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VORBEMERKUNG.
Die verschiedenen Theile von America genau zu
kennen, ist heutigen Tags eine Frage von höchster
Wichtigkeit für die europäischen Staaten, wo eine thätige
und gebildete Bevölkerung im Uchermaass vorhanden ist.
Die ausserordentliche Fruchtbarkeit des brasiliani-
schen Bodens und dessen mannichfaltige Schätze an
Naturreichthum bieten für jedwede Art von industrieller
Thätigkeit ein weites Feld dar.
In der Absicht dies darzuthun und die Auswanderung
nach dem Kaiserreiche Brasilien zu fö dem, nehmen wir
die gute Gelegenheit wahr, welche durch die Welt-Aus-
stellung in Wien gegeben ist, um den für die im Jahre
1867 in Paris statt gefundene Ausstellung gedruckten
« Kurzen Abriss » einer Revision zu unterwerfen.
Derartige Arbeiten können nicht gleich bei dem ersten
Versuche genügend ausfallen; allein dadurch dass dqr
Eifer der offiziellen Mitarbeiter angefeuert wird, und
durch die Ermuthigung des guten Willens der Privafc-
Berichterstatter, welcho schon diesmal ein sehr schätz-
bares Material geliefert haben, steht zu erwarten, dass
bei den künftigen Weltausstellungen ein weit vollständi-
geres Werk geliefert werden kann.
Man glaube jedoch ja nicht, dass bei der Veröffentli-
chung der gegenwärtigen Arbeit irgendwie ^ ein fal-
scher Patriotismus leitend gewesen ist, der, während er
die Vortheile eines Landes übertreibt, die Schattenseiten
desselben zu verbergen strebt.
Um Brasilien darzustellen, wie es wirklich ist, und die
Auswanderer über dasselbe zu b Ichren, haben wir nur
Einen leitenden Gesichtspunkt gehabt, nämlich — die
Wahrheit.
rff.
9-
DAS
KAISERREICH BRASILIEN
LAGE UND «USDEHMUHG BRASILIENS.
Das Kaiserreich Brasilien liegt im östlichsten Theile
von Süd-Amerika.
Es umfasst 1/15 der Erdoberfläche, 1/5 der neuen Welt
und mehr als 3/7 von Süd- Amerika.
Die Ausdehnung der brasilianischen Meeresküste be-
trägt 1200 Leguas oder 7920 Kilometer.
Flächeninhalt.
Nach der Schätzung des Barons von Humboldt beträgt
derselbe 2,311,974 Geviertmeilen, 60 auf den Grad.,
oder 7.952,344 Quadratkilometer. Nach den Berech-
nungen des Senators Pompen, welche den offiziellen
— 6 —
statistischen Ergebnissen beinahe gleich s'n<l, ist <lie
Oberfläche Brasiliens vertheilt wie folgt:
I
PROVINZ* V
Amazonas
Para
Maranhäo
Piauhy
Cearä
Rio Grande do Norte
Parahyba
Pernambuco
Alagöas
Sergipe
Bahia
E^pirito -Santo
Hio de Janeiro
Das neutrale Municipium. . . .
S. Paulo
Paranä
Santa-Catharina . .......
S. Pedro do Kio Grande do Sul.
Minas-Geraes
Goyaz
Mato Grosso
QIAD.
LF.GUA8.
66.i>00
40.000
16.000
10.501»
3.627
2.000
2.60O
4 467
2.035
1 360
14.83*»
1560
2.400
32
10 120
7.700
2.580
8.230
20.000
26.000
48.000
290.047
yi AD.
KII.OM
2.874.960
1.7». 400
♦>y6 960
457.3-sO
157.992
87120
113 256
191582
88.644
59 242
«46.256
«7. «.154
104 544
1.394
440.827
335 412
112.385
358.499
871.20.1
1.132. 560
2.090.880
12.634.447
Topographie.
Trotz der unendlichen Ebenen, welche sich im Nor-
den und Süden des Landes 1 anziehen, ist der B »den
grösstenteils gebirgig mit dazwischenliegenden weiten
Thälern. Im Innern erheben sich grosse Hochebenen
und viele Gebiig-züge in verschiedenen Richtungen.
Gebirgsketten.
Die ausgedehntesten und höchsten Gebirge Brasi-
liens sind drei an der Zahl, nämlich das im Mittel-
punkte do Espinhago oder da Mantiqueira ; das östliche
— 7 —
'Maritima oder do Mar, und das westliche oder dkr*
Vertentes.
Von diesen laufen im Allgemeinen die übrigen Züge
aus und bilden das eigentliche brasilianische System,,
indem das Parima-System nur in verschiedenen Punk-
ten die nördliche Grenzlinie berührt.
Von diesen drei Gebirgszügen ist der centrale von
der höchsten geographischen und geologischen Wich-
tigkeit.
Derselbe hat seinen Kern und seine Culminations-
punkte in der Provinz Minas-Geraes , wo er sich am
jneisten entwickelt, und durchläuft, ohne die Parallelen
10° und 28° südlicher Breite zu überschreiten, von t!cn
Ufern des Flusses S. Francisco bis zu denen des
Uruguay, die Provinzen Bahia, 8. Paulo und Paranä,
während er die Provinz 8. Pedro do Rio Grande do
Sul nur im äussersten Norden, und Rio de Janeiro
nur in ihren Grenzpunkten mit S. Paulo und Minas-
Geraes berührt.
Es ist derjenige, welcher die höchsten Gebirge um-
fasst, und unter diesen das von Itatiaia, welches als
das höchste in Brasilien betrachtet wird, und dessen
mittlere Höhe 2.714** (8,904 Fuss), oder nach Anderen
3,140^ (10.302 Fuss), über der Meeresfläche steht.
Das zweite Gebirge, oder das östliche, erstreckt sich
vom Ufer des 8. Francisco, in 10° südlicher Breite, bis
zum Flusse Uruguay, in 28° südlicher Breite.
Das dritte, das ausgedehnteste und niedrigste, läuft von
Oearä aus bis zu den Grenzen der Provinz Mato-Grosso.
Dieses grosse Gebirge trennt die Becken der Zuflüsse
des Amazonenstroms und des La-Plata, und gibt den
Flüssen Tocantins, Parnahyba, 8. Francisco und Paranä
Entstehung. Diese Gebirgsketten erhalten besonder»
Benennungen in den verschiedenen Provinzen.
— 8
Vorgebirge.
Man zählt folgende hauptsächliche Vorgebirge ii»
Brasilien: Orange) dag Nordcap, Santo Agostinh©,.
8. Roque, S. Thonrä, Cabo Prio und Santa Martha.
Häfen.
Mit Ausnahme von Amazonas, Miuas-Geraes, Goyaz
und Mato-Groseo sind die übrigen Provinzen als See-
Provinzen zu betrachten.
Die erwähnten Binnenprovinzen haben jedoch den
Vortheil der Schiffiahrt auf Flüssen, welche ineinander
laufend, zuletzt unmittelbar ins Meer ausmünden.
Nicht weniger als 42 Häfen zählt die Küste Brasiliens,
unter welchen der von Bio de Janeiro, vermöge seiner
Geräumigkeit und Sicherheit den ersten Platz einnimmt,
indem sein Umfang auf mehr denn 30 Leguas, (193 Kiloni. >
geschätzt wird. Nach ihm kommen von Norden nach
Süden die von Parä, Märanhäo, Pernambueo, Bahia,
llheos, Victoria, Santos, Paranaguä, Santa Catharinu
und andere iftehr.
Seen.
Ihre Anzahl ist sehr bedeutend, aber nieistentheil*.
sind sie nicht von beträchtlicher Ausdehnung.
Die hauptsächlichsten sind:
Die dos Patos und Mirim in der Provinz S. Pedro.
do Bio-Grando do Sul (der erstere hat 46 Leguas, (303,.
6 Kilom.) Länge und 10 Leguas, (66 Kiloin.) Breite; der
zweite 26Leguas, (171, 6 Kilom.) Länge und 7 Leguas >
^46,2 Kilom.) Breite; die von Maricä, Aravuama und
- $ -
Fei^; iji der Provinz Rio. de Janeiro undfdie von Jiquift;
und IJanguaba in der Provinz A-lflgOW*
Auf der Insel Banapal oder Sapt^- Aama> in der Provinz
Goyaz, liegt ein See, der 24 Leguas (15$> 4 Kilom.) von ,N.
nach 8. Länge und 6 Leguas (39, 6 Kilm.) Breite hat, von
O. nach W.
Im brasilianischen Guyana ißt der See Saracä nennen»-
werth, welcher die Flüsse Urubü und Anibä mit einan-
der in Verbindung setzt.
Ausser diesen giebt es andere Seen im Amazonenthal,
welche, wie der periodisch anschwellende See Xaraes
(in der Provinz Mato-Grosso), jedes Jahr bei niedrigem
Wasserstande für eine Zeitlang völlig austrocknen.
Inseln.
Man zählt in der Nähe der Küste sehr viele Inseln; die-
bemerkenswert hesten derselben sind: Marajö mit 37 Le-
guas (244, 2 Kilom.) Länge und 27 Leguas (178, 2 Kilom.)
Breite ; Mexiana und Caviana in der Mündung des Ama-
zonenstroms ; Maranhäo, auf welcher die Hauptstadt der
gleichnamigen Provinz liegt ; Itaiaaracär in der Provinz.
Pemambuco, Itaparica inder Provinz Bahia, Ilha Grande
in der Provinz Rio de Janeiro; S. Sebastiäound Santo*
in der Provinz S. Paulo, Santa Catharinn, auf welcher die
Hauptstadt der Provinz gleichen Namens gelegen ist.
In einiger Entfernung von der Küste liegt die zur
Provinz Pernambuco gehörende Insel Fernando de No-
ronha, 195 Meilen (360, 7 Kilom.) nord-östlich vom
Gap S. Roque ; und 600 Meilen (1.1X2, 8 Kilom.) östlich
von der Küste der Provinz Espirito Santo begegnet
man der Insel Trindade.
Auch in den grossen Flüssen giebt es bedeutende*
Inseln, hauptsächlich die nicht weniger als 60 Leguas-
— 10 —
(396 Kiloin.) lange Insel, Santa Anna oder Bananal,
welche im Inneren Brasiliens, .zwischen don Provinzen
Goyaz und Mato-Grosso, zwei Arme des Araguaya-
Stromes umfliessen.
Flüsse.
Brasilien besitzt drei grosse Pluss-Becken ausser vielen
andern zweiten Ranges. Das Amazonenbecken nimmt
den ersten Platz ein, nach ihm das des Paranä und
schliesslich das des S. Francisco.
Der majestätische Ainazonenstrom, mit mehr denn
580 Leguas (3,828 Kil.) in dem Gebiete des Kaiserreiches,
nimmt die Gewässer von 19 Nebenflüssen erbten Ranges
auf, nämlich den Tocantins, Xingti, Tapajos, Madeira, Pu-
rus, Coary,Tcffe, Juruä, Jutay und Javary auf dem rechten
Ufer; den Jary, Parü, Trombetas, Nhamunda, Uatäman,
Urubü, Negro, Japura und I§ä auf dem linken Ufer.
Einige haben einen Lauf von über 500 Lcguas (3.300
Kil.)
Mehr denn 300 Leguas (1.980 Kil.) über die Grenze
Brasiliens hinaus, bleibt noch der Amazonenstrom der
Dampfschifffahrt im peruanischen Gebiete leicht zugäng-
lich, und nimmt beträchtliche Nebenflüsse auf, nämlich
den Napö, Morona und Pastaza auf dem linken Ufer, den
Ucayali und Uallaga auf dem rechten Ufer. Alle diese
Flüsse können durch Dampfschiffe bis zu den ersten
Fällen der Andeskette befahren werden, und durch
dieselben wird der Verkehr mit dem östlich der Andes-
kette gelegenen Gebiete der Republiken Peru und
Aequator leicht vermittelt.
Die der Dampfschifffahrt zugängliche Strecke auf
allen diesen Nebenströmen nebst dem Hauptfluss in
- 11 —
dem Brasilien zugehörigen Theile dos Amazonenstr6ms
beträgt 7.351 Leguas (48.517 Küom.), wie man besser
aus folgender Tabelle ersieht :
LHOUAS. KILOM.
Amazonenstrom 580 3 828
Becken der hauptsächlichsten Nebenflüsse. . , 5.771 38.089
Kleinere Nebenflüsse und Seen 1.000 6.600
Summe. . . 7.351 48.517
Auf dem Amazonenstrome und dessen Nebenflüssen
köiinen die Republiken Bolivia, Peru, Aequator, Neu-
Granada und Venezuela mit dem Hafen von Parä und
den brasilianischen Provinzen Mato-Grosso und Ama-
zonas verkehren.
Seit längerals 18 Jahren besteht mit Staatsunterstützung
die Dampfschifffahrt auf dem 580 Leguas (3.828 Kilom.)
langen brasilianischen Theile des Amazonas, auf einer
200 Leguas (1.S20 Kilom.) weiten Strecke des Tocantins,
und anderer Parä benachbarter Ströme, Seit dem Jahr
1S67 unterstützt die Regierung zwei andere Gesell-
schaften, welche auf den Flüssen Purüs (240 Leguas
(1.584 Eolom.) Negro 120 Leguas (792 Kilom.), Ma-
deira 186 Leguas (1,228 Kilom.), Tapajos 50 Leguas
(330 Kilom.), und Über-Tocantins 230 Leguas (1.518
Kilom.), eine regelmässige Dampfschifffahrtsverbindung
unterhalten, und auf dem Amazonenbecken eine Strecke
von 1.606 Leguas (10.600 Küom.) befahren.
Oberhalb ihrer Stromschnellen haben der Madeira
und seine Nebenflüsse eine an 1000 Leguas ( 6.600
Kilom.) lange, der Schiflfahrt vollkommen zugängliche
Strecke, welche den Verkehr von Bolivia und dem
westlichen Theile der Provinz Mato-Grosso vermittelt.
— 12 —
Um die Schifffahrt auf der ganzen Strom lauge zu er-
möglichen, und da» Innere von Süd-Ainerioa niit dem
Haien von Parä, in Verbindung zu bringen, unterstützte
die Staatsregierung eine Schiffiahrtegesellschaft, welche,
als einziges Mittel die Stromschnellen zu umgehen, es
übernahm, auf der einen Seite des Flusses eine sogenannte
Marginal-Eisenbahii anzulegen. Die Arbeiten haben
begonnen, und sollen in vier Jahren vollendet sein.
Auf dieselbe Weise unternimmt die Regierung den
Bau einer 70 Leguas (462 Kiloni.) langen Eisenbahn,
welche die Stromschnellen umgehend, die schiffbaren 230
Leguas ( 1518 Kiloni.) des Araguaya mit dem 100 Le-
guas (660 Kiloin.) langen Nieder-Tocantius in Verbüß
düng bringen soll.
Diese Wasserstrasse wird auf einer Länge von 400
Leguas (2640 Kilom.) den Provinzen Goyaz, Maranhfto,
und Parä zum Vortheil gereichen, und soll dureh ihre
Verbindung mit der Eisenbahn D. Pedro II, die Reiehs-
hauptstadt, und durch eine 40 Leguas (264 Kilom.) lan-
ge Zweigbahn den fahrbaren Theil des Paraguay er-
reichen.
Der Paranä entsteht aus dem Zusammenflüsse des Bio
Grande und Parnahyba, 20<> südlicher Breite. Er be-
spült im Osten die Provinzen 8 Paulo, Paranä, die ar-
gentinische, Provinz Corrientes, und im Westen die
brasilianische Provinz Mato-Grosso, die Republik Pa-
raguay und das Argentinische Gebiet.
Ausser dem Rio Grande und dem Parnahyba zählt
der Paranä viele andere Nebenflüsse, welche durch ihre
Schiffbarkeit und Länge merkwürdig, fruchtbare Ufer-
thäler bespülen.
Unter ?llen diesen Nebenflüssen ist ohne Zweifel der
— IS -
Paraguay dör bedeutendste. Er entspringt in T der Provinz
Uato-Grosso, 13<> 30" S. B., nnd durchströmt das Ö-ebiet
^Brasiliens und d6r «gteüebhamigen Republik. Voin lß°
an schiffbar, zählt er Einige gleichfalls schiffbare
ftiöbeiiflüsse, wie z. B. im brasilianischen Göbiet den
S. Loürengo, welcher in Verbindung mit dorn Ouyabä
kleinere Battlpfböte zur Hauptstadt tou Matö-Grosso
"^Ö"'
Ton dieser Provinz eriip&ngt der Paranä die Neben-
flüsse Pardo, Ivinheima, Nhanduhy, Iguatemy und
Igurey, und Von den Provinzen S. Paulo und Paranä
die mehr oder weniger fahrbaren Tietö, Paranapanema,
Ivahy, Piquiry und Iguassü.
Die Beschiffung des Paranäflusses, von der Einmündung
des Iguassü bis zum La-Plata frei schiffbar, wird im
Gebiete des Reiches, auf einer Strecke von 30 Leguas
(198 Kilom.), durch die Stromschnellen von Urupunga
üiid diö sogenannten Sieben Wasserfälle (Bete Quedas)
"unterbrochen, 80 Leguas, (528 Kilom.) unterhalb jenes.
Wenn einmal durch TTferstrassen oder Eisenbahnen
diese Hemmnisse überwunden werden sollten, so wird der
Par&nä, eine sehr wichtige Handelsstrasse für die Pro-
vinzen Goyaz, Mato-Grosso, Minas-Geraes , S. Paulo
und Paranä einerseits, und die Städte Buenos- Ayres
und Montevideo anderseits werden.
Der S. Francisco nimmt den mittleren Theil Brasili-
ens ein ; er bewässert die Provinzen Minas-Geraes, Ba-
hia, Pernambuco, Alagöas und Sergipe.
Unter seinen Nebenflüssen sind bemerkenswerth der
Rio das Velhas, Paracatü, Rio Verde und Rio Grande.
Sein Lauf wird durch den grossen und majestätischen
Wasserfall von Paulo Affonso unterbrochen, oberhalb
dessen 230 Leguas (1518 Kilom.) dgr Schifffahrt frei-
stehen. Der Theil unterhalb des Wasserfalls, auf eine
— 14 —
Länge von ungefähr 40 Leguas (264 Eilom.) ist frei
von Hindernissen für Dampfschiffahrt bis zur Mündung
unterhalb der Stadt Pcnedo, in der Provinz Alagöas, und
trägt Schiffe von 15 Spann (3, 3") Tiefgang.
Ausser diesen drei grösseren Flüssen münden noch
andere von anerkannter Wichtigkeit ins Meer aus, wie
der Gurupy, Tury-Assü, Meariin, Itapicurü, Parnahyba,
Paraguassü, Bio de Contas, Jequitinhonha oder Bei-
monte, Pardo, Mucury, Doce, Parahyba do Sul und Rio
Grande do Sul.
Einige derselben bieten der Dampfschiffahrt bis zu
100 Leguas (660 Kilom.) Ausdehnung dar.
In Erwägung der Vortheile, welche aus der Erfor-
schung der bedeutendsten Flüsse Brasiliens entstehen müs-
sen, indem die schiffbaren Strecken dadurch festgestellt,
so wie die Hindernisse zur Beschiffung und Beseitigung
derselben ermittelt werden, fährt die Regierung fort,
diesem Gegenstande volle Aufmerksamkeit zu widmen.
Die in den letzten Jahren vor 1867 gemachten Ex-
plorationen sind folgende gewesen:
Die vom Dr. Jos6 Vieira Couto de Magalhftes und
vom Ingenieur Ernest Vallee gemachte Exploration der
Flüsse Tocantins und Araguaya, um eine regelmässige
Fluss-Schifßkhrt zwischen den Provinzen Goyaz unl
Parä herzustellen.
Das Resultat der Untersuchungen ist in dem der
Regierung vorgelegten Bericht und in der Karte ausein-
andergesetzt.
Von dem Ingenieur Joäo Martins da Silva Coutinho
sind die Flüsse Purüs und Ituxy, Nebenflüsse des
Amazonenstromes, explorirt, und ist darüber ein genauer
Bericht erstattet worden.
Von demselben Ingenieur sind auch die Flüsse Japurä
und Madeira explorirt worden.-
— 15 —
Der Ingenieur M. Chandler hat den Fluss Agury,
einen Nebenfluss des Purüs, explorirt, sowie auch den
Purüs, von seiner Mündung an bis auf eine Entfernung
von 1,618 englische Meilen (3.001 Kilom.) nach Süden,
und 1,602 englische Meilen (2.971 Kilom.) nach Norden.
Von dem Ingenieur Gustav Dodt ist der Fluss Ccarä-
Mirim explorirt.
Von dem Ingenieur Newton Burlamaque der Fluss
Tarnahyba, in der Provinz Piauhy.
Von dem Ingenieur Ferdinand Haifeld der Fluss
S. Francisco, vom Wasserfall von Pirapora an bis zum
Ocean.
Von Mr. Em. Liais, unter Mithülfe der Ingenieure
Eduardo Jos6 de Moraes und Ladisläo Netto, derselbe Fluss
zwischen dem genannten Wasserfall und seinen Quellen. '
Dieselben Herren haben auch den Fluss das Velhas
in der Provinz Minas-Geraes untersucht, der ein bedeu-
tender Zufluss des S. Francisco ist.
Das Ergebniss der über diese zwei Flüsse gemachten
Untersuchungen ist in Paris veröffentlicht worden.
Die Ingenieure Joseph und Franz Keller haben den
Fluss Parahyba do Sul explorirt, vom Pirahy, in der
Provinz Rio de Janeiro an bis zur Cachoeira, in der
Provinz S. Paulo, und den Fluss Pomba, in der Provinz
Miuas-Geraes, einen der Nebenflüsse des Parahyba.
Von den In. enieuren Joseph und Franz Keller und
Gustav Rumbelsperger ist der Fluss Ivahy in der Provinz
Paranä, explorirt worden.
Die beiden letzteren Ingenieure haben einen Theil des
Flusses Paianä, von der Barre des Ivahy an bis zum
Paranapanema, und die Flüsse Ivinheima, Paranapanema
und Tibagy untersucht.
— JC —
Der Ingenieur EttBebio Stovaux hat Explorationen
^gemacht zur Canalisirung der Flüsse Pomonga und
Japaratuba, in der Provinz Scrgipe; und der Ingenieur
Yignollee hat zu gleichem Zwecke die Flüsse Poxdm
und Santa Maria, in derselben Provinz untersucht ; mit
«der Grabung dieses Canals ist schon begonnen.
Vom Ingenieur Charles Demoly sind, behufs Cana-
lisirung zwischen der Lagoa dos Patos und dem Norden
von Laguna, in den P.ovinzen S. Pedro do Rio- Grande
do Sul und Santa Catharina Untersuchungen angestellt
wrorden.
Von dem Fregattcn-Capitain Jos£ da Costa Azevedo
ist ausserdem eine Karte vom Amazonenstrome aufge-
nommen.
Der Professor Agassiz hat das G-ebiet des Amazonen-
«tronies explorirt, und darüber verschiedene öffentliche
Vorlesungen gehalten, die in den Tagesblättern der Resi-
denzstadt publicirt worden sind.
Der obere Uruguay und der obere Parana sind von
verschiedenen Ingenieuren und Marine-Officieren explo-
rirt worden.
Alle diese Explorationen sind von grosser Wichtigkeit,
nicht nur speciell für Brasilien, sondern auch für die
Schifffahrt und den Handel der übrigen Welt.
Nach dem Jahre 1867 sind folgende Explorationen
angestellt worden:
Die des Flusses Madeira, von dem Orte Santo
Antonio an bis zur Barre des Flusses Mamorö, durch
-die Ingenieure Joseph und Franz Keller, Welche
auf Befehl der Regierung auch die geeignetsten Pro-/
jekte zur Verbesserung dieses wichtigen Communi-
cationsweges zu Wasser und zu Lande zwischen den
Provinzen Parä und Mato-Grosso und der Republik
Bolivia ausgearbeitet haben.
— 17 —
Um zwischen den Provinzen Mato-Grosso und Parä
eine Comnmnication vermittelst des Flusses Tapajös
und einer ohngefkhr 33 englische Meilen (61,2 Kilom.)
langen Landstrasse am Ufer dieses Flusses herzustellen,
hat der Präsident der Provinz Parä die Ingenieure
Juliäo Honorato Correia de Miranda und Antonio Ma-
noel Gongalves Tocantins beauftragt, die geeigneten
Explorationen zu machen.
Um praktisch zu untersuchen, ob der Fluss das
Velhas, von dem Orte Jaguar a an, und der Fluss
S. Francisco für Dampfschiffahrt geeignet sind, hat
der Marine-Oberlieutenant Francisco Manoel Alvares
de Araujo auf Befehl der Regierung eine Probefahrt
gemach^ welche von dem besten . Erfolg gekrönt wor-
den ist.
Eine Commission von Ingenieuren untersucht gegen-
wärtig den Theil der Flüsse Araguaya und Tocantins,
wo die Fälle und starken Strömungen des Flusses die
Schiffahrt erschweren, und sollen diese Ingenieure ent~
weder Mittel zur Beseitigung derselben vorschlagen,
oder, wenn dies nicht möglich ist, einen Landweg am
Ufer entlang zu demselben Zwecke abstecken.
Der Fluss Iguassü, in der Provinz Paranä, ist von
dem Ingenieur Eduardo Jos6 de Moraes explorirt
worden.
Die Regierung hat die Exploration der Flüsse Ca-
rinhanha, Paranä, Grande, Preto und Somno contra-
hirt, um die für DampfschifEfahrt sich eignenden Theile
derselben ausfindig zu machen, welche der Eisenbahn
zu Gute kommen können, die zwischen dem Becken
des Flusses S. Francisco und dem des Tocantins an-
gelegt werden soll.
c. a. 2
- 18 —
Ebenso hat sie Untersuchungen an <?en Flüssen
Ivahy, Paranä, Ivinheima , Brilhante und Mondego
contrahirt, d.m it dieselben bei der projektirten Com-
municationslinie zwischen Coritiba, in der Provinz
Paranä, und Mi.anda, in der Provinz Mato-Grosso,
benutzt werden sollen.
Die Unters chungen habcii bereits begonnen, und
schreiten rasch voran.
Obwohl der Fluss Parnah yba schon früher explorirt
ist, hat der Ingenieur Gustavo Dodt abermals den-
selben untersucht, und zwar von der Mündung an
bf? zu dem oberen Ende desselben, und hat darüber
einen Berieht eingereicht.
Um die hohen Interessen fies Kaiserreiches d i durch
zu fördern, dass die internationalen Verbindungen im-
mer mehr erleichtert, und dadurch dass die Schiff-
fahrt und ('er Handel des Amazonenstromes un 1 seiner
Nebenflüsse, des Tocantins und S. Francisco angeregt
werden, wurde am 7 Sopteaaber 18 j7 den Kauffahr-
tei-Schiffen aller Nationen der Amazonenstrom bis
zur brasilianischen Grenze freigegeben, der Tocautins
bis Cametä, der Tapajös bis Santarörn, der Madeira
bis Borba, der Rio Xegro bis Manäos und der S. Pran-
ci cj bis zur Stadt Penedo ; die Beschiffung der Ne-
benflüsse des Amazonenstromes, sofern nur das eine
Ufer dem Kaiserreiche angehört, hängt von einer vor-
gängigen Uebereinkunft mit den anderen angrenzenden
Staaten in Betreff de * re^pectiven Grenzen, polizei-
lichen und fiskalen Reglements ab.
Die Decretirung dieser Maassnahmen hat an der
Beobachtung der in Kraft stehenden Schiflfahrts-und
Jlandels-Traktate mit den Republiken Peru und Venezuela
— 19 —
nichts geändert, in Gemässheit der zu diesem Ende
schon ausgefertigten Reglements. •
CURIA. TEMPERATUR
Brasilien erfreut sich zwei sehr verschiedener Climate :
eines heissen und feuchten in der tropischen Zone wäh-
rend der Regenzeit; eines gemässigten und trockenen,
ausserhalb jenes Bereiches.
In den Waldgegenden von Cearä, Pernambuco, Pa-
rahyba und denen von Rio Grande do Norte verursacht
in manchen Jahren der Mangel an Regen grosse Dürre, so
dass sich eine psychometrische Differenz von 10° er-
giebt.
Indessen ist das Clima in vielen Gegenden der heissen
Zone sehr milde und gemässigt durch die Bewaldung
und hohe Lage des Bodens und durch die vorherr-
schenden Winde.
An Stellen, wo sich die grösste Hitze fühlbar macht,
steigt dieselbe regelmässig nicht über 36°, und fällt nur
ausnahmsweise, wo die grösste Kälte herrscht, unter
3°,2, wie z. B. auf der Gebirgskette von Itatiaia, wo
der Thermometer, nach den Beobachtungen im Juni 1858
und 1859, 6° unter Null angab, während das tägliche
Maximum 13° nicht überschritt.
Hier f&llt häufig Schnee, und die kleinen Land-
seen sind oft mit 2 Zoll ((V,055) dickem Eise bedeckt.
Auch in den Ebenen der Provinz S. Pedro do Rio-
Grande do Sul kommt es vor, dass der Thermometer auf
Null, und ein und das andere Mal auf 2°,5 unter Null
steht.
- 20 —
Im Amazonenthal ist die mittlere Temperatur 27%
indess sind die Wirkungen der Hitze nicht so fühlbar
in Folge der Ostwinde, die das Land vollkommen be-
streichen.
Zwischen Tag und Nacht ist die Differenz oft 12«;
jedoch ist die mittlere Differenz nicht über 9*, und die
Variation zwischen Sommer und Winter ist kaum 3".
Die K ächte, sind immer kühl. Diese Verhältnisse
ermässigen sich langsam bis Ceara und Rio-Grande do
Norte, wo der mittlerejährliche Thermometerstand 26 ', 7
ist, mit der höchsten mittleren Temperatur Ton 30*, 4
und der niedrigsten von 23°, 1 innerhalb 24 Stunden.
Die Temperatur von 36* ist häufig : während einiger
Stunden in den Sommertagen findet sie statt, ohne
dass darum die Hitze drückend wird, in Folge der
ausserordentlichen Trockenheit der Luft.
Während der Regenzeit zeigt der Thermometer, in
denselben Stunden, 26°, und die Hitze wird alsdann drü-
ckend.
Die mittlere Sommer-Temperatur übersteigt die des
Winters um 3°, wie in Amazonas, und zwischen Tag
und Nacht ist nur 7° Unterschied.
Die Reihe der Beobachtungen, welche mit Dollonds
Meteorographen innerhalb 5 Jahren, gemacht wurden,
ergab als mittlere der höchsten täglichen Temperatur
27°, 13 ; als mittlere der niedrigsten 19°, 63 und *ls
mittlere der Mittel temperatur 23°, 42.
Nur in seltenen Fällen steigt der Thermometer über
32°, oder Mit unter 16°.
Der niedrigste Stand ist fast immer im Juli und der
höchste im Februar.
Von Rio de Janeiro bis Amazonas, in der heissen
Zone, ist die mittlere Temperatur 26°.
Yon der Hauptstadt Rio de Janeiro bis zum äussersten
— 21 —
Süden des Reiches nimmt die Hitze fühlbar ab und wird
das Glima sehr kühl.
Dasselbe findet statt in den Provinzen 8. Paulo,
Paranä, Santa Catharina, S. Pedro do Bio-Grande do
Sul und in einem Theile von Minas-Geraes. In dieser
letzten, welche das Central-Plateau des Reiches bildet,
und in den gebirgigen Theilen der übrigen Provin-
zen bieten sich, im Yerhältniss zu den zwischen den
entsprechenden Parallelkreisen gelegenen Küstengegen-
den, sehr fühlbare Temperaturunterschiede dar.
Herr Em. Liais erkannte durch vergleichende Beob-
achtungen, dass eine Erhöhung von 203 Meter (666
Pubs) einer Temperaturerniedrigung von 1° entspricht.
, Das Glima Brasiliens ist im allgemeinen sehr gesund.
Mit Ausnahme von einigen Strom-Ufern, niedrigen
und sumpfigen Strecken, wo zu gewissen Jahreszeiten
Wechselfieber vorherrschen, kommen s^nst keine bösar-
tigen Krankheiten v ,r, dergleichen oft stark bevölkerte
Orte heimsuchen.
Das behauptet der Verfasser des wichtigen "Werkes
Du climat et des maladies du Brdsil, welcher Brasilien
als eine der gesundesten Regionen der Erde betrachtet,
und es in dasselbe Verhältniss zum übrigen America
setzt, wie Italien zu Europa Durch eine langjährige
Erfahrung gelehrt, pflichtet Dr. Lind dieser Ansicht
vollkommen bei.
Er betrachtete die Luft in der heissen Zone als
gewöhnlich rein, und hielt diese Gesundigkeit für die
kostbarste der vielen Gaben, welche der Schöpfer dieser
americanischen Region ertheilte.
In den Küstengegenden ist seit 1850 das gelbe Fieber
und seit 1855 die Cholera erschienen. Diese verheeren-
den Gäste haben jedoch keinen solchen Schaden ange-
richtet, wie sonst in vielen Ländern America's und
— 22 -
Europas zu geschehen pflegt, auch hat sich seither
die asiatische Geissei n'cht wieder in der früheren
Heftigkeit gezeigt.
Die Sterblichkeit in den bevölkertsten Städten und
selbst in der Reichsh auptetadt erweist verhältnissmässig
sogar günstigere Gesundheitsverhältnisse, als die vieler
grossen Städte Europa's. Die Fälle von Leuten, welche
das höchste Lebensalter erreichen, sind in Brasilien
äusserst zahlreich.
Das Clima bietet, je nach den Breitegraden und den
örtlichen Verhältnissen, alle die Vortheile, welche die
europäischen Einwanderer verlangen können. Ausser
diesen günstigen Umständen begegnen dieselben, in der
wunderbaren Freigebigkeit des Bodens, den besten Ele-
menten zur Erlangung von Wohlstand und persönlicher
Unabhängigkeit.
Regenzeit.
Die Regenzeit beginnt in Brasilien gewöhnlich im
November ,und dauert bis Juni; doch erleiden diese Gren-
zen Veränderungen nach Maassgabe der Localitäten.
Vom Amazonas bis zum Flusse Parnahyba regnet es
viel ; von dort bis zum S. Francisco wenig, mehr jedoch
von S. Francisco südwärts.
Der ungeheuere Bezirk des S. Francisco, welcher die
Gegenden umfasst, denen die Bewohner den Namen
Sertäo (Innere des Landes) geben, ist zwei sehr verschie-
denen Jahreszeiten unterworfen, der Regenzeit und der
Dürre; die erstere dauert von Januar bis Mai, die
letztere von Mai bis Dezember.
Im Juni hört die Vegetation der Pflanzen vollkom-
men auf, aller Saamen wird alsdann reif; im Juli
fangen die Blätter an gelb zu werden und zu fallen, im
August bieten Tausende von Meilen den Anblick eines
— 23 —
europäischen Winters ohne Schnee dar, und die Bäume
entkleiden sich vollständig der Blätter, mit Ausnahme
einiger Dornbüsche (Zizyphus) und Oiticicas (Moquilea).
Die Grasarten und allerlei Kriechpflanzen, welche
in den Ebenen zwischen den Bäumen in wunderbarer
Fülle wachsen, verwelken und dienen wie das Heu, als
Futter für zahlreiche Vieh-Heerden.
Dieser Zeitpunkt ist der Zubereitung des Kaffees,
welcher in den Bergen wächst, äusserst günstig : ge-
pflückt und auf der Erde ausgebreitet, welche keine
Feuchtigkeit ausdünstet, sondern im Gegentheil sie
ansaugt, umgeben von Luft, die dieselbe Eigenschaft
hat, trocknet er rasch ohne zu gähren.
Zwischen Dezember und Januar beginnt die Regenzeit,
und nach den ersten Schauern erhalten die bis dahin
fast ganz trockenen Flüsse, die nur hie und da in einigen
Vertiefungen Wasser bewahrten, die als Tränke für das
Vieh und Zufluchtsort für Fische dienten, ungeheure
Massen Wasser, und die Vegetation ergrünt in wenigen
Tagen aufs Neue, und, wie durch Zauber, bedeckt sich
die ausgedehnte Strecke mit den verschiedenartigsten
Blumen: die Culturpflanzen wachsen mit Macht und
ihr Ertrag ist äusserst ergiebig.
Der jährliche Mittel-Fall des Regens an der Küste
ist 2« (0,9 Brasse) und mehr, und erreicht in Pernambuco,
nach den von Herrn Liais erwähnten Beobachtungen des
Dr. Sarmento, 2«. 62. (1,19 Brasse).
Gewitter sind im Allgemeinen nicht häufig.
In Rio de Janeiro ist die Durchschnittssumme der
Tage, wo sich dies Phänomen ereignet, 26 im Jahre.
Winde.
An der ausgedehnten Küste Brasiliens herrschen mei-
stens Süd-Ost und Nord-Ostwinde vor ; letztere von
- 24 —
September bis März, erstere von April bis August
während des Winters, und auf gleiche Weise wechseln
die Meeresströmungen längs der Küste.
In der Nähe der Küste weht der Landwind von 4 biß 9
Uhr Morgens, und die Seebriso, in entgegengesetzter
Richtung von 10 bis 6 Uhr Abends, die mehr oder
weniger tief, nach Beschaffenheit der Gegenden, eindringt,
und sich zumal in den Ebenon des Nordens fühlbarer
macht, als in den gebirgigen Gegenden des Landes.
Im Amazonenbecken, welches vollkommen frei von
Bergen ist, dringen die Ost- Winde über fünfhundert
Leguas (3.300 Kilom.) tief ins Innere, namentlich von
Juli an bis November. In dieser Jahreszeit laufen Segel-
schiffe flussaufwärts mit grosser Leichtigkeit, in 25 bis
30 Tagen von Para bis Manäos, eine Entfernung von
300 Leguas, (1 980 Kilom.)
Im Innern Brasiliens herrschen im Winter gewöhnlich
Südwinde und im Sommer Nordwinde vor.
DAS THIERREICH.
Ungemein reich vertreten in Brasilien ist das
Thierreich. Das ungeheure, so zu sagen, alle Climate
umfassende, mit Urwäldern, Buschwerk oder Prärien
bewachsene Gebiet, ist von einer grossen Anzahl von
Thier- Arten bevölkert, von denen viele zur Nahrung des
Menschen kostbare Hülfsmittol gewähren, als da sind :
der Tapir, der Hirsch, die Paca, die Cutia, das Wild-
schwein, das Gürtelthier ; und unter den Vögeln das
Rebhuhn, die Wachtel, das Joö, der Jacü, die Jacutinga,
der Macuco, das Mutum, der Nambü und verschiedene
Arten Tauben.
Der Ocean, welcher den unormessliohen Küstenstrich
bespült, so wie die zahlreichen Flüsse des Landes
_ 25 -
wimmeln von ausgezeichneten Fischen ; zu den Seefi-
schen gehören der Mero, der Bijupirä, die Garoupa, der
Badejo, die Cavalla, die Pescada, die Tainha und viele
andere Arten; zu den Flussfischen der Suruby, der
Dourado, der Pirarucü, der Robalo, der Tamb&qui, der
Tucumarö, der Pacü, u. s. f.; von den Cetaceen, welche
Thran liefern, sind der Wallfisch und der Thunfisch zu
nennen, die sich gleichfalls, abgesehen von so vielen
andern Arten, in den Meeren Brasiliens finden.
Zum gewöhnlichen Yerbrauch für die Bevölkerung
zieht man schon grossen Nutzen sowohl aus dem noch
frischen, als auch aus dem gesalzenen und eingemachten
Fisch; und darf behauptet werden, dass diese Industrie,
besser geleitet und in grösserem Maassstabe entwickelt,
eines Tages einen wichtigen Handelszweig in Brasilien
ausmachen wird.
Es existiren zu diesem Zwecke bereits einige Gesell-
schaften, und hat sich jüngst in der Hauptstadt des
Reiches eine unter dem Namen « Guanabara » mit einem
Capital von Es. 600:000$000 gebildet, welche ihre Opera-
tionen in Kurzem beginnen wird.
Das Gesetz gesteht den Fischereigesellschaften folgende
Vergünstigungen zu:
l.o Garantie von Zinsen bis auf 5 •/•> un< i au f einen
Zeitraum, welcher fünf Jahre nicht überschreiten darf,
auf die, sei es für die Anschaffung von Fahrzeugen
und zum Fischfang nöthigen Ausrüstungen, sei es für
die Gründung von Factoreien behufs der Einsalzung
und Trocknung effectiv angewandten Capitalien; so wie
auf die zur Unterkunft des Personals und Materials der
Gesellschaften verwendeten Kosten.
2.° Verleihung von "Watten und Staats-Grund-Eigen-
thum auf den Inseln und an den Küsten des FesÜandea
zur Gründung von Factoreien.
— 2C —
3.» Erlassung auf 10 bis 20 Jahre: 1* von den
Einfuhrzöllen auf alle zum Betrieb der Gesellschaften
erforderlichen Materialien, so lange in der Gesetzgebung
keine Aenderung eintritt zum Schutz einheimischer
Fabriken ; 2« von den Einfuhr und Cons m-Zöllen
auf den von der Gesellchaft gefangenen und präpa-
rirten, gesalzenen und getrockneten Fisch ; 3° von
der Aushebung ins Heer für die im Dienst der
Gesellschaften angestellten Individuen; 4° von der
Aushebung in die Marine in Kriegszeiten für die
Schiffspatrone, jungen Leute und Lehrlinge unter 18
Jahren, so wie für die Vorsteher des Betriebs auf den
Factoreien.
Es ist auch grosser Uebcrfluss von Schalthieren, Krab-
ben, Hummern, Krebsen, Austern und vielerlei Muscheln,
die in einigen Gegenden der Meeresküste den weniger
begüterten Einwohnern fast ausschliesslich zur Nahrung
dienen.
Was das Wildpret betrifft, so bildet es zwar noch kei-
nen besonderen Industrie-Zweig, doch kommt es schon
marinirt oder eingemacht, von einer Provinz in die an-
dere in Handel und wirft Gewinn ab.
Mit der Veredlung der in Brasilien vorhandenen
Hausthierrassen ist es im Allgemeinen nicht nach Wunsch
gegangen, doch sind die betreffenden Versuche zur Ver-
besserung derselben angestellt worden und werden noch
fortgesetzt.
Auf der National ausst eilung von 1866, und auf der von
der Agriculturschule zu Juiz de Fora veranstalteten Aus-
stellung landwirtschaftlicher Produkte erschienen ei-
nige aus einer Kreuzung mit fremdländischen Hengsten
entsprungene Pferde, welche Preise erhielten.
In den Provinzen Paranä und S. Pedro do Bio-Grande
do Sul, so wie in den Municipien von Neu-Freiburg und
— 27 —
Rio de Janeiro verspricht die Schafzucht Gedeihen, na-
mentlich die edlerer, aus dem Ausland importirter Rassen.
Von ihnen sowohl als auch von den älteren hat man
schon Wolle von sehr guter Beschaffenheit gewonnen
und exportirt, ausser der grossen Menge, welche in der
Provinz Minas-Geraes beim Weben und bei ähnlichen
Arbeiten zum Verbrauch kommt.
Von dorther wird eine grosse Zahl Hammel verschickt,
um die Schlachterläden der Hauptstadt zu versehen.
Die brasilianische Fauna, obwohl äusserst reich, na-
mentlich in den Klassen der Insi kten, Fische und Vögel,
ist in ihren verschiedenen und zahlreichen Special Arten
noch nicht hinlänglich bekannt. Um indessen eine allge-
meine Vorstellung zu geben, wollen wir die wichtigsten auf-
zählen, welche zu den schon untersuchten und in den
zoologischen Sammlungen des im Naturalien-Cabinet von
Rio vertretenen Klassen und Ordnungen gehören.
Klassen der Säuge thiere.
Ordnupg der Vierhänder.
Von dieser Gruppe besitzt Brasilien Arten aus den Gat-
tungen Stentor, Ateles, Lagothrix, Cebus, Pithccia,
Jacchus, Midas und Callithrix.
Zur Gattung Stentor gehören die Guaribas oder
Brüllaffen, die grössten und bemerkenswerth sten unter
den Thieren dieser Ordnung, welche die Wälder Brasiliens
bewohnen. Es finden sich folgende Arten beschrieben :
Stentor fuscus, S. seniculus, S. ursinus, S. niger, S. fla-
vimanus, S. palliatus, S. flavicau4atus, S f discolor, S f
stremineus, S. chrysurus.
- 28 —
Die Coatäs gehören zur Gattung Ateles : die Haupt-
arten sind der Ateles marginatus und der Ateles pa-
niscus.
Die Barrigudos gehören zu der vom Baron von Hum-
boldt entdeckten Gattung Lagothrix. Derselbe hat fol-
gende Arten beschrieben : Lagothrix Humboldtii, L.
Gastelnavii und L. canus.
Von der Gattung Cebus (Heulätfchen) giebt es viele ;
wir nennen nur C. robastus, C. cirrifor, G. xanthooe-
phalus, C. gracilis, C. cucullatus, C. libidinosus.
Die Saguis, die zartesten Repräsentanten dieser Ord-
nung» gehören zu den Gattungen Jacchus, Midas und
Oallithrix.
Unter der Gattung Jacchus nennen wir den gewöhn-
lichen Sagui (Jacchus vulgaris), ein schönes Thier von
0,2 Meter (0,9 Spann) Grösse, ohne den mit schwarzen und
grauen Bingen umsäumten Schweif einzubegre fen ; den
Sagui aus Parä (J. humeralifer), von silbergrauer Farbe
auf dem Rücken; den langohrigen Sagui (J. auritus),
schwarz mit braun gemischt; den bahianischen Sagui
(J. penicillatus), mit einem Strich langer schwarzer
Haare über den Ohren; den Sagui von Rio de Janeiro
(J. leueoeephalus), dessen Haut rothgelb, Kopf und Brust
weiss sind.
Von der Gattung Midas sind die folgenden bekannt :
der Sagui aus Maranhäo (Midas rosalia), schön goldfar-
ben; der zottige Sagui aus Parä (Midas ursulus), der
Körper ist mit langen Zotten bedeckt, auf dem Rücken
röthliche Wellenlinien; der Midas labiatus mit schwar-
zem Kopf und weisser Nase; der Midas chrysomelas,
schwarz, Stirne und Obertheil des Schweifes goldfarben ;
der Midas bicolor, Brust, Hals und Arme mit langen
weissen Haaren bedeckt.
J5ur Gattung Oallithrix gehören folgende Arten;
- 29 —
der schwarze Sagui (C. amictus), der maskirte (C. per-
sonatus), der hcllrothe (C.moloch), entdeckt von Hoff-
mansegg in den Wäldern von Pa ä.
Aus der Gattung Pithecia existiren einige Arten, wie
der schwarze Parauassü (Pithecia nigra), welcher die
Wälder Paräs und Ufer des Orinoco bewohnt; die Pithecia
Saturnina, von Dr. Emilio Maia beschrieben, ein hübscher
Affe, schwarz über den ganzen Körper, und Pithecia
hirsuta, welche dem Faulthier ähnel .
Ordnung der Handflügler.
Von dieser Ordnung besitzt Brasilien sehr viele Arten
Fledermäuse, welche besonders zu den Gattungen Yam-
pirus, Yespertilio, Plecotus und Phyllostoma gehören.
Unter anderen zeichnen sich die folgenden aus : Phyl-
lostoma lineatum, P. perspicillatum, P. rotundum, P.
lilium, Yespertilio naso, Y. polithrix, Y. brasiliensis, Y.
laevis, Y. Hilarii; Plecotus velatus.
Ordnung der Fleischfresser.
Zu dieser Gruppe gehörig finden sich einige Reprä-
sentanten der Gattung Felis, wie die Unze, (Felis Onga)
beinahe so corpulent und wild wie der asiatische
Königstiger, einheimisch in ganz Süd-America, und
besonders in den Wäldern des südlichen und in den Ge-
birgen des innern Brasiliens; die schwarze Unze, (Felis
nigra), welche einige Naturforscher für eine blosse
Spielart der Felis onga halten; die Suguarana, (Felis
concolor); der Maracajä, (Felis pardalis), von kleinem
Wuchs, und die wilde Katze, (Felis tigrina), noch kleiner
als die vorige Art.
Yon der Gattung Canis trifft man beinahe überall
den Guarä oder rothenWolf, (Canis jubatus), von der
Grösse des europäischen Wolfes, aber lange nicht öo
- 30 -
grausam; den brasilianischen Fuchs oder Waldhund,
(Canis brasiliensis), kleiner als die europäische Art, aber
eben so verschmitzt und schädlich.
Der Guaxinim, (Procyon cancrivorus), in Süd-Ame-
rica einheimisch, ist sehr gewöhnlich an der Küste Bra-
siliens, wo er sich fast ausschliesslich von Krebsen nährt
Ordnung der Nager.
Viele Arten dieser Ordnung sind Brasilien eigentüm-
lich, wie die Capivara (HydiochoBrus capibara, Waa-
serschwein), das gros te unter den bekannten Nagethie-
ren; die Pacas, welche zwei verschiedene Arten bilden:
Coölogenis fulvus und Coelogenis sub-niger, beider
Fleisch ist höchst schmackhaft; die Cutia (Chloromys
Aguti) ; das Mocö (Kerodon Moco) ; das Caxinguelö
(Macroxus variabilis, brasilianisches Eichhörnchen), das
Guandü (Hystrix insidiosus, Stachelschwein mit dem
Wickelschwanz) ; das Preä (Ca via cobayä, brasilianischee
Kängurü).
Ordnung der Dickhäuter.
9
Diese Ordnung wird von dem Antathier (Tapirus
americanus) repräsentirt, dem grössten einheimischen
Säugethier, und den Gaetetüs oder Waldschweinen
(Di otyles labiatus und D. torquatus); sie sind ein sehr
geschätztes Wild der brasilianischen Wälder.
Ordnung der Wiederkäuer.
Dieser Gruppe gehören verschiedene Arten Hirsche
(Cervus) an , welche die Wälder und Ebenen vom
Norden bis zum Süden des Reichs bewohnen; wir
nennen Cervus campe^tris, C. palustris, C. nemorivagus,
C. rufus, etc.
— 31 —
Ordnung der Zahnlosen.
Zu dieser Gruppe gehören die Tatüs (Gürtelthiere),
die verschiedene Arten der Gatturg Dasypus bilden und
grösstenteils als vortreffliches Wild geschätzt sind ;
die zur Gattung Myrmecophaga gehörenden Tamanduäs
(Ameisenbären , von denen einige Arten sich von
Ameisen nähren); und die Faulthiere (Bradypus),
merkwürdig wegen der Langsamkeit ihrer Bewegungen.
Ordnung der ßeutclthiere.
Zu diesen merkwürdigen Säugethieren gehören die
Gambäs (Didelphis), welche verschiedene, meistens Bra-
silien eigenthümliche und mehr oder weniger ähnlich
aussehende Arten umfassen.
Ordnung der Walen.
Dazu gehört der Peixe-boi (Manatus amoricanus,
Ochsonfisch) ; er frisst Kräuter, erreicht eine beträcht-
liche Grösse und lebt in den Gewässern des Ama-
zonen-Stromes und der benachbarten Seen.
Ausser den Wallfischen, we che zu gewissen Jahres-
zeiten auf ihren Wanderungen aus den südlichen Meeren
die Küsten Brasiliens besuchen, leben in grossen Zügen
an den Baien und Buchten der Küste die Golphinhos
oder Bötos (Delphinus rostratus, Schweinsfisch) ; sie
werden über 2 Meter, (9,1 Spann) gross.
Klassen der Vögel.
Ordnung der Raubvögel.
Familie der Tag vcegel. — Yon dieser Gruppe besitzt Bra-
silien verschiedene Arten aus den Gattuugen Cathartes,
— 32 —
Nysus, Falco, etc.) ; zur ersten rechnet man den ge-
meinen Urubü (Cathartcs jota, brasilianischer Rabe),
und den Urubü gereba (Cathartcs aura).
Familie der Xaciitvcegel. — Viele Arten Eulon, den
Gattungen Strix, Noctua und Scops angehörig, bewohnen
Brasilien.
Ordnung der Baumvögel.
Davon giebt es zahlreiche, theils durch ihren Gesang,
theils durch die Pracht ihres Gefieders, theils durch
besondere Eigonthümlichkeiten merkwürdige Arten.
Als Sänger zeichnen sich die verschiedenen Arten der
Gattung Turdus aus, allgemein bekannt unter dem
Namen Sabiäs ; der Currupiäo, zur Gattung Xanthornns
gehörig; der Caraüna (Icterus); die Japüs, Xexöos
(Cassicus), und viele andere, die wir in einem so kurzen
Abriss unmöglich erwähnen können.
Ordnung der Klettervögel.
Brasilien besitzt verschiedene Arten Tucanos (Ram-
phastus, Pfeffervogel), Ara^aris (Pteroglossus, Prediger)
Araras (Ära, Aras), Maracanäs (Conurus), Papagaien,
(Psittacus), Periquitos (Psittaculus, Sittig), und andere
den Gattungen Coccysus, Crotophaga, Picus, etc., ange-
hörige Arten.
Ordnung der Hühner.
Es giebt verschiedene Arten Jacus (Penelope), Mutuns
(Orax), Inhambüs, Rebhühner, Wachteln (Tinamus), und
Taubon (Columba), und andere gleichfalls geschätzte
Vögel derselben Familie.
— 33 —
Ordnung der Langbeiner.
Familie der kurzfluegler. — Ton dieser kleinen Fa-
milie besitzt Brasilien die Erna (Bhea americana), die
einzige Art, welche in Brasilien den Strauss des alten
Continents repräsentirt.
Familie der kurzschkebler.
Es giebt einige Arten aus den Gattungen Charadrius,
Vanellus, Hcematopus, Dicolophus.
Familie der krummschkebler. — Dam gehören ver-
schiedene Arten Gargas (Ardea, Reiher), der Arapapa
(Cancroma, die Colhereira) (Platalea, Löffelreiher),
der Jaburü (Myctoria, brasilianischer Strandläufer) ;
alle halten sich truppweise an den See-und Fluss-
ufern auf
Familie der langschi^bler. — Dazu gehören verschie-
dene Arten Narcejas (Scolopax, Schnepfe), Ma§aricos
(Numeaius, Brachvogel), und viele andere, welche den
Gattungen Tringa, Rhynchcea, Limosa, Totanus, Hi-
mantopus, Ibis, etc. angehören; aus der letzten Gattung
nennen wir den Guarä. (Ibis rubra), der sich an der
Süd-und Nordküste aufhält.
Familie der langzehener. — Sie wird von verschie-
denen Arten Jassanäs (Parra), Anhumas (Palamedea),
Wasserhühnern (Gallinula) und anderen Arten reprä-
sentirt, von welchen wir nur eine zur Gattung Phoe-
nicoptürus gehörige anführen.
Ordnung der Plattfiissler.
Familie der langfluegler. — Von dieser Familie, von
welcher einige Vögel, wie die Procellarias (Sturmvögel)
die kühnsten Flüge übers Meer unternehmen, finden
sich einige Arten aus den Gattungen Laras und Sterna.
c. a. 3
— 34 —
Familie der rudbrfüessler. — Diese kleine Familie wird
von einigen Arten aus der Gattung Plotus, einigen aus
der Gattung Carbo, und einer aus der Gattung Pele-
canus, dem brasilianischen Pelikan, repräsontirt.
Familie deb zahnschsäbler. — Hiezu gehören viele
Arten Schwimm-und Kriec -Enten (Anas), die sich
leicht ans Haus gewöhnen Hessen, und e!ne aus dem
Amazonenthal stammende Gansart (Anser jubatus.)
Von der Gattung Mergus (Slger) existirt eine Ar^
der Mergus brasiliensis, und ebenso eine Schwanenart,
Cygnus nigricollis.
Classe der Reptilien
Ordnung der Schildkröten.
Sie umfasst die Wasscr-und Land-Schildkröten, K&-
gados und Jabutys , welche von zahlreichen, grössten-
theils noch nicht genau untersuchten Arten repräson-
tirt wird. Von den bekanntesten machen wir die den
Gattungen Emys, Testudo, Chelonia und Caretta an-
gehörigen namhaft, und besonders die eigenthümliche
Schildkröte Mata-mata (Testudo fimbriata).
An den Ufern des Amazonenstromes und seiner Zu-
flüsse gewährt das Fleisch der Schildkröte der Be-
völkerung ein schätzenswerthes Nahrungsmittel; man
bereitet daselbst aus den Eiern der verschiedenen Arten
die sogenannte Schildkröte nbutter, die in der Provinz
Amazonas einen wichtigen Handelsartikel ausmacht.
Ordnung der Echsen.
Es existiren viele Arten, von denen folgende zu er-
wähnen sind: das gemeine Jacar6 (Alligator cynoce-
phalus), welches eine Grösse von 2 bis 3 Meter, 9,1 bi»
13,6 Spann, erreicht und fast in allen Flüssen Brasiliens
— 35 —
lebt ; der Alligator palpebrosus, kleiner als die vorige Art,
aber ebenso gefährlich ; das Teju-assü (Tupinambis nigro-
punetatus), Iguana delicatissima ; die Lacerta marmorata,
(Polychrus marmoratus); die L. scineus; L. striata; der
Tupinambis viridis ; die Chameleone (Agama pieta und
Agama marmorata) ; und verschiedene andere.
Ordnung der Schlangen.
In den Wäldern Brasilions leben zahlreiche Arten
Schlangen von allen Grössen und Farben, darunter
einige besonders giftige, wie namentlich die den Gattun-
gen Trigonocephalus und Crotalus angehörigen ; von der
ersten Gattung führen wir die Surucucüs, Jararaoas,
Jararacussüs, etc., an, von der letzten die Klapperschlange.
Von der Gattung Coluber existirt eine grosse Anzahl
unschädlicher Arten, wie die Corallenschlangen (XJo-
luber formosus; C. venustissimus, etc.); die Caninanas
(Coluber psecillostoma) ; ausserdem noch viele Arten von
den Gattungen Elaps, Scytale, Cophias, etc.
Von der Gattung Boa, welche die grössten Schlangen
in sich begreift, nennen wir die Giboia (Boa conchria),
und die Sucuriü oder Sucuriuba (Boa Anaconda).
Classe der Lurche.
Von diesen Thieren leben in Brasilien verschiedene
Arten von den Gattungen Bufo, Oeratrophys, Cros-
sodactylus, Brachycephalus, Hyla, Rana, etc.
Classe der Fische.
Es ist* schlechterdings unmöglich, von den Fisch-
arten, welche sich in den Meeren und Flüssen
Brasiliens finden, auch nur die einfachste Aufzählung
zu versuchen : so gross ist ihre Zahl. Ausserdem sind
viele noch gar nicht untersucht.
— 36 —
Der Professor Agassiz hat jüngst auf seiner Boise
in Brasilien allein im Amazonenbecken Tausende von
Arten gesammelt, darunter viele ganz neue.
Unter den bekanntesten aus dieser Region zeichnen
sich aus: der Pirarucü (Yastres Cuvierii), ein Fisch,
der zu einer enormen Grösse gelangt und den Ein-
wohnern der Provinzen Par& und Amazonas zum
Hauptnahrungsmittel dient ; noch drei andere Arten
derselben Gattung Vastres; der Phractocephalus he-
flriliopterus ; der Doras niger; der PoraquG (Gymnotus
electricus, Zitteraal) ; der Osteoglossum Yandellii, die
einzige von der Gattung Osteoglossum bekannte Art;
verschiedene Arten der Gattung Lepisosteos, etc.
Die Gattung Lachs ist von einer Art, dem Salmo
Pirapitanga, der sich im Flusse Cuyab& findet, ver-
treten.
Mollusken.
Classe der Kopft&ftrfer.
Es zeichnet sich eine Art der Gattung Argonaut*
aus, welohe in den Meeren Brasiliens lebt.
Classe der Bauchfässle*.
Es giebt verschiedene, den folgenden Grattungen
angehörige Arten : Patella, Dentalium, Siphonaria,
Fissurella, Crepidula, Helioinraa, Bulla, Hellt, Clauailia,
Bulimus, Panorbis, Paladina, Ampullaria, Natica, Jan-
thina, Scutaria, Trochus, Murex, Triton, Cassis, Cas-
sidaria, Purpura, und viele andere.
Classe der Hauptlosen.
Von dieser OlaaBfe giebt es verschiedene Osttu&ge*
folgender Arten: Ostrea, Öerpula, Petffcb, Lama*, Piima,
— 37 —
Mytilus, Selen, Lustraria, Crassatella, Fetricola, 8aa-
guinolaria, Donax, Oapsa, Cardium, Venus, Area, ITnio,
Anodonta und yiele andere.
Schalthiere.
Es finden sich in der Abtheilung Decapodes Ma-
cruros verschiedene Arten Krabben und Hummer (Pa-
loemon), und einige den Gattungen Scyllarus, PenoBUS,
und Squilla angehörige Arten, ausser andern noch
nicht fest bestimmten.
In der Abtheilung Decapodes Brachyuros, welche
die Krebse und Siris in sich begreift, trifft man eine
grosse, folgenden Gattungen angehörige Anzahl Arten :
Xanthus, Maia, Pericera, Lupa, Eriphia, Trichodactylus,
Guaia, Gelasimus, Grapsus, Sesarma, und Uca.
Klasse der Insekten.
#
Diese [Klasse ist ausnehmend reich an Gattungen aller
Art ; einige davon sind schädlich, viele gänzlich un-
schädlich, und andere äusserst nützlich. Nur von diesen
letzteren soll hier gehandelt werden.
In der Ordnung der Hautflügler (Hymenoptera) sind
viele Gattungen von Melliponen zu bemerken, welche
nicht nur köstlichen ' Honig liefern, sondern auch das
weiche Wachs, woraus die Industrie einen bedeutenden
Vortheil zieht.
Einige vonjjdiesen Melliponen, denen man in Bra-
silien den allgemeinen Namen « Bienen » gibt, werden
gezüchtet ; andere finden sich nur in wildem Zustande,
da sie bis jetzt noch nicht der Zucht unterworfen worden
sind.
Auch wird die Zucht der aus Europa stammenden
— 38 —
Biene (Apismellifera) betrieben, und ist diese hier schon
so heimisch geworden, dass sie sogar will in den
Wäldern lebt. An einigen Orten der Provinz S. Paulo
und in Bio de Janeiro machen die Produkte dieser
Biene einen wichtigen und gewinnbringenden Indrstre-
Zweig ai:s.
In der Ordnung der Staubflügler (Lepidoptera) gibt
esjjverschiedcne Arten Ton Seidenwürniern, die gezüchtet
zu werden verdienen, wie Z. B. die Saturnia, welche
ausgezeichnete Puppen liefert, wie dies die in der letzten
National- Ausstellung vorgelegten Proben bew eisen. Diese
Arten jedoch sind bis jetzt noch nicht mit der gehörigen
Sorgfalt behandelt worden, was übrigens fiir un sere In-
dustrie von grösstem Nutzen sein würde.
Auch die auslän lische Gattung Bomb yoo tnori ist ge-
züchtet wo den und gedeiht ganz vorzüglich in den
südlichen Provinzen. In der Provinz 8. Pe Iro do Bio
Grande do Sul beginnen die dort erzeugten Puppen einen
Ausfuhrartikel zu bilden. Auf Anordnung des Kaiser-
lichen Landwirtschaftlichen Instituts von Bio de Ja-
neiro, und mit Zustimmung der Bogierung soll (wie
dies an anderer Stelle gesa gt wird) die Seidenzucht
mehr betrieben werden.
In der Ordnung der Hartflügler (Coleoptera) gibt es
Insekten, die wegen ihrer metallischen Beflexe und bunten
Farben bei der Anfertigung der schönsten Verzierungen,
von Blumen, Kränzen, Schmuck für Damen und an-
deren Phantasie-Arbeiten verwendet werden. Die Provinz
Santa Oatharina zeichnet sich in dieser Beziehung be-
sonders aus.
- 39 —
PFLANZENREICH.
Die Vegetation Brasiliens gehört zu den bewunde-
rungswürdigsten. Auf den Fluren, Bergen, den höch-
sten Gebirgen, an der Küste selbst und in ihrem Sande,
zwischen steilen Felsen, kurz überall, zeigt sie sich
grossartig und in fast ewigem Frühling.
Die brasilianische Flora ist vielleicht die reichste der
Welt durch die Menge und Verschiedenheit der wich-
tigsten Arten, von denen mehr als 17,000 bis jetzt
bekannt sind.
Für den Bau von Schiffen und Gebäuden finden sich
in den Wäldern Brasiliens die besten Hölzer , und für
Tischlerarbeiten die feinsten und schönsten , welche die
Industrie kennt.
Unter den ersteren sind zu erwähnen die Peroba (A.8-
pido8perma peroba), die Tapinhoä (Sylvia navalium), Ca-
biuna oder schwarzer Jacaranda (Dalbergianigra), Bra-
silholz (Ccesalpinia echinata) , Bacury (Platonia insignis),
Sucupira (Bowdichia major), Aroeira (Astronium) , Pau
d'arco (Bogenholz) oder Ip6 (Tecoma speciosa) , Pequiä-
amarello ( Aspidosperma sessiliflorum ), Massaranduba
(Mimusops elata), Eisenholz (Ccesalpinia ferrea), Oeder
(Cebrella brasiliensis) Lorbeer (Cordia frondosa), Itauba
(Acrodiclidium Itauba), Sapucaia (Lecythis Pisonis),
Barauna (Melanoxylon Barauna), Paracaüba (Andira),
Grapiapunha (Apuleia Polygamea) , Pequiä-Marfim (As-
pidosperma eburnea), Guarabü (Peltogynea Ouarabü),
bittere und Steinangeline (Machcerium Andira), verschie-
dene Arten Zimmetbäume wie (Nectandra und Gordia),
Mirindiba (Terminalia Mirindiba), Oel-Gru<jahy (MoU
denhauria) , Ipe Tabaco (Te-corna), und viele andere.
— 40 —
Zu Tischlern rbei'cn eignen >ich vorzüglich der Oleo
(Mirocarpus frondosus), Muiräpinima (Centrolobium pa-
raense), Cajarana (Ccesalpinia monospermd), Pau-cruz (Le-
guminosal ) Vinhntico (Echyrospermum Batthasarii),
Pau-setim ( Aspxdosperma ), veilchenblaues Jacaranda
(Machcerium firmum), Gonqalo-Alves (Astroniwn /roxi-
mfolium), Sebastiäo d'Arruda (Phylocalymma ßoribun-
dum), Pau-marfim (Aspidosperma eburnea), Muir&piranga
(Ccesalpinia), und eine so gros e Anzahl anderer, oass
sie wirklich nicht angegeben werden können.
Von ausgezeichnetem Nutzen für Färberei sind Pau-
Brasil (Ccesalpinia echinata), Tatagiba (Alaclura aJinis),
rotho Mangue (Rhizophora manyle), verschiedene Arten
Indigo und Urucü (Bixa Orellana).
Ausserdem wachsen in den Wäldern wild und in Men-
ge der Grummarim (gen. ignotum), welcher ausgezeichnet
dazu dient den Buchsbaum in der Gravirkunst zu
ersetzen, die Seringueiras (Siphonia \elastica), woraus der
Gummi elasticum gewonnen wird, der aber auch ein
Produkt der Mangabeira (Hancornia speciosa) und anderer
Pflanzen ist; die Myristiken, welche vegetabilischen Talg
erzeugen; der Cacäo (Theobroma cacau), und viole andere,
deren Produkte, von anerkannt grossem Nutzen für den
täglichen Gebrauch, Gegenstand eines ausgedehnten und
bedeutenden Handels bilden.
Es gibt mannichfaltige arom tische Pflanzen, wie
z. B. die Vanille ( Vanilla aromatica), Cumarü (Dipterioc),
Cuyumary (Ocotea), deren Saamen dazu dienen die Cho-
colade zu würzen, die brasilische Muscatnuss (Cripto-
caria), Pichurin (Nectandra), und wilden Pfeffer (Xilopia).
Unter den vielen Tannin enthaltenden Waldpflanzen
zeichnen sich aus der Barbatimäo (Stryphnodendori),
der 80 °\ Tannin enthält; der Mangue (RMzopJwra),
— 41 -
welcher fünfmal mehr Tannin erzeugt als die europäische
Eiche (Quercus), die Jurema (Acacia) und die Aroeira
(Schinus).
Aus der grossen Menge von als Nahrungsmittel
dienenden Pflanzen, die Brasilien erzeugt, sind hervor-
zuheben der Manioc (Manihot), von welchem an einer
besonderen Stelle gehandelt wird; der Pinhäo (Arau-
caria), welcher eine schmackhafte Frucht gibt; der Ja-
catupö (Pachyrrhizüs), und verschiedene Arten von
spitzkeimenden Pflanzen (Dioscoreen).
Die Medicinal-Pflanzen, Früchte, Rinden und Saamen,
als da sind Salsaparrilha (Smilax sp.), Ipecacuanha (Ce-
phcelis Ipecacuanha), Caferana (Tachia Guianensis), Urary
oder Curary (Strychnos), Guaranä (Paullinia sorbilis),
Mururä (Bicheteaoßcinalis), Jalapa (Ipomoea), Caroba (Ja-
carandd procera), und die verschiedenen Pflanzen, die
wegen ihrer fieberheilenden Eigenschaften gewöhnlich
unter dem Namen «Quina» gehqn, aber dem Geschlechte
der Exostemma, Coutarea, Hortia angehören; an einigen
Orten auch ein Strychnos, Pau-Pereira (Geissospermum sp.),
Abütua (Oocculus platiphylla), Avenea (Adianthus sp.)
Cainca (Chiococca anguifuga), Tamaquarö (Laurinea), und
viele andere, die kostbarsten Balsame, eine grosse Men-
ge der verschiedensten Harz-, Ool- und Milchhaitigen
Pflanzen, wie zum Beispiel der Jatahy (Hymenaea sp.,)
Angico (Pithe colöbium gummiferum und Acacia angico),
Andiroba ( Carapa gummiferum guianensis), Copahiba
(Copai/era sp.), Oiticica (Moquilea) und andere finden
sich bald in dieser, bald in jener Provinz.
Auch da wo Urwald gestanden hat, auf den Fluren
und an der Küste giebt es eine Menge Planzen, die wild
aus der Erde schiessen und die verschiedenartigsten
und ausgezeichnete Früchte tragen.
' »
— 42 —
Untor den Bäumen Brasiliens, die den grössten Nu-
tzen gewähren, verdient besonders erwähnt zu werden
die Carnaüba (Copernicia cerifera), eine Palme, welche
wild und in grosser Menge in den Provinzen Cear& 9 Bio
Grande do Norte und in einigen der diesen nahe lie-
genden wächst.
Es gibt vielleicht nirgends einen Baum, der so gros-
sen und so verschiedenen Nutzen gewährt.
Er widersteht jeder starken und andauernden Trock-
niss, und bleibt stets grün. Seine Wurzeln haben die
Wirkung der Salsaparrilha. Aus dem Stamme gewinnt
man zähe und leichte Fasern, die den schönsten Glanz an-
nehmen, Stützbalken, Sparren und andere Materialien
für den Bau von Häusern, sowie ausgezeichnete Pfähle
zu Umzäunungen.
Aus dem Palmenmark, welches, wenn es jung ist,
sehr wohlschmeckend und nahrhaft ist, macht man Wein,
Essig und eine zuckerhaltige Substanz, sowie eine grosse
Menge Gummi, ähnlich dem S igo, dessen Eigenschaften
und Geschmack dasselbe besitzt. Oft hat es, zu Zeiten
übergrosser Trockniss, den Bewohnern der oben er-
wähnten beiden Provinzen als einziges Nahrungsmittel
gedient.
Aus dem Holze des Stammes werden Musik-Instrumente
und Wasserröhren verfertigt. Die zarte und faserige Sub-
stanz des Griebses des Stengels und der Blätter ersetzt
vollständig den Kork.
Das Fleisch der Frucht hat einen sehr angenehmen
Geschmack, und der ziemlich ölige und ölgebende Kern
wird, wenn er gebrannt und gemahlen ist, von vielen
Leuten im Inneren der Provinzen wie Kaffee verbraucht.
Aus dem Stamme wird eine dem feinen Maismehl
ähnliche Art Mehl gewonnen, und eine ziemlich weisse
Flüssigkeit, die derjenigen gleichkommt, welche aus der
— 43 —
'unter dem Namen « Kokus von Bahia » bekannten
\Frucht gezogen wird.
: Aus dem trockenen Stroh werden Matten, Hüte, Körbe,
; und Besen gemacht, und wird von demselben schon eine
grosse Quantität nach Europa ejtportirt, wo es zur
Anfertigung von feinen Hüten verwendet wird, welche
zum Theil nach Brasilien geschickt werden ; der Werth
- des exportirtcn und im Lande verarbeiteten Strohes
. belauft sich ohngefähr auf Rs. 1.000:000$000.
1 Seine Blätter endlich erzeugen Wachs, das zur Fa-
• T>ricafcion von Kerzen verwendet wird, deren Verbrauch
1 in den Nordprovinzen sehr bedeutend ist, besonders in
Cearä, wo sie schon einen wichtigen Handel- artikel
bilden. Der jährliche Export von diesem Wachs wird
auf mehr als 60.000 Arroben (87 L. 400 Kilog.) geschätzt,
und der Ycrbrauch im Lande auf mehr als 50.000 Arro-
ben (734.500 Kilog.), so dass der Werth der jährlichen
Produktion sich auf mehr als Rs. 1.500:0008000 beläuft-
MINERALIEN.
Rücksichtlich des Mineralreiches hat Brasilien Ueber-
fluss an
Edelsteinen.
Man findet Diamanten in der Provinz Minas-Geraes
längs der Serra do Espinhago, oberhalb dieses Gebirges
bis zur Nordgrenze der Provinz und in den Gebirgen,
welche südwestlich der Quellen des Rio S. Francisco
liegen ; und in der Provinz Bahia in den Ebenen und
den das Thal des S. Francisco bildenden Gebirgen.
In den Provinzen Goyaz, Mato-Grosso, Paranä, S.
Pedro do Rio-Grande do Sul und S. Paulo findet man
— 41 —
Diamanten, aber von geringem Wert ho und nur da, wo
itacolumitischo Felsen angetroffen werden. Wir glauben
dass, wenn die Bevölkerung im Innern zunimmt und
sich dies Gewerbe entwickelt, grössere Diamanten und
häufiger vorkommen werden.
Die Diamanten-Minen sind heute ausschliesslich in
Händen von Privatleuten, unter den Bedingungen und
Bestimmungen des Gesetzes, welches die besondere
Verwaltung der Diamanten-Dist riete und ihre Benutzung
regelt.
Smaragde, Euclasc, Saphyre, llubinen, Topase, Be-
ryllen und Turmalino von schwarzer, blauer und grüner
Farbe, welcher letztere auch Brasiliens Smaragd heisst,
findet man gleichinässig vcrtheilt im ganzen Reich, und
hauptsächlich in der Provinz Minas-Geraes, wo auch»
nebst dem gewöhnlichen Zirkonit, andere Edelsteine
von sehr verschiedenem Werthe vorkommen,
Granaten finden sich überall, wenn gleich nicht von
bester Qualität.
Quartz und seine Abarten.
Es besteht schon eine Ausfuhr von Bergkrystallen,
die vollkommen rein und von beträchtlicher Grösse sind,
meistenteils von den Provinzen Minas-Gcraes, Goyas,
S. Paulo und Paranä, wo auch prächtige Amethyste
vorkommen, welche bedeutende Preise erreichen.
Man findet auch Opale, Chalcedone, Agathe, Jaspis
fast im ganzen Innern, wohl aber am meisten in der
Provinz Bio Grande do Sul, wo namentlich Chalcedone
und Agathe seit Jahren in grosser Menge ausgeführt
werden.
Metalle.
Qold. — Man kann sagen, es gibt fest keinen Punkt
im Lande, der nicht goldhaltig wftre.
— 45 —
Da trir nur derjenigen Punkte gedenken wollen,
welche anerkanntermassen goldhaltig und für die Aus-
beutung bestimmt sind, so erwähnen wir einen grossen
Theil der Provinz Minas-Geraes und vorzüglich das
Becken des Ober-S. Francisco auf seiner östlichen Seite,
wo bereits englische Gesellschaften und viele Privatleute
mit der Goldgewinnung sich beschäftigen.
In derselben Lage befinden sich die Municipien von
Cagapava, Rio Pardo, Santa Maria e Cruz Alta, in der
Provinz Rio-Grande do Sul, wo schon, in dem Munici-
pium von Cagapava die sogenannte südbrasilianische
Gold-und Kupferminengesellschaft das bedeutende Capital
von Rs. 800:000$000 darauf verwendet.
Das Gold findet sich im Districte von Tury-assü, in
der Provinz Maranhäo, in verschiedenen Gegenden der
Provinzen Bahia, Pernambuco, Parahyba, Piauhy, Goyaz,
Cearä, und S. Paulo, wo die Regierung Privilegien
auf die Benutzung dieser Minenbezirke ertheilt hat.
In allen diesen Ablagerungen erscheint das Gold in
Adern von Quartz und Quartzit in Urfelsen.
Das Extractionssystem, welches die brasilianischen
und englischen Gesellschaften anwenden, weicht in
nichts von dem ab, welches man in Australien be-
folgt. Privatleute, die keine bergmännisch betriebene
Ausbeutung der goldführenden Gebirgsarten versuchen,
beschränken sich auf die Goldwäscherei.
In diesem Sande trifft man Gold zusammen mit Platin,
Iridium, selten Palladium.
In einigen Lagern kömmt auch Tellürium und ar-
seniksaures Eisen in grosser Menge vor.
Nach den ¥n%^öiichungön in der Münze zu Rio de
Janeiro gibt das Palladiumhaltigo Gold folgendes Ver-
hältniss :
— 46 -
n in
Gold. . . . 88,9 90,25 92,3
Palladium. . 11,1 9,75 7,7
SrLBER. — Es begleitet Bioglanz in allen Provinzen,
aber enthält immer unter 1 % Blei.
Man weiss jetzt, dass unter den Kupfererzen aas
dem Municipium Caqapava, ISilbcr in dem Verhältnis
von 2, 5 % angetroffen wurde, und vermuthlich wird die
brasilianische Gesellschaft, welche sich in gedachtem Mu-
nicipium mit der Goldexploration abgibt, das Silber m
einem wichtigen Handels-G genstand erheben.
Es sind bald zwei Jahrhunderte her, dass auf dem
Aragoiababerge, im Municipium von Sorocaba, in der
Provinz S. Paulo, dies Metall zu gleicher Zeit mit dem
dort vorgefundenen Golde gegraben und geschmolzen
worden ist.
Quecksilber. — In der Provinz Paranä, nahe der Haupt-
stadt, ist es so reichlich vorhanden, wie in den grössten
Ablagerungen in Europa und Peru. Man glaubt, es sei
auch im Anfange dieses Jahrhunderts in der Provinz
S. Catharina entdeckt worden.
Kupfer. — Man findet es in grosser Menge in den
Provinzen Mato-Gro-so, Goyaz, Minas-Geraes, Bahia, in
geringer Entfernung von der Hauptstadt, Maranhäo, Cearä,
und hauptsächlich Bio-Grande do Sul im Municipium
Cacjapava, und ganz besonders bei der Ortschaft Santo
Antonio das Lavras und eino Legua (6,6 Ealom.)
von dem gleichnamigen Flecken, von wo es aufs Leichteste
bis zu der 13 Leguas (85,8 Kilom.) entfernten Stadt
Cachoeira, dem letzten Hafen in dem für Dampfschiffe
zuganglichen Theile des Flusses Jacuhy, transportirt
werden kann.
Das Kupfer dieses kupferreichsten . Municipiums
— 47 —
Brasiliens liefert 60 •/• reines Metall, je nach den
für die Exploration gewählten Erzgängen.
In diesen Niederlagen findet sich Malachit, Azurit,
Scorodit und Klaprothin.
Mangan. — In Minas-Geraes und anderen Provinzen fin-
det man dies Metall, welches auch in grosser Menge bei
der Stadt Nazareth in Bahia vorkommt. Diese Stadt
steht durch eine bequeme Wasserstrasse mit der Provin-
zialhauptstadt in Verbindung.
Zinn. — So wenig hat man bis jetzt von diesem Metal]
gefunden, dass es schwerlich als ein industrielles Produkt
des Landes angesehen werden darf.
Es ist, wie man sagt, im Sande des Musse3 Paraopeba in
Minas-Geraes und in einigen Granitarten der Provinz Rio
de Janeiro entdeckt worden. In Ceark und Santa Catha-
rina sind einige, wenn auch nicht ganz sichere Spuren
dieses Metalls gefunden worden.
Blei. — Dieses findet sich häufig in der Gestalt von
Bleiglanz, dessen Zusammensetzung 86 1/2 °/ Blei*
12 1/2 •/. Schwefel und 0,6 und 0,7 •/• Silber ist.
Wohl bekannt sind die Niederlagen von Iporanga, So-
rocaba und Iguape in der Provinz S. Paulo, am Fluss
Abaetö und bei Sete-Lagoas in Minas-Geraes, die von
Bio de Janeiro, Parahyba do Norte, Bahia, Santa Catha-
rina, Cearä, Maranhäo und Piauhy und die im Gebirge
Ibiapaba in der Provinz Cearä.
Ziemlich häufig ist chromsaures Blei in Congonhas do
Campo in Minas-Geraes ; man findet es auf einer Strecke
von mehreren Meilen, wird indess noch nicht benutzt. Es
besteht aus 69 % Bleioxyd und 31 % .Chromsäure.
Bemerkenswerth ist die Niederlage am Flusse Abaete,
wo früher nicht bloss Blei, auch Silber gegraben wurde.
Aktimootum. — Es gibt im Nationalmuseum Proben von
_ 48 —
Sulphurot aus der Provinz Minas-Geracs. Es soll auch
in 8. Paulo und Paranä vorgekommen sein.
Wismuth. — An gewissen Orten der Provinz Minas-
Geraes sind Erze desselben entdeckt worden; os soll hie
und da in grösserer Menge vorhanden sein.
Arsenik. — Es findet sich in Verbindung mit Kies in
einigen Goldminen und existirt in der Provinz Minas-
Geracs in dem Kirchspiel Antonio Pcreira, unter der
Form von Säure in Vorbindung mit Eisen als Skorodit.
Eiset*. — Man kann, ohne Furcht zu irren, behaupten,
dass es fast keine Hoctarc (2.0G6 Quadrat-Klafter) im
Lande gibt, wo man es nicht unter den verschieden^
artigsten Formen antreffe.
Doch gibt es Stellen, wo es in seiner meist geschätzten
Qualität erscheint.
Auf dem Berge Itabira, in der Umgegend der Stadt
Ouro-Preto, im Espinhacjo-Gebirge, im Scrro da Piedade
und an vielen anderen Orten in der Provinz Minas-G-eraes
ist fast unberechenbar die Quantität Eisen, welches als
Magneteisen, Pocherz und Glimmereisen sich vorfindet.
Aus diesen bestehen viele Gebirge in Minas-Geraos, wel-
che eine Zersetzung auf der Oberfläche vermittelst atmos-
phärischer Einwirkungen erlitten und grosse Lager von
Limonit bilden, die sich viele Meilen weit ausdehnen.
In den Nordprovinzen, im Innern von Minas-Geraes,
in 8. Pedro do Bio-Grande do Sul und in Paranä, zeigt
sich sehr viel verwittertes Eisen in den Thon-Nieder-
lagen, welche Ebenen und Hügelabhänge bedecken.
Die reichsten Eisenminen, welche keine unabhängige
Formation bilden, sind mehr oder minder mächtige Adern,
wie die von Ipanema und die in Alagöas, Cearä, Bio-
Grande do Norte und Parahyba.
Es gibt in Brasilien Eisenminen, welche den unbestreit-
baren Vorzug der vollkommenen Freiheit von Kies darbie-
- 49 —
ten, ein Vortheil, den selbst die berühmtesten Minen von
Dänemark und Schweden nicht aufweisen können. Es
enthält das Magneteisen 72 1^2 •/<> Eisen; der Eisenglanz,
der Martit und der beste Theil des Glimmereieena 70 %»
andere Eisenerze gehen bis auf 20 % herab.
Das Eisen an und für sich bildet eines der grössten
ReichthumsJBlemente Brasiliens, nicht nur wegen seiner
Menge und Güte, sondern auch wegen der Leichtigkeit
seiner Bearbeitung, welche die ausgedehnten Wälder
dis sich in einem Zeiträume von 6 — 10 Jahren er-
neuern, in der Bereitung ausgezeichneter Kohlen, so wie
die Existenz vieler Wasserfälle, die als Betriebskraft
dienen können, darbieten.
Durch solche Verhältnisse unterstützt, wissen schon
viele Leute in der Provinz Minas-(Jeraes aus der Eisen-
fabrication bedeutende Vortheile zu ziehen. Die Provinz
verbraucht bereits viel dort produzirtes und verarbeitetes
Eisen, und Allös berechtigt zu dem G-lauben, dass diese
nützliche Industrie sich binnen wenig Jahren über
viele Theile des Reichs erstrecken wird.
In 8. Paulo besteht die wichtigste Eisenfabrik von ganz
Süd-America.
Diese von der Regierung errichtete und betriebene
Anstalt besitzt gegenwärtig die sichersten Elemente des
Gedeihens. Sie verfttgt über bedeutende Hülfemittel, als
ausgezeichnete Güte des Erzes, Ueberfluss am kohlensau-
rem Kalk zum Schmelzen, grosse Menge feuerfesten Mate,
rials zur Errichtung von Oefen, hinreichende Wasserkraft,
um die hauptsächlichsten Maschinen zu treiben, und
bedeutende Waldung in der Nähe.
Ausserdem hat diese Anstalt mit der Eisenbahn, welche
von S. Paulo über Sorooaba nach Ypanema geht, ein leicht
tes und bequemes Mittel f&r den Transport ihrer Pro-
dukte gewonnen.
c. a. 4
- 50 -
Der Director derselben befindet sich gegenwärtig in
Europa, mit dem Auftrage der Regierung, 1 üchtige Arbeiter
anzuwerben, welche, indem sie. die günstigen Verhältnisse
der Fabrik benutzen, daselbst einer industriellen Schule
Entstehung geben sollen.
Diese Schule kann man schon einigermassen als
bestehend betrachten; denn einige Waisen so wie
freigewordene Sklaven-Kinder, die dorthin geschicktwur-
den, lernen schon lesen, schreiben und rechnen, und
die grösseren besuchen während gewisser Stunden die
Werkstätten der Fabrik.
Was den Absatz der Produkte betrifft, wird die Fabrik
zu Ypanema, deren Gebäude für,Thon-und Sandmodel-
lirung, für Raffinirung, u. s. w. neulich eingerichtet wor-
den sind, mit den besten Fabriken Europa's concurriren
können, was um so begreiflicher ist, wenn man das ge-
ringe Capital für Brennholz in Anschlag bringt, welehes
in Europa von weit grösserem Werthe sein muss. -7
Diese Waldungen bilden ein Forstrevier mit einer Oberr
fläche von 6.651,5 Hectaren (1,5 Quadratlegua), welche
nichts weniger als 18,9 Tonnen (15 metrische Tonnen),
vollkommen hinreichende Quantität für den Bedarf dej
Werkstätten und anderer Nebenarbeiten, täglich liefern
Jkönnen. . .
Ausser den Hochöfen und Werkstätten, hat man neuer*
dings im Centrum, wo die Anstalten für die Erzbereitung
.und die Schmelzöfen angelegt waren, eine Schleuse eiiir
.gerichtet, welche die Betriebskraft erhöhend, das Wasser
des BJbeiräo do Ferro staut .und eine Kraft von 6
Pferden erzeugt. .•■'.-. . ..-
Jetzt errichtet 'man öineü Brennofen nach dem Cluster
-Schwedens und Russländs^ wo man kein so vorzügliches
-Ei*z, wie in Tpanema, anwendet y Eisenschienen veiv
kürzen den Weg zwischen den Werkstätten und den,
— — v^**- — —
I
Hochöfen: i mnd todeq^e, sefeeö^di^ ^abriif: p^lt^ni
^ßalkjgiebiirge und jy^^ie^ilB^MiWotrtig^ .f^f^rjk^i
-«dtnfell/ito:^rbüidu9g7 ) .^y/o^n.n ;< „, :,; „ ...-,;... JW o
In kleiner Entfernung von der Fabrik liegen, .fliifjr
gedehnte rM^piorbtflc^ef y^z^güc^r, |Qp^tät l/: 4^ren
Proben auf 4 er ,■ Mi^kp, (MW^Wg 1 : 4ift ^^ffl^P^F 1 ^^
-auf sioh sogen. ; Vw, ftäg^ dtätrt Sqrgp, { ^ z^^c^^assi^
•aaaßzubeuten., \ ... r, ,.; )„..,-,,> f, fM , rn>. -I,^ ,!:i7 -nute
"" ;> J "' !:: . ■'; i '"" lt f,,ir Öätistiiiie: ? [ > f !T,{| - ■^«■•^•■J»
' Die Tfröite Strecke &ti bkÄH«mseh!en> Öüdküste zwi-
schen 12^- 80*^ Bl'foisteht fifct' «ußßdilieflBKeh! ! aus Wt-
"^ebirgöii, d; h: deiö.' 'Maittilöi" ?w '^i«(Aiedt(nai%er
Kättfr ^ Fä*bö; jrftehr ddär Weniger blättfeHgein öiieii&,
grünöft' yder [ s^Wfii«fceiü ! Dferit/ heiter uad^unkl^ft
Quartzit, j dfeiii 1 üi'1fc«i«tiä Dyklte'ttltöre!rr' Gettiigöii eitf-
geschalteten Porphyr, und in einigen Gegenden sehr
schönen Syenitarten, -^^^
t ^Ijiar.ltineir^ >Q ,?rie>le fyfppirftfwif^ ^jfc^gus-
dehnen^zeigo* 4ph, r zahl^c^e ,$rtpft ,.jf{W ^#1%b
Gtebirgen, r^e?» jod^ , pp#eflj^ltjg^ ^f^fc^, d?# fiir
4ie Bü<ft*ue?0i Q<J<$r £<^u^<^ei^^
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machen,. ^ : ft Ä^P^^lWi^i^^^W:^
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— 52 —
In der Umgebung der Residenz ist der Gneim btM
weisslich, wie in Santa Theresa, bald weiss und mhwin
gestreift, wie in 8. Christoväo, (Vorstädte von Bio de Ja-
neiro.)
Dykes von huntferbigem Porphyr und in Qootilt
Ton Dioriten, findet man auf den Abhängen des Gor-
eovado, auf dem Berge Santos Bodrigues, anf der Fe-
stung Yillegaignon und sonst in der Umgebung 1 der
Residenz. Der aus diesen Felsen und dem in allen Ge-
birgen von Bio de Janeiro vorhandenen Diorit gewon-
nene Stein dient vorzüglich, wegen des ansprechapden
Aussehens, zur Errichtung von ländlichen Mauern.
Für Straasenpflastor eignet sich besonders 4er gra-
nitähnlißhe Diorit» der grosse Lasten ertrqge# kann,
iafoer selten« wegen seiner ausnehmenden Häpte, fßr
gewöhnliches Straspenpflaster verwendet wird.
Kalksteine.
Es finden sich in vielen Punkten des Landes körnige,
grossentheils vulcanische Kalksteine im Gneiss.
Aus den festen Arten von allerlei Farben, die in der
Provinz Bio Grande do Sul entdeckt worden and,
verfertigt man jene Arbeiten, welche unter der Be-
nennung von Marmores do Bio-Grande bekannt sind.
■Neulich wurde «ine Gesellschaft gebildet, um die Stein-
brüche am Orte Eneruzilhada auszubeuten, unter deren
verschiedenen Marmorarten eine grüne durch ihre bunt-
firtbigen Adern und grosse Härte, und eine schwane
durch ihren ausnehmenden Glanz hervorragen.
Es ist aber nicht die einzige Provinz, welche einen
solchen Beichthum enthält : schöne Marmorarten liefert
Minaa-Geraes, S. Paulo an verschiedenen Punkten und
auch in der Nähe der Hauptstadt, Bahia, Aiagöas und
anderen. Die bemerkenswertesten kommen aus dem
— 58 —
Municipium Si Roque, nicht Weit vo» der Stadt & Paulo,
wo bereits eine Fabrik exiätftt, um dieselben fcu sägen«
Nicht nur eignen sie sieh ausgezeichnet für die Po*
lirung sondern sie weisen auoh wunderschöne Abarten
auf, welche» Wie die schwarze, dem schatteten schwarzen
Marmor yon Europa gleichgestellt werden dürfen.
Der zu den Bauten längs der Küste verwendete Kalk
wird fast attschlieselioh ans Sehalthieren, in der Tupi»
Sprache Sambaquis genannt, bereitet; dieses sind grosse,
seit langer Zeit aufgehäufte Massen, die den Bänken
ron Schalthieren entrissen wurden, welche sich in den
Buchten bildeten, oder aus den Öorallenrfffen, welche
der Küste parallel laufen yon den Abrolhos an gegen
Norden.
Der faserige Gips findet sich in Minas-Geraes und
vielen nördlichen Provinzen.
Alabaster ist seltner; einige Proben besitzt man aus
Bahia und den Ufern im Unter-S. Francisco.
In Maranhäo, Parahyba do Norte und Pernambuco
gibt es kreidehaltigen Mergel, welcher durch die an
begleitenden Fossilien merkwürdig ist.
HfOtUffttil.
Diese findet titan überall in Folge tteir ZStffcteutig
der Felsen, defren Stelle sie einnehmen, utid tföni Yalttäwaa
der Felsen entsprechende Niederlagen bilctett* tl4lM &&A
durch Anschwemmungen etzeugt.
Ihre Anwendung ist sehr bedeutend in d$n Ziegeleien
Weisse Spielarten sind häufig im gättzen ttaieke, «fld
können für Anfertigung von Fayence benutzt wardta.
Unter dem Namen Tabatinga wurden diefce mäht» oder
weniger weissen und rosenfarbigen Thoflänteö Tott dem
Ureinwohnern viel gebraucht, und noch häute dienen
sie an einigen Orten des Innern zur Anfertigung voti
groben Töpferwaaren und anderen Gegenständen,
- 54 -
Kaolin findet man in Rio do Janeiro sehr Jtttnfig;
aber meistenthcils mit Beimischung von körnigem
Quarte, dor vor der Zorsetsung mit ihm verbunden
Es gibt viele feuerfeste Thonarton, au» wolchen
ausgezeichnete Sohmelztiegel verfertigt. Einige derselben
waren auf dem Marsfclde im J. 1807 ausgestellt eu mehmi
und durch die Untersuchung von Deecloiscaux und
änderen Gelehrten gelangten ihre Eigenschafton su allge-
meinerer Kenntniss.
MINERALISCHE BRENNSTOFFE.
/i
; /
Steinkohlen.
Neuere Untersuchungen über unsere mineralischen
Brennmaterialien ■ haben dife Existenz der echten StehU
kohlen uneinigen Provinzen Brasiliens als wahr erwiesen.
Nicht nur das Verhältniss des Kohlenstoffs und anders
Daten bestätigen- dieöe Thatsaohe, aber ein stärkerer
Beweis ist es, dass unsere Steinkohlen die Versteinerungen
der Genera Calamite, fypidodendron und Sigülaria stets
begleiten, . was bis jetzt ein sicheres Kennzeichen ; vo«,
kolüenhaltig,en Lagern ist "■..;.
Wohl bekannt sind die Proben dieses Brennmaterials,
weiche atus den Kohlenlagern der Provinzen Par^nä
und Santa Oatharina gekommen sind. . ■ . //
In der Provinz & Pedro do Bio Grande do Sul zeichnen
sich unter alten Kohlenlagern diejenigen von Candipta
und von Arroio dos Batos am meisten aus.
Das Kohlenlager von Candiota wurde einer englischen
Gesellschaft zur Ausbeutung überlassen, und diesel^Q
baut jetzt eine Eisenbahn für. den Kohlentransport. T t
-~ 55 —
Das ebenfalls von einer englischen Gesellschaft ausge-
beutete Kohlenlager am Arroio dos Batos, wa neulich
^ine Eisenbahn dem Verkehr eröffnet wurde, liefert
bereits Kohlen für verschiedene Unternehmungen und
besonders für die Dampfschiffe, welche die Lagoa dos
Patos und einige Müsso der Provinz befahren.
Ton sehr guter Qualität sind die Steinkohlen von
Tubaräo und Araranguä, in der Provinz Santa Catha-»
rina. . . - . ...
Man hat zur Zeit für die Ausbeutung aller dieser
Kohlenlager Concessioneh ertheilt, und es steht zu hoffen,
dass in keiner zu -langen Frist ein mächtiges Element
der Industrie und der Oivilisation zum Wohlstande
Brasiliens beitragen wird.
Braunkohlen.
i
Die Lager sind sehr häufig im ganzen Beich^
vorzüglich in den Provinzen S. Paulo, Santa Catharina,
Bio Grande do Sul, Marianna (in der Provinz Minas-
Creraes), und an den Ufern des Parahyba do Sul, wo die
Exploration bereits stattfindet.
Aehnliche Lager findet man in Cearä und in Ma-
ranhäo, wo sie ebenfalls ausgebeutet werden.
Bituminöse Schiefer arten/
In den meipten Provinzen hat man bituminöse Schie-
ierarten entdeckt. Als die bekanntesten und reichsten
kann ma^L diejenigen betrachten, welche an der Südküste
der Provinz Bahia und bei Oamaragibe, in der Provinz
Alagöas, gewonnen werden.
Die ersteren werden von einem bedeutenden Han-
delshause in der Hauptstadt der Provinz Bahia ausge-
beutet. Andere Unternehmer versuchen jetzt auch die
Extraction des Petroleums in grösserem MaassstabOr
— 56 -
Die Exploration und Extraction in anderen Provinzen
ißt einem Unternehmer überlassen, welcher eine Aotien~
Gesellschaft zu gründen sucht
Graphit.
Der Graphit ist bis jetofc hauptsächlich ia Oeur*
aeichlidi bemerkt worden, wo er sich wellenförmig- im
Gneiss «eigt> und in dünnen Piattohen die körnigen
yulcanischen Kalksteine schwängert.
Schwefel.
Der bis jetzt entdeckte Schwefel existirt in gediegenem
Zustande in der Provinz Bio Grande do Norte, in
unbedeutender Quantität in der Provinz Rio Grande do
Sul, und in der Provinz Minas-Geraes. im Kirchspiel
Furquim, und am Corrego do Ouro im Municipium
Minas-Novas, in der Provinz Minas-Geraes. Ans dieser
letzten Gegend hat man ausgezeichneten Schwefel in
grosser Menge extrahirt, der, nach wiederholten Expe-
rimenten, mit dem besten Erfolge in der Pulver-Fabrik
verwendet wird.
Salze.
Unter den Salzen ist das am meisten benutzte der
Salpeter, welcher sich in dem Boden der kalksteinar-
tigen Höhlen der Provinz Minas-Geraes, Piäuhy, Cearä,
Mato-Grosso und Goya«, und hauptsächlich von der
Stadt Ouro-Preto bis zu den Ufern des Rio S. Francisco,
unweit Bahia, findet. Alaun ist in Paranft, Minas-Geraes,
Piauhy, Cearä und an anderen Stellen angetroffen worden,
weil in dem ganzen Boden Braunkohlen und bituminöse
Schieferarten liegen, aus deren pyrithaltigen Adern viel
Salz gewonnen wird.
Steinsalz findet sich in Mato-Grosso, Goyaz, im
— 57 —
Imnern von Bahia, in Piauhy, und vorzüglich in Minas-
Geraes; und ebenso Bittersalz und schwefelsaure Soda
durch Ansetzen an den Kalksteinen des A*aripe-Gebir-
ges in Cearä.
Die seltsamste salzartige Verwitterung ist zweifels-
ohne die des chlorsauren Sodiüms am Gneissgestein de»
Gebirges Urubu-retama in Cear&, welche sich bis aua>
Gebirge Meruoca erstreckt*
Eine gleiche Erscheinung findet in der Provinz Piau-
hy, und wie man sagt» an den Gebirgen zwischen Minas
und Goyaz statt.
Am Bio-Negro erzielt man Salz aus den Podostomeen,
welche auf Felsen unterhalb des süssen Wassers in
der stärksten Strömung wachsen.
MINERALWASSER.
Man kennt in Brasilien eine grosso Anzahl Mineral-
wasser-Queüen von verschiedenen Eigenschaften.
Da indessen der grössere Theii derselben noch nicht
analysirt worden, so kann die darüber zu gebende Notiz
.auch nur eine sehr kurze sein.
Eisenhaltige Quellen ( Stahlwasser ).
Diese findet man beinahe überall in Brasilien. In der
Hauptstadt des Reiches giebt es neun schon untersuchte
Quellen, wovon zwei inmitten der Stadt sich befinden.
Man betrachtet als die wichtigsten, sowohl hinsichtlich
ihrer Fülle als auch ihres grösseren Gehaltes an Eisen, die
folgenden: die von Andarahy-Pequeno, Larasrjeiras, Ria«
chuelo und Silva Manoel* Serra da Tjjuca und Lagöa de
Bodrigo de Preitas..
- SB- —
-Die -beiden ersteren sind öffentliche Quellen, söhr bei-
sucht und gut angelet, in zweien der angenehmsten und
gesundeste*! Vorstädte.
In der Hauptstadt und an anderen Orten in der Pro-
vinz Rio de Janeiro giebt es deren elf, bereit« analydirte
Quellen, so wie sieben in Minas-Geraes, in deren Haupt-
stadt eine öffentliche Fontaine sich befindet, fünf in de*
Provinz Pernambuco, einige in Maranhfto, Piaühy, Bspi^
rito-Santo, Säo-Paulo und anderen. ' •
Im Allgemeinen enthalteil dieselben Eisen im Zustande
von Carbonat aufgelöst in Fülle von Kohlensäure, ii£
dessen in sehr verschiedenen Proportionen.
Gashaltige-Wasser.
Die besuchtesten sind die sogenannten Aguas Vir-
tuosas, im Kirchspiele ffambary, Ungefähr 3 Leguas,
(19,8 Kilometer) von der Stadt Campanha, und 60
Leguas oder 806 Kilometer von der Hauptstadt des Rei-
ches entfernt; so wid die ehemaligen Aguas Santas, jetut
Caxambu benannten, im Municipio Baependy, ungöfkhr
eine Legua, (6, 6 Kilometer) von der Stadt dieses Natiiens
entfernt. '. >n..
Sie enthalten im Allgemeinen grosse Quantitäten Koh-
lensäure und einige Salze in ^kleineren Theilen, wovon
die hauptsächlichsten — Soda-Bicarbonat, salzsaure Ma-
gnesia, Kochsais, schwefelsaurer Kalk und Soda.
: In denen von Campanha, den Berichten co'mpetenier
Personen zaifolge, bildet die Kohlensäure zwei Drittthtf-
Je i des aufgelösten Stoffes» < ''
Die Benutzung! der einen so wie der anderen ist ün
-Begriffe, sich über den. Ehtapringuiigs-Ort auszudehnen,
indem * selbige söw'ohl nach der Hauptstadt als nach
einigen Provinzen exportirt werden. ' »
-einem kleinen Orte, den man jüngst jinit^i^ Jf^inßn
C^bu^u^ai , ;^ $m odpx.Me*
Jab^n, jm,ßmonm ia», gewisse^ , K^ilw 4s* , PwtfMf
Minas-Geraes benutzt zu werden beginnen-, - t . , , 7 5 ; j . , .- H I
; ; Mm ittifftmlck* ^efeßnfaljs, auf faf l&zenda, " ;CqntepMUs *
an, .n^fejQ <d0r ; sgtr^sse^iiwftlpjie, ffojk;-X^b&W:iiwk/4m
Ortschaft ü&^mltäWwkj i.^;.:i--' ;-.'.•,;. ;;; !.;•:. .1 ,,..-• w.^ ..j
.. , iA#$ &(#QjQu$Ueng^ ÄCnaör^ra^ frn.
■«_ [ IitV/ Muni^jiftmv votti . Pajdu. i ,«ta Flop ea r in* defo Pj-oyina
^rnftnvbucfe^^xiötirön ^leiehfaUö/zv^rsobiedwe , Qyfclle^
der$t| Wasgier.: miiilurea;Befetaiwltheiljan unjd Wixktoge*
c|#n yoitlmrgertatonteiö ähnlich, feifcd. .,; ■ = : . / ;
. ; Um , $iQ , Quellen von; läftmbfrrjr : und .. . 0axatnbti m her
nutzen, hat die Erovinzial-Regierung und die respeotivea
MtttW^alitlbtöa, : uaitfiratüfetyjQOr=einigieaa Stadtbewohnern ,
TQi-sßlä#d§ne_ jBaiiJtanj heratöllßn lasten;, <imd beabsichtigen
noph, an/leite» fwis^ufühxen,) nicht, mr ,wö {die. Waaseft- im
bßäixm Zt^andQ, to Rbiiiihdt äu erhalten, sondern auch
^Prgrö^&rm.BeqiU^Hchkpit derjenigen, welche schon
in wachsender Anzahl dieselben aJJLj ehrlich .besuchen!,
i; So JMvtoani lim, (Kirchs^ ,eiine
Badc*öÄtaltM)iit intoblirtien, geräumigen tmd4uftigea
JSimmfcr&und marmornen Badewann&a ta findet, in nicht
geringem AuadehmmgAön, Fluss abgeleitet, Welcher nafcß
bei den .Hnußtqtielletidißfund di^elben bellTebersohwem-
mungen benachtheiligte.. :.;,:/ : . ,:,
■ : Die i. Wirksamkeit dieser .-Wasser., bei Beschwerden
der Yördauungswecrkzeugijj uüd> ariddren Ähnlichen igt
seit Janger Zeit ausser allen? Zweifel* : angesichts einet
längen Beil^.von Thifeaehen; .; .;/.
Jfioht: Weit von ;den. H&uptquellen lind .inmitten
der Ortschaft giebt es eine Quelle ulit : Namen ;« Baulinfy.»
die eine Fülle .ga^baltige»;Schw§felwassers. hftt, un.4
- 60 —
mit Vortheil gegen chronische Leberbeschwerden be-
nutzt worden ißt.
Dieselbe ist jedoch noch nicht genügend eingeftast,
und aus diesem Grunde kann sie in der Regenzeit nicht
benutzt werden.
Das Kirchspiel von Lambary , ausser dem Vortheil
diese Quellen tsu besitzen , erfreut sieh auch eines sehr
gemässigten und unbestreitbar gesunden Climas.
Die Reise von der Hauptstadt des Reiohes ftaoh je-
nem Punkte ist jetzt auch weit weniger ftchwierig
als sie es noch vor wenigen Monaten war; weil die
4te Section der D. Pedro II 'Eisenbahn auf eine Lan-
ge von mehr denn 32 Leguas oder 211.2 Kilometer
schon in die Nähe der BcrgkettJ von Picü geführt
worden ist.
Diese grosse Verbesserung kommt auch deu Quellen
von Caxambü und den anderen gashaltigen TVaesern
der Provinz Minas-Geracs zu Gute, weil es die von den
Leuten aus der Hauptstadt und der Provinz Rio de Ja-
neiro, welche sich nach jenen Quellen begeben, meist
besuchte Strasse itft.
In der Ortschaft Caxambü, ebenfalls durch sein
gesundes Clima bekannt, sind im Jahre 1868 verschie-
dene Baulichkeiten hergestellt worden, um den Gebrauch
dieser Quellen bequemer und wirksamer zu machen.
Namhafte Verbesserungen dieser Oertliohkeit bestehen
in der Eröffnung und Nivellirung von Strassen und öffent-
lichen Platzen, was grösstenteils den Anstrengungen
der Bewohner und der sich an jenem Orte aufhaltenden
Personen zu verdanken ist; man canalisirte den Fluss
Bengo, welcher ehemals in den Monaten November bis
Mai die Reinheit des Wassers trübte, und im Jahre 1868
errichtete man ein Badehaus mit sechs Badewannen,
Zimmern und sonstigen Einrichtungen.
— 61 —
Man legte ebenfalls sechs elegante Chalets an, welche
eine gleiche Anzahl Quell-Brunnen enthalten und er*
möglichen, dass maji dieselben zu jeder Jahreszeit be-
nutzen kaii*.
Die so verbesserten Quellen sind ;
1) Die von D. Pedro II, welche Wasser mit viel Gas und
mit wenig alcalischen Salzen haben, anzuempfehlen zum
Trinken, sowie zürn Baden, gegen Verdauungsschwäche
und chronische Uebel des Magens und der Eingeweide.
2) Die von D. Thereza, welche G-as und etwas Eisen
enthalten und gegen Verstopfungen der Eingeweide,
Bleichsucht und ändert Krankheiten empfehlenswerth sind.
3) Die benamt vom « Herzog von Sachsen » enthält
viel Schwefelwasser nebst etwas Gas, und ist bei chro-
nischen Verletzungen der Gebärmutter, bei Nieren und
anderen Krankheiten zu empfehlen.
4) Die von D. Leopoldina mit gashaltigen Wasser mit
Magnesia, angezeigt gegen chronische Leiden der Ein-
geweide.
5) Die von « Oofcde d*Eti » enthält sehr viel Eisen
und etwas G-as, wird mit sehr vielem Nutzen angewandt
gegen Blutarmut-, und gegen eingewurzelte Bleiehsuoht.
8) Die « D. Isabella » genannte, wenig Eisen, Gas
und Sohwefel enthaltend ; wird hauptsächlich benutzt
bei langwierigen Leber-und Milzübeln, nervösen Zufällen,
und im Allgemeinen bei Bleichsucht und anderen Krank-
heiten.
Alle diese Quellen liegen nahe beisammen.
Eine sehr genau geführte Statistik vom Jahre 1867
beweist, dass von 160 Individuen , welche dort hinge-
gangen um sich von verschiedenen Krankheiten zu
heilen, zu einer Zeit, wo der Ort fast gar kein# Be*
quemlichkeiten hatte, nur Eines starb, 65 gftpglich. hejv
gestellt wurden, und 94 Linderung fluiden.
— 62 —
Von der Zeit an biß jetzt ist die Zahl der Böslicher -der
Quellen von Caxambü in stetem Zunehmen gewesen.
Sobald die Strasse in ihrer ganeen Lftngä fkhrtar
sein wird, oder man eine Zweigbahn der D. Ped*o II
Eisonbahn anlegt, zu welchem Zwecke kündich vtäfct>e-
reitende Arbeiten stattgefunden haben, wird ßifch der
Verkehr noch bedeutend heben.
Salzhaltige Quellen.
Die bedeutendsten sind die von Itapicurti, in. der Pro-
vinz Bahia. Aus den Borgen, nahe bei dem Flusse jör
nes Namens entspringend, dehnen sich dieselbe«. «1 des-
sen Ufern eirca 11 Leg.:as oder 72,6 Kilometer weit aus*
Die hauptsächlichsten Quellen sind; Mai d'agua de
Cipö, nahe den Ortschaften de Soure, Mosquej»,. ItapV
cuxü, Bio- Quente und anderen* ,"U , l
. Dieselben wurden bereits iip .Auftrag der Regieru^
und der Präsidentschaft der Provinz analysirt, undvvii?$
, die 5?emperati|x der verschiedpiken Quellen zvisfthe^^l
und 41 Grad, < -. . i |f „
. Sie eöthalteA Kohlensäure , SodarSulphatej. f^d^B^
c^rbonate, Kochsalz, Chloncalcium und ChlQrmagaesiwn,
Kieselsäure, [kohlensauren Kalk und Magnesia 32iw%
oxyd i^. kleiner Quantität!' ; ; , , jwf
. Sie,; sind als. Abführungsmittel zu gebrauchen,.; \m$
werden innerlich angewandt bei Gelbsucht, Stßiabflf
seh werden .• und sonstigen iljjöbfeln,. ü^J Bädienl;;bei
Lälönirrigdn, chronischem: Rhüriinatismuß, . FlechteniHnd
Hautkrankheitein im, Allgemöiiien; i r - . ■ <-,; r . . -i./.mf
* ? Die PräÖdentechaft fceotfdertiö das an den jQuellea :gtg
legen* <kebäüde ! Mi •tA^miaetoi und *iräf bereits Mda»i
jfcgelktifoäu; (Tt • ,? ' M!, * : '•' u — * I!r ' 1 ■"' ::r! - :V *' : -' ;,,: - ,I '" ! P'
.et j^rriii •"luiv.tbitiil. i:'l Fitir .(r'ii ••:•".•; \'.\ "*"•-■•:»
Schwefelhaltige Qiköllen. 1 ^ 1 ^ -^!
Diese findet man reichlich bei der Ortschaft >S. ( Dar
mingosi do Afakä, •aü4eir,(^n30>toÄ;Miöaö^!ieki»e^ 1 it|nd
Groyaz, und ^nleHäereedLben Mhßmii&b .ie^.rLflndeslbäf
Schreibung vcm> Ayreö idaiCaaUA,« Utt4 , to< i&mWwkßü
von A. de St. Hilaire Enwfthött»g>ig^jto[ö- k)i! . : -,;..,| .. ; ■..„
Dieselben i weirdek bei » verschiedenen lf f^nkk%ten
angewandt^ und mch,' Angßhq r \$ß8<i$r$tßvew .,;yrmlw
(üe Wassetfdiösetf ;iitab hatffigrTW/i^B^.wild^a #&%$»
aufgesucht, so i Wie äuoh, yon, . (^u^b.cm^W ^für ^qn
Gebrauch der Hausthiere, als. Ersatz für i$ß. ge^öhnlir
che Sprlz, dessen Preist 44 .jjBn^uG^gendeAt» ungemein
hoch ist. •;-'•.;■ . .. , < '■: \ ■., .
-Auch giebte$ deri vörge^aijntßQ.ä^iche^andeaxIJ^Brn
des Flusses Yorde in & # IfrAWi? 2&pa$iGej#3S v , ,,>
•■«jf/1 r.».:' r».j Wärme Mineral-Wasser. {, .(•r-)?-<n,oli/l
Als solche . weräftt : jwgg^pn,^ ^«pn , ,§ftpfc& i Porci-
na, bekannt unter dem Namen: Heilquellen von Bitten-
court, mit eine^T&n^a^V^ Heilquellen
nördlich; JibJxßubß,t£Q, mit ߧ° ; , pü^fll^yßn, $u>ߣftp< niit
45°i&*&d).;uadjBeU<p0^ ..,.!, ... Ii:f j,,v,
: ifüiiDeinige iQüellsn m h$nu^n,. ( l^t .nj^ij^he ,$<^
Haupfetad*« der l!m7tyh;<y? e itffiiT9*\ #ffl PWhM^ ■■##!#>
afac einer ^Srtr^se^Kfl^ i#jt flijiigep ^^g^epngen-/ür
Bädjep-FuWw^k:; J>#uut#J^r, gfflwh* <M9 T fc^föm>{ /?W
Gebäude, genannt Hospital der Heilquellen der Ka^^jln
Dieses Hospital ist in einer sehr ann^tj^igen.cT|ind.ge-
suxujUfci Gegwfl, g^egfln; JQ^hßv ftn. .qin^in^Q^lich, mi|< fl>us-
gAdäuMA [ gu^ffla, . $fcj|geg {: ve^^^^i^fg r un4 , s$h
weithin ausdehnenden Urwäldern.
— 64 —
Diese Quellen haben nichts schwefelhaltiges, und,
wenn abgekühlt, sind sie von sehr angenehmem Cte-
schmacke.
Ihr Gebrauch hat sich oftmals sehr wirksam erwiesen
bei Glieder-Lähmungen, chronischem Rheumatismus,
Lungen-Catarrh, Blasenbeschwerden, und nicht weit ror-
geschrittenen Haut-Krankheiten.
Ausserdem giebt es Thermen, die noch nicht genau
untersucht worden sind, wie die in der "Waldgegend
von Seridö in der Provinz Bio Grande do Norte, circa
6 Leguas oder 89,6 Kilometer von der kleinen Stadt Prin-
cipe entfernt.
Diese etwas salzigen und stets lauwarmen Quellen
verursachen reichliche Transpiration«
Dasselbe ist auch der Fall bei den Quellen der La-
goa Santa, in der Provinz Minas-Geraes, welohe in
einer Länge von beinahe einer halben Legua, (3,3
Kilometer), und einer Breite von 1/4 Legua, (1,65 Kilo-
meter), sich stets lauwarm erhalten, und denen man
gleichfalls medizinische Kräfte zuschreibt.
Alkali enthaltende Thermen.
Dieselben entstehen in Fülle in der nächsten Um-
gebung der hohen Gebirgskette von Oaldas, im Bezirke
Santa Cruz in der Provinz Goyaz , bei den Orten :
Oaldas Novas, Oaldas Yelhas, und Oaldas do Parapitinga.
Von den ersteren werden 13 für Bäder benutzt, wäh-
rend andere in der Schlucht von Lavras ihren Ursprung
haben.
Von den zweiten giebt es bedeutende Quellen, welche
einem goldenthaltenden Quarzfelsen entspringen und
einen Bach bilden.
Die der dritten vereinigen sich zu einem kleinen
See von 150 Spann Länge, (33 Meter), und einer Breite
- 65 —
von 15 bis 20 Spann, 3,3 bis 4,4 Meter aus dessen Boden-
viele Quellen sprudeln.
Die Temperatur der Quellen dieses See's ist an eini-
gen Stellen sehr hoch, fest 48 Grad, so dass, um solche
zu benutzen, es nothwendig ist, dieselben erst abkühlen
zu lassen.
Auf Befehl der Präsidentschaft von Goyaz wurden
diese Quellen im Jahre 1839 analysirt, in welchem
Jahre man die Anzahl der Personen, welche sich der-
selben bedienten, allein im Monat September auf 110
schätzte.
Dieselben wurden abermals im Jahre 1842 auf Anord-
nung der Regierung untersucht; und wenn man auch
heute den Bericht ihrer Wirkungen in Bezug auf die
Behandlung der griechischen Elephantiasis als übertrie-
ben ansieht, so ist ihre grosse Wirksamkeit ausser allem
Zweifel erprobt in vielen Fällen von Flechten, bei hartnä-
ckigem Rheumatismus, bei alten, scrophulösen Ge-
schwüren und andern Uebeln ähnlicher Art.
In ihrer Oomposition sind Ohlorurete vorherrschend,
Oarbonat und Silicat von Pottasche, Soda, Kalk, Mag-
nesia und Alaun in kleinen Quantitäten.
Die Temperatur im Allgemeinen variirt zwischen 34
und 40 Grad, und stffgt in einem der Brunnen bis auf
43 Grad.
Mineralwasser mit einigem Schwefelgehalte.
Die besuchtesten, unstreitig die wichtigsten der bis
jetzt gekannten Quellen sind die der Provinz Minas-
Geraes.
Dieselben sind 6 Leguas oder 39,6 Kilometer von dem
Städtchen Caldas ; eine derselben mit einor Temperatur
C. A.
— 60 —
Ton fast 41 Grad, am rechten Ufor des Flusses Verde,
und eine Legua, oder 6,0 Kilometer von jener Ortschaft
belegen.
Es giebt deren drei Quellen oder Haupt-Brunnen,
— genannt Pedro Botelho, die bedeutendste durch
ihr Quantum von Wasser und ihre Temperatur von
45 Grad; — Mariquinhas, von gleicher Temperatur
aber weniger Gasgehalt; und endlich die der Ma-
«acos, welche sich in zwei theilt, die eine mit 41 Grad,
und die andere, welche den meisten Gehalt von Soda-
Bicarbonat, mit 42 Grad hat.
Der Gebrauch dieser Mineralwasser ist sehr nützlich
gegen chronischen Rheumatismus irgend welcher Art
und gegen eingewurzelte rheumatische Gliederläh-
mungen, wogegen ihre Wirksamkeit nocli grösser ist.
Sie werden jetzt jedes Jahr, in der weniger kalten
Jahreszeit von 2 bis 3000 Personen besucht.
Die Provinzial-Regierung, um den Gebrauch der
Brunnen zu befördern, geht damit um, die Construction
von Reservoirs, Badehäusern und andern Bauten zu
bewerkstelligen.
Für die Stelle wo die Ortschaft, angelegt wer-
den soll, ist schon ein Grundriss gemacht, worauf alle
Ableitungen, kleine Bäche, Quellen und Brunnen
der mineralhaltenden Wasser sich verzeichnet finden.
Kürzlich wurde schon das zur Errichtung von Häusern
und Logir-Anstalten nöthige Stück Land angekauft.
Nach der Meinung einiger einheimischen und fremden
Aerzte sind die Quellen von Caldas vielleicht die
ersten der Welt.
Sie sind auf einer Höhe von 6,000 Fuss, oder 1.828,8
Meter über dem Spiegel der Meeresfläche, in einer der
jgesundesten Gegenden des Kaiserreiches gelegen.
- 67 -
Das Clima ist eines der besten und angenehmsten,
welches man sich wünschen kann.
Es giebt weder Sümpfe noch Moräste in der Nähe
der Brunnen. Die Luft ist rein und trocken, auch
sind dort weder Morgen-Nebel, noch die häufigen Thaue
am Abend gekannt. Die Sonne erscheint auf einmal
in ihrem vollen Glänze, und beständige Winde reini-
gen und läutern die Atmosphäre.
Auch befindet sich auf dem Monte Zion, nahe bei der
Grenze von Säo-Paulo und Minas-Geraes, aber noch
auf dem Boden jener Provinz, eine sehr mineralreiche
Quelle, von ungefähr der nämlichen Temperatur, und
wie man mit Recht vqrmuthet, mit denselben Heil-
kräften begabt] wie die des Municipiums von Caldas. Sie
sprudelt in einer Höhe von 5,000 Fuss oder 1.524
Meter über dem Meeresspiegel.
In der kleinen Stadt Apodi in der Provinz Bio Grande
do Norte ist eine Mineralwasserquelle, welche auch
als schwefelhaltig gilt, deren Wasser, wenn auch von
weniger hoher Temperatur als die vorhergenannten,
sich dennoph von grossem Nutzen erwiesen hat, bei
Behandlungen von verschiedenen Hautkrankheiten,
BEVÖLKERUNG.
Da die Arbeiten des officiellen Census, welche dem
in letzter Zeit organisirten Centralbüreau der Statistik
obliegen, noch nicht vollendet sind, kann keine Verände-
rung in den Berechnungen vorgenommen werden, welche
in der lieber sieht über das Kaiserreich Brasilien (Ausgabe
von 1867) mitgetheilt wurden. Nach diesen Berechnungen,
denen die officiell ausgeführte Volkszählung in den Jah-
ren 1817 und 1818 und neuere glaubwürdige Quellen
als Grundlage dienten, btträgt die Bevölkerung Brasi-
- 68 —
liens 11,780.000 Seelen, unter dioaen 5C0.000 wilde
Indianer und 1.400.000 Sklaven.
Ton den Indianern ist die Rede in dem Artikel « Mis-
sions-Thätigkeit. »
Die Sklaven, gut genährt, leben meist in angemessenen
Wohnungen und werden auch human behandelt. Sie besi-
tzen selbst auf den meisten Plantagen ihnen zugetheilte
Stücke Land, über deren Produkte sie frei verfugen.
Die Arbeit ist heutzutage massig, und gewöhnlich
nur den Tag über, während die Nächte der Ruhe und
theil weise religiösen Acten oder Zerstreungen gewid-
met sind.
Sie dürfen aus ihren Ersparnissen eintMi Emancipations-
fonds bilden, um sich freizukaufen.
Diese Institution, welche Brasilien durch Zwang be-
sonderer Verhältnisse seit den ersten Colonial-Niederlas-
sungen aufgebürdet worden ist, neigt sich nun glücklich
ihrem raschen Ende zu.
Kraft des Gesetzes vom 28 September 1871 wird in
Brasilien Niemand mehr als Sklave geboren.
Diejenigen, welche Staatseigentum, oder im Dienste
des kaiserlichen Hauses waren, wurden freigegeben.
Für diejenigen, welche Privateigenthum sind, hat man
einen Emancipationsfonds gebildet, um alljährlich nach,
den bereits erlassenen und in Kraft getretenen Vorschriften
der Regierung, eine gewisse Anzahl frei zu kaufen.
In den Finanzjahren von 1871 — 1873 betrugen die
für obigen Zweck bestimmten Posten die Summe von
Rs. 1.776:717$176.
Hiezu kommen noch die in den Provinzial-Budgets für
Emancipation votirten und angewiesenen Summen, ausser
denen, welche durch die Philanthropie der Bewohner
Brasiliens zugeschossen werden, Dank welcher jährlich
eine beträchtliche Anzahl ihre Freiheit erlangen.
— 69 —
Das oben erwähnte Gesetz enthält noch andere
Bestimmungen, welche zugleich mit obenerwähnten, das
selbst von den Herren gewünschte Ergebniss sichern,
nämlich das allmählige Aufhören der Unfreiheit ohne
Störung der öffentlichen Ruhe und Erschütterung des
Eigentumsrechts, welches die Staatsverfassung und
die Gesetze verbürgen, in keiner zu langen Frist zu
verwirklichen.
Beifolgende Tabelle zeigt die Vertheilung der Be-
völkerung auf die verschiedenen Provinzen Brasiliens,
»
in welchen man unter der Provinz Rio de Janeiro auch
das Municipium der Hauptstadt begreilt.
I
PROVINZEN.
Amazonas .....
Para .
Maranhäo
Piauhy
Ceara
Rio Grande do Norte
Parahyba
Pernambuco ....
Alagoas
Sergipe
ßahia
Espirito- Santo . . .
Rio de Janeiro. . .
S. Paulo
Parana
Santa Catharina . .
Rio Grande do Sul.
Minas-Geraes . . .
Mato-Grosso. . . .
Goyaz ......
Indianer
Summe . . .
BEVÖLKERUNG.
TOTAL.
100,000
350,000
500,000
250,000
550,000
240,000
300,000
.220,000
300,000
320,000
.450,000
100,000
.850,000
90O,tXX)
120,000
200,000
580,000
.600,000
100,000
250,000
11.280,000
500,000
11.780,000
FREIE.
95,000
325,000
450,000
230,000
520,000
235,000
260,000
970,000
250,000
285,000
1.170,000
90,000
1.550,000
825,000
110,000
190,000
550,000
1.440,000
95,000
240,000
9.880,000
500,00
10.380,000
SKLAVEN.
5,000
25,000
50,000
20,000
30,000
5,000
40,000
250,000
50,000
35,000
280,000
10,000
300,000
75,000
10,000
10,000
30,000
160,000
5,000
10,000
1.400,000
1.400,000
— 70 —
STAATSVERFASSUNG BRASILIENS.
Regierungsform und kaiserliche Dynastie.
Das Kaiserreich Brasilien ist seit dem 7 September
1822 frei und unabhängig.
Sein Gebiet ist in zwanzig grosse Provinzen eingetheilt,
wozu noch die Stadtgemeinde von S. Sebastian von Rio
de Janeiro, der Reichshauptstadt, kömmt, welche eine be-
sondere Verwaltungsorganisation hat.
Die Regierungsform ist eine constitutionell-repräsen-
tative Erbmonarchie.
Die Staatsverfassung, die drittälteste in der Welt, ißt
vom 22* n März 1824.
Die regierende Familie stammt von D. Pedro dem
Ersten, Kaiser und beständigen Vertheidiger Brasiliens,
Gründer des Reichs und Vater des regierenden Kaisers
D.. Pedro IL
D. Pedro II, constitutioneller Kaiser und beständiger
Vertheidiger von Brasilien, ist am 2J Dezember 1825
geboren, und folgte seinem Vater auf dem Throne am
7 April 1831.
Am 23 Juli 1840 wurde er mündig erklärt und trat
die Ausübung seiner Hoheitsrechte an.
Am . 18 Juli 1841 wurde er geweiht und gekrönt.
Er verehelichte sich durch Procuration am 30 Mai
1843, und am 4 September desselben Jahres wurde seine
Ehe eingesegnet.
I. M. die Kaiserin, D. Thereza Marie Christine, seine
erlauchte Gemahlin, Tochter S. M. des Königs beider
Sicilien, Franz 1, ist am 14 März 1822 geboren.
— 71 -
Aus dieser Ehe entsprangen — 8. K. H. Prinz AI-
phons, geboren am 23 Februar 1845, verstorben am
11 Juni 1847; S. K. H. Prinz D. Pedro, geboren
am 19 Juli 1848, verstorben am 10 Januar 1850 ; I. K. H.
Prinzessin D. Isabel, voraussichtliche Thronfolgerin,
geboren am 29 Juli 1846 ; und I. H. Prinzessin D. Leo-
poldina, geboren am 13 Juli 1847, verstorben in Wien am
7 Februar 1871.
Jene verheirathete sich am 15 October 1864 mit S. K. IL
Ludwig Philipp Marie Ferdinand Gaston d'Orlöans, Graf
von Eu, brasilianischer Feldmarschall und Staatsrath ;
diese am 1 5 Dezember desselben Jahres mit S. K. H. Lud-
wig August Maria Eudes von Koburg-Gotha , Herzog zu
Sachsen, Admiral derK. brasilianischen Flotte.
Aus dieser Ehe entsprangen die Prinzen' D. Pedro, ge-
boren am 19 März 1866; D. August am 6 Dezember
1867; D. Joseph, am 21 Mai 1869; und D.Ludwig,
am 15 September 1870.
STAATS-RELIGION.
Die Staats-Religion ist die Römisch-katholisch-apos-
tolische.
Doch sind alle andere Religionen und ihr häuslicher
und Privat-Gottesdienst in dazu bestimmten Gebäuden,
ohne die äussere Form eines Tempels erlaubt.
Niemand kann in Brasilien aus religiösen Gründen
verfolgt werden. Man fordert nur Achtung für die öffent-
liche Sittlichkeit und die Religion des Staates, welcher
diese seinerseits den andern Religionen derart gewährt,
<lass sein Strafgesetz die Unterbrechung oder Verhöhn-
ung aller gottesdienstlichen Handlungen, so wie jecte
— 72 —
Verfolgung aus religiösen Gründen, mit Freiheite-und
Geldstrafen belegt, und solche Vergehen von aintswegen
gerichtlich verfolgt werden.
Ucberdies haben die Staatsgewalten mehrmals in den
von der Regierung gegründeten Golonien Beiträge zum
Bau von Gotteshäusern und Gehalt für Geistliche abwei-
chender Religionsparteien bewilligt.
Die Kin 1er von Niiht-Katholiken sind nicht verbun-
den, dem Religions-Unterricht katholischer Kinder bei-
zuwohnen.
Ehen zwischen Nichtkatholiken sind vollkommeu
rechtsgültig. Dieser Gegenstand ist gegenwärtig durch
ein Gesetz geordnet, welches den Givilstand der Kinder
sicher stellt und deren Rechtmässigkeit anerkennt,
mögen die betreffenden Ehen im Reiche oder auswärts
geschlossen sein.
STAATSGEWALTEN UND VOLKSVERTRETUNG.
Die Verfassung erkennt vier Staatsgewalten an : die
gesetzgebende, die vermittelnde, die vollziehende und
die richterliche.
Der Kaiser und der Reichstag sind die Repräsentanten
der Natron.
Alle Staatsgewalten im brasilianischen Reiche sind Aus-
flüsse der Volkssouveränität.
Gesetzgebende Gewalt.
Die gesetzgebende Gewalt ist dem Reichstag unter
Sanction der vermittelnden Gewalt übertragen.
- 73 —
Der Reichstag besteht aus .zwei Kammern, der Depu-
tirten-Kammer, und der Kammer der Senatoren oder dem
Senate.
Dem Reichstage steht zu, Gesetze zu boschliessen,
auszulegen, zu suspendiren und zu widerrufen.
Er bestimmt jährlich die ordentlichen und ausseror-
dentlichen Staatsausgaben, und die Streitkräfte zu Land
und zu Wasser, legt Steuern auf, erledigt etwa vorkom-
mende Zweifel über die Thronfolge, erwählt eine neue
Dynastie im Falle des Aussterbens der regierenden,
ernennt dem minderjährigen Kaiser einen Vormund,
wenn dessen Vater nicht testamentarisch einen solchen
ernannt hat, stellt bei dem Tode des Kaisers oder Erle-
digung des Thrones eine Untersuchung der abgelaufenen
Verwaltung an , und steuert den etwa dabei eingeschli-
chenen Missbräuchen, giebt die Ermächtigung zu Anleihen
und übt, schliesslich, andere wichtige und der Vertretung
der Nationalsouveränität zustehende Befugnisse aus.
Das Recht der Initiative steht in der Regel den Mit-
-gliedern beider Kammern, zu.
Doch kann dieselbe auch von der vollziehenden Gewalt
ausgehen, indem dieselbe durch einen der Staatsminister
bei der Deputirtenkammer eine Vorlage einbringen lässt»
Solche Vorlagen werden von einem Ausschusse der
Kammer geprüft, von demselben zu Gesetz-Entwürfen
gemacht, in beiden Kammern berathen, welche dieselben
unverändert annehmen, abändern oder verwerfen kön-
nen.
Die Sitzungen der Kammern sind öffentlich, ausge-
nommen, wenn das Wohl des Staates Geheimniss er-
heischt.
Die Vorlagen werden durch die absolute Mehrheit der
Stimmen der anwesenden Mitglieder entschieden.
— 74 —
Die Mitglieder beider Kammern können niemals wegen
Meinungen, welche sie in Ausübung ihrer Befugnisse
äussern, angegriffen werden.
Kein Senator odcrDcputirter, während der Dauer seines
Mandats, kann von irgend einer Behörde festgenommen
werden, ausser auf frischer That eines todeswftrdigen
Verbrechens.
Der Kaiser kann keinen Senator oder Deputirten zu
Diensten ausserhalb des Reiches verwenden, ebensowenig
sollen diese ihre amtlichen Stellungen versehen, wenn
sie dadurch abgehalten werden, den ordentlichen oder
ausserordentlichen Sitzungen des Reichstages beizu-
wohnen.
Bei unvorhergesehenen Fällen, wo es sich um die Sicher-
heit oder das Heil des Staats handelt, und die Entfernung
eines Senators oder Deputirten zu einem andern Zwecke
unerlässlich ist, steht es der betreffenden Kammer zu, die
erforderliche Erlaubniss zu geben.
Die Deputirten erhalten während der Sitzung Diä-
ten, welche am Ende jeder Legislaturperiode festgesetzt
werden, und überdies eine Entschädigung für die Hin-
und Herreise. Die Diäten der Senatoren sind um die
Hälfte höher als die der Deputirten.
Wenn ein Vorschlag einer Kammer von der andern
ganz und gar zurückgewiesen wird, ist derselbe endgültig
verworfen.
Wenn aber die Kammer, von welcher ein Gesetzvor-
schlag ausgeht, etwaige Aenderungen der andern Kam-
mer nicht annimmt, jedoch den Vorschlag für nützlich
hält, kann sie die Vereinigung beider Kammern fordern,
wonach dem Ergebniss der Berathung gemäss ver-
fahren wird.
— 75 —
Wenn beide Kammern als Gesammt-Reichstag zusam-
mentreten, werden die Arbeiten nach der Geschäftsord-
nung des Senats, und von dessen Präsidenten geleitet ;
Deputirte und Senatoren nehmen ihre Plätze ohne
Unterschied ein und geben eben so ihre Stimmen ab.
Das Veto der vermittelnden Gewalt hat suspensive
Wirkung für die Dauer der zwei Legislaturperioden
welche unmittelbar auf die folgen, in welcher dem Gesetz
die Sanction verweigert worden ist.
Wenn jedoch der von der Krone verworfene Vorschlag
ihr wiederholt in derselben Fassung vorgelegt worden
ist, wird er zum Gesetze, mit derselben Gültigkeit, als
ob er sanctionirt worden wäre.
Wenn der Kaiser binnen eines Monats die Sanction
weder gegeben noch verweigert hat, wird dies so ange-
sehen, als ob er sie ausdrücklich verweigert habe, und
von da an die obenerwähnte Frist gezählt.
Deputirten-Kammer.
Die Deputirten-Kammer wird durch Wahl für be-
stimmte Zeit gebildet.
Die Wahlen sind indirect, und werden nach Provinzen
in Wahlkreisen von höchstens drei und mindestens
zwei Deputirten vorgenommen.
Ihr ausschliesslich steht die Initiative zu, bei Steuer-
nnd Recrutirungs-Gesetzen, sowie bei der Wahl einer
ncuenJDynastie, wenn die jetzt regierende erlöschen sollte.
Eben so geht von ihr aus die Untersuchung der
abgelaufenen Verwaltung und Abstellung ihrer Missbräu-
che, die Prüfung der Vorlagen der vollziehenden Gewalt,
und die Anklage gegen Staatsminister.
— 76 —
Die Deputirtcn-Kammcr wird je auf vier Jahre er
wählte welche eine Gcsctzgebungs-Periodo bilden. ImFafc
der Auflösung einer Kammer wird jedoch diese Periode
als abgelaufen betrachtet, zu anderer Wahl gcschrittei,
und die neu erwählte Kammer übt ihr Mandat wah-
rend vier Sitzungsperioden au».
Senat.
Der Senat ist lebenslänglich und wird durch Will
nach Provinzen derart gebildet, dass specielle Wahl-
männer für jede erledigte Stelle eine Liste von dm
Candidaten bilden, unter welchen die vermittelnde
Gewalt einen auswählt.
Die Zahl der Senatoren kann nicht die Hälfe
derjenigen der Deputirten übersteigen.
Die Prinzen des Kaiserlichen Hauses sind von Rechts-
wegen Senatoren, sobald sie 25 Jahre alt werden.
Dem Senate auschliesslich steht das Recht zu, über
persönliche Vergehen von Mitgliedern des Kaiserliche!
Hauses, Staatsministern, Senatoren und Deputirten wah-
rend der Legislaturperiode, sowie über die Verantwort-
lichkeit der Minister und Staatsräthe zu urthoilen, in
welchem Falle er sich in einen Gerichtshof umgestaltet,
ferner den Reichstag einzuberufen, wenn die ausübende
Gewalt es zwei Monate nach der verfassungsmässige»
Zeit nicht gethan haben sollte.
Vermittelnde Gewalt.
Die vermittelnde Gewalt ist ausschliesslich dem Kaiser
als Oberhaupt und erstem Vertreter der Nation übertra-
gen, damit er unablässig über die Erhaltung des
Gleichgewichts der andern Staatsgewalten wache.
77
Der Kaiser übt diese Gewalt:
In Bezug auf die gesetzgebende Gewalt durch Ernen-
nung der Senatoren, durch ausserordentliche Berufung,
Verlängerung oder Vertagung des Reichstags, Auflös-
ung derDeputirten-Kammer, wenn das Wohl des Staates
es erfordert, durch Sanction der Decrete und Resolutionen
des Reichstags, um ihnen Gesetzeskraft zu geben.
. In Bezug auf die vollziehende Gewalt durch freie
Ernennung und Entlassung der Staatsminister.
In Bezug auf die richterliche Gewalt, durch Suspen-*
dirung der richterlichen Beamten, Erlass oder Milderung
der über Verbrecher verhängten Strafen, nachdem alle
Rechtsmittel erschöpft sind, und durch Amnestie-
Ertheilung.
Die Person des Kaisers ist unverletzlich, geheiligt
und unverantwortlich.
Vollziehende Gewalt. '
Der Kaiser ist der Chef der vollziehenden Gewalt,
welche er durch seine Minister ausübt. Ihre Hauptbe-
fügnisse sind :
Die Einberufung eines neuen ordentlichen Reichstags.
Die Ernennung von Bischöfen und Richtern.
Die Verleihung aller durch Reichsgesetze geschaffenen
bürgerlichen, militärischen und politischen Staatsämter
jeder Art und jeden Grades.
Die Verleihung geistlicher Benefizien.
Das Recht, Krieg zu erklären und Frieden zu schlies-
sen, die politischen Unterhandlungen mit fremden Staa-
— 7s —
ten zu leiten, Schutz und Trutz-, Subsidicn-und Handcla-
Verträge abzuschließen, welche, wenn die Sicherheit
und das Interesse des Staates es erlauben, nach ihrem
Abschluss dem Reichstag mitgctheilt werden.
Wenn in Friedenszeit geschlossene Verträge die
Abtretung oder den Austausch von Reichsgebiet oder
dem Reiche rechtlich zustehenden Besitzungen betreffen,
dürfen sie nicht ohne Zustimmung des Reichstags
ratificirt werden.
Die Verleihung von Titeln, Ehrenrechten, militärischen
Orden und Auszeichnungen als Belohnung für dem
Staate geleistete Dienste, wobei jedoch nicht gesetzlich
bestimmte peeuniäre Begünstigungen von der Bewil-
ligung des Reichstags abhängen.
* Die Bewilligung oder Verweigerung des Placet zu
Concilien-Beschlüssen, päpstlichen Breven und allen
anderen nicht verfassungswidrigen kirchlichen Consti-
tutionen, mit vorhergehender Zustimmung des Reichs-
tag.*, wenn dieselben allgemeine Bestimmungen enthalten.
Die Ertheilung von Naturalisations-Diplomen in
gesetzlicher Form.
Die Ausfertigung von Dccretcn, Instructionen und
Reglements für die gute Vollziehung der Gesetze, und
schliesslich, die verfassungsmässige Fürsorge für Alles,
was die innere und äussere Sicherheit des Staates hetrifft
Es bestehen 7 Ministerien, nämlich: des Innern
und des Cultus, der Justiz, der Finanzen, des Auswär-
tigen, des Krieges, der Marine, und des Ackerbaues,
Handels und der Staats-Bauten- Einer der [Minister
ist Minister-Präsident.
Jeder Minister hat seine Staats-Kanzlei und ver-
schiedene ihm untergeordnete Bureaux.
Die Ausführung aller Acte der vollziehenden Gewalt
L
— 79 —
hängt wesentlich von der Unterschrift des betreffenden
Staats-Ministers ab.
Die Staats-Minister sind für ihre Amtshandlungen
verantwortlich, und kein mündlicher oder schriftlicher
Befehl des Kaisers kann sie dieser Verantwortlichkeit
entheben.
Die Bestimmung und Anwendung dieser Verant-
wortlichkeit ist durch ein besonderes Gesetz geregelt.
Richterliche Gewalt.
Die richterliche Gewalt ist unabhängig, und besteht
aus Siebtem und Geschworenen.
Diese erkennen über den Thatbestand, jene verhängen
die Strafe.
Die Richter sind lebenslänglich, und können ihre
Stellen nur durch einen Urteilsspruch verlieren;
doch können sie in gesetzlich bestimmter Zeit und
Weise von einem Orte an einen andern versetzt werden.
Sie geniessen, den betreffenden Gesetzen gemäss,
einen privilegirten Gerichtsstand, und können nur
suspendirt werden, nachdem sie selbst gehört worden
sind, und um sie dem zustehenden gerichtlichen Ver-
fahren zu unterwerfen.
Keine Behörde kann anhängige Processe an sich
ziehen, dieselben unterbrechen, oder zu Ende gekommene
erneuern.
* Die Richter sind verantwortlich für den Missbrauch
ihrer Amtsgewalt, und für Erpressungen, welche sie in
ihren Functionen verüben. Jedermann hat d;is Recht,
ßie bei der betreffenden Stelle wegen Bestechung oder
Erpressung anzuklagen.
- 80 —
Von dor Erklärung des Anklagezustandes an sind
in strafrechtlichen Fällen alle Acte dos Proocases
öffentlich, sowie auch die Audienzen der Richter, und
die Sitzungen dor Geschworenen-Gerichte.
flfln Civilfiillou, und in auf dem Civilwcge eingeleiteten
Straf rech tsfällen, können die Parteion Sohieds-Richter
ernennen , deren Aussprüche ohne Rekurs vollzogen
werden, wenn die Parteien desshalb übereingekommen
sind. Kein Process kann beginnen ohno den Beweis,
dass die Gonciliation versucht worden ist.
Reichsverwesung.
Der Kaiser ist minderjährig bis zur Vollendung
des 18** Lebensjahrs.
Während seiner Minderjährigkeit steht die Regent-
schaft seinem nächsten Verwandten, nach der Thronfolge-
Ordnung, zu, wenn derselbe über 25 Jahre alt ist.
In Ermangelung eines solchen wird das Reich von
einem zeitweiligen Regenten verwaltet, welchen die
Wahlkörperschaft der betreffenden Legislatur auf je 4
Jahre ernennt; die Wahlactcn worden von dem Präsi-
denten des Senats eröffnet, und die Stimmonzählung
in Gegenwart des Reichstages vorgenommen.
Bis dor Roichsverwcscr sein Amt antritt, oder in
Ermangelung oder Verhinderung desselben, regiert der
Minister und Staats-Sceretair des Innern, und in dessen
Ermangelung oder Verhinderung der Justiz-Minister.
Wenn der Kaiser aus physischen oder moralischen,
von der Mehrheit beider Kammern als augenscheinlich.
— 81 —
anerkannten Gründen, ausser Stand ist zu regieren* 80,i
regiert an seiner Stelle als Reichsverweser der Kron-
prinz, wenn er über 18 Jahre alt ist.
Der Reichsverweser ist unverantwortlich, und die
Grenzen seiner Amtsgewalt werden vom Reichstagef
festgestellt.
Staatsrate
Derselbe ist eine rein berathende Behörde, doch {nldet
er eine der bedeutendsten Stützen der oberen Staats-
verwaltung.
Im Allgemeinen steht es dem Kaiser frei, den Staate«
rath anzuhören: doch fordert er beinahe immer dessen.
Rath, wenn er die Befugnisse der vermittelnden Gewalt
auszuüben hat.
Ebenso wird derselbe fortwährend zu Rath gezogen
über die wichtigsten, den sieben Ministerien obliegenden
Zweige des öffentlichen Dienstes, über Competenz-Con-
flicte zwischen Verwaltung und Justiz, über Prisen, über
andere an das Contentiöse streifende Fragen, über Fälle
von streitiger Verwaltungs- Justiz, und über den Ijte-
kurs an die Krone wegen Missbrauch der geistlichen
Amtsgewalt in den nicht gesetzlich ausgenommenen
Fällen.
Er besteht aus 12 ordentlichen, und eben so viel aus-
■ ".'", .....
serprdentlichen lebenslänglichen Mitgliedern. Er ist in
• Scctionen gethcilt, welche den sieben Ministerien ent-
Sprecher^ tritt aber auch in Plenarsitzung unter Vorsitz
des Kaisers zusammen. Der Kronprinz oder die Kron-
prinzessin haben nach Vollendung des 18 teü Lebens-
jahres von rechtswegen Sitvsin demselben ; die anderen
o. ▲. 6
— 82 —
Prinzen des Kaiserlichen Hauses, und der Gemahl der
voraussichtlichen Thronfolgerin, wenn sie dazu ernannt
werden. Die Minister nehmen Theil am Staatsrath,
doch stimmen sie nicht, und wohnen den Abstimmun-
gen nicht hei, wenn üher die Auflösung der Deputirten-
Kaminer, oder üher eine Veränderung des Ministerium!
berathen wird.
Staats-Anwaltschaft.
Die Staats- Anwaltschaft ist in Brasilien noch nicht in
allen ihren gerichtlichen Abstufungen ausgebildet.
Doch werden die wichtigsten Theile ihrer Functionen
vor den betreffenden Behörden durch den Kron-und
Schatz-Procurator, einen höherem Beamten, und in den
Provinzen durch Kron-Procuratoren, Staats-Anwalte und
Schatz-Fiskale ausgeübt.
PROVINZIAL-VERWALTUNG.
Präsidenten.
Die Verwaltung jeder Provinz ist einem Präsidenten
übertragen, welchea die Executiv-Gewalt ernennt, und
wieder abberufen kann, sobald dieselbe es dem Vortheile
des Staatsdienstes angemessen erachtet.
Der Präsident ist die erste Autorität der Provinz,
und der erste und unmittelbarste Agent der Reichs -
regierung in derselben.
Seine Hauptbefugnisse, wie z. B. die Panction oder
Verwerfung der Gesetze und Beschlüsse der Provinzial-
Landtage, die Suspension der Vollziehung dieser
— 83
in gewissen Fällen, die Ernennung und Entlassung von
Provinzial-,unddie Suspension von Reichs- Beamten, smd
gesetztlich bestimmt.
PROVINZIÄLLÄNDTÄGE.
Es besteht in jeder Provinz eine gesetzgebende Ver-
sammlung, welcher das Recht zukommt, über rein die
Provinz betreffende, oder mit deren besonderen Inter-
essen unmittelbar verknüpfte Dinge Gesetze zu geben.
Diese Versammlungen werden alle zwei Jahre von
denselben Wahlmännern wie die Deputirton-Ifommer,
ernannt.
Ihre Hauptbefugnisse sind :
Die Provinzial-und Municipal-Ausgaben zu fixiren,
erstere auf Grund des vom Präsidenten der Provinz, und
letztere . auf Grund des von den respectiven Kammern
vorgelegten Budgets; die Steuern und sonstige Mittel
für die Provinzial-und Municipal-Einnahme zu decretiren,
die jedoch den allgemeinen Reichssteuern keinen Eintrag
thun dürfen; Provinzial-und Municipal-Dienststeilen m
errichten und aufzuheben ; öffentliche Bauten zu decre-
tiren und, auf Grund der vom Präsidenten der Provinz'
gegebenen Informationen, die Stärke des Polizei-Corps
festzustellen.
Ausserdem kommt denselben noch zu :
Gesetze zu geben in Betroff des Unterrichtswesens
und der Unterrichtsanstalten, mit Ausnahme des höheren
Unterrichts und der durch Reichsgosetz* errichteten v
Anstalten ; die bürgerliche, gerichtliche und kirchliche,
- fc -
Einteilung, die Polizei und den Municipal-Haushalt,
tffrf Grtiiid der von den Kammern gemachten VorschlÄge
gesetzlich zu bestimmen.
Bei ihren Beschlüssen dürfen dieselben die Verfassung,
die Interessen und allgemeinen Gesetze des Reiches, die
internationalen Verträge und diu Rechte der anderen
Provinzen nicht aus den Augen lassen.
Im Bereiche der lvspectiven Provinz üben dieselben,
zugleich mit der Regierung, das Recht aus, in den in der
Verfassung angegebenen Fällen und auf die vorgeschrie-
ben© Weise provisorisch den Belagerungs-Zustand zu
erklären.
Ihre Gesetze und Beschlüsse bedürfen der Sanction
des Präsidenten , ausser in wenigen ausdrücklich dtrrdr
das Gesetz bestimmten Fällen. Ihre Mitglieder könne*
niemals wegen Meinungen, welche sie in Ausübung ihWer
Ifwotiönea äussern;, angegriffen werden. Die Mitglieder
dp^ Pijorinaial-Landtage erhalten während der Dauer d$r
cjdcpiflichen und ausserordentlichen Sitzungen und V$rr.
lßqgoiHingßn Diäten, welche der Landtag in der ersten
Sitzung der vorhergehenden Legislatur bestimmt.
f&e, erhaltpn auch, wenn sie nicht an dem Orte dß? t)
VßTQfÜQIulvLßg wohnen, eine in derselben A?t u^d inj
Verhältnisse der Entfernung bestimmte Entschädiguijg
für die Hin-und Herreise.
Gemeinde-Verwaltung.
In jöftifr. Stadt und jedem Markt-Flecken desBle/ictiös
bfetehfc ein alte 4 Jahre durch directe Wahl erhatmt#
G t 8ÜfeiAde : Rafch> welchem die ökonomische und Miim(&
pÄl^Vlö^ytung derselben übertragen ist.
- 85 . — ..
Jüw Körperschaften hahea zur B^skaitu^g j£u$g
Aö&gaben eigene JOiAn^hmeya. JSii* <>rg$uqs#ujs &$ßfc
hjifltjijlupt die Ausübung ihrer re^i wwieyfal^p fl£p^
tionen, die Aufstellung ihrer polizeilichen Vorsfll^j$^
und die Verwendung ihrer Einkünfte.
Sie bestehen aus 9 Gerne inderäthen in den Städten,
und 7 in den Marktflecken; der mit der grössten Stim-
menzahl gewählte ist Präsiden!
Kraft des Yerfissungs-Zusatzes haben die Munici-
palkaramern das Kecht, die Mittel zur Decjcqqg ihrer
Municipalausgaben vorzuschlagen.
Die Gemeiiideräthö sind in den ProviB^e» 4öft JJÄjyi-
tagten innd Präsidenten, und in' der Hawptefru&C dtMBfr
Rejishatäg und der Oentral-Regieruäg untetegeofldnfctt •
RECHTE DER BRASILIANER.
Pie Verfassung gewährleistet die Unverlejalichkpit
de? bürgerlichen und politischen Rechte, weichen die,
Freiheit und die Sicherheit der Perspn und Ups ttoßp-,
thüms der Brasilianischen Staatsbürger w Gruiiaq liegej*,
Persoenliche Freiheit.
Kein Bürger kann gezwungen werden, etwas zn thun
oder zu lassen, ausser in Kraft des Gesetzes.
Gesetze können nur zum allgemeinen Besten erlassen
Wertteil, und haben niemals rückwirkende Kr.tft.
Denkfreiheit.
Jafagmattn kann seine Gedanke» mftndlioh und
schriftlich mittheilen, und dieaelbc» ohne; Qeiifittf dtroh
— 86 -
die Presse veröffentlichen, ist jedoch für Miflsbrtuehe,
welche dbi Ausübung dieses Rechtes bog ht, in dem
gesttzlit h bestimmten ' Fallen und Formen verant-
wortlich.
Gewissens-Freiheit.
Niemand kann aus religiösen Gründen verfolgt werden.
Freiheit des Reisens and des Aufenthalts.
Jedermann kann, unter Beobachtung der polizeili-
ehen Vorschriften, und unbeschadet ("er Rechte Dritter
im R.iche wohnen, dasselbe v. rlassen, wie es ihm ge-
fällt, und sein Vermögen mit sich nehmen.
Gewerbe-Freiheit.
Keinerlei Art von Arbeit, Cultur, Industrie, oder
Hendel kann verboten werden, wenn sie nicht die
S ttlichkeit, Sichei heit und Gesundheit der Staats-
Bürger beeinträchtigt
Die Zünfte, ihre Richter, Schreiber und Meister sind
durch die Verfassung abgeschafft.
Sicherheit.
Jeder Bürger besitzt in seinem Hause eine unver-
letzliche Schutzstätte, in weLhe des Nachts niemand
ohne seine Einwilligung eindringen darf, es sei denn,
um ihm gegen Feuer- und Wassersnoth beizuspringen;
bei Tage ist der Eintritt nur in den gesetzlich bestimm?
ten fällen und Formen erlaubt.
— 87 —
Niemand kann ohne förmliche Anklage festgenom-
men werden, ausser in gesetzlich bestimmten Fällen, tind
selbst in diesen ist die Behörde verpflichtet, in kurzer
Frist dem Angeklagten in einem von & rselben unter-
zeichneten Schein den Grund seiner Festnehmung, und
den Namen des Anklägers und der Zeugen mitzutheilen.
Selbst nach erklärtem Anklagestand kann niemand ins
Geßlngniss gebracht oder darin erhalten werden, wenn
er in den gesetzlich erlaubten Fällen, gewöhnlich für
leichtere Vergehen, hinreichende Bürgschaft stellt.
Ausser auf frischer That kann niemand ohne schriftli-
ehen Befehl der rechtmässigen Behörde festgenommen
werden, unter persönlicher Verantwortlichkeit sowohl
des Richters, welcher einen willkührlichen Befehl aus-
stellt, als dessen, der ihn nachgesucht hat. *
Niemand kann anders als von dem rechtmässigen
Richter, kraft eines schon bestehenden Gesetzes und in
den vorgeschriebenen Formen verurtheilt werden.
Keine Strafe, keine Ehrenminderung des Schuldigen,
so entehrend auch sein Verbrechen sein mag, kann sich
über seine Person hinaus erstrecken; Vermögens-Ein-
aiehung ist in allen Fällen verboten.
Das brasilianische Strafgesetzbuch wurzelt auf dem
festen Boden des Rechts und der Billigkeit, und schliesst
die Tortur, so wie alle anderen grausamen und entehrenden
Strafen aus, welche die Verfassung ausdrücklich ver-
bietet.
Die Todesstrafe für politische Verbrechen existirt
nicht, und obgleich sie nur qualificirten Mördern und
Anstiftern von Sdaven-Aufständen auferlegt ist, wird sie
doch selten zuerkannt.
In keinem Falle wird sie vollzogen, ohne dass der
betreffende Process, nach seinem Abschluss, mit allen
«forderlichen Aufschlüssen, der vermittelnden Gewalt
— 88 —
•
unterbreitet werde, um zu entscheiden, ob die Strafe dem
ßclmldigen zu erlassen oder zu mildern ' sei, wio es fast
immer geschieht.
Gleichheit.
Das Gesetz beschützt und bestraft alle in gleicher
Weise. Die Verfassung gewährleistet jedem die seinen
"bürgerlichen oder militärischen Diensten und Verdien-
sten entsprechenden Belohnungen, sowie das gesetzlieh
erworbene Recht auf dieselben.
Alle Bürger sind zum Civil- und Militärdienst des
Staates zulässig, ohne anderen Unterschied als den
de* Befähigung und des Verdienstes.
Niemand ist von der Pflicht ausgenommen, im Ver-
hgjtniss seines Vermögens zu den Staatslasten bei-
zutragen.
Es giebt in Brasilien keine anderen Privilegien, als
zum allgemeinen Besten bewilligte und mit gewissen
Stellungen vorknüpfte, noch speciello Commis^ionen fÖr
Cüvil-oder Criminalf&lle , ausgenommen solche, welche
ihrer Natur gemäss, gesetzlich eines besondern Gcricirtfc-
ständes gemessen.
Eigenthumsrecht im Allgemeinen.
Pias Eigenthumsrecht ist in seiner ganzen Vollfcom-
mpnheit gewährleistet, und wenn das gesetzlich erwiesene
gjljgcmoine Beste erfordert, dass der Staat über (Jap
Eigenthum eines Bürgers verfüge, so wird dieser zuerst
fü£ den Worth desselben entschädigt.
Kegulamontar-Gresctze speeificiren die Fälle, in welchen
(Ucee einzige Ausnahme von der Vollgültigkeit de?
- 89 -
J^wtkjiwnsrrchtp §tatt findet, und die ^rt, wfo.^e jgjnt-
ßp^tldi^ung gegeben wird.
pie Staateschuld ist ebenfalls siehergestellt.
* • *
Eigenthumsrecht auf Erfindungen.
Erfindern steht das Eigenthum ihrer Erfindungen zu.
Das (Besetz gewährt ihnen ein zeitweiliges aussqJplyess-
^ches yorrecht auf deren Benützung, oder eine JjBnt-
sßhädigung für den Verlust, welchen sie durch d,ie Veröf-
fentlichung derselben erleiden.
Briefgeheimnis s.
Das Briefgeheimniss ist unverletzlich, und die Postver-
waltung ist für jede Verletzung desselben verantwort-
lich.
Klage und andere Rechte.
Die Verfassung gewährt dem Staatsbürger auch das
Recht, bei der gesetzgebenden und der vollziehenden
Gewalt schriftlich Reclamationcn, Klagen und Bitt-
schriften einzubringen;
Das Recht , von jeder Uebertretung der Verfassung
die zuständige Behörde in Kenntniss zu setzen, und
bei derselben darauf anzutragen, dass der Üebertreter
zur Rechenschaft gezogen werde ;
Das Recht auf Staats-Unterstützung* ,
CT 7
Unentgeltlichen Schulunterricht, und die Gründung
von höheren Lehranstalten und Universitäten.
(Selbst wenn bei einer Empörung oder einem feind-
lichen Einfall die Sicherheit des Staates die zeitweilige
Suspension der Formen erheischen sollte , welehe die
- 90 -
persönliche Freiheit sicher stellen, kann dies nur durch
einen speziellen Act der gesetzgebenden Gewalt geschehen.
Sollte der Reichstag nicht versammelt sein, und der
Staat sich in dringender Gefahr befinden, so kann die
Regierung im Nothfalle diese Maasregel provisorisch
treffen, muss jedoch, sowie der Reichstag zusammentritt»
demselben über ihr Verfahren Rechenschaft geben.
Aehnliche Maasregeln können, mit derselben Be-
schränkung^ in den Provinzen durch die gesetzgebenden
Versammlungen genommen werden, wie bereits er-
wähnt.
Kein Artikel der Verfassung in Bezug auf die Grenzen
und Befugnisse der Staatsgewalten, und auf die politischen
und ndividueüen Rechte der Bürger, kann durch ein
gewöhnliches Gesetz abgeändert werden.
Die Verfassung erheischt für solche Abänderungen
die Beobachtung wesentlicher Formen.
Nur nachdem ihre Notwendigkeit in einer Legislatur
anerkannt worden ist, werden die Wahlmänner der
Deputirten für die folgende Legislatur durch ein Gaset*
aufgefordert, denselben mit ihrem Mandate zugleich
spezielle Vollmacht zu der beabsichtigten Abänderung zu
geben ; in dieser neuen Legislatur wird der Gegenstand
erledigt, doch muss sich die Reform ausschliesslich auf
den durch das vorausgegangene Gesetz als zu verändern
erklärten Artikel der Verfassung beschränken.
EINTEILUNG DES KAISERREICHS.
Politische.
Das Wahlsystem in Brasilien ist ein indirectos. Jedes
Jahr wird eine Qualificationder Urwähler vorgenommen;
diese wählen die Wahlmänner und diese letzten wählen
— 91 —
dann die Mitglieder der Provinzialkammern, die Reichs-
tagsabgeordneten und die Senatoren.
Die Urwähler wählen die Municipalräthe (Schöffen)
und Friedensrichter direct.
Diesem Wahlsysteme zufolge zerfällt das Reich in
Wahlbezirke, und jeder von diesen hat eine gewisse
Anzahl Provinzial-oder Gcneral-Deputirte zu wählen.
Bei der Senatoren wähl h:ibcn alle Wahlbezirke für
jede Vacanz drei Gandidaten in Vorschlag zu bringen,
unter denen der Kaiser einen zum Senator ernennt.
Bei der Wahl der Senatoren für die Provinz Rio
d) Janeiro vereinigt sich der Wahlbezirk der Resi-
denzstadt mit denen der Provinz, um die Liste von
drei Namen zu organisiren.
Die Wahlbezirke zerfallen in Wahlcollegien, und diese
wiederum in Parochial- Versammlungen.
Die 46 bestehenden Wahlbezirke umfassen 408 Wahl-
collegien und 1,451 Parochialversammlungen.
Die Urwählerzahl beziffert sich schon auf 1.097,698,
der Wahlmänner soll es nicht weniger als 20,020 geben.
Es gibt 578 Mitglieder von Provinzialkammern, 122
Reichsabgeordnete und 58 Senatoren.
Dio Zahl der Wahlmänner und der Urwähler steht
im Yerhältniss von 1 zu 54,8.
Was die Deputirten der Provinzialkammer betrifft, so
ist das Yerhältniss von 1 zu 34,6 Wahlmännern und
1899,1 Urwählern.
Ein Generaldeputirter ist in dem Yerhältniss von 1 zu
164 Wahlmänncrn und 8997,5 Urwählern.
Die Senatoren stehen im Durchschnitt im Yerhältniss
von 1 zu 345,1 Wahlmännern und 18,925,8 Urwählern.
- 92 -
Administrative.
Was die Verwaltung betrifft, zerfällt daß Bliohcg^bifit
i# $0 Provinzen, mit 642 Municipicn einschliesslich 4&
4er Residenz. (Municipio neutro). Darin sind 209 Städte,
433 Flecken, U73 Kirchspiele und 28 Curate.
Durch besondere Verhältnisse, welche in einem neuen
Xiande wie Brasilien gewöhnlich sein müssen un4
ihren Grund darin haben, dass die Bewohner zuweilen
Gebiete aufgeben, deren Blüthe und Entwickelung ganz
eigenthümliohen örtlichen Ursachen zu verdanken w^ren,
wird $ie Statistik der Municipien und Kirchspiele f$$
alle Jahre durch die Bildung neuer und das Aufhören
des ?}$?# o.dßr andern bestehenden, stark modifiriit.
Kirchliche.
t)ie kirchliche Gerichtsbarkeit des Reiches wird in
"••■' '/■*..'
I? j)iocesen, worunter eine metropolitane mit Erzbischof
ausgeübt; diese Diocesen zerfallen in 1,473. Parochien
und 28 Curate.
t)as Erzbisthum Bahia umfasst als kirchliches Ge-
biet die Provinzen Bahia und Sergipe, 21 kirchljßjie
Bezirke, 1 Gcneral-Vicariat, 201 Pfarreien und ein Curat..
Es enthält ein kirchliches Ober-Gericht (Relag^o in^-
trppolitana), dessen Räthe in letzter Instanz entspheic^n,
ein Öber-und ein Unterseminar, wo humanistische Sta-
dien, kirchliche und canonische Wissenschaften getheftpn
werden.
l)as Bisthum S. Sebastiäo begreift das Municipium der
Reichshauptstadt, die Provinzen Rio de Janeiro, Espi-
rito-Santo, Santa Catbarina und den östlichen Theü
.— 9$ —
der Provinz Minas-Geraes. Es zerfällt in 28 kirchl&ne
Bezirke, 1 General- Yicariat, 211 Kirchspiele und elf
Curate.
In einem Ünterserninar wird das theologische Fach
getrieben, und der Yorbereitungsstüdien-Plan ist vor
Kurzem reformirt worden.
Die Provinzen Pernambuco, Alagöas, Parahvba und
Bio (brande do Norte bilden das Bisthum Ölinda.
Der Gottesdienst findet in 1 General- Yicariat, 163
Kirchspielen und 1 Curate, statt. Es ^ibt ein Qbgr-
Seminar für Yorbereitungs-Curse und theologische
Studien.
Unter der , Gerichtsbarkeit des Bischofs von S. Lui^'
von Maranhäo stehen die Bewohner der gleichnamigen
Protinz und die von Piauhy. Es enthält 27 geistliche
Bezirke (Oomarcas), 2 Gcrieral-Yicariate, 82 Kirchspiele
und ein Curat. Es besitzt ein Ober-und ein Unterseminar.
•&■■'■■' '.'■''
Das Amazonengebiet mit Einschluss der Provinzen.
Parä< und. Amazonas bildet das Bisthum Bei 6m dp Parä.
E$ zerfällt in 15 kirchliche Bezirke, 3 General- Yicariate.
95 Kirchspiele. Es besitzt zwei Untorseminare, eins in
der Stadt Belöm, dem bischöflichen Öitze, das andere
in der Hauptstadt dor Provinz Amazonas.
Das Bisthum S. Paulo besteht aus der gleichnamigen
Provinz, der Provinz Paranä und dem südlichen Theile
der Provinz Minas-Geraes und zählt 48 kirchliche Bezirke,
1 General- Yicariat, 212 Kirchspiele und 12 Curate.
Es hat ein öber-und Unterseminar.
Ausser dem Gebiete, welches in dieser Eintheilung
deft Provinzen Rio de Janeiro, S. Paulo und Gfoyaz
zukommt, zerfällt die Provinz Minas-Geraes in zwei
Bisthümqr.
Daa Bisthum Marianna, das Innere der Provinz be-
i <
— 94 -
greifend, zählt 24|kirchlichc Bezirke, 1 General- Vicariat
214 Kirchspiele und 3 Curate.
Es besitzt ein grösseres und kleineres Priestersenrinar.
Das Bisthum Diamantina, im nördlichen Theile Ton
Minas-Geracs gelegen, zählt 8 kirchliche Bezirke, 67
Kirchspiele, und 1 General- Vicariat. Es besitzt zwei
Seminare.
Das Bisthum Goyaz begreift die gleichnamige Provinz
und den westlichen Thcil von Minas-Geraes. Es hat 19
kirchliche Bezirke, 4 General- Vicariate, 82 Kirch-
spiele und ein Unter-Seminar.
Das Bisthum Cuyabä, in der Provinz Mato-Grosso
gelegen, zählt 6 kirchliche Bezirke, 1 General- Vicariat
und 16 Kirchspiele, nebst 1 Unterseminar.
Die Provinz S. Pedro do Rio Grande do Sul bildet
ein Bisthum gleichen Namens. Es zerfällt in 36 kirch-
liche Bezirke, 1 General- Vicariat, 73 Kirchspiele. Man
baut jetzt ein grosses Gebäude, um ein Priestersemi-
nar zu eröffnen.
Das Bisthum Ceara beschränkt sich auf die gleich-
namige Provinz. Es zählt 57 Kirchspiele nebst 1 General-
Vicariat, ein Ober-und Unterseminar.
Es gibt im ganzen Bciche 23 Franciscanerklöster
nebst 1 Hospitium; 13 Carmeliterklöster und 2 Hos-
pitien, 11 Benedictinerklöster und 6 Nonnenklöster.
Was die Anzahl der Klostergeistlichen betrifft, so
zählt man 80 Franciscaner und 75 Franciscanerinnen, 46
Carmeliter und 18 Cariu eliterinnen und 40 Benedictiner.
Es existirea auch Oapuzincr-Missionare , Ausländer
61 an der Zahl; sie besitzen ein Hospitium in der
Hauptstadt, wo ihr Präfect lebtj und 5 Hospitien in
den anderen Provinzen.
Schliesslich die Goneral-Oommission des Heiligen
— 95 —
Landes, welche für die Erhaltung des Grabes des
Heilands Graben sammelt, 7 Hospitien an verschie-
denen Orten des Reiches zählt, wo die Ordensgenossen
sich aufhalten, deren Anzahl nicht immer gleich ist.
Seit 1855 ist die Aufnahme von Novizen bei den
Mönchs-Orden untersagt worden.
Durch das Gesetz vom 28 Juni 1870 sind die re-
ligiösen Orden gezwungen, die von ihnen besessenen
liegenden^und beweglichen Güter in Obligationen der
Staatsschuld umzusetzen.
Richterliche.
Was die Jus'izpflege betrifft, zerfällt das Reich in
grosse Districte, von denen jeder ein Gericht zweiter Ins-
tanz für Civil-und Criminalsachen, welche die Gompetenz
der Richter erster Instanz übersteigen, und ein Han-
delsgeriaht für nicht contentiöse Angelegenheiten besitzt.
Den Gerichten zweiter Instanz steht zu, über die
von den Rechts-Richtern begangenen Vergehen zu
urtheilen, so wie die der Militair-und Waffen-Com-
mandanten.
Von den Entscheidungen dieser Gerichte (Relagöes)
gibt es Recurs an don Obersten Gerichts-Hof, der nur
in Fällen notorischer Ungerechtigkeit und augenfälliger
Nullität Recurs an ein anderes Gericht derselben Natur
und desselben Ranges gestattet.
Der Oberste Gerichts-Hof steht an der Spitze aller
brasilianischen Gerichte und seinen Mitgliedern kommt
der Geheimrathstitel zu. Er hat in Sachen zu erken-
nen,. welche seine Mitglieder, Appellationräthe, Diplo-
matisch ; Beamte, Präsidenten von Provinzen betreffen.
- 96 -
Auch prozessirt und urthcilt er über Erzbischöfe uri<f
Bischöfe bei Delicten von nicht rein geistlicher Natur.
Er entscheidet Competenz-Conflicto zwischen den
Gerichten zweiter Instanz.
Der Oberste Gerichtshof arbeitet collectiv und seine
Mitglieder können kein anderes Amt bekleiden, auf-
genommen beim Reichstag; noch können seine Räthe
mehrere Besoldungen anhäufen.
Er besteht aus 17 Obergerichtsräthen, welche nach
Anciennität ernannt "werden. Unter seinen Mitgliedern
erwählt die Regierung alle 3 Jahre einen Präsidenten.
Nach der neulich angeordneten Eintheilung bestehen
in Brasilien folgende elf Appellationsgerichto, (Tribunaes
da Relacjäo) :
Das erste in Belöm, umfasst die Provinzen Pari und
Amazonas.
* * •
Das zweite besteht aus den Provinzen Maranh&o
und Piauhy; sein Sitz ist in der Stadt S. Luia 4o
Maranhao.
Das dritte, in der Stadt Fortaleza, begreift die Pro-
vinzen Cearä und Bio Grande do Norte.
Das vierte behält seinen Sitz in der Stadt
bei, und umfasst die Provinzen Pornambuco, Parahyba
und Alagoas.
Das fünfte bleibt in der Stadt S. Silvador,. und
begreift die Provinzen Bahia und Sergipe.
Das sechstQ in der Reichshauptstadt umfasst das Mu-
nieipium derselben nebst den Provinzen Rio de Janeiro
und Espirito Santo.
• Das siebente, welches in S. Paulo funetioniren wird,
begreift die Provinzen S. Paulo und Paranä*.
Das achte, dessen Sitz in der Stadt Porto Alegre ist.
umiasst die Provinzen S. Pedro do Rio Grande do Sul
und Santa Catharina.
i. o
=r «T «r
. ,0^ nejintp, ip ^r ätftft <Qw?P £r<#p, #«>*£§# <#e
Provinz Minas-Gei^s.
J)».*plmte ist für die PrpyjjizJ^f^Gr^äp ,bestiip*mt,
,und hat seilen Sitz in Cuyjtl^a.
Das elfte ,uii}fassjb dje £apzo J^pvinz Gpy t gz, ynd
res$irt iji der Stadt .gleiten Samens.
Die Qrgai^isatipn dieser Gerichte ist identisch, mit
Ausnähme der Richterzahl ; sie bestehen alle pqp qinqni
Präsidenten, und einem ^Kronanwalt, welcher auch
ifustk-Anwak ist. Der »Präsident und der Kron-Anwalt
werden von der Regierung aus den Appcllationsräthcn
ernannt und zwar aus einer 'Liste der s 15 ifcHestcn
Rechts- ^Richter genommen.
"®as Appöllationsgericht in der Rezidenz wird aus 1?
Rätheii 'bestehen, die von Bairia und Pernambuco aus
11, die von Parä, Marauhäo, Cear&, S. Paulo, $iio Grande
-do <S«1 iund "Minaß^&eFaes aus *7, und die von Mato-
^poeso und <Goyaz aus 5.
(FKir die Äechtösproclrang in Prozessen erster Instanz,
unl :ia. Änderen zweiter 'Instanz, welche <He durch das
fGesatz-bo&turiuto Suanne nicht überohreiten, hat das
Gesetz cüeiReclits-iRiQkfcer gingesetet, welebetfn «•Cqmor-
4*s »«genannten Beairkon, die "©flöge <dor «Gerechtigkeit
^ausüben, iiad -äöch t (ib«r nicht «previlegiyte tBeaaote ibei
^^r©Aen^anxY^»ft»iwoiftliehkait aburtheilcn.
dmttteichc e&ifttipen <£96 Üomapcos, 4ie in dgoi« / Gate-
oorien (Entrancias) cing&tkeüt ^iiul, ausser dea '80
Äeohtsri^hier.-eStelten von .glöiöh#m xRange, von .denen
flu. in :teöon^le»n *6omarcas au ÄöhnoBerer \Etlediguiig
der Civil-Prozesse, 5 besomtas ifär 'Waisen- Angölegon-
iheiten, f> iöusÄjäUeaalicli ffifcr ,don Hatulol, & mit .dem
Att£ dies jPmweüwfr (für JK&ptllan und (KovmäohtuiaBe
i\>Gq&aeLgt r vmjL ^tfw die £bwtheilung*der i&OKawe be-
Jitiwmt , sind,» .bei ,denen tkv Staatsschatz betheiligt -ist.
C. A. 1
— 98 —
Ton den übrigen Richterstellen gehören zwei dem Kriegs-
und eine dem Marine-Auditoriat an.
Die Richter der Comartas werden aus der Zahl der-
jenigen proiiiovirten Rechtsgelehrten, welche während
4 Jahren die Functionen eines Municipalrichters ausgeübt
haben, ernannt; keiner derselben kann von einer Classe
zur anderen emporrücken, ohne vorher in jeder Classe
drei Jahre gedient zu haben.
Die Rechtsrichtor können nicht in eine Stelle nie-
derer Cat'ugoric zurück vorsetzt werden, ausser auf
ihren eigenen Wunsch, und i.ur nach denjenigen von
gleichem Range, ausgenommen in folgenden Fällen :
1.° Bei Rebellion, Bürgcr-oder auswärtigem Kriege, .
Aufruhr oder Insurrcctiou in der Provinz oder Ver-
schwörung innerhalb der Comarke.
2.° Wenn der Präsident der Provinz zum allgemeinen
Besten die Versetzung derselben für nothwendig erachtet.
In diesem Falle muss der Staatsrath darüber gehört
werden, nachdem der Richter, wenn dies zulässig ist,
vorher vernommen worden ist, und man demselben die
Gründe zu seiner Vorsetzung mitgctheilt hat.
Nach dem neuen Gesetze werden Stellvertreter für
die Kreisrichter ernannt, welche gleichzeitig mit diesen
fungiren, aber nur in Verhinderungsfällen deren ganze
Gerichtsbarkeit ausüben. In demselben Gerichtskreise
ersetzen sie sich gegenseitig.
In der Residenz giebt es 9 Stellvertreter; in der
Provinz Rio de Janeiro 2, in Bahia 6, in Pernam-
bueo 10 und in Maranhäo 7.
Die Stellvertreter werden von der Regierung aus der
Zahl der Rechtsbaccalaureen ernannt, welche mindestens 2
Jahre lang seit ihrer Promotion die Rechtspraxis ausgeübt
haben. Sie dienen vier Jahre lang unter denselben
— 99 —
Bedingungen, wie die Municipalrichter, und gemessen
dieselben Vorfcheile.
Was den Rang der Gerichtskreise anbetrifft, zählt
man 151 erster, 107 zweiter und 38 dritter Classe.
Jeder Gerichtskreis besteht aus Municipalgerichtsbe-
zirken, welche ein oder mehrere Municipien umfassen.
In jedem Bezirke giebt es einen Municipalrichter, dessen
Befugnisse ausser anderen folgende sind : Instruction des
Processen wegen Schmuggel, welcher nicht in flagranti
delicto entdeckt wurde; Entscheidung in polizeilichen
Strafsachen; und in Oivilangelegenheiten : Feststellung
des Thatbestandes und Entscheidung in Sachen, deren
Werth Rs. 100S000 — 5Q0S000 beträgt. In den Bezirken
wo keine Vormundschaftsgerichte bestehen, haben sie
als Pupillenrichter zu funetioniren.
Es giebt im ganzen Reiche 418 Gerichtsbezirke und
eben so viele Municipalrichter, welche die Regierung
unter den Rechtsdoctoren oder Rechtsbaccalaureen, die
in Brasilien studirt und mindestens ein Jahr lang seit
ihrer Promotion die Rechtspraxis ausgeübt haben, wäh-
len muss. Ihre Dienstzeit ist vierjährig, aber sie können
während einer zweiten vierjährigen Periode an demselben
Orte funetioniren.
Die Gerichtskreise und Richterstellen, welche im gan-
zen Reiche existiren, sind folge ad ermassen vertheilt :
— 100 —
\
\
.1
jl
ri:ovjs/.EX.
Mmazoutts
jPara ..
"ÖlaraiHkVj . ^
Jüauhy
Teafla
jJtjo^ti-istMtte -do :Nsrte . .
Paaakyba
i&enMttikfe«oo
Alagöas
«Sergipe . .
IJEUbhia •
'Espirito; Santo
.^iocde i4»ne»o. ...
Neutrales Municipium.
S. Paulo
. Eauuia
«Sania t3&thärtna.
c£. r^etaMdOiRio-Gjswade
pMinaatGeraes ......
3Go£8z..
Mato^G?osso.
SĻme,
liehen Criminalfklle zu wahren, giebt es'k^jticfom' j^a&kc
ernannt wird, und einen Stellvertreter, der ihn in " Ver-
hinderungsfällen ersetzt. Dieser letzta wird vom Kreis-
richter vorgeschlagen und vom Provinzpräsidenten be-
stätigt.
Die Friedensrichter üben auch in Civilsachen bis zum
Betrage von Rs. 100$000, und bei Ueber tretungen der
Municipalverordnungen richterliche Befugnisse aus.
Die Friedensrichter, 1502 an der Zahl, werden alle
— 1« —
viai? Jaiu'e (kuttli« die- ia> d»n< lieafttfcti^ftuu Kkdisgssteu
qualificirton. WaMH_lif_aeii gewäM*, auf} Liate%. w^ifch»
vier Namen enthalten. Jeder der vier meistgewählten
dient für ein Jahr, während dessen die drei anderen
seine Stellvertreter sind.
Die Geschworenengerichte hahen gegenwärtig nun in
CrimmaßäfiGn zu entscheiden. Tu jedfem BezirJLa giebt
es ein solches Gericht, dessen Torsitz ein __{EpeTTa-
tionsgerfchtjrath, und sonst', wo kein Äppellatiorisgerirfit
existirt, ein. KTreisiichter fuhrt.
Die Polizei steht in Brasflieii unter dem. Justiz-
minister, und hat eine durch Gesetz Bestimmte Organu-
satfon.
Die Polizei wird in der Hauptstadt des EeicTica
und in denen der Provinzen durch einen von der Re-
gierung ernannten Chef ausgeübt, welcher Doctoroder
Baccalaureus der Rechte sein, und vier Jahre prakti-
scher oder administrativer Dienstzeit habei^ muss.
In Municipium der Residenzstadt gibt es drei BoEzei-
DeTegate, und in den Provinzen gewöhnlich einen, in.
jedem- Municipium;. in jeder Parochie oder Fkrochia]"-
PbEzei-district ist ein XJnt erdelegat , und in jedem
Stadtviertel ein Inspector.
STIÄTS-WEfffllWEFTE
• _____
Jeder Brasilianer ist verpflichtet zu den Waffen: zrr
greifeir, um die üiranhäiig-glteit' und Inle gr it ät des
tSeteheß ztr schützen.
BSe toeitfcrtBfte des Lande* bestehen aras- dem Heere,
der Marine, 4er K»lio_»I^arf0, tmd Her PeKTOHmniwehaft.
— 102 —
Die Armee-und Marineofficiere können nur durch
Richterspruch ihrer Patente beraubt werden.
Das Heer.
Das Heer besteht aus besonderen Truppentheilen,
beweglichen Truppen und stehenden Garnisonen ; es
begreift in sich 15,938 Mann, die Offiziere miteinge-
rechnet ; in dieser Summe sind die Artillerie-Zöglinge
nicht einbegriffen, deren Zahl mehr als 500 beträgt
Der Etat der Land-Streitkräfte ist für das laufende
Jahr von 1873 — 1874 durch das letzte Gesetz festgestellt
auf 16,000 Mann in gewöhnlichen Umständen, und auf
32,000 Mann in ausserordentlichen.
Die besonderen Corps sind die des Generalstabes, der
Ingenieure, des Stabes erster und zweiter Classe, der
Militairärzte und der Milituirgeistlicb.cn.
Die beweglichen Truppenkörper gehören den dreifa-
chen Gattungen an ; die der Garnisonen sind zum Dienste
in den Provinzen.
Die Regierung ist ermächtigt, die Artillerie-Regi-
menter auf drei zu erhö hen, und sollen die zwei neuen
aus vier Batterien zu sechs Geschützen bestehen.
In einigen Provinzen existiren nicht nur Garnisons-
Bataillone oder Garnisons-Compagnien, sondern auch
Streitkräfte von beweglichen Truppen.
In der Republik Paraguay unterhält das Kaiserreich
eine Division, die aus 1,500 Mann der 3 Waffengattungen
zusammengesetzt ist.
Man hat sich bestrebt, für das Heer die vervollkomm-
netste Bewaffnung zu adoptiren, und ist neuerdings
für die Infanterie das ausgezeichnete Gewehr Comblain,
für die Artillerie die Kruppschen Kanonen, und ftir,
— 103 —
die Cavallerie der Spencer'sche Carabiner vorgezogen, und
der Revolver Lefaucheux, ausser den Hieb-und Stoss-
waffen je nach den Truppentheilen.
Nationalgarde.
Die Streitkräfte der Nationalgarde des Kaiserreiches,
mit Einschluss der Reserve, betragen nach den letzten of-
ficiellen Mittheilungen 741,782 Gardisten, wovon 616,596
zum activen Dienst und 125,186 zur Reserve gehören.
Ausserdem sind zur Aushülfe des Heeres noch 3,343
Gardisten detachirt.
Sie hat 274 Obor-Commandos, welche in sich begreifen :
Cavallerie mit 96 Schwadronen, 112 Regimenter und
10 Compagnion.
Artillerie mit 11 Bataillonen, 9 Bataillons-Sectionen
und 4 loose Compagnien.
Infanterie mit 278 Bataillonen, 44 Bataillons-Sectionen,
15 Compagnien und einer loosen Section.
Die Reserve mit 79 Bataillonen, 79 Compagnien, und
57 Sectionen looser Compagnien.
Polizeidienst in der Hauptstadt.
Dieser wird versehen von einer Mannschaft städtischer
Garde ; in ihrem vollständigen Zustande soll sie aus
560 Mann bestehen.
Sie wird von einem andern Corps mit militairischer
Organisation, Polizei-Corps der Hauptstadt genannt, un-
terstützt, dessen Etat 560 engagirte Mann beträgt, von
denen sich im activen Dienste 325 Infanteristen und 161
Cavalleristen befinden.
F<a&«sftfi8W , ä bfeötöftÄfcÄ, ^ fetf (fi^c»b> jB> na*fr
dea Verhältnissen jede* PikWirity ekie* Itesötf*** &%*>
nisation.
Corps (Ut Feuerlfcrli-Mniinschaft.
Zum Behuf der Löschung der ^euersbrünste existirt
in der Hauptstadt des Reiches eine Feuerwehr aus 109
ütifann mit Emschluss des Gominandcurs, der Offiziere,
Aet ißxercier-Mfeister, Äbthoilungs-und Spritsenchefe/
» »i # •
welche gute Dienste geleistet hat.
Öie föögierung ist damit beschäftigt,- es zu reorgani-
» » » » • « .
sireri, um bei ihm die wichtigsten Verbesserungen einzu-
fuhren, die neuerdings- in den Hauptstädte» dor Nationen
ebräuch si»d/ wo dieser Dienst mit der grösston
VoÜkommen&eit verrichtet wird. Auch dieses C<rfps
ist bis zu einem gewissen Grade Hütfstwippe cfor Poliaei.
Militair-Gesetzgebira$
Eine CominissioBybfe^h^'*Äi^^
\hrit utriw den» VoÄitze SfcSa&i- fi<&ctti dasr M^fecfaftfis
Grafen d'Eu, ist mit do* Re&tfte döF J£il»ÄH$8S*feg^
bung beschäftigt, und ist ihre Aufgabe, solche Vorschläge
zu machen, welche dieselbe in jeder Beziehung zu ver-
bessern im Stande sind.
Von ihrem Eifer existirt schon der Beweis in Arbeiten
vöfi <&? foränsföfi Wiflifigtett, von denen einige cten
ÄfinnTCrö zur feräftiung t'öfgefe^ sind 7 , und 1 es dtitd
zu erwarten, dass sie gelegentlich zum öesetz emöben
wcF<fen\
tlriter Jnrdh -Arbeiten sind 8 Ptojecte hetfvorzüneften,
welche uB£r scfif wichtige Cregens&nd!e händ'ein, nämfidn :
ä) 1/äs i^föjecf eines KekmtlrüngihCfeseföes, wefefeis
dem von der Deputirten-Kammer genelimigfön als Öa^is
— 108' —
g^eiitf ha^ ü«l* f oft dfcöi <S*mtimfr dm SeSöft^ uä#
(5&W fk># dfer* Btegit^ött^ bö&it#cter ]!^ü«il^ft^^ß^öl«^^•
dy D«rPMv^ii**Ä^g«*ii^Äoii» defc'Mlittömte^. der
d) DasPrqject eineÄ^B^i^i^^^^^^öh^^MaimV..
ty t)a^ Pttjfcetf <än<$^ (^dttteS, Tt*e8fch<?&. <&i*i hfiftfen
äWf dfe&eii» Di^p(M4li(HO da# ete&Wbäöfrfc tetf,. IWri&käs döö»
Sold der Offiziere lotetet' gfenÄ&WiP (Mdato*<ta*Hefc^
£) B^J^j^^ilW'N^^^aTOfeft^ferfde» 'MflÖÄi^»ete«M
K«M«W;- üäd* (fcttfttofc da#
tair-Medicinal- Wesens.
Eitife ?<M de» J^m*M&te'&m$6& )<m6*(&tmi^oj\
mung der allgemeinen Commission afetattagfl.
B^feio^-A?s^^0\dö# fikü#&ta«to i*ö*<teti Stowte«*»
&*$$ Mxm&i#g& tt*?g%4fe**t' twMNtat, ütttfc in» #<%#
.&*' Bd&W» ei&ßken in A*ff Bfrüpfctedfc das fteioiitff <&»
eigentliche Kriegs- Arsenal und die Krifcg^MteÄ*feü6i*j*:
Dtiü* JtaseAfrl lieg* ott, die Aniw%lin§'. de*' Wafi&n-
gTe*Sft8iö> die gfegett^äirtijgpAocb kr-etae* sjltffcer- ai*8rYtträ!«i«A»*
— 106 —
Uniformen, der Equipirung, des Lederzeugs, der Ma-
schinen, Apparate und sonstigen für das Heer, die
Festungen und militärischen Anstalten nothwendigen
Gegenstände, ebenso wie die Verwahrung und Erhal-
tung der portatilen Bewaffnung und des Artillerie-Trains.
Demselben steht zu, die Aufsicht über das Corps
der Militair-Arbeiter, über die Militair-Handwerkslehr-
linge und über das Militair-Museum.
Die Kriegs-Intendantur hat zu besorgen den Dienst
des Rent-Amts und der dem Arsenal zugehörigen Böte,
und alles was Bezug hat auf Anschaffung, Aufbewahrung
und Vertheilung der Rohstoffe und der lür die Kriegs-
Administration bestimmten Produkte.
Die Direction des Arsenals der Hauptstadt ist einem
Director anvertraut, der ein Ingenieur-Stabs-Offizier sein
muss, einem Unterdirector in denselben Verhältnissen,
und andern Beamten von verschiedenen Militair-Graden,
welche jenen zur Seite stehen.
Ausser diesem Personal unterhält es in seinen Werk-
stätten ungefähr 600 Arbeiter, deren Zahl bei ausser-
gewöhnlichen Veranlassungen sich schon auf mehr denn
1000 belaufen hat.
Auch besitzt es eine Abtheilung Alilitair-Handwerker
und eine Compagnie Handwerker-Lehrlinge; die orstere
ist in 2 Oompagnien zu 100 Mann eingetheilt, ausser dem
Commandeur und Unteroffizieren, und kann diese Zahl
je nach den Erfordernissen des Dienstes, erhöht werden*
Die zweite besteht aus 200 Knaben von 7 — 16 Jahren in
4 Abtheilungen, je zu 50 Lehrlingen, mit den nöthigen
Lehrern, dem Geistlichen und dem Arzte, welcher dem
Hospital vorsteht.
Jeder Knabe, dessen Armuth bezeugt wird, und welcher
die verlangten Bedingungen erfüllt, wird in der Com-
pagnie der erwähnten Handwerker-Lehrlinge zugelassen
— 107 —
und bleibt daselbst, bis er im Stande ist, in die Abtheilung
der Militair-Handwerker überzugehen ; es ist jedoch
denjenigen, welche den Militairstand vorziehen, der
Uebergang zum Depot der Artillerie-Lehrlinge gestattet.
Allein durch besondere Vergünstigung und mittelst
Entschädigung können sie ihren Abschied erhalten,
und nach ihrem freien Willen irgend einen Stand oder
ein Handwerk ergreifen.
Alle Ausgaben für Unterhalt, Bekleidung, Unterricht .
und Behandlung bei Krankheiten gehen für Rechnung
des Staates.
Ausser dem Militair-Exercitiuin geniessen sie Elemen-
tar-Unterricht, lernen elementarisches, geometrisches
Zeichnen, angewandte Geometrie und Mechanik, Musik,
Gymnastik, und die Handwerke, für welche sie Taug-
lichkeit und Stärke besitzen und die für die Fabrikation
des Kriegsmaterials nothwendig sind.
Bei aussergewöhnlichen Umständen ist die* Regie-
rung ermächtigt, in den Provinzen provisorische In-
tendanturen zu errichten.
In jeder Provinz, wo kein Kriegs- Arsenal ist, existirt
ein Depot unter dem Namen Magazin für Kriegsma-
terial, mit dessen Verwa tung ein Offizier der Armee
betraut ist.
Diese Magazine dienen zur Verwahrung und Erhal-
tung alles Kriegsmaterials, welches von der Intendantur
der Hauptstadt oder von irgend einem Kriegsarsenal zur
Lieferung an die Truppencorps, stätigen Oompagnien
und Festungen zugeschickt wird.
. Dem Arsenal der Hauptstadt ist unmittelbar unter-
geordnet die Waffenfabrik in der Festung Conceigäo,
welche besonders für die Ausbesserung und Umän-
derung der FeuerschloiS - Gewehre in Percussions-
<Sewefh*fc tteötiiüttit und'aiu&-flä%-i^ aWö &e«y ötitfftü Äitt
glfettfen JLäuöm guätfgwtty au» nwwlteir. BteeHfetf enißrtrtr
öiiic Sfl<ffletitorscfraiV.
Kriögfiö^seiiale bfesitoudteFfovihaen 1 : Pbity?b*nam-
tiüW, IMfa, Sto'EfedVö-dbÄio Ctofndbdo Ärf unrfa&to-
Grosso. Den Bivcctttten dfcsei* Anstafoir untfiflwsn Jfdjuv
ttafeir iöffiffiiöff die Bteftrgnfe&c des'Cnefe uncf Ad5utäntStt
der Kriegs-Intendantur zu, eben so wie (fie Aufsicfit
ußer die Dienste, welche in der Hauptstadt cfem resjjec-
fiven Arsenal zukommen.
PyifttifthttteBlitf labövaflfrten.
Dte Rrfeg-smiiiistörium liat cfcrgfeichen L&thmfömea
in <fer BCaiipffethcft des Reiches, und in den Pröröhagn, wo
sich Arsenale befinden.
DVs tiddeutencfete ist das der Hauptstadt, unter (fem
Namen «Campihlio» 4L Leguäs, 26^40 Kilometer vom Cen-
trum der Stadt, und eine halbe englische STeife (9ffiT Mu-
tet} ron cfer Station ct^äööädüra» auf der Dbm Fedro II
ES&TäÜäntr, öntföiflit, mit welcher es düMi eine Sei-
teffDaftn Terbiiftftmg" ha1r; , es f&br&irt Jffixuitfonen tratf
Feuerwerke aller Art für den Bedarf des BfeEre»' uacrf
der iFestkngfcn^ untf nfmnrtf eine* ausg-c cfefisrte* f%tehe
aift 36 ; efebutufen* efrr, worin Caserare; Mfi^r^Bc«päftrf 7
Kappte, Stoftiora- iisr Zwtfg&aiiii', 14' Werköt^ftfeÄ', FW-
rertlwtwtf üftd äficfere, tifofeglriföb- sintf.
Es hat eine besondere TefW»ftlttig', dfe rffiw« Iflgfc*-
nfetitfOÄafef tfböüfw^gefÄ , ist,, n«d dfe fiir &e prffto-
,te"«Äfl^iten J6*H«i1fen ürtd' der' (item gefctfrigfcn' IXvt&tifa
gtu»g8n, sfc 1 wie Mir dfe Ctednuag tmd gtöe I*f<&t«»dbr
An^teW ntftöiweadige» Beamten.
JJntGr gß^ähtfUchmi ^whftUnis$e„n pflegen *bsi J$n
^Mten .uagöfftbr 1Ä0 ipftrsonw <b^afcaftig£ gu $&&,
5801000 &u§dlpjrt*on(m
HjQOO B^tinder
iÄPO ÄünÖer tfür iitalllg»«Ä^»P
oder iu analoger Proportion irgend welche andere Muni»
flE>ie SiÄbfimtoswu jinJon <eban twwühnteu Bsow»* eh
«
dienen zudfone<en &\y#dkQn, sww dftß Labq^oiftttöi äu
Gan^piniLq^taibep-iedotjb in^^i^g^^rnjäE^toHJeinftcli
ÄöU Jteflüsfcissen d^iRwö^s,üind^mi\VQn4fir Ävrisgßr-
mtenitaqtoir <<ter tBftiipktadjt iganmclrtan Äuawitongän
evön MwuHiQMU.
Pulver-Fabrik von Estrella und Eisengiesggrei
von Tpaaema.
Die JPjölvfi.r3F^hrik .ist jßit .d&m aiüjbbi^ßu Jtaterifcl
eingerichtet, und befindet si#h .woijb .ypu «dfiP- iföfthnjutgBii
entfern^. iun Flusse des JEsti^lla-Gebirges ,in der JPrp^inz
*Bip ßß «ta«eirj>, np,he : arn Jfoerßßhafen und .in JburisaF
Eßtfeiömpg vVßnJifir Jl&ujitstatißn J&r JäiäQnk&hn,, weiche
Afii vdfini JÖÄU^-Safen ,en£igjfc.
Jö^oßstcsini^piideJ^^^
fi»r »diß .XfilCßQhißdfömn Wfti&stftjtten #u .Qanaüöirfin. jRte
JÜÖ&diiAQn »Garden i\ir.Qji frijtf ^urbiue-Eftyi»^'OTn nuad
dösch <Qin ^ßwöß tydreidiaQh$s 3tad ;in Jtew^iiag
4,lrftd«n #ur ^mtafcb ifQhifei^W >(a#und ist iga tEohes-
fluss ausgezeichnetes Nasser xop^ndQJl, \welQh$6#iQh ;in
- 110 —
Wasserfällen aus beträchtlicher Hohe herabstürzt; auch
befinden sich dort grosso Wälder, aus denen die zur
Kohlenfabrikation geeigneten Hölzer gezogen werden.
Daselbst ist ein Dampfapparat, um das Pulver zu
trocknen, und die Kohle wird in Destillir-Apparuten
und mittelst heissem Wasser-Dampfe präparirt.
Fünferlei ausgezeichnetes Pulver wird febrizirt, näm-
lich :
Pulver von 3 verschiedenen Marken für Geschütze;
Pulver für ungezogene und gezogene Gewehre, und
endlich Pulver für verschiedenes Feuerwerk.
Die Anstalt ist im Stande, jährlich 10,000 Arroben
oder 146.900 Kilogr. zu erzeugen, wie sie während
des Krieges mit Paraguay bewiesen hat, indem im
Jahre 1869 die Fabrikation von allen 5 Artpn sich
auf mehr als 11,000 Arroben oder ungefähr 161.590
Kilogr. belicf.
Die Regierung geht damit um, die schon seit langer
Zeit projeetirte Pulver-Fabrik in der Provinz Mato-
Grosso einzurichten ; auf Grund der eingezogenen amt-
lichen Mittheilung kann versichert werden, dass sie in
kurzer Zeit fertig sein wird.
Die Eisengiesserei von Ypanema, von welcher aus-
führlich in dem Artikel Mineralien gesprochen ist, wird
von dem Kriegsministerium neu organisirt, und wird,
ausser dtm unberechenbaren Nutzen, den sie für die
brasilianische Industrie und für den Ackerbau im Allge-
meinen bringen wird, zu gleicher Zeit im Stande sein,
dem Heere und der Flotte Dienste zu leisten, indem
sie denselben alle Arten Geschosse, eiserne und stählerne
Kanonen, Hieb-und Stoss- Waffen, und die Geräthe aus
gegossenem und geschmiedeten Metall liefert, welche die
Zeughäuser nöthig haben sollten.
— 111 —
STRAF UND MILITAIR COLONIEN.
'Straf-Colonie von Fernando de Noronha.
*
Die wichtigste ist das Präsidium von Fernando de No-
ronha, zur Provinz Pernambuco gehörig.
Es ist auf der Insel dieses Namens errichtet und be-
stimmt für diejenigen Verbrecher, wclehe wegen bürger-
lichen oder Militair- Vergehen zu Zuchthausstrafe mit
Strafarbeit verurtheilt worden sind.
Es wird von einem höheren Offizier der Armee geleitet,
und steht in Bezug auf Material, Besatzung und Militair-
zucht unter dem commandirenden General jener Provinz,
Seine Vertheidigungs-Mittel bestehen in einer Festung,
einem Artillerie-Park und 7 Forts.
Die Bevölkerung beträgt 1875 Individuen, bestehend
aus der Besatzung, den Beamten, den Verurtheilten, und
einigen Familien.
Die Verurtheilten erhalten daselbst moralische und
religiöse Erziehung, und werden zur Arbeit angehalten
und in den Industrie-Zweigen beschäftigt, welche sie
kennen, oder bei den Dienstleistungen, für die sie sich für
geeignet halten.
Um den Dienst zu ordnen, und nach Billigkeit
zu belohnen, werden den Gefangenen Geld-Vergütungen
gewährt, von denen ein Theil dazu bestimmt ist, für die
Zukunft ein kleines Capital anzusammeln zur Be-
streitung ihrer ersten Einrichtung, wenn sie der bürger-
lichen Gesellschaft wieder zurückgegeben werden.
Eine aus 183 Individuen bestehende Compagnie Ver-
brecher, so wie andere Bewohner der Insel, sind in den
Werkstätten als Fassbinder, Schmiede, Tischler und
Schuhmacher beschäftigt.
w 11* —
Eine besondere Schuhmacherei, welche der Kriegs-
lnhiister noucHräingö an gpQ^seqi Mflftsetftbe tot errichten
lassen, ist dazu bestimmt, den grössten Theil des Fnss-
z ng-s für /die J&irmecsdldaten anjutfertigen.
.Es besitzt 2 JUcmöntarTSchiilen für Knabe ji und §ine
für Mädchen, .zwei Kirchen, qinen 'Kaplan für Äen
Religions-Upterricht und;ltirch*licl*en "Dienst, öin Arsgpal,
worin 4 Werkstätten sind, ehrRöiit-Ajnt, eijie Apothö^e,
KrarSkenstübQn, Cgsernen, Geßlpgnissc, jjjiröjihöfe m\$
Hauser für sämmtlicheUewöJiner derlnsöl.
Die Fruchtbarkeit dQs Bodens erlaubt, dass viöle von
Üen 'Bewohnern sich .mit .Nutzten auf Ackerbau legen,
un'd"i§t die gewöhnliphe Erndtc für den ganzen Bedarf
beinahe ausreichend.
MUHair4ftna&Golon$ii*
In der Absicht, die Beschiffung der Flüsse 'Tocs^ntins
und Araguaya. zu erleichtern, und zugleich Bevölkerung
#n die ^tJfer % fles letzteren zu ziöhon, so wie (luCh djirch
Katechese dißlftöianer zu -civilisirQn, §ind.in jJerTroViijz
Goyaz neun Militair-Präsidien gegründet worden.
iEß r§ipd flie folgenden :
Baß vXQn^ntp^Barbara am Ufer de3 Bkmepflgjs&eß ]£a-
.aeep, 7 J^uaß <(4ß,2 J&lqtn.^n^ilücli ^QP.deipJlfaflJlBi-
♦»eilftusse ..d.<?ß JÄö^pbäp mit dem JSljisso J>a$ Mmß,
,Äft(i JiO J^u**e t v (330 Jütem-) -*op Aw tBAijpteto& .4er
Pro^HJZ'.Wtfj^Slt.
Das von Santo -Antonio, 8 I^gms^^:oi)8diiMm^ßT
— 113 —
südlich von dem Durchgange des Flusses Ouro und 65
Leguas oder 429 Kilometer von der Hauptstadt.
Man baut daselbst Tabak, Baumwolle, Reis und
verschiedene Arten Kernfrüchte, und ist dasselbe im
Zunehmen begriffen.
Das von Santa-Cruz, welches am Ufer des Flusses
Canna Brava, Nebenfluss des Tocantins, angelegt ist, in
einer Entfernung von 10 Leguas oder 66 Kilometer
vom Arraial des Descoberto, und 85 Leguas oder 561
Kilometer von der Hauptstadt.-
Die Zahl seiner Bewohner nimmt zu, und giebt es unter
denselben verschiedene Colonisten, die sich als Zimmer-
leute, Schuhmacher, Schneider, Schmiede und mit andern
Handwerken beschäftigen. Es besitzt viel Vieh, und die
Tabaks- Baumwolle-, Reis-, Manioc-und Getreide-
Erndto ist bedeutend.
Die übrigen fünf Präsidien sind zweiten Ranges, und ob-
wohl ihro Bevölkerung noch gering ist, werden sie
doch wegen des gesunden Climas und der Fruchtbarkeit
halber in Kurze ji aufblühen.
E * sind folgende :
Das von Santa-LeopolJina , am rechten Ufer des
Araguaya, unterhalb des Zusammenflusses mit dem
Flusse Vermelho und 29 Leguas (191,4 Kilom.) von
der Hauptstadt entfernt, liegt auf einer 55 Spann
(12,1 Meter) hohen Ebene, und ist 1 1/2 Legua (9,9
Kilom.) lang und mehr als 1/2 Legua (3,3 Kilom.) breit.
Es hat gute Weiden, und der zum Pflügen geeignete
Boden erlaubt alle Arten von Cultur, woraus die Bewoh-
ner bereits beträchtlichen Nutzen ziehen.
Das von Monte-Alegre, längs des Araguaya, 8 Leguas
(52,8 Kilom.) südostlich von der Insel Bananal und 3 Le-
C. A. 8
— 114 —
gaas (19,8 Jtilom.) nordwestlich vom See Luiz .Aires,
wo der Fluss Säo-Domingos entspringt. Dasselbe besitzt
einige Werkstätten, und der äusserst eintrilglioho Land-
bau besteht in Kernfrüchten, Zuckerrohr und anderen
Vegetabilicn.
Das von Santa-Maria, am linken Ukx des Aragnava
zwischen Säo-Joäo das Duas Barras und Santa-Leo-
poldina, begünstigt nachdrücklich die Schifläkhrt Auf
diesem Flusse.
Das von Santa-Isabel, angelegt an der oberen Spit»
der Insel Bananal und den Uferu des Araguaya, gewährt
dieselben Vortheilo wie das vorhergehende.
Schliesslich das von Säüo-Josö dos Martyrioa, 1671
efcablirt, am Zusammenflusse der Flüsse Canna Brav»
und Tocantins, mit ausgezeichnetem Boden für Cultur and
gleichfalls eine blühende Zukunft versprechend.
In allen diesen Präsidien steht eine der Eatwicke-
lungund Wichtigkeit der Colonio entspreclieudo Militair-
Besatzung, und befinden sich daselbst Aerzte, Geistliche
und Hospitäler.
Militair-Colonien.
Dies sind in Brasilien kleine Ortschaften, die unter
Militair- Verwaltung und llilitair-Zucht stehen«
Dieselben sind gegründet worden, nicht mir um die
ciTilisirto Bevölkerung gegen die Einfitlle der Eadiaaeor,
sondern auch die freie Flussschiffiahrt eu besolxtttBon,
oder wie Müitaarposten, oder als Vortheidigiuigs-Mittel-
funkte der flrwwen des Reiches und der Einwanderung
nach gewissen entlegenen Orten als Stützpunkt au üenen.
Die blühendsten der Militsrir43oionien sind gegen-
wärtig folgende:
— 115 —
Die von Qbidos, in -der Provinz Para am unten
Ufer des Sölimöes, mit 600 Einwohnern beider C3*-
schlechter, das Mälitairdetachenieiit mit inbegriffen.
Cor Boden ist fruohtbar und das Clima mild.
Die Ortschaft liegt auf ciaer Anhöhe, erhebt «iok
allmählig vom Ufer nach dem Centrum in J?orm einer
geneigten Ebene, mit hinlänglichem Säum für -<eine
grosse Stadt, welche an der Vorderseite vom Flusse be-
spült wird und auf der Ostseite den .See Arapicu hat.
Der blühende Zustand dieser Colonio sichert ihr,
angesichts der localen Vortheile, eine glänzende Zukunft*
Die von Säo-Pedro de Alcantara, in der Provinz
Maranhäo, an dem Punkte genannt Boa-Vista, auf einem
hohen und trockenen Boden am rechten Ufer des
Ghmrpy, 4 Leguas (26.4 Kilom.) oberhalb des Fleckens
gleichen "Namens, undungöfähr 16 Leguas (105;6 Kilom,)
von der Koste entfernt, mit einem guten Einschiffungs-
hafen.
Hinterwärts flieset der Igarapö da Pedreira, welcher 25
Spami (5,5 Meter) breit, und im "Winter 80 "Spann (6,6
Meten) tief iat.
Andere Flüsse durchschneiden die Ländereien der
Colonie, deren Fr uchtbarkeit für Ackerbau und Viehzucht
erstaunenswerth ist.
In derselben wird reichlich Kaffee, Zuokerrohr, Baum-
wolle und Getreide gezogen. Ausgezeichnetes Bauholz,
prächtige Schleifsteine, Steinplatten, plastischer '5Pho.n
zu Töpferwaaren, und andere Naturprodukte bereichern
das zn dieser "Colonie gehörige Land.
, Brr Handel nimmt zn,Tinft die Anzahl Yonreilschicdencii
Werkstätten rermefbrt tich m fcrtsctoreitendefr Weise.
©ie 'Einwefenerseliaft bertfrägt, mit Einschhiss des 8tr-
litairckrtaefemeHfcB, 000 Seelen.
Die Tön ©empftdos, in &er Piwi» fc Mato-Orosso,
— 116 —
gegründet an den Quellen des Flusses Dourados, eines
Neben-Flusses des Ivinheima, im die gehifffahrt auf
dem Paranä nach <1< m Innern jener Provinz zu unter-
stützen, und um die Bewohner jenes Theiles brasilia-
nischen Gebietes bis zur Grenze des Apa-Plusses zu
vertheidigen un 1 zu beschützen, die den Einfällen der
Indianer ausgesetzt sind, und die letzteren zu civilisiren.
Sie ist in einer schönen Lage, auf einer von Berg-
flüssen, kleinen Gehölzen und Wäldern durchschnittenen
Hochebene angelegt, wo man die besten Bauhölzer,
Mate-Sträuoher, viel Wild, ausgezeichnete Palm-Bäume
und crystallhelles, reines Wasser antrifft.
Der Krieg, welchen Brasilien gegen die Regierung
von Paraguay führte , hat die Entwickelung dieser
Colonie gehemmt, jedoch wird sie durch ihre Lage
und andere Vortheile unter den Niederlassungen dieser
Art einen der ersten Plätze einnehmen.
Di) von Miranda, ebenfalls in Mato-Grosso, angelegt
an den Quellen dos Flusses Mondego oder Miranda
zu demselben Zwecke wie die Colonie dos Dourados.
Da gleichfalls diese Colonie in Folge der obener-
wähnten Ursachen gelitten hat, so nimmt sie erst jetzt
wieder neuen Aufschwung, und verspricht, wie jene,
eine günstige Zukunft.
Die von Itapura, in der Provinz S. Paulo, am rechten
Ufer des Tiete, unterhalb des grossen Wasserfalls, wovon
sie den Namen hat, und 7 englische Meilen (13 Kilom.)
von seiner Mündung in den Alto Paranä,. Ihr Bezirk
erstreckt sich über mehr als 4 Quadratmeilen (17.424
Hectare), bedeckt mit Urwald, worin sich die herrlich-
sten Bauhölzer zu Gebäuden und Schiffen befinden.
In jenen Wäldern und an den Ufern des Eet6 gibt
— 117 - '
es die verschiedensten Arten von Wild. Auch sind der
Tietö und der Alto Paranä, überaus reich an Fischen.
Die Bevölkerung von mehr als 300 Bewohnern be-
schäftigt sich ausschliesslich mit Ackerbau. Der Boden
ist sehr fruchtbar, und eignet sich vorzüglich zu Cerealien,
Tabak, Kaffee, Baumwolle uud Kartoffeln.
Die von Avanhandava, ebenfalls in der Provinz S. Paulo,
am rechten Ufer des Tiet6 und in einer Entfernung
von 40 Leguas (264 Kilom.) östlich von dem Flecken
Araraquara, mit einer Fläche von einer Quadratlegua
(4.356 Hectare).
Ungefähr 200 Klafter, 440 Meter oberhalb des grossen
Wasserfalles von Avanhandava, in nördlicher Richtung,
ist ein Weg von 3,000 Klafter, 6,6 Kilometer, welcher
die Grenze der Colonie im Osten bildet.
Im Süden theilt sie der genannte Fluss.
Ihr Boden, so wie der in der Umgegend, ist von
besonderer Güte. Der Landbau erzeugt dort in Ueber-
maass alles, was für den Unterhalt der Bevölkerung des
Salto, und oft für den von Itapura nöthig ist.
Die Einwohnerzahl beläuft sich auf 900.
Die Colonie von Santa Thereza, in der Provinz Santa
Catharina, gelegen an der Landstrasse, Welche die Stadt
S. Jos6 mit der Stadt Lages am Ufer des Flusses Itajahy
verbindet.
Sie ist bestimmt, in kleine Grundbesitze getheilt zu wer-
den, aufweiche ausgediente Soldaten ein Anrecht haben.
Das Clima derselben ist sehr gesund, und der Boden
eignet sich zu jeglicher Cultur.
Ihre Bevölkerung besteht aus 300 Personen beider
Geschlechter, ohne die Militairbesatzung.
Sie erzeugt reichlich Zuckerrohr, Tabak, Kartoffeln,
Cerealien und alle möglichen Obstarten.
- 118 —
Die Industrie der Colonietea besteht in Zuehfc TO&
verschiedenen Arten Vieh und HausjceflüffeL
Ausser den bis jetzt erwähnten Kolonien existirea noch
andere, die, obgleich sie sich nicht in so vorteilhaft»
Verhältnissen befinden, doch gute Dienste leisten und
zu gedeihen versprechen. Es sind folgende :
Die Y<m.D(m Pedro ZZ und die von S. Joäo de Aragwaya
in der Provinz Par& Die erstcre liegt am rechten Ufer
des Araguary , 37 Leguas (244,2 Kilom.) oberhalb der
Mündung dieses Flusses; die Bodenart ist trookeu und
für Ackerbau geeignet. Die letztere liegt am Ufer des
Araguaya an demselben Orte, wo früher ein Militadr-
Posten existirte, wovon die Colonic iliren Namen hat.
Die von Urucii, in der Provinz Minas-Geraes, am Ufer
des Binnenflusses gleichen Namens, eines Nebcnflassßfi
vom Mucury, angelegt an der Stelle, wo er die Strasse
nach Santa Clara kreuzt.
Die von Nioac und Brilkante, in der Provinz Mato-
Grosso; die erstcre da r wo die Schifffahrt auf dem Nioac
beginnt, — mid die zweite da, wo die Schiffbarkeil
des Flusses aufhört, von dem sie den Namen hat, am
Saume des Maracaju-Gebirges.
Die von Lamare, in derselben Provinz, auf dem
rechten Ufer des Flusses S. Lourengo.
Die von Itacayu und Conceigao, beide ebenfalls in der
Provinz Mato-Grosso, von denen die erstcre im Jahre
1871 am Ufer des Araguaya, die letztere im Jahre 1872
bei Albuquerque angelegt ist.
Die von Jatahy, in der Provinz Faranä, angelegt
bei dem Hafen des kleinen Flusses Jatahy, da wx> er im
Bezirk von Ooritiba mit dem Flusse Tibagy sich ver-
einigt.
Die von JTagu und Chopim, in Vierseiben Prorinz,
gegründet um die Grenze zu vertheidigen und die Be-.
_ ns _
wohner des Gebiets von Palma, Erö, Xagu und Gua-
rapuava gegen die Einfälle der Wilden zu beschützen,
und diese durch Catechisirung der Civilisation zugänglich
zu machen.
Die von Caseros, in der Provinz S. Pedro do Rio
Grande do Sul, gelegen an dem Orte, Matto Portuguez
genannt, im Kirchspiel von Lagoa Termelha, Munici-
pinm von Santo Antonio da Patrulha.
In allen Militair-Colonien befinden sich Aerzte, Geist-
liche, Lazareth für die Soldaten, und in einigen auch
Elementarschulen.
Der Staats-Schatz verausgabt jährlich mit den Präsi-
dien und Militair-Colonien gegen Rs. 300:0001000.
Die alte Colonie Leopoldina, in der Provinz Alagöas,
wurde am rechten Ufer des Jacuipe, vom Salto bis zur
Mündung de$ Flusses Taquara, dem Riacho do Matto
gegenüber errichtet.
Es ist nicht lange her, seitdem diese Colonie in die all-
gemeine Verwaltung eingeschlossen wurde.
Sie muss erwähnt werden, um den Beweis zu liefern, wie
viele guten Erfolge ähnliche Anstalten erreicht haben.
In einer tvilden Gegend gelegen, fem von Bevölkerung,
und fast ausser dem Bereiche gesetzlicher Unterstützung,
war diese Gegend ein Zufluchtsort für Verbrecher; un-
geachtet dessen und in wenigen Jahren, wurde diese Co-
lonie von Bedeutung, mit einer Einwohnerzahl voa* 4009
arbeft-und betriebsamen Bürgern*
Die BaamwoBenkultur allein, in Betreff der Atisftfhr
hat einen jährlichen Durchsehnitts-Export von 4000 Ae-
roben, 58.760 Kilogramme erreicht.
Sie erzeugt ebenfalls in UeberÄivss Zuckerrohr, Tabak,
Mandioo und Kernfrüchte.
— 120 —
Brasilianische Marine.
Der brasilianische Seedienst steht unter dem Marine-
Minister, mit Beihülfo des Staats-Secretariate, in wel-
chem die Verwaltung zusammenläuft.
Seine Abtheilungen umfassen das Porsonal, das Ma-
terial, und die Rechnungs-Führung.
Der 1855 errichtete Marine-Rath ist einigerinassen
nach dem System der französischen Admiralität orga-
nisirt.
Ihm liegt ob, aucli ohne höheren Befehl alles vor-
zuschlagen, was ihm für die gute Ordnung des Dienstes,
die Entwickelung und den Fortschritt der Marine
dienlich scheint, zugleich aber s ein Gutachten über alle
Fragen abzugeben, welche ihm der Minister vorlegt.
Obgleich diesem die allgemeine Aufeicht über den
Dienst, sowohl in civiler als in militäi ischer Beziehung
zukömmt, steht dock Alles, was das kämpfende Personal
betrifft, Officiere aller Grade, Marine-Soldaten, Matrosen
nnd übriges Sclüffspersonal, unter dem unmittelbaren
Einflnss eines der Flotten-Befehlshaber als General-
Adjutanten.
Als Stellvertreter des Ministers überwacht dor Ge-
neral-Adjutant das Betragen der Schiffs-Officiero und
Commandanten, hält die Disciplin bei den Flotten-Sta-
tionen aufrecht, und sorgt für die richtige Ausführung
der Befehle und die Vollziehung der Aufträge, sowohl
bei den zu Geschwadern gehörigen, als bei einzelnen
Schiffen.
In Kriegszeiten erleiden diese Befugnisse einige
Abänderungen, weil dann die Verantwortlichkeit des
— 121 —
Ministers grösser ist, und dieser dem Admiral der operi-
renden Streitkräfte unmittelbar die nach Umständen er-
forderlichen Befehle zukommen lässt.
Doch bleibt der Generalat^utant beauftragt, die Be-
satzungen der Schiffe zu bilden und deren Bewaffnung
zu untersuchen, wenn sie aus dem Haupt-JEEafen aus-
laufen.
Das Personal des Flotten-Dienstes umfasst nicht nur
die speciell als kämpfende bezeichneten Flotten-Offi-
eiere, sondern auch die der zugehörigen Klassen, nämlich
Rechnungs-und Sanitätsbeamte, Maschinisten, Kaplane,
aus der Handels-Marine aufgenommene Piloten, und
endlich die TJnter-Officiere, welche die verschiedenen
Verrichtungen der Matrosen leiten.
Die Mannschaften werden fast ausschliesslich von
dem kaiserlichen Marinecorps gestellt, welches in
gewöhnlichen Zeiten einen Effectivbestand von 3000
Mann in 30 Oompagnien hat.
Diese Zahl kann vermehrt werden, indem die IG
in ebenso vielen Haupt-Häfen des Reiches bestehenden
Lehrcompagnien die nöthigen Mannschaften stellen,
um die Abgänge jenes Corps zu ersetzen, oder dessen
Stärke zu erhöhen.
Diese Oompagnien zählen gegenwärtig 1200 bis 1300
Mann, welche Zahl nach erreichter Sollstärke sich
höher stellen wird.
Dieso beiden Institutionen sind ganz national, indem
nicht nur alle Mannschaften Brasilianer sind, sondern
auch die Id6e dazu im Reiche enstanden ist.
Gegenwärtig ist ihre Zweckmässigkeit anerkannt,
und andere Länder haben dieselben angenommen als
das beste Mittel, um rasch Schiffsbemannungen zu
bilden.
Der kaiserliche Matrose erhält von seiner Lehrzeit
— 12-2 —
an eine seinem Beruf entsprechende Erriehtm«*; er
kennt das ganze Takelwerk und alle Scüferafe, und
dient zugleich als Infanterist bei Landungen nmd An-
griffen auf befestigte Punkte.
In letzterem Theil der neueren Kriegsführung unter-
stützt ihn ein trefflich oroanisirtes Bataillon von Mari*
ne-Soldaten, in der Effectiv-Stürke von tausend Mann,
welche an Bord als Artilleristen dienen, und zugleich
die Erhaltung der Ordnung und Disciplin sicher stellen,
am Lttrde aber wie Linien-Truppen verwendet werden.
Auf diese Art können oft ohne unmittelbare Mitwir-
kung der Landtruppen. Häfen und Uferbefestigung»
angegriffen und genommen werden.
Das Rechnungs-und Schatfc-Personal zählt 101 Beamte;
welche an Bord und am Lande die Auftrage der Marine-
Yerwaltong ausführen.
Die gesetzgebende Gewalt ist im Begriff, die Be-
gierung zu einer Organisation des Marine-SanitätseerpG
zu ermächtigen ; dasselbe besteht aus 69 Officieren,
welch© Doetoren der Medicin sein müssen.
Die Marine hat* in der Reichshauptstadt ein eigenes
Hospital, welches von einem höheren Flottenofficier
verwaltet wird, und in jeder Beziehimg eine Anstalt
ersten Ranges ist.
In den Provinzen existiren für die Kranken gut eilige*
richtete Krankenhäuser.
Auf der Insel do Govornador im Hafen vo» Rio de
Janeiro wurde kürzlich ein Haus füar Convaköce&te»
errichtet.
Ebendaselbst ist ein Asyl für Marine-Iuvaliden im
Bau begriffen, für weleio» schon ein Capital ve» mekui
als Rs. 360:000$000 bestimmt worden ist, und dta*
Bumme w&ehst jährlieh durch Zinsen und neue Beitafäge.
— 123 —
Dieses Capital wird durch monatlichen Abzug eine»
Tageslöhnung von allen Matrosen und Marinegoldaten
msaanmeiigebraelLt.
Die Milrtär^Maschinisten bilden ein: in alles» sei»en
Klassen 133 Mann starkes Corps. Man beschäftigt sich
damit, einen zahlreichen Nachwuchs Ton einheimischen
Maschinisten heranzubilden, um den Abgang der in der
kaiserlichen Marine dienenden Ausländer zu ersetzen.
Das Pilotenwesen und die Hafen-Polizei, die Schifffahrts-
Statistik, die Anwerbung von Mannschaften, welche fast
ausschliesslich durch Contractu geschieht, und andere
ähnliche Geschäfte sind an der ganzen Küste besonderen
Behörden, unter dem Namen von Hafen-Capitanien über-
tragen.
Diese sind auch grtfsstcntheils mit der Verwaltung
der Leuchtthürme und der Verbesserung der Häfen
beauftragt.
m
Marine-Arsenale.
tu Beziehung auf das Material sind die Fortschritte
der Marine sehr bemerkbar.
Es bestehen fünf Arsenale, ausser einem, welches
eben in der Provinz Mato-Grosso eingerichtet wird.
Das der Reichshauptstadt ist mit allen Hülfsznitfceba.
zur Erbauung des schwimmenden und Herstellung eines
grossen Theils des Kriegsmaterials versehen.
Es verfügt über ein Personal von 3,000 fest durchaus
einheimischen Arbeitern.
Die meisten Schiffe der Flotte, worunter viele von
ansehnlichem Tonucngehalt, sowohl Segel-als Dampf-
scbifEe, wurden in demselben erbaut. Es besitzt grosae
Hämmer und treffliche Maschinen, und kann Platten
— 124 —
von der ntfthigen Stärke für die mächtigsten Panzer-
schiffe verfertigen.
Dies hat dasselbe, zur Zeit des Paraguay kriegs, durch
bedeutende Arbeiten und durch die ungemein schnelle
Construction von Panzerschiffen bewiesen.
Brasilien ist überreich an Schiffsbauholz, und könnte
davon eben so viel ausführen, als es Eisen, wovon es
indessen im Ueberfluss besitzt, einführt.
Dio Vorrätho der härtesten und zum Schiffsbau
geeignetsten Holzarten werden immer erneuert, und die
jetzt bestehenden reichen für dio gewöhnlichen Arbei-
ten der Werften nocli auf vielo Jahre aus.
Das Arsenal der Hauptstadt besitzt ein fortiges. Dock,
und ein anderes, welches die längsten neueren Schiffe
aufnehmen kann> ist im Bau.
Im Hafen von Maronhäo, wo der Unterschied des
Wasserstandes bei Ebbe und Fluth 18 bis 20 Fuss
oder Meter 5,5 bis 6,1 beträgt, beschäftig: man sich
damit, das schon lange angefangene Dock auszubauen.
Der Amazonenstrom lässt an vielen Stellen, auch
in der Nähe von Bel6m, der Hauptstadt der Provinz
Parä, die Erbauung von Docken für die tiefgehendsten
Schiffe zu. Es wäre zu weitläufig, alle Punkle der
ausgedehnten Brasilianischen Küste aufzuzählen, welche
sich zu Verbesserungen und Kunstbauten für den
Schiffsbau eignen.
Die Brasilianische Flotte ist mit nach den vollkom-
mensten Systemen eingerichteter Artillerie bew r affnet.
Vielo Officiere und Seeleute sind schon auf dio Be-
dienung dieser Geschütze und richtiges Zielen einge-
schult.
Die Schlacht von Biachuelo, welche mit der von
Lissa in Vergleich gestellt werden kann, und viele andere
Thaten der Flotte in Paraguay, beweisen mehr als
— 125 —
■
genügend die Kriegstüchtigkeit der Brasilianischen Ma-
rine und deren Heroismus.
Ausser den schon e wähnten wur Jen noch viele andere
der Beachtung und des Beifalls der Sachverständigen
würdige Verbesserungen eingeführt.
Das Kanonenboot Trajano, von einem geschickten
brasilianischen Schiffsbaumeister nach einem neuon
System erbaut, wurde am 12 Juli dieses Jahres vom Stapel
gelassen, und wird nächstens eine weitere Versuchsfahrt
ins hohe Meer antreten. Vorläufige Versuche mit Dampf-
schaluppen rechtfertigen die Hoffnungen, welche man auf
den Bau dieses Kriegsschiffes in Beziehung auf Schnel-
ligkeit, gute Steuerung, Trag-und Widerstandsfähigkeit
und Stä igkeit hegt, ohne noch andere Eigenschaften
zu erwähnen , welche sich von selbst herauss teilen
werden.
Die Erfahrung wird entscheiden, ob dieses Schiff
oder ein anderes von denselben Dimensionen und mit
gleicher Maschine, jedoch nach dem Umrisse des clas-
sischen, wesentlich englischen Systems erbauten, den
Vorzug verdient.
Obgleich das Leuchtthurinwesen in den letzten fünf
Jahren durch Aufstellung neuer Leuchtfeuer, sowie
durch Ausbesserung und Erneuerung der Apparate
bedeutende Fortschritte gemacht hat, muss man doch
gestehen, dass die in den Häfen und an den Küsten
Brasiliens bestehenden grösseren und kleineren Leucht-
thürme den Bedürfnissen der Schifffahrt nicht genügen.
Dieser Dienstzweig bedarf einer weitern Entwicklung,
und man erwartet nur die Bewilligung eines Credits
von Es. 600:000$000 durch die gesetzgebende Gewalt,
um bei der TJntiefe-das Cabras-und anderen Punkten
Leuchtfeuer zu errichten.
— 126 —
Pyrotechnisches Laboratorium.
Die Marine besitzt ein Pyrotechnisches Laboratorium
mit Werkstätten für Maschinen, pyrotechnische Erzeug-
nisse, Gewehrläufe und Schufte, welches im Auüng 1868
in Morro da Armagäo bei Nictherohy, der Hauptstadt der
Provinz Rio de Janeiro, eröffnet wurde.
Diese Anstalt enthalt zehn Werkstätten für pyrotech-
nische Erzeugnisse, mit Einschluss der zur ZerreibunJt
des Pulvers, "Verfertigung des Pulverstaubes und der hy-
draulischen Presse, mit welcher die Zeit-Zünder für
Bouiben geladen werden.
Alle von der Wissenschaft anempfohlene Massregeln
sind getroffen, um die Arbeiter nicht der Gefahr einer
Explosion auszusetzen. Die Niederlagen sowohl der rohen
Stoffe als der Erzeugnisse des Laboratoriums befinden
sich in hinreichender Entfernung von den Werkstätten,
welche ebenfalls isolirt sind.
Die dem Laboratoriuni beigegebene mechanische Werk-
statt besitzt mechanische Drehbänke, davon 12 mit
Haspeln, eine Drahtzieherei, mechanische Scheeren um
Kupfer zu sclmeidon, verschiedene Bohrer, Kreissägen
für Holz, Metalle und Maschinen zur Verfertigung von .
Patronen und Zündhütchen.
Die Gewchr-und Schaft- Werkstatt besitzt einen me-
chanischen Hobel für Metalle., mechanische Bohrer
und Schleifmühlen zum Glätten und Poliren.
Es besteht daselbst auch noch eine Schmiede mit 4
grossen und 2 kleinen Gelen, ohne den Kühlofen äu
rechnen.
Alle diese Maschinen weiden durch Dampf getrie-
ben.
In der Gew r ehrwerkstatt werden die Handwaffen der
— 127 -
Schiffe und des Märkte-Corps ausgebessert, uad sie liefert
Hieb-und Stoss—, und im Nothfell auch Feuerwaffen.
Die Masohiiaenwerketatt liefert verschiedene Artikel
für das Labonttoriuua, und stellt Apparate für Sig-
ualrohre und Raketen, sowie Hüi&appatate für die
Artillerie her. In der Raffinerie, Giesserei uad Klemp-
nerei wird Salpeter raffinirt, Schmiede für Lederzeug,
Artillerie und Waffen bereite*, Artilleriepatronen, Zink-
und Blechkisten zur Aufbewahrung der pyrotechni-
schen ErHeugniese verfertigt.
.Die öiegeerei hat vier Schmelzöfen, und liefert alle
MetaUgüsse und bleierne Geschosse.
Am Quai der Armagäo stehen grosse Magazine von
Wurfgeschossen tmd Werkstätten, um Artilleriepatro-
nen zu laden und zu pfropfen, und andere Gegenstände
herzustellen.
Bei diesen Arbeiten werden 155 Handwerker und 22
Tagelöhner verwendet, welche im Frieden hinreichen.
Bei ausserordentlichen Umständen kann die Zahl der
Arbeiter verdoppelt werden, und dann kann die An-
stalt das nöthige Material fiir 1000 Sohüsse liefern, wovon
500 für Bomben.
. Es muß« bemerkt worden, dass jedes Schiff stets 120
Schuas yer Geschütz am Bord hat.
LEÜCUTTHUEBNE.
Awmt den 19 kleinen Lenchtthürmen, -welche die
Sinfakrt oiauger Häfen und die Fluflssohiffialirt in Parä.
u&d Rio Grande do Sul untcrsttfetaen, befinden sich
an der ausgedehnten Kflate von Brasilien 21 Leuchte
thürme^ ausser den beiden noch im Bau begriffen«!,
— 128 —
nämlich einer an der Einfahrt des Flusses Parahyba
do Norte, und der andere hei Itapoan in Bahia.
Hinsichtlich der astronomischen Lage muss be-
merkt werden, dass sämmtliche Breiten südlich sind,
und die Längen auf den Meridian von Rio de Ja-
neiro sich beziehen.
Ton Norden ausgehend sind es folgende:
PabA. — a) Der wogende Leuchtthurm, in den
seichten Stellen von Bragan^a.
Breite : o° 20' 9". Länge 4° 48* o" westlich. Katop-
trisch, mit Verfinsterung, auf 8 englische Meilen (14,8
Kilom.) weit sichtbar. Er fungirt seit dem 24 Novem-
ber 18G6.
b) Der Leuchtthurm Salinas, auf der Spitze von
Atalaia.
Breite: o° 35' 3". Länge: 4° 13' 15" westlich.
Dioptrisch, dritten Ranges, funkelndes Licht; auf 17
englische Meilen (31,5 Kilom.) weit si chtbar. Er fungirt
seit dem 8 März 1852.
Maraxhäo. — a) D er Leuchtthurm von ItaeolumL
Breite: 2° 10' o". Länge: 1* 18' o" westlich. Katop-
trisch, mit Verfinsterung, auf 22 englische Meilen (40,8
Kilom.) weit sichtbar. Er fungirt seit dem 1 Januar 1839.
b) Der Leuchtthurm auf der Insel Santa Anna.
Breite: 2° 16' 30". Länge: o* 28V westlich. Katop-
trisch, mit Verfinsterung, auf 24 englische Meilen (44,5
Kilom.) weit sichtbar. Er fungirt seit dem 1 Januar 1831.
Piauhy. — Der Leuchtthurm von Pedra do Sal.
Breite: 2<> 49* 19". Länge: V 26' 12" östlich (aber
noch der Ratification unterworfen). Dioptrisch vier-
ten Banges, unbewegliches Licht, auf 10 englische
Meilen (18,5 Kilom.) weit sichtbar. Er fungirt seit dem 4
März 1873.
— 129 —
GearA. — Der Leuchtthurm auf der Spitze von
Jducuripe.
Breite: 3° 41' 50". Lauge: 4° 39' o" östlich. Diop-
trisch vierten Ranges, mit Verfinsterung, auf 10 engli
sehe Meilen (18,5Kilom.) weit sichtbar. Er fungirt seit
dem 29 Juli 1872.
Bio Grande do Norte. — Der Leuchtthurm der Fest-
ung Reis Magos. Breite : 5° 45' 6". Länge : 7° 52' 36"
östlich. Dioptrisch fünften Ranges, unbewegliches Licht
auf 10 englische Meilen (18,5 Kilom.) weit sichtbar. Er
fungirt seit dem 27 September 1872.
Pernambuoo. — a) Der Leuchtthurm Picäo, im äus-
serten Norden vom Recife.
Breite: 8° 3' 30". Länge: 8* 15' 18" östlich. Katop-
trisch, bewegliches weisses und rothes Licht, auf 15
englische Meilen (27,8 Kilom.) weit sichtbar. Er fungirt
seit 1819.
b) Der Leuchtthurm von Olinda, beim Fort von
Monte-Negro.
Breite : 8° o' 49". Länge: 8° 16' 48" östlich ( aber
noch der Rectification unterworfen).
Dioptrisch vierten Ranges, funkelndes Licht, auf 12
englische Meilen (22,3 Kilom.) weit sichtbar. Er fungirt
seit dem 18 November 1872.
Alagoas a) Der Leuchtthurm von Maceid, auf der
westlichen Spitze des über die Stadt ragenden Ge-
birges. Breite: 9° 39' 50". Länge, 7° 25' 26 M östlich.
Dioptrisch dritten Ranges, mit Verfinsterung, auf 22
englische Meilen (40,8 Kilom.) weit sichtbar. Er fungirt
seit dem 1 Juli 1856.
b) Der Leuchtthurm von Barra de S. Francisco,
auf der nördlichen Landspitze. Breite : 10° 29\ o". Länge .
6° 47' 23" östlich. ( Der Rectification unterworfen )]
Dioptrisch vierten Ranges, unbewegliches Licht, auL
C. A. 9
10 englische Meilen (1K,."> Kilom.) weit sichtbar. Er
fungirt seit dem 1 März 1S73.
Bama. — a) Der Leuchtthurm von Santo Antonio
da Barra.
Breite: 13° o' 11". Lange: 4« 3.V Hf östlich.
Katoptrisch, mit Verfinsterung, weisses und rothes
Licht auf 15 englische Meilen (27,8 Kilom.; weit
sichtbar. Er fungirt seit dem 2 Dezember 1830.
b) Der Leuchtthurm vom Morro de S. Paulo.
Breite: 13« 21' 40". Lange: 4° 12' 18* östlich.
Dioptrisch ersten Ranges, mit Verfinsterung, auf 24
englische Meilen (45,5 Rilom.) weit sichtbar. Er fungirt
seit dem 3 Mai li*55.
c) Der Leuchtthurm von Abrolhos, auf der Insel
Santa Barbara.
Breite: 17* 57' 31". Länge: 4' 25' o" östlich. Katop-
trisch, mit Verfinsterung, auf 17 englische Meilen (31,5
Kilom.) weit sichtbar. Er fungirt seit dem 30 Octobcr 1862.
Espirito-Sakto — Der Leuchtthurm von Santa Luzia,
auf der Anhöhe gleichen Namens. Breite: 20° 18* o w .
Länge : 2<> 49' 30" östlich. ( Der Rcctification unter-
worfen). Dioptrisch, vierten Ranges, unbeweglich s Licht,
auf 12 englische Meilen (22,3 Kilom.) weit sichtbar.
Er fungirt seit dem 7 September 1871.
Rio de Janeiro. — a) Der Leuchtthurm von Cabo
Frio. Breite: 23° 0' 45". Länge: 1° 7 0" östlich.
Katoptrisch, mit Verfinsterung, auf 20 englische Mei-
len, (37,1 Kilom.) weit sichtbar. Er fungirt seit dem 7 Sep-
tember 1861.
b) Der Leuchtthurm von Ulm Rasa. Breite: 23° 3*
30". Länge : 0° 1' 20" westlich. Katoptrisch abwechselnd
weisses undrothes Licht, auf 20 englische Meilen (37,1
Kilom.,) weit sichtbar. Er fungirt sei dem 31 Juli 1829~
— 131 —
»Säo Paulo. — Der Leuchtthurm von Bha da Moela.
Breite; 24° 3' 0". Länge: 3° 9' 0" westlich.
Katoptrisch, unbewegliches Licht, auf 20 englische
Meilen (37,1 Kilom.J weit sichtbar. Er fungirt seit dem
15 Dezember 1862.
Parana. — Der Leuchtthurm vom Morro das Conchas,
auf der Mha do Mel.
Breite: 25° 32' 38". Länge: 5° 10' 30" westlich.
Dioptrisch, dritten Banges, unbewegliches Licht, auf
20 Meilen, (37,1 Kilom.} weit sichtbar. Er fungirt seit
dem 25 März 1872.
Santa Oatharlna — Der Leuchtthurm auf der Ponta
dos Naufragados.
Breite: 27° 50\ 0". Länge: 5° 27' 0* westlich.
Katoptrisch, mit Verfinsterung, auf 16 englische Mei-
len, (2cf,7 Kilom.) weit sichtbar. Er fungirt seit dem
3 Mai 1861.
Rio Grande do Sul. — Der Leuchtthurm auf der
Landspitze der Barre.
Breite: 32° T. 0" Länge: 9° 0' 2" westlich.
Katoptrisch mit Verfinsterung, auf 25 englische Meilen
(46,4 Kilom.) weit sichtbar. Er fungirt seitdem 18 Ja-
nuar 1852.
KLEINE LEUCHTTHUERME.
Para a) Der von Chapeb Virado.
Breite: 1° T 45". Länge: 6° 18' 3" westlich.
Dioptrisch, sechsten Ranges, unbewegliches Licht, auf
7 englische Meilen (13 Kilom.) weit sichtbar. Er fungirt
seit dem 25 März 1872.
b) Der von Cotijuba.
Breite: 1° 15' 35". Länge: 5° 28' 30" westlich.
— 132 —
Dioptrisch, sechsten Ranges, unbewegliches licht,
auf 7 englische Meilen (13 Kilom. 1 weit sichtbar. Er
fungirt seit Februar 1800.
c) Der von llha do Captin.
Breite: Lange:
Dioptrisch, sechsten Ranges, unbewegliches Licht,
auf 7 englische Meilen (13 Kilom.) weit sichtbar. (Ist
noch im Bau begriffen. )
d) Der von Panacucra.
Breite: 1° 44' 30'. Länge: 5" 5S' 25" westlich.
Dioptrisch, sechsten Ranges, unbewegliches Licht
auf 7 englische Meilen (13 Kilom.) weit sichtbar. Er
fungirt seit Octobcr lSüO.
e) Der von GolabaL
Breite: 1° 37 0". Lange: 0" 2' 45" westlich.
Dioptrisch, sechsten Ranges, unbewegliches Licht
auf 7 englische Meilen (13 Kilom.) weit sichtbar. Er
fungirt seit Jnli 1«SC>0.
f) Der vom Jutah;/.
Breite: 1" 51' o M . Lange: C 44' 45" westlich.
Dioptrisch sechsten Ranges, unbewegliches Licht,
auf 7 englische Meilen (13 Kilom.) weit sichtbar. Er
fungirt seit Octobcr 1851).
g) Der von Marianno.
Breite: 1° 4? 30". Lange: 7" 0" 45" westlich.
Dioptrisch, sechsten Ranges, unbewegliches Licht
auf 7 englische Meilen, (13 Kilom., weit sichtbar. Er
fungirt seit Dezember 1860.
Mailohio. — a) Der von Säo Marcos.
Breite: 2° 29' 0". Lange 1° 9' 25" westlich.
Katoptrisch, unbewegliches Licht, auf 6 engliscto
Meilen (11,1 Kilom.) weit sichtbar. Er fungirt »fc
März 1831.
— 133 — '
b) Der von Alcantarä.
Breite : 2° 24' 0". Länge : 1° 17' 0" westlich. ,
Katoptrisch, unbewegliches Licht, auf 2 englische
Meilen (3,7 Kilom.) weit sichtbar. Er fungirt seit
Februar 1831.
c) Der an der Barre.
Breite: 2° 29' 30".. Länge: 1-11' 0" westlich.
Katoptrisch, unbewegliches Licht, auf 2 englische
Meilen (3,7 Kilom.) weit sichtbar. Er fungirt seit
Januar 1831.
Sergipe. — Der von Cotinguiba. Breite : 10° 59' 0".
Länge: 6° 3' 0'* östlich. Katoptrisch, unbewegliches,
weiss, grün und rothes Licht, auf 8 englische Meilen
(14,8 Kilom.) weit sichtbar. Er fungirt seit dem 11
November 1862.
Bahia. — Der kleine Leuchtthurm am Forte do Mar.
Breite: 12° 58' 16". Länge: 4- 43' 10" östlich.
Dioptrisch, unbewegliches rothes Licht, auf 4 engli-
sche Meilen (7,4 Kilom.) weit sichtbar. Er fungirt seit
dem 30 October 1862.
Rio de Janeiro. — a) Der bei der Festung Santa
Cruz, am Eingange der Bai.
Katoptrisch, unbewegliches Licht, auf 8 englische
Meilen (14,8 Kilom.) weit sichtbar. Er fungirt seit
einer Reihe von Jahren.
b) Der von CafSfo, bei dem Kriegsarsenal.
Unbewegliches, rothes Licht, auf 2 englische Meilen
(3,7 Kilom.) weit sichtbar. Er fungirt seit geraumer Zeit.
Rio Grande do Scl. — Der von der Landspitze des
Ustreito (der Meerenge).
Breite: 31° 46' 14". Länge: 8* 45' 53" westlich.
Katoptrisch, unbewegliches Licht, auf 6 englische
Meilen (11,1 Kilom.) weit sichtbar. Er fungirt seit vielen
Jahren.
— 134 —
b) Der von Bojurü.
Breite: 31* 29' 13/' Lange: «• 45* 21 M westlich.
Katoptrisch, unbewegliches Licht, auf 8 englische
Meilen 14,8 Kilom.) weit sichtbar. Er fungirt seit vielen
Jahren.
c) Der von Capdo da ATarra.
Breite: 31* 18' 0" Lange: 8° (\ 21" westlich.
Katoptrisch, unbewegliches Licht, auf 6 englische
Meilen (11,1 Kilom.) weit sichtbar. Er fungirt seit
vielen Jahren.
d) Der von Ckristovdo Pereira.
Breite: 31° 4' 0' Lange: 8» 4 f 21" westlich.
Katoptrisch, unbewegliches Licht, auf 15 englische
Meilen (27,8 Kilom.) weit sichtbar. Er fungirt seit dem 8
Januar 1861.
c) Der von Itapuan.
Breite: 30° 22' 24". Lange: 7<> 58' 21* westlich.
Katoptrisch, unbewegliches Licht, auf 12 englische
Meilen (22,3 Kilom.) weit sichtbar. Er fungirt seit dem
1 März 1860.
STAATS-HAUSHALT.
Die Einnahme und Ausgabe des Staats-Haushalts liegt
einem Staatsschatz genannten Tribunal ob, das aus hohen
Beamten zusammengesetzt ist, und dessen Präsident
der Finanzminister ist.
Seine Hauptbefugnisse sind: die oberste Leitung und
Fiskalisation der Einnahme und Ausgabe, dadurch das
es die Eintreibung, Vertheilung und Buchführung der
Staatseinnahmen überwacht, die etwaigen administrativen
Fragen erledigt, und durch alle ihm zu Gebote stehenden
Mittel die finanziellen Staats-Intoresscn fördert.
— 135 —
Ihm untergeordnet zu diesem Zwecke sind eine
Schatzkammer in jeder Provinz, verschiedene Fiskal-
Bureaur, und in jedem Munieipium besondere Agenten.
Der Finanzminister ist verpflichtet, in jeder legisla-
lativen Sitzung, gleich nach der Zusammenkunft dor
Abgeordneten, diesen die Einnahme-und Ausgabe-Bilanz
des verflossenen Finanzjahres vorzulegen; sowie das
Budget für die Ausgaben des folgenden und für den
Betrag aller Steuern und Staatseinkünfte.
Die vom Staatshaushalt geführten Prozesse werden
vor einem eximirten Gerichtsstand verhandelt.
Mit der Zahlung von Capital und Zinsen der inneren
Staatsschuld, die gesetzlich begründet und durch Policen
repräsentirt ist, ist ein von dem Staatsschatze unabhän-
giges und Amortisations-Casse genanntes Bureau beauf-
tragt, welches eine vom Finanzminister präsidirte uni
aus dem General-Inspector dieser Casse, und fünf inlän-
dischen und Policen besitzenden Capitalisten verwaltet
wird.
Diese Casse hat zu FiliaW die Provinzial-Schatz-
kammern.
STAATS-EINNAHME UND AUSGABE.
Die Staats-Einnahme begreift die Municipal, Provinzial-
und Allgemeine Einnahme :
Die l 8te wird durch die Pro vinzial-Land tage decretirt,
auf Vorschlag der Kammern und erhoben bei Bevoll-
mächtigten und Agenten derselben, und wird für Muni-
cipal- Ausgaben verwandt.
Die 2 te wird von den Provinzial-Landtagen, mit der
Bestätigung von Seiten der Präsidenten festgestellt, und
— 130 —
für die Proviuzial-Ausguben bestimmt, und erhoben bei
den Schatz-, Collcctor-, Rent-, Schlagbaum-Aemtern und
Agenturen, welche zu diesem Zwecke von den Landtagen
eingerichtet worden sind.
Die 3 to hängt von den gesetzgebenden Kammern ab
und wird erhoben bei den Zoll-, Steuer-, Rent-, Collector-
Acmtern und anderen Fiscal-ßehördcn.
Die allgemeine Einnahme des Reiches, welche wäh-
rend des Finanzjahres 1831-1832, das erste seit dem
Regierungs-Antritt des «regenwilrtigcn Kaisers, belief
sich, ausgenommen der Depositen und anderen Quellen,
auf Rs. 11.118:759$000, und in 1840-1841, dem ersten
der Majorität des jetzigen Kaisers, auf Rs. 16.133:17O$O00
und stieg bis auf Rs. 64.776:8438000, im Jahre 1866-18S7
und im Finanzjahre von 1871-1872, das letztliquidirte,
obgleich noch nicht schliesslich, auf Rs. 100.954 :9O4$000.
Die Provinzial-Einnahmc im Jahre 1867, auf ungefähr
Rs. 14.000:0008000 berechnet, erreichte im Finanzjahre
von 1870-1871, die Summe von Rä. 19.03 5:907$769.
Die Municipal - Einnahme welche im J. 1867, sich
auf Rs. 3.500:0008000, belicf, ist heute auf circa
Rs. 5.000:000$000, angeschlagen.
Die Zahl der Zollämter des Reichs, welche im Jahre
1867, 16 betrug, ist heute bis auf 23, das Zollamt der
Hauptstadt mit eingeschlossen, gestiegen.
Der Betrag der Steuern, welche diese verschiedenen
Aemter im Verlauf von 1871 - 1872, eingezogen haben,
belief sich auf Rs. 77.724:948$423, ohne Einschluss von
Rs. 559:133$342, welche von Depositen herrühren.
Zu dieser Summe trug das Zollhaus der Hauptstadt
des Reiches Rs. 34.801:9895788 bei. Die durchschnitt-
liche Einnahme während den drei letztbekannten
— 137 —
Finanzjahren, von 1869-1872, belief sich auf Rs.
»32.848:125$906, die Depositen nicht eingerechnet, deren
mittlerer Betrag auf ungefähr Rs. 162:000$000, veran-
schlagt war.
Hier folgen mit der. durchschnittlichen Einnahme von
mehr als Rs. 11.000:000$000, das Zollamt von Pernam-
buco, mit mehr als Rs. 9.000:000$000, das von Bahia,
und das von Parä, mit über Rs. 4.000:000$000.
Die gesetzlichen Bestimmungen über Fiscalisation und
Tarife unserer Zollhäuser, sind denen anderer Nationen
Europa's besonders denen Frankreichs ähnlich. Sie
sind nicht auf das Protections-System gegründet, und
nhmen eine immer liberalere Tenden zan, obgleich die
Leichtigkeit des Schmuggelhandels Vorsichtsmassre^eln
erfordert, welche in anderen Ländern nach und nach
entbehrlich werden.
Die vollziehende und die gesetzgebende Gewalt sehen
die Notwendigkeit ein, den Fiscalprocess dieser Einrich-
tungen zu verbessern und haben auch sonst die Modi-
ficationen vorgenommen, welche die Erfahrung ange-
rathen hat.
Um d n Staatsschatz in den -Stand zu setzen, die
ausserordentlichen, durch den Krieg gegen den Ex-Dic-
tator von Paraguay verursachten Ausgaben beetreiten
%u können, wurden neue Steuern ausgeschrieben, welche
jedoch auf die Ein-und Ausfuhrverhältnisse nur unbedeu-
tend eingewirkt haben.
Diese Steuern werden, sobald andere Einnahmequellen
es erlauben, ermässigt werden. /
Die allgemeine Einnahme. und Ausgabe des Kaiser-
reichs ist folgende:
— 138 —
1370— 1871
"Tieses Finanzjahr ist vollständig liqnidirt, und ist
die betreffende Bilanz den Kammern in der gegrenwär-
tigen gesetzgebenden Sitzungsperiode vorgelebt worden
Totaleinnahme, mit Einsrhluss
von Rs. 1,ft">t:?R1f|ftR5 Depo-
siten Rs. 07.7516: fvttflMß
Neue Emission von Ohlipatio-
nen Rs. y N U"»:fiftftftnOO
Produkt einer in London ge-
machten Anleihe » *vßl :7 UW180
Diesmalige Linnidation von in
früheren Jahren emittirtem
Papierseide » W,ooo : iang'W)
Besondere Anleihe » 700 : onofla00 fi3.."»87:7»Wl&>
Rs.t61.324:3US4%
Bezahlte Ausgaben . . . . Rs. I0n.(m : :»11fl3fi2
Vorschuss für das vorher-
gehende Jahr r,1.i7r>:fv>7*G60 151 ,570: 1391*082
^
TJebertracrener Ueberschuss auf
1871— 1«72 Rs. 9.754:3)5*404
1871—1872
Obgleich diese Finanzperiode schon abgelaufen ist,
ist sie doch mir provisorisch liqnidirt worden, indem man f
weil die Provirtcial-Schatzbehftrden bis jetzt keine defi-
nitiven Bilanzen haben zukommen lassen, eine nur über-
sichtliche Darstellung der Einnahmen und Aussraben
hat organisiren können.
Folgende Zahlverhältnisse werden jedoch keine be-
deutende Modificationen in der allgemeinen Bilanz zu
erfahren haben:
- 139 —
Allgemeine Einkünfte Rs. 100.954:904^000
Liquidirte Depositengelder » 2.694:250#000
Emission von Staatsobligationen . . . . . . . » 24:260^000
Emission von Nickelmünzen » 564:607^000
Creditoperationen » 112ß000
Ueberschuss aus der vorhergehenden Periode, mit
Abzug von Rs. 130:679^404, von Wechseln, welche
gerichtlich einzucassiren sind . . . . . - . . » 9.623:5260000
» 113.861:6590000
Ausgaben » 101.356:2770000
Ueberschuss, von einer definitiven Liquidation noch
abhängig 12.505:3820000
1872 - 1873.
Diese Finanzperiode ist bis jetzt weder liquidirt, noch
abgeschlossen worden.
Nach dem im Reiche befolgten Buchfiihrungssystem,
erstreckt sich das Finanzjahr vom 1 Juli bis 30 Juni,
aber bis zu Ende des Monats Dezember, wo die Opera-
tionen der betreffenden Finanzperiode aufhören, werden
Abgaben eincassirt und Zahlungen gemacht. Von dieser
Zeit an wird für Abschluss der Rechnungen den Pro-
vincia 1 . -Schatzämtern eine dreimonatliche, dem Staats-
schatz einesechsmonatliche Frist gestattet.
In Folge dessen ist es nicht möglich, die Einnahme
und Ausgabe für die Finanzperiode 1?72 — 1S73 mit
aller Genauigkeit festzustellen : bis zu ihrem Abschluss
fehlen no h einige Monate, in welchen Steuern einge-
trieben und Zahlungen gemacht werden.
Wenn wir aber die officiellen Angaben, welche uns
der letzte Bericht des Finanzministeriums liefert, mit
der oben mitgctheilten TJebersicht über die Finanzpe-
riode 1871 — 1872 vergleichen, können Einnahmen und
Ausgaben folgendermassen veranschlagt werden :
— 140 —
Einnahme nebst Depositen Ks. 108. 041:219*000
Rest der Emission der Nickelmünzen » 567:113$00ft
Emission von Schatzscheinen • 730:900*000
Ueberschuss aus der vorhergehenden Periode. » 1*2.505:3823000
Rs. 121.8«:614SO0*
Ausgaben der verschiedenen
Ministerien 1U. Oti.6[>4:9ü0*OOO
Durch specielle und ausseror-
dentliche Creditbe willigungen
autorisirte Ausgaben, mit Ein-
schluss der Verla engerungsko-
sten für die Eisenbahn D.
Pedro II 13.ur,7:ä*$UUft 109.732:8i>)S0il0
"Vennuthlicher üel erschuss 13.111:7595000
1873—1874.
Für die eben anhebende Periode haben wir uns bloss
auf das betreffende Budget zu beziehen.
> ach dem unter N. 2318 am 25 August veröffent-
lichten Gesetze, werden die verchiedenen Posten so
bestimmt :
Einnahme, mit Einschluss von
Rs. 1.000:0000)00 Depositen,
weil keine andere Einnahme-
quellen im Yoraus berechnet
werden koennen Rs. 101.000:0600000
Ju bestimmten Summen bewil-
ligte Ausgaben Rs. 1)8.250:168^140
Bewilligte Summen, welche nicht
genau voraus bestimmt werden
koennen • . 749:831^860 99.000:000fl000
Berechneter Ueberschuss für diese Periode , . . . Rs. 5.000:0008000
Derselbe, dem Ueberschuss des Vorjahres addirt. . 12.111:759(000
Total Rs. 17.111:7590000
Für Bezahlung der durch den Feldzug gegen Paraguay
verursachten Kriegskosten, wird, so bald die Schatz*
yerwaltung die testätigenden Urkunden empfangen
— 141 —
haben wird, die Summe von Rs. 5.600:0003000 von
diesem Ueberschuss abgezogen werden müssen.
Unter den besonderen Einnahmen für die Perioden
1871-72, 1872-73 und 1873-74 werden nicht die Summen
erwähnt, welche zur Bildung des Emancipations-Fonds,
nach dem Gesetze vom J. 1871, eingetrieben worden sind.
STAATSSCHULD.
Sie zerfällt in eine fundirte und eine schwebende
Schuld. Erstere ist theils eine innere, theils eine auswär-
tige : diese entstanden aus den Kraft verschiedener Ge-
setzermächtigungen an der Londoner Börse erhobenen
Anleihen, jene aus den auf Grund des Gesetzes vom 15
November 1827 und desDecrets n.° 4244 vom 15 Septem-
ber 1868 ausgegebenen Obligationen.
Die auswärtige Schuld belief sich am 30 Juni des laufen-
den Jahres auf £ 15. 255. 200 oder Rs. 135.601:777$778,
zum Pari-Course von 27 Pence; die innere ist ge-
genwärtig auf Rs. 286.157:2003000 angewachsen, wovon
Rs. 257.468:7008000 auf die Obligationen des Gesetzes von
1827, und Rs. 28.688:5005000 auf diejenigen der Anleihe
von 1868 kommen.
Die schwebende Schuld besteht aus derjenigen des
Vorjahrs von 1827, verschiedenen Depositengeldern,
Staatsscheinen und Papiergeld.
Die des Vorjahrs von 1827 ist bis auf Rs. 344:5303000
ermässigt.
Die Deposita, welche aus dem Darlehen, aus dem
Waisenfond, aus dem Eigenthum von Abwesenden, und
andern Quellen herrühren, erheben sich nach dem letzten
Berichte des Finanzministeriums auf Rs. 29.146:6853000.
— 142 —
Die Staatescheine, deren Ausgabe, in GemÄssheit des
Artikels 3 des Gesetzes n. 1 1953 vom 17 Juni 1871,
welches die Ermächtigung zur Verlängerung der Eisen-
bahn von D. Pedro II crtheilte, aut Rs. 2O.OOO#OO$00Q
sich belief, betrugen am 30 Juni des laufenden Jahn
nur noch die Summe von Rä. 11.728:900$0OO.
Das Papiergeld war am 30 März des laufenden Jahres
auf Rs. 149.578:732S000;reducirt Eine weitere Verminde-
rung steht in Aussicht, denn ausser der durch Einwechse-
lung des Kupfergeldes und Einlösung von gefälschten und
zerrissenen Noten erfolgten Amortisation, ist die Regie-
rung ermächtigt, für die Entrichtung dieser Schuld den
Saldo der Depositengelder der Sparkasse, wie auch den
TJeberschuss der Staatseinnahmen über die Staatsaus-
gaben in Verwendung zu nehmen.
Alles zusammen gefasst, ergiebt sich folgende Staats-
schuld :
Auswärtige Schuld zum Pari-course
£ 15,255,200 oder . . . . Rä.
Innere fundirte Schuld
Aus früheren Jahren
Deposita ....
Staatsscheine . . .
Papiergeld. . . .
135.601:778$000
286 157ÄOO$000
344:530$000
29.U6:685$000
11.728:9OO$000
149.578:732$000
Rs. 612.557:825$000
Die Zinsen und die Amortisation der auswärtigen
Anleihen und der inneren von 1868 Verden in Gold
oder Gegenwerth auf das Pünktlichste bezahlt.
— 143 —
DAS MUENZWESEN BRASILIENS-
In Brasilien ist die Einheit der Real, die jedoch ge-
genwärtig nicht wirklich existirt..
Zur Basis des Systems ward die Octave Gold von
0,917 Gehalt angenommen, nämlich -^^- Gold und —oöö"
Legirung, zum Werthe von. Es. 4$000. Die Münze von
Es. 20&000 wiegt 5. Oct. oder 17,9297 Gramme; die von
Es. 10$0G0 und 5$000 haben das verhältnissmässige
Gewicht. Die Mischung 0,917 reines Gold und 0,83 Le-
girung von Kupfer und Silber, und wird 1 Gran gut
gethan bei den Stücken von Es. 20$000 und bei den
übrigen im Yerhältniss. ^
Das Yerhältniss, welches zwischen Gold- und Silber-
münze , frei von Schlagächatz, stattfindet, beträgt 15 5/8
Silber auf 1 Theil Gold von demselben Gehalt. Durch
Yerfügung vom Jahre 1849 wurde die Silbermünze mit
9,863 % Schlagschatz belastet und wurde somit Schei-
demünze.
Diese Münzen haben die Werthe von Es. 2$000,
1#0U0 und 500 Es. Ihr Gehalt ist 0,917 feines Silber;
das Gewicht eines Es. 2$000 Stückes beträgt 7 Octaven
und 8 Gran, 25,5 Gramme, und des der übrigen im
Yerhältniss ; bei den ersteren werden 2 Gran gut gethan,
bei den anderen in gleichem Verhältnisse.
, Durch Gesetz von 1867 war bestimmt, dass die Silber-
münzen von Es. 2$000 und 1$000,25 und 12,5 Gramme
0,900— löthiges Silber haben sollten ; die Stücke von 500
und 200 Eealen oder Eeis 6,25 und 2,50 Gramme 0,835: —
löthiges Silber ; allein das letzte Decret vom 3 September
1870 hat bestimmt, dass die Silbermünzen, welche von je-
jiem Datum an geprägt werden, die Werthe von Es. 2$000,
— 114 —
1S000 und 500 Realen, den Silbergehalt von 0,917— löthi-
gem Silber und das durch Dccret von 1849 rcgulirte
Gewicht haben sollen ; und dass deshalb die Münzen von
0,900 — lüthigem Silber sowie die von 200 Realen in
Silber eingezogen werden sollen. In Gemässhoit desselben
Decrets beschloss die Regierung, Scheidemünze anfertigen
zu lassen aus einem Metall, welches 25 Theilc Nickel und
75 Theilc Kupfer enthalt, und zwar zu den Werthen von
200, 100 und 50 Realen, mit dem Gewicht von 15, 1«
und 7 Grammen.
Die alte Kupfermünze von 040 Realen das Pfund
Metall, wurde ersetzt durch die von 20 und 10 Realen
mit Tripellegirung von Kupfer, Zinn, und Zink, dem Gesetie
von 1867 gemäss.
Um die Werthc der ausländischen Münzen zu bestimmen,
wurde zugegeben, dass das brasilianische Pfund 459
Gramme enthält, so dass nachher der Preis von jedem
Gramme reinen Goldes nach dem Werthe bestimmt
wird, welchen es in der Münze von Rs. 20S000 hat.
— 145 —
Uebersichtliche Zusammenstellung der Muenzen
Brasiliens.
GOLD-MÜNZEN
Münzen.
Münze vod 20/?000.
Münze von 103000.
Gramme.
17,9296875
8,96 18438
Titel.
917
917
Gramme
reinen
Metalls.
16,4415234
8,2207617
Bemerkungen.
) Gesetz von
^ 1847.
SILBER-SCHEIDEMÜNZE.
Münze von2#000
Münze von lflOOO
Münze von 500 Realon
25,^00
917
12,750
917
6,375
917
23,38350 ]
I / Decretevon
11,69175' > 1849 und
k von 1870.
5, 84587 :■ )
ALTE HÜLFS-SCHEIDEMÜNZE.
Münze von 20 Realen..
Münze von 10 Realen..
! Gesetz von
1867.
NEUE HÜLFS-SCHEIDEMÜNZE.
Münze von 200 Realen.
Münze von 100 Realen.
Münze von 50 Realen.
Münze von 20 Realen.
Münze von 10 Realen.
C. A.
15\000
10.C00
7,000
7,000 1
'3,500!
3 I
<B
• •
3 «• -<
u
.«
na
M 'S N
Decret von
1870.
Decret von
1867.
W
— 146 —
DIE MUENZE.
Die ersto Münze in Brasilion wurde 1694 in 4x1
Stadt S. Salvador da Bahia eingerichtet, und Tonil
nach Rio do Janeiro verlegt, woselbst sie im Jahtl
1600 zu arbeiten anfing ; darauf siedelte sie nach fr|
nambueo über, wo sie bis 1702 blieb.
Alle dioso Anstalten w.ircn dazu bestimmt, das eop-j
nannte Provinzial-Gcld zu prägen, weil es nur in
silien Cours hatte. In Gold wurden Ba. 3.200:OOOWI|
geprägt, und in Silbor IIa. 80(fc000$000.
Im Jahre 1702 verordnete die Regierung, da» fcl
Münze wieder nach Rio do Janeiro verlegt werf»
solle; und so geschah es, dass dieselbe im Januar 17(91
definitiv in dieser Stadt eingerichtet wurde. Toni
an begann man in Brasilien allgemein gültiges GeUl
zu prägen, welches in ganz Portugal Kurs tat*
Allein in Folge der ungeheuren Ausbeute an Goft
welches die Minen lieferten, wurde abermals in Bahia da]
Münzhaus eröffnet, und später auch in Minas-Gera»;
dieses wurde 1735, und jenos 1830 wieder geschlossen»!
Die Münze von Rio de Janeiro befand sich anfing»
in wenig dazu geeigneten Gobäuden. Im Jahre 185&I
wurde der Bau des jetzigen in Angriff genommen und]
ist eines der ansehnlichsten Gebäude im Kaiserreiche»!
Die Officiuen derselben sind geräumig, luftig iutt
befinden sich in besseren Verhältnissen als viele gleich- 1
artige in Europa. Seit ihrer definitiven Einrichtung i»
Jahre 1703 bis zum Jahre 1833 sind daselbst geprägt'
Rs. 216,257:629$929 in Gold, und Rä. 16,460:8661319 inj
Silber; von 1833—1849, nach dem gegenwärtig geltenden
Modell, Rs. 950:684$000 in Gold und Rs. 673901680 in
— 147 —
Silber; rem 1850 — 1870, nach demselben Modell
* Rs. 43,195:25Ö$000 in Gold und Es. 16,812^13^400 in
? Silber.
Die Münze besteht aus sieben Sektionen, steht unter
der Oberaufsicht eines Directors, welcher den Titel
■•"Pf '
r «c Provedor » fuhrt, und liegen derselben ob die Ar-
beiten ihrer Buchführung und ihres Rechnungswesens,
sowie die der Schatzkammer, der Metalltitel, der Schmel-
zung und Zubereitung der Legirungen, der Lamination,
Prägung, Gravirung und der Maschinen.
Einige Sektionen beschäftigen sich auch ausserdem
. mit der Anfertigung von Kunstarbeiten, sowohl für die
Staatsbüreaux als auch für Privatpersonen, gegen eine
Taxe, welche einen Theil der Einnahme der Anstalt
ausmacht.
So werden in der Giesserei edle Metalle für Rechnung
.. von Privatleuten geläutert; das chemische Laboratorium
befasst sich mit der Untersuchung von Mineralien, mit
Analysen und ähnlichen Arbeiten; und in der Sektion
der Graveurs werden auf Bestellung Medaillen und
andere Arbeiten angefertigt.
Mit der Giesserei ist eine andere Sektion verbunden
wo die Erde und Asche gereinigt wird, welche aus den
Officinen kommt, in denen edle Metaile verarbeitet
werden.
Mit der Münze sind verbunden die Gebäude, in denen
' ■ • ■ • : ; *
Policen und andere Staatstitel hergerichtet werden.
Die Prägung, Lamination und andere Dienste werden
mittelst Dampfmaschinen bester und neuester Coiistruc-
tion ausgeführt.
Sämmtliche Maschinen zum Prägen, 6 an der Zahl,
sind in der Anstalt selbst angefertigt worden, mit
Ausnahme von den Stücken, die theils im Marine-
Arsenal* theils hx PrivatrOfficinen gegossen sind. Die
- li« —
Maschinen sind nach drin Sy.-trm Tonnelicr mit ciiiijd
Abänderungen, und prilgen in uiiin* Minute .">0 undnukl
Geldstücke.
Die Münze besitzt werthvnKe Sammlungen von eä-l
heimischen und auahiudi^curn Medaillen und Geldinüfr|
zen.
HANDEL
In Besitze so vieler geschützter ITilfcn auf sein«!
Uferdistrictc von 1200 Leguas, (i>.i>20 Kilom.) Auadek-
nung, ausser einer gros: 4*11 Anzahl für Dampfschüfa
fahrbarer Flüsse, fruchtbarer Lilndereien mit verschieden-
artigen Climaten, in denen die tropischen, so wie auch
die Pflanzen der gemässigten Zonen gedeihen, verfugend
über weite Fcldflächcn und Wälder, reichhaltige Kohlen-
lager, Minen von Gold, Silber, Blei und anderen Metallen,
so wie bedeutende Diamanten- Lager, macht das Kaiser-
reich Brasilien, wie zu erwarten, rasche Fortschritte,
seitdem im Jahre 1808 dessen Hufen allen befreundeten
Nationen eröffnet worden.
Die Regierung hat dem Handel bedeutende Ver-
günstigungen zugestanden, und regulirt den Verkehr
mit der grössten Freigebigkeit, für dessen Bedürfnisse
sorgend wo dieselben sich auch zeigen mögen.
In der lobenswerthen Absicht den commerziellen
Verkehr Brasiliens zu erleichtern und zu entwickeln, gab
es den fremden Flaggen die Küstenschifffahrt frei, so wie
auch die Gewässer seiner Haupt-Flüsse, Paraguay, S. Fran-
cisco, Amazonenstrom bis zur Grenze in einer Aus-
dehnung von 580 Leguas o lor 3,828 Kilometer, und den
respectiven Nebenflüssen; und giebt auf diese "Weise
allen Nationen ein rühmliches Beispiel des Fortschrittes.
— 149 —
ie Handels-Gesetzgebung Brasiliens, aach dem Bei-
e der meist civilisirten Nationen eingerichtet, besteht
einem Codex publicirt in der Absicht um dem
lehr grösseren Impuls und vollständige Sicherheit zu
in, ergänzt durch spätere legislative Erlasse die
immt sind die Mängel, welche sich in der Praxis
m, zu beseitigen.
nter solch günstigen Umständen, und Dank der
erheit und Erleichterungen welche die Gesetzgebung
ihrt, hat der brasilianische Handel solche Fortschritte
ichtl wie die der l lühendsten Staaten Europas.
1 Jahre 1808 ward der Werth der Ein und Ausfuhr
Luswärtigen Handels auf Rs. 22:600$000 geschätzt; in
letzten Zeitraum von 5 Jahren erhob der jährliche
jhschnittswerth sich auf Rs. 341 .932:0121000 ; und im
e 1871 — 72 wurde dieser Durchschnittswerth um
L.891:798$000 überschritten, ausserdem zeigte er eine
ahme in der Einfuhr und eine Zunahme inder Ausfuhr
fast Rs. 10.000:000$000.
e Zunahme des auswärtigen Handels ist nach der
stehenden Tabelle taxirt,nach offiziellen Documenten
aisirt, welche die Jahre von 1836 bis 1871 in sich
essen, in welchen, zur grösseren Erleichterung die
ihangaben in Zeiträumen von 5 und 5 Jahren
neben sind
«
am v. 5 Jahren
Durchschni ttswertb
Zunahme.
der 6 Jahre.
— 1841.
Rs
. 87.953:000$000
— 1846.
»
98.999:SO0$00O Rs.
11.046:800$000
—1851.
»
110.045:000$000 »
11.045:200$000
— 1856.
j
169.258:800$000 >
59.2]3:800$Q00
— 1861.
»
234.615:000$000 »
65.356:2001000
— 1866.
»
255.035:080$000 »
20.420:080$000
— 1871.
»
341.932:012$000 »
86.896:932$000
— 150 —
Vom ersten zum zweiten Zeitraum von fünf Jahren
betrug die Zunahme des Handelsverkehrs 12,5 °/ ,und
vopi vorletzten zum letzten 31 o l 0> was ein Beweis für
den beständigen und immer steigenden Fortschritt ist^
wie dies auch in Bezug auf das Finanzjahr 1871 — 1872
der Fall ist.
Der Ueberschuss von Rs. 253.979:012$000 des letztea
Quinquennium über das erste entspricht einer Zunahme
von 288,76 % in 35 Jahren, oder 8,2 % per Jahr.
Wenn man diese Resultate mit denen des europäi-
sehen Handels vergleicht, so sieht man, dass nur
Frankreich, dessen jährliche Zunahme 10,2 °/ beträgt,
in dieser Beziehung rascher voranschreitet als Brasilien;
doch kann diese Ueberlegenheit wohl aus der Mangel-
haftigkeit der brasilianischen Statistiken erklärt werden.
In weniger vorteilhaften Umständen als Brasilien
befinden sich:
Norwegen mit 7,4 % jährlicher Zunahme; Holland
mit 7,4 °/ ; Belgien mit 7,1 °/ ; Dänemark mit 6,1 •/•;
England mit 5,2 °/ ; der Zollverein mit 4,4 % ; Spanien
mit 3,6 %; Portugal mit 3,6 °/ ; Russland mit 1,4 •'.;
und Italien mit 0,2 °/ .
Obgleich die Entwickelung des auswärtigen Handels
genügt, um von dem Fortschreiten des Landes einen
Begriff zu geben, so wird es doch zu grösserer Deutlich-
keit dienen, wenn wir die Umsatz- Verhältnisse während
der letzten zwei Jahre analysiren.
Um den Ueberblick zu erleichtern, sollen die Durch-
schnittszahlen von den Jahren 1861 — 1866 und von *
1866 — 1871 genommen werden. " ^
— 151 —
Durchschnittliche Durchschnittliche
Einfuhr. Ausfuhr.
Erstes Quinguennium. . . . Rs. 603.25i:766j?8^2 Rs. 671 .920:5388000
Zweites » .... 792.467:059JOO0 917.222:4058000
Zunahme 189.212:8920158 245.301:8470000
Daraus erhellt, dass die Einfuhr vom l ten zum 2 ten Quin-
quonnium um 31,36 %> und die Ausfuhr um 36,5 %
zugenommen hat.
Der Uebersohuss der Ausfuhr über die Einfuhr betrug
im 1. Quinquennium Rs. 68.665:791$153, und im zweiten
Rs. 124.754:74:6$000, oder 81,7 % mehr als iin ersten.
Durch seine Handelstransactionen mit anderen Län-
dern hat also Brasilien in den zehn Jahren von 1861-1871
den Ueberschuss von Rs. 193.4:20:537$158 erreicht, einen
verhältnissmässig noch grösseren im Finanzjahre 1871-
1872,' sowie in dem von 1872-1873, obwohl dieses
Finanzjahr noch nicht liquidirt ist.
Zu der beständigen Zunahme des Handels stimmt
auch die beständige Zunahme des Saldo.
Diese in der offiziellen Statistik begründeten Folge-
rungen beweisen hinlänglich, wio sich der Staats-Reich-
thum in den letzton Jahren entwickelt und consolidirt
hat, und sind die beste Garantie für den zunehmenden
Wohlstand des Kaiserreiches.
Und doch war es in dem letzten Decennium, dass
während 5 Jahren der Krieg mit Paraguay unterhalten
wurde, und dass die Handelsplätze eine ausserordentliche
Störung erlitten, so wie die Märkte, welche einen grossen
Theil unserer Produkte consumiren.
Aber trotz alledem wurden die Quellen unseres Reich-
thums nicht davon berührt, und der Handel nahm nicht
ab; im G-egentkeil nahm er in hohem Grade zu, und
zwar mehr durch den Export als durch den Import
— 152 —
was ein schlagender Beweis für die grosse Prodüktions-
filhigkeit Brasiliens ist.
Das ist die sichere Basis, auf welcher der Credit
beruht, dessen sich Brasilien in Europa erfreut, und
dieser wird noch durch die Sicherheit der Institutionen
verstärkt, woraus das grOsste Vertrauen für Handel,
Ackerbau und Industrie im Allgemeinen erwächst.
Natürlicherweise hat der Küstenhandel und der nach
dem Innern ebenso wie der auswärtige geblüht, was au*
der folgenden Tabelle in Bezug auf die Finanzjahre von
1854, 1863 u: d LS71 ersichtlich ist :
Finanzjahre.
1854—1853 186V- 1864 1870—1871
Küstenhandel . . . 11s. 49.772:0003000 100.702:0005000 130.3OO:OO0|000
Binnen-u- Flusshan-
del « 14,200:000fl0C0 17,500:0008000 19,000:0000000
Summe ... » 63,972:000^000 118,'202:OOU8000 149,300:0000000
In dem Zeitraum von 17 Jahren, von 1F54 bis 1871,
hat der Küsten-und der Binnen-IIandel um 133,4 pro-
cent zugenommen, also durchschnittlich per Jahr 7,8
pro cent, oder um ebonso viel als der auswärtige Handel.
Es muss jedoch bemerkt werden, dass diese offiziellen
statistischen Daten nur einen sehr kleinen Theil des
Binnenhandels begreifen, der in allen Ländern stete
bei weitem grösser ist als der auswärtige, da ja alle Waaren
vor dem Export und nach ihrem Import, ein Gegenstand
vieler Transactionen sind.
Durch die Summirung des Betrages des auswär-
tigen Handels, des Küsten-und Binnen-Handels, bezüg-
lich des letzten Finanz-Jahres von 1870 auf 1871 r
stellt sich heraus, dass der ganze Handel Brasiliens
in den offiziellen Dokumenten gegenwärtig durch
JEU. 491.232:012$000 repräsentirt wird.
— 153 —
Zu dem Resultat des überseeischen Handels haben die
verschiedenen Nationen der Erde in folgender Weise
beigetragen :
In Bezug auf die Einfuhr : England mit 45,73 %;
Frankreich mit 17,33 °/° die La Plata- Republiken
mit 7,26 % ; die Hansestä Ite mit 6,15 %; die Vereinigten
Staaten mit 5,36 %; Belgien mit 4,80 %; Portugal mit
3,69 <>/ , und die übrigen Staaten mit 9,68 %.
In Bezug auf die Ausfuhr: die Vereinigten Staaten,
welch einen sehr grossen Theil der brasilianischen Produk-
te consunriren, mit 54,84 %; England mit 9,07 °/ .
Prankreich mit 5,62 %; die La Plata -Republiken mil
5,29%; Portugal mit 3,20%; die Hansestädte mit
2,03%; Belgien mit 1,04%; die übrigen Staaten mit
27,94 %.
Zum Aufschwung des Reiches in diesen letzten Jahren
haben bedeutend beigetragen: die Entwickelung der
überseeischen Dampfschifffahrt, die Zunahme an Credit-
Anstalten, die Freiheit der Küstenschifffahrt, Vermehrung
der Eisenbahnen und der Küsten-und Fluss-Dampfschiff-
fahrt, die aus den Staats-und Provinzial-Kassen Unter-
stützung erhalten.
Die überseeische Schifffahrt in dem Finanzjahre von
1871 bis 1872, nach dem Eingange und Ausgange be-
rechnet, hat mit 6,324 Schiffen mit 3.408,402 Tonnen
(2.703.691.028 Kilogr.) und 122,391 Personen Bemannung
statt gefunden ; die Küsten-Schifffahrt mit 9,893 Schiffen
mit 2.402,309 Tonnen (1.905.614.798 Kilogr.) und 139.235
Personen Bemannung.
Durch folgende vergleichende Uebersicht kann man
sich eine Idee machen von der Zunahme der Schiff-
fahrt in den Finanzjahren von 1864—1865 und von
1871-1872:
- 154 —
ÜEBERS lEISCÜE SCIIIFFFAHRT.
Finanz-Jahre. Schiffe. TonnengehalL Bemannung.
1864—1865 6.138 2.389.098 89.367
1870—1871 6.324 3.408.402 122.391
Zunahme 186 1.019.304 33.024
KTJE8TEN-SCHIFFFAHRT.
Finanz-Jahre. Schiffe. Tonnengehalt Bemannung.
1864—1865 6.275 1.283.919 89.822
1871—1872 9.893 2.402.309 139.235
Zunahme 3.618 1.118.390 49.413
Zu dieser Zunahme des überseeischen Verkrhrs haben
grossentheils die Dampfschiffe beigetragen, welche die
Segelschiffe auf eine anerkannt vorteilhafte Weise er-
setzen.
Die Zunahme der Küstensclrifffahrt jedoch ist bedeutend
grösser gewesen, und erklärt sich hinreichend aus dem
Regierungsact, welcher im Jahre 1866 diesen Dienst
provisorisch allen befreundeten Flaggen freigab; und diese
Maasregel, aus welcher dem Ackerbau und «em Handel
grosse Yortheile erwachsen sind, wird in Folge einer von
den Kammern bereits gewährten Autorisation i.auernde
Kraft haben.
Der Yerkehr der Binnen-oder Fluss-Schifffahrt hat sich
auf eine zufriedenstellende Weise entwickelt : im Jahre
1872 wurde derselbe von 8,761 Schiffen mit 16,238
Per-onen Bemannung besorgt, und beschäftigten sich
noch mit der Fischerei 4.808 Schiffe mit 5.301 Personen
Bemannung.
— 155 —
Die Provinzen Brasiliens, welche mit dem Auslande
Handels- Verbindungen haben, sind : Rio de Janeiro, Per-
nambuco, Bahia, S. Pedro N do Rio-Grande do Sul, Parä,
S. Paulo, Maranhäo, Alagöas, Parahyba, Oearä, Sergipe,
* Paranä, Santa Catharina, Rio-Grande do Norte, Piauhy,
Espirito-Santo, und Mato-Grosso.
In Brasilien existiren gegen 53,000 Handelshäuser,
ausöer ohngef&hr 7,000 unbesteuerten, nämlich 29,000
brasilianische, 18,000 portugiesische, und 6,000 anderer
Nationalitäten.
In dem diesjährigen Budget «ind Maasregeln adop-
tirt welche für den Handel Interesse haben. Die Re-
gierung ist autorisirt worden :
1.° Die Einfuhr-Steuerzulage innerhalb gewisser Gren-
zen zu erniedrigen .
Die officiellen Wer!he der im Tarif aufgeführten
Waaren sollen nach den laufenden Marktpreisen be-
stimmt, die 5 °/ Taxenzulagen vom Waarenwerthe und
die 28 und 21 procentigen auf die tarifinässigen Ab-
gaben sollen durch einen Pi ocentsatz von 30 bis 40 %
auf das Produkt dieser selbigen Abgaben ersetzt werden.
Dieser Procentsatz soll, je nach den Umständen des
Staats-Schatzes und der Mehreinnahme, jährlich von den
Kammern ermässigt werden.
Das Projekt zum neuen Tarif befindet sich bereits in
der Ausarbeitung.
2.° Auf unbestimmte Zeit den ausländischen Schif-
fen die Küsten-Schifffahrt un!er den gegenwartig be-
stehenden Bedingungen zu erlauben; den inländischen
Kauffahrtei-Scl.iffen eine Prime zu gewähren, die jedoch
nicht höher sein darf als Rs. 50S000 per Tonne (793,243
Kilogr). ; den im Reiche gebauten Schiffen zu erlassen
— 15« - -
die Abgabe des Ankergrldes, die Abgabe für Ueber-
tragung des Eigciithuiitarcchts beim ersten Verkauf dos
auf einer inländischen Werfte gebauten Schiffes, die
Gewerbsteuer auf Schiffswerften ; sowie auch die als
Mannschaft auf inländischen Schilfen angestellten Bra-
silianer vom Militärdienste zu befreien.
3.° Das nach dem Tonnengehalt der ausländischen Schif-
fe berechnete? Ankergeld von 500 Rs. per Tonne (793,243
Kilogr.) :;uf 200 Rs. per metrische Tonne (1000 Kilogr.)
zu ermäßigen, und das für alle Schiffe, die in die Häfen
dos Reichs einlaufen, mit Ausnahme der Kriegsschiffe,
der angelaufenen, derjenigen, welche über hundert Co-
lonisten trans, ortiren, — derjenigen, welche Kraft der
Zollreglements frei einlaufen, und derjenigen, welche
innerhalb eines Jahres dieselbe Abgabe sechsmal be-
zahlt haben.
Diese Vorfügung wird den aus den früheren Gesetzen
entspringenden [ Zweifeln und Streitigkeiten ein Ende
machen, indem sie dem Handel ohngefilhr 30 °,' von
der früheren Steuer erlässt :
4.° Die Steuer und sonstige Ausgaben für 'tUn-
terbringung und Verkauf der geretteten Waaren, die
sich am Bord von an den brasilianischen Küsten* ge-
strandeten Schiffen befanden, auf die Hälfte zu ermäs-
sigen.
5.° Von der Export-Steuer zu befreien: die Hölzer
und andere inländische Materialien, welche bei der
Ausbesserung der in den Reichshäfen vor Anker lie-
genden ausländischen Schiffe verwendet werden.
Die hauptsächlichsten Produkte, welche Brasilien
ausfuhrt, sind :
— 157 —
Kaffee.
Dieser Artikel repräsentiert für sich allein beinahe die
Hälfte des Werthes der gesammten Ausfuhr:
Die Cultur des Kaffeebaumes erstreckt sich vom Ama-
ZDnenstroine bis zur Provinz S. Paula, d. i. von 3° nörd-
licher L. bis 23° südlicher L., und von der Küste bis zum
äussersten Westen des Kaiserreiches; umfasst also einen
Flächenraum von mehr als 15,000 Quadratmeilen(653.400
Quadratmeter).
Seine Cultur hat sich bei den so geeigneten klimatischen
und Boden-Verhältnissen mit Riesenschritten entwickelt;
freilich wurde anfangs nicht die gehörige Sorgfalt auf di )
Herrichtung der Bahnen verwendet, woraus sich der
Misscredit erklärt, in welchen der Kaffee an den euro-
päischen Märkten gefallen war.
In cten letzten 15 Jahren jedoch ist die Qualität des
Kaffee's bedeutend besser geworden durch die Einführung
von Maschinen und vervollkommneten Yerfahrungs-
weisen, so dass seit geraumer Zeit mehr als die Hälfte
des Brasilien-Kaffee's unter dem Namen von Java, Ceylon,
Martinique, S. Domingos, und sogar als Moka-Kaffee con-
sumirt wird.
Ein glänzendes Zeugniss für diese Wahrheit hat
die Internationale Juri der Weltausstellung von 1S67
abgelegt dadurch, dass sie dem Brasilien-Kaffee eine
goldene Preismedaille zuerkannt hat, während sie die
übrigen Kaffee-produzirenden Länder einer solchen
Auszeichnung nicht für würdig erachtete.
Während die Kaffee-Produktion keine oder nur ge-
ringe Portschritte macht in Indien, Central- America,
S. Domingos und in anderen Ländern, hat dieselbe in Bra-
- 158 —
ßilien zugenommen, wie aus der folgenden, auf Gruul
amtliclier Berichte organisirtcn Tabelle klar hervorgeht:
QUANTITAETEN.
FINANZJAHRE
1840-1&41. . . .
1871-1872. . . .
ABROBEN KLLOGR. WBBTHE
5.057 501 74 204.689 Rs. 20.000:0008
16.581.GU 243.584.360 Rs. 71.645:659«
Zunahme 11.521.113 160.o80.671 Rs. 51.645:659*
Im Yerlauf von 31 Jahren hat der Kaffee-Export um
228 7o u d der Werth 258 •/., oder 7,35 •/. uud 8,3 •/#
per Jahr zugenommen, was ein deutlicher Beweis für
die zunehmende Cultur und Yerbesserung der Qualität
dieses Produktes ist.
Die Kaffee-Produktion wird gegenwärtig in Brasilien
auf ohnge&hr 17,699,115 Arrobcn (260,000,000 Kilogr.)
geschätzt, wovon im Lande beiläufig 2,000,000 Arroben
(20,000,000 Kilogr.) consumirt werden.
Im Kaiserreiche existiren ohngofkhr 530,000,000 Kaffee-
bäurne, die eine Fläche von beiläufig 574.992 Hectaren,
oder 132 Quadratmeilen einnehmen.
Baumwolle.
In Brasilien ist von jeher die Baumwolle cultivirfc
worden, hauptsächlich in den Nordprovinzen, aber
bis zu einer gewissen Zeit nur in einem geringen Maasse,
weil der Preis am Importmarkte die mit der Produktion
und dem Transporte verbundenen Ausgaben nicht genü-
gend ersetzte.
Der durch den Krieg der Vereinigten Staaten her-
beigeführte hohe Preis und der Bau von einigen Eisen-
bahnen ermuthigten die Pflanzer, und die Cultur dieses
Artikels entwickelte sich rasch und dehnte sich auch auf
die Süd-Provinzen aus.
— 159 -
Die folgende Tabelle zeigt, wie der Export derselben
in den letzten 11 Jahren prigenoimnen hat.
QUJlNTITABTEN
Finanz- Jahre. Arroben. Kilogr. Werthe.
1860—1861 670,860 9,854,933 Rs. 4.682:141fl559
1870-1871 3,548,048 53,589,838 Rs. 35.630:914^000
Zunahme. . 2,977,188 . .43,734,905 Rs. 30.948:772^441
Der Export von Baumwolle hat somit in diesem
Zeiträume um 443,8 procent oder 40,3 °/ jährlich zuge-
nommen, Beweis dafür, dass die Cultur der Baumwolle
ausserordentlich zugenommen hat, deren Werth in dem-
selben Zeitraum.; im Yerhältniss von 661 % oder 60 •/.
per Jahr gestiegen ist.
Es verdient bemerkt zu werden, das die vermehrte
Cultur der Baumwolle weder die Cultur des Kaffee's, npch
die des Zuckerrohrs und die der andern Landesartikel
beeinträchtigt hat, was nur aus der besseren Verwen-
dung- der öconomiscben Kräfte erklärlich ist.
Zucker.
Das Zuckerrohr, welches in Brasilio seit undenklichen
Zeiten gepflanzt wird, machte seine Haupt-Industrie
aus bis zur Einführung der Kaffeepflanzung, die einen
grossen Theil seiner Kräfte in Anspruch genommen hat.
In den letzten Zeiten hat die Produktion dieses Arti-
kels einen raschen Aufschwung genommen, wie die fol-
gende Tabelle zeigt, und die zugleich .die gegenwärtige
Zunahme an Baumwolle und an Kaffee begleitet.
QUANTITÄTEN
Finanz-Jahre.
Arroben.
Kilogr.
Werthe.
1800 — 18G1
4.451,188
65.387,931
Rs.
10.900:545j?Ü62
1870—1871
9.6GG,078
141.994,693
<
26.277:G14#000
Zunahme.. 5.214,890 70.606,742 « 15.377:068fl938
- 160 —
In den letzten 11 Jahren betrug die Zunahme des
Zuckerexportes 117 •/• oder 10,(5 •/• P cr Jahr, und der
Werth 141 % der per Jahr 12,* •/. mehr betrügt als der
Kaffee.
Der gegenwärtig in Brasilien fabrizirte Zucker, ohne
eine grosse Quantität Zuckerrohrsaft und Zuckerabschni-
tzel zu rechnen, beträgt ungefähr 20,000,000 Arroben
293,800,000 Kilogr. wovon beinahe die Hälfte im Liande
verbraucht wird.
Getrocknete und gesalzene Häute.
Obgleich in ganz Brasilion die Viehzucht im Grossen
betrieben werden kann, so verlegt man sich auf diese
Industrie doch hauptsächlich in den Provinzen Piauhy,
Cearä,Rio Grande doNorto, Parahyba, S. Paulo, Paranä,
8. Pedro do Rio Grande do Sul, im Süden von Minas-
Geraes, Mato-Grosso und Goyaz.
Es existiren gegenwärtig im Kaiserreiche ungefähr
15,000,000 Stück Rindvieh, die ein Capital von
Rs. 150.000:000$000 repräsentiren.
In den erwähnton Finanzjahren war der Häute-
Export folgender:
QUANTITAETEN .
Finanz- Jahre, Arroben. Kilogr- Werthe,
1860 — 1861. 1*285.447 18.883.216 Rs. 7. 824:3095748
1871 — 1872. 1.480. 525 2 [. 748.9201 1.765:714$000
Zunahme 195. 078 2.805.704 3.941:4045252
Wie man sieht, hat in den letzten 11 Jahren die
Quantität im Verhältniss von 15°/. procent zuge-
nommen, und der Werth in dem Verhältnisse von 50,4 °/„,
oder jährlich 1,4 procent und [4,6 / a procent.
— 161 —
Gummi Elasticum,
Dieser Artikel, dessen industrielle Verwendung sich ,
bestandig 4 vervielfältigt, kommt grösstenteils aus
den Thälern der Provinzen Parä und Amazonas, wo
die SipÜonia elastica, woraus dasselbe gezogene wird,
wüd undreichHoh wächst, von der Küste an bis auf
eine :Entfernung von 500 Leguas (3.300 L Kilpm0ter)<r»
Sobald die Siphonia elastica regelmässig oultivirto
werden wird, muss natürlich ihr Preis sinken; aber [
auch so wird sie einen sicherern und höherern Ertrag
geben als der Kaffee, weil das Gummi Elasticum Brasiliens
das best 3 ist.
Folgende Tabelle zeigt die Quantität und den Betrüg
des Exports desselben während der zur Vergleichunginr;»
Betracht gezogenen Finanzjahre :
QUANTITAETEK '*"
Finaoa- Jahre. Arroben. Kilogr. !: Werthe. ,i
186© £-1861...... 164.235 2.412.612 2.863£46S57ft-
1871 - 1872 326.679 4.798.921 » 7.509^91$0CÖ ■■',
Zunahme 162.444 2.386.309 T64&54i$4!ä
Die Zunahme in Bezug auf Quantität _ war 99 % und
hinsichtlich des Preises, 162,2 •/„ oder 9 % und 14, 7 •/„
jährig.
Tabak.
Der Soden eignet sich vorzüglich zum Bau des Ta-
baks, deasäb. Produktion hauptsächlich in den Provin-
zen Bahla, lünas^ 8. Paulo, Parä, und an oinigön t)r- !
ten Von 'Bio de Janeiro zugenommen hat. "
Die Ausfuhr war folgende :
o. ▲. 11
— 162. -
QUAN T 11 AKTEN.
Finanzjahre. Arrnbcu. Kilogramme. Werthe.
1860 — 1861. 313.750 4.C08.987 Rs. 2.376:4358739
1871 — 1S72. 87:1.732 12*35.126 Rs. 6.748:038$000
Zunahme. . . . 559.9^2 ti.22G.13U ltn. 4.37 1«02S2G1
Die Totalzunnhmc sin Quantität betrug 178,5%,
an Werthe 184 %. Die jährlich Zunahme, bczüglchder
Quantität, betrug 10,7 •/„ , und bezüglich des Werthes
16,8 •/..
Herva-Mate.
Dio Exportation dieses Artikels beschränkt sich auf
die Süd-Provinzen Rio Grande , Santa Catharina und
*
Paranä.
Bis jetzt wird noch die Waldproduktion benutzt,
allein man hat Versuche gemacht ihn zu eultiviren.
Daraus muss dem Lande ein grosser Gewinn erwach-
sen, angesichts des therapeutischen un! auf die Ver-
dauung wirkenden Kräfte des Mate.
Die Ausfuhr war folgende :
QUANTITAETKK
Finanzjahre. Arroben. Kilogramme. Werthe.
1860 — 1861. 463.108 6.803.056 Rs. 1.429:753$442
1871 — 1872. 647.180 9.507.086 Rs. 2.275:816$000
Zunahme.... 184.072 2.704.020 Rs. 846.062S558
Die Zunahme in Betreff der Quantität betrug 39,7 •/<*
in Betreff des Werthes 59,1 */•• Das Verhältniss per
Jahr betrug, in Bezug auf die Quantität 3,6 •/•* und in
Bezug auf den Werth 5,4 •/«.
I
163
Cacäo.
Der grösste Theil des Cacäo, den Brasilien esportirt,
kommt aus den Thälcrn des Amazonas und Tocantins ;
jedoch nimmt seine Oultur in den Provinzen Bahia und
Cearä bedeutend zu. Nächst dem Gruminielasticuni
ist es dieser Artikel, welcher dem Pflanzer den grösston
Nutzen lässt.
Der Cacäo wächst wild und in grosser Fülle in den
Wäldern des Amazonas, und wird vorzugsweise in der
Provinz Parä gepflegt; allein er kann sehr gut fort-
kommen in dem Boden, der sich nach Süden erstreckt
bis Bio de Janeiro.
Die Ausfuhr war folgende :
QUANTITAETEM.
— — A .1 !!!■
Finanzjahre. Arroben. Kilogramme. Werthe.
1860—1861. 236.986 3.481.324 Rs. 1.476:9201418
1871 - 1872. 216.574 3.181.471 Rs. 1.509:2945000
-• *•
Unterschied. 20.412 299.853 Rs. 32:3731587
Es fand an der Quantität eine Abnahme von 8, 6 %,
aber an Werth eine Zunahme von 2,2 %, oder 0,8 •/•
und 0, 2 °/ per Jahr statt.
Branntwein.
Seit dem Finanzjahre 1860— 1861, in welchem der
Branntwein den officidlen Werth von Rs. 597:4441489
und die Quantität von 2.349.695 Canadas (3.599.636
Liter) erreichte, hat der Export dieses Artikels, welches
einer bedeutenden Erweiterung fkhig ist ungemein
zugenommen, und betrug im Finanzjahre 1871—1872
— 164 —
der WerthRs. 1.243:363$000 und die Quantität 2.119.957
Oanadas (5.652.90s Liter), wie aus der folgenden Tabelle
ersichtlich ist:
QUAOTITAETEK
Finanzjahre. In Canadas. In Liter. Werthe.
186»— 1861. 1.349.695 3.599.636 Rs. 597;444M89
1871—1872! 2.119.957 5.652.908 „ 1.242:363«0e<K
Zunahme . 770.262 2.053.272 61&918$5fi
Die Zunahme betrug 57 '*/, in Bezug auf die Quantität) '
undhlOS) 1% in Bezug auf den Werth, also' von jener
5, 2 •/• per Jahr, und von diesem 9,8 •/<> per Jahr. "
Mandioc-Mehl.
Sobald die grossen Vortheile dieses Produktes mehr
bekannt und anerkannt sein werden, muss auch der
Export desselben zunehmen.
Im Finanzjahre 1860—1861 wurden exportirt 80,935:
Scheffel (3.269>963 Liter), die officiellnuf Rs. 102:833$760
abgeschätzt waren. Seitdem hat der Oonsum dieses Arti-
kels inländischer Produktion im Auslande immer meht
zugenommen«
Folgende vergleichende Tabelle der FiDajizjakM' -
1860—1861 und 1871 — 1872 zeigt die Zunahme :
QUAimTAETEff.
««:■-»
FINANZJAHRE. IN SCHEFFEL. IM LITEK. WEBTHE,
1860^-1861 89,033 3.269,963 Rs. 102:833J750
1871-1872 ' 194,929 7.087,620 „ 358:r3Q^0QQ ^ .
Zunahme.. 104,996 3.817,657 255.29^240,:.
Diese Zunahme entspricht dem Total-Procentsata von" .
- 165 —
116, 7 <>/a 4 und von 10, 6% per Jahr [in Bezug auf die-
Quantität; öder dem von 248, 3 / o . und 2&$V* iß Bqnig
auf cfetf Wdrth. ; :; :; - .":■-' >•■ .-' *• h . • < ; , j)f> (\ rj
'..''•■
Jacarandä ( Palisander ),
Im letzten Finanzjahre wurde von diesem Holze ftlr
Äs. T.Ö51:091$000 exportirt. : ; '• ; *
r 'i Die an diesem Holäe reichsten Wälder befinden sich
in den Provinzen Rio Grande doNorte^Perhämbtföo,
AlagGas, Espirito Santo, Rio de 'Janeiro, titrd Minas-
Geräes, Welche dasselbe auf dem ; Flüsse MücAn^'^nd
aus den Häfen von'Bähia exportireh;
<i ü
Thierhaare, Rosshaar und Wolle.
Bei der Ausfuhr von 1860— 1861, sind diese Artikel
in der officiellen Statistik aufgöjfahrt äM 4 2ö;188 Aristo,
3*70.12 Kilog., und der Wöi-tfc niit Rö: ; i25tik^#; im
Rnanzjjahre von 18T8— 1;87I Betrug' die ^ti^eftilii-te
Quantität 36,990 Arroben, 54Ö87 ffilog/im Wefthe
,'v.on'Rs. 428:934$000, wie aus folgender r "TafeeÜe zu
ersehen :
; ■ i».
.. . i i
( I . *>■
QÜANTITABTBN.
riNA5Z-JAHRE,
1860-1861
1871—1872
".i ;• •• . ■ •
.ABROBEN.
25,188
36,990
KILOOR.
370,012
543,387
Zunahme. ... 11,802 178,375
i - i
WBBTHE.
Rs. 257:9461000
» 428:9341000
, .. 170:988*000
— 106 —
Die Zunahme betrug 40,8 •/-. bezüglich der Q^ntität.
und 66,2 % des Werthes, oder jährlich 4,3 % flU" J ene
und 6 % fiir diesen.
Gold und Diamanten.
Hinsichtlich dieser Export- Artikel hat eine Abnahme
statt gefunden ; .im Finanzjahre von 1860 — 1861 betrug
der Werth Rs. 5.401:5908000, und von 1870 — 1871
nur Rs. 3.010:5478000.
Die Abnahme erklärt sich aus den in anderen Ländern
entdeckten Diamantengruben, die eine reichere Ausbeute
geben.
Nicht classifizirte Artikel.
Der Export von anderen nicht classifizirteri Artikeln
]betrug Rs. 3.893:540S000.
Die Produktion von Baumwolle, verglichen mit der
von Tabak, Branntwein, Zucker, Gummielasticum, Häute,
Kaffee, und Mate, hat in den letzten zehn Jahren am
meisten zugenommen. Der Cacäo hat in Bezug auf Quan-
tität abgenommen, aber an Wcrth zugenommen. Der
Export dieses Artikels ist grossen Schwankungen unter-
worfen in Folge der Uebcrschwemmungen des Amazon
enstromes, welche sehr oft die Erndte beeinträchtigen.
HANDELSBOERSEN.
In G-eniässheit der von der Regierung genehmigten
Statuten, bilden die Kaufleute des Handelsplatzes Bio
de Janeiro die Handelsgesellschaft und ernennen alle
— 167 -
zwei Jahre ein Directorium, bestehend aus 15 Mitglie-
dern verschiedener Nationalitäten, welches die Befugnis 8
hat, über die Angelegenheiten zu beräthen, die den
Handel im allgemeinen angehen, und, theils in seinem
eigenen Namen, theils im Namen der Kaufleute, die
bezüglichen Vorstellungen zur Kenntniss der Staats-
gewalten und der Obrigkeiten zu bringen.
Das Directorium führt den Namen « Börsencom-
mission; das für die Jahre 1872 und 1873 erwählte
besteht aus drei Brasilianern, zwei Portugiesen, zwei
Engländern, zwei Franzosen, einem Deutschen, einem
Dänen, einem Spanier, zwei Nordamerikanern und
einem Argentiner.
Die erwählten Mitglieder ernennen aus ihre* Mitte
einen Präsidenten, sowie eine Commission von drei
Mitgliedern, die in streitigen Handels — und indus-
triellen Fragen als Schiedsrichter dienen müssen.
Die Unkosten für das Börsen-Gebäude werden von
den Abonnenten bestritten, welche daselbst freien Ein-
tritt und Sitz haben, und andere Vortheile gemessen.
Die Zahl derselben beträgt gegenwärtig 951. Im Jahre
1872 besass die Börse ein Kapital von Rs. 68:5581357-
ihre Einnahme in diesem Jahre betrug Rs. 52:835$000,
und die Ausgabe Rs. 36:776$336.
Da es sich herausgestellt hatte, dass die Räumlich-
keiten dos Lokals zu beschränkt waren, so ist dio
Kaufmannschaft kürzlich darauf bedacht gewesen, an
derselben Stelle ein anderes grösseres und bequemeres
zu erbauen, und hat zu diesem Ende unter den Kauf;
leuten eine Subscription eröffnet.
Der Plan zu dem neuen Gebäude ist nach den Re-
geln der Architektur entworfen, und wird dasselbe
eins der bedeutendsten des Reiches,
— 1(W —
Die Handelsgesellschaft ipt Willen«, mit der Rogie»
rang einen Contract abzuschließen, um in dcita BÖraen-
palast auch das General-Postamt und die Amortisation -
rfkasso unterzubringen, die wegen ihrer vieirachen Han-
delsbeziehungen sich im Centrum des Handels befinden
jpüssen, ebenso wie Banken und andere dergleichen
anonymo Gesellschaften.
Wenn dieser Plan zur Ausführung kommt, so wird
der dritte Thcil des Palastes zur Verfügung der Re-
gierung stehen, und die übrigen Zwei Drittel werden
von der Börso und von Handcls-Bürcaux benutzt werden.
Das neue Gcbäud.» soll eine Flüche von 4.554 (Qua-
dratmeter einnehmen, in dem Baume, der zwischen
vior Handclsstrasscn mit 31 Häusern gelegen ist, deren
Desapropriation schon für nothwendig erklärt worden
ist, aus Rücksicht auf den algemeinen Nutzen.
Aehnlicho Handcls-Commissionen ex'ßtiren an den
Handelsplätzen der Hauptstädte der Provinzern ParA,
Cearä, Pcrnambuco, Alagöas. Bahia und S. Pedro do
Rio Grande do 'Sul, dio zu demselben Zwecke einge-
richtet sind, aber weniger Mitglieder zählen.
Im Laufe des Jahres 187 1 haben sich bei dem Han-
dlsgericht von Rio de Janeiro acht Firmen, und 15t
Kaufleute matriculirt, nämlich 76 Brasilianer und 73
Ausländer. Seitdem das Handelsgesetzbuch in Kraft
gQtroten ist, im Jahre 1851, bis Ende Dezember vo-
rigen Jahres, haben sich bei dem Handelsgerichte 413»
Firmen und 2923 Kaufleutc matriculirt, von genen
1372 Brasilianer und 1556 Ausländer sind.
Bei dem Handelsgericht der Provinz Bahia haben
sich in demselben Jahre 60 Kaufleuto (39 Inländer
und 21 Ausländer) matiiculirt; bei dem von Pernam-
bueo 13 (7 Brasilianer und 6 Ausländer), und boi dem
von Maranhäo 18 (6 Inländer und 12 Ausländer).
-^169 -
»; »
I Die Handels-Gesell8chaft vaü Bio de Janeiro, bewil-
M^Efet; Pensionen, welche vqn: ihren Einkünften xtiä dem
& fpndhrten Capital abgezogen „werden um die verarmten
^Mitglieder und ihre Wittweri und Waisen zul unter-
"j stützen.
Diese Pensionen, geregelt, je nach den sich anfein-
i ander folgenden Annuitftts- Jahren, Verden von den
ß Mitgliödeto beiahlt, sie veQhsela Aschen Rs. 36Q|M)()0
[ nnd Es. 840S000 jährlich für die Mitglieder, unl für
* f ;ihre Wittwen,unjl Waiseii zwischen Rs. 2401000 und
v Be. 7204000.
Mit diesen Pensionen verausgabt die Gesellschaft
fo flälw Hcjh ,eipe Spmme \qn $&; £$801000.
v.i
fflWWPnt
T
i
Jn der Hauptstadt Rio d^ Janeiro.
pra BBASiPUirfscHB bank. — Gegründet jm, Jahje 1855,
mit c,incj£; Capital von. R^ % 3Q.000ib00$00Q.vc^hdlt in
150,000 Aktien zu EÄ/^OJODQ.—tiieie Dppo^itcq^ Dis-
konto-und Wechselbank beb am, in Folge der Yemchtlii-
Ftunsr der Handelsbank und der ttural-ünd Hypotheken«
Bank, das ausschliessliche Recht. Banknoten zaolbar an
den Inhaber zu emittiren) und erhöhte deshalb ihr Capital
Si auf'tU. tS.WJtoOOC^ auf
' Als derselben im Jahre 1866 nach der Q-eldkriso von
1864, diese liefugniss entzogen würde, mittete sie an
die Amortisation ihrer l^oten gehen, wozu ihr ein Zeit-
raum^ von 20 fahren gö^täftet wurde, sö'dasö sie jähr -
li et Wenigstens 5 proceiit 'davon einzulösen verp&ichtet
ist.
- 170 —
Das Gesetz von 1867, welches die vorerwähnte Be-
stimmung getroffjn hatte, schuf innerhalb dieser Bank-
anstalt eine Hypotheken-Kasse zur Unterstützung des
Ackerbaues, und gab ihr somit eine Organisation,
welche der von wirklichen Credit-Gesellschafton bei-
nahe gleichkommt.
Bis zum Monat Juni dieses Jahres hat sich ihr Pa-
piergeld in Cirkulation von Rs. 45.6„0:f00$000, auf
Rs. 3i.920:000$000 vermindert.
Ton den Filialbanken, die sio iu verschiedenen Pro-
vinzen eingerichtet hatte, arbeitet nur noch die rem
St. Paulo; al e übrigen sind liquidirt.
Rural-und Hypotheken Bank. — Sie wurde im Jahre
1853 erlichtet, um Geld gegen Hypothek auf Grund-
und Landbesitz zu geben, und zwar mit einem Capital
von Rs. 8.000:0005000, welches verdoppelt wurde, ab
sie im Jahre 1858 zu einer Cirkulationsbank wurde, von
welchem Vorrecht sie jedoch, wie oben erwähnt, zu
Gunsten der Brasilianischen Bank abstand.
Da sie auf diese Weise nur eine Depositen- und Dis-
kontobank blieb, hat sie bis jetzt nur 50 procent von
ihrem Capitalfonds eingezahlt.
Die Direktion verwaltet noch eine Lebensversicher-
ungs - Anstalt, die unter dm Namen « Beschützerin dei
Familien» sich gebildet hat.
Hakdels-bank von Rio de Janeiro. — Für Depositen-und
Diskonto-Operaticnen wurde diese Bank im Jahre 186C
gegründet mit einem Capital von Rs. 12.00 J:000$000
mit Aktien zuRs. 200S000, von denen die Hälfte ausgege
ben ist, und sind bis jetzt Einzahlungen zum Belauf voi
Rs. 1.80C:000$000 gemacht. Neuerdings hat diese Banl
darauf angetragen, als Credit- Bankgesellschaft betrachte!
zu werden. Die Entscheidung darüber hängt noch voi
der Regierung ab.
— 171 -
National-bAnk. — Sie ist, wie die vorhergehende, eine
Depositen- und Diskontobank, und eröffnete im Jahre
1871 ihre O jerationen mit dem nominellen Capital von
Rs. 10.000:000$000, vertheilt auf 50.000 Aktien, die
främmtlich ausgegeben sind.
Das realisirte Capital beträgt Rs. 2.000:000$000.
Industbielle und Merkantilische Bank. — Da> Capi-
tal, mit welchem im Jahre 1872 die Incorporation die er
Bank statt, gefunden hat, beträgt Rs. 20.000:0005000,
das auf Aktien vertheilt ist, und diese sollen in zwei
Abtheilungen, jede vcn 50.000, ausgegeben werden.
Von der ersten sind Einzahlungen im Betrage von
Rs. 2.500:000$000 reali.irt. Diese Bank gedenkt auch
CrßditrOpeiationen in den Kreis ihrer Geschäfte zu
ziehen.
Oekonomh sche Auxiliaer-Gesellschaft. — Nachdem die
Statuten derselben im Jahre 1872 genehmigt woj den sind*
hat diese Gtesellschaft ein Capital von Rs. 505:350$000
eingezahlt aaif Rechnung ihres nominellen Fonds von
Rs. 2.101:0004^000; von den Aktien, jede zu Rs. 100SOOO,
sind nur. 7040 ausgegeben. .
Englische Bajtk von Rio de Janeiro. — Anfaugs un-
ter dem Namen * London und Portugiesche Bank,» mit
Filialen in den Städten Sa-ntos, und Recife, besitzt die-
se Bank ein Capital von £ 1.000,000, vertheilt auf
50,000 Aktien.
Neue London und Brasilianische Bank. — Sie be-
gann im Jahre 1862 unter der Firma «London und
Brasilianische Bank» Depositen- und Diskonto - Ge-
schäfte zu machen, mit dem nominellen Capital von
£ 1.000.000, welches im Jahre 1863 auf * 1.500.000
erhöht wurde, jede Aktie zu £ 100* Die gemachten
Einzahlungen betragen Rs, 5.200;000$000. Dieser Bank
— 172 -
wurde erlaubt, in Pernambuco, Bahia, und Rio Grands
dc| Sul, Filiale zu errichten,
r Bbasjwakisoh -Französische Bakk. — Dieser B*nk
r , wurden* Jahre 1872 die Efliuboiss ertheilt, inner^aÄ
des Kaiserreichs Credit - Operationen zu machen.. Du
O^pitaJ derselben beträgt 10.000.000 Francs, w da* auf
. 2Q, 000 Aktien vertheilt ist; die Hälfte ist eingeählt.
Sparkasse und Leihhaus. — Beide Institute .dätiren
,voin Jahre, J861.
, ., Erstere hat zum Zweck, unter Garantie dqr Regierimg
i# Depot zu nehmen Summen von Rs. 5QEO0G,jper
„. Woche und höchstens bis zu Rs. 4:030$OOÖ, wofür Ab
: ..£insea gezahlt werden., Wenn die Einzahlungen die
., Summe von Rs. , 4:0001000, übersteigen, so we^Lw^ftr
den Ueberschuss keine Zinsen gezahlt.
Die. Zinsen werden halbjährlich capitalisirt, wem
auch die Depositanten dies nicht verlangen. Die ^ Zu»
nebst. Capital können nach vorhergegangener achttägi-
gen Kündigung aus der Easse genommen werdet
. . Das Leihhaus leiht auf Pfänder, die in werthvoHen
Gegenständen bestehen. Am Ende dos Schuld-Teräfflty
der nach Wunsch des Anleihers stipulirt ist, wird'tfn
massiger Zins bezahlt, und kann die Anleihe erneuert
werden, wenn die fälligen Zinsen bezahlt worden^sini
Nur am Ende des zweiten Termins wird zur Yerufr
tionirung des verpfändeten Gegenstandes . geftohlittaD,
um die Anstalt zu entschädigen, bei welcher de*~ Bjeta-
schuss während fünf Jahren verwahrt wird, um^dfltt
Anleiher eingehändigt zu werden ; nach Verlauf di&Nt
5 Jahre ist sein Recht verjährt.
Haeuser — Unternbbmung. — Seit 1871 dazu bestimmt,
die Erwerbung und Erbauung von Häusern zu böf&ktera,
dadurch dass gegen Hypothek von ihr diö' T nöi&^en
-I
* - 173 —
%, Summen vorgestrekt werden, erhielt diese TTnterneh-.
J xnung im Jahre 1878 Erlanbniss; als wirkliche Credit-
I Anstalt zu fungiren. Von ihrem Capital Rs. 4.000:0001000,
I in 10.000' Actien getheiltj sind Rs. äl5;350$000 eitogezahU
f worden. Gegenwärtig führt sie den Namen, Prädial-Bank.' : •
Territorial-Crkditbank. — Sie arbeitet* mit einein
3 Capital von Rs. 20.000:000$00Ö, ; daÄ : 'auf Ictieii von ' l
| 20ÖSÖ0Ö vertliöilt iöt: ihr Z^edt'ist Credi^eMÜUr^ü
machen.
— « > • . •
Hypotheken-Bank. — Diese Bank arbeitet mit dem-
i ...
selben Capital und macht die nämlichen Operationen
wie die vorhergehende.
Die Volksbank von Rio db Janeiro (Poptdär/FluffU^O-
tieiw),-^ Diese Bank wurde im Jahre 1871 als Filiälbank, /
£der Argentinischen : Volksbank in Buenos- Ayres • er- :
pflichtet; im Jahre 1872 erhielt sie Erlaubniss, selbständig -
^ ;m fungiren, nachdem sie die Concesssion erlangt hatte; ■
L welche, jener gegenseitigen Unterstützungs-Gesellschaft
■-.' verliehen war.
Vor Kurzem sind ihre Statuten abgeändert.
Bank Maüä und Comp. — Diese Bank ist im Jahre J
"185iä'V0n einer Gesollschaft en commanddU mitdem ' r '
^Capital von Rs. 20.000:000$000 errichtet worden, hat die -
^Hälfte eingezahlt, und besitzt 7 Filialbanken in Brasilien
* eine in London und 6 in den La Plata-Staaten. Sie
; dißkontirtund macht andere Bankoperationen zwischen-»
dem> Handelsplatz* von Rio de Janeiro und den
Tersqhiedenen Plätzen von Europa und Südamerica.
* — 171 -
PROVINZIALBANKEN.
Die Banken von Bahia und Marauhäo sind die eil-
zigen Circulatiuii>liaiiki*ii, welche in den Provinza
fungiren. Beide fahren fort, den l'inlauf ihrer 5
jedes Jahr zu ermassigen.
Banco da Bahia. — Sie hat ein realisirtes Capital von
Rs. 4.0lM):U0MS( MM luder .~>0 " „ von dessen Betnige. ImJ*
nuar 1872 helief sich die Kmissioii uui IN. 1.57:J:L>75$O0Ü.
Saldo in Cassa: Jts. 4i:t:lCM«Si>2u.
Banco do MaranhCw. — Die Operationen dieser Bank
wurden mit einem Capital von Ks. l.<M)0:00O$000, in
10.000 Actien vert heilt, und mit dem Rechte tob
Notenemission auf den Inhalier eröffnet dereu Amor-
tisation, so lange die Noten nicht in Gold zurückbezaUt
werden, 6 u /° betragt. Tn Jahn* 1S71 wirdc das Capital
auf Rs. 3.000:000S0üü erhoben, wovon ein Drittel ftr
Hypothekenoperationen bestimmt ist. Von den 30.000
Actien sind schon 13.100 realisirt worden.
Banco Commerrial do Pard. — Diese Depositen-lind
Discontbank, im J. 1809 gegründet, hat ein schon
eingezahltes Capital von Rh. 1.000:0008000 in Actien
zu Rs. 100S000.
Banco Commerrial do MaranhAo. — Von ihren 20.000
Actien, jede im Wertho von Rs. 100S000, wurden schon
15.000 emittirt und ihr Betrag realisirt. Sie bes-
teht seit 1869 als Leih-Depositen-und Discontobank.
Von ihrem Capital ist schon die Summe von Rs.
1.210.O00S000 eingezahlt worden.
Caixa Commerrial das Alagoas. — Als Leih-Depo-
siten-und Di oontobank besteht sie seit 1861 , und
— 175 —
T>esitzt ein Capital von Rs. 500:000$000 in Actien,
zu Rs. 100S000.
Banco Mercantil da Bahia. — Sie fieng im J. 1859
ihre Oper »tionenuls Caixa de Reserva Mercantil an, und
seit 1872 besteht sie als eigentliche Handelsbank. Das
Grundcapital beläuft sich auf Rs. 4.000:0005000 in
40,000 Acticn vertheilt.
Caixa de Economias da Bahia. — Diese Sparkasse darf
nach ihren im J. 1860 genehmigten Statuten, das Ca-
pital von Rs. 3.000:0001000, ift Actien von Rs. 1S000,
nicht überschreiten.
Caixa Economica da Bahia. — Ihr Capital, bis zu dem
i Betrag von Rs. 6.000:0001000 in Actien von R3. 3S000
autorisirt, war bis Monat Mai 1873 im Betrag von
Rä. 3.824:124$000 realisirt worden.
Sociedade Commercial da Bahia. — Seit 1848 besteht sie
mit einem Capital vonRs. 8.000:000$000Nominalwerth,
Rs. 5.594:1001000 Realwerth.
Caixa Hypothecaria da Bahia. — Früher « Caixa Uniäo
Commercial ». Das Capital von Rs. 1.200:0001000, in
Actien zu Rs. 1008000 vertheilt, ist bis zum Betrage von
Rs. 356:200 realisirt worden.
Banco de Campos. — Seit 1863 autorisirt, hat sie, in
schon emittirten Actien zu Rs. 200S000, die Summe von
Rs. 500:0005000, die Hälfte i hrcs Capitals, realisirt,
Banco Commercial e Hypothecario de Campos. — Sie
datirt vom J. 1872. Vom ihrem Capital, die Summe
vcnRs. 1 000:0001000 in Actien zu Rs. 200S000 betra-
gend, bat sie schon Rs. 158:200$000 realisir .
Banco Mercantil de Santos. — Sie wurde im J. 1872,
mit dem Capital von Rs. 4.000:000$000, in Actien zu
Rs. 2001000 gegründet ; diese Actien sind in zwei Serien
— 176 —
ausgleiten worden. Auf Rechnung dfcr h"ti£jjegf6foiK^
10,000 Actien sind Rs. 500:0001000 eingoittfitt' worden. ü3
Banco Agricola Commercial de Campinds.*— Sie ist D^eP
positeA-und Discontobank. Im J. 1872 wurde' sie 'tarif- 1
dem Capital von Rs. 2.000:000$000, in Actien zu ;
Rs. 200S000 incorporirt.
Banco do Mio Grande do Sul. — Im J. 1857 als Emu- t
sions-Bank gegründet, hat sie auf* diesen Vorthbil ver-
zichtet, und arbeitet nur als Disconto-und Depositenbank^
Ihr Grundcapital von Rs. 1.000:0001000 in Actieii' tt ^
Rs. 200S000 ist schon im Betrag von Rs. Ö0aiÖÖO*0tf& n !
realisirt worden.
Banco Conßanga do Rio Grande do Sul. — Sie arbeitet
seit Juli 1869 als Depositen-und Descontobänk mit'deni 1 ^
Capital von Rä. 1.500:000$ÖOO in 7.500 Actien." !
Es besteht auch eine Caixa Commercial inderStacft
Campös und eine andere in der Stadt Santos; beide sfaid"
im J. 1857 gegründet worden.
Die in der Residenz und in der Stadt Campös/in der
Provinz Rio de Janeiro, f ungirenden Banken, Rüral^e
Hypothecario, Commercial Nacional, Industrial e Her- '
cantil, deren G-esammtcapital Rs. 15.000K)00$Ööd1)etrÄ,g^ x
haben bis Februar und März dieses Jahres dem Handel ijx$
der Industrie mit dem Werthe von Rs. 40.334ä2&?fö"
in discontirten oder in Caution gegebenen Weiseln) 1
Comptes-Courants nebst Zinsen und Hypotheken geliolfiiäu
Um so wichtige Operationen machen zu können/ iift'
dieses Capital durch das Produkt von Vrivätdepoäxöi
unterstützt worden.
Die Depositen summe betrug Rs. 41.742:116$0^4.
Sämmtliche Banken hatten beträchtliche Saldi auftu-
weisen.
i i
VERSICtf ERttNGS — ITOD ÄflffERE AHOlfYlffE
GESELLSCHAFTEN.
Es giebt in Rio 10 einheimische Versicherungsgesell-
schaft cu , darunter einige auf - Gegenseitigkeit, gegen
Land-und Seegofahr, gegen Feuer, auf 'das Leben, Erb-
schaften, Mobiliarien und apdere Dinge. f?ie repräsen-
tircn ein , theilwcisc schon rcalisirtes Capital *von
Rs. 46.000:0OQ$0O0. Auch giebt es verschiedene Agen-
turen ausländischer Gesellschaften.
Gleichartige Gesellschaften und Agenturen existiren
in den Hauptstädten der vornehmsten Provinzen.
Allein in Bahia giebt es 3 Versicherungsgesellschaften
und 7 Agenturen.
Zahlreiche anonyme Gesellschaften existiren in der
Hauptstadt des Reichs: 9 Banken ersten Ranges mit
einem Anlagecapital von Rs. 121.000:0008000 ; IG Pferde-
bahngcsellschaften , entweder schon organisirt oder nur
autoriäirt, von welchen erstere über einen Fond von
mehr als Rs. 19.000:0008000 verfügen, G Eisenbahn-
. Gesellschaften mit einem. Gapital von. Rs. 18.000:0308000;
J.0 •Schiff&Jittagesellsehaf ten, inclusive 4, ideren-IJanipfer
den" Personen -und • Güterverkehr innerhalb der »Bai
vermitteln, und welche einem Gesollsehaftsfond von
über Rs. 10.000:0005000 repräsentiren, 2 Kunsfcstras-
senbau-GeseHschaften mit • dorn 'AAlagecapdtal von 'Rs.
0,480:0008000, «3 Gasbd^uchtuiftgsgesellschaften mit dem
voaRs. 7.000:0009000, und 24 zu diversen Zweekeniinit
oinem Capital, welches die Summe von Rs. 31.000:0008000
tfcbevedirefcet.
^Einige ' Gesellschaften, deren -Sitz in «Rio selbst i*>t,
C. A. 12
— 178 -
haben es sich zur Aufgabe gemacht, Unternehmungen
entweder im Auslande ins Leben zu rufen, wie die
Pferdebahhgcsellschaften für Brüssel, Lissabon und
Montevideo ; oder in den Provinzen, wie die Eisenbahn-
gesellschaften für S. Paulo und Sorocaba; und die
Pferdcbahngesellschaften für Santos und für die Haupt-
städte von S. Paulo, Rio de Janeiro, Ccarä, Maranhäo,
und S. Pedro do Rio Grande do Stil.
Desgleichen besitzen die vornehmsten Städte der
Provinzen verschiedene anonyme, I dustrie — oder Han-
' delsgesellschaften.
Docks.
Seitdem durch das Gesetz von 1871 die Regierung
ermächtigt worden ist, Gesellschaften, welche die
Auffuhrung von Docks und ähnlichen Bauten unter-
nehmen wollen, einige Vergünstigungen zuzugestehen,
hat man Contractu abgeschlossen über die Construction
folgender Docks :
Yon D. Pedro II, in den Buchten Saude und Gamboa,
im Hafen von Rio de Janeiro.
Eine mit dem Capital von Rs. 10.000:000$COO organi-
sirte Gesellschaft hat die wichtigen Arbeiten an dem-
selben schon in Angriff genommen.
Yon Maranhäo, im Hafen der Stadt S. Luiz do Ma-
ranhäo.
Yon Bahia, im Hafen der Stadt S. Salvador.
Schon ist eine englische Gesellschaft, mit dem Capital
von £ 900.000, zur Ausfuhrung des Baues zusammenge-
treten.
Yon Santos, im Hafen dir' Stadt gleichen Namens in
der Provinz S. Paulo. Die Concessionäre Hessen die
— 179 -
I
i
angestellten Untersuchungen durch einen fachkundigen
englischen Ingenieur rectificiren. '
Ton Imbitibä und von Concha im Municipium von
Macaliö, und von Gragahü im Municipium von Campos
alle in der FVov.nz Bio de Janeiro gelrgen.
Ton Paranaguä, im Hafen der Stadt gleichen Namens
in der Provinz Paranä.
GEWICHTE UND MAASSE.
Brasilien besitzt ein Gesetz, die Modelle der Maasse
und Gewichte betreffend, dessen Zweck ist, dieselben im
ganzen Kaiserreiche zu uniformisiren, zu welchem Ende
das französische metrische System angenommen worden
ist, und soll dieses Gesetz von 1874 an in Kraft treten.
Die Regierung hat verschiedene Reglements und Ver-
fügungen deshalb erlassen, Modelle angeschafft, die gebüh-
rendermaassen geaicht sind, und Sachverständigen die
Reduction der gegenwärtig gebräuchlichen Maasse und
Gewichte auf die jenes Systemes übertragen. ,
Das metrologische System Brasiliens in Handelsbeziehungen
verglichen mit dem franzoesischen System«
1^000 rs. in Brasilien
BRASILIEN .
COUKS AL PARI.
— 27 pence Sterling =.2 francs und 84 cent.
Gran .
Octave,
Unze,
Mark,
Pfund,
Arrobe,
Centner,
Tonne,
72 Gran. .
8 Octaven
8 Unzen .
16 Unzen .
32 Pfund .
4 Arroben
54 Arroben
Gewichte,
Gleich
FRANKREICH .
4,981 Centigramme
3,580 Gramme
28,691 Gramme
229,526 Gramme
459,053 Gramme
14,690 Kilogramme
58,759 Kilogramme
793,243 Kilogramme
— 180 —
Mftfissc für trovIirne-Geyrnstaenile.
Stlamiii .
Maquia, —
Quart, _ =
A}queire,=
Moio, —
2 Heiamin
1 Maquias
\ Quart .
GO Alquehvn
Ghich l,i:)0 Liter
- ' 2,273 Liter
IM^I .Liter
- :)(>,: fcU Liter .
= '21,818 HeOoliter
Mao.ssc für flüssige Sachen*
Quartilho .
Clanada, —
AI müde, —
Pipe, =
Tonel, —
•I Quartilhos.
Canadas .
25 Alniudos .
50 Almudes .
Gleich 0,067 Liter
= 2,007 Liter
= 10,000 Liter
— 1,007 Hectoliter
r- #,000 Hectoliter
Ltiemjen -Mcmss< • .
Linie
Zoll, =r-13 Linien
Spann, .= §'£oll
vära, ' = 5 Spann
Braca, .= 2 Yjaren ....
Englisclie Meile = 843 Brassen
; und .0,9, Soll
Legua= 2,529 Brassen (2Q Meilen
.auf den Grad). .....
Gleich 0,01)229- Bieter
r_: 0,0275 • Meter
= U;£2 Meter
— 1,1 Meter
— ..2,2 i Meter
= L^5t,C25 Meter
3.5G3;875 'Meter
Uebrrsicfellitfc« TüWUe d* lU«|tMHmia WnvHIMf« nml
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Leber sichtliche Tabelle der «ewlehte Brasiliens ■■*
Englands In ilr« lieber ein stimmenden des metrischen
Systeme«-
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X 0,0:jsll!l = 0,057
5 Octtivon = 0,018
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Gewicht vert
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ime = 441,1 Pfand vi. d
P-
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= 11,0 »
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4
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er f. Slones und «,3 Pfui
d.
— 183 —
Uebersichtliche Zusammenstellung der Maasse und Gewichte
Brasiliens und ihrer Equivalente im metrischen System.
,
KAMEN DER MAASSE.
Wegemaasse.
Meile unbebauten Lands. .
Meile wovon 18 auf den
Grad
Meile wovon 20 auf den
Grad
Meile wovon 25 auf den
Grad
Längenmaasse .
Brasse
Geometrischer Schritt
Fuss
Spamne
Zoll
Linie
Strich
WKRTHE.
3,000 Brassen.
2,810 » ..
2,529 » ..
2,023 » . .
Acker maasse .
Scheffel von Minas-Geraes.
» . » Rio de Janeiro
» » Säo Paulo
Maasse Kleiner Flächen.
2 gross Ellen =10 Spannen
5 Fuss = 7 1/2 Spannen.
12 Zoll — 1 1/2 Spannen.
8 Zoll
12 Linien
12 Strich...
METRISCHES SYSTEM.
10,000 Quadratbrassen .
10,000
5,000 »
Quadratbrasse.
Quadratfuss. . .
Quadratspanne .
Quadratzoll
Umfang smaasse .
Cubikbrasse
Gübikfuss
Cubikspanne .
Cubikzoll
Für trockene Gegenstände
Molo
Scheffel
Quart
Selamim
Für Flüssigkeiten.
Tonne
Fass (pipa)
Pipa de conti
Almudo
Canada
Nössel
Gewicht.
Tonelade
Centner
Arrobe
Pfund
Mark
Unze
Octave ,
Gran
Apothekerpfund .
100 Quadratspannen
2 1/4 Quadratsp.=144 Qua-
dratzoll -^
G4 Quadratzoll. . . .*
144 Quadratlinien. .."...
1 ,000 Cubikspannen
3,375 Cubiksp. = 1,728
Cubikz .11
512 Cubikzoll
1,728 Cubiklinien
60 Scheffel.
4 Quart. . . .
1/8 Quart.
2 Fass
25 Almude . .
180 Maas-».
6 Canaden.
4 Nössel....
13 1/2 Centner .
4 Arroben ".■:•■.
32 Pfund
2 Mark... f ^ ":
8 Unzen
8 Octaveo~.
3 Scrupel oder 72 Gran.
12 Unzen.
6,600 Meter.
6,182 »
5,564
4,451
2,2 Meter.
1,65 »
0,33 »
22 Centimeter.
2,75
0,229 »
0,191 Millimeter.
484 Aren = 48,400 Qua-
dratmeter .
484 Aren - 48,400 Qua-
dratmeter.
242 Aren = 24,200 Qua*-
dratmeter.
4,81 Quadratmeter.
0.1089
484 Quadrat-centimeter.
7,5ö » »
10,648 Cubikmeter.
0,03591
10,648 Cubik-centimeter.
20,797 »
2181,8 Liter.
36,36 >
9,09
1,14 »
800 Liter.
400 >
480 »
16
2,667 »
0,667 »
793,243 Kilogramme.
58,759
14,690
' 0,459
229,526 Gramme.
28,691 »
3,586 »
0,0498 »
344,292 »
— 181 —
Bemerkung
Die metrische Tonne hat l.uon Kilogramme und ent-
spricht 1,260(5 der brasilianischen Tonne.
Die metrische Lcirua hat 4 Kilometer und entspricht
1.818,2 Brassen.
AGRICULTUR.
Der Landbau bildet die hauptsächlichste Quelle des
Nationalwohlstandes, und der gross tc Theil der "Bevftl"
kerunfir widmet sich demselben.
Es scheint, dass die Xatur Brasilien zu einem der
ersten Ackerhau treibenden Ländern der Welt bestimmt
hat.
In seiner grüssten Ausdehnung mit Urwald bedeckt*
bewahrt der Hoden noch die ursprüngliche Frische, -welche
so reichlich jede Arbeit des Menschen belohnt. Der
Weizen und Roggen neben in Brasilien dreissiir Ins
sechzijrfaitigc Frucht.
Es giebt Landst recken, wo man von -400 Quadrat-
brassen Land (19, 30 Aren) jedes der folgenden Produkte
in den angegebenen Proportionen ernten kann: 1800
bis 2000 Pfund Baumwolle (820 bis 918 Kilogramme) ;
1500 Pfund Kaffee (088,5 Kilogr.) ; 100 Scheffel Manioc
(3G Kilogr.) ; 50 Scheffel Mais (1,818 Kilogr.)
Im allgemeinen trägt Mais 150 — , Bohnen 80, — Kei&
1000 fältigen Ertrag; und wenn in den Vereinigten Staa-
. ten ein Acre Land (30,3 Aren, 750 Quadratbrassen) 6S
Arroben oder 925,0 Kilogr. gereinigte Baumwolle giebt, so
giebt in Brasilien der ärmste Boden 100 Arroben oder
— 185 —
1.469 Kilogr., und der beste 300 Arroben oder 4.407.
Kilogr. bis GOO Arroben, oder 8. 814 Kilogr.
DietopographischeBildimg, die verschiedenen? Climate,
der KeiehtKuin an Wasser, die fast allgemeine und immer-
währende Vegetationskraft, befähige», mehr odfcr minder,
die Ländereien zur Ziehung aller Pflanzen d6r Erd-
oberfläche.
So ereignet es sieb, dass in fast allen Südprovinzen, wo
an einigen Stellen der Käfffee, das Zuckerrohr, die Baum-
wolle und der Tabak gedeihen, wie sie nur in den
bestgelegensten Ländern gedeihen können, und wo der
Theo, Cac&o, die Vanille und alle asiatischen Pflanzen
fortkommen, andere Stellen sich hauptsächlich zum Bau
aller Obst- und Getreidearten und Gemüse Europa's eignen.
Es giebt in der That Provinzen, in welchen der Kaffee
und das Zuckerrohr gedeihen, und wo auch Weizen, Ger-
ste, Koggeii; Reben, Birnen-und Pfirsichbäume einen
•guten Ertrag, geben.
Viele durch brasilianischen Landbau gezogene Pro-
dukte versorgen schon die. Märkte der Nord-und Süd-
prpvinzen mit Käse, Butter, Speck, allerlei Früchte**,,
verschiedenen Arten Kartafifcln uml anderen Knollgßr
wachsen.
Selbst die gewöhnliche unter dem Namen englisch»
Kartoffel bekannte Kartoffel, eben so gut wie« die im-
portirte, wird schon in grosser Menge gepflegt.
DerGemüse-ObstHind Gartenbau hat seit einigen Jahren
im Municipium der Hauptstadt 'des Reichs, und in den
Hauptstädten der Provinzen Bahia, Pernambuco, S: Pedro
do Rio Grande do Sul, und anderen, sowie auch in den
Colonen bedeutende Forteohritte gemacht.
Dasselbe ist der Fall rückskhtlich der Acclimatisation
— 183 —
exotischer Gewächse, der Pfropfreiser und der Verpflan-
zungen.
Die Vortheile der Cultur des Kaffeebauines entgehen
Niemand, welcher nur oberflächlich die im Kaiserreiche
daraus erzielten Resultate kennt.
Ein Hektare Land (2.066,1 Quadratbrassen) kann
918 Kaffeebäume enthalten, die in einem mittelmässigen
Boden 45,9 Arroben, (674 Kilogr.) Kaffee geben. Im
Boden zweiter Classe 94,2 Arroben (1,384 Kilogr.) und
im besten 137,65 Arroben (2022 Kilogr.)
Ein fleissiger Mann der regelmässig arbeitet, kann 2
mit Kaffee bepflanzte Hektare Land (4.132,2 Quadrat-
brassen) besorgen, und ist somit seine jährliche Einnah-
me im ersten Falle Rs. 404S400, im zweiten Rs. 830S400,
und im dritten Rs. 1:213$200, wenn man das Kilogr.
(2,2 Pfund) zum niedrigsten Preiso von 300 Reis rechnet
In einer regelmässigen Kaffee-Plantage beträgt die
Durchschnitts-Produktion per Kopf, Weiber, Kinder und
alte Leute miteingerechnet, Rs. 600S000 oder 1.666
Francs.
Beinahe der ganze brasilianische Boden, vom Aman
zonen-Strome bis Säo Paulo, eignet sich vollkommen
für den Anbau des Zuckerrohrs und bietet reelle Yortheile;
allein die Provinzen Pcrnambuco, Bahia und Rio de
Janeiro sind diejenigen, welche dasselbe in grösserem,
Maasstabe cultiviren«
Yiele Arten desselben sind a?cliina isirt, und das Kai-
serliche Landwirtschaftliche Institut in Rio de Janeiro
eultivirt mit Sorgfalt auf der von ihr eingerichteten
Normal-Farm 17 verschiedene Arten, nämlich: grünes
Zuckerrohr von Pehang oder Solangor, rosenrothes,
veilchenblaues, cayennefarbiges, St. Julien, schwar-
zes, creolenfarbiges, eisengraues, grün und schwarz
— 187 —
gestreiftes* grünrothes, grüngelbes oder kaiserliches,
ägyptisches^ einheimisches Ubä, und veredeltes Ubä.
Yon diesen verschiedenen Arten pflegt das genannte
Institut jährlich eine grosse Menge Ableger unter die
Pflanzer zu vertheilen.
Selbst auf Kieselboden, der für diese Pflanzung we-
niger geeignet ist, belohnt sich reichlich die Oultur des-
selben, weil, wenn auch die Pflanze sich nicht so gut
entwickelt, sie doch dafür Saft von 12 — 14 Grad
Baum6, und viel reineren liefert.
Auf frischem Boden, wo nur einige Milderungsmittel
wie Kalk und Mergel angewendet werden, kann man
von einem Hectare (2.066,1 Quadratbrassen) bepflanzten
Landes 6.807, 4 Arroben (100.000 Kilogramme) am Ende
von 15 Monaten erndten, abgesehen davon, dass die auf
die Bepflanzung und Bestellung des Landes verwandte
Mühe noch den Hülsefrüchten zu Gute kommt, welche
auf demselben Boden gepflanzt werden können.
Ein fleissiger Arbeiter kann 2 Hectare (4.132,2 Q a-
dratbrassen) mit Zuckerrohr bopflanztem Lande besorgen,
und kann einen jährlichen Gewinn von Rs. 1:400$000
haben, wenn 68 Arroben (1.000 Kilogr.) Rohr für
Rs. 7S000 verkauft wird.
Die aus der Cultur des Z ckerrokres erwachsenden
Ausgaben betragen in der Provinz Rio de Janeiro, wo
der Arbeitslohn sehr bedeutend ist, durchschnittlich
Rs. 130S000 (410 Francs per Hectare, die Zinsen von 8
pCt. von den verwandten Summen mit eingerechnet; der
Ertrag jedoch ist ungefähr Rs. 700S000 (1,600 Francs),
und lässt somit einen Nettogewinn von Rs. 570S000
(1,295 Francs).
Dieses Resultat stellt sich noch grösser heraus, wenn
— 18S —
man bei der Bearbeit ng des Bodens den Pflug ver-
wenden kann.
Bei der Zuckerrohrfabriktition hat man dio herr'ick-
sten Resultate erzielt durch die Anwendung der Dhrapf-'
kraft, um den Sirup bei niederer Temperatur zu kochen,
und der Turbinen zur forcirten Klärun«r der crvstallisir-
ten Massen.
Ausgezeichnete Resultate werden auclt aus der Cultur
der Baumwollenstaudo erzielt, die sich vorzugsweise
für kleinere Luiidbauei' eignet, hauptsächlich ; deshalb,
weil sie kein grosses Capital in Musoliineu erfordert.
Die Produktion der Bäumwolle hat bedeutend j zuge-
nommen in Folge des guten Preises, den sie auf den
Märkten erreicht, und in Folge c;es durch die Eisen-
bahnen erleichterten Transportes.
Es ist anzunehmen, dass sie sich noch niehr entwickeln'
wird, sobald unser.) Eisenbahn-Linien sich nach de« 1
Central-Pünkten verlängern.
Auf einem Hectaro Land ist Raum für- 4.545 Bätam-
wollenstauden^ welche 147.1 Arroben (2:160 Kilogr.)
rohe Baumwolle geben je nach der Qualität des Botiens.
Ein Arbeiter besorgt ohne grosse Anstrengung 3 Effle--
taren mit Baumwolle und Welschkorn bepflanzten Landes*
und hat somit eine jährliche Einnahme von Rs.-8K)$©00,
wenn man den im Iünern des Landes gewöhnliche i Freie»
von 125 Reis per Kilogramm annimmt.
Die Wein-Oültur ist noch ein neuer Zweig der * land- J
wirthschaftlichen Industrie, welcher sich in grösserem^
Maasstabe zu entwickeln verspricht, und der schon in defcr
Provinzcn S. Paulo und f>. Pedro do Rio Grande der
Sul ermuthigende Resultate ergeben hat. ■
Auch in dem Münieipio Nova-Friburgo, inr-deF 'P#o-
— 189 — •
vinz . Rio Je Janeiro, und in einigen der südlichen
Municipien von. Minas-Geracs hat man die Wein-Cultur
angefangen.
. In Säo Paulo hat man eine.: grosse Anzahl vorsohie-
d on er Arten, amerikanisclie und europäische, :der Vitis
Vinifera acolimatisirt.
Im letztvergangenon Jahre sind dort ungefähr 800
Fässer (320.000 Liter) Wein fabrizirt, der zu 130$000 bis
400S000 per Fass verkauft worden ist. . Man hat an vielen
Orten die Beobachtung gemacht, dass 1.000 Weinstöcke
10 Fass oder 4.000 Liter geben können.
In der .Provinz Säo Pedro do Rio -Grande do Sul
werden, nur auf der Illia dos .Marinheiros und in den
Colonien, jährlich mehr als' 1.000 Fass oder 400.000 Li-
ter Wein fabrizirt, wozu • hauptsächlich die amerika-
nische Traube verwendet wird.
Obwohl dieser Wein noch nicht von bester Qualität
ist^so wird er. doch in den Provii i^en, welche ihn fabri-
ziren, vollständig consumirt, weil er wegen seiner Rein-
heit vielen .der importirten Weine vorgezogen wird.
Hauptsächlich . im Municjpium der iHauptstadt von S.
Paulo lässt man sich angelogen sein, die Weinfabri-
kation zu verbessern dadurch, idass man neue Arten
Weinreben einführt und bessere FabrikationsTProzesse
anwendet.
Ein anderer Exportartikel, woraus sehr .bedeutende
ITortheile erwachsen : können, iist die in .Europa schon
bekannte und beliebte J^piooa; ; bis jetzt wurde davon
hauptsächlich aus den iProvinzcn .Maranhäo nuEid.Bara
exportirt.
-ßie Trirri aais'.dan Mankc^Wiarzifeln . (•Manhiot : utilis-
säaaa), der jBamilio d«r Earphorbiawjeen arcgefottrig, von
- 190 -
denen es in Brasilien 30 verschiedene Arten giebt,
gewonnen, und besteht in der pulverartigen Substanz, die
sich niedersetzt, wonn man die Masse dieser geriebenen
oder zerstossenen Wurzeln eine Zeitlang im Wasser lässt.
Der Manioc kommt in beinahe alle.i Bodenarten der
gemässigten intertropicalen Gegend fort, liebt aber tro-
ckenen* und losen, und hauptsächlich sandigen Boden.
Seine Cultur ist eine von denei, welche verhältniss-
mässig weniger Mühe kostet.
Aus ihm wird das Mehl erzeugt, welches beinahe in
allen Provinzen als Kraftmehl, als Küche j, und in
vielen andern Formen als Nahrungsmittel dient.
Die Tapioca wird mit der grösstea Leichtigkeit zube
reitet und wird bei sorgfältiger Behandlung einen be-
deutenden Gewinn abwerfen, selbst wenn ihr ge-
genwartiger Preis um 50 procent fallen sollte.
Uin sich hiervon zu überzeugen, braucht nur in Er
wägung gezogen zu werden, dass wie durch die Er-
fahrungen eines intelligenten Farmers im Municipium
Campos, in der Provinz Rio de Janeiro, erwiesen ist, auf
einer Fläche von 100 Quadratbrassen (220 Qu. Meter),
selbst von schlechterer Qualität 40,000 Manioc-Wurzeln
gepflanzt werden, welche gewöhnlich 80,000 Pfund
(36,720 Kilogr.) Tapioca geben, die einen Ertrag voji
Rs. 4:800$000 bringen, wenn man das Pfund zu dem
geringsten Preise von 60 Realen rechnet.
Dieses Resultat übertrifft dasjenige, welches der Kaf-
fee, das Zuckerrohr, die Baumwolle und andere land-
wirtschaftliche Produkte aufweisen.
Ausser diesem Yortheil hat der Manioc noch den,
dass er bei seiner Cultur weder grosse Sorgfalt und
fetten Boden verlangt, noch auch dass die Pabrika-
— 191 —
tion der Tapioca so theure Maschinen und landwirt-
schaftliche Apparate erheischt wie die übrigen Pflanzen,
mit denen sie verglichen worden ist.
Zu Gunsten des Manioc sprechen endlich noch andere
Gründe, wie z. B, dass er zum Unterhalt des Menschen
und zu verschiedenen und wichtigen Verwendungen
dient, und dass ohne weitere Zubereitung die Wurzeln und
der Abfall ein gutes Nahrungsmittel für Hausthiere sind.
Die Cultur und Behandlung des Kaffees , Zuckers,
der Baumwolle und des Tabaks haben sich durch die
Einführung von Maschinen und durch die Anwendung
von vollkommeneren Prozessen bedeutend verbessert.
In Bezug auf den Kaffee, das hauptsächlichste von
allen einheimischen Produkten, kann man versichern,
dass kein Land so viel oder besseren hervorbringt.
Die erste dieser Wahrheiten ist allgemein aner-
kannt, und die zweite wird es ebenfalls sein, wenn
vorurtheilsfreio Männer sich der Prüfung derselben
unterziehen wollen.
Zu der Hebung der Cultur unserer hauptsächlichsten
Artikel haben die in der Hauptstadt des Reiches und
in einigen Provinzen gegründeten landwirtschaftlichen
Gesellschaften, und das durch Beispiel und Erfahrung
der verständigsten Landwirthe und Farmer erweckte
eigene Interesse in hohem Grade beigetragen.
Neben jenen Gesellschaften bestehen noch von der
Regierung eingerichtete landwirtschaftliche Institute
mit eigenen Fonds, welche dazu bestimmt sind, durch
ihren Einfluss und durch Commissionen in den Muni-
cipien die Hebung der Landwirthschaft zu befördern.
Alles dies, verbunden mit dem Bau neuer Strassen,
mit der Verbesserung der schon vorhandenen, mit
1
— 192 —
<ler vermehrten Küsten-und Fluss-Schitffahrt, mit der
professionellen "Unterweisung, womit in der Htadt Rio
de Janeiro und in verschiedenen Provinzen der Ver-
such gemacht wird, und mit «1er von den Staatsbehör-
den beständig beförderten Einführung von gebildeten
und arbeitsamen Colonisten, wird ohne Zweifel eine
bessere Verth eilung des Landbesitzes mit sich bringen und
dieselbe auf andere 1 Grundlagen stellen, und so die Land-
wirthschaft in Brasilien auf den ihr gebührenden
Grad von Vollkommenheit erheben.
Zu diesem. Ergeh] liss werden die National -*md
International- Ausstellungen, und namentlich die par-
tiellen Ausstellungen beitragen, welche von den land-
wirtschaftlichen Instituten, unter Beihülfe der Re-
gierung, zu gewissen Zeiten und für bestimmte land-
wirtschaftliche Produkte abgehalten werden sollen,
und bei denen Prämien an die Ackerbauer vertheilt
werden, die sich in diesen "Wettstreiten intelligenter
Arbeit besonders auszeichnen.
EinProject von deniKaiscriichenlaiulwirthschaffclickeii
Institut zu einer derartigen Ausstellung in der ' ftcsfdenz,
liegt gegenwärtig der Hesricrnng zur Begutachtung* vor.
LftlfOWfflTMSCtfÄFTLTCWE IHSTTnTTE.
Ej giebt in der Hauptstadt des Reiches und in den
Provinzen 1 Bahia, Pernambuco, S.' Pedro do 'Bio-Grande
do ^Siil und iSergipe landwirtschaftliche 'Institute.
Die drei erstgenannten haben ihre Arbeiten bereite
Vegonnen, und steht dasKaisorliche Institut der Resideü*
— 193 —
unter der Inspection des Ackerbau-Ministe s, und die
der andern diei unter der Leitung der Präsidenten der
respectiven Pro vinzen.
Kaiserlich landwirtschaftliches Institut der Residenz.
Diesem liegt ob, den Jardim-Botanico do Rodrigo de
Freitas zu unterhalten unl zu verbessern, und erhält
es zu diesem Zwecke von der Regierung eine jährliche
Unterstützung von Rs. 24:000$000. Es besitzt über
R*. 300:0005000 Capital.
Zur Gründung desselben gaben dessen Mitglieder
freiwillige Geschenke, und der Chef des Staates trug
dazu aus seiner Privatk^sse Rs. 108:0008000 bei. Die
Sitz ngen des Institutes weden fast immer mit der
hohen Gegenwart S. M. des Kaisers beehrt.
Neben de n Botanischen G. rten gründete das In-
stitut vor wenigen Jahren eine Normal-Farm, worauf
man bereits die Werkstätten vorfindet, die mit dem
Landbau in engster Beziehung stehen, und wo zum
Dienste der Farm die nöthigen Wagen und Acker-
bau-Geräthe angefertigt werden, die den verschiedenen
Boden- Verhältnissen Brasiliens angemessen sind, und
welche den grösseren und kleineren Landwirthen stets
zu einem Preise überlassen werden, der unter dem der
importirten ist.
Es giebt d selbst Pdanz-Schulen von tausenderlei
einheimischen und exotischen Pflanzen, und viele durch
die Cultur verbesserte, deren [Produkte den Haupt-
national -Export rusmachen, oder zum allgemeinen
Gebrauch der Bevölkerung dienen.
c a. 13
— 194 —
Durt befinden eich 17 verschiedene Arten von Zu-
ckerrohr* ^ Arten von Manioc, viele von Aypim,
Tabak v* n Djebel, von Havanna und anderen Plätzen,
wo solche einheimisch sind, Baumwolle von den vor-
züglichsten Qualitäten, und eine grosse Anzahl frucht-
tragende ■: oder Zier-Pflanzen. Dort ißt auch ein p&ieaend
eingerichtetes chemisches Laboratorium, wo häufig die
Erdarten und Produkte der Landwirthschaft analysirt
werden.
Das Institut hat daselbst u: ch eine Strohhut-Fabrik
errichtet, worin die Hüte ven Chile nachgeahmt wer-
den; einige waren so vortrefflich gearbeitet, dag» sie
für, die Ausstellung in Wien würdig befunden wurden.
Die A'aterie für die Fabrizirung dieser Hüte wird
aus dem Stroh von Bombonassa gezogen, einer vor
Jahren aus Peru eingeführten Pflanze, und welche in
einem grossen Maaastabe auf der > armal-Far n cnlti-
virt wird.
Dieser Fabrik, in welcher die Lehrlinge und Arbeiter
arme Kinder sind und fast alle aus dem grossen Hospitale
4er Stadt Rio de Janeiro kommen, ist sq eben eine prac-
tische Bildungsschulc hinzugefügt worden, nicht allein
für die Zucht des Seidenwurmes der asiatischen Axt
"Bpiubix mori'' und der nationalen "Saturnia", sondern
auch für den Prozesse der Seiden-Gewinnung.
Dias Institut hat; na,ch dem Muster der b^cUeitJensten,
in der Schweiz, ein landwirtschaftliches Asyl für hy^Qse
Kinder gegründet, welche den Tag über sich der pr^cti,-
schen Arbeit in ihren respectiven Zweigen widmen, <jten
Yerstand ausbilden und religiöse Erziehung geniegsftp.
. Jlies Asyl befindet sich auf einem grossen Gtruijd8tü<&.
mit geschlossenem Räume für gymnastische ^Tebungw,
nnd Spiele; Kapelle für den Gottesdienst, und Schul«
— 195 —
Schlaf-und Arbeitsälen, wann es regnet; mit Pferde-
ställen, Hürden, und kunstgerecht eingezäunten Plätzen
für die dort befindlichen Thiere, Wasserbehälter zum
Baden und Schwimmer, Maschinen und Ackerbau-
geräthen, Land für Cultur und Anpflanzungen der
Zöglinge, deren Produkte benutzt werden, um in
die Ernährung derselben Abwechslung zu bringen und
derselben zu Hülfe zu kommen.
Der Zweck des Asyles ist die Zöglinge zu befiihigeif,
eines Tages tüchtige Au&eher oder Verwalter grosser
landwirthscliaftlicher Anlagen zu werden, die beste
Hülfe der Pflanzer und Landbauor für den Fortschritt
und die Vervollkommnung des Ackerbaues.
Kürzlich hat das Institut vorgeschlagen, mit Hülfe der
Regierung, einen zoologischen Garten und eine Schule
der Thierafzneikunde innerhalb des Jardim-Botanico
zu gründen, und macht sich anheischig, unentgeltlich
die Ober- Aufsicht über den Forstdienst zu übernehmen,
welcher gegenwärtig noch der General-Inspection der
öffentlichen Bauten obliegt
Mit diesen Maasnahmcn beabsichtigt das Institut in
Zukunft practische Lehrcurse für Zootechnik und Wald-
cultur zu errichten.
Das Institut sucht die Mittel zu beschaffen, in grossem
Maasstabe die Cultur gewisser für Weberei geeigneter
Pflanzen zu realisiron, welche kürzlich in den Wäl-
dern der Provinzen Rio de Janeiro und Minas-Geraes
aufgefunden wurden, und welche Fasern erster (-lasse
liefern, deren Vorzüglichkeit durch die in London und
Manchester auf Anordnung der Regierung angestellten
Untersuchungen anerkannt worden ist.
Man hat sich bereits überzeugt, dass sowohl die Accli-
— 196 —
matisation und Cultur dieser Pflanzen, sowie auch die Zu-
bereitung des Roh-Stoffes, welchen dieselben liefern, leicht
herzustellen und wenig kostspielig sind.
Nach der Meinung derjenigen, welchen das Examen in
Gross-Britannien tibertragen war, können diese Fasern
£. 84 per Tonne - 793.243 Kilogramme), oder 11,7 Pence
per Pfund (0,459 Kilogramme) das ist mehr als der Lein
werth sein.
Das Institut veröffentlicht eine Revue über praktische
Landwirthschaft mit Abbildungen, welche, wie anderswo
gesagt, im 4ten Jahre ihres Erscheinens ist, und von der
Provinzialkammer der Provinz Rio de Janeiro subven-
tionirt wird.
Kaiserlich landwirtschaftliches Institut in Bahia.
Gegründet in der Hauptstadt der Provinz Bahia, wird
dasselbe binnen Kurzem einen Normal-Curaus über Land-
wirthschaft eröflhen, verbunden mit einer Pensionsanstalt
für die Zöglinge, welche an den Hau 4 tcursen theil-
nehmen wollen.
Aus seinem eigenen Capitale, unterstützt aus dem
Staats-und Provinzial-Schatze, hat es ein besonders für
diesen Zweck entworfenes grosses Gebäude aufgeführt,
welches über Rs. 250:000$000 kostet.
Kürzlich ist aus Europa die geeignete Person zurück-
gekehrt, welche mit dem Einkauf der nöthigen Instru-
mente beauftragt war.
Das Institut besitzt eine Bibliothek, Laboratorium,
Sämereien, einige Thiere, und andere für den Ackerbau
und für die correlativen Industrieen nothwendigen Gegen-
ständ e.
— 197 —
Es ist der Anfang gemacht zu einem phys!calischen
und chemischen Cabinet, zu einem industriellen Mu-
seum und einer Bibliothek, und ist der Regierung das
Reglement der landwirtschaftlichen Schule zur Genehm i-
gung vorgelegt worden.
Der Agricultur-Cursus soll theoretischer und practi-
scher Art sein. ,
Die Farm, das Lages, wo das Etablissement liegt,
war schon im Jahre 1870 mit den für den Verkehr nöthi-
gen Wegen durchschnitten, und hatte Pflanzungen von
verschiedenen Arten Zuckerrohr, welche unter die
Landwirthe vertheilt wurden, und besass eine grosse
Anzahl Vieh auf seinen Feldern.
Kaiserlich laniwirthschaftliches Institut zu Pernambuco.
Noch haben die demselben obliegenden Arbeiten nicht
begonnen, in der Erwartung die nöthigen Elemente
anzuschaffen. Durch die respective Provinzial-Kammer
ward es mit einer Summe von Rs. 100:0005000 für den
Ankauf von Ländereien dotirt, worauf eine Normal-
Farm gegründet werden soll.
Auch bekommt es jährliche Subsidien aus der Pro-
vinzial — Casse.
In der Hauptstadt der Provinz Pernambuco ist man
ebenfalls damit beschäftigt, eine Gesellschaft zu bilden, um
die Hebung der Agricultur zu befördern.
Gesellschaften selbiger Art giebt es im Municipium
Campos, in der Provinz Rio de Janeiro, wo eine Com-
pagnie Farmer Mühlen mit den vollkommensten Ap-
paraten ausschliesslich für die Zucker-Fabrikation ein
zuric en, und sich mit den Pflanzern, welche es vorziehen
— 200 —
Behauptung findet sich in der grossen Zahl von Gewerbs-
Efzeugnissen, welche auf die Weltausstellungen ge-
schickt und dort preisgekrönt worden sind.
Der Staat hat bisweilen einige der bedeutendsten Fa-
briken mit Geld, und alle immer mit billigen Vergün-
stigungen unterstützt.
Eine bestimmto Zahl von Arbeitern in den Baum-
wollenwebefeien, welche von der Regierung bestimmt
wird, sind von der Rekruten-Aushebung frei.
Die Erzeugnisse der.-elben Fabriken sind sow;ohl bei
dem Uebergange aus einer Provinz in die andere, als
bei der Ausfuhr in fremde Länder, von allen Zöllen und
Gebühren frei.
Maschinen für den Gebrauch der Fabriken sind zoll-
frei, in von der Regierung bestimmter Zahl und Art.
Diese Begünstigungen werden indess nur für 10 Jahre
zugestanden.
Privilegien für neue Erfindungen können höchstens
auf 20 Jahre zugestanden werden, für längere Dauer
kann ein solches Privilegium nur von der gesetzgebenden
Gewalt ausgehen.
Für die Einführung von nützlichen und wichtigen
Gewerbszweigen hat die Regierung bisweilen als Beloh-
nung ein ausschliessliches Privilegium zugestanden, wel-
ches jedoch von der gesetzgebenden Gewalt zuerst ange-
nommen werden muss, um gültig zu sein.
Erfindungs-Patente werden ungültig :
Durch den Beweis, dass der Patentirte falsche oder un-
vollständige Angaben machte, und in der Beschreibung
oder Erklärung, auf welche hin er das Patent erhielt,
wesentliche Dingo übergieng.
Durch den Beweis, dass die angebliche Erfindung,
so wie er sie als die seinige darstellte, schon durch ge-
druckte Beschreibung bekannt war.
— 201 —
Wenn der Patentirte seine Erfindung nicht innerhalb
2 Jahren nach Bewilligung des Patents in Anwendung
bringt.
Wenn der Erfinder für dieselbe Erfindung ein Patent
in einem anderen Lande nimmt.
Wenn die verfertigten Produkte sich als gemeinschäd-
lich oder gesetzwidrig erweisen.
Durch den Beweis, dass der Patentirte schon vor
Bewilligung des Patents seine Erfindung in Anwendung
gebracht hat.
Div3 Hauptstadt des Reiches zählt viele Fabriken und
Werkstätten, die dazu bestimmt sind, Oonsumartikel,
welche früher in grossen Maasstabe importirt wurden,
herzustellen. Dergleichen sind :
Fabriken von chemischen Produkten, von Instru-
menten für Optik, Nautik, Feldmesserkunst und Chi-
rurgie, Schuhwerk, Wachstuch, Teppichen, lackirtem
Leder und Marroquin, Glas, Wagen, Firniss, Liqueur-
destillation, Essig, Nudeln, Papier, Tapeten, Asphalt,
Künstlichem Marmor, Pappe, Schnupf-und Rauchtabak,
Cigarren und Cigarrelten. Viele von diesen Fabriken
haben auf den früheren Ausstellungen für die Vollkom-
menheit und Vorzüglichkeit ihrer Erzeugnisse Medaillen
und Auszeichnungen erhalten.
Man zählt in Rio de Janeiro 17 Giessereien ersten Ran-
ges, welchen sie der Vollkommenheit ihrer Maschinerien
und Erzeugnisse verdanken.
Elf, ohne die der Arsenale und Staats- Anstalten mit
zu zählen, liefern Maschinerien und Eisengussarbeiten ;
sechs arbeiten in Bronze, Messing und Kupfer. Aus-
serdem besteht eine bedeutende Zahl kleiner Werkstätten.
Die ersten, welche 700 Arbeiter beschäftigen, erzeugen
— 202 —
für lls. 2.140:0008000 Eisen und Rs. 32(K>0ÖSÜ0O andere
Waareu.
In einer derselben werden zur Zeit bedeutende Mar
schinon für die Elevatoren in den grossen eisernen Maga-
zinen des Zollhausdocks in Rio de Janeiro verfertigt
In der Hauptstadt bestehen mehrere gut eingerichtete
Eiscngiessercicn. In anderen Etablissements werden
Arbeiten in Schmiedeeisen und selbst vollständige Ma-
schinerien flu* Zucker— Mandioca — und Mals — Mühlen—
für die Zubereitung des Kaffee s, Verfertigung von StÄrk-
mehl und anderen Erzeugnissen hergestellt.
Diese Fabriken können alle Ackerbau-Instrumente ver-
fertigen, und liefern deren bereits in grosser Zahl.
Tiele eingeführte Ackerbauwerkzeuge werden ver-
bessert, um sie den Bodenverhältnissen des Landes anzu-
passen.
Es giebt auch Brauereien und Fabriken von gashal-
tigen, tonischon und Mineralwässern, welche ein aahl-
reicheB Personal beschäftigen.
Ungefiihr 400 Personen arbeiten in den erster en, vrelehfl
90-100,000,000 Flaschen (00.030.000 bis 66.700.00»
Liter) jahrlich erzeugen, und dazu bis 7,000 Faßff
Gerste, und 1.361,5 Pfund (20.000 Kilogramme) Hop-
fen verw enden. Rio besitzt auch vielo Hutfabriken, unter
welchen einige so bedeutende und gute, dass sie seit
Jahren die Einfuhr vom Auslände grösstenteils über-
flüssig machten.
Die 23 bedeutendsten, — Seiden — Filz — Stroh — und!
Fantasie — Hutmachereien beschäftigen ungefklir 500"
Arbeiter; einige arbeiten mit Bainpfkraft, und sie erzeugen
jährlich 34,000 Briden, — 408,000 Filz — und 3Ö;000
Stroh— - und Fantasie' «=> Hüte im Gcsammtwertfh Von
Es. 1.600#00$000.
Fast im ganzen Reiche findet man Seifensiedereien,
— 203 —
«
Oelpressen und Kerzeiigiessereien, von der bedeutenden
Stearinkerzen-Fabrik in Rio de Janeiro, bis zu denen von
Talg-Kerzen in vielen Städten, und von Carnauba in
Ceara un.d an den Ufern des St. "Francisco-FInsscs.
In den 25 bedeutendsten der Hauptstadt arbeiten 260
Personen und überdies verwenden einige auch Dampfkraft-
Sie erzeugen jährlich im Durchschnitt 850,000 Kisten
Kerzen im Werth von Rs. 5.750:0005000, ungefähr
730,000 Kisten Seife im Werth von Rs. 1. 700^005000
und 780 Fass oder 327,000 Liter Oel im "Werth von
Rs. 140:0001000.
In vielen Provinzen und in der Reichs-Hauptstadt
findet man grosse "Werkstätten für feine optische und
mathematische Instrumente, Uhrmachereien, Sattlereien,
Schmieden, Schuhmachereien , Mcssinggiessereien und
andere Gewerbszweige, z. B: die trefflichen Lederarbeiten
in den Provinzen S. Pedro do Rio Grande do Sul und
Paranä und in einigen Gemeinden in S. Paulo und
Minas-Geraes, und die Gold-und Silber- Arbeiten, welche
sich in einigen Städten Brasilions durch ihre Vollkom-
menheit auszeichnen.
Die Baumwollen-Spinnereien und Webereien in Santo
Aleixo und Santa Thcreza, in der Provinz Rio de Ja-
neiro ; in Todos os Santos, Nossa Senhora do Amparo,
Santo Antonio do Queimado, Modelo und Concci<jäo in
Bahia ; in Ferräo Yelho in Alagöas ; in Cannä do Reino
in Minas-Geraes; in S. Luiz und andere in S. Paulo
beschäftigten 1871 mehr als 1000 Arbeiter und hatten
84,875 Spindeln und 480 Webesttihle.
Die in denselben benützte Wasserkraft ist 400* Pferde-
kräften gleich. Sie produziren jährlich 4.10O.000 VaraB
(4.510,000 Meter) Baumwollen-Zeug im 'Werth von
Rs. 2.500:0008000 mit Einschluss des Garns und Zwirns.
— 204 —
Dio eben jetzt in der Hciclis-Hauptstadt entstehende
Fabrik Brasil Industriell wird 400 Webcstühlc beschäf-
tigen.
Die Provinz S. Paulo besitzt in ihrer Hauptstadt
ungefilr 20 Fabriken, darunter 4 Hutmachcreien , eine
Dampf-Silgemtthle und eine grosse Anzahl von Werk-
statten verschiedener Art.
Nächstens wird daselbst eine Weberei in einem sehr
grossen und schönen G-ebäudo und mit der vollkommen-
sten Maschinerie fertig werden.
Es giebt uberdiess in allen bedeutenden Gemeinden
mehr oder weniger wichtige gewerbliche Anstalten, wie
dio Eisen- Bronze-und andere Metall-Gicssereion in Cam-
pinas, Itu und Pindamonhangaba; die Baumwollen-Spin-
nerei und Weberoi in der zweiten dieser Stiidte, welche, in
einem grossen zweistöckigen Gebäude, mit 52 Arbeitern
und 62 durch Dampf getriebenen Maschineustühlen täglich.
800 Ellen Zeug herstellt; die Hutmachcreien in Sorocaba,
Campinas und anderen Punkten; die Marmor-Sägemühle
in S. Roque ; die Wachskerzen-Giessereicn in Itü, Gua-
ratinguetä und S. Roque, in welchen man als Rohstoff
das in der Provinz selbst erzeugte Wachs verwendet;
und in vielen Gemeinden die grösstenteils durch Dampf
getriebenen Maschinen für specielle Zwecke z. B: zum
Entkernen und Verpacken der Baumwollo, zur Zuberei-
tung des Kaffees, für Sagemühlen, die Seifensiedereien
undTabaks-Fabriken, Oelinülüen und andere.
Die Provinz Bahia besitzt gegen 80 verschiedene
Fabriken in ihrer Hauptstadt, darunter 7 Webereien und
einige in verschiedenen Gemeinden; 4 Dampf-Sägemühlen,
bedeutende Zucker-Raffinerien, deren eine nach dem Sy-
stem von Dorrasnc und Cail; viele Seifensiedereien,
Carnauba-und Talgkerzen - Giessereien, Eis, gashaltige
— 205 —
Wasser, Schnupftabaks-und andere Fabriken und gegen
100 Werkstätten für verschiedene Industriezweige.
Ausser den Fabriken von Santo Aleixo, in Mage und
Santa Theresa, welch letztere im vergangenen Jahre in
der Stadt Paraty errichtet wurden ist, und täglich 1,500
Yaras (1,650 Meter) ein-und mehrfädiges weisses und
buntes Baumwollenzeng anfertigt mit Hülfe von 100
Arbeitern, bestehen noch in der Provinz Rio de Janeiro
eine Fabrik für chemische Produkte, einige Eisengiesse-
reien und Fabriken für andere Industrieprodukte; unter
den letztern istbeso.ders neLnenswerth die Rolltabak-
und Cigarrenfabrik in der Hauptstadt.
In der Stadt Petropolis, in derselben Provinz, sollen
nächstens zwei grosse Webereien zu arbeiten anfan-
gen,
Die Provinzen Pernambuco und Minas-G-eraes besitzen
ebenfalls bedeutende Griesscreien und andere Industrie-
Anstalten.
Alagöas hat ausser der oben erwähnten grossartigen
Weberei in Ferräo-Velho, unter andern eine bedeutende
Oelfabrik in Penedo.
In den übrigen Provinzen, vorzüglich in ihren Haupt-
städten, finden sich mehr oder weniger namhafte Fa-
briken und Gewerbs- Anstalten, welche die Grenzen dieser
übersichtlichen Arbeit nicht einzeln aufzuzählen erlauben.
Von 1867 — 1872 wurden dem Gesetz vom 28 August
1830 gemäss 85 Erfindungs-und Einführungs-Privile-
gien ertheilt, nämlich:
Auf den Ackerbau bezügliche Privilegien . . 16
Für Reinhaltung der Städte 6
lür öffentliche Arbeiten 10
Für Transportmittel 14
— 200 —
Auf Schiffiahrt bezügliche ■ . . T>
Für Stadtbelcuchtung 3
Für Fabrik-Industrie 17
Verschiedene 14
POSTWESEN.
Die General-Land-und Seepost, unter Gencraldireetion
in der Hauptstadt, ist mittelst besonderer Postämter in
deu Hauptstädten der Provinzen und besonderer Agen-
turen in den Städten, fast allen Kirchspielen und einigen
Hauptdistrikten, und durch das ganze Reich verzweigt.
Die Briefbeförderung- auf See- und Flusswegen ge-
schieht durch die von der Regierung subventionirten
Gesellschaften, sowie durch englische, 1 französische,
1 deutsche und 1 italienische Unternehmung, welche den
transatlantischen Dienst versehen, vom Hafen von Bio
de Janeiro bis in die Hilfen von Southampton, London,
Liverpool, Falmouth, Bordeaux, Hävrc, Marseille,
Antwerpen, Hamburg, Genua, Neapel, Barcellona,
Lissabon, S. Viccnte, Baliia : und die von Santos, Bio
de la Plata, Valparaiso, St. Point, Arica, Irlay und Oalläo
de Lima.
Den Postschiffcn dieser Linien gesteht die Regierung
die zu ihrer schnellen Beförderung nothwendigen Ver-
günstigungen und Vortheile an den Berührungsplätzen
des Reiches zu.
Diese Vergünstigungen bestehen :
1,° In der uir. erzüglichen Landung und Löschung,
ohne dabei von der sonst vorgeschriebenen Reihen-
folge abhängig* zu sein, an jedem behebigen Werk-
oder Feiertage.
— 207 —
•i.° In der Lrlaubniss, die vorräthige Schiffspro ision
unversiegelt an Bord m behalten:
3.° In der Ersetaung der Manifeste der Zwischen-
häfen durch die in diesen Häfen empfangenen Landunga-
listen, oler durch Certificate der Fisoalagenten der
brasilianischen Hafen ftir nach dem La-Plata*-Stroin be~
stimmte AVaaren.
■
4.° Im Dispens von der Verantwortlichkeit der Dampf -
schiffskapitäne oder Commandanten für Umladung oder
"Wiederausfuhr der nach (Jon südlichen Häfen des
Reiches oder dem La-Plata- Strom abgefertigten Colli.
Die Dampfschiffe dürfen zu jeder Stunde des Tages
oder der Nacht auslaufen, vorausgesetzt, dass sie das
Reglement der Hafenpoliaei beobachten und dass dio
Agenten der Unternehmungögesollschaften für jede Strafe
in welche die Commandant n vorfallen möchten, gut
stehen.
Dio Passagiere können am Tage der Ankunft bis
7 Uhr Abends ausschiffen.
Auf diese Weise sind mit dem grössten Theile der
civilisirten Nationen Europas und Amerioas die innig-
sten Privat — und Handelsverbindungen angeknüpft,
und kommen uns beinahe wöchentliche Nachrichten au.
Das brasilianische Postwesen hat Conventionen mit
Frankreich, Spanien, Belgien, den Vereinigten Staaten
und Peru, und geht man damit um, andere Convention
nen abzusohliessen.
Die Einnahmen der Post betrugen in dem Jahre
1871—1872 Rs. 812:8598782, und ihre Ausgaben
»». 9Ä2:<J&7$00a
Kann nun auch die Post gegenwärtig noch nicht
als Staatseinkommenquelle betrachtet werden, wie dies
— 203 -
in anderen Ländern der Fall ist, so bietet doch ohne Zwei-
fel obiges Resultat e.ne gewisse Befriedigung, in Anbe-
tracht der besonderen Umstände einer so ausgedehnten
Region und so dünn gesäeten Bevölkerung.
Indessen entwickelt sich der Postdienst rüstig weiter,
und die Regierung lässt es sich angelegen sein, demselben
den nöthigen Aufschwung zu geben.
ELECTRISCHE TELEGRAPHEN.
Vor 14 Jahren hat man in Brasilien mit der Einrich-
tung kleiner Telegraphen-Linien zum Dienste der Re-
gierung in der Hauptstadt des Landes begonnen.
Im Jahre 1863 wurden die Festupgon an der Barre
von Rio de Janeiro vermittelst unterseeischer Kabel
mit der Stadt verbunden, und in der Folge wurde eine
Linie bis nach dem Municipium von Cabo Frio geführt,
die dem Handel den Dienst rascher Mittheilungen leistet
Gegen Endo des Jahres 1865 wurde die Doppellinie
von der Residenz bis zur Provinz S. Pedro do Bio
Grande do Sul beschlossen, welche der ganzen Küsten-
strecke, Rio de Janeiro, depo, wichtigen Handelshafen
von Santos, den Küsten von S. Paulo und Santa Catha-
rina zu gute kommt.
Dieso Linie musste 16 Flussmündungen und Buchten
übersöhreiten, und hatte man bei ihrer Legung mit
Schwierigkeiten aller Art zu kämpfen, so die Uebersteir
gung einiger mit Urwald bedeckten Gebirge ohne ci-
vilisirte Bewohner, und oft Mangel an Lebensmitteln.
Mit gleichen wo nicht grösseren Schwierigkeiten als
— 209 —
tue der Legung, hat diu Erhaltung derselben zu käm-
pfen, in Folge der grossen Entfernungen, ohne Bevölke-
rung, ohne hinlängliche Transportmittel, von gewissen
nothwendigen Hülfsmitteln gänzlich abgesehen. Trotz-
dem aber werden die Hindernisse überwunden, und
schon im Jahre 1867 leistete die Linie beinahe in ihrer
ganzen Ausdehnung wichtige Dienste.
Seitdem hat die Zahl der Telegraphenlinien bedeutend
zugenommen.
An den Hauptpunkten und in den bedeutenden Städ-
ten, wie Rio de Janeiro, Paraty, Santos, Iguape, Pa-
ranaguä, Dest.rro, Laguna, Porto Alegre, Pelotas, Ja-
guaräo und Rio Grande, arbeiten Doppel-Apparate
nach dem System von Morse , und an den anderen
Zwischenstationen die electro-magnetischen \on Siemens.
Das Bureau ist jetzt definitiv organisirt, indem man
die Erfahrung der in diesem Zweige des öffentlichen
Dienstes am meisten fortgeschrittenen Nationen benutzt
hat.
Die für Rechnung des Staates hergestellten telegra-
phischen Linien dehnen sich auf 525,6 Leguas (3.469
Kilometer) aus, mit einer über der Erde befindlichen
Linie von 235.154,5 Brassen (5.180 Kilom.) und 64
Stationen, ausser 12.156 Brassen (36.743 Meter) un-
terseeischen* Kabels.
Dieselben sind in 3 Sectionen eingetheilt.
Die erste, eigentliche städtische von 3,6 Leguas (2t
Kilom.), 13 Stationen und unterseeischem Kabel von 1200^
Meter (.545,5 Brassen) zwischen dem Kriegsarsenal und
«der Festung «Yillegaignon» zum Dienste zwischen den
verschiedenen Bureaux eingerichtet.
Die zweite Section, oder die nördliche, hat 137,4
c. A. 14
— 210 -
licguas D07 Kiloin.) Ausdehnung, mit 1.02G Kilom,
(4CG.3G4 Brassen) Draht und 2U Stationen.
Der erste Theil der schon hergestellten Linie
verbindet die Stadt Rio do Janeiro mit der Provinz Es-
pirito-Santo, und der äussorste Theil verbindot die
Hauptstädte von Alagoas und von Pornainbuco unter
sich.
Der dazwischenliegende Theil, das heilst, der welcher
von Itapeinirim (Espirito Santo) bis Maccio (Alagoas)
geht, wird innerhalb weniger Monate fertig werden, und
die Hauptstadt des Reiches mit den dazwischenliegenden
Städteu und .Ortschaften bis Pcrnambuco in telegrapliische
Verbindung bringen. Von diesem dazwischenliegenden
Theile sind schon über 400 Kilometer (00,0 Leguis)
fertig und bedürfen nur des Personales und der Apparate
in den Provinzen Espirito- Sau to, Bahia und Sergipe,
um benutzt worden zu können.
Die dritte, südliche, hat 2.538 Kilometer (384,5 Loguas]
Ausdehnung und 32 Stationen, und nimmt 4.130 Kilo_
meter 1.877.454,5 Brassen) Draht, in Anspruch, weil
theilweise Doppeldrähte auf ihr befindlich sind.
Diese Linie, deren Kopf von der Hauptstadt des
Reiches ausgeht und bei Jaguaräo an der Grenze des
Estado Oriental endet, begreift 4 Zweiglinien in sich -
die erste von Santos nach S. Paulo mit einer Station
in dieser Stadt ; die zweite von Paranaguä nach Ooritiba,
Hauptstadt der Provinz Paranä, theilt sich bei Morretes
nach Antonina in 2 Richtungen, und hat 3 Stationen ;
die dritte von Porto Alegre, Hauptstadt der Provinz Rio
Grande do Sul, bis nach der Stadt S. Gabriel, wonach*
sie bald bis Uruguayana kommen wird, hat 5 Stationen ;
<lie vierte von der Stadt Pelotas nach der Barre von
Rio Grande in selbiger Provinz hat 2 Stationen.
- 211 —
Auf den Linien des Söaatefe gebrauchte man Haupt-
sächlich Pfostenvon Hola; das schnelle Verderben dersel-
ben inotivirte die Substituirung eiserner Pfosten*, welche
man auf der südlichen Linie nach und nach anwandte.
Auf der nördlichen Linie ist ein grosser Theil emsig
und allein auf eisernen Pfosten construirt.
Ausser den Linien, die unter dem allgemeinen Tele-
graphen-Bureau stehen, existiren noch andere, welche
mit einer Ausdehnung, von 11 13 Kilometern (168,6 Leguas),
die verschiedenen Eisenbahnen entlang laufen, und sowohl
den besonderen Bedürfhissen des Eisenbahn- Verkehrs, als
auch denen des Publicums genügen gegen eine Taxe,
die von der Regierung genehmigt ist.
In der Hauptstadt existiren auch die Compagnie der
Telegraphen-Linien nach dem Innern, deren Central-
Station sich auf dem Constitutions -Platze befindet, und
andere an verschiedenen Orten der Provinzen Rio de
Janeiro und Minas-Geraes bis Ouro Preto.
Dieses Unternehmen wird noch andere Stationen
eröffnen in der Provinz Rio de Janeiro, in Porto Novo,
Cantagallo, Macahö, Campos und S. Joäo da Barra.
Für transatlantische Oommunicationen hat sich eine
"bedeutende Compagnie organisirt, und steht zu erwar-
ten, dass bis Ende des laufenden Jahres Brasilien mit
Buropa verbunden sein wird durch das Kabel, welches,
von da- ausgehend, in PernambucO endigen soll, hier-
auf der brasilianischen Küste folgend, bis Para weiter
gehen wird, von wo aus dasselbe über Sanet Thomas
die Telegraphen -Linie der Vereinigten Staaten, benutzen
wird. Den neuesten Nachrichten zufolge ist mit der Le-
gung des- Kabels im den Gewässern von Pernainbuoo
bereits der Anfang gemacht.
— 212 —
Nach Beendigung der Legung des Kabels bis Pari,
werde a die Arbeiten an der Küste von Pernambuco
aus, bis nach Rio de Janeiro to tgehen, wohin dasselbe
in den ersten Monaten des nächsten Jahres kommen
muss.
In nächster Zukunft wird eine andere Oompagnie
ein unterseeisches Kabel zwischen der Hauptstadt des
Reiches und den Republiken am La Plata legen, welche
mit Chili schon in Verbindung stehen. Auf diese Weise
wird ein grosser Theil des südamericanischen Landes
binnen Kurzem telegraphische Verbindung mit Europa
besitzen.
Die Einnahme der Telegraphen-Stationen der Regie-
rungslinien hat steigend zugenommen im Verhältniss zu
ihrer weiteren Ausdehnung.
In dem Finanz-Jahre von 1S61 auf 1862, wo nur die
Linie zwischen der Hauptstadt und Petropolis existirte,
betrug die Einnahme kaum Rs. 328S140; diese stieg auf
etwas mehr als Rs. 3:000$000, als die Südlinie eröffnet
wurde, und als die ganze Süd-Linie, obgleich unregel-
mässig, arbeitete, belief sich die Einnahme im Finanz-
jahre 1866 — 1867 auf mehr als Rs. 26:000$000 e
Von dieser Zeit an ist der Fortschritt unaufhörlich'
im Wachsen gewesen, und im Finanzjahre von 1872
auf 1873 betrug die Einnahme der Telegraphen-Taxe
Rs. 157:500$000.
Im Verhältniss zu der Ausdehnung der Linien exi-
stiren wenig Stationen; die Durchschnitts-Entfernung
von einer Station zur andern ist 68,5 Kilometer (10,4 Le-
guas) ausserdem ist die Anzahl derer, welche eine
fortwährende Einnahme geben , sehr gering und
— 213 —
beschränken sich auf 12 Hauptstädte, die durch die Be-
nutzung des Telegraphen die Einnahme schaffen.
Seit dem Finanzjahre von Juli 1866 bis Juni 1867
wo die Süd-Linie von der Hauptstadt des Reiches bis
Porto- Alegre als beendet betrachtet werden konnte, hat die
Einnahme betragen; 1866—1867, 25 °/ von der Ausgabe,
1867—1868, 21 % ; 1868— 1869, 26%; 1869—1870,
32 •/„; 1870—1871, 39 •/•; 1871—1872, 34 %
Wenn zu den für die Stationen gemachten Ausgaben
die Unterhaltungskostender Linien geschlagen werden,
so weis't die Einnahme e'nen bedeutenden Procentsatz
auf.
Im Finanzjahr 1866 — 1867 betrugen die durch Con-
struction und Erhaltung der Telegraphen gemachten
Ausgaben Ks. 221:6851803, und im Finanzjahr 1871—
1872 Rs. 1.090:5625964.
COMMUNICATIONS STRASSEN
Dampfschifffahrt.
Der Staat unterstützt 18 Paquet - Dampferlinien,
weichenden grössten Theil des Dienstes derSee-uni
Plussschiffiahrt versehen, mittelst einer jährlichen Sub-
vention von Rs. 3.436:000$000.
Er zahlt ferner eine jährliche Subvention von
Rs. 200:0008000 an die nordamerikanische JGesellschaft
« United States and Brasil Mail Steamship Company»,
welche, kraft abgeschlossenen Contracts, jeden Monat
eine Hin-und Herreise zwischen Brasilien und den
— 214 —
Vereinigten Staaten über Bel6m, Pernamhuco und Ba-
hia zu machen hat.
Zugleich mit dieser nordamerikanischen Linie und
4en, grösstenteils brasilianischen « Cooip.inhias », wel-
che yon der Hauptstadt des Reiches bis zu dessen äug-
sersten Punkten im Norden und Süden, und zwischen
den verschiedenen Häfen der Provinzen den Küsten-
v erkehr in -einer Ausdehnung von 2,600 Leguas (17.160
Kilometer), vermitteln, unterstützen die General-i.nd Pro-
vinzialregierungen die Dampfschifflfahrt auf dem ganzen
Flusse Paraguay, von Montevideo bis zur Hauptstadt der
Provinz Mato-Gro-so, in der Ausdehnung von 700. Le-
guas (4.620 Kilometer), auf den Seeen dos Patos, 8. Pedro
do Bio-Grande do Sul, Manguaba und Norte, das Alagöas,
auf den Flüssen Pardo, Ribeira de Iguape, Parahyba,, Mu-
cury, Jequitinhonha, Nazareth, Oachoeira, 8. Francisco,
Parahyba do Norte, Parahyba, Itapicurü, Mearim und
Pind irö, und beträgt die Länge der ganzen Fahrstrasse
auf diesen Flüssen 700 Leguas (4.620 Kilometer.)
Auf dem Amazonas und seinen Hauptzuflüssen, so
wie auf andern Strömen der Provinz Parä durchlaufen
subventionirten Linien angehörige Paquete oder son-
stig ■*, gelegentlich eintreffende Dampfer eine Strecke von
1,£00 Leguaa (9.900 Kilometer).
Wir haben also eine, über 5,500 Leguas (36.300
Kilom.) sich erstreckende und von der G-cneral-und
den Provinzialregierungen beinahe ganz unterhaltene
Dampfschifffahrt; von der genannten Zahl kommen.2>600
Leguas (17.160 Kilom.) auf die Seeküsto un4 3,900
(19,140 Kilom.) auf das innere Land.
Die Provinz Bahia hat so eben ein ihr angehöriges
Dampfschiff, Präsident D.mtas, von Stapel laufen 1 issa&u
— 215 -
dessen Transport an das Ufer des Stroms, und Aufstellung
daselbst sie n ch Ueberwindung grosser Schwierigkeiten
glücklich ins Werk setzte.
Der Reichthum und die Bedeutung der Produktion
der fruchbaren Thäler des S. Franc sco und seiner
wasserreichen Nebenflüsse zit hon die Aufmerksamkeit
des Handels auf sich, und rechtfertigen die Ueberzeu-
gung, dass in kurzer Zeit in seinen Gewässern ein re-
gelmässiger Dampfschifffahrtsdienst organisirt sein wird.
Eisenbahnen.
Da im ganzen Reiche die Vortheile solcher Commu-
nicationsmittel bald erkannt wurden, drängen sich die
Capitalien vorzugsweise zu Eisenbahnspeculationcn.
Im J. 1867 besa8S das Reich kaum 6 Schienenwege mit
einer Ausdehnung von ungefähr 103,5 Loguas (683,2 Ki-
lom.); aber jetzt bestehen schon folgende: 15, welche
dem Verkehr eine Ausdehnung von 155,5 Leguas
(1.026,596 Kilom.) zur Benutzung darbieten; 17 im
Bau begriffene, deren Ausdehnungslinie 238,7 Le-
guas (1575,64 Kilom.) beträgt ; 12. deren Bahnlän-
ge, den Plänen zufolge, auf 366,9 Leguas (2.421,90 Ki-
lom.) veranschlagt wird; und schliesslich 6 concessionir-
*te, deren Ausdehnung 834,2 Leguas (5.505 Kilom.) ausma-
chen wird.
Wenn wir die brasilianischen Eisenbahnangelegenhei-
ten vor und nach dem Jahr 1867, und hauptsächlich nach
dem Jahr 1869 in Erwägung ziehen, ergiebt sich ein
Zuwachs von 9 Bahnen mit einer Ausd hnung von
52 Leguas (343.396 Kilom.), welche schon im Betriebe
sind. Diese Verhältnisse entsprechen, wenn wir vom er-
wähnten Jahre an rechnen, eine:' Durchschnittszahl von
— 216 -
8,7 Lcguas (57,2 Kilom.), oder wenn wir das Jahr 1869,
wo diese wichtigen "Werke mit grösserem Eifer unternom-
men wurden, als Ausgangspunkt nehmen, einer Durch-
schnittszahl von T3Leguas (85,9 Kilom.)
Diese Entwickelunjr wird am deutlichsten durch die
Geldsummen hewiesen, welche der Regierung für Eisen-
bahn-Ausgaben jährlich bewilligt werden.
Während im Jahre 1866-18-J7 die bedeutende Summe
von Rs. 4.263:2779369 mit Jtau- und Betriebskosten, Zin-
sengarantie auf das Anlagccapital, Voruntersuchungen
und Vermessungen ausgegeben wurde, verwendete die Re-
gierung im Jahre 1871-1872 für dieselben Arbeiten die
Summe von Rs. 11.675:282S606.
Die Regierung sucht jetzt, mit Benutzung der Dampf-
schifffahrt auf dem Amazonas, S. Francisco, Tocantins,
Paraguay und anderen bedeutenden Strömen, drei grosse
Communicationslinien auszuführen, welche für den brasi-
lianischen und besonders für den südamericanischen Pan-
del von der höchsten Wichtigkeit sein werden.
Die erste, welche bereits in Angriff genommen worden
ist, soll von der Reichshauptstadt aus über die Provinz
Rio de Janeiro und Minas Geraes denjenigen Punkt des
Rio S. Francisco erreichen, w t o die Flussschifffahrt ganz
frei ist, und von da bis zum Thal des Rio Tocantins, in der
Provinz Parä,, gelangen.
Diese Linie umfasst das Gebiet der Eisenbahn D. Pe-
dro II, deren Fortbau eifrig betrieben wird, indem die Vor-
untersuchungen bereits vollendet sind, welche die Verlän-
gerung derselben über das Thal des Rio Paraopeba bis zum
Rio S. Francisco und den Bau einer anderen Eisenbahn in
der Richtung auf die Thaler der Flüsse Carinhanha und
Paranä oder auch des Rio Grande, Rio Preto und Rio do
— 217 —
Somno betreffen. Diese letztere Bahn ist dazu bestimmt,
die Flussschifffahrt des Rio S. Francisco mit der des To-
cantins, wo derselbe, circa 100 Leguas (660 Kilom.) von
Parä, schiffbar wird, in Verbindung zu setzen.
Die Ausführung dieses Bahnsystemö wird die räumli-
che Entfernung so verringern, dass die inneren und nörd-
lichen Provinzen mit der Reich shauptsta dt in wenigen
Tagen werden verkehren können.
Die zweite Linie, das Innere Brasiliens durchschnei-
dend, wird sich von der Ausmündung des Amazonas bis
zu der des La-Plataüber die Thäler der Flüsse Tocantins,
Araguaya und Paraguay erstrecken; ihre Ausdehnung
wird 1,030 Leguas (6.798 Kilom.) betragen, welche schon,
wenn auch sectionsweise, mit Dampfböten befahren wer-
den.
Um eine zusammenhängende Linie herzustellen, ist
nichts mehr erforderlich, als zwischen den schiffbaren
Strecken des Guapor6 und Jaurü eine höchstens 25 Le-
guas (165 Kilom.) lange Strasse zu bauen.
Die dritte, welche auch schon in Angriff genommen'
worden ist, wird, von der Residenz ausgehend, die Haupt-
städte der Provinzen S. Paulo und Paranä berühren,, das
Innere von Santa Catharina durschneiden und über Porto-
Alegre, Hauptstadt der Provinz S. Pedro do Rio Grande
do Sul, die südliche Reichsgrenze erreichen.
Alle drei Bahnlinien werden im Allgemeinen durcli
Gebiete gezogen werden, welche, wenig bevölkert und
angebaut, jedoch sehr fruchtbar, gesund und für die
Cultur der Baumwolle, des Kaffees, des Tabaks, des
-Zuckerrohrs/ des Cacäos, des Weizens, sonstiger Getreide-
arten und vieler werthvollen Produkte geeignet, mit an
— 218 —
Bauholz reichen Urwäldern und ausgedehnten Grasfluren
ausgestattet sind.
Für die Verlängerung der Eisenbahn Ton Joazeiro in
der Provinz Bahia und vom Recife in der Provinz Per-
narnbuco Hess die Staats-Regierung die betreffenden Vor-
untersuchungen durch brasilianische Ingenieure contract-
mässig ausführen.
Solche Explorationen sind in beiden Provinzen begon-
nen worden. In der Provinz Bahia verfolgt die Bahn die
Richtung von der Station Alagoinhas bis zu dem be-
quemsten Punkte von Joazeiro am rechten Ufer des Bio
S. Francisco, und hat eine Zweiglinie von Soledade bis
Casa Nova oberhalb der Fälle von Sobradinho. Die Bahn-
länge beträgt ohngefähr 75,7 Lcguas (500 Kilom.)
In der Provinz Pcrnambuco läuft die Bahn von de*
Station Una, das Thal des Rio Pirangy durchschnei-
dend, über Garanhuns, Aguas-Bellas und Mata Gr nde
oder an irgend einem der Zuflüsse auf der linken Seite
des Moxotö bis Jatobä, am Ufer des Rio S. Francisco. Die
Ausdehnung ist fast gleich.
Die Voruntersuchungen für die Verlängerung der Ei-
senbahn von San tos nach Jundiahy hat eine Oommission
von brasilianisch, n Ingenieuren übernommen.
Von d r Stadt Limeira oder S. Joäo do Rio Claro
ausgehend, soll diese Bahn die Ufer des Rio Parana
oder des Rio Parnahvba erreichen.
Zur Ergänzung des Eisenbahnnetzes, welches die Staats-
verwaltung auf eigene Rechnung, durch subventionirte
ausländische oder brasilianische Gesellschaften auszufüh-
ren gedenkt, gehört die Bahn zwischen Coritiba in der
Provinz Parana und Miranda in der Provinz Mato-Grosso
deren Voruntersuchungen bereits begonnenhaben. Dieselbe
— 219 -
soll das Thal des Rio Ivahy durchschneiden, und die
Ufer der Flüsse Ivinheima und Brilhante, deren Schiff-
barkeit benutzt werden soll, begleiten.
Die Staatsregierung hat auch dem Reichstage den Plan
einer Eisenbahn für die Provinz Rio Grande do Sul un-
terlegt, welche einerseits die südliche Reichsgrenze errei-
chen, und andererseits an die Eisenbahn D. Pedro I in
derselben Provinz und an die Eisenbahn in der Provinz
Santa Catharina anknüpfen soll. Von dieser Bahn wird an
anderer Stelle die Rede sein.
Den Bestimmungen der Autorisation gemäss kann die
Regierung bis zu Rs. 40.000:000$000 verwenden, aus-
ser den zu Vorstudien bestimmten Rs. 400:000$000, und
ebenfalls eine Subvention per Kilometer oder Zinsen-
garantie bis 7 % denjenigen Compagnicn gewähren,
welche die Construction der dem Handel am meisten
dienenden Sectionen übernehmen werden.
Von der gesetzgebenden Gewalt hängt noch eine andere
Autorisation ab, kraft welcher die Regierung solchen
•Gesellschaften, welche den Bau von Eisenbahnen
übernehmen, die durch ihre definitiven Pläne und
statistischen Angaben eine reiue Einnahme von 4 %
nachweisen, eine siebenprocentige Ziosengarantie auf
höchstens 30 Jahre gewähren kann.
Im Falle dergleichen Gesellschaften, Provincialgaran-
tien haben sollten, wird sich die Regierung dirauf
beschränken, für dieselbe Bürgschaft zu leisten.
Es hängt auch vom Reichstag ab, gewisse Vortheile
für den Bau einer Eisenbahn zu bewilligen, welche die
reichen Steinkohlenlager von Tubarä > mit dem gleich-
namigen Fluss in der Provinz Santa Catharina verbinden
soll.
— 220 —
Ebenso werden einige Vorarbeiten für den Hau ander-
weitiger I Jahnen fori geführt.
Reichs— Eisenbahnen.
Eisekhaii> 1). Pei>i:o II. — Gleichsam al> Knot npunkt
!ür ein allgemeines Seinen im tz zur Vi rhindung der
Ucichshauptstadt mit fast allen Provinzen, hat diese
grossartige Eisenbahn bereits 5<>,S Leguas (374,7 Kilom.)
inBetrieb, und bald werden 1,75 Leguas (11,04 Kilom.)
von der vierten Scction und 13,5 Leguas («SD Kilom.) von
der Centrallinie, welche nur einiger unbedeutenden Ne-
benarbeiten bedürfen, dorn Yerkelir übergeben w» rden.
Die Arbeiten finden gegenwärtig auf einer Strecke
von 24,1 L gua* (150 Kilom.) statt; im vorigen Jahre
wurden 60,33 Leguas (3JK.2 Kilom.) weiter untersucht
Mit der Ausführung aller dieser Arbeiten hat die Staats-
regierung bis jetzt die Summe von Rs. 50. 433:3408837 aus-
gegeben, indem nur im vorigen Jahre Rs. G.677:326$786
für Ycrlängerungskosten aus der Staatskasse flössen. Der
Bau der in Betrieb befindlichen 56,7 Leguas (374,7
Kilom.) betrug nicht weniger als Rs. 44.778:833$537.
Die Eisenbahn D. Pedro II zerfällt in Sectionen.
Die erste umfasst das Gebiet zwischen der Reichshaupt-
Stadt und Be!em, mit einer Ausdi hnung von 9.5 Le-
guas (62,7 Kilom.)
Die zweite übersteigt ein steiles Gebirge. Dieses Mo-
numcntalwerk weis't 16 Tunnels auf welche durch
massive oder stratificirte Granitfelsen eröffnet worden
sind. Einer derselben hat die Länge von 198,7 Klafter,
ein anderer von 297,5 Klafter (654,47 Meter), ein drit-
ter von 1,017 Klafter (2.237,51 Meter.)
Die Gesammtlänge dieser Tunnels beträgt 2.358,'8
— 221 —
ssen (5.189,38 Meter), wovon 909,1 Brassen (2.000
-^toter, gemaueit sind.
-Auf dieser ganzen Strecke werden ungeheure Erddurch-
ö <^iinitte, Aufschüttungen, grossartige Brücken wahr-
genommen. Von dies ngibt es eim 9,1 Klafter (20 Meter)
**^>«h, eine andere über den Rio Pirahy mit drei Jochen
je '5,5 Brassiii (12 Meter) und zwei 2,8 Brassen
15 Meter) hoch.
Ihre ganze Länge beträgt 7 Leguas (46,2 Kilom.)
Die drit e Sectios begleitet den Lauf des Rio Parahy-
^^», und erstreckt fcAi n bis zum Porto Novo do Cunha, mit
* J 4ner Ausdehnung von 23 Leguas (151,7 Kilom.)
Die \ ierto Section soll, längs den Ufern des Rio a-
^öhyba, die O. tschaft Cachoeira erreichen. Von ihrer gan-
zen Länge (23,4 Leguas, 154,7 Kilom.) ist schon die
Strecke bis zum Kirchspiel Campo Bell , an dem Orte
Alajor Oorröa, unweit des die Provinzen Rio-de-Janeiro
Vind Minas-Goraes scheidenden Gebirges SeiradoPicü,
<iem Verkehr übergeben worden.
Die Oentralbahn, welche, von der Station Entre-Rios
uusgehend un;d die steile Gebirgskette Mantiqueira über-
steigend, soll durch die Provinz Minas-Goraes bis zur
Xiagöa Dourada verlängert werden. In dieser Richtung
sind schon gegen 13,5 Leguas (89 Kilom.) mit Schienen
belegt.
Der Personen — und Güterverkehr bestand im vorigen
Jahre aus : 1,013,621 Passagieren , deren Fahrgel-
der Rs. 1.178:022$020 betrugen; 11.087.794,5 Arrobas
( 162.879.702 Kilogr. ) Waaren , deren Frachtgelder
«ich auf Rs/ 4.362:136$590 beliefen.
Der Hauptartikel unter diesen Waaren war der Kaffee,
- dessen Gewicht 5,375,335 Arrobas (78.963.682 Kilogr.)
— 222 —
Die Bnitto-Einnahme betrug Rs. 5.731:931$010; die
Betriebskosten und andere Ausgaben Rs. 3.22G:533$144;
Ueberschuss der Einnahme übor die Ausgabe Rs.
2.511:397$866; und so ergibt sich eine Verzinsung des
Anlage-Capitals zu 5, 6 %•
Der Procentsatz würde viel bedeutender gewesen
sein, wenn nicht erst zu Ende vorigen Jahres einige
Stationen eröffnet worden wären, denn ihre Einnahme
fiel natürlicher Weise sehr unbedeutend aus, und die
Baukosten sind unter die Ausgaben gerechnet wordfen
Eisenbahn Sahtos- Jundiahy. — Nach der Eisenbahn
D. Pedro II ist diese gewis die bedeutendste Schieneri-
strasse im ganzen Reiche, denn ihre Entwickelung hat
mit der fortschreitenden Produktionskraft einer der reich-
sten Provinzen gleichen Schritt zu halten.
Bau-unji Betriebskosten wurden von einer englischen
Gesellschaft getragen, welcher eine Zinsengarantie von
7 °/ bewilligt worden ist. Sie fängt bei der Stadt Santo&
an, die einen ausgezeichneten Hafen für den überseeischen
Handel mit Europa besitzt; sie übersteigt die Serra
do Cubatäo, d. i. den so genannten Theil der maritimen
Gebirgskette, und erstreckt sich dann weiter bis zur Stadt
Jundiahy. Die Eisenbahn berührt tehr wichtige Gebiete,
unter anderen die Hauptstadt der Provinz.
Die vortreffliche Rieht' ng,' welche ihr bestimmt
worden ist, hat es möglich gemacht, den werthvollen*
»
Produkten dieser ackerbauenden Provinz vortheilHafte
Märkte zu eröffnen. Die Kaffee-und Baumwolleü'J?bo-
duktion haben am meisten dabei gewonnen, obwohl; deren
Cultur noch ziemlich zurückstand.
Bis Jundiahy beträgt die Ausdehnung oiroi 21 r ,l : Löguas
(139 Kiloin.), aber Dank der freiwilligen Mitwirkung
— 223 —
und rastlosen Thätigkeit der Capitalisten und Gutsbe-
sitzer der Provinz, ist die Bahn schon um 7,4 Leguas^
(49 Kilom.) bis Campinas verlängert worden, und bald
wird sie, einer Verordnung der Provinzialregierung
gemäss, die Stadt Säo Joäo do Rio Claro erreichen, wel-
che 13 Leguas (86 Kilom.) von Campinas entfernt liegt.
Die Einnahme der Eisenbahn Santos-Jundiahy betrug'
im vorigen Jahre Rs. 2.012:619$345, und die sieben-
propentige Zinsengarantie wäre überflüssig gewesen^,
wenn nicht die regelmässigen Betriebskosten von
R^. 982;271$063 dadurch vergrössert worden wären, dass
ungeheure Beschädigungen an der Serra do Cubatäo
durch die anhaltenden Regen entstanden.
Der Ueberschuss von Rs. 1.030:348$282 entspricht
einer vierprocentigen Verzinsung des aufgewandten Car
pitals; es ist jedoch sehr wahrscheinlich, dass in der
Periode 1872 — 1873 der Ueberschuss einer siebenpro-
centigen Verzinsung entsprechen wird.
Die Haiiptquellen der Einnahme bestanden in 76.412
Passagieren, 4.829.053 Arrobas (70.938.790 Kilog.) Waa-
ren, deren Fracht dem Gewichte nach bestimmt wird,
Passagiergut, Handelswaaren, deren Fracht nach Cu-
"bikmetern oder Waggons berechnet wird.
Bahia-Eisenbahn. — Der Bau dieser Eisenbahn ist
auch von einer englischen Gesellschaft unternommen
worden, welche sich, gegen eine Zinsen-Garantie von
7 % auf das Anlage-Capital, verpflichtete, die Strecke
von 18,7 Leguas, (123,S Kilom.) zu bauen in Gemässheit
des abgeschlossenen Contracts. Gedachte Strecke ist dem
Yerkehr bereits übergeben.
Die Bahn erstreckt sich von S. Salvador, der Hauptstadt
der Provina Bahia, bis Älagoinhas in derselben Provinz.
o-M
Bis jotzt ist kein Deber.-ckus.s erzielt worden. Im
vorigen Jahre betrug die Einn ihme Rs, 415:566108 -1,
die Ausgabe Es. 440:613$778, das Deficit Rs. 2.r.017$6C4.
Dieser Nachtheil entspringt tius der Concurrenz der
kleinen Kü^tcnschifßahrt, welche den Transport fast alier
Aus-und Einfuhrartikel monopolisirt, und wird nur dann
beseitigt werden, wenn die Eisenbahn, über Alagoinhas
hinaus sich erstreckend, die bedeutendsten Produktions-
punkte in ihren Bereich gezogen haben wird.
Für die Verlängerung der Bahia-Eisenbahn bis zum
Rio S. Francisco, sei es mit gewöhnlichem oder engerem
JSchieueugoleise, .-ind die Voruntersuchungen bereits voll-
endet worden, und jeLzt werden Vermessungen aufs
eifrigste vorgenommen ; d.ivon sind schon die Pläne für
M Leguas (92 Kilom.) gebilligt worden.
Der Verkehr auf dieser Bahn bestand im vorigen Jahre
aus 78.1;^ Passagieren und 1.307.147,1 AiTob.n
(19/206.399 Kilogr.) Prachtgütern.
Pernambuco-Eisenbahn. — Ihr Zweck ist, den Hafen
vom Recifo mit dem oberen Rio S. Francisco zu ver-
binden. Zwischen Cinco Pontas, einer Vorstadt vom
Rocife, und dem Orte Una, am Ufer des gleichnamigen
Flusses, sind schon 19 Leguas (121,9 Kilom.) dem
Verkehr übergeben.
Die Vorarbeiten zur Verlängerung dieser Eisenbahn
bis Jatobä, am linken Ufer des Rio S. Francisco,
welche über 75,8 Leguas (500 Kilom.) misst, werden
mit aller Schnelligkeit ausgeführt, und sollen bis Sep-
tember 1874 vollendet sein; die Vorarbeiten für die ersten
8,3 Leguas, (55 Kilom.) sind bereits gebilligt worden.
Die Unternehmung ist vollkommen gelungen and die
— 225 —
Regierung hat bis jetzt keine vollständige Zinsengaran-
tie zu zahlen gehabt.
DieEinnahme betrug iui vorigen Jahre Rs. 934:3471640
<l. i. Rs. 213:629$468 mehr als im Jahre 1871; die Be-
triebskosten bcliefon sich auf Es. 449:7938026, also
Rs. 7:462$583 weniger als im genannten Jahre. Der
tSaldo erreichte die Summe von Rs. 484:5498614, circa
# °/o vom garantirten Anlage-Capital.
Viel günstigere Betriebsverhältaisse können erzielt
-werden, wenn die Bahn jene ausgedehnten und frucht-
baren Culturgcbiete durchschneiden wird, wo jetzt
keine bequemen und billigen Transportmittel zur Beför-
derung der Bodenerzeugnisse vorhanden sind.
Indem die Bahn die Richtung nach dem FlussÖ. Fran-
cisco nehmen wird, werden dadurch Länderoien, geeig-
net für die drei Haupt-Zweige brasilianischer Cultur:
Katfee, Zucker und Baumwolle, nutzbar gemacht wer-
den.
Madeira — Eisenbahn. Im Jahre 1870 wurde von
einer englischen Gesellschaft die Construction einer
Eisenbahn zwischen der Ortschaft >S:tnt> Antonio und
irgend einer Stolle oberhalb der Fälle von GuajarA-
miriui, am rechten Ufer des Rio Madeira, mit einer
Zweigbahn nach irgend einem der Mündung des Rio
Beni gegenüberliegenden Punkte, contraetmässig über-
nommen.
Diese Eisenbahn, deren Ausdehnung auf 60 Leguas
(396 Kilöm.) veranschlagt wird, soll dazu dienen, die
Stromschnellen des ^Madeira und Mamorö zu umgehen,
diese Flüsse mit dem schiffbaren Rio Beni, Guaporß
und anderen in Verbindung zu bringen und dem Handel
c. a. > 15
- 220 —
t^nes grossen Theiln von Holivia «»ine bequeme Com-
municationsstrasse mit dem Oceun zu eröffnen.
Die englische Gesellschaft, welcher diese Arbeit
obliegt, fieng, nachdem die Ergebnisse ihrer Stadien und
die bezeichnete Richtung von der Regierung gebilligt
worden waren, ihre Arbeit an und setzt sie beharrlich
fort.
Sie erhielt keine Zinsengarantie, aber die B willigung
von 100 Quadratleguas (i,J)5<> Kilom.) Land an beiden
Ufern des Stroms und andere beträchtliche Vortlicile.
Centralbalm von Itahia. — l)ie-e Bahn, ursprünglich
Paraguassu genannt, nimmt ihren Anfang bei der Stadt
Cachoeira, und geht nach Chapada Diamantina in jener
Provinz ; hat eine Zweigbahn nach dem Flecken Feira
de Santa Anna, un 1 kann bis an den Fluss 8. Francisco
verlängert werden. In der gesetzlichen Automation sind
der Unternchmungs-Gesellsch ft verschiedene Vergünsti-
gungen zugestanden.
Die Oonstructionsarbeitcn, dio für einige Zeit unter-
brochen worden waren, wurden kürzlich an der genannten
Zweigbahn wieder aufgenommen ; dieselbe» soll eine Aus-
dehnung von 6,7 Leguas (44.G Kilom.) haben. Die
Totallänge der B.ihn wird 37 Leguas (244 Kilom.) sein.
Eisenbahn 1). Pedro I — Diese Eisenbahn, deren Bau
und Unterhaltung eine englische Gesellschaft con-
traetmässig ausführt, soll eine directe Schienen Verbindung
zwischen den Provinzen Santa Catharina und S. Pedro
do Rio Grande do Sul herstellen.
Dio genannte Gesellschaft besitzt bereits das Capital
von £. 50,000, und hat schon den Anfang zu den erforder-
lichen Studien machen lassen.
Von der Regierung ist die Eisenbahn zwischen Para-
— 227 —
hyba do Norte und Alagöa-Grande und den Flecken
Inga, und Independencia autorisirt worden, deren Länge
auf 30,7 Leguas (202,6 Kilom.) berechnet ist ; ebenso
wie diejenige, welche die Station Alagoinhas, auf der
Bahn von Bahia, mit Itabaiana, in der Provinz Sergipe
verbinden soll : ihre Länge wird ohngef&hr 21,2 Leguas
(140 Kilom.) betragen. 4
Im Municipium der Residenzstadt ist noch die Con-
cession zu einer Eisenbahn zwischen Andarahy-Pequeno
und Boa-Vista, auf dem Tijuca-Grebirge, gegeben worden.
Die Länge derselben ist auf 1,3 Legua (9 Kilom.) ab-
geschätzt.
Zu diesen Schienenstra c sen kommen noch :
Die Zweigbahn Leopoldina zwischen der Endstation
Porto Novo do Cunha, in der dritten Sectiön der Eisenbahn
D. Pedro II, und dem Kirchspiel Santa Rita de Meia-
Pataca in der Provinz Minis Greraes.
Für die Construction dieser Eisenbahn wurde eine
Gesellschaft mit dem Capital von Rs. 2:400$000 ge-
bildet. Die ganze Ausdehnung nach den gemachten
Studien beträgt 15,2 Leguas (100 Kilom.) und davon
sind schon die ersten 4,2 Leguas (28 Kilom.) beinahe
vollendet.
9,85 Leguas (65 Kilom.) mehr werden jetzt mit
Schienen bedeckt.
Es gehören auch zur Eisenbahn D. Pedro II folgende
Zweigbahnen :
Die Itajubä — Zweigbahn, zwischen irgend einem
angemessenen Punkte der vierten Section der Eisenbahn
D. Pedro II, unweit der Ortschaft Cachoeira in der
Provinz S. Paulo, und dem Flecken Itajubä in der.
— 228 —
Provinz Minas-Geraes. Ihre Ausdehnung soll 11,4 Le-
guas (75 Kilom.) betragen.
Eine Zweigbahn zwischen der Station Chiador von
der Eisenbahn D. Pedro II, in der Provinz Bio de
Janeiro, und der Stadt S. Joäo Nepomuceno in der
Provinz Minas Geraes. Ihre Länge beträgt circa 12,1
Leguas (80 Kilom.).
Die Provinz Minas-Geraes hat einigen von diesen
Bahnen Zinsengarantie für das Baucapital oder eine
Subvention per Kilometer gewährt.
Zwischen der Stadt Barra Mansa in der Provinz
Bio de Janeiro und der Stadt Bananal in der Pro-
vinz S. Paulo. Ihre Länge soll 4,5 Leguas (30 Kilom.)
betragen.
■ Eine Zweigbahn von 5 Leguas (33 Kilom.) zwischen
der Station der Stadt Besende, in der Provinz Rio
de Janeiro, und der Stadt Ar£as in der Provinz S.
Paulo.
PROVINCIAL EISENBAHNEN.
PARÄ.
Eine Eisenbahn verbindet die Hauptstadt dieser Pro-
vinz mit Nazareth, einer der reizendsten Vorstädte.
Sie wurde von einer anonymen Gesollschaft (Compa-
nhia urbana da estrada de ferro "paraense) mit dem
Anlage-Capital von Bs. 500:00Ö$000 gebaut, und erhält
aus der Provinzialcasse eine jährliche Subvention von
Bs. 1O:OOO$0OO. Ihre Einnahme betrug im Jahre 1871
Bs. 92:0541730, die Ausgabe Bs. 59:632$270.
Sie befördert Personen und Frachtgüter, und wendet
Dampfkraft an.
— 229 —
MARASHA0.
In dieser Provinz sind verschiedene Eisenbahnen
entweder projectirt oder deren Studien schon begonnen
worden. So z. B. eine zwischen der Hauptstadt und
der Stadt Caxias mit einer Ausdehnung von 51,5 Le-
guas (340 Kilom.), deren Bau * schon contractmässig
festgestellt worden ist ; die Provinzialkammer hat
auch eine andere zwischen Caxias und S. Josö das
Casajeiras, gegenüber Theresina, der Hauptstadt der
Provinz Piauhy und eine andere zwischen der Haupt-
stadt jener Provinz und S. Josö decretirt, ausser der
Eisenbahn zwischen Barra da Corda und Chapada.
PIAUHY.
Der Präsident dieser Provinz ist durch ein Prö-
vinzialgesetz ermächtigt worden, eine dreiprocentige
Zinsengarantie auf 30 Jahre für das Capital von
Rs. 300:0001000 der Gesellschaft zu bewilligen, welche
eine Eisenbahn zwischen der Stadt Parnahyba und irgend
einem Punkte am Ufer des Rio Iguaragu, der Aniarragäfo
gegenüber, übernehmen möchte. Die Bahnlänge ist aui
1,2 Leguas (8 Kilom.) geschätzt worden.
CEARA. ,
Jetzt wird eine Eisenbahn zwischen der Hauptstadt
und der Stadt Baturite, mit einer Ausdehnung vo*i
18,2 Legaas (120 Kilom.) gebaut, welche bedeutende
Culturgegenden durchschneiden wird.
Für den Bau der ersten Section, deren Länge 6
Leguas (39,6 Kilom.) beträgt, hat die concessionirte
Gesellschaft das Capital von Rs. 800:0001000 realisirt,
welches ausreichen wird.
- 230 -
Von Seiten der Provinz hat die Gesellschaft eine l ">
Zinsengarantio von jährlich 7 •/<> bis zur Summe von ^
Rs. 2.600:000$Ü00.
Noch folgende Eisenbahnen sind concessionirt wor-
den :
Die von Aracacü nach Ipü mit einer Länge von 33,3
Leguas (220 Kilom.).
Die von Mundahü nach Itapipora mit einer Länge
von 6,8 Leguas (45 Kilom.).
Die von der Hauptstadt nach der Ortschaft Soure^^ -,
mit einer Länge von 3,5 Leguas (22,8 Kilom.).
PBRNAMBüCO.
Ausser der Staatseisenbahn, die wir oben erwähn*^ — t
haben, bestehen oder sind schon docretirt folgend^»- e
Bahnen :
Recife-Caxanga. — Ihre Ausdehnung beträgt 1,9 Le-
guas (12,87 Kilom.). Im Jahre 1872 ergab sich
Ueberschuss von Rs. 14:744$456, denn die Einnahm«
belief sich auf Rs. 248:415$860 und die Ausgab^ ai
Rs. 233:671$405.
Recife-Olinda-Beberibe. — Ihre Bahnlänge beträgl
1,2 Legua (8 Kilom.) Im vorigen Jahre fand eiin^ 1
Ueberschuss von Rs 53:272$200 statt, weil die To-
taleinnahme Rs. 185:0608620 und die Ausgaben m
Rs. 131: 788$ 120 betrugen.
Limoeiro-Eiseribahn. — Sie erstreckt sich von dei
Hauptstadt über die Ortschaft S. Lourengo de
bis zum Flecken Päo d'Alho, und sendet eine Zweig-
bahn zur Stadt Nazareth.
Ihre ganze Länge wird 15,1 Leguas (100 Kilom.]
betragen.
— 231 —
Vom Küstengebiete sich entfernend, durchschneidet
sie fruchtbare Landstriche, wo über 500 Zuckerrohrmüh-
len in Thätigkeit sind. Diese wohlgetroffene Richtung
beweist ihre ökonomische Wichtigkeit und wird die
siebenprocentige Zinsengarantio auf das Anlage-Capital
Ton £ 700,000, welche ihr von der Provinzialregierung
bewilligt worden ist, bald überflüssig machon, i
Der Bau derselben ist schon in Angiiff genommen
worden.
Victoria- Eisenbahn. — Sie hat zum Zweck, die Haupt-
stadt mit den Städten Jaboatäo und Yictoria in Ver-
bindung zu setzen.
Die Studien hiezu sind vollendet, und die Baukoston
auf Rs. 3.600:0001000 angeschlagen worden. Ihre
Ausdehnung beträgt 8,2 Leguas ( 54 Kilom. ). Die
Provinzialregierung hat ihr Zinsengarantie zugestanden.
Es werden auch folgende Bahnen contractmässig
gebaut: zwischen der Stadt Goyanna und tfer Ort-
schaft Timbauba mit einer Ausdehnung von 8,2 Legüa,s
(54 Kilom.) ; zwischen Una und Jacuipo, und zwischen
Agua-Preta und Bebcdourojeno von 3 Lcgua(20 Kilom.),
und diese von 8,2 L:guas (54 Kilom.) Ausdehnung.
ALAGÖA8.
t
l
In dieser Provinz ist der Bau zweier Eisenbahnen
contractmässig übernommen: die eine zwischen dejr
Hauptstadt Maceiö und der Recife-Eisenbahn, mit dejr
approximativen Ausdehnung von 18,2 Leguas (12Q
Kilom.) ; die andere zwischen dem Hafen Jaguarä und
der Stadt Imperatriz mit 17,2 Leguas (114 Kilom.)
— 232 -
Länge, und wird die Zwisehen-Stationen Bebedouro uml
Fernäo-Velho berühret].
SEIltiU'E.
In dieser Provinz hat man den Bau einer Eisenbahn
zwischen Maroini und Propriä mit einer Ausdehnung
von 42,7 Leguas (282 Kilom.) decretirt.
HA III A.
Ausser der St-aatsbahn zwischen der Hauptstadt und der
Station Alagoinhas besitzt die Provinz noch folgende
Eisenbahnen :
Nazareth-Eiseribahn. — Zwischen der Hauptstadt und
der gleichnamigen Stadt; ihre Totallänge beträgt l ( J
Leguas (126 Kilom.), und davon sind circa 7 Leguas
(46 Kilom.) in Bau begriffen.
Santo Amaro-Eisenbahn.- Zwischen der Hauptstadt
und der Stadt gleichen Xamens, mit einer Ausdehnung
von 5 Leguas (33 Kilom.).
Der Bau derselben ist zur Zeit in Angriff genommen
worden.
Jequitinlionha-Eisenbahn. — Ihre Länge von 12 1/*-
guas (80 Kilom.) erstreckt sich von Cachoeirinha ,
am Ufer des Rio Jequitinhonha, bis zu dem Punkte,
wo sie die Grenze der Provinz Minas-Greraes erreicht.
ESPIRIT0-SA3T0.
Der Provinz ial-Landtag hat mehrere, Eisenbahnen
bewilligt ; jedoch die wichtigste von den projektirteu
ist die welche von Victoria, der Hauptstadt der
Provinz ausgehen soll, in der Richtung nach dem
Hafen Souza, am Flusse üoee, wo sie sich in zwei Ar** 10
theilt, von welchen der eino die Richtung* nach D* a "
mantina oder Serro, in der Provinz Minas-Geraes, tx c »~
— 233 -
nen soll, indem sie Cuyethö und Pontal berührt,
and der andere sich der D. Pedro II — Eisenbahn
in Queluz anschliessen und durch das Thal von Man-
huassü, Ponte-Nova und Ouio-Preto passiren wird.
Die Ausdehnung dieser Linie soll 20,5 Leguas, '135
Kilom.) haben.
HIO DE JASEU10.
In. dieser Provinz hat das Eisenbahnwesen einen
grossen Aufschwung genommen.
Ausser der Eisenbahn D. Pedro IL welche eint u
grossen Theil ihres Gebietes durchschneidet, besitzt
sie schon vier in Betrieb befindliche Provinzialbahnen,
deren Gesammtausdehnung 15,6 Leguas (103,5 Kilom.)
beträgt. Die Verlängerungsarbeiten von zweien sind
bereits der Vollendung nahe; der Bau von zwei anderen,
die 48 Leguas (317 Kilom.) umfassen, ist, so wie die
betreffenden Voruntersuchungen und Studien, auf eine
Strecke von 10,(5 Leguas (70 Kilom.) ziemlich vorgerückt.
Folgende Eisenbahnen sind in Betrieb:
Mauä-Eisenbahn . . . 2,9 Leguas (19,0 Kilom.)
Cantagallo-Eisenbahn. . 7,3 » (48,5 » )
Valemja-Eisenbahn . . 3,8 » (25,0 » )
Campos- S. Sebastiäo-Ei-
senbahn 1,(5 » (11,0 » )
Zu vollenden sind :
C ntagallo-Eisenbahn (Verlängerung) — 15,4 Leguas
(101,5 Kilom.).
Campos— 8. Sebastiäo (Verlängerung) — 1, 3 Leguu
(9,0 Kilom.;.
Nictheroy — Kirchspiel Neves in Macahtf, T Section
mit 16 Leguas (107,5 Kilom.).
Macahö— Campos — 15 Leguas (99,0 Kilom.j.
Es sind folgende 16 Eisenbahnen projeetirt worden,
• _ 234 —
deren Concossionen die Provinzialregierung ertheilt hat ;
ihre Ausdehnung kann nicht ganz genau angegeben
werden, weil die betreffenden Ve messungen und Vorun-
tersuchungen noch nicht beendet worden sind. Die
Länge derselben wird jedenfalls nicht weniger als 131
Leguas (866 Kiloni.) betragen.
APPROXIMATIVE L.AENQK.
Leguas. Kilometer.
1. Nictheroy-Maricä 4,7 31,0
2. Piedade-Gebirge von Theresopolis . 4,7 31,0
3. Serra da Estrella— Petropolis. . . 3,05 23,1
4. Itaborahy — Capivary 9,2 61,0
5. Paquequer — Cantagallo-Eisenb.ihn. 4,7 31,0
6. Friburgo — SantaMaria Magdalena . 10,7 71,0
7. S. Maria Magdalena — Macahö. . 8,3 55,0
8. Macahe — Campos 15 99,0
9. Campos — Tombos 20,1 133,0
10. Campos — Gnagahü, circa .... 9 60,0
11. Gragahü — Itabapoana 11 66,0
12. S. Fidelis-S. Joäo da B irra. . . 10,1 71,0
13. S. Fi Jelis—S. Antonio de Padua. . 6,9 45,0
14. S. Joäo do Principe 6 39,0
15. Pirahy— Rio Preto . ..... 6,2 39,8
16. Yassouras — Mendes 1,6 11,0
131,7 866,9
Die Canagallo-Eisenbahn, über 22,5 Leguas (150
Kilom.) umfassen J, beginnt bei Villa-Nova, wo siebinnen
Kurzem mit derjenigen zusammentreffen wird, welche
jetzt zwischen der Provinzialhauptstadt und der Freguezia
das Neves, in Macahö gebaut wird. Sie ist beinahe fertig
bis zum Flecken Nova-Friburgo, von wo sie sich über die
Stadt Cantagallo bis S. Maria Magdalena (bedeutende
Kaffeedistrikte) verlängern wird.
— 235 —
Der Verkehr findet gegenwärtig nur zwischen Villa-
Nova und Cachoeira statt. Die zweite Section hat
bedeutende Kunstbauten erfordert, um den steilen Abfall
der Serra de Friburgo, eines Zweigs der Serra do Mar
(maritimen Gebirg s), bewältigen zu können.
Diese Section zer&llt in drei Theile, von denen jeder
einen besonderen Character trägt :
Der erste Theil von Cachoeira bis Bocca do Mato,
2880 Brassen (6.336,15 Meter) lang, besteht aus:
Niveaufläche 442,4 Brassen (973,44 Meter).
Steigungsfläche 2.438 » (5.361,371 Meter).
Mittlerer Abfall, 0,93 ZdII (0,025 Meter).
Der zweite Theil umfasst eine Strecke von 2 Leguas
und 87 Brassen (13.333,32 Meter) von Boca do Mato bis
zur Hochebene und begreift:
Niveaufläche 389,5 Brassen (857,48 Meter).
Steigungsfläche 1 Legua und 2.696 Brassen (12.535,84
Meter).
Mittle er Abfall 2,6 Zoll (0,071.).
Der dritte Theil misst bis Nova-Friburgo 2 Leguas
und 1.180 Brassen (15.797,86 Meter) und umfasst:
JTiveaufläche nahe an 2.945 Brassen. . 6.477,16 Meter.
Senkungsfläche eine Legua und 1.237
Brassen 9.320,70 >
Mittlerer Abfall, 0,93 Zoll 0,025
Gewöhnliche dazu geeignete Locomotiven können den
ersten und dritten Theil der Bahn befahren, denn die re-
spectiven Abfallsmaxima übersteigen nicht 0,033 und 0,27.
Die starken Curven und Radien, die bis 27 Brassen
(60 Meter) betragen, können durch Fairlies Maschinen
vollkommen bewältigt werden.
Auf den zweiten Theil dieser Linie, wo das Abfalls-
— 236 —
maximum, wie auf der Mont-Cenis Gebirgsstras>:e, 3,02 Zoll
(0,083 Meter) beträgt, hat man Fells System angewendet .
Noch grössere Sicherheitsbedingungen, als die Mont-
Cenis-Gebirgsstrasse bietet die biasilianische Eisenbahn
dar, nicht nur wegen der Vortrefflichkeit ihrer Con-
struetion, so wie in Rücksicht darauf,, dass sie um dir
Hälfte kürzer ist, und indem auf beiden das Abfalls-
maximum gleich ist, beträgt das Abfailsminimum aut
der brasilianischen Bahn 2,58 Zoll (0,071 Meter), und
auf der M nt Cenis Bahn 2,69 Zoll (0,074 Meter).
Es tritt noch der Umstand hinzu, dass, indem auf
der europäischen Linie 50 % der ersten 2,1 Leguas (14
Kiloin.) Curven beschreiben, die steilste Strecke der 1,9
Leguas (13 Kilom.) langen brasilianischen Linie nur
±0 % Curven enthält; auf beiden ist die Grenze der
Curvenradien 18,1 Klafter (40 Meter).
Schliesslich Tcrmehren bedeutende Verbesserungen in
der Superstructur die Bedingungen eines sicheren und
regelmässigen Betriebs.
Die wichtigsten Verbesserungen sind: 60 •/„ mehr Quer-
schwellen; mehr widerstandsfähige Stühle im Abstand you
2,27 Spannen (0,50 Meter) , indem auf dem Mqnt-Cenis
dieser Abstand 3,6 Spannen 0,80 Meter) beträgt ; schräge
Stellung der Stützen mit abwechselnder Neigung; endlich
wurden die Schienen an die Querschwellen mit vier
mächtigen Haken, und an jede dritte Grundschwelle mit
Schrauben, deren Köpfe auf die ganze Breite der Schiene
einnehmenden Platten von Schmiedeisen ruhen, stirk
befestigt.
Diese mächtige Superstructur, wie eine competente
Autorität versichert, hat die entscheidende Probe be-
standen, als eine 36 Tonneladas (28.557,36 Kilog.) schwere
Maschine, ohne die kleinste Beschädigung der Central-
schienen, die ganze Bahn mehrmals befuhr.
— 237 —
t
Die Provinzialregierung liess diese Sectiou für die
Summe von Rs. 1.800:000$00 contraetmässig bauen, was
der Summe von Rs. 50:7048225 für jeden Kilometei
entspricht.
Die Mauä-Bahn ist wegen ihre* früheren Betriebs und
auch deshalb bemerkenswert!^ weil sie der erste Versuch
von Eisenbahnen auf brasilianischem Boden gewesen ist.
Ihre ganze Strecke vom Porto Mauä, bis zur letzten
Station am Fuss der Serra daEstrellu, übersteigt nicht
2,9 Leguas [19 Kilom.)
Ihre Einnahmequellen, welche in Folge der Concur-
renz der Eisenbahn D. Pedro II mehr und mehr versie-
gen inussten, fliessen jetzt meistentheils aus dem Trans-
port von einigen Produkten aus der nächsten Umgebung
und aus der Beförderung von Passagieren, welche in der
heissen Jahreszeit die Reichshauptstadt verlassen und
Petropolis als gewöhnlichen Aufenthaltsort aufzusuchen
pflegen.
Einem Contract zufolge wird die Mauä-Bethn bis Pe-
tropolis-, 4 i. nin 8,5 Legua (23,1 Kiloin.) verläugert
werden.
»S. Paulo.
In dieser reichen Provinz befinden sich 151 Leguas
(1000 Kilom.) in Betrieb, im Bau, oder sind projeetirt
und schon concessionirt worden.
Dem Verkehr sind folgende eröffnet worden : Paulista,
zwischen Jundiahy und Caürpinas; ihre Ausdehnung
beträgt circa 7,4 Leguas (49 Kilom.). Itwma, zwischen
-lundiahy und Itü, mit einer Bahnstrecke von über 10
Xieguas (67 Kilom.) Die Ausdehnung der beiden beläuft
«ich also auf 116 Kilom.
Werden gebaut :
— 238 —
Die Sorocabana, welche die Hauptstadt S. Paulo, 80-
rocaba und die Eisenfabrik von Ypanema verbinden
soll ; ihre Länge beträgt circa 16,8 Leguas (111 Kilom.).
Die Itu-Piracicaba-Eisenbahn. auf einer Strecke von
12,9 Leguas (85 Kiloin.).
Die S. Paulo — Rio de Janeiro — Eisenbahn, zwischen
der Stadt S. Paulo und Cachoeira, einer Station von
1
der Eisenbahn D. Pedro II. — Ihre Ausdehnung wird
43,5 Leguas (286 Kilom.) betragen. Die Mogy-mirim —
Amparo, lang 16,8 Leguas (85 Kilom.). Die G-csammtlänge
aller dieser Bahnen beträgt 85,9 Leguas (567 Kilom.).
Olnf angst wurden zwei neue Eisenbahnen Contrahirt:
die eine, als Verlängerung der Paulista-Eisenbahn, zur
Verbindung der Städte Campinas und Bio Claro, nach.
den gemachten Studien 13 Leguas (86 Kilom.) lang; die
andere zwischen den Städten Rio Claro und Mogy-
mirim in einer Ausdehnung von 13,3 Leguas (88 Kilom.),
deren Bau einer Gesellschaft übertragen wurde, welche
ausser der siebonprocentigen Zinsengaranrie auf das An-
lage-Capital von Rs. o00:000$000, noch eine Bewilli-
gung seitens der Provinz von Es. 30:000$000 für Vor-
untersuchungen erhielt.
Parana
Man hat bereits die erforderlichen Studien für den
Bau einer 12,5 Leguas (83 Kilom.) langen Eisenbahn
zwischen Antonina und Coritiba vollendet, und die Un-
ternehmer haben eine Provinzial-Zinsengarantie erlangt.
Es wurde auch eine andere Eisenbahn zwischen Pa~
ranaguä und Morretes, mit einer Ausdehnung von %^
Leguas (15 Kilom.) concessionirt.
S. Pedro do Rio Grande do Sdl.
In dieser Provinz fungirt bereit die S. Jefonymo — —
Eisenbahn. Dieselbe fängt bei dem gleichnamigen Fl<
— 2S9 —
cken an, welcher am Flusse Jacuhy einen ausgezeichneten.
Hafen besitzt, und hat ihren Endpunkt bei den Stein-
kohlenminen am Ufer des Arroio dos R atos. Ihre Länge
beträgt 3 Leguas (19,8 Kilom.).
Die Arbeiten an der Hamburger Berg-Eisenbahn
nehmen ihren Fortgang. Diese Bahn beginnt bei der
Hauptstadt der Provinz, und endigt da, wo die Colonie-
Strassen des Municipiums S. Lcopoldo zusammentreffen.
Die Länge dieser Eisenbahn beträgt 10 Leguas (66
Kilom.). Wahrscheinlich wird sie in diesem Jahre für
den Yerkehr eröffnet. Der Gesellschaft, welche den Bau
derselben übernommen hat, sind 7 % au f das Capital
Ton höchstens Rs. 1.700:0001000 garantiit worden.
Zu einer anderen ohngefähr 25,8 Leguas (170 Kilom.)
langen Eisenbahn, zwischen der Stadt Rio Grande und
den Steinkohlenminen von Candiota, ist die Concession
ertheilt.
MINAS-GERAES.
Unter folgenden Eisenbahnen gibt ei einige, welche
die Provinzialregierung, von der respectiven Kammer
dazu ermächtigt, contraetmässig bauen lässt; andere
sind erst projeetirt worden.
Ouro Preto-Eiseribahn. — Soll eigentlich eine Zweig-
bahn de;* Ertrida de ferro D. Pedro IL sein. Ihre
Ausdehnung von der Stadt Ouro Pretobis zur betreffen Jen
Station der Hauptbahn soll 21, 2 Leguas (140 Kilom.)
betragen.
Itabira-Eisenbahn. Zwischen O.iro Pret) und Ttabira,
ilire Länge wird auf 23 Leguas (151 Kil m.) geschätzt.
Manhuassu-Eisenbahn. — Zur Verbindung der Provin-
• •
Kialbauptstadt mit Manh.assü an der Grenze der Provinz
— 240 —
Espirito Smto, mit Anschluss an die Eisenbahn, welche
von der Hauptstadt von Espirito Santo ausgeht.
Caldas-Eisenbahn. Von dem gleichnamigen Municipium
ausgehend, wird sie an die Mogy-mirim-Eisenbahn, welche
eine Zweigbahn der Santos-Campinas-Eisenbahn ist,
anschliessend Die^e Eisenbahn wird den Gebrauch der
vortrefflichen Thermalwasser, welche in dieser Gegend
oxistiren, sehr erleichtern.
Ubd-Eisenbahn. Sie ist eigentlich eine Verlängerung
der Eisenbahn, welche, mit Anschluss an die Eisenbahn
1). Pedro 11, die Städte Leopol lina, S. Paulo de Mu-
ri ah6 und Übä mit einander verbinden soll.
Farpäo-Eisenbahn. Von dem gleichnamigen Orte au$-
irehencl, wird sie, am Ufer des Rio Jequitinhonha, mit
derjenigen Elsenbahn zusammentreffen, welche von der
Grenze der Provinz Bahia nach Cachoeirinha projectiit
worden ist.
Sapucahy-Eisenbahn Diese Verlängerung der lta-
jubä^Zwcigbahn hat eigentlich zum Zweck, den schiffbaren
Theil des Rio Sapv.cahy za erreichen.
Diamanüna- Eisenbahn. Ihr Endpunkt soll eigentlich
an der Grenze der Provinz, im Thale des Rio Doce ;
liegen, und wird die Stadt Diamantina mit der Haupt-
stadt der Proviim Espiritj-Santo durch eine Eisenbahn
verbinden, welche zwischen S)usa, am Ufer des genannten
Flusses, und jener Provinzial-Hauptstadt gebaut werden
soll.
Piumhij-Eisenbahn. Sie wird die Städte S. Jofto de
El-Rei und Piumliy mit einander verbinden.
Folgende Tabelle zeigt sämmtliehe Staats-und Pro-
vinzial-Eisenbahnen, die theils dem Verkehr schon über-
geben, theils im Bau begriffen sind, theils sich in Vor-
studien befinden oder projektirt sind.
u
177,0
106,1
«,1
s
8)4,0
39,0
J. 700,(1
798,1)
090,(1
«80.0
945,0
861,0
1.500,0
1.360,0
1.5BO.0
848,0
260,0
1.600,0
1.675,0
bumj
656,0
780,0
631,0
360,0
700,0
572,0
6.440,0
\
PFERDEBAHNEN.
In der Hauptstadt des Reiches.
Zum Transport von Personen in den Strassen der
Stadt Rio de Janeiro und nach verschiedenen Vorstädten
derselben existiren zwei Unternehmen von Pferdebahnen,
deren Linien eine Gresammtstrecke von neun Leguas
(58.763 Kilometer) durchlaufen.
Für drei andere solche Bahnen, deren Ausdehnung
6,1 Leguas (40 Kilometer) betragen wird, ist bereits
die Goncession ertheilt.
Yon den schon ftmgirenden Bahnen ist ' diejenige,
welche der nordamerikanischen Gesellschaft « Botanical-
Gardens Railway » gehört, zum Dienst für die Vorstädte
Gloria, Oattete, Botafogo, 8. demente, Jardim Bota-
nico, Larangeiras und angrenzende Lokalitäten bestimmt.
Ihre Linien haben eine Ausdehnung von 3,2 Leguas
(20,84 Küometer).
Im vergangenen Jahre wurden auf derselben 117.773
Fahrten gemacht, und dabei 4.966,523 Personen beför-
dert.
Die zweite Pferdebahn hat sechs Linien zwischen der
Stadt und den folgenden durch das Privilegium bestimm-
ten Vorstädten : 8. Christo väo, Cajü, Tijuca, gacco do
Alferes, Catumby, Bio Comprido und Pedregulho, und
ihre Ausdehnung beträgt 5,7 Leguas (37,92 Kilometer.)
Auf diesen sechs Linien wurden im verflossenen
Jahre 195,437 Fahrten gemacht und 5.816,388 Personen
befördert. 4uf dieser Bahn werden auch Frachtgüter
transportirt.
a. a. 16
— 242 —
Die einer inländischen Compagnie gehörende und den
Namen * Yilla-Isabel » führende Pferdebahn ist im Bau
begriffen, und hat schon eine Strecke von 1870 Brassen
(4.114 Kiloin.) dem Verkehr übergeben. Dieselbe soll für
die Vorstädte 8. Christoväo, Engenho Velho, Engenho
Novo und Andarahy Grande dienen.
Ihre Ausdehnung beträgt 4,3 Leguas (28,576 Kilome-
ter).
Ebenfalls in Angriff genommen ist die Bahn, welche
einem grossen Theile der Stadt und den Bewohnern
der Anhöhen von Santa Thereza, Neves und Paula-
Mattos dienen wird, woselbst die Kranken ein gesundes
Klima zu ihrer Genesung, und die Bevölkerung im
allgemeinen eine kühle Temperatur in der heissen Jahres-
zeit antreffen.
Die Ausdehnung dieser Bahn beträgt "zwei Leguas
(12,87 Kilometer).
Es ist auch die Concession zu einer anderen Linie
zwischen Pedregulho und Nossa Senhora da Penha,
im Kirchspiele von Irajä, gegeben, deren Ausdehnung
ohngefahr 1,5 Legua (9,9 Kilometer) betragen wird.
Noch exietirt ein Pferdebahn-Unternehmen unter dem
Namen « Locomotora, » zum Transport von Prachtgütern
zwischen der Centralstation der Eisenbahn D. Pedro II
und den Strassen der Stadt, wo der meiste Handels-
verkehr ist. Sämmtliche Linien dieser i Bahn haben eine
Ausdehnung von 2,7 Leguas (18,14 Kilometer).
' Seit einiger Zeit arbeitet eine kleine städtische Bahn
zur Personenbeförderung von der Landungs-Staton der
Dampfechiffe « Fluminenses » genannt an bis zum Ende
der Hospicio -Strasse, am Ausgange nach dem Campo da
Acclamaeäo. Diese Bahn ist ohngefahr 750 Brassen
{1,650 Meter] lang.
-,243 —
Provinzial-Pferdebahnen.
' r
MAÄAJfHlO.
Diese Provinz hat in der Hauptstadt eine Pferdebahn
mit verschiedenen Linien, von denen eine nach Cutim
geht, wo sie später sich an die zwischen diesem Punkte
und Icibiry explorirte Eisenbahn anschliessen soll. Ihre
Ausdehnung beträgt 1,7 Leguas (11,21 Kilometer).
Diese Bahn gehört der Gompagnie « S. Luiz do Ma-
xanhäo, » und hat Zinsengarantie für ein Capital von
Rs. 800:0001000.
OBAEl.
Zur Legung eines Schienenweges in der Stadt Aracaty
ist einer Gompagnie das Privilegium ertheilt worden.
PERNAMBÜCO.
In dieser Provinzj sind folgende städtische Schienen-
wege :
Die Pferdebahn nach Boa Viagem. — Der zum Bau dieser
Linie geschlossene Contrakt hängt noch von der Genehmi-
gung der Provinzialkammer ab.
Die P/erdebahn nach Torre, Estrada Nova, Caxangd
und Varzea.— Dieses vielversprechende Unternehmen
existirt im Project, und hat die Präsiden tur den Antrag
den Provinzialständen zur Erwägung vorgelegt.
JHe Pferdebahn der Stadt Goyana. — Der Gontrahent
hat die Arbeiten zu derselben noch nicht begonnen.
Die Pferdebahn von Pernambuco. — Dieses Unterneh-
men war ursprünglich in New- York organisirt, verlegte
aber später seinen Sitz nach der Stadt Recife. Das
— 244 -
Anlagecapital ist Rs. 1.200:000$000. Die Linien dieser
Bahn gehen nach den Vorstädten Magdalena, Afogados,
Santo Amaro und Fernandes Vieira, und durchlaufen
gleichzeitig einige Strassen im Inneren der Stadt. Ihre
Ausdehnung beträgt 3,3 Leguas (21,600 Kilqm.)
Durchschnittlich werden 150.000 Personen per Monat
befördert.
Alagöas.
In der Hauptstadt existirt ebenfalls eine - Pferdebahn.
Bahia.
Diese Provinz besitzt folgende Bahnen :
1. Die Centralgeleise. — Die Bahn geht von Barroqu.inha
bis Fönte Nova, und auf der andern Seite nach der Tiefe
von Soledade. Auf derselben wurden im vergangenen
Jahre 264,997 Personen befördert. Sie hat eine Ausdeh-
nung von 1,7 Leguas (11 Kilom.)
2. Wohlfeile Beförderungsmittel. — Die 1,5 Legua (9,66
Kilom.) lange Linie geht vom Riachuelo-Platz aus und
erstreckt sich bis Itapagipe. Bis Bomfim wird Thier-
kraft, und von da weiter Dampfkraft angewendet. Im
Jahre 1872 wurden 665.192 Personen befördert.
3. Städtische Schienengeleise. — Die Linie durchläuft
die zwischen dem Palastplatze und der Gra<ja gelegene
Strecke, und soll bis zur Barre verlängert werden.
Die Unternehmung hat die Oonstruction einer Hebe-
maschine (hMsting-machinery) contrahirt, die beinahe fer-
tig ist, um Passagiere und Frachtgüter vom unteren
Theile der Stadt nach dem oberen, und umgekehrt, zu
befordern.
— 245 —
4. Locomotqra Bahiana. — Dieses Unternehmen ist vor
Kurzem zum Transport von Personell und Frachtgütern
zwischen dem oberen und unteren Theile der Stadt
organisirt worden. Die Länge dieser Bahn, weldhe im
Dezember dieses Jahres eröffnet werden soll, beträgt
eine Legua (6,6 Kilöm.)
Rio de Jajseiro.
*
In dieser Provinz ist die Genehmigung zu drei Pfer-
debahnen gegeben worden, eine fiir die Hauptstadt, eine
für die Stadt Maöahö, und die dritte für die Stadt Campos.
Die erste hat eine Ausdehnung von beinahe zwei
Leguäs (12,9 Kilom.) mit drei dem Verkehr bereits Ver-
gebenen Stationen. Sie wurde gegen Ende des Jahres
1871 eröffnet, und hatte bis Juni dieses Jahres 1,349,718
Personen befördert.
S. Paulo.
i ,
Es besteht eine Pferdebahn in der Hauptstadt der
Provinz, und eine andere in der Stadt Santos; beide
haben eine Ausdehnung von 0,9 Legua (6 Kilom.)
S. Pedro öo Rio Grahde do Sül.
«
In der Hauptstadt sind schon einige Linien einer
Pferdebahn dem Verkehr übergeben, und soll in der
Stadt Rio Grande eine solche angelegt werden.
Die nachstehende Tabelle zeigt die Zahl der im
Kaiserreich existirenden Pferdebahnen, von denen die
meisten schon dem Verkehr übergeben, andere theils
in Angriff genommen, theils nur genehmigt sind :
PFERD BB AHNEN.
= |
3*
i
1|
3 is
u
1
»ja
Vom botanischen Gm-
20.H4fl
4.114
löfin
i&üa
il. am
HblHi
13.g70
um
9.900
1H.11H .
11. BIO
Von 8. Christoph. . .
Santa Thereza
Vom Vi ■ - U. Pedro II
nach dem Campo . .
Von 1'- ll. i i li.. .i,i.:!.
- ■ -1 ■■ '1 II- 1 ,
13.870
9.U00
Boa V lagern ]■ . n..i- ■
Torre e VantaiPemam-
Guyana (P»:rnatnl>iiro).
FerroCaml (l'ernam-
31600
31.600
Tnllms OeotfOBS (Ba-
11.000
0.6R0
■1 O00
■■!,>!
Vclilfulii« . i . -i. i.,. ■ -.
TriUms Urbano^ihnhia
Locnmotora Ralnana.
Nicthcroy (Rio do Ja
Macahc (Rio de Janeiro
i , «i:iji..>i[{iodr Janeiro
HsapteUitt S. Paolo.
SU il SuiilosiS. Paolo
Porto-Alegrnj S. Pedrr
do RioOraiMe du Sul
SLwii Kio lirando utemi
«.000
13.900
6.600
13.900
4.000
3.000
1.IH«
3.000
161.6«
37.333
9.000
SM8.872
-247-
/ . ■ •»
Kunst Strassen.
Die Kunstsfcrasse Uniäo e Indutlria, von Petropolis bis
Juiz de Fora, in der Provinz Minas-Geraes, ist eine mac-
adamisirte, und mit der grössten Sorgfalt angelegte Strasse,
die sich durch ihren gut entworfenen Lauf und durch
höchst bedeutende Kunstbauten auszeichnet.
Sie hat eine Länge von 22,2 Leguas (146,8 Kilometer).
Die Compagnie, welche dieselbe gebaut hat, befördert
auf derselben Personen und Frachtgüter.
Im Jahre 1872 bestand der Verkehr auf derselben in
3,626 Passagieren und 50.425,035 Kilogr. (3.432,609
-Arroben), im Waarenexport von -30.495,945 Kilogr.
C2.075,966 Arroben), und imWaarenimport von 19.929,090
Kilogr. (1.356,643 Arroben).
Die Verkehrs-EinnahmebetrugRs.l.573:971$268; die
-Ausgabe Rs. 1.158:052$632, und der Saldo-Ueberschuss
Hs. 415:918$636.
Die Strasse « da Gtraciosa ». — Sie verbindet den Ha-
lfen von. Antonina, in der Provinz Paranä, mit Coritiba,
<ier Hauptstadt derselben Provinz.
Diese Strasse ist noch nicht ganz beendet, wird aber
smf eine grosse Strecke schon mit Wagen befahren.
Die Strasse der Serra da Estrblla. — Sie ist ein mo-
numentaler Bau, angelegt in der Provinz Rio de Janeiro
an einem sehr abschüssigen Punkte der Gebirgskette
am Meere. Dieselbe führt nach der Stadt Petropolis,
wo der Kaiser einen prachtvollen Sommerpalast hat,
und wo der grösste Theil der reichen Bewohner der Re-
sidenz, des angenehmen Klimas wegen, den Sommer
zubringt. Die Stadt Petropolis ist schon sehr bedeu-
- 248 -
tend durch eine Menge eleganter Gebäude und Schwei-
zerhäuser (chalets).
Die Strasse hat eine Länge yon 1,7 Leguas (10 Ki-
lometer).
Es existiren noch andere, mehr oder weniger wich-
tige Strassen in verschiedenen Provinzen, deren Aus-
dehnung auf 68,33 Leguas (450 Kilom.) abgeschätzt wird.
Cftft/ELE.
Brasilien hat gegenwärtig noch wenig Canäle, auf
denen die Landbäu-Produkte den grossen Hancfelsmit-
telpunkten zugeführt werden.
RIO DE JANEIRO.
Der Oanal, welcher die Municipien Campos und Äa-
cäh6 verbindet, hat eine Länge von 15,2 Leguas (100,56
Kilom.), wovon 2,7 Leguas (17,6 Kilom. ) Flüsse und
Seen sind.
Derselbe beginnt bei dem nicht mehr vorhandenen
See Osorio, 230 Meter (104,5 Brassen) vom rechten TJ&r
des Flusses Parahyba entfernt, und verlängert sich T>is
zum linken Ufer des Flusses Macah6, der Stadt glei-
chen Namens gegenüber, und verbindet die Flüsde tFru-
rahy, Maoabü, Oarrapato und Macah6, und die Söen Rä-
banha, Jenuez, Paulista, Carapebüs, Jentahiba und an-
dere.
Die Provinz hat ohngefithr Rs. 2.000:0001000 damit
verausgabt, und vor nicht langer Zeit' hat sie den Oanal
unter günstigen Bedingungen einer Compagnie überlas-
sen, welche denselben mit Dampfschiffen befahren sfcfl.
— 249 -
Der Canal von Nogueira, welcher die Küstenwälder
von Nogueira nnd Imbüry mit dem Flusse Parahyba,
im Municipium von Gampos, verbinden soll, hat eine
Länge von 1.097,8 Meter (499 Brassen).
Der von Cacimbäs, welcher am linken Ufer dfcs Pa-<
rahjbaüusses oberhalb der Stadt 8. Joäo da Ba,rra mün-
det, hat eine Länge von 32 Kilom. (4,8 Leguas), und
dient bei hohem Wasserstand zum Transport von Höl-
zern.
Der von Magö hat eine Länge von nur 2,596 Me-
ter (1.180 Brassen) zwischen der Stadt Mag6 und dem
Hafen von Piedade, in der Bai von Nictheroy.
So lange die Eisenbahn D. Pedro II nicht gebaut
war, leistete dieser Canal wesentliche Dienste den Mu-
nicipien Cantagallo, Friburgo, Parahyba do Sul, Mage
und verschiedenen Punkten der Provinz Minas-Geraes,
indem er den Transport der Produkte, die aus den ge-
nannten Municipien auf der Sapucaia-Strasse bis dahin
gebracht wurden, vermittelte.
Mit der Anlegung dieses Canals hat die Provinz
Rs. 64:00Q$000 verausgabt. Gegenwärtig ist derselbe zum
Theil versandet, und kann nur von kleinen Fahrzeugen
befahren werden, welche die Handels-und Ackerbau-
Produkte aus den verschiedenen dem Hafen nahe gele-
genen Punkten transportiren.
Der von Itaguahy, zwischen der Stadt und dem Flusse
gleichen Namens, hat eine Länge von 2.552 Meter (1.160
Brassen).
Die Produkte der Municipien Redende, Barra Manöa,
Pirarhy, Itaguahy und zum Theil S. Joäo do Principe
würden iii früheren Zeiten vermittelst des Hafens von
Itaguahy nach dein Markte der Hauptstadt des Reiches
eiportirt.
- 250 —
Jetzt dient den Interessen der genannten Municipien
besser die Eisenbahn, und der Oanal wird nur von den
Pflanzern der nächsten Umgebung benutzt.
ParajsJL und Säo Paulo.
Der Canal von Varadouro. — Derselbe soll das Becken
des Paranaguä, in der Provinz Paranä, mit dem des
Iguape und Cananea, in der Provinz Säo Paulo, durch
die Küste der sie trennenden Landzunge verbinden.
Dem angenommenen Plane zufolge, an dessen Aus-
führung eifrig gearbeitet wird, soll der Canal 2.709
Meter (1.231 Brassen) lang, 1,65 Meter (7,5 Spann)
tief, und 2,8 Meter (1,3 Brassen) und 6,6 bis 8,8 Meter
(3 bis 4 Brassen) oben breit sein. Die mit der Anle-
gung desselben verbundene Ausgabe ist auf ohngefähr
Rs 60:000$000 veranschlagt.
»
Sbrgepb.
Nachdem die Anlegung des Canals, welcher die Flüsse
Poxim und Santa Maria verbinden soll contrahirt war,
zeigten sich Schwierigkeiten, welche die Arbeiten an
demselben aufgeschoben haben, «o dass nur 424,1 Cu-
bikmeter (4.515 Oubikbrassen) von der Ausgrabung fertig
geworden sind.
Maranhäo.
In dieser Provinz sind folgende Canäle :
Der Canal dos Coqueiros mit einer Länge von 1.650
Meter (750 Brassen) und Breite von 22 Meter (10
Brassen), welcher den Pluss dos Mosquitos mit dem
Coqueirofluss verbindet, und so die Reise zwischen der
Hauptstadt, Itapicurü und Mearira abkürzt, indem die
— 251 -
seichten Stellen der Insel Tanä-Redondo und TanA-Mirim
vermieden werden.
Derselbe ist gut erhalten, und wird von Dampfschiffen
mit einem Tiefgange von 3,05 bis 3,66 Meter (10 bis
12 Fuss) befahren.
Der von Arapapahy, mit dessen Anlegung die Provin-
zialkasse bedeutende Summen verausgabt hat.
Die in einer Länge von 1.540 Metern (700 Brassen)
existirenden Arbeiten sind in den Jahren 1848 bis 1858
ausgeführt worden.
Wenn dieser Canal beendigt ist, wird er 2.200 Meter
(1.000 Brassen) lang sein, und die Gewässer des Bacanga
und Arapapahy mit denen der Bai de? Arrayal und
8. Marcos in Yerbindung setzen.
Der noch nicht beendigte Canal von Mearim, angelegt
um die Lage Grande (den grossen Sandfels) zu vermeiden,
die an dieser Stelle des gleichnamigen Flusses nur sehr
flach gehenden Fahrzeugen freie Durchfahrt gestattet.
EINWANDERUNG UNO COLONISATION
Da die Zunahne der Bevölkerung für Brasilien eine
der Ilauptlebensfragen geworden ist . si wendet die
[Regierung Alles auf, um solche zu erzielen, indem sie
[theils mittelst gewisser Vergünstigungen die Einwan-
ming fleissiger unl wohlgesitteter Einwanderer erleich-
t, theils die nothwendige Sorge trägt, dass leztere
i ihrer Ankunft keine Entbehrungen r.nd Plackereien
ahren, wohl aber gleich bei den <r^en Schritten
th und Beistand y orfin Jen.
- 252 —
Ausser den, den Einwanderern und Colonisten ge-
währten Erleichterungen zum Erwerb des Bürgerrechts,
wie an geeignetem Orte erwähnt steht, ist ein Trans-
portreglement ausgefertigt worden, um sie während
der Reise nach dem Reiche gegen schlechte Be-
handlung in Seh tz zu nehmen.
Dieses Reglement ist seinen Verordnungen mch
eine Copie der in den meisten Häfen Euröpa's adop-
tirten Maassregeln. Es bestimmt das genaue Verhältniss
zwischen der Anzahl Passagiere und den Tonnenge-
halt des Schiffes, das sie herüberführt, den meinem
jeden Individuum bewilligten Raum, die Quantität
und Qualität der Lebensmittel an Bord, die Einrich-
tungen im Zwischendeck, die Gesundheits-und Po-
lizeimaassregeln, und die Geldstrafen, worin die Oa-
pitäne verfallen, welche gegen die vorgeschriebenen
Verordnungen Verstössen.
Es ist ein Landgesetz publicirt worden, nach dem
Muster des in den Vereinigten Stiaten befolgten
Systems, aber mit Abänderungen, wie sie die brasi-
lianischen Verhältnisse erheischen. Ausser andern
Bestimmungen verbietet es den Erwetb von St atslän-
dereien (terrenos devolutos) durch anderen Titel als
den des Ka»ufs, ausgenommen an den Grenzlinien,
und befiehlt die Auseinandersetzung zwischen Staatä-
und Privttt-Ländereien, und die Veru essmig, Abgren-
zung und Zuverkaufetellung der Landloose (lotes da
terras).
Der niedrigste Kaufpreis beträgt 1/2 Real bis« . 2
Reis für die Quadrat-Brasse (4,84 Quadratmeter) ; der
Verkauf der Loöse auf den Staatscolonien aber findet
zu Preisen statt, die wir später anfuhren werden.
— 253 -
Das erwähnte Gesetz sieht noch ergänzenden- Ver-
besserungen entgegen, welche seine Ausfuhrung erleich-
tern werden.
Seit 1864 ist im Hafen von Rio de Janeiro eine
offizielle Agentschaft damit beauftragt, die Verordnun-
gen des Transportreglements für Einwanderer in Wirk-
samkeit treten zu lassen, den Dienst in der für die
Neuangekommenen bestimmten Herberge zu überwa-
chen, für deren Ausschiffung im eben genannten Lo-
kale Sorge zu tragen, die nach den Staatscolonien
bestimmten dahin zu geleiten, die freiwillige Einwan-
derung zu befördern, und den Personen, welche Colonistcn
einzuführen Willens sind, wie den Auswanderungs-
agei^ten im Auslande als Vermittlung zu dienen.
Diese offizielle Agentur hat ihr Gomptoir im Mittel-
punkte der Stadt, zar Erledigung der betreffenden
Colonisations- Angelegenheiten.
Auf der andern Seite gesteht die Regierung den Ein-
wanderern folgende Vergünstigungen zu: Zahlung der
Differenz zwischen dem Passagepreise nach den Verei-
nigten Staaten und dem nach Brasilien; Vorstreckung
des Gesammtbetrages des Passagegeldes an diejenigen,
welche in der Absicht kommen, sich in den Staats-
Colonien anzusiedeln, zu welchem Zwecke verschiedene
Consuln, namentlich die von London, Liverpool, der
Schweiz, Marseille und Hamburg, zu den bezüglichen
Auslagen Vollmacht haben; Erlassung der Einfuhr-
zölle auf Gegenstände, die sie mitbringen, nämlich:
Kleinodien oder ähnliche Werthsachen täglichen Ge-
brauchs; getragene Kleidungsstücke; Bettspinden, Prit-
schen, Bettzeug, wie es für die Vermögensverhältnisse
und deoa Stand der Einwanderer passt; gewöhnliches
— 266 —
Kommt der Colonist den Zahlungen vor der anbe-
raumten Frist nach, so erhält er einen Abschlag von
In allen Colonien sind Elementarschulen für Knaben
und Mädchen, ein katholischer und ein protestantischer
Geistlicher, denen die Seekorge der Golonisten anver-
traut ist.
Colonie Santa Leopoldina.
Liegt 8 Leguas (52,8 Kilom.) von der Hauptstadt der
Provinz Espirito-Santo, mit welcher sie durch den Fluss
Santa Maria in Yerkehr steht.
Die Bevölkerung beträgt über 3,000 Seelen. Es sind
meistens Deutsche, auch einige Holländer und Schwei-
zer.
Nach dem Colonialcensus von 1871 fanden im vorigen
Jahre 101 Geburten und 41 Todesfälle statt.
Die Produktion besteht in Kaffee, Zuckerrohr, Ge-
treide und Kartoffeln, und wird die Ausfuhr auf
Rs. 104:000$000 geschätzt.
Rio Novo.
Ebenfells in der Provinz Espirito-Santo angelegt, hat
eine Bevölkerung von 1,000 Seelen.
Im Jahre 1871 fanden 84 Geburten und 13 Todes-
fälle statt.
Die Hauptproduktion besteht in Kaffee und Getreide.
In genanntem Jahre hatte der Ertrag eineuWertJi
von Ks. 80:000$000 ; die Einfuhr Rs. 22:000$000, und die
Ausfuhr Rs. 52:Ö00$000 erreicht.
— 257 —
Das Gebiet dieser Cölonie gehört der Provinz Minas-
<üeraes an. Ihr Sitz igt 59 Leguas (389,4> Kilom.) vom
Meereshafen entfernt, von welchen 29 (101,4 Kilom.)
auf die erbaute Landstrasse, und 30 (198 Kilom.) auf den
für Dampfer schiffbaren Fluss kommen.
Die Zahl der Bewohner, fast nur Deutsche, belauft
sich auf 700. ,
Die Landfläche der bebauton Ländereien umfasst
1*446.270 Qüadratbrassen (700 Hectäre) und die zu
Liandloosen stimmte Flüche umfasst mehr als 619.830
Qpadratbrassen (300'Hectanre).
Man pflanzt hauptsächlich Getreide, Kartoffeln, Kaffee,
Zuckerrohr und T&baki AuSBardem*. gewlmit' die Vieh-
imd Gteflügelfcuoliti für den» Bodftrf an Bedeutung.
Cfananea.
In der Provinz S. Paulo, 3 1/2 Leguas (23,1 Kilöm.)
von der Meeresküste angelegt, in kurzer Entfernung von
der Siadt gleiches Namens. Die Bewohner , meist
Engländer, sind 478 an der Zahl. Verschiedene UeWel-
stände, welchen die Staatsverwaltung abzuhelfen sich
ÜemüKt, haben das Gedeihen dieser Coloniö verÜihdert.
Der Ort ist gesund und "mit den fruchtbarsten E#ft-
•dereien gesegnet.
Gegenwärtig hat man d6n Bau einer Landstrasse '
zwischen dem Sitz der. Colonie^und dem Landungshafen,
.so- wie andere wichtige Verbesserungen in Angriff ge-
nommen.
c. a. 17
— 258 —
Assunguy.
Angelegt in einer Entfernung, von 15 Leguas (99
Kilom.) von der Hauptstadt der Provinz Paranä, und
zählt gegen 440 Bewohner. Dieselbe ist vielversprechend,
sobald nur die im Bau begriffenen Strassen beendigt
sein werden, welcho ihren Verkehr erleichtern sollen.
Itajahy.
In der Provinz Santa Catharina, 7 Leguas (46,2
Kilom.) von dem Hafen gleichen Namens. Die Bewohner,
2.300 an der Zahl, sind meistens Deutsche.
Im Jahre 1872 fanden 73 Geburten und 18 Todes-
fälle statt.
Das in Cultur genommene Land 826.440 Quadratbras-
sen (400 Hectare) produzirt Zuckerrohr, Baumwolle, Ta-
bak, Getreide und Kartoffeln.
Das 619,830 Quadratbrassen (300 Hectare) umfassende
Weideland bietet verschiedenen Vieharten ein treffliches
Futter.
Die Colonie besitzt 18 Sägemühlen, welche zum
grossen Nutzen der Colonistcn beständig in Thätigkeit
sind.
Der Werth des Ertrags übersteigt Bß. 100:000$000
per Jahr; von gleichem Betrag ist die fast ausschliess-
lich in Holz bestehende Ausfuhr.
Blumenau.
Liegt in der Provinz Santa Catharina, am Itajahy,
mit schiffbarem Hafen und Landstrassen. Die Bevölke-
rung, fast nur Deutsche, beträgt 6,329 Seelen.
— 259 -
Im Jahre 1871 fanden 335 Geburten und nicht über
50 Todesfälle statt.
Die Produktion im vorletzten Jahre ergab an land-
wirtschaftlichen Erzeugnissen 180,000 Alq. (6.544,800
Liter) Mais, 180,000 Alq. (6.544,800 Liter) Kartoffeln,
10,312 Arroben (151.483,28 EL) Zucker, 1,120 Arr.
(16.452,8 Kilog.) Butter, 1,050 Arr. (15.424,5 Kilogr.)
Käse, 75,227 Medidas (200.630,41 Liter) Branntwein.
Die Oolonie besitzt ausserdem einen bedeutenden
Viehstand; mit Yorzug betrieben wird die Schweine-
zucht (5,500 Stück nach den letzten amtlichen Be-
richten).
Der Werth der Ausfuhr im Jahre 1871' betrug
Rs. 132:000$000, der der Einfuhr Rs. 165:0008000.
Auf der Colonie ist ein Bildungsverein gegründet,
welcher durch Vorträge, landwirtschaftliche Ausstel- >
lungen und Bibliotheken den Colonisten gute Dienste
geleistet hat.
Santa Maria da Soledade.
Wurde von einer Compagnie gegründet in einer
Gegend, welche alle die erforderlichen Eigenschaften
darbietet, nahe dem Municipium S. Leopoldo, in der
Provinz S. Leopoldo, in der Provinz S. Pedro do Rio-
Grände do Sul. Aber nicht im Stande, ihren Yerpflich-
tungen nachzukommen, wandte sie sich an die Regierung;
und, kraft eines Kammerbeschlusses vom Jahre 1866,
trat sie ihre Rechte an die Regierung gegen Entschä-
digung ihres ausgelegten Capitals ab.
Iin Anfange dieses Jahres war dieselbe von 1.588
Colonisten verscliiederfer Nationalitäten bewohnt. Diese
— 260 —
Bevölkerung hat schon zugenommen und- wird noch
steigen durch die Ankunft anderer Immigranten die sich
ihr bald anschliessen werden.
Somit beträgt die Bevölkerung-sämnitlicher Staatsco-
lonien 16,412 Seelen, nicht eingerechnet dio schon emm-
cipirte und in den allgemeinen Staatsverband aufgenom-
mene Colonie S. Leopoldoy in der Provinz S. Pedro do
Rio Grande do Sul; mit ohngefähr 20,000 Bewohnern, so
wie nuch die in gleichen Verhältnissen sich befindenden,
wie Santa Isabel in der Provinz Espirito-Santo mit 801-
Bewohnern, Theresopolis (1,631 Einw.) und Santa Isabel
(1,213 Einw.) in der Provinz Santa Catharina.
Demnaeh gicbt es heute mehr Colonisten als im Jahre
1867, wo ihre Zahl nur auf 10,964 geschätzt wurde.
Von den emanoipirten Colonien> verdienen erwähnt
zu werden die alten Colonien von Nova-Friburgo und
Petropali.*, beide auf hohen Punkten des Orgel-Gebirges,
in der Provinz Rio de Janeiro gelegen.
Erstere, im Jahre 1820 auf Regierungskosten für
Schweizer und Deutsche angelegt, ist schon seit
langer Zeit ein blühender Flecken, der als gesunder
Aufenthaltsort aufgesucht wird.
Letztere, auf kaiserlichen Ländereien von deutschen
Cblöniöteii gegründet und mehrere Jahre hindurch aüö'
der Provinziälkasse unterstützt, ist jetzt def'Sitz einiör
schönen Stadt mit ohngefiihr 8,20t) 1 Einwohnern; vöir
denöü beinahe S-OOD* Deutsche sind, oder von Deutschten'
abstammten:
Prövinfcia^tm* Privätcokmien;
In der Provinz Rio Grande do Sul existixen die Co-
lonien: Santa Cruz mit 5.550 Colonisten -und mit eiqanr*
^261 — '
'Export am Betrage von beinahe r Rö. 400:0005000 und mit
«Sinem 'Import von'Bs.'SOOiOOOlOOO; Santo Angelo (1*31G
'Bewohner), derou Export sioh auf Ite. 50:0008000
und der Import auf ungefähr Bs. 40:000*000 belauft;
Wova-PetropcÖis (1221 Bewohner), deren Export auf
»s. 4&0008000 und der Import auf Tis. 50:0091000
ge90DÄtzt wird.
Tu derselben Provinz befinden sieh noch, ausser der
Colonie Mont'Alverne (im Jahre 1859 am Fluss Taquary
gegründet, mit einer Bevölkerung von 348 Seelen) die
Colonien S. Felicia**), Oande d'Eu und Prinoeza D.
Izabel, welche in jüngster Zeit auf Provinzialkosten ange-
legt werden sind.
»In derselben Provinz besteht noch die Colonie von £>.
!LourenQO, am Fusso des Gebirges dos Taipes, mit 3.280
Bewohnetn, verschiedenen Fabriken und 14 Schulen.
5ji Santa Catharina, die vom Staat subventionirte Oalo-
nie D. Francisca, welche eine Bevölkerung von ohnge-
fährTOOO Individuen hat, fithrtfortzu gedeihen; im Jahre
1871 wurde ihr Export auf Es. 230:000*000, und ihr
Import auf Rs. 22&000$000 berechnet.
Unter den Frovinzialcdlonien zeichnet sich die "von
Arrgdlina, in der Provinz Santa Catharina aus, sie bestelrt
aus 1:516 Eingeborenen.
'Sie ist '9 Leguas (59,4 Kilom.) von der Stadt S. Jos£
gelegen untt in einem blühenden" Zustande.
In der Provinz Mmas-Qeraes, im Hunieipinm Para-
hybuna, ist die Colonie D. Pedro H gelegen, sie enthält
l.'SM Bewohner und eine "bebaute Landstrecke Ton
3.351:214, 2 Quadratbrassen (1.622 Hcctare). Sie besitzt
3 Schulen mit 131 "Schillern beider Geschlechter.
In der Provinz Bahia wurde im vorigen Jahre die
— 262 —
Colonie Moniz gegründet welche den hoffnungsvollsten
Erfolg verspricht, und zählt schon über 1.000 Bewohner.
Die Bevölkerung dieser Colonien beläuft sich auf
23.917, das heisst, 5.108 mehr als im Jahre 1867. Diese
Totalsumme zusammen mit der Totalsumme der Staats-
colonten, erhebt sich auf 38.741 Individuen, ausgenom-
men die Bevölkerung von S. Leopoldo und die anderen
emancipirten Colonien, welche schon früher erwähnt
worden sind.
Gontracte für Einführung von Einwanderern.
Die Regierung hat verschiedene Contracte für Einführ-
ung von Einwanderern in verschiedene Provinzen abge-
schlossen.
Die zu Grunde liegenden Hauptartikel, unwichtige,
durch die Natur der Contracte gebotene Abweichungen
abgerechnet, sind folgende :
Befolgung der Verordnungen in Betreff des Coloni-
stentransports ;
Verleihung, seitens der Regierung, von Ländereien
zum Preise des Gesetzes mittelst Raten-Zahlungen in
einem Zeitraum von 6 Jahren. Diese Ländereien liegen
in der Nachbarschaft bis auf 2 Leguas {13,2 Kilom.) von
Eisenbahnen, grossen Märkten, schiffbaren Häfen und
andern Plätzen, welche sich als die passendsten erwei-
sen; dabei fallen die Kosten der Vermessungen den
Unternehmern zur Last;
Unentgeltliche Ueberfahrt für die Einwanderer sammt
ihrem Gepäck, sowohl auf den vom Staatsschatz subven-
tionirten oder von der Regierung anderweitig unterstütz-
ten Paquetböten als auch auf Eisenbahnen;
_ 263 —
Erlass von allen Zöllen auf Gepäck, Mobilien,
landwirtschaftliche Instrumente und Maschinen, die zu
ihrem Eigenthum gehören;
Geldhülfe von Rs. 60S000 an jeden Erwachsenen, der
sich als einfacher Arbeiter in Tagelohn verdingt; von
Kß. 70$0O0 an den Parcoriecolonisten; von Rs. 150S000 an
Jeden, der sich als Eigenthümer niederlässt, und je die
halbe Summe an Individuon über 2, aber unter 14
Jahren;
Verpflichtung, seitens der Unternehmer, in den ersten
zwei Jahren keine Zinsen von den Einwanderern zu
erheben ; nicht mehr als G °/ per Jahr ; in den nach-
folgenden Jahren bis zum fünfton, in welchem die
' gestundete Schuld verfilllt; desgleichen, den Colonisten
bis zu ihrer doiinitivon Ansiedelung allen möglichen
Vorschub zu leisten ;
Verantwortlichkeit derselben Unternehmer für etwaige
Missbrauche, sei es, dass sie Individuen herüberschaffen,
welche den Gesetzen des Contractes nicht entsprechen
(der Contract mnss von den europäischen Consular-
Agenten, oder andern von der Regierung ernannten
Beamten eingesehen sein), sei es, dass sie die Einwanderer
durch Vorspiegelungen täuschen oder auf irgend eine
Art die Wahrheit der Thatsachen, die Verhältnisse des
Bodens, die Bedingungen der Arbeit, sowie die Vortheile,
welche ihnen die Zukunft sichern, entstellen.
Es müssen die Einwanderer,; ganz besonders, vollstän-
dige Kenntniss der aus ihrem' Contracte entspringenden
Pflichtenhaben, und, vor der^Einschiffung, eine Erklärung
: unterzeichnen des Inhalts, dass es ihnen recht wohl bewusst
sei, nicht auf Kosten der Regierung nach Brasilien zu
kommen, und dass sio zu keiner Zeit und unter keinem
.-* Torwande von derselben Regierung ein anderes Recht
— 264 —
beanspruehen dürfen als das des Sehützes, welchen die
Gesetze den -Fremden zusichern.
Bei "Verletzung dieser und ähnlicher »Claiiseln, -verfallt
der Unternehmer in oine.Geldbusse, und die betreffenden
Oontraoto werden aufgehoben.
Dreizehn derartige Contraete sind gegenwärtig in Kraft-
Laut ihren Bestimmungen müssen binnen höchstens 10
Jahren in den Provinzen Parana, »Santa. Oatharina, Rio
de Janeiro, Espirito Santo, Bahia, Alagoas, Pernambueo,
Maranbäo und andern Nord-Provinzen des Rei<khs:14:9,600
Einwanderer eingeführt werden.
iZu* diesem. Zwecke sind von der Regierung iLändereiea
von 558,1 .Quadratlegaas (2<431.a34 Hecitate) FJjtehen-
iphalt , angewiesen .worden.
Hier »iuss"dio Subvention erw&lmt .werden, Mtcjohe die
Staats-Begierung der Provinz S. Pedro do Jlio .Cbwide
do Sul gewährt, .die mit einer .Gesellschaft , die rlSwfiili-
rupg van ^OjQOO.Colonisten eontarahirt hat. iGlokfo&Us
verdicken an dieser Stello.die Gouti^ote auwähnt w wer-
de^ weiqhe die .Prö&identer >vqn Espirito Smtß «cmitoh-
%t wurde mit «wei Farmern desselben iP*oviw ,äb*tf-
schüessen, unter ähnlichen ßlawaeln wie die ahm
suagegqbenep.
Ausser diesen Contraeten «für Einführung von Bin-
wianderern zum Zwecke t ihrer Ansiedelung in (Brasilien
hat die Regierung rieht angestanden, in Anerkennung
der NathwanÜi^keit, mit allen ihr zu Gebote atehegoden
Mitteln cüe;-Selaven- Arbeit durah freie Arme >2U ezsetzftn,
naoh dem Beispiele anderer eivilisirten Nationen, ' Vor-
soh&ge j&nr 'Einführung asiatischer Arbeiter entgegen-
zunehmen.
In diesem Sinne hat sie mit zwei Agenten Contractu
zur Einführung derselben abgeschlossen, und dabei ttie-
— 265 —
grösste Sorge getragen, die Slissbräuche zu vermeiden,
welchem andern Landern bei solchen Unternehmungen
nicht ausblieben.
*Sie 'hat demnach die Agenten durch Clausclu ange-
haltenem den abzuschliesscndeu Oontracten die genaue
'Angabe der Dienstzeit, des Lohnes, der Zahlungstermine
und des Rechts auf 'Contractaufliebung beizufügen.
•Ferner hat sie von den Agenten auf das Bestimmteste
verlangt, dass dieselben bei dor Anwerbung in Asien und
den Abmachungen mit (Jen Arbeitern, ^ich an die in den
betreffenden Platzen gültigen Gesetze und Reglements
halten sollen, und erlaubt -sie in keinem Hafen des Reichs
die AuiftQbiffung einer Expedition, wenn Üer Capitata des
ünwanderergohili'ö nicht durch Üooumonte beweisen
Jtonn, riass besagten Gesetzen uu.l 'Rägkmanfcs volle
Genüge .^esokekeu .
$&s tist .4Ü0 Mittheilung gemacht, tkiss diese tUnterneh-
mung schon organisirt iatyund sind die nttthi gen Anard-
W3L»gen ^rkß^n, um in km**v , r /mit die •eiste Endung
trätiaehar Arbeiter ins Work:BU:Bdawn.
Im 4 !esten 'Entschluss, den Einwanderern den Kauf von
SteaAtslttnderoien au erleichtern, 'ftlhrt die Regievung
eifrigst 'fort, 'letztere an geeigneten Plätzen vermessen
mtiA abgrenzen zu lassen, und gewahrt den • Oolonisten
zu gleicher Zeit die Mittel leichter Communieation mit
den Seehäfen oder schiffbaren Flüssen. Bis 1867 war
ia den Provinaea S.'Peldro do ! Rio-Grande «'o'Sül, Santa
OatbÄrina, ParanA, fc 8. Paulo, Espirito^Santo, Alagtas
und Para, der »Flächeninhalt von 701.250.000' Qnadrat -
frraasen (ohng-aÄihr' 339.405 Beetare vermessen worden.
'Nach jenem Jahre wurde dies Areal bis auf 611.250.000
Quadratbrassen (295,845 Hectare, reduzirf,) weil 4Quadrat-
Xieguas (17.424 Hectare) für den District der neuen- Colo-
— 266 —
nie Principe Dom Pedro, in der Provinz Santa Catharina,
4 Quadrat-Leguas (17.424 Hectare) zur Erweiterung des
Colonialbanns von Assunguy in der Provinz Paranä
bestimmt wurden, und weil endlich ohngefähr 2 Quadrat-
Leguas, (8.712 Hectare), im Süden der Provinz Espirito
Santo, in der Nähe der Golonie Rio Novo, von Brasi-
lianern in Besitz genommen wurden.
Nach später erfolgten Vermessungen in den Provinzen
Santa Catharina, Parana und S. Paulo, stieg der Flächen-
inhalt solcher Ländereien auf 1.041.250.000 Quadrat-
brassen (oder 503.965 Hectare), welche annähernd
im betreffenden Amte registrirt sind.
Noch andere Ländereien sind in den Provinzen Espirito
Santo, Bahia, Pernambuoo und Parä, in verschiedenen,
gleichfalls für Einwanderung bestimmten Districten ver-
messen worden, sind aber in obiger Zahl nicht ein-
geschlossen, weil sie noch der Beglaubigung und ge-
höriger Einregistrirung ermangeln.
In dem Maasse, wie dißse Arbeiten fortschreiten und
statistische, topographische und beschreibende Daten über
Existenz, örtliche Beschaffenheit, Vermessungen, Verkehrs-
wege und andere, den Staatsländereien zur Empfehlung
dienende Verhältnisse sich ansammeln, werden im betref-
fenden Amte Karten angefertigt, wie jene zwei nach
der Wiener Ausstellung geschickten.
Die eine dieser Karten umfasst verschiedene in' den
i
Municipien von Cananea und Iguape, und dem Kirch-
spiel von Itapecerica im Süden der Provinz S. Paulo
vermessene und abgegrenzte Territorien und Staats-
ländereien, deren Flächeninhalt 53 Quadrat-Leguas
enthält, (230.868 Hectare,) inclusive das Territorium von
Cananea im District der Provinz gleichen Namens.
Auf derselben Karte befindet sich eine gedruckte
• — 267 —
Notiz über die vermessenen und abgegrenzten Lände-
reien ; ihre Lage in Rücksicht auf verschiedene Küsten-
punkte des Bezirkes von Iguape, sowie die Entfer-
nungen und fertigen oder in Angriff zu nehmenden
Verbindungswege angegeben. Auch verschafft dieselbe
Karte genügende Einsicht in die Beschaffenheit des
Bodens, und in die verschiedenen Kulturen, zu welchen
die Milde des Glimas oder andere günstige Verhältnisse
sich ganz besonders eignen.
Die andere, auch lithographirte Karte, von Santa
Catharina, gibt die vorhandenen Colonien, so wie
iFhisse, Wege, Flecken und verschiedene Gürtel an,
auf welchen Staatsländereien von vorzüglicher Be-
schaffenheit jensei t eines 4 Meilen breiten Küstenstrichs
nach Westen sich ausdehnen. Ihr Flächeninhalt beträgt an-
näherungsweise 700 Quadrat-Leguas oder, 3.049.z00
Hectare.
Es werden in kurzer Zeit zwei andere topographi-
sche, mit Anmerkungen versehene Karten der Provin-
zen 8. Pedro do Rio Grande do Sul und Paranä her-
ausgegeben werden. Sie sind nach demselben System
entworfen, und enthalten Erklärungen, welche den
Einwanderern, bei Wahl der Ländereien, die sie vom
Staate zu kaufen gedenken, on besonderm Nutzen sein
werden.
So werden dieselben, vom Privateigenthum abgeson-
derte, vermessene und abgegrenzte Staatsländereien
vorfinden, und sie in ganzen Loosen von 250.000 Qua-
dratbrassen (121 Hectare), oder in halben und Viertels-
loosen, nach Belieben, in Emirfang nehmen können.
Diese Loose können in oder ausser öffentlicher
- 368 —
Versteigerung zum geringsten Treise Ton 1 'Real per
'Quadratbrasse zum Verkauf kommen.
•In der Regöl wird der Kaufpreis gteitfh haar entrich-
tet. Sollten aber diöOölonisten in Agriciilturdistrikteii^icli
niederzulassen vorziehen, so gewöhrt iman ihnen -eine
■Frist von 5 Jähren fürZaihlungen in Raten/aum^imfn^e
von 6 %'per Jahr, vom <Ende des 2^" Jahres der JSinriok-
tung an gerechnet.
^rssimesTHtETiGfErT.
Die Wilden, , welche als unversöhnliche 'Feinde des
chrilisirten "Menschen in den weiten Urwäldern des in-
neren Brasilien'« umherstreffen, werden auf 500,000' ge-
schätzt
Die Regierung nicht deren Bekehrung und l Civfli»i-
rung auf alle mögliche Weise zu fördern, und wird
ihr -Staraben wesentlich durch die Capuziner und 'die
-Fx^aefeoaner-Obad'rvanteii unterötüzt,.w^ahe fortwährend
dttrchiihre Qj^rwäligkeit beweisen, dass >sie tue -Bäbe
ihrer 3Iiaaion begreifen.
ILeider ist «s d»n wiederholten )Bfimühuagen der
JttaßiUankohen iRegkocung mach niekt .gsinng»«, «die
«rfoßoksrliölie Jbmbd Missionäre rax $rteng.en, «aid «ählt
man für eine so beträchtliche Anzahl über die ausgedelwi-
.ten Lfcndexeien verbreiteter Wilde«, nur 61 iCanuziaer,
von dsaen einige durch ihr vorgerücktes, Alter und
erüttoae Strapatzen nahezu dienstunfähig sind* und 6
IVaaciseaner-Obaervanten.
Das gewöhnlich befolgte Bekehrungsaystem besteht
darin, die Wilden in grossen Dörfern anzusiedeln, wo
dieselben, dem apostolischen Einfluss der "Missionare
— 2GU —
überlassen, die Gewohnheiten des nomadischem Lebens
allinählig ablegen, und die Liebj zur Arbeit und das
Gefühl des in ihnen orwockten Eigentumsrechts sie
dahin bringt, feste Wohnplätze aufzuschlagen.
Die Ansiedelungen anfänglich durch Missionare ge-
leitet, gelien später in die» Verwaltung weltlicher Di-
rectoren über, weil entweder die Begründer derselben
gestorben, oder an andere Orte des Reiches versetzt
vrorfen sind, wo ihre Gegenwart uttthiger erschien.
Öio 6 Francisc mcr-Obscrvanten, die sielt Vorzugs-
vreiHc i.m oberen Amazonas niedergelassen, haben seit
1870 das Dorf Säo Francisco zwischen den Flüssen
Pffctb und Mfadoira für Indianer aus den Stämmen
Aj&ras- unl Ioras, und das Dorf Caldcirfto am Fluss
Solimdes gegründet. Dies letztere besitzt schon eine
Kirche, verschiedene Gebäude ind zählt 230 Uewohnor.
Ein drittes soll von ihnen am fünften Wasserfall des
Bio Madeira zur Aufnahme der Indianer dos Stammes
Caripuna gegründet werden.
Die Capuzinej-Missionäro sind folgendermaasron ver-
theilt :
Mato-tJrosso 2
Goyaz 5
Parä t>
Maranhäo 4
Pernambuco 11
Sergipc 2
Bahia 14
Espirito-Santo 2
Xinas*Geraes 8*
Reiöhshauptetadt 4
Päranä 2
Säo Pedro do Bio-Grande do Sul . 1
— 270 —
Obgleich die Ureinwohner mitAusnahme einiger jetzt
wenig zahlreicher Stämme, friedlicher Natur sind und
mit verhältnissmässiger Leichtigkeit den Arbeiten des
civilisirten Lebens sich hingeben, ist immerhin die Macht
der Gewohnheiten zu stark, um ihnen eine ausdauernde
Thätigkeit zu erlauben.
Die Erfahrung hat hinlänglich bewiesen, dass es
schwer, ja beinahe unmöglich ist, bei den Erwachsenen
günstige Resultate zu erzielen. Ohne sie jedoch ganz
aufgeben zu wollen, beabsichtigt die Regierung haupt-
sächlich auf die neuen Generationen einzuwirken und
gründet geeignete Erziehungsanstalten für die Kinder.
Diesem Systeme zufolge hat sie im J. 1870 die
Schule Santa Isabel im Araguaya-Thale gegründet, wo
circ i 52 Pfleglinge beiderlei Geschlechts aus den Tupy-
Stämmen der wilden Canoeiros, und wilden Tapirap6s,
sowie der zahmen Guajajaras und den Tapuyas-Stämmen
der zahmen Chavantes, Cherentes, und Carajäs sowie der
wilden Jaraes, Cayapös, Gradahus und ApinagSs Unter-
richt empfangen.
In demselben Thale leben noch andere wilde Stämme,
wie die Chambioäs, welche mit den Carajäs verwandt
sind, die Apinagös, Canoeiros, Coroadoö und andere
von unbekannten Benennungen.
Die Ureinwohner sind von sprichwörtlicher Nüch-
ternheit, physischer Behendigkeit und ungemeiner Mus-
kelkraft.
Die Knaben, welche in der Schule Santa Isabel bei-
sammenwohnen, lernen mit grosser Leichtigkeit lesen und
schreiben, und fangen bereits an verschiedene Handwerke
in den Werkstätten der Araguayafluss-Schifffahrtsgesell-
V
— 271 —
schaft zu erlernen; die Mädchen finden Beschäftigung in
häuslichen Arbeiten.
Früher pflegten die Indianer, um eiserne Gegenstände
zum gewöhnlichen Gebrauche zu erhalten, ihre Kinder
den Missionären zu überlassen ; jetzt ist dieser Tausch
ziemlich erleichtert, denn die Eltern bieten häufig ihre
Kinder von selbst an.
Die Regierung hofft, dass diese Kinder, in den Grund-
sätzen der Religion und den Sitten des civilisirten Le-
bens erzogen, mit der Zeit mächtige Agenten sein wer-
den, um deren Eltern und Geschwister in den Bereich
der Oivilisation einzuführen. -
Derselbe Gedanke war für die Regierung maassge-
bend, als sie der zu Manäos errichteten Schule eine Sub-
vention unter der Bedingung gewährte, dass eine ge-
wisse Anzahl Indianerkinder Unterricht bekommen.
Die Regierung hat auch die Absicht, eine andere ähn-
liche Schule am Fluss Mucury oder im Thalo des Rio
Doce für die Kinder der dort herum wandernden Horden
errichten zu lassen.
Ausser den älteren Ansiedelungen, deren halb civili-
sirte Bewohner mit der übrigen Bevölkerung so ziemlich
verschmolzen sind, sind noch folgende zu erwähnen,
welche von Missionsgoistlichen geleitet werden :
Amazonas. — S. Francisco am Fluss Madeira ; Caldei-
räo am Fluss Solimöes. Man wird eine neue unweit der
Stromschnellen des Madeira gründen.
Parä. — Capim und Tapajoz an den Ufern der gleichna-
migen Ströme.
Goyaz. — S. Josö de Jamimbü, bestehend aus Indianern^
genannt Carajas und Chavantes, — Gorgulho am Fluss Ara-
guays, bestehend aus Chambioäs, 36 Leguas, (237,6
->- 272 —
Kiloin.) entfernt von Leopoldina^— Rio do Somno und
Ibiapama.
Maranliäo.^-* -S. Pedro de Pindarö, gegründet im J.
18d0, besteht aus G-uajajaras ; Leopoldina, gegründet im
J. 1854 mit Wilden desselben Stammes; Januarra, in
demselben Jahre aus Creusäs und Potegäs; Pafaneira
Torta, seit 1870, aus Gruajajaras. Die Seelenzahl in allen
diesen Niederlassungen beträgt 4,172.
In dieser Provinz gibt es 19 weitere Indianerdörfer
unter weltlicher Leitung; die Vorstände heissen Abthei*
lungsdirectoren. Man schätzt die Bewohnerzahl auf 12,000.
Die Indianer gehören zu folgenden Stämmen :
1.° Gkiajajara».
2.° Caractagösr. *
3.° Canellas.
4.° Graviöes;
5.° Tymbiras;
6.° Jauieg&s-.
7.° Caraj^S;
8.° Caraetös.
9.° Caraeahys.
10." Tembes; '
11.° Amanazös;
12° Mutiins.
In der Provinz Bahia befindet, sich . daa Dorf - Ca-
choeira- doe Ilheos in sehr blühendem (Zustande.
In der Provinz Es$>irit<vSantö wohnen Indianer aus
deB'StämmefnMuttmsund Paneasr in Dörfern in* Tbale
des Rio Doce unter der Leitung von CapuzinervMlseioiiä*
ren.
Die Provinz- MiaiH-Greraes zählt vier^ Ansiedelungen :
Mutttm im Thale des Bio Doce, Jequitinhonha am Ufer
— 273 —
des gleichnamigen Stroms; Nossa Senkora daConceigäo
in demselben Thale, und Mucury in der Nähe der
Staatscolonie gleichen Namens.
Man hat die Absicht, ein anderes Dorf im Manhau-
assu-Thale anzulegen, sobald die dafür bestimmten Mis-
sionäre angekommen sein werden.
In S. Paulo gibt es die Dörfer Itapeva da Faxina
und S. Joäo Baptista.
In der Provinz Paranä. bestehen die Dörfer: S. Je-
ronymo, am Ufer des Rio Tibagy, 28 Leguas (184,8 Kil.)
von der Stadt Castro, bewohnt von 142 Canoas oder
Goroados ; S. Pedro de Alcantara mit 768 Indianern
aus den Stämmen Cayguäs und Coroados, welche schon
Kaffee, Zucker und Getreide erzeugen; Pirapö und
Parapanema.
In der Provinz Rio-Grandc do Sul existirt das Dorf
Nonohay mit 332 Coroados.
AUSLAENDER
Die Ausländer werden in Brasilien mit dem grössten
Wohlwollen aufgenommen, ihre Rechte werden geachtet,
und in ihren bürgerlichen Verhältnissen finden sie den
Schutz der Gesetze.
Die Volksschulen stehen ihnen und ihren Kindern
eben so wie den Einheimischen unentgeltlich offen;
gleich diesen können sie sich in den Landes-Gymna-
sien und höheren Fachschulen einschreiben.
Sie können im ganzen Gebiete des Reiches ungehindert
reisen wie die Brasilianischen Staatsbürger. Sie können
die Rechtshülfe des habeas-corjm8 in Anspruch nehmen«.
ca. 18
— 274 —
Mit Beobachtung derselben gesetaliohen Vorschriften, wie
die Einheimischen, können sie den Handel und alle
Gewerbe frei betreiben, Grundoigenthuui besitaen, uuad
ihr Eigcnthum ebenso vollständig benutzen als die
Staatsbürger.
Sie gemessen vollkommenste Gewisse nsfreiheit, und
haben keine Verfolgung aus religiösen Gründen zu
fürchten, "wenn sie iiur die Staatsreligion nicht angreifen.
Die Rechte ihrer im Reiche geborenen Kinder haben die
besondere Aufmerksamkeit der Staatsgewalten verdient
durch die Bestimmung, dass das Recht, welches den
Oivilstand der in Brasilien, nicht im Dienste ihrer Nation
sich aufhaltenden Fremden feststellt, auch auf den Oivil-
stand der im Reiche geborenen Kinder derselben Fremden,
jedoch nur während ihrer Minderjährigkeit, Anwendung
finde.
Mit der Mündigkeit treten sie in den Genuss der Ifceehte
eines brasilianischen Bürgers.
Die Brasilianerin, welche einen Fremden heirathet,
tritt in dessen Nationalität ein; ebenso die Ausländerin
welche einen Brasilianer heirathet.
Das Gesetz erkennt mit voller rechtlicher Wirkung
die Gültigkeit der inner-oder ausserhalb des Reiches zwi-
schen Nicht-Katholiken geschlossenen Ehen em, wenn
dabei die gesetzlich vorgeschriebenem Formen beobachtet,
und die Eben richtig beurkundet sind.
NATtfRALtSATTON.
Ss ist gegenwärtig sehr leicht, sich in Brasilien jai
naturalisiren.
Dieser Gegem*a»d wird <fareh da& Gesetz n. 195$ vom
12 Juli 1671 geregelt, welches die friih«pen Geeotne
üreiöinuig ab**de*t.
— 2» —
Qftaao&Q <u»»ttohtigfc di^ BBgieisuig, jödm* üban 21
Jf&rg ^te^.^^ltodw ^Uii^umlimreii^ welchen 2 Jöin»
in Brasilien gewohnt hat oder ausserhalb des BfektÜß^ in
dfös^Jft&tötafti stftödl wann:€^4ft»UÄ mit dan erklärten
4i»fthfc o&kpmmk nwk. mosst Kitou^satian aainfija
Aufenthalt in Brasilien fort^s^ftÖiiodjerr-iu.desiöUiDiönt
J^RqfciWtt&g: -Imui. WU» der, Auftwtli^ltßzftiti disß«ftr
1. Den mit einer Bi^iUaDLflpift {V^rh^^fttte^ep Rtemfew
2,. ö*fti Qx|iuÄb^git«efi<xd^r .TJt^ulfe^b^r a# eineust. ge-
4. Denjenigen, wo^e^ie!* djirph, Ja^j^te^nAjiJSenÄtt
i^gee* , od^r^wgt^TRchtig^jeit i% , i*g$od <euwm, »Gewjsbs-
we^ ^p£$Wt; ,
&.Qieatf£fH&brö>i^ Ifeich^< vojjjd^r NjtfujalisisTOgj
«ton*.
gelten von Notaren und öffentlichen Behör4ft&^U3gest$Ujta.
H^ohfiiwgui^^ . s&we. . vo», , ii^eed« rwlphci^ ,B(&ßr£en
oäenaflggaehTOfltt JHriT«4rPewN9.Qp> au§g*&tell te, i^gn^e,.
Naturalisations — Diplome zahlen keine an^p-i^g^
aj^ueü3o ^lvft <Äetkü^ de» IJwL ((^rV^f^n) ,de&
ÖÄlwjBiim^uudidwiTVeuo' geige» di^ Y,cj^issMWft uj^.d^
loa&egpeeto ablege uj&diZBglritfk, sefextfreuj (o^gf
TttagiBAbea);. BroriJüw ifarta» t al*: ihir V^ei^d , WPtift 1
kennen.
Datei musfedab T*tituraliairt^ oj'Wür^n,. ^el^^ f I^t
gmu und* au* woteheaii Irtadti qr i«fc, ? q& lg&i?, q^
- 276 —
ob und wie viele Kinder er hat, deren Namen, Geschlecht,
Alter, Religion, ledigen oder ehelichen Stand und Ge-
burtsland.
Aus diesen Erklärungen wird im Ministerium des
Innern eine vollständige Matrikel aller naturalisirten
Ausländer zusammengestellt.
Für den, welcher Land kauft und sich darauf nieder-
lässt, oder zu einer im Reiche gegründeten Colonie
gehört, oder mit eigenem Capital ein Gewerbe betreibt,
ist die Naturalisation noch leichter.
Um als Brasilianischer Staatsbürger betrachtet zu
werden, hat er blos bei der betreffenden Gemeindebehörde
oder dem Friedensrichter die Erklärung zu unterzeich-
nen, dass solches sein Wunsch ist. •
Auf die Bescheinigung dieser Erklärung lässt der
Minister des Innern in der Hauptstadt, oder die Präsi-
denten in den Provinzen das entsprechende Diplom
ohne Sportein oder irgend welche Kosten ausfertigen.
Die der Art Naturalisirten sind vom Kriegsdienste
frei, und haben nur in der Gemeinde als Nationalgar-
disten zu dienen.
Auch kann die Regierung die Colonisten, welche sie
dessen würdig hält, von dem zweijährigen Aufenthalt
dispensiren.
Die Eltern und Yormünder der ausserhalb des Reiches
vor der Naturalisirung ihrer Eltern geborenen unmün-
digen Oolonisten, können für dieselben die nöthigen
Erklärungen abgeben und die betreffenden Papiere
erhalten, unbeschadet des Rechtes der Unmündigen,
nach Eintritt der Volljährigkeit eine andere Nationali*
tat anzunehmen.
Anderseits hat die gesetzgebende Gewalt, seit Jahren
häufig, auf eine blosse Bittschrift hin, von den Clausein
des Naturalisations-Gesetzes dispensirt und die Regierung
— 277 —
ermächtigt, dieselbe ohne die erwähnten Bedingungen
zuzugestehen.
In den letzten 6 Jahren naturalisirten sich, ohne die
Colonisten zu rechnen:
1867 113
1868 106
1869 316
1870 316
1871 117
1872 224
Summe.... 1192
Der Naturalisirte gilt sogleich als Brasilianischer Staats-
bürger und tritt in den Genuas aller bürgerlichen und
politischen Rechte ein, welche den Landoseingebornen
zustehen. Nur von den Stollen eines Reichsverwesers,
Staatsministers und Volksvertreters sind sie durch die
Verfassung ausgeschlossen.
NACHLASSENSCHAFTEN VON AUSLÄNDERN.
Der Nachlass der Fremden, welche in Brasilien ster-
ben, wird im Allgemeinen nach denselben Gesetzen*
demselben Gerichtsverfahren, und von denselben Behör-
den behandelt, wie der der Einheimischen, wenn nicht
Oonsular-Conventionen bestehen ; in dem Falle werden
sie diesen gemäss behandelt.
Solehe Oonventionen bestehen mit Frankreich, der
Schweiz, Italien, Spanien und Portugal.
Die Amtsgewalt der Consuln wird auch vermöge eines
einfachen Uebereinkommens, welches die Gegensei-
tigkeit mittelst reservirter Noten feststellt, in den Fällen
— 278 —
uitol der Art anerkannt, wie in -dem B«äret traatS"**
November l- c '51 bestimmt ist.
Da «die kaiserliche Regierung die C<»e*Ui><toiivcn-
tionen gekündigt hat, treten sie am 20 Februar wachsten
Jahres ausser Kraft. Die kaiserliche Regierung ist geneigt,
Unterhandlungen über ein neues Uebereinkommen anzu-
knüpfen, und hat die dazu nöthigen Vorarbeiten bereits
in Angriff genommen.
Brasilien hat Auslieferungs- Verträge mit folgenden
Nationen: Uruguay, Argentinische Republik, Peru, Aequa-
tor, Bolivia und Spanien, und mit den Königreichen
Italien, Portugal und Grossbritanien.
WTEILECTUELLE CULTUR.
Primär-und Secundärunterricht .
Die Leitung des Primär-und Sccundärunt^rricht s
der Residenzstadt liegt dem Reic stage und der Regie-
rung ob.
Die Oberaufsicht über das ganze Unterrichtswesen wird
vom Minister des Innern, von einem General-Inspeetor,
von dem Unterrichtsrath und den Bezirksdclegirten ge-
führt
Jeder Vorsteher einer Privatanstalt so wie jeder Pri-
vatlehrer bedarf einer amtlichen Erlaubniss, und diese
wird nur dann gewälrt, wenn der Gandidat seine ge-
setzliche Emancipation (21 Jahre für einen Privatlehrer,
25 J. für den Vorsteher eines Privatinstituts), sittliche
Aufführung, und Fachkenntnisse beweisen kann.
Lehrerinnen, wenn sie verheirathet sind, haben den
— 279 —
Trauschein, wenn Wiuwcn den Todteusehein Jos Ge-
mahls, und sonst eine Abschrift desEhesoheidungsnrthciK
wenn sie von ihrem Gatten getrennt leben, vorzulegen.
Keine dieser Bedingungen wird weder in Betreff dos
Öffentlichen noch des Privatunterrichts erlassen.
Der Beweis von Faclikenntnissen wird den Hülfsichrer n,
den an brasilianischen Facultfcten Graduirtien, gewesenen
Yolksschullehrcrn, Baccalaurccn vom Collegio de 1). Pe-
dro II, denjenigen, wclcho lcgalisirteDiplomo von auslän-
dischen Universitäten vorzeigen, und schliesslich den
ftLr iraterrichtsfilhig anerkannten Fremden und Einhei-
mischen nicht abgefordert.
Die Regierungsschulen für den Yolksuntcmeht xer-
ffeUen in zwei Classen.
In denen der ersten Ciasso beschränkt sich der
Unterricht auf Religionsunterricht, Leson, Schreiben,
Anfangsgründe der Grammatik, Elementararithmetik
und rergloichende Mass-und Gewichtlohre.
In den Schulen aweiter Ciasso sind, ausser den eben
erwähnten LehrgegcnstAnden noch folgende in den Un-
terriehtsplan autgenommen worden: die ganze Arith-
metik nebst prak tischen Anwendungen, Erklärung
der Evangelien und heilige Geschichte in übersichtlicher
Darstellung, Elemente der G-eschichto und Geographie
mit besonderer Rücksichtnahme auf Brasilien, Anfangs-
gründe der Naturwissenschaften nebst praktischen An-
wendungen, Elementargeomotrie, Foldmesskunst, Li-
nieanseichnen, Anfa igsgründo der Musik und des Ge-
. sangs, Gymnastik und ausführlichere Behandlung dos
metrischen Systems im Vergleich mit dem Mass-uud
Gewichteeystem der Residenz, der RciohsprovhiKon und
-des Auslandes.
— 280 —
Die sogenannten Hülfslehrer. haben zur Pflicht, die
öffentlichen Lehrer zu unterstützen und sich für das
Lehrfach angemessen vorzubereiten.
Für die Besetzung der Schullehrer-und Hülfelehrer-
stellen lässt die Regierung immer Prüfungen vornehmen.
Der Vorsteher irgend eines Privatinstituts hat Beweise
seines sittlichen Betragens und seiner Lehrfähigkeit
abzulegen.
Vorsteher oder Vorsteherinnen einer Primärschule
bedürfen, wenn sie auch keinen Unterricht ertheilen,
eines Bef&higungszeugnisses, welches durch Ablegung
eines öffentlichen Examens in der christlichen Moral-
lehre, biblischen Geschichte, Lesen und Schreiben, portu-
giesischer Grammatik und metrischem Systeme erworben,
werden muss. Für den Secundärunterricht besteht das
Examen in Lesen und Schreiben, Arithmetik, Geogra-
phie und französische oder englische Sprache, wenn e&
sich um Vorsteherinnen von Mädchenschulen handelt.
Vorsteher von Knabenschulen haben ihre Kenntnisse
der Arithmetik, Geographie, französischen oder engli-
schen und lateinischen Sprache und der Philosophie zu
beweisen.
Der Regierung steht es frei, die Beweise von speciellen
Kenntnissen und sittlichem Betragen zu erlassen, wenn
der Candidat irgend eine der oben erwähnten Beding-
ungen aufweisen kann, oder von allgemein anerkannter
Moralität ist.
Ausserdem hat der Vorsteher, vor der Eröffnung
seines Instituts, der Schulbehörde vorzulegen : Schul-
plan Statuten, Bezeichnung der Localität, wo das Institut
eröffnet werden soll, Beschreibung des Hauses, Namen
und Bef&higungszeugnisse der Lehrer.
— 281 —
Schuldirectoren nicht katholischer Cönfession sind
verpflichtet, einen katholischen Priester zu haben.
Was Schulbücher und Unterrichtsmethoden betrifft, so
hat der Director freie Hand, mit Ausnahme der gesetzlich
bestimmten Fälle.
Knaben-und Mädchenschulen sind völlig getrennt,
jedes Geschlecht hat seine besonderen Schulen. In
Mädcheninstituten darf keine über 10 Jahr alte männ-
liche Person, mit Ausnahme des Gemahls der Vorste-
herin, wohnen.
Das Unterrichtswesen und vorzüglich der Primär-
Unterricht haben stets die Aufmerksamkeit der Staats-
gewalten auf sich gezogen. Die Reichvorfassung bestimmt,
dass der Volksunterricht ein unentgeltlicher sein soll,
und die Provinzialregiorungen haben für den Primär-
und Secundäruntcrricht Sorge zu tragen.
Glücklicherweise wird die Thätigkeit der Staaterogie-
rung durch die Ttemühungon von Privatleuten mächtig
unterstützt, welche zur Verbreitung , der Elementar-
kenntnisse, die in keiner gesellschaftlichen Lage entbehr-
lich sind, mitwirken.
Diese allgemeine Tendenz, die Cultur des Volks auf
eine höhere Stufe zu bringen, bekundet sich vornehmlich
durch folgende Thatsachcn :
Errichtung von Abendschulen für Erwachsene in der
Residenz und in verschiedenen Provinzen.
Gründung von Anstalten für besondere Berufe und für
die Erziehung von verwahrlosten Kindern.
Einrichtung von Normalschulen in verschiedenen
Hauptstädten, für die Ausbildung von Lehrern, und von
Uebungsschulen für die Unterrichtspraxis.
— 282 —
Eröffnung von Volks-Bibliothekfen und Loeo-Cebi-
netten.
Erleichterung der Bedingungen für den Privatunter-
richt und Maasregeln für die Einführung des Schul-
zwangs.
Subscriptionen, Geldbeiträge und freigebige Mitwir-
kung von öffentlichen Lehrern, welche in Primärschulen
unentgeltlich Unterricht geben. ,
Grössere Geldmittel, welche seit einigen Jahren von
dem Reichstage und den Provinzialkammern für die
Entwickelung der Yolkserziehung bewilligt werden- In
einigen Provinzen wird sogar ein Fünftel der Einnah-
me auf das Unterrichtewesen verwendet.
Gründung von Lehrervereinen und Zeitschriften zur
Verbreitung vcm Fachkenntnissen und Unterstützung
der Staatsbehördpn.
Solche Tliatsachen erwecken die Hoffnung, dass diesen
edlen Bestrebungen der Nation eine folgenreiche Zu-
kunft bevorsteht.
Im Bezirke der Residenz verwendete die Regierung
1872—1873 circa Rs. 280:000$000 auf die Volksschulen,
d. i Rr. 160:0005000 mehr als im Jahre 1867.
Im ganzen Bezirke funetioniren 174 Knaben-und
Mädchenschulen, wovon 67 öffentliche, 99 Privatschulen
sind, und 8 Abendschulen.
Die Gesammteahl der Sohüler betrug 12,498, wovon
7,175 auf die öffentlichen Schulen, 5.328 auf die PriTafr-
schulen kommen.
Folglich ist dieser Besuch grosser als im Jahre 1871
und übertraf den Schulkewich vom Jahre i 867 tun 4,064
Schüler,
Es gibt folgende Elementar* Abeaidiohuten :
— 388 —
Die in der Muaicipalfichule & Öebastiao.
Eine Primarschule, gegründet Ton der Gtesellsohaft
:zur Unterstützung der National-Industrie.
Di« Primärpctadca im Kirchspiel Lftgtta für Hand-
Wirker, wo auch praktische Geometrie, Französisch und
2eiohnen gelehrt wird. Sie werden von der Regierung
unterstützt ♦
Eine Primarschule auf der Insel Paquet4> gegründet
von dem Lehrer an der öffentlichen Schule.
Zwei Primärschulen in den Kirchspielen S. Jose und
Ouaratiba für die specielle Erlernung des metrischen
Becimal -Systems.
Eine von der Hegierung errichtete Primärschule im
Kirchspiel S. Christoväo.
Einige Privatschulen erhalten Staatsunterstützung,
unter der Bedingung arme Kinder unentgeltlich aufzu-
nehmen.
Die Municipalkammer, welche im vorigen Quatrien-
nium gedient, Hess im Kirchspiel Santa Anna ein präch-
tiges Schulgebäude errichten, wo eine Knaben-und eine
Mädchenschule in getrennten Abteilungen funetioni-
ren. Beide wurden von 554 Schülern, 322 Knaben, 232
Mädchen, besucht.
-Arme Kinder, welche diese Anstalt besuchen wollen,
ktyonen Kleidungsstücke von der Gesellschaft zur Unter-
stützung verwahrloster Kinder geschenkt bekommen.
Durch Beiträge von Privatleuten unterstützt, lässt
die gegenwärtige Municipalkammer ein noch prächtige-
re» ©ebfcode im Kirchspiel S. Josö errichten. Die Bau-
kosten betragen schon im vorigen Jahre : Rs. 15400SO0O.
Vor einigen Monaten ist ein geräumiges Schulgebäude
vollendet worden, welches der kaufmännische Verein auf
— 284 —
eigne Kosten im Kirchspiel S. Christoväo bauen Hess.
In demselben können 200 Kinder bequem unterrichtet
werden.
In sehr kurzer Zeit worden zwei prächtige Schulge-
bäude vollendet sein, welche die Regierung in den
Kirchspielen Santa Eita und Nossa Senhora da Gloria
errichten lässt: das' erste wird ganz auf Staatskosten,
das zweite durch Geldbeiträge von Privatleuten gebaut.
Es handelt sich jetzt, andere ähnliche Gebäude für
denselben Zweck in denjenigen Kirchspielen auffuhren
zu lassen, die solcher "Wohlthaten noch entbehren.
Alle diese ' Gebäude wurden nach architektonischen
Principien und mit den Bedingungen erbaut, welche
die Erfahrung in anderen Ländern gelehrt hat.
In der Residenz wird der Secundärunterricht im Im-
perial Collegio de Pedro II ertheilt. Dieses Institut zer-
fällt in ein Externat im Oentrum der Stadt, mit welchem
ein Halbpensionat verbunden ist, und ein in der gesunden
Vorstadt, Engenho Yelho, gelegenes Internat.
Die vierteljährigen Pensionen sind so gering, dass der
Staat für die Erhaltung beider Anstalten die jährliche
Summe von Rs 262:8 15$000 ausgibt.
Ins Internat werden jedesmal 25 Knaben, ins Halbpen-
sionat des Externats 15, und ins eigentliche Externat eine
unbeschränkte Zahl, die schon einmal 120 betrug, unent-
geltlich aufgonommen.
In jedem der beidm Collegien existirt ein Rector
für Studien-und Yerwalttmgsangelegenheiten, ein Vice-
Rector, ein Geistlicher, ein Schreiber und sonstige Dienst-
personen.
Die Professoren werden von der Regierung ernannt
— 285 —
und müssen sich vor ihrer Anstellung einem Examen
unterwerfen.
Der Unterrichtscursus umfasst jetzt 7 Jahre ; den Schü,
lern, welche den ganzen Cursus durchgemacht haben-
wird ein Grad (baccalaur6at-ös-lettres) ertheilt.
Die Unterrichtsgegenstände sind folgende: Religion,
Portugiesisch, Latein, Französ'sch, Englisch, Deutsch,
Griechisch, Geographie (neue und alte), Cosmographie,
heilige Geschichte, Chorographie und Geschichte Bra-
siliens, Mathematik, Naturwissenschaften, Philosophie,
Rhetorik und Poetik, allgemeine Litteratur Geschichte,
Geschichte der portugiesischen und brasilianischen Lit-
teratur, Zeichnen, Musik und Gymnastik.
Es gibt nicht nur 22 Professoren, sondern auch Un-
terlehrer zur Nachhülfe für die Schüler, und zur Vor-
bereitung der Lectionon.
Beide Gollegien wurden im vorigen Jahre von 370
Schülern besucht, von welchen 8 den Baccalaureatsgrad
erhielten, 19 mit Prämen ausgezeichnet und 12 honoris
causa mit Nameu erwähnt wurden.
Der Bezirk der Reichshauptstadt besitzt gegenwärtig
54 Institute ersten Rangs, wovon 27 für Knaben und
27 für Mädchen. Diese Institute wurden von 2,027 Schü-
lern besucht, unter diesen 645 Mädchen.
Ausser dem Collegio D. Pedro II, wo die Zöglinge
examinirt werden, gibt es Generalprüfungen im Anfange
und am Ende jedes Jahrs, durch welche Schüler von
Privatanstalten für höhere Cursus befähigt werden.
Im Monate November vorigen Jahrs bestandenSprachen-
ezamen 1,873 Knaben, und im Anfange dieses Jahrs wur-
den 1986, in wissenschaftlichen Gegenständen geprüft.
In der Absicht, die Entwickelung des Schulwesens
— 386 —
im Bezirke der Residen* am befördere, wurde durch das-
betreffende Reglement vorgeschrieben, das* die Sciflil-
lehrer jedes Jahr an bestimmten Tagen »usammenkoni.
mm sollten, um unter dem Vwsitae dm Gene*al-
Inspectors über Scbulangdegeaheitea üu be»tbe».
Bei solchen Zusammenkünften pflegen die* Sobul-
lehrer ihre eigenen Erfahrungen, so wie die Ergebnisse
ihrer Vorlesungen mitzutheilen. Die Resultate haben den
Erwartungen vollkommen entsprochen.
In den diesjährigen Yersamnüungen habeu die Lehrer
im Allegemeinen* Beweise ihrer Fortschritte in theore-
tischer und practiacber Hinsicht» dadurch geliefert» daafc
sie w er thvolle Arbeiten vorlegten* Reformen und Verän-
derungen in Vorschlag brachten, welche die Erfahrung
als nothwendig für die Entwickelung des Schulwesens
bezeichneten. Einige dieser Arbeiten wurden vom Gen§-
ralinspector in ehrenvoller Weise zur Kenutuiss des
Publicums gebracht.
Eine von diesen Versammlungen wurde sogar mit
der hohen Gegenwart seiner Magestät des Kaisers beehrt.
Der öffentliche Priinärunterricht ist im ganzen Reiche
unentgeltlich, und dem Schulreglement zufolge, wird*
so bald die Regierung es für zeitgemäss erachtet* der
Schulzwang, eingeführt werden.
In einigen Provinzen gibt es schon derartige Kam-
merbeschlüsse.
"Wie in allen civilisirten Ländern, nimmt eine solche
Massregel die Auftnerksamkeit der Regierung verdioa-
termassen in Anspruch; man sinnt schon darauf* die.
grossen, ihr entgegenstehenden Hindernisse «u beseitigen ,;
die Schwierigkeiten der übermässigen Entfern&agen *n
vermindern, dem TJetelstande der Zerstreuung der Be-|
i
— 287 —
vfilkening vorzubeugen und den Bedürfnissen derjeni-
gen Reehnunp ku tragen, welche bei ländlichen Arbei-
ten ihre Kinder schwerlich entbehren können.
Verschiedene Ursachen, wie das System des gleichzeiti-
gen Studienplans; der Mangel an statistischen Daten,
welche die Behörden jetzt sorgfältig sammeln; die ört-
lichen Entfernungen; die Zerstreuung der Bevölkerung
und andere Uebclstilndc, che sie allmilhlig beseitigt
werden, «rschweren die Organisation einer allgemeinen
Unterriohtsstatistik für das guuze ltcich.
Dessen ungeachtet kann man, nach den eingelaufenen
amtlichen Mitthoiiungen, in Bezug auf die Provinzen za
folgendem Resultate «rclaujren :
AmaiOMs.
Dieöü Provinz verwendet jährlich auf dem öffentlichen
Unterricht Bs. 61:320$000 d. h. ein Achtel ihrer auf
B*. 5ll:712$312, veranschlagten Einnahme.
Sie zählt 43 Volksschulen, :iS öffentliclie und 5 Pri-
vatsohulen nebst einer Abendschule.
Die Totalsununo der Schüler betrug 1,217, nümlieh:
71 für die Privat-, und 114G für die öffentlichen Schulen.
Da im vorhergehenden Jahre der Schulbesuch kaum
740 betrug, so wird eine Zunahme von 954 nachgewiesen.
Die Provinz besitzt ausserdem 4 Privatinstituto für
den Secundtouaterrickt, ein Seminar und eine Art
QymnÄsium, wo philosophische Grammatik, Portugio
aaeh, Französisch, Englisch, Pädagogik, Buchhaltung,
Elementarmathematik, Geschichte, Rhetorik, Philoao-
phia und Zeichnen gelehrt worden.
Unter den Frivatinstituteu zeichnet sich da* Asyle
— 288 —
de Nossa Senhora da Conceigäo, aus, welches die Pro-
vinzialregierung unter der Bedingung unterstützt dass
es 10 unbemittelte Mädchen aufnimmt.
In diesen Anstalten ist eine Zunahme von 360 Schü-
lern nachgewiesen worden.
Parä.
Diese Provinz besitzt 13 Privat-und 167 öffentliche
Volksschulen, mit Ausschluss der Abendschulen ; davon
waren jedoch 15 noch nicht eröffnet. Die Totalsumme
der Schüler belief sich auf 6,029, nämlich 339 in den
Abendschulen, 4.581 in Privat-und 1.109 in öffentlichen
Schulen.
Man bemerkt eine Zunahme von 2.134.
Secundärunterricht wird in 16 Anstalten ertheilt,
davon sind 4 öffentlich, nämlich Lyceu Paraense, Es-
cola Normal, ein Mädchenpensionat; zwei andere erhal-
ten Geldzuschüsse von der Provinzialregierung. Schul-
besuch 1,513 Schüler.
Von der jährlichen Provinzial-Einnahme von Bs.
1.671:800$000 wird beinahe ein Fünftel, nämlich Es.
307:750$000, auf das Schulwesen verwendet.
Haranhäo.
. Im Provinzialbudget wird die Summe von Ks.
116:0001000 d. i. beinahe ein Sechstel der auf Bs.
738:413#800 veranschlagten Totaleinnahme für den öffen-
tlichen Unterricht bestimmt.
Der Volksunterricht begreift 150 Schulen, 23
117 öffentliche Schulen und 10 Abendschulen.
— 289 —
In den 117 öffentlichen Schulen lernten 4,617 Schüler,
in den Privatschulen 1,006, in den Abendschulen 472.
Es gibt also einen Mehr-Unterschied von 472 gegen das
vorhergehende Jahr.
Für den Secundärunterricht bestehen 12 Privat und 6
öffentliche Ins' itute. Diese, eigentliche Externate, welche,
Lyceu Provincial genannt werden, umfassen 12 Lehrer-
stellen und drei Nebenclassen. Privatinstitute sind
gewöhnlich zugleich Externat und Internat, ausgenom-
men dasjenige, welches die Gesellschaft — Onze de
Agosto — für Erwachsene, die schon in die Abendcursus
matriculirt waren, eröffnen Hess. Die Schülerzahl stieg
auf 1,416, davon 318 auf öffentliche, 1,098 auf Privat-
schulen kommen.
Auch in diesem Unterrichtszweige bemerkt man eine
Vermehrung um 758 Schüler gegen das vorhergehende
Jahr.
piai ht.
Es gibt in dieser Provinz 60 öffentliche, 8 Privat-
schulen. Diese wurden von 172 Schülern, jene von 1,634
besucht.
Unter den öffentlichen Schulen ragt die Handwerker-
schule hervor, mit welcher besondere technische Anstal-
ten verbunden sind, wo Schneider, Schuster, Klempner,
Schreiner, Böttcher, Maurer, Drucker und Musiker aus*-.
gebildet werdea.
Es wird also eine Vermehrung des Schulbesuche»
nachgewiesen.
Für den Secundärunterricht gibt es ein sogenanntes Ly-
ceu, wo 55 Knaben lernen. Nicht weniger als ein Fünftel
' c. c. 19
— 290 —
r(Ra. 71:080$000) der Totaleinnahme fR . 362:796*869
wird auf das Unterrichtswesen verwendet.
CEAItA.
Yon der auf Rs. 850:000$00o geschätzten Provin-
zialeinnahme wird ein Vietol (Rs. 217:100$000) fiirUn-
terriclitszwecke verausgabt.
Man zählt 221 Volksschulen, davon 49 Privatschulen.
Die öffentlichen Schulen wurden von 10,135 Schülern,
die Privatschulen von 2.706 besucht. Totalsumme : 12,841
Schüler.
Folglich hat die Schülerzalil um 3,390 zugenommen.
Ausser den beiden schon oben erwähnten Seminarien^.
gibt es 7 Öffentliche Secundäranstalten, nämlich, da^^g
Lyceu Provincial, welchem 10 Classcn in der HauptetacL^^^
und 6 lateinische Classon im Inneren unterhält. Es
drei Privatanstal ton für den Secundäruntorricht, und ei
Internat für Zöglinge, welches die Provinzialregi<
mit Rs. 3:000$000 jährlich unterstützt, und 70 arme Wi
senkind r aufzunehmen verpflichtet ist.
Diese Institute wurden von 860 Schülern, besucht; zu
den öffentlichen gehören 473, uud zu den privat fl ri^ < 7.
folglich 181 mehr als im vergangenen Jahre.
BIO GRANDE DO HORTE.
Diese Provinz verwendet die jährliche Summe "mtron
Rs. 64£20$000, also ein Fünftel ihrer TotaleinnabÄ_me
(Rs. 357,6781000) auf die Yolkserziehung.
Sie besitzt 82 öffentliche Primärschulen, die -SecuncI um-
schule, Athonou Rio Q-randcnsc, 4 Soparatclassen nefo/
einem besonderen Cursus für lateinische Grammatü,
9 Privatschulen und einen Abendcursus, wo 38 K> aben
lernen.
— 291 —
Die Primarschulen wurden von 2,928 Schülern, das
-A^~fcheneu und die Separatclassen von 114, und die Iatei-
sche C lasse von 5 besucht.
PARAHTBA.
Primftrunterricht findet in 109 öffentlichen und 8
jivatschulen statt; diese wurden von 198, jene von
648 Knaben und Mädchen besucht.
Für Secundärunterricht gibt es 4 öffentliche, 2 Prlvat-
nabeninstitute : unter den ersten das Lyceu Provin-
al, und 3 lateinische Classcn, von 109 Schülern besucht;
den Privatinstituten gibt es 4 Classen, wo Geometrie,
,tein, Französisch, Englisch, von 69 Schülern gelernt
erden.
Die Provinzialeinnahme wird auf Es. 600:000$000,
eranschlagt, davon kommt ein Fünftel ohngeftLhr
<;Es. 119:693$800) auf die Yolkserziehung.
• PBRNAMBUCO.
Primärunterricht wird in 456 Schulen ertheilt, welche
S Abendcursus und 111 Privatclassen miteinbegreifen.
Der Schülerbesuch betrug 13,520, nämlich 11,288
*Lr öffentliche, 1,942 für Privatsohulen und 290 fiir
-Abeodcursus.
Der Schulbesuch weist einen Mehrunterschied von
3,408 gegen das vorletzte Jahr.
Secundärunterricht empfingen 1,153 Schüler, nämlich
395 in öffentlichen und 758 in Privatanstalten,
Diese Zöglinge waren auf 38 Institute : 6 öffentliche,
.32 Privatinstitute, deren eins unterstüzt ist, vertheilt.
Unter jenen begreift man das Gymnasium mit Internat
und Externat, eine Normalschule mit Externat und 4
— 292 —
besondere Classen, nämlich 3 für Latein und 1 für Latein
und Französisch.
Der Schulbesuch weist «inen Mehr-Unterschied von
331 im J. 1871 nach.
Ton ihrer Totaleinnahme (Es. 2,425:194$000) verwen-
det die Provinz circa ein Fünftel (Rs. 459S59S166) auf
die Volkserziehung.
ALAGÖAS.
Die Provinzialeinnahme wird auf Es. 687:414$000
geschätzt, davon kommt beinahe ein Fünftel auf das TJn-
terrichtswesen.
Sie besitzt 136 öffentliche Schulen nebst einer Abend-
schule und 73 Privatschalen. Der Schulbesuch betrug
6.026 mit Einschluss von 35 Schülern der Abendschule.
Für Secundärunterricht bestehen 5 öffentliche und 3
Privatanstalten ; unter den ersten sind die Normalschule
für beide Geschlechter, das, Lyceu Provincial, 2 latei-
nische und eine französische (jJlasse.
Yon den 369 Schülern fallen 92 auf die öffentlichen
und 277 auf die Privatanstalten.
8ERGEPB.
Es bestehen in dieser Provinz 148 öffentliche Schulen,
eine Abend-und30 Privatschulen. Die Regierungaschulen
wurden von 4,477 Schülern, die Privat&ehulön von 538
und der Abendcursus von 44 besucht.
Es findet em Mehr-Unterschied von 1.045 gegen das
vorige Jahr statt
Die Provinz besitzt 5 öffentliche und 7 Privafc-Secun-
därschulen, in jenen lernten 192, in diesen 55 Schüler:
Totalsumme 247. in dem Abendcursus r wo 19 Knaben
gelehrt wurden, gibt es Classen, für portugiesische
— 293 —
Sprache, Französisch, Buchhaltung, brasilianische Ge-
schichte, Erklärung di r Reichsverfassung, Lincarzeichnen
und Mathematik.
Die Provintialeinnahme wird auf Rs. 505:5191000
geschätzt. Für den öffentlichen Unterricht wird ein
Fünftel dieser Summe (Rs. 106:880$000,) bestimmt.
BAHIA.
. Sie bestreitet die Unterrichtskoston mit ohngc&hr
Bs. 335:240$331 was mehr als oin Fünftel ihrer ganzen
Einnahme (Bfl. 1,885:3061000,) ausmacht.
Sie besitzt 295 Schulen und 11 Abendcursus, wovon
274 Regierungs-un'! 21 Privatschulen sind. Yon diesen
werden 5 von der Provinzialregicrung unterstützt.
Es besuchten. 14,4G1 Schüler die öffentlichen, und 532
die Privatschulen. Totalsumme: 15,540. Die Abend-
cursus wurden von* 547 Knaben besucht. Im Verhältnis»
zum vorigen Jahre bemerkt man eine Zunahme von
3,462, den Besuch der Cursus mitoir. gerechnet.
Siö zählt 9 Anstalten für Secundärunterricht, wovon
3 öffentliche. Unter diesen zeichnen sich aus die Normal-
Schule und das Lyceu Provincial. 171 Schüler besuchten
die öffentlichen, 971 die Privatanstalten* Total: 1,142.
B8PIRIT0-SANT0.
Obgleich diese Provinz über ein sehr unbedeutendes
Einkommen (Rs. 275:9305000,) verfugt, verwendet sie
etwas mehr als ein Viertel auf das Unterrichtswesen.
Sie besitzt 81 öffentliche und 5 Privatschulen. Sie
worden von 1,590 und 105 Schülern besucht.
Der Secundärunterricht wird in zwei Regierungsan-
stalten, Collegio do Espirito-Santö für Knaben, Nossa
i
— 294 —
Senhora da Ponha für Mädchen, ertheilt. Es gibt in jeder
ein Externat und ein Internat. Die Schülerzahl be-
trug 72.
Ausserdem gibt es 2 Privatinstitute mit 13 Schülern«
BIO DB JANEIRO,
Diese Provinz verwendet mehr als ein Siebentel ihrer
ganzen Einnahme (Rs. 4,437:0005000,) auf die Yolks-
erziehung, indem hiefür Rs. 629:582$000 decretirt sind.
Es gibt, mit Einschluss von 6 Abendschulen,! 435
öffentliche Schulen, und 135 Privatschulen.
Von jenen fiingirten nur 272, und wurden von 10,151
Zöglingen besucht. Unter diesen erhielten 21 Unter-
stützung seitens der Provinz und zählten 3,625 Zöglinge^
Die Totalsumme belief sich auf 13,776«
Es wird a'so ein Mehr-Unterschied von 4,707 Schülern
gegen das vorige Jahr nachgewiesen.
Die Provinz besitzt 1 Normalschule für beide Ge- ,
schlechter, 3 Olassen für Englisch, Französisch und
Latein, ausser 14 Privat- Anstalten, wovon 10 Internate«
Erstere wurden von 171, letztere von 971 Schülern
besucht.
In der Hauptstadt existirt ein Mädchenasyl (Asylo de.
Santa Leopoldina), welches schon oben erwähnt worden
ist.
S. PAULO.
Ueber ein Sechstel der Einnahme dieser Provinz
(Rs. 2,110:787$000 ) wird für den Volksunterricht
verwendet.
Sie besitzt 422 öffentliche Schulen, in welchen 11,520
Knaben und Mädchen gelehrt werden.
In verschiedenen Städten, durch Beiträge von Pri- !
- 295 —
vatleuten, wurden Abendclassen organisirt, welche bereits
von 88 Schülern benutzt worden sind.
Der Secundärunterricht wird gewöhnlich in den Clas-
»en ertheilt, welche die kaiserliche Regierung als Vor-
bereitungsanstalt für die Rechtsfacultät eingerichtet hat.
In der Stadt Itü besteht, ausser einem ^bedeutenden
Seminarium, eine lateinische und eine französische Glasse
mit 42 Schülern.
PARANA.
Der Zustand des Unterrichts ist folgender; Schulbesuch
1917 Schüler in 47 öffentlichen und 333 in 17 Privat-
schulen. Es sind forner 37 öffentliche Schulen decretirt,
welch indess noch nicht fungiren. -
Für den Secundärunterricht gibt es 6 Anstalten, wovon
2 öffentliche. Die Gesammtzahl der Zöglinge betrug 188.
Es lässt sich keine namhafte Vermehrung der Schü-
lerzahl bemerken.
Das Provinzialeinkommen belauft sich auf Rs.
621:956$409 davon kommt ein Siebentel (Rs. 02:5881000)
auf das Unterrichtswesen.
SANTA CATÜABISA.
Diese Provinz zählt 93 Primärschulen, deren Aus-
gaben Rs. 63:619$797, d. i. ein Viertel der ganzen
Einnahme (Rs. 243:698$487) betragen.
Sie besitzt 40 Privatschulen.
Die öffentlichen Schulen wurden von 3,112 Zöglingen,
die Privatschulen von 1,038 Zöglingen besucht. Total-
sümme: 4,150.
Im Verhältniss zum vorigen Jahre ergab sich eine Zu*
nähme von 648 Schülern.
— 296 —
8. PEDRO DO BIO GBAITDB DO 9ÜIi.
Es gibt in dieser Provina 246 öffentliche und 116
Privatschulen.
Die öffentlichen Schulen wurden von 7,573 Zöglingen,
die Privatschulen von 4,738 Zöglingen benutet. Total-
summe: 12,311.
Die Provinzialregierung unterstützt 24 PrivatscJbulen
Die diesjährige Schülerzahl übertraf diejenige vom
vorigen Jahre um 2,850 Schüler. Diese Zunahme ist seit
1867, wo kaum 3,849 Kinder zur Schule gingen, all-
mählig vor sich gegangen.
Für den Secundärunterricht gibt es 23 Anstalten,
wovon ' 4 der Provinzialregierung angehören. Die 19
Privatanstalten zählten 351 Zöglinge, die öffentlichen
72. Totalsumme: 423.
Unter den öffentlichen Anstalten sind : ein Athenäum
und eine Normalschule für beide Geschlechter besonders
zu erwähnen.
Von dem Provinzialcinkommon (Rs. 1,850:8QO$000,)
werden Bs. 250:740$000, also mehr als ein Siebentel, für
Schulzwecke verwendet.
MINAS-GERAES.
Diese Provinz verwendet ein Drittel (Rs. 4U:840$000)
ihrer Totaloinn&hme (Ra. 1,412:9421000) aufUnterrichts-
anstalten.
Ihre öffentlichen Primärschulen sind schon 554 an der
Zahl; es existiren 124 Privätschulen. In diesen 678
Schulen, lernten 18,770 Zöglinge, nämlich 17,337 in den
öffentlichen und 1,433 in den Privatschulen. Unter diesen
werden 95 von der Provinzialregierung unterstützt.
Es wird ein Mehr-Unterschied von 5,125 Zöglingen
gegen voriges Jahr aufgewiesen.
297 —
Ausser den öffentlichen, giebt es 87 Privatanstalten
für Secundärunterricht einschliesslich von 5 Privat-
instituten, welche von der Provinzialregierung mit Geld
unterstützt werden.
Unter den öffentlichen Untcrrichtsanstalten sind ein-
begriffen : ein Apothekerinstitut, ' wo in zweijährigem
Cursus Chemie, Pflanzenkunde, Materia medica und Phar-
macie studirt werden ; 49 Separatclassen für Secundär-
Unterricht nämlich, 1 lateinische, 44 für Lateinisch und
Französisch, 1 für Französisch und Englisch, 1 für
Unglisch und Geographie, 2 für Mathematik. Die Pro-
vinzialregierung untcrstüzt 4 Knaben und 1 Mädchen-
schule.
Diese Anstalten wurden von 988 Zöglingen, nämlich,
die öffentlichen Classen von 836 und die Privatclassen
von 152 besucht. Das Apothekerinstitut zählte 36 Zog
linge.
Die Zunahme übertraf die Gesammtzahl a om vorigen
Jahre um 617 Schüler.
GOTAZ.
1 ■
Bei einer geringen Einnahme von Rs. 148:922$570
^ erwendet .sie über ein Drittel davc.n (IIb. 45:250$000)-
auf 4&& Schulwesen.
Sie besitzt 73 Primärschulen, unter diesen eine Privat-,
schule. Diese wyrden von 2,143 Zöglingen besucht und
es ergibt sich ein Mehr-Unterschied von 244 Schülern
gegen das vorige Jahr.
Für den Secundärunterricht ist ein Externat, Lyce*
Provincial, organisirt worden, wo 102 Zöglinge einge-
schrieben waren.
— 298 —
MATO-GROSSO.
Diese Provinz verwendet auf die Volkserziehung mehr
als ein Neuntel (Rs. 23:960$000) ihrer ganzen Einnahme
(Rs. 226:000$000.)
Es gibt in derselben 32 Schulen, nämlich 27 öffent-
liche und 5 Privatschulen ; in dieseu lernten GO, in jenen
1,176 Zöglinge.
Die Provinz unterkälO) Classen für Mathematik, Geo-
graphie, Geschichte, Latein und Französisch. Es waren
26 Schüler eingeschrieben.
Wenn wir das oben Erwähnte zusammenfassen, er-
gibt sich, in Betreff des Primär-Unterrichts, dass im
ganzen Reiche 4,653 öffentliche und Privatanstalten von
155,058 Zöglingen beider Geschlechter besucht werden.
Angesichts der Schwierigkeiten Nach Weisungen dieser
Ar!: zu sammeln in einem so ausgedehnten Lande und
überall zerstreuten Bevölkerung, ist kaum zu bezweifeln
dass das erreichte Resultat hinter der Wahrheit zurück-
blieb, nicht allein in Betreff der Zahl von Schulen,
sondern auch in dem der Zöglinge beiderlei Geschlechts
welche sie wirklich besuchen.
Ausserdem muss noch bemerkt werden, dass in dieser
unvollkommenen und mangelhaften Statistik die Kin-
der nicht eingerechnet sind, welche primären und se-
cundären Unterricht im elterlichen Hause geniessen.
Viele brasilianische Pflanzer, welche fern von be-
völkerten Orten wohnen, ziehen es vor, auf ihren
Pflanzungen , Primär — und Secündär — Schulen zu
halten, zu welchen, ausser ihren eigenen Kindern, auch
die der weniger begüterten benachbarten Einwohner
freien Zutritt haben.
Wenn man jedoch das Resultat dieser Statistik mit
dem von 1866 vergleicht, s > ergibt sich eiue Zunahme
von 218 Elementarschulen r.nd 47,570 Schülern, so dass
also der durchschnittliche Zuwachs 7,929 per Jahr gewe-
Folgende Tabelle zeigt die Zahl der Schulen und
Schuler, die Einnahme von jeder Provinz und die für
die Unterrichtekostcn in jeder derselben angewiesenen
Geldsummen.
1 1
|
M
B9. 61:3408000
307;74OSOUO
116:01)0(000
71:0808000
517:1001(000
64:620(000
119:693(800
4S3;1)398I6B
125:3H4(OüO
ioo^iibooo
.135:5101)331
61:9114801)0
oäoanssooo
280:0008000
315:6 12S060
MiSasflnoo
63:619(797
250:0008000
411:8408000
45:2508000
13:0008000
Amazonas . . .
Marauhäo , . .
Parahyba . . .
Bio Grande do
Wort« ....
Pemamliuco . ■
Alagöas ....
Sergipe ....
Espirilo-Siinlo .
Rio de Janeiro.
Bezirk derKesi-
S. Paulo ....
Santa Catliarina
S.Pedro do Rin
Grande da Bai.
Mato-Grosso. . .
Summe . .
4.1
10
15C
1»
s*a
117
436
HD
170
306
80
170
174
4»
IUI
133
sei
678
73
1,217
mm
n.O'.o
1.80«
18.H41
2,928
,1.64«
13. WO
MM
r>,(i5a
1.'i.5tn
i,m
13.776
12,498
4,150
12,311
18,771)
2,141
Hs. 511:712(312
1.B71ÄOJOU0
7:18:4135«»
362:796880!)
«50:0008000
367:678(000
fiO0:OOOB0O0
S. 486:194 JUX)
687:114*000
30.1:611)8000
278:930SOO0
4.W7:O0OJD00
S. 110:787 flOÜO
0äl:f)56B4O9
243:6988487
1.850:8008000
1.412:942(000
148:912(1070
fH:OQ0|DD0
■
) :„';,< v;h
»l,«3saBW44fJ
4.162:3:138751
— 300 —
RELIGIOESER UNTERRICHT.
Die in den 12 Diöcesen errichteten Seminarien bieten
den Candidaten für den geistlichen Stand den nöthigen
Unterricht, sowohl in den Vorbereitungs-ais in den ei-
gentlich theologischen Fächern.
Es sind deren 19, und werden sie in grosse und kleine
Seminarien eingetheilt; sie werden vom Staate unterhalten,
welcher dafür Es. 115:000$000 jährlich ausgiebt; nur
das yon S. Josö in Rio de Janeiro hat hinlängliches
eigenes Stiftungsyermögen.
Zur Zeit der letzten amtlichen Mittheilungen, wurden
diese Seminarien von 1,428 Schülern besucht, von denen
die kleinen Seminarien 1.090, die grossen 338 zählten»
Folgende Tabelle weist die Frequenz derselben nach.
DIÖCESEN.
Parö, (Bel6m)
Parä (Manäos)
Maranhäo . .
Ceard ....
Olinda . . » .
S. Salvador .
Rio de Janeiro
S. Paulo. . .
Marianna . .
Diamantina .
Goyaz ....
Cuyabä . . .
Summe. . . .
SEMINARE.
Kleine.
10
Grosse.
1
9
SCHUELERZAHL.
Der
kleinen.
72
30
177
118
130
103
338
76
46
1.090
Der
(rossen.
13
37
48
39
54
12
48
25
62
338
TOTAL.
72
30
190
155
48
169
54
115
386
101
46
62
— 301 —
Im vorigen Jahre erhielten die priesterliche Weihe
111 Seminaristen, wie aus folgender Tabelle ersichtlich
ist:
tmcH-
SPRENGEL
•
WEIHEN
Niedere
Zu Sab- 1
diacooeo
Zu Diacooen
Zo Priestern
Cearä
ü
7
7
13
8
13
2
2
Olindfl
S. Paulo
7
10
2
Cuyabi
15
3
14
2
18
22
26
45
Dazu kommen nooh drei Priester, welche in dem klei-
nen Seminar zu Belöm in Par& als Professoren wirken,
und 9 Seminaristen in Bahia, welche aus Verhinderung
deB Erzbischofe, nicht zu Priestern geweiht wurden.
Auch ißt anzumerken, dass in dem von S. H. Pius IX
in Born gegründeten Lateinisch-Americanischen Seminar
38 Brasilianer aus den Provinzen Cearä, Bahia, Bio de
Janeiro und S. Pedro do Bio-Grande do Sulstudiren.
Der Studienplan ist in den beiden Glassen derSemi-
narien verschieden.
In den kleinen Senrinarien werden als Vorbereitungs-
Diaciplinen gelehrt: Portugiesisch, Lateinisch, Griechisch,
— 302 —
Französisch, Englisch, Hebräisch und Italienisch, Re-
ligion, vaterländische und Weltgeschichte, Erdbeschrei-
bung, elementare Grössenlehre, Naturgeschichte, Phi-
losophie, Rhetorik, Musik, Gesang und Zeichnen.
In den grossen Seminarien ist der Oursus der Theologie
nicht in allen gleich. Im Allgemeinen jedoch umfasst er
Biblische und Kirchengeschichte, Exegetik, Hermeneutik,
Moraltheologie, Dogtnatik, Natur und kanonisches Recht,
Lithurgie und Ceremonien.
MILITAIR- LEHR ANSTALTEN.
Die Militair-Studien werden in folgenden Anstalten
gemacht, die unter dem Kriegs-Ministerium stehen:
Regimentsschulen , Vorbereitungsschulen, Militair-
schule, allgemeine Schule für Schiessübungen auf dem
Campo Grande, Centralschule, und Depot von Artillerie-
Zöglingen.
Regimentsschulen. — : Die Regimentsschulen, bestimmt
für den Dienst der Armeecorps Unterofficiere zu bilden,
umfassen für alle Waffengattungen folgende Gegen-
stände: Lesen, Schreiben, Religionsunterricht, die vier
Grundoperationen mit ganzen Zahlen, gewöhnliche und
Decimal-Brüche, Metrologie, LineaTzeichnen, das Haupt-
sächlichste aus dem Militair-Strafgesetzbuche , die
Pflichten des Soldaten, Feldwebels, Oorporal und
Sergeanten in allen Verhältnissen des Dienstes im
Frieden und im Kriege.
Für jede Waffengattung ist die betreffende prakti-
sche Unterweisung durch ein von detr Unterrichts-Com-
mission der Militairschule entworfenes Programm
geregelt.
— 303 —
Vorbereitungsschulen. — Die Vorbercitungssckulen um-
fassen das Studium der Lehrgegcnständo, die zur
Matrikulirung in den höheren Militair-Cursen gefor-
dert werden, und den praktischen Eleincntar-Unter-
licht der verschiedenen Waffengattungen.
Ihr Cursus ist in den Provinzen zweijährig, inner-
halb welcher Zeit gelehrt wird : Portugiesische Gram-
matik, Französisch, Geschichte und Geographie, na-
mentlich von Brasilien, Arithmetik, Elemente der
Algebra, Gcomotr'e, ebene Trigonometrie, Linearzeich-
nen, angewandte Geometrie, Verwaltung von Compag-
nien und Corps.
Die Vorbereitungschulo in der Hauptstadt doi Rei-
ches ist mit der Militairschule verbunden. Der drei-
jährige Cursus derselben umfass: noch Turnen, Schwim-
men und Fechten.
Militairschule. — Die Militairöchulc bildet einen drei-
jährigen Cursus, worin gelehrt wird:
Höhere Algebra, analytische Geometrie, Experimen-
talphysik und vorgängi^o Kcnntniss der Mechanik
unorganische Chemie und ihre Anwendung auf Mili-
tair-Fcuerwerkor-Kunst , topographisches Zeichnen ,
Topographie und Recognoscirung vun Terrains, Tak-
tik, Strategik, Lagermessung, Militairgeschichte, leichte
und dauerhafte Fortification, Elemente der Ballistik,
Grundsätze des Völkerrechts, Elemente des Natur-
nnd Staatsrechts in Bezug auf den Militairdienöt,
Militair-Gesetzgebung, Planzoichnen , descriptive Geo-
metrie, mit Einschluss des Studiums über verjüngte
[Ebenen, und ihre Anwendung auf die Bestimmung
der Schusslinien, Differential und Integralrechnung,
Mechanik, theoretische und praktische Ballistik, Mili-
— 304 —
tair-Technologie, Artillerie, Hauptsysteme der dauern-
den Befestigung, Angriff und Vertheidigung von be-
festigten Plätzen, Müitairminen, Fortifications-Zeichnen,
sowie das von Kriegsmaschinen, Handhabung der
Waffen, Turnen, Schwimmen und praktische TJebungen.
Die ersten zwei Jahre machen den Cursus für Ca-
vallerie und Infanterie aus, — die drei Jahre den für
Artillerie.
Zum Eintritt in den Generalstab und in das Mili-
tair- Ingenieurcorps ist ausser jenen drei Jahren noch
ein ergänzender Cursus erforderlich, welcher auf der
CentraLchule durchgemacht wird, nämlich -tür den
Generalstab : Studium und praktische Uebung des geo-
graphischen Zeichnens und Astronomie, Topographie,
Geodäsie, Botanik, Zoologie und Elemente der orga^-
nischen Chemie ;J — und für die Militairingenieure: Stu-
dium und praktische TJebung dqr auf Bauten angewand-
ten Mechanik. [Grundsätze der Civil-Baukunst, Eigen-
schaften und Widerstandsfähigkeit der Baumaterialien,
Begriffe über Leitung der Flüsse] und Wasserbewe-
gung in Canälen und Wasserleitungen, natürliche und
künstliche Binnen-Schiffifahrt, Strassen, Brücken, Eisen-
bahnen, Telegraphen, Mineralogie und Geologie> Bau-
zeichnen, Anlage und Verzierung von Civil-und Mili-
tairgebäuden und^Ausführung von Plänen.
Die Militairschule wird von öinem Commandanten,
welcher Stabsofficier irgend einer der wissenschaftlichen
Waffengattungen ist und nicht bei dem Unterricht
mitwirkt, — und von einem zweiten höheren Officier
geleitet, unter Beihülfe von einem oder zwei Adjutan-
ten, welche Linienofficiere sind, und von einem mit
den [schriftlichen Arbeiten betrauten Seerötair.
— 305 —
Das Lehrorpersonal besteht aus 6 Lehrern, 4 Repö-
titoren, 2 Unterlehrern und 1 oder 2 Hülfslehrem.
Die Militairschule besitzt eine ihrem besonderen
Zwecke angemessene Bibliothek, ein physikalisches
Kabinet, ein chemisch-p yrotechnieches Laboratorium ,
eine Kapelle und ein Krankenhaus.
Das Lehrerpersonal wird, auf Grund der von den
Bewerbern im Examen abgelegten Proben, von der
Regierung ernannt.
Kürzlich ist die Regierung ermächtigt worden, die
Militairschule der Provinz S. Pedro do Rio Grande do
Sul wieder einzurichten, und dem Cursus derselben eine
Reitschule hinzuzufügen.
Im Jahre 1873 haben »ich in dem höheren Cursüs
dieser Schule 112 Schüler matrikulirt, und 19*J in dar
Vorbereitungsschulc.
Allgemeine Schiess-Schuf* in Campo Grande. — Der
Zweck dieser Schule ist, für die verschiedenen Trup-
pentheile Instructoren zu bilden durch die Theorie und
Praxis des Schiessens, und durch Waffenkenntniss im
allgemeinen.
Bei dem Unterricht wird provisorisch das befolgt,
itas P¬ in dem Cursus der Schiossschule von Saint-
Oüu* vorschreibt.
In dieser Schule, die mit grossem Nutzen von einer
so&onr beträchtlichen Anzahl Schüler besucht worden ist,
Wenden folgende Gegenstände gelehrt:
Nomenclatur der verschiedenen Fonerschlünde der Aiv
tQleriä, ihrer Lafetten, Karron, Sehmieden, Trainwagen
tfäfl der verschiedenen Montirungsstücke und des Rie-
m&ntetiges ; Nomenclatur, Gebrauch und Anfertigung de*
; Nomenclatur und Dienst der verschiedenem
o.a. 20
- 306 -
Kraftmaschinen, die bei Aufpflanzung und Demontirung
der Geschütze angewendet werden; praktische Mittel
um Entfernungen abzuschätzen ; Nomenclatur und Ge-
brauch der Instrumente, die zum Herausreisscn und
Legen der Zünder, sowie zur Erkonnung und Richtung
der Feuerschlünde nöthig sind ; theoretisches und prak-
tisches Richten der Kanonen und der Congreve'schen
Raketen in gradliniger, gekrümmter Richtung und als
Ricochetschuss ; Graduirung der Zünder für die ent-
sprechenden Weiten und Kugelbahncn ; die verschiede-
nen gekannten Mittel, wie man die Schleuderkraft des.
Pulvers abschätzt.
Die Schule hat eine ausgedehnte Schusslinie und
was dazu gehört. Sie befindet sich nahe bei der Resi-
denz, mit welcher sie durch die Eisenbahn D. Pedro II
und durch tine gute Fahrstrasse leicht verkehren kann.
Sie ist von der Militairschule getrennt worden, und
hat vor Kurzem eine neu«; Organisation erhalten.
Centrahchule. — Diese Lehranstalt befasst sich haupt-
sächlich mit dem Unterricht der Mathematik und Na-
turwissenschaften, und begreift in einem sechsjährigen
Cursus folgende Gegenstände : Algebra, Geometrie, grad-
linige und sphärische Trigonometrie, Linear-und to-
pographisches Zeichnen, Elemente der Topographie,
analytische Geometrie, allgemeine Theorie der Projectio-
nen, Differential- und Integralrechnung, Mechanik, Ex-
perimental-Physik, graphische Lösung von Problemen
der descriptiven Geometrie und deren Anwendung auf
die Schattenlehre, unorganische Chemie und betreffende
Analyse, Maschinenzeichnen, Astronomie, Topographie, ,.
Geodesie,. Botanik und Zoologie, Elemente'der organischen. \
Vheniio, geographisches Zeichnen; Mechanik augewen* :
1
_ 307 _.
det auf Bauten, Civil-Iiaukunnt, Theorie der Flusslci-
tung, Bewegung dos \Vas>cn* in Ciniillrn, Schifffahrt
und Strassen, Brücken und Eisenbahnen, Telegraphen,
Mineralogie und Geologie, Bauzeichnen, Anfertigung von
Rissen und Verzierung von Civil und Militairgeliiiuden
nnd Ausführung der Uis<e, angewandte Hydronamik,
hydraulische Getriebe und Maschinen, Verbesseruns: der
Flü«sc in Bezug auf Schüft ahrt und Ucl>erseh\vcmraungep f
schiffbare Canitle, Canalisirung und Ableitung desWas-
sers, artesische Brunnen, Sicherheit und Erhaltung Ton
Häfen, Entfernung von SandbiLuken und Herstellung von
Ankerplätzen, National-! )ekonomie, Statistik und Grund-
sätze des Vcrwidtunirsreclitjs Zeichnen und Construction
Ton hydraulischen Maschinen und praktische Uchungen
während der Ferien.
Die Schule bietet für die Civilschüler zwei Curse,
einen für Civil-Ingenicurc, und einen für rngenicur-Gco-
graphen.
Ereterer besteht in dem Studium aller oben erwähnten
Wissenschaften und in den praktischen Uebungen der*
selben. Letzterer umtasst das Studium der Lehrgegen-
stäude der ersten 4 Jahre des allgemeinen Cursus,
welche folgende Materien umfassen : Algebra, analy-
tische Geometrie und allgemeine Theorie der Pro-
jeetionen, Elemente der DiiFcrcntial-und-Integral-
rechnung, Mechanik, recht linige und sphärische Trigono-
metrie, topographische Astronomie, Ueodesic, Expcri-
mentalphysik, unorganische Chenie, Botanik, Zoologie,
Elemente der organischen Chemie, graphische Lösung
der Probleme der descriptiven Gcomctrio und ihre An-
wendung auf Schattenlehre, Lincar-und topegraphi-
sches Zeichnen, Maschinen-Zeichnen, geographisches
- 303 -
Zeichnen, praktische Uebungen auf dem Observatorium,
gcodesische Operationen und praktiocke Uebungen.
Die Schule ist unmittelbar einem Director unter-
geordnet, welcher Stabsofficier einer wissenschaftlichen
Waffengattung sein muss und sich nicht am Unter-
richt* betheiligt.
Ihm sind 2 Adjutanten beigegeben, von denen einer
Ebenfalls Stabsofficier von irgend einer wissenschaft-
lichen Waffengattung sein muss, und ein mit den lau-
fenden Geschäften betrauter Secretair.
Das Lehrerpersonal besteht aus 11 Oberlehrern, 5
Repetitoren, 2 Zeichnenlehrern, 2 Hülfe-Zeichnenlehrern
und Hülfe - Repetitoren.
Die Schule besitzt eine Bibliothek, ein physikalisches
Cabinet, ein chemisches Laboratorium, ein Mineralca-
binet, einen. Saal für Modelle der wichtigsten Con-
structionen und Maschinen.
Das Lehrerpersonal wird nach statt gefundenem Con-
ßurs von der Regierung ernannt.
Durch ein Gesetz ist die Regierung ermächtigt, das or-
ganische Reglement dieser und der Militair-Schule
zu reformiren, und in der letzteren den Militairingenieur-
Oursus und die zur Verleihung der Baccalaureus*
Würde in Mathematik und Naturwissenschaften nöthi-
gen Studien zu vervollständigen. Die Centralschule soll
unter das Ministerium des Innern zu stehen kommen,
i
und da sie eher für Civilverhältnisse als für Militair- . j
i
zwecke bestimmt ist, wird sie ihren wahren Charaktet
all Schule für Ingenieur-Geographen, Civilingenieuue
und Directoren von industriellen, landwirtschaftlichen
pnd mineralogischen Unternehmungen annehmen,
_ 309 —
In diesem Jahre wird die Centralschule von 464
Schülern besucht.
Im vergangenen Jahr hatten sich 483 Schüler ma-
trikulirt, yon denen 408 das Examen machten und
bestanden.
Kaiserliches astronomisclies Observatorium. — Dasselbe
gehört zur Centralschule und seine Bestimmung ißt, den
Schülern des vierten Jahres derselben den Unterricht
in praktischer Astronomie zu crtheilen, sowie die astrono-
mischen und meteorologischen Beobachtungen zu ver-
öffentlichen.
Daselbst werden die Chronometer der Kriegs-und
Marinebehörden regulirt, und täglich wird ein Signal
gegeben, welches die mittlere Zeit anzeigt.
Es hat eine wichtiges Werk über die metereolo-
gischen Tafeln mit den verschiedenen Curven veröffent-
licht
Es befindet sich auf einer Anhöhe der Stadt Rio de
Janeiro. Die an denselben angestellten Beamten sind
mehrfach in Commissionen ausgeschickt worden, um Stu-
dien und Beobachtungen an verschiedenen Punkten des
Landes zu machen.
In den Tageblättern veröffentlicht es die meteorolo-
gischen Beobachtungen des vorhergehenden Tages.
Um dasselbe mit anderen Observatorien auf gleiche
Höhe zu bringen, geht die Regierung damit um, das
wissenschaftliche Arsenal desselben zu erweitern. Der
Director befindet sich in Europa, und ist beauftragt
xait der Beschaffung und Herrichtung von Instrumenten
und Apparaten, welche für die dem Observatorium
obliegenden Arbeiten geeignet sind.
Diese Anstalt soll dergestalt reorganisirt werden«
- 310 —
cbss sie ihrem Zwecke genügender entsprechen kann;
zu diesem Ende soll der Kreis ihrer Beobachtungen
erweitert, und vor allen Dingen ein Personal heran-
' gebildet werden, das für geographische und geodesische
Arbeiten im Interesse des Ackerbaues, und für den
Sternenkatalog geeignet ist.
Es existirt auch eine Sternwarte in der Haupt-
stadt der Provinz Penambuco.
Einheimische und ausländische wissenschaftliche Ex-
peditionen haben sich in letzter Zeit mit astronomi-
schen Beobachtungen an verschiedenen Punkten des
Reiches beschäftigt.
LEHRANSTALTEN FÜR DIE MARINE.
Dio Marine besitzt verschiedene Lehr-Anstalten.
In der Marino- Schule, die sich an Bord eines Schilfes
befindet, werden alle Zweige der mathematischen Wis-.Ä
senschaften, welche den vollständigen Studien der AstKK". :
nomio und Navigation als Basis dienen, Physik
Chemie, Wetter-Kunde, Dampfmaschinen, Artillerie, Hyt^
drographic, und See-Taktik gelehrt.
Die Aspiranten lernen französisch und englisch,
recht, Geschichte, und Neben Materien, welche die vol
ständigo Befähigung in allen Dienstleistungen du
Standes, sowohl in militairischcr als wissenschaftlic
Hinsicht, zum Zweck haben.
Der praktische Theil des Unterrichtes wird an
gegeben , theils bei jährlichen Kreuzfahrten, dio
Küste entlang gemacht werden, theils bei Instruction
reisen nach verschiedenen Theilen der Erde.
— 311 -
Die Vorbereitung für dio Marineschule wird auf
Staatskosten in einem Extcrnat gegeben.
Die Vorbereitungs 'Materien bestehen in hinlänglicher
Kenntniss der Muttersprache, Geographie und Welt-
geschichte, « rithmetik , Anfangsgründe der Algebra,
der französischen und englischen Sprache, und Zeichnen.
Die Lehrer für die Sl-IiuIo werden nach vorhergegan-
genem Concurs von der Ucgicruug ernannt.
Für die Matrosen und Marine- Soldaten ist die prak-
tische Artillerie-Schule, verschen mit allen Hülfsmit-
tcln zu einem gründlichen Unterricht.
Die Schule, in welcher angewandte Geometrie gelehrt
wird, und die für Maschinisten auf Kriegsschiffen, be-
reiten für den Dienst an Bord und für dio Arbeiten
in den Werkstätten der Marine- \rsenalo vor.
Nicht nur in den Staats-Hchulen, sondern auch in
den vorzüglichsten europäischen Anstellten widmen
«ich viele brasilianische Znglingo dem Studium des
Schiffbaues, der Dampfmaschinen, der Hydraulik,
Artillerie und Pyrotechnik. Auf diese Weise wird
Brasilien in kurzer Zeit ein für die technischen Ma-
rine-Arbeiten zahlreiches und ausreichend befähigtes
Personal besitzen. Schon sind die Dircetoren der Werk-
stätten sämmtlich Brasilianer, und einige von ihnen in
Enro^a, wo sie ihre Studien gi »macht haben, vortheilhaft
Bekannt.
Einer derselben, der die Construction der Schiffe auf
eine glänzende Weise abgeändert hat, erhielt für seino
Erfindung in England ein Privilegium; einem andern vor-
dankt man den Bau der ersten Panzer-Schiffe in Rio
de Janeiro.
— 312 .
Von dar Marine-Bibliothek wird an einer andern Stelle
die Rede sein.
Die Jfariegsschiffe besitzen grössere oder kleinere J3i-
bliotheken an Bord, je nach ihrer Bemannung.
Die Bildung hat sich auf eine bemerkenswerthjB Weise
unter den Marine-Offizieren entwickelt, welche, abge-
sehen von andern Beweisen dafür, wichtige Werjie zujp
Untorricht und über Specialfragen veröffentlicht hab$n.
Da in der Hauptstadt des Reiches ein Observatorium
existirt, welches die astronomische Lage desselben gc#$.u
bestimmt hat, so sollen neue Seekarten aufgenommen
wenden, um die bei der Reichsmarine benutzten, wel-
che sich im Allgemeinen auf den Meridian von Green wich
oder voji Paris beziehen, zu rectifiziren.
Nachdem die Aspiranten die drei Jahre theoretischer
Studien in der Akademie vollendet haben, werdende
zp Spccadetten befördert, machen Instructions-Reisen un-
ter dem Oommando eines wissenschaftlich gebildeten
O^piers und unter unmittelbarer Le tung der cp#ipe-
teftten Lehrer.
Nach ihrer Rückkehr goben der Commandqjit upd
die Lehrer ausführliche Reiseberichte ein, und die ßeexu-
detten haben Beweise von ihren Studie** und von ilxrer
Tüchtigkeit abzulegen.
Seit dem Jahre 1857, die fünf Jahre des Paraguay-Krie-
ges abgerechnet, haben verschiedene Instructionsreiea»
nach Europa, einige derselben über die Vereinigten
Staaten, stattgefunden.
Gegenwärtig ist zu gleichem Zwecke die Corvettß
Nictheroy unterwegs, die zuerst nach den Ver&nigteji.
Staaten gegangen ist, und von da einige europfti^ch^
— 313 —
Hufen besuchen wird, wo bedeutende Marine-Etablis-
eemexito existiren.
Die brasilianische Marine hat au< h verschiedene Ex-
plorationsreisen gemacht, von denen die bedeutendste
die der Corvette « Bahiana » im Jahre 1867 gewesen
ist ; mit TTeberwindung grosser Schwierigkeiten hat sie
das Gap Hörn umsegelt, und ist in einigen Häfen des
Stillen Meeres ' ingcla . fon .
Dieselbe Corvette, und dies ist oin Beweis für die
Solidität und Vollkommenheit der Schiffsbau ten in Bra-
silien, hat noch mit glücklichem Erfolg eine lange
Fahrt über den atlantischen Ocean gemacht und ver-
schiedene inseln besucht, wie d e voaTristäo da Cunha,
die von Ascensäo, die Cap-Vcrdo-Inseln und viele Punkte
der afrikanischen Westküste.
Im Jahre 1861 lief aus dem Hafen von Rio de Janeiro
die Dampfcorvctte « Beberibc » ::us, sondirto verschie-
dene Punkte zwischen den Cap-Vcrdc-Inseln und der
Küste von Brasilien, und überzeugte sich von der Existenz
einiger an den Küsten angezeigten Sandbänke.
Der Bericht über diese Reiso liefert ein glänzendes
Zeugniss für den Eifer und für die Tüchtigkeit der
Ipasilianischen Offiziere, und kann genaue Auskunft geben*
weil er nützliche Fingerzeige giebt, die auf das Studium
der unterseeischen Erscheinungen eine unmittelbare An-
wendung haben.
Die Corvetten t Vital de Olivoira % und « Paraense »
f begleiten die Sondirungs-und andere Vorarbeiten der
I englischen Oommission, welche damit beauftragt ist das
Kabel zu legen, welches die Küste von Brasilien mit
Europa in Verbindung setzen soll.
Alle Schiffe, die dem zweiten Scedistrict zugetheilt sind,
haben Befehl, bei diesem Dienste behülflich zu sein.
- 314 —
Eine kleine Flotille von droi Schiffen ist im Süden dos
Reiches mit hydrographischen Arbeiten beschäftigt, und
boII die Seekarten in der Ausdehnung, die der La-Plata-
Fluss hat, rectifiziren.
Während dos letzten Jahres haben 88 Zöglinge den
Cursus der Marine-Schule besucht, und 24 Aspiranten,
die ihre Studien beendigt hatten, wurden zu Seccadetten
befördert.
Von 1863—1872 wurden aus domselben Grunde 187
Aspiranten zu jenem Posten befördert
Im Laufe des Jahres 1872 bekamen von der Marine-
Schule, 46 Individuen das Diplom als Maschinisten näm-
lich:
Als Maschinisten
Erster Classe 11
Zweiter » 5
Dritter » 11
Vierter » 19
46
In der Residenz befinden sdch 259 Handwerks-und 144
Marinelehrlingo, und in verschiedenen Provinzen 803 von
diesen, und 93 von jenen.
Sie alle erhalten nicht nur die für ihren zukünftigen
Stand geeignete Unterweisung, sondern auch Elementar -
l'nterricht.
In der Residenzstadt und in 13 Provinzen des Reiches
wird die Zahl der Marinelehrling auf 2.500 steigen, sobald
der Etat vollständig sein wird.
MEDICINISCHE FACULTAETEN.
Es bestehen zwei medioinische F^cul tüten, eine in der
Reichshauptstadt, die andere in der Provinz Bahia, bei-
dte mi demselben Studienplane, welcher folgende auf 6
— 315 —
Jabre Yertheilte Fächer umfasst: Physik im Allgemeinen
und mit besonderer Anwendung auf Medicin, Chemie,
Mineralogie, beschreibende Anatomie (mit Dissection),
Botanik , Zoologie , organische Chemie , Physiol gie,
allgemeine pathologische Anatomie, allgemeine Patho-
logie, innere Pathologie, äussere Pathologie, innere und
äussere Klinik, Geburtshülfe, Krankheiten der Schwan-
geren und neugeborenen Kinder, topographischo Anat -
inie, Operationen, Apparate, Arzneikundo (matcria mc-
dica), Heilkunde, (Therapeutik), Hygiene, Geschichte der
Medicin und gerichtliche Medicin.
Diese Fächer werden von 21 ordentlichen Professoren
vorgetragen, * usser diesen sind noch 15 Oppositoren
angestellt, welche die Professoren ersetzen, wenn dieseL
ben verhindert sind, und sich mit praktischen Arbeiten
beschäftigen. Beide werden von der Regierung nach
einem Concurs ernannt.
Die Facultäten haben einen besonderen Cursus für
Pharmaceutik und einen für Geburtshülfe.
Ersterer ist dreijährig und begreift folgende Fächer :
Physik, Chemie, Mineralogie, organische Chemie, Bota-
«
nik, Arzneikunde und Pharmaceutik.
Der Cursus für Geburtshülfe ist zweijährig, und begreift
den betreffenden Cursus der Medicinschule und die
r. spective Klin ; k im Krankenhause.
Jode Facultät hat ein chemisches Laboratorium, ein
physikalisches, naturgeschichtliches, anatomisches Cabi-
net und eines für Arzneikundo , ein chirurgisches Arse-
nal, eine pharmaceutische Officiu , und die nöthigen
Amphitheater zum Unterricht und zur Vorweisung der
Gegenstände, bei welchen dies erforderlich ist.
Bis für jede Facultät ein botanischer Garten einge-
richtet ist dienen vertretungsweise die n der Nähe der
Facultäten gelegenen Gärten.
- 316 -
Jede Facultät wird von einem Director und der Con-
gregation ihrer Professoren verwaltet ; jede hat ein Se-
kretariat für die laufenden Geschäfte und eine Biblio-
thek.
Im Jahre 1872 besuchten an der medicinischen Facul-
tät der Hauptstadt :
den ärztlichen Oursus. . • ■ . . • 470 Studirende
denpharmaceutischen 113
den für Geburtshülfe 3 Schülerinnen.
In ersterem Cursus nahmen 52 Studirende den Dootör-
grad; 21 vollendeten den zwei ton und erhielten das Be-
fehigungs-Diplom.
In Bahia besuchten :
djön ärztlichen Cursus 193 Studirende
den pharmaceutischen 69
Die medicinische Doctorwürde erlangten 23; 27 habili-
tirten sich als Pharmaceuten.
Wenn Doctoren oder Baccalaureen der Medicin oder
Chirurgie, welche durch Diplome auswärtiger Academien
oder Universitäten zur ärztlichen Praxis berechtigt sind,
im Reiche practiciren wollen, müssen sie sich zuerst der
Befähigungs-Prüfung vor einer der Facultäten unterwor-
fen.
Um zu dieser Prüfung zugelassen zu werden, müssen
sie die Originale ihrer Diplome oder Titel vorlegen; diese
können mit Autorisation der Regierung durch andere
authentische Documente ersetzt werden, wenn ihr Man-
gel vor der Facultät genügend erklärt worden ist; auch
müssen Belege für die Identität der Person und den sitt-
lichen Character beigebracht werden.
Diese Titel oder Üocumente müssen von der brasilia-
irischen, in dem Lande wo sie ausgestellt sind, residireq-
den Behörde legalisirt sein.
— 317 —
Von dieser Prüfung sind die wirklichen oder pensio-
nirten Professoren der von den betreffenden Regierungen
anerkannten Universitäten, Facultilten oder ärztlichen
Schulen dispensirt, wenn ihre Stellung durch Zeugnisse
der brasilianischen diplomatischen Agenten oder Con-
suln in dem Lande wo sie gelehrt haben, vor einer der
brasilianischen FacultHten hinreichend bewiesen wird.
Um in den medicinischen Cursus einzutreten, müssen
die Candidaten ein Maturittlts-Ksarncti im Lateinischen,
Französischen; Englischen, in Geschichte und Erdbe-
schreibung, Philosophie, Arithmetik, Geometrie und
Algebra bis zu den Gleichungen ersten Grades; die des
Pharmaceutischeii Cursus im Französischen, in Arithme-
tik und Geometrie, bestanden haben.
Vorkenntnisse zum Eintritt in den Cursus für Ge~
burtshülfo sind Lesen, Schreiben, die vier Specios und
Französisch.
Für beide Facultäten giebt die Regierung 216:910^000
jahrlich aus.
RECHTSFACULTAETEN.
Die Bechts-und Social- Wissenschaften werden in zwei
Bechtsfacultäten gelehrt; eine hat ihren Sitz in S. Paulo
Hauptstadt der gleichnamigen Provinz, die andere in
Becife, Hauptstadt der Provinz Pcrnambuco.
, Für beide gelten dieselben Statuten.
Mit beiden sind Lehrstühle für Lateinisch, Fran-
zösisch, Englisch, Arithmetik, Geometrie, Geschichte,
Erdbeschreibung, Philosoplüe und Rhetorik verbunden,
▼eiche zusammen den Cursus der für den Eintritt in die
höhere Schule unerlässlichen Vorbereitungs - Wissen-
ttkröen bilden.
- 31S —
Der auf fünf Jahre vertheilte Cursus der Rechtsschule
umfajst folgende 11 Fächer: Naturrecht, allgemeines
Staatsrecht, Analyse der Reichsverfassung, Völkerrecht,
Diplomatie, Institutionen des römischen Rechts, Confron-
tation des vaterländischen mit demselben, Staatskirchen-
recht, Straf- und Kriegsrecht, See- und Handelsrecht*
juristische Hermeneutik, Civil-Straf-und Kriegsrechtliche
Process-Praxis, Volkswirtkschaft und Verwaltungsrecht.
Jede Facultät hat als unmittelbaren Vorstand einen
Director, welchem ausser anderen Befugnissen die allge-
meine Aufsicht über das Studium und der Vorsitz in
der Congregation der Professoren zusteht, welcher ihrer-
seits die auf die ökonomische Verwaltung und Disci^lin
der Facultät bezüglichen Geschäfte obliegen.
Jede Facultät hat ein Secretariat für die laufenden
Geschäfte und eine Bibliothek.
Im Jahre 1872 wurden beide Facultäten von 474 Stu-
direnden besucht; 95 von diesen vollendeten ihren Cur-
sus und nahmen den Baccalaureus-Grad, welcher zur
richterlichen Laufbahn und zur Ausübung der Anwalt-
schaft berechtigt. 300 Studirende und 67 Graduirte be-
suchten die Facultät von Recife, 174 der ersteren und 28
der letzteren die von S. Paulo.
Zu den Prüfungen in den Vorbereitungsgegenständen
fanden 1.620 Inscriptionen statt; das Ergebniss derselben
waren 1.073 Approbationen. Auf die Facultät von Recife
kommen v n jenen 1.286, von diesen 890 ; auf die von
S. Paulo bezüglich 334 und 183.
In beiden Facultäten wird der Baccalaureats-und der
Doctor-Grad ertheilt; um letzteren zu erlangen, muss
nicht nur der fünfjährige Cursus der Facultät durchge-
macht, sondern auch Thesen über alle obenerwähnte
Fächer vertheidigt werden.
£r berechtigt zum Lehramt an den höheren Schulen,
— 319 —
Bei jeder Facultät sind 11 ordentliche Professoren und
6 Substituten angestellt, welche von der Regierung nach
einer Concursprüfung ernannt werden.
Die jährlichen Ausgaben für beide Facult&ten belaufen
►ich auf Rs. 173:2005000.
HANDELS-INSTITUT ZU RIO DE JANEIRO.
Die LehrgegenstäiHe dieses Handels-Instituts bilden
einen vorjährigen Cnrsus, und sind folgende: Linear-
Zeichncn, Schönschrift, Französisch, Englisch, Deutsch,
Arithmetik mit besonderer Anwendung auf Handel, Alge-
bra bi* zu den Gleichungen zweiten Grades, ebene Geome-
trie und Stereometrie, Ilundelsge^graphie und Statistik,
Handelsrecht und Gesetzgebung der Ein- und Ausfuhrzol-
lämter im Vergleich mit den Handelsplätzen, welche den
ausgedehntesten Verkehr mit Brasilien hüben, Geschichte
des Handels, kaufmännische Buchhaltung und Staate-
Ökonomie.
Die Aufsicht über die Anstalt führt der Minister
des Innern vermittelst eines Regicrungs-Commissairs,
und der Dircctor.
Die wichtigsten Fragen, welche die Anstalt im allger
meinen, den Unterricht und die Disciplin betreffen,
werden durch eine Versammlung der Lehrer, die nach
Cqncurs von der Regierung ernannt werden, unter Voiv
sitz des Dircctors bcr.ithcn.
Im letztverflossenen Jahre matrikulirten sich in dem
Cursus des Instituts 43 Schüler, ausser den 17 blos
zuhörenden Schülern, die mit grosser Regelmässigkeit
die verschiedenen Classen besuchten.
— 32a — .
IDie^mit dem Institut gemachte Ausgabe beträgt jähr-
lich B,3. 20:800$000.
KAISERLICHE BLINDEN-AltSTAlT.
Diese Anstalt besteht aus einem Internate, worin blin-
den Kindern beiderlei Geschlechts, ausser dem Elementar-
und höheren Unterricht, eine Profession gelehrt wird,
die ihren Ideen und Fähigkeiten angemessen ist.
Die Anstalt wird durch einen von der Regierung
ernannten Director geleitet, und steht unter dem Minister
des Innern, der seine Aufsicht durch einen Regierungs-
Oommissär ausübt ; ausserdem hat die Anstalt einen Geist-
lichen, Arzt und andere Beamte.
Die Anstalt, die gegenwärtig sich noch innerhalb der
Stadt befindet, soll nach einer der gesundesten und nahe
gelegenen Vorstädte verlegt werden, sobald der Bau der
Anstalt, die Raum für 500 Zöglinge haben wird, voll-
endet ist.
Der Studienplan ist auf 8 Jahre vertheilt und ent-
hält folgende Gegenstände: Lesen, Schreiben, Catechismus
und Erklärung der Evangelien, Grammatik der Landes*
spräche, Französisch, Rechnen, Algebra bis zu Gleichun-
gen zweiten Grades, Geometrie, Elemente der Mechanik,
Physik und Chemie, a'te und neue Geschichte und
Geographie, specielle Geschichte und Geographie deö
Landes.
Obgleich der Unterricht der englischen Sprache nicht
in den Studicnplan aufgenommen, ist derselbe doch' iü
letzter Zeit, mit grossem Nutzen für einige ZögHngäj;
erthcilt worden.
— 321 —
Der professionelle Unterricht begreift gegenwärtig
Vocal-und Instrumental-Musik, Harmonielehre, Contra-
bass und Instrumcntirung, Buchdruckerkunst, Buchbin-
deroi und Klavierstimmen für die männlichen Zöglinge .
für die weiblichen — Musik und Handarbeiten. Sobald die
Zahl der Zöglinge zunimmt und das neue Gebäude fertig
ist, sollen Werkstätten für Drechsler, Schuhmacher,
Schnei derarbeiten, und andere eingerichtet werden; auch
sollen die Blinden Turnunterricht erhalten, soweit die»
bei ihrem Zustande möglich ist.
Die Anstalt besitzt eine Bibliothek von welcher später
die Rede sein wird und ein Patrimonium, das sich im
October vergangenen Jahres schon auf Rs. 77:424$132
belief; dasselbe ist zum grössten Theile durch milde Gu-
ben Ton Privatleuten und durch den Ertrag öffentlicher,
zum Besten der Anstalt gegebener Theatervorstellungen
zusammengebr u cht.
Der Unterricht wird durch sechs von der Regierung
ernannte Lehrer crthcilt, von denen jeder mehrere
Pächer lehrt, und von vier Repetitoren, welche die Lehrer
untei stützen : drei derselben wurden in der Anstalt ge-
bildet.
Aus der Anstalt sind Zöglinge hervorgegangen, die
durch Musikunterricht und Klavierstimmen anständig
leben.
Im vorigen Jahre betrug die Anzahl der Zöglinge 29 ;
20 Knaben imd 9 Mädchen.
Beinahe alle werden auf Staatskosten erzogen, und
belaufen sich diese auf Rs. 48:000$000.
Die Regierung ist auf Mittel bedacht, um den armen,
Zöglingen, die nach Beendigung des Cursus nicht in
C. A.
21
-- 322 —
der Anstalt verwendet werden können, eine angemessene
Bestimmung zu geben.
In dieser Absicht wurde kürzlich der Deputii tenkam-
mer ein von den Commissionen für Unterrichts- und Fi-
nanzwesen ausgearbeitetes Projekt vorgelegt, dessen wich-
tigste Dispositionen darin bestehen, zu erlauben, dass
eine unbeschrankte Anzahl Zögling j in den öffentlichen
Anstalten zugelassen, dass der Unterricht in der Musik
gründlicher ertheilt werde, dass die Werkstätten vergrös-
sert werden ; ein Patrimonium von Rs. 2.000:000$000
zu gründen auf die im Projekt angegebene Weise; in
den Provinzen Maranhäo, Pernambuco, Bahia, Minas-
Geraes und 8. Pedro do Rio-Grande do Sul Filialan-
stalten nach dem Plane des Centrulinstituts in der
Residenz zu errichten, und die mittellosen weiblichen
Zöglinge mit der Snmme von Rs, 1:000$000 zu dotiren.
TAUBSTUMMEN-INSTITUT.
Es wurde im Jahre 1856 als Privatanstalt gegründet,
indem der Kaiser die Pension von zwei Zöglingen, die
Staatsregierung die von 10, die Provinz Rio de Janeiro
•die von 5 bestritten, und die Mönchsorden S. Bento und
Nossa Senhora do Carmo die Miethskosten des respec-
tiven Hauses über sich nahmen.
Der Regierung gegen Geldentschädigung überlassen,
wurde es im J. 1868 in eine öffentliche Unterrichtsan-
stalt verwandelt, und seine Unterhaltungskosten betragen
jährlich Rs. 34:000$000.
Es ist als Pensionat zu dem Zwecke eingerichtet
worden, den Taubstummen nach den Vorschriften des
Reglements Erziehung und Unterricht zu ertheilen.
— 323 —
Es liegt circa drei Heilen von der Residenz entfernt
in einer ihrer schönsten Torstädte ; das Gebäude hat
hinlänglichen Baum für die jetzige Schülerzahl, Gärten
für Spiele und gymnastiche "Hebungen, und das beste
Wasser im Ueberfluss.
Es wird gegenwärtig von 21 Knaben und 5 Mädchen
benutzt.
Der Unterricht besteht vorläufig in Religion, Portu-
giesisch nach der im Pariser Institut befolgten intuiti-
ven Methode, Arithmetik in ihren praktischen Anwen-
dungen, biblischer Geschichte, Geographie und brasilia-
nischer Geschichte.
Als Nobengcgenstände wird Zeichnen und Mimologie
gelehrt; diese letzcre von einem taubstummen Repe-
tenten.
Die Knaben von mehr als 12 Jahren lernen Blu-
men- und Gemüsebau in dazu bestimmten Stunden,
und einige arbeiten in einer Schuhfabrik, wo die nttthi-
gen Schuhe für das Institut verfertigt werden.
Die Mädchen widmen sich den Näharbeiten und der
Haushaltung.
Das Oberpersonal besteht aus einem Director, zwei
Lehrern und einer Lehrerin der geschriebenen Sprache,
zwei Repetenten, v n denen einer Taubstummer ist, einem
Zeichenlehrer und eint m Caplan, der zu gleicher Zeit
Religionsichrer ist.
. Die Classen sind mit den erforderlichen Gegenstän-
den, z. B. Figuren, iconologischon Bildern, die in Deutsch-
land sehr geschätzt sind, Rechenapparaten für die
Erlernung der Arithmetik, welche der Director in Rio
nach Deruson's Methode verfertigen Hess, und anderen
— 324 —
Instrumenten für körperliche Uebungen reichlich ver-
sehen
Es gibt im Institut eine Bibliothek, welche mit Glo-
ben und geographischen Karten, vollständigen Samm-
lungen von Maass- und Gcwichtsmodellen für das
metrische System, Handbüchern in portugiesischer Spra-
che und allen in französischer Sprache über Taubstum-
menerziehung veröffentlichten Werken reichlich versehen
ist.
Das Institut besitzt Rs. 3Q:000$000 in Staatsobligatio-
nen, welche durch Privatschenkungen und Theaterbene-
fizen aufgebracht wurden.
Diese und ähnliche Mittel, sind dazu bestimmt, ein
Capitalvermögen zu bilden, um armen Schülern, wenn
sie nach ihren vollendeten Studien in Yerlegenheit ge-
rathen, damit aufzuhelfen.
AKADEMIE DER SCHONEN KÜNSTE.
In dieser Akademie werden die schönen Künste ge-
lehrt. Ihr Personal besteht aus einem Director, aus
wirklichen und Ehrenprofessoren.
Der Studiencursus zerfkllt in fünf Abtheilungen.
1.* Geometrisches Zeichnen, Ornamentalzeichnen, Civil-
Baukunst.
.2.° Ornamentalsculptur, Graviren von Medaillen und
Edelsteinen, Bildhauerei.
3.° Figurenzeichnung, Landschafts-, Blumen-, Thier-
und historische Malerei, und lebende Modelle.
4.° Angewandte Mathematik, Anatomie und Physio-
logie der Leidenschaften, Kunstgeschichte, Aesthetik und
Archäologie.
=- 325 —
5.° Das Conservatorium für Musik.
Der Unterricht ist in einen Vormittags-und in einen
Abendcursus eingeheilt worden.
In dem ersten treibt man industrielles Zeichnen,
Ornamentalzeichnung, Ornamental-uud Figurensculptur,
Elementarmathematik mit Einschluss der praktischen
Arithmetik und Geometrie, Elementarm« chauik, lebende
Modelle.
Der Abendcursus, als Gcwerbschul^ für Mechaniker
errichtet, wurde im vorigen Jahre von ]30 Zöglingen
besucht.
. Die wirklichen P.ofessorcii werden vor ihrer Ernen-
nung einem officiellen Examen unterworfen, und die
Ehrenprofessoren werden, auf den Vorschlag des Di-
rectors oder von drei wirklichen Professoren irgend
einer Abtheilung, durch absolute Stimmenmehrheit er-
nannt und v on der Regierung bestätigt.
Sie können ihre Stellen nicht antreten, bevor sie eine
akademische Arb it vorgelegt haben, welche als Eigen-
thum der Ansta^ verbleibt.
Es gibt auch correspondirende Mitglieder, nämlich
diejenigen ausgezeichnet »n Künstler, welche nicht in
der Residenz wohnen.
Sämmtlicho Classtn der Akademie wurden im vori-
gen Jahre von 164 Zöglingen besucht; es wurden davon
16 geprüft und approbirt.
In der Halle der Pinacothek findet jedes Jahr
eine dreitägige Ausstellung von Kunstarbeiten, und nach
derselben eine Preisvertheilung statt.
Alle zwei Jahre wird eine allgemeine funfzehntägige
Aufstellung von Kunstarbeiten aus der Residenz und
den Provinzen veranstaltet.
— 326 —
Einheimische und fremde Künstler dürfen mit Ge-
nehmigung der akademischen Prüfungscommission ihre
Arbeiten auf die Ausstellung schicken.
Es wurden Preise unter 29 Zöglinge der Anstalt ver-
theilt, welche Kunstarbeiten vorgelegt hatten.
JJem ausgezeichnetsten brasilianischen Zögling gewährt
das akademische Reglement als ausserordentliche Beloh-
nung eine sechsjährige Pension, wenn er in Europa als
historischer Maler, Bildhauer oder Architekt, und eine
vierjährige wenn er als Graveur oder Landschaftsmaler
sich vervollkommen will.
In letzter Zeit empfieng die Akademie Kunstarbeiten,
welche Zeugniss geben von dem Fleiss und den Fortschrit-
ten eines Zöglings, welcher als Staatspensionär in Rom
lebt; dahin ist auch vor Kurzem ein zweiter Zögling
abgegangen, welchem eine ähnliche Belohnung zu Theil
wurde.
Die Akademie besitzt eine Bibliothek, von welcher
später die Rede sein wird, eine Pinacothek und ein Se-
cretariat für ihren Dienst.
Die jährliche Ausgabe für dies lbe beträgt Rs. 37:560$.
CONSERVATORIUM FÜR MUSIK
Obwohl sie eine Section der Kunst- Akademie bildet
wird sie jedoch von einem besonderen Direetor geleitet,
besitzt eine eigne Verwaltung, ein bedeutendes Vermö-
gen, und functionirt in einem eigens für sie errichteten
Gebäude.
— 327 —
Der beiden Geschlechtern unentgeltlich ertheilte Un-
terricht besteht in:
Elementar-Musik und Gesang fiir beide Geschlechter.
Accompagnement und Orgel.
Saiteninstrumenten.
Blaseinstrumenten.
Man beabsichtigt einen besonderen Cursus für Compo-
aition einzurichten, so bald als das Einkommen der An-
stalt und die Fortschritte des Unterrichts es erlauben
werden.
Das Terwaltungspersonal besteht aus einem Director,
einem Kassirer, und einem Secretär, dem die Besorgung
der laufenden Geschäfte obliegt.
Aus dieser Anstalt sind viele tüchtige Schüler her-
vorgegangen und einige unbemittelte haben in derselben
•die Bedingungen erlangt, um eine sorgenfreie Existenz
.zu fuhren.
Im vorigen Jahre gab es 152 matriculirte Schüler,
wovon 60 männlichen, 92 weiblichen Geschlechts, ohne
27 nicht eingeschriebene mit einzurechnen.
Von den examinirten absolvirten 64, und erhielten
Preise 38.
NATURGESCHICHTLICHE SAMMLUNGEN.
Das 1817 gegründete Naturalien-Cabinet (MusÄo Na-
cional) in Rio de Janeiro, ißt xur Förderung der mit
-der Naturgeschichte in Verbindung stehenden Wissen-
schaften bestimmt. Es darf als das erste in Stidamerica
betrachtet werden.
— 328 —
Es besteht aus vier Sectionen :
1° für Zoologie, Anatomie und vergleichende Physio-
logie ;
2° für Botanik, Ackerbau und Gewerbe ;
3* für Geologie, Mine alogie un 1 Physik ;
4° für Numismatik, Archäologie, Kunst, Sitten und
Gebräuche Her neueren Völker.
Jede Section ist einem Director übertragen, welcher
zu seiner Unterstützung einen oder mehrere Acljuncten,
einen Supernumerarius und eine nicht bestimmte Anzahl
von Frakticanten zuziehen kann. Die Regierung bezeich-
net unter den vier Directoren einen als Generaliiirector.
Die Directoren und A djuncten bilden den Verwaltungs-
rath, welchem die Leitung der Anstalt obliegt.
Ausserdem hat das Museum correspondirende Mit-
glieder in einheimischen und auswärtigen wissenschaft-
lichen Corporationen. Zwei reisende Naturalisten sind für
dasselbe als Sammler in den Provinzen des Reichs thätig.
Die Hauptzwecke des Muscum's sind, alle Naturerzeug-
nisse des Landes zu sammeln und zu untersuchen, und
öffentliche Vorlesungen über die in demselben gepflegten
Wissenschaften zu halten, um unter dem Volke theore-
tische und praktische Kenntnisse in einer ihm verständli-
chen Form zu verbreiten.
Das Gebäude steht dem Publikum alle Sonntage offen,
kann jedoch auf besondere, bereitwillig ertheilte Erlaub-
niss auch jeden anderen Tag, mit Ausnahme des Don-
nerstags, besucht werden. Die Zahl der Sonntagsbesucher
ist durchschnittlich tausend.
Die bedeutendsten Sammlungen sind : die geologische
und mineralogische, welche in drei geräumigen Sälen
aufgestellt ist ; sie enthält die ehemals dem lerühmten
— 329 —
Werner gehörigen, und viele von Sellow, der einige Zeit
fiir das Museum arbeitete, gesammelte Mineralien; diq
zoologische, in dem vorzüglich der ornithologische Theil
sehr reich ist, und das ethnographische, welches die
Ureinwohner Brasiliens betrifft.
Das Gebäude ist geräumig und enthält viele Säle;
doch genügt es nicht mehr fUr seine in neuerer Zeit
sehr vermehrten Sammlungen und für andere in den
letzten Jahren eingeführte Verbesserungen.
Das Museum steht mit ganz Euro, a in Correspondenz,
und anseht bereitwillig seine Duplicatc gegen von
auswärts ihm zugeschickte naturhistorische Gegenstände
aus.
Man beabsichtigt, in den Provinzen Filial-Muscen
zu gründen, welche das der Hauptstadt mit den Ergebnis-
sen ihrer Sammlungen bereichern, und ihrerseits von
demselben die nöthigen Anweisungen für die Classifi-
cation und Untersuchung des Gesammelton, sowie den
Uebersohuss seiner Duplicato erhalten sollen.
Museum von parA. — Es besteht aus einem vor drei
Jahren in der Stadt Belöm gegründeten Natuvhisto-
rischen Oabinet, welches mit geringe n Abänderungen nach
dem Vorbild des National-Muscums eingerichtet ist.
Es wird aus der Provinzialkasso unterhalten und
enthält schon einige reout interessante Sammlungen,
namentlich archäologische, welche aus der Insel Marajö,
und den Gebirgen im Westen der Provinz sta.&unen.
Eine ebendaselbst bestehende ornithologische Samm-
lung enthält schätzbare Vögel des Amazonas.
Museum von xhtas-gbraes. — Es ist noch im Entstehen,
da es erst vor ungefähr zwei Jahren in der Stadt Ouro-
Preto gegründet wurde.
— 830 -
Es ist ein Naturhistorisches Cabinet und enthalt für
<lie kurze Zeit seines Bestehens, schon bedeutende wis-
senschaftliehe Schätze im Fache der Geologie und
Mineralogie.
Museum von ceara. — Dasselbe wurde von einem Bra-
silianer gegründet, welcher es, nach mehrjähriger hinge-
bender Arbeit, vor zwei Jahren freigebig seiner Provinz
zum Geschenk machte.
Es enthalt verschiedene Sammlungen von Erzeugnis-
sen der Provinz, darunter mehre hundert Exemplare
von Mineralien, viele ausgestopfte oder in Weingeist
gesetzte Thiere, eine kleine Sammlung für vergleichende
Anatomie, zoologische Monstruositäten, Früchte, Pflan-
zenfasern und andere Merkwürdigkeiten.
Ausser diesen Cabineten, welche alle kürzlich gegründet
wurden, aber sich in befriedigender Weise entwickeln*
bestehen noch einige mit öffentlichen Unterrichts- Anstal-
ten verbundene z B : das naturhistorische Cabinet der
Central-Schule von Rio de Janeiro, die kleinen Cabinete
<ler Medicin-Schulen von Rio de Janeiro und Bahia, des
Lyceums der Hauptstadt dieser Provinz und des Gymna-
siums von Pernambuco, und schliesslich ein kleines
Museum für Archäologie und Natur-Erzeugnisse, welches
kürzlich in Alagöas von der dortigen Archäologischen
Gesellschaft gegründet ist und gegenwärtig von der Pro-
vinzial Versammlung unterstützt wird.
BIBLIOTHEKEN.
Die öffentliche National-Bibliothek ist durch die An-
zahl, Bedeutung und We*th ihrer Bücher die erste
Anstalt ihrer Art in der Reiohs-Hauptstadt.
1
— 331 —
ieselbc zählt heute über 100,000 methodisch in
zwölf Sälen verthoilto Bände.
Es fehlt ihr nicht an Incunabcln und Ausgaben der
berühmtesten Buchdrucker des 15, 16 und 17 **■ Jahr-
hunderts.
Die theologische Abthcilung enthält «regen 15,000
Bände, darunter die berühmten und seltenen polyglott jii
Bibeln von Ximcnes, Arias Moutanus und anderer,
und viele werthvolle Abhandlungen über verschiedene
Zweige kirchlichen Wissens.
Die Soction der Geschichte, Biographie und Reisen
um&fiBt 24.000 Bände und enthält sehr interessante
ältere und die besten "Wirke neuerer Schriftsteller.
Die Section der Wissenschaften besteht aus 39.00 >
Bänden über moralische, politische und Naturwissenschaf-
ten. D e erste Glas e, welche 24.0^0 Bände enthält, be-
ateht vorzugsweise aus älteren Schriften v n anerkanntem
Werthe, worunter die juristischen sehr zahlreich bind.
In der zweiten C asse, von 15.000 Bänden, befinden
ach sehr kostbare Werke. Alan geht damit um, sie mit
teueren Schriften, welche in beständig fortschreitende
Itaher einschlagen, >u bereichern.
Die Section der griechischen und lateinischen Glas-
jaker bildet eine reiche • nd mannigfaltige Sammlung
[Ton 4.000 Bänden schöner bibliographischer Curio-
ätäten, Ausgaben der berühmtesten älteren Druaker
lind yieler Incunablen.
Die litterarische Section besitzt 16.000 Bände über
ISprachenkunde, Rhetorik und Philosophie, Romane,
[Dichtungen und gemischte Schriften.
Sie enthält eine interessante und mannigfaltige Samm-
lung von Wörterbüchern, die Werke der bedeutend-
— 332 —
sten einheimischen und fremden Litt raten, neueren
ausgezeichneten Philologen und nicht wenige gemischten
Inhalts.
Unter diesen mögen Ortiz, ( Tratados arios, 1493, )
wegen seiner grossen Seltenheit, und Friedrich II
(Oeurres, 1>46, Berlin) wegen der Sauberkeit und
Pracht der Ausgabe, angeführt werde i.
Die Section der einheimischen und fremden Zeitschrif-
ten und Revuen nimmt i lenfalls i i der National-Biblio-
thek einen wichtigen Platz ein. Sio besteht aus 3.000
Bänden und enthält Sammlungen der in Bio de Jaueiro
vor und seit der Unahhängigkeit des R jichs erschienenen
Journale, und eine nicht geringe Zahl der besten littcra-
rischen und wissenschaftlichen Zeitschriften Europas und
besonders Frankreichs.
Die Section der geographischen und topographischen
Kar en und Pläne bildet eine Sammlung von 620 Bän-
den, meistens verschiedene Provinzen des Reiches
betreffend.
Die Sjction der Handschriften und Zeichnungen
obwohl nur 1.200 Bände stark, besitzt sehr werthvolle
und alto Cariositäten und eine interessante Sammlung*
von Original-Skizzen, darunter einige von den berühm-
testen Malern.
Auch besitzt die National- Bibliothek di vollständige
Sammlung der mit Unterstützung des Staats erschienener*
Flora Brasiliensis von Martius und der sehr selten
gewordenen, Flora Fluminensi«, von Velloso.
Die Werke über Kunst und Industrie, welche, sobald.
es der Raum erlaubt, eine eigene Section bilden werde'
i elaufen sich auf 3.500 Bände, darunter werthvoll
"Werke über alte und neuere Malerei und Baukunde
— 333 —
■ ie Bibliothek steht allen anständig gekleideten
Personen jed n Werktag von 9 Uhr Morgens bis 2
Uhr Nachmittags und von 6 bis 9 Uhr Abends offen.
Sie hat einen geräumigen Lesesaal für 6 ) Personen und
ist mit Gas beleuchtet.
Die Zahl der Besuchenden ist 1.000 — 1.300 monatlich.
Gegenwärtig giebt die Regierung Rs. 25:000$000
jährlich für die Bibliothek aus. Diese Summe wird jedoch
auf mehr als Rs. G0:000$000 erhöht werden, um
diese wichtige Staats- Anstalt weiter zu entwickeln.
Es soll auch ein geräumigeres Gebäude für dieselbe
gekauft oder ausgeführt werden, um die Lesesäle und
Gabinete zu vermehren und die vorhandenen oder neu
hinzukommenden Bücher besser unterzubringen.
Es bestehen in der Reichs-Hauptstadt noch andere
Bibliotheken, sowohl specielle und öffentlichen Anstal-
ten zustehende, als auch Privat-Gesellschaften und
Vereinen gehörige.
Unter den ersteren erwähnen wir :
1.° Die der modicinischen Facultät, mit 5,200 gebun-
denen Büchern und vielen Brochüren.
Sie besteht ausschliesslich aus Werken über die
verschiedenen Zweige der Medicin, vorzüglich neuere der
besten französischen, englischen und deutschen Autoren.
Sie wird jährlich von ungefähr 3,000 Lesern, gröss-
tenteils Professoren und Studierenden der Facultät
besucht, doch kann Jedermann mit Erlaubniss des Bi-
bliothekars, dieselbe benützen. Die Leserzahl wird
natürlich zunehmen, wenn sie auch Abends geöffnet bleibt,
wie es schon beschlossen ist.
2.* Die Bibliothek der Militär-Schule enthält meistens
Bücher und Handschriften über alle Zweige der Kriegs*
— 334 -
kunst, über Künste und Gewerbe, die mit dem Heerwesen
in Verbindung stehen, über mathematische und Natur-
Wissenschaften, Karten und Sammlungen von Militär-
Gesetzen, Reglements und Verordnungen; und die der
Centralschule mit 0,000 Bünden in drei Sectionen : für
Mathematik, Naturwissenschaften und nicht im Lehrcur-
sus der Schule begriffene Gegenstände; sie steht jeden
Vormittag den Professoren und Studenten zur Benützung-
offen.
3.° Die der Marine-Schule mit 15,000 Bänden, 5,20;)
Carten und Plänen, 22 Scliiffsinodellen und verschiede-
nen Hülfs-Instrumenton zum Studium der Cosmographie.
Sie besteht grösstenteils aus wichtigen "Werken über
das Seewesen, enthält jedoch auch viele andere über
verschiedene Wissenszweige.
i.° Die Bibliothek des National-Museums, (Naturalien-
Kabinets), welche obwohl nur 0,000 Bände stark, alle an-
deren Special-Bibliotheken an Bedeutung und Pracht
ihrer Werke übertrifft, unter welchen sich viele der besten
befinden dürften, welche über Naturgeschichte erschienen
fcind. Obgleich sie specioll dazu bestimmt ist, die Direc-
toren der verschiedenen Sectionen des Museums bei ihren
Arb it.n zu unterstüt :t n, wird dieselbe doch häufig von
anderen Personen zu Rathe gozo^en.
5.° Die der Goncraldirection der Statistik, mit 1,103
Bänden.
6.° Die der Akademie der schönen Kunst \ mit gegen
1,000 Bänden.
7.o Die der Kaiserliche i lilinden-Anstalt, besteht aus
mehr als 1,000, d m spccicllen Zweck derselben ange-
messenen Büchern.
8.* Die des Instituts ür Taubstumme, bestehend ans
— 535 —
Globen und Land-Karten, vollständigen Modellen von
ilaassen und Gewichten nach dem metrischen System,
aus portugiesischen Schulbüchern und Werken über die
Erziehung von Taubstummen.
Unter den Bibliotheken \on Privat- Vereinen und
Gesellschaften verdienen Erwähnung:
1.* Die des Bencdictiner-Klosters, e'ne treffliche Samm-
lung von 8,000 Bänden, grösstentheil ■ älterer kirchen-
wissenschaftlicher Werke.
2.° Die der Klöster von S. Antonio und Carino, jede
"von 2,000 Bänden religiösen Inhalts.
3° Di'j vor 26 Jahren von einem Vereine gegiündete
IBibliotheca Fluminense. Sie enthält 40,000 gedruckte
ZBäiidf und über 100 Handschriften von historischer
"Wichtigkeit, darunter eine reiche Sammlung von amtli-
chen Urkunden über die Geschichte Brasiliens, und eine
andere ebenfalls ansehnliche von im Reiche veröffentlich-
ten Zeit-und Flugschriften.
4.° Die Bibliothek dea portugiesischen Lesecabinets,
welche 1837 n.it 3,000 Bänden anfien^, und jetzt deren
" 52,000 über alle Wissenszweige zählt.
Sie enthält viele und gute lateinische, italiänische,
spanische, deutsche, auch einige griechische und russi&cLe
Werke, ihr Hauptreichthum besteht jedoch in französi-
schen und portugiesischen Büchern, die Zahl der letzteren
ist sehr bedeutend. Sie besitzt ausserdem 100 Karten,
-40 Kupferstiche und 92 Gemälde.
Sie gehört einem portugiesischen Vereine, lttsst ubjr
Abonnenten und Leser aller Nationalitäten zu. Sie ist von
& Uhr Morgens lis 2 Nachmittags, und von 4 — 9 Abends
geöffnet.
Im Laufe des letztvergangenen Jahres wurden gegen
— 336 —
40,000 Bücher an Actionnäre un '• Abonnenten zum Lesen
ausgegeben; und die Bibliothek von u ehr als 3,000 Lesern
und 150 Hospitanten besucht. Ihr Capital beläuft ich auf
200 Contos de Reis.
Man geht damit um, ein allen Anforderungen einer
solchen Ans;al entsprechendes Gebäude aufzufuhren,
und hat schon auf Erwerbung des Baugrundes und
Vorarbeiten 81 Contos verwendet.
5.° Die Bibliothek des englischen Lesecabinets, gehört
einer Gesellschaft, welche Nachfolgerin eines altern engli-
schen litterarischen Clubs ist. Sie besitzt 6,219 Bände,
vornehmlich englische Werke und Journale. Sie wird
stark besucht.
6.° Die Bibliothek der Gesellschaft « Germania », 1832
begründet ; sie zählt 5,500 Bände grösstenteils deutscher
Werke, und wird vcn den Mitgliedern der Gesellschaft
viel benützt.
Die Gesellschaften « Ensa os Litterarios », «Imperial
Associacjäo Typographie i Fluminens j » und « Retiro Lit-
terario » haben jede ihre Büchersammlung, die erste von
•2,600, ( ie zweite von ti20, die dritte von 1820 Bänden.
Dasselbe ist mit andern litterarischen und wissenschaft-
lichen Vereinen der Hauptstadt der Fall.
Unter denselben verdienen Erwähnung:
1.° Die Bibliothek des Historisch- Geographischen
und Ethnographische ji Instituts von Brasilien, die wich-
tigste von allen. Sie besitzt 5,000 gedruckte Bände, fest
alle von grossem Wertlr, über die vaterländische Ge-
schichte, welche grcsscntheils von den Mitgliedern
geschenkt wurden, und eine reiche Sammlung von Hand-
schriften, welche die Gesellschaft mit vieler Mühe und
Ausdauer zusammengebracht hat. Einen hervorragendem.
— 337 —
Platz nimmt in derselben die americanische Bibliothek
ein, welche dem berühmten Dr. Martins gehörte.
Die Handschriften sind grösstenteils auf Befehl der
Regierung genommene Abschriften Ton wichtigen Ur-
kunden der portugiesischen, spanischen und holländischen
Archive.
2.° Die der Gesellschaft für Unterstützung der Na-
tional-Industrie, welche wichtige Werke über Industrie
und Ackerbau enthält.
Nach diesen kommen, mit mehr oder weniger bedeu-
tenden Sammlungen, die der K. Akademie der Medicin,
des brasilianischen polytechnischen Instituts, der Gesell-
schaft der Freunde des Unterrichts, des Instituts der
b.asilianischen Advocaten, des Instituts der Baccalau-
reaten der schönen Wissenschaften und andere.
Kürzlich gelang es den Bemühungen des Ex-Präsidenten
der Municipal-Kammer des letzten Quatrienniums, eine
Stadt-Bibliothek zu gründen, welche sich durch Ge-
schenke von Büchern zu bilden beginnt.
Die Gründung von Bibliotheken in der Hauptstadt
und in allen Provinzen des Reichs ist heute ein Gegen-
stand ucr Fürsorge der öffentliche.: Behörden sowohl, als
auch der Bemühungen von Privaten; und ein Gesetz
des Provinzial-Landtags von Rio de Janeiro von 1871
ordnet die Errichtung von Bibliotheken in allen Städten
dieser Provinz an.
In Jen Provinzen sind folgende Bibliothokon bekannt:
In Amazonas, eine auf Kosten der Provinz unterhaltene
von 8C'0 Bänden im Lyceum.
In Para — 2 — beide in der Hauptstadt, eine von unge-
fähr 3,700 Bänden in verschiedenen Sprachen, darunter
griechische und hebräische, wird jährlich von mehr
ca. 22
— 338 —
als 500 Lesern besucht; die andere, der portugiesischen
litterarischen Gesellschaft gehörige, von 2,755 Bänden,
hat ungefähr dieselbe Leserzahl.
In Maranhäo, die Volks-Bibliothek Ton 3,700 Bänden
und im Durchschnitt mehr als 500 Lesern des Jahres ;
die des portugiesischen Lesekabinets mit 5,500 Bänden
und 400 Lesern.
In Cearä — eine öffent'iche Bibliothek yon 4,000
Bänden.
In Bio-Grande do Körte — ein Lesekabinet, welches
die Provincial-Verwaltung zu erweitern sucht.
In Pernambuco besteht, ausser der Bibliothek der
Rechts-Facultät von 2,700 Bänden, eine Provinzial-Bi-
bliothek von 3,600 Bänden, und ein portugiesisches Le-
sekabinet von 9,500, jene von 500 und dieses von 800
Personen jährlich besucht.
In Alagöas eine öffentliche Bibliothek in der Haupt-
stadt, von 4,700 Bänden welche im verflossenen Jahre
von 826 Personen besucht wurde, und eine « Volksbi-
bliothek » genannte von 357 Bänden, welche von 62 Per-
sonen benützt wurde.
In Sergipe besteht ein vor wenigen Jahren gegrün-
detes Lesekabinet.
Bahia besitzt folgende Bibliotheken: Die der medi-
cinischen Facultät, von 9,700 Bänden welche in dem
letzten Jahre von 3,700 Personen besucht wurde ; die des
portugiesischen Lesekabinets, von 3,000 Bänden, wtqrde
von 500 Personen benützt; die Provincial-Biblidthek
von 20,000 Bänden zählte 5,000 Leser; die vor wenigen
Jahren gegründete des Lyceums enthält 573, die "des
litterarischen Vereins 7,500 Bände und wird im Durch-
schnitt von 40 Personen täglich besucht. Diese Provinz
— 339 -*
besitzt in dem Municipium von Valen§a eine Privat-
Bibliothek von 363 Bänden, welche dem Publicum zur
Iiectüre freisteht, sowie auch eine kürzlich vom K. Bra-
silianischen Akerbau- Institut gegründete.
In der Provinz Rio de Janeiro Hess die Präsident-
schaft kürzlich Volksbibliotheken in den Städten Paraty,
Parahyba do Sul, Barra Mansa, Valen§a und Campos.
errichten ; Lesecabinete bestehen in Yassouras und Neu-»
Freiburg.
In der Hauptstadt von S. Paulo bestehen die Biblio
thek der Rechtsfacultät von 9,700 Bänden, grössten
theils interessanter älterer Werke über Jurisprudenz,
die Volksbibliothek von 2,413 Bänden; sie hatte im
letzten Jahre 3,650 Leser, und die der Gesellschaft Ger-
mania; in der Stadt Oampinas ein Lesecabinet von mehr
als 1,000 Bänden; und andere in Santos, Sorocaba, Cam-
pinas und Itü.
In Paranä existirt eine kürzlich gegründete Bibliothek
in dem Provincial Lyceum.
In S. Pedro do Rio Grande do Sul geht man damit
um, die Volks-Bibliothek, welche gemäss eines Provin-
zial-Gesetzes von 1871 gegründet werden soll, einzu
richten. Schon besteht in der Hauptstadt die de
AtheDäums von Rio Grande, und in der Stadt Rio
Grande ein Lesecabinet von mehr als 5,000 Bänden.
In der Hauptstadt von S. Catharina besteht eine im
Torigen Jahre von 650 Personen besuchte Provinzial-
Bibliothek von 1,800 J änden.
Minas-Geraes besitzt zwei öffentliche Bibliotheken,
eine in der Hauptstadt von 1,500, die andere in dein
Municipium von S. Joäo d'El-rei ven 2,100 Bünden
und Lesecabinete in einigen Städten.
— 340 —
Die Bibliothek des Lesecabinets von Goyaz enthalt
4,350 Bände, und wird von 100 Personen benutzt.
Nach der Berechnung, welche das statistische Bureau
für das letzt verflossene Jahr aufstellt, kann man die
Zahl der Bände verschiedener Werke, welche im gan-
zen Reich dem leselustigen Publicum zur Verfugung
stehen, auf 339,892, und die der Personen, welche die
Bibliotheken und Lesecabinoto in der Hauptstadt und
in den Provinzen besuchten, auf 29,272 anschlagen.
Um diese Berechnung zu machen, fügte das Bureau
dem Ergebniss der einzelnen Tabellen der oborerwähn-
ien Anstalten das Resultat der Nachrichten zu, welche
es über andere, die keine solche Tabellen einschickten,
einziehen konnte.
PRESSE.
In der Hauptstadt des Reiches erscheinen täglich
folgende Blätter:
Diario Official do Imperio do Brasil. — Dasselbe be-
steht seit 11 Jahren, und gibt täglich 1,300 auf ausge-
zeichnetes Papier von 1,^20 zu 0, m 80 gedruckte Exem-
plare aus. Das Blatt hat 0,^52 Höhe zu 0, m 34 Breite.
Diese Zeitung wird in der Nationaldruckerei gedruckt,
die über 4 Dampfpressen und 13 Handpressen, und über
140 Arbeiter verfügt.
Im Diario werden die Verfügungen der Regierung
publicirt, und sind bei demselben 42 Personen ange-
, stellt.
Die Regierung beabs' clitigt, dieselbe mit allem Nothigen
zu versehen, wodurch sie auf den erwünschten. Grad der
Vollkommenheit gebracht werden kann.
— 341 —
JorncU do Commercio, welches im Jahre 1821 ge^
gründet ist.
Dasselbe gibt geg nwärtig 15,000 Exemplare aus, die
innerhalb drei Stunden gedruckt werden, und meisten»
aus 6, oft aus 8 Seiten bestehen, jede Seite zu 8
Spalten; das Format misst im ganzen 0,» 71 Höhe
auf 0,^63 Breite.
Die Zeitung verbraucht jährlich 9,100 Ries Papier
grössten Formats — 520.000 Kilog. -, und 900 Kilogr.
Tinte.-*-- Wenn man das Papier hinzurechnet, welches zum
Druck der Annalen der Deputirtenkammer, der häufig
publicirten Cataloge und der nach Ankunft der euro-
päischen Dampfschiffe vorthoilten Bulletins verbraucht
• wird, so beträgt der Consum an Papier 10,100 Ries.
Da es in Mignonne-Schrift gedruckt wird, so kann
der Inhalt jedes Blattes einen Band von 300 Octavseiten
bilden.
Die Druckerei arbeitet mit drei Maschinen von 4
Cylindern nach dem System Marinoni, und besitzt drei
kleinere von 2 Ovlindern, die für kleine Drucksachen
dienen.
Alle werden durch Dampfmaschinen in Bewegung
gesetzt.
Die Zeitung beschäftigt acht Redacteure; 80 Corres-
pondenten in Europa, Nordamorica und im Kaiser-
reiche ; und 242 Personen zum Satz, Correctur, Druck ,
Auegabe, Bureau- Arbeiten, und zu anderen Diensten.
Um die Ciasso dor Buchdrucker zu begünstigen,
hat das Journal einen Wohllhätigkeitsvercin ge-
gründet, dessen Capital aus einem kleinen, von dem
Wochenlohn der Arbeiter abgezogenen Beitrag gebil-
det wird, und gegenwärtig Rs. 10:000$000 beträgt, trota
— 342 —
der bedeutenden Ausgaben, die der Verein von Anfang an
gehabt bat. Derselbe nimmt eich der kranken Mit-
glieder und ihrer Familien an, macht ihnen Torschüsse,
und gibt den Arbeitsunfähigen eine Pension.
Das Unternehmen hat noch eine Nebendruckerei für
außergewöhnliche Drucksachen, worin 12 Arbeiter be-
schäftigt sind. .
Diario do Mio. — Es besteht seit 1817, und ist die
älteste Zeitung der Hauptstadt.
Dasselbe gibt 4,700 Exemplare von 4 Seiten aus, in
einem Format von 0, m 75 Höhe zu 0, m 50 Breite, die
grösstenteils in Corpus-Lettern 8 Graillarde gedruckt
werden.
Es verbraucht jährlich 2,000 Ries Papier grössten
Formats, arbeitet mit zwei durch Dampfkraft in Bewe-
gung gesetzte Reactions-Maschinen , und «beschäftigt
ein grosses Personal.
Me/orma. — Diese Zeitung besteht seit 1370, von 4 Seiten,
jede von 0,* 48 Höhe zu 0,* 33 Breite.
Ausser den genannten existiren noch :
A Nagäo. — Erster Jahrgang.
Dieses Blatt wird Nachmittags ausgegeben, und sein
Format ist 0,^32 Breite zu 0,*49 Höhe.
Jornal da Corte. — Erster Jahrgang.
Hat das nämliche Format, und wird ebenfalls Nach-
mittags ausgegeben.
A Mepublica. — Vierter Jahrgang. Von 4 Seiten
mit 0,48 Meter Höhe auf 0,33 Meter Breite..
Periodisch erscheinen:
• : O Apo8tolo.—~Em Blatt für religiöse Zwecke. Es be-
steht seit 6 Jahren, von 4 Seiten, im Format von 0,»32
Breite zu 0,=48 Höhe. Es veröffentlicht die offiziellen
- 34a -
Bescheide des Bischofes, und bespricht die Angelegenhei-
ten der Staatsreligion.
A Instrucgäo Publica. — Zweiter Jahrgang.
Wöchentlich erscheint eine Nummer von 8 Seiten, und
werden, ausser den officiellen Verfügungen über das
gesammte Unterrichtswesen des Kaiserreichs, alle darauf
bezüglichen Fragen in dieser Zeitung verhandelt.
A Gazeta Juridlca — Erster Jahrgang.
Erscheint in demselben Format wie die vorhergehende,
und beschäftigt sich nur init Rechtsfragen.
Monitor do Povo. — Zweitor Jahrgang.
Archivo do Retiro Litterario Portuguez do Rio de Ja-
neiro. —
Arte Dentaria.
Bibliotheca Romantica.
BoleHm do Grande Oriente do Brasil.
Bons Exemphs.
Brasil.
Brasil Musical.
Brasil e Portugal (dritter Jahrgang).
Centro Academico.
Oonselheiro das Damas.
Constilucional.
A Crenga.
Echos do Povo.
Gazeta medica.
Imprensa medica.
Jornal das Familias.
Leitura de Carapuca.
A Locomatora;
Lyra de Apollo.
Lyra Eolica.
— 344 —
Minerva.
A Monarchia.
National.
Novo Album de Modinhas Brasileiras.
A Palestra.
Periodico dos Pobres.
Revista Juridica de Legislagäo e Jurisprudencia.
Revista Litteraria.
Revista Mensal do Institute dos (Jirurgiöes.
Revista da Sociedade « Ensaios Litterärios. »
Tupy.
Verdadeira Instrucgäo Publica.
Voigts Shipping Intelligence.
Pantheon, ein Anzeigeblatt, welches gratis vertheilt
wird.
Anjo Familiär, dergleichen.
Gazeta do Povo. — Erster Jahrgang.
Familia (^ , T ,
Entre-acto [ Er8ter Jahr S an S-
Imprensa Evangelka. — Achter Jahrgang.
Sie ist das Organ für die evangelische Religion*
Luz. — Erster Jahrgang.
Ein historisches und litterarisches Blatt.
D. Pedro IL — Fünfter Jahrgang.
Brasil Historico. — Yon dieser wichtigen Schrift, welche
interessante Dokumente für vaterländische Geschichte i
veröffentlicht, wird jetzt der fünfte Band erscheinen.
A Gazetilha. — Erster Jahrgang.
Eine kleine Abendzeitung.
Rio Commercial Journal.
Anglo Brazilian Times. — Ein in englischer Sprache
geschriebenes Blatt, welches sich ausschliesslich mit
Handelsangelegenheiten beschäftigt.
— 345 —
l
V Futur o j
Cosmo8 {Erster Jahrgang.
O Pelicanol
O Brado do Povo.
Unter den Revuen wissenschaftlicher, litterarischer
und industrieller Gesellschaften verdienen erwähnt zu
werden :
Revista do Institute Hislorico, Geographico e Ethnogra-
phico do Brasil. — Diese Revue erchoint vierteljährlich,
und bildet am Endo jedes Jahres zwei Quartbände
jeder von 350 bis 400 Seiten. Sie handelt nur von
vaterländischer Geschichte, besteht seit 1839 und zählt
35 Bände.
O Auxiliador. — Eine Zeitschrift der Sociodade Au-
xiliadora da Industria Nacional, welche jährlich einen
Octavband von 550 bis C00 Seiten ausmacht. Sie be-
steht seit 1833, und hat schon 39 Bände veröffentlicht.
Os Annaes Brasilienses de Medicina. — Zeitschrift der
Kaiserlichen Medicinischen Academie. Sie bildet jähr-
lich einen Octavband von 480 Seiten, und erscheint
seit 23 Jahren.
A XUvista do Institute da Ordern dos Advogados Bra-
sileiros.— Diese Zeitschrift behandelt Fragen, welche
Gesetzgebung und Jurisprudenz betreffen. Sie erscheint
vierte^ährlich, und bildet jährlich zwei Bändo in klei-
nem Octav von 350 bis 400 Seiten.
A Revista do Institute Polytechnico Brasileiro.
A Revista do Imperial Institute Fluminense de Agri-
ciUtura. — Eine Revue mit Illustrationen.
A Revista Academica.
— 346 -
Dlustrirte Blaetter sind. '
Sem na lllustrada, Vida Fluminense und Mosquito.
Die erstgenannte besteht seit 11 Jähren und gibt
wöchentlich 5000 Exemplare von 8 Seiten aus. Das
Blatt wird auf gutes* fc Papier im Kaiserlich artistischen
Institut gedruckt, von Heinrich Fleiuss redigirt, und
arbeitet mit 10 lithographischen und 3 typographi-
schen Pressen.
Ausser den genannten erscheinen'jnoch viele andere,
die von weniger^bedeutenden litterarischen und wissen-
chaftlichen'G-esellschaften herausgegeben werden.
In den Provinzen erscheinen gegenwärtig folgende
Blätter :
IN DER PROVINZ AMAZONAS.
I
Amazonas (7 Jahrgang.)
A JRe/orma Liberal (4 Jahrgang.)
O Caiechista.
Argos.
Commercio do Amazonas (3 Jahrgang).
Diese erscheinen sämmtlich in der Hauptstadt der
Provinz.
In DER PROVINZ PARI.
ZHario do Gräo Pard (20 Jahrgang.)
Jornal do Pard (10 Jahrgang.)
Liberal do Pard (4 Jahrgang.)
Diario de Belem (5 Jahrgang.) /inderHaupt-
Jornal do Commercio. I Stadt.
Tribuna. \
Pelicano (1 Jahrgang). i
"— 317 —
Boa Nova (2 Jahrgang), ein religiöses Blatt.
Luz\da Verdade, ein Wochenblatt.
Santo Oficio,
Regeneratflo.
Pyrilampo,
Patria,
Tacape,
FutvrOy
Tocantins,
Conservador,
Regenerafoo,
JReforma Liberal,
Diario do Commercio,
Liberal,
In der pbovinz x&ranhäo.
Publicador Maranliense.
Paiz (10 Jahrgang.)
Tdegrapho (2 Jahrgang.)!
Corütituifdo. Vorscheinen in der Haupt-
Apreciavd (7 Jahrgang.)! Stadt.
O Übend (5 Jahrgang).
, Diario do Maranhäo.
Jamal Caxienee, in der Stadt Caxias,
Ilf DER PROVINZ PIAUHY.
Piauhyense, in dor Hauptstadt.
Patria (3 Jahrgang,), in der ebendaselbst.
O Amigo do Povo (5 Jahrgang), ebcndasel
Piauhy, ebendaselbst.
Jmprensa, • »
Qttenta e nove, »
- 348 -
In DER PROVINZ CEARÄ.
Pedro II (33 Jahrgang), in der Hauptstadt.
Cearense (25 Jahrgang), ebendaselbst.
Constituigäo (10 Jahrgang), ebendaselbst.
A voz da America (1 Jahrgang), erscheint inder
Stadt Aracaty.
Futuro (1 Jahrgang), im der Stadt Fortaleza.
Aracaty.
O Liberal.
Luz.
Mossoroense, im Flecken Mossorö.
IN DER PROVINZ PARAHTBA.
Publicador (11 Jahrgang.) j. , HauDi .
Jornal da Parahyba (11 Jahrgang.)} + Z Haupte
Despertador (U Jahrgang.) \ ßtadt -
In DER PROVINZ PERNAMBUOO.
Diario de Pernambuco (48 Jahrgang), in der Haupt-
stadt; gibt täglich 6,000 Exemplare aus.
Jornal do Kecife (14 Jahrgang.)
Diario da Constitui^äo,
Diario Liberal (1 Jahrgang.)
A Verdade (1 Jahrgang.) ^ in , d £ Hku P t "
A Provmcta.
dgarra (1. Jahrg.)
Jornal do Oommercio (1 Jahrgang.)
America Ulastrada (1 Jahrgang.)
O Reformista. } in dem Distrikt
Liberal Victoriense (3 Jahrgang.)) von Victoria.
Gorreio de Santo Antäo (3 Jahrgang), in der Stadt
Victoria.
—. 349 —
IN DER PROVINZ SERG1PE.
Jornal do Aracajü (3 Jahrg.)
Jamal de Sergipe (7 Jahrg.) I ^ ä& H tetadt
Conservador.
Liberdade.
IN DER PROVINZ ALAGOAS.
Diario das Alagoas (14 Jahrg.) >
Jornal das Alagoas (3 Jahrg.) Mn der Hauptstadt.
Liberal (4 Jahrg.) j
Constitucional.
Partido Liberal
Tribuna.
Pyrilampo.
Penedense, in der Stadt Ponodo.
Revi8(a do Institute Archeologico, Geologico Alagoano.
IN DIR PROVINZ BAHIA.
Diario da Bahia (27 Jahrg.)
Jornal da Bahia (20 Jahrg.)
Correio da Bahia (2 Jahrg.)
Horizonte (1 Jahrg.)
Sentinella da Liberdade (1 Jahrg.)
• Revista Commeroiaf.
Apostoto.
Revista Medica* \ in der Hauptstadt.
Academico (1 Jahrg.)
Constitucional (1 Jahrg.)
O Alabama, eine kritische Zeitung^
(10 Jahrg.)
Revista da Instrucgäo Publica (3
Jahrg.), erscheint monatlich.
O Abolieionista (2 Jahrg.), erscheint
monatlich zweimal. /
— 350 —
Regenerador, in der Stadt Nazareth.
A crise (4 Jahrg.), in der Stadt Santo Amaro.
Populär, ebendaselbst.
Americano (4 Jahrg.), in der Stadt Cachoeira.
Ä Ordern.) ebenda8elb8 t.
Progresso. )
Perola (1 Jahrg.), eine Littcratur-Zeitung.
Jornal de Valenga (3 Jahrg.), in der Stadt Valenga,
erscheint wöchentlich einmal.
IN DER PROVINZ ESPIRITO SANTO.
Correio da Victoria (24 Jahrg.)
Jornal da Victoria. i . , Hauntstadt.
Espirito-Santense (2 Jahrg.) J ^
Con8ervador (1 Jahrg.)
Estandarte, in der Stadt Gachoeiras de Itapemerim.
Uniäo, ebendaselbst.
IN DER PROVINZ RIO DE JANEIRO.
Patria (17 Jahrg.) i
Mio de Janeiro (1 Jahrg.) V in der Hauptstadt.
Nacional. \
Monitor Campista (35 Jahrg.). in der Stadt Campos«
Gazeta de Carnpos. (1. Jahrg.)
Independeute. (5. Jahrg) ebendbst.
Mercantil (16 Jahrg.) \
Germania (1 Jahrg.), eine deutsche ( in Petropolis.
Zeitung. )
Tribuna do Povo (4 Jahrg.)). , , ,, « , .
Telegraph, (6 Jahig.) j ,n der Stadt MaCah6 '
Cantagallense. | . ~ . ,,
yy : • j n ± 77 /in (Jantasrallo.
Correio de Canüigallo. \ «x^.
— 351 —
23äSa l S*5T , i i " te «•***■** 4» sui.
Regenerador, in der Stadt Yalenga.
-4*<ro Mezendense, in dor Stadt Rezende.
JrJista, in der Stadt Angra.
PriZirl de^Malgo. \ in der Stadt S " Joäo da Barra -
Regeneragäo, in der Stadt Cabo Frio.
IN DER PROVINZ BÄO PAULO,
Correio Paulistano (19 Jahrg.) \
Diario de 8. Paulo (17 Jahrg.) (. , „.
O^iniöo Consert/adora (4 Jahrg.) ( in der Hauptetadt.
Fmte e rfow* de Maio (1 Jahrg.))
Mevista Commerciäl '23 Jahrg.) ) . , ~ x ., ^ ,
Jmj>mi,a (3 Jahrg.) ' { m der Stadt S» 11 * *
immcano (2 Jahrg.) )
Sorocaba (1 Jahrg.) > in der Stadt SorocaLa.
Ypanema (1 Jahrg.) )
Gazeta de Campinas (3 Jahrg.), in der Stadt Campinas.
Correio de Taubatdi}. Jahrg.), in der Stadt Taubatö,
Echo Bananalense (2 Jahrg.), in dor Stadt Bananal,
Esperanga, in der Stadt Itü.
Mosquito ) . n dor gtadt Arfia8
Areense )
Americano, in der Stadt Pindamorihangaba.
Meteoro, in der Stadt Queluz.
Diario de Santos.
Lorenense, in der Stadt Lorena.
Municipio, in der Stadt Itapetininga.
— 352 —
IN DER PROVINZ PARANÄI -
Omaibu8.
Constitucional.
Pendamonhangabense.
Parahyba.
Jornal do Povo.
PauJista.
EetreUa d'Oeste.
Tribuna.
Progresso.
Independente.
Dezenove de Dezembro (19 Jahrg.) in der Hauptstadt.
Antonina (1 Jahrg.), in der Stadt Antonina.
Commercio do Parand (10 Jahrg.), in der Stadt Pa-
ranaguä.
IN DER PROVINZ SANTA GATHARINA.
Despertador (1 Jahrg.)
Regeneracäo (4 Jahrg.) }in der Hauptstadt.
Conciliador (1 Jahrg.)
Coloniezeitung.
In der Provinz. S. Pedro do Rio Grande do Sul.
Jornal do Commercio (9 Jahrg.).
Rio Grandense (7 Jahrg ).
Beforma (4 Jahrg ) ( in der Hauntsfcadt
Democracia (1 Jahrg.) > m aer mu P tstaat; -
Constitucional (2 Jahrg.)
Deutsche Zeitung
- 363 —
jyiario do Rio Grande
(25 Jahrg.).
Commercial (15 Jahrg.)
Echo do Sid (18 Jahrg.}. \in der Stadt Rio Grande.
O Investigador (1 Jahrg.).
Xrtista '10 Jahrg.).
Tempo, eine Abendzeitung.
Jamal do Commerdo (3 Jahrg.). ■
Diario de Pelotas hi der Stadt Pelotas.
Cruzeiro do Sul I
'S"? .* T1 , ) in der Stadt Bag*.
Prelo I Jahrg.). ^ ^
To: Jo /Wo (4 Jahrg.). S • j lji« u t„ «~<«^
f T x />» t i? i ; in der Stadt Jaguaräo.
Vnze de Juriko (4 Jährg).. ( ö
Revista Gabrielen *e ( 1 Jahrg.) . in der Stadt S. Gabriel.
JEr:Ao <Ze Camaquam, im Flecken Camaquam.
Emigranie Allemao,
Jornal d/> Pantheon lAUerarkt, Wochenschrift.
IN' DER PROVINZ MINAS-GERAES.
Pharol !6 Jahr*), j in der Hauptstadt
Noüdador de Mhxaa. )
.*<»«*>, Ä*Jß«ir. (1 Jahig.) >. n der ^ c , ampBa]l|ki
Monarchista. )
JequitinJtonha, in der Stadt Dianantina.
Phctrol, in der Stadt Parakytmn-a,
Ativ-Araguaya.
Correio Oßcial.
JN DBR pboviuz uoyaä :
Provincia de Goyaz (4 Jakrg,,, in der Hauptstadt,
c. a. 23
— 354 —
IN DER PROVINZ MATO-GROSSO I
Süuafäo (5 Jahrg.) J
Primeiro de Margo (3 Jahrg.) >in der Hauptstadt.
Liberal (1 Jahrg.) )
In der Residenzstadt bestehen 39 Druckereien in
welchen, ausser den genannten Zeitschriften, so ausgezei-
chnete Drucksachen angefertigt werden, wie sie in
vielen grossen Städten Europa's nicht besser gemacht
werden.
Auch in den Provinzen existiren ohngefähr 200
Druckereien, in welchen die schon erwähnten Zeitungen
und viele litterarische Werke gedruckt werden.
WISSENSCHAFTUCHE, LITTERARISCHE UND
GEWERBLICHE GESELLSCHAFTEN.
In der Residenzstadt und in den Provinzen existiren
viele wissenschaftliche und litterarische Gesellschaften.
Unbestritten nimmt unter ihnen den ersten Platz ein
das Historische, Geographische und Ethnographische
Institut, welches im Jahre 1838 gegründet und dazu
bestimmt ist, durch Sammlung, Analyse und Veröffent-
lichung aller auf vaterländische Geschichte sich bezie-
hender Dokumente diesen Zweig der Geschichte zu
^tudiren.
Seine Revue, betitelt Mevista Trimensal do Insütuto
Historico, befindet sich im 35. Bande und hat regel-
mässigen Fortgang; die jährlich publicirten Hefte machen
einen Band von 800 und mehr Seiten aus.
— 355 —
Das Institut hält monatlich zwei Sitzungen im Kaiser-
lichen Stadtpalast ; hei allen erscheint Seine Majestät der
Kaiser.
Die Kaiserliche Acadomie der Medicin, die seit 1829
besteht, ist in eine medicinische, eine chirurgische und
eine pharmaceutische Section gotheilt, und beschäftigt
sich mit allen Gegenständen, die in jeden dieser Zweige
einschlagen. Seit 1831 veröffentlicht sie eine Revue, die
gegenwärtig den Namen Annaes Brasilienses de Medi-
ana, fiihrt.
Jede Woche hält sie in dem Municipalkammer-
Palast eine Sitzung, und alljährlich feiert sie am Jahres-
tage ihrer Gründung in einem der Säle des Kaiserlichen
Stadtpalastes eine Sitzung, in welcher Preisaufgabcn
gestellt werden, an deren Lösung sich Inländer wie
Ausländer betheiligen können. Zur Lösung solcher
Preisaufgaben wird ein Termin von zwei Jahren gestellt.
Das Polyteclinischc Institut beschäftigt sich mit reiner
und angewandter Mathematik, mit Ingenicurkunst und
Militärwissenschaft, und veröffentlicht ebenfalls eine
Revue, aber in unbestimmten Zeitabschnitten.
Das Institut der Advocaten befasst sich mit theore-
tischen und praktischen Fragen der Rechtswissenschaft.
Es besteht seit 1843, hält jede Woche Sitzung, und
gibt seit 1863 eine Revue heraus, die beim neunten
Bande ist.
Die Vellosianische Gesellschaft, gegründet 1850 und
reorganisirt im Jahre 1809, beschäftigt sich mit dem
Studium der Naturwissenschaften, spcciell mit dem der
Landesproduktc, mit dem Studium der Geschichte und
der Sitten der Ureinwohner, «und hat schon einen Band
seiner Revue veröffentlicht.
— 356 —
Das Pharmaceutischc Institut von Rio de Janeiro, die
Pharmaceutische Brasilianische Gesellschaft, und das
Academische Pharmaceutische Athenäum beschäftigen
sich mit den Ma:erien, welche den officiellen Apotheker-
Cursus im Lande ausmachen.
Die zweite der genannten Gesellschaften veröffentlicht
unter dem Titel « Abelha (Biene) » eine Zeitschrift.
Das Institut der Meister der freien Wissenschaften
(seit 1863 bestehend), das Litterarisehe Institut, das
Historische Athenäum und die Schule Cicero's pflegen
die schönen Wissenschaften; die erstgenannte Gesell-
schaft beschäftigt sich auch mit Naturwissenschaften,
und hat den ersten Band ihrer Revue veröffentlicht.
Die Gesellschaft « Litterarische Versuche » (seit 1860
bestehend), das Portugiesische Litterarische Lyceum und
der Portugiesische « Retiro Litterario » (seit 1859 beste-
hend), verfolgen gleiche Zwecke wie die vorhergenannten,
und unterhalten Lehrstühle für portugiesische, franzö-
sische und englische Sprache, für Geschichte, Geogra-
phie, Elementar-Mathematik und Rhetorik. Die erstge-
nannte Gesellschaft veröffentlicht seit 1862 ihre Revue.
Das Institut der Directoren und Professoren verhandelt
pädagogische Fragen.
Die Gesellschaft « Unterricht für die arbeitenden
Klassen t> beschäftigt sieh, wie die» ihr Name andeutet,
mit einem besonderen Gegenstande, und verbindet damit
das Studium der schönen Wissenschaften. Dieselbe tm-
terhält in einer der Vorstädte der Hauptstadt eine sehr
besuchte Abendschule.
Der Verein der Buchhalter (seit 1869 bestehend)
befesst sieh mit den Gegenständen, die für diesen Stand
Interesse haben, und zur Förderung des Handels i
\
— 357 -
allgemeinen und zum Besten Brasiliens im besonderen
beitragen können. Dieser Verein besitzt eine Bibliothek,
beabsichtigt monatlich eine Revue erscheinen zu lassen,
und unterhalt eine Heimle zur Ausbilduno- von Buch-
haltern.
Die Zahl der gewerblichen Vereine ist noch gering;
allein dieselben langen an einen Zuwachs zu haben, der
iredeihliche Resultate erwarten Utsst.
In der Hauptstadt des Reichesexistiren folgende:
Die Hülfsg<*sellschaft der National-Industrie (seit 1828
bestehend) bespricht die auf Ackerbau und Industrie
bezüglichen Fragen, und fördert die Verbesserungen und
Reformen, weicht» sie für den Fortschritt jener beiden
Zweige des National-Wohlstandes erforderlich erachtet.
Seit einer langen Reihe von Jahren unterhält sie die
Zeitschrift Aucciliador dalndnstria Nacional, und seit 1871
zwei sehr besuchte Abendschulen für Erwachsene. Diese
Schulen vorsprechen, der Unterweisung der arbeitenden
Klassen wiehtige Dienste zu leisten.
Die Gesellschaft t Verbreiterin der schönen Künste »
(seit 1856 bestehend) arbeitet mit allen ihr zu Gebote
stehenden Mitteln an der fortschreitenden Entwickelungr
und Hebung der Künste im ganzen Kaiserreiche vermit-
telst des theoretischen und praktischen Unterrichts, der
in einem dazu gegründeten und auf Kosten der Gesell-
schaft unterhaltenen Lyceum gegeben wird, vermittelst
einer von ihr veröffentlichten Revue, und durch öffent-
liche Ausstellungen und Preisbewerbungen. Dieses Ly-
ceum zählt gegenwärtig 15 Abendklassen, die mit grossem
Nutzen von einer bedeutenden Anzahl Handwerker
jeglichen Alters besucht werden.
Die Regierung unterstützt diese Gesellschaft mit
— 358 —
Geldmitteln und ist bereit, derselben andere Vergün-
stigungen zu gewähren.
Im letztverflossenen Jahre besuchten 1.233 Schüler
die genannten Klassen, und ganz kürzlich ist daselbst
ein Lehrstuhl für auf Kunst und Industrie angewandte
Physik eingerichtet, wozu schon ein ausgezeichnet
passendes Oabinet angeschafft ist, und soll noch ein
Lehrstuhl für industrielle Chemie errichtet werden.
Die Regierung geht damit um, für das Lyceum ein
Gebäude mit den für Werkstätten (die demselben noch
fehlen) nöthigen Proportionen bauen zu lassen, damit
die Schüler sich auch in der praktischen Ausübung der
Künste und Handwerke ausbilden können.
Das Kaiserliche Institut für Ackerbau besteht noch
nicht lange, aber gibt in Bezug auf die Grösse seines
Zweckes keinem der genannten etwas nach. Demselben
liegt ob die Beaufsichtigung der Musterfarm, des land-
wirtschaftlichen Asyls und der Officin für Fabrikation
von Chili-Strohhüten; alle diese Anstalten sind von
demselben eingerichtet und haben guten Portgang.
Dieses Institut vermehrt sein Yermögen, und sein 3
Revue erscheint regelmässig, Avie dies schon an anderer
Stelle erwähnt w T orden ist.
Ausser anderen verdienen noch erwähnt zu werden
der Kaiserliche Typographen- Verein zur Hebung und
Fortbildung der Buchdruckerkunst, die Gesellschaft zur
Unterstützung der mechanischen und freien Künste.
In den Provinzen existiren ähnliche Gesellschaften
und Vereine; unter anderen folgende:
In Maranhäo : Das litterarische Institut, Atheneu Ma-
ranhense und Onze de Agosto, Avelches eine von mehr als
400 erwachsenen Schülern besuchte Abendschule unter-
— 359 —
hält, und der Verein « Festa Populär », welcher dahin
arbeitet, Provinzial-Ausstellungen für Ackerbau-und
Industrieprodukte zu veranstalten.
In Pernambuco : Das Archäologische und Geographi-
sche Institut; der Verein der Handwerker, der auf
seine Kosten verschiedene von 167 Schülern besuchte
Ünterrichtsklassen unterhält.
Die aus zahlreichen Mitgliedern beiderlei Geschlechts
bestehende,Sociedade Propagadora da Instruccjäo Publica,
welche vor Kurzem für Damen, die sich dem Lehrfache
widmen wollen, eine bereits von 8^ Schülerinnen be-
suchte Normal-Lehranstalt errichtet hat.
In Alagöas : Das Instituto Archeologico-Geographico
Alagoano, welches eine Revue veröffentlicht, und ein
Museum von Naturprodukten, ein numismatisches Ca-
binet, den Handels-, Buchdr ucker-, und Landwirthschaftli-
chen Verein gegründet hat.
In Bahia : Das Instituto HistoricoBahiano (unter dem
Vorsitz des dortigen Erzbischofs) ; Gremio Litterario
und das portugiesische Lesekabinet.
In S. Paulo : Athenou Litterario, Nucleo Juridico,
Germania, sämmtlich in der Hauptstadt ; — Culto ä
sciencia, die deutsche Gesellschaft für Bildung und Lee-
türe, die literarisch-artistische und industrielle Gesell-
schaft, zugleich mildthätigen Zwecken gewidmet in der
Stadt Campinas; — die Sociodade Amparense amantee
propagadora da Instrucgäo, in der Stadt Amparo, der
Club Palestra Litteraria in Sorocaba, die litterarische
Gesellschaft und der Club Bragantino in Braganga.
— m —
THEATER.
Die liesideuzstadt besitzt z.hn Theater ; drei grössere,
zwei kleinere, drei Volks-nnd liindliche Theater und zwei
Sckauspielsalons.
Das auf dem Acclainatioiis-Platze gelegene Lyrische
Theater, das neuerdings in der Strasse Guarda Velha
erbaute Theater D. Pedro II, und das Theater S. Pedro
de Alcantara am Constitutions-Platzc, in welch beiden
ersteren lyrische, in letzterem drainatisclu) Vorstellun-
gen gegeben werden, bieten dem Publicum grosse
Räumlichkeiten,
In denselben ünden grossartige Maskenbälle statt,
die seit dem Carnaval von 1845 eingeführt, und welche
den Fastnachtsbelustigungen aus den Colonialzeiten ein
Ende gemacht haben ; und hat diese Veränderung vor-
theilhaft auf dio Volkssitten eingewirkt.
In den Theatern Gyrnnasio und S. Luiz, welche klei-
ner sind, geben Schauspielertruppen Vorstellungen in
der Landessprache, wiilirend die Liebhaber von leichterem
Genre, Vaudeviiles, in den Volkstheatern, Alcazar, Phö-
nix und Cassino Gelegenheit finden, dergleichen in fran-
zösischer und portugiesischer Sprache zu geniessen.
Die Schauspiclsalous in S. Christoväo und Botafogo
werden von Liebhaber-Gesellschaften unterhalten.
Französische und italiänischo Singer, oder französische,
italiänische und spanische Schauspieler, unter ihnen sehr-
häufig die grössten europäischen Cclebritäten, kommen,
oft nach Rio do Janeiro, in Folgoder Leichtigkeit uncL
Schnelligkeit der transatlantischen Verbindungen, un
zeigen sich auf den hiesigen Theatern.
— 361 -
In allen Hauptstädten der Provinzen, sowie in vielen
Städten und Flecken gibt es Theater.
Die Regierung beal>sichtigt das brasilianische Theater
zu organisiren, und dasselbe auf eine der Civilisation
des Reiches entsprechende Höhe zu bringen.
Zu diesem Endo ist schon ein neues dramatisches
Conservatorium gegründet, welchem obliegt folgende
zwei Zwecke zu fördern : durch die Prüfung der auf-
zufüllenden Stücke und durch die innere Beaufeich-
tigung der Theater zu vermeiden, dass gegen Moral,
Seligion und gute Sitte verstosaende Stücke zur Auffüh-
rung kommen, — und bei den vom Staate subventio-
nirten Theatern die litterarische Censur auszuüben, damit
die guten eingeführten Nonnen den Geschmack bilden,
und durch Beispiel und Anspornung zur Regeneration
und Hebung- der Litteratur und dramatischen Kunst im
Kaiserreiche beitragen können.
Die zur Errichtung des Nornialtheaters und eines Cur-
sus über dramatische Kunst nothwendigen Massnahmen
büngeu noch von der Genehmigung des gesetzgebenden
-Körpers ab. Auch hat man ein Gebäude zu einem neuen
-lyrischen Theater projeetirt und hat die Desapropriation
«3er Grundbesitze bereits statt gefunden, welche für das
^Ferrai», wo das neue Theater, naeh von der Regierung
££*oT)illigtem Plan errichtet werden soll, erforderlich sind.
M1L0THAETIGE ANSTALTEN.
Spitaeler, Irren-und Findelhaeuser.
Den ersten Platz unter den mildthätigen Anstalten
*^8 Kaiserreiches nimmt unstreitig die Santa Casa da IG-
^^ricordia, in Rio de Janeiro, schon yor dem Jahre 1545
— 362 —
errichtet, ein. Mit Bestimmtheit kann man behaupten,
class das allgemeine Krankenhaus und die Irrenanstalt
demselben in keiner Stadt der Welt ihres Gleichen haben.
In dem Krankenhause wurden, im Verlauf von 1872-
1873, 14,539 Kranke verpflegt. Wiederhergestellt ver-
liessen dasselbe 10,526 ; 2,946 starben, und 1,067 ver-
blieben noch in Pflege.
Wenn man die 317 abrechnet, welche innerhalb der
ersten 24 Stunden nach ihrer Aufnahme starben, so
betrug die Sterblichkeit 18 °/ , trotzdem dass viele schon
dem Tode nahe Kranke dahin kamen, und dass die
Stadt Rio de Janeiro in jenem Jahre viele Monate
hindurch mit zwei Epidemien zu kämpfen hatte.
In dem Krankenhause herrscht beständig die grösste
Ordnung und Reinlichkeit, und die Kranken werden
mit aller Sorgfalt und Menschlichkeit behandelt.
Dasselbe ist der Fall im Hospicio D. Pedro II, welches
ausschliesslich für Geistes-Kranke bestimmt ist, deren
Anzahl 393 betrug. In dieser Anstalt, sowie im Kran-
kenhause, werden alle Unbemittelte ohne Unterschied
des Standes, der Nationalität oder der Religion unentgelt-
lich verpflegt. Für die Pensionäre jedoch gibt es beson-
dere Zimmer darin.
Das Patrimonium der Anstalt beträgt nahe an
Rs. 300:000$000.
Die Pflege der Kranken, so wie die innere nebst
der ökonomischen Verwaltung in beiden Anstalten ist
barmherzigen Schwestern vom S. Vincenz de Paula-
Orden anvertraut.
Ausser den genannten Hospitälern, den besonderen
Krankensälen an anderen Orten, und denen, welche
unverzüglich eingerichtet werden, sobald irgend eine
— 363 —
Epidemie stark auftritt, hat die Santa Casa da Miseri-
cordia 4 permanente Bureaux für ärztliche Consulta-
ti r >nen errichtet, (eines derselben ist mit dem Hospital
verbunden, und drei befinden sich in den verschiedenen
Stadttheilcn und Vorstädten), wo unentgeltlich ärztli-
cher Rath ertheilt und Arznei verabreicht wird, und
wo zu jeder Zeit Aerzte angetroffen werden, welche die
Kranken, die daselbst nicht erscheinen können, in
ihren Häusern besuchen. Nur in einem einzigen, « Bank-
saa! des Hospitals » genannten, erschienen im Lauf des
letztverflossenen Jahres 7,050 Kranke.
Mit der Santa Casa da Misericordia stehen in Ver-
bindung folgende Anstalten :
Das Findelhaas, welches Rs. 208:000$000 im Ver-
mögen besitzt.
Das Waisenhaus, worin sich 135 Mädchen befinden,
von denen 2 starben, und 18 entlassen wurden, 8 um
sich zu verheirathen. Das Vermögen des Waisenhauses
besteht in 119 Staats-Schuldscheinen zum jetzigen Werth
vonRs. 124:000$000.
Die Anstalt hat für den Zweck der Aussteuer eine
besondere Kasse, in welcher Rs. 21 5:4008000 in Staats-
Schuldscheinen sich befinden; es ergab sich hieraus im
Jahre 1872 eine Einnahme von mehr als Rs. 22:000$000.
Das Asyl Santa Thereza, mit einem Vermögen von
nahe an Rs. 300:000$000 und in einem prächtigen
Gebäude, aufgenommen, woselbst hülflose kleine Mädchen
ernährt, gekleidet und erzogen werden ; im vergangenen
Jahre betrug ihre Zahl zwanzig.
Das Einkommen des allgemeinen Krankenhauses und
sämmtlicher dazu gehörigen Anstalten belief sich im Jahre
1871—1872 auf die Summe von Rs. 1.772:6273932, und
— 361 —
die Ausgabe auf Rs, 1.605:788$3r>0, was einen Saldo von
Bs. 166Ä394520 ergiebt.
Die Santa Casa unterhält zwei Friedhofe ausserhalb
der Stadt, nämlich den you S. Joäo Baptista da Lagöa
und den von S* Francisco Xavier.
Im verflossenen Jahre sind bedeutende Arbeiten aus-
geführt worden, um das allgemeine Krankenhaus, das
Irrenhaus und die beiden Kirchhöfe zu erweitern. In-
nerhalb des Kirchhofes von S. Francisco Xavier ist
einer ausschliesslich für Nichtkatholiken eingerichtet,
der mit derselben Sorgfalt, wi3 die für Katholiken be-
stimmten, in Ordnung erhalten wird.
Die Santa Casa da Misericordia, mitEinschluss der von
derselben abhängigen Anstalten, besitzt ein Vermögen von
Rs. 17.000:000$000, in Häusern Rs. 13:800$000, in Staats-
Schuldscheinen Rs. l.G7G:000$000, in Mobiliar, Weiss-
zeug, Gerätschaften, und Anderem Rs. l.OOOßOOSOOO,
ferner an zinsbarem Grundbesitz Rs. 500:000$000.
Die Administration derselben, unterstützt vom Staate
und von der öffentlichen Mildthätigkeit, ist unermüdlich
darauf bedacht, den frommen Zweck zu fördern, zu wel-
chem die Santa Casa nebst den übrigen Anstalten ge-
gründet worden ist. Trotz den ungeheuren Ausgaben
die im letzt verflossenen Jahre zu bestreiten waren, stellte
'es sich heraus, dass auch nicht ein einziger Theil des
Budgets ohne einen TJeberschuss geblieben war.
Hospital der Aussätzigen ( azaros).
Dasselbe ist ausschliesslich für solche bestimmt, welche
an der Elephantiasis der Griechen leiden, dergleichen
79 aufgenommen, unterhalten, und ärztlich behandelt
- 365 —
wurden; undzwar von männlichem Geschlecht 47 Erwach-
sene, und 9 Minderjälirige ; vom weiblichen 18 Erwach-
sene, und 5 Minderjährige. Mit Tod giengen ab 7 männ-
liche, 4 weibliche; es verliessen die Anstalt 6, wovon 4
männliche, 2 weibliche .
Das Einkommen dieses Hospitals belief sich auf
Ba. 103:5611621, die Ausgabe auf Rs. 85:182$974, mithin
TJebersehuss Rs. 19:378$647.
Die Herstellung eines im Bau begriffenen Theiles des
Hauses, womit bereits Rs. 60:114$877 verausgabt wurden,
ist schon ziemlich vorgerückt.
Sein in Staatsschnldscheinen und in zinspflichtigen
Qrnndistücken angelegtes Patrimonium beläuft sich auf
Rs. 366:000*000 Nominalwcrth.
Dasselbe besitzt auch ein Einkommen von Yennächt-
nissen herrührend, bestehend in Grundstücken, Staatb-
schuldscheinen und Actien der Rank von Brasilien.
"Der Staat trägt jährlich mit einer Unterstützung von
Rs. 20OO$OOO bei.
Die Provinzen Rio de Janeiro, ßahia, Pernambueo,
S. Paulo, Maranhäo, Cearä, Minas-Geraes, S. Pedro do
Rio-Grando do Sul und andere besitzen in den Haupt-
städten dergleichen Institute, mit im Allgemeinen gut
eingerichteten Hospitälern, in welchen die Armen
unentgeltlich mit aller Sorgfalt und Humanität ärztlich
behandelt werden.
Beinahe in allen grosseren Städten und in einigen
kleineren im Innern der Provinzen gibt es solche mild»
thätige Anstalten, deren Aufzählung indese zu weit
fuhren würde.
Die Provinz Bahia besitzt ausserdem noch Asyle, worin
arae* M ftdcfcen Stütze und Erziehung finden ; auch ein
— 366 —
Hospital für Aussätzige, und das Asyl S. Joäo de Deos,
welches für Geisteskranke eingerichtet wird.
Weitere Asyle für Aussätzige existiren in Parä, Mara-
nhäo und Mato-Grosso.
Die Hauptstadt S. Paulo besitzt eine Irrenanstalt und
ein Hospital für Aussätzige.
Aehnliche Hospitäler giebt es in den Städten Itü,
Constituigäo und Campinas, und in der Stadt Guara-
tinguetä existirt unter dem Namen «Asyl des guten
Hirten» ein Erziehungshaus für Mädchen,
In der Provinz Säo Pedro do Rio-Grande do Sul exi-
stiren in der Hauptstadt und in den Städten Rio-Grande
und Pelotas, ebenfalls Erziehungshäuser für hülflose
Kinder beiderlei Geschlechts; und eins für Mädchen in
der Hauptstadt der Provinz Santa Catharina.
Die Provinz Rio de Janeiro besitzt in der Stadt Nic-
theroy das an einer andern Stelle erwähnte schöne
Asylo de Santa Leopoldina, welches aus Provinzial-
niitteln unterhalten wird, und in allen Städten Spitäler,
von denen einige sehr gut eingerichtet sind. Im letztver-
flossenen Jahre hat die Provinz mehr als Rs. 62:0005000
zur Unterstützung derselben verausgabt.
WOHLTHAETIGE UND PHILANTROPiSCHE VEREINE.
Die Zahl der wohlthätigen Vereine ist ungeheuer
gross, und legen dieselben ein unzweifelhaftes Zeugnis»
für die philanthropischen Gesinnungen dea brasiliani-
schen Volkes ab.
Einige derselben verfügen übet- bedeutende Grundcapi-
talien, und unterstützen die hülflosen Armen soviel in
— 307 —
ihren Krüftcn steht, mitunter noch darüber. Andere be-
sitzen zwar nur ein becheidenes Ciipitul : allein a.ich so
unterlassen sie nicht jedem der Il-tlfe bedürftigen bei-
zustellen, ohne Ansehen der Nationalität, des Standes
oder religiösen Glaubens.
Dbb, Tertiarier-Om>ex des S. Fra.ncisco de Paula. —
Die Stiftung: dieses Ordens, der ausser dein gottesdienst-
lichen Zwecke auch noch die armen Brüder unter-
stützt, dutirt vom Jahre 1619. Sein Patrimonium bestellt
aus 169 städtischen Gebäuden, die «ine Einnahme von
Rs. 216:4708610 iraben : aus in Erbpacht geif ebenen
Grundstücken und Staats-Schuidscheinen, zum Nominal-
werth von Rs. 27:40o$o<i0.
Der Orden besitzt ein grosses und mir allein für Pflege
und Bequemlichkeit der Kranken not li wendigen Zube-
hör reichlich ausgestattetes Hospital, worin im verflos-
senen Jahre 1106 Kranke behandelt wurden, von denen
965 genasen, 48 starben, und 1>3 in ; 'ehandluug ver-
blieben. Die Sterblichkeit befrmr etwa* nielir als
Mit dem Hospital vcrau-ira' t der Orden die Summe
YOnRa. 45:15880UO; in monatlichen und ausserordent-
lichen Almosen Rs. mälifliSiMM) ; und der Rest wurde
für gottesdienstliche Zweeke, I eirrilbnisso und Bauten
auf dem Friedhofe ausgegeben, zu dessen vollständiger
Einrichtung noch Rs. 3."ii):tMMi$uini erforderlich sind.
Deb Obdkn de Nossa Se.mioka ü" Moste ho Cahmo. —
Das Vermögen dieses im Jahr«- 103* zu demselben Kndc ge-
stifteten Ordens be-teht in 03 Hiluseru, Staats-Schuldschei-
nen zum Nennwerthe von Bs. 173:4<N)SiJiM) f Policen der
Provinz Bio de Janeiro im Betrage von Rs. 32:0008000,
und in Aktien der brasilianischen Bank, im Werthe von
Rs. 4:8008000.
— 368 —
Die aus der Hausmiethc (Rs. 86:000$000) ui)d aus
den anderen Einnahmeposten gezogene Rente betrug
im letztverflossenen Jahre Rs. 215*,000$000, und die
Ausgabe Rs. 212:000S000.
In dem grossen Hospitale des Ordens, womit ohnge-
fähr Rs. 500:000$000 verausgabt worden sind, wurden
1,552 kranke Ordensbrüder aufgenommen, von denen
1,413 genasen, 60 starben, und 79 in Behandlung blieben.
Die Sterblichkeit betrug weniger als 4 °/ .
Die Ausgaben vertheilten sich auf folgende Posten:
Hospital Rs. 39:689$00Ü, monatliche Almosen und son-
stige Unterstützungen Rs. 46:491$000, religiöse Akte,
Begräbnisse, Instandhaltung des Friedhofes und andere
Ausgaben Rs. 125:920$000.
Der Orden "'dos Minimos de S. Francisco de Paula. » —
Er ist im Jahre 1756 gestiftet worden. Sein Patrimo-
nium besteht in 26 Häusern, die im vorigen Jahre bei-
nahe Rs. 21:000$000 Miethe eingetragen haben; in
Staats-Schuldscheinen zum Werthe von Rs. 593:5001000,
und Rs. 100:0005000 in Policen der Provinz Rio r 7 e
Janeiro.
Für den Unterhalt seines ausgezeichneten Hospitals,
worin in demselben Zeiträume 622 kranke Ordens-
brüder Aufnahme fanden (von denen 30 starben und 19
in Behandlung verblieben), macht der Orden durchat»
keine Ausgaben, weil die christliche Liebe der j&krBefc
neu erwährten Dfcfinitorcn (Beisitzer des OrdeftSVor-
gteher?) die» nicht zugibt, indem diese die monatliches,
oft die Summe Tön Rs. l:000$0ÖO übersteigenden Am*
gaben ans eigne* Tag che bestreiten.
Trotzdem betrugen »eine Ausgaben Es, 142:OOOJÖ0O^
und die Einnahme Bs. 14&000$00O, so daee ein, Bald/—
von Rs. 7:000$000 verblieb. Die Ausgaben be»fc*ndä^«
— 369 —
in Rs. 17:Ü92$000 für Unterstützungen an hülfsbedürf-
tige Ordensbrüder, Ausgaben für Begräbnisse, Instand-
haltung des Friedhofes und zur Amortisation der Schuld,
welche durch den Neubau und die Ausschmückung
des grossartigen Tempels contrahirt worden ist*
Der Orden "do Senhor Born Jesus do Calvario da
Via Sacra — Er wurde im Jahre 1721 als einfache
für den Cultus und für Ausübung der Mildthätigkeit
bestimmte Congregation gestiftet, und wurde 1830 zu
einem Tcrtiarier-Orden.
Obwohl >r ein prächtiges Gebäude zum Hospital für
seine kranken Ordensbrüder erbaut hat, so is es ihm
doch aus Mangel an hinlänglichen Einkünften bis jetzt
noch nicht möglich gewesen, dasselbe zu eröffnen, und
beschränkt sich • c.-halb darauf, den armen Brüdern
Unterstützungen und Wohlthatcn angodeiheu zu lassen,
die im vergangenen Jahre die Summe von Rs. 1!:G21$000
betrugen. Sein Patrimonium ist angelegt in 14 Häusern,
die jährlich ohngefähr Rs. 2G:000$000 einbringen ; in
Staats Schuldscheinen zum Betrage von Rs. 357:2008000
und in Policen der Provinz Rio de Janeiro zum Be-
trage von Rs. 5:000$000.
Die Einnahme betrug Rs. 71:000$000 und die Aus-
gabe Rs. 61:0005000, so dass ein Saldo vonRs. 10:000$000
verblieb. *
Dvr Orden der Unbefleckten Empfängniss. — Die alte
Brüderschaft dieses Namens wurde 1853 zur Kategorie
e mes Tertiarier-Ordens erhoben. Derselbe verfolgt glei-
°kö Zwecke wie die übrigen Orden ; unterhält ein
"^syl, in welchem ohne Unterschied arme, aber ehrbare
**^uen aufgenommen werden ; natürlich jedoch haben
< ^ Ordensschwestern den Vorzug.
c a. 24
— 370 —
Dieser Orden besitzt 9 Haüser und Rs. 40:000$000 in
Staatschuldscheinen. Seine sämmtlichen Einkünfte be-
liefen sich auf Rs. 17:34:0$000, und mit dem Saldo aus
dem vorhergehenden Jahre auf Rs. 52:668$000.
Die Ausgaben, inbegriffen die mehr als Rs. 100:0005000
betragende Reparatur der Kirche, beliefen sich auf Rs*
42:5i)7$000, und blieb somit ein Saldo von Rs. 10:0008000
Im Asyl befinden sich 13 Frauen; allein ausserdem
gewährt der Orden seinen 11 rüdern Unterstützungen,
die im verflossenen Jahre sich auf Rs. 1:227$000 be-
liefen.
Die Brüdersclvaft „ do Santissimo Sacramento de Nossa
Senhora da Candelaria. — Dieselbe ist im Jahre 1669 ge-
stiftet, um den Glanz der Religion aufrecht zu erhalten
und um Werke der Barmherzigkeit auszuüben, und ver-
waltet das Hospital für Aussätzige.
Sie besitzt 100 Häuser, die eine Rente von
Rs. 130:385$000 geben, und Rs. 298:800$000 in Staats-
Schuldscheinen.
Die Einnahme betrug Rs. 171:235$000, und die Ausgabe
Rs. 133:210$000; es blieb somit ein Saldo von
Rs. 38:019$000.
Unterstützt wuiden 575 Personen, worunter 59 Brüder
oder Wittwen von Brüdern, und wurde dafür die Summe
von Rs. 35:207$000 verausgabt. #
Für den Bau des Tempels, der im Jahre 1775 begon-
nen wurde , hat die Brüderschaft schon ohngefkhr
fts. 2,000:000$000 verausgabt.
Die Kaiserliche Brüderschaft „ de Santa Gras dos Mili-
tär es. — Liiese Brüderschaft wurde im Jahre 1628 von
Jkiilitairpersonen gestiftet, um religiöse Akte zu be-
gehen und die Wittwen und Waisen der verstorbenen
i
— 371 —
Brüder zu unterstützen. Die Brüderschaft beschränk
sich auf Militairpersonen in aktivem Dienst, "ie zur Gar-
nison der Residenzstadt und der Provinz Bio de Janeiro
gehören ; diesen und ihren Wittwen und Waisen setzt
die Brüderschaft Pensionen zum Betrage defr Hälfte des
Soldes aus, wenn sie ilenselben verlieren oder in Dürftig-
keit gerathen.
Sie besitzt 23 Häuser, deren Miethe Rs. 74:600$000
jährlich einbringt, und 905 Policen, deren Rente Rs.
50:638$000 beträgt. Mit Pensionen wird die Summe von
Rs. 72:696$000 verausgabt.
Die Einnahme betrug Rs. 175:5693000, und die
Ausgabe Rs. 149:7G3$000; es blieb ein Saldo von
Rs. 25:825$000.
Die Brüderschaft „ de Nossa Senliora do Rosario e
& Benedüto. — Dieselbe wird als eine der ältesten Brü-
derschaften der Residenzstadt angesehen, und ist von
Negern gestiftet worden.
Sie nimmt sogar Sclavon auf, deren Freikaufung sie
mit den Mitteln befördert, wozu eine besondere Kasse
eingerichtet ist. Durch das Loos wird entschieden, welche
von den sich noch in Sclaverei befindenden Brüdern
freigekauft werden sollen. Die Brüderschaft unterstützt
die hülfsbedürftigen Brüder und deren Wittwen.
Ihr Patrimonium bestellt aus 16 Häusern und 41 Staats-
Schuldschcincn zum Nominal- Werthe von Rs. 1:000$000.
Die Einnahme ist auf Rs. 15:000$000 berechnet, und die
Ausgabe auf Rs. 13:500$000.
Ausser den Tei tiarier-Ordensgesellschaften und vielen
Brüderschaften, die ihren Mitgliedern bei Krankheit
und Dürftigkeit zu Hülfe kommen, zählt die Hauptstadt
des Reiches eine grosse Menge philanthropischer Gesell-
— 372 —
Schäften, die von Einheimischen und Ausländern ge-
gründet sind. An einheimischen gibt es folgende:
Die Uniäo Beneficente (Wohlthätigkeits-Verein) für Handel-
und Gewerbetreibende.
Im Jahre 1863 eröffnet, besitzt sie gegenwärtig ein
_ Vermögen von mehr als 150 Policen der Staatssehuld,
und unterstützt ihre Mitglieder in Gemässheit der
Statuten.
Die Uniäo Beneficencia (Hülfs verein).
Sie ist 1852 gegründet, und unterstützt mit den mo-
natlichen Beiträgen der Mitglieder • die hülfsbedürftigen
Familien der verstorbenen Mitglieder.
Rio-Grandense.
Das Capitalvermögen dieses im Jahre 1857 ge-
gründeten Hülfs Vereins beläuft sich auf mehr ab
Bö. 30:000$000.
Paulistana.
Dieser Wohlthätigkeits-Verein ist am 7 September i
1872 bei Gelegenheit der Einweihung des Standbildes
von Josö Bonifacio gegründet worden, um die aaß der 3
Provinz S. Paulo gebürtigen Personen zu unterstutzen,
wenn sie sich im Zustände der Dürftigkeit befinden.
Mineira.
Dieser Verein ist erst vor ganz kurzer Zeit
gründet, and hat zum Zwecke, die aus der Provirw Jß-j
nas-Geraes Gebürtigen, welche sich ih de* Besidei
befinden, zu unterstützen. P^Jei
— 373 —
Typographica Fluminense.
Dieser Vorein besteht seit lcr53; besitzt im Vermögen
46 Policen der Staatsschuld, und sein Zweck ist, die
hülflosen Mitglieder und deren Familien zu unterstützen;
ein Asyl zu gründen für diejenigen, welche ansser
Stande zu arbeiten sind ; und die Buchdruckerkunst zu
lieben und zu fördern.
Caixa Municipal de Beneficencia (Municip al-Hülfs Vereins -
Kasse) und Congregagäo de Santa Thereza de Jesus.
Der Zweck dieses im Jahre 1860 ins Leben getre-
tenen Vereins ist verschä i.to Arme zu unt< rstützen,
arme rechtschaffene Jimgfrjiucn auszusteuern, und ein
Asyl für Aitersch wache zu gründen.
Der VcreinVird auf eine wirksame Weise unterstützt
durch die Congregation der Schwestern der Heiligen
Therese de Jesus, welche im Jahre 18G1 errichtet ist
und zum Zweck hat, die L ige der Hottlor zu verbessern,
und ein Asyl für dieselben zu gründen.
Im Jahre 1871 hat die Kronprinzessin D. Isabel den
Grundstein zu einem solchen gelegf, welches in einer
der Vorstädte der Residenz erbaut wird.
Das Vereins vermögen, das durch vom Dircetor, von
den Mitgliedern und Schwestern der Congregation gesam-
melte freiwillige Gaben zusammengebracht worden ist,
beträgt schon Rs. 130:0005000.
Amante da Instrucgäo.
Dieser Verein hatte im Jahre 1831 einen sehr be-
Seidenen Anfang, und unterhält gegenwärtig ein-
— 374 —
Externat und ein Internat, worin eine beträchtliche An-
zahl armer Mädchen Unterricht geniesst.
Sein Vermögen beträgt Rs. 83:400$000 in Staats-
Schuldscheinen.
Umäo Beneficente das Familias Honestas (Hülfsverein
für ehrbare Familien.)
Dieser Verein besteht seit 1862, besitzt ein Vermögen
Von 120 Staats-Schuldscheinen, und vertheilt in Un-
terstützungen an verschiedene Familien jährlich gegen
Rs. 30:000$000.
Asyl für Alter schwache.
Dasselbe ist im Jahre 1872 für Alterschwache bei-
derlei Geschlechts gegründet.
Ausserdem bestehen noch viele andere Wohlthätig-
keits-Vercine, wie z. B. der brasilianische Hülfsverein,
der Hülfsverein d r Handwerker, einer unter dem Namen
« Vollkommene Freundschaft, » der Verein der weltlichen
Kirchenbeamten, vnd andere.
Unter den von Ausländern errichteten Hülfevereinen
nehmen folgende eine bedeutende Stellung ein:
Der Franzoesische.
Derselbe besteht seit 1856 und besitzt ein Vermögen
von Rh. 44:872$537.
Der Englische.
Er existirt seit 1837, besitzt aber kein Vermögen.
Seine Einnahme besteht aus jährlichen Subscriptionen
und freiwilligen Gaben, und wird in monatlichen Un-
terstützungen oder in einmaligen Beihülfen verausgabt*
— 375 —
Der Deutsche.
Dieser Verein besteht seit dem Jahre 1844. Sein Ver-
mögen besteht nur aus fünf Staats-Schuldsclieinen, unter-
stützt aber deutsche und ö-treichischo Unterthanen aus
seiner Einnahme, welche aus den Zinsen der genannten
Policen, aus regelmässigen, aber freiwillig gezeichneten
Beiträgen der Deutschen der Residenz und aus einer von
mehreren deutschen Regierungen und von der östrei-
chisch-ungarischen gewährten Beihülfr besteht.
Der Belgische.
Er existirt seit 1853. Seine Einnahme besteht aus dem
Ertrage von hier und in Belgien gesammelten Subscrip-
tionen, aus den monatlichen Beiträgen der Mitglieder,
und aus den Zinsen seines Vermögens von 17 Staats-
Schuldschcinon.
Der Spanische.
Derselbe ist im Jahre 1859 gegründet und besitzt ein
Capital von 37 Staats-Schuldscheinen.
Der Italienische.
Er existirt seit 1854. Sein Vermögen besteht aus 25
Staats-Schuldschcinen, und aus einer stets disponiblen
Summe, die zu Unterstützungen verwendet wird.
Der Portugiesische.
Dieser Verein besteht seit 23 Jahren, hat seit 1859 ein
prachtvolles Hospital, unter der Anrufung des Heiligen
Joäo de Deos, dessen Bau und sämmtlichc Einrichtung
mehr als Rs. 300:0001000 gekostet hat. Das Vereinsver-
mögen beträgt mehr als Rs. 400:0001000, und ist in
Staatspapieren angelegt.
- 376 —
Die Portugiesische Unterstützungskasse Pedro V.
Sic besteht seit 1863, besitzt ein Vermögen von mehr als
Bs. 400:000$000, und bestreitet, vermittelst monatlicher
und ausserordentlicher Unterstützungen, nicht nur die
Ausgaben für Behandlung vieler Kranken, für ärztliche
Consultationen und Besuche, für Arzneimittel, sondern
sorgt auch für die Erziehung undjfür das Unterkommen
der Kinder hülfsbedürftiger Portugiesen.
Der Hülfsverein der Schweizer.
Dieser Verein besteht seit 1821, und besitzt ein Ver-
mögen von ohngefilhr Rs. 400:000$000 in Staatspapieren.
Der Hülfsverein der Israeliten Brasiliens.
Dieser Verein ist erst vor ganz kurzer Zeit errichtet.
Noch sind zu erwähnen: der Americanische, der Portu-
giesische unter dem Namen Amante da Monarchia, e Be-
neficente, Madrepora und andere.
In fast allen Provinzial-Hauptstädten und starkbevöl-
kerten Orten bestehen ähnliche, von Inländern und Aus-
ländern errichtete Vereine, welche ihren nothlcid enden
Mitgliedern und anderen hülfsbedürftigen Personen
Unterstützungen zukommen lassen.
SPAR UND PENSIONSKASSEN.
Es bestehen in Rio de Janeiro drei Pensionskassen
nämlich.
Die älteste ist die allgemeine Spar-und Pensionskasse
für Staatsdiener, gegründet im Jahre 1835; zu derselben
gehören Personen beiderlei Geschlechts, welche vom
— 377 —
Staate""Gehalt beziehen, insofern ihre Stellen nicht provi-
sorisch,[oder blos zeitweilig, oder noch Abgaben unterwor-
fen sind. Sie besitzt ein Capital von Es. 3 210:OO0$000.
in Staatsschuldscheincn und geniesst einen jährlichen
Staatszuschuss. Die Einschreibung, Eintritts gebühren
und Beitrüge sind nach einem von der Regierung ge-
nehmigten Plane festgesetzt.
Nächst dieser kommt die al'gemeine im Jahre 1841
gegründete Pensionskasse (Monte Pio Geral). Sie besitzt
ein Capital von Rs. 5.730:0005000 in Staatsschuldsch-
einen. Dieser Anstalttkönnen Personen beider Geschle-
chter und aller Ständo beitreten, und das Anrecht ihrer
Mitglieder auf Pension erlischt nicht, wie bei der anderen
Anstalt, mit Eintrit der Volljährigkeit.
Es können in derselben, nur für bestimmte Personen
Pensionen gestiftet werden; doch kann jeder, der eine
Pension für sich stiften will, sich als Stifter und als
Empfänger einschreiben.
Keine Pension kann die Summe von Rs. 1:G00$000
jährlich übersteigen, ausser in besonderen, in den Statuten
bestimmten Fällen.
Jede Person kann bis zur Summe von Rs. 4:000$000
zum Besten anderer Personen, und bis zur Summe von
Re. 6:000:')00 zum Besten von Frau, Kindern oder Eu-
keln* Pensionen stiften.
Die Marino-Pensionskasso ist für die Familien der
Marinc-Officicre gegründet, denen sie nach dem Tode
des Familienhauptes die Hälfte von dessen Gehalt fort-
bezahlt. Sie wird durch einen monatlichen Abzug eines
eintägigen Soldes dieser Officiere gebildet, und nach dem
Stiftungsplan von 1795 und anderen späteren gesetzlichen
Anordnungen verwaltet.
Beim Heere, anstatt der Pensionskasse, welche übri-
— 378 —
gens noch eingerichtet werden soll, haben die Wittwen,
ledigen Töchter und unmündigen Söhne der Offiziere An-
recht auf den halben Sold, den ihre Ehemänner und Tä-
ter beziehen würden, wenn diese dem Gesetz gemäss in
Ruhestand versetzt worden wären.
Im Falle die Offiziere unverheirathet sterben, fällt ihren
Müttern, wenn diese Wittwen sind, der halbe Sold zu.
Ausserdem gewährt die Regierung den Wittwen, le-
digen Töchtern, unmündigen Söhnen, Müttern und le
digen Schwestern der im Kriege oder in einem andern
wichtigen Dienste umgekommenen Offiziere, Pensionen,
die jedoch von der Genehmigung der gesetzgebenden
Kammern abhängt.
STRAFANSTALTEN.
In der Residenz und in vielen Provinzialhauptstädten
existiren Zuchthäuser für Verbrecher.
In dem noch nicht vollendeten Zuchthause der Reichs-
hauptstadt hat man bereits eine ganze Abtheilung für
die Werkstätten in fertigem Zustande. Man befolgt das
Auburnsche System. Die Gef&ngnissabtheilung enthält
200 Haftzellen. Dem Entwürfe nach fehlen drei solche
Abtheilungen, zwei Wcrkstättenabtheilungen, ein innerer
Thurm und Wohnungen für das Dienstpersonal.
In dieser Strafanstalt gibt es eine Elementarschule und
eine Bibliothek für die Gefangenen, Wäscherei, Bäckerei,
einen Steinbruch, welchen die Verwaltung ausbeutet, ein
photographisches Atelier zum Gebrauche der Gefilngniss-
und Polizeidirection. Die Ausgabe betrug in der Pe-
riode 1871-1872 Rs. 185:289$021, die Einnahme
Es. 96:000$000.
— 379 —
Verschiedene Artefacto, welche sich auf der Wiener
Ausstellung befinden, bestätigen die Nützlichkeit des
befolgten Systems und die erzielte Vortrefflichkoit der
Arbeit.
Nach dem Zuclitliauso der Residenz, haben wir das-
jenige von 8. Paulo zu erwähnen, welches dem Mu-
ster einer Besserungsanstalt um nächsten steht. Sein
geräumiges Gebäude, in einer reizenden Vorstadt gelegen
und Ton Gemüse und Obstgärten umgeben, enthält viele
wichtige Workstätten. Es herrscht die beste Ordnung,
Heinlichkeit und Moralität.
Bemerken8werth ist auch das Zuchthaus zu Recife,
in der Provinz Pernambuco.
Nicht zu vergessen sind die Zuchthäuser in den
Hauptstädten der Provinzen Bahia, Nictheroy und
in anderen Städten des Roiches, wo keine eigentliche
Zellengefougnisse erbaut worden sind.
OEFFENTLICHE BELEUCHTUNG.
Die Rezidenzstadt hat Gasbeleuchtung.
Die er Dienst wird gegenwärtig von einer englischen
Compagnie vergehen, auf welche die Rechte und Ver-
pflichtungen übertragen worden sind, die in dem,
Jahre 1851 mit dem Baron von Mauä abgeschlossenen
Contrakte enthalten waren.
Die Zahl der Gasflammen beträgt 5,205, und die
Ausgabe ohngefähr Rs. 600.000$000 per Jahr.
Gasbeleuchtung haben auch die Städte Recife, Nicthe-
roy, Campos, S. Salvador, Fortaleza, Belem, S. Paulo,
Saritos und S. Luiz, und sind die zur Anlage dieses
— 380 -
Beleuchtungs-Systems in anderen Städten des Reiches
nöthigen Arbeiten im Gange.
Die Deputirtenkammer der Provinz Mato-Grosso hat
ganz kürzlich die Gasbeleuchtung für die j3tadt Cuyabä
genehmigt.
MUNICIPIUM DER REICHS HAUPTSTADT.
Das Municipium der Reichs-Hauptstadt (auch neutrales
Municipium, oder Municipium der Resident) hat seine
_ eigene Verwaltungs-Organisation.
Die Verwaltung, in den Provinzen, mit welcher die Pro-
vinzial- Versammlungen und Präsidenten beauftragt sind,
steht in der Hauptstadt unter dem Reichstage und der
Reichsregierung, welcher der Stadtrath unmittelbar
untergeordnet ist; diese gibt den Gemeinde- Verordnungen
die vorläufige Bestätigung, wenn der Reihstag nicht ver-
sammelt ist; stellt, auf Antrag des Stadtraths die Ein-
nahme und Ausgabe der Gemeinde fest, und entscheidet
über Berufungen von Beschlüssen des Stadtraths.
Die Einnahmen der haupstädtischen Gemeinde haben
folgende Quellen: Gemeinde- Abgaben , Erbpacht von
Gemeinde-Grundstücken, Geldstrafen für Uebertretungen
der städtischen Polizei- Verordnungen, Verpackungen
von Watten, Ealaubniss-Seheine zur Eröffnung von Han-
dels-und-Gewerbelocalen und anderen industriell n Un-
ternehmungen, worunter auch Schauspiele und sonstige
öffentliche Unterhaltungen begriffen sind ; Staatszu-
schüsse für einige Dienstzweige; und schliesslich ein
Zuschlag zu der städtischen Grundsteuer, welcher für die
Pflasterung der Strassen mit Würfelsteinen bestimmt ist.
Das ziemlich bedeutende Gemeinde- Vermögen besteht
'aus dem R.thhaus und anderen Gebäuden; aus den
- 381 —
der Gemeinde zu verschiedenen Zeiten von der Regierung
gebchenkton Ländereien ; aus Markthallen, Schlachthäu-
sern, und den zwei auf Veranlassung des Stadtraths
gebauten Schulhäusern.
Die wirkliche Einnahme im letztvergangenen Jahre
belief sich auf Rs. 899:959$99!>, und die Ausgabe auf
Rb. 873:329*953.
Die städtische Einnahme ist seit 1830, wo sie nur
Rs. 31:221$ü00 betrug, fortwährend gestiegen. Im J. 1866
beli^f ßio sich auf Rs. 070:4301590, was also für das letzt-
vergangene Jahr, einen Uebcrst huss von Rs. 221:529$409
über jenes Jahr, und von 11*. 868:738$3: 9 über 1830 aus-
macht.
Einige Abgaben, welche in den Provinzen zu deren
Einnahmen gehören, worden in der Hauptstadt als Reichs-
Steuern betrachtet, und ertrugen im letzten Finanzjahre
Rs. 7.062:000$000.
Dafür übernimmt die Regierung die Ausgaben für
mehrere Dienstzweige, welche in den Provinzen aus
deren Cassc, oder von den Gemeinden bestritten werden,
z. B. Strassenbeleuchtung, Versorgung mit Trinkwasser,
Lösch- Anstalten, Gefängnisse, Polizei-Mannschaft u. s. w.
Die Stitdt Ö. Sebastiäo do Rio de Janeiro (Hauptstadt
des Reiches, liegt auf der Westseite des Meerbusens von
Nictheroy, unter 22° 53' 51" S. B. u. 0° 0' 56" W. L.,nach
dem Meridian des Kaiserlichen Observatoriums von Rio
de Janeiro , welches auf dem Castell-Bergo dieser
Stadt liegt, oder 43° 8' 30" W. Greenwich.
"" Die Bai von Nictheroy, in welche die grössten Schiffe
frei einlaufen können, hat mehr als 30 Leguas(19,8Kilom.)
im Umfang. Ihre Tiefe wechselt im Durchschnitt zwischen
10 bis 15 (22-23 Meter) und beläuft sich an einigen
Stellen auf 50 Faden (110 Meter).
— 382 —
Zum Weichbild der Stadt gehören 7, und zum ganzen
Municipium 33 Inseln, ohne die ganz kleinen zu rechnen.
Das Municipium (mit Auschluss der Inseln) hat 32 □
Leguas oder 1.394 □ Kilometer, und die eigentliche
Stadt 21.780.000 □ Meter Flächeninhalt.
Sie hat 11 Pfarreien und Pfarrkirchen, und 69 Filial-
kirchen und Capellen, in welchen regelmässig Gottes-
dienst gehalten wird.
Kürzlich wurden zwei Pfarreien in den Vorstädten
errichtet, die jedoch noch nicht canonisch besetz: sind.
Einige Pfarr-und Filialkirchen sind grossartige Ge-
bäude.
Es bestehen 7 Klöster, 6 Laien-Orden, über hundert
religiöse Brüderschaften, viele Andachtsstiftungen und
zwei voi protestantischen Gemeinden gegründete und
unterhal:ene Bethäuser, eines für den englisch episcopalen
Cultus, das andere für die deutsch-evangolische Gemeinde.
Das Municipium enthält ausserdem noch 8 Pfarreien
und Pfarrkirchen, und zu den meisten gehören auch
Filialkirchen und Capcllen.
Es bestehen drei Polizeidelcgationen, deren Amtsge-
walt sich cumulativ über das ganze Municipium erstreckt,
22 Unterdelegationen und 2 > Friedensgerichts bezirke.
Die Stadt enthält b2 öffentliche Gebäude, 23.523 steu-
erbare (mit einem Miethswerthu von Rs. 19.713:810$960,)
und 622 steuerfreie.
Von diesen Häusern sind 6.203 ein-oder mehrstöckig,
1.456 ai f erhöhten Grundmauern aufgeführt, 15.859 haben
nur ein Erdgeschoss.
Unter den öffentlichen Gebäuden verdienen Erwähnung:
Die Münze, eines der besten Gelände der Stadt,
an der Westseite des Acclamations-(St Annen) Platzes
— a«a —
gelegen ; os hat mit Eiuschluss des zweiten Stockwerk*
der Vorderseite 97.83 , Quadratspannen oder 4.698,8 □
Meter Grundfläche. liier fand die zweite Nationalindu-
etrie- Ausstellung statt.
Das Kriegs-Ministerium und Generalstabs-Gebäu le.
mit der angcbautcuKaserne, nimmt die ganze Nordseite
desselben Platzes ein, und ist 12^ Brassen (281,6 Meter)
lang, 145,5 Brassen (32U,1 Meter) tief.
Da« National-Muscum, an der Oatseite desselben Pla-
tzes, mit geräumigen, seinem Zweck entsprechenden
Sälen.
Das Sitzungsgebäude des Obersten Reichsgerichts, und
des Appcllationsgerichts des Bezirks von Rio de Janeiro.
Diu Academie der schönen Künste, in geschmackvollem
Style gebaut, mit den passenden Räumlichkeiten für den
Unterricht, und für die jährliche Kunstausstellung für
Malerei und Bildhauerei; an dieselbe reiht sich die
Pinacothok an, wo werth volle Gemälde und Gypsabdrücke
aufgestellt sind.
Die Centralschulo, wo Mathematik, Naturwissen-
schaften und Ingenieurkunst gelehrt werden. Dieses
Gebäude wurde für die allgemeinen Industrieausstel-
lungen von 18(51 und l v 73 benutzt.
Das Schatzamt, gegenwärtig im Neubau begriffen, ist
durch seine grosse Ausdehnung bemerkenswerth.
Das kürzlich sj eciell für seine Bestimmung erbaute
3f nsikc jnservatoriu u zeichnet sich durch seinen eleganten
Styl aus.
Das Militär-und das Marine-Hospital mit ihrer Bestim-
mung entsprechenden Räumlichkeiten.
Die neuen Volksschulen von S. Sebastiäo, S. Chris-
toväo, S. Jos6 und Gloria.
— £84 —
Das Internat und das Extcrnat dos Kaiserlichen Gym-
nasiums D. Pedro II, jenes in einer Vorstadt, dieses
im Innern der Stadt.
Das Gefil gniss, welches einen grossen Raum in einer
der Extre :.itäteu der Stadt einnimmt.
Das Zollhaus, welches weitläufige und ansehnliche
Bauwerke umfasst, unter welchen die grossen im Bau
begriffenen Zolldocks, und unweit davon der kaiserliche
Schiffsdock auf der Insel das Cobras, sowie auch ein
zwoitcr neben demselben im Bau begriffener sich auszeich-
nen.
Der bischöfliche Palast, Residenz des Bischofs von Rio
de Janeiro, auf dem höchsten Punkte des Hügels da
Conceic/äo.
Das bischöfliche Seminar von S. Jos6, welches für
die Ausbildung des Clerus dient.
Die Bank von Brasilien, ein wahrer Palast, dauorhaft
gebaut, zuui Sitz der ersten Creditanstalt des Reichs.
Die Centralstation der Eisenbahn D. Pedro II, am
Westendo des Campo da AcJlamagäo , bietet einen
gefälligen Anblick dar, und ist vor kurzem mit grossen
und geräumigen Waarenlagern und Arbeitszimmern
für die Verwaltung vergrössert, und durch einen
vor den Haupteingang angelegton Garten verschönert
worden.
Ebenfalls verdienen beachtet zu werden:
Die grosso Gasfabrik mit einem Flächeninhalt von
4.841 Qtiadratbrassen (23.435 Q Meter). ;
Das Krankenhaus der St. Oasa da Misericordia hat
zwei parallel laufende Flügel, und wird nach vollen-
detem Bau 825 Spannen oder 181,5 Meter lang, und
245 Spannen oder 54 Meter tief sein; seine G-rundflä-
— 385 —
che beläuft sich auf 202.125 □ Spannen oder 9.782,85 □
Meter. Es ist durch seine Grösse und seinen trefflichen
Bau eines der merkwürdigsten der Welt, und gewährt
in seinen grossartigen Krankensälen 1100 Kranken
bequemes Unterkommen.
Das Hospiz D. Pedro II, ebenfalls der Misericordia
gehörig, ist für die Behandlung von Irrsinnigen be-
stimmt. Monumental gebaut wie das vorhergenannte,
bedeckt es einen Raum von 1562 □ Brassen oder
7.560,1 □ Meter, und seine Faqade ist 60 □ Brausen
oder 290 Q Meter lang.
Das für Aussätzige, in der Vorstadt S. Christoväo.
Das von S. Joäo de Deus, dem portugiesischen Hlülfs-
verein gehörig.
Das des Laien-Ordens unserer lieben Frau vom
Carmel-Berge
Das des Laien-Ordens von S. Francisco da Peni-
tencia.
Das des Laien-Ordens der Miniinen des Heiligen
Franz von Paula.
Das des Ordens unseres Erlösers vom Calvarienberg.
Das des französischen Hülfevereins, welches gegen-
wärtig im Bau begriffen, auf einen Hügel in einer
der anmuthigsten Vorstädte zu stehen kommt.
Die Theater von D. Pedro H, (das grösste), das
Opernhaus, das von S. Pedro d'Alcantara, ausser dem
Gymnasium, S. Luiz, Phenix Dramatica, Franco-
brasilianisches Cassino, und die französische Opor.
Das kürzlich erweiterte Gebäude des Ministerium's des
Innern, diejenigen des Justiz-, des Kriegs- und des
Auswärtigen Ministerium's, sowie der auf dem Platze
D. Pedro II im Bau begriffene Palast für das Mini-
sterium des Ackerbaus.
c. a. 25
— 386 —
Das Kriegs-und das Marine- Arsenal , die öffentliche
Bibliothek, das Cassino Fluminense und andere mehr*
Das kaiserliche Lustschloss da Boa-Vista.
Das seit dem letzten Kriege vollendete Invaliden-
haus auf der Insel Born Jesus.
Das Asyl für Bettler, welches der städtische Hülfsver-
ein bauen lässt, und dessen Kosten auf Rs. 300:000$000
veranschlagt sind.
Die Waffenfabrik in dem Fort von Gonceigäo, und
das pyrotechnische Laboratorium in Campinho.
Es gibt 302 Hauptstrassen, 76 grössere und 45 klei-
nere Querstrassen, 33 kleinere und 20 grössere Plätze
und 18 Stiegen. Der Acclamationsplatz, fast im Mittel-
punete der Stadt gelegen, ist 270 Brassen, 594 Ätst^r
lang, 140 Brassen, 308 Meter breit.
Nach Beendigung der Gartenanlagen auf diesem Platz;
und nach Errichtung des Denkmals zur Erinnerung an
die Waffensiege Brasiliens im Kriege gegen Paraguay
witd dieser Platz einer der schönsten in 'der Welt kein»
Man zählt in der Residenz 8.943 Geschäftshäuser, von
denen 1.680 inländische, 7.263 ausländische sind ; dar-
unter sind 11 Zoll-Lagerhäuser, verschiedene Werk-
statten und Fabriken inbegriffen.
Bezüglich des Handels ist die Hauptstadt Jos Reiches
der wichtigste Platz von Süd-Amerika, und in Nord-
Amerika kann ihr nur die Stadt New- York den Vorrang
streitig nachen.
Der durchschnittli« he Betrag des ausländischen Han-
dels von Rio de Janeiro, Ein-und Ausfuhr mit einbe-
griffen, erreichte in den letzten schon liquidirten Perioden
die Summe vcnRs. 181.829:000$000.
Zu diesem HandeL verkehr, welcher durch 2.245 ein.*
— 387 —
gelaufene Schiffe mit einem Gehalte von 1.203.864
Tonnen, 9H.956.691 Kilogr., und durch 2.062 ausge-
laufene Fahrzeuge n.it einem Gehalte von 1.270.368
Tonnen, 1.007.710.523,4 Kilogr., vermittelt wurde, hahen
wir den zu schlagen, welcher zwischen dem Municipium
der Residenz und den Provinzen von Minas-tteraes,
S. Paulo, Goyaz, und Mato-Grosso stattfand und dessen
Werth nicht unter 11h. 20.000:000$000 angeschlagen
werden darf.
Das Zollamt der Residenz gehört zu den ergiebigsten
der Welt. Seine mittlere Einnahme betrug an Ein-uud
Ausfuhrzöllen, in den drei letzten P nanzjahren Rp.
32.84£h000$000. Wenn wir zu dieser Summe den durch-
schnittlichen Betrag von Rs. 6.600:0Q0$Q00 schlagen,
welcher in der erwähnten dreijährigen Finanzpor odp
in die Cassen dos Rentamts des Municipiums .floss, so
haben wir die Totalsumme von Rs. {J9.449:0QO$0QO,
womit diese bei en Pisc.il nstalten zu der Staatsein-
nahme beitrugen.
Durch seine Lige, fast im Mittelpunkte von Sücl-
Amerika, ist der Ilafen von Rio de Janeiro 4er : natürli<?Ja0
Stapelplatz für den See-Handel der Vereinigten Staaten
von Nord-Amerik i und Europa's mit den H^fen vo#.
Asien und denen America's an der Küste dqs Stille Meers.
Die Stadt Rio de Janeiro besitzt eine medioini-
sche Facultät, eine Centralschule, eine JJilitär-und
eine Marine-Schule, letztere mit einem Internat und
einem Externat, eine General-Inspection der öffentli-
chen Bauten, eine General-D irection der Telegraphen,
bei welcher alle dem Staate gehörigen Linien zusam-
menlaufen, eine Feuerwehr, zwei Polizei-Corps, Ca-
sernen für Land und Seetruppen, ein Oberppstamt,
— 388 —
eine Börse, eine General-Inspection des öffentlichen.
Unterrichts, eine Handelsschule, ein Blinden-und ein
Taubstummen-Institut, ein dramatisches und ein Musik-
Conservatorium, eine Academie der schönen Künste, eine
Gewerbschule, ein Museum, ein Staats-und ein Militär-
Archiv, ein Militär-Museum und viele Bibliotheken.
Es besitzt ebenfalls eine Obere Sanitäts-Behörde, wel-
che den Sanitäts-Dienst im allgemeinen beaufsichtigt,
eine Impfanstalt mit Verzweigungen in allen Provinzen,
ein grosses, nur bei Epidemien geöffnetes Marine-Hos-
pital, in bedeutender Entfernung von der Stidt, eine
Hafen-Sanitäts-Inspection, Sanitätscorps der Land-und
Seetruppen, Privat-Krankenhäuser , Armenhäuser, ein
Findelhaus und zwei Waisenhäuser; einen schönen, mit
Gas beleuchteten öffentlichen Garten, wo sich viele in
und usländische Pflanzen vorfinden.
Im Weichbilde, ohngefkhr 2 Leguas (13,2 Kilom.) von
dem Oentrum der Stadt, liegt der an merkwürdigen
Pflanzen reiche botanische Garten, mit grossen Rasen-
plätzen, Alleen und Gartenanlagen, und bei demselben
eine Ackerbauschule mit einer Anstalt für arme Kinder,
sine Chili-Hutfabrik, eine Anstalt für Seidenzucht, alles
unter unmittelbarer Aufsicht des kaiserlichen Acker-
bauinstituts von Rio de Janeiro.
Es besteht ein Todtenhaus zur Aufnahme von auf den
Strassen oder im Meer gefundenen Leichnamen; fünf
ausserhalb der Stadt gelegene Kirchhöfe, nämlich drei den
Brüderschaften von S. Francisco de Paula, Oarmo und
Penitencia gehörige, und zwei öffentliche, der von S. Fran-
cisco Xavier und der von S. Joäo Baptista, beide von der
Santa Oaaa da Misericordia verwaltet; und ausserdem ein.
protestantischer Barchhof.
— 389 —
Dio Zahl der Croditanstulten , Gesellschaften und
anonymen Handels-und In ustric-Compagnien , er
litterarischen, wissenschaftlichen, und Unterhaltungs-
Gesellschaften, welche an geeigneter Stelle Erwähnung
gefunden haben, ist sehr ansehnlich.
Seit einigen Jahren, vornehmlich seit 1867, macht sich
bei den Hauseigcnthümern eine entsclüedene Neigung
"bemerkbar, ihren Neubauten in der Stadt und in deren
Umgebung sowohl in pittoresker als in architektonischer
Beziehung ein besseres Aussehen zu geben.
Einige dieser Gebäude sind grossurti^ und ebenso
geschmackvoll als prächtig ausgeschmückt.
Fast alle Strassen sind mit Lang würfelstei en gepfla-
stert, und die Plätze mit Bäumen bepflanzt.
Die öffentlichen Plätze sind :
Der Onze de Junho-Platz, an dessen aüssersten Ende
die Schule von S. Sebastifio erbaut ist.
Der Constitutions-Pl'.itz, in dessen Mitte die schöne, am
30 März 1862 eingeweihte Reiterstutüe D. Pedro I, des
Gründers des Reiches, sich erhobt, ein beachtungswür-
dige<$ Kunstwerk, das seines Gleichen sucht; dasselbe
wiegt 3.744 Arrobon (55.000 Kilogr.), nämlich: das
Fussgestcll 1.906 Arr. (28.000 Kilogr.), die Statue selbst
817 Arr. (12.000 Kilogr.), die zwei grösseren Gruppen
681 Arr. (10.000 Kilogr.), und di > kleineren 340 Arr.
(5.000 Kilogr.)
Der des. Herzogs von Caxias, vor der Gloriakirche,
der Pfarrkirche der gleichnamigen Pfarrei.
Der Platz von S. Francisco de Paula, vor der Kirche
desselben Namens, auf welchem vor einem Jahre die Bild-
säule von Josö Bonifacio de Andrada e Silva, zum
— 390 —
•
Andenken seiner wichtigen der Unabhängigkeit Brasi-
liens geleisteten Dienste errichtet wurde.
Der Ajuda-, der Marinhas-und der Kaiseriri-oder Muui-
öipal-Plätz, mit ihren Quais.
Auf letzterem wurde vor einigen Monaten, äum An-
denken äh die Landung der Kaiserin 1843, eine schöne
in Rio de* Janeiro verfertigte und aus einem Stück
Umstehende Granitsäule korinthischer Ordnung , 20
Spaniien von (4,4 Meter) Höhe errichtet.
Die Verbindung zwischen der Stadt und dein Weich-
bilde findet grösstenteils durch Pferde-Eisenbahnen statt.
Es sind deren zwei im Gange, die Botanical Garden
und Rio de Janeiro Street Railway Company welche
jährlich mehr als 10 Millionen Passagiere befördern.
Zwei andere im Bau begriffene Linien, nach Tilla
Isabel und S. Thereza, werden bald diesen schon be-
deutend bevölkerten Theilcn zu Nutzen kommen, und
eine dritte von der Yorstadt Pedregulho nach Penha un-
gefähr 1,5 Meilen oder 9,9 Kilometer lang, ist projectirt.
Ausser diesen blos für Passagiere bestimmten Linien,
existirt noch eine andere für Waarentransport, zwischen
der Endstation der Eisenbahn D. Pedro II, und dem
Central Handelsquartier welche von der Transport-
Gesellschaft (Locomotora) ausgeführt worden ist.
Es bestehen noch 2.000 Wagen für Landtransport und
viele Diligencen mit massigen Preisen ausser ohngeftlhr
300 Privatwagen; eine Normalstrasse vom Fuss des
Tijuca-Berges, bis weit jenseits der Passhöhe von Boa
Vista, und bequeme Fahrstrassen über einen grossen
Theil der Berge, auf welchen die Staatswaldungcn liegen,
und eino andere, welche von jener Passhöhe zwei Meilen,
(13,2 Kilom.) weit über das Gebirge nach dem botanis-
chen Garten fuhrt.
— 391 —
Die Staats wnldnn gen, welche unter unmittelbarer Auf-
seht der Regierang stehen, liegen auf dem Berg©
Corcovado und auf den höchsten Punkten des Berges
TijiTca; erst seit wcnigön Jahren angelegt befinden sie
sich schon in sehr befriedigendem Zustande.
Nur auf dem Tijuca-Borge blühen schon 60.000 sehr
entwickelte Baume von den kostbarsten Holzarten und
etwa 6.000 in Baumschulen.
Alle diese Waldungen werden in verschiedenen Rich-
tungen von Chausseen und Kunststrassen, welche bedeu-
tend frequontirt zu werden anfangen, durchschnitten.
Die Versorgung der Stadt mit Trinkwasser wird durch
.Ableitungs-und Vertheilungsröhren bewirkt, welche die
Gesammtlänge von (54,5 Leguas 360 Kilometer) haben,
und taglich für joden Bewohner 26,2 Canadas (70 Liter)
Wasser liefern.
Neue und grössere sind in Aussicht genommen, um die
gegenwärtige Bevölkerung und die künftigen Geschlech-
ter in erhöhten Maasstabo mit diesem Element zu
versehen wozu der, wenige Meilen von der Stadt, den
hohen Gebirgen euströmende Reichthum des trefflichsten
Wassers benutzt werden soll.
Nach Ausführung dieses Planen wird die Stadt Rio
de Janeiro eine der in dieser Beziehung am besten
versorgton sein.
Für das gegenwärtige Bedürfniss wurde vor mehr
als einem Jahrhundert die Wasserleitung von Oarioca
erbaut, ein colossales Werk von mehr als ( 1,36 Leguas
9 Kilometer) Länge, welches das Thal zwischen dem
Santa Thereza und dem Santo Antonio Berge, auf einem
(80 Spanen 17,6 Meter) hohen Bogengänge überschreitet.
Auf den Strassen der Residenz und der Vorstädte
stehen Pfeiler, mit Röhren und Hähnen versehen, wovon
— 392 -
19 speciell für Wasserträger bestimmt sind; ausserdem
47 Fontäinen mit 173 Hähnen.
Die Senkung des Bodens der Hauptstadt zum Meere
ist sehr schwach, da der Campo da Acclamagäo sich kaum
14 1/2 (3,2 Meter) Spanne über den mittleren Wasserstand
erhebt; doch haben die neulich ausgeführten Sielbauten
und Ausfüllungen diese Terrain Verhältnisse gebessert.
Die Sielgräben sind nach dem System von Leicester
eingerichtet und alles darauf Bezügliche ist der Ge-
sellschaft, Rio de Janeiro City Improvements ange-
wiesen. Im Finanzjahr 1872 — 1873 wurden dafür
Rs. 887:8701000 ausgegeben.
Der Hafen von Rio de Janeiro wird durch 7 Forts
und Batterien vertheidigt, deren wichtigste das mit
Ka ematten versehene von Santa Cruz, und das von
Säo Joäo, sind.
Zwei Dampfbootlinien setzen alle halbe Stunden die
Residenzsadt mit dem gegenüberliegenden Nictherohy
in Verbindung, andere mit der Insel Paquetä und den
Häfen von Piedade, Villa Nova und Mauä»
Gegen 800 kleinere Fahrzeuge, Ever, Schaluppen,
Feluken, Boote und Nachen für den Transport und Ver-
kehr innerhalb der Bai und nach den nächstliegenden
Küstenpunkten, Stationiren längs den Quais der Stadt.
Diesen Zwecken dienen auch mehrere Bugsier -Dampf-
schiffe und Dampfschaluppe u, -owie auch andere im
Dienst des Marine -und des Kriegsarscnare, des Zoll-
hauses und der Sanitäts-Behörden.
Die Vorstädte der Residenz zeichnen sich im Allge-
meinen durch ihr mildes Clima aus, und dienen, haupt-
sächlich in den Abend-und Morgenstunden in der heissen
Jahreszeit, der städtischen Bevölkerung zum Erquic-
tungsoorte.
Es befinden sich in denselben niedliche Landhäuser
— 393 —
oder Quintas, sehr gut angebaut mit blühenden Obst-
Gemüsc-und Blumengärten, in geschmackvollem Style
ausgestattet.
In den ausserstädtischen Kirchspielen gibt es gegen
400 landwirtschaftliche Anstalten, welcho Viehzucht-
farmen, mehrere Branntwein-Brennereien und einige
Zuckerfabriken, grössere und kleinere Caffe-und Oerea-
lienpflanzungen ; 20 bedeutende Ziegeleien, zahlreiche
Kalkbrennereien, veschiedene Fabriken und Werk-
stätten umfassen.
Unter den Farmen zeichnet sich die Krondomäne
Santa-Cruz aus, mit 7 Leguas, 46,2 Kilom. Quadratumfang,
einem Schoss, grossen Gebäuden, grosser Leichtigkeit
an See-und ^Landtransport, Ueberfluss an Wasser, 17
Viehweiden, welche, zwischen dem Occan und den Flüs
sen Itaguahy und Guandti. ein Quadrat von 1,83 Legua,
12 Kilom. bilden.
Das Clima ist im Allgemeinen feucht und heiss.
Trotzdem kann die Stadt nicht für ungesund gelullten
"werden, wenn man die Abwesenheit endemischer Krank-
heiten von verheerendem Character und den Umstand
beuchtet, dass die Stadt, an einem viel besuchten Seehafen
gelegen, der unmittelbaren Einwirkung von aus anderen
Orten eingeschleppten Epidemien ausgesetzt istf.
Da* beweist die Sterbl.chkeitsstatistik.
Es genügt zu bemerken, dass unter 90.814 im Decen-
nium 1862 —1872 stattgefundenen Sterbefellen, 6.225
Todtgeborene, 1.292 durch Mord, Selbstmord und Un-
glücksfälle Umgekommene, 792 an Alterschwächo, 6.346
an Krankheiten von Neugeborenen, z. B. Starrsucht
und andere, und 9.625 an epidemischen Krankheiten,
— 394 -
nämlich 3.508 an Blattern, 5.514 am gelben Fieber und
6 3 an der Cholera Gestorbene mit einbegriffen sind.
Dazu kommt noch: was die Blattern betrifft, sind
in der Aufzählung 1.021 im vorigen Jahre Gestorbene
eiübegriffen, als die Krankheit, nach dem sie in v elen
europäischen Städten grosse Verheerungen angerichtet
hatte, in Rio de Janeiro epidemisch auftrat; bezüglich
des gelben Fiebers, fanden Todesfälle nur in den Jahren
1S69, 1870, 1872 statt, als die Krankheit durch Schiffe
aus angesteckten Hafenplätzen oingeschleppt wurde, und
auch dann beschränkten sich die meisten Fälle auf den
Ankerplatz; hinsichtlisch der Cholera, ausserdem dass
die Sterbefälle im ganzen Decennium dis angegebene
Zahl 603 nicht überschritten, sind Sklaven und Leuto
aus den untersten Volksschichten, welche keine hygieni-
schen Vorschriften berücksichtigen oder sonst an unheil-
baren TJebeln litten, vorzüglich heimgesucht worden.
In den letzten Monaten des vergangenen und in den
ersten des laufenden J «hres trat das gelbe Fieber abermals
auf, auch diesmal eingeschleppt ; aber obgleich besondere
Ursachen ihm einen gefährlicheren Oharacter gaben, als
in irgend einem Jahr seit seiner ersten Erscheinung 1S50,
beliefen sich die Todesfälle unter einer so zahlreichen
Bevölkerung als die von Rio de Janeiro, vom 1 Januar
bis Ende Juli nur auf 3,634. Vom ersten August an kam
kein Fall dieser Krankheit mehr vor.
Bei einer solchen Gefahr war die Regierung für die
Gesundheit der neu-eingewanderten Fremden, welche
den Anfällen der Epidemie am meisten ausgesetzt sind,
angelegentlich besorgt.
Von e'.ner philanthro pischen Commission nachdrück-
lich unterstützt, traf die Regierung die erforderlichen
— 395 —
Massregeln, um diejenigen Immigranten, de sich im
Inneren der Stadt aufhielten oder bald ankommen wür-
den, ohne Verzug nufe Land zu schicken.
Der Erfolg entsprach diesen menschenfreundlichen
Bemühungen; denn unter 2,608 Individuen, welcho auf
der Eisenbahn D. Pedro II nach der 3 Stunden von
der Residenz entfernten Station Barra do Pirahy, trans-
portirt wurden, starben nur 4, und von diesen 1 am
gelben Fieber, weil es seine Gefährten nicht begleiten
wollte und sich einige Tage im Inneren der Stadt aufhielt.
Es wurde nichts unterlassen, was für das Wohl der
Angekommenen der traurige Augenblick an schnellen
und schwierigen Vorkehrungen erheischte.
Gute Wohnungen, reichliche und gesunde Kost, kurz
alle mögliche Hülfe wurde herbeigeschafft; da die Aus-
gabe über Rs. 90:000$000 betrug, wu de sie vom
Staatsschatz vergütet, wenn auch viele der Transportirten
zu den aus eignem Antriebe Ausgewanderten gehörten.
Die Wiederholung einer so heilsamen Vorkehrang wird
hinreichen, um die in Rio do Janeiro oder in anderen Häfen
des Reiches angekommenen Immigranten in dem Falle
ganz sicher zu stellen, das die betreffenden Häfen vom gel-
ben Fieber, welches in keinem Puncte Brasiliens als
endemische Krankheit erscheint, angesteckt sein sollten.
Die Central-Sanitätsbehördo sucht seit einigen Jahren
mit dem grössten Eifer Mittel ausfindig z i machen,
um die Gesundheitsverhältuisse der Stadt zu bessern, um
durch strenge Befolgung der hygienischen Vorschriften
die tödtliche Wirkung dieser und anderer Epidemien zu
bekämpfen.
Diese Massregeln, welche die Regierung ihrerseits
auszuführen! sich bemüht, unter welchen auch die Ver-
— 396 —
Borgung der Residenz mit einer grösseren Quantität
Wasser und Verbesserung des Sielsystems einbegriffen
sind, werden hoffentlich die Stadt Rio de Janeiro in.
wenigen Jahi en zu einer der gesundesten der civilisirten
Welt machen.
INDUSTRIE-AUSSTELLUNGEN.
In der Hauptstadt des Reiches haben drei nationale*
Ausstellungen statt gehabt : die erste wurde am 2 De-
zember 1861 eröffnet und am 16 Januar 1862 geschlos-
sen ; die zweite dauerte vom 19 October 1866 bis zum
16 Dezember desselben Jahres; und die dritte wurde
am 1 Januar dieses Jahres (1873) eröffnet, und dauerte
bis zum 3 Februar.
Alle wurden Ton Seiner Majestät dun Kaiser feier-
lich eröffnet, und hatten vorher stets Ausstellungen in
den Hauptstadt n einiger Provinzen statt gefunden. Yon
der Jury der Hauptstadt des Reiches ausgewählte Pro-
dukte wurden nach den internationalen Ausstellungen
von London, Paris und Wien geschickt.
Die Kaiserliche Regierung beabsichtigt, allgemeine
und besondere landwirtschaftliche und zootechnische
Ausstellungen zu veranstalten, in der Gewissheit, dass
dieselben, ebenso wie dies in anderen Ländern der Fall
gewesen ist, ein mächtiger Hebel zur Verbesserung des
Ackerbaues sein werden.
Sie geht ebenfalls damit um, die Indus trie- Ausstel-
lungen regelmässig zu wiederholen, und ein für diesen
Zweck geeignetes Gebäude zu errichten.
— 397 -
Es darf nicht unerwähnt bleibe :, dass die Bestrebun-
gen der Kaiserlichen Regierung durch die thätige Mit-
hülfe von Priratleuten wesentlich unterstützt worden
sind.
In der Residenz hat sich vor nicht langer Zeit eine
Gesellschaft von Ausstellern gebildet, welche bei der
letzton Ausstellung sehr behülflich gewesen ist.
Auch dij Unterstützungs-Gesollschaft der National-
Industric hatte, angesichts des sich immer mehr hebenden
Gartenbaues, beschlossen, die erste Bluuienausstellung
in Südamerica zu versuchen und zur Ausführung zu
bringen.
Dieselbe fand statt am 16 November 1871 im sogenann-
ten c Öffentlichen Garten », woselbst sie, in Abwesenheit
Seiner Majestät des Kaisers, von Ihrer Kaiserlichen
Hoheit der Kronprinzessin feierlich eröffnet wurde.
Diese erste AusstelluDg fiel sehr günstig aus, sowohl
in Hinsicht auf die ausserordentliche Menge von Be-
suchern aller Stände, wie auch in Hinsicht auf die An-
zahl ausgestellter Producte, trotzdem t die Aufforderung
zu dieser Ausstellung nicht sehr lange vor der Eröffnung
ergangen war.
— 398 —
DlflECTIONS-COMMfSSION DER NATIONALAUSSTELLUNG
Präsident.
Seine Königl. Hoheit Louis August Marie Budes von
Coburg-Gotha, Herzog von Sachsen, wirklicher Admi-
ral und Präsident des Seerathes von Brasilien, Inhaber
des Grosskieuzes aller brasilianischen Orden und der
Medaille von Uruguayana.
Erster Vice-Präsident.
Vioomte von Jaguary, hoher Würdenträger 4es Kai-
serreiches, Gejaeimrath Seiner Majestät des Kaisers,
Mitglied des Staatsrates, Beichssenator, Bapcajaujpeus
der Bechts-und Social- Wisswößh^ften, Copaiihur de&
Ohristusor Jens, Ritker des BosßnprdfliÄS, YicfrrPrftsidient
des Fiskal-Bathes des Kaiserlichen Landwirtschaftli-
chen Instituts zu Bio de Janeiro, Mitglied des Hi-
storisch- Geographisch-und Ethnographis d$$n Institute
von Brasilien und der Unterstützungs-Gesellschaft der
National industrie, Ex-Siaatsminister.
Zweiter Vice-Präsident.
Yicomte von Bom-Retir j. — Würdenträger des Reiches,
Gcheimrath Seiner Majestät des Kaisers, Staatsrath,
Haushofmeister Seiner Majestät der Kaiserin, Reichs-
senator, Doctor der Rechte und Social-Wissenschaf-
ten, Officier des Kaiserlichen Cruzeiro-Ordens und dea
— 399 —
Kosenordens, Bitter des Christusordens, Grosskreuz
des Leopoldordens von Oesterreich und des Ordens da
Concei^äo de Nossa Senhora de Villa Vigosa von Por-
tugal, Gross-Officier der Ehrenlegion von Frankreich,
General -Inspector der Amortisations-Kasse, Präsident
des Kaiserlichen Landwirtschaftlichen Instituts, erster
Vico-präsident des Historisch-Geographisch-Ethnogra-
phischen Instituts von Brasilien, Mitglied der Unterstü-
tzungs-Gesellschaft der Nationalindustrie, des Acclima-
tisations- Vereins von Rio de Janeiro und anderer Ge-
sellschaften, Correspondirendes Mitglied des Pariser Ac-
climati^ations- Vereins, Begierungs-Commissarius in ver-
schiedenen Instituten, Ex-Staatsminister und Ex-Pro-
fessor an der Rechtsfacultät von Slo Paulo.
Secretair.
Vicomte von Souza Franco. — Würdenträger des Rei-
ches, Gehcimrath Seiner Majestät des Kaisers, Staats-
rath, Reichssenator, pensionirte Magistratsperson, Com-
thur des Christusordens, Dignitar des Rosenordens, Ex-
Staatsminister.
Beisitzer.
Joaquim Antonio de Azevedo. — Officier des Rosen-
ordens, Ritter des Christusordens, Vice-präsident der
TJntetstützungs-Gesellschaft der Nationalindustrie, erster
Secretair des Acelini-itisations- Vereins zu Bio de Ja-
neiro, Mitglied des Vorstandes de > Kaiserlichen Lax
"wirthschaftlichen Institut z.i R.o de Janeiro.
— 400 —
Commissär.
Dr. Francisco Ignacio Marcondes Hörnern de Mello,
Dignitar des Rosenordens, Mitglied des Historisch-Geo-
graphisch-Ethnographischen Instituts von Brasilien; von
der Unterstützungs-Gesellschaft der Nationalindustri und
anderer; interimistischer General-Inspector des Primär-
und Secundär-Unterrichts des Minicipiums der Haupt-
stadt, Mitglied der bezüglichen Unterrichts-Commission,
Ex-Präsident von verschiedenen Provinzen, und gewe-
sener Reichstagsabge ordneter.
Commissär-Adjunct.
Francisco Antonio Gon<jalves, Officier^des Rosenordens*
— 401 —
BRASILIANISCHE COMMISSION BEI DER UNIVERSAL-
AUSSTELLUNG IN WIEN.
Präsident
Sehe Königl. Hofieit Lours August Marie Ecdes von
Coburg-Gotha, Ho:-zog von Sachsen, wirklicher Admi-
ral iin l Präsident des Scerathcs von Brasilien, Inhaber
des Grosskreuzes aller brasilianischen Orden und der
Medaille von üruguayana.
Vice-Präsident.
Baron von Porto Seouuo. — Geheimrath Sr. Maj : des
Kaisers, Ritter des Chri*tusordcus und Comthur des
Rosenordcns, Grosskreuz des Kaiserlich ©österreichi-
schen Ordens der Eisernen Krone, Grosskreuz de* Kai-
serlich Russischen Stanislaus-Ordcns erster Ciasso ,
wirklicher Comthur des Americauischen, des Spanichen
Ordens « Isabel a Catholica », und ausserordentlicher
Comthur des vornehmen spanischen Ordens Carlos III,
ausserordentlicher Gesandter und Bevollmächtigter
Ministor in Ocstorreioh-Ungarn.
Secretair.
Manoel de Araujo Porto-Aleore. — Gross -Dignitar
ies Rosenordens. Ritter dos Christusordens pensionirter
Professor der Centralscliulo und de;* Academie der
Schönen Künste, Mitglied dos Ilistorisch-Gcographisch-
Ethnographischen Instituts von Brasilien und anderer
wissenschaftlichen Gesellschaften, brasilianischer Goneral-
Consul in Lissabon.
o.a. 26
*
»
— 402 1 —
r ...
i Beisitzer.
Baron von Carapebus. — Würdenträger des Reichs,
Haushofmeister Sr. Maj : der Kaiserin, Officier des Ro-
^enordens J ; Comthur des Christusordens, und Grosskreuz
de$, portugiesischen Ordens « da Coriceigäo. »
Barqn von Nioac. — Haushofmeister Sr. Maj : der KaL
serin, Ritter des Chris tus-und des Rosenordens.
Adjuncte.
Jose Saldanha da G-ama, Ritter de 3 Rosenordens.
OsCar Adolfo de Bulhöe.s RiBEiRo, &itter des Rosen-
ordenö.
Jerönymo Pereira de Lima Campos, Ritier des js'
B&dto de Aviz-Ordens.
JoAQtriM Jose da FkANgA Junior.
GtnjLHERME Schüch de Capanema, CoinWiür des Rosen-
orftetts und Ritter des Christusordeiis.
Benjamim Franklin Ramiz ÖAtvio.
JOlO Jt)AQÜIM PlZARRÖ.
Joaqu.m Monteiro CamInöo!, Officio des RoseüörHens.
Luiz Alvares dos Santos, Officier des Rosenordens.
Rcpino Augusto de Almeida, Comthur des Rosenor-
dens.
Luiz da Costa Chaves Faria.
. M. güel Antonio da Silva, OflScier des Roseüordens und
Ritte des Qhristus-und Aviz-Ordens,
. Henhiqüe Hermeto Cabneiro Leäo, Officier des Ro-
stoprdens.
Lüiz Philippe Saldanha da Gtama, Ritter des Christus-
und des» Rosenordens.
— 403 —
Antonio Januabio db Faria, Oomthur des Christusor-
dens.
Alfrkdo Antonio Simöbs dos Santos Lisboa.
Antonio Lüiz da Cukha Bahlana.
Joaqcim Antonio Altes Ribeiro, Ritter des Christus-
und des Rosenordens.
Antonio Gabriel de Paula Fonseoa Junior.
INHALT
Seite,
Vorbemerkung.., 3
'O
Lago und Ausdehnung Brasilions 5
Flaechoninhalt 5
Topographie 6
Gebirgesketten C
Vorgebirge , 8
Häfen 8
Seen 8
Inseln 9
Flüsse 10
Clima. Temperatur 19
Regenzeit 22
Windo 23
Das Thicrrcich 2 t
Pflanzenreich 39
Mineralien 43
Mineralische Brennstoffe 54
Minoral- "Wasser 57
Bevölkerung 67
Staats -Verfassung Brasilions ".. 70
Rcgicrungsiorm und Kaiserliche Dynastie 70
Staats -Religion 71
Staats -Gewalten und Volksvertretung ... 72
Gesetzgebende Gewalt.. 72
Dcputirten- Kammer 75
Senat 76
Vermittelnde Gewalt 77
Der Kaiser übt dieso Gewalt 77
Vollziehende Gewalt 77
Richterliche Gewalt 79
Reichsverwesung 80
Staatsrath 81
— 406 —
Seite.
Staate-Anwaltschaft 82
Provinzial-Verwaltung 82
Präsidenten 82
Provinzial-Landtage $3
Gemeinde— Verwaltung M
Rechte der Brasilianer j35
Persönliche Freiheit £5
Denkfreiheit ß5
Gewissensfreiheit ,^86
Freiheit des Reisens und des Aufenthalts J86
Gewerbefreiheit jßß
Sicherheit...... ......,...............:..,._....... ßQ
.Gleichheit ...' £8
' ........... ... .... . X.
^Eigentumsrecht im Allgemeinen.. . fiß
Eigentumsrecht auf Erfindui^gen j89
Briefgeheimnis . -89
,<Klage und andere .Rechte flO
> JSinthfiilung . des. Kaiserreichs u 90
Politische 90
Administrative..... 92
• Kirchliche.... 92
Richterliche 95
Staate-Wehrkräfte KJl
Das Heer ^02
*Nationalgarde.... ft)3
•Polizeidienst in der Hauptstadt 103
Corps der Feuerlöschmannschaft 104
Militair-Gesctzgebung 104
Kriegs- Arsenale und Kriegs-Intendantur 105
Pyrotechnische Laboratorien 108
Pulverfabrik von Bstrella und Eisengiesserei
von lpanema 109
Straf-und Militair Colonien 111
Brasilianische Marine.. 120
s
— 407 —
Seitb.
Marine - Arsenale 123
Pyrotechnisches Laboratorium 123
Leuchtthürme 127
Kleine Leuchtthürme. 131
Staats -Haushalt 134
Staats - Einnahme und Ausgabe 135
Staatsschuld 141
Das Münzwesen Brasiliens 143
Die Münze 146
Handel 113
Handelsbörsen 166
Bank - Institute in der Hauptstadt Rio de Janeiro 169
Provinziaibanken , 174
Versicherungs-und andere anonyme Gesellschaften 177
Docks 178
Gewichte und Maasse 179
Agricultur -184
Landwirtschaftliche Institute , 192
Industrie ♦.,.. 199
Postwesen . 206
Electrische Telegraphen 208
Communications -Strassen 213
Dampfschifffahrt , 213
Eisenbahnen 215
Heichs- Eisenbahnen 220
Provinzial- Eisenbahnen. 228
Pferdebahnen in der Hauptstadt des Reiches.... 241
Provinzial- Pferdebahnen 243
Kunststrassen 247
Canäle 248
* Einwanderung und Colonisation 251
Staatsoolonien 254
Provinzial-und Privatcolonien 260
Conträcto für Einführung Toh Einwanderern. . . . 262
— 408, -
Seite.
Missionsthätigkeit 2G8
Ausländor :...;.......................; ;...... 273
Naturalisation..:.;.......: 274
Nachlassenschaftcm von Ausländern 277
Intcllcctuollo Cultur .' 278
Primär - und Secundärunterricht ,. • • 278
Religiöser Unterricht 300
Militair- Lehranstalten. 302
Kaiserliches astronomisches Observatorium '. 309
Lehranstalten für die Marine... 310
Mcdicinischo Facultäten 314
Rechtsfrcultäteii ....: 317
Handcls-Institut zu Rio de Janeiro ..... 319
Kaiserliche Blinden- Anstalt 320
Taubstummen-Institut 322
Acadcmio der Schönen Künste 324
Conscrvatorium für Musik 326
Naturgeschichtlicho Sammlungen 327
Bibliotheken 330
Presse 340
Wissenschaftliche, litterarische und gewerbliche
Gesellschaften 354
Theater.... 360
Mildthätige Anstalten 361
Woh.thätige und philanthropische Vereine 366
Spar -und Pensionscassen 376
Strafanstalten 378
Oeffentlche Beleuchtung 379
Municipium der Reichs - Hauptstadt 380
Industrie - Austellungen. 396
Directions-Commission der National aus tellung 398
Brasilianische Commission bei der Universal- Aus-
stellung in Wien .*. 401
Rio de Janeiro, Typographia Universal de E. & H. Laemmebt,
Jtiua dos Iuvaüdos, 61 6.
■«*
»»•
1 1 n
Stanford University Libraries
Stanford, California
Return thla book ob or before dat* da«