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Cryptogamen
Von
Dr. Heinrich Schenck.
Abdruck
aus dem
Lehrbiicli der Botanik
für Hochschulen
Dr. Eduard Strasl)urger
0. ö. Professor an der Universität Bonn.
Dr. Fritz Noll Dr. Heinrich Schenck
Professor a. d. Landw. AKad. Bonn-Poppelsdorf, Professor an der Technischen Hochschule
a. 0. Prof. a. d. Univ. Bonn. in Darmstadt.
t Dr. A. F. W. Schiniper
0. Professor an der Universität Basel.
5. verbesserte Auflage.
Verlag vou Gustav Fischer in Jena.
1902.
Druck von Brnitkopf & Härtel in Leipzig.
C r(7
/ 90 ^
ZWEITER THEIL.
Specielle Botanik.
BOTANlCAiL
• GARDHN
Die specielle Botanik ist die specielle Morphologie und Physiologie der
Gewächse. Während der allgemeinen Botanik die Aufgabe zuüel, uns mit
den Gesetzen bekannt zu machen, welche die Gestaltung und die Lebens-
vorgäuge im ganzen Pflanzenreich beherrschen, soll uns die specielle Botanik
in die Gestaltung und die Lebensvorgänge der einzelnen Abtheilungen des
I^flanzenreiches einführen. In der allgemeinen Morphologie waren wir bestrebt,
die äussere und innere Gliederung des Pflanzenkürpers phylogenetisch ab-
zuleiten imd die Mannichfaltigkeit der Gestalten auf die Grundformen zurück-
zuführen, aus welchen sie hervorgingen. In der speciellen Morphologie wird
es unsere Aufgabe vor Allem sein^ der Ausbildung zu folgen, welche die
Gestalt in den einzelnen Abtheilungen des Pflanzenreichs erlangte und die
Form bestimmter Pflanzen zu begreifen, indem wir sie in Verbindung mit
anderen Formen bringen. So ist auch die Aufgabe der speciellen Morpho-
logie eine phylogenetische und liefert uns den Schlüssel zur Aufstellung
eines natürlichen Systems der Organismen; denn als ein natür-
liches System der Organismen kann nur jenes gelten, das auf der wirk-
liclien Verwandtschaft der Organismen fusst. Freilich wird jedes von uns
aufgestellte natürliche System der Organismen nur ein sehr unvollkommenes
sein, da wir den phylogenetischen Zusammenhang nicht direct feststellen,
sondern nur indirect aus dem morphologischen Vergleich erschliessen
müssen. Die Aufgabe, die wir uns stellen, ist aber au sich eben so richtig
als berechtigt.
Einem solchen natürlichen System der Organismen, welches nach dem
wirklichen Zusammeidiang zwischen den Wesen sucht, stehen die künst-
licjien Systeme gegenüber, welche von vorne herein nur ein praktisches
Ziel in's Auge fassen und die Wesen so gruppiren wollen, dass man jedes
derselben möglichst leicht auffinden oder bestimmen könne. Von allen künst-
lichen Systemen früherer Zeiten kommt für uns nur noch das von Carl Lixxe
im Jahre IT/iö aufgestellte sogen. Sexualsvstem in Betracht.
LixNE verwcrtlit'tc uusHcliliosslicli Merkiiiale, welche sich auf die Verhältnisse der
Geschlechtsorf^ane beziehen nml unterschied danach in seinem Sc.xualsystem im Ganzen
24 Klassen von l'flanzcii. In der letzten 24. Klasse vereinifi'te er alle Gewächse olme
deutlich sichtbare (icscldeclitsorji-ane und nannte sie Cryptoganien: es waren von
denselben damals nur relativ wcnifj^e Formen bekannt und die complicirten Fortpfianzunfjs-
vcrhältnisse dieser f,'-rossen GcwiiclisuTUpitc lagen nocli in tidViii l)iiiik('l. T>i'n ("ryi)to-
gamen stehen die übrigen 2:5 Klassen als riianerogaiucn oder l'tianzcii mit deutlich
sichtbaren (ieschlechtsorganen in liliithen ge.ireniil»er. Die Phanerogamenklassen unter-
sdiied LixNK zunächst nach der A'citlicilinig der (Jeschlechter in den F.lütheu in solche
ndt Zwitterbliithen fKlasse I — XX und solche nnt eingeschlechtigen oder ))olygamcn
niiithen XXl — XXIII,. Die zwitterbliithigen tlicilte er weiter in drei Grujjpen ein,
l'Hanzen mit freien Staubgefässen (I-XV), solclir mit verwachsenen Staubgefässen
(XVI — XIX) und solche, deren Staubgefiisse mit dein l'iiiciitloiotcn verwachsen sind (XX ;
die erste dieser drei (jrupjieu wcitcrliin nach der Zalii. der Insertion und den Längen-
Cryptogamen. 257
Allgemeiu verbreiten imd vermebreu sieb die Tballopbyteu durcb im-
g-escblecbtlicb erzeugte Sporen von verscbiedener Ausbildungsweise bei den
einzchicn Gruppen; daneben tritt aber aueb, allerding^^ nicbt bei sämmt-
licben Kkissen, g-escblecbtlicbe Fortptianzung- auf. Diese Fortpflanzung- be-
steht im einfachsten Fall in der Vereinigung- oder Copulation oder Con-
jugation zweier gleichgestalteter Sexualzellen oder Gameten zu
einer einzigen Zelle, der Zygospore oder Zygote. Bei manchen höher
stehenden Formen aber erscheinen die Gameten differenzirt in kleine männ-
liche Zellen, Spermatozoiden und grössere weibliche Zellen, Eier oder
Oosphäreu, und aus der Verschmelzung eines Eies mit einem Spermato-
zoid geht eine sogen. Oospore hervor. Die erstere Form der sexuellen
Fortptianzung oder Befruchtung wird Isogamie, die letztere Oogamie ge-
nannt; beide sind durch Uebergangsformen mit einander verbunden. Man
nimmt au, dass die Sexualzellen aus ungeschlechtlichen Sporen phylo-
genetisch hervorgegangen sind, und dass die ungeschlechtliche Vermehrung
aus der einfachen Zelltheilung entstanden ist.
"Wälirend bei gewissen Tliallopliyteu ausschliesslich ungeschlechtliche, bei anderen
nur geschlechtliche Fortpflanzung stattfindet, kommen bei vielen beide Formen der
Fortptianzung vor, sei es an derselben Pflanze neben oder nach einander, oder sei es
in aufeinanderfolgenden getrennten CTcnerationen. Im Allgemeinen ist aber bei den Thallo-
phyten keine regelmässige Aufeinanderfolge von ungeschlechtlichen und geschlechtlichen
CTcnerationen vorhanden, da äussere Factoren für die Art der Fortpflanzung von wich-
tigem Einfluss sind V- Nnr bei einigen wenigen Gruppen den Rothalgen und gewissen
Fadenpilzen^ folgt regelmässig auf eine geschlechtliche Generation (Gametophyt) eine
ungeschlechtliche (Sporophyt) in ähnlicher Weise wie bei allen Bryophyten und Pteri-
dophyten ein solcher Generationswechsel vorhanden ist.
LIBRART
Klasse I. NEW YORK
Flagellata, Flagellaten(-). ROTamcal.
Die Flagellaten bilden eine sehr formenreiche Gruppe einzelliger meist wasser-
liewohnender Organismen, welche pflanzliche und thierische Eigenschaften in sieh ver-
einigen und als Ausgangsformeu einerseits für einzellige Thallophyten, andererseits für
Protozoen betrachtet werden können.
Der contractile oder amöboid sich bewegende Protoplast dieser Organismen ist
nach aussen durch eine dichtere Plasmameinbran. nicht durch eine feste abgeschiedene
Zellliaiit. abgegrenzt. Er besitzt eine oder mehrere Cilieu (Geissein, Flagellen) als Be-
wegungsorgane, fiUirf einen Zellkern, pulsirende Vacuoleu und bei vielen Arten wohl-
ausgebildete grüne, gelbe oder gelbbraune Cliromatophoren. vermag also dann selbst-
ständig zu assimiliren, ist aber gleichzeitig zu saprophytischer oder auch animalisclicr
Lebensweise, die den farblosen Arten ausschliesslicli zukommt, befähigt. Die Aufnaliuie
fester Xalirungspartikelchen kann entweder an jeder Stelle der Körperoberflächc oder
nur an besonderen in Ein- .oder Zweizahl vorhandenen Mundstellen erfolgen.
Für gewisse Arten ist festgestellt, dass sie sowohl in chlorophyllführenden als auch
in farblosen Formen mit reducirten Chromatophoren je nach dem Wechsel der Ernäh-
* rungsbedingungen auftreten, so z.B. für die grüne Einjlmn gracilis.^,.
^ ^ Die Vermehrung geschielit auf rein vegetativem Wege durch Längstheihmg. Bei
vielen werden dickwandige Dauercysteu als ruhende Sporen erzeugt, während sexuelle
O Fortpflanzung fehlt.
Klasse IL
g Myxomycetes, Schleinipilze(').
Die Schleimpilze bilden eine selbstständige Gruppe von niederen Thallo-
phyten; sie nehmen ebenfalls eine Mittelstellung zwischen Pflanzen und
S t ras bürg er, Lehrbuch der Botanik. .'>. Autl. \'J
258 Schenck:
Thiereu ein und wurden daher auch als Mycefoxoa oder Püxthiere bezeichnet.
Sie sind in zahlreichen Arten über die ganze Erde verbreitet. Im vege-
tativen Zustande bestehen die Schleimpilze aus nackten, saprophytisch sich
ernährenden Protoplasmamassen, den Plasmodien, welche zahlreiche kleine
Zellkerne enthalten, des Chlorophylls vollständig ermangeln und als Keserve-
stoff keine Stärke, sondern Glukogen führen. Die Plasmodien (S. 46] finden
sich mit Vorliebe auf dem Boden der Wälder, auf abgefallenen Blättern,
auf und in faulendem Holz. Sie kriechen unter Formänderung im Substrat
umher, indem sie Pseudopodien oder Fortsätze an ihrer Peripherie aus-
senden, die wieder mit einander verschmelzen können. Ihre Bewegungen
werden ausgelöst durch das Licht, die Wärme, die Feuchtigkeitsverhältnisse
und die Nahrungszufuhr im Substrat. Während sie im vegetativen Zustand
negativ heliotropisch und positiv hydrotropisch sind, ändern sich diese
Eigenschaften, wenn sie zur Sporenbildung übergehen. Dann kriecht das
Plasmodium aus dem Substrat zu Licht und Luft empor, kommt zur Ruhe
und wandelt sich je nach den Gattungen in einen einzigen oder in zahl-
reiche, dicht neben einander stehende Fruchtkörper um. Jeder Fruchtkörper
bildet an der Peripherie ein Hülle, Peridinm; sein vielkerniges Proto-
plasma theilt sich durch Zerklüftung in zahlreiche kleine, mit Membran
umkleidete und je einen Zellkern führende Sporen, entweder erst nach
Abschluss der Kerntheilungen (bei Trichia), oder aber noch während der
Kerntheilung zunächst in mehrkernige Segmente, die dann schliesslich in
einkernige Sporen sich weiter zerklUften (so bei Faligo). Die Sporen ent-
stehen somit auf ungeschlechtlichem Wege. Im Innern der Sporenbehälter
oder Sporangien kommt es bei vielen Gattungen auch zur Ausbildung
eines Capillitiums (Fig. 224: B) d.h. isolirter oder netzförmig verbundener
feiner Röhrchen oder Fasern, die neben den Sporen aus dem Plasma ent-
stehen. Bei der Fruchtreife bricht das Peridium des Sporangiums auf, das
Capillitium streckt sich hervor (Fig. 223 B) und die Sporen werden durch
den Wind ausgestäubt. Die Gattung Ceratiomyxa verhält sich in so fern
einfacher, als die Fruchtkörper hier nicht mit einer Hülle bedeckt sind,
sondern ihre Sporen frei auf kleinen Stielchen sitzend erzeugt werden.
Sexuelle Fortpflanzung fehlt den Schleirapilzen vollständig.
Die Ent^Yiekln^o■ der Plasraodieu aus den Sporen sei an dem IV'ispiel von Chnu-
drioderma difforme erläutert, einem sehr liäufigen, auf faulenden Blättern, Mist u. s. w.
lebenden Schleimpilz. Die Sporen (Fig. 59 a] können in einem Decoet von Kohlblättern
oder anderen Pflanzentheilen ziu- Keimung gebracht werden. Der aus der Sporenhaut
austretende Protoplast erzeugt an seinem vorderen Ende eine lange Cilie oder Geissei
als Bewegungsorgan und wird so zu einer Schwärmspore (Fig. 59 e—^), welche einen
deutlichen Zellkern am vorderen Ende, am hinteren Ende eine pulsirende Vacuole er-
kennen lässt und im Wasser umher schwimmt. Tsach einiger Zeit wird die Cilie einge-
zogen und die Schwiirmspore geht in den Zustand der Myxamöbe über. Die Amöben
können sich durch Theilung vermehren. Unter ungünstigen Entwicklungsbedingungen
timgoben sie sich mit :\rrmbran und bilden Ruhezustände, sogen. Microcysten, welche
unter günstigen Bedingungen wieder Scliwärmsporen austreten lassen. Die Myxamöben
treten nach einiger Zeit zu mehreren dicht zusammen (Fig. 59 ;) und v(>rsclimelzen so zu
kleinen Plasmodien (Fig. 59w). diese zu gn'isscren (Fig. 59 ;^ . wobei aber die Kerne
nicJit mit einander copuliren. Amö])en und Plasmodien ernähren sich aus aufgenommenen
Nahrungskörperchcn und zeigen lebhafte Plasmaströmungen. Nach einigen Tagen kommt
das Plasmodium zur Pulie und wandelt sich in die» kleinen weissen Fruclitköri)er um.
deren doitpelte Wandung aus einem äusseren kalkhaltigen, brüchigen Peridium und einer
inneren dünnen Haut liesteht und ausser den zahlreichen Sporen ein schwach entwickeltes
Capillitium umschliesst.
In ähnlicher Weise verläuft auch die Entwicklung der übrigen Schleimpilzc. Die
stattlichsten Plasmodien, oft von über einen Fuss Durchmesser von lebhaft gelber Farbe
Cryptog^amen.
259
-^\
und ralimai'tiger Beschaffenheit, bildet Fuligo varians [Aethalium septicitm), die als sogen.
Lohblüthe im Sommer auf feuchter Gerberlohe sehr verbreitet ist. Auf trockenem Sub-
strat künuen die Plasmodien dieses Schleirapilzes zu kugeligen oder strangartigen Dauer-
zuständen, sogen. Sclerotien sich umwandeln, um bei Zutritt von Feuchtigkeit aus
diesen wieder in Plasmodienform auszutreten. Schliesslich wird das ganze Plasmodium
zu einem weisslichen. gelblichen oder braunen, kuchenförmigen. trockenen Fruchtkörper,
welcher eine stark kalkhaltige Hülle besitzt, im Innern
durch zahlreiche Wandungen gefächert ist, von einem fädi-
gen Capillitium mit unregelmässigen, Kalkkörnchen ent-
haltenden Blasen durchzogen wird und zahlreiche violett-
schwarze Sporen umschliesst. Dieses sogen. Aethalium ist
somit ein aus zahlreichen verschmolzenen Einzelsporangien
zusammengesetzter Fruchtkörper. wälirend bei den meisten
übrigen Schleimpilzen die Sporangien getrennt ausgebildet
werden.
Bau und Beschaffenheit der Sporangien geben die wich-
tigsten Merkmale zur Unterscheidung der einzelnen Formen ab.
Die meist braunen
oder ockergelben
Sporangien sind ku-
gelig, oval oder auch
cylindrisch, gestielt
(Fig. 223. 225) oder
ungestielt (Fig. 224).
(lewöhnlich öffnen
sie sich durch Ab-
sprengung oder Zer-
fall des oberen Thei-
les der Wandung,
während der untere
als Becher zurück-
bleibt (Fig. 223 B,
Fig. 224 JL); bei Cri-
braria (Fig. 223 (7),
deren Fruchtkörper
kein Capillitium ent-
hält, wird der obere
Theil gitterartig durchbrochen, bei Stetnonitis (Fig. 223 Ä) hin-
gegen zerfällt das ganze Peridium und das stehen bleibende
Capillitium entspringt einer Columella, der Fortsetzung des
Stiels.
Zu den wenigen parasitären Myxomyceten gehört die
Plasmodiophora Brassicae[^), welche die sogen. Kohlhernie an
Brassica-Arten. kuollenartige Verdickungen am Strunk und an
den Nebenwurzeln der befallenen Kohlptianzen verursacht. Ihre
mehrkernigen Myxamöben ■ leben in grösserer Anzahl in den
Zellen dieser Wucherungen und zwar in den Vacuolen des
lebendigen Plasmas derselben, verschmelzen schliesslich nach
Aufzehrung des Inhalts der Wirthzellen zu l'lasmodien. Diese
theilen sich dann nach wiederholter Kerntheilung in zahlreiche behäutete Sporen, die
bei der Verwesung der Pflanzen frei werden. Die Sporen keimen wie bei Chondrio-
derma. die Myxamöben dringen wieder in die Wurzeln junger Pflanzen ein. Eine
Peridiumbildung findet also nicht statt, so dass der Pilz einen einfacher organisirten
oder in Folge der parasitären Lebensweise in der Sporangienbildung reducirten Schleim-
pilz vorstellt.
Fig. 223. Eeife geöffnete Fruchtkörper
nach Entleerung der Sporen A von Ste-
monitis fusca. Vergr. 10. B von Arcyria
punicea. Vergr. 12. C von Cribraria rufa.
Vergr. 32.
Fig. 224. Trichia varia. A
Geschlossenes und geöff-
netes Sporangium. Vgr. 6.
UCapilllitiumfaser. Vergr.
240. C Sporen. Vergr. 240.
Fig. 225. Leocarpus fra-
Gesellige Einzel-
sporangien auf Moos.
Nat. Gr.
gilis
17=*
260 Schenck:
Klasse III.
Bacteria, Bacterieni
6\
Die Pjacterien stellen sehr einfach gebaute, einzellige oder fadenförmige
niedere Organismen dar, Avelche im Allgemeinen wie die Schleimpilze des
grünen Farbstoffes ermangeln und meist saprophytische oder parasitische
Lebensweise führen. Sie sind in enormer Arten- und Individuenzahl über
die ganze Erde, in der Atmosphäre, im Wasser, im Roden, ferner auf und
in todten oder lebenden rttauzcn und Thiereu verbreitet. Mau bezeichnet
sie auch als Spaltpilze oder Schizomycetes, weil die Vermehrung ihrer
einzelligen Formen nur durch Zweitheilung oder Spaltung der Zellen sich
vollzieht, eine Vermehrungsweise, die übrigens auch bei den anderen ein-
zelligen l'ilauzen wiederkehrt.
Die Zellen der Bacterien sind von einer dünnen Membran umgeben und
enthalten ein meist farbloses Protoplasma, welches bei Plasmolyse sich von
der Wand ganz oder theilweisc zurückzieht, und im Innern des Wand-
belegs einen einzigen Saftraum oder auch mehrere Vacuoleu umschliesseu
kann. In den Protoplasten sind zwar körnige Gebilde in Ein- oder Mehr-
zahl, sogen. Chromatinkörner, die sich durch Farbstoffe intensiv ftirben lassen,
und von verschiedenen Autoren als Zellkerne gedeutet werden, beobachtet,
indessen ist es l)is jetzt noch nicht gelungen, unzweifelhafte Karyokinese an
ihnen nachzuweisen, so dass das Vorhandensein von Kernen noch nicht sicher-
gestellt ist.
Die Bacterien sind zum grössten Theil ausserordentlich winzige Orga-
nismen und es gehören zu ihnen überhaupt die kleinsten bekannten Lebe-
wesen. So messen die kugeligen Zellen der kleinsten Micrococcus-Arten im
Durchmesser nur 0,0005 mm, die stäbchenförmigen Zellen des Tuberkel-
bacillus nur 0,002— 0,W4 mm Länge, der Querdurchmesser der meisten Arten
etwa 0.rX)l mm.
Die einfachste Form der Spaltpilze wird durch winzige kugelrunde Zellen,
Coccen, repräsentirt. Formen mit stäbchenförmigen Zellen werden als
Bacterium oder als Bacillus bezeichnet, Stäbchen mit schw^ach schraubiger
Krümmung heissen Vibrio, stärker gekrümmte S))irillum, längere Schrauben-
fäden Spirochaete, gerade Zellfäden Le}itotlirix. Die höchste Entwick-
lungsstufe der Spaltpilze stellen Zcllfäden dar, welche eine unechte Ver-
zweigung aufweisen. Die einzelligen Coccen, Stäbchen, Vibrionen können
nach der Theilung in Zellketten vereinigt bleiljen. Häufig kommt es vor,
dass nie Zellmembranen gallertartig auf(|uellen und dass so die Zellen oder
Zellketten in (iallerte eingebettet erscheinen. Solche Entwicklungszustände
heissen Zoogloea.
Viele Bacterien sind durch Eigenbewegung ausgezeichnet, w'clche durch
Schwingungen und CVnitractidnen von feinen Plasmacilien ^crlllittelt wird.
Diese Oeisseln sind nach A. Fi.-ciii:r entweder peritrich über die ( >berflä('he
vertiieilt flleubacilhis Fig. 228 a, d\ Typhusbacillus 22ß c; Tetanusbacillus
231 ej, oder sie entspringen von einem Punkte aus, entweder als Einzel-
geissel, m<»iiotrich, oder als Geisseibüschel, lo])hotrich. l'olare Einzelgeissel
hat der ("holerabacillus (Fig. 22(5 a], ein polares Geissclbüschel Spirillum
undula l^'ig. 220 //, ri), ein seiteiiständiges Geisselbüschei die Schwärmzelleii
von ("ladothrix (Fig. 227). Die Geisselbüschei können sich zu zöpfchen-
artigen Gebilden zusamnicndrchen, sie werden niemals eingezogen, sondern
gehen vor der Sporenljilduiig oder durch ungünstige Einflüsse, oft unter
vorheriger Eiurollung 'Fig. 220 ej zu (Grunde.
Cryptogameu.
261
Die Vermehrung" gescliielit auf vegetativem Wege durch eine sehr aus-
giebige Zweitheilung der Zellen, die Erhaltunu- der Art und die Verbreitung-
durch nngeschlechtliche Bildung von Dauersporeu, welche als Endo-
sporen (Fig. 228 c; 230 e, /"] entstehen, wohl tiberall in der AVeise, dass
im Innern des Protoplasmas in der Mitte oder an einem Ende der Zelle
die Spore von dem peripherischen, unverbrauchten Plasma sich abgrenzt
Fig. 226. Geisseitypen, a Vibrio cholerae.
h, d Spirillum undula. d Entwicklunji' eines
neuen Geisselbüschels bei der Theilung.
c Bacillus Typhi. c Bacillus subtilis.
VergT. 2250. Xach A. Fischer.
1 W-^ --^ E
Fig. 229. Leuconostoc mesenterioides. *l
Zellen ohne Gallerthülle. B, C Bildung der
Gallertkörper. JJ Theil einer erwachsenen
Zoogloea. E Eosenkranzartige Fäden der
Zoogloea. Vergr. 520. Nach VAX TiECiHEii.
Fig. 227. Cladothrix dichotoma. Bildung
der Schwärmstäbchen aus den Fadenzellen.
Vergr. lOOiJ. Nach A. Fischer.
Fig. 228. Bacillus subtilis. a , d Beweg-
liches Stäbchen und Kette, b unbewegliche
Stäbchen und Kette, c Sporen aus der
Kahmhaut n. Vergr. a — d 1500 , e 250.
Aus A. Fischer, Vorles. über Bacterien.
und mit derber ]\[embran uingiebt. Die Muttcrzellmembran geht nach der
Reife der Sporen durch Verquellen zu Grunde. Sporen sind aber nicht bei
allen Arten nachgewiesen.
Als Beis])iel für den Entwicklungsgang einer Bacterie sei der lleubacillus. Bacillus
subtilis Fig. 228 . gewählt, welcher sich in dem E.\tract. den man durch Kochen von
Heu gewinnt, in der Regel einstellt. Die Sporen bleiben trotz des Kochens lel^cusfäliig
und keimen zunächst zu peritrich begeisselteu schwärmenden Stäbchen, die sich theileu
und auch in kurzen Ketten zusammenhaften. An der Oberfläche der Flüssigkeit gehen
262
Schenck :
c:^
8
die schwh'rmeiifleii Stäbchen über in ruhende g'eissellose, die sieh in lano-e geschlängelte
Ketten weitertheilen. Die Zellketten legen sich zu einer sogen. Kahmhaut, eine beson-
dere Form von Zoogloeabildung. zusammen. Nach Erscliöpfuug der Nährstoffe tritt
dann die Sporeubiklung ein.
Obwohl der Formeukreis der Bacterien ein sehr einfaclier ist, weisen die einzelnen,
morphologisch oft kaum zu unterscheidenden Arten eine ungemeine Mannichfaltigkeit in
ihrem Stoff\\eclisel. in ilirer Ernälirungsweise auf. Die meisten Bacterien haben Sauer-
stoff" zu ihrer Athmung nöthig wie die übrigen Pflanzen, sind also aerob; manche
können aber auch oJine Sauerstoff" sich weiterentwickeln, während gewisse Arten, wie
z. B. die Buttersäurebacterien, der Starrkrampf bacillus streng anaerob nur bei Abschluss
von Sauerstoff" gedeiheu (vgl. S. 185).
Wir unterscheiden saprQphytische und parasitische Arten, obwohl eine
scharfe Trennung oft niclit möglich ist und die letzteren in Cultiircn auf geeigneten Sub-
straten auch die Lebensweise der ersteren führen können.
Zu den saprophy tischen Bacterien gehören zunächst die wasserbewohneudeu
Formen, an deren Spitze die überall verbreitete morphologisch am höchsten stehende
Cladothrix dichotovia zu nennen ist. Ihre feinen aus stäbchenförnugen Zellen bestehenden,
unecht verzweigten festsitzen-
den Fäden bilden schleimige
Ueberzüge an Algen, Steinen,
Holzwerk in iiureinen Ge-
wässern. Die Vermehrung
geschieht durch cilientragende
Schwärmzellen, die durch Thei-
lung aus den Fadenzellen ent-
stehen und durch Verquellen
der Fadenscheide frei werden
(Fig. 227;. Nach dem Schwär-
men setzen sich die Zellen
fest und wachsen zu neuen
Fäden heran.
Sehr häufig ist ferner der
Brunnenfaden. Cre»o/Ar/.rZ'«7^-
niana, aus unverzwcigteu fest-
sitzenden, aber leicht zer-
brechlichen Fäden bestehend.
Er entwickelt sich oft in
solchen Massen in Wasser-
leitungen, dass die Röhren
sichversto])fen und das Trink-
wasser ungeniessbar wird. Bei Crenothrix zerfallen die Fadcnzellen in der Sclieidc diircli
'J'heilung in zaldreiche geissellose rundliche Zellen, welche die Vermehrung besorgen.
In Schwcfehjuclleii und am Boden von rJewässern, wo durcli Fäuliiiss organisclicr
Stoffe Schwefelwasserstoff auftritt, siedeln sich die zahlreichen Scliwe fei bacterien
an, unter denen die fadenförmige Beygiatoa alba am verbreitetsteu ist. Die Schw^efel-
bucterien o.wdircn den Schwefelwasserstoff zu Schwefel und si^eicheru diesen in Form
von rundlichen Körnclien in iliren Zellen.
Die in Wiesensümpfen und Bächen häufige fadenförmige Lrptofl/rix ochracea oxydirt
dagegen als sogen. Eisenbacterie kohlensaures Eiseintxydul zu l'-isenoxydliydrat. das
in den Fadenscheiden aufgesi)eichert wird.
Zu ilrii saprophytischen Bacterien gehören ferner die zy möge neu oder Gährungs-
bactericii und die saprogenen oder Fäulnissbactcrien. Erstere oxydiren oder ver-
gähren lianptsächlich Kohlehydrate. letztere <lagegen si)alten stickstotVlialtige thierische
und idhinzliclic Substanzen, l'^iweiss, Fleiscli etc. unter Absch('i(hnig iiliclricclicnder Gase.
So vermittelt Lr/iconostoc mrnpiiterioides (Fig. 22!)) die Schleimgähning des Küben-
ziickcrs. Ils liildet grosse Froschlaich äliidiche Schlcinikhnnpen, indem die rosenkranz-
artigen Zellkctten sicli mit (ialleitliiillen umgeben. I>ie F.ssiiili(trlrr!i'ii V'vj:,. 2'M (i. h. r
oxydiren den .Mknlml /n Essigsäure. Die Vergälirung von Zucker zu I\Iilclisäure wird
durch die Stäbfln'U des li(ifill/is rtrifli lactici (Fig. 2IJ0 d bewirkt, die Bildung von
Fig. 230. Gährungsbacterien. a — c Essigbacterien. a
Bacillus aceti. h Bac. Pasteurianus. c Bac. Kützigianus.
d Bac. acidi lactici, Milchsäurebacillus. c Clostridium bu-
tyricum, Buttersäurebaetcrie. f Plectridium paludosum,
Gährungsbacterie aus Sumpfwasser. Vergr. 1000.
Aus A. Fischer, Vorles. üb. Bact.
Cryptogamen.
263
„cP°
°c?lo
Buttersäure aus verscliiedeneu Kohlehydraten bei Abschluss von Sauerstoff durch Clostri-
dium hidyricimi (Fig. 230 c) vermittelt, während gewisse Sumpfbacterien (Fig. 230 f) die
Vergähruug der Cellulose bei Sauerstoffabschluss zu Methan besorgen. Der häufigste
Fäuluisserreger auf Fleisch,
Eiweiss etc. ist Bacilhts vul-
garis.
Von den zahlreichen pa-
thogen en Bacterieu, deren
schädliche Einwirkung auf die
Gewebe und das Blut des
thierischen und menschlichen
Körpers durch Abscheidung
von giftigen Substanzen, To-
xinen, bedingt ist. sind als
wichtigste Erreger von In-
r
\
fectionskrankheiten folgende
zu nennen:
Staphylococciis pyogenes
(Fig. 231 a). regellose oder
traubenförmige Haufen von
runden Coccen bildend, ist der
häufigste Eitererreger, ebenso
der regelmässig bei Wundrose
oder Erysipel und anderen
Eiterungen auftretende, in Ketten wachsende Streptococcus pyogenes (Fig. 231 6), während
Micrococcus Diplococcus) Gonorrhocae (Fig. 231 c u. 232 r/), dessen semra eiförmige Coccen
paar«-eise neben einander liegen, den Tripper verursacht. Im Blut und in den Organen
milzbrandiger Thiere findet sich der durch E. Koch bekannt gewordene Bacillus An-
thracis Fig. 231 d, 232 c], dessen relativ grosse Stäbchen auch in kurzen Ketten vor-
Fig. 231. Pathogene Bacterien. a Eitercoccen. b Erysipel-
coccen. r- Trippercoccen. d Milzbrandbacillcn. e Starr-
krampfbacillen. f Diplitheriebacillen. g Tuberkelbacilleu.
li. Typhusbacillen. i Colonbacillen. /.• Cholerabacillen.
Aus A. Fischer, Vorles. üb. Bact.
Yergr. ca. 1500.
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Fig. 2.32.
Färbungspräparate aus Ziegler's Lehrbuch d. allg. Pathologie.
a Trippercoccen im Trippersccrot. Schleim und Eitcrkürperchen mit Coccen Methylenblau-
Eosin . Vergr. 700. — b Tuberkelbacilleu im Sputum eines Lungenkranken (Fuchsin-
Methylenblau). Vergr. 400. — c Milzbrandbacillcn in Milzbraiidpustel (Methylenblau-Vesuvinj.
Vergr. 350. Aus A. Fischek, Vorles. üb. Bact.
kommen und in Culturcn reichlich Endosporen ähnlich wie der lloubacilhis bilden. Der
im Erdboden verbreitete Bacillus Tctaiii Fig. 231 r ist der Erreger des Wundstarrkrampfes.
Seine geraden peritrich begeisselten Stäbchen wachsen nur in den Wunden selbst: sie
bilden die Sporen in ihren keulig angeschwollenen Enden.
264 Sehende:
Der LüFFLER'sche Bacülns Diphtheriac (Fig. 231 f] bestellt aus kleinen zuweilen
kolbig an den Enden verdickten Stäbchen, der KocH'sche Bacillus tuberciilosis (Fig. 231 g,
232 i'. der sich in allen tuberculösen Organen und Secreten. im Sputum, findet, ist ein
schlankes, leicht gekrümmtes Stäbchen. Der Unterlcibtyiilius wird durcli die peritrich
begeisselten Stäbchen des Bacillus typhi (Fig. 231 A) verursacht. Die grüsste Aehnlich-
keit mit letzteren hat der meist unschädliche, stets im Darm des Menschen anwesende
Koloubacillus. Bacillus coli Fig. 231 f. Ebenfalls durch E. Koch entdeckt wurde der
Kommabacillus der asiatischen Cholera, Vibrio cholerae (Fig. 231 k). Derselbe findet
sich nur im Darm in Form kurzer, schraubig ge-
. ( _ kriimmter Stäbchen mit polarer Einzelgeissel, nicht
• - / .J/T'o. selten auch in längeren Schraubenketten. Spiroehaefe
0\ J \\ ' ^--rW.'-i» Obef-tneirri eudlicli, lange zarte geissellose aber den-
.?■?■- ' noch lebhaft bewegliche Schraubeufäden vorstellend,
vegetirt als Erreger des Recurrensfiebers im Blute
während der Fieberanfälle.
Ausser diesen bösartigen Parasiten giebt es aber
_. „„„ c^ ■, j ^ , • 1 auch zahlreiche, mehr oder weniger liarmlose, auf den
^^^J^'^Ü'^luZr^^t Schlci,.l,ii„ten. in de,- MuuC.Ohle .Fi«-. 4), i,„ Da™
europaea von Zürich, b Nitroso- lebende Arten, so z. B. die im Magen und Darm des
monas javanensis von Java, c Mensehen auttretende Sarcnia renirtcith . welche aus
Nitrobacter aus Quito. Vergr. würfelförmigen Klumpen von Coccen besteht.
1000. Aus F18C11ER, Vorles. üb. Sehr eigenartigen Stoffwechsel besitzen die
Bacterien. unter dem Namen Bacillus radicicola = Khizobium
Leguminosarum) zusammengefassten Bacterien, welche
in den Wurzelkuöllclien der Leguminosen lel)en und ^^ie auch gCAvisse Bodenbacterien
den freien Stickstoff assimiliren fvgl. S. 177).
Ausser den sapropliytischen und parasitischen Formen giebt es aber auch gewisse Bac-
terien. welche, trotzdem sie kein Chlorophyll enthalten, ganz selbstständige Ernälirung aus
anorganischen Verbindungen aufweisen. Es sind dies die im Boden lebenden Nitrit-
bacterien (X'ifrosouioi/as) und Nitratbacterien (Nifrobactrr), die Ammoniak zu sali)etrig(>r
Säure und <liese zu Salpetersäure oxydiren und als Kohlenstoffquelle die Kohlensäure be-
nutzen, also ü.'änzlicli olme organische Sulistanzen auskommen Fi^-. 233. vi:-l. S. KUi".
Klasse IV.
Cyanophyceae, Blaugrüne Algen (').
Die Cyauopliyceen sind einfach orgnnisirte, tlieils einzellige, tlicils fadon-
förmige, blaug-rün gefärbte Tliallopliyten, deren Zellen oder Fäden häutig
durch Gallerte zu Colonien vereinigt ersclieinen. In zahlreichen Arten iil)cr
die ganze Erde verl)reitet, l)ewohnen sie die Gewässer oder vegetiren ;uil
feuchtem Schlammboden, an feuchten Felsen, IWuimriiiden in gallertartigen
oder feinfädigen Ueberzügcn.
Ilire Zellen ciitlinlten innerhalb der Zellwand einen Protoplasten, welcher in seiner
Diffcrenzirung sich atiw cicliend von demjenigen der übrigen Algen verhält. 3Ian kann
in demselben eine peripherische gefärbte l.'indenscliielit unterscheiden, die als Cliro-
matophor fungirt und ausser Chlorophyll aneii einen blaugriinen Farbstoff, das Phy-
cocyan. nach welchem die Cruppe ihren Namen erhalten hat. ei'hält. Innerlialb <ler
gefärbten Zone liegt der farblose Centralkörjt er, der vielleiclit einem Zellkern ent-
spricht. Indessen sind die für typische Kerne charakteristischen Structuren und Theiluugs-
figuren, mit Sicherheit wenigstens, nicht nachzuweisen. In der Zelle, namentlich in der
])eri])herischen Zone treten verschiedenartige (Jranulationen auf ('yauoi)hyciiikörner,
Centralkörner , denen wohl die Jfolle als Reservestoff zukommt.
Die Vermehrung geschieht ausschliesslicli auf rein vegetativem AVege durch Zell-
tlieilung. Bei vielen werden Sporen als Dauerzustände gebildet dnrcli Vergrösserung
und starke AVandverdickung einzelner Zellen (Fig. 23(li.
Cryptogamen.
265
Wie die Bacterien als Spaltpilze, Scliizoinyceten. so wurden die blaugrüueu Algeu
als Spaltalgeu , Schizophyceeu. in Folge ihrer Vermehrung durch Theilung oder
Spaltung bezeichnet. Beide Gruppen wurden zu einer Klasse der Spaltpflanzen, SclVizo-
pliyta, vereinigt; indessen ist die Ableitung der Bacterien von den Spaltalgeu zweifel-
haft, die Geissein und Endosporen der ersteren fehlen den letzteren.
Fig. 234. Gloeocapsa polj'clermatica.
Ä Beginn der Theilung, B links kurz
nach der Theilung.
Vergr. 54Ü.
Fig. 236. Nostoc Linckii. Im Wasser
freischwimmende Art. A Fadenstück
mit zwei Heterocysten h und einer
grösseren Zahl von Sporen sp. B iso-
lirte Spore, die Keimung beginnend.
C junger Faden aus der Spore hervor-
Vergr. 650. Nach Bornet.
Fig. 235. A Oscillaria princeps, a Endzelle, b, c
Stücke au.s dem Innern des Fadens. In e ist eine
abgestorbene Zelle zwischen den lobenden zu
sehen. B Ose. Froelichii.
Vergr. 540.
Die einfachsten Cyanophyceen bestehen aus
blaugrünen rundlichen Zellen, so die Arten der
Gattung Chroocoecas. Bei Gloeocapsa (Fig. 234),
deren Arten meist in gallertigem blaugrünem
Ueberzuge an feuchten Felsen und Mauern auf-
treten, bleiben die Zellen nacli der Theilung
durch geschichtete GallertliüUeu zu mehrzelligen
Colonien verbunden.
Unter den fadenförmigen Arten siud die
überall im Wasser oder auf Schlammboden häu-
figen Oscillaria-Arten die einfachsten, da sich
hier die meist von einer dicken Scheide einge-
schlossenen Fäden aus gleichartigen scheiben-
förmigen Zellen zusammensetzen (Fig. 235). Die
Fäden zergliedern sich in kurze Fadenstücke,
Hormogonien, die durch den Druck der
Scheide nach aussen gelangen und zu neuen
Fäden heranwachsen.
Bei anderen fadenförmigen Cyan()])liyceen kommt es zur Ausbildung von besonderen
Zellen, Grenzzellen oder Heterocysten, mit degeuerirtem Zellinhalt, deren Bedeutung
nicht aufgeklärt ist, so z. B. bei den A"oÄ-/oc-Arten (Fig. 236), deren rosenkranzähnliche
Fäden durch Gallerte in rundlichen oder unregelmässigeu Colonien. auf feuchtem Boden
oder in Wasser lebend, verbunden bleuten.
Manche Cyanophyceen betheiligen sich an der Zusammensetzung der aus Pilzen und
Algen bestehenden Flechten. Einige Arten leben endophytisch in (Jewebehöhluugen
anderer Pflanzen, so Anahaetia in A^ollrr. Xosfoc - AYten in gewissen Lrhrrinoostii, in
WassrrllnsrH 'Leiiina). in den Wurzeln von Cijcas und (Junncra.
266
Schenck:
Klasse V.
Diatomeae, Kieselalgen -).
Die
zelligeu
reichhaltige
theiis
Diatomeen bilden eine ungemein
Algen, welche thcils im süssen Wasser,
auf nassem Boden vegetiren und meist in
auftreten.
Die Zellen leben entweder einzeln oder in Colonien,
grosser ludividuenzahl
Klasse von ein-
im Meere, theils
gesellig
entweder frei
schwimmend oder auf dünnen, aus Poren ausgeschiedenen Gallertstielchen
labellatu.
mit vorzweif^-
Fig'. 287. Licmophorii
Diatomcon-Koloiii«
ton Gallortsticlon. Nach S.\iirii
aus GoKiJKL, üryanograiihu'.
Standekommen auf ein aus
des Plasmal)and zurückgcfü
belangt, so Ijefindet sich in
fest sitzend (Fig. 237). Bei anderen Formen
bleiben die Zellen in Bändern oder Zickzack-
ketten durch kurze Gallertstiele oder Polster
vereinigt oder sie sind in fest sitzende schlauch-
förmige Gallertröhren eingeschlossen; bei der
im Meere lebenden Gattung Sckixonema end-
lich sind die zahlreichen Zellen eingebettet in
ein oft über 1 dem grosses Gallertlager von
zierlicher büschelig verzweigter Form. Die
äussere Gestalt der Zellen ist höchst raannich-
faltig, kreisrund, elliptisch, stabförmig, keil-
förmig , gerade oder gebogen , meist regel-
mässig bilateral symmetrisch. In hohem Maasse
charakteristisch ist die Beschatfenheit der
Zellwaud, die aus zwei Schalen besteht,
von denen die eine wie der Deckel einer
Schachtel über die andere übergreift (Fig. 3 B).
Die Zelle bietet daher zwei verschiedene An-
sichten dar, je nachdem man sie von der
Schalenseite (Fig. 3^4) oder von der Gür-
telseite (Fig. 3 B] betrachtet. Beide Schalen-
hälften enthalten meist viel Kieselsäure,
die beim Glühen der Zelle auf einem Glimmer-
plättchen als Skelet zurück bleibt und dabei
die äussere Form und Skulptur der Membran
vollkommen beibehält. Häutig ist die Membran,
besonders auf den Schalenseiteu in zierlicher
Weise mit feinen Querrippen, Leisten, AVarzeu
oder Gruben l)csetzt oder auch mit Höhlungen
oder mit (»tfenen Porcncanälen durchsetzt, und
bei manchen (Fig. 3) verläuft über die Schalen-
seite eine von zwei Endknoten ausgehende
und in der Mitte zu einem IMittelknoteu an-
schwellende Läugslinie, welche einem feinen
Spalt in der IMembran entspricht. Die Formen
mit solcher Mittelnaht (]\aj)he) zeichnen sich
durch eine cigcnthümliclie ruckweise krie-
(;hende Fortbewegung aus, deren Zu-
der lla])]ie hervortretendes rückwärts strömen-
lirt wird (vgl. S. 207). Was den Zellinhalt an-
der Mitte stets ein deutlicher Zellkern und in
dem wandständigcii JMasm.'i entweder ein 'Fig. 3) oder zwei grosse, Haelie,
oft gelappte oder bei anderen Gattungen zahlreiche kleinere Chromatophoren
Cryptogamen.
267
von braungelber Farbe. Diese sogen. Endochromplatten enthalten ausser
dem grünen Chorophyllfarbstoff das braune Diatom in. Im Zellinlialt finden
sich gewöhnlich einige Tropfen von fettem Oel, das an Stelle von Stärke
als Assimilationsproduct auftritt.
Die Diatomeen vermehren sich auf vegetative Weise durch Längstheilung,
die sich immer nur nach einer Kichtung hin vollzieht. Die beiden Schalen
werden dabei durch den sich vergrössernden Plasmakörper an den Gürtelbän-
dern aus einander geschoben; jede der beiden Tochterzellen erzeugt je eine neue
Schale, welche unter die von der Mutterzelle übernommene Schale mit ihren
Eändern eingreift, und alsdann trennen sich die Tochterzellen von einander.
Die beiden Schalen einer Zelle sind so-
mit ungleichalteria'. Diese Art der Mem-
branbildung hat. da die verkieselten
Wände nicht wachsthumsfähig sind, zur
Folge, dass die Tochterzellen successive
kleiner werden und dies geht so fort bis
zur Erreichung eines gewissen Minimum
der Zellgrösse. Alsdann findet die Bil-
dung von sogen. Auxosporen statt, die
gewöhnlich zwei- [bis dreimal grösser
sind als die Zellen, aus denen sie her-
vorgegangen und die bei ihrer Weiter-
entwicklung somit die Anfangsgrösse der
Zellen wieder herstellen.
Die Bildung- der Auxosporen vollzieht sich
in manuichfaltiger Weise. Nach G. Karstex
sind 4 Haupttypen zu unterscheiden, welche
sich indessen sämmtlich auf den ersten ur-
sjjrüng-liclien Typus von Bhahdonema arcuatnm
zurückführen lassen. Bei dieser Art theilt sich
eine Mutterzelle in zwei Tochterzellen, welche
aus den beiden Schalenhälften lieraustreten
und direct zu zwei- bis dreifach gTösseren
Auxosporen auswachsen. Bei vielen Diatomeen
herrscht der zweite Typus (Fig. 238) : zwei Zellen
legen sich neben einander, ihr Inhalt theilt sich
quer in zwei Tochterzellen, die sicli abrunden,
aus den Schalen heraustreten und paarweise zu
zwei Auxosporen copuliien. Der dritte Typus
zeigt Bildung von nur einer Auxospore durch
Copulation des Inhalts von zwei Mutterzellen
Fig'. 238. Auxosporenbildung von Navi-
cula viridula. A Zelle von der Schalen-
seite. B zwei Zellen neben einander
liegend , ihr Inhalt in je zwei Tochter-
zellen mit zwei Kernen getheilt. G, D
paarweise Copulation der Tochterzellon
zu zwei anfangs vierkernigen Auxospo-
ren. E Die beiden herangewachsenen
Auxosporen. Von den vier Kernen einer
jeden sind die zwei grösseren zu einem
verschmolzen, die beiden kleinereu auf-
gelöst. Vergr. 500. (Nach Karsten.)
[Cocconeis], der vierte Typus endlich Bildung
einer Auxospore aus einer ]\Iutterzelle ohne irgend welclie C'o])ulatiou lMclosira\ Es
lässt sich aber in dem letzten Falle noch ein unterdrückter Tlieilungsvorgang in der
Muttcrzelle nachweisen und es scheint überhaupt allen Auxosporenbildungsarten eine
vorausgehende Zelltlieilung ursprünglich zu Grunde zu liegen.
Zahlreiche Diatomeen leben im Meere und betlieiligeu sicli in liervorragendem
Maasse an der Zusammensetzung des Plankton O;, d.h. der an der Meeresoberfläche
frei sclnviniraendeu Lebewelt. Die Planktondiatoraeen sind mit besonderen Schwinim-
und Schwebeeinrichtungen versehen, oft mit horufürmigen Fortsätzen oder Membran-
flügeln ausgestattet, welche an die Flugvorrichtungen der Samen erinnern. Es sind lauter
Formen ohne Mittelnaht oder Baplic auf der Schalenseite.
Viele Diatomeen siedeln sicli mit Vorlieln; anstellen an, wo verwesende Substanzen
reichlich vorhanden sind. Solche Arten können zu sai)roi)liytischer Lebensweise übergehen.
Ihre Cliromatophoren erleiden dabei eine bedeutende Verkleinerung uird eine Ijitfärbung.
Für einige marine farblose Nitzschia- Arten ist sogar ausschliessliche Enialirnug von
268
Schenck:
fH'u'anisc-lieii 8iibstan/,cu und volbtäiidiii'c Ivcductiou der ('lii\)matui)lioi'eu uud Tarbstoffe
iiac-lio-ewieseu
'lÖ'
in fossilem Zustande finden sieh die Kieselselialen der Diatomeen als ITaui)tbestand-
tlieil der Kieseli;'uhr i.l>eri;mehl oder Infusorienerde,, welche zur Dynamitfabrikatiou
A^erweuduug findet.
Wegen der oft ausserordentlich feinen Sculptur der I\Iembran dienen gewisse Arten
als Testobjecte zur Trüfung von Mikroskopobjeetiven, so namentlich PlcHrosigma
anrjidatum. dessen l -förmig gekrümmte .Schaleuseite bei starker Yergrösseruug rechts
uud links vou der ]\Iittelnaht eiu sehr feines Gitterwerk, aus sechsseitigen, aussen uud
innen wahrsclieiulich durch Poren geölfneteu Kammern zusammengesetzt, erkennen lässt.
wichtigen Bestaudtheil
Klasse VI.
Peridineae, Peridineenf'
Die Peridineeu sind einzellige Thallopliyten . welche zum geringeren Theil in
Süsswasser, meist aber im Meere leben, wo sie zusammen mit den Diatomeen einen
des Plankton abgeben. Dir Zellplasma enthält einen Zellkern,
einen complicirten Vacuolenapparat und zarte gelbe, platten-
förmige Chromatophoren. Charakteristisch sind ferner zwei
lange Plasmacilien oder Geissein, die auf der Bauchseite
entspringen, sich in zwei zu einander senkrechte Furchen der
Oberfläche legen uud die Bewegung der Zellen vermitteln
(Fig. 239). Nur wenige Peridineeu sind nackt , die meisten
mit einer eigenthümlich scnlptirten, aus Platten bestehenden
Cellulosemembrau umgeben. Die Vermehrung geschieht durch
Theilung. Im Herbst bilden sie dickwandige Cysten als
Dauerzustand für den Winter. Conjugation ist nicht be-
obachtet.
Ausser den wie Algen sich ernährenden Formen mit
assimilirenden gelben Chromatoi)horen giebt es aber auch
farblose Formen, deren Chromatophureu als farblose Leuco-
plasten ausgebildet siud. Diese Arten, die mit den Farbstotf
fülirenden sehr nahe verwandt sind uud sich aus letzteren
entwickelt haben mögen, leben somit saprophytisch oder
nach Art der Thiere. Bei Gynmodinmm liyaliniim, einer
farblosen und nackten Siisswasserform, ist eine den Älyxo-
myceteu ähnliclie Lebensweise nachgewiesen. Der Protoplast verliert zum Zwecke der
Nahrungsaufnahme seine Geissein uud wird zu einer Amöbe, welche kleine Algenzclleu
in sich aufinmiiit uud xcrdaiit.
Fig. 239. Peridinium bipes
von der Bauchseite ge-
sehen. Vergr. 750. Nach
Schilling.
Klasse VII.
Conjugatae, Conjugaten
'12^
Die Conju!j;'ateii l)il(leii eine foniieiireiche, selbststäiuliii-e ('■ nippe von frei-
zelligen oder einlach la(leni(»rniig-en, im Süsswasser lebenden i;riinen Algen.
Von den übrigen grünen Algen, den Cliloropliyceen, sind sie scharf imter-
schieden durch ihre eigenartige sexuelle Fortpflanzung, die in der Con-
jugation zweier gleiclnverthiger Zellen zu einer Zygospore besteht und
zur l')cz('i('hnung der Orn])])e geführt hat, ferner durch den Mangel unge-
schlechtlicher .Sporenbildung und endlich auch durch ihre complicirt gestal-
teten grünen (Jhromato})lioren. In den einzelligen Formen zeigen sie ge-
wisse Achnlichkeiten mit den Diatomeen.
1. Die Dcstnidiffcecn umfassen die einzelligen I'ormen; sie gcliiucn mit zu den
zierlichsten Algen und weisen ebenso wie die Diatomeen eine ungemeine Maiinichfaltigkeit
Cryptog'amen.
269
der (testalt auf Fig. 241 u. 242. Ihre Zellen bestehen aus zwei symmetrischen Hälften, die
in der Eegel durch eine Einschnürung, den Isthmus, sich von einander abgrenzen. Jede
Hälfte enthält ein grosses strahliges, unregelmässig umgrenztes oder aus mehreren Platten
zusammengesetztes Chromatophor mit einigen Pvrenoiden oder Stärkeheerden; in der
Fig. 242. Closterium mouiliferum.
p Pyrenoide der beiden Chromato-
phoren. K krystallführende End-
bläschen. Kern in der Mitte.
Vergr. 240.
Fig. 240. A Copulation von Spirogyra quinina.
s. Zygosporen. Vergr. 240. B desgl. von Sp. longata.
Yer'gr. 150. C Zelle von Sp. jugalis. /.; Kern, cit
L'hromatophor, p Pyrenoide oder Amylumheerde.
Vergr. 256.
^j.
B%.u
C
'''»t'iÄ*- -
Mitte der Zelle, in der Einschnü-
rung, ist der Kern gelegen. Die
Gesammtform ist sehr verschieden,
bald abgerundet eckig (z. B. Cos-
mm-iimi. Fig. 241 A, B . bald stern-
förmig [Micradterias, Fig. 241 D).
Häutig ist die Membran mit stachel-
oder warzenartigen Prominenzen
besetzt. Einige Gattungen weisen
keine Einschuürung zwischen den
beiden Hälften der Zelle auf, so
z. B. das mondsichelfürmige do-
st eriuni monilifcruin 'Fig. 242).
dessen zwei Chromatophoren aus
je sechs mit einander in der Längs-
achse verbundenen Platten be-
stehen und an dessen Zellenden
je eine Yacuole mit winzigen in
Bewegung betindlichen Gipskry-
stallen vorhanden ist. Manche
Desmidieen zeichnen sich durcli
heliotaktische Bewegungen aus.
sie stosseu aus ihren Enden feine
Schleimfäden durch die Membran
hindurch aus. mittels deren sie sieh
fortscliieben und in die IJichtung
des einfallenden Lichtstrahles stel-
len können.
Die Vermehrung geschieht durch Theilung, die durch eine in der Mitte der Zelle, in
der Einschnürung, auftretende Querwand nach der Kerntlieilung vollzogen wird. Jede
Tochterzelle wächst sodann zur Grösse und Gestalt der Mutterzelle heran, indem sie
nach der Tlieilungsfläche zu eine neue Zellhälftc ausl)ildet 'Fig. 242 A. Nacli Beendigung
dieses „Ergäuzuugswachsthums" trennen sich die Zellen von einander.
Fig.' 241. A Cosmarium coelatura in Theilung. B
Cosmarium Botrytis. C desgl. mit fertiger Zygospore.
D Micrasterias Crux melitensis. Nach Ralfs.
270 Schenck:
Bei deu Desmidieen findet die Copulation ausserhalb der Zellliülleu statt, zwei
Zellen legen sich neben einander, umgeben sich mit Gallerte, die Zellwand bricht in
der Einschnürung auf und beide heraustretende Protoplasten vereinigen sich zur Zygo-
spore, deren Wandung häufig durch Stachelbildungen ausgezeichnet ist (Fig. 241 C).
Neben den reifen Sporen liegen die vier leeren Meuibranhälften.
2. Unter den fadenförmigen Conjugaten, welche zu der Familie der Zygnemaceen
vereinigt werden, ist am bekanntesten die Gattung Spirogyra, deren zahlreiche Arten
als frei schwimmende fiidige grüne "Watten in stehenden Gewässern häufig auftreten.
Die aus längeren oder kürzeren Zellen bestehenden Fäden wachsen in die Länge durch
Theilung und Streckung aller Zellen. Jede Zelle f ülirt in der Mitte einen Kern und ein
oder mehrere wandständige, baudfürmige spiralige C'hromatophoren (Fig. 240 c,. Bei
der Gattung Zijgnema sind zwei sternförmige vielstrahlige Chlorophyllkörper vorhanden.
Wenn Spirogyra sich zur Conjugation anschickt, so treiben die Zellen zweier
dicht neben einander liegenden Fäden je eine Hervorstülpung nach dem anderen Faden
zu, derart, dass die Fortsätze je zweier gegenüber liegender Zellen auf einander stossen
(Fig. 240 A). Die Querwand der so entstehenden Verbindungsbrücke wird alsdann resor-
birt und der gesammte sich abrundende Inhalt einer Zelle wandert in die gegenüber
liegende Zelle hinüber, riasrna und Kerne versclimelzen mit einander, während dagegen
die Chlorophyllbänder nicht in Vereinigung treten, sondern in der ruhenden Zelle er-
halten bleiben, in der übertretenden aber desorganisirt werden. Aus den conjugirten
Protoplasten wird eine sich abrundende, mit dicker Membran umkleidete, dicht mit Fett
lind rothbraunen Schleimkugeln sich anfüllende Zygospore erzeugt, welche später
bei der Keimung zu einem neuen Faden schlaucliförmig austreibt. Diese Art der Con-
jugation bezeichnet man als leiterförmige (Fig. 240.1;, sie ist den meisten Arten eigen-
thümlich, während bei anderen Arten sogen, seitliche Conjugation eintritt, indem an ein
und demselben Faden je zwei auf einander folgende Zellen durch Austreiben von Fort-
sätzen in der Nähe der sie trennenden Querwand in Verbindung treten (Fig. 240 B).
Klasse VIIT.
Chlorophyceae, Grünalgen^""
Zu deu Clil(iro|tliyceen geliijrt die Mehr/.alil der mit g-rüneu Cliroinato-
plioren verselieiien Algen. Nach der Beschaffenheit des Thallus gliedern
sie sich naturgemäss in drei Ordnungen, von denen die Protococcoideen die
einfachsten Formen, einzellige oder Zcllcdlouien hildende, umfasst; die Con-
ferroifleen dagegen solche mit einfachen oder verzweigten Zellfäden oder
Zellflächen enthält; wälirend die Siphoneen einen sehr verschiedenartig ent-
wickelten Thallus aufweisen, welcher meist aus einer einzigen vielkernigen
verzweigten Schlauclizellc besteht.
Die geschlcclitliche Fortplhmzung, die übrigens bei manchen Arten bis-
lang noch nicht nachgewiesen worden ist, besteht im einfaclistcn Fall in
der Copulation von gleich gestalteten Gameten, und zwar im Unterschied
von den Conjugaten, von sogen. Planogameten, d. li. nackten mit Cilien
versehenen b(!wcglic]ien Protoplasten, bei anderen Oattungen aber findet
eine Differenzirung der Gameten statt in ruhende weil)liclie, Eier oder
Oosphäreii, und cilientragende bewegliche männliche oder Spermato-
zoideii. Innerhalb einer jeden der drei obigen Ordnungen hat dieser Fort-
schritt V(m der Isogamie zur Oogamie (Eibcfruclitiuigi stnttgefiniden.
Ausser der gosciib-clitliclioi Fortpflanzung lindet ziemlich allgemein auch
eine ungesclileclitliche ^^ixtrenbildiiiig sl:itt, in Gestalt b(;weglicher cilien-
tragender, den Planogameten ähnlicher Schwärmsporen (Zoosporen).
Die Zellen, i)i denen die Schwärmsporen erzeugt werden, heissen
Sporaii'gien, die gametenbildendcn G ;nnetangien , die Spermatozoiden
erzeugenden Antheridicn, die Eizellen bildenden Oogonien. Wenn wir
Cryptogamen.
271
die geschlechtliche Fortpflanzung ans der ungeschlechtlichen ableiten, so
müssen alle diese Gebilde, auch die gleichnamigen bei den übrigen Klassen
der Thallophyten, als homologe angesehen werden.
Ausser den drei oben genannten Ordnungen der Chlorophyceen besitzen auch die
Klassen der Conjugatcn und der Characcen grüne Chromatoplioren, können also auch
als Grünalgen im weiteren Sinne bezeichnet werden. Die Conjugaten sind aber scharf
charakterisirt durch ihre besondere Art der sexuellen Fortpflanzung; die Characeen
bilden ebenfalls eine scharf abgegrenzte Gruppe, welche sich von den Chlorophyceen
durch die viel höher stehende Gliederung dos Thallus und den complicirteren Bau der
mit Hülle A^ersehenen weiblichen Organe oder Eiknospen und der Antheridien unter-
scheiden, während bei den Chlorophyceen die Oogonien- und Antheridienzellen stets
ohne eine Hülle steriler Zellen sind.
1. Ordnung. I*i'otocoecoideae{^^).
Zu den Protococcoideen gehören aiisschliesslich einzellige, meist frei
im Süsswasser schwimmende, in einigen Arten aber auch an feuchten
Stellen sich aufhaltende Algen, deren Zellen entweder einzeln leben oder
mittels Gallertabschcidung zu Zellfamilien von unbestimmter oder be-
stimmter Anordnung vereinigt werden. Die Zellen sind von einer Membran
umgeben und enthalten ein oder mehrere grüne Chromatophoren und einen
Zellkern. Die Vermehrung geschieht bei den einfachsten Formen nur durch
Theilung auf vegetativem Wege, bei den meisten aber werden ungeschlecht-
liche, mit zwei Cilien versehene Schwärmsporen gebildet. Sexuelle Fort-
pflanzung ist bislang nur bei einem Theil der Gattungen beobachtet worden
und besteht in der Copulation zweier gleicher Planogameten zu einer Zygo-
spore oder Zygote; nur bei zwei Gattungen, Eudorina und Volvox, findet
Eibefruchtung statt.
Die einfachsten Formen stellen freüebende Zellen, meist von ruudliclier Gestalt, dar,
die sich nur dnrch Theilung vermehren. So verhält sich z. B. die in ökologischer
Hinsicht interessante Gattung Ghlnrella, deren kleine grüne
Plasma von Infusionsthierchen, in den Zellen von Hydra
und anderen niederen Thieren leben.
Zellfamüien einfachster Art, aus je
vier Zellen zusammengesetzt, sind der
Gattung Scenedcsmus eigenthümlich. Die
in allen Gewässern verbreitete
häufigste
Zellen symbiotisch in dem
viridis, Spongilla fluviatilis
Fig. 243. .1 Scenedesmus acutus, i? Desgl..
in Theilung. C Scenedcsmus caudatus.
Vergr. 1000. Nach Senx.
Fig. 244. Pediastrum granulatum. .1 alte Zell-
familie, entleert bis auf die drei Zellen n. die
Zelle b entlässt IG Schwärmzellon. B Zcllfamilie
nach der Geburt. C Zellfamilio 4V.2 Stunden
später. Vergr. ,300. Nach Al. Bkaux.
Art, Sc. acutus, hat 8i)ind<"lföfmige Zellen, während Sc. candahis an den Endzellen sich
durch vier lange hornförmige Membranfortsätze auszeichnet (Fig. 243;. Jede Zelle theilt
sich der Länge nach in vier Tochterzellen, welche die alte Membran verlassen und
eine neue Famüie bilden.
272
Schenck:
'^,*
Währeud bceuedei^mus sirli nur durch 'J'lieihmg vermehrt . findet dagegen bei
Pediastrum (Fig. 244), dessen Zellen zu zierlichen freischwimmenden tafelförmigen Zell-
faniilieu verbunden sind. Bildung ungeschlechtlicher Schwiirmsporcn statt, in der "Weise
dass der Inhalt einer Zelle in eine Anzahl bei dem abgebildeten P. (jranidatum in 16)
von je zwei Cilien tragenden nackten Schwärmsporen zerfällt, welche, von einer ge-
meinsamen Blase umgeben, durch einen Kiss in der Wandung austreten (Fig. 244 A. b).
sodann in der Blase lebhaft sich bewegen und schliesslich zu einer neuen heranwach-
senden Zellfamilie sich zusammen legen. Neben der ungeschlechtlichen tritt bei Pedia-
strum auch geschlechtliche P'ortpflanzung auf Die Gameten sind den Schwärmsporen
ganz ähnlich, nur kleiner und entstehen in den Zellen in grösserer Zahl, sie schwimmen
frei im Wasser und copulircn paarweise zu Zygoten. Beide (Jameten sind gleichgestaltet.
Die Weiterentwicklung der Zygoten zu den Zellfamilien ist noch nicht ganz lückenlos
bekannt.
Während die bisher genannten Typen und ihre Verwandten im vegetativen Zustand
ruhende cilienlose Zellen vorstellen, umfasst dagegen die Familie der Volvocaeeen Formen
mit einzeln lebenden oder zu Colonien vereinigten Zellen, die von einer zarten Hülle
umgeben werden und aus derselben Plasmacilien (meist zwei) hervor strecken, mittels
deren sie frei umher schwimmen. Sie beharren somit während ihres vegetativen Daseins
auf dem Stadium, das die meisten Protococcoideen als Schwärmsporen vorübergehend
einnehmen. Zu den einfachsten Vol-
vocaeeen gehört die Gattung Sphae-
rella (= Harnuifococc/ts). deren wenige
Arten theils in Wasserlachen ver-
breitet auftreten (besonders S. x>lu-
malis] und dieselben in Folge des
Hämatochromgehalts ihres Plasma
oft lebhaft rotli färben, theils auf
Schneefeldern im hohen Norden und
auf den Alpen den sogen, rotheu
Schnee bilden (S. nivalis). Die
schwärmenden Zellen haben eine
weit abstehende Hülle (Fig. 245^1)
und zwei C'ilieu. Die ungeschlecht-
liche Vermehrung vollzieht sich
durch Thcilung der Zellen in vier
ausschwärmende Tochterzellen (B),
die geschlechtliche Fortpflanzung
dagegen durch paarweise Copulation von kleineren zweiciligen Planogameten, welche in
grösserer Zahl (32 oder 64) aus einer Zelle durcli Tlieilung entstehen, zu einer dickwan-
digen Zygote (C- G).
Bei Volvox[^^') dagegen, die als liiichst stehende Form der ganzen Ordnung be-
trachtet werden kann und freischwimmende hohlkugelförnuge Colonien bildet, sind die
Geschleclitszellen in Eier und Si)ermatozoideu differenzirt. Die Eizellen entstehen durch
Vergrösseruug einzelner Coloniezellen, sind gross, grün, unbeweglich und von Gallerte
umgeben, während die viel kleineren langgestreckten, hellgelben Speniiatozoiden an ihrem
schmalen farblosen Vorderende 2 lange Cilien tragen und durch i'lieilung von Colonie-
zellen in zahlreiche 'i'ochterzellen entstehen. Nach der Copulation mit einem Spermatozoid
im Iiincni der ('(ilmiickiigcl wird die Eizelle zu eiiiei- derbwandigen i-ulieudcn dosiiore.
2, OrdinuHj. Coiifert'oldeiH'.
Die Confervoidecn bezciclmen den einzelliii'en Protococcoideen gegenüber
einen Fortschritt in der äusseren (Tlicderiuii;- des Tliallus. wclclier stets mehr-
zellig erscheint und in der Mehrzahl der (lattungen aus t'infachen oder ver-
zweigten Zellrcihen besteht. Die Zrllfäden sitzen entweder mit einer farb-
losen Fusszelle am Su])strat unter Wasser fest (Fig. 246 Ä) oder schwimmen
frei. P>ei der im Meere lebenden Gattung Ulra (Ulm hiclHca, Mcersaint)
besteht der Tliallus aus grossen blattartigen grünen Zellflächen (Fig. 5,
Keimpllunze,. Die (,'uniervoideen leben im Flusswasser oder im Meere. Nur
Fig. 245. A — B Sphaerella pluvialis. A schwär-
mende Zelle. B Bildung der Schwärmsporen. Vergr.
360. C— G Sphaerella Bütschlii. C Gametcnbil-
dung. Vergr. 400. D Gamet. E Copulation zweier
Gameten. F, G Zygoten. Vergr. 800. C- G nach
Blochmann.
Cryptog'amen.
273
einige Formen (Chroolepldeen) waclii^en als Luftalgen an Felsen, Baum-
stämmen, in den Tropen auch auf Blättern. Hierzu gehört die auf Steinen
in Gebirgen wachsende TrentepohUa (oder Cliroolepus) JolitJms, deren Zell-
fäden in Folge Hämatochromgehalts roth erscheinen und die einen veilchen-
artigen Greruch besitzt (Veilcheustein).
Die ungeschlechtliche Fortpflanzung vollzieht sich bei den Confervoideen
durch Bildung von cilieutragenden Schwärmsporen. Daneben können auch
ungeschlechtliche ruhende Dauersporen auftreten.
Fig. 246. Ulothrix zonata. J junger Faden mit Ehizoidzelle
/■. Vergr. 300. 7> Fadenstück mit ausschlüpfenden Schwärm-
sporen, zu zwei in jeder Zelle. C einzelne Schwännspore,
D Gametenbildung und Entleerung eines Fadenstücks.
E Gameten. F, O Copulation. der Gameten. // Zygote.
•/ Zygote nach der K'uheperiode. K Zygote, deren Inhalt
in Schwärmsporen sich getheilt hat.'^ B — K Vergr. -482,
nach DoDEL.
Fig. 247. Stück einer Clado-
phora glomerata. Vergr. 48.
Die geschleclitliche Fortpflanzung besteht entweder in Copulation von
Planogameten oder es sind die fTCSchlechtszellen in ruhende Eizellen und
bewegliche Spermatozoiden differenzirt.
Ulothrix xonata (Fig. 246 A] und Cladophora rjlomerata (Fig. 247) sind zwei der
häufigsten Fadenalgen. Erstere besteht aus unverzAveigteu, mit einer Rliizoidzelle fest-
sitzenden Fäden ohne ansgesproclienes Spitzenwachsthuni : ihre kurzen Zellen enthalten
einen Zellkern und ein bandfriruiige.s, die Zellen fast vollständig auskleidendes ClironKi-
tophor. Cladophora dagegen bildet bis fusslange festsitzende Büschel aus verzw^eigten
Fäden mit Spitzenwachsthum. Die Verzweigung vollzieht sich aus den oberen Enden
strasburger, Lehrbuch der Botanik. .5. Aufl.
18
274
Schenck:
der lauji'g-estreckteu, zahlreiche Kerne Fig. 61) und zahlreiche polygouale Chromatophoreu
enthalteude Zellen. Beide Arten sind isogam.
Bei Ulothrix ';Mnafa\^'', i-'j {Fig. 246) geschieht die ungeschlechtliche Fortpflanzung
durch viercilige Sclnvärinsporen (C), welche zu 1 bis 8, bei grösseren Formen sogar zu
16 bis 32 durch Theilung in einer Fadenzelle gebildet \yerden und durch ein seitlich
entstehendes Loch aus der Zellniembran ausschlüpfen [B], umher schwärmen und dann
zu neuen Fäden auswachsen. Die geschleclitliclieu Schwärmzellen, Planogameteu, bilden
sich in gleicher Weise aus anderen Fadenzellen, aber in viel grösserer Zahl, sie sind
kleiner [E'': und besitzen nur zwei Cilien. ausserdem einen rothen Augenfleck und ein
C'hromatophor wie die .Schwärmsporeu: sie copuliren paarweise zu Zygoten F—H),
welche die Cilien einziehen, sich abrunden und mit Membran umkleiden. Die Zygote
stellt einen Tvuhezustand dar. sie wird zu einem kleinen einzelligen Keimpflänzchen i'J),
erzeugt dann mehrere Schwärmsporen (K), aus denen die neuen Ulothrixfäden wieder
heranwachsen. Uebrigens können die Planogameteu unter Umständen sich auch direct
parthenogenetisch ohne Copulation weiter entwickeln. Damit ist die Mannichfaltigkeit
der Scliwärmerbildung noch nicht erschöpft, denn die Fäden können ausser den oben
genannten Schwärmsporen mit 4 Wimperu auch kleinere ungeschlechtliche, aber ganieten-
Fig. 24S. ^1, B Oedogonium. -1 Schwärmsporen beim
Ausschlüpfen. B freie Schwärmspore. C, D Oed. cilia-
tum. C vor der Befruchtung. B während der Befruch-
Spermatozoid.
Nach PUINGSUEIM.
tung.
0 Oogonien. a Zwergmännchen,
Vergr. 350.
Fig. 249. Bulbochaetc inter-
media. ^1 Oospore. B Bildung
von vier Schwärmsporen aus
der keimenden Oospore. Vergr.
250. Nach Pia.NGsiiEni.
ähnliche Microzoos])oren mit 4 oder 2 Wimpern erzeugen, welche bei Temperaturen
über 10" meist zu Oninde gelicn. bei solchen unter 10" nach einigen Tagen zur Ruhe
kommen und dann laugsam keimen. Die Alge ist insofern von Interesse, als bei ilir
die sexuelle Differenzirung der Gameten noch in einem Anfangsstadimn steht.
Als Beis))iel oogamer Confervoidcen sei die (^lattuug Orr/or/o///^//// (i"; genannt, an die
sich mit äiuilichem A'erhalten Bnlbijcliudc auschliesst. Während letztere verzweigte
Zellfäden aufweist, liaben die zahlreichen Arten der ersteren Gattung unverzweigte
Fäden, deren Zellen nur Je einen Kern und Je ein einziges, aus zahlreichen zusammen-
iiängenden Bändern bestehendes wandständiges Cliromatoi)hor besitzen. Die ungescldecht-
lichen Schwärmsporen (Fig. 248 B) sind bei Oedogonium besonders gross, haben ein aus
Kiiioidasma bestehendes, farbloses Vorderende, an dessen unterm Kande zahlreiche
Cilien in Form eines Kranzes entspringen. Sie entstehen in Einzahl aus dem ganzen
Inhalt einer FadenzcUe fFig. i^48J) und schlüpfen unter Aufbrechen dieser Zelle aus.
Was die sexuelle Fortpflanzung anbelangt, so werden einzelne Fadenzellen zu Oogonien,
indem sie tonnenförmig anschwellen und ilircn Inhalt zu einer sich abrundenden grossen
Kiz(;lle ausbililen. Am obercMi Ende des Oogoninms entsteht in der Membran ein Loch
und unter diesem ein farldoser Erapfängnissfleck an der Eizelle. Au anderen Stelleu
desselben oder eines anderen Fatlens werden die Spermatozoiden erzeugt und zwar
meist zu Je zwei in i'eiativ niedrii;- hleibendiMi i'adenzelleii. den Antiieridien. i>ie Sperma-
t(i/.iiidcii sind kleiner als dir iinL;cs(lihM'litlicli('ii SchwiiniisiMiri'n. alirr wie diese auch
Cryptogamen. 275
mit eiuem Cilienki-anz versehen. Sie schlüpfen durch die Oeffnung- in das Oogoninm
und verschmelzen mit der Eizelle, die dann zu einer grossen derbwandigen Oospore
wird. Bei der Keimung der Oosporen theilt sich ihr Inhalt in vier grosse Schwärmsporen,
welche ausschlüpfen vmd neue Fäden bilden. Fig. 249 stellt die Pjilduug dieser Sporen
für Bulbochaete dar, mit welcher Uedogouium nahe verwandt ist.
Bei gewissen Arten von Oedogonium liegen die Verhältnisse complicirter. Die
Spermatozoiden werden nämlich bei diesen in besonderen kleinen nur aus wenigen
Zellen bestehenden Pfläuzchen, sogen. ..Zwergmännchen" erzeugt. Diese Pflänzchen
entwickeln sieh aus ungeschlechtlichen Schwärmsporen 'Androsporen;, welche sich nach
dem Ausschwärmen auf die weiblichen Fäden, ja sogar auch direct auf die Oogonien
festsetzen, zu den wenigzelligen Zwergmännchen heranwachsen, dann aus ihren oberen
Zellen die Spermatozoiden erzeugen und sich mit einem Deckel öflneu, um dieselben
zu entlassen. Fig. 248 G zeigt ein reifes Zwergmännchen auf einem noch geschlossenen
Oogonium, D den Eintritt der Befruchtung, das Spermatozoid auf dem Empfängnissfleck
bei Oedogonium ciliatuin.
'Die oogamen Confervoideen sind in Folge der complicirten sexuellen Vorgänge als
die höher entwickelten im Vergleich zu den isogamen zu betrachten.
3. Ordnung. SipJioneae.
Die Siphoneen oder Sclilauchalgeii uiitersclieideu sich von allen übrigen
Cliloropliyceen und Algen überhaupt durch die besondere Beschaffenheit ihres
Thallus, welcher äusserlich mehr oder weniger reich gegliedert ist, aber
meist aus einer einzigen grossen Zelle besteht, oder, wenn er mehrzellig ist,
wenigstens sich aus grossen vielkernigen Zellen aufbaut. Die Zellhaut um-
schliesst somit im ersten Falle eine einzige Plasmamasse, in deren Wand-
belag zahlreiche Zellkerne und zahlreiche kleine grüne Chromatophoren sich
vorfinden. Dieselbe Form des Thallus kehrt unter den Hyphomyceten bei
den Phycomyceten oder Algenpilzen wieder, so dass die Letzteren vielleicht
als abgeleitete Formen der Siphoneen angesehen werden können.
Die Siphoneen umfassen ca. 40 nicht sehr artenreiche, grösstentheils im
Meere lebende Gattungen. Im Süsswasser oder auf feuchtem Erdboden ge-
deihen die Arten von Vaucheria, terrestrisch ferner Botrydium und Proto-
siphon, einige Formen endlich leben endophytisch in den Blättern höherer
Pflanzen.
Die sexuelle Fortpflanzung besteht meist in Copulation gleicher Gameten
und ist nur bei der Gattung Vaucheria zu Oogamie vorgeschritten.
Die einfachste Form der Siphoneen wird durch die Gattung Bofrydmm{^^) (mit einer
kosmopolitischen Art B. (jranulatum) dargestellt. Diese Alge wächst auf feuclitcni
Lehmboden an der Luft und bildet heerdenweise grüne etwa 2 mm dicke Bläschen,
deren Basis sich in ein chromatophorenfreies, im Substrat steckendes verzweigtes fädiges
Rhizoidsystem fortsetzt (Fig. 250^1. Die Zellwand der Blase und des Ehizoids um-
schliesst nur einen einzigen Protoplasten mit zahlreichen kleineu Zellkernen und im
oberen Theile mit zahlreichen einzelnen Chloroiiliyllkörnern, die nur in ganz jungen
Pfläuzchen Pyrenoide enthalten und keine Stärke, sondern fettes Oel bilden. Die
Pflänzchen können sich auf vegetativem Wege durch Sprossung vermehren, indem am
oberirdischen Theile eine zur Grösse der Mutterzelle heranwachsende Ausstülpung ent-
steht, die ein Rhizoid in den Boden treibt und unter Querwandbildung sich schliesslich
isolirt. Die Fortpflanzung geschieht durch ungeschlechtliche Schwännsporon, zu deren
Bildung sich die ganze Pflanze in ein einziges Sporangium verwandelt und ihren Inhalt
in zahlreiche durch ein Loch am Scheitel ausschlüpfende Schwärmsporen zertheilt. Die
Schwärmsporen Fig. 250 i?j tragen am vorderen farblosen Ende nur eine einzige Cilie.
Die Bildung der Schwärmsporeu geht nur dann vor sich, wenn das Pflänzclieu mit Wasser
bedeckt ist. Die ausgeschlüpften heliotaktischen Schwärmer setzen sich zur Ruhe, nm-
geben sich mit Membran und keimen auf feuchter Erde zu neuen Pflänzchen. Ob auch
sexuelle Planogameten unter Umständen gebildet werden, ist noch nicht nacligcwiesen.
Wie Kleb.s gezeigt hat, kommt meist in Gemeinschaft mit Botrydium und bislang
zu diesem gerechnet eine ganz ähnliche kleinere Art. Protosiplion botryoides, \o\\ mit meist
IS*
276
Schenck:
imverzweigtem Rliizoid und nur einem einzigen netzförmigen Cliromatoplior. Diese Art
erzeugt Planogameten , ■welche paarweise zu sternfürmigeu ruhenden Zygoten coi^uliren
Fig. 250 c].
Oogamie tritt unter den Siphoneen bei der Gattung Vaue/ierta{-^) auf, deren Arten einen
Fig. 250. . l und B Botrydinm granulatum.
Ä ein freigelegtes PHänzchen mittlerer
Grösse. Vergr. 28. B eine Schwärmspore
mit Jodlösung fixirt. Vergr. 540. C Pro-
tosiplion botryoides. Planogameten und
zwar bei a ein einzelner Planogamet,
bei h zwei Planogameten in der ersten
Berührung, bei e, r/ und e in seitlicher
Verschmelzung, bei f die Zygospore.
Vergr. Ö4Ü.
B Anlage der
Fig. 251. Vaucheria sessilis. ^1
Sporangien. G, D, E Ausbildung der Schwärm
sporen. Vergr. 95. F Schwärmspore. Vergr. 25.
G ein Stück der äusseren farblosen Plasmaschicht,
dem vorderen Ende der Schwärmspore entnommen.
Vergr. 95U.
rasenartig
c -r, .:; <-i. ' • ■ h
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','2.'? ,-''?i^'^'^i*"o"
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wachsenden, aus einer einzigen
fadenförmigen verästelten Zelle bestellenden
und ebenfalls mit farblosen llhizoiden im Sub-
strat befestigten Thallus aufweisen.
DiePdldungderungesehleehtlichenSchwärni-
sporen geschieht hier in anderer Weise als
bei I5otrvdiuni. Einzelne Zweigenden schwel-
len zur Bildung des Sporangiunis etwas an
und grenzen dasselbe ndt einer (Querwand ab
(Fig. 251 A — E). Der ganze Inhalt der Endzelle
verwandelt sich nun in eine einzige sehr grosse
grüne, nut blossem Auge schon sichtbare
Schwärmspore [F), welche einen farblosen, die
znidreichen Kerne enthaltenden Saum besitzt
und vor jedem Kern Je zwei ( 'ilien hervor-
streckt (Ö). Bei der Entleerung reisst der Spo-
i-angiunis(dieit('l auf und die Spore zwängt sich
unter l'relaing um »lic l.iingsaclise aus der (JcH'nung heraus. Mr)ri>liologiscli entspricht die
Vautdieriaspore der (Jesainnitheit der zahlreichen Einzelscliwärnis])oren eines Botrydium-
pliänzchens.
Die sexuelle FortpHanzung von Vaucheria weicht bedeutend \i»ii der (Janietencopu-
lation der übrigen Si])hon('en ab, ist aber von dieser als der ursprünglichen Befru(ditungsart
abzuleiten. Oogonien und Antlieridien entstellen an den Thallusfäden als Ausstülpungen,
die dnrcli ciiic Sfdieidr'wand abgegrenzt werden Fig. 252 o und u]. Die Oogonium-Anlage
Fig. 252. Vaucheria sessilis forma repens.
Fadenstück mit Oogonium o. Antheri-
diuni n; Hi ('hrornatophi)rcn, // Zell-
kerne, iil Oeltropfen. Vergr. 240.
Cr}T)tog'amen.
277
enthält nach Oltjianns anfang-s zahlreiche Kerne, die aber alle bis auf den zurück-
bleibenden einzigen Eikern vor der Scheidewandbildung wieder in den Tragfaden zurück-
wandern. Im reifen Zustand besitzt das Oogon eine schnabelartige, mit farblosem Plasma
angefüllte Vorstülpung. an welcher das Oogonium geötiuet wird, während sich die
Eizelle abrundet. Das in seiner Anlage ebenfalls vielkernige Antheridium ist mit seinem
Tragast ein hornförmig gekrümmtes Gebilde 'a, , es öffnet sich bei der Eeife au seiner
Spitze und entleert seinen schleimigen Inhalt, aus dem die winzigen farblosen Sperma-
tozoiden herausschwärmen, um an dem farblosen Empfängnissfleck des Oogoniums sich
anzusammeln. Ein Spermatozoid dringt ein und vollzieht die Befruchtung durch Ver-
schmelzung seines Kerns mit dem Eikern. Die befruchtete Eizelle umgiebt sich als
Oospore mit einer :\lembran und geht in Euhezustand über.
Die marinen Siphoneen zeigen meist eine viel complicirtere Gliederung des Thallus
und gehören in dieser Hinsieht zu den interessantesten Algentypen. So besitzt die in
vielen Arten in wärmeren ]\Ieeren vertretene Gattung Caulcrpa (-ij eine kriechende, an
Fig. 253. Caulerpa prolifera. Die feinen Linien aut den
Thallusblättern bezeichnen die Plasmaströmungen, a fort- Fig. 254. Aeetabulariame-
wachsende Spitze der Thallusachse, hh junge Thalluslappen, diterranea, Kalkalge. Nat.
r Ehizoide. V-2 nat. Gr. Grösse.
der Spitze i'ortwachsende Hauptachse, welche nach unten 'reichverzweigte farblose
Ehizoide in den Boden entsendet . nach oben dagegen grüne , bei den einzelnen Arten
sehr verscliieden gestaltete Thalluslappen trägt. Bei der mediterranen G. prolifera (Fig. 253)
sind diese Lappen blattartig, von begrenztem Wachsthum und häufig i)roliferirend. Dabei
umschliesst die ganze Pflanze nur einen einzigen Zellrauni, welcher von netzförmig ver-
bundenen ZellstoiVbalken durchsetzt wird.
Die Gattung Bnjopais hat dagegen einen zierlich federförmig verzweigten Thallus,
der ursprünglich ebenfalls einzellig ist. sclilaucliförmige Seitenäste bildet und diese später
durch (Querwände abgliedert.
Andere marine Siphoneen incrustiren ihre Membranen mit kohlensaurem und oxal-
saurem Kalk, so z. B. Ilalimeda Opnntia, welche eine Opuntia im Kleinen nachalimt.
Sehr eigenartigen Habitus hat unter den Kalksiplioneeii die im .Mitreluieer heimische
Acetabularia mediterranca (-') nnt gestieltem schirmförmigeni llialhis (Fig. 254). Der
dünne Stiel sit55t im Substrat mittels einiger Eliizoide fest. Der Huf besteht aus dii'lit
zu einer Fläche zusammenschliesseuden, von der Stielspitze ausstrahlenden, sclilaudi-
278
Schenck:
förmigen Ausstülpungeu, in denen unbewegliche Sporen, sogen. Aplanosporen , gebildet
Averden. Diese werden durch Zerfallen des Schirmes frei, entwickeln sich zu Gametangien
und erzengen zahlreiche copulirende Planogameten.
Klasse IX.
Phaeopliyceae, Braunalgen (^^' ^^
Mit Ausnahme einiger weniger Süsswasserarten sind die zahlreichen
Brauntange fest sitzende Meeresalgen, die ihre grosste Entwicklung in den
kälteren Oceanen erreichen. In der Gestalt des Thallas herrscht eine
"^^
Fig. 256. Macrocystis pyrifera
Ag. Sehr stark verkleinert.
Nach Hooker und Hakvey.
ungemeine Mannichfaltigkeit. Abgesehen von
einigen einzelligen Formen gleichen die ein-
fachsten Vertreter (z. B. die Gattung Ectocarpus)
im Bau des Thallus den Confervoideen, sind
unverzweigte oder verzweigte festsitzende Fäden
aus einfaclien Zellreihen bestehend. Sodann giebt
es Formen mit cylindrischem, reich verzweigtem
vielzelligem Thallus (z. B. CladostcjjJms, dessen
llauptzweige mit dichtem Filz von kurzen viel-
zelligen Seitenzweigen l)edcckt sind, (Fig. 7), oder
mit bandförmig abgeplattetem, dichotomisch ver-
zweigtem vielzelligem Thallus (z. B. Dictyota,
Fig. 8). Diese Vertreter wachsen an ihren
Thallusenden vielfach mittels grosser Sclieitel-
zellcn weiter (Fig. 7 und Fig. 161). Andere Arten haben Scheiben
blasenformigen Thallus.
Die l)(Jcliste Entwicklung erfahren die Braunalgen in den Familien der
Laminariaceen und Fumceen. Zu den ersteren gehört die in den nördliclien
Meeren verbreitete TJüttung Jjiiiihiiirhi, deren Arten einem grossen gestielten
ungetheilten oder liandi'örmig gespaltenen lUatt gleichen, das an seiner Stiel-
basis mittels eines verzweigten wurzelähuliclien Haftorgans befestigt ist.
Fig. 255. Laminaria digitata.
forma Cloustoni. Nordsee. Auf
verkleinert. Officineli.
V3
oder
Cn-ptogamen.
279
Bei Laminarld digitata ;Fig. 255) besitzt das handförmig getheilte Thallusblatt ein
sehr eigenartiges Wachsthnm . indem es an seiner Basis eine intercalare wachsthums-
0 /^.■^9(g.i^lJ
Fig. 257. Cladostephus verticillatus , Schwärmsporenbildung.
^1 geschlossenes Sporangium. Vergr. 280. B Entleerung der
Sporen. Vergr. 28Ü. G einzelne "Schwärmspore mit rothem
Augenpunkt ap und gelbem Chromatophor dir. Vergr. ca. 2000.
Xach PrixCtSheim.
Fig. 258. Cladostephus
verticillatus. Theilweise
entleertes Gametau-
gium. Vergr. 500.
Nach Princisheim.
fähige Zone besitzt, die nach einander neue
Thallusbliitter erzeugt. Das alte wird dann
jedesmal emporgehoben und stirbt allmählich
ab, das neue si)altet sich aber in mehrere zu-
gespitzte Laiipen. Die Laminarien erreichen
riesige Dimensionen, so wird der Zuckertang
L. sacclifirina Xordsee) mit imgetheiltem eben-
falls sich jährlich erneuendem Thallusblatt bis
3 m lang und der Stiel über 1 cm dick.
Die grüssten Dimensionen unter den Phaeo-
phyceen erreichen gewisse antarktische La-
minariaceen, vor Allem die Macrocystis pyrifrra
(Fig. 256j ; der Achsentheil derselben erhebt
sich an den Küsten vom Meeresboden bis zur
Oberfläche und erreicht flottirend eine Länge
von 200 — 300 m : er ist. abgesehen von einem
nackten unteren Tlieile. dicht mit grossen langen
herabhängenden . an der Basis mit je einer
grossen liiftfiilirenden Schwimmblase versehenen
Thalluslappeii besetzt. Selir bemerkenswert!!
sind ferner die antarktischen Lessoma-Arten,
welche eine schenkeldicke verzweigte Haupt-
achse mit überhängenden langen Tliallusblättern
an den Zweigen entwickeln und mehrere Meter
Hölie erreichen, also Algen mit baumartigem
Habitus vorstellen.
Die Fucaeeen sind ebenfalls stattliche
Meeresalgen, bleiben aber hinter den Lami-
narien an Grösse zurück. Am bekanntesten
sind von nordeuropäischen Formen die Fuois-
Arten, Fmus vesiculosus, der Blasentang, mit
rundliclien Inftfiihrenden Blasen in !dt'm scliwan
Fig. 259. Ectocarpus silicuiosus. 1 Weib-
licher Gamet von vielen männlichen Ga-
meten umgeben, von der Seite gesehen.
2— .5 Verschmelzung der Gameten. '/Keim-
ling nach 24 Stunden. "— .'> Vereinigung
der Zellkerne bei der Co]>nlation , nach
üxirtem und gefärbtem Material. 1—5
nach Beiithold, IJ — i) nach Olt.maxx.s.
r/.braunen 'bandförmigen, sicli gabiig ver-
zweigenden 1 liallus Fig. 260, und F. pluhjrdrpiis olmc Blasen. IJeiile sitzen mit Haft-
280
Schenck :
^'
rrn
/
\ /(.
'/
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1 iQ'
a 0 o
Fig. 261. Fucus platycarpus. Monöcisches
Fig. 2r)0. Fucus vesiculosus, Blasentang. Conccptaculum mit Oogonicn verschiedenen
/; Blasen, f Conceptakelstände. Auf Vn Alters o und Antheridienbüschcln a. Para-
vcrklcinert. physen j). Vergr. ca. 25. Nach Thuket.
IT
F
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■^x
G
^c^M-,
B
\...:..::M^
i:-M
I ■ • V. ■,':
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/ A;~V^';."'"<;;'^.H''''''"i.S c
St
\ %
l-'ig, 2()2. .1 - /•' Fucus ]ilatycar]ius. .1 der entleerte Inhalt des Oogoniinns, B des An-
theridiums, von der inneren Membranscliirht iniigelicn. (' ein .\ntheridium. /> Schnitt
durch ein Uogonium. K entleerte Eier und der Ivest der Oogoniundiülle. _ F ein Ei mit
anhaltenden Sperniatozdiden. (i und // l''ucus vesiculosus. (i Sjierniatozoiden. 7/ ein Ei
jiiit .Speriiiato/.oiden. ' und ö Vergr. Ö4Ü, die übrigen Vcrgr. 240.
Cryptogamen. 281
Scheiben au dem Substrat fest . wacliseu g-eselliy- iu der Braudiiuii'szoue ; ilir Tliallus
erreicht über 1 m Länge. Die höchste Gliederung- erlangt der Thallus bei den Braun-
algen, ja den Algen überhaupt, in der verwandten (lattung Sarf/ass>/»i durch eine scluirfe
Sonderung in verzweigte dünne cylindrische Achsen und in Seitenäste , die je nach
ihrer Function als laubblattartige, als hocliblattartige oder als fructiticirende Seitenäste
oder endlich als Schwimmblasen ausgebildet erscheinen. Bemerkenswerth sind gewisse
Sargassum-Arten dadurch, dass sie von den Küsten durch Meeresströmungen weggeführt
und 'an ruliigen Stellen des Oceans zu grossen tluthcnden Massen Sargassomeer) zu-
sammengetrieben werden.
Die Zellen der Phaeopliyceeu enthulten meist nur einen Zellkern und
mehrere oder viele tlaelie scheibenförmig-e gelbbraune Chromatoplioren, welche
ausser Chlorophyll einen braunen Farbstoff, das Phycophaeiu enthalten
und den Algen eine gelbbraune oder dunkelbraune Gesammtfärbung ver-
leihen. Als Assimilationsproduct sind zahlreiche halbflüssige sogen. Fucosan-
körner nachweisbar, welche wohl zu den Kohlehydraten gehören und nach
Haxsteen ("-■') ihren Bildungsheerd an den Chromatophoren liaben. liei
den höhereu Formen zeigt sich bereits eine ziemlich weitgehende anato-
mische DiÖerenzirung des Thallus. Die äusseren Zellschichten sind in der
Regel als Assimilationsgewebe ausgebildet, die inneren als Speicherzellen.
Bei gewissen Arten hnden sich axile Zellstränge mit siebröhrenähnlichen
Elementen und auch mit echten Siebröhren (^s).
Nach der Art der ungeschlechtlichen und geschlechtlichen Fortpflanzung-
zerfallen die Phaeophyceen in drei Ordnungen.
1. Ordnung. PJiaeosjyoreaeC^^).
Hierher gehört die Mehrzahl der Formen, u. a. auch die Laminarien. Sie vermehren
sich durch ungeschlechtliche Schwärmsporen, die in grosser An/.ald in einfächerigen
oder uuiloculären Sporangien erzeugt werden, einen rothen Augenpunkt, ein Chroma-
tophor und zwei seitlich inserirte Cilien aufweisen (Fig. 257).
Ausser den einfächerigen Sporangien werden von den Phaeosporeen auch viel-
fächerige oder multiloculäre Sporangien erzeugt Fig. 258). Jede Zelle derselben bildet
nur eine, selten melirere ausschlüpfende Schwärmsporen. Bei einigen Gattungen ist
Copulation dieser Schwärmsporen beobachtet worden. Wir haben dieselben demnacli
als Flanogameten und ihre Sporangien als Gametangien zu bezeichnen. Allerdings
ist die Sexualität verschieden stark ausgeprägt und unter Umständen keimen die (iameteii
auch ohne Copulation zu neuen Pflanzen, wie dies unter den Chlorophyceen auch fiii'
Ulothrix bemerkt wurde.
Als Beispiel für Copulation sei Ectocarpus siliculosits (Fig. 259) genannt, bei welclicm
bereits ein Unterschied in dem Verhalten der im übrigen gleichgestalteten Gameten zu
constatiren ist. derart dass männliche und weibliche, beide in besonderen dicicisch fxlei'
mouöcisch vertheilten Gametangien erzeugt, zu unterscheiden sind. Die weiblichen
Gameten setzen sich fest und zahlreiche männliche Gameten berühren dieselben mit
ihren Cilien (Fig. 259. 7). Schliesslich verschmilzt ein männlicher Gamet mit dem weib-
lichen zu einer Zygote (Fig. 259, .:^— .9), welche zuletzt nur einen Kern, aber zwei ('hroma-
tophoren enthält, sich festsetzt, mit einer Membran sich umgiebt und zu einer neuen
Pflanze heranwächst.
Bei anderen Phaeo])hyceen ist der Unterschied zwischen den zweierlei Gameten auch
in Form und Grösse ausgeprägt und besonders in der Familie der Cutlcriuccrn ist ein
entschiedener Uebergang von Isogaraie zu Oogamie festzustellen (2';.
2. Ordnung. FiicaceaeC^^).
Bei den Fucaceen fehlt die ungeschlechtliche Schwärmsjjorenbildung gänzlicli. da-
gegen ist die sexuelle Fortpflanzung als ^»nganiie scliarf ausgeprägt, l'.ci Fkciih vealeiihiüHs
und platijfurpu^ sitzen die Oogonien und Antlieridieu in besonderen krugförmigen Ver-
tiefungen, sogen. Conceptacula, die zu vielen in die letzten angeschwollenen Auszweigungen
des Thallus eingesenkt sind (Fig. 200/';. Bei F. platyfarpKs enthalten die Conceptakclii
Fig. 2G1) sowohl Oogonien als Anth(>i-idien, bei F. vesie/dosits dagegen herrscht Dioecie.
282 Schenck
Der Innenwand der Conceptacula entspringen zahlreiche uuverzweigte sterile Haare,
sogen. Saftfäden oder Paraphysen, die zum Theil als Büschel nach aussen vortreten
Fig. 261 2i ■ Zwischen denselben befinden sich die Oogonieu und Antheridien. Die
Letzteren sitzen als ovale Zellen in büscheliger Anordnung an besonderen reich ver-
zweigten kurzen Fäden (Fig. 2ßl a und 262 C]. Der Inhalt des Antheridiums zerfällt in
zalilreiche .Spermatozoiden. er wird als Ganzes, von der dünnen inneren Wandschicht
umgeben, entleert ,Fig. 262 B und entlässt dann die gestreckt eiförmigen, mit zwei ver-
schieden langen seitlichen Cilien und rothem Augenfleck versehenen Spermatozoiden
Fig. 262 G. Die Oogonien (Fig. 261 o, sind grosse rundliche, auf einzelligem Stiel
sitzende gelbbraune Gebilde, deren Zellhaut im Inneren acht grosse, aus der Oogonium-
mutterzelle durch Tlieilung entstandene Eizellen umschliesst. Dieselben treten, ebenfalls
von einer dünnen Hülle umgeben, aus der aufplatzenden Oogoniumwand heraus 'Fig. 262 J.),
die Hülle verquillt am oberen Theil. stülpt sich theilweise zurück und die nackten Eier
werden nun frei ins Wasser entleert Fig. 262 Ts' . Dort haften die Spermatozoiden in
grosser Menge an denselben an, versetzen sie durch ihre Cilien in rotirende Bewegung,
wobei die Befruchtung durch ein Spermatnzoid erfolgt (Fig. 262 F. II . Nach der Be-
fruclituug umgiebt sicli das Ei mit Membran, setzt sich fest und wächst unter Thcilung
zu einer neuen Pflanze heran.
Bei anderen Fucaceen werden in dem Oogonium nur 4. 2 oder schliesslich auch nur
1 befruchtungsfähiges Ei erzeugt, immer aber theilt sich der eine Kern der Oogonium-
anlage nach Oltmanxs in 8 Kerne, wovon dann in diesen Fällen nur 4, 2 oder 1 zu
Eikerncn ausgebildet, die übrigen als reducirte befruchtungsunfähige Eikerne bei Seite
geschoben werden.
3. Ordnung. Dictijotaceae.
Hierlier geliören nur wenige Formen, z. B. Dictyota dicliotoma Fig. 8 . Die un-
geschlcchtliclicn Sporen entstehen zu zwei oder vier in Sporangien. ähnlich wie bei den
Kothaigen, und sind bewegungslos, ohne Cilien. Die Geschlechtsorgane sind in Oogonien
und Antheridien differenzirt; die Oogonien enthalten nur je eine Eizelle, welche nach
aussen entleert wird, die vielzelligen Antheridien erzeugen aus jeder Zelle je ein
Spermatozoid, welches im Unterschied zu den übrigen Braunalgen nach Williams (-")
nur eine einzige lange Cilie besitzt. Indessen ist der Befruchtungsact bis jetzt noch
nicht beobachtet worden.
Nutzpflanzen der Phaeophyceen sind: die officinelle Laminaria digitata forma
Cloustoni (Pharm, germ.j, deren Thallusstiele getrocknet als Quellstifte in der Chirurgie
Verwendung finden. — Verschiedene Laminariaceen und Fucaceen liefern aus ihrer
Asche ;Varec, Kelp) Jod, früher wurde auch Soda aus ihnen gewonnen. Viele Lami-
narien sind reich an Mannit (z. B. Lam. saccharina), dienen zur Gewinnung desselben
und werden auch, besonders von Chinesen und Japanern, als Nahrung genossen.
Klasse X.
Rhodophyceae, Rothalgen (^^' ^*^).
Die Kotlialgeu, IMiodophyceen oder Florideen, l)ildeu ebenso wie die
Pjniunalgen eine selbstständige Grnppe höherer Algen, für deren ])hylogene-
tisehe Ableitung aus nieder stehenden Algen sicliere Anhaltspunkte noch
fehlen. Sie sind ebenfalls fast ausschliesslicli festsitzende Mceresalgen und
l)ewohnen vorzugsweise die unteren tiefsten Algenregionen an den Küsten
aller Oceane, besonders der gemässigten und tropischen Zonen. Nur wenige
Gattungen {Batraeliospcninini z. 1>.) wachsen im Süsswasser, am Boden
Üiessender Gewässer.
Der Thallus der Kothai genweist grosse Mann ich faltigkeit auf Die ein-
fachsten Formen stellen aus einfachen Zellreilu-n bestehende, zierlich ver-
zweiiite Fäden dar (z. !>. ('(lUiDKUiinioii). Bei anderen l);nion sich die
Ijüschclig \(;rz\veigten Thallusfäden aus mehreren Zellen im (Querschnitt auf.
Zahlreiche Formen besitzen einen vielzelligen, breiter oder sclimäler band-
Crj'ptogamen.
283
förmigen uud oft reich verzweigten Thallus (z. B. Cho)idnis crispns Fig. 263,
Gigarfina mammillosa Fig. 264). Sodann giebt es Arten, die in Form von
Zellfläelien dem Boden oder einer anderen Unterlage aufsitzen. Alle Flori-
deen sitzen an der Basis mittels Haftfäden oder Haftscheiben fest. Eine
der complicirter gegliederten Formen ist z. B. die Delcsseria [Hydrolapathum]
saiiguinea (Fig. 9) des atlantischen Oceans. Der blattartige zunächst einer
Basalscheibe entspringende Thallus ist hier mit Mittel- und Seitenrippen
versehen. Im Herbst fallen die Spreiten ab, die Hauptrippen bleiben als
Achsen stehen, um im nächsten Frühjahr neue Thallusblätter zu treiben.
Fisr. 263. Chondrus crispus. s ovale
Fruchtkörper im Thallus. V-' nat. Gr. —
Officinell.
Fig. 264. Gigartina mammillosa. s warzenförmige
Fruchtkörper. 3/4 nat. Gr. — Officinell.
I l/|t"§'>r^ ^"^^.fi«^^ ^^^ Familie der Corallmaceen, deren
'J^iä^ffihW .»-^''"'^x Jr.t% Gattungen theils einen zierlich gegliederten,
verzweigten, theils einen krustenfiirmigen
oder korallenartigen Thallus aufweisen,
zeichnet sich dadurch aus, dass in und
um die Membranen kohlensaurer Kalk
massenhaft abgelagert wird, so dass diese
Algen etwa den Eindruck von Korallen
machen. Die KalkHorideen vegetiren haupt-
sächlich an Küsten mit starker Brandung,
ganz besonders in den Tropen.
Die Rothalgen sind meist rotli oder
violett, nuch purpurschwarz oder braun-
roth gefärbt. Ihre Chromatophoren, welche
als flache, scheibenförmige, ovale oder gebuchtete Gebilde in grösserer Zahl
und dichter Lagerung in den Zellen auftreten, enthalten einen rothen Farb-
stoä", das Phycoerythrin, durch den der ebenfalls vorhandene Cldoro-
phyllfarbst(»tf verdeckt wird. Echte Stärke wird nicht als Assimilations-
product erzeugt, sondern eine stärkeähnliche Substanz, die Floridecnstärke, in
Form von rundlichen, oft geschichteten, mit Jod sich röthlich färbenden Körn-
chen. Auch Oeltröpfchcn kommen vor. Die Zellen sind einkernig oder
auch mehrkernig.
Die Fortpflanzung geschieht bei den Florideen einerseits ungeschlechtlich
Fig. 265. Callithamnion corymbosum.
Tetrasporenbildung, ^i geschlossenes,
B entleertes Sporangium mit den vier
ausgetretenen Tetrasporen.
(Nach Thuret.)
284
Sclienck :
durcli Sporen, andererseits geschlechtlich durch Befruchtung weiblicher
Organe durch männliche Zellen.
Die ungeschlechtlichen Sporen sind nackte runde unbewegliche Zellen ohne Cilien.
welclie zu vier durcli 'riieiluiig in einem Sitorangiura entstehen. Die Sporangien sitzen
als rundliche Körper au den Thallusl'ädeu oder sind dem Thallus eingesenkt, sie ent-
lassen die vier nackten Sporen aus einem Querriss ihrer Wandung. In Folge der Ent-
.'^tehung zu vieren nennt man die Florideensporen Tetrasporen Fig. 26ö . Sie ver-
treten die Rolle der Sclnvärms])oren der übrigen Algen und ünden sich in ähnlicher Weise
nur bei den Dictyotaceen unter den Braunalgen wieder.
Die Ausbildung der Sexualorgane, besonders der weibliclien, ist eine sehr eigen-
artige und von dem Verhalten der übrigen Algen sehr abweichende. Sie sei an dem
Beispiel von Batracl/ospcrmxm momliformc, einer einheimischen Süsswasserfloridee, er-
läutert. Diese Alge besitzt einen in Gallerte gehüllten, bräunlichen, aus wirtelig ver-
zweigten Fäden bestehenden Thallus. Die Sexualorgane treten im Herbst auf und bilden
Glomeruli oder kugelige, aus radial gehäuften kurzen Zweigen gebildete Köpfchen in
den Zweigquirlen.
Fig. 26ß
Batrachospermum moniliforme. A einzelne durch Druck isolirte Wirtelzweige
mit Antheridien. Bei .s* ein Spormatium, bei .s ein solches im Augenblick der Entleerung,
bei r ein leeres Anthoriilium. B ein isolirter Wirtelzweig mit einem noch unbefruchteten
(Jarpogonium. Bei r- Basaltheil, bei t Trichogyn desselben. C ein Wirtelzweig mit
befruchtetem Carpogonium, s ein entleertes mit dem Trichogyn copulirtes Spermatium,
beginnende Sprossung aus dem Basaltheile des Carpogons bei
e.
Vergr. 540.
Die Antheridien, auch Spermataugien genannt (Fig. 266 J.), schliessen meist in Zwei-
zahl die Enden der Wirtelzweige im Glomerulus ab. Jedes Antheridium besteht aus
einer einzelnen zartwandigen Zelle, deren gesammtes Plasma bei dvn iJdthalgen meist
in die Bildung nur eines einzigen Spermatiums aufgeht. Die Spermatien werden aus
der zurückbleibenden Zellhaut .1 ?•. .s- entleert, sind nnidlieh. einkernig, anfangs mem-
branlos, si)äter jedocli mit dünner Membran undvieidet, können sich nielit selbststiindig
bewegen, wie die mit Cilien versehenen Spermatozoideu der übrigen Algen, und ver-
danken diesem Unterschied ihre besondere Bezeichnung. Die weiblichen Organe, hier
('ar])Ogonicn genannt, sitzen ebenfalls an den Zweigenden zwischen den Antheridien
tragenden Aesten. Das Cari)ogon (Fig. 266 B) besteht aus einer lang gestreckten, im
unteren 'Hieil (c) flaschenförmig angescliwolleneu, im oberen 'J'lieil 7 fadenförmig ge-
stalteten Zelle. Der Basaltlujil enthält das Ei mit grossem Zellkern und Chroniatoijlioren,
der fadenförmige 'J'heil wird als Trichogyn bezeichnet und fungirt als Empfängniss-
organ für die Spermatien. die zu einem oder mehreren mit dessen Spitze copuliren IG],
imleni iJir Inhalt durch eine entstehende OeÜnung in den Zellinhalt des Car))ogons unter
Zurüeklassung der entleerten Membran übertritt. Der Zellkern eines Spermatiums be-
Ciyptogamen.
285
fruchtet die Eizelle. Die alsdann vom Tricliogyu sich abgrenzende Eizelle wird nun nicht
direct zu einer Oospore, in Folge der Befruchtung wachsen vielmehr aus den Seitenflächen
des Bauehtlieils des Carpogons sich weiter verzweigende Pchläuehe hervor, die sporogenen
Fäden. Zugleich sprossen aus den Tragzellcn des befruchteten Carpogous Hüllzweige her-
Fig. 267. Dudresnaya coccinea. A Carpogonast, Carpogon c mit Trichogyn f. 7? Nach
iler Befruchtung, Carpogon zum sporogenen Faden sf ausgewachsen. C Verbindung dieses
Fadens mit der ersten Auxiliarzelle «,. D Verzweigung des sporogenen Fadens und Ver-
bindung mit 6 Auxiliarzellen U] — «r,. Die Zellen a:^- a^ sind Aestcn eingefügt, die von
der Achse ha entsjiringen. Schema. E Eeifer Carposporeninäuel, aus einem Ast hervor-
Vcrgr. A—C ca. öOO, D 250, i;300. {A—D nach Ultmanns, E nach Borxet.
vor, die sicli um die letzteren lagern und mit diesen eine sogen. HülltVucht, Cystocar]».
bilden. Die sich reich verzweigenden sporogenen Fäden erzeugen aus ihren anschwellen-
den Endzellen die kugelrunden, einen Kern und ein Chromatophor führenden Sporen,
die man Iner als Car])Osporen bezeichnet. Sie werden aus den zurückbleibenden
Hüllen der Endzellen entleert. Aus den Carposporen entwickelt sich bei Butracko-
286 Schenck:
spermian zunächst ein au8 ZellfUden bestelieuder Vorkeim, der aus seinen Endzellen
ungeschlechtliche einzellige Sporen erzeugt. Dieselben dienen der Vermehrung des
Vorkeims. Schliesslich wachsen einzelne Zweige des Vorkeims zu den geschlechtlich
dirt'erenzirten Thallusfäden heran. Die Si)orenbildung am A^orkeira entspricht der Tetra-
sporenbildung der übi'igen Floridceu.
Bei anderen Florideengattungeu verläuft die Bildung der Cystocarpien und Carpo-
sporen in noch coraplicirterer Weise wie bei den Batrachosiiermen. überall aber lassen
sich die Carposporen nach Or/rrviAxxs in ihrer Entstellung als Abköuiinlinge der be-
tVuchteten Eizelle nachweisen. Wir Juiben somit bei den Florideen zwei Generationen
zu untersclieiden. einmal die geschlechtliche riametophyt;, welche Eizellen und Sper-
matieu bildet, und dann die aus der befruchteten Eizelle hervorgehende, mit der Mutter-
pflanze in Verbindung bleibende ungeschlechtliche, Carposporen erzeugende Generation
Sjjorophyt , also eine Art von Generationswechsel, vergleichbar demjenigen der Moose
und Farne. Die Tetrasjjorenbildung stellt eine ungeschlechtliche Form der Vermehrung
der geschlechtlichen Generation vor und geht der Bildung der Sexualorgane voraus.
Als Beispiel für complieirtere Ausbildung der aus der befruchteten Eizelle hervor-
gehenden sporenbildenden (iencration sei die au den wärmereu europäischen Küsten
verbreitete Dudresnaya coccinea^ mit cylindrischem, reich verzweigtem Thallus, gewählt
(Fig. 2f)7;. Die Carpogonäste bestehen aus ca. 7 Zellen; die eudständige Carpogonzelle
trägt ein sehr langes Trichogyn. Nach der Befruchtung treibt die Carpogonzelle einen
Zellfadeu nach unten, der sich weiterhin verlängert und verzweigt und successive mit
bestimmten, dichten Inhalt führenden vegetativen Zellen, den Auxiliarzellen, durch
Fusion in Verbindung tritt. Die ersten Auxiliarzellen liegen in dem Garpogonast. die
folgenden in anderen Seitenästen. Alle Kerne des sporogenen Fadens sind durch
Theilung des befruchteten Eikerns hervorgegangen. Die Fusionen mit den Auxiliar-
zellen führen niclit zu Kernverschmelzungen, sondern dienen nur der Ernährung der
sporogenen Fäden. Aus der Carpogonzelle kann noch ein zweiter und dritter sporo-
gener Faden in gleicher Weise entspringen. Aus den blasenförmig angeschwollenen
Zellen der sporogenen Fäden, welche mit den Auxiliarzellen fusionirten. sprossen nun
je 2 Ausstülpungen hervor, welche sich weiter theilen zu den rundlichen Sporenhaufen.
aus denen die Carposporen schliesslich entlassen werden (Fig. 267 E).
Besonderes Interesse verdient eine kleine Nordseefloridee, Harveyella mirahilit; f3i\
welche auf einer anderen Rothalge, der Rhodomela subfusca. als echter Schmarotzer in
Form von kleinen weisslichen Polstern auftritt. In Folge der parasitischen Lebensweise
ist die Chromatophorenbildung ganz unterdrückt, so dass diese Floridee sich wie ein
echter Pilz verhält.
Officinell sind Gifjartina mavimillosa (Fig. 264) mit zäpfchenförmigen, 2—5 mm
langen Cystocarpien auf dem Thallus und Ghondrus crispus (Fig. 263) mit ovalen, dem
Thallus eingesenkten, ca. 2 mm langen Cystocarpien auf der Thallnsfläche und älinlichen
Tetrasporenlagern an den 'J'hallusendsegmenten. Beide leben in der Nordsee als ])ur]nir-
rothe oder jturpurbraune festsitzende Algen: getrocknet sind sie von hellgelblicher
Farbe und liefern das officinelle Carragecn oder irländische Moos Pharm, germ., austr.. lieh-,
das zu Callertbereitung verwandt wird. — Verschiedene Florideen liefern das ebenfalls
zur Calicrtbercitniig Ijenutzte Agar-Agar; so Qraeilarta Ucliennidoi das Agar von
Ceylon aucli Fucus amylaceus genannt); Eucheuma spmostcm, Agar vcm .Ia\ a und
Madagaskar.
Klasse XI.
Characeae, Armleuchtergewächse (^^).
Die Chunicccii bilden eine is(jliit stellende (Jruppe von grünen Tliallu-
phyten mit coniplicirtc^ii Sexuahtr^ancn. Sie vej^etircn in Form von oft über
fussholien subnierseu Wiesen in Teichen und liächen. Sie sind ausgezeichnet
durch ihren regelmässigen Aufbau; die eylindrischeu Hauptachsen des
Tballus sind gegliedert, bestehen aus langen Internodien und kurzen Knoten,
an denen kürzere begrenzte, aus wenigen (Gliedern bestehende, ebenfalls
Crj'ptogamen.
287
cylindrische Seitenäste in Quirlen entspringen (Fig. 268). Diese Seiten-
a'chsen sind entweder einfach oder tragen au ihren Knoten kurze Aus-
strahhmgen zweiter Ordnung. In der Achsel eines Seitenastes'" in jedem
Quirl entspringt eine der Hauptachse ähnliche Seitenachse. So kommt ein
armleuchterartiger Habitus zu Stande. Am Grunde sind die Achsen mittels
farbloser Aerzweigter Ehizoidfäden im Substrat befestigt. Letztere entspringen
aus den Knoten.
^M:-']
m^.-
Fig. 268. Chara fragi-
lis. Ende eines Haupt-
sprosses. Nat. Gr.
Fig. 269. Chara fragilis. -L medianer Längsschnitt durch eine
Seitenachse r, a Antheridium und zwar na Basilarknotenzelle,
j) Stiel, m die Griffzellen, aus deren aufsitzenden Zellen die Sper-
matozoidenmutterzellfäden entspringen, ob Eiknospe und zwar
po Stielzelle, ?io die Knotenzelle, v die Wendungszelle, c das
Krönchen. Vergr. 60. B ganze Seitenachse. Vergr. 6. ^ j
Sowohl die Haupt- als die Seitenachsen wachsen an ihren Spitzen mittels
je einer Scheitelzelle heran, die sich durch Querwände successive in Seg-
mente theilt, jedes Segment theilt sich nochmals durch eine Querwand und
es entwickelt sich mm aus der unteren Zelle die langgestreckte, ungetheilt
bleibende Internodienzelle; aus der oberen Zelle entwickeln sich dagegen
unter weiterer Theilung die Knotenscheibe, ferner die Seitenachscn und an
der unteren Partie der Hauptachsen auch die lihizoiden. Während bei der
Gattung Xifdla die lange Zelle eines jeden Internodiums nach aussen hin
frei bleibt, wird sie bei der Gattung Chara dagegen mit einer einsehiclitigen
Rindenlage aus längs verlaufenden Zellreihen, die aus den Ikisilarzclleu der
Seitenachsen an den Knoten liervorwachsen, dicht umscldossen.
Die Internodialzellen der Characeen enthalten zahlreiche durch Frag-
mentation sich vermehrende Kerne in dem wandständigen, lebhafte Strömung
aufweisenden Plasma und zahlreiche grüne Chromatophoren.
288 Schenck:
UDgeschleehtliclie Fortpflanzuug- durch schwärmende oder andere Sporen
fehlt bei den Characeen vollständig. Die sexuelle Fortptianzimg' dagegen
besteht in Eibefruchtung. Die weiblichen Organe, hier als Eiknospen be-
zeichnet, sind eiförmig und ebenso wie die kugeligen rothgefärbten An-
theridien an den Knoten der vSeitenachsen inserirt und mit blossem Auge
sichtbar. Meist sind die Pflanzen mouücisch, einige Arten auch diöcisch.
Die Eiknospen Fig. 269 o h] enthalten eine grosse mit Oeltropfen und Stärkekörnern
vollgepfropfte Eizelle, welclie Aon spiralig gewundenen Ilüllscliläuclien dicht umschlossen
wird. Dieselben endigen in dem Krönchen c, zwischen dessen Spalten die Spermatozoiden
eindringen. Die Autlieridien (Fig. 269 a) besitzen eine aus 8 tlachen, innen durch vor-
si)ringende Wände gefächerten Schildern bestehende Wandung und erzeugen die zahl-
reichen korkzieherartig gewundenen, mit 2 Cilien versehenen Si)ermatozoiden (Fig. 97 J.;,
die in ihrer Form von allen übrigen Algen abweichen und sich denen der Brj'ophj^ten
nähern, aus den Zellen langer quergefächerter, im Innern entspringender Zellfäden.
Xach der Befruchtung umgiebt sieh die Eizelle mit einer dicken farblosen Haut
und aucli die Innenwände der Schläuche verdicken sich, werden braun und mit einer
Schicht von amorphem kohlensaurem Kalk bedeckt, während die äusseren weichen Zellwände
der Scliläuche bald nach dem Abfallen der Frucht vergehen.
In seltenen Fällen, so bei Chara crinita, kommt es vor, dass die Eizellen partheno-
genetisch, ohne Befruchtung, zu Sporen sich weiter entwickeln. In unserer Flora treten
nur weibliche Exemplare dieser Art auf
Bei der Keimung der Eisporen entsteht zunächst ein einfach gestalteter, faden-
förmiger mehrgliederiger Vorkeim, an dessen erstem Knoten Ehizoide entspringen, wäh-
rend am zweiten einige einfache Seitenachsen stehen sowie eine oder mehrere Haupt-
achsen, aus deren weiterer Verzweigung die fertige Pflanze heranwächst.
Einige Characeenarten zeiclinen sich durch die Bildung besonderer, mit Stärke dicht
erfüllter Knöllchen an der unteren Partie der Achsen aus. Dieselben dienen als Ueber-
winterungsorgane und gehen entweder aus Knoten mit verkürzten Ast(piirlen hervor so
bei Tulijpdlupitis stdlicjcra , wo sie sternförmige Gestalt haben) oder entsprechen moditi-
cirten Rhizoiden (z. B. bei Chara aspera, wo sie kugelige weisse Grebilde vorstellen'.
Klasse XII.
Hyphomycetes, Fadenpilze P' ^*'
Die Fadenpilze, lly})homycetes oder Eumycetes, welche früher mit den
Sclilcimpilzen und Spaltpilzen als Fungi Ijezeichnet wurden, aber von diesen
beiden Khissen scharf zu scheiden sind, dürften phylogenetisch von Algen
als saprophytisch oder parasitisch lebende Formen abzuleiten sein. Aus
ihrer Lebensweise erklärt sich der vollständige Verlust des Chlorophylls und
der flironiatophoren. Ihre Zellen besitzen eine meist dünne chitinhaltige
Membran und im farblosen Plasma zahlreiche winzige Zellkerne (Fig. 62);
sie führen häulig Fetttröpfchen, nie echte Stärke, an deren Stelle viel-
mehr Glukogen oft in sehr beträchtlicher Menge. Unter den Hyphomy-
ceten zeigt die (iruj)j)e der Wasser- oder Algenpilze, J^lnicoiHiiccIcii, noch
die meisten Ijcziehungen zu gewissen Chlorophyceen, besonders den Sipho-
neen, indem der vegetative Thallus bei ihnen aus einer einzigen einfach
gestalteten oder fadenförmigen rcichverzweigten vielkernigen Zelle besteht.
Bei den übrigem Fadenpilzen dageg(m, den Ascoiz/f/cr/cu und r>(/sft//oi)///ceten,
ist der Thallus zwar auch aus vielfach verzweigten Fäden zusammengesetzt,
dieselben bestehen ;il)er aus eintacdien Zellreihen. Die Pilzfäden bezeichnet
in;ui als llyplieii und unterscheidet demnach ungegliederte und gegliederte
Jly|ilieii. Die Uesammtheit des fädigen vegetativen Thallus heisst Myce-
liuni. Die Mycelhvjthen sind in der Pegel unter sich frei oder nur
lose verfilzt, sie durchziehen nach allen Pichtungen hin das Substrat und
Crj'ptogamen. 289
saugen aus clemselbeu ihre g-esammte Nahrung auf. Bei manchen Pilzen
mit gegliedertem Myeel können aber die Hyphen Gewebekürper durch reiche
Verzweigung bilden. Wenn die Fäden dabei dicht zusammenlagern und
sich in kurze Zellen theilen, so entsteht auf diese Weise ein Seh ein -
parenchym, Pseudoparenchym. Solches dichtes Hyphengewebe wird
bei gewissen Arten erzeugt, wenn dieselben aus ihren Mycelien vegetative
Piuhezustände, sogen. Sclerotien bilden, knollige oder strangartige feste
pseudoparenchymatische Körper, die unter bestimmten Bedingungen wieder
auskeimen (Fig. 106). Ferner bestehen die Fruchtkörper aus lockerem oder
dichterem Hyphengewebe (Fig. 105).
Ungeschlechtliche und geschlechtliche Fortpflanzung treten uns bei den
Fadenpilzen in so mannichfaltigen Formen entgegen, wie sie bei. den
anderen Thallophytenklasseu nirgends wiederkehren. Die folgende Ueber-
sicht über diese verschiedenartigen Fructiticationen ergiebt zugleich die
Charakterisirung der 3 Hauptgruppen.
1. Beiden P//i/coni//ceten oder Algenpilzen, bei denen allein das vegetative
Mycelium bis zur Bildung der Reproductionsorgane einzellig ist, sind
Sexualorgane vorhanden, entweder dift'ereuzirt in Oogonien und Antheri-
dien, also Oosporen liefernd, oder die beiden copnlirenden Sexualzellen,
Gameten, von gleicher Beschaffenheit und Zygosporen liefernd. Jedoch ist
bei manchen Arten ein Zurücktreten der Sexualität erwiesen, die Bildung
der männlichen Organe oder auch die Copulation unterbleibt und die Sporen
entstehen parthenogenetisch.
Von ungeschlechtlichen Sporen sind drei verschiedene Formen zu unter-
scheiden. Bei den meisten Phycomyceten werden Sporangien erzeugt in
der Regel aus den Endzellen bestimmter Myceläste oder Sporangienträger,
Das gesammte Protoplasma des Sporangiums zerklüftet sich in zahlreiche
Sporen, Endosporeu, welche bei den wasserbewohnenden Gattungen als
cilientragende Schwärmsporen aus den Sporangien entlassen werden, bei den
terrestrischen dagegen mit Membran umkleidet, der Verbreitung in der Luft
angepasst sind.
Neben den Sporangien, oder auch ausschliesslich, tritt bei gewissen Gat-
tungen die Bildung von Conidien oder Exosporen ein, welche durch Her-
vorsprossung und Abschnürung vun Sporenzellen aus den Enden von
Mycelzweigen, die dann meist zu besonderen Conidienträgern ausgebildet
sind, entstehen. Die Conidien sind behäutete, vorzugsweise an die Verbrei-
tung in der Luft angepasste Sporen.
Die dritte nur vereinzelt bei Phycomyceten vorhandene Form von Sporen
sind die Chlamydosporen (bekleidete Sporen) oder Gemmen. Sie ent-
stehen in einfachster Weise, meist in Reihen, direct aus den Hyphen durch
Quertheilung und Loslösung der so gebildeten Zellen.
2. Die grosse Gruppe der Schlauchpilze oder Asconuicetcn im weiteren
Sinne weist in ihren typischen Formen als Sexualorgane Oogonien (hier
Carpogone genannt) und Antheridien auf. Die befruchtete Carpogonzelle
wird aber nicht zu einer ruhenden Oospore, sondern entwickelt sich im
Zusammenhang mit der ^Mutterpflanze weiter, sprosst Fäden aus, deren
Enden schliesslich zur Bildung von eigenartigen Sporangien, den Sporen-
schläuchen oder Asci übergehen. Wie bei den Florideen entsteht also aus
der befruchteten Eizelle eine iiiii:(schlechtlichc Generation.
Der für diese ganze Gruppe sehr charakteristische Ascus (Fig. 276) ist
ein meist langgestrecktes Sporangium, in welchem die Sporen durch freie
Zellbildung gewöhnlich in ganz bestimmter Zahl, vorherrschend zu 8,
gebildet werden. Im Gegensatz zu den Sporangien der Phycomyceten
S tra st urger, Lehrbuch der Botanik. 5. Aufl. 19
290 Schenck:
wird hier nicht das gesammte Plasma zur Bildung der Ascosporeu ver-
braucht.
Die aus den Carpogonen entstehenden Asci sind bei den meisten Grup-
pen der Ascomyceten zu besonderen Fruchtkürpern vereinigt, an deren
Zusammensetzung sieh auch vegetative Hyphen des Myceliums betheiligen.
Aber nicht bei allen Ascomycetengruppen sind bis jetzt solche Sexual-
organe nachgewiesen und bei gewissen Ordnungen fehlen sie, vielleicht durch
ßeduction, vollständig, so dass die Asci direct aus dem Mycelium hervorgehen.
Bei vielen Ascomyceten werden auch Conidien, selten dagegen Chla-
mydosporen als ungeschlechtliche Sporen erzeugt, bevor es zur Bildung von
Sexualorganen oder von Asci kommt.
3. Die dritte grosse Gruppe, die Basidiomyceten im weiteren Sinne,
ermangelt der Sexualorgane vollständig. Hier scheinen sie aus dem Ent-
wicklungsgang vollständig ausgeschaltet zu sein. Die ungeschlechtliche
Vermehrung vollzieht sich nicht durch Asci, sondern nur durch Conidien und
vielfach auch durch Chlamydosporen, welche letztere bei den Ordnuügen
der Brand- und Rostpilze besonders typisch auftreten. Die Basidiomyceten
sind ausgezeichnet durch eine besondere Form der Conidienbildung, auf
sogenannten Basidieu, das sind ein- oder vierzellige Conidienträger von
bestimmter Form, an denen die Basidiosporen in bestimmter Zahl, gewöhnlich
zu 4, hervorsprossen (Fig. 288). Die Basidien sind ferner auch dadurch
von den übrigen Conidienträgern unterschieden, dass in ihre Anlage 2 Zell-
kerne eintreten, welche mit einander copuliren, worauf erst die Kerntheilung
für die Basidiosporen erfolgt. Neben diesen Basidien können aber auch
noch andere Formen von Conidienträgern in den Entwicklungsgang sich
einschieben. Bei den complicirteren Basidiomyceten sind die Basidien an
oder in besonderen Fruchtkörpern, deren Anlage sich nicht auf Sexual-
organe zuzUckfiihren lässt, angeordnet.
Die Systematik der Faclenpilze ist noch iiit-lit zu ciuem sicheren Abscliluss gediehen.
Wahrspheinlicli ist die Klasse keine einhcitliclie. und niuss in mehrere selbstiindige
Klassen zerlegt werden, wenn es gelingt, für die Ableitung der Gruppen von bestimmten
Algenordnungeu sichere Anhaltspunkte zu gewinnen. Die Phycomyceten weisen auf
Grünalgen als Ausgangsformen liin, die Ascomyceten zeigen gewisse Beziehungen zu
den liotlialgen, führend für die Basidiomyceten der Anschluss direct an Algen oder an
die anderen Fadenpilze unsicher ist.
O. BjtEFELi), dessen Untersuchungen wir die Erweiterung unserer Kenntniss von
der Entwicklung so vieler Eadenpilze verdanken, fasst die ganze Klasse als einheitliche
auf und leitet die Ascomyceten, deren sexuelle Fortptlunzung er nicht anerkennt, von
den sporangientragenden , die Basidiomyceten dagegen von den conidientragenden
Phycomyceten als höhere apogame Stufen ab. Diese Ableitungen sind aber durcli
neuere Arbeiten über die Sexualorgane dei' Ascomyceten und dni'cli ilen Nachweis
wesentlicher l'nfci-scliicclc zwischen Siiorangicn und Sporenscliliiiichi'ii in l'i'age gestellt.
1. Unterklasse. Phycomycetes, Algenpilze P').
Die durch ihr einzelliges ungegliedertes, an Siphonecn Vaucheria) er-
innerndes Mycel charakterisirten Algenpilze gliedern sich nach der Beschaffen-
heit der Sexualorgane in zwei Gruppen. Die OodiiiccIcii erzeugen Oogonien
und Antheridien, die Z/j(/oni//ccien dagegen gleichgestaltete Sexualzellen, die
sich hier aber vielleicht von urs])rünglich dittcrcnten Sexualorganen ableiten.
7. Ordnmif/. Ooniycetes.
Die hierher gehörigen (Jattungen leben theils sa])ro])liytisch auf faulenden
Pflanzen oder Thiereii, theils parasitisch in den Geweben höherer Pflanzen
oder ;iuch auf lusecten.
Cryptogamen.
291
Als wichtigste Vertreter seien die folgenden drei Familien erwähnt.
1. Nur bei der kleinen Familie der Munohlrpltarideen'i^i entlassen die Antheridien
freie, cilientrageude Spermatozoiden. während dagegen bei den übrigen Oomyceten der
vielkernige Autlieridiuminbalt sich nicht mehr in freie Spermatozoiden sondert, vielmehr
durch Ausstiil) Hingen des Antheridiums direct in die Eizellen eingeführt wird.
Die Monnblcpharis-XxtQ-ü finden sich an faulenden Pflanzenresten im Wasser, ver-
mehren sich ungeschlechtlich durch Schwärmsporen, die in grösserer Zahl in Spo-
rangien erzeugt werden. Die meist terminal stehenden Oogonien entlialten nur eine
Eizelle (Fig. 270 . die den Sporangien ähnlichen Antheridien entlassen eine Anzahl von
mit einer Cilie versehenen Spermatozoiden, welche zu den Oogonien gelangen und durch
die Oeffnung derselben zur Eizelle hineinkriechen, die dann zu einer stachelig be-
häuteten Oospore wird. Eine gewisse Aehnlichkeit mit der Algengattung Oedogonium
Fiff. 248 ist nicht zu verkennen.
2. Au die erste Familie schliessen sich die Sapi-olegniaceeni^"') an, die
meist sapropln'tisch
lebenden Fisclien
an
vegetiren
mit ihren reich
der Oberfläche
Sie besitzen
verzweigten Mycelien ebenfalls im Wasser
faulender Pflanzen. Insecten und selbst auf
als ungeschlechtliche Frucht-
form an ihren Mycelfädeu ter-
minale keulentVirmige Sporan-
gien,in denen zalilreiche mit zwei
Cilien begabte Schwärmsporen
erzeugt und nach aussen entleert
werden. Als Geschlechtsorgane
treten auch hier kugelige Oo-
gonien als Endzeilen vonMycel-
schläuchen auf, sie enthalten
gewöhnlich mehrere oder viele
Eizellen (bis 50), selten nur eine
einzige. Die Antheridien sind
ebenfalls schlauchförmig und
sprossen meist unter den Oogo-
nien hervor, legen sich an die-
selben an und treiben PJefrucli-
tungsschläuche in sie hinein bis
zu den Eizellen. Hierauf bilden
sich ilie Eizellen zu derbwan-
digen Oosporen um. Bei eini-
gen Formen dieser wie auch der
folgenden Familie kann sogar
die Bildung der Antlieridien ge-
legentlich oder auch stets ausbleiben, so dass also hier Parthenogenesis vorliegt.
3. Die Peronosporecn p sind parasitische Pilze, welche mit ilirem reicliverzweigten
einzelligen Mycel in den Geweben höherer Pflanzen schmarotzen und dieselben zum
Absterben bringen. Gewisse Arten bewirken in nassen Jahren epidemische Erkrankungen
^■on Gulturgewächsen und sind daher in holiem Maasse schädlich, so vor Allem die /'////-
toplitliora infrstaits, der Pilz der sogen. Kartofl'elkrankheit. Seine Mycelfäden leben
intercellular in den Blättern und Knollen der Kartotfelpflanze. sie senden kurze Saug-
schläuche oder Haustorien in die Zellen hinein und verursachen die Braunfärbung
und das Absterben des Laubes und der Knollen. Bis Jetzt sind Geschlechtsorgane bei
dieser Art noch nicht beobachtet, sondern nur die ungeschleclitliclien S^jorangien. welche
als ovale Gebilde zu mehreren auf langen verzweigten, vorzugsweise auf der Blattunter-
seite aus den Spaltöffnungen herauswachsenden Sporangieuträgern gebildet werden
Fig. 271). Die Letzteren erscheinen dem lilossen Auge als weisser Schimmel. Die
Sporangien werden endständig angelegt und durcli eine Querwand abgegliedert, dann
wächst der Träger neben dem Sporangium vorbei, so dass dasselbe dann eine seitliche
Stellung erhält. Xoch vor der Theilung des Inhaltes lösen sich die Sporangien B, ab.
werden durch den Wind verbreitet und tragen so zur raschen Ausdehnung der Epidemie
bei. Die Kiitw ickhiiig der Schwärmsporen aus den Sporangien erfolgt nur in Wasser
19*
Fig. 270. Monoblepharis sphaerica. Ende eines Fadens
mit einem Oogonium o und dem darunterliegenden An-
theridium a , in 1 vor der Bildung der Eizelle und der
Spermatozoiden , in 2 die letzteren .s' austretend und
nach der ofi"enen Mündung des Oogoniums hinkrieehend,
in :j reife Oospore osp, das Antheridium entleert. Vergr.
800. ;Nach CoRXU.) Aus \. Tavel, Pilze.
292
Schenck:
und ist somit nur bei nassem Wetter möglich. Der Sporeninhalt theilt sich in mehrere,
mit zwei Cilien A-ersehene. ausschlüpfende Schwärmsporeu [C, D, die zu einem neuen in
das Blatt eindringenden Mycelfaden auskeimen. Die Sporangien können aucli direct
ohne Thcilung des Inhaltes und Bildung von Schwärmsporen zu Keimschläuchen aus-
wachsen. nehmen in diesem Falle den Werth einer einzigen vom Träger abgegliederten
Spore au und können dann auch als Conidien bezeichnet werden. Es lässt sich bei
dem Kartolteli>ilz. wie auch bei anderen Peronosporeen somit der Uebergang von Spo-
rangien zu Conidien verfolgen, eine Umliildung. die mit dem Uebergang von der aqua-
tischen zur terrestriselien Lebensweise hier zusammenhängt.
Piasmoparn mtieola, mit reich verästelten
Sporangienträgern. ist ein ebenfalls sehr
schädlicher Parasit, der Pilz des sogen, fal-
schen Mehlthaues der Blätter und Trauben
des Weinstockes. Eine sehr häufige Art ist
ferner Albugo Candida [= Cystopus candidusj
auf Cruciferen. besonders Capsella bursa pasto-
ris, weisse Auftreibungen der Stengel ver-
ursachend. Die Sporangien werden bei dieser
Art in langen Ketten an Mycelästen unter
der Epidermis der Nährpflanze erzeugt und ent-
, ,....,., leeren im Wasser zahlreiclie Scliwärmsnoren.
B
Fig. 271. ^1 Oberflächenansicht der
Blattepidermis von Solanum tuberosum
mit den aus den Sjniltntthungen hervor-
tretenden Sporangienträgern der Phyto-
phthora infestans. Vergr. 90. B ein
reifes Sporangiuiii. (J ein solches mit
getheilteni Iidudt. D eine Schwärm-
spore. B—D Vergr. 540.
Fig. 272. Befruchtung der Peronosporeen. iPerono-
spora parasitica. Junges vielkernigcs Oogoninm og
und Antheridium an. 2 Albugo Candida. Oogo-
ninm mit der centralen einkernigen Oosphäre und
dem Befruchtungsschlauch a des Antheridinm,
welcher den männlichen Kern einführt. 3 desgl.
Befruchtete Eizelle o umgeben von dem Peri-
plasma p. Vergr. ÜöG. (Nach Wager.)
l)ie So.\ ualu rga iir der Peronosporeen, wclclic au \'aurlicria Fig. 2.J2, erinnern,
entstehen meist im Innern der Xährpflanze, die Oogonien als kugelige Anschwellungen
von Hyphenenden. die Antheridien als sclilauchförmige Ausstiilp\ingen meist dicht unter
den Oogonien. Beide sind durch Querwände abgegrenzt und vielkernig Fig. 272 . Im
Verhalten der Kerne zeigen sich bei den einzelnen Arten interessante Verschiedenheiten.
Bei Peronospora parasitica, Albugo Candida, Pythium, difl'erenzirt sicli im Plasma des
Oogoninm eine einzige grosse centrale Eizelle oder Oos]diäre, welche einen Eikern in
der Mitte enthält. Avälirend die übrigen Kerne sämmtlich in das periidierische sogen.
Periplasma hineinwandern. Die Antheridien treiben nun einen Fortsatz in das Oogoninm,
Cryptogamen.
293
der sich au der Spitze iu die Eizelle öffnet und den männlichen Spermakern eintreteu
lässt (Fig-. 272 2]. Die Oosphäre grenzt sich sodann durch eine Membran ab (Fig. 272 3).
die Kerne verschmelzen uud das Periplasma wird zur Bildung der äusseren Sporen-
membran, des Episporium, verbraucht. Bei Peronospora parasitica ist die reife Oospore
einkernig, bei Albugo durch Kerntheilung- vielkeruig. Albugo Bliti und A. Portulacae
legen zwar ebenfalls eine centrale Oosphäre. von Periplasma umgeben, an, in dieselbe
treten aber zahlreiche Kerne ein und auch der Antheridiumschlaucli führt zahlreiche
Kerne ein, welche paarweise mit den weiblichen Kernen copuliren. Aus dieser zu-
sammengesetzten Eizelle geht dann eine vielkernige Oospore hervor. Eine vermittelnde
Stellung nimmt nun Albugo Tragopogonis ein, dessen Oosphäre zwar vielkernig
angelegt, aber schliesslich doch nur einen weiblichen Kern infolge Degenerirens
der übrigen enthält. Die überzähligen Kerne in den Oogouien und Antheridien können
als functionslos gewordene Gameteukerue phylogenetisch betrachtet werden, ähnlich
wie die überzähligen Eikerne bei gewissen Fucaceen (cf. p. 282;. Die Oosporen keimen
entweder direct zu einem Mycelium aus oder erzeugen zunächst Schwärmsporen.
Ordnung. Zygo)nycetes[^^' ^^).
Zu den Zygomyceten oder Mucorineen gehören eine Anzahl der gewöhn-
lichsten Schimmelpilze, die vorwiegend auf faulenden pflanzlichen und
thierisehen Stoffen saprophytisch vegetiren
und terrestrische Lebensweise führen. Die un-
geschlechtliche Vermehrung geschieht durch
unbewegliche, behäutete Sporen aus Sporan-
gien oder durch Conidien. Die sexuelle Fort-
pflanzung besteht in der Copulation zweier
gleich werthigerGametenzellen zu einer Zygo-
Fig. 273. Ehizopus nigricans = Mu-
cor stolonifer . Theil eines Myceliums
mit 8 Sporangien, das recht-s befind-
liche die Sporen entleerend mit stehen-
bleibender halbkugeliger Columella.
Vergr. 38.
Fig.274. iMucorMucedo. Sporangium im optischen
Längsschnitt, c Columella, m Membran, sp Sporen.
2 Mucor mucilagineus, Sporangium in der Sporen-
entleerung begriffen, die Membran vi zerÜiessend,
die Zwischensubstanz x stark aufquellend. 1 Vergr.
225. 2 Vergr. 300. (Nach Bkefkli)..
Aus V. Tavel, Pilze.
Eine der verbreitetsten Arten ist der Kopfschimmel. ^lucor mitcalo^ dessen zierlicli
verzweigtes Mycel weisse Schimmelrasen auf feuchtem Brod, Mist, Fruchtsäften bei Ab-
schluss von frischer Luft bildet, ferner auf gleichen Substraten der Ausläufer treibende
Mucor stolonifer {== Rhixopiis ni(jricans] mit bräunlichem Mycelieu. Bei den Mucor-Arten
entstehen die kugeligen Sporangien (Fig. 273; an den Enden von senkrecht sich er-
hebenden dicken Mycelschläuchen durch Abgrenzung mittels Querwand, welche sich als
sogen. Columella (Fig. 274 le) vorwölbt. Das Plasma des Sporangiums zerfällt durcli
fortgesetzte Zerklüftung in zahlreiche Sporen, die durch Zerfliessen der Sporangiumwaii-
duug unter Aufiiuclluiig einer zwischen ilinen liegenden Zwiscliensubstanz entleert werden.
294
Schenck :
Bei den auf Excrementeu häufig sich eutwickelndeu rZ/o/yo/^^s-Arten wird das Sporau.ü-ium
durch den stark turgescireudeu und an der Columelhi scldiesslich aufphitzouden Träger
weit abgeschleudert.
Unter gewissen Bedingungen wird die ungescldcchtliche Sporangienfructitication ali-
gelöst durch die sexuelle FortpHanzuug, die darin
besteht, dass an den Mycelschläuchen seitliche
keulenförmige Aeste hervorkommen, paarweise
mit den Enden auf einander stossen Fig. 275,
und dort die conjirgirenden Zellen oder Gameten
durcli je eine Querwand abgrenzen. Die letzteren
verschmelzen nun zu einer Z y g o s p o r e mit
a warzenbesetzter Membran. Die Zygosporen kei-
men nach längerer Euhe und es können dann
direct an den Keinischläuchen Sporangien ge»
bildet werden (Fig. 275 5). Sowohl die Gameten
als auch die Zj'gosporen (wenigstens bei der
Gattung Sporoäinia nach Gruber sind viel-
kernig. Das Verhalten der Kerne bei der Copu-
lation ist nicht bekannt.
Auch innerhalb der Gruppe der Zygomyceten
ist eine Eeduction der Sexualität zu verfolgen.
Bei gewissen Mucorineen werden zwar die Con-
Jugatiousschläuche paarweise angelegt, es rindet
aber keine Verschmelzung mehr statt, sondern
die Endzellen werden direct zu Sporen, die man
dann als A z y g o s p o r e n bezeichnet, und endlicli
bei anderen Formen werden die an ihren Enden
Azygosporen bildenden Schläuche einzeln am
Mycelium angelegt. Auch stellt sich bei vielen
Arten nur selten die Zygosporenbildung ein.
Bei Miicor Diucrdo unterliegt die (< rosse und
die Sporenzahl der Si:»oraugien auffallenden
Schwankungen. Bei der Gattung Thauntldiinii
nun hat sich ein Dimorphismus der Si)orangien
ausgebildet, ein grösseres vielsporiges steht am
Ende des Trägers und zahlreiche kleine wenig-
sitorige, sogen. Sporangiolen, an wirtelig ver-
zweigten Seitenästen des Trägers. Letztere kön-
nen sogar unter bestimmten Ernälirungsliedin-
gungen nur eine einzige Spore ausbilden und auf
diese Weise zu Conidien werden. Bei der tro-
pischen Gattung Choa)ie})hora ist der Dimorphis-
mus am weitesten gegangen, indem hier neben
auf anderen besonderen Trägern Conidien erzeugt werden,
es Zygomyceten /.. I!. f'/taefocladiiui/), bei denen ausschliesslich Conidien
itliclic Fructiticatioii auftreten. So haben wir also in derselben Filz-
griippe alle rebergüiige vom \ iels])origeii Sporangium bis zur einzelligen Conidie.
Fig. 275. Zygosporenbildung von Mucor
Mucedo. i die Conjugatiunsäste. .1:' Ab-
grenzung der conjugirenden Zellen a
von den Suspcnsoron h. -i weiteres Sta-
<liuni. die eonjugirten Zellen a sind als
solche noch zu erkennen, dieWarzen der
Membran beginnen ihre Bildung, /reife
Zygospore b zwischen den Suspensoren
a. ■') Keimung der Zygospore mit einem
Sporangium am Keimschlauch. 1 — 4
Vergr. 225, ü Vergr. ca. (10. NachBRE-
EELD.; Aus \-. Tavel, Pilze.
ileu grossen ,'~>])iir;uigicii
liinllich giebt
als Uli
reschlecl
2. Uiilcrlilasse. Ascoinycetcs, Schlauchpilze^'' "'^'').
Cliarakteristiscli für die Ascomyceten, deren Myccl geg-liedert ist, sind
die Si)()ren8elii;i iiclic oder Asci (Fig". 27(5). Der juiiii'C Ascus ist zu-
nächst zweiiceniij.,^, wird dann durch Fusion l)eider Kerne einkeruic,'. Dieser
Kern tlieilt sich successive in acht Kerne, um die sicli die aclit S})oren in
der in V'vj;. 95 dargestellten Weise durch freie ZcllIiiUlung abgrenzen. Die
mit Membran unigel)enen S]»oren liegen gewöhnlich in einer Ivängsreihe und
werden durch Vcr(|uellen des übrigen Tlasnuis aus dem aufgeplatzten
Scheitel des Schlauches entleert.
Cryptogamen.
295
Die meisten Ascomyceten bilden mehr oder weniger complicirte Frucht-
körper, Ascusfr lichte, in oder auf denen die Asci sich vorfinden. Als
erste Anlage dieser Fruchtkörper sind vielfach besondere Organe, Carpo-
gone nachgewiesen. Für bestimmte Gattungen (Sphaerotheca Fig. 277,
Tyronema Fig. 281) ist durch Harper die bereits von De P)Ary angenom-
mene Befruchtung dieser Carpogone durch Antheridien festgestellt, sodass
eine weitere Verbreitung dieser Vorgänge innerhalb der Gruppe wahrschein-
lich ist; möglich ist aber auch, dass in der That bei manchen Ascomy-
ceten die schwierig nachweisbaren Sexualorgane nicht mehr zur Ausbildung
gelangen.
Aus den Carpogonen gehen nun durch Aussprossen ascogene Fäden her-
vor, die schliesslich die Sporenschläuche als letzte Auszweigungen liefern.
An der Zusammensetzung der Früchte betheiligen sich auch sterile, die
Hülle liefernden Hyphen, welche unterhalb der
Carpogone entspringen. Beide Hyphenarten sind
immer scharf geschieden. In vieler Beziehung
erinnern also die Ascomyceten an die Florideen,
bei denen ebenfalls eine ungeschlechtliche, die
Carposporen liefernde Generation aus der be-
fruchteten Eizelle hervorgeht.
Nach der Beschaffenheit der Ascusfrüchte
imterscheiden wir die Ordnungen der Ascomy-
ceten.
Bei den Perisporiaceen sind die kleinen kuge-
ligen Früchte (Perithecien) allseitig von einer Hülle
umschlossen, die erst durch Verwesen oder Auf-
brechen die Ascussporen frei lässt.
Bei den Discomf/cefen treffen wir offene becher-,
keulen- oder hutförmige Fruchtkörper an, sogen.
Apothecien, an denen die SporenschUiuche parallel
neben einander in einer oberÜächlichen Schicht,
dem Hymenium, angeordnet sind.
Bei" den Pi/reno)n//ceteu sind die Perithecien
krugförmig und die Asci stehen im Grunde des
Hohlraums.
Bei den Tuheraceen sind die reifen unterirdi-
schen knollenförmigen Fruchtkörper geschlossen.
Diesen Ordnungen reihen wir die Exoasci an
ohne Fruchtkörpcrbildung aus den Mycelzcllen hervorgehen, ferner die sehr
einfachen Saccharomijcden oder Hefepilze. Beide Gruppen können als
reducirte Ascomyceten aufgefasst werden, andererseits werden sie auch viel-
fach mit einer Anzahl einfach gestalteter, von Brefeld als He})iiasci{^^)
zusaramcngefasster Gattungen, bei denen die Sporen in unbestimmter grosser
Zahl in den Schläuchen erzeugt werden, als einfachste Formen an den Be-
ginn der ganzen Klasse gestellt.
Erwähnt sei ferner die durch Th axter (42) genauer l)ekannt gewordene
interessiuite Ordnung der Lnbou/bei/iacce)/, winzige auf Insecten schmarotzende,
wenigzellige Pilze, deren Carpogone sehr an die gleichnamigen Organe der
Florideen erinnern und wie diese durch Spermatien befruchtet werden.
1, Oi'diiu)tfj. JPet'isporUiceae^''''''^'^).
r Orduiini;- >;eliöreii als Ascoiincci-cii mit "■psolilosseiicn AHcusfriicliten die
Fig. 276. Partie aus dem Hy-
menium von Morehella escu-
lenta. a Asci. p Paraphj^sen,
sJi subliymeniales Gewebe.
Yergr. 240.
bei denen die Asci frei
Zu
(ii('S{
zwei Faniilieu der Krijsephccii oder .Mehltluuipil/.e und der Pirisporkcii.
296
Schenck :
1. Die Erysifheen leben als schädliche Parasiten mit ilirem Mycel auf der Ober-
fläche, besonders auf den Blättern, höherer Pflanzen, überziehen dieselben spinnwebartig
und entsenden aus ihren Mycelfädeu Haustorien oder Saugfortsätze in die Epidermis-
zellen der Nährpflanze. Die reifen Ascusfriichte
an
Fig. 277. Sphaerotheca Castagnei, Befruchtung und
Peritheciiunentwicklung. 1 Oogonium og mit ange-
schmiegtem Antheridiumzweig f/;Y , 2 Abgrenzung
des Antheridiums an, 3 Uebertritt des Antheridium-
kernes zum Oogoniumkern , 4 Verschmelzung der
Kerne, 5 Befruchtetes Oogonium mit zwei Lagen
Hüllfäden aus der Sticlzelle st, G Mehrzelliges
Ascogon durch Theilung des Oogonium hervor-
gegangen, die vorletzte zweikernige Zelle, as, lie-
fert den Ascus. (Nach Harper.)
iPerithecien) sind in diesen weissen
Ueberzügen als kleine schwarze Kör-
perchen zu erkennen. Im einfach-
sten Fall (z.B. bei der Gattung Sphae-
rotheca) umschliesst das rundliche
Perithecium nur einen einzigen
Ascus mit acht »Sporen, welcher von
sterilen Ilyphen oder Ilüllfäden in
mehreren pseudoparenchymatischen
Schichten dicht umwachsen ist. Bei
der Gattung Erysiphe dagegen lin-
den sich in jedem Perithecium meh-
rere Asci vor. Durch iiuregel-
mässiges Aufbrechen des Perithe-
ciums werden die Sporen schliess-
lich frei. Wie Harper nachge-
wiesen hat, besteht die erste An-
lage des Peritheciums aus einem
Oogonium und einem Antheridium.
Beide werden an Hypheuästen als
einkernige Sexualzellen durch je
eine Scheidewand abgegrenzt, stehen
dicht neben einander und der männ-
liche Ivern tritt durch ein Loch in
der Zellwand in das Oogon über
(Fig. 277 1—4]. Nach der Befruch-
tung des Oogoniums wird dieses
von Hüllfäden, welche aus der
Stielzelle entspringen, umgeben (5)
und das Oogonium selbst wird zu
einem mehrzelligen Gebilde, dem
Ascogon (6), aus dessen vorletzter
mehrkerniger Zelle bei Sphaero-
theca der achtsporige Ascus ent-
steht, während bei Erysiphe diese
Zelle ascogene Schläuche treibt, die
ihrerseits die hier in Mehrzahl vor-
handenen Asci bilden. Die Meld-
thaupilze vermehren sicli, bevor sie
zur i'eritheciumbildung übergehen,
zunächst durch Conidien, welche an
besonderen aufrechten ]\Iycelzweigen
in Form von Ketten von der Spitze
nach abwärts abgegliedert werden.
Nur in Form solcher Couidieuträger
fructificirend tritt der Älehltliaupilz
des AVeinstocks Knjtiiphc Tudccri
auf. ein in holiem i\Iaasse schädlicher
Parasit, dessen Ascusfrüchte in
Europa bis jetzt noch lücht gefun-
den sind. Seine Conidienform wird aucli a^s Oidium Tuckeri bezeichnet.
2. Die Perisporieen sind mit den Erysipheen nahe verwandt, leben aber sapro-
phytisch auf faulenden organischen Stollen. Es gehören hierher zwei der gemeinsten
Sciiiinincli.ilze, Karotlaui hrrl>ar'iorinir und Pcnicillmm glancum. Beide vermehren sich
anfangs in reiclili.licin Maasse nur diinl. Conidien, bevor sie zur l'.ihluiig der Perithecien
übergehen.
Fig. 278. Conidionträgcr von Eurotium herbarioruni.
links, von Pcnicillium orustaceum, rechts.
Cn'ptogamen.
297
Die Couidien vou Etirotium herhariorum sind, unter dem Namen Giesskannenscliimmel
bekannt, eine Bezeichnung', die von der eigenthümlichen Gestalt der Conidienträger mit
ihren radial ausstrahlenden Conidieureiheu herrülirt Fig. 278;. Diese Conidienträger
stehen reihenweise neben einander und bilden so einen anfangs weissen, später blau-
grünen Schimmel auf feuchten Vegetabilien, Früchten, Brod u. s. w.
Die ebenfalls blaugrünen Schimmelrasen von PeniciUium crusfaceum, dem überall
verbreiteten Pinsel- oder Brodschimmel, bestehen dagegen aus quirlig verzweigten auf-
rechten Conidienträgern (Fig. 278;.
Die kugeligen Perithecien von Eurotium und PeniciUium erscheinen später am
Mycel, bei letzterer (Tattung treten sie nur selten auf. Sie sind complicirter gebaut als
bei den Erysipheen. Ihre erste x\.nlage ist ein schraubig gewundenes Carpogon, welches
bald (nach einer Befruchtung?) von Seitensprossen dicht umhüllt wird, sich später in
dem dicht umschliessenden pseudoparenchymatischen sterilen Peritheciumgewebe ver-
zweigt und zahlreiche kleine rundliche achtsporige Asci erzeugt. In den reifen Früchten
erscheinen die Schlauchwanduugen und das Pseudoparenchym bis auf die einschichtige
Fruchtwand aufgelöst; letztere platzt unregelmässig auf und entlässt die Sporen.
2. Ordnung. DiscomyceteSf Sc7ieibenpll^e{^^ ^^).
Die Discomyceten sind eine selir formenreiclie Gruppe a'ou Schlauclii)ilzeu: sie
unterscheiden sich von den übrigen ürduungeu dadurch, dass ihre Schlauchfrüchte zur
Reifezeit das aus den Sporenschläuchen und aus sterilen Saftläden oder Paraphysen
bestehende Hymenium offen an ihrer Oberseite tragen Fig. 280;. In der Ausbildung der
Fruchtkörper machen sich bei den einzelnen Gruppen Verschiedenheiten geltend.
Die überwiegende Mehrzald der Discomyceten. als deren Typus die Gattung Pexixxi
im weiteren Sinne mit einigen hundert Arten gelten kann, vegetiren meist mit ihrem
Mycel auf lebenden oder todten PHanzentheilen, besonders auf faulendem Holz, zum
Theil aber auch als Erdpilze in Humusboden. Sie besitzen napf-, becher-, trichter- oder
kreiseiförmige, fleischige oder lederartige Ascusfrüchte. meist von geringem Durchmesser.
Eine der grössten Formen ist die erdbewohnende Pczixa aurantiaca 'Fig. 279 mit bis 7 cm
breiten unregelmässig becher-
förmigen Früchten,welche leb-
haft Orangeroth gefärbt sind,
während die Mehrzahl der Ar-
ten graue oder braune Färbung
aufweist. Solche Becherfrüchte
bezeichnet man als Apothe -
cien.
Fig. 279. Peziza auran- Fig. 280. Lachnea pulcherrima. Sporenreifes geöffnetes Apo-
tiaca. Nat. Gr. (Nach thocium. Zwischen den Paraphysen sind alte und junge
KtvOmbiiolz.) Schläuche vertheilt. (Nach Woroniis-.) Aus v. Tavel, Pilze.
Die Apotheciumentwicklung sei an dem Beispiel des durdi P. IIarpek ein-
gehend untersuchten Pyronema conflKens dargestellt, dessen etwa 1 mm breite, fleischige,
gelbliche oder röthliche, gesellig beisammenstehende Fruchtkörper häutig auf Brand-
stellen in Wäldern gefunden werden. Diese Art erzeugt besonders grosse Carpogone,
gew()hnlicli melirere als Anlage eines Apotheciuni (Fig. 281JL). Das Carpogon besteht
aus dem kugeligen vielkeruigeu Oogonium, auf dessen Scheitel eine viclkernige. schnabel-
förmig gebogene Zelle, das Trichogyn, aufsitzt. Unter dem Oogonium entspringt das
schlauchförmige, vielkernige Antheridium, dessen Spitze mit dem Trichogynschcitcl
mittels Durclibrechung der Wandung in offene Verbindung tritt. Die mänidiclien Kerne
298
Sehen ck :
wandern zunächst in die Triehogynzelle ein, dann nacli Durchbrechung der Basahvand
derselben in das Oogoniuni, wo sie paarweise mit den zaidreiclien Eikernen coi)uliren,
während die Trichogynlverne zu (^ runde gehen, xsun grenzt sich die Eizelle wieder ab
/T-IC
Fjg. 281. Pyronema confluens. -1 Anlage eines Apothociums. ?■> Oogonien ng mit Trichogyn /,
3 Antheridien a. B Fusion des Antheridiums mit der Trichogynspitze. C Basalwand
des Trichogyns aufgelöst, männliche und weibliche Kerne im Centrum des Oogoniums.
J> Abgrenzung des Oogoniums durch neue Scheidewand gegen das Trichogyn. Bildung
der ascogenen Fäden auf. K Längsschnitt durch junges A])othecium, ase Asci. A, E
Vergr. ca. 150, B—D ca. 300. Nach I\. Hakper.)
und treibt zahlreiclie ascogene Scldäuche, die die conjugirten Kerne aufnehmen, sicii
verzweigen und schliesslich in den Asci endigen [E], während die sterilen Hyphen und
die l'araphysen zwischen den Schläuchen aus den Hyphen
unterhalb der Ascogone entspringen. "Wälirend bei den Ery-
sipheen Fig. 277 das befruchtete Oogonium erst zu einem
uielirzelligeu Organ, dem Ascogon sich tlieilt und aus einer
Zelle desselben schliesslich die Schläuche hervorgehen, wird
J^V09^WW^£^ "'*^** '''^'^ '''^'^ Oogon direct zum Ascogon. Bei der verwandten
mH^Wä« a»)!!?^' fJattung Äscohol/is wird das Ascogon erst mehrzellig, alle
(mÜiW^SÄ'^ ~^^^^ Zellen entleeren aber ihren Inhalt in eine grosse, die dann
'.^ftMoM^^A-jf -^'^ ,ii(. ascogenen Jlyjihen treibt. Im Bau der Carpogone und
Ascogone kommen also mancherlei Moditicationen vor; bei
den flechteubildeuilen Asconiyceten Fig. 311 ist wiederum
ein anderer Ty])us der Carpogone ausgeprägt. AVeitere Unter-
sucliungen werden wolil die verbindenden Glieder dieser
dilferenten Bildungen ans Licjit ziehen.
Die eigenartigste und höchste Entwicklung erfährt der
i"ruchtköi])er der Discomyceteu in der Grui)])e der Ilelvella-
rmi oder Morchelpilze, welche mit ihrem .Alycel unter der
Erde, in humoscm Boden vegetiren, ihre mannichfach ge-
stalteten Frnciitk(iri>er aber über die Oberlläche hervor-
8tre(d<en. Bei der (Jattuug Morchrlln. j\Iorchel Fig. 282j be-
stellt der grrtsse Fruclitköi-pcr aus einem aufrechten dicken
Stiel, auf welcheui ein Ucgclfrirmigcr oder abgerundeter Jlut
mit grubiger, runzelig vertiefter < »hcitläche sich crliclit, Pas ilynienium Fig. 276; nnt den
aclitsporigen Asci breiti't sich auf der Obertlächc des Hutes aus. Die ]\I(ircli('ln sind vor-
Fig. 282.
lenta.
Murrheila escu-
Vö nat. Gr.
(l'ryptogamen.
299
ziig-liche Speisepilze ^■' , besonders 21. esculenfa, die Si)eiseinorcliel , mit blassi^-elb-
braunem ruudlicli eifürmiyeni Hut, bis 12 cm iiocli, M conica. die Spitzmorcliel. mit
dunkell )rauuem kegelförmigem Hut. bis 15 cm hocli, u. A. Ebenfalls essbare l'ilze sind
die ähnlich gestalteten Lorcheln, deren Hut aber mützeufürmig lierabgesclilageu. un-
regelmässig gelappt und blasig aufgetrieben ist. so Gyronritra cscuhnta . mit schwarz-
braunem Hut und Aveisslichem Stiel, u. A. In der äusseren Form ilirer Fruchtkörper
gleichen diese liüclist entwickelten Discomyceten vielfach den Basidiomyceten.
3. OrdnuHf/. JPyrenomt/cetes, Kerni^'dze.
Ausserordentlich formenreiche Gruppe von Pilzen, welclie tlieils parasitisch aufPflanzen-
tlieilen. besonders Pvinde und Blättern, tlieils saproi)hytisch auf faulem Holz. Mist u. s. w.
leben. Einige wenige Gattungen leben parasitiscli in Insectenlarven. Die Pyrenomy-
ceten charakterisiren sich durch die krugförmige Gestalt ihrer Ascusfrüchte oder Peri-
thecien, welche an der Spitze eine offene Mündung und in ihrem Grunde ein Hymenium
aus Asci und haarförmigen oft verzweigten Safttäden oder Paraphysen (Fig. 283)
besitzen. Die Seitenwände des Peritliecium sind
bis zur Mündung ausgekleidet mit ähnlichen Hy-
phenhaaren. den Periphysen. Die Ascussporeu
werden durcli den Porus nach aussen entleert,
es streckt sicli ein Ascus nach dem anderen in
•^ ' ' -^ Folge Wasseraufnainne in die Länge und ejaculirt
nun durcli den Porus die Sporen oder die Ent-
leerung geschieht im Innern des Perithecium und
die Sporen werden, in aufquellendem Schleim ein-
gebettet, nacli aussen hervorgepresst.
Fig. 283. Perithecium von Podo-
spora fimiseda im Längsschnitt.
Ä die Asci, a die Paraphysen, c
die Periphysen . m. Mycelfäden.
Vergr. 90. (Nach v. Tavel.)
Fig. 284. 1 Conidienabscbnürung an den Conidien-
trägern aus der Pyknide vonCryptospora hypodermia.
Vergr. 300. (Nach Brefeld.) 2 Pyknide von
Strickeria obducens , im Durchschnitt. Vergr. 70.
(Nach TuLASNE.) Aus v. Tavel, Pilze.
Die einfachsten Pyrenomyceten besitzen freie, dem Jlycel aufsitzende Perithecien
Fig. 283), die in Form von meist scliwarz gefärbten kleinen Körperchen auf dem ptianz-
lichen Substrat auftreten, so bei den Gattungen Sphaeria und Podospora. Bei vielen
anderen Kernpilzen aber com])licirt sich die Ascusfruchtbildung, die Perithecien er-
sclieinen zu mehreren oder vielen dicht neben einander eingebettet in rundliclie polster-
förmige oder keulenförmige, zuweilen verzweigte Mycelkörper von dicliter pseudo-
parenchymatischer Structur. ^laii liezeiclniet dieselben als Stroma.
Der Peritlieciumbildung voraus gehen in dem Entwicklungsgang der meisten l'yre-
nomyceten ijiannichfache Nebenfructificationen, hauptsächlich Conidien, welche in ver-
schiedener Weise von den Mycelfäden tlieils direct, tlieils auf besonderen Trägern ab-
gegliedert werden und zur Ausbreitung des Pilzes beitragen. Häufig erscheinen die
Conidienträger zu Fruclitkörpern vereinigt. Eine besondere Form solcher Früchte sind
die bei vielen Ciattungen auftretenden Pykniden, kleine kugelige oder tlasclienförmige
Gebilde, welche als AnskU'idung verzweigte Ilyphenfäden besitzen, an deren S])itzen
300
Schenck :
die Conidieu, hier Pyknosporen (oder Pyknoconidien) genannt, abgegliedert werden
(Fig. 284 1, 2]. Die verscliiedeueu Frucbtforineu der Pyreuomyceten erscheinen in der
Eegel zeitlich nach einander.
Wichtig als officinelles Gewächs und als Schiidliug der Roggenfelder ist Clariceps
jmrjnirea, der Pilz des Mutterkorns. Derselbe lebt parasitisch in den jungen Fruchtknoten
von Gramineen, hauptsächlich des Eoggens. Die Fruchtknoten werden im Frühsommer
durch die Ascussporcn iuticirt. mit Pilzmycel überzogen und dadurch deformirt. Das Mycel
geht bald zur Bildung von Couidien über, welche auf kurzen seitlichen Trägern in kleineu
Köiifchen vereinigt abgegliedert werden (Fig. 285 Ä]. Zugleich findet Ausscheidung eines
süssen Saftes statt, mit dem die massenhaft erzeugten Conidieu zu Tropfen zusammen-
fliesseu. Dieser sogen. Ilonigthau des Getreides wird von Insecten gesucht und
Fig. 285. Claviceps purpurea. ^1 Conidienbildender Myeelfaden. B Eoggenähre mit mehreren
reifen Sclerotien. C gekeinites Sclerotium mit gestielten zusammengesetzten Fruchtkörpern.
D Längsschnitt durch einen Fruchtkörper mit zahlreichen Perithecien. J'J einzelnes Peri-
thecium stärker vergrösscrt. F geschlossener Ascus mit acht fadenförmigen Sporen.
Cr Austreten der Sjioren. Jf einzelne Sporen. ^1 nach Bki:i'i;i>d. C—JI nach Tulasne.
B phüt. nach der Natur. — Officinell und giftig.
80 auf andere Fruchtknoten übertragen. Die Conidienfructification des Pilzes wurde
früher als besondere Piizgattuug S]ilnierlia scrjrtnN> bezciclmct. j\lit der Ersc]M"(])fung
dieser Fructification und der Jiesorption des Fruchtknotciigewebes durch das .Mycel
entsteht schliesslich an Stelle des Fruchtknotens ein Sclerotium, dadurcli, dass die
Ilyplienfäden diclit zusainmenwaclisen und namcntlicli in der Peri])li('rie unter Quer-
tlieilung zu einem gesclWosseuen Pseudoijarencliym sich umbilden (Fig. 106). Diese
langgestreckten, scliwarzviolett gefärbten, aus der Kornähre mit schwach horn-
fönniger Kiiinimung liervorragenden Sclerotien werden als Mutterkorn, Seeale
cor nu tum bezeiclmet Fig. 2HoBj. Die nnt Keservestoffcn Fett) diclit angefüllten
Sclerotien fallen schliesslich zu Boden, und keimen erst im nächsten Frühsommer zur
Zeit der lioggenblüthe. Es brechen ITyphenbündel aus ihnen hervor, welche zu lang-
gestielten, blassroth gefiirliten KTijjfclicn lieranwachsen ^C). In letzteren Averden zahl-
Cr}'ptogamen.
301
reiche eingesenkte Perithecien, gleichmässig über die Oberfläche vertheilt, erzeugt [D, E).
Jedes Perithecium enthält in seinem Grund eine Anzahl Asei mit acht langen faden-
förmigen Ascosporen. Dieselben werden durcli den Porus ejaculirt und gelangen, durch
den Wind verbreitet, auf die Grasähren.
Officinell ist Seeale coruutum Pharm, germ., airstr., lielv..\ Mutterkorn,
das Sclerotium von Claviceps purpurea.
4. Ot'dnung. Tuheraceae, TrüffelpiUei^^
Die Tuberaceen oder Trüffelpilze sind saprophytische, unterirdisch mit ilirem Mycel
im Humus oder unter der faulenden Laubdeeke der Wälder lebende Ascomyceten. Die
Ascusfrüchte, unter der Bezeich-
nung Trüffeln bekannt, stellen unter-
irdische knollenförmige Körper vor
iFig. 286 . welche von einer dicken
Hülle umgeben sind und im Innern
die keulenförmigen Asci bergen
(Fig. 286 2 . Die Sporen werden
zu wenigen in den Asci erzeugt,
bei den echten Trüffeln (Gattung
Tube?'] meist zu vier und meist mit
stacheligem oder netzförmig ver-
dicktem Epispor versehen. Bei völ-
liger Eeife der Früchte sind das
sterile Gewebe des Innern und die
Schlauchwandungen aufgelöst, die
reifen Sporen liegen frei im Innern
der Fruchthülle.
Manche Tuberaceen haben ess-
bare Fruchtkörperv^ö) von aro-
matischem Geruch und Geschmack.
Sie werden besonders in Frankreich
und Italien gesammelt xmd in den
Handel gebracht. Die wichtigsten
sind die vier als schwarze Trüffeln
bezeichneten Arten der Gattung
Tuher, nämlich Tiiher brumale, viela-
nosporum, aestivum und mcsentcri-
f-utJi, welche aussen schwarz, roth-
braun oder schwarzbraun gefärbt
und mit Warzen versehen sind, fer-
ner die weisse Trüffel, Clioirotmjcoi
meandriformis.
o. Oi'diiung. Exoasci'^''}.
Die wichtigste Gattung dieser
Ascomyceten ist Taphrina iincl.
Exoascus), deren Arten als para-
sitische Pilze auf verschiedenen
Bäumen leben und theils als ein-
jährige Pilze sich subcutieular nur
den Blättern entwickeln und
Erkranken derselben be-
wirken, theils mit ihrem Mycel im
Gewebe der Nälirpflanzen über-
wintern, somit Jährlich wiederkeli-
rende Krankheiten an denselben verursachen. Das Mycel veranlasst dann die be-
fallenen Sprosse zu reichlichen anomalen Verzweigungen, die man als Hexenbesen
bezeichnet. So erzeugt Taplirina Curpini Hexenbesen auf der Weissbuche, Taphrina
in
fleckiges
Fig. 286. Tuber rufum. 1 ein Fruchtkörper in Ver-
ticalschnitt. Vergr. 5. a die Kinde, d lufthaltiges
Gewebe, c dunkle Adern lückenlosen Gewebes, h
das ascusbildende Gewebe. 2 ein Stückchen des
Hymeniums. Vergr. 460. (Nach Tulasne.) Aus
V. Tavel, Pilze.
302
Schenck:
epiphylla yolrlio auf Aliiiis iucaua.
heit der Pfirsicliblätter. TapJirina Pruni
'^4
Fig. 287. Taphrina Pruni. Querschnitt
durch die Epidermis einer inflcirten
Pflaume. Vier reife Asci. a^ , a-i mit
acht Sporen, a^, a4mit( 'onidiensprossung
aus den Sporen, st Stielzelle des Ascus.
m Mjcel quer durchschnitten, oit Cuti-
cula, ep Epidermis. Vergr. 600. [Nach
Sadkükck.)
Tdplirlitd ilrfuriiKiits bewirkt die Kräuselkrank-
(lagegen sclimarotzt in den jungen Fiuclitkuoteu
der Pflaumen, in Folge dessen die Pflanmen-
früclite zu liülden sackartigen Pilzgallen, sogen.
Taschen, umgebildet werden.
Die Ascusbildung vollzieht sich ohne vor-
herige Bildung von Sexualorgauen in der
Weise, dass das Mycelium zwischen die Epi-
dermis und die Cuticnla der Blätter oder (1er
l'ruchtknoten eindringt und sich hier reichlich
verzweigt. Die einzelnen Mycelzellen schwellen
an und bilden meist unter Abgliederuug einer
basalen Sticlzclle je einen die Cuticnla nach
aussen durcliltreclienden Ascus mit acht Sporen
Fig. 287 . J)ie zahlreichen Asci stehen dicht
neben einander. Die Si)oren werden aus den in
Folge Wasseraufnalime stark turgescirenden
und am Scheitel aufplatzenden Schläuchen
hinausgespritzt.
Die Sporen sprossen, häutig sogar schon in
den noch geschlossenen Asci Fig. 287 «^ , fii
direct zu Conidien aus, eine Form der Coni-
dienvermehrung. die als Hefesprossung be-
zeichnet wird, so bei Taphrina Pnmi.
Die Exoasci sind vielleicht als reducirte
2\.scomyceten aufzufassen, bei denen die Sexual-
organe vollstiiiidig riickgebildet wurden.
6. Ordnung. Saccharoinycetes, Hefeiiilr^e.
Die zur Gattung Saccliaroniyces vereinigten Blei--. Branntwein- und Weinhefen stellen
sehr einfache einzellige Pilze vor. welche niii' in Foim \o\\ kugeligen, ovalen oder cy-
lindrischen ('ouidien. die im Tiiiicrii einen Kern enthalten und in Conidien weitersjjrossen
Fig. 2 . auftreten. jAlycelbildnng feiilt, liüchstens bleiben die Zellen in Ketten eine Zeit
lang vereinigt. Nach Erschöpfung des Substrats . bei freiem Zutritt von Sauerstoft" und
bei günstiger l'emperatur bilden die Hefen Sporangien. die äusserlicli den Conidien
gleich, im Innern aber einige wenige Sporen erzeugen. Diese Pilze sind in pliysio-
logiseher Beziehung bemerkenswerth ; sie bewirken als Cährungserreger die Spaltung
der Zuckerarten in Alkohol unter Kohlensiiureabscheiduiig. T)ie Bierhefe ist nur in der
cultivirten Form bekannt, der Weinliefenjjilz dagegen kommt in der Xatur schon im
Boden der AVeiidierge vor und gelangt von dort auf die Trauben und in den Most.
Die Hefen sind selbstständige Pilze, wenigstens ist bis jetzt der Nachweis niclit
geführt, dass sie in den Enwicklungsgang anderer Faden])ilze gehören, wenn aucli bei
verschiedenen Gattungen der ]\Iucorineen. Exoasci, Fstilagineen solche Conidienhefe-
SproSSUng zu lieoliMchten ist. "N'ielleidit srellen die ilel'e|Hl/,c l-c(|iii-ii'te .\sc(imj'ceten vor.
:>. l nlerkhisse. Basidioiuycetes p* ^^' ^^' ^'').
Die grosse Gruppe der Busidiomyceten im weiteren Sinne, deren Mycel
wie bei den Ascomyceten gegliedert ist, zeieliuet sich aus durch vollständigen
^'erh^st der sexuellen Fortptlnnzuiig. Die typisehen hierher gehörigen Til/.e
sind eharaktcrisirt durch die Hildung der IJasidien, das sind Conidicnträger
von hestininiter Form, Grösse und Sj)orenzaId. Diese Zahl l)eträgt 4 (ver-
einzelt auch 2, () oder H). Die Basidien begegnen uns in verschiedenen Formen.
P>ei den (»rdnungt-n der JJrecUncen und Auric//lnn'een ist der obere Theil
der llasidie dureli (.»iierwände in vier Zellen getlieilt und jede Zelle erzeugt
an ihrem oberen Ende; je eine auf einem dünnen Stielelien (Sterigma) sitzende
Spore (Fig. 2S8yi . I»ei den Trenifllhiccii. dagegen theilt sich die Basidie
Cryptogamen.
303
durch zwei Läiigswäude in vier mit laugen schlauclifürmigeu Sterigmen ver-
sehene Zellen (Fig. 288 B). Bei den Hi/menomyceten und Gasieromyceten
ist der Basidienträger einzellig, ungetheilt, und bildet an seinem Gipfel auf
Sterigmen oder sitzend in der Eegel vier Sporen (Fig. 288 c, 294). Die
Anlage der Basidien enthält zwei Kerne, welche mit einander verschmelzen
und dann erst durch weitere Theilung die Sporenkerne liefern.
Die getheilten Basidien nennt Brefeld Protobasidien, die ungetheilten
Autobasidien.
, Von Interesse ist das Verhalten der Ustilagineen oder Brandpilze, indem
bei der einen Familie derselben quergetheilte nicht immer gerade vierzellige
]>asidien, bei der anderen dagegen ungetheilte Basidien auftreten. Die Zahl
der gebildeten Sporen ist hier nicht eine scharf begrenzte, sondern oft eine
sehr grosse. Daher nennt Brefkld
diese Conidienträger Hemibasidien und
fasst diese Ordnung unter dem Namen
Hemibasidii als Vorläufer der typischen
Basidiomyceten auf, unter denen die
(n-uppen mit Protobasidien die Vor-
stufen zu denen mit Autobasidien re-
präsentiren sollen.
Ausser den als Basidien ausgebil-
deten Conidienträgern treten noch an-
dere Conidienformen als Nebenfructi-
ficationen in dem Entwicklungsgang
mancher Arten auf Chlamydosporen
s] fielen bei den beiden ersten Ord-
nungen der VstUngineeu oder Brandpilze
alsBrandsp<»ren und der Uredineenoder
Eostpilze, als Rostsporen, hier sogar
in dreifacher Ausbildungsweise, eine
wichtige Bolle. Bei diesen beiden
Gruppen gehen die Basidien direct
aus keimenden Chlamydosporen (Fig.
2SSä,289B) hervor, während sie
bei den übrigen Basidiomyceten, abgesehen von einigen einfacheren Formen,
stets an mehr oder weniger complicirt gebauten Fruchtkörpern, bei den
(jrastero»iycete)t oder Bauchpilzcu im Innern von solchen, gebildet werden.
J. Ofdniing. Istllaghieaef BrandpUze^^^ ^%
Die Brandpilze leben mit ihrem Mycel })arasitisch in höhereu Ptianzeu
meist in bestimmten Organen, entweder in den Blättern und Stengeln
oder in den P'rüchten oder in den Staubgefässen. Besonders dienen die
Gramineen als Nährpfianzen. Gewisse Arten sind dem Getreide in hohem
Maasse schädlich, sie erzeugen in den Fruclitständen von Hafer, Gerste,
Weizen, Hirse, Mais die als Getreidel)rand bekannten Krankheiten.
Das Mycelium der Brandpilze bildet auf der Nährpflanze als Abschluss
seines vegetativen Lebens die sogen. Ih'andsporen, indem die reich ver-
zweigten lly])lien sich durch (Querwände in kurze anschwellende Zellen
theilen (Fig. 2S9J.). Die Zellen runden sich ab, lassen ihre Membran auf-
quellen und umgeben sich als Sporen innerlialb der später Acrscii windenden
Gallertliiillen mit einer neuen dicken doppelten Membran. So zerfällt das
Mycel in Sporen, die eine dunkelbraune oder schwarze staubige Masse vor-
stellen. Ihrer Bildung nach sind die Brandsporen als Chlamydosporen auf-
Fiff.
A
288. Basidien. A einer Uredinee
(Endophyllum Euphorbiae silvaticae;. (Nach
TuLASXE.) B einer Tremellinee Tremella
lutescens . Vergr. 450. Nach Bkefeld.)
C eines Hymenomyceten Tomentella gra-
nulata). Vergr. 35Ü. Nach Bkefeld.' Aus
V. Tavel, Pilze.
304
Schenck:
zufassen. Sie sind Dauersporen, werden von den AVirtbspflanzen aus durch
den Wind verstreut und keimen nach der Winterruhe zu den basidien-
ähnlichen Conidienträgern aus. deren Bihlung hei den beiden Familien der
IJrandpilze, den Ustilaginaceen und den Tületiaceeii, nach verschiedenen Typen
erfolgt.
Als wichtigster Vertreter der Ustilaginaceen ist die Gattung TJstilago zu erwähnen.
Ust. segetum [=■ U. Carbo) verursacht den Staubbrand an Hafer, Gerste, Weizen. Das Mycel
durchsetzt die Fruchtknoten und erzeugt hier massenliaft die Brandsporen als schwarz-
braunes ausstaubendes Pulver. Ui<t. Mmjdis bildet an den Halmen, Blättern und lu-
fiorescenzen des Mais grosse sackartige, mit dem schwarzen Brandsporenpulver erfüllte,
geschwürartige Beulen und Blasen. Andere Arten leben auf den Blättern von Gräsern,
Ust. violaeea [= U. anllterariim), dagegen in den ^Staubbeuteln verschiedener Caryo-
phyllaceen (Lychnis, Saponaria) und erfüllt dieselben an Stelle des Pollen mit Brandspor-en.
m/
Fig. 289. Ä Ustilago olivacea. In der
Bildung von Brandsporon bctindlicher My-
celfaden. Vergr. 400. B—D Ustilago sege-
tum. B in Nährlösung keimende Brand-
spore cl mit dem quergetheilten Conidien-
träger t, den Conidien c. Vergr. 450. G in
Nährlösung liegender, von abgefallenen
sprossenden Conidien iimgcbener Keimling.
Vergr. 200. D Sprossverband von Conidien.
Vergr. 350. iNach Bkeff.ld.)
Aus v. Tavel, Pilze.
Fig. 290. Tillctia Tritici. 1 keimende Brand-
spore mit ungetheiltem Conidienträger t und
den scheitelständigcn Conidien c. Vergr. 3(K).
2 keimende fadenförmige Conidie mit einer
sichelförmigen < 'oiiidie. Vergr. 400. 3 Mycel-
abschnitt mit sichelförmigen Conidien. Vergr.
350. (Nach Brefeld.) Aus v. Tavel, Pilze.
Die Brandsporen von Ustilago keimen nach ilcr IJuliezeit auf dem l>oden zu einem
kurzen Schiaucli. der sich durch 3 bis 4 Querwände theilt (Fig. 2.S9 />' und den basidieu-
ähnlichen Conidienträger vorstellt: er bringt seitlich am oberen Ende der einzelnen
Zelk'n sowie au seiner Spitze die eiförmigen Cfinidien licrvor. Wenn reichlich Nährstoffe
dem Pilz zur Verfügung stehen, also bei Cultur in Nährlösungen, so werden beständig
Conidien in grosser Zahl abgegliedert (C) und die Conidien vermehren sich dann durch
Sprossung in Hefeforin [C, D). Sind die Nälirstoffe im Substrat crsdiöpft. so wachsen
die Conidien zu 3Iycelfäden aus. Auf den (ietreidcäckern findet die Conidieubildung
in dem feuchten gedüngten Boden statt, also bei sajiropliytischer Ernährungsweise, und
die schliesslich aus den Conidien hervorgelienden Fäden gehen zur parasitisclien Lebens-
weise über, dringen in die ganz jungen Getreidekeimlinge ein bis zur Vegetationsspitze,
wo später die Iiitlorescenzeii angelegt werden. In Letzteren entwickelt sicli das Mycel
Auf der Nährpflan/.e selbst
Aveiter und schliesst mit i\vY Erzeugung dci-
werden keine Conidien ireluldct.
>r;iii(ls|Mi|-cii all.
Die Tillctiacrrn führen ganz iiliuliche Lebensweise wie die Ustilagineeu. Am
Cryptogamen.
300
bekanntesten sind Tilletia Tritici (aucli T. Caries genannt, und Till, lacvis, die Pilze
des Stein- oder Stinkbrandes des Weizens. Die Brandsporen erfüllen das Innere der
Weizenkörner mit schwärzliclien, nach Heringslake riechenden Brandsporen, welche bei
ersterer Art mit netzförmigen Verdickungsleisten versehen, bei letzteren dagegen glatt-
wandig sind. Im Gegensatz zu den Ustilagineen erzeugt der Keimschlauch die faden-
förmigen Conidien nur an seinem Scheitel, in wirteliger Anordnung zu 4 bis 12
Fig. 290 i;. Die Conidien zeigen hier die Eigenthümlichkeit. dass sie paarweise H-förmig
mit einander verschmelzen, d. h. in der Mitte durch eine Brücke in offene Verbindung
ihrer Zellen treten. Solche Zellfusionen kommen auch paarweise zwischen den sprossen-
den Conidien der Ustilaginaceen vor, und sind nicht mit Kernverschmelzung verbunden.
Die fadenförmigen Conidien keimen leicht aus und erzeugen nun an der Spitze des
Keimschlauches wiederum eine Conidie. aber von sichelförmiger Gestalt (Fig. 290 2).
Bei reichlicher Ernährung wachsen die Keimschläuche aber zu saprophytischen grösseren
Mycelien heran, an denen in reichem Maasse solche sichelförmige Conidien in Form
von Schimmelrasen an der Luft abgegliedert werden. Tilletia weist somit im Gegensatz
zu Ustilago zweierlei Formen von Conidien auf. Im Uebrigen ist die Entwicklung bei
beiden Gruppen dieselbe.
2. Ot'dnuuff. XTredhieae, Itostpilze{^^].
Die liostpilze leben als schädliche Parasiten mit ihrem Mycel in den Intercellular-
räumen der Gewebe hauptsächlich der Blätter liölierer Pflanzen und sind die Erreger
der Rostkrankheiten. Am nächsten schliessen sie sich an die Brandpilze an und er-
Fig. 291. Puccinia graminis. Aocidium auf Berberis vulgaris, ep Epidermis der Blatt-
unterseite, ))i intercellularos Mycel, p Peridie, s Sporenketten. Vergr. 142.
zeugen wie diese Chlamydosporen. die in Form von kleinen Pusteln oder Sporen-
häufchen aus dem Gewebe der NährpHänzen, als sogen. Kost, hervorbrechen. Die
ChIamydosi)orenbildnng erfälirt innerhalb der Familie eine weitgehende Com|i]ication.
Bei der Mehrzald der Uredineen treten nämlich diese Sporen in dreierlei Form neben
oder nach einander auf:
1. als Teleutosporen. Wintersporen, oder typische Chlamydosporen: sie sind
wohl sämmtlichen Arten ursprünglich eigenthümlich, sind mit dicker Membran umkleidet
und repräsentiren in der Regel Dauersporen, welche den Winter überdauern. Sie ent-
stehen in kleinen, die Epidermis durchbrechenden, meist rundlichen fjagern an den Enden
zahlreicher, dicht neben einander stellender Mycelendcn. liäiitig zu zwei oder mehreren
strasburger, Lehrbuch der Botanik. .5. Aufl. 20
306
Sehen ck:
verbimdeu Fig. 292 1. 5 t] und werden im Späts^^oimner gegeü Ausg-ang der Vegetations-
periode gebildet. Bei der Keimung geht aus ihnen direct die 4 zellige, 4 Sporen Ijildende
Basidie hervor (Fig. 288 .1: 292 K
2. als Uredo Sporen. Sommersporen; sie entstehen in denselben oder in ähnlichen
Lagern wie die Teleutosporen, gehen aber deren Bildung voraus, keimen nach ihrer
Ablösung direct vegetativ auf
der Niihrpflanze aus und A'er-
mitteln die Ausbreitung des
Pilzes im Sommer. Sie sind
einzellig und mit dünner Mem-
bran umgeben (Fig. 292 5 u. 6].
3. als Aeeidiosporen,
welche den Uredo- und den
Teleutosporen vorangehen,
nach ihrer Ablösung vege-
tativ auskeimen und in be-
sonderen Fruchtkörpern oder
Aecidien entstehen. Die
Aecidien Fig. 291) sind kleine
anfangs geschlossene, später
sich öffnende becherförmige
Gebilde, brechen aus der Epi-
dermis der Niilirpflanze hervor
und tragen in ilu-em Grunde
ein Hymenium aus dicht-
stehenden Mycelästen , an
denen in langen Ketten die
rundlich polj^edrischen Sporen
abgegliedert Averden. Die
Hülle des Aecidiums, Pe-
ridie genannt, besteht aus
den perijjherischen, steril blei-
benden Zellfäden.
Uredo- und Aeeidiosporen
weichen in ihrer nur vege-
tativen Keimung von den Te-
leutosporen ab, sind aber
ihrer ganzen Bildung nach
ebenfalls als Clilamydos])oren
aufzufassen, welche eine lie-
stinimte biologische Polle für
die AusbrcMtung des Pilzes
übernonnu en liaben und ausTe-
leutosi)oren hervorgegangen
sein dürften, zumal Ueber-
gangsfonnen zwischen Te-
lento- und l'redosporen ge-
legentlich vorkommen.
In den Entwicklungsgang
dieser jnit trimorphen Cldamy-
dosporen versehenen Uredi-
neen schiebt sich ferner noch eine andere ungeschlechtliche Sporenfructitication und zwar
von Conidien ein. weiche stets in l"ruchtkr>r))ern entstehen, nändich in l'ykniden von
gh'iclier l'orin iiiid Itcschaffenheit, wie sie sich ,im li Im! in.iiiciicn höjieren Ascomyceteu
voiHnden. J)iese l'ykniden friilier Sperniogonien gcuannti eiv.engen im Innern auf faden-
för)nigen Conidienträgern winzige Conidien, .sogen. Pyknosporen oder i'ykno-
conidien frülier Spermatien genannt, Aveil man sie für iniiiinliehe Sexualzcllcu hielt.
die aus der ^Mündung des krngförmigen Organs ansgestossen werden Fig. 29;5!. Die
weitere Entwicklung dieser S))()re)i auf der Nährplianze ist noch unbekannt, sie können
Fig. 292. pQccinia gniminis. 7 Querschnitt durch ein Stück
eines Getreidehalms mit einem 'releutosporenlager. 'J kei-
mende Teleutospore mit zwei Basidien. -V vegetativ,
/ l'ructiücativ keiiiiendo Basidienspore. Letztere mit Secun-
där.^pore, welche geltildet wird, wenn zur Infection einer
Pflanze keine Gelegenheit geboten ist. J eine Grui»])e
von Urcdosporen i>. untermischt mit einer Teleutospore /;
]i die Keimporen. (> keimende l'redospore. [1 Vergr. 150;
2, 3, 4 nach Tilasxe, 2 Vergr. ca. 230, :i, 4 Vergr. 370;
ü, 6 nach de Bauy, 5 Vergr 300, (J Vergr. 390.)
Aus V. Tavel, Pilze.
Cryptogamen.
307
z
»aber in Nälivlüsung-en zur Keimuiiü: g'ebraclit werden. Die Pykuiclen erseheinen im
Frühjahr in Gemeinscliaft mit Aecidien. aber etwas früher an der Oberseite der Blätter,
während die Aecidien auf der Unterseite entstehen.
Die Uredineen weisen somit, da sie ausser den drei Clüamydosporenformen zweierlei
Couidien, nämlieh die in Pyknideii und die an Basidien gebildeten, besitzen, eine
grosse Mannichfaltigkeit der ungeschlechtlichen Sporenl)ilduug auf. Die verschiedenen
Sporen folgen im Allgemeinen in der Jahreszeit auf einander, Aecidien und Pykniden
im Frühjahr, im Sommer die Uredosporen. im Herbst die Teleutosporen, die dann im
nächsten Frühjahr zu Basidien austreiben. Die Basidiosporen keimen alsbald und das
aus ihnen hervorgehende Mycel dringt in die Nährpflanze ein und erzeugt dann zunächst
Aecidien und Pykniden u. s. f. Aecidio- und Uredosporen besorgen die Ausbreitung
des Pilzes während der A'egetatiousperiode.
Entweder treten diese verschiedenen Sporenformen im Laufe des Jahres an ein und
derselben XälirpHanze auf und man bezeichnet solche Uredineen als autöcisch, oder
Pykniden und Aecidien finden sich auf der einen Nährspecies, Uredo- und Teleuto-
sporen dagegen auf eiuei- anderen, der ersteren im System oft sehr ferne stehenden
Pflanze. Bei diesen letzteren h e t e r ö c i -
sehen Arten liegt also ein Wirthswechsel
des Parasiten vor.
Als Beispiel für letzteres Verhalten und
zugleich für den Entwicklungsgang der Ure-
dineen sei Pnccinia graininis. der Getreiderost
erwähnt, welcher seine Uredo- und Teleuto-
sporen an Blättern und TIalmen von Gräsern,
besonders Koggen, Weizen. Gerste erzeugt.
Die Aecidien und Pykniden dieser Art ent-
wickeln sich auf den Blättern der Berberitze
;Berberis vulgaris . Im Frühjahr treiben zu-
nächst die überwinterten, zu zweien vereinig-
ten Teleutosporen ihre quergetheilten Basidien,
von denen successive die vier Basidiosporen
sich ablösen (Fig. 292 2). um auf die Berbe-
ritzenblätter durch den Wind verbreitet zu
werden. Nur hier können sie keimen, der Keim-
schlauch dringt durch die Cuticula ein und
entwickelt sich zum Mycel, aus dem bald an
der Blattoberseite die Pykniden (Fig. 293 , auf
der Unterseite die Aecidien (Fig. 291) hervor-
gehen. Die letzteren werden als Becherrost (Aeci-
dium Berberidis"; bezeichnet. Die rothgelben
Aecidiosporen stäuben aus der geöffneten Peridie aus und gelangen auf die Halme und
Blätter von Gräsern, auf denen allein sie zu keimen vermögen. Das aus ihnen hervor-
gehende Mycel bringt im Sommer zunächst die Uredosporen (Fig. 292 5] hervor. Die
Uredosporen sind einzellig, mit vier äquatorialen Keimporen in der aussen mit kleinen
Warzen bedeckten Wandung versehen und enthalten rothgelbe Fetttröpfchen in ihrem
Plasma, erscheinen daher als rothe strichförmige Häufchen auf der Epidermis (früher
Uredo linearis genannt'. Die Uredosporen sind sofort auf Getreide wieder keimfällig
und verbreiten rascli in verderbenbringender Weise die Rostkrankheit Im Ausgang
des Sommers werden in denselben Lagern (Fig. 292 J, t) die schwarzen, stets zu zwei
vereinigten dickwandigen Telcutos])oren, mit je einem Keimporus, erzeugt, von denen
im näclisten Jahr <lie Entwicklung von neuem anhebt.
Auch kann in dem durch Ircilo inficirten Wintergetreide das Mycel überwintern
und dann den Getreiderost mit Lebergchung von Basidiosporen und Berberis-Aecidium
im nächsten Sommer hervorrufen.
0
0
0
:i
Fig. 293. Puccinia graminis. Pyknide
aufBerberis im Längsschnitt, bei r die
ausgestossenen Pyknosporen. Vergr. 150.
2 ein Stück des Hymeniums aus der
Pyknide. Vergr. 225. P» keimende Pykno-
sporen, im längeren Keinischlauch einige
Oeltrüpfchen. Vergr.36ü. Nach v.Tavel.)
noch
Mit Puccinia graminis nahe verwandt sind
(ietreideroste von ähnlichem Entwicklungsgang,
dem Aecidium Asperifoliorum auf Boragineen
lihamni auf Ehamnus.
Nicht alle Uredineen weisen einen derartig complicirteu
ige andere häufige Gras- oder
so P. Tiuhigovera = P. straminis) mit
und P. coronata mit dem Aecidium
Entwicklungsgang wie
20*
308
Schenck:
Puccinia graminis auf. Gewisse 7\.rteii erzeugen nur die zu Basidien keimenden Teleuto-
sporen. andere ausser den Teleutosporen nur Uredosil^ren auf derselben Niihrpfianze,
oder andere erst Pykniden und Aecidien und dann Teleutosporen. aber keine Uredo-
sporen.
Bei den lieteröcisolien Arten gelingt es nur durch entsprechende Aussaatversuche,
die Zusainniengehörigkeit der verschiedenen Öporenbildungeu nachzuweisen. So lange
dieser Zusammenhang für die einzelnen Formen noch nicht bekannt Var. bezeichnete
man die drei Sporenformen mit besonderen riattungsnamen . die T'redosporenhäufchen
als Uredo , die Aecidien Je nach ihrer Beschalfenheit als Aecidium, lioestdia, I'eridrr-
niium u. s. w. Die Gattungsbezeichnung geschieht jetzt nach der Beschaffenheit der
Teleutosporen, weil diese Sporen die charakteristischsten Unterschiede aufweisen.
3, Ordninif/. Aiiriciilarieae,
Basidien A\ie bei den Uredineen quergetheilt, mit ^•ier Sporen. Hierher nur wenige
Formen , unter denen am bekanntesten der Hollunderschwamm oder das Judasohr,
Auricidnria scnidtiicina. mit gallertartigen dunkelbraunen musclielförmigeii Fi-uchtkör])ei-ii.
die auf ihrer Innenseite das Basidienhymenium tragen und ans alten HoUunderstämmen
hervorbrechen.
4. Ordnung. Treniellineae, ZitterinlT^e'
Basidien der Liinge nach getheilt Tig. 288 B. Die Fruchtkürper der Zitterpilze sind
von gallertartiger Beschaffenheit, lappig oder runzlig gefaltet und auf ihrer Oberseite
mit dem Basidienhymenium überkleidet. Nur wenige Gattungen, saprophytisch in fau-
lenden Baumstämmen, aus deren Oberfläche die Fruchtkfiiper hervorkommen.
ö. Ordnung. Sgnienomyeetes.
Die Basidien sind ungetheilt und tragen an der Spitze auf schmalen Sterigmen vier
Sporen Fig. 294 ap). Bei den einfaclisten Formen entspringen diese Autobasidien direct
dem Mycel , bei der überwiegenden Mehrzahl aber kommt es zur Bildung von Frucht-
kfJrpern. auf denen an bestimmten
Stellen die Basidien in Schichten
oder Hymenien auftreten. An der
Zusammensetzung der letzteren be-
theiligen sich die Saftfäden oder
Parai)hysen Fig. 294 p) und die
elKMifalls sterilen Cjstiden [c, oder
Schläuche, welclie sich durch grösse-
ren l'mfang auszeichnen und meist
stark verdickte Membran aufw eisen.
Chlamydosporenbildung tritt inner-
halb der Ordnung nur vereinzelt
auf. hat also im (iegensatz zu den
Uredineen ganz untergeordnete Be-
deutung.
Die meisten ITymenomyceten
leben mit ilirem reich verzweigten
weissen Mycelium im humushaltigen
Boden der "Wälder oder in faulen-
dem Hol/,, in absterbenden l)aum-
stämmen und ei'lieben ihic, oft
bedenfende (Jrösse erreichenden
massigen Fruchtkörper, die ge-
über die Oberfläche des Substrats.
^-.vÄ
Fig. 294. Kussula rubra. Partie aus dem Hymenium :
sli. subhymeniale Schicht, h J5asiilien, -s Sterigmen.
sp S])oren,;/ l'araphysen, c eine Cystide. Vergr. ö40.
meiuiglicli als Schwämme bezeiclinet werden .
Das Mycel der im Boden vegetirenden Foi'nien breitet sich an der I'eri)»herie immer
weiter aus und nimmt, indem es von der Mitte aus nach FrscJiöpfung der Nährstoffe
im Substrat abstirbt, eine von Jahr zu Jahr immer grösser werdende ringfiJrmige Zone
ein. In Folge dessen erscheinen dann auch die jälirlich im Herbst liervorkommcndeu
Cryptogamen.
309
Schwämme bei ungestörter Entwicklung in Ringen angeordnet, welche vom Volk
Hexenringe genannt werden. Die Minderzahl der Hymenomyceten vegetirt i)arasitisch
in der Kinde oder dem Holze von Holzgewächsen, so z. B. unter den Hutschwämmen
der Hallimasch, Armülaria inellea (Fig. 295;, dessen Mycel zwischen Rinde und Holz
Fig. 295. Armülaria mellea.
Stück einesEhizomorphastranges
mit reifen a] und jungen [b]
Fruchtkörpern. Vs nat. Gr.
(Nach Hartig.) Aus v. Tavel,
Pilze.
Fig. 296. Exobasidium Vaccinii. Querschnitt durch die
Stengelperipherie von Vaccinium, ep Epidermis, p Ein-
denparenchym, m Mycelfäden in den Intercellularräumen,
h die nach aussen hervorbrechenden Basidien , h' noch
ohne Sterigmen, //' Anlage der Sterigmen, h'" mit vier
Sporen. Vergr. 620. (Nach Woronin.)
von Laub- oder Nadelhölzern wächst und daselbst flache, verästelte, aussen schwarze
Stränge, sogen. Rhizomorphen bildet, aus denen später die Fruchtkörper als gestielte Hüte
hervorkommen. Ausser diesen subcorticalen Rhizomorphen werden vom Mycel auch
noch unterirdische lange Rhizomorphen gebildet, welche von einer "Wurzel ausgehend
andere Wurzeln mit dem Pilz inficiren können. Die Rhizomorphen können als eine
Sclerotiumbildung aufgefasst werden.
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■"•^'■'^'rMmsakm
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Fig. 297. Ciavaria Botrytis. Nat. Gr.
Fig. 298. Hydnum repandum. Verkleinert.
Die fortschreitende Complication im Aufbau der manniclifaclieu BusidienlVuclit-
körper dient zur weiteren EiiitlieiJung der Hymenomyceten.
1. Bei einer kleineren Anzahl von Gattungen kommt es nicht zur Fruchtkörper-
bildung, vielmehr entstehen die Autobasidicn noch frei aus den Mycelfäden in Lagern
von unbestimmter Form. Als Vertreter derselben sei Exobasidium Vaccinii''^-)
310
Schenck:
geuaunt, ein auf Ericaceeu, besonders Preissei- und Heidelbeeren auftretender parasiti-
scher Pilz, dessen Mycel Auftreibung-en der befallenen Pflanzentheile verursacht. Die
Basidien werden in Lagern unter der Epidermis gebildet und brechen durcli dieselbe an
die Obertiiiche hervor (Fig. 296 . Als Nebeufructiiication treten bei dieser Gattung, wie
bei vielen anderen . Conidien auf, die als schmalspindelfönnige Zellen vom Mycel abge-
gliedert werden und an der Oberfläche der N;ihri)rianze der Basidienbilduug vorausgehen.
2. In der Grui)i)e der Thelephoreen treten bereits echte Fruehtkörper, aber noch
von einfacher Bescliaflenheit , auf. Dieselben sind von korkig lederartiger Beschaften-
heit und bilden auf Baumstümpfen theils flache Krusten von rundlichem oder gelapptem
Uniriss. und das Basidieuhymeniura überzieht die glatte Oberseite dieser Krusten; oder
die flaclien FruchtkfJrper heben sich in horizontaler Eichtung vom Substrat ab, bilden
halbkreisförmige Hüte, die oft dachziegelartig gruppenweise über einander gelagert
sind, und das Hymenium ist auf ihrer Unterseite entwickelt, so bei dem an Laubholz-
stiimmen häuligen Stereuin hirsiifiuii.
3. In der Gruppe der Clararieen haben die Fruchtkörper die Form von weiss-
licheu oder gelben, aus dem Boden sich erhebenden fleischigen kleinen Keulen oder sind
mehr oder weniger reich coralleuartig verzweigt. Die grösseren, fleischigen, reich verästelten
Formen dieser Gruppe liefern Speiseschwämme, so Ciavaria flava mit bis 10 cm hohem,
fleischigem, orangegelbem Fruchtkfirper. iind Glararia Bofrytis (Fig. 297), beide als Bären-
tatze, lländliug, Hahnenkamm oder Korallenschwamm bezeichnet, von blassröthlicher
Farbe, ferner der krause Ziegenbart, Sporassis crispa.
auf Sandboden in Nadelwä'ldern auftretend, mit blatt-
förmig zusammengedrückten, reich verzweigten Aesten.
bis V-j ^^ i"i Durchmesser erreichend.
Hg. 299. Polyporus igiiiarius. Durchschnitt durch
einen mohrjährigen Fruchtkürper mit Zuwachszonen.
a Befestigungsstcllo des halbkreisförmigen Hutes.
Vi' nat. Gr.
Fig. 300. Psalliota campestris
(= Agaricus campestris). Cham-
pignon, rechts junger Frucht-
körper. Verkleinert.
4. Die Jlydnrrn oder Stachelschwämme besitzen Fruchtkörper mit stachelartigen
Auswüchsen, auf denen die Hymenien als Ueberzug entwickelt werden. Die einfachsten
llydneen haben krustentVirmige FruclitkfH-per. auf deren Oberseite diese Stacheln stellen,
andere dagegen entwickeln wnldansgcbildcte. gestielt hutförmige fleischige Frnchtk()ri)er.
die auf der Hutiiuterseite die lierabliängenden Staclieln tragen. Zu letzteren gehfiren
verschiedene essbare Scliw iiimiie. so JlyJnum rmhricdliiuK d(M' llabiclitscliwniiiiu . in
Kieferwäldern, mit braunem, oben schwärzlicli beschupptem, liis \h cm breitem Mut.
ferner Hydiium rcpamlxiu. der Stop])elscliwanim Fig. 29Sj, mit fleischfarbig gelblichem Hut.
5. Bei den artenreichen Polyporeen oder Lik-herschwämmen besitzen die grossen
gestielten oder sitzenden Hüte anfilirer Cnterseitc oftene röhrenfrirniige ^'e^tiefnngen oder
tief gewundene Gänge oder diclit zusammenstehende, herabliängende iLÖlirclien und das
Basidienhyinenium ist in diesen offenen Poren auf der Innenseite entwickelt. Hierlier gehört
die (iattnng Boletus mit grossen fleischigen, auf Waldboden auftretenden dickstieligen Hüten,
deren Unterseite mit einer dicken Sdiicht von feinen Pfihrchen bekleidet ist. Die Arten
sind tlieils vorziigli<'lie Siieisepilze. so //. n/nlis. der Steini)ilz. tlieiis aber sehr giftig, wie
der Satanspilz, Boletus Satanas (Fig.3(»l. mit gelblir.miK m, bis 20 cm breitem Hut, gelb
bis i)nr|iurr(it]i gefärbtem, oder mit rother Netzzeiclminig \ ersehenem Stiel und erst blnt-
rotlier. <lann orangerother ilntunterseite. \'on den zaidreiclien Arten der (Gattung Poly-
Cryptogamen.
311
jjorus ist der Feuer- oder Zunderschwamm. P. fomentm-ius, offieinell.
lebt i)arasitisch iu Laubbäumen, besonders Buchen, und erzeugt
Sein Mvcelium
grosse consoltorraige.
Fig. 301. Boletus Satanas, Satanspilz. 1/2 ^^^- Gr. Nach Krombholz.
— Giftig.
bis 30 cm breite und lö cm dicke melirjiilirige Friichtküri)er mit harter grauer liinde uud
weicher flockiger, den Zunderschwamm liefernder Innenmasse. Auf der Unterseite stehen
die engen Hynieniuinröliren in über einander lagernden Jahresschichten. Der ähnliche
Polyp, ign/an'us. unecliter Zunderschwamm
(Fig. 299 , besonders an Eiclien auftretend,
ist rostbraun gefärbt, viel härter und liefert
nur einen schlechten Zunder.
Manche Polyi)oreen sind sehr schädliche
Parasiten der Waldbäume, so Heterobasidion
anuosu))}. das oft ganze Bestände von Kie-
fern und Fichten vernichtet. Eine sehr
schädliche saprophj'tische Art ist Merulius
lacrynnms. der Hausschwamm ;•''■*;, dessen
Myceliuui in feuchtem Bauholz, iu erster Linie
in Nadelholz, vegetirt und dieses zerstört.
An der Oberfläclie des Holzes und an dem
Mauerwerk bildet das Mj'cel grosse grau-
weisse Watten mit derben sich verzwei-
genden Strängen .' welche zur Leitung von
Wasser und Xährstoften dienen. Scldiess-
licli entstehen aus dem Mycel die aus
Ritzen hervorkommenden uni-egelmässig lap-
pigen Fruc]itkür])er mit rostbrauner gru-
biger Obertläclie. Trockenh'gung und gute
Durchlüftung der infieirten Eäume ist das
sicherste Büttel zur Bekämpfung des Haus-
schwamms.
6. Als artenreichste Gruppe sind schliess-
lich die *l.f/«/•^e^«e eji oderBlätterschwämme
zu nennen, deren gestielte Hüte auf der
Fig. 302. Amanita muscaria, Fliegenpilz.
nat. Gr. — Giftig.
Unterseite radial ausstrahlende, senkrecht
stehende Lamellen, die mit dem Hymenium
überzogen sind, tragen. Die Agaricineenfruclitkörper bilden iu ihrer Anlage rundliclie.
aus Hyphengetlecht bestehende Körper, in denen sich bald der Stiel und der Hut
Q
12 Schenck:
dififereuziren. Stiel- und Ilutaulageu siud von einer lockeren Hülle umschlossen, der
Yolva. welche bei der Strecknu«: des Stiels als Scheide am Grnnde zurückbleibt, bei
manchen Bllitterpilzen, so beim Fliegenschwamm (Fig. 302), aucli in weissen Fetzen auf
dem Hut zurückbleibt.
Ausser der Yolva entwickelt sich bei vielen Blätterpilzen noch ein sogen. Schleier,
Velura, eine dünne Hyphenhaut. welche sich an dem jungen Fruchtkörper vom Hut-
rand quer zum Stiel ausspannt, später aber einreisst und nun als ringförmiger Hautlappen
am Stiele sitzen bleibt Fig. 300 .
Manche Hutpilze unserer Wälder und Wiesen werden als vorzügliche Speise-
schwämme geschätzt, so vor Allem auch der in Cultur genommene Champignon.
Psalliofa campestris (Fig. 300). mit weisslichem Hut und erst weissen, dann rosenrothen,
zuletzt braunschwarzen Lamellen, ferner der Pfifferling oder Eierschwamm. CanthareÜKs
cibaröis. mit dottergelbem kreiselfürmigem Plut, der Eeizker. LaHarius delir-iosus. mit
rothgelbem Hut und rothgelbem Milchsaft in besonderen Hyphenschläuchen, der Parasol-
schwamm. Lcpiota procera, mit weissem braunbeschupptem Hut.
Zu den giftigen Blätterschwämmen geliören vor Allem der Fliegenschwamm, Amanita
iniiscaria (Fig. 302,;, der mit dem Champignon oft verwechselte Kuollenblätterschwamm
Amanita hulhosa mit weisslichem oder gelblichem Hut und dickknolligem Stielfuss. der
Spciteufel. livssula emetica , mit rüthlichem Hut und weissen Lamellen, der Gift-
reizker, Lactariits torminnsus. mit gelbem oder rothbraunem zottigem Hut und weissem
Milchsaft.
Biologisch sehr interessant ist ein südbrasilischer Hutpilz, die Agaricinee Roxites
(fongylophnra. deren ]\Iycel nach A. jMöli.er von den Blattschneiderameisen in ihren
Nestern regelrecht cultivirt wird. Das Mycel erzeugt in denselben kugelige . dicht
mit Plasma erfüllte Anschwellungen seiner Hyphenenden, die sogen, Kohlrabiköpfchen,
welche den Ameisen zur Xalirung dienen. Die Ameisen verliindern die Entwicklung
der Conidien, die als Nebenfructification dem Pilz eigenthümlicli sind und nur bei Cultur
des Mycels ohne Ameisen gebildet werden, erhalten also den Pilz in ihren Nestern stets
in seinem vegetativen Zustand. Die Fruchtkürper finden sicli nur selten auf den Nestern:
sie liaben in ihrer Form Aehnlichkeit mit denen des Fliegenscliwamms, in dessen Ver-
wandtschaft Eozites gehört. Im tropischen Asien wird nach Holtermann das Mycel
von Afiaririia I?ajap von Termiten in deren Nestern cultivirt (-4; .
0 f f i c i n e 1 1 : Polyporiis fomenfarius [== Fomes fomentariuss liefert F u n g u s C h i r u r -
gorum (Pharm, germ., austr. . — Polypori/s officmah's '= Boletus laricis;. Lärcheuschwamm.
liefert Agaricus albus Pharm, helv.). Agaricinum l'harm. germ.) und Acidum
agaricinum Pharm, helv.).
6*. Oi'dnuitfj. Gasteroniycetes, BaiichirUi^e[^^).
Die Gasteromyceten liaben geschlossene mannichfacli gestaltete Fruchtkörper, welche
sicJi erst nach der Sitoreureife öffnen, indem die als J'eridie bezeichnete feste äussere
Hyphenrinde in charakteristischer Weise aufplatzt. Die von der Peridie umschlossene
sporenltildcndc Tniiciiiiiasse wird iiisgcsaiiimt als Gleba bezeichnet. Die Gleba ist
vf)n zalili'cii'licn Kaiiniiern oder Hohlriiinncii durclisetzt, weh-lie entweder von dem
iUisidienliyiiii'iiiuiii ausgekleidet oder vnn lockci- ^(■^Hochtenell llyplicn. deren Zweige in
Basidieii endigen, angefüllt sinil.
Die (Gasteromyceten vegetiren mit ihrem .Mycel saiirupliytiseli im Humusboden der
Wälder und Wiesen und erheben ihre Fruchtkör])er über <lie Oberfiäche nach Art der
niätterschwäiiiine. Nur die (irupjje der Hymenogastreeu besitzt uiiterirdiselie kiiullen-
fönuige, triifleliilinliclie Fruclitköri)er.
Verhältnissmässig einiach gebaut ist der l'ruciitkörper \on Scleroderuia ruhjare,
dem Hartbovist, dessen breitkugelige meist 5 cm dicke ]>asidienfruc]it eine weisslicli-
branne lederartige dicke eiiifaclie. später am Scheitel rissig gefelderte Peridie besitzt
l'ig. 303 7. Die im reifen Zustande schwarze (Meba ist gekammert und die Kammern
sind ausgefüllt mit i)irnförmigen Basidien. welche \ ier sit/,<'nde kugelige Sporen tragen
Fig. 303 j";. Der Hartbovist gilt als giftig und wii'd zuweilen mit 'l'rüll'eln verwechselt.
Die Gattungen liorista und Lijropcrdoii Fig. 303 .V . IJoviste und Stäublinge. haben
ebenfalls kugelige, bei letzterer Gattung auch gestielte, anfangs weissliche, später bräun-
liche Fruclitk(irper. Sie erreichen bei dem Piesenbovist f.i/r(ijirn/(in Borlsta sogar bis
' > Meter Durchmesser, llire Peridie ist in Form von zwei Schichten entwickelt, von
Cryptogamen.
313
denen sich die iinssere mit der Eeife gewühnlicli ublüst und die innere am Sclieitel sich
öffnet. Die Kammern der Gleba werden hier von einem regelmässigen Hj-meninm aus
Basidien ausgekleidet. Eine Eigentliümliclikcit der Boviste besteht ferner in dem x\uf-
treten sogen. Caiiillitiumfasern in den Kammern der Gleba, d. h. brauner dickwandiger
veräsfelter Hyphen. welche von den Wänden ausgehen und die Auflockerung der Sporen-
masse besorgen. Die jungen noch weissen, fleischigen Boviste sind essbar.
Bei. der verwandten Gattung Gcastn- (Fig. 303 4), Erd-
stern, ist die Peridie der rundlichen Fruchtkörper eben-
falls als doppelte Hülle ausgebildet Die äussere ?Iülle
breitet sich bei der Eeife in sternförmigen Lappen aus.
die innere öffnet sich am Scheitel mit einem Loch.
Die höchste Entwicklung erreicht der Gasteromyceten-
fruchtkörper in der Grupjie der P/inlloidren{=^^), als deren
bekanntester Vertreter l'haUus iinpudiciis, die Stink- oder
Gichtmorchel, in Wäldern in Deutschland einheimisch,
zu nennen ist. Dieser Pilz gilt vielfach als giftig, doch
sind giftiü'e Wirkungen nicht constatirt. Früher wurde er
.,A
'^"<J^^■»•^■y» .-v.-^ .
Fig. 303. 1 Scleroderma vulgare, Fruchtköriier. 2 Basidien
aus domsolhen. Nach Tulasne.) H Lycoperdon gemmatum.
4 Geastor granulosus. 1. 3, 4 in nat. Gr. 2 vergrössert.
Cu5
7) '
Fig. 304. Phallus impudicus
72 iiat. Gr. (Nach Kiiojihiiolz.
zu (uchtsalbeu verwendet. Sein Fruclitkörper gleicht liabituell den echten, zu den Dis-
comyceten gehörenden Morch(dn, liat aber eine ganz anden; Entwicklungsgeschiclite.
Er ist etwa 15 cm hoch, hat einen langen dicken, innen holden, netzförmig gekammerten
weissen Stiel und einen glockenförmigen, mit der braungrünen, im reiten Zustand zu
Schleim verHüssigtcu Glebamasse bedeckten Hut I'ig. 304. Der junge Fruclitkörper
bildet einen eiförmigen weissen Körper (Hexenei oder Teufelsei genannt iind wird von
einer doppehvandigen Hülle mit gallertartiger Mittelscliicht ganz uinsclilosscii. Im Innern
der Hülle oder Peridie ,aucli ^'olva genannt, differenzirt sich das llypiiengewebe in
314
Schenck:
den axilen Stiel imd in den glockeuföniiigeu Hut. Im Umkreise des Hutes wird die
Gleba als ein gekammertes. die Basidienhymeuien enthaltendes Gewebe ausgebildet.
Bei der Eeife streckt sieh der Stiel enorm in die Länge, sprengt dabei die an seiner
Basis als Scheide zurückbleibende Hülle und liebt den glockenförmigen Hut mit der an-
haftenden Gleba empor. Letztere zerüiesst alsbald zu einer abtropfenden schleimigen.
die Sporen enthaltenden Masse, welche einen ekelhaften aasartigen Geruch verbreitet,
und dadurcli Aasinsecten zur Verbreitung der Sporen anlockt.
Klasse XIII.
Lichenes, Flechten (^^' ^''' ^*).
Die Flechten sind symbiotische Organismen, sie bestehen aus Faden-
pilzen, und zwar aus Ascomycefen, nur in ganz vereinzeltem Falle aus
Basidionajceten, welche mit gewissen einfacheren einzelligen oder fädigen
Algen, entweder Cija-
uoplniceen oder CJilo-
roplnjceen , gemeinsam
vegetiren und so einen
zusam mengesetzten
Thallus, ein Consor-
tium bilden. Die Flech-
tenpilze und Flechten-
algen sind im natür-
• liehen System in die
Gruppen der nächst-
verwandten Pilze und
Algen einzureihen. Die
Flechten besitzen aber
unter einander so viel
Uebereinstimmendes in
Bau und Lebensweise
und liaben sich als
Consorticn idivlogeue-
tisch weiter entwickelt,
so dass sie hier zweck-
mässiger als besondere
Klasse behandelt wer-
den müssen.
Was das Verhältniss
von Pilz zu Alge anbe-
langt, so umspinnt der
Pilz mit seinem Mycel die Algenzellen (Fig. 305], schliesst sie in ein llyphen-
gcwcbe ein und crnälirt sich von den durcli die assimilirenden grünen Algeu-
zcllen erzeugten organischen Stoffen; er kann aber auch Ilaustorien in die
Algenzellen hinein entsenden und sogar deren Tiilialt aufzehren. Anderer-
seits gewährt der Pilz den in seinem Gewebe lebenden Algenzellen bestimmte
Vortheile, liefert ilinen die anorganischen Stoffe und Wasser (vgl. S. 179). Die
Symbiose der liechtenbildenden Pilze mit Algen führt so zur P>ildung von
zusainmeiigesetzten Organismen mit eigenartiger Form des Thallus, welcher
ents})rechend seiner durcli die Algen bedingten selbstständigen Ernährungs-
weise andere Gestalten als bei den nicht flechtenbildenden Fadenpilzen,
Fig. 80.5. Xanthoria ])arictina. / keinicndc Ascussporc [sp],
deren Keimschlauch die grünen Algcnzellen a der Gattung
Cjstococcus umsjdnnt. 2 beginnende ThallusbiMung, in sj)
zwei Ascussporcn, n die Cy.stococcuszellcn. Tn der Glitte des
Mycels beginnt durch Fusionen an den kurzglicdorigen Hyphcn
die Bildung einer pseudoparenchymatischcn Ivindenschicht.
Vergr. 5(H). Nach Bonmejj. Aus v. Tavkl, Pilze.
Cryptogamen. 315
deren Thalliis ein reich verzweigtes Mycelium darstellt, aufweist, vielmehr
die Formen der Alg-en und Lebermoose vielfach wiederholt.
. Der Flechtcnthallus kann sehr verschiedene Aushildunu- erfahren. Man
unterscheidet folgende Formen, welche früher auch zur Eintheilung benutzt
wurden, aber nicht den natürlichen Yerwandtschaftsgruppen entsprechen.
Die einfachsten Flechtenformen sind die Faden flechten, bestehend aus
Algenfädeu, welche mit Pilzhyphen der Länge nach umsponnen sind. Als
Beispiel sei Eplielie pnhesceiis genannt, eine an feuchten Felsen in Form
von zierlichen verästelten niedrigen Raschen auftretende Flechte.
Sodann unterscheidet man Gallertflechten, mit gallertigem laubartigem
Lager. Die Algen derselben sind Chroococcaceen und Xostocaceen mit
gallertig aufgequollenen Membranen. Li der Algengallerte verlaufen die
Pilzhyphen. Von einheimischen Gattungen gehört z. B. CoUenia hierher.
Sowohl bei den Faden- als Gallertflechten sind Algen und Pilzhyphen
gleichmässig im Thallus vertheilt und wird dieser daher als ungeschiclitet
oder homoeomer bezeichnet.
Die übrigen Flechten weisen dagegen einen geschichteten oder hetero-
meren Thallus auf. Die Algenzellen, die man bei den Flechten überhaupt
als Gonidien bezeichnet, treten im heteromeren
Thallus in bestimmten sogen. Goni dienschichten
auf, welche nach aussen von einer algenfreien und
aus pseudoparencbymatisch dicht verflochtenen Pilz-
hyphen bestehenden sogen. Rindenschicht bedeckt
werden. Man unterscheidet unter den heteromeren
Flechten im Alla-emeinen drei Yeii'etationsformen, näm-
lieh die Krustenflechten, deren Thallus in Form
von Krusten an Baumstämmen, Felsen oder auf dem
Erdboden auftritt und dem Substrat fest anhaftet, Fig. 306. Xanthoriapa-
mittels Pilzhvphen etwas in dasselbe eindringt, ferner rietina. auf Baumrinde,
die Laubflechten (Fig. 306), deren Thallus laub- Nat. Gr.
artig klein- oder grosslappig, mit zerschlitzten Lappen
ausgestaltet und auf der Unterseite entweder nur in der Mitte oder bis auf
die freien Ränder mittels rhizoidartiger Pilzhyphen (Rhizinen) angewachsen
ist, endlich die Strauchflechten (Fig. 3Ü7], mit verzweigtem faden-
förmigem oder bandförmigem, an der Basis angeheftetem, zuweilen auch
frei auf dem Substrat liegendem Thallus.
An den natürlichen Standorten scheinen die Flechtenpilze sich nur dann
aus den Sporen weiter zu entwickeln, wenn sie die ihnen zusagenden Algen-
zellen zur Verfügung haben. Xur für ganz wenige Flechtengattungen ist
festgestellt, dass ihr Pilz auch ohne Algen in der Natur existenzfähig ist,
so für die tropische Cora pavonia (Fig. 313), deren Pilz zu der Ordnung
der Hymenomyceten gehört und auch algenfreie Fruchtkörper, welche denen
der Pilzgattung Tlidpphora in der Form entsprechen, erzeugen kann. Wohl
aber ist es gelungen, aus den Sporen gewisser flechtenbildender Ascomyceten
unter Zufuhr geeigneter Xährlösung auch ohne Algen in der Cultur Mycelien
und kleine Thalli zu ziehen.
Viele Flechten vermögen sich auf rein vegetative Weise zu vermehren,
dadurch, dass losgerissene Tlieile des Thallus weiter wachsen und sich wieder
mit Rhizinen festsetzen. Die meisten heteromerischen Flechten besitzen ferner
in der Bildung von Soredien ein ausgezeichnetes Mittel vegetativer Ver-
mehrung. Dieselbe vollzieht sich in den Gonidienschicbtcn. Kleine Grup]i('ii
von sich theileuden AlgeuzcUen werden dicht umsponnen von Mycelfäden,
lösen sich los und bilden isolirte Körpercheu, die in grosser Masse erzeugt
316
Schenck:
und imter Aiifreisscii der Thallusriude als staubartig-e Masse frei werden, um
durch deu Wind verbreitet sieb anderswo wieder zu einer Flechte weiter
zu entwickeln.
^Yas die Fructification der Flechten anbelangt, so ist dieselbe nur an
die Flechtenpilze, nicht an die Aegetativ bleibenden Flechtenalgen gebunden.
Die Flechtenpilze gehören ihrer natürlichen Verwandtschaft nach zu den
Äscomi/cefeii^ nur eine einzige Gattung zu den IlyDieiwmyceten.
1. Ascolichenes.
Nur wenijjre Flechteugattimgen haben krugförmige Perithecieu: ihre Pilze gehören
daher zu den Pyrenomyceten, so die Laubflechte Endocarpon. die Krusteuflechte Vcrmcaria.
Die meisten Gattungen aber entwickeln als AscustVüclite ihrer Pilze offene, meist
Schüssel- oder scheibentTirniige. dem Thallus aufsitzende oder in ihn etwas eingesenkte
Apothecien, welclie in ihrem Aufbau wie bei deu Discomyceten. speciell den Pezizeen
(vgl. Fig. 280) beschaffen sind, also auf ihrer Oberseite ein Hymenium aus Asci und
Fig. 307. Usnea barbata. ap Apothe-
cium. Nat. Gr.
Fig. 308. Cetraria islandica. ap Apothecium.
Nat. Gr. — Officinell.
Paraphysen tragen. Von Strauchflechten gehört hierher als eine der häufigsten Arten
die an Baumstämmen festsitzende Usnea barbata, die sogen. Bartflechte mit grossen,
am Bande bewimperten Apothecien 'Fig. 307 . ferner die an l'elsen der afrikanischen
Küsten und Ostindiens weit verbreitete Roccdhi tinctoria mit aufrechtem wurmförmigem.
gabelig getheiltem Thallus. aus welchem Lackmus und Orseille gewonnen werden. Eine
Mittelstellung zwischen .Strauch- und Blattflechten nimmt Crlraria iiüauilica. das isländi-
sche Moos Fig. 308j ein, mit vieltheiligen. aufsteigenden, blattartigen T]ialluslai)pcn.
welche braun, auf der Unterseite weisslich gefärl»t sind und die Apothecien schief rand-
ständig tragen. Diese Flechte ist auf den Gebirgen und im Norden der nördlichen
Hemisphäre, sowie auch am Cap Hörn weitverbreitet und dient als offi eine lies Ge-
wächs zur Bereitung der Licheningallerte. Eine der gewöhnlichsten einheimischen Blatt-
flcchten ist die orangegelbe Xantiwria parirtina IMg. 30ß mit zahlreichen Apothecien
auf der Thallusmitte. — Unter den Krustenflechten ist als häufige Form die Schrift-
flechte. Grophis scriphi zu nennen, deren grauwcisscr Thallns auf Ba\imrinden, besonders
Buclicn lebt und deren Ajiotliecicn die Form von schwarzen schmalen strichförmigen
oder gegabelten, an Scliriftziigc erinnernden iJinnen haben. Z\i den Krustenflechten
gehört auch die in Stej^ien und Wüsten NordatVikas und Asiens verbreitete t^pharro-
Ihallia csciilenta, deren felsbewohneiider Thallus in erbsengrosse Stücke, die durch den
AViiid verbreitet werden, leicht zerfällt. Diese rundlichen (iebilde sind essbar und wer-
ilen von den Tartaren zur l>ereitung von ..Krdbrr»d" verwandt.
Cryptogamen.
317
Eiue sehr eigenartiii-e Eut-\vicklimg erfährt der Flechteuthallus bei der vielgestaltigen
erdbewohneuden (lattuug Cladonia {^~), deren Thallus /Ainäohst aus horizontalen, kleinen,
dem, Substrat aufsitzenden gekerbten Scliüp])eheu besteht. Auf diesem 'rhallus erheben
sich nun die zusammengesetzten Fruchtkorper (Podetien), die bei den einzelnen Arten
sehr verschiedene Gestalt haben und in ihrer Form auch sehr stark variiren. Sie sind
bei manchen Arten, so bei Cladonia pyxidafa. der Becherflechte, und bei Cladonia coccifera
(Fig. 309) gestielt kreiselförniig und tragen am Becherrand oder auf Aussprossungen
desselben die bei ersterer Art braunen, bei letzterer lebhaft rothen Apothecien in Form
von rundlichen Knöpfcheu. Bei anderen Arten sind die Podetien aufrecht schmal
cylindriscli eiutach oder gegabelt: bei Ciadon /'a rangiferina, der Rennthicrflechte, welche
dm
Fig. 309. Cladonia coccifera. rrhallusschüpp-
chen. Xat. Gr.
^/ig»
Fig. 310. Cladonia rangiferina. ^4 steril, 7i mit
Ascusfrüchtcheu an den Astenden. Nat. Gr.
Fig. 311. Collema crispum. A Carpogon,
c mit Trichogyn f. Vergr. 400. B Spitze
des Trichogyn mit Spermatium
1125. Nach E. Baue
.S-. Vergr.
über die ganze Erde verbreitet und in grosser Menge rasenbildciid in den nordischen
Tundren auftritt, sind die l'odetien (Fig. 310) zierlich verästelt und tragen an den Ast-
enden die kleineu braunen Apothecien. Oft bleiben aber die Podetien dieser Art wie
auch der anderen Cladonien steril, indem die im Innern vorhandenen ascogenen Hyphen
nicht zur Bildung der Asci gelangen.
Die Ascusfrüchte. Apothecien oder Perithecien. nehmen, wie Stahl P) zuerst nachAvies,
auch bei den Flechten ihren Ursprung aus befruchteten Carpogoncn. die in jungen Thallus-
lapjicn oft in sehr grosser Anzahl angelegt werden. Das Cari)ogon (Fig. 311; ist hier ein
vielzelliger, im unteren Theil inclirfach sclirauiiig gewundener Faden, der sich in ein
langzelliges, aus dem Thallus luif der Spitze hervorragendes Trichogyn fortsetzt. Die
Z(4len eutlialtcii je 1 Kern, fiiliicn im unteren Theil des Carpogous (liclit(>res Plasma und
sind durch U'üitfel verbunden. Abgesehen Aon der Vielzclligkeit erinnern diese Gebilde an
die Carpogone der Florideen. Als mäunliclie Sexualzellen fungiren wahrscheinlich die in
besonderen krugförungeu Beliiiltern, den Spermogonien Fig. 312 erzeugten Sper-
ma tien, die von den Enden der diese Organe auskleidenden llyphenfädeu als rund-
318
Sehen ck :
liehe oder stäbchenförmige Zellen abgegliedert werden und nacli der Entlassung mit den
klebrigen Spitzen der Trichogynen copuliren (Fig. 311 Z?,. Die Spermatien erscheinen
nach der Copulation leer, ohne Kern: darauf collabireu die Zellen des Trichogyns. gehen
später zu (xrunde, während die mittleren Zellen des schraubigen Carpogons anschwellen,
sich auch noch weiter theilen und zu einem Ascogon werden, das nun durch Aussprossung
die ascogenen Ilyphen und aus diesen die Asci liefert. Die vegetativen Ilyphen und
die Paraphysen der Früchte entspringen aus den unter dem Ascogon betindliclien
Hvphen. Entweder nur ein oder auch mehrere Ascogone zusammen geben eine Frucht.
c-
^^ ■<- .-7-1 ["/»»-r-
Fig. 312. Schnitt durch denThallus von Ana-
ptychia ciliaris mit einem Spermogonium sp,
c Eindenschieht , vi Markschicht, g Algen-
schicht. Vergr. 90.
Fjg. 313. Cora pavonia. A von oben, B
von unten , Injm Hymenium. Nat. Gr.
Das Verhalten der Sexualkerne bedarf noch eingelicnder Untersuchung. Vergleicht uinii
die Sexualorgane der Flechten mit denen der Schlauchpilze, so ist hervorzuheben, das»
bei den ersteren schlaucliförmige Antheridien, wie sie bei Erysijdieen und Pyronema auf-
treten, nicJit beobaclitet sind, die männlichen Sexualzellen vielmehr ganz anders ent-
stehen, andererseits aber mit den Spermatien der Florideen sich vergleichen lassen.
Sperniogonien und Spernuitien entsprechen ferner in ihrer Bildung ganz den Pykniden
und Pyknosporen der Ascomyceten und auch der Uredineen. Dazu kommt, dass durch
A. ^AIÖLLEH festgestellt ist. dass die Flechtenspermatien auch vegetativ zu Mycelien aus-
keimen können. Brefeld und Möller fassen dalier die Spermatien als Conidieu auf
und bestreiten die Sexualität der Flechten.
2, Mynienolichenesi^'^).
Die lIiimriKilidicjini werden durch die in den Tropen weitverbreitete, auf Erdboden
oder auf Bäumen lebende Cora jiciruina vertreten, zu welcher auch die (Jattuiigen
Diciyonema und Laudatea als besondere Wuchsformen zu rcclnieu sind. Der VW/, der
Cora ist eine Tli('lei)lioree (vgl. S. 310 , deren halljkreisfcirmige gelappte Üaclie. dacli-
ziegelartig gruppirte l'ruchtkörper auch ganz ohne Algen gefunden werden. Tritt der
Pilz in Sym])iose nut einzelligen Cliroococcusalgen, so resultirt als Fruchtkörper die
Cora pavonia (Fig. 313;, welche wie eine 'J'lielc]iliorafnicht auf der Unterseite ein (hircli
Risse gefeldertes Basidienhymenium entwickelt. Tritt dagegen derselbe i'ilz mit deu
l'iiden der blaugriinen Alge Scytonema in Symbiose, so biklet sich, wenn der Pilz nl)er-
wiegt, die Flechte zu strahlig fädigen, halltkreisffh-migen oder kreisfcirmigen. au Baum-
ästen abstehenden Scheiben mit dem Hymenium auf der Unterseite aus DlHiionniHi-
Form . und wenn die .\lgc formbcstimnieud ist, in Form von feinfiidigen tilzigen Uebcrziigen
auf nauiiiiindc mit inn-egelniässigen. an dem Lichte abgewaiidtcii Stellen des 'Jliallus
erscheinenden llynienicn L(tnihiic(i-V>.ix\\\ .
Officineli ist unter den l'leeliteii nur Cilrarhi islainllcd. Liehen islaiidicus
Pharm, genn., aiisti'.. lieh.).
Cryptogamen.
319
IL
Bryophyta, Moospflanzen f"-').
Die Bryophyteu, Moospflaiizen
Klassen der Lebermoose (Hepaücae)
scheideu sich von den Thallo-
phyteii zunäcbst durch den cha-
rakteristischen Bau ihrer Ge-
schlechtsorgane, der Antheri-
dien und Archegonien, welche
in ganz ähnlicher Ausbildung
auch hei den höchststehenden
Cryptogamen, den Pteridophyten
wiederkehren. Bryopliyten und
Pteridophyten dürften daher von
gemeinsamen Stammformen den
Ausgang ihrer Entwicklung ge-
nommen haben und werden den
Thallophyten gegenüber auch als
Arcliegoniaten zusammengefasst.
DieAntheridien oder männ-
lichen Organe sind besondere,
auf einem mehrzelligen Stiele
sitzende ovale, kugelige oder
keulenförmige Gebilde , deren
dünne Wandung aus einer ein-
zigen Zellschicht besteht und
zahlreiche kleine Zellen um-
schliesst , von denen jede ein
Spermatozoid erzeugt (Fig. 314).
Bei der Reife trennen sich die
Spermatozoidenmutterzellen, die
Wandung des Antheridiums platzt
am Scheitel auf, und nun werden
die zahlreichen Spermatozoiden-
mutterzellen entleert, aus wel-
chen durch Verquellung der
Wandung die Spermatozoiden als
kurze, etwas gewundene, nahe
am Vorderende zwei lange feine
Cilien tragende Fäden frei werden.
Die Archegonien stellen
sitzende oder kurzgestielte, zu-
weilen auch in das Gewebe ein-
gesenkte flaschenförmige Organe
vor, deren Wandung ebenfalls
einschichtig ist und einen Piauch-
theil und einen Hals untersclieiden
lässt. Der Bauchtheil umschliesst
eine grosse Centralzelle, deren
Inhalt kurz vor der Keife in die
oder Muscineen umfassen die beiden
und der Laubmoose (Mitsei). Sie unter-
,^'
r
jy9 ff
/
Fig. 314. Marchantia polymorpha. A ein fast reifes
Antheridium im optischen Durchschnitt, p Para-
physen. B Spermatozoiden mit Iproc. Ueber-
osmiumsäure flxirt. Ä Vergr. 90. B Vergr. 600.
pr-
"'^-n-'
Fig. 31.5. Marchantia polymorpha. .1 junges, B ge-
öffnetes Archegoniura, G befruchtetes Archogonium
nach erfolgtem Beginn der Keinibildung, k' Hals-
canalzelle, /," Baiichcanalzelle, o Ei, pr Pseudo-
perianth. Vergr. 540.
320
Schcnck:
Eizelle (Fig. 315 .1, o) und in eine am Grunde des Halses gelegene sogen.
Bancbcanalzelle (/."j zeriallt. Au diese seliliesst im Halse selbst eine cen-
trale Reihe von Halseaualzellen A') au. Ikiucli- und Canalzellen wandeln
sich bei der Reife in Schleim um. Bei Wasserzutritt weichen die Zellen
am Scheitel des Halses aus einander (B) und der Schleim wird aus dem
Archegonium entlecM't. Bestimmte in diesem vertretene Stoffe (Rohrzucker bei
LaubmooseUy dirt'undiren in das umgebende Wasser und bestimmen die Be-
wegungsrichtung der Spermatozoideu, die auf den Archegöuiumhals zu-
steuern. Sie gelangen in den Hals und durch diesen bis zum Ei, in welches
ein Spermatozoid eindringt. Da der Befruchtungsvorgang sich nur im Wasser
vollziehen kann, so erfolgt er bei deu Laudformen nur nach Benetzung
durch Regen oder Thau. Nach der Befruchtung stellen sich Theiluugeu in
der Eizelle ein und sie entwickelt sich direct weiter zum Embryo (C'j, ohne
erst zu einer Oos])ore zu werden und als solche eiuen Dauerzustand durch-
zumachen.
l\r. 316.
Exine. B
s Spore
ex
Funaria h\'f;Toniotrica. J kcimondo Spore, ..
l'rotonema mit Knospen tu und Khizoiden r,
Vergrössert. (Nach Müller-Thurgau '
Fig. 317. Antheridien (in und
Archegonien ar an deu Enden
des gabclig" verzweigten Moos-
stäiumcliens von Phascum cuspi-
datum, /' Blätter, )> Parapliysen.
Vergr. 45. (Nach Hofmeister.)
Ausser der sexuellen Fortpflanzung findet allgemein bei den Moosen wie
auch bei den Pteridophytcn eine ungesclilcclitliche F(irt])t1anzung durch ein-
zellige mit Membran urnkU^idete, an die Verbreitung in der Luft angepasste
Sporen statt. Kcidc F(n-tj[)lhiuzungsweisen wechseln in regclmässigster Weise
mit einander ab und sind auf zwei scharf geschiedene Generationen, eine
geschlechtliche, welche die Sexualorgane erzeugt, und eine ungeschlechtliche,
welche die Sporen hervorbringt, vertheilt. Die geschlechtliehe (lenerntion
geht aus den Sjtoren her\or. die ungeschlechtliche aus der liefruchteteu Ei-
zelle. Dieser regelmässige Generationswechsel ist charakteristisch für
alle Archegoniaten.
Was zunächst die geschlechtliche Generation anlx'langt, so keimt
die einzellige Spore unter S]»rengung ihrer äusseren cutinisirten, als Exine
bezeichneten Haut zu einem Selilauche aus, der bei den Lebermoosen als-
bald zur Ausbildung der definitiven I^flanze schreitet, während er bei deu
meisten Laubmoosen zunächst ein Protonema erzeugt, das in seiner Gestalt
an den 'Hialhis der Gonfervoideen erinnert (Fig. 31ö .i, />). Die Protonema-
Cryptogamen. 321
Zellen enthalteu grüne Chlorophyllkörner. Von den grünen Fäden gehen
farblose verzweigte Khizoiden oder Wurzelliaare ab nud dringen in den
Boden ein (Fig. 316 r). Unter den Yerzweignngsstellen des Protonema ent-
stehen nunmehr kleine Knospen (Ä-w), aus denen die definitive Moospflanze
hervorwächst. Protonema und Moosptlanze stellen aber, auch wo sie in
solcher Weise von einander abgesetzt sind, nur die eine geschlechtliche
Generation der Pflanze vor. Viele Lebermoose weisen noch einen aus
dichotomisch verzweigten Lappen bestehenden Thallus auf, welcher an seiner
Basis oder an seiner Unterseite mittels Pihizoiden festgeheftet ist, und wieder-
holen somit den vegetativen Aufl»au mancher Algen (vgl. Fig. 8 mit 10).
Bei anderen Lebermoosen und bei allen Laubmoosen dagegen ist eine scharfe
Grliederung in Stengel und Blätter durchgeführt (Fig. 329), dagegen sind noch
keine echten, aus Gewebe bestehenden Wurzeln vorhanden, deren Stelle
ül)erall Khizoiden, also verzweigte farblose Zellfäden, die hauptsächlich die
Function der Befestigung der Pflanze verrichten, einnehmen. In diesem
Punkte unterscheiden sich die Bryophyten wesentlich von den mit echten
Wurzeln ausgestatteten Pteridophyteu. Auch sind die Moosstämmchen und
Blätter von einfacher anatomischer Structur, sie werden, wenn überhaupt,
nur von sehr einfachen, aus gestreckten Zellen gebildeten Leitbündeln durch-
zogen. Die fertig entwickelte geschlechtliche Generation erzeugt die Sexual-
organe, die in der Pegel zu mehreren, bei thalloiden Formen dem Bücken
des Thallus entspringen, bei cormophyten auf den Scheitel des Stämmchens
oder dessen Aeste rücken (Fig. 317).
Aus der befruchteten Eizelle (Fig. 315 C] geht durch Theilung ein viel-
zelliger Embryo hervor, welcher heranwächst und die zweite oder unge-
schlechtliche Generation, die von dem Sporogon oder der gestielten
Mooskapsel vorgestellt wird, liefert. Das Sporogon besteht aus einem
meist rundlichen oder ovalen, kapselartigen Sporenbehälter, in dessen innerem
Gewebe die zahlreichen einzelligen Sporen erzeugt werden, die bei der Keife
aus der sich öffnenden Kapsel entleert werden. Allgemein entstehen die
Sporen bei den Bryophyten wie auch bei allen Pteridophyteu zu 4, in
Tetraden, durch zweimalige Theilung aus den Sporenmutterzellen, welche
sich vorher von einander loslösen und abrunden und den eigentlichen Aus-
gangspunkt der geschlechtlichen Generation vorstellen. Die Sporenkapsel
sitzt meist auf einem kürzeren oder längeren Stiel, dessen unteres Ende,
der sogen. Fuss, in dem erweiterten Archegoniumbauch stecken bleibt und
von dem unterliegenden Gewebe scheidenartig überwuchert wird, daher in
dasselbe eingesenkt erscheint. Obwohl also das Sporogon eine besondere
Generation der Moosi)flanze darstellt, bleibt es zeitlebens mit der anderen
Generation verbunden und bezieht von dieser zum Theil die zu seiner Ent-
wicklung nöthigeu Substanzen.
Die beiden scliarf geschiedenen Klassen der Bryophyten charakterisiren
sich kurz folgendermaasseu:
1. Hepatkae^ Lehernioose. Geschlechtliche Generation mit schwach ent-
wickeltem und meist nicht scharf abgesetztem Protonema, ist entweder als
gabeltheiiiger Thallus oder als beblätterter, mit einigen Avenigen Ausnahmen
dorsiventraler Stengel ausgebildet. Der Sporenbehälter erzeugt bei den
meisten ausser den Sporen auch Elateren d. h. sterile Zellen, welche in den
typischen Fällen zu langen mit spiraligen Verdicknngsleisten versehenen
Zellen auswachsen (Fig. 321 F), anfangs die Stoflzufuiir zu den sporogenen
Zellen vermitteln und bei der Reife und nach dem Oeffnen der Kapsel zur
Auflockerung oder zum Wegschleudern der Sporen dienen. Kur bei einer
322
Sehen ck:
Orfliinn^'. den Aiitliocoi-ntaceeii. ATircl in der Kapsel eine Coluniella, d. li. ein
axiier Körper aus sterilen Zellen, welcher ebenfalls die Stotl'zufulir zu den
sich entwickelnden Sporen besorgt, ausgebildet.
2. Musci, Laubmoose. Vorkeim der geschlechtlichen Generation meist
kräftig entwickelt, scharf abgesetzt. Pflanze stets in Stengel und Blätter ge-
gliedert. Die Blätter in spiralig mehrzelliger, seltener in zAveizeiliger An-
ordnung, Stengel also poly- oder bisymmetrisch beblättert. Sporenbehälter
stets ohne Elateren, aber mit Columella, welche nur bei einer Gattung fehlt.
Klasse I.
Hepaticae, Lebermoose ^^^
Die Lebermoose zerfallen nach dem Bau der Sporogone und der Glie-
derung der geschlechtlichen Generation in vier Orduungen, von denen die
Bicc/aceen, MarcJ/a>/tiacee)i und Authoccroiaceen ausschliesslich thallöse
Formen, die Junger nuoiniaceen theils thallöse, theils foliose Formen um-
fassen.
1. Or(7nil71f/. Die Jtir.claceen yveisenimter a\\enlle\-)nticne die einfachste
Ausbihlung auf. Es gehöi-en zu ilinen die Arten der Gattung liiccia, deren dichotomisch
gelappter Thalhis auf Scldamraboden am Ufer der Gewässer oder auf feuchten Aeckern
kleine Rosetten bildet (Fig. 318 A). Biceia natans schwimmt mit ihren breiten Thalhis-
lappen frei auf der Oberfläche des Wassers nacli Art der
Lemuaceen. Biceia fhiitans lebt dagegen ganz unterge-
taucht und hat schmale reicher verästelte Thalluslappen
Fig. 10,. sie kann aber auch auf iSclilammboden nieder-
liegende Rosetten bilden. Die Riccien tragen auf der
Unterseite des Thallus feine Rhizoiden (Fig. 3181?; und
besitzen ausserdem daselbst eine Reihe von quergestellten
einschichtigen Zelllamellen, sogen. Ventralschuppen. welche
wie erstere sich an der Nährstoffaufnahme betheiligen.
Beide Organe fehlen vollständig der submersen Form von
Biceia fhiitans. die somit die einfachste Form eines Leber-
mooses darstellt.
Antheridien und Archegonien treten auf der Ober-
seite auf und sind eingesenkt. Aus der Eizelle entwickelt
sich nach der Befruchtung ein ungestieltes kugeliges Spo-
rogon mit einschichtiger Wandung, das im Innern nur
mit grossen tetraedrischen SjioriMi erfüllt ist. Die Wan-
dung wird vor der Sporenreife aufgelöst und die Sporen
werden durch Verwitterung und Zerreissung des sie um-
gebenden Archegoniuuibauches uinl der umgebenden Zellen
des Thallus frei.
2. OrdnuntJ. Die 3Iarch antiaeeen sind weit hölier organisirt und in
manchen (Gattungen von recht coniplicirtem Aufbau. Als Beispiel sei die auf feuchtem
P>rdboden, an (^uelh'n bei uns selir liäutige M/irrltaitfia pohinmrplia geschildert. Sie
bildet bis 2 cm bn-ite. an den Enden sich gabelig verzweigende niederliegende 'J'hallus-
lappen (Fig. 320 .1, Fig. 321 A] mit undeutlich ausgeprägten I\Iittellinien. — An der Unter-
seite ents])ringen lange einzellige Rhizoiden. welche zum Theil glattwandig sind und
vorzugsweise der Befestigung des 'J'hallus dienen, zum Theil jilier zai)fenfürmige, in das
Lumen hineinragende Wandverdickungen aufweisen mid di( \Va88erzuführung vermitteln
Zäjifclienrliizoiden . ansser(leni einsehiclitige Schuppen. Die I »orsiventralität des Thallus
macht sich auch in dem com|)li(-irten anatomischen Aufbau geltend. Auf der (»bertläche
des Thallus bemerkt man schon mit blossem Auge eine zierliche rhombische Felderung.
Jedes Feld entsi)richt einer unter der obersten Zellschicht oder Epidermis befindlichen.
von geschlossenen seitlichen Wänden abgegrenzten J.,uftkammer, welche durch eine
Fig. 318. Eiccia minima. A
Thallus mit eingesenkten
Sporogonien am (irunde der
La])pen. Nat. Gr. li Schnitt
durch einen Thallusla]ipen,
schwach vcrgr.
(Nach BiscHOFF.)
Cryptogamen.
323
Fig. 319. Marchantia polymorpha. A — C
aufeinander folgende Stadien der Brutkörper-
bildung, st Stielzelle. D Brutkörper von
der Fläche. E im Querschnitt x Ablösungs-
stelle. 0 Oelzellen, r farblose, körnigen In-
halt führende Zellen, aus denen die Ehizoiden
später entspringen, ^i — C Yergr. 275.
D—E Vergr. 65. \Nach KxY.)
Athemüffnung in der Mitte des Feldes nach aussen führt (Fig. 159 .4, B, S. 121\ Die
Oeffuunü: besteht aus einem kurzen Caual mit einschichtiger, aus mehreren ringförmigen
Etagen von je vier Zellen gebildeten Wandung. Vom Boden der Kammer erheben sich
zahlreiche kürze, aus rundlichen Zellen bestehende Fäden, welche die Chlorophyllkörner
enthalten und das eigentliche Assimilationsgewebe vorstellen. Auch in den Kammer-
wäuden und in der Epidermis befindet sich
Chlorophyll, aber in geringerer Menge. Im
Uebrigen' besteht der Thallus unter den als
grübcheuartige Einsenkuugeu augelegten
und dann durch Wachsthum bestimmter Epi-
dermiszellen überdachten Luftkammern aus
grossen chlorophyllarmen, als Speicherzellen
fungirenden Parenchymzellen. die nach
unten von einer einschichtigen Epidermis
abgeschlossen werden. Auf die Ausbildung
der Luftkammern ist die Belichtung von
grossem Einfluss. Bei sehr schwacher Belich-
tung kann ihre Bildung ganz unterbleiben.
Auf der Oberseite des Thallus und zwar
auf den Mittelrippeu sitzend treten in der
Regel zierliche kleine otfene becherförmige
Auswüchse mit gezähntem Raud, die Brut-
becher oder Brutkörbchen (Fig. 320 6),
auf. in deren Mitte eine Anzahl von ge-
stielten flachen grünen Brutkörperchen von
biscuitförmigem Umriss sich befinden. Sie
entstehen, wie Fig. 319 zeigt, durch Hervor-
wölbung und weitere Theilung einzelner
Epidermiszellen und sitzen mit einer Stiel-
zelle [st] bis zu ihrer fertigen Ausbildung fest, um sich dann von derselben [D bei x] abzu-
lösen. Sie besitzen an den beiden Einschnürungsstellen zwei Vegetationspunkte, von
denen aus sie sich nach der Ablösung zu neuen Pfläuzchen weiter entwickeln, und
bestehen aus mehreren Schichten von Zellen, unter denen eine Anzahl mit Oelkörpern
erfüllt sind [D. o\ andere, farblose, als Anlagen der späteren Rhizoide dienen. Oel-
haltige Zellen treten auch im fertigen Thallus zerstreut auf und sind überhaupt bei
Lebermoosen sehr verbreitet. Mit Hülfe der Brutkörperchen kann sich Marchantia in
reichlichem Maasse vegetativ vermehren.
Die Sexualorgane,Antheridien und Arche-
gonien, werden von besonderen aufstreben-
den Zweigen des Thallus getragen. Im
unteren Theile sind diese Zweige stielartig
zusammengerollt, im oberen Theile ver-
zweigen sie sich reichlich und breiten sich
wieder aus. Antheridien . und Archegonien
treten auf verschiedenen Pflanzen auf. die
Art ist somit diöcisch. Die iiiiiuiilit hcii
Zweige schliessen mit einer lajipig gerande-
ten Scheibe ab. an deren 'Oberseite die An-
theridien eingesenkt sind und zwar ein
jedes in einen flaschenförmigen Behälter,
der mit einer engen Oeönung nach aussen
mündet Fig. .320 5,. Diese Behälter werden
von Luftkammern führendem Cewebe ge-
trennt. Gestalt der Antheridien und Sper-
matozoiden ist ans Fig. 314 ersichtlich.
Die weiblichen Zweige (Fig. 321 Ä; schliessen mit einem neunstraidigen Scliirm al).
Die Oberseite des Schirmes ist zwischen den Strahlen umgeschlagen und trägt an den
umgeschlagenen Theilen die Archegonien, welche sonnt der Unterseite des Schirmes zu
entspringen scheinen. Sie bilden dort zwischen den Strahlen radiale Reihen. Jede
strasburger, Lehrbuch der Botanik. .5. Aufl. 21
Fig. 320. A männliche Pflanze von Marchan-
tia polymorpha, h Brutkörbchen. Nat. Gr.
B Anthoridiumstand mit den eingesenkten
Antheridien a vergrössert, f Thallus, s Vcn-
tralschuppen, r Ehizoiden. Etwas vergr.
324
Schenok:
dieser Eeiben wird von eiuer zierlich gezälmteu Lamelle oder Hülle [B, C, h) umgeben.
Die Gestalt der Arcbegonien ist aus Fig. 315 ersicbtlicb.
/'—/
m,f
Fig. 321. Marchantia polymorpha. A weibliche Pflanze
mit vier verschied onalterigenArfbogoniumständon.Aiirut-
körbchcn. Nut. (»r. /) Keceptaculum von unten, .s7 Strahlen,
li Hülle, sp vortretende Sjtorogone. Vorgr. 3. C Ivccepta-
culum halb durchschnitten. Vergr. 5. i) junges Sj)orog()n
im Längsschnitt, mit dem Fuss spf, dem sporenbilden-
den Gewebe sj), der Kapselwandung /.vr, der Archego-
niumwandung r//r, dem Archegoniumhals li, dem Fseudo-
])erianth p. Vergr. 70. /'> Aufgesprungenes Sporogon mit
Kapsel /.', Sjiorcn mit Elaterenmasse .s. Pseudoperianthy^,
Archegoniumwand c. Vergr. 10. F Elatere. (1 reife
Sporen. Vergr. 310. II gekeimte Spore .s mit Vorkeini rk
und Keimscheibc //, Letztere mit der Scheitclzelle r iiml
dem Ehizoid rh. Ver^r. 100. C, E nach Bischoff, B,
D, F- II nach Kxv.
kommen solclie Hüllen vor, werden aber dort als eclitcs
Marcliantia war friilicr als Mittel gegen Lcbci'ki'ankli
Bezeicluumg Lcebcrmoose.
Nach der Befriuditung ent-
wickelt sich die Eizelle zu
einem vielzelligen Embryo (Fig.
315 C) , dieser unter weiterer
Theilung und Diflerenzirung zu
einem gestielten ovalen Spo-
rogon. Die Kapsel derselben
hat eine einschichtige Wan-
dung, deren Zellen Eiugfaser-
verdickung aufweisen. Nur am
Scheitel ist die Wandung zwei-
schichtig, hier beginnt auch
das Einreissen der Kapsel, in-
dem das Deckelstück zerfällt
und die Wandung in Form
mehrerer Zähne sich zurück-
krihnmt. Charakteristisch für
die Marchantien sowie für die
meisten Lebermoose sind die
sogen. Elateren oder Schleu-
dern, langgestreckte mit zwei
si)iraligen Verdickungsleisten
versehene Faserzellen, die zwi-
schen den Sporeumutterzellen
in der Kapsel durch Auswachsen
bestimmter Zellen entstehen.
Die Elateren treten mit den
Sporen zusammen als flockige
Masse ans der am Scheitel sicdi
öffnenden Kapsel hervor und
dienen hier zur Auflockerung*
der Sporenmasse, ähnlich wie
das Capillitium der Myxomv-
ceten (Fig. 321 £", F, G). Die
reife Kapselfrucht ist vor der
Streckung des Stieles noch
eingeschlossen von der eine Zeit
lang mitwachsenden Archego-
niumwandung [D , a/r, A>, der
sogen. Haube, die nun bei der
Streckung des Stiels dnrchbro-
clien wird und an der Basis
als Sclieide zurückbleibt (K c).
Ausserdem wird die Kapsel
von einer vier- bis fiinfs])alti-
gen dünnhäutigen Hülle, dem
Pseudo]terianth, umgeben, wel-
ches schon V(M- der Befruch.
tung ans dem kurzen Stiel des
Archegoniums ringsum alssacdc-
artige Hülle hervorsprosst (Fig.
315 (\}n-. 3217;, E, p\ Audi
bei den hölieren Lebermoosen
l'ciiaiitli \'ou Blättern gebildet.
rilcn (ifliciiicll, daher aucli die
Cryptogamen.
325
o
Ordnung. Die Anthocerotaceen umfassen nur weuig-e Formen,
deren Tliallus meist die Gestalt einer krausen Scheibe zeigt und auf dem Boden mittels
Ehizoiden festgewacbsen ist. Seine Zellen enthalten zum Unterschied von allen anderen
Moosen nur einen einzigen grossen Chlorophyllkörper. Die Antheridien entstehen zu
zwei bis vier durch Theilung einer unter der Epidermis liegenden Zelle im Innern ge-
schlossener Höhlungen an der Oberseite des Thallus Die Decke der Höhlung wird erst
bei der Eeife der Antheridien gesprengt. Die Archegonien sind in die Oberseite des
Thallus eingesenkt und werden nach der Befruchtung durch Wucherung des Thallus-
gewebes von einer mehrschichtigen Hülle überwölbt, die später von der Kapselfrucht
durchbrochen wird und als Scheide an der Basis zurückbleibt. Das Sporogon besitzt
einen angeschwollenen, mit rhizoiden-ähnliclien Schläuchen im Thallus befestigten Fuss
und eine ungestielte, lauge schotenförmige, mit zwei Läugsklappeu aufspringende Kapsel,
in deren Längsachse ein haarfeines Mittelsäulchen, Columella, aus wenigen sterilen
Zellreihen bestehend, gebildet wird (Fig. 322). Dieselbe reicht aber nicht bis zur Spitze
der Kapsel, sondern wird kappenförmig von der schmalen sporogenen Zellschicht be-
deckt. Ausser den Sporen finden sicli Schleudern vor; sie sind mehrzellig, vielgestaltig,
oft gegabelt. Im Gegensatz zu allen übrigen Lebermoosen reift dieses Sporogon nicht
in seiner ganzen Länge gleichzeitig heran, sondern von der Spitze ausgehend unter
andauernder Fortentwicklung an seiner Basis nach dem Heraustreten aus dem Arche-
gonium. Auch enthält die Sporogonwand Chlorophyll und besitzt Spaltöfluungen.
An der Unterseite des Thallus der Anthocerotaceen
werden durch Auseinanderweichen angrenzender Zellen
Sjjalten erzeugt, die in Höhlungen führen, welche Schleim
enthalten. In diese dringen häufig Nostocfäden ein, um
sich dort zu endophytischen Colonien zu entwickeln.
d. Ordnung. JDie
Jungernianniaceen wei-
sen in ihren einfacheren Formen
einen breitlaiipigen Thallus wie
Marchantia auf, z. B. die auf
feuchtem Erdboden häufige Pellia
epiphi/Ila. oder einen sclimal band-
förmig dichotom verzweigten ähn-
lich wie Riccia fluitans, so die
an Baumstämmen oder Felsen le-
bende Mdxgcria furcata iVgl. Fig.
162, S. 123). Sodann giebt es For-
men, deren breitlappiger mit Mittel-
rii)pe versehener Thallus bereits
eine schwache Ausbildung von
blattähnlichen Gliedern am Rande
aufweist, so die erdbewohnende Blada pusilla Fig. 11, S. 10 . Die Mehrzahl aber be-
sitzt eine deutliche Gliederung in einen Stengel und einschichtige Blättchen olme Mittel-
nerv, welche in zwei Zeilen an den Flanken des Stengels mit schiefer Stellung ihrer
Spreite angeordnet sind. Bei gewissen Gattungen tritt zu diesen zwei Zeilen Riicken-
blätter aucli noch eine bauchständige Reihe von kleineren und anders beschalfenen
Blättchen, Ampliigastrien oder Baucliblätter, hinzu, so bei Frullania Tamarisci (Fig. 323«,,
einem zierlich verzweigten, an Felsen und Bauuistämmen häufigen Lebermoos von bräun-
licher Farbe. Die Rückenblätter gliedern sich häutig in einen Oberlappen und einen
Unterlappen. Der Letztere erscheint bei gewissen, trockene Standorte bewohnenden
Arten sackartig ausgebildet und dient als capillarer Wasserbehälter, so bei Frullania
Tamarisci. Die Rückenblätter sind entweder oberschlächtig, wenn der Ilinterrand
eines Blattes von dem Vorderrand des nächstunteren überdeckt wird (Fig. 323 Frullania),
oder unterschlächtig, wenn der Hinterrand eines Blattes über dem Vorderrand des
nächstuntcren liegt (Fig. 12. S. 10 Placjinehihi'.
Der sich verzweigende Stengel der beblätterten Jungermanniaeeen ist niederliegeud
oder aufstrebend und in Folge seiner Beblätterung ausgesprochen dorsiventral beschaffen.
Charakteristisch für die Jungermanniaeeen ist die langgesticlte Sporenkapsel. Das
Anthoceros
laevis. sp Sporogon,
c Columella. Nat. Gr.
Frullania Tama-
risci, von unten, /• Eücken-
blatt, irs als Wassersack
ausgebildeter Unterlappen
des Eückenblattes , a Am-
phigastrien. Vergr. 36.
21*
326 Schenck:
Sporogon ist schon fertig ausgebildet, ehe es bei der Streckung des Stiels die Arche-
goniumwand durchbricht und als häutige Scheide au seinem Grunde zurücklässt, es weist
eine kugelige, meist in vier Klappen aufspringende Kapsel (Fig. 11 u. 12, auf, bildet
keine Columella aus und erzeugt stets neben den Sporen auch Elateren, die hier in den
meisten Fällen durch ihre Bewegungen beim Austrocknen die Sporen wegschleudern.
Der Kapsclstiel ist stets zart und weich. Die selten ein-, meist zwei- bis vielschichtigen
Kapselwandzellen sind mit ringförmigen oder leistenartigen Verdickungen versehen oder
gleichmässig verdickt bis auf die dünnen Aussenwäude. Das Aufspringen erfolgt durch
die Cohäsion des schwindenden Fülhvassers unter Einbiegung der dünnen Aussenwände.
Die Si^orogone stehen entweder aiif der Oberseite des Thallus oder des Stämmchens
und werden an ihrer Basis von einem scheideuähnlichen Auswuchs des Thallus oder
des Stengels, einem sogen. Involucrum. umgeben z. B. Blasia jmsiUa Fig. 11) oder aber
die Archegonien bezw. Sporogoue gehen aus dem Scheitel des Stengels oder seiner
Aeste hervor, sind gipfelständig und werden von einem aus besonders gestalteten Blättern
gebildeten Perianth umhüllt Fig. 12 . Die meisten Jungermanniaceen sind kleine auf
Erde oder an Baumstämmen, in den Tropen auch auf den Blättern von Waldpflanzen
lebende Moose.
Klasse IL
Musci, Laubmoose f^).
Das reich verzweigte Protonema der Laubmoose erscheiut dem blossen
Auge als ein feiner grüner Filz (Fig. 316). An demselben entstehen die
Knospen, die mit dreiseitigen Scheitelzellen wachsen und die Moospflänzchen
erzeugen. Letztere sind stets in Stengel und Blätter gegliedert. Die Laub-
moose unterscheiden sieh habituell leicht von den beblätterten Jungermannia-
ceen durch die spiralige Anordnung der kleinen lilättchen. Kur selten tindet
sich zweizeilige Anordnung. Bei solchen Laubmoosen, welche niederliegeude
Stengel haben, sind die Blättchen häufig einseitswendig oder gescheitelt, bei
spiraliger Anordnung, so dass auf diese Weise auch ein Gegensatz von
Oberseite und Unterseite, aber in anderer Weise als bei den Lebermoosen
zu Stande kommt.
Der Moosstengel wird von Zellen aufgebaut, die nach der Oberfläche zu enger
und dickwandiger \\ erden. Bei verscliiedenen Gattungen, z. B. bei Mnium (Fig. IfiO)
tindet sich in der Achse des Stengels ein centrales Leitbündel aus englumigen
langgestreckten Zellen vor. Diese Leitbündel stehen noch nicht auf derselben Stufe
der Differenzirung wie die Gefässbündel der Farnpflanzen (vgl. S. 89). Sie fehlen z. B.
den Splui(]nrtfccn oder Torfmoosen, welche an sum])flgen Standorten leben. Der Stengel
derselben zeigt eine eigentliümliche Aufsbilduug der peripherischen Zellschichten, deren
Zellen plasmaleer sind, mit grossen offenen Foren unter einander und mit der Atmosphäre
in Verbindung stehen und spiralige Verdickuugsleisten als Aussteifungen auf ihrer
Wandung besitzen. Sic saugen Wasser mit Begierde auf und dienen als cai)illare
Wasserbehälter und Leiter (P'ig. 324 G).
Die r.lätt<'r der Laubmoose sind in der TJegcl sehr einfach gebaut, bestehen meist
nur aus einer Scliii'lif \ on polygonalen cliloropJiyUfiiiirenden Zellen Fig. (vi und Fig. 99
Funaria um! wenlcii in iWr Regel in der Mediane von einem Leitbündel langgestreckter
Zellen durchzogen. Den 'Forfmoosblättern geht letzteres ab. dagegen sind dieselben
eigenartig dililcrenzirt, indem in der eiuscliichtigen Blattfläche ähnliche plasmaleere
wasserspeichernde Zellen auftreten wie an der Stengelperipherie. Diese sind hier gross
und langgestreckt, mit ipiiTcn Vcnlickungsleisteii und offenen l'oren versehen Fig. 324 A
und B,. Zwischen iimen verlaufen die langgestreckten chl<»roj)hyllhaltigen Zellen in
Form eines zusamnienhängenden Xetzes. Ausser den Torfmoosen zeigen auch noch
einige 'Laubmoost! eine ähidiclK! DilVerenzirung der Blattzellen [Lcucohryiim imlgare z.B.)
C'oniplicirteren Blattbau, welcher sich als Anpassung an die Wasseraufnahme dar-
stellt, besitzt unter den ].,aulinioosen Pahilrir-liinii, cmiuntnir, der gemeine Widertlion,
u. A., (l(;ssen melirscliiclitige Hlätter auf der Innenseite zahlreiche einscliichtige dicht-
CrjTjtog-amen.
327
stehende LUngslamellen aus chlorophyllhaltigen Zellen entwickeln, welche das assimi-
lirende Gewebe vorstellen und in den Zwischenräumen Wasser speichern können. Bei
Tr.ockeulieit faltet sich das Blatt rinnig zusammen und bringt die zarten Lamellen da-
durch in eine vor übermässiger Transpiration geschützte Lage.
Fig. 324. A aus dem Blatt von Sphagnum cjmbifolium , a chlorophyllhaltige Zellen, w
Wasserzellen mit Verdickungsleisten r und Löchern /, von der Fläche. Vcrgr. 300. B
Querschnitt durch das Blatt von Sph. flmbriatum. C Theil eines Querschnitts durch den
Stengel von Sph. cjmbifolium , c Mitte, sl: sklerenchj'matische Eindenzellen, ic Wasser-
zellen mit Löchern und Verdickungsleisten, e Epidermis.
Vergr. 120.
em
Fig. 3"2r). Sjihagnum tinibriatum J mit vier reifen Sporogonen. Nat. Gr. — Sphagnum acu-
tifolium. ß Archegonium mit dem mehrzelligen Embryo des Sporogons cii/. (' junges
Sporogon im Längsschnitt, pti Pseudojjodiura, ca Archegouiumwand oder Calyptra, ah Arche-
goniumhals, spf Sporogonfuss, /■ Xapsel, ro Columella, spo Sporensark mit Sporen. K ge-
öffnetes Antheridium mit den entleerten Spermatozoiden. F einzelnes Spcrniatozoid stark
vergrössert. — Sphagnum s(|uarrosum. />> Beifes Sporogon am Emlo eines kleinen Zweiges,
ca durchrissene Calyptra, d Deckel, Vergr. — Nach W. P. Sciiimi-eu.)
328 Schenck:
Am Grunde des Stengels entspringen die mehrzelligen verzweigten farblosen Wurzel-
liaare oder Rhizoiden (Fig. 327 5), welche ganz ähnlichen Aufbau aufweisen wie das
Protonema und auch gelegentlich zu solchem auswachsen und neue Moosptlänzchen in
derselben "Weise wie dieses erzeugen können.
Die Sexnalorgane sitzen bei den Laubmoosen stets gruppenweise bei-
sammen an der Spitze der Hauptachsen oder am Ende kleiner Seiten-
z\Yeiglein, umgeben von den obersten Blättern. Mau bezeichnet diese Anthe-
ridium- und Archegoniumstände in nicht zutreffender Weise als MoosblUthen,
welche aber nichts mit den echten Blüthen der GefässpHanzen gemeiu haben,
und nennt die oft besonders ausgestalteten Hüllblättchen Perichaetium.
Zwischen den Sexualorganen stehen gewöhnlich eine Anzahl von mehr-
zelligen Safthaareu oder Paraphysen. Entweder linden sieh beiderlei Sexual-
organe in demselben Stand vereinigt oder getrennt in verschiedenen Ständen
auf derselben Pflanze oder auf getrennten Pflanzen.
Das Sporogon der Laubmoose weist in seiner Kapsel ein centrales
Säulchen oder Cohimella aus sterilem Gewebe auf, in deren Umkreis
der Sporensack mit den Sporen liegt. Die Columella fungirt als Nähr-
stoff- und Wasserspeicher für die sich bildenden Sporen. Elateren werden
nie gebildet. Ln Einzelnen weist die Gestaltung des Laubmoossporogons
bei den vier Ordnungen der Laubmoose, nämlich den Spliagnacecn ., den
Andreaeacecn 1 den Phascaceoi und den Brijinen mancherlei Verschieden-
heiten auf. Am nächsten stehen den Lebermoosen die Spliagnaceen und
Andreaeaceen.
1. Ordnmiff. Sp7iagnaceae{^*). Die Sphagnaceen oder Torfmoose ent-
halten nur eine, allerdings sehr formenreiche Gattung, Spitagnum. Die Torfmoose leben
an sumpfigen Orten, häufig in Quellen, und bilden grosse Polster, die an ihrer Ober-
fläche von Jahr zu Jahr weiterwachsen, während die tieferen Schicliten absterben und
schliesslich in Torf übergelien. Die Stämmchen verzweigen sich reichlich, ein Theil
ihrer Zweige wächst aufwärts und bildet das gipfelständige Köpfchen, ein anderer ab-
wärts und umhüllt den unteren Theil des Stämmchens (Fig. 325 A). Diese abwärts
wachsenden Zweige sind peitschenförraig gestreckt. Ein Zweig unter dem Gipfel ent-
wickelt sich alljährlich ebenso stark wie der Mutterspross, der damit eine falsche
Gabelung erhält. Indem nun die Stämmchen von unten her allmählich absterben,
werden die successive erzeugten Tochtersprosse zu selbststäudigen Pflanzen. Einzelne
Zweige des Köpfchens fallen durch ilire besondere Gestalt und Färbung auf; sie er-
zeugen die Geschlechtsorgane. Die männlichen Zweige tragen neben den Blättern die
runden gestielten Antlieridien. welche sich bei der Reife an der Spitze mit zurück-
gerollten Kla])pen öft'nen und die Samenfäden entlassen (Fig. 325 E, F), die weiblichen
Zweige weisen an ihrer Spitze die Archegonien auf. Die Sporogone entwickeln nur
einen kurzen Stiel mit angeschwollenem Fuss [B C), sind längere Zeit von der Arche-
goniumwand oder Calyptra eingescldossen und sprengen dieselbe an deren Spitze, lassen
sie also an ihrer Basis als Scheide zurück, Avie es auch bei den Lebermoosen der Fall
ist. In der kugeligen Kapsel wird eine centrale halbkugelige Columella ausgebildet,
die von dem sporenbildenden Gewebe (^7^) überlagert wird. Die Kapsel öffnet sich
mittels eines Deckels, welcher abgeworfen wird. Das reife Sporogon ersclieint wie
bei Andreaea auf einem Pseudopodium, der Verlängerung des Zweiges, emporgehoben
und \i^i mit dem Fuss in das angeschwollene obere Ende desselben eingesenkt. Auf
den cigciithiimliclien Bau der Blätter und der Stengelrinde ist bereits oben hingewiesen
(S. 326). Eigenartig sind die Vorkeime der Torfmoose gestaltet. Die Sporen keimen
zunächst zu kurzen l'äden aus, welche sich zu ilächenförmigcn Vorkeimen, auf denen
die Stammkiiospcn entstehen, erbrciteru.
2. Ordnung. Andreaeaceae. Die Andreaeaceen oder spaltfrüchtigcn
Laubmoose (Schizocarpae) werden von der (Jattung Audreara gebildet, deren Arten kleine
bräunliche Moosjjolstcr an I'clscn vorstellen. Die Sporogone steluMi an der Sjjitzc des
Stengels, ilirc von einer mützcnförniigcn Galyptra anfangs beth'i'ktc Kapsel (iffnet sich
in eigeiitliiiiiiliclni- Weise mittels vier an der Sjjitze und Basis verbundenen Klappen
Cryptogamen.
329
(Fig. 326) und besitzt nur einen kurzen Stiel mit einem basalen erweiterten Fuss Sjyf.
der Befruchtung der Archegonien sich empor-
der Stengelspitze, dem Pseudopodium (j>s),
welcher an dem oberen Ende einer nach
streckenden stielförmigen Verlängerung
eingesenkt ist.
3. Ot'dminff, PhasCClCeae' Die Phascaceen oder schliessfrüchtigen Laub-
moose (auch Cleistocarpae genannt; umfassen winzige wenigbeblätterte erdbewohneude
Formen, an denen der fädige Vorkeim bis zur Kapselreife erhalten bleibt (Fig. 333).
Die mit der Haube bedeckte entständige Kapsel ist nur kurzgestielt und öffnet sich
nicht mittels eines Deckels, sondern die Sporen werden durch Verwesung der Kapsel-
wand frei. Die Pliascaceen stellen sehr einfach gebaute Laubmoose dar.
Fig. 326. An-
dreaea petro-
phila. ps Pseu-
dopodium, Spf
Sporogonfuss,
/.; Kapsel, c Ca-
lyptra. Vgr. 12.
Fig. 327. Mnium liornum. A Pflanze mit
Sporogon, dessen Kapsel noch von derCa-
lyptra c bedeckt ist. B mit reifem Spo-
rogon, .s Seta, Ic Kapsel, (/ Deckel, rh
Ehizoide. C Kapsel aufgesprungen. ^?
Peristom. D zwei äussere Peristomzähne.
E inneres Peristom. ^1, B nat. Gr. C
Vergr. 3. U, E Vergr. 58.
Fig. 328. Mnium hornum. Quer-
schnitt durch den Kapselrand
in der Höhe des Ringes. « Zellen
des Einges, 1-4 aufeinander
folgende Zellschichten, d' die
in der dritten, d" die in der
vierten Zellschicht entstandene
Verdickungsmasse der Zähne.
d'" vorspringende Querleisten,
e verschmolzene Wimpern.
Vergr. 240.
4:. Ordnunff, JBryinae {^^). Bei den Bryinen oder deckelfrilchtigen Laub-
moosen fauch Stegocarpae genannt , zu denen die überwiegende Mehrzahl der zahlreichen
Gattungen und Arten gehört, erreicht die Moosfrucht ihre complicirteste Ausbildung.
Das reife, nach der Befruchtung aus der Eizelle hervorgegangene Sporogon besteht
aus einem langen Stiel, der Seta (Fig. 327 B s), die am Grunde mit ihrem Fuss in das
Gewebe der Mutterpflanze eingesenkt ist, und aus der Kapsel [k], die im jugendliclien
Zustand von der Haube oder Calyptra lAc] bedeckt wird. Die Calyptra wird vor
der Sporenreife abgeworfen, sie besteht aus einer bis zwei Schichten gestreckter Zellen
und geht hervor aus der den Embryo umschliessenden und anfangs mitwachsenden Arche-
goniumwandung, welche bald an der l'.asis abgesprengt und bei der Streckung der Seta
von der Kapsel mit emporgehoben wird, wälireud bei den Lebermoosen die Haube stets
an der Spitze von dem sich streckenden Sporogon durchgerissen wird, also an der Basis
330
Scheuck:
als Scheide zurückbleibt. Der oberste Tlieil der Seta unter der Kapsel -wird als
ApopliTse bezcicliuet. Sie ist hei Mnitnn kaum ausji'epriiii't, das'egen bei Poli/frichiim
conununc in Form eines Eingwulstes (Fig. 329 ap) und am auffälligsten, als rotli oder
gelb gefärbter Kragen, bei den nordischen Splachmtm-Arten entwickelt. Der obere
Theil der Kapselwandung ist in Form eines Deckels Fig. 327 d] mit oder ohne sclmabel-
artige Spitze ausgebildet. Unterhalb des Deckelrandes ist eine schmale Zone der Kapsel-
AB
Fig. 330. Schistostega
osmundacea. A sterile,
B fertile Pflanze.
Vergr. 5.
Fig. 332. Hj'pnum purum.
Nat. Gr.
Fig. 331. Protoncma von Schistostega
osmundacea. Yergr. 'JO.
Fig.
;i29.
commune,
.s Sota, c
Polytrichum
rh lihizoido,
Calyjitra, a})
Apophyse , d Deckel
Nat. Gr.
Fig. 333.
^,j,. ,...„. Ephemcrum sorra-
tuni.^^Frotonema, /> Laubblatt,
Ä' Sporogon, r Calyptra. rit Khi-
zoidc. Vergr. 200. (Nach
W. P. SCHIMPER.)
wandungszellen als sogen. Ring j diflfercnzirt. Der Ring, dessen Zellen autquelleiuleu
Schleim führen, vermittelt das Absjtrengen des Deckels bei der Keife. Am J\ande der
Kapselöffuung, zunächst von dem J)eck(!l bedeckt, befindet sich bei den meisten stego-
carpen Laubmoosen ein in der Regel von Zähnen gebildeter Mundbesatz, das Peristom,
das bei den übrigen Moosen feldt.
l'.ei M/ri/i/n hnrnnm (Fig. 327 C p) ist das Peristom doppelt, das .■iusscre besteht aus
1()
am
Iiiiieiiraiidc der Kapsclw aiidung iiiscrirteu, keilförmig zugespitzten und (puT-
Cni)togamen. 331
gestreiften Zähnen ,D . Das innere Peristom liegt dem äusseren dicht an und besteht
aus flachen wimperartigen Lamellen und Wimperiäden, die mit Leisten an der Innen-
fläclie besetzt und daher quergestreift erscheinen, in ihrem unteren Theile aber zu einer
coutiuuirlichen Membran verschmolzen sind [E]. Zwischen zwei äusseren Peristomzähnen
stehen jedesmal zwei Wimpern des iunerea Peristoms. Die Wimpern vermitteln liier
durch ihre hygroskopischen Bewegungen das Wegschleuderu der Sporen.
Verfolgt mau die Entwicklungsgeschichte dieses Peristoms, so ergiebt sich, dass die
Zähne und Wimpern aus einer der an die Innenseite des Deckels anschliessenden Zell-
schichten durch stellenweise Verdickung der e;egenüberstelienden Wände angelegt werden
Fig. 328 und zwar die Zähne aus den Ausseuwänden, die Wimperu aus den inneren
Wänden dieser Zellschicht. Die Querleisten entsprechen den Ausatzstellen der Quer-
wände. Bei dem Oeft'neu der Kai)sel trennen sich die Zähne und WimiDcrn in den
dünubleibenden Wanduugsstelleu.
In der Ausgestaltung des Peristoms herrscht bei den Bryinen eine grosse Mannich-
faltigkeit. Durch seine Form und seine hygroskopischen Bewegungen bewirkt es ein
allmähliches Ausstreuen der Sporen aus der Kapsel.
Die Mitte der Kapsel wird der Länge nach von der grosszelligen Columella
durchzogen. Das sporenbildeude Gewebe, der sogen. Sporensack, umgiebt dieselbe
mantelförmig. Von der Kapselwanduug und vielfach auch der Columella trennt ilm ein
lockeres chlorni)hyllhaltiges Gewebe. Die Epidermis der Kapsel führt Spaltöffnungen.
Entsprechend ihrer auatomisclieu Structur betheiligt sich die junge Moosfrucht auch
an der Assimilation. Sie reift ausserhalb des Archegouiums langsam heran, während
bei fast allen Lebermoosen das Sporogou bis zur lieife in dem Archegouium einge-
schlossen bleibt.
Gestalt der Kapsel, des Peristoms. des Deckels und der Haube geben die wichtig-
sten Gattuugsuuterschiede ab. Die Bryinen zerfallen zunächst in zwei grosse Unter-
ordnungen nach der Stellung der Archegonien beziehungsweise der Kapseln:
a) Bei den Bryinae acrocui-jjae stehen die Archegonien und somit auch die
Sporogone am Ende des Hauptstengels. Von häufigeren Arten gehören hierher Mnium
hornum, Polytrichiim comnmne (Fig. 329 , Ftmaria hygrometrica. Eine sehr eigenthüm-
liche Ausbildung des Protonema treuen wir bei dem in Erdlöchern oder in Höhleu
lebenden Leuchtmoos Schistostega osmundcicea. Die fertilen Sprosse dieses Mooses siud
spiralig beblättert und tragen auf langer Seta eine peristomlose Kapsel, die sterilen
Sprosse dagegen sind zweizeilig beblättert (Fig. 330 A, B). Der Vorkeim allein leuchtet
mit smaragdgrünem Licht (S. 189). Seine aus dem Substrat sich erhebenden Fäden ver-
zweigen sich in einer zum einfallenden Licht senkrechten Ebene und bilden so eine
kleine dorsiventrale Fläche. Die Fadenzellen in derselben sind linsenförmig gestaltet mit
konisch ausgesacktem, mehrere Clüorophyllkörner enthaltendem Boden und wirken wie
Blendlaternen, indem sie die einfallenden Lichtstrahlen brechen und reflectiren Fig. 331).
b) Bei den Bryinae pleurocarpae wachsen die Hauptachsen unbegrenzt weiter
und die Archegonien bezw. Sporogone stehen auf besonderen , ganz kurzen Seiten-
zweiglein (Fig. 332,:. Hierher gehören zahlreiche, meist reich verzweigte, Käsen oder Polster
bildende Arten, darunter unsere grössten Waldmoose, die den Gattungen Hylocomium,
Xeckcra und Hypnum entstammen, ferner auch die in den Bächen und Flüssen submers
fluthende Fontinalis antipyretica.
III.
Pteridophyta, Farnpflanzen (*'^'^-').
Die rt('rido])liyteii niiifasscn die Farne, Wai^scrfanie , Scharlitellialme
und Ijärlappgewächse und stellen die biJchsteutwiekelten (Jryj)t(»i;'auien vor.
Wie bei den Bryopliyten vollzieht sich auch hier der Entwickhingsgang in
zwei scharf geschiedenen Generationen. Die erste Generation ist die ge-
332
Schenck :
sclileclitliclie, sie trägt Aiitberidien und Archegonien, die zweite ist die un-
gesclilechtliche, sie geht aus der befrucliteteu Eizelle hervor und erzeugt
ungeschlechtliche einzellige Sporen. Aus der Keimung der letzteren entsteht
wieder die geschlechtliche Generation. Die Ausbildung, welche die ge-
schlechtliche und die ungeschlechtliche Generation bei den Pteridophyten
erfährt, zeigt weitgehende Verschiedenheiten.
Die geschlechtliche Generation wird als Prothallium (auch als
Gametophyti bezeichnet, sie erreicht keine bedeutende Grösse, bei einzelnen
Formen höchstens einige Centimeter im Durchmesser und gleicht dann in
ihrem Aufbau einem einfachen thallösen Lebermoos, d. h. sie besteht aus
einem kleinen grünen blattartigen, auf der Unterseite mit Ehizoiden am
Boden befestigten Thallns (Fig. 334 A). In einigen Fällen ist das Prothallium
verzweigt fadenförmig ausgebildet, in anderen Fällen halb oder ganz unter-
irdisch in Form von knollenförmigen, ungefärbten Gewebekörpern mit sapro-
phytischer Lebensweise; in ge-
Avissen Abtheilungen der Pterido-
phyten endlich erleidet es eine
Reduction und bleibt in der Spore
mehr oder weniger eingeschlossen.
An dem Prothallium entstehen die
Geschlechtsorgane, Antheridien
(Fig. 340) mit zahlreichen cilien-
tragenden, meist schraubig gewun-
denen Spermatozoiden , welche
entweder zahlreiche oder nur zwei
Cilien tragen undArchegonien(Fig.
341) mit je einer Eizelle. Die
Befrachtung ist wie bei den
Moosen nur in Wasser, also bei
Benetzung derProthallien möglich.
Nach der Befruchtung ent-
Avickelt sich aus der Eizelle wie
bei den Bryo])hyten zunächst ein
mehrzelliger Embryo, welcher zur
ungeschlechtlichen Generation
Fig. .334. Aspidium filix mas. Ä Prothallium von
der T'ntcrseite mit Ardiej^onieri ar, Antheridien
an, Wurzelhaarcn r//. JJ Prothallium mit junj^em,
aus einer befruchteten Eizelle entstandenem Farn-
pflänzchen, /> erstes Blatt, /v Wurzel desselben.
VergT. ca. 8.
heranwächst. Bryophyten und
Pteridophyten werden daher von Exgler als Embryophyta bezeichnet, und
zwar als Eml)ryopliyta zoidiogama, weil die männlichen Zellen als
Spermatozoiden ausgebildet sind.
Die ungeschlechtliche Generation, die auch als Sporophyt bezeichnet
wird, ist bei den l't('rid()))hyten eine in der äusseren Gliederung und inneren
Structur hochditferenzirt(! Pflanze mit Gliederung in Stengel, Blätter und
Wurzeln. Bei der Mehrzahl der Pteridophyten, so bei den Farnen und
Schachtelhalmen, theilt sich die befruchtete Eizelle^ nachdem sie sich mit
einer Cellulosemembran umgeben hat, im Archegonium zunächst durch eine
Quer- oder Basalwand in zwei Zellen nnd dann durch zwei zu dieser senk-
recht stellende AN'äiide in Getauten, l'uter weiterer Tlieiliing dieser acht
Zellen entsteht ein Gewebekörper, an welchem der Stammscheitel, das erste
Blatt, die erste Wurzel und neben dieser ein der Kcinii)flanze des Pterido-
pliyten eigenthiiniliclics Drgan, der sogen. Fnss angelegt werden (Fig. 3.')5 /*).
Der Fuss ist ein liöckerartig vorsjiringender Ge^vebekijrper, durch welclien
die junge Keimpflanze mit dem anfangs mitwachsenden, sich erweiternden
Archegoniumbaucli in Verbindung bleibt; er
sorgt
als Saugorgan für ilire
Crj-ptogamen.
333
m ein-
st enge! 11
werden
Ernährung-, bis die Wurzel in den Boden gedrungen ist, die ersten Blätter
sich entfaltet haben und die Keimpflanze somit selbstständig sieh ernähren
kann. Das Prothallium geht dann in der Eegel bald zu Grunde. Aus dem
Stammscheitel des P^mbryo entwickelt sich ein einfacher oder sich gabelig,
ohne Beziehung zu den P)iätteru verzweigender aufrechter oder niederliegender
Stamm, welcher in spiraliger, quirliger oder dorsiventraler Anordnung die
Blätter erzeugt. Statt Rhizoiden wie bei Moosen werden echte, aus Geweben
aufgebaute Wurzeln, wie wir sie auch bei den Phauerogamen vorfinden,
erzeugt (vgl. Fig. 166). xA.ucli die Blätter stimmen im Wesentlichen in ihrer
Structur mit denen der Phanerogamen überein. Stämme, Wurzeln und
Blätter werden von wohldifferenzirten Gefässbündeln durchzogen und daher
bezeichnet man auch die Pteridophvten als Gefässcry])togamen. Die
Gefässbündcl der Pteridophyten sind überwiegend nach einem besonderen
Typus gebaut (vgl. Fig. 124, 129, 130). Secundäres Dickenwachsthum durch
Cambiumthätigkeit kommt bei
den jetzt lebenden Familien nur
ganz vereinzelt vor, zeichnete
aber die Stämme von gewissen
fossilen Pteridophytengruppen
aus.
An den Blättern ,
zelnen Fällen au den
in den Blattachselu,
an der ungeschlechtlichen Ge-
neration auf ungeschlechtlichem
Wege die Sporen erzeugt
und zwar in besonderen Be-
hältern oder Sporangien. Die
sporangientragenden Blätter
heissen Sporophylle. Die
Sporangien umschliessen mit
einer mehrschichtigen Wandung
das sporogene Gewebe, dessen
Zellen sich abrunden, von ein-
ander loslösen und als Sporen-
mutterzellen je vier tetraedrische Sporen (Sporentetraden
innerste Schicht der Wandung besteht aus plasmareiehcn Zellen,
Tapetenzellen, die im Laufe der Sporangiumausbildung bei den Lyco-
podiueen erhalten bleiben, bei Farnen und Schachtelhalmen aber ihre Selbst-
ständigkeit aufgeben, ihre Membranen auflösen und zwischen die Sporen-
mutterzellen einwandern, so dass die Sporen in eine schleimige, sie er-
nährende Plasmamasse, das Periplasma, eingebettet erscheinen. In den
reifen Sporangien ist dann nur die äussere Schicht der Wandung erhalten.
Die einzelligen Sporen besitzen eine aus mehreren Häuten bestehende
Wandung.
Bei der Mehrzahl der Pteridophyten sind die Sporen unter sich alle
von gleicher Beschafifenlieit und Ijci der Keimung geht aus ihnen ein Pro-
thallium hervor, an welchem zugleich Antheridien und Archegonien entstehen.
In gewissen Fällen können aber auch die Prothallien diöcisch sein. Diese
Trennung der Geschlechter erstreckt sich bei einigen Pteridophytengruppen
auch schon auf die Sporen und führt zur Ausbildung von zweierlei Formen
von Sporen, Macrosporen, in Macrosporangien erzeugt, aus denen bei
der Keimung nur weibliche Prothallien hervorgehen, und Microsporen, in
Fig. 3:55. ^1 Pteris serrulata. Aus dem Archegonium
befreiter Embryo im Längsschnitt. / Basalwand, 11
senkrecht zu dieser stehende Quadrantenwand, /"An-
lage des Fusses, s des Stammscheitels, b des ersten
Blattes, w der Wurzel. (Nach Kiexitz-Gerloff.)
B Pteris aquilina. Weiterentwickelter Embrjo, mit
dem Fuss f noch im erweiterten Archegoniumbauch,
aii\ steckend, pr Prothallium. Vergr. (Nach Hof-
meister.)
erzeugen.
Die
sogen.
334 Schenck:
Micro sporangien erzeugt, aus denen männliche Protballien hervorgehen.
Danach hat man also zwischen gleichsporigen oder homosporen und ver-
schiedensporigen oder heterosporen Gefässcryptogamen zu unterscheiden,
ein Unterschied, der aber nicht zur Gesammteintheilung verwerthet werden
kann, da er sich in gleichem Grade in systematisch getrennten Gruppen,
also mehrmals herausgebildet hat.
Vergleichen wir den Entwicklungsgang der Pterido])hyten mit dem der
Bryophyten, so entspricht die ungeschlechtliche cormophyte Generation der
FarnpÜanzen dem Sporogon, das Prothallium dagegen der Moosptlanze
sammt dem vorausgehenden Protonema. Obwohl beide Gruppen gemein-
samen phylogenetischen Ausgangspunkt besitzen mögen, haben sie sich nach
ganz verschiedenen llichtungen gesondert weiterentwickelt. Auf ihre Ver-
wandtschaft weist vor Allem die Uebereinstimmung im Bau der Geschlechts-
organe hin, während dagegen die ungeschlechtliche Generation die weit-
gehendsten Unterschiede darbietet, so dass es nicht statthaft erscheint, die
Farnpflanze von dem Moossporogon als Weiterbildung abzuleiten.
Die jetzt lebenden Pteriduphyten gliedern sich in folgende Klassen:
1. FiUcinae^ Farne. Stengel einfach oder verzweigt mit wohlentwickelteu
abwechselnden, meist reichgefiederten Blättern. Sporangien zu mehreren in
sogen. Sori vereinigt, oder zu vielen frei auf der Unterseite der Sporophylle,
oder in besonderen Blattabschnitten eingeschlossen.
1. Ordnung. Filices Farne im engeren Sinne. Homospor.
2. Ordnung. Hydropterides Wasserfarne. Heterospor.
2. Equisetinae, Schachtelhalme. Stengel einfach oder quirlig verzweigt,
mit quirlig gestellten schuppenartigen zu geschlossenen Scheiden verwach-
senen Blättern. Sporophylle am Ende der Zweige zu einem ährenfürmigen
Sporangienstand vereinigt, schildförmig, auf der Unterseite mit vielen Spo-
rangien.
3. Ordnung. Equisetaceae Schachtelhalme. Homospor.
3. Lt/copodinoe, Bärlappartige Gewächse. Stengel entweder gestreckt
dichotomisch verzweigt und zwar gabelig oder sympodial ausgebildet, mit
kleinen, in manchen Fällen sehr reducirten Blättchen, selten gestaucht knollig
mit pfriemlichen Blättern. Sporangien derbwandigc Kapseln, einzeln in den
Blattachseln am Stengel oder auf dem Blattgruud entspringend. Tapeten-
zellen bleiben erhalten.
4. Ordnung. Lt/copodtaceae Bärlappe. Homospor.
5. Ordnung. Sr/of/ineUaceae Selaginellcn. Heterospor.
6. Ordnung. i.so//accae Brachsenkräuter. Heterospor.
Im fossilen Zustande bekannt sind ausserdem verschiedene Gruppen,
welche theils zu den drei genannten Klassen gezählt werden, theils beson-
dere Klassen bilden.
Klasse I.
Filicinae, Farne.
J. Ordnung. Tilices{^'^).
Die Filices oder Farne im engeren Simie umfassen die Hauptmasse der
Gefässcryptogamen. Sie sind in ausserordentlifher F.ülle von Gattungen
und Arten in allen Erdtheilen vcrljreitet; ihre llini])t('iit\vicklnng erreichen
sie in den Tropen, liii-r treHen wir auch die stattlielisteu Vertreter der
Ordnung an, die l>aunifarne iCyatltea, ÄlsophiktM. A.), welche die besondere
Familie der Ciiatlieacecn bilden. Der einfache holzige, meist etwa armdicke
Cryptogamen.
335
Stamm der Baumfarue (Fig-. 337) ist unverzweigt und trägt an seinem Ende
eine Rosette von riesigen mehrfach gefiederten Blättern oder Wedehi, die
successive von der Stammknospe erzeugt werden und mit Hinterlassung
Fig. 336. Aspidium filix mas. 7 Habitusbild, a junge Blätter noch eingerollt. 2 Ehizom
quer durchschnitten mit den Gefässbiindeln a. 3 Blattfiedcr mit Sori. a Schleier, 1> Spo-
rangien. 4 Fruchthäufchen im Längsschnitt. .7 dasselbe c[uer durchschnitten, a Blatt,
h Schleier, c Sporan;:ien. (Nach W'ossidlo.i — Officincll.
grosser Blattstiehiarben später absterben und abfallen. Der Stamm ist mittels
zahlreicher Adventivwurzeln im Boden befestigt. Er gleicht im Habitus einer
Palme. Die Mehrzahl der Farne, so auch alle unsere einheimischen, leben
dagegen als krautartige bodenständige Pflanzen, besitzen ein kriechendes
336
Schcnck:
wenig verzweigte;^ Ehizom und meist am Ende desselben eine Rosette reich-
getiederter Blätter. So verhält sich u. A. der in unseren Wäldern sehr häufige
Wurmfarn, Äspidiuni fdix mas^ dessen Ehizom als wurmtreibendes Mittel
officinell ist. Wie Fig. 336 7« zeigt, sind die Blätter in der Jugend mit
der Spitze eingerollt, eine Eigeuthümlichkeit, welche sämmtlichen Blättern
der Farne und auch der Wasserfarne zukommt. Im Gegensatz zu den
Phanerogameublättern vollzieht sich bei den Farnblättern das Wachsthum
an der Spitze bis zur vollen Grösse.
Bei dem gewöhnlichsten, einheimischen Farnkraut, dem Engelsüss, Poly-
podiinn vulgare, sind die Blätter einfach gefiedert und entspringen einzeln
auf der Oberseite des zwi-
schen Moos oder an Felsen
kriechenden verzweigten
Rhizoms. Auch giebt es
manche Farne, welche
ganz einfache ungeheilte
Blätter aufweisen, so die
Hirschzunge , Scolopcn-
drium vulgare.
In den Tropen wachsen
zahlreiche krautige Farne
als Epiphyten auf den
Waldbäumen.
Die meisten Farne sind
an ihren Stämmen, Blatt-
stielen und zum Tlieil auch
den Blättern mit ))räun-
lichen einschichtigen, oft
gefransten, sogen. Spreu-
schuppen (Paleael beklei-
det, welche zu den Tri-
chomen zu rechnen sind.
Im Allgemeinen wer-
den die Sporangien in
grosser Zahl auf der Unter-
seite der Blätter erzeugt.
Die Sporophylle sind in
der Regel nicht von den
sterilen Laubblättern in
der äusseren Form ver-
schieden. Nur bei einigen
Gattungen findet eine aus-
gej)rägte llctcrophyllie
statt. Als cinheiniischor
Vertreter ist liier der Straussfarn, Stmlhiojtleris geriuauica, zu nennen, dessen
gedrungene, dunkelbraune Sjjorophylle zu mehreren im Innern der grossen
I>];ittrosette stehen.
Bezüglich der Ausliildung der Sporangien machen sich bei den ein-
zelnen Familien Unterschiede geltend.
Es sei zunächst das Verhalten der Mehrzahl unserer einheimischen Farne,
wclclie zu der umfangreichen Familie der Polypodiaceen gehören, dar-
Die Sporangien erscheinen hier in versclueden gestalteten Iläufelicn.
Fig. ?)il. Alsophiki crinita, JJauiularn von Ceylon. Vcrkl.
gestellt
sogen.
S 0 r i ,
\ereiuigt, an den Enden oder zwischen den Auszweigungen
Cryptogamen.
337
der Blattnerven auf der Unterseite. Sie entsprino;eu auf einem hervor-
tretenden Blattgewebepolster, dem Keceptaculum (Fig. 336 5], und werden
bei vielen Arten von einem häutigen Auswuchs der Blattfläche, dem sogen.
Schleier, Indusium, vor der Keife bedeckt und geschützt
:Fig. 336 ö—ö)
Das
einzelne Sporangium geht aus einer einzigen Epidermiszelle durch
Theilung hervor,
besteht im reifen Zustand aus einer kleinen, mit mehr-
zelligem dünnem Stiel dem Polster aufsitzenden Kapsel mit einschichtiger
Wandung und umschliesst in derselben eine grössere Anzahl von Sporen
(Fig. 338 Ä). Sehr charakteristisch für die rolypodiaceen ist der Bing,
Annulus, welcher hier über den Rücken und Scheitel der Sporangien-
wanduug bis zur Mitte der Bauchseite als vortretende Zellenreihe mit stark
verdickten Radial- und Innenwänden verläuft.
Beim Austrocknen der Kapsolwand werden durch den Coliäsionszug des scliwin-
denden Wassers in den Annuluszellen deren dünne Aussenwände nacli innen eingestülpt
der Ring- also aussen verkürzt und dadurch das Aufreissen der Sporangieu in eine Quer-
spalte zwischen den breiten Endzellen des Ringes verursacht. Ist der Cohäsionszug
des Wasserrestes schliesslich überwunden, dann erfolgt ein elastisches Zurückschnellen
des Ringes, das die Ausstreuung der Sporen befördert. (Vgl. Ö. 211.)
Fig. 338. Sporangion. A von Aspidium Filix mas. Am Stiel ein Drüsenhaar. B und
C von Alsophila armata, von zwei entgegengesetzten Seiten gesehen. D von Aneimia
caudata, ^von osmunda regalis. ^1 — D Vorgr. 70, nach der Natur, /-/' Vergr. 40 (nach Lürssen.)
Die Form und Insertion der Sori, das Vorhandensein und die Gestalt oder das
Fehlen der Indusien geben die wichtigsten Gattungsunterschiede ab. Bei Scolopendrmm
sind die Sori strichförraig, parallel zu den Seitennerven, bestehen aus zwei über je einen
Blattnerven laufenden Streifen und werden an beiden Seiten von einem lippenförmigen
einschichtigen Indusium bedeckt, das bei der Reife zurückklappt. Bei Aspidium da-
gegen treffen wir zahlreiclie rundliclie Sori, bedeckt mit ciuciii weissliclien nieren-
fijrmigen, dem Receptaculumscheitel eingefügten Indusium, und die Sporangien tragen
öfters an ihrem Stiel ein gestieltes köpfchcnförmiges Drüsenliaar. Bei PoIypodiiDn
vulgare, sind die ruudlidien Sori ganz ohne Schleier. Bei dem Adlerfarn. Pteris (Kpdlliid,
stehen die Sporangien an den Rändern der Blattfiedern in continuirlicher Linie und
werden von dem nacli unten eingeschlagenen Blattrand bedeckt.
Ausser den l'olypodiaceen umfassen die Farne noch andere, vorwiegend tropische
Familien, deren Sporangien in der Ringbildung Verschiedeidieiten zeigen. So besitzen die
C ijnfhrafren oder Baumfarne Sjtorangien mit vollständigem, in schiefem Verlauf
über den Scheitel ziehenden Ring Fig. 338 B G\, ebenso haben die Hyincnop/i/jllaceeii,
deren zierliche kleine Formen vielfach als Epi[)hyten an Baumfaruen angetroffen werden,
einen vollständigen schief oder (|uer über das Sporangium laufenden Ring, die tropischen
Sch'ixacacecn dagegen einen geschlossenen sclieitelständigen Ring (Fig. 338 i>), wälirend
die Osmundaceen. die bei uns durch den Königsüirn, OsimdKht rrfpih's, vertreten werden,
auf dem Rücken unter dem Scheitel des Sporangiums nur eine kleine Gruppe dick-
wandiger Zellen aufweisen (Fig. 338 A',.
338
Schenck :
h
Alle diese und aucli noch andere Familien besitzen freie Sporang^ien mit
in der Eeife einschichtiger Wand imd stets gehen die Sporangien aus einer
einzigen Epidermiszelle hervor. Sie werden als Filices leptosporangiatae
zusammengefasst. Ihnen stehen die Eusporangiatae
gegenüber, zu denen die Marattiacecn und die Opliio-
ylossaceeii gehören. Bei diesen entstehen die Sporangien
aus einer ganzen Gruppe von Epidermiszellen und dar-
unter gelegenen Zellschichten, sind derbwandig, ohne
Ring, und springen mit Querriss auf.
Die Maraif inceeii sind grosse stattliche tropisolie Farne
mit dicker Stammknolle und riesigen an der Basis mit zwei Sti-
pulae versehenen Wedeln. Ihre Sporangien sind im reifen Zustand
mit derber mehrscliichtiger Wand versehen, entweder frei [Aurjio-
pteris] oder alle Si)orangien eines Sortis mit einander zu einem, in
ebenso vielen Fächern aufspringenden kapselartigen ovalen Ge-
bilde verwachsen.
Eigenartige Farne sind die OpJiioglossaceen, zu denen
nur wenige Arten gehören. Bei uns einheimisch sind Opliio-
glossum vulgafimi, die Natternzunge und verschiedene Arten der
Mondraute. BofrycJiiNm (Fig. 339). Beide haben einen kurzen Stamm,
an dem Jedes Jahr nur ein einziges mit Blattscheide versehenes
Blatt sich entfaltet. Dasselbe ist bei ersterer Gattung einfach
zungentormig, bei letzterer gefiedert. Die Blätter beider Gat-
tungen sind eigenthümlich verzweigt, sie tragen auf ihrer Ober-
seite einen unterhalb der Spreite aus dem Stiel entspringenden
fertilen Blattabschuitt, welcher bei 0})h(oglossi(m einfach, schmal
cylindrisch ist und die Sporangien in zwei Keihen in das Gewebe
eingesenkt trägt, bei Botrychium dagegen im oberen Theile fieder-
artig verzweigt und daselbst mit grossen rundlichen Sporangien
auf der Innenseite dicht besetzt ist.
Alle Filices sind homospor. Das Prothallium hat
meist die Glestalt eines flachen, herzförmigen, kleinen
Thallus von der für ÄspicUum in Fig. 334 dargestellten
Form. Antheridien und Archegonien entstehen an der
Unterseite. Bei Bofrt/chiuDi dagegen bildet das Pro-
thallium eine unterirdische saprophytische kleine Knolle,
welche die Sexualorgane an der Oberseite eingesenkt entwickelt und end-
lich bei gewissen HijmenopliijUaceen [Tricl/onmnes) ist das Prothallium fädig
verzweigt und trägt an seinen Aesten die Antheridien und auf besonderen
mehrzelligen Seitenästen die Archegonien. Im Aufbau erinnern diese Pro-
thallien ganz an das Protonema der Laubmooc.
Die Antheridien und Archegonien(68] sind ziemlich übereinstimmend
bei allen Farnen gebaut und können daher die Abbildungen von Pohipodimn
vulgare Fig. 340 und 341 als Tyi)us gelten. Die Antheridien werden an
jungen Prothallien angelegt und sind kugelig vorgewölbte (Jebilde, die mitten
auf einer Protlialliuuizelle (Fig. 340 Ap)) aufsitzen und aus derselben durch
papillenartige Vorwölbung, Al)grenzung durch eine Querwand und \\ eitere
Theilung hervorgegangen sind. Im reifen Zust;ind enthalten sie innerhalb
einer eiiiscliichtigcn Wandung eine grössere Zahl von kleinen kugeligen
Spermatozoidinutterzelicn. Die AVandzellen bestehen aus zwei ringförmigen
Zellen [A 1, 2) und der Deckelzelle [S). Die Spermatozoidmutterzellen gehen
aus der centralen Zelle durch Tlicilung hervor. Die Entleerung der Antheridien
gescliicht durch den Druck der aiiscliwellenden Kingzellen unter Sprengung
der Deckelzellc. So gelangen die rmulliehen Spermatozoidmutterzellen ins
^
Fig. 339. Botrychium
Lunaria. 1/2 n^t. Gr.
Cryptogamen.
339
Wasser und entlassen nach einiger Zeit die pfropfzielierartig gewundenen,
mit. zahlreichen Cilien an den vorderen Windungen besetzten Samenfäden,
an deren Hinterende ein Bläschen befestigt ist, das einige kleine Körnchen
fuhrt und einen unverbrauchten liest des Inhaltes der Mutterzelle darstellt
(Fig. 340 D C, Fig. 97 B).
Die Archegonien entstehen an älteren Prothallien, in der mehrschichtigen
Mediane derselben. Sie gehen aus einzelnen Prothalliumzellen hervor und
lassen einen eingesenkten Bauchtheil und einen Halstheil unterscheiden. Der
Halstheil ragt hervor, besteht aus einer einschichtigen Wandung, die von
vier Zellreihen gebildet wird (Fig. 341 A, B) und schliesst eine centrale lang-
gestreckte Halscanalzelle ein.
Im Bauchtheile betindet sich die grosse Eizelle, über ihr die Bauch-
canalzelle. Die Canalzellen werden aufgelöst und erfüllen den (Jaual mit einer
stark liehtbrechenden quellbaren Substanz. Diese quillt bei Wasserzutritt,
öffnet an der Spitze das empfängnissfähige Arche-
3 gonium und tritt hervor. Eine in das umgebende
A yOzS. j^ Wasser dittundirende Substanz (Aepfelsaure Salze)
Fig. 340. Polypodium vulgare.
A reifes, B entleertes Antheri-
dium.j:»Prothalliunizelle, / und
2 Eingzellen, S Deckelzelle. A
und B Vergr. 240. C und B
Spermatozoiden Vergr. 540.
Fig. 341. Polj'podium vulgare. A unreifes Archegonium,
K' Halscanalzelle, K" Bauchcanalzelle, o Ei. B reifes
geöffnetes Archegonium. Vergr. 240.
inducirt den Spermatozoiden die Bewegungsrichtung nach dem Archegonium
Nach der Aufnahme eines Spermatozoids in das Ei umgiebt sich die Eizelle mit
Membran und entwickelt sich in der schon angegebenen Weise (vgl. Fig. 335),
ohne einen Ruhezustand durchzumachen, zum Eml)ryo der ungeschlechtlichen
Generation.
Ausnahmsweise kann bei gewissen Farnkräutern der Sporophyt auf dem
Prothallium durch directe vegetative Knospung sich entwickeln, ohne dass
Sexualorgane mitwirken oder ausgebildet werden (Apogamie), und umgekehrt
kommt es auch vor, dass an den Farnwedeln direct die Prothallien ohne
Zwischentreten von Sporen producirt werden (A])Osporie) (*''*).
Officinell ist unter den Farnkräutern Aspidium filir u/as, Rhizoma
Filicis (Pharm, germ., austr., helv.), ferner das südeuropäische Adiantum
Capülus Vener is^ Frauenhaar, dessen Blätter benutzt werden: Folium Adi-
anti s. Herba Capilli Veneris (Pharm austr., helv.). Auch das nord-
amerikanische Adiantuiii jK'ddtaiii liefert Folium Adianti (Pharm, helv.).
Die seideähnlichen glänzendbraunen langen Gliederhaare am Grunde der
Blattstiele verschiedener Baumfarne, besonders von Cibotium Ikirnuietz
und niuleren Arten dieser (Inttnng in Ostindien und auf den pacifischen
Inseln liefern die als Wundwatte l)euutzten Paleae haemostatica e (Pe-
nawar Djarabi, Pulu) (Pharm, austr.].
st ras b 11 rg er. Lehrbucli iler Botanik. S. Auli. 22
340
Sclienck:
2, Ordnung. Hyd}
Zu den Wasserfariien g
oder sumpfbewohneudeii k
rig.342. Marsilia quadrifoliata.
(I junges Blatt, s Sporocarpien.
Verkleinert. Nach Bischoff.)
il-il\' !
Fig:. 343. Pilularia globulifera.
s Sporocarpien. Verkleinert.
'Nach BisriioiF.)
opterideSf Wasserfarne.
eliören mir einige wenige Gattungen von wasser-
rautigen Gewächsen. Sie sind sämmtlicb hctero-
spor. Die Macro- uudMicrosporangicn entspringen
nicht wie die Sporangien der Filices frei an
der Unterseite der Blätter, sondern sind in be-
sondere, an der Basis der Blätter sitzende Behäl-
ter, sogen. SporangienfrUchte oder Sporocarpien
eingeschlossen.
Die Wasserfarne werden in zwei Familien mit je
zwei Gattungen uuterscliieden, die Marslliaeccn und Sal-
riniaceen. Zu erstereu gehört die ca. 50 Arten zählende
Gattung Marsilia, die bei uns durch M. quadrifoliata
vertreten ist (Fig. 342> Dieselbe wächst auf sumpfigen
Wiesen, hat eine kriechende dünne verzweigte Achse mit
einzeln stehenden langgestielten Blättern, deren Spreite
ans zwei dicht au einander gerückten Fiederblattpaaren
sich zusammensetzt. Ueber der Basis des Blattstiels ent-
springen paarweise, bei anderen Arten in noch grösserer
Anzahl, die gestielten ovalen Sporocarpien, von denen
ein jedes seiner Anlage nach dem assimilirenden 4 fied-
rigeu sterilen, hier aber ungegliedert bleibenden Blatt-
theil entspricht. Die Sporangiensori finden sich im
Innern der Kajjselu in 2 Eeihen von Ilohlräumeu, die
eine Zeit lang durch je einen nach der Bauchseite aus-
mündenden Canal nacji aussen führen, zuletzt aber ganz
geschlossen sind; es entstehen nändicli die Sporangien
wie bei allen übrigen Farnen auch hier ursprünglicli aus
Oberflächenzellen, die dann durch Umwallung des iim-
gebenden Gewebes in die Holdräume zu liegen kommen.
Wie die Abbildung zeigt, sind die jungen Blätter [a] an
der Spitze schneckenförmig eingerollt, sie entwickeln
sich somit bei den Marsiliaceen in derselben Weise wie
bei den Farnen.
Die zweite Gattung Pilnlar/a . zu (U'r als ciuliei-
raische Art P. fjlohiilifera . ebenfalls auf sumpfigen
Wiesen wachsend, gehört, unterscheidet sich von Mar-
silia durch einfache lineale Blätter, an deren Grunde die
kugeligen in der Anlage dem sterilen Blatttheil ent-
sprechenden Sporocarpien einzeln entspringen Fig. 343).
Die zweite Familie, ISalriiiiacrn/ . enthält frei-
schwimmende Wasserpflanzen. Die erste Gattung Sal-
riiiia ist in unserer Flora durch S. Hdtaiis vertreten,
deren wenig verzweigter Stengel an jedem Knoten drei
lUätter trägt; die beiden oberen sind als ovale Schwimm-
l.)lätter ausgebildet, das untere dagegen ist in zahlreiche
in das "Wasser herabliängende fadenförmige behaarte
Zipfel gefheilt und überniiinnt die Function der fehlen-
den Wurzeln. An diesen Wasserblättern sitzen am
(hMinde der basalen Zipfel zu mehreren die kugeligen
Sporocarpien (Fig. 344;. welclie bei den Salviniaceeu
eine andere Entwickhuigsgeschichte zeigen wie bei den
Marsiliaceen. Die Siiorangicn entsiiringen am (iruude
des S])orocarps auf einem (fäulcnförmigcn IJeccptaculum,
das seiner Anlage nach einem niodificirtcn ^Vasser-
hlattziitfel entsiiricht. Die Hülle dagegen ist als In-
dusium aufzufassen, sie entsteht als Neubildung in
Crj'ptogamen.
341
Form eines Tiingwalles, der krugfürmig und schliesslich hohlkugelförmig über dem
Receptaculum mit seinem Sporangiensorus zusammenwächst. Die zweite Gattung Äxolla
ist A^orwiegend tropisch und stellt kleine zierliche reichverzweigte Schwimmpflänzchen
vor, mit diclit auf einander folgenden Blättchen in zweizeiliger Anordnung. Jedes Blatt
besteht aus zwei Lappen, von denen der obere schwimmt und assimilirt, der untere ins
Wasser taucht uud an der Wasseraufuahme sich betheiligt. Der obere Lappen enthält
eine Höhlung, die mit enger Oeffnung nach aussen mündet uud stets Nostocfädeu be-
herbergt. Zwischen diese wachsen aus der Waud der Höhlung Haare hinein, eine
Erscheinung, die auf das Bestehen eines symbiotischen Verhältnisses zwischen Azolla
und Nostoc hindeutet. Azolla besitzt zarte lange echte Würzelchen an der Unterseite
des Stengels uud rundliche Sporeufrüchte meist zu zwei unterseits am ersten Blatt
einzelner Seitenzweige.
Der Bau der Sporaugien und Sporen und die Entwicklung der Protliallien zeigen
manche Unterschiede den Filices gegenüber. Sie mögen an dem Beispiel von Saln'ma
)iafans{'0) erläutert werden. Die Sporocarpien enthalten entweder Microsporangien
Zahl
Tig.
345 Ä ma,
mi).
Salvinia natans. ,1 von der Seite.
von
Vergr. 15.
in grösserer Zahl oder Macro^porangien m geringerer
Beiderlei Sporangien erinnern in
ihrem Bau am ehesten an die
Sporangien der leptosporangiaten
Farnkräuter, sie sind gestielt, be-
sitzen im reifen Zustand eine ein-
schichtige dünne Wandung, aber
keinen Eing [B D). Die Micro-
sporangien umschliessen eine
grössere Anzahl von Microsporen,
welche in eine schaumige erhärtete
Zwischensubstanz eingebettet lie-
gen und zwar ihrer Entstehung in
Tetraden aus den Sporenmutter-
zellen entsprechend zu je vier ge-
nähert [G]. Die schaumige Zwi-
schensubstanz geht hervor aus dem
Plasma der Tapetenzellen, welche
auch hier ihre Selbstständigkeit
aufgeben und zwischen die Spo-
renmutterzellen einwandern.
Die Microsporangien platzen
nicht auf. die Microsporen kei-
men vielmehr innerhalb derselben
uud entwickeln nur ein kurzes
schlaucliförmiges männliches Prothalliinn. das nacli aussen durch die Sporangiumwand
hervortritt. Durch auf einander folgende Theilungen Averden in diesen die Antheridien
erzeugt (Fig. 346. Jedes Antlieridium erzeugt im Ganzeu vier Spermatozoidmutterzellen,
welche nach aussen durch Auf breclien der Zellwände gelangen. Obwohl somit das ganze
männliche Protliallium sehr reducirt erscheint, lässt es sich in seinem Aufbau unschwer
auf die Prothallien der Filices zurückführen.
Die Macrosporangien sind grö.sser als die Microsporangien und besitzen ebenfalls
eine einschichtige Wandung (Fig. 345 i»), enthalten aber nur eine einzige grosse Macro-
spore, indem nur eine der zalilreich angelegten Sporen auf Kosten der übrigen sicli
weiter entwickelt. Die Macrospore ist mit grosseu eckigen Proteiuköruern, mit Oel-
tröpfclien und Stärkekörnern dicht erfüllt; an ihrem Scheitel liegt dichteres Plasma und
der Kern. Die Membran der Spore \\'m\ von einem derben braunen Exiuium bedeckt
und dieses ist von einer dicken schaumigen Hülle, dem Perinium, überlagert, welclie der
Zwischensubstanz des Microsporangiums entspricht und wie diese aus den Tai)etcn-
zellen hervorgeht, also der Spore aufgelagert |wird. Die Macrospore bleibt von der
Sporangiumwand umschlossen, wird mit dieser von der Mutterpflanze frei und scliwimmt
an der Wasseroberfläche. Bei ihrer Keimung wird in dem Plasma am Scheitel durcli
Theilung ein kleinzelliges weibliches Protliallium gebildet, während die darunter ge-
legene grosse Zelle mit ihrem Reiclithum au lleservestoffen zu dessen Ernühniug dient
22*
oben. Verkleinert. (Nach Bischoff.) G Keimpflanze,
■m.^p Macrospore, p Prothallium, a Stengel, b\ bo b.^ die
drei ersten Blätter, ii das sogen. Schildchen.
(Nach Prixgsheiji.)
342
Scheuck :
uud sich uiclit weiter tlieilt. Die .'Sporeuliaut platzt in drei Kla])i)eu auf, ebenso yprini^t
die SporangieuAvaiid auf, und das grüne Protliallium ragt uun als kleines sattelförmiges
Gebilde etwas hervor. Es entwickelt drei Archegonien; aber nur die befruchtete Ei-
zelle des einen derselben kommt zur Weiterentwicklung und zur Anlage eines Embrjo,
welcher mit seinem Fuss im erweiterten und schliesslich ge-
sprengten Archegoniumbanch steckt fFig. Ml]. Das erste Blatt j).
derKeimptiauze Fig. 844 (' , hat schildförmige Gestalt, es schwimmt
auf der Obertiäche des Wassers.
J
mi
ma
Fig. 345. Salviuia natans. A, ?^^r^ Macrosporocarpium, ;»/ Microsporocarpinm in medianem
Längsschnitt. Vergr. 8. B ein Microsporangium von aussen gesehen. Vcrgr. 55. ( ' in
schaumige Zwischensubstanz eingebettete Microsporen. Vergr. 250. IJ Macrosporangium
nnd Macrospore, in medianem Längsschnitt.
Vergr. 55.
Fig. :)4ß. Salvinia natans. i\lännliclie
l'rothallien. .1 'J'hcilung iler Micro-
sporen in drei Zollen, / - III. Vergr.
8(j0. B fertiges Protluillinin von der
Flanke. C von der Bauchseite. Vergr.
(;40. Zolle / hat sich in die Pro-
thaüiuni/.ollen n und ]> gotheilt,
p ist als Ehizoidzollc zu deuten,
Zelle // in die sterilen Zellen h, c
und dieboidonspermatogcnen Zellen
.Si, von denen jodo zwei ^iiorniato-
zoidmutterzcllen bildet. Zelle ///
in die sterilen >l, r. und die beiden
siiormatogenen Zellen .so. Die Zel-
len .s'i .V| und .sj .v.j stellen zwei An-
tiioridien vor. die Zellen //,c,'/,r' deren
Wandun-'-szcllen. Nach BEi.A.iErF.i
unu
Fig. ;')47. Salvinia natans. Fniliryo im Ijängsschnitt.
I'rothalliuni /*/•, -s- S])oronzolle, e Exinium, p Pcri-
luiim, .s/y//- Sporangi umwand, r ?/////• P^mbryo, /"Fuss,
/;/,. ///.,, /'/, die drei ersten lilättcr, .sV Stammscheitel.
Vcrgr. 100. (Nach Piuxo.siikim.)
Cryptogamen.
343
Bei ^UollaJ^: verläuft der Entwickhmgsg-ang iu älmliflier Weise, aber die Spo-
rangien und Sporen zeigen eine Eeihe von Besonderheiten. In den Microsporangien
werden die Sporen durch die von dem Plasma der Tapetenzellen stammende Zwischen-
substauz zu mehreren rundlichen Ballen, den sogen. Massulae, vereinigt. Jede Massula
umschliesst eine Anzahl von Sporen und ist an der Oberfläche mit gestielten Wider-
häkclien. sogen. Glochiden, Auswüchsen der Zwischensubstanz, besetzt. Die Sporangium-
waud platzt auf und entlässt die Massulae, welche im Wasser zu den Macrosporen ge-
anü'en. In den Macrosporangien, welche zu je 1 in jeder Frucht stehen, wächst nur
eine Spore weiter, verdrängt alle anderen Sporenzellen, und presst schliesslich aucli
die Wandung des Macrosporangiums selbst flach zusammen, so dass dieselbe dicht an
die eiförmige Sporenfruchtwandung zu liegen kommt; auch kann die Sporangium-
wandung dabei theilweise aufgelöst werden. Das Perinium umgiebt die Macrospore als
scliaumiire. mit Vertiefungen und fadenförmigen Verlängerungen versehene Haut und bildet
an deren Scheitel einen Aufsatz von drei birnförmig gestalteten Körperu. Die Massulae
haken sich in das Perinium fest. Die Sporenfrucht reisst am unteren Theile auf. ihr
Scheitel verbleibt an der frei gewordenen Macrospore in Form eines Schirmes. Die
Prothalliumbildung ist im Wesentlichen mit Salvinia übereinstimmend; au den kleinen
wenigzelligen männlichen Prothallien, die aus den Massulae hervorgestreckt werden,
entsteht aber nur ein einziges Antheridium mit acht Spermatozoiden.
Die Si)orocarpien der Marsiliacccn sind complicirter gebaut, enthalten bei Pilularia
globulifera vier Fächer, jedes mit einem Sorus, bei Marsilia zahlreiche Sori (14 — 18) in
zwei Eeihen über einander gelagert. Die Sori beider Gattungen enthalten zugleich
Macro- und Microsporangien, wälirend bei den Salviniaceen die Sori immer nur eine Art
von Sporangien umschliessen.
Auch bei den Marsiliaceen ist im Grossen und Ganzen der Entwicklungsgang ein
ähnlicher, jedoch erscheinen hier die Prothallien noch mehr reducirt. Die weiblichen
kleinen Prothallien, die sich am Scheitel der Macrosporen ausbilden, bringen nur ein
einziges Archegonium hervor.
Klasse IL
Equisetinae, Schachtelhalme ''-].
Die Schachtelhalme stellen eine ganz selbstständige Klasse vor und umfassen nur
die Gattung Equisetum, die mit ihren 20 Arten eine weite Verbreitung auf der Erde
aufweist. Die Arten sind theils Land- theils
Sumpfpflanzen. Sie zeigen einen sehr cha-
rakteristischen Habitus und Aufbau ihrer
ungeschlechtlichen Generation. Aus einem im
Boden ki'iechenden, sich verzweigenden Rhi-
zom entspringen aufrechte oberirdische Halme
von meist nur einjähriger Lebensdauer. Bei
Equisehun arceme, dem Ackerschachtelhalm,
sowie auch bei anderen Arten werden seit-
liche kurze Phizomäste in Form von rundliclien
Knollen als Reservestoffbehlilter und Ueber-
winterungsorgane ausgebildet (Fig. 349 2 «).
Die oberirdisclieu Halme bleiben entweder
einfach, oder sie verzweigen sich iu quirlig
gestellte Aeste zweiter, dritter u.s. w. Ordnung.
Alle Achsen sind aus gestreckten Internodien
zusammengesetzt, innen von einem centralen
Luftgang und von peripherischen Luftgängen
sowie von einem Kreis von collateralen Ge-
füssbündeln durchzogen (Fig. 348 .
Eigenartig ist die Beblätterung der
Schaclitelhalme. An- jedem Knoten stellt
ein Quirl von kleinen zugespitzten, unter-
wärts in eine mauschettenartig den Stengel
Fig. 348. Equisetumarveiise. Querschnitt
durch den Stengel, m lysigene Markhühle,
r Idndodermis. <-l Carinalhühlon in den bi-
coUatcralen Gcfässliünileln. rl Vallecular-
hühlen, hp Slvlerenchymstränge in den
Kiefen und l\ipi)en, ch "^chlorHphyllführen-
des Gewel)C der primären Pinde. .-^t Spalt-
üfthungsrcihcn. Vergr. 11.
344
Schenck:
umschliessende Scheide verwachsenen Schuppenblättern. Die Internodien sind mit ihrer
IJasis somit in diese Scheiden eingeschachtelt. Die aufeinander folgenden (.^»uirle wech-
seln mit einander ab. Die Seitenzweige werden in den Achseln der Quirlscheidenblätter
It-^n'-tii.ait uj]ilf
Fig. 349
Equisetum arvense. 7 fertilcr Halm mit der Blüthe a. 2 unfruchtbarer, vege-
tativer Halm, (I Iv'hizonikiioUcn. H Sporoiiliyll mit Sporangicn. •/ die Sporangien mit
\ [Läiigsriss aufgesprungen. J, 6', 1 Sporoii mit den Spiralbändern des Perinium.s.
(Nach Wos.siDLo.)
angelegt und lireelien, da sie aii.s der engen Scheide nielit nacli oben lierauswachscn
können, durch dieselbe nach aussen hervor. Entsprechend der Tieduction der Blatt-
spreiten überneliinen die Halme die Function der Assimilation und bilden unter ihrer
Epidermis das chloropliyllfiilirende Gewebe aus.
Cr3"ptogamen.
345
Die Sporangieu der Schachtelhalme werden vou besonders gestalteten Blättern,
Sporophyllen, erzeugt. Dieselben stehen in dicht auf einander folgenden Quirlen am
Gipfel der aufrechten Sprosse in Form eines ovalen oder kugeligen Sporangiumstandes
oder Sporophyllstaudes (Fig. 349 1 a). welcher in seinem Aufbau der männlichen Blüthe
der Coniferen entspricht und demgemäss auch als Blüthe zu bezeichnen ist. Der unterste
Quirl ist steril, bildet einen kurzen Kragen. Die Sporopliylle selbst haben die Form
eines gestielten Schildes, an dessen Unterseite o— 10 sackförmige, mit Längsriss auf-
springende Sporangieu sitzen 'Fig. 349 5, 4). Das sporenbildende Gewebe ist im jüngeren
Sporangium von einer mehrschichtigen Wandung umgeben. Während die inneren Lagen
als sogen. Tapetenzellen aufgelöst werden und mit ihrem Plasma zwischen die sich ab-
rundenden Sporen eindringen, bleibt bei der Reife nur die äussere Schicht als definitive
Wandung erhalten ; ihre Zellen erhalten Spiral- und Ringfaserverdickungeu iind gleichen
die Sporangieu darin ganz den ihnen homologen PoUensäckeu der Phanerogamen. Das
geöffnete Sporangium entleert zahlreiche rundliche grüne Sporen mit höchst eigenthüm-
lich l)eschaÖener Membranbilduug. Ausser der eigentlichen, aus Intine uud Exino be-
stellenden Sporenmembran ist ein dieser von dem Plasma
der Tapeteuzelleu aufgelagertes Perinium (Ejuspor; vorhanden.
Dasselbe besteht 'Fig. 349 5—7] aus zwei spiralig ge-
wundenen, an einem Punkt sich kreuzenden Bändern, die
sich beim Austrocknen der Sporen ablösen und ausbreiten.
bei Zutritt von Feuchtigkeit aber wieder zusammenlegen und
durch ihre hygroskopischen Bewegungen dazu dienen, die
Sporen, welche eingeschlechtliclie Prothallien bilden, in
einander zu haken.
Bei gewissen Schachtellialmarten hat sich ein Unter-
schied in der Ausgestaltung der oberirdischen Halme heraus-
gebildet. Theils bleiben dieselben steril, verzweigen sich
reichlich, theils tragen sie an ihrem Ende die Blüthen und
verzweigen sich dann später sparsamer oder überhaupt
nicht in unfruchtbare Seiteuzweige. Am ausgeprägtesten
ist dieser Unterschied bei Equisetum arvense und E. Telma-
trja , bei denen die fertileu Halme ganz einfach sind, an
ihrem Ende mit einer einzigen Blüthe abschliessen (Fig. 349 1)
und sich auch durch den Mangel des Chlorophylls und
ihre blassgelbliche Färbung von den vegetativen Halmen
unterscheiden. Sie verhalten sich also gleichsam wie auf
dem Rhizom lebende parasitische Sprosse.
Die Sporen sind sämmtlich von gleicher Beschaffen-
heit und keimen zu thallösen Prothallien aus. Die Pro-
thallien sind meist diöcisch. Fig. 350 stellt ein männliches
Prothalliura von Equisetum arvense dar mit den zuerst gebildeten in das Gewebe etwas
eingesenkten Antheridien a. Die weiblichen Prothallien erreielien bedeutendere Grösse
und verzweigen sich reichlicher in dorsiventrale krause Lappen, an deren Grunde die
Archegonien sitzen. Letztere sind ganz älmlicli wie bei den Farnen beschaffen, nur
sind die obersten Zellen des aus vier Zellreilieu bestehenden PLalses stark verlängert
und biegen sich bei der Oeffiiung des Archegoniums stark nach aussen um. Auch die
Embryoentwicklung stimmt im Wesentlichen mit den Farnen überein, nur treten die
ersten Blätter gleich in einem Quirl angeordnet auf und umwallen ringförmig den
Stammscheitel, welcher mit dreiseitiger Scheitelzelle weiterwäclist (Fig. 103, 1(54, S. 123».
Die äusseren Membranen der Stengelepidermis sind bei den Schachtelhalmen mehr
oder weniger stark mit Kieselsäure imprägnirt, in besonderem Maasse bei Equiseünu
hiemnle, welches ebenso wie auch E. arvense in Folge dessen z\un Scheuern von
metallenen Gefässen, zum Polireu von Holz und zu ähnliclien Zwecken Verwendung
findet.
Das im tropischen Amerika einlieiniische EquiscUini fil(inntru))i. ist die grösste Art
der Gattung, sie erhebt sicii lialbklettemd im Gesträuch mit ilireu bis 2 cm dicken
quirlig verzweigten Halmen bis über 12 m llölie.
Fig. 350. Equisetum ar-
vense. Männliches Pro-
thallium mit drei Anthe-
ridien a. Yergr. 200. (Nach
Hofmeister.)
346
Schenck :
Klasse III.
Lycopodinae, Bärlappgewächse.
Zu den Lycopodinae gehören als wichtigste und verbreitetste Gattungen
Lycopodiuni, SeJagindla und Isoeies. Sie unterscheiden sich von den übrigen
Pteridophyten, unter denen sie sich am ehesten noch an die eusporangiaten
Filices anschliessen lassen,
durch iliren Habitus und
ihre SporaugienentWick-
lung.
Wälirend bei Filicinen
und Equisetinen die Sporo-
phylle stets zahlreiche Spo-
rangien
erzeugen, tragen
■ä
t4#
Sie hier diese Organe in
der Einzahl am Grunde der
Blattoberseite oder in ihrer
Achsel. Bei manchen Ly-
copodinen sind die Sporo-
phylle von den sterilen
Blättern kaum verschieden,
bei den meisten aber an-
ders gestaltet und an den
Sprossenden zu ährenför-
niigen Sporopliyllständen
oder BlUthen, ähnlich wie
bei Equisetum, vereinigt.
Die Sporangien der Lyco-
pddiaceen sind im Verhält-
niss zu den Blättern relativ
gross , sie entstehen aus
einem sich vorwölbenden
Gewel)ehöcker, welcher aus
der Epidermis und den
darunter gelegenen Zellen
hervorgeht, also in der-
selben Weise Avie bei den
eusporangiaten Filices und
den E(iuisetinen , während
bei allen übrigen Pterido-
pliyten das Sporangium
stets aus einer Epidormis-
zelle aUein seinen Ursprung nimmt. Die innerste Schicht der Wandung,
Tapetenschiclit, wird niclit aufgelöst. Ivingbildung feldt. Die S])orangien
ötthen sieb durch eine über den Scheitel laufende S])altc mit zwei Kbii)i)en.
Die Spalten sind durcli zwei Beilicn dünn blci])ender Zellen vorgebildet. Nur
bei Isoetes werden die S])oren durcii \'erwesung der Sporangiumwand frei.
Während Lycupddium lioinospore Sixtrangien aufweist, trcfien wir bei den
übrigen Lycop(»dinen Jleteros])orie au und zugleich eine weitgehende lleduction
und sehr eigenartige Ausbildung des Protlialliunis; bei Lyc(i]i(idiuni dagegen
sind die Protliallien avoIiI entwickelt und zeigen unter allen l'teridopliyten
die comi)liciiteste Structur. Im Verhalten der geschlechtlichen Generation
^i^^y.
Fig. 351. Lycopodium clavatum. 1 Sporangien tragende
Pflanze. 2 schu]jj)enfiirraigcs Sporophyll mit dem Spo-
rangium. •!>' Sporen stark vergrüssert. (Nach Wossiülo.)
Oificinell.
Cryptogamen.
347
erimieni die heterosporeu Lycopodinen vielfach un die ebenfalls heterosporeu
Hydropteriden.
Charakteristisch filr die Lycopodinen ist die dichotome Verzweigung-
ihrer Stengel (Fig. 18, 19, S. 15) nnd Wurzeln. Nur die Gattung Isoetes
hat einen uuverzweigten knolligen Stamm.
1. Ordnung. Ijycopodiaceae['^).
Die zalilreichen über die ganze Erde verbreiteten Arten der Gattung Lycopodium,
Bärlapp, sind krautige, meist erdbewolmeude Gewächse; in den Tropen giebt es aber
auch epiphytische Formen. Eine der häufigsten Arten unserer Flora ist Lycopodium
elaratiDii. Der Stengel dieser wie auch anderer Arten kriecht weit über den Boden hin,
verzweigt sich gabelig in aufsteigende Seitenäste und ist dicht mit liueali)tnemlichen
kleinen Blättchen besetzt. Auf der Unterseite der Stengel entspringen dichotom ver-
zweigte Wurzeln (Fig. 351). Die ährenfürmigen Blütheu stehen zu zwei oder melircren
Fig. 352. Lycopodium cernuum. .1 Prothallium mit zwei Archegonien nr und einem
Antheridium an. Vergr. 70. B älteres Prothallium p mit ansitzender Keimpflanze.
Vergr. 15. G Schnitt durch ein Antheridium. Vergr. 250. I) Archegonium, o Eizelle.
be Bauchcanalzelle, lie aufgelöste Halscanalzelle. Vergr. 250. (Nach Tiieüb.)
an den Enden von aufrechten dichotom verzweigten Stengeln und setzen sicli aus dicht
auf einander folgenden S])or(»pliylIen zusammen. Die Letzteren liaben andere P'orm
wie die sterilen Stengelblätter, sind breit schuppenförmig, laufen in eine lange Spitze
aus und tragen am Grunde ihrer Oberseite je ein grosses nierenförmiges, durcli eine
Quersi)alte zweiklappig aufspringendes Sporangium mit zahlreichen winzigen Sporen
(Fig. 351 2).
Das einheimische Lycopodium Selayo weicht in seinem Habitus von den übrigen
Arten ab, seine gabelig verzweigten Stengel sind alle aufreclit und die Sporophyllstände
sind von der vegetativen Kegion der Zweige nicht abgesetzt.
Die Lycopodiumsporen sind alle gleichgestaltet, in Folge ilirer Entstehung in
Tetraden von kugeltetraedrischer Gestalt, llire Exine ist mit nctzfriniiigeu Verdickungs-
leisten versehen.
Die aus den Sporen hervorgehenden Prothallien sind erst für eine klciiicrc .\ir/.ahl
von Arten bekannt geworden und zeigen bemerkenswerthe Verscliiedenlieiten. Bei
Ij. flfirntitm und dem nahe verwandten L. annofiiuDn stellen sie uiitcrii'disclic, sajiro-
pliytiscli lebende, kleine weissliche Kuöllchen dar, welche anfangs kreisclfiirinig gestaltet.
348 Sehen ck:
später durcli Auswachsen der IJandpartie zu vielirestaltisi-en . becherförmigen, wulstigen,
buchtig gelappten, bis ca. 2 cm grossen Gewebekürpern werden, die mit langen Wurzel-
haaren besetzt sind und auf ilirer oberen Fläche zahlreiche Antheridien und Archegonien
tragen. Bei L. coiiqilninihiiii sind diese unterirdischen Gewebekörper rübenförniige. bei
L. Selaijo dagegen rundliche oder cylindrisch langgestreckte und gekrümmte Knüllchen.
welche bei letzterer Art auch an der Oberfläche des Erdbodens sich entwickeln können
und dann ergrünen. Anders dagegen verhält sich das auf feuchtem Torfboden lebende
kleine L. inundatum unserer Flora und das troijische mit aufrechten reichverzweigteu
Sprossen versehene L. cernuum (Fig. 352), deren Prothallien kleine im Boden steckende
und mit Rhizoiden befestigte chloropliyllarme Gewebekörper vorstellen, die am ol)ej-en
Ende grüne oberirdische Thalluslappen entsenden. Die Archegonien entspringen am
Grunde dieser Thallusla])pen, die Antheridien auch auf den Lappen selbst.
Die Prothallien sind alle monöcisch. Die Antheridien (Fig. 352 C . sind in das Ge-
webe etwas eingesenkt und umsehliessen zahlreiche Spermatozoidmutterzelleu. aus denen
die kleinen ovalen, unter ihrer Spitze zwei Cilien tragenden Spermatozoiden frei werden.
Die Archegonien (Fig. 352 D) sind ähnlich wie bei den Farnen beschaffen, haben aber
einen kürzeren TTalstheil. dessen oberste Zellen beim Oeffnen zu Grunde gehen. Die
Zahl der Ilalscaualzcllen ist bei den einzelnen Arten verschieden (1, 3 — 5, oder 6 — 10).
Die Embryoeutwicklung verläuft in anderer Weise als bei den Farnkräutern und zeigt
gewisse Aehnlichkeit mit derjenigen von Selaginella Fig. 357). Es Mird ein Embryo -
träger oder Suspensor gebildet, der aber auf dem Fussende des Embryos oder
zwischen Fuss und Stammknospe steht.
Officinell sind die Sporen von Liicopodhnn davatum und anderer
Arten (Lyeopodium, riiarm. oerra.. aiistr., helv.). Sie werden als Hexen-
mehl bezeichnet.
2. Ordnung, Sela(jmellaceaei^%
Die (Gattung SdcKjuwUa ist bei uns nur durch einige wenige Arten, in den Trojien
dagegen durch zahlreiche Formen vertreten. Sie besitzen tlieils niederliegende am Boden
kriechende, reich gabelig, mit sympodialer Ausbildung verzw-eigte, theils aufrechte ver-
zweigte Stengel, einige sind rasenbildend, andere klettern sogar mit mehrere j\Ieter
langem Stengel im Gesträuch empor. Im Allgemeinen haben die Selaginellen äliulicheu
Habitus wie die Lycopodiuen, ihr Stengel ist mit kleinen schuppenartigeu Blättchen und
zwar meist in dorsiventraler Anordnung besetzt, so bei der in den Alpen einheimischen
Srhiffinrlla lieh-rtica Fig. 353), deren Stengel zwei Eeihen kleiner sogen. Oberblätter, und
zwei Reihen diesen gegenüberstehender grösserer Unterblätter trägt. Die Blätter der
Selaginellen sind ausgezeichnet durch eine der Blattoberseite am Grunde entspringende
kleine häutige I>igula.
Die Sporopliyllstände üderiUüthen verhalten sich ähnlich wie beiLycoi)udiuui, sind rnd-
ständig, einfach oder verzweigt, radiär, seltener dorsiventral. Jedes Sporophyll trägt nur ein
über der Blattachsel aus dem Stengel entspringendes Sporanginm. In derselben Blüthe
treten sowohl Macro- als auch Microsporangien auf. In den erstcren (Fig. 354,1 — C
gehen die angelegten Sporenmutterzellen alle zu Grunde bis auf eine, welche die vier
grossen paarweise gekreuzten und die Sporangienwand buckelig vorwölbenden Sporen
liefert. Das Aufspringen vollzieht sich auf vorgezcicJineten Dchiscenzlinien in zwei auf
einem basalen kalinförmigen Theile stehenden, sich zurückkrümmenden Klajjpcn : durch
den Druck des sich verengernden Kahntheils und der Klappen werden die Sporen heraus-
geschleudert. In den flachen (Microsporangien sind zahlreiche kleine Sjjoren vorhanden.
Die OctViiung geschieht hier in ähnlicher Weise, nur ist der kahnförmigc 'l'iieil viel
kürzer, die Klappen reichen fast bis zur Basis.
Die Micro Sporen beginnen ihre Weiterentwicklung schon innerhalb des Sporanginms.
Die Sj)orenzelle theilt sicii zuiiäclist in eine kh'iue linsenförmige, der IMiizoidzelle von
Salvinia (Fig. 346) entsprechende Zelle un<l in eine grosse Zelle, welche successive in
acht sterile rrothallien- oder WandzeHeii \\w\ zwei oder vier centi-ale spermafngene
Zellen sich \\citer tlieilt 'l'ig. 355 J. Durcli weitere Theilung der letzteren Zellen, die
ein einziges Anrlieridium \ (»rstellen, entstehen die sicli .ihinndenden Spermatozoidmutter-
zellcn in grösserer Anzahl 7/ — D). Die Wandzellcn lösen alsdann ilire Wände auf und
werden zu einer Schleimschicht, in welcher die centrale Masse der Spermatozoidmutter-
Cryptogamen.
349
zelleu eingebettet liegt {E,. Die kleine Protliallinmzelle bleibt hingegen erhalten. Das
ganze männliche Prothallinm ist bis zu diesem Stadium von der Microsporenhaut noch
umschlossen: schliesslich bricht diese auf und die Mutterzellen werden frei, um die
keulenförmigen, an der Spitze mit zwei langen Cilien versehenen Samenfäden zu ent-
lassen. Die Bildung dieses reducirten Prothalliums erinnert an die gleichartigen Vor-
gänge bei den Hydropteriden.
Fig. 353. A SelagineJla helvetica. Nat. Gr.
(Nach der Natur.) B S. denticulata, Keim-
pflänzchen mit der Macrospore. Vergr.
;Xach Bischoff.,
Ö^M^Ä
Fig. 354. Selaginella helvetica. A Macro-
sporangien von oben mit Dehiscenzlinie d.
B geöffnet von der Seite, die vier Macro-
sporen C ausgeschleudert. D Microsporan-
gien in der Achsel des Schuppenblattes von
innen, E geöffnet, F Microsporen.
Yerg-r. ca. 15.
Fig. 3Ö5. .1 — 7i7 Selaginella stolonifera. Vergr. 040.
Keimung der Micro.sporen,successive Stadien, 7^ Pro-
thalliumzolle als Khizoidzelle aufzulassen, ir An-
theridiumwandzellen, s spermatogcne Zellen. ^1, B,
D von der Seite, G vom Kücken. In E die Pro-
thalliumzelle nicht sichtbar, die Wandzellcn auf-
gelöst, umgeben die Spermatozoidniutterzellon.
F Sei. cuspidata. Spermatozoiden. Vergr. 780.
Nach Belajeff.,
Fig. 356. Selaginella Martensii. Weib-
liches Prothaliium, aus der am Scheitel
geöffneten Macrosporeninembran s])iih
hervortretend, ar unbefruchtet geblie-
benes Archegonium, rinlj\, cmh-i zwei in
das Prothalliumgcwcbc eingesenkteEm-
bryoncii mit doii Embryoträgeni d.
Vergr. 124. Combinirt nach Pfeffer.)
350
Schenck:
Auch die Macrosporen beginuen, allerdings nicht bei allen Arten, ihre Weiter-
entwicklung schon, wenn sie noch im Sporaugimn eingeschlossen liegen. Der Zellkern
theilt sich in Tochterkerne, die in dem Wandplasma am Scheitel sich vertheileu, und
nun beginnt hier die Ausbildung von Zellwiinden. So wird vom Scheitel bis zur Basis
fortschreitend die Spore durch Vielzellbildung ganz mit grossen Prothallienzellen an-
gefüllt; zugleich beginnt aber auch in derselben Richtung die weitere Theilung dieser
Zellen in kleinzelliges Gewebe. In dem kleinzelligen Gewebe werden am Scheitel einige
wenige Archegonien angelegt und zwar manchmal bereits, wenn die Spore noch nicht
vom Prothalliumgewebe ganz ausgefüllt ist. Meist werden die Archegonien erst ge-
bildet, wenn die Sporen ans dem Sporangium entleert sind.
Die Sporenwand platzt schliesslich am Scheitel auf und das kleinzellige farblose
Prothalliura tritt etwas hervor und bildet auch einige Rhizoiden. Es erfolgt dann die
Befruchtung von ein oder zwei Archegonien und die directe Weiterentwicklung der
befruchteten Eizellen zum Embryo (Fig. 356).
Fig. 357. Selaginella Martensii. Längsschnitt durch
einen noch nicht aus der Spore hervorgebrochenen Em-
bryo, et Embryoträger, ^r Wurzel, /"Fuss. W Blätter, lig
Ligula, d Stammseheitel. Yergr. 165. [Nach Pfp:ffer.
Fig. 358. Isoetes lacustris.
1/., nat. Gr.
In der Entwicklung des Embryo erinnert Selaginella mit einigen Unterschieden
am meisten an Lycopodium. Das Ei theilt sich durch eine Querwand in zwei Zellen
und die obere derselben vergrössert sich stark, geht in ihrer unteren Partie noch einige
'J'heilungen ein und wird auch hier zu dem Embryotriiger oder Suspeusor Fig. 357 d),
^\;illreud aus der unteren Zelle durch weitere Tlieiluugen der sich in das erste Blatt-
paar, den Stammscheitel, Wurzel und Fuss gliedernde Embryo hervorgeht (w, /", bl, st).
Der Fuss hat hier eine andere Lage als bei Lycopodium. Schon an dem ersten Blatt-
Ijaar treten die l^ignlargebilde als Aussprossungen der Blattbasis auf [//'(j).
Der Embryoträger steht senkrecht zur Achse des Keimlings und dient dazu, den
sich entwickelnden Embryo in das Prothalliumgewebe, aus dem er seine Xährstoffc
mittels des Fusses bezieht, vorzuschieben. Schliesslich wächst der Sprossscheitel mit
dem ersten Blattpaar nach oben, die Wurzel nach unten aus der Macrospore hervor;
die junge Keimpflanze bleibt mit dem Fuss in dem Prothalliumgewebe derselben
stecken, so dass das Ganze den Eindruck eines keimenden Pliauerogamensamens her-
vorruft (Fig. 353 Bj.
3. Ordufim/. Isoetaceae{'^).
Hierher gehört nur die isolirt stehende Gattung Jsoc/^s, Brachsenkraut, die als selbst-
ständiger Zweig der in iViilien Erd])eriodcn viel formenreicheren Klasse anzusehen ist,
Crj'ptogamen. 351
übrigens auch einige Bczieliuugen zu den eusporangiaten Filices aufweist. Die Isoetes-
Arten sind tlieils untergetauchte, theils auf feuchtem Boden lebende perennirende Kräuter
mit knolliger gestauchter Achse, die nach unten ein Büschel von dichotom sicli gabelnden
Wurzeln, nach oben eine dichte Eosette von langen pfriemfürmigen, steifen, von vier
Luftcanälen durchzogenen Blättern trägt (Fig. 358). Die Blätter verbreitern sich am
Grunde zu einer breiten Scheide und sind an der Innenseite über der Insertion mit
einer länglichen grubenartigen Vertiefung, der Fovea, versehen, auf deren Grunde ein
einziges sitzendes grosses Sporangium erzeugt wird. Ueber der Fovea ist die Ligula
als dreieckiges Häutchen mit eingesenkter Basis inserirt. Im Habitus weicht also Isoetes
von den übrigen Gattungen bedeutend ab, mit Selaginella ist ihr die Ligula gemeinsam.
Die Macrosporangien sitzen an den äusseren Blättern der Eosette, die ihnen ähn-
lichen Microsporangien an den inneren. Beide sind hier von querverlaufenden sterilen
Gewebesträngen durchsetzt und unvollständig gefächert. Die Sjjoren werden erst durch
Verwesung der Behälter frei.
Die Entwicklung der geschlechtlichen Generation geschieht in ähnlicher Weise wie
bei Selaginella. Das reducirte männliche Prothallium entwickelt sicli bereits in
der Spore. Es Mird auch hier die Sporeuzelle in eine kleine linsenförmige Prothallium-
zelle und eine grössere, als Anlage eines einzigen Antheridiums, zerlegt. Die grosse
Zelle theilt sich weiter in vier sterile Wandzellen, welche allseitig zwei centrale si)er-
matogene Zellen umscliliessen. Aus jeder der letzteren entstehen zwei Spermatozoid-
mutterzellen, im Ganzen also vier, die nun nach dem Aufplatzen der Sporeuhülle nach
aussen gelangen und die spiralig gewundenen, mit Anhang versehenen und am vorderen
Ende mit einem Cilienbüschel besetzten Samenfäden entlassen. Wie bei Selaginella
bleibt auch hier das weibliche Prothallium in der Macrospore eingeschlossen und
ist nicht zu selbstständigem Wachsthum befähigt. In seiner Bildung zeigt es wäe bei
Selaginella Annäherung an die Coniferen, indem zunächst der Kern der Macrospore in
zahlreiche freie wandständige Tochterkerne sich theilt, bevor die Zellwände, vom Scheitel
der Sjiore zur Basis längs der Wandung fortschreitend, angelegt werden. Die ganze
Spore wird so mit einem Prothallium erfüllt, an dessen Scheitel die Archcgonien zur
Entwicklung kommen. Der Embrj'o besitzt keinen Embryoträger. Im Bau des Embryos
und der Spermatozoiden entfernt sich Isoetes von den übrigen Lycopodineen.
Die fossilen Cryptogamen (''').
Die aus früheren Erdperioden in fossilem Zustand erhaltenen Eeste von C'rypto-
gamen geben uns über die phjiogenetischen Beziehungen der Klassen der Thalloph\teu
und Bryojihyten keinerlei Aufscliluss. Verbindende Formen zwisclien Algen und Moosen
wie auch zwischen Moosen und l'teridophyteu sind bis jetzt nicht nachgewiesen worden:
dahingegen liat die Phytopaläontologie uns mit interessanten, schon frühzeitig aus-
gestorljenen Typen der -Pteridopliyten l)ekannt gemacht, welche das Sj'Stem der jetzt
lebenden Farne, Schachtellialme und Bärlapiie wesentlich ergänzen und zum Theil auch
den üebergang von den Farnen zu den Gymnospermen vermitteln.
. Weitaus die meisten Thallophyten sind in Folge ihrer zarten Structur zu fossiler
Erlialtung ül»erhaui)t nicht geeignet. Aus dem Mangel von Pesten manclier Tlialloi)hyten-
klassen in älteren Scliicliteu ist also der Schluss auf die damalige Nichtexistenz derselben
nicht zulässig. Eeste von Algen unbestimmbarer Verwandtschaft sind schon im Silur
gefunden. Unter den Algenresten lassen sich am sichersten. Dank ilir(n- guten F.rhaltung,
die zu den Siphoneen geliörigen Kalkalgen bestimmen, von denen man zahlreiche
Formen aus dem Tertiär, bis hinab zum Silur, nachgewiesen hat, während die mit Kalk
incrustirten Oorallinern, zu den Eothalgen gehörend, vom obern .Iura aufwärts ersclieiiien.
Unter den einzelligen Algen sind die mit verkieselter Membran verseheneu Diatomeen
ebenfalls gut erhalten, vom .Iura an aufwärts, besonders in Kreide und Tertiär oft in
miicliti.i;-en Lagern von Kieselgulir vertreten, und sämmtlicli nocli jetzt lebenden (Jattungeii
angeliörend. Die Characccii ersclieinen ziemlicli häutig vom Tertiär ab, und geiien liinalj
352 Schenck:
in einzelnen liegten bis zum ^Muschelkalk, l'ie meisten jetzt lelienden Al;^ensip]ien sind
erst vom Tertiär an sicher nachweisbar.
Bacterien dürften seit den ältesten Zeiten ihre Zersetzung-sarbeit an organischen Sub-
stanzen verrichtet haben und konnten zum Beispiel in rflanzenresten aus dem Carbon
erkannt werden. Audi die lhjith(niiijcctcn und wahrscheiulicli aucli die Mijxoinycetcn waren
im Carbon schon vertreten; so sind Ascomyceten in Blättern und Stämmen in allen
Schichten vom ('arlion an gefunden. Reste von Flerldm Jetzt noch lebender Gattungen
ersclieincn im Tertiär.
II. Von Bryophyfen entstammen die meisten der im Allgemeinen sparsam fossil
erhaltenen Formen dem Tertiär und zeigen die grösste Aehulichkeit mit recenten Gattungen.
Nur vereinzelte Ueste von Leber- und Laubmoosen fanden sich in älteren Schichten, im
Jura, in der oberen Trias.
III. Die Pteriflophyten reichen in der Eeihe der Formationen bis in das Silur
zurück, herrschen im Carbon vor, indem sie die Hauptmasse der Landvegetation« der
Steinkohlenflora lieferten, und treten dann weiterhin zurück gegenüber den hiJheren
Stufen der (Jymnospermen und schliesslich der Angios})ernien.
1. Die Klasse der Filicinae ist in der Ordnung der FiUceti, Farnkräuter, schon
vor dem Ende des Silurs und besonders reich im Carbon vertreten. Sie zeigten in den
paläozoischen Schichten bereits im Wesentlichen dieselbe Organisation; die meisten
der heute lebenden Familien waren vertreten, und einzelne derselben z. B. die Marat-
tiaceen) sogar in grösserem Artenreichthum. xVus den Filicinen, welche ^g'^^w die
übrigen Klassen scharf abgesetzt sind, dürften durch Vermittlung der allerdings nur in
ihren vegetativen Organen bekannten Cyeadofilicrs, Farn-ähnlichen Gewächsen mit secun-
därem Dickenwachsthum der Gefässbündel, die Phanerogameu, zunächst die Cycadaceen
hervorgegangen sein, während die übrigen Klassen der Pteridophyten keine Weiterbildung
zu höheren Stufen erfuhren.
Die Wadnerfurur sind mit Sicherheit meist erst im Tertiär nachweisbar, Salvinia
und Marsilia lassen sich aber auch bis in die Kreide zurückverfolgen.
2. Die Klasse der EquiseUnae, heute nur noch in der einzigen, bis in die Trias
zurückreichende (Jattung Equisctum vertreten, war im I'aläozoicum sehr reich entwickelt
in der grossen, l)esonders im Carbon sehr häufigen Ordnung der Calamarieen ^ haltituell
den Schachtelhabiien äliidicJie, in einzelnen Arten wohl bis 80 m hohe baumartige Ge-
wächse, deren mit l'eriderm bedeckte, hohle, monojjodial quirlig verzweigte Stämme
{Calamites) secundäres Dickenwachsthum aufwiesen. Ihre Blätter {Annulariä) standen in
abwechselnden (Quirlen, waren schmallanzettlich, anfangs zu einer Scheide verl)unden,
S])äter sich trennend, und in dem ältesten Typus ArchacocaJamitcs noch dichotom ge-
tlieilt. Die Sporangienstände oder Blüthen Cdlumostachijs) hatten theils denselben l>au
wie Equisetum, bei den meisten aber complicirteren, indem sie sich aus abwechselnden
l^tuirlen von Schu])penblättern und SiK)ro])hylIen zusammensetzten. Interessant ist die
Thatsache, dass die Calamaricen. z. Tli. Aveiiigstens. lietcrospor waren.
H. Auch die Klasse der JjycopoiJ Inae war in den |)nläozoisehen Epo<-li('u uiigcmcin
reich A-ertreten und zwar in erster Linie in den zwei grossen ausgestorbenen Onlniiiigcn
der SicjiHarircn und der Lfjndudmdrmi. Die SiyiUurltiii sind vom Cuhn ab geriiiMlcii,
im Carbon am artenreichsten und reichen mit einer Art ihhIi in den Buntsandstein liiuciu.
Es waren stattliche baumartige (iewächse mit mäclitigen in die Dicke wachsenden süiilcn-
förmigen, meist einfachen oder nur wenig gegabelten Stännnen, oben mit langen plViem-
liclien Blättern versehen, am Schafte bedeckt mit den Längszeilen sechseckiger Blatt-
narben, mit stanimbiirtigeii. langgestielten zapfenförmigcMi Ulüthen, deren Sporangien nur
einerlei Sporen enthielten.
Die Lepidodendrrrn , vom Ilnterdcvctn Ms in das Eothliegende, besonders aber im
Carbon verbreitet, waren elK-nfalls baumartige Pflanzen, aber mit dichotom verzweigten
rhombisch gefelderten, in die Dicke wachsenden Stännnen, an denen oben die meist
sjtiralig angeordneten, schmalen, bis 15cm langen Blätter auf rlioml)isclieu Blattkisseu
sassen. Die za]»fenförmigen Blütln^n (Lepnlostrobtts) entsprangen endständig oder am
Stamme selbst und entliielten Macio- iiud Micros]iorangien, je eins auf jedem Sporo])liyll.
.Schon im Carlion waren ai»er auch krautige Lycnpodiaceen vorliamlen, die ^'ol•i;iuf(■r
der heutigen lyi/ropod/t/iN - Avtvn, wälirend hoiitcs erst ans dci- iintcicii Kreide sicher be-
kannt wurile.
4. Die Ulciiic \\\a>:H' i\tv SpIn'tiopJty (linde, welche vom Ocnom bis Perm vertreten
Cryptogamen. 353
war. dauü aber ausstarb, hat iusofern ein besonderes phylogenetisches Interesse, als
sie .eine vermittelnde Stellung zwischen Lycopodiuen und Equisetineu einnimmt und
vielleicht den gemeinsamen Ausgaugsformen dieser drei Gruppen am meisten sich nähert,
besonders in dem ältesten Typus Cheh-ostrohus aus den untersten C'arbonschichten, deren
Blüthen selir complicirten Bau besasseu und am ehesten an die Calamarienblüthen erinnern,
während im anatomischen Verhalten dieser Gattung eine Annäherung an Lepidodendrou
zu constatiren ist.
Die Sphefiophylhtm- Arten waren langstengelige Pflanzen mit superpouirten Quirlen
keilförmiger oder gabelig getheilter Blätter, mit ziemlich grossen ährenfürmigen end-
ständigen Equisetum-älmliclien Blüthen. deren Sporophylle zwei oder drei homospore
Sporangieu trugen. Man hat diese Gewächse als schwimmende Wasserpflanzen he-
trachtct, indessen weist die Structur des dünnen laugen Stengels mit seinem axilcii drei-
strahligen. secundär verdickten Xylem eher auf kletternde Laudpflanzeu iiiu.
New York Botanical Garden Library
QK505.S29 1902 gen
Schenck, Heinrich/Cryptogamen
3 5185 00008 2931
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