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in 2011 with funding from
University of Toronto
http://www.archive.org/details/daseheschliessun33frei
'
jrres-Gesellschaft zur Pflege der Wissenschaft im katholischen Deutschland.
eröffentlichungen der Sektion für Rechts- und Sozialwissensehaft.
Im Auftrage des Vorstandes herausgegeben von
Dr. Konrad Beyerle Dr. Emil Göller Dr. Godehard J. Ebers
Professor des deutschen Rechts Professor des Kirchenrechts Professor des öffentlichen Rechts
in Göttingen. in Freiburg i. B. in Monster.
— — 33. Heft.
Das Eheschließungsrecht
kin Spanien, Großbritannien nnd Irland
nd Skandinavien (Dänemark mit Schleswig-
Holstein, Schweden, Norwegen und Finnland)
in geschichtlicher Entwicklang mit Abdruck vieler alter Urkunden dargestellt
von
Joseph Freisen,
Doktor der Theologie und beider Rechte, Ehrendoktor der Juristischen Fakultät zu Budapest,
Koosistorialrat, Professor in der Juristischen Fakultät der Universität Würzburg.
Erster Band.
Das Eheschließungsrecht Spaniens in westgotischer,
mozarabischer nnd neuerer Zeit.
»•41
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Paderborn.
Druck und Verlag v» rdinand Sohöningh.
191
Das vorliegende Werk wird drei B&nde umfassen.
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beabsichtigt.
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'entlichungen
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Von den Schriften der Sektion für Rechts- und Sozialwissenschaft
sind bisher erschienen im Verlage von J. P. Bachern in Cöln:
l. Heft: Die Bischofs wähl bei Gratlan. Von Professor Dr. J. B. Säg-
müller, Tübingen. Geheftet Jt 1,20.
fl: Die neuen eherechtlichen Dekrete ,Ne temere* vom 2. August
7 un<i , Januar 190G nol>st dem Entscheid d.
I.ruar, 28 März und 27. Juli 1908. Von Dr. theol.
ur. A. Knecht, Prof« - Kinhenrechts am K. Lyzeum in
7.-8. Tausend. (JehoJlel J$ 1,— .
8. Heft: Die Kloster vogtei im rechtsrheinischen Teile der Diözese
Konstanz bis zur Mitte des 13. Jahrhunderts. Durch die Jurist i-
Tübingen gekrönte Preisarbeit. Von
Dr. Alfons Hellmann. Geheftet M 3,20.
i. Heft: Von der apostolischen Kanzlei. Untersuchungen über die päpst-
lich« liionen und die Vizekanzler der Heiligen Römischen Kirche
im Xlli., XIV. und XV. Jahrhundert. Von Dr. P. M. Baumgarten,
-tlichem Geheimkämmerer. Geheftet J6 4, — .
5. Heft: Die Ehe Kaiser Heinrichs II. mit Kunigunde. Von Dr. Hugo
Koch, Professor der Theologie am Kgl. Lyzeum Hosianum zu Brauns-
et Ji 1,20.
Im Verlage von Ferdinand Schöning"h in Paderborn:
t>. Heft: Acht und Bann im Reichsrecht des Mittelalters. Von Eduard
Eichmann, Ur. tbeol. et iur. utr., Professor an der deutschen Uni-
t Jt 4,40.
7. Heft: Die Geschichte des Trierer Domkapitels im Mittelalter.
Von Privatdozent Dr. Hubert Bastgtn. Geheftet Ji 8,60.
Görres-Gesellschaft zur Pflege der Wissenschaft im katholischen Deutschland,
Veröffentlichungen der Sektion für Rechts- und Sozialwissenschaft.
Im Auftrage des Vorstandes herausgegeben von
Dr. Konrad Beyerle Dr. Emil Göller ' Dr. Godehard J. Ebers
Professor des deutschen Rechts Professor des Khchenreehts Professor des öffentlichen Rechte
in Göttingen. in Fieiburg i. B. in Münster.
33. Heft. -
Das Eheschließungsrecht
in Spanien, Großbritannien und Irland
und Skandinavien (Dänemark mit Schleswig-
Holstein, Schweden, Norwegen und Finnland)
in geschichtlicher Entwicklung mit Abdruck vieler alter Urkunden dargestellt
von
Joseph Freisen,
Duktur der Theologie und beider Rechte. Ehrendoktor der Juristischen Fakultät zu Budapest.
Konsistorialrat, Professor in der Juristischen Fakultät der Universität Würzburg.
Erster Band.
Das Eheschließungsrecht Spaniens in westgotischer,
mozarabischer und neuerer Zeit.
Ar$2*$?
Paderborn.
Draek und Verlag von Ferdinand Sohftnin
191
Alle Rechte, einschließlich des Übersetzungsrechts, vorbehalten.
9 19
Vorwort.
M,
.it den nachfolgenden Abhandlungen über das Ehe-
schließungsrecht kehre ich noch einmal zum Gegenstande meiner
ersten Jugendliebe, nämlich zur Geschichte des Eherechts zurück
und verfalle somit der Wahrheit des französischen Sprichworts:
On revient toujours ä son premier amour.
Über die Anlage der Arbeit ist das Nähere in der „All-
gemeinen Einleitung" zu derselben vermerkt. Der zweite Band,
welcher das Eheschließungsrecht in Großbritannien und Irland
behandelt, ist bereits im Druck begriffen, der dritte Band,
welcher sich mit dem Eheschließungsrecht in Skandinavien
befaßt, wird dann unmittelbar darauf folgen.
Die hervorragenden Arbeiten von Zeumer (zuerst die Ab-
handlungen „Geschichte der westgotischen Gesetzgebung" [im
Neuen Arch. d. Ges. f. ä. d. Geschichtsk.] 1898 ff., dann die
kritische Ausgabe der Leges Visigothorum [Mon. Germ. Leg.
Tom. I] 1902), von Lieber mann (Die Gesetze der Angelsachsen
[drei Quartbände] 1903 — 1916), sowie das von mir auf ver-
schiedenen, seit 1897 unternommenen Reisen gesammelte Ur-
kundenmaterial setzten mich in die Lage, die Geschichte des
Eheschließungsrechts um ein bedeutendes weiter zu fördern;
freilich im einzelnen bleibt noch manches zu leisten übrig.
Die Feierlichkeit und das festliche Zeremoniell, mit dem in
den behandelten Ländern „des Lebens schönste Feier" umgeben
wurde, dürfte in gleicher Weise das Interesse des Theologen
wie des Kulturhistorikors erregen. Noch heute gilt in diesen
ndern die kirchliche Eheschließung , wobei die feierlichen
Formen des Mittelalters festgehalten worden lind. Diese Kor-
d ilnd nicht bloß «in wesenloses Beiwerk, sondern bringen
die hohe Wertschätzung, welche die Ehe dortsei i %e-
noeeen hat, mm sprechenden Aufdruck.
I \ Vorwort
Meine Arbeit hat von vielen Seiten die Hebenswürdigste
und ü tützttng erfahren: Frl. Oberlehrerin
rii Kiel (nunmehrige Schwester M. Immaculata, Ursuline
im Uranlinerinnenkloster zu Trier) war mir Herbst 1902 im
b Museum zu London behilflich beim Kopieren der spani-
ond englischen Urkunden, bei der Übersetzung der in
lenen Dialekten vorliegenden spanischen Urkunden und
mein« ten Anfingen zur Erlernung der angelsächsischen
I ! e.
Rev. Peter Uro bei, R. C. Chaplain H. M. Fleet, besorgte
mir 190J und die folgenden Jahre im British Museum zu London
pien v d anderen englischen Urkunden. Der Chief
Librarian wie die anderen Librarians des British Museum
kamen mir mit einer weit über ihre Amtspflicht hinausgehenden
Zu lmenl; :en, und ich kann nur mit Wehmut daran
i Weltkrieg auch in dieses ideale Verhältnis der
ammeeverwandf Hker einen jähen Riß gebracht hat.
liebenswürdige Entgegenkommen fand ich 1897
und die folgenden Jahre bei meinem mehrmaligen Aufenthalt
in Bibliothek zu Kopenhagen, deren Be-
nutzung mir durch die gütige Empfehlung des Herrn Dr. iur.
II. Matzen, Prof. an der Universität Kopenhagen und Präsident
- dänischen Landsting (Herrenhaus) gestattet wurde. Ich
dankend den Herrn Oberbibliothekar Dr. Chr. Bruun,
lierdein die Güte hatte, die zwei Holzschnitte, welche das
Tii des Man. Roesckildense (a. 1513) und des Liber Agen-
darnra 81 151z) zieren, für meine Neuherausgabe
Bücher (a. photographieren zu lassen; ebenso er-
icli den Herrn Direktor Dr. A. C. Larsen und den
Hei bibliothekarDr. Chr. Weeke an derselben Bibliothek.
mmlung von Urkunden-Material für Dänemark
und Sohl* Holstein fand ich ferner liebenswürdige Unter-
dnreh den Herrn W. Schmitz, Prof. im St. Andreas-
i nitenpatree zu Charlottenlund (bei Kopenhagen),
durch damaligen Pfr. Cl. Storp in Kolding (nunmehr
Pfr. in Ahaus Diöz. Münster), den Pfarrer Joh. Braun in der
ade zu Kopenhagen und durch Herrn Dr. Wetzel, Ober-
bibliothekar an der Univorsitäts-Bibliothek zu Kiel.
Jn der Uni Bibliothek zu Stockholm stand mir
vürdige Unterstützung der Herren Bibliothekare
Vorwort. V
Dr. Geete und Dr. Lundstedt zur Seite. Beide Herren be-
schenkten mich mit von ihnen und von anderen schwedischen
Gelehrten verfaßten Arbeiten.
Bei meinen Arbeiten in der Univers.-Bibliothek zu U p s a 1 a fand
ich die gleiche liebenswürdige Unterstützung des Herrn Bibliothe-
kars Dr. Aksel Anderson und des Herrn Dr. Oskar Quensel,
Prof. an der Universität Upsala. Dr. Anderson machte mir :
Then Swenska Kirkeordningen (a. 1571) und andere Werke,
Dr. Quensel die Neuausgabe des Man. Aboense durch J. A. Ceder-
berg (a. 1894) wie seine eigene Arbeit: Bidrag tili Swenska
Liturgiens ~Historia (a. 1890) zum Geschenk. Die Univers.-
Bibliothek Upsala sandte mir 1898, da ich meine Arbeit auf
der dortigen Bibliothek im Herbst nicht beendigen konnte, ein
Exemplar des Man. Lincopense und des Breviarium Scarense zur
abschließenden Benutzung an die Univers.-Bibliothek zu Münster.
Die Pastoren in der Norra Smedjegatan zu Stockholm ge-
währten mir liebenswürdig Unterkunft in ihrem Heim; mein
Kartellbruder Pastor Jos. Benelius dortselbst, bekannt durch
mehrfache wissenschaftliche Arbeiten, besorgte mir eine Anzahl
von Kopien schwedischer Urkunden und hat mich auch sonst
mehrfach durch Aufschlüsse über schwedisches Recht unterstützt.
Ich könnte die Reihe der Namen noch um eine große An-
zahl vermehren, aber auch so spreche ich den Ungenannten
wie den Genannten, die mir liebenswürdige Unterstützung zuteil
werden ließen, meinen aufrichtigsten Dank aus.
Meine Arbeit erscheint mitten im Weltkriege und möge
ein bescheidenes Zeichen dafür sein, daß auch in schwerster
Zeit die deutsche Wissenschaft nicht ruht. Daß ihr Druck jetzt
möglich war, ist sodann ein Beweis dafür, daß die allbekannte
Leistungsfähigkeit der Schöninghschen Verlagshandlung durch
den Weltkrieg keine Einbuße erlitten bat, und daß ihr Chef
auch in schwerster Zeit seine Ehre darin setzt, wie bisher der
idealen Wissenschaft zu dienen, in ersterer Hinsicht gilt d
rlage mein herzlicher Glüokwunach, in der anderen Binsioht
fühle leb mich verpflichte! dem Herrn CJief dei Verlage«
Herren ll< nbern flieser Veröffentliohui n eben!
meinen Lnnigtten Dank prech<
Wttrsbnrg, <h'ii l Dezember T.<17.
J. i' 1 1
Inhaltsverzeichnis.
Allgemeine Einleitung-.
Seite
üsche und skandinavische Eheschließungsrecht, seine
bisbi schaltliehe Behandlung und sein gegenseitiger sach-
licher Zusammenhang 1—8
Das Eheschließung-srecht Spaniens.
Einleitung.
Allgemein»- ht üher die Entwicklung der staatlichen und kirch-
lichen Verhältnisse in Spanien. Systematisierung der nachfolgenden
Leitung de^ lien Eheschließungsrechts 11—22
A. Allgemeine Obersieht über die Entwicklung der staatlichen und kirch-
lichen Verhältnisse in Spanien
I. Die früheren Einwanderungen in Spanien. Die röm. Provinzen IL 12
II. Das Reich der Westgoten in Spanien 12 — 13
III. Die Herrschaft der Araber in Spanien 13 — 14
IV. Die späteren christlichen Reiche der Westgoten 14—15
V. Die Vereinigung von Aragonien und Castilien. Spanien als Ein-
heitsstaat 15—16
VI Die -panischen Konkordate 16 — 19
VII. Die spanischen Verfassungsgesetse 19—20
B. Systematisierung der nachstehenden Darstellung d. span. Eheschlie-
ßungsrechts 20—23
Erster Teil.
RechtSgeschichtliehe Darstellung des spanischen
EheschlieBungsrechts.
Erstes Kapitel.
Das weltliche Ehe- und Eheschließungsrecht
in westgotischer Zeit.
!üe he(i nungen im Westgotenreiche und ihre Gharakte-
I. Die einseinen Rechtsaufzeichnungen 23—25
II. Charakterisierung der westgotischen Rechtsaufzeichnungen . . 25-20
Inhaltsverzeichnis. VII
Seite
B. Das Eheschließungs- und Eherecht der Lex Visigothorum.
I. Das Verlöbnis (sponsio, disponsatio) 26-29
IL Die Arra (Handgeld, Draufgeld) 29—32
III. Die dos (pretium) und die Morgengabe (morgingeba) .... 32 -36
IV. Die Eheschließung (nuptiae, nuptiale festum) 36—37
V. Die Ehehindernisse (nuptiae illicitae)
1. Das Trauerjahr 37
2. Die Gleichbürtigkeit 37—40
3. Die Verschollenheit 40
4. Der Frauenraub (raptus) 40—41
5. Unzuchtsdelikte (adulterium) 41—43
6. Inzest, Apostasie, Sodomie 43—45
7. Einschärfung des Ehehindern, d. Vervvandtsch. für die Juden 45 — 46
8. Die Verwandtschaftszählung (de gradibus) 46—47
VI. Die Ehescheidung (divortium, repudium) 47—49
Zweites Kapitel.
Das kirchl. Eheschließungsrecht in westgotischer
und mozarab. Zeit.
A. Der Bericht des hl. Eulogius 49 — 50
B. Der Liber Ordinum (a. 1039 bzw. 1052)
I. Der Ordo arrarum 50 — 61
D. Die Ordines nubentium
1. Eheschließung ,zur Vesperstunde* 52
2. Eheschließung mit nachfolgender Meßhandlung 52—54
3. Besondere Eheschließungsordines 54
III. Ordo ad benedicendum thalamum (Einsegnung der Ehekammer) 54—55
C. Die spanischen Stadtrechte (fueros) 55—57
D. Die kirchlichen und staatlichen Gesetze gegen die geheime Ehe-
schließung 57—59
Drittes Kapitel.
Das Eheschließun gsrecht narh den späteren Ritualbüchern.
A Das Aufgebot (banasj 59—60
B Ml Konsenserklärung.
I Das Man. Hispalense (a. 1494) 80- 6]
II. Das Man. Valentin. I Ca. 1514) 61
III. Das Man. Salmantic. a. 1532) 61
IV. Das Man. Toletanum fa. 1660) 62
rvonsenserklarung durch sJmd Stellvertreter |" f pHn-uratoiein . . *il
D. Besondere Bestimmungen Ober die KoOMDSerUinillg .... 60 — 06
k iUdmm und die benedictio nnpUalii
1. Das Man. Hispalense a. UM
II. Das Man. Valent. I <t. 1614
III. Das Man. Valent. IL (a. 1746
IV. Das Ma
V. Das Man. ToteUfl (i 1660) 66
V 1 1 1 l nliaitsN f i zt- uluiis
Seite
.:ung der benedieUo nnptiaüe.
I. 1 it 70—71
ll. Die zweit- Ehe (secundae nuptiae) 71—73
hinderniaea 73 — 74
nitchea Ritualbficber . 74 — 76
Viertes Kapitel.
Dia iu'u. I (dai Tridentinom, die Zivilehe, der
heutige kirchliche Ritus).
\. Die Rezeption tles triilent ini.schen Reclits 76-77
e Einführung der Zivilehe.
I. Die Zivilehe vom Jahre 187o 77—78
11. Die Zivilehe nach dem Coligo civil von 1889 78-83
C Der heutige kirchliche Ritus 83—85
Zweiter Teil.
Urkunden-Material.
,\. Der über Ordürom (a. 1<>39 hzw. 1052) 85—93
B. Dotal- und Erhschaftsvertrag vom 19. Juli 1074 93—95
Manuale Ilispalense ia. 1494) 95—106
I). Manuale Valentinum (a. 1514) 106—122
E. Recens Manuale Valentinum (a. 1746) 122—128
F. Manuale Salmanticense (a. 1532) 128—139
0. Rituale Toletanum (a. 1680) 139-153
H. Manuale Madritense (a. 1885) 153—160
A.
AKR.
E.
ER.
Freiburg. Klex-
G. d.
ERs.
K.
KR.
LV.
Man.
Man.
Hispal.
Man.
Madrit.
Man.
Salmantic.
Man.
Tolet.
Man.
Valenl. I.
Man.
Valent. II.
Mskr
X. Arch.
R.
Tl. 11.
Abkürzungen.
Archiv.
Archiv für kathol. Kirchenrecht.
Ehe.
Eherecht.
Wetzer und Weites Kirchenlexikon2. 1886 ff.
Fr eisen. Geschichte d. kanon. Eherechts. 1887.
Kirche.
Kirchenrecht.
Lex Visigothorum.
Manuale.
Manuale der Erzdiözese Sevilla (a. 1494).
Das in Madrid 1885 gedruckte, für die gesamte spanische
Kirche geltende Eheschließungsformular.
Manuale der Diözese Salamanca (a. 1632).
Manuale der Erzdiözese Toledo (a. 1680).
Manuale der Erzdiözese Valencia (a. 1514).
Manuale der Erzdiözese Valencia (a. 1746).
Manuskript.
Neues Archiv der Ges. f. ä. deutsche Geschichtskwide.
Recht.
Zweiter Teil dieses Bandes (Urkunden-Material).
Fr« inen, Dm EhMehli«fttingiir<
Allgemeine Einleitung'.
Das spanische, englische und skandinavische
Eheschließungsrecht, seine bisherige wissen-
schaftliche Behandlung und sein gegenseitiger
sachlicher Zusammenhang.
£ie Abhandlungen, welche hiermit der Öffentlichkeit über-
geben werden, befassen sich mit der Geschichte des Ehe-
^? schließungsrechtes in Spanien, Großbritannien un$
Irland und Skandinavien (Dänemark mit Schleswig-Holstein,
Schweden, Norwegen, Finnland). Zwischen dem Eheschließungs-
recht dieser Länder besteht eine enge sachliche Verwandtschaft,
es handelt sich hier um eine einheitliche Gruppe des Ehe-
schließungsrechtes; deshalb gebe ich die nachstehenden Abhand-
lungen im Zusammenhang als ein einheitliches Ganze heraus.
Über die Geschichte des Eheschließungsrechtes und ins-
besondere die des altgermanischen sind die Akten noch lange
ni< ht geschlossen, soviel auch bisher daran gearbeitet wurde.
Lange Zeit besaß die Wissenschaft auf diesem Gebiete nur die
Ai bell von Fried berg, Das Recht der Eheschließung in seiner
ehiohtliehea Entwicklung (1865). So verdienstlich diese
Arbeit such Ist, auf Vollständigkeit kann sie keinen Anspruch
•n, da es bisher an der Kenntnis der dafür erforderlichen
Rechtsquellen mangelte. Aus Anlaß des Reiohsgesetses v<nn
& Februar 187.0 über die Beurkundung des Personenstandes und
ehließung erschien die Arbeit von Böhm, Das Recht
j aus dem deutschen und kanonischen Kecht
hichtlich entwickelt (
-iuris Arbeit hat den Zweck, für <la.- protestantische ESI
recht den Beweis zu erbringen, daJ mit der Zivilehe die kirchlich«
Freuen, Dm Ehesrh
Allgemein« Einleitung.
Trauung nicht aufgehoben sei. Bei diesem Beweise geht er
von dem Satze aus, daß das kanonische Eheschließungsrecht
- Mittelalters, welches entgegen dem Tridentium für das pro-
uunisrlie Eherecht maßgebend geblieben ist, rezipiertes
deutschet Rocht sei. Nach letzterem Recht werde die Ehe
Ben durch Verlobung, allerdings nur nach ihren negativen
Wirkungen. Der Traukonsens sei nichts weiter als ein wieder-
holter Verlobungskonsens, also eigentlich überflüssig. Deshalb
dem protestantischen Eherecht die kirchliche Trauung ver-
blieben. Bei Benutzung der Quellen leitet ihn die Ansicht, daß
das Eheschließungsrecht aller germanischen Stämme ein ein-
heitliches, übereinstimmendes Ganze bilde. Alle diese Thesen
>ind von Sohm nicht erwiesen, insbesondere konnte er, um
dem Zwecke seiner Arbeit gerecht zu werden, die Bedeutung
der Trauung als Haupteheschließungsfaktor nicht gebrauchen.
Deshalb wird die wahre Bedeutung der Trauung in dieser
Weise abgeschwächt. Die herangezogenen Quellen werden nicht
interpretiert, sondern den aufgestellten Sätzen gemäß gedeutelt
und verzerrt. Sohms Arbeit entbehrt der Objektivität, nicht
mit Unrecht nennt sie Friedberg „eine Advokatenschrift, die
ein von vornherein feststehendes thema probandum zu beweisen
hat";1 auf das Nähere kann hier nicht eingegangen werden.
Im übrigen hat die Arbeit wegen ihrer glänzenden Dar-
stellung, ihren geistvollen Konstruktionen und ihres Haupt-
zweckes, die protestantische kirchliche Trauung zu retten, einen
1 Friedberg, Verlobung und Trauung. Zugleich als Kritik von Sohm,
Recht der Eheschließung (1876) S. 38. Auf diese Arbeit hin erschien Sohm,
Trauung und Verlobung. Eine Entgegnung auf Friedberg: Verlobung und
uung (1876). In dieser Arbeit hat Sohm einen Teil seiner früheren Behaup-
tungen modifiziert, insbesondere aber die Identifizierung von Verlobung und Ehe
aufgegeben. Eine Aufzählung der durch die Sohm'sche Arbeit veraniaßten
ritten darf hier unterbleiben. Neben den selbständig erschienenen Werken
geht her eine erdrückende Anzahl von Abhandlungen und Einzelkursen in den
verschiedensten Zeitschriften. Eine einheitliche Ansicht ist bisher nicht erzielt;
bd der großen Verschiedenheit der Bestimmungen in den einzelnen germanischen
Volksrechten ist es, wie schon bemerkt wurde, überhaupt unmöglich, einheitliche
u als germanisches Eheschließungsrecht aufzustellen. Eine sachliche Abweisung
Sohm'iebci] Konstruktionen und anderer über bloße Vermutungen vielfach
nicht hinauskommenden Ansichten bietet neben seiner schon genannten Arbeit
Friedberg, KR 1900)« S. 475 ff.; Scherer, KR. IL 167 ff., 231 ff.; Hörmann,
guasiaffinitut 11. S. 435 ff., woselbst S. 609 bis 627 auch die umfangreiche
hierher gehörende Literatur verzeichnet ist.
Das spanische, englische und skandinavische Eheschließungsrecht. 3
bestrikenden Einfluß ausgeübt, aber dieser Einfluß ist vielfach
ein verhängnisvoller gewesen und ist es noch bis auf den heu-
tigen Tag. Ein Teil der durch die Arbeit veranlaßten Schriften1
wendet sich gegen die Sohm'schen Konstruktionen, der größte
Teil aber wandelt in den Bahnen des genialen Mannes, ins-
besonderesind, was das germanische Eheschließungsrecht betrifft,
fast alle hierher gehörende Schriftsteller von dem Bestreben ge-
tragen, nicht bloß das Sonderrecht der einzelnen germanischen
Stämme darzustellen, sondern nach Sohms Vorgang einheit-
liche Grundzüge für das germanische Eheschließungsrecht auf-
zustellen. Es ist schon von anderer Seite1 daraufhingewiesen
worden, daß der eingeschlagene Weg, von den Angaben eines
Stammesrechtes auf gleichartige Anschauungen der übrigen zu
schließen, nicht der richtige ist. Meiner Kenntnis nach sind alle
germanischen Stammesrechte hinsichtlich der Eheschließung nur
darin gleich, daß sie bloß Bestimmungen über die Entstehung
des Gewaltverhältnisses des Mannes über die Frau, d. h. über
den Mundienerwerb aufstellen und in letzterem die unerläßliche
Bedingung der legitimen Ehe erblicken, über die eigentliche Ehe-
schließung aber nichts enthalten. Dabei sind aber im einzelnen
die Widersprüche in den verschiedenen Rechten so groß, daß
es ausgeschlossen ist, einheitliche Sätze als germanisches Ehe-
schließungsrecht hinzustellen.
Schon hier mag bemerkt werden, daß ich mit den vor-
stehenden Auseinandersetzungen nicht in Widerspruch trete,
wenn ich das spanische, englische und skandinavische Ehe-
schließungsrecht als eine einheitliche Gruppe bezeichne. Denn
die Übereinstimmung dieser Eheschließungsrechte beruht nicht,
wie weiter unten gezeigt wird, auf der Zugehörigkeit der dor-
tigen Völker zu den germanischen Volksstämmen, sondern
auf den engen Beziehungen, in denen die Kirchen dieser Länder
zu einander standen.
Als ich im Jahre 1884 und 85 im Archiv für katholisches
Kirchenrecht eine Reihe von Abhandlungen über das kirchliche
Eheschlioijungsrecht veröffentlichte,2 konnte ich über das Ehe-
diefinngfreoht Spaniens, Englands und Skandinaviens nichts
" Hermann, QaMfaflbtttt (1906 Bd. II. B. 407 Bt, 489 IT.
i i btwkkhmf d« kfahHehia Bbttehli rtehlii ßa
AKH. [1881 Bd 03 S. 71 11 [lMHöj
B<J. M & 1" Vi, B. S61 -380)
4 Allgemeine Einleitung,
beriohtea Auch in meiner 1887 erschienenen „Geschichte des
kanonischen Kherochts bis zum Verfall der Glossenliteratur"1
in «In ebenfalli Im genannten Archiv veröffentlichten Ab-
handlung »Zur Qeeohiohte des kanonischen Eherechtes"2 konnte
dieee Lücke nicht ausgefüllt werden. Der Grund lag in dem
dazu erforderlichen wissenschaftlichen Apparates.
einem Besuche in den Bibliotheken zu Kopenhagen,
okholm, l'psala im Herbst 1897 fand ich einige Eheschließungs-
formulare in den wenigen, aus dem katholischen Mittelalter der
i nd in avischen Kirchen noch übrigen, bald nach Erfindung
der Buchdruckerkunst gedruckten Manualbüchern, nämlich dem
Liber Agendarum für die Diözese Schleswig (a. 1512), dem
Manuale für die dänische Diözese Roeskilde (a. 1513), dem Ma-
nuale für die schwedische Diözese Linköping (a. 1525), dem
o
Manuale für die finnländische Diözese Abo (a. 1522). Ein
fünftes Ehesohließungsformular fand ich später in dem Brevi-
arium für die schwedische Diözese Skara (a. 1498). Alle diese
Formulare, deren Inhalt selbstverständlich älter ist, als die ge-
druckten Ausgaben der Manualbücher, enthalten einen vielfach
ülMTeinstimmonden, einheitlichen Ritus.
Bei der Veröffentlichung der vier zuerst genannten For-
mulare im Jahre 1*898 3 konnte ich über den sachlichen Ursprung
derselben nichts näheres angeben. In derselben Lage war ich
auch bei der Neuherausgabe des Manuale Rosckildense und
des Liber Agendarum eccl. et dioc. Sleszwicensis in demselben
Jahre 1898.4
1 Freisen, Geschichte des kanonischen Eherechtes bis zum Verfall der
teratur (1887, 2. Ausg. 1893).
1 Freisen, Zur Geschichte des kanonischen Eherechtes (im AKR. [1892]
Bd. 67 S B09 392). Diese Abhandlung ist der bei Schöningh (Paderborn) er-
schienener: 2. Ausgabe meiner „Geschichte d. kan. ERs " mit kleinen Abänderungen
als „Vorbemerkung" vorgedruckt.
eisen, Nordisches kirchliches Eheschließungsrecht im Mittelalter (AKR.
[1898] Bd. 7- S. 185—616).
* Freisen, Manuale curatorum seeundum usum ecclesie Rosckildensis.
i Ritnilhoch der dänischen Diözese Roeskilde im Mittelalter (Pader-
bon Frei BÖ, Liber agendarum ecclesie et diocesis Sleszwicensis. Ka-
tholisches Ritnilhncfl der Diözese Schleswig im Mittelalter (Paderborn 1898).
erschien: Freisen, Manuale Lincopense, Breviarium Scarense, Manuale
Ahoense. Katholische Ritualbücher Schwedens und Finnlands im Mittelalter
lerborn 19«
Das spanische, englische und skandinavische Eheschließungsrecht. 5
Die Beantwortung dieser Frage hängt mit der allgemeinen
Frage, welche Einflüsse bei der Gestaltung des skandinavischen
Kirchenrechts mitgewirkt haben, zusammen. Maurer betont
in seiner Schrift: „Die Bekehrung des norwegischen Stammes
zum Christentum", den süddeutschen, Taranger in seiner
Schrift: „Om den angelsachsiske Kirkes Indflydelse paa den
norske", den englischen Einfluß.
Verschiedene Umstände weisen auf einen von England
ausgehenden Einfluß hin, so die nahen Beziehungen, in welchen
der Dänenkönig Knut d. Gr. (f 1035) zu England stand, über
welches er einige Zeit die Herrschaft führte; ebenso die ent-
sprechenden Beziehungen des Dänenkönigs Knut des Heiligen
(t 1086) und des norwegischen Königs Olaf des Heiligen (f 1030).
Außerdem weist auf englischen Einfluß die Tätigkeit englischer
Priester im Norden hin. Im 11. Jahrhundert insbesondere
wurden letztere durch Knut d. Gr. nach Dänemark, durch Olaf
Skotkonung nach Schweden, durch Olaf den Heiligen nach Nor-
wegen zur Befestigung des kirchlichen Lebens berufen. Alle
diese Umstände legen zwar einen englischen Einfluß nahe, voll-
bewiesen wird derselbe aber erst durch die aus einer Vergleichung
der englischen und skandinavischen Ritualbücher sich ergebende,
oft wörtliche Übereinstimmung der beiderseitigen Riten.
Der Ritus der englischen Kirche im Mittelalter hat seine
Hauptausbildung in der Diözese Salisbury (Old Sarum) gefunden,
kompiliert wurde er unter dem dortigen Bischof Osmund (f 1099)
und fand im Laufe der Zeit unter dem Namen Salisbury -Liturgy
Aufnahme in dem ganzen englischen Staatsgebiete, in England,
Schottland, Irland, den englischen Kolonien, insbesondere auch
in Amerika. Auch die erste Redaktion des 1549 vom englischen
rlamente mit Gesetzeskraft ausgestatteten Book of Common
Prayer ist in dem aus dem katholischen Kirchenwesen beibe-
haltenen Ritus eine fast wörtliche Wiedergabe des Ritus von
nun, während in den späteren Redaktionen dieser en^e Anschluß
allerdings durch mehrfache Veränderungen mehr und mehr
verwischt wurde.
Vergleicht man nun den Inhalt der oben (S.44) ingegebenen
skandinavischen Ritualbüoher mit dem der englischen, welche
Arbeit ich Herbei i 003 auf dem British Museum zu London
nominen habe, so ergibt sieh eine entfallende uberein«
nmung einzelner Eliten in den beiderse Rit milhiirhern.
Allgemeine Einleitung.
Diese auffallende Übereinstimmung wie die im 11. Jahrhundert
in Skandinavien stattgehabte Tätigkeit englischer Missionare
bor» -ehtigen zu dem Schlüsse, daß der englische Ritus durch die
Mis-imiare auf die von ihnen bereisten Ländern übertragen
wurile. Das fand um so weniger Widerspruch, als das in dem-
selben enthaltene angelsächsische Recht dem skandinavischen
in mancher Hinsicht entsprechend war. Finnland, welches erst
im 12. und 13. Jahrhundert christianisiert wurde, erhielt dann
seinen Ritus von der schon blühenden schwedischen Kirche.1
Noch eine andere Frage ist hier nicht zu umgehen, nämlich
die, ob die Entwicklung des englischen kirchlichen Ritus eine
vollständig selbständige gewesen ist, oder ob bei dieser Ent-
wicklung nicht ein Einfluß anderer Kirchen mittätig gewesen
ist. Bereits von anderer Seite2 ist unter Anführung entsprechender
Tatsachen auf die gegenseitigen Beziehungen zwischen der eng-
li sehen und spanischen Kirche in früherer Zeit hingewiesen
worden.
So wurden 380 verschiedene priscillianische Bischöfe aus
Spanien nach den englischen Scilly-Inseln verbannt. Die Existenz
des britischen Bischofsitzes Britonia in dem spanischen Gallaecia
wird bewiesen durch die Verhandlungen auf dem Konzil zu
Lugo in Gallaecia a. 56i>. An dem 2. Konzil zu Braga a. 572 nahm
der britische Bischof Mailor als Suffragan des Erzbischofs von
Braga teil. In Spanien hatte man a. 599 die englische Oster-
berechnung. Das 4. Konzil von Toledo a. 633, auf dem der
britische Bischof Metopius anwesend war und unterzeichnete,
schaffte in c. 41 eine wahrscheinlich britische Tonsurform ab.
Ein Episcopus Britonensis (Britonia in Gallaecia) findet sich oft
mit gotischem, oft mit keltischem Namen unter den Unterschriften
spanischer Konzilien, so auf dem 7. Konzil von Toledo a. 646,
1 F reisen, Die katholischen Ritualhücher der nordischen Kirche und
ihre Bedeutung für die germanische Rechtsgeschichte (1909. Deutschrechtl. Bei-
p von Beyerle 111. S. 139 ff.; die Abhdl. 'ist auch separat erschienen).
1 reifen, Manuale Lincop. p. LXV ff. S. 31». Neher im Freib. Klex.2 unter
Finnland.
7 Warren, The Liturgy and Ritual of the celtic church (Oxford 1891)
E l'ber die Verwandtschaft des weltlichen spanischen mit dem
weltlichen skandinavischen Recht vgl. Ficker, Über Verwandtschaft zwischen
bem und norwegisch-isländischem Recht (Mitteil. d. Instit. f. österr.
fiichtsfnr.rh. II. Ergänzungsband [1887] S. 455-542, auch in Separatabdruck
ü, Innsbruck 18*
Das spanische, englische und skandinavische Eheschließungsrecht. 7
dem 8. Konzil von Toledo a. 653, dem 4. Konzil von Braga
a. 677, dem 13. Konzil von Toledo a. 683, dem 16. Konzil von
Toledo a. 693. Die Geschichte des Bischofsitzes Britonia ist
allerdings unklar; obwohl er 830 mit dem von Mondonedo oder
Oviedo vereinigt wurde, wird er in Bischofslisten 1156 als noch
bestehend erwähnt.1
Mehrfach bestand eine Übereinstimmung zwischen dem
kirchlichen Ritus der spanischen und englischen Kirche. So
finden sich in den noch vorhandenen englichen Liturgie-Frag-
menten aus der keltischen Zeit mehrfach Stellen aus der moz-
arabischen Liturgie, nämlich in dem Buche Dimma (Mitte des
7. Jahrh.), Mulling (Ende des 7. Jahrh.), im Stowe-Missal (y.
Jahrh.), im Buche Deer (Handschr. vor 1130 geschrieben).
Daß der spanische kirchliche Eheschließungsritus mit dem
englischen vielfache Übereinstimmung zeigt, werdeich auf Grund-
lage der spanischen Ritualbücher aus dem Mittelalter, die bisher
unbekannt waren, in der Abhandlung über das spanische Ehe-
schließungsrecht des näheren darlegen. Diese Übereinstimmung
kann nach den angegebenen gegenseitigen Beziehungen zwischen
den beiden Kirchen auf keinem Zufall beruhen. Da die Blüte
der spanischen Kirche der der englischen weit vorausging, darf
die Schlußfolgerung gerechtfertigt sein, daß die spanische
Kirche hier in mancher Beziehung der englischen als Vorbild
gedient hat.
Die spanischen, englischen, skandinavischen Ritualbücher
aus dem Mittelalter bilden somit eine einheitliche, zusammen-
hängende Gruppe. Auf eine nähere Darstellung und Vergleichung
des Gesamtinhaltes dieser Bücher muß hier verzichtet werden,
für die folgenden Abhandlungen kommt nur der Eheschließungs-
ritus derselben in Betracht. Auch dieser Ritus ist in der ge-
nannten Gruppe ein einheitlicher und hat seine allmähliche
Entwicklung gefunden im Anschlüsse an das in den betreffenden
Lindarn geltende altgermanische EheeohließungBreoht
Die Wandlungen, welche hierbei das altgermanische Ehe«
schließungsrecht im Laufe der Z(,it erfuhr, sind zurückzuführen
auf die Allmähliche Umgestaltung des mit dem Eheechließunge-
rechte eng zusammenhängenden eltgermenisohen Priratrechtee,
i:mn Aber hauptsächlich auf den großen Einfluß, welchen
' Neher, Kinhl. (feotTiphll u. SUtiftU 1864 I l"l
Allgemeine Einleitung.
Kirche alimählich in den genannten Staaten ausübte. Für
manche Formen, welche die Kirche beibehielt, verlor sich all-
mählich das Verständnis; sie waren nichts als Reminiszenzen
im altgermanisoher Zeit, aber juristisch rein bedeutungslos.
Wegen di>> hervorgehobenen Zusammenhanges gebe ich, wie
ton im Anfang bemerkt, die nachstehenden Abhandlungen als
einheitliche! Gänse heraus, und zwar in drei gesonderten Teilen:
Der erste Ha nd befaßt sich mit dem Eheschließungsrecht Spaniens.
Dasselbe hat ^ich im Anschluß an das dortige altgermanische
(w< Bebe) Eheschließungsrecht entwickelt und ruht noch
heute auf dieser Grundlage. Der zweite Band hat das Ehe-
..ließungsrecht in Großbritannien und Irland zum Inhalt. Die
Grundlage dieses Rechtes bildet das angelsächsische Eheschlie-
ilungsrecht, in seiner späteren Ausbildung ging es auf alle Teile
englischen Staatsgebietes über. Der dritte Band stellt das
Eheschließungsrecht in Skandinavien dar (Dänemark mit Schles-
I Inistein, Schweden, Norwegen, Finnland).
Die einzelnen Abhandlungen gliedere ich in zwei Haupt-
teile. Der erste ist der rechtsgeschichtlichen Entwicklung des
Eheschließungsrechtes in den einzelnen Ländern gewidmet, der
zweite enthält das Urkundenmaterial, welches ich zu verschie-
ier Zeit auf meinen Reisen in den Bibliotheken zu Kopen-
hagen, Stockholm, Upsala, Kiel und im British Museum zu London
mielte. üb in den letzten Jahren in Skandinavien neue Ehe-
-'■hließungsformulare erlassen oder Veränderungen an den vor-
handenen vorgenommen sind, konnte ich nicht feststellen, da
ich eine weitere Reise nach dem Norden zu machen nicht in
p Lage war.
Die literarischen Vorbemerkungen, welche ich den einzelnen
Erkunden vorausschicke, geben Aufschluß über deren Bedeutung
und sind ein Beitrag zur Literaturgeschichte. Die lateinischen
Texte, insbesondere die Bibeltexte der einzelnen Manualbücher
1 meistens bei jedem Formular wörtlich abgedruckt. Dadurch
der Exeget in die Lage versetzt, die zugrunde liegende
Bibelansgabe im einzelnen festzustellen. Das Urkundenmaterial
bildet eine Vervollständigung der rechtsgeschichtlichen Dar-
stellung und ermöglichte eine kürzere Fassung derselben.
Erster Band.
Das Eheschließungsrecht Spaniens
in westgotischer, mozarabischer
und neuerer Zeit/
Einleitung.
Allgemeine Übersicht über die Entwicklung
der staatlichen und kirchlichen Verhältnisse
in Spanien. Systematisierung der nach-
folgenden Darstellung des spanischen
Eheschließungsrechtes.
A. Allgemeine Übersicht über die Entwicklung der
staatlichen und kirchlichen Verhältnisse in Spanien. '
Das katholische Kirchenrecht Spaniens im Mittelalter hat
sich in enger Verbindung der spanischen Kirche mit dem Staate
entwickelt. Ein volles Verständnis des Kirchenrechts ist daher
nur möglich unter Berücksichtigung der staatlichen Verfassungs-
geschichte. Gilt dieses für das gesamte Kirchenrecht, so gilt
es im besonderen Maße für einen wichtigen Teil desselben, für
das kirchliche Eherecht. Deshalb schicke ich der nachstehenden
Abhandlung, welches sich mit dem kirchlichen Eheschließungs-
rechte Spaniens im Mittelalter und in der Neuzeit befaßt, eine
allgemeine Übersicht über die Entwicklung der staatlichen und
kirchlichen Verhältnisse in der Monarchie voraus.
I. Die früheren Einwanderungen in Spanien.
Die römischen Provinzen.
Die größere Hälfte der Pyrenäischen Halbinsel wurde ur-
sprünglich von I bereu bewohnt Später wanderten im Osten
1 Vgl. zu lebt: Saint, Die Kirchtngtfcbichtfl von
; Neher, Spann-n; KflUei J. 0, Q btDj Htftle,
Maun-n; kOssiug Kaulf-rn. UtVflcn (Artikel im Krcib. Klcx.1»; II Ulf. i.
spai Konkordat vom l»;. März H61 und dii ll>< n-inkunft \<>m :'
■ 4XR. [1863] Bd ■:'. . EUrftnröthar, BptntaM Vtrhand
lung*-n mit dorn romiM-h-n Stuhl- (Im ADEL [1 [ls'il
-'52 IT., nr>7fT.; [1864] Bd IS s. 46 ff., 686 ff.; 1866) B . n.
■ m; |186ö] IM. M B 611 B N.-Imt. Kir.hl
tätigt (1864), Bd I tff
1 - Einleitung
r ■
• '.riechen, In Süden Phönizier, im Norden und in der Mitte
Kelten ein. Letztere vermischten sich teilweise mit den Iberen,
«rodnrefa das Mischvolk der Keltiberer entstand. Seit dem
Jahrhundert vor Chr. bemächtigten sich nach und nach die
mer der Halbinsel und gliederten sie in Provinzen. Zuerst
bestanden 4 solcher Provinzen, seit der neuen Gliederung des
römischen Reiches in der Diokletianisch- Konstantinischen Epoche
zerfiel es in 6 Provinzen, zu denen zwischen ö69 und 386 nach
Chr. noch eine siebente, die der Balearen, hinzukam. In allen
Provinzen wurde gar bald nach der Anerkennung des Christen-
tums durch die römischen Kaiser die christliche Religion ein-
g< führt.
IL Das Reich der Westgoten in Spanien.
Seit 409 drangen Alanen, Sueven und Vandalen nach
Spanien, sie wurden aber durch die Westgoten unter ihrem
König Athaulf (410 — 19) unterworfen oder zurückgedrängt. Der
Westgotenkönig Wallia erhielt 419 für die den Römern in Spanien
geleisteten Dienste Aquitanien und wurde so der Begründer des
Tolesanischen Westgoten-Reiches mit der Hauptstadt
Toulouse. Bis 478 hatten die Westgoten ihr Reich, das sie in
Südwestfrankreich begründet hatten, über die ganze Pyrenä-
ische Halbinsel, abgesehen vom Nordwesten, ausgedehnt. Die
königliche Residenz wurde Toledo (576—711).
Obwohl Arianer mischten sich die westgotischen Könige
anfangs nicht in die Angelegenheiten der Katholiken. Bischof
Montanus (522—31) wurde auf der Synodus Toletana II (527
BT 531) als Metropolit proklamiert. Das wichtigste Ereignis
war der 586 erfolgte Übertritt des Königs Rekkared mit seinen
Westgoten zum katholischen Glauben. Denn damit war ein
Haupthindernis für die Verschmelzung der Westgoten mit den
üiern beseitigt. Dieser Verschmelzung diente insbesondere
auch die unter König Chindasvinth (641 — 52) im Jahre 642
nene und unter König Rekkessvinth (649 — 72) etwa um
0 vollendete Abfassung der Lex Visigotorum mit ihren später
folgenden Überarbeitungen. Dieses Gesetzbuch hob das bisherige
System der persönlichen Rechte, welches nicht bloß
im Westgotenreiche, sondern auch in anderen germanischen
Reichen galt, und demzufolge jeder Untertan nach dem Rechte
Stammes zu beurteilen war, für das Westgotenreich auf
A. Entwicklung der staatlichen und kirchlichen Verhältnisse Spaniens. 13
und schuf für sämtliche Untertanen ein territoriales Recht,
dem alle Untertanen ohne Unterschied der Nationalität
unterstanden.
Für die katholische Kirche begann von der Zeit des Über-
tritts der Westgoten zum katholischen Glauben eine große Blüte-
zeit. Der Umstand, daß die westgotischen Könige seit Leovigild
(569 — 86) in Toledo residierten, brachte es mit sich, daß in
Toledo häufig Synoden, vielfach concilia mixta, abgehalten wurden.
Derselben Tatsache verdankt das Erzbistum Toledo die schnelle
Entwicklung seines Einflusses in der ganzen spanischen Kirche.
Schon 610 wurde dem Erzbischof Aurasius (später heilig ge-
sprochen) auf einer Synode zu Toledo gegen die Einsprache
einiger Bischöfe das Metropolitanrecht nicht bloß über Carpe-
tanien, sondern über die ganze Provincia Carthaginiensis zu-
erkannt. Seit 653 unterzeichneten die Toletaner Erzbischöfe
an erster Stelle die in Spanien abgehaltenen Konzilien und
führten auf denselben den Vorsitz. Das Concil. Toletanum von
681 überträgt dem dortigen Erzbischof, weil er der Person des
Königs am nächsten sei, die Gewalt, jeden Bischof, den der
König mit seinem Rate ernennen werde, sofort kirchlich zu
bestätigen und zu ordinieren, worauf dann der neue Bischof in
den nächsten drei Monaten vor seinem Erzbischof sich zu stellen
habe. Durch diesen Kanon hatte Toledo die seit 610 angestrebte
Primas- Würde erreicht und von da ab datiert der große Einfluß,
den es nicht bloß in der gesamten spanischen Kirche, sondern
auch im spanischen Staatsleben ausgeübt hat und noch heute
ausübt.
III. Die Herrschaft der Araber in Spanien.
Nachdom das Westgotenreich fast 200 Jahre in Spanien
bestanden hatte, trat eine vielfache innere Zerrüttung in sittlicher
un< tlieher Beziehung ein, welche unter Witiza (7ol — 7 lo)
ihren Höhepunkt erreichte. Unter seinem Nachfolger Roderioh
brachen die Araber von Afrika her In Spanien <iin und schlugen
die Westgoten in der Schlacht bei Xeres de la Fronten am
Juli 711, Roderich Del In der Schlucht. In weniger all
fünf Jahren eroberten dann die Araber beinahe die ganae i'y-
ren flalbinael and gründeten so die Herrschaft der Hanren
In Spanien. Hauptstadt wurde Toledo. Nur In dem nördlichen
ile des Landes könnt' -h die Christen noch halten. Wo
1 l Einleitung.
Waffengewalt entschied, wurden die katholischen Kirchen von
den Arabern zerstört, mehrere Bischöfe verließen ihre Sitze,
in den Städten dagegen, welche durch Vertrag an die Eroberer
übergingen, wurden die Christen geschont und ihnen nur harte
Abgaben auferlegt. Die Eroberer drangen dann weiter über
die Pyrenäen in Aquitanien vor. Hier wurden sie aber von
Karl Martell bei Tours 732 entscheidend geschlagen.
Die Herrschaft dieses arabischen Stammes der Abbässiden,
Icher unter einem Statthalter der Kalifen von Damaskus
>tand, hat in Spanien nicht lange gedauert, im Jahre 756 wurde
ihm Spanien von dem Omajjaden Abd-ar-Rhaman I. entrissen
und daraus das selbständige Kalifat von Cordoba gebildet.
Dasselbe gelangte zu großer Blüte, zerfiel aber seit 1031, indem
die einzelnen Statthalter sich unabhängig machten. So regierten
arabische Fürsten zu Saragossa, Toledo, Valencia und Sevilla.
Die christlichen Einwohner, welche sich den Arabern frei-
willig unterwarfen, bekamen den Namen Mozar aber, vonMusta-
riba, d. i. Fremdlinge unter den Arabern, oder unechte Araber.
Sie behielten, sowie auch die Juden, freie Religionsübung, ihre
Sprache, Gesetze und Obrigkeiten, insbesondere behielten sie
ihre alte gotische Liturgie (= Mozarabische Liturgie).
IV. Die späteren christlichen Reiche der Westgoten.
Im nördlichen Teile Spaniens konnten die Araber keinen
festen Fuß fassen, es war im 8. Jahrhundert der schützende
Zufluchtsort der geschlagenen Westgoten, welche hier das König-
reich Astur ien gründeten. Von da aus nahmen die Westgoten-
könige in fast ununterbrochenem Kleinkampf den Arabern ein-
zelne Teile ihre Beute ab. Auf diese Weise entstanden neben
Asturien, welches sich im 10. Jahrhundert Königreich Leon
nannte, mehrere christliche Reiche: Aragonien, Navarra,
Castilien, Catalonien; Karl d. Gr. drang 778 bis an den
Ebro vor und gründete 811 die sog. Spanische Mark, welche
von dem Grafen von Barcelona regiert wurde; aus der Graf-
haft Portugall wurde 1139 das Königreich gleichen Namens
new. Im Jahre 1085 fiel die Stadt Toledo in die Hände Alfons' VL
von Castilien, der die Stadt zu seiner Residenz machte und damit
dem arabischen toletanischen Reiche ein Ende machte.
Damit kamen die Erzbischöfe von Toledo wieder zu ihrem
alten Ansehen. Urban II. schmückte den nach Rom gereisten
A. Entwicklung der staatlichen und kirchlichen Verhältnisse Spaniens. 15
Erzbischof Bernhard durch Bulle vom 15. Okt. 1088 mit dem
Pallium und stellte ihn als Primas aller spanischen Reiche auf.
Die betreffende Stelle der Bulle lautet : . . . pallium tibi damus,
nempe dignitatis sacerdotalis plenitudinem, teque in omnibus
Hispaniarum regnis primatem constituimus, qua praerogativa
dudum Episcopos Toletanos praeditos fuisse constat. Es lag
somit nicht eine Neuernennung, sondern vielmehr eine Re-
stituierung der früheren, bisher in der Ausübung vielfach
behinderten Rechte vor.
V. Die Vereinigung von Aragonien und Castilien.
Spanien als Einheitsstaat.
Unter den so entstandenen christlichen Reichen der West-
goten ragten zwei besonders hervor, Aragonien und Castilien,
die nach und nach alle arabischen und christlichen Herrschaften
unter sich vereinigten. Im Jahre 1469 vermählte sich Isabella
von Kastilien mit Ferdinand dem Katholischen, dem Erben von
Aragonien, und bewirkte hierdurch eine Vereinigung der beiden
Königreiche.
Durch die Eroberung des Königreichs Granada 1492, auf
das die einst so mächtigen Araber 1238 beschränkt waren,
wurde der arabischen Herrschaft in Spanien ein Ende gemacht.
Zuerst fanden die unterworfenen Araber eine milde Behandlung,
ein gefährlicher Aufstand derselben in der Stadt Granada im
Jahre 1499 führte aber die Spanische Regierung dazu, sie vor
die Wahl zwischen Annahme der Taufe und Auswanderung zu
stellen. Manche Araber bequemten sich zu ersterer, waren aber
als Scheinchristen um so gefährlicher. Gegen diese getauften
Araber, die man Moriskos nannte, war auch die spanische
Inquisition tätig.
Die Vereinigung von Aragonien und Castilien war zunächst
nur eine nominelle, indem beide Länder unabhängig von ein-
ander regiert wurden. Die vollständige Verschmelzung beider
Länder zu einem Einheitsstaate fand erst nach dem Tode
I rdinands (f 151D) im Jahre 1517 statt, wo Karl I. als König
von Aragonien und Castilien anerkannt wurde. Aragonion be-
hielt jedoch seine alten Vorrechte und Gesetze und verlor sie
fast vollständig erst unter dar Regierung der Bourbonen (aeit
1700—1806). Beftt der rollstindigen Vereinigung beider Linder
stand Aragonien längere Zeit unter Verwaltung ai lekönij
L6 Einleitung.
VI. Die spanischen Konkordate.
it dieser Zeit war Spanien ein Einheitsstaat. Die weiteren,
an Verwicklungen schlimmster Art reiche Geschichte desselben
darf als für meine Arbeit von untergeordneter Bedeutung von
einer näheren Darstellung ausgeschlossen bleiben. Zu betonen
aber, dal) Spanien stets ein katholisches Land, in welchem
die katholische Kirche Landeskirche war, geblieben ist. Trotz
der engen Verbindung zwischen Staat und Kirche hat es gleich-
wohl in den verschiedenen Zeiten zwischen dem spanischen
Staate und dem Apostolischen Stuhle an Streitigkeiten, zu deren
Beilegung eine Reihe von Konkordaten geschlossen wurde, nicht
gefehlt. Diese Konkordate betreffen die verschiedensten Gebiete
des kirchlichen Rechts.
Als erstes dieser Konkordate ist der Vertrag zu bezeichnen,
den Peter IL von Aragonien (1196 — 1213), der sich im November
1204 in Rom von Innocenz III. krönen ließ, mit dem Papst
schloß. Er anerkannte sich im Krönungseide als Lehnsmann
des Papstes, versprach einen ewigen Zins und gelobte die Rechte
und Freiheiten der Kirche aufs eifrigste zu schützen. Dieser
Vertrag fand aber im Lande keine Anerkennung.
Von größerer Bedeutung war die Übereinkunft der Königin
Eleonore von Aragonien mit dem Kardinal Bertrand als Apo-
stolischem Nuntius über den Umfang der päpstlichen Jurisdiktion
im Jahre 1372. Sie hat noch in späterer Zeit gegolten und
wurde auf Verlangen Karls V. 1551 auch auf Sardinien und die
balearischen Inseln ausgedehnt.
Ein eigentliches Konkordat kam zwischen Karl V. und den
Päpsten Hadrian VI. (1522—23) und Clemens VII (1523—34) im
Jahre 1524 zustande. Es gesteht dem Könige weitgehende Rechte
zu, die Ernennung der Bischöfe und vieler anderer Prälaten
und bestätigte damit, was in der Tat schon bestand.
Eine unter dem Namen Concordia Facheneti bekannte
(horeinkunft, abgeschlossen in der Form einer Ordonnanz des
Nuntius in Madrid, Cesare Facheneti vom 8. Okt. 1640 und
bestätigt vom königlichen Conseil am 9. Okt. d. J., regelt die
Jurisdiktionsverhältnisse der Madrider Nuntiatur. Diese Über-
einkunft wurde auch von Urban VIII. gebilligt und scheint noch
einige Kr Weiterungen erhalten zu haben durch die päpstlichen
Breren vorn 27. April und 5. Juni 1641.
A. Entwicklung der staatlichen und kirchlichen Verhältnisse Spaniens. 17
Heftige Streitigkeiten hinsichtlich der Besetzung der Bischofs-
stühle veranlaßten 1709 den König Philipp V., die Madrider
Nuntiatur zu sperren und allen Verkehr mit Rom zu verbieten.
Um die Streitigkeiten beizulegen, wurden seit 1713 unter Frank-
reichs Vermittlung Unterhandlungen zwischen der spanischen
Regierung und dem Pariser Nuntius eingeleitet, deren Resultat
die Übereinkunft von 1714 war. Der Apostolische Stuhl ver-
weigerte jedoch die Ratifikation dieser Übereinkunft. Ebenso
kam das am 17. Juni 1717 zwischen dem neuernannten spanischen
Nuntius Pompejus Aldovrandi und dem ersten Minister Julius
Alberoni in derselben Angelegenheit abgeschlossene Konkordat
infolge neuer Zerwürfnisse nicht zur Ausführung, obwohl es
seitens des Papstes und Königs bestätigt worden war. Auch
das am 26. Sept. 1737 über die verschiedensten Streitpunkte
abgeschlossene, am 18. Okt. d. J. von Philipp V., am 12. Nov.
d. J. von Klemens XII. ratifizierte Konkordat kam nicht in
allen seinen Festsetzungen zur Ausführung. Eine endliche Er-
ledigung dieser Angelegenheiten hatte statt durch das zwischen
Benedikt XIV. und Ferdinand VI. am 11. Januar 1753 abge-
schlossene Konkordat, welches fast ein Jahrhundert lang in
Geltung blieb.
Nach längeren Verhandlungen ergingen die beiden päpst-
lichen Breven vom 10. März 1762 und 14. März 1764. Durch
dieselben wurde dem Großkaplan des Königs, dem Titular-
patriarchen von Westindien, die geistliche Jurisdiktion über
das königliche Heer, das nicht mehr den Ordinarien unter-
stehen sollte, mit Verleihung verschiedener von je 7 zu 7 Jahren
prorogierten Fakultäten übertragen.
Ein päpstliches Breve vom 18. Dez. 1766 regelte in genau
bestimmter Weise die Fakultäten des Apostolischen
Nuntius in Madrid. Ein anderes Breve vom 2^. März 1771
errichtete das Tribunal der Rota der spanischen Nunti-
atur und führte den Grundsatz durch, daß kirchliche Rechts-
sachen in Spanien selbst entschieden werden sollten; dabei
sicherte es dem König bedeutenden Einfluß auf die Bestellung
der im Namen des Nuntius die päpstliche Jurisdiktion aus-
übenden Richter zu. Ein weiteres Zugeständnis enthält d
Breve vom 12. Efept 1772, welches das kirchliche Asylrocht
bedeutend einschränkte. Alle; die genannten Breven irgingtfl nach
TOrginglg« Vereinbarung zwischen der Spanischen Re^ierun^
Fraiitn, Dm Che«chii«inof«r^ *
1 s Einleitung.
uiul dem Apostolischen Stuhle, haben also den Charakter von
Konkordaten.
Traurige Zeiten brachte der spanischen Kirche die Napo-
leonische Regierung (1808 — 14). Sie zwang den Klerus zu
harten Kontributionen, beschränkte zuerst alle Klöster, hob dann
am L& Aug. 1803 dieselben völlig auf und gab den vertriebenen
Regularen nur höchst spärliche Pensionen. Bischöfe und Kapitel
wurden aufgefordert, sich für die gallikanischen Grundsätze zu
erklären usw.
Auch nach der Wiederherstellung der durch die Napoleonische
Regierung umgestürzten kirchlichen Einrichtungen wiederholten
sich dieselben Eingriffe in die kirchlichen Rechte: Durch Gesetz
vom 25. Juli 1835 wurden 900, durch Dekret vom 11. Okt. 1835
gegen 3000 Klöster aufgehoben. Ein Gesetz vom 1. Mai 1835
verfügte die Umwandlung des Kirchengutes in Staatsrenten.
Das Konkordat vom 16. März 1851 bezweckte eine voll-
ständige Regelung der so vielfach zerstörten kirchlichen Ver-
hältnisse, die Nachtragskonvention zu demselben vom 25. Nov. 1859
diente zur Sanierung der staatlicherseits nach Abschluß des
Konkordates erfolgten einseitigen Abänderung desselben.
Art. 1 des Konkordates von 1851 bestimmt insbesondere:
Religio Catholica Apostolica Romana, quae excluso quocumque
alio cultu esse pergit sola Religio Hispanicae Nationis, conser-
vabitur semper in tota ditione Catholicae Maiestatis suae cum
omnibus iuribus et praerogativis, quibus potiri debet iuxta Dei
legem et Canonicas sanctiones.
In der Nachtragskonvention von 1859 Art. 1 wird versichert,
es solle keine neue Veräußerung von Kirchengut ohne be-
sondere Bewilligung des Apostolischen Stuhles vorgenommen
werden. Aber im Art. 20 mußte doch der Papst die infolge des
Gesetzes vom 1. Mai 1855 vorgenommenen Veräußerungen als
rechtsgültig anerkennen und in Art. 4 gutheißen, daß die un-
beweglichen Kirchengüter dem Staate gegen Schuldscheine einer
3°/0 Rente abgetreten werden.
Das Konkordat mit der Nachtragskonvention gilt noch heute,
ist aber durch die Verfassung vom 1. Juni 1869 und ebenso
durch die Verfassungsurkunde vom 30. Juni 1876 wieder durch-
löchert worden.
In diesen Zusammenhang gehört auch die zwischen Pius X.
und dem König Alfons XIII. von Spanien betreffend die Orden
A. Entwicklung der staatlichen und kirchlichen Verhältnisse Spaniens. 19
und Kongregationen am 19. Juni 1904 abgeschlossene und von
der Spanischen Kammer unterm 23. Juni d. J. bestätigte Kon-
vention (Archiv f. k. KR. [1905] Bd. 85 S. 319 ff.).
VII. Die spanischen Verfassungsgesetze.
Spanien hat mehrere Verfassungsgesetze gehabt. Seit der
Verfassung von Cadix 1812 beruht die spanische Staatsverfassung
auf den Grundsätzen der konstitutionellen Monarchie. Die
Konstitution von Cadix Art. 12 lautet: „La religion de la
Nacion espanola es y serä perpetuamente la Catholica, Apo-
stolica, Romana, unica verdadera. La Nacion la proteje por
leys sabias y justas, y prohibe el ejercicio de cualquiera otra
(= Die Religion der spanischen Nation ist und wird immer
bleiben die katholische, apostolische, römische Religion, die
einzig wahre. Die Nation beschützt sie durch weise und gerechte
Gesetze und verbietet die Ausübung jeder anderen).
Hervorzuheben ist das Estatuto real (Königliches Statut),
welches die verwitwete Königin Christine als Regentin von
Spanien am 10. April 1834 eigenmächtig erließ, welches dann
aber aufgehoben und 1837 revidiert wurde. Eine neue Ver-
fassung vom 23. Mai 1845 wurde 1854 gestürzt, 1856 und nach
neuer Unterbrechung 1864 wiederhergestellt.
Die Verfassung vom 1. Juni 1869 gestattet entgegen dem
Konkordate von 1851 Art. 1 die Toleranz fremder Religions-
kulte. Die Verfassung vom 30. Juni 1876 bestimmt im Art. 11:
„§ 1. Die katholische, apostolische, römische Religion ist die
Religion des Staates. Die Nation verpflichtet sich, den Kultus
und seine Diener zu unterhalten. § 2. Niemand wird auf spa-
nischem Boden wegen seiner religiösen Meinungen, noch wegen
Ausübung seines betreffenden Kultus, die der christlichen Moral
schuldige Achtung vorausgesetzt, belästigt werden. § 3. Andere
öffentliche Zeremonien und Kundgebungen als die der katho-
lischen Religion sind nicht gettattet."
Auf den § 2 beriefen sich die Protestanten zum Zweck der
Propaganda für ihre Religion, Der Nuntius von Madrid crli«»l>
vergebens gegen diese Verfassungsbestimmun^ Einspruch.
N Einleitung.
B. Systematisierung der nachstehenden Darstellung
des spanischen Eheschließungsrechts.
I. Der im Vorstehenden wiedergegebenen, wechselvollen Ge-
schichte des Landes verdankt der spanische Volkscharakter
seine Entstehung. Die Spanier sind ein Mischvolk, entstanden
aus den Völkern, welche im Laufe der Jahrhunderte die Halb-
insel besetzten, aus den Römern, Westgoten und Arabern. Das
Mischungsverhältnis ist jedoch nicht überall dasselbe. Im
Norden ist mehr von der westgotischen Überflutung, im Süden
mehr von der arabischen abgelagert. Im allgemeinen ist das
römische Element vorherrschend, wobei aber das germanische
(westgotische) bestimmt hervortritt.
Auch in der spanischen Rechtsbildung hat diese Volks-
mischung ihre tiefeinschneidende Wirkung zurückgelassen. Das
spanische Recht ist ein Gemisch von römisch-rechtlichen und
westgotischen Rechtsgrundsätzen, während auffallenderweise ein
arabischer Einfluß kaum gefunden werden kann.
Was das Kirchenrecht insbesondere betrifft, so ging die
Festsetzung desselben zuerst vom Staate aus. Nach dem 586
erfolgten Übertritt des westgotischen Königs und seines Volkes
zum Katholizismus gewann aber die Kirche allmählich größeren
Einfluß. Zuerst umgab der Staat einzelne Kirchengesetze mit
staatlicher Sanktion, wie das mehrfach in der Lex Visigothorum
geschehen ist. Diese Gesetze hatten dann kirchliche und staat-
liche Geltung. Später war die Kirche nicht bloß auf kirchlichem
Gebiete selbständig, sondern sie hatte den weitesten Einfluß
auch auf staatlichem Gebiete, wie kaum in einem anderen Lande.
II. Auf alle diese Tatsachen ist in meiner Arbeit hinzu-
weisen, sie konnten aber der Systematisierung nicht zugrunde
gelegt werden. Die Systematisierung erfolgt vielmehr in chrono-
logischer Weise. Meine Arbeit will in rechtshistorischer Weise
das geltende Recht zur Darstellung bringen. Auch hier war
das geltende Recht für mich nicht der Ausgangspunkt, sondern
der Endpunkt, der m. E. nur aus seinen geschichtlichen Anfängen
richtig gewürdigt werden kann.
Ich gliedere die Arbeit in zwei Teile: Der erste Teil enthält
die Entwicklung des Eheschließungsrechts. Im ersten Kapitel
desselben gebe ich eine Darstellung des Eheschließungsrechts.
Systematisierung der Darstellung des span. Eheschließungsrechts. 21
nach den Bestimmungen des Lex Visigothorum. Da aber die
anderen eherechtlichen Bestimmungen dieses Gesetzbuches mehr-
fach mit dem Eheschließungsrecht zusammenhangen, jedenfalls
aber zum besseren Verständnis des letzteren dienen, habe ich
in diesem Kapitel das gesamte Eherecht des Gesetzbuches
zur Darstellung gebracht. Außerdem hielt ich es zum Ver-
ständnis der Bestimmungen des westgotischen Gesetzbuches für
notwendig, eine kurze Skizze über die Rechtsaufzeichnungen
im Westgotenreiche der Darstellung vorauszuschicken. Alle
diese Darstellungen waren erst möglich auf Grundlage der kri-
tischen Ausgabe der Lex Visigothorum, wie sie jetzt vorliegt
bei Zeumer, Leges Visigothorum (M. Germ. Leg. Sect. I. Tom. I.
1902) und dessen im „Neuen Archiv der Gesellschaft für ältere
deutsche Geschichtskunde" Bd. 23, 24, 26 unter dem Titel: „Ge-
schichte der westgotischen Gesetzgebung" veröffentlichten Ab-
handlungen.
Das zweite Kapitel enthält eine Darstellung des spanischen
Eheschließungsrechts in mozarabischer Zeit, umfassend die
Zeit der arabischen Herrschaft bis ungefähr zu jener Zeit, wo
Spanien wieder zu einem Einheitsstaate wurde. Benutzt sind
bei dieser Darstellung insbesondere die Eheschließungsformulare,
welche bei Ferotin, Le Libre Ordinum (Mon. Eccles. Liturgica.
Vol. V. Paris 1904) veröffentlicht sind.
Das dritte Kapitel befaßt sich mit dem Eheschließungsrecht
von der Zeit des spanischen Einheitsstaates an. Benutzt sind
hier die Eheschließungsformulare der kirchlichen Ritualbücher,
welche ich Herbst 1902 auf dem British Museum in London
sammelte und die bisher unbekannt geblieben sind, nämlich das
Manuale Hispalense für die Erzdiözese Sevilla (a. 1494), das
Ordinarium de ministratione sacramentorum für die Erzdiözese
Valencia (a. 1514), das Recens Manuale für die Erzdiözese
Valencia (a. 1740), das Manuale für die Diözese Salamanca
(a. 1532), das Manuale für die Erzdiözese Toledo (a. L680),
welches noch heute in dem Appendix ad Kit. Roman, ex Manuali
Toletano neu aufgelegt und in dem Ritus colebrandi Mal Timonil
Sacramentum (Matriti 1865) für ^anz Spanien maßgebend ist.
Das vierte Kapitel behandelt das Ehesehließnngsreoht, wie
es in jüngster Zeit durch Staatliche Gesetze fett I wurde
Im zweiten Teile der Arbeit bringe Ich das Drkondei
material wörtlich zum Abdruck Kin Teil davon ist teil
BS Einleitung.
unbekannt, teils schwer zu erreichen, anderseits ermöglichte der
wörtliche Abdruck eine kürzere Fassung der Darstellung im
ersten Teile der Arbeit.
III. Das spanische Eheschließungsrecht entbehrte bisher
joder wissenschaftlichen Bearbeitung. Einige wenige Ausfüh-
rungen brachte die verdienstvolle Arbeit von Friedberg, Das
Recht der Eheschließung in seiner geschichtlichen Entwicklung
(18t>5). Auch die in den siebenziger Jahren des vorigen Jahr-
hunderts mit so großer Intensität einsetzenden Bearbeitungen des
germanischen Eheschließungsrechts in Verbindung mit dem
heutigen deutschen Eheschließungsrecht sind auf das spanische
Recht nicht eingegangen. Die Gelehrten, anfangend mitSohm,
Das Recht der Eheschließung aus dem deutschen und kanonischen
Recht geschichtlich entwickelt (1875), verwerten im Zusammen-
hange mit dem Eheschließungsrecht der anderen germanischen
Volksstämme die Bestimmungen der Lex Visigothorum über
Erwerb des Mundium und sehen in diesem Erwerb das Wesen
der westgotischen Eheschließung, auf die spätere Zeit gehen
sie nicht ein.
Schon hier mag die Bemerkung Platz haben, daß das
spanische Eheschließungsrecht zwar in westgotischer Zeit seinen
Ursprung hat, daß aber außer LV. XII. 3 c. 8, wo auf das kirch-
liche Recht verwiesen wird, sich keine Bestimmung über die
Art der Eheeingehung in dem westgotischen Gesetzbuche findet.
Das Eheschließungsrecht war zur Zeit des erwähnten, unter
König Ervig erlassenen Gesetzes (XII. 3. c. 8) bereits kirchliche
Angelegenheit und nicht weltliche. Dieser kirchliche Charakter
ist demselben bis auf den heutigen Tag im allgemeinen verblieben.
Der Zusammenhang, den die spätere Zeit mit der früheren, west-
gotischen Zeit in konservativer Weise bis heute bewahrt hat,
ergibt sich in unzweideutiger Weise aus den Eheformularen
der spanischen, noch heute gebräuchlichen Ritualbücher.
I>'4i
Erster Teil.
Rechtsgeschichtliche Darstellung
des spanischen Eheschließungsrechts.
Erstes Kapitel.
Das weltliche Ehe- und Eheschließungsrecht
in westgotischer Zeit.1
A. Die Rechtsaufzeichnungen im Westgotenreiche
und ihre Charakterisierung.
I. Die einzelnen Rechtsaufzeichnungen.
1. Wie bei den anderen germanischen Stämmen gab es auch
bei den Westgoten anfangs keine geschriebenen Gesetze, das
Rechtsleben beruhte auf ungeschriebenem Gewohnheitsrecht.
Die ersten geschriebenen Gesetze der Westgoten stammen nach
einer zuverlässigen Angabe Isidors von Sevilla von König
Eurich (466—85).
2. Eurichs Nachfolger Alarich II. erließ 506 für die
römischen Untertanen des Westgotenreiches die ausführliche
Lex Romana Visigothorum, welche später gewöhnlich Breviarium
Alarici (Alaricianum) genannt wurde. Sie ist eine Kompilation
aus vorjustinianischen römischen Rechtsquellen, Codex Theodos.,
Gaii institutiones u. a., war bestimmt für die Rechtsverhältnisse
1 Vgl. zu der nachfolgenden Darstellung: Zeumer, Geschichte der west-
gotischen Gesetzgebung I — IV (im Neuen Archiv der QeetlUch. f. L deutsche
Geschichtskunde [1898] Bd. XXIII S. 419 tj [1899] Bd. XXIV s. B9&, r>71 IT.;
[1901] Bd. XXVI >. 911t). BOrmtnn, QnafiaffiniUU (1906) s. 447 (T. Auch
Amira, Grundriß des germanischen 1. 9, Uf. Seh med er, Lehr-
h dtf deutschen EUefetefetchfcbte1 (1907) F. Krittahc Ausgaben der
westgotischen Gesetze sind hergestellt durch Biioa), LtJ Romans Vis igothomn
(1849), Zeumer, Ltf« Visigothorum Monum. 0tnn, I ;i" I. Tom. I 1909 .
et ist der Abdruck der La VlsJgotborain M Walter, Corpatiu
roaniri antiqui 1821 Tom. I \>. 416 ft VFsJtttt UUntV " '••''
Der, Leg. Visigothorum m <l<-r l'r;i«-f;iti<. und in der Ausgabe MUM
%4 I. Teil. Rechftafwchichtlieto Darstellung (Spanien).
der rü mischen Bevölkerung unter sich und zum Teil auch
für die Rechtsvorhält nisse der römischen Bevölkerung zu der
\wstLr< »tischen Bevölkerung. Durch die den einzelnen Quellenstellen
beigefügte Interpretatio gelangte sie zu großem Ansehen in ganz
Westeuropa und behielt ihre Geltung, nachdem sie durch König
Chindasvinth innerhalb des Westgotenreiches außer Kraft gesetzt
war, in den früher westgotischen Teilen des fränkischen Reiches;
sie wurde außerdem in Burgund und in der Provence rezipiert,
galt namentlich auch für die kirchlichen Verhältnisse und er-
zeugte noch jahrhundertelang eine umfangreiche Rechtsliteratur
von Auszügen (Epitome) und Glossen.
3. Die allein für die Westgoten geltende Gesetzgebung
Eurichs wurde von König Leovigild (568 — 85) einer Revision
unterzogen. Des letzteren Sohn Rekkared I. (586 — 601), der
erste katholische König, legte wiederum die verbessernde Hand
an die bestehende Gesetzgebung und erließ eine Anzahl neuer
Gesetze; eine eigene Redaktion des bestehenden Rechts ist von
ihm jedoch nicht vorgenommen. Eine weitere Redaktion hatte
statt in den letzten Regierungsjahren des Königs Chindasvinth
(642 — 53) und wurde beendigt unter König Rekkessvinth
(653 — 672) im Jahre 654. Sie ist bearbeitet nach dem Codex
Iustinianus, in 12 Bücher geteilt und hatte den Namen Liber
iudiciorum, später Lex Visigothorum. Die aus den Redaktionen
vor Rekkared aufgenommenen Gesetze tragen den Namen Antiqua-
Die beiden Redaktionen von Chindasvinth und Rekkessvinth be-
rücksichtigen den bisherigen Dualismus zwischen Goten und Rö-
mern nicht mehr, sondern schufen für sämtliche Untertanen, ohne
Unterschied der Nationalität, ein einheitliches territoriales Reichs-
recht, setzten somit die Lex Romana Visigothorum außer Kraft.
König Wamba (672 — 80) fügte zu dem Gesetzbuche einige
neue Novellen, sein Nachfolger Ervig (680 — 687) nahm wieder-
um eine Neuredaktion 681 vor. Neue Novellen fügte zu dem
bisherigen Gesetzbuche an letzter Stelle König Egika (687 — 702)
im Jahre 693.
4. Auf die Form, welche das Gesetzbuch unter der Redak-
tion von Ervig erhielt, gründet sich die seitdem im allgemeinen
Gebrauche gebliebene Vulgata der Lex Visigothorum. Hervor-
zuheben ist noch, daß die bis dahin erlassenen spanischen Konzils-
schlüsse, insbesondere auch die gegen die Juden, dem Gesetz-
buche zugefügt wurden.
I. Kap. Die westgotische Zeit. A. Westgotische Rechtsaufzeichnungen. 25
5. Die Lex Visigothorum erhielt sich nach der Eroberung
des Westgotenreiches durch die Araber bei der westgotischen
Bevölkerung im Südosten des fränkischen Reiches und im nörd-
lichen Spanien. Mit der allmählichen Rückeroberung der pyre-
näischen Halbinsel erlangte sie zum Teil ihr altes Geltungsgebiet
wieder, so daß das Bedürfnis einer amtlichen Übersetzung im
13. Jahrhundert hervortrat, indem sie Ferdinand III. von Ca-
stilien (1217 — 52) ins Castilische unter dem Titel Fuero juzgo
(= forum iudiciale) übersetzen ließ.
II. Charakterisierung der westgotischen Rechtsaufzeichnungen.
Durch die angeführte Gesetzgebung der Könige Chinda-
svinth und Rekkessvinth wurde das bis dahin im Westgotenreiche
für die römische und die westgotische Bevölkerung geltende Per-
sonalitätsprinzip (System der persönlichen Rechte), demzufolge
die römische Bevölkerung nach römischem, die westgotische
nach westgotischem Rechte zu beurteilen war, beseitigt und ein
einheitliches Recht für die gesamte Bevölkerung eingeführt.
Dabei nahmen die beiden Gesetzgeber nicht nur aus dem bis-
herigen westgotischen Gesetzbuche, sondern auch aus dem rö-
mischen, welches nun seine Geltung verlieren sollte, Bestand-
teile auf, ja das römische Recht herrscht wie in den älteren
westgotischen, so auch in dem neueren westgotischen Gesetzbuche
materiell vor. Wo aber römisches Recht auftritt, erscheint
es im Gewände des Gesetzes eines westgotischen Königs oder
als Bestandteil des alten westgotischen Gesetzbuches. Deshalb
ist der Sieg des westgotischen Rechts nur ein formeller. Das
Recht der Lex Visigothorum enthält somit romanisiertes west-
gotisches Re<-ht. Ein derartiger Einfluß des römischen Rechts
auf das westgotische kann bei der höheren Entwicklung des
ersteren im Vergleich zu dem letzteren nicht wundernehmen.
Durch diese einheitliche <)< billig und durch den Übertritt
der weetgotischen Bevölkerung zum Katholizismus im Jahre 586
war die Verschmelzung der Westgoten und Römer zu einer
Nation zur bleibenden Tatsache geworden.
Diese RomanisierunL' des westgotisehen Rechts ist stets im
Auge zu behalten, wenn man sieh zum Beweise germanischer
igmndsitse auf die Li [gothorom beruft. Die
Leitseti gilt für das gesamte in dem Qeeetsbuehc enthaltene
Recht, für das Eherecht aber im beeonderen Hl
26 I. Teil. Kei'hts^eschiehtliclie Darstellung (Spanien).
Ferner ist zu beachten, daß der Lex Vis. die Einheitlichkeit
fehlt. Die in ihr enthaltenen Gesetze stammen von verschie-
denen Königen, eine Einheitlichkeit des Gesetzbuches ist durch
die verschiedenen Redaktionen nicht zustande gebracht: Zahl-
reich sind die Widersprüche unter den einzelnen Gesetzen, es
fehlt «lein (iesetzbuche an einheitlicher Konsequenz, und es ist
oft schwer, aus den sich widersprechenden Gesetzen das gel-
tende Recht herauszuheben. Die viel umstrittene LV. II. 1 c. 5
(Lex Quoniam) sowie IL 10 c. 11 bestimmen nichts über eine
derartige Einheitlichkeit, wie sie z. B. in dem zweiten Teile des
CIC, dem Liber X vorliegt, deshalb stehen die einzelnen Gesetze
in dem Verhältnis der lex posterior und prior.
Außerdem ist das Gesetzbuch nur für die richterliche Praxis
bestimmt, das sagt auch schon sein Name Liber Iudiciorum.
Es will nicht eine Darstellung der gesamten Rechtsordnung
geben, sondern prinzipiell nur solche Satzungen, welche für das
gerichtliche Verfahren und richterliche Entscheidungen in Be-
tracht kommen. Daher sind staatsrechtliche Bestimmungen in
demselben nicht enthalten.
Diesem Charakter entsprechen auch die dasEherecht betreffen-
den Bestimmungen. Die LV. enthält kein vollständiges abgeschlosse-
nes System des Eherechts. Die in ihr enthaltenen Bestimmungen
über die Verlobung beziehen sich nur auf die Begründung des
eheherrlichen Gewaltverhältnisses, die einzelnen Eheverbote
haben weniger den Charakter von Ehehindernissen als viel-
mehr von Strafnormen. Über die Art der Eheeingehung findet
sich, wie schon hervorgehoben wurde, außer LV. XII. 3 c. 8,
keine Bestimmung in dem Gesetzbuche.
B. Das Eheschließungs- und Eherecht
der Lex Visigothorum.
I. Das Verlöbnis (sponsio, disponsatio).
Wie im älteren römischen Rechte, so ist auch in den alt-
germanischen Rechten mit der legitimen Eheschließung die
Gewalt des Ehemannes über die Ehefrau verbunden. Die Vor-
aussetzung der Entstehung dieses Gewaltverhältnisses ist das
zwischen dem Vormund der Braut, also dem Vater, Bruder oder
dem nächsten männlichen Verwandten aus dem Mannesstamm
I. Kap. Die westgot. Zeit. B. Eheschließungs- u. Eherecht d. Lex Visigoth. 27
einerseits und dem Bräutigam anderseits unter einer gewissen
Beteiligung der beiderseitigen Sippen und unter Beobachtung der
gesetzlich vorgeschriebenen Formen abgeschlossene Verlöbnis.
Dasselbe vollzog sich ursprünglich in der Form eines
Kaufvertrages, eines Kaufvertrages nämlich, welcher die Vor-
mundschaft (mundium) d. h. die Gewalt über die Frau zum
Gegenstande hatte. Der bisherige Gewalthaber (Vormund)
verpflichtete sich, das Mädchen der Gewalt des Mannes gegen
Zahlung einer bestimmten Summe (dos, pretium), welche auf
Gesetz, Gewohnheitsrecht oder freier Vereinbarung beruhte, zu
übergeben, der Bräutigam verpflichtete sich, das Mädchen zur
Ehe zu nehmen unter Erlegung der Preissumme. Das so ab-
geschlossene Verlöbnis ist Voraussetzung der vollen Legitimität
der beabsichtigten Ehe, es ist obligatorischer Natur und findet
seine Ausführung in der Eheschließung. Auch die Preissumme
wurde gelegentlich der Eheschließung gezahlt.
Es handelt sich somit um einen käuflichen Erwerb der
Vormundschaft über das Mädchen. Die gemeingeläufige Be-
trachtung der germanischen Eheschließung unter dem Gesichts-
punkte eines Fraukaufes sollte doch endlich aus der Theorie
verschwinden, sie ist weder in den südgermanischen noch in
den nordgermanischen Rechten begründet. Niemals hat den
germanischen Völkern das Weib als bloße Ware gegolten, die
den geltenden Gesetzen über Verkauf unterliegt.
Auch für das westgotische Recht gelten die angeführten
Grundsätze. Die in der Lex Visig. vom Verlöbnis handelnden
Bestimmungen stehen mehrfach im Zusammenhang mit römisch-
rechtlichen Rechtsgrundsätzen;1 die hauptsächlichsten sind
folgende:
LV. III. 2 c. 8 (Antiqua): Wenn ein freies Mädchen (puella
ingenua) zu einem freien Manne geht, um seine Frau zu werden,
so soll der Mann zuvor mit den Eltern des Mädchens verhandeln.
Stimmen diese zu, so soll er den rechtmäßigen Preis (pretium
iustum) den Eltern zahlen; willigen si 6 nicht ein, so bleibt das
mdehen in der Gewalt der Eltern. Wenn aber die Ehe ohne
Wissen und Willen der Kitern geschlossen wird und die Kitern
Tochter nicht wieder in (Inaden aufnehmen wollen, dann
soll die Toehter ihr Brbreehl am elterliohen Gate rerlieren,
,i. «larüber (tti Abhaodtaiftfi von /. um.-r im NtMO Archiv.
:v I.Teil. R«ehtff«MhkhUtahe Darstellung (Spanien).
weil sie ohne elterliche Einwilligung die Ehe schloß. Die Eltern
haben aber das Recht, der Tochter aus dem elterlichen Vermögen
etwas zu schenken, über das der Tochter die freie Verfügung
zusteht. Die so ohne elterliche Beredung geschlossene (munt-
) Ehe hat gleichwohl Bestand.
LV. III. 1 c. 8 (Antiqua): Wenn Brüder in böswilliger
Absicht die Verheiratung ihrer Schwester hinziehen, um sie
durch Eingehung einer muntlosen Ehe um ihr elterliches Erb-
teil zu bringen, so hat die Schwester, nachdem durch die
Brüder zwei oder drei standesgleiche Freier abgewiesen sind,
das Recht, selbständig einen ebenbürtigen Gatten zu wählen
ohne Schmälerung des elterlichen Erbteils. Wenn aber die
Brüder die Verheiratung nur hinziehen, um für einen würdigeren
Freier (ut provideant digniorem) zu sorgen und die Schwester
verheiratet sich unter ihrem Stande (ad inferiorem forte ma-
ritum devenerit), so verliert sie ihr Erbteil am elterlichen Gute.
Gegen die Brüder aber und andere Verwandte behält sie ihr
Erbrecht. Auch hier ist die muntlos geschlossene Ehe gültig.
Derselbe Verlust des Erbrechts am Elterngute wird aus-
gesprochen in LV. III. 4 c. 7 (Antiqua) für das freie Mädchen
oder die Witwe, welche sich einem Manne außerehelich hingibt
(adulterium = röm. stuprum). Stimmen die Eltern nachträg-
lich einem Eheabschluß zu, so hat der Mann den Eltern das
pretium in der Höhe, wie es die Eltern bestimmen, oder wie
er es mit der betreffenden Frauensperson abmacht, zu zahlen.
Ein Erbrecht an das Elterngut hat die Frauensperson nur,
wenn es die Eltern wollen.
LV. III. 4 c. 8 (Antiqua) bestimmt: Wenn ein freies Weib
mit einem Manne sich außerehelich abgibt und er will sie zur
Frau haben, so hat er dazu die Befugnis. Heiratet er sie nicht,
so verfällt das Mädchen den Strafen der Unzucht (adulterium).
Auch hier ist die muntlose Ehe gültig.
LV. III. 1 c. 2 (Antiqua) befaßt sich mit dem ausschließ-
lichen Recht des Vaters, seine Tochter zu verloben. Bricht
die Tochter das vom Vater geschlossene Verlöbnis, indem sie
einen anderen heiratet, so wird sie nebst diesem, und zwar zu-
gleich mit dem beiderseitigen Vermögen, dem früheren Verlobten
ver knechtet. Die Brüder, die Mutter oder Verwandte, welche
zu dem Verlöbnisbruch behilflich waren, zahlen ein Pfund
Gold, cui rex iusserit. Diese ohne elterliche Zustimmung
I. Kap. Die westgot. Zeit. B. Eheschließungs- u. Eherecht d. Lex Visigotb. 29
geschlossene Ehe ist ungültig. Der vom Vater abgeschlossene
Verlobungsvertrag muß auch nach dessen Tode noch ausgeführt
werden. Die Redaktion der Stelle durch Ervig fügt erweiternd
hinzu: Si quis puellam cum voluntate patris aut aliorum
propinquorum parentum, quibus ex lege huiusmodi
potestas tribuitur, sponsatam habuerit.
Nach des Vaters Tode hat die Mutter gemäß LV. III. 1 c. 7
(Antiqua) das Verlobungsrecht über ihre Kinder, und zwar über
die Töchter wie über die Söhne. Ist die Mutter gestorben
oder hat sie sich wieder verheiratet, so geht das Verlobungs-
recht über die Töchter auf deren großjährige Brüder, in deren
Ermangelung auf den Vaterbruder über. Die großjährigen
Söhne können sich nach dem Tode der Eltern, wenn sie auf
ihre Verwandten nicht hören wollen, selbständig verheiraten.
Der Vaterbruder oder die Brüder sollen aber über die Verlobung
derpuella nicht allein verfügen, sondern unter Beirat der nächsten
Verwandten (cum proximis parentibus); der Bewerber soll der
puella ebenbürtig sein (natalibus aequalis).
II. Die Arra (Handgeld, Draufgeld).
Wie bei dem römischrechtlichen Verlöbnis, so kommt auch
bei dem westgotischen die arra zur Anwendung. Die Bezeich-
nung arra und auch ihre Anwendung auf den Verlöbnisvertrag
haben die Westgoten wohl von den Römern entlehnt, jedoch
derselben eine ganz andere Bedeutung beigelegt.
Nach römischem Recht band die zum Zweck eines künf-
tigen Kaufes vom Käufer gegebene arra beide Parteien: der
Verkäufer mußte, wenn er zurücktrat, die arra zurückgeben,
ebenso verlor der zurücktretende Käufer die arra an den Ver-
käufer. Das galt auch für die Verlöbnisarra (arra sponsalicia).
Nach römischem Recht war das Verlöbnis nicht bindend, es
verlor aber derjenige, welcher das Verlöbnis brach, zur Strafe
die arra sponsalicia bzw. ihren Wert.
Nach westgotischem Recht bindet dagegen die arra nur
den Verkäufer. Der Käufer hat das Etaoht, nicht nur die Zahlung
bedungenen Preises zu unterlassen und dadurch <l<*n Kauf-
vertrag zu lösen, Hon lern er kann in dienern Fallt iOgar die
gegebene arra torfiekerlangen. So naefa LV, v. i o. i (Antique
emendata).
80 I. Teil. Rthtagetflhkhtliche Darstellung (Spanien).
Diese Bedeutung hatte ursprünglich auch die Verlöbnisarra.
Der Bräutigam vorpflichtete sich durch Hingabe der arra eben-
sowenig \s u der gewöhnliche Käufer. Wie dieser den Verkäufer
bis zum Zahlungstermin, so band der Bräutigam die Gewalts-
inhaber der Braut bzw. die Braut durch die arra bis zum
Termin, auf welchen die Zahlung des pretium (Muntschatz, dos)
festgesetzt war. Er selbst konnte nach Belieben zahlen und
die Braut heimführen oder die arra zurückfordern und das
Verlöbnis lösen.
Dieses ältere Recht erfuhr durch Chindasvinth in LV. III
1 c. 3 mit der Überschrift: De non revocandis datis arris eine
einschneidende Veränderung in folgender Bestimmung: Decer-
nimus, ut, cum inter eos, qui disponsandi sunt, sive inter eorum
parentes aut fortasse propinquos pro filiorum nuptiis coram
testibus precesserit definitio et anulus arrarum nomine datus
fuerit vel acceptus, quamvis scripture non intercurrant, nulla-
tenus promissio violetur. Nee liceat uni parti suam immutare
aliquatenus voluntatem, si pars altera prebere consensum no-
luerit, sed seeundum legem alteram constitutione dotis impleta,
nuptiarum inter eos peragatur celebritas.
Danach soll das Verlöbnis auch ohne schriftlichen Vertrag
bindend sein, sobald der Ring arrarum nomine gegeben ist,
so daß keine Partei gegen den Willen der anderen zurücktreten
kann, vielmehr soll nach Zahlung der dos die Hochzeit gemäß
einer altera lex stattfinden. Diese altera lex ist LV. III. 1 c. br
ebenfalls von Chindasvinth, über den Maximalbetrag der dos.
Daß die Verlobung durch den als arra gegebenen Ring
der Verlobung durch schriftlichen Vertrag gleichgestellt, die
Schriftform neben der arra für entbehrlich erklärt wird, be-
stimmt auch LV. III. 1 c. 4 von Rekkessvinth : „Aliter quando-
que aut arrarum aut scripture celebrata confectio non valebit,"
ebenso LV. III. 6 c. 3 ebenfalls von Rekkessvinth: „post arra-
rum traditionem aut facta seeundum leges definitionis sponsione."
In letzterem Gesetze überträgt Rekkessvinth die Strafe, welche
sein Vater Chindasvinth in LV. III. 6 c. 2 auf einseitige Scheidung
der Ehe gesetzt hatte, auf willkürliche einseitige Lösung des
Verlöbnisses.
Das Verlöbnis war somit nicht einseitig auflösbar. Eine
Strafe für den einseitigen Bruch des Verlöbnisses war ursprüng-
lich nur hinsichtlich der Braut festgesetzt. Nach LV. III. 4 c. 2
I. Kap. Die westgot. Zeit. B. Eheschließungs- u. Eherecht d. Lex Visigoth. 31
(Antiqua) treffen die Braut, welche das Verlöbnis durch ander-
weitigen Geschlechtsverkehr (adulterium) bricht, die schweren
Strafen des Ehebruches. Diese Strafe trat nach der Redak-
tion, welche die Antiqua durch Ervig fand, auch ein bei einer
unrechtmäßigen Verlobung oder Verheiratung der Braut mit
einem anderen. In allen Fällen hatte diese strenge Ver-
pflichtung der Braut aber erst Platz nach Zahlung der dos (dato
pretio).
Für den einseitigen Verlöbnisbruch durch den Bräutigam
waren ursprünglich keine Strafen festgesetzt. Dieses geschah
erst durch Rekkessvinth in LV. III. 6 c. 3, indem die Ehebruchs-
strafen auch auf den Bräutigam, der einseitig das Verlöbnis
bricht, ausgedehnt werden.
Eine Ausnahme von der Regel, daß das Verlöbnis nicht
einseitig auflösbar sei, bestimmte Rekkessvinth in LV. III. 1 c. 4.
Danach sollen jüngere Männer mit älteren Weibern nicht verlobt
werden. Geschieht es doch, so ist jede Partei befugt, das Ver-
löbnis einseitig zu lösen. Am Schluß des Gesetzes wird für
die Witwenehe als Bedingung hingestellt, daß der Mann min-
destens gleichen Alters mit der Witwe sei.1
Außerdem enthält das vorgenannte Gesetz die Bestimmung,
daß nach Abschluß der Verlobung die Hochzeit innerhalb zwei
Jahren stattfinden soll, außer wenn beide Parteien eine Ver-
längerung beschließen: A die vero sponsionis usque ad nupti-
arum diem non amplius quam biennium expectetur, nisi aut
parentum aut cognationis vel certe ipsorum sponsorum, si pro-
fecte sunt iam etatis, honesta et conveniens adfuerit consensio
voluntatis. Diese Verlängerung und ebenso weitere Verlänge-
rungen sollen immer nur auf zwei Jahre vereinbart werden
können. Wer diese Fristen ohne Not oder ohne solche Ver-
längerung verstreichen läßt, hat die festgesetzte Strafsumnie
zu erlegen, ohne von der Erfüllung des Verlöbnisses befreit in
sein: nani, que in placito eontinetur, adimpleat, et quod
definitum est, immutare non liceat." Diese Stmffllligkeit neben
Verpflichtung lum Abschluß der Ehe trifft somit nur den
iiildigen, während die andere Partei jetzt unter Berufung
1 Es handelt sieli hier um kein Ebercrbol ftic Richter, Lthrb. <i K1
iomi11 benenntet; nur dm Verlöbnis könnt« in ifl« v<"»
jeder Partei gelost frei brenehte i Dicht Um sc ird«
unter - Ütniss* : losswne Eh« gel«
32 I. Teil. Rechtsgesdiiclitliche Darstellung (Spanien).
auf die Versäumung des Gegners den Abschluß der Ehe ver-
weigern kann.
Die zweijährige Frist ist dem römischen Recht entnommen,
sie findet sich Cod. Theod. III. 5 c. 4 u. 5. In ersterer Kon-
stitution wird bestimmt, daß der Verlobte seine Ansprüche aus
der Verlobung verliert, wenn er die Braut nicht innerhalb zwei
Jahren heimführt. Letztere ist dann nicht mehr an die Verlobung
gebunden. Die folgende Konstitution schärft die Regel für
Soldatenverlöbnisse ein und ist in die Lex Rom. Vis. als c. 4
Cod. Theod. III. 5 übergangen. Die westgotische Interpretation
spricht im Anschluß an die nicht aufgenommene c. 4 Cod.
Theod. III. 5 von dem privatus aut militans. Nach späterem
römischen Recht sollte die Heirat binnen zwei Jahren statt-
finden, wenn die Brautleute in derselben Provinz wohnten,
späterhin ist jeder Teil frei (L. 2 Cod. V — 1), sicher sind beide
Teile nach drei Jahren frei (L. 2 Cod. V— 17).1
III. Die dos (pretium) und die Morgengabe (morgingeba).
Ursprünglich erfolgte die Zahlung der Preissumme an den
bisherigen Gewalthaber. Als die Geschlechtsvormundschaft mehr
und mehr an Gewicht verlor, erhielt dieselbe nicht mehr der
bisherige Vormund, sondern die Braut selbst. Der Kaufpreis
wurde zu einer vom Vormund ausbedungenen dos des Bräu-
tigams an die Braut.
In diesem Übergangsstadium stehen bereits die Bestim-
mungen der Lex Vis. über die dos. Nach LV. III. 1 c. 6 (An-
tiqua) gilt schon die Braut selbst als Empfängerin der dos.
Wie aber der Vater den Verlöbnisvertrag abschließt, so erscheint
er auch insofern noch als Vertragspartei, als ihm das Recht
zugesprochen wird, den Betrag der dos einzutreiben und bis
zur Trauung, wo er ihn der Braut ausliefern muß, in seinem
Gewahrsam zu haben (exigendi vel conservandi potestas). Wenn
Vater oder Mutter nicht mehr vorhanden sind, treten an ihre
Stelle in dieser Beziehung die Brüder oder nächsten Verwandten
der Braut.
Auch die Morgengabe, d. h. die Gabe, welche der Bräu-
tigam ursprünglich nach der ersten Brautnacht der Braut
übergab, ist dem westgotischen Recht bekannt. Die Bestandteile
derselben werden in No. 20 der westgotischen Formelsammlung
1 Freisen, G. d. ERs. S. 128. Scherer, KR. II S. 130".
I. Kap. Die westgot. Zeit. B. Eheschließungs- u. Eherecht d. Lex Visigoth. 33
aus König Sisebuts Zeit (a. 615 — 16) in folgender metrischer
Form angegeben:
Ecce decem inprimis pueros totidemque puellas
Tradimus atque decem virorum corpora equorum,
Pari mulos numero ; damus inter caetera et arma,
Ordinis ut Getici est et morgingeba vetusta.
Nachdem die dos zu einer Gabe des Bräutigams an die
Braut geworden war, wird die Morgengabe mit derselben zu
einer Einheit verbunden, jedoch sind die einzelnen Bestandteile
der ersteren dabei getrennt angegeben. Es ergibt sich das aus
LY. III. 1 c. 5" von Chindasvinth (vom 12. Jan. 644), welches
die Überschrift trägt: De quantitate rerum conscribende dotis.
Um die vielen Streitigkeiten über die der Braut zu machen-
den Gaben (dotes) abzuschneiden, setzt Chindasvinth den Maxi-
malbetrag der dos für den höchsten Stand, nämlich für den
der primates und seniores des Westgotenvolkes, auf den Betrag
von 1000 solidi fest und gestattet daneben nur noch die Schenkung
von 10 Knechten, 10 Mägden und 20 Pferden. Letztere Gaben
sind die Bestandteile der Morgengabe, wie sie in der erwähn-
ten Formelsammlung aus König Sisebuts Zeit aufgezählt werden.
Mehr darf der Braut nur dann gegeben werden, wenn sie dem
Bräutigam ebensoviel zubringt, wie das in den römischen Ge-
setzen bestimmt ist.1
Männer, welche über das angegebene Maß der Frau Schen-
kungen eidlich oder schriftlich bei der Verheiratung versprochen
haben, sind an diese Versprechen nicht gebunden. Bereits voll-
zogene Schenkungen dieser Art sollen, soweit sie das erlaubte
Maß überschreiten, von den Eltern oder Verwandten des Mannes
zurückgefordert werden können. Weitergehende Schenkungen
unter Ehegatten sind, abgesehen von Todesgefahr, erst nach
Ablauf des ersten Jahres der Ehe statthaft. Diese letzten Be-
stimmungen werden sich wohl auf alle Stände beziehen.
' I >ie leges RoUMDftC sind: Va lentin ian i Nov. 34 § 9 (— L Human.
?Mf. Val. 12): Pars vr-ro n-mina«- tantum darr- 'lelx-bit, ijuantum sponsalilnis
maritim intulerit, ut dantis et arripi«-i aequa conditio, ne . . roniunrtio
uni lurrurn alteri faoiet df-trinx-ntum ; Maioriani Nov. 6 §9 (nicht in ifti L
Ron -. aufgenommen): . . . ut nunquam minon-m <|uam ttdfU futura
uxor iponsaliurn lartfitatem, dotis titulo N DOTtfil r.dUtur am ; Iu.nt. Not. 97
t, 1. | 'Julian. CoOft 1 hunatiununi, qOM propter nuptias finnt, parem
volumtu 6MC quantitaN-rn doli muln-ris).
Fraiatn. Du Eb< "
I. Teil. Rechtsgeschichtliche Darstellung (Spanien).
Für die übrigen Stände wird in dem Gesetze die Maximal-
dos in folgender Weise bemessen: Wer 10000 solidi Vermögen
hat, darf alles in allem bis 1000 sol. Wert als dos geben, wer
1000 sol. hat, bis 100 sol. Et sie ista constitutio dotalis tituli
ad nltiniain usque ad summam omni controversia sopita perve-
niet. Danach soll die dos immer im gleichen Verhältnis zum
Vermögen stehen, also nicht über den zehnten Teil desselben
betragen.
Wichtige Veränderungen hat an Chindasvinths Gesetz IIL
1 c. 5 König Ervig 681 vorgenommen. Er beseitigte die Maxi-
mal-dos von 1 000 sol. für den Adel und dehnte das für die
übrigen Stände geltende Zehntel auch auf diesen aus. Die
Morgengabe beließ er dem Adel als Vorrecht und gestaltete sie
noch weiter aus. Er gestattet wie Chindasvinth : decem pueros
decemque puellas et caballos viginti, fügt aber hinzu: seu in
ornamentis, quantum mille solidorum esse constiterit, d. h.
20 Unfreie, 20 Pferde, auch etwa Schmucksachen, alles zu-
sammen bis zu 1 000 sol. Wert. Ervig näherte die Bestandteile
der Morgengabe somit wieder mehr dem älteren Rechte, wie es
in der Sisebutschen Formel uns entgegentritt.1
Mit diesen Ervigschen Veränderungen stimmt im allgemeinen
überein eine westgotische Dotalurkunde aus dem Jahre 887:
Donamus atque concedimus dulcedini tue in dotis titulum decem
pueros; isti sunt: Fromarigus etc.; similiter puellas decem: iste
sunt: Theodesinda etc.; caballos XX . . ., in ornamento et ve-
stimento solidos CCCC . . ., insuper de omni re mea X. portionem.*
1 Die westgotische Morgengabe zeigt in ihrer Zusammensetzung eine auf-
tauende Übereinstimmung mit der bei Tacitus, Germania c. 18 erwähnten dos:
Dotem non uxor marito, sed uxori maritus offert. intersunt parentes et propin-
qui ac munera probant, munera non ad delicias muliebres quaesita nee quibus
nova nupta comatur, sed boves et frenatum equum et scutum cum framea gla-
dioque. in haec munera uxor aeeipitur, atque invicem ipsa armorum aliquid
viro affert, hoc maximum vinculum, haec arcana sacra, hos coniugales deos arbi-
trantur. ne se mulier extra virtutum cogitationes extraque bellorum casus putet,
ipsis ineipientis matrimonii auspieiis admonetur, venire se laborum periculorum-
que sociam, idem in pace, idem in proelio passuram assuramque. hoc iuneti
boves, hoc paratus equus, hoc data arma denuntiant. sie vivendum, sie per-
eundum ; aeeipere se quae liberis inviolata ac digna reddat, quae nurus acci-
piant rursusque ad nepotes referantur. Schröder, Lehrb. d. deutsch. Rechts-
geschichte (1907)6 8. 71."
2 König Rekkessvinth hat LV. III. 3 c. 9 als höchsten Wert eines Knechtes
100 sol. angenommen, die Lex Burgundionum tit. 10 kennt für qualifizierte
Kap. Die westgot. Zeit. ß. Eheschließungs- u. Eherecht d. Lex Visigoth. o5
Rekkessvinth erließ zu LV. III. 1 c. 5 einen Zusatz in LV.
III. 1 c. 9. Es wird hier gestattet, die in ersterem Gesetze fest-
gesetzte dos nicht nur vom Erbgut (res propriae), sondern auch
von Königsschenkungen oder sonst rechtmäßig erworbenem
Gute zu bestellen, iuxta moduni legis late conscribendi dotem
d. h. nach den in LV. III. 1 c. 5 aufgestellten Normen. Das
Zehntel soll somit nicht nur von den res propriae, sondern von
den verschiedenen Kategorien des Gutes gegeben werden können.
Zu LV. III. 1 c. 9 erließ Ervig eine Einleitung. In der-
selben wird die Überschrift des Gesetzes: Ne sine dote coniu-
gium fiat dahin erläutert, daß die Hingabe oder schriftliche
Bestellung einer dos als öffentlicher Beweis (dignitatis nobile
decus) für den Abschluß einer rechtsgültigen Ehe gelte: Nam
ubi dos nee data est nee conscripta, quod testimonium esse
poterit in coniugii dignitate futura, quando nee coniunetionem
eelebratam publica roborat dignitas, nee dotalium tabularum
comitatur honestas?
Es ist somit ein absolutes Gebot der Bestellung einer dos
weder in dem Gesetze Ervigs noch auch in anderen Gesetzen
des westgotischen Rechtsbuches ausgesprochen. Dasselbe gilt
auch für das Judengesetz Ervigs, LV. XII. 3 c. 8, welches bereits
vor LV. III. 1 c. 9 erlassen wurde, und in welchem er den Juden
gebietet zu heiraten: non aliter quam cum praemisso dotis
titulo, quod in christianis salubri institutione preeeptum est
vel sacerdotali benedictione.
Es wird in beiden Gesetzen somit nicht auf eine ausdrück-
liche Gesetzesvorschrift über die Notwendigkeit der Dosbestellung
verwiesen, sondern auf die herrschende Rechtsanschauung über
die Bedeutung der dos: Eine dos soll bestellt werden, sie ist
aber nicht zur Gültigkeit der Ehe notwendig, sondern sie dient
bloß zum öffentlichen Beweise des Eheschlusses. Während ihre
Bestellung früher dem weltlichen Rechtsgebiete angehörte, ist
sie nunmehr zu einer kirchlichen Angelegenheit geworden. Die
Kirche hat aber ebenfalls von der Dosbestellung die ReohtS-
gültigkeit der Bhe nicht abhängig gemacht.1
Kneehte Tnlwlih|riwiw von 60 bfa 160 mL Hfl Eoeebl ron mittlere! Qoali
fikation kooBti leieht 60 toL prerl Min, m dal lOKneebti Mhoa die HllfU dei
Maxirnalh*:tngef IBWinrht'Ti
1 Vgl. ebet dk MfebenreeliUiebe Auffassung du deei 'reiten, G
ER», a 134 fr.
3*
86 I. Teil. RtthtsgCtchichÜiche Darstellung (Spanien).
IV. Die Eheschließung (nuptiae, nuptiale festum).
Ober die Art der Eheeingehung gibt die Lex Visig. keinen
näheren Aufschluß. In LV. XIII. 2 c. 6 bestimmt Rekkessvinth
für die Juden in allgemeiner Weise: Nullus festa nuptialia aliter
quam christianorum mos habet, vel adpetat vel usurpet. Es
treffen die Schuldigen die in LV. III. 2 c. 11 von demselben
König festgesetzten Strafen: Verstümmlung, Steinigung, Feuer-
tod, im Falle königlicher Gnade tritt Knechtschaft und voll-
ständiger Vermögensverlust an deren Stelle.
Genauer verfügt Ervig in LV. XIII. 3 c. 8 für die Juden:
Illud tarnen modis omnibus observandum fore precipimus, ut,
si quis Iudaeus sive Iudaea noviter nuptiale festum celebrare
voluerint, non aliter quam cum praemisso dotis titulo, quod in
christianis salubri institutione preceptum est, vel sacerdotali
benedictione intra sinum sancte ecclesie percepta coniugium
cuiquam ex his adire permittimus. Quod si vel sine benedic-
tione sacerdotis quisquam Hebreorum noviter coniugium duxerit
vel sollemnitatem legis pro dotali titulo in quocumque tran-
scenderit, aut C principi solidos coactus exsolvat, aut C publice
verberatus flagella suscipiat.
Während das erstere Gesetz den Juden die äußere bei den
Christen üblicheHochzeitsfeierlichkeit(festa nuptialia) vorschreibt,
wird von ihnen in dem zweiten Gesetz die bei den Christen vor-
geschriebene (quod in christianis salubri institutione preceptum
est) vorherige Dosbestellung (praemisso dotis titulo) oder die
ebenfalls kirchlicherseits vorgeschriebene priesterliche Einseg-
nung verlangt. Diese Einsegnung hatte selbstverständlich der
jüdische Rabbiner vorzunehmen.
Ein Kirchengesetz aus der westgotischen Zeit, welches die
Dosbestellung oder priesterliche Einsegnung vorschreibt, gibt
es nicht. Daß die Dosbestellung nach weltlichem Rechte nur
als öffentlicher Beweis für den Abschluß einer rechtsgültigen
Ehe dienen sollte, ist schon oben (S. 35) ausgeführt worden.
Das westgotische Rechtsbuch enthält somit nichts über die
Art der eigentlichen Eheeingehung. Das Verlöbnis und die
• lie dabei getroffenen Abmachungen sind nicht Eheschließung,
0
die letztere war in jener Zeit nicht weltliche, sondern kirchliche
Angelegenheit. Die Kirche hat aber weder im Westgotenreiche
I. Kap. Die westgot. Zeit. B. Eheschließungs- u. Eherecht d. Lex Visigoth. 37
noch auch sonstwo die Rechtsgültigkeit der Ehe von der Dos-
bestellung, wie schon hervorgehoben, oder priesterlichen Ein-
segnung abhängig gemacht.1
V. Die Ehehindernisse (nuptiae illicitae).
LV. III. 2 mit der Überschrift: De nuptiis illicitis enthält
acht Gesetze über verbotene Ehen. Alle, mit Ausnahme von
c. 7 (Chindasvinth), sind Antiquae. Ihr Inhalt ist folgender:
1. Das Trauerjahr.
LV. III. 2 c. 1 (Antiqua) stellt die Wiederverheiratung und
außerehelichen Geschlechtsverkehr (adulterium = röm. stuprum)
der Witwe innerhalb eines Jahres nach des Mannes Tode unter
Strafe. Die Frist (das Trauerjahr) ist dem römischen Recht
entlehnt und wurde hier durch eine Konstitution von Gratian,
Valentinian und Theodosius vom Jahre 381 (Cod. Iust. V. 9, 2
= Cod. Theod. III. 8, 1) auf 12 Monate statt der früheren Frist
von 10 Monaten festgesetzt. Auch die Strafe, Verlust des halben
Vermögens an die Kinder erster Ehe oder, wenn solche fehlen,
an die sonstigen Erben, stammt aus dem römischen Recht, aus
Cod. Iust. VI. 56, 4. Die dennoch geschlossene Ehe war aber
rechtsgültig.
Ervig fügte zu dem Gesetze einen Zusatz, wonach diejenigen
Witwen, welche sich auf Befehl des Königs vorzeitig wieder
verheiraten, von der Strafe ausgeschlossen werden.2
2. Die Gleichbürtigkeit.
Wie bei den anderen germanischen Völkern, so hatten auch
bei den Westgoten die ständischen Verhältnisse eine große
Bedeutung. Die Ebenbürtigkeit, zufolge deren in einer Reihe
rechtlicher Beziehungen der Untergenosse von den Obergenossen
als unebenbin tig ausgeschlossen wurde, hatte ihre Bedeutung
im Lehenrecht, Gerichtswesen, im Vormundschafts- und Erbrecht.
Anders war es hinsichtlich der Ehe, indem diese Gleich Hurtig-
keit beider Ehegatten verlangte, also nicht bloß den Unter«
"ii ansechloA Bin Ehehindernis bildete die Standet-
Verschiedenheit nur zwischen Freien und Unfreien, bei anderen
i Freiste, 0. 11 1 I8ft
.-,•!,, od Btnri v.-ii.i/t<u Prwsrjahfsi eeco bsfatlftm
In 4KB 1--1 Bd I L79
I. Teil. Rechfcgeschii'htliche Darstellung (Spanien).
Ehen bildete sie zwar kein Ehehindernis, aber es traten die
vollen Wirkungen der Ehe nur unter Standesgenossen ein. Die
folgenden hiervon handelnden Gesetze der LV. sind ebenfalls
in starker Anlehnung an das römische Recht entstanden:
LV. III. 8 0. S (Antiqua) verhängt über die mulier ingenua,
welche sich mit ihrem Sklaven oder ihrem eigenen Freigelassenen
-chlechtlich abgibt (adulterium = röm. stuprum) oder eine
Ehe mit ihnen eingeht, von Erlaß des Gesetzes ab die Strafe
der Auspeitschung und des Feuertodes. Dieselbe Strafe trifft
auch den Sklaven und den Freigelassenen.
Ist vor Erlaß der Antiqua die Eheschließung schon erfolgt,
dann sollen beide getrennt werden, das Vermögen der Frau
fällt nicht an die aus der verbotenen Verbindung hervorgegan-
genen Kinder, sondern an ihre Kinder, welche sie etwa aus
einer rechtmäßigen Ehe hat, sonst an ihre Verwandten (legali
successione). Wenn Verwandte usque ad tertium gradum nicht
vorhanden sind, erhält der Fiskus das Vermögen. Die Frau
trifft aber auch nach der Trennung der Verbindung die Strafe
des Auspeitschens und des Feuertodes. Flüchtet sie aber in
die Kirche, so wird sie irgend jemand zur Sklaverei übergeben.
Auch diese Antiqua schließt sich an das römische Recht,
nämlich an die Konstitution Konstantins im Cod. Theod. IX.
i', 1, welche in die Lex Rom. Vis. IX. 6, 1 aufgenommen wurde
und zugleich mit der westgotischen Interpretation zu dem Gesetz
in der Antiqua benutzt ist. Außerdem ist in der Antiqua be-
nutzt ein Gesetz des Kaisers Anthemius von 468, Anthemii Nov. 1.
§ 2 u. 3 (Haenel, Novellae constitutiones c. 343 ff.).
Auch LV. III. 2 c. 3 (Antiqua) zeigt eine starke Mischung
germanischen und römischen Rechts. Nach diesem Gesetze soll
das freie Weib, welches sich ehelich oder außerehelich mit einem
fremden Sklaven verbindet, dem Herrn desselben verknechtet
werden. Diese Folge soll aber nicht sofort eintreten, sondern
nach vorher erfolglos angestellten Maßregeln. Zunächst soll
der Richter die Trennung des Paares befehlen und seinem Be-
fehle mit je 100 Geißelhieben bei jedem der beiden Delinquenten
Nachdruck verleihen. Dreimal soll nötigenfalls diese Prozedur
wiederholt werden. Wenn die beiden dann noch nicht vonein-
ander lassen, soll die Frau in die Gewalt ihrer Sippe gegeben
werden, und erst, wenn diese sie wieder freigibt, soll sie dem
Ilf-rrn ihres Mannes verknechtet werden. Die mit dem Manne
I. Kap. Die westgot. Zeit. B. Eheschließung^- u. Eherecht d. Lex Visigoth. 39
erzeugten Kinder folgen dem Stande ihres Vaters, das Vermögen
der Frau nehmen ihre Verwandten. In derselben Weise soll
mit einem freien Manne verfahren werden, der sich mit einer
Unfreien verbindet.
Ervig macht zu der Stelle einen Zusatz, wonach die aus
solcher Verbindung erzeugten Kinder ingenui bleiben, wenn sie
durch einen legitimen Zeugen den Beweis erbringen, daß sie
30 Jahre lang als frei gegolten haben.
Die älteren römischen Quellen, welche bei diesen Bestim-
mungen benutzt sind, aber keine Aufnahme in die Lex Rom.
Vis. fanden, sind: Pauli sent. II. 21 A; Cod. Theod. IV. 11 c. 4, 6;
Nov. Valent. III. 30 § 6.
LV. III. 2 c. 4 (Antiqua) bestimmt, daß eine freigelassene
Frau, welche sich außerehelich oder ehelich mit einem fremden
Unfreien einläßt und nach dreimaligem richterlichen Befehl
(post trinam conventionem) die Verbindung nicht aufgibt, dem
Herrn des Unfreien verknechtet wird. Dasselbe Recht gilt auch
bei dem freigelassenen Manne, welcher sich mit einer fremden
Unfreien einläßt. Wenn aber der dominus des Freigelassenen
und der dominus der Unfreien ihre Zustimmung zu der Ver-
bindung geben, so bleibt sie bestehen, die erzeugten Kinder
bleiben jedoch unfrei.
Die für diese Antiqua benutzten römischen Quellen sind:
Pauli sent. IL 21 A g 6 u. 7; Cod. Theod. IV. 11 c. 1, 2, 7;
Gaii inst. I. 84.
LV. III. 2 c. 5 (Antiqua) handelt von der Zugehörigkeit
der Kinder aus Verbindungen zwischen Unfreien verschiedener
domini. Wenn jemand seine Sklavin einem fremden Sklaven
ohne Wissen seines dominus zur Ehe gibt, erhält der dominus
des Sklaven Eigentum an der Sklavin und den erzeugten Kindern.
Dasselbe gilt, wenn jemand seinen Sklaven einer fremden Sklavin
unter denselben Verhältnissen zur Ehe gibt.
mische Quellen für diese Antiqua sind nicht nachzuweisen,
es handelt sich somit um reines weetgol isches Recht.
LV. III. 2 c 7 (Cbindaerinth) behandelt den Fall, wo ein
H'-rr seinen Knecht eine Ma-d fälschlich für frei ausgibt
und mit einer freien oder freigelassen«-]) 1\ rson verheiratet.
In solchem Falk trifft den Herrn die Strafe der Infamie, <r
verwirkt sein Recht an der unfreien iVrson, welch», mit den
erzeugten Kindern in den Stand der lügend tritt nml das ihr
40 i. Teil. EUchftigQtcbiehUicht Darstellung (Spanien).
bei der Eheschließung gegebene oder versprochene Vermögen
zu Eigentum erwirbt.
Als Quelle benutzte Chindasvinth wahrscheinlich Justinians
Novelle XXII c. 11 (= Iuliani Constit. XXXVI c. 3), an der
er jedoch Veränderungen vornahm.
3. Die Verschollenheit.
LV. III. 2 c. 6 (Antiqua) verbietet, daß eine Frau, deren
Mann verschollen ist, sich wieder verheiratet, bevor sie sich
aus sicheren Anzeichen von seinem Tode überzeugt hat. Auch
der Mann, den sie heiraten will, hat sich diese Sicherheit zu
verschaffen. Heiraten sie sich, ohne sich diese Sicherheit ver-
schafft zu haben, und kehrt der erste Mann zurück, so werden
beide ihm verknechtet, d. h. sie erleiden die Strafen des Ehe-
bruchs, welche nach LV. III. 4 c. 1, 3, 12 in der Überlieferung
des schuldigen Paares an den beleidigten Gatten besteht. Letzterer
konnte sie verkaufen oder töten.
Auch dieses Gesetz schließt sich an das römische Recht an,
nämlich an die in die Digesten aufgenommene Stelle Papinians,
Dig. XLVIII. 5. 12 § 12. Außerdem stimmen die Bestimmungen
der Antiqua so ziemlich überein mit denjenigen, welche Justi-
nian in Novelle 117 c. 11 (= Iuliani Constit. 108 c. 10) für
die Soldatenfrau trifft.1
4. Der Frauenraub (raptus). Königliche Ehebefehle.
LV. III. 3 mit der Überschrift: De raptu virginum vel vi-
duarum behandelt in 12 Kapiteln den Frauenraub und verwandte
Verbrechen. In dem ganzen Titel macht sich sowohl hinsicht-
lich der Auffassung des raptus als auch hinsichtlich der Strafen
römischrechtlicher Einfluß und besonders solcher justinianischen
Rechts geltend.2
Die Strafen sind nach der verschiedenen Art des Verbrechens
bemessen: Vermögensbuße, Knechtschaft, Todesstrafe. Teilweise
wird die entführte Frauensperson, teilweise ihre Eltern (Vor-
münder) für die raptus entschädigt. Das Verbrechen wird somit
unter einem doppelten Gesichtspunkt aufgefaßt, einmal als rechts-
widriger Zwang gegen die Frauensperson und sodann als rechts-
widriger Eingriff in die Rechte ihres Vormundes.
1 Freisen, G. <J. ERs. 8. 367, 789.
1 Das Nähere bei Zeumer, N. Arch. Bd. 24 S. 600 ff.
I. Kap. Die westgot. Zeit. B. Eheschließungs- u Eherecht d. Lex Visigoth. 41
Nur der König hatte das Recht, einen Zwang bei der Ehe-
schließung auszuüben, so nach LV. III. 3 c. 11 (Chindasvinth):
Wer ein freies Mädchen (selbstverständlich ohne als-Muntwalt
dazu berechtigt zu sein) oder eine Witwe ohne königlichen
Befehl einem Manne gegen ihren Willen zur Ehe gibt, soll der
geschädigten Person 5 Pfund Gold zahlen, und die Ehe soll
gegen den Willen der Frauensperson nicht gültig sein. Über
königliche Ehebefehle handeln ferner LV. III. 2 c. 1 (Ervig);
III. 5 c. 1 (Rekkessvinth); III. 6 c. 2 (Chindasvinth).
Die Entführung hat den Charakter eines Strafvergehens,
Für Klagen wegen derselben gilt gemäß LV. III. 3 c. 7 (Anti-
qua) die allgemeine Klagejährungsfrist von 30 Jahren. Ein
Ehehindernis bildet die Entführung nicht, vielmehr wird in
LV. III. 3 c. 7 (Antiqua) bestimmt, daß die Eltern der Geraubten
oder diese selbst wie auch die Witwe mit dem raptor nach-
träglich eine Ehe vereinbaren können.
Es ist in den Bestimmungen der LV. nur von der Ent-
führung einer unverlobten Frauensperson und einer sponsa
aliena die Rede. Daraus folgt, daß an der eigenen sponsa
das Verbrechen des raptus nicht begangen werden kann.1
5. Unzuchtsdelikte (adulterium).
LV. III. 4 trägt die Überschrift: De adulteriis. Dabei ist
jedoch zu beachten, daß der Ausdruck adulterium sich nicht
mit unserem Begriff des Ehebruchs deckt. Er umfaßt auch
die übrigen Unzuchtsdelikte mit Ausschluß des raptus.
Die Strafen für diese Vergehen sind ebenfalls äußerst strenge
und auch hier nach der Schwere des Verbrechens abgestuft:
Vermögensbuße, Oberlieferang zur Privatrache, Prügelstrafe,
V'-rknechtung, Tötung bei Ertappung des Verbrechers in fla-
granti, Verbrennung (bei Unfreien). Auch hier zeigen die ein-
zelnen Gesetze vielfach«' Berührungspunkte mit dem römischen
ehte.2
Über die Frage, ob das aldulterium ein Khehindernis ist, fol-
gendes: LV. III. 1 C 7 (Antiqua) bestimmt: Wenn ein freies
Mädchen odereine Witwe sich zum Zweck außerehelichen Verkehrs
in ein fremd* Haus begibt, und beide wollen sieh heiraten,
i Vgl. Streber snd Hb« <i D Urin I i
■ (T.
■ Da* Nfthere bd r, N. Ai.h. IM 34
LS I. Teil. Rechtsgesehiehtliche Darstellung (Spanien).
so ist die Eheschließung gestattet, wenn die Eltern der Frauens-
person ihre Einwilligung geben und der betreffende Mann diesen
Eltern difl pretium bezahlt. Die betreffende Frauensperson
hat aber mir mit Einwilligung ihrer Eltern ein Erbrecht an
der letzteren Vermögen.
LA'. XI. I c. 8 (Antiqua) bestimmt: Wenn ein freies Mädchen
freiwillig sich einem Manne außerehelich hingegeben hat, und letz-
terer will sie heiraten, so ist das gestattet. Will er sie aber nicht
heiraten, so trifft das Mädchen die Strafe des Ehebruchs.
LV. III. 4 c. 14 (Antiqua) bedroht Freie für Unzucht an
freien Witwen und Mädchen mit Prügelstrafe und Verknechtung,
Unfreie mit dem Feuertode. Ervig fügt, um die nachträgliche
Ehe der Stuprierten mit dem ihr verknechteten Freien zu ver-
hindern, hinzu, daß die Frauensperson, wenn sie den Täter qua-
libet occasione zur Ehe nimmt, mitihrem Vermögen in die Gewalt
ihrer Erben gegeben werden solle.
In allen drei Fällen handelt es sich nicht um wirklichen
Ehebruch, sondern um außerehelichen Geschlechtsverkehr. Aus-
drücklich aber bestimmt Chindasvinth für den Fall des wirk-
lichen Ehebruchs in III. 4 c. 12, daß der Ehebrecher niemals mehr
die Erlaubnis habe, mit der Ehebrecherin außerehelich zu ver-
kehren oder sie zu heiraten. Damit ist der Ehebruch für ein
Ehehindernis erklärt.1
Das letzte Gesetz dieses Titels III. 4 c. 18 von Rekkessvinth
trägt die Überschrift: Deimmundicia sacerdotum et ministrorum.
Dasselbe ist im Anschluß an c. 5 des VIII. Konzils von Toledo
(a. 653) erlassen und als weltliches Ausführungsgesetz zu diesem
Canon anzusehen, den es als patrum sententia zitiert und dem
es sich im Wortlaut vielfach anschließt. Es verbietet den Priestern,
Diakonen und Subdiakonen den außerehelichen Geschlechtsver-
kehr und die Verheiratung.
Derartige Verbindungen sind durch den Bischof oder welt-
lichen Richter zu trennen. Die schuldigen Geistlichen werden
gemäß den kanonisch-rechtlichen Canones mit Buße bestraft,
den schuldigen Weibern wird Prügelstrafe (centenis flagellis a
iudicibus verberentur), den in der Verfolgung solcher Vergehen
lässigen Bischöfen Geldstrafe (duas libras auri fisco persolvat)
angedroht. Derartige Verbindungen sind zu trennen. Das Gesetz
1 über die anders geartete Entwicklung des Ehebruchs als Ehehindernis
im kanonischen Recht vgl. Freisen, G. d. ERs. S. 622 ff.
I. Kap. Die westgot. Zeit. B. Eheschließungs- u. Eherecht d. Lex Visigoth. 43
dient der Durchführung der kirchlichen Zölibatsgesetze, welche
in Spanien auf große Schwierigkeiten stieß.1
Daß nach LV. III. 4. c. 2 (Antiqua) und seiner Redaktion durch
Ervig der Bruch des Verlöbnisses durch außerehelichen Ge-
schlechtsverkehr, durch unrechtmäßige Verlobung wie Verhei-
ratung der Braut mit einem anderen den Ehebruchsstrafen
unterliegt, ist schon oben (S. 30 f.) ausgeführt worden.
6. Inzest, Apostasie, Sodomie.
LV. III. 5 De incestis et apostatis adque masculorum con-
cubitoribus hebt aus der Zahl der Unzuchtsvergehen einige als
qualifizierte heraus und stellt sie unter besondere Strafen.
a. Inzest. In LV. III. 5 c. 1 stellt Chindasvinth als Inzest
unter Strafe die eheliche (matrimonium) oder außereheliche
(adulterium) Verbindung mit Abkömmlingen des Vaters oder
der Mutter, der Großeltern, der Eltern der Frau, ferner mit
der Verlobten2 oder Witwe des Vaters, der Witwe eines Ver-
wandten sowie mit allen Verwandten bis zum sechsten Grade
einschließlich (usque ad sextum generis gradum nulli liceat
sanguinis propinquitatem libidinose foedare vel coniugio ad-
petere). Ausgenommen von den Strafbestimmungen dieses
Gesetzes bleiben solche Verbindungen nur dann, wenn sie auf
Befehl oder mit Genehmigung des Königs geschlossen sind.
Die Schuldigen sind durch den Richter zu trennen und werden
mit lebenslänglicher Einsperrung in ein Kloster bestraft. Be-
treffs der vermögensrechtlichen Strafen verweist das Gesetz auf
LV. III. 5 c. 2.
In diesem angezogenen Gesetze (III. 5 c. 2) stellt Rekkared
die Khe mit einer gottgeweihten Jungfrau oder gottgeweihten
Witwe ebenfalls unter die Strafe des Inzestes. Der zum Ka-
tholizismus übergetretene Westgotenkönig bezeichnet als Motiv
hierfür seinen Eifer für den katholischen Glauben und beruft
h auf die canones ecclesiastici, welche die Ehe mit einer gott-
geweihten Jungfrau oder Witwe verbieten. Derartige Verbin-
dungen find durch den Richter oder den Priester zu trennen, auch
wenn kein Kläger tuftritt Die Schuldigen werden mit immer
«rfthrender Verbannung ohne Aussicht auf Begnadigung bestraft
» Vgl. darSbef Kr. n.
1 In dem Verbote <I»t Kln- und <!■ ••liHi<-ln-n \nk«-lii- mii ■ I ■- ■
MU } I -lie Mf. qua«! aflinitas ;.!- Ebthilldeniil Werf UUtt.
• v, mi kau
44 1. Teil. Rechtsgeschichtliche Darstellung (Spanien).
Ihr Erbe fällt, wenn keine Kinder ans früherer Ehe vorhanden
sind, an die im Inzest erzeugten Kinder, welche außerdem auch
frei von der Infamie sein sollen. Fehlt es auch an diesen Kindern,
fällt das Erbe an diejenigen Personen, welche nach der Suk-
zessionsordnung (LV. IV. c. 2 f f.) dazu berufen sind.
Eine Ergänzung zu LV. III. 5 c. 1 gibt Chindasvinth in
III. 5 c. 5, indem er jedem die Geschlechtsverbindung mit einem
Weibe verbietet, von dem er weiß, daß sie mit seinem Vater
oder Bruder im außerehelichen Geschlechtsverkehr gestanden
habe. Dasselbe Verbot gilt auch für den Vater hinsichtlich des
Weibes, mit dem sein Sohn im außerehelichen Geschlechtsverkehr
gestanden hat. Es macht keinen Unterschied, ob das Weib eine
Freie oder Unfreie ist. Der schuldige Mann verliert sein Ver-
mögen an seine ehelichen Kinder, oder, wenn solche fehlen,
an seine sonstigen Erben und wird außerdem mit lebensläng-
licher Verbannung bestraft.
In diesem Gesetz ist somit die affinitas illegitima anerkannt.
Da dieselbe dem römischen Recht unbekannt war, vielmehr ihre
Einführung durch das kanonische Recht erfolgt ist,1 darf ein
Anschluß an kirchliche Anschauungen angenommen werden.
b. Apostasie. In LV. III. 5 c. 3 handelt Chindasvinth
von der Apostasie, welche Religiöse d. h. Mönche, gottgeweihte
Jungfrauen und Witwen sowie Büßende (poenitentes) durch
Rückkehr zum weltlichen Leben begehen. Er schließt sich hier
an die kirchlichen Bestimmungen, welche das Concil. Tolet. IV.
(a. 633) c. 49, 52, 55, 56, Concil. Tolet. VI. (a. 638) c. 9 ff., Concil.
Tolet. X. (a. 656) c. 4, 5, 6 über diesen Gegenstand getroffen
hatten, insbesondere anerkennt er auch die Bestimmung des
Concil. Tolet. IV. (a. 633) c. 49: Monachum aut paterna devotio
aut propria professio facit. Er bestätigt die kanonisch-rechtlichen
Vorschriften: Gewaltsame Zurückführung zum geistlichen Leben
durch Einsperrung in ein Kloster zu lebenslänglicher Buße, und
fügt diesen kirchlichen Strafen weltliche hinzu: Vermögens-
verlust und Infamie, als deren Wirkungen er Unfähigkeit zur
Erhebung einer Anklage, zum Zeugnis und zur Vertretung vor
Gericht hinstellt. Gewisse Kategorien sind straffrei, darunter
diejenigen, welche das geistliche Leben in schwerer Krankheit
ohne rechtes Bewußtsein übernommen haben, wogegen das Conc.
' Kreisen, G. d. ERs. S. 449 H. Hörmann, Quasiaffinität II. S. 381 ff.,
447 n.
I. Kap. Die westgot. Zeit. B. Eheschließungs- u. Eherecht d. Lex Visigoth. 45
Tolet. XII. (a. 681) c. 2 auch in diesem Fall die Apostasie ein-
treten läßt.
Vielfach kamen bei der Übernahme des geistlichen Lebens
Schwindeleien vor. Witwen pflegten in der Zeit der Trauer
das geistliche Gewand anzunehmen, dabei sich aber die Rück-
kehr in das weltliche Leben offenzuhalten, indem sie farbige
Streifen der inneren Seite des Gewandes aufnähten, auf Grund
deren sie dann vorgaben, nie wirklich ein geistliches Gewand
getragen zu haben. Diesen und ähnlichen Schwindeleien trau-
ernder Witwen war schon unter Rekkessvinth das Conc. Tolet. X
(a. 656) c. 4 entgegengetreten, indem es bestimmte, daß Witwen
nur nach vorgängiger schriftlicher Erklärung, immer im geist-
lichen Stande bleiben zu wollen, von dem Priester das geist-
liche Gewand empfangen, und daß an dem Gewände keine bunte
Farben sein sollten. Da diese Bestimmung nicht den gewünsch-
ten Erfolg hatte, schärfte Egica in LV. III. 5 c. 6 (Novella
Solet) die in dieser Angelegenheit vom kanonischen Recht fest-
gesetzten Strafen durch sein weltliches Gesetz von neuem ein.1
c. Sodomie. Zwei Gesetze dieses Titels handeln von der
Sodomie. In LV. III. 5 c. 4 trifft Chindasvinth Bestimmungen
gegen die masculorum concubitores. Als Hauptstrafe verhängt
er über die Schuldigen die Entmannung; dazu werden sie dem
Bischof zur Einsperrung übergeben. Das Vermögen derselben
geht an die legitimen Kinder oder bei ihrem Fehlen an die
legitimen sonstigen Erben über. Die Frauen derselben behalten
die empfangene dos neben ihrem sonstigen Vermögen und können
sich beliebig wieder verheiraten.
König Egica führt in LV. III. 5 c. 7 (Nov. Orthodoxe) den
Kampf gegen die Sodomie fort: Einmal bestätigt er die von
Chindasvinth festgesetzten Strafen, und sodann anerkennt er auch
als weltliches Recht die vom Conc. Tolet. XVI (a. 698) c .'}
gegen die Sodomie festgesetzte kirchliche Strafsatzung. Dieses
Konzil bedroht Geistliche mit dem Verlust ihrer Würde, Laien
mit 100 Schlägen und Haarscheren, beide dazu mit Lebensl&ng-
lichem Exil d. h. Einsperrung unter strenger geistlicher Zaoht
7. Elnscharfungr des Ehehindernisses der Verwandtschaft für die Juden.
Vor der Einführung des einheitlichen RechttbUOhCi der
L lebten die Juden im weetgOtisohen Reiche wir früher
i Vgl. Kreisen, 0. -1. I
46 I. Teil. Reohtagetchichtiche Darstellung (Spanien).
im römischen Reiche als Römer nach römischem Rechte, wie
das in der Lex Rom. Vis. Cod. Theod. II. 1. 10 bezeugt wird.
Mit Einführung der Lex Vis. unterstanden die Juden den Be-
Stimmungen dos einheitlichen Gesetzbuches. Bei einigen Gesetzen
ist diese Geltung für die Juden noch besonders ausgesprochen.
So bestimmt Rekkessvinth in LV. XII. 2 c. 6: Nemo ex Iudaeis
propinquitatem sanguinis sui coniugio copulet, adulterio polluat,
incestu commaculet. Nullus usque ad sextum generis gradum
ooitum personam quamcumque contingat, und verweist auf die
von ihm in LV. XII. 2 c. 11 festgesetzten Strafen: Verstümmlung,
Steinigung, Feuertod; im Falle königlicher Gnade tritt Knecht-
schaft und Vermögensverlust an deren Stelle.
Ervig erweitert in LV. XII. 3 c. 8 das vorige Gesetz unter
Berufung auf das von Chindasvinth in III. 5 c. 1 erlassene
Gesetz und bestimmt: Nulli Iudaeorum in utroque sexu per-
mittimus ex propinquitate sui sanguinis vel uxoris sue atque
etiam virorum iuxta legem, quae in christianis est lata, usque
ad sexti generis gradum connubia ducere vel incesti maculam
operari. Die Verbindung wird getrennt, die Übertreter des
Gesetzes werden außerdem öffentlich geschoren, erhalten 100
Peitschenhiebe und werden exiliert. Ihr Vermögen geht an die
Kinder aus früherer legitimer Ehe über, sind keine vorhanden,
an den König oder den Fiskus.
8. Die Verwandtschaftszählung (de gradibus).
In den vorher angeführten Gesetzen (III. 5, 1; XII. 2, 6;
XII. 3, 8) wird die Ehe verboten bis zum 6. Grade. Es fragt
sich nun, welche Verwandtschaftszählung in der Lex Vis. an-
gewandt wurde. Pauli Sent. IV. 11 wurden in die Lex Rom.
Vis. als Pauli Sent. IV. 10 c. 1 — 7 aufgenommen. In dieser
Fassung zugleich mit der westgotischen Interpretation ging die
Stelle aus der Lex Romana über in LV. IV. 1 c. 1— 7.1 Es
liegt hier somit die römisch-rechtliche Verwandtschaftskomputa-
tion zugrunde. Nach dieser Komputation geht das Erbrecht .
wie im römischen so auch im westgotischen Reiche bis zum
7. Grade incl. (LV. IV. 2 c. 1 — 20). Die erwähnten Eheverbote
dagegen gehen bloß bis zum 6. Grade inkl. Das westgotische
Gesetzbuch weiß somit nichts von der sog. germanischen
1 Vgl. Paul. sent. IV. 11 bei Huschke, Iurispr. Anteiustin. (1874) S. 483 ff.;
Lex Rom. Vis. Paul. sent. IV. 10 bei Haenel, Lex Rom. Vis. (1848) S. 408.
Kap. Die westgot. Zeit. B. Eheschließungs- u. Eherecht d. Lex Visigoth. 47
Komputation. Daß diese römische Komputation schon lange in
Übung war, folgt daraus, daß bereits Isidor von Sevilla (c. un.
C. 35 q. 4) sich derselben bedient.1
VI. Die Ehescheidung (divortium, repudium).
Wie in den anderen germanischen Reichen, so entsprechen
auch im Westgotenreiche die weltlichen Gesetze über Ehescheidung
nicht den kirchlichen Rechtsgrundsätzen über Unauflöslichkeit
der Ehe. Das westgotische Ehescheidungsrecht ist enthalten in
den verworren redigierten Gesetzen der LV. III. 6 c. 1 u. 2.
In dem c. 2 läßt Chindasvinth das ältere in c. 1 (Antiqua)
enthaltene Recht unberührt, fügt aber dazu mehrere andere Be-
stimmungen.
Für das Verständnis der beiden Stellen kommt insbesondere
der Sinn der Bezeichnungen divortium und repudium, der hier
ein ganz anderer als im römischem Recht ist, in Betracht.
Divortium ist nach nach beiden Gesetzen die allgemeine Be-
zeichnung für jede Ehescheidung, repudium mittere, dare usw.
dagegen die Form, in der sich die Ehescheidung vollzieht
(mündlich vor Zeugen, schriftlich, durch Boten).
Eine einseitige Scheidung ohne Grund (causa), wie sie
ursprünglich das römische Recht kannte, gibt es nicht im west-
gotischen Recht. Die Frau hat nach LV. III. 6 c. 2 das Scheidungs-
recht, wenn sie den Mann eines Verbrechens überführt; solche
Verbrechen sind Sodomie des Mannes oder Preisgabe der Frau
zur Unzucht gegen ihren Willen. Als einziger Grund, der dem
Manne die Scheidung gestattet, wird im Anschluß an die Bibel
(Matth. 5, 32, excepta fornicationis causa) in LV. III. 6 c. 2
der Ehebruch der Frau hingestellt, während das von König
Alarich II. berufene westgotisohe Konzil von Agde (a. 506) in
c. 25 (= c. 1 C. 33 q. 2) mehrere Scheidungs^ründe kennt
(causae discidii).
1 Isidor von Sevilla war 660 geboren, wurde gegen ♦;<><> Enbbchoi von
.IIa und Mnrh 686. 7gL über Itfalt H'/ndiungen zur \\ ■ 'lim Verwandt
scbaflszählung die interessanten Ausführungen von. M. (onr.it Colin, Arbor
iuris de« früheren Mittelalters mit eigener Komputation L909), BtfMT. Alnlr. aus
Abhandl. d. KfL i'reuo. Akadeun«- d. V DL Du RÜMM ÜMI dlt
ver Zahlung« I Freien. Ottehlchtlichl I fl '
:iung über di«- Verwarn: lihfamf DMk kaDOO. H. (AKR. [1886] Bd
M7— IM R It-i-mi, G. d 1-1'. !T.
ls I. Teil. Rechtsgeoehiehtliche Darstellung (Spanien).
Nur nach erfolgreich wegen der genannten Verbrechen
durchgeführter Kriminalklage kann der unschuldige Gatte dein
schuldigen das repudium dare, mittere, die Ehe wird gelöst, und
der unschuldige Gatte kann sich wieder verheiraten.
Der Mann, welcher seine Frau grundlos verstößt, wird durch
Yermöi;ensverlust und, wenn er sich wiederverheiratet, mit Exil
(d. h. Einsperrung in ein Kloster) oder Verknechtung bestraft.
Die Frau, welche um die rechtlich noch bestehende erste Ehe weiß
und den Mann dennoch heiratet, wird gemäß der Antiqua LV. III.
4 c. 9 der verstoßenen Frau überliefert. Am Schlüsse von LV. III.
6 c. 2 werden die dem Manne angedrohten Strafen auch für die
Frau festgesetzt, welche ihre Ehe einseitig gegen den Willen
ihres Mannes mit Hilfe der Obrigkeit, durch Befehl des Königs
oder seiner Beamten zu lösen versucht.
Neben dieser einseitigen Scheidung auf Grund gerichtlich
festgestellter Verbrechen ist aber auch die Ehescheidung com-
muni consensu in den beiden Gesetzen als zu Recht bestehend
anerkannt. Denn die in LV. III. 6 c. 2 festgesetzte Ungültigkeits-
erklärung der erpreßten Willenserklärung (quodsi aliter quisque
uxorem suam spernens etc.) hat die Gültigkeit freiwillig gege-
bener zur Voraussetzung.1
Die Frage über das zwischen Ehescheidung und mundium
bestehende Wechselverhältnis, d. h. die Frage, ob mit der Ehe-
scheidung von selbst auch das mundium und ebenso ob
mit dem Verlust des mundium auch die Ehe von selbst gelöst
wird, kann aus der Lex Vis. nicht vollständig beantwortet werden.
Hinsichtlich des zweiten Falles bestimmt LV. III. 6 c. 2, daß
eine Frau, deren Mann in Knechtschaft fiel, also das mundium
verlor, bei ihm in coniugali consortio verbleiben könne; will
sie das aber nicht, so kann sie vor dem Tode ihres Mannes zu
keiner anderen Ehe schreiten. Damit ist gesagt, daß der Verlust
des mundium die gültig geschlossene Ehe nicht löst; denn, wie
mehrfach hervorgehoben wurde, gibt es im westgotischen Rechte
auch muntlose Ehen.2
' Zeumer, N. A. Bd. 24. S. 619 ff. Hörmann, Quasiaffinität II. S 1141.
■ Vgl. über diese Frage F reisen, G. d. ERs. S. 105 ff., 778 ff.; über die
Ehescheidung im weltl. und kirchl. Recht dortselbst S. 769 ff.
II. Kap. Die westgot. u. mozarab. Zeit. A. Bericht des hl. Eulogius. 49
Zweites Kapitel.
Das kirchliche Eheschließungsrecht
in westgotischer und mozarabischer Zeit.
Schon vorher ist hervorgehoben, daß das Eheschließungs-
recht in westgotischer Zeit kirchliche und nicht weltliche An-
gelegenheit war; nur das Verlöbnis war weltliche Angelegenheit.
Die Kirche anerkannte dieses weltliche Verlobungsrecht, ohne
jedoch von dessen Befolgung die Gültigkeit der Ehe abhängig
zu machen. Im Laufe der Zeit zog sie dieses weltliche Recht
in den Bereich der kirchlichen Eheschließung, es verlor aber
mehr und mehr seine ursprüngliche Bedeutung und war schließ-
lich bloß eine Erinnerung an die Vorgänge der alten Zeit.
Das letztere ist noch heute der Fall bei dem gegenwärtig in
Spanien geltenden katholischen Eheschließungsrecht.
A. Der Bericht des hl. Eulogius (a. 859).
Einen Beleg für diese Trennung des weltlichen Verlöbnisses
und der kirchlichen Eheschließung gibt der hl. Eulogius1 in
dem von ihm 85i) abgefaßten Memoriale Sanctorum sive libri
tres de martyribus Cordubensibus. In dem Liber II. c. 10*
dieses Memoriale mit der Überschrift: De sanctis martyribus
Aurelio, Feiice, Georgio, Sabigothone et Libiosa sagt er von
Aurelius, der die Sabigotho heiratete:
Hanc sibi puellam (= Sabigotho) venerabilis iuvenis
(= Aurelius) iure coniugalitatis asciscens, completis sponsalium
titulis, arrharumque pignore alternanti in invicem exhibitione
contradita legitima, ad ultimum ministerio sacerdotum ex more
sacrantur, sicque pari commercio aliquo tempore clanculo fidem
Christi gerentes, non omnibus arcanum suae fidei revolabant
carnis infirmitate depressi, non diminutiono utique voti etc.
ilo^iua, erwahlUr Bifehof von Toltdo, starb am 11. Mar/. BM dw Mftr-
Lyrertod un«J wunl«; nj.ah-r b*iligg«H|jrocben. \\'\ Bebrftdl, Art. KttlOfhM im
■ HlfD«, PÜroLG l'"ii. III <ol 777 K Von Aun-lius bttft e*
rt, er Mi geboren von fin»-r .matn- ebrM •• fMÜH (- Artb*
50 I. Teil. Heohtsgeschiohtliche Darstellung (Spanien)
B. Der Liber Ordinum (a. 1052 bzw. 1039). 1
Auch der in westgotischer und mozarabischer Zeit gebräuch-
liche Liber Ordinum befaßt sich in seinen Eheschließungs-
Ordines nicht mit dem weltlichem Verlöbnis, sondern nur mit
der kirchlichen Eheschließung. Der Inhalt der einzelnen Or-
dines ist folgender:
I. Der Ordo arrarum.
Wie nach LV. III. 1 c. 3 bei dem Abschluß des Verlöbnisses
der Ring zur Anwendung kommen kann, durch den, arrarum
nomine gegeben, das Verlöbnis Gültigkeit erlangt, so kann auch
bei der Eheschließung der Ring als arra vorkommen.
1. Das Mskr. B. (a. 1052) hat darüber die Rubrik: Si quis
arras uoluerit tradere, accedit ad sacerdotem et offertur fiala et
desuper (ponit) sindonem mundum et duos annulos.
Die arra ist somit in das Belieben der Brautleute gestellt.
Sie besteht aus einem mit einem Leinwanddeckchen (sindon)
bedeckten Präsentierteller (fiala) und den darauf gelegten zwei
Ringen. Die arra wird vom Bräutigam geliefert, wie sich aus
den im Ordo verzeichneten Orationen ergibt, durch welche die
arrae und die Brautleute gesegnet werden.
2. Das Mskr. A. (a. 1039) rubriziert in seinem Ordo arra-
rum de nubentibus: Primum quidem tradunt annulos suos ad
sacerdotem. Et ponet eos in fiala et desuper faciale et sie dicit:
Oratio: Domine Deus omnipotens etc. (wie im Mskr. B.J. Es
folgt dann die Benedictio: Benedic, Domine, has arras, quas odie
tradet famulus tuus. Ille etc., darauf die Rubrik: Post hec
aeeipiant annulos suos. Deinde tradet uiro (uir) ad puellam
annulo suo in dextera manu in digiti iuxta pollice. Similitcr
< t mulier tradet Uli in extremum dexiri et dat Uli obsculo pacis,
quod est uerum testamentum.-
Das faciale ist dasselbe wie die sindon. Der Bräutigam
steckt den Ring der Braut an den Ringfinger (4. Finger) der
rechten Hand, die Braut steckt den Ring dem Bräutigam an
1 Vgl. den Text unten Tl. II. A.
2 Das kuriose Latein entspricht dem spanisch-lateinischen Stil der da-
maligen Zeit.
IL Kap. Die westgot. u. mozarab. Zeit. B. Der Liber Ordinum. 51
den kleinen Finger der rechten Hand und gibt ihm dann das
osculum pacis. *
3. Einen interessanten Blick in das damalige eheliche Güter-
recht gibt der Dotal- und Erbschaftsvertrag des Rodericus
Didaz (a. 1074). 2 Der Vertrag hat einen doppelten Inhalt, er
ist Dotal- und Erbschaftsvertrag. Didaz vermacht in demselben
einmal seiner Frau Scemena ob decorem pulchritudinis et foedere
matrimonii virginalis connubii einen Teil seiner Vermögens-
stücke als dos und nennt diese Vermögensstücke arrae. Außer-
dem vermacht er ihr für den Fall seines Todes sein ganzes
anderes bis dorthin vorhandenes Vermögen und nennt dieses Ver-
mögen profiliatio.
Heiratet die Frau nach dem Tode ihres Mannes nicht wieder
(si capum [= Kapaun] feceris) , so behält sie die arra und
profiliatio, welche beide nach ihrem Tode an die gemeinsam
erzeugten Kinder fallen. Heiratet die Frau wieder, so verliert
sie die arrae und profiliatio an die gemeinsam erzeugten Kinder.
Auf der anderen Seite erklärt die Frau, daß nach ihrem Tode
ihre arrae und das gesamte sonstige Vermögen an ihren über-
lebenden Mann fällt, der es bei seinem Tode den gemeinsamen
Kindern zu hinterlassen hat.
Die Bezeichnung arra hat somit hier eine ganz andere Be-
deutung als in der Lex Visigoth. ; arra ist nicht Handgeld zur
Bekräftigung des Vertrages, sondern es sind die versprochenen
Vermögensstücke selbst.
II. Die Ordines nubentium.
Eine eigene Eheschließungsformel, d. h. eine Formel, durch
welche die Konsenserklärung erfolgt, hat der Liber Ordinum
nicht. Die Konaeroerklärung ist in dem gegenseitigen Anstecken
der vom Priester gesegneten Ringe zu erblicken. Diese Konaens-
erklärun. gentliehe Eheschließung, konnte ohne Nach-
■ ile 'ler Kircht ron Ai Jahrb. . welche Stn.lt früh.,
zum Weetfotanraiehc geborte, bml Folgende benedictio Benedl lio inrnram
\n*t arras ifUf, (JOll bodic trad.t larnulus luu- in n anus iOCÜlfl
irnodrnn Nllfr#lHI Aiirahain < um Ifl CHID I
cum Hachf-1: ita : henedin -lona til al.unilantiam , BoreiCtnl
»icot ro»a plantau iti Larieo, t«- iioimiiuin Dtum timetnl t\ tdorent, teqoi m
nus po* ntar. I • M
" Vyl. II. II B.
52 I. Teil. Rechtsgeschichtliche Darstellung (Spanien).
folgende Meßhandlung nachmittags „zur Vesperstunde" statt-
finden, wo dann den Brautleuten ebenfalls der Segen gespendet
wurde, oder sie konnte stattfinden mit nachfolgender Meßhand-
lung, wo dann die Brautleute die benedictio nuptialis in der
gewöhnlichen Messe vor dem Missa acta est empfingen.
1. Eheschließung „zur Vesperstunde".
Der Liber Ordinum, Mskr. B. hat am Anfang seiner or-
dines einen ordo nubentium ad vesperum; leider fehlt hier im
Mskr. wenigstens ein Blatt. Es läßt sich aber aus dem Rest
ersehen, daß die beiden Brautleute bei ihrer „zur Vesperstunde"
geschlossenen Ehe die benedictio nuptialis empfingen. In
gleicher Weise darf geschlossen werden, daß die benedictio
arrarum vorherging.1
2. Eheschließung mit nachfolgender Meßhandlung.
1. Die Eheschließung mit nachfolgender Meßhandlung war
wohl das gewöhnlichste. Das Mskr. B. rubriziert in dem ordo
ad benedicendum eos, qui nouiter nubunt:
Quum uenerint hii, qui coniungendi sunt, explicita secundum
morem missa, antequam absoluat diaconus, accedunt ad sacer-
dotem iuxta cancellos; et uenientes parentes puelle, aut aliquis
ex propinquis, si parentes non habuerit, tradit puellam sacerdoti.
Ille uero uelans eos de palleo aut sippa ac posito desuper iugali
facto de coccino et albo, dicit hanc prefationem cum duabus
sequentibus orationibus.
Die priesterliche Eheeinsegnung findet somit vor Schluß
der gewöhnlichen Messe statt, bevor der Diakon das Missa acta
est singt. Ein eigenes Meßformular, wie sie das Missale Ro-
manum (a. 1570) in der Missa pro sponso et sponsa enthält,
ist unter den vielen eigenartigen Meßformularien des Liber
Ordinum nicht enthalten. Der Ritus ist im einzelnen folgender :
Die beiden Brautleute treten vor Schluß der hl. Messe an
das Gitter, welches das Chor von dem Innern der Kirche trennt
(die heutige Kommunionbank), zugleich mit den Eltern der
Braut oder, wenn solche nicht mehr leben, mit einem Verwandten
der Braut. Letztere übergeben die Braut dem Priester, der beide
1 Diese Eheschließung zur Vesperzeit wird auch erwähnt in der Agende
des Bistums Münster aus der Mitte des 14. Jahrh. Vgl. S tapper, Die älteste
Agende des Bistums Münster (1906) S. 69, 112.
1
II. Kap. Die westgot. u. mozarab. Zeit. B. Der Liber Ordinum. 53
Brautleute mit einem Schleier (palleo aut sippa), über den ein
weiterer Schleier (iugale) von scharlachroter und weißer Farbe
geworfen wird, bedeckt.
2. Die Verschleierung der Brautleute ist eine Sitte, die sich
bei den verschiedensten Völkern findet. Bei den Juden werden
die Brautleute noch heute im Anschluß an Ruth 3, H während
der Gebete der Umstehenden mit einem Tuche bedeckt. Die
römische Kirche kannte im Anschluß an die römische weltliche
Sitte eine Verschleierung der Braut, daher das Wort nuptiae,
von nubere sich verschleiern. Das Man. Aboense (a. 4522), Man.
Lincopense (a. 1525), Man. Sarisburiense (a. 1506), Missale von
York (a. 1517) reden von einem pallium (Baldachin), das bei
der nach der Kommunion zu spendenden priesterlichen bene-
dictio über die beiden Brautleute gehalten wird. 'Auch das Ri-
tuale des Bischofs Heinrich I. von Breslau (Anfang des 14. Jahrh.)
kennt das pallium, während die Agenda Wratislawiensis (a. 14£W)
diesen Ritus nicht mehr vorschreibt.
In der spanischen Kirche war die Verschleierung der beiden
Brautleute seit altersher in Gebrauch. Schon Isidor von Se-
villa erwähnt sie unter dem Namen vitta (c. 7. C. ÜÜ qu. 5),
ebenso wird sie vorgeschrieben in den 6 von mir im Tl. II
dieser Abhandlung abgedruckten spanischen Eheschließungs-
formularen. Andere mir bekannte Ritualbücher kennen diesen
Brauch nicht.1
Meine früher geäußerte Ansicht, daß dieser Brauch aus dem
jüdischen Recht stamme, wie die von anderen geäußerte Ansicht,
daß er von den Römern entlehnt sei, dürfte wohl nicht haltbar
sein. Richtiger haben wir es hier wohl mit einem altgermani-
schen Rechtsbrauch, einer Form der Wadiation (Wette) zu tun
Nähere Untersuchungen darüber fehlen bis jetzt.
& Im Mskr. B. des Liber Ordin. folgt nach der Verschleierung
eine Prefatio, eine Oratio, eine Benedictio soliiis puelle, dann
iL Tötet f;i. 666) <•• i huHwimt für die Witwt, irelohe
-en LtbtB widni'-t: I t aut<-rn defalGOpi nihil n-v<>c«lur in dnbtttlD,
palleo purpurn v<| ni^ri eoiofll c;i|.ut COOttfAl Ab loHiO MMtDtM rtUfiooJl
Vyi. IlMi dfc Till Mtllil« IIIH K r»-is.- n . (i. .1. II M, 1861 li-i-n
Man. Linro|>en»e etc. S. 44. ■ l kathoL EUttttlbQeb« • I M
LOS, Das EUtMk des 1', U.inri. I. I. von BrMUll (191
i | Mayer D kleidoog in |traiofaehw EUebl
Aurf, Di R B* I - i-'fT.
54 1. Teil. Rechtsgeschichtlidie Darstellung (Spanien).
die Rubrik : His eiplicitis tradit sacerdos puellam uiro, admo-
nens eos, ut pro sancta communione a pollutione in nocte (Bei-
schlaf) m custodiant.1 Et sie communicant. Post hec absoluit
diaoomu dioms: In nomine Domini nostri Ihesu christi missa
acta est. Eamus in pace.
Et dum per hitic ambulare ceperint ac de ecclesia egredi,
decantatur hec antiphona: Uos quos ad coniugalis gratia per.
— Supra quere? Post hec dicit: Benedictio. Benedicat uos
trina maiestas et una Deitas. — Amen. Pater et Filius et
Spiritus Sanctus. Tales uos dies examinationis examinat, quales
fons regenerationis emisit.2
3. Besondere Ehesehließungsordines.
Eine eigene Prefatio und eigene Benediktionen hat das
Mskr. B. unter dem Titel: Prefatio solius persone, que
primum nubit cum ea persona, que iam nubsit, ebenso
unter dem Titel: Item ordo de seeundis nubtiis.4
III. Ordo ad benedicendum thalamum
(Einsegnung der Ehekammer).
Am Anfang der Ordines über die Eheschließung hat das
Mskr. B. einen Ordo ad thalamum benedicendum mit folgen-
der Rubrik : Primum quidem seeundum consuetudinem, diesabbato
hora tertia salis aspersio facienda est in loco domorum uel
thalami. Deinde, cum ingreditur sacerdos ad thalamum bene-
dicendum, imponit hunc uersum et dicit: Uers.: Respice in seruos
tuos et in opera tua, Domine, et dirige filios eorum in bene-
dictionibus. Deinde hanc orationem: Oratio, Domine, cuius
benedictione plena consistunt etc.; es folgt dann eine eigene
benedictio.
Dieselbe Oration nebst Versikel findet sich im Pontificale
Arelatense (Arles), während in den mir bekannten Ritual-
büchern andere Gebete zur Anwendung kommen. Die Über-
1 Diese kirchliche Übung schließt sich an Tobias 6, 18 (die sog. Tobias-
hte). Vgl. Freisen, G. d. ERs. S. 851.
■ Diese Antiphon scheint auf dem fehlenden Blatt zum Ordo nubentium
ad vesperum gestanden zu haben, sie findet sich auch im Mskr. A als spätere
Randnote. Vgl. unten Tl. II A. Anm.
1 Der Ordo arr. de nubent. des Mskr. A ist in den Rubriken gleich dem
Ordo des Mskr. B, nur in den Orationen weicht er von letzterem ab. Vgl. unten
Tl. II A, 4. Anm.
■ Vgl. den Text unten Tl. II A.
II. Kap. Die westgot. u. mozarab. Zeit. C. Die spanischen Stadtrechte. 55
einstimmung des Pontif. Arelat. ist auf die frühere Zugehörig-
keit von Arles zum Westgotenreiche zurückzuführen.
In den sonstigen Ritualbüchern steht die benedictio tha-
lami meistens in engster Verbindung mit der Eheschließung,
indem der Priester nach erfolgter kirchlicher Eheschließung
die Brautleute in die Ehekammer führt und dort in ihrer Gegen-
wart die Segnung vornimmt. Nach dem Liber ordinum fehlt
diese Verbindung mit der Eheschließung, da nach der Rubrik
die Segnung auch das ganze Haus betrifft und gewöhnlich
jeden Samstag nachmittags 3 Uhr vorgenommen wird. Die
späteren spanischen Ritusbücher haben diesen Ritus nicht.1
C. Die spanischen Stadtrechte (fueros).
Die größeren Städte Spaniens hatten früher vielfach ihre
eigenen Partikularrechte, die oft eine über das Stadtgebiet hinaus-
gehende Geltung besaßen. Diese Rechtesind in dem Codigo civil von
1889 aufrechterhalten. Sie befassen sich.nur mit den vermögens-
rechtlichen Verhältnissen der Ehe, geben aber in ihren Fassungen
manche Aufschlüsse über das geltende Eheschließungsrecht.
Der Fuero de Usagne (Stadt in Estremadura), aus dem
13. Jahrhundert stammend, bestimmt in c. 72: Qui mulier velada
ö de juras en mano de clerigo eiecerit extra domum, et postea
voluerit eam accipere, det illi voda et arras, assi como de pri-
mero et accipiat eam. (Wer eine Frau, die mit ihm getraut
war durch Verschleierung oder Eid in die Hand des Geistlichen,
aus dem Hause weist und sie nachher wiedernehmen will, gebe
ihr ein Unterpfand und arrae wie zum erstenmal und nehme
sie zur Frau.) Das Wort voda stammt vom got. vadi, ags.
wed, ahd. weti, mnd. wedde, skand. ved, mlat. vadium, ags.
w e d d j a n = spondere, desponsare.2 Es wurde ein Pfand (vadi
usw.) zur Sicherheit eines Vertrages gegeben. Im heutigen
Spanisch heißt boda (= voda) Hochzeit. Nach dem gt. Stadt-
recht mußte somit in diesem Falle eine vollständig neue Khe-
schließung stattfinden.8
1 Vgl. die Zusammenstellung diese* RitOl m iOdertD Ritallbflcbtlll b#J
Freisen, Manuale UneopCDM ttc VfL auch ILr wrgm . (irrmanische
Rechtssyrnhoiik in dir rom. Liturgie. (DevteebrachU. Beitrift roo Bejerli 1911)
» Amira, OrODdfii1 tte. 189 K
• Vgl. Fuero <le Usagn» XIII publicaolo Rafael n
jun-i (Madrid I
ft6 I. Teil. Rechtsgeschichtliche Darstellung (Spanien).
Derselbe Fuero bestimmt in c. 6\): Qui uxorem duxerit,
det ei en arras et en vistidos et en vodas, quanto se aciniere
con parientes de la esposa et prendan fiadores de arras et por
repintais de C morauetis. (Wer eine Frau geheiratet hat, gebe
ihr arrae und Kleider und Unterpfänder in dem Maße, wie er
mit den Eltern der Braut übereingekommen ist, und er stelle
Bürgen für die arrae und ein Strafgeding von 100 Maravedi.)
In c. 66 desselben Fuero ist die Rede von einem virum
ad benedictiones vel ad juras.
Der Fuero de Brihuega (Stadt in Neucastilien), ebenfalls
aus dem 12. Jahrhundert, verfügt: Toda mugier que aya dos
maridos velados se probadol fuere: seu quemada. (Jede Frau,
welche zwei Männer durch Verschleierung zu gleicher Zeit hat,
muß sich rechtfertigen, oder sie wird verbrannt.)1
Ähnliche Bestimmungen finden sich in den Stadtrechten von
Teruel (12. Jahrh.), Cuena (12. Jahrh.), Castilla (14. Jahrh.).2
Die Ausdrücke mulier velada 6 de juras en mano de clerigo,
vir ad benedictiones vel ad juras bezeichnen die kirchlich vor
dem Priester geschlossene Ehe, aber mit folgender Unterscheidung:
Mit dem Ausdrucke mulier velada, vir ad benedictiones ist die
in der Kirche feierlich mit Brautmesse und benedictio nuptialis
geschlossene Ehe näher bezeichnet; der Ausdruck de juras en
mano de clerigo, oder ad juras dient zur Bezeichnung der zwar
auch vor dem Priester (en mano de clerigo) unter Eid, aber
ohne die sonstigen kirchlichen Solemnitäten im geheimen ge-
schlossene Ehe.1 Es ist das die geheime Ehe, das matrimonium
conscientiae, welche auch im Codigo von 1889, wie weiter unten
darzustellen ist, staatlicherseits ihre weitere Anerkennung ge-
funden hat. Nur die auf diese Weise geschlosse Ehe hatte
nach den Fueros die bürgerlichen Rechtswirkungen. Unter dem
Ausdrucke ad juras die außerkirchlich geschlossene Ehe zu
verstehen, ist allein schon wegen der staatlicherseits gegen die
außerkirchlichen Eheschließungen im 13. Jahrhundert erlassenen
drakonischen Strafgesetze ausgeschlossen.
1 D. Juan Catilina Garcia, Fuero de Brihuega (1888) S. 177.
■ Den Hinweis auf diese Fueros verdanke ich meinem Kollegen E. Mayer
in Würzhurg.
• So auch Ernest Lehr, Elements de droit civil Espagnol (Paris 1888)
I. p. 54.
II. Kap. Die westgot. u. mozarab. Zeit. D. Gesetze g. d. geheim. Eheschließung. 57
D. Die kirchlichen und staatlichen Gesetze
gegen die geheime Eheschließung.
Die Eheschließung sollte zwar in kirchlicher Form stattfinden.
Eine nicht in kirchlicher Form geschlossene Ehe war aber nach
damaligem Kirchenrecht gültig, da kein Kirchengesetz existierte,
welches die außerkirchlich geschlossene Ehe für ungültig er-
klärte, wie das später in dem Trid. Sess. 24 c. 1 de reform. matr.
(Caput Tametsi) geschehen ist. Zufolgedessen waren, wie anderswo,
auch in Spanien die heimlichen, d. h. die außerkirchlich ge-
schlossenen Ehen zahlreich und traten namentlich seit dem
Vö. Jahrhundert in einer derartigen Anzahl hervor, daß sowohl
die kirchliche wie die staatliche Gesetzgebung dagegen aufzu-
treten sich veranlaßt sahen.1
Kirchlicherseits geschah das im Anschluß an das durch das
Concil. Lateran, (a. 1215) c. 51 (= c. ö X. 4. 3) verordnete
kirchliche Aufgebot z. B. durch das Konzil von Valencia a. 1255,
Konzil von Toledo a. 1335, Konzil von Aranda a. 1473, durch
das Provinzialkonzil von 1512. ■
Die kirchliche Gesetzgebung wurde bei diesem Auftreten
gegen die heimliche Eheschließung durch die staatliche in scharfer
Weise unterstützt. Es geschah das in anschaulicher Weise in
dem 1258 vollendeten Gesetzbuch König Alfons' des Weisen, den
Siete Partidas (Sieben Stücke). : Partida IV. tit. 3 ley (Gesetz) l
lautet:
.Heimlich sind die Ehen in dreifacher Art: Die erste ist, wenn man die-
selben heimlich ohne Zeugen schließt, so dali sie nicht bewiesen werden können;
die andere, wenn man sie vor Zeugen schließt, die Braut aber nicht von ihrem
Vater fordert oder von ihrer Mutter oder den übrigen Verwandten, welche sie
in ihrer Obhut haben, oder wenn man in ihrer Gegenwart nicht die anae gibt
oder ihnen die übrigen Ehren erweist, welche die hl. Kirche verlangt; die dritte,
wenn ■ nicht öffentlich in der Kirch«-, wo sie eingeplarrt lind, verkünden
laut, denn damit die Khe nicht heimlich getchlceaen werde, mni der Prieeter,
bevor er sie traut, in der Kirche vor allen r erkundigen , welche -ich dort Di
finden, wie dieser Mann -ich mit dieser Franenepereoa ferheirtten will, Indem
er sie I • n nennt und" alle Anwehenden auffordert, dal; sie die ihnen etwa
bekannten Khehinderni^e bif zu einem be-timmten Tage, den er Urnen
drücklich a lütteilen m<»ge ... I nd der (irund. wcbalb die bei!
Vgl. hierüber 1 umIImi; Di Et d. EheeehlieAnni B. 7i it.
i Vgl Aguirr-, Coli Kai ConeJL HiafM «Mi 1758 i
M'.r 373.
» Vgl. Ia* ii dei EU] Den elfooeo al Bebte Pari 16 I
5 s I. Teil. Rerhtsgeschichtliehe Darstellung ^Spanien).
Kirche »erboten bat, «laß die Ehen heimlich geschlossen würden, ist der, daß,
HB Beb zwischen dem Mann und der Frau ein Zwist erhebt und der eine
nicht mehr mit dem anderen leben will, die Kirche kein Mittel hat, die Trennung
zu verhindern, wenn auch in Wahrheit eine Ehe bestände. Und zwar weil die
Ehe rieh nicht beweisen lälit, denn die Kirche kann nicht über Geheimnisse
urteilen, sondern allein über die Anführungen der Parteien und das, was be-
■n ist.*
Nach Partida IV. tit. 3 ley 3 haben sich die Ehegatten,
welche eine heimliche Ehe schlössen, den Strafen zu unterwerfen,
welche der Pfarrer über sie verhängt, und das auch für den
Fall, daß ihrer Verbindung kein Ehehindernis entgegenstände.
Ist letzteres der Fall, so sind die in der Verbindung erzeugten
Kinder, auch wenn den beiden Ehegatten das Ehehindernis
unbekannt war, illigitim; es kommt ihnen somit die bona fides
der Eltern nicht zur Anrechnung, sie haben nicht die Rechte,
welche sonst mit der Putativehe verknüpft sind.1
Der Geistliche, welcher bei einer heimlichen Ehe mitwirkt,
soll nach Partida IV. tit. 3 ley 4 von seinem Oberen mit drei-
jähriger Suspensio ab officio oder nach der Schwere des Falles
noch härter bestraft werden.
Während König Alfons in den Siete Partidas auf die kirch-
lichen Rechtsvorschriften verweist und deren Ausführung der
Kirche überläßt, belegt er in dem 1260 publizierten Fuero
Real (= Königliches Gesetz)2 unabhängig von der kirchlichen
Jurisdiktion die heimlichen Ehen mit weltlichen Strafen. Im
Lib. 3. tit. 1 ley 1 bestimmt er:
„Wir wollen und befehlen, daß alle Ehen mit den Worten geschlossen
werden, welche die hl. Kirche verordnet hat, und daß jede Ehe öffentlich, nicht
aber im geheimen eingegangen werde, so daß man sie nötigenfalls durch viele
Zeugen beweisen kann. Wer sich heimlich verheiraten wird, soll dem Könige
100 Maravedi bezahlen; und wenn er diese nicht besitzt, soll sein ganzes Ver-
mögen dem König verfallen und für die noch fehlende Summe sein Körper dem
Könige haften."
Noch härtere Maßregeln traf das unter Ferdinand dem
Katholischen von den Cortes in Toro beratene und 1505 ver-
öffentlichte Gesetzbuch Toro.3 Es bestimmte, daß derjenige,
welcher eine Ehe schließe, die von der Kirche für eine heim-
1 Vgl. über Putativehe und Aufgebot Kreisen, G. d. ERs. S. 858 ff., 67916,
138, 8ö9, 865.
7 Abdruck in Opusculos legales del rey Don Alfonso et Sabio (Madrid 1836)
II. 279 ff.
• Abdruck in: Nueva Recopilacion lib. B tit. 1 ley 1, Madrid 1777) III, 1.
Die Nueva Recop. wurde 1567 unter Philipp II. publiziert.
IIL Kap. D. Eheschließungsrecht der Ritualbücher. A. Das Aufgebot. 59
liehe erklärt werde, ipso facto seines ganzen Vermögens ver-
lustig gehen solle; in gleicher Weise sollen die bei der Ehe-
schließung irgendwie Beteiligten und die Zeugen derselben
bestraft werden ; das Geld fällt an den Fiskus, alle Schuldigen
werden außerdem aus dem gesamten spanischen Gebiet verbannt
und ist ihnen die Rückkehr bei Todesstrafe verboten.
Wie wenig dieses drakonische Gesetz fruchtete, zeigt das
oben erwähnte Provinzialkonzil von 1512 in den Worten : . . . quia
dieta prohibitio iuris , nee poenae quae rigore Constitutionis
nostrorum Praedecessorum fuerunt impositae, non sufficiunt
ad obviandum magnis periculis et scandalis, quae a talibus
matrimoniis proveniunt et magnam audaciam, quam nostri sub-
dicti habent illam infringendi reprimendum.
Drittes Kapitel.
Das Eheschließungsrecht nach den späteren Ritualbüchern.
Der Inhalt der Ritualbücher von Sevilla (a. 1494), Valencia
(a. 1514 u. 1746), Salamanca (a. 1532) und Toledo (a. 1680)
ist selbstverständlich älter als die Drucke, in denen derselbe
erschienen ist.1 Ihr Eheschließungsritus ist im großen ganzen
derselbe wie der des Liber Ordinum. Im einzelnen sind fol-
gende Abweichungen zu verzeichnen.
A. Das Aufgebot (banas).
Fast alle Ritualbücher schärfen das Aufgebot (bafias, plur.
von bafia, agm. ban, mit. bannus, bannum) ein. Nach dem Man.
Salmantic. hat es zu geschehen volle sechs Tage, von denen einer
ein Sonn- oder gebotener Feiertag sein soll; die beiden zu Pro-
klamierenden dürfen aber bei dem Aufgebot nicht zugegen sein.
Das Man. Valent. (a. L514) bestimmt ein dreimaliges Aufgebot,
ebenso verfügt das Man. Val. (a. 1746) im Anschluß an TridV Soss.
Sie, l derel matr. ein dreimaliges Aufgebot. Außerdem irerden
die Umstehenden unmittelbar vor der Bheeehließung, meisten!
dreimal peremtoriseh, noehmal vom trauenden Priester auf-
gefordert, etwa ihnen bekannt.«, der Bhe entgegenstehende Ehe-
Hindernisse in offenbaren. Dai Oono. Lateran. ... L216 e 51
> w • untto TL ll C ll
60 I. Teil. Rechtsgeschichtliche Darstellung (Spanien).
droht dem Priester, der die kirchlichen Bestimmungen über
das Aufgebot verletzt, dreijährige Suspensio ab officio, den mit-
schuldigen Laien condigna poenitentia an. Im Anschluß daran
verhängt das Man. Hispal. (a. 1494) über den schuldigen Priester
dreijährige Suspension, über den Laien, welcher ohne Auf-
gebot die Ehe schließt, Exkommunikation.
B. Die Konsenserklärung.
Die Eheschließungsfeier zerfällt nach den genannten Ritual-
büchern in zwei Haupthandlungen, einmal in die Konsenserklärung
und sodann in die Brautmesse mit weiterem in dieselbe ein-
geflochtenen Eheritus.
I. Das Man. Hispalense (a. 1494).
Nach diesem Manuale soll die Konsenserklärung, d. h. die
eigentliche Trauung, von dem Priester in seinem Hause oder
in der Kirche vorgenommen werden. Nach der Konsenserklärung,
die durch Fragen des Priesters und bejahende Antwort der
Brautleute erfolgt, bittet der Priester um die arrae und Ringe,
die er nach Abbeten mehrerer Orationen mit Weihwasser be-
sprengt. Darauf nimmt der Bräutigam den Brautring und
steckt ihn der Braut an den Daumen der linken Hand, sprechend:
In nomine Patris, dann an den folgenden Finger, sprechend et
Filii, dann an den Mittelfinger, sprechend et Spiritus Sancti.
Amen, zuletzt an den Ringfinger, welcher medico1 genannt wird.
Dann nimmt der Priester die arrae (= Münzen) und gibt
sie dem Bräutigam, der sie der Braut in die beiden aufgehaltenen
Hände legt, sprechend: „Diese Münzen gebe ich Euch zum
Zeichen der Ehe, wie es die Kirche von Rom vorschreibt." Der
Priester fordert dann den Bräutigam auf, daß er die Braut an
der Hand fasse, und sie gehen dann als ein Paar zum Altar
und hören die Brautmesse. Während des Hingangs betet der
Priester den Psalm Beati omnes, qui timent Dominum und nach
demselben eine kurze Oratio.
1 Digitus medicinalis genannt, weil nach einer volkstümlichen Auffassung
eine Vene dieses Fingers direkt zum Herzen führt; vgl. F reisen, G. d. Elis.
S. 137. Cber dieselbe Reise des Ringes in den nordischen Ritualbüchern (Eng-
o
land, Schleswig, Roeskilde, Skara, Abo) vgl. Freisen, Man. Lincop. etc. S. 32'.
III. Kap. D. Eheschließungsrecht der Ritualbücher. B. Die Konsenserklärung. 61
II. Das Man. Valentin. I (a. 1514).
Die Konsenserklärung erfolgt nach dem Manuale in fol-
gender Weise : Nach der Frage an die Umstehenden, ob ihnen
ein der Ehe entgegenstehendes Ehehindernis bekannt sei, fragt
der Priester den Bräutigam, ob er die Ehe eingehen will. Ant-
wortet er ja, dann soll er schwören bei den hj. vier Evangelien,
sie mit der rechten Hand berührend, daß er die Wahrheit sagen
werde über alles, was der Priester ihn fragt. Der Priester fragt
dann über etwa vorhandene Ehehindernisse; sind keine vor-
handen, so stellt er die Braut an die linke Seite des Bräutigams,
und der Bräutigam erklärt, indem beide sich bei der Hand
halten, der Braut den Ehekonsens. Dasselbe geschieht dann
seitens der Braut gegenüber dem Bräutigam.
Es folgt darauf vor Beginn der hl. Messe die benedictio
arrarum, d. h. der Münzen und der Ringe, welche benedictio
in der ersten, zweiten und weiteren Ehe stets stattzufinden hat.
Der Priester nimmt einen Ring und gibt ihn dem Bräutigam,
dieser steckt ihn der Braut zuerst an den Daumen der rechten
Hand, sprechend : In nomine Patris, dann an den kleinen Finger
derselben Hand sprechend et Filii, dann an den vierten (Ring-
finger) sprechend et Spiritus Sancti. Amen. Dasselbe tut dann
die Braut mit ihrem Bräutigam.
In fast derselben Weise vollzieht sich die Konsenserklärung
nach den Man. Valentin. II (a. 174H). Nach Abgabe derselben
geben sich beide Brautleute auf Geheiß des Priesters die rechte
Hand, und letzterer spricht: Ego coniungo vos in matrimonium
in nomine Patris f et Filii et Spiritus Sancti. Amen. Darauf
besprengt er sie mit Weihwasser und segnet dann die Ringe.
III. Das Man. Salmantic. (a. 1532).
Dieses Manuale hat einen von den anderen Manualen etwas
verschiedenen Ritus. Die Konsenserklärung erfolgt vor der
Kirchentür (ante fores ecclesie). Nach Frage des Priesters nn
die Umstehenden, ob ihnen ein der Ehe entgegenstehendes Ein-
Hindernis bekannt sei, und nach Verneinung diCMT Frage stallt
dar Priaatar dia Kraut an die linke s<Mt<- des Brlutfgama, 1
dmi Weib von der linken Seite des Mannes genommen ift, und
die Braut erklärt dann auf dl« Frage des Prla Lorano
Bri m daa BhakonaanA Dinalba gaaehiahf dann in dor-
rxn W, l.v. Brlutlg in- gegenüber dar Kraut. Der
68 1. Teil. Rechtsgeschichtliche Darstellung (Spanien).
Priester kann dann nach Belieben erklären (potuerit dicere,
si vult, licet non sit de substantia): Ego ex parte Dei omni-
potentis et sancte niatris ecclesie vos sponso et hoc sacra-
mentum inter vos firmo in nomine Patris et Filii et Spiritus
Sancti. Amen. Quod Deus coniungit, homo non separet. Dios
os haga bien casados (Gott habe euch gut verheiratet).
Die Brautleute legen dann 13 Denare, einen Obolus und
zwei Ringe auf ein Buch. Der Obolus soll eine Münze sein, auf
die ein Kreuz geformt ist; kann er in dieser Form nicht beschafft
werden, genügt auch jede beliebige Münze.1 Diese Gaben (arrae
et annuli) werden nun von dem Priester gesegnet, ebenso sprengt
er Weihwasser über die Brautleute und die Anwesenden. Der
Bräutigam steckt dann den gesegneten Ring der Braut, ein Kreuz
machend, zuerst an den Daumen der linken Hand, sprechend:
In nomine Patris, dann in derselben Weise an den Zeigefinger,
sprechend et Filii, dann an den Mittelfinger, sprechend et Spiritus
Sancti, qui totum mundum illuminavit, dann an den Ringfinger,
indem er spricht: Et pax tecum, accipe hunc annulum. Der
Priester steckt darauf den anderen Ring dem Bräutigam an
den vierten Finger der rechten Hand mit den Worten: In
nomine Patris et Filii et Spiritus Sancti. Amen. Dann gibt er
dem Bräutigam die Silbermünzen (arrae), und letzterer gibt sie
der Braut, dabei sprechend: „Braut, ich vermähle mich mit dir
und gebe dir diese Münzen (arrae) und mit meinem Körper
ehre ich dich, wie es die hl. Mutter, die Kirche, und der hl. Petrus
und der hl. Paulus und die Doktoren der Kirche bestimmten und
festsetzten." Es folgt dann der Psalm Beati omnes, qui timent
Dominum und mehrere benedictiones, darauf die introductio
in ecclesiam zur Anhörung der Brautmesse.
IV. Das Man. Toletanum (a. 1680).
Die Konsenserklärung erfolgt in folgender Weise: Zuerst
setzt der Priester den beiden Brautleuten, indem die Braut an
der linken Seite des Bräutigams steht, die Früchte und den
1 In dem Rituale von Amiens aus dem 16. Jahrh. (Martene, De antiqu.
eccles. ritibus i Venetiis 1780) L 2 p. 032 werden ebenfalls XIII denarii vorge-
schrieben. Vgl. Friedberg, Das R. d. Eheschi. S. 94, Sohrn, Das R. der
Eheschi. ß. 5468. Nach dem Man. Tolet. sind es 13 nummi. Das Manuale Saris-
buriense spricht hier von arrae: Et dicuntur arrae annuli vel pecuniae vel aliae
res dandae sponsae per sponsum.
III. Kap. D. Eheschließungsrecht der Ritualbücher. B. Die Konsenserklärung. 63
Zweck der Ehe auseinander, dann fordert er die Brautleute und
Zeugen auf, etwaige ihnen bekannte, der Eheschließung ent-
gegenstehende Ehehindernisse anzugeben. Liegt kein Ehehinder-
nis vor, so fragt er nach ihrem Namen und stellt an die Braut
die Frage, ob sie den Bräutigam durch verba de praesenti zum
sponsus und maritus nehmen wolle, weiter, ob sie seine sponsa
und uxor sein wolle, dann, ob sie ihn zum sponsus und maritus
nehme. Nach Bejahung dieser drei Fragen stellt er m. m.
dieselben Fragen an den Bräutigam. Nach der Bejahung auch
von dieser Seite legt der Priester die rechte Hand des Bräuti-
gams über die rechte der Braut und spricht: Ego vos in ma-
trimonium coniungo, und das Kreuzeszeichen über beide machend
spricht er weiter : In nomine Patris et Filii et Spiritus Sancti.
Amen. Oder er gebraucht die Formel des Toletaner Manuale:
Et ego ex parte Dei omnipotentis et apostolorum Petri et Pauli
et sanctae matris Ecclesiae vos matrimonio coniungo et istud
sacramentum inter vos firmo in nomine Patris f et Filii et
Spiritus Sancti. Amen. Dann besprengt er die Brautleute (con-
iuges) mit Weihwasser und ermahnt sie, daß sie vor der in der
Kirche zu empfangenden priesterlichen benedictio nicht in dem-
selben Hause wohnen.
Vor der Brautmesse erscheinen die Brautleute vor der
Kirchentür, der Priester empfängt sie, angetan mit Amikt,
Albe, Stola und Pluviale von weißer Farbe, begleitet von den
Ministranten mit Kreuz und Weihwasserwedel. Zuerst zählt der
Priester die arrhae, welche in 13 Münzen zu bestehen pflegen
und mit zwei Ringen auf einen Teller gelegt werden. Es fol<rt
dann zuerst die benedictio arrharum, darauf die annulorum.
Nach der benedictio nimmt der Priester einen der Hinge und
eckt ihn dem Bräutigam an den vierten Pinger der rechten
Band unter den Worten: Benedic f Domine hune annulum, ut
eiua figura pudieitiam custodia! In nomine Patrii et Pilii et
iritus Sancti. Amen. Den anderen Ring ^ril»t er dem Brau-
ern, der ihn der Braut ebenfalle an den vierten Pinger der
hten Hund steckt. Darauf geben rieh die beiden Brautleute
aide, der Brfiutj ii>t der Braut die Münien, Indem
praeeunte Baeerdote die Worte ipricht: „Braut, diesen EU
und diese arrhae gebe Lob Buch cum Zeichen der Ehe* int-
wortet: „I<M, Dehn , und I dann die arrluie auf einen
Teller. Na<-h Wickeln un<i einer Oratioo faßt der
M I. Teil. Reehtigeeehichtliche Darstellung (Spanien).
Priester die rechte Hand jedes der Brautleute und führt sie so
unter Abbetung des Psalmes Beati omnes, qui timent Dominum
in die Kirche zur Anhörung der Brautmesse.
C. Konsenserklärung durch einen Stellvertreter
(per procuratorem).
Die beiden Man. Valent. und das Madrid. Man. (a. 1885)
haben ein eigenes Formular für die Konsenserklärung durch
einen Spezi albevollmächtigten (per procuratorem), der
jedoch nur hinsichtlich des Bräutigams erwähnt wird.1
I. Nach dem Man. Valent. I. redet der Bevollmächtigte
die Braut in Gegenwart des Priesters, der durch den General-
vikar über die Richtigkeit des Mandats vorher benachrichtigt
ist, folgendermaßen an: „Dofia N., Herr N., mein Prinzipal, grüßt
Euch vielmals und schickt mich zu Euch, daß ich für ihn und
in seiner Person mit Euch diese Ehe schließe." Die Rubrik
bemerkt dazu, daß dieser Gruß seinen Ursprung habe von der
Menschwerdung Christi, welcher der Gruß durch den Prokurator,
den Erzengel Gabriel, voranging. Der Priester richtet dann an
die beiden die monitiones und interrogationes wie bei der son-
stigen Eheschließung, und der Prokurator spricht, nachdem der
Priester ihre beiden Hände ineinandergefügt hat:
„Ich N. in Person des Herrn N., meines Prinzipals, gebe den
Körper meines genannten Prinzipals Euch, Doila N., und eben-
falls in Person des Genannten nehme ich den Eurigen an, indem
ich Euch nehme zur wahren Frau für ihn, wie unser Herr,
der allmächtige Gott, angeordnet hat, die seligen Apostel, der
hl. Petrus und der hl. Paulus, kundgetan haben und unsere
Mutter, die Kirche, heiligmäßig übt."
Die Braut spricht: „Und ich N. durch Vermittlung von
Euch, Don N., gebe meinen Körper dem genannten Don N., Eurem
Prinzipal. Und ebenfalls nehme ich seinen an, indem ich Euren
genannten Prinzipal zu meinem wahren Ehemann nehme, wie
unser Herr, der allmächtige Gott, angeordnet hat, die seligen
Apostel, der hl. Petrus und der hl. Paulus, kundgetan haben
und unsere Mutter, die Kirche, heiligmäßig übt."
1 Vgl. über diese Stellvertretung, die auch nach heutigem Rechte noch
zulässig ist: Freisen, G. d. ERs. S. 205, 247 f., 303; Scherer, KR. II.
S. 129 f.; Schnitzer, Kathol. ER. (1898) S. 192 f.
III. Kap. Eheschließungsrecht die Ritualbücher. D. Die Konsenserklärung. 65
IL Das Man. Valent. II hat eine stilistisch verschiedene,
aber inhaltlich gleiche Formel in valencianischer und kastili-
scher Mundart. Nach der Konsenserklärung spricht der Priester
zu beiden : Ego N. principalem tuum et te N. coniungo vos in
matrimonium. In nomine Patris f et Filii et Spiritus Sancti.
Amen. Darauf besprengt er sie mit Weihwasser und segnet
die Ringe wie bei der gewöhnlichen Eheschließung.
III. Nach der Formel des Man. Madrit. vollzieht sich die
Eheschließung durch Stellvertretung in Form von Frage des
Priesters an die beiden und deren bejahender Antwort seitens
der letzteren, der Priester sagt dann zum Schlüsse: „Und ich
seitens des allmächtigen Gottes und der seligen Apostel, des
hl. Petrus und des hl. Paulus, und der hl. Mutter Kirche traue den
genannten abwesenden D. N. und Euch, seinen Bevollmächtigten,
in seinem Namen mit der Dona N. und bestätige dieses Sakra-
ment zwischen dem genannten abwesenden D. N. und Euch,
Dona N., im Namen des Vaters und des Sohnes und des Hl. Geistes."
Das Man. hat dann noch oine eigene Formel zur Bestätigung
der durch den Prokurator geschlossenen Ehe. Sie geschieht
in Gegenwart des Prokurators durch Fragen des Priesters an
jeden der beiden Eheleute, ob sie die so geschlossene Ehe be-
stätigen, und durch bejahende Antwort derselben. Darauf erklärt
der Priester : „Und ich seitens des allmächtigen Gottes und der
seligen Apostel, des hl. Petrus und des hl. Paulus, und der
hl. katholischen römischen Mutter Kirche nehme diese Bestätigung
und Ratifikation der zwischen Euch in meiner Gegenwart, oder
des N., des Pfarrersoder beauftragten Priesters im Angesicht (= in
facie) der hl. Mutter Kirche geschlossenen und gefeierten Ehe an,
im Namen des Vaters 7 und des Sohnes des Hl. Geistes. Amen."
IV. Von der Feier der Brautmesse und der benedictio nup-
tialis in derselben wird in den gt. Manualien nichts erwähnt;
sie ist selbstverständlich unmöglich, denn bei derartigen höchst-
persönlichen Handlungen, wie Empfang des Segens, der Kom-
munion usw., ist eine Stellvertretung ausgeschlossen.
D. Besondere Bestimmungen
über die Konsenserklärung.
EM« KoDMDMrklimiig, d. i>. dh Abfehlidtaug von •poaftlit
de praeßenti, kann zu joder Zeit erfolgen, auch IUI Ztti liBM
Fraitcn. Du Eh««chli«ftuntf«r* '
I. Teil. Kechtsgeschichtliche Darstellung (Spanien).
Interdikts, nur mulJ sie in letzterem Falle außerhalb des Kirchen-
gebäudes stattfinden, so nach dem Man. Valent. I. Auch das Man.
Salm, erklärt, daß sponsalia de praesenti zu jeder Zeit abge-
schlossen werden können. Die geschlossene Zeit (tempus clau-
sam) gilt nur für die Brautmesse und die in ihr zu spendende
benedictio nuptialis. Selbstverständlich ist auch die Segnung
der arrae und der Ringe wie der damit verbundene übrige
Ritus nach den gt. Manualien stets gestattet.
Zu bemerken ist außerdem, daß das Man. Hispal. und
Valent. I. kein Zusammensprechen (Trauen) der beiden Braut-
leute durch den Priester kennen. Das Man. Salm, kennt zwar
dieses Zusammensprechen, bemerkt aber, daß dieses nicht de
substantia sei. Somit trauen sich nach diesen Manualien die
Brautleute selbst. Das Man. Valent. II und das Man. Toletan.
haben dagegen die Trauung durch den Priester.
E. Die Brautmesse und die benedictio nuptialis.
Die Brautmesse kann sich unmittelbar an die Konsens-
erklärung anschließen, sie kann ihr aber auch an einem anderen
Tage nachfolgen. Das Man. Valent. schreibt vor, daß die Braut-
leute vor der bened. nupt. das Sakrament der Buße empfangen,
das Man. Toletan., daß sie vor derselben nicht in einem Hause
zusammenwohnen. Das Meßformular ist in dem Man. Hisp.,
Valent. 1. und Salmant. je ein verschiedenes, aus den verschie-
densten Teilen zusammengesetztes. Das Man. Valent. IL und
Toletan. haben im Anschluß an das Missale Romanum (a. 1570)
die jetzt noch gebräuchliche Missa pro sponso et sponsa.1 Im
einzelnen ist der Ritus nach den verschiedenen Manualien
folgender :
I. Das Man. Hispalense (a. 1494).
Nach dem Sanctus wird eine eigene Oratio: Aperi Domine
etc. eingelegt. Bei der Aufhebung des Corpus Christi in der
Wandlung werden die Brautleute mit einem velum bedeckt, der
Bräutigam um den Hals, die Braut über den Kopf.2 Nach dem
Pater noster und Libera betet der Priester einige besondere
Gebete. Dann fährt er in der Messe fort, gibt den Pax und
1 Vgl. über die Brautmesse: Preisen, Manuale Lincopense etc. S. 42l.
1 Vgl. über diese Verschleierung nach dem Man. Aboense , Man. Lincop.,
Man. Sarisbur. Kreisen, Man. Lincopense etc. S. 44 ».
III. Kap Eheschließungsrecht der Ritualbücher. E. Die Brautmesse. 67
betet wieder einige besondere Orationes. Nach Schluß der Messe
wendet er sich an die Brautleute mit wiederum einigen eigenen
Orationes. Darauf löst er die Brautleute von ihrer Umhüllung
und übergibt die Braut dem Bräutigam mit den Worten: Trado
tibi uxorem, non ancillam, tu autem custodi et dilige eam, sicut
Christus ecclesiam. Es wird dann noch beigefügt, daß bei einer
zweiten Heirat des Mannes oder der Frau die benedictio nup-
tialis verboten sei.
II. Das Man. Valent. I. (a. 1514).
Das Man. bestimmt, daß die hl. Messe de Spiritu Sancto
vel de alia solemnitate ad devotionem nubentium gefeiert werden
solle. Nach Abbeten der Communio kommen die Brautleute zum
Altar, die Braut zur Linken des Bräutigams; der Priester um-
hüllt die beiden, den Bräutigam um die Schultern (per spatulas,
eigentlich Weberlade) und die Braut über den Kopf, legt dann
die rechte Hand der Braut in die rechte des Bräutigams, spricht
einige Gebete und fährt in der Fortsetzung der hl. Messe
fort. Nach Abbeten der Oratio Placeat tibi sancta trinitas etc
wendet er sich wiederum zu den Brautleuten, indem er mehr-
mals das Haupt der Braut und des Bräutigams berührt und
dabei verschiedene Gebete spricht. Nach dem letzten Evange-
lium löst er die beiden von ihrer Umhüllung sprechend: Am-
bulate in pace, wobei er sie mit Weihwasser besprengt.
Es folgen dann in dem Manuale noch mehrere Formulare für
besondere Fälle, so wenn zugleich mehrere Paare getraut werden,
von denen keines die bened. nuptialis empfangen hat, oder wenn
die Braut die benedictio bereits empfangen hat, aber nicht der
Bräutigam, oder wenn der Bräutigam sie empfangen hat, aber
nicht die Braut. Außerdem hat es noch einige Rubriken de
secundis nuptiis: Haben Brautleute, die zum zweiten oder
drittenmal heiraten, bereits in der ersten Bhe die benedictio
empfangen, so darf ihnen in der zweiten und ferneren Ehe die
benedictio nicht mehr gespendet werden.
III. Das Man. Valent. II. (a. 1746).
Du Man. hat blofl die Formel für die Komanierkliriiiig
in eigener 1 und durch einen Stell Vertreter (per prOOU
ratorem). f'ber die benedictio nuptitü • •irlim-t si m den
L Teil. RftchtagMehichtlkhfl Darstellung (Spanien).
Rubriken folgendes: Die Brautleute, welche nach der Konsens-
erkllrung (poet oontraotam matrimonium) die benedictio Missae
nuptialis empfangen wollen, stehen, der Bräutigam rechts, die
Braut links, vor den Stufen des Altares, während der Priester
die Brautmesse zelebriert, wie sie im Missale Roman, enthalten
ist. An den Tagen, wo letzteres Formular nicht benutzt werden
darf, nämlich an festa duplicia, Dominica und jenen Festen, wo
kein festum duplex gefeiert werden darf, wird das Officium de
-to gefeiert mit commemoratio nuptiarum und unter Hinzu-
fügung der Gebete, welche zur benedictio nuptiarum gehören.
In der eigentlichen Missa pro sponso et sponsa wird die
weiße Farbe gebraucht, Gloria und Credo fehlen, es werden
aber die gewöhnlichen Commemorationes wie in den Votivmessen
gemacht. Zum Offertorium vor dem Lavabo bringen die Braut-
leute eine Gabe von Brot und Wein. Nach Abbetung des Pater
noster spricht der Priester über die vor dem Altare knienden
Brautleute die herkömmlichen Gebete: Propitiare etc. Nach
der Priesterkommunion empfangen die Brautleute die Kom-
munion, der Priester umhüllt dann beide mit einem seidenen
Schleier, den Bräutigam um die Schultern (scapulas), die Braut
um den Kopf, und fährt in der hl. Messe fort. Nach dem Be-
nedicamus Domino bzw. Ite missa est vor dem über das Volk
zu spendenden Segen spricht er, zu den Brautleuten gewandt,
die Oration: Deus Abraham etc. und nimmt ihnen die Um-
hüllung weg. Darauf wird die hl. Messe beendet, und der Priester
spricht zu den Brautleuten: Ite in pace.
IV. Das Man. Salmantic. (a. 1532).
Unter Abbetung einiger Versikeln führt der Priester nach
geschehener Konsenserklärung die beiden Brautleute in die
Kirche zur Anhörung der Brautmesse. Nach der Präfation
treten die beiden mit ihren Zeugen (patrini), die Braut links
vom Bräutigam, an den Altar, knien dort nieder, und der Diakon
(minister) bedeckt die Brautleute mit einem von einem benedi-
zierten Zingulum umschnürten Leinentuch, die Braut über den
Kopf, den Bräutigam über die Schultern, wobei der Diakon
spricht: Iugum meum suave est et onus meum leve. Wenn die
Oratio Libera beendigt ist, vor dem Per eundem wendet sich
der zelebrierende Priester zu den Brautleuten und spricht einige
Gebete. Nach der Oratio: Domine lesu Christe, qui dixisti
III. Kap. Eheschließungsrecht der Ritualbücher. E. Die Brautmesse. 69
apostolis etc. und dem jetzt nicht mehr gebräuchlichen: Domine
Iesu Christe, filii Dei vivi, qui es vera pax et vera concordia,
fac nos pacificare in hac sancta hora, gibt der Zelebrant dem
Diakon den Pax mit den Worten: Pax tibi frater et sancte
ecclesie Dei, der Diakon gibt den Pax dem Bräutigam weiter,
und letzterer gibt ihn der Braut.1 Der dann folgende Ritus
der hl. Messe ist von dem heutigen verschieden. Vor der Oration :
Placeat tibi sancta trinitas etc. gibt der Priester den Brautleuten
den Segen unter Abbetung mehrerer Orationen. Nach Beendigung
der Brautmesse nimmt er die Braut bei der rechten Hand und
übergibt sie dem Bräutigam mit den Worten: Frater accipe
coniugem tuam et dilige eam ut carnem tuam. Et trado tibi
uxorem, non ancillam, tu autem custodi et dilige eam, sicut
Christus ecclesiam, et ambulate in pace. In nomine Patris et
Filii et Spiritus Sancti. Amen.
V. Das Man. Toletanum (a. 1680).
Nach Einführung der beiden Brautleute in die Kirche knien
beide vordem Altar, während der Priester einige Gebete spricht
Letzterer legt dann das Pluviale ab und bekleidet sich mit
weißen Meßgewändern. Das Meßformular ist die Missa pro
sponso et sponsa mit einer Oratio nach dem Missale Romanum,
an Sonn- und Festtagen die Tagesmesse mit Gloria und Credo,
wenn sie dieses erfordern, und zugleich mit Commemoratio nup-
tiarum unter Hinzufügung des sonstigen Eheritus. Nach dem
Pater Noster umhüllt der Diakon die Brautleute, wenn es Ge-
brauch ist, mit einem seidenen Schleier von weißer und pur-
purroter Farbe, den Bräutigam um die Schultern, die Braut um
den Kopf; auch ist es anderswo Sitte, den beiden ein Joch über
die Schultern zu legen.
Nach der Kommunion des Priesters empfangen beide die
Kommunion, und die Messe nimmt ihren Portgang. Vor dem
teilten Segen folgt der Segen über die Brautleute: DeUi Abra-
ham etc., daran! nimmt der Diakon die Umhüllung fort, und
der Zelebranf richtet an beide in spanischer Sprach.- die I
mahnune;: „Naohdem ihr nun die Segnungen nach dem Gc
braueii fier Kirche empfangen habt, 10 ermahne i<ih EBuob, dal
Ihr einander Treue bewahret und zur Zeit dei Gebetet und
1 I Mjntf tu die Braut Itatf In Mau hu | VbotaM u s.-i
I. Teil. Rechtsgesohichtliche Darstellung (Spanien).
der Fasten und der Feste die Keuschheit beobachtet. Der Mann
liebe die Frau, und die Frau liebe den Mann, und daß Ihr ver-
harret in der Furcht Gottes." Hierauf besprengt er sie mit
Weihwasser, endigt die Messe in der gewöhnlichen Weise, und
am Schlafi übergibt er die Braut dem Bräutigam mit den Worten:
Sociam trado tibi, non ancillam, dilige eam, sicut Christus di-
ligit ecclesiam.
F. Nähere Eingrenzung der benedictio nuptialis.
Die benedictio nuptialis ist einmal zu gewissen Zeiten (tem-
pus clausum) verboten und sodann darf sie bei zweiter und
weiterer Ehe nicht gespendet werden. Die Bestimmungen der
einzelnen spanischen Ritualbücher sind hier verschiedenartig.
I. Die geschlossene Zeit.1
1. Das Man. Valent. I. rubriziert darüber : Adverte secundo,
quod tribus temporibus anni ecclesia prohibet celebrationem
nuptiarum. Primo Dominica in Septuagesima, secundo Feria
secunda rogationum, quia tali die iam non celebrantur, tertio
Dominica prima in adventu. Inchoantur autem celebrari aliis
diebus tribus temporibus, primo octavo die epiphanie, secundo
Dominica prima post resurrectionem, tertio Dominica in tri-
nitate.
Et etiam adverte, quod de iure etiam prohibentur tempore
interdicti generalis, in quattuor festivitatibus privilegiatis et in
festo corporis Christi, quia si tali tempore venerint, benedictio
nuptialis non potest praestari, quamvis in praedictis festivita-
tibus divina officia audiri possunt a laycis non excommunicatis.
Die Brautleute können somit in der geschlossenen Zeit
l»'>nsalia de praesenti schließen und einer gewöhnlichen Messe
beiwohnen, aber die benedictio nuptialis erhalten sie nicht.
->. Das Man. Salmant. bemerkt über die geschlossene Zeit:
Et notandum est, quod prime benedictiones intrant quolibet
i Inno immediate post octavam Epiphanie die decima quarta
Iinuarii, quod est dies sancti Hilarii, et durant usque ad sep-
tungesimam exclusive. Secunde nuptie intrant feria secunda
' I l»er «lie geschlossene Zeit vgl. Freisen, G.d. ERs. S. 643 ß. ; Schnitzer,
229 ' Seherer, KR. II S. 24351.
III. Kap. Ehescbließungsrecht der Ritualbücher. F. Nähere Eingrenzung. 71
post octavam resurrectionis et durant usque ad dominicam ante
rogationes exclusive. Tertie nuptie intrant post dominicam
primam pentecosten inclusive et durant usque ad primam do-
minicam adventus inclusive. In aliis vero temporibus prohibitis
caveat etiam sacerdos, ne celebret missam quamvis votivam
in presentia nubentium viduorum pro traductione ad domum
sine licentia episcopi vel eius vicarii, tarnen pro his et in eorum
presentia in tempore non prohibito poterit celebrare missam
de trinitate simpliciter, ut habetur in missali in festo trinitatis
sine alia additione vel missam votivam, dummodo non sit de
requiem.
Interessant ist die Vorschrift, daß bei der Eheschließung
von Witwenleuten ohne Erlaubnis des Bischofs oder General-
vikars in der geschlossenen Zeit keine hl. Messe für ihre tra-
ductio ad domum zelebriert werden darf, wohl aber darf in der
nicht geschlossenen Zeit solches geschehen.
3. Die anderen Manualien haben über die geschlossene Zeit
keine Bestimmung. Das Tridentinum Sess. 24 c. 10 de ref. matr.
verfügt im Anschluß an das frühere Partikularrecht, daß vom
Advent bis zum Tage Epiphanie und vom Aschermittwoch
bis zur Oktav von Ostern einschließlich den alten Verboten
gemäß keine feierliche Hochzeit gehalten werden dürfe. Ebenso
verbietet das Rit. Roman, in dieser Zeit die solemnitates nup-
tiarum, ut nuptias benedicere, sponsam traducere, nuptialia
celebrare convivia.
II. Die zweite Ehe (secundae nuptiae).
Noch viel größere partikularrechtliche Verschiedenheit als
bei dem tempus clausum bestand betreffs der bei den secundae
nuptiae zu erteilenden benedictio nuptialis.
I. Das Man. Hispalense verfügt allgemein: „Und jeder
Priester hüte sich, daß er, wenn Irgendwelche Brautleute, ent-
weder der Mann oder die Frau, zum zweitenmal heiraten, ihnen
zum zweitenmal irgendwelche Segnungen In der Messe gebe,
idern er hat nur die arrae zu segnen und sie beben Mine
Messe zu hören."
1 Vgl. üixtr die iweiti Dm nod die ihr zu ver»agen«i«- beotd nnpUtüi
Freii«.- • Kl'. II t
639 IT.
1% 1. Teil. EieebUfetehiehUieha Darstellung (Spanien).
Das Man. Valent. I. bestimmt für den Fall, wo bei der
Eheschließung die Braut schon früher die benedictio nupt.
empfangen hatte, der Bräutigam aber nicht, daß dann der Bräu-
tigam allein die gt. benedictio empfange. Dasselbe bestimmt
es für den umgekehrten Fall, wo der Bräutigan die benedictio
schon früher empfangen hatte, die Braut aber noch nicht; hier
empfängt bloß die Braut die benedictio.
Außerdem lautet die Rubrik am Schlüsse des Manuale: Et
adverte, si nubentes non fuerint benedicti in primis nuptiis
nee in seeundis aut tertiis, tunc benedicantur in ultimis sie,
quod nullo modo remaneant sine benedictione nuptiali. Sed si
fuerint benedicti in primis nuptiis, nullomodo iterum benedici
debent in aliis nuptiis.
3. Das Man. Valent. II. hat bloß die Bemerkung: Si fuerint
plures nubentes, quorum nullus habuerit benedictionem nup-
tialem, servetur ritus ut supra, mutato singulari nuraero in
pluralem.
4. Das Man. Salm, rubriziert: Item notandum circa nu-
bentes, utrum sint benedicendi, quando alter eorum alias non
est benedictus, sive sit vir sive mulier et semper in hoc atten-
ditur consuetudo loci seeundum doctores, sed quia in ista dio-
cesi Salmantina diversimode utuntur ideo deineeps est servanda
extravagans Ioannis vigesimi seeundi § si alter eorum sive vir
sive mulier non fuerit benedictus, quod ambo benedicantur,
quia unus sine alio non est benedicendus. Tenor autem extra-
vagantis sequitur et est talis: etc.
5. Wiederum anders lauten die Vorschriften des Man. Tolet.:
Secundae nuptiae non sunt benedicendae. Illae vero censentur
seeundae (ut non benedicantur), quae sunt secundae ex parte
feminae, quamvis sint primae ex parte viri. Nee refert, an
ipsa vidua seeundo nubens sit virgo vel non, sed an sit semel
benedieta : unde quae semel nupsit, sed ante benedictiones re-
ceptas vidua facta est, cum postea iterum nubit, benedicenda
est et quae semel est benedieta, non est iterum benedicenda.
In eiusmodi autem nuptiis non benedieuntur, nee dantur arrhae,
nee annuli, nee ponitur velamen, nee iugale, nee dicitur Missa
de nuptiis, sed dumtaxat haec fiant.
Sacerdos, indutus ut supra, accedit ad nubentes existentes
in in^ressu Ecclesiae et illos aspergit aqua benedieta, intro-
docit eof in ecclesiam dicendo Psalmum: Beati, qui timent
III. Kap. Eheschließungsrecht der Ritualbücher. G. Die Ehehindernisse. 73
Dominum etc. et statim praetermissis aliis audiant Missam,
quae pro Ulis dicenda est, semoti ab altari. Dicenda est missa
de officio occurrenti, si sit festum duplex aut dies dominica;
in aliis diebus potest dici missa votiva iuxta illorum devotio-
nem, dummodo non sit missa ordinaria pro sponso et sponsa,
nee in ea dicatur aliquid ex eis, quae sunt inserta in dieta
missa, et peraeta missa dicatur super illos genuflexos ante altare
sequens oratio: etc.
6. Das Man. Madrit. hat denselben Ritus, nur gestattet
es den Brautleuten, welche unter den genannten Umständen die
bened. nupt. nicht erhalten, daß sie vor dem Lavabo die Manipel
des Priesters küssen, zuerst der Bräutigam, dann die Braut und
nachher auch die Begleitung der beiden (patrini) ; außerdem
empfangen die Brautleute auch in der Messe den Pax: Con-
ceditur illis osculationem manipuli et pax more Hispano.
7. Das Rit. Rom. verbietet die benedictio in seeundis nuptiis,
wenn der Bräutigam oder die Braut in erster Ehe dieselbe
schon empfangen haben. Es fügt aber bei : Sed ubi ea viget
consuetudo, ut si mulier nemini unquam nupserit, etiamsi vir
aliam uxorem habuerit, nuptiae benedicantur, ea servanda est.
Sed viduae nuptias non benedicat, etiamsi eius vir nunquam
uxorem duxerit.
v. Der spätere und auch heute noch übliche, von Rom aus
anerkannte Gebrauch, den Eheleuten auch außerhalb der Braut-
messe die bened. nuptialis zu erteilen, ist somit den spanischen
Ritualbüchern fremd.
G. Die Ehehindernisse.
Die Fragen des Priesters unmittelbar vor der kirchlichen
Eheschließung haben die Peststellung von etwa vorliegenden
Ehehindernissen zum Zweck. Die einzelnen Uitualbiiel. i>en
die bevorstelienden Ehehindernisse, die, wie hervorzuheben ist,
h in Spanien wie auch snderswo vorwiegend unter dem Ein-
fluß der Kirche ausgebildet hatten, nicht vollständig an.
Man. Hisp. spricht von Verwandtschaft «»der Schwi
schaft (parenteseo 6 affinidad de oufiades), dai Ifan. Valenl i.
m votnm Ingrediendi ordinem, votum es
mit silier anderen Person, Blutsverwandtschaft, Sota ohaft,
Patenschaft oder Irgendeinem anderen Hindernii (parents
de oonsangninitat, affinitat 6 eompadri im altrs Impe
7 i I. Teil. EtoehttgMChiohtlifllM Darstellung (Spanien).
dinumt), dmi Valent. II. allgemein von einem Hindernis, das
Man. T olel an. und Man. Madrit. vom Hindernis der Bluts-
rtrwandtsohaft, Sohw&gerschaft, geistlichen Verwandtschaft,
öffentlichen Ehrbarkeit (publica honestas), vom Gelübde der
Keuschheit, Ordensgelübde, anderweitigem Verlöbnis oder ander-
weitiger Ehe, das Man. Salmant. von Blutsverwandtschaft,
Schwägerschaft, Taufpatenschaft, Adoptivverwandtschaft und
unehelicher Schwägerschaft (cufladazgo), von bestehender Ehe,
Gelübde der Keuschheit oder des Eintritts in einen Orden.
Der Ausdruck cufladazgo im Man. Salmant., welchen ich mit
unehelicher Schwägerschaft (affinitas illegitima) übersetze, dürfte
in seiner Bedeutung des Interesses nicht entbehren. Er stammt
von curia der Keil (es schiebt sich eine Person in die Verwandt-
schaft), nicht von euna die Wiege, und bezeichnet noch heute
die Affinität, wie das auch der Fall war im altspanischen Recht.
In letzterer Beziehung wird in Siete Partidas IV. tit. 7 1. 5
parentesco espiritual in Gegensatz gesetzt zu parentesco carnal
et de curiadia, in IV. 1, (3 ist die Rede del parentesco et de la
cuiiadia. Nach der Glosse zu Partida IV. ti, 5 unterschied man
noch damals die affinitas des römischen Rechts als das bloß
durch die gültige Ehe vermittelte Verhältnis (affinitas legitima)
von der affinitas des kanonischen Rechts als das durch die
Konkumbenz vermittelte Verhältnis und nannte dieses mit
Beschränkung auf die außereheliche Konkumbenz cufiadia (affi-
nitas illegitima).1
H. Charakterisierung der spanischen Ritualbücher.
Die älteren liturgischen Bücher der katholischen Kirche
enthalten in den Formularen für die kirchliche Eheschließung
keine Eheschließungsformulare, d. h. Anweisungen für den
Priester, von den Eheschließenden eine Konsenserklärung zu for-
dern, sondern sie enthalten nur Segensformulare.
1. Am frühesten wird die Konsenserklärung in französi-
schen Ritualbüchern gefordert, und zwar nach einigen Ritual-
büchern schon im 12. und 13. Jahrhundert.
1 So nach der gütigen Mitteilung meines Kollegen E. Mayer in Würzburg.
Vgl. auch Nuevo Die ionario de la lengua Castellana que comprende la ultima
Edition del la Academia Espanola (Paris 1873). Über affinitas legitima und
äff. illegitima nach jüdischem, römischem und kanonischem Recht vgl. Freisen,
1 ' d 439 flf.j 11 or mann, Quasiaffinität an verschiedenen Stellen.
III. Kap. Eheschließungsrecht der Ritualbücher. H. Span. Ritualbücher. 75
Viel später finden sich in deutschen Ritualbüchern An-
weisungen für den Priester, die Konsenserklärung zu fordern.
Vereinzelt zeigen sich solche erst im 15. Jahrhundert, wogegen
sie sich im 16. Jahrhundert durchgängig in den Ritualbüchern
finden, und zwar in einer Formel, in welcher zugleich die kirch-
liche Bestätigung und öffentliche Verkündigung (solemnizatio)
der Ehe ausgesprochen wird. Eine frühe Ausnahme bildet das
Rituale des Bischofs Heinrich I. von Breslau (1302 — 1319). Der
Priester fordert hier die Brautleute zur Konsenserklärung auf,
die kirchliche Bestätigung und öffentliche Verkündigung der
Ehe fehlt noch, sie wird ersetzt durch die auf die Konsens-
erklärung folgenden Gebete.
Von den nordischen Ritualbüchern findet sich eine An-
weisung für den Priester, die Konsenserklärung zu fordern, im
Man. Slezwicense und Man. Aboense, die Bestätigungs- und
Solemnisationsformel fehlt.
Nach dem Man. Sarisburiense vollzieht sich die Konsens-
erklärung durch Fragen des Priesters an die beiden Brautleute,
durch bejahende Antwort seitens der letzteren und dann docente
sacerdote durch das Aussprechen einer eigenen Ehelichungs-
formel. Das Book of Common Prayer a. 154U und die
späteren Ausgaben desselben haben den salisburyschen Ritus
im allgemeinen beibehalten, enthalten aber noch weiter die Be-
stätigung der Ehe durch der Priester, welche in Man. Sarisbur.
fehlt. Auch der heute in der katholischen Kirche Englands
gebräuchliche Ordo administrandi sacramenta hat den salisbury-
schen Eheschließungsritus beibehalten und enthält zugleich die
priesterliche Bestätigung der geschlossenen Ehe.
2. Dieselbe Erscheinung bieten auch die spanischen Ri-
tualbücher. Während in dem Liber Ordinum der Priester nicht
zur Konsenserklärung auffordert, sondern nur die Segensformel ti
spricht, finden sich in allen späteren Ritualien die BheeohliaßungS'
formeln. Das Man. Salmant., das Man. Valent. II., Man. Tolet.
und Man. Madrit. enthalten die prieeterliohe Bestätigung der
Ehe, des Man. Salmant. fügt aber bei, daß diesei nicht de
substantia sei. Das Man. HispaL hat diese Bestätigung nicht
Die traditio der Braut an den Bräutigam findet im Man Ilispal.
und M;m. Salmant Matt durch die Wort* de! l'ri- Ich
äbergebe dir ein<- Gattin und keine Magd,* In Man« Tolet and
Man. Madrit. durofa die Wort* »loh D >be Ru
76 I. Teil. Rechtsgeschichtliche Darstellung (Spanien).
0068in und keine Magd." In den beiden Man. Valent. fehlt diese
traditio sponsae.
3. DieM verschiedene Gestaltung in den Ritualbüchern hängt
lammen mit der Stellung, die die Kirche in allmählicher Ent-
wicklung gegenüber der Eheschließung einnahm. Die Ritual-
bücher mit bloßen Segensformeln gehören einer Zeit an, wo
die Kirche die vorausgegangene (private) Eheschließung vor-
aussetzt, die anderen, welche die Konsenserklärung, die kirch-
liche Bestätigung und öffentliche Verkündigung der Ehe ent-
halten, gehören einer Zeit an, wo die Eheschließung vollständig
ein Gegenstand des kirchlichen Rechts geworden war. Auf die
nähere Entwicklung kann in dieser Arbeit nicht eingegangen
werden.1
Viertes Kapitel.
Die neuere Zeit (das Tridentinum, die Zivilehe,
der heutige kirchliche Ritus).
A. Die Rezeption des tridentinischen Rechts.
Die Aufnahme des tridentinischen Rechts begegnete in
Spanien keinen Schwierigkeiten, denn es entsprach ja den dort
geltenden kirchlichen und staatlichen Vorschriften über die
öffentliche Eheschließung.
Noch im Jahre 1563 wiederholte König Philipp II. die schon
erwähnten drakonischen Vorschriften, welche König Ferdinand
der Katholische im Jahre 1505 gegen die heimlichen Ehen erlassen
hatte.2 Durch Gesetz vom 12. Juli 1564, ebenfalls von Philipp IL,
wurden sämtliche Beschlüsse des Tridentiner Konzils feierlich
rezipiert. Den Geistlichen sind die Konzilsbestimmungen später
durch Dekret der Cortes vom 23. Febr. 1822 und 7. Jan. 1837
von neuem eingeschärft worden.
1 Vgl. zu diesem Exkurs: Opet, Brauttradition und Konsensgespräch in
mittelalterlichen Trauungsritualen (1910). Franz, Das Rituale von St. Florian aus
dem 12. Jahrhundert ( 15)04). Franz, Das Rituale des Bischofs Heinrich I. von
Breslau 1912 B. <J8 II. Stapper, Die älteste Agende des Bistums Münster
- lOfl ff. Sc hönf eider, Liturgische Bibliothek. Sammlung gottesdienst-
r BOcher aus dem deutschen Mittelalter, 2 Bde (1904, 1906).
* Aufgenommen in die Novissima Recopilacion, lib. 10, tit. 2, ley 5 (Aus-
-i. Die Novissima Recopil. entstand bereits anfangs
Jahrb., wurde aber erst am 15. Juli 1805 publiziert.
IV. Kap. Die neuere Zeit. B. Einführung d. Zivilehe. 77
Die pragmatische Sanktion vom 23. März 1776 verordnete,
um unerlaubte Ehen zu verhindern, daß die von Kindern unter
25 Jahren ohne elterliche Einwilligung geschlossenen Ehen jeder
zivilrechtlichen Folge entbehren sollten; den Geistlichen wurde
dieses Gesetz besonders eingeschärft.1 Noch härter war die
Sanktion König Karls IV. vom 10. April 1803, welche lautet:
„Diejenigen Geistlichen, welche zu einer Eheschließung mitwirken,
zu der die Kontrahenten nach den vorgeschriebenen Erforder-
nissen nicht befähigt sind, sollen verbannt und ihrer Temporalien
beraubt werden, und in dieselbe Strafe der Verbannung und
der Güterkonfiskation verfallen die Kontrahenten."2
Der 1851 fertiggestellte Entwurf eines Codigo civil (Zivil-
kodex), der aber keine Gesetzeskraft erhalten hat, fordert dem
Tridentinum gemäß in Art. 2S Nr. 4 für die Eheschließung die
Gegenwart des Pfarrers und zweier Zeugen mit den gesetzlichen
Eigenschaften, wie sie gefordert werden für die übrigen zivil-
rechtlichen Handlungen. In Art. 33 — 36 werden die tridenti-
nischen Vorschriften über die Aufgebote eingeschärft. Der
Mangel der elterlichen Einwilligung hat keine Nichtigkeit der
Ehe zur Folge, aber er ist ein auch durch staatliche Strafgesetze
bedrohtes impedimentum impediens.3
B, Die Einfuhrung der Zivilehe.
Das kirchliche vom Staate anerkannte Eheschließungsrecht
blieb auch in der Folgezeit bestehen, und die Spanische Regie-
rung hat, dem fast ausschließlich katholischen Bekenntnisseseiner
Staatsbürger Rechnung tragend, lange Zeit zurückgehalten, die
Zivilehe einzuführen.
I. Die Zivilehe von 1870.
Krst durch das provisorische Gesetz vom 18. Juni 1870
wurde die obligatorische Zivilehe für alle Staatsbürger ein-
geführt. Ein Dekret der Regentschaft vom 9. Febr. 1*7;> schaffte
aber dieselbe für die Katholiken unter Berücksichtigung des
1 NoTissim.-i RoeOfflaofai Hb. lo, tit. 2, ley \> un<l In.
1 Novisiiraa Recopilacion üb. 10, tit. lo, l.-y 18-
• Rodriguez, Utinonlfli de teoflho nvil, penal y inerrantil «!•• Ktpaoa
(Madrid. 180] I. IL Vgl. feil dai Vorteilende Friedberg, I). R <1 DMtoM.
\n (t.
I s 1. Teil. Recbtsgeschichtliche Darstellung (Spanien).
katholischen Kirchenreehts wieder ab und erklärte, daß die
seither nur kirchlich abgeschlossenen Ehen vollgültig seien,
aber nachträglich zur Eintragung in die Zivilregister gemeldet
werden müßten. Diese Meldung hat auch zu geschehen bei den
von da ab zu schließenden kirchlichen Ehen. Für die Nicht-
katholiken blieb die Zivilehe als Notzivilehe bestehen, ein
Dekret vom 27. Febr. 1875 beschränkte dieselbe jedoch auf
diejenigen, welche formell erklären, der katholischen Kirche
nicht anzugehören. Das Dekret vom 9. Febr. 1875 hat in deut-
scher Übersetzung folgenden Wortlaut:1
.Art. 1. Jede Ehe, die gemäß den kirchlichen Vorschriften geschlossen
ist. bringt in Spanien alle bürgerlichen Wirkungen hervor, welche ihr von dem
letM zuerkannt waren, das bis zum Erlaß des provisorischen Gesetzes vom
Juni 1870 in Kraft stand.
Art. 2. Diejenigen, welche eine kirchliche Ehe eingehen wollen, werden
die Eintragung derselben in das Zivilregister verlangen, indem sie binnen 8 Tagen
das bezügliche Attest des Pfarrers einreichen; wenn diese nach Ablauf dieses
Termins die Vorlage desselben unterlassen haben, so verfallen sie in eine Geld-
strafe von 1—20 Pesetas, abgesehen von einer Buße von 1—5 Pesetas für jeden
weiteren Tag der Zögerung; doch kann die Strafe nicht 400 Pesetas übersteigen.
Die Zahlungsunfähigen haben eine entsprechende Gefängnisstrafe zu verbüßen.
Denjenigen, welche eine kirchliche Ehe nach 1870 geschlossen haben, ist ein
Termin von 3 Monaten zugestanden.
Art. 8. Die Bischöfe werden eingeladen, den Pfarrern Anweisung zu geben,
damit dieselben den Zivilstandsbeamten in der von den Reglements erforderten
Form genau Nachricht von allen Ehen zukommen lassen, welche vor ihnen nach
dem Inkrafttreten des Gesetzes vom Juni 1870 abgeschlossen wurden. Wenn
ein Pfarrer dieser Verpflichtung nicht nachkommeu sollte, so wird der Munizipal-
richter dies dem Bischof und der Generaldirektion des Zivilstandsregisters an-
zeigen.
Art. 4. Die Bescheinigung der kirchlichen Ehe wird als Beweis für eine
vollkommen gültige Ehre nach ihrer Eintragung in das Zivilstandsregister dienen;
wenn diese Eintragung nicht stattfindet, so muß das Zertifikat gemäß den ge-
gerichtlichen Reglements und Vorschriften legalisiert werden. Die Regierung
I den Cortes Rechenschaft von diesem Dekrete geben.*
II. Die Zivilehe nach dem Codigo civil von 1889.
Nach vielfachen Vorbereitungen erhielt Spanien 1889 ein
bürgerliches Gesetzbuch (Codigo civil), welches unter Aufrecht-
erhaltang der Provinzialrechte (fueros) das gemeine Recht des
Landes, wie es in vielen Einzelgesetzsammlungen (Siete Par-
1 Abdruck bei Kämpfe, Dekret der Spanischen Regierung vom Febr. 1875
die Ausführung des Zivilehegesetzes von Juni 1875 (im AKR. [1877], Bd.
N B. 348fT.)
IV. Kap. Die neuere Zeit. B. Einführung der Zivilehe. 79
tidas, Gesetze von Torro, Nueva Recopilacion, Novissima Re-
copilacion usw.) vorlag, kodifizierte. Dasselbe enthält 1976
Artikel, wurde vom König sanktioniert am 26. Mai, publiziert
am 25., 26., 27. Juli und ist in Kraft seit dem 28. Sept. 1889.
Der Codigo Civil handelt Buch IV, Titel 3 von den Ehever-
trägen, Buch I, Titel 4 von der Ehe.1 Für unseren Zweck kom-
men nur die Bestimmungen über die Ehe in Betracht.
1. Dem Gesetzbuch sind 27 Grundsätze (bases) beigegeben.
Die sich auf die Ehe beziehende base III lautet:
„Es werden im Kodex zwei Formen der Ehe aufgestellt werden : die kano-
nische, in welcher die zur katholischen Religion sich bekennenden Personen die
Ehe schließen müssen, und die zivile, welche nach Maßgabe der Staatsgrund-
verfassung normiert wird. Die kanonische Ehe wird bezüglich der Person wie
des Vermögens der Gatten und der Nachkommenschaft sämtliche bürgerliche
Folgen haben, wenn sie in Übereinstimmung mit denjenigen Verfügungen der
katholischen Kirche geschlossen wurde, welche für das Königreich durch das
Gesetz 13, Tit. I, Buch 1 der Novissima Recopilacion admittiert worden ist.5
Dem feierlichen Akte der Eheschließung wird der Munizipalrichter (juez) oder
ein anderer Staatsbeamter beiwohnen, allein zum Zwecke, die unmittelbare
Einschreibung der Ehe ins Zivilregister zu verifizieren."
2. Von den Bestimmungen, welche sich auf die kirchliche
Ehe beziehen, mögen die hauptsächlichsten hier verzeichnet
sein. Ihr Wortlaut ist folgender:
IV. Titel. Von der Ehe.
I. Kapitel. Allgemeine Bestimmungen.
1. Abschnitt. Von den Formen der Ehe.
Art. 42. Das Gesetz kennt zwei Formen der Ehe: die kanonische Ehe.
welche alle jene Personen, welche zur katholischen Religion sich bekennen, ein-
gehen müssen, und die Zivilehe, welche in der in diesem Gesetzbuch bestimmten
V»>ise eingegangen wird.
2. Abschnitt. Beiden Formen gemeinsame Bestimmungen.
Art. 43. Die Sponssücn de futuro bewirken nicht die Verpflichtung die I
zugehen. Kein Tribunal wird eine Klage auf Erfüllung derselben annehmen.
Art. 44. Wenn des Eherertpreehen mittelsl einer öffentlichen oder privaten
Urkunde seitens eil sjihrigeo oder eines Minderjährigen unter Beistand
1 Vgl. den Abdruck d<-r sherechtliehcn Destiinmimgoii in deutscher I t
Hflg bei Srlier'-r, Das Klierecht des P— SM IpSnJSfihefl DfUfSSStsboeheS
>ll Bd. •' i Brnesl Lehr, fclem< oti ds droit ehrll
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Darstellung des Span. Bbsrecfatl MUBB de« CodigO sfri! DOI . in der Jiitr.MluktK.il
zu b Oberblirk ub«-i likatiOBSB
nli ErlsJ Pbilippi II. ran 19 Juli I '
I. Teil. Reehtfgeschiehtliche Darstellung (Spanien).
derjenigen PtfNMIl, deren Konsens zur Eheschließung notwendig ist, gegeben
ien oder wenn das Aufgebot stattgefunden hat, ist derjenige, welcher ohne
hte Unecht ilie Ehe zu schließen sich weigert, verpflichtet, dem anderen
Teilt> den Aufwand zu ersetzen, welchen er wegen der versprochenen Ehe ge-
macht hat. Diese Klag« auf Ersatz der Kosten kann nur binnen eines Jahres,
von |«r Absage der Ehe gerechnet, eingebracht werden.
Art. 45. Verboten ist die Ehe:
1. Dem Minderjährigen, welcher nicht die Erlaubnis, und dem Großjährigen,
welcher nicht den Konsens derjenigen Personen erbeten hat, welchen nach dem
tz zusteht, die eine bzw. den andern zu erteilen.
2. Der Witwe während der 301 Tage nach des Mannes Tode oder vor
ihrer Entbindung im Falle ihrer Schwangerschaft, und in derselben Weise der
Frau, deren Ehe für nichtig erklärt worden ist, den Termin von der legalen
Trennung gerechnet.
3. Dem Vormund und dessen Nachkommen mit denjenigen Personen, über
welche er die Vormundschaft besitzt oder besaß, bis die Vormundschaftsrechnung
erledigt ist. Ausgenommen den Fall, daß der Vater des Mündels im Testamente
oder in einer öffentlichen Urkunde die Ehe genehmigt hätte.
Art. 46. Die Erlaubnis, von der unter Z. 1 des vorausgegangenen Artikels
die Rede ist, wird den ehelichen Kindern von dem Vater erteilt; bei dessen
Abgang oder Verhinderung sind dazu der Reihe nach die Mutter, die väterlichen
und die mütterlichen Großeltern berufen, in Ermangelung der Genannten der
Familienrat. Wenn es sich um natürliche, anerkannte oder durch königliche
Genehmigung legitimierte Kinder handelt, ist die Zustimmung jener Personen,
welche die Kinder anerkannt oder legitimiert haben, einzuholen, eventuell in der
zuvor angegebenen Reihenfolge deren Aszendenten und des Familienrates.
Adoptivkinder haben die Zustimmung ihres Adoptivvaters einzuholen und bei
dessen Abgang der berufenen Personen ihrer natürlichen Verwandtschaft. Die
übrigen illegitimen Kinder erhalten die Zustimmung von ihrer in legaler Weise
bekannten Mutter, von ihren mütterlichen Großeltern und in deren Ermangelung
vom Familienrate. Den Vorstehern der Findelhäuser steht das Recht zu, die
Zustimmung zur Ehe ihrer Pfleglinge zu erteilen.
Art. 47. Die großjährigen Kinder sind verpflichtet, vom Vater, in dessen
Ermangelung von der Mutter die Zustimmung zur Ehe zu erbitten. Wenn sie
dieselbe nicht erhalten oder eine abschlägige Antwort, kann die Ehe erst drei
Monate nach der gestellten Bitte geschlossen werden.
Art. 50. Wenn eines der Verbote des Art. 45 ungeachtet eine Ehe ge-
ll Idossen wird, ist dieselbe gültig; aber die Kontrahenten sind abgesehen von
Kriminalstrafen bestimmten widrigen Rechtsfolgen unterworfen . . .
Art. 51. Weder die kanonische noch die Zivilehe hat bürgerliche Wirkungen
einer der Gatten bereits gültig verheiratet wäre.
Art. 52. Die Ehe wird getrennt durch den Tod eines der beiden Gatten.
3. Abschnitt. Vom Beweis der Ehe.
Art. 53. Die vor der Geltung dieses Gesetzbuches geschlossenen Ehen
werden durch die in den früheren Gesetzen bestimmten Mittel bewiesen.1 Die
1 Vgl. Gesetz vom 9. Febr. 1875 (oben S. 78 f.).
IV. Kap. Die neuere Zeit. B. Einführung der Zivilehe. 81
seither geschlossenen Ehen werden allein durch das Zeugnis des Aktes des
Zivilregisters erwiesen, außer diese Bücher hätten nie bestanden oder wären
verschwunden, oder es wäre ein Prozeß vor den Gerichten anhängig, in welchen
Fällen jede Art von Beweis zulässig ist.
Art. 55. Die im Ausland, wo diese Akte nicht in ein regelmäßig oder
authentisch geführtes Register eingetragen werden müssen, geschlossene Ehe
kann durch jedes im Recht anerkannte Beweismittel glaubhaft gemacht werden.
4. Abschnitt. Von den Rechten und Pflichten zwischen Mann
und Frau (Art. 56—66).
5. Abschnitt. Von den Folgen der Nullität der Ehe und der
Ehescheidung (Art. 67—74).
Art. 67. Die bürgerlichen Folgen der Klagen und Urteile bezüglich der
Nichtigkeit und Scheidung der Ehe können nur vor den ordentlichen Gerichten
durchgesetzt werden.
Art. 69. Der im guten Glauben geschlossenen Ehe kommen bürgerliche
Wirkungen zu, wenn die Ehe auch für nichtig erklärt worden ist. Wenn der
gute Glaube nur auf seiten des einen Gatten vorhanden war, treten die bürger-
lichen Wirkungen nur bezüglich desselben Gatten und der Kinder ein. Der
gute Glaube wird vermutet, wenn nicht das Gegenteil feststeht. Wrenn beide
Gatten in schlechtem Glauben waren, hat die Ehe nur bezüglich der Kinder
bürgerliche Wirkungen.
Art. 73. Das Scheidungsurteil hat folgende Wirkungen : 1. die Trennung
der Gatten, 2 . . .
II. Kapitel. Von der kanonischen Ehe.
Art. 75. Die Erfordernisse, die Form und die Förmlichkeiten der Schließung
einer kanonischen Ehe richten sich nach den Bestimmungen der katholischen
Kirche und der Synode von Trient, welche als Gesetze des Königreichs aner-
kannt sind.
Art. 76. Die kanonische Ehe hat sämtliche bürgerliche Wirkungen in Be-
ziehung auf die Person und das Vermögen und die Nachkommen der Ehegatten.
Art. 77. Dem Akte der Eheschließung wird der Munizipalrichter oder ein
anderer staatlicher Funktionär allein zu dem Zwecke, die unmittelbare Ein-
schreibung ms Zivilregister zu verifizieren, assistieren. Danach haben die Kon-
trahent- Munizipalrichter wenigstens 21 Stunden zuvor Tag und Stande
sowie den Ort der Eheschließung schriftlich anzuzeigen bei Vermeidung einer
Geldstrafe von 5 — 80 Peseten. Der Richter hat die Anzeige zu beecheinlgen,
und dessen Weigerung wird mit 90—100 Poeten gestraft. Zur Feier de, kano-
nischen Ehe darf niefat geeebritteo werden, ohne dal dfc eheinigong vor-
gewiesen worden ist. Wenn die feierlich« bttetang stattfindet, ohne
der - oder dessen Delegat denel ben issiotieren, obwoh) er bonachriehtigf
worden ist, so findet auf Eoeten tiomelhnn die Emeenreflmng der Ehe im Qffl
register statt, und derselbe hat. noeb • Je roo 90 100 Pe blau.
In diätem Falle kommen der I anblies: deren BehlieAong simtll
bOjgOllkhe Wirkungen zu. — Wenn an der Abwesenheit de* Ki< -lit«-r- • 1 i •- K
trahenten Schuld tragen, da siedenseihen sieht l.«-na<lirichtigt hsben BMtl
Fraiaen. Da* Ehaachlia&urncar« 8
I. Teil. Rechtsgeschichtliehe Darstellung (Spanien).
den Fehler gutmachen , indem sie nachtraglich die Einschreibung der Ehe
ins Zmire^ister Uffinll— I In diesem Falle treten die bürgerlichen Wirkungen
der it deren Einregistrierung ein.
7^ Diejenigen, welche in articulo mortis eine Ehe schließen, können
jederzeit den Zivilstandsbeamten davon benachrichtigen und diese ihre Anzeige
nachweisen. Wenn es teststeht, daß diese ihre Anzeige unmöglich war, tritt
leren Versäumnis keine Strafe ein. Jedenfalls muß aber, damit die Ehe
vom Augenblicke ihrer Eingehung bürgerlich wirke, die sakramentale Ehe (Trau-
shi) binuen zehn Tagen ins Register eingeschrieben werden.
Art. 7'.». Die geheim geschlossene kirchliche Gewissensehe ist in bürger-
licher Hinsicht keiner Förmlichheit unterworfen, entbehrt aber der bürgerlichen
Wirkungen, solange sie nicht durch Eintragung ins Register publik geworden
Kine solche Ehe wird dessenungeachtet vom Augenblicke ihrer Eingehung
bürgerliche Wirkungen haben, wenn beide Kontrahenten einverständlich eine
vom Bischof autorisierte Abschrift ihres Trauscheines aus dem geheimen Register
des Ordinariats sich verschaffen und dieselbe unmittelbar mit der gehörigen
Vorsicht der Generaldirektion des Zivilregi9ters zur Eintragung in dasselbe über-
senden. Zu diesem Zwecke führt die Generaldirektion unter den nötigen Kau-
telen ein spezielles geheimes Register, dessen Eintragungen so lange geheim
bleiben, bis die Interessenten deren Bekanntgabe und Übertragung in das Munizipal-
register ihres Wohnsitzes verlangen.
Art. 80. In Streitsachen über die Nullität und Scheidung kanonischer Ehen
zu erkennen, steht den kirchlichen Gerichten zu.
Art. 81. Wenn vor dem kirchlichen Gerichte die Klage auf Scheidung
oder Nichtigkeitserklärung der Ehe anhängig geworden ist, steht es dem bürger-
lichen Gerichte zu, über Anrufen der interessierten Partei die Art. 68 aufgezählten
Verfügungen (zur Sicherstellung der Person und des Vermögens der Gatten und
der Kinder) zu treffen.
Art. 82. Das rechtskräftige Urteil auf Scheidung oder Nullität einer
kanonischen Ehe wird ins Zivilregister eingetragen und dem ordentlichen Ge-
rn hie zugestellt, um dessen Exekution bezüglich der bürgerlichen Folgen durch-
zuführen.
III. Kapitel. Von der Zivilehe (Art. 83—107).
Während bei der „kanonischen Ehe" das gesamte katholische Eherecht
aufrechterhalten bleibt und nur die Gegenwart des Munizipalrichters bei der
kirchlichen Eheschließung verlangt wird, bringt das dritte Kapitel „von der Zivil-
ehe* eine erschöpfende Regelung des Eherechts für die nichtkatholischen Staats-
bürger, nämlich über Ehehindernisse, staatliche Dispensation von Ehehindernissen,
Aufgebot, Ausländerehen, Eheschließung, Nichtigkeitserklärung und Scheidung
der Ehe. Die Eheschließung erfolgt vor dem Munizipalrichter und zwei größ-
ten, gesetzlich tadellosen Zeugen durch Frage des Munizipalrichters an die
beiden Kontrahenten, ob sie die Ehe schließen wollen, und durch bejahende
Antwort Her letzteren. Auch durch einen Spezialbevollmächtigten kann die Ehe
geschlossen werden. Die Scheidung der Ehe bewirkt allein die Aufhebung des
.einsamen Lebens der Ehegatten, also keine Lösung a vineulo usw.
IV. Kap. Die neuere Zeit. C. Der heutige kirchliche Ritus. 83
III. Charakterisierung: der spanischen Zivilehe.
Nach dem Codigo civil besteht somit sowohl für die Katho-
liken als auch für die Nichtkatholiken die obligatorische Zivilehe,
aber mit bemerkenswerten Unterschieden. Für die Katholiken
(„kanonische Ehe") ist das gesamte kanonische Eherecht als
obligatorisch erklärt und wird außerdem verlangt, daß der
Munizipalrichter oder ein anderer staatlicher Funktionär dem
Akte der Eheschließung zum Zwecke der Eintragung desselben
in die für die bürgerlichen Wirkungen maßgebenden Zivilregister
assistiere. Die katholischen Rechtsgrundsätze sind somit in keiner
Weise durch diese staatlichen Festsetzungen verletzt. Auch
die Anordnung der Gewissensehe (matrimonium conscientiae)
in Art. 79 entspricht den seit altersher in Spanien praktisch ge-
übten Grundsätzen des katholischen Kirchenrechts.1 Für die
Nichtkatholiken („Zivilehe") besteht dagegen die obligatorische
Zivilehe auf vollständiger staatlicher Festsetzung.2 Ein König-
liches Dekret vom 27. April 1906 erklärte die „Zivilehe" auch
dann für zulässig, wenn die Eheschließenden keine Erklärung
über ihre Religion abgäben. Da diese Bestimmung aber zu
einer Umgehung des für die Katholiken maßgebenden Ehe-
schließungsrechts Veranlassung geben konnte, hob ein anderes
Dekret vom 1. März 1907 das von 1906 wieder auf.3
C. Der heutige kirchliche Ritus.
Die katholische Kirche Spaniens hat noch heute denselben
kirchlichen Eheritus, wie er in dem Man. Tolet. bzw. Man.
1 Vgl. oben S. 56. Das Matrim. conscientiac hat seine nähere Regelung
gefunden in der Bulle Benedikts XIV. Satis vohis rom 17. Nov. 1741 (Richter-
Schulte, Canon, et Decreta Conc. Trfd. p. M6 .sq.). Schulte, Lehrt). «1. k.
BTf. Kl'. -hnitzer, Kath. ER. 8 02.
merkenswert U dla zurücktretende Stellung des atimiiipalrichtere,
wenigstens bei der „kanonischen Ehe*. Er hat in der Kirch.' der EheecblleBunfl
beizuwohnen zum Zeugnis ihrer Srhliei'.uiig. Auch in England hat der «tiatlichi
Standesbeamte der kirchlich« ■ tüleBqng der anerkannten Religionen m
-elben Weise beizuwohnen. (1 , Man Ui
iht da« auf der Maatsverfassun^ der beiden Btaaten. Beida rind ti
ihn-r monarchischen Verlassun/ mehr .VoUlltiat' all ,Obrigkeltaataata
euer de« bürgen, eteht anter demeelben. An. in ist .-
in dem ,Obrigkeitntaat°; der Baamti nunmt lall an dam Lmperfon de«
:e«für«ten und steht «omll aber dei
• Vgl. inet Beberer, KR II, Friedberg, KR
M I. Teil. Rechtsgeschichtliche Darstellung (Spanien).
Madrit. enthalten ist. Noch heute segnet der Priester zwei
Ringe und eine beliebige Anzahl von Münzen, die arras ge-
nannt werden; der Bräutigam steckt der Braut den gesegneten
Ring an den vierten Finger der rechten Hand und gibt ihr
darauf die gesegneten Münzen. Ebenso findet die velatio noch
statt, indem die Brautleute nach dem Pater noster in der Braut-
messe mit einem weißen Tuche bedeckt werden, der Bräutigam
um die Schultern, die Braut über den Kopf. Auch fehlen nicht
die alten Ermahnungen des Priesters an die Braut, insbesondere
auch nicht die, daß sie ohne Erlaubnis ihres Mannes nicht aus-
gehen darf usw.1
Die alten Formen haben zwar ihre frühere rechtliche Be-
deutung verloren, sind aber in der Volkssitte als eine Erinnerung
an die alte Zeit in konservativer Weise beibehalten worden.
Es ergibt sich somit aus meiner Darstellung das Resultat, daß
das heutige kirchliche Eheschließungsrecht Spaniens aus der west-
gotischen Zeit stammt, somit germanischen Ursprungs ist.
I nach der Mitteilung von deutschen Landsleuten, welche in Spanien
ihren Wohnsitz genommen haben.
■»>"<3'
Zweiter Teil.
Urkunden-Material.
A. Der Liber Ordinum (a. 1039 bzw. 1052).
Literar. Vorbemerkung: Die katholische Liturgie Spaniens in west-
gotischer und mozarabischer Zeit ist in vier Büchern enthalten: in dem Liber Or-
dinum (= Rituale), Liber Orationum, Liber Missalis, Liber Antiphonarum. Sie
stammt nicht aus dem Orient, sondern aus dem Okzident und stellt sich dar als
ein Gemisch von römischen, afrikanischen wie gallischen Riten. Da dieselbe
schon zur westgotischen Zeit bestand, ist die hergebrachte Bezeichnung moz-
arabische Liturgie ungenau, richtiger dagegen wäre die Bezeichnung westgotische
Liturgie. Vor der römischen zeichnet sie sich aus durch Reichhaltigkeit und
Glanz der einzelnen Riten. Als um die Mitte des 11. Jahrhunderts die päpst-
lichen^Gesandten diese Liturgie unterdrücken und an ihre Stelle die römische
setzen wollten, wurden die vier Bücher dem Papste Alexander II. vorgelegt, der
sie als orthodox 1065 approbierte. Unter Gregor VII. (1073—85) fand gleich-
wohl die römische Liturgie in Spanien Eingang, die alte Liturgie erhielt sich
aber noch jahrhundertelang in verschiedenen Kirchen, namentlich in denen
zu Toledo. Überbleibsel derselben sind noch erhalten in den älteren spanischen
Ritualbüchern, von denen das von Toledo noch heute neben dem Rituale Ro-
manum bei einigen liturgischen Handlungen im Gebrauch steht.
Eine kritische Ausgabe des Liber Ordinum hat veröffentlicht der Benediktiner-
pater des Klosters Farnborough: Marius F6rotin, Le Liber Ordinum en usage
•Jans l'eglise wisigotique et mozarabe d'Espagne du cinquieme au onzii-me rieelc
(Monumenta Ecclesiae Liturgica. Volumen Ouintum», Paris 1904. Bei der An-
gabe sind benutzt ein Mskr. dai Klottal Silos (Abtd in Ctstflll la Vieja) vom
•lahre LOtfl — Hit. A, ein Mskr. desselben KlOfUn fOB lahr«- L069 - Hit. H.
Mskr. aus Madrid aus dem 11. lahrh. — Rit. M, ein Mskr. aus Silos an-
dern ii. Jahrb. » Rit. R. Zofmndc gelegt ist der Aeegabe dai Mekr. ron BDoi
1061 Selbstverständlich ist der Inhalt <i< Ord llter tli die rorUtfeoden
Manuskripte. D Ebeec hl i ei'.ungsrec ht betreffende Ritoi ist den Iiih'-r
Ordin. spater wahr.«.rheinlirh von dems»-lh«-n Kopistin, den Prieeter H;irth<|.in}
beigefügt. Kr ist eigenartig um! Rodet rieb, ibfeeehen w.n eio ttiooen,
riebt in anderen RBielbfltbfrn leb gebe den betreffenden roUetlodifen T<-xi
nach der Ausgabe »im '
1 Parotis, Li Über Ordinal I I rr.
II. Teil. Urkunden-Material.
Ordo ad Thalamum benedieendum.
Primiun quidern, secimdum consuetudinem, die sabbato hora
tertia salin as/>ersio facienda est in loco domorum vel thalami.
Deinde cum iw/rnlitur sacerdos ad thalamum benedieendum,
imponit J/u/ie uersum, et dicit:
Vers: Respice in seruos tuos et in opera tua, Domine, et
dirige filios eorum in benedictionibus.
Deinde hanc orationem:
Oratio.
Domine, cuius benedictione plena consistunt, que in tui
Hominis inuocatione benedictionem pereipiunt, benedicito huic
habitaculo solius honestatis nubtui preparato : ut in nullo illud
malorum oecursus adtingat, sed honestas et munditia coniugalis
sola possideat, atque miseratio tua celebritati eius digna suffi-
cienter adsistat. — Pater.
Benedictio.
Omnipotens Dominus huic reeeptaculo nuptiali copiam be-
nedictionis sue inpendat, et conuenientes in eo sanetificatione
perpetua benedicat. — Amen.
Omnis ineursio malignorum spirituum ab hoc loco diffugiat,
et uisitatio angelica hie obtata proueniat. — Amen.
Ita hie, donante Deo, connubii celebritashabeatur, ut honestas
coniugum non turpetur. — Amen.
Sicque hie intrantibus ad nuptialem celebritatem et opus
et sermo sit utilis, ut lasciue non perferantur naufragium uolup-
tatis. — Amen.
Qualiter et nubentes pudicitie honestas confoueat, et nuben-
tium gaudiis adgregatos pax eterna sustollat. — Amen.
Ordo nubentium.
Ad Vesperum.
l. . . . coniunetionis sue dedicationem, hoc tibi deferunt
uotum. Diligant se, nee recedant a te: quod, in tranquillitate
uiuentes tibique fideliter seruientes, nobiscum te exorare non
cessant, ita dicentes: — Pater.
1 In Mskr. B fehlt hier wenigstens ein Blatt, welches das Officium der
•r, Komplet und die Benediktion der Brautleute enthielt.
A. Der Liber Ordinum. 87
Benedictio.
Christus Dominus fidelia famulorum suorum Illorum susci-
piat uota, et uobis omnibus peccata dimittat. Coniugalem eis
gratiam subeuntibus indissolubile fedus caritatis adtribuat, quo
seculum istud in pace pertranseant: ut casti coniugii connubia
suscepturi et corde et corpore omni tempore ante Deum ha-
beantur inlesi. — Amen.
Ordo Arrarum.1
Si quis arras uoluerit tradere, accedit ad sacerdotem, et
affertur fiala et desuper [ponit] sindonem mundum et duos
annulos.
Oratio.
Domine Deus omnipotens, qui in similitudinem sancti con-
uubii Isaac et Rebeccam pro intromissione arrarum famulum
tuum Abraham destinare iussisti, ut oblatione munerum nume-
rositas cresceret filiorum: quesumus Omnipotentiam tuam, ut
harum arrarum oblatione, quam hie famulus tuus Ille dilecte
sponse sue Uli offerre procurat, sanetificator accedas, eosque
cum suis muneribus propitius benedicas. Quatenus, tua bene-
dictione protecti ac uineulo dilectionis innixi, gaudeant se
feliciter cum tuis fidelibus perenniter maneipari.
Piissime.
Benedictio.
Repleat uos Dominus dulcedinis sui timoris, et feeundet
germine sanetitatis. — Amen.
Odor uite uestre candidum redolescat ut lilium, ut mente
semper ascendatis in celum. Oblata quoque arrarum inuicem
1 Das Mskr. A. lautet: Ordo arrarum de nubent i l»us. l'rimum
quidem tradunt annulos 8U08 ad saerrdotem. l.< 90$ in fmlu ,t imuptt
faciale et sie di<
Oratio: Dornim- Deus omiiipotens etc. wie im Mskr. B. Dann folgt: He
nedictio: Henedic, Domim-, bai arras, quas odie tradet famulus tuus IM«', quem
(admodum) benedixisti Abraham cum Sarra. Isaac cum EUbtCM, Iteob cum
Amen. — Dona super eos gratiam .salutis tut-, liabumlautiam n-ruui et
con(Bt)antie fruetum. Amen. — Floreant neut rosi pllütttl in Ibericn. «t DOBJ
num nottrum Ihesum Christum timeant <-t idOTtOt In immim- Dmiiim nottri
u ChrMi MDeCÜMOtai %\ n- uertantur in pace.
Pbtt he< nt annulo» «MO*. D&ktii tr-td,-t «<"'" fl$ltj §4 i'ur/iam <m
nulo huo in dextera manu in du/r Similit4f >t muh,, trndet Uli
in eriremum <l.r>, ,t dal «7/i ptfMfld )
S> II. Teil. Urkunden-Material.
inunora, ita diuino nuinere conseruetis, ut eodem pignore
rdi BMgif coniuncti. oirtatam ubique proles parturiatis. —
Amen
Ordo ad benedicendum eos, qui noviter nubunt.1
MN uenerint hii <iui conhmgendi sunt, explicita seeundurn
m<*mn missn , ante<iumn abtoluat (liaconus, accedunt ad sacer-
iuitn 'los; et uenientes parentes puelle, aut aliquis
1 In den Mskr. A lautet der Text: „Ordo de nubentes. Oman uenerint
ML qui Cüniimgendi sunt, nceedunt <id sacerdotem. Ille uero uelat eos de palleo
attt styi, uiro tantum per nmeni , et mulier super eaput eius, hac (ac) posito
desuper iugale. : COCCktß et alba. Et dicitur [dicit] has III orationes:
Oratio. Deum, qui ad multiplicandum etc. (wie im Mskr. B.), dann: Alia:
Deus (jui id propagamlain etc. (wie im Mskr. B.), darauf: Alia: Deus qui in
principe hominem id ymaginem tuam inanibus plasmare uoluisti, et locutus es
dicens: Non est bonum hominem solum super terram: faciamus ei adiutorium.
BMRflD preeeptum tuum , Domine, nos famuli tui humili obsequi[o] ad te
recamur, ut hunc famulum tuum Illum et famulam tuam Illam , [quos]
rOMflfto altario tuo odie conlocasti socios benedicendo benedicas,
sanrtificaudo sanetifices. Et qui in prineipio manifeste locutus es, dicens:
ptera relinqued homo patrem suum et matrem et aderebit uxori sue, et
erunt duo in caritate [sie], te, Domine supplices deprecamur, ut hunc famulum
tuum lllum et famulam tuam Illam sanetificare et clarificare digneris. Infunde
in elf, Doinine, benedictionis tue [gratiam?], quemadmodum benedicere dignatus
es Abraham cum Sarra, Amen, Isaac cum Rebecca, Iacob cum Racel, Amen,
Zaccaria cum Elisabet. Amen.
Te, Domine, ambo in unum conlaudent. Amen. — Tibi laudes et gratias
agant. Amen. — Tibi BOÜ seruiant. Amen. — Tibi offerant sacrificium laudis.
— Et sibi inuicem exibeant caritatis [sie]. Amen. — Da eis, Domine, unam
pudicitiam unamque concordiam. Amen. — Tribue eis, Domine, unam cari-
tu.
Domine, de summis abitationibus tuis super hunc famulum tuum
Illum et famulam tuam Illam, et concede eis benedictionem celestem. Amen. —
te Dominum et Redemtorem suum cognoscere mereantur. Amen. — Fac
eis, Dornine, in unam permanere uoluntatem, ut aduersariam |aduersarius] in
nullam habeat potestatem, nisi tu solus Dominus et redemtor. Esto eis
propitius adque placabilis adesse digneris.
BUH hörn int\ ul> omnibus malis preteritis, presentibus et
futi. Dominum DOftrUD Ihesum Christum, qui tecum uiuit et regnat,
Dens, in unitate Spiritus Sancti, per omnia semper secula seculorum. Amen.
Birne linr.dv u laut ft .los, (juos ad coniugale gaudium perduxit
| s»- BObie triliuat Icflfl LtnpOMI et perenne gaudium, ut letemini cum
' il'U.s , u nplum Abrae et Sarre . . . Isaac cum Rebecca,
quo* dilexit Dominus et dedit lllis coneeptum. — Uers. [Gus]tate.
' eos ei ur hunr /her/ benedictio: Benedictio: Benedicat
uol nus noatris [nostri oris] alloquio et cor uestrum sincere amoris co-
A. Der Liber Ordinum. 89
ex propinquis, si parentes non habuerit, tradit puellam sacerdoti.
llle vero uelans eos de palleo aut sippa, ac posito desuper iugali
facto de coccino et albo, dicit hanc prefationem cum duabus
sequentibus orationibus.
Prefatio.
Deum, qui ad multiplicandam humani generis prolem be-
nedictionis sue dona largiri dignatus est, Fratres karissimi,
deprecemur: ut hos famulos suos Illos, quos ad coniugalem
copulam ipse preelegit, ipse custodiat. Det eis sensus pacificos,
pares animos, mores mutua karitate deuinctos. Habeant quoque
obtatas eius munere suboles: quas sicut donum ipsius tribuit,
ita ipsius benedictio consequatur : uti hü f amuli sui Uli in omni
eidem cordis humilitate deseruiant, a quo se creatos esse non
dubitant. — Amen.
Oratio.
Deus, qui ad propagandam generis humani progeniem in
ipsis adhuc quodammodo nascentis mundi primordiis ex osse
uiri feminam figurasti, ut sincere dilectionis insinuans unitatem,
ex uno duos faciens, duos unum esse monstrares; quique ita
prima connubii fundamenta iecisti, ut sui corporis portionem
uir amplecteretur in coniuge, nee a se putaret esse diuersum,
quod de se cognosceret f abricatum : aspice propitius ab ethereis
sedibus et preeibus nostris adsiste placatus; ut hos famulos
tuos, quos coniugii copula benedicendo coniungimus, benignitate
propitia benedicas et propitiatione benigne sustollas. — Amen.
pulet nexum perpetuum. Amen. — Floreatis rerum presenti[um] copiis, frueti-
ficetis decenter in filiis, gaudeatis perenniter cum amicis. Amen. — Tribuat
uobis Dominus dona perennia presentibus tempora feliciter dilatura [dilatata] et
eunetis diebus gaudia sempiterna. Amen.
Post hec: Ant. Beuedicam uos, dicit Dominus; adscribam super uos nomen
meum nobum et nomen ciuitatis magne nobe lherusalem, Alleluia. — Uers.:
Adiciet Dominus.
Benedicat uos trina Magestas et una Deitas, Pater et Filius et Spiritus
Sanctus, Amen. — Tales uos dies examinationis inueniat, quales fons regenera-
tionis emisit. Amen.
Explicitis his, tradis ptiellafmj uiro, dicene: In nomine Patris, et Filii, et
Spiritus Sancti, Deus Abraham, Deus Ysahac, Deus Iacob sit uobiscum. Amen.
— Ipse coniungat uos et adimpleat benedictionem suam in uos. Amen.
Post hec admonet eos pro saneta communione se custodiant usque ad aliam
diem. Et sie absoluit diaconus dicens:
In nomine Domini nostri Ihesu Christi eamus cum pace. Deo grttias.
90 II. Teil. Urkunden-Material.
Da eis, Domine, in timore tuo animorum concordiam parem,
Bfl in dilectionem sui morum similem bonitatem. — Amen.
Diligant se, nee recedant a te. — Amen.
Ita sibi coniugale debitum reddant, ne te ullatenus sub
hac occasione contemnant. — Amen. »
Xunquam se extra te diffluant; sed fidem sibimet seruando
tibi placeant. — Amen.
Tribue eis, Domine, rerum presentium copiam et generis
propaginem dilatatam. — Amen.
Ita eorum corda uel corpora tue benedictionis dulcedo
circumfluat, ut quiequid eorum fuerit ammixtione progenitum,
eunetis sit hominibus placitum et a te benedictum. — Amen.
Da eis, Domine, felicem presentis uite longitudinem et future
desiderium sine fine. — Amen.
Sic temporalia euneta disponant, ut eterna feliciter con-
cupiscant. — Amen.
Sic bona transitoria diligant, ut mansura perenniter non
amittant. — Amen.
Ut se ueraciter diligentes et sincere tibimet seruientes,
uideant suorum filios filiorum, et post diuturnum uite huius
excursum perueniant ad regna celorum.
Benedictio solius puelle.
Deus, qui tegi Rebeccam palleo cum vidisset Isaac, Spiritu
tuo docente, iussisti ; qui habere mulierem super caput uelamen
per angelos preeepisti : dignare benedicere hanc famulam tuam
Illam, que nubendi animum gerit. Tegatur propria castitate.
Pudoris sui uelamen aeeipiat ; habeat pudicitie sue donum. Uni
adhereat uiro: uni nubat in Christo: sciat sibi non in fornica-
tione, sed in ipsa ueritate nubendum. Respiciat ad Abraham
patrem suum et ad Sarram matrem suam atque similitudinem,
matrem nubentium sanetorum, atque fidelium liberorum pro-
curatione saluetur. — Pater.
Benedictio.
Benedicat uobis Dominus nostri oris alloquio, et cor uestrum
sinceri amoris copulet nexu perpetuo. Floreatis rerum pre-
sentium copiis, fruetificetis decenter in filiis, gaudeatis perenniter
cum amicis. Tribuat uobis Dominus dona perennia, parentibus
tempora feliciter dilatata, et eunetis gaudia sempiterna. —
Amen.
A. Der Liber Ordinum. 91
His expletis, tradit sacerdos puellam uiro, admonens eos,
ut pro sancta communione a pollutione in ea nocte se custodiant.
Et sie communicant.
Post hec absoluit diaconus, dicens:
In nomine Domini nostri Ihesu Christi missa acta est. —
Eamus cum pace.
Et dum per hinc ambulare ceperint ac de ecclesia egredi,
decantatur hec antiphona:
Uos, quos ad coniugalis gratia per. — Supra quere.
Post hec dicit:
Benedictio.
Benedicat uos trina Maiestas et una Deitas. — Amen. Pater
et Filius et Spiritus Sanctus.
Tales uos dies examinationis inueniat, quales fons regene-
rationis emisit.
Prefatio solius persone, que primum nubit cum ea persona,
que iam nubsit.
Deus, cuius est omne bonum et a quo bonum omne lar-
gitur, quod bene optantis uoto requiritur, Fratres karissimi,
cum universis fidelibus deuotius exoremus, ut hos Illos quos con-
iugalis federis copulam adire permisit, gratia benedictionis opu-
lentes munificet : quo ualeant et sine culpa obtinere quesitum,
et cum diuina benedictione lucrare concessum. — Amen.
Item Benedictio.
Deus, a quo benedictionis origo descendit, et ad quem pre-
catio benedicentis ascendit ; qui primordalia humani generis in-
crementa sacri oris [alloquio] propagasti, sententiam dicens:
„Crescite et multiplicamini et replete terram," adsiste preeibus
nostris, et orantibus nobis clementer porrige, que rogaris. C<>n-
cede, Domine, huic famule tue Uli, quam nounllonectitur ninonlo
ningftli, sinceram gratiose dulnedinis opem et ueram uiri,
cui iungitur, caritat<in Amen.
Ita oius inhereat OOpiÜO, D6 tUO reoedtf ullalcnus | jn-.-
cej>to. — Amen.
Ita carn*' nterqiM fmotifloant, nl ipiritn Mmpar, qui itneia
Bunt, oogitant — Amen
91 II. Teil. Urkunden-Material.
Ita munere filiorum tua ditentur ex gratia, ut post felicia
longiorifl uite curricula ad regna mereantur peruenire celestia.
— Piissime.
Benedictio.
Benedicat uobis Dominus glorie celestis et rex omnium
seculorum. — Ameo.
Det uobiscum sue dulcedinis dulcedinem, uti seculi pre-
sentis felicitatem. — Amen.
Conlato etiam gaudio filiorum, post diuturnum tempus con-
ferat habitaculum celestium mansionum.
Item ordo de seeundis nuptiis.
Deus, qui multimoda subsidiorum remedia fragilitati humane
et propagationis beneficia confers et incremento propagande
prolis adtribuis, ut natura non defraudaretur a semine, quod
germinata propago crescat in progenies, sie temporibus priscis
Ruth Moabitidan benedixisti. — Amen.
Sic in nouissimis per Apostolum tuum seeunda matrimonia
concessisti. Da eis proereandorum filiorum unanime desiderium,
et aufer carnalis libidinis uoluptuosum appetitum. — Amen.
Sit eis ut fuit Ruth suboles ex amore, non luxuria ex ar-
dore. — Amen.
Sit cautus affectus, non lasciuus effectus. — Amen.
Prosequatur hanc illa benedictio, que illam subsecuta est.
— Amen.
Ut faciat Dominus hanc mulierem, que ingreditur domum
tuam, sicut Rachel et Lia, que edificauerunt domum Israel. —
Amen.
Sit exemplum uirtutis, et habeat celebre nomen in Ecclesia
Dei uiui. — Amen.
Benedictio eiusdem.
Te deprecamur, Domine sanete, Pater eterne, omnipotens
Deus, super hos famulos tuos Illos, quos ad seeundas nubtias
uocare iussisti, qui per nostram licet indignam precem, tuam
desiderant pereipere benedictionem. Tribue eis, Domine, fidele
consortium caritatis et copiam tue benedictionis: et concede
huic famule tue Uli, ut induat caritatem Sarre. — Amen.
Sapientiam Rebecce, amorem Racheiis, gratiam et castitatem
Susanne. — Amen.
B. Dotal- und Erbschaftsvertrag. 93
Tribue huic famulo tuo Uli benedictionem tuam, sicut be-
nedixisti Abraham, Isaac et Iacob. — Amen.
Descendat, Domine, super hos famulos tuos Illos benedictio
tua, et gratie tue donum, sicut descendit vos et pluuia super
faciem terre. — Amen.
Ut ita eorum corda et corpora tua benedictio circumfluat,
qualiter manus tue sentiant tactum, et per Spiritum Sanctum
percipiant gaudium sempiternum. — Pater.
Benedictio.
Benedic, Domine, hos famulos tuos Illos, quos secunda con-
iugalis uelatio ad instar apostolici precepti digno federe matri-
monii iungit. Habeant meritum prime coniunctionis. — Amen.
Sit in eis uirtus continentie propter diuinum timorem, et
fecunditas prolis propter prestolatam progeniem. — Amen.
Mereantur coniugatorum patriarcharum ditari meritis, et
maneat in eis pax, mansuetudo et lenitas sanctitatis. — Amen.
Ut, in unum spiritum atque corpus gratia meritorum redacti,
exoptati gaudia consequantur coniugii. — Amen.
B. Dotal- und Erbschaftsvertrag vom 19. Juli 1074.
Liter. Vorbem. Das Original des nachstehenden, bei F^rotin1 in den
Appendizes abgedruckten Dotal- und Erbschaftsvertrages befindet sich im Archiv
der spanischen Kathedrale zu Bur^os. Das kuriose Latein, in welchem die Ur-
kunde abgefaßt ist, entspricht dem spanisch-lateinischen Stil der damaligen Zeit.
Charta Arrharum, quos Rodericus Didaci Scemenae uxori suae,
Quetensls Comltis filiae, In die nuptlarum spospondlt. Anno 1074.
In nomine sanctae et individuae Trinitatis, Patris quoque
ac Filii, uidelicet, Spiritus sancti, qui omnia cunctaque croauit
uisibilia et inuisibilia, unus et admirabilis extans, inseparabilis
Trinitate: cuiusque Regnum et Imperium permanet in secula.
Amen. A multis quidem manet notissimum et a puucis de-
claratum.
Ego vero denique Koderigo Didaz ftOOepi OXOrem, nomine
Scemena, filia Didago Ducis de terra AHturion.siH. Dum ld dinn
nuptiarum ueni, promlfi dare praefatain ipsam Boementm oiUtl
super notatas et facere srripturam firinnm per mannm Bdi
iusHores Comes Petro Assuri/. ri Comei Qtriii Ordonli, di
'in, Le Üb« Ordin. c 546 IT.
II. Teil. Urkunden-Material.
omnes ipsas hereditates, quae sunt in territorio . . (folgt eine
lange Aufzählung von Marktflecken und Dörfern). — Et dono
tibi istas uillas, quae sunt supra scriptas, pro ipsas uillas, quae
mihi sacarunt Aluaro Fanniz et Aluaro Aluariz sobrinis meis:
praeter ipsas dono tibi istas quae superius diximus ab omni
integritate terras, uineas, arbores, senris, pascuis, seu paludibus,
aquis, aqua, pomiferum, defensas, et in molinarium, siue exitus
etiam et regressus.
Et sunt quidem istas Arras tibi, uxor mea Scemena, factas
in foro de Legione. Et de hinc placitum fuit inter me Ruderigo
Didaz et tibi uxor mea Scemena, et facimus titulum scripturae
profiliationis. Igitur dono tibi illas alias meas uillas cunctas,
qui non sunt in tuas Arras, ubique eas de meo directo inuenire
potueris ab omni integretate propter profiliationem, tum ipsas,
quae modo habemus etiam et quae augmentare potuerimus
deinceps. — Si autem fuerit transmigrationis obitus mei, de nie
Roderigo Diaz, ante te uxor mea Scemena Didaz et tu quidem
remanseris post me et capum feceris et alium virum accipere
nolueris, habeas uillas iam prodictas in profiliationem siue tuas
Arras, et alia omnia: uillas etiam et granatum, siue cauallos
etiam, et mulos, siue loricas, quam et armis, et omnia orna-
menta, quae infra domus nostra est: et absque tua uoluntate
non dones de omni re, nee ad filios et nee ad aliquis homo,
qui ex carne fabricatum fuerit, nisi uero fuerit uoluntas tua;
et post obitum tuum redeant omnia ad filiis tuis, qui ex me
nascantur et ex te. Si ergo taliter aeeiderit, ut ego Scemena
alterum uirum aeeepero, taliter dimittam istam totam profilia-
tionem quae hie resonet in scripturis, siue huc, siue illuc, et
Arras cunctas ad filiis qui fuerint ex te et ex me. Ego quoque
Scemena Diaz similiter faciam tibi uir meus Roderigo Diaz pro-
filiationem de meas Arras, et ex mobile vero meo et ex omnia
mea haerentia, sicut supra diximus saepe, id est: uillas et
aurum, et haereditates, atque argentum, equas et mulas, tarn
loricas, quam armis, atque ornamenta domus nostrae ab omni
integritate. — Si quis tarnen euenerit mors mea Scemena Didaz
ante te uir meus Roderico Diaz, omnia mea haerentia sicut
dixi, tua fiat, et iuri tuo sit confirmatum; et licentiam habeas,
ubi fuerit uoluntas, dare et praestare, post obitum tuum uir
meus Roderigo Diaz haereditent omnia filii tui et mei, qui ex
te et me nati sunt.
C. Manuale Hispalense. 95
Sic omnia ista spospondi et pactiui roborare, praedictus
ego Roderigo Diaz ad praefata uxor mea Scemena Didaz ob
decorem pucritudinis, et foedere matrimonii uirginalis connubii.
Nos etiam iam dictus Comes Petro Assuriz prolis, seu Comes
Garsea Ordoüiz prolis, qui fideiussores fuimus, et ita erimus:
obinde quoque iam saepe dictum Roderigo Diaz facio tibi
Scemena Didaz scripturae firmitatis, de ipsas omnes haeredi-
tates, quod superius resonant simul, et de profiliatione firmi-
tatem facio ; et tu vero similiter mihi habeas eas, et possideas,
et facias ex eas quod tua fuerit uoluntas.
Si quis tarnen ab hodierno die, tarn ex me, quam de pro-
pinquis, aut filiis vel nepotis, sed de extraneis atque haeredibus
meis, contra hanc scripturam uel cartulam infringere vel tentare
uoluerit: qui talia egerit pariet tibi, uel uoci tuae, quantas in
contentione minuerit duplatas, uel triplatum, et quantus ad usum
fuerit melioratum : et ad partem Regis auri talenta II, et tibi
sint omnia perpetim habituram aeuo perenni et saecula cuncta . . .
(Es folgen dann die Unterschriften.)
C. Manuale Hispalense (a. 1494).
Das Ritualbueh der Erzdiözese Sevilla (Man. Hispal.).
Liter. Vorbem. Sevilla, das alte Spalis oder Hispalis, hatte wahrschein-
lich schon im Anfange des 3. Jahrhunderts einen Bischofssitz. Als erster Erz-
bischof' erscheint 589 Leander.1 Das Manuale, welchesjch Herbst 1902 auf dem
British Museum in London exzerpierte, trägt das Titelblatt: Manuale hispalense
und stammt aus dem Jahre 1494 nach dem Schlußworte des Exemplars: Ex-
plicit Manuale, bnpretsmn Hispali per Meynardum Ungut Alamanum et Statut«
laum Polonum socius. Mibus Martii 14!»4. Die verschiedenen Riten sind ttils
in lateinischer, teils in spanischer (castilischer, alUpftüischer Mundart Sprache
abgefaßt.
Dk rtnnthmi Riten desselben betreffen (he Bpeodqni der Taufe, der Ölung,
Beerdigung, Absolution und Exkommunikation . Ordo PeCOn-
ciiiationiM ecclesiae eine rfmeterii , aanguinit, uel xMiunis, Benedictio ramonim,
.edictio c*-rei in die purifi« :» Marie, Bein-dirtio peofal et f'nn-lutim «•( OU
r.ium aliorum.
Bei dei long der (Mang findet i ■ befaehe Salbung itatt: an den
Augen, Obren, laee, Mund, Hinden, Beit« Salbung der Hindi prq
um) lautet die Bubrik: A<pn ponga il Otto I tndfl Offlbri H ''das
palrnas dela- naUM» Kl -i IbefU BBCerdob il oMe MB
por auento la peimai adai (*■ Hier nllH er mit ö! den Kann oder
• Neher. Kirchl. I Me B, i.midt . Art.
Da in Y .U-xik ' 1 I
M II. Teil. Urkunden-Material.
die Krau in der Innenseite der Binde. Und wenn es ein Priester ist, salbt er
ihm mit Ol dit AnBenteite der Hände, weil die Innenseite schon konsekriert ist).
Bei der Salbung der Seiten tproptei ardorem libidinis) lautet die Rubrik: Aqui
ponga el meerdoU el olio al ombre enlos lomos et ala muger enel ombligo
(— Hier mint der Priester mit öl den Mann an den Lenden und die Frau an
dem Nabel). Hinter jeder Salbung und dem heutigen Gebete des Rit. Romanum
folgt noch ein zweites Gebet und ein Psalm.
Bin interessanter Ritus ist am Schluß des Manuale verzeichnet: Notandum
quod in die transfigurationis conficitur sanguis Christi de nouo uino, si
inueniri possit. Aut aliquantulum saltem de matura uua ponatur in calice.
Quare autem hoc fiat, hec est ratio. In die cene dixit Dominus Ihesus Apostolis
et aliis, qui cum eo cenabant: Amen dico uobis, non bibam amodo de hoc
germine uitis, donec bibam illud nouum in regno meo. Quum ergo dixit nouum,
et transfiguratio pertiuet ad illum statum, quem habuit post resurrectionem.
Ideo queritur in hoc festo uinum nouum. In quibusdam terrarum partibus be-
nedicuntur racemi et communicant inde homines. Et debent benedici intra
canonem. cum peruenitur ad illud locum, ubi legitur: lntra quorum consortium
non estimator meriti , sed uenie quesumus largitor admitte. Per. Benedictio
uuarum. Das Fest Transfiguratio wird in der morgen- und abendländischen
Kirche am 6. August gefeiert. Unter racemi versteht man die Kämme der
Trauben.
Der Eheschließungsritus des Manuale hat folgenden Wortlaut:
De saeramento Matrimonii.
Quandoalgundclerigo oviere Wenn irgendein Priester
desposar novios ante que los Brautleute trauen will, sollen,
despose sean fechas baflas. Que bevor er sie traut, banas, das
quiere dezir pregones enla heißt Aufgebote in der Kirche
iglesia. E sepa por la collacion gemacht werden. Und er wisse
y por la vezindad: si son pa- durch die Verwandtschaft
rientas ö si es entre ellos algund (Pfarrgemeinde) und durch die
parentesco : 6 affinidad de cu- Nachbarschaft, ob sie verwandt
nadez. E estos pregones se fa- sind oder ob zwischen ihnen
zen enesta manera : irgendwelche Verwandtschaft
oder Schwägerschaft bestehe.
Und die Aufgebote werden in
dieser Weise gemacht:
Fulano y Fulana quieren N. und N. wollen nach Über-
casar de consuno. Si ay alguno, einkunft heiraten. Wenn irgend-
6 alguna que sepa algund caso einer oder irgendeine einen
por que este matrimonio se Grund weiß, durch welchen diese
embargue, y no se deva facer, Heirat verhindert wird und
venga lo dezir. En otra ma- nicht vollzogen werden darf,
nera el clerigo que lo assi no möge er kommen und ihn sagen.
G. Manuale Hispalense. 97
fizieri y se no guardare, sepa Sonst möge der Priester, der
que sera suspenso por tres anos. es nicht so macht und nicht
E el lego que tales desponsorios vorsichtig ist, wissen, daß er für
fiziere sera descomulgado: y drei Jahre suspendiert werden
apartado de los sacramentos wird. Und der Laie, welcher
de la sancta yglesia. Los que solche Ehe schließt, wird ex-
quizieren casar, y seyendo pre- kommuniziert werden und von
gonados enta yglesia, el clerigo den Sakramenten der heiligen
ha de desposar los en su casa, Kirche ausgeschlossen sein. Die-
6 enla yglesia, preguntandoles jenigen, welche heiraten wollen
si son desponsados por mano und in der Kirche aufgeboten
de clerigo, y si dixieren que sind, hat der Priester in seinem
no, Diga assi: Hause oder in der Kirche zu
trauen, indem er sie fragt, ob
sie durch die Hand des Prie-
sters getraut sind, und wenn
sie nein sagen, spreche er also:
Fulano y fulana quieren N. und N. wollen nach Über-
casar de consuno, si ay aqui einkunft heiraten. Wenn hier
alguno, 6 alguna que sega al- irgendeiner oder irgendeine
gund caso porque este matri- ist, welcher einen Grund weiß,
monio no deva ser fecho, yo weshalb diese Ehe nicht ge-
lo amonesto la primera, la se- schlössen werden darf, so er-
gunda , y la tercera vegada mahne ich ihn das erste, das
que lo diga. E si no fuere zweite und das dritte Mal, daß
fallado contrario, tomeles las er es sage. Und wenn kein
manos y diga : Vos fulana Hindernis gefunden ist, nehme
otorgades vos por muger y es- er sie bei der Hand und sage:
posa de fulano, segund manda Ihr N., gewährt Ihr Euch zur
la sancta yglesia de roma, y Frau und Gattin des N., wie
diga ella: Si otorgo. E diga es die heilige Kirch«- von Rom
el espoäo: Yo assi la rescibo. vorschreibt? und sie s;iLr<>: Ja,
B M ' BSmO i'i - unte a el: vos ich gewähre, und der l'.räuti-
fulano otorgades vos por nia- gam sage: Ich nehme sie so
rido y poi so de fulana, an. Dieses selbe frage er ihn:
segund manda la sancta yglesia Ihr N., gewährt Dir Euoh /.um
de roma. Diga cd: Si <. M:mn und Ofttteu d#T N., wir
E ella diga yo assi lo resnibo. es die heilig«« Kirch«' v«»n liOflO
E todo esto assi fecho, demande ronohreibtf Kr Hage: Ja
las arras,y los inilloi y bendiga gewähr«', lud
Fr« m« ii. Da« r.h««rhli»>fiiirnr«r '
98 11. Teil. Urkunden-Material.
las assi diziendo este psalmo. nehme ihn so an. Und wenn
ps. David. alles dies so gemacht ist, bitte
er um die arras (^= Münzen)
und die Ringe und segne sie
folgendermaßen, indem er die-
sen Psalm betet. Ps. Davids.
Manila deus virtuti tue, confirma hoc deus quod operatus
es in nobis.
A templo sancto tuo quod est in ierusalem tibi Offerent
reges munera.
Increpa feras arundinis, congregatio thaurorum in vaccis
populorum, ut excludant eos qui probati sunt argento.
Gloria patri. Sicut erat.
Kyrieel. Pater noster. Et ne nos. Sed lib.
Adiutorium. Qui fecit.
Creator et conservator humani generis, dator gratie spiri-
tualis, largitor eterne salutis, deus tu domine emitte tuam be-
nedicftionem super hos anulos, ut armati virtute celesti, qui
eos gestauerint, defensionis tue muniantur auxilio. Per.
Domine deus omnipotens, qui in similitudinem sancti con-
nubii Isaac cum Rebecca per intermissionem arrarum famulo
tuo Abraae destinare iussisti, ut oblatione munerum numerositas
cresceret filiorum, quaesumus omnipotentiam tuam, ut ad hanc
oblationem arrarum (quas hie famulus tuus dileetae suae sponsae
offerre procurat) sanetificator accedas, eosque cum suis sanetis
muneribus propitius benef dicas, quatenus tua benedictione pro-
tecti, dilectionis vineulo innexi, gaudeant se feliciter cum tuis
fidelibus perenniter maneipari. Per Christum Dominum nostrum.
R, Amen.
Benef die Domine has arras, quas hodie tradit famulus tuus
in manum ancillae tuae, quemadmodum benedixisti Abraam
cum Sara, Isaac cum Rebecca, Iacob cum Rachel, dona super
eos ^ratiam tuae benedictionis, abundantiam bonorum operum
et perseverantiam mandatorum tuorum, floreant sicut Rosa in
lericho plantata et Dominum nostrum Iesum Christum timeant
et adorent ipsum, qui tecum. JR,. Amen.
Deus qui mundi crescentis exordia multiplici prole bene-
dicis propitiare supplicationibus nostris et super hunc famulum
tuum et famulam tuam opem tue benefdictionis infunde, ut
C. Manuale Hispalense. 99
coniugali consortio effecti compares, mente consimili, sanctitate
mutua copulentur. Per.
Benedictio dei paftris omnipotentis et fiflü et Spiritus f
sancti descendat super istos anulos et super istas arras. Amen.
E asperge el sacerdote agua Und der Priester sprenge
benedicha sobre las arras y Weihwasser über die arras
los anillos. E tome el anillo (== Münzen) und die Ringe,
el esposo y metalo enel dedo Und der Bräutigam nehme den
dela esposa dela mano sini- Ring und stecke ihn der Braut
estra el quäl dedo es Uamado an den Finger der linken Hand,
medico, que es el quarto dedo; welcher Finger medico genannt
comengando contar desde el wird, welches ist der vierte
pulgar ay uso diziendo assi. Finger vom Daumen an ge-
E comience del pulgar, y diga: zählt; es ist Gebrauch so zu
In nomine patris, al otro dedo sagen, und er fange am Daumen
et filii y al otro et spiritus an und sage: In nomine patris,
sancti amen. Esso mesmo faga beim anderen Finger et filii
la esposa. Tome el anillo y me- und beim anderen et spiritus
talo enel dedo del esposo, que sancti. Amen. Dieses selbe tue
es llamado medico segund suso die Braut. Sie nehme den Ring
dicho es, que es el quarto dedo und stecke ihn dem Bräutigam
dela mano siniestra. E diga. In an den Finger, welcher medico
nomine patris: al pulgar et genannt wird, wie oben gesagt
filii: al otro dedo, et spiritus ist, welches der vierte Finger
sancti amen: al otro. E metalo der linken Hand ist, und sage:
enel dedo como dicho es. E In nomine patris beim Daumen,
tome el sacerdote las arras, y et filii beim anderen Finger,
de las al esposo. E la esposa et spiritus sancti. Amen beim
pare las manos en que las anderen. Und sie stecke ihn
resciba. E diga el sacerdote an den Finger, wie gesagt ist.
al esposo dezid assi. Esposa Und der Priester nehme die
estas arras vos dono en sefial arras (= Münzen) und gebe
de rnatrimonio, assi como man- sie dem Bräutigam. Dnd die
da la yglesia de roma. K mundo Braut halte die Hände auf, in
el taeerdote al eepoeo que la denen de dieselben empfii
me por la mano ala esposa, Und der Priester sage HUB
y vayan se para el altar y Bräutigam: so: Kraut,
oyan hu missa. Kl sacerdote dieet Münzen gebe leb Blieb
yendo di^a eate psalmo. Beati al- Zeiohen der Bhe, K>wie e»
omnes, qui tiinenr dominum. dieKireheTonRooiToreelirelbt,
100 II. Teil. Urkunden-Material.
E diga lo todo con esta ora- Und der Priester befehle dem
cion que se sigiu». Bräutigam, daß er die Braut
an der Hand fasse, und sie
gehen an den Altar und hören
ihre Messe. Und der Priester
spreche gehend diesen Psalm :
Beati omnes, qui timent domi-
num. Und er spreche ihn ganz
mit dieser Oration, welche folgt:
Oratio. Respice domine de celo super hanc conventionem
per angelum raphaelem fiantque digni tua benedictione. Per.
Ad missam.
Introitus. Benedicta sit sancta trinitas atque indivisa uni-
tas, confitebimur ei, quia fecit nobiscum misericordiam suam.
V Benedicamus patrem et filium cum sancto spiritu.
V Gloria patri.
Oratio. Omnipotens sempiterne deus, qui dedisti famulis
tuis in confessione vere fidei eterne trinitatis gloriam agnoscere
et in potentia maiestatis adorare unitatem quesumus, ut eius-
dem fidei firmitate ab omnibus semper muniamur adversis. Per.
Alia Oratio. Exaudi nos omnipotens et misericors deus,
ut quod nostro ministratur officio, tua benedictione potius im-
pleatur.
Ad Corinthios. Fratres nescitis, quoniam corpora vestra
membra Christi sunt . . . portate deum in corde et corpore
vestro.
R, Benedictus es domine qui intueris abyssos et sedes super
Cherubim.
V Benedicite deum celi, quia fecit nobiscum misericordiam
suam. all.
V Qualis pater talis filius talis Spiritus sanctus.
Sequentia sancti evangelii secundum Matthäum. In illo
tempore accesserunt ad iesum pharisaei tentantes eum et di-
centes. Si licet homini dimittere uxorem suam quacunque ex
causa? . . . homo non separet.
imbolum apostolorum. Credo in deum . . . amen.
Offertorium. Benedictus sit deus pater unigenitusque dei
filius, sanctus quoque Spiritus, quia fecit nobiscum misericor-
diam suam.
r.
C. Manuale Hispalense. 101
Sacra. Sanctifica quesumus domine deus per tui nominis
invocationem huius oblationis hostiam et per eam nosmetipsos
tibi perfice munus eternum. Per.
Sacra. Suscipe quesumus domine pro sancti connubii lege
munus oblatum et cuius largitor es operis, esto dispositor. Per.
Prefatio. Per omnia . . . Eterne deus. Qui phedera nup-
tiarum blando concordie iugo et insolubili pacis vinculo nexuisti,
ut multiplicandis adoptionum filiis sanctorum connubiorum fe-
cunditas pudica servaretur. Tua enim domine Providentia, tua
gratia ineffabilibus modis utrumque dispensat. Ut quod ge-
neratio ad mundi edidit ornatum hec regeneratio ad ecclesie
perducat augmentum per Christum dominum nostrum. Per quem
maiestatem tuam laudant angeli, adorant dominationes, tremunt
potestates. Coeli coelorumque virtutes . . . confessione dicentes.
Sanctus, Sanctus, Sanctus.
Hanc orationem dicat sacerdos antequam incipiat Te igitur
supplicando.
Oratio. Aperi domine os meum ad benedicendum nomen
tuum mundaque cor meum et corpus meum ab omnibus variis
et nequissimis cogitationibus ut exaudiri merear a te deprecans
pro populo tuo, quem elegisti rex regum.
Sanctus Basilius constituit.
Te igitur clementissime pater . . . sacrificia illibata.
Ignatius papa constituit.
In primis quae tibi offerimus . . . fidei cultoribus.
Coelestinus papa constituit.
Memento domine famulorum . . . vivo et vero.
Cfregorhu papa constituit.
Communicantes et memoriam . . . Per eundem Christ
dorn. no.
Innocentius papa OOnsHtuiL
Hanc igitur obl&tionem . . . Per Christum dom. QOStr.
Mfixtmtius papa constituit.
Quam oblationem . . . noftri i«'su Ohri
BHHus />"/■ tituit.
Qui j^rifii'- quam ptteretor , .
Alraudo el oorpv ( M der Aufhebung du IM
cubran lof no> n im v«-Im h<- Chri ti ImmIct] n dii
102 IL Teil. Urkunden-Material.
al novio por el cuello y ala Brautleute mit einem Schleier,
novia por cima dela cabega. den Bräutigam um den Hals
und die Braut über den Kopf.
Srrgius Papa constituit.
Unde et memores domine . . . immaculatam hostiam.
Leo papa constituit.
Supplices te rogamus . . . Christum Dominum nost. Amen.
Calixtus papa constituit.
Memento etiam Domine . . . Dominum nostrum. Amen.
Pelayius papa constituit.
Nobis quoque peccatoribus . . . Dominum nostrum. Amen.
Sixtus papa constituit.
Per quem hec omnia . . . honor et gloria.
Item Gregorius dialogus composuit hanc orationem.
Oremus, praeceptis salutaribus moniti et . . . audemus dicere.
oratio dominicalis.
Urbanus papa constituit.
Libera nos quaesumus . . . perturbatione securi.
E dicho el Pater noster y la Und nachdem das Paternoster
oracion Libera nos ante fracti- und die Oration Libera nos
onem hostie, diga el sacerdote gebetet ist, vor dem Brechen
estas benediciones: der Hostie spreche der Priester
diese Segnungen:
In nomine patris et filii et Spiritus sancti. Amen.
Saluos fac seruos tuos. Deus meus sperantes in te.
Mitte eis domine auxilium de sancto. Et de Sion tuere eos.
Exurge domine adiuua eos. Et libera eos propter nomen
tuum.
Domine exaudi orationem meam. Et clamor meus ad te veniat.
Dominus vobiscum. Et cum spiritu tuo.
Oremus. Propitiare domine supplicationibus nostris et
institutis tuis, quibus propagationem humani generis ordinasti,
benignus assiste, ut quod te auctore iungitur, te auxiliante ser-
vetur. Per Dom.
Prefatio. Per omnia secula seculorum . . . eterne Deus.
Qui potestate virtutis tue de nihilo cuncta creasti, qui dispositis
universitatis exordiis, homine ad imaginem Dei facto, ideo in-
separabile mulieris adiutorium condidisti, ut foemineo corpori
C. Manuale Hispalense. 103
de virili carne dares principium, docens, quod ex uno placuisset
institui, nunquam liceret disiungi. Deus qui tarn excellenti
mysterio coniugalem copulam consecrasti, ut Christi et ecclesie
sacramentum praesignares in foedere nuptiarum, Deus, per
quem mulier iungitur viro et societas principaliter ordinata ea
benefdictione donatur, que sola nee per originalis peccati pe-
nam, nee per diluuii est oblata sententiam; respice propitius
super hanc famulam(s) tuam(s), que maritali iungenda(e) est
(sunt) consortio, tua se expetit protectione muniri. Sit in
ea iugum dilectionis et pacis, fidelis et casta nubat in Christo,
imitatrixque sanetorum permaneat foeminarum sit amabilis viro
ut Rachel, sapiens ut Rebecca, longeua et fidelis ut Sara. Nihil
in ea ex actibus suis ille auetor prevaricationis usurpet, nexa
fidei mandatisque permaDeat, uni thoro iuneta, contactus illi-
citos fugiat, muniat infirmitatem suam robore diseipline, sit
vereeundia gravis, pudore venerabilis, doctrinis celestibus eru-
dita, sit feeunda in subole, sit probata et innocens et ad bea-
torum requiem atque ad coelestia regna perueniat, ut videant
ambo filios filiorum suorum usque in tertiam et quartam gene-
rationem et ad optatam perueniant senectutem. Per Dominum
nostrum Iesum Christum etc.
Aqui se tome [torne] al altar Hier wende er sich zum Al-
y diga su officio comengando tare und sage sein Offizium,
onde [donde] dexo scilicet in anfangend, wo er es verließ,
fractione hostie. nämlich in fractione hostie.
Per eundem dominum nostrum Iesum Christum filium tuum,
qui tecum viuit et regnat in unitate Spiritus saneti deus. Per
omnia secula seculorum. Amen. Pax f domini sit f semper
voibiscum. Et cum spiritu tuo.
Agnus dei qui tollis peccata mundi. tribus viribus.
{ >ra.ti<> i-uin ootlffcii cnrjms domini calice. Haec sacrosaneta
eornmixtio cum san^uine corporis et sanguinis domini nostri
Iesu Christi fiat smnenti et omnibus sumentibus salus mentis
et corporis et ad vitam capescendam eternam praeparatio sa-
lutaris. Per eundem Christum.
Hie ddtur ])(ir , <pt<un Innoceutius popO <luri <<>nstituit.
FiniOi hi$ Omnibus CTf/a JHltrem dient surmlns ordtmnrm hanc
sanr.ti Auyutitiui <ul filium nucui ante se tenet.
DODÜBi H--U Ohriftt rew <\<'U+ nm-us, <jui M v«»rn pax 0|
vera f.rifordia far nos ptOifiOtr€ in hac MllOtt hora.
104 II. Teil. Urkunden-Material.
AUa oratio. Domine iesu christe fili dei viui, qui ex voluntate
patris cooperante spiritu sancto . . . secula seculorum. Amen.
AUa oratio. Domine iesu christe non sum dignus te sus-
eipere, sed tantum ab sacro propitius esto mihi peccatori et
presta, ut hec vera corporis et sanguinis portio non sit mihi
id iudicium neque ad condemnationem, sed sit omnium peccato-
rum optata remissio animique et corporis mei pia gubernatio
et potens ad vitam eternam introductio. Qui viuis etc.
AUa oratio. Perceptio corporis tui . . . Amen.
Ad corpus sumendum dicitur tribus vicibus. Domine non sum
dignus . . . anima mea.
AUa oratio ad idem. Corpus domini nostri iesu christi
custodiat animam meam et corpus meum in vitam eternam. Amen.
Ad sanguinem. Quid retribuam . . . salvus ero.
AUa ad idem. Sanguis domini nostri iesu christi custodiat
animam meam. et corpus meum in vitam eternam. Amen.
Recepto sacrificio. Corpus domini nostri iesu christi, quod
accepi et sanguis eius, quem potavi, inhereant, queso, in visce-
ribus meis, ut non veniant mihi ad iudicium neque ad condem-
nationem, sed sint ad salutem et remedium anime mee et per-
ducant me in vitam eternam. Amen.
Communio. Benedicimus deum celi et coram omnibus viven-
tibus confitebimur ei, quia fecit nobiscum misericordiam suam.
Postcommunio. Proficiat nobis ad salutem corporis et
anime domine deus huius sacramenti susceptio et sempiterne
sancte trinitatis eiusdemque individue unitatis confessio. Per.
AUa Postcommunio. Quesumus omnipotens deus instituta
providentie tue pio amore comitare, ut quos legitima societate
connectis, longeua pace custodias. Per.
Placeat tibi sancta trinitas unus deus obsequium seruitutis
mee, et presta, ut hoc sacrificium, quod oculis tue maiestatis
indignus ego obtuli, tibi sit acceptabile mihique et omnibus
viuis ac defunctis, pro quibus obtuli, sit te miserante propi-
tiabile et ut animarum nostrarum remedium fiat, ut mereamur
partem tecum habere in regnum tuum saluator mundi deus.
Qui in trinitate perfecta viuis et regnas per omnia secula se-
culorum. Amen.
Acabada la missa, tomese Nach der Messe wende sich
[tornese] el sacerdote alos no- der Priester zu den Brautleuten
vios y diga. und sage:
C. Manuale Hispalense. 105
In nomine paftris et fiflü et Spiritus f sancti. Amen.
Oratio. Deus Abraam, deus Ysaac, deus Iacob ipse vos
coniungat impleatque benedictionem suam in vobis.
Oratio. Oremus. Benefdic domine adolescentulos istos et
semina semen vite eterne in mentibus eorum ut, quicquid pro
utilitate didiscerint, hoc facere cupiant per Christum recupera-
torem omnium bonorum. Qui tecum.
Oratio. Benefdicat vos omnipotens dominus nostri oris
eloquio et cor nostrum sincero amore copulet nexu perpetuo.
Amen.
Floreatis rerum presentium copiis, fructificetis decenter in
filiis et filiabus, gaudeatis perhenniter cum fidelibus et amicis.
Amen.
Tribuat vobis dominus bona perhennia presentia per tem-
pora feliciter dilatata et his cunctis gaudia sempiterna. Amen.
Ita dominus noster et corpora vestra benef dictione circum-
fluat in secula seculorum, quatenus post cursum vite pervenire
mereamini ad regna celorum. Amen.
Quod ipse prestare dignetur , qui cum patre et spiritu
sancto vivit et regnat in secula seculorum. Amen.
Aqui disiunga el sacerdote Hier trenne der Priester die
los novios y entregue la novia Brautleute und übergebe die
al novio diziendo assi. Trado Braut dem Bräutigam, indem er
tibi uxorem non ancillam, tu so spricht: Trado tibi uxorem
autem custodi et dilige eam, non ancillam, tu autem custodi
ßicut christus ecclesiam. Que et dilige eam, sicut christus ec-
quiere dezir Yo te do muger y clesiam, was heißen soll: Ich
no sierva, tu assi la aguardaras übergebe dir eine Gattin und
y amaras, como Jesu christo keine Magd, du sollst sie so be-
ala sancta y. E guardese wahren und lieben, wie Christus
todo clerigo que si algunos die Kirche. Und jeder Priester
novios, 6 el varon y la muger hüte sich, dai> er, wenn irgend-
oviere casado otra vez , que welche Brautleute, entweder
non Lei den Dtrai benedicionei der Mann oder die Frau, zum
ningunas a la missa, sino tan zweitenmal heiraten, ihnen zum
lolamente que benedigan las Eweitenmal Irgendwelche Seg-
arras, y i Hangen in der Meaae gebe, ^>\\-
dern er bat nur die arrae m
s« gnen und sie seine IfetM
hören.
106 II. Teil. Urkunden-Material.
D. Manuale Valentinum (a. 1514).
Das Ritualbuch der Erzdiözese Valencia (= Man. Valentin. I.).
Liter. Vorbem. Der erste Bischof von Valencia war Justinian (531 — 46).
Im Jahre 715 fiel Valencia in die Hände der Mauren, worauf der bischöfliche
Sitz erlosch, bis er 1238 von neuem errichtet wurde. Im Juli 1492 ernannte
Papst Innocenz VIII. den Bischof Rodericus Borgia zum Erzbischof, nachdem
er vorher Valencia auf Anstehen des Königs Ferdinand zur Metropolitankirche
erhoben hatte.1 Das Ordinarium, welches ich ebenfalls Herbst 1902 auf dem
British Museum in London exzerpierte, trägt den Titel: Ordinarium de ministra-
tione sacramentorum secundum consuetudinem alme metropolitane sedis Va-
lentie, in quo etiam continentur plures modi benedicendi, episcopalis constitutio
circa penitentiam, transsumptum bulle in coena Domini, casus reservati archie-
piscopo Valenlie, plures modi absoluendi, ars bene moriendi, modus recipiendi
regem, legatum apostolicum et proprium episcopum. Summarium bulle sextine,
modus expellendi demones, tempestates et locustas cum tabula copiosa. Valencie
1Ö14 per Iohannem Joffre. Dasselbe ist teils in lateinischer, teils in spanischer
valencianischer (= lemosinischer], noch jetzt in der Provinz Valencia gebräuch-
licher Mundart) Sprache abgefaßt.
Die einzelnen Riten desselben betreffen unter anderem: Benedictio feni-
culi, que solet fieri die sancti Egidij; benedictio panis diebus dominicis; Be-
nedictio nauium, galearum seu liburnorum; Benedictio totius exercitus; Modus
seruandus in baptismo, quando nascitur aliquod monstruum; Ordo exorcizandi
locustas, brucum et omne animal corrosinum, ne ab eis deuastentur fructus
terre; Breuis modus expellendi nubes et tempestates; Tria consilia seu remedia
pro coniugibus ligatis maleficio seu arte demonis; Modus recipiendi regem aut
reginam in suo nouo aduentu et legatum seu proprium episcopum mutatis
mutandis.
Bei der Spendung der hl. Ölung findet eine siebenfache Salbung statt, an
den Augen, Ohren, Mund, Nase, Händen, Füßen, Brust. Die bei dem Beerdigungs-
ritus beigefügten Noten haben die heutigen Notentypen.
Abweichungen finden sich gegenüber dem heutigen Ritus bei Spendung der
Taufe. Es heißt dort: Doctrina de administratione baptismi: Et nota, quod
quarnuis antiquitus, quando in etate adulta baptizabatur et statim sub utraque
specie communicabant et fidern Christi ore confitebantur propter gloriam seu
dignitatem muneris, id est corporis et sanguinis Christi et operis, id est fidei
confessionis, ut ait Ambrosius, os baptizandi non tangebatur luto uel saliua
modo tarnen cessante dicta causa secundum laudabilem usum ecclesie Valencie
sacerdos sumat de saliua sua cum indice uel police et tangat primo aures
pueri, ut doctrina, que de ore altissimi fluxit, per aures eius intret semel in
1 Neher, Kirchl. Geog. usw. F. S. 855 f. Neher, Art. Valencia im Freib.
Kl-xik».
D. Manuale Valentinum (a. 1514). 107
persona Christi dicens : Effeta , quod est adaperire. Et patrini in Signum po-
tentie obedientialis baptizandi ad suum creatorem R. Effeta. Et sacerdos simili
modo tangat nares in odorem, id est ueritatem doctrine Christi a fetore heretice
falsitatis distinguere ualeat, dicens: In odorem suauitatis. R. Patrini Effeta.
Deinde tangat exemplo Christi os pueri, ut fugato demone aperiantur ei sensus
ad respondendum de articulis fidei interroganti dicens: Tu autem effngare diabolö
appropinquat enim iudicium Dei. R: Patrini: Effeta.
Vor der Oration: Preces nostras, quesumus Domine, clementer exaudias
et hunc electum N. etc., die sich auch im Rit. Roman, findet, steht die Rubrik:
In sequenti oratione, quando dicetur crufcis Dominice, Signatur corpus pueri a
capite usque ad pedes et a brachio dextro usque ad sinistrum. Bei dem Exor-
cismus salis nach den Worten: sanctificando sanctifices, benedicendo etc. lautet
die Rubrik: Et aspergatur aqua benedicta super ipsum.
Beim Taufakt: Vis baptizari? Volo, lautet die Rubrik: Et tunc omnes
patrini et etiam sacerdos tangant puerum, donec fuerit baptizatus. Et sacerdos
sumens aquam de sacro fönte cum uasculo infundendo super puerum vocando
eum nomine suo baptizet illum dicens: N. Ego te baptizo in nomine Patris et
Filii et Spiritus Sancti. Amen. Semper infundendo super puerum de prefata
aqua, donec forma verborum snpradicta sit completa et hoc absque ullo inter-
vallo sed continuo fiat.
Bei der Auflegung der vestis lautet die Rubrik: Hie sacerdos ponet capitam
in capite pueri dicens: N. aeeipe uestem sanetam, uestem candidam, uestem
nuptialem.
Nach Accipe lampadem lautet die Rubrik: His peractis puer baptizatus
per matronam induatur uestimentis suis et per patrinos coram altari, in quo
reseruatur corpus domini. offeratur domino cum capite in capite. Et patrinus
portans puerum deferat candelam ardentem.
Der Eheschließungsritus des Ordinariuin hat folgenden Wortlaut:
Forma ministrandi sacramentum matrimonii seu desponsandi, quando
uterque eonlux est praesens et antequam desponsantur, Hat sequens
monltio coram parentibus, amicis et allis assistentibus.
De licencia del reverendis- Mit Erlaubnis des hochwür-
simoN. vicario generale official di^sten N.t Generalvikars und
enlo arquobisbat de Valencia Offizials in der Erzdiözese Va-
enla trona de la parrochial lencia, sind auf der Kanzel der
iglesia de S. N. son stats amo- Pfarrkirche des hl. N. tufge-
nestats per tres canoniquas boten worden durch drei ka-
monieionei en N.enaN.a effecte noniaohe Aufgebote der Herr
eis moetraria al&nn oanoniefa N. und die Fräulein N. zum
Lmpedimento per que lo pre- Zwecke, <>b sich Irgendein
aent matriuioni DO'l <!■ fer kanoni Hindernis leigen
Bni ad boj ha paregut Km- «rerde, ireahalb die gegenwär-
pe limento alguna E per tanf dge Ehe nicht <i;u-f geaehloaaen
ara de pre '-ut um w.-rden, B Et tat kein Hin-
108
II. Teil. Urkunden-Material.
- alt res so n vors e senyores
engeneral porprimera: segona
Bf teroera amoniciones si saben
algan impedimento per que
aquesto matrimoni entre los
Bobredita nosdejafer: altrament
pregareo a la misericordia di-
vina quels done la sua gracia.
Et tunc sacerdos deu interrogar
lo spos si li plau lo matrimoni:
e si respon „que si" tunc iuret
per sancta quattuor evangelia
manu sua dextera corporaliter
tacta que dira veritat de tot
lo que per eil li sera demanat.
Primo li deu demanar si ha
fet vot de entrar en religio:
de servar castedat 6 continen-
cia, et si respon que no : de-
maneli secundo si ha promes
son cors a altra dona per via
de matrimoni. E si respon
que no : tertio li deu demanar:
si entre ells dos hi ha algun
parentesch de consanguinitat,
affinitat 6 compadratge 6 algun
altre impediment per lo quäl
lo present matrimoni no's deja
fer.
dernis bekannt geworden. Und
deshalb werdet Ihr, alle Herren
und Damen, jetzt im allgemeinen
zum ersten, zweiten und dritten
Male ermahnt, ob Ihr irgend-
ein Hindernis wisset, durch
welches diese Ehe unter den
Obengenannten nicht stattfin-
den kann : andernfalls möget
ihr die göttliche Barmherzig-
keit bitten, daß sie ihnen ihre
Gnade gebe. Und dann soll
der Priester den Bräutigam
fragen, ob er die Ehe eingehen
will : Und wenn er antwortet
„ja", dann soll er schwören bei
den heiligen vier Evangelien,
sie mit der rechten Hand kör-
perlich berührend, daß er die
Wahrheit sagen werde über
alles, was er durch ihn wird
gefragt werden. Zuerst soll er
fragen, ob er hat das Gelübde
gemacht, in einen Orden zu
treten, die Keuschheit oder Ent-
haltsamkeit zu bewahren, und
wenn er antwortet „nein", frage
er zweitens, ober seinen Körper
versprochen hat einer Frau auf
dem Wege der Ehe. Und wenn
er antwortet „nein", soll er
drittens fragen, ob unter ihnen
beiden besteht irgendeine Ver-
wandtschaft oder Blutsver-
wandtschaft, Schwägerschaft
oder Patenschaft oder irgend-
ein anderes Hindernis, weshalb
die gegenwärtige Ehe nicht ge-
schlossen werden darf.
D. Manuale Valentinum (a. 1514). 109
Postea interrogetur mulier eo modo quo vir fuit interro-
gatus. Et si inter eos nullum impedimentum inuentum fuerit:
tunc sacerdos statuat puellam ad sinistram viri: et manibus
eorum acceptis, faciat quod sponsus voluntarie dicat:
Yo N. done mon cors a vos Ich N. gebe meinen Körper
dona N. e reeb lo vostre pre- Euch, Dona N., und nehme den
nent vos en vera muller mia Eurigen an, indem ich Euch
segons nostre senyor deu om- zu meiner wahren Frau nehme,
nipotent ha instituit; los be- wie es unser Herr, der all-
naventuratsapostolssanctpetre mächtige Gott, verordnet hat,
e sanct Pau han manifestat et die seligen Apostel, der hl. Pe-
Dostra mare iglesia sancta- trus und der hl. Paulus, kund-
ment practica. getan haben und unsere Mutter
die Kirche heiligmäßig übt.
Consequenter dicat mulier. Und ich N. gebe meinen Kör-
E yo N. done mon cors a vos per Euch, Herr N., und nehme
don N. e reeb lo vostre prenent den Eurigen an, indem ich Euch
vos en ver marit meu: segons zu meinem wahren Ehemanne
nostre senyor deu omnipotent nehme, — wie unser Herr, der
ha instituit, los benaventurats allmächtige Gott, verordnet hat,
apostols sanct Pere e sanct die seligen Apostel, der hl. Pe-
pau han manifestat e nostra trus und der hl. Paulus, kund-
mare Iglesia sanctament prac- getan haben und unsere Mutter
tica. die Kirche heiligmäßig übt.
In qua forma quum dicitur yo done e reeb etc. Tangitur
mutua translatio potestatis corporum que dicitur contr actus :
hoc est simul duarum voluntatum tr actus: et quando dicitur
prenent vos etc. Tangitur matrimonium quod est indissolubile
maris et femine vinculum proueniens ex tali contractu et quando
dicitur: segons etc. Tangitur intentio ad quam volunt tale vin-
culum esse pHncipaliter scilicet ad multiplicationem prolis ad
cu/lum diuinum: rieut Dens instituit genesis primo: Creauit
Jv;is inaseulum et fominani et ait crescitc et miilt iplicamini.
fuit et in m jjost hominis lapsum ad vitundam fornicutioncm,
/'/ iiiwi prima Chor* VII. Propter (ornioationem anusquisque
hab'-at Dxorem eto. Qua forum pel equiualente ex parte utriusque
UmhenHum perfecta: a virtute diuina aeeietente oonfertur
;r<itin ; i, /xirtc ipsorunt l'ucr'it impvdhnv.ntum. blt
Sic mal n innnui in dicitUT snrmmrn t ii m , id rst sn/nuin scnsihilr
lÜe miiisihiliH.
110 II. Teil. Urkunden-Material.
Forma minlstrandi saeramentum matrimonil seu desponsandi per
verba de praesenti, quando matrimonium contrahitur per procura-
torem haben tem speciale mandatum a domino vel proeurator ad
puellam sacerdote dicens.1
Dona N. Don N. principal Dona N., Herr N., mein Prin-
men vos saluda molt e tramet zipal, grüßt Sie vielmals und
me a vos que per eil y en schickt mich zu Euch, daß ich
persona sua ferme ab vos für ihn und in seiner Person
aquest matrimoni. mit Euch diese Ehe schließe.
Que salutatio originem traxit ab incarnatione Domini quam
angelica ad virginem salutatio praecessit quae facta fuit per
procuratorem, scilicet gabrielem archangelum. Deinde saeerdos
iam certificatus a domino vicario generali de legitimo mandato
et speciali posse dicti procuratoris : faciat monitiones et inter-
rogationes supracontentas. Et acceptis a sacerdote manibus
ipsorum dicat proeurator in persona sua principalis:
Yo N. en persona de Don N., Ich N. in Person des Herrn
principal meu done lo cors del N., meines Prinzipals, gebe den
dit principal meu a vos Dona Körper meines genannten Prin-
N. e aximateix en persona del zipals Euch, Dofla N., und eben-
sobredit reeb lo vostre prenent falls in Person des Genannten
vos en vera muller de aquell, nehme ich den Eurigen an, in-
segons nostre senyor deu om- dem ich Euch nehme zur wahren
nipotent ha instituit, los bena- Frau für ihn, wie unser Herr,
venturats apostols sanet pere der allmächtige Gott, angeord-
e sanet Pau han manifestat, e net hat, die seligen Apostel,
nostra mare sglesia sanetament der hl. Petrus und der hl. Pau-
practica. lus, kundgetan haben und un-
sere Mutter die Kirche heilig-
mäßig übt.
Et femina dicat: E yo N. Und ich N. durch Vermitte-
per medi de vos, Don N., done lung von Euch, Herr N., gebe
mon cors a dit Don N., prin- meinen Körper dem genannten
cipal vostre. E aximateix reeb Herrn N., Eurem Prinzipal. Und
lo de aquell prenent al dit ebenfalls nehme ich seinen an,
principal vostre en ver marit indem ich Euren genannten
meu segons nostre senyor deu Prinzipal zu meinem wahren
omnipotent ha instituit, los be- Ehemann nehme, wie unser
1 I her Eheschließung durch Stellvertretung s. oben S. 64 f.
D. Manuale Valentinum (a. 1514). 111
naventurats apostols sanct Herr, der allmächtige Gott, an-
pere e sanct pau han mani- geordnet hat, die seligen Apostel,
festat e nostra mare sglesia der hl. Petrus und der hl. Pau-
sanctament practica. lus, kundgetan haben und unsere
Mutter die Kirche heiligmäßig
übt.
Et aduerte, quod sponsalia omni tempore fieri possunt. Sed
tempore interdicti non in ecclesia sed extra fieri debent. Etsi
forte in dictis sponsalibus aliqua impedimenta seu quaestiones
apparuerint, tunc curati, nihil determinent, nisi prius consul-
tentur dominus officialis seu vicarius generalis. Et Sacerdos
debet monere sponsum et spomam, ut confiteantur , antequam
veniant ad benedictionem nuptialem, ut augmentum gratia sus-
cipere valeant.
Sequitur officium nuptiarum:
et primo benedictio arrarum, quae fieri potest tarn in primis
nup tiis quam in secundis et pluribus. Et primo facta confessione
vertat se sacerdos ad nubentes dicens:
V- Adiutorium etc.
p. Qui fecit.
Y- Sit nomen etc.
p. Ex hoc etc.
Oremus. Benedic f domine has arras, quas hodie tradit
famulus tuus N. dilecte sponse sue N., quemadmodum bene-
dixisti abraam cum sarra, ysaac cum rebecca, iacob cum rachel,
dona super eos gratiam tue benefdictionis, abundantiam rerum,
constantiam operum, florescant sicut rosa plantata in hierico
et dominum nostrum iesum Christum timeant et adorent in
secula seculorum. Amen.
( >remu8. Oratio. Domine Deus omnipotens pater, qui in
similitudiiH-m sancti connubii ysaac cum rebecca, iacob cum
rachel per Intermiflsionem arrarum abrahi famuli tui copulari
i, ut oblfttione munerum numerositas cresceret filiorum,
qnefumuf omnipotentiam tuam, ut harum oblationo arrarum,
quas bodie bic famulus tuus N. dilecte sponso sue N. offerre
proonrat, imnotiffioatar assistas, qnatinus tua bene-i-dictione
proteoti <-t fineulo tae dileotionis oonnexj gaudeant m felloitar
cum tuis tldaliblli mancipari. \'<t dorn, nostr. ins. clirist. (»tc.
benediotio 'i«-i omnipotentii paftria et fiiü et Spiritus aanoti
ndat et maucat super istas arras. Aiih'U.
112 11. Teil. Urkunden-Material.
Qua OTiUione finita et aqua haiedicta supei% arras aspersa
>r<I<>s aeeipiat ifüttffl er aiumlis et det viro et vir sponse
ponendo m quartc digiio manus dextere computando a police
dictus: In nomine patris f in police. Et Filii f in extremo,
et Spiritus f Sancti in quarto. Et pax tecum et mecum. Amen.
Quo facto fem&na faciat similiter viro suo. Postea eclebratur
Muwa fr sjiiritit saneto vel de alia solennitate ad deuotionem
nuhcrituun.
Introitus. Spiritus domini replevit orbem terrarum alle-
luia et hoc quod continet omnia scientiam habet vocis allel.
Allel.
V. confirma hoc deus, quod operatus es in nobis a templo
saneto tuo, quod est in hierusalem.
V. gloria patri et filio et spiritui saneto.
Kyrieel. Christeel. etc.
Gloria in excelsis deo (vollständig abgedruckt).
V. Dominus vobiscum.
;;. Et cum spir.
Oratio. Oremus. Deus qui corda fidelium sancti spiritus
illustratione doeuisti, da nobis in eodem spiritu reeta sapere et
de eius consolatione gaudere. sub una conclusione dicatur:
Exaudi nos omnipotens et misericors deus, ut quod nostro mi-
nistratur officio, tua benedictione potius impleatur. Per dorn,
nost. les. ehr. fil. tuum, qui tecum viu. et reg. in un. spir. s.
deus. per omnia sec. secul. Amen.
Lectlo epistole beati Pauli apostoli ad Corinthios. Fratres
nescitis, quoniam corpora vestra membra Christi sunt? Tollens
ergo membra Christi faciam membra meretricis . . . glorificate
et portate deum in corpore vestro.
1^. Beata gens cuius est dominus deus eorum populus quem
elegit dominus in hereditatem sibi.
\J. Verbo domini celi firmati sunt et spiritu oris eius omnis
virtus eorum. Allel.
\ . Veni sanete spiritus reple tuorum corda fidelium et tui
amorifl in eis ignem accende. Allel.
Sed in tempore paschali a dominica post pascha usque ad
dominicam sequentem dicatur primum Allel. Angelus domini
descendit de celo et accedens reuolvit lapidem et sedebat super
eum. Et a seeunda dominica post pascha usque ad domini-
cam rogationum inclusive dicatur loco responsorii primum
D. Manuale Valentinum (a. 1514). 113
Allel. In die resurrectionis mee dicit dominus precedam vos
in galileam.
^. Dom. vobiscum.
p. Et cum spiritu tuo.
Y. Sequentia S. euangelii secundum Matth.
p. Gloria tibi domine. Qui natus es de virgine etc.
In illo tempore venit dominus in finibus iudei trans ior-
danem et secute sunt eum turbe multe et curauit eos ibi. Et
accesserunt ad eum pharisei tentantes eum et dicentes. Si
licet homini dimittere uxorem suam quacunque ex causa . . .
Quod ergo deus coniunxit homo non separet. Per sancti euan-
gelii verbum etc.
Et si opus fuerit dicatur Credo ut sequilur. Credo in unum
deum patrem omnipotentem factorem celi et terre, visibilium . . .
venturi seculi. Amen.
Y- Dominus vobisc. •
p. Et cum spir. tuo.
Offertorium. Oremus. Confirma hoc deus quod operatus
es in nobis a templo sancto tuo, quod est in hierusalem, tibi
Offerent reges munera. Allel.
Sacra. Munera quesumus domine oblata sanctifica et corda
nostra sancti spiritus illustratione emunda.
Sacra nubentium. Suscipe domine quesumus pro sacra
nubentium lege munus oblatum et cuius largitor es operis,
esto dispensator. Per dorn, nostr. etc.
Item oratio. Descendat quesumus domine spiritus sanctus
tuus super hoc altare, qui hec munera maiestati tue oblata
benefdicendo benedicat, sanctifficando sanctificet et sumentium
corda 7 dignanter emundet. Per dorn, nostr. ies. ehr. fil. tuuni,
qui tecum viuit et regnat in unitate eiusdem spiritus sancti
deus.
Ser/uitur prefatio. Per omnia . . . celi celorumque vir-
tutis . . }
1 Dann steht irn Man.: Sanctus Basilius constituit, ferner ein Bild, dar-
stellend den Kruzifixus mit der hl. Maria an der einen und dem hl. Johannes
an der anderen Seite. K» foljrt dann der Kanon in d»Tselb«-n Gestalt wie heut«-
- Name des zu komrn<-mon<r< nd<n Papste« steht unter fall Qabtttl Tf IfttOT
etc. Die Kommunionformel lautet: Corpus domini nostri iesu rhristi BMtodial
anirnam meam et | ' in vitaru | t« -rnarn. Amen. Ssnguis domini nostri
iesu christi custodiat etr.
Fraiaco. Da« flhMchlitftun^ar- 8
114 II. Teil. Urkunden-Material.
Comtnunio. Factus est repente de celo sonus aduenientis
spiritus reementis, ubi erant sedentes allel. Et repleti sunt
omiu's spiritu sancto loqueutes magnalia dei. All. All. «.
Qua facta veniant nnbentes iuxta altare et sacerdos vertat
se ad Mos et statuat puellam ad sinistram partem viri, deinde
relct i})sos ridelicet virwn per spatulas et puellam super caput.
Et postea ponat manum dexteram puelle in manu dextere viri
et dicat:
In nomine paftris et filii et spiritus sancti. Amen.
V. Saluos fac seruos tuos domine.
p. Deus meus sperantes in te.
V. Mitte eis domine auxilium de sancto.
p. Et de syon tuere eos.
V Esto eis domine turris fortitudinis
p. A facie inimici.
\J. Domine exaudi etc.
p. Et clamor etc.
V. Dominus vob. etc.
p. Et cum spir.
Oratio. Oremus. Propitiare domine supplicationibus nostris
et institutis tuis, quibus propagationem humani generis ordinasti,
benignus assiste, ut quod te auctore iungitur, te auxiliante ser-
uetur. Per dorn, nostr. ies. Christ, etc.
Prephatio. Per omnia secula seculorum. Amen. Dominus
vobiscum. Et cum spiritu tuo. Sursum corda. Habemus ad
dominum. Gratias agamus domino deo nostro. Dignum et iustum
est. Vere dignum et iustum est equum et salutare. Nos tibi
semper et ubique gratias agere, domine sancte pater omnipotens
eterne deus. Qui potestate virtutis tue de nihilo cuncta fecisti,
qui dispositis uniuersitatis exordiis homini ad imaginem Dei
facto ideo inseparabile mulieris adiutorium condidisti, utfemineo
corpori de virili dares carne principium, docens quod ex uno
placuisset institui, nunquam licere disiungi: Deus qui tarn ex-
cellenti mysterio coniugalem copulam consecrasti, ut Christi et
ecclesie sacramentum presignares in federe nuptiarum: Deus
per quem mulier iungitur viro et societas principaliter ordinata,
ea benefdictione donatur, quae sola nee per originalis peccati
iam, nee per diluuii est ablata sententiam, respice propitius
-uper hanc famulam N., que maritali iungenda consortio, tua
se expetit protectione muniri, sit in ea iugum dilectionis et
D. Manuale Valentinum (a. 1514). 115
pacis, fidelis et casta nubat in Christo, imitatrixque sanctarr.ra
pernianeat feminarum, sit amabilis viro ut Rachel, sapiens ut
Rebecca, longeua et fidelis ut Sara, nihil in ea ex actibus suis
ille auctor preuaricationis usurpet, nexa fidei mandatisque per-
maneat, uni thoro iuncta contactus illicitus fugiat, muniat in-
firmitatem suam robore discipline, sit verecundia grauis, pudore
venerabilis, doctrinis celestibus erudita, sit fecund a in subole,
sit probata et innocens et ad beatorum requiem atque ad ce-
lestia regna perueniat, ut videant ambo filios filiorum suorum
usque in tertiam et quartam generationem et ad optatam per-
ueniant senectutem. Per eundem Dominum nostrum Iesum
Chr. etc.
Quo peracto sacerdos redeat ad altere dicens \J. Dominus
vobiscum. Et cum spir.
Oratio. Oremus. Sancti spiritus dominus corda nostra
mundet infusio et sui roris intima aspersione fecundet. Et
sub una conclusione dicatur alia oratio. Quesumus omnipotens
deus instituta prouidentie tue pie amore prosequere, ut quos
legitima societate connectis, longeua pace custodias. Per dorn,
nostr.
V. Dominus vobiscum. p. Et cum spiritu tuo.
Ite missa est. R>. Deo gratias. Et si dicitur missa de feria,
dicatur Benedicamus domino.
Oratio. Placeat tibi sancta trinitas obsequium seruitutis
mee et presta, ut sacrificium etc.
Finita benedictione generali vertat se sacerdos dicens : Deus
Abraam tangendo manu sua dextera caput viri, deinde caput
mulieris dicendo: Deus Isaac. Deinde Herum caput viri dicendo:
Deus Iacob ut sequi tur.
Bentdietio. In nomine paftris et filii et spiritus sancti.
Amen.
Deus Abraam deus Isaac, deus Iacob ipse sit vobiscum et
ipse vos coniungat Unpleatque benefdictionem suam in vobis.
f Christum dominum nostrum. Amen.
Benetdicat vos omnipoteni dem notter orii sui eloquio et
estrum tinoerJ amorifl OOpolet nexu perpetuo. Amen.
Floreatis rertui] preeentiom <-oj>iis. Amen.
Pructifioetii deeentar in fiiüs. Amen.
udeatis p#r6Hnit6T OHIO fi<l«;lil>us amicis. Amen.
1 l 6 II. Teil. Urkunden-Material.
Tribuat vobis dominus dona perennia, presentia tempora
feliciter dilatata. Amen.
Sensiatis gaudia sempiterna. Amen.
Ipse qui unum trinumque possidet nomen et gloriatur deus
benefdicat vos in seeula seculorum. Amen.
Quod ipse prestare dignetur, cui honor et imperium in
seeula seculorum. Amen.
Oratio. Oremus. Domine deus omnipotens benefdicat vos,
ipse vos coniungat impleatque benedictionem suam in vobis et
videatis filios filiorum vestrorum usque in tertiam et quartam
progeniem et ad optatam perueniatis senectutem. Per Christum
dominum nostrum.
Postea sacerdos tangat capita nubentium primo sponse,
seeundo sponsi et tertio sponse dicens: Deus abraam, deus isaac,
deus iacob emitte benefdictionem super nubentes istos et semina
semen vite eterne in mentibus eorum et quiequid pro utilitate
sua didiscerint, hoc facere cupiant. Per iesum Christum recu-
peratorem omnium fidelium. Qui cum eterno patre et spiritu
saneto viuit et regnat deus. Per omnia seeula seculorum.
Amen.
Benedictio dei omnipotentis paftris et fiflii et Spiritus f
saneti descendat et maneat super vos. Amen.
Postea dicatur V. Dom. vobisc. ~p. Et cum spir. tuo. Ini-
tium saneti Euangelii seeundum Iohannem. p. Gloria tibi
domine. Qui natus es de virgine etc. In prineipio erat verbum
et verbum . . . gratie et veritatis. Per saneti euangelii ver-
bum etc.
Quo dicto soluat nubentes dicens. Ambulate in pace. As-
perg endo aquam benedietam super eos.
Et nota quod si fuerint plures nubentes, quorum nullus habuerit
nuptialem benedictionem, tune benedieantur modo sequenti:
Facta confessione benedieantur arre ut sequitur:
M Adiutorium nostr.
p. Qui fecit.
^. Sit nomen dorn.
p. Ex hoc nunc etc.
Orernus. Benefdic domine has arras, quas hodie tradunt
famuli tui in manibus dileetarum sponsarum suarum, quemad-
modum benedixisti abraam cum sarra, ysaac cum rebeca, iacob
D. Manuale Valentinum (a. 1514). 117
cum rachel, dona super eos gratiam tue benefdictionis, abun-
dantiam reruin, constantiam operum, florescant sicut rosa plan-
tata in hierico et te dominum nostrum iesum Christum timeant
et adorent in secula seculorum. Amen.
Oratio. Oremus. Domine deus omnipotens pater, qui in
similitudinem sancti connubii ysaac cum rebeca, iacob cum
rachel per intermissionem arrarum abrahe famuli tui copulari
voluisti, ut oblatione munerum numerositas cresceret filiorum,
quesumus omnipotentiam tuam, ut harum oblationi arrarum,
quas hodie hij famuli tui N. et N. dilectis sponsis suis N. et
N. offerre procurant, sanctificator assistas, quatinus tua benef
dictione protecti et vinculo tue dilectionis connexi gaudeant se
feliciter cum tuis fidelibus mancipari. Per dorn.
Omnia alia require supra in primis nuptiis et in fine, post-
quam sacerdos communicauerit, velet eos ut supradictum est et
eleuet super eos manum dicendo.
In nomine paftris et fiflii et Spiritus f sancti. Amen.
V. Saluos fac seruos tuos domine.
p. Deus meus sperantes in te.
V. Mitte eis auxilium de sancto.
p. Et de syon tuere eos.
Y- Ostende eis domine misericordiam tuam.
p. Et salutare tuum da eis.
Y. Domine exaudi orationem meam.
p. Et clamor meus ad te veniat.
V- Dominus vobiscum.
~p. Et cum spiritu tuo.
Oratio. Oremus. Propitiare domine supplicationibus no-
stris . . . te auxiliante seruetur. Per dorn, nostr. Iesum Chri-
stum etc.
Ter omnia secula seculorum. Amen. Dominus vobiscum.
Et cum spiritu tuo. Sursum corda . . . Qui potestato virtutis
tue de nichilo cuncta fecisti . . . respice domine propitius super
has famulas tuas N. et N. . . . iungende . . . expetunt1 . . . et
ad optatam perueniant senectutem. Per eund. etc.
Quo peracto sacerdos rtdscU ad altare die
V. Dominus vobi.M-um.
/,. Bt cum spiritu tuo.
1 1 1 : dietell im ymIkt i"!i. ihWti Hit u • Du " Hl
allo . bton Atulmnnfl
1 1 N II. Teil. Urkunden-Material.
Oratio. Oremus. Sancti Spiritus domine corda . . . fe-
cuiulet et sub una oonehuione dicatur alia oratio: Quesumus
omnipotens deus instituta . . . custodias. Per dorn, nostr. ies.
ehr. . . .
Dom. vob. Et cum spirit.
Ite missa est. Deo gratias.
Et si dicitur ??iissa de feria, dicatur: Benedicamus domino.
Oratio. Placeat tibi saneta trinitas unus deus ut supra
in primis nuptiis continetur.
Finita benedictione generali vertat se sacerdos dicens: Deus
abraam tangendo manu sua dextera capita virorum, deinde
capita puellarum dicens: Deus ysaac, deinde Herum virorum
capita dicens: Deus iacob, ut sequitur.
Benedictio.
In nomine paftris et filii et spiritus sancti. Amen.
Deus abraam, deus ysaac, deus iacob ipse sit vobiscum et
fpse vos coniungat impleatque benefdictionem suam in vobis.
Per Christ, dorn, nostrum. Amen.
Benefdicat vos dominus deus noster oris sui eloquio et cor
vestrum sinceri amoris copulet nexum perpetuum. Amen.
Floreatis rerum presentium copiis. Amen.
Fractificetis decenter in filiis. Amen.
Gaudeatis perenniter cum fidelibus amicis. Amen.
Tribuat vobis dominus dona perennia, presentia tempora
feliciter dilatata. Amen.
Sensiatis gaudia sempiterna. Amen.
Ipse, qui unum trinumque possidet nomen et gloriatur
deus benefdicat vos in secula seculorum. Amen. Quod ipse
prestare dignetur, cui est honor et imperium in secula secu-
lorum. Amen.
Oratio. Oremus. Dominus, deus omnipotens benefdicat vos,
ipse vos coniungat impleatque benedictionem suam in vobis et
videatis filios filiorum vestrorum usque in tertiam et quartam
progeniem et ad optatam perueniatis senectutem. Per Chri-
stum dorn.
Postea sacerdos tangat capita nubentium. Primo mulierum,
seeundo virorum et t er tio mulierum dicens: Deus abraam, deus
iac, deus iacob emitte benedictionem suam super nubentes
istos ( I ,nina semen vite eterne in mentibus eorum, ut quic-
D. Manuale Valentinum (a. 1514). 119
quid pro utilitate sua didiscerint, hoc facere cupiant. Per ies.
ehr. filium tuum recuperatorem omnium fidelium, qui tecum
viuit et regnat deus. Per omnia secula seculorum. Amen.
Benedictio dei omnipotentis paftris et fiflii et spiritus f
saneti descendat et maneat super vos. Amen.
Postea dicatur. V. Dom. vobisc. p. Et cum spir.
V. Initium saneti euangelii seeundum Ioannem.
p. Gloria tibi domine. In prineipio erat verbum etc. di-
catur ut supra in primis nuptiis. Quo dicto soluat nubentes
dicens: Ambulate in pace aspergendo aquam benedietam super eos.
Ineipit officium nuptiarum, quando sponsus non habuerit etiam
benedictionem nuptialem, sponsa vero iam habuerit eam.
Et tunc benedicetur sponsus tantum. Et primo benedicantur
arre ut supra et missa ordine suo celebretur, ut prius dictum
est. Et postquam sacerdos dixerit communionem scilicet: Factus
est repente vel aliam, veniant nubentes iuxta altare et sacerdos
vertens se ad illos velat eos, ut superius dictum fuit et dicat.
In nomine paftris et filii et spiritus saneti. Amen.
V. Saluum fac seruum tuum domine. p. Deus meus speran-
tem in te.
. Mitte ei domine auxilium de saneto. p. Et de syon
tuere eum.
V. Nihil proficiat inimicus in eo. p. Et filius iniquitatis
non opponat nocere ei.
TJ. Esto ei domine turris fortitudinis. p. A facie inimici.
V. Domine exaudi orationem meam. p. Et clamor meus ad
te veniat.
Dominus vobiscum. p. Et cum spiritu tuo.
Oratio. Oremus. Propitiare domine supplicationibus . . .
auxiliante seruetur. Per dorn.
Postea reuertens sacerdos ad altare dicat Postcommunionem
et Ite missa est vel Benedicamus Domino et Placeat tibi saneta
Trinita s. Et data benedictione generali vertat se ad nubentes
et dicat super virum tantum benedictionem sequentem:
H«*iM;tdicat te omnipotens deus QOtter oril sui eloquio <it
tuum sinceri amoris copulet noxum pi»rp<*tuum. Amen.
Floreas verum prtUPtinm OOpiit. Amen.
FriK'tificeB decent<*r in filiis. Ainiin.
(raudtai perennlter onm Hdelibm tmioii, Amen.
120 II. Teil. Urkunden-Material.
Tribuat tibi dominus bona perennia presentia tempora
feliciter dilatata. Amen.
Sentias gaudia sempiterna. Amen.
Ipse qui unum trinumque possidet nomen et gloriatur deus,
Benefdicat te in secula seculorum. Amen.
Quod ipse prestare dignatur, cui est honor et imperium
in secula seculorum. Amen.
Deinde sacerdos ponat manum suam super caput viri dicat
Deus abraam, deus ysaac, deus iacob emitte benedictionem tuam
super nubentem istum et semina semen vite eterne in mente
eius, ut quicquid pro utilitate sua didiscerit, hoc facere cupiat.
Per iesum christum filium tuum dominum nostrum recupera-
torem omnium fidelium, qui tecum viuit et regnat deus per
omnia secula seculorum. Amen. Benedictio dei omnipotentis
paftris et fiflii et Spiritus f sancti descendat et maneat super te
et angelus bonus domini custodiat te semper. Amen.
Quo facto dicat euangelium In principio erat verbum, ut
superius continetur. Et solvat nubentes dicens: Ambulate in
pace. Asper gendo super eos aquam benedictam.
Sequitur officium nuptiarum, quando sponsa non habuerit etiam
benedictionem nuptialem, sponsus vero iam habuerit eam.
Et tunc benedicatur sponsa tantum. Et primo benedicantur
arre ut supra. Et deinde missa ordine suo celebrata et com-
munione dicta veniant nubentes iuxta altare et sacerdos velat
eos, ut supra continetur et dicat.
In nomine paftris et fiflii et Spiritus f sancti. Amen.
Y. Saluam fac ancillam tuam domine. p. Deus meus spe-
rantem in te.
AJ. Mitte ei domine auxilium de sancto. p. Et de syon
tuere eam.
AJ. Nihil proficiat inimicus in ea. p. Et filius iniqu. etc.
^. Esto ei domine turris fortitudinis. p. A facie inimici.
^. Domine exaudi orationem meam. p. Et clamor etc.
AJ. Dominus vobisc. p. Et cum spiritu tuo.
Oratio. Oremus. Propitiare . . . auxiliante seruetur. Per dorn.
Prephatio. Per omnia secula seculorum . . . qui potestate
virtutis tue de nihilo cuncta fecisti . . . ea benefdictione . . .
famulnm tnam N. . . . perueniant senectutem.
D. Manuale Valentinum (a. 1514). 121
Quo facto sacerdos redeat ad aKare et dicat post commu-
nionem ut supra et benedictione generali data et missa finita
vertat se ad nubentes dicens:
In nomine paftris et fiflii et Spiritus f sancti. Amen.
Benedictio sponse. Benefdicat te omnipotens deus noster
oris sui eloquio et cor tuum sinceri amoris copulet nexu per-
petuo. Amen.
Floreas rerum presentium copiis. Amen (etc. wie oben).
Postea sacerdos ponens manum suam super caput sponse
dicat semel orationem sequentem.
Deus abraam, deus ysaac . . . emitte benedictionem . . .
facere cupiat.
Quibus per actis dicatur euangelium. In principio ut supra
in primis nuptiis. Quo dicto sacerdos soluat nubentes a vin-
culo dicens: Ambulate in pace et aspergat super eos aquam
benedictam.
Ordo servandus in secundis nuptiis sponsl et sponse.
Primo benedicantur arre, ut superius continetur. Et missa
ordine suo peragatur usque ad communionem, qua finita sa-
cerdos velet eos, ut supra dicens. In nomine paftris et fiflii
et spiritus f sancti. Amen. Et finita missa ac benedictione
generali data vertat se sacerdos ad nubentes et dicat: in nomine
paftris et fiflii et spiritus f sancti. Amen. Et deinde dicat
Euangelium: In principio erat verbum. Quo dicto soluat eos
a vinculo dicens: Ambulate in pace, ut supra continetur.
Et aduerte, si nubentes non fuerint benedicti in primis nup-
tiis nee in secundis aut tertiis, tunc benedicantur in ullimis sie,
quod nullo modo remaneant sine benedictione nuptiali. Sed si
fuerint benedicti in primis nuptiis, nullomodo iterum benedici
debent in aliis nuptiis.
A duerte seeundo, quod tribus temporibus anni ecclesia pro-
hibet celebrationem nuptiarum. Primo Dominien in Se/)tua</e-
sima, seeundo Feria seeunda rogutionum, quitt tali die iam non
celebrantur, tertio Dominica primo in udnentu. Inchoantur autvm
celebrori aliis tribus temporibus, primo oetaro dir cj)i/)//unic,
seeundo Dominica prima />ost n 'ionem, tertio Dominica
in trinitate.
Et etiam ai/urrtr, quod <lc iure ctiu/n prohihen t ur tempore
xTitiT'licti generalis, in guaituor festiuitatibus priuilegiatis et in
1*22 I(. Teil. Urkunden-Material.
fcsfo corporis Christ i, guia, §i ta/i tempore venerint, benedictio
tDiptialis non potest prestari, quarnuis in predictis festiuita-
tihus diu i na ofHcia uudiri possint a layeis non exeommunicatis.
E. Recens Manuale Valentinum
ad sacramenta ecclesiae peragenda in politiorem formam
redactum et desideratissimis additionibus uberrime
locupletatum. Iussu iliustr. DD. Andreae Mayoral
Archiepiscopi Valent. etc. Anno 1746 Valentiae.
Neu redigiertes Ritualbueh der Erzdiözese Valencia
(= Man. Valent. IL).
Liter. Vor bemerk. Dieses Ritualbuch ist eine Neuredaktion des alten
Ritualbuches, worüber die Vorrede zu demselben folgenden Aufschluß gibt:
Qu.mdo autem denuo sub ineudem reuocanda fuerunt exemplaria praefata, visum
etiam fuit, nonnulla eisdem detrahere, ea vere, quae licet nulla Sanctae Sedis
luctoritate nixa, vel usu longieuo vel pietate ita suadente in praefata ultima
editiooe irrepserunt : addere insuper alia. quae necessaria visa sunt aut opportuna
idque ad legem a S. 0. P. praescriptam : formulas demum in sacramentorum
administratione frequentiores vernacula Valentinorum,#quam Lemosinam et
castellana, quam absolute Hispanicam vocant, lingua distinguere: utraque enim
iuxta tractuum locorumque diuersitatem in hac dioecesi familiaris est. His
Umen omnihus ita ineubui, ut a fei. rec. Pauli Quinti Pont. Max. Rituali vulgato
quam minimum deflecterem.
Die Sprache ist teils lateinisch, teils spanisch, und zwar wird das Formular
zuerst in valencianischer (= lemosinischer) Mundart gegeben und dann nochmals
in castilischer wiederholt. Es wird die möglichste Rücksicht auf das 1614 her-
ausgegebene Rituale Romanum genommen. So ist das Taufrituat aus dem Rit.
Rom. genommen, nur die Anreden an den Täufling sind mehrmals in valenci-
anischer abgefaßt. Die Taufe wird durch Übergießen (fundere) gespendet, da-
neben wird aber auch die consuetudo der immersio geduldet. Bei der Ehe-
schließung wird zuerst das Formular aus dem Rit. Rom. wörtlich abgedruckt,
es folgt dann das spanische Formular und darauf die benedictio mulieris post
partum aus dem Rit. Roman., welch letztere Segnung den spanischen Ritual-
bürbern fremd ist.
Das Eheschließungsformular hat folgenden Wortlaut:
Solemnitas minlstrandi Matrimonium iuxta consuetudinem
Dioecesis Valent.
Sacerdos matrimonium celebraturus cur et, ut honesto id
loco fiat. Cum iyitur ad illius conspectum accessissent , qui
matrimonio iungendi sunt, viro ad dexteram stante, muliere
vern ad siniztram, Sacerdos loqiiitur in hunc modum:
E. Recens Manuale Valentinum (a. 1746).
123
Son estats amonestats N. y
N. en N. y N. Esglesies de
hon son parochians, respectiva-
ment, per tres canoniques mo-
nicions, conforme als decrets
del Sant Concili de Trento, ä
efecte de saber si havria algun
canonich impediment entre eis
sobredits, per lo quäl nos po-
guesefectuar aquest matrimoni;
y fins ara no ha constat ha-
vernialgu. Ultimament se amo-
nesta ä tots los presents si
Es sind aufgeboten worden
N. und N. in N. und N., Kirchen,
deren beziehungsweise Pfarr-
angehörige sie sind, durch drei
Aufgebote gemäß den Dekreten
des hl. Konzils von Trient zum
Zweck, um zu wissen, obirgend-
einkanonisches Hindernisunter
den Obengenannten bestehe,
weshalb diese Ehe nicht ge-
schlossen werden kann; bis jetzt
ist keines festgestellt worden.
Zum letztenmal werden alle Ge-
saben algun impediment lo genwärtigen aufgefordert, wenn
diguen: altrament prequem ä sie ein Hindernis wissen, es zu
nostre Senyor quels done la sagen, andernfalls unsern Herrn
sua gracia. zu bitten, daß er ihnen seine
Gnade gebe.
Tunc sacerdos interroget sponsum medio iuramento secrete
in hunc modum:
Per lo iurament que prestat Auf den Eid hin, welchen Ihr
haven, vos demane, si haven geleistet habt, frage ich Euch,
fet vot de entrar en Religio, ob Ihr das Gelübde gemacht
6 servar castedat, 6 si haven habt, in einen Orden zu treten,
promes de casarvos ab altre,
6 si entre vosaltres dos hi ha
algun parentesch de consan-
guinitat 6 afinitat, 6 cognacio
espiritual , 6 algun altre im-
pediment canonich, per hon no
pu^ran los dos efectuar aquest
matrimoni.
oder die Keuschheit zu be-
wahren,oder ob Ihr versprochen
habt, Euch mit einem anderen
zu verheiraten, oderobzwischen
Euch beiden irgendeine Ver-
wandtschaft der Blutsverwandt-
schaft oder Sohwlgeraohaft
oder geistlicher Verwandtschaft
oder irgendein anderes ka-
nonisches Hindernif bestellt,
weshalb Ihr beiden diese Ehe
nicht Hchliel'x'ii könnt.
Ei ipse ad §inguUu InterrogaHonei retpondeaL Deindi
'rm modO iulrmxjrt s/mnsam. Ei si intrr vos nulluni
imjjnlinifmtum in um tum fumt , in trrnu/u t<> /to/fitnr utriust/ur
it primc "s 8acerdots prcueunts
124 II. Teil. Urkunden-Material.
Yo N. reb en llegitima muller Ich N. nehme zu meiner recht-
mia ä vos N. done ä mi en mäßigen Frau Euch N. und
llegitim marit vostre, segons gebe mich zu Eurem recht-
ho mana la Santa Mare Es- mäßigen Manne, wie es die
irlesia Catholica Romana. hl. Mutter, die römisch-katho-
lische Kirche, vorschreibt.
Et statim Sponsa Sacerdote praeeunte dicat:
Yo N. reb ä vos N. en llegitim Ich N. nehme Euch N. zu
marit meu, e done ä mi en meinem rechtmäßigen Manne
llegitima muller vostra, segons und gebe mich zu Eurer recht-
ho mana la Santa Mare Es- mäßigen Frau, wie es die heil,
glesia Catholica Romana. Mutter, die römisch-katholische
Kirche, vorschreibt.
Mutuo igitur contrahentium consensu intellecto Sacerdos
iubeat eos inuicem iungere dexteras dicens: Ego coniungo vos in
matrimonium. In nomine Patris f et Filii et Spiritus Sancti.
Amen. Postea eos aspergat aqua benedicta, mox benedicat anu-
lum ut supra fol. 334.
Ritus ministrandi Sacramentum Matrimonii medio Procuratore.
Sacerdos viso instrumento procurationis et recepto iura-
mento ab sponsa et procuratore nomine sui principalis et facti»
interrogationibus ut supra, utatur hac forma.1
Yo N. en persona, y nom de Ich N. in Person und Namen
N. principal meu, reb ä vos N. des N., meines Prinzipals,
llegitima muller de N. e done nehme Euch N. zur rechtmäßi-
al dit N. en llegitim marit gen Frau des N. und gebe den
vostre, enseguint lo poder per genannten N. als Euren recht-
eil ä mi donat, segons ho mana mäßigen Mann gemäß der mir
la Santa Mare Esglesia Catho- durch ihn verliehenen Voll-
lica Romana. macht, wie es die hl. Mutter,
die römisch-katholische Kirche,
vorschreibt.
Yo N. entrevenint vos N. reb Ich N., nehme durch Eure Ver-
ä N. principal vostre en llegi- mittlungdenN.,EurenPrinzipal,
tim marit meu, e done ä mi zu meinemrechtmäßigen Manne,
en llegitima muller sua, segons und gebe mich zu seiner recht-
1 Ober Eheschließung durch Stellvertretung s. oben S. 64 f., 110 f., 126.
E. Recens Manuale Valentinum (a. 1746). 125
lo mana la Santa Mare Esglesia mäßigen Frau, wie es die heil.
Catholica Romana. Mutter, die römisch-katholische
Kirche, vorschreibt.
Tunc Sacerdos Procuratori et foeminae dicat: Ego N. prin-
cipalem tuum et te N. in matrimonium coniungo in nomine
Patris f et Filii et Spiritus Sancti. Amen. Benedictio anuli
ut fol. 334.
Vel Lingua Hispana.
Han sido amonestados N. y Es sind aufgeboten worden
N. en N. y N. Iglesias, de donde N. und N. in den Kirchen zu
son parroquianos respectiva- N. und N., deren beziehungs-
mente, en tres canonicas moni- weise Pfarrangehörige sie sind,
ciones, segun el decreto del durch drei kanonische Auf-
Santo Concilio de Trento, para geböte gemäß dem Dekrete des
efecto de saber si avria algun hl. Konzils von Trient zum
canonico impedimento entre Zwecke um zu wissen, ob unter
ello3, por el cual no se pudiera ihnen irgendein kanonisches
efectuar este matrimonio , y Hindernis besteht, wegen dessen
hasta aora no ha constado diese Ehe nicht geschlossen
averle. Ultimamente se amo- werden kann, und es ist bis
nesta ä todos los presentes, el jetzt nicht festgestellt, daß eines
que si saben algun impedimento besteht. Zum letztenmal werden
lo digan, y de otra suerte rogu- alle Gegenwärtigen ermahnt,
emos ä Dios les de su gracia. daß, wenn sie ein Hindernis
wissen , sie es sagen, und im
anderen Falle laßt uns Gott
bitten, daß er ihnen seine Gnade
gebe.
Tunc Sacerdos interroget sponsu?n medio iuramento secrete
in hunc modum.
Bn virtud del juramento, que Kraft des Eides, den Ihr
aveis hecho aora, os pido, si jetzt geleistet habt, frage ich
aveis hecho voto de entrar en Euch, ob Ihr das Gelübde ge-
Religion 6 dfl guardar castidad, macht habt, in einen Orden zu
6 aveiH prometido casaros con treten oder die Keuschheit zu
otro, 6 si entre vonotros dos bewahren, <>H<*r ob Ihr v< r
ay algun parentesco dfl 0ODMII- ■proohen habt, Eueh mit einem
lad, 6 afinidad, 6 cog- anderen in verheiraten?, oder
naeion espiritual, 6 algun otro ob zwischen Rnoh beiden <>im>
1*6
II. Teil. Urkunden-Material.
imnedimento canonico por el
eual no se pueda efectuar este
matrimonio.
Verwandtschaft der Blutsver-
wandtschaft oder Schwäger-
schaft oder der geistlichen
Verwandtschaft oder irgend-
ein anderes kanonisches Hin-
dernis besteht, weshalb Ihr
beide diese Ehe nicht schließen
könnt.
Et ipse ad singulas interrogationes respondeat. Deinde
Sacerdos eodem modo interroget sponsam. Et si inter . . . dicat
primo sponsus Sacerdote praeeunte:
Yo N. recibo en legitima mu- Ich N. nehme zu meiner
ger mia a vos N. y me entrego rechtmäßigen Frau Euch N.
en legitimo marido vuestro, und übergebe mich Euch zu
segun lo manda la Santa Madre EuremrechtmäßigenManne,wie
Iglesia Catholica Romana. es die hl. Mutter, die römisch-
katholische Kirche, vorschreibt.
Et statim sponsa sacerdote praeeunte dicat:
Yo N. recibo en legitimo Ich N. nehme zu meinem
marido mio ä vos N. y me rechtmäßigen Manne Euch N.
entrego en legitima muger und ich übergebe mich zu
vuestra, segun lo manda la Eurer rechtmäßigen Frau, wie
Santa Madre Iglesia Catholica es die hl. Mutter, die römisch-
Romana. katholische Kirche, vorschreibt.
Sacerdos iubeat eos inuicem iungere dexteras dicens: Ego
coniungo vos in matrimonium. In nomine Patris f et Filii et
Spiritus Sancti. Amen.
Postea eos aspergat aqua benedicta, mox benedicat anulum,
ut supra fol. 334.
Per Procuratorem.
Viso instrumento procurationis et factis interrogationibus,
ut supra, utatur hac forma.
Yo N. en persona, y nombre Ich N., in Person und Namen
de N. principal mio recibo ä des N., meines Prinzipals, nehme
vos N. en legitima muger de Euch N. zur rechtmäßigen Frau
X. y doy al dicho N. en legi- des N. und gebe den genannten
timo marido vuestro (en con- N. zu Eurem rechtmäßigen
)Uencia del poder que me Manne (infolge der Vollmacht,
biso) segun lo manda la Santa welche er mir gab), wie es vor-
E. Recens MaDuale Valentinum (a. 1746). 127
Madre Iglesia Catholica Ro- schreibt die hl. Mutter, die
mana. römisch-katholische Kirche.
Et statim sponsa Sacerdote praeeunte dicat:
Yo N. interviniendo vos N. Ich N. nehme durch Eure
recibo ä N. principal vuestro Vermittlung den N., Euren
en legitimo marido mio, y me Prinzipal, zu meinemrechtmäßi-
entregoen legitimamuger suya, gen Manne, und ich gebe mich
segun lo manda la Santa Ma- zu seiner rechtmäßigen Frau,
dre Iglesia Catholica Romana. wie es vorschreibt die hl. Mutter,
die römisch-katholische Kirche.
Tunc Sace?'dos Procuratori et foeminae dicat: Ego N. prin-
cipalem tuum et te N. coniungo vos in matrimonium. In no-
mine Patris f et Filii et Spiritus Sancti. Amen. Postea as-
pergat aqua benedicta, mox benedicat anulu?n, ut supra fol. 334.
Ritus et eaeremoniae benedietionis Nuptialis et Missae pro sponso
et sponsa.
Cum sponsi volunt post contractum matrimonium bene-
dictionem Missae nuptialis accipere, constitutis ipsis ante gra-
du)a Altaris, existente sponsus ad dexteram et sponsa ad sini-
stram, sacerdos dicat Missam de nuptiis, ut habetur in Missali
Romano, exceptis duplicibus, Dominicis, festis colendis et diebus,
in quibus prohibetur fieri officium de festo duplici; in his
dicitur Missa de festo cum commetnoratione nuptiarum, ad-
ditis etiam oratione Propitiare etc. et Deus, qui potestate etc.
cum reliquis ad nuptias pertinentibus.
In hac Missa de nuptiis utitur color albus; sed non dicitur
Gloria nee Credo et Hunt commemorationes consuetae, ut in
vot Ad Offertoriom ante Lavabo fiat oblatio panis et Ptnt.
Dieto Pater Gtacerdos antequam dicat: Libera nos, quao-
suiuus domine, Staus in cor im Ep is fol<i<> rcrsus <i<l BpOnSUtn et
sp' nute Alf <uc genuflexoi <H<-it super eos sequcntcs <>r<i-
Hones.
( )i
Propitiajre Domine »upplioationibus . . . D oi potestate
virtutin .
Posiguam anguineml oommvnioet sponsa si
posisQ >*i<t vsUunvm (ijiuias <t sponsas oapui <t
prosequitur missa. Ihr/,, HcnedicamuH I)oinm<> VSl si Mit
128 II. Teil. Urkuudeu-Material.
illius dici conucniat, Ite missa est, Sacerdos antequam populo
bcnedicat, conucrsus ad sponsum et sponsam dicat:
Oremus. Deus Abraham.
Mo //rat eos Sacerdos sermone graui, ut sibi inuicem seruent
fldem , orationis tempore et praesertim ieiuniorum ac solemni-
tatum rasti maneant et vir uxorem atque uxor virum diligat et
in timore Dei permaneant. Postea eos asper gat aqua benedicta
et a ufert vclamen dicto : Placeat tibi Sancta Trinitas etc. det
benedictionem et legat, ut solitum est, Euangeliurn S. Ioannis:
In prineipio etc. Et ultimo dicat: Ite in pace.
Si fuerint plures nubentes, quorum nullus habuerit bene-
dictionem nuptialem, seruetur ritus ut supra, mutato singulari
numero in pluralem.
F. Manuale seeundum consuetudinem alme ecclesie
Salmanticensis, Impressum Salmanticen. in edibus
Ioannis Junte calcographi 1532.
Das Ritualbuch der Diözese Salamanca (= Man. Salmant.)
Liter. Vorbem. Salamanca war wahrscheinlich geraume Zeit vor dem
3. Konzil von Toledo (580) bereits Bischofssitz. Im Jahre 712 kam die Stadt
in die Gewalt der Mauren. Der bischöfliche Titel hörte aber nicht auf, indem
die Bischöfe von da ab mit anderen exilierten Prälaten in Asturien lebten.
Seit 1124 residierten sie wieder in Salamanca und waren Suffragane des Erz-
bischofs von Santiago. Jetzt gehört die Diözese zur Kirchenprovinz Valladolid.1
Das Manuale ist auf Pergament in 4° schön gedruckt. Die Riten sind
teits in lateinischer Sprache, teils in spanischer (= castilischer Mundart) abgefaßt.
Die klassische castilische Sprache desselben ist wohl auf die in Salamanca be-
stehende, schon vor 1230 gegründete berühmte Universität zurückzuführen.
Das Buch hat seine Eigenart. Die Instructio exorciste volentis expellere
demones a maleficiatis vel demoniacis umfaßt allein 74, der Ordo ad con-
iurandas tempestates 12 klein gedruckte Seiten. Als Singularität findet sich
in demselben auch ein Ordo ad benedicendos terminos usw.
Das Eheschließungsformular hat folgenden Wortlaut:
Sequitur ordo de administratione sacramenti matrimonii et de eius
benedictionibus et velatlonibus.
Et notandum est, quod prime benedictiones nuptiarum in-
trant quolibet anno immediate post oetauam Epiphanie die
1 Neher, Kirchl. Geographie etc. I. S. 383 f. Neher, Art. Salamanca im
Freib. Klexik.»
F. Manuale Salmanticense (a. 1632). 129
deeima quarta Ianuarii, quod est dies sancti Hilarli et durant
usque ad septuagesimam exclusiue. Secunde nuptie intrant feria
secunda post octauam resumectionis et durant usque ad domi-
nicam ante rogationes inclusiue. Tertie nuptie intrant post do-
minicam primam pentecosten inclusiue et durant usque ad pri-
?nam dominicam aduentus inclusiue. In aliis vero temporibus
prohibitis caueat etiam sacerdos, ne celebret missam quamuis
votiuam in presentia nubentium viduorum pro traductione ad
domum sine licentia episcopi vel eius vicarii, tarnen pro his et
in eorum presentia in tempore non prohibito poterit celebrare
missam de trinitate simpliciter, ut habetur in missali in festo
trinitatis sine alia additione vel missam votiuam, dummodo non
sit de requiem.
Item est notandum circa nubentes , utrum sint benedicendi,
quando alter eorum alias non est benedictus, siue sit vir siue
midier et semper in hoc attenditur consuetudo loci secundum
doctores sed quia in ista diocesi Salmantina diuersimode utuntur,
ideo deinceps est seruanda extrauagans Ioannis vigesimi secundi
§ si alter eorum siue vir siue mulier non fuerit benedictus, quod
ambo benedicantur , quia unus sine alio non est benedicendus
sc. Hostien. Cum dicta extrauaganti concordat l. IL tit. XII.
IV. parte. Hanc opinionem tenet Silvester in summa in parte
nuptie § secundo queritur.
Tenor autem extrauagantis sequitur et est talis. Concertationi
antiquae finem interponere cupientes presenti declaramus edicto,
quod licet vir et mulier ad secundas nuptias transiens benedici
non debeant cum alias fuerit benedictus. Contrahens tarnen
secu?n benedici debebit , quodsi forte alter eorum vel ambo ad
§ecunda$ nuptias fmn^euntes in primii benedicti non fuorint,
danda erit ben> ■ in seeundis nuptüs, 8ans anHquam vo-
lentes temperm r rigorem concedimus, ut preebyieri qui seeundcu
!>l ms i "/, ad sedem upostolicam ex hoc venire mini im
tmrarttur , sr<l <i pr/m suspcnsionis hoc COSU wduvtd per st/os
po8sint dioeeeeoROi abeokri* 8i qui vero iuxia opinionem quo
rundam dodorum *'-r hoc non pvtnnt sc snsjjcnsos et ordincs,
//nos i"' rnfio beneficia aeetperutt, dioeeeeomi sotum
a pena t predicte ipsos (ihsohmni et super szecutione
Utero ordkium et retenHont benefUsiorum huiusmodi cum
Hb üeotit tttepen
Da« Ki'
130 H. Teil. Urkunden-Material.
Et unte omnia prccedajit sponsalia de prcsente, que omni
ipove contrahu ntur, sed aduertat sacerdos, ut monitiones pre-
t'int in ccr'rsia srcundmn ius, ne ipse sacerdos et contrahentes
mciiUmt in penam iuris et constitutionis sinodalis ponentis
>/um rontrahentibus clandestind, si vero matrimonium fuit
rltnutcstitif contr actum r tmic habita licentia seu absolutione ab
ordinario, poterit sacerdos non seruata forma iuris testes et con-
trahentes absoluere seetindum tenorem licentie absolutionis et
contrahentes sua manu sponsare vulgo dicens.
Sefiores por quanto aqui se Meine Herren, weil hier das
quiere celebrar y contraer e\ Sakrament der Ehe gefeiert
sacramento del matrimonio und geschlossen werden soll
entre Pedro y Maria que estan zwischen Peter und Maria,
presentes (y si las moniciones welche gegenwärtig sind (und
6 publicacionesse hizieren enla wenn die Aufgebote oder Ver-
yglesia guardando la manera kündigungen in der Kirche
y forma que el derecho mande gemacht worden sind unter
y la constitucion sinodal qua- Beobachtung der Weise und
renta y dos, que dispone, que Form, welche das Gesetz vor-
quando algunos [se quisieren schreibt und die Synodal-Kon-
desposar, que lo hagan saber stitution 42, welche verordnet,
al cura adonde son parrochia- daß wenn irgendwelche hei-
nos y el cura lo denuncie y raten wollen, sie es dem Pfarrer
publique antes enla yglesia par zu wissen tun, wo sie Pfarr-
seys dias complidos con tal angehörige sind, und der Pfarrer
que sea alguno dellos domingo zeige es an und veröffentliche
6 fiesta de guardar y enel es vorher in der Kirche sechs
haga las moniciones porque volle Tage, doch so, daß einer
aya ayuntamiento de gente y von ihnen ein Sonntag oder
diga que estan absentes hijos ein gebotener Feiertag ist, und
de fulano y fulana) y la madre an ihm mache er die Aufgebote,
Banota yglesia manda que antes weil dann eine große Versamm-
queestose haga, se diga publica- lung von Leuten sein wird, und
mente porque venga a noticia er sage, daß die Kinder von
de todos, por muchos impedi- jenem und jener [d. h. die ßraut-
mentofl y causas que los de- leute] abwesend sind), und die
rechos ponen ; por tanto yo hl. Mutter, die Kirche vor-
como ministro dela sancta schreibt, daß, bevor dies ge-
!<;sia a todos en general, y schieht, es öffentlich gesagt
ada uno en particular, assi werde, damit es zur Kenntnis
F. Manuale Salmanticense (a. 1532).
131
presentes como absentes amo-
nesto y requiero, que si ay
alguno 6 alguna, que sepa que
entre los dichos Pedro y Maria
ay algun caso por donde el
presente matrimonio se deua
impedir, assi como parentesco
de consanguinidad 6 affinidad
dentro del quarto grado, 6
compadrazgo, ahijadazgo 6
cunadazgo, 6 si saben que el
dicho Pedro este desposado con
otra muger por palabras de
presente 6 por tal consentimi-
ento que haga matrimonio, 6
que aya hecho vote de castidad
6 de entrar en religion, 6 si
saben que dicha Maria este
desposada con otro por pala-
bras de presente, 6 por tal
consentimiento que haga ver-
dadero matrimonio, 6 que aya
hecho voto de castidad, 6 de
entrar en religion 6 que aya
entre ellos atro algun impe-
dimento 6 caso, que impida
el presente matrimonio que lo
digan luego sino quieren par-
ticipantes del delicto y peccado
an que estan los que con seme-
jantes impedimentos se casan,
"nas que lo pudieron
»ar y no lo evitaron.
von allen komme wegen vieler
Hindernisse und Ursachen,
welche die Gesetze aufstellen:
darum fordere ich als Diener
der hl. Kirche alle im allge-
meinen und jeden einzelnen
im besonderen, sowohl die An-
wesenden als die Abwesenden
auf, daß, wenn irgendeiner
oder irgendeine vorhanden ist,
welche wissen, daß zwischen den
Genannten, Peter und Maria,
irgendeine Ursache besteht,
wegen der die gegenwärtige
Ehe verhindert werden muß,
wie Verwandtschaft der Bluts-
verwandtschaft oder Schwäger-
schaft innerhalb des vierten
Grades, oder Taufpatenschaft,
oder Adoptionsverwandtschaft
oder uneheliche Schwäger-
schaft, oder wenn sie wissen,
daß der genannte Peter verlobt
sei mit einer anderen Frauens-
person durch Worte de prae-
sente oder durch solche Ein-
willigung, welche die Ehe
schließt, oder daß er das Ge-
lübde der Keuschheit gemacht
gemacht hat oder in einen
Orden zu treten, oder wenn sie
wissen, das die genannte Marin
verlobt sei mit einem anderen
durch Worte de praesente oder
durch solche Einwilligung,
welche wirklich die Entschließt,
oder daß wie das I lelübdc der
Keuschheit gemacht hat oder
in einen ( hrden in treten oder
unter ihnen Irgendein
/
132
11. Teil. Urkunden-Material.
Segunda vez amonesto a to-
dos si saben que entre los
dichos Pedro y Maria aya algun
anderes Hindernis oder eine an-
dere Ursache besteht, welche die
gegenwärtige Ehe verhindert,
daß sie es gleich sagen, wenn
sie nicht teilnehmen wollen an
dem Delikte und der Sünde, in
welcher die sind, welche mit
solchen Hindernissen sich hei-
raten, als Personen, welche es
verhindern konnten und es
nicht verhinderten.
Zum zweitenmal ermahne
ich alle, wenn sie wissen, daß
zwischen den Genannten, Peter
impedimento delos sobredichos und Maria, irgendein Hindernis
que lo digan. Responden Para
en uno son. Tercera vez torno
amonestar y requiero a todos
tantas quantas vezes devo y
soy obligado que si ay alguno
von den obengenannten vor-
handen ist, daß sie es sagen.
Sie antworten: Sie sind ein
Paar in einem. Zum dritten-
mal wieder ermahne ich und
6 alguna que sepa que entre fordere alle auf, sovielmal als
los dichos Pedro y Maria aya ich muß und verpflichtet bin,
algun impedimento delos sobre- daß, wenn irgendeiner oder
dichos, 6 otro alguno que pueda irgendeine weiß, daß zwischen
impedir el presente matrimonio den Genannten, Peter und Maria,
que lo digan. Responden: que irgendein Ehehindernis von
para en uno son. den obengenannten vorhanden
ist oder irgendein anderes,
welches die gegenwärtige Ehe
verhindern kann, daß sie es
sagen. Sie antworten, daß sie
ein Paar in einem sind.
Et si forte contra matrimonium fuerit aliquid oppositum,
suspendatur matrimonium, donec causa terminetur. Si autem
nullum impedimentum fuerit oppositum, sacerdos ponat sponsum
ad dexteram sponse et acceptis manibus dextris iunctis amborum,
diga primer o a ella:
Vos Maria quereys a Pedro Ihr, Maria, wollt Ihr denPeter,
que teneys presente por vuestro welchen Ihr anwesend habt, zu
esposo y marido? Responda: Eurem Gemahl und PJhemann ?
F. Manuale Salmanticense (a. 1532).
133
Si quiero. Recebis lo por
vuestro esposo et marido? Re-
sponda: Si recibo. Otorgays os
por su esposa y muger, assi
como lo manda la santa madre
yglesia? Responda: Si otorgo.
Luego pregunte a el diziendo:
Vos P. quereysa M. que teneys
presente por vueetra esposa y
Sie antworte: Ja, ich will.
Nehmt Ihr ihn zu Eurem Ge-
mahl und Ehemann? Sie ant-
tuorte: Ja, ich nehme. Gewährt
Ihr Euch zu seiner Gemahlin
und Frau, sowie es die hl. Mut-
ter, die Kirche, vorschreibt?
Sie antworte: Ja, ich gewähre.
Dann frage er Um, indem er
muger? Responda: Si quiero. spricht: Ihr, Peter, wollt Ihr
Recebis la por vuestra esposa
y muger? Responda: Si recibo.
Otorgays os por su esposo y
marido assi como lo manda la
santa madre yglesia ? Responda:
Si otorgo.
Maria, die Ihr anwesend habt,
zu Eurer Gemahlin und Frau?
Er antworte: Ja, ich will.
Nehmt Ihr Sie zu Eurer Ge-
mahlin und Frau ? Er antworte:
Ja, ich nehme. Gewährt Ihr
Euch zu Ihrem Gemahl und
Ehemann, sowie es die hl. Mutter,
die Kirche, vorschreibt? Er
antworte: Ja, ich gewähre.
Et statim sacerdos poterit dicere, si vult, licet non sit de
substancia.
Ego ex parte Dei omnipotentis et sancte matris ecclesie
vos sponso et hoc sacramentum inter vos firmo in nomine Patris
et Filii et Spiritus Sancti. Amen. Quod Deus coniungit, homo
non separet. Dios os haga bien casados (Gott habe Euch aut
verheiratet).
Ordo benedietionls nubentium.
ae&rdoi indutut vetHbta §aeH§ et loco oasuie aoeipiai
OCtpam cum cruce, lumine et aqua benedicta veniai ml uuhnüm
t'intes <mtc forcs ecclesie, sponsu stut <i<l s'misfrom sponsi, <jui<<
eodem latert a&tumpta est, et bilerroget, si sunt sponsetfi per
nmnum H<i'rrdotis in fucic rcclrsir, si (Uitcia /ton flicrint spotisuti,
sponsentur modo st forma mprcuUetii, Et ponani tredeoifH de-
narU>8 et unum oholum, hoc est monetam habentem &4gnum
vel alidin gUOtHCUHgUS, st falis non jmtest huhcri, et duos
siijur Ubrum $t bentdioat eos §actrdo
V. Adfotariwn nottram In nomine <l<»mini.
Qui fecit poluin <-t terran.
IM II. Teil. Urkunden-Material.
ty. Sit nomen domiui benedictum.
fy. Ex hoc nunc et usque in seculum.
Y- Domine exaudi orationem meam.
fy. Et clamor meus ad te veniat.
V. Dominus vobiscum.
Iy Et cum spiritu tuo.
Oratio. Oremus. Creator et conseruator humani generis,
dator gratie spiritualis, largitor vite eterne, emitte benefdictionem
tuam super hos annulos, ut sint arma virtutum celestis defen-
sionis et proficiant ad eternam salutem. Per christum dominum
nostrum. Amen.
Alia benedictio. Benedic f domine hos annulos quos nos
in tuo nomine benedicimus, ut qui eos portauerint, in tua vo-
luntate permaneant et in amore tuo viuant et senescant et
multiplicentur in longitudinem dierum. Per ehr. dorn, nostr.
Amen.
Alia benedictio. Benefdic domine annulos istos, ut in eius
figura pudicitiam custodiant. Benedicti sint a domino, qui
fecit mundum ex nihilo. Per ehr.
Benedictio arrarurn. Benefdic domine has arras, quas hodie
tradit famulus tuus N. in manu ancille tue N., sicut benedixisti
abraam cum sarra, ysaac cum rebecca, iacob cum rachel, dona
super eos domine gratiam benedictionis tue, abundantiam rerum
et constantiam operum, florescant sicut rosa in hierico plantata.
Et dominum nostrum iesum christum timeant et adorent ipsum,
qui trinum possidet nomen, cuius regnum et imperium sine
fine permaneat in secula seculorum. Amen.
Deinde ponat sacerdos annulos et arras in sinistra manu et
cum ysopo aspergat aquam benedietam super utrumque dicendo:
Et benedictio dei patris f omnipotentis et fiflii et Spiritus
t saneti descendat et maneat super hos annulos et super has
arras. Amen.
Aspergat etiam aquam super nubentes et super omnes aliosp
quos poterit attingere. Deinde aeeipiat sponsus annulum tribus
digitis et ponat in summitate policis manu sinistre sponse sue
in modum crucis ita dicendo in pollice: In nomine f patris,
qui mundum creavit, in indice: In nomine fiflii, qui mundum
redemit, in medio: In nomine spiritus f saneti, qui totum
mundum illuminauit. Hie mittat annulum in quarto digito
sponse sue, ibique illum dimittat circa medium digitum positum
F. Manuale Salmanticense (a. 1532 . 135
et dicat Et pax tecum, accipe hunc annulum. Et sacerdos
similiter mittat annulum in digito quarto manus dextere sponsi
et dicat in nomine paftris et filii et Spiritus sancti. Amen.
Postea accipiat sponsus arras de manu sacerdotis cum manibus
iunctis, hoc est nummos argenteos. Et mittat sponsus in ma-
nibus iunctis sponse sue ita dicendo.
Esposa contigo me desposo Braut, mit Dir vermähle ich
y estas arras te dono y con mich und gebe Dir diese arras
mi cuerpo te honoro assi lo (Münzen), und mit meinem Kör-
manda la sancta madre yglesia per ehre ich Dich, wie es die
y sant Pedro y sant Pablo y hl. Mutter, die Kirche, und der
los doctores dela yglesia lo hl. Paulus und die Doktoren
constituyeron y establecieron. der Kirche bestimmten und
festsetzten.
His peractis dicat sacerdos sequentem psalmum.
Psalmus. Beati omnes qui timent dominum, qui ambulant
in viis eius ... Et videas filios filiorum tuorum, pacem super
israel. Gloria patri et filio. Kyrieel. Pater noster. Et ne nos.
Sed libera.
^. Saluos fac seruum tuum et ancillam tuam.
fy. Deus meus sperantes in te.
^J. Mitte eis domine auxilium de sancto.
1^. Et de syon tueantur te.
Y- Nihil proficiat inimicus in eis.
fy Et filius iniquitatis non opponat nocere eis.
V. Esto eis turris fortitudinis.
IV A facie inimici.
V. Domine exaudi orationem meam.
Pv Et clamor meus ad te veniat.
^J. Dominus vobiscum.
Rj. Et cum spiritu tuo.
lienedictio super eos.
Oremus. Deus abraam, deus ysaac, deus iacob Bit vobiscum
et ipse coniungatvos impleatquo bonefdictionem suam in vobis et
lat faoi'Mii üMUn in vobis et misereatur vestri, eonuortat
vultum Huum ad vos et det vobis pacem. Impleatqu«' dominus
I benediotione spirituali in remissioiHun nmnium pMOfttOrniB,
ut habeatis vitain etaroau in secula f Ollornm Amen
AMabenedictio. li^ncidif doinino n»b»tl IflOI •' MSlini
semen vite etern" in mentibai »">rnni, ut qaioqoid pro utilitate
136 II. Teil. Urkunden-Material.
didiscerint, hoc semper facere et adimplere mereantur. Per
ehr. dorn, nostr.
Alia benedictio. Benefdicat vos deus, custodiat vos iesus
ohristus, illuminat vos Spiritus sanetus, corpus vestrum in ser-
uicio suo custodiat, cor vestrum irradiat, vias vestras dirigat,
sensum vestrum conservet de diabolo, vos defendat et per-
ducat vos iesus Christus filius dei ad vitam eternam. Amen.
Deinde introducat eos in ecclesiam ita dicendo: Manda deus
virtuti tue, confirma hoc deus, quod operatus es in nobis. A
templo tuo, quod est hierusalem, tibi Offerent reges munera . . .
probati sunt argento. Gloria patri. Sicut erat.
Ad missam.
Introitus. Benedicta sit saneta trinitas . . . misericord. tuam.
ps- Benedicamus patrem et filium ... in secula.
V. Gloria patri . . .
ps. Sicut erat. Reiteratur introitus: Benedicta sit saneta
trinitas.
Gloria in excelsis.
Dicentur iste due collecte sub una terminatione et sie in
secretis et in postcommunicandis.
Oratio. Omnipotens sempiterne deus (wie Man. Hisp.).
Alia oratio. Exaudi nos omnipotens (wie Man. Hisp.).
Lectio epistole beati Pauli Apostoli ad Corinthios. Fratres
nescitis, quoniam (wie Man. Hisp.).
Sequentia 8. euangelii seeundum Mattheum. In illo tempore.
Venit iesus in fines iudee (wie Man. Hisp.).
Credo. Dicitur Credo et Gloria, quia sie viget consuetudo
in ista diocesi, quia sunt solennes benedictiones.
Benedictus sit deus pater (wie Man. Hisp.)
Sacra. Sanctifica quesumus etc.
Alia sac?'a. Suscipe quesumus . . . esto propitius atque
piissimus dispensator.
Per omnia secula seculorum . . .l eterne deus, qui cum
unigenito filio tuo et spiritu saneto . . .
Hie dicatur Sanetus, Sanetus, Sanetus etc.
Post prephationem veniat sponsus et sponsa cum patrinis
et fleetant genua deum exorantes ante altare, sponsa collocetur
ad sinistram viri et minister cooperiat eos linteo, virum super
humeros et feminam super caput et cum eingulo benedieto super
Die beigefügten Noten haben die heutigen Notentypen.
F. Manuale Salmanticense (a. 1532). 137
linteum, debet ipsam circumdari, virum vero super humeros. Et
minister dicat super eos: Iugum enim meum suaue est et onus
meum leue.
Te igitur clementissime pater . . . fidei cultoribus, memento:
Sergius papa composuit.
Libera nos, quesumus . . . perturbatione securi. Qua finita
non dicat Per eundem nee tangat hostiam sed reuertatur
sacerdos ad nubentes et dicat super eos hos versus.
Y. Saluos fac seruos tuos.
f^. Deus meus sperantes in te.
Y. Ostende eis domine misericordiam tuam.
1^. Et salutare tuum da eis.
V. Mitte eis auxilium de saneto.
fy Et de syon tuere eos.
V. Exurge domine adiuua eos.
^ Et libera eos propter nomen tuum.
V. Domine exaudi orationem meam.
1^. Et clamor meus ad te veniat.
Y. Dominus vobiscum.
R^. Et cum spiritu tuo.
Oratio. Oremus. Propitiare domine . . . auxiliante ser-
uetur. 8i autem fuerit vidua et erat iam benedieta, dicatur:
Per Christum dominum nostrum. Amen, et dimittatur totum,
quod sequitur usque ibi His peractis. Per dominum nostrum
iesum Christum filium tuum qui tecum viuit et regnat in unitate
spiritui saneti deus.
Prejjhatio. Per omnia secula . . . eterne deus, qui potestate
virtutis tue de nihilo . . . perueniant senectutem.
His jjeractis vertat se sacerdos ad faciem altaris et incli-
natus discooperiat calicem cum maxima reuerentia , aodpicU
hostiam et franyat more solito dicendo. Per eundem dominum
trum iesum Christum filium tuum qui tecum viuit et regnat
in unitntf ciusdem Spiritus saneti deus. Per omnia secula
ulorum. Amen. Pax f domini sit f semper vobisfeum.
Agmu dM , ■ . Hec laororanoti oommiztio . . . Dornine lesu
fhriste, qui dixist i ipofftolii , . DomiH6 l6M ' • 1 1 r i s t « » fili <loi
viui, qui es vera pax et v<-ra OOnOOrdi*, fac höh paoiftoftTQ in
hac NUMtl hör:
Hie itwinmUu rrcipit fmrnn Ü ÜOfpCf§ christt rrl <i rtn
et dann parem miniltro dicU Pai tibi fratrr rt smict-
/
138 H. Teil. Urkunden-Material,
Dei. R,. Et cum spirito tuo. Posten minister accipiat pacem et
det sponso et sponsus det sponse sue. Et sacerdos, antequam
»miunicat, dicet hos orationes.
Domine sancte pater omnipotens eterne deus da mihi hoc
corpus et sanguinem domini mei iesu christi ita sumere, ut
remissionem omnium peccatorum meorum per eura merear
accipere et tuo sancto spiritu repleri, quia tu es deus solus et
preter te non est alius, cuius regnum et imperium sine fine
permanet in secula seculorum. Amen.
Atta oratio. Domine iesu christe fili dei viui, qui ex vo-
luntate patris cooperante spiritu sancto per beatissimam mortem
tuam mundum viuificasti, libera me per hoc sacrosanctum corpus
et sanguinem tuum ab omnibus iniquitatibus meis et ab uniuer-
sis malis et fac me tuis semper obedire mandatis et a te
nunquam in perpetuum separari permittas. Qui cum patre et
M'iritu sancto viuis et regnas deus in secula seculorum. Amen.
Ad corpus christi. Panem coelestem accipiam et nomen
domini inuocabo. Domine non sum dignus . . . sanabitur anima
mea. Et dicitur tribus vicibus. Deinde dicitur. Aue ineuum
sanctissima caro christi mihi inperpetuum summa dulcedo.
Corpus domini nostri iesu christi custodiat animam meam in
vitam eternam. Amen.
Ad sanguinem. Aue ineuum coelestis potus mihi ante omnia
et super omnia dulcis es. Quid retribuam . . . saluus ero. San-
guis domini nostri iesu christi custodiat animam meam in vitam
eternam. Amen. Corpus et sanguis domini nostri iesu christi
custodiat animam meam in vitam eternam. Amen.
Postquam communicauerit , dicat has orationes sequentes.
Oratio. Quod ore sumpsimus . . . remedium sempiternum. Cor-
pus tuum domine quod ego indignus . . . secula seculorum. Amen.
Deinde dicat canticum symeonis: Nunc dimittis seruum tuum
domine totum cum gloria patri.
Co. Benedicimus deum celi et coram omnibus viuentibus
ronfitebimur ei, qui fecit vobiscum misericordiam suam.
Postcommunio. Proficiat nobis ad salutem corporis et
anime domine deus huius sacramenti perceptio et sempiterne
sancte trinitatis eiusdemque indiuiduae unitatis confessio.
Alia Postcommunio. Quesumus omnipotens deus instituta
prouidentie tuo pio amore comitare presidio, ut quos legitima
täte connectis, longeua pace custodias. Per dorn.
G. Manuale Toletanum (a. 1680). 139
Antequam dicatur Placeat tibi sancta trinitas reuertat se
sacerdos ad eos et benedicat eos ita dicendo.
Benedictio super eos. Domine deus omnipotens benefdicat
vos et ostendat vultum suum super vos impleatque benefdic-
tionera suam in vobis et videatis filios filiorum vestrorum usque
in tertiam et quartam progeniem et ad optatam perveniatis
senectutem. Amen.
Alia benedictio super eos. Benedictio dei paftris omnipo-
tentis et fiflii et spiritus f sancti descendat et maneat super
vos et angelus domini bonus custodiat vos semper. Amen.
Hie vertat se sacerdos ad medium altaris et dicat sequentem
orationem.
Oratio. Placeat tibi sancta trinitas obsequium seruitutis
nostre et presta, ut omnibus, pro quibus illud obtulimus, te
miserante sit propitiabile.
Finita missa reuertat se sacerdos ad eos et aeeipiat sponsam
per manum dexteram et det sponso ita dicendo: Frater aeeipe
coniugem tuam et dilige eam ut carnem tuam. Et trado tibi
uxorem non ancillam, tu autem custodi et dilige eam sicut
Christus ecciesiam et ambulate in pace. In nomine patris et
et filii et spiritus sancti. Amen.
G. Rituale seu Manuale Romanum Pauli V. Pont. Max.
iussu editum. Cum cantu Toletano et appendice ex
Manuale Toletano. Antwerpiae. Ex officina
Plantiniana 1680.
Das Ritualbuch der Erzdiözese Toledo (= Man. Tolet.)
Liter. Vorbem. Toledo wurde gegen Ende des 3. oder Anfang des 4. Jahr-
hundert- Bii ',z. Als erster Bischof darf Melantius gelten, der 3(H>aufder
/.u Elvira erscheint. Ine Stellung Toledos als Erzbistum entwickelte sich
Konzil von Toledo ."27 oder 631), und zwar nicht aufgrund pipttttcboi
Verleihung, sondern wegen der BedentOOg te Stadt Toledo als Reiidoniltadt der
westgotischen Könige. der Erzhi-rhof die Stellung eines Primel
der katholischen Kirche Spanien-, wel.-he Stellung er noch heute inne h;it.'
hieaer rinfloBreiebeo Stellung der Kirch« n Toledo tat es raiaechreiben,
ihr Ritus mehr und mehr für die Inderm I> ■• "d wurde.
Kenntnisse reichen, yiht es gepn in MeiNMÜI I
letanurn in Spenien keim- iJio/esanritiiahen rie
1 Hoher, Kr iOfrepbii ite, i 9. 001 R Hoher, Ariik. Toledo In
Da 12 f.
140 11 Teil. Urkunden-Material.
Auf den British Museum in London war außer dem von mir benutzten
Exemplar von 1680 ein älteres Separatexemplar des Manuale Toletanum nicht
vorhanden. In dem von mir benutzten Exemplar ist das 1614 herausgegebene
Rituale Romanum wörtlich abgedruckt. Diesem Abdruck ist nach dem Vorwort
beigegeben ein „Appendix eorum, quae ex manuali Toletano desumenda sunt et
in fine rituali addemla*.
Das gegenwärtig in Spanien gebräuchliche Ritualbuch ist das Rituale Ro-
manum. Es ist noch heute so eingerichtet wie die von mir benutzte Ausgabe
von 1680; am Schluß des Rituale Romanum folgt der „Appendix ad Rit. Rom.
ex Manuali Toletano". Dieser Appendix ist auch in Separatausgabe käuflich.
Das Eheschließungsformular in diesem neugedruckten Appendix stimmt
wörtlich überein mit dem in der Ausgabe von 1680 enthaltenen. Die Einleitung
zu letzterem Manuale bemerkt, daß das Eheschließungsformular durch Übung in
Jen Gebrauch der gesamten spanischen Kirche übernommen sei; dieser
allgemeine Gebrauch gilt auch noch heute. Die Sprache ist teils lateinisch,
teils spanisch (castilische Mundart). Sein Wortlaut ist folgender:
De sacramento matrimonii.
Spiritualis cognatio tantum contrahitur ex Baptismo inter
putrinos ac baptizatum ipsum et illius patrem et matrem nee non
inter baptizantem et baptizatum baptizatique patrem et matrem.
Ea vero cognatio quae ex confirmatione contrahitur, confirmantem
et confirmatum illiusque patrem ac matrem non egreditur.
Nullum est impedimentum iustitiae publicae honestatis, ubi
sponsalia quacunque ratione valida non erunt: ubi autem valida
fuerint, primum gradum non excedit.
Impedimentum quod propter affinitatem ex fornicatione con-
tractam inducitur, ad eos tantum qui primo et secundo gradu
i oniunguntur, sc extendit.
Habeat parochus librum, in quo coniugum et testium
nomina diemque et locum contracti matrimonii scribat, quem
liligenter apud se custodiat. Quod si Sacerdos alius Parochi
loco interfuerit, tum eius nomen, tum illius cuius facultate factum
est, scribatur in eodem libro.1
Cum, ut ex rubrica in Manuali posita in fine ritus cele-
hrandi hoc sacramentum, Concilium Tridentinum optat retinert
laudabiles consuetudines et cerimonias in provinciis circa cele-
brationem huius sacramenti, quales in Manuali Toletano con-
ti nentur, ideo modus et ritus celebrandi hoc sacramentum in
Hispamia hactenus usu receptus apponitur.
Stante igitur viro ad dexteram, mulier e vero ad sinistram,
& acerdos conversus ad cos primum exponat fructus et effectus
1 Die vorstehenden Rubriken sind aus dem Concil. Tridentinum entnommen.
G. Manuale Toletanum (a. 1680). 141
huius sacramenti vulgari sermone, iuxta praescriptum Concilii
Tridentini, his divi Augustini verbis Hbro de Nuptiis et con-
cupiscentia vel aliis, ut libuerit
Non tantum pudicitia, cuius vinculum est fides, verum etiam
quoddam Sacramentum nuptiarum commendatur fidelibus con-
iugatis, unde dicit Apostolus, viri diligite uxores vestras, sicut
et Christus dilexit Ecclesiam. Huius proculdubio Sacramenti
vis est, ut mas et femina connubio copulati, quandiu vivunt,
inseparabiliter perseverent, nee liceat, excepta causa fornica-
tionis, a coniuge coniugem dirimi. Hoc enim custoditur in
Christo et Ecclesia, ut vivens cum vivente in aeternum nullo
divorcio separetur. Cuius Sacramento tanta observatio est in
civitate Dei nostri, in monte saneto eius, hoc est, in Ecclesia
Christi, quibusque fidelibus coniugatis, qui sine dubio membrn
sunt Christi, ut cum filiorum proereandorum causa vel nubant
ferninae, vel ducantur uxores, nee sterilem uxorem fas sit relin-
quere, ut alia feeunda ducetur. Quod quisquam fecerit, non
lege huius saeculi, ubi interveniente repudio sine erimine con-
ceditur cum aliis alia copulare repudia , quod etiam sanetum
Moysen Dominus propter duritiam cordis illorum Israelitis per-
misisse testatur ; sed lege Evangelii reus est adulterii, sicut
etiam illa, si alteri nupserit. Et usque adeo manent inter vi-
ventes semel inita iura nuptiarum, ut potius sint inter se
coniuges , qui alterutro separati sunt quam cum his, quibus
aliis adhaeserunt. Cum aliis quippe adulteri non essent, nisi
ad alterutrum coniuges permanerent. Denique mortuo viro,
cum quo verum connubium fuit, fieri verum connubium non
potest, cum quo prius adulterium fuit; ita inter viventes manet
quoddam vinculum coniugale, quod nee separatio nee cum
altero copulatio possit aufferre. Manet autem ad noxam cri-
minis, non ad vinculum foederis; sicut apostata anima, velut <lr
OOüillgiO Christi recedens etiam fide perdita Sacranmntum fidel
non amittit, quod lavacro regenerationil aeeepit: reddoretin
enim proculdubio red«;iinti, si am abscedens. Habet autem
hoc, qui recessorit, ad cumulum BappHoii, non ad nuiritum proFiiii.
Atimnnil Ho M <l< ><•! ri n'i ttonuiiti ('utri-h. rcri-phi Matri
monium frat r - OOntrfthitil rv.iii .ni lnimani generil DOC
sarium, sinj/uJi , m-i quid prohilx^at, 0OnO6Mam, :• DOO In Pl
radiso institut um , CI demptorli oottrl prMtdotii mim
tificatum, uuuni 0] eptam Stortmentit Eoolc lifioati«
142 II. Teil. Urkunden-Material.
magnum, virtute dignitateque non exiguum. Puris conscientiis
contrahentibus gratiam confert, qua superent omnes difficultates,
quibus per totam vitam coniugati obnoxii sunt, et impleant
christianorum coniugum officium et partes. Finis ergo ad
quem actiones vestrae referendae sunt, est a vobis diligenter
considerandus. Procreandae primum subolis causa hoc Sacra-
mentum institutum est, non tarn ut bonorum quam fidei, religi-
onis et virtutum heredes relinquatis, curandum; deunde ad
sublevandum alterna ope vitae incommoda, senectutis imbecil-
litatem. Sic igitur vitam instituite, ut solatio inter vos sitis,
molestiae occasiones omnes praescindantur. Nuptiae demum
concessae sunt, ut propter fornicationem vitandam, unusquisque
suam uxorem habeat et unaquaeque virum suum. Quod, ut
est humanae imbecillitati condonatum, ita cavendum, ne ex
sancto coniugio voluptatem tantum expetatis, neque sinatis eam
extra coniugii fines vagari, quod fides inter coniuges data
postulat: nam inito coniugio (ut Apostolus ait) neque vir neque
femina, sui corporis potestatem habet, gravissimaque proinde
supplicia et olim adulteri dabant, et nunc dabunt Deo Sacra-
mentorum sanctitatis vindici. Postulat Sacramenti dignitas,
quod Christi et Ecclesiae coniunctionem significat, ut vos in-
vicem ametis, sicut et Christus dilexit Ecclesiam. Uxori, tu
sponse, compatiare, tamquam infirmiori vasculo; sociam dabi-
mus non famulam. Sic enim Adamus Evam de ipsius latere,
huius rei argumento formatam, sociam vocavit. Familiae sus-
tentandae causa, aliqua re honesta occupare, rei familiaris
conservandae studio, simul et otii vitandi, unde omnia mala
fluxerunt. Marito, tu sponsa, subiecta eris in omnibus: ornatum
corporis nimium contemnis prae virtutum pulchritudine: rem
domesticam diligenter conservabis, domi te continebis, nisi
necessitas cogat exire, idque viri permissu. Esto velut hortus
conclusus et fons signatus, pudicitiae laude. Neminem secundum
Deum, neque magis amare, neque pluris facere debet, quam
coniugem coniunx. Quodcirca omnibus in rebus, quae pietati
non adversantur, morem inter vos gerite, femina obtemperet,
obsequatur, vir saepe, pacis studio de imperandi nonnihil re-
mittat potestate. Atque illud imprimis cogitate de vestra filio-
rum ac totius familiae vita, Deo reddendam esse rationem.
Domesticis ergo instituendis in timore Dei, diligentem curam
impendite. Sancti estote vos et domus vestra universa, quoniam
G. Manuale Toletanuni (a. 1680). 143
sanctus est Dominus Deus noster. Ipse numerosa prole vos
augeat et post huius vitae cursum aeternam felicitatem con-
cedat, qui cum Patre et Spiritu sancto vivit et regnat in saecula
saeculorum. Amen.
La misma admonicion en lengua vulgär (= dieselbe Ermahnung in
Vulgärspraehe).1
Mirad Hermanos , que celebrais el Sacramento del matri-
monio, que es para la conservacion del genero humano neces-
sario ; y ä todos, si non tienen algun impedimento, le es con-
cedido. Fue instituido por nuestro dios en el Paraiso terrenal,
y sanctificado cor la real presencia di Chriso Redentor nuestro.
Es uno de los siete Sacramentos de la Yglesia, en la significa-
cion grande, y en la virtud y dignidad non pequefio. Da gratia
ä los que le [con]traen con puras conciencias, con la quäl
sobrepus[j]an las dificuldades, y pesadumbre, ä que estan los
casados sugetos, por todo el discurso de la vida. Y para que
cumplan con el oficio de casados Christianos, y satisfagan ä
le obligacion que han tomado a su cargo: aveis de considerar
diligentemente el fin, ä que aveid de endereza todas las obras
de la vida. Porque lo primero este Sacramento se instituyö,
para tener succesion, y que procureis dexar herederos, no tanto
de vuestros buenos, quanto de vuestra Fe, Religion, y Virtud
y para que os ayudeis el uno al otro ä llevar las incomodi-
dades de la vida y flaqueza de la vejez. Ordenad pues asi la
vida, que seais descanso y alivio el uno al otro, cercenando
todas las ocasiones de disgustos y molestias. Finalmento el
Matrimonio fue dado ä los hombres para que huyessen de la
fornicacion, teniendo el marido su muger y la muger su varon.
Por lo quäl os aveis de guardar mucho de no estragar el sant<>
casamiento, trocando la concession de flaqueza en solo deleitr,
DO apeteciendo fuera de los fines del matrimonio, como lo de-
manda la fö, que el uno al otro os aveis dado. Porque otlti
brado al Matrimonio (oomo dixe Apostel) ni el varon ni la
muger tienen Mflorio sobre in ouerpo. V assi antiguamente
idulterot <ran oattigadofl con lererissimai penas, y aon Lo
serän de Dios que es b\ rengador de Loi igrarioa y dasaoat
que se hacen k la porexi de loi Baoramentos. Pi«i.' Im dignidad
1 1 i beraetfunf \ ndin Mi
trimoniurn fr.itr»-s rootrahitil etc.
144 IL Teil. Urkunden-Material.
deste, que significa la comunion de Christo con la Yglesia, que
os ameis el uno al otro, como Christo amö ä la Yglesia. Vos
varon, compadeceos do vuestra muger, como de vaso mas flaco:
companera os daremos, y no sierva. Assi Adam nuestro pri-
mero padre, ä Eva formada de su lado, en argumento desto
la Hämo compafiera. Ocupareis os en exercicios honestos, para
assentar vuestra casa y familia, y assi para conservar vuestro
patrimonio, como para huir el ocio que es la fuente y raiz de
todos los malos. Vos esposa aveis de estar sugeta ä vuestro
marido en todo : despreciareis el demasiado y superfluo ornato
del cuerpo, en comparacion de la hermosura de la virtud: con
gran diligencia aveis de guardar la bazienda: no saidreis de
casa, si la necessidad no os llevare ä esto con licencia de vuestro
marido sed como vergel cerrado, fuente sellada por la virtud
de la castidad. A nadie (despues de Dios) ni ha de amar mas,
ni estimar mas la muger, que ä su marido; ni el marido mas
que ä su muger. Y ansi en todas las cosas, que no contra-
dizen ä la pietad Christiana, se procuren agradar. Sa muger
conceda con su marido y siga su parecer, el varon por tener
paz muchas veces pierda de su derecho y autoridad. Sobre
todo pensad, como aveis de dar cuenta ä Dios de vuestra vida
y de la de vuestros hijos y de toda la familia. Tened el uno
y el otro gran cuidado de enseflar ä los de vuestra casa en el
temor de Dios. Sed vosotros santos, y toda vuestra casa, pues
es santo vuestro Dios y Seilor; elqual os acreciente con gran
succession, y despues del curso desta vida, os de la eterna feli-
cidad, el que con el Padre y con el Espiritu Santo viva y regna
en los siglos de los siglos. Amen.
His expositis Sacerdos alloquitur contrahentes et testes in
hunc modum:
Obtestor et praecipio vobis, ut si cui vos impedimento
abnoxios sentitis quominus matrimonium hoc contrahi firmum-
que ac ratum haberi possit; puta si consanguinitatis aut affi-
nitatis, cognationis spiritualis aut publicae honestatis vinculum
aliquod vos prohibet, si vos voto castitatis aut Religionis ob-
inxistis vel aliquis vestrum lege sponsalium aut matrimonii
cum alio vel alia tenetur. Denique si quod aliud impedimentum
removetur, vos libere et ingenue hie statim profiteamini. Idem
er astantibus impero. Iterum ac tertio obtestor vos, ut si quod
est impedimentum libere detegatis.
G. Rituale Toletanum (a. 1630). 145
Qitibus respondentibus, quod non est aliquod impedimentum f
quod prohibeat, Sacerdos interrogato nomine utriusque, dient
Sponsae:
Domina N. placet tibi aeeipere dominum N. in tuum legi-
timum sponsum et maritum per verba de praesenti, sicut prae-
cipit saneta Romana, Catholica et Apostolica Ecclesia?
Qua dicente: Placet Domine,
Sacerdos dicit: Fateris te velle esse sponsam eius et uxorem ?
fy Fateor,
Et Sacerdos: Recipis eum in sponsum et maritum?
R. Recipio.
Statim Sacerdos dicit Sponso: Domine N. placet tibi aeei-
pere dominam N. in tuam legitimam sponsam et uxorem per
verba de praesenti, sicut praeeipit Saneta Romana, Catholica et
Apostolica Ecclesia?
Quo dicente: Placet Domine,
Sacerdos dicit: Fateris te ipsius esse sponsum et vir um?
Respondit: Fateor,
Et Sacerdos: Recipis ipsam in sponsam et uxorem?
Et Mo dicente: Recipio,
Sacerdos ponat manum dexteram sponsi super manum dex-
teram sponsae et dicat : Ego vos in matrimonium coniungo.
Et Signum crucis super utrumque producens dicat: In nomine
Patris et Filii t et Spiritus Sancti. Amen.
Vel subscriptis verbiß utatur iuxta reeeptum dioecesis ritmn:
Et ego ex parte Dei omnipotentis et apostolorum Petri et
Pauli et sanetae matris Ecclesiae vos matrimonio coniungo et
istud sacramentum inter vos firmo in nomine Patris f et Filii
et Spiritus Sancti. Amen.
Et aspergat eos an//n lx>r<r(licta. Continuo sacerdos horte-
tur f(,,i in i/rs, ut ante benedictionem sacerdo talei n m templo
9U§eipimdam >dem domo non ookabUent
El orden de colebrar el Die Form, die Ehe zu
Matrimonio en lengua schließen in castilischcr
< 'astellana.1 Sprache.
Yc Ol requiero y mando, que \r\\ Mtt6 Baofa loftindig und
»s sentis ten<T ilgan Im] befehle Euch, dftfi, vrenn Ehr
0 1 i ,/, . , 'iii-, bi i tMnttnnf rw IwodiB Obti
et praeeipio etc.
Frtn*o. Dm Eh—chli»tangnt< •"
146
II. Teil. Urkunden-Material.
dimento por donde este matri-
monio no pueda, ni deba ser
contraido, ni ser firme y legi-
timo; conviene a saber, si ay
entre vosotros impedimento
de consanguinidad, 6 afinidad,
6 espiritual parentesco, 6 de
publica honestidad, si estan li-
gado algun de vosotros con
voto de castidad, 6 religion, 6
condesposorios , 6 matrimonio
con otra persona: finalmente,
si ay entre vosotros algun
otro impedimento, que luego
claremente lo manifesteis. Lo
mismo mando ä los que estän
presentes. Segunda y tercera
vez os requiero, que si sabeis
algun impedimento, lo mani-
festeis libremente.
El Sacerdote diga: Seiiora
N. quereis al Senor N. por
vuestro legitimo esposo y ma-
rido por palabras de presente,
como lo manda la santa Catho-
lica y Apostolica Iglesia Ro-
mana?
Resp. Si, quiero.
Sac. Otorgais os por su es-
posa y muger?
Resp. Si, otorgo.
der Meinung seid, es sei irgend-
ein Hindernisvorhanden, wegen
dessen diese Ehe nicht ge-
schlossen werden kann und
darf, wenn sie fest und recht-
mäßig sein soll, nämlich ob
zwischen Euch bestellt das Hin-
dernis der Blutsverwandtschaft
oder der Schwägerschaft oder
der geistlichen Verwandtschaft
oder der öffentlichen Ehrbar-
keit (= publica honestas), ob
einer von Euch durch ein Ge-
lübde der Keuschheit, oder des
Ordens gebunden ist, oder durch
ein anderes Verlöbnis, oder
eine Ehe mit einer anderen
Person : endlich /wenn zwischen
Euch beiden irgendein anderes
Hindernis besteht, daß Ihr es
sofort deutlich offenbart. Das-
selbe befehle ich denen, welche
gegenwärtig sind. Zumzweiten-
und drittenmal bitte ich Euch
inständig, daß, wenn Ihr irgend-
ein Hindernis wisset, Ihr es frei
offenbart.
Der Priester spricht: Seiiora
N., wollt Ihr den Senor N. zu
Eurem rechtmäßigen Gemahl
und Ehemann durch Worte de
praesente, wie es die hl. katho-
lische und apostolische römi-
sche Kirche vorschreibt?
Resp. Ja, ich will.
Sac. Gewährt Ihr Euch zu
seiner Gemahlin undseiner Ehe-
frau?
Resp. Ja, ich gewähre.
G. Manuale Toletanum (a. 1680).
147
Sac. Recibis le por vuestro
esposo y marido?
Resp. Si, recibo.
Luego el Sacerdote pregunta
al esposo: Sehor N. quereis ä
la Seiiora N. por vuestra le-
gitima esposa y muger por
palabras de praesente, como
lo manda la santa Catholica y
Apostolica Iglesia Romana?
Resp. Si, quiero.
Sac. Otorgais os por su es-
poso y marido?
Resp. Si, otorgo.
Sac. Recibisla por vuestra
esposa y muger ?
Resp. Si, recibo.
Sac. Y yo de parte de Dios
todopoderoso, y de los biena-
venturados Apostoles S. Pedro
y S. Pablo, de la santa Madre
Iglesia os desposo, y este Sa-
cramento entre vosotros con-
firmo, en el nombredePadre f,
y del Hijo y del Espiritu santo.
Amen.
Sac. Nehmt Ihr ihn zu Eurem
Gemahl und Ehemann?
Resp. Ja, ich nehme.
Nachher fragt der Priester
den Bräutigam: Seiior, wollt
Ihr die Sefiora N. zu Eurer
rechtmäßigen Gemahlin und
Ehegattin durch Worte de prae-
sente, wie es die hl. katholische
und apostolische römische
Kirche vorschreibt?
Resp. Ja, ich will.
Sac. Gewährt Ihr Euch zu
ihrem Gemahl und Ehemann?
Resp. Ja, ich gewähre.
Sac. Nehmt Ihr sie zu Eurer
Gemahlin und Ehefrau?
Resp. Ja, ich nehme.
Sac. Und ich seitens des
allmächtigen Gottes und der
seligen Apostel, des hl. Petrus
und hl. Paulus, der hl. Mutter
Kirche traue Euch und be-
stätige dieses Sakrament zwi-
schen Euch im Namen des
Vaters f und des Sohnes und
des Hl. Geistes. Amen.
Ritus et eeremonlae benedictionls nuptialls et Missa pro Sponso
et Sponsa.
(Mm Sponsi volunt post contractum matrimonium benedic-
tionem Missae nuptialis accipere, constitutis ipsis ante fores
hrrlesiae, Sacerdos accedit ad eos indutus amictu, alba, itola
et pluviaV attfi coloris, praecedentibns Ministris cum cruce et
aspersorio. I*rimum computet arrhas, r/uae sobmt esse tredccim
nummi, quibus in patella po$U4$ simul cum duobui annvlis
"ireis vel argenteia faciat benedirtiom rn <urli<irum et anuulonnn
modo.
i<>«
L43 II. Teil. Urkunden-Material.
Bcnedletio arrharum.
V. Adiutorium nostrum in nomine Domini.
H. Qui fecit coelum et terram.
V. Sit nomen Domini benedictum.
fy. Ex hoc nunc et usque in saeculum.
^. Domine exaudi orationem meam.
R,. Et clamor meus ad te veniat.
^. Dominus vobiscum..
R,. Et cum spiritu tuo.
Oremus.
Benedic Domine has arrhas, quas hodie tradit famulus tuus
hie in manum ancillae tuae, quemadmodum benedixisti Abraham
cum Sara, Isaac cum Rebecca, Iacob cum Rachel: dona super
eos gratiam salutis tuae, abundantiam rerum et constantiam
operum, florescant sicut Rosa in Iericho plantata et Dominum
nostrum Iesum Christum timeant et adorent ipsum, qui trinum
possidet Numen, cuius regnum et imperium sine fine permanet
in saecula saeculorum. R,. Amen.
Oremus.
Domine Deus omnipotens, qui in similitudinem saneti con-
nubii Isaac cum Rebecca per intercessionem arrharum Abrahae
famuli tui copulari iussisti, ut oblatione munerum numerositas
cresceret filiorum, quaesumus omnipotentiam tuam, ut ad hanc
oblationem arrharum (quas hie famulus tuus dileetae suae
sponsae offerre procurat) sanetificator accedas eosque cum suis
muneribus propitius benefdicas, quatenus tua benedictione pro-
tecti et invicem dilectionis vineulo innexi gaudeant feliciter
cum tuis fidelibus perenniter maneipari. Per Christum Domi-
num nostrum. Rj. Amen.
Benedictio annulorum.
Benedic Domine hos annulos, quos in tuo nomine benedi-
eimus, ut qui eos portaverint, in tua voluntate permaneant et
in amore tuo vivant, senescant et multiplicentur in longitudine
dierum. Per Christum Dominum nostrum. Amen.
Oremus.
Creator et conservator generis humani, dator gratiae spiri -
tualis, largitor aeternae salutis: tu Domine tuam mitte benef
G. Manuale Toletanum (a 1680). 149
dictionem super hos annulos, ut qui hoc fidelitatis signo insig-
nitus incesserit, in virtute coelestis defensionis ad aeternam
vitam sibi proficiat. Per Christum Dominum nostrum. R,. Amen.
Benedictio Dei Paftris omnipotentis et Fiflii et Spiritus f
Sancti descendat et maneat super hos annulos et has arrhas.
. Amen.
Et aspergat Sacerdos annulos, arrhas et circumstantes aqua
benedicta. Deinde Sacerdos accipit alteimm annulum inter primos
tres digitos dicens:
Benedic t Domine hunc annulum, ut eius figura pudicitiam
custodiat, et infigit illum in digitum quartum dexterae manus
sponsi dicens: In nomine Patris et Filii et Spiritus Sancti.
Amen.
Pari modo alterum annulum accipit et benedicit ut supra
et tradit eum Sponso, qui accipiens illum tribus digitis infigit
lllum in quarto digito manus dexterae ipsius sponsae. Mox
iunctis manibus sponsae inferius et desuper manibus Sponsi,
Sponsus demittat arrhas in manus sponsae dicens haec verba,
praeeunte Sacerdote:
Sponsa hunc annulum et has arrhas tibi dono, in Signum
Matrimonii.
Esposa este anillo y arras Braut, diesen Ring und diese
- doy en senal de matrimonio. Arrhae gebe ich Euch zum
Zeichen der Ehe.
Respondeat illa: Ego recipio. Ich nehme an.
Et deponat arrhas in patellam. Deinde dicit Sacerdos:
V. Manda Deus virtuti tuae, confirma hoc Deus, quod ope-
ratus es in nobis.
\J. A templo sancto tuo, quod est in Ierusalem, tibi Offerent
Reges munera.
Increpa feras arundinis, congregatio taurorum in vaccis
populorum, ut excludant eos, qui probati sunt urgente.
^. Oloria Patri ei Pilio et Spiritui Sancto.
F^. Sicut erat in principio et nunc et semper.
Kyrie eleison. Christo eleison. Kyrie eleison. Paternoster,
Et ne nos inducas in tentationem.
1 lih*;ra nos a mal«».
\J. i fac servon tu
I;. Deus meus ■persntea in te.
V. I >« »m j ne exaudi orationem meam.
150 u. Teil. Urkunden-Material.
fy. Et clamor meus ad te veniat.
V. Dominus vobiscum.
R,. Et cum spiritu tuo.
Oremus.
I
Deus Abraham, Deus Isaac, Deus Iacob, benefdic coniuges
istos et semina semen vitae in mentibus eorum, ut quidquid
maiestati tuae gratum esse intellexerint, opere compleant. Per
Christum Dominum nostrum. fy Amen.
Tunc Sacerdos apprehendens manum dexteram utriusque
coniugis introducat eos in Ecclesiam dicens:
Psalmus 127. Beati omnes, qui timent Dominum, qui am-
bulant in viis eius . . . Gloria Patri . . . Sicut erat . . .
Cum pervenerint ad altare, flectunt genua et Sacerdos con-
ver&us ad eos dicit:
Kyrie eleison, Christe eleison, Kyrie eleison. Pater noster.
V. Et ne nos inducas in tentationem.
R>. Sed libera nos a malo.
Y- Domine exaudi orationem meam.
Rj. Et clamor meus ad te veniat.
^. Dominus vobiscum.
fy Et cum spiritu tuo.
Oremus.
Benedicat Deus vestri oris eloquia. Amen.
Cor vestrum sinceri amoris copulet nexu perpetuo. Amen.
Floreatis cum praesentium copiis, fructificetis decenter in
filiis, gaudeatis perenniter cum amicis. Amen.
Tribuat vobis Dominus dona perennia, parentibus et amicis
feliciter dilatata et cunctis gaudia sempiterna. Amen.
Oremus.
Benedicat vos Dominus caelestis gloriae, Rex omnium
sanctorum. Amen.
Detque vobis suae dilectionis dulcedinem et saeculi prae-
sentis felicitate laetari. Amen.
Collato etiam gaudio filiorum post diuturnum tempus con-
ferat habitaculum caelestium mansionum, qui vivit et regnat
Deus in saecula saeculorum. Amen.
G. Manuale Toletanum (a. 16S01 151
Ritus et caeremoniae Missae nuptialis.
Hie actis Sacerdos deponit pluviale et aeeipit planetam et
manipulum albi coloris. Missa de nuptiis dicitur, ut habetur
in Missali Romano ex Decreto Concilii Tridentini edito, quae
inscribitur: Pro Sponso et Sponsa, et ineipit: Deus Israel con-
iungat vos cum ceteris adiunetis. Si benedictio nuptiarum fa-
cienda est die Dominica vel alio festo solemni, dicatur Missa
de Dominica vel festo cum Gloria in excelsis et Credo, si illa
Missa id requirit, et cum commemoratione nuptiarum, additis
etiam orationibus: Propitiare et Deus qui potestate cum ceteris
ad nuptias pertinenlibus. In hac Missa, quamquam votiva sit,
dicitur una tantum Oratio. Dicto in Missa Pater noster, Sa-
cerdos antequam dicat Libera nos, quaesumus Domine, genu-
flectit et recedit ad comu Epistolae et ibi stat versus Sponsum
et Sponsam ante altare genuflexos. Interim minister (ubi sie
fieri consuevit) velet serico velamine candido et purpureo , si
commode fieri possit, Sponsi scapulas, sponsae vero caput, sed
et mos est quibusdam iugale ponere super humer os utriusque.
Tunc Sacerdos dicit orationem: Propitiare Domine suppli-
cationibus etc. et sequentem: Deus, qui potestate. Quibus dictis
conversus ad medium altaris genuflectit, surgit, aeeipit patenam
et dicit Libera nos et reliqua more solito et postquam sumpserit
sanguinem, communicet sponsos et prosequatur Missam. Dicto:
Benedicamus Domino vel n Missae illius diei conveniat, Ite
missa est, Sacerdos antequam populo benedicat, conversus ad
Sponsum et sponsam dicat: Deus abraham etc. Postea minister
aufert velamen et iugale. Deinde Sacerdos oratio?) e gravi admo-
net coniuges vulgari sermone in hunc modum.
Ya que aveis reeibido las Nachdem Ihr nun die Seg-
benedicionessegunlacostumbre nungen nach dem Gebrauche
de la Iglesia, lo que os amo- der Kirche empfangen habt, so
nesto es que osguardeis lealdad ist es, wozu ich Euofa ermahne,
el uuo al otro, y BD tiempo de daß Ihr Euch einander die
• •r;ieion, y mayormente de Treue bewahret und zur Zeil
ayunos y festividades, teng&ifl des Gebetes und besonders der
itfdftd. Kl marido ;nne ;'i la Fasten und der Pett#di€ Kenscli-
muger, y la muger al marido, lieit beobachtet Der Mann
y (\ue permanezcais eu el temor liebe die I'Yau und die I'Yau
de Dio§. liebe den Mann und dal'. Ihr
verharret in der- Furcht < l'.t
152 II. Teil. rrkunclen-Material.
Posttd aspergat eos <iqu<t benedicta et det benedictionem et
dient, ut soütum est, Evangelium S. Ioannis In principio erat
verbum etc. et tradai sponsam sponso per manum dexteram ei
di mit tat eos in pace dicens:
Sociam trado tibi non ancillam, dilige eam, sicut Christus
diligit ecclesiam, hoc est:
Compafiera os doy, y no Eine Genossin gebe ich Euch,
sierva : amadla como Cristo und keine Magd: Liebet sie,
ama a su Iglesia. wie Christus seine Kirche liebt.
De secundis nuptiis.
Secundae nuptiae non sunt benedicendae. Illae uero ceu-
sentur secundae (ut non benedicantur) , quae sunt secundae ex
parte feminae, quamvis sint primae ex parte viri. Nee refert,
<in ijtsa vidua secundo nubens sit virgo vel non, sed an sit semel
benedicta: unde quae semel nupsit, sed ante benedictiones receptas
vidua facta est, cum postea Herum nubit, benedicenda est et quae
semel est benedicta, non et ite?tu?n benedicenda. Li eiusmodi
autem nuptiis non benedicuntur, nee dantur arrhae, nee annuli,
nee ponitur velamen, nee iugale, nee dicitur Missa de nuptiis, sed
dumtaxat haec fient. Sacerdos indutus, ut supra, accedit ad
nubentes existentes in ingressu Ecclesiae et illos aspergit aqua
benedicta, introducit eos in ecclesiam dicendo Psalmum Beati
omnes, qui timent Dominum etc. et statim praetermissis aliis
audiant Missam, quae pro Ulis dicenda est, semoti ab altari.
Dicenda est Missa de officio oecurrenti, si sit festum duplex aut
dies dominica; in aliis diebus potest diel missa votica iuxta
iüorum devot ionem , dummodo non sit missa ordinaria pro
sponso et sponsa, nee in ea dicatur aliquid ex eis, quae sunt
erta in dieta Missa, et peraeta Missa dicatur super illos
genuflexos ante altare sequens oratio:
Oremus.
Respice Domine super hanc coniunetionem tuam, ut sicut
misisti sanetum Angelum tuurn Raphaelem paeificum Tobiae
et Sarae filiae Raguelis, ita digneris Domine mittere benedic-
tionem tuam super hos famulos tuos, ut in tua voluntate per-
maneant et in amore tuo vivant et senescant et multiplicentur
in longitudine dierum. Per Dominum nostrum Iesum Christum
filium tuum etc.
H. Manuale Madritense (a. 1845).
153
Benedictio Dei Paftris et Fiflii et Spiritus t Sancti de-
scendat super vos et maneat semper. Amen.
Et dicta ad eos exhortatione , ut supra, aspergit eos aqua
benedicta et dicit : Ite in pace.
Amonestaeion para eontraer matrimonio.1
(^Verkündigung zur Eheschließung.)
N. Hijo de N. y de N. (6 X., Sohn des N. und der N.
viudo de N.) desta Parroquia (oder Witwer der N.), aus dieser
(6 de tal Parroquia) y N. hija Pfarrei (oder jener Pfarrei),
de N. y de N. (6 viuda de N.) und N., Tochter des N. und
assimismo desta Parroquia, 6 der N. (oder Witwe des N.),
de N., quieren eontraer matri- ebenfalls aus dieser Pfarrei
monio, por palabras de pre- (oder aus N.), wollen die Ehe
sente, como lo manda la santa schließen durch Worte de prae-
Madre Iglesia : si alguno su- sente, wie es vorschreibt die
piere algun impedimento de hl. Mutter Kirche: Wenn irgend-
consanguinidad, 6 afinidad, 6 einer weiß irgendein Hindernis
espiritual parentesco, 6 otro der Blutsverwandtschaft oder
algun impedimento por donde Schwägerschaft oder geist-
este matrimonio no se pueda liehen Verwandtschaft oder
eontraer, me lo manifeste. Esta irgendein anderes Hindernis,
es primera (6 segunda) (6 ter- wegen dessen diese Ehe nicht
cera) amonestaeion.
kann geschlossen werden, soll
er es mir anzeigen. Dies ist
die erste (oder zweite) (oder
dritte) Verkündigung.
H. Ritus Celebrandi Matrimonii Sacramentum, pro
opportuniori parochorum usu, iuxta Rituale
Romanum. Matriti: Typis typographorum
et bibliopolarum Societatis 1885.
Allgemeines, für die gesamte Kirche Spaniens geltendes
Eheschließungsformular (- Man. Madrit.)-
Liter. Vorben. Ob« «lio Eotetehmif idruekei dieeei Ehetchlie .1
f -rniulars (Manual <le Matrimooioi DOd <li<- InBereo I metliwk lefai
gibt (1h- iareb ta ■eecnUtln'rhrm Riebt«] dei Denen Uteri
Huk>) erfblfU Abprobetioo und Verkeoi folgenden, In 1
er ÜberteUaog von mir wiedergegebei
1 Diete* Annjeboteformalej itehl Fiel am I I
IM II. Teil. Urkunden-Material.
.Wir Don Manuel von Jesus Rodriguez, Dr. der heiligen Theologie und
beider Rechte, Hausprälat Sr. Heiligkeit, Apostolischer Protonotar, Auditor
Assessor der Apostolischen Nuntiatur, Kammerherr der Gortina Sr. katho-
lischen Majestät, Ritter des königlichen und hohen Ordens Carlos' III.,
Advokat der Gerichte des Königreiches, General-Kommissar des hl. Kreuz-
zuges (— Santa Cruzada )' in allen Besitzungen Sr. katholischen Majestät
auschließlicher Richter der Neuen Liturgie» usw.
• Da das Handbuch über die Ehe in zwei Farben durch die königliche
Drucker- und Buchhändlergesellschaft neugedruckt und durch unseren Kor-
rektor, den hochwürdigen Pater Anastasius Garcia vom süßen Namen Jesu aus
den frommen Schulen, :; durchgesehen worden ist, wie es feststeht nach
«einem betreffenden am 2. des gegenwärtigen Monats ausgefertigten Zerti-
fikat: so geben wir der genannten Gesellschaft die Erlaubnis, daß sie das
genannte Werk dem Verwalter der Neuen Liturgie verkaufe und dieser dem
Publikum jedes uneingebundene Exemplar zum Preise von einer Peseta
überlasse, in welcher Summe der Anteil eingeschlossen ist, der dem könig-
lichen Kloster des Escurial gemäß dem Beschlüsse Sr. Majestät zukommt.
Und wir verordnen, daß diese unsere Erlaubnis und Taxe zu Anfang eines
jeden Exemplars eingedruckt werde und daß kein Drucker, Buchhändler
oder eine andere Person es drucken oder verkaufen dürfe ohne unsere
Erlaubnis unter Strafe von 550 Pesetas, welche von den Zuwiderhandelnden
eingezogen werden sollen mit der Bestimmung der Hälfte für das genannte
königliche Kloster und die frommen Zwecke des Kreuzzuges. Und damit
*ie feststehe, geben wir die gegenwärtige Kundgebung mit unserer eigen-
händigen Unterschrift und gegengezeichnet durch unseren endesunterschrie-
benen Sekretär, zu Madrid, am 21. Mai 1885.
Dr. D. Manuel de Jesus Rodriguez.
Im Auftrage Sr. Hoheit: Manuel Calderon Sanchez, Priester, Sekretär."
1 Cruzada (Kreuzzug) bezeichnet die Genossenschaft, die auf einer päpst-
lichen Konstitution (bulla cruciatae) beruht, durch welche den Teilnehmern oder
Beförderern der Kreuzzüge verschiedene päpstliche Gnaden und Vergünstigungen
verliehen wurden. Die Konstitution war zuerst für die gesamte Christenheit
erlassen und wurde mehrfach erneuert, schließlich aber nur mehr für die Staats-
bürger und Länder der spanischen Krone, weil anderswo der Eifer für die Sache
der Kreuzzüge erkaltete. Diese Erneuerung für Spanien geschah mehrfach von
Pius IX. Mit der Ausführung der Bulle war ein Generalkommissar betraut,
welches Amt nach Art. 40 des Konkordates von 1851 stets dem jeweiligen Erz-
bischof von Toledo zu übertragen war. Da im Jahre 1886 der erzbischöfliche Sitz
vakant war, scheint der gt. Manuel das Amt als Substitut des Toledaner Erzbischofs
verwaltet zuhaben. Vgl. Neher, Art. Toledo im Freib. Klexik.1; Diendorfer,
Art. Bulla cruciatae oder Kreuzzugsbulle (Cruzada) im Freib. Klexik.*.
2 Spanien hat somit eine kirchliche Oberbehörde für die katholische
Liturgie des gesamten Landes.
Es sind das die Piaristen, benannt nach ihrer lateinischen Benennung:
Patre.» piarum scholarum. Der Orden wurde 1597 vom hl. Joseph von Cala-
^anza in Aragonien) gegründet und besteht noch heute in Spanien in vielen
Niederlassungen. Vgl. Heimbucher, Die Orden und Kongregationen der katho-
en Kirche - 1897), Bd. II. S. 271 ff.
H. Manuale Madritense (a. 1885). 155
Dieses Eheschließungsformular stimmt bis auf wenige, unwesentliche Ab-
weichungen vollständig mit dem Manuale Toletanum überein und ist als all-
gemeines Formular für die gesamte katholische Kirche Spaniens heute im Ge-
brauch. Es besteht neben dem Formular des Rituale Rom. (iuxta Rituale Rom.),
und der trauende Priester hat die Wahl zwischen beiden. Der Grund dieser
allgemeinen Geltung ist in der schon hervorgehobenen einflußreichen Stellung
der Toledaner Kirche gelegen.
Der liturgische Text ist mit schwarzer, die Titelüberschriften wie die Ru-
briken sind mit roter Farbe gedruckt. Die angewandte Sprache ist teils die
lateinische, teils die spanische (castilische Mundart). Herausgegeben ist das
Ritual unter Approbation des Richters der Neuen Liturgie; es eignet ihm also
offizieller Charakter.
Im folgenden gebe ich die nähere Einrichtung desselben, d. h. die Über-
einstimmung bezw. die unwesentlichen Abweichungen von dem Manuale Tole.
tanum. Die Numerierung ist meine Zutat.
I. Ordo Ministrandi Sacramentum Matrimonii.
Amonestaciön que debe ha- Ermahnung, welche an die
cerse ä los que han de con- gemacht werden soll, welche
traer matrimonio sacada del eine Ehe schließen wollen, nach
Catecismo Romano. dem Catechismus Romanus.
Es folgt dann die Ermahnung : Mirad hermanos usw.
(oben S. 143 f.).
II. De Sacramento Matrimonii.
Orden de celebrarle en len- Formel der Schließung in
gua castellana. castilischer Sprache.
Es folgt dann die Anrede des Priesters: Yo os requiero usw.
(oben S. 145 f). Die Rubrik (145) : Sacerdos ponat manum dexteram
8ponsi super manum dexteram sponsae et dieat: Ego vos in
matrimonium coniungo, et Signum crucis super utrumque pro
ducens, dicat: In nomine Patris et Filii f et Spiritus sancti.
Amen, vel subscriptis verbis utatur iuxta receptum dioecesis
in, — fehlt, os folgt vielmehr der priesterliche Segen in casti-
lischer Sprach. • : Y yo de parte di Dios (oben S. 117). Kbenso
fehlt in der Rubrik: Et aspenjat ras aqua hvncd'uta der Zusatz:
Ckmüt leerdoi horteUtr oomuge$ usw. (oben S. I4f>).
III. Ritus et Caeremonlae benedlctionls nuptialls et Missae
pro sponso et sponsa.
I > j «- Rubrik lautet: 8aoerdo$ Imdutw omtoht, alba, $iola
et pkttHaM aibi $olort$t pra§ö$dmtibu$ mim.,' um wmot et
ajr/ o, paraHi m paUUa urrhi* simui mmuiis <im,hu8 aoce</if
156 II. Teil. I'rkunden-Material.
ul n.rt's Krclesidc , ubi sint sponsi, et facit benedictionevi ar-
rharum ei armulorum hoc modo; der übrige Inhalt ist der
jlfiche wie im Manuale Tolet. (oben S. 148 ff.).
IV. Ritus et Caeremoniae Missae nuptialis.
Die Anfangsrubrik lautet: His actis deponit pluviale, aecipit
plnnetam et manipulum albi coloris et dicitur Missa de nuptiis,
ut in Missall Romano pro sponso et sponsa, quae inciplt: Deus
Israel coniungat vos . . . cum ceteris adiunctis. Si benedictio
nuptialis facienda est dominica, vel alio die festo de praecepto
' duj)lici primae vel secundae classis, tunc dicitur Missa de
dominica vel festo cum commemoratione nuptiarum. In hac
Missa nuptiarum quamquam votivasit, dicitur una tantum Oratio.
Cum perventum fuerit post oblationem ad: Lavabo . . . an-
tequam illud dicat, versus ad sponsos , tradat eis manipulum
ad deosculandum , iuxta morem Hispanum, primo viro, ?nox
feminae, deinde Patrinis, si adsint, et prosequatur Lavabo . . .
Et diclo: Pater noster . . . Sacerdos antequam dicat: Li-
bera nos, quaesumus Domine . . . yenuflectit et recedit ad cornu
Epistolae Ibique stans versus sponsos dicit. Es folgen dann die
Orationen: Propitiare Domine . . . Deus, qui potestate . . .
Die weiter folgende Rubrik lautet : Quibus dictis, conversus
■ ul medium altaris genuflectit, surgit, aecipit patenam et dicit
Libera nos . . . et reliqua more solito. Et postquam sumpserit
riflicem, communicet sponsos.
Inter has orationes (si antea non apposuerit) minister velet
n rico velamine candido et purpureo sponsi scapulas, sponsae
>}ero caput. Sed et mos est quibusdam iugale ponere super
humeros utriusque. Et datur pax ut in osculatlone manipuli.
Dicto Benedicamus Domino, vel Ite Missa est, Sacerdos
antequam populo benedicat , conversus ad sponsos dicit. Es
folgt dann die Oration : Deus Abraham . . , darauf die Rubrik:
Deinde' moneat eos vulgari sermone in hunc modum: Ya que
habeis reeibido usw. (oben S. 151).
V. De seeundis nuptiis.
Die Anfangsrubrik lautet: Illae v er o censentur secundae (ut
non benedicanturj, quae sunt secundae ex parte feminae, quamvis
f primae ex parte viri. Nee refert, an ipsa vidua, seeundo
niibens sit virgo, vel non, sed an sit benedieta: unde quae.semel
H* Manuale Madritense (a. 1885).
157
nupsit, sed ante benedictiones vidua facta est, cum postea Herum
nubit, benedicenda est, et quae semel est benedicta, non est Herum
benedicenda. Sed dumtaxat haec fient.
Sacerdos indutus ut in primis, accedit ad nubentes, existentes
in inyressu Ecclesiae et celebret matrimonium hoc modo. Yo
os requiero y mando usw. (oben S. 145 f.). Darauf folgt die Ru-
brik: Aspergat eos aqua benedicta. Introducit eos more solito
in Ecclesiam dicendo: Psalmus 127 Beati omnes, qui timent . . .
Et omnibus praetermissis dicitur Missa de officio occurrenti, vel
votiva iuxta illorum devotionem (si fuerit semiduplex), dummodo
non sit ordinaria pro sponso et sponsa. Conceditur Ulis oscu-
lationem manipuli et pax more Hispano. Et dicto Benedicamus
Domino vel Ite Missa est Sacerdos, antequam populo benedicat,
versus ad eos dielt: Oremus. Respice, Domine, super hanc con-
iunetionem . . . (oben S. 152). Darauf folgt: Ya que habeis
reeibido las benediciones . . . Postea aspei%gat eos usw. bis zum
Schluß (oben S. 151).
Vi. Modo de celebrar los
desposorios por poderes.
P. Sefiora Dona N., quereis
al Seiior D. N. ausente, y en
su nombre al Sefior D. N.
su apoderado, que estä pre-
sente, por vuestro legitimo
esposo y marido, por palabras
de presente, como lo manda
la Santa Catolica y Aposto-'
lica Iglesia Romana \
H. Si quiero.
P, Os otorgais por su esposa
y muj<
lt. Si otorgo.
i'. EUoibidc por rueetro
esposo y marido?
//. Si reeib
/'. BtftOff D. N-, on virtud del
poder <\\i< afior i>. n.,
:m «-nte, para este matrimonio
Form der Eheschließung durch
Vollmachten.
P. Sefior a Dona N., wollt lin-
den abwesenden Seiior D.N. und
in seinem Namen den Sefior
D. N., seinen Bevollmächtigten,
welcher anwesend ist, zu Eurem
rechtmäßigen Gemahl und Ehe-
mann durch Worte de presente,
wie es die hl. katholische und
apostolische; römische Kirche
vorschreibt 9
lt. Ja, ich will.
/'. Gewährt Ehr Euch zu sei-
ner Gemahlin und EhefraUf
/.'. .Ja, ich gewähre.
/'. Nehmt [hrihn an zu Barem
Gemahl and Bhemannf
//. Ja, lob nehme an.
/*. i>. n., kraft <!<•!
Vollmacht, irelehe Dir vom ab
weH<*n<l<'ii Benor I). N für <li«'-<
158
II. Teil. rrkunden-Material.
y usando de öl, quereis ä la
senora Dona N., que esta pre-
sente, por legitima esposa y
mujer del dicho D. N. ausente,
cuyo poder teneis para contraer
por palabras de presente, como
lo manda la Santa Catolica y
Apostolica Iglesia Romana?
R. Si quiero.
P. Otorgais al dicho D. N.
por su esposo y marido?
R. Si otorgo.
P. Recibisla por su esposa
y mujer ?
R. Si recibo.
Y yo de parte di Dios Todo-
poderoso y de los Bienaventu-
rados Apöstoles S. Pedro y
S. Pablo y de la Santa Madre
Iglesia, desposo al dicho D. N.
ausente y ä vos su Procura-
dor en su nombre con vos Dofta
N. y este sacramento entre el
dicho D. N. ausente, y entre
vos Dofta N., confirmo el nom-
bre de Padre y del Hijo y del
Espiritu Santo.
Ehe habt, und in Gebrauch der-
selben , wollt Ihr die Senora
Dofta N., welche anwesend ist,
zur rechtmäßigen Gemahlinund
Ehefrau des genannten ab-
wesenden D. N., dessen Voll-
macht zur Eheschließung durch
Worte de praesente Ihr habt,
wie es die hl. katholische und
apostolische römische Kirche
vorschreibt?
R. Ja, ich will.
P. Gewährt Ihr den ge-
nannten D. N. zu ihrem Ge-
mahl und Ehemann?
R. Ja, ich gewähre.
P. Nehmt Ihr sie an zu seiner
Gemahlin und Ehefrau?
R. Ja, ich nehme an.
Und ich seitens des allmäch-
tigen Gottes und der seligen
Apostel, des hl. Petrus und
hl. Paulus, und der hl. Mutter
Kirche traue den genannten
abwesenden D. N. und Euch,
seinen Bevollmächtigten, in sei-
nem Namen mit der Dofta N.
und bestätige dieses Sakrament
zwischen dem genannten ab-
wesenden D. N. und Euch, Dofta
N., im Namen des Vaters und
des Sohnes und des Heiligen
Geistes.
Forma de ratiflear un Matrlmonio.
N. aprobais y ratificais el
Matrimonio que N. vuestro Pro-
curador especial que estä aqui
presente, contrajo con N., que
estä aqui presente, en virtud
Form eine Ehe zu bestätigen.
N., bestätigt und ratifiziert
Ihr die Ehe, welche N., Euer
Spezialbevollmächtigter , der
hier gegenwärtig ist, mit der
N., welche hier gegenwärtig ist,
H. Manuale Madritense (a. 1885).
15»
del poder que para ello le
disteis, que se celebrö en mi
presencia (6 de N., Cura de
N., 6 de Sacerdote subdelegado)
publicamente en faz de la Santa
Madrelglesia Catolica Romana ?
Responde: Si apruebo y ra-
tifico.
La misma pregunta al otro
contrayente :
Y yo de parte de Dios To-
dopoderoso y de los Bienaven-
turados Apöstoles S. Pedro y
S. Pablo, y de la Santa Madre
Iglesia Catolica Romana recibo
esta aprobaciön y ratificaciön
del Matrimonio entre vosotros
contraido y celebrado en mi
presencia, 6 de N., Cura, 6
Sacerdote subdelegado, en faz
de la Santa Madre Iglesia, en
nombre del Padre f, y del Hijo,
y del Espiritu Santo. Amen.
geschlossen hat kraft der Voll-
macht, die Ihr ihm für selbe
gabt, daß sie gefeiert werde
in meiner Gegenwart (oder des
N., Curatus zu N., oder des be-
vollmächtigten Priesters) im
Angesicht (= in facie) der
hl. Mutter, der römisch katho-
lischen Kirche?
R,. Ja ich bestätige und rati-
fiziere.
Dieselbe Frage an den an-
deren Kontrahenten.
Und ich seitens des allmäch-
tigen Gottes und der seligen
Apostel, des hl. Petrus und hei-
ligen Paulus, und der hl. katho-
lischen römischen Mutter Kirche
nehme diese Bestätigung und
Ratifikation der zwischen Euch
in meiner Gegenwart, oder des
N. , des Pfarrers oder beauf-
tragten Priesters, im Angesicht
(= in facie) der hl. Mutter
Kirche geschlossenen und ge-
feierten Ehe an, im Namen des
Vaters f und des Sohnes und
des Hl. Geistes. Amen.
.-
8. Heft: Das Strafreeht der öffentlichen Religionsgesellschaften in
Bayern. Von Eduard Eichmann, Dr. theol. et iur. utr., Professor
an der deutschen Universität Prag. Geheftet Ji 3,—.
9. Heft: Der kirchenrechtliche Territorialismus in Bayern im Zeit-
alter der Säkularisation. Ein Beitrag zur Geschichte des Ver
hältnisses von Staat und Kirche in Bayern. Von Dr. Ludwig Ebert.
Geheftet .H 4,—.
10. Heft: Die Entstehung der Erzämter und ihre Beziehung zum
Werden des Kurkollegs, mit Beiträgen zur Entstehungsgeschichte
des Pairskollegs in Frankreich. Von Dr. Max Buchner, Privatdozent
der Geschichte an der Universität München. Preis geheftet Ji 11,—.
11. Heft: Die geheime und öffentliche Prostitution in Stuttgart, Karls-
ruhe und München mit Berücksichtigung des Prostitutionsgewerbes
in Augsburg und Ulm, sowie den übrigen größeren Städten Württem-
bergs. Von Dr. A. Neher. Geheftet .# 6,—.
12. Heft: Unternehmung und Mohrwert. Eine sozial -ethische Studie zur
Geschäftsmoral von Privatdozent Dr. Franz Keller. Geheftet Jt 1,50.
13. Heft: Die rechtliche Stellung der päpstlichen Legaten bis Bo-
nifaz VIII. Von Dr. Karl Rueß. Geheftet M 8,—.
14. Heft: Der Selbstmord in den deutsehen Städten. Von Dr. Hans
Rost. Gehellet M 1,50.
15. Heft: Die zivilreehtliehe Haftung der Zeitung für falsche Nach-
richten. Von Dr. Heinrieh Weides. Geheftet Ji 1,40.
16. Hefl: Staat, Recht und Gottesglaube. Ein Beitrag zur Erläuterung und
Reform des deutschen Strafrechts. Von Dr. Bruno Eisenbaeher.
Geheftet X 2,40.
17. Heft: Die päpstliche Legation in der ersten Hälfte des 13. Jahrhun-
derts. Vom Regierungsantritt Innocenz1 111. bis zum Tode Gregors IX.
1241). Von Dr. Heinrich Zimmermann. Geheftet M 12,— .
18. Heft: Beiträge zur Moralstatistik. Geburtenrückgang und Sterblichkeit
in d< ie unehelicl Die Ehescheidungen. -
Im i gegen den Selbst! Die Antiselbstmord-Büros der
Heilsarmee. — Das deutsche Judentum im Lichte der Zahl. — Vom
Alkohol Von Dr. oec. publ. Hans Rost. Cehetlet M 4,—.
Heft: Die bischöfliche visitatio liminum ss. Apostolorum. Eine
Studie. Von Dr. Januarius Pater. Geh. Jibt- .
20. Heft: Die engere Immunität in deutschen Bischofsstädten im
Mittelalter. Von Dr. Konrad Hofmann. Geheftet .# 5,—.
21. Heft: Die staatskirchenrechtllche Stellung der katholischen Kirche
im Herzogtum Sachsen -Meining» n Dr. Alfons Probst,
Ret. # 5, — .
22. Hefl: Die römische Rota. lit auf geschichtli«
Gr F. Egon Schneider, Doktor der Theoloj
ur J5. 1
Die Verfassung der Rota.
Heft: Die römische Rota II wird
Heft: Naturrecht und Staat nach der Lehre der alten Kirche.
□ Ur. theol. et sc. pol. Otto Schilling, i K 7,-.
26. Hefl: Die Rassenmischehen in den deutschen Kolonien. Von Dr. Theo-
dor Orentrup. I .H 4,
28. Hefl: Die geistlichen Gerichtshöfe zu Speler im Mittelalter.
Dr. Otto Riednei Ji 12.
Hefl: Das kirchliche Schulrecht in Altbayorn von Albrecht V. bis
zum Erlasse der bayerischen Verfassungsurkunde 1660 bis
1818. Von Dr. Rudolf Hlndrlnger. K 6,60.
28. 1 le Landkapitel Im Bistum WQrzburg bis zum Endo dos
14. Jahrhunderts,
Julius Krle,
4,80.
Heft: Beiträge zum Missionsrecht. Missionsobere, Missionare u. Missions-
fakultaten. Von Dr. tneol. et jur. et ptiil. Joseph Löhr. Geh. Ji 6,20.
80. Heft: Dalbergs und Napoleons Kirchenpolitik in Deutsehland. Von
Dr. Hubert Bastgen, Professor. Geheftet M 12,—.
81. Heft: Das Preußische Allgemeine Landrecht und die katholischen
Kirchengesellsehaften. Von Dr. Joseph Löhr. Geheftet Jt 6,—.
lieft : Die Che nach der Lehre des hl. Augustinus. Von Dr. J. Peters.
(^heftet JK 3,60.
Weitere Werke von
Universitäts-Professor Dr. Joseph Freisen.
Das Militär -Kirchenrecht
in Heer und Marine des Deutschen Reiches,
nebst Darstellung des außerdeutschen Militärkirchenwesens.
Beiträge zur staatlichen und kirchlichen Rechtsgeschichtc.
XIV u. 395 Seiten, gr. 8. br. M 9,—.
Der katholische und protestantische
Pfarrzwang
und seine Aufhebung in Österreich und den
deutschen Bundesstaaten.
Ein Beitrag zur Rechtsgeschichte der Toleranz.
Mit Abdruck der staatskirchenrechtlichen Erlasse.
207 Seiten, gr. 8. br. Jt> 5,—.
Geschichte des kanonischen Eherechts
bis zum Verfall der Glossenliteratur.
Zweite, mit einem Nachtrage versehene Ausgabe.
962 Seiten. Lex.-8. br. Jt> 20,—.
Verlag von Ferdinand Schöningh in Paderborn.
K 675 .F7 v.33 IMS
Freisen, Joseph.
Das Eheschliessungsrecht
Spaniens in westgotischer, m
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