einen. großen Theil unbenußt entweichen laffen, oder eine 
Zerfprengung des. Behälters befürchten müffe: Diefer Ein: 
wurf ift allerdings gegründet; er fällt aber Binweg, wenn 
man erwägt, daB eben dieſer Dunft zur Beſchickung 
von mehreren an einander fiehenden Blafen benußt werden 
kann; dergeftalt, daß mit einer und ebenderfelben Maffe 
an, Brennmaterial: entweder: aus 'mehrern DBlafen 
zugleich geluttert und geweinet, oder auch zu gleicher 
Zeit aus der einen Lutter, aus der zweiten Brannt: 
wein und aus der dritten Spiritus deſtillirt werden 
kann. 


309 


8. Dampfapparat mit Eupferner Blaſe nach 
| des Verfaſſers Idee. 
MT, 

Es feyen Taf. VI. Fig. 1. ABC drei auf einan= 
der folgende Blafenkeffel von Rupfer, Jeder fey 
18 tief und habe 4 Diameter. Das PVerhältniß des 
Totaldurhmeffers zum Durchmeffer der Blafen- 
mündung einer jeden verhalte fih, wie 5 zu 3. A fey 
in einem Ofen wie gewoͤhnlich eingemauert, um geheizt zu 
werden. B und C hingegen, ruhen in einem hoͤlzernen 
Behälter, mit ausgelaugter Lohe, mit Saͤgeſpaͤ— 
nen oder einem andern fehlechten Leiter für die Wärme 
umgeben, Aus dem Boden jeder einzelnen Blaſe gehe 
ein Abzugsroßr aaa für die Schlaͤmpe heraus, das 

außerhalb der Umgebung der Blafe mit einem Hahn bbb 
geöffnet und verfihloffen werden kann. A hat in c eine 
Deffnung, die zum Einfüllen der Meifche beſtimmt ift, 
und mit einem eingefehraubten Stöpfel d verfchloffen wers 
den kann. Statt des Helms ift die Halsmündung 
mit einem Dunftleitungsrohr ef verfihloffen, das in 
£ mit einem zweiten Rohr g zufammengefügt werden Eann, 
welches in die Blaſe B hineinreicht, und im Innern der: 
ſelben hi bis an den Boden hinab gehet, auf deſſen 
Mitte es fich öffnet; es ift dazu beſtimmt, die Dünfte, die 
ſich aus der erſten Blaſe emporheben, in die Fluͤſſigkeit 

der zweiten uͤberzuleiten. 


| . 728. 
Die Halsmündung der zweiten Blafe B- k 1 ift, wie 


390 


bei der erften, mit einem Dunftleitungsrobre m 
n verfchloffen, das in o in eine Köhröffnung hineinpaft, 
die fich aus dem Innern der Blafe C erhebt, im Saffe 
von C aber p q fich bis auf den Boden hinabſenkt, und 
ſich in der Mitte Öffnet. Es dient dazu, die Duͤnſte aus 
der Blaſe B in die Flüffigkeit, Die in C enthalten if, über- 
zuleiten, um fie ins ©ieden und Berdunften zu feßen. 


— TER 


Die Blaſe C hat ganz die Geſtalt der vorigen Bei— 
den. Das Dunftleitungsrohr derfelben r s ſtehet 
nun mit dem Abfühlungsrohr eines Kühlfaffes 
t u in Verbindung, das dazu beſtimmt it, die erforder: 
liche Abkühlung des Deftillats vor feinem Uebergange in 
die Vorlage zu bewirken; von welcher Art auch der Kühl: 
apparat ſeyn mag. Um endlich zu verhüten, daß, wenn 
die Entweichung der Dünfte in der Blafe A nachläßt, nicht 
durch den leeren Raum, der darin veranlaßt wird, fo wie 
durch den Drud der Luft, die durch das Dunſtrohr 
der Blaſe C in das Innere geführt wird, ein Webertre- 
ten der Meifche aus der einen Blaſe in die andere 
möglich fey, ift über dem Dunftrobr einer jeden derfel- 
ben rrr ein Dahn angebracht, durch deffen Eröffnung 
Luft von außen hinzu geleitet werden Fann, um dadurch 
im Sinnern der Blafenräume ein Gleichgewicht zu 
veranlaffen. 


§. 730, 


Soll nun mit diefem Apparat gearbeitet werden, fo 
wird die Blafe A bis an die Halsmündung mit 


391 


Meiſche angefuͤllt; die andern beiden aber, B und C, 
werden nur um 3 des innern Raums angefüllet, Wenn 
alles in Stand gefeßt ift, wird nun bie Dlafe A zum 
©ieden der darin befindlichen Meiſche erhißt. Die 
Dünfte derfelben treten nun in die Meif che der Blaſe 
B über, erheben diefe auch. endlich zum! Sieden, und 
aus diefer gehen nun die gebildeten Dünfte in die Blaſe 
C über. Was aus diefer in Dunft übergebt, wird nun 
endlich in den Kühlapparat abgeleitet und geht jet 
als Branntwein in die Vorlage über, Dagegen wird, wie 
gewöhnlich, die Schlämpe in jeder. einzelnen Blafe, von | 
den geiftigen Theilen befreit, zuruͤckbleiben. 


el, 


Es ift leicht zu erachten, daß, wenn. man, ſtatt mit 
Meifche, jene drei Blafen mit Lutter anfüllet, in eben ' 
der Art, wie vorher gedacht worden, man nun, weil die 
geiffigen Theile aus A in B, und die aus B, verbunden. 
mit denen aus A, in C gemeinfchaftlich übergehen, nun _ 
das Deſtillat, welches aus C in den Kühlapparat über: 
gehet, aus den geiftigen Theilen A + B + C zufammen 
verbunden iſt. Da nun ferner die geiffreichften Theile ſich 
zuerft verflüchtigen, fo «wird man aus der Blaſe C zuerft 
Spiritus, dann Branntwein und zulest Nachlauf 
gewinnen. Daß man bei diefer Einrichtung wenigffens 
die Halfte an Brennmaterial erfpart, ift Eeinem 
Zweifel unterworfen, 


6782, 


Wollte man die fpirituöfen Dünfte aus dent legten 


392 


Dunftroßr rn, bevor folhe in das Kuͤhlrohr Übertre 
ten, erft in einen Raum von Kupfer übertreten Iaffen, 
deifen Temperatur ftets mit Waffer von 65 Grad Reau— 
mür umgeben ift, fo daß alle wäffrige Theile, welche bei 
diefer Temperatur nicht mehr dunftförmig bleiben koͤnnen, 
ſich zur tropfbaren Fluͤſſigkeit verdichten muͤſſen, und 
wollte man ſolche aus dem Behälter durch eine Kommu- 
nifation dann in die Ießte Blafe C zurücdführen: fo wuͤr— 
de man beim Gebrauche diefes Apparats, unfehlbar aus 
der Ießten Blaſe genau einen meiß abſoluten Alkohol 
erhalten muͤſſen. 


. 9. Dampfapparat aus Holz und Kupfer nach 
des Verfaſſers Idee. 


$. 733. 


So vortheilhaft auch jene Vorrichtung, in Rüdficht der 
. Erfparung an Brennmaterial ift, fo leiſtet fie doch noch 
nicht alles, denn die Diünfte, welche dabei aus dem ei: 
nen Geräthe in das andere Überfreten, und fich dafelbft 
zur tropfbaren Flüffigkeit verdichten, bevor fie, folche felbft 
wieder ins Sieden bringen, veranlaffen doch allemal eine 
Verdünnung der Schlämpe, die nach der vollendeten 
Deftillation zuruͤck bleibt, ad für ihre naͤhrende Kraft 
nachteilig ift, 


5. 734. 


Um jenen Nachtheil abzuftellen, wird man fi ih * 
folgenden Vorrichtung mit Nutzen bedienen koͤnſen. Man 
denfe fish drei hinter ‚einander folgende Deftillirblafen 


393 


von Kupfer, Taf. VI. Fig. 2. ABC, jede 1 Fuß tief 
und 5 Fuß im Durchmeffer. Jede diefer Blafen ift bis 
an den Hals derfelben, in einem cylinderförmigen Faffe 
a aaa, mit nufgefeßtem, in der Mitte durchbrochenen, 
Deckel dergeftalt eingefenft, oder wird darin auf Füßen 
getragen, daß zwiſchen der innern Fläche des Faffes 
und der. Außern Fläche der Blafe ein Abfland von 
vier. Zoll bleibt. - Das Faß fey, fo wie fein Dedel, in- 
wendig mit gewalztem Blei ausgefchlagen, und mit der 
daſſelbe einfchließenden Blaſe fo feſt verfittet, daß Fein 
Dunft hindurchdringen kann. An jeder Blaſe gebe, 
“am Fuße bderfelben, ein Abzugsrohr bb b Heraus, 
und dur) das umgebende Faß hindurch, das außerhalb 
deffelben mit einem Hahne ce c c verbunden iſt, und da⸗ 
durch ie und gefehloffen werden kann. 


$. 735, 


* pieferm Abzugsrohr, mit dem Sahnen vers 
bunden, befindet fih am Boden eines jeden der. die drei 
Blaſen einfhließenden Faͤſſer, d dd ein zweiter Eleiner 
Hahn, oder auch nur ein Zapfen, der dazu beſtimmt 
ift, das aus. den verdichteten Dünften gebildete und in den 
Zwiſchenraͤumen ſich angeſammelte Waſſer abzulaſſen. End⸗ 
lich gehet aus dem Boden des erſten Faſſes in e ein was 
gerechtes kupfernes Rohr, 3“ im Diameter und 12“ lang, 
das in Fin das zweite Faß Übertritt, und aus dem. zwei⸗ 
ten Faffe gehet in g ein zweites Rohr haus, das ini 

in das Faß der dritten Dlafe tritt. Jene drei wagerecht 
liegenden Roͤhren ſind dazu beſtimmt, die Duͤnſte, welche 
ſich nicht verdichtet haben, aus dem einen Faſſe in das 


394 


Folgende über zu leiten, und das Erhigen der Blaſen zu 
verrichten. 


6. 736, 


Por der erften Blafe befindet fich ein kupferner 
Keffel D, der auch von Eifenblech angefertigt feyn 
kann. ©eine Tiefe beträgt 2 Fuß, fein Durchmeffer 5 Fuß. 
Der Durchmeffer feines Halfes KK betrage 3%. Er 
ift mit einem Fupfernen Dunſtrohre 1.1 verſchloſſen, 
deſſen enge Oeffnung m nur 6 Zoll weit iſt, und ſich in 
dem Faffe der erſten Blaſe bei n begiebt. Es ift dazu 
beftimmt, den Dunft des in jenem Keffel fiedenden Waf- 
fers in den Zwiſchenraum zwifchen diefem Faffe und 
der darin placirten Blafe zu leiten. Am Boden des 
gedachten Keffels gehet ein Fupfernes Rohr o wagerecht 
durch die Mauer hindurch, und ein zweites Ahnliches, am 
obern Theile deffelben p. Beide find außerhalb der Kef: 
felmauer durch ein fenfrechtes gläfernes Rohr op 
vereinigt. Es dient dazu, den Stand des Waffers im 
Keffel von außen wahrnehmen zu koͤnnen. Auf der Bruft 
des Keffels in q befindet fich eine 3“ weite Deffnung, die 
mit einem Stöpfel verfchloffen werden kann, und dazu 
beftimmt ift, neues Waſſer in den Keffel zu führen, wenn 
das vorhergehende verdunftet if, welches an ber Höhe des 
Wafferftandes, im außerhalb angebrachten staltaam 
Rohr, wahrgenommen werden Fann. | 


gr, 


Die Halsmündung einer jeden diefer 3 Blaſen 
ift mit einem Dunftleitungsrohr rrr verfhloffen, 


395 
das mit feinem Schnabel sss entweder in das Rohr 
einer Kuͤhlgeraͤthſchaft tritt, welche den daraus. her: 
vorgehenden Dunft aufnimmt, daun zum Branntwein 
verdichtet, und ihn als folchen in die Vorlage überführt; 
und fo gewinnt man den Vortheil, daB auf diefem Wege 
aus 3 Blaſen zugleich, mit einerlei Feuerung, deftillire 
werden Fann, Denn der Schnabel eines jeden Dunft: 
leitungsrohres, das hier die Stelle des Blafen- 
Helms vertritt, gehet in den. Kopf des darauf ſtehenden 
Deftillirhelms über, wie folches in der Figur ttt 
vorgeftellt ift. | 


$. 738. r 


Wählt man die Ießtere Vorrichtung, fo treten aus der 
legten Dunftleitungsröhre die Dünffe in eine Kühl: 
geraͤthſchaft, welche nun das Deſtillat aus allen 3 
Blaſen aufnimmt und verdichtet; wodurch viel Kaum 
in der Brennanftalt erfpart wird. Da vermistelft 
diefer Vorrichtung die Meifche in jeder einzelnen Blafe, 
durch den fie in ihrem Behälter umgebenden Dunft des 
im Dunftfeffel fiedenden Waffers, zum Gieden und 
Verdunſten gebracht wird, ſo gehet immer der Brannt⸗ 
weindunſt aus der einen Blaſe in die andere uͤber, und 
ſammelt ſich zuletzt in der Kuͤhlanſtalt gemeinſchaftlich 
zuſammen, um verdichtet zu werden, Gehet dagegen Waſ— 
fer über, fo kann man ficher überzeugt feyn, daß die De: 
ſtillation in allen 3 Blafen beendigt if. Daß man audy 
auf diefe Weife gleich einen meift abfoluten Alkohol aus der 
Meifche produciren fann, wenn man die Dünfte aus 
dem Dunſtrohr der Ießten Blaſe erft in einen mit 


396 | 
MWaffer von 65 Grad Reaumuͤr umgebenen Derdichter 


treten IAßt, fo wie‘ er ($. 732) angegeben worden if, be: 
darf Feines weitern Beweiſes. 


5 739. 


Zwar habe ich eine folche Anftalt, wie die (99. 727 
und 733) von mir befchriebene, jeßt noch nicht ausgeführt, 
fie ift blos in der Sdee bei mir gegründet; ich fehe aber 
nicht ein, was ihrer Ausführbarfeit entgegenftehen fol, 
und werde fie im Kleinen auszuführen bemuͤhet feyn. Die 
Vortheile, welche aus einer folchen Anftalt hervorgehen, 
würden darin beftehen: 4) daß Brennmaterial da 
durch erfpart wird; 2) daß Fein Anbrennen der Meifche 
möglich iſtz 3) daß man fich ohne Bedenken eiferner 
Blaſen dazu bedienen kann; 4) daß ein fehr reiner 
Branntwein dadurch gewonnen werden muf, 


$. 740, 


Endlich Eönnte man auch den Dunftfeffel, ftatt 
ihn mit Waffer zu füllen, mit Lutter anfüllen, fo 
würde diefer gemweinet werden, und der Branntwein 
fih in dem Dunftraume zwifchen der Blaſe und . 
ihrer Umgebung anfammeln. Was fich darin verdiche 
tet, kann am Ende der Deftillation aus den Abzugs: 
haͤhnen abgeleitet werden, Dahingegen das letzte Rohr 
mit der Kühlgeräthfchaft in Verbindung gefegt wer⸗ 
den koͤnnte; wodurch dann der daraus übergehende Dunft 
in der Vorlage mit dem. übrigen Branntwein zugleich ge: 
wonnen wird. 


397 


| -$ 744. RR 
Ich beſcheide mich gern, daß ein geſchickter Künfkler 
diefe meine DVorfchläge noch wefentlich zu verbeffern ge: 
[hit feyn wird, Sie verdienen wenigſtens unterfucht zu 
werden; und e8 würde mich freuen, wenn ein patriotifcher 
Landwireh die Koften daran wenden wollte, eine folche 
Anftalt ausführen zu laffen, um ihre Nefultate Eennen zu 
lernen. | 
| 5748. 

Bei der Ausführung einer folchen  Dampfbrennerei 
wird endlich auch noch dahin zu fehen feyn, die Meifche, 
durch einen Meifchwärmer. vorher erwärmt, in die 
Blafen zu bringen, um fie deflo eher ins Sieden und 
in Berdunftung zu feßen; wodurch, falls die Heizung des 
Meifchwärmers ohne befondere Feuerung gefchehen kann, 
viel Zeit und Brennmaterial erfpart werden wird, 
Unftreitig Iaffen fih auch noch mehrere andere Derbeffe- 
rungen dabei anbringen, die fich aus der Arbeit felbft er: 
geben, und ſich im Voraus nicht mit einem Male über: 
fehen laſſen. * 


sen 





N TE Tu ETF net) 


Funfzehnter Abſchnitt. 
Von dem Geſchaͤfte des Lutterns oder Laͤuterns. 
— 9 


Wenn die zum Branntwein beſtimmte Meiſche die 
Weingaͤhrung vollendet hat, fo macht ſelbige eine Der 


398 

bindung von Waffer, von Säure und von Alkohol 
aus, Die Prüfung einer folchen ausgegohrnen Meifche, 
mittelft des Aräometers, zeigt, daß fie jetzt fpecififch 
leichter ift, als vor der Fermentation, und ihre fpecififche 
Dichtigkeit ift um fo mehr, vermindert, je reicher fie mit 
Alfoholtheilen beladen if, Die Iegtern müffen in diefem 
Zuftande fobald wie möglich. davon. getrennt werden, 
wenn nicht das Ganze in Effig übergehen, und dadurch, 
für die zu erwartende Ausbeute an Branntwein, ver: 
derben foll, 


. 744. 


Um die geiſtigen Theile von der gegohrnen Meiſche 
zu trennen, bedient man ſich der Deſtillation. Man 
nennt diefe erfte Deftillation, der man die gegohrne 
Meifche unterwirft, das Luttern oder Läutern (d. i. 
Keinigen) berfelben. Das ganze Deftillat wird Lutter 
oder Läuter genannt, und unterfcheidet ſich von dem fo: 
genannten Wein (d. i. Branntwein) durch den ge: 
ringern Gehalt an geifigen Theilen, fo wie durch Die 
Deimengung vieler flinfenden Dele und fauren Theile, 


$. 748, 


Man ftreitet fich über die Fragen: 1) ob die geiftigen 
Theile (d. i. der AlEoHol) der gegohrnen Meiſche 
blos mechanifch beigemengt find? 2) ob fie che: 
mifch damit verbunden find? oder 3) ob das Geiſti— 
ge nicht überhaupt erft während der Deſtillation, bei einen 
beſtimmten Grade der Hiße erzeugt werde? Eine richtige 
Entfcheidung und Beantwortung diefer Fragen ift aller: _ 


399 


dings wichtig zur rationellen Beurtheilung des Ganzen, 
für den denfenden Mann, wenn gleich fie für den bloß 
mechanifchen Branntweinbrenner von £einem Werthe 
if, Wir wollen fie einer nähern Prüfung unterwerfen. 


> 


$. 746, 


Es ift eine befannte Erfahrung, daß eine gut aus— 
gegohrne Meifche, wie bereits ($. 743.) bemerkt worden, 
in ihrer fpecififchen Dichtigkeit fich gar fehr von der noch 
nicht gegohrnen unterfcheidet, daß ihre fpecififche Dichtig- 
£eit bedeutend abgenommen hat. Auch ift bereits früher 
($. 414.) erörtert, daß in dem erften Fall bei der Fermens 
tation von der angewandten trodnen Subſtanz, $ verloren 
gehen, welcher Verluſt zum Theil in der gebildeten und 
entwichenen Rohlenftofffaure, zum andern Theil aber 
in dem gebildeten Alkohol gefucht werden muß. Der 
Alkohol wird alfo allerdings während der Fermentation 
gebildet, er muß daher auch in der gegohrnen Meifche 
enthalten ſeyn; in welcher Befchaffenheit aber? diefes geht 
freilich hieraus noch nicht hervor. 

$.. 7A7, 

Die fpecififche Leichtigkeit, fo wie der geiſtige 
Geruch und Geſchmack einer gut ausgegohrnen Meifche, 
find hinreichende Beweiſe für das Daſeyn des Alkohols 
in derfelben, es bedarf alfo Eeiner Einwirfung der Deftil: 
lation um ihn erft zu erzeugen. Es ift aber immer merf: 
würdig, daß, wenn eine folche Meifche auf die Lutter- 
blafe geworfen wird, bevor diefelbe eine Temperatur von 
60 bis 65 Grad Neaumür angenommen bat, immer nur 


400 


MWaffrigfeit in die Vorlage übergeht; da doch der freie 
Alkohol fehon bei 60 Grad Reaumür fich zu verflüchti- 
gen pflegt; und eben diefe Erfeheinung iſt es, welche zu 
dem Schluffe Anlaß gegeben hat, daß der Alkohol erſt 
bei jener Temperatur in der Meifche erzeugt werde, | 


$, 748. 


Wenn man reinen Alkohol und reines Waſ— 
fer zufammenmengt, und das Gemenge der Deftillation 
unferwirft: fo erfcheint allerdings bei 60 Grad Reaumuͤr 
gleich ein ſtarker Weingeift in der Vorlage, Da diefes 
aber bei der Meifche nicht der Fall ift, fo gehet höchftens 
daraus hervor, daß in ihr der Alkohol fefter als in feinem 
Gemenge mit Waffer gebunden ift, und alfs eine 
höhere Temperatur erfordert, um aus feiner Verbindung 
gelöft zu werden; und in der That Fann die Sache aus 
feinem andern Gefichtspunfte angefehen werden. 


$. 749, 


Es kann nie vermieden werden, daB die ausgegohrne 
Meifche nicht mehr oder weniger freie Säure eingemengt 
enthalte; diefe ift zum Theil Phosphorfäure, welche einen 
Gemengtheil quer Getreidearten ausmacht, zum Theil 
Weinſteinſaͤure, welche nebſt der Phosphorſaͤure 
in den Kartoffeln vorhanden liegt, zum Theil aber 
‚Effigfäure, welche waͤhrend der Fermentation, durch 
die Einwirkung des Sauerfioffs aus dem Dunft- 
freife, erzeugt wird. Be | 

6.- 750, 


401 
! $. 750, 

Die Phosphorfäure fo wie die Weinftein- 
faure, find zu feuerbeftandig, als daß fie während dem j 
Abluttern der Meifche fich verflüchtigen follten; die Effig: 
fäure hingegen verflüchtige fich, und findet hierbei Gele: 
genheit, ſowohl aus dem Deftillirhelm als aus dem 
Kühlapparate, wenn ſolche von Kupfer angefertige 
und nicht verzinnt find, mehr oder weniger Kupfer aufzu« 
löfen, und daffelbe mit in den Lutter uͤberzufuͤhren, folg⸗ 
lich ihn. dadurch zu verunreinigen. 


G. 751. 5 


licht weniger enthält dann auch der Lutter ein 
ftinfendes Del eingemengt, das felbft zum Theil in 
den Branntwein mit übergehet, und ihm den foge: 
nannten Fuſelgeruch und Geſchmack mittheilt. Se 
nes Del iſt, nicht weniger wie die Säure, ein Aufloſungs— 
mittel für das Rupfer, und dient alfo dazu, den Brannt: 
wein auf eine zwiefache Weife, ein Mal mit ſich ſelbſt, 
das andere Mal mit Kupfer zu verunreinigen. 


G, 752. 


Der Erſte, welcher den Fuſelgeruch und Geſchmack 
von dem Daſeyn eines eigenen Oels im Branntwein ab— 
leitete, war unſtreitig der verſtorbene berühmte Scheele*), 
Er bewies zuerft, daß ſchwacher Branntwein in ffarfer 
Kälte milhig werde, bisweilen auch wohl einen weißen 
Satz fallen. laffe, der, abgefchieden und in einem. filbernen 

S. Scheele in Crell's chemiſchen ARD 1784. 1. 

BI. ©, 6r. ꝛe. 

Hermbſt. Branntweinb. I Thl. — Cc 


‚402 


Loͤffel über ein Licht gehalten, wie ein Del fließe. Jenes 
Del Habe einen widrigen Serum, und gebe dem Franz: 
branntmwein, in welchem man folches auflöfe, den Fu: 
felgefhmad des Getreidebranntweins, 

$. 753. 

‚Ohne, auf jene frühere Beobachtungen von Scheele 
gehörige Rüdficht zu nehmen, bemühten Andere fi), den 
fufeligen Geruch und Geſchmack des Lutters und des 
daraus gewonnenen dranntmweins aus ber, dem Ges 
treide beigemengten Kolla oder dem Kleber abzuleiten, 
und flüßten ihre Meinung befonders darauf, daß der aus 
andern Materialien bereitete Branntwein jenen flinfenden 
Geruch nicht befiße. Man findet aber in der That auch 
einen andern, obgleich weniger unangenehmen, Geruch im 
Branntwein aus Aepfeln, aus Pflaumen, aus 
Eberefchenbeeren ı«, und felbft aus dem Franzs 
branntwein läßt fih, wie Fabroni*) bewiefen hat, 
wenn felbiger, mit Waſſer gemengt, langſam überdeftillirt 
wird, ein fcharf fehmedendes und übel riechendes Del ab: 
fondern. 


$. 754, 


Nach Scheele war es unſtreitig Her Profeſſor 
Körte”), jetzt Profeſſor der Naturwiſſenſchaft 


Fabroni in Gehlen's Journal für Phyſik und Che⸗ 
mie ꝛc. 2. Bd. ©, 399. 
xc) Franz Koͤrte, Über das Del der Getreidearten. In 
N 8 Bulletin des Neuenen u. 8. Bd. 
S. 141. ꝛc. 


403 


an der Landwirthſchaftlichen Afademie'zu Mb: 
gelin, der das Dafeyn eines folchen fiinfenden. Oels im 
Branntwein außer Zweifel feßte, Er erhielt aus einem 
Semenge von 645 Pfund Kartoffeln und 102 Pfund 
Roggenſchrot, als daffelbe nach- vollendeter Fermenta- 
tion abgeluttert wurde, bei der nachherigen Weinung 
des Lutters, anfangs eine milchig truͤbe Fluͤſſigkeit, auf der 
eine grüngraue Subſtanz ſchwamm, die fich nach und 
nach in dem Maaße vermehrte, als die Flüffigkeit fich auf: 
£lärte, und durch die Reinigung, mittelft eines baummol: 
lenen Dochtes, ein helles Del darftellte. 


G. 755. 


Jenes Del zeichnet fich durch folgende Eigenfchaften 
aus: feine Farbe ift gelb, ahnlich der des Olivenoͤls; 
fein Geſchmack ift dem des fufeligen Branntweins gleich, 
auch ertheilt folches einem reinen Branntmwein fo 
gleich dieſen Geſchmack, wenn daffelbe ihm beigemengt 
wird. Sein Geruch ift höchft unangenehm. Es ift fpe- 
cififch leichter ale Waffer und als ſchwacher Brannt- 
wein, und fchwimmt daher auf beiden. Es verdunftet 

fchon bei der gewöhnlichen Temperatur des Dunfffreifes, 
unter Verbreitung eines unangenehmen Geruchs. Flecken 
damit auf Papier gemacht, verfcehwinden bei hoher Tem: 
peratur. Im reinen Waſſer ift jenes Del, weder in der 
Kälte noch in der Wärme lösbar, Mit den Alka— 
lien, fowohl den milden als den Aßenden, gehet «8 
‘aber leicht Verbindungen ein. 

$: 756. 

Gene Eigenſchaften charakteriſiren gedachtes Oel, als 

| Ce2 


404 

ein eigenthümliches flinfendes Del von befonderer Befchaf- 
fenheit, das das Mittel zwifchen einem fetten und einem 
aͤtheriſchen Dele auszumachen fiheint; auch bemweifen 
fie, daß der zureichende Grund von dem fogenannten Fu— 
felgeruh und Geſchmack im Branntwein nur 
allein von Diefem Del, und von feinem andern Weſen ab- 
hängig fern kann, welches auch durch den. verftorbenen 
Akademiker Gehlen’) in München durch eine Reihe 
von Derfuchen, die er darüber angeftellt hat, beffätigt 

wird. 

$. 757. 

Neuere Derfuche und Bemerkungen über gedachtes 
Del verdanken wir dem Seren Obermebdizinal - Affeffor 
Schrader . Derfelbe erhielt ein folches Del von ei: 
nem Branntweinbrenner, der daffelbe auf einem 
Seihetuche gefammelt Hatte, Seine Farbe war grün, von 
der Eupfernen Schlange oder dem Kühlgefäße; feine 
Konfiftenz war falgartig. Mach der Abſcheidung des rei⸗ 
nen Oels von den fremdartigen Beimengungen: zeigte fol- 
ches die Beſchaffenheit eines fetten Dels: denn bei feiner 
Deftilfation mit Waffer wurde felbiges nicht verflüchtiger, 
fondern man erhielt nur ein getrübtes Waffer, melches 
nach Fufel roch und ſchmeckte; auch Fonnte Schrader 
feine Verflüchtigung nicht wahrnehmen, wenn. er folches 


N A. F. Gehlen, über dag beim Branntweinbrennen er- 
haltene Getreide-Oel. In Schweiggers Journal 

fuͤr Chemie und Phyſik. 1. Bd. ©. 277. 

*) Schrader, über daß Betreide-Del ic, In Hermb> 
ſtaͤdt's Muſeum ꝛc. 7. Bd. ©. 166, 16. 


—* 


en | 405 
für fich gelind erhitzte. In der Vermengung mit Aetz— 
kali oder mit Aetzkalk und Weingeifk deſtillirt, er: 
ſchien das Deftilfat zwar Elar, roch aber doch nach Fuſel. 

$.. 758. 

Jenen Thatfachen zufolge iſt es alfo wohl Eeinem 
Zweifel unterworfen, daß der Fufelgeruch und Se: 
ſchmack des gemeinen Branntweins allein jenem Dele 
zugefchrieben werden muß. Ob folches aber als ein fet: 
tes oder als ein ätherifches Del anzufehen ift, geht 
Daraus. noch nicht deutlich hervor. Herr Piſtorius hie 
felbft, der feine Branntweinbrennerei gang nach ra— 
tionelfen Gründen betreibt, hat gezeigt, daß, wenn man 
einzelne Körner des Getreides auffchneidet, den Keim 
herausnimmt und diefen auf Papier zerquetſcht, alle Mal 
ein Fettfled zuruͤckbleibt, der das Daſeyn eines Oels in 
ſelbigem erweiſet. Man iſt alſo auch berechtigt, dieſes Oel 
als dasjenige zu betrachten, welches in den Branntwein 
mit uͤbergeht; durch die Fermentation und die nachmalige 
Deſtillation aber merklich veraͤndert wird. 


$ 759. 


Herr Schrader ließ 1) das feinſte Roggenmehl; 
2) das feinſte Staͤrkemehl; 3) Kleie von Roggen 
und Weizen; 4) Kleber von Roggen und Weizen, 
jedes fuͤr ſich, mit etwas Hefe und bei den beiden legten 
noch mit etwas Zuckerzuſatz in Gaͤhrung feßen und dar 
auf deftilliren. Der erhaltene Branntmwein war aber 
von allen vier Verfuchen nicht fehr unterfchieden, denn 
jede Sorte ſchmeckte etwas nach Fuſel. Ku 


406 
$. 760, 


Schrader ließ ferner zerquetſchte Roggen mit 
Alkohol ertrahiven, und erhielt: eine gelbe Fluͤſſigkeit, 
die beim Abdunften des AlEohols ein Del zurüdließ, 
das gelb von Farbe war, und die Konfiftenz des Oli— 
venöls befaß. Die Maſſe deffeiben betrug 96 Gran, 
für ein Pfund Roggen. jenes Del verhält fich ganz 
wie ein fettes, auch erzeugt es mit Kali eine Seife, 
welches Fein aͤtheriſches Del thut. Etwas fufeliges 
war aber darin nicht zu bemerfen. | 


$. 761. 


Jenes Oel roch weder an ſich fuſelig, noch theilte 
es dem Spiritus einen Fuſelgeruch mit, wenn es 
mit felbigem deſtillirt wurde. Als man aber dieſes Del 
mit Summiauflöfung zu einer Emulfion angerieben 
und dieſe mit aufgelöftem Zuder vermengt und mit Hefe 
in $ermentation gefeßt hatte, fo zeigte der erhaltene 
DBranntmwein alle Mal einen Fufelgeruch: ein Beweis, 
daß es während der Fermentation fo weit verdorben wird, 
daß nun der Fufelgeruch erzeugt werden kann. Es ift 
alfo wohl Feinem Zweifel mehr unterworfen, daß eine 
gleiche Veraͤnderung des Dels in den! Getreidearten 
durch die Fermentation immer veranlaßt werde, und daher 
muß alfo auch wohl diefes veränderte Del den —— 
des Branntweins abgeben. 


5 762. 
Wie entfiehet aber jene Veränderung des an fich ge— 


407 


ruch= und geſchmackloſen Dels, wie erfolgt fein Webergang 
in das früher gedachte fufelige Wefen? Körte glaubt, 
daß durch eine fehlerhafte Fermentation der Meifche jenes 
Del producirt, und durch ein zu gewaltfames Feuer bei 
der Deftillation folches ausgefchieden wird, Scheele 
($. 754.) und auch Schrader (9. 760.) Haben fein 
Daſeyn vor der Gährung im Getreide dargethan; es 
braucht alfo nicht erſt erzeugt zu ‚werden; es kommt nur 
darauf an, zu entfcheiden, wie es in bie Zufelfubftang 
umgewandelt wird? Schrader flimmt darin mie Körte 
überein, daß er meint, das im Getreide vorher exiffirende 
Del werde fowohl durch die Fermentation als durch die 
Deſtillation fufelartig gemacht. Herr Piſtorius iſt der 
Meinung, der Weingeift werde durch eine zu hohe 
Temperatur während der Deftillation der Meifche zerfegt, 
und fein Wafferfloff erzeuge, indem er mit dem Del 
in Miſchung trete, den Fuſel. So lange noch keine be— 
ſtimmtere Erklaͤrung an die Stelle geſetzt werden kann, 
muß man der letztern wohl Glauben beimeſſen. 


$. 763. 


Der Fufel jenes Dels mag entfliehen auf welchem 
Wege er will, fo iſt es in der Erfahrung begründet, daß 
aus einer und eben derfelben Meifche von einer und 
eben derfelben Art Getreide, je nachdem die Meiſche lang: 
fam oder fohneller übergegogen wird, d. i. je nachdem 
fie bei der Deftillation einer Höhern oder niedern Tem: 
peratur ausgefeßt wird, bald ein reinerer, bald ein mehr. 
fufelartiger Zutter zum Vorſchein kommt: und fo ift es 
wohl unftreitig mit einem Grade von Zuverficht anzuneb- 


408 


men, daß die Einwirfung der Hiße auf die Ummandlung 
jenes Dels von großem Einfluß ift. . 


$. 764. 


Wird jenes aber als richtig vorausgefeßt, fo folgt 
daraus, daß es immer- nachtheilig iff, beim Webertreiben 
des Lutters einen zu hohen Grad der Hiße in Anwen: 
dung zu feßen. Man wird diefes aber um fo mehr ent: 
behren Eünnen, wenn man den Gang der Deftillation das 
durch befchleunigt, daß man folche in fehr flachen Blafen 
veranftaltet; denn durch dieſe wird auch bei einem niebdern 
Grade der Hiße die Deftillation fehr gefördert, und man 
bat feine. Zerftörung der Meifche, folglich auch Eeinen be: 
deutenden Grund der Fufelbildung zu befürchten. 


$. 769, . 


Der Lutter muß billig fo lange übergezogen wer: 
den, bis alle geiftige Theile vollfommen von der rüdftän: 
digen Schlampe getrennt worden find, oder man verliert 
einen Theil der zu erwartenden Ausbeute an Branntwein. 
Die gewöhnlichen mechanifchen Branntweinbrenner über: 
zeugen fich davon, daß noch Geiſt gegenwärtig fey, indem 
fie etwas von der überdeftillirenden nun fehr waͤſſrigen 
Feuchtigkeit auf den heißen Blafenhelm gießen, und 
dem gleich darauf fich bildenden Dunſte ein brennendes 
Licht nähern; iſt noch Geift vorhanden, fo bildet ſich ein 
Flaͤmmchen, welches im gegenfeitigen Falle nicht erfolgt. 


$. 766, 


Jene Probe ift aber immer trüglich, und kann nicht 


| 409 


als allgemein anwendbar empfohlen werden, Beſſer if 
es auch hier, fich des Alkoholimeters zu bedienen. 
Wenn man beim Gebrauch des Alkoholimeters bei 
der Deflillation des Lutters, d, i. beim Weinen def: 
felben, fich überzeugt halten kann, daß Feine geiftige Theile 
mehr übergehen, wenn das AlEoholimeter beim Ein: 
fenfen auf Null ſteht, fo kann man diefeg nicht eben fo 
ficher beim Luttern der Meiſche anwenden, denn mit dem 
Sutter ift alle Mal eine geringe Menge Effigfäure ver: 
bunden, welche fpecififch Dichter als reines Waffer iſt, 
daher kann ein Deſtillat uͤbergehen, in welchem der Alko— 
holimeter ſich bis auf Null einſenkt, das aber durchaus 
noch geiftige Theile eingemengt enthält. Man wird aber 
ſicher keinen Verluſt erleiden, wenn man, fobald diefer 
Punct eingetreten if, nur noch 10 bis 12 Quart über: 
deſtilliren Täßt, da denn gewiß Feine geiftigen Theile zuruͤck 
bleiben, - a, | 
$.: 707, 

Weder die Quantität des Lutters, welchen man 
aus der Meifche von einem gegebenen Gewichte Getreide 
ziehen. kann, noch auch fein Gehalt an Alkoholtheilen. 
ift fich immer gleich; beides hängt von der Qualität des 
Setreides, fo wie von der Negelmäßigkeit der Statt 
gefundenen Sermentation ab, Man gewinnt daher zumei- 
len von einem Scheffel Getreide, von 50 Quark oder von 
100 Pfund Gewicht, 624 Quart Lutter, zumeilen muß 
man weit mehr übergehen laffen, bis reines Waffer in der 
Vorlage erfiheint, Eben fo ift auch der Gehalt des Luk: 
ters an geiftigen Theilen aus einer gegebenen Maſſe 


410 

Getreide fich nicht immer gleich; zumeilen beträgt der 
Totalgehalt an Alkohol nur 15 Procent nah Tralles 
S 10 nah Richter), zumeilen 29 Procent nach Tral: 
les (—18 nah Richter); im letztern Fall hat man dann 
aber auch eine größere Ausbeute an Branntwein zu 
erwarten. | Ä | | 


{ 


$. 768, 


Der Lutter ift nicht bloß ein ſchwacher fehr warf: 
ferreicher Branntmwein, fondern er enthält, bei vie— 
lem Waffer und wenigem Alkohol, auch noch ein 
fufeliges Del, fo wie effigartige Säure; und, 
vermöge der legtern, auch immer etwas Kupfer aufge: 
loͤſt. Dermöge der vielen Wäffrigfeit und der anwe— 
fenden Säure geht er leicht, feinem ganzen Wefen nach, 
in Effig über, befonders dann, wenn er nicht in einem 
vollig luftdicht verfchloffenen Faffe oder an einem warmen 
Drte aufbewahrt wird; daher ift e8 nicht gut, den Lutter 
laͤnge verfchloffen zu ‚halten, ohne ihn zu reinigen; oder 
mar muß ihm für jede Hundert Quark ein bis zwei Pfd. 
gefiebte Holzaſche zufegen, die durch ihren Gehalt an 
Alkali die Säure abflumpft; und nun Fann er ohne 
Verwandlung Tange liegen bleiben. 9 


411 
Sechzehnter Abſchnitt. 


Von dem Geſchaͤfte des Weinens oder Klaͤrens. 


$. 760. 

Wenn der Lutter einer zweiten Deſtillation unterwor— 
fen wird, um ihn dadurch von den fremdartigen unreiz 
nen Beimengungen mehr zu befreien, fo nennt man die 
fes das Weinen (unrichtig Wienen), und das bar- 
aus gezogene, nun alfoholreichere Deftillat, wird Wein, 
gewöhnlih Branntwein (d. i. gebrannter Wein) 
genannt. Man bedient fich zu dem Geſchaͤfte des Wei— 
nens in der Branntweinbrennerei entweder einer befon= 
dern Dlafe, die dann Weinblafe genannt wird, oder: 
man verrichtet das Weinen des Lutters, der von mehre- 
ren Deftillaten erhalten worden ift, zufammen mit einem 
Mal in der Lutferblafe, in welchem Fall alfo die 
Weinblafe ganz erfpart werden Fann. | 


$. 770. 


Das Gefchäft des Weinens wird in der Regel 
ganz mechanifch verrichtet, ohne daran zu denken, daß 
folches überaus wichtig iſt, und auf die Qualität des 
dadurch gewonnenen Branntweins einen bedeutenden 
Einfluß Hat. Das Weinen ift allerdings zunaͤchſt blos 
dazu beflimmt, den Lutter von feinen wäflrigen Theilen 
zu befreien, und ibn in einen alfoholreichern Brannt⸗ 
wein umzumandeln; man lann folches aber auch zugleich 
benugen, um den Fufel, fo wie die Säure des Lut⸗ 


412 | EN 
ters, davon zu frennen, und fogleich auf der Stelle ei: 
nen reinern Öranntwein zu produciren. 


6.771, 


Wer in feiner Brennerei die vortheilhafte Ein: 
richtung mit dem Meiſchwaͤrmer befigt, und ohne be⸗ 
fondere Weinblaſe, auch die gewoͤhnliche Lutterblaſe 
zugleich gebraucht, um darauf zu weinen, der thut wohl, wenn 
er den Lutter, der bei einer Tagearbeit uͤberdeſtillirt wor: 
den ift, am andern Tage wieder auf die vorher gut ge 
reinigte Lutterblafe wirft, und darauf die Reinigung ver: 
anftaltet, während der Meiſchwaͤrmer mie Meifche gefuͤl⸗ 
let iſt; da denn beim Uebergang des Weins, die Mei— 
ſche hinreichend erwaͤrmt wird, um nun gleich in die 
Lutterblaſe geleitet werden zu koͤnnen. Wer hingegen mit 
einer beſondern Weinblaſe verſehen iſt, der bedient ſich 
derſelben zum Weinen des Lutters. 

TRIP ” 

Es ift ſchon früher bemerkt worden, daß der Rut- 
ter fowohl ſtinkendes Del als auch effigartige 
Säure enthält; auch ift bemerkte worden, daß die Al— 
kalien die Eigenfchaft befisen, das Del zu binden, und 
feiner DBerflüchtigung in dem Weine Grenzen’ zu feßen; 
daß fie auch die Säure binden, ift eine allgemein be— 
Fannte Erfahrung, Es ift daher hinreichend, dem Lutter 
welcher gereinigt werden foll, für jede hundert Quart 5° 
Loth Pottaſche oder 2Pfund geſiebte Holzaſche zu: 
zuſetzen, und die Reinigung in dieſer Verbindung zu ver— 
anſtalten, da denn gleich ein völlig ſaͤurefreier und nur 


413 


weniger fufelreicher Branntweln in die Vorlage über: 
geht, der aus gleichem Grunde nun auch) weniger truͤbe, 
ſondern gleich klar iſt, und es auch bis auf den letzten 
Tropfen bleibt. 


6.77% 


Mehrere Branntweinbrenner unterwerfen den 
aus dem Lutter gezogenen Branntwein einer nochmali- 
gen, alfo dritten Deftillation, welche das Klären ge 
nannt wird. Sie fönnen diefe vollfommen erfparen, wenn 
fie dem Sutter, nach der vorher gemachten Bemerkung, 
etwas Pottafche zufeßen, wodurch das Del und die 
Säure zurückgehalten, und auf der Stelle ein voll- 
kommen Elarer Branntmwein gewonnen wird, der fu- 
ſelfreier als_fonft if, Ein zweiter Vortheil, den man da— 
durch gewinnt, iff der, daß der noch übrige Brannt- 
wein auch frei von, gelöftem Kupfer erſcheint. 


$. 774 


Wer den Branntwein, ber durch das Weinen 
des Lutters erhalten wird, noch reiner verlangt, kann 
fich zu feiner Reinigung auch der Holzkohlen bedienen, 
Es ift in dieſem Falle hinreichend, auf jedes Oxhoft 
Lutter 10 bis 12 Pfund gepülverte HolzEohlen, oder 
an deren Stelle Kohlengrus oder Kohlenftaub zu 
fegen, ihn mit dem Sutter recht gut unter einander zu ar- 
beiten, und nachdem er 24 Stunden damit in Berührung 
geſtanden hat, das Weinen zu veranflalten; wodurch 
gleichfalls ein fehr reiner Branntwein gewonnen wird. 


414 
g. #778, 


Nur muß man fich huͤten, die Kohle mit in die 
Diafe zu werfen, weil fonft der widrige Geruch, den fie 
dem Rutter entziehet, während der Deftillation wieder 
mit über den Helm geriffen wird, Da fich aber die 
Kohle im Faffe leicht zu Boden feßt, in welchem fie 
mit dem Lutter in Berührung gebracht worden war, fo 
kann folcher mittelft eines Zapfens davon abgezogen, und 
um nichts zu verlieren, der von mehreren Neinigungen ge: 
fammelte Rüdftand der Kohle nun für fih aus einer 
Blaſe übergezogen werden. | | 


Sr 


Wenn der Lutter geweinet und. dadurch zu 
Branntwein gezogen wird, fo erfcheint diefer leßtere 
bald mehr, bald weniger trübe und milchicht, bald klar 
und durchfichtig, wie das reinfte Waſſer. - jene trübe 
Befchaffenheit, welche bei einer niedern Temperatur im 
Winter noch merflicher ift, als bei einer mittlern im 
‚Sommer, ift. faft allemal die Folge einer Portion des 
noch im Branntwein ruͤckſtaͤndigen Dels; das um fo mehr 
Trübung veranlaßt, je fehrächer und mafferreicher der 
Branntwein ift; und um fo weniger, je ſtaͤrker oder al⸗ 
koholreicher derſelbe iſt. 


5.4777, 


Welche Stärke ein Branntwein befißen, d. i. wie 
viel Alkohol derfelbe in einem beftimmten Volumen, nach 
Procenten berechnet, enthalten fol? dieſes iſt nicht be— 
ſtimmt, fondern müßte billig feftgefegt werden, weil fein 


415 
Gehalt an Alkohol mit feinem merkantilifchen Werthe alle 
Mal im DBerhältniß ſtehet. Man nennt den gemeinen 
Branntwein, fo wie folcher von den niedern Volksklaſ— 
fen getrunken wird, Sch anfbranntwein. Ein folcher 
Schankbranntwein enthält, nach dem Trallesfchen 
oder dem Nichterfchen Alfoholimeter, bei gleicher Tem: 
peratur geprüft, im fehmwächften Zuffande 35 Procent 
<ralles (= 22 Richter); im mittlern 39 Procent 
Tralles (= 25 Richter), und im flärffien 45 Pro: 
cent Tralles (— 30 Procent Richter). Unter der letz⸗ 
tern Stärfe follte billig fein Branntwein verfauft werden, 


$. 77% 

Um einen Branntwein von der gegebenen Stärke zu 
erhalten, ziehet man entweder beim Weinen des Lut: 
ters nur fo viel herüber, daß das gefammte Deftillat, 
durch die Prüfung mit dem Alkoholimeter, die ver: 
langte Stärke zu erfennen giebt, und läßt ſodann den 
übrigen ſchwachen Nachlauf allein übergeben, um ihn bei 
einer neuen Weinung mit auf Die utterblafe zu wer⸗ 
fen; oder, welches viel vorzüglicher ift, man bereitet nur 
einen. ſtarken ‚Spiritus, und verfeßt diefen nachher im 
angemeffenen Verhaͤltniſſe mit Waffer, um ſchwaͤchere 
Sorten von Branntmwein daraus Darzuftellen; wobei 
alsdann der Nachlauf für fich befonders wieder deſtillirt 
wird, um Eeinen Alfohol zu verlieren. 


6. 779, 


Diefe legte Berfahrungsart verdient in jedem Betracht 
den Vorzug vor der erften, weil man dadurch alle Mal 


416 
einen reinen, wohlſchmeckenden Branntwein gewinnt. 
Der Grund hiervon ift leicht zu begreifen, denn wenn 
nur ein flarfer Spiritus übergezogen wird, fo gewinnt 
man einen reinern und £larern Branntwein, der we⸗ 
niger Fuſeltheile geloͤſt enthaͤlt, und ſich daher auch ſowohl 
durch den Geſchmack als Geruch zu feinem Vortheil aus⸗ 
zeichnen muß. 
$. 780. | 
Solches ift aber befonders dann der Fall, wenn beim 
Meinen des Lutters etwas Pottaſche zugefeht worden 
war, weil diefe die Deltheile por der Verflüchtigung ſchuͤtzt 
und fie zurückhält, daher auch ein folcher Branntwein, 
wenn er alfoholreich ff, bei der Verdünnung mit 
Waſſer fich gar nicht trübt; während der, welcher ohne 
Pottaſche geweint worden war, bei der Berdünnung 
mit Waffer alle Mal eine Trübung-erleidet, die von den 
noch damit verbunden gewefenen Deltheilen abhängig ift. 


§. 781. 


Um eine ſolche Bildung des Branntweins aus 
ſtarkem Spiritus und Waſſer zu veranſtalten, bat 
Herr Inſpector Schäffer”), einer meiner vormaligen 
ſehr achtungswerthen Schüler, mehrere Data an die Hand 
gegeben, die ich hier zur Grundlage nehmen werde. Doch 

| find 


*) ©, Schäffer s (iebt Fuͤrſtl. Anhalt- Köthen= Pleffifher 
- Kellerei = SSnfpector zu Pleß in Dberfihlefien). Bemer- 
fungen über den Nutzen des Alfoholimeters. In Hermbs 
ſtaͤdt's Muſeum des Neueſten ꝛc. 6. Bd, ©. 163, 


\ 417 


find dabei folgende Borfichtigkeitsregeln nicht aus der Acht 
zu laffen, die Herr Schäffer felbft aus eigener Erfah: 
rung entwidelt hat. | 


$. 782, 


Jede — —— von abfolutem Alkohol und 
Branntwein, fb wie von flarfem Branntwein 
mit ſchwachem, und anderfeits von Branntwein mit 
Waffer, ift jedes Mal mit einer Veränderung (d. i, mit 
einer Verminderung des Volums) begleitet, ein Beweis, 
daß gewiffe Theile der zufammengefeßten Fluͤſſigkeit eine 
Berdichtung erleiden. Diefe Verdichtung iſt um fo ſtaͤr⸗ 
£er, je weiter die zu vermengenden Flüffigkeiten beider Art 
im Gehalte des Alfohols von einander abweichen, und je 
Ä näher die nun entffandene Miſchung an 25 bis 30 Pro— 
cent des Trallesſchen Alkoholimeters kommt; je— 
doch keinesweges von dem Belang, daß ein bedeutendes 
Minus dadurch erzeugt werde, weil ſie nur bei Arbeiten 


im Großen bemerkt wird. 


9. 783, 


Wenn gleishe Volumina abfoluter Alkohol und 
reines deftillirtes Waffer, jedes zu hundert Theilen 
berechnet, und von gleichen Temperaturen, mit: einander 
gemengt werden, fo nimmt das Gemenge eine höhere Tem- 
peratur an, als deffen Theile vor der Vermengung befa- 
ben. Läße man folshes dann auf die erſte Temperatur 
zurüd -Fommen,. fo nimmt es nur den Raum von 185 
Volumtheilen ein; es iſt alfo eine Verdichtung, und mit 
Hermbſt. Branntweinb. I. Thl. OD 


418 


ihr eine Veraͤnderung im Volum von * Procent be: 
merkt worden. 


N 


$; 784, 


Herr Schäffer fand, daß bei der Vermengung. ei: 
nes Branntweins von 66 Procent Tralles mit einer 
hinlaͤnglichen Quantität Waffer, um einen Brannt- 
wein von 25 Procent zu erhalten, das Gemenge von 
100 Quart 1 Quart, alſo im Ganzen 1 Procent Verluſt 
erleidet. Dagegen ereignet ſich ein anderes minder bedeu— 
tendes Phaͤnomen bei dieſer Vermengung, d. i. es wird 
vorher gebundene Waͤrme entwickelt, welches eine natuͤr— 
liche Folge der Statt — a, des Gemen: 
ges iſt. | 


$. 785. 


lach genau angeftellten Berfuchen über diefen Gegen: 
ftand entwickeln fich aus einem Gemenge von Waffer a 
von + 11° Reaumür, mit Branntwein von 66 Pro: 
cent Alkohol (nach Tralles) und + 12°. Temperatur, 
welches Semenge nach der Richmanniſchen Formel"), 


) Wenn nach der Entdeckung des Profefor Richmann 
zwei Fluͤſigkeiten von gleicher Natur, d. i. Waſſer 
und Waſſer, Branntwein und Branntwein, 


unter verfchtedenen Maffen oder Volumen und vers 
fchiedenen Temperaturen mit einander gemengt 


werden, fo it die Temperatur des Gemenges ale Mal 
dag arithmetifche Mittel aus dem Produkte der Maſ— 
ſen mit der Temperatur dividirt durch die Summe der 
Maſſen. Es ſey z. B. de Maffe desieinen = Pfund, 
und feine Temperatur 12° Reaumuͤr; die Maffe 


E 


419 
wenn beide Flüffigkeiten von einerlei Art gewefen wären, 
die Temperatur zwifchen + 11° und + 12° Hatte behalten 
müffen, folgende Temperaturen. , Ein Gemenge von 
1 Theil Waſſer u. 5 Theil. jenes Branntw, bis + 1420 N, 


3 — 0-31 — — — —44630R. 
Bel: 5) — 116 
a 414630. 
Tr . 


Hieraus folgt alſo, daß ein Gemenge von 25 Theilen 
Branntwein und 35 Theilen Waffer, (alfo im Der: 
hältniß wie 5 : 7) die höchfte Temperatur entwidelt har. 
Das daraus entffandene Gemenge zeigte nach dem Tral⸗ 
lesſchen Alfoholimeter 25 Procent (= 18 Procent 

Richter) MIRaRS! an, 


5.” 786. 


Eine andere Erfcheinung bei fülcher Vermengung des 
Branntweins mit Waffer, ift die Bildung einer un- 
zählbaren Menge Eleiner Luftbläschen, welche frei in der 
Fluͤſſigkeit herumſchwimmen, und felbiger einen getrübten 
Zuftand geben; fie ſtehen wahrſcheinlich mit der früher 
erörterten Berminderung des Bolums in Beziehung, Nach 


des zweiten hingegen 3 Pfund, und feine Temperatur 
* Reaumuͤr, ſo erhaͤlt man zum Reſultate 
2,12 +3.14 
—23 | 
‚di. 24 plus 42 = 66 dividirt durch 5, giebt zum Quo⸗ 
tienten 135 Grad. Dieſes iſt es, was die Rich mann⸗ 
ſche Formel genannt wird. 


Dd2 


420 | 

einem Zeitraume von 14 Stunden find jene Bläschen 
fammtlich zur Oberfläche emporgefliegen und daſelbſt zer- 
platzt; und: erft nach diefem Zeitraume ift man auch ver- 
mögend eine genaue Prüfung des Gemenges zu veranftal- 
ten. Eine Reihe folcher Berfuche, aus dem Gefichtspunfte, 
die Verdichtung und die Temperaturerhöhung bei der Ver— 
mengung des Alkohols oder des Branntweins mit 
Wafſer zu finden, und unter allen möglichen quantitati- 
von Verhaͤltniſſen angeftellt, würde überaus — * * 
ſo muͤhſam fie auch ſeyn mag ). 


$. 787. 


Die Hi gehörigen Fälle, welche im —— — Le⸗ 
ben vorkommen koͤnnen, laſſen fich (nach Herrn Schäf:. 
fer) auf folgende vier Sauptfäße zuruͤckfuͤhren: 
1. Entweder foll abfoluter Alkohol, oder fonft ein ftarfer 

Branntwein von 70 bis 80 Procent Alkohol, 

durch den Zuſatz von Waffer ſchwaͤcher gemacht, 

und dadurch die Quantität, des Waſſers erforfcht 
werden, welches —— iſt, um das Gemenge 
auf einen beſtimmten Procentgehalt des Alkohols 
zu bringen. | 


: 2, Oder man will beftimmte Quanfitäten von flar: 
kem und von fchmwa chem drannfwein zufammen: 


) Ob jene Bläschen Dunſtkuͤgelchen von Alkohol find, 
oder ob ihr Erfcheinen auf die Entwidelung einer ei- 
- genen Gasart gegründet iſt, welche bet der Wermen- 
gung des Alkohole mit dem Waffer entbunden 
wird? verdient näher unterfircht zu werden. 


421 


engen, und im Voraus wiffen, wieviel Procente 
Alkohol das Gemenge enthalte? 

83. Oder man will eine gegebene Maſſe Brannt: 
wein mit einer. gleichfalls gegebenen Maffe Waf: 
fer Hermengen, und den daraus entflehenden ‘Pro: 
centgehalt des Gemenges erfahren? — 

4. Oder endlich, man will einen ſchwachen Brannt⸗ 
wein, durch Zumengung von einem ſtaͤrkern oder 
alkoholreichern, auf beſtimmte Procente vers 
ſtaͤrken, und im Voraus wiſſen, wie groß die Quan⸗ 
titaͤt des zugegebenen ſtaͤrkern ſeyn muß? 

Jeder einzelne dieſer vier Faͤlle, bedarf zur Erlaͤuterung 

einer eigenen Formel, die ſich freilich fuͤr alle auf eine 

einzige zuruͤckfuͤhren laſſen wird, bei alledem aber, nach 

Verſchiedenheit der oberen vier Faͤlle, auf nachfolgende 

Art modificirt werden muß. 


Erſter Fall. 

$. 788. 
Es ſeyen z. B. 185 Theile (in Maaßen ausgedräct) 
— M Branntwein von 71 Procent Alkohol ZA, 
Durch Zumengung ‚einer gegebenen Maffe Waffer x 


follen fie zu gemeinem Branntwein von 25 Procent 
Alkoholgehalt = a umgewandelt werden: fo iſt 


= (— —) — -Mbi, 


die Maffe des zu verdünnenden Branntweins mit 
feinem Gehalt an Alkohol multiplicire, und das Pro: 
dukt durch den Alkoholgehalt des zu gewinnenden Brannt: 





422: 


weins dividirt, minus der Maſſe des erftern, giebt die 
verlangte Maffe Waffer an, die man zugießen muß, 
um einen Branntwein von der erforderlichen Staͤrke 
zu gewinnen. Für den gegebenen Fall alfo 

len 7) — 158 = 285, Seile Waffer. 
Hieraus folgt alfo, daß, wenn man 155 Theile Brannt: 
wein von 71 Procent AlEoholgehalt, und 285 Theile 
Waffer zufammengießt, man einen dranntwein zum 
Gemenge erhalten wird, von 25 Procent Alkohol nad 
der Trallesfihen Skale. 


Zweiter Fall. 


$,..789, 


Es feyen 60 Theile Branntwein M, von 71 
Procent Alkohol — A, mit 550 Theilen Brannt: 
wein = m, von 25 Procent Alkohol = a zu mengen; 
wie viel Procent Alkohol wird das Gemenge = x ent-⸗ 
halten? Hier ift die Rechnung folgende: 

ie MUAE m. Ai, 
die Summe beider Produfte der Maffen in. ihrem Al⸗ 
Eoholgehalte, in Procenten ausgebrüdt, und dividirt 
durch die Summe der Moffen, giebt das verlangte Reful- 
tat in Zahlen. 

160 O0 2720 

E12, A 
Man gewinnt alfo aus obigem Gemenge 70 Maaß 
Branntwein von 3528 Procent. 


di. 


CH 3038 s Procent. 


423 
Dar a Des 


Es feyen 155 Theile Branntwein M, von 71 
Procent Alkohol = A mit 210 Theile Waffer = m zu 
verdünnen, wie flarf wird das Semenge nach Procenten 
= x feyn?. Hiet erhaͤlt man folgende lc 

re M+A A 

IM; m +m 

das Produkt und der Altohofgehatt in Me Manße 

durch die Summe der. beiden Maffen dividirt, giebt. den 

verlangten Gehalt von Procenten in dem neuen Frng 
in der Zahl: | 

155 232.74 

. 210 + 188 
m * gemengfe Dranntwein wird alſo in dieſem Fall 

Procent Alkohol enthalten. 


d. i. 


— 280 Proc 


Vierter Fall. 


$. 79. 


Wenn man einen Branntwein haben will, deffen 
Alkoholgehalt 50 Procent, — x betragen foll, und 
man hat dazu einen Branntmwein von 45 Procent ⸗ a, 
und einen andern von 71 Procent — A vorraͤthig. Die 
beiden Maffen vom erſtern follen — m, „bie vom Palm 
— M feyn, fo ift: 

linie > x); A—x: 
oder in Zahlen: | 
vM:n2680—-):1—50)=5: 21. 


424 | 
man muß immer 5 Theile von 71 Procent mit 21 Theilen 
‚von 45 Procent zufammenmengen. "Wenn nun z. B. 150 
Theile oder Maaße Branntwein von 45 Procent, 
durch Zumengung von ſtarkem Branntwein zu 71 Pdro- 
cent, auf 50 Procent zu bringen find, fo folgt aus. — 
Proportion: 

⏑ Bi 4 —— d. i. 
Zu 150 Theilen Branntwein von 46 Procent muͤſſen 
358 Theile Branntwein von 71 Procent gegoſſen wer⸗ 
den, um ein Gemenge von 50 Procent zu erhalten. 


J— 


Die ſchon oben angeführte jedesmalige Temperatur: 
erhöhung nach jeder Dermengung, fo wie die Eleinen Luft 
bläschen, fiheinen zwar fehr viel Unregelmäßigkeit in, die 
vorgetragene Lehre zu bringen; wer jedoch das oben dar⸗ 
über Gefagte beherzigt hat, wird durch die gehörige: Ber 
rhefichtigung der "dabei zu beobachtenden Cautelen, gegen 
die Nichtigkeit derfelben nichts Wefentliches zu erinnern 
finden, ur ift noch zu bemerfen, daß bei allem, was 
- über diefen Gegenſtand gefagt worden ift, bei dem Ver— 
hältniß der Mengung des Branntweins und des 
Waffers, immer das Maaß und nie das Gewicht 
verftanden twerden muß, 


$. 793, 


Wer nach diefen Grundfäßen arbeiten will, wird 
wohl thun, feinen Branntwein durch ein zwei= oder drei- 
maliges Abziehen erſt in Spiritus. umzuwandeln, der 70 
bis 80 Procent Alkohol nach Tralles enthält, und 


425 
nun aus diefem, durch Zufak von reinem Waffer, die ver- 
fehiedenen Sorten des Schanfbranntweins zu men: - 
: gen, Da der Branntwein mit jeder neuen Deftillation, _ 
auch wenn er.nicht-befonders entfufelt wird, Doch immer 
an Reinheit zunimmt, fo würde durch diefe Behandlung 
allemal die Klage über den Zufelgeruch und Geſchmack 
des Branntmweins hinmwegfallen. 


$. 794, 


Was indeffen das Waffer betrifft, mit welchem ein 
folher Branntwein vermengt werden foll, fo hat au 
diefes einen. swefentlishen Einfluß auf die Produktion der 
Mengung. Ein Waſſer, welches fish durch. einen ſum— 
pfigen Geruch oder durch die Beimengung vieler erdigen 
Salze, als: £ohlenfauren Kalk und Gyps ıc. oder 
wohl auch durch Eiſen oder Schwefelwaſſerſtoff 
auszeichnet, taugt zu dieſem Behuf ſchlechterdings gar 
nicht, Die riechbaren Beimengungen wuͤrden dem 
Branntwein gleichfalls einen widrigen Geruch oder 
Geſchmack mittheilen, die erdigen Salze wuͤrden eine’ 
Neigung zeigen, ſich auszufondern und den Brannt- 
wein zu trüben. 


U RR 


Wer im Beſitz eines Quellwaſſers iſt, das uͤber 
reinem Kieſelſande ſteht, wird ſolches immer am beſten 
ur Verduͤnnung des Branntweins anwenden koͤnnen, 
denn ein ſolches Waſſer iſt in der Regel ſehr rein und 
frei von beigemengten Salzen. Auch wird man mit eben 
ſo gutem Erfolge jedes andere Waſſer anwenden koͤnnen, 


426 


das durch einen Zufag von in Waffer gelöfter und filtrir- 
ter Pottafche Feine Trübung erleidet, falls es nur kei— 
nen Geruch oder Beigeſchmack beſitzt. 

Anmerkung. Wer mit einem Waffer zu Fämpfen bat, 
das blog kohlenſtoffſauren Kalk gelöft enthält, 
kann dieſes dadurch zu gutem machen, daß er es zum 
Sieden erhitzt und eine Zeit lang darin erhält, wobei 
aller Kalk ausgefondert wird. 


$. 796. 


Wer aber fonft mit einem unreinen Waffer belaſtet 
ift, das übel riecht und viele fremde Salze oder auch far: 
bige Stoffe eingemengt hält, dem bleibt nichts weiter 
übrig, als folches durch eine Defkillation zu reinigen, und 
während derfelben etwas gepülverte Kohle zuzufeßen, da. 
denn pls Deftillat ein fehr reines Waffer gewonnen wird, 
Auch Regenwaffer und Schneewaffer fönnen die 
Stelle des deftillirten Waffers vertreten, wenn fol- 
che im Freien aufgefangen find, und nicht erft durch die 
Dächer verunreinigt worden find, 


$.: 797. 


Das Weinen oder Klären des Lutters iſt dazu 
beſtimmt, nicht allein die Maffertheile und die fau- 
ven Theile des Lutters zurüf zu halten, fondern 
auch die Maffe der fufeligen Deltheile nah Mög 
lichEeit zu vermeiden. Um beides zu erzielen, ift es guf, 
die Weinung des Lutters nicht zu übereilen, fondern 
fie bei einem langfamen Feuer zu betreiben, wodurch auch 
ohne irgend einen Zufaß die fremdartigen Theile fehr gut 
zuruͤckgehalten werden, und ein reiner Branntwein 


427, 
gewonnen wird, vorzüglich dann, wenn man nur einen 
ffarfen Branntmwein überfreibt, und den mehr phleg— 
matifchen Nüdftand, bei einer neuen Weinung von 
Lutter, wieder zufeßt, oder ihn, was noch beffer ift, auch 
für fich einer neuen Deftillation unterwirft. 


$. 798, 


Um aber die Säure völlig zurüd zu Halten, die 
dem Lutter ‚beigemengt war, ift e8 gut, dem Lutter, 
fo ‘wie folcher in die Weinblafe kommt, für jedes 
Berliner Quart, 1 Quentchen Pottaſche oder 4 Loth 
Holzaſche beizufegen. Jene Alkalien halten alle 
Saͤure zuruͤck, und man wird dann nie zu befuͤrchten 
haben, daß der Branntwein mit Kupfertheilen 
vermengt, und dadurch der Geſundheit nachtheilig gemacht 
worden iſt. Wie ein ſolcher Branntwein auch von 
ſeinem Oel vollkommen befreit werden kann, wird im 
18. Abſchnitt näher eroͤrtert werden. 
§. 799. vs 

Dei jeder Weinung des Lutters iſt es allerdings 
nothwendig, die Deftillation fo lange fortzufeßen, bis rei- 
nes Waffer in die Vorlage übergehet, Man prüft die⸗ 
fes am beffen mittelft des AlEoholimeters, welches 
ficherer als jede andere Prüfung ifl. Man wird im Ge 
gentheil allemal viel serlieren, und wenn ein folches, am 
Ende übergehendes Phlegma auch nur 3 Procent AIEo: 
hol enthielte, weil mit jedem 100 Quart, die etwa 
jurücbleiben, 3 Quart Alkohol verloren gehen; 
welches für einen Schanfbranntwein von 45 Pro: 


428 — 
cent nach Tralles, einen Verluſt von meiſt 10 Quart 
Branntwein veranlaffen würde, 


Nektification oder Reinigung des Branntweins. 


$, 800, 


Wenn der Qutter geweinet und dadurch in Brannts - 
wein von 45 Procent Tralles (= 30 Procent Rich: 
ter) umgewandelt worden ift, fo kann derfelbe nun, durch 
eine mehrmals wiederholte Deftillation, in einen Brannt: 
wein von immer mehr wachfender Stärke umgewandelt 
werben, bis folder zulegt in die Beſchaffenheit des abfo- 
- Iuten Alkohols ($.803.) übergehet. Diefe Verfahrungs⸗ 
art wird die Neftification oder Reinigung ge 
nannt, und die dadurch ‚gewonnenen Deftillate ſind ein- 
Spiritus oder Weingeift won verfihiedener Stärke, 

§. 804. 

Wenn die Deftillation oder Rektifikation des 
Branntweins von obigem Gehalte an Alkohol noch) 
drei Mal hinter einander wiederholt wird, dergeftalt, daß 
immer das gewonnene Deftillat einer neuen Deftillation 
unterworfen, und bis zur Hälfte oder auch nur. drei 
Achttheile davon Übergezogen werden, fo gewinnt man 
aun folgende Sorten Branntwein, | 

a. Bei der erften Deftillation; wenn genau die Sätfte 
übergezogen wird, einen Branntwein, der 56 bie 67 
Procent Tralles (S 40 bis 45 Procent Richter) 
Alkohol enthält, und in diefem Zuftande ein Mal 
reftificirter Branntwein auch Vorſprung 
oder Weingeift (Spiritus vini) genannt wird. 


"429 


be Wird diefer ein Mal reftificirte Weingeift 
einer zweiten Neftification unterworfen, und 
davon zwei Drittheile übergezogen, fü zeigt das 
Deftillat einen Alkoholgehalt von 70 bis 74 Brocent 
Tralles (= 55 bis 60 Procent Richter), und 
wird nun reftificirter Weingeift — —— 
vini rectiſicatus) genannt, 

©. Wird dieſer rektificirte Weingeiſt abermals 

einer Deſtillation unterworfen, und zwei Drittheile 
davon Übergezogen, fo wird das Deftillat doppelt 
veftificirter Weingeift (Spiritus vini recti. 
ficatissimus) genannt; es zeigt einen Alkoholgehalt 
von 86 bis 90 Tralles (= 75 bis 80 Procent 
Richter), und dient nun, um für Künfkler zur Auf— 
löfung der Harze, zur Zubereitung ber Ladffir- 
niffe 2, und zu Argeneimitteln gebraucht zu 

werden, 

d. Wird endlich dieſer Doppelt veftificirte 
MWeingeift einer abermaligen Deftillation unter: 
worfen, und zwei Drittheile davon übergezogen, fo gez 
winnt man 'ein- Deftillat, das 93 bis 96 Procent 
Tralles (= 85 bis 90 Procent Richter) Alko— 
hol enthält; und in diefem Zuftande alfoholifir- 
ter Weingeift (Spiritus vini alcoholisatus) ges 

nannt wird. 


6. 802. 


Es iſt begreiflich und bedarf kaum einer RP 
daß bei jeder diefer vorigen Deftillationen oder Rek⸗ 
fificafionen a b c und d der Ruͤckſtand in der De: 


430 | 

ſtillirblaſe Eeinesweges Waffer ift, fondern immer noch Al: 
Eoholtheile enthält, die aber, wenn - die Deſtillation 
länger fortgeſetzt wuͤrde, mit mehreren Waſſertheilen ge: 
mengt überdeftilliven, und dadurch den ſtaͤrkern Geift 
ſchwaͤchen würden; daher müffen jene Rüdftände gefam- 
melt und übergejogen werden, bis bloßes: Waffer in die 
Dorlage übergehet; wodurch man allen ruͤckſtaͤndigen Al⸗ 
kohol gewinnt, und nichts betraͤchtliches verloren gehet, 
da denn zuletzt bloßes Phlegma in dem Deſtillirgeraͤthe 
zuruͤckbleibt. 


Abſoluter Alkohol. 


80 


Abſoluten Alkohol (Alcohol absolutum) nennt 
man den vollfommen reinen wafferfreien Weingeiſt, der 
ſich durch eine ſpecifiſche Leichtigkeit von 0,790 gegen rei- 
nes Waffer auszeichnet, und in welchem fich das Alfo: 
bolimeter, es fey mit der Trallesſchen oder. mit 
der Richterſchen Sfale verfehen, bis auf ‚100 ein: 
fenft. Hat man fehr reinen alfoholifirten Wein- 
geift von 96 bis 98 Procent Tralles (S 90 bis 95 
Procent Richter), der der Deftillation unterworfen wird, 
fo gewinnt man nicht felten »gleich in dem, was zuerſt 
übergeht, einen abfoluten Alkohol, doch muß dann 
die Deftillation bei der gelindeften Temperatur veranftaltet 
werden. Gonft erreicht man dagegen den Zweck, wenn 
einem folchen alfoholifirten Weingeifke vorher eine 
hygroſcopiſche, d. i. eine waffereinfaugende 
Subſtanz zugeſetzt wird, mie welcher man ihn beige: 


| 431 
linder Temperatur deſtillirt. Dieſe halt die Waffer: 
fheile zurüd, und nun gehet abfoluter Alkohol in 
die Vorlage über. 


$. 804, 


Als ein Einfaugungsmittel für den alEoholifirten 
Weingeiſt Eönnen dabei verfchiedene Materien in An: 
wendung: gefeßt werden, nämlich: 1) trockne geglühete 
Pottaſche; D trodner geglüheter falzfaurer Kalk; 
3) Ealzinirtes Ölauberfalz; 4) fehr trodner gepäl- 
verter Pfeifenthon; 5) gebrannter und“ gepülverter 
Gyps. Gie find fammtlich fehr einfaugend für die 
Wäffrigkeit, und entziehen folhe dem Weingeifte, 
wenn fie damit in Berührung gebracht werden, 

Anmerfung Man kann den Branntwein aud) ohne 
Deftillation auf eine leichte Art entwaͤſſern, wenn 
man frifch gebrannten Kalk, für 6 Pfund Brannte 
wein ı Pfund Kalk gerechnet, hineinlegt, und folchen 
bis zum Zerfallen darin Liegen läßt. Der Kalk ziehet 
bierbei die Waflertheile an, und wenn das darin übrig» 
‚ bleibende Slüffige nun aus einer Blaſe uͤberdeſtillirt 
wird, fo gewinnt man einen fehr alfoholreichen 
Branntwein, der aber immer einen etwag feifenartigen 
Geruch befikt. | 


. 805, 


Um die zur völligen Entwäfferung des alfoholi: 
firten Weingeiftes beflimmten Waterialien in Ge: 
brauch zu feßen, und dadurch den abfoluten Alkohol 
zu produciren, muß bei jedem einzelnen eine befondere Me- 
thode befolgt werden; wobei man fich folgendes zur Nicht: 
ſchnur nehmen kann: 


2: 


d. 


b. 


Soll die Pottaſche gebraucht werden, wie die— 


ſes zuerſt Lo witz vorgeſchlagen hat, fo muß eine 


gute kalireiche Pottaſche dazu gebraucht werden. 


Man trodnet felbige, erhitzt fie dann in einer eiſer⸗ 


nen Pfanne bis zum anfangenden Glühen, puͤlvert 


ſie in einem flarf erhißten eifernen Mörfer, und 
uͤbergießt ſie in einer glaͤſernen Retorte mit ihrem 


halben Gewicht alkoholiſirten Weingeiſt, von 


93 bis 95 Procent Tralles (Z 85 bis 90 Pros 


cent Richter), Eittet eine vollfommen trodne Bor: 


Inge vor, laͤßt das Ganze 24: Stunden ruhig liegen, 


und ziehet fodann, bei der gelindeften Wärme, den 
dritten Theil des aufgegoffenen Alkohols über, 
der jeßt abfoluter- Alkohol iſt. Was fpäterhin über: 
geht, ift ein ſchwaͤcherer Geiſt, der durch eine neue 
Abziehung uͤber Pottaſche auf abſoluten Alko— 
hol benutzt werden kann. Die ruͤckſtaͤndige Pott: 


7 


afche Eann wieder getrodnet, geglühet, gepülvert 


und dann aufs neue gebraucht werden, 


thode zu befolgen, bereitet man fich einen falz= 
fauren Kalk, in dem man in mit Waſſer ver 
dünnter Salzſaͤure fo viel Kreide oder Mar: 
mor auflöft, bis fie gefättigt if. Die Auflöfung 
wird. dann zur Trodne abgedunftet, und bis zur 
Rothgluͤhhitze gefehmolzen. Die gefehmolzene Maffe 
wird noch heiß gepülvert, und dann genau eben fo 
damit operirt, wie mit der Pottaſche. r 
Will man fih des Slauberfalzes bedienen, fo 
wird diefes fo lange im Feuer geſchmolzen, bis keine 
Duͤnſte 


‚Um die zweite, von Richt er zuerſt angegebene, Me: 


433 


Dünfte mehr daraus entweichen; dann zart gepuͤl⸗ 
dert, mit dem gepülverten aber eben fo RN wie 
vorher angegeben worden. 

d. DBedient man fi) des Gypſes, fo muß folcher 
frifch gebrannt und gepülvert feyn, worauf dann 

dieſelbe Methode damit befolgt wird, 

e. Bedient man fich des Thons, fo wählt man dazu 
einen guten weißen Pfeifenthon, laͤßt ihn über 
dem Feuer fo weit ausglühen, bis fich fein Waffer- 
dunſt mehr entwickelt, und operirt damit ganz nach 
der vorigen Art. 

(Lowitz, über die vollkommne Entwäflerung des Wein— 

geiftes. In Crells chemifchen Annalen, 1796. 1. 
Bd. Seite 195. ꝛc. Nichter, über den abfoluten 
Alkohol. Eben daſelbſt. 2. Bd, ©. 2ır,, und ir 
defien Gegenflände der neuern Chemie ꝛc. 8. Heft. 
©. 67. 36.) 


.$ 806, 


Welcher von jenen fünf Berfahrungsarten man fich 
auch bedienen mag, fo gehet, wenn der abfolute Alko— 
‚Hol übergegogen ift, alle Mal dann noch ein alkoholi— 
ſirter Weingeift von 90 bis 95 Procent nach Tral— 

les 80 bis 88 Procent Richter) uͤber, der, aufs 
neue mit jenen austrocknenden Materien bearbeitet, wieder 
abſoluten Alkohol darbietet. Der nach der erſten 
Methode entwaͤſſerte Alko hol ſcheint immer etwas Kalk, 
der nach der zweiten etwas Salzſaͤure geloͤſt zu ent⸗ 
halten, wie der Geruch nachweifet. Der mit Glauber: 
falz oder mit Gyps bereitete Alkohol ift der a 
er iſt am wenigften verändert, 
Hermbſt. Branntweind. J. TH. Ee 


434 
$. 807. 
Noch eine neue Methode, den Weingeift ohne alle 
Deftillation in AlEohol umzuwandeln, hat Hütton be 
fchrieben; folches gefchiehet durch einen fehr niedern Grad 
der Kälte: Nach Hutton gefriert der alEoholifirte 
Weingeiſt bei einer Temperatur von 79 Grad unter 
dem Celfiusfchen Gefrierpuncte (= — 635 Reaumür), 
und trennt fich dabei in drei verfihiedene Lagen, von mels 
chen die unterfte und didfte in fat wafferleeren vier⸗ 


feitigen, theils mit vier theils mit zwei Flächen been= , 


digten Säulen Angefchoffen ift, die einen fechenden Ge: 


- 


ruch befigen, an der Luft rauchen, und mit Waffer 


verfeßt, einen fehr reinen Weingeift produciren. Die 
mittlere Lage iſt bleichgelb, halb kryſtalliniſch, anfangs 
von einem ftechenden, "hierauf füßen Geſchmack, ftarfen an= 


genehmen Geruch, und leicht loͤsbar im Waſſer. Die 


oberfte Lage ift fehr dünn, von bleichgelblich = grüner Farbe, 
nicht Eruftallifire, beſitzt einen fehr widrigen Geruch, und 
Iöft fich weniger leicht in Waffer auf; fie enthält wahr: 
fcheinlish das mit dem Alkohol gemengt geweſene Del, 


(Hutton, über das Gefrieren des abſoluten Alkohols. 


en Schwelggers Journal der Chemie und Phyſik. 
19. Bd. ©, 30r., und it Gilberts Annalen der 
Phyſik ac, ꝛc. 46 Bd, ©. 119, 26, 26, 


Cigenfchaften des abſoluten Alkohols. 
6-80, 
Abfoluten Alkohol nennt man gemeiniglich den- 
jenigen Weingeift, der nach Lowitz oder Richters 


| Rs 435 
Methode. entwäffert worden iſt, und, gegen beftillirtes Waf: 
fer verglichen, eine fpecififche Dichtigkeit von 0,791. oder 
0,792 zu, erkennen. giebt: Sauffüre hat es ($.5.) außer 
Zweifel gefeßt, daß ein folcher Alkohol noch nicht abe 
folut wafferfrei, fondern in hundert Gewichtstheilen 
deſſelben, aus, 97,7 wahren abſoluten Alkohol und 
8,3 Waſſer zuſammengeſetzt iſt; vielleicht macht derjenige, 
welchet aus dem Richterſchen oder dem Lowitzſchen 
Alkohol durch deffen Gefrieren (nah Huttons Me 
thode) gefchieden werden Fann, allein den wahren abſolut 
wafferfreien Alkohol aus: 


$. 809. 


So wie der Alfohol nach Lowitz oder nach Rich: 
ter sentwäffert worden iſt, zeichnet er ſich durch folgende 
Eigenfchaften aus. Er ift Elar, durchfichtig und farbenlos, 
Er befißt einen. angenehmen erquicenden Geruch. Sein 
Geſchmack ift fehr durchdringend brennend auf der Zunge, 
und er beraufcht wenn er gensffen wird. Er ift ſehr 
flüchtig, £ocht fchon bei 132 Grad Fahrenheit (= A4s° 
Reaum uͤr) bei mittlerm Druck der Atmofphäre, und im 
fuftleeren Raum ſchon bei 56 Grad Fahrenheit 
ES 920 Reaumuͤr). Er iſt leicht entzuͤndlich, brennt mit 
einer Flamme, die in der Mitte weiß iſt, an den Raͤndern 
hingegen eine blaue Einfaſſung hat, und wird dagegen in 
Waſſerdunſt und kohlenſtoffſaures Gas jerſetzt. 
Er verbindet ſich unter allen Verhaͤltniſſen, und zwar alle 
Mal unter Entwickelung von Waͤrme, mit dem reinen 
Waffer. Er iſt ein Aufloͤſungsmittel für die zerfließ— 
baren Salze, die —— die Seife, die ätheri- 

| Ce 2 


436 


ſchen und bie fetten Dele; auf feine Verbindung mit 
den Atherifchen Delen gründet fich feine Anwendung 
zur DVerfertigung des riechbaren Spiritus und der 
feinen aromatifchen Liqueure. 








Te 





Siebzehnter Abſchnitt. | 


Fabrifation des Brannfweins aus verſchie— 
denen Subſtanzen. 


$, 810, 


Jede Subſtanz, welche faͤhig iſt, eine Weingaͤhrung 

eingehen zu koͤnnen, iſt auch geſchickt, als Material zum 
Branntwein benutzt zu werden. Aber jede einzelne erfor— 
dert auch eine mehr oder weniger verſchieden geleitete 
Behandlung, um mit Nutzen und Erfolg einen guten 
Branntwein zu produciren; und dieſes um fo mehr, weil. 
Die verſchiedenartigen Materialien, die man zum Brannt— 
wein anıvendet, einen weſentlich wichtigen Einfluß auf feine 
Reinheit und Annehmlichkeit, im Geruch und Geſchmack, alfo 
auch auf feine Güte und feinen merfantilifchen Werth ha- 

ben, Wir wollen jede einzelne Behandlung näher erörtern. 


Erfte Abrheilung. 
Branntwein aus Weizen. 


$. 811, 
Der Weizen ift und bleibt eines der vorzüglichften 


437 


Materialien zur Fabrikation des Branntweins; er giebt 
unter allen uͤbrigen Getreidearten die reichſte Ausbeute, 
und das beſte Produkt. Iſt der Weizen gut und ge— 
ſiebt, fo kann man für den Berliner Scheffel (S 95 Pfund) 
eine Ausbeute von 22 allenfalls bis 24 Berliner Quart, 
alfo für hundert Pfund 242 bis 262 Quart, rechnen, und 
zwar von. einer Stärke oder einem Alfoholgehalte 
von 45 Procent Tralles (zZ 30 Procent Richter), 
bei der Kemperatur von 124 Grad Reaumür gewogen. 


$. 812. 


Man Eann den Weizen entweder roh oder vorher 
gemalzt, verfiehet fich immer im vorher gefchroteten Zus 
ffande, verarbeiten, um Branntwein daraus zu berei: 
ten. Iſt es indeffen möglich, allen Weizen vorher zu mals 
zen, ſo gewinnt man dadurch einen Branntmwein, der 
weit reiner im Geruch und weit füßer im Ge: 
ſchmack ift, als der vom ungemalzten. Iſt man 
aber, wegen Mangel an Raum, nicht, im Stande, allen 
Weizen zu malen, fo iſt es doch gut, wenigſtens ein 
Drittheil, ober noch beſſer zwei Drittheil Weis 
zenmalz, mit dem dazu gehörigen nicht gemaljten Drit⸗ 
theil zu vermengen und geſchrotet einzumeiſchen; im wel⸗ 
chem Fall beide Theile vor dem Schroten unter einander 
gemengt werden muͤſſen. Daß man auch hier am beſten 
nach dem Gewicht und nicht nach dem Bolumen rech⸗ 
net, Fann nicht genug empfohlen werden. Wer gewohnt 
äft, fonft nach dem Bolumen, das ift nach Scheffeln, 
nach Himpten oder nach irgend einem andern Maaße 
zu rechnen, kann immer wieder, wenn nur das Gericht 


438 


des Inhalts eines folchen Maaßes einmal befannt ift, aus 
dem angewendeten abſoluten Gewicht das ahenuöhte 
Maaß darin finden, 
J — 
$. 813, 


Se nachdem man im. Sommer, im Frühjahr und 
im Herbft oder im Winter arbeitet, Eünnen gegen. einen. 
Theil des Schrotes, dem Gewichte nach, bald 9, bald 8, 
bald 7 Theile Waffer in Anwendung gefeßt werden. “Die | 
jedesmaligen quantitativen Derhältniffe des Waſſers im 
warmen Zuflande zum Einmeifchen, und im falten 
zum Stellen der Meifche, für hundert Pfund Schrot 
berechnet, find ($$. 288 bis 303) bereits genau erörtert, 
und koͤnnen daher zum runde gelegt werden. 


6. 814. F 


Man bringt zu dem Behuf das zum Einmeiſchen 
beſtimmte Waffer, jedesmal nach der Jahreszeit in der 
gearbeitet wird, auf den erförderlichen Grad erwärmt, in 
den Meifhbottig, trägt nun dag Schrot nach und 
nach, jedoch gleich hinter einander Hinzu, während zwei 
Arbeiter, jeder mit einer Meifchharfe oder einem Rechen 
serfehen, alles fo lange unter einander arbeiten, bis ein 
gleichformiger dünner Brei gebildet ift, und Feine zus 
fammenhängende Klumpen mehr darin wahr zu nehmen 
find. . Der Meifchbottich wird nun mit feinem Dedel zu⸗ 
gebedt, und bleibt wenigftens 3 Stunden lang ruhig fie: 
ben, um die Maceration und. die er des 
Schrots zu veranſtalten. 


439 
6. 815. 


Iſt dieſe Zeit verſtrichen, und bat die Maffe einen 
angenehmen füßen Geſchmack angenommen, fo wird nun 
das kalte Waffer, zufolge der ($. 373) gegebenen Tabelle, 
zum Stellen hinzugegeben, und abermals alles recht gut 
mit der Ha r£e unter einander gearbeitet, bis die ganze 
Maffe eine gleichförmige Temperatur angenommen hat. 
Der Bottich bleibe nun fo lange, offen ftehen, bis .die 
($. 384) näher eroͤrterte Temperatur nach der Jahreszeit, 
in der gearbeitet wird, ‚gebildet ift; worauf nun die Mei— 
ſche mit der erforderlichen Hefe geftelft wird, denn man 
kann felbige auch gleich unmittelbar nach dem Stellen mit 
dem Kuͤhlwaſſer hinzugeben, indem man fuͤr jede hun 
dert Pfund des angewendeten trocknen Schrots, we 
nigftens acht Pfund Hefe (dem Gewicht nach) Hinzu 
giebt, folche mit der Meifche recht gut durcharbeifet, und 
nun den Bottich, wohl zugedekt, ſo lange ruhig flehen 
läßt, bis die Gährung vollendet ift, d. i. bis ale Hülse 
ſentheile, die fich anfangs auf der Oberfläche feßen, zu 
Boden gefunfen find, und die Meifche einen geflärten Zus 
ftand angenommen bat, auch ein über die obere Flache 
derfelben gehaltenes brennendes Licht, ohne zu verlöfchen, 
eben fo lebhaft brennt, als in der atmofphärifchen Luftz 
welches nun im Zeitraume von 38 bis 48 Stunden im 
Sommer oder Habhſt, jedoch aber erſt in 60 Stunden im 
Winter der Fall ſeyn wird, 


sh 316.. 


Die ausgegohrne Meiſche wird nun auf die —— 
blaſe, oder wenn man im Beſi io deffelben ift, erft auf 


440 


den Meifehwärmer gebrashf, und nun das Abluttern 
derfelben nach den (F. 743) erdrterten Grundfägen ver- 
anffaltet, worauf der Lutter gemweinet wird; bei welcher 
Meinung aber zugleich, wenn folche mit zur Reinigung 
benußt werden "foll, die ($,. 772) erörterten Mittel in 
Anwendung gefeßt werden EL | 


Zweite Abrheilung. 


Branntmwein aus Roggen. 


© 817, 


Der Roggen oder Rogfen giebt nah dem Wei: 
zen die reichfte Ausbeute und auch den beften Brannt: 
wein. Der Roggen Fann zwar eben fowohl gemalzf 
werden, als der Weizen und die Gerſte, jedoch if ſol⸗ 
ches weniger gebräuchlich, als bei jenen, obfchon aus g e— 
malztem Roggen ein weit reinerer und füßer 
ſchmeckender Branntwein gewonnen wird, aus welchem 
Srunde daher das Malzen des Roggens, bei feiner An- 
wendung zum Öranntwein, allgemeiner befolgt zu wer⸗ 
den verdiente. 


5 818. 

Wird der Roggen, wie ſolches gewoͤhnlich der Fall 
iſt, im nicht gemalzten Zuſtande verarbeitet, fo muß ber; 
felbe, gleich dem Weizen, fo fein wie möglich gefchrotet 
werben. Das Einmeifchen des Schrotes, fo wie 
das Berhältniß der Wäffrigkeit gegen das trodne 
Schrot, und eben fo auch die Stellung der Meifche 


44: 


mit kaltem Waffer fo wie mit’ Hefe, werden nah 
denfelben Grundſaͤtzen befolgt, wie folches beim Gebrauche 
des Weizens weiter erörtert worden iſt. 


9. 819. 


Eben fo Fann der Roggen auch zum Theit roh, 
zum Theil gemalzt, verarbeitet werden. Immer ſiehet 
man aber beim Zuſatz des gemalzten, eine regelmaͤßi— 
gere Fermentation eintreten, und vollſtaͤndiger vor ſich ge: 
hen, welches nicht aus der Acht gelaſſen werden darf. 
Ein Berliner Scheffel (= 2758,952 Pariſer Kubikzoll) 
guter Roggen wiegt im Durchſchnitt 80 Pfund, und lie— 
fert, bei einer guten Behandlung, 15 bis 17 Berliner 
Quart Branntwein von 45 Procent Tralles (— 30 
‘ Procent Richter), welches alfo für 100 Pfund 182 bis 
21 Quart beträgt, 


‚Dritte Abrheilung. 
Branntwein aus Öerfte, 


98%, 


Die Gerfte macht eine ganz vorzügliche Getreideart 
zur Fabrikation des Branntweins aus; denn fie ift in 
der Regel bedeutend wohlfeiler als Weizen und Roy- 
gen; fie laͤßt ſich mit gleicher Leichtigkeit malzen, wie 
der Weizen, und wenn ſie, wenigſtens zum Theil, im 
gemalzten Zuſtande verarbeitet wird, fo erfolgt ein 
fo. ſchoͤnes Produkt, daß folches nichts zu wuͤnſchen übrig 
laßt, Ein Berliner Scheffel Gerſte, von vollkommen 


442 


guter großer Beſchaffenheit, wiegt im Durchfehnitt 70 
Pfund, und liefert 44 Quart Branntwein von 45 Pro: 
cent Tralles (= 30 Procent Richter) von guter Ber 
Tchaffenheit. | 


6. 824 


Wer alle Gerfte, die zu Branntmwein verarbeitet 
werden foll, vorher malzen kann, wird fich fehr gut dabei 
fiehen: Wer diefes nicht thun kann, thut indeffen gut, 
zwei Drittheil, oder doch wenigſtens ein Drittheil, 
im gemalgten Zuftande- in Anwendung zu feßen. Man 
gewinnt dadurch nicht nur eine regelmäßigere Fermen— 
tation, ſondern auch eine reichere Ausbeute und ein 
fhöneres Produkt, als wenn die a u gefchrotet 
verarbeitet wird. 


Vierte Abtheilung. 
Branntwein aus Hafer. 


G82 


- Der Hafer wird nur, felten zu Branntwein ver 
wendet, fondern in der Kegel mehr zu Pferdefutter 
benußt. Sein verhältnißmäßig theurer Preis gegen Wei: 
zen, Roggen und Gerſte, und die geringe Ausbeute 
‚on Branntwein, welche derfelbe liefert, feheinen der 
‚zureichenden Grund davon zu enthalten. Ein Berliner 
Scheffel guter Hafer wiegt im Durchfehnitt nicht mehr 
als 50 Pfund, und Liefert, auf Branntmwein verarbei- 
tet, nicht mehr als neun Quart Branntwein von 45 


/ 443 
Procent Tralles (= 30 Procent Richter). Aber der 
aus dem Hafer gewonnene Branntwein iſt von vor: 
züglich guter Befchaffenheit, befonders wenn ein Theil des 
Hafers vorher gemalzt worden war, und zeichnet ſich 
befonders durch die Eigenfchaft aus, ſtark zu perlen, wel- 
| che fo fehr am Branntmwein geliebt wird, 


\ 


| $. 823, 


Der Hafer laͤßt fih auch im nicht gemalzten. Zu: 
ftande gut-verarbeiten, und liefert einen fehönen Brannt- 
wein; doch iſt es gut, demfelben beim Einmeiſchen eine 
Kleinigkeit, etwa den zehnten Theil Gerſten— oder Weis 
zenmalzſchrot beizufegen, ‚weil die Fermentation der 
Meifche dadurch mehr geregelt wird. Wer den Hafer 
auf Branntwein verarbeiten will, wenn fein Vorrath 
deffelben: feinen  anderweitigen Gebrauch nicht zuläßt, 
wird fih daher immer gut dabei fiehen, weil zu Zeiten, 
wo der Berliner Scheffel Hafer in manchen Gegenden 
nur 10 Groſchen Eoftet, derfelbe zu Branntwein verarbei: 
tet, nun wenigffens auf 18 Grofchen benugt werden kann, 
indem die abfallende Schlämpe die Arbeit und die Koften 
bezahlt, Der Betrieb felbft kann übrigens, ganz fo wie 
bei den übrigen Getreidearten, veranfkaltet werden, auch) 
werden Diefelben quantitativen — — e der Re 
lien dabei beobachtet. 


444 
Fünfte. Abrheilung. 


Branntwein aus Buchweizen. 
he 824, 

Der Buchweizen wird zur Zeit noch nicht allge: 
mein als Material zum Branntwein gebraucht, nur 
in einigen Gegenden gefchiehet folches; er giebt aber nicht 
nur eine ziemlich reiche Ausbeute, fondern auch einen vor: 
zuglich fchönen Branntwein, fo daß berfelbe in fand: 
reichen Gegenden, wo er mit Erfolg gebaut wird, zu dem 
Dehuf wohl häufiger angewendet zu werden verdiente. 


$. 825. 


Der Buchweizen bedarf Feiner Malzung, auch 
iſt derfelbe nicht Leicht einer Malzung fähig. Eben fo we: 
nig iſt es nothivendig, ihn von den Hülfen zu befreien, 
wenn er zu Branntwein verarbeitet werden fol, Es ift 
hinreichend, ihn, gleich dem Roggen; im rohen Zuffande 
zart zu fihrofen, und das RR zum Einmeifchen zu 
verwenden. 


g. 826. 


Meine eigenen wiederholt angeftellten — 
äber diefen Gegenſtand haben mich gelehrt, daß, wenn der 
gefchrotete Buchmweizen ganz nach der Weife und in 
demſelben quantitativen DVerhältniffe zur Wäaffrigfeit 
und zur Hefe angewendet wird, wie folches, nach der 
verfihiedenen Jahreszeit, in welcher man arbeitet, gelehrt 
worden ift, man für jede hundert Pfund von diefem Da: 


| 445 
terial 20 Berliner Quart Branntwein von 45 Pro: 
cent Tralles (Z 30 Procent Richter) gewinnt, der 
fih durch Reinheit im Geruch und einen angenehm füßen 
Geſchmack auszeichnet. *) | 


Sechſte Abrheilung. 


Branntwein aus Mais. 


$. 827. 


Der Mais ($. 120.) bietet gleichfalls ein vorzügli- 
ches Material zur Branntweinbrennerei dar; be 
fonders für diejenigen Gegenden, die mehr füdlich belegen 
find, und in welchen man einer vollkommnen Reife diefer 


») Nach einem im der allg. Handlungszeitung vom 
Julius 1819. Ro. 139, befindlichen Bericht, fo wie auch 

im Koͤnigl. Baierfchen Kunſt- und Gewerbe-Blatt, 
5. Jahrgang ı819, Monat Auguf, No. 34. Seite 
505, 26. 26. fol man aus dem Ackerbuch weizen (Me- 
lampyrum arvense) fünf Mal fo viel Branntiw ein 
gewinnen, als aus dem beften Getreide. Das wären 
alfo, wenn man aus dem Scheffel Weizen nur 18 
Berliner Duart rechnet, aus dem Scheffell Ackerbuch— 
weizen 90. Berliner Quart. Wird nun das Berliner 
Duart Branntwein zu =, Pfund im Gewicht berechnet, 
fo beträgt folches 2023 Pfund Branntwein. Angenom— 
men nun, dag der Scheffel Ackerbuchweizen felbft 
100 Pfund wiege, fo muß aus einem Pfunde jenes Ma= 
terials über 6 Pfund Branntwein gewonnen werden, 
Man muß billig erfiaunen und fich indignirt finden, 
wenn man folche Windbeuteleien in deutſchen Journa⸗ 
len gedrudt, und aus einem in das andere uͤbergetra⸗ 
gen me. 


446 


Frucht mit Zuverficht entgegenfehen kann. Um den Mais 
auf Branntwein zu verarbeiten, bat man dagegen mit 
mehreren Schwierigkeiten zu Eampfen, als bei den vorher- 
genannten Materialien, weil folcher nur gar zu leicht 
fauert, und einen Uebergang der Meifche in Effig her: 
beifuͤhrt. Indeſſen gelingt die Fermentation doch, meinen 
eigenen Erfahrungen zufolge, vollkommen, wenn man nach 
folgender Methode damit operirt. 


$. 828, 


Um den Mais auf Branntwein zu verarbeiten, 
faffe ich denfelben, gleich andern Getreidearten ſchro— 
ten, ohne die Hülfen daven hinweg zu nehmen. Auf 100 
Pfund des. erhaltenen Schrots werden dann 5 Pfund 
Schrot von gemalztem Weizen gefeßt, alles wohl 
unter einander gearbeitet, und nun das Ganze eben fo, wie 
beim Weizen ($. 815). gelehrt worden iff, eingemeifcht, 
geftellt, und die Hefe mit 8 Procent der Lebtern de- 
geben. Nur darf man den Mais nicht im Sommer, 
fondern alfeim in den Wintermonaten verarbei- 
ten, und man wird dann nicht leicht einen. Uebergang 
des Gutes in Säure zu erwarten haben, Das Wei: 
zenmalzſchrot dient dazu, die Fermentation zu be: 
günftigen. | | 


$. 829. 


Sch habe mir viel Mühe gegeben, den Mais zu 
malzen; diefes gehet auch wohl an, ift aber doch immer 
mit vielen Befchtwerlichfeiten verbunden, fo wie, während 
dem Malzen felbft, oft das, Ganze in Säure übergeht, 


SEN. | 447 


und nun für den Branntwein unbrauchbar wird. Das 
“ber will ich Niemand rathen, diefes Malzen zu veranffals 
ten, fo wie folches auch felbft durch den Beiſatz von 5 
Procent Weizenmalz oder au Gerſtenmalz, völlig 
nußlos gemacht wird. 
$. 830. 

Man gewinnt aus hundert Pfund Mais, wenn die 
| Fermentation regelmäßig von Statten ging, 20 Berliner 
Quart eines überaus ſchoͤnen Branntweins, von 45 Pro: 
cent Tralles (= 30 Procent Richter), der faft ganz 
frei von Fuſel ift, und zur Dereitung feiner Liqueure fich 
ganz vorzüglich qualificirt, Die Schlampe, welche in der 
Lutterblaſe übrig bleibt, iff reich an Kleber und Mehl: 
theilen, fo ‚wie an Schleim, und flellt ein ganz vor= 


zuglich gutes und nahrhaftes Futter für Kühe und 
Schweine bar. 


$. 831. 


Noch beffer, als die reifen Maisförner, qualie 
ficiren ſich die jungen Pflanzenſtengel vom Mais zur 
Branntweinbrennerei. Wer dieſe zu dem Behuf 
benutzen will, kann den Mais im Anfang des Auguſts, 
gleich nach der Ernte des Roggens und der Erbſen, 
in das umgepflügte und wieder gedüngte Land faen, und 
die Stengel, wenn fie die Höhe von 12 bis 15 Zoll er: 
reicht haben, gleich dem Heu abmahen, um folche grün 
auf Branntwein zu verarbeiten. 

ih | $. 832. 

Sie werden zu dem. Behuf, im noch ganz frifchen 


448 

Zuftande, auf einer Hechfellade fo Elein wie möglich ge: 
fehnitten, dann gewogen, und nun nachfolgender Behand⸗ 
lung unterworfen. Hundert Pfund dieſer zerſchnittenen 
Maispflanzen geben nach dem Trodnen’20 Pfund trod: 
ne Subſtanz; fie enthalten alfo 80 Procent an Waf- 
fertheilen, welche beim Einmeifchen in Rechnung ge: 
frellt werden müffen. 


$. 833, 


Sollen nun z B. fo- viel zerfleinerte Maispflan: 
zen mit einem Mal eingemeifcht werden, daß 100 Pfund 
trodne Subſtanz derfelben in Thaͤtigkeit Eommen, fo wer⸗ 
den 500 Pfund derſelben, in einen dazu paſſenden Meiſch-⸗ 
bottich gefchüttet; und 400 Pfund (— 160 Berliner 
Quart) fiedend heißes Waffer aufgegoffen, alles eine 
volle Stunde lang recht gut durch einander gearbeitet, und 
dann fo lange fliehen gelaffen, bis die Meifche auf 20 bis 
22 Srad Reaumuͤr abgekühlt if. Nun wird fie mit 
8 Pfund Hefe geftellt, der Bottich zugedeckt, und die Fer- 
mentation abgemwartet; worauf, nach Beendigung derfel- 
ben, die Meifche geluttert und der Lutter gewei: 
net wird. | | 


$. 834. 


Auf folche Weife behandelt, Habe ich aus 500 Pfund 
noch grünen (= 100 Pfund trodnen) Maispflan- 
zen 20 Quart Branntwein, zu 45 Procent Tralles 
(= 30 Procent Richter) gewonnen, Diefer Brannt⸗ 
wein zeichnet fich durch einen ganz vorzüglich reinen Ge: 
ſchmack und Geruch aus, fo daß er zu den feinften Lie 

queu⸗ 


449 


queren ‚ohne weitere» Reinigung. gebraucht werden kann; 
aus welchem Grunde der Mais, im grünen Zuftande, als 
Branntweinmaterial: betrashtet, ehr viel Aufmerk— 
famfeit verdient. 


$. 835, 


Don einer rheinländifchen Qundratruthe vorher ge 
düngtem Aders gewinnt man im Durchfihnitt 50 bis 75 
Pfund grün gemähete Pflanzen, Nechnet man. nur 50 
fund, fo beträgt folches für den Magdeburger Morgen, 
zu 180 Quadratruthen, 9000 Pfund, und daraus gewinnt 
man an Branntwein von obiger Stärke 360 Quart, Der 
Boden wird dadurch nicht erſchoͤpft, weil ihn die ruͤck— 
fländigen Wurzeln düngen. Die übrig bleibende Schlämpe 
ift ein fehr gutes Nahrungsmittel für Kühe und Ochfen. 


Siebente Abtheilung. 


Brauntwein aus Huͤlſenfruͤchten. 


9. 836, 


Die Huͤlſenfruͤchte, wie Erbfen, Linfen, Kichern, 
Wien und Puff = oder Gaubohnen, gehören allerdings 
zu den Branntweinmaterialien, weil ein brauchbarer 
Branntwein daraus producirt werden kann, ſie werden 
aber nur im aͤußerſten Fall dazu angewendet. Sollen ſie 
auf Branntwein benutzt werden, fo werden fie blos ge: 
fohrotet, nicht zu Mehl gemahlen, und dann das Finmei- 
ſchen und Stellen ganz: nach derfelben Weife verrichtet, 
wie beim Getreide, Die Fermentation erfolgt in der Re— 

Hermbſt. Branntweinb. I. TH, | Sf 


450 


gel langfamer, als beim Getreideſchrot; fie wird aber 
eben fo fihnell, wenn man dem Schrot der Hülfen: 
fruͤchte 5 Procent Gerſten- oder Weigenmalz: 
ſchrot zuſetzt. Meinen daruͤber angeftellten Arbeiten zu- 
folge gewinnt man 

a. Aus 100 Pfund Erbfen 222 Quart Brand 
wein, von 45 Procent Tralles (— 30 Procent 
Richter). Der. Branntwein ift von gutem Geruch, 
ſchmeckt aber nach, Erbfen. 

b. Aus 100 Pfund Linfen erhielt ich nur 20 Quart 
Branntmwein, von obiger. Stärfe, der gleichfalls 
den eigenthümlichen Gefehmad der Linfen befißt. 

e. Aus 100 Pfund Kichern (fpanifchen Erbfen) 
erhielt ich 23 Quart Branntmwein von fehr reinem 

Geruch und Geſchmack. 

d. Aus 100 Pfund Wicken erhielt ich 22 Quart 
Branntmwein, der dem aus . ſehr aͤhn⸗ 
lich war. 

e. Aus 100 Pfund Puff⸗- oder PR er⸗ 
hielt ich 21 Quart Branntwein, dem aus Erb— 
fen in Geſchmack und Geruch nahe Fommend. 


% Achte Abtheilung. 
Bzruntwein aus Kartoffeln, 
en $. 837, 


| Die Kartoffeln, welche fich, —— ihrer Grund⸗ 
miſchung, zu einem Material fuͤr die Branntweinbren⸗ 
nerei ganz beſonders qualificiren, finden zu dieſem Behuf 


451 | 


- eine immer meiter ausgebreitete Anwendung; fie verdienen 
folche auch um fo mehr, da der Branntwein, welcher aus 
ihnen gewonnen wird, fich in Qualität und Quantität zu 
feinem Vortheil von dem aus Getreide auszeichnet, und 
die Schlämpe, welche von den Kartoffeln übrig bleibt, wie 
bereits ($, 463) erörtert worden ift, als Nahrungsmittel 
für Kühe, Ochfen, Schweine und Schafe, eine ganz vor- 
zugliche Beruͤckſichtigung verdient, 


AYnmerfung. Herr Bauguelin, der mehrere Spiels 
arten von Kartoffeln analyfirt' hat, zeigt durch die 
Reſultate derfelben: 1) daB 500 Theile der Nieren— 
fartoffel 112,5 trodne Subſtanz und 387,5 Waſ— 
fertheile enthalten. Die trodne Subſtanz lieferte 82 
heile Amylon und 22 Theile Faſerſubſtanz; alfo 
8,5 falzige und andere ertraftive Materien. Bei diefer 
betrug alfo die trodne Subſtanz nur 223 Procent. 
Eine andere Barietät, die er Ornoble nennt, lieferte 
in 500 Theilen, 132,5 trodne Subſtanz und 367,5 
Waffertheile; fie enthielt alfo in hundert heilen 
261 Procent trodne Subſtanz. Das Amylon betrug 
in ihr 22,3 Procent. Eine dritte Varietaͤt, die er 
Champion:nennt, enthielt it 500 Theilen, 140 Theile 
trockne Subſtanz und 360 Theile Wäflrigfeit. Sie ent 
‚hielt an Amylon nur 15,9 Procent. Eine vierte 
Spielart, Zalinger genannt, enthielt in 500 Theilen, 
165 Theile trockne Subſtanz; alfo 35 Procent, Eine 
fünfte marmorirte Spielart, Beaulier genannt; ent- 
bielt in 500 Theilen, 110 Theile trockne Subſtanz, alfo 
22 Procent. Eine fechfle Art, Decroiſilles genannt, 
lieferte in 500 Theilen, 119 Theile trodne Subſtanz, 
alfo 23,8 Procent. Eine fiebente Art, Parmentieur 
‚genannt, lieferte in 800 Theilen, 115 trockne Subſtanz, 
alſo 23 Procent, man erhielt daraus aber nur 4,ı Pro⸗ 
sent Ymylom Man wird alfo, wie fchon früher be- 

| 5 2 


452 


merkt worden, auch hier. feinen Fehler begehen, ment 
man im Ducchfchnitt 25 Procent trodne Subftanz 
rechnet. 


(Vauquelin if dem Journal de Physique et Chemie etc. 
Aoüt 1817.) 


$. 838, 


Die Kartoffeln geben indeffen nicht zu jeder jahres: 
zeit eine gleiche Ausbeute an Branntwein; am meiſten 
liefern fie gleich nach der Ernte derfelben, im October 
und November; weniger im December und Ja— 


nuar, am wenigſten im März und April. Die 


Urfache hiervon liegt. in einer Veränderung ihrer Grund: 
mifchung, die vorzüglih im Monat Sanuar eintritt, 
weil dann der bis dahin in ihnen ruhende Keim, nun 
eine neue Thätigkeit befommt, die gegen das Frühjahr zu 


immer mehr zunimmt, und fich durch das Ausfohlagen der - 


neuen Wurzelfeime am flärffien zeigt. Jene Keim— 
entiwicelung erfolgt indeffen nicht bei allen Arten und 
Barietäten der Kartoffeln im gleichen Seitraume, fondern 
fihneller. bei den weißen fogenannten Holfteinern, 
fpäter bei den gelben, mit rother Schale, am fpäte: 
ſten aber, bei den fogenannten Holländifchen Zuder: 
fartoffeln, die daher auch immer, felbft noch fpat im 
Frühjahr, eine ziemlich bedeutende Yusbente an Brannt: 
wein liefern. 


$. 839, 


’ Um die Kartoffeln auf Branntwein zu ver⸗ 
arbeiten, werden verſchiedene Geraͤthſchaften erfordert, die 


— 


3 


bei der Fabrikation des Branntweins aus Gefreide ent: 
beärlich find. Diefe beftehen: 1) in einem ſchicklichen Ap⸗ 
parate zum Waſchen derfelben; 2) in einem Apparate 
zum Kochen derfelben; 3) in einem Quetfohapparat, 
um die gefochten Rartoffelm zu zerfleinern; 4) in 
einem Siebe, um Die Meifche durchzugießen, und 'fie 
von den gröbern Stüden zu befreien. 


a. Der Apparat zum Waſchen. 


$. 840. i 


Um die Kartoffeln zu wafchen, und fie dadurch von 
den anflebenden erdigen Theilen und andern Unreinigkeis 
ten zu befreien, bedient man ſich der folgenden DVorrich: 
tung. Der Apparat beffeht aus zwei Haupttheilen, naͤm⸗ 
lich: 1) einer durchbrochenen Trommel, in welche die 
‚Kartoffeln gebracht werden, deren Staͤbe fo enge zufam: 
men ſtehen, daß auch die Eleinen Knollen nicht hindurch 
fallen koͤnnen; 2) in einer Wanne oder einem vier- 
eigen Kaſten, der mit Waſſer angefuͤllt iſt, in wel: 
chem das Wafchen verrichtet wird. | 


$. 844. 


Die Trommel beftehet aus Ratten, welche 25 Zoll 
breit find, und Z Zoll weit von einander abflehen, damit 
das Waffer Hineintreten, und die erdigen Theile ausfpü- 
len fann. Damit diefe Latten, die mit den Enden in den 
Einfchnitten des Bodens liegen, gehörig feffgehalten wer- 
den, fo find fie mit eifernen Reifen Taf. VOL. Fig. 1. 

"aa umgeben. . Im Umfange der Trommel ift eine. aus 2 


454 


Latten beftehende Thüre b angebracht, welche geöffnet wird, 
wenn die Kartoffeln hineingethan, oder herausgenom- 
men werden follen. Sie drehet fich in Gewinden ec und 
wird durch zwei an den eifernen Ringen. befefligte Vor: 
riegel dd verfchloffen. Durch die Mitte der Trommel 
gehet eine vieredige eiferne Welle ee y die einen Zoll die 
iſt, und an beiden Enden mit runden Auflegern und Kur: 
bein £E£ zum Umdrehen der Trommel verfehen if. Da: 
mit die Welle in der Trommel vollfommen feftfiße, find 
an den Böden flache Eifen g befeftigt, durch welche die 
Welle Hindurchgehet. Der vieredige Wafferbehäl: 
ter, an deffen Stelle auch eine Wanne gebraucht wer: 
den Eann, muß, um wafferdicht und vollfommen dauer: 
haft zu feyn, vom Böttcher gemacht und mit eifernen 
Reifen h verfehen werden, = Er ruhet auf zwei unterge 
legten Hoͤlzern ii, um eine bequeme Höhe zum Drehen 
der Trommel zu erhalten, und zugleich, um das Waffer 
abzapfen zu Fönnen, Das Zapfenloch ift bei k angebracht; 
es Fann auch im Boden befindlich feyn, in welchem Fall 
die Erdtheile beim Abfließen des Waffers beſſer abfließen. 
Um die Kartoffeln nach erfolgter Reinigung aus der Trom⸗ 
mel wieder herauszubringen, ift es erforderlich, folche 
aus dem Waſſerkaſten herauszunehmen und in die Lage 
des punktirten Kreifes zu bringen. In diefer Lage wird 
fie durch die eifernen Stäbe 0 0 getragen, welche an den 
Kaften befeftige und bei p mit Hebern verfehen find, um 
die eiferne Welle der Trommel aufnehmen zu koͤnnen. 
Die eifernen Bügel qq dienen dazu, daß die Trom: 
mel beim Ein- und Ausheben nicht an den Rand des ‚Ka: 
ftens ſtoße und dadurch befihädige werde, In der oben 


455 


gedachten Lage wird die Thüre der Trommel aufgemacht 
und die Deffnung nach unten gerichtet, worauf die Kar: 
toffeln in das untergefeßte Gefäß r herabfallen. Für die 
Trommel iſt eine folhe Größe angemeffen, daß fie von 
zwei Menfchen, welde an die Enden der Welle faffen, 
leicht gehoben werden kann. Die Kartoffeln, die gewa— 
ſchen werden follen, dürfen nicht ganz die Hälfte des in- 
nern Raumes einnehmen. Bei. der in der Zeichnung an= 
genommenen Dimenfion beträgt diefes Geraͤth ungefähr 
einen nicht gehauften Scheffel (= 100 Pfund). Taf. VI. 
Fig. 1, befindet fih der Apparat in der vordern Anficht 
abgebildet; Fig. 2, ift felbiger im Grundriß, und Fig. 3. 
von der Seite dargeſtellt. 


b. Das Kochen der Kartoffeln, 
Der Kochapparat. 


$. 842, 


Um das Kochen der. gereinigten Kartoffeln zu veran- 
falten, bedient man fich, um, wie man glaubt, Brennma⸗ 
terial zu erſparen, gewoͤhnlich eines Oxhoftfaſſes, das 
oben offen und deſſen Boden mit einem 2 Zoll weiten 
kreisrunden Loche durchbohrt iſt, in welches Faß die Kar- 
toffeln gefüllet werden: Um fie zu Fochen, wird, wenn die 
Lutter- oder die Weinblafe abgetrieben iſt, ein, den. 
Schnabel derfelben verlängerndes Rohr, mit feiner einen 
Deffnung über den Schnabel des Blafenhelms ge 
ſchraubt, das andere hingegen, das unter einem ſtumpfen 
Winkel gekruͤmmt iſt, in das Loch des Faſſes geleitet. 
Waͤhrend man ſo die Deſtillation nun noch eine Zeit lang 


456 


fortfeßt, £reten die Dampfe in das Faß, und die darin 
befindlichen Kartoffeln werden in kurzer Zeit völlig gahr 
gekocht, um folche nun zerkleinern zu Eönnen. 


| ‘g. 848, 


gene Verfahrungsart erfordert Zeit und koſtet mehr 
Brennmaterial, als die nachſtehende, Die daher in jeder \ 
Hinficht den Vorzug verdienet. Sie beftehet in folgender 
Einrichtung, umd iſt auch: ohne Zeichnung verftändlich. 
Man denfe fich einen flachen, mit einem Abzugshahne 
‚verfehenen eifernen Keffel, . der oben mit. einem doppelten 
Rande verfehen ift, in welchem das breitere Ende eines 
cHlindrifchen Faffes genau einpaffet und mit Lehm ver: 
Elebt wird. Die inneren Theile der Faßſtaͤbe, find gegen 
das untere Ende dergeftalt ausgemauert, daß eine fcharfe 
Kante oder Rand hervorfteht, worauf ein eiferner, aus 3 
bis A Theilen beftehender Roſt, den Boden des Faffes 
bildet. Diefer Theil muß von Zeit zu Zeit herausgenom- 
men und gereinigt ‚werden. Statt des eifernen Ro— 
fies kann auch ein hoͤlzerner, mit Löchern durchhohrter, 
aus einzelnen beweglichen Theilen beftehend, angewendet 
werden, 


5. 844. 


Im obern Boden des Faffes findet f ich eine Deff- 
nung von 12 bis 14 Zoll im. Quadrat, auf welcher ein 
genau fehließender, mit einer Handhabe verfehener, Dedel 
mit einem wollenen Lappen paffet, und, nach Einbrin- 
gung der Kartoffeln, jene Deffnung verſchließt. An der 
Seite des Faſſes, in gleicher Hoͤhe mit dem Roſte, iſt ein 


457 
etwa einen Fuß im Quadrat haltendes Loch, welches durch 
eine genau einpaffende, mit einer Handhabe verfehenen 
Stürze verfchloffen wird. An die, durch die Wegnahme 
diefer Stuͤrze, entſtandene Deffnung wird eine hölzerne 
Rinne gelegt, deren Ende genau in den Rumpf des, nach- 


folgenden Quetfihapparats ($. 845) einpaffet. Um jenen 


Kochapparat zu gebrauchen, wird der Keffel mit Waffer 
gefüllet, das Faß aber, mit Kartoffeln, und nun der Keffel 
zum Sieden erhißt, da denn die fich entwicdelnden Daͤm⸗ 
pfe des Waſſers emporfteigen, und bie Kartoffeln in £ur- 
ger Zeit gahr Eochen, fo daß fie nun in den Quetſchap⸗ 
parat gebracht werden koͤnnen, um fie zu zerEleinern. 


c. Der Quetfohapparat zum Zerfleinern der 
Kartoffeln. 


$. 848. 


Der Quetſchapparat, mittelft welchen die gefoch- 
ten Kartoffeln zerkleinert werden follen, beſtehet aus einem 
hölzernen Rumpf Taf. VII. Fig. 3, aa, ähnlich dem der 


Mahlmuͤhlen, der ſich über zwei glatte oder auch ſchwach 


gereifte, 2 Fuß lange und 1 Fuß dide Walzen bb und 


‚cc, von hartem Holze befindet, die durch zwei Kurbeln 


dd in entgegengefeßter Richtung gedrehet werden koͤnnen. 


Das Ganze ruhet auf 4 Füßen e fg h, die hoch genug 


find, um ein Gefäß darunter zu flellen, in das die jer- 
Eleinerten Kartoffeln herabfallen. Wenn die Kartoffeln 
gahr gekocht find, wird der Quetſchapparat, mittelft 


‚der hölzernen Rinne, mit dem Dampfapparat in 


Verbindung gefeßt, da denn beim SHerausnehmen der 


458 | 
Stuͤrze die Kartoffeln in den Rumpf des Quetſchap⸗— 


parats herabfallen, und nun ſchnell zerkleinert werden 
koͤnnen. 


$. 846, 


Eine ganz vorzügliche Vorrichtung zum Kochen und 
Quetſchen der Kartoffeln hat Herr Piſtorius angege 
ben, die in Folgendem befteht. Taf. VOL. Fig. 6, a ift 
eine gewöhnliche Wafferblafe, ‚mit welcher. doch jede 

Brennerei verfehen feyn muß, um das nöthige Waffer 
| zum Einmeifchen zu bereiten. Der Hals derfelben ift et: 
was länger als gewöhnlich, und oben umgefrempt. Auf 
diefem liegt der etwas vertiefte Dedel, auf welchem das 
Dampfrohr b aufgefchraubt wird. "Zwifchen der Krem⸗ 
pe des Blafenhalfes und dem Dedel liegt ein 
Pappkranz unter der Krempe, auf dem Dedel aber 
2 Ringe von Eifen cc, durch die, vermittelt Schrau= 
ben, der Dedel auf dem Blafenhalfe Iuftdicht an— 
gezogen wird. Das Gefäß e ift beffimmt, die rohen 
Kartoffeln aufzunehmen; es hat einen doppelten Bo: 
den, von welchen der obere Durchlöchert ift, um die unter 
demfelben geleiteten Dämpfe, vertheilt, durch die Kartoffeln 
hindurch zu: führen, g iſt ein Abzugsrohr, welches das 
unreine Waſſer der verdichteten Dämpfe ableitet. Das 
Dampfrohr b reicht durch die Dede des Gefäßes bis 
unter den durchlöcherten Boden, man läßt es am beften 
Dicht an den Stäben des Faſſes Hinuntergehen, damit es 
nicht beim Herausnehmen der gahr gefochten Kartoffeln 
-Hinderlich fey. Ferner hat das Dampffaß in der Dede 
eine runde Deffnung, von etwa 18 Zoll Durchmeffer, um 


459 


die Kartoffeln bineinzufchätten; fie wird durch einen 


gut paffenden Deckel verfchloffen. Eben fo befindet fich 
eine vieredfige Deffnung, von gleicher Dimenfion, an der 
Seite, dicht uͤber dem durchlöcherten Boden, aus dem 
man die gefochten -Kartoffeln herausnimmt, die 
gleichfalls durch ein flarfes Stuͤck Bret verfchloffen wird, 
während man die Fugen mit Lehr verftreicht. Um die 
Sahre der Kartoffeln zu erforſchen, find in einzelnen 


Staͤben des Dampffaffes kleine Löcher eingebohre, um 


durch fie, mittelft eines eifernen Stabes, die Kartoffeln 
im Faffe zu unterfuchen. Die Deffnungen werden mit 
etwas leichten Holzzapfen FE verfchloffen. Der gahre 
Zuftand der Kartoffeln wird daraus erkannt, daß man 
den eifernen Stab nach allen Richtungen Hineinbringen 
Eann, ohne einen bedeutenden Widerſtand zu empfinden. 
Das Dampffaß muß fo hoch geftellt werden, daß die 
darin gahr gefochten Kartoffeln genau in den Rumpf 
des Quetſchapparats herabfallen Eönnen. 


d. Das Sieb zum Durchſchlagen der Meifhe 


a 


Es gefehieht nicht ſelten, daß, wenn die Kartoffeln 
mittelſt jenes Apparats zerquetſcht werden, einerſeits noch 


ziemlich große Stuͤcke mit hindurchgehen, außerdem aber, 


wenn das Zerquetſchte erkaltet, die Maſſe ſtark zuſammen⸗ 


klebt, ſich ballet, nicht gleichfoͤrmig in der Meiſche zer⸗ 


theilt, und zum Anbrennen des Gutes in der Lutter— 
blafe Anlaß giebt. Um dem Ießtern Uebel vorzubeugen, 
muß die Meifche gefiebt, d. i. durchgefihlagen werden. 


x 


‚460 


Man bedient fich dazu eines von flarfem Kupfer: oder 
Eifendrath geflochtenen Siebes, deffen Löcher oder 
Mafchen + Zoll im Quadrat haben, und welches in einen 
viereckigen Kaften von Bretern eingefpannt iff, der am 
untern Theile zwei Träger hat, um ihn mit felbigen von 
einem Orte zum andern £ransportiren zu fünnen. Sind - 
die Kartoffeln eingemeifcht, und haben fie ein Paar Stun: 
den geflanden, fo daß nun die Meifche mit Faltem Waf- 
fer geftellt werden foll, fo wird die Meifche, nachdem fie 
vorher mit dem Ealten Waffer geftellt worden, nun 
durch jenes Sieb in den GAhrbottich gefchlagen, und dar- 
in mit der Hefe verfeßt; während die gröberen Theile im 
Siebe zurüdbleiben, und nun ferner zerkleinert und ber 
Meifche beigefeßt werden koͤnnen. 


e. Das Einmeifchen der Kartoffeln. 


$. 848. 


Beim Einmeifchen der Kartoffeln kommen in Er: 
wägung: 1) das DVerhältniß der trodnen Subſtanz 
zur Waͤſſrigkeit in den Kartoffeln felbft; 2) der noth- 
wendige Zufas von Gerſtenmalzſchrot; 3) das Ver: 
hältniß der Waffermaffe beim Einmeifchen; A) das 
Verhaͤltniß derfelben zum Stellen der Meifche; 5) die 
Maffe der Hefe, Sie find für die Maffe von 400 Pfund 
röben (= 100 Pfund trodnen) Kartoffeln ($.-300) be- 
reits. fefigeftelle worden, Wir haben bier alfo nur noch 
die Methode des Einmeifchens felbft näher zu —24 

$. 849. 
Wenn die 400 Pfund Kartoffeln — und zer⸗ 


461 
quetfeht worden find, fo wird die zum Einmeifchen derfel- 
ben beftimmte Waffermenge (420 Pfund = 1658 Quart), 
fiedend Heiß, alfo von 80 Grad Reaumür, in den Meifchbot: 
tich gebracht, dann die zerquetfchten Kartoffeln hinzugegeben, 
und mit dem Rechen oder der Ruͤhrharke fo vollfom: 
nen wie möglich unter einander gearbeitet. Iſt diefes ges 
fchehen, fo wird das Malzſchrot (162 Pfund) über die 
Meiſche geftreut, dann gleichfalls darunter gearbeitet, wor⸗ 
auf die Meifche, im bededften Bottich, ungefähr 3 Stun⸗ 

‚den lang ruhig. ſtehen bleibt. Jetzt wird fie wieder 
aufgeruͤhrt, mit dem zum Stellen beſtimmten kalten 
Waſſer (2095 Pfund = 833 Quart) verſetzt und dann 
durch das Sieb gefihlagen. Endlich wird, wenn die ges 
ftellte Meifche bis auf 20 Grad Reaumuͤr abgekühlt iſt, 
die Hefe. (92 Pfund = 3% Quark) hinzugegeben, die 
Meiſche damit wohl durchgearbeitet, und nun bleibt fie 
der Fermentation überlaffen. Nach vollendeter Fermenta= 
tion wird. die gegohrne Meifche zu Lutter gezogen und 
darauf der Lutter geweinet ). So bearbeitet, liefert ein 
Scheffel (= 100 Pfund) roher Kartoffeln, 6—7 Berli⸗ 
ner Quart Branntwein, zu 45 Procent Tralles (— 30 


N Wenn man die gekochten Kartoffeln recht fchnell 
zerquetfcht, ohne daß fich felbige vorher abfühlen koͤn⸗ 
nen, dann kann das Zerquetfchte mit kaltem Waf- 
fer eingemeifcht werden, wodurch alfo das Brenn- 
material zum Erhitzen des Meifchwafferg erfpart 
wird; auf welche Verfahrungsart, die wenigſtens Hrn. 
Piftorius und mir flets gute‘ Dienfte geleiftet hat, 
ich bei dieſer Art des Einmeifchens hier zuruͤckwei⸗ 
fen will. Min 


462 
Procent Richter); ein Schanfbranntwein von 
fchöner Befchaffenheit ). 3J 

9. 850. 

Man hat oft die Frage aufgeworfen, ob das Kochen 
der Kartoffeln abſolut nothwendig fey? ob man fie nicht 
außerdem verarbeiten, und gleich den Übrigen Getreidear- 
ten anmeifchen koͤnne? Diefes habe ich verfucht und ge 
funden, daß es allerdings Teicht möglich if. Cs bedarf 
dazu nur eines, wie ein liegender Cylinder geftalteten Rei— 
beeifeng, das fich um feine Achfe bewegt, über welches aus 
einem hölzernen Mühlenrumpfe die zum Zerfleinern be 
findlichen Kartoffeln .nachfallen, und feft angedrüdt wer: 
den, während der Cylinder fich in einem Gefäß mit Waſ— 
‚fer eingetaucht bewegt. Es ift dabei aber nothwendig, das 
darüber ftehende Waffer zum Sieden zu erhißen, und den 
am Boden liegenden Brei damit anzumeifchen. Der 
auf folhe Weife gewonnene Branntwein riecht und 
ſchmeckt aber ftets nach Kartoffeln. Folglich it das, Ko— 
chen derfelben beffer, weil das riechbare Weſen dadurch 
verfluͤchtigt wird. 


$. 851. 
Herr Piftorius (a. a.O. $. 134) rechnet zum Ein: 


) Here Piſtorius ziehet aus dem Berliner Scheffel 
Kartoffeln 5: bis 6 Duart Branntwein, von 8o 
Procent (nad Tralles) an Alkoholgehalt; tel 
ches alfo, zu 45 Procent berechnet, 773 Procent mehr 
beträgt. Daß dieſe Ausbeute nicht fingirt, fondern in 
der Wahrheit begründet iſt, kann ich bezeugen. 


Zu 


meif hen für 1 Wifpel (= 24 Berliner Scheffel oder 
2400 Pfund) gefochte Kartoffeln zum Einmeifchen und 
Stellen der Meifche 4800 Pfund (= 1920 Quart) 
Waffer. Da nun auch er, gleich mir, das Verhaͤltniß der 
trocknen Subſtanz zur Waͤſſrigkeit in den Kar— 
toffeln wie 1 : 3 feſtſetzt, fo kommen hierbei für einen 
Theil der trodnen Subſtanz 8,3 Wäffrigkeit zu ſtehen. 
Bon jenen 1920 Quart Waff er wird. die Hälfte zum 
Einmeifchen, die andere Hälfte zum Stellen der 
Meifche verwendet. Für jeden Scheffel Kartoffeln 
nimmt man 1 Mebe Malzſchrot, und um 24 Metzen 
Schrot einzumeiſchen, 62 Pfund (— 245 Quart) Wafe 
ſer, und zum Stellen der Meiſche mit Hefe, 120 
Quart der Letztern. Herr Piſtor ius meiſcht das Malz 
ſchrot beſonders ein, und zwar die 24 Metzen mit 120 
Quart andere Meiſche, deren Temperatur gewoͤhnlich 
400 Reaumuͤr iſt. Er ſtellt dieſe Meiſche mit 120 
Quart Waſſer von 10° Reaumuͤr, und giebt der Mei— 
ſche 12 Quart Bierhefe zur Gaͤhrung, fo daß alfo die 
gefammte Meifche 252 Quart beträgt (eigentlich 279 
Quart, weil die 24 Metzen Schrot, die Metze zu 35 Pf. 
berechnet, in der Meifche einen Raum einnehmen, der 27 
Quart Waffer gleich iſt, folglich 252 + 27 + 279 Quart). 
Soll die Meifche von 24 Scheffel Kartoffeln in 3 Bot: 
fiche vertheilt, fo muß auch die Schrotmeiſche gleich⸗ 
maͤßig darnach vertheilt werden. 
$. 852. 

Um die Temperatur des Steifiärfee mit der 
Temperatur der Meifche in Verhaͤltniß zu feßen, fertigte 
Herr Piftorius folgende Tabelle an: 


464 


Wenn die Temperatur des _ Muß die Temperatur der 


Kuͤhlwaſſers if: Meifche feyn: 
+ 1° Reaum. + 31,6° Reaum. 
— — 4 20 : x: — + 3080 2—⸗ 
— an gi nr — + 30,0% « z 
—— + IP. = — +. 29,29 =, 
— EAURR TO Sp — + 2849 & = 
— — +60 : =: ein. „be 27,00 1 ee 
— 70 2.8 — +. 268° - = 
— — + 3 : : — 20,09% 5 
— — +9: : re ca EZ ei 
— — +10 » : — 320 ce, = 
———— — 26 
— — +12 + = 20.4 2280— 
— — +13° = =» — + 220° = = 
+ 449 = 5 — 229 = 


wonach alfo gearbeitet werden kann. 


$. 853. 


Herr Amtmann Siemens zu Pyrmont, über: 
zeugt, daß die Kartoffeln nur dann vollendet ausgäh:. 
ren koͤnnen, wenn fie vollfommen zerkleinert find, bat ei= 
nen eigenen Apparat befchrieben und abgebildet, in wel— 
chem die Kartoffeln in einer Art von: papinianifcher- 
Geraͤthſchaft, mit einem Zuſatz von Schwefelſaͤure, 
zerkocht werden, ſo daß eine Fluͤſſigkeit daraus entſteht, 
und behauptet, auf ſolche Weiſe eine uͤberaus große 
Ausbeute an Branntwein zu gewinnen; eine Ausbeute, die 
jedoch diejenige nicht uͤberſteigt, welche Herr Piſtorius 
($. 851) nach feiner Methode daraus ziehet. 
Neun: 


465 


Peunte Abrheilung. 


Dranntwein aus Runfelrüben, 


$, 854, 


Die Runfelräben bieten zur Branntwein: 
AR NRCHEN ein ganz vorzügliches: Material: dar, befon- 
ders dann, wenn e8 darauf ankommt, einen Branntwein 
von größerer Neinigkeit und rumartiger Befchaffenheit zu 
produciren; übrigens iſt es nicht gleichgültig, auf welche 
Weiſe die Runfelrüben zu dem Behuf verarbeitet: werden, 
denn die Bearbeitung hat, fowohl auf die Befchaffenheit 
des erzielten Branntweins, als auch auf die Quantität 
deflelben, die aus einer gegebenen Maſſe Runkelruͤben ge⸗ 
wonnen wird, einen eben ſo entſchiedenen als wichtigen 
Einfluß. Ich habe dieſen Gegenſtand von allen Seiten 
unterſucht, und bin daher im Stande, als Reſultat mei— 
ner Erfahrungen ein genuͤgendes Urtheil daruͤber faͤllen 
zu koͤnnen. 


$. 855, 


Man kann, um Branntwein aus den Runkel— 
rüben zu produciren, folche einer dreifach verfchiedenen 
Bearbeitung unterwerfen; 1). indem man felbige, gleich 
den Kartoffeln, mit Dämpfen kocht; 2) indem man fie 
roh mit einem Reibeapparat zerkleinert und den Brei ein- 
meifcht; 3) indem man fie zu Brei zerkleinert, den Saft 
aus diefem auspreßt, und ihn in Fermentation ſetzt. Die 
beiden leßten Methoden haben mir nie ein vortheilhaftes 
Reſultat dargeboten, man gewinnt auf dieſem Wege nie 

Hermöft. Brauntweinb. I. Thl. Sg 


1 | 

guten Branntwein, denn derfelbe zeichnet -fich ſtets durch 
einen, den Nunfelrüben ähnlichen Geruch aus. Die erfte 
Methode verdient dagegen vor allen den Vorzug, 


. 856, 


Wenn mit den Runfelräben gearbeitet wird, fo 
darf nicht aus der Acht gelaffen werden, daß in hundert 
Theilen derfelben im frifchen Auftande, im Durchfchnitt 
fiets nur 20 Procent trodne Subſtanz enthalten, und mit 
80 Procent Mäffrigkeit verbunden find. Wer alfo 100 
Pfund trockne Subſtanz der Runkelruͤben mit 
einem Mal bearbeiten will, muß. 500 Pfund frifche Run: i 
£elrüben in Anwendung feßen. Sie werden vorher von 
der holzigen Krone befreit, dann in dem zu den Kartof: | 
feln beffimmten Wafchapparate gereinigt, hierauf gewogen 
und nun in demfelben Apparate, der für die Kartoffeln 
gebraucht wurde, durch Dämpfe gahr gefocht. 


— PO 


Um das Zerfleinern der gefochten Runfelrüben 
zu veranftalten, iſt die für die Kartoffeln beſtimmte 
Quetſchmaſchine nicht anwendbar. Man läßt fie am 
beften in einem hoͤlzernen Troge erſt mit einem eifernen 
Kreuzſtampfer, fodann aber mit einem hölzernen unten 
mit Eifen befchlagenen Platt-Stampfer zerftoßen, bis alles 
in Brei umgewandelt iſt. In dieſem Zuftande wird nun 
der Drei, nach. der ($. 302) gegebenen Anleitung, mit 
352 Pfund. (= 140% Quart) ſiedend heißem Waſſer ein: 
gemeifcht, der Meifche 163 Pfund Gerſtenmalzſchrot 
zugegeben, damit Wohl unter einander gearbeitet, worauf - 


467 
das Ganze drei Stunden lang bedeckt ſtehen bleibt, Set 
wird nun die Meifche durch das Sieb geleitet, dann 
mit 173 Pfund (= 69% Quart) kaltem Waffer ges 
ftellt, und wenn die ‚geftellte Meifche fish bis auf 20. Grad 
Reaumuͤr abgekühlt hat, 8 Pfund Hefe zugegeben, wor: 
auf nun die Fermentation abgewartet wird. Die Tempe: 
ratur der Meifche, welche beim Stellen, gegen die des 
Stellwaffers beobachtet wird, ift ganz ER wie 
bei den andern DVerfahrungsarten. 


. 858, 


Die Fermentation diefer Meiſche dauert zumeilen 5 
bis 6 Tage, bis fie vollendet if, alfo viel länger als bei 
den Kartoffeln und den Getreidbearten Nach vol 
lendeter Fermentation- wird fie zu Lutter ‘gezogen, und 
dann ber Lutter gemeinet, Man gewinnt für jede hun: 
dert Pfund der angewendeten rohen Runfelrüben 4& 
bis 5 Quart Branntwein, von 45 Procent Tralles 
(= 30 Procent Richter) der nur fehr wenig nah Run- 
£elrüben riecht, und wenn er lange liegt, einen‘ rum: 
artigen Geruch und Gefchmad annimmt. Die Schläm: 
pe, welche in der Lutterblafe zuruͤckbleibt, ift ein fehr 
gutes Nahrungsmittel für das Rindvieh. ' 


$. 859, 


Wenn jener Branntmwein aus den Runkelruͤ— 
ben einer dritten Deftillation unterworfen, und dabei für 
jedes: Quart 1 Quentchen Salpeterfäure (Scheide: 
waſſer) zugefeßt wird, ſo hat das Deftillat allen Runfel- 
rübengeruch verloren, und nähert fih num noch mehr dem 

g2 


468 

Rum; feine Güte nimmt mit dem langen Liegen immer 
mehr zu. Der auf folhe Weife erhaltene Branntwein 
zeichnet fih durch einen ſehr angenehmen füßen Geſchmack 
aus, felbft mehr, als der aus dem gemalzten Weizen, 
fo wie ihm der eigentliche Fufelgeruch gänzlich mangelt. 


1 


Zehnte Abrheilung. 
Branntwein aus Erdäpfeln. 


$. 860, 

Die Erdapfel (d. i. die Knollenwurzeln vom He- 
lianthus tuberosus), ein Sewächs, das zur Nahrung 
für Menfchen und: Thiere fo reichlich gebauet wird, und 
felbft im fchlechteften Sandboden gedeihet, wird, fo viel 
ich weiß, zur Branntweinbrennerei noch gar nicht ange: 
wendet, verdient es doch aber im hoͤchſten Grade, weil 
man einerfeits’nicht nur eine bedeutende Ausbeute davon 
erhält, anderfeits auch der daraus gewonnene Brannt: 
wein fo ſchoͤn und rein ift, ‚daß felbiger, entfernt von al- 
lem Sufel, einen ſehr angenehmen veilchenartigen Geruch 
befißt und‘ rein ſchmeckt; auch ift die davon übrig blei— 
bende Schlämpe noch als ein fehr brauchbares Nahrungs: 
mittel für das Vieh anzuwenden. 


Ä ME TR 74 PORN | 
Die Erdäpfel enthalten, gleich den Runkelruͤ— 
ben, nur 20 Procent an trodner Subſtanz, wie man fich 
durch das Austrocknen derfelben. davon überzeugen kann. 
Diefes muß daher beim. Einmeifchen derfelben in Betrach- 


469 


sung gezögen werden. Um folche zum Einmeifihen vorzu- 
bereiten und wirklich einzumeifchen, bedient man fich der: 
‚felben Berfahrungsart, wie folche bei den. Runfelrüben 
angegeben worden ift, d. 5. fie werden erft mit Dampfen | 
gekocht, dann zerftampft, das Zerftampfte unter den ($. 302) 
gegebenen quantitativen Verhaͤltniß mit Waffer einge: 
meifcht, dann die Meiſche mit Waſſer geftellt und die 
Hefe zugegeben. Man gewinnt nach dem Weinen des 
erhaltenen Lutters, für jede 100 Pfund der Wurzelfnollen 
won den Erdäpfeln, wenigftens 4 Berliner Quark Brannt: 
wein, von der oft erwähnten ©tärke, 


Eilfte Abtheilung. 
Branntwein aus Moorrüben und andern 
Ruͤbenarten. 


$. 862, 


Die Rübenarten, als: a) die gemeine Waffer: 
rübe oder die Turnips; b) die Kohlruͤbe oder Un: 
'terfohlrübe, und 'c) die Rota Bagga oder gelbe 
ſchwediſche Ruͤbe, find ſaͤmmtlich qualificirt, um mit 
Vortheil Branntwein daraus zu verfertigen. Er be— 
ſitzt aber jederzeit den eigenen Geruch jener Ruͤbenarten, 
der auch durch kein Reinigungsmittel vollkommen entfernt 
und zerſtoͤrt werden kann, er taugt alſo nicht als Ge— 
trank, iſt aber für Lakirer und andere Kuͤnſtler ſehr 

brauchbar, —— 
g 3 
Um die gedachten Ruͤbenarten auf Branntwein 


470 

zu verarbeiten, werden fie ganz genau eben fo behandelt, 
wie die Nunfelrüben, daher hier keine weitere Aus: 
einanderfeßung. Diefes Verfahrens erforderlich ift, auch 
iſt der Ruͤckſtand oder die Schlaͤmpe, welche nach dem 
Zuttern der gegohrnen Meifche übrig bleibt, noch ein gu⸗ 
tes Nahrungsmittel fuͤr das Rindvieh. Man gewinnt 
aus 100 Pfund, von dieſen verſchiedenen Ruͤbenarten, im 
Durchſchnitt 4 Berliner Quart Branntwein von der ge⸗ 
dachten Staͤrke; man würde alſo, wenn Mangel an 
andern Materialien fuͤr den Branntwein eintreten ſollte, 
aus dieſen Ruͤben zu gedachten ... Nutzen ziehen 
koͤnnen. 


Zwoͤlfte Abtheilung. 
Branntwein aus Moorrüben, 
$. 864. 

Die Moorruͤben und die verſchiedenen Varietaͤten 
derſelben, machen eines der wichtigſten Materialien zum 
Branntwein aus, das vorzuͤglich dann in Anwendung 
gefeßt zu werden verdient, wenn es darauf ankommt ei— 
nen DBranntwein von befonderer Reinigkeit zu erhalten, 
der zur Fabrikation der feinen Liquoͤre beftimmt ift. Auch 
werden fie hier und da bereits zu diefem Behuf in An: 
wendung gefeßt: 


§. 865. 


Sollen die Moorrüben auf Branntwein ver: 
‚arbeitet werden, fo wählt man dazu am beften gleich die 


471° 


Zeit, wenn fie geerntet worden find, weil fie dann die 
meifte Ausbeute liefern. Sie werden, gleich den Kun: 
kelruͤben, von der Krone befreit, dann gewaſchen, um 
fie von den anklebenden Erdtheilen zu befreien, und. dar: 
auf mit Dämpfen gekocht. Das Zerfleinern der völlig 
gahr gekochten Moorrüben muß, wie bei den Nun: 
felrüben, durch Stampfen gefchehen, indem fie zu glatt 
find, als daß fie in dem Kartoffelquetfiher verkleinert wer- 
den koͤnnten. | | 


6. . 866, 


- Hundert Pfund friſche Moorruͤben —— im 
Durshfehnitt nur 18 Pfund trodne Gubflanz, hoͤchſtens 
20 Pfund. Sie kommen alſo auch darin mit den Kun: 
felrüben überein. Man begehet daher Feinen Fehler, 
wenn man das Einmeifchen der verfleinerten Moor: 
rüben ganz nach derfelben Weife veranflaltet, als bei 
den Runfelräben, ‘auch diefelben Verhaͤltniſſe der 
Waffrigkeit gegen dieſelben beobachtet. \. Eben ſo darf 
‚ auch der Zufak von Malzſchrot nicht fehlen, weil die 

— die Fermentation ſehr beguͤnſtigt. | 


$. „ 867. 


Die Fermentation der mit Hefe —— Meif che 
aus Moorrüben, gehet fehr langfam von Statten, und 
dauert auch. ſehr laͤnge, bevor fie beendigt iſt. Ich habe 
oft geſehen, daß fie verft im 5 bis 6 Tagen beendigt war. 
Oft erfcheint fie, auf der» Oberfläche mit einer Schimmel: 
haut bedeckt, ohne jedoch: fäuer geworden oder verdorben 
zu ſeyn. Wird fie geluttert, fo gehet ein: nach Moorruͤ⸗ 


472 


ben riechender Lutter über, der ziemlich getrübt iſt, und 
auf dem eim gelbes nach Moorrüben riechendes äthe: 
rifches Del ſchwimmt, welches alfo die Urfache jenes Ge- 
ruchs ausmacht, Wird der Lutter gemweinet, fo gewinnt 
man für 100 Pfund Moorrüben, 4 bis A& Berliner 
Quart Branntwein von ber. oft angegebenen Stärke, 
Unterwirft man diefen einer dritten Defkillation, mit 
Zufaß von mwenigem Kali, fo gewinnt man einen Brannt: 
wein von 65 Procent Tralles (= 50 Procent Rich: 
ter); jeßt erfcheint der Branntwein fehr rein, und nimmt, 
wenn er einige Monate gelagert wird, eine rumartige 
Defchaffenheit an. 


Dreizehnte | Abtheilung. 


Branntwein aus Zuder und Schleimzuder, 


$. 868, 


Den Eriftallifirten Zuder, fey er im rohen 
oder im raffinirten Zuftande, zum Brennen des Brannt- 
weins anwenden zu wollen, wird wohl Niemanden einfallen, 
wenn gleich felbiger fich als ein ganz vorzügliches Mater 
rial dazu qualificirt, Daß England zur Zeit der allge: 
meinen ©eefperre, beim Mangel an Getreide, einen gro- 
Ben Theil Zucker zu Branntwein'benußt hat, weil. folcher 
nicht dem Continent zugeführt werden fonnte, Fann hier 
nicht im Betracht Eommen, denn man wußte Feinen ander: 
weitigen Gebrauch davon zu machen, Sollen doch die Eng: 
länder fogar einen Theil ihres aus Indien bezogenen 
Rohzuckers zum Mäften der Ochfen angewendet haben. 


' 473 
$. 869. 


Wer aber in der Mähe von Zuderraffinerien 
wohnt, findet Gelegenheit, viele zucerhaltige Abgänge fehr 
billig anzufaufen, und kann fie nun mit Nußen auf Zuk— 
ferbranntwein anwenden; dahin gehören; 1) das 
Form-Badwaffer, welches beim Auswäffern der Zuf- 
Ferhutformen gewonnen wird; 2) das Waffer, welches beim 
Ausfüßen des zum Deden des Zuders gebrauchten Thons 
gewonnen wird; 3) das Waffer, welches nach der Iekten 
Ausfohung des Zuderfehaums gewonnen wird; 4) das 
füße Waffer, welches beim Reinigen der Siedefef: 
fel und anderer Geraͤthe abfällt; 5) das, woraus die 
Schuͤrzen ꝛc. gewafchen worden. Jene Abfälle find immer ' 
noch reichhaltig genug an Zuderftoff, um mit Nußen auf 
Branntwein verarbeitet zu werden, Denn ein folches 
Fluidum enthält immer 3 bis 4 Procent Zuckertheile ges 
löft, welche alfo, wenn fie in Fernientation gefeßt werden, 
Alkohol, und vermöge diefem, Branntmwein darbieten, 


$. 870, 


Um jenes zu veranfalten, ift es rathſam, jene Fluͤſ⸗ 
figfeiten in einer flashen Pfanne von Kupfer oder Ei- 
fenblech erft fo weit zu verdunften, daß der Ruͤckſtand 
in 100 Pfund wenigftens 5 Pfund Zuckerſtoff gelöft 
enthalt; kann man die Verdichtung bis auf 10 Procent 
Zuderftoff fortfegen, fo ift es defto beffer. Man läßt 
nun die Flüffigkeit in einem Gährbottich bis auf 25 
Grad Reaumuͤr abkühlen, fest dann für jede 100 Pfund 
des darin gelöften Zuckerſtoffs 10 Pfund gute Hefe 
- ju, arbeitet alles recht wohl unter einander, und läßt nun 


474 


die Fermentation vor fich gehen. Diefe dauert oft 3 bis 
4 Tage, ja wohl gar oft eine Volle Woche, bis fie völlig 
beendige iſt: d. i. bis fich Fein Eohlenftofffaures 
Gas mehr. entwidelt, bis alle Suͤßigkeit der Maffe ver: 
ſchwunden iſt, und ſolche einen weinſaͤuerlichen Geſchmack 
und Geruch angenommen hat. 


"Re a 


Wem wohlfeiler Zucker zu Gebote ftehet, kann auch 
diefen anwenden. Zu dem Dehuf wird felbiger in 
feinem. zehnfachen Gewicht Flußwaffer aufgelöft, die 
Auflöfung in einen Gährbottich gebracht, für jedes 
Pfund des gelöften Zuders 10 Pfund gute Bierhefe 
zugegeben, und nun die Fermentafion abgemartet, da man 
denn, wenn die gegohrne Flüffigfeit überdeftillirt wird, ei⸗— 
nen fehr reinen Branntwein befommt, 


$, 872. 


| Gewöhnlich wenden diejenigen, welche das Zuder- 
waffer aus den Haffinerien zu Branntwein verarbeiten, 
folches in dem Zuſtande an, wie fie es befommen, ohne 
daffelbe vorher zu Eoncentriren. : Als Gahrungsmittel ge: 
brauchen fie die Unterhefe aus den Bierbrauereien 
oder von den Bierſchaͤnkern, die immer einen widri- 
gen Geruch befißt, und ihn auch den daraus gezogenen 
Branntwein mittheilt, 3 


$. 87, 
Wird nun das ausgegohrne Gut zu Lutter gezogen 
und dann der Lutter gemeine, fo gewinnt man, für jede 


475 


100 Pfund des in dem Waſſer gẽloͤſt geweſenen feften 
Zuders, oftmals gegen 60 Berliner Quart Branntwein 
von 45 Procent Tralles (Z 30 Procent Richter). 
Der Branntwein Eommt zwar dem aus In dien be 
| zogenen wahren Rum nicht gleich, ift aber doch fehr rein. 
und frei vom Fuſelgeruch. Seine Reinheit wird noch 
im hohen Grade begünftigt, wenn man den Branntwein 
zum dritten Mal über etwas Alkali abzieht. 


$. 874, 


Daß außer dem Rohrzuder auch der Ahornzuf: 
£er, fo wie Nunfelrübenzuder mit gleich gutem Er- 
folge in Anwendung gefeßt werden Fann, ift feinem Zwei: 
fel unterworfen, wenn fie nur fammtlich vollfommen rein 
und frei von Mebenbeimengungen find, Eben fo dient 
auch der Abgang zu gleichem Behuf, welcher bei der Naf- 
fination des Nunfelrübenzuders abfällt. Mit großem Vor: 
theil wird man den Traubenzuder aus Spanien 
zu dem Behuf Eommen laſſen, um einen überaus fehönen 
Branntmwein daraus zu gewinnen. 


8.874, 


Gleich dem feſten Zucker, Fann auch der Schleim— 
zuder, d, i, der Syrup, zum Brennen des Brannt- 
weins mit Vortheil in Anwendung gefeßt werden, wenn 
man folshen Hinreichend mohlfeil und in erforderlicher 
Menge erhalten Fann, Zu dem Behuf iſt es hinreichend, 
den Syrup mit ſeinem zwanzigfachen Gewicht reinem 
mäßig warmen Waſſer zu loͤſen, die Löfung bis auf 20 
Grad Reaumuͤr abfühlen zu -Iaffen, ihr dann für jede 


476 


100 Pfund Syrup 8 Pfund Hefe beisumengen, und 
nun die Fermentation in gewöhnlicher Art vollenden . 
zu laſſen. Die Fermentation des gelöfeten Syrups 
dauert oft 3 bis 4 Wochen, bevor fie völlig beendige ift, 
d. i. bis der füße Geſchmack fich gänzlich verloren hat, 
und alles in ein meinartiges Fluidum übergegangen iſt. 
Kann 'man das gebildete weinartige Fluidum Jahre lang 
in Faͤſſer lagern, bevor folches deftillirt wird, fo vermehrt 
fi die Maffe des Alkohols immer mehr, weil dadurch 
eine innere PR Alkoholbildung unterhal: 
ten wird, 


$. 876, 


Mach völlig vollendeter Fermentation wird nun die 
gegohrne Maffe zu Lutter gezogen, und, hierauf der 
Sutter geweinet. Man thut auch hier wohl, wenn der 
davon erhaltene Branntmwein zum. dritten Mal 
überdeftillire wird, weil er an Reinigkeit dadurch fehr ge: 
winnt. Die Ausbeute an Branntwein, welcher gewonnen 
wird, ift mit der aus dem Zuder ziemlich gleich. Der 
Branntwein ifk fehr fihön und rein, oft von einem, 
dem Rum ähnlichen Geruch und Geſchmack. Ob und in 
wie fern man einen ſolchen Syrup auf Branntwein mit 
Vortheil benugen foll, wird immer davon abhängen, zu 
welchem Preife. derfelbe zu haben ift, 


477 
Vierzehnte Abtheilung. PAR 
BSranntwein aus Honig, 


6: 827, 


Der Honig bietet, gleich dem Zuder und dem 
Schleimzuder, ein vorzägliches Material zum Brannt: 
wein dar. So wie aber der Honig, nach der Natur der 
Pflanzen, aus deren Mektarien folcher von den Bienen 
zufammengetragen und zubereitet worden, in feiner Kon- 
fifteng, fo wie im Sefhmad und Geruch verfchieden 
ift, eben fo verfchieden fallt auch der Branntwein aus, 
den man daraus gewinnt. Den fehönften und wohl- 

= fchmedendften Branntwein gewinnt man aus dem weis 
fen Honig, der aus den Meftarien der Lindenblü: 
then zufammengeträgen wird; dieſem folgt der gelbe, 
der aus den Nektarien von verfchiedenen Pflangenblumen 
gebildet wird; dann folgt der braune, der von den wil: - 
den Bienen aus den Meftarien der Nadelbäune 
gebildet wird. 


$. 878. 


Um den Honig auf Branntwein zu verarbeiten, 
wird er einer ähnlichen Operation unterworfen, wie der 
Syrup, d. i, man Höfer ihn in feinem zwanzigfachen 
Gewicht Waffer auf, fest der Auflöfung für jede 100 
Pfund Honig 8 Pfund Hefe zu, bei 20 Grad Reau⸗ 
mür, arbeitet alles wohl unter einander, und läßt nun bie 
Sermentation vor fich geher, Nach vollendeter Fermenta⸗ 
tion, die auch beim Honig eben fo lange wie beim Zuk⸗ 


478 


Fer und beim Syrup dauert, wird nun das gegohrne 
Gut zu Lutter gezogen, und dann der Lutter geweinet. 


g. 879. 


Der Branntwein aus Honig iſt zwar frei von 
Zufelgefhmad und Spruch, keinesweges iſt er. aber 
frei vom ‚Geruch des Honigs felbft. Der weiße foge: 
nannte Lipiez: Honig, liefert einen fehr angenehmen 
balfamifch fchmedenden Dranntwein, der feiner weitern 
Reinigung bedarf; dagegen der vom gelben, fo wie vom 
braunen Honig, allemal gereinigt werden. muß, wobei 
ihre Reinigung am beften durch Kali verrichtet wird. _ 


Sunfzehnte Abtheilung. 
Branntwein aus Obſt- und Beerenfrücten, 


$.. 880, 


Es ift fchon früher bemerft worden, daß alle füßlicht: 
ſchleimigen Obſt- und Beerenfruͤchte als Materia— 
lien zur Branntweinbrennerei benutzt werden koͤn— 
nen, ſo wie man aus den meiſten derſelben einen mehr 
oder weniger ſchoͤnen Branntwein gewinnt, der in 
vielen Fällen die Stelle des Frangbranntmweins, fo 
wie die des Rums erfeßen Fann. Da manche. der ges 
dachten Obfte und Beerenfrüchte eine eigene Be: 
handlung zu diefem Behuf. erfordern, und nicht alle auf 
eine und eben diefelbe Weiſe bearbeitet werden fönnen, fo 
ſoll die Behandlung für jede einzelne fpeciel erörtert 
werden. 


. 479 


a. Branntwein aus Weintreftern. 


S. 881. 


Sm füdlichen Frankreich wendet man, außer 
dem wirflichen Elaren fo wie dem trüben Wein, bereits 
fchon lange auch die Trebern oder Treftern, welche 
nach dem Keltern des Moftes übrig bleiben, an, um folche 
noch auf Branntwein zu benutzen. Daß diefes auch 
in allen nördlichen Ländern, wo Weinbau getrieben wird, 
mit Nutzen 'bewerfftelligt werden Fann, davon Habe ich 
mich durch eigene Erfahrung überzeugt, und will nun die 
DBehandlungsarten näher erörtern, welche dabei befolgt 
werden muͤſſen. / 


$. 882. 


Treten Jahre ein, in welchen der Wein nicht fo 
weit zur Reife gedeihet, daß fein Saft auf trinkbaren Wein 
benußt werden Fann, fo ift es alle Mal zu empfehlen, fol 
chen auf Effig oder auf Branntwein zu benußen. 
Zum ıleßtern Behufe werden die Trauben wie gewöhnlich 
gefeltert, und der Saft fich felbft überlaffen, um feine 
Sermentation, » die hier ohne Zufag von Hefe erfolgt, zu 
beginnen und zu vollenden. Iſt die Maffe ausgegohren, 
fo wird fie nun nicht weiter gefaffet, fondern gleich zu | 
Lutter gezogen und hierauf der Lutter geweinet. Die 
Ausbeute des Branntweins aus einer folchen gegohrs 
nen Maffe laßt fich nicht feftftellen; fie haͤngt vielmehr 
ale Mal von der Ausbildung der Trauben, d. i. von 
der Maffe des Zuderfioffes ab, den die Beeren 
enthalten. Der auf folche Weife gewonnene Drannts 


480 


wein Fann als ein fehr guter Stellvertreter des Franz: 
branntweins gebraucht werden. 


7 6,1488, 


Aber auch dieTrebern oder Treftern, welche nach 
dem Keltern des Moftes übrig bleiben, enthalten noch 
Stoff genug, um zu fermentiren und Branntwein zu 
liefern, Um die Weintreftern auf Branntwein zu 
verarbeiten, ließ ich folche mit ihrem doppelten Gewichte 
fiedendem Waſſer von 60° Reaumuͤr anbrühen, und, wenn 
die Maſſe zwei Stunden lang geruhet hatte, noch eben ſo 
viel kaltes Waſſer als das erſte Mal zugeben. Die fo ge: 
bildete Meifehe gehet alsdann ohne Zufaß von. Hefe in 
Fermentation, und giebt, wenn folche zu Lutter gezogen 
worden ift, durch das Weinen einen fehr guten Brannt: 
wein. Aus hundert Pfund Treffern gewinnt man, 
je nachdem folche fafthaltig waren, 2, 3 auch A Quart 
Branntwein von 45 Procent Tralles (= 30 Pro: 
cent Richter) Gehalt. Diefer aus den Treftern gezogene 
Branntwein ift zwar fchlechter als der aus dem Wein: 
moſt gezogene, ‚aber doch immer noch beffer als der aus 
irgend einer Getreideart. Er zeichnet fich durch einen 
eigenen kernigen Geſchmack aus, der unffreitig von den 
Kernen der Beeren abhängig iſt. 


b. Branntwein aus Aepfeln und Birnen. 


: "5. 884, 


Sollen Aepfel und Birnen auf Branntwein 
benußt werden, fo müffen die Früchte von füßer Befchafz 
fenheit 


481 


fenheit und alle fammtlich reif feyn, Ob fie ganz frifeh 
oder fehon angegangen, d. i. weich, braun und feigicht 
gerworden find, ift gleichviel, und hat fo wenig auf Die, 
Ausbeute, als Auf die Befchaffenheit des daraus gezoge: 
nen. Branntmweins einen bedeutenden Einfluß. Manche 
Gegenden, die viele Obfibaume Haben, und den reichen 
Ertrag in manchen Jahren nicht zu nußen wiffen, koͤnnen 
durch die Verarbeitung deffelben auf Branntwein, einen 
Portheil daraus ziehen. 


$. 885, 


Um dergleichen Obftarten auf Branntwein zu verar- 
beiten, werden fie zerkleinert, Diefes gefchieht in einem 
freisrunden, mit Bohlen von hartem Hole ausgelegten 
Troge, in beffen Mitte fich ein Ständer erhebt, in dem 
die bewegliche Achfe eines fenkrecht gerichteten Mühlfteins 
befeftigt, und deſſen entgegengefeßfes Ende der Achfe mit 
einer Sandhabe verbunden ift, mittelft welcher der Stein 
über dem darin liegenden Obſte fo oft hingerollt werden. 
kann, bis alles in einen dünnen Brei umgewandelt ift, 
der während des Reibens mit einer Schaufel oft umge: 
wendet werden muß. 


$. 886, 


Iſt das Obſt auf folche Weife in Brei umgewandelt 
worden, fo wird folches in einem hinreichend großen Bot: 
tich mit zwei Mal fo viel fiedendem Waffer als der Brei 
betragt, dem Umfang nach, ‚angebrühet, alles recht wohl 
unter einander gearbeitet, und 2 bis 3 Stunden in Ruhe 
gelaffen. Hierauf wird noch fo viel kaltes Waſſer hinzu⸗ 

Hermbft. Branntweinb. I. Thl. 25 


482. 


gegeben, als. erforderlich iſt, eine der Meifche ähnliche 
duͤnne Zlüffigfeit daraus zu bilden, worauf nun dag Ge: 
menge, in einem bedeckten Bottich fich felbft überlaffen 
wird, dar denn die Fermentation, ohne Zufaß von Hefe, 
fehr bald beginnet. 


- 


I Pas =. 9 


Die Fermentation diefer Obſtmeiſche dauert ziemlich 
lange, bis endlich Fein Fohlenftofffaures Gas fich mehr 
entwidelt, und das Ganze einen weinartigen Gefchmad 
und Geruch angenommen hat. Die gegohrne Meifche 
wird nun zu Qutter gejogen und der Lutter geweinet. Der 
Branntwein, den man gewinnt, iſt rein und frei von Fu- 
ſel, befißt aber immer einen eigenen Beigefehmad, der von 
den Öchaalen fo wie von den Saamenfernen des 
angemendeten Obſtes abhängig zu feyn ſcheint; doch behält 
diefer Branntwein immer den Vorzug vor dem aus Se: 
treide. 


Anmerkung. Will man ganz friſche Aepfel oder Bir— 
nen, bevor ſie angegangen ſind, zu dem Behuf an- 
wenden, und ſich die Muͤhe geben, ſolche vorher von 
den Schaalen und den Fruchtkernen, ſo wie von der 
ganzen Saamenkapſel zu befreien, ſo wird man einen 
überaus ſchoͤnen und rein ſchmeckenden Branntwein er- 
halten, der dem Zrangbranntmwein gleich gefekt 
werden: kann. / 


ce. Branntwein aus Pflaumen. 


$. 888, 
Alle Arten von Pflaumen find, vorzüglich wenn 


vy 


483 


folche die vollendete Reife erhalten haben, geſchickt, einen 
vorzüglich ſchoͤnen Branntwein darzubieten, Den ſchoͤn⸗ 
fien gewinnt man aus der Reine Claude; diefem folgt 
der aus der großen und Eleinen Mirabelle; diefem der 
aus den Aprifofenpflaumen; endlich der aus den un: 
garifchen Zwetſchen; dann der aus den gemeinen Pflau: 
men. Die Benukung diefer Früchte auf Branntwein 
gewährt ein ganz vorzügliches Fabrifat, das, bei einer 
guten und regelmäßigen Zubereitung, dem frangöfifchen 
Dranntwein gleich gefeßt werden Fann. . 


| 


$. 889. 


Um jene verfchiedenen Arten der Pflaumen auf Brannt- 
wein zu verarbeiten, ift e8 nicht gleich viel, ob man die 
Fruchtkerne daraus hinweg nimmt, oder ob man fel- 
bige dabei läßt. Nur im erftern Fall gewinnt man einen 
ganz vorzüglich reinen Branntwein, im Ießtern zeichnet 
er fich- durch einen Fernigen Geſchmack aus, welcher ihn. 
dem Kirfehbranntwein (dem fogenannten Bafeler 
Kirfhmwaffer) ahnlich made. Man muß fich daher, 
falls man ein recht fchönes Fabrikat produciren will, die 
vorausgehende Ausfonderung der Kerne nicht verdrießen 
laffen. 


$. 890. 


Sind die Kerne ausgefondert, fo ift es hinreichend, 
das Fleifeh nun zu zerkleinern. Man verrichtet dieſes ent: 
weder mittelft des Kartoffelqguetfchers, oder man zer: 
quetfcht fie auf dem Apparate zum Zerkleinern der Aepfel 
und Birnen ($. 885.). Das Zerfleinerte wird hierauf in 


552 


464 | 

einem hoͤlzernen Bottich mit felnem zwiefachen Umfange 
Waſſer von 60° Reaum uͤr angebruͤhet, dann aber noch 
mit eben fo viel Faltem Waſſer verdünnt. Die fo ger 
bildete Meifche gehet von felbft in Fermentation über, 
ohne Zufas von Hefe, Die Gaͤhrung dauert aber oft eis 
nige Wochen, ehe fie vollfommen vollendet iſt, bis Fein 
Fohlenftofffaures Gas fich mehr entwidelt, Der Bottich, 
in welchem die Gaͤhrung verrichtet wird, muß ſtets meift 
luftdicht verfchloffen gehalten werden, um die Bildung der 
Säure zu verhüten. Mach vollendeter Fermentation wird 
die gegohrne Meifche zu Lutter gezogen, und dann der 
Lutter geweinet. Der fo gewonnene Branntwein ift rein 
und ſuͤß von Geſchmack. ‚Sein Geruch ift oftmals dem 
der gebadenen Pflaumen ahnlich. | 


$. 891. 


Bill man die Pflaumen in Verbindung mit andern 
Früchten anwenden, fo werden fie auf der Mühle für 
Kepfel und Birnen zerquetfcht, da denn die Kerne 
mit zermalmt werden; der daraus erhaltene Brei wird 
dann eben fo. bearbeitet wie vorher bemerft worden, auch 
ganz in demfelben Verhaͤltniß mit Waffer. Die ander: 
meitige Behandlung, die Gaͤhrung, das Luttern und 
das Meinen, gefchehen ganz wie vorher, Man gewinnt 
auch bier einen vorzüglich guten Branntwein, der, wenn 
man nicht durch den Geruch wahrnehmen Eönnte, daß er 
aus Pflaumen bereitet ift, Leicht mit dem Baſeler Kirfch- 
waſſer wermechfelt werden Fünnte. Aus einem Berliner 
Scheffel Pflaumen (= 2758,952 Parifer Kubifzoll) ge: 
winnt man zwifchen 5 und 6 Berliner Quart Brannt- 


485 


wein von 45 Procent Tralles (= 30 Procent Rice 
ter) Alkoholgehalt, In Slavonien wird diefe Kabris 
kation des Branntweins aus Pflaumen fehr im 
Großen betrieben, und ein bedeutender Vortheil daraus 
gezogen. Der Pflaumenbranntwein iſt dort unter 
‚dem Namen STiwowig allgemein befannt und beliebt, 


d. Branntwein aus Himbeeren, aus Erdbeeren 
und Heidele oder Blaubeeren. 


$ 892, 


| Die gelben und rothen Himbeeren, die Erd— 
beeren fo wie die Heidel= oder Blaubeeren, denen 
auch noch die Maulbeeren zugeordnet werden Fonnen, 
bieten da, wo man fie in Menge und wöhlfeil erhalten 
Tann, Materialien dar, die einen ganz vorzüglichen 
Branntwein zu liefern geſchickt find. Me. 

a. Don der Himbeere (Rubus) hat man BER 
Arten, dahin gehören: 1) die gemeine Himbeere 
(Rubus Idaeus); 2) die Eriehende Dimbeere 
(Rubus caesius); welche auch Brombeere ge 

nannt wird; 3) die firauchartige Himbeere 
(Rubus frutieösus); 4) die nordifhe Him— 
beere Gubus arctieus); 5) die haſelblaͤttrige 
Himbeere (Rubus corylifolius); alle dieſe Arten 
find zum Branntwein qualificirt. | 

b. Bon der Erdbeere (Fragaria) kennt man glei: 
falls fünf verfchiedene Arten, als: 1) die wilde 
Erdbeere (Fragaria vesca); 2) die Gartenerd— 
beere (Fragaria elatior); 3) bie virginiſche 


486 


Erdbeere (Fragaria virginiana); 4) die Ana: 
nas= Erdbeere (Fragaria grandiflora) und 5) 
die harte Erdbeere (Fragaria collina), welche 
fammtlich guten Branntwein liefern. : 

Von der Heidel- oder Blaubeere (Vaccinium), 
auch ſchwarze Beſinge genannt, Fennt man vier 
verfchiedene Arten, als: 1) die gemeine Heidel— 
beere (Vaccinium Myrtillus); 2) die Rauſch⸗ 
Heidelbeere (Vaecinium uliginosum); 3) die 
rothbe HDeidelbeere (Vaccinium vitis idaea), 
auch Dreiffelbeere genannt, und 4) die Moos: 
Heidelbeere (Vaccinium oxycoccos), welche 
fammtlich als Material zum Branntwein gebraucht 
werden koͤnnen. 

Don der Maulbeere (Morus) fennt man zwei 
verfchiedene Arten, die als Material zum Brannt- 


wein benußt werden koͤnnen. Dahin gehören: 1) 


die weiße Maulbeere (Morus alba) und 2) die 


ſchwarze oder Achte Maulbeere (Morus nigra); 


wovon aber die Leßtern immer beffer find. 


$. 893. 


Um jene verfchiedene DBeerenfrächte, die fich,. wenn 


fie vollig reif find, durch ihren zuckerreichen Zuſtand aus: 
zeichnen, auf Branntwein zu benußen, fünnen fie fammt- 
fich auf einerlei WWeife verarbeitet werden. Sie werden 
zu dem Behuf zerquetfeht, welches durch die an ihren Ey: 
lindern fehr eng geftellten Kartoffel-Quetfche ($. 845.) 
gefchehen kann; das Zerquetfchte wird alsdann mit feinem 
doppelten Umfange lauwarmen Waffer angerührt, 


1 


487 


und in einem Bottich fich ſelbſt überlaffen. Die Fermen: 
tation beginnt fehr bald von felbft, und nimmt einen re 
gelmäßigen Fortgang. Wenn fie völlig beendigt ift, wel— 
ches erft im Zeitraume von 14 Tagen erfolgt, fo wird die 
gegohrne Maffe wie gewöhnlich zu Lutter gezogen, und 
dann der Lutter geweinet, allenfalls auch noch zum drit— 
ten Male überdeftillir. _ - 

$. 894. 

Den fehönften dieblichffen Branntwein gewinnt man 
auf diefe Weife aus den Himbeeren; diefem folgt der 
aus den Erdbeeren, dann der aus den Blau- oder 
Heidelbeeren, und der fchlechtefte ift der aus ben 
Maulbeeren. Die Quantität des Branntweins, den 
man auf folche Weife gewinnt, richtet fich nach der Reife 
und Suͤßigkeit der Früchte. Aus 100 Pfund Fann man 
im Durchfehnitt 6 bis 8 Berliner Quart von derroft ge: 
dachten Stärfe rechnen, bald mehr bald weniger. 


e. Branntwein aus Mispeln. 


$. 895. 


| Yon den Mispeln (Mespilus) £ennt man vier Ar: 
ten, die fammtlich da, wo fie häufig wachen, auf Brannt— 
wein benußt werden koͤnnen; dahin gehören: 1) die ge— 
meine Mispel (Mespilus germanica); 2) bie ſchar— 
lachfruͤchtige Mispel (Mespilus coccinea); 8) die 
Hagedorn: Mispel(Mespilus oxyacantha) und 4) die 
einfamige Mispet (Mespilus monogyna), Die drei 
leßtgenannten Arten werden von Linne unter einer be 


488 


fondern Gattung, die er Crataegus nennt, aufgeführt. Da 
aber Crataegus von Mespilus nur in der Zahl der Saa- ‘ 
men unterfchieden ift, fo find von neuern DBotanifern bei- 
de Gattungen vereinigt worden, 


$. 896, 


Um die Mispeln auf Branntwein zu. verarbeiten, 
müffen fie ihre vollfommene Neife erreicht haben, auch 
durch Lagern auf Stroh teigicht und füß geworden feyn. 
Sie werden nun zerquetfcht, indem man fie durch den 
enggeftellten Kartoffelguetfcher hindurshgleiten laßt; 
der erhaltene Brei wird dann mit feinem vierfachen Bo: 
um mäßig warmen Waffer angebrüht, und dann, ohne 
Zufag von Hefe, der von, felbft erfolgenden Fermentation 
überlaffen; worauf ‚ nach Vollendung derfelben, die Mei: 
fe zu Sutter gezogen, und der Lutter gemweinet wird. 
Hundert Pfund Mispeln geben im Durchfehnitt, 6 bis 7 
Quart Branntwein. 


f. Branntmwein aus Eberefhen: Beeren. 


897, 


Die Eberefihen: Beeren, d. i. die Fruchtbeeren 
vom Sorbus aucuparia Lin., find eines der qualificirtes, 
ften Materialien zur Fabrifation des Branntweins, Man 
fammelt zu dem Behuf die reifen Beeren, zerquetfiht fie 
mit einem hölzernen Stampfer, feßt dem gebildeten Brei 
für jeden Berliner Scheffel Beeren 15 Pfund S 46 
Berliner Quart) mäßig warmes Waffer zu, läßt „das 
Ganze eine Stunde lang maceriren, feßt noch 23 Quart 


489 
kaltes Waffer, nebft 2 Pfund guter Hefe zw, und läßt 
dann die Fermentation vor fich gehen, die in 3 bis A Ta- 
gen beendigt iſt. Nach beendigter Fermentation wird 
nun die gegohrne Meifche zu Lutter gezogen, und der Lut— 
ter. geweinef, 

$. 898. 


Auf folche Weiſe behandelt, gewinnt man aus dem 
Scheffel reifer Eberefhen: Beeren 5 bis 6 Quart 
Branntwein, von 45 Procent Tralles (= 30 Procent 
Richter) Alkoholgehalt. Derfelbe ift zwar weniger rein 
und angenehm an Geruch“ und Geſchmack, als der aus 
andern Beerenfrüchten, aber doch immer beffer als der 
aus Getreide. Er befißt außer einem eigenen Eernigen 
Geſchmack, auch noch viel fremdartiges, das ihm durch 
die Reinigung benommen werden kann. Bei alledem ver: 
dient die Eberefchenbeere, da wo fie in Menge waͤchſt, 
auf Branntwein benußt zu werden, weil jeder Baum 
jährlich auf einen Thaler und mehr dadurch benußt wer 


ar den kann; auch bietet die Schlampe noch ein brauchbares 


Nahrungsmittel fürs Vieh dar, 


Anmerfung Wenn ein Gutsbefiser, deſſen Grundſtuͤck 

» 3000 Magdeburger Morgen Flächenraum, und etwa 
1800 Ruthen Feldwege hat, und fie auf beiden Sei— 
ten mit &berefhenbäumen befeht, jeden 14 Fuß von 
einander entfernt, fo koͤnnen darauf 2571 Bäume pla- 
eirt werden, Nechnet man nur von jedem nusgemachfe 
nen Baum jährlich den Ertrag von 5 Duart Brannt- 
wein, fo giebt diefeg zufammen 12,855 Duart, und dns 
Duart zu 3 Gr. berechnet, einen Ertrag von 16063 Thl. 
Teuerung und Arbeit bezahlen ſich durch die Schlämpe, 
als Sutter für's aha benußt, 


490 


8. Branntwein aus Kirſchen. 
(Bafeler Kirſchwaſſer.) 


$. 899. 


Ale Arten Kirſchen, befonders aber die Eleinen 
füß=fchmedenden Kirfehen (die Früchte von Prunus 
avium) find geeignet, Branntwein daraus zu produ— 
ciren. Man nußt fie befonders haufig in der Schweiz, 
und der daraus bereitete, nach den Kernen fihmedende 
DBranntwein wird unter dem Namen Schweizer 
oder Baſeler Kirfchwaffer, auch Kirfchgeift, weit 
und breit verfendet. Da aber diefelbe Kirfche an allen 
Drten wächft, auch jede andere Art, befonders die füße 
Kirfche, mit gleichem Erfolge angewendet werden kann, 
fo kann gedachter Branntwein auch an andern Orten an: 
. gefertigt werden. 


2 


$. 900, 


Um jene Fabrikation des Kirfchwaffers zu veranfiak 
ten, werden die Kirfchen, im reifen Zuffande, mit dem zum 
Zerfleinern des Obſtes ($. 885) angegebenen Apparat 
zermalmt, fo daß alle Kerne zerkleinert werden, und das 
Zermalmte mit der Hälfte Waffer verdünnt, dann der 
dünne flüffige Brei, ohne allen andern Zufaß, in einem 
bedeeften Bottich fich felbft überlaffen, da denn die Fer: 
mentation fehr bald beginnt, und nach dem Zeitraume 
von 12 bis 14 Tagen beendigt iſt. Die gegohrne Maſſe 
wird dann erſt zu Lutter ‚gezogen, hierauf der Lutter ge: 
roeinet und der Wein einer dritten Deftillation untermwor- 


491 


fen, wobei man Sorge tragt, daß das Deftillat wenig: 
fiens 61 Procent Tralles (= 45 Procent Richter) 
on Alkohol enthalte; in welchem Zuftande nun der Brannt— 
wein als Kirſchwaſſer verfauft wird. 


Sechzehnte ne 


‚Sranntwein aug Wokalanien 


$. 901. 


Die Roßfaflanien wurden bis jeßt auf Brannt: 
wein noch gar nicht benugt, fo fehr fie es auch verdienen, 
und fo gefihieft fie, vermöge ihrer Grundmifchung, dazu 
find, ch habe fie im Jahre 1804 *) zuerft dazu in Dor: 
fchlag gebracht, und es lohnt der Mühe, fie in diefer 
Hinficht naher zu prüfen, und ihre Gründung zu dem 
Behuf allgemeiner zu machen. | 


F. 902. 


Um die Roßkaſtanien auf Branntwein zu benutzen, 
werden ſie auf einer Schrotmuͤhle erſt von den braunen 
Schalen befreiet, dann der Kern, gleich dem Getreide, 
geſchrotet. Das daraus erhaltene Schrot wird ganz eben 
ſo behandelt, wie Getreideſchrot, auch ganz in demſelben 
Verhaͤltniß mit Waſſer und Hefe. Diefe Behandlung 
bedarf daher hier Feiner weitern Wiederholung, Die Fer: 
mentation kann fehr. befördert werden, wenn man für jede 

hundert Pfund Kaftanienfchror, 10 Pfund Serften 


)f. Hermbſtaͤdt's Archiv der se 2, Bd. 
©, 64 ꝛc. 


492 


malzfhrot zuſetzt. Die Termentation der Maffe ift in 
43 Stunden vollendet; fie kann nun zu Sutter gezogen 
und der Lufter gemweinet werden. Man kann für jeden 
Berliner Scheffel Früchte, mit der braunen Schale ber 
rechnet, eine Ausbeute von 12 Quart Branntiwein, von 45 
Procent Tralles an Alkoholgehalt, mit Sicherheit in 
Anfchlag bringen. Die Schlampe ift nahrhaft, das Dieh 
frißt: fie aber nicht gern. 


Anmerkung. Hier fichet man wieder, welche Vortheile 
daraus gezogen werden Fünnten, wenn man die Wege 
von einem Dorfe zum andern mit Roßkaſtanien— 
baͤumen bepflangen wollte; um die Früchte auf Brannt- 
wein zu benuken. Zwar mag das Vieh die Schläm- 
pe davon nicht gern genießen, weil fie herbe und bitter 
if; die Bitterkeit kann ihr aber: benommen- werden, 
wenn man zum Einmeifchen, flatt des gemeinen 
Waſſers das Kalkwaſſer in Anwendung fest, 


Siebzehnte Abtheilung. 
Branntwein Aug Eihelm, 


$. 903, 


Die Eicheln, das ift die Frucht der Eiche (Quer- 
cus) und ihrer verfchiedenen Arten, find reich an meblar: 
tigen Theilen, gehen im gehörig vorbereiteten Zuftande 
leicht in Fermentation und qualificiren fich aus dem Grunde 
zur Dereitung des Branntweins. Der Branntwein, den 
man aus den Eicheln gewinnt, iſt von vorzüglicher 
Qualität, und die Schlämpe, welche in der. Lutterblafe 
zurücbleibt, bietet ein überaus kraͤftiges Nahrungsmit: 


493 
tef, befonders zur Maft für Schweine dar. In Jahren, 
wo man- die Eicheln reichlich erntet, verdienen fie daher 
- ganz befonders aus diefem ©efichtspunfte berüdfi tigt zu 
werden, 


$. 904, 


Um die Eicheln auf Branntwein zu verarbeiten, wer⸗ 
den fie auf einer Schrotmühle erſt von den aͤußern Scha⸗ 
len befreiet, worauf ſie zart geſchrotet werden. Das 
Schrot wird in dem Verhaͤltniß von 1 Theil trockner 
Subſtanz, gegen 9 Theile Wäffrigfeit, nach der beim 
Weizen befchriebenen Methode eingemeifcht, und 8 Pros 
cent Hefe zur Fermentation zugefeßt. Die Gaͤhrung erz 
folgt fehr regelmäßig, ift aber erft in A bis 6 Tagen beens 
dige. Die gegohrne Maffe wird dann, wie gewöhnlich, 
erft zu Lutter gezogen, und hierauf der Lutter geweinet. 
Man gewinnt für 100 Pfund Eicheln gegen 15 Quart 
Branntwein, von dem oft erwähnten Alkoholgehalt. Daß 
die Schlampe von Eicheln ein fehr Eöftliches Nah⸗ 
rungsmittel fuͤr Kuͤhe und Schweine ausmacht, bedarf 
gar keines weiteren Beweiſes. 


Achtzehnte Abtheilung. 
Branntwein aus Millcch. 
$. 905. | 
So lange man bie Milch auf Butter und Kaͤſe 


verarbeiten kann, würde es thoͤricht ſeyn, fie auf Brannt: 
wein benußen zu wollen, da hierbei jene brauchbaren 


494 ; 

Nahrungsmittel verloren gehen würden, Wenn indeffen 
eine große Landwirthfchaft die Einrichtung getroffen hat, 
(wie folches bei meinem verehrten Freunde Nathuſius 
auf Hundisburg xc. der Fall iſt) Schweizer-Kaͤſe, 
oder Limburger-Kaͤſe, oder eine andere Art von Süß: 
milchs-Kaͤſe zu verfertigen, wobei die frifche Milch, fo 
wie fie von den Kuͤhen kommt, durch KRälberlab zum 
Gerinnen gebracht wird, um Butter und Kaͤſe ge— 
meinſchaftlich auszuſcheiden, wobei alſo die ſuͤße unge— 
ſaͤuerte Molke abfaͤllt, dann iſt es der Muͤhe werth, ſolche 
auf Branntwein zu benutzen, da dieſes nicht nur vollkom— 
men die Koſten traͤgt, ſondern auch ein ſehr brauchbarer 
Branntwein daraus gewonnen wird. 


6... 906. 


Um die füße Molke auf Branntwein zu ver 
arbeiten, ift es hinreichend, gleich, fo wie fie nach dem 
Gerinnen der Milch durch Lab und dem Abfcheiden des 
Kaͤſe abfällt, folche, wenn fie bis zur Temperatur von 20 
Grad Reaumuͤr abgekühlt iſt, für jede 100 Quart mit’ 2 
Procent Hefe zu verfeßen, alles wohl durch einander zu 
arbeiten, und das Ganze in Sermentation gehen zu laffen, 
Die Fermentation erfolgt zwar langſam, aber vollkommen. 
Wenn die Molke in ein weingahres Fluidum übergegan: 
gen iff, fo wird die weingahre Molke zu Lutter gezogen 
und dann der Lutter geweinet, Don hundert Quart 
Molke bekommt man, auf ſolche Weife verarbeitet, gegen 
4 Quart Branntmwein, von der oft gedachten Stärke, 
der vorzuͤglich ſchoͤn iſt. | 


— —— 


h | | 495 


Achtzehnter Abſchnitt. 


Reinigung, des Branntweins von fremdar— 
tigen ne 


$. 907. 


Wenn der Alkohol, als das Weſen in jedem Brannt: 
wein, im höchften Grade der Reinheit dargeftellt worden 
ift, dann iſt er ſich immer gleich, aus. welcher Art von 
Dranntwein folcher auch gefehieden feyn mag. Dicht fo 
verhält es fich mit. dem Branntwein, diefer hat im: 
mer einen Nebengeſchmack und Mebengeruc, der 
von. den fremdärtigen Theilen abhängig if, welche der 
Subſtanz inhäriren, aus welcher der Branntwein bereitet 
"wurde, In dem geiffigen Fluidum hängt dieſes von ei- 
nem eigenen Atherifchen Dele ab, wie bei dem aus Ge: . 
treide oder Hülfenfrüchten; oder in einem eigenen 
riechbaren Wefen, wie bei den Beeren- und Rüben: 
arten, Wird dagegen diefes Wefen durch. eine zweckmaͤ— 
Bige Reinigung hinweg genommen, dann ift jeder Brannt: 
wein dem andern gleich. 


$. 908, 


Man bat fehr vielerlei Mittel zur Neinigung des 
Branntweins-in Vorfchlag gebracht, die den Zweck mehr 
oder weniger erfüllen, Dahin gehören: 
a) das Kali im milden fo wie im Abenden Zu: 

ſtande. 

b) der Kalk im gebrannten oder isn Zuſtande. 


496 | 
c) die Kohle im gut ausgeglüheten Zuſtande. 

d) die Chlorine (die orydirte Salzſaͤure). 

e) ber Hlorinfaure KalE (db. ü der orpbict: 

ſalzſaure Kalk), 

f) die Salpeterfäure, 

8) die Schwefelfäure. 
Wir wollen die Diethoten fpeciell beſchreiben, die bei der 
Anwendung eines jeden einzelnen befolgt werden muͤſſen. 


a. Reinigung des Branntweins durch Kali. 


$. 909, 


Das Kali (8. i. die Pottaſche) hat in einem ho— 
hen Grade die Eigenfchaft, das fufelige flinfende Del des 
gemeinen Branntweins, fo- wie auch die vorwaltende 
Säure deffelben zu binden, und ihn von beiden zu be 
freien. Um dieſe Reinigung von beiden zu veranſtalten, 
iſt es am rathſamſten, ſolche gleich bei der Weinung des 
Lutters zu unternehmen, weil hier gleich ein viel reinerer 
Branntwein gewonnen wird, der alsdann bei einer zwei- 
ten Reinigung um fo fehöner ausfällt, weil ihm ſchon der 
ſtinkende Theil groͤßtentheils entnommen iſt. 


$. 910, 


Man erreicht den Zweck zu diefer Reinigung, wenn 
man für jede hundert Berliner Quark Lutter, die gewei⸗ 
net werden follen, ein Pfund gute Pottaſche in die 
MWeinblafe wirft, nebft 8 Loth gebranntem, vorher mit Waf: 
fer gelöfchten Kalk, alles wohl unter einander rührt, und 
nun das Weinen langfam, bei ‚nicht zu rafchem Feuer 

ver: 


497 


veranſtaltet. Wer die Koften der Pottafche feheut, 
erreicht. eben fo gut den Zweck, wenn für 100 Quart 
Lutter, flatt 1 Pfund Nottafche, 10 Pfund gefiebte 
Holzaſche, nebft 8 Loth gebranntem Kalk ange: 
wendet werden, 


g 91. 


"Der auf folche. Weiſe gereinjate are iſt 
zwar nicht vollkommen frei von feinem eigenen Fuſelge⸗ 
ruch, zeichnet fi fih aber doch fehr bedeutend zu feinem Bor: 
theil vom andern aus; auch erfcheint folcher nicht trübe, 
fondern klar und iſt wöllig frei won aller eingemengten 
Säure, Wer diefer Reinigung. fich bedient, wird, wenn 
auch in nicht verzinnten Eupfernen Seräthen gearbeitet 
wird, doch nie eine Verunreinigung des anntweine mit 
Kupfer befürchten dürfen, 


b., Reinigung des Branntweins dur Kalf, 


912, 


Nach dem Kali (der Pottaſche und der Holz: 
aſche) fann auch der gebrannte Kalf:allein, als ein 
Keinigungs + und Entfänrungsmittel für den Brannt- 
wein mit Nußen angewendet werden. Auch hierbei thur 
man wohl, die Reinigung gleich beim Weinen des Lutters _ 
zu veranftalten, da man denn gleich einen reinen Brannt⸗ 
wein gewinnt. Der Kalk bindet, gleich dem Kalt, das 
Del und die Säure des Lutters, und ſchuͤtzt beide vor 
dem Derflüchtigen. | 

Hermbfi, Branntweinb. I. HL. rt 


498 | R 
$. 93. 


Um den Kalk zu gebrauchen, rechnet man, im fri: 
ſchen gebrannten Zuſtande, fuͤr jede hundert Berliner 
Quart Lutter, der geweinet werden ſoll, wie bei dem 
Kali, gleichfalls ein Pfund. Derſelbe wird vorher mit 
ſo viel Waſſer geloͤſcht, als erforderlich iſt, ein milchaͤhn⸗ 
liches Fluidum (Kalkmilch) damit zu bilden. Dieſe 
Kalkmilch wird nun in der Weinblafe mit dem Lut— 
fer recht gut unter einander gearbeitet, und dann die De: 
ftillation wie gewoͤhnlich verrichtet. Der fo gewonnene 
Sutter giebt gleichfalls einen reinen guten DBranntwein, 
- dem ähnlich, der durch Pottaſche oder Holzaſche ge 
reinigt worden iſt; er zeichnet ſich darin zu feinem Nach: 
theil von jenem aus, daß er einen ſchwachen feifenartigen 


Geruch annimmt, der indeffen bei einer fernern Deftilla: 


tion mit etwas zugefeßter ©alpeterfaure verſchwindet.) 


c. Reinigung des Branntweins durch Kohle. 


$. 914. 


Die Kohle, welche von Lowitz zuerft als ein Reini 
gungsmittel für den. Branntwein empfohlen. worden ift, 
raubt ihm nicht allein die Säure, fondern auch felbft den 
Sufelgeruch; aber fie ertheilt ihm auch zugleich einen 

) genen feifenartigen Geruch Tann man indeflen ganz 
vermeiden, wenn der Ralf dem Lutter auf einem 

Faſſe zugefeht, der Flar gewordene Lutter vom Bo— 

denfaß getrennt, auf die Weinblafe gebracht wird; 

wobei der Branntwein rein übergehet. 


499 


Beigeſchmack nah bittern Mandeln, der von der 
Blauſaͤure abhängig ift, die einen ſteten Beſtandtheil 
in der Kohle ausmacht, welcher Beigeſchmack jedoch, wie 
nachher gezeigt werden -foll, durch andere Mittel gt 
zerfiört werden kann. 


9. 915, 


Zur Reinigung des Branntweins fann man die 
Pflanzenkohle (d. i. das verfohlte Holz) und auch 
die thieriſche Rohle (d. i. verkohlte Knochen) fo 
wie die fogenannte abgeſchwelte Steinkohle (d. i. 
die Coake) in Anwendung feßen, Welcher Art der 
Kohle man fich aber zu dem Behuf bedienen mag, fo if 
es doch allemal nothwendig, folche in bededten Geräthen 
vorher fo lange ausglühen zu laffen, daß fie zuleßt bloß 
olimmt, ohne die mindefte Flamme beim — zu 
verbreiten. 


$. 916. 


Um die Reinigung der Holzkohle oder auch der 
Thierkohle zu dem beabſichtigten Zweck zu veranſtalten, 
bedient man ſich dazu am beſten eines gewoͤhnlichen eiſer— 
nen Kanonenofens, oder man laͤßt ſich einen kleinen 
Ofen von Steinen aufmauern. Man fuͤllet dieſen mit 
Holzkohlen völlig an, zündet ſolche von unten an, un⸗ 
terhaͤlt den Brand durch die Aſchenthuͤre des Ofens ſo 
lange, bis alle Kohlen durchaus gluͤhen und keine Flamme 
mehr aus ſelbigen entwickelt wird. Jetzt wird nun die 
Muͤndung des Ofens und eben ſo die Aſchenthuͤr luftdicht 
verſchloſſen, worauf man alles erkalten laͤßt. Nach dem 

$i2 


500 


Erfalten wird die Kohle von den anflebenden Theilen der 
Afche befreit, und fie iſt nun rein genug, um weiter ge- 
braucht zu werden. Ä 


6: 917. 


Noch ficherer wird der Zweck erreicht, wenn man fich 
flacher Töpfe aus gegoffenem Eifen dazu bedient, we 
der Boden des obern immer die Mündung des darunter 
ftehenden verfihließt, So vorgerichtet, Fann man mehrere 
Säulen von dergleichen Töpfen, jede von 3 über einander ı 
ſtehenden, deren Fugen mit Lehm verklebt ſind, placiren, 
und nun die Feuerung des Ofens beginnen und ſo lange 
unterhalten, bis alle Toͤpfe rothgluͤhend geworden ſind; 
worauf dann die darin enthaltenen Kohlen gebraucht wer: 
den koͤnnen. 


$. 918. 


Sjene ausgeglühete Kohle wird jeßt zu Pulver zerrie- 
ben. Man verrichtet folches entweder durch das Stam— 
pfen in einem Mörfer, beffer aber -mittelft einer Hand— 
mühle, und fchlägt das Zermalmte durch ein Sieb, um 
das zarte Pulver von den groͤbern Theilen zu trennen. 
Um das zu ſtarke Staͤuben zu verhuͤten, kann waͤhrend 
dem Zerkleinern etwas Waſſer zugefetzt werden. In Die: 
fem gepülverten Zuffande iſt nun die Kohle fähig, um ge: 
braucht zu werden, 


$, 919, 


Um die fo vorbereitete Kohle zur Reinigung des 
Branntweins in Anwendung zu feßen, wird folgender: 


501 


‚ maaben operirt, Man rechnet für jedes Berliner Quart 
Branntwein 4 Loth gepülverte Kohle, Hat man alfo 

z3. B. 500 Quart Branntiwein mit einem Mal ju reinigen, 
fo werden in das dazu beflimmte Faß 2000 Loth — 62E 
Pfund) der gepülverten Kohle gebracht, dann der 
zu reinigende Branntmwein hinzugegeben, das Faß zu: 
gefpundet, und einige Minuten lang recht gut herumge: 
rolle, um Kohle und Branntwein volllommen zu 
durchdringen, Diefes Herumrollen wird nach dem Zeit: 
vaume von A Stunden wiederholt, und immer nach dem 
Zeitraume von A Stunden fortgefeßt. So bleibt das Ge- 
menge 2 bis 3 Tage lang zufammen, da denn der Brannt: 
wein feinen Fufelgeruch vollfommen verloren hat. 


$.. 920, 


Nun wird das Faß auf ein Lager gebracht und einige 
Tage lang ruhig liegen gelaſſen, damit die Kohlentheile 
ſich zu Boden ſetzen, und ſich von dem klaren gereinigten 
Branntwein trennen koͤnnen, welches in einem Zeitraum 
von 3 bis 4 Tagen gefihehen feyn wird, Man placirt 
nun einige Zoll über dem untern Theil des Faffes. einen 
Hahn, durch welchen der nun Flare reine Branntwein ab: 
gezogen werden kann. n 


F. 921, 


Das Kohlenpulver, welches mit Branntwein 
durchdrungen im Faſſe zurücbleibt, fann, wenn fih eine 
Maffe gefammelt bat, mit Waffer gemengt, für fich 
aus einer Blafe: übergetrieben werden, da denn nichts 
von dem därin enthaltenen Branntwein verloren gehet. 


502 


Die ruͤckſtaͤndige Kohle in der Blafe kann nun durch ein 
Siltrum ‚gefchieden, dann getrodnet, und nach den Trod- 
nen in einem verfchloffenen Gefäße wieder nusgeglühet 
werden, da fie denn aufs Neue wieder benußt werden Fann. 


$. 922, 


Der fo durch Kohle gereinigte Branntwein hat zwar 
ollen Fufelgerub und Geſchmack verloren, aber er 
befißt einen andern DBeigefehmad und Geruch nach bit: 
tern Mandeln, von der Blaufaure abhängig, die in ber 
Kohle enthalten if, Um diefe zu zerfiören und den 
Branntwein gänzlich) davon zu befreien, bringt man den: 
felben nun auf eine Weinblafe, fegt für jede 100 Quart 
deffelben 8 Loth vorher in Waffer gelöfter Portafche, 
nebft 4 Loth vorher mit Waffer gelöfchtem Kalk zu, 
und verrichtet nun die Neftifikation, da denn die Blau: 
fäure zurücdgehalten wird, und ein völlig reiner Brannt⸗ 
wein in die Vorlage übergehet. 


$. 923, 


Manche Branntweinbrenner Haben die Ge 
wohnheit, die Kohle entweder in ganzen Gtüden, oder 
auch zerkleinert dem Branntwein in ber Blafe zuzufegen, 
und ihn darüber abzuziehen. Dieſe Methode. taugt gar 
nichts: denn hierbei wird dag fufelige Del, das die Kohle 
an fich 309, dennoch verflüchtigt, und das Deftillat er: 
ſcheint nicht viel reiner. als e8 vorher war, Diefe Me: 
thode ift daher durchaus verwerflich. 


$. 924, 


Andere haben die Gewohnheit, der gepülverten Kohle 
eine geringe Menge Schwefelſaͤure (ungefähr 1 Quent: 
chen für das Quart) beizumengen, und den Branntwein 
darüber abzuziehen, Diefes Fann oft fehr nachtheilig wer: 
den; denn wenn die Kohle, und was oft der Fall ift, 
Schwefelkalk oder Schwefelfali enthält, fo befommt 
der Branntwein dann einen den faulen Eiern ähnlichen 
Geruch. 


S. 925, ii 


Will man die Schwefelfaure ohne Machtheil den: 
noch in Anwendung fegen, fo muß man fich vorher davon 
überzeugen, daß die Kohlen feinen Schwefel enthalten; 
welches bei den Kohlen von Lindenholz oder von Faul— 
baumholz der Fall iſt; dagegen Kohlen von Eichen: 
Holz fo wie von Nadelholz felten frei von Schwe: 
felkalk und Schwefelfali find. "Um die Kohle zu 
prüfen, ob fie Schwefel enthält oder nicht, iſt es hinrei- 
chend eine Portion deffelben zu pülvern, dann 1 Theil des 
Pulvers mit 8 Theilen eines Semenges von 1 Theil 
Schmwefelfäure (Bitriolöl) und 12 Theilen Waf: 
fer in einem gläfernen Gefäße zu übergießen, und damit 
gelinde zum Sieden zu erhißen. War die Kohle fihwe: 
felhaltig, fo erhebt fich fehr bald ein Geruch nach faulen 
Eiern; im entgegengefeßten Gall kann fie — ange⸗ 
wendet werden. 


d. Reinigung des Branntweins Br 
Chlorine. 


$. 926, ° | i 


Die —— (d. i. die oxydirte Salzſaͤure) 
gewaͤhrt zur Reinigung des Branntweins von ſeinem Fu— 
ſelgeruch ein ganz vorzuͤgliches Mittel; nur muß man, 
um mit der Chlorine zu operiren, nicht zu viel oder zu 
wenig nehmen, weil fonft der Branntwein einen. neuen 
eignen aromatifchen, wenn gleich nicht unangenehmen, 
Geruch annimmt. Um dieſe Reinigung zu veranſtalten, 
iſt es nothwendig, folgende Regeln zu beobachten. Man 
wolle z. B. den Umfang von 500 Quart Branntwein 
mit einem Male reinigen, ſo bringt man ſelbigen in ein 
dazu beſtimmtes Faß, und läßt nun das Chlorin oder 
oxydirt ſalzſaure Gas, das aus einem Gemenge von 
8 Loth Manganoxyd Graunſtein), 20 Loth Kochſalz, 
12 Loth Schwefelſaͤure Gitrioloͤl) und 12 Loth Waf: 
fer bereitet worden iff, bineintreten; worauf nun der 
Branntwein uͤberdeſtillirt wird. 


—— 


Um das oxydirt ſalzſaure Gas zu erhalten, be: 
dient man fich folgender Vorrichtung, Taf. VII. Fig. 4. a 
ift ein gläferner Kolben mit einer Deffnung, ‘Sein Bauch 
b b rubet auf einer Lage Sand, der in einem ©anb: 
badecc enthalten iſt, das fich in einem Ofen d d ein: 
gemauert befindet, der durch Kohlen oder To rf geheizt 
werden Fann. Aus dem Halſe des Kolbens ‘erhebt fich 
ein durch einen mit Wachs getränften Korkſtoͤpſel befe— 


505 


ftigtes heberföürmiges gläfernes Rohr e Ff, deffen Furzer 
‚Schenkel e 6 Zoll, der lange aber fo lang iſt, daß er 
meift auf den Boden eines fenfrecht geffellten Faffes her— 
abgehet, in welchen der zu reinigende Branntwein enthal: 
ten if. eben dem kurzen Gchenfel e erhebt fih aus 
dem Gtöpfel ein 4 Zoll langes glaͤſernes Rohr g, das 
eine Linie weit iff, und mit einem Gtöpfel verſchloſſen 
‚ werden kann. Es dient dazu, um, wenn fich Fein chlo- 
rinfaures Gas mehr entwickelt, den Stöpfel zu öffnen, 
und Luft von außen in den Kolben zu laffen, damit der 
Branntwein nicht aus dem Faffe in den an uͤberſtei⸗ 
gen kann. 


098., 


Nachdem das Gemenge von Kochſalz, von Man: 
ganoxyd, von Schwefelfäure und von Waffer in | 
den Kolben gebracht worden, folcher im Sandbade placirt, 
mit dem Stöpfel verfchloffen, und alle Fugen der Vorlage 
gut mit Gyps verfittet worden find, auch der lange 
Schenkel des Rohrs bis auf den Boden des Saffes ‚gelei- 
tet worden iſt, in welchem, fich der zu reinigende Brannt— 
wein befindet, wird nun der Dfen geheizt. Das Chloe: 
ringas entbindet fich in Strömen, bie der Branntwein 
abfondert, und verrichtet feine Reinigung, Wenn die 
Operation ‚beendigt ift, d. i. wenn die Flüffigkeit fich in 
dem längern Schenkel erhebt, fo öffnet man den Stoͤp⸗ 
fel des Rohres g, um Luft in. den Kolben zu leiten, läßt 
dann alles erfalten, und nimmt das Gemenge aus dem⸗ 
felben, worauf der fo gereinigte Branntwein nochmals 
überdeftillirt wird, a 


506 


e. Reinigung des Branntweins durch 
Chlorinkalk. 


9. 929. BER 


Um den zu diefer Reinigung erforderlichen Chlorin- 
kalk (oxydirt falzfauren Kalk) zu bereiten, bedient. man 
fich der vorher befihriebenen Vorrichtung, Man menge 3. 
DB. in den Kolben 4 Pfund Kochfalz, 15 Pfund Man: 
ganoryd, 23 Pfund Galzfaure und 24 Pfund Waf: 
fer. Man laßt fich ferner ein eigenes cylindriſch geform: 
tes Faß von Holz anfertigen, Taf. VII. Fig. 5. Diefes 
wird auf eine Unterlage gefeßt, und nachdem das Gasent: 
bindungsrohr, welches durch den vorgedachten Apparat bis 
an den Boden des Faffes hinabgeleitet wird, placirt iff, 
wird der Boden einige Zoll hoch mit Stroh Ioder belegt, 
dann aber fünf Pfund in Eleine Stuͤcken gefehlagener ge: 
brannter Kalk daruͤber gehäuft. Nun wird die Deftilla: 
tion wie vorher verrichtet, Das Chloringas fleigt nun 
zwifchen den Kalfftücden empor, wird davon abforbirt, und 
wandelt den Kalk in Chlorinfalk um, 


9. 930, 


Der fo gewonnene Chlorinfalk erfeheint in Ge: 
falt eines Pulvers, das in dieſem Zuftande zur Reini: 
gung des Branntweins mit Bortheil angewendet werden 
kann, Soll fie veranftaltet werden, fo kann diefes. gleich 
beim Weinen des Lutters geſchehen. Man feßt zu dem 
Behuf für jedes Berliner Quart Rutter, das in die 
Weinblafe Fommt, 1 Quentchen, oder für 100 Quarf 
25 Loth Hinzu, rührt alles recht gut unter einander, und 


507 


verrichtet dann das Weinen, Der übergezogene Brannt- 
mein erfeheint nun nicht nur frei von Fufelgeruch und Ges 
ſchmack, fondern zeichnet ſich uͤberdieß noch durch einen 
angenehmen weinartigen Geſchmack aus, der noch mehr 
erhöhet wird, wenn man ihn einer nochmaligen Deſtilla⸗ 
tion für fish unterwirft. 


Anmerkung Wer fih den Chlorinkalk nicht felbft 
anfertigen will, erhält folchen aus hemifchen Fa— 
brifen, 5 3. bei dem Säurefabrifanten, Herrn 
Krüger in Berlin, unter dem Namen von Chlor— 

kalk oder auh Bleichpulver, zu fehr billigen Prei- 

fen. Den Namen Bleichpulver führt diefe Sub- 
fang, weil fie zugleich zum DBleichen vegetabilifcher 
Zeuge, als Seinwand und Baummolle, angewen— 
det wird. R 


| Reinigung des Branntweins durch Salpeterfaure, 


$.. 931, 


Die Salpeterfäure befißt eine vorzügliche Kraft, 
dem Branntwein nicht nur feinen Fufelgeruch und 
Geſchmack zu entziehen, fondern ihm überdieß noch ei= 
nen angenehmen weinartigen Gefehmad zu ertheilen. Um 
dieſen Zweck zu erreichen, fann man das Reinigen ſowohl 
mit dem Lutter, als auch mit dem DBranntwein 
ſelbſt veranftalten, welches Ießtere vorzuziehen if. Soll 
die Reinigung des Lutters vorgenommen werden, fo 
wird. für jede 100 Berliner Quark deffelben, der in die 
MWeinblafe Eommt, ein Pfund gewöhnliche gute Sal⸗ 
peterfäure (doppeltes Scheidemwaffer) zuge 
fegt, und das Ganze überdeftillire, wobei man aber den 


508 


Nachlauf zurück behalten muß, weil diefer dann übels 
ſchmeckend wird, | 
G 932, 

Soll die Keinigung. des Branntweins mit der Sal: 
peterfaure veranflaltet werden, fo feßt man, wenn fein 
Alkoholgehalt 45 Procent Tralles beträgt, für jede 100 
Berliner Quart deffelben 2 Pfund Salpeterfäure 
(doppeltes Scheidewaffer) zu, läßt das Ganze 2 
Tage lang in einem Faffe ruhen, und deftillire dann den 
Branntwein über; der in diefem Zuftande fehr rein und 
angenehm erfcheint, und im Geruch und Gefhmad dem 
Sranzbranntwein ähnlich ift. 

$. 933, 

Wem es bequem ift, der Fann jene Reinigung auch 
folgendermaßen veranflalten: man Iöfet für 100 Quart 
Branntwein, von dem gewöhnlichen Alkoholgehalt, 14 Pfd. 
Salpeter in 6 Pfund reinem Waffer auf, feßt die 
Auflöfung zu dem Branntwein in ein Faß, tröpfelt 
hierauf ein Pfund Foncentrirte Schwefelfäure 
(Bitriolöl) bei Eleinen Portionen Hinzu, rührt alles 
recht wohl unter einander, und läßt das Ganze 2 Tage 
lang ruhig liegen; worauf der Branntwein übergezogen 
wird. Da hierbei die Salpeterfäure aus dem Sal— 
peter durch die Schwefelfaure entwidelt wird, fo er: 
veicht man denfelben Zweck, koͤmmt aber wohlfeiler dazu. 


Reinigung des Branntweins durch Schwefelfäure, 


8, Dil | | 
Sol der Branntwein durh Schwefelſaͤure 


509 


gereinigt werden, fo bedient man fich des folgenden Der: 
fahrens. Für hundert Berliner Quart Lutter, zu 15 Pro: 
cent Alkoholgehalt nah Nichter, wird ein halbes 
Pfund, oder zu 100 Quart Branntmwein, von 30 
Procent Alkoholgehalt nach Richter, wird ein ganzes 
Pfund Eoncentrirte Schmefelfäure GVitrioloͤl) 
angewendet. Man gießt fie in Eleinen Portionen, nach 
und nach in die Flüffigkeit, rührt nun alles wohl unter 
einander, und läßt das Faß, worin das Gemenge fich be: 
findet, wohl verfpundet, 3 bis 4 Tage lang ruhig liegen, 
worauf die Stüffigkeit überdeftillire wird. Der fo gerei- 
nigte Branntwein zeichnet fich zwar durch einen angenehmen. 
Geruch und Geſchmack aus, er hat aber etwas Arzneiarti— 
ges, daher er nicht jedem Gaumen behagt. 


6. 935, 


- Der auf diefe verfchiedene Weife gewonnene Brannt- 
wein iſt nun qualificirt, um ihn ferner zu veredeln, und 
die verfihiedenen fremden Sorten daraus zu bereiten. 
Man wird aber immer wohl tun, wenn man folchen 
vorher durch eine mehrmalige Deftillation zur Stärfe von 
60 bis 80 Procent Alkohol nach Tralles bringt, und ihn 
dann blos mit Waffer verdünnt, weil man dann gar kei— 
nen Einfluß fufeliger Theile zu befürchten hat. Kann 
man ihn vor dem Gebrauch einige Monate lang im Faſſe 
aufbewahren, ſo iſt dieſes um ſo viel beſſer, weil er dann 
an innerer Guͤte zunimmt. 


510 


Neungehnter Abſchnitt. 


Veredlung des Branntweins zu Franzbranntwein, zu 
Rum und zu Arak. 
$. 936. 
Der Franzbranntwein, welcher wegen ſeiner 
Reinheit im Geruch und Geſchmack ſo vorzuͤglich geſucht 
wird, und aus gleichem Grunde zur Zubereitung ber fei— 
nern Liqueure unentbehrlich ift, verdankt feinen eigenen 
balſamiſchen Geruch und Geſchmack, welcher nicht bei al- 
len Arten gleich ift, unftreitig der Natur und Qualität des 
Weines, welcher dazu verwendet worden war, da derfelbe 
im füdlichen Franfreich aus dem Weine felbft durch 
die Deftillation gewonnen wird, In Spanien, vor: 
züglich in der Gegend von Malaga, deſtillirt man auch 
die Malagameine, fo wie felbft aus den Madera: 
weinen, durch die Deftillation derfelben, eine feine Art 
Branntmwein gewonnen wird, der fich zu feinem Vor: 
theil auszeichnet. 2 


$. 937. 


Wenn man in Deutfchland die Ausdrüdfe Franz 
branntmwein und Coignac, wie folches gewöhnlich ge: 
ſchiehet, als gleichbedeutend gebraucht, fo iſt diefes fehr 
unbeſtimmt. In Frankreich nennt man den Brannt 
wein, in fo fern er in den füblichen Theilen aus Wein 
bereitet wird, nach der Provinz, wo der Wein herſtammt. 
Daher unterfcheidet man Coignac, Roufillon, Haut: 
Barfac, Sautern, Cette: Branntwein ıc; aber 


511 


eben fo verfchieben, als die in. jenen Provinzen erzeugten 
Keine fich durch Geruch und Geſchmack auszeichnen, eben 
ſo unterſcheidet fich auch ber aus ihnen gewonnene 
Branntwein, Ä 


$. 938, 


Schon früher Habe ich an einem andern Drte ) ge: 
zeigt, daß außer dem eigenthümlichen Geruch und Gefehmad, 
wodurch die verfchiedenen Sorten von Franzbrannt: 
wein fich auszeichnen, man in allen den eigenthümlichen 
obftartigen Geruch des Effigathers nie verfennen kann; 
und es bleibt daher allemal Hauptbedingung, daß da, mo 
aus einem Getreidebranntivein ein, dem aͤchten Franz 
branntwein ähnliches Getränk gebildet werden foll, der 
Effigäther darin nie mangeln darf. 


$. 939. 


Die Abflammung des, Effigathers im Achten 
Sranzbranntwein ift leicht zu begreifen, wenn man 
erwägt, daß man in den meiften Fabriken in Frankreich 
zu dem Behuf folhe Weine anwendet, die fehon einen. 
fauerlichen Stich befißen, in welchen fich alſo Effigfäure 
‚erzeugt hat; ferner pflege man auch den, auf den Säffern 
ſich abgefeßten, trüben Wein dazu _anzumenden, der gleich- 
falls nicht frei von Effigfaure if. Jene Effigfäure 
ift e8 dann, welche, durch die Vereinigung mit den geiffi- 
gen Theilen des Weins, in Aether Üübergehet, der ſich nun 
dem Branntwein mittheilt, und den eigenthuͤmlichen Ge⸗ 
ruch und Geſchmack deſſelben erzeugt. 


HHermbſtaͤdt's Archiv der Agrikulturchemie. 2. B. ©. 64. 


512 | 
8. 940, 
Um daher aus Getreidebranntmwein einen, dem 
achten Franzbranntwein ähnlichen zu bereiten, muß 
man die Natur durch die Kunft nachahmen, ohne daß 
dadurch für die Geſundheit ein Nachtheil erzeugt wird. 
Man Fann diefen Zweck auf verfehiedenen Wegen. erzielen, 
wenn nur ‚der dazu. beſtimmte Branntwein vorher ‚von 
allem beigemengten Sufelgeruch ficher befreiet. war; und 
zwar: | 
a) durch die Anmenbung des BET Effigs 
b) durch. die Anwendung der eſſigſauren Salze. 
c) durch die Anwendung des reinen Effigäthers, 
Wir wollen jede einzelne Methode hier näher erörtern. 


a. Darftellung des Franzbranntweins 
durch Eſſig. | 


gs. 9. 


Wenn man einen gufen reinen fufelfreien Getreide: 
branntwein mit gutem rohen Weineffig, oder an deffen 
Stelle Honigeffig, im gehörigen Verhältniß mengt, und 
das Gemenge, auch ohne ſolches zu deſtilliren, nur einige 
Monate liegen laͤßt, ſo nimmt er ſehr bald den Geruch des 
| Sranzbranntweins an, und liefert ein, dieſem fehr 
ähnliches Fluidum, wenn das Ganze überdeftillirt wird. 

$. 942. 

Auf diefe Erfahrung geftüßt, erreicht man den Zweck, 

wenn man auf 100 Berliner Quart von feinem Fuſelge⸗ 


ruch befreieten Oetreidebranntwein, oder auch Kar⸗ 
tof⸗ 


513 


toffelbranntwein, von 45 Procent Alkoholgehalt nach 
Zralles, 20 Berliner Quark guten rohen Effig ſetzt, 
das Gemenge A Wochen lang, gut verſpundet, in einem 
Faffe ruhen läßt, dann aber überbeftillirt: da denn das 
Deftillat, im Geruch und Sefhmad, dem Franzbrannt: 
wein fehr ähnlich erfcheint. 


b. Darftellung des Sranzbranntweins, durch 
ein effigfaures Salz. 


$. 948, 


Um die Bildung des Effigathers im Brannt- 
wein zu veranlaffen, und ihn dadurch dem Franz: 
branntmwein im Geſchmack und Geruch ähnlich zu ma- 
chen, kann man fih auch, falls man folches wohlfeiler 
haben kann, eines effigfauren Salzes, d. i. des effig: 
fauren Kali, oder des effigfauren Natrons, bei 
gehöriger Vorſicht auch des effigfauren Bleies be 
dienen, in welchen Salzen die Effigfaure ziemlich waf: 
ferfrei an einer Baſis gebunden iſt. 

Anmerk. Das effigfaure Kalt, fo wie das effig- 

faure Natron erhält man aus chem, Zabrifen, 5. 3. 

in der hem. Sabrif zu Schönebed, bei Magde- 


burg, zu ziemlich wohlfeilen Preiſen. Den Blei- 
zucker erhält man bei idem Droguiſten. 


G 944, 


Sol die Veredelung durch effigfaures Kali 
veranftaltet werden, fo feßt man auf 100 Quart reinen 
fufelfreien Branntiwein in der Blafe 14 Pfund effigfau- 

Hermbſt. Branntweind. I. Thl. RE 


514 


res Kali, nebft 24 Loth Foncentrirter Schwefel: 
fäure (Bitrioldl), rührt alles wohl unter einander, 
läßt das Gemenge 3—4 Tage lang in einem verfpunder 
ten Faſſe ruhen, und verrichtet nun die Deftillation; da 
denn das Deſtillat dem Franzbranntwein im Geſchmack 
und Geruch ſehr — erſcheint. 


£ 945, 


Sol effigfaures Natron zur Veredelung ange: 
wendet werden, fo werden auf 100 Quart Branntwein, 
25 Pfund E£riftallifirtes effigfaures Natron, nebft 
einem Pfund Schwefelfäure gefebt, alles wohl unter 
einander gearbeitet, und dann die Deftillation veranftaltet. 
Man erreicht auf diefem Wege denfelben Zweck, wie vor: 
her und gewinnt ein vorzüglich ſchoͤnes Produkt. 


$. 946, 


Soll endlich der Bleizuder in Anwendung geſetzt 
werden, fo feßt man auf 100 Quart Branntwein 1% 
fund, der vorher in ſeinem fechsfachen Gewicht fieden- 
dem Waffer gelöft wird, gießt dann 24 Loth Schwefel: 
fäure hinzu, rührt alles wohl unter einander, und ver⸗ 
richtet endlich die Deftillation, wie vorher. 


Anmerk. Da ver Bleizuder ein Gift tft, fo muß 
man den Rüdfland aus der Blafe forgfältig wegfchüt= 
ten, damit er nicht von Thieren genofjen wird. Auch 
muß der Branntwein geprüft werden, ob er fein Blei 
enthält. Man verrichtet folches, wenn man zu einer 
geringen Portion defielben einige Tropfen Hahne— 
mannfche Weinprobe feht; färbt fich die Fluͤſſigkeit 

nicht, fo ift fein Blei darin enthalten. 


515 


e Darftellung des Sranzbranntweins dur 
Eſſigaͤther. 


F. 947. 


Man nennt Effigäther (Aether aceticus) auch 
Effignaphta (Naphta acetica) ein Fünftlich erzeugtes 
bblichtes Fluidum, das durch die Verbindung von Effig: 
fäure und Alkohol gebildet wird. Man erhält ihn jegt 
zu wohlfeilen Preifen in den chemifchen Fabriken (z. B. 
zu Schoͤnebeck), kann ihn aber auch felbft zubereiten. 
Er bat den Vorzug vor den früher befchriebenen Mitteln, 
daß man ihn blos dem fufelfreien Branntwein 
zumengen darf, um folchen auf der Stelle in ein, dem 
Sranzbranntwein ähnliches Fluidum umzuwandeln, 


Bereitung des Eſſigaͤthers. 


$. 948, 


Unter mehreren Mitteln, den Effigather zu erzeu⸗ 
gen, verdient folgendes, als das wohlfeilfte, empfohlen zu 
werden. Sn eine £leine Eupferne Deftillirblafe, oder 
an deren Stelle eine gläferne Retorte, bringt man 
16 Pfund gut getrodneten und zart gepülverten Blei: 
zuder, und £ Pfd. gepülvertes Manganoryd (Braun: 
ftein). Nun mengt man 9 Pfund Alkohol in einem 
fteinernen Topfe mit 6 Pfund Foncentrirter Schwe— 
felfäure, indem man ſolche tropfenweife hinzu tröpfelt, 
und fo oft aufhört, als die Maſſe ſich fehr erhigt. Je: 
nes Gemenge gießt man hierauf auf den Bleizuder in 
das Deftillirgeräth, laßt alles 24 Stunden ruhen, und 

Kk2 


516 


verrichtet dannı die Deftillation, wobei man alles bis zur 
mäßigen Trockne uͤberziehet. 


$. 949, 


Das erhaltene aͤtheriſche Deftillat wird hierauf mit 
dem vierten Theile feines Umfanges von. deftillirtem Waf: 
fer gemengt, und fo lange eine Aßende Kalilauge 
‚(ftarfe Seifenfiederlauge) zugefeßt, bis der Aether 
fih als ein zartes Del oben abfcheider. Diefer Aether 
wird nun von der untern Flüffigkeit durch einen Schei: 
\ detrichter abgenommen, bei gelinder Hiße aus einer 
Retorte nochmals uͤbergezogen, und dann in’ gut verfchlof: 
fenen Släfern zum Gebrauch aufbewahrt. 


$. 950, 


Um mit dieſem Effigäther den gemeinen 
Branntwein in Sranzbranntwein umzuwandeln, 
muß folder vorher von allen Fufeltheilen vollfommen ge: _ 
reinigt feyn. . In diefem gereinigten Zuſtande iſt es hin— 
reichend, wenn für 200 Quart des. gereinigten Brannts 
meins, von 45 Procent Tralleg, leßterm & bis 1 Pfund 
des: Aethers zugefegt, und alles wohl unter einander ge 
mengt wird. Will man diefem Gemenge noch 4 fund 
Zuder zufeßen, fo wird der füße Geſchmack mehr her: 
sorgehoben. | 


$. . 951, 


Die auf folhe Weife erzielten Produkte find ‚mehr 
oder weniger dem ächten Sranzbranntwein im Geſchmack 
aͤhnlich. Am ſchoͤnſten fallen ſie mit dem Branntwein 


517 


aus, der. durch Salpeterfaure ($, 932.) entfufelt wor: 
den ift. Sie .erfiheinen ſaͤmmtlich farbenlos. Um ihnen 
. die weingelbe Farbe des gewöhnlichen Franzbranntweins 
zu geben, ‚bedient man fich des braun geröffeten und in 
Waſſer gelöften Zuders, | 
Anmerfung In Belgien, ja felbii in Frankreich 
fol man dem Branntwein aus Getreide die Qua— 
lität des befien Franzbranntweins dadurch erthei- 
len, daß man auf das Volum von 86 Berliner Quark 
Würze, aus Roggen- und Gerftenmalz bereitet, 
ı3 Pfund braunen Zuckerſyrup ſetzt, die Slüffigkeit 
mit Hefe in Gaͤhrung bringt, und, wenn die Fermen- 
tation völlig beendigt iſt, die Maſſe defiillirt und weis 
net, worauf dem erhaltenen Deitillate ı Pfund 
Kandiszuder zugegeben wird. Sch habe folcheg ſelbſt 
noch nicht verfucht, die Sache verdient aber näher ge- 
prüft zu werden. 


$. 052, 


Um den Zuder zur Farbe zuzubereiten, bringt man einen 
Theil feinen raffinirten 3uder in eine Eupferne Pfanne, gießt 
fein doppeltes Gewicht reines Waffer hinzu, loͤſet den Zucker 
darin uͤber Kohlenfeuer auf, und verdunſtet hierauf die 
Aufloͤſung ſo lange, bis dieſe anfaͤngt eine kaſtanienbraune 
Farbe anzunehmen. Nun wird das Ganze in ſo«viel 
kuͤnſtlichem Franzbranntwein aufgeloͤſt, als dazu erforder: 
lich if, Don diefer braunen Auflöfung gießt man nun 
dem Franzbranntwein fo viel hinzu, bis die verlangte 
weingelbe Farbe herangefommien ift. 


$.. 933, | 
Außer der bier befchriebenen Methode kann man fich 


. 518 


auch noch der folgenden bedienen, um ein Fluidum zu er: 
heben, das dem ächten Franzbranntwein fehr nahe 
kommt. Zu 40 Berliner Quart guten flarfen und völlig 
fufelfreien Getreide oder Kartoffelbranntwein 
feßt man 1 Pfund etwas am Feuer gefehmolzenes und ge 
pülvertes Rüchenfalz, 4 Loth in dünne Scheiben ge: 
ſchnittenen frifchen Meerrettig, 3 Loth in Gcheiben 
zerfchnittene frifhe Zwiebeln und. 16 Loth Späne von 
Eichenholz Man läßt das Gemenge 2 bis 3 Tage 
lang in-einem verfpundeten Faffe ruhen, zieht hierauf von 
der Flüffigfeit; aus einer Deftillirblafe, 24 Quark bei fehr 
gelindem "Feuer über, und läßt dann den Nachlauf beſon⸗ 
ders auffangen. Das erhaltene Deftillat Eann nun bis 
zur erforderlichen Stärke mit Waffer verdünnt, und mit 
der Zufertinftur ($. 952.) gelblich gefärbt werden. 
Der fo erhaltene Branntwein zeigt in der That mit dem 
Achten ebenfalls viel Aehnlichkeit. 


d. Veredlung des — in Rum. 
/ 


$. 954. 


Der Achte Rum, auch Taffia genannt, wird in 
Dft: und Weftindien aus dem frifch gepreßten und 
der Weingahrung unterworfenen Safte des Zuderrob: 
res zubereitet, indem man diefen der Deftillation unter: 
wirft; eine fehlechtere Sorte bereitet man aus der Me: 
laffe, d. i, dem nicht Friftallifirten Syrup, der nach der 
Ausfcheidung des Zuckers aus dem Safte des Zuder: 
rohrs übrig bleibt, Der letztere unterfcheidet fih vom 

erftern zu feinem Nachtheile durch einen brenzlishen Ge— 


519 


ruch und Geſchmack. Der erſtere zeichnet ſich durch einen 
balſamiſchen Geruch und Geſchmack aus, der wahrſchein⸗ 
lich von einem eigenen balfamifchen Weſen in dem friſchen 
Zuckerrohre abhängig iſt. 


6. 666. 


Unter mehreren Verſuchen, die ich angeſtellt habe, aus 
reinem Brannntwein ein dem aͤchten Rum aͤhnliches Ge⸗ 
traͤnk zuzubereiten, hat mir folgender das beſte Reſultat 
gegeben. Man ſetze auf 100 Quart guten reinen voͤllig 
fuſelfrei gemachten Branntwein; nach einer der früher 
beſchriebenen Methoden bearbeitet, der ungefähr 85 Pro: 
cent Alkoholgehalt nach Tralles beträgt, 40 Quark reis 
nes Brunnenmwaffer, und 2 Pfund Salpeterfäure. 
Man laßt das Ganze 24 Stunden lang ruhig liegen, und 
ziehet dann auf der Blaſe bei der gelindeflen Hitze das 
Ganze fo weit über, daß das Deftillat 50 Procent Alko⸗ 
hol nach Tralles beſitzt. 


\y 956. 


Man füllet nun das Deftillat auf ein Faß von 
Eichenholz, fest für jede 100 Quart deffelben 12 Loth 
reinen Effigather nebft 4 Pfund Zuder und 2 Loth 
Banille zu, die vorher in Eleine Stuͤcke zerfchnitten wer— 
den muß. Man laßt nun das Ganze wohl verfchloffen 
2 Monat lang ruhig liegen, worauf es auf ein anderes 
Faß abgezogen werden kann. Wenn der Rum gefärbt 
feyn fol, wird ihm die Sarbe durch. geröfteten Buder ge: 
geben. Das auf ſolche Weife erhaltene Produft komme 
dem weftindifchen Rum am naͤchſten. 


520 


. 957. 

Auch die folgende Verfahrungsart liefert ein Fluidum, 
das als Rum benutzt werden kann. 50 Berliner Quart 
durch Salpeterſaͤure veredelte Branntwein (E. 
932.) von 36 Procent Alkoholgehalt (nah Richter) 
oder 51 Procent nach der Tralles ſchen Skale, werden 
in einer Deflillirblafe mit 10 Quart Waffer, 6 Loth 
Effigäther, 16Loth Spänen von Cedernholz (wie 
folche bei den Tifchlern und Bleiftiftfabrifanten 
abfallen), 2 Loth Vanille und £ Gran Mofhus ge 
mengt, die Fugen wohl Iutirt, dann die Flüffigkeit 10 bis 
12 Stunden lang in gelinder Digeftion erhalten, und dann 
bei der gelindeften Hitze 40 Quart Zläffigkeit übergezogen, 
und der Nachlauf befonders aufgefangen. Syenes. Deftillat 
wird hierauf, mit einem Quart des beften Malagamei: 
nes verfeßt und zum Gebrauch aufbewahrt. 


$.. 958, 


Eine der allereinfachften Methoden, einen Fünftlichen 
Rum darzuftellen, befteht endlich darin, daß man 50 
Quart durh Salpeterſaͤure gereinigten Getreide— 
branntwein in einer Deftillirblafe Aber 50 Stuͤck völlig 
reife in kleine Gtüden  gefchnittene Quittenäpfel 
gießt, das Gemenge zwei Tage lang ruhen laßt, und dann 
AO Quark gelinde überdeftillirt. Das. Deftillat kann nun 
mit Waffer gefehwächt, und mit Zuder verfüßt. werden. 


e. DBeredlung des Branntweins zu Araf. 
$.. 959, 
Der Arak ift die feinfte und beliebtefte aller Arten 


521 


von Branntmwein. Sein Name ſtammt wahrſcheinlich 
von dem Iateinifchen Worte Areca (Walme) ab, meil 
man den füßen Saft verfchiedener Palmenarten dazu 
verarbeitet, und durch die Deftillation deſſelben den Arak 
bereitet. Daß man den Arak aus Reis bereiten ſoll, 
wie man allgemein ſagt, iſt nur zum Theil wahr; man 
gewinnt aber daraus nur ein ſchlechtes Produkt. Wir 
wollen hier zuerſt die Methode beſchreiben, wie der Arak 
in Indien bereitet wird, dann aber die Verfahrung leh— 
ren, wie jeder reine Branntwein in ein dem Arak 
aͤhnliches Getraͤnk umgewandelt werden kann. 


f. Bereitung des Araks in Indien. 


$. 960. 


Auf Ceylon bereitet man aus dem ſuͤßen Safte 
‚eines dort wachſenden Palmbaums (des Borassis flabel- 
liformis) durchs Eindicken einen Palmzucker, der da 
ſelbſt Jadry genannt wird, Diefer Palmzuder if 
die Grundlage zur Bereitung des Arafs, der fich durch 
einen überaus angenehmen Geruch und Geſchmack ause . 
zeichnet, und nichts von dem fauchartigen — des 
gewoͤhnlichen beſitzt. 


$. 961. 


Um dieſen Palmzucker auf Arat zu En. 
wird folcher in Baffer gelöft, dann die Löfung in Fer- 
mentation gefeßt, und durch die Deftillation, die dafelbft 
mit getrodnetem Kuhmiſt betrieben wird, das. Geiftige 
übergejogen. Der durch die Deflillation gewonnene Arak 


522 


wird nicht gleich genoffen, fondern. vor dem Gebrauche 
erft wenigſtens ein Jahr lang (in Batavien hingegen 
mehrere Jahre), in irdenen Toͤpfen eingeſchloſſen, in die 
Erde gegraben und ſo aufbewahrt. 


$. 962. 


Eine andere Art der Arakbereitung — auf 
der Kuͤſte von Coromandel aus den Blumen der 
Bassia latifolia. Sie befigen einen rauch und leder: 
artigen Geruch, und ihr fleifchiger ſuͤßſchmeckender 
Kelch, der, gleich den Rofinen, genoffen wird, enthält 
‚ den fermentirbaren Zuderftoff. Eine dritte Art der 
Arafbereitung gefchiehet dafelbft aus dem wohlriechen: 
den Saamen der Eleusine corocana, dem man fein glei= 
ches Gewicht einer gerbeftoffhaltigen Rinde (z. B. Mimo: 
fenrinde) zufegt. Man verfeßt beide vorher in einen li: 
quiden Zuftand, läßt fie in Fermentation übergeben, und 
deftillirt dann das gegohrne Gut zwei Mal. 


$. 963, 


Herr Doctor Hayne”), der die Zubereitung des 
Araks an Ort und Stelle beobachtet hat, feßt das Eigen: 
thuͤmliche, wodurch diefe Bereitung fich auszeichnet, theils 
darin, daß der Maffe bei der Gahrung gerbeftoffhaltige 
Rinden beigemengt werden, die felbft die Ausbeute an 20 
bis 25 Procent vermehren follen; theils darin, daß man 
die Meifche in Schlaͤuchen von frifchen Ziegenhauten 
gaͤhren laͤßt. 

) ©. Hermbſtaͤdt's Muſeum des Neueſten ꝛc. 7. Bd. 


S. 376 —* 


523 
$. 964, 


Mach dieſer Methode operirt man in Sndien, Man 
mengt bdafelbft einen Theil Zuder, oder an deffen Stelle 
auch den Saamen ber Eleusine corocana, mit gleich * 
viel Mimoſenrinde, und ruͤhrt das Ganze mit der er— 
forderlichen Quantitaͤt Waſſer an. Die ſo gebildete Mei— 
ſche wird nun in Schlaͤuche, von friſchen nicht gegerb- 
ten Ziegenhauten angefertigt, gebracht, deren Haarfei- 
ten nach innen gefehre find, Die Schläuche werden nun 
verfchloffen, von Zeit zu Zeit gerüttelt, und entweder einer 
Wärme von 80 bis 100 Grad Fahrenheit‘ (S 253 bis 
302 Keaumür) ausgefeßt, oder auf den Küden der Laſt⸗ 
ochſ en, die man zu Frachtreiſen gebraucht, gelegt. Man 
oͤffnet den Schlauch alle 8 Tage ein Mal, und laͤßt ihn 
ſo lange liegen, bis man einen weinartigen Geruch darin 
bemerkt; dieſes zeigt an, daß die Maſſe ausgegohren iſt. 


§. 965. 


Wendet man den Reis zur Bildung des Araks an, 
fo geſchiehet ſolches alle Mal in der Regel mit Palmzuk— 
Fer oder mit ber Blume der Bassia latifolia, oder mit 
dem wohlriechenden Saamen der Eleusine corocana ge 
mengt. Aus bloßem Reis gewinnt man zwar durch die 
Fermentation auch eine Art Arak, der aber alle Mal nur 
fehleche ift, und Samfü genannt wird. 


$.. 966. 


Herr Doctor Hayne wendete flatt des Reiſes den 
Weizen an, und gewann einen Arak, der dem oftindi: 


524 


ſchen völlig gleich war, Er nahm ungefchroteten, bloß gröb: 
lich zerquetſchten Weizen, ſetzte gerbefloffhaltige 
Kinde hinzu, Tieß das Ganze mit Waffer anmeifchen, 
und, nach der oben angegebenen Methode, in Ziegenhäuten 
fermentiren. Nach 8 Tagen war die Fermentation fehon 
vollendet, und durch die Deftillation erhielt er einen 
fehr geiftreichen Arak, der jedoch, wie gewöhnlich, erft ein 
Jahr lang in der Erde vergraben liegen mußte, um feine 
Vollkommenheit zu erhalten. Als gerbeftoffhaltige Rinde 
kann man fich, flatt der Mimofenrinde, auch der 
Eichrinde, der Tormtilwurzel, der Nelkenwur— 
zel ıc. bedienen, 


g. DBereitung des Arafs aus Öetreidebranntwein. 


$. 967, 


Um ein dem Achten Araf ähnliches Getränk aus 
Setreidebranntwein zu bereiten, iſt mir unter mehreren 
damit angeftellten DVerfuchen folgender am beften gelun: 
gen. Hundert Berliner Quart des durch Salpeter— 
fäure ($. 932) gereinigten Branntweins werden in 
einer Deftillirblafe mit 10 Pfund gerafpeltem Gua— 
jacholz, 2 Loth Vanille, und 1 Pfund gepülverten 
Slanzruß gemengt, und von dem Gemenge fo viel 
überdeftillirt, daß das Deftillat 58 Procent Tralles (ge 
gen 42 Procent Richter) "an Alkohol zeigt; dann wird für 
jedes Quark ein Quentchen Zuder darin gelöft, worauf 
das Ganze durch gebrannten Zuder hellgelb gefärbt wird. 


525 
$. 968. 


Fine andere Derfahrungsart, die ich zur Darftellung 
des Fünftlichen Araks angewendet habe, beffeht in Folgene , 
dem. 50 Quart mit » Salpeterfäure gereinigter 
Branntmwein von 36 Procent nach Richter oder 51 
N rocent nad) Tralles Alkoholgehalt, und 10 Quart rei— 
nes Waffer werden in eine Blaſe gebracht, dann juge- 
geben: 8 Loth Effigäther, 8 Loth ſchwarzer pe— 
ruanifcher Balfam, 1 Quenthen Neroliöl, 16 
Loth Schnigel von gegerbtem lohgahren Leder. Man 
ver£lebt alle Fugen, läßt das Gemenge 10 bis 12 Stun: 
den lang gelinde. digeriren, und ziehet 40 Quart Fluͤſſig⸗ 
keit gelinde uͤber. Man bringt ſolche in ein Faß, thut 
1 Loth der feinſten Vanille hinzu, und läßt das Ganze 
5 Tage lang ruhig liegen, worauf die Stäffigkeit als Arak 
benußt werden Fann. 

/ 
$. 969. 

Piele Käufer des Arafs fo wie des Rums und 
des $ranzbranntweins verlangen, daß diefelben, wenn 
ihnen eine Auflöfung von Eiſenvitriol zugefeßt wird, 
eine fihwärzliche tintenähnliche Farbe annehmen follen. Man 
nennt diefes die holländifche Probe. Jene Eigenfchaft if 
aber durchaus etwas zufälliges, das von der Gallus: 
fäure und dem Gerbeftoffe abhängig iſt, welche diefe 
Arten von Branntwein, wenn fie auf Fäffern von Eichen: 
5013 liegen, daraus ertrahiren. Man Eann jedem Brannt: 
wein dieſe Eigenfchaft mittheilen, wenn ihm ein klarer 
Aufguß von Thee zugefeßt wird, % 


— —— 


526 


Zwanzigſter Abſchnitt. 
Ueber die Benutzung des Nachlaufes vom 
Branntwein auf Eſſig. 


$. 970. 


Wer im Betrieb einer großen Branntweinbrenne— 
rei iſt, kann auch leicht und ohne viele Koſten die Fa— 
brifation eines vorzüglich guten Effigs damit verbinden. 
Es iſt aus der Erfahrung bekannt, daß ein Theil gewoͤhn⸗ 
licher flarfer Schanfbranntwein mit 10 bis 12 Theis 
len Waffer gemengt, bei einer höheren Temperatur fich 
felbft überlaffen, in £urjer Zeit allein in einen guten ſtar⸗ 
fen Effig übergehet. 
$. 971. 


Wer jene Fabrikation betreiben will, kann fich der 
folgenden Derfahrungsart mit Wortheil bedienen. Man 
zieht beim Weinen des Lutters nur fo viel ab, daß ein 
ſtarker Branntwein gewonnen wird, Wenn der Nachlauf 
anfängt, ſchwach zu werden, d. i. wenn ein Fluidum über 
deftillirt, dag nur 15 Procent Tralles (= 12 Procent 
Richter) nach dem Altoholimeter zeigt, bei 14 Grad 
Reaumuͤr, fo fängt man folches befonders auf,-bis das 
Waſſer übergehet, und verwahrt daffelbe, um Effig dar 
aus zu bereiten. 


972. 


Hat man eine hinreichende Quantität diefes Nachlaufs 
oefammelt, fo feßet man fo viel flarfen Branntwein zu, 


527 


daß das Ganze nach dem Alkoholimeter 15 Procent nach 
Sralles (= 10 Procent Richter) ausmacht. Man 
mengt dem Fluidum für jede 100 Quart, 10 Quart guten 
Eſfſig zu, und verwahrt daffelbe nun in Eleinen Fäffern, 
zu 15, 20 oder 30 Quart, oder in irdenen inwendig nicht 
glafurten Krufen, von grauem Steingut, mit ziems 
lich weiten Deffnungen, von 10 und 12 Quark. Man 
placirt diefe in einer heizbaren Stube auf Regalen, und 
verfchließt ihre, Deffnungen blos Leicht mit Leinwand, 
Man Heist;die Stube fo aus, daß täglich und nächtlich 
eine Temperatur von 18 bis 20 Grad Reaumuͤr darin 
erhalten wird, und in 6 bis 8, höchftens 10 Wochen 
wird dann alles in einen guten feharfen Effig umgewane 
delt feyn. 


$. 973; 


Auf folhe Weife kann man mit jeder Brannt: 
weinbrennerei eine Effigfabrif verbinden. Der 
Effig, der auf ſolche Weife gewonnen wird, ift vorzüglich 
rein und flarf, und Fann, befonders für Fabrifanten von 
Dleizuder, die Stelle des deftillirten Effigs ver: 
treten, weil er, außer der Effigfäure, Feine andere 
fremdartige Säure enthält. Eben fo ift fein Geſchmack 
und Geruch fo rein, daß er in den Haushaltungen die 
Stelle des beften Weineffigs erfeßen kann. 


828 


Ein und Mwangigſter abſhnun 


Hehes bie Benutzung der Schlaͤmpe ale nähe 
rendes Mittel fürs Vieh. 


nn a BR, * 

Mean nennt Schlampe (auch Spülig) den Nüd: 
ftand, der nach) dem Abluttern der gegohrnen Meifche 
in. der Qutterblafe zurüd bfeibt. Sener Ruͤckſtand ente 
halt die der’ Fermentation entgangenen extraktiven Theile 
der der Fermentation unterworfenen Subſtanzen, und macht 
dann noch ein gutes naͤhrendes Mittel fuͤrs Vieh aus, zu 
welchem Behuf die Schlaͤmpe benutzt wird. 


$. 975. 


Es ift bereits ($. 457) bemerkt worden, daß bei der 
Fermentation, von der eingemeifchten Subſtanz, im Durch: 
ſchnitt allemal 75 Brocent verloren gehen, die theils als 
£oblenftofffaures Gas entweichen, theils in Alko— 
hol umgewandelt werden, | Iſt man daher mit der trock⸗ 
nen Maffe der eingemeifchten Subſtanz befannt, und 
bat man das Verhaͤltniß der Waͤſſrigkeit beflimmt, die 


beim Einmeifchen gebraucht worden iſt, fo laße fich auch. 


daraus der Gehalt an nährendem Stoff in der Schlaͤm— 
pe aledann mit vieler Zuverficht beftimmen. 


$. 976, 


Außer der nährenden Subſtanz enthält die Schläm: 
pe aber auch noch mehr oder weniger freie Säure, 
| die 


N 


die theils aus Effigfäure, theils aus Phosphor: 
fäure, zum Theil auch aus Weinftein: und Aepfel— 
fäure befteht. Diefe Säure ift, befonders bei. der 
Schlämpe aus Kartoffeln, oft fo vorffechend, daß das 
Vieh fie nicht genießen will, und wenn fie von felbigem 
genoffen wird, folche,. vermöge der freien Säure, zum 
Stumpfwerden, fo wie zur allmäpligen Zerftörung der 
Zähne viel beiträgt. 


$. 977; 


Jenes ift ein Nachtheil, den die Schlämpe mit ſich 
führt, der möglichft abgeftellt: werden muß; befonders wenn 
fie, wie. es jeßt Der Fall iſt, auch zum Futter für die 
Schafe auf den Ställen eingeführt wird; weil mit der 
Zerflörung der Zahne auch eine Störung in der Funftion 
der Verdauungswerkzeuge befürchtet werden muß, Die meh: 
rere andere Nachtheile nach fich ziehen Fann. 


§. 978, 


Um diefe hervorftechende Säure in der Schlämpe ab: 
zuftumpfen, iſt es hinreichend, ihr irgend eine unfchädliche 
wohlfeile abforbirende Subſtanz beizumengen. Man er: 
reicht diefen Zweck durch die Beiſetzung von etwas Pott: 
afche, oder durch Holzafche, ja felbft durch gebrann: 
ten Kalk, ohne daß man einen Nachtheil für die Ge 
fundheit der Thiere davon befürchten darf; nur muß von 
jenen Materien nicht mehr angewendet werden, als zur 
Saͤttigung der freien Säure erforderlich iſt. 
| — | 

Man überzeugt fl ſich som Dafeyn der freien Säure in 
Hermbſt. Branntweind. I. Chl. Wi 


530 | 

der Schlämpe, entweder durch den Geſchmack derfelben, 
oder auch dadurch, daß man ein Gtreifchen mit Lackmuß 
blau gefärbtes Papier, hineintauchet, welches dann roth 
gefärbt wird. Dan kann diefes Papier daher auch brau⸗ 
chen, um ſich zu uͤberzeugen, ob von einer der vorher ge⸗ 
nannten Materien, der Schlampe fo viel zugefegt ift, als 
nothwendig war, alle Säure abzuffumpfen, 


$. 980, 


Um die Pottafche zu dem Behuf zu gebrauchen, 
loͤſet man eine beliebige Portion derfelben in Waffer auf, 
und feßt von der Auflöfung der Schlampe, unter fietem 
Umrübren, fo viel hinzu, bis das hineingefauchte Lade 
mußpapier nicht mehr geröthet wird, Um aber auch 
zu wiffen, ob man’ nicht. zu viel Pottafche angewendet 
bat, nimmt man zugleich einen Streif mit Kurkume— 
wurzel gelb gefärbtes Papier zur Hülfe Wird das 
Lackmußpapier in einer ſolchen Schlämpe nicht 
mehr geröthet, und das Kurfumepapier darin nicht 
gebräunet, fo ift die rechte Portion getroffen. Wird hin 
gegen das KRurfumepapier gebräunet, dann iſt zu viel 
Pottafche angewendet worden, und man muß dann fo 
viel friſche Schlämpe zufegen, bisı die oben benannte 
gute Eigenfchaft erhalten worden iſt. 


$. 981. 


Will man mit Holgafche arbeiten, fo wird dieſe 
vorher mit Waſſer ausgelaugt, und nun die erhaltene 
Lauge in Gebrauch gefeßt. Die Lauge von 10 Pfund 
Holzaſche leifteet im Durchfchnitt eben fo viel, als ein 


531. 


Pfund gute Pottafche. Man ſetzt der Schlampe von 
der Aſchenlauge fo viel hinzu, als erforderlich iſt, ihr 
alle Säure zu rauben; und diefes iſt der Fall, wenn die 
Fluͤſſigkeit das Lafmußpapier nicht mehr röthet, und 
das Rurfumepapier nicht brauner, Statt der Holz: 
afchenlauge Fann man fich auch der gewöhnlichen Büd: 
oder Beuchlauge bedienen, fo wie fie in den Haushal- 
tungen zur Wäfche bereitet wird, Wer eine Seifen: 
fiederei in der Mähe hat, kann auch die Seifenfie: 
derlauge mit gleich gutem Erfolg dazu in Anwendung 
Teßen. 


$. 982, 


Will man fich lieber des Kalfs bedienen, fo ift 
- Kreide am gefchicteften; an deren Stelle auch ein 
Mergelkalf, fo wie zart gepülverter Kalfftein 
angewendet werben Fann. In diefem Falle werden jene 
Materien vorher zart gepülvert, dann der Gchlämpe von 
dem Pulver fo viel zugefeßt, als erforderlich iff, die Säure 
abzuftimpfen; zu welchem Behuf die Schlampe. mit 
dem Kalfpulver recht gut unter einander gearbeitet wer- 
den muß. Auf die Schlampe, die nach dem Abluttern 
von 100 Pfund trockner gahrungsfähiger Subſtanz erhal. 
ten worden ift, wird über ein halb Pfund Kalk kaum er- 
forderlich feyn. 


$. 983, 


Durch eine ſolche Behandlung wird der Schlaͤmpe 
alle freie Saͤure entzogen, ohne ihr irgend einen Nachtheil 
fuͤr die Geſundheit der ſie genießenden Thiere zu geben. 

812 


532 

Dagegen verliert fie mit der Abfiumpfung der freien 
Säure auch die nachtheilige zerflörende Wirkung auf 
die Zähne der Thiere, und aller Nachtheil überhaupt ift 
verfhwunden, den man fonft von ihrem Gebrauch für 
Thiere, vorzüglich milchende Kühe, fo wie Schafe und 
andere Thiere, die nicht zu Maft: und Schlachtvieh 
beftimmt find, davon erwarten darf. 


ET 











Br 


Zwei und zwanzigſter Abſchnitt. 


Von der Zubereitung der einfachen und zu⸗ 
| fammengefeßten Branntmweine, fo wie 
der wichtigfien Liqueure, 


$. 984. 


Woꝛrend die Fabrikation des Branntweins ein Ge⸗ 
genſtand des Branntweinbrenners iſt, ſo gehoͤrt die 
Fabrikation des, mit verſchiedenen Gewuͤrzen verbundenen 
Branntweins fuͤr den Deſtillateur, obgleich auch beide 
Geſchaͤfte gewoͤhnlich mit einander verbunden werden. Man 
unterſcheidet im Handel gewoͤhnlich fuͤnf Hauptarten von 
ſolchen zuſammengeſetzten Branntweinen, die a) in Ein— 
fache; b) in Doppelte; c) in Liqueure; d) in 
Erems und e) in Katafiaarten unterfchieden werden. 

Ich habe dieſen Gegenſtand vollkommner in einem eige⸗ 
nen Werke bearbeitet ); hier ſoll eine Anleitung zur Zu⸗ 


”) Hermbftädt’s chemifche Grundfäße der Deſtillirkunſt, 
oder —— ⸗praktiſche Anleitung zur, rationellen 


533 


bereitung der gewöhnlichen zufammengefeßten Branntiveis 
ne gegeben werden, wonach edermann im Stande feyn 
wird, fich die am meiffen BeDPTaIRBen felbft anfertigen 
gu koͤnnen. 


Erfte Abtheilung. 
Bon den einfachen Branntweinen, 


$. 985. 


Einfahe Branntweine, auch) Aquae vitae, wer: 
den die Produkte der Deftilletion genannt, welche man 
gersinnt, wenn ein gewöhnlicher Branntwein, in der Ber: 
feßung mit gewürzbaften Materien, nochmals überdeftillirt 
wird, und man dem Deftillat die gehörige Verſetzung mit 
Waſſer giebt, um ſolches in einen Branntwein umzuaͤn— 
dern, der ungefähr 45 Procent Alkohol nach Tralles, 
(30 Procent nah Richter) enthält. 


1. Einfacher Kümmel: Branntwein. 


Ein Pfund guter reiner geſiebter Kuͤmmelſaamen 
wird leicht zerquetſcht, ſo daß kein Korn ganz bleibt, 
und hierauf in einem Faſſe mit 30 Berliner Quart (das 
Quart zu 25 Pfund Waffer gerechnet) gutem Oetreides 
branntwein übergoffen. Man bringt alsdann das Ganze 
in die Blaſe, ſetzt 10 Quart Waffer hinzu, deftillirt 20 
Quart von der Flüffigfeit über, und ſetzt dem Deftillat 3 
Quart reines Slußwaffer zu. Wem es gefällig if, 

Kenntniß und Fabrikation der einfachen und doppelten 
Branntweine ꝛc. Mit vier Kupfertafeln. Berlin, 1819. 


"534 


kann diefem Branntwein auch noch für jedes Quart ein 
Loth Zucker zufeßen, der vorher in 2 Loth Waffer aufge: 
(öft werden muß, Er flellt nun einen fehr Amann 
— Kuͤmmelbranntwein dar. 


2. Einfacher Anies-Branntwein. (Anisette,) 


Man pflegt den Aniesbranntwein entweder aus ge: 
meinem Aniesfaamen, oder aus der DVermengung 
deffelben mit dem Sternanies zu bereiten. 

Zur Derfertigung des erflern wird ein Pfund zer⸗ 
quetſchter Anies ſaamen in der Deſtillirblaſe mit 30 
Quart Branntwein und 10 Quart Waſſer uͤbergoſ⸗ 
ſen, und 20 Quart Fluͤſſigkeit uͤberdeſtillirt. Das Deſtil⸗ 
lat wird mit 5 Quart Waſſer verfeßt, worin 20 Loth 
' Zuder gelöft worden find. 

Zur Anfertigung des zweiten werden } Pfund ge: 
meiner Aniesfaamen und Z Pfund Sternanies— 
faamen zufammen zerquetfcht, das Pulver mit 30 Quart 
Branntwein und 10 Quart Waffer übergoffen, 24 Stun⸗ 
den macerirt, und dann 20 Quark Flüffigfeit uͤbergezogen. 
Das Deftillat wird mit 5 Quart Waffer verfeßt, und 
die Berfüßung gefchiehet mit 20 Loth Zuder. | 


3. Oalgant-Branntwein. 


Ein und & Pfund Galgantwurgel (Radix Ga- 
langae minoris) wird zerſchnitten und gröblich zerſtoßen, 
dann in einer Blaſe mit 30 Quart Branntwein und 10 
Quart Waffer übergoffen, 48 Stunden damit gelinde die 
gerirt, und alsdann 20 Quart Branntwein uͤbergezogen. 


Da — — 


535 


Das Deſtillat wird mit 20 Loth Zucker verſuͤßt, der vor⸗ 
her in 5 Quart Waſſer aufgeloͤſt worden war. 


4. Kalmus-Branntwein. 


Anderthalb Pfund gute friſch getrocknete Kalmus: 
wurzel wird zerſchnitten und zerquetſcht, in einer Blaſe 
mit 30 Quart Branntwein und 10 Quart Waſſer uͤber⸗ 
goffen, 24 Stunden gelinde digerirt, und dann 20 Quart 
Fluͤſſigkeit überdeftillirt, die mit 20 Loth Zuder in 5 Quart 
Waffer gelöft, verfüßt wird. 


5. Kraufemüngen: Branntwein. 


Zwei Pfund frifch getrodnete Blätter von Kraufe: 
münze, ohne Stängel, werden zerfehnitten, mit 30 Quart 
Branntwein und 10 Quart Waffer in der Blaſe übergof: 


. fen, und dann 20 Quark Flüffigkeit überdeftillive, die mit 


20 Loth Zuder in 5 Quart Waffer gelöft, verfüßt werden... 


6. Pomerangen:dranntwein. 


Zwei Pfund getrodnete BPomeranzenfhalen und 
3 Pfund grüne Pomeranzenfruͤchte werden zerfchnit- 
ten und geflampft, dann: in der DBlafe mit 30 Quart 
Branntwein und 10 Quart Waffer übergoffen, und 24 


‚Stunden digerirt; dann 20 Quart Fluͤſſigkeit uͤbergezo— 


gen, und diefe mit 20 Loth Zuder in 5 Quart Waffer 
gelöft, verfüßt. | Anh 
iR Pomeranzen = Branntwein ohne Deftillation. 


Ein halbes Pfund trodne grüne Pomeranzen werden 
zu einem gröblichen Pulver zerftoßen, dann in einem glaͤ⸗ 


336 


fernen Kolben mit 30 Quart Branntwein von 45 Procent 
Tralles Alkoholgehalt übergoffen, und 24 Stunden . 
damit flehen gelaffen, unter welcher Zeit die Maſſe öfters 
umgerührt werden muß. Die Ertraftion wird dann durch: 
gegoffen und —— und hierauf mit 40 En —* 
verfüßt, | 


5. Wahholder-Branntwein (Genidvre), 


Drei Pfund gute getrodnete Wachholderbeeren 
werden zerffampft, in der Blaſe mit 30 Quart Brannts 
wein und 10 Quart Waffer übergoffen, und 20 Quart 
Fluͤſſigkeit überbeftillirt, welche mit 20 Loth Zuder in 5 
Quart Waffer gelöft, verfüßt werden. | 


9, CitroneneBranntwein, 


Zwei Pfund getrodnete, oder wenn man fie haben 
ann, 4 Pfund frifche Citronenfchalen, werden Elein 
gefchnitten, mit 30 Quart Branntwein und 10 Quart 
Waſſer in der Blaſe Übergoffen, 24 Stunden lang dige⸗ 
rirt, und dann 20 Quart Flüffigfeit überzogen, die mit 
20 Loth Zuder verfüße wird, der ai in 5 Quart 
Waffer gelöft war. 


$, 986, 


Dei denjenigen Arten der eben aufgeführten Brannt 
weine, welche durch die Deftillation Über eine oder die 
andere aromatifche Eubftanz bereitet werden, erreicht man | 
den Zweck am beften, wenn die zerfleinerten gewuͤrzhaften 
Materien, in Beutel von grober Leinwand eingebunden, 
in dem obern Raume der Deftillirblafe aufgehängt wer: 


537 
den, fo daß fie nur vom Dunfte dei Branntweins, 
während der Deftillation, burchflrichen werden Fönnen; 
wodurch der Erfolg erreicht wird, daß das Defkillat einen 
viel veinern Geruch und Geſchmack annimmt, 


Zweite Abrheilung. 
Von den doppelten Branntweinen, 


$. 987. 


Die-doppelten Branntmweine unterfcheiden ſich 
von den einfachen bloß dadurch, daß fie weniger Wäff: 
eigfeit, und dagegen mehr- Spiritus enthalten, und 
eine flärfere Derfegung mit Zuder befommen. Man kann 
fie nach derfelben Methode, und in denſelben Berhäftniffen 
an Materialien, wie die einfachen Branntweine zubereiten; 
nur mit dem Unterfchiede, daß von jeder der hier angege 
benen Quantitäten, flatt 20 Quart, nur 15 Quart Flüf 
figkeit überdeftillirt, und jedes Quart mit 4 Loth in Quark - 
Waſſer aufgeloͤſten und klar gekochten Zucker verſuͤßt wird. 


$. 988. 


Um den Zucker klar zu kochen, wird derſelbe im 
kalten Waſſer zerlaffen, dann das Weiße von 2 oder 
3 Eiern darin zertheilt, und dann die Flüffigfeit fo lange 
gekocht, bis fich alle Unreinigfeiten, in Form von Schaum, 
auf die Oberfläche geworfen haben, worauf die Flüffigfeit 
heiß durch Slanell gefeihet wird, Mach dem Erkalten 
> wird fie dem Branntwein ingefeßt. und wohl damit 
durch einander ——— 


536 
| Brite Abtheilung. _ 


Von den zufammengefeßten Branntweinen oder. 
\ i Liqueuren. 


. 989, 


Man gebraucht den Namen Liqueur gemeiniglich, 
um damit ſolche mit aromatiſchen Subſtanzen geſchwaͤn— 
gerte Branntweine zu bezeichnen, die ſich durch eine groͤ— 
ßere Reichhaltigkeit an Geiſt und an Zucker von den 
einfachen und den doppelten Branntweinarten auszeichnen. 
Sie beſitzen aber gemeiniglich einen mehr zuſammengeſetz⸗ 
ten Zuſtand, weil man dabei die aromatiſchen Theile aus 
mehrern Subſtanzen zugleich dem Spiritus einverleibt hat, 
auch werden fie mit verfchiedenen Mitteln gefärbt, Wir 
wollen hier nur einige der vorzüglichften aufftellen. 


1 Goldwaſſer oder Rosfolis, 


Die frifch getrodneten Blätter von Rosmarin, Citro— 
nenmeliffe, Majoran, Kraufemünze, von jedem 4 Loth; 
friſch getrodinete Blätter von Roſen und römifchen KRamil: 
len, von jedem 2 Loth; Galgantwurzel, florentinifche Vio— 
lenwurzel, Angelifawurzel, von jedem 2 Loth; Saſſafraß— 
holz, Gewuͤrznelken, Zimmtkaſſia, Muskatnuͤſſe, Wachhol⸗ 
derbeeren, Aniesſaamen, Lorbeeren, von jedem 24 Loth, 
werden zerfchnitten und zu einem groben Pulver zerſtampft. 
Diefes wird in einer Blafe mit 30 Quart Spiritus von 
45 Procent Alkohol (nah Richter) und 10 Quart Waf 
fer übergoffen, und nach einer Digeftion von 48 Stunden 
18 Quart Flüffigkeit gelinde Üüberdeftillirt. Das Deftillat 


539 


wird mit 5 Pfund Zucker verfüßt, der vorher mit 5 Pfund 
Waſſer Elar gekocht worden war, Diefer Liqueur kann 
entweder weiß bleiben, oder auch gefaͤrbt werden. Zuwei— 
len pflegt man ihm auch etwas klein gehackte Goldblaͤtt— 
eben beizufeßen, welches aber Thorbeit ift, 

Diefer Liqueur ift auch von demjenigen nicht fehr 
verfchieden, den man unter dem Namen Kurfürftliches 
Magenmwaffer aufjuftellen pflegt. 


2. Rrambambuli. 


Man febe bdenfelben Materialien, die vorher ange: 
wendet worden find, noch 8 Loth Sternanies, 12 Loth 
- Kümmelfaamen, 12 Loth grüne Pomeranzenfrüchte und 1 
Y fund zerſtampfte bittere Mandeln zu; deftillire nun das | 
Sanze, wie vorher befchrieben, über, und verfüße das De: 
ftilat; fo gewinnt man denjenigen Liqueur, der unter dem 
Namen Krambambuli fo beliebt if. Man giebt ihm 
auch wohl eine rothe Farbe, durch einen Zufaß von 
mit Weingeift ertrabirten Karmin. 


3. Indiſches Magenwaffer. 


Man nehme Alandwurzel, Ralmuswurzel, Galgant-⸗ 
wurzel, Zitwerwurzel, florentinifche Violenwurzel, Gewürz: 
nelken, Dillfaamen, von jedem 2 Loth; Muskatnüffe, 
Zimmtkaſſia, Senchelfaamen, Kuͤmmelſaamen, von jedem 6 
Loth, Wenn alle diefe Materien zu einem gröblichen Pul— 
ver zerſtampft worden find, wird das Ganze in der Blaſe 
mit 30 Quart Spiritus von 45 Procent Alkohol, nebft 
10 Quart Waffer übergoffen, und nach vier und zwanzig⸗ 
flündiger Digeftion 18 Quart Flüffigkeit überdeftillirt; welche 


540 —— 
mit 5 Pfund Zucker, der vorher mit 6 Pfund Waſſer Far 
gekocht war, verfüßt wird, 


4. DarfaieP’Amour 


Bimmtkaffie, Gewürznelfen, Musfatnüffe, Galgant: 
wurzel, Ingwer, Kubeben, Kardamomen, Aniesfanmen, 
Senchelfanmen, KRümmelfaamen, Wachholderbeeren, Kal⸗ 
musmwurzel, florentinifche Violenwurzel, Lavendelblumen, 
KRosmarinkraut, Salbei, Majoran, von jedem 1 Loth, wer⸗ 
den zerſchnitten und zum groͤblichen Pulver zerſtoßen, daſ⸗ 
ſelbe mit 20 Quart Spiritus von 30 Procent Alkohol 
(nah Richter) und 10 Quart Waffer in der Blafe übers 
goffen, 48 Stunden lang digerirt, und dann 18 Quark 
Fluͤſſigkeit aͤberdeſtillirt, und derſelben 5 Pfund Zucker zus 
gefeßt, der mit feinem gleichen Gewicht Waffer Elar ges 
Eocht iſt. | 

5. Angelifa=Liqueur. 

Un Materialien werden dazu erfordert: 12 Loth Ans 
gelifawurzel, 16 Loth trodne Citronenſchale, 16 Loth Pome: 
rangenfchale, 3 Loth Musfatenblumen, 2 Loth Musfaten- 


nüffe, 4 Loth Zimmet, 2 Loth Nelken, 2 Loth Violenwur: | 


jel, 3 Loth Lavendelblumen, 2 Loth Rosmarin, 2 Loth Ma: 
joran, F Loth gepülverte Kreide. Jene Materien iverden 
Elein gehadt oder zerftoßen, dann mit 40 Duart entfufel: 
ten Branntivein von 45 Procent Tralles nebft 10 Quart . 
Waſſer übergoffen, 14 Tage lang damit fliehen geläffen, 
dann aber bei gelindem Feuer 28 Quart überdeftillirt, und 
der Nachlauf befonders aufbewahrt. Das Deftillat wird 
mit 12 Pfund Zucker verfüßt, der vorher mit 6 Quarf 


\ 


Waſſer klar gekocht worden iſt. Dieſes iſt eine * Mh 
fen — nn 


6 Danziger druftwaffer. 


An Materialien werden dazu erfordert: 2 Loth Zims 
metkaffia, & Loth Rardamomen, £ Loth Körbel, 4 Loth Anies— 
fanmen, & Loth Pomeranzenfchnale, 14 Loth Violenwurzel, 
1 Loth Fenchelfaamen, 8 Loth eingefalzne Roſen. Alles muß 
flein gehackt oder zerffoßen werden, und das Ganze mit 40 
Quart fufelfreien Branntwein von 45 Procent Tralles 
nebſt 10 Quart Waſſer uͤbergegoſſen, 14 Tage lang ſtehen 
gelaſſen, dann 30 Quart Fluͤſſigkeit uͤbergezogen, und dieſe 
mit 12 Pfund Zucker, der in 5 Quart Waſſer klar ge⸗ 
kocht iſt, verfüßt. Der Nachlauf wird befonders ge 
ſammelt. fe 


7. Shofoladen:Liqueur, 


Ein Dfund feine Kacaobohnen im geröfteten Zuſtande 
nebft z Loth Danille werden Elein geftoßen, dann mit 2 
Quart fufelfreien Weingeift von 75 Procent Tralles in 
einem gläfernen Kolben übergoffen, und 44 Tage an 
einem mäßig warmen Orte damit. fliehen gelaffen. Die 
flore Fluͤſſigkeit wird nun durchgegoſſen und ausgepreſſet. 
Die braune Tinktur wird hierauf mit einem Pfund Zucker 
verſuͤht, der vorher mit Quart Waſſer Elar gekocht wor 

den iſt. Der Liqueur ift nun zum Gebrauch fertig. 


8. Kaffee⸗Liqueur. 


Drei Pfund feiner gebranntr Moccafaffee, im 
gemahlnen Zuſtande, werden mit 40 Quart fufelfreien 


/ 


. 542 

Branntwein von 45 —* Tralles uͤbergoſſen, und 
14 Tage fang damit fiehen gelaffen. Nun werden bei 
gelindem Feuer 25 Quart übergezogen, und mit 12 Pfund 
Zuder verfüßt, der vorher mit 5 Quart Waffer Elar ges 
Focht worden. ' Diefer Ligueur erfcheint farbenlos. Soll 
er braun werden, fo feßt man & Pfund gebrannte Kaffee 
bohnen hinzu und läßt ihn einige Zeit damit digeriren. 


9, Gewürz: Effen;. 


Musfatennüffe, Gewürznelfen, Galgantwurzel, Kar 
damomen, Kalmus, Musfatenblumen, Zimmetkaffia, Ingwer, 
Violenwurzel, von jedem 6 Loth, werden klein geſchlagen 
und zerſtoßen, dann in einem glaͤſernen Kolben mit 12 
Quart fuſelfreien Weingeiſt von 60 Procent Tralles 
uͤbergezogen, damit gelinde digerirt, dann das Fluidum 
durchgegoſſen und mit 43 Pfund Zucker verſuͤßt, der vors 
her mit 2 Quart Waffer Flar gekocht worden. 


10. Kaifer Sranzens Trank. 


Saffafraßholz, Sternanies, Dillffaamen, von jedem 
2 Loth, werden mit 15 Quart Branntwein von 45 Pro: 
cent Tralles Übergoffen, 14 Tage ftehen gelaffen, und 
dann 10 Quart Fluͤſſigkeit uͤberdeſtillirt. Das Deftillat 
wird mit 4 Pfund Zuder verfüßt, der mit 2 Quart Waf 
fer gefocht worden if. Das Waffer wird durch Cochenille 
roth gefaͤrbt. 


11. Karfunkel. 


Vier Loth Macis, Muskatennuͤſſe und —— 
von jedem 2 Loth, Zimmetkaſſia, Citronenſchaale und 


> | 543 
Orangenſchaale, von jedem 8 Loth, Galgantwurzel, Laven⸗ 
delblumen, Rosmarin, Salbey, Dillfaamen, von. jedem 
1 Loth, werden im zerfleinerten Zuffande mit 35 Quart 
PBranntwein von 45 Procent nah Tralles und 10 Quart 
Waſſer tbergoffen, 8 Tage ftehen gelaffen, dann 25 Quart 
Stüffigkeit übergezogen. Das Deſtillat wird mit 10 Pfund 
Zuder, der mit 5 Quark Waſſer Elar gekocht worden ift, 
verfüßt. 


12, Breslauer Magenmwaffer. 


Eitronenfchanle und Pomeranzenfchanle, jedes 5 Loth, 
Korianderfaamen 3 Loth, Angelifawurzel 1 Loth, Anies 16 
Loch, Wachholderbeeren 6 Loth, Lorbeeren und Zimmtkaſſia, 
jedes 2 Loth, Gewuͤrznelken und Ingwer, jedes 15 Loth, 
Aandwurzel, Galgantwurzel, Beilchenwürzel, Majoran, 
. Rosmarin, rbmiſche Kamillen, Knoblauh, Thymian, 
Kofinen, Zliederblumen, von jedem 1 Loth, werden im 
zer£leinerten Zuflande mit 40 Quart Brauntwein Über: - 
goffen, 25 Quart überdeftillirt, und mit 12 Pfund 
Zuder, der vorher in 6 Quart Waffer Elar gekocht wor— 
den, verfüßt. 


Vierte Abtheilung. 


Von den Crems. 


$. 990. 
Die Crems gehoͤren zu den feinſten Liqueuren; ſie 
unterfcheiden ſich von allen übrigen dadurch, daß fie völlig 
farbenlos find, den ftarfften Spiritus, mit der möglichft 


‚544 


größten Quantität Zuder eingehüllt, enthalten, und aus 
reinen aromatiſchen Subſtanzen zubereitet worden find. 
Ihre Anzahl kann außerordentlich vielfältig ſeyn; fie er- 
fordern aber durchaus die Anwendung eines fufelfreien 
völlig gereinigten Spiritus, und des feinften meißeften 
Zuckers. Sch erwähne hier nur die folgenden. a 


1. Maraschino. | 

Fünf Loth des ſtaͤrkſten Kirfchwaffers, aus yerftampf 

ten Kirfchfernen und Waſſer deftillirt, 32 Loth frifch ber 

reitetes Himbeerenwaffer, und 6 Loth Drangenblüthwaffer, 

werden mit einander gemengt, dem: Gemenge 26 Loth des 

feinften weißeſten Zuders zugefeßt, und wenn diefer ſich 

aufgelöft hat, noch 24 Loth des reinften Spiritus (von 80 

Procent AlEoholgehalt nach Richter) zugegeben, und alles 
filtriert, 


2, Perfifo:Crem, 


3 fund Pfirfihferne und 2 Pfund RR bi 
tere Mandeln werden mit 2 Quart reinem Waſſer in 
einem Mörfer zur Milch angeſtampft. Man übergießt 
diefelbe in der Deftillirblafe mit 15 Quart Cpiritus, von 
50 Procent Alkohol (nah Richter) und 10 Quart Waf- 
fer, läßt das Ganze 24 Stunden lang gelinde digeriren, 
und ;ziehet dann 12 Quart Flüffigfeit über. Man verfüßt. 
das Deftillat mit A Pfund weißem Zuder, der mit 4 
fund Waffer Elar gekocht worden war, — 


8: Zimmet— Crem. 


Vier Quart des reinſten Spiritus „von 55 Mrocent 
Alko⸗ 


345 


Alkohol nach Richter, verfeße man mit 40 Tropfen aͤch— 
- tem Zimmetoͤl, welches fich fogleih darin auflöfen wird, 
und verfüße nun das Ganze mit 40 Loth Zuder, der mit 
2 Pfund Waffer Elar 'gefocht worden war. 


4, Nelken-Crem (Giroflet). 


Dier Quart des reinften Spiritus von der vorher ge- 
‚nannten Staͤrke verfeke man mit 30 Tropfen Achten 
Nelkenöl, und verfüße das Ganze mit 40 Loth Zucker, der 
mit 2 Pfund Waffer Elar gekocht worden war. 


5. Drangen:Crem. 


Ein Pfund frifch gefammelte Orangenbläthen (man 
kauft fie bei den fürftlichen Gärtnern), oder an deren 
©telle 14 Pfund eingefalgene DOrangenblüthen (man Eauft 
. fie in Apothefen und bei den Droguiften), übergieße 
man mit 5 Quart fehr reinem Spiritus von 50 Procent 
Alkohol (nah Richter) nebft 3 Quart Waffer, und ziehe 
4 Quart Flüffigkeit ganz gelinde über, Man verfüße das 
Deftillat mit 48 Loth Zuder, der mit 2 Pfund Waſſer 
flar gekocht worden war. | 


6. Rofen: rem 


25 Pfund frifehe Blätter von rothen ofen (oder 
an deren Stelle A Pfund eingefalgene) übergieße man in 
der Deftillirblafe mit 5 Quart fehr reinem Spiritus von 
50 Procent Alkohol (nach Richter) nebft 5 Quart Waffer, 
und ziehe ganz gelinde 4 Quart Zlüffigkeit über. Das 
Deftillat wird mit 48 Loth Zucker verfüßt, der mit 2 
Pfund Waffer Elar gekocht worden war, 

Sermbſt. Branntweinb. I. Thi. Mn 


546 
7. Kaffee: Erem 


Ein Pfund vom feinften Kaffee wird bis zur hellen 
Kaftanienfarbe geröftet; dann gemahlen, und mit 5 Quart 
reinem Spiritus von 50 Procent Alkoholgehalt (nach R.) 
nebft 3 Quart Waffer in der Deftillirblafe übergoffen, 48 
Stunden lang damit in Digeftion erhalten, und dann ganz 
gelinde 4 Quart Flüffigfeit überdeftillire. Das Deftillat 
wird hierauf mit AS Loth Zuder, der mit 2 Pfund Waf- 
fer klar gekocht roorden ift, verfüßt. 


8. Chokolaten-Crem. 


Fin Pfund geröftete, von ihren Huͤlſen befreiefe und 
Elein geftampfte Kakaobohnen, nebft einem Loth Vanille 
und 4 Loth Zimmetkaſſia werden in der Blaſe mit 5 
Quart des reinften Spiritus von der früher genannten 
Stärke, nebft 2 Quart Waffer Üübergoffen, und nach einer 
4öftündigen Digeftion A Quart Fluͤſſigkeit überdeftillirt. 
Das Deftillat wird mit 48 Loth Zucker, der mit 2 — * 
Saft fer Flar gekocht worden, verfüßt. 


Funfte Abtheilung. 


— PR ven Ratafia 8. 


8 99. 


Dit dem Namen Ratafia werden diejenigen feinen 
Liqueure bezeichnet, in welchen der @piritus mit Zuder 
und dem Gafte vom Marke verfchiedener Früchte, auch 
wohl noch mit dem Zufaß einiger aromatifchen Subftan- 


547 
zen verbunden ift, Ihre Anzahl kann fehr vielfältig feyn; 
wir wollen hier nur. einige zum Beifpiel_ aufftellen, 


1. Ratafia aus Kirſchen. 


Eine beliebige Quantität völlig reifer Gauerfirfchen 
läßt man (am beften in einem fleinernen Mörfer) mit 
den Kernen zerquetfihen, und den Saft auspreffen. Yun 
fegt man auf 20 Quart des vorhandenen Saftes 1 Pfd. 
bittere Mandeln, nebft 4 Loth Nelken und 4 Loth Zim- 
metkaffia im gepülverten Zuftande, und 8 Quart Spiritus 
zu 80 Procent Alkohol (nach Richter) nebft 7 Pfund 
Zuder zu, läßt alles auf einem Saffe 14 Tage lang ruhen, 
worauf hiervon der darüber ſtehende Flare Ratafia, mit: 
telft eines Hahnes, abgezogen und filtrirt werden kann. 


2, Ratafio von Orangen, 


Sechs Pfund Zucker: werden in einem Keffel mit 13 
Pfund Waffer Üübergoffen, und hierauf bis zur Dicke eines 
Syrups eingedidt, . Jenem Syrup wird bierauf 1 Pfund 
frifche Orangenblüthen zugefeßt, und derfelbe 7 bis 8 Mi: 
nuten damit gekocht. Das Gefäß wird nun vom Feuer 
genommen, die Maffe in einen irdenen Topf gebracht, 8 
bis 10 Pfund reiner Spiritus von 80 Procent Alkohol 
(nach) R.) hineingegoffen, und alles. wohl, unter einander. 
gerührt, Nach dem Zeitraume von 24 Stunden wird 1 
Pfund frifche Milch Hinzugegeben, und nach abermals 24 
Stunden wird die Flüffigkeit filtrirt und auf Flafchen gefüllt. 


:3 Ratafia aus Angelifa, 


Gleiche Theile ſtarker Spiritus und Waſſer, von jedem 
‚Mm 2: 


546 

12 Pfund, werden mit 4 Pfund geftoßenem Zuder, ein 
Quentchen Angelitafanmen und 8 Loth frifcher Angelifa- 
blätter gemengt, und alles 5 Tage lang in gelinder Di: 
geftion erhalten; fodann wird ein Pfund Milch Hinzuge: 
goffen, und das Ganze filtrirt, 


4, Ratafia aus Wachholderbeeren, 


Auf 16 Loth zerftampfte frifche Wachholderbeeren - 
gießt man 2 Pfund fiedendes Waffer, und läßt den Auf: 
guß während 24 Stunden gelinde digeriren. Man pref: 
fet hierauf die Flüffigkeit aus, feßt ihr 3 Pfund Zuder 
und 2 Pfund des flärfften Spiritus zu, bringt fie nun 
während 5 Tagen in Digeftion, filtrirt dann die Flüffig- 
£eit, und füllt fie auf Flaſchen. 


5. Ratafia von Quitten. 


Sechs Pfund frifch gepreßter Quittenfaft, 3 Pfund 
des ftarfften Spiritus, 3 Pfund Waffer, 24 Pfund Zuder, 
3 Quentchen zerflampfte Zimmetkaſſia, 2 Quentchen Co: 
rianderfaamen, & Quentchen, Gewürznelfen, ein Loth zer: 
ftampfte bittere Mandeln und F Quentchen Aniesſaamen, 
werden mit einander gemengt, während 15 Tagen gelinde 
in Digeflion erhalten, fodann das Ganze ausgepreßt, fil- 
trirt und auf Flafchen gefuͤllet. 


6. Ratafia von vier Früchten. 

Sechs Pfund Kirfhen, 3 Pfund Himbeeren und 3 
Pfund Johannisbeeren werden mit den Kernen zerquetfeht, 
und dann der Saft, nach dem Zeitraume von 5 bis 6 
Stunden, ausgepreffet. Auf jedes Pfund des erhaltenen 


549 


Saftes gießt man nun ein Pfund des ſtaͤrkſten Spiritus, 
und auf jedes Pfund der gemengten Flüffigkeit feßt man 
z Pfund Zuder zu. Nun werden auf 6 Pfund des Ge: 
menges 4 Loth zerflampfte bittere Mandeln, 2 Quentchen 
Zimmetfaffia, £ Quentchen Macis und + Quentchen Ge: 
wuͤrznelken gefeßt, alles 6 Wochen hindurch in einer gld- 
fernen Slafcehe an der Sonne, oder auch in anderer gelin- 
der Wärme digerirt, und täglich einigemal umgefchüttelt; 
hierauf wird die Flüffigkeit filtrirt, und auf Flafchen ge⸗ 
füllet, 


7, Ratafia aus grünen Wallnuͤſſen. | 


Sechs Stuͤck grüne Wallnüffe werden in einem flei- 
nernen Mörfer geftampft, das Zerſtampfte mit 2 Pfund 
flarfem Spiritus übergoffen, und einige Tage damit ge: 
finde digerirt. Die Flüffigfeit wird dann filtrirt, und - 
derfelben 3 Pfund Zuder, nebft ein Quentchen Macis 
zugefeßt, | 


8. Ratafia aus Anies. 


Zwei Pfund des ſtaͤrkſten Spiritus werden mit einem 
Pfunde Waffer gemengt, in dem, vorher 4 Pfund Zuder 
aufgelöft worden war, Man feßt hierauf der Flüffigkelt 
15 Tropfen Aniesöl, nebft einer Taffe vol Milch zu, 
fehüttelt alles fleißig unter einander, filtrirg das Ganze 
nad) 24 Stunden, und zieht das Fluidum auf Flafchen ab. 


9, Ratafia aus Himbeeren. 


Eine beliebige Quantität frifcher reifer Himbeeren, 
laͤßt man mit den Kernen jerquetfchen, und den Saft 


. 


550 

auspreffen. Man feßt nun zu 10 Berliner Quart des 
Saftes 4 Loth zerflampfte bittere Mandeln, 2 Loth Zim- 
metkaffia und ein Loth Gewuͤrznelken; 12 Pfund Zuder, 
nebft 10 Quart fufelfreien Weingeiſt von 80 Procent 
Tralles Hinzu. Man füllet alles in eine große gläferne 
Flaſche oder in ein reinliches Faß, laßt es A Wochen lang 
ffehen, und in der erffen Woche alle Tage ein Paarmal 
umrätteln. Die Flüffigkeit wird nun filtrirt, und ei 
einen fehr WAGNER a dar, 


Sechste Abtheilung. 


Bereitung einiger Liqueure durch bloße 
Vermiſchung. 


$. 992. 


Man kann fich auch verfchiedene einfach zubereitete 
bei alledem aber fehr angenehme Liqueure verfertigen, 
indem man blos die Atherifchen Dele gewürzhafter 
Subſtanzen in fufelfreiem Branntwein auflöft, und das 
Gemifche mit Zuder verfüßt. Man erreicht diefen Zweck 
folgendermaßen : | 


2 Einen guten Rümmelbranntwein gewinnt man, 
wenn auf ein Quart Branntwein, von 45 Pro: 
cent Tralles, 10 Tropfen Kuͤmmeloͤl gefeßt 
werden. 


2) Einen Aniesbranntwein gewinnt man, wenn 
man auf ein Quart fufelfreien Branntwein 10 
Tropfen Aniesoͤl feßt. 


3) Einen Wahholderbranntwein gewinnt man 
durch die Verſetzung des fufelfreien Branntweins mit 
Wachholderbeerendl in gleichem Verhaͤltniß. 


4) Einen Ralmusbranntmwein erhält man, wenn 
in gleichem Derhältniffe fufelfreier Branntivein und 
Kalmushl gemengt werden, 

5) Einen Citronenbranntmwein gewinnt man durch 
die Vermengung des Achten Citronenoͤls mit 
Branntwein in gleichem Verhaͤltniß. 


551 
Siebente Abrheilung. 


Ueber das Verfüßen der Branntweine, 


$. 993. | 
Um die Branntweine zu verfüßen, wählt man am 
Beften den Zuder felbft, der dem Derfüßen mit gewöhn- 
lihem Syrup in jedem Betracht vorgezogen werden muß. 
Tach Verhältniß, der Süßigkeiten, die man erhalten will, 
nimmt man mehr oder weniger Zuder. Die f hwaͤchſte 
Verſuͤßung erhaͤlt man, wenn auf ein Quart Brannt—⸗ 
wein 4 Loth Zucker angewendet werden; eine ffärfere 
durch 8 Loth, eine noch flärfere durch 12 Loth, die ſtaͤrkſte 
durch 16 Loth Zucker. 


.994. 

Um den Zuder, befonders für die Fabrikation far: 
benlofer Liqueure und Crems, dazu vorzubereiten, muß 
. er geklärt werden. Man mengt ihn zu dem Behuf mit. 

feinem gleichen Gericht, oder auch mit mehr Waſſer, laͤßt 
ihn bei gelinder Waͤrme darin ſchmelzen, ſetzt dann fuͤr 
jedes Pfund Zucker das Weiße von zwei Eyern hin— 

zu, rührt alles wohl unter einander, und läßt nun das. 
Gemenge in einem kupfernen Keffel nach und nach gelinde 
zum Sieden Eommen, ohne es zu rühren, und Eocht die 
Flüffigkeit fo Iange, bis alles vollkommen Elar geworden 
iſt; worauf fie nun durch ein Stuͤck Moltom gefeihet wird, 


Auf folhe Weife erhält man einen durchaus klaren 
Syrup, der nun dem Branntwein zugemengt wird, nach— 
dem er vorher erkaltet worden. Anfangs nimmt das Ge⸗ 
menge eine etwas getruͤbte Beſchaffenheit an, in wenigen 
Tagen klaͤrt ſich aber alles auf, und hl nicht wieder 
filtrirt zu werden, 


Achte Abtheilung. 
Bon der Methode, die Liqueure zu FOFNER: 


$. 996. 
Um die Liqueure zu färben, bedient man fich folgen: 
der a 


552 


4) Um Selb von verfchiebenen Nüancen zu produ: 
ciren, bedient man- fich des geröfteten Zuders, oder der 
Zuder:Tinftur, Man Iöfet zu dem lehtern Behuf 
ein Pfund Zucker in ſeinem gleichen Gewicht reinem 
Waſſer auf, und kocht die Maſſe in einer Eupfernen 
Pfanne fo lange, bis alles eine dunfle EV 
Farbe angenommen hat, 


Sener braun geröftete Zuder wird nun mit 3 Quart 
reinem fufelfreien Branntmwein, oder auch blos mit 
Waſſer gelöft, und unter dem Namen Zucker-Tink— 
tur aufbewahrt. Man kann damit alle Nuͤancen von 
Gelb im Branntwein erhalten, wenn man ihm mehr oder 
weniger von der Tinktur zuſetzt. 


2) Um roth zu faͤrben, kann man ſi ch verſchiedener 
Materien bedienen. Dahin gehoͤren: 1) die Cochenille; 
2) eine mit Weingeift gemachte Extraktion von Heidel— 
beeren; 3) der mit Weingeift verfeßte Kirſchſaft. 
Alle übrige Mittel, die dazu empfohlen worden find, ge - 
ben dem Branntwein entweder Eeine angenehme Roͤthe 
oder ſie verderben ſeinen Geſchmack. 


6,997, 


Um blaue $arben zu erzeugen, von unfchädlicher 
Befchaffenheit, Fann man fih dazu am beften der blauen 
Blumenblätter von Beilchen, von Afleyblumen oder 
von Rornblumen bedienen, die man mit heißem reinen 
Waſſer ausziehen läßt. Die unfchädlichen grünen Far— 
ben werden durch die VBermengung von Blau und Gelb 
hervorgebracht. | 


Ende des erften Theils, 


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