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Full text of "Das Eheschliessungsrecht Spaniens in westgotischer, mozarabischer und neuerer Zeit"

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in  2011  with  funding  from 

University  of  Toronto 


http://www.archive.org/details/daseheschliessun33frei 


' 


jrres-Gesellschaft  zur  Pflege  der  Wissenschaft  im  katholischen  Deutschland. 

eröffentlichungen  der  Sektion  für  Rechts-  und  Sozialwissensehaft. 
Im  Auftrage  des  Vorstandes  herausgegeben  von 

Dr.  Konrad  Beyerle  Dr.  Emil  Göller       Dr.  Godehard  J.  Ebers 

Professor  des  deutschen  Rechts       Professor  des  Kirchenrechts      Professor  des  öffentlichen  Rechts 
in  Göttingen.  in  Freiburg  i.  B.  in  Monster. 

— —   33.  Heft.  


Das  Eheschließungsrecht 

kin  Spanien,  Großbritannien  nnd  Irland 
nd  Skandinavien  (Dänemark  mit  Schleswig- 
Holstein,  Schweden,  Norwegen  und  Finnland) 

in  geschichtlicher  Entwicklang  mit  Abdruck  vieler  alter  Urkunden  dargestellt 

von 

Joseph  Freisen, 

Doktor  der  Theologie  und  beider  Rechte,  Ehrendoktor  der  Juristischen  Fakultät  zu  Budapest, 
Koosistorialrat,  Professor  in  der  Juristischen  Fakultät  der  Universität  Würzburg. 

Erster  Band. 

Das  Eheschließungsrecht  Spaniens  in  westgotischer, 
mozarabischer  nnd  neuerer  Zeit. 


»•41 


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Paderborn. 
Druck   und  Verlag  v»  rdinand  Sohöningh. 

191 

Das  vorliegende  Werk  wird  drei  B&nde  umfassen. 


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beabsichtigt. 

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Von  den  Schriften  der  Sektion  für  Rechts-  und  Sozialwissenschaft 
sind  bisher  erschienen  im  Verlage  von  J.  P.  Bachern  in  Cöln: 

l.  Heft:  Die  Bischofs  wähl  bei  Gratlan.  Von  Professor  Dr.  J.  B.  Säg- 
müller, Tübingen.    Geheftet  Jt  1,20. 

fl:  Die  neuen  eherechtlichen  Dekrete  ,Ne  temere*  vom  2.  August 

7  un<i    ,  Januar   190G    nol>st    dem   Entscheid  d. 

I.ruar,  28    März  und  27.  Juli  1908.     Von  Dr.  theol. 

ur.  A.  Knecht,    Prof«  -   Kinhenrechts   am  K.  Lyzeum  in 

7.-8.  Tausend.     (JehoJlel  J$  1,— . 

8.  Heft:  Die  Kloster vogtei  im  rechtsrheinischen  Teile  der  Diözese 
Konstanz  bis  zur  Mitte  des  13.  Jahrhunderts.    Durch  die  Jurist i- 

Tübingen    gekrönte   Preisarbeit.     Von 
Dr.  Alfons  Hellmann.    Geheftet  M  3,20. 

i.  Heft:  Von  der  apostolischen  Kanzlei.    Untersuchungen  über  die  päpst- 
lich« liionen  und  die  Vizekanzler  der  Heiligen  Römischen  Kirche 
im  Xlli.,  XIV.  und  XV.  Jahrhundert.     Von  Dr.  P.  M.  Baumgarten, 
-tlichem  Geheimkämmerer.    Geheftet  J6  4, — . 
5.  Heft:  Die  Ehe  Kaiser  Heinrichs  II.  mit  Kunigunde.    Von  Dr.  Hugo 
Koch,  Professor  der  Theologie  am  Kgl.  Lyzeum  Hosianum  zu  Brauns- 
et Ji  1,20. 

Im  Verlage  von  Ferdinand  Schöning"h  in  Paderborn: 

t>.  Heft:  Acht  und  Bann  im  Reichsrecht  des  Mittelalters.  Von  Eduard 
Eichmann,   Ur.  tbeol.  et  iur.  utr.,    Professor  an   der  deutschen  Uni- 

t  Jt  4,40. 

7.  Heft:  Die  Geschichte  des  Trierer  Domkapitels  im  Mittelalter. 
Von  Privatdozent  Dr.  Hubert  Bastgtn.     Geheftet  Ji  8,60. 


Görres-Gesellschaft  zur  Pflege  der  Wissenschaft  im  katholischen  Deutschland, 

Veröffentlichungen  der  Sektion  für  Rechts-  und  Sozialwissenschaft. 

Im  Auftrage  des  Vorstandes  herausgegeben  von 

Dr.  Konrad  Beyerle  Dr.  Emil  Göller      '  Dr.  Godehard  J.  Ebers 

Professor  des  deutschen  Rechts       Professor  des  Khchenreehts       Professor  des  öffentlichen  Rechte 
in  Göttingen.  in  Fieiburg  i.  B.  in  Münster. 


33.  Heft.    - 


Das  Eheschließungsrecht 

in  Spanien,  Großbritannien  und  Irland 
und  Skandinavien  (Dänemark  mit  Schleswig- 
Holstein,  Schweden,  Norwegen  und  Finnland) 

in  geschichtlicher  Entwicklung  mit  Abdruck  vieler  alter  Urkunden  dargestellt 


von 


Joseph  Freisen, 


Duktur  der  Theologie   und   beider  Rechte.   Ehrendoktor  der  Juristischen  Fakultät   zu  Budapest. 
Konsistorialrat,  Professor  in  der  Juristischen  Fakultät  der  Universität  Würzburg. 


Erster  Band. 

Das  Eheschließungsrecht  Spaniens  in  westgotischer, 
mozarabischer  und  neuerer  Zeit. 


Ar$2*$? 


Paderborn. 
Draek  und  Verlag  von  Ferdinand  Sohftnin 

191 


Alle  Rechte,  einschließlich  des  Übersetzungsrechts,  vorbehalten. 


9  19 


Vorwort. 


M, 


.it  den  nachfolgenden  Abhandlungen  über  das  Ehe- 
schließungsrecht kehre  ich  noch  einmal  zum  Gegenstande  meiner 
ersten  Jugendliebe,  nämlich  zur  Geschichte  des  Eherechts  zurück 
und  verfalle  somit  der  Wahrheit  des  französischen  Sprichworts: 
On  revient  toujours  ä  son  premier  amour. 

Über  die  Anlage  der  Arbeit  ist  das  Nähere  in  der  „All- 
gemeinen Einleitung"  zu  derselben  vermerkt.  Der  zweite  Band, 
welcher  das  Eheschließungsrecht  in  Großbritannien  und  Irland 
behandelt,  ist  bereits  im  Druck  begriffen,  der  dritte  Band, 
welcher  sich  mit  dem  Eheschließungsrecht  in  Skandinavien 
befaßt,  wird  dann  unmittelbar  darauf  folgen. 

Die  hervorragenden  Arbeiten  von  Zeumer  (zuerst  die  Ab- 
handlungen „Geschichte  der  westgotischen  Gesetzgebung"  [im 
Neuen  Arch.  d.  Ges.  f.  ä.  d.  Geschichtsk.]  1898  ff.,  dann  die 
kritische  Ausgabe  der  Leges  Visigothorum  [Mon.  Germ.  Leg. 
Tom.  I]  1902),  von  Lieber  mann  (Die  Gesetze  der  Angelsachsen 
[drei  Quartbände]  1903 — 1916),  sowie  das  von  mir  auf  ver- 
schiedenen, seit  1897  unternommenen  Reisen  gesammelte  Ur- 
kundenmaterial  setzten  mich  in  die  Lage,  die  Geschichte  des 
Eheschließungsrechts  um  ein  bedeutendes  weiter  zu  fördern; 
freilich  im  einzelnen  bleibt  noch  manches  zu  leisten  übrig. 

Die  Feierlichkeit  und  das  festliche  Zeremoniell,  mit  dem  in 
den  behandelten  Ländern  „des  Lebens  schönste  Feier"  umgeben 
wurde,  dürfte  in  gleicher  Weise  das  Interesse  des  Theologen 
wie  des  Kulturhistorikors  erregen.  Noch  heute  gilt  in  diesen 
ndern  die  kirchliche  Eheschließung ,  wobei  die  feierlichen 
Formen  des  Mittelalters  festgehalten  worden  lind.  Diese  Kor- 
d  ilnd  nicht  bloß  «in  wesenloses  Beiwerk,  sondern  bringen 

die    hohe   Wertschätzung,    welche   die    Ehe    dortsei  i  %e- 

noeeen  hat,  mm  sprechenden  Aufdruck. 


I  \  Vorwort 

Meine  Arbeit    hat   von    vielen   Seiten    die    Hebenswürdigste 

und    ü  tützttng    erfahren:    Frl.  Oberlehrerin 

rii  Kiel    (nunmehrige   Schwester  M.  Immaculata,  Ursuline 

im  Uranlinerinnenkloster   zu  Trier)   war   mir  Herbst    1902  im 

b  Museum  zu  London  behilflich  beim  Kopieren  der  spani- 

ond  englischen  Urkunden,  bei  der  Übersetzung   der  in 

lenen  Dialekten  vorliegenden  spanischen  Urkunden  und 

mein«  ten  Anfingen  zur  Erlernung  der  angelsächsischen 

I !  e. 
Rev.   Peter  Uro  bei,  R.  C.  Chaplain  H.  M.  Fleet,  besorgte 
mir  190J  und  die  folgenden  Jahre  im  British  Museum  zu  London 
pien  v  d  anderen  englischen  Urkunden.    Der  Chief 

Librarian  wie  die  anderen  Librarians  des  British  Museum 
kamen  mir  mit  einer  weit  über  ihre  Amtspflicht  hinausgehenden 
Zu  lmenl;  :en,  und  ich  kann  nur  mit  Wehmut  daran 

i    Weltkrieg  auch  in  dieses  ideale  Verhältnis  der 
ammeeverwandf  Hker  einen  jähen  Riß  gebracht  hat. 

liebenswürdige  Entgegenkommen  fand  ich  1897 
und  die  folgenden  Jahre  bei  meinem  mehrmaligen  Aufenthalt 
in  Bibliothek   zu  Kopenhagen,   deren  Be- 

nutzung mir  durch  die  gütige  Empfehlung  des  Herrn  Dr.  iur. 
II.  Matzen,  Prof.  an  der  Universität  Kopenhagen  und  Präsident 
-    dänischen    Landsting    (Herrenhaus)    gestattet    wurde.      Ich 
dankend  den  Herrn  Oberbibliothekar  Dr.  Chr.  Bruun, 
lierdein  die  Güte  hatte,  die  zwei  Holzschnitte,  welche  das 
Tii  des  Man.  Roesckildense  (a.  1513)  und  des  Liber  Agen- 

darnra  81  151z)  zieren,  für  meine  Neuherausgabe 

Bücher  (a.  photographieren  zu  lassen;  ebenso  er- 

icli    den    Herrn    Direktor   Dr.    A.    C.    Larsen    und   den 
Hei  bibliothekarDr.  Chr.  Weeke  an  derselben  Bibliothek. 

mmlung   von  Urkunden-Material   für  Dänemark 
und  Sohl*  Holstein    fand   ich  ferner  liebenswürdige  Unter- 

dnreh  den  Herrn  W.  Schmitz,  Prof.  im  St.  Andreas- 
i     nitenpatree  zu  Charlottenlund  (bei  Kopenhagen), 
durch  damaligen    Pfr.    Cl.    Storp   in    Kolding   (nunmehr 

Pfr.  in  Ahaus   Diöz.  Münster),  den  Pfarrer  Joh.  Braun  in  der 
ade  zu  Kopenhagen  und  durch  Herrn  Dr.  Wetzel,  Ober- 
bibliothekar  an  der  Univorsitäts-Bibliothek  zu  Kiel. 

Jn   der  Uni  Bibliothek   zu   Stockholm   stand   mir 

vürdige    Unterstützung    der    Herren    Bibliothekare 


Vorwort.  V 

Dr.  Geete  und  Dr.  Lundstedt  zur  Seite.  Beide  Herren  be- 
schenkten mich  mit  von  ihnen  und  von  anderen  schwedischen 
Gelehrten  verfaßten  Arbeiten. 

Bei  meinen  Arbeiten  in  der  Univers.-Bibliothek  zu  U  p  s  a  1  a  fand 
ich  die  gleiche  liebenswürdige  Unterstützung  des  Herrn  Bibliothe- 
kars Dr.  Aksel  Anderson  und  des  Herrn  Dr.  Oskar  Quensel, 
Prof.  an  der  Universität  Upsala.  Dr.  Anderson  machte  mir  : 
Then  Swenska  Kirkeordningen  (a.  1571)  und  andere  Werke, 
Dr.  Quensel  die  Neuausgabe  des  Man.  Aboense  durch  J.  A.  Ceder- 
berg  (a.  1894)  wie  seine  eigene  Arbeit:  Bidrag  tili  Swenska 
Liturgiens  ~Historia  (a.  1890)  zum  Geschenk.  Die  Univers.- 
Bibliothek  Upsala  sandte  mir  1898,  da  ich  meine  Arbeit  auf 
der  dortigen  Bibliothek  im  Herbst  nicht  beendigen  konnte,  ein 
Exemplar  des  Man.  Lincopense  und  des  Breviarium  Scarense  zur 
abschließenden  Benutzung  an  die  Univers.-Bibliothek  zu  Münster. 

Die  Pastoren  in  der  Norra  Smedjegatan  zu  Stockholm  ge- 
währten mir  liebenswürdig  Unterkunft  in  ihrem  Heim;  mein 
Kartellbruder  Pastor  Jos.  Benelius  dortselbst,  bekannt  durch 
mehrfache  wissenschaftliche  Arbeiten,  besorgte  mir  eine  Anzahl 
von  Kopien  schwedischer  Urkunden  und  hat  mich  auch  sonst 
mehrfach  durch  Aufschlüsse  über  schwedisches  Recht  unterstützt. 

Ich  könnte  die  Reihe  der  Namen  noch  um  eine  große  An- 
zahl vermehren,  aber  auch  so  spreche  ich  den  Ungenannten 
wie  den  Genannten,  die  mir  liebenswürdige  Unterstützung  zuteil 
werden  ließen,  meinen  aufrichtigsten  Dank  aus. 

Meine  Arbeit  erscheint  mitten  im  Weltkriege  und  möge 
ein  bescheidenes  Zeichen  dafür  sein,  daß  auch  in  schwerster 
Zeit  die  deutsche  Wissenschaft  nicht  ruht.  Daß  ihr  Druck  jetzt 
möglich  war,  ist  sodann  ein  Beweis  dafür,  daß  die  allbekannte 
Leistungsfähigkeit  der  Schöninghschen  Verlagshandlung  durch 
den  Weltkrieg  keine  Einbuße  erlitten  bat,  und  daß  ihr  Chef 
auch  in  schwerster  Zeit  seine  Ehre  darin  setzt,  wie  bisher  der 
idealen  Wissenschaft  zu  dienen,    in  ersterer  Hinsicht  gilt   d 

rlage  mein  herzlicher  Glüokwunach,  in  der  anderen  Binsioht 
fühle  leb  mich  verpflichte!  dem  Herrn  CJief  dei  Verlage« 

Herren  ll<  nbern   flieser  Veröffentliohui n  eben! 

meinen  Lnnigtten  Dank  prech< 

Wttrsbnrg,  <h'ii  l    Dezember  T.<17. 

J.  i'  1 1 


Inhaltsverzeichnis. 


Allgemeine  Einleitung-. 

Seite 
üsche  und  skandinavische  Eheschließungsrecht,  seine 
bisbi                    schaltliehe  Behandlung  und   sein  gegenseitiger  sach- 
licher Zusammenhang 1—8 

Das  Eheschließung-srecht  Spaniens. 

Einleitung. 

Allgemein»-  ht  üher  die  Entwicklung   der  staatlichen   und  kirch- 

lichen Verhältnisse  in  Spanien.     Systematisierung  der   nachfolgenden 

Leitung  de^  lien  Eheschließungsrechts 11—22 

A.  Allgemeine  Obersieht  über  die  Entwicklung  der  staatlichen  und  kirch- 
lichen Verhältnisse  in  Spanien        

I.  Die  früheren  Einwanderungen  in  Spanien.     Die  röm.  Provinzen  IL     12 

II.  Das  Reich  der  Westgoten  in  Spanien 12 — 13 

III.  Die  Herrschaft  der  Araber  in  Spanien 13 — 14 

IV.  Die  späteren  christlichen  Reiche  der  Westgoten 14—15 

V.  Die  Vereinigung  von  Aragonien  und  Castilien.     Spanien  als  Ein- 
heitsstaat   15—16 

VI    Die  -panischen  Konkordate 16 — 19 

VII.  Die  spanischen  Verfassungsgesetse 19—20 

B.  Systematisierung  der  nachstehenden  Darstellung  d.  span.  Eheschlie- 
ßungsrechts        20—23 

Erster  Teil. 

RechtSgeschichtliehe  Darstellung  des  spanischen 
EheschlieBungsrechts. 

Erstes  Kapitel. 

Das  weltliche  Ehe-  und  Eheschließungsrecht 
in  westgotischer  Zeit. 

!üe   he(i  nungen    im  Westgotenreiche   und  ihre   Gharakte- 

I.  Die  einseinen  Rechtsaufzeichnungen 23—25 

II.  Charakterisierung  der  westgotischen  Rechtsaufzeichnungen     .    .     25-20 


Inhaltsverzeichnis.  VII 

Seite 

B.  Das  Eheschließungs-  und  Eherecht  der  Lex  Visigothorum. 

I.  Das  Verlöbnis  (sponsio,  disponsatio) 26-29 

IL  Die  Arra  (Handgeld,  Draufgeld) 29—32 

III.  Die  dos  (pretium)  und  die  Morgengabe  (morgingeba)     ....  32  -36 

IV.  Die  Eheschließung  (nuptiae,  nuptiale  festum) 36—37 

V.  Die  Ehehindernisse  (nuptiae  illicitae) 

1.  Das  Trauerjahr       37 

2.  Die  Gleichbürtigkeit 37—40 

3.  Die  Verschollenheit 40 

4.  Der  Frauenraub  (raptus) 40—41 

5.  Unzuchtsdelikte  (adulterium) 41—43 

6.  Inzest,  Apostasie,  Sodomie 43—45 

7.  Einschärfung  des  Ehehindern,   d.  Vervvandtsch.   für  die  Juden  45  —  46 

8.  Die  Verwandtschaftszählung  (de  gradibus) 46—47 

VI.  Die  Ehescheidung  (divortium,  repudium) 47—49 

Zweites  Kapitel. 

Das  kirchl.  Eheschließungsrecht  in  westgotischer 
und  mozarab.  Zeit. 

A.  Der  Bericht  des  hl.  Eulogius 49  —  50 

B.  Der  Liber  Ordinum  (a.  1039  bzw.  1052) 

I.  Der  Ordo  arrarum 50  — 61 

D.  Die  Ordines  nubentium 

1.  Eheschließung  ,zur  Vesperstunde* 52 

2.  Eheschließung  mit  nachfolgender  Meßhandlung 52—54 

3.  Besondere  Eheschließungsordines 54 

III.  Ordo  ad  benedicendum  thalamum  (Einsegnung  der  Ehekammer)  54—55 

C.  Die  spanischen  Stadtrechte  (fueros) 55—57 

D.  Die  kirchlichen    und   staatlichen  Gesetze    gegen    die  geheime  Ehe- 
schließung     57—59 

Drittes  Kapitel. 

Das  Eheschließun  gsrecht  narh  den  späteren  Ritualbüchern. 

A    Das  Aufgebot  (banasj 59—60 

B    Ml  Konsenserklärung. 

I    Das  Man.  Hispalense  (a.  1494) 80-  6] 

II.  Das  Man.  Valentin.  I  Ca.  1514) 61 

III.  Das  Man.  Salmantic.    a.  1532) 61 

IV.  Das  Man.  Toletanum  fa.   1660) 62 

rvonsenserklarung  durch  sJmd  Stellvertreter    |"  f  pHn-uratoiein     .     .     *il 

D.  Besondere  Bestimmungen  Ober  die   KoOMDSerUinillg  ....  60 — 06 

k  iUdmm  und  die  benedictio  nnpUalii 

1.  Das  Man.  Hispalense    a.  UM        

II.  Das  Man.  Valent.  I    <t.   1614 

III.  Das  Man.  Valent.  IL  (a.  1746 

IV.  Das  Ma 

V.  Das  Man.  ToteUfl    (i    1660) 66 


V  1 1  1  l  nliaitsN  f  i  zt- uluiis 

Seite 

.:ung  der  benedieUo  nnptiaüe. 

I.   1                                   it 70—71 

ll.  Die  zweit-  Ehe  (secundae  nuptiae) 71—73 

hinderniaea 73 — 74 

nitchea  Ritualbficber    .         74 — 76 

Viertes  Kapitel. 

Dia  iu'u.  I  (dai  Tridentinom,  die  Zivilehe,  der 

heutige  kirchliche  Ritus). 

\.  Die  Rezeption  tles  triilent ini.schen  Reclits 76-77 

e  Einführung  der  Zivilehe. 

I.  Die  Zivilehe  vom  Jahre  187o 77—78 

11.   Die  Zivilehe  nach  dem  Coligo  civil  von  1889 78-83 

C    Der  heutige  kirchliche  Ritus 83—85 

Zweiter  Teil. 

Urkunden-Material. 

,\.  Der  über  Ordürom  (a.  1<>39  hzw.  1052) 85—93 

B.  Dotal-  und  Erhschaftsvertrag  vom  19.  Juli  1074 93—95 

Manuale  Ilispalense  ia.  1494) 95—106 

I).  Manuale  Valentinum  (a.  1514) 106—122 

E.  Recens  Manuale  Valentinum  (a.  1746) 122—128 

F.  Manuale  Salmanticense  (a.  1532) 128—139 

0.  Rituale  Toletanum  (a.  1680) 139-153 

H.  Manuale  Madritense  (a.  1885) 153—160 


A. 

AKR. 

E. 

ER. 

Freiburg.  Klex- 

G.  d. 

ERs. 

K. 

KR. 

LV. 

Man. 

Man. 

Hispal. 

Man. 

Madrit. 

Man. 

Salmantic. 

Man. 

Tolet. 

Man. 

Valenl.  I. 

Man. 

Valent.  II. 

Mskr 

X.  Arch. 

R. 

Tl.  11. 

Abkürzungen. 


Archiv. 

Archiv  für  kathol.  Kirchenrecht. 

Ehe. 

Eherecht. 

Wetzer  und  Weites  Kirchenlexikon2.  1886  ff. 

Fr  eisen.  Geschichte  d.  kanon.  Eherechts.  1887. 

Kirche. 

Kirchenrecht. 

Lex  Visigothorum. 

Manuale. 

Manuale  der  Erzdiözese  Sevilla  (a.  1494). 

Das  in  Madrid    1885  gedruckte,   für  die  gesamte  spanische 

Kirche  geltende  Eheschließungsformular. 

Manuale  der  Diözese  Salamanca  (a.  1632). 

Manuale  der  Erzdiözese  Toledo  (a.  1680). 

Manuale  der  Erzdiözese  Valencia  (a.  1514). 

Manuale  der  Erzdiözese  Valencia  (a.  1746). 

Manuskript. 

Neues  Archiv  der  Ges.  f.  ä.  deutsche  Geschichtskwide. 

Recht. 

Zweiter  Teil  dieses  Bandes  (Urkunden-Material). 


Fr«  inen,  Dm  EhMehli«fttingiir< 


Allgemeine  Einleitung'. 


Das  spanische,   englische  und  skandinavische 
Eheschließungsrecht,    seine   bisherige   wissen- 
schaftliche Behandlung  und  sein  gegenseitiger 
sachlicher  Zusammenhang. 

£ie  Abhandlungen,  welche  hiermit  der  Öffentlichkeit  über- 
geben werden,  befassen  sich  mit  der  Geschichte  des  Ehe- 
^?  schließungsrechtes  in  Spanien,  Großbritannien  un$ 
Irland  und  Skandinavien  (Dänemark  mit  Schleswig-Holstein, 
Schweden,  Norwegen,  Finnland).  Zwischen  dem  Eheschließungs- 
recht dieser  Länder  besteht  eine  enge  sachliche  Verwandtschaft, 
es  handelt  sich  hier  um  eine  einheitliche  Gruppe  des  Ehe- 
schließungsrechtes; deshalb  gebe  ich  die  nachstehenden  Abhand- 
lungen im  Zusammenhang  als  ein  einheitliches  Ganze  heraus. 

Über    die    Geschichte   des   Eheschließungsrechtes   und    ins- 
besondere die  des  altgermanischen  sind  die  Akten  noch  lange 
ni<  ht   geschlossen,  soviel    auch  bisher  daran   gearbeitet  wurde. 
Lange  Zeit  besaß  die  Wissenschaft  auf  diesem  Gebiete  nur  die 
Ai  bell  von  Fried  berg,  Das  Recht  der  Eheschließung  in  seiner 
ehiohtliehea     Entwicklung    (1865).      So    verdienstlich     diese 
Arbeit  such  Ist,  auf  Vollständigkeit  kann  sie  keinen  Anspruch 
•n,  da  es  bisher  an  der  Kenntnis  der  dafür  erforderlichen 
Rechtsquellen    mangelte.      Aus    Anlaß    des    Reiohsgesetses    v<nn 
&  Februar  187.0  über  die  Beurkundung  des  Personenstandes  und 
ehließung  erschien  die  Arbeit   von  Böhm,  Das  Recht 
j  aus  dem   deutschen    und   kanonischen    Kecht 
hichtlich   entwickelt  ( 

-iuris  Arbeit  hat  den  Zweck,  für  <la.-  protestantische  ESI 
recht  den  Beweis  zu  erbringen,  daJ  mit  der  Zivilehe  die  kirchlich« 

Freuen,  Dm  Ehesrh 


Allgemein«  Einleitung. 

Trauung    nicht    aufgehoben   sei.     Bei    diesem   Beweise   geht   er 
von    dem   Satze   aus,    daß   das  kanonische   Eheschließungsrecht 
-  Mittelalters,  welches  entgegen  dem  Tridentium  für  das  pro- 
uunisrlie    Eherecht     maßgebend    geblieben    ist,     rezipiertes 
deutschet    Rocht    sei.     Nach    letzterem   Recht    werde    die   Ehe 
Ben  durch  Verlobung,  allerdings  nur  nach  ihren  negativen 
Wirkungen.    Der  Traukonsens  sei  nichts  weiter  als  ein  wieder- 
holter Verlobungskonsens,  also  eigentlich  überflüssig.     Deshalb 
dem  protestantischen  Eherecht  die  kirchliche  Trauung  ver- 
blieben.   Bei  Benutzung  der  Quellen  leitet  ihn  die  Ansicht,  daß 
das  Eheschließungsrecht   aller  germanischen  Stämme  ein  ein- 
heitliches, übereinstimmendes  Ganze  bilde.    Alle  diese  Thesen 
>ind    von   Sohm    nicht   erwiesen,    insbesondere   konnte    er,   um 
dem  Zwecke  seiner  Arbeit  gerecht  zu  werden,   die  Bedeutung 
der    Trauung  als  Haupteheschließungsfaktor  nicht  gebrauchen. 
Deshalb    wird    die    wahre   Bedeutung    der   Trauung    in    dieser 
Weise  abgeschwächt.    Die  herangezogenen  Quellen  werden  nicht 
interpretiert,  sondern  den  aufgestellten  Sätzen  gemäß  gedeutelt 
und   verzerrt.     Sohms  Arbeit   entbehrt   der   Objektivität,   nicht 
mit   Unrecht   nennt  sie  Friedberg  „eine  Advokatenschrift,   die 
ein  von  vornherein  feststehendes  thema  probandum  zu  beweisen 
hat";1  auf  das  Nähere  kann  hier  nicht  eingegangen  werden. 

Im  übrigen  hat  die  Arbeit  wegen  ihrer  glänzenden  Dar- 
stellung, ihren  geistvollen  Konstruktionen  und  ihres  Haupt- 
zweckes, die  protestantische  kirchliche  Trauung  zu  retten,  einen 


1  Friedberg,  Verlobung  und  Trauung.    Zugleich  als  Kritik  von  Sohm, 

Recht  der  Eheschließung  (1876)  S.  38.  Auf  diese  Arbeit  hin  erschien  Sohm, 
Trauung    und    Verlobung.      Eine    Entgegnung    auf  Friedberg:    Verlobung    und 

uung  (1876).  In  dieser  Arbeit  hat  Sohm  einen  Teil  seiner  früheren  Behaup- 
tungen modifiziert,  insbesondere  aber  die  Identifizierung  von  Verlobung  und  Ehe 
aufgegeben.     Eine    Aufzählung    der    durch    die    Sohm'sche    Arbeit    veraniaßten 

ritten  darf  hier  unterbleiben.  Neben  den  selbständig  erschienenen  Werken 
geht  her  eine  erdrückende  Anzahl  von  Abhandlungen  und  Einzelkursen  in  den 
verschiedensten  Zeitschriften.  Eine  einheitliche  Ansicht  ist  bisher  nicht  erzielt; 
bd  der  großen  Verschiedenheit  der  Bestimmungen  in  den  einzelnen  germanischen 
Volksrechten  ist  es,  wie  schon  bemerkt  wurde,  überhaupt  unmöglich,  einheitliche 
u  als  germanisches  Eheschließungsrecht  aufzustellen.  Eine  sachliche  Abweisung 

Sohm'iebci]  Konstruktionen  und  anderer  über  bloße  Vermutungen  vielfach 
nicht  hinauskommenden  Ansichten  bietet  neben  seiner  schon  genannten  Arbeit 
Friedberg,  KR  1900)«  S.  475  ff.;  Scherer,  KR.  IL  167  ff.,  231  ff.;  Hörmann, 
guasiaffinitut  11.  S.  435  ff.,  woselbst  S.  609  bis  627  auch  die  umfangreiche 
hierher  gehörende  Literatur  verzeichnet  ist. 


Das  spanische,  englische  und  skandinavische  Eheschließungsrecht.  3 

bestrikenden  Einfluß  ausgeübt,  aber  dieser  Einfluß  ist  vielfach 
ein  verhängnisvoller  gewesen  und  ist  es  noch  bis  auf  den  heu- 
tigen Tag.  Ein  Teil  der  durch  die  Arbeit  veranlaßten  Schriften1 
wendet  sich  gegen  die  Sohm'schen  Konstruktionen,  der  größte 
Teil  aber  wandelt  in  den  Bahnen  des  genialen  Mannes,  ins- 
besonderesind, was  das  germanische  Eheschließungsrecht  betrifft, 
fast  alle  hierher  gehörende  Schriftsteller  von  dem  Bestreben  ge- 
tragen, nicht  bloß  das  Sonderrecht  der  einzelnen  germanischen 
Stämme  darzustellen,  sondern  nach  Sohms  Vorgang  einheit- 
liche Grundzüge  für  das  germanische  Eheschließungsrecht  auf- 
zustellen. Es  ist  schon  von  anderer  Seite1  daraufhingewiesen 
worden,  daß  der  eingeschlagene  Weg,  von  den  Angaben  eines 
Stammesrechtes  auf  gleichartige  Anschauungen  der  übrigen  zu 
schließen,  nicht  der  richtige  ist.  Meiner  Kenntnis  nach  sind  alle 
germanischen  Stammesrechte  hinsichtlich  der  Eheschließung  nur 
darin  gleich,  daß  sie  bloß  Bestimmungen  über  die  Entstehung 
des  Gewaltverhältnisses  des  Mannes  über  die  Frau,  d.  h.  über 
den  Mundienerwerb  aufstellen  und  in  letzterem  die  unerläßliche 
Bedingung  der  legitimen  Ehe  erblicken,  über  die  eigentliche  Ehe- 
schließung aber  nichts  enthalten.  Dabei  sind  aber  im  einzelnen 
die  Widersprüche  in  den  verschiedenen  Rechten  so  groß,  daß 
es  ausgeschlossen  ist,  einheitliche  Sätze  als  germanisches  Ehe- 
schließungsrecht hinzustellen. 

Schon  hier  mag  bemerkt  werden,  daß  ich  mit  den  vor- 
stehenden Auseinandersetzungen  nicht  in  Widerspruch  trete, 
wenn  ich  das  spanische,  englische  und  skandinavische  Ehe- 
schließungsrecht als  eine  einheitliche  Gruppe  bezeichne.  Denn 
die  Übereinstimmung  dieser  Eheschließungsrechte  beruht  nicht, 
wie  weiter  unten  gezeigt  wird,  auf  der  Zugehörigkeit  der  dor- 
tigen Völker  zu  den  germanischen  Volksstämmen,  sondern 
auf  den  engen  Beziehungen,  in  denen  die  Kirchen  dieser  Länder 
zu  einander  standen. 

Als  ich  im  Jahre  1884  und  85  im  Archiv  für  katholisches 

Kirchenrecht  eine  Reihe  von  Abhandlungen  über  das  kirchliche 

Eheschlioijungsrecht  veröffentlichte,2  konnte  ich   über  das  Ehe- 

diefinngfreoht  Spaniens,  Englands  und  Skandinaviens  nichts 

"   Hermann,  QaMfaflbtttt  (1906    Bd.   II.  B.  407  Bt,  489  IT. 

i  i  btwkkhmf  d«  kfahHehia  Bbttehli  rtehlii  ßa 

AKH.  [1881  Bd  03  S.  71      11  [lMHöj 

B<J.  M   &    1"     Vi,  B.  S61 -380) 


4  Allgemeine  Einleitung, 

beriohtea     Auch   in  meiner   1887  erschienenen  „Geschichte  des 
kanonischen   Kherochts    bis   zum   Verfall   der  Glossenliteratur"1 
in  «In    ebenfalli  Im  genannten  Archiv  veröffentlichten  Ab- 
handlung »Zur  Qeeohiohte  des  kanonischen  Eherechtes"2  konnte 
dieee  Lücke  nicht    ausgefüllt   werden.     Der  Grund   lag   in  dem 
dazu   erforderlichen   wissenschaftlichen  Apparates. 
einem    Besuche    in    den   Bibliotheken    zu   Kopenhagen, 
okholm,  l'psala  im  Herbst  1897  fand  ich  einige  Eheschließungs- 
formulare in  den  wenigen,  aus  dem  katholischen  Mittelalter  der 
i  nd  in  avischen  Kirchen  noch  übrigen,  bald  nach  Erfindung 
der  Buchdruckerkunst  gedruckten  Manualbüchern,  nämlich  dem 
Liber    Agendarum    für    die   Diözese  Schleswig  (a.  1512),    dem 
Manuale  für  die  dänische  Diözese  Roeskilde  (a.  1513),  dem  Ma- 
nuale   für   die    schwedische   Diözese   Linköping    (a.   1525),   dem 

o 

Manuale  für  die  finnländische  Diözese  Abo  (a.  1522).  Ein 
fünftes  Ehesohließungsformular  fand  ich  später  in  dem  Brevi- 
arium  für  die  schwedische  Diözese  Skara  (a.  1498).  Alle  diese 
Formulare,  deren  Inhalt  selbstverständlich  älter  ist,  als  die  ge- 
druckten Ausgaben  der  Manualbücher,  enthalten  einen  vielfach 
ülMTeinstimmonden,  einheitlichen  Ritus. 

Bei  der  Veröffentlichung  der  vier  zuerst  genannten  For- 
mulare im  Jahre  1*898 3  konnte  ich  über  den  sachlichen  Ursprung 
derselben  nichts  näheres  angeben.  In  derselben  Lage  war  ich 
auch  bei  der  Neuherausgabe  des  Manuale  Rosckildense  und 
des  Liber  Agendarum  eccl.  et  dioc.  Sleszwicensis  in  demselben 
Jahre  1898.4 


1  Freisen,   Geschichte  des   kanonischen  Eherechtes   bis  zum  Verfall   der 

teratur  (1887,  2.  Ausg.   1893). 
1  Freisen,  Zur  Geschichte  des   kanonischen  Eherechtes  (im  AKR.  [1892] 
Bd.  67   S    B09     392).     Diese  Abhandlung  ist  der   bei  Schöningh  (Paderborn)  er- 
schienener: 2.  Ausgabe  meiner  „Geschichte  d.  kan.  ERs  "  mit  kleinen  Abänderungen 
als  „Vorbemerkung"  vorgedruckt. 

eisen,  Nordisches  kirchliches  Eheschließungsrecht  im  Mittelalter  (AKR. 
[1898]  Bd.  7-  S.    185—616). 

*  Freisen,    Manuale    curatorum    seeundum   usum   ecclesie   Rosckildensis. 
i  Ritnilhoch  der  dänischen  Diözese  Roeskilde  im  Mittelalter  (Pader- 
bon  Frei    BÖ,   Liber  agendarum  ecclesie  et  diocesis  Sleszwicensis.    Ka- 

tholisches   Ritnilhncfl    der   Diözese   Schleswig    im  Mittelalter  (Paderborn  1898). 
erschien:    Freisen,    Manuale  Lincopense,  Breviarium  Scarense,   Manuale 
Ahoense.      Katholische    Ritualbücher    Schwedens    und    Finnlands   im  Mittelalter 
lerborn  19« 


Das  spanische,  englische  und  skandinavische  Eheschließungsrecht.  5 

Die  Beantwortung  dieser  Frage  hängt  mit  der  allgemeinen 
Frage,  welche  Einflüsse  bei  der  Gestaltung  des  skandinavischen 
Kirchenrechts  mitgewirkt  haben,  zusammen.  Maurer  betont 
in  seiner  Schrift:  „Die  Bekehrung  des  norwegischen  Stammes 
zum  Christentum",  den  süddeutschen,  Taranger  in  seiner 
Schrift:  „Om  den  angelsachsiske  Kirkes  Indflydelse  paa  den 
norske",  den  englischen  Einfluß. 

Verschiedene  Umstände  weisen  auf  einen  von  England 
ausgehenden  Einfluß  hin,  so  die  nahen  Beziehungen,  in  welchen 
der  Dänenkönig  Knut  d.  Gr.  (f  1035)  zu  England  stand,  über 
welches  er  einige  Zeit  die  Herrschaft  führte;  ebenso  die  ent- 
sprechenden Beziehungen  des  Dänenkönigs  Knut  des  Heiligen 
(t  1086)  und  des  norwegischen  Königs  Olaf  des  Heiligen  (f  1030). 
Außerdem  weist  auf  englischen  Einfluß  die  Tätigkeit  englischer 
Priester  im  Norden  hin.  Im  11.  Jahrhundert  insbesondere 
wurden  letztere  durch  Knut  d.  Gr.  nach  Dänemark,  durch  Olaf 
Skotkonung  nach  Schweden,  durch  Olaf  den  Heiligen  nach  Nor- 
wegen zur  Befestigung  des  kirchlichen  Lebens  berufen.  Alle 
diese  Umstände  legen  zwar  einen  englischen  Einfluß  nahe,  voll- 
bewiesen wird  derselbe  aber  erst  durch  die  aus  einer  Vergleichung 
der  englischen  und  skandinavischen  Ritualbücher  sich  ergebende, 
oft  wörtliche  Übereinstimmung  der  beiderseitigen  Riten. 

Der  Ritus  der  englischen  Kirche  im  Mittelalter  hat  seine 
Hauptausbildung  in  der  Diözese  Salisbury  (Old  Sarum)  gefunden, 
kompiliert  wurde  er  unter  dem  dortigen  Bischof  Osmund  (f  1099) 
und  fand  im  Laufe  der  Zeit  unter  dem  Namen  Salisbury -Liturgy 
Aufnahme  in  dem  ganzen  englischen  Staatsgebiete,  in  England, 
Schottland,  Irland,  den  englischen  Kolonien,  insbesondere  auch 
in  Amerika.  Auch  die  erste  Redaktion  des  1549  vom  englischen 
rlamente  mit  Gesetzeskraft  ausgestatteten  Book  of  Common 
Prayer  ist  in  dem  aus  dem  katholischen  Kirchenwesen  beibe- 
haltenen Ritus  eine  fast  wörtliche  Wiedergabe  des  Ritus  von 
nun,  während  in  den  späteren  Redaktionen  dieser  en^e  Anschluß 
allerdings  durch  mehrfache  Veränderungen  mehr  und  mehr 
verwischt  wurde. 

Vergleicht  man  nun  den  Inhalt  der  oben  (S.44)  ingegebenen 
skandinavischen  Ritualbüoher  mit  dem  der  englischen,  welche 
Arbeit    ich     Herbei    i  003  auf    dem    British    Museum    zu     London 

nominen  habe,  so  ergibt  sieh  eine  entfallende  uberein« 

nmung   einzelner    Eliten   in   den   beiderse  Rit milhiirhern. 


Allgemeine  Einleitung. 

Diese  auffallende  Übereinstimmung  wie  die  im  11.  Jahrhundert 
in  Skandinavien  stattgehabte  Tätigkeit  englischer  Missionare 
bor» -ehtigen  zu  dem  Schlüsse,  daß  der  englische  Ritus  durch  die 
Mis-imiare  auf  die  von  ihnen  bereisten  Ländern  übertragen 
wurile.  Das  fand  um  so  weniger  Widerspruch,  als  das  in  dem- 
selben enthaltene  angelsächsische  Recht  dem  skandinavischen 
in  mancher  Hinsicht  entsprechend  war.  Finnland,  welches  erst 
im  12.  und  13.  Jahrhundert  christianisiert  wurde,  erhielt  dann 
seinen  Ritus  von  der  schon  blühenden  schwedischen  Kirche.1 

Noch  eine  andere  Frage  ist  hier  nicht  zu  umgehen,  nämlich 
die,  ob  die  Entwicklung  des  englischen  kirchlichen  Ritus  eine 
vollständig  selbständige  gewesen  ist,  oder  ob  bei  dieser  Ent- 
wicklung nicht  ein  Einfluß  anderer  Kirchen  mittätig  gewesen 
ist.  Bereits  von  anderer  Seite2  ist  unter  Anführung  entsprechender 
Tatsachen  auf  die  gegenseitigen  Beziehungen  zwischen  der  eng- 
li  sehen  und  spanischen  Kirche  in  früherer  Zeit  hingewiesen 
worden. 

So  wurden  380  verschiedene  priscillianische  Bischöfe  aus 
Spanien  nach  den  englischen  Scilly-Inseln  verbannt.  Die  Existenz 
des  britischen  Bischofsitzes  Britonia  in  dem  spanischen  Gallaecia 
wird  bewiesen  durch  die  Verhandlungen  auf  dem  Konzil  zu 
Lugo  in  Gallaecia  a.  56i>.  An  dem  2.  Konzil  zu  Braga  a.  572  nahm 
der  britische  Bischof  Mailor  als  Suffragan  des  Erzbischofs  von 
Braga  teil.  In  Spanien  hatte  man  a.  599  die  englische  Oster- 
berechnung. Das  4.  Konzil  von  Toledo  a.  633,  auf  dem  der 
britische  Bischof  Metopius  anwesend  war  und  unterzeichnete, 
schaffte  in  c.  41  eine  wahrscheinlich  britische  Tonsurform  ab. 
Ein  Episcopus  Britonensis  (Britonia  in  Gallaecia)  findet  sich  oft 
mit  gotischem,  oft  mit  keltischem  Namen  unter  den  Unterschriften 
spanischer  Konzilien,  so  auf  dem  7.  Konzil  von  Toledo  a.  646, 


1  F reisen,    Die    katholischen    Ritualhücher    der    nordischen    Kirche   und 

ihre  Bedeutung  für  die  germanische  Rechtsgeschichte  (1909.  Deutschrechtl.  Bei- 

p    von    Beyerle  111.   S.    139  ff.;    die    Abhdl.    'ist    auch    separat    erschienen). 

1  reifen,    Manuale  Lincop.  p.  LXV  ff.  S.  31».     Neher    im   Freib.   Klex.2  unter 

Finnland. 

7  Warren,  The  Liturgy  and   Ritual   of  the   celtic   church  (Oxford  1891) 

E      l'ber   die  Verwandtschaft  des  weltlichen  spanischen    mit  dem 

weltlichen  skandinavischen    Recht  vgl.   Ficker,  Über  Verwandtschaft  zwischen 

bem  und  norwegisch-isländischem  Recht  (Mitteil.  d.  Instit.  f.  österr. 

fiichtsfnr.rh.  II.  Ergänzungsband  [1887]  S.  455-542,  auch  in  Separatabdruck 

ü,   Innsbruck   18* 


Das  spanische,  englische  und  skandinavische  Eheschließungsrecht.  7 

dem  8.  Konzil  von  Toledo  a.  653,  dem  4.  Konzil  von  Braga 
a.  677,  dem  13.  Konzil  von  Toledo  a.  683,  dem  16.  Konzil  von 
Toledo  a.  693.  Die  Geschichte  des  Bischofsitzes  Britonia  ist 
allerdings  unklar;  obwohl  er  830  mit  dem  von  Mondonedo  oder 
Oviedo  vereinigt  wurde,  wird  er  in  Bischofslisten  1156  als  noch 
bestehend  erwähnt.1 

Mehrfach  bestand  eine  Übereinstimmung  zwischen  dem 
kirchlichen  Ritus  der  spanischen  und  englischen  Kirche.  So 
finden  sich  in  den  noch  vorhandenen  englichen  Liturgie-Frag- 
menten aus  der  keltischen  Zeit  mehrfach  Stellen  aus  der  moz- 
arabischen Liturgie,  nämlich  in  dem  Buche  Dimma  (Mitte  des 
7.  Jahrh.),  Mulling  (Ende  des  7.  Jahrh.),  im  Stowe-Missal  (y. 
Jahrh.),  im  Buche  Deer  (Handschr.  vor  1130  geschrieben). 

Daß  der  spanische  kirchliche  Eheschließungsritus  mit  dem 
englischen  vielfache  Übereinstimmung  zeigt,  werdeich  auf  Grund- 
lage der  spanischen  Ritualbücher  aus  dem  Mittelalter,  die  bisher 
unbekannt  waren,  in  der  Abhandlung  über  das  spanische  Ehe- 
schließungsrecht des  näheren  darlegen.  Diese  Übereinstimmung 
kann  nach  den  angegebenen  gegenseitigen  Beziehungen  zwischen 
den  beiden  Kirchen  auf  keinem  Zufall  beruhen.  Da  die  Blüte 
der  spanischen  Kirche  der  der  englischen  weit  vorausging,  darf 
die  Schlußfolgerung  gerechtfertigt  sein,  daß  die  spanische 
Kirche  hier  in  mancher  Beziehung  der  englischen  als  Vorbild 
gedient  hat. 

Die  spanischen,  englischen,  skandinavischen  Ritualbücher 
aus  dem  Mittelalter  bilden  somit  eine  einheitliche,  zusammen- 
hängende Gruppe.  Auf  eine  nähere  Darstellung  und  Vergleichung 
des  Gesamtinhaltes  dieser  Bücher  muß  hier  verzichtet  werden, 
für  die  folgenden  Abhandlungen  kommt  nur  der  Eheschließungs- 
ritus derselben  in  Betracht.  Auch  dieser  Ritus  ist  in  der  ge- 
nannten Gruppe  ein  einheitlicher  und  hat  seine  allmähliche 
Entwicklung  gefunden  im  Anschlüsse  an  das  in  den  betreffenden 
Lindarn  geltende  altgermanische  EheeohließungBreoht 

Die  Wandlungen,  welche  hierbei  das  altgermanische  Ehe« 

schließungsrecht  im  Laufe  der  Z(,it  erfuhr,  sind  zurückzuführen 
auf  die  Allmähliche  Umgestaltung  des  mit  dem  Eheechließunge- 
rechte  eng  zusammenhängenden  eltgermenisohen  Priratrechtee, 

i:mn    Aber    hauptsächlich     auf    den   großen    Einfluß,    welchen 


'  Neher,  Kinhl.  (feotTiphll  u.  SUtiftU     1864    I  l"l 


Allgemeine  Einleitung. 

Kirche  alimählich  in  den  genannten  Staaten  ausübte.  Für 
manche  Formen,  welche  die  Kirche  beibehielt,  verlor  sich  all- 
mählich das  Verständnis;  sie  waren  nichts  als  Reminiszenzen 
im  altgermanisoher  Zeit,  aber  juristisch  rein  bedeutungslos. 

Wegen  di>>  hervorgehobenen  Zusammenhanges  gebe  ich,  wie 
ton  im  Anfang  bemerkt,  die  nachstehenden  Abhandlungen  als 
einheitliche!  Gänse  heraus,  und  zwar  in  drei  gesonderten  Teilen: 
Der  erste  Ha  nd  befaßt  sich  mit  dem  Eheschließungsrecht  Spaniens. 
Dasselbe  hat  ^ich  im  Anschluß  an  das  dortige  altgermanische 
(w<  Bebe)    Eheschließungsrecht   entwickelt    und   ruht    noch 

heute  auf  dieser  Grundlage.  Der  zweite  Band  hat  das  Ehe- 
..ließungsrecht  in  Großbritannien  und  Irland  zum  Inhalt.  Die 
Grundlage  dieses  Rechtes  bildet  das  angelsächsische  Eheschlie- 
ilungsrecht,  in  seiner  späteren  Ausbildung  ging  es  auf  alle  Teile 

englischen  Staatsgebietes  über.  Der  dritte  Band  stellt  das 
Eheschließungsrecht  in  Skandinavien  dar  (Dänemark  mit  Schles- 

I Inistein,  Schweden,  Norwegen,  Finnland). 

Die  einzelnen  Abhandlungen  gliedere  ich  in  zwei  Haupt- 
teile. Der  erste  ist  der  rechtsgeschichtlichen  Entwicklung  des 
Eheschließungsrechtes  in  den  einzelnen  Ländern  gewidmet,  der 
zweite  enthält  das  Urkundenmaterial,  welches  ich  zu  verschie- 
ier  Zeit  auf  meinen  Reisen  in  den  Bibliotheken  zu  Kopen- 
hagen, Stockholm,  Upsala,  Kiel  und  im  British  Museum  zu  London 
mielte.  üb  in  den  letzten  Jahren  in  Skandinavien  neue  Ehe- 
-'■hließungsformulare  erlassen  oder  Veränderungen  an  den  vor- 
handenen vorgenommen  sind,  konnte  ich  nicht  feststellen,  da 
ich  eine  weitere  Reise  nach  dem  Norden  zu  machen  nicht  in 
p  Lage  war. 

Die  literarischen  Vorbemerkungen,  welche  ich  den  einzelnen 

Erkunden  vorausschicke,  geben  Aufschluß  über  deren  Bedeutung 

und  sind  ein  Beitrag  zur  Literaturgeschichte.    Die  lateinischen 

Texte,  insbesondere  die  Bibeltexte  der  einzelnen  Manualbücher 

1  meistens  bei  jedem  Formular  wörtlich  abgedruckt.    Dadurch 

der  Exeget  in  die  Lage  versetzt,  die  zugrunde  liegende 
Bibelansgabe  im  einzelnen  festzustellen.  Das  Urkundenmaterial 
bildet  eine  Vervollständigung  der  rechtsgeschichtlichen  Dar- 
stellung und  ermöglichte  eine  kürzere  Fassung  derselben. 


Erster  Band. 

Das  Eheschließungsrecht  Spaniens 

in  westgotischer,  mozarabischer 

und  neuerer  Zeit/ 


Einleitung. 

Allgemeine  Übersicht  über  die  Entwicklung 
der  staatlichen  und  kirchlichen  Verhältnisse 
in  Spanien.    Systematisierung  der  nach- 
folgenden Darstellung  des  spanischen 
Eheschließungsrechtes. 

A.    Allgemeine  Übersicht  über  die  Entwicklung  der 
staatlichen  und  kirchlichen  Verhältnisse  in  Spanien. ' 

Das  katholische  Kirchenrecht  Spaniens  im  Mittelalter  hat 
sich  in  enger  Verbindung  der  spanischen  Kirche  mit  dem  Staate 
entwickelt.  Ein  volles  Verständnis  des  Kirchenrechts  ist  daher 
nur  möglich  unter  Berücksichtigung  der  staatlichen  Verfassungs- 
geschichte. Gilt  dieses  für  das  gesamte  Kirchenrecht,  so  gilt 
es  im  besonderen  Maße  für  einen  wichtigen  Teil  desselben,  für 
das  kirchliche  Eherecht.  Deshalb  schicke  ich  der  nachstehenden 
Abhandlung,  welches  sich  mit  dem  kirchlichen  Eheschließungs- 
rechte Spaniens  im  Mittelalter  und  in  der  Neuzeit  befaßt,  eine 
allgemeine  Übersicht  über  die  Entwicklung  der  staatlichen  und 
kirchlichen  Verhältnisse  in  der  Monarchie  voraus. 

I.    Die  früheren  Einwanderungen  in  Spanien. 
Die  römischen  Provinzen. 

Die  größere  Hälfte  der  Pyrenäischen  Halbinsel  wurde  ur- 
sprünglich  von   I  bereu   bewohnt     Später   wanderten   im  Osten 


1  Vgl.   zu  lebt:    Saint,   Die  Kirchtngtfcbichtfl   von 

;  Neher,  Spann-n;    KflUei    J.    0,      Q    btDj     Htftle, 
Maun-n;   kOssiug     Kaulf-rn.   UtVflcn  (Artikel  im  Krcib.   Klcx.1»;   II  Ulf.  i. 
spai  Konkordat    vom   l»;.   März   H61    und   dii    ll><  n-inkunft    \<>m  :' 

■  4XR.  [1863]  Bd  ■:'.  .    EUrftnröthar,  BptntaM  Vtrhand 

lung*-n   mit  dorn  romiM-h-n   Stuhl-  (Im  ADEL  [1  [ls'il 

-'52  IT.,  nr>7fT.;  [1864]  Bd    IS  s.  46 ff.,  686  ff.;    1866)  B  .  n. 

■  m;  |186ö]  IM.  M   B    611  B  N.-Imt.  Kir.hl 

tätigt    (1864),   Bd   I  tff 


1  -  Einleitung 


r  ■ 


•  '.riechen,  In  Süden  Phönizier,  im  Norden  und  in  der  Mitte 
Kelten  ein.  Letztere  vermischten  sich  teilweise  mit  den  Iberen, 
«rodnrefa  das  Mischvolk  der  Keltiberer  entstand.  Seit  dem 
Jahrhundert  vor  Chr.  bemächtigten  sich  nach  und  nach  die 
mer  der  Halbinsel  und  gliederten  sie  in  Provinzen.  Zuerst 
bestanden  4  solcher  Provinzen,  seit  der  neuen  Gliederung  des 
römischen  Reiches  in  der  Diokletianisch- Konstantinischen  Epoche 
zerfiel  es  in  6  Provinzen,  zu  denen  zwischen  ö69  und  386  nach 
Chr.  noch  eine  siebente,  die  der  Balearen,  hinzukam.  In  allen 
Provinzen  wurde  gar  bald  nach  der  Anerkennung  des  Christen- 
tums durch  die  römischen  Kaiser  die  christliche  Religion  ein- 
g<  führt. 

IL    Das  Reich  der  Westgoten  in  Spanien. 

Seit  409  drangen  Alanen,  Sueven  und  Vandalen  nach 
Spanien,  sie  wurden  aber  durch  die  Westgoten  unter  ihrem 
König  Athaulf  (410 — 19)  unterworfen  oder  zurückgedrängt.  Der 
Westgotenkönig  Wallia  erhielt  419  für  die  den  Römern  in  Spanien 
geleisteten  Dienste  Aquitanien  und  wurde  so  der  Begründer  des 
Tolesanischen  Westgoten-Reiches  mit  der  Hauptstadt 
Toulouse.  Bis  478  hatten  die  Westgoten  ihr  Reich,  das  sie  in 
Südwestfrankreich  begründet  hatten,  über  die  ganze  Pyrenä- 
ische  Halbinsel,  abgesehen  vom  Nordwesten,  ausgedehnt.  Die 
königliche  Residenz  wurde  Toledo  (576—711). 

Obwohl  Arianer  mischten  sich  die  westgotischen  Könige 
anfangs  nicht  in  die  Angelegenheiten  der  Katholiken.  Bischof 
Montanus  (522—31)  wurde  auf   der   Synodus   Toletana  II  (527 

BT  531)  als  Metropolit  proklamiert.  Das  wichtigste  Ereignis 
war  der  586  erfolgte  Übertritt  des  Königs  Rekkared  mit  seinen 
Westgoten  zum  katholischen  Glauben.  Denn  damit  war  ein 
Haupthindernis  für  die  Verschmelzung  der  Westgoten  mit  den 

üiern  beseitigt.     Dieser  Verschmelzung   diente   insbesondere 

auch    die    unter   König   Chindasvinth   (641  —  52)   im  Jahre   642 

nene   und   unter  König  Rekkessvinth  (649 — 72)   etwa   um 

0  vollendete  Abfassung  der  Lex  Visigotorum  mit  ihren  später 
folgenden  Überarbeitungen.  Dieses  Gesetzbuch  hob  das  bisherige 
System  der  persönlichen  Rechte,  welches  nicht  bloß 
im  Westgotenreiche,  sondern  auch  in  anderen  germanischen 
Reichen  galt,  und  demzufolge  jeder  Untertan  nach  dem  Rechte 
Stammes  zu  beurteilen  war,  für  das  Westgotenreich  auf 


A.  Entwicklung  der  staatlichen  und  kirchlichen  Verhältnisse  Spaniens.        13 

und  schuf  für  sämtliche  Untertanen  ein  territoriales  Recht, 
dem  alle  Untertanen  ohne  Unterschied  der  Nationalität 
unterstanden. 

Für  die  katholische  Kirche  begann  von  der  Zeit  des  Über- 
tritts der  Westgoten  zum  katholischen  Glauben  eine  große  Blüte- 
zeit. Der  Umstand,  daß  die  westgotischen  Könige  seit  Leovigild 
(569 — 86)  in  Toledo  residierten,  brachte  es  mit  sich,  daß  in 
Toledo  häufig  Synoden,  vielfach  concilia  mixta,  abgehalten  wurden. 
Derselben  Tatsache  verdankt  das  Erzbistum  Toledo  die  schnelle 
Entwicklung  seines  Einflusses  in  der  ganzen  spanischen  Kirche. 
Schon  610  wurde  dem  Erzbischof  Aurasius  (später  heilig  ge- 
sprochen) auf  einer  Synode  zu  Toledo  gegen  die  Einsprache 
einiger  Bischöfe  das  Metropolitanrecht  nicht  bloß  über  Carpe- 
tanien,  sondern  über  die  ganze  Provincia  Carthaginiensis  zu- 
erkannt. Seit  653  unterzeichneten  die  Toletaner  Erzbischöfe 
an  erster  Stelle  die  in  Spanien  abgehaltenen  Konzilien  und 
führten  auf  denselben  den  Vorsitz.  Das  Concil.  Toletanum  von 
681  überträgt  dem  dortigen  Erzbischof,  weil  er  der  Person  des 
Königs  am  nächsten  sei,  die  Gewalt,  jeden  Bischof,  den  der 
König  mit  seinem  Rate  ernennen  werde,  sofort  kirchlich  zu 
bestätigen  und  zu  ordinieren,  worauf  dann  der  neue  Bischof  in 
den  nächsten  drei  Monaten  vor  seinem  Erzbischof  sich  zu  stellen 
habe.  Durch  diesen  Kanon  hatte  Toledo  die  seit  610  angestrebte 
Primas- Würde  erreicht  und  von  da  ab  datiert  der  große  Einfluß, 
den  es  nicht  bloß  in  der  gesamten  spanischen  Kirche,  sondern 
auch  im  spanischen  Staatsleben  ausgeübt  hat  und  noch  heute 
ausübt. 

III.     Die  Herrschaft  der  Araber  in  Spanien. 

Nachdom  das  Westgotenreich  fast  200  Jahre  in  Spanien 
bestanden  hatte,  trat  eine  vielfache  innere  Zerrüttung  in  sittlicher 
un<  tlieher  Beziehung  ein,  welche  unter  Witiza  (7ol — 7 lo) 

ihren  Höhepunkt  erreichte.  Unter  seinem  Nachfolger  Roderioh 
brachen  die  Araber  von  Afrika  her  In  Spanien  <iin  und  schlugen 
die  Westgoten  in  der  Schlacht  bei  Xeres  de  la  Fronten  am 
Juli  711,  Roderich  Del  In  der  Schlucht.  In  weniger  all 
fünf  Jahren  eroberten  dann  die  Araber  beinahe  die  ganae  i'y- 
ren  flalbinael  and  gründeten  so  die  Herrschaft  der  Hanren 

In  Spanien.    Hauptstadt  wurde  Toledo.    Nur  In  dem  nördlichen 
ile  des  Landes  könnt'  -h   die  Christen  noch  halten.     Wo 


1  l  Einleitung. 

Waffengewalt  entschied,  wurden  die  katholischen  Kirchen  von 
den  Arabern  zerstört,  mehrere  Bischöfe  verließen  ihre  Sitze, 
in  den  Städten  dagegen,  welche  durch  Vertrag  an  die  Eroberer 
übergingen,  wurden  die  Christen  geschont  und  ihnen  nur  harte 
Abgaben  auferlegt.  Die  Eroberer  drangen  dann  weiter  über 
die  Pyrenäen  in  Aquitanien  vor.  Hier  wurden  sie  aber  von 
Karl  Martell  bei  Tours  732  entscheidend  geschlagen. 

Die  Herrschaft  dieses  arabischen  Stammes  der  Abbässiden, 
Icher  unter  einem  Statthalter  der  Kalifen  von  Damaskus 
>tand,  hat  in  Spanien  nicht  lange  gedauert,  im  Jahre  756  wurde 
ihm  Spanien  von  dem  Omajjaden  Abd-ar-Rhaman  I.  entrissen 
und  daraus  das  selbständige  Kalifat  von  Cordoba  gebildet. 
Dasselbe  gelangte  zu  großer  Blüte,  zerfiel  aber  seit  1031,  indem 
die  einzelnen  Statthalter  sich  unabhängig  machten.  So  regierten 
arabische  Fürsten  zu  Saragossa,  Toledo,  Valencia  und  Sevilla. 

Die  christlichen  Einwohner,  welche  sich  den  Arabern  frei- 
willig unterwarfen,  bekamen  den  Namen  Mozar  aber,  vonMusta- 
riba,  d.  i.  Fremdlinge  unter  den  Arabern,  oder  unechte  Araber. 
Sie  behielten,  sowie  auch  die  Juden,  freie  Religionsübung,  ihre 
Sprache,  Gesetze  und  Obrigkeiten,  insbesondere  behielten  sie 
ihre  alte  gotische  Liturgie  (=  Mozarabische  Liturgie). 

IV.  Die  späteren  christlichen  Reiche  der  Westgoten. 

Im  nördlichen  Teile  Spaniens  konnten  die  Araber  keinen 
festen  Fuß  fassen,  es  war  im  8.  Jahrhundert  der  schützende 
Zufluchtsort  der  geschlagenen  Westgoten,  welche  hier  das  König- 
reich Astur ien  gründeten.  Von  da  aus  nahmen  die  Westgoten- 
könige in  fast  ununterbrochenem  Kleinkampf  den  Arabern  ein- 
zelne Teile  ihre  Beute  ab.  Auf  diese  Weise  entstanden  neben 
Asturien,  welches  sich  im  10.  Jahrhundert  Königreich  Leon 
nannte,  mehrere  christliche  Reiche:  Aragonien,  Navarra, 
Castilien,  Catalonien;  Karl  d.  Gr.  drang  778  bis  an  den 
Ebro  vor  und  gründete  811  die  sog.  Spanische  Mark,  welche 
von  dem  Grafen  von  Barcelona  regiert  wurde;  aus  der  Graf- 
haft  Portugall  wurde  1139  das  Königreich  gleichen  Namens 
new.  Im  Jahre  1085  fiel  die  Stadt  Toledo  in  die  Hände  Alfons' VL 
von  Castilien,  der  die  Stadt  zu  seiner  Residenz  machte  und  damit 
dem  arabischen  toletanischen  Reiche  ein  Ende  machte. 

Damit  kamen  die  Erzbischöfe  von  Toledo  wieder  zu  ihrem 
alten  Ansehen.     Urban  II.  schmückte   den  nach  Rom  gereisten 


A.  Entwicklung  der  staatlichen  und  kirchlichen  Verhältnisse  Spaniens.        15 

Erzbischof  Bernhard  durch  Bulle  vom  15.  Okt.  1088  mit  dem 
Pallium  und  stellte  ihn  als  Primas  aller  spanischen  Reiche  auf. 
Die  betreffende  Stelle  der  Bulle  lautet :  .  . .  pallium  tibi  damus, 
nempe  dignitatis  sacerdotalis  plenitudinem,  teque  in  omnibus 
Hispaniarum  regnis  primatem  constituimus,  qua  praerogativa 
dudum  Episcopos  Toletanos  praeditos  fuisse  constat.  Es  lag 
somit  nicht  eine  Neuernennung,  sondern  vielmehr  eine  Re- 
stituierung der  früheren,  bisher  in  der  Ausübung  vielfach 
behinderten  Rechte  vor. 

V.    Die  Vereinigung  von  Aragonien  und  Castilien. 
Spanien  als  Einheitsstaat. 

Unter  den  so  entstandenen  christlichen  Reichen  der  West- 
goten ragten  zwei  besonders  hervor,  Aragonien  und  Castilien, 
die  nach  und  nach  alle  arabischen  und  christlichen  Herrschaften 
unter  sich  vereinigten.  Im  Jahre  1469  vermählte  sich  Isabella 
von  Kastilien  mit  Ferdinand  dem  Katholischen,  dem  Erben  von 
Aragonien,  und  bewirkte  hierdurch  eine  Vereinigung  der  beiden 
Königreiche. 

Durch  die  Eroberung  des  Königreichs  Granada  1492,  auf 
das  die  einst  so  mächtigen  Araber  1238  beschränkt  waren, 
wurde  der  arabischen  Herrschaft  in  Spanien  ein  Ende  gemacht. 
Zuerst  fanden  die  unterworfenen  Araber  eine  milde  Behandlung, 
ein  gefährlicher  Aufstand  derselben  in  der  Stadt  Granada  im 
Jahre  1499  führte  aber  die  Spanische  Regierung  dazu,  sie  vor 
die  Wahl  zwischen  Annahme  der  Taufe  und  Auswanderung  zu 
stellen.  Manche  Araber  bequemten  sich  zu  ersterer,  waren  aber 
als  Scheinchristen  um  so  gefährlicher.  Gegen  diese  getauften 
Araber,  die  man  Moriskos  nannte,  war  auch  die  spanische 
Inquisition  tätig. 

Die  Vereinigung  von  Aragonien  und  Castilien  war  zunächst 
nur  eine  nominelle,  indem  beide  Länder  unabhängig  von  ein- 
ander regiert  wurden.  Die  vollständige  Verschmelzung  beider 
Länder  zu  einem  Einheitsstaate  fand  erst  nach  dem  Tode 
I  rdinands  (f  151D)  im  Jahre  1517  statt,  wo  Karl  I.  als  König 
von  Aragonien  und  Castilien  anerkannt  wurde.  Aragonion  be- 
hielt jedoch    seine   alten  Vorrechte  und  Gesetze  und  verlor  sie 

fast  vollständig  erst  unter  dar  Regierung  der  Bourbonen  (aeit 
1700—1806).  Beftt  der  rollstindigen  Vereinigung  beider  Linder 
stand  Aragonien  längere  Zeit  unter  Verwaltung  ai  lekönij 


L6  Einleitung. 

VI.  Die  spanischen  Konkordate. 
it  dieser  Zeit  war  Spanien  ein  Einheitsstaat.  Die  weiteren, 
an  Verwicklungen  schlimmster  Art  reiche  Geschichte  desselben 
darf  als  für  meine  Arbeit  von  untergeordneter  Bedeutung  von 
einer  näheren  Darstellung  ausgeschlossen  bleiben.  Zu  betonen 
aber,  dal)  Spanien  stets  ein  katholisches  Land,  in  welchem 
die  katholische  Kirche  Landeskirche  war,  geblieben  ist.  Trotz 
der  engen  Verbindung  zwischen  Staat  und  Kirche  hat  es  gleich- 
wohl in  den  verschiedenen  Zeiten  zwischen  dem  spanischen 
Staate  und  dem  Apostolischen  Stuhle  an  Streitigkeiten,  zu  deren 
Beilegung  eine  Reihe  von  Konkordaten  geschlossen  wurde,  nicht 
gefehlt.  Diese  Konkordate  betreffen  die  verschiedensten  Gebiete 
des  kirchlichen  Rechts. 

Als  erstes  dieser  Konkordate  ist  der  Vertrag  zu  bezeichnen, 
den  Peter  IL  von  Aragonien  (1196 — 1213),  der  sich  im  November 
1204  in  Rom  von  Innocenz  III.  krönen  ließ,  mit  dem  Papst 
schloß.  Er  anerkannte  sich  im  Krönungseide  als  Lehnsmann 
des  Papstes,  versprach  einen  ewigen  Zins  und  gelobte  die  Rechte 
und  Freiheiten  der  Kirche  aufs  eifrigste  zu  schützen.  Dieser 
Vertrag  fand  aber  im  Lande  keine  Anerkennung. 

Von  größerer  Bedeutung  war  die  Übereinkunft  der  Königin 
Eleonore  von  Aragonien  mit  dem  Kardinal  Bertrand  als  Apo- 
stolischem Nuntius  über  den  Umfang  der  päpstlichen  Jurisdiktion 
im  Jahre  1372.  Sie  hat  noch  in  späterer  Zeit  gegolten  und 
wurde  auf  Verlangen  Karls  V.  1551  auch  auf  Sardinien  und  die 
balearischen  Inseln  ausgedehnt. 

Ein  eigentliches  Konkordat  kam  zwischen  Karl  V.  und  den 
Päpsten  Hadrian  VI.  (1522—23)  und  Clemens  VII  (1523—34)  im 
Jahre  1524  zustande.  Es  gesteht  dem  Könige  weitgehende  Rechte 
zu,  die  Ernennung  der  Bischöfe  und  vieler  anderer  Prälaten 
und  bestätigte  damit,  was  in  der  Tat  schon  bestand. 

Eine  unter  dem  Namen  Concordia  Facheneti  bekannte 
(horeinkunft,  abgeschlossen  in  der  Form  einer  Ordonnanz  des 
Nuntius  in  Madrid,  Cesare  Facheneti  vom  8.  Okt.  1640  und 
bestätigt  vom  königlichen  Conseil  am  9.  Okt.  d.  J.,  regelt  die 
Jurisdiktionsverhältnisse  der  Madrider  Nuntiatur.  Diese  Über- 
einkunft wurde  auch  von  Urban  VIII.  gebilligt  und  scheint  noch 
einige  Kr  Weiterungen  erhalten  zu  haben  durch  die  päpstlichen 
Breren   vorn  27.  April  und  5.  Juni   1641. 


A.    Entwicklung  der  staatlichen  und  kirchlichen  Verhältnisse  Spaniens.    17 

Heftige  Streitigkeiten  hinsichtlich  der  Besetzung  der  Bischofs- 
stühle veranlaßten  1709  den  König  Philipp  V.,  die  Madrider 
Nuntiatur  zu  sperren  und  allen  Verkehr  mit  Rom  zu  verbieten. 
Um  die  Streitigkeiten  beizulegen,  wurden  seit  1713  unter  Frank- 
reichs Vermittlung  Unterhandlungen  zwischen  der  spanischen 
Regierung  und  dem  Pariser  Nuntius  eingeleitet,  deren  Resultat 
die  Übereinkunft  von  1714  war.  Der  Apostolische  Stuhl  ver- 
weigerte jedoch  die  Ratifikation  dieser  Übereinkunft.  Ebenso 
kam  das  am  17.  Juni  1717  zwischen  dem  neuernannten  spanischen 
Nuntius  Pompejus  Aldovrandi  und  dem  ersten  Minister  Julius 
Alberoni  in  derselben  Angelegenheit  abgeschlossene  Konkordat 
infolge  neuer  Zerwürfnisse  nicht  zur  Ausführung,  obwohl  es 
seitens  des  Papstes  und  Königs  bestätigt  worden  war.  Auch 
das  am  26.  Sept.  1737  über  die  verschiedensten  Streitpunkte 
abgeschlossene,  am  18.  Okt.  d.  J.  von  Philipp  V.,  am  12.  Nov. 
d.  J.  von  Klemens  XII.  ratifizierte  Konkordat  kam  nicht  in 
allen  seinen  Festsetzungen  zur  Ausführung.  Eine  endliche  Er- 
ledigung dieser  Angelegenheiten  hatte  statt  durch  das  zwischen 
Benedikt  XIV.  und  Ferdinand  VI.  am  11.  Januar  1753  abge- 
schlossene Konkordat,  welches  fast  ein  Jahrhundert  lang  in 
Geltung  blieb. 

Nach  längeren  Verhandlungen  ergingen  die  beiden  päpst- 
lichen Breven  vom  10.  März  1762  und  14.  März  1764.  Durch 
dieselben  wurde  dem  Großkaplan  des  Königs,  dem  Titular- 
patriarchen  von  Westindien,  die  geistliche  Jurisdiktion  über 
das  königliche  Heer,  das  nicht  mehr  den  Ordinarien  unter- 
stehen sollte,  mit  Verleihung  verschiedener  von  je  7  zu  7  Jahren 
prorogierten  Fakultäten  übertragen. 

Ein  päpstliches  Breve  vom  18.  Dez.  1766  regelte  in  genau 
bestimmter  Weise  die  Fakultäten  des  Apostolischen 
Nuntius  in  Madrid.  Ein  anderes  Breve  vom  2^.  März  1771 
errichtete  das  Tribunal  der  Rota  der  spanischen  Nunti- 
atur und  führte  den  Grundsatz  durch,  daß  kirchliche  Rechts- 
sachen in  Spanien  selbst  entschieden  werden  sollten;  dabei 
sicherte  es  dem  König  bedeutenden  Einfluß  auf  die  Bestellung 
der  im  Namen  des  Nuntius  die  päpstliche  Jurisdiktion  aus- 
übenden Richter  zu.  Ein  weiteres  Zugeständnis  enthält  d 
Breve  vom  12.  Efept  1772,  welches  das  kirchliche  Asylrocht 
bedeutend  einschränkte.  Alle;  die  genannten  Breven  irgingtfl  nach 
TOrginglg«  Vereinbarung  zwischen   der  Spanischen   Re^ierun^ 

Fraiitn,  Dm  Che«chii«inof«r^  * 


1 s  Einleitung. 

uiul    dem  Apostolischen  Stuhle,  haben  also  den  Charakter  von 
Konkordaten. 

Traurige  Zeiten  brachte  der  spanischen  Kirche  die  Napo- 
leonische Regierung  (1808  —  14).  Sie  zwang  den  Klerus  zu 
harten  Kontributionen,  beschränkte  zuerst  alle  Klöster,  hob  dann 
am  L&  Aug.  1803  dieselben  völlig  auf  und  gab  den  vertriebenen 
Regularen  nur  höchst  spärliche  Pensionen.  Bischöfe  und  Kapitel 
wurden  aufgefordert,  sich  für  die  gallikanischen  Grundsätze  zu 
erklären  usw. 

Auch  nach  der  Wiederherstellung  der  durch  die  Napoleonische 
Regierung  umgestürzten  kirchlichen  Einrichtungen  wiederholten 
sich  dieselben  Eingriffe  in  die  kirchlichen  Rechte:  Durch  Gesetz 
vom  25.  Juli  1835  wurden  900,  durch  Dekret  vom  11.  Okt.  1835 
gegen  3000  Klöster  aufgehoben.  Ein  Gesetz  vom  1.  Mai  1835 
verfügte  die  Umwandlung  des  Kirchengutes  in  Staatsrenten. 

Das  Konkordat  vom  16.  März  1851  bezweckte  eine  voll- 
ständige Regelung  der  so  vielfach  zerstörten  kirchlichen  Ver- 
hältnisse, die  Nachtragskonvention  zu  demselben  vom  25.  Nov.  1859 
diente  zur  Sanierung  der  staatlicherseits  nach  Abschluß  des 
Konkordates  erfolgten  einseitigen  Abänderung  desselben. 

Art.  1  des  Konkordates  von  1851  bestimmt  insbesondere: 
Religio  Catholica  Apostolica  Romana,  quae  excluso  quocumque 
alio  cultu  esse  pergit  sola  Religio  Hispanicae  Nationis,  conser- 
vabitur  semper  in  tota  ditione  Catholicae  Maiestatis  suae  cum 
omnibus  iuribus  et  praerogativis,  quibus  potiri  debet  iuxta  Dei 
legem  et  Canonicas  sanctiones. 

In  der  Nachtragskonvention  von  1859  Art.  1  wird  versichert, 
es  solle  keine  neue  Veräußerung  von  Kirchengut  ohne  be- 
sondere Bewilligung  des  Apostolischen  Stuhles  vorgenommen 
werden.  Aber  im  Art.  20  mußte  doch  der  Papst  die  infolge  des 
Gesetzes  vom  1.  Mai  1855  vorgenommenen  Veräußerungen  als 
rechtsgültig  anerkennen  und  in  Art.  4  gutheißen,  daß  die  un- 
beweglichen Kirchengüter  dem  Staate  gegen  Schuldscheine  einer 
3°/0  Rente  abgetreten  werden. 

Das  Konkordat  mit  der  Nachtragskonvention  gilt  noch  heute, 
ist  aber  durch  die  Verfassung  vom  1.  Juni  1869  und  ebenso 
durch  die  Verfassungsurkunde  vom  30.  Juni  1876  wieder  durch- 
löchert worden. 

In  diesen  Zusammenhang  gehört  auch  die  zwischen  Pius  X. 
und  dem  König  Alfons  XIII.  von  Spanien  betreffend  die  Orden 


A.    Entwicklung  der  staatlichen  und  kirchlichen  Verhältnisse  Spaniens.    19 

und  Kongregationen  am  19.  Juni  1904  abgeschlossene  und  von 
der  Spanischen  Kammer  unterm  23.  Juni  d.  J.  bestätigte  Kon- 
vention (Archiv  f.  k.  KR.  [1905]  Bd.  85  S.  319  ff.). 

VII.  Die  spanischen  Verfassungsgesetze. 

Spanien  hat  mehrere  Verfassungsgesetze  gehabt.  Seit  der 
Verfassung  von  Cadix  1812  beruht  die  spanische  Staatsverfassung 
auf  den  Grundsätzen  der  konstitutionellen  Monarchie.  Die 
Konstitution  von  Cadix  Art.  12  lautet:  „La  religion  de  la 
Nacion  espanola  es  y  serä  perpetuamente  la  Catholica,  Apo- 
stolica,  Romana,  unica  verdadera.  La  Nacion  la  proteje  por 
leys  sabias  y  justas,  y  prohibe  el  ejercicio  de  cualquiera  otra 
(=  Die  Religion  der  spanischen  Nation  ist  und  wird  immer 
bleiben  die  katholische,  apostolische,  römische  Religion,  die 
einzig  wahre.  Die  Nation  beschützt  sie  durch  weise  und  gerechte 
Gesetze  und  verbietet  die  Ausübung  jeder  anderen). 

Hervorzuheben  ist  das  Estatuto  real  (Königliches  Statut), 
welches  die  verwitwete  Königin  Christine  als  Regentin  von 
Spanien  am  10.  April  1834  eigenmächtig  erließ,  welches  dann 
aber  aufgehoben  und  1837  revidiert  wurde.  Eine  neue  Ver- 
fassung vom  23.  Mai  1845  wurde  1854  gestürzt,  1856  und  nach 
neuer  Unterbrechung  1864  wiederhergestellt. 

Die  Verfassung  vom  1.  Juni  1869  gestattet  entgegen  dem 
Konkordate  von  1851  Art.  1  die  Toleranz  fremder  Religions- 
kulte. Die  Verfassung  vom  30.  Juni  1876  bestimmt  im  Art.  11: 
„§  1.  Die  katholische,  apostolische,  römische  Religion  ist  die 
Religion  des  Staates.  Die  Nation  verpflichtet  sich,  den  Kultus 
und  seine  Diener  zu  unterhalten.  §  2.  Niemand  wird  auf  spa- 
nischem Boden  wegen  seiner  religiösen  Meinungen,  noch  wegen 
Ausübung  seines  betreffenden  Kultus,  die  der  christlichen  Moral 
schuldige  Achtung  vorausgesetzt,  belästigt  werden.  §  3.  Andere 
öffentliche  Zeremonien  und  Kundgebungen  als  die  der  katho- 
lischen Religion  sind  nicht  gettattet." 

Auf  den  §  2  beriefen  sich  die  Protestanten  zum  Zweck  der 
Propaganda  für  ihre  Religion,  Der  Nuntius  von  Madrid  crli«»l> 
vergebens  gegen  diese  Verfassungsbestimmun^   Einspruch. 


N  Einleitung. 

B.  Systematisierung  der  nachstehenden  Darstellung 
des  spanischen  Eheschließungsrechts. 

I.  Der  im  Vorstehenden  wiedergegebenen,  wechselvollen  Ge- 
schichte des  Landes  verdankt  der  spanische  Volkscharakter 
seine  Entstehung.  Die  Spanier  sind  ein  Mischvolk,  entstanden 
aus  den  Völkern,  welche  im  Laufe  der  Jahrhunderte  die  Halb- 
insel besetzten,  aus  den  Römern,  Westgoten  und  Arabern.  Das 
Mischungsverhältnis  ist  jedoch  nicht  überall  dasselbe.  Im 
Norden  ist  mehr  von  der  westgotischen  Überflutung,  im  Süden 
mehr  von  der  arabischen  abgelagert.  Im  allgemeinen  ist  das 
römische  Element  vorherrschend,  wobei  aber  das  germanische 
(westgotische)  bestimmt  hervortritt. 

Auch  in  der  spanischen  Rechtsbildung  hat  diese  Volks- 
mischung  ihre  tiefeinschneidende  Wirkung  zurückgelassen.  Das 
spanische  Recht  ist  ein  Gemisch  von  römisch-rechtlichen  und 
westgotischen  Rechtsgrundsätzen,  während  auffallenderweise  ein 
arabischer  Einfluß  kaum  gefunden  werden  kann. 

Was  das  Kirchenrecht  insbesondere  betrifft,  so  ging  die 
Festsetzung  desselben  zuerst  vom  Staate  aus.  Nach  dem  586 
erfolgten  Übertritt  des  westgotischen  Königs  und  seines  Volkes 
zum  Katholizismus  gewann  aber  die  Kirche  allmählich  größeren 
Einfluß.  Zuerst  umgab  der  Staat  einzelne  Kirchengesetze  mit 
staatlicher  Sanktion,  wie  das  mehrfach  in  der  Lex  Visigothorum 
geschehen  ist.  Diese  Gesetze  hatten  dann  kirchliche  und  staat- 
liche Geltung.  Später  war  die  Kirche  nicht  bloß  auf  kirchlichem 
Gebiete  selbständig,  sondern  sie  hatte  den  weitesten  Einfluß 
auch  auf  staatlichem  Gebiete,  wie  kaum  in  einem  anderen  Lande. 

II.  Auf  alle  diese  Tatsachen  ist  in  meiner  Arbeit  hinzu- 
weisen, sie  konnten  aber  der  Systematisierung  nicht  zugrunde 
gelegt  werden.  Die  Systematisierung  erfolgt  vielmehr  in  chrono- 
logischer Weise.  Meine  Arbeit  will  in  rechtshistorischer  Weise 
das  geltende  Recht  zur  Darstellung  bringen.  Auch  hier  war 
das  geltende  Recht  für  mich  nicht  der  Ausgangspunkt,  sondern 
der  Endpunkt,  der  m.  E.  nur  aus  seinen  geschichtlichen  Anfängen 
richtig  gewürdigt  werden  kann. 

Ich  gliedere  die  Arbeit  in  zwei  Teile:  Der  erste  Teil  enthält 
die  Entwicklung  des  Eheschließungsrechts.  Im  ersten  Kapitel 
desselben  gebe  ich   eine  Darstellung   des  Eheschließungsrechts. 


Systematisierung  der  Darstellung  des  span.  Eheschließungsrechts.        21 

nach  den  Bestimmungen  des  Lex  Visigothorum.  Da  aber  die 
anderen  eherechtlichen  Bestimmungen  dieses  Gesetzbuches  mehr- 
fach mit  dem  Eheschließungsrecht  zusammenhangen,  jedenfalls 
aber  zum  besseren  Verständnis  des  letzteren  dienen,  habe  ich 
in  diesem  Kapitel  das  gesamte  Eherecht  des  Gesetzbuches 
zur  Darstellung  gebracht.  Außerdem  hielt  ich  es  zum  Ver- 
ständnis der  Bestimmungen  des  westgotischen  Gesetzbuches  für 
notwendig,  eine  kurze  Skizze  über  die  Rechtsaufzeichnungen 
im  Westgotenreiche  der  Darstellung  vorauszuschicken.  Alle 
diese  Darstellungen  waren  erst  möglich  auf  Grundlage  der  kri- 
tischen Ausgabe  der  Lex  Visigothorum,  wie  sie  jetzt  vorliegt 
bei  Zeumer,  Leges  Visigothorum  (M.  Germ.  Leg.  Sect.  I.  Tom.  I. 
1902)  und  dessen  im  „Neuen  Archiv  der  Gesellschaft  für  ältere 
deutsche  Geschichtskunde"  Bd.  23,  24,  26  unter  dem  Titel:  „Ge- 
schichte der  westgotischen  Gesetzgebung"  veröffentlichten  Ab- 
handlungen. 

Das  zweite  Kapitel  enthält  eine  Darstellung  des  spanischen 
Eheschließungsrechts  in  mozarabischer  Zeit,  umfassend  die 
Zeit  der  arabischen  Herrschaft  bis  ungefähr  zu  jener  Zeit,  wo 
Spanien  wieder  zu  einem  Einheitsstaate  wurde.  Benutzt  sind 
bei  dieser  Darstellung  insbesondere  die  Eheschließungsformulare, 
welche  bei  Ferotin,  Le  Libre  Ordinum  (Mon.  Eccles.  Liturgica. 
Vol.  V.  Paris  1904)  veröffentlicht  sind. 

Das  dritte  Kapitel  befaßt  sich  mit  dem  Eheschließungsrecht 
von  der  Zeit  des  spanischen  Einheitsstaates  an.  Benutzt  sind 
hier  die  Eheschließungsformulare  der  kirchlichen  Ritualbücher, 
welche  ich  Herbst  1902  auf  dem  British  Museum  in  London 
sammelte  und  die  bisher  unbekannt  geblieben  sind,  nämlich  das 
Manuale  Hispalense  für  die  Erzdiözese  Sevilla  (a.  1494),  das 
Ordinarium  de  ministratione  sacramentorum  für  die  Erzdiözese 
Valencia  (a.  1514),  das  Recens  Manuale  für  die  Erzdiözese 
Valencia  (a.  1740),  das  Manuale  für  die  Diözese  Salamanca 
(a.  1532),  das  Manuale  für  die  Erzdiözese  Toledo  (a.  L680), 
welches  noch  heute  in  dem  Appendix  ad  Kit.  Roman,  ex  Manuali 
Toletano  neu  aufgelegt  und  in  dem  Ritus  colebrandi  Mal  Timonil 
Sacramentum   (Matriti    1865)    für  ^anz  Spanien    maßgebend   ist. 

Das  vierte  Kapitel  behandelt  das  Ehesehließnngsreoht,  wie 

es  in  jüngster  Zeit  durch  Staatliche  Gesetze  fett  I    wurde 

Im  zweiten  Teile  der  Arbeit   bringe  Ich  das  Drkondei 

material     wörtlich     zum     Abdruck        Kin     Teil     davon     ist     teil 


BS  Einleitung. 

unbekannt,  teils  schwer  zu  erreichen,  anderseits  ermöglichte  der 
wörtliche  Abdruck  eine  kürzere  Fassung  der  Darstellung  im 
ersten  Teile  der  Arbeit. 

III.  Das  spanische  Eheschließungsrecht  entbehrte  bisher 
joder  wissenschaftlichen  Bearbeitung.  Einige  wenige  Ausfüh- 
rungen brachte  die  verdienstvolle  Arbeit  von  Friedberg,  Das 
Recht  der  Eheschließung  in  seiner  geschichtlichen  Entwicklung 
(18t>5).  Auch  die  in  den  siebenziger  Jahren  des  vorigen  Jahr- 
hunderts mit  so  großer  Intensität  einsetzenden  Bearbeitungen  des 
germanischen  Eheschließungsrechts  in  Verbindung  mit  dem 
heutigen  deutschen  Eheschließungsrecht  sind  auf  das  spanische 
Recht  nicht  eingegangen.  Die  Gelehrten,  anfangend  mitSohm, 
Das  Recht  der  Eheschließung  aus  dem  deutschen  und  kanonischen 
Recht  geschichtlich  entwickelt  (1875),  verwerten  im  Zusammen- 
hange mit  dem  Eheschließungsrecht  der  anderen  germanischen 
Volksstämme  die  Bestimmungen  der  Lex  Visigothorum  über 
Erwerb  des  Mundium  und  sehen  in  diesem  Erwerb  das  Wesen 
der  westgotischen  Eheschließung,  auf  die  spätere  Zeit  gehen 
sie  nicht  ein. 

Schon  hier  mag  die  Bemerkung  Platz  haben,  daß  das 
spanische  Eheschließungsrecht  zwar  in  westgotischer  Zeit  seinen 
Ursprung  hat,  daß  aber  außer  LV.  XII.  3  c.  8,  wo  auf  das  kirch- 
liche Recht  verwiesen  wird,  sich  keine  Bestimmung  über  die 
Art  der  Eheeingehung  in  dem  westgotischen  Gesetzbuche  findet. 
Das  Eheschließungsrecht  war  zur  Zeit  des  erwähnten,  unter 
König  Ervig  erlassenen  Gesetzes  (XII.  3.  c.  8)  bereits  kirchliche 
Angelegenheit  und  nicht  weltliche.  Dieser  kirchliche  Charakter 
ist  demselben  bis  auf  den  heutigen  Tag  im  allgemeinen  verblieben. 
Der  Zusammenhang,  den  die  spätere  Zeit  mit  der  früheren,  west- 
gotischen Zeit  in  konservativer  Weise  bis  heute  bewahrt  hat, 
ergibt  sich  in  unzweideutiger  Weise  aus  den  Eheformularen 
der  spanischen,  noch  heute  gebräuchlichen  Ritualbücher. 


I>'4i 


Erster  Teil. 

Rechtsgeschichtliche  Darstellung 
des  spanischen  Eheschließungsrechts. 

Erstes  Kapitel. 

Das  weltliche  Ehe-  und  Eheschließungsrecht 
in  westgotischer  Zeit.1 

A.  Die  Rechtsaufzeichnungen  im  Westgotenreiche 
und  ihre  Charakterisierung. 

I.   Die  einzelnen  Rechtsaufzeichnungen. 

1.  Wie  bei  den  anderen  germanischen  Stämmen  gab  es  auch 
bei  den  Westgoten  anfangs  keine  geschriebenen  Gesetze,  das 
Rechtsleben  beruhte  auf  ungeschriebenem  Gewohnheitsrecht. 
Die  ersten  geschriebenen  Gesetze  der  Westgoten  stammen  nach 
einer  zuverlässigen  Angabe  Isidors  von  Sevilla  von  König 
Eurich  (466—85). 

2.  Eurichs  Nachfolger  Alarich  II.  erließ  506  für  die 
römischen  Untertanen  des  Westgotenreiches  die  ausführliche 
Lex  Romana  Visigothorum,  welche  später  gewöhnlich  Breviarium 
Alarici  (Alaricianum)  genannt  wurde.  Sie  ist  eine  Kompilation 
aus  vorjustinianischen  römischen  Rechtsquellen,  Codex  Theodos., 
Gaii  institutiones  u.  a.,  war  bestimmt  für  die  Rechtsverhältnisse 

1  Vgl.  zu  der  nachfolgenden  Darstellung:  Zeumer,  Geschichte  der  west- 
gotischen Gesetzgebung  I  —  IV  (im  Neuen  Archiv  der  QeetlUch.  f.  L  deutsche 
Geschichtskunde  [1898]  Bd.  XXIII  S.  419  tj  [1899]  Bd.  XXIV  s.  B9&,  r>71  IT.; 
[1901]  Bd.  XXVI  >.  911t).  BOrmtnn,  QnafiaffiniUU  (1906)  s.  447  (T.  Auch 
Amira,  Grundriß  des  germanischen  1.  9,  Uf.    Seh  med  er,   Lehr- 

h  dtf  deutschen  EUefetefetchfcbte1  (1907)  F.    Krittahc  Ausgaben  der 

westgotischen  Gesetze  sind  hergestellt  durch  Biioa),  LtJ  Romans  Vis igothomn 
(1849),  Zeumer,  Ltf«  Visigothorum  Monum.  0tnn,  I  ;i"  I.  Tom.  I    1909  . 

et  ist  der  Abdruck  der  La  VlsJgotborain  M  Walter,  Corpatiu 

roaniri    antiqui     1821     Tom.   I    \>.  416 ft     VFsJtttt    UUntV  "    '••'' 

Der,   Leg.  Visigothorum   m   <l<-r  l'r;i«-f;iti<.   und   in   der  Ausgabe  MUM 


%4  I.  Teil.    Rechftafwchichtlieto  Darstellung  (Spanien). 

der  rü  mischen  Bevölkerung  unter  sich  und  zum  Teil  auch 
für  die  Rechtsvorhält nisse  der  römischen  Bevölkerung  zu  der 
\wstLr<  »tischen  Bevölkerung.  Durch  die  den  einzelnen  Quellenstellen 
beigefügte  Interpretatio  gelangte  sie  zu  großem  Ansehen  in  ganz 
Westeuropa  und  behielt  ihre  Geltung,  nachdem  sie  durch  König 
Chindasvinth  innerhalb  des  Westgotenreiches  außer  Kraft  gesetzt 
war,  in  den  früher  westgotischen  Teilen  des  fränkischen  Reiches; 
sie  wurde  außerdem  in  Burgund  und  in  der  Provence  rezipiert, 
galt  namentlich  auch  für  die  kirchlichen  Verhältnisse  und  er- 
zeugte noch  jahrhundertelang  eine  umfangreiche  Rechtsliteratur 
von  Auszügen  (Epitome)  und  Glossen. 

3.  Die  allein  für  die  Westgoten  geltende  Gesetzgebung 
Eurichs  wurde  von  König  Leovigild  (568 — 85)  einer  Revision 
unterzogen.  Des  letzteren  Sohn  Rekkared  I.  (586 — 601),  der 
erste  katholische  König,  legte  wiederum  die  verbessernde  Hand 
an  die  bestehende  Gesetzgebung  und  erließ  eine  Anzahl  neuer 
Gesetze;  eine  eigene  Redaktion  des  bestehenden  Rechts  ist  von 
ihm  jedoch  nicht  vorgenommen.  Eine  weitere  Redaktion  hatte 
statt  in  den  letzten  Regierungsjahren  des  Königs  Chindasvinth 
(642 — 53)  und  wurde  beendigt  unter  König  Rekkessvinth 
(653 — 672)  im  Jahre  654.  Sie  ist  bearbeitet  nach  dem  Codex 
Iustinianus,  in  12  Bücher  geteilt  und  hatte  den  Namen  Liber 
iudiciorum,  später  Lex  Visigothorum.  Die  aus  den  Redaktionen 
vor  Rekkared  aufgenommenen  Gesetze  tragen  den  Namen  Antiqua- 
Die  beiden  Redaktionen  von  Chindasvinth  und  Rekkessvinth  be- 
rücksichtigen den  bisherigen  Dualismus  zwischen  Goten  und  Rö- 
mern nicht  mehr,  sondern  schufen  für  sämtliche  Untertanen,  ohne 
Unterschied  der  Nationalität,  ein  einheitliches  territoriales  Reichs- 
recht, setzten  somit  die  Lex  Romana  Visigothorum  außer  Kraft. 

König  Wamba  (672 — 80)  fügte  zu  dem  Gesetzbuche  einige 
neue  Novellen,  sein  Nachfolger  Ervig  (680 — 687)  nahm  wieder- 
um eine  Neuredaktion  681  vor.  Neue  Novellen  fügte  zu  dem 
bisherigen  Gesetzbuche  an  letzter  Stelle  König  Egika  (687 — 702) 
im  Jahre  693. 

4.  Auf  die  Form,  welche  das  Gesetzbuch  unter  der  Redak- 
tion von  Ervig  erhielt,  gründet  sich  die  seitdem  im  allgemeinen 
Gebrauche  gebliebene  Vulgata  der  Lex  Visigothorum.  Hervor- 
zuheben ist  noch,  daß  die  bis  dahin  erlassenen  spanischen  Konzils- 
schlüsse, insbesondere  auch  die  gegen  die  Juden,  dem  Gesetz- 
buche zugefügt  wurden. 


I.  Kap.    Die  westgotische  Zeit.    A.  Westgotische  Rechtsaufzeichnungen.   25 

5.  Die  Lex  Visigothorum  erhielt  sich  nach  der  Eroberung 
des  Westgotenreiches  durch  die  Araber  bei  der  westgotischen 
Bevölkerung  im  Südosten  des  fränkischen  Reiches  und  im  nörd- 
lichen Spanien.  Mit  der  allmählichen  Rückeroberung  der  pyre- 
näischen  Halbinsel  erlangte  sie  zum  Teil  ihr  altes  Geltungsgebiet 
wieder,  so  daß  das  Bedürfnis  einer  amtlichen  Übersetzung  im 
13.  Jahrhundert  hervortrat,  indem  sie  Ferdinand  III.  von  Ca- 
stilien  (1217 — 52)  ins  Castilische  unter  dem  Titel  Fuero  juzgo 
(=  forum  iudiciale)  übersetzen  ließ. 

II.  Charakterisierung  der  westgotischen  Rechtsaufzeichnungen. 

Durch  die  angeführte  Gesetzgebung  der  Könige  Chinda- 
svinth  und  Rekkessvinth  wurde  das  bis  dahin  im  Westgotenreiche 
für  die  römische  und  die  westgotische  Bevölkerung  geltende  Per- 
sonalitätsprinzip (System  der  persönlichen  Rechte),  demzufolge 
die  römische  Bevölkerung  nach  römischem,  die  westgotische 
nach  westgotischem  Rechte  zu  beurteilen  war,  beseitigt  und  ein 
einheitliches  Recht  für  die  gesamte  Bevölkerung  eingeführt. 
Dabei  nahmen  die  beiden  Gesetzgeber  nicht  nur  aus  dem  bis- 
herigen westgotischen  Gesetzbuche,  sondern  auch  aus  dem  rö- 
mischen, welches  nun  seine  Geltung  verlieren  sollte,  Bestand- 
teile auf,  ja  das  römische  Recht  herrscht  wie  in  den  älteren 
westgotischen,  so  auch  in  dem  neueren  westgotischen  Gesetzbuche 
materiell  vor.  Wo  aber  römisches  Recht  auftritt,  erscheint 
es  im  Gewände  des  Gesetzes  eines  westgotischen  Königs  oder 
als  Bestandteil  des  alten  westgotischen  Gesetzbuches.  Deshalb 
ist  der  Sieg  des  westgotischen  Rechts  nur  ein  formeller.  Das 
Recht  der  Lex  Visigothorum  enthält  somit  romanisiertes  west- 
gotisches Re<-ht.  Ein  derartiger  Einfluß  des  römischen  Rechts 
auf  das  westgotische  kann  bei  der  höheren  Entwicklung  des 
ersteren  im  Vergleich  zu  dem  letzteren  nicht  wundernehmen. 
Durch  diese  einheitliche  <)<  billig   und  durch  den  Übertritt 

der  weetgotischen  Bevölkerung  zum  Katholizismus  im  Jahre  586 
war  die  Verschmelzung  der  Westgoten  und  Römer  zu  einer 
Nation  zur  bleibenden  Tatsache  geworden. 

Diese  RomanisierunL'  des  westgotisehen  Rechts  ist  stets  im 
Auge  zu   behalten,    wenn    man    sieh    zum    Beweise    germanischer 

igmndsitse   auf  die    Li         [gothorom    beruft.     Die 
Leitseti   gilt  für  das  gesamte  in   dem  Qeeetsbuehc  enthaltene 

Recht,  für  das  Eherecht  aber  im  beeonderen  Hl 


26  I.  Teil.     Kei'hts^eschiehtliclie  Darstellung  (Spanien). 

Ferner  ist  zu  beachten,  daß  der  Lex  Vis.  die  Einheitlichkeit 
fehlt.  Die  in  ihr  enthaltenen  Gesetze  stammen  von  verschie- 
denen Königen,  eine  Einheitlichkeit  des  Gesetzbuches  ist  durch 
die  verschiedenen  Redaktionen  nicht  zustande  gebracht:  Zahl- 
reich sind  die  Widersprüche  unter  den  einzelnen  Gesetzen,  es 
fehlt  «lein  (iesetzbuche  an  einheitlicher  Konsequenz,  und  es  ist 
oft  schwer,  aus  den  sich  widersprechenden  Gesetzen  das  gel- 
tende Recht  herauszuheben.  Die  viel  umstrittene  LV.  II.  1  c.  5 
(Lex  Quoniam)  sowie  IL  10  c.  11  bestimmen  nichts  über  eine 
derartige  Einheitlichkeit,  wie  sie  z.  B.  in  dem  zweiten  Teile  des 
CIC,  dem  Liber  X  vorliegt,  deshalb  stehen  die  einzelnen  Gesetze 
in  dem  Verhältnis  der  lex  posterior  und  prior. 

Außerdem  ist  das  Gesetzbuch  nur  für  die  richterliche  Praxis 
bestimmt,  das  sagt  auch  schon  sein  Name  Liber  Iudiciorum. 
Es  will  nicht  eine  Darstellung  der  gesamten  Rechtsordnung 
geben,  sondern  prinzipiell  nur  solche  Satzungen,  welche  für  das 
gerichtliche  Verfahren  und  richterliche  Entscheidungen  in  Be- 
tracht kommen.  Daher  sind  staatsrechtliche  Bestimmungen  in 
demselben  nicht  enthalten. 

Diesem  Charakter  entsprechen  auch  die  dasEherecht  betreffen- 
den Bestimmungen.  Die  LV.  enthält  kein  vollständiges  abgeschlosse- 
nes System  des  Eherechts.  Die  in  ihr  enthaltenen  Bestimmungen 
über  die  Verlobung  beziehen  sich  nur  auf  die  Begründung  des 
eheherrlichen  Gewaltverhältnisses,  die  einzelnen  Eheverbote 
haben  weniger  den  Charakter  von  Ehehindernissen  als  viel- 
mehr von  Strafnormen.  Über  die  Art  der  Eheeingehung  findet 
sich,  wie  schon  hervorgehoben  wurde,  außer  LV.  XII.  3  c.  8, 
keine  Bestimmung  in  dem  Gesetzbuche. 

B.  Das  Eheschließungs-  und  Eherecht 
der  Lex  Visigothorum. 

I.  Das  Verlöbnis  (sponsio,  disponsatio). 

Wie  im  älteren  römischen  Rechte,  so  ist  auch  in  den  alt- 
germanischen Rechten  mit  der  legitimen  Eheschließung  die 
Gewalt  des  Ehemannes  über  die  Ehefrau  verbunden.  Die  Vor- 
aussetzung der  Entstehung  dieses  Gewaltverhältnisses  ist  das 
zwischen  dem  Vormund  der  Braut,  also  dem  Vater,  Bruder  oder 
dem   nächsten   männlichen  Verwandten   aus  dem   Mannesstamm 


I.  Kap.  Die  westgot.  Zeit.   B.  Eheschließungs-  u.  Eherecht  d.  Lex  Visigoth.  27 

einerseits  und  dem  Bräutigam  anderseits  unter  einer  gewissen 
Beteiligung  der  beiderseitigen  Sippen  und  unter  Beobachtung  der 
gesetzlich   vorgeschriebenen  Formen    abgeschlossene  Verlöbnis. 

Dasselbe  vollzog  sich  ursprünglich  in  der  Form  eines 
Kaufvertrages,  eines  Kaufvertrages  nämlich,  welcher  die  Vor- 
mundschaft (mundium)  d.  h.  die  Gewalt  über  die  Frau  zum 
Gegenstande  hatte.  Der  bisherige  Gewalthaber  (Vormund) 
verpflichtete  sich,  das  Mädchen  der  Gewalt  des  Mannes  gegen 
Zahlung  einer  bestimmten  Summe  (dos,  pretium),  welche  auf 
Gesetz,  Gewohnheitsrecht  oder  freier  Vereinbarung  beruhte,  zu 
übergeben,  der  Bräutigam  verpflichtete  sich,  das  Mädchen  zur 
Ehe  zu  nehmen  unter  Erlegung  der  Preissumme.  Das  so  ab- 
geschlossene Verlöbnis  ist  Voraussetzung  der  vollen  Legitimität 
der  beabsichtigten  Ehe,  es  ist  obligatorischer  Natur  und  findet 
seine  Ausführung  in  der  Eheschließung.  Auch  die  Preissumme 
wurde  gelegentlich  der  Eheschließung  gezahlt. 

Es  handelt  sich  somit  um  einen  käuflichen  Erwerb  der 
Vormundschaft  über  das  Mädchen.  Die  gemeingeläufige  Be- 
trachtung der  germanischen  Eheschließung  unter  dem  Gesichts- 
punkte eines  Fraukaufes  sollte  doch  endlich  aus  der  Theorie 
verschwinden,  sie  ist  weder  in  den  südgermanischen  noch  in 
den  nordgermanischen  Rechten  begründet.  Niemals  hat  den 
germanischen  Völkern  das  Weib  als  bloße  Ware  gegolten,  die 
den  geltenden  Gesetzen  über  Verkauf  unterliegt. 

Auch  für  das  westgotische  Recht  gelten  die  angeführten 
Grundsätze.  Die  in  der  Lex  Visig.  vom  Verlöbnis  handelnden 
Bestimmungen  stehen  mehrfach  im  Zusammenhang  mit  römisch- 
rechtlichen Rechtsgrundsätzen;1  die  hauptsächlichsten  sind 
folgende: 

LV.  III.  2  c.  8  (Antiqua):  Wenn  ein  freies  Mädchen  (puella 
ingenua)  zu  einem  freien  Manne  geht,  um  seine  Frau  zu  werden, 
so  soll  der  Mann  zuvor  mit  den  Eltern  des  Mädchens  verhandeln. 
Stimmen  diese  zu,  so  soll  er  den  rechtmäßigen  Preis  (pretium 
iustum)  den  Eltern  zahlen;  willigen  si 6  nicht  ein,  so  bleibt  das 
mdehen  in  der  Gewalt  der  Eltern.  Wenn  aber  die  Ehe  ohne 
Wissen   und  Willen   der  Kitern  geschlossen   wird  und   die  Kitern 

Tochter    nicht    wieder    in    (Inaden    aufnehmen    wollen,    dann 

soll  die  Toehter  ihr  Brbreehl   am  elterliohen  Gate  rerlieren, 


,i.  «larüber  (tti  Abhaodtaiftfi  von  /.  um.-r  im  NtMO  Archiv. 


:v  I.Teil.     R«ehtff«MhkhUtahe   Darstellung  (Spanien). 

weil  sie  ohne  elterliche  Einwilligung  die  Ehe  schloß.  Die  Eltern 
haben  aber  das  Recht,  der  Tochter  aus  dem  elterlichen  Vermögen 
etwas  zu  schenken,  über  das  der  Tochter  die  freie  Verfügung 
zusteht.  Die  so  ohne  elterliche  Beredung  geschlossene  (munt- 
)   Ehe  hat  gleichwohl  Bestand. 

LV.  III.  1  c.  8  (Antiqua):  Wenn  Brüder  in  böswilliger 
Absicht  die  Verheiratung  ihrer  Schwester  hinziehen,  um  sie 
durch  Eingehung  einer  muntlosen  Ehe  um  ihr  elterliches  Erb- 
teil zu  bringen,  so  hat  die  Schwester,  nachdem  durch  die 
Brüder  zwei  oder  drei  standesgleiche  Freier  abgewiesen  sind, 
das  Recht,  selbständig  einen  ebenbürtigen  Gatten  zu  wählen 
ohne  Schmälerung  des  elterlichen  Erbteils.  Wenn  aber  die 
Brüder  die  Verheiratung  nur  hinziehen,  um  für  einen  würdigeren 
Freier  (ut  provideant  digniorem)  zu  sorgen  und  die  Schwester 
verheiratet  sich  unter  ihrem  Stande  (ad  inferiorem  forte  ma- 
ritum  devenerit),  so  verliert  sie  ihr  Erbteil  am  elterlichen  Gute. 
Gegen  die  Brüder  aber  und  andere  Verwandte  behält  sie  ihr 
Erbrecht.     Auch  hier  ist  die  muntlos  geschlossene  Ehe  gültig. 

Derselbe  Verlust  des  Erbrechts  am  Elterngute  wird  aus- 
gesprochen in  LV.  III.  4  c.  7  (Antiqua)  für  das  freie  Mädchen 
oder  die  Witwe,  welche  sich  einem  Manne  außerehelich  hingibt 
(adulterium  =  röm.  stuprum).  Stimmen  die  Eltern  nachträg- 
lich einem  Eheabschluß  zu,  so  hat  der  Mann  den  Eltern  das 
pretium  in  der  Höhe,  wie  es  die  Eltern  bestimmen,  oder  wie 
er  es  mit  der  betreffenden  Frauensperson  abmacht,  zu  zahlen. 
Ein  Erbrecht  an  das  Elterngut  hat  die  Frauensperson  nur, 
wenn  es  die  Eltern  wollen. 

LV.  III.  4  c.  8  (Antiqua)  bestimmt:  Wenn  ein  freies  Weib 
mit  einem  Manne  sich  außerehelich  abgibt  und  er  will  sie  zur 
Frau  haben,  so  hat  er  dazu  die  Befugnis.  Heiratet  er  sie  nicht, 
so  verfällt  das  Mädchen  den  Strafen  der  Unzucht  (adulterium). 
Auch  hier  ist  die  muntlose  Ehe  gültig. 

LV.  III.  1  c.  2  (Antiqua)  befaßt  sich  mit  dem  ausschließ- 
lichen Recht  des  Vaters,  seine  Tochter  zu  verloben.  Bricht 
die  Tochter  das  vom  Vater  geschlossene  Verlöbnis,  indem  sie 
einen  anderen  heiratet,  so  wird  sie  nebst  diesem,  und  zwar  zu- 
gleich mit  dem  beiderseitigen  Vermögen,  dem  früheren  Verlobten 
ver knechtet.  Die  Brüder,  die  Mutter  oder  Verwandte,  welche 
zu  dem  Verlöbnisbruch  behilflich  waren,  zahlen  ein  Pfund 
Gold,    cui    rex    iusserit.      Diese    ohne    elterliche    Zustimmung 


I.  Kap.  Die  westgot.  Zeit.    B.  Eheschließungs-  u.  Eherecht  d.  Lex  Visigotb.   29 

geschlossene  Ehe  ist  ungültig.  Der  vom  Vater  abgeschlossene 
Verlobungsvertrag  muß  auch  nach  dessen  Tode  noch  ausgeführt 
werden.  Die  Redaktion  der  Stelle  durch  Ervig  fügt  erweiternd 
hinzu:  Si  quis  puellam  cum  voluntate  patris  aut  aliorum 
propinquorum  parentum,  quibus  ex  lege  huiusmodi 
potestas  tribuitur,  sponsatam  habuerit. 

Nach  des  Vaters  Tode  hat  die  Mutter  gemäß  LV.  III.  1  c.  7 
(Antiqua)  das  Verlobungsrecht  über  ihre  Kinder,  und  zwar  über 
die  Töchter  wie  über  die  Söhne.  Ist  die  Mutter  gestorben 
oder  hat  sie  sich  wieder  verheiratet,  so  geht  das  Verlobungs- 
recht über  die  Töchter  auf  deren  großjährige  Brüder,  in  deren 
Ermangelung  auf  den  Vaterbruder  über.  Die  großjährigen 
Söhne  können  sich  nach  dem  Tode  der  Eltern,  wenn  sie  auf 
ihre  Verwandten  nicht  hören  wollen,  selbständig  verheiraten. 
Der  Vaterbruder  oder  die  Brüder  sollen  aber  über  die  Verlobung 
derpuella  nicht  allein  verfügen,  sondern  unter  Beirat  der  nächsten 
Verwandten  (cum  proximis  parentibus);  der  Bewerber  soll  der 
puella  ebenbürtig  sein  (natalibus  aequalis). 

II.  Die  Arra  (Handgeld,  Draufgeld). 

Wie  bei  dem  römischrechtlichen  Verlöbnis,  so  kommt  auch 
bei  dem  westgotischen  die  arra  zur  Anwendung.  Die  Bezeich- 
nung arra  und  auch  ihre  Anwendung  auf  den  Verlöbnisvertrag 
haben  die  Westgoten  wohl  von  den  Römern  entlehnt,  jedoch 
derselben  eine  ganz  andere  Bedeutung  beigelegt. 

Nach  römischem  Recht  band  die  zum  Zweck  eines  künf- 
tigen Kaufes  vom  Käufer  gegebene  arra  beide  Parteien:  der 
Verkäufer  mußte,  wenn  er  zurücktrat,  die  arra  zurückgeben, 
ebenso  verlor  der  zurücktretende  Käufer  die  arra  an  den  Ver- 
käufer. Das  galt  auch  für  die  Verlöbnisarra  (arra  sponsalicia). 
Nach  römischem  Recht  war  das  Verlöbnis  nicht  bindend,  es 
verlor  aber  derjenige,  welcher  das  Verlöbnis  brach,  zur  Strafe 
die  arra  sponsalicia  bzw.  ihren  Wert. 

Nach  westgotischem  Recht  bindet  dagegen  die  arra  nur 
den  Verkäufer.  Der  Käufer  hat  das  Etaoht,  nicht  nur  die  Zahlung 

bedungenen  Preises  zu  unterlassen  und  dadurch  <l<*n  Kauf- 
vertrag   zu    lösen,    Hon  lern    er    kann   in    dienern    Fallt  iOgar   die 

gegebene  arra  torfiekerlangen.    So  naefa  LV,  v.  i  o.  i  (Antique 

emendata). 


80  I.  Teil.     Rthtagetflhkhtliche  Darstellung  (Spanien). 

Diese  Bedeutung  hatte  ursprünglich  auch  die  Verlöbnisarra. 
Der  Bräutigam  vorpflichtete  sich  durch  Hingabe  der  arra  eben- 
sowenig \s  u  der  gewöhnliche  Käufer.  Wie  dieser  den  Verkäufer 
bis  zum  Zahlungstermin,  so  band  der  Bräutigam  die  Gewalts- 
inhaber  der  Braut  bzw.  die  Braut  durch  die  arra  bis  zum 
Termin,  auf  welchen  die  Zahlung  des  pretium  (Muntschatz,  dos) 
festgesetzt  war.  Er  selbst  konnte  nach  Belieben  zahlen  und 
die  Braut  heimführen  oder  die  arra  zurückfordern  und  das 
Verlöbnis  lösen. 

Dieses  ältere  Recht  erfuhr  durch  Chindasvinth  in  LV.  III 
1  c.  3  mit  der  Überschrift:  De  non  revocandis  datis  arris  eine 
einschneidende  Veränderung  in  folgender  Bestimmung:  Decer- 
nimus,  ut,  cum  inter  eos,  qui  disponsandi  sunt,  sive  inter  eorum 
parentes  aut  fortasse  propinquos  pro  filiorum  nuptiis  coram 
testibus  precesserit  definitio  et  anulus  arrarum  nomine  datus 
fuerit  vel  acceptus,  quamvis  scripture  non  intercurrant,  nulla- 
tenus  promissio  violetur.  Nee  liceat  uni  parti  suam  immutare 
aliquatenus  voluntatem,  si  pars  altera  prebere  consensum  no- 
luerit,  sed  seeundum  legem  alteram  constitutione  dotis  impleta, 
nuptiarum  inter  eos  peragatur  celebritas. 

Danach  soll  das  Verlöbnis  auch  ohne  schriftlichen  Vertrag 
bindend  sein,  sobald  der  Ring  arrarum  nomine  gegeben  ist, 
so  daß  keine  Partei  gegen  den  Willen  der  anderen  zurücktreten 
kann,  vielmehr  soll  nach  Zahlung  der  dos  die  Hochzeit  gemäß 
einer  altera  lex  stattfinden.  Diese  altera  lex  ist  LV.  III.  1  c.  br 
ebenfalls   von  Chindasvinth,  über  den  Maximalbetrag  der  dos. 

Daß  die  Verlobung  durch  den  als  arra  gegebenen  Ring 
der  Verlobung  durch  schriftlichen  Vertrag  gleichgestellt,  die 
Schriftform  neben  der  arra  für  entbehrlich  erklärt  wird,  be- 
stimmt auch  LV.  III.  1  c.  4  von  Rekkessvinth :  „Aliter  quando- 
que  aut  arrarum  aut  scripture  celebrata  confectio  non  valebit," 
ebenso  LV.  III.  6  c.  3  ebenfalls  von  Rekkessvinth:  „post  arra- 
rum traditionem  aut  facta  seeundum  leges  definitionis  sponsione." 
In  letzterem  Gesetze  überträgt  Rekkessvinth  die  Strafe,  welche 
sein  Vater  Chindasvinth  in  LV.  III.  6  c.  2  auf  einseitige  Scheidung 
der  Ehe  gesetzt  hatte,  auf  willkürliche  einseitige  Lösung  des 
Verlöbnisses. 

Das  Verlöbnis  war  somit  nicht  einseitig  auflösbar.  Eine 
Strafe  für  den  einseitigen  Bruch  des  Verlöbnisses  war  ursprüng- 
lich nur  hinsichtlich  der  Braut  festgesetzt.    Nach  LV.  III.  4  c.  2 


I.  Kap.  Die  westgot.  Zeit.    B.  Eheschließungs-  u.  Eherecht  d.  Lex  Visigoth.  31 

(Antiqua)  treffen  die  Braut,  welche  das  Verlöbnis  durch  ander- 
weitigen Geschlechtsverkehr  (adulterium)  bricht,  die  schweren 
Strafen  des  Ehebruches.  Diese  Strafe  trat  nach  der  Redak- 
tion, welche  die  Antiqua  durch  Ervig  fand,  auch  ein  bei  einer 
unrechtmäßigen  Verlobung  oder  Verheiratung  der  Braut  mit 
einem  anderen.  In  allen  Fällen  hatte  diese  strenge  Ver- 
pflichtung der  Braut  aber  erst  Platz  nach  Zahlung  der  dos  (dato 
pretio). 

Für  den  einseitigen  Verlöbnisbruch  durch  den  Bräutigam 
waren  ursprünglich  keine  Strafen  festgesetzt.  Dieses  geschah 
erst  durch  Rekkessvinth  in  LV.  III.  6  c.  3,  indem  die  Ehebruchs- 
strafen auch  auf  den  Bräutigam,  der  einseitig  das  Verlöbnis 
bricht,  ausgedehnt  werden. 

Eine  Ausnahme  von  der  Regel,  daß  das  Verlöbnis  nicht 
einseitig  auflösbar  sei,  bestimmte  Rekkessvinth  in  LV.  III.  1  c.  4. 
Danach  sollen  jüngere  Männer  mit  älteren  Weibern  nicht  verlobt 
werden.  Geschieht  es  doch,  so  ist  jede  Partei  befugt,  das  Ver- 
löbnis einseitig  zu  lösen.  Am  Schluß  des  Gesetzes  wird  für 
die  Witwenehe  als  Bedingung  hingestellt,  daß  der  Mann  min- 
destens gleichen  Alters  mit  der  Witwe  sei.1 

Außerdem  enthält  das  vorgenannte  Gesetz  die  Bestimmung, 
daß  nach  Abschluß  der  Verlobung  die  Hochzeit  innerhalb  zwei 
Jahren  stattfinden  soll,  außer  wenn  beide  Parteien  eine  Ver- 
längerung beschließen:  A  die  vero  sponsionis  usque  ad  nupti- 
arum  diem  non  amplius  quam  biennium  expectetur,  nisi  aut 
parentum  aut  cognationis  vel  certe  ipsorum  sponsorum,  si  pro- 
fecte  sunt  iam  etatis,  honesta  et  conveniens  adfuerit  consensio 
voluntatis.  Diese  Verlängerung  und  ebenso  weitere  Verlänge- 
rungen sollen  immer  nur  auf  zwei  Jahre  vereinbart  werden 
können.  Wer  diese  Fristen  ohne  Not  oder  ohne  solche  Ver- 
längerung verstreichen  läßt,  hat  die  festgesetzte  Strafsumnie 
zu  erlegen,  ohne  von  der  Erfüllung  des  Verlöbnisses  befreit  in 
sein:  nani,  que  in  placito  eontinetur,  adimpleat,  et  quod 

definitum  est,  immutare  non  liceat."    Diese  Stmffllligkeit  neben 

Verpflichtung  lum  Abschluß  der  Ehe  trifft  somit  nur  den 
iiildigen,    während    die    andere    Partei    jetzt    unter    Berufung 


1  Es  handelt  sieli  hier  um  kein  Ebercrbol  ftic  Richter,  Lthrb.  <i    K1 
iomi11  benenntet;  nur  dm  Verlöbnis  könnt«  in  ifl«  v<"» 

jeder  Partei  gelost  frei  brenehte  i  Dicht     Um  sc  ird« 

unter  -  Ütniss* :  losswne  Eh«  gel« 


32  I.  Teil.     Rechtsgesdiiclitliche  Darstellung  (Spanien). 

auf  die  Versäumung   des  Gegners    den  Abschluß   der  Ehe   ver- 
weigern kann. 

Die  zweijährige  Frist  ist  dem  römischen  Recht  entnommen, 
sie  findet  sich  Cod.  Theod.  III.  5  c.  4  u.  5.  In  ersterer  Kon- 
stitution wird  bestimmt,  daß  der  Verlobte  seine  Ansprüche  aus 
der  Verlobung  verliert,  wenn  er  die  Braut  nicht  innerhalb  zwei 
Jahren  heimführt.  Letztere  ist  dann  nicht  mehr  an  die  Verlobung 
gebunden.  Die  folgende  Konstitution  schärft  die  Regel  für 
Soldatenverlöbnisse  ein  und  ist  in  die  Lex  Rom.  Vis.  als  c.  4 
Cod.  Theod.  III.  5  übergangen.  Die  westgotische  Interpretation 
spricht  im  Anschluß  an  die  nicht  aufgenommene  c.  4  Cod. 
Theod.  III.  5  von  dem  privatus  aut  militans.  Nach  späterem 
römischen  Recht  sollte  die  Heirat  binnen  zwei  Jahren  statt- 
finden, wenn  die  Brautleute  in  derselben  Provinz  wohnten, 
späterhin  ist  jeder  Teil  frei  (L.  2  Cod.  V — 1),  sicher  sind  beide 
Teile  nach  drei  Jahren  frei  (L.  2  Cod.  V— 17).1 

III.  Die  dos  (pretium)  und  die  Morgengabe  (morgingeba). 

Ursprünglich  erfolgte  die  Zahlung  der  Preissumme  an  den 
bisherigen  Gewalthaber.  Als  die  Geschlechtsvormundschaft  mehr 
und  mehr  an  Gewicht  verlor,  erhielt  dieselbe  nicht  mehr  der 
bisherige  Vormund,  sondern  die  Braut  selbst.  Der  Kaufpreis 
wurde  zu  einer  vom  Vormund  ausbedungenen  dos  des  Bräu- 
tigams an  die  Braut. 

In  diesem  Übergangsstadium  stehen  bereits  die  Bestim- 
mungen der  Lex  Vis.  über  die  dos.  Nach  LV.  III.  1  c.  6  (An- 
tiqua) gilt  schon  die  Braut  selbst  als  Empfängerin  der  dos. 
Wie  aber  der  Vater  den  Verlöbnisvertrag  abschließt,  so  erscheint 
er  auch  insofern  noch  als  Vertragspartei,  als  ihm  das  Recht 
zugesprochen  wird,  den  Betrag  der  dos  einzutreiben  und  bis 
zur  Trauung,  wo  er  ihn  der  Braut  ausliefern  muß,  in  seinem 
Gewahrsam  zu  haben  (exigendi  vel  conservandi  potestas).  Wenn 
Vater  oder  Mutter  nicht  mehr  vorhanden  sind,  treten  an  ihre 
Stelle  in  dieser  Beziehung  die  Brüder  oder  nächsten  Verwandten 
der  Braut. 

Auch  die  Morgengabe,  d.  h.  die  Gabe,  welche  der  Bräu- 
tigam ursprünglich  nach  der  ersten  Brautnacht  der  Braut 
übergab,  ist  dem  westgotischen  Recht  bekannt.  Die  Bestandteile 
derselben  werden  in  No.  20  der  westgotischen  Formelsammlung 

1  Freisen,  G.  d.  ERs.  S.  128.     Scherer,  KR.  II  S.  130". 


I.  Kap.  Die  westgot.  Zeit.   B.  Eheschließungs-  u.  Eherecht  d.  Lex  Visigoth.  33 

aus  König  Sisebuts  Zeit   (a.  615 — 16)  in  folgender  metrischer 
Form  angegeben: 

Ecce  decem  inprimis  pueros  totidemque  puellas 
Tradimus  atque  decem  virorum  corpora  equorum, 
Pari  mulos  numero ;  damus  inter  caetera  et  arma, 
Ordinis  ut  Getici  est  et  morgingeba  vetusta. 

Nachdem  die  dos  zu  einer  Gabe  des  Bräutigams  an  die 
Braut  geworden  war,  wird  die  Morgengabe  mit  derselben  zu 
einer  Einheit  verbunden,  jedoch  sind  die  einzelnen  Bestandteile 
der  ersteren  dabei  getrennt  angegeben.  Es  ergibt  sich  das  aus 
LY.  III.  1  c.  5" von  Chindasvinth  (vom  12.  Jan.  644),  welches 
die  Überschrift  trägt:  De  quantitate  rerum  conscribende  dotis. 

Um  die  vielen  Streitigkeiten  über  die  der  Braut  zu  machen- 
den Gaben  (dotes)  abzuschneiden,  setzt  Chindasvinth  den  Maxi- 
malbetrag der  dos  für  den  höchsten  Stand,  nämlich  für  den 
der  primates  und  seniores  des  Westgotenvolkes,  auf  den  Betrag 
von  1000  solidi  fest  und  gestattet  daneben  nur  noch  die  Schenkung 
von  10  Knechten,  10  Mägden  und  20  Pferden.  Letztere  Gaben 
sind  die  Bestandteile  der  Morgengabe,  wie  sie  in  der  erwähn- 
ten Formelsammlung  aus  König  Sisebuts  Zeit  aufgezählt  werden. 
Mehr  darf  der  Braut  nur  dann  gegeben  werden,  wenn  sie  dem 
Bräutigam  ebensoviel  zubringt,  wie  das  in  den  römischen  Ge- 
setzen bestimmt  ist.1 

Männer,  welche  über  das  angegebene  Maß  der  Frau  Schen- 
kungen eidlich  oder  schriftlich  bei  der  Verheiratung  versprochen 
haben,  sind  an  diese  Versprechen  nicht  gebunden.  Bereits  voll- 
zogene Schenkungen  dieser  Art  sollen,  soweit  sie  das  erlaubte 
Maß  überschreiten,  von  den  Eltern  oder  Verwandten  des  Mannes 
zurückgefordert  werden  können.  Weitergehende  Schenkungen 
unter  Ehegatten  sind,  abgesehen  von  Todesgefahr,  erst  nach 
Ablauf  des  ersten  Jahres  der  Ehe  statthaft.  Diese  letzten  Be- 
stimmungen werden  sich  wohl  auf  alle  Stände  beziehen. 


'  I  >ie  leges  RoUMDftC  sind:  Va  lentin  ian  i  Nov.  34  §  9  (—  L  Human. 
?Mf.  Val.  12):  Pars  vr-ro  n-mina«-  tantum  darr-  'lelx-bit,  ijuantum  sponsalilnis 
maritim  intulerit,    ut  dantis  et  arripi«-i  aequa  conditio,    ne  .  .      roniunrtio 

uni  lurrurn   alteri    faoiet    df-trinx-ntum ;    Maioriani    Nov.  6  §9  (nicht  in  ifti   L 
Ron  -.     aufgenommen):    .    .    .    ut    nunquam    minon-m    <|uam     ttdfU     futura 

uxor    iponsaliurn    lartfitatem,    dotis  titulo  N    DOTtfil   r.dUtur  am  ;    Iu.nt.   Not.   97 
t,    1.  |  'Julian.   CoOft  1      hunatiununi,  qOM  propter  nuptias   finnt,  parem 

volumtu  6MC  quantitaN-rn   doli  muln-ris). 


Fraiatn.  Du  Eb<  " 


I.  Teil.     Rechtsgeschichtliche  Darstellung  (Spanien). 

Für  die  übrigen  Stände  wird  in  dem  Gesetze  die  Maximal- 
dos in  folgender  Weise  bemessen:  Wer  10000  solidi  Vermögen 
hat,  darf  alles  in  allem  bis  1000  sol.  Wert  als  dos  geben,  wer 
1000  sol.  hat,  bis  100  sol.  Et  sie  ista  constitutio  dotalis  tituli 
ad  nltiniain  usque  ad  summam  omni  controversia  sopita  perve- 
niet.  Danach  soll  die  dos  immer  im  gleichen  Verhältnis  zum 
Vermögen  stehen,  also  nicht  über  den  zehnten  Teil  desselben 
betragen. 

Wichtige  Veränderungen  hat  an  Chindasvinths  Gesetz  IIL 
1  c.  5  König  Ervig  681  vorgenommen.  Er  beseitigte  die  Maxi- 
mal-dos  von  1 000  sol.  für  den  Adel  und  dehnte  das  für  die 
übrigen  Stände  geltende  Zehntel  auch  auf  diesen  aus.  Die 
Morgengabe  beließ  er  dem  Adel  als  Vorrecht  und  gestaltete  sie 
noch  weiter  aus.  Er  gestattet  wie  Chindasvinth :  decem  pueros 
decemque  puellas  et  caballos  viginti,  fügt  aber  hinzu:  seu  in 
ornamentis,  quantum  mille  solidorum  esse  constiterit,  d.  h. 
20  Unfreie,  20  Pferde,  auch  etwa  Schmucksachen,  alles  zu- 
sammen bis  zu  1 000  sol.  Wert.  Ervig  näherte  die  Bestandteile 
der  Morgengabe  somit  wieder  mehr  dem  älteren  Rechte,  wie  es 
in  der  Sisebutschen  Formel  uns  entgegentritt.1 

Mit  diesen  Ervigschen  Veränderungen  stimmt  im  allgemeinen 
überein  eine  westgotische  Dotalurkunde  aus  dem  Jahre  887: 
Donamus  atque  concedimus  dulcedini  tue  in  dotis  titulum  decem 
pueros;  isti  sunt:  Fromarigus  etc.;  similiter  puellas  decem:  iste 
sunt:  Theodesinda  etc.;  caballos  XX  .  .  .,  in  ornamento  et  ve- 
stimento  solidos  CCCC  . . .,  insuper  de  omni  re  mea  X.  portionem.* 


1  Die  westgotische  Morgengabe  zeigt  in  ihrer  Zusammensetzung  eine  auf- 
tauende Übereinstimmung  mit  der  bei  Tacitus,  Germania  c.  18  erwähnten  dos: 
Dotem  non  uxor  marito,  sed  uxori  maritus  offert.  intersunt  parentes  et  propin- 
qui  ac  munera  probant,  munera  non  ad  delicias  muliebres  quaesita  nee  quibus 
nova  nupta  comatur,  sed  boves  et  frenatum  equum  et  scutum  cum  framea  gla- 
dioque.  in  haec  munera  uxor  aeeipitur,  atque  invicem  ipsa  armorum  aliquid 
viro  affert,  hoc  maximum  vinculum,  haec  arcana  sacra,  hos  coniugales  deos  arbi- 
trantur.  ne  se  mulier  extra  virtutum  cogitationes  extraque  bellorum  casus  putet, 
ipsis  ineipientis  matrimonii  auspieiis  admonetur,  venire  se  laborum  periculorum- 
que  sociam,  idem  in  pace,  idem  in  proelio  passuram  assuramque.  hoc  iuneti 
boves,  hoc  paratus  equus,  hoc  data  arma  denuntiant.  sie  vivendum,  sie  per- 
eundum ;  aeeipere  se  quae  liberis  inviolata  ac  digna  reddat,  quae  nurus  acci- 
piant  rursusque  ad  nepotes  referantur.  Schröder,  Lehrb.  d.  deutsch.  Rechts- 
geschichte (1907)6  8.  71." 

2  König  Rekkessvinth  hat  LV.  III.  3  c.  9  als  höchsten  Wert  eines  Knechtes 
100   sol.   angenommen,    die    Lex   Burgundionum  tit.  10  kennt    für   qualifizierte 


Kap.  Die  westgot.  Zeit.    ß.  Eheschließungs-  u.  Eherecht  d.  Lex  Visigoth.   o5 

Rekkessvinth  erließ  zu  LV.  III.  1  c.  5  einen  Zusatz  in  LV. 
III.  1  c.  9.  Es  wird  hier  gestattet,  die  in  ersterem  Gesetze  fest- 
gesetzte dos  nicht  nur  vom  Erbgut  (res  propriae),  sondern  auch 
von  Königsschenkungen  oder  sonst  rechtmäßig  erworbenem 
Gute  zu  bestellen,  iuxta  moduni  legis  late  conscribendi  dotem 
d.  h.  nach  den  in  LV.  III.  1  c.  5  aufgestellten  Normen.  Das 
Zehntel  soll  somit  nicht  nur  von  den  res  propriae,  sondern  von 
den  verschiedenen  Kategorien  des  Gutes  gegeben  werden  können. 

Zu  LV.  III.  1  c.  9  erließ  Ervig  eine  Einleitung.  In  der- 
selben wird  die  Überschrift  des  Gesetzes:  Ne  sine  dote  coniu- 
gium  fiat  dahin  erläutert,  daß  die  Hingabe  oder  schriftliche 
Bestellung  einer  dos  als  öffentlicher  Beweis  (dignitatis  nobile 
decus)  für  den  Abschluß  einer  rechtsgültigen  Ehe  gelte:  Nam 
ubi  dos  nee  data  est  nee  conscripta,  quod  testimonium  esse 
poterit  in  coniugii  dignitate  futura,  quando  nee  coniunetionem 
eelebratam  publica  roborat  dignitas,  nee  dotalium  tabularum 
comitatur  honestas? 

Es  ist  somit  ein  absolutes  Gebot  der  Bestellung  einer  dos 
weder  in  dem  Gesetze  Ervigs  noch  auch  in  anderen  Gesetzen 
des  westgotischen  Rechtsbuches  ausgesprochen.  Dasselbe  gilt 
auch  für  das  Judengesetz  Ervigs,  LV.  XII.  3  c.  8,  welches  bereits 
vor  LV.  III.  1  c.  9  erlassen  wurde,  und  in  welchem  er  den  Juden 
gebietet  zu  heiraten:  non  aliter  quam  cum  praemisso  dotis 
titulo,  quod  in  christianis  salubri  institutione  preeeptum  est 
vel  sacerdotali  benedictione. 

Es  wird  in  beiden  Gesetzen  somit  nicht  auf  eine  ausdrück- 
liche Gesetzesvorschrift  über  die  Notwendigkeit  der  Dosbestellung 
verwiesen,  sondern  auf  die  herrschende  Rechtsanschauung  über 
die  Bedeutung  der  dos:  Eine  dos  soll  bestellt  werden,  sie  ist 
aber  nicht  zur  Gültigkeit  der  Ehe  notwendig,  sondern  sie  dient 
bloß  zum  öffentlichen  Beweise  des  Eheschlusses.  Während  ihre 
Bestellung  früher  dem  weltlichen  Rechtsgebiete  angehörte,  ist 
sie  nunmehr  zu  einer  kirchlichen  Angelegenheit  geworden.  Die 
Kirche  hat  aber  ebenfalls  von  der  Dosbestellung  die  ReohtS- 
gültigkeit  der  Bhe  nicht  abhängig  gemacht.1 


Kneehte  Tnlwlih|riwiw  von  60  bfa  160  mL    Hfl  Eoeebl  ron  mittlere!  Qoali 
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Maxirnalh*:tngef  IBWinrht'Ti 

1  Vgl.   ebet  dk  MfebenreeliUiebe   Auffassung   du   deei  'reiten,  G 
ER»,  a  134  fr. 

3* 


86  I.  Teil.     RtthtsgCtchichÜiche  Darstellung  (Spanien). 

IV.  Die  Eheschließung  (nuptiae,  nuptiale  festum). 

Ober  die  Art  der  Eheeingehung  gibt  die  Lex  Visig.  keinen 
näheren  Aufschluß.  In  LV.  XIII.  2  c.  6  bestimmt  Rekkessvinth 
für  die  Juden  in  allgemeiner  Weise:  Nullus  festa  nuptialia  aliter 
quam  christianorum  mos  habet,  vel  adpetat  vel  usurpet.  Es 
treffen  die  Schuldigen  die  in  LV.  III.  2  c.  11  von  demselben 
König  festgesetzten  Strafen:  Verstümmlung,  Steinigung,  Feuer- 
tod, im  Falle  königlicher  Gnade  tritt  Knechtschaft  und  voll- 
ständiger Vermögensverlust  an  deren  Stelle. 

Genauer  verfügt  Ervig  in  LV.  XIII.  3  c.  8  für  die  Juden: 
Illud  tarnen  modis  omnibus  observandum  fore  precipimus,  ut, 
si  quis  Iudaeus  sive  Iudaea  noviter  nuptiale  festum  celebrare 
voluerint,  non  aliter  quam  cum  praemisso  dotis  titulo,  quod  in 
christianis  salubri  institutione  preceptum  est,  vel  sacerdotali 
benedictione  intra  sinum  sancte  ecclesie  percepta  coniugium 
cuiquam  ex  his  adire  permittimus.  Quod  si  vel  sine  benedic- 
tione sacerdotis  quisquam  Hebreorum  noviter  coniugium  duxerit 
vel  sollemnitatem  legis  pro  dotali  titulo  in  quocumque  tran- 
scenderit,  aut  C  principi  solidos  coactus  exsolvat,  aut  C  publice 
verberatus  flagella  suscipiat. 

Während  das  erstere  Gesetz  den  Juden  die  äußere  bei  den 
Christen  üblicheHochzeitsfeierlichkeit(festa  nuptialia)  vorschreibt, 
wird  von  ihnen  in  dem  zweiten  Gesetz  die  bei  den  Christen  vor- 
geschriebene (quod  in  christianis  salubri  institutione  preceptum 
est)  vorherige  Dosbestellung  (praemisso  dotis  titulo)  oder  die 
ebenfalls  kirchlicherseits  vorgeschriebene  priesterliche  Einseg- 
nung verlangt.  Diese  Einsegnung  hatte  selbstverständlich  der 
jüdische  Rabbiner  vorzunehmen. 

Ein  Kirchengesetz  aus  der  westgotischen  Zeit,  welches  die 
Dosbestellung  oder  priesterliche  Einsegnung  vorschreibt,  gibt 
es  nicht.  Daß  die  Dosbestellung  nach  weltlichem  Rechte  nur 
als  öffentlicher  Beweis  für  den  Abschluß  einer  rechtsgültigen 
Ehe   dienen  sollte,   ist    schon  oben  (S.  35)   ausgeführt  worden. 

Das  westgotische  Rechtsbuch  enthält  somit  nichts  über  die 
Art  der  eigentlichen  Eheeingehung.  Das  Verlöbnis  und  die 
•  lie  dabei  getroffenen  Abmachungen   sind  nicht  Eheschließung, 

0 

die  letztere  war  in  jener  Zeit  nicht  weltliche,  sondern  kirchliche 
Angelegenheit.    Die  Kirche  hat  aber  weder  im  Westgotenreiche 


I.  Kap.  Die  westgot.  Zeit.    B.  Eheschließungs-  u.  Eherecht  d.  Lex  Visigoth.   37 

noch  auch  sonstwo  die  Rechtsgültigkeit  der  Ehe  von  der  Dos- 
bestellung, wie  schon  hervorgehoben,  oder  priesterlichen  Ein- 
segnung abhängig  gemacht.1 

V.  Die  Ehehindernisse  (nuptiae  illicitae). 

LV.  III.  2  mit  der  Überschrift:  De  nuptiis  illicitis  enthält 
acht  Gesetze  über  verbotene  Ehen.  Alle,  mit  Ausnahme  von 
c.  7  (Chindasvinth),  sind   Antiquae.     Ihr   Inhalt  ist  folgender: 

1.  Das  Trauerjahr. 

LV.  III.  2  c.  1  (Antiqua)  stellt  die  Wiederverheiratung  und 
außerehelichen  Geschlechtsverkehr  (adulterium  =  röm.  stuprum) 
der  Witwe  innerhalb  eines  Jahres  nach  des  Mannes  Tode  unter 
Strafe.  Die  Frist  (das  Trauerjahr)  ist  dem  römischen  Recht 
entlehnt  und  wurde  hier  durch  eine  Konstitution  von  Gratian, 
Valentinian  und  Theodosius  vom  Jahre  381  (Cod.  Iust.  V.  9,  2 
=  Cod.  Theod.  III.  8,  1)  auf  12  Monate  statt  der  früheren  Frist 
von  10  Monaten  festgesetzt.  Auch  die  Strafe,  Verlust  des  halben 
Vermögens  an  die  Kinder  erster  Ehe  oder,  wenn  solche  fehlen, 
an  die  sonstigen  Erben,  stammt  aus  dem  römischen  Recht,  aus 
Cod.  Iust.  VI.  56,  4.  Die  dennoch  geschlossene  Ehe  war  aber 
rechtsgültig. 

Ervig  fügte  zu  dem  Gesetze  einen  Zusatz,  wonach  diejenigen 
Witwen,  welche  sich  auf  Befehl  des  Königs  vorzeitig  wieder 
verheiraten,  von  der  Strafe  ausgeschlossen  werden.2 

2.  Die  Gleichbürtigkeit. 
Wie  bei  den  anderen  germanischen  Völkern,  so  hatten  auch 
bei  den  Westgoten  die  ständischen  Verhältnisse  eine  große 
Bedeutung.  Die  Ebenbürtigkeit,  zufolge  deren  in  einer  Reihe 
rechtlicher  Beziehungen  der  Untergenosse  von  den  Obergenossen 
als  unebenbin  tig  ausgeschlossen  wurde,  hatte  ihre  Bedeutung 
im  Lehenrecht,  Gerichtswesen,  im  Vormundschafts-  und  Erbrecht. 
Anders  war  es  hinsichtlich  der  Ehe,  indem  diese  Gleich  Hurtig- 
keit beider  Ehegatten  verlangte,  also  nicht  bloß  den  Unter« 
"ii  ansechloA  Bin  Ehehindernis  bildete  die  Standet- 
Verschiedenheit  nur  zwischen  Freien  und  Unfreien,  bei  anderen 


i  Freiste,  0.  11  1  I8ft 

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In  4KB     1--1    Bd      I       L79 


I.  Teil.     Rechfcgeschii'htliche  Darstellung  (Spanien). 

Ehen  bildete  sie  zwar  kein  Ehehindernis,  aber  es  traten  die 
vollen  Wirkungen  der  Ehe  nur  unter  Standesgenossen  ein.  Die 
folgenden  hiervon  handelnden  Gesetze  der  LV.  sind  ebenfalls 
in  starker  Anlehnung  an  das  römische  Recht  entstanden: 

LV.  III.  8  0.  S  (Antiqua)  verhängt  über  die  mulier  ingenua, 
welche  sich  mit  ihrem  Sklaven  oder  ihrem  eigenen  Freigelassenen 
-chlechtlich  abgibt  (adulterium  =  röm.  stuprum)  oder  eine 
Ehe  mit  ihnen  eingeht,  von  Erlaß  des  Gesetzes  ab  die  Strafe 
der  Auspeitschung  und  des  Feuertodes.  Dieselbe  Strafe  trifft 
auch  den  Sklaven  und  den  Freigelassenen. 

Ist  vor  Erlaß  der  Antiqua  die  Eheschließung  schon  erfolgt, 
dann  sollen  beide  getrennt  werden,  das  Vermögen  der  Frau 
fällt  nicht  an  die  aus  der  verbotenen  Verbindung  hervorgegan- 
genen Kinder,  sondern  an  ihre  Kinder,  welche  sie  etwa  aus 
einer  rechtmäßigen  Ehe  hat,  sonst  an  ihre  Verwandten  (legali 
successione).  Wenn  Verwandte  usque  ad  tertium  gradum  nicht 
vorhanden  sind,  erhält  der  Fiskus  das  Vermögen.  Die  Frau 
trifft  aber  auch  nach  der  Trennung  der  Verbindung  die  Strafe 
des  Auspeitschens  und  des  Feuertodes.  Flüchtet  sie  aber  in 
die  Kirche,  so  wird  sie  irgend  jemand  zur  Sklaverei  übergeben. 

Auch  diese  Antiqua  schließt  sich  an  das  römische  Recht, 
nämlich  an  die  Konstitution  Konstantins  im  Cod.  Theod.  IX. 
i',  1,  welche  in  die  Lex  Rom.  Vis.  IX.  6,  1  aufgenommen  wurde 
und  zugleich  mit  der  westgotischen  Interpretation  zu  dem  Gesetz 
in  der  Antiqua  benutzt  ist.  Außerdem  ist  in  der  Antiqua  be- 
nutzt ein  Gesetz  des  Kaisers  Anthemius  von  468,  Anthemii  Nov.  1. 
§  2  u.  3  (Haenel,  Novellae  constitutiones  c.  343 ff.). 

Auch  LV.  III.  2  c.  3  (Antiqua)  zeigt  eine  starke  Mischung 
germanischen  und  römischen  Rechts.  Nach  diesem  Gesetze  soll 
das  freie  Weib,  welches  sich  ehelich  oder  außerehelich  mit  einem 
fremden  Sklaven  verbindet,  dem  Herrn  desselben  verknechtet 
werden.  Diese  Folge  soll  aber  nicht  sofort  eintreten,  sondern 
nach  vorher  erfolglos  angestellten  Maßregeln.  Zunächst  soll 
der  Richter  die  Trennung  des  Paares  befehlen  und  seinem  Be- 
fehle mit  je  100  Geißelhieben  bei  jedem  der  beiden  Delinquenten 
Nachdruck  verleihen.  Dreimal  soll  nötigenfalls  diese  Prozedur 
wiederholt  werden.  Wenn  die  beiden  dann  noch  nicht  vonein- 
ander lassen,  soll  die  Frau  in  die  Gewalt  ihrer  Sippe  gegeben 
werden,  und  erst,  wenn  diese  sie  wieder  freigibt,  soll  sie  dem 
Ilf-rrn  ihres  Mannes  verknechtet  werden.     Die  mit  dem  Manne 


I.  Kap.  Die  westgot.  Zeit.    B.  Eheschließung^-  u.  Eherecht  d.  Lex  Visigoth.   39 

erzeugten  Kinder  folgen  dem  Stande  ihres  Vaters,  das  Vermögen 
der  Frau  nehmen  ihre  Verwandten.  In  derselben  Weise  soll 
mit  einem  freien  Manne  verfahren  werden,  der  sich  mit  einer 
Unfreien  verbindet. 

Ervig  macht  zu  der  Stelle  einen  Zusatz,  wonach  die  aus 
solcher  Verbindung  erzeugten  Kinder  ingenui  bleiben,  wenn  sie 
durch  einen  legitimen  Zeugen  den  Beweis  erbringen,  daß  sie 
30  Jahre  lang  als  frei  gegolten  haben. 

Die  älteren  römischen  Quellen,  welche  bei  diesen  Bestim- 
mungen benutzt  sind,  aber  keine  Aufnahme  in  die  Lex  Rom. 
Vis.  fanden,  sind:  Pauli  sent.  II.  21  A;  Cod.  Theod.  IV.  11  c.  4,  6; 
Nov.  Valent.  III.  30  §  6. 

LV.  III.  2  c.  4  (Antiqua)  bestimmt,  daß  eine  freigelassene 
Frau,  welche  sich  außerehelich  oder  ehelich  mit  einem  fremden 
Unfreien  einläßt  und  nach  dreimaligem  richterlichen  Befehl 
(post  trinam  conventionem)  die  Verbindung  nicht  aufgibt,  dem 
Herrn  des  Unfreien  verknechtet  wird.  Dasselbe  Recht  gilt  auch 
bei  dem  freigelassenen  Manne,  welcher  sich  mit  einer  fremden 
Unfreien  einläßt.  Wenn  aber  der  dominus  des  Freigelassenen 
und  der  dominus  der  Unfreien  ihre  Zustimmung  zu  der  Ver- 
bindung geben,  so  bleibt  sie  bestehen,  die  erzeugten  Kinder 
bleiben  jedoch  unfrei. 

Die  für  diese  Antiqua  benutzten  römischen  Quellen  sind: 
Pauli  sent.  IL  21  A  g  6  u.  7;  Cod.  Theod.  IV.  11  c.  1,  2,  7; 
Gaii  inst.  I.  84. 

LV.  III.  2  c.  5  (Antiqua)  handelt  von  der  Zugehörigkeit 
der  Kinder  aus  Verbindungen  zwischen  Unfreien  verschiedener 
domini.  Wenn  jemand  seine  Sklavin  einem  fremden  Sklaven 
ohne  Wissen  seines  dominus  zur  Ehe  gibt,  erhält  der  dominus 
des  Sklaven  Eigentum  an  der  Sklavin  und  den  erzeugten  Kindern. 
Dasselbe  gilt,  wenn  jemand  seinen  Sklaven  einer  fremden  Sklavin 
unter  denselben  Verhältnissen  zur  Ehe  gibt. 

mische  Quellen  für  diese  Antiqua  sind  nicht  nachzuweisen, 
es  handelt  sich  somit  um  reines  weetgol  isches  Recht. 

LV.  III.  2  c  7  (Cbindaerinth)  behandelt  den  Fall,  wo  ein 
H'-rr  seinen  Knecht  eine  Ma-d   fälschlich   für   frei  ausgibt 

und  mit  einer  freien  oder  freigelassen«-])  1\ rson  verheiratet. 
In  solchem  Falk  trifft  den  Herrn  die  Strafe  der  Infamie,  <r 
verwirkt  sein  Recht  an  der  unfreien  iVrson,  welch»,  mit  den 
erzeugten    Kindern    in    den  Stand    der    lügend   tritt    nml    das   ihr 


40  i.  Teil.    EUchftigQtcbiehUicht  Darstellung  (Spanien). 

bei  der  Eheschließung    gegebene  oder  versprochene  Vermögen 
zu  Eigentum  erwirbt. 

Als  Quelle  benutzte  Chindasvinth  wahrscheinlich  Justinians 
Novelle  XXII  c.  11  (=  Iuliani  Constit.  XXXVI  c.  3),  an  der 
er  jedoch  Veränderungen  vornahm. 

3.  Die  Verschollenheit. 

LV.  III.  2  c.  6  (Antiqua)  verbietet,  daß  eine  Frau,  deren 
Mann  verschollen  ist,  sich  wieder  verheiratet,  bevor  sie  sich 
aus  sicheren  Anzeichen  von  seinem  Tode  überzeugt  hat.  Auch 
der  Mann,  den  sie  heiraten  will,  hat  sich  diese  Sicherheit  zu 
verschaffen.  Heiraten  sie  sich,  ohne  sich  diese  Sicherheit  ver- 
schafft zu  haben,  und  kehrt  der  erste  Mann  zurück,  so  werden 
beide  ihm  verknechtet,  d.  h.  sie  erleiden  die  Strafen  des  Ehe- 
bruchs, welche  nach  LV.  III.  4  c.  1,  3,  12  in  der  Überlieferung 
des  schuldigen  Paares  an  den  beleidigten  Gatten  besteht.  Letzterer 
konnte  sie  verkaufen  oder  töten. 

Auch  dieses  Gesetz  schließt  sich  an  das  römische  Recht  an, 
nämlich  an  die  in  die  Digesten  aufgenommene  Stelle  Papinians, 
Dig.  XLVIII.  5.  12  §  12.  Außerdem  stimmen  die  Bestimmungen 
der  Antiqua  so  ziemlich  überein  mit  denjenigen,  welche  Justi- 
nian  in  Novelle  117  c.  11  (=  Iuliani  Constit.  108  c.  10)  für 
die  Soldatenfrau  trifft.1 

4.  Der  Frauenraub  (raptus).    Königliche  Ehebefehle. 

LV.  III.  3  mit  der  Überschrift:  De  raptu  virginum  vel  vi- 
duarum  behandelt  in  12  Kapiteln  den  Frauenraub  und  verwandte 
Verbrechen.  In  dem  ganzen  Titel  macht  sich  sowohl  hinsicht- 
lich der  Auffassung  des  raptus  als  auch  hinsichtlich  der  Strafen 
römischrechtlicher  Einfluß  und  besonders  solcher  justinianischen 
Rechts  geltend.2 

Die  Strafen  sind  nach  der  verschiedenen  Art  des  Verbrechens 
bemessen:  Vermögensbuße,  Knechtschaft,  Todesstrafe.  Teilweise 
wird  die  entführte  Frauensperson,  teilweise  ihre  Eltern  (Vor- 
münder) für  die  raptus  entschädigt.  Das  Verbrechen  wird  somit 
unter  einem  doppelten  Gesichtspunkt  aufgefaßt,  einmal  als  rechts- 
widriger Zwang  gegen  die  Frauensperson  und  sodann  als  rechts- 
widriger Eingriff  in  die  Rechte  ihres  Vormundes. 


1  Freisen,  G.  <J.  ERs.  8.  367,  789. 

1  Das  Nähere  bei  Zeumer,  N.  Arch.  Bd.  24  S.  600  ff. 


I.  Kap.  Die  westgot.  Zeit.    B.  Eheschließungs-  u  Eherecht  d.  Lex  Visigoth.    41 

Nur  der  König  hatte  das  Recht,  einen  Zwang  bei  der  Ehe- 
schließung auszuüben,  so  nach  LV.  III.  3  c.  11  (Chindasvinth): 
Wer  ein  freies  Mädchen  (selbstverständlich  ohne  als-Muntwalt 
dazu  berechtigt  zu  sein)  oder  eine  Witwe  ohne  königlichen 
Befehl  einem  Manne  gegen  ihren  Willen  zur  Ehe  gibt,  soll  der 
geschädigten  Person  5  Pfund  Gold  zahlen,  und  die  Ehe  soll 
gegen  den  Willen  der  Frauensperson  nicht  gültig  sein.  Über 
königliche  Ehebefehle  handeln  ferner  LV.  III.  2  c.  1  (Ervig); 
III.  5  c.  1   (Rekkessvinth);  III.  6  c.  2  (Chindasvinth). 

Die  Entführung  hat  den  Charakter  eines  Strafvergehens, 
Für  Klagen  wegen  derselben  gilt  gemäß  LV.  III.  3  c.  7  (Anti- 
qua) die  allgemeine  Klagejährungsfrist  von  30  Jahren.  Ein 
Ehehindernis  bildet  die  Entführung  nicht,  vielmehr  wird  in 
LV.  III.  3  c.  7  (Antiqua)  bestimmt,  daß  die  Eltern  der  Geraubten 
oder  diese  selbst  wie  auch  die  Witwe  mit  dem  raptor  nach- 
träglich eine  Ehe  vereinbaren  können. 

Es  ist  in  den  Bestimmungen  der  LV.  nur  von  der  Ent- 
führung einer  unverlobten  Frauensperson  und  einer  sponsa 
aliena  die  Rede.  Daraus  folgt,  daß  an  der  eigenen  sponsa 
das  Verbrechen  des  raptus  nicht  begangen  werden  kann.1 

5.  Unzuchtsdelikte  (adulterium). 

LV.  III.  4  trägt  die  Überschrift:  De  adulteriis.  Dabei  ist 
jedoch  zu  beachten,  daß  der  Ausdruck  adulterium  sich  nicht 
mit  unserem  Begriff  des  Ehebruchs  deckt.  Er  umfaßt  auch 
die  übrigen  Unzuchtsdelikte  mit  Ausschluß  des  raptus. 

Die  Strafen  für  diese  Vergehen  sind  ebenfalls  äußerst  strenge 
und  auch  hier  nach  der  Schwere  des  Verbrechens  abgestuft: 
Vermögensbuße,  Oberlieferang  zur  Privatrache,  Prügelstrafe, 
V'-rknechtung,  Tötung  bei  Ertappung  des  Verbrechers  in  fla- 
granti, Verbrennung  (bei  Unfreien).  Auch  hier  zeigen  die  ein- 
zelnen Gesetze  vielfach«'  Berührungspunkte  mit  dem  römischen 

ehte.2 
Über  die  Frage,  ob  das  aldulterium  ein  Khehindernis  ist,  fol- 
gendes:    LV.   III.    1    C    7    (Antiqua)    bestimmt:    Wenn    ein    freies 

Mädchen  odereine  Witwe  sich  zum  Zweck  außerehelichen  Verkehrs 
in  ein  fremd*  Haus  begibt,  und  beide  wollen  sieh  heiraten, 


i  Vgl.  Streber  snd  Hb«  <i  D  Urin  I  i 

■  (T. 
■  Da*  Nfthere  bd  r,  N.   Ai.h.   IM    34 


LS  I.  Teil.     Rechtsgesehiehtliche  Darstellung  (Spanien). 

so  ist  die  Eheschließung  gestattet,  wenn  die  Eltern  der  Frauens- 
person ihre  Einwilligung  geben  und  der  betreffende  Mann  diesen 
Eltern  difl  pretium  bezahlt.  Die  betreffende  Frauensperson 
hat  aber  mir  mit  Einwilligung  ihrer  Eltern  ein  Erbrecht  an 
der  letzteren  Vermögen. 

LA'.  XI.  I  c.  8  (Antiqua)  bestimmt:  Wenn  ein  freies  Mädchen 
freiwillig  sich  einem  Manne  außerehelich  hingegeben  hat,  und  letz- 
terer will  sie  heiraten,  so  ist  das  gestattet.  Will  er  sie  aber  nicht 
heiraten,  so  trifft  das  Mädchen  die  Strafe  des  Ehebruchs. 

LV.  III.  4  c.  14  (Antiqua)  bedroht  Freie  für  Unzucht  an 
freien  Witwen  und  Mädchen  mit  Prügelstrafe  und  Verknechtung, 
Unfreie  mit  dem  Feuertode.  Ervig  fügt,  um  die  nachträgliche 
Ehe  der  Stuprierten  mit  dem  ihr  verknechteten  Freien  zu  ver- 
hindern, hinzu,  daß  die  Frauensperson,  wenn  sie  den  Täter  qua- 
libet  occasione  zur  Ehe  nimmt,  mitihrem  Vermögen  in  die  Gewalt 
ihrer  Erben  gegeben  werden  solle. 

In  allen  drei  Fällen  handelt  es  sich  nicht  um  wirklichen 
Ehebruch,  sondern  um  außerehelichen  Geschlechtsverkehr.  Aus- 
drücklich aber  bestimmt  Chindasvinth  für  den  Fall  des  wirk- 
lichen Ehebruchs  in  III.  4  c.  12,  daß  der  Ehebrecher  niemals  mehr 
die  Erlaubnis  habe,  mit  der  Ehebrecherin  außerehelich  zu  ver- 
kehren oder  sie  zu  heiraten.  Damit  ist  der  Ehebruch  für  ein 
Ehehindernis  erklärt.1 

Das  letzte  Gesetz  dieses  Titels  III.  4  c.  18  von  Rekkessvinth 
trägt  die  Überschrift:  Deimmundicia  sacerdotum  et  ministrorum. 
Dasselbe  ist  im  Anschluß  an  c.  5  des  VIII.  Konzils  von  Toledo 
(a.  653)  erlassen  und  als  weltliches  Ausführungsgesetz  zu  diesem 
Canon  anzusehen,  den  es  als  patrum  sententia  zitiert  und  dem 
es  sich  im  Wortlaut  vielfach  anschließt.  Es  verbietet  den  Priestern, 
Diakonen  und  Subdiakonen  den  außerehelichen  Geschlechtsver- 
kehr und  die  Verheiratung. 

Derartige  Verbindungen  sind  durch  den  Bischof  oder  welt- 
lichen Richter  zu  trennen.  Die  schuldigen  Geistlichen  werden 
gemäß  den  kanonisch-rechtlichen  Canones  mit  Buße  bestraft, 
den  schuldigen  Weibern  wird  Prügelstrafe  (centenis  flagellis  a 
iudicibus  verberentur),  den  in  der  Verfolgung  solcher  Vergehen 
lässigen  Bischöfen  Geldstrafe  (duas  libras  auri  fisco  persolvat) 
angedroht.   Derartige  Verbindungen  sind  zu  trennen.   Das  Gesetz 

1  über  die  anders  geartete  Entwicklung  des  Ehebruchs  als  Ehehindernis 
im  kanonischen  Recht  vgl.  Freisen,  G.  d.  ERs.  S.  622  ff. 


I.  Kap.  Die  westgot.  Zeit.    B.  Eheschließungs-  u.  Eherecht  d.  Lex  Visigoth.   43 

dient  der  Durchführung  der  kirchlichen  Zölibatsgesetze,  welche 
in  Spanien  auf  große  Schwierigkeiten  stieß.1 

Daß  nach  LV.  III.  4.  c.  2  (Antiqua)  und  seiner  Redaktion  durch 
Ervig  der  Bruch  des  Verlöbnisses  durch  außerehelichen  Ge- 
schlechtsverkehr, durch  unrechtmäßige  Verlobung  wie  Verhei- 
ratung der  Braut  mit  einem  anderen  den  Ehebruchsstrafen 
unterliegt,  ist  schon  oben  (S.  30  f.)  ausgeführt  worden. 

6.  Inzest,  Apostasie,  Sodomie. 

LV.  III.  5  De  incestis  et  apostatis  adque  masculorum  con- 
cubitoribus  hebt  aus  der  Zahl  der  Unzuchtsvergehen  einige  als 
qualifizierte  heraus  und  stellt  sie  unter  besondere  Strafen. 

a.  Inzest.  In  LV.  III.  5  c.  1  stellt  Chindasvinth  als  Inzest 
unter  Strafe  die  eheliche  (matrimonium)  oder  außereheliche 
(adulterium)  Verbindung  mit  Abkömmlingen  des  Vaters  oder 
der  Mutter,  der  Großeltern,  der  Eltern  der  Frau,  ferner  mit 
der  Verlobten2  oder  Witwe  des  Vaters,  der  Witwe  eines  Ver- 
wandten sowie  mit  allen  Verwandten  bis  zum  sechsten  Grade 
einschließlich  (usque  ad  sextum  generis  gradum  nulli  liceat 
sanguinis  propinquitatem  libidinose  foedare  vel  coniugio  ad- 
petere).  Ausgenommen  von  den  Strafbestimmungen  dieses 
Gesetzes  bleiben  solche  Verbindungen  nur  dann,  wenn  sie  auf 
Befehl  oder  mit  Genehmigung  des  Königs  geschlossen  sind. 
Die  Schuldigen  sind  durch  den  Richter  zu  trennen  und  werden 
mit  lebenslänglicher  Einsperrung  in  ein  Kloster  bestraft.  Be- 
treffs der  vermögensrechtlichen  Strafen  verweist  das  Gesetz  auf 
LV.  III.  5  c.  2. 

In  diesem  angezogenen  Gesetze  (III.  5  c.  2)  stellt  Rekkared 
die  Khe  mit  einer  gottgeweihten  Jungfrau  oder  gottgeweihten 
Witwe  ebenfalls  unter  die  Strafe  des  Inzestes.  Der  zum  Ka- 
tholizismus übergetretene  Westgotenkönig  bezeichnet  als  Motiv 
hierfür  seinen  Eifer  für  den  katholischen  Glauben  und  beruft 
h  auf  die  canones  ecclesiastici,  welche  die  Ehe  mit  einer  gott- 
geweihten  Jungfrau  oder  Witwe  verbieten.  Derartige  Verbin- 
dungen find  durch  den  Richter  oder  den  Priester  zu  trennen,  auch 

wenn   kein  Kläger    tuftritt     Die   Schuldigen    werden    mit    immer 

«rfthrender  Verbannung  ohne  Aussicht  auf  Begnadigung  bestraft 
»  Vgl.  darSbef  Kr.  n. 

1  In  dem  Verbote  <I»t  Kln-  und  <!■  ••liHi<-ln-n  \nk«-lii-   mii  ■  I ■- ■ 

MU  }  I   -lie  Mf.  qua«!    aflinitas   ;.!-   Ebthilldeniil   Werf  UUtt. 

•  v,  mi  kau 


44  1.  Teil.     Rechtsgeschichtliche  Darstellung  (Spanien). 

Ihr  Erbe  fällt,  wenn  keine  Kinder  ans  früherer  Ehe  vorhanden 
sind,  an  die  im  Inzest  erzeugten  Kinder,  welche  außerdem  auch 
frei  von  der  Infamie  sein  sollen.  Fehlt  es  auch  an  diesen  Kindern, 
fällt  das  Erbe  an  diejenigen  Personen,  welche  nach  der  Suk- 
zessionsordnung  (LV.  IV.  c.  2  f f.)  dazu  berufen  sind. 

Eine  Ergänzung  zu  LV.  III.  5  c.  1  gibt  Chindasvinth  in 
III.  5  c.  5,  indem  er  jedem  die  Geschlechtsverbindung  mit  einem 
Weibe  verbietet,  von  dem  er  weiß,  daß  sie  mit  seinem  Vater 
oder  Bruder  im  außerehelichen  Geschlechtsverkehr  gestanden 
habe.  Dasselbe  Verbot  gilt  auch  für  den  Vater  hinsichtlich  des 
Weibes,  mit  dem  sein  Sohn  im  außerehelichen  Geschlechtsverkehr 
gestanden  hat.  Es  macht  keinen  Unterschied,  ob  das  Weib  eine 
Freie  oder  Unfreie  ist.  Der  schuldige  Mann  verliert  sein  Ver- 
mögen an  seine  ehelichen  Kinder,  oder,  wenn  solche  fehlen, 
an  seine  sonstigen  Erben  und  wird  außerdem  mit  lebensläng- 
licher Verbannung  bestraft. 

In  diesem  Gesetz  ist  somit  die  affinitas  illegitima  anerkannt. 
Da  dieselbe  dem  römischen  Recht  unbekannt  war,  vielmehr  ihre 
Einführung  durch  das  kanonische  Recht  erfolgt  ist,1  darf  ein 
Anschluß  an  kirchliche  Anschauungen  angenommen  werden. 

b.  Apostasie.  In  LV.  III.  5  c.  3  handelt  Chindasvinth 
von  der  Apostasie,  welche  Religiöse  d.  h.  Mönche,  gottgeweihte 
Jungfrauen  und  Witwen  sowie  Büßende  (poenitentes)  durch 
Rückkehr  zum  weltlichen  Leben  begehen.  Er  schließt  sich  hier 
an  die  kirchlichen  Bestimmungen,  welche  das  Concil.  Tolet.  IV. 
(a.  633)  c.  49,  52,  55,  56,  Concil.  Tolet.  VI.  (a.  638)  c.  9  ff.,  Concil. 
Tolet.  X.  (a.  656)  c.  4,  5,  6  über  diesen  Gegenstand  getroffen 
hatten,  insbesondere  anerkennt  er  auch  die  Bestimmung  des 
Concil.  Tolet.  IV.  (a.  633)  c.  49:  Monachum  aut  paterna  devotio 
aut  propria  professio  facit.  Er  bestätigt  die  kanonisch-rechtlichen 
Vorschriften:  Gewaltsame  Zurückführung  zum  geistlichen  Leben 
durch  Einsperrung  in  ein  Kloster  zu  lebenslänglicher  Buße,  und 
fügt  diesen  kirchlichen  Strafen  weltliche  hinzu:  Vermögens- 
verlust und  Infamie,  als  deren  Wirkungen  er  Unfähigkeit  zur 
Erhebung  einer  Anklage,  zum  Zeugnis  und  zur  Vertretung  vor 
Gericht  hinstellt.  Gewisse  Kategorien  sind  straffrei,  darunter 
diejenigen,  welche  das  geistliche  Leben  in  schwerer  Krankheit 
ohne  rechtes  Bewußtsein  übernommen  haben,  wogegen  das  Conc. 

'  Kreisen,  G.  d.  ERs.  S.  449  H.  Hörmann,  Quasiaffinität  II.  S.  381  ff., 
447  n. 


I.  Kap.  Die  westgot.  Zeit.    B.  Eheschließungs-  u.  Eherecht  d.  Lex  Visigoth.  45 

Tolet.  XII.  (a.  681)  c.  2  auch  in  diesem  Fall  die  Apostasie  ein- 
treten läßt. 

Vielfach  kamen  bei  der  Übernahme  des  geistlichen  Lebens 
Schwindeleien  vor.  Witwen  pflegten  in  der  Zeit  der  Trauer 
das  geistliche  Gewand  anzunehmen,  dabei  sich  aber  die  Rück- 
kehr in  das  weltliche  Leben  offenzuhalten,  indem  sie  farbige 
Streifen  der  inneren  Seite  des  Gewandes  aufnähten,  auf  Grund 
deren  sie  dann  vorgaben,  nie  wirklich  ein  geistliches  Gewand 
getragen  zu  haben.  Diesen  und  ähnlichen  Schwindeleien  trau- 
ernder Witwen  war  schon  unter  Rekkessvinth  das  Conc.  Tolet.  X 
(a.  656)  c.  4  entgegengetreten,  indem  es  bestimmte,  daß  Witwen 
nur  nach  vorgängiger  schriftlicher  Erklärung,  immer  im  geist- 
lichen Stande  bleiben  zu  wollen,  von  dem  Priester  das  geist- 
liche Gewand  empfangen,  und  daß  an  dem  Gewände  keine  bunte 
Farben  sein  sollten.  Da  diese  Bestimmung  nicht  den  gewünsch- 
ten Erfolg  hatte,  schärfte  Egica  in  LV.  III.  5  c.  6  (Novella 
Solet)  die  in  dieser  Angelegenheit  vom  kanonischen  Recht  fest- 
gesetzten Strafen  durch  sein  weltliches  Gesetz  von  neuem  ein.1 

c.  Sodomie.  Zwei  Gesetze  dieses  Titels  handeln  von  der 
Sodomie.  In  LV.  III.  5  c.  4  trifft  Chindasvinth  Bestimmungen 
gegen  die  masculorum  concubitores.  Als  Hauptstrafe  verhängt 
er  über  die  Schuldigen  die  Entmannung;  dazu  werden  sie  dem 
Bischof  zur  Einsperrung  übergeben.  Das  Vermögen  derselben 
geht  an  die  legitimen  Kinder  oder  bei  ihrem  Fehlen  an  die 
legitimen  sonstigen  Erben  über.  Die  Frauen  derselben  behalten 
die  empfangene  dos  neben  ihrem  sonstigen  Vermögen  und  können 
sich  beliebig  wieder  verheiraten. 

König  Egica  führt  in  LV.  III.  5  c.  7  (Nov.  Orthodoxe)  den 
Kampf  gegen  die  Sodomie  fort:  Einmal  bestätigt  er  die  von 
Chindasvinth  festgesetzten  Strafen,  und  sodann  anerkennt  er  auch 
als  weltliches  Recht  die  vom  Conc.  Tolet.  XVI  (a.  698)  c  .'} 
gegen  die  Sodomie  festgesetzte  kirchliche  Strafsatzung.  Dieses 
Konzil  bedroht  Geistliche  mit  dem  Verlust  ihrer  Würde,  Laien 
mit  100  Schlägen  und  Haarscheren,  beide  dazu  mit  Lebensl&ng- 
lichem  Exil  d.  h.  Einsperrung  unter  strenger  geistlicher  Zaoht 

7.  Elnscharfungr  des  Ehehindernisses  der  Verwandtschaft  für  die  Juden. 

Vor    der    Einführung    des    einheitlichen    RechttbUOhCi    der 

L  lebten  die  Juden    im   weetgOtisohen    Reiche   wir   früher 


i  Vgl.  Kreisen,  0.  -1.  I 


46  I.  Teil.    Reohtagetchichtiche  Darstellung  (Spanien). 

im  römischen  Reiche  als  Römer  nach  römischem  Rechte,  wie 
das  in  der  Lex  Rom.  Vis.  Cod.  Theod.  II.  1.  10  bezeugt  wird. 
Mit  Einführung  der  Lex  Vis.  unterstanden  die  Juden  den  Be- 
Stimmungen  dos  einheitlichen  Gesetzbuches.  Bei  einigen  Gesetzen 
ist  diese  Geltung  für  die  Juden  noch  besonders  ausgesprochen. 
So  bestimmt  Rekkessvinth  in  LV.  XII.  2  c.  6:  Nemo  ex  Iudaeis 
propinquitatem  sanguinis  sui  coniugio  copulet,  adulterio  polluat, 
incestu  commaculet.  Nullus  usque  ad  sextum  generis  gradum 
ooitum  personam  quamcumque  contingat,  und  verweist  auf  die 
von  ihm  in  LV.  XII.  2  c.  11  festgesetzten  Strafen:  Verstümmlung, 
Steinigung,  Feuertod;  im  Falle  königlicher  Gnade  tritt  Knecht- 
schaft und  Vermögensverlust  an  deren  Stelle. 

Ervig  erweitert  in  LV.  XII.  3  c.  8  das  vorige  Gesetz  unter 
Berufung  auf  das  von  Chindasvinth  in  III.  5  c.  1  erlassene 
Gesetz  und  bestimmt:  Nulli  Iudaeorum  in  utroque  sexu  per- 
mittimus  ex  propinquitate  sui  sanguinis  vel  uxoris  sue  atque 
etiam  virorum  iuxta  legem,  quae  in  christianis  est  lata,  usque 
ad  sexti  generis  gradum  connubia  ducere  vel  incesti  maculam 
operari.  Die  Verbindung  wird  getrennt,  die  Übertreter  des 
Gesetzes  werden  außerdem  öffentlich  geschoren,  erhalten  100 
Peitschenhiebe  und  werden  exiliert.  Ihr  Vermögen  geht  an  die 
Kinder  aus  früherer  legitimer  Ehe  über,  sind  keine  vorhanden, 
an  den  König  oder  den  Fiskus. 

8.  Die  Verwandtschaftszählung  (de  gradibus). 
In  den  vorher  angeführten  Gesetzen  (III.  5,  1;  XII.  2,  6; 
XII.  3,  8)  wird  die  Ehe  verboten  bis  zum  6.  Grade.  Es  fragt 
sich  nun,  welche  Verwandtschaftszählung  in  der  Lex  Vis.  an- 
gewandt wurde.  Pauli  Sent.  IV.  11  wurden  in  die  Lex  Rom. 
Vis.  als  Pauli  Sent.  IV.  10  c.  1 — 7  aufgenommen.  In  dieser 
Fassung  zugleich  mit  der  westgotischen  Interpretation  ging  die 
Stelle  aus  der  Lex  Romana  über  in  LV.  IV.  1  c.  1— 7.1  Es 
liegt  hier  somit  die  römisch-rechtliche  Verwandtschaftskomputa- 
tion zugrunde.  Nach  dieser  Komputation  geht  das  Erbrecht  . 
wie  im  römischen  so  auch  im  westgotischen  Reiche  bis  zum 
7.  Grade  incl.  (LV.  IV.  2  c.  1  —  20).  Die  erwähnten  Eheverbote 
dagegen  gehen  bloß  bis  zum  6.  Grade  inkl.  Das  westgotische 
Gesetzbuch  weiß  somit  nichts  von  der   sog.   germanischen 


1  Vgl.  Paul.  sent.  IV.  11  bei  Huschke,  Iurispr.  Anteiustin.  (1874)  S.  483  ff.; 
Lex  Rom.  Vis.  Paul.  sent.  IV.  10  bei  Haenel,  Lex  Rom.  Vis.  (1848)  S.  408. 


Kap.  Die  westgot.  Zeit.    B.  Eheschließungs-  u.  Eherecht  d.  Lex  Visigoth.  47 

Komputation.  Daß  diese  römische  Komputation  schon  lange  in 
Übung  war,  folgt  daraus,  daß  bereits  Isidor  von  Sevilla  (c.  un. 
C.  35  q.  4)  sich  derselben  bedient.1 

VI.  Die  Ehescheidung  (divortium,  repudium). 

Wie  in  den  anderen  germanischen  Reichen,  so  entsprechen 
auch  im  Westgotenreiche  die  weltlichen  Gesetze  über  Ehescheidung 
nicht  den  kirchlichen  Rechtsgrundsätzen  über  Unauflöslichkeit 
der  Ehe.  Das  westgotische  Ehescheidungsrecht  ist  enthalten  in 
den  verworren  redigierten  Gesetzen  der  LV.  III.  6  c.  1  u.  2. 
In  dem  c.  2  läßt  Chindasvinth  das  ältere  in  c.  1  (Antiqua) 
enthaltene  Recht  unberührt,  fügt  aber  dazu  mehrere  andere  Be- 
stimmungen. 

Für  das  Verständnis  der  beiden  Stellen  kommt  insbesondere 
der  Sinn  der  Bezeichnungen  divortium  und  repudium,  der  hier 
ein  ganz  anderer  als  im  römischem  Recht  ist,  in  Betracht. 
Divortium  ist  nach  nach  beiden  Gesetzen  die  allgemeine  Be- 
zeichnung für  jede  Ehescheidung,  repudium  mittere,  dare  usw. 
dagegen  die  Form,  in  der  sich  die  Ehescheidung  vollzieht 
(mündlich  vor  Zeugen,  schriftlich,  durch  Boten). 

Eine  einseitige  Scheidung  ohne  Grund  (causa),  wie  sie 
ursprünglich  das  römische  Recht  kannte,  gibt  es  nicht  im  west- 
gotischen Recht.  Die  Frau  hat  nach  LV.  III.  6  c.  2  das  Scheidungs- 
recht, wenn  sie  den  Mann  eines  Verbrechens  überführt;  solche 
Verbrechen  sind  Sodomie  des  Mannes  oder  Preisgabe  der  Frau 
zur  Unzucht  gegen  ihren  Willen.  Als  einziger  Grund,  der  dem 
Manne  die  Scheidung  gestattet,  wird  im  Anschluß  an  die  Bibel 
(Matth.  5,  32,  excepta  fornicationis  causa)  in  LV.  III.  6  c.  2 
der  Ehebruch  der  Frau  hingestellt,  während  das  von  König 
Alarich  II.  berufene  westgotisohe  Konzil  von  Agde  (a.  506)  in 
c.  25  (=  c.  1  C.  33  q.  2)  mehrere  Scheidungs^ründe  kennt 
(causae  discidii). 


1  Isidor   von   Sevilla    war   660   geboren,    wurde    gegen   ♦;<><>  Enbbchoi    von 
.IIa  und  Mnrh  686.     7gL  über  Itfalt  H'/ndiungen   zur  \\  ■  'lim  Verwandt 

scbaflszählung   die   interessanten  Ausführungen   von.   M.  (onr.it     Colin,    Arbor 
iuris  de«  früheren  Mittelalters  mit  eigener   Komputation    L909),  BtfMT.  Alnlr.  aus 
Abhandl.    d.    KfL    i'reuo.    Akadeun«-    d.    V  DL      Du    RÜMM    ÜMI    dlt 

ver  Zahlung«  I   Freien.    Ottehlchtlichl    I  fl  ' 

:iung  über  di«-  Verwarn:  lihfamf    DMk    kaDOO.   H.  (AKR.   [1886]   Bd 

M7— IM     R     It-i-mi,  G.  d     1-1'.  !T. 


ls  I.  Teil.    Rechtsgeoehiehtliche  Darstellung  (Spanien). 

Nur  nach  erfolgreich  wegen  der  genannten  Verbrechen 
durchgeführter  Kriminalklage  kann  der  unschuldige  Gatte  dein 
schuldigen  das  repudium  dare,  mittere,  die  Ehe  wird  gelöst,  und 
der  unschuldige  Gatte  kann  sich  wieder  verheiraten. 

Der  Mann,  welcher  seine  Frau  grundlos  verstößt,  wird  durch 
Yermöi;ensverlust  und,  wenn  er  sich  wiederverheiratet,  mit  Exil 
(d.  h.  Einsperrung  in  ein  Kloster)  oder  Verknechtung  bestraft. 
Die  Frau,  welche  um  die  rechtlich  noch  bestehende  erste  Ehe  weiß 
und  den  Mann  dennoch  heiratet,  wird  gemäß  der  Antiqua  LV.  III. 
4  c.  9  der  verstoßenen  Frau  überliefert.  Am  Schlüsse  von  LV.  III. 
6  c.  2  werden  die  dem  Manne  angedrohten  Strafen  auch  für  die 
Frau  festgesetzt,  welche  ihre  Ehe  einseitig  gegen  den  Willen 
ihres  Mannes  mit  Hilfe  der  Obrigkeit,  durch  Befehl  des  Königs 
oder  seiner  Beamten  zu  lösen  versucht. 

Neben  dieser  einseitigen  Scheidung  auf  Grund  gerichtlich 
festgestellter  Verbrechen  ist  aber  auch  die  Ehescheidung  com- 
muni  consensu  in  den  beiden  Gesetzen  als  zu  Recht  bestehend 
anerkannt.  Denn  die  in  LV.  III.  6  c.  2  festgesetzte  Ungültigkeits- 
erklärung der  erpreßten  Willenserklärung  (quodsi  aliter  quisque 
uxorem  suam  spernens  etc.)  hat  die  Gültigkeit  freiwillig  gege- 
bener zur  Voraussetzung.1 

Die  Frage  über  das  zwischen  Ehescheidung  und  mundium 
bestehende  Wechselverhältnis,  d.  h.  die  Frage,  ob  mit  der  Ehe- 
scheidung von  selbst  auch  das  mundium  und  ebenso  ob 
mit  dem  Verlust  des  mundium  auch  die  Ehe  von  selbst  gelöst 
wird,  kann  aus  der  Lex  Vis.  nicht  vollständig  beantwortet  werden. 
Hinsichtlich  des  zweiten  Falles  bestimmt  LV.  III.  6  c.  2,  daß 
eine  Frau,  deren  Mann  in  Knechtschaft  fiel,  also  das  mundium 
verlor,  bei  ihm  in  coniugali  consortio  verbleiben  könne;  will 
sie  das  aber  nicht,  so  kann  sie  vor  dem  Tode  ihres  Mannes  zu 
keiner  anderen  Ehe  schreiten.  Damit  ist  gesagt,  daß  der  Verlust 
des  mundium  die  gültig  geschlossene  Ehe  nicht  löst;  denn,  wie 
mehrfach  hervorgehoben  wurde,  gibt  es  im  westgotischen  Rechte 
auch  muntlose  Ehen.2 


'  Zeumer,  N.  A.  Bd.  24.  S.  619  ff.    Hörmann,  Quasiaffinität  II.  S  1141. 
■  Vgl.  über  diese  Frage  F reisen,  G.  d.  ERs.  S.  105  ff.,  778  ff.;  über  die 
Ehescheidung  im  weltl.  und  kirchl.  Recht  dortselbst  S.  769  ff. 


II.  Kap.  Die  westgot.  u.  mozarab.  Zeit.  A.  Bericht  des  hl.  Eulogius.         49 


Zweites  Kapitel. 

Das  kirchliche  Eheschließungsrecht 
in  westgotischer  und  mozarabischer  Zeit. 

Schon  vorher  ist  hervorgehoben,  daß  das  Eheschließungs- 
recht in  westgotischer  Zeit  kirchliche  und  nicht  weltliche  An- 
gelegenheit war;  nur  das  Verlöbnis  war  weltliche  Angelegenheit. 
Die  Kirche  anerkannte  dieses  weltliche  Verlobungsrecht,  ohne 
jedoch  von  dessen  Befolgung  die  Gültigkeit  der  Ehe  abhängig 
zu  machen.  Im  Laufe  der  Zeit  zog  sie  dieses  weltliche  Recht 
in  den  Bereich  der  kirchlichen  Eheschließung,  es  verlor  aber 
mehr  und  mehr  seine  ursprüngliche  Bedeutung  und  war  schließ- 
lich bloß  eine  Erinnerung  an  die  Vorgänge  der  alten  Zeit. 
Das  letztere  ist  noch  heute  der  Fall  bei  dem  gegenwärtig  in 
Spanien  geltenden  katholischen  Eheschließungsrecht. 

A.  Der  Bericht  des  hl.  Eulogius  (a.  859). 

Einen  Beleg  für  diese  Trennung  des  weltlichen  Verlöbnisses 
und  der  kirchlichen  Eheschließung  gibt  der  hl.  Eulogius1  in 
dem  von  ihm  85i)  abgefaßten  Memoriale  Sanctorum  sive  libri 
tres  de  martyribus  Cordubensibus.  In  dem  Liber  II.  c.  10* 
dieses  Memoriale  mit  der  Überschrift:  De  sanctis  martyribus 
Aurelio,  Feiice,  Georgio,  Sabigothone  et  Libiosa  sagt  er  von 
Aurelius,  der  die  Sabigotho  heiratete: 

Hanc  sibi  puellam  (=  Sabigotho)  venerabilis  iuvenis 
(=  Aurelius)  iure  coniugalitatis  asciscens,  completis  sponsalium 
titulis,  arrharumque  pignore  alternanti  in  invicem  exhibitione 
contradita  legitima,  ad  ultimum  ministerio  sacerdotum  ex  more 
sacrantur,  sicque  pari  commercio  aliquo  tempore  clanculo  fidem 
Christi  gerentes,  non  omnibus  arcanum  suae  fidei  revolabant 
carnis  infirmitate  depressi,  non  diminutiono  utique  voti  etc. 


ilo^iua,  erwahlUr  Bifehof  von  Toltdo,  starb  am   11.  Mar/.  BM  dw  Mftr- 
Lyrertod    un«J    wunl«;    nj.ah-r  b*iligg«H|jrocben.      \\'\    Bebrftdl,    Art.   KttlOfhM  im 

■  HlfD«,   PÜroLG  l'"ii.    III   <ol     777  K    Von  Aun-lius   bttft  e* 

rt,  er  Mi  geboren  von  fin»-r     .matn-  ebrM  ••  fMÜH  (-   Artb* 


50  I.  Teil.     Heohtsgeschiohtliche  Darstellung  (Spanien) 


B.  Der  Liber  Ordinum  (a.  1052  bzw.  1039). 1 

Auch  der  in  westgotischer  und  mozarabischer  Zeit  gebräuch- 
liche Liber  Ordinum  befaßt  sich  in  seinen  Eheschließungs- 
Ordines  nicht  mit  dem  weltlichem  Verlöbnis,  sondern  nur  mit 
der  kirchlichen  Eheschließung.  Der  Inhalt  der  einzelnen  Or- 
dines  ist  folgender: 

I.  Der  Ordo  arrarum. 

Wie  nach  LV.  III.  1  c.  3  bei  dem  Abschluß  des  Verlöbnisses 
der  Ring  zur  Anwendung  kommen  kann,  durch  den,  arrarum 
nomine  gegeben,  das  Verlöbnis  Gültigkeit  erlangt,  so  kann  auch 
bei  der  Eheschließung  der  Ring  als  arra  vorkommen. 

1.  Das  Mskr.  B.  (a.  1052)  hat  darüber  die  Rubrik:  Si  quis 
arras  uoluerit  tradere,  accedit  ad  sacerdotem  et  offertur  fiala  et 
desuper  (ponit)  sindonem  mundum  et  duos  annulos. 

Die  arra  ist  somit  in  das  Belieben  der  Brautleute  gestellt. 
Sie  besteht  aus  einem  mit  einem  Leinwanddeckchen  (sindon) 
bedeckten  Präsentierteller  (fiala)  und  den  darauf  gelegten  zwei 
Ringen.  Die  arra  wird  vom  Bräutigam  geliefert,  wie  sich  aus 
den  im  Ordo  verzeichneten  Orationen  ergibt,  durch  welche  die 
arrae  und  die  Brautleute  gesegnet  werden. 

2.  Das  Mskr.  A.  (a.  1039)  rubriziert  in  seinem  Ordo  arra- 
rum de  nubentibus:  Primum  quidem  tradunt  annulos  suos  ad 
sacerdotem.  Et  ponet  eos  in  fiala  et  desuper  faciale  et  sie  dicit: 
Oratio:  Domine  Deus  omnipotens  etc.  (wie  im  Mskr.  B.J.  Es 
folgt  dann  die  Benedictio:  Benedic,  Domine,  has  arras,  quas  odie 
tradet  famulus  tuus.  Ille  etc.,  darauf  die  Rubrik:  Post  hec 
aeeipiant  annulos  suos.  Deinde  tradet  uiro  (uir)  ad  puellam 
annulo  suo  in  dextera  manu  in  digiti  iuxta  pollice.  Similitcr 
<  t  mulier  tradet  Uli  in  extremum  dexiri  et  dat  Uli  obsculo  pacis, 
quod  est  uerum  testamentum.- 

Das  faciale  ist  dasselbe  wie  die  sindon.  Der  Bräutigam 
steckt  den  Ring  der  Braut  an  den  Ringfinger  (4.  Finger)  der 
rechten  Hand,  die   Braut   steckt  den  Ring   dem  Bräutigam  an 


1  Vgl.  den  Text  unten  Tl.  II.  A. 

2  Das   kuriose    Latein    entspricht    dem    spanisch-lateinischen    Stil    der    da- 
maligen Zeit. 


IL  Kap.  Die  westgot.  u.  mozarab.  Zeit.    B.  Der  Liber  Ordinum.  51 

den  kleinen  Finger  der  rechten  Hand  und  gibt  ihm  dann  das 
osculum  pacis.  * 

3.  Einen  interessanten  Blick  in  das  damalige  eheliche  Güter- 
recht gibt  der  Dotal-  und  Erbschaftsvertrag  des  Rodericus 
Didaz  (a.  1074). 2  Der  Vertrag  hat  einen  doppelten  Inhalt,  er 
ist  Dotal-  und  Erbschaftsvertrag.  Didaz  vermacht  in  demselben 
einmal  seiner  Frau  Scemena  ob  decorem  pulchritudinis  et  foedere 
matrimonii  virginalis  connubii  einen  Teil  seiner  Vermögens- 
stücke als  dos  und  nennt  diese  Vermögensstücke  arrae.  Außer- 
dem vermacht  er  ihr  für  den  Fall  seines  Todes  sein  ganzes 
anderes  bis  dorthin  vorhandenes  Vermögen  und  nennt  dieses  Ver- 
mögen profiliatio. 

Heiratet  die  Frau  nach  dem  Tode  ihres  Mannes  nicht  wieder 
(si  capum  [=  Kapaun]  feceris) ,  so  behält  sie  die  arra  und 
profiliatio,  welche  beide  nach  ihrem  Tode  an  die  gemeinsam 
erzeugten  Kinder  fallen.  Heiratet  die  Frau  wieder,  so  verliert 
sie  die  arrae  und  profiliatio  an  die  gemeinsam  erzeugten  Kinder. 
Auf  der  anderen  Seite  erklärt  die  Frau,  daß  nach  ihrem  Tode 
ihre  arrae  und  das  gesamte  sonstige  Vermögen  an  ihren  über- 
lebenden Mann  fällt,  der  es  bei  seinem  Tode  den  gemeinsamen 
Kindern  zu  hinterlassen  hat. 

Die  Bezeichnung  arra  hat  somit  hier  eine  ganz  andere  Be- 
deutung als  in  der  Lex  Visigoth. ;  arra  ist  nicht  Handgeld  zur 
Bekräftigung  des  Vertrages,  sondern  es  sind  die  versprochenen 
Vermögensstücke  selbst. 

II.  Die  Ordines  nubentium. 

Eine  eigene  Eheschließungsformel,  d.  h.  eine  Formel,  durch 

welche   die   Konsenserklärung    erfolgt,   hat  der  Liber  Ordinum 

nicht.     Die  Konaeroerklärung  ist  in  dem  gegenseitigen  Anstecken 

der  vom  Priester  gesegneten  Ringe  zu  erblicken.   Diese  Konaens- 

erklärun.  gentliehe  Eheschließung,  konnte  ohne  Nach- 

■    ile  'ler  Kircht   ron  Ai  Jahrb.  .   welche  Stn.lt   früh., 

zum   Weetfotanraiehc    geborte,    bml    Folgende   benedictio     Benedl  lio   inrnram 

\n*t  arras   ifUf,    (JOll    bodic    trad.t    larnulus   luu-    in    n  anus  iOCÜlfl 
irnodrnn   Nllfr#lHI    Aiirahain   <  um  Ifl   CHID    I 

cum    Hachf-1:     ita     :  henedin  -lona   til   al.unilantiam ,     BoreiCtnl 

»icot  ro»a  plantau  iti  Larieo,  t«-  iioimiiuin  Dtum  timetnl  t\  tdorent,  teqoi  m 
nus  po*  ntar.    I  •       M 

"  Vyl.  II.   II     B. 


52  I.  Teil.     Rechtsgeschichtliche  Darstellung  (Spanien). 

folgende  Meßhandlung  nachmittags  „zur  Vesperstunde"  statt- 
finden, wo  dann  den  Brautleuten  ebenfalls  der  Segen  gespendet 
wurde,  oder  sie  konnte  stattfinden  mit  nachfolgender  Meßhand- 
lung, wo  dann  die  Brautleute  die  benedictio  nuptialis  in  der 
gewöhnlichen  Messe  vor  dem  Missa  acta  est  empfingen. 

1.  Eheschließung  „zur  Vesperstunde". 
Der  Liber  Ordinum,  Mskr.  B.  hat  am  Anfang  seiner  or- 
dines  einen  ordo  nubentium  ad  vesperum;  leider  fehlt  hier  im 
Mskr.  wenigstens  ein  Blatt.  Es  läßt  sich  aber  aus  dem  Rest 
ersehen,  daß  die  beiden  Brautleute  bei  ihrer  „zur  Vesperstunde" 
geschlossenen  Ehe  die  benedictio  nuptialis  empfingen.  In 
gleicher  Weise  darf  geschlossen  werden,  daß  die  benedictio 
arrarum  vorherging.1 

2.  Eheschließung  mit  nachfolgender  Meßhandlung. 

1.  Die  Eheschließung  mit  nachfolgender  Meßhandlung  war 
wohl  das  gewöhnlichste.  Das  Mskr.  B.  rubriziert  in  dem  ordo 
ad  benedicendum  eos,  qui  nouiter  nubunt: 

Quum  uenerint  hii,  qui  coniungendi  sunt,  explicita  secundum 
morem  missa,  antequam  absoluat  diaconus,  accedunt  ad  sacer- 
dotem  iuxta  cancellos;  et  uenientes  parentes  puelle,  aut  aliquis 
ex  propinquis,  si  parentes  non  habuerit,  tradit  puellam  sacerdoti. 
Ille  uero  uelans  eos  de  palleo  aut  sippa  ac  posito  desuper  iugali 
facto  de  coccino  et  albo,  dicit  hanc  prefationem  cum  duabus 
sequentibus  orationibus. 

Die  priesterliche  Eheeinsegnung  findet  somit  vor  Schluß 
der  gewöhnlichen  Messe  statt,  bevor  der  Diakon  das  Missa  acta 
est  singt.  Ein  eigenes  Meßformular,  wie  sie  das  Missale  Ro- 
manum  (a.  1570)  in  der  Missa  pro  sponso  et  sponsa  enthält, 
ist  unter  den  vielen  eigenartigen  Meßformularien  des  Liber 
Ordinum  nicht  enthalten.    Der  Ritus  ist  im  einzelnen  folgender : 

Die  beiden  Brautleute  treten  vor  Schluß  der  hl.  Messe  an 
das  Gitter,  welches  das  Chor  von  dem  Innern  der  Kirche  trennt 
(die  heutige  Kommunionbank),  zugleich  mit  den  Eltern  der 
Braut  oder,  wenn  solche  nicht  mehr  leben,  mit  einem  Verwandten 
der  Braut.  Letztere  übergeben  die  Braut  dem  Priester,  der  beide 


1  Diese  Eheschließung  zur  Vesperzeit  wird  auch  erwähnt  in  der  Agende 
des  Bistums  Münster  aus  der  Mitte  des  14.  Jahrh.  Vgl.  S tapper,  Die  älteste 
Agende  des  Bistums  Münster  (1906)  S.  69,  112. 


1 


II.  Kap.  Die  westgot.  u.  mozarab.  Zeit.    B.  Der  Liber  Ordinum.  53 

Brautleute  mit  einem  Schleier  (palleo  aut  sippa),  über  den  ein 
weiterer  Schleier  (iugale)  von  scharlachroter  und  weißer  Farbe 
geworfen  wird,  bedeckt. 

2.  Die  Verschleierung  der  Brautleute  ist  eine  Sitte,  die  sich 
bei  den  verschiedensten  Völkern  findet.  Bei  den  Juden  werden 
die  Brautleute  noch  heute  im  Anschluß  an  Ruth  3,  H  während 
der  Gebete  der  Umstehenden  mit  einem  Tuche  bedeckt.  Die 
römische  Kirche  kannte  im  Anschluß  an  die  römische  weltliche 
Sitte  eine  Verschleierung  der  Braut,  daher  das  Wort  nuptiae, 
von  nubere  sich  verschleiern.  Das  Man.  Aboense  (a.  4522),  Man. 
Lincopense  (a.  1525),  Man.  Sarisburiense  (a.  1506),  Missale  von 
York  (a.  1517)  reden  von  einem  pallium  (Baldachin),  das  bei 
der  nach  der  Kommunion  zu  spendenden  priesterlichen  bene- 
dictio  über  die  beiden  Brautleute  gehalten  wird.  'Auch  das  Ri- 
tuale des  Bischofs  Heinrich  I.  von  Breslau  (Anfang  des  14.  Jahrh.) 
kennt  das  pallium,  während  die  Agenda  Wratislawiensis  (a.  14£W) 
diesen  Ritus  nicht  mehr  vorschreibt. 

In  der  spanischen  Kirche  war  die  Verschleierung  der  beiden 
Brautleute  seit  altersher  in  Gebrauch.  Schon  Isidor  von  Se- 
villa erwähnt  sie  unter  dem  Namen  vitta  (c.  7.  C.  ÜÜ  qu.  5), 
ebenso  wird  sie  vorgeschrieben  in  den  6  von  mir  im  Tl.  II 
dieser  Abhandlung  abgedruckten  spanischen  Eheschließungs- 
formularen. Andere  mir  bekannte  Ritualbücher  kennen  diesen 
Brauch  nicht.1 

Meine  früher  geäußerte  Ansicht,  daß  dieser  Brauch  aus  dem 
jüdischen  Recht  stamme,  wie  die  von  anderen  geäußerte  Ansicht, 
daß  er  von  den  Römern  entlehnt  sei,  dürfte  wohl  nicht  haltbar 
sein.  Richtiger  haben  wir  es  hier  wohl  mit  einem  altgermani- 
schen Rechtsbrauch,  einer  Form  der  Wadiation  (Wette)  zu  tun 
Nähere  Untersuchungen  darüber  fehlen  bis  jetzt. 

&  Im  Mskr.  B.  des  Liber  Ordin.  folgt  nach  der  Verschleierung 
eine   Prefatio,    eine  Oratio,   eine  Benedictio  soliiis  puelle,   dann 


iL  Tötet  f;i.  666)  <••  i  huHwimt  für  die  Witwt,  irelohe 

-en    LtbtB    widni'-t:    I  t   aut<-rn    defalGOpi    nihil    n-v<>c«lur    in    dnbtttlD, 
palleo  purpurn    v<|    ni^ri    eoiofll    c;i|.ut    COOttfAl    Ab    loHiO    MMtDtM   rtUfiooJl 
Vyi.    IlMi    dfc    Till Mtllil« IIIH     K  r»-is.-  n  .    (i.    .1.     II  M,    1861     li-i-n 

Man.  Linro|>en»e  etc.  S.  44. ■     l  kathoL    EUttttlbQeb«   •  I  M 

LOS,    Das  EUtMk  des   1',  U.inri.  I.    I.    von    BrMUll   (191 

i  |    Mayer     D  kleidoog  in    |traiofaehw  EUebl 

Aurf,  Di     R         B*     I      -    i-'fT. 


54  1.  Teil.     Rechtsgeschichtlidie  Darstellung  (Spanien). 

die  Rubrik  :  His  eiplicitis  tradit  sacerdos  puellam  uiro,  admo- 
nens  eos,  ut  pro  sancta  communione  a  pollutione  in  nocte  (Bei- 
schlaf) m  custodiant.1  Et  sie  communicant.  Post  hec  absoluit 
diaoomu  dioms:  In  nomine  Domini  nostri  Ihesu  christi  missa 
acta  est.     Eamus  in  pace. 

Et  dum  per  hitic  ambulare  ceperint  ac  de  ecclesia  egredi, 
decantatur  hec  antiphona:  Uos  quos  ad  coniugalis  gratia  per. 
—  Supra  quere?  Post  hec  dicit:  Benedictio.  Benedicat  uos 
trina  maiestas  et  una  Deitas.  —  Amen.  Pater  et  Filius  et 
Spiritus  Sanctus.  Tales  uos  dies  examinationis  examinat,  quales 
fons  regenerationis  emisit.2 

3.  Besondere  Ehesehließungsordines. 
Eine    eigene   Prefatio    und   eigene    Benediktionen    hat  das 
Mskr.    B.   unter   dem    Titel:    Prefatio  solius   persone,   que 
primum  nubit  cum  ea  persona,  que  iam  nubsit,   ebenso 
unter  dem  Titel:  Item  ordo  de  seeundis  nubtiis.4 

III.  Ordo  ad  benedicendum  thalamum 
(Einsegnung  der  Ehekammer). 

Am  Anfang  der  Ordines  über  die  Eheschließung  hat  das 
Mskr.  B.  einen  Ordo  ad  thalamum  benedicendum  mit  folgen- 
der Rubrik  :  Primum  quidem  seeundum  consuetudinem,  diesabbato 
hora  tertia  salis  aspersio  facienda  est  in  loco  domorum  uel 
thalami.  Deinde,  cum  ingreditur  sacerdos  ad  thalamum  bene- 
dicendum, imponit  hunc  uersum  et  dicit:  Uers.:  Respice  in  seruos 
tuos  et  in  opera  tua,  Domine,  et  dirige  filios  eorum  in  bene- 
dictionibus.  Deinde  hanc  orationem:  Oratio,  Domine,  cuius 
benedictione  plena  consistunt  etc.;  es  folgt  dann  eine  eigene 
benedictio. 

Dieselbe  Oration  nebst  Versikel  findet  sich  im  Pontificale 
Arelatense  (Arles),  während  in  den  mir  bekannten  Ritual- 
büchern   andere  Gebete  zur   Anwendung   kommen.     Die   Über- 

1  Diese   kirchliche   Übung  schließt  sich   an  Tobias  6,    18  (die  sog.  Tobias- 
hte).     Vgl.  Freisen,  G.  d.  ERs.  S.  851. 

■  Diese  Antiphon  scheint  auf  dem  fehlenden  Blatt  zum  Ordo  nubentium 
ad  vesperum  gestanden  zu  haben,  sie  findet  sich  auch  im  Mskr.  A  als  spätere 
Randnote.     Vgl.  unten  Tl.  II  A.  Anm. 

1  Der  Ordo  arr.  de  nubent.  des  Mskr.  A  ist  in  den  Rubriken  gleich  dem 
Ordo  des  Mskr.  B,  nur  in  den  Orationen  weicht  er  von  letzterem  ab.  Vgl.  unten 
Tl.  II  A,  4.  Anm. 

■  Vgl.  den  Text  unten  Tl.  II  A. 


II.  Kap.  Die  westgot.  u.  mozarab.  Zeit.     C.  Die  spanischen  Stadtrechte.     55 

einstimmung  des  Pontif.  Arelat.  ist  auf  die  frühere  Zugehörig- 
keit von  Arles  zum  Westgotenreiche  zurückzuführen. 

In  den  sonstigen  Ritualbüchern  steht  die  benedictio  tha- 
lami  meistens  in  engster  Verbindung  mit  der  Eheschließung, 
indem  der  Priester  nach  erfolgter  kirchlicher  Eheschließung 
die  Brautleute  in  die  Ehekammer  führt  und  dort  in  ihrer  Gegen- 
wart die  Segnung  vornimmt.  Nach  dem  Liber  ordinum  fehlt 
diese  Verbindung  mit  der  Eheschließung,  da  nach  der  Rubrik 
die  Segnung  auch  das  ganze  Haus  betrifft  und  gewöhnlich 
jeden  Samstag  nachmittags  3  Uhr  vorgenommen  wird.  Die 
späteren  spanischen  Ritusbücher  haben  diesen  Ritus  nicht.1 

C.  Die  spanischen  Stadtrechte  (fueros). 

Die  größeren  Städte  Spaniens  hatten  früher  vielfach  ihre 
eigenen  Partikularrechte,  die  oft  eine  über  das  Stadtgebiet  hinaus- 
gehende Geltung  besaßen.  Diese  Rechtesind  in  dem  Codigo  civil  von 
1889  aufrechterhalten.  Sie  befassen  sich.nur  mit  den  vermögens- 
rechtlichen Verhältnissen  der  Ehe,  geben  aber  in  ihren  Fassungen 
manche  Aufschlüsse  über  das  geltende  Eheschließungsrecht. 

Der  Fuero  de  Usagne  (Stadt  in  Estremadura),  aus  dem 
13.  Jahrhundert  stammend,  bestimmt  in  c.  72:  Qui  mulier  velada 
ö  de  juras  en  mano  de  clerigo  eiecerit  extra  domum,  et  postea 
voluerit  eam  accipere,  det  illi  voda  et  arras,  assi  como  de  pri- 
mero  et  accipiat  eam.  (Wer  eine  Frau,  die  mit  ihm  getraut 
war  durch  Verschleierung  oder  Eid  in  die  Hand  des  Geistlichen, 
aus  dem  Hause  weist  und  sie  nachher  wiedernehmen  will,  gebe 
ihr  ein  Unterpfand  und  arrae  wie  zum  erstenmal  und  nehme 
sie  zur  Frau.)  Das  Wort  voda  stammt  vom  got.  vadi,  ags. 
wed,  ahd.  weti,  mnd.  wedde,  skand.  ved,  mlat.  vadium,  ags. 
w  e  d  d  j  a  n  =  spondere,  desponsare.2  Es  wurde  ein  Pfand  (vadi 
usw.)  zur  Sicherheit  eines  Vertrages  gegeben.  Im  heutigen 
Spanisch  heißt  boda  (=  voda)  Hochzeit.  Nach  dem  gt.  Stadt- 
recht mußte  somit  in  diesem  Falle  eine  vollständig  neue  Khe- 
schließung  stattfinden.8 

1    Vgl.    die  Zusammenstellung   diese*    RitOl    m    iOdertD     Ritallbflcbtlll    b#J 
Freisen,  Manuale  UneopCDM  ttc  VfL  auch  ILr  wrgm  .  (irrmanische 

Rechtssyrnhoiik  in  dir  rom.  Liturgie.  (DevteebrachU.  Beitrift  roo  Bejerli  1911) 

»  Amira,  OrODdfii1  tte.   189  K 

•  Vgl.  Fuero  <le  Usagn»  XIII    publicaolo  Rafael  n 

jun-i  (Madrid  I 


ft6  I.  Teil.     Rechtsgeschichtliche  Darstellung  (Spanien). 

Derselbe  Fuero  bestimmt  in  c.  6\):  Qui  uxorem  duxerit, 
det  ei  en  arras  et  en  vistidos  et  en  vodas,  quanto  se  aciniere 
con  parientes  de  la  esposa  et  prendan  fiadores  de  arras  et  por 
repintais  de  C  morauetis.  (Wer  eine  Frau  geheiratet  hat,  gebe 
ihr  arrae  und  Kleider  und  Unterpfänder  in  dem  Maße,  wie  er 
mit  den  Eltern  der  Braut  übereingekommen  ist,  und  er  stelle 
Bürgen  für  die  arrae  und  ein  Strafgeding  von  100  Maravedi.) 

In  c.  66  desselben  Fuero  ist  die  Rede  von  einem  virum 
ad  benedictiones  vel  ad  juras. 

Der  Fuero  de  Brihuega  (Stadt  in  Neucastilien),  ebenfalls 
aus  dem  12.  Jahrhundert,  verfügt:  Toda  mugier  que  aya  dos 
maridos  velados  se  probadol  fuere:  seu  quemada.  (Jede  Frau, 
welche  zwei  Männer  durch  Verschleierung  zu  gleicher  Zeit  hat, 
muß  sich  rechtfertigen,  oder  sie  wird  verbrannt.)1 

Ähnliche  Bestimmungen  finden  sich  in  den  Stadtrechten  von 
Teruel  (12.  Jahrh.),  Cuena  (12.  Jahrh.),  Castilla  (14.  Jahrh.).2 

Die  Ausdrücke  mulier  velada  6  de  juras  en  mano  de  clerigo, 
vir  ad  benedictiones  vel  ad  juras  bezeichnen  die  kirchlich  vor 
dem  Priester  geschlossene  Ehe,  aber  mit  folgender  Unterscheidung: 
Mit  dem  Ausdrucke  mulier  velada,  vir  ad  benedictiones  ist  die 
in  der  Kirche  feierlich  mit  Brautmesse  und  benedictio  nuptialis 
geschlossene  Ehe  näher  bezeichnet;  der  Ausdruck  de  juras  en 
mano  de  clerigo,  oder  ad  juras  dient  zur  Bezeichnung  der  zwar 
auch  vor  dem  Priester  (en  mano  de  clerigo)  unter  Eid,  aber 
ohne  die  sonstigen  kirchlichen  Solemnitäten  im  geheimen  ge- 
schlossene Ehe.1  Es  ist  das  die  geheime  Ehe,  das  matrimonium 
conscientiae,  welche  auch  im  Codigo  von  1889,  wie  weiter  unten 
darzustellen  ist,  staatlicherseits  ihre  weitere  Anerkennung  ge- 
funden hat.  Nur  die  auf  diese  Weise  geschlosse  Ehe  hatte 
nach  den  Fueros  die  bürgerlichen  Rechtswirkungen.  Unter  dem 
Ausdrucke  ad  juras  die  außerkirchlich  geschlossene  Ehe  zu 
verstehen,  ist  allein  schon  wegen  der  staatlicherseits  gegen  die 
außerkirchlichen  Eheschließungen  im  13.  Jahrhundert  erlassenen 
drakonischen  Strafgesetze  ausgeschlossen. 


1  D.  Juan  Catilina  Garcia,  Fuero  de  Brihuega  (1888)  S.  177. 

■  Den  Hinweis  auf  diese  Fueros  verdanke  ich  meinem  Kollegen  E.  Mayer 
in   Würzhurg. 

•  So  auch  Ernest  Lehr,  Elements  de  droit  civil  Espagnol  (Paris  1888) 
I.  p.  54. 


II.  Kap.  Die  westgot.  u.  mozarab.  Zeit.  D.  Gesetze  g.  d.  geheim.  Eheschließung.   57 

D.  Die  kirchlichen  und  staatlichen  Gesetze 
gegen  die  geheime  Eheschließung. 

Die  Eheschließung  sollte  zwar  in  kirchlicher  Form  stattfinden. 
Eine  nicht  in  kirchlicher  Form  geschlossene  Ehe  war  aber  nach 
damaligem  Kirchenrecht  gültig,  da  kein  Kirchengesetz  existierte, 
welches  die  außerkirchlich  geschlossene  Ehe  für  ungültig  er- 
klärte, wie  das  später  in  dem  Trid.  Sess.  24  c.  1  de  reform.  matr. 
(Caput  Tametsi)  geschehen  ist.  Zufolgedessen  waren,  wie  anderswo, 
auch  in  Spanien  die  heimlichen,  d.  h.  die  außerkirchlich  ge- 
schlossenen Ehen  zahlreich  und  traten  namentlich  seit  dem 
Vö.  Jahrhundert  in  einer  derartigen  Anzahl  hervor,  daß  sowohl 
die  kirchliche  wie  die  staatliche  Gesetzgebung  dagegen  aufzu- 
treten sich  veranlaßt  sahen.1 

Kirchlicherseits  geschah  das  im  Anschluß  an  das  durch  das 
Concil.  Lateran,  (a.  1215)  c.  51  (=  c.  ö  X.  4.  3)  verordnete 
kirchliche  Aufgebot  z.  B.  durch  das  Konzil  von  Valencia  a.  1255, 
Konzil  von  Toledo  a.  1335,  Konzil  von  Aranda  a.  1473,  durch 
das  Provinzialkonzil  von   1512. ■ 

Die  kirchliche  Gesetzgebung  wurde  bei  diesem  Auftreten 
gegen  die  heimliche  Eheschließung  durch  die  staatliche  in  scharfer 
Weise  unterstützt.  Es  geschah  das  in  anschaulicher  Weise  in 
dem  1258  vollendeten  Gesetzbuch  König  Alfons'  des  Weisen,  den 
Siete  Partidas  (Sieben  Stücke). :  Partida  IV.  tit.  3  ley  (Gesetz)  l 
lautet: 

.Heimlich  sind  die  Ehen  in  dreifacher  Art:  Die  erste  ist,  wenn  man  die- 
selben heimlich  ohne  Zeugen  schließt,  so  dali  sie  nicht  bewiesen  werden  können; 
die  andere,  wenn  man  sie  vor  Zeugen  schließt,  die  Braut  aber  nicht  von  ihrem 
Vater  fordert  oder  von  ihrer  Mutter  oder  den  übrigen  Verwandten,  welche  sie 
in  ihrer  Obhut  haben,  oder  wenn  man  in  ihrer  Gegenwart  nicht  die  anae  gibt 
oder  ihnen  die  übrigen  Ehren  erweist,  welche  die  hl.  Kirche  verlangt;  die  dritte, 
wenn  ■  nicht  öffentlich  in  der  Kirch«-,   wo  sie  eingeplarrt  lind,  verkünden 

laut,  denn  damit  die  Khe  nicht  heimlich  getchlceaen  werde,  mni  der  Prieeter, 

bevor  er  sie  traut,    in  der  Kirche    vor   allen   r erkundigen ,    welche    -ich  dort   Di 

finden,  wie  dieser  Mann  -ich  mit  dieser  Franenepereoa  ferheirtten  will,  Indem 

er  sie  I  •  n   nennt  und"  alle  Anwehenden  auffordert,  dal;  sie  die  ihnen  etwa 

bekannten    Khehinderni^e    bif    zu    einem    be-timmten   Tage,    den    er    Urnen 
drücklich  a  lütteilen   m<»ge   ...    I  nd   der  (irund.   wcbalb  die   bei! 


Vgl.  hierüber  1  umIImi;    Di     Et  d.  EheeehlieAnni  B.  7i  it. 

i  Vgl  Aguirr-,  Coli    Kai    ConeJL  HiafM  «Mi  1758     i 

M'.r   373. 

»  Vgl.  Ia*  ii  dei  EU]  Den  elfooeo  al  Bebte    Pari    16  I 


5 s  I.  Teil.     Rerhtsgeschichtliehe  Darstellung  ^Spanien). 

Kirche  »erboten  bat,  «laß  die  Ehen  heimlich  geschlossen  würden,  ist  der,  daß, 
HB  Beb  zwischen  dem  Mann  und  der  Frau  ein  Zwist  erhebt  und  der  eine 
nicht  mehr  mit  dem  anderen  leben  will,  die  Kirche  kein  Mittel  hat,  die  Trennung 
zu  verhindern,  wenn  auch  in  Wahrheit  eine  Ehe  bestände.  Und  zwar  weil  die 
Ehe  rieh  nicht  beweisen  lälit,  denn  die  Kirche  kann  nicht  über  Geheimnisse 
urteilen,  sondern  allein  über  die  Anführungen  der  Parteien  und  das,  was  be- 
■n   ist.* 

Nach  Partida  IV.  tit.  3  ley  3  haben  sich  die  Ehegatten, 
welche  eine  heimliche  Ehe  schlössen,  den  Strafen  zu  unterwerfen, 
welche  der  Pfarrer  über  sie  verhängt,  und  das  auch  für  den 
Fall,  daß  ihrer  Verbindung  kein  Ehehindernis  entgegenstände. 
Ist  letzteres  der  Fall,  so  sind  die  in  der  Verbindung  erzeugten 
Kinder,  auch  wenn  den  beiden  Ehegatten  das  Ehehindernis 
unbekannt  war,  illigitim;  es  kommt  ihnen  somit  die  bona  fides 
der  Eltern  nicht  zur  Anrechnung,  sie  haben  nicht  die  Rechte, 
welche  sonst  mit  der  Putativehe  verknüpft  sind.1 

Der  Geistliche,  welcher  bei  einer  heimlichen  Ehe  mitwirkt, 
soll  nach  Partida  IV.  tit.  3  ley  4  von  seinem  Oberen  mit  drei- 
jähriger Suspensio  ab  officio  oder  nach  der  Schwere  des  Falles 
noch  härter  bestraft  werden. 

Während  König  Alfons  in  den  Siete  Partidas  auf  die  kirch- 
lichen Rechtsvorschriften  verweist  und  deren  Ausführung  der 
Kirche  überläßt,  belegt  er  in  dem  1260  publizierten  Fuero 
Real  (=  Königliches  Gesetz)2  unabhängig  von  der  kirchlichen 
Jurisdiktion  die  heimlichen  Ehen  mit  weltlichen  Strafen.  Im 
Lib.  3.  tit.   1  ley   1   bestimmt  er: 

„Wir  wollen  und  befehlen,  daß  alle  Ehen  mit  den  Worten  geschlossen 
werden,  welche  die  hl.  Kirche  verordnet  hat,  und  daß  jede  Ehe  öffentlich,  nicht 
aber  im  geheimen  eingegangen  werde,  so  daß  man  sie  nötigenfalls  durch  viele 
Zeugen  beweisen  kann.  Wer  sich  heimlich  verheiraten  wird,  soll  dem  Könige 
100  Maravedi  bezahlen;  und  wenn  er  diese  nicht  besitzt,  soll  sein  ganzes  Ver- 
mögen dem  König  verfallen  und  für  die  noch  fehlende  Summe  sein  Körper  dem 
Könige  haften." 

Noch  härtere  Maßregeln  traf  das  unter  Ferdinand  dem 
Katholischen  von  den  Cortes  in  Toro  beratene  und  1505  ver- 
öffentlichte Gesetzbuch  Toro.3  Es  bestimmte,  daß  derjenige, 
welcher  eine  Ehe  schließe,   die  von   der  Kirche  für  eine  heim- 

1  Vgl.  über  Putativehe  und  Aufgebot  Kreisen,  G.  d.  ERs.  S.  858  ff.,  67916, 
138,  8ö9,  865. 

7  Abdruck  in  Opusculos  legales  del  rey  Don  Alfonso  et  Sabio  (Madrid  1836) 
II.  279  ff. 

•  Abdruck  in:  Nueva  Recopilacion  lib.  B  tit.  1  ley  1,  Madrid  1777)  III,  1. 
Die  Nueva  Recop.  wurde  1567  unter  Philipp  II.  publiziert. 


IIL  Kap.  D.  Eheschließungsrecht  der  Ritualbücher.     A.  Das  Aufgebot.         59 

liehe  erklärt  werde,  ipso  facto  seines  ganzen  Vermögens  ver- 
lustig gehen  solle;  in  gleicher  Weise  sollen  die  bei  der  Ehe- 
schließung irgendwie  Beteiligten  und  die  Zeugen  derselben 
bestraft  werden ;  das  Geld  fällt  an  den  Fiskus,  alle  Schuldigen 
werden  außerdem  aus  dem  gesamten  spanischen  Gebiet  verbannt 
und  ist  ihnen  die  Rückkehr  bei  Todesstrafe  verboten. 

Wie  wenig  dieses  drakonische  Gesetz  fruchtete,  zeigt  das 
oben  erwähnte  Provinzialkonzil  von  1512  in  den  Worten  : . . .  quia 
dieta  prohibitio  iuris ,  nee  poenae  quae  rigore  Constitutionis 
nostrorum  Praedecessorum  fuerunt  impositae,  non  sufficiunt 
ad  obviandum  magnis  periculis  et  scandalis,  quae  a  talibus 
matrimoniis  proveniunt  et  magnam  audaciam,  quam  nostri  sub- 
dicti  habent  illam  infringendi  reprimendum. 

Drittes  Kapitel. 
Das  Eheschließungsrecht  nach  den  späteren  Ritualbüchern. 

Der  Inhalt  der  Ritualbücher  von  Sevilla  (a.  1494),  Valencia 
(a.  1514  u.  1746),  Salamanca  (a.  1532)  und  Toledo  (a.  1680) 
ist  selbstverständlich  älter  als  die  Drucke,  in  denen  derselbe 
erschienen  ist.1  Ihr  Eheschließungsritus  ist  im  großen  ganzen 
derselbe  wie  der  des  Liber  Ordinum.  Im  einzelnen  sind  fol- 
gende Abweichungen  zu  verzeichnen. 

A.  Das  Aufgebot  (banas). 

Fast  alle  Ritualbücher  schärfen  das  Aufgebot  (bafias,  plur. 
von  bafia,  agm.  ban,  mit.  bannus,  bannum)  ein.  Nach  dem  Man. 
Salmantic.  hat  es  zu  geschehen  volle  sechs  Tage,  von  denen  einer 
ein  Sonn-  oder  gebotener  Feiertag  sein  soll;  die  beiden  zu  Pro- 
klamierenden dürfen  aber  bei  dem  Aufgebot  nicht  zugegen  sein. 
Das  Man.  Valent.  (a.  L514)  bestimmt  ein  dreimaliges  Aufgebot, 
ebenso  verfügt  das  Man.  Val.  (a.  1746)  im  Anschluß  an  TridV  Soss. 
Sie,  l  derel  matr.  ein  dreimaliges  Aufgebot.  Außerdem  irerden 
die  Umstehenden  unmittelbar  vor  der  Bheeehließung,  meisten! 
dreimal  peremtoriseh,  noehmal  vom  trauenden  Priester  auf- 
gefordert, etwa  ihnen  bekannt.«,  der  Bhe  entgegenstehende  Ehe- 
Hindernisse  in  offenbaren.     Dai  Oono.  Lateran.   ...   L216  e   51 


>  w  •  untto  TL  ll  C    ll 


60  I.  Teil.     Rechtsgeschichtliche  Darstellung  (Spanien). 

droht  dem  Priester,  der  die  kirchlichen  Bestimmungen  über 
das  Aufgebot  verletzt,  dreijährige  Suspensio  ab  officio,  den  mit- 
schuldigen Laien  condigna  poenitentia  an.  Im  Anschluß  daran 
verhängt  das  Man.  Hispal.  (a.  1494)  über  den  schuldigen  Priester 
dreijährige  Suspension,  über  den  Laien,  welcher  ohne  Auf- 
gebot die  Ehe  schließt,  Exkommunikation. 


B.  Die  Konsenserklärung. 

Die  Eheschließungsfeier  zerfällt  nach  den  genannten  Ritual- 
büchern in  zwei  Haupthandlungen,  einmal  in  die  Konsenserklärung 
und  sodann  in  die  Brautmesse  mit  weiterem  in  dieselbe  ein- 
geflochtenen Eheritus. 

I.  Das  Man.  Hispalense  (a.  1494). 

Nach  diesem  Manuale  soll  die  Konsenserklärung,  d.  h.  die 
eigentliche  Trauung,  von  dem  Priester  in  seinem  Hause  oder 
in  der  Kirche  vorgenommen  werden.  Nach  der  Konsenserklärung, 
die  durch  Fragen  des  Priesters  und  bejahende  Antwort  der 
Brautleute  erfolgt,  bittet  der  Priester  um  die  arrae  und  Ringe, 
die  er  nach  Abbeten  mehrerer  Orationen  mit  Weihwasser  be- 
sprengt. Darauf  nimmt  der  Bräutigam  den  Brautring  und 
steckt  ihn  der  Braut  an  den  Daumen  der  linken  Hand,  sprechend: 
In  nomine  Patris,  dann  an  den  folgenden  Finger,  sprechend  et 
Filii,  dann  an  den  Mittelfinger,  sprechend  et  Spiritus  Sancti. 
Amen,  zuletzt  an  den  Ringfinger,  welcher  medico1  genannt  wird. 

Dann  nimmt  der  Priester  die  arrae  (=  Münzen)  und  gibt 
sie  dem  Bräutigam,  der  sie  der  Braut  in  die  beiden  aufgehaltenen 
Hände  legt,  sprechend:  „Diese  Münzen  gebe  ich  Euch  zum 
Zeichen  der  Ehe,  wie  es  die  Kirche  von  Rom  vorschreibt."  Der 
Priester  fordert  dann  den  Bräutigam  auf,  daß  er  die  Braut  an 
der  Hand  fasse,  und  sie  gehen  dann  als  ein  Paar  zum  Altar 
und  hören  die  Brautmesse.  Während  des  Hingangs  betet  der 
Priester  den  Psalm  Beati  omnes,  qui  timent  Dominum  und  nach 
demselben  eine  kurze  Oratio. 


1  Digitus  medicinalis  genannt,  weil  nach  einer  volkstümlichen  Auffassung 
eine  Vene  dieses  Fingers  direkt  zum  Herzen  führt;  vgl.  F reisen,  G.  d.  Elis. 
S.    137.     Cber  dieselbe  Reise  des  Ringes  in  den  nordischen  Ritualbüchern  (Eng- 

o 

land,  Schleswig,  Roeskilde,  Skara,  Abo)  vgl.  Freisen,  Man.  Lincop.  etc.  S.  32'. 


III.  Kap.  D.  Eheschließungsrecht  der  Ritualbücher.  B.  Die  Konsenserklärung.   61 

II.  Das  Man.  Valentin.  I  (a.  1514). 

Die  Konsenserklärung  erfolgt  nach  dem  Manuale  in  fol- 
gender Weise :  Nach  der  Frage  an  die  Umstehenden,  ob  ihnen 
ein  der  Ehe  entgegenstehendes  Ehehindernis  bekannt  sei,  fragt 
der  Priester  den  Bräutigam,  ob  er  die  Ehe  eingehen  will.  Ant- 
wortet er  ja,  dann  soll  er  schwören  bei  den  hj.  vier  Evangelien, 
sie  mit  der  rechten  Hand  berührend,  daß  er  die  Wahrheit  sagen 
werde  über  alles,  was  der  Priester  ihn  fragt.  Der  Priester  fragt 
dann  über  etwa  vorhandene  Ehehindernisse;  sind  keine  vor- 
handen, so  stellt  er  die  Braut  an  die  linke  Seite  des  Bräutigams, 
und  der  Bräutigam  erklärt,  indem  beide  sich  bei  der  Hand 
halten,  der  Braut  den  Ehekonsens.  Dasselbe  geschieht  dann 
seitens  der  Braut  gegenüber  dem  Bräutigam. 

Es  folgt  darauf  vor  Beginn  der  hl.  Messe  die  benedictio 
arrarum,  d.  h.  der  Münzen  und  der  Ringe,  welche  benedictio 
in  der  ersten,  zweiten  und  weiteren  Ehe  stets  stattzufinden  hat. 
Der  Priester  nimmt  einen  Ring  und  gibt  ihn  dem  Bräutigam, 
dieser  steckt  ihn  der  Braut  zuerst  an  den  Daumen  der  rechten 
Hand,  sprechend :  In  nomine  Patris,  dann  an  den  kleinen  Finger 
derselben  Hand  sprechend  et  Filii,  dann  an  den  vierten  (Ring- 
finger) sprechend  et  Spiritus  Sancti.  Amen.  Dasselbe  tut  dann 
die  Braut  mit  ihrem  Bräutigam. 

In  fast  derselben  Weise  vollzieht  sich  die  Konsenserklärung 
nach  den  Man.  Valentin.  II  (a.  174H).  Nach  Abgabe  derselben 
geben  sich  beide  Brautleute  auf  Geheiß  des  Priesters  die  rechte 
Hand,  und  letzterer  spricht:  Ego  coniungo  vos  in  matrimonium 
in  nomine  Patris  f  et  Filii  et  Spiritus  Sancti.  Amen.  Darauf 
besprengt  er  sie  mit  Weihwasser   und   segnet   dann   die  Ringe. 

III.  Das  Man.  Salmantic.  (a.  1532). 

Dieses  Manuale  hat  einen  von  den  anderen  Manualen  etwas 
verschiedenen    Ritus.     Die   Konsenserklärung    erfolgt    vor    der 
Kirchentür  (ante  fores  ecclesie).     Nach  Frage  des  Priesters  nn 
die  Umstehenden,  ob  ihnen  ein  der  Ehe  entgegenstehendes  Ein- 
Hindernis  bekannt  sei,  und  nach  Verneinung   diCMT  Frage  stallt 

dar  Priaatar  dia  Kraut  an  die  linke  s<Mt<-  des  Brlutfgama,  1 
dmi  Weib  von  der  linken  Seite  des  Mannes  genommen   ift,  und 
die    Braut    erklärt    dann    auf    dl«    Frage    des    Prla  Lorano 

Bri  m  daa  BhakonaanA    Dinalba  gaaehiahf   dann  in  dor- 

rxn  W,  l.v.  Brlutlg    in-  gegenüber  dar  Kraut.     Der 


68  1.  Teil.     Rechtsgeschichtliche  Darstellung  (Spanien). 

Priester  kann  dann  nach  Belieben  erklären  (potuerit  dicere, 
si  vult,  licet  non  sit  de  substantia):  Ego  ex  parte  Dei  omni- 
potentis  et  sancte  niatris  ecclesie  vos  sponso  et  hoc  sacra- 
mentum  inter  vos  firmo  in  nomine  Patris  et  Filii  et  Spiritus 
Sancti.  Amen.  Quod  Deus  coniungit,  homo  non  separet.  Dios 
os  haga  bien  casados  (Gott  habe  euch  gut  verheiratet). 

Die  Brautleute  legen  dann  13  Denare,  einen  Obolus  und 
zwei  Ringe  auf  ein  Buch.  Der  Obolus  soll  eine  Münze  sein,  auf 
die  ein  Kreuz  geformt  ist;  kann  er  in  dieser  Form  nicht  beschafft 
werden,  genügt  auch  jede  beliebige  Münze.1  Diese  Gaben  (arrae 
et  annuli)  werden  nun  von  dem  Priester  gesegnet,  ebenso  sprengt 
er  Weihwasser  über  die  Brautleute  und  die  Anwesenden.  Der 
Bräutigam  steckt  dann  den  gesegneten  Ring  der  Braut,  ein  Kreuz 
machend,  zuerst  an  den  Daumen  der  linken  Hand,  sprechend: 
In  nomine  Patris,  dann  in  derselben  Weise  an  den  Zeigefinger, 
sprechend  et  Filii,  dann  an  den  Mittelfinger,  sprechend  et  Spiritus 
Sancti,  qui  totum  mundum  illuminavit,  dann  an  den  Ringfinger, 
indem  er  spricht:  Et  pax  tecum,  accipe  hunc  annulum.  Der 
Priester  steckt  darauf  den  anderen  Ring  dem  Bräutigam  an 
den  vierten  Finger  der  rechten  Hand  mit  den  Worten:  In 
nomine  Patris  et  Filii  et  Spiritus  Sancti.  Amen.  Dann  gibt  er 
dem  Bräutigam  die  Silbermünzen  (arrae),  und  letzterer  gibt  sie 
der  Braut,  dabei  sprechend:  „Braut,  ich  vermähle  mich  mit  dir 
und  gebe  dir  diese  Münzen  (arrae)  und  mit  meinem  Körper 
ehre  ich  dich,  wie  es  die  hl.  Mutter,  die  Kirche,  und  der  hl.  Petrus 
und  der  hl.  Paulus  und  die  Doktoren  der  Kirche  bestimmten  und 
festsetzten."  Es  folgt  dann  der  Psalm  Beati  omnes,  qui  timent 
Dominum  und  mehrere  benedictiones,  darauf  die  introductio 
in  ecclesiam  zur  Anhörung  der  Brautmesse. 

IV.  Das  Man.  Toletanum  (a.  1680). 

Die  Konsenserklärung  erfolgt  in  folgender  Weise:  Zuerst 
setzt  der  Priester  den  beiden  Brautleuten,  indem  die  Braut  an 
der   linken  Seite   des   Bräutigams   steht,   die  Früchte   und   den 


1  In  dem  Rituale  von  Amiens  aus  dem  16.  Jahrh.  (Martene,  De  antiqu. 
eccles.  ritibus  i  Venetiis  1780)  L  2  p.  032  werden  ebenfalls  XIII  denarii  vorge- 
schrieben. Vgl.  Friedberg,  Das  R.  d.  Eheschi.  S.  94,  Sohrn,  Das  R.  der 
Eheschi.  ß.  5468.  Nach  dem  Man.  Tolet.  sind  es  13  nummi.  Das  Manuale  Saris- 
buriense  spricht  hier  von  arrae:  Et  dicuntur  arrae  annuli  vel  pecuniae  vel  aliae 
res  dandae  sponsae  per  sponsum. 


III.  Kap.  D.  Eheschließungsrecht  der  Ritualbücher.  B.  Die  Konsenserklärung.   63 

Zweck  der  Ehe  auseinander,  dann  fordert  er  die  Brautleute  und 
Zeugen  auf,  etwaige  ihnen  bekannte,  der  Eheschließung  ent- 
gegenstehende Ehehindernisse  anzugeben.  Liegt  kein  Ehehinder- 
nis vor,  so  fragt  er  nach  ihrem  Namen  und  stellt  an  die  Braut 
die  Frage,  ob  sie  den  Bräutigam  durch  verba  de  praesenti  zum 
sponsus  und  maritus  nehmen  wolle,  weiter,  ob  sie  seine  sponsa 
und  uxor  sein  wolle,  dann,  ob  sie  ihn  zum  sponsus  und  maritus 
nehme.  Nach  Bejahung  dieser  drei  Fragen  stellt  er  m.  m. 
dieselben  Fragen  an  den  Bräutigam.  Nach  der  Bejahung  auch 
von  dieser  Seite  legt  der  Priester  die  rechte  Hand  des  Bräuti- 
gams über  die  rechte  der  Braut  und  spricht:  Ego  vos  in  ma- 
trimonium  coniungo,  und  das  Kreuzeszeichen  über  beide  machend 
spricht  er  weiter :  In  nomine  Patris  et  Filii  et  Spiritus  Sancti. 
Amen.  Oder  er  gebraucht  die  Formel  des  Toletaner  Manuale: 
Et  ego  ex  parte  Dei  omnipotentis  et  apostolorum  Petri  et  Pauli 
et  sanctae  matris  Ecclesiae  vos  matrimonio  coniungo  et  istud 
sacramentum  inter  vos  firmo  in  nomine  Patris  f  et  Filii  et 
Spiritus  Sancti.  Amen.  Dann  besprengt  er  die  Brautleute  (con- 
iuges)  mit  Weihwasser  und  ermahnt  sie,  daß  sie  vor  der  in  der 
Kirche  zu  empfangenden  priesterlichen  benedictio  nicht  in  dem- 
selben Hause  wohnen. 

Vor    der    Brautmesse    erscheinen    die    Brautleute    vor    der 
Kirchentür,    der    Priester    empfängt   sie,    angetan    mit   Amikt, 
Albe,  Stola  und  Pluviale  von  weißer  Farbe,  begleitet  von  den 
Ministranten  mit  Kreuz  und  Weihwasserwedel.    Zuerst  zählt  der 
Priester  die  arrhae,  welche  in   13  Münzen  zu  bestehen  pflegen 
und  mit  zwei  Ringen  auf  einen  Teller  gelegt  werden.    Es  fol<rt 
dann   zuerst    die   benedictio  arrharum,   darauf   die   annulorum. 
Nach   der  benedictio  nimmt  der  Priester    einen  der  Hinge  und 
eckt  ihn  dem  Bräutigam  an  den  vierten  Pinger   der  rechten 
Band  unter  den  Worten:  Benedic  f  Domine  hune  annulum,  ut 
eiua  figura  pudieitiam  custodia!     In  nomine  Patrii  et   Pilii  et 
iritus  Sancti.    Amen.     Den  anderen  Ring  ^ril»t   er  dem  Brau- 
ern, der  ihn  der  Braut  ebenfalle  an  den  vierten  Pinger  der 
hten  Hund  steckt.    Darauf  geben  rieh  die  beiden  Brautleute 
aide,  der  Brfiutj  ii>t  der  Braut  die  Münien,  Indem 

praeeunte  Baeerdote  die  Worte  ipricht:  „Braut,  diesen  EU 
und  diese  arrhae  gebe  Lob  Buch  cum  Zeichen  der  Ehe*  int- 

wortet:    „I<M,    Dehn  ,   und  I  dann  die  arrluie   auf  einen 

Teller.    Na<-h  Wickeln  un<i   einer  Oratioo   faßt   der 


M  I.  Teil.    Reehtigeeehichtliche  Darstellung  (Spanien). 

Priester  die  rechte  Hand  jedes  der  Brautleute  und  führt  sie  so 
unter  Abbetung  des  Psalmes  Beati  omnes,  qui  timent  Dominum 
in  die  Kirche  zur  Anhörung  der  Brautmesse. 

C.  Konsenserklärung  durch  einen  Stellvertreter 
(per  procuratorem). 

Die  beiden  Man.  Valent.  und  das  Madrid.  Man.  (a.  1885) 
haben  ein  eigenes  Formular  für  die  Konsenserklärung  durch 
einen  Spezi albevollmächtigten  (per  procuratorem),  der 
jedoch  nur  hinsichtlich  des  Bräutigams  erwähnt  wird.1 

I.  Nach  dem  Man.  Valent.  I.  redet  der  Bevollmächtigte 
die  Braut  in  Gegenwart  des  Priesters,  der  durch  den  General- 
vikar über  die  Richtigkeit  des  Mandats  vorher  benachrichtigt 
ist,  folgendermaßen  an:  „Dofia  N.,  Herr  N.,  mein  Prinzipal,  grüßt 
Euch  vielmals  und  schickt  mich  zu  Euch,  daß  ich  für  ihn  und 
in  seiner  Person  mit  Euch  diese  Ehe  schließe."  Die  Rubrik 
bemerkt  dazu,  daß  dieser  Gruß  seinen  Ursprung  habe  von  der 
Menschwerdung  Christi,  welcher  der  Gruß  durch  den  Prokurator, 
den  Erzengel  Gabriel,  voranging.  Der  Priester  richtet  dann  an 
die  beiden  die  monitiones  und  interrogationes  wie  bei  der  son- 
stigen Eheschließung,  und  der  Prokurator  spricht,  nachdem  der 
Priester  ihre  beiden  Hände  ineinandergefügt  hat: 

„Ich  N.  in  Person  des  Herrn  N.,  meines  Prinzipals,  gebe  den 
Körper  meines  genannten  Prinzipals  Euch,  Doila  N.,  und  eben- 
falls in  Person  des  Genannten  nehme  ich  den  Eurigen  an,  indem 
ich  Euch  nehme  zur  wahren  Frau  für  ihn,  wie  unser  Herr, 
der  allmächtige  Gott,  angeordnet  hat,  die  seligen  Apostel,  der 
hl.  Petrus  und  der  hl.  Paulus,  kundgetan  haben  und  unsere 
Mutter,  die  Kirche,  heiligmäßig  übt." 

Die  Braut  spricht:  „Und  ich  N.  durch  Vermittlung  von 
Euch,  Don  N.,  gebe  meinen  Körper  dem  genannten  Don  N.,  Eurem 
Prinzipal.  Und  ebenfalls  nehme  ich  seinen  an,  indem  ich  Euren 
genannten  Prinzipal  zu  meinem  wahren  Ehemann  nehme,  wie 
unser  Herr,  der  allmächtige  Gott,  angeordnet  hat,  die  seligen 
Apostel,  der  hl.  Petrus  und  der  hl.  Paulus,  kundgetan  haben 
und  unsere  Mutter,  die  Kirche,  heiligmäßig  übt." 


1  Vgl.  über  diese  Stellvertretung,  die  auch  nach  heutigem  Rechte  noch 
zulässig  ist:  Freisen,  G.  d.  ERs.  S.  205,  247  f.,  303;  Scherer,  KR.  II. 
S.  129  f.;  Schnitzer,  Kathol.  ER.  (1898)  S.  192  f. 


III.  Kap.  Eheschließungsrecht  die  Ritualbücher.  D.  Die  Konsenserklärung.     65 

IL  Das  Man.  Valent.  II  hat  eine  stilistisch  verschiedene, 
aber  inhaltlich  gleiche  Formel  in  valencianischer  und  kastili- 
scher  Mundart.  Nach  der  Konsenserklärung  spricht  der  Priester 
zu  beiden :  Ego  N.  principalem  tuum  et  te  N.  coniungo  vos  in 
matrimonium.  In  nomine  Patris  f  et  Filii  et  Spiritus  Sancti. 
Amen.  Darauf  besprengt  er  sie  mit  Weihwasser  und  segnet 
die  Ringe  wie  bei  der  gewöhnlichen  Eheschließung. 

III.  Nach  der  Formel  des  Man.  Madrit.  vollzieht  sich  die 
Eheschließung  durch  Stellvertretung  in  Form  von  Frage  des 
Priesters  an  die  beiden  und  deren  bejahender  Antwort  seitens 
der  letzteren,  der  Priester  sagt  dann  zum  Schlüsse:  „Und  ich 
seitens  des  allmächtigen  Gottes  und  der  seligen  Apostel,  des 
hl.  Petrus  und  des  hl.  Paulus,  und  der  hl.  Mutter  Kirche  traue  den 
genannten  abwesenden  D.  N.  und  Euch,  seinen  Bevollmächtigten, 
in  seinem  Namen  mit  der  Dona  N.  und  bestätige  dieses  Sakra- 
ment zwischen  dem  genannten  abwesenden  D.  N.  und  Euch, 
Dona  N.,  im  Namen  des  Vaters  und  des  Sohnes  und  des  Hl.  Geistes." 

Das  Man.  hat  dann  noch  oine  eigene  Formel  zur  Bestätigung 
der  durch  den  Prokurator  geschlossenen  Ehe.  Sie  geschieht 
in  Gegenwart  des  Prokurators  durch  Fragen  des  Priesters  an 
jeden  der  beiden  Eheleute,  ob  sie  die  so  geschlossene  Ehe  be- 
stätigen, und  durch  bejahende  Antwort  derselben.  Darauf  erklärt 
der  Priester :  „Und  ich  seitens  des  allmächtigen  Gottes  und  der 
seligen  Apostel,  des  hl.  Petrus  und  des  hl.  Paulus,  und  der 
hl.  katholischen  römischen  Mutter  Kirche  nehme  diese  Bestätigung 
und  Ratifikation  der  zwischen  Euch  in  meiner  Gegenwart,  oder 
des  N.,  des  Pfarrersoder  beauftragten  Priesters  im  Angesicht  (=  in 
facie)  der  hl.  Mutter  Kirche  geschlossenen  und  gefeierten  Ehe  an, 
im  Namen  des  Vaters  7  und  des  Sohnes  des  Hl.  Geistes.    Amen." 

IV.  Von  der  Feier  der  Brautmesse  und  der  benedictio  nup- 
tialis  in  derselben  wird  in  den  gt.  Manualien  nichts  erwähnt; 
sie  ist  selbstverständlich  unmöglich,  denn  bei  derartigen  höchst- 
persönlichen Handlungen,  wie  Empfang  des  Segens,  der  Kom- 
munion usw.,  ist  eine  Stellvertretung  ausgeschlossen. 

D.  Besondere  Bestimmungen 
über  die  Konsenserklärung. 
EM«  KoDMDMrklimiig,  d.  i>.  dh  Abfehlidtaug  von  •poaftlit 

de  praeßenti,  kann  zu  joder  Zeit   erfolgen,    auch   IUI  Ztti    liBM 

Fraitcn.  Du  Eh««chli«ftuntf«r*  ' 


I.  Teil.     Kechtsgeschichtliche  Darstellung  (Spanien). 

Interdikts,  nur  mulJ  sie  in  letzterem  Falle  außerhalb  des  Kirchen- 
gebäudes stattfinden,  so  nach  dem  Man.  Valent.  I.  Auch  das  Man. 
Salm,  erklärt,  daß  sponsalia  de  praesenti  zu  jeder  Zeit  abge- 
schlossen werden  können.  Die  geschlossene  Zeit  (tempus  clau- 
sam)  gilt  nur  für  die  Brautmesse  und  die  in  ihr  zu  spendende 
benedictio  nuptialis.  Selbstverständlich  ist  auch  die  Segnung 
der  arrae  und  der  Ringe  wie  der  damit  verbundene  übrige 
Ritus  nach  den  gt.  Manualien  stets  gestattet. 

Zu  bemerken  ist  außerdem,  daß  das  Man.  Hispal.  und 
Valent.  I.  kein  Zusammensprechen  (Trauen)  der  beiden  Braut- 
leute durch  den  Priester  kennen.  Das  Man.  Salm,  kennt  zwar 
dieses  Zusammensprechen,  bemerkt  aber,  daß  dieses  nicht  de 
substantia  sei.  Somit  trauen  sich  nach  diesen  Manualien  die 
Brautleute  selbst.  Das  Man.  Valent.  II  und  das  Man.  Toletan. 
haben  dagegen  die  Trauung  durch  den  Priester. 

E.  Die  Brautmesse  und  die  benedictio  nuptialis. 

Die  Brautmesse  kann  sich  unmittelbar  an  die  Konsens- 
erklärung anschließen,  sie  kann  ihr  aber  auch  an  einem  anderen 
Tage  nachfolgen.  Das  Man.  Valent.  schreibt  vor,  daß  die  Braut- 
leute vor  der  bened.  nupt.  das  Sakrament  der  Buße  empfangen, 
das  Man.  Toletan.,  daß  sie  vor  derselben  nicht  in  einem  Hause 
zusammenwohnen.  Das  Meßformular  ist  in  dem  Man.  Hisp., 
Valent.  1.  und  Salmant.  je  ein  verschiedenes,  aus  den  verschie- 
densten Teilen  zusammengesetztes.  Das  Man.  Valent.  IL  und 
Toletan.  haben  im  Anschluß  an  das  Missale  Romanum  (a.  1570) 
die  jetzt  noch  gebräuchliche  Missa  pro  sponso  et  sponsa.1  Im 
einzelnen  ist  der  Ritus  nach  den  verschiedenen  Manualien 
folgender : 

I.  Das  Man.  Hispalense  (a.  1494). 
Nach  dem  Sanctus  wird  eine  eigene  Oratio:  Aperi  Domine 
etc.  eingelegt.  Bei  der  Aufhebung  des  Corpus  Christi  in  der 
Wandlung  werden  die  Brautleute  mit  einem  velum  bedeckt,  der 
Bräutigam  um  den  Hals,  die  Braut  über  den  Kopf.2  Nach  dem 
Pater  noster  und  Libera  betet  der  Priester  einige  besondere 
Gebete.     Dann    fährt   er  in  der  Messe  fort,  gibt  den  Pax  und 

1   Vgl.  über  die  Brautmesse:  Preisen,  Manuale  Lincopense  etc.  S.  42l. 
1  Vgl.  über  diese  Verschleierung  nach   dem  Man.  Aboense ,   Man.  Lincop., 
Man.  Sarisbur.  Kreisen,  Man.  Lincopense  etc.  S.  44 ». 


III.  Kap    Eheschließungsrecht  der  Ritualbücher.  E.  Die  Brautmesse.         67 

betet  wieder  einige  besondere  Orationes.  Nach  Schluß  der  Messe 
wendet  er  sich  an  die  Brautleute  mit  wiederum  einigen  eigenen 
Orationes.  Darauf  löst  er  die  Brautleute  von  ihrer  Umhüllung 
und  übergibt  die  Braut  dem  Bräutigam  mit  den  Worten:  Trado 
tibi  uxorem,  non  ancillam,  tu  autem  custodi  et  dilige  eam,  sicut 
Christus  ecclesiam.  Es  wird  dann  noch  beigefügt,  daß  bei  einer 
zweiten  Heirat  des  Mannes  oder  der  Frau  die  benedictio  nup- 
tialis  verboten  sei. 

II.  Das  Man.  Valent.  I.  (a.  1514). 

Das  Man.   bestimmt,   daß   die  hl.  Messe   de  Spiritu  Sancto 
vel  de  alia  solemnitate  ad  devotionem  nubentium  gefeiert  werden 
solle.    Nach  Abbeten  der  Communio  kommen  die  Brautleute  zum 
Altar,  die  Braut  zur  Linken  des  Bräutigams;  der  Priester  um- 
hüllt die  beiden,  den  Bräutigam  um  die  Schultern  (per  spatulas, 
eigentlich  Weberlade)  und  die  Braut  über  den  Kopf,  legt  dann 
die  rechte  Hand  der  Braut  in  die  rechte  des  Bräutigams,  spricht 
einige    Gebete    und    fährt    in    der    Fortsetzung    der    hl.    Messe 
fort.     Nach  Abbeten  der  Oratio  Placeat  tibi  sancta  trinitas  etc 
wendet  er  sich  wiederum  zu  den  Brautleuten,  indem  er  mehr- 
mals  das  Haupt  der  Braut   und   des  Bräutigams  berührt  und 
dabei  verschiedene  Gebete  spricht.    Nach  dem  letzten  Evange- 
lium löst  er  die  beiden  von  ihrer  Umhüllung  sprechend:    Am- 
bulate  in  pace,  wobei  er  sie  mit  Weihwasser  besprengt. 

Es  folgen  dann  in  dem  Manuale  noch  mehrere  Formulare  für 
besondere  Fälle,  so  wenn  zugleich  mehrere  Paare  getraut  werden, 
von  denen  keines  die  bened.  nuptialis  empfangen  hat,  oder  wenn 
die  Braut  die  benedictio  bereits  empfangen  hat,  aber  nicht  der 
Bräutigam,  oder  wenn  der  Bräutigam  sie  empfangen  hat,  aber 
nicht  die  Braut.  Außerdem  hat  es  noch  einige  Rubriken  de 
secundis  nuptiis:  Haben  Brautleute,  die  zum  zweiten  oder 
drittenmal  heiraten,  bereits  in  der  ersten  Bhe  die  benedictio 
empfangen,  so  darf  ihnen  in  der  zweiten  und  ferneren  Ehe  die 
benedictio  nicht  mehr  gespendet   werden. 

III.  Das  Man.  Valent.  II.  (a.  1746). 
Du  Man.  hat   blofl  die  Formel  für  die   Komanierkliriiiig 

in   eigener    1  und    durch    einen   Stell  Vertreter   (per   prOOU 

ratorem).     f'ber  die   benedictio   nuptitü  •  •irlim-t    si    m    den 


L  Teil.     RftchtagMehichtlkhfl  Darstellung  (Spanien). 

Rubriken  folgendes:  Die  Brautleute,  welche  nach  der  Konsens- 
erkllrung  (poet  oontraotam  matrimonium)  die  benedictio  Missae 
nuptialis  empfangen  wollen,  stehen,  der  Bräutigam  rechts,  die 
Braut  links,  vor  den  Stufen  des  Altares,  während  der  Priester 
die  Brautmesse  zelebriert,  wie  sie  im  Missale  Roman,  enthalten 
ist.  An  den  Tagen,  wo  letzteres  Formular  nicht  benutzt  werden 
darf,  nämlich  an  festa  duplicia,  Dominica  und  jenen  Festen,  wo 
kein  festum  duplex  gefeiert  werden  darf,  wird  das  Officium  de 
-to  gefeiert  mit  commemoratio  nuptiarum  und  unter  Hinzu- 
fügung der  Gebete,  welche  zur  benedictio  nuptiarum  gehören. 
In  der  eigentlichen  Missa  pro  sponso  et  sponsa  wird  die 
weiße  Farbe  gebraucht,  Gloria  und  Credo  fehlen,  es  werden 
aber  die  gewöhnlichen  Commemorationes  wie  in  den  Votivmessen 
gemacht.  Zum  Offertorium  vor  dem  Lavabo  bringen  die  Braut- 
leute eine  Gabe  von  Brot  und  Wein.  Nach  Abbetung  des  Pater 
noster  spricht  der  Priester  über  die  vor  dem  Altare  knienden 
Brautleute  die  herkömmlichen  Gebete:  Propitiare  etc.  Nach 
der  Priesterkommunion  empfangen  die  Brautleute  die  Kom- 
munion, der  Priester  umhüllt  dann  beide  mit  einem  seidenen 
Schleier,  den  Bräutigam  um  die  Schultern  (scapulas),  die  Braut 
um  den  Kopf,  und  fährt  in  der  hl.  Messe  fort.  Nach  dem  Be- 
nedicamus Domino  bzw.  Ite  missa  est  vor  dem  über  das  Volk 
zu  spendenden  Segen  spricht  er,  zu  den  Brautleuten  gewandt, 
die  Oration:  Deus  Abraham  etc.  und  nimmt  ihnen  die  Um- 
hüllung weg.  Darauf  wird  die  hl.  Messe  beendet,  und  der  Priester 
spricht  zu  den  Brautleuten:  Ite  in  pace. 

IV.  Das  Man.  Salmantic.  (a.  1532). 
Unter  Abbetung  einiger  Versikeln  führt  der  Priester  nach 
geschehener  Konsenserklärung  die  beiden  Brautleute  in  die 
Kirche  zur  Anhörung  der  Brautmesse.  Nach  der  Präfation 
treten  die  beiden  mit  ihren  Zeugen  (patrini),  die  Braut  links 
vom  Bräutigam,  an  den  Altar,  knien  dort  nieder,  und  der  Diakon 
(minister)  bedeckt  die  Brautleute  mit  einem  von  einem  benedi- 
zierten  Zingulum  umschnürten  Leinentuch,  die  Braut  über  den 
Kopf,  den  Bräutigam  über  die  Schultern,  wobei  der  Diakon 
spricht:  Iugum  meum  suave  est  et  onus  meum  leve.  Wenn  die 
Oratio  Libera  beendigt  ist,  vor  dem  Per  eundem  wendet  sich 
der  zelebrierende  Priester  zu  den  Brautleuten  und  spricht  einige 
Gebete.     Nach    der  Oratio:    Domine  lesu  Christe,    qui   dixisti 


III.  Kap.    Eheschließungsrecht  der  Ritualbücher.    E.  Die  Brautmesse.        69 

apostolis  etc.  und  dem  jetzt  nicht  mehr  gebräuchlichen:  Domine 
Iesu  Christe,  filii  Dei  vivi,  qui  es  vera  pax  et  vera  concordia, 
fac  nos  pacificare  in  hac  sancta  hora,  gibt  der  Zelebrant  dem 
Diakon  den  Pax  mit  den  Worten:  Pax  tibi  frater  et  sancte 
ecclesie  Dei,  der  Diakon  gibt  den  Pax  dem  Bräutigam  weiter, 
und  letzterer  gibt  ihn  der  Braut.1  Der  dann  folgende  Ritus 
der  hl.  Messe  ist  von  dem  heutigen  verschieden.  Vor  der  Oration : 
Placeat  tibi  sancta  trinitas  etc.  gibt  der  Priester  den  Brautleuten 
den  Segen  unter  Abbetung  mehrerer  Orationen.  Nach  Beendigung 
der  Brautmesse  nimmt  er  die  Braut  bei  der  rechten  Hand  und 
übergibt  sie  dem  Bräutigam  mit  den  Worten:  Frater  accipe 
coniugem  tuam  et  dilige  eam  ut  carnem  tuam.  Et  trado  tibi 
uxorem,  non  ancillam,  tu  autem  custodi  et  dilige  eam,  sicut 
Christus  ecclesiam,  et  ambulate  in  pace.  In  nomine  Patris  et 
Filii  et  Spiritus  Sancti.     Amen. 

V.  Das  Man.  Toletanum  (a.  1680). 

Nach  Einführung  der  beiden  Brautleute  in  die  Kirche  knien 
beide  vordem  Altar,  während  der  Priester  einige  Gebete  spricht 
Letzterer  legt  dann  das  Pluviale  ab  und  bekleidet  sich  mit 
weißen  Meßgewändern.  Das  Meßformular  ist  die  Missa  pro 
sponso  et  sponsa  mit  einer  Oratio  nach  dem  Missale  Romanum, 
an  Sonn-  und  Festtagen  die  Tagesmesse  mit  Gloria  und  Credo, 
wenn  sie  dieses  erfordern,  und  zugleich  mit  Commemoratio  nup- 
tiarum  unter  Hinzufügung  des  sonstigen  Eheritus.  Nach  dem 
Pater  Noster  umhüllt  der  Diakon  die  Brautleute,  wenn  es  Ge- 
brauch ist,  mit  einem  seidenen  Schleier  von  weißer  und  pur- 
purroter Farbe,  den  Bräutigam  um  die  Schultern,  die  Braut  um 
den  Kopf;  auch  ist  es  anderswo  Sitte,  den  beiden  ein  Joch  über 
die  Schultern   zu  legen. 

Nach  der  Kommunion  des  Priesters  empfangen  beide  die 
Kommunion,  und  die  Messe  nimmt  ihren  Portgang.  Vor  dem 
teilten  Segen  folgt  der  Segen  über  die  Brautleute:  DeUi  Abra- 
ham etc.,  daran!  nimmt  der  Diakon  die  Umhüllung  fort,  und 
der  Zelebranf    richtet    an    beide  in  spanischer  Sprach.-   die   I 

mahnune;:   „Naohdem    ihr  nun  die  Segnungen    nach  dem  Gc 
braueii  fier  Kirche  empfangen  habt,  10  ermahne  i<ih  EBuob,  dal 

Ihr    einander   Treue    bewahret     und    zur    Zeit    dei    Gebetet    und 
1  I  Mjntf  tu  die  Braut Itatf  In  Mau    hu     |      VbotaM  u  s.-i 


I.  Teil.     Rechtsgesohichtliche  Darstellung  (Spanien). 

der  Fasten  und  der  Feste  die  Keuschheit  beobachtet.  Der  Mann 
liebe  die  Frau,  und  die  Frau  liebe  den  Mann,  und  daß  Ihr  ver- 
harret in  der  Furcht  Gottes."  Hierauf  besprengt  er  sie  mit 
Weihwasser,  endigt  die  Messe  in  der  gewöhnlichen  Weise,  und 
am  Schlafi  übergibt  er  die  Braut  dem  Bräutigam  mit  den  Worten: 
Sociam  trado  tibi,  non  ancillam,  dilige  eam,  sicut  Christus  di- 
ligit  ecclesiam. 

F.  Nähere  Eingrenzung  der  benedictio  nuptialis. 

Die  benedictio  nuptialis  ist  einmal  zu  gewissen  Zeiten  (tem- 
pus  clausum)  verboten  und  sodann  darf  sie  bei  zweiter  und 
weiterer  Ehe  nicht  gespendet  werden.  Die  Bestimmungen  der 
einzelnen   spanischen  Ritualbücher  sind  hier   verschiedenartig. 

I.  Die  geschlossene  Zeit.1 

1.  Das  Man.  Valent.  I.  rubriziert  darüber :  Adverte secundo, 
quod  tribus  temporibus  anni  ecclesia  prohibet  celebrationem 
nuptiarum.  Primo  Dominica  in  Septuagesima,  secundo  Feria 
secunda  rogationum,  quia  tali  die  iam  non  celebrantur,  tertio 
Dominica  prima  in  adventu.  Inchoantur  autem  celebrari  aliis 
diebus  tribus  temporibus,  primo  octavo  die  epiphanie,  secundo 
Dominica  prima  post  resurrectionem,  tertio  Dominica  in  tri- 
nitate. 

Et  etiam  adverte,  quod  de  iure  etiam  prohibentur  tempore 
interdicti  generalis,  in  quattuor  festivitatibus  privilegiatis  et  in 
festo  corporis  Christi,  quia  si  tali  tempore  venerint,  benedictio 
nuptialis  non  potest  praestari,  quamvis  in  praedictis  festivita- 
tibus divina  officia  audiri  possunt  a  laycis  non  excommunicatis. 

Die  Brautleute  können  somit  in  der  geschlossenen  Zeit 
l»'>nsalia  de  praesenti  schließen  und  einer  gewöhnlichen  Messe 
beiwohnen,  aber  die  benedictio  nuptialis  erhalten  sie  nicht. 

->.  Das  Man.  Salmant.  bemerkt  über  die  geschlossene  Zeit: 
Et  notandum  est,  quod  prime  benedictiones  intrant  quolibet 
i Inno  immediate  post  octavam  Epiphanie  die  decima  quarta 
Iinuarii,  quod  est  dies  sancti  Hilarii,  et  durant  usque  ad  sep- 
tungesimam    exclusive.     Secunde   nuptie  intrant   feria   secunda 

'  I  l»er  «lie  geschlossene  Zeit  vgl.  Freisen,  G.d.  ERs.  S.  643 ß. ;  Schnitzer, 
229    '     Seherer,  KR.  II  S.  24351. 


III.  Kap.    Ehescbließungsrecht  der  Ritualbücher.   F.  Nähere  Eingrenzung.      71 

post  octavam  resurrectionis  et  durant  usque  ad  dominicam  ante 
rogationes  exclusive.  Tertie  nuptie  intrant  post  dominicam 
primam  pentecosten  inclusive  et  durant  usque  ad  primam  do- 
minicam adventus  inclusive.  In  aliis  vero  temporibus  prohibitis 
caveat  etiam  sacerdos,  ne  celebret  missam  quamvis  votivam 
in  presentia  nubentium  viduorum  pro  traductione  ad  domum 
sine  licentia  episcopi  vel  eius  vicarii,  tarnen  pro  his  et  in  eorum 
presentia  in  tempore  non  prohibito  poterit  celebrare  missam 
de  trinitate  simpliciter,  ut  habetur  in  missali  in  festo  trinitatis 
sine  alia  additione  vel  missam  votivam,  dummodo  non  sit  de 
requiem. 

Interessant  ist  die  Vorschrift,  daß  bei  der  Eheschließung 
von  Witwenleuten  ohne  Erlaubnis  des  Bischofs  oder  General- 
vikars in  der  geschlossenen  Zeit  keine  hl.  Messe  für  ihre  tra- 
ductio  ad  domum  zelebriert  werden  darf,  wohl  aber  darf  in  der 
nicht  geschlossenen  Zeit  solches  geschehen. 

3.  Die  anderen  Manualien  haben  über  die  geschlossene  Zeit 
keine  Bestimmung.  Das  Tridentinum  Sess.  24  c.  10  de  ref.  matr. 
verfügt  im  Anschluß  an  das  frühere  Partikularrecht,  daß  vom 
Advent  bis  zum  Tage  Epiphanie  und  vom  Aschermittwoch 
bis  zur  Oktav  von  Ostern  einschließlich  den  alten  Verboten 
gemäß  keine  feierliche  Hochzeit  gehalten  werden  dürfe.  Ebenso 
verbietet  das  Rit.  Roman,  in  dieser  Zeit  die  solemnitates  nup- 
tiarum,  ut  nuptias  benedicere,  sponsam  traducere,  nuptialia 
celebrare  convivia. 

II.    Die  zweite  Ehe  (secundae  nuptiae). 

Noch  viel  größere  partikularrechtliche  Verschiedenheit  als 
bei  dem  tempus  clausum  bestand  betreffs  der  bei  den  secundae 
nuptiae  zu  erteilenden  benedictio  nuptialis. 

I.  Das  Man.  Hispalense  verfügt  allgemein:  „Und  jeder 
Priester  hüte  sich,  daß  er,  wenn  Irgendwelche  Brautleute,  ent- 
weder der  Mann  oder  die  Frau,  zum  zweitenmal  heiraten,  ihnen 
zum  zweitenmal  irgendwelche  Segnungen  In  der  Messe  gebe, 
idern  er  hat  nur  die  arrae  zu  segnen  und  sie  beben  Mine 
Messe  zu   hören." 

1  Vgl.  üixtr  die  iweiti  Dm  nod  die  ihr  zu  ver»agen«i«-  beotd  nnpUtüi 
Freii«.-  •  Kl'.    II  t 

639  IT. 


1%  1.  Teil.    EieebUfetehiehUieha  Darstellung  (Spanien). 

Das  Man.  Valent.  I.  bestimmt  für  den  Fall,  wo  bei  der 
Eheschließung  die  Braut  schon  früher  die  benedictio  nupt. 
empfangen  hatte,  der  Bräutigam  aber  nicht,  daß  dann  der  Bräu- 
tigam allein  die  gt.  benedictio  empfange.  Dasselbe  bestimmt 
es  für  den  umgekehrten  Fall,  wo  der  Bräutigan  die  benedictio 
schon  früher  empfangen  hatte,  die  Braut  aber  noch  nicht;  hier 
empfängt  bloß  die  Braut  die  benedictio. 

Außerdem  lautet  die  Rubrik  am  Schlüsse  des  Manuale:  Et 
adverte,  si  nubentes  non  fuerint  benedicti  in  primis  nuptiis 
nee  in  seeundis  aut  tertiis,  tunc  benedicantur  in  ultimis  sie, 
quod  nullo  modo  remaneant  sine  benedictione  nuptiali.  Sed  si 
fuerint  benedicti  in  primis  nuptiis,  nullomodo  iterum  benedici 
debent  in  aliis  nuptiis. 

3.  Das  Man.  Valent.  II.  hat  bloß  die  Bemerkung:  Si  fuerint 
plures  nubentes,  quorum  nullus  habuerit  benedictionem  nup- 
tialem,  servetur  ritus  ut  supra,  mutato  singulari  nuraero  in 
pluralem. 

4.  Das  Man.  Salm,  rubriziert:  Item  notandum  circa  nu- 
bentes, utrum  sint  benedicendi,  quando  alter  eorum  alias  non 
est  benedictus,  sive  sit  vir  sive  mulier  et  semper  in  hoc  atten- 
ditur  consuetudo  loci  seeundum  doctores,  sed  quia  in  ista  dio- 
cesi  Salmantina  diversimode  utuntur  ideo  deineeps  est  servanda 
extravagans  Ioannis  vigesimi  seeundi  §  si  alter  eorum  sive  vir 
sive  mulier  non  fuerit  benedictus,  quod  ambo  benedicantur, 
quia  unus  sine  alio  non  est  benedicendus.  Tenor  autem  extra- 
vagantis  sequitur  et  est  talis:  etc. 

5.  Wiederum  anders  lauten  die  Vorschriften  des  Man.  Tolet.: 
Secundae  nuptiae  non  sunt  benedicendae.  Illae  vero  censentur 
seeundae  (ut  non  benedicantur),  quae  sunt  secundae  ex  parte 
feminae,  quamvis  sint  primae  ex  parte  viri.  Nee  refert,  an 
ipsa  vidua  seeundo  nubens  sit  virgo  vel  non,  sed  an  sit  semel 
benedieta :  unde  quae  semel  nupsit,  sed  ante  benedictiones  re- 
ceptas  vidua  facta  est,  cum  postea  iterum  nubit,  benedicenda 
est  et  quae  semel  est  benedieta,  non  est  iterum  benedicenda. 
In  eiusmodi  autem  nuptiis  non  benedieuntur,  nee  dantur  arrhae, 
nee  annuli,  nee  ponitur  velamen,  nee  iugale,  nee  dicitur  Missa 
de  nuptiis,  sed  dumtaxat  haec  fiant. 

Sacerdos,  indutus  ut  supra,  accedit  ad  nubentes  existentes 
in  in^ressu  Ecclesiae  et  illos  aspergit  aqua  benedieta,  intro- 
docit    eof   in    ecclesiam    dicendo    Psalmum:    Beati,    qui    timent 


III.  Kap.    Eheschließungsrecht  der  Ritualbücher.    G.  Die  Ehehindernisse.      73 

Dominum  etc.  et  statim  praetermissis  aliis  audiant  Missam, 
quae  pro  Ulis  dicenda  est,  semoti  ab  altari.  Dicenda  est  missa 
de  officio  occurrenti,  si  sit  festum  duplex  aut  dies  dominica; 
in  aliis  diebus  potest  dici  missa  votiva  iuxta  illorum  devotio- 
nem,  dummodo  non  sit  missa  ordinaria  pro  sponso  et  sponsa, 
nee  in  ea  dicatur  aliquid  ex  eis,  quae  sunt  inserta  in  dieta 
missa,  et  peraeta  missa  dicatur  super  illos  genuflexos  ante  altare 
sequens  oratio:  etc. 

6.  Das  Man.  Madrit.  hat  denselben  Ritus,  nur  gestattet 
es  den  Brautleuten,  welche  unter  den  genannten  Umständen  die 
bened.  nupt.  nicht  erhalten,  daß  sie  vor  dem  Lavabo  die  Manipel 
des  Priesters  küssen,  zuerst  der  Bräutigam,  dann  die  Braut  und 
nachher  auch  die  Begleitung  der  beiden  (patrini) ;  außerdem 
empfangen  die  Brautleute  auch  in  der  Messe  den  Pax:  Con- 
ceditur  illis  osculationem  manipuli  et  pax  more  Hispano. 

7.  Das  Rit.  Rom.  verbietet  die  benedictio  in  seeundis  nuptiis, 
wenn  der  Bräutigam  oder  die  Braut  in  erster  Ehe  dieselbe 
schon  empfangen  haben.  Es  fügt  aber  bei :  Sed  ubi  ea  viget 
consuetudo,  ut  si  mulier  nemini  unquam  nupserit,  etiamsi  vir 
aliam  uxorem  habuerit,  nuptiae  benedicantur,  ea  servanda  est. 
Sed  viduae  nuptias  non  benedicat,  etiamsi  eius  vir  nunquam 
uxorem  duxerit. 

v.  Der  spätere  und  auch  heute  noch  übliche,  von  Rom  aus 
anerkannte  Gebrauch,  den  Eheleuten  auch  außerhalb  der  Braut- 
messe die  bened.  nuptialis  zu  erteilen,  ist  somit  den  spanischen 
Ritualbüchern  fremd. 

G.  Die  Ehehindernisse. 

Die  Fragen  des  Priesters  unmittelbar  vor  der  kirchlichen 
Eheschließung  haben  die  Peststellung  von  etwa  vorliegenden 
Ehehindernissen  zum  Zweck.    Die  einzelnen  Uitualbiiel.  i>en 

die  bevorstelienden  Ehehindernisse,  die,  wie  hervorzuheben  ist, 
h  in  Spanien  wie  auch  snderswo  vorwiegend  unter  dem  Ein- 
fluß der  Kirche  ausgebildet  hatten,  nicht  vollständig  an. 

Man.  Hisp.  spricht  von  Verwandtschaft  «»der  Schwi 

schaft  (parenteseo  6  affinidad  de  oufiades),  dai  Ifan.  Valenl   i. 

m   votnm   Ingrediendi  ordinem,  votum  es 
mit  silier  anderen  Person,  Blutsverwandtschaft,  Sota  ohaft, 

Patenschaft  oder  Irgendeinem  anderen    Hindernii    (parents 
de  oonsangninitat,  affinitat  6  eompadri  im  altrs  Impe 


7  i  I.  Teil.     EtoehttgMChiohtlifllM  Darstellung  (Spanien). 

dinumt),  dmi  Valent.  II.  allgemein  von  einem  Hindernis,  das 
Man.  T olel an.  und  Man.  Madrit.  vom  Hindernis  der  Bluts- 
rtrwandtsohaft,  Sohw&gerschaft,  geistlichen  Verwandtschaft, 
öffentlichen  Ehrbarkeit  (publica  honestas),  vom  Gelübde  der 
Keuschheit,  Ordensgelübde,  anderweitigem  Verlöbnis  oder  ander- 
weitiger Ehe,  das  Man.  Salmant.  von  Blutsverwandtschaft, 
Schwägerschaft,  Taufpatenschaft,  Adoptivverwandtschaft  und 
unehelicher  Schwägerschaft  (cufladazgo),  von  bestehender  Ehe, 
Gelübde  der  Keuschheit  oder  des  Eintritts  in  einen  Orden. 

Der  Ausdruck  cufladazgo  im  Man.  Salmant.,  welchen  ich  mit 
unehelicher  Schwägerschaft  (affinitas  illegitima)  übersetze,  dürfte 
in  seiner  Bedeutung  des  Interesses  nicht  entbehren.  Er  stammt 
von  curia  der  Keil  (es  schiebt  sich  eine  Person  in  die  Verwandt- 
schaft), nicht  von  euna  die  Wiege,  und  bezeichnet  noch  heute 
die  Affinität,  wie  das  auch  der  Fall  war  im  altspanischen  Recht. 
In  letzterer  Beziehung  wird  in  Siete  Partidas  IV.  tit.  7  1.  5 
parentesco  espiritual  in  Gegensatz  gesetzt  zu  parentesco  carnal 
et  de  curiadia,  in  IV.  1,  (3  ist  die  Rede  del  parentesco  et  de  la 
cuiiadia.  Nach  der  Glosse  zu  Partida  IV.  ti,  5  unterschied  man 
noch  damals  die  affinitas  des  römischen  Rechts  als  das  bloß 
durch  die  gültige  Ehe  vermittelte  Verhältnis  (affinitas  legitima) 
von  der  affinitas  des  kanonischen  Rechts  als  das  durch  die 
Konkumbenz  vermittelte  Verhältnis  und  nannte  dieses  mit 
Beschränkung  auf  die  außereheliche  Konkumbenz  cufiadia  (affi- 
nitas illegitima).1 

H.  Charakterisierung  der  spanischen  Ritualbücher. 

Die  älteren  liturgischen  Bücher  der  katholischen  Kirche 
enthalten  in  den  Formularen  für  die  kirchliche  Eheschließung 
keine  Eheschließungsformulare,  d.  h.  Anweisungen  für  den 
Priester,  von  den  Eheschließenden  eine  Konsenserklärung  zu  for- 
dern,  sondern  sie  enthalten  nur  Segensformulare. 

1.  Am  frühesten  wird  die  Konsenserklärung  in  französi- 
schen Ritualbüchern  gefordert,  und  zwar  nach  einigen  Ritual- 
büchern schon  im   12.  und  13.  Jahrhundert. 


1  So  nach  der  gütigen  Mitteilung  meines  Kollegen  E.  Mayer  in  Würzburg. 
Vgl.  auch  Nuevo  Die  ionario  de  la  lengua  Castellana  que  comprende  la  ultima 
Edition  del  la  Academia  Espanola  (Paris  1873).  Über  affinitas  legitima  und 
äff.  illegitima  nach  jüdischem,  römischem  und  kanonischem  Recht  vgl.  Freisen, 
1 '    d  439  flf.j  11  or  mann,  Quasiaffinität  an  verschiedenen  Stellen. 


III.  Kap.    Eheschließungsrecht  der  Ritualbücher.    H.  Span.  Ritualbücher.      75 

Viel  später  finden  sich  in  deutschen  Ritualbüchern  An- 
weisungen für  den  Priester,  die  Konsenserklärung  zu  fordern. 
Vereinzelt  zeigen  sich  solche  erst  im  15.  Jahrhundert,  wogegen 
sie  sich  im  16.  Jahrhundert  durchgängig  in  den  Ritualbüchern 
finden,  und  zwar  in  einer  Formel,  in  welcher  zugleich  die  kirch- 
liche Bestätigung  und  öffentliche  Verkündigung  (solemnizatio) 
der  Ehe  ausgesprochen  wird.  Eine  frühe  Ausnahme  bildet  das 
Rituale  des  Bischofs  Heinrich  I.  von  Breslau  (1302  —  1319).  Der 
Priester  fordert  hier  die  Brautleute  zur  Konsenserklärung  auf, 
die  kirchliche  Bestätigung  und  öffentliche  Verkündigung  der 
Ehe  fehlt  noch,  sie  wird  ersetzt  durch  die  auf  die  Konsens- 
erklärung folgenden  Gebete. 

Von  den  nordischen  Ritualbüchern  findet  sich  eine  An- 
weisung für  den  Priester,  die  Konsenserklärung  zu  fordern,  im 
Man.  Slezwicense  und  Man.  Aboense,  die  Bestätigungs-  und 
Solemnisationsformel  fehlt. 

Nach  dem  Man.  Sarisburiense  vollzieht  sich  die  Konsens- 
erklärung durch  Fragen  des  Priesters  an  die  beiden  Brautleute, 
durch  bejahende  Antwort  seitens  der  letzteren  und  dann  docente 
sacerdote  durch  das  Aussprechen  einer  eigenen  Ehelichungs- 
formel.  Das  Book  of  Common  Prayer  a.  154U  und  die 
späteren  Ausgaben  desselben  haben  den  salisburyschen  Ritus 
im  allgemeinen  beibehalten,  enthalten  aber  noch  weiter  die  Be- 
stätigung der  Ehe  durch  der  Priester,  welche  in  Man.  Sarisbur. 
fehlt.  Auch  der  heute  in  der  katholischen  Kirche  Englands 
gebräuchliche  Ordo  administrandi  sacramenta  hat  den  salisbury- 
schen Eheschließungsritus  beibehalten  und  enthält  zugleich  die 
priesterliche  Bestätigung  der  geschlossenen  Ehe. 

2.  Dieselbe  Erscheinung  bieten  auch  die  spanischen  Ri- 
tualbücher. Während  in  dem  Liber  Ordinum  der  Priester  nicht 
zur  Konsenserklärung  auffordert,  sondern  nur  die  Segensformel ti 
spricht,  finden  sich  in  allen  späteren  Ritualien  die  BheeohliaßungS' 
formeln.  Das  Man.  Salmant.,  das  Man.  Valent.  II.,  Man.  Tolet. 
und  Man.  Madrit.  enthalten  die  prieeterliohe  Bestätigung  der 
Ehe,  des  Man.  Salmant.  fügt  aber  bei,  daß  diesei  nicht  de 
substantia  sei.  Das  Man.  HispaL  hat  diese  Bestätigung  nicht 
Die  traditio  der  Braut  an  den  Bräutigam  findet  im  Man  Ilispal. 
und   M;m.   Salmant   Matt    durch    die    Wort*   de!    l'ri-  Ich 

äbergebe  dir  ein<-  Gattin  und  keine  Magd,*  In  Man«  Tolet  and 
Man.  Madrit.  durofa  die  Wort*     »loh  D         >be  Ru 


76  I.  Teil.     Rechtsgeschichtliche  Darstellung  (Spanien). 

0068in  und  keine  Magd."    In  den  beiden  Man.  Valent.  fehlt  diese 
traditio  sponsae. 

3.  DieM  verschiedene  Gestaltung  in  den  Ritualbüchern  hängt 
lammen  mit  der  Stellung,  die  die  Kirche  in  allmählicher  Ent- 
wicklung gegenüber  der  Eheschließung  einnahm.  Die  Ritual- 
bücher mit  bloßen  Segensformeln  gehören  einer  Zeit  an,  wo 
die  Kirche  die  vorausgegangene  (private)  Eheschließung  vor- 
aussetzt, die  anderen,  welche  die  Konsenserklärung,  die  kirch- 
liche Bestätigung  und  öffentliche  Verkündigung  der  Ehe  ent- 
halten, gehören  einer  Zeit  an,  wo  die  Eheschließung  vollständig 
ein  Gegenstand  des  kirchlichen  Rechts  geworden  war.  Auf  die 
nähere  Entwicklung  kann  in  dieser  Arbeit  nicht  eingegangen 
werden.1 


Viertes  Kapitel. 

Die  neuere  Zeit  (das  Tridentinum,  die  Zivilehe, 
der  heutige  kirchliche  Ritus). 

A.  Die  Rezeption  des  tridentinischen  Rechts. 

Die  Aufnahme  des  tridentinischen  Rechts  begegnete  in 
Spanien  keinen  Schwierigkeiten,  denn  es  entsprach  ja  den  dort 
geltenden  kirchlichen  und  staatlichen  Vorschriften  über  die 
öffentliche  Eheschließung. 

Noch  im  Jahre  1563  wiederholte  König  Philipp  II.  die  schon 
erwähnten  drakonischen  Vorschriften,  welche  König  Ferdinand 
der  Katholische  im  Jahre  1505  gegen  die  heimlichen  Ehen  erlassen 
hatte.2  Durch  Gesetz  vom  12.  Juli  1564,  ebenfalls  von  Philipp  IL, 
wurden  sämtliche  Beschlüsse  des  Tridentiner  Konzils  feierlich 
rezipiert.  Den  Geistlichen  sind  die  Konzilsbestimmungen  später 
durch  Dekret  der  Cortes  vom  23.  Febr.  1822  und  7.  Jan.  1837 
von  neuem  eingeschärft  worden. 

1  Vgl.  zu  diesem  Exkurs:    Opet,   Brauttradition   und    Konsensgespräch   in 

mittelalterlichen  Trauungsritualen  (1910).   Franz,  Das  Rituale  von  St.  Florian  aus 

dem  12.  Jahrhundert  ( 15)04).     Franz,  Das  Rituale  des  Bischofs  Heinrich  I.  von 

Breslau     1912     B.   <J8  II.     Stapper,    Die   älteste  Agende   des  Bistums  Münster 

-    lOfl  ff.   Sc hönf eider,  Liturgische  Bibliothek.   Sammlung  gottesdienst- 

r  BOcher  aus  dem  deutschen  Mittelalter,  2  Bde  (1904,  1906). 

*  Aufgenommen  in  die  Novissima  Recopilacion,  lib.  10,  tit.  2,  ley  5  (Aus- 

-i.     Die  Novissima   Recopil.   entstand    bereits   anfangs 

Jahrb.,  wurde  aber  erst  am  15.  Juli  1805  publiziert. 


IV.  Kap.  Die  neuere  Zeit.    B.  Einführung  d.  Zivilehe.  77 

Die  pragmatische  Sanktion  vom  23.  März  1776  verordnete, 
um  unerlaubte  Ehen  zu  verhindern,  daß  die  von  Kindern  unter 
25  Jahren  ohne  elterliche  Einwilligung  geschlossenen  Ehen  jeder 
zivilrechtlichen  Folge  entbehren  sollten;  den  Geistlichen  wurde 
dieses  Gesetz  besonders  eingeschärft.1  Noch  härter  war  die 
Sanktion  König  Karls  IV.  vom  10.  April  1803,  welche  lautet: 
„Diejenigen  Geistlichen,  welche  zu  einer  Eheschließung  mitwirken, 
zu  der  die  Kontrahenten  nach  den  vorgeschriebenen  Erforder- 
nissen nicht  befähigt  sind,  sollen  verbannt  und  ihrer  Temporalien 
beraubt  werden,  und  in  dieselbe  Strafe  der  Verbannung  und 
der  Güterkonfiskation  verfallen  die  Kontrahenten."2 

Der  1851  fertiggestellte  Entwurf  eines  Codigo  civil  (Zivil- 
kodex), der  aber  keine  Gesetzeskraft  erhalten  hat,  fordert  dem 
Tridentinum  gemäß  in  Art.  2S  Nr.  4  für  die  Eheschließung  die 
Gegenwart  des  Pfarrers  und  zweier  Zeugen  mit  den  gesetzlichen 
Eigenschaften,  wie  sie  gefordert  werden  für  die  übrigen  zivil- 
rechtlichen Handlungen.  In  Art.  33 — 36  werden  die  tridenti- 
nischen  Vorschriften  über  die  Aufgebote  eingeschärft.  Der 
Mangel  der  elterlichen  Einwilligung  hat  keine  Nichtigkeit  der 
Ehe  zur  Folge,  aber  er  ist  ein  auch  durch  staatliche  Strafgesetze 
bedrohtes  impedimentum  impediens.3 

B,  Die  Einfuhrung  der  Zivilehe. 

Das  kirchliche  vom  Staate  anerkannte  Eheschließungsrecht 
blieb  auch  in  der  Folgezeit  bestehen,  und  die  Spanische  Regie- 
rung hat,  dem  fast  ausschließlich  katholischen  Bekenntnisseseiner 
Staatsbürger  Rechnung  tragend,  lange  Zeit  zurückgehalten,  die 
Zivilehe  einzuführen. 

I.  Die  Zivilehe  von  1870. 
Krst   durch   das   provisorische  Gesetz    vom    18.  Juni    1870 
wurde   die   obligatorische  Zivilehe    für    alle   Staatsbürger    ein- 
geführt.   Ein  Dekret  der  Regentschaft  vom  9.  Febr.  1*7;>  schaffte 
aber   dieselbe    für   die  Katholiken   unter   Berücksichtigung    des 


1  NoTissim.-i  RoeOfflaofai   Hb.    lo,  tit.  2,  ley  \>  un<l    In. 
1  Novisiiraa  Recopilacion  üb.  10,  tit.   lo,  l.-y  18- 

•  Rodriguez,    Utinonlfli  de   teoflho  nvil,   penal  y  inerrantil  «!••   Ktpaoa 
(Madrid.    180]     I.  IL     Vgl.  feil  dai  Vorteilende  Friedberg,  I).  R   <1    DMtoM. 

\n  (t. 


I  s  1.  Teil.     Recbtsgeschichtliche  Darstellung  (Spanien). 

katholischen  Kirchenreehts  wieder  ab  und  erklärte,  daß  die 
seither  nur  kirchlich  abgeschlossenen  Ehen  vollgültig  seien, 
aber  nachträglich  zur  Eintragung  in  die  Zivilregister  gemeldet 
werden  müßten.  Diese  Meldung  hat  auch  zu  geschehen  bei  den 
von  da  ab  zu  schließenden  kirchlichen  Ehen.  Für  die  Nicht- 
katholiken  blieb  die  Zivilehe  als  Notzivilehe  bestehen,  ein 
Dekret  vom  27.  Febr.  1875  beschränkte  dieselbe  jedoch  auf 
diejenigen,  welche  formell  erklären,  der  katholischen  Kirche 
nicht  anzugehören.  Das  Dekret  vom  9.  Febr.  1875  hat  in  deut- 
scher Übersetzung  folgenden  Wortlaut:1 

.Art.  1.  Jede  Ehe,  die  gemäß  den  kirchlichen  Vorschriften  geschlossen 
ist.  bringt  in  Spanien  alle  bürgerlichen  Wirkungen  hervor,  welche  ihr  von  dem 
letM  zuerkannt  waren,  das  bis  zum  Erlaß  des  provisorischen  Gesetzes  vom 
Juni   1870  in  Kraft  stand. 

Art.  2.  Diejenigen,  welche  eine  kirchliche  Ehe  eingehen  wollen,  werden 
die  Eintragung  derselben  in  das  Zivilregister  verlangen,  indem  sie  binnen  8  Tagen 
das  bezügliche  Attest  des  Pfarrers  einreichen;  wenn  diese  nach  Ablauf  dieses 
Termins  die  Vorlage  desselben  unterlassen  haben,  so  verfallen  sie  in  eine  Geld- 
strafe von  1—20  Pesetas,  abgesehen  von  einer  Buße  von  1—5  Pesetas  für  jeden 
weiteren  Tag  der  Zögerung;  doch  kann  die  Strafe  nicht  400  Pesetas  übersteigen. 
Die  Zahlungsunfähigen  haben  eine  entsprechende  Gefängnisstrafe  zu  verbüßen. 
Denjenigen,  welche  eine  kirchliche  Ehe  nach  1870  geschlossen  haben,  ist  ein 
Termin  von  3  Monaten  zugestanden. 

Art.  8.  Die  Bischöfe  werden  eingeladen,  den  Pfarrern  Anweisung  zu  geben, 
damit  dieselben  den  Zivilstandsbeamten  in  der  von  den  Reglements  erforderten 
Form  genau  Nachricht  von  allen  Ehen  zukommen  lassen,  welche  vor  ihnen  nach 
dem  Inkrafttreten  des  Gesetzes  vom  Juni  1870  abgeschlossen  wurden.  Wenn 
ein  Pfarrer  dieser  Verpflichtung  nicht  nachkommeu  sollte,  so  wird  der  Munizipal- 
richter dies  dem  Bischof  und  der  Generaldirektion  des  Zivilstandsregisters  an- 
zeigen. 

Art.  4.  Die  Bescheinigung  der  kirchlichen  Ehe  wird  als  Beweis  für  eine 
vollkommen  gültige  Ehre  nach  ihrer  Eintragung  in  das  Zivilstandsregister  dienen; 
wenn  diese  Eintragung  nicht  stattfindet,  so  muß  das  Zertifikat  gemäß  den  ge- 
gerichtlichen Reglements  und  Vorschriften  legalisiert  werden.  Die  Regierung 
I  den  Cortes  Rechenschaft  von  diesem  Dekrete  geben.* 

II.  Die  Zivilehe  nach  dem  Codigo  civil  von  1889. 

Nach  vielfachen  Vorbereitungen  erhielt  Spanien  1889  ein 
bürgerliches  Gesetzbuch  (Codigo  civil),  welches  unter  Aufrecht- 
erhaltang  der  Provinzialrechte  (fueros)  das  gemeine  Recht  des 
Landes,   wie   es   in   vielen  Einzelgesetzsammlungen  (Siete  Par- 

1  Abdruck  bei  Kämpfe,  Dekret  der  Spanischen  Regierung  vom  Febr.  1875 
die  Ausführung  des  Zivilehegesetzes  von  Juni  1875  (im  AKR.  [1877],   Bd. 
N    B.  348fT.) 


IV.  Kap.    Die  neuere  Zeit.     B.  Einführung  der  Zivilehe.  79 

tidas,  Gesetze  von  Torro,  Nueva  Recopilacion,  Novissima  Re- 
copilacion  usw.)  vorlag,  kodifizierte.  Dasselbe  enthält  1976 
Artikel,  wurde  vom  König  sanktioniert  am  26.  Mai,  publiziert 
am  25.,  26.,  27.  Juli  und  ist  in  Kraft  seit  dem  28.  Sept.  1889. 
Der  Codigo  Civil  handelt  Buch  IV,  Titel  3  von  den  Ehever- 
trägen, Buch  I,  Titel  4  von  der  Ehe.1  Für  unseren  Zweck  kom- 
men nur  die  Bestimmungen  über  die  Ehe  in  Betracht. 

1.  Dem  Gesetzbuch  sind  27  Grundsätze  (bases)  beigegeben. 
Die  sich  auf  die  Ehe  beziehende  base  III  lautet: 

„Es  werden  im  Kodex  zwei  Formen  der  Ehe  aufgestellt  werden :  die  kano- 
nische, in  welcher  die  zur  katholischen  Religion  sich  bekennenden  Personen  die 
Ehe  schließen  müssen,  und  die  zivile,  welche  nach  Maßgabe  der  Staatsgrund- 
verfassung normiert  wird.  Die  kanonische  Ehe  wird  bezüglich  der  Person  wie 
des  Vermögens  der  Gatten  und  der  Nachkommenschaft  sämtliche  bürgerliche 
Folgen  haben,  wenn  sie  in  Übereinstimmung  mit  denjenigen  Verfügungen  der 
katholischen  Kirche  geschlossen  wurde,  welche  für  das  Königreich  durch  das 
Gesetz  13,  Tit.  I,  Buch  1  der  Novissima  Recopilacion  admittiert  worden  ist.5 
Dem  feierlichen  Akte  der  Eheschließung  wird  der  Munizipalrichter  (juez)  oder 
ein  anderer  Staatsbeamter  beiwohnen,  allein  zum  Zwecke,  die  unmittelbare 
Einschreibung  der  Ehe  ins  Zivilregister  zu  verifizieren." 

2.  Von  den  Bestimmungen,  welche  sich  auf  die  kirchliche 
Ehe  beziehen,  mögen  die  hauptsächlichsten  hier  verzeichnet 
sein.     Ihr  Wortlaut  ist  folgender: 

IV.  Titel.     Von  der  Ehe. 

I.  Kapitel.    Allgemeine  Bestimmungen. 
1.  Abschnitt.     Von  den  Formen  der  Ehe. 
Art.  42.     Das  Gesetz  kennt  zwei  Formen   der   Ehe:    die   kanonische   Ehe. 
welche  alle  jene  Personen,  welche  zur  katholischen  Religion  sich  bekennen,  ein- 
gehen müssen,  und  die  Zivilehe,  welche  in  der  in  diesem  Gesetzbuch  bestimmten 
V»>ise  eingegangen  wird. 

2.  Abschnitt.     Beiden  Formen  gemeinsame   Bestimmungen. 

Art.  43.   Die  Sponssücn  de  futuro  bewirken  nicht  die  Verpflichtung  die  I 

zugehen.     Kein  Tribunal  wird  eine  Klage  auf  Erfüllung  derselben   annehmen. 

Art.  44.  Wenn  des  Eherertpreehen  mittelsl  einer  öffentlichen  oder  privaten 
Urkunde  seitens  eil  sjihrigeo  oder  eines  Minderjährigen  unter  Beistand 

1  Vgl.  den  Abdruck  d<-r  sherechtliehcn  Destiinmimgoii  in  deutscher  I  t 

Hflg    bei    Srlier'-r,    Das    Klierecht    des    P— SM    IpSnJSfihefl    DfUfSSStsboeheS 

>ll   Bd.  •'  i     Brnesl    Lehr,   fclem<  oti  ds   droit  ehrll 

rjbl  In  im.   n  p,   M  K  st 

Darstellung  des  Span.  Bbsrecfatl  MUBB  de«  CodigO  sfri!  DOI  .  in  der  Jiitr.MluktK.il 
zu  b  Oberblirk   ub«-i  likatiOBSB 

nli  ErlsJ  Pbilippi  II.  ran  19  Juli  I  ' 


I.  Teil.     Reehtfgeschiehtliche  Darstellung  (Spanien). 

derjenigen  PtfNMIl,  deren  Konsens  zur  Eheschließung  notwendig  ist,  gegeben 
ien  oder  wenn  das  Aufgebot  stattgefunden  hat,  ist  derjenige,  welcher  ohne 
hte  Unecht  ilie  Ehe  zu  schließen  sich  weigert,  verpflichtet,  dem  anderen 
Teilt>  den  Aufwand  zu  ersetzen,  welchen  er  wegen  der  versprochenen  Ehe  ge- 
macht hat.  Diese  Klag«  auf  Ersatz  der  Kosten  kann  nur  binnen  eines  Jahres, 
von  |«r  Absage  der  Ehe  gerechnet,  eingebracht  werden. 

Art.  45.    Verboten  ist  die  Ehe: 

1.  Dem  Minderjährigen,  welcher  nicht  die  Erlaubnis,  und  dem  Großjährigen, 
welcher  nicht  den  Konsens  derjenigen  Personen  erbeten  hat,  welchen  nach  dem 

tz  zusteht,  die  eine  bzw.  den  andern  zu  erteilen. 

2.  Der  Witwe  während  der  301  Tage  nach  des  Mannes  Tode  oder  vor 
ihrer  Entbindung  im  Falle  ihrer  Schwangerschaft,  und  in  derselben  Weise  der 
Frau,  deren  Ehe  für  nichtig  erklärt  worden  ist,  den  Termin  von  der  legalen 
Trennung  gerechnet. 

3.  Dem  Vormund  und  dessen  Nachkommen  mit  denjenigen  Personen,  über 
welche  er  die  Vormundschaft  besitzt  oder  besaß,  bis  die  Vormundschaftsrechnung 
erledigt  ist.  Ausgenommen  den  Fall,  daß  der  Vater  des  Mündels  im  Testamente 
oder  in  einer  öffentlichen  Urkunde  die  Ehe  genehmigt  hätte. 

Art.  46.  Die  Erlaubnis,  von  der  unter  Z.  1  des  vorausgegangenen  Artikels 
die  Rede  ist,  wird  den  ehelichen  Kindern  von  dem  Vater  erteilt;  bei  dessen 
Abgang  oder  Verhinderung  sind  dazu  der  Reihe  nach  die  Mutter,  die  väterlichen 
und  die  mütterlichen  Großeltern  berufen,  in  Ermangelung  der  Genannten  der 
Familienrat.  Wenn  es  sich  um  natürliche,  anerkannte  oder  durch  königliche 
Genehmigung  legitimierte  Kinder  handelt,  ist  die  Zustimmung  jener  Personen, 
welche  die  Kinder  anerkannt  oder  legitimiert  haben,  einzuholen,  eventuell  in  der 
zuvor  angegebenen  Reihenfolge  deren  Aszendenten  und  des  Familienrates. 
Adoptivkinder  haben  die  Zustimmung  ihres  Adoptivvaters  einzuholen  und  bei 
dessen  Abgang  der  berufenen  Personen  ihrer  natürlichen  Verwandtschaft.  Die 
übrigen  illegitimen  Kinder  erhalten  die  Zustimmung  von  ihrer  in  legaler  Weise 
bekannten  Mutter,  von  ihren  mütterlichen  Großeltern  und  in  deren  Ermangelung 
vom  Familienrate.  Den  Vorstehern  der  Findelhäuser  steht  das  Recht  zu,  die 
Zustimmung  zur  Ehe  ihrer  Pfleglinge  zu  erteilen. 

Art.  47.  Die  großjährigen  Kinder  sind  verpflichtet,  vom  Vater,  in  dessen 
Ermangelung  von  der  Mutter  die  Zustimmung  zur  Ehe  zu  erbitten.  Wenn  sie 
dieselbe  nicht  erhalten  oder  eine  abschlägige  Antwort,  kann  die  Ehe  erst  drei 
Monate  nach  der  gestellten  Bitte  geschlossen  werden. 

Art.  50.  Wenn  eines  der  Verbote  des  Art.  45  ungeachtet  eine  Ehe  ge- 
ll Idossen  wird,  ist  dieselbe  gültig;  aber  die  Kontrahenten  sind  abgesehen  von 
Kriminalstrafen  bestimmten  widrigen  Rechtsfolgen  unterworfen  .  .  . 

Art.  51.   Weder  die  kanonische  noch  die  Zivilehe  hat  bürgerliche  Wirkungen 
einer  der  Gatten  bereits  gültig  verheiratet  wäre. 

Art.  52.     Die  Ehe  wird  getrennt  durch  den  Tod   eines  der  beiden  Gatten. 

3.  Abschnitt.     Vom  Beweis  der  Ehe. 
Art.  53.     Die    vor    der    Geltung  dieses   Gesetzbuches    geschlossenen    Ehen 
werden  durch  die  in  den  früheren  Gesetzen   bestimmten  Mittel   bewiesen.1     Die 


1  Vgl.  Gesetz  vom  9.  Febr.  1875  (oben  S.  78  f.). 


IV.  Kap.    Die  neuere  Zeit.    B.  Einführung  der  Zivilehe.  81 

seither  geschlossenen  Ehen  werden  allein  durch  das  Zeugnis  des  Aktes  des 
Zivilregisters  erwiesen,  außer  diese  Bücher  hätten  nie  bestanden  oder  wären 
verschwunden,  oder  es  wäre  ein  Prozeß  vor  den  Gerichten  anhängig,  in  welchen 
Fällen  jede  Art  von  Beweis  zulässig  ist. 

Art.  55.  Die  im  Ausland,  wo  diese  Akte  nicht  in  ein  regelmäßig  oder 
authentisch  geführtes  Register  eingetragen  werden  müssen,  geschlossene  Ehe 
kann  durch  jedes  im  Recht  anerkannte  Beweismittel  glaubhaft  gemacht  werden. 

4.  Abschnitt.     Von  den  Rechten  und  Pflichten  zwischen  Mann 

und  Frau  (Art.  56—66). 

5.  Abschnitt.     Von  den  Folgen  der  Nullität  der  Ehe  und  der 
Ehescheidung  (Art.  67—74). 

Art.  67.  Die  bürgerlichen  Folgen  der  Klagen  und  Urteile  bezüglich  der 
Nichtigkeit  und  Scheidung  der  Ehe  können  nur  vor  den  ordentlichen  Gerichten 
durchgesetzt  werden. 

Art.  69.  Der  im  guten  Glauben  geschlossenen  Ehe  kommen  bürgerliche 
Wirkungen  zu,  wenn  die  Ehe  auch  für  nichtig  erklärt  worden  ist.  Wenn  der 
gute  Glaube  nur  auf  seiten  des  einen  Gatten  vorhanden  war,  treten  die  bürger- 
lichen Wirkungen  nur  bezüglich  desselben  Gatten  und  der  Kinder  ein.  Der 
gute  Glaube  wird  vermutet,  wenn  nicht  das  Gegenteil  feststeht.  Wrenn  beide 
Gatten  in  schlechtem  Glauben  waren,  hat  die  Ehe  nur  bezüglich  der  Kinder 
bürgerliche  Wirkungen. 

Art.  73.  Das  Scheidungsurteil  hat  folgende  Wirkungen  :  1.  die  Trennung 
der  Gatten,  2  .  .  . 

II.  Kapitel.    Von  der  kanonischen  Ehe. 

Art.  75.  Die  Erfordernisse,  die  Form  und  die  Förmlichkeiten  der  Schließung 
einer  kanonischen  Ehe  richten  sich  nach  den  Bestimmungen  der  katholischen 
Kirche  und  der  Synode  von  Trient,  welche  als  Gesetze  des  Königreichs  aner- 
kannt sind. 

Art.  76.  Die  kanonische  Ehe  hat  sämtliche  bürgerliche  Wirkungen  in  Be- 
ziehung auf  die  Person  und  das  Vermögen  und  die  Nachkommen  der  Ehegatten. 

Art.  77.  Dem  Akte  der  Eheschließung  wird  der  Munizipalrichter  oder  ein 
anderer  staatlicher  Funktionär  allein  zu  dem  Zwecke,  die  unmittelbare  Ein- 
schreibung ms  Zivilregister  zu  verifizieren,  assistieren.  Danach  haben  die  Kon- 
trahent- Munizipalrichter  wenigstens  21  Stunden  zuvor  Tag  und  Stande 
sowie  den  Ort  der  Eheschließung  schriftlich  anzuzeigen  bei  Vermeidung  einer 
Geldstrafe  von  5  —  80  Peseten.  Der  Richter  hat  die  Anzeige  zu  beecheinlgen, 
und  dessen  Weigerung  wird  mit  90—100  Poeten  gestraft.  Zur  Feier  de,  kano- 
nischen Ehe  darf  niefat  geeebritteo  werden,  ohne  dal  dfc  eheinigong  vor- 
gewiesen worden  ist.  Wenn  die  feierlich«  bttetang  stattfindet,  ohne 
der  -  oder  dessen  Delegat  denel ben  issiotieren,  obwoh)  er  bonachriehtigf 
worden  ist,  so  findet  auf  Eoeten  tiomelhnn  die  Emeenreflmng  der  Ehe  im  Qffl 
register  statt,  und  derselbe  hat.  noeb  •  Je  roo  90  100  Pe  blau. 
In  diätem  Falle  kommen  der  I                   anblies:  deren  BehlieAong  simtll 

bOjgOllkhe   Wirkungen  zu.   —   Wenn  an  der   Abwesenheit  de*  Ki< -lit«-r-  •  1  i •-  K 

trahenten  Schuld  tragen,  da  siedenseihen  sieht  l.«-na<lirichtigt  hsben  BMtl 

Fraiaen.  Da*  Ehaachlia&urncar«  8 


I.  Teil.     Rechtsgeschichtliehe  Darstellung  (Spanien). 

den  Fehler  gutmachen ,  indem  sie  nachtraglich  die  Einschreibung  der  Ehe 
ins  Zmire^ister  Uffinll— I  In  diesem  Falle  treten  die  bürgerlichen  Wirkungen 
der  it  deren  Einregistrierung  ein. 

7^     Diejenigen,  welche  in  articulo  mortis  eine  Ehe  schließen,  können 

jederzeit   den  Zivilstandsbeamten  davon  benachrichtigen  und  diese  ihre  Anzeige 

nachweisen.     Wenn  es  teststeht,   daß   diese  ihre  Anzeige  unmöglich  war,   tritt 

leren  Versäumnis  keine  Strafe  ein.     Jedenfalls  muß  aber,  damit  die  Ehe 

vom  Augenblicke  ihrer  Eingehung  bürgerlich  wirke,  die  sakramentale  Ehe  (Trau- 

shi)  binuen  zehn  Tagen  ins  Register  eingeschrieben  werden. 

Art.  7'.».  Die  geheim  geschlossene  kirchliche  Gewissensehe  ist  in  bürger- 
licher Hinsicht  keiner  Förmlichheit  unterworfen,  entbehrt  aber  der  bürgerlichen 
Wirkungen,  solange  sie   nicht  durch  Eintragung  ins  Register  publik  geworden 

Kine  solche  Ehe  wird  dessenungeachtet  vom  Augenblicke  ihrer  Eingehung 
bürgerliche  Wirkungen  haben,  wenn  beide  Kontrahenten  einverständlich  eine 
vom  Bischof  autorisierte  Abschrift  ihres  Trauscheines  aus  dem  geheimen  Register 
des  Ordinariats  sich  verschaffen  und  dieselbe  unmittelbar  mit  der  gehörigen 
Vorsicht  der  Generaldirektion  des  Zivilregi9ters  zur  Eintragung  in  dasselbe  über- 
senden. Zu  diesem  Zwecke  führt  die  Generaldirektion  unter  den  nötigen  Kau- 
telen  ein  spezielles  geheimes  Register,  dessen  Eintragungen  so  lange  geheim 
bleiben,  bis  die  Interessenten  deren  Bekanntgabe  und  Übertragung  in  das  Munizipal- 
register ihres  Wohnsitzes  verlangen. 

Art.  80.  In  Streitsachen  über  die  Nullität  und  Scheidung  kanonischer  Ehen 
zu  erkennen,  steht  den  kirchlichen  Gerichten  zu. 

Art.  81.  Wenn  vor  dem  kirchlichen  Gerichte  die  Klage  auf  Scheidung 
oder  Nichtigkeitserklärung  der  Ehe  anhängig  geworden  ist,  steht  es  dem  bürger- 
lichen Gerichte  zu,  über  Anrufen  der  interessierten  Partei  die  Art.  68  aufgezählten 
Verfügungen  (zur  Sicherstellung  der  Person  und  des  Vermögens  der  Gatten  und 
der  Kinder)  zu  treffen. 

Art.  82.  Das  rechtskräftige  Urteil  auf  Scheidung  oder  Nullität  einer 
kanonischen  Ehe  wird  ins  Zivilregister  eingetragen  und  dem  ordentlichen  Ge- 
rn hie  zugestellt,  um  dessen  Exekution  bezüglich  der  bürgerlichen  Folgen  durch- 
zuführen. 

III.  Kapitel.    Von  der  Zivilehe  (Art.  83—107). 

Während  bei  der  „kanonischen  Ehe"  das  gesamte  katholische  Eherecht 
aufrechterhalten  bleibt  und  nur  die  Gegenwart  des  Munizipalrichters  bei  der 
kirchlichen  Eheschließung  verlangt  wird,  bringt  das  dritte  Kapitel  „von  der  Zivil- 
ehe* eine  erschöpfende  Regelung  des  Eherechts  für  die  nichtkatholischen  Staats- 
bürger, nämlich  über  Ehehindernisse,  staatliche  Dispensation  von  Ehehindernissen, 
Aufgebot,  Ausländerehen,  Eheschließung,  Nichtigkeitserklärung  und  Scheidung 
der  Ehe.  Die  Eheschließung  erfolgt  vor  dem  Munizipalrichter  und  zwei  größ- 
ten, gesetzlich  tadellosen  Zeugen  durch  Frage  des  Munizipalrichters  an  die 
beiden  Kontrahenten,  ob  sie  die  Ehe  schließen  wollen,  und  durch  bejahende 
Antwort  Her  letzteren.  Auch  durch  einen  Spezialbevollmächtigten  kann  die  Ehe 
geschlossen  werden.  Die  Scheidung  der  Ehe  bewirkt  allein  die  Aufhebung  des 
.einsamen  Lebens  der  Ehegatten,  also  keine  Lösung  a  vineulo  usw. 


IV.  Kap.     Die  neuere  Zeit.     C.  Der  heutige  kirchliche  Ritus.  83 

III.  Charakterisierung:  der  spanischen  Zivilehe. 

Nach  dem  Codigo  civil  besteht  somit  sowohl  für  die  Katho- 
liken als  auch  für  die  Nichtkatholiken  die  obligatorische  Zivilehe, 
aber  mit  bemerkenswerten  Unterschieden.  Für  die  Katholiken 
(„kanonische  Ehe")  ist  das  gesamte  kanonische  Eherecht  als 
obligatorisch  erklärt  und  wird  außerdem  verlangt,  daß  der 
Munizipalrichter  oder  ein  anderer  staatlicher  Funktionär  dem 
Akte  der  Eheschließung  zum  Zwecke  der  Eintragung  desselben 
in  die  für  die  bürgerlichen  Wirkungen  maßgebenden  Zivilregister 
assistiere.  Die  katholischen  Rechtsgrundsätze  sind  somit  in  keiner 
Weise  durch  diese  staatlichen  Festsetzungen  verletzt.  Auch 
die  Anordnung  der  Gewissensehe  (matrimonium  conscientiae) 
in  Art.  79  entspricht  den  seit  altersher  in  Spanien  praktisch  ge- 
übten Grundsätzen  des  katholischen  Kirchenrechts.1  Für  die 
Nichtkatholiken  („Zivilehe")  besteht  dagegen  die  obligatorische 
Zivilehe  auf  vollständiger  staatlicher  Festsetzung.2  Ein  König- 
liches Dekret  vom  27.  April  1906  erklärte  die  „Zivilehe"  auch 
dann  für  zulässig,  wenn  die  Eheschließenden  keine  Erklärung 
über  ihre  Religion  abgäben.  Da  diese  Bestimmung  aber  zu 
einer  Umgehung  des  für  die  Katholiken  maßgebenden  Ehe- 
schließungsrechts Veranlassung  geben  konnte,  hob  ein  anderes 
Dekret  vom  1.  März  1907  das  von  1906  wieder  auf.3 

C.  Der  heutige  kirchliche  Ritus. 

Die  katholische  Kirche  Spaniens  hat  noch  heute  denselben 
kirchlichen  Eheritus,    wie    er    in    dem   Man.   Tolet.    bzw.    Man. 


1  Vgl.  oben   S.  56.     Das  Matrim.  conscientiac  hat   seine  nähere   Regelung 
gefunden  in  der  Bulle  Benedikts  XIV.  Satis  vohis   rom   17.  Nov.  1741  (Richter- 
Schulte,   Canon,    et  Decreta  Conc.  Trfd.    p.  M6  .sq.).     Schulte,    Lehrt).    «1.    k. 
BTf.  Kl'.  -hnitzer,  Kath.  ER.  8  02. 

merkenswert    U   dla   zurücktretende   Stellung   des   atimiiipalrichtere, 

wenigstens  bei  der  „kanonischen   Ehe*.     Er  hat   in  der  Kirch.'  der  EheecblleBunfl 

beizuwohnen  zum  Zeugnis  ihrer  Srhliei'.uiig.    Auch  in  England  hat  der  «tiatlichi 

Standesbeamte  der  kirchlich«  ■  tüleBqng   der  anerkannten   Religionen   m 

-elben   Weise  beizuwohnen.     (1  ,    Man     Ui 

iht  da«  auf  der  Maatsverfassun^  der  beiden  Btaaten.    Beida  rind  ti 

ihn-r   monarchischen    Verlassun/   mehr    .VoUlltiat'    all    ,Obrigkeltaataata 

euer  de«  bürgen,  eteht  anter  demeelben.    An. in    ist  .- 

in  dem  ,Obrigkeitntaat°;   der  Baamti  nunmt  lall  an  dam  Lmperfon  de« 
:e«für«ten  und  steht  «omll  aber  dei 
•  Vgl.  inet  Beberer,  KR  II,  Friedberg,  KR 


M  I.  Teil.     Rechtsgeschichtliche  Darstellung  (Spanien). 

Madrit.  enthalten  ist.  Noch  heute  segnet  der  Priester  zwei 
Ringe  und  eine  beliebige  Anzahl  von  Münzen,  die  arras  ge- 
nannt werden;  der  Bräutigam  steckt  der  Braut  den  gesegneten 
Ring  an  den  vierten  Finger  der  rechten  Hand  und  gibt  ihr 
darauf  die  gesegneten  Münzen.  Ebenso  findet  die  velatio  noch 
statt,  indem  die  Brautleute  nach  dem  Pater  noster  in  der  Braut- 
messe mit  einem  weißen  Tuche  bedeckt  werden,  der  Bräutigam 
um  die  Schultern,  die  Braut  über  den  Kopf.  Auch  fehlen  nicht 
die  alten  Ermahnungen  des  Priesters  an  die  Braut,  insbesondere 
auch  nicht  die,  daß  sie  ohne  Erlaubnis  ihres  Mannes  nicht  aus- 
gehen darf  usw.1 

Die  alten  Formen  haben  zwar  ihre  frühere  rechtliche  Be- 
deutung verloren,  sind  aber  in  der  Volkssitte  als  eine  Erinnerung 
an  die  alte  Zeit  in  konservativer  Weise  beibehalten  worden. 
Es  ergibt  sich  somit  aus  meiner  Darstellung  das  Resultat,  daß 
das  heutige  kirchliche  Eheschließungsrecht  Spaniens  aus  der  west- 
gotischen Zeit  stammt,  somit  germanischen  Ursprungs  ist. 


I  nach   der  Mitteilung  von  deutschen  Landsleuten,   welche  in  Spanien 
ihren  Wohnsitz  genommen  haben. 


■»>"<3' 


Zweiter  Teil. 

Urkunden-Material. 

A.  Der  Liber  Ordinum  (a.  1039  bzw.  1052). 

Literar.  Vorbemerkung:  Die  katholische  Liturgie  Spaniens  in  west- 
gotischer und  mozarabischer  Zeit  ist  in  vier  Büchern  enthalten:  in  dem  Liber  Or- 
dinum (=  Rituale),  Liber  Orationum,  Liber  Missalis,  Liber  Antiphonarum.  Sie 
stammt  nicht  aus  dem  Orient,  sondern  aus  dem  Okzident  und  stellt  sich  dar  als 
ein  Gemisch  von  römischen,  afrikanischen  wie  gallischen  Riten.  Da  dieselbe 
schon  zur  westgotischen  Zeit  bestand,  ist  die  hergebrachte  Bezeichnung  moz- 
arabische Liturgie  ungenau,  richtiger  dagegen  wäre  die  Bezeichnung  westgotische 
Liturgie.  Vor  der  römischen  zeichnet  sie  sich  aus  durch  Reichhaltigkeit  und 
Glanz  der  einzelnen  Riten.  Als  um  die  Mitte  des  11.  Jahrhunderts  die  päpst- 
lichen^Gesandten  diese  Liturgie  unterdrücken  und  an  ihre  Stelle  die  römische 
setzen  wollten,  wurden  die  vier  Bücher  dem  Papste  Alexander  II.  vorgelegt,  der 
sie  als  orthodox  1065  approbierte.  Unter  Gregor  VII.  (1073—85)  fand  gleich- 
wohl die  römische  Liturgie  in  Spanien  Eingang,  die  alte  Liturgie  erhielt  sich 
aber  noch  jahrhundertelang  in  verschiedenen  Kirchen,  namentlich  in  denen 
zu  Toledo.  Überbleibsel  derselben  sind  noch  erhalten  in  den  älteren  spanischen 
Ritualbüchern,  von  denen  das  von  Toledo  noch  heute  neben  dem  Rituale  Ro- 
manum  bei  einigen  liturgischen  Handlungen  im  Gebrauch  steht. 

Eine  kritische  Ausgabe  des  Liber  Ordinum  hat  veröffentlicht  der  Benediktiner- 
pater des  Klosters  Farnborough:  Marius  F6rotin,  Le  Liber  Ordinum  en  usage 
•Jans  l'eglise  wisigotique  et  mozarabe  d'Espagne  du  cinquieme  au  onzii-me  rieelc 
(Monumenta  Ecclesiae  Liturgica.  Volumen  Ouintum»,  Paris  1904.  Bei  der  An- 
gabe sind  benutzt  ein  Mskr.  dai  Klottal  Silos  (Abtd  in  Ctstflll  la  Vieja)  vom 
•lahre  LOtfl  —  Hit.  A,  ein  Mskr.  desselben  KlOfUn  fOB  lahr«-  L069  -  Hit.  H. 
Mskr.  aus  Madrid  aus  dem  11.  lahrh.  —  Rit.  M,  ein  Mskr.  aus  Silos  an- 
dern ii.  Jahrb.  »  Rit.  R.  Zofmndc  gelegt  ist  der  Aeegabe  dai  Mekr.  ron  BDoi 
1061    Selbstverständlich  ist  der  Inhalt  <i<  Ord  llter  tli  die  rorUtfeoden 

Manuskripte.     D  Ebeec hl  i ei'.ungsrec ht  betreffende  Ritoi  ist  den  Iiih'-r 

Ordin.  spater  wahr.«.rheinlirh   von  dems»-lh«-n  Kopistin,  den   Prieeter  H;irth<|.in} 

beigefügt.    Kr  ist  eigenartig  um!  Rodet  rieb,  ibfeeehen  w.n  eio  ttiooen, 

riebt  in  anderen  RBielbfltbfrn     leb  gebe  den  betreffenden  roUetlodifen   T<-xi 
nach  der  Ausgabe  »im   ' 

1  Parotis,  Li  Über  Ordinal        I    I  rr. 


II.  Teil.     Urkunden-Material. 

Ordo  ad  Thalamum  benedieendum. 

Primiun  quidern,  secimdum  consuetudinem,  die  sabbato  hora 
tertia  salin  as/>ersio  facienda  est  in  loco  domorum  vel  thalami. 
Deinde  cum  iw/rnlitur  sacerdos  ad  thalamum  benedieendum, 
imponit  J/u/ie  uersum,  et  dicit: 

Vers:  Respice  in  seruos  tuos  et  in  opera  tua,  Domine,  et 
dirige  filios  eorum  in  benedictionibus. 

Deinde  hanc  orationem: 

Oratio. 
Domine,  cuius  benedictione  plena  consistunt,  que  in  tui 
Hominis  inuocatione  benedictionem  pereipiunt,  benedicito  huic 
habitaculo  solius  honestatis  nubtui  preparato :  ut  in  nullo  illud 
malorum  oecursus  adtingat,  sed  honestas  et  munditia  coniugalis 
sola  possideat,  atque  miseratio  tua  celebritati  eius  digna  suffi- 
cienter  adsistat.  —  Pater. 

Benedictio. 

Omnipotens  Dominus  huic  reeeptaculo  nuptiali  copiam  be- 
nedictionis  sue  inpendat,  et  conuenientes  in  eo  sanetificatione 
perpetua  benedicat.  —  Amen. 

Omnis  ineursio  malignorum  spirituum  ab  hoc  loco  diffugiat, 
et  uisitatio  angelica  hie  obtata  proueniat.  —  Amen. 

Ita  hie,  donante  Deo,  connubii  celebritashabeatur,  ut  honestas 
coniugum  non  turpetur.  —  Amen. 

Sicque  hie  intrantibus  ad  nuptialem  celebritatem  et  opus 
et  sermo  sit  utilis,  ut  lasciue  non  perferantur  naufragium  uolup- 
tatis.  —  Amen. 

Qualiter  et  nubentes  pudicitie  honestas  confoueat,  et  nuben- 
tium  gaudiis  adgregatos  pax  eterna  sustollat.  —   Amen. 

Ordo  nubentium. 

Ad  Vesperum. 

l.  .  .  .  coniunetionis  sue  dedicationem,  hoc  tibi  deferunt 
uotum.  Diligant  se,  nee  recedant  a  te:  quod,  in  tranquillitate 
uiuentes  tibique  fideliter  seruientes,  nobiscum  te  exorare  non 
cessant,  ita  dicentes:   —  Pater. 


1  In  Mskr.    B  fehlt   hier   wenigstens  ein   Blatt,   welches  das  Officium   der 
•r,  Komplet  und  die  Benediktion  der  Brautleute  enthielt. 


A.    Der  Liber  Ordinum.  87 

Benedictio. 
Christus  Dominus  fidelia  famulorum  suorum  Illorum  susci- 
piat  uota,  et  uobis  omnibus  peccata  dimittat.  Coniugalem  eis 
gratiam  subeuntibus  indissolubile  fedus  caritatis  adtribuat,  quo 
seculum  istud  in  pace  pertranseant:  ut  casti  coniugii  connubia 
suscepturi  et  corde  et  corpore  omni  tempore  ante  Deum  ha- 
beantur  inlesi.  —  Amen. 

Ordo  Arrarum.1 
Si  quis  arras  uoluerit  tradere,  accedit  ad  sacerdotem,  et 
affertur   fiala   et    desuper   [ponit]   sindonem   mundum   et  duos 
annulos. 

Oratio. 

Domine  Deus  omnipotens,  qui  in  similitudinem  sancti  con- 
uubii  Isaac  et  Rebeccam  pro  intromissione  arrarum  famulum 
tuum  Abraham  destinare  iussisti,  ut  oblatione  munerum  nume- 
rositas  cresceret  filiorum:  quesumus  Omnipotentiam  tuam,  ut 
harum  arrarum  oblatione,  quam  hie  famulus  tuus  Ille  dilecte 
sponse  sue  Uli  offerre  procurat,  sanetificator  accedas,  eosque 
cum  suis  muneribus  propitius  benedicas.  Quatenus,  tua  bene- 
dictione  protecti  ac  uineulo  dilectionis  innixi,  gaudeant  se 
feliciter  cum  tuis  fidelibus  perenniter  maneipari. 

Piissime. 

Benedictio. 

Repleat  uos  Dominus  dulcedinis  sui  timoris,  et  feeundet 
germine  sanetitatis.  —  Amen. 

Odor  uite  uestre  candidum  redolescat  ut  lilium,  ut  mente 
semper  ascendatis  in  celum.     Oblata  quoque  arrarum   inuicem 

1  Das  Mskr.  A.  lautet:  Ordo  arrarum  de  nubent  i  l»us.  l'rimum 
quidem   tradunt  annulos   8U08    ad    saerrdotem.      l.<  90$  in  fmlu   ,t  imuptt 

faciale  et  sie  di< 

Oratio:  Dornim-  Deus  omiiipotens  etc.  wie  im  Mskr.  B.  Dann  folgt:  He 
nedictio:  Henedic,  Domim-,  bai  arras,  quas  odie  tradet  famulus  tuus  IM«',  quem 
(admodum)  benedixisti  Abraham  cum  Sarra.  Isaac  cum  EUbtCM,  Iteob  cum 
Amen.  —  Dona  super  eos  gratiam  .salutis  tut-,  liabumlautiam  n-ruui  et 
con(Bt)antie  fruetum.  Amen.  —  Floreant  neut  rosi  pllütttl  in  Ibericn.  «t  DOBJ 
num   nottrum    Ihesum   Christum  timeant    <-t   idOTtOt  In   immim-  Dmiiim  nottri 

u  ChrMi  MDeCÜMOtai  %\     n-  uertantur  in   pace. 

Pbtt   he<  nt    annulo»  «MO*.      D&ktii    tr-td,-t    «<"'"    fl$ltj    §4   i'ur/iam    <m 

nulo  huo  in  dextera  manu  in   du/r  Similit4f  >t   muh,,    trndet  Uli 

in   eriremum   <l.r>,       ,t  dal  «7/i    ptfMfld   ) 


S>  II.  Teil.     Urkunden-Material. 

inunora,    ita    diuino    nuinere    conseruetis,     ut     eodem    pignore 
rdi   BMgif  coniuncti.    oirtatam  ubique  proles  parturiatis.  — 

Amen 

Ordo  ad  benedicendum  eos,  qui  noviter  nubunt.1 
MN  uenerint  hii  <iui  conhmgendi  sunt,  explicita  seeundurn 
m<*mn   missn ,  ante<iumn  abtoluat  (liaconus,  accedunt  ad  sacer- 
iuitn  'los;  et  uenientes  parentes  puelle,  aut  aliquis 


1  In  den  Mskr.  A  lautet  der  Text:  „Ordo  de  nubentes.  Oman  uenerint 
ML  qui  Cüniimgendi  sunt,  nceedunt  <id  sacerdotem.  Ille  uero  uelat  eos  de  palleo 
attt  styi,  uiro  tantum  per  nmeni  ,  et  mulier  super  eaput  eius,  hac  (ac)  posito 
desuper  iugale.   :  COCCktß  et  alba.     Et  dicitur  [dicit]  has  III  orationes: 

Oratio.     Deum,  qui  ad  multiplicandum  etc.  (wie  im  Mskr.  B.),  dann:  Alia: 

Deus   (jui   id    propagamlain    etc.   (wie  im  Mskr.  B.),   darauf:    Alia:    Deus  qui  in 

principe  hominem  id  ymaginem  tuam  inanibus  plasmare  uoluisti,  et  locutus  es 

dicens:   Non  est  bonum  hominem  solum  super  terram:   faciamus  ei  adiutorium. 

BMRflD   preeeptum    tuum ,   Domine,   nos   famuli   tui  humili   obsequi[o]    ad   te 

recamur,    ut    hunc    famulum   tuum   Illum   et    famulam    tuam    Illam ,    [quos] 

rOMflfto    altario    tuo    odie  conlocasti    socios   benedicendo  benedicas, 

sanrtificaudo    sanetifices.      Et    qui    in    prineipio    manifeste    locutus    es,    dicens: 

ptera   relinqued    homo  patrem  suum   et  matrem   et  aderebit  uxori  sue,   et 

erunt  duo  in  caritate  [sie],  te,  Domine  supplices  deprecamur,  ut  hunc  famulum 

tuum  lllum  et  famulam  tuam  Illam  sanetificare  et  clarificare  digneris.     Infunde 

in  elf,  Doinine,  benedictionis  tue  [gratiam?],  quemadmodum  benedicere  dignatus 

es  Abraham  cum  Sarra,   Amen,   Isaac  cum  Rebecca,   Iacob  cum  Racel,  Amen, 

Zaccaria  cum  Elisabet.     Amen. 

Te,  Domine,  ambo  in  unum  conlaudent.     Amen.  —  Tibi  laudes  et  gratias 

agant.     Amen.  —  Tibi  BOÜ  seruiant.     Amen.  —  Tibi  offerant  sacrificium  laudis. 

—  Et  sibi   inuicem    exibeant  caritatis   [sie].     Amen.  —  Da  eis,    Domine,    unam 

pudicitiam  unamque  concordiam.     Amen.   —   Tribue   eis,   Domine,   unam   cari- 

tu. 

Domine,  de  summis  abitationibus  tuis  super  hunc  famulum  tuum 

Illum  et  famulam  tuam  Illam,  et  concede  eis  benedictionem  celestem.    Amen.  — 

te   Dominum   et  Redemtorem  suum   cognoscere   mereantur.     Amen.   —  Fac 

eis,    Dornine,    in  unam  permanere  uoluntatem,    ut  aduersariam   |aduersarius]   in 

nullam   habeat  potestatem,    nisi   tu   solus    Dominus   et  redemtor.     Esto    eis 

propitius  adque  placabilis  adesse  digneris. 

BUH  hörn int\  ul>  omnibus  malis  preteritis,  presentibus  et 

futi.  Dominum    DOftrUD    Ihesum   Christum,    qui    tecum   uiuit   et  regnat, 

Dens,  in  unitate  Spiritus  Sancti,  per  omnia  semper  secula  seculorum.         Amen. 

Birne  linr.dv  u  laut ft       .los,   (juos   ad   coniugale   gaudium  perduxit 

|  s»-  BObie  triliuat  Icflfl  LtnpOMI  et  perenne  gaudium,  ut  letemini  cum 

'  il'U.s ,    u  nplum   Abrae  et   Sarre  .  .  .    Isaac  cum   Rebecca, 

quo*  dilexit  Dominus  et  dedit  lllis  coneeptum.  —   Uers.  [Gus]tate. 

'  eos  ei  ur  hunr  /her/  benedictio:   Benedictio:   Benedicat 

uol  nus  noatris  [nostri  oris]   alloquio  et   cor    uestrum  sincere  amoris  co- 


A.    Der  Liber  Ordinum.  89 

ex  propinquis,  si  parentes  non  habuerit,  tradit  puellam  sacerdoti. 
llle  vero  uelans  eos  de  palleo  aut  sippa,  ac  posito  desuper  iugali 
facto  de  coccino  et  albo,  dicit  hanc  prefationem  cum  duabus 
sequentibus  orationibus. 

Prefatio. 
Deum,  qui  ad  multiplicandam  humani  generis  prolem  be- 
nedictionis  sue  dona  largiri  dignatus  est,  Fratres  karissimi, 
deprecemur:  ut  hos  famulos  suos  Illos,  quos  ad  coniugalem 
copulam  ipse  preelegit,  ipse  custodiat.  Det  eis  sensus  pacificos, 
pares  animos,  mores  mutua  karitate  deuinctos.  Habeant  quoque 
obtatas  eius  munere  suboles:  quas  sicut  donum  ipsius  tribuit, 
ita  ipsius  benedictio  consequatur :  uti  hü  f amuli  sui  Uli  in  omni 
eidem  cordis  humilitate  deseruiant,  a  quo  se  creatos  esse  non 
dubitant.  —  Amen. 

Oratio. 
Deus,  qui  ad  propagandam  generis  humani  progeniem  in 
ipsis  adhuc  quodammodo  nascentis  mundi  primordiis  ex  osse 
uiri  feminam  figurasti,  ut  sincere  dilectionis  insinuans  unitatem, 
ex  uno  duos  faciens,  duos  unum  esse  monstrares;  quique  ita 
prima  connubii  fundamenta  iecisti,  ut  sui  corporis  portionem 
uir  amplecteretur  in  coniuge,  nee  a  se  putaret  esse  diuersum, 
quod  de  se  cognosceret  f abricatum :  aspice  propitius  ab  ethereis 
sedibus  et  preeibus  nostris  adsiste  placatus;  ut  hos  famulos 
tuos,  quos  coniugii  copula  benedicendo  coniungimus,  benignitate 
propitia  benedicas  et  propitiatione  benigne  sustollas.  —  Amen. 


pulet  nexum  perpetuum.  Amen.  —  Floreatis  rerum  presenti[um]  copiis,  frueti- 
ficetis  decenter  in  filiis,  gaudeatis  perenniter  cum  amicis.  Amen.  —  Tribuat 
uobis  Dominus  dona  perennia  presentibus  tempora  feliciter  dilatura  [dilatata]  et 
eunetis  diebus  gaudia  sempiterna.    Amen. 

Post  hec:  Ant.  Beuedicam  uos,  dicit  Dominus;  adscribam  super  uos  nomen 
meum  nobum  et  nomen  ciuitatis  magne  nobe  lherusalem,  Alleluia.  —  Uers.: 
Adiciet  Dominus. 

Benedicat  uos  trina  Magestas  et  una  Deitas,  Pater  et  Filius  et  Spiritus 
Sanctus,  Amen.  —  Tales  uos  dies  examinationis  inueniat,  quales  fons  regenera- 
tionis  emisit.     Amen. 

Explicitis  his,  tradis  ptiellafmj  uiro,  dicene:  In  nomine  Patris,  et  Filii,  et 
Spiritus  Sancti,  Deus  Abraham,  Deus  Ysahac,  Deus  Iacob  sit  uobiscum.  Amen. 
—  Ipse  coniungat  uos  et  adimpleat  benedictionem  suam  in  uos.     Amen. 

Post  hec  admonet  eos  pro  saneta  communione  se  custodiant  usque  ad  aliam 
diem.     Et  sie  absoluit  diaconus  dicens: 

In  nomine  Domini  nostri    Ihesu  Christi   eamus  cum  pace.         Deo  grttias. 


90  II.  Teil.     Urkunden-Material. 

Da  eis,  Domine,  in  timore  tuo  animorum  concordiam  parem, 
Bfl   in  dilectionem  sui  morum  similem  bonitatem.   —  Amen. 

Diligant  se,  nee  recedant  a  te.  —  Amen. 

Ita  sibi  coniugale  debitum  reddant,  ne  te  ullatenus  sub 
hac  occasione  contemnant.  —  Amen.  » 

Xunquam  se  extra  te  diffluant;  sed  fidem  sibimet  seruando 
tibi  placeant.  —  Amen. 

Tribue  eis,  Domine,  rerum  presentium  copiam  et  generis 
propaginem  dilatatam.  —  Amen. 

Ita  eorum  corda  uel  corpora  tue  benedictionis  dulcedo 
circumfluat,  ut  quiequid  eorum  fuerit  ammixtione  progenitum, 
eunetis  sit  hominibus  placitum    et   a  te  benedictum.  —  Amen. 

Da  eis,  Domine,  felicem  presentis  uite  longitudinem  et  future 
desiderium  sine  fine.  —  Amen. 

Sic  temporalia  euneta  disponant,  ut  eterna  feliciter  con- 
cupiscant.  —  Amen. 

Sic  bona  transitoria  diligant,  ut  mansura  perenniter  non 
amittant.  —   Amen. 

Ut  se  ueraciter  diligentes  et  sincere  tibimet  seruientes, 
uideant  suorum  filios  filiorum,  et  post  diuturnum  uite  huius 
excursum  perueniant  ad  regna  celorum. 

Benedictio  solius  puelle. 

Deus,  qui  tegi  Rebeccam  palleo  cum  vidisset  Isaac,  Spiritu 
tuo  docente,  iussisti ;  qui  habere  mulierem  super  caput  uelamen 
per  angelos  preeepisti :  dignare  benedicere  hanc  famulam  tuam 
Illam,  que  nubendi  animum  gerit.  Tegatur  propria  castitate. 
Pudoris  sui  uelamen  aeeipiat ;  habeat  pudicitie  sue  donum.  Uni 
adhereat  uiro:  uni  nubat  in  Christo:  sciat  sibi  non  in  fornica- 
tione,  sed  in  ipsa  ueritate  nubendum.  Respiciat  ad  Abraham 
patrem  suum  et  ad  Sarram  matrem  suam  atque  similitudinem, 
matrem  nubentium  sanetorum,  atque  fidelium  liberorum  pro- 
curatione  saluetur.  —  Pater. 

Benedictio. 
Benedicat  uobis  Dominus  nostri  oris  alloquio,  et  cor  uestrum 
sinceri  amoris  copulet  nexu  perpetuo.  Floreatis  rerum  pre- 
sentium copiis,  fruetificetis  decenter  in  filiis,  gaudeatis  perenniter 
cum  amicis.  Tribuat  uobis  Dominus  dona  perennia,  parentibus 
tempora  feliciter  dilatata,  et  eunetis  gaudia  sempiterna.  — 
Amen. 


A.    Der  Liber  Ordinum.  91 

His  expletis,  tradit  sacerdos  puellam  uiro,  admonens  eos, 
ut  pro  sancta  communione  a  pollutione  in  ea  nocte  se  custodiant. 
Et  sie  communicant. 

Post  hec  absoluit  diaconus,  dicens: 

In  nomine  Domini  nostri  Ihesu  Christi  missa  acta  est.  — 
Eamus  cum  pace. 

Et  dum  per  hinc  ambulare  ceperint  ac  de  ecclesia  egredi, 
decantatur  hec  antiphona: 

Uos,  quos  ad  coniugalis  gratia  per.  —  Supra  quere. 

Post  hec  dicit: 

Benedictio. 

Benedicat  uos  trina  Maiestas  et  una  Deitas.  —  Amen.  Pater 
et  Filius  et  Spiritus  Sanctus. 

Tales  uos  dies  examinationis  inueniat,  quales  fons  regene- 
rationis  emisit. 


Prefatio  solius  persone,  que  primum  nubit  cum  ea  persona, 

que  iam  nubsit. 

Deus,  cuius  est  omne  bonum  et  a  quo  bonum  omne  lar- 
gitur,  quod  bene  optantis  uoto  requiritur,  Fratres  karissimi, 
cum  universis  fidelibus  deuotius  exoremus,  ut  hos  Illos  quos  con- 
iugalis federis  copulam  adire  permisit,  gratia  benedictionis  opu- 
lentes munificet :  quo  ualeant  et  sine  culpa  obtinere  quesitum, 
et  cum  diuina  benedictione  lucrare  concessum.  —  Amen. 

Item  Benedictio. 

Deus,  a  quo  benedictionis  origo  descendit,  et  ad  quem  pre- 
catio  benedicentis  ascendit ;  qui  primordalia  humani  generis  in- 
crementa  sacri  oris  [alloquio]  propagasti,  sententiam  dicens: 
„Crescite  et  multiplicamini  et  replete  terram,"  adsiste  preeibus 
nostris,  et  orantibus  nobis  clementer  porrige,  que  rogaris.  C<>n- 
cede,  Domine,  huic  famule  tue  Uli,  quam  nounllonectitur  ninonlo 
ningftli,  sinceram  gratiose  dulnedinis  opem  et  ueram  uiri, 
cui  iungitur,  caritat<in  Amen. 

Ita   oius   inhereat   OOpiÜO,    D6    tUO    reoedtf    ullalcnus   |    jn-.- 
cej>to.  —  Amen. 

Ita  carn*'  nterqiM  fmotifloant,  nl  ipiritn  Mmpar,  qui  itneia 
Bunt,  oogitant  —  Amen 


91  II.  Teil.     Urkunden-Material. 

Ita  munere  filiorum  tua  ditentur  ex  gratia,  ut  post  felicia 
longiorifl  uite  curricula  ad  regna  mereantur  peruenire  celestia. 

—  Piissime. 

Benedictio. 

Benedicat  uobis  Dominus  glorie  celestis  et  rex  omnium 
seculorum.  —  Ameo. 

Det  uobiscum  sue  dulcedinis  dulcedinem,  uti  seculi  pre- 
sentis  felicitatem.  —  Amen. 

Conlato  etiam  gaudio  filiorum,  post  diuturnum  tempus  con- 
ferat  habitaculum  celestium  mansionum. 

Item  ordo  de  seeundis  nuptiis. 

Deus,  qui  multimoda  subsidiorum  remedia  fragilitati  humane 
et  propagationis  beneficia  confers  et  incremento  propagande 
prolis  adtribuis,  ut  natura  non  defraudaretur  a  semine,  quod 
germinata  propago  crescat  in  progenies,  sie  temporibus  priscis 
Ruth  Moabitidan  benedixisti.  —  Amen. 

Sic  in  nouissimis  per  Apostolum  tuum  seeunda  matrimonia 
concessisti.  Da  eis  proereandorum  filiorum  unanime  desiderium, 
et  aufer  carnalis  libidinis  uoluptuosum  appetitum.  —  Amen. 

Sit  eis  ut  fuit  Ruth  suboles  ex  amore,  non  luxuria  ex  ar- 
dore.  —   Amen. 

Sit  cautus  affectus,  non  lasciuus  effectus.  —  Amen. 

Prosequatur  hanc  illa  benedictio,   que  illam  subsecuta  est. 

—  Amen. 

Ut  faciat  Dominus  hanc  mulierem,  que  ingreditur  domum 
tuam,  sicut  Rachel  et  Lia,  que  edificauerunt  domum  Israel.  — 
Amen. 

Sit  exemplum  uirtutis,  et  habeat  celebre  nomen  in  Ecclesia 
Dei  uiui.  —  Amen. 

Benedictio  eiusdem. 

Te  deprecamur,  Domine  sanete,  Pater  eterne,  omnipotens 
Deus,  super  hos  famulos  tuos  Illos,  quos  ad  seeundas  nubtias 
uocare  iussisti,  qui  per  nostram  licet  indignam  precem,  tuam 
desiderant  pereipere  benedictionem.  Tribue  eis,  Domine,  fidele 
consortium  caritatis  et  copiam  tue  benedictionis:  et  concede 
huic  famule  tue  Uli,  ut  induat  caritatem  Sarre.  —  Amen. 

Sapientiam  Rebecce,  amorem  Racheiis,  gratiam  et  castitatem 
Susanne.  —  Amen. 


B.    Dotal-  und  Erbschaftsvertrag.  93 

Tribue  huic  famulo  tuo  Uli  benedictionem  tuam,  sicut  be- 
nedixisti  Abraham,  Isaac  et  Iacob.  —  Amen. 

Descendat,  Domine,  super  hos  famulos  tuos  Illos  benedictio 
tua,  et  gratie  tue  donum,  sicut  descendit  vos  et  pluuia  super 
faciem  terre.  —  Amen. 

Ut  ita  eorum  corda  et  corpora  tua  benedictio  circumfluat, 
qualiter  manus  tue  sentiant  tactum,  et  per  Spiritum  Sanctum 
percipiant  gaudium  sempiternum.  —  Pater. 

Benedictio. 

Benedic,  Domine,  hos  famulos  tuos  Illos,  quos  secunda  con- 
iugalis  uelatio  ad  instar  apostolici  precepti  digno  federe  matri- 
monii  iungit.     Habeant  meritum  prime  coniunctionis.  —  Amen. 

Sit  in  eis  uirtus  continentie  propter  diuinum  timorem,  et 
fecunditas  prolis  propter  prestolatam  progeniem.  —  Amen. 

Mereantur  coniugatorum  patriarcharum  ditari  meritis,  et 
maneat  in  eis  pax,  mansuetudo  et  lenitas  sanctitatis.  —  Amen. 

Ut,  in  unum  spiritum  atque  corpus  gratia  meritorum  redacti, 
exoptati  gaudia  consequantur  coniugii.  —  Amen. 

B.  Dotal-  und  Erbschaftsvertrag  vom  19.  Juli  1074. 

Liter.  Vorbem.  Das  Original  des  nachstehenden,  bei  F^rotin1  in  den 
Appendizes  abgedruckten  Dotal-  und  Erbschaftsvertrages  befindet  sich  im  Archiv 
der  spanischen  Kathedrale  zu  Bur^os.  Das  kuriose  Latein,  in  welchem  die  Ur- 
kunde abgefaßt  ist,  entspricht  dem  spanisch-lateinischen  Stil  der  damaligen  Zeit. 

Charta  Arrharum,  quos  Rodericus  Didaci  Scemenae  uxori  suae, 
Quetensls  Comltis  filiae,  In  die  nuptlarum  spospondlt.  Anno  1074. 

In  nomine  sanctae  et  individuae  Trinitatis,  Patris  quoque 
ac  Filii,  uidelicet,  Spiritus  sancti,  qui  omnia  cunctaque  croauit 
uisibilia  et  inuisibilia,  unus  et  admirabilis  extans,  inseparabilis 
Trinitate:  cuiusque  Regnum  et  Imperium  permanet  in  secula. 
Amen.  A  multis  quidem  manet  notissimum  et  a  puucis  de- 
claratum. 

Ego  vero  denique  Koderigo  Didaz  ftOOepi   OXOrem,  nomine 
Scemena,  filia  Didago  Ducis  de  terra  AHturion.siH.     Dum  ld  dinn 
nuptiarum  ueni,  promlfi  dare  praefatain  ipsam  Boementm  oiUtl 
super  notatas    et   facere    srripturam    firinnm   per  mannm   Bdi 
iusHores  Comes  Petro  Assuri/.   ri    Comei  Qtriii    Ordonli,    di 


'in,  Le  Üb«  Ordin.  c    546  IT. 


II.  Teil.     Urkunden-Material. 

omnes  ipsas  hereditates,  quae  sunt  in  territorio  .  .  (folgt  eine 
lange  Aufzählung  von  Marktflecken  und  Dörfern).  —  Et  dono 
tibi  istas  uillas,  quae  sunt  supra  scriptas,  pro  ipsas  uillas,  quae 
mihi  sacarunt  Aluaro  Fanniz  et  Aluaro  Aluariz  sobrinis  meis: 
praeter  ipsas  dono  tibi  istas  quae  superius  diximus  ab  omni 
integritate  terras,  uineas,  arbores,  senris,  pascuis,  seu  paludibus, 
aquis,  aqua,  pomiferum,  defensas,  et  in  molinarium,  siue  exitus 
etiam  et  regressus. 

Et  sunt  quidem  istas  Arras  tibi,  uxor  mea  Scemena,  factas 
in  foro  de  Legione.  Et  de  hinc  placitum  fuit  inter  me  Ruderigo 
Didaz  et  tibi  uxor  mea  Scemena,  et  facimus  titulum  scripturae 
profiliationis.  Igitur  dono  tibi  illas  alias  meas  uillas  cunctas, 
qui  non  sunt  in  tuas  Arras,  ubique  eas  de  meo  directo  inuenire 
potueris  ab  omni  integretate  propter  profiliationem,  tum  ipsas, 
quae  modo  habemus  etiam  et  quae  augmentare  potuerimus 
deinceps.  —  Si  autem  fuerit  transmigrationis  obitus  mei,  de  nie 
Roderigo  Diaz,  ante  te  uxor  mea  Scemena  Didaz  et  tu  quidem 
remanseris  post  me  et  capum  feceris  et  alium  virum  accipere 
nolueris,  habeas  uillas  iam  prodictas  in  profiliationem  siue  tuas 
Arras,  et  alia  omnia:  uillas  etiam  et  granatum,  siue  cauallos 
etiam,  et  mulos,  siue  loricas,  quam  et  armis,  et  omnia  orna- 
menta,  quae  infra  domus  nostra  est:  et  absque  tua  uoluntate 
non  dones  de  omni  re,  nee  ad  filios  et  nee  ad  aliquis  homo, 
qui  ex  carne  fabricatum  fuerit,  nisi  uero  fuerit  uoluntas  tua; 
et  post  obitum  tuum  redeant  omnia  ad  filiis  tuis,  qui  ex  me 
nascantur  et  ex  te.  Si  ergo  taliter  aeeiderit,  ut  ego  Scemena 
alterum  uirum  aeeepero,  taliter  dimittam  istam  totam  profilia- 
tionem quae  hie  resonet  in  scripturis,  siue  huc,  siue  illuc,  et 
Arras  cunctas  ad  filiis  qui  fuerint  ex  te  et  ex  me.  Ego  quoque 
Scemena  Diaz  similiter  faciam  tibi  uir  meus  Roderigo  Diaz  pro- 
filiationem de  meas  Arras,  et  ex  mobile  vero  meo  et  ex  omnia 
mea  haerentia,  sicut  supra  diximus  saepe,  id  est:  uillas  et 
aurum,  et  haereditates,  atque  argentum,  equas  et  mulas,  tarn 
loricas,  quam  armis,  atque  ornamenta  domus  nostrae  ab  omni 
integritate.  —  Si  quis  tarnen  euenerit  mors  mea  Scemena  Didaz 
ante  te  uir  meus  Roderico  Diaz,  omnia  mea  haerentia  sicut 
dixi,  tua  fiat,  et  iuri  tuo  sit  confirmatum;  et  licentiam  habeas, 
ubi  fuerit  uoluntas,  dare  et  praestare,  post  obitum  tuum  uir 
meus  Roderigo  Diaz  haereditent  omnia  filii  tui  et  mei,  qui  ex 
te  et  me  nati  sunt. 


C.    Manuale  Hispalense.  95 

Sic  omnia  ista  spospondi  et  pactiui  roborare,  praedictus 
ego  Roderigo  Diaz  ad  praefata  uxor  mea  Scemena  Didaz  ob 
decorem  pucritudinis,  et  foedere  matrimonii  uirginalis  connubii. 
Nos  etiam  iam  dictus  Comes  Petro  Assuriz  prolis,  seu  Comes 
Garsea  Ordoüiz  prolis,  qui  fideiussores  fuimus,  et  ita  erimus: 
obinde  quoque  iam  saepe  dictum  Roderigo  Diaz  facio  tibi 
Scemena  Didaz  scripturae  firmitatis,  de  ipsas  omnes  haeredi- 
tates,  quod  superius  resonant  simul,  et  de  profiliatione  firmi- 
tatem  facio  ;  et  tu  vero  similiter  mihi  habeas  eas,  et  possideas, 
et  facias  ex  eas  quod  tua  fuerit  uoluntas. 

Si  quis  tarnen  ab  hodierno  die,  tarn  ex  me,  quam  de  pro- 
pinquis,  aut  filiis  vel  nepotis,  sed  de  extraneis  atque  haeredibus 
meis,  contra  hanc  scripturam  uel  cartulam  infringere  vel  tentare 
uoluerit:  qui  talia  egerit  pariet  tibi,  uel  uoci  tuae,  quantas  in 
contentione  minuerit  duplatas,  uel  triplatum,  et  quantus  ad  usum 
fuerit  melioratum :  et  ad  partem  Regis  auri  talenta  II,  et  tibi 
sint  omnia  perpetim  habituram  aeuo  perenni  et  saecula  cuncta  . . . 
(Es  folgen  dann  die  Unterschriften.) 

C.    Manuale  Hispalense  (a.  1494). 

Das  Ritualbueh  der  Erzdiözese  Sevilla  (Man.  Hispal.). 

Liter.  Vorbem.  Sevilla,  das  alte  Spalis  oder  Hispalis,  hatte  wahrschein- 
lich schon  im  Anfange  des  3.  Jahrhunderts  einen  Bischofssitz.  Als  erster  Erz- 
bischof' erscheint  589  Leander.1  Das  Manuale,  welchesjch  Herbst  1902  auf  dem 
British  Museum  in  London  exzerpierte,  trägt  das  Titelblatt:  Manuale  hispalense 
und  stammt  aus  dem  Jahre  1494  nach  dem  Schlußworte  des  Exemplars:  Ex- 
plicit  Manuale,  bnpretsmn  Hispali  per  Meynardum  Ungut  Alamanum  et  Statut« 
laum  Polonum  socius.  Mibus  Martii  14!»4.  Die  verschiedenen  Riten  sind  ttils 
in  lateinischer,  teils  in  spanischer  (castilischer,  alUpftüischer  Mundart  Sprache 
abgefaßt. 

Dk  rtnnthmi  Riten  desselben  betreffen  (he  Bpeodqni  der  Taufe,  der  Ölung, 

Beerdigung,   Absolution   und    Exkommunikation .    Ordo   PeCOn- 

ciiiationiM  ecclesiae  eine  rfmeterii ,  aanguinit,  uel  xMiunis,  Benedictio  ramonim, 

.edictio  c*-rei   in  die  purifi«  :»  Marie,   Bein-dirtio   peofal  et  f'nn-lutim   «•(   OU 

r.ium  aliorum. 

Bei  dei  long  der  (Mang  findet  i    ■        befaehe  Salbung  itatt:  an  den 

Augen,  Obren,  laee,  Mund,  Hinden,  Beit«  Salbung  der  Hindi    prq 

um)  lautet    die  Bubrik:    A<pn    ponga    il    Otto    I    tndfl    Offlbri  H    ''das 

palrnas  dela-   naUM»      Kl    -i   IbefU  BBCerdob  il    oMe    MB 

por  auento  la  peimai  adai  (*■  Hier  nllH  er  mit  ö!  den  Kann  oder 


•  Neher.    Kirchl.   I  Me    B,  i.midt  .    Art. 

Da   in   Y  .U-xik  '     1     I 


M  II.  Teil.     Urkunden-Material. 

die  Krau  in  der  Innenseite  der  Binde.  Und  wenn  es  ein  Priester  ist,  salbt  er 
ihm  mit  Ol  dit  AnBenteite  der  Hände,  weil  die  Innenseite  schon  konsekriert  ist). 
Bei  der  Salbung  der  Seiten  tproptei  ardorem  libidinis)  lautet  die  Rubrik:  Aqui 
ponga  el  meerdoU  el  olio  al  ombre  enlos  lomos  et  ala  muger  enel  ombligo 
(—  Hier  mint  der  Priester  mit  öl  den  Mann  an  den  Lenden  und  die  Frau  an 
dem  Nabel).  Hinter  jeder  Salbung  und  dem  heutigen  Gebete  des  Rit.  Romanum 
folgt  noch  ein  zweites  Gebet  und  ein  Psalm. 

Bin  interessanter  Ritus  ist  am  Schluß  des  Manuale  verzeichnet:  Notandum 
quod  in  die  transfigurationis  conficitur  sanguis  Christi  de  nouo  uino,  si 
inueniri  possit.  Aut  aliquantulum  saltem  de  matura  uua  ponatur  in  calice. 
Quare  autem  hoc  fiat,  hec  est  ratio.  In  die  cene  dixit  Dominus  Ihesus  Apostolis 
et  aliis,  qui  cum  eo  cenabant:  Amen  dico  uobis,  non  bibam  amodo  de  hoc 
germine  uitis,  donec  bibam  illud  nouum  in  regno  meo.  Quum  ergo  dixit  nouum, 
et  transfiguratio  pertiuet  ad  illum  statum,  quem  habuit  post  resurrectionem. 
Ideo  queritur  in  hoc  festo  uinum  nouum.  In  quibusdam  terrarum  partibus  be- 
nedicuntur  racemi  et  communicant  inde  homines.  Et  debent  benedici  intra 
canonem.  cum  peruenitur  ad  illud  locum,  ubi  legitur:  lntra  quorum  consortium 
non  estimator  meriti ,  sed  uenie  quesumus  largitor  admitte.  Per.  Benedictio 
uuarum.  Das  Fest  Transfiguratio  wird  in  der  morgen-  und  abendländischen 
Kirche  am  6.  August  gefeiert.  Unter  racemi  versteht  man  die  Kämme  der 
Trauben. 

Der  Eheschließungsritus  des  Manuale  hat  folgenden  Wortlaut: 

De  saeramento  Matrimonii. 
Quandoalgundclerigo  oviere  Wenn     irgendein      Priester 

desposar  novios  ante  que  los  Brautleute  trauen  will,  sollen, 
despose  sean  fechas  baflas.  Que  bevor  er  sie  traut,  banas,  das 
quiere  dezir  pregones  enla  heißt  Aufgebote  in  der  Kirche 
iglesia.  E  sepa  por  la  collacion  gemacht  werden.  Und  er  wisse 
y  por  la  vezindad:  si  son  pa-  durch  die  Verwandtschaft 
rientas  ö  si  es  entre  ellos  algund  (Pfarrgemeinde)  und  durch  die 
parentesco :  6  affinidad  de  cu-  Nachbarschaft,  ob  sie  verwandt 
nadez.  E  estos  pregones  se  fa-  sind  oder  ob  zwischen  ihnen 
zen  enesta  manera :  irgendwelche     Verwandtschaft 

oder    Schwägerschaft    bestehe. 

Und  die  Aufgebote  werden  in 

dieser  Weise  gemacht: 

Fulano     y    Fulana    quieren  N.  und  N.  wollen  nach  Über- 

casar  de  consuno.  Si  ay  alguno,     einkunft  heiraten.  Wenn irgend- 

6  alguna  que  sepa  algund  caso     einer    oder    irgendeine    einen 

por    que    este    matrimonio    se      Grund  weiß,  durch  welchen  diese 

embargue,  y  no  se  deva  facer,      Heirat    verhindert     wird    und 

venga  lo  dezir.     En   otra  ma-      nicht    vollzogen    werden   darf, 

nera  el  clerigo  que  lo  assi  no      möge  er  kommen  und  ihn  sagen. 


G.    Manuale  Hispalense.                                           97 

fizieri  y  se  no  guardare,  sepa  Sonst  möge   der  Priester,   der 

que  sera  suspenso  por  tres  anos.  es    nicht   so   macht  und  nicht 

E  el  lego  que  tales  desponsorios  vorsichtig  ist,  wissen,  daß  er  für 

fiziere  sera   descomulgado:    y  drei  Jahre  suspendiert  werden 

apartado    de    los    sacramentos  wird.     Und  der  Laie,  welcher 

de  la  sancta  yglesia.    Los  que  solche  Ehe  schließt,    wird  ex- 

quizieren  casar,  y  seyendo  pre-  kommuniziert  werden  und  von 

gonados  enta  yglesia,  el  clerigo  den  Sakramenten  der  heiligen 

ha  de  desposar  los  en  su  casa,  Kirche  ausgeschlossen  sein.  Die- 

6  enla  yglesia,  preguntandoles  jenigen,  welche  heiraten  wollen 

si   son   desponsados  por  mano  und  in  der  Kirche  aufgeboten 

de  clerigo,  y   si   dixieren  que  sind,  hat  der  Priester  in  seinem 

no,  Diga  assi:  Hause   oder   in   der  Kirche  zu 

trauen,  indem  er  sie  fragt,  ob 
sie  durch  die  Hand  des  Prie- 
sters getraut  sind,  und  wenn 
sie  nein  sagen,  spreche  er  also: 

Fulano     y     fulana     quieren  N.  und  N.  wollen  nach  Über- 

casar  de  consuno,   si   ay   aqui  einkunft  heiraten.    Wenn  hier 

alguno,  6  alguna  que  sega  al-  irgendeiner     oder     irgendeine 

gund  caso   porque   este  matri-  ist,  welcher  einen  Grund  weiß, 

monio   no  deva  ser   fecho,   yo  weshalb    diese    Ehe    nicht  ge- 

lo  amonesto  la  primera,  la  se-  schlössen  werden  darf,    so  er- 

gunda ,    y    la    tercera    vegada  mahne   ich  ihn  das  erste,  das 

que    lo    diga.     E    si   no    fuere  zweite  und  das  dritte  Mal,  daß 

fallado  contrario,    tomeles  las  er    es    sage.     Und    wenn    kein 

manos    y     diga :     Vos     fulana  Hindernis  gefunden  ist,  nehme 

otorgades  vos  por  muger  y  es-  er  sie  bei  der  Hand  und  sage: 

posa  de  fulano,  segund  manda  Ihr  N.,  gewährt  Ihr  Euch  zur 

la    sancta  yglesia   de   roma,   y  Frau    und   Gattin   des  N.,    wie 

diga   ella:    Si    otorgo.     E  diga  es  die  heilige  Kirch«-  von  Rom 

el   espoäo:    Yo  assi  la  rescibo.  vorschreibt?  und  sie  s;iLr<>:  Ja, 

B   M   '   BSmO  i'i  -     unte  a  el:  vos  ich  gewähre,    und   der   l'.räuti- 

fulano  otorgades  vos  por  nia-  gam    sage:    Ich    nehme   sie   so 

rido    y    poi            so  de   fulana,  an.    Dieses  selbe  frage  er  ihn: 

segund  manda  la  sancta  yglesia  Ihr  N.,  gewährt  Dir  Euoh   /.um 

de  roma.      Diga   cd:    Si                <.  M:mn    und   Ofttteu   d#T    N.,    wir 

E   ella  diga   yo  assi   lo  resnibo.  es   die  heilig««  Kirch«'    v«»n  liOflO 

E  todo  esto  assi  fecho,  demande  ronohreibtf    Kr  Hage:    Ja 

las  arras,y  los  inilloi  y  bendiga  gewähr«',     lud 

Fr«  m«  ii.  Da«  r.h««rhli»>fiiirnr«r  ' 


98  11.  Teil.     Urkunden-Material. 

las   assi   diziendo  este  psalmo.      nehme  ihn  so  an.     Und  wenn 
ps.  David.  alles  dies  so  gemacht  ist,  bitte 

er  um  die  arras  (^=  Münzen) 
und  die  Ringe  und  segne  sie 
folgendermaßen,  indem  er  die- 
sen Psalm  betet.     Ps.   Davids. 

Manila  deus  virtuti  tue,  confirma  hoc  deus  quod  operatus 
es  in  nobis. 

A  templo  sancto  tuo  quod  est  in  ierusalem  tibi  Offerent 
reges  munera. 

Increpa  feras  arundinis,  congregatio  thaurorum  in  vaccis 
populorum,  ut  excludant  eos  qui  probati  sunt  argento. 

Gloria  patri.     Sicut  erat. 

Kyrieel.     Pater  noster.     Et  ne  nos.     Sed  lib. 

Adiutorium.     Qui  fecit. 

Creator  et  conservator  humani  generis,  dator  gratie  spiri- 
tualis,  largitor  eterne  salutis,  deus  tu  domine  emitte  tuam  be- 
nedicftionem  super  hos  anulos,  ut  armati  virtute  celesti,  qui 
eos  gestauerint,  defensionis  tue  muniantur  auxilio.     Per. 

Domine  deus  omnipotens,  qui  in  similitudinem  sancti  con- 
nubii  Isaac  cum  Rebecca  per  intermissionem  arrarum  famulo 
tuo  Abraae  destinare  iussisti,  ut  oblatione  munerum  numerositas 
cresceret  filiorum,  quaesumus  omnipotentiam  tuam,  ut  ad  hanc 
oblationem  arrarum  (quas  hie  famulus  tuus  dileetae  suae  sponsae 
offerre  procurat)  sanetificator  accedas,  eosque  cum  suis  sanetis 
muneribus  propitius  benef  dicas,  quatenus  tua  benedictione  pro- 
tecti,  dilectionis  vineulo  innexi,  gaudeant  se  feliciter  cum  tuis 
fidelibus  perenniter  maneipari.  Per  Christum  Dominum  nostrum. 
R,  Amen. 

Benef  die  Domine  has  arras,  quas  hodie  tradit  famulus  tuus 
in  manum  ancillae  tuae,  quemadmodum  benedixisti  Abraam 
cum  Sara,  Isaac  cum  Rebecca,  Iacob  cum  Rachel,  dona  super 
eos  ^ratiam  tuae  benedictionis,  abundantiam  bonorum  operum 
et  perseverantiam  mandatorum  tuorum,  floreant  sicut  Rosa  in 
lericho  plantata  et  Dominum  nostrum  Iesum  Christum  timeant 
et  adorent  ipsum,  qui  tecum.     JR,.  Amen. 

Deus  qui  mundi  crescentis  exordia  multiplici  prole  bene- 
dicis  propitiare  supplicationibus  nostris  et  super  hunc  famulum 
tuum    et   famulam    tuam   opem   tue  benefdictionis  infunde,    ut 


C.   Manuale  Hispalense.                                           99 

coniugali  consortio  effecti  compares,  mente  consimili,  sanctitate 
mutua  copulentur.     Per. 

Benedictio   dei  paftris  omnipotentis  et  fiflü   et  Spiritus  f 
sancti  descendat  super  istos  anulos  et  super  istas  arras.    Amen. 

E  asperge  el  sacerdote  agua  Und    der    Priester    sprenge 

benedicha    sobre   las    arras    y  Weihwasser     über     die     arras 

los  anillos.     E   tome  el   anillo  (==    Münzen)    und    die    Ringe, 

el  esposo  y   metalo  enel  dedo  Und  der  Bräutigam  nehme  den 

dela    esposa    dela    mano    sini-  Ring  und  stecke  ihn  der  Braut 

estra  el  quäl  dedo  es  Uamado  an  den  Finger  der  linken  Hand, 

medico,  que  es  el  quarto  dedo;  welcher  Finger  medico  genannt 

comengando    contar    desde    el  wird,    welches    ist    der    vierte 

pulgar    ay    uso    diziendo   assi.  Finger    vom    Daumen    an    ge- 

E  comience  del  pulgar,  y  diga:  zählt;   es  ist   Gebrauch   so  zu 

In  nomine  patris,  al  otro  dedo  sagen,  und  er  fange  am  Daumen 

et    filii   y   al  otro   et    spiritus  an  und  sage:  In  nomine  patris, 

sancti  amen.   Esso  mesmo  faga  beim    anderen    Finger    et   filii 

la  esposa.  Tome  el  anillo  y  me-  und   beim  anderen  et  spiritus 

talo  enel  dedo  del  esposo,  que  sancti.    Amen.   Dieses  selbe  tue 

es  llamado  medico  segund  suso  die  Braut.    Sie  nehme  den  Ring 

dicho  es,  que  es  el  quarto  dedo  und  stecke  ihn  dem  Bräutigam 

dela  mano  siniestra.  E  diga.  In  an  den  Finger,  welcher  medico 

nomine    patris:    al    pulgar    et  genannt  wird,  wie  oben  gesagt 

filii:    al  otro  dedo,  et  spiritus  ist,  welches  der  vierte  Finger 

sancti  amen:  al  otro.  E  metalo  der  linken  Hand  ist,  und  sage: 

enel    dedo   como   dicho   es.     E  In  nomine  patris  beim  Daumen, 

tome  el  sacerdote  las  arras,  y  et   filii   beim    anderen   Finger, 

de  las  al  esposo.    E  la  esposa  et   spiritus  sancti.  Amen  beim 

pare    las    manos    en    que    las  anderen.     Und   sie  stecke    ihn 

resciba.     E    diga    el   sacerdote  an  den  Finger,  wie  gesagt  ist. 

al  esposo   dezid   assi.      Esposa  Und    der    Priester    nehme    die 

estas  arras  vos  dono  en  sefial  arras    (=    Münzen)    und   gebe 

de  rnatrimonio,  assi  como  man-  sie   dem    Bräutigam.      Dnd  die 

da  la  yglesia  de  roma.   K  mundo  Braut  halte  die  Hände  auf,   in 

el  taeerdote  al  eepoeo  que  la  denen  de  dieselben  empfii 

me  por  la   mano   ala  esposa,  Und    der     Priester    sage    HUB 

y    vayan    se    para   el    altar    y  Bräutigam:                 so:    Kraut, 

oyan    hu   missa.     Kl    sacerdote  dieet    Münzen    gebe   leb    Blieb 

yendo  di^a  eate  psalmo.    Beati  al-    Zeiohen   der   Bhe,  K>wie  e» 

omnes,   qui   tiinenr    dominum.  dieKireheTonRooiToreelirelbt, 


100  II.  Teil.     Urkunden-Material. 

E  diga  lo  todo  con  esta  ora-  Und  der  Priester  befehle  dem 
cion  que  se  sigiu».  Bräutigam,   daß   er    die  Braut 

an  der  Hand  fasse,  und  sie 
gehen  an  den  Altar  und  hören 
ihre  Messe.  Und  der  Priester 
spreche  gehend  diesen  Psalm : 
Beati  omnes,  qui  timent  domi- 
num. Und  er  spreche  ihn  ganz 
mit  dieser  Oration,  welche  folgt: 

Oratio.  Respice  domine  de  celo  super  hanc  conventionem 
per  angelum  raphaelem  fiantque  digni  tua  benedictione.     Per. 

Ad  missam. 
Introitus.    Benedicta  sit  sancta  trinitas  atque  indivisa  uni- 
tas,  confitebimur  ei,   quia  fecit   nobiscum  misericordiam  suam. 

V  Benedicamus  patrem  et  filium  cum  sancto  spiritu. 

V  Gloria  patri. 

Oratio.  Omnipotens  sempiterne  deus,  qui  dedisti  famulis 
tuis  in  confessione  vere  fidei  eterne  trinitatis  gloriam  agnoscere 
et  in  potentia  maiestatis  adorare  unitatem  quesumus,  ut  eius- 
dem  fidei  firmitate  ab  omnibus  semper  muniamur  adversis.  Per. 

Alia  Oratio.  Exaudi  nos  omnipotens  et  misericors  deus, 
ut  quod  nostro  ministratur  officio,  tua  benedictione  potius  im- 
pleatur. 

Ad  Corinthios.  Fratres  nescitis,  quoniam  corpora  vestra 
membra  Christi  sunt  .  .  .  portate  deum  in  corde  et  corpore 
vestro. 

R,  Benedictus  es  domine  qui  intueris  abyssos  et  sedes  super 
Cherubim. 

V  Benedicite  deum  celi,  quia  fecit  nobiscum  misericordiam 
suam.    all. 

V  Qualis  pater  talis  filius  talis  Spiritus  sanctus. 
Sequentia   sancti    evangelii   secundum   Matthäum.      In    illo 

tempore  accesserunt  ad  iesum  pharisaei  tentantes  eum  et  di- 
centes.  Si  licet  homini  dimittere  uxorem  suam  quacunque  ex 
causa?  .  .  .  homo  non  separet. 

imbolum  apostolorum.     Credo  in  deum  .  .  .  amen. 
Offertorium.     Benedictus  sit  deus  pater   unigenitusque  dei 
filius,  sanctus  quoque  Spiritus,    quia  fecit  nobiscum  misericor- 
diam suam. 


r. 


C.    Manuale  Hispalense.  101 

Sacra.  Sanctifica  quesumus  domine  deus  per  tui  nominis 
invocationem  huius  oblationis  hostiam  et  per  eam  nosmetipsos 
tibi  perfice  munus  eternum.     Per. 

Sacra.  Suscipe  quesumus  domine  pro  sancti  connubii  lege 
munus  oblatum  et  cuius  largitor  es  operis,  esto  dispositor.  Per. 

Prefatio.  Per  omnia  .  .  .  Eterne  deus.  Qui  phedera  nup- 
tiarum  blando  concordie  iugo  et  insolubili  pacis  vinculo  nexuisti, 
ut  multiplicandis  adoptionum  filiis  sanctorum  connubiorum  fe- 
cunditas  pudica  servaretur.  Tua  enim  domine  Providentia,  tua 
gratia  ineffabilibus  modis  utrumque  dispensat.  Ut  quod  ge- 
neratio  ad  mundi  edidit  ornatum  hec  regeneratio  ad  ecclesie 
perducat  augmentum  per  Christum  dominum  nostrum.  Per  quem 
maiestatem  tuam  laudant  angeli,  adorant  dominationes,  tremunt 
potestates.  Coeli  coelorumque  virtutes  .  .  .  confessione  dicentes. 
Sanctus,  Sanctus,  Sanctus. 

Hanc  orationem  dicat  sacerdos  antequam  incipiat  Te  igitur 
supplicando. 

Oratio.  Aperi  domine  os  meum  ad  benedicendum  nomen 
tuum  mundaque  cor  meum  et  corpus  meum  ab  omnibus  variis 
et  nequissimis  cogitationibus  ut  exaudiri  merear  a  te  deprecans 
pro  populo  tuo,  quem  elegisti  rex  regum. 

Sanctus  Basilius  constituit. 
Te  igitur  clementissime  pater  .  .  .  sacrificia  illibata. 

Ignatius  papa  constituit. 
In  primis  quae  tibi  offerimus  .  .  .  fidei  cultoribus. 

Coelestinus  papa  constituit. 
Memento  domine  famulorum  .  .  .  vivo  et  vero. 

Cfregorhu  papa  constituit. 
Communicantes    et     memoriam    .    .    .    Per    eundem    Christ 
dorn.  no. 

Innocentius  papa  OOnsHtuiL 
Hanc  igitur  obl&tionem  .  .  .  Per  Christum  dom.   QOStr. 

Mfixtmtius  papa    constituit. 

Quam  oblationem  .  .  .  noftri  i«'su  Ohri 

BHHus  />"/■  tituit. 

Qui  j^rifii'-  quam  ptteretor     ,  . 
Alraudo   el    oorpv     (  M  der  Aufhebung  du  IM 

cubran   lof   no>  n  im    v«-Im       h<-      Chri   ti    ImmIct]  n    dii 


102  IL  Teil.     Urkunden-Material. 

al    novio   por   el   cuello   y   ala      Brautleute  mit  einem  Schleier, 
novia  por  cima  dela  cabega.         den   Bräutigam  um    den   Hals 

und  die  Braut  über  den  Kopf. 

Srrgius  Papa  constituit. 
Unde  et  memores  domine  .  .  .  immaculatam  hostiam. 

Leo  papa  constituit. 
Supplices  te  rogamus  .  .  .  Christum  Dominum  nost.    Amen. 

Calixtus  papa  constituit. 
Memento  etiam  Domine  .  .  .  Dominum  nostrum.   Amen. 

Pelayius  papa  constituit. 
Nobis  quoque  peccatoribus  .  .  .   Dominum  nostrum.    Amen. 

Sixtus  papa  constituit. 
Per  quem  hec  omnia  .  .  .  honor  et  gloria. 

Item  Gregorius  dialogus  composuit  hanc  orationem. 
Oremus,  praeceptis  salutaribus  moniti  et . . .  audemus  dicere. 
oratio  dominicalis. 

Urbanus  papa  constituit. 

Libera  nos  quaesumus  .  .  .  perturbatione  securi. 

E  dicho  el  Pater  noster  y  la  Und  nachdem  das  Paternoster 

oracion  Libera  nos  ante  fracti-      und    die    Oration    Libera    nos 

onem  hostie,  diga  el  sacerdote      gebetet  ist,  vor   dem  Brechen 

estas  benediciones:  der  Hostie  spreche  der  Priester 

diese  Segnungen: 

In  nomine  patris  et  filii  et  Spiritus  sancti.     Amen. 
Saluos  fac  seruos  tuos.     Deus  meus  sperantes  in  te. 
Mitte  eis  domine  auxilium  de  sancto.    Et  de  Sion  tuere  eos. 
Exurge  domine  adiuua  eos.     Et  libera  eos  propter  nomen 
tuum. 

Domine  exaudi  orationem  meam.  Et  clamor  meus  ad  te  veniat. 
Dominus  vobiscum.     Et  cum  spiritu  tuo. 

Oremus.  Propitiare  domine  supplicationibus  nostris  et 
institutis  tuis,  quibus  propagationem  humani  generis  ordinasti, 
benignus  assiste,  ut  quod  te  auctore  iungitur,  te  auxiliante  ser- 
vetur.     Per  Dom. 

Prefatio.  Per  omnia  secula  seculorum  .  .  .  eterne  Deus. 
Qui  potestate  virtutis  tue  de  nihilo  cuncta  creasti,  qui  dispositis 
universitatis  exordiis,  homine  ad  imaginem  Dei  facto,  ideo  in- 
separabile  mulieris  adiutorium  condidisti,  ut  foemineo  corpori 


C.  Manuale  Hispalense.  103 

de  virili  carne  dares  principium,  docens,  quod  ex  uno  placuisset 
institui,  nunquam  liceret  disiungi.  Deus  qui  tarn  excellenti 
mysterio  coniugalem  copulam  consecrasti,  ut  Christi  et  ecclesie 
sacramentum  praesignares  in  foedere  nuptiarum,  Deus,  per 
quem  mulier  iungitur  viro  et  societas  principaliter  ordinata  ea 
benefdictione  donatur,  que  sola  nee  per  originalis  peccati  pe- 
nam,  nee  per  diluuii  est  oblata  sententiam;  respice  propitius 
super  hanc  famulam(s)  tuam(s),  que  maritali  iungenda(e)  est 
(sunt)  consortio,  tua  se  expetit  protectione  muniri.  Sit  in 
ea  iugum  dilectionis  et  pacis,  fidelis  et  casta  nubat  in  Christo, 
imitatrixque  sanetorum  permaneat  foeminarum  sit  amabilis  viro 
ut  Rachel,  sapiens  ut  Rebecca,  longeua  et  fidelis  ut  Sara.  Nihil 
in  ea  ex  actibus  suis  ille  auetor  prevaricationis  usurpet,  nexa 
fidei  mandatisque  permaDeat,  uni  thoro  iuneta,  contactus  illi- 
citos  fugiat,  muniat  infirmitatem  suam  robore  diseipline,  sit 
vereeundia  gravis,  pudore  venerabilis,  doctrinis  celestibus  eru- 
dita,  sit  feeunda  in  subole,  sit  probata  et  innocens  et  ad  bea- 
torum  requiem  atque  ad  coelestia  regna  perueniat,  ut  videant 
ambo  filios  filiorum  suorum  usque  in  tertiam  et  quartam  gene- 
rationem  et  ad  optatam  perueniant  senectutem.  Per  Dominum 
nostrum  Iesum  Christum  etc. 

Aqui  se  tome  [torne]  al  altar  Hier  wende  er  sich  zum  Al- 

y  diga  su  officio  comengando  tare  und  sage  sein  Offizium, 
onde  [donde]  dexo  scilicet  in  anfangend,  wo  er  es  verließ, 
fractione  hostie.  nämlich  in  fractione  hostie. 

Per  eundem  dominum  nostrum  Iesum  Christum  filium  tuum, 
qui  tecum  viuit  et  regnat  in  unitate  Spiritus  saneti  deus.  Per 
omnia  secula  seculorum.  Amen.  Pax  f  domini  sit  f  semper 
voibiscum.     Et  cum  spiritu  tuo. 

Agnus  dei  qui  tollis  peccata  mundi.  tribus  viribus. 

{ >ra.ti<>  i-uin  ootlffcii  cnrjms  domini  calice.  Haec  sacrosaneta 
eornmixtio  cum  san^uine  corporis  et  sanguinis  domini  nostri 
Iesu  Christi  fiat  smnenti  et  omnibus  sumentibus  salus  mentis 
et  corporis  et  ad  vitam  capescendam  eternam  praeparatio  sa- 
lutaris.     Per  eundem   Christum. 

Hie  ddtur  ])(ir ,  <pt<un  Innoceutius  popO  <luri  <<>nstituit. 
FiniOi    hi$   Omnibus   CTf/a  JHltrem    dient  surmlns  ordtmnrm   hanc 

sanr.ti  Auyutitiui  <ul  filium  nucui  ante  se  tenet. 

DODÜBi  H--U  Ohriftt  rew  <\<'U+  nm-us,  <jui  M  v«»rn  pax  0| 
vera    f.rifordia   far    nos    ptOifiOtr€  in    hac   MllOtt    hora. 


104  II.  Teil.     Urkunden-Material. 

AUa  oratio.  Domine  iesu  christe  fili  dei  viui,  qui  ex  voluntate 
patris  cooperante  spiritu   sancto  .  .  .  secula  seculorum.    Amen. 

AUa  oratio.  Domine  iesu  christe  non  sum  dignus  te  sus- 
eipere,  sed  tantum  ab  sacro  propitius  esto  mihi  peccatori  et 
presta,  ut  hec  vera  corporis  et  sanguinis  portio  non  sit  mihi 
id  iudicium  neque  ad  condemnationem,  sed  sit  omnium  peccato- 
rum  optata  remissio  animique  et  corporis  mei  pia  gubernatio 
et  potens  ad  vitam  eternam  introductio.     Qui  viuis  etc. 

AUa  oratio.     Perceptio  corporis  tui  .  .  .  Amen. 

Ad  corpus  sumendum  dicitur  tribus  vicibus.  Domine  non  sum 
dignus  .  .  .  anima  mea. 

AUa  oratio  ad  idem.  Corpus  domini  nostri  iesu  christi 
custodiat  animam  meam  et  corpus  meum  in  vitam  eternam.  Amen. 

Ad  sanguinem.     Quid  retribuam  .  .  .  salvus  ero. 

AUa  ad  idem.  Sanguis  domini  nostri  iesu  christi  custodiat 
animam  meam. et  corpus  meum  in  vitam  eternam.     Amen. 

Recepto  sacrificio.  Corpus  domini  nostri  iesu  christi,  quod 
accepi  et  sanguis  eius,  quem  potavi,  inhereant,  queso,  in  visce- 
ribus  meis,  ut  non  veniant  mihi  ad  iudicium  neque  ad  condem- 
nationem, sed  sint  ad  salutem  et  remedium  anime  mee  et  per- 
ducant  me  in  vitam  eternam.     Amen. 

Communio.  Benedicimus  deum  celi  et  coram  omnibus  viven- 
tibus  confitebimur  ei,  quia  fecit  nobiscum  misericordiam  suam. 

Postcommunio.  Proficiat  nobis  ad  salutem  corporis  et 
anime  domine  deus  huius  sacramenti  susceptio  et  sempiterne 
sancte  trinitatis  eiusdemque  individue  unitatis  confessio.     Per. 

AUa  Postcommunio.  Quesumus  omnipotens  deus  instituta 
providentie  tue  pio  amore  comitare,  ut  quos  legitima  societate 
connectis,  longeua  pace  custodias.     Per. 

Placeat  tibi  sancta  trinitas  unus  deus  obsequium  seruitutis 
mee,  et  presta,  ut  hoc  sacrificium,  quod  oculis  tue  maiestatis 
indignus  ego  obtuli,  tibi  sit  acceptabile  mihique  et  omnibus 
viuis  ac  defunctis,  pro  quibus  obtuli,  sit  te  miserante  propi- 
tiabile  et  ut  animarum  nostrarum  remedium  fiat,  ut  mereamur 
partem  tecum  habere  in  regnum  tuum  saluator  mundi  deus. 
Qui  in  trinitate  perfecta  viuis  et  regnas  per  omnia  secula  se- 
culorum.    Amen. 

Acabada    la    missa,    tomese  Nach  der  Messe  wende  sich 

[tornese]  el  sacerdote  alos  no-      der  Priester  zu  den  Brautleuten 
vios  y  diga.  und  sage: 


C.  Manuale  Hispalense.  105 

In  nomine  paftris  et  fiflü  et  Spiritus  f  sancti.    Amen. 

Oratio.  Deus  Abraam,  deus  Ysaac,  deus  Iacob  ipse  vos 
coniungat  impleatque  benedictionem  suam  in  vobis. 

Oratio.  Oremus.  Benefdic  domine  adolescentulos  istos  et 
semina  semen  vite  eterne  in  mentibus  eorum  ut,  quicquid  pro 
utilitate  didiscerint,  hoc  facere  cupiant  per  Christum  recupera- 
torem  omnium  bonorum.     Qui  tecum. 

Oratio.  Benefdicat  vos  omnipotens  dominus  nostri  oris 
eloquio  et  cor  nostrum  sincero  amore  copulet  nexu  perpetuo. 
Amen. 

Floreatis  rerum  presentium  copiis,  fructificetis  decenter  in 
filiis  et  filiabus,  gaudeatis  perhenniter  cum  fidelibus  et  amicis. 
Amen. 

Tribuat  vobis  dominus  bona  perhennia  presentia  per  tem- 
pora  feliciter  dilatata  et  his  cunctis  gaudia  sempiterna.     Amen. 

Ita  dominus  noster  et  corpora  vestra  benef dictione  circum- 
fluat  in  secula  seculorum,  quatenus  post  cursum  vite  pervenire 
mereamini  ad  regna  celorum.     Amen. 

Quod  ipse  prestare  dignetur ,  qui  cum  patre  et  spiritu 
sancto  vivit  et  regnat  in  secula  seculorum.     Amen. 

Aqui    disiunga   el   sacerdote  Hier  trenne  der  Priester  die 

los  novios  y  entregue  la  novia  Brautleute  und  übergebe  die 
al  novio  diziendo  assi.  Trado  Braut  dem  Bräutigam,  indem  er 
tibi  uxorem  non  ancillam,  tu  so  spricht:  Trado  tibi  uxorem 
autem  custodi  et  dilige  eam,  non  ancillam,  tu  autem  custodi 
ßicut  christus  ecclesiam.  Que  et  dilige  eam,  sicut  christus  ec- 
quiere  dezir  Yo  te  do  muger  y  clesiam,  was  heißen  soll:  Ich 
no  sierva,  tu  assi  la  aguardaras  übergebe  dir  eine  Gattin  und 
y  amaras,  como  Jesu  christo  keine  Magd,  du  sollst  sie  so  be- 
ala  sancta  y.  E  guardese      wahren  und  lieben,  wie  Christus 

todo  clerigo  que  si  algunos  die  Kirche.  Und  jeder  Priester 
novios,  6  el  varon  y  la  muger  hüte  sich,  dai>  er,  wenn  irgend- 
oviere  casado  otra  vez ,  que  welche  Brautleute,  entweder 
non  Lei  den  Dtrai  benedicionei  der  Mann  oder  die  Frau,  zum 
ningunas  a   la   missa,  sino  tan      zweitenmal  heiraten,  ihnen  zum 

lolamente   que   benedigan   las     Eweitenmal  Irgendwelche  Seg- 

arras,  y  i  Hangen  in  der Meaae gebe,  ^>\\- 

dern  er  bat  nur  die  arrae  m 

s«  gnen    und    sie  seine  IfetM 

hören. 


106  II.  Teil.     Urkunden-Material. 


D.  Manuale  Valentinum  (a.  1514). 

Das  Ritualbuch  der  Erzdiözese  Valencia  (=  Man.  Valentin.  I.). 

Liter.  Vorbem.  Der  erste  Bischof  von  Valencia  war  Justinian  (531 — 46). 
Im  Jahre  715  fiel  Valencia  in  die  Hände  der  Mauren,  worauf  der  bischöfliche 
Sitz  erlosch,  bis  er  1238  von  neuem  errichtet  wurde.  Im  Juli  1492  ernannte 
Papst  Innocenz  VIII.  den  Bischof  Rodericus  Borgia  zum  Erzbischof,  nachdem 
er  vorher  Valencia  auf  Anstehen  des  Königs  Ferdinand  zur  Metropolitankirche 
erhoben  hatte.1  Das  Ordinarium,  welches  ich  ebenfalls  Herbst  1902  auf  dem 
British  Museum  in  London  exzerpierte,  trägt  den  Titel:  Ordinarium  de  ministra- 
tione  sacramentorum  secundum  consuetudinem  alme  metropolitane  sedis  Va- 
lentie,  in  quo  etiam  continentur  plures  modi  benedicendi,  episcopalis  constitutio 
circa  penitentiam,  transsumptum  bulle  in  coena  Domini,  casus  reservati  archie- 
piscopo  Valenlie,  plures  modi  absoluendi,  ars  bene  moriendi,  modus  recipiendi 
regem,  legatum  apostolicum  et  proprium  episcopum.  Summarium  bulle  sextine, 
modus  expellendi  demones,  tempestates  et  locustas  cum  tabula  copiosa.  Valencie 
1Ö14  per  Iohannem  Joffre.  Dasselbe  ist  teils  in  lateinischer,  teils  in  spanischer 
valencianischer  (=  lemosinischer],  noch  jetzt  in  der  Provinz  Valencia  gebräuch- 
licher Mundart)  Sprache  abgefaßt. 

Die  einzelnen  Riten  desselben  betreffen  unter  anderem:  Benedictio  feni- 
culi,  que  solet  fieri  die  sancti  Egidij;  benedictio  panis  diebus  dominicis;  Be- 
nedictio nauium,  galearum  seu  liburnorum;  Benedictio  totius  exercitus;  Modus 
seruandus  in  baptismo,  quando  nascitur  aliquod  monstruum;  Ordo  exorcizandi 
locustas,  brucum  et  omne  animal  corrosinum,  ne  ab  eis  deuastentur  fructus 
terre;  Breuis  modus  expellendi  nubes  et  tempestates;  Tria  consilia  seu  remedia 
pro  coniugibus  ligatis  maleficio  seu  arte  demonis;  Modus  recipiendi  regem  aut 
reginam  in  suo  nouo  aduentu  et  legatum  seu  proprium  episcopum  mutatis 
mutandis. 

Bei  der  Spendung  der  hl.  Ölung  findet  eine  siebenfache  Salbung  statt,  an 
den  Augen,  Ohren,  Mund,  Nase,  Händen,  Füßen,  Brust.  Die  bei  dem  Beerdigungs- 
ritus beigefügten  Noten  haben  die  heutigen  Notentypen. 

Abweichungen  finden  sich  gegenüber  dem  heutigen  Ritus  bei  Spendung  der 
Taufe.  Es  heißt  dort:  Doctrina  de  administratione  baptismi:  Et  nota,  quod 
quarnuis  antiquitus,  quando  in  etate  adulta  baptizabatur  et  statim  sub  utraque 
specie  communicabant  et  fidern  Christi  ore  confitebantur  propter  gloriam  seu 
dignitatem  muneris,  id  est  corporis  et  sanguinis  Christi  et  operis,  id  est  fidei 
confessionis,  ut  ait  Ambrosius,  os  baptizandi  non  tangebatur  luto  uel  saliua 
modo  tarnen  cessante  dicta  causa  secundum  laudabilem  usum  ecclesie  Valencie 
sacerdos  sumat  de  saliua  sua  cum  indice  uel  police  et  tangat  primo  aures 
pueri,    ut  doctrina,   que  de  ore  altissimi  fluxit,  per  aures   eius  intret  semel  in 


1  Neher,  Kirchl.  Geog.  usw.  F.  S.  855  f.  Neher,  Art.  Valencia  im  Freib. 
Kl-xik». 


D.  Manuale  Valentinum  (a.  1514).  107 

persona  Christi  dicens :  Effeta ,  quod  est  adaperire.  Et  patrini  in  Signum  po- 
tentie  obedientialis  baptizandi  ad  suum  creatorem  R.  Effeta.  Et  sacerdos  simili 
modo  tangat  nares  in  odorem,  id  est  ueritatem  doctrine  Christi  a  fetore  heretice 
falsitatis  distinguere  ualeat,  dicens:  In  odorem  suauitatis.  R.  Patrini  Effeta. 
Deinde  tangat  exemplo  Christi  os  pueri,  ut  fugato  demone  aperiantur  ei  sensus 
ad  respondendum  de  articulis  fidei  interroganti  dicens:  Tu  autem  effngare  diabolö 
appropinquat  enim  iudicium  Dei.  R:  Patrini:  Effeta. 

Vor  der  Oration:  Preces  nostras,  quesumus  Domine,  clementer  exaudias 
et  hunc  electum  N.  etc.,  die  sich  auch  im  Rit.  Roman,  findet,  steht  die  Rubrik: 
In  sequenti  oratione,  quando  dicetur  crufcis  Dominice,  Signatur  corpus  pueri  a 
capite  usque  ad  pedes  et  a  brachio  dextro  usque  ad  sinistrum.  Bei  dem  Exor- 
cismus  salis  nach  den  Worten:  sanctificando  sanctifices,  benedicendo  etc.  lautet 
die  Rubrik:  Et  aspergatur  aqua  benedicta  super  ipsum. 

Beim  Taufakt:  Vis  baptizari?  Volo,  lautet  die  Rubrik:  Et  tunc  omnes 
patrini  et  etiam  sacerdos  tangant  puerum,  donec  fuerit  baptizatus.  Et  sacerdos 
sumens  aquam  de  sacro  fönte  cum  uasculo  infundendo  super  puerum  vocando 
eum  nomine  suo  baptizet  illum  dicens:  N.  Ego  te  baptizo  in  nomine  Patris  et 
Filii  et  Spiritus  Sancti.  Amen.  Semper  infundendo  super  puerum  de  prefata 
aqua,  donec  forma  verborum  snpradicta  sit  completa  et  hoc  absque  ullo  inter- 
vallo  sed  continuo  fiat. 

Bei  der  Auflegung  der  vestis  lautet  die  Rubrik:  Hie  sacerdos  ponet  capitam 
in  capite  pueri  dicens:  N.  aeeipe  uestem  sanetam,  uestem  candidam,  uestem 
nuptialem. 

Nach  Accipe  lampadem  lautet  die  Rubrik:  His  peractis  puer  baptizatus 
per  matronam  induatur  uestimentis  suis  et  per  patrinos  coram  altari,  in  quo 
reseruatur  corpus  domini.  offeratur  domino  cum  capite  in  capite.  Et  patrinus 
portans  puerum  deferat  candelam  ardentem. 

Der  Eheschließungsritus  des  Ordinariuin  hat  folgenden  Wortlaut: 

Forma  ministrandi  sacramentum  matrimonii  seu  desponsandi,  quando 

uterque  eonlux  est  praesens  et  antequam  desponsantur,  Hat  sequens 

monltio  coram  parentibus,  amicis  et  allis  assistentibus. 

De    licencia    del   reverendis-  Mit  Erlaubnis  des  hochwür- 

simoN.  vicario  generale  official  di^sten  N.t  Generalvikars  und 

enlo    arquobisbat   de    Valencia  Offizials  in  der  Erzdiözese  Va- 

enla    trona    de    la    parrochial  lencia,  sind  auf  der  Kanzel  der 

iglesia  de  S.  N.  son  stats  amo-  Pfarrkirche   des   hl.   N.   tufge- 

nestats    per    tres     canoniquas  boten    worden    durch    drei   ka- 

monieionei  en  N.enaN.a  effecte  noniaohe  Aufgebote  der  Herr 

eis  moetraria   al&nn  oanoniefa  N.  und   die  Fräulein   N.   zum 

Lmpedimento  per  que  lo  pre-  Zwecke,    <>b     sich     Irgendein 

aent  matriuioni  DO'l  <!■  fer      kanoni  Hindernis    leigen 

Bni  ad  boj   ha   paregut    Km-     «rerde,  ireahalb  die  gegenwär- 
pe  limento  alguna   E  per  tanf     dge  Ehe  nicht  <i;u-f  geaehloaaen 

ara  de  pre  '-ut   um  w.-rden,     B  Et  tat  kein  Hin- 


108 


II.  Teil.     Urkunden-Material. 


-   alt  res  so  n  vors    e    senyores 
engeneral  porprimera:  segona 

Bf  teroera  amoniciones  si  saben 
algan  impedimento  per  que 
aquesto    matrimoni    entre   los 

Bobredita  nosdejafer:  altrament 
pregareo  a  la  misericordia  di- 
vina  quels  done  la  sua  gracia. 
Et  tunc  sacerdos  deu  interrogar 
lo  spos  si  li  plau  lo  matrimoni: 
e  si  respon  „que  si"  tunc  iuret 
per  sancta  quattuor  evangelia 
manu  sua  dextera  corporaliter 
tacta  que  dira  veritat  de  tot 
lo  que  per  eil  li  sera  demanat. 
Primo  li  deu  demanar  si  ha 
fet  vot  de  entrar  en  religio: 
de  servar  castedat  6  continen- 
cia,  et  si  respon  que  no  :  de- 
maneli  secundo  si  ha  promes 
son  cors  a  altra  dona  per  via 
de  matrimoni.  E  si  respon 
que  no  :  tertio  li  deu  demanar: 
si  entre  ells  dos  hi  ha  algun 
parentesch  de  consanguinitat, 
affinitat  6  compadratge  6  algun 
altre  impediment  per  lo  quäl 
lo  present  matrimoni  no's  deja 
fer. 


dernis  bekannt  geworden.  Und 
deshalb  werdet  Ihr,  alle  Herren 
und  Damen,  jetzt  im  allgemeinen 
zum  ersten,  zweiten  und  dritten 
Male  ermahnt,  ob  Ihr  irgend- 
ein Hindernis  wisset,  durch 
welches  diese  Ehe  unter  den 
Obengenannten  nicht  stattfin- 
den kann :  andernfalls  möget 
ihr  die  göttliche  Barmherzig- 
keit bitten,  daß  sie  ihnen  ihre 
Gnade  gebe.  Und  dann  soll 
der  Priester  den  Bräutigam 
fragen,  ob  er  die  Ehe  eingehen 
will :  Und  wenn  er  antwortet 
„ja",  dann  soll  er  schwören  bei 
den  heiligen  vier  Evangelien, 
sie  mit  der  rechten  Hand  kör- 
perlich berührend,  daß  er  die 
Wahrheit  sagen  werde  über 
alles,  was  er  durch  ihn  wird 
gefragt  werden.  Zuerst  soll  er 
fragen,  ob  er  hat  das  Gelübde 
gemacht,  in  einen  Orden  zu 
treten,  die  Keuschheit  oder  Ent- 
haltsamkeit zu  bewahren,  und 
wenn  er  antwortet  „nein",  frage 
er  zweitens,  ober  seinen  Körper 
versprochen  hat  einer  Frau  auf 
dem  Wege  der  Ehe.  Und  wenn 
er  antwortet  „nein",  soll  er 
drittens  fragen,  ob  unter  ihnen 
beiden  besteht  irgendeine  Ver- 
wandtschaft oder  Blutsver- 
wandtschaft, Schwägerschaft 
oder  Patenschaft  oder  irgend- 
ein anderes  Hindernis,  weshalb 
die  gegenwärtige  Ehe  nicht  ge- 
schlossen werden  darf. 


D.  Manuale  Valentinum  (a.  1514).  109 

Postea  interrogetur  mulier  eo  modo  quo  vir  fuit  interro- 
gatus.  Et  si  inter  eos  nullum  impedimentum  inuentum  fuerit: 
tunc  sacerdos  statuat  puellam  ad  sinistram  viri:  et  manibus 
eorum  acceptis,  faciat  quod  sponsus  voluntarie  dicat: 

Yo  N.  done  mon  cors  a  vos  Ich  N.  gebe   meinen  Körper 

dona  N.  e  reeb  lo  vostre  pre-  Euch,  Dona  N.,  und  nehme  den 
nent  vos  en  vera  muller  mia  Eurigen  an,  indem  ich  Euch 
segons  nostre  senyor  deu  om-  zu  meiner  wahren  Frau  nehme, 
nipotent  ha  instituit;  los  be-  wie  es  unser  Herr,  der  all- 
naventuratsapostolssanctpetre  mächtige  Gott,  verordnet  hat, 
e  sanct  Pau  han  manifestat  et  die  seligen  Apostel,  der  hl.  Pe- 
Dostra  mare  iglesia  sancta-  trus  und  der  hl.  Paulus,  kund- 
ment  practica.  getan  haben  und  unsere  Mutter 

die  Kirche  heiligmäßig  übt. 

Consequenter    dicat    mulier.  Und  ich  N.  gebe  meinen  Kör- 

E  yo  N.  done  mon  cors  a  vos  per  Euch,  Herr  N.,  und  nehme 
don  N.  e  reeb  lo  vostre  prenent  den  Eurigen  an,  indem  ich  Euch 
vos  en  ver  marit  meu:  segons  zu  meinem  wahren  Ehemanne 
nostre  senyor  deu  omnipotent  nehme,  —  wie  unser  Herr,  der 
ha  instituit,  los  benaventurats  allmächtige  Gott,  verordnet  hat, 
apostols  sanct  Pere  e  sanct  die  seligen  Apostel,  der  hl.  Pe- 
pau  han  manifestat  e  nostra  trus  und  der  hl.  Paulus,  kund- 
mare  Iglesia  sanctament  prac-  getan  haben  und  unsere  Mutter 
tica.  die  Kirche  heiligmäßig  übt. 

In  qua  forma  quum  dicitur  yo  done  e  reeb  etc.  Tangitur 
mutua  translatio  potestatis  corporum  que  dicitur  contr  actus : 
hoc  est  simul  duarum  voluntatum  tr actus:  et  quando  dicitur 
prenent  vos  etc.  Tangitur  matrimonium  quod  est  indissolubile 
maris  et  femine  vinculum  proueniens  ex  tali  contractu  et  quando 
dicitur:  segons  etc.  Tangitur  intentio  ad  quam  volunt  tale  vin- 
culum esse  pHncipaliter  scilicet  ad  multiplicationem  prolis  ad 
cu/lum  diuinum:  rieut  Dens  instituit  genesis  primo:  Creauit 
Jv;is  inaseulum  et  fominani  et  ait  crescitc  et  miilt  iplicamini. 
fuit  et  in  m  jjost  hominis  lapsum  ad  vitundam  fornicutioncm, 
/'/  iiiwi  prima  Chor*  VII.  Propter  (ornioationem  anusquisque 
hab'-at  Dxorem  eto.   Qua  forum  pel  equiualente  ex  parte  utriusque 

UmhenHum  perfecta:  a    virtute  diuina   aeeietente  oonfertur 

;r<itin ;    i,  /xirtc    ipsorunt    l'ucr'it   impvdhnv.ntum.      blt 

Sic  mal n innnui in    dicitUT   snrmmrn t ii m ,     id   rst   sn/nuin    scnsihilr 
lÜe    miiisihiliH. 


110  II.  Teil.     Urkunden-Material. 

Forma  minlstrandi  saeramentum  matrimonil  seu  desponsandi  per 
verba  de  praesenti,  quando  matrimonium  contrahitur  per  procura- 
torem   haben tem  speciale  mandatum  a  domino  vel   proeurator  ad 

puellam  sacerdote  dicens.1 

Dona    N.    Don    N.    principal  Dona  N.,  Herr  N.,  mein  Prin- 

men  vos  saluda  molt  e  tramet  zipal,  grüßt  Sie  vielmals   und 

me    a    vos    que    per    eil  y  en  schickt  mich  zu  Euch,  daß  ich 

persona     sua     ferme     ab    vos  für  ihn   und  in  seiner  Person 

aquest  matrimoni.  mit  Euch  diese  Ehe  schließe. 

Que  salutatio  originem  traxit  ab  incarnatione  Domini  quam 
angelica  ad  virginem  salutatio  praecessit  quae  facta  fuit  per 
procuratorem,  scilicet  gabrielem  archangelum.  Deinde  saeerdos 
iam  certificatus  a  domino  vicario  generali  de  legitimo  mandato 
et  speciali  posse  dicti  procuratoris :  faciat  monitiones  et  inter- 
rogationes  supracontentas.  Et  acceptis  a  sacerdote  manibus 
ipsorum  dicat  proeurator  in  persona  sua  principalis: 

Yo  N.  en  persona  de  Don  N.,  Ich  N.  in  Person  des  Herrn 

principal  meu  done  lo  cors  del  N.,  meines  Prinzipals,  gebe  den 

dit  principal  meu   a  vos  Dona  Körper  meines  genannten  Prin- 

N.  e  aximateix  en  persona  del  zipals  Euch,  Dofla  N.,  und  eben- 

sobredit  reeb  lo  vostre  prenent  falls  in  Person  des  Genannten 

vos  en  vera  muller  de  aquell,  nehme  ich  den  Eurigen  an,  in- 

segons  nostre  senyor   deu  om-  dem  ich  Euch  nehme  zur  wahren 

nipotent  ha  instituit,  los  bena-  Frau  für  ihn,  wie  unser  Herr, 

venturats   apostols  sanet   pere  der  allmächtige  Gott,  angeord- 

e  sanet  Pau  han  manifestat,  e  net    hat,    die    seligen   Apostel, 

nostra  mare  sglesia  sanetament  der  hl.  Petrus  und  der  hl.  Pau- 

practica.  lus,  kundgetan  haben  und  un- 
sere Mutter  die  Kirche  heilig- 
mäßig übt. 

Et  femina   dicat:    E    yo   N.  Und  ich  N.  durch  Vermitte- 

per  medi  de  vos,  Don  N.,  done  lung  von  Euch,  Herr  N.,  gebe 

mon  cors  a  dit  Don  N.,   prin-  meinen  Körper  dem  genannten 

cipal  vostre.   E  aximateix  reeb  Herrn  N.,  Eurem  Prinzipal.  Und 

lo    de    aquell    prenent    al    dit  ebenfalls  nehme  ich  seinen  an, 

principal  vostre  en  ver   marit  indem    ich    Euren    genannten 

meu  segons  nostre  senyor  deu  Prinzipal    zu    meinem    wahren 

omnipotent  ha  instituit,  los  be-  Ehemann    nehme,    wie    unser 

1   I  her  Eheschließung  durch   Stellvertretung  s.  oben  S.  64  f. 


D.  Manuale  Valentinum  (a.  1514).  111 

naventurats  apostols  sanct  Herr,  der  allmächtige  Gott,  an- 
pere  e  sanct  pau  han  mani-  geordnet  hat,  die  seligen  Apostel, 
festat  e  nostra  mare  sglesia  der  hl.  Petrus  und  der  hl.  Pau- 
sanctament  practica.  lus,  kundgetan  haben  und  unsere 

Mutter  die  Kirche  heiligmäßig 

übt. 
Et  aduerte,  quod  sponsalia  omni  tempore  fieri  possunt.  Sed 
tempore  interdicti  non  in  ecclesia  sed  extra  fieri  debent.  Etsi 
forte  in  dictis  sponsalibus  aliqua  impedimenta  seu  quaestiones 
apparuerint,  tunc  curati,  nihil  determinent,  nisi  prius  consul- 
tentur  dominus  officialis  seu  vicarius  generalis.  Et  Sacerdos 
debet  monere  sponsum  et  spomam,  ut  confiteantur ,  antequam 
veniant  ad  benedictionem  nuptialem,  ut  augmentum  gratia  sus- 
cipere  valeant. 

Sequitur  officium  nuptiarum: 

et  primo  benedictio  arrarum,  quae  fieri  potest  tarn  in  primis 
nup  tiis  quam  in  secundis  et  pluribus.  Et  primo  facta  confessione 
vertat  se  sacerdos  ad  nubentes  dicens: 

V-  Adiutorium  etc. 

p.  Qui  fecit. 

Y-  Sit  nomen  etc. 

p.  Ex  hoc  etc. 

Oremus.  Benedic  f  domine  has  arras,  quas  hodie  tradit 
famulus  tuus  N.  dilecte  sponse  sue  N.,  quemadmodum  bene- 
dixisti  abraam  cum  sarra,  ysaac  cum  rebecca,  iacob  cum  rachel, 
dona  super  eos  gratiam  tue  benefdictionis,  abundantiam  rerum, 
constantiam  operum,  florescant  sicut  rosa  plantata  in  hierico 
et  dominum  nostrum  iesum  Christum  timeant  et  adorent  in 
secula  seculorum.     Amen. 

( >remu8.  Oratio.  Domine  Deus  omnipotens  pater,  qui  in 
similitudiiH-m  sancti  connubii  ysaac  cum  rebecca,  iacob  cum 
rachel  per  Intermiflsionem  arrarum  abrahi  famuli  tui  copulari 
i,  ut  oblfttione  munerum  numerositas  cresceret  filiorum, 
qnefumuf  omnipotentiam  tuam,  ut  harum  oblationo  arrarum, 
quas  bodie  bic  famulus  tuus  N.  dilecte  sponso  sue  N.  offerre 
proonrat,  imnotiffioatar  assistas,  qnatinus  tua  bene-i-dictione 
proteoti  <-t  fineulo  tae  dileotionis  oonnexj  gaudeant  m  felloitar 

cum   tuis   tldaliblli   mancipari.      \'<t    dorn,    nostr.    ins.   clirist.   (»tc. 

benediotio  'i«-i  omnipotentii  paftria  et  fiiü  et  Spiritus  aanoti 

ndat    et    maucat  super   istas  arras.     Aiih'U. 


112  11.  Teil.     Urkunden-Material. 

Qua  OTiUione  finita  et  aqua  haiedicta  supei%  arras  aspersa 

>r<I<>s  aeeipiat    ifüttffl    er   aiumlis   et   det  viro   et  vir   sponse 

ponendo  m  quartc  digiio  manus  dextere  computando  a  police 

dictus:    In  nomine    patris    f   in  police.     Et  Filii   f   in  extremo, 

et  Spiritus  f  Sancti  in  quarto.    Et  pax  tecum  et  mecum.   Amen. 

Quo  facto  fem&na  faciat  similiter  viro  suo.  Postea  eclebratur 
Muwa  fr  sjiiritit  saneto  vel  de  alia  solennitate  ad  deuotionem 
nuhcrituun. 

Introitus.  Spiritus  domini  replevit  orbem  terrarum  alle- 
luia  et  hoc  quod  continet  omnia  scientiam  habet  vocis  allel. 
Allel. 

V.  confirma  hoc  deus,  quod  operatus  es  in  nobis  a  templo 
saneto  tuo,  quod  est  in  hierusalem. 

V.  gloria  patri  et  filio  et  spiritui  saneto. 

Kyrieel.  Christeel.  etc. 

Gloria  in  excelsis  deo  (vollständig  abgedruckt). 

V.  Dominus  vobiscum. 

;;.  Et  cum  spir. 

Oratio.  Oremus.  Deus  qui  corda  fidelium  sancti  spiritus 
illustratione  doeuisti,  da  nobis  in  eodem  spiritu  reeta  sapere  et 
de  eius  consolatione  gaudere.  sub  una  conclusione  dicatur: 
Exaudi  nos  omnipotens  et  misericors  deus,  ut  quod  nostro  mi- 
nistratur  officio,  tua  benedictione  potius  impleatur.  Per  dorn, 
nost.  les.  ehr.  fil.  tuum,  qui  tecum  viu.  et  reg.  in  un.  spir.  s. 
deus.  per  omnia  sec.  secul.     Amen. 

Lectlo  epistole  beati  Pauli  apostoli  ad  Corinthios.  Fratres 
nescitis,  quoniam  corpora  vestra  membra  Christi  sunt?  Tollens 
ergo  membra  Christi  faciam  membra  meretricis  .  .  .  glorificate 
et  portate  deum  in  corpore  vestro. 

1^.  Beata  gens  cuius  est  dominus  deus  eorum  populus  quem 
elegit  dominus  in  hereditatem  sibi. 

\J.  Verbo  domini  celi  firmati  sunt  et  spiritu  oris  eius  omnis 
virtus  eorum.     Allel. 

\ .  Veni  sanete  spiritus  reple  tuorum  corda  fidelium  et  tui 
amorifl  in  eis  ignem  accende.     Allel. 

Sed  in  tempore  paschali  a  dominica  post  pascha  usque  ad 
dominicam  sequentem  dicatur  primum  Allel.  Angelus  domini 
descendit  de  celo  et  accedens  reuolvit  lapidem  et  sedebat  super 
eum.  Et  a  seeunda  dominica  post  pascha  usque  ad  domini- 
cam   rogationum    inclusive    dicatur    loco    responsorii    primum 


D.  Manuale  Valentinum  (a.  1514).  113 

Allel.      In  die  resurrectionis  mee  dicit  dominus  precedam  vos 
in  galileam. 

^.  Dom.  vobiscum. 

p.  Et  cum  spiritu  tuo. 

Y.  Sequentia  S.  euangelii  secundum  Matth. 

p.  Gloria  tibi  domine.     Qui  natus  es  de  virgine  etc. 

In  illo  tempore  venit  dominus  in  finibus  iudei  trans  ior- 
danem  et  secute  sunt  eum  turbe  multe  et  curauit  eos  ibi.  Et 
accesserunt  ad  eum  pharisei  tentantes  eum  et  dicentes.  Si 
licet  homini  dimittere  uxorem  suam  quacunque  ex  causa  .  .  . 
Quod  ergo  deus  coniunxit  homo  non  separet.  Per  sancti  euan- 
gelii verbum  etc. 

Et  si  opus  fuerit  dicatur  Credo  ut  sequilur.  Credo  in  unum 
deum  patrem  omnipotentem  factorem  celi  et  terre,  visibilium  .  .  . 
venturi  seculi.    Amen. 

Y-  Dominus  vobisc.  • 

p.  Et  cum  spir.  tuo. 

Offertorium.  Oremus.  Confirma  hoc  deus  quod  operatus 
es  in  nobis  a  templo  sancto  tuo,  quod  est  in  hierusalem,  tibi 
Offerent  reges  munera.     Allel. 

Sacra.  Munera  quesumus  domine  oblata  sanctifica  et  corda 
nostra  sancti  spiritus  illustratione  emunda. 

Sacra  nubentium.  Suscipe  domine  quesumus  pro  sacra 
nubentium  lege  munus  oblatum  et  cuius  largitor  es  operis, 
esto  dispensator.     Per  dorn,  nostr.  etc. 

Item  oratio.  Descendat  quesumus  domine  spiritus  sanctus 
tuus  super  hoc  altare,  qui  hec  munera  maiestati  tue  oblata 
benefdicendo  benedicat,  sanctifficando  sanctificet  et  sumentium 
corda  7  dignanter  emundet.  Per  dorn,  nostr.  ies.  ehr.  fil.  tuuni, 
qui  tecum  viuit  et  regnat  in  unitate  eiusdem  spiritus  sancti 
deus. 

Ser/uitur  prefatio.  Per  omnia  .  .  .  celi  celorumque  vir- 
tutis  .  .  } 


1  Dann  steht  irn  Man.:  Sanctus  Basilius  constituit,  ferner  ein  Bild,  dar- 
stellend den  Kruzifixus  mit  der  hl.  Maria  an  der  einen  und  dem  hl.  Johannes 
an  der  anderen  Seite.  K»  foljrt  dann  der  Kanon  in  d»Tselb«-n  Gestalt  wie  heut«- 
-  Name  des  zu  komrn<-mon<r<  nd<n  Papste«  steht  unter  fall  Qabtttl  Tf  IfttOT 
etc.  Die  Kommunionformel  lautet:  Corpus  domini  nostri  iesu  rhristi  BMtodial 
anirnam   meam  et  |  '    in   vitaru    |  t« -rnarn.      Amen.     Ssnguis    domini    nostri 

iesu  christi  custodiat  etr. 

Fraiaco.  Da«  flhMchlitftun^ar-  8 


114  II.  Teil.     Urkunden-Material. 

Comtnunio.  Factus  est  repente  de  celo  sonus  aduenientis 
spiritus  reementis,  ubi  erant  sedentes  allel.  Et  repleti  sunt 
omiu's  spiritu  sancto  loqueutes  magnalia  dei.     All.  All.  «. 

Qua  facta  veniant  nnbentes  iuxta  altare  et  sacerdos  vertat 
se  ad  Mos  et  statuat  puellam  ad  sinistram  partem  viri,  deinde 
relct  i})sos  ridelicet  virwn  per  spatulas  et  puellam  super  caput. 
Et  postea  ponat  manum  dexteram  puelle  in  manu  dextere  viri 
et  dicat: 

In  nomine  paftris  et  filii  et  spiritus  sancti.     Amen. 

V.  Saluos  fac  seruos  tuos  domine. 

p.  Deus  meus  sperantes  in  te. 

V.  Mitte  eis  domine  auxilium  de  sancto. 

p.  Et  de  syon  tuere  eos. 

V  Esto  eis  domine  turris  fortitudinis 

p.  A  facie  inimici. 

\J.  Domine  exaudi  etc. 

p.  Et  clamor  etc. 

V.  Dominus  vob.  etc. 

p.  Et  cum  spir. 

Oratio.  Oremus.  Propitiare  domine  supplicationibus  nostris 
et  institutis  tuis,  quibus  propagationem  humani  generis  ordinasti, 
benignus  assiste,  ut  quod  te  auctore  iungitur,  te  auxiliante  ser- 
uetur.     Per  dorn,  nostr.  ies.  Christ,  etc. 

Prephatio.  Per  omnia  secula  seculorum.  Amen.  Dominus 
vobiscum.  Et  cum  spiritu  tuo.  Sursum  corda.  Habemus  ad 
dominum.  Gratias  agamus  domino  deo  nostro.  Dignum  et  iustum 
est.  Vere  dignum  et  iustum  est  equum  et  salutare.  Nos  tibi 
semper  et  ubique  gratias  agere,  domine  sancte  pater  omnipotens 
eterne  deus.  Qui  potestate  virtutis  tue  de  nihilo  cuncta  fecisti, 
qui  dispositis  uniuersitatis  exordiis  homini  ad  imaginem  Dei 
facto  ideo  inseparabile  mulieris  adiutorium  condidisti,  utfemineo 
corpori  de  virili  dares  carne  principium,  docens  quod  ex  uno 
placuisset  institui,  nunquam  licere  disiungi:  Deus  qui  tarn  ex- 
cellenti  mysterio  coniugalem  copulam  consecrasti,  ut  Christi  et 
ecclesie  sacramentum  presignares  in  federe  nuptiarum:  Deus 
per  quem  mulier  iungitur  viro  et  societas  principaliter  ordinata, 
ea  benefdictione  donatur,  quae  sola  nee  per  originalis  peccati 
iam,  nee  per  diluuii  est  ablata  sententiam,  respice  propitius 
-uper  hanc  famulam  N.,  que  maritali  iungenda  consortio,  tua 
se   expetit   protectione   muniri,   sit   in   ea   iugum   dilectionis   et 


D.  Manuale  Valentinum  (a.  1514).  115 

pacis,  fidelis  et  casta  nubat  in  Christo,  imitatrixque  sanctarr.ra 
pernianeat  feminarum,  sit  amabilis  viro  ut  Rachel,  sapiens  ut 
Rebecca,  longeua  et  fidelis  ut  Sara,  nihil  in  ea  ex  actibus  suis 
ille  auctor  preuaricationis  usurpet,  nexa  fidei  mandatisque  per- 
maneat,  uni  thoro  iuncta  contactus  illicitus  fugiat,  muniat  in- 
firmitatem  suam  robore  discipline,  sit  verecundia  grauis,  pudore 
venerabilis,  doctrinis  celestibus  erudita,  sit  fecund a  in  subole, 
sit  probata  et  innocens  et  ad  beatorum  requiem  atque  ad  ce- 
lestia  regna  perueniat,  ut  videant  ambo  filios  filiorum  suorum 
usque  in  tertiam  et  quartam  generationem  et  ad  optatam  per- 
ueniant  senectutem.  Per  eundem  Dominum  nostrum  Iesum 
Chr.  etc. 

Quo  peracto  sacerdos  redeat  ad  altere  dicens  \J.  Dominus 
vobiscum.     Et  cum  spir. 

Oratio.  Oremus.  Sancti  spiritus  dominus  corda  nostra 
mundet  infusio  et  sui  roris  intima  aspersione  fecundet.  Et 
sub  una  conclusione  dicatur  alia  oratio.  Quesumus  omnipotens 
deus  instituta  prouidentie  tue  pie  amore  prosequere,  ut  quos 
legitima  societate  connectis,  longeua  pace  custodias.  Per  dorn, 
nostr. 

V.  Dominus  vobiscum.     p.  Et  cum  spiritu  tuo. 

Ite  missa  est.  R>.  Deo  gratias.  Et  si  dicitur  missa  de  feria, 
dicatur  Benedicamus  domino. 

Oratio.  Placeat  tibi  sancta  trinitas  obsequium  seruitutis 
mee  et  presta,  ut  sacrificium  etc. 

Finita  benedictione  generali  vertat  se  sacerdos  dicens :  Deus 
Abraam  tangendo  manu  sua  dextera  caput  viri,  deinde  caput 
mulieris  dicendo:  Deus  Isaac.  Deinde  Herum  caput  viri  dicendo: 
Deus  Iacob   ut  sequi tur. 

Bentdietio.  In  nomine  paftris  et  filii  et  spiritus  sancti. 
Amen. 

Deus  Abraam  deus  Isaac,  deus  Iacob  ipse  sit  vobiscum  et 
ipse  vos  coniungat  Unpleatque   benefdictionem  suam  in  vobis. 

f   Christum  dominum    nostrum.      Amen. 

Benetdicat  vos  omnipoteni  dem  notter  orii  sui  eloquio  et 
estrum  tinoerJ   amorifl  OOpolet    nexu   perpetuo.    Amen. 
Floreatis  rertui]  preeentiom  <-oj>iis.    Amen. 
Pructifioetii  deeentar  in  fiiüs.    Amen. 

udeatis  p#r6Hnit6T  OHIO   fi<l«;lil>us   amicis.      Amen. 


1  l  6  II.  Teil.     Urkunden-Material. 

Tribuat  vobis  dominus  dona  perennia,  presentia  tempora 
feliciter  dilatata.     Amen. 

Sensiatis  gaudia  sempiterna.     Amen. 

Ipse  qui  unum  trinumque  possidet  nomen  et  gloriatur  deus 
benefdicat  vos  in  seeula  seculorum.     Amen. 

Quod  ipse  prestare  dignetur,  cui  honor  et  imperium  in 
seeula  seculorum.     Amen. 

Oratio.  Oremus.  Domine  deus  omnipotens  benefdicat  vos, 
ipse  vos  coniungat  impleatque  benedictionem  suam  in  vobis  et 
videatis  filios  filiorum  vestrorum  usque  in  tertiam  et  quartam 
progeniem  et  ad  optatam  perueniatis  senectutem.  Per  Christum 
dominum  nostrum. 

Postea  sacerdos  tangat  capita  nubentium  primo  sponse, 
seeundo  sponsi  et  tertio  sponse  dicens:  Deus  abraam,  deus  isaac, 
deus  iacob  emitte  benefdictionem  super  nubentes  istos  et  semina 
semen  vite  eterne  in  mentibus  eorum  et  quiequid  pro  utilitate 
sua  didiscerint,  hoc  facere  cupiant.  Per  iesum  Christum  recu- 
peratorem  omnium  fidelium.  Qui  cum  eterno  patre  et  spiritu 
saneto  viuit  et  regnat  deus.  Per  omnia  seeula  seculorum. 
Amen. 

Benedictio  dei  omnipotentis  paftris  et  fiflii  et  Spiritus  f 
saneti  descendat  et  maneat  super  vos.     Amen. 

Postea  dicatur  V.  Dom.  vobisc.  ~p.  Et  cum  spir.  tuo.  Ini- 
tium  saneti  Euangelii  seeundum  Iohannem.  p.  Gloria  tibi 
domine.  Qui  natus  es  de  virgine  etc.  In  prineipio  erat  verbum 
et  verbum  .  .  .  gratie  et  veritatis.  Per  saneti  euangelii  ver- 
bum etc. 

Quo  dicto  soluat  nubentes  dicens.  Ambulate  in  pace.  As- 
perg endo  aquam  benedietam  super  eos. 

Et  nota  quod  si  fuerint  plures  nubentes,  quorum  nullus  habuerit 
nuptialem  benedictionem,  tune  benedieantur  modo  sequenti: 

Facta  confessione  benedieantur  arre  ut  sequitur: 

M   Adiutorium  nostr. 

p.  Qui  fecit. 

^.  Sit  nomen  dorn. 

p.  Ex  hoc  nunc  etc. 

Orernus.  Benefdic  domine  has  arras,  quas  hodie  tradunt 
famuli  tui  in  manibus  dileetarum  sponsarum  suarum,  quemad- 
modum  benedixisti  abraam  cum  sarra,  ysaac  cum  rebeca,  iacob 


D.  Manuale  Valentinum  (a.  1514).  117 

cum  rachel,  dona  super  eos  gratiam  tue  benefdictionis,  abun- 
dantiam  reruin,  constantiam  operum,  florescant  sicut  rosa  plan- 
tata  in  hierico  et  te  dominum  nostrum  iesum  Christum  timeant 
et  adorent  in  secula  seculorum.     Amen. 

Oratio.  Oremus.  Domine  deus  omnipotens  pater,  qui  in 
similitudinem  sancti  connubii  ysaac  cum  rebeca,  iacob  cum 
rachel  per  intermissionem  arrarum  abrahe  famuli  tui  copulari 
voluisti,  ut  oblatione  munerum  numerositas  cresceret  filiorum, 
quesumus  omnipotentiam  tuam,  ut  harum  oblationi  arrarum, 
quas  hodie  hij  famuli  tui  N.  et  N.  dilectis  sponsis  suis  N.  et 
N.  offerre  procurant,  sanctificator  assistas,  quatinus  tua  benef 
dictione  protecti  et  vinculo  tue  dilectionis  connexi  gaudeant  se 
feliciter  cum  tuis  fidelibus  mancipari.     Per  dorn. 

Omnia  alia  require  supra  in  primis  nuptiis  et  in  fine,  post- 
quam  sacerdos  communicauerit,  velet  eos  ut  supradictum  est  et 
eleuet  super  eos  manum  dicendo. 

In  nomine  paftris  et  fiflii  et  Spiritus  f  sancti.     Amen. 

V.  Saluos  fac  seruos  tuos  domine. 

p.  Deus  meus  sperantes  in  te. 

V.  Mitte  eis  auxilium  de  sancto. 

p.  Et  de  syon  tuere  eos. 

Y-  Ostende  eis  domine  misericordiam  tuam. 

p.  Et  salutare  tuum  da  eis. 

Y.  Domine  exaudi  orationem  meam. 

p.  Et  clamor  meus  ad  te  veniat. 

V-  Dominus  vobiscum. 

~p.  Et  cum  spiritu  tuo. 

Oratio.  Oremus.  Propitiare  domine  supplicationibus  no- 
stris  .  .  .  te  auxiliante  seruetur.  Per  dorn,  nostr.  Iesum  Chri- 
stum etc. 

Ter  omnia  secula  seculorum.  Amen.  Dominus  vobiscum. 
Et  cum  spiritu  tuo.  Sursum  corda  .  .  .  Qui  potestato  virtutis 
tue  de  nichilo  cuncta  fecisti  .  .  .  respice  domine  propitius  super 
has  famulas  tuas  N.  et  N.  .  .  .  iungende  .  .  .  expetunt1  .  .  .  et 
ad  optatam  perueniant  senectutem.     Per  eund.  etc. 

Quo  peracto  sacerdos  rtdscU  ad  altare  die 

V.    Dominus    vobi.M-um. 

/,.   Bt  cum  spiritu   tuo. 

1   1 1  :    dietell  im   ymIkt  i"!i.  ihWti   Hit  u  •      Du     "  Hl 

allo   .  bton  Atulmnnfl 


1  1  N  II.  Teil.     Urkunden-Material. 

Oratio.  Oremus.  Sancti  Spiritus  domine  corda  .  .  .  fe- 
cuiulet  et  sub  una  oonehuione  dicatur  alia  oratio:  Quesumus 
omnipotens  deus  instituta  .  .  .  custodias.  Per  dorn,  nostr.  ies. 
ehr.  .  .  . 

Dom.  vob.     Et  cum  spirit. 

Ite  missa  est.     Deo  gratias. 

Et  si  dicitur  ??iissa  de  feria,  dicatur:  Benedicamus  domino. 

Oratio.  Placeat  tibi  saneta  trinitas  unus  deus  ut  supra 
in  primis  nuptiis  continetur. 

Finita  benedictione  generali  vertat  se  sacerdos  dicens:  Deus 
abraam  tangendo  manu  sua  dextera  capita  virorum,  deinde 
capita  puellarum  dicens:  Deus  ysaac,  deinde  Herum  virorum 
capita  dicens:  Deus  iacob,  ut  sequitur. 

Benedictio. 

In  nomine  paftris  et  filii  et  spiritus  sancti.     Amen. 

Deus  abraam,  deus  ysaac,  deus  iacob  ipse  sit  vobiscum  et 
fpse  vos  coniungat  impleatque  benefdictionem  suam  in  vobis. 
Per  Christ,  dorn,  nostrum.     Amen. 

Benefdicat  vos  dominus  deus  noster  oris  sui  eloquio  et  cor 
vestrum  sinceri  amoris  copulet  nexum  perpetuum.     Amen. 

Floreatis  rerum  presentium  copiis.     Amen. 

Fractificetis  decenter  in  filiis.     Amen. 

Gaudeatis  perenniter  cum  fidelibus  amicis.     Amen. 

Tribuat  vobis  dominus  dona  perennia,  presentia  tempora 
feliciter  dilatata.     Amen. 

Sensiatis  gaudia  sempiterna.     Amen. 

Ipse,  qui  unum  trinumque  possidet  nomen  et  gloriatur 
deus  benefdicat  vos  in  secula  seculorum.  Amen.  Quod  ipse 
prestare  dignetur,  cui  est  honor  et  imperium  in  secula  secu- 
lorum.    Amen. 

Oratio.  Oremus.  Dominus,  deus  omnipotens  benefdicat  vos, 
ipse  vos  coniungat  impleatque  benedictionem  suam  in  vobis  et 
videatis  filios  filiorum  vestrorum  usque  in  tertiam  et  quartam 
progeniem  et  ad  optatam  perueniatis  senectutem.  Per  Chri- 
stum dorn. 

Postea  sacerdos  tangat  capita  nubentium.    Primo  mulierum, 

seeundo  virorum  et  t er tio  mulierum  dicens:  Deus  abraam,  deus 

iac,   deus   iacob  emitte  benedictionem  suam  super  nubentes 

istos  (  I       ,nina  semen  vite  eterne  in  mentibus  eorum,  ut  quic- 


D.  Manuale  Valentinum  (a.  1514).  119 

quid  pro  utilitate  sua  didiscerint,  hoc  facere  cupiant.  Per  ies. 
ehr.  filium  tuum  recuperatorem  omnium  fidelium,  qui  tecum 
viuit  et  regnat  deus.     Per  omnia  secula  seculorum.     Amen. 

Benedictio  dei  omnipotentis  paftris  et  fiflii  et  spiritus  f 
saneti  descendat  et  maneat  super  vos.     Amen. 

Postea  dicatur.  V.  Dom.  vobisc.  p.  Et  cum  spir. 

V.  Initium  saneti  euangelii  seeundum  Ioannem. 

p.  Gloria  tibi  domine.  In  prineipio  erat  verbum  etc.  di- 
catur ut  supra  in  primis  nuptiis.  Quo  dicto  soluat  nubentes 
dicens:  Ambulate  in  pace  aspergendo  aquam  benedietam  super  eos. 

Ineipit  officium  nuptiarum,  quando  sponsus  non  habuerit  etiam 
benedictionem  nuptialem,  sponsa  vero  iam  habuerit  eam. 

Et  tunc  benedicetur  sponsus  tantum.  Et  primo  benedicantur 
arre  ut  supra  et  missa  ordine  suo  celebretur,  ut  prius  dictum 
est.  Et  postquam  sacerdos  dixerit  communionem  scilicet:  Factus 
est  repente  vel  aliam,  veniant  nubentes  iuxta  altare  et  sacerdos 
vertens  se  ad  illos  velat  eos,  ut   superius   dictum  fuit  et  dicat. 

In  nomine  paftris  et  filii  et  spiritus  saneti.     Amen. 

V.  Saluum  fac  seruum  tuum  domine.  p.  Deus  meus  speran- 
tem  in  te. 

.   Mitte  ei   domine   auxilium    de  saneto.     p.   Et   de   syon 
tuere  eum. 

V.  Nihil  proficiat  inimicus  in  eo.  p.  Et  filius  iniquitatis 
non  opponat  nocere  ei. 

TJ.  Esto  ei    domine   turris  fortitudinis.     p.  A  facie  inimici. 

V.  Domine  exaudi  orationem  meam.  p.  Et  clamor  meus  ad 
te  veniat. 

Dominus  vobiscum.     p.  Et  cum  spiritu  tuo. 

Oratio.  Oremus.  Propitiare  domine  supplicationibus  .  .  . 
auxiliante  seruetur.     Per  dorn. 

Postea  reuertens  sacerdos  ad  altare  dicat  Postcommunionem 
et  Ite  missa  est  vel  Benedicamus  Domino  et  Placeat  tibi  saneta 
Trinita  s.  Et  data  benedictione  generali  vertat  se  ad  nubentes 
et  dicat  super  virum  tantum  benedictionem  sequentem: 

H«*iM;tdicat  te  omnipotens  deus  QOtter  oril   sui   eloquio   <it 

tuum   sinceri   amoris  copulet  noxum   pi»rp<*tuum.      Amen. 

Floreas  verum   prtUPtinm   OOpiit.     Amen. 

FriK'tificeB  decent<*r   in   filiis.     Ainiin. 

(raudtai  perennlter  onm  Hdelibm  tmioii,    Amen. 


120  II.  Teil.     Urkunden-Material. 

Tribuat  tibi  dominus  bona  perennia  presentia  tempora 
feliciter   dilatata.     Amen. 

Sentias  gaudia  sempiterna.     Amen. 

Ipse  qui  unum  trinumque  possidet  nomen  et  gloriatur  deus, 
Benefdicat  te  in  secula  seculorum.     Amen. 

Quod  ipse  prestare  dignatur,  cui  est  honor  et  imperium 
in  secula  seculorum.     Amen. 

Deinde  sacerdos  ponat  manum  suam  super  caput  viri  dicat 
Deus  abraam,  deus  ysaac,  deus  iacob  emitte  benedictionem  tuam 
super  nubentem  istum  et  semina  semen  vite  eterne  in  mente 
eius,  ut  quicquid  pro  utilitate  sua  didiscerit,  hoc  facere  cupiat. 
Per  iesum  christum  filium  tuum  dominum  nostrum  recupera- 
torem  omnium  fidelium,  qui  tecum  viuit  et  regnat  deus  per 
omnia  secula  seculorum.  Amen.  Benedictio  dei  omnipotentis 
paftris  et  fiflii  et  Spiritus  f  sancti  descendat  et  maneat  super  te 
et  angelus  bonus  domini  custodiat  te  semper.     Amen. 

Quo  facto  dicat  euangelium  In  principio  erat  verbum,  ut 
superius  continetur.  Et  solvat  nubentes  dicens:  Ambulate  in 
pace.     Asper gendo  super  eos  aquam  benedictam. 

Sequitur  officium  nuptiarum,  quando  sponsa  non  habuerit  etiam 
benedictionem  nuptialem,  sponsus  vero  iam  habuerit  eam. 

Et  tunc  benedicatur  sponsa  tantum.  Et  primo  benedicantur 
arre  ut  supra.  Et  deinde  missa  ordine  suo  celebrata  et  com- 
munione  dicta  veniant  nubentes  iuxta  altare  et  sacerdos  velat 
eos,  ut  supra  continetur  et  dicat. 

In  nomine  paftris  et  fiflii  et  Spiritus  f  sancti.     Amen. 

Y.  Saluam  fac  ancillam  tuam  domine.  p.  Deus  meus  spe- 
rantem  in  te. 

AJ.  Mitte  ei  domine  auxilium  de  sancto.  p.  Et  de  syon 
tuere  eam. 

AJ.  Nihil  proficiat  inimicus  in  ea.     p.  Et  filius   iniqu.  etc. 

^.  Esto  ei   domine   turris  fortitudinis.     p.  A  facie  inimici. 

^.  Domine  exaudi  orationem  meam.     p.  Et  clamor  etc. 

AJ.  Dominus  vobisc.     p.  Et  cum  spiritu  tuo. 

Oratio.  Oremus.  Propitiare  . . .  auxiliante  seruetur.  Per  dorn. 

Prephatio.     Per  omnia  secula  seculorum  .  .  .  qui  potestate 

virtutis  tue  de  nihilo  cuncta   fecisti  .  .  .  ea  benefdictione  .  .  . 

famulnm  tnam  N.  .  .  .  perueniant  senectutem. 


D.  Manuale  Valentinum  (a.  1514).  121 

Quo  facto  sacerdos  redeat  ad  aKare  et  dicat  post  commu- 
nionem  ut  supra  et  benedictione  generali  data  et  missa  finita 
vertat  se  ad  nubentes  dicens: 

In  nomine  paftris  et  fiflii  et  Spiritus  f  sancti.     Amen. 

Benedictio  sponse.  Benefdicat  te  omnipotens  deus  noster 
oris  sui  eloquio  et  cor  tuum  sinceri  amoris  copulet  nexu  per- 
petuo.     Amen. 

Floreas  rerum   presentium   copiis.     Amen  (etc.  wie  oben). 

Postea  sacerdos  ponens  manum  suam  super  caput  sponse 
dicat  semel  orationem  sequentem. 

Deus  abraam,  deus  ysaac  .  .  .  emitte  benedictionem  .  .  . 
facere  cupiat. 

Quibus  per  actis  dicatur  euangelium.  In  principio  ut  supra 
in  primis  nuptiis.  Quo  dicto  sacerdos  soluat  nubentes  a  vin- 
culo  dicens:  Ambulate  in  pace  et  aspergat  super  eos  aquam 
benedictam. 

Ordo  servandus  in  secundis  nuptiis  sponsl  et  sponse. 

Primo  benedicantur  arre,  ut  superius  continetur.  Et  missa 
ordine  suo  peragatur  usque  ad  communionem,  qua  finita  sa- 
cerdos velet  eos,  ut  supra  dicens.  In  nomine  paftris  et  fiflii 
et  spiritus  f  sancti.  Amen.  Et  finita  missa  ac  benedictione 
generali  data  vertat  se  sacerdos  ad  nubentes  et  dicat:  in  nomine 
paftris  et  fiflii  et  spiritus  f  sancti.  Amen.  Et  deinde  dicat 
Euangelium:  In  principio  erat  verbum.  Quo  dicto  soluat  eos 
a  vinculo  dicens:  Ambulate  in  pace,  ut  supra  continetur. 

Et  aduerte,  si  nubentes  non  fuerint  benedicti  in  primis  nup- 
tiis nee  in  secundis  aut  tertiis,  tunc  benedicantur  in  ullimis  sie, 
quod  nullo  modo  remaneant  sine  benedictione  nuptiali.  Sed  si 
fuerint  benedicti  in  primis  nuptiis,  nullomodo  iterum  benedici 
debent  in  aliis  nuptiis. 

A  duerte  seeundo,  quod  tribus  temporibus  anni  ecclesia  pro- 
hibet  celebrationem  nuptiarum.  Primo  Dominien  in  Se/)tua</e- 
sima,  seeundo  Feria  seeunda  rogutionum,  quitt  tali  die  iam  non 
celebrantur,  tertio  Dominica  primo  in  udnentu.  Inchoantur  autvm 
celebrori  aliis  tribus  temporibus,  primo  oetaro  dir  cj)i/)//unic, 
seeundo  Dominica  prima   />ost  n  'ionem,    tertio    Dominica 

in  trinitate. 

Et   etiam    ai/urrtr,    quod   <lc  iure   ctiu/n   prohihen t ur    tempore 

xTitiT'licti  generalis,  in  guaituor  festiuitatibus  priuilegiatis  et  in 


1*22  I(.  Teil.     Urkunden-Material. 

fcsfo  corporis  Christ  i,  guia,  §i  ta/i  tempore  venerint,  benedictio 
tDiptialis  non  potest  prestari,  quarnuis  in  predictis  festiuita- 
tihus  diu i na  ofHcia  uudiri  possint  a  layeis  non  exeommunicatis. 


E.  Recens  Manuale  Valentinum 

ad   sacramenta  ecclesiae   peragenda  in  politiorem   formam 

redactum  et  desideratissimis  additionibus  uberrime 

locupletatum.     Iussu  iliustr.  DD.  Andreae  Mayoral 

Archiepiscopi  Valent.  etc.     Anno  1746  Valentiae. 

Neu  redigiertes  Ritualbueh  der  Erzdiözese  Valencia 
(=  Man.  Valent.  IL). 

Liter.  Vor  bemerk.  Dieses  Ritualbuch  ist  eine  Neuredaktion  des  alten 
Ritualbuches,  worüber  die  Vorrede  zu  demselben  folgenden  Aufschluß  gibt: 
Qu.mdo  autem  denuo  sub  ineudem  reuocanda  fuerunt  exemplaria  praefata,  visum 
etiam  fuit,  nonnulla  eisdem  detrahere,  ea  vere,  quae  licet  nulla  Sanctae  Sedis 
luctoritate  nixa,  vel  usu  longieuo  vel  pietate  ita  suadente  in  praefata  ultima 
editiooe  irrepserunt :  addere  insuper  alia.  quae  necessaria  visa  sunt  aut  opportuna 
idque  ad  legem  a  S.  0.  P.  praescriptam :  formulas  demum  in  sacramentorum 
administratione  frequentiores  vernacula  Valentinorum,#quam  Lemosinam  et 
castellana,  quam  absolute  Hispanicam  vocant,  lingua  distinguere:  utraque  enim 
iuxta  tractuum  locorumque  diuersitatem  in  hac  dioecesi  familiaris  est.  His 
Umen  omnihus  ita  ineubui,  ut  a  fei.  rec.  Pauli  Quinti  Pont.  Max.  Rituali  vulgato 
quam  minimum  deflecterem. 

Die  Sprache  ist  teils  lateinisch,  teils  spanisch,  und  zwar  wird  das  Formular 
zuerst  in  valencianischer  (=  lemosinischer)  Mundart  gegeben  und  dann  nochmals 
in  castilischer  wiederholt.  Es  wird  die  möglichste  Rücksicht  auf  das  1614  her- 
ausgegebene Rituale  Romanum  genommen.  So  ist  das  Taufrituat  aus  dem  Rit. 
Rom.  genommen,  nur  die  Anreden  an  den  Täufling  sind  mehrmals  in  valenci- 
anischer abgefaßt.  Die  Taufe  wird  durch  Übergießen  (fundere)  gespendet,  da- 
neben wird  aber  auch  die  consuetudo  der  immersio  geduldet.  Bei  der  Ehe- 
schließung wird  zuerst  das  Formular  aus  dem  Rit.  Rom.  wörtlich  abgedruckt, 
es  folgt  dann  das  spanische  Formular  und  darauf  die  benedictio  mulieris  post 
partum  aus  dem  Rit.  Roman.,  welch  letztere  Segnung  den  spanischen  Ritual- 
bürbern  fremd  ist. 

Das  Eheschließungsformular  hat  folgenden  Wortlaut: 

Solemnitas  minlstrandi  Matrimonium  iuxta  consuetudinem 

Dioecesis  Valent. 

Sacerdos  matrimonium  celebraturus  cur  et,  ut  honesto  id 
loco  fiat.  Cum  iyitur  ad  illius  conspectum  accessissent ,  qui 
matrimonio  iungendi  sunt,  viro  ad  dexteram  stante,  muliere 
vern  ad  siniztram,  Sacerdos  loqiiitur  in  hunc  modum: 


E.  Recens  Manuale  Valentinum  (a.  1746). 


123 


Son  estats  amonestats  N.  y 
N.  en  N.  y  N.  Esglesies  de 
hon  son  parochians,  respectiva- 
ment,  per  tres  canoniques  mo- 
nicions,  conforme  als  decrets 
del  Sant  Concili  de  Trento,  ä 
efecte  de  saber  si  havria  algun 
canonich  impediment  entre  eis 
sobredits,  per  lo  quäl  nos  po- 
guesefectuar  aquest  matrimoni; 
y  fins  ara  no  ha  constat  ha- 
vernialgu.  Ultimament  se  amo- 
nesta    ä    tots    los    presents    si 


Es  sind  aufgeboten  worden 
N.  und  N.  in  N.  und  N.,  Kirchen, 
deren  beziehungsweise  Pfarr- 
angehörige sie  sind,  durch  drei 
Aufgebote  gemäß  den  Dekreten 
des  hl.  Konzils  von  Trient  zum 
Zweck,  um  zu  wissen,  obirgend- 
einkanonisches  Hindernisunter 
den  Obengenannten  bestehe, 
weshalb  diese  Ehe  nicht  ge- 
schlossen werden  kann;  bis  jetzt 
ist  keines  festgestellt  worden. 
Zum  letztenmal  werden  alle  Ge- 


saben algun  impediment  lo  genwärtigen  aufgefordert,  wenn 
diguen:  altrament  prequem  ä  sie  ein  Hindernis  wissen,  es  zu 
nostre  Senyor  quels  done  la  sagen,  andernfalls unsern  Herrn 
sua  gracia.  zu  bitten,   daß  er  ihnen  seine 

Gnade  gebe. 

Tunc  sacerdos  interroget  sponsum  medio  iuramento  secrete 
in  hunc  modum: 

Per  lo  iurament  que  prestat  Auf  den  Eid  hin,  welchen  Ihr 

haven,  vos  demane,  si  haven  geleistet  habt,  frage  ich  Euch, 
fet  vot  de  entrar  en  Religio,  ob  Ihr  das  Gelübde  gemacht 
6  servar  castedat,  6  si   haven      habt,  in  einen  Orden  zu  treten, 


promes  de  casarvos  ab  altre, 
6  si  entre  vosaltres  dos  hi  ha 
algun  parentesch  de  consan- 
guinitat  6  afinitat,  6  cognacio 
espiritual ,  6  algun  altre  im- 
pediment canonich,  per  hon  no 
pu^ran  los  dos  efectuar  aquest 
matrimoni. 


oder  die  Keuschheit  zu  be- 
wahren,oder  ob  Ihr  versprochen 
habt,  Euch  mit  einem  anderen 
zu  verheiraten,  oderobzwischen 
Euch  beiden  irgendeine  Ver- 
wandtschaft der  Blutsverwandt- 
schaft oder  Sohwlgeraohaft 
oder  geistlicher  Verwandtschaft 
oder  irgendein  anderes  ka- 
nonisches Hindernif  bestellt, 
weshalb  Ihr  beiden  diese  Ehe 
nicht  Hchliel'x'ii  könnt. 
Ei  ipse  ad  §inguUu   InterrogaHonei  retpondeaL     Deindi 

'rm  modO  iulrmxjrt  s/mnsam.     Ei  si   intrr  vos  nulluni 
imjjnlinifmtum     in  um  tum    fumt ,     in  trrnu/u  t<>    /to/fitnr    utriust/ur 

it  primc  "s  8acerdots  prcueunts 


124  II.  Teil.     Urkunden-Material. 

Yo  N.  reb  en  llegitima  muller  Ich  N.  nehme  zu  meiner  recht- 

mia  ä  vos  N.  done  ä  mi  en  mäßigen  Frau  Euch  N.  und 
llegitim  marit  vostre,  segons  gebe  mich  zu  Eurem  recht- 
ho  mana  la  Santa  Mare  Es-  mäßigen  Manne,  wie  es  die 
irlesia  Catholica  Romana.  hl.  Mutter,  die  römisch-katho- 

lische Kirche,  vorschreibt. 

Et  statim  Sponsa  Sacerdote  praeeunte  dicat: 
Yo  N.  reb  ä  vos  N.  en  llegitim  Ich  N.  nehme  Euch  N.  zu 
marit  meu,  e  done  ä  mi  en  meinem  rechtmäßigen  Manne 
llegitima  muller  vostra,  segons  und  gebe  mich  zu  Eurer  recht- 
ho  mana  la  Santa  Mare  Es-  mäßigen  Frau,  wie  es  die  heil, 
glesia   Catholica  Romana.  Mutter,  die  römisch-katholische 

Kirche,  vorschreibt. 

Mutuo  igitur  contrahentium  consensu  intellecto  Sacerdos 
iubeat  eos  inuicem  iungere  dexteras  dicens:  Ego  coniungo  vos  in 
matrimonium.  In  nomine  Patris  f  et  Filii  et  Spiritus  Sancti. 
Amen.  Postea  eos  aspergat  aqua  benedicta,  mox  benedicat  anu- 
lum  ut  supra  fol.  334. 

Ritus  ministrandi  Sacramentum  Matrimonii  medio  Procuratore. 

Sacerdos  viso  instrumento  procurationis  et  recepto  iura- 
mento  ab  sponsa  et  procuratore  nomine  sui  principalis  et  facti» 
interrogationibus  ut  supra,  utatur  hac  forma.1 

Yo  N.  en  persona,  y  nom  de  Ich  N.  in  Person  und  Namen 
N.  principal  meu,  reb  ä  vos  N.  des  N.,  meines  Prinzipals, 
llegitima  muller  de  N.  e  done  nehme  Euch  N.  zur  rechtmäßi- 
al  dit  N.  en  llegitim  marit  gen  Frau  des  N.  und  gebe  den 
vostre,  enseguint  lo  poder  per  genannten  N.  als  Euren  recht- 
eil ä  mi  donat,  segons  ho  mana  mäßigen  Mann  gemäß  der  mir 
la  Santa  Mare  Esglesia  Catho-  durch  ihn  verliehenen  Voll- 
lica  Romana.  macht,  wie  es    die  hl.  Mutter, 

die  römisch-katholische  Kirche, 

vorschreibt. 

Yo  N.  entrevenint  vos  N.  reb  Ich  N.,  nehme  durch  Eure  Ver- 

ä  N.  principal  vostre  en  llegi-  mittlungdenN.,EurenPrinzipal, 

tim   marit   meu,    e    done  ä  mi  zu meinemrechtmäßigen Manne, 

en  llegitima  muller  sua,  segons  und  gebe  mich  zu  seiner  recht- 


1  Ober  Eheschließung  durch  Stellvertretung  s.   oben   S.  64  f.,    110  f.,  126. 


E.  Recens  Manuale  Valentinum  (a.  1746).  125 

lo  mana  la  Santa  Mare  Esglesia  mäßigen  Frau,  wie  es  die  heil. 
Catholica  Romana.  Mutter,  die  römisch-katholische 

Kirche,  vorschreibt. 
Tunc  Sacerdos  Procuratori  et  foeminae  dicat:  Ego  N.  prin- 
cipalem  tuum  et  te   N.    in  matrimonium   coniungo  in  nomine 
Patris  f  et  Filii    et  Spiritus   Sancti.     Amen.     Benedictio    anuli 
ut  fol.  334. 

Vel  Lingua  Hispana. 

Han  sido   amonestados  N.  y  Es   sind   aufgeboten  worden 

N.  en  N.  y  N.  Iglesias,  de  donde  N.  und  N.  in  den  Kirchen  zu 
son  parroquianos  respectiva-  N.  und  N.,  deren  beziehungs- 
mente,  en  tres  canonicas  moni-  weise  Pfarrangehörige  sie  sind, 
ciones,  segun  el  decreto  del  durch  drei  kanonische  Auf- 
Santo  Concilio  de  Trento,  para  geböte  gemäß  dem  Dekrete  des 
efecto  de  saber  si  avria  algun  hl.  Konzils  von  Trient  zum 
canonico  impedimento  entre  Zwecke  um  zu  wissen,  ob  unter 
ello3,  por  el  cual  no  se  pudiera  ihnen  irgendein  kanonisches 
efectuar  este  matrimonio  ,  y  Hindernis  besteht,  wegen  dessen 
hasta  aora  no  ha  constado  diese  Ehe  nicht  geschlossen 
averle.  Ultimamente  se  amo-  werden  kann,  und  es  ist  bis 
nesta  ä  todos  los  presentes,  el  jetzt  nicht  festgestellt,  daß  eines 
que  si  saben  algun  impedimento  besteht.  Zum  letztenmal  werden 
lo  digan,  y  de  otra  suerte  rogu-  alle  Gegenwärtigen  ermahnt, 
emos  ä  Dios  les  de  su  gracia.      daß,    wenn   sie    ein   Hindernis 

wissen ,  sie  es  sagen,  und  im 
anderen  Falle  laßt  uns  Gott 
bitten,  daß  er  ihnen  seine  Gnade 
gebe. 
Tunc  Sacerdos  interroget  sponsu?n  medio  iuramento  secrete 
in  hunc  modum. 

Bn  virtud  del  juramento,  que  Kraft    des    Eides,    den    Ihr 

aveis  hecho  aora,  os  pido,  si  jetzt  geleistet  habt,  frage  ich 
aveis  hecho  voto  de  entrar  en  Euch,  ob  Ihr  das  Gelübde  ge- 
Religion 6 dfl  guardar  castidad,  macht  habt,  in  einen  Orden  zu 
6  aveiH  prometido  casaros  con  treten  oder  die  Keuschheit  zu 
otro,  6  si  entre  vonotros  dos  bewahren,  <>H<*r  ob  Ihr  v<  r 
ay  algun  parentesco  dfl  0ODMII-      ■proohen  habt,  Eueh  mit  einem 

lad,  6   afinidad,   6  cog-     anderen  in  verheiraten?,  oder 

naeion  espiritual,  6  algun  otro      ob  zwischen  Rnoh  beiden   <>im> 


1*6 


II.  Teil.     Urkunden-Material. 


imnedimento  canonico  por  el 
eual  no  se  pueda  efectuar  este 
matrimonio. 


Verwandtschaft  der   Blutsver- 
wandtschaft    oder    Schwäger- 
schaft    oder     der    geistlichen 
Verwandtschaft    oder    irgend- 
ein   anderes  kanonisches  Hin- 
dernis   besteht,     weshalb    Ihr 
beide  diese  Ehe  nicht  schließen 
könnt. 
Et    ipse   ad   singulas    interrogationes  respondeat.      Deinde 
Sacerdos  eodem  modo  interroget  sponsam.    Et  si  inter .  . .  dicat 
primo  sponsus  Sacerdote  praeeunte: 

Yo  N.  recibo  en  legitima  mu-  Ich  N.  nehme  zu  meiner 
ger  mia  a  vos  N.  y  me  entrego  rechtmäßigen  Frau  Euch  N. 
en  legitimo  marido  vuestro,  und  übergebe  mich  Euch  zu 
segun  lo  manda  la  Santa  Madre  EuremrechtmäßigenManne,wie 
Iglesia  Catholica  Romana.  es  die  hl.  Mutter,  die  römisch- 

katholische Kirche,  vorschreibt. 
Et  statim  sponsa  sacerdote  praeeunte  dicat: 
Yo  N.  recibo  en  legitimo  Ich  N.  nehme  zu  meinem 
marido  mio  ä  vos  N.  y  me  rechtmäßigen  Manne  Euch  N. 
entrego  en  legitima  muger  und  ich  übergebe  mich  zu 
vuestra,  segun  lo  manda  la  Eurer  rechtmäßigen  Frau,  wie 
Santa  Madre  Iglesia  Catholica  es  die  hl.  Mutter,  die  römisch- 
Romana.  katholische  Kirche,  vorschreibt. 

Sacerdos  iubeat  eos  inuicem  iungere  dexteras  dicens:  Ego 
coniungo  vos  in  matrimonium.  In  nomine  Patris  f  et  Filii  et 
Spiritus  Sancti.     Amen. 

Postea  eos  aspergat  aqua  benedicta,  mox  benedicat  anulum, 
ut  supra  fol.  334. 


Per  Procuratorem. 
Viso  instrumento  procurationis   et  factis  interrogationibus, 
ut  supra,  utatur  hac  forma. 

Yo  N.  en  persona,  y  nombre  Ich  N.,  in  Person  und  Namen 

de  N.  principal  mio  recibo  ä  des  N.,  meines  Prinzipals,  nehme 
vos  N.  en  legitima  muger  de  Euch  N.  zur  rechtmäßigen  Frau 
X.  y  doy  al  dicho  N.  en  legi-  des  N.  und  gebe  den  genannten 
timo   marido   vuestro  (en  con-      N.     zu     Eurem     rechtmäßigen 

)Uencia    del    poder    que  me      Manne  (infolge  der  Vollmacht, 
biso)  segun  lo  manda  la  Santa      welche  er  mir  gab),  wie  es  vor- 


E.  Recens  MaDuale  Valentinum  (a.  1746).  127 

Madre  Iglesia  Catholica  Ro-  schreibt  die  hl.  Mutter,  die 
mana.  römisch-katholische  Kirche. 

Et  statim  sponsa  Sacerdote  praeeunte  dicat: 
Yo  N.  interviniendo  vos  N.  Ich    N.    nehme    durch    Eure 

recibo  ä  N.  principal  vuestro  Vermittlung  den  N.,  Euren 
en  legitimo  marido  mio,  y  me  Prinzipal,  zu  meinemrechtmäßi- 
entregoen  legitimamuger  suya,  gen  Manne,  und  ich  gebe  mich 
segun  lo  manda  la  Santa  Ma-  zu  seiner  rechtmäßigen  Frau, 
dre  Iglesia  Catholica  Romana.      wie  es  vorschreibt  die  hl.  Mutter, 

die  römisch-katholische  Kirche. 
Tunc  Sace?'dos  Procuratori  et  foeminae  dicat:    Ego  N.  prin- 
cipalem  tuum  et  te  N.  coniungo  vos   in   matrimonium.     In  no- 
mine  Patris  f  et  Filii   et  Spiritus  Sancti.     Amen.     Postea  as- 
pergat  aqua  benedicta,  mox  benedicat  anulu?n,  ut  supra  fol.  334. 

Ritus  et  eaeremoniae  benedietionis  Nuptialis  et  Missae  pro  sponso 

et  sponsa. 

Cum  sponsi  volunt  post  contractum  matrimonium  bene- 
dictionem  Missae  nuptialis  accipere,  constitutis  ipsis  ante  gra- 
du)a  Altaris,  existente  sponsus  ad  dexteram  et  sponsa  ad  sini- 
stram,  sacerdos  dicat  Missam  de  nuptiis,  ut  habetur  in  Missali 
Romano,  exceptis  duplicibus,  Dominicis,  festis  colendis  et  diebus, 
in  quibus  prohibetur  fieri  officium  de  festo  duplici;  in  his 
dicitur  Missa  de  festo  cum  commetnoratione  nuptiarum,  ad- 
ditis  etiam  oratione  Propitiare  etc.  et  Deus,  qui  potestate  etc. 
cum  reliquis  ad  nuptias  pertinentibus. 

In  hac  Missa  de  nuptiis  utitur  color  albus;  sed  non  dicitur 
Gloria  nee  Credo  et  Hunt  commemorationes  consuetae,  ut  in 
vot  Ad  Offertoriom  ante  Lavabo  fiat  oblatio  panis  et  Ptnt. 

Dieto  Pater  Gtacerdos  antequam  dicat:  Libera  nos,  quao- 

suiuus   domine,  Staus   in    cor  im    Ep  is  fol<i<>   rcrsus    <i<l  BpOnSUtn   et 

sp'  nute  Alf <uc  genuflexoi  <H<-it  super  eos  sequcntcs  <>r<i- 

Hones. 

( )i 

Propitiajre  Domine  »upplioationibus  .  .  .  D  oi  potestate 

virtutin  . 

Posiguam  anguineml    oommvnioet    sponsa    si 

posisQ  >*i<t  vsUunvm  (ijiuias  <t  sponsas  oapui  <t 

prosequitur    missa.      Ihr/,,    HcnedicamuH    I)oinm<>    VSl   si   Mit 


128  II.  Teil.     Urkuudeu-Material. 

illius  dici  conucniat,  Ite  missa  est,  Sacerdos  antequam populo 
bcnedicat,  conucrsus  ad  sponsum  et  sponsam  dicat: 

Oremus.     Deus  Abraham. 

Mo //rat  eos  Sacerdos  sermone  graui,  ut  sibi  inuicem  seruent 
fldem ,  orationis  tempore  et  praesertim  ieiuniorum  ac  solemni- 
tatum  rasti  maneant  et  vir  uxorem  atque  uxor  virum  diligat  et 
in  timore  Dei  permaneant.  Postea  eos  asper gat  aqua  benedicta 
et  a ufert  vclamen  dicto :  Placeat  tibi  Sancta  Trinitas  etc.  det 
benedictionem  et  legat,  ut  solitum  est,  Euangeliurn  S.  Ioannis: 
In  prineipio  etc.     Et  ultimo  dicat:    Ite  in  pace. 

Si  fuerint  plures  nubentes,  quorum  nullus  habuerit  bene- 
dictionem nuptialem,  seruetur  ritus  ut  supra,  mutato  singulari 
numero  in  pluralem. 

F.  Manuale  seeundum  consuetudinem  alme  ecclesie 

Salmanticensis,  Impressum  Salmanticen.  in  edibus 

Ioannis  Junte  calcographi  1532. 

Das  Ritualbuch  der  Diözese  Salamanca  (=  Man.  Salmant.) 

Liter.  Vorbem.  Salamanca  war  wahrscheinlich  geraume  Zeit  vor  dem 
3.  Konzil  von  Toledo  (580)  bereits  Bischofssitz.  Im  Jahre  712  kam  die  Stadt 
in  die  Gewalt  der  Mauren.  Der  bischöfliche  Titel  hörte  aber  nicht  auf,  indem 
die  Bischöfe  von  da  ab  mit  anderen  exilierten  Prälaten  in  Asturien  lebten. 
Seit  1124  residierten  sie  wieder  in  Salamanca  und  waren  Suffragane  des  Erz- 
bischofs von  Santiago.     Jetzt  gehört  die  Diözese  zur  Kirchenprovinz  Valladolid.1 

Das  Manuale  ist  auf  Pergament  in  4°  schön  gedruckt.  Die  Riten  sind 
teits  in  lateinischer  Sprache,  teils  in  spanischer  (=  castilischer  Mundart)  abgefaßt. 
Die  klassische  castilische  Sprache  desselben  ist  wohl  auf  die  in  Salamanca  be- 
stehende, schon  vor  1230  gegründete  berühmte  Universität  zurückzuführen. 

Das  Buch  hat  seine  Eigenart.  Die  Instructio  exorciste  volentis  expellere 
demones  a  maleficiatis  vel  demoniacis  umfaßt  allein  74,  der  Ordo  ad  con- 
iurandas  tempestates  12  klein  gedruckte  Seiten.  Als  Singularität  findet  sich 
in  demselben  auch  ein  Ordo  ad  benedicendos  terminos  usw. 

Das  Eheschließungsformular  hat  folgenden  Wortlaut: 

Sequitur  ordo  de  administratione  sacramenti  matrimonii  et  de  eius 
benedictionibus  et  velatlonibus. 

Et  notandum  est,  quod  prime  benedictiones  nuptiarum  in- 
trant    quolibet    anno    immediate  post    oetauam   Epiphanie   die 


1  Neher,  Kirchl.  Geographie  etc.  I.  S.  383  f.    Neher,  Art.  Salamanca  im 
Freib.  Klexik.» 


F.  Manuale  Salmanticense  (a.  1632).  129 

deeima  quarta  Ianuarii,  quod  est  dies  sancti  Hilarli  et  durant 
usque  ad  septuagesimam  exclusiue.  Secunde  nuptie  intrant  feria 
secunda  post  octauam  resumectionis  et  durant  usque  ad  domi- 
nicam  ante  rogationes  inclusiue.  Tertie  nuptie  intrant  post  do- 
minicam  primam  pentecosten  inclusiue  et  durant  usque  ad  pri- 
?nam  dominicam  aduentus  inclusiue.  In  aliis  vero  temporibus 
prohibitis  caueat  etiam  sacerdos,  ne  celebret  missam  quamuis 
votiuam  in  presentia  nubentium  viduorum  pro  traductione  ad 
domum  sine  licentia  episcopi  vel  eius  vicarii,  tarnen  pro  his  et 
in  eorum  presentia  in  tempore  non  prohibito  poterit  celebrare 
missam  de  trinitate  simpliciter,  ut  habetur  in  missali  in  festo 
trinitatis  sine  alia  additione  vel  missam  votiuam,  dummodo  non 
sit  de  requiem. 

Item  est  notandum  circa  nubentes ,  utrum  sint  benedicendi, 
quando  alter  eorum  alias  non  est  benedictus,  siue  sit  vir  siue 
midier  et  semper  in  hoc  attenditur  consuetudo  loci  secundum 
doctores  sed  quia  in  ista  diocesi  Salmantina  diuersimode  utuntur, 
ideo  deinceps  est  seruanda  extrauagans  Ioannis  vigesimi  secundi 
§  si  alter  eorum  siue  vir  siue  mulier  non  fuerit  benedictus,  quod 
ambo  benedicantur ,  quia  unus  sine  alio  non  est  benedicendus 
sc.  Hostien.  Cum  dicta  extrauaganti  concordat  l.  IL  tit.  XII. 
IV.  parte.  Hanc  opinionem  tenet  Silvester  in  summa  in  parte 
nuptie  §  secundo  queritur. 

Tenor  autem  extrauagantis  sequitur  et  est  talis.  Concertationi 
antiquae  finem  interponere  cupientes  presenti  declaramus  edicto, 
quod  licet  vir  et  mulier  ad  secundas  nuptias  transiens  benedici 
non  debeant  cum  alias  fuerit  benedictus.  Contrahens  tarnen 
secu?n  benedici  debebit ,  quodsi  forte  alter  eorum  vel  ambo  ad 
§ecunda$  nuptias  fmn^euntes  in  primii  benedicti  non  fuorint, 
danda  erit  ben>  ■   in   seeundis  nuptüs,     8ans  anHquam  vo- 

lentes  temperm r  rigorem  concedimus,  ut  preebyieri  qui  seeundcu 
!>l  ms  i  "/,  ad  sedem  upostolicam  ex  hoc  venire  mini  im 

tmrarttur ,    sr<l    <i    pr/m    suspcnsionis    hoc    COSU   wduvtd   per   st/os 

po8sint  dioeeeeoROi  abeokri*    8i  qui  vero  iuxia  opinionem  quo 

rundam   dodorum   *'-r    hoc    non    pvtnnt    sc  snsjjcnsos  et  ordincs, 

//nos  i"'  rnfio  beneficia  aeetperutt,  dioeeeeomi  sotum 

a  pena  t  predicte  ipsos  (ihsohmni  et  super  szecutione 

Utero  ordkium   et   retenHont   benefUsiorum   huiusmodi   cum 
Hb         üeotit  tttepen 

Da«   Ki' 


130  H.  Teil.     Urkunden-Material. 

Et  unte   omnia  prccedajit  sponsalia  de  prcsente,   que  omni 
ipove  contrahu ntur,  sed  aduertat  sacerdos,  ut  monitiones  pre- 
t'int  in  ccr'rsia  srcundmn  ius,  ne  ipse  sacerdos  et  contrahentes 
mciiUmt    in    penam    iuris    et   constitutionis    sinodalis  ponentis 
>/um    rontrahentibus    clandestind,    si   vero  matrimonium    fuit 
rltnutcstitif  contr actum  r   tmic  habita  licentia  seu  absolutione  ab 
ordinario,  poterit  sacerdos  non  seruata  forma  iuris  testes  et  con- 
trahentes  absoluere   seetindum    tenorem    licentie   absolutionis  et 
contrahentes  sua  manu  sponsare  vulgo  dicens. 

Sefiores  por  quanto   aqui  se  Meine  Herren,  weil  hier  das 

quiere  celebrar  y  contraer  e\  Sakrament  der  Ehe  gefeiert 
sacramento  del  matrimonio  und  geschlossen  werden  soll 
entre  Pedro  y  Maria  que  estan  zwischen  Peter  und  Maria, 
presentes  (y  si  las  moniciones  welche  gegenwärtig  sind  (und 
6  publicacionesse  hizieren  enla  wenn  die  Aufgebote  oder  Ver- 
yglesia  guardando  la  manera  kündigungen  in  der  Kirche 
y  forma  que  el  derecho  mande  gemacht  worden  sind  unter 
y  la  constitucion  sinodal  qua-  Beobachtung  der  Weise  und 
renta  y  dos,  que  dispone,  que  Form,  welche  das  Gesetz  vor- 
quando  algunos  [se  quisieren  schreibt  und  die  Synodal-Kon- 
desposar,  que  lo  hagan  saber  stitution  42,  welche  verordnet, 
al  cura  adonde  son  parrochia-  daß  wenn  irgendwelche  hei- 
nos  y  el  cura  lo  denuncie  y  raten  wollen,  sie  es  dem  Pfarrer 
publique  antes  enla  yglesia  par  zu  wissen  tun,  wo  sie  Pfarr- 
seys  dias  complidos  con  tal  angehörige  sind,  und  der  Pfarrer 
que  sea  alguno  dellos  domingo  zeige  es  an  und  veröffentliche 
6  fiesta  de  guardar  y  enel  es  vorher  in  der  Kirche  sechs 
haga  las  moniciones  porque  volle  Tage,  doch  so,  daß  einer 
aya  ayuntamiento  de  gente  y  von  ihnen  ein  Sonntag  oder 
diga  que  estan  absentes  hijos  ein  gebotener  Feiertag  ist,  und 
de  fulano  y  fulana)  y  la  madre  an  ihm  mache  er  die  Aufgebote, 
Banota  yglesia  manda  que  antes  weil  dann  eine  große  Versamm- 
queestose  haga,  se  diga  publica-  lung  von  Leuten  sein  wird,  und 
mente  porque  venga  a  noticia  er  sage,  daß  die  Kinder  von 
de  todos,  por  muchos  impedi-  jenem  und  jener  [d.  h.  die  ßraut- 
mentofl  y  causas  que  los  de-  leute]  abwesend  sind),  und  die 
rechos  ponen ;  por  tanto  yo  hl.  Mutter,  die  Kirche  vor- 
como  ministro  dela  sancta  schreibt,  daß,  bevor  dies  ge- 
!<;sia  a  todos  en  general,  y  schieht,  es  öffentlich  gesagt 
ada  uno  en  particular,  assi      werde,   damit  es  zur  Kenntnis 


F.  Manuale  Salmanticense  (a.  1532). 


131 


presentes  como  absentes  amo- 
nesto  y  requiero,  que  si  ay 
alguno  6  alguna,  que  sepa  que 
entre  los  dichos  Pedro  y  Maria 
ay  algun  caso  por  donde  el 
presente  matrimonio  se  deua 
impedir,  assi  como  parentesco 
de  consanguinidad  6  affinidad 
dentro  del  quarto  grado,  6 
compadrazgo,  ahijadazgo  6 
cunadazgo,  6  si  saben  que  el 
dicho  Pedro  este  desposado  con 
otra  muger  por  palabras  de 
presente  6  por  tal  consentimi- 
ento  que  haga  matrimonio,  6 
que  aya  hecho  vote  de  castidad 
6  de  entrar  en  religion,  6  si 
saben  que  dicha  Maria  este 
desposada  con  otro  por  pala- 
bras de  presente,  6  por  tal 
consentimiento  que  haga  ver- 
dadero  matrimonio,  6  que  aya 
hecho  voto  de  castidad,  6  de 
entrar  en  religion  6  que  aya 
entre  ellos  atro  algun  impe- 
dimento  6  caso,  que  impida 
el  presente  matrimonio  que  lo 
digan  luego  sino  quieren  par- 
ticipantes  del  delicto  y  peccado 
an  que  estan  los  que  con  seme- 
jantes  impedimentos  se  casan, 
"nas  que  lo  pudieron 
»ar  y  no  lo  evitaron. 


von  allen  komme  wegen  vieler 
Hindernisse  und  Ursachen, 
welche  die  Gesetze  aufstellen: 
darum  fordere  ich  als  Diener 
der  hl.  Kirche  alle  im  allge- 
meinen und  jeden  einzelnen 
im  besonderen,  sowohl  die  An- 
wesenden als  die  Abwesenden 
auf,  daß,  wenn  irgendeiner 
oder  irgendeine  vorhanden  ist, 
welche  wissen,  daß  zwischen  den 
Genannten,  Peter  und  Maria, 
irgendeine  Ursache  besteht, 
wegen  der  die  gegenwärtige 
Ehe  verhindert  werden  muß, 
wie  Verwandtschaft  der  Bluts- 
verwandtschaft oder  Schwäger- 
schaft innerhalb  des  vierten 
Grades,  oder  Taufpatenschaft, 
oder  Adoptionsverwandtschaft 
oder  uneheliche  Schwäger- 
schaft, oder  wenn  sie  wissen, 
daß  der  genannte  Peter  verlobt 
sei  mit  einer  anderen  Frauens- 
person durch  Worte  de  prae- 
sente  oder  durch  solche  Ein- 
willigung, welche  die  Ehe 
schließt,  oder  daß  er  das  Ge- 
lübde der  Keuschheit  gemacht 
gemacht  hat  oder  in  einen 
Orden  zu  treten,  oder  wenn  sie 
wissen,  das  die  genannte  Marin 
verlobt  sei  mit  einem  anderen 
durch  Worte  de  praesente  oder 
durch  solche  Einwilligung, 
welche  wirklich  die  Entschließt, 
oder  daß  wie  das  I  lelübdc  der 
Keuschheit  gemacht  hat  oder 
in  einen  ( hrden  in  treten  oder 
unter    ihnen     Irgendein 


/ 


132 


11.  Teil.     Urkunden-Material. 


Segunda  vez  amonesto  a  to- 
dos  si  saben  que  entre  los 
dichos  Pedro  y  Maria  aya  algun 


anderes  Hindernis  oder  eine  an- 
dere Ursache  besteht,  welche  die 
gegenwärtige  Ehe  verhindert, 
daß  sie  es  gleich  sagen,  wenn 
sie  nicht  teilnehmen  wollen  an 
dem  Delikte  und  der  Sünde,  in 
welcher  die  sind,  welche  mit 
solchen  Hindernissen  sich  hei- 
raten, als  Personen,  welche  es 
verhindern  konnten  und  es 
nicht  verhinderten. 

Zum  zweitenmal  ermahne 
ich  alle,  wenn  sie  wissen,  daß 
zwischen  den  Genannten,  Peter 


impedimento  delos  sobredichos      und  Maria,  irgendein  Hindernis 


que  lo  digan.  Responden  Para 
en  uno  son.  Tercera  vez  torno 
amonestar  y  requiero  a  todos 
tantas  quantas  vezes  devo  y 
soy  obligado  que  si  ay  alguno 


von  den  obengenannten  vor- 
handen ist,  daß  sie  es  sagen. 
Sie  antworten:  Sie  sind  ein 
Paar  in  einem.  Zum  dritten- 
mal  wieder  ermahne   ich   und 


6  alguna  que  sepa  que  entre  fordere  alle  auf,  sovielmal  als 
los  dichos  Pedro  y  Maria  aya  ich  muß  und  verpflichtet  bin, 
algun  impedimento  delos  sobre-  daß,  wenn  irgendeiner  oder 
dichos,  6  otro  alguno  que  pueda  irgendeine  weiß,  daß  zwischen 
impedir  el  presente  matrimonio  den  Genannten,  Peter  und  Maria, 
que  lo  digan.  Responden:  que  irgendein  Ehehindernis  von 
para  en  uno  son.  den  obengenannten  vorhanden 

ist     oder     irgendein     anderes, 

welches  die  gegenwärtige  Ehe 

verhindern    kann,    daß   sie  es 

sagen.     Sie  antworten,  daß  sie 

ein  Paar  in  einem  sind. 

Et  si  forte  contra  matrimonium  fuerit  aliquid  oppositum, 

suspendatur  matrimonium,    donec  causa  terminetur.     Si  autem 

nullum  impedimentum  fuerit  oppositum,  sacerdos  ponat  sponsum 

ad  dexteram  sponse  et  acceptis  manibus  dextris  iunctis  amborum, 

diga  primer o  a  ella: 

Vos  Maria  quereys  a  Pedro  Ihr, Maria,  wollt  Ihr  denPeter, 

que  teneys  presente  por  vuestro  welchen  Ihr  anwesend  habt,  zu 
esposo  y    marido?    Responda:      Eurem  Gemahl  und  PJhemann  ? 


F.  Manuale  Salmanticense  (a.  1532). 


133 


Si  quiero.  Recebis  lo  por 
vuestro  esposo  et  marido?  Re- 
sponda:  Si  recibo.  Otorgays  os 
por  su  esposa  y  muger,  assi 
como  lo  manda  la  santa  madre 
yglesia?  Responda:  Si  otorgo. 
Luego  pregunte  a  el  diziendo: 
Vos  P.  quereysa  M.  que  teneys 
presente  por  vueetra  esposa  y 


Sie  antworte:  Ja,  ich  will. 
Nehmt  Ihr  ihn  zu  Eurem  Ge- 
mahl und  Ehemann?  Sie  ant- 
tuorte:  Ja,  ich  nehme.  Gewährt 
Ihr  Euch  zu  seiner  Gemahlin 
und  Frau,  sowie  es  die  hl.  Mut- 
ter, die  Kirche,  vorschreibt? 
Sie  antworte:  Ja,  ich  gewähre. 
Dann    frage  er  Um,  indem  er 


muger?    Responda:   Si  quiero.      spricht:   Ihr,   Peter,    wollt  Ihr 


Recebis  la  por  vuestra  esposa 
y  muger?  Responda:  Si  recibo. 
Otorgays  os  por  su  esposo  y 
marido  assi  como  lo  manda  la 
santa  madre  yglesia  ?  Responda: 
Si  otorgo. 


Maria,  die  Ihr  anwesend  habt, 
zu  Eurer  Gemahlin  und  Frau? 
Er  antworte:  Ja,  ich  will. 
Nehmt  Ihr  Sie  zu  Eurer  Ge- 
mahlin und  Frau  ?  Er  antworte: 
Ja,  ich  nehme.  Gewährt  Ihr 
Euch  zu  Ihrem  Gemahl  und 
Ehemann,  sowie  es  die  hl.  Mutter, 
die  Kirche,  vorschreibt?  Er 
antworte:  Ja,  ich  gewähre. 
Et  statim  sacerdos  poterit  dicere,  si  vult,  licet  non  sit  de 
substancia. 

Ego  ex  parte  Dei  omnipotentis  et  sancte  matris  ecclesie 
vos  sponso  et  hoc  sacramentum  inter  vos  firmo  in  nomine  Patris 
et  Filii  et  Spiritus  Sancti.  Amen.  Quod  Deus  coniungit,  homo 
non  separet.  Dios  os  haga  bien  casados  (Gott  habe  Euch  aut 
verheiratet). 

Ordo  benedietionls  nubentium. 
ae&rdoi    indutut    vetHbta   §aeH§  et    loco    oasuie  aoeipiai 
OCtpam  cum  cruce,  lumine  et  aqua  benedicta  veniai  ml  uuhnüm 
t'intes  <mtc  forcs  ecclesie,  sponsu  stut  <i<l  s'misfrom  sponsi,    <jui<< 

eodem  latert  a&tumpta  est,  et  bilerroget,  si  sunt  sponsetfi  per 

nmnum  H<i'rrdotis  in  fucic  rcclrsir,    si   (Uitcia  /ton  flicrint  spotisuti, 

sponsentur  modo  st  forma  mprcuUetii,    Et  ponani  tredeoifH  de- 

narU>8    et   unum   oholum,    hoc    est    monetam    habentem   &4gnum 
vel  alidin  gUOtHCUHgUS,    st    falis  non   jmtest  huhcri,    et  duos 

siijur  Ubrum  $t  bentdioat  eos  §actrdo 

V.    Adfotariwn    nottram    In    nomine    <l<»mini. 

Qui  fecit  poluin  <-t  terran. 


IM  II.  Teil.     Urkunden-Material. 

ty.  Sit  nomen  domiui  benedictum. 

fy.  Ex  hoc  nunc  et  usque  in  seculum. 

Y-  Domine  exaudi  orationem  meam. 

fy.  Et  clamor  meus  ad  te  veniat. 

V.  Dominus  vobiscum. 

Iy  Et  cum  spiritu  tuo. 

Oratio.  Oremus.  Creator  et  conseruator  humani  generis, 
dator  gratie  spiritualis,  largitor  vite  eterne,  emitte  benefdictionem 
tuam  super  hos  annulos,  ut  sint  arma  virtutum  celestis  defen- 
sionis  et  proficiant  ad  eternam  salutem.  Per  christum  dominum 
nostrum.     Amen. 

Alia  benedictio.  Benedic  f  domine  hos  annulos  quos  nos 
in  tuo  nomine  benedicimus,  ut  qui  eos  portauerint,  in  tua  vo- 
luntate  permaneant  et  in  amore  tuo  viuant  et  senescant  et 
multiplicentur  in  longitudinem  dierum.  Per  ehr.  dorn,  nostr. 
Amen. 

Alia  benedictio.  Benefdic  domine  annulos  istos,  ut  in  eius 
figura  pudicitiam  custodiant.  Benedicti  sint  a  domino,  qui 
fecit  mundum  ex  nihilo.     Per  ehr. 

Benedictio  arrarurn.  Benefdic  domine  has  arras,  quas  hodie 
tradit  famulus  tuus  N.  in  manu  ancille  tue  N.,  sicut  benedixisti 
abraam  cum  sarra,  ysaac  cum  rebecca,  iacob  cum  rachel,  dona 
super  eos  domine  gratiam  benedictionis  tue,  abundantiam  rerum 
et  constantiam  operum,  florescant  sicut  rosa  in  hierico  plantata. 
Et  dominum  nostrum  iesum  christum  timeant  et  adorent  ipsum, 
qui  trinum  possidet  nomen,  cuius  regnum  et  imperium  sine 
fine  permaneat  in  secula  seculorum.     Amen. 

Deinde  ponat  sacerdos  annulos  et  arras  in  sinistra  manu  et 
cum  ysopo  aspergat  aquam  benedietam  super  utrumque  dicendo: 

Et  benedictio  dei  patris  f  omnipotentis  et  fiflii  et  Spiritus 
t  saneti  descendat  et  maneat  super  hos  annulos  et  super  has 
arras.     Amen. 

Aspergat  etiam  aquam  super  nubentes  et  super  omnes  aliosp 
quos  poterit  attingere.  Deinde  aeeipiat  sponsus  annulum  tribus 
digitis  et  ponat  in  summitate  policis  manu  sinistre  sponse  sue 
in  modum  crucis  ita  dicendo  in  pollice:  In  nomine  f  patris, 
qui  mundum  creavit,  in  indice:  In  nomine  fiflii,  qui  mundum 
redemit,  in  medio:  In  nomine  spiritus  f  saneti,  qui  totum 
mundum  illuminauit.  Hie  mittat  annulum  in  quarto  digito 
sponse  sue,  ibique  illum  dimittat  circa  medium  digitum  positum 


F.  Manuale  Salmanticense  (a.  1532  .  135 

et  dicat  Et  pax  tecum,  accipe  hunc  annulum.  Et  sacerdos 
similiter  mittat  annulum  in  digito  quarto  manus  dextere  sponsi 
et  dicat  in  nomine  paftris  et  filii  et  Spiritus  sancti.  Amen. 
Postea  accipiat  sponsus  arras  de  manu  sacerdotis  cum  manibus 
iunctis,  hoc  est  nummos  argenteos.  Et  mittat  sponsus  in  ma- 
nibus iunctis  sponse  sue  ita  dicendo. 

Esposa  contigo   me  desposo  Braut,  mit  Dir  vermähle  ich 

y  estas  arras  te  dono  y  con  mich  und  gebe  Dir  diese  arras 
mi  cuerpo  te  honoro  assi  lo  (Münzen),  und  mit  meinem  Kör- 
manda  la  sancta  madre  yglesia  per  ehre  ich  Dich,  wie  es  die 
y  sant  Pedro  y  sant  Pablo  y  hl.  Mutter,  die  Kirche,  und  der 
los  doctores  dela  yglesia  lo  hl.  Paulus  und  die  Doktoren 
constituyeron  y   establecieron.      der    Kirche    bestimmten     und 

festsetzten. 

His  peractis  dicat  sacerdos  sequentem  psalmum. 

Psalmus.  Beati  omnes  qui  timent  dominum,  qui  ambulant 
in  viis  eius  ...  Et  videas  filios  filiorum  tuorum,  pacem  super 
israel.  Gloria  patri  et  filio.  Kyrieel.  Pater  noster.  Et  ne  nos. 
Sed  libera. 

^.  Saluos  fac  seruum  tuum  et  ancillam  tuam. 

fy.  Deus  meus  sperantes  in  te. 

^J.  Mitte  eis  domine  auxilium  de  sancto. 

1^.  Et  de  syon  tueantur  te. 

Y-  Nihil  proficiat  inimicus  in  eis. 

fy  Et  filius  iniquitatis  non  opponat  nocere  eis. 

V.  Esto  eis  turris  fortitudinis. 

IV  A  facie  inimici. 

V.  Domine  exaudi  orationem  meam. 

Pv  Et  clamor  meus  ad  te  veniat. 

^J.  Dominus  vobiscum. 

Rj.  Et  cum  spiritu  tuo. 

lienedictio  super  eos. 

Oremus.  Deus  abraam,  deus  ysaac,  deus  iacob  Bit  vobiscum 

et  ipse  coniungatvos  impleatquo  bonefdictionem  suam  in  vobis  et 

lat  faoi'Mii  üMUn    in  vobis  et  misereatur  vestri,  eonuortat 

vultum  Huum  ad  vos  et   det  vobis  pacem.     Impleatqu«'  dominus 

I  benediotione  spirituali   in   remissioiHun  nmnium  pMOfttOrniB, 

ut   habeatis   vitain   etaroau   in   secula  f Ollornm      Amen 

AMabenedictio.     li^ncidif  doinino  n»b»tl   IflOI  •'    MSlini 
semen  vite  etern"  in  mentibai  »">rnni,  ut  qaioqoid  pro  utilitate 


136  II.  Teil.     Urkunden-Material. 

didiscerint,    hoc  semper  facere    et    adimplere  mereantur.     Per 
ehr.  dorn,  nostr. 

Alia  benedictio.  Benefdicat  vos  deus,  custodiat  vos  iesus 
ohristus,  illuminat  vos  Spiritus  sanetus,  corpus  vestrum  in  ser- 
uicio  suo  custodiat,  cor  vestrum  irradiat,  vias  vestras  dirigat, 
sensum  vestrum  conservet  de  diabolo,  vos  defendat  et  per- 
ducat    vos  iesus   Christus   filius  dei  ad  vitam  eternam.     Amen. 

Deinde  introducat  eos  in  ecclesiam  ita  dicendo:  Manda  deus 
virtuti  tue,  confirma  hoc  deus,  quod  operatus  es  in  nobis.  A 
templo  tuo,  quod  est  hierusalem,  tibi  Offerent  reges  munera  . .  . 
probati  sunt  argento.     Gloria  patri.     Sicut  erat. 

Ad  missam. 

Introitus.    Benedicta  sit  saneta  trinitas . . .  misericord.  tuam. 

ps-  Benedicamus  patrem  et  filium  ...  in  secula. 

V.  Gloria  patri  .  .  . 

ps.  Sicut  erat.  Reiteratur  introitus:  Benedicta  sit  saneta 
trinitas. 

Gloria  in  excelsis. 

Dicentur  iste  due  collecte  sub  una  terminatione  et  sie  in 
secretis  et  in  postcommunicandis. 

Oratio.     Omnipotens  sempiterne  deus  (wie  Man.  Hisp.). 

Alia  oratio.     Exaudi  nos  omnipotens  (wie  Man.  Hisp.). 

Lectio  epistole  beati  Pauli  Apostoli  ad  Corinthios.  Fratres 
nescitis,  quoniam  (wie  Man.  Hisp.). 

Sequentia  8.  euangelii  seeundum  Mattheum.  In  illo  tempore. 
Venit  iesus  in  fines  iudee  (wie  Man.  Hisp.). 

Credo.  Dicitur  Credo  et  Gloria,  quia  sie  viget  consuetudo 
in  ista  diocesi,  quia  sunt  solennes  benedictiones. 

Benedictus  sit  deus  pater  (wie  Man.  Hisp.) 

Sacra.     Sanctifica  quesumus  etc. 

Alia  sac?'a.  Suscipe  quesumus  .  .  .  esto  propitius  atque 
piissimus  dispensator. 

Per  omnia  secula  seculorum  .  .  .l  eterne  deus,  qui  cum 
unigenito  filio  tuo  et  spiritu  saneto  .  .  . 

Hie  dicatur  Sanetus,  Sanetus,  Sanetus  etc. 

Post  prephationem  veniat  sponsus  et  sponsa  cum  patrinis 
et  fleetant  genua  deum  exorantes  ante  altare,  sponsa  collocetur 
ad  sinistram  viri  et  minister  cooperiat  eos  linteo,  virum  super 
humeros  et  feminam  super  caput  et  cum  eingulo  benedieto  super 

Die  beigefügten  Noten  haben  die  heutigen  Notentypen. 


F.  Manuale  Salmanticense  (a.  1532).  137 

linteum,  debet  ipsam  circumdari,  virum  vero  super  humeros.  Et 
minister  dicat  super  eos:  Iugum  enim  meum  suaue  est  et  onus 
meum  leue. 

Te  igitur  clementissime  pater  .  .  .  fidei  cultoribus,  memento: 
Sergius  papa  composuit. 

Libera  nos,  quesumus  .  .  .  perturbatione  securi.  Qua  finita 
non  dicat  Per  eundem  nee  tangat  hostiam  sed  reuertatur 
sacerdos  ad  nubentes  et  dicat  super  eos  hos  versus. 

Y.  Saluos  fac  seruos  tuos. 

f^.  Deus  meus  sperantes  in  te. 

Y.  Ostende  eis  domine  misericordiam  tuam. 

1^.  Et  salutare  tuum  da  eis. 

V.  Mitte  eis  auxilium  de  saneto. 

fy  Et  de  syon  tuere  eos. 

V.  Exurge  domine  adiuua  eos. 

^  Et  libera  eos  propter  nomen  tuum. 

V.  Domine  exaudi  orationem  meam. 

1^.  Et  clamor  meus  ad  te  veniat. 

Y.  Dominus  vobiscum. 

R^.  Et  cum  spiritu  tuo. 

Oratio.  Oremus.  Propitiare  domine  .  .  .  auxiliante  ser- 
uetur.  8i  autem  fuerit  vidua  et  erat  iam  benedieta,  dicatur: 
Per  Christum  dominum  nostrum.  Amen,  et  dimittatur  totum, 
quod  sequitur  usque  ibi  His  peractis.  Per  dominum  nostrum 
iesum  Christum  filium  tuum  qui  tecum  viuit  et  regnat  in  unitate 
spiritui  saneti  deus. 

Prejjhatio.  Per  omnia  secula  .  .  .  eterne  deus,  qui  potestate 
virtutis  tue  de  nihilo  .  .  .  perueniant  senectutem. 

His  jjeractis  vertat  se   sacerdos  ad  faciem  altaris  et  incli- 

natus    discooperiat    calicem    cum    maxima    reuerentia ,    aodpicU 

hostiam  et  franyat  more  solito  dicendo.     Per  eundem  dominum 

trum  iesum  Christum  filium  tuum  qui  tecum  viuit  et  regnat 

in    unitntf    ciusdem    Spiritus    saneti    deus.      Per   omnia    secula 

ulorum.     Amen.     Pax  f  domini  sit  f  semper  vobisfeum. 

Agmu  dM  ,  ■  .  Hec  laororanoti  oommiztio  .  .  .  Dornine  lesu 

fhriste,  qui  dixist i  ipofftolii  ,  .  DomiH6  l6M  ' •  1 1 r i s t « »  fili  <loi 
viui,  qui  es  vera  pax  et  v<-ra  OOnOOrdi*,  fac  höh  paoiftoftTQ  in 
hac   NUMtl    hör: 

Hie    itwinmUu    rrcipit    fmrnn     Ü    ÜOfpCf§    christt    rrl  <i    rtn 
et  dann  parem   miniltro  dicU       Pai    tibi    fratrr  rt  smict- 


/ 

138  H.  Teil.    Urkunden-Material, 

Dei.  R,.  Et  cum  spirito  tuo.  Posten  minister  accipiat  pacem  et 
det  sponso  et  sponsus  det  sponse  sue.  Et  sacerdos,  antequam 
»miunicat,  dicet  hos  orationes. 

Domine  sancte  pater  omnipotens  eterne  deus  da  mihi  hoc 
corpus  et  sanguinem  domini  mei  iesu  christi  ita  sumere,  ut 
remissionem  omnium  peccatorum  meorum  per  eura  merear 
accipere  et  tuo  sancto  spiritu  repleri,  quia  tu  es  deus  solus  et 
preter  te  non  est  alius,  cuius  regnum  et  imperium  sine  fine 
permanet  in  secula  seculorum.     Amen. 

Atta  oratio.  Domine  iesu  christe  fili  dei  viui,  qui  ex  vo- 
luntate  patris  cooperante  spiritu  sancto  per  beatissimam  mortem 
tuam  mundum  viuificasti,  libera  me  per  hoc  sacrosanctum  corpus 
et  sanguinem  tuum  ab  omnibus  iniquitatibus  meis  et  ab  uniuer- 
sis  malis  et  fac  me  tuis  semper  obedire  mandatis  et  a  te 
nunquam  in  perpetuum  separari  permittas.  Qui  cum  patre  et 
M'iritu  sancto  viuis  et   regnas  deus  in  secula  seculorum.    Amen. 

Ad  corpus  christi.  Panem  coelestem  accipiam  et  nomen 
domini  inuocabo.  Domine  non  sum  dignus  .  .  .  sanabitur  anima 
mea.  Et  dicitur  tribus  vicibus.  Deinde  dicitur.  Aue  ineuum 
sanctissima  caro  christi  mihi  inperpetuum  summa  dulcedo. 
Corpus  domini  nostri  iesu  christi  custodiat  animam  meam  in 
vitam  eternam.     Amen. 

Ad  sanguinem.  Aue  ineuum  coelestis  potus  mihi  ante  omnia 
et  super  omnia  dulcis  es.  Quid  retribuam  .  .  .  saluus  ero.  San- 
guis  domini  nostri  iesu  christi  custodiat  animam  meam  in  vitam 
eternam.  Amen.  Corpus  et  sanguis  domini  nostri  iesu  christi 
custodiat  animam  meam  in  vitam  eternam.     Amen. 

Postquam  communicauerit ,  dicat  has  orationes  sequentes. 
Oratio.  Quod  ore  sumpsimus  .  .  .  remedium  sempiternum.  Cor- 
pus tuum  domine  quod  ego  indignus  . . .  secula  seculorum.  Amen. 
Deinde  dicat  canticum  symeonis:  Nunc  dimittis  seruum  tuum 
domine  totum  cum  gloria  patri. 

Co.  Benedicimus  deum  celi  et  coram  omnibus  viuentibus 
ronfitebimur  ei,  qui  fecit  vobiscum  misericordiam  suam. 

Postcommunio.  Proficiat  nobis  ad  salutem  corporis  et 
anime  domine  deus  huius  sacramenti  perceptio  et  sempiterne 
sancte  trinitatis  eiusdemque  indiuiduae  unitatis  confessio. 

Alia  Postcommunio.  Quesumus  omnipotens  deus  instituta 
prouidentie  tuo  pio  amore  comitare  presidio,  ut  quos  legitima 

täte  connectis,  longeua  pace  custodias.     Per  dorn. 


G.  Manuale  Toletanum  (a.  1680).  139 

Antequam  dicatur  Placeat  tibi  sancta  trinitas  reuertat  se 
sacerdos  ad  eos  et  benedicat  eos  ita  dicendo. 

Benedictio  super  eos.  Domine  deus  omnipotens  benefdicat 
vos  et  ostendat  vultum  suum  super  vos  impleatque  benefdic- 
tionera  suam  in  vobis  et  videatis  filios  filiorum  vestrorum  usque 
in  tertiam  et  quartam  progeniem  et  ad  optatam  perveniatis 
senectutem.     Amen. 

Alia  benedictio  super  eos.  Benedictio  dei  paftris  omnipo- 
tentis  et  fiflii  et  spiritus  f  sancti  descendat  et  maneat  super 
vos  et  angelus  domini  bonus  custodiat  vos  semper.     Amen. 

Hie  vertat  se  sacerdos  ad  medium  altaris  et  dicat  sequentem 
orationem. 

Oratio.  Placeat  tibi  sancta  trinitas  obsequium  seruitutis 
nostre  et  presta,  ut  omnibus,  pro  quibus  illud  obtulimus,  te 
miserante  sit  propitiabile. 

Finita  missa  reuertat  se  sacerdos  ad  eos  et  aeeipiat  sponsam 
per  manum  dexteram  et  det  sponso  ita  dicendo:  Frater  aeeipe 
coniugem  tuam  et  dilige  eam  ut  carnem  tuam.  Et  trado  tibi 
uxorem  non  ancillam,  tu  autem  custodi  et  dilige  eam  sicut 
Christus  ecciesiam  et  ambulate  in  pace.  In  nomine  patris  et 
et  filii  et  spiritus  sancti.     Amen. 

G.  Rituale  seu  Manuale  Romanum  Pauli  V.  Pont.  Max. 

iussu  editum.    Cum  cantu  Toletano  et  appendice  ex 

Manuale  Toletano.     Antwerpiae.     Ex  officina 

Plantiniana  1680. 

Das  Ritualbuch  der  Erzdiözese  Toledo  (=  Man.  Tolet.) 

Liter.  Vorbem.  Toledo  wurde  gegen  Ende  des  3.  oder  Anfang  des  4.  Jahr- 
hundert- Bii  ',z.  Als  erster  Bischof  darf  Melantius  gelten,  der  3(H>aufder 
/.u  Elvira  erscheint.  Ine  Stellung  Toledos  als  Erzbistum  entwickelte  sich 
Konzil  von  Toledo  ."27  oder  631),  und  zwar  nicht  aufgrund  pipttttcboi 
Verleihung,  sondern  wegen  der  BedentOOg  te  Stadt  Toledo  als  Reiidoniltadt  der 
westgotischen  Könige.  der  Erzhi-rhof  die  Stellung  eines  Primel 
der  katholischen   Kirche   Spanien-,    wel.-he   Stellung  er  noch   heute   inne   h;it.' 

hieaer  rinfloBreiebeo  Stellung  der  Kirch«  n  Toledo  tat  es  raiaechreiben, 

ihr    Ritus  mehr   und    mehr    für   die    Inderm    I>  ■•  "d    wurde. 

Kenntnisse  reichen,    yiht  es  gepn  in   MeiNMÜI    I 

letanurn   in  Spenien   keim-   iJio/esanritiiahen   rie 

1  Hoher,  Kr  iOfrepbii  ite,  i    9.  001  R  Hoher,  Ariik.  Toledo  In 

Da  12  f. 


140  11    Teil.     Urkunden-Material. 

Auf  den  British  Museum  in  London  war  außer  dem  von  mir  benutzten 
Exemplar  von  1680  ein  älteres  Separatexemplar  des  Manuale  Toletanum  nicht 
vorhanden.  In  dem  von  mir  benutzten  Exemplar  ist  das  1614  herausgegebene 
Rituale  Romanum  wörtlich  abgedruckt.  Diesem  Abdruck  ist  nach  dem  Vorwort 
beigegeben  ein  „Appendix  eorum,  quae  ex  manuali  Toletano  desumenda  sunt  et 
in  fine  rituali  addemla*. 

Das  gegenwärtig  in  Spanien  gebräuchliche  Ritualbuch  ist  das  Rituale  Ro- 
manum. Es  ist  noch  heute  so  eingerichtet  wie  die  von  mir  benutzte  Ausgabe 
von  1680;  am  Schluß  des  Rituale  Romanum  folgt  der  „Appendix  ad  Rit.  Rom. 
ex  Manuali  Toletano".     Dieser  Appendix  ist  auch  in  Separatausgabe  käuflich. 

Das  Eheschließungsformular  in  diesem  neugedruckten  Appendix  stimmt 
wörtlich  überein  mit  dem  in  der  Ausgabe  von  1680  enthaltenen.  Die  Einleitung 
zu  letzterem  Manuale  bemerkt,  daß  das  Eheschließungsformular  durch  Übung  in 
Jen  Gebrauch  der  gesamten  spanischen  Kirche  übernommen  sei;  dieser 
allgemeine  Gebrauch  gilt  auch  noch  heute.  Die  Sprache  ist  teils  lateinisch, 
teils  spanisch  (castilische  Mundart).     Sein  Wortlaut  ist  folgender: 

De  sacramento  matrimonii. 

Spiritualis  cognatio  tantum  contrahitur  ex  Baptismo  inter 
putrinos  ac  baptizatum  ipsum  et  illius  patrem  et  matrem  nee  non 
inter  baptizantem  et  baptizatum  baptizatique  patrem  et  matrem. 
Ea  vero  cognatio  quae  ex  confirmatione  contrahitur,  confirmantem 
et  confirmatum  illiusque  patrem  ac  matrem  non  egreditur. 

Nullum  est  impedimentum  iustitiae  publicae  honestatis,  ubi 
sponsalia  quacunque  ratione  valida  non  erunt:  ubi  autem  valida 
fuerint,  primum  gradum  non  excedit. 

Impedimentum  quod  propter  affinitatem  ex  fornicatione  con- 
tractam  inducitur,  ad  eos  tantum  qui  primo  et  secundo  gradu 
i oniunguntur,  sc  extendit. 

Habeat   parochus    librum,    in    quo    coniugum    et    testium 

nomina   diemque  et  locum  contracti  matrimonii  scribat,   quem 

liligenter  apud  se  custodiat.     Quod  si  Sacerdos  alius  Parochi 

loco  interfuerit,  tum  eius  nomen,  tum  illius  cuius  facultate  factum 

est,  scribatur  in  eodem  libro.1 

Cum,  ut  ex  rubrica  in  Manuali  posita  in  fine  ritus  cele- 
hrandi  hoc  sacramentum,  Concilium  Tridentinum  optat  retinert 
laudabiles  consuetudines  et  cerimonias  in  provinciis  circa  cele- 
brationem  huius  sacramenti,  quales  in  Manuali  Toletano  con- 
ti nentur,  ideo  modus  et  ritus  celebrandi  hoc  sacramentum  in 
Hispamia  hactenus  usu  receptus  apponitur. 

Stante  igitur  viro  ad  dexteram,  mulier e  vero  ad  sinistram, 
&  acerdos  conversus    ad   cos  primum  exponat  fructus  et  effectus 

1  Die  vorstehenden  Rubriken  sind  aus  dem  Concil.  Tridentinum  entnommen. 


G.  Manuale  Toletanum  (a.  1680).  141 

huius  sacramenti  vulgari  sermone,  iuxta  praescriptum  Concilii 
Tridentini,  his  divi  Augustini  verbis  Hbro  de  Nuptiis  et  con- 
cupiscentia  vel  aliis,  ut  libuerit 

Non  tantum  pudicitia,  cuius  vinculum  est  fides,  verum  etiam 
quoddam  Sacramentum  nuptiarum  commendatur  fidelibus  con- 
iugatis,  unde  dicit  Apostolus,  viri  diligite  uxores  vestras,  sicut 
et  Christus  dilexit  Ecclesiam.  Huius  proculdubio  Sacramenti 
vis  est,  ut  mas  et  femina  connubio  copulati,  quandiu  vivunt, 
inseparabiliter  perseverent,  nee  liceat,  excepta  causa  fornica- 
tionis,  a  coniuge  coniugem  dirimi.  Hoc  enim  custoditur  in 
Christo  et  Ecclesia,  ut  vivens  cum  vivente  in  aeternum  nullo 
divorcio  separetur.  Cuius  Sacramento  tanta  observatio  est  in 
civitate  Dei  nostri,  in  monte  saneto  eius,  hoc  est,  in  Ecclesia 
Christi,  quibusque  fidelibus  coniugatis,  qui  sine  dubio  membrn 
sunt  Christi,  ut  cum  filiorum  proereandorum  causa  vel  nubant 
ferninae,  vel  ducantur  uxores,  nee  sterilem  uxorem  fas  sit  relin- 
quere,  ut  alia  feeunda  ducetur.  Quod  quisquam  fecerit,  non 
lege  huius  saeculi,  ubi  interveniente  repudio  sine  erimine  con- 
ceditur  cum  aliis  alia  copulare  repudia ,  quod  etiam  sanetum 
Moysen  Dominus  propter  duritiam  cordis  illorum  Israelitis  per- 
misisse  testatur ;  sed  lege  Evangelii  reus  est  adulterii,  sicut 
etiam  illa,  si  alteri  nupserit.  Et  usque  adeo  manent  inter  vi- 
ventes  semel  inita  iura  nuptiarum,  ut  potius  sint  inter  se 
coniuges ,  qui  alterutro  separati  sunt  quam  cum  his,  quibus 
aliis  adhaeserunt.  Cum  aliis  quippe  adulteri  non  essent,  nisi 
ad  alterutrum  coniuges  permanerent.  Denique  mortuo  viro, 
cum  quo  verum  connubium  fuit,  fieri  verum  connubium  non 
potest,  cum  quo  prius  adulterium  fuit;  ita  inter  viventes  manet 
quoddam  vinculum  coniugale,  quod  nee  separatio  nee  cum 
altero  copulatio  possit  aufferre.  Manet  autem  ad  noxam  cri- 
minis,  non  ad  vinculum  foederis;  sicut  apostata  anima,  velut  <lr 
OOüillgiO  Christi  recedens  etiam  fide  perdita  Sacranmntum  fidel 
non  amittit,  quod  lavacro  regenerationil  aeeepit:  reddoretin 
enim  proculdubio  red«;iinti,  si  am  abscedens.    Habet  autem 

hoc, qui  recessorit,  ad  cumulum  BappHoii,  non  ad  nuiritum  proFiiii. 

Atimnnil Ho    M    <l< ><•! ri n'i    ttonuiiti    ('utri-h.  rcri-phi      Matri 

monium   frat r  -      OOntrfthitil  rv.iii  .ni  lnimani  generil    DOC 

sarium,  sinj/uJi  ,    m-i    quid    prohilx^at,   0OnO6Mam,    :•    DOO   In    Pl 

radiso  institut um ,  CI  demptorli  oottrl  prMtdotii  mim 

tificatum,  uuuni  0]    eptam  Stortmentit  Eoolc  lifioati« 


142  II.  Teil.     Urkunden-Material. 

magnum,  virtute  dignitateque  non  exiguum.  Puris  conscientiis 
contrahentibus  gratiam  confert,  qua  superent  omnes  difficultates, 
quibus  per  totam  vitam  coniugati  obnoxii  sunt,  et  impleant 
christianorum  coniugum  officium  et  partes.  Finis  ergo  ad 
quem  actiones  vestrae  referendae  sunt,  est  a  vobis  diligenter 
considerandus.  Procreandae  primum  subolis  causa  hoc  Sacra- 
mentum  institutum  est,  non  tarn  ut  bonorum  quam  fidei,  religi- 
onis  et  virtutum  heredes  relinquatis,  curandum;  deunde  ad 
sublevandum  alterna  ope  vitae  incommoda,  senectutis  imbecil- 
litatem.  Sic  igitur  vitam  instituite,  ut  solatio  inter  vos  sitis, 
molestiae  occasiones  omnes  praescindantur.  Nuptiae  demum 
concessae  sunt,  ut  propter  fornicationem  vitandam,  unusquisque 
suam  uxorem  habeat  et  unaquaeque  virum  suum.  Quod,  ut 
est  humanae  imbecillitati  condonatum,  ita  cavendum,  ne  ex 
sancto  coniugio  voluptatem  tantum  expetatis,  neque  sinatis  eam 
extra  coniugii  fines  vagari,  quod  fides  inter  coniuges  data 
postulat:  nam  inito  coniugio  (ut  Apostolus  ait)  neque  vir  neque 
femina,  sui  corporis  potestatem  habet,  gravissimaque  proinde 
supplicia  et  olim  adulteri  dabant,  et  nunc  dabunt  Deo  Sacra- 
mentorum  sanctitatis  vindici.  Postulat  Sacramenti  dignitas, 
quod  Christi  et  Ecclesiae  coniunctionem  significat,  ut  vos  in- 
vicem  ametis,  sicut  et  Christus  dilexit  Ecclesiam.  Uxori,  tu 
sponse,  compatiare,  tamquam  infirmiori  vasculo;  sociam  dabi- 
mus  non  famulam.  Sic  enim  Adamus  Evam  de  ipsius  latere, 
huius  rei  argumento  formatam,  sociam  vocavit.  Familiae  sus- 
tentandae  causa,  aliqua  re  honesta  occupare,  rei  familiaris 
conservandae  studio,  simul  et  otii  vitandi,  unde  omnia  mala 
fluxerunt.  Marito,  tu  sponsa,  subiecta  eris  in  omnibus:  ornatum 
corporis  nimium  contemnis  prae  virtutum  pulchritudine:  rem 
domesticam  diligenter  conservabis,  domi  te  continebis,  nisi 
necessitas  cogat  exire,  idque  viri  permissu.  Esto  velut  hortus 
conclusus  et  fons  signatus,  pudicitiae  laude.  Neminem  secundum 
Deum,  neque  magis  amare,  neque  pluris  facere  debet,  quam 
coniugem  coniunx.  Quodcirca  omnibus  in  rebus,  quae  pietati 
non  adversantur,  morem  inter  vos  gerite,  femina  obtemperet, 
obsequatur,  vir  saepe,  pacis  studio  de  imperandi  nonnihil  re- 
mittat potestate.  Atque  illud  imprimis  cogitate  de  vestra  filio- 
rum  ac  totius  familiae  vita,  Deo  reddendam  esse  rationem. 
Domesticis  ergo  instituendis  in  timore  Dei,  diligentem  curam 
impendite.    Sancti  estote  vos  et  domus  vestra  universa,  quoniam 


G.  Manuale  Toletanuni  (a.  1680).  143 

sanctus  est  Dominus  Deus  noster.  Ipse  numerosa  prole  vos 
augeat  et  post  huius  vitae  cursum  aeternam  felicitatem  con- 
cedat,  qui  cum  Patre  et  Spiritu  sancto  vivit  et  regnat  in  saecula 
saeculorum.     Amen. 

La  misma  admonicion  en  lengua  vulgär  (=  dieselbe  Ermahnung  in 

Vulgärspraehe).1 

Mirad  Hermanos ,  que  celebrais  el  Sacramento  del  matri- 
monio,  que  es  para  la  conservacion  del  genero  humano  neces- 
sario  ;  y  ä  todos,  si  non  tienen  algun  impedimento,  le  es  con- 
cedido.  Fue  instituido  por  nuestro  dios  en  el  Paraiso  terrenal, 
y  sanctificado  cor  la  real  presencia  di  Chriso  Redentor  nuestro. 
Es  uno  de  los  siete  Sacramentos  de  la  Yglesia,  en  la  significa- 
cion  grande,  y  en  la  virtud  y  dignidad  non  pequefio.  Da  gratia 
ä  los  que  le  [con]traen  con  puras  conciencias,  con  la  quäl 
sobrepus[j]an  las  dificuldades,  y  pesadumbre,  ä  que  estan  los 
casados  sugetos,  por  todo  el  discurso  de  la  vida.  Y  para  que 
cumplan  con  el  oficio  de  casados  Christianos,  y  satisfagan  ä 
le  obligacion  que  han  tomado  a  su  cargo:  aveis  de  considerar 
diligentemente  el  fin,  ä  que  aveid  de  endereza  todas  las  obras 
de  la  vida.  Porque  lo  primero  este  Sacramento  se  instituyö, 
para  tener  succesion,  y  que  procureis  dexar  herederos,  no  tanto 
de  vuestros  buenos,  quanto  de  vuestra  Fe,  Religion,  y  Virtud 
y  para  que  os  ayudeis  el  uno  al  otro  ä  llevar  las  incomodi- 
dades  de  la  vida  y  flaqueza  de  la  vejez.  Ordenad  pues  asi  la 
vida,  que  seais  descanso  y  alivio  el  uno  al  otro,  cercenando 
todas  las  ocasiones  de  disgustos  y  molestias.  Finalmento  el 
Matrimonio  fue  dado  ä  los  hombres  para  que  huyessen  de  la 
fornicacion,  teniendo  el  marido  su  muger  y  la  muger  su  varon. 
Por  lo  quäl  os  aveis  de  guardar  mucho  de  no  estragar  el  sant<> 
casamiento,  trocando  la  concession  de  flaqueza  en  solo  deleitr, 
DO  apeteciendo  fuera  de  los  fines  del  matrimonio,  como  lo  de- 
manda  la  fö,  que  el  uno  al  otro  os  aveis  dado.  Porque  otlti 
brado  al  Matrimonio  (oomo  dixe  Apostel)  ni  el  varon  ni  la 
muger  tienen  Mflorio   sobre  in  ouerpo.     V  assi  antiguamente 

idulterot  <ran  oattigadofl  con  lererissimai  penas,  y  aon  Lo 
serän  de  Dios  que  es  b\  rengador  de  Loi  igrarioa  y  dasaoat 
que  se  hacen  k  la  porexi  de  loi  Baoramentos.    Pi«i.'  Im  dignidad 


1 1  i  beraetfunf  \  ndin  Mi 

trimoniurn   fr.itr»-s  rootrahitil  etc. 


144  IL  Teil.     Urkunden-Material. 

deste,  que  significa  la  comunion  de  Christo  con  la  Yglesia,  que 
os  ameis  el  uno  al  otro,  como  Christo  amö  ä  la  Yglesia.  Vos 
varon,  compadeceos  do  vuestra  muger,  como  de  vaso  mas  flaco: 
companera  os  daremos,  y  no  sierva.  Assi  Adam  nuestro  pri- 
mero  padre,  ä  Eva  formada  de  su  lado,  en  argumento  desto 
la  Hämo  compafiera.  Ocupareis  os  en  exercicios  honestos,  para 
assentar  vuestra  casa  y  familia,  y  assi  para  conservar  vuestro 
patrimonio,  como  para  huir  el  ocio  que  es  la  fuente  y  raiz  de 
todos  los  malos.  Vos  esposa  aveis  de  estar  sugeta  ä  vuestro 
marido  en  todo :  despreciareis  el  demasiado  y  superfluo  ornato 
del  cuerpo,  en  comparacion  de  la  hermosura  de  la  virtud:  con 
gran  diligencia  aveis  de  guardar  la  bazienda:  no  saidreis  de 
casa,  si  la  necessidad  no  os  llevare  ä  esto  con  licencia  de  vuestro 
marido  sed  como  vergel  cerrado,  fuente  sellada  por  la  virtud 
de  la  castidad.  A  nadie  (despues  de  Dios)  ni  ha  de  amar  mas, 
ni  estimar  mas  la  muger,  que  ä  su  marido;  ni  el  marido  mas 
que  ä  su  muger.  Y  ansi  en  todas  las  cosas,  que  no  contra- 
dizen  ä  la  pietad  Christiana,  se  procuren  agradar.  Sa  muger 
conceda  con  su  marido  y  siga  su  parecer,  el  varon  por  tener 
paz  muchas  veces  pierda  de  su  derecho  y  autoridad.  Sobre 
todo  pensad,  como  aveis  de  dar  cuenta  ä  Dios  de  vuestra  vida 
y  de  la  de  vuestros  hijos  y  de  toda  la  familia.  Tened  el  uno 
y  el  otro  gran  cuidado  de  enseflar  ä  los  de  vuestra  casa  en  el 
temor  de  Dios.  Sed  vosotros  santos,  y  toda  vuestra  casa,  pues 
es  santo  vuestro  Dios  y  Seilor;  elqual  os  acreciente  con  gran 
succession,  y  despues  del  curso  desta  vida,  os  de  la  eterna  feli- 
cidad,  el  que  con  el  Padre  y  con  el  Espiritu  Santo  viva  y  regna 
en  los  siglos  de  los  siglos.     Amen. 

His  expositis  Sacerdos  alloquitur  contrahentes  et  testes  in 
hunc  modum: 

Obtestor  et  praecipio  vobis,  ut  si  cui  vos  impedimento 
abnoxios  sentitis  quominus  matrimonium  hoc  contrahi  firmum- 
que  ac  ratum  haberi  possit;  puta  si  consanguinitatis  aut  affi- 
nitatis,  cognationis  spiritualis  aut  publicae  honestatis  vinculum 
aliquod  vos  prohibet,  si  vos  voto  castitatis  aut  Religionis  ob- 
inxistis  vel  aliquis  vestrum  lege  sponsalium  aut  matrimonii 
cum  alio  vel  alia  tenetur.  Denique  si  quod  aliud  impedimentum 
removetur,  vos  libere  et  ingenue  hie  statim  profiteamini.  Idem 
er  astantibus  impero.  Iterum  ac  tertio  obtestor  vos,  ut  si  quod 
est  impedimentum  libere  detegatis. 


G.  Rituale  Toletanum  (a.  1630).  145 

Qitibus  respondentibus,  quod  non  est  aliquod  impedimentum  f 
quod  prohibeat,  Sacerdos  interrogato  nomine  utriusque,  dient 
Sponsae: 

Domina  N.  placet  tibi  aeeipere  dominum  N.  in  tuum  legi- 
timum  sponsum  et  maritum  per  verba  de  praesenti,  sicut  prae- 
cipit  saneta  Romana,  Catholica  et  Apostolica  Ecclesia? 

Qua  dicente:  Placet  Domine, 

Sacerdos  dicit:  Fateris  te  velle  esse  sponsam  eius  et  uxorem  ? 

fy  Fateor, 

Et  Sacerdos:  Recipis  eum  in  sponsum  et  maritum? 

R.  Recipio. 

Statim  Sacerdos  dicit  Sponso:  Domine  N.  placet  tibi  aeei- 
pere dominam  N.  in  tuam  legitimam  sponsam  et  uxorem  per 
verba  de  praesenti,  sicut  praeeipit  Saneta  Romana,  Catholica  et 
Apostolica  Ecclesia? 

Quo  dicente:  Placet  Domine, 

Sacerdos  dicit:   Fateris  te  ipsius   esse  sponsum  et  vir  um? 

Respondit:  Fateor, 

Et  Sacerdos:  Recipis  ipsam  in  sponsam  et  uxorem? 

Et  Mo  dicente:  Recipio, 

Sacerdos  ponat  manum  dexteram  sponsi  super  manum  dex- 
teram  sponsae  et  dicat :  Ego  vos  in  matrimonium  coniungo. 
Et  Signum  crucis  super  utrumque  producens  dicat:  In  nomine 
Patris  et  Filii  t  et  Spiritus  Sancti.     Amen. 

Vel  subscriptis  verbiß  utatur  iuxta  reeeptum  dioecesis  ritmn: 

Et  ego  ex  parte  Dei  omnipotentis  et  apostolorum  Petri  et 
Pauli  et  sanetae  matris  Ecclesiae  vos  matrimonio  coniungo  et 
istud  sacramentum  inter  vos  firmo  in  nomine  Patris  f  et  Filii 
et  Spiritus  Sancti.     Amen. 

Et  aspergat  eos  an//n  lx>r<r(licta.  Continuo  sacerdos  horte- 
tur  f(,,i in i/rs,  ut  ante  benedictionem  sacerdo talei n  m  templo 
9U§eipimdam         >dem  domo  non  ookabUent 

El  orden  de  colebrar  el  Die  Form,  die  Ehe  zu 

Matrimonio  en  lengua  schließen  in  castilischcr 

< 'astellana.1  Sprache. 

Yc  Ol  requiero  y  mando,  que  \r\\  Mtt6  Baofa  loftindig  und 

»s  sentis  ten<T  ilgan  Im]  befehle  Euch,   dftfi,   vrenn    Ehr 


0 1    i    ,/,  .     ,  'iii-,  bi  i  tMnttnnf  rw  IwodiB    Obti 

et  praeeipio  etc. 

Frtn*o.  Dm  Eh—chli»tangnt<  •" 


146 


II.  Teil.     Urkunden-Material. 


dimento  por  donde  este  matri- 
monio  no  pueda,  ni  deba  ser 
contraido,  ni  ser  firme  y  legi- 
timo;  conviene  a  saber,  si  ay 
entre  vosotros  impedimento 
de  consanguinidad,  6  afinidad, 
6  espiritual  parentesco,  6  de 
publica  honestidad,  si  estan  li- 
gado  algun  de  vosotros  con 
voto  de  castidad,  6  religion,  6 
condesposorios ,  6  matrimonio 
con  otra  persona:  finalmente, 
si  ay  entre  vosotros  algun 
otro  impedimento,  que  luego 
claremente  lo  manifesteis.  Lo 
mismo  mando  ä  los  que  estän 
presentes.  Segunda  y  tercera 
vez  os  requiero,  que  si  sabeis 
algun  impedimento,  lo  mani- 
festeis libremente. 


El  Sacerdote  diga:  Seiiora 
N.  quereis  al  Senor  N.  por 
vuestro  legitimo  esposo  y  ma- 
rido  por  palabras  de  presente, 
como  lo  manda  la  santa  Catho- 
lica  y  Apostolica  Iglesia  Ro- 
mana? 

Resp.     Si,  quiero. 

Sac.  Otorgais  os  por  su  es- 
posa  y  muger? 

Resp.     Si,  otorgo. 


der  Meinung  seid,  es  sei  irgend- 
ein Hindernisvorhanden,  wegen 
dessen  diese  Ehe  nicht  ge- 
schlossen werden  kann  und 
darf,  wenn  sie  fest  und  recht- 
mäßig sein  soll,  nämlich  ob 
zwischen  Euch  bestellt  das  Hin- 
dernis der  Blutsverwandtschaft 
oder  der  Schwägerschaft  oder 
der  geistlichen  Verwandtschaft 
oder  der  öffentlichen  Ehrbar- 
keit (=  publica  honestas),  ob 
einer  von  Euch  durch  ein  Ge- 
lübde der  Keuschheit,  oder  des 
Ordens  gebunden  ist,  oder  durch 
ein  anderes  Verlöbnis,  oder 
eine  Ehe  mit  einer  anderen 
Person :  endlich  /wenn  zwischen 
Euch  beiden  irgendein  anderes 
Hindernis  besteht,  daß  Ihr  es 
sofort  deutlich  offenbart.  Das- 
selbe befehle  ich  denen,  welche 
gegenwärtig  sind.  Zumzweiten- 
und  drittenmal  bitte  ich  Euch 
inständig,  daß,  wenn  Ihr  irgend- 
ein Hindernis  wisset,  Ihr  es  frei 
offenbart. 

Der  Priester  spricht:  Seiiora 
N.,  wollt  Ihr  den  Senor  N.  zu 
Eurem  rechtmäßigen  Gemahl 
und  Ehemann  durch  Worte  de 
praesente,  wie  es  die  hl.  katho- 
lische und  apostolische  römi- 
sche Kirche  vorschreibt? 

Resp.     Ja,  ich  will. 

Sac.  Gewährt  Ihr  Euch  zu 
seiner  Gemahlin  undseiner  Ehe- 
frau? 

Resp.     Ja,  ich  gewähre. 


G.  Manuale  Toletanum  (a.  1680). 


147 


Sac.  Recibis  le  por  vuestro 
esposo  y  marido? 

Resp.     Si,  recibo. 

Luego  el  Sacerdote  pregunta 
al  esposo:  Sehor  N.  quereis  ä 
la  Seiiora  N.  por  vuestra  le- 
gitima  esposa  y  muger  por 
palabras  de  praesente,  como 
lo  manda  la  santa  Catholica  y 
Apostolica  Iglesia  Romana? 

Resp.     Si,  quiero. 

Sac.  Otorgais  os  por  su  es- 
poso y  marido? 

Resp.     Si,  otorgo. 

Sac.  Recibisla  por  vuestra 
esposa  y  muger  ? 

Resp.     Si,  recibo. 

Sac.  Y  yo  de  parte  de  Dios 
todopoderoso,  y  de  los  biena- 
venturados  Apostoles  S.  Pedro 
y  S.  Pablo,  de  la  santa  Madre 
Iglesia  os  desposo,  y  este  Sa- 
cramento  entre  vosotros  con- 
firmo,  en  el  nombredePadre  f, 
y  del  Hijo  y  del  Espiritu  santo. 
Amen. 


Sac.  Nehmt  Ihr  ihn  zu  Eurem 
Gemahl  und  Ehemann? 

Resp.     Ja,  ich  nehme. 

Nachher  fragt  der  Priester 
den  Bräutigam:  Seiior,  wollt 
Ihr  die  Sefiora  N.  zu  Eurer 
rechtmäßigen  Gemahlin  und 
Ehegattin  durch  Worte  de  prae- 
sente, wie  es  die  hl.  katholische 
und  apostolische  römische 
Kirche  vorschreibt? 

Resp.     Ja,  ich  will. 

Sac.  Gewährt  Ihr  Euch  zu 
ihrem  Gemahl  und  Ehemann? 

Resp.     Ja,  ich  gewähre. 

Sac.  Nehmt  Ihr  sie  zu  Eurer 
Gemahlin  und  Ehefrau? 

Resp.     Ja,  ich  nehme. 

Sac.  Und  ich  seitens  des 
allmächtigen  Gottes  und  der 
seligen  Apostel,  des  hl.  Petrus 
und  hl.  Paulus,  der  hl.  Mutter 
Kirche  traue  Euch  und  be- 
stätige dieses  Sakrament  zwi- 
schen Euch  im  Namen  des 
Vaters  f  und  des  Sohnes  und 
des  Hl.  Geistes.     Amen. 


Ritus  et  eeremonlae  benedictionls  nuptialls  et  Missa  pro  Sponso 

et  Sponsa. 

(Mm  Sponsi  volunt  post  contractum  matrimonium  benedic- 
tionem  Missae  nuptialis  accipere,  constitutis  ipsis  ante  fores 
hrrlesiae,  Sacerdos  accedit  ad  eos  indutus  amictu,  alba,  itola 
et  pluviaV  attfi  coloris,  praecedentibns  Ministris  cum  cruce  et 
aspersorio.  I*rimum  computet  arrhas,  r/uae  sobmt  esse  tredccim 
nummi,  quibus  in  patella  po$U4$  simul  cum  duobui  annvlis 
"ireis  vel  argenteia  faciat  benedirtiom  rn  <urli<irum  et  anuulonnn 
modo. 


i<>« 


L43  II.  Teil.    Urkunden-Material. 

Bcnedletio  arrharum. 
V.  Adiutorium  nostrum  in  nomine  Domini. 
H.  Qui  fecit  coelum  et  terram. 
V.  Sit  nomen  Domini  benedictum. 
fy.  Ex  hoc  nunc  et  usque  in  saeculum. 
^.  Domine  exaudi  orationem  meam. 
R,.  Et  clamor  meus  ad  te  veniat. 
^.  Dominus  vobiscum.. 
R,.  Et  cum  spiritu  tuo. 

Oremus. 

Benedic  Domine  has  arrhas,  quas  hodie  tradit  famulus  tuus 
hie  in  manum  ancillae  tuae,  quemadmodum  benedixisti  Abraham 
cum  Sara,  Isaac  cum  Rebecca,  Iacob  cum  Rachel:  dona  super 
eos  gratiam  salutis  tuae,  abundantiam  rerum  et  constantiam 
operum,  florescant  sicut  Rosa  in  Iericho  plantata  et  Dominum 
nostrum  Iesum  Christum  timeant  et  adorent  ipsum,  qui  trinum 
possidet  Numen,  cuius  regnum  et  imperium  sine  fine  permanet 
in  saecula  saeculorum.     R,.  Amen. 

Oremus. 

Domine  Deus  omnipotens,  qui  in  similitudinem  saneti  con- 
nubii  Isaac  cum  Rebecca  per  intercessionem  arrharum  Abrahae 
famuli  tui  copulari  iussisti,  ut  oblatione  munerum  numerositas 
cresceret  filiorum,  quaesumus  omnipotentiam  tuam,  ut  ad  hanc 
oblationem  arrharum  (quas  hie  famulus  tuus  dileetae  suae 
sponsae  offerre  procurat)  sanetificator  accedas  eosque  cum  suis 
muneribus  propitius  benefdicas,  quatenus  tua  benedictione  pro- 
tecti  et  invicem  dilectionis  vineulo  innexi  gaudeant  feliciter 
cum  tuis  fidelibus  perenniter  maneipari.  Per  Christum  Domi- 
num nostrum.     Rj.  Amen. 

Benedictio  annulorum. 
Benedic  Domine  hos  annulos,  quos  in  tuo  nomine  benedi- 
eimus,  ut  qui  eos  portaverint,  in  tua  voluntate  permaneant  et 
in  amore  tuo  vivant,  senescant  et  multiplicentur  in  longitudine 
dierum.     Per  Christum  Dominum  nostrum.     Amen. 

Oremus. 

Creator  et  conservator  generis  humani,  dator  gratiae  spiri  - 
tualis,  largitor  aeternae  salutis:    tu  Domine  tuam  mitte  benef 


G.  Manuale  Toletanum  (a  1680).  149 

dictionem  super  hos  annulos,  ut  qui  hoc  fidelitatis  signo  insig- 
nitus  incesserit,  in  virtute  coelestis  defensionis  ad  aeternam 
vitam  sibi  proficiat.  Per  Christum  Dominum  nostrum.   R,.  Amen. 

Benedictio  Dei  Paftris  omnipotentis  et  Fiflii  et  Spiritus  f 
Sancti   descendat  et  maneat   super  hos   annulos  et  has  arrhas. 
.  Amen. 

Et  aspergat  Sacerdos  annulos,  arrhas  et  circumstantes  aqua 
benedicta.  Deinde  Sacerdos  accipit  alteimm  annulum  inter  primos 
tres  digitos  dicens: 

Benedic  t  Domine  hunc  annulum,  ut  eius  figura  pudicitiam 
custodiat,  et  infigit  illum  in  digitum  quartum  dexterae  manus 
sponsi  dicens:  In  nomine  Patris  et  Filii  et  Spiritus  Sancti. 
Amen. 

Pari  modo  alterum  annulum  accipit  et  benedicit  ut  supra 
et  tradit  eum  Sponso,  qui  accipiens  illum  tribus  digitis  infigit 
lllum  in  quarto  digito  manus  dexterae  ipsius  sponsae.  Mox 
iunctis  manibus  sponsae  inferius  et  desuper  manibus  Sponsi, 
Sponsus  demittat  arrhas  in  manus  sponsae  dicens  haec  verba, 
praeeunte  Sacerdote: 

Sponsa  hunc  annulum  et  has  arrhas  tibi  dono,  in  Signum 
Matrimonii. 

Esposa   este    anillo  y    arras  Braut,  diesen  Ring  und  diese 

-  doy  en  senal  de  matrimonio.      Arrhae    gebe    ich    Euch    zum 

Zeichen  der  Ehe. 
Respondeat  illa:  Ego  recipio.  Ich  nehme  an. 

Et  deponat  arrhas  in  patellam.     Deinde  dicit  Sacerdos: 

V.  Manda  Deus  virtuti  tuae,  confirma  hoc  Deus,  quod  ope- 
ratus  es  in  nobis. 

\J.  A  templo  sancto  tuo,  quod  est  in  Ierusalem,  tibi  Offerent 
Reges  munera. 

Increpa  feras  arundinis,  congregatio  taurorum  in  vaccis 
populorum,  ut  excludant  eos,  qui  probati   sunt    urgente. 

^.  Oloria   Patri   ei    Pilio  et  Spiritui  Sancto. 

F^.  Sicut  erat  in  principio  et  nunc  et  semper. 

Kyrie  eleison.    Christo  eleison.    Kyrie  eleison.     Paternoster, 
Et  ne  nos  inducas  in  tentationem. 
1   lih*;ra  nos  a   mal«». 

\J.  i  fac  servon  tu 

I;.  Deus  meus  ■persntea  in  te. 

V.  I >« »m j ne  exaudi  orationem  meam. 


150  u.  Teil.     Urkunden-Material. 

fy.  Et  clamor  meus  ad  te  veniat. 
V.  Dominus  vobiscum. 
R,.  Et  cum  spiritu  tuo. 

Oremus. 

I 

Deus  Abraham,  Deus  Isaac,  Deus  Iacob,  benefdic  coniuges 
istos  et  semina  semen  vitae  in  mentibus  eorum,  ut  quidquid 
maiestati  tuae  gratum  esse  intellexerint,  opere  compleant.  Per 
Christum  Dominum  nostrum.     fy  Amen. 

Tunc  Sacerdos  apprehendens  manum  dexteram  utriusque 
coniugis  introducat  eos  in  Ecclesiam  dicens: 

Psalmus  127.  Beati  omnes,  qui  timent  Dominum,  qui  am- 
bulant in  viis  eius  .  .  .  Gloria  Patri  .  .  .  Sicut  erat  .  .  . 

Cum  pervenerint  ad  altare,  flectunt  genua  et  Sacerdos  con- 
ver&us  ad  eos  dicit: 

Kyrie  eleison,  Christe  eleison,  Kyrie  eleison.    Pater  noster. 

V.  Et  ne  nos  inducas  in  tentationem. 

R>.  Sed  libera  nos  a  malo. 

Y-  Domine  exaudi  orationem  meam. 

Rj.  Et  clamor  meus  ad  te  veniat. 

^.  Dominus  vobiscum. 

fy  Et  cum  spiritu  tuo. 

Oremus. 

Benedicat  Deus  vestri  oris  eloquia.     Amen. 

Cor  vestrum  sinceri  amoris  copulet  nexu  perpetuo.    Amen. 

Floreatis  cum  praesentium  copiis,  fructificetis  decenter  in 
filiis,  gaudeatis  perenniter  cum  amicis.     Amen. 

Tribuat  vobis  Dominus  dona  perennia,  parentibus  et  amicis 
feliciter  dilatata  et  cunctis  gaudia  sempiterna.     Amen. 

Oremus. 

Benedicat  vos  Dominus  caelestis  gloriae,  Rex  omnium 
sanctorum.     Amen. 

Detque  vobis  suae  dilectionis  dulcedinem  et  saeculi  prae- 
sentis  felicitate  laetari.     Amen. 

Collato  etiam  gaudio  filiorum  post  diuturnum  tempus  con- 
ferat  habitaculum  caelestium  mansionum,  qui  vivit  et  regnat 
Deus  in  saecula  saeculorum.     Amen. 


G.  Manuale  Toletanum  (a.  16S01  151 

Ritus  et  caeremoniae  Missae  nuptialis. 

Hie  actis  Sacerdos  deponit  pluviale  et  aeeipit  planetam  et 
manipulum  albi  coloris.  Missa  de  nuptiis  dicitur,  ut  habetur 
in  Missali  Romano  ex  Decreto  Concilii  Tridentini  edito,  quae 
inscribitur:  Pro  Sponso  et  Sponsa,  et  ineipit:  Deus  Israel  con- 
iungat  vos  cum  ceteris  adiunetis.  Si  benedictio  nuptiarum  fa- 
cienda est  die  Dominica  vel  alio  festo  solemni,  dicatur  Missa 
de  Dominica  vel  festo  cum  Gloria  in  excelsis  et  Credo,  si  illa 
Missa  id  requirit,  et  cum  commemoratione  nuptiarum,  additis 
etiam  orationibus:  Propitiare  et  Deus  qui  potestate  cum  ceteris 
ad  nuptias  pertinenlibus.  In  hac  Missa,  quamquam  votiva  sit, 
dicitur  una  tantum  Oratio.  Dicto  in  Missa  Pater  noster,  Sa- 
cerdos antequam  dicat  Libera  nos,  quaesumus  Domine,  genu- 
flectit  et  recedit  ad  comu  Epistolae  et  ibi  stat  versus  Sponsum 
et  Sponsam  ante  altare  genuflexos.  Interim  minister  (ubi  sie 
fieri  consuevit)  velet  serico  velamine  candido  et  purpureo ,  si 
commode  fieri  possit,  Sponsi  scapulas,  sponsae  vero  caput,  sed 
et  mos  est  quibusdam  iugale  ponere  super   humer os  utriusque. 

Tunc  Sacerdos  dicit  orationem:  Propitiare  Domine  suppli- 
cationibus  etc.  et  sequentem:  Deus,  qui  potestate.  Quibus  dictis 
conversus  ad  medium  altaris  genuflectit,  surgit,  aeeipit  patenam 
et  dicit  Libera  nos  et  reliqua  more  solito  et  postquam  sumpserit 
sanguinem,  communicet  sponsos  et  prosequatur  Missam.  Dicto: 
Benedicamus  Domino  vel  n  Missae  illius  diei  conveniat,  Ite 
missa  est,  Sacerdos  antequam  populo  benedicat,  conversus  ad 
Sponsum  et  sponsam  dicat:  Deus  abraham  etc.  Postea  minister 
aufert  velamen  et  iugale.  Deinde  Sacerdos  oratio?) e  gravi  admo- 
net  coniuges  vulgari  sermone  in  hunc  modum. 

Ya    que    aveis    reeibido    las  Nachdem   Ihr   nun   die   Seg- 

benedicionessegunlacostumbre  nungen  nach  dem  Gebrauche 
de  la  Iglesia,  lo  que  os  amo-  der  Kirche  empfangen  habt,  so 
nesto  es  que  osguardeis  lealdad  ist  es,  wozu  ich  Euofa  ermahne, 
el  uuo  al  otro,  y  BD  tiempo  de  daß  Ihr  Euch  einander  die 
•  •r;ieion,  y  mayormente  de  Treue  bewahret  und  zur  Zeil 
ayunos  y  festividades,  teng&ifl  des  Gebetes  und  besonders  der 
itfdftd.  Kl  marido  ;nne  ;'i  la  Fasten  und  der  Pett#di€  Kenscli- 
muger,  y  la  muger  al  marido,  lieit  beobachtet  Der  Mann 
y  (\ue  permanezcais  eu  el  temor  liebe  die  I'Yau  und  die  I'Yau 
de   Dio§.  liebe    den    Mann    und    dal'.    Ihr 

verharret   in  der-  Furcht  <  l'.t 


152  II.  Teil.     rrkunclen-Material. 

Posttd  aspergat  eos  <iqu<t  benedicta  et  det  benedictionem  et 
dient,  ut  soütum  est,  Evangelium  S.  Ioannis  In  principio  erat 
verbum  etc.  et  tradai  sponsam  sponso  per  manum  dexteram  ei 
di mit  tat  eos  in  pace  dicens: 

Sociam  trado  tibi  non  ancillam,  dilige  eam,  sicut  Christus 
diligit  ecclesiam,  hoc  est: 

Compafiera    os    doy,     y    no  Eine  Genossin  gebe  ich  Euch, 

sierva :     amadla    como    Cristo      und   keine   Magd:    Liebet   sie, 
ama  a  su  Iglesia.  wie  Christus  seine  Kirche  liebt. 

De  secundis  nuptiis. 
Secundae  nuptiae  non  sunt  benedicendae.  Illae  uero  ceu- 
sentur  secundae  (ut  non  benedicantur) ,  quae  sunt  secundae  ex 
parte  feminae,  quamvis  sint  primae  ex  parte  viri.  Nee  refert, 
<in  ijtsa  vidua  secundo  nubens  sit  virgo  vel  non,  sed  an  sit  semel 
benedicta:  unde  quae  semel  nupsit,  sed  ante  benedictiones  receptas 
vidua  facta  est,  cum  postea  Herum  nubit,  benedicenda  est  et  quae 
semel  est  benedicta,  non  et  ite?tu?n  benedicenda.  Li  eiusmodi 
autem  nuptiis  non  benedicuntur,  nee  dantur  arrhae,  nee  annuli, 
nee  ponitur  velamen,  nee  iugale,  nee  dicitur  Missa  de  nuptiis,  sed 
dumtaxat  haec  fient.  Sacerdos  indutus,  ut  supra,  accedit  ad 
nubentes  existentes  in  ingressu  Ecclesiae  et  illos  aspergit  aqua 
benedicta,  introducit  eos  in  ecclesiam  dicendo  Psalmum  Beati 
omnes,  qui  timent  Dominum  etc.  et  statim  praetermissis  aliis 
audiant  Missam,  quae  pro  Ulis  dicenda  est,  semoti  ab  altari. 
Dicenda  est  Missa  de  officio  oecurrenti,  si  sit  festum  duplex  aut 
dies  dominica;  in  aliis  diebus  potest  diel  missa  votica  iuxta 
iüorum  devot ionem ,  dummodo  non  sit  missa  ordinaria  pro 
sponso  et  sponsa,  nee  in  ea  dicatur  aliquid  ex  eis,  quae  sunt 
erta  in  dieta  Missa,  et  peraeta  Missa  dicatur  super  illos 
genuflexos  ante  altare  sequens  oratio: 

Oremus. 

Respice  Domine  super  hanc  coniunetionem  tuam,  ut  sicut 
misisti  sanetum  Angelum  tuurn  Raphaelem  paeificum  Tobiae 
et  Sarae  filiae  Raguelis,  ita  digneris  Domine  mittere  benedic- 
tionem tuam  super  hos  famulos  tuos,  ut  in  tua  voluntate  per- 
maneant  et  in  amore  tuo  vivant  et  senescant  et  multiplicentur 
in  longitudine  dierum.  Per  Dominum  nostrum  Iesum  Christum 
filium  tuum  etc. 


H.  Manuale  Madritense  (a.  1845). 


153 


Benedictio  Dei  Paftris  et  Fiflii  et  Spiritus  t  Sancti  de- 
scendat  super  vos  et  maneat  semper.     Amen. 

Et  dicta  ad  eos  exhortatione ,  ut  supra,  aspergit  eos  aqua 
benedicta  et  dicit :   Ite  in  pace. 

Amonestaeion  para  eontraer  matrimonio.1 

(^Verkündigung  zur  Eheschließung.) 

N.  Hijo  de  N.  y  de  N.  (6  X.,  Sohn  des  N.  und  der  N. 
viudo  de  N.)  desta  Parroquia  (oder  Witwer  der  N.),  aus  dieser 
(6  de  tal  Parroquia)  y  N.  hija  Pfarrei  (oder  jener  Pfarrei), 
de  N.  y  de  N.  (6  viuda  de  N.)  und  N.,  Tochter  des  N.  und 
assimismo  desta  Parroquia,  6  der  N.  (oder  Witwe  des  N.), 
de  N.,  quieren  eontraer  matri-  ebenfalls  aus  dieser  Pfarrei 
monio,  por  palabras  de  pre-  (oder  aus  N.),  wollen  die  Ehe 
sente,  como  lo  manda  la  santa  schließen  durch  Worte  de  prae- 
Madre  Iglesia :  si  alguno  su-  sente,  wie  es  vorschreibt  die 
piere  algun  impedimento  de  hl.  Mutter  Kirche:  Wenn  irgend- 
consanguinidad,  6  afinidad,  6  einer  weiß  irgendein  Hindernis 
espiritual  parentesco,  6  otro  der  Blutsverwandtschaft  oder 
algun  impedimento  por  donde  Schwägerschaft  oder  geist- 
este matrimonio  no  se  pueda  liehen  Verwandtschaft  oder 
eontraer,  me  lo  manifeste.  Esta  irgendein  anderes  Hindernis, 
es  primera  (6  segunda)  (6  ter-  wegen  dessen  diese  Ehe    nicht 


cera)  amonestaeion. 


kann  geschlossen  werden,  soll 
er  es  mir  anzeigen.  Dies  ist 
die  erste  (oder  zweite)  (oder 
dritte)  Verkündigung. 


H.   Ritus  Celebrandi  Matrimonii  Sacramentum,  pro 

opportuniori  parochorum  usu,  iuxta  Rituale 

Romanum.  Matriti:  Typis  typographorum 

et  bibliopolarum  Societatis  1885. 

Allgemeines,  für  die  gesamte  Kirche  Spaniens  geltendes 
Eheschließungsformular  (-  Man.  Madrit.)- 
Liter.  Vorben.  Ob«  «lio  Eotetehmif  idruekei  dieeei  Ehetchlie    .1 

f  -rniulars  (Manual  <le  Matrimooioi     DOd  <li<-  InBereo   I  metliwk   lefai 
gibt  (1h-  iareb  ta  ■eecnUtln'rhrm  Riebt«]    dei  Denen   Uteri 

Huk>)  erfblfU  Abprobetioo  und  Verkeoi  folgenden,  In    1 

er  ÜberteUaog  von  mir  wiedergegebei 

1  Diete*  Annjeboteformalej    itehl    Fiel   am    I  I 


IM  II.  Teil.     Urkunden-Material. 

.Wir  Don  Manuel  von  Jesus  Rodriguez,  Dr.  der  heiligen  Theologie  und 
beider  Rechte,  Hausprälat  Sr.  Heiligkeit,  Apostolischer  Protonotar,  Auditor 
Assessor  der  Apostolischen  Nuntiatur,  Kammerherr  der  Gortina  Sr.  katho- 
lischen Majestät,  Ritter  des  königlichen  und  hohen  Ordens  Carlos'  III., 
Advokat  der  Gerichte  des  Königreiches,  General-Kommissar  des  hl.  Kreuz- 
zuges (—  Santa  Cruzada )'  in  allen  Besitzungen  Sr.  katholischen  Majestät 
auschließlicher  Richter  der  Neuen  Liturgie»  usw. 
•  Da  das  Handbuch  über  die  Ehe  in  zwei  Farben  durch  die  königliche 
Drucker-  und  Buchhändlergesellschaft  neugedruckt  und  durch  unseren  Kor- 
rektor, den  hochwürdigen  Pater  Anastasius  Garcia  vom  süßen  Namen  Jesu  aus 
den  frommen  Schulen, :;  durchgesehen  worden  ist,  wie  es  feststeht  nach 
«einem  betreffenden  am  2.  des  gegenwärtigen  Monats  ausgefertigten  Zerti- 
fikat: so  geben  wir  der  genannten  Gesellschaft  die  Erlaubnis,  daß  sie  das 
genannte  Werk  dem  Verwalter  der  Neuen  Liturgie  verkaufe  und  dieser  dem 
Publikum  jedes  uneingebundene  Exemplar  zum  Preise  von  einer  Peseta 
überlasse,  in  welcher  Summe  der  Anteil  eingeschlossen  ist,  der  dem  könig- 
lichen Kloster  des  Escurial  gemäß  dem  Beschlüsse  Sr.  Majestät  zukommt. 
Und  wir  verordnen,  daß  diese  unsere  Erlaubnis  und  Taxe  zu  Anfang  eines 
jeden  Exemplars  eingedruckt  werde  und  daß  kein  Drucker,  Buchhändler 
oder  eine  andere  Person  es  drucken  oder  verkaufen  dürfe  ohne  unsere 
Erlaubnis  unter  Strafe  von  550  Pesetas,  welche  von  den  Zuwiderhandelnden 
eingezogen  werden  sollen  mit  der  Bestimmung  der  Hälfte  für  das  genannte 
königliche  Kloster  und  die  frommen  Zwecke  des  Kreuzzuges.  Und  damit 
*ie  feststehe,  geben  wir  die  gegenwärtige  Kundgebung  mit  unserer  eigen- 
händigen Unterschrift  und  gegengezeichnet  durch  unseren  endesunterschrie- 
benen Sekretär,  zu  Madrid,  am  21.  Mai  1885. 

Dr.  D.  Manuel  de  Jesus  Rodriguez. 
Im  Auftrage  Sr.  Hoheit:  Manuel  Calderon  Sanchez,  Priester,  Sekretär." 


1  Cruzada  (Kreuzzug)  bezeichnet  die  Genossenschaft,  die  auf  einer  päpst- 
lichen Konstitution  (bulla  cruciatae)  beruht,  durch  welche  den  Teilnehmern  oder 
Beförderern  der  Kreuzzüge  verschiedene  päpstliche  Gnaden  und  Vergünstigungen 
verliehen  wurden.  Die  Konstitution  war  zuerst  für  die  gesamte  Christenheit 
erlassen  und  wurde  mehrfach  erneuert,  schließlich  aber  nur  mehr  für  die  Staats- 
bürger und  Länder  der  spanischen  Krone,  weil  anderswo  der  Eifer  für  die  Sache 
der  Kreuzzüge  erkaltete.  Diese  Erneuerung  für  Spanien  geschah  mehrfach  von 
Pius  IX.  Mit  der  Ausführung  der  Bulle  war  ein  Generalkommissar  betraut, 
welches  Amt  nach  Art.  40  des  Konkordates  von  1851  stets  dem  jeweiligen  Erz- 
bischof von  Toledo  zu  übertragen  war.  Da  im  Jahre  1886  der  erzbischöfliche  Sitz 
vakant  war,  scheint  der  gt.  Manuel  das  Amt  als  Substitut  des  Toledaner  Erzbischofs 
verwaltet  zuhaben.  Vgl.  Neher,  Art.  Toledo  im  Freib.  Klexik.1;  Diendorfer, 
Art.  Bulla  cruciatae  oder  Kreuzzugsbulle  (Cruzada)  im  Freib.  Klexik.*. 

2  Spanien  hat  somit  eine  kirchliche  Oberbehörde  für  die  katholische 
Liturgie  des  gesamten  Landes. 

Es  sind  das  die  Piaristen,  benannt  nach  ihrer  lateinischen  Benennung: 

Patre.»  piarum  scholarum.     Der  Orden   wurde  1597   vom  hl.  Joseph  von  Cala- 

^anza    in  Aragonien)  gegründet   und  besteht    noch   heute  in  Spanien  in  vielen 

Niederlassungen.    Vgl.  Heimbucher,  Die  Orden  und  Kongregationen  der  katho- 

en   Kirche  - 1897),  Bd.  II.  S.  271  ff. 


H.  Manuale  Madritense  (a.  1885).  155 

Dieses  Eheschließungsformular  stimmt  bis  auf  wenige,  unwesentliche  Ab- 
weichungen vollständig  mit  dem  Manuale  Toletanum  überein  und  ist  als  all- 
gemeines Formular  für  die  gesamte  katholische  Kirche  Spaniens  heute  im  Ge- 
brauch. Es  besteht  neben  dem  Formular  des  Rituale  Rom.  (iuxta  Rituale  Rom.), 
und  der  trauende  Priester  hat  die  Wahl  zwischen  beiden.  Der  Grund  dieser 
allgemeinen  Geltung  ist  in  der  schon  hervorgehobenen  einflußreichen  Stellung 
der  Toledaner  Kirche  gelegen. 

Der  liturgische  Text  ist  mit  schwarzer,  die  Titelüberschriften  wie  die  Ru- 
briken sind  mit  roter  Farbe  gedruckt.  Die  angewandte  Sprache  ist  teils  die 
lateinische,  teils  die  spanische  (castilische  Mundart).  Herausgegeben  ist  das 
Ritual  unter  Approbation  des  Richters  der  Neuen  Liturgie;  es  eignet  ihm  also 
offizieller  Charakter. 

Im  folgenden  gebe  ich  die  nähere  Einrichtung  desselben,  d.  h.  die  Über- 
einstimmung bezw.  die  unwesentlichen  Abweichungen  von  dem  Manuale  Tole. 
tanum.     Die  Numerierung  ist  meine  Zutat. 

I.  Ordo  Ministrandi  Sacramentum  Matrimonii. 
Amonestaciön   que   debe  ha-  Ermahnung,   welche   an   die 

cerse  ä  los  que  han  de  con-  gemacht  werden  soll,  welche 
traer  matrimonio  sacada  del  eine  Ehe  schließen  wollen,  nach 
Catecismo  Romano.  dem  Catechismus  Romanus. 

Es  folgt  dann  die  Ermahnung :  Mirad  hermanos  usw. 
(oben  S.  143  f.). 

II.  De  Sacramento  Matrimonii. 
Orden  de  celebrarle  en  len-  Formel    der    Schließung    in 

gua  castellana.  castilischer  Sprache. 

Es  folgt  dann  die  Anrede  des  Priesters:  Yo  os  requiero  usw. 
(oben  S.  145  f).  Die  Rubrik  (145) :  Sacerdos  ponat  manum  dexteram 
8ponsi  super  manum  dexteram  sponsae  et  dieat:  Ego  vos  in 
matrimonium  coniungo,  et  Signum  crucis  super  utrumque  pro 
ducens,  dicat:  In  nomine  Patris  et  Filii  f  et  Spiritus  sancti. 
Amen,  vel  subscriptis  verbis  utatur  iuxta  receptum  dioecesis 
in,  —  fehlt,  os  folgt  vielmehr  der  priesterliche  Segen  in  casti- 
lischer Sprach. • :  Y  yo  de  parte  di  Dios  (oben  S.  117).  Kbenso 
fehlt  in  der  Rubrik:  Et  aspenjat  ras  aqua  hvncd'uta  der  Zusatz: 
Ckmüt  leerdoi  horteUtr  oomuge$  usw.  (oben  S.  I4f>). 

III.  Ritus  et  Caeremonlae  benedlctionls  nuptialls  et  Missae 
pro  sponso  et  sponsa. 

I > j «-  Rubrik  lautet:  8aoerdo$  Imdutw  omtoht,  alba,  $iola 
et  pkttHaM  aibi  $olort$t  pra§ö$dmtibu$  mim.,'  um  wmot  et 
ajr/  o,  paraHi  m  paUUa  urrhi*  simui  mmuiis  <im,hu8  aoce</if 


156  II.  Teil.     I'rkunden-Material. 

ul  n.rt's  Krclesidc ,  ubi  sint  sponsi,  et  facit  benedictionevi  ar- 
rharum  ei  armulorum  hoc  modo;  der  übrige  Inhalt  ist  der 
jlfiche  wie  im  Manuale  Tolet.  (oben  S.   148  ff.). 

IV.  Ritus  et  Caeremoniae  Missae  nuptialis. 

Die  Anfangsrubrik  lautet:  His  actis  deponit  pluviale,  aecipit 
plnnetam  et  manipulum  albi  coloris  et  dicitur  Missa  de  nuptiis, 
ut  in  Missall  Romano  pro  sponso  et  sponsa,  quae  inciplt:  Deus 
Israel  coniungat  vos  .  .  .  cum  ceteris  adiunctis.  Si  benedictio 
nuptialis  facienda  est  dominica,  vel  alio  die  festo  de  praecepto 
'  duj)lici  primae  vel  secundae  classis,  tunc  dicitur  Missa  de 
dominica  vel  festo  cum  commemoratione  nuptiarum.  In  hac 
Missa  nuptiarum  quamquam  votivasit,  dicitur  una  tantum  Oratio. 

Cum  perventum  fuerit  post  oblationem  ad:  Lavabo  .  .  .  an- 
tequam  illud  dicat,  versus  ad  sponsos ,  tradat  eis  manipulum 
ad  deosculandum ,  iuxta  morem  Hispanum,  primo  viro,  ?nox 
feminae,  deinde  Patrinis,   si  adsint,   et  prosequatur  Lavabo  .  .  . 

Et  diclo:  Pater  noster  .  .  .  Sacerdos  antequam  dicat:  Li- 
bera  nos,  quaesumus  Domine  .  .  .  yenuflectit  et  recedit  ad  cornu 
Epistolae  Ibique  stans  versus  sponsos  dicit.  Es  folgen  dann  die 
Orationen:    Propitiare  Domine  .  .  .  Deus,   qui  potestate  .  .  . 

Die  weiter  folgende  Rubrik  lautet :  Quibus  dictis,  conversus 
■  ul  medium  altaris  genuflectit,  surgit,  aecipit  patenam  et  dicit 
Libera  nos  .  .  .  et  reliqua  more  solito.  Et  postquam  sumpserit 
riflicem,  communicet  sponsos. 

Inter  has  orationes  (si  antea  non  apposuerit)  minister  velet 
n  rico  velamine  candido  et  purpureo  sponsi  scapulas,  sponsae 
>}ero  caput.  Sed  et  mos  est  quibusdam  iugale  ponere  super 
humeros  utriusque.     Et  datur  pax  ut  in   osculatlone  manipuli. 

Dicto  Benedicamus  Domino,  vel  Ite  Missa  est,  Sacerdos 
antequam  populo  benedicat ,  conversus  ad  sponsos  dicit.  Es 
folgt  dann  die  Oration  :  Deus  Abraham  .  .  ,  darauf  die  Rubrik: 
Deinde' moneat  eos  vulgari  sermone  in  hunc  modum:  Ya  que 
habeis  reeibido  usw.  (oben  S.  151). 

V.  De  seeundis  nuptiis. 

Die  Anfangsrubrik  lautet:  Illae  v er o  censentur  secundae  (ut 

non  benedicanturj,  quae  sunt  secundae  ex  parte  feminae,  quamvis 

f  primae  ex  parte   viri.     Nee  refert,  an  ipsa  vidua,  seeundo 

niibens  sit  virgo,  vel  non,  sed  an  sit  benedieta:  unde  quae.semel 


H*  Manuale  Madritense  (a.  1885). 


157 


nupsit,  sed  ante  benedictiones  vidua  facta  est,  cum  postea  Herum 
nubit,  benedicenda  est,  et  quae  semel  est  benedicta,  non  est  Herum 
benedicenda.     Sed  dumtaxat  haec  fient. 

Sacerdos  indutus  ut  in  primis,  accedit  ad  nubentes,  existentes 
in  inyressu  Ecclesiae  et  celebret  matrimonium  hoc  modo.  Yo 
os  requiero  y  mando  usw.  (oben  S.  145  f.).  Darauf  folgt  die  Ru- 
brik: Aspergat  eos  aqua  benedicta.  Introducit  eos  more  solito 
in  Ecclesiam  dicendo:  Psalmus  127  Beati  omnes,  qui  timent  .  .  . 
Et  omnibus  praetermissis  dicitur  Missa  de  officio  occurrenti,  vel 
votiva  iuxta  illorum  devotionem  (si  fuerit  semiduplex),  dummodo 
non  sit  ordinaria  pro  sponso  et  sponsa.  Conceditur  Ulis  oscu- 
lationem  manipuli  et  pax  more  Hispano.  Et  dicto  Benedicamus 
Domino  vel  Ite  Missa  est  Sacerdos,  antequam  populo  benedicat, 
versus  ad  eos  dielt:  Oremus.  Respice,  Domine,  super  hanc  con- 
iunetionem  .  .  .  (oben  S.  152).  Darauf  folgt:  Ya  que  habeis 
reeibido  las  benediciones  .  .  .  Postea  aspei%gat  eos  usw.  bis  zum 
Schluß  (oben  S.  151). 


Vi.  Modo  de  celebrar  los 
desposorios  por  poderes. 

P.  Sefiora  Dona  N.,  quereis 
al  Seiior  D.  N.  ausente,  y  en 
su  nombre  al  Sefior  D.  N. 
su  apoderado,  que  estä  pre- 
sente,  por  vuestro  legitimo 
esposo  y  marido,  por  palabras 
de  presente,  como  lo  manda 
la  Santa  Catolica  y  Aposto-' 
lica  Iglesia  Romana  \ 

H.  Si  quiero. 

P,  Os  otorgais  por  su  esposa 
y  muj< 

lt.  Si  otorgo. 

i'.  EUoibidc  por  rueetro 
esposo  y  marido? 

//.    Si    reeib 

/'.   BtftOff  D.  N-,  on  virtud  del 

poder  <\\i<  afior  i>.  n., 

:m  «-nte,  para  este  matrimonio 


Form  der  Eheschließung  durch 
Vollmachten. 

P.  Sefior a  Dona  N.,  wollt  lin- 
den abwesenden  Seiior  D.N.  und 
in  seinem  Namen  den  Sefior 
D.  N.,  seinen  Bevollmächtigten, 
welcher  anwesend  ist,  zu  Eurem 
rechtmäßigen  Gemahl  und  Ehe- 
mann durch  Worte  de  presente, 
wie  es  die  hl.  katholische  und 
apostolische;  römische  Kirche 
vorschreibt  9 

lt.  Ja,  ich   will. 

/'.  Gewährt  Ehr  Euch  zu  sei- 
ner Gemahlin  und    EhefraUf 

/.'.  .Ja,  ich  gewähre. 

/'.  Nehmt  [hrihn  an  zu  Barem 
Gemahl  and  Bhemannf 

//.  Ja,  lob  nehme  an. 

/*.  i>.  n.,    kraft    <!<•! 

Vollmacht,  irelehe  Dir  vom  ab 
weH<*n<l<'ii  Benor  I).  N   für  <li«'-< 


158 


II.  Teil.     rrkunden-Material. 


y  usando  de  öl,  quereis  ä  la 
senora  Dona  N.,  que  esta  pre- 
sente,  por  legitima  esposa  y 
mujer  del  dicho  D.  N.  ausente, 
cuyo  poder  teneis  para  contraer 
por  palabras  de  presente,  como 
lo  manda  la  Santa  Catolica  y 
Apostolica  Iglesia  Romana? 


R.  Si  quiero. 

P.  Otorgais  al  dicho  D.  N. 
por  su  esposo  y  marido? 

R.  Si  otorgo. 

P.  Recibisla  por  su  esposa 
y  mujer  ? 

R.  Si  recibo. 

Y  yo  de  parte  di  Dios  Todo- 
poderoso  y  de  los  Bienaventu- 
rados  Apöstoles  S.  Pedro  y 
S.  Pablo  y  de  la  Santa  Madre 
Iglesia,  desposo  al  dicho  D.  N. 
ausente  y  ä  vos  su  Procura- 
dor  en  su  nombre  con  vos  Dofta 
N.  y  este  sacramento  entre  el 
dicho  D.  N.  ausente,  y  entre 
vos  Dofta  N.,  confirmo  el  nom- 
bre de  Padre  y  del  Hijo  y  del 
Espiritu  Santo. 


Ehe  habt,  und  in  Gebrauch  der- 
selben ,  wollt  Ihr  die  Senora 
Dofta  N.,  welche  anwesend  ist, 
zur  rechtmäßigen  Gemahlinund 
Ehefrau  des  genannten  ab- 
wesenden D.  N.,  dessen  Voll- 
macht zur  Eheschließung  durch 
Worte  de  praesente  Ihr  habt, 
wie  es  die  hl.  katholische  und 
apostolische  römische  Kirche 
vorschreibt? 

R.  Ja,  ich  will. 

P.  Gewährt  Ihr  den  ge- 
nannten D.  N.  zu  ihrem  Ge- 
mahl und  Ehemann? 

R.  Ja,  ich  gewähre. 

P.  Nehmt  Ihr  sie  an  zu  seiner 
Gemahlin  und  Ehefrau? 

R.  Ja,  ich  nehme  an. 

Und  ich  seitens  des  allmäch- 
tigen Gottes  und  der  seligen 
Apostel,  des  hl.  Petrus  und 
hl.  Paulus,  und  der  hl.  Mutter 
Kirche  traue  den  genannten 
abwesenden  D.  N.  und  Euch, 
seinen  Bevollmächtigten,  in  sei- 
nem Namen  mit  der  Dofta  N. 
und  bestätige  dieses  Sakrament 
zwischen  dem  genannten  ab- 
wesenden D.  N.  und  Euch,  Dofta 
N.,  im  Namen  des  Vaters  und 
des  Sohnes  und  des  Heiligen 
Geistes. 


Forma  de  ratiflear  un  Matrlmonio. 
N.  aprobais  y  ratificais  el 
Matrimonio  que  N.  vuestro  Pro- 
curador  especial  que  estä  aqui 
presente,  contrajo  con  N.,  que 
estä  aqui   presente,    en   virtud 


Form  eine  Ehe  zu  bestätigen. 

N.,  bestätigt  und  ratifiziert 
Ihr  die  Ehe,  welche  N.,  Euer 
Spezialbevollmächtigter ,  der 
hier  gegenwärtig  ist,  mit  der 
N.,  welche  hier  gegenwärtig  ist, 


H.  Manuale  Madritense  (a.  1885). 


15» 


del  poder  que  para  ello  le 
disteis,  que  se  celebrö  en  mi 
presencia  (6  de  N.,  Cura  de 
N.,  6  de  Sacerdote  subdelegado) 
publicamente  en  faz  de  la  Santa 
Madrelglesia  Catolica  Romana  ? 


Responde:  Si  apruebo  y  ra- 
tifico. 

La  misma  pregunta  al  otro 
contrayente  : 

Y  yo  de  parte  de  Dios  To- 
dopoderoso  y  de  los  Bienaven- 
turados  Apöstoles  S.  Pedro  y 
S.  Pablo,  y  de  la  Santa  Madre 
Iglesia  Catolica  Romana  recibo 
esta  aprobaciön  y  ratificaciön 
del  Matrimonio  entre  vosotros 
contraido  y  celebrado  en  mi 
presencia,  6  de  N.,  Cura,  6 
Sacerdote  subdelegado,  en  faz 
de  la  Santa  Madre  Iglesia,  en 
nombre  del  Padre  f,  y  del  Hijo, 
y   del  Espiritu   Santo.     Amen. 


geschlossen  hat  kraft  der  Voll- 
macht, die  Ihr  ihm  für  selbe 
gabt,  daß  sie  gefeiert  werde 
in  meiner  Gegenwart  (oder  des 
N.,  Curatus  zu  N.,  oder  des  be- 
vollmächtigten Priesters)  im 
Angesicht  (=  in  facie)  der 
hl.  Mutter,  der  römisch  katho- 
lischen Kirche? 

R,.  Ja  ich  bestätige  und  rati- 
fiziere. 

Dieselbe  Frage  an  den  an- 
deren Kontrahenten. 

Und  ich  seitens  des  allmäch- 
tigen Gottes  und  der  seligen 
Apostel,  des  hl.  Petrus  und  hei- 
ligen Paulus,  und  der  hl.  katho- 
lischen römischen  Mutter  Kirche 
nehme  diese  Bestätigung  und 
Ratifikation  der  zwischen  Euch 
in  meiner  Gegenwart,  oder  des 
N. ,  des  Pfarrers  oder  beauf- 
tragten Priesters,  im  Angesicht 
(=  in  facie)  der  hl.  Mutter 
Kirche  geschlossenen  und  ge- 
feierten Ehe  an,  im  Namen  des 
Vaters  f  und  des  Sohnes  und 
des  Hl.  Geistes.     Amen. 


.- 


8.  Heft:  Das  Strafreeht  der   öffentlichen  Religionsgesellschaften  in 

Bayern.  Von  Eduard  Eichmann,  Dr.  theol.  et  iur.  utr.,  Professor 
an  der  deutschen  Universität  Prag.    Geheftet  Ji  3,—. 

9.  Heft:  Der  kirchenrechtliche  Territorialismus  in  Bayern  im  Zeit- 

alter der  Säkularisation.  Ein  Beitrag  zur  Geschichte  des  Ver 
hältnisses  von  Staat  und  Kirche  in  Bayern.  Von  Dr.  Ludwig  Ebert. 
Geheftet  .H  4,—. 

10.  Heft:  Die    Entstehung    der   Erzämter   und    ihre   Beziehung    zum 

Werden  des  Kurkollegs,  mit  Beiträgen  zur  Entstehungsgeschichte 
des  Pairskollegs  in  Frankreich.  Von  Dr.  Max  Buchner,  Privatdozent 
der  Geschichte  an  der  Universität  München.     Preis  geheftet  Ji  11,—. 

11.  Heft:  Die  geheime  und  öffentliche  Prostitution  in  Stuttgart,  Karls- 

ruhe und  München  mit  Berücksichtigung  des  Prostitutionsgewerbes 
in  Augsburg  und  Ulm,  sowie  den  übrigen  größeren  Städten  Württem- 
bergs.   Von  Dr.  A.  Neher.    Geheftet  .#  6,—. 

12.  Heft:  Unternehmung  und  Mohrwert.    Eine  sozial -ethische  Studie  zur 

Geschäftsmoral  von  Privatdozent  Dr.  Franz  Keller.    Geheftet  Jt  1,50. 

13.  Heft:  Die    rechtliche   Stellung  der   päpstlichen   Legaten  bis  Bo- 

nifaz  VIII.     Von  Dr.  Karl  Rueß.    Geheftet  M  8,—. 

14.  Heft:  Der  Selbstmord  in  den  deutsehen  Städten.     Von   Dr.  Hans 

Rost.     Gehellet  M  1,50. 

15.  Heft:  Die  zivilreehtliehe  Haftung  der  Zeitung  für  falsche  Nach- 

richten.   Von  Dr.  Heinrieh  Weides.    Geheftet  Ji  1,40. 

16.  Hefl:  Staat,  Recht  und  Gottesglaube.    Ein  Beitrag  zur  Erläuterung  und 

Reform  des  deutschen  Strafrechts.  Von  Dr.  Bruno  Eisenbaeher. 
Geheftet  X  2,40. 

17.  Heft:  Die  päpstliche  Legation  in  der  ersten  Hälfte  des  13.  Jahrhun- 

derts.   Vom  Regierungsantritt  Innocenz1  111.  bis  zum  Tode  Gregors  IX. 
1241).    Von  Dr.  Heinrich  Zimmermann.    Geheftet  M  12,— . 

18.  Heft:  Beiträge  zur  Moralstatistik.     Geburtenrückgang  und  Sterblichkeit 

in  d<  ie  unehelicl                             Die  Ehescheidungen.    - 

Im    i  gegen  den   Selbst!                 Die  Antiselbstmord-Büros  der 

Heilsarmee.  —    Das  deutsche  Judentum  im  Lichte   der  Zahl.  —  Vom 

Alkohol  Von  Dr.  oec.  publ.  Hans  Rost.    Cehetlet  M  4,—. 

Heft:  Die    bischöfliche    visitatio   liminum    ss.   Apostolorum.     Eine 

Studie.  Von  Dr.  Januarius  Pater.  Geh.  Jibt-  . 

20.  Heft:  Die    engere    Immunität   in    deutschen    Bischofsstädten    im 

Mittelalter.    Von  Dr.  Konrad  Hofmann.    Geheftet  .#  5,—. 

21.  Heft:  Die  staatskirchenrechtllche  Stellung  der  katholischen  Kirche 

im  Herzogtum  Sachsen  -Meining»  n  Dr.  Alfons  Probst, 

Ret.  #  5, — . 

22.  Hefl:  Die  römische   Rota.  lit   auf  geschichtli« 

Gr  F.  Egon  Schneider,  Doktor  der  Theoloj 

ur  J5.     1 

Die  Verfassung  der  Rota. 

Heft:  Die  römische  Rota  II  wird 

Heft:  Naturrecht  und   Staat   nach  der   Lehre   der   alten    Kirche. 
□  Ur.  theol.  et  sc.  pol.  Otto  Schilling,    i  K  7,-. 

26.  Hefl:  Die  Rassenmischehen  in  den  deutschen  Kolonien.  Von  Dr.  Theo- 
dor Orentrup.  I  .H  4, 
28.  Hefl:  Die  geistlichen  Gerichtshöfe   zu  Speler  im  Mittelalter. 
Dr.  Otto  Riednei  Ji  12. 
Hefl:  Das  kirchliche  Schulrecht  in  Altbayorn  von  Albrecht  V.  bis 
zum  Erlasse  der  bayerischen  Verfassungsurkunde   1660  bis 
1818.     Von  Dr.  Rudolf  Hlndrlnger.  K  6,60. 
28.  1           le  Landkapitel   Im   Bistum   WQrzburg   bis  zum    Endo   dos 
14.  Jahrhunderts, 

Julius  Krle, 

4,80. 


Heft:  Beiträge  zum  Missionsrecht.  Missionsobere,  Missionare  u. Missions- 
fakultaten.  Von  Dr.  tneol.  et  jur.  et  ptiil.  Joseph  Löhr.    Geh.  Ji  6,20. 

80.  Heft:  Dalbergs  und  Napoleons  Kirchenpolitik  in  Deutsehland.   Von 

Dr.  Hubert  Bastgen,  Professor.     Geheftet  M  12,—. 

81.  Heft:  Das  Preußische  Allgemeine  Landrecht  und  die  katholischen 

Kirchengesellsehaften.   Von  Dr.  Joseph  Löhr.   Geheftet  Jt  6,—. 

lieft :  Die  Che  nach  der  Lehre  des  hl.  Augustinus.   Von  Dr.  J.  Peters. 
(^heftet  JK  3,60. 


Weitere  Werke  von 

Universitäts-Professor  Dr.  Joseph  Freisen. 

Das  Militär -Kirchenrecht 

in  Heer  und  Marine  des  Deutschen  Reiches, 

nebst  Darstellung  des  außerdeutschen  Militärkirchenwesens. 

Beiträge  zur  staatlichen  und  kirchlichen  Rechtsgeschichtc. 

XIV  u.  395  Seiten,     gr.  8.     br.  M  9,—. 


Der  katholische  und  protestantische 

Pfarrzwang 

und  seine  Aufhebung  in  Österreich  und  den 
deutschen  Bundesstaaten. 

Ein  Beitrag  zur  Rechtsgeschichte  der  Toleranz. 

Mit  Abdruck  der  staatskirchenrechtlichen  Erlasse. 
207  Seiten,     gr.  8.     br.  Jt>  5,—. 


Geschichte  des  kanonischen  Eherechts 

bis  zum  Verfall  der  Glossenliteratur. 

Zweite,  mit  einem  Nachtrage  versehene  Ausgabe. 
962  Seiten.     Lex.-8.     br.  Jt>  20,—. 

Verlag  von  Ferdinand  Schöningh  in  Paderborn. 


K  675  .F7  v.33  IMS 
Freisen,  Joseph. 
Das  Eheschliessungsrecht 
Spaniens  in  westgotischer,  m 


OF   Mr