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http://www.archive.org/details/daslalebuch1597m00lale
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Das Lalebuch (1597)
mit den Abweicliimgen und Erweiterungen
der
Schiltbürger (1598)
und des
Grillenvertreibers (1603)
herausgegeben
von
Karl von Bahder
e^
Halle a. S.
Verlag von Max Niemeyer
1914
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Neudrucke deutscher Litteraturwerke des XVI. u. XVII. Jahrhunderts.
No. 236-39.
Vorwort.
Das 'Nibelungenlied der deutschen Schwabenstreiche',
nach Uhlands Bezeichnung, ist bisher in der ursprünglichen
Form noch nicht wieder abgedruckt worden, nur von der ab-
geleiteten und vielfach entstellten Fassung, den Schiltbürgern,
liegen Neudrucke vor. Mich zog zunächst der eigentümliche
Wortschatz des Laiebuchs an, dann reizte es der Heimat-
und Verfasserfrage nachzugehen und als Grundlage für die
Untersuchungen entstand die vorliegende Ausgabe, in der ich
die Änderungen und Zusätze der beiden späteren Fassungen
dem ursprünglichen Text hinzugefügt habe. Das Laiebuch
ist genau nach dem Originaldruck gegeben, doch sind offen-
bare Druckfehler verbessert, mit Angabe des Überlieferten
in den Lesarten (verbesserungsbedürftig sind noch folgende
Stellen: S. 12 Z. 5 v. o. fte 1. ftdi, S. 30 Z. 6 v. o. folte 1. folte
man , dagegen Z. 10 folte zu streichen, S. 77 Z. 6 v. o. galten
1. finlte und Z. 7 laffen 1. laffe, S. 112 Z. 8 v.o. inorben 1.
ttjerben). Die Anmerkungen sollen hauptsächlich die Quellen
des Verfassers angeben, hier raufste auch auf mündliche
Quellen hingewiesen werden, während es sonst nicht in meiner
Absicht lag die Schildbürgergeschichten in der Volksliteratur
zu verfolgen. — Ich hatte zunächst aufser den drei genannten
Drucken auch die übrigen Drucke der Schütbürger und des
sog. Laienbuchs bis gegen Ende des 17. Jahrh. collationiert,
habe aber schliefslich davon abgesehen den Wust von Les-
arten mitzuteilen und mich auf eine genaue Beschreibung
der Drucke beschränkt.
Folgende Druckfehler im Text mufs ich bitten zu ver-
bessern: S. 7 Z. 6 V. 0. 1. iaren st. jähren, S. 12 Z. 19 v. o.
abgefertiget st. obgefcrtiget , S. 30 Z. 6 v.o. glücfi^afften st.
IV
glfid'fiafteit, S. 31 Z. 17 v.o. Qmadjt st. oemac^t, S. 38 Z. 27
v.o. SBeId)e§ st. SgeldjS, S. 43 Z. 16 'v.o. neutoe st. ncÄc,
S. 48 Z. 26 V. 0. ein st. einen, Z. 28 einem st. einen, S. 49 Z. 5
V. 0. JBatDrn st. Saftren, S. 53 Z. 2 v. o. fie aber st. [ie, S. 65
Z. 19 V. 0. müßten st. toüftcn, S. 91 Z. 8 bntoiberbringlidöeni st.
bntoiberbringlidjcn, S. 103 Z. 6 v.o. ®uter st. ©ntter, Z. 21
aßc st. allen. In den Lesarten ist zu S. 6 Z. 10 v. o. zu be-
merken: in fehlt B, zu S. 47 Z. 14 v. o.: ben Salen] jnen BW,
S. 88 Z. 22 V. 0. glAubcn W gehört zu dem zweiten glauben.
In den Anmerkungen lese man S. 47 Z. 2 v. u. SSater st. 23ater§,
S. 114 Z. 9 V. u. Beigabe 3e st. 3d, S. 127 ist der Hinweis
auf Bolte's Bemerkungen zu Frey 8. 220 und S. 139 auf dessen
Nachweise zu Montanus S. 594 ausgefallen.
Es freut mich das Denkmal für die elsässische Lite-
ratur gesichert zu haben, den Autor selbst zu ermitteln wollte
allerdings meinen Bemühungen nicht gelingen ; die Annahme,
dafs er Stralsburger Universitätsangehöriger war, wird kaum
auf Widerspruch stofsen, fördert uns aber nicht viel, denn
die Stralsburger Matrikeln vor 1621 sind verloren. Dafs das
über die Pseudonyme der Schiltbürger und des GrUlen-
vertreibers Bemerkte auf Sicherheit keinen Anspruch machen
kann, verkenne ich nicht, doch hoffe ich wenigstens die Unter-
suchung dieser Fragen wieder auf den richtigen Weg gelenkt
zu haben. — Ich bemerke noch, dafs ich in der Einleitung
das Laiebuch nach den Seiten des Originaldrucks zitiere.
Zu Dank bin ich verpfliehtet den Professoren Götze in
Freiburg i. B. und Heilig in Kastatt für umfassende Mit-
teilungen über den alemannischen Wortschatz in Baden,
Prof. Bolte in Berlin für volkskundliche Nachweise; für biblio-
graphische Nachweise schulde ich Dank Prof. Seelmann in
Berlin und ganz besonders Prof. Schorbach in Strafsburg.
Aufserdem sind mir von einer grofsen Anzahl von Bibliotheken
Mitteilungen über iu Betracht kommende Drucke gemacht
worden, viele von diesen sind mir auch zur Benutzung übersandt
worden; besonders danke ich der königl. Bibliothek in Berlin
und der herzogl. Bibliothek in Wolfenbüttel, die mir wiederholt
die Drucke überliefsen, die meiner Ausgabe zu Grunde liegen.
Leipzig-Gautzsch, im Nov. 1913.
K. V. Bahder.
Einleitung.
1. Das Yerhältnis der drei Texte.
Dals das Laiebuch von 1597 die Grundlage des Schild-
bürgerbuches bildet und nicht ^umgekehrt jenes erst aus dem
Schildbürgerbuch entstanden ist, wie man früher meinte,
wissen wir erst seit den Untersuchungen von E. Jeep, Hans
Friedrich von Schönberg, der Verfasser des Schildbürgerbuches
und des Grillenvertreibers. Wolfenbüttel 1890. Leider hat
sich aber Jeep den Weg zu der genaueren Feststellung des
Verhältnisses, in dem die Texte zueinander stehen, dadurch
selbst versperrt, dafs er die Ansicht aufstellte, der im Titel
seiner Schrift genannte Mann sei der Verfasser des Laiebuchs,
das er nicht nur später als 'Die Schiltbürger' mit neuer Vor-
rede habe erscheinen lassen, sondern dann nochmals 1603 über-
arbeitet und vermehrt als 'Grilleuvertreiber' (mit einem 2. Teil,
zu dem dann 1605 noch ein 3., die Hummeln — richtiger
' Hummeln- oder Grilleuvertreiber' — kam) vorgelegt habe. Alle
früheren Gelehrten, die sich mit der Frage befafsten, haben
den GriUenver treib er, soweit er nicht einfach aus den Schilt-
bürgern abgeschrieben ist (dies gilt für den 1. Teil, wo nur
Vorwort, Einleitung und weiter einige Kapitel selbständig
sind), für eine schwache Nachahmung dieses Werkes an-
gesehen, Jeep glaubte beide demselben Autor beilegen zu
dürfen, der seinen Namen auf dem Titel des Grülenvertreibers
(Conradus Agyrta Oon JöeUemont d. i. Haus Friedrich von
Schönberg), seine Stellung auf dem Titel des Schildbürger-
buchs (ber ?5'ffiun9 ?)p[t[onburger 2lmptmann d. i. Wittenberger
Schlofshauptmaun) angedeutet habe. Schönberg habe eine
Satire gegen die Bewohner von Schiida (jetzt Schildau, bei
VI
Torgau) schreiben woUeu, mit denen er bei Kirchenvisitationen
aneinander geraten sei, die im Anschlufs an den vom 1. Februar
bis 4. März 1592 in Torgau tagenden Landtag (auf diesen
weise die Vorrede des Laiebuchs hin) stattgefunden haben.
Da Schmähschriften in Sachsen verboten waren, durfte er
seinen Namen nicht nennen und mulste zu verschiedenen
Pseudonymen greifen; die Buchstaben des Alphabets auf dem
Titel des Laiebuchs seien willkürlich gewählt (daher die
folgenden Verse 'eine blofse Neckerei'), ebenso das Aleph,
Beth, Gimel des SchUdbürgerbuchs, aber im folgenden habe
er hier auf seine Stellung und im Grillenvertreiber auf seinen
Namen hingewiesen. Dafs Jeep's Ansichten mehrfach Beifall
gefunden haben, ist zu verwundern. Denn geht man über
die gezwungenen Deutungen der Pseudonj-me und die Un-
wahrscheinlichkeit, dafs ein Werk wie das Laiebuch in kirch-
lichen Streitigkeiten seinen Ursprung haben soll, hinweg, so
bleibt doch vor allem auffällig, dafs eine Schrift, die persön-
licher Satire gegen die Bewohner Schilda's entsprungen sein
soll, zuerst als Laiebuch erschienen ist. Gegen die Annahme,
dafs der Verfasser die Satire zunächst in verhüllter Form
gegeben habe und Laieburg ein Deckname für Schüda sei,
spricht durchaus, dafs Laie oft auch in der allgemeinen Be-
deutung 'Dummkopf, Narr' erscheint, wie das Jeep S. 5 selbst
hervorhebt; der Autor sagt S. 63 ausdrücklich c§ firtb fonft
noc^ anbre Salen mc^r, spricht S. 66 allgemein von den jungen
Salen ober 53appen, sagt S. 94 sogar bictoeil iDtr aße ju fialen
Bjorben finb und S. 198 tmicre ßaten und erzählt zum Schlufs,
dals die Laien ihre Wohnstätte verlassen und sich in der
ganzen Welt zerstreut hätten, was ja sinnlos wäre, wenn er
eine noch existierende Gemeinde im Auge gehabt hätte.
Laieburg ist also typisch zu nehmen als der Ort, wo die
närrischen Bauern hausen (vgl. bei Lindener S. 55 Lichtenstein
in ber uralten unb tocilberümten ftat ©cafcnfiaufen, ba bie
narrenjunft toonet) und reiht sich den fingierten Ortsnamen
Lappenhausen, Dölpelbach, Dummerstat, Narrensieben usw. an.^
Warum sollte Schönberg die Schildbürger zuerst Laiebürger
genannt, sie aber einige Monate später (denn das Schild-
btirgerbuch lag schon im Herbst 1597 vor, s. Seelmann, Archiv
f. d. Studium d. neueren Sprachen 87, 85) offen bezeichnet
TU
haben, um sie dann im Grillenvertreiber bei festgehaltener
satirischer Absicht — die vorai;sgeschickten spöttischen
Titular- Formen für Handwerker sollen nach Jeep S. 67
auf bestimmte Einwohner Schilda's gehen — wieder als
Witzenbürger erscheinen zu lassen? Und ist die Entstehung
der drei Werke in Sachsen, wie sie Jeep annimmt, denn über-
haupt zu erweisen? Dafür läfst sich eigentlich nur geltend
machen, dafs die Geschichten nach der 2. Fassung in Schilt-
burg (auch Schilde) in Misnopotamia sich abspielen, das kann
allerdings kaum etwas anderes sein als Schiida in Meilsen,
beweist aber die Entstehung in Meifsen natürlich nicht, da
der Euf eines Ortes als Schildbürgerdorf sich auch aufser-
halb seiner Heimat verbreiten kann, wofür H. Sachs und die
Schwankbücher Zeugnis ablegen; dafs die Schildbürger auch
schon vorher für verdrehte Leute galten, geht aus einer,
allerdings wohl nach Sachsen oder Thüringen fallenden Schrift
'Sätze von der Leffeley' 1593 (in Scheible's Schaltjahr 3, 629 f.)
heTTor, wo es S. 643 heif st : ein§ brein ladöen, inic bie Don
©rfiilbau ireineu (vgl. virinfen, auff polniicö Iarf)cn Lindener 141
Lichtenstein). Was Jeep sonst (namentlich iu den Vor-
bemerkungen S. IX f.) für die Abfassung in Meifsen bei-
bringt, i) ist sehr schwach. Wir vermissen vor aUem eine
Untersuchung der Sprache, die seiner Ansicht hätte zur
Stütze dienen können; auch die nachträglichen Bemerkungen
S. 104 ff., die gegen Edw. Schröder gerichtet sind, füllen die
Lücke nicht aus. 'Eine derartige Untersuchung ist in unserem
Falle aussichtslos. Dialektische Eigentümlichkeiten, wenigstens
solche, aus denen man mit Sicherheit auf die Heimat des
Autors schliefsen dürfte, fehlen im Schildbürgerbuche wie im
Grillenvertreiber vollständig' — so heilst es auf S. 42 von
zwei Denkmälern, die von idiotischen Ausdrücken geradezu
wimmeln. Gerade aus den dialektischen Worten und Formen
ergibt es sich, dafs die Grundlage der Schiltbürger, das Laie-
buch, unmöglich von demselben verfafst sein kann, von dem
*) Er zieht den Mangel eines Salzwerks iu Meifsen heran,
bringt das dreieckige Rathaus mit der dreieckigen Form
Meilsens in Verbindung und denkt bei Calecut, das im
16. Jahrb. ganz gewöhnlich ein fernliegendes Land bezeichnet,
an Meifsnisch Calecutt d. i. Marienberg bei Albinus.
VIII
der Grillenvertreiber herrührt, dafs also die Ausdeutung der
PseudoDj'me auf den Verfasser des Laiebuchs, wie sie Jeep
versucht hat, verfehlt ist. Dieser entstammt der eigentlichen
Heimat der Schwankliteratur, dem Südwesten, und wenn
Edw. Schröder, Vierteljahrsschrift f. Literaturgeschichte 1, 471 f.
ihn noch vor dem Erscheinen der Jeep'schen Schrift dem
Oberrhein zugewiesen hat, so treffen seine Aufstellungen im
Wesentlichen das Richtige. Dagegen gehört der Verfasser
des Grrillenvertreibers nach der Sprache der ihm eigenen
Partien (in den übernommenen weicht er nur wenig von der
Grundlage ab) dem westlichen Mitteldeutschland au. Ich gebe
zunächst eine Übersicht über den idiotischen Wortschatz
des Laiebuchs, den wir mit wenigen Ausnahmen (s. unten
S. XXXIX) auch in den Schiltbürgern wiederfinden und be-
merke ausdrücklich, dafs keiner der ' Ausdrücke da, wo
fremde Quellen benutzt sind, etwa diesen entstammt.')
ah 'von' 70. 72. 80 u. ö., alem. schwäb. ML. 1, 4. Id. 1. 25.
F. 1,3^) (im bair. nach S. 1,10. Lexer 1 bis in den Anfang
des 17. Jahrh., noch jetzt tirol. Schöpf 1).
^) Dafs der Autor keineswegs ihm unbekannte Worte
aus den benutzten Quellen ohne weiteres übernahm, zeigt
eine Stelle in einer Wickram entlehnten Geschichte. Wo
dieser schreibt: ber anber lag noct) fjinbcr bcm ofeii in bcr Ijell,
setzt er S. 191: litiibcr bem Ofen in bcr §ell (lüie fie e§ nennen)
im 3teft; der Ausdruck Hell war ihm ungeläufig und wird
erklärt, er ist jetzt nach ML. 1,320 im Elsafs veraltet, nach
Id. 2, 1136 auch in der Schweiz von beschränkter Verbreitung,
dagegen dem schwäbischen (F. 2, 1773) und bairischen
(S. 1, 1079) ganz geläufig. Wenn der Verfasser hie und da
einen idiotischen Ausdruck der Quellen wegläfst, z.B. 188
Dolde (dafür Ast), so beweist das natürlich gar nichts, da er
sich überhaupt nicht im Wortlaut an die Vorlage hält. Von
Dialektworten kommen in den herangezogenen Werken (aber
nicht an den übernommenen Stellen) bei Frey ab, abätzen,
Anke, Bank m., ketscJien, lehren 'lernen', lugen, Blatte, Pletz,
rossein, schmeclcen, ubereinzig, bei Montanus noch letz, Eäter-
sehen, bei Wickram ausscMitzen, gropen vor.
2) ML. = Martin u. Lienhart, Wörterbuch der elsässischen
Mundarten.
Id. = Schweizerisches Idiotikon.
F. = Fischer, Schwäbisches Wörterbuch.
S. = Schmeller, Bayerisches Wörterbuch.
IX
abeöen 'abweiden' 81. 174. 175, alem. schwäb. Id. 1,4.
F. 1,4. Belege aus dem altern eis. DW. 1, 10; auch bair.
S. 1, 180. Schöpf 21, im altern hess. Vilmar 96. Crecelius 52.
5lnfe 'Butter' 55 (neben @cf)mal;5 und Butter), alem. u.
südschwäb. ML. 1, 55 (im Oberelsals frische Butter, im Unter-
elsafs ausgelassene). Id. 1,343. F. 1, 224. Schmälz ist jetzt
im eis. 'ausgelassenes Schweinefett' ML. 2,484, in andern
obd. Mundarten (DW. 9, 926) aber noch 'frische Butter'; so
auch im altern eis. vgl. Viertel jahrsschrift f. Lit.gesch. 1, 472
und Dasypodius 21_a butyrum, Sutter, Stncfen, fc^malg (416d
©c^malg, ancfen, butter, butyrum).
au§a^elrt 'verspotten' 158. 160, alteis. atzein 'schwätzen'
IML. 1, 86, 'zanken' Keiserberg Bilg. 56c, im alem. Baden
'spotten, necken' (im Schweiz, unbekannt); dazu hess. atzein
'necken', sich atzein 'zanken' Vilmar 18, nass. oteeZn 'zanken,
raufen' Kehrein 51, auch in Waldeck Bauer-Colütz 7, in älterer
ostfr. Quelle (Beitr. 34, 392) atzein 'töricht reden" (jetzt
ostfr. 'läppisches Zeug vornehmen' S. 1, 180, in Henneberg
'am Feuer spielen' Spiefs 12); vgl. auch schwäb. atzen, etzen
(alt) 'ahnden' F. 1, 351, ätzen 'verspotten' Schmid 33.
au§id)Liöcn 'ausfaUen' 92, eis. ML. 2,477, im DW. 1,956
aus älteren Schweiz. Quellen belegt, auch im altem schwäb.
F. 1, 509.
23anf als m., alem. u. südschwäb. ML. 1, C3 (im Unter-
elsafs meist f.) Id. 4, 1380. F. 1, 610, auch im alem. Baden.
a3au 'Mist' 179, alem. schwäb. Id. 4, 1948. F. 1, 7689,
aus dem eis. nicht angegeben, auch im alem. Baden nicht
bekannt.
breifen 'schnüi-en' 120, alem. schwäb. ML. 2, 198. Id.
5,791. F. 1,1389; auch im altern bair. S. 1,472. DW. 2, 356.
Stenft 'Dienstbote', alem. schwäb. ML. 2,694 (alt).
Seiler 76. Tobler 138. F. 1, 198, auch im alem. Baden.
brummelen (mit dativ) 'träumen' 121, gehört zu einer
verbreiteten Sippe mit dem Grundbegriff 'taumeln, schwindlig
sein', Schweiz, drümmeln Stalder 1, 313, schwäb. trümmle,
trummle F. 2, 424 (das abgeleitete trumsle, trümsle 1,426
auch 'leicht schlafen', durmel 'leichter Schlaf 1,499), eis.
mit Metathese türmle, türmelig (auch trümlig) jML. 2, 757,
dazu schlaffdürmelig bei Fischart, auch in Basel durmle
'schlummern' Seiler 93 neben drümle, dies auch im Wieseutal;
aber auch \)2är. tärmehi, türmig S. 1,622, dazu trumseln
'schwindlig, schläfrig sein' 1,665, hess. durmein Creceüus 313,
thür. dürmdn Hertel 249, osächs. tiirmlig Müller 268.
Subinicrlin 'eine kleine Silbermünze' 62, in der Ver-
bindung nid)t ein Subinierlin, eis. bei Wickram 6, 287 mtnber
han ein bubenicr, bei Philander 1, 159 nicfit ein Subenicrel,
Schwab, bei Bürster schwed. Krieg 242 ntt ain 'Subcmerlin
(wohl verlesen für Subenierlin) lüie man pflegt jue fagen,
jetzt Schwab. Dudenierle, DusenierJe F. 1,516, henneberg.
Dudenierle Reiuwald 2, 35 fauch henneb. thür. sächs. Dudeldei
'Kleinigkeit" Reinwald a.a.O. Hertel 85. Müller 259 wird
darauf zurückgehen). Zu Grunde liegt lat. duodenarius 'eine
Sübermünze von 12 Pfennigen'; schwerlich ist mit Fischer
a. a. 0. auf franz. douze deniers zurückzugehen (die Münze
hiefs franz. douzin).
burc^nunbcr 'ganz himinter' 45, eis. ML. 1,52, ebenso
im alem. Baden; auch das schwäb. hat nach F. 2, 485
ganz entsprechende Bildungen wie durnah, durnauf, durn-
aus usw.
fibern 'ausschmücken, übertreiben' 95, jetzt Schweiz,
Id. 1, 680 und nach Hans v. Bühel Diocletianus 348 auch dem
früheren eis. bekannt; im alem. Baden er ßederet us 'über-
treibt'.
flf-^eln 'pissen' 151, zu schwäb. floz 'Lache vom pissen
der Kinder' F. 2, 1582, Schweiz, flotz Id. 1, 1240, flützen
'Flüssigkeiten ausgiefsen' 1,1241, flöfsle 'pissen' (Gauner-
sprache) 1,1215, ebenso schwäb. flöfsle F. 2, 1586 und flüfsle
2, 1597 , flözle ' AVasser ausschütten ' 2, 1586 , im eis. nicht
nachgewiesen.
f^ufeftaffel 'Fufsstapfe' 2, im DW. 4, 1, 1047 aus dem
voc. ine. teut. nachgewiesen , Nebenform zu Fufsstajjfel ; das
einfache Staffe, Staffel für Stapfe s. DW. 10, 2, 518. 858.
gebippclDop)jeIborte Starren 69, vgl. S^tppelnarr, blax,
truncus, caudex Dasypodius 317», Tüppelnarr Frey G&,rtenges.
11, 6 Bolte, Topjpelnarr Id. 4, 782 (aus den Berner Fastnachts-
spielen), sowie die Redensarten den Narren bohren DW.
2,228. 7,359, den Bippel hören Fischart S. Dominici Leben
131, dippelbaren DW. 2, 1184.
XI
ein gti'lin 'Laut' fagen 202, vgl. eis. nit gix un nit gax
mache ' sich gar nicht hören lassen " ML. 1, 252, schwäh. der
sait net gichs noch gacks F. 3,13, Schweiz, er daif nicht gix
sagen ' canis mutuus ' Id. 2, 569 aus älterer Quelle.
glcublicö 'traurig, demütig' 169, eis. ML. 1, 255 (nicht
im Schweiz, und schwäh.), vgl. Schweiz, laub 'friedfertig,
sanft, zahm ' Id. 3, 958.
groppen 'tasten, tappen' 68, alteis. ^ro^jen (gropet er fo
lang, hi^ er bie mild) fanb Wickram Eollw. 112, 28. grobt an
ben tnenben im I)u^, un^ ba% ex fumpt jü ber fucften Keisers-
herg Bilg. 102 c), Schweiz, grapen, gropen Id. 2, 786, schwäh.
grapen, gropen F. 3, 792, grope im alem. Baden. Weiter-
verbreitet (auch bair. und md.) ist die Form mit kurzem a
grappen, grappeln.
gumpen 'hüpfen, springen' 197, alem. schwäb. ML. 1, 220.
Id. 2, 312. F. 3, 921; auch bair. S. 1, 914. Schöpf 223. Lexer 127.
gu^eln 'betteln' 112, sltm. uhgutzle ML. 1, 25i (auch
abgutze), Id. 2, 584 (nicht im schwäb.).
I)anblict) 'behend, rührig' 165, alem. schwäb. ML. 1, 348.
Id. 2, 1404. F. 3, 1124 und im alem. Baden ; aus Maaler in
Schönsleders prompt, übergegangen, sonst nicht bair.
!^au§^ablicö 'ansässig' 212, alem. Id. 2, 929, auch in
älteren eis. (s. haushäbig DW. 4, 2, 569) und schwäb. Quellen
(F. 3, 1283), später weiter verbreitet.
l^eime^u 'heimwärts' 83, alem. schwäb. ML. 1,366 (s. die
angegebenen dialektischen Formen). Id. 2, 1277 Qieime zue).
F. 3, 1364 (lieimetzu, Jieimezu).
Weitere 'Licht, Sonnenlicht' 62, alem. ML. 1,388. Id.
2, 1770, auch im alem. Baden. Im schwäb. nach F. 3, 1399
'gutes Wetter'.
§ir3 'Hirsch' 199, alem. schwäb. ML. 1,378. Id. 2,1662.
F. 3, 1684 (ältere Quellen) ; die Form kommt auch im bair.
vor (S. 1, 1171, bair. Wald) und im hess. Vilmar 171, als
'Hirschkäfer' Crecelius 464. Kehrein 198.
I)6J)n 'zornig, böse' 121, alem. Id. 2, 1364, auch von
Fischart gehraucht (DW. 4, 2, 1724) , im jetzigen eis. aus-
gestorben (nicht im schwäb.).
I)übfd) 'langsam, bedächtig' 147, das alem. schwäb.
hübschlich in gleicher Bedeutung Id. 2, 966. ML. 1, 300 (Belege
XII
aus älteren elsäss. Quellen DW. 4, 2, 1857). F. 3, 1849; bair.
hübschUch S. 1, 1040 läfst sich in dieser Bedeutung nicht
nachweisen.
§utte 'Kückkorb' 202, alem. schwäb. ML. 1, 389. Id.
2,1778. F. 3, 1935 und im alem. Baden: auch im rheinfr. als
Hotte Autenrieth 67. Kehrein 202.
.teib 'Zorn' 121, alem. schwäb. ML. 1,417. Id. 8, 105.
F. 4,306 (ältere QueUen). S. 1,1216 (Algäu). Schöpf 309
(Vorarlberg).
^erf 'Kerbe" 195, tcrf{)ol3 'Kerbholz' 63, so mehrfach
in alem. schwäb. Quellen s. DW. 5, 557. 564 (Ulm). 565 (Neu-
burg). ML. 1, 332 (Wattwiler im Oberelsafs). Id. 2, 1253 (Basel).
F. 4, 336.
f eiferen 'schleppen' 43, alem. schwäb. ML. 1,483. Id.
3, 579. F. 4, 355, auch im alem. Baden.
i^i^lin 'Zicklein' 178, alteis. Kitzlin ML. 1, 486 (jetzt
G-itzeli), Schweiz. Chitzi neben Gitzi Id. 2,511, schwäb. Kitze,
Kitzle F. 4, 429; auch bair. Kitz S. 1, 1316. Schöpf 318.
flepfen 'knaUen, mit der Peitsche treffen' 81, alem.
schwäb. ML. 1, 495. Id. 3, 671. F. 4, 446 und im alem. Baden;
auch kämt. Lexer 160.
fommüd) 'bequem' (unfommlicö 48. 74), alem. schwäb.
ML. 1, 441. Id. 3, 285. F. 4, 594 und im alem. Baden; auch im
altem bair. S. 1,1249.
framen 'einkaufen' 111. 112, alem. schwäb. ML. 1, 517.
Id. 3, 812. F. 4, 673; auch bair. S. 1, 1368.
pöblet 'Böttcher' 113, alem. schwäb. ML. 1, 419 ('mehr
in der Weingegend bekannt'). Id. 3, 117 (Basel, Thurgau).
F. 4, 805, auch im alem. Baden.
2alt 'einfältiger Mensch', eig. einer der den Mund offen
hat, die Zunge herausstreckt {LaUe, Lalle 'Zunge') wie das
Wort 61 definiert wird, eis. Lali, Lalli, Lälli ML. 1, 584,
Schweiz. Lali, Lalli (auch Lol, Löli) Id. 3, 1257 (zuerst 1583
bei Thumeisser magna alchemia 2, 71 ift im Sc^aetjerlanb
ein gemein ©cfielttoort, ha^ man fagt: buSale!), schwäb. irt7?e
F. 4, 932, Laie im alem. Baden; auch bair. ioZZ* fem.. Lalle
'Laffe, Maulaffe' S. 1,1469, südfr. Lali Meisinger 86, hess.
Lölles 'fährlässiger, träger Mensch', Lallepatseh 'Tölpel'
Vilmar 252. Als Name kommt es vielfach bei grotesken
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Figuren und in Stein gehauenen Menschenköpfen mit ver-
zerrten Gesichtern vor; in Ruf ach heifst LüUi eine Figur,
die den Mund offen hat und die Zunge herausstreckt, in
Basel stand der LälleMnig auf der Rheinhrücke bei Klein-
Basel (der LälU von Basel ML. a. a. 0.), in Stralsburg befand
sich eine ähnliche Figur, der LaJenkönig, am Weifsenturmtor
(nach DW. 6, 82) , über andre derartige Bildwerke s. Id.
3,1259. Eochholz Schweiz er sagen aus dem Aargau 1,207 f.
2,397; auch auf serhalb des alem. Gebiets z. B. in GrofsleUen-
feld im Eichstättischen (der Löll hebt mit Daumen und
Zeigefinger seine herausgestreckte Zunge). Über die Be-
deutung s. Grimm, Geschichte d. deutschen Sprache 636, wo
das Gorgonenhaupt verglichen wird; durch das verzerrte
Menschenantlitz sollen die Feinde erschreckt und abgewehrt
werden. — Laieburg als Spottname von Ortschaften in der
Schweiz Id. 3, 1257 (im Elsafs von Basel ML. 2, 86) und Lale-
burger geht wohl erst auf das Volksbuch zurück.
2anb§art 'Gegend, Landschaft' 5, alem. schwäb. Id. 1,475.
F. 4,947: früher auch bair. S. 1, 149 und rheinfr. (Diefenbach-
Wülcker 728).
SecfjeÜner 'Lebküchler' 116, unter Einflufs von Seffücftler
(so ebenda in einigen Drucken für Lebküchler) entstanden
aus älterem Lezelter, LezeWier, F. 4, 1080. S. 2, 1119 aus
älteren schwäb. und bair. Quellen belegt (Lekzelf kommt nach
F. 4, 1089 in Oberschwaben für gewöhnliches Lezelt vor, bair.
Lezelte S. 1, 1409. Schöpf 377) ; Lebzelt mit seinen Ableitungen
begegnet nach DW. 6, 471 auch aufserhalb des obd., im eis.
fehlt es jetzt, doch hat Fischart Lebzelter, aus der Schweiz
gibt Stalder 2, 162 Lebselten an (Graubünden).
leliren 'lernen' nur 205, sonst wird (wie bei Wickram
und Fischart) Ief)rncn geschrieben, was auch auf die alem.
schwäb. Form hinweist, vgl. ML. 1, 605. Id. 3, 1368. F. 4, 1182.
(e^ 'verkehrt, unrichtig' 105, alem. schwäb. ML. 1, 634.
Id. 8, 1549. F. 4, ll93, auch im bair. S. 1, 1546. Schöpf 387.
Höf er 2, 210. Lexer 178 und im südlichen Rheinfranken Meisinger
90. Autenrieth 87; vgl. auch Letzkopf DW. 6,808.
lofen 'hören' 151, alem. schwäb. ML. 1, 615. Id. 3, 1446.
Schmid 365; auch bair. S. 1,1515. Höfer 2, 220.
XIV
lugm 'schauen' 52. 169. 190, alem. schwäb. ML. 1, 577.
Id. 3, 1221. Schmid 365: auch bair. S. 1, 1462. Höfer 2, 223
('finster schauen').
lupten 'in die Höhe heben" 43. 172, alem. schwäb. ML.
1, 603 {lüpfen). Id. 3, 1355. Schmid 363; auch bair. S. 1, 1498
und in fränk. Grenzmundarten Meisinger 93. Heilig 67.
Sutt 'Loch' (im Volksrätsel, aber vom Autor verstanden),
entstellt zu 2eut ( : §äut) 151, eis. ImU fem. ML. 1, 627 z. B.
Ball ins (\. ind?) Luü, nicht im Schweiz, und schwäb., auch
sonst ohne Anknüpfung (schwäb. Lutt 'grolses Fafs' F. 4, 89,
pfälz. Lot Autenrieth 89 gehört kaum dazu).
mäcfeln 'meckern' 96, nur aus dem Schweiz, belegt:
mäggele Id. 4, 120 (eis. meckele ML. 1,660 ist 'weinen').
matte 'Wiese' 179, alem. ML. 1,735. Id. 4,548.
Söiümpfeltn 'Bissen' 115, alem. schwäb. ML. 1, 681. Id.
4,231. Schmid 394 und im alem. Baden; auch pfälz. Auten-
rieth 97, in Aschaffenburg Mumpel oder Muffel S. 1, 1573.
ueBeni'trf) 'beiseite' 105. 146, alem., nach ML. 1, 750 bei
Hasser (aus Ensisheim) nehsich golm, bei Dasypodius 388^
nebcnftc^, seorsum, bei dem Basler Spreng (Seiler 216) tuibezi
go, Maaler 301t> näbcnbiid) f^rcn, seducere, näbenbficö gon,
digredi; im DW. 7, 493 auch aus md. Quellen belegt.
nibficö 'untersich' 43. 83, alem. ML. 1,759. Id. 4, 669
(ältere Belege aus eis. und Schweiz. Quellen DW. 7, 741).
Schmid 407 (Schwarzwald).
^;)3flegel 'grober Mensch' 90 (unterschieden von %kQtl
'Dreschflegel'), alem. schwäb. :iIL. 2, 144 (in beiden Be-
deutungen). Id. 5, 1239 (auch mit f, in Sprengs Basler Glossar
wird wie oben unterschieden). F. 2, 1555 (Pflegel nur im Süd-
westen, für 'Grobian' aber auch hier Flegel, doch in älteren
Quellen auch Pflegel). Pflegel kommt auch im alem. Baden
und in Ostfranken (Taubergrund) vor.
pletfdöen 'schallend fallen", 70, alem. ML. 2, 173 (Belege
aus Keisersberg DW. 2, 109). Id. 5, 229 (nicht schwäb.). Ver-
wandt ist das weiter verbreitete platzen.
$Ie^ 'Fleck, Flicken' in $an^erp(eg 202 (bei Kirchhof:
ftücf ganger), alem. schwäb. ML. 1,174. Id. 5,264. F. 1,1196;
auch bair. S. 1, 464. Schöpf 510 und südfr. Meisinger 127.
Hierher gehört vielleicht auch: fo bicibftu tt>ol brauffen toie
XV
t)Iefe 104, vgl. die Redensart den Bletz tiebens Loch setzen
'die Sache nicht recht angreifen', also 'du kommst nicht an
die rechte Stelle'? (oder ist ^leB Name und 25 öor ber X^üv
ift brauffen zu vergleichen?).
ficö ragein 'sich breit machen' 202, vgl. eis. gmglich
voll ÄIL. 1, 271, Schweiz, geragelt voll Id. 6, 720 zu ragle
'wimmeln', gragle auch 'mit Händen und Füfsen zappeln'.
rAfe 'scharf' 71. 88. 89. 90, alem. schwäb. ML. 2,284. Id.
6, 1269. Schmid 425; auch bair. S. 2, 137. Höfer 3, 17.
5{ater)rf)en 'Rätsel' 148, alem. schwäb. ML. 299 (ältere
Sprache). Id. 6, 1626. Schmid 420; vgl. auch DW. 8, 182, wo
nur Räters bei Melissus aufserhalb des alem. führt (9ti.Uer§,
aenigma in Schönsleders prompt, beruht auf Maaler).
rogeln 'rollen' 46, alem. schwäb. SIL. 2, 244 rugle, Id.
6, 762 rugele, Schmid 437 roglen, ruglen, im alem. Baden
rogle, rugele.
roffeln 'geräuschvoll daherkommen' 89. 147, alem. ML.
2, 283 rassle, rossle, Id. 6, 1444 rossk, im alem. Baden 'lärmen'.
Nebenform zu rasseln.
9hirren§ 'Beiname der Katze' 210, zu eis. nire 'knurren',
Btiri 'Murrkopf' ML. 2,282, Schweiz, nirre 'knurren z. B. von
der Katze' Id. 6, 1242.
feieren 'schälen, vom Apfel' 99, sonst nur aus Basel be-
zeugt Seiler 250, doch auch im alem. Baden (südl. Schwarz-
wald), vermutlich früher auch eis. nach gefdöoren rüben Frey
Garteng. 101, 20.
@dölapu^ 'starker Trunk' 117, vgl. Schlahutz, scMabutzen
DW. 9, 231 aus alem. Quellen belegt, jetzt Schweiz, ScMabutz
Stalder 2,320, schlahutze 'saufen' im alem. Baden. Auch
das nach Schröder, Streckformen Nr. 187 zu Grunde liegende
scMutzen 'schlürfen, saugen' ist alem. schwäb.
fcömecEen 'riechen' 173. 209, angefciömedEt 110, alem. schwäb.
ML. 2,481. Seüer 257. Schmid 470; auch bair. S. 2, 543. Höfer
3, 99 und südfr. Meisinger 168. Autenrieth 126 (riechen wird
nur 136 in der Anrede des Schultheilsen an den Kaiser und
von diesem selbst gebraucht). DW. 9, 965 auch aus md.
Quellen belegt.
XVI
ftenblingcn 'im stehen' 189, alein. schwäb. ML. 2, 603.
Seiler 277 {siändlige). Schmid 507; auch bair. S. 1,765 (ständ-
ling, aus Bälde).
(Stubenfauä 'Stubenhocker' 115 (nicht 'Bader', wie
Schröder annimmt), Schweiz. Stubechütz Id. 3, 605 (auch in
Sprengs Basler Glossar, daneben Ofechütz), vgl. schwäb.
Stuhenkuuclerer Schmid 307.
(Strcublin 'eine Mehlspeise, wozu der Teig durch einen
Trichter in heifses Fett gelassen wird' 57, alem. schwäb.
ML. 2, 623. Stalder 5,410. Schmid 513; auch bair. Strauben
S. 2, 803.
auf einen ®tu§ 'auf einmal' 38. 70, eis. uf de Stutz
ML. 2, 620 (bei Wickram 1, 93 auff ein ftu^), im Wiesental
uf ei stutz, ettoaS auf einem Stu^ tf^iln, in procinctu facere
Maaler 395 a (darnach auch in Schönsleders prompt.), sonst
nicht in Schweiz. Idiotiken; auch hess. auf den Stutz Cre-
celius 825, in Frankfurt Askenasy 213.
t^ebigen 'beschwichtigen, beruhigen' (üert^ebigen 15, ab=
Igebtgen 170), alem. schwäb., eis. tutige ML. 2, 725, Schweiz.
tüdigen Stalder 1, 256, schwäb. tädingen, tädigen F. 2,14.
teidütgen 'verhandeln' ist auch sonst gebräuchlich DW. 11, 234,
dafür im altern bair. auch tädigen, thätigen S. 1,585.
trDÜen 'wälzen' 43. 100, alem. schwäb. ML. 2,754. Seiler
58. Stalder 1, 307. F. 2, 397, trole im alem. Baden ; bair. trollen
S. 1,661 ist 'mit kurzen, eiligen Schritten gehen', doch ist
tirol. trolen 'herabwälzen' Schöpf 758.
Ü6eretn§ 'übereinstimmend' 7, vgl. eis. übereins kumme
ML. 1, 45, in Basel überais cho Seiler 289. Id. 1, 284.
überctnäig 'übrig' 196, alem. schwäb. ML. 1, 46. Seiler
289. Id. 1,359 (beide nur aus Spreng, sonst nicht Schweiz.).
Schmid 166; auch rheinfr. S. 1,118 aus Aschaffenburg. Auten-
rieth 143. Askenasy 213. Vümar 420. Crecelius 834.
üerle(f)cn ' austrocknen ' 60. 162, alem. schwäb. ML. 1, 548.
Id. 3, 1008. Schmid 347; auch bair. S. 1, 1421. Schöpf 377.
Lexer 174 und rheinfr. Crecelius 545. Vilmar 240. Kehr-
ein 427.
aoEen 'schleppen' 43, ein innerhalb des hochd. fast nur
im alem. vorkommendes Wort, s. DW. 13, 1216. Ein andres
ivallen in äufammenm alten 'zusammenballen' 57 (s. DW.
XVII
13, 1219), sonst bei F. Platter und Abr. a S. Clara belegt, vgl.
auch 3ufamen tcaUen, coagulare Maaler 483"=.
toett bcr fiiDfel (Beteuerung) 204, Jcnyfel entstellt aus
tyfel (vgl. mnd. kmivel Schiller -Lübbeu 2, 507). Diese und
ähnliche Formeln begegnen besonders im alem.'):
wot (wet h) der übel tiuvel!
waz sol der münech in ditze laut?
Kosengarten D 122 Holz.
wet der tiefel, mag dicz wesen,
sprach der mäister so ze stund.
Eing 14d, 3 (wetter tieffei 53b, 3).
hin wider sprach do Trief nas:
wetter zieggel, was ist das? 17d, 3.
der miuich sprach: es ist umb sunst
ich waifs von deinen vischen nit.
der knab der sprach: daz well (1. wett) der ritt!
KeUer, altd. erzähl. 108, 22.
iie mögt fpradö: icö ttietB nit »et bcii teuffet ttir t^un. Eulen-
spiegel 75 Xeudr. bcr rt^ fpvac^, ho er [ic^ am I)erb (Boden)
gefad): toettcn teüffel! toag tuot dTiadimct, ba^ er m\d) lafet ab
otiuem pferb faüen? Morgant 197, 33 Bachmann, id^ ttetiB,
toet^ baufenb teufcl, toic t(^§ I)et)ifen fol. Flugschriften aus d.
ersten Jahren der Reformation 1, 175 (1524). ttiet al§ önglücf,
malum, interjectio. Dasj^podius 457'i. ba ba§ ber tüirt öernam,
fprad) er: icet^ ben teufel, ivü§, tt)iit ber ftie bei) mir? Montanus
349, 2 Bolte. mett taufent teufel. M. Holzwart Saul (bei Bach-
mann S. 423).
roett ber Seuiel, lonä macftftu i^ie?
Fischart, Eulenspiegel 2576.
mett -Teufel, ma» ^aftu evplicft?
2839 (auch 10360).
eq toett ber Teufel, ma» mu§ fe^n,
ba% man mic^ fo lang left allein?
Wolkan, Lieder auf deu Winter könig 103. 1.
1) In u-ett der teufel ist der teufel jedenfalls elliptisch
zu nehmen, wett aber eher Interjektion, als s. v. a. ich ivette.
Vgl. Hildebrandslied 30 tcettu irmingot.
Das Laiebuch. b
XVIII
Sonst uur in den Sterzinger Spielen (wo tvetter adjektivisch
genommen wird):
fd)betg, bu al^ fatc^üaff!
üjettcr teuffl lernt bid) bag? 8, 278.
Dtoe I)eut ünb immer mer!
ttetter teuffi pritigt btcf) ba :^err? 16, 161.
§u trettm I^encE^er foEn bt) )5riEn ba? 24, 860.
Vgl. auch bei Schmid 274 die Beteuerung watter hermes
(Bodeusee).
Alle augeführten Worte sind dem alem. schwäb. eigen,
einige wenige gehen ins fränkische Gebiet hinüber, eine
gröfsere Anzahl sind auch baiiisch, beschränken sich aber
aufs oberdeutsche (ab, breisen, gumpen, KitzUn, klepfen,
Tiommlich, kramen, losen, lugen, räfs, Streublm, letz, lupfen,
Pletz, die 3 letzten sind auch im benachbarten fränk. bekannt),
die grofse Mehrzahl kommt nur im alem. schwäb. vor. Es
befinden sich darunter auch so viele seltene und literarisch
sonst kaum vorkommende Worte, dals es ganz ausgeschlossen
ist, woran Jeep S. 112 denkt, dafs der Autor diese Ausdrücke
etwa seiner Lektüre verdanke ') ; auch müfste der Wortschatz,
wenn er sich in dieser Weise hätte beeinflussen lassen, über-
haupt ein gemischter sein (wie bei Schumann und Lindener),
Worte die nur bairisch oder nur mitteldeutsch sind, kommen
aber nicht vor. Nur ein Alemanne oder Schwabe konnte zu
Ausdrücken wie Bau 'Mist', Dienst 'Dienstbote', flötzeln
'pissen', gutzeln 'betteln', /iö/i« 'erzürnt', hübsch 'langsam',
Äe/6 'Zorn', ragein 'spreizen', Eurrenz 'K&tze', thädigen 'he-
sch wichtigen' u. dgl. greifen.
Dazu stimmen auch die gebrauchten Wortformen.
Alemannisch ist ®üenb 4 (Id. 1,175. ML. 1,30 — hier Kürze
neben Länge — F. 1, 688 im Südwesten); gellen 54. 64. 73.
110. 133. 137. 193 (Stalder 2, 468. Fischer, Geographie d.
^) Mit der andern von Jeep für möglich gehaltenen An-
nahme, dafs er die Dialektworte aus unbekannten deutschen
Quellen entnommen habe, brauchen wir auch nicht zu rechnen,
da nichts für verloren gegangene deutsche Schwankbücher
spricht.
XIX
Schwab. Mundarten, Karte 1 {zäle), ML. 2, 901 neben Länge).
Alem. (und rheinfr.) ist die Umlautung der a yot seh: g-lefcöe
118. 163. getoefc^en 119. inefcfien 181; dagegen unterbleibt
Umlaut in namltrf) 2i. 61. 143. 160 (Id. 4, 725. ML. 1, 769
neben Umlaut, vgl. DW. 7, 345 die Belege aus alem. Quellen) ;
gefaörlicö 83. 160 (Id. 1, 882 neben Umlaut, F. 8, 159 aus älteren
Quellen, vgl. DW. 4, 1, 2082); vgl. auch fampt(icf) 19. 42. 162,
fdianblicf) 79, fur^Iic^ 3. 155. Alem. ist SIpreü 23 (ML. 1, 60.
Id. 1, 364. F. 1, 299). Ferner das inlaut. j in abmÄt)en 91. 175,
öerfk^tjet 91, berniAijet 202 (doch auch faen 79, gebrä^et 169).
Von Formen gehört hierher der häufige Gen. PI. auf -en, ein
PI. SJiöttcrn 20 vgl. ML. 1, 740 (alteis. 2Iüeteren, jetzt auf -e).
Id. 4, 589. Das Verbum bildet eine 2. PI. tl)m\b 185. 186. 191
und finb 147, 3. PI. tljunb 176. Es kommt vereinzelt eine
1. PL tljiien 153 und Conj. tt)ue 196 vor, vgl. ML. 2, 689.
Seiler 89. F. 2, 455. Die 3. Sg. Ind. Praes. zu tvissen heifst
regelmäfsig lüeifet (nach ML. 2, 869 im Oberelsafs, Seiler 820
Basel-Stadt, nach S. 2, 1083 schwäbisch), ein Ind. toöfete be-
gegnet nur 100 (sonst das schriftsprachliche iDii^te). Das
dialektische Conj. Praet. toett kommt nur 149 im Reim in
dem Volksrätsel vor (sonst icStte). Der Conj. gange steht 74.
Im Zusammenhang kann auch für das alem. in Anspruch ge-
nommen werden die Diminutivbilduug auf -Im (nur Vorr. A 3°
^tfc^lein, S^ßrfflein, 106 Sßßrtlcin, 167 2)lei)bletn, 209 Sapletn).
Der Plur. ^Jfai^b.^lDrnen 124 führt auf alem. bürene(n) ML. 2, 83.
Id. 4, 1526, Schwab. heirene(n) F. 1, 781. An diese spec. alem.
Schwab. Eigentümlichkeiten reihen sich andere an, die sich weiter
innerhalb des obd. erstrecken. Synkope des e in der Vorsübe
ge- kommt sehr häufig vor, nicht nur vor n (gnug 186 u. ö.),
sondern auch vor m (gmac^ 85. 136, gmetn 61. 72, gmetnlid) 1,
©meine 46, ©meinbe 63), w (groannen 43, ©roimt 15, gtotfelidj
199, giüefen 38. 42 u. ö.), s (gfegncn 147, @)ea 63. 173, gftalten
29. 92. 132), seh (@fd)[ecöt 111, recfttgic^affnc 134), f (gfafet 90,
gbattcr 148, gfet)rten 177). Kürze des Vokals zeigt sich in
SSatter (immer), irctten (immer), gebetten (141. 191), 23ottfd)afft
(96), (Statt neben Stat (18. 25); neinmen (immer), gegtmmen
(108), dagegen S^lamen (^JJammen 5), jufamen (jufammen 29).
Länge erhält sich in SDhiter (doch auch 3L)Jutter 2. 6. 167 u. ö.),
Juter (208), futcrn (120). Umlaut unterbleibt bei u in aJJurfen
b*
XX
(98), aiucfen (46. 64. 139. 141), rucfen (172), ©tucf (46. 124
u. ö.), getrucfet (186), bertrucfen (173), XrucEer (115), fc^mutfen
(120); S3urger= (146. 151. 163), bebuncfen (35. 78. 137), Couj.
toiirbc (26. 33 u. ö.): Stucfien (17. 78. 98. 101. 157); önnug (14),
nufelic^ (34. 58. 157); iu deu Conj. ftuge (87), abfc^uffe (175);
bei uo in brüten (2. 14. 178), Conj. fc^mure (210), touc^fe (80);
bei au in faumcn (22. 28. 51. 130. 192), räumen (166); bei
mhd. ou in laufft (88), dagegen erleubt (158), gU^ublidö (4. 46).
«t bleibt erbalten in üerbrunnen (3), getDunnen (80. 128. 151.
174), öcrgunnet (68. 76. 162), begunle (65), 8ummer (30. 65.
91, aber Sommer 50. 64), frumen (116), dagegen fonbern (aber
Slbfunbermuj 16), fonft, 8onne, f6nnen, fönte, m6gen (93) neben
möglief) (27. 23 u. ö.). Hervorzubeben sind nocb SBuIfen (61.
178) und fürberlid), §iU*berung (oft). Anlaut, t ist nicbt nur
bewabrt üi tüngen (14), tunfet (66), sondern stebt aucb iu
berterben (18. 20. 22. 85 u. ö.), berterbUc^ (16), Xad) (48. 64.
66. 219) und regelmälsig vor r: trei) (oft), tret)fa^ (46), tret)ffig
(204), tritte (125. 154. 176. 184), trtngen (24), trungenlic^ (189),
Sracfenfuffe (85); d für t nur vereinzelt: bapffer (45. 142),
bebaurt (175), gebrummelet (121). Inlaut, t in ©d^ilt (70),
aber d in (Selb (119. 174. 205), aucb Imp. gelb (108). Eine
obd. Erscheinung ist aucb die Anbängung von e an einsilbige
Substantiva: Sorffe (182), f^elbe (20), (Selbe (164), §aufe (60.
209), SBercfe (6. 18. 47); S3rieffc (18), dlu^e (159), 2öolffe (152);
spez. kanzleiisch ist der Plur. (Srfinbere (58); bem Sbertrettere
(161). Die sehr häufigeu starken Praet. auf -e sind weiter
verbreitet.
Handelt es sich darum die Heimat des Laiebuches inner-
halb des alem. schwäbischen Sprachgebietes näher zu be-
stimmen, so wird vom eigentlichen Schwaben schon deshalb
abzusehen sein, weil hier die Ausdrücke Anke, gleublich,
gutzeln, Heitere 'Licht', höhn, die Form Pflege! xinA BanJc als
masc. nicht vorkommen. Ferner sprach der Autor -lieh als
-li aus, was nach Fischer, Geographie der schwäbischen Mund-
arten, Karte 21, nur im südlichsten Teü von Schwaben vor-
kommt; es heilst S. 202: bie Stuf) mar nic^t fo (Srlin unb
SiebUn, bafe fic f)ette b6rffen ein gijlin jagen; gixlin wurde
gixli gesprochen, da dafür gijlin geschrieben wurde, wurde
dann auch für erlich und redlich (gesprochen erli, redli) crlin
XXI
niid rcblin gesetzt. Auch weist unser Denkmal in ein Gebiet,
in dem sich die alten Längen i U erhalten haben. In den
eingestreuten Versen kommt S. 35 der Reim ireit : giel und
102 l^erein : 5!atl)art!t vor, wo wil, /«erm einzusetzen ist; S. 151
steht im Reim ^hut : Scut, was wohl entstellt ist aus Hut
: Lut (das dialektische Lutt war dem Setzer nicht verständlich,
der den Reim veränderte). Aufserdem begegnet S. 147 in
der Rede des Schultheifsen die "Wendung: jr Hebe rtac^batorn
üitb i^rcunb, all bie jr :^te üerfamlet finb; da die 2. Plur. sonst
immer feib lautet, war ein Reim beabsichtigt, es ist also
Frmul einzusetzen. Auch die Entstellung ©. Sty, @rij* für
S. Veit weist auf die Form mit altem i hin. Für das
schwäbische spricht nur das S. 126 einem Laien in den Mund
gelegte tibcrlul^ffLin; angenommen, dafs wirklich an schwäb.
ui zu denken ist, so mülsten wir die Heimat des Denkmals
in den Strichen nördlich und östlich des Bodensees suchen,
in denen i ü gesprochen wird (Fischer, Geographie, Karte 12,
13, 14), wenn nicht vielleicht nur der redende Laie dadurch
als ein Schwabe gekennzeichnet werden soll (im Zusammen-
hang damit könnte der in der Vorrede erwähnte grofse
See , an dessen Gestade Laieburg liegt , als der Bodensee
genommen werden); freilich läfst sich diese Auffassung sonst
nicht wahrscheinlich machen und man wird hier das uy doch
wohl als Wiedergabe eines gesprochenen einfachen Lauts
ansehen müssen, wofür S. 204 fnl)fcl, das aus tüfel entstellt
ist, spricht. Obgleich die mehrfachen Berührungen mit der
Zimmerischen Chronik (siehe darüber nachher) zunächst an
Schwaben denken lassen, kann das Werk aus sprachlichen
Gründen doch nicht hier entstanden sein, sondern nur in
alem. Gegend.
Innerhalb des alemannischen Sprachgebiets kommt nun
■wieder die innere Schweiz sicher nicht in Betracht, da die
diesem Gebiet spez. eigenen Worte und Formen nicht auf-
treten. Dagegen könnte wohl an die nördliche Schweiz ge-
dacht werden und manches weist gerade auf Basel hin. Die
Wendung einen Apfel scheren ist baslerisch, ebenso das sonst
nicht im Schweiz, vorkommende iiberems und übereinzig, bei
Spreng überensig, dieser verzeichnet auch das seltene Stuben-
Jcauz und unterscheidet wie in unserm Denkmal zwischen
XXII
Pflege! ' Grobian ' und Flegel. Ein Basler kann aber der Ver-
fasser nicht gut sein, denn er ist (wie schon Wackernagel,
Litt. Gesch.2 2, 126 bemerkte) Katholik, vgl. 132 SSn^r liebe
g-raiD önb Dnfcr§ ^crrngotS SKuttcr (dafs der Pfaff, der katho-
lischer Geistlicher ist — er hält eine Kellerin — eine
komische Figur ist, spricht nicht dagegen, denn Ausfälle
gegen ihn im protestantischen Sinn kommen nicht vor; der
Vergleich des getragenen Bannwarts mit dem Papst S. 84
gegen toeldiem er fic^ bifemalg incuig uimber fdKßet spricht
eher für einen Katholiken als einen Protestanten); auch steht
der Gebrauch der Formen ßinberlin 20, ntj 98 der Annahme
entgegen. Nach Anzeiger f. d. Alt. 19, 207 reicht linksheinisch
nit für nichts etwa bis Breisach — Ensisheim— Münster, rechts-
rheinisch yiiit etwa bis Herbolzheim-Freiburg — Löffliugen —
Thengen. Gerade aus dem elsässischen Bezirk, in dem nix
beginnt, tritt nun ein ganz seltenes Wort auf: das mit
Sicherheit zu erschlielsende Luti 'Loch" (von Ensisheim bis
zum Münstertal üblich), ein andres seltenes Wort gleuhlich
'traurig' ist nur aus Eoppenzweiler im Sundgau belegt, mag
aber noch weiter nordwärts verbreitet sein. Die Form
Kinderlin ist nicht eigentlich elsässisch, aber aus dem md.
in literarischen Gebrauch gekommen und begegnet z. B.
häufig bei W. Spangenberg. Mit der Annahme elsässischer
Herkunft des Denkmals würden sich auch gut vertragen die
im alem. nur in beschränktem Umfang vorkommenden Worte
atzein, auf einen Stutz, übereins, ühereinzig (aus den Kreisen
Strafsburg und Zabem angeführt). Die anzusetzenden Formen
erli, redli (S. XX) würden nicht im Wege stehen, ML. 1,24
führen aikentli 'eigentlich' aus Eufach (zwischen Ensisheim
und Münster) an (sonst scheint im Oberelsafs meist -lig zu
gelten). Auf das elsäss. weisen auch die 2. Plur. auf -en
S. 24: lebeten, tljeten usw. hin. Es ist der Sprache nach durch-
aus wahrscheinlich, dafs der Verfasser ein Landsmann seiner
Vorgänger Wickram, Frey, Montanus war und zwar hat es
das meiste für sich, dafs seine Heimat im nördlichen Teil des
Sundgaus oder im Bistum Strafsburg zu suchen ist. Für
einen Elsässer, der unter österreichischer Herrschaft lebte,
spricht, dafs S. 14 neben der festen Stadt Wien in Österreich
bie namhaffte Statt Strasburg genannt wird. — Weitere Be-
XXIII
weise für die elsässisehe Herkunft des Autors werden sich
im 2. Abschnitt ergeben.
Im Grilleuvertreiber finden wir in den überein-
stimmenden Partien die eigentümlichen idiotischen Ausdrücke
des Laiebuchs gröfstenteils wieder (soweit nicht schon die
Schiltbürger ändern), was natürlich für die Heimat des Ver-
fassers nichts beweist. Dagegen stehen in der selbständigen
Vorrede, in den sonst hinzugefügten Abschnitten des ersten
Teils und im ganzen zweiten und dritten i) Teil Worte in
grofser Anzahl, die auf eine ganz andere Gegend hinweisen
und also Identität der Verfasser des Laiebuchs und des
Grillenvertreibers völlig ausschliefsen. Statt des alemann.
Wortschatzes des Laiebuchs finden wir einen mitteldeutschen
und viele Worte weisen spez. auf das hessisch-nassauische hin.
Slltüater 127, «Utmutter 199, dies hess. V. 9 (aus Esch-
weger Hexenprocessakten von 1657) , bei K. 42 (Westerwald)
Almamme, nach Cr. 336^) Altvater -in den jenseits der Lahn
zwischen Giefsen und Wetzlar gelegenen preufsischen Dörfern '.
Nach Zeitschr. f. hochd. Mundarten 1, 225 kommen die Worte
auch im Odenwald, in der Eifel, im Siegerland vor, nach
F. 1,162 im fränk. Würtemberg; auch bei Lenz 7 {Altütte ist
Schwab, alem. F. 1, 159. Id. 1, 586).
5ifeel 'Elster' 60, hess. nass. V. 18. Cr. 52. K. 50, auch
pfälz. (Lenz 9 azel-aach, Autenrieth 15) und untereis. ML.
1, 86 (im Oberelsafs ägerst), im Schweiz, im 16. 17. Jh., jetzt
selten im Aargau Id. 1, 625.
aubi! Interj. 161. 169. 226. 258. 275, hess. au wi\ Cr. 898,
vgl. thür. atncicM Stieler 2458, DW. 1, 598, aubeia bei Fischart.
aufprfitic^en 'aufbegehren, unwillig werden' 218, zu
hess. prufsche (V. 307), brutsche (Cr. 216) 'dickes, aufge-
worfenes Maul, aus Unwillen verzogenes Maul', nass. brätscli,
hrietsch, brutsch 'widrig verzogenes Maul' K. 92, vgl. thür.
1) Im folgenden durch H. (Hummeln) bezeichnet.
«) V. = Vilmar, Idiotikon von Kurhessen.
Cr. = Crecelius, Oberhessisches Wörterbuch.
K. ^ Kehrein, Volkssprache u. Wörterbuch von Nassau.
XXIV
brutsche 'breitlippiges Maul' Hertel 73 und pfälz. priitze
'schmollen' Autenrieth 109.
SBe^aU in tnetne§ 58cf)ült§ 'meines Bedünkens' 216, hess.
V. 146 (schon in Akten aus dem 17. Jh.), DW. 1, 1321 auch
in andern md. Quellen aus dem 17. Jh. belegt.
bügeln 'taumeln' 277, wohl das hess. nass. dorzeln
Pfister 59. Cr. 283. K. 115, vgl. auch eis. dotze 'im gehen
auf und nieder wippen ' ML. 2, 735.
empern 'antworten" 115. 116 hess. nass. {anibern, embern)
Cr. 43. K. 42, auch thür. einher Hertel 60, osächs. embern
MüUer 1, 291.
%a\U\ als m. in ein fc^Iedöter f^albel -Kerl' H. 13. 54
so auch von V. 99 aus Gilhausen (Marburg) und Melander
(Schmalkalden) belegt.
fliSmbfen 'von der Flamme ergriffen werden' H. 128 (von
einem Gericht), ebenso nass. flämmsen flömmsen K. 139, dazu
hess. flansen Cr. 378, flanzen V. 104 'qualmen, übel riechen',
in Waldeck flants 'Gestank' Bauer -CoUitz 33, auch eis.
flämmsen 'nach der Flamme schmecken' ML. 1, 169.
g-leticftfcöirn 'Fleischbank' 203, hess. V. 385. Cr. 732
(schon 1342^ fleysscJiirren in Friedberg), in der Limburger
Chronik fleischschinie, auch in Frankfurt Schirn f. (Askenasy
179), sonst md. und nd. Scham, ScJiern DW. 8,2211.
f^orfte 'First' 61.62 (auch %h\U), md. Form Cr. 373
(Wetterau). Hertel 95. Gutzeit 1 , 294. Diefenbach 227b fasti-
gium, furfte, forft (voc. ex quo).
grefe als n. 'Mund' 204, hess. nass. V. 109. K. 145. Ge-
frefs, Gefräfs ist auch obd. DW. 4, 2, 2154.
geborft 'kühn' 234, hess. V. 76, DW. 4, 1, 2032 auch aus
rheinischer Quelle belegt, gedürst aus H. Sachs und Ayrer
(die Ableitung gedürstüj ist weiter verbreitet).
getr 'gierig' Vorr. )(8, hess. nass. Cr. 415. K. 156.
Schmidt 65. S. 1, 932 (Aschaffenburg), pfälz. Autenrieth 51
, wählerisch', ostfr. geirig Heilig 78, im DW. 4,2562 ist geier-
lieit und 2607 geyrigkeit auch aus älteren Quellen andrer md.
Gegenden belegt.
©elreifcö 'unangebautes Feld" 127, zu rhfr. mfr. nfränk.
driesch DW. 2, 1408. Weigand« 1,378. Cr. 296. Autenrieth 36,
auch nd. dresch. Im eis. kommt das Adj. driesch 'brach'
XXV
ML. 2, 766, im schwäb. mit abweichendem Vokal dreusch fem.
F. 2, 375 vor. Das ei in ©ctreifit weist auf das wetterauische
oder westerwäldische (Schmidt 48) hin.
g6rren 'heulen' (von unschönem Gesang) 93, hess. gerren
V. 124. Cr. 419 'laut weinen', auch 'winseln' (vom Hunde);
mhd. gurren, girren kommt auch in obd. Quellen vor, vgl.
DW. 4, 1, 1373, ebenso gurren 'schreien, vom Esel'.
§errc^cn 'Grofsvater" 127, hess. nass. V. 165. Cr. 460.
K. 195; Herrlein Spiefs 102. S. 1, 1153 (Franken, Oberpfalz).
F. 3, 1501 (fränk.) , vgl. auch Zeitschr. f. hochd. Mundarten
1, 224 (Elsafs, Judensprache).
^i^Smnlte 'käsige Teile der Milch' 205, wetterauisch
nach DW. 5, 254 (bei Älberus Käsmath, coagulum^ und
westerwäld. Schmidt 110, auch thür. Stieler 1249.
^rerfe 'schlechtes Haus' H. 13, zu hess. nass. Krack fem.
' etwas schlechtes, unansehnliches ' Pfister 143, K. 242. Schmidt
86, nA.. Krache 'schlechtes Haus' brem. Wb. 2,862. Kracke
'schlechtes Pferd' und Verwandtes (DW. 5, 1927) sind nd.
und md.
2Jiil'ten ':\Iiststätte' 127, DW. 6, 2268 aus älteren md.
Quellen belegt (aus dem jetzigen hess. nicht mehr angeführt,
aber Beleg von 1630), in Waldeck Miste Bauer- Collitz 72,
auch im schwäb. Schmid 387 (nicht alemann.).
SJiuttenuemm m. 'Mutterbrust' H. 61. Das m. Memm
ist nach DW. 6, 2004 in Hessen und Ostfranken gebräuchlich,
das f. Memme auch in andern md. Gegenden; ein n. Mamm,
Mammi für 'Milch' und andre Getränke findet sich auch im
alem. ML. 1, 680. Id. 4, 225.
5)3od)e 'Blatter, Bläschen' H. 112, oberhess. Cr. 662 (auch
bei Alberus) uöd nass. K. 310, auch in Waldeck Bauer-Colütz
81. Die nd. Form ist Pocke, die obd. Pfoche.
ro^en 'spotten' H. 22, westerwäld. Schmidt 166, darnach
K. 332, sonst in dieser Bedeutung nicht angeführt.
SRuft, md. Erweiterung von Rufs 262, hess. Cr. 705,
auch thür. Hertel 200. DW. 8, 1554 auch aus Mausfeld, Leipzig,
Stiege belegt (Taubergrund Heilig 144).
faft in unfaft 275, westerwäld. K. 335 (hess. sacht).
©c^anf 'Schrank' 160, hess. V. 341, südfr. Meisinger
160, pf61z. Autenrieth 121 , thür. Hertel 204 iind ostfränk.
XXVI
S. 2, 431 (schon in älteren Quellen DW. 8, 2151) , auch eis.
ML. 2, 421.
'Sd)Iotfcrfnfe 'Wetzsteinkumpf des Mähers' 159, oberhess.
Cr. 741 und nass. Schmidt 192. K. 353, auch westf. SlocTcerfat
Woeste 241. In Hessen findet sich auch die Form ScJdotter-
fafs V. 357, ebenso in Westthüringen Hertel 213, Henneberg'
Spiefs 217 und der Pfalz Auteurieth 125.
fdilurfeit 'schlucken' H. 110, uass. schlurchen K. 354, im
DW. 9, 853 ist scJilurlru auch aus dem ostmd., some dem
kämt, belegt. Vgl. ein }3omcrifc^en ©c^lur! Fischart Garg. 102
(sonst nicht eis., auch nicht hess.).
©c^matit 'Eahm' 176, innerhalb des md. im hess. nass.
V. 359. Pfister 258. K. 356. Schmidt 195. Cr. 445, nach Hertel
214 auch an einigen Orten in Thüringen; dazu nd. Smaiid
(DW. 9, 935), auch in Preulsen Schmand Frischbier 2, 294 und
in den Ostseeprovinzen. Nicht im obd., nur aus Kaufbeuren
gibt es Schmid 470 für ' dicke Milch ' an, darnach S. 2, 552.
@d)marre 'Narbe' 220, im DW. 9,942 aus md. und nd.
Quellen belegt, doch auch eis. ML. 2, 482 (nicht bairisch , da
es S. 2, 553 aus dem nd. anführt).
fdinaubcrn in aufefc^naubcrn 'sich etwas Efsbares aus-
suchen' (von einem Hunde) H. 129, zu hess. Schnäuher 'im
Essen wählerischer Mensch' V. 361 (Hanau). Cr. 752 (Wetterau
und Vogelsberg) , auch vom Vieh gebraucht, von schnauben^
schnauben 'im Essen wählerisch sein', eig. 'beriechen', dazu
schnäuhig 'leckerhaft', schnäuberisch Askenasy 231.
1>et§t)afttg 'lecker, gierig' 228. 249. 266. Im DW.
10,1,2104 ist speislmft aus Krämer und Stieler belegt, speis-
haftig aus Brentano (mit falscher Erklärung). Jedenfalls md.
Dialektwort, das in den Idiotiken nicht verzeichnet ist (Cr.
795 hat speisig 'heiklig').
©trdn^cr und ©trun^er 'Faulenzer' H. 28. Letzteres ist
das hess. Strunzer (bei Alberus Strmitzer) Cr. 820, in Waldeck
Strüntser Bauer-Collitz 100, ä&zn Strunze ' müfsig sich herum-
treibendes Weib' Cr. a.a.O. V. 404, auch thür. Hertel 239,
von einem V. strunzen Cr. a. a. 0. Schmidt 244. K. 397. Die
erste Form erscheint als strenzer 'latro' Voc. Vrat. (Lexer
2, 1232), thür. Strenzer ' Landstreicher ' Hertel 238 (auch fem.
Strenze), das V. strenzen zeigt die Bedeutung 'entwenden'
XXVII
Cr. 818. Askenasy 223. Autenrieth 138, auch eis. ML. 2, 684.
Im obd. kommt sfranzen vor in der Bedeutung ' sich strecken,
grofstun' (schon bei Neidhart daz gestreme) Schmid 513 (hier
auch 'müfsig umherlaufen'). S. 2, 817. Lexer 243.
fliidöern 'stochern' H. 113, bei Alberus stieliern Cic.SiO.
topfen 'Topf 199, hess. nass. V. 413. Cr. 281. K. 112,
thür. Hertel 245; Tüi^fi ist eis. ML. 703 und Schweiz. Seüer 91.
Hunziker 55.
tramfcfien 'sich Gedanken machen, sinnieren' 216, auch
trambfen H. 178, hess. es tramseid ihm 'ihm ist Angst' V. 414,
nass. trampclien 'ahnen' K. 407.
ungcf($lDUugen in ein ungcfc^iüungcner 'tüchtiger' ^all
162, vgl. bei Alberus eine nngefdjlnungene I6ge, mendaciura
crassissinum Cr. 777, doch auch Lindener 183 ein letjben groffe
ungef(^rt)nngen brat)te ferben.
tierfc^rtobelt 'verwirrt' 225, hess. nass. Cr. 877. K. 373,
vgl. thür. scliwuheln 'schwül sein' Hertel 226. Das auch obd.
scliivabeln, schwafeln 'schwätzen' gehört nicht hierher, eben-
sowenig schicabbeJn; eher könnte schwurbeln (DW. 9, 2767)
identisch sein.
Der Wortschatz ist ein ausgeprägt westmitteldeutscher,
einiges dialektische hat ja weitere Verbreitung, aber Worte,
die nur dem ostmd. angehören, kommen nicht vor. Innerhalb
des westmd. führen sie wieder in ihrer Mehrheit auf das
rheinfränkische, wenn auch einzelne in das thüringische oder
ostfränkische oder auch elsässische hinüberreichen. Dafs
fast alle gerade aus dem hessischen oder nassauischen oder
diesen beiden Dialekten zu belegen sind, hängt allerdings
damit zusammen, dafs uns gerade hier reichhaltige Dialekt-
wörterbücher vorliegen, doch scheinen sich einige Ausdrücke
im md. Dialektgebiet auf das hess. und nass. zu beschränken,
so Poche, Schirn, Schlockerfafs, schnaubern, tramsclien , ver-
scMvobeh. Nur aus dem nass. läfst sich die Form saß nach-
weisen und rotzen 'spotten', auch blatt als Verstärkung der
Negation (Schmidt 142). Dafs nur an das hess. oder nass. für
den Autor des Grillenvertreibers gedacht werden kann, geht auch
aus einigen mundartlichen Sätzen in den eingeschobenen Kapiteln
xxvin
des ersten Buches hervor.^) Auf S. 104: autoer S^rnfaft . . .
nun Iiain eid) ba§ tmfern grf)6ffen gcflait, aber es I)at blatt
naut Balten tcMlen . , . toeld^eS meic^ niet buncfd rcdjt \ct)n . . .
cinmol . . . mein «Siel. S. 115: al§ eic^ me^ fa^^n bnb al§ eid)
minber fal^n, fo foE mein Salin naut fe^n. S. 127: e§ gilt
je^t ömb meid) bnb bmb beic^. Auf derselben Seite wird die
Braut (mit ^'amen ^rei^n) ein ^übfc^ 2}^en^ild)c genannt. Über
die Verbreitung der Form eich s. Anz. f. d. Alt. 18,309, über
die Verbreitung von naut (euer ist noch nicht bearbeitet)
s. Anz. f. d. Alt. 19, 207 , über die Verbreitung von l für e
(3I)re, eielc) s. Anz. f. d. Alt. 20, lOi (vgl. 19,3i8), über die
Verbreitung einer 1. Sing. Präs. auf -en s. Anz. f. d. Alt.
23, 218. Kombinieren wir die Grenzen für die verschiedenen
dialektischen Erscheinungen miteinander und berücksichtigen
wir, dafs / zu ei geworden ist (vgl. Anz. f. d. Alt. 18, 409),
so ergibt sich, dafs als Heimatsgebiet für unsern Autor in
Frage kommt in der Hauptsache die Provinz Oberhesseu
(wegen naut mit Ausschlufs der südlichsten Teile) und der
nördliche Teil von Nassau nebst den Bezirken von Wetzlar,
Biedenkopf, Marburg bis nach "VValdeck hin. AVir verstehen
jetzt, warum er S. 1 unter den verschiedenen deutschen
Dialekten am Schlufs das Wetterauische und das Wester-
wäldische besonders anführt, nachdem er schon an zweiter
Stelle das Hessische genannt hat. Ob wir nun die Heimat
des Dichters in der Wetterau, im Vogelsberg oder Wester-
wald zu suchen haben, läfst sich aus der Sprache schwer ent-
scheiden, ^rcin heilst bei Alberus Fabeln 14, 7 auch das
Weib eines Vogelsberger Bäuerleins. Doch hat der Wester-
wald das meiste für sich, da einige vorkommende Idiotismen
sich nur hier nachweisen lassen. Auf jeden FaU darf auch
beim Grilleuvertreiber nicht an den Obersachsen Hans Friedrich
V. Schönberg gedacht werden.
Dafs die eingeschobenen Geschichten des ersten Teils
und der zweite u. dritte Teil nicht von dem Verfasser des Lale-
-) Wenn in der Geschichte von den Wellen (s. Bei-
gabe 3^) der alte Formen wie tragum und brennum braucht,
so ist an bodum, biiosum, besinn u. dgl. bei Alberus zu er-
innern: auch sonst im mittelrheinischen sind solche Formen
besonders häufig, s. Zeitschr. f. d. Wortforschung 11,4.
XXIX
buchs herrühren köunen, wird auch durch innere Gründe
erwiesen. Es ist doch undenkbar, dafs jemand, der sein
eigenes Werk erweitert, dem Grundgedanken desselben ganz
untreu wird, wie man es hier annehmen müfste. Die ein-
geschobenen Partien in Kap. 16 — 19 und 27—30 heben sich
schon dadurch ah, dafs der Kaiser von Utopien hier als König
bezeichnet wird, nur in der Anrede ist 'Juncker Keyser' bei-
behalten. Die erste Einschiebung bringt eine sehr matte Er-
findung: aus den Schnörkeln des kaiserlichen Schreibens ent-
nehmen die Witzenbürger, die nicht lesen können (im Wider-
spruch gegen S. 15), dals sie Wellen hauen sollen, diese
tragen sie dann auf ihre Dachfirsten und erwarten hier den
Kaiser, der aber dann gar nicht kommt, sondern nach der
weiteren Erzählung noch einmal eine Botschaft sendet und
eine ganz andere f 'orderung stellt (in Kap. 33 läfst der Inter-
polator die auf die Dachfirsten Postierten nach dem Einzug
des Kaisers die Dächer herunterrutschen, im Widerspruch mit
der vorausgehenden Erzählung, dafs die ganze Gemeinde dem
Kaiser auf Steckenpferden entgegengezogen sei). Die zweite
Einschiebung setzt bei der Erzählung vom Gastmahl ein, wo
die anstöfsigen Eätsel gestrichen sind, statt deren des Schult-
heifsen Sohn einige Lieder') singt und ein andrer Ketten-
reime vorträgt; dann tritt das Ungeschick des Interpolators
wieder hervor: der 'König' geht hinaus, der Schultheis
fordert ihn auf wieder hereinzukommen, denn er müsse doch
mit bezahlen (vorher hiefs es ausdrücklich: if)r S'incfcr ^eljer
fei)b iinfer @aft getoefen, t^r folt nicfttg geben), dann wird im
echten Text fortgefahren (als wenn der Kaiser noch anwesend
wäre): nad) auffgeijabciicr Safe! fragten fie ben JSe^fer ob er
nic^t tnolte fl6^1en. Der Bürgerlust führt zu einer Schlägerei,
die mit ihren Folgen ausführlich erzählt wird: der bei der
1) Hans Sachsens Meistergesang Xer patncr mit bem
faffran (bei Goetze Nr. 504) und das Lied vom Bauersmann,
das bei Bolte, Der Bauer im Liede Nr. 1 in jüngerer Fassung
steht; unser Text geht nach Jlolle 'Maulwurf, plump, Crran
'Getreide' und den Eeimen auf ein niederdeutsches Original
zurück (3, 5 1. ®te Silier toilb, 4, 8 1. üerquift, 5, 6 1. ®r qet)t
bocö an, 6,5 1. Sm äßinter falt, 8,5 1. guelt, 10,5 1. 2Scr=
briefe, 11, 5 1. 2Snfer hungrigen Surft).
XXX
Mahlzeit Zurechtgewiesene rächt sich am andern (der aber
im Widerspruch gegen S. 90 nicht der Schultheis ist) durch
Schläge, der Geschlagene wird auch noch ins Gefängnis ge-
steckt und wendet sich in einer Supplikation an den Kaiser,
der sich darüber mit dem SchultheiXsen berät, worauf es zur
gerichtlichen Verhandlung in der Sache kommt; diese Gerichts-
verhandlung sticht von den übrigen, die im Buche geschildert
werden, durch die Umständlichkeit des Verfahrens ab: vor
Richter und Schöffen des Witzeuburgischen Parlaments er-
scheinen die Anwälte der beiden Parteien und der Anwalt
des Klägers bringt seine Sache vor, da er es aber nicht fertig
bringt sich der lateinischen Worte in seinen Reden zu ent-
halten, wird schlief slich erkannt, Kläger und Beklagter sollen
selbst ihre Sache vertreten und nach langem Hin- und Her-
reden werden sie beide vom Schultheifseu nach Hause ge-
schickt. Diese Szene fällt völlig aus den einfachen bäuer-
lichen Verhältnissen heraus, wie sie im Laiebuch geschildert
werden und entspringt dem Bestreben des Interpolators sich
über das neumodische römisch-rechtliche Verfahren lustig zu
machen. Das folgende Kapitel des echten Textes, wie die
Bauern ein Urteil über einen toten Wolf fällen, steht in
einem schroffen Gegensatz dazu : hier wird das Gericht besetzt
und der Kaiser lälst seine Sache vortragen, aber von einer
Verhandlung der Anwälte oder Prokutatoren ist nicht die Rede,
sondern nachdem jeder der Beisitzer seine Meinung geäufsert,
wird das Urteil gefällt. Von späteren kleineren Einschieb-
ungen ist die Geschichte von der Hochzeit hervorzuheben, die
dem Bearbeiter wohl gelungen ist; es verträgt sich nur gar
nicht mit der folgenden Erzählung von dem unpassenden
Benehmen der Braut, dafs sie sich hier so gewandt benimmt
und als ein rcbiprcc^ig gefdjirft 3}ieufd) gerühmt wird. Der
Anschlufs des zweiten Buches an das erste ist wieder aufser-
ordentHch ungeschickt. Xach der Vorrede des 1. Buches war
der Abschnitt eingefügt: äöie man bencn ^arlamenlSgcnoffcn,
bereu ctitian in biefem 33ucf) gcbadit tttrbt, t^re gcbiirltdöe
2;ttul geben foE z. B. dem Schleifer, Häckselschneider, Schlot-
feger usw. Diese Handwerker, die im 2. Buch eine Rolle
spielen, sind aber keine Parlamentsgenossen, d.h. Witzen-
bürger, sondern stammen aus Kleinwitzky; in Witzenburg
XXXI
gibt es, wie S. 107 gesagt vvdrd, nur einen Handwerker, den
Schweinehirten, sonst lauter Bauern. So ist es auch ganz
unpassend, das im letzten Kapitel der Interpolator des Häcksel-
schneiders Sohn (der gar nicht Witzenbürger ist) dem Mann,
der den Maushund gebracht hat, nachlaufen lälst. Zu Beginn
des 2. Buches wird der Witz des alten Laiebuchs, dafs die
Laien sich in alle Welt zerstreuten und deshalb überall Laien
anzutreffen sind, dadurch zerstört, dafs einige Witzenbürger
zurückgekehrt seien und Dorf und Eathaus neu aufgebaut
haben sollen. Im folgenden ist das Vorwort des Schildbürger-
buches verwertet. Der König von Kleinwitzky fertigt seine
Abgesandten ab um die Witzenbürger an Witz zu über-
trumpfen, aber diese zeigen sich ihnen überlegen. Aufser
dem, was dem älteren Vorwort entnommen und nur breiter
ausgeführt ist,^) wird noch ein ziemlich schwacher Schildbürger-
streich eingelegt von der Gans, die in den Brunnen gefallen
ist und wieder herausgebracht werden soll. Im folgenden ist
von Witzenburg gar nicht mehr die Eede. Die drei Gesandten
werden vom König zu einer neuen Fahrt nach Witzenburg
bestimmt und ihnen noch ein Korbmacher und ein Kef^ler
beigeordnet; die Schilderung der Vorbereitungen zu dieser
Eeise und dessen, was den Handwerkern dabei begegnet ist,
füllt das 2. Buch weiter bis zum Schlufs aus, zur Reise nach
Witzenburg kommt es überhaupt nicht. Es handelt sich fast
durchgängig um Streiche, die den von ihrer Würde durch-
drungenen Leuten von anderen gespielt werden. Das Vorbild
dieser dünkelhaften, aber albernen Leute, denen es so schlecht
ergeht, ist der Schultheifs, der im Bade und als er in der
Stadt nach Pelzen fragt, weidlich mitgenommen wird. Auch
die Abgesandten begeben sich zunächst ins Bad. Dafs diese
Erzählungen mit dem gegen die Bauern gerichteten alten
^) Hinzugekommen ist die Geschichte von den nur einmal
vorhandenen Prunkstücken, der Sammethaube und dem taffeten
Ermel, die von den Ratsherren der Reihe nach angelegt
werden — ein echter Schildbürgerstreich, vgl. Zimmerische
Chronik 2 3, 356 (drei Abgesandte von Buchhorn haben zu-
sammen nur einen Sporn). Kuhn nordd. Sagen 149 (Bürger-
meister und Superintendent von Schöppenstädt benutzen zu-
sammen ein Pferd).
XXXII
Laiebuch iiiclit das lliudeste zu tun haben, liegt auf der
Hand. Jeep meint, der Verfasser sei nur im 1. Teil Satiriker,
im 2. wolle er eine blolse Schwanksammlung geben, und will
so die Einheit der beiden Teile retten. In Wirklichkeit ist
doch auch der 2. Teil satirisch gehalten, nur ist die Satire
eine andere als im Laiebuch, sie richtet sich gegen das auf-
geblasene Wesen der Handwerker. Dafs der Verfasser sich
über die Handwerker lustig machen will, zeigt besonders
Kap. 24, wo von merkwürdigen Zeremonien die Eede ist, die
die Abgesandten in der Zunftstube vornehmen. Daneben
richtet sich die Satire wie in den eingeschobenen Partien des
1. Buches gegen die Juristen, in dem Kredenzbrief, der den
Gesandten mitgegeben wird (Kap. 15) und den sie selbst nicht
verstehen, wird der Urkundenstil mit seinen altertümlichen
Wendungen verspottet. Hätte der Verfasser des Laiebuchs
sein Werk selbst erweitert, wie Jeep annimmt, so hätte er
Anekdoten angereiht, wie schon am Schluls des Buchs ge-
schehen ist, die sich dem Plan allenfalls einfügen liefsen,
nicht aber wäre er mit einer ganz neuen Tendenz hervor-
getreten und hätte dadurch, dals er den Blick von der bäuer-
lichen Gemeinde, die er geschildert hatte, ablenkte, die
Wirkung seines Buches selbst zerstört. Noch weniger als im
2. Buch dürfen wir im 3. sein Werk sehen. Was hier erzählt
wird, spielt sich zwar wieder in Witzenburg und in seinem
Parlament ab, die Anlehnung ist aber eine ganz äufserliche
und es besteht nicht der mindeste Zusammenhang mit dem
alten Lalebnch. Nicht einmal der Charakter der Schwank-
sammlung ist aufrecht erhalten, es werden zwar einige
Schwanke erzählt (z. B. kehrt die Geschichte vom Krebs in
ausführlicherer Erzählung wieder), den meisten Kaum aber
nehmen allgemeine Auseinandersetzungen ein. Es wird zuerst
(mit der Motivierung, dafs viele Bettler in Witzenburg zu-
geströmt sind und über sie im Parlament verhandelt worden
sei) über die Bettler und ihre Sprache gehandelt, dann (auch
auf Grund einer Verhandlung im Parlament) über artiges
Benehmen und Tischzucht, woraus sich lange Entlehnungen
aus dem Grobiauus anschliefsen, das letzte Kapitel enthält
(wieder als im Parlament vorgetragen) erst Ausfälle gegen
die Rechtsgelehrten, dann ein Lob des Landlebens. Also ein
XXXIII
Sammelsurium von den verschiedensten Gegenständen, in
dürftiger Weise dadurch zusammengehalten, dals sich aUes
im Witzenburger Parlament abgespielt haben soll, ohne jeden
rechten Abschluls, denn als der Autor mit seinem Stoff zu
Ende ist, geht das Parlament einfach auseinander. Ist auch
der Verfasser des Laiebuchs in gewissem Sinn ein Kompüator,
so sticht dies armselige Zusammenstoppeln der verschieden-
artigsten Materien doch himmelweit ab von der geschickten
Art, vsde jener überlieferte Anekdoten seinem wohl überlegten
Plan einzufügen versteht, den er trotz einzelner Seitensprünge
bis zum Ende gut durchzuführen weifs.
Dafs in den eingeschobenen Partien und Fortsetzungen
zahlreiche Motive und Wendungen des alten Laiebuchs
wiederkehren (vgl. darüber Jeep S. 30ff. und 40 f. ^), beweist
keineswegs die Einheit des Werkes. Der Erweiterer ist zwar
mit mancherlei Stoffen bekannt, gedruckten und ungedruckten,
aber viel Erfindungsgabe besitzt er nicht, er läfst sich nicht
von einem von vornherein gefafsten Plan leiten, sondern
bringt allerlei Dinge vor und bricht dann plötzlich ab, sowohl
der 2. wie der 3. Teil gehen eigentlich aus wie das Horn-
berger Schiefsen. Die mangelnde Erfindungsgabe und das
Bestreben sein Werk um jeden Preis in die Länge zu ziehen,
lassen ihn nun öfters Anregungen folgen, die ihm das ältere
Werk gibt. Im 1. Teil veranlafst ihn die Wendung fAtoct
jfin bcrotDcgen bte gan^e iJiacfjt, lüie jener 23ÄtDrin @on feinen
Stolprion das Hans Sachsische Lied vom Stolprian ein-
1) Hinzuzufügen wäre noch : das Urteil über die erhängte
Taube S. 178 f.; der zerbrochene Topf S. 199; der Schlotfeger
wird von einem Handwerker zum andern geschickt S. 271 ; er
will das anzufertigende Siegel in einer Viertelstunde haben
S. 273. Von Wendungen wiederholen sich: Anspielungen auf
den gemeinen Nutz S. 158. 174. 179. 180, einen Überteufeln
S. 158. 175, ein Schelmenbein bei sich haben S. 161, in aller
Erbartät S. 163. 188. 195. Cramantzes machen S. 174, die
Glocke ist schon gegossen S. 195, ich habs euch an der Nasen
angesehen S. 247; für gut Geschirr steht excellent Geschirr
machen S. 195. Manche Redensarten sind auch dem Grillen-
vertreiber eigentümlich, z. B. machte er nicht lang Mist da
S. 152, die Sache sieht auf Säufedern S. 244, ei'}ien damasten
Muth haben S. 259. Hervorzuheben ist auch die häufige An-
rede Euer Gunsten, die nie im Laiebuch vorkommt.
Das Lalebu eh. C
XXXIV
zuschalten, im 2. Teil wird das Motiv vom eingebildeten und
von anderen genarrten Schultheifsen in endlosen Wieder-
holungen variiert , in den Hummeln hat ihn die Envähnung
des rotwelschen Exemplars im Laiebuch dazu gebracht das
rotwelsche Vokabular einzulegen, auch die Geschichten vom
Bettelvogt sind wahrscheinlich durch eine Anspielung im
1. Teil hervorgerufen. In der Ausdrucksweise und im Stil
kann allerdings nicht blols von Entlehnungen geredet werden,
hier zeigt sich eine gewisse innere Verwandtschaft, die Jeep
(S. 4:2 f.) für die Einheitlichkeit des "Werkes von besonderer
Beweiskraft zu sein scheint. Manches ist zwar überhaupt
dem Stil der gleichzeitigen Literatur eigen und fällt nicht
besonders ins Gewicht z. B. die Verbindung eines Fremd-
wortes mit dem entsprechenden deutschen Wort und sonst
die Anreihung von zwei oder mehr gleichbedeutenden Aus-
drücken, der Gebrauch des Part. Praes., formelhafte Wendungen
wie in Betrachtung dafs. Aber anderes ist doch charakteristisch
und wird von Jeep auf Nachahmung Fischarts zurückgeführt:
die Verdrehung von Wörtern, namentlich Fremdwörtern, die
Umstellung und Verwechslung von Satzteilen, die Einmischung
von Eeimsätzen unter die Prosa, die weitgehende Häufung
von Wörtern für denselben oder eüien ähnlichen Begriff. Ist
es aber unwahrscheinlich, dafs der Erweiterer in diesen
stilistischen Eigentümlichkeiten den Verfasser des Laiebuchs
nachgeahmt hat, wie er sonst so vielfach durch ihn angeregt
worden ist? Berücksichtigen wir, dafs er im 1. Teü Ge-
schichten einfügt, die mit den übernommenen als ein Ganzes
erscheinen soUen, dafs er auch in den späteren Teüen die
Geschichte von den Witzenbürgern fortsetzen will (im 2. Teü
schweift er allerdings weit ab), so ist es nicht zu verwundern,
dafs er sich soviel wie möglich an die Ausdrucksweise des
Laiebuches angepafst hat. Dafs er auch sonst manches Werk
aus der Schwaukliteratur gekannt und benutzt hat, soU nicht
bestritten werden, das Bestimmende war für ihn jedenfalls
die Nachahmung des Laiebuchs, direkte Nachahmung Fischarts
scheint nur in beschränktem Umfang vorzuliegen.*) Die
^) Im 3. Kap. des 2. Buchs geht die Beteuerung bcqm
fteinern 'Steffen zurück auf Aller Praktik Grofsmntter 604
Scheible bet) ben Sioincn (Stcffan.
XXXV
Jsachahmung ist zuweilen eine etwas mühselige, z. B. bei
den Synonymen, wo die GriUenvertreiber die wahrhaft
Fischartische Fülle des Laiebuches nicht erreicht, vgl. Lal. 38
mit ^eben, lupffen, fditeben, treiben, ftoffen, trollen, ttollen,
ttiaHen, fc^Ieiffen, f eiferen, tragen, legen, fdidten, fcQÜrgen,
rutfc^en, gießen, fe^ren, ftetlen, tcinbcn unb toenben, dagegen
Grill. 56 al§ tl)un toir euc^ gnäbig, gndbiger§, gnabtgfte§, aller=
gnÄbtgfte§ 23efe^l. ^S^icht nachgebildet sind die im Laiebuch
beliebten Wortzusammenrückungen z. B. 33 bte allertt)unber=
barnarrfeÜgamabentf^eiDerlictiften boffen, 35 auff§ entftjle^)fig[le,
43 mit Iiartfc^tDerer Slrbeit, 67 bie tagtn§^aufe^utragenerf})arung§s
fnnfterftnbung, 76 mit aUgan^jmmeret^ferigrtemi^glicbi'len ernft.
Übrigens hört die >"achahmung des Laiebuchs in den offenbar
eilig zusammengeschriebenen Hummeln fast ganz auf, Reime
im Prosatext haben wir noch in der Vorrede Aijb, Entstellung
von Fremdworten, Verwechslung von Satzteilen, Häufung von
Synonymen kommt nicht mehr vor. Aber auch wenn wir die
älteren Teile mit dem Laiebuch vergleichen, finden wir bei
aUer Ähnlichkeit in der Ausdrucksweise doch ganz wesent-
liche Unterschiede, auf die auch schon Jeep S. 52 f. aufmerksam
gemacht hat. Der Verfasser des Laiebuchs tritt mit seiner
Persönlichkeit hervor, er weist auf die Torheiten im Eeden
oder Handeln noch besonders hin, äufsert seinen Spott darüber,
spricht sich darüber aus, wie das törichte Reden oder Handeln
zu nehmen und zu verstehen sei; sehr gern wendet er sich
an die Leser und wie er sich selbst gelegentlich mit Selbst-
ironie zu den Narren zählt, so sucht er auch die Leser unter
dieser Schar. Alles wird mit grofser Anschaulichkeit ge-
schildert, aber ohne übermäfsige Breite vorgetragen und der
muntere Humor, der sich durch das ganze Werk hindurch-
zieht, verleiht demselben einen Reiz, dem sich auch der
heutige Leser nicht entziehen kann. Die Feierlichkeit des
Tons bildet einen ergötzlichen Gegensatz zu dem schwank-
haften Inhalt; scheinbar mit dem gröfsten Ernst (der Schalk
kommt freilich oft genug zum Vorschein) vertieft sich der
Autor in die Geschicke der Bewohner von Laieburg, deren
Handlungen er aus dem Wesen der menschlichen Natur zu
erklären sich bemüht, dem dienen — namentlich in den
früheren, mehr selbständigen Partien — zahlreiche eingestreute
c*
XXKVI
Bemerkungen (oft in parenthetischer Form),') aber auch
längere Ausführungen, denen sich gern ein paar Verse an-
reihen. Die Erzählungen im 2. Teil des Grillenvertreibers
sind viel langatmiger und lange nicht so wirksam, wenn es
dem Verfasser auch nicht ganz an Witz fehlt. Mit seiner
Persönlichkeit tritt er nicht hervor und liebt es nicht an die
Erzählung allgemeine Bemerkungen zu knüpfen (doch werden
hier und da Sprichwörter angeführt), wie auch im 2. Teil
keine Verse eingelegt sind.-^) Namentlich gefällt er sich in
langen Reden, die meist im Kurialstil gehalten sind, denn
die Handwerker, die vom König die Mission erhalten haben,
glauben ja vornehme Herren zu sein und wollen dem-
entsprechend auftreten und behandelt sein. Die Reden über-
wuchern ganz die Erzählung, die (von den ersten Kapiteln
abgesehen) an sich schon dürftig ist und das Motiv des ge-
hänselten eingebildeten Narren endlos wiederholt. Eine Eigen-
tümlichkeit, die im Laiebuch ganz fehlt, ist der Gebrauch
neumodischer französischer Wörter, wie adieu, haislenuiins,
allegrament, content, exeellent^ corraigie. Im Gebrauch volks-
tümlicher Wendungen ist der Grillenvertreib er dem Laiebuch
verwandt; beide stehen unter dem Einflufs der älteren Schwank-
sammlungen. Auch die Anlehnung an die Kanzleisprache ist
beiden Werken gemeinsam, doch finden sich bei näherem Zu-
sehen gerade hier bemerkenswerte Unterschiede, das Laiebuch
bringt längere kanzleüsche Wendungen an (s. unten S. LVii),
während sich der Verfasser des GriUenvertreibers über das
unverständliche Kanzleideutsch lustig macht (vgl. S. 112 f.
212f. 255 f.).') Li den Hummeln eudüch, wo kaum mehr Er-
*) Sie werden durch die immer wiederkehrenden Wen-
dungen: wie dann — , wie dann gemeinlich — , welche gemein-
lich — , als welche — , wie heutigs tags — , sintemal man —
u. dgl. angereiht.
-) Logische Begründungen, wie sie im 1. Teil beliebt
sind, werden im 2. Teil, abgesehen von der Vorrede, nur an
einer Stelle, versucht: der Kefsler meint, er müsse wohl alt
sein, da die Kühe, die er als kleine Kälber gekannt hat, alte
Kühe genannt werden.
^) Jurist kann er trotz seiner Kenntnis des Gerichts-
verfahrens nicht wohl gewesen sein, denn er greift nicht nur
die Advokaten und Notare an, wie Jeep S. 68 meint, sondern
XXXVII
Zählungen gegeben werden, hebt sich der Stil noch mehr von
dem des Laiebuchs ab, der Autor ergeht sich wieder in langen
Reden und weitläufigen, z. T. gelehrten Auseinandersetzungen,
soweit er nicht aus andern Werken abschreibt.
Ist es mithin ausgeschlossen, dals der Grillenvertreiber,
d. h. was im 1. Teil dazu gekommen ist und der 2. und
3. Teil, vom Verfasser des Laiebuchs herrührt, so ist doch
noch zu untersuchen, ob nicht die als 'Die Schiltbürger'
bezeichnete Überarbeitung ihm zuzuschreiben ist. Sie unter-
scheidet sich vom Laiebuch, von der Sprache abgesehen, nur
durch die Verlegung des Schauplatzes nach Schilde oder
Schiltburg (einmal Schiltberg) in Misnopotamia und durch
die neue Vorrede. Mit welchem Ungeschick der Ausdruck
2a(e in 8d)i(tbfirger umgesetzt ist — bei der Namenerklärung
sogar in sinnloser Weise in 2}U§Ttot)Otami — zeigt Jeep S. öf.;
auch da wo er rein appellativ steht, ist er manchmal durch
©c^tUburger wiedergegeben. Einmal S. 122 ist offenbar 2ale
stehen geblieben und der Drucker hat das ihm unverständ-
liche Wort durch ftade wiedergegeben (Misverständnis der
Korrekturen liegt auch S. 94 vor, wo er das eingesetzte Scarren
durch Dkmmen und S. 186, wo er 2;ropffe durch Sirljffe
wiedergegeben hat). Dafs die durch die Titeländerung not-
wendig gewordenen Änderungen mit solcher Liederlichkeit
vorgenommen worden sind, spricht durchaus gegen Jeep's
Meinung, der Autor habe das früher verschleierte Ziel seiner
Satire hier erst enthüllt. Ferner ist die neue Vorrede an-
stölsig, .sie steht in einem merkwürdigen Gegensatz zur Ge-
schichte selbst. Sie ist aulserordentlich nachlässig geschrieben,
Worte sind ausgelassen und wiederholt begegnen falsche
bekämpft, wie schon der eingeschobene Streit der Witzen-
bürger zeigt, die neumodische, dem Volke unverständliche
Sprache der Eechtsgelehrten und Eechtsaufzeicbnungen. S. 181
der Hummeln heilst es: %a finbet fic^ and) alSbnnn ber gan^e
(Sct)iDarm ber ytcd^tegclctjvtcit, mit il)ren iDimberlidien ©loffen,
©ommentarien, groffen Süd)ern boHer ßoiifilien, ba inol je^nerlci)
SKetnung bber einem 2Sort offtmalS fürlauffen . . . bnb folc^e
Seut ^aben toir pgcinarten, mann tüir alfo fügelictit fet)n rcollen
mit unfern neinen (Statuten etc.
XXXVIII
Formen und Konstniktioneu. Aufserdem verträgt sich das
Erzählte durchaus nicht mit dem, was nachher im Schild-
hürgerhuch seihst vorgebracht wird; die Widersprüche mit
Jeep S. 35 der späteren Ahfassungszeit der Vorrede zuzu-
schreiben, geht nicht an. da der erste Druck der Schiltbürger
ja auch schon 1597 fällt. Der Autor des Laiebuchs kann
nicht vergessen haben, was er vor einigen Monaten ge-
schrieben hat; eher könnte man sich denken, dals ein ober-
flächlicher Bearbeiter Erfindungen bringt, die sich mit dem
nur flüchtig gelesenen "Werke nicht vertragen. Ein Wider-
spruch ist nicht nur, dals in der Vorrede von den vier Ecken
des Eathauses die Rede ist, während es doch im Buche selbst
dreieckig ist, dals man zum Rathaus hinaufgezogen werden
mufs, da doch das oft erwähnte Heutor vorhanden ist und
auch der Kaiser ohne Schwierigkeit im Rathaus aus und ein
gehen kann, sondern auch dafs der Schultheifs, der nur hier
mit Namen genannt vdrd, noch Säuhirt ist, während er nach
der Erzählung sein Amt an einen andern abgegeben hat und
dafs er die Gemeinde herbeiruft, indem er ins Säuhorn stöfst
(in der Erzählung geschieht dies Zusammenrufen durch
Glockenläuten, einmal S. 72 stöfst der Kuhhiit ins Hörn);
femer dafs Schiltburg in Calecutia (Calacuten) liegt, was die
Vorrede als eine Landschaft betrachtet, die man neben Utojjia
^er ziehend erreicht (im Laiebuch heifst es von Laieburg:
melc^e^ ort 'i^xnbcx 5?alecut, in htm groffmecfttigen ß6nigvetcö
Uiopia gelegeri, auch im Schildbürgerbuch, wo Misnopotamia
für Utopia eingetreten ist, bleibt der Kaiser von Utopien der
Landesherr); auch der König ex terra ignota, der von den
Schütbürgern geträumt hat und seine Abgesandten zu ihnen
schickt um Näheres zu erkunden, wird schwerlich von dem^
selben erfunden sein, der dem Kaiser von Utopien seine Rolle
zuwies. Aber auch die Sprachformen sind in der Vorrede ab-
weichend. Es kommt kein einziges spez. alemannisches Wort
vor, wohl aber mehreres, das nur aus dem md. erklärt werden
kann. Unter den Gesandten erscheint auch ein Scliloüenfeger
und ein HäcJcselscJmeider , der Verfasser des Laiebuchs hätte
andere Ausdrücke gebraucht. Schlot (zu Grunde zu legen ist
wohl vielmehr das noch Adelung bekannte Fem. Schlotte) ist
ein md. Wort, vgl. DW. 9, 781, dasselbe gilt für Häcksel, vgl.
XXXIX
DW. 4, 2, 108. Ein genauer zu bestimmender Idiotismus be-
gegnet gleich zu Anfang: inarumb boct) biel'e Dor^abcnbe
^iftorten Don bcn fremben auBl^^nbtfc^cn ©cötltbiiräern btfe^er
fo lang xmDerbunft üerblicbcn fct), vgl. oberhess. verdinseti
'verschleppen, verzetteln' Crecelius 273, z.B. die zeitung toerd
verdonse; unuerbunft ist Entstellung (vielleicht Ausdeutung)
für unverdunsen (das einfache dinsen tritt zwar auch im
elsässischen und schwäbischen vereinzelt auf, ist aber vor
allem das charakteristische hessische Wort für 'ziehen, zerren',
auch im Wester wald vorkommend Crecelius 272. Schmeller
1,526 und in Thüringen Hertel 82). Im Schildbürgerbuch
selbst sind zwar zahlreiche alemannische Idiotismen bei-
behalten, aber eine Anzahl beseitigt, was beweist, dafs der
Bearbeiter einen andern Dialekt sprach und kein Alemanne
war: 62 ist bic l^eitere durch "tax?! fiiedjt ersetzt, 63 erleibet
durch bef(f)toerltcö ift, 145 fc^nüi)fferling durch fdinurffeling,
ebenda %k\t durch Siebljendfer, 151 Sofa durch SDfercfet auff,
169 [ug durch fie, 172 lupffet durch jcuc^t, 174. 5 abc^ett durch
ab)($aiten imd abcifen (81 ist aus abgceget das sinnlose ab=
gefe^et geworden), 177 23a^en durch ©rofi^eii, 178 ^iglin durch
3ignin (179 Sifll^O, 190 lugten durch fa^en, 208 lugt durch
fal)e; 121 ist für das unverstandene gienet das sinnlose bienet
gesetzt, ab fast immer in ob verwandelt. Von Formen ist
alem. 2. PL l^unb 136 durch lf)ut ersetzt (185 und 191 ge-
blieben), 3. PI. 176 durch t^un, der Conj. tl)öe 196 durch tl^ue,
ibAen 153 durch tl)eten; für 3. Sg. toeifet steht immer toeiß,
für tDÜfeten 100 truften. Lautliche Veränderungen sind viele
eingetreten und mit ziemlicher Konsequenz durchgeführt, so
dafs man darin wohl die Hand des Bearbeiters vermuten darf.
Die Synkope des e in der Vorsilbe ge- ist fast immer beseitigt.
Das alem. (Süenb 4, ellenbe 72 ist durch ®lenb, elcnbe ersetzt,
er§eUen 54. 137. 193 durch ersef)Icn; sonst ist 2)httter, g-utter
durchgeführt, @tatt zu ®tabt geworden, aber iicmmcn, intttcr,
tretten meist geblieben. Summer 30. 65. 91 ist zu Sommer
geworden, furbern zu fkbern, aber geiDunnen, begunte, öergunt,
mögttd^ bleibt. Im Umlaut nimmt das Schildbürgerbuch den
md. Standpunkt ein: es heifst nemlid), femplUd), gcfe^rlic^;
aJh'icfen, 3{ücfen, fi^mucfen, Stücf; 33ürger=, bebimcfen, giilben
207; Äöcfien, 3"be 4. 62; unniig, nii^tid); Conj. flüge, abfdjüffe;
XL
äu ist in §iupt 98 und gliUtbeft 118 eingeführt, dagegen bleibt
räumen, faumen. Von Einzelheiten seien iro für ttia (fast
immer), SIpriEen 23 für JlpreUcn, i^arffen 40 für Ijarpffen,
5martfflcin87 für 2)farrf)[tein, 2)Jcgblin 151 für 2}?et)blin, §trfcö
199 für §tr^ erwähnt. Bemerkenswert ist, dafs ä vor seh in
^IÄfcf)e, lüefd^en durchaus bleibt, was innerhalb Mitteldeutsch-
lands auf Rheinfranken führt, wozu auch die übrigen Eigen-
tümlichkeiten durchaus stimmen. Es ist kaum ein Zweifel,
dafs schon das Schildbürgerbuch wie später der Grillen-
vertreiber in Frankfurt gedruckt worden ist, denn die ein-
geführten Sprachformen sind dieselben wie in den dem Grillen-
vertreiber eigentümlichen Teüen. Da drängt sich weiter die
Vermutung auf, dafs beide Werke auf denselben Mann zurück-
gehen und dafs derjenige, der es später unternahm, das be-
liebte Schwankbuch zu erweitern und fortzusetzen, zunächst
das alte Laiebuch nur flüchtig verändert und mit einer neuen
Vorrede versehen hat. Der Ausdruck unüerbunft weist auf
die Gegend hin, der der Verfasser des Grillenvertreibers ent-
stammt, das alte hessische Gebiet oder den Westerwald. Eine
Eeihe auffallender Übereinstimmungen zwischen der Vorrede
und dem Grillenvertreiber liegen vor. Dort hat der Schultheifs
den Namen (Seufrieb 2bbd erhalten, in einer eingeschobenen
Geschichte des Grülenvertreibers erscheint ein S?un^ fi6bcl,
allerdings ein Bauer, aber in den vorausgeschickten Titular-
formen für einen Säuhirten (z. T. schon in der Anrede des
Schleifers in der Vorrede verwendet) heilst dieser 6un^
(ßßbel wird aus Löll entstanden sein wie Keklel aus Keil;
LÖl, Löll ist allerdings besonders alemannisch DW. 6, 1144,
doch auch bei Ayrer und hess. Lottes). Der Zug, dafs die
Gemeinde durch Blasen zusammengerufen vrärd, erscheint
zweimal in eingeschobenen Geschichten des Grillenvertreibers
(S. 56. 152) und einmal im zweiten Teü (S. 163). Die Ge-
sandten soUen ziehen nadj SKcljnadjtcn (gednickt ist Söei)*
rad)en), neben lltopia Ijer, ähnlich heilst es Grillenvertreiber
S. 214: in bem 2anb (S-t caetera, hinter SöeQl)enad)ten (vgl. zu
der Wendung Uhland, Schriften 3,829). In der Vorrede ist
von bietet üDrf)abenben §iftorien die Rede, in der Einleitung
zum Grillenvertreiber von biefer je^tgen üortiabenben §iftDri.
Die auffallende Wendung (zweimal) breiter SScrftanb (im Laie-
XLI
buch immer l^o^er SJerftanb, in der Vorrede einmal :^o!^cr unb
breiter 5ßerfta:ib) begegnet auch S. 158. 198 im Grillenvertreiber.
In der Vorrede heilst es toorin ein jeber ejcellicrt Ijabc iind
ejcellent ist ein Lieblingswort des Verfassers des Grillen-
vertreibers (S. 187. 189. 193. 195. 197. 203. 215. 248. 263. 280),
kommt dagegen nie im Laiebuch vor. Die Zusammen-
gehörigkeit der Vorrede mit dem Grülenvertreiber ist darnach
wohl nicht zu bezweifeln; wir haben von demselben Mann
eine doppelte Bearbeitung des Laiebuchs erhalten. Beide
werden nach Frankfurt gehören. Im Auftrag Paul Brachfelds/)
in dessen Verlag die Schiltbürger im Herbst 1597 (auf dem
Titel: 1598) erschienen sind, hat der aus dem Westerwald
oder Oberhessen stammende Mann das Laiebuch zunächst
nur insofern verändert, als er die Schildbürger (den Ausdruck
^) Im Catalogus hornodinus . . . 2>eräeid)imfe aCer nelner
^öüc^er, toeldjc in ber iperbftmefe bicfe§ 1597 ^av^ gu %x<ind=
fürt a. 9}c. ... be^ SoÖ- <Seorg ^ortenbad) ... ju ftnben.
i^tandfuvt a. 2Ji. 1597 ist verzeichnet: 2)er ©djitburger ober
5KunberfeI^ame, abent^euriidje, t)nerf)6rte bnb bißber t)nbe=
fd)rtebne @ejd)icöten onnb 2;i)aten ^cr <2d)6ltbörger inn 3Jfifurs
potamia, burd) Tl. Slletb, 33etb, ©imaul, ;5U finben bei) 5)3aul
23rad)felb in 8. (ähnlich im Catalogus novus . . . sumptibus
Henningi Grosii fiir bie §erbftmeft 1597). Paul Brachfeld
stammte aus Antwerpen und wurde erst 1598 zum Frank-
furter Bürger angenommen (PaUmann, Sigmund Feyerabend
S. 115) Von ihm verlegte Werke erscheinen seit 1590 in den
Mefskatalogen; in den Jahren 1593 — 98 gab er auch selbst
Mefskataloge heraus (Kapp, Geschichte des deutschen Buch-
handels 1, 482), aus denen hervorgeht, dafs er auch in Leipzig
und Frankfurt a. 0. eine Jsiederlage hatte. Seine geschäft-
lichen Beziehungen zu Sachsen (es wurde auch in Erfurt für
ihn gedruckt) erklären vielleicht die Einführung der Schild-
bürger an Stelle der Laien. Verlegt hat er meist zeit-
geschichtliche Werke, z. B. die Eelatio historica des Jacobus
Francus (Zeitschr. f. d. Alt. 21, 449} , doch erschien bei ihm
auch (nach Draudius Bibl. germ. libr. classica S. 548, dem
Gödeke 2, 286 folgt) 1593 die Hasenjacht des Leporinus
Hasenkopf, s. Zarncke, Narrenschiff CXIV. Beim Erscheinen
des Griilenvertreibers 1603 war Brachfeld schon tot (in den
Mefskatalogen aus diesem Jahr heilst es: in ^4^. iörac^felb fei.
2aben), auf dem Titel wird nur der Drucker Joach. Brathering-
genannt; die Hummeln sind 1605 bei Johann Spiels und
Johann Jacob Porsche (Porse) erschienen.
XLIl
Laie verstand man dort nicht) zu Helden der Erzählung
machte, wohei der Zusatz 'in Misnopotamia' deutlich das
meifsnische Schiida bezeichnete, ge-wifs auf Grund von Über-
lieferungen, die den Schildbürgern ähnliches nachsagten, wie
man es sonst von den Füusingem und Müudingern erzählte
(vgl. oben S. VII) ; sonst schied er nur einige alem. Idiotismen
aus, änderte in groben Zügen die Lautformen (vrenn er dies
nicht dem Drucker überliefs) und ersetzte die ursprüngliche
Vorrede durch eine neue. Dies empfahl sich deshalb, weil
er sich damals schon mit dem Plan einer Fortsetzung trug,
worauf ja am Schlufs der Vorrede deutlich genug hingewiesen
wird, diese sollte die Vermittlung abgeben. Später entschlofs
er sich diese Vorrede für den zweiten Teil des Grillen-
vertreibers zu verwenden, wodurch sich eine neue Vorrede
nötig machte, die zum ganzen Werk gehört. Die Beziehung
der Geschichten auf die Schildbürger ist vneder weggefallen
— Misnopotamia ist dagegen an zwei Stellen übernommen —
und für diese sind mit nicht ganz deutlicher Erfindung die
Witzeubürger eingetreten, angeblich von icitzeu, was so viel
wie kallen (lüie bic SiiberKinbcr reben S. 3, das Wort ist aber
auch hd.) oder — hier zeigt sich Nachwirkung des Laiebuchs
— griech. ?m?.8iv sein soll, eher wohl um Leute zu be-
zeichnen, die sich 'in der Witz verstiegen haben', wie es in
der neuen Vorrede heifst. Entsprechend heifst das zuerst
terra ignota genannte Lord Kleinwitzky. Das Schildbürger-
buch ist sonst, abgesehen von der Ausmerzung einiger weiteren
alem. Ausdrücke und der Ausscheidung der anstöfsigen Rätsel,
fast unverändert gelassen: über die Einschiebsel und ihre un-
geschickte Verbindung mit dem ursprünglichen Text s. oben
S. XXIX f. Nicht unglücklich ist das 1. Kapitel verändert (von
dem ursprünglichen 1. Kapitel ist einiges ins 2. übernommen
worden): die Witzenbürger sollen von den Dorern abstammen
und ihrer groben bäurischen Sprache wegen vertrieben worden
sein (dafs sie als 'grobe unverständige Bauren zum auf sersten
verachtet und verspottet' werden, pafst nur nicht recht zum
folgenden, wo es heifst, dafs sie ihrer hohen Weisheit wegen
berühmt waren). Kleinere Veränderungen und Zusätze finden
sich dann vom 46. Kapitel an, namentlich wird die Geschichte
vom Maushund etwas freier nacherzählt. Dafs der Versuch
XLIII
auch den 2. und 3. Teil in einen gewissen Zusammenhang
mit dem alten Schwankbuch zu bringen, sehr unvollkommen
ausgefallen ist, wurde oben gezeigt. — Ist meine Vermutung,
dals das Schildbürgerbuch und der Grillenvertreiber axd. die-
selbe Persönlichkeit zurückgehen, richtig, so muls der hier
genannte Conradus Agyrta, öoit ScHemont mit dem dort an-
geführten 2)i. griepli, )ödh, ©imel, ber f^ffti^Ttfl Dpfilonburger
SCmplmann, identisch sein. Was zunächst das Pseudonym des
Grillenvertreibers betrifft, so braucht auf Jeep's Versuch
Conrad Agyrta als 'Hans Friedrich' zu erklären wohl nicht
weiter eingegangen zu werden; Bellemont als Familienname
zu nehmen, verbietet das nach Conradum Agyrtam gesetzte
Komma (Don SöeUeinout steht erst in der folgenden Zeile in
kleinerem Druck), es gibt die Heimat des Autors an und ist
das deutsche Schönberg, höchstwahrscheinlich die im Ober-
westerwaldkreis gelegene Ortschaft (auf Schönberg im Ober-
taunuskreis würden die dialektischen Besonderheiten nicht
alle zutreffen). Welcher Name hinter Agyrta verborgen ist,
wird nicht mit Sicherheit ausgemacht werden können: dyv(}'c>]Q
ist Bettler, Gaukler, Betrüger, agyrta ^vird (vgl. Diefenbach
Gl. 18b) im Onomasticon des Golius (Strafsburg 1582) durch
lun^enfpiler d. i. Gaukler, vgl. DW. 5, 2751 f., in Kirschs Cornu-
copiae 46 durch Stcrger d. i. Quacksalber wiedergegeben.
Suchen wir nach einem geläufigen Familiennamen von ähn-
licher Bedeutung, so würde da entweder an Lotfer oder au
Freihart, Freyer zu denken sein. Vielleicht dürfen wir mit dem
letzteren das Aleph, Beth, Gimel des Schildbürgerbuchs im
Zusammenhang bringen. Im Esopus des Burkard Waldis -i, 31
wird ein Freiet (Freihart) angeredet: ®l) lieber JUepf) 93et^
unb ©irnel; was Kurz zur Erklärung dieser Wendung beibringt,
ist nicht befriedigend, war es vielleicht üblich die Freiharte
mit diesen Worten, die sie bei ihren Gauklerkünsten im Munde
führten, zu bezeichnen und deutete der Bearbeiter des Schild-
bürgerbuchs damit seinen eigenen Namen an? Natürlich kann
das Aleph, Beth, Gimel ja auch nur eine Variation das Abc
des Laiebuches sein, zu beachten ist aber doch, dafs vorher
M. steht, was doch gewifs nichts anderes als Magister ist^)
*) Nach Mitteilung des Herrn Stadtarchivars Dr. Jung
kommt der Familienname Freyer in Frankfurt a. M. am Ende
XLIV
(nach Jeep soll 31. nur deshalb vorgesetzt sein, damit man
es nach der folgenden, dem Laiebuch entnommenen Anweisung
wegwerfen kann!). Dafs wir es im Grillenvertreiber mit
einem Gelehrten zu tun haben, unterliegt ja keinem Zweifel,
er bringt das griech. '/.u'/.üv bei, führt oft nicht nur lateinische
Worte, sondern auch Verse an, die er dann ins Deutsche
überträgt und zeigt im 3. Teil vielseitige Kenntnisse. Es
war aber ein armer Teufel, der fürs Geld schrieb, denn am
Schlufs des zweiten Teils beklagt er sich darüber, dafs er
keine warme Stube habe. Als er zuerst den Auftrag erhielt
das Laiebuch für die Zwecke des Frankfurter Buchhändlers
umzuarbeiten (wobei er von der geplanten Erweiterung zu-
nächst absah, aber doch in der hinzugefügten Vorrede schon
darauf hinwies) schlofs er sich auch im Titel möglichst eng
an das alte Buch an. Seinen Xamen und Stand deutete er,
wenn ich recht vermute, mit 2)t. Jüepfi, S3ctl), ©imel au, fügte
aber hinzu ber ?5'fl"'itii9 2)pl"t[onburgcr SImptmamt. In dieser
Wendung werden wir- kaum etwas anderes sehen dürfen als
einen Einfall, der im Stil des Laiebuchs gehalten sein sollte;
von einem Amtmann (im allgemeinen Sinn) ist da mehrfach
die Rede, vgl. 100 gebendenb, unter ftc ein red)tc Crbnung 311
bringen ober feiner §crrn Slmptman nit ?^\\\dx\, ähnlich 109
und 124. Wie der Bearbeiter (der den Titel ebenso flüchtig
hingeworfen haben mrd wie die Vorrede) auf eine Festung
Ypsilonburg, die doch auch mit der Festung Misnopotamia
(für- ^lisnopotamiae?; gemeint ist, verfallen ist, läfst sich
freilich schwer sagen; in der Bemerkung des alten Autors,
der sich selbst zu den Laien rechnet, gebriidft §u Saleburg
konnte er nicht, wie sonst, einfach Scbütburg für Laieburg
einsetzen, so schuf er die Bildung Ypsüonburg und machte
sich zum Amtmann dieser Festung, in der das Werk im
Druck erschienen sein soll.i) Wenn er sagt @ebrucft in 2}cr=
des 16. Jahrh. vor, doch läfst sich ein Magister Conrad Freyer
um diese Zeit nicht nachweisen.
^) Von der obigen Vermutung ausgehend, könnte man
auch annehmen, dafs er in der Wendung btjR ^©t'tuiig ^pitlrin=
burg(S9t 2tmptmann nach der folgenden Anweisung seinen
Namen verbergen wollte: so würde sich der Ausdruck ^-eftung
und das auffallende ^pftlonburger erklären.
XLV
leguiuj bc§ ?lutf)ori?, so macht er von einer häufig auf dem
Titel stehenden Wendung Gebrauch (zugleich in Anlehnung
an das vorausgehende Wü 5l.5riuilegten bcä ütut^ori?) und ver-
hüllt damit das begangene Plagiat. Im GrUlenvertreiber ist
dann der Titel ein vöUig anderer geworden, der Bearbeiter
hat hier jede Anlehnung an das Laiebuch aufgegeben und
weist, indem er neben den wunderb arlichen Historien und
abenteuerlichen Geschichten auch die fauberttielfd)e 9ta^tic^dg
ünb !8ebencfen, fo luol ümt ben SBi^enbövgtfcfien al§ auc^
O'atccuttfdien Gommtffarien bnb 5UarIamem§ i^errn ünterfc^iebtic^
üorgcnommcn nennt, auf seine Zusätze besonders hin. Seinen
Namen verbirgt er nicht mehr im Buchstabenrätsel, sondern
gibt ihn und seine Herkunft in Übertragung an.
2. Die Entstehung des Laiebuchs.
Das Laiebuch ist auf dem Grunde der Stammes- und
Ortsneckereien erwachsen; den Bewohnern deutscher Länder
wie einzelner Ortschaften sagte man allerlei törichte Streiche
nach, die sie begangen haben sollten. Das meiste der Art
geht über Deutschland hinaus und wird in andern Ländern
ganz ähnlich erzählt.') Während die Stammesneckereien z.T.
weit zurückreichen, werden die Ortsneckereien — natürlich
sind die Grenzen zwischen beiden Kategorien flüssig — haupt-
sächlich im späteren ]\Iittelalter entwickelt worden sein. Die
wachsende territoriale Zersplitterung, das Emporkommen
einer Unzahl von kleineu Gemeinwesen, mancherlei Gegensätze
der Interessen begünstigten dergleichen Erfindungen, in denen
sich Spott und Misgunst dem Xachbar gegenüber äufserte.
Es ist kein ZufaU, dafs in dem Land, wo die territoriale Zer-
splitterung mit am gröfsten ist, Schwaben, die Ortsneckerei
besonders gut gediehen ist.^) Dafs der Spott sich haupt-
sächlich gegen die richtete, die ohnehin schon unter dem
Übermut der andern Stände leiden mufsten. die Baueni. ist
1) M. Busch, Deutscher Volkshumor S. 32 ff., H. Merkens.
Was sich das Volk erzählt 1, 1 ff. 2, 1 ff.
») E. Meier, Sagen aus Schwaben S. 360ff., A. Birlinger,
Yolksthümliches aus Schwaben 1,433 ff. Reiser, Allgäu l,49'2ff.
XLVI
natürlich und literarisch tritt die Ortsneckerei fast nur als
Bauernsatire auf. Dummheit, Ungeschüffenheit, Unbüdung
sind die Züge, welche die in den Geschichten auftretenden
Personen kennzeichnen. Dadurch, dals die Ortsneckerei zur
Eauernsatire in der Hand der Städter wurde, mulste sie aber
ihren lokalen Charakter allmählich abstreifen. Die örtliche
Anknüpfung bleibt zwar meist, aber sie wird oft willkürlich
gewählt und man Hebt es die Geschichten zyklisch mit-
einander zu verbinden, indem man einige Orte vorzugsweise
zum Schauplatz der sich abspielenden Schildbürgerstreiche
macht (wie diese auch in den jetzigen Landschaften besonders
in eine oder einige Ortschaften verlegt werden). Schliefslich
wird der Schauplatz ein imaginärer, indem man fingierte
Ortsbenennungen gebraucht. Der Ring, der keine eigentlichen
Schildbürgergeschichten bringt, hat von solchen fingierten
Namen Lappenhausen und Nissingen, ferner (4:7d) Narreuhäym,
Torenhof en, Leusaw u. a.; wenn daneben (42 c) eine Reihe
von wirklichen Ortschaften genannt werden, aus denen Bauern
zur Hochzeit kommen, so werden das wohl solche sein, die
durch Schüdbürgereien bekannt sind, sicher ist das von dem
schwäbischen Gäygenhofen, das wieder in der Zimmerischen
Chronik erscheint. Hermann v. Sachsenheim spielt mehr-
fach auf schwäbische Schildbürger an, die Wittershäuser:
Mörin 1346 die urtal ward gesprochen ufs
mit hoher wifsheit oun beschum:
von Wittershusen die gebum
die hätten länger sich bedaucht.
3951 ich sprach 'Eckhart, du nymst dich an,
als die von Wittershusen tuond.
Spiegel 137, 19 si kund vil baz mit witzen
dan die von Wittershusen.
Beim Vater der Schwankdichtung in Deutschland, Bebel,
finden wir von eigentlichen Schüdbürgereien die aus Mundingen
mitgeteilten Geschichten (prope patriam meam est vicus
agrestis nomine Mundinga, istic dicuntur in primis esse
simplices rustici, heilst es in den Facetiae B 7): vom Kuckuck,
von dem von Vieren getragenen Bannwart und vom Krebs;
XLV]I
aber manches andere, was er von dummen und ungeschliffenen
Bauern — sie werden meist als Schweizer oder Baiern be-
zeichnet — , von eingebildeten Schultheifsen, von ungebildeten
Dorfpfaffen zu berichten weils, berührt sich auch damit.
Hans Sachs hat in seinen Schwankdichtungen viele Schild-
bürgergeschichten und behandelt sie z. T. in der Form der
Stammesneckerei, wenn er z. B. in der SSejation bcr tiicr unb
alDein^tg ßAnber unb 2}6[cfer (321 Goetze) auch erwähnt, dafs
die Schlesier einen Esel für einen Hirsch, die Meifsner
ein Pflugrad für eine Bretzel gegessen hätten oder im Meister-
gesang vom Schwab mit dem Rechen (179 Goetze-Drescher)
oder den neun Schwaben (231). Von Ortschaften, in denen
die Torenstreiche sich abgespielt haben sollen, erwähnt H.Sachs
drei und verlegt gleich ganze Gruppen von Geschichten
dorthin: Fünsing in Baiem, Dettelbach in Franken und
Lappenhausen 'bei Rappersweil'. Von den Fünsingern erzählt
der Meistergesang 180 v. J. 1545 (vom Krebs, der als Schneider
angesehen, dann in den Brunnen geworfen wird) und 285
V. .T. 1546 (von der als Heiltum angesehenen Armbrust , von
den Bauern, die sich aneinander hängen, um den Grund des
Brunnens zu erreichen, vom Bauern, dem der Kopf von einem
Ast abgeschlagen wird) und der Schwank 198 v. J. 1558 (von
der Armbrust, vom Bauern, der den Kopf verliert und vom
Krebs), von den Dettelbachern der Meistergesang 661 v. J.
1550 (vom Besuch des Bischofs, der als 'Junker Bischof be-
grüfst wird und Geschichten vom Melsner), von den Lappen-
hausern der Meistergesang 799 v. J. 1552 und der Schwank 199
V. J. 1558 (Bäume zum ßathausbau den Berg hinaufgetragen
um sie dann hinunter rollen lassen zu können, Dunkelheit
des Rathauses und Versuch das Licht hineinzutragen, Mühl-
stein gehauen, in den ein' Lappenhauser den Kopf steckt,
Nebelschiff, in dem die Bauern den Berg hinunter rollen).
B. Waldis berichtet in seinem Esop (1548) 4, 90 von
mancherlei Torenstreichen der einfältigen Bauern zu Dölpel-
bach, darunter auch die Beinverschränkung und die Wahl
eines Bischofs: ein armer Mann, Merten Beck, wird erkoren
und unterhält sich mit seinem Weibe über seine neue Würde
Von den prosaischen Schwanksammlungen ist Frey 's Garten-
gesellschaft besonders reich an Schildbürgergeschichten und
XL VIII
er läfst sie sich meist in elsäfsiscbeu Örtlichkeiten abspielen,
auch die ßebel entnommeneu Geschichten verlegt er z. T.
nach dem Elsafs (die Geschichte vom Bannwart nach einem
fingierten Dummerstat) ; neu tritt bei ihm die Geschichte vom
Nulsbaum auf (die sich im 2. Teil mit H. Sachsens Meister-
gesang 285 und Schwank 198 berührt), auch die vom Urteil
über den toten Wolf, die keine eigentliche Schildbürgerei
ist. Schumann bringt aus Ganfslosen in Würtemberg im
1. Schwank seines Nachtbüchleins neu die Geschichte vom
Maushund, im 8. die vom Bauern, der an einen Baum-
stamm gebunden wird und den Kopf verliert und von der
Beinverschränkung. Wickram und Montanus enthalten
keine eigentlichen Schildbürgergeschichten, obgleich sie
manches von törichten Reden und Handlungen von Bauern zu
erzählen wissen (Wicki*am z. B. vom Bauern, der dachte, wenn
mau im Bett liege, schlafe man auch, Montanus vom Bauern,
der seinen Sohn auf einen Tag in die Schule tun will). Vermehrt
wird das Material dann wieder durch Kirchhof, der aufser
dem was er Bebel verdankt, einige Schildbürgereien selbständig
einfügt, z.B. von der Eule zu Peine, von dem in Schlesien
als Hase verspeisten Esel; lokale Anknüpfung ist bei ihm
nicht selten (wenn die Namen auch z. T. erfunden sind, wie
z. B. der sich im Bade spreizende Bürgermeister nach der
Grillenau zum Tölpelshagen versetzt wird), vorzugsweise
richtet er aber seine Satire gegen deutsche Volksstämme, die
Baiern, Schwaben, Schweizer und nimmt neben den Bauern
auch die Handwerker mit. In der Zimmerischen Chronik
werden Schildbürgerstreiche von den Bauern zu Wittershausen
(Beinverschränkung u. a.) und Gaienhofen (Brunnenmessung)
berichtet; dals erstere wie zur Zeit Hermanns v. Sachsenheim
für dumme Bauern typisch sind, zeigt der Spruch 4,232,13:
e§ leut nur am überfeficn,
a(§ bic üon 2Beiter§^auicn.
Die älteren Schwanksammlungen haben dem Laiebuch darin
vorgearbeitet, dafs die Geschichten schon vielfach miteinander
verbunden worden sind und der örtliche Ausgangspunkt z. T.
aufgegeben ist. Wenn H. Sachs bei der Geschichte vom Krebs
hinzufügt, in Fünsing dürfe man nicht Äreb§ fail! rufen, so
IL
charakterisiert das den Schwank noch als Ortsneckerei, bei
dem was von dem erdichteten Lappeuhausen berichtet wird,
ist diese Auffassung nicht mehr möglich, ebensowenig, wenn
Waldis von Dölpelbach oder Frey von Dummerstat erzählt.
Wenn unser Autor die Erzählung nach Laieburg verlegt, so
ist hier jede örtliche Beziehung ausgeschlossen, er sagt selbst
ausdrücklich, solche Laien seien jetzt überall zu finden. Was
er gibt, ist nur Bauernsatire im Allgemeinen, vor Allem aber
ein Werk, das unterhalten, zu 'ehrlicher Zeitverkürzung'
dienen soll. Indem er von den Geschicken der Laien von
Laieburg berichtet, wetteifert er mit den älteren Schwank-
erzählern; aber er will mehr geben als eine blofse Sammlung
von Geschichten. Auch an Belehrung soll es nicht fehlen,
er fügt allgemeine Betrachtungen ein, hier nach Fischarts
Vorbild gern in poetische Form übergehend, über Weisheit
und Torheit, Eltern und Kinder, Herren und Diener, über die
Frauen und vieles andre. Dabei sollen seine Erzählungen ein
Ganzes bilden, einen Roman. Die verbindende Idee fand er
in der angenommenen Narrheit der Laien. Schon der Ring
kennzeichnet die Bauern als Narren durch die Ortsnamen,
Braut reiht sie dem Nan'enorden ein, insofern sie über ihren
Stand hinausstreben (Nr. 82 ißcn burfcöem üffgattg) , Pauli,
Frey, Schumann und Kirchhof nennen die Bauern, von deren
Torheit sie erzählen, öfters Narren. i) Aber die Narrheit hat
ein doppeltes Gesicht, hinter der j\Iaske der Dummheit ver-
birgt sich oft rechte Bauernscblauheit (vgl. Wendunmuth
1,200 bcffclbtgen bauten ^aben aElneg, baß fie mit ctm fdialcf
i)inber bcn oi)xm ßclaben, bie nadjreb leiben muffen) ixnd die
Schwankdichter hatten auch von der Pfiffigkeit der Bauern
zu berichten (s. Bolte zu Wickram 3, VIU); Schumannn,
Nachtb. I, 8 meint sogar, die Bauern seien jetzt gescheiter als
Bürger und Gelehrten. So ist die Narrheit der Laien ver-
borgene Weisheit, früher galten sie als sehr kluge Leute, die
» ©§ tta§ ein Bauer ntt tocit Don ber narrenfapjjen
Schimpf u. Ernst 30. (§§ iDa§ ein mal ein buer tool ein falber
narr 36. er toaxc aud) ber narriftc menfd) unber allen ij^n^^
tDonern beg felfaiflen tl)alg Gartenges. 8. §ani 2Surf: Don
2)t6nbingen 27. dlid)t raeftt von ber gauc^matten in eim borff
•ein junger ftolger baur Wendunmuth 1. 194.
D as Lalebuch. d
die Fürsten als Eatgeber um sich zu haben wünschten — sie
erscheinen so als eine Art Hofnarren, als kurzweilige Räte
(S. 161 ) — , um sich von ihnen loszumachen spiegeln sie Narr-
heit vor, die aber schlielslich von ihnen Besitz ergreift und
ihren Untergang herbeiführt. Die Figur der klugen, wegen
ihrer Weisheit als Berater begehrten Bauern scheint der Autor
der Überlieferung entnommen zu haben, ganz ähnlich heilst
es in der Zimmerischen Chronik '-' 1, 315, 5 ff. von den schon
erwähnten Wittershäusern: bifeS borf 2Bitter§f)aufcn ift bor
bcm ©djüjargtDalbt, im Tluibad) oh SJeringen, unferr üon Dbern=
borf, gelegen, bartnn üor jarn feer gefcf)tbe, liflige patoern ge=
feffen getrefen unb bte am fold}cn ruof ircr ge)'d)toinbig!eit l)alben
ge^^abt, ba§ bilt leut bojuraal irc§ rate» gcpl^legcn, fiaben bar=
neben ütll fdjimpflidjer reben unb abenteurn fic^ befüffen, bar*
burc^ fie nod^ gr^feern julauf überfomeii. Was von ihnen hier
erzählt wird, unterscheidet sich nicht von gewöhnlichen Schild-
bürgereien. Im Laiebuch dagegen Averden die Torenstreiche
mit Bedacht ausgeführt, um die Weisheit zu verbergen, dies
ist der Grundgedanke des Buchs, den der Autor freilich nicht
durchzuführen verstanden hat, anfangs wird auf die vor-
geschützte Narrheit noch hie und da hingewiesen, S. 165 aber
einfach gesagt, dafs den Laien die angenommene Torheit zur
zweiten Natur wurde, so dafs es fortan nicht mehr nötig er-
scheint alle dummen Streiche mit dem seinerzeit gefafsten Plan
zu motivieren. Immerhin verleiht die Vermengung der Weis-
heit und Narrheit der Darstellung einen besonderen Eeiz:
„Narrheit und Verständigkeit sind hier, wie Zettel und Ein-
trag, mit sicherer Hand zu einem ergetzlicheu Gewebe ver-
schlungen" (II bland, Schriften 2,565). Die frühere Weisheit
gibt immer noch zu den ernsthaften Beratungen, zu dem be-
dächtigen Tun der Laien den Anstofs, nur dafs schliefslich
etwas ganz Dummes zu Stande kommt. Ferner gewann so
der Autor das Eecht die Pläne und Taten seiner Helden,
hinter denen sich ja tiefe Weisheit birgt, gründlich zu ver-
folgen und mit ernsthafter Miene vorzutragen — das herzhafte
Lachen über die verübten Torenstreiche, in das er zuweilen
ausbricht, ist dann um so Avirkungsvoller. In dem Würde
und Schalkhaftigkeit glücklich verbindenden Ton des Vortrags
ist er allen seinen Vorgängern überlegen, auch Frey, dem er
LI
am meisten verdankt und dem er das so häufig verwendete
Beratungsmotiv entlehnt hat. Mehr als die älteren Schwank-
dichter wird er auch der Sprech- und Denkweise der Bauern
gerecht, wovon die Gestalt des Ahermanns, die Geschichte vom
Küchleinbacken, die Unterhaltung des Schultheifsen mit dem
Kaiser und namentlich der Rätselstreit Zeugnis ablegt.
Die ersten sechs Kapitel des Werks sind vom Autor
ganz selbständig ausgeführt und dienen der Exposition. Sie
erzählen von der Herkunft der Laien, ihrer Versendung an
verschiedene Fürstenhöfe, wie sie dann auf das Schreiben ihrer
Weiber hin wieder zurückkehren und beschliefsen ihre Weis-
heit zu verbergen, um künftig nicht mehr ihretwegen in An-
spruch genommen zu werden. Es folgen dann die närrischen
Streiche der Laien bis zum Untergang ihrer Ansiedlung. Die
Aufgabe war hier das, was die Überlieferung von törichten
Streichen der Bauern zu berichten hatte, zu einer fortlaufenden
Geschichte zu gestalten. An Stoff fehlte es nicht, denn aufser
vielen Geschichten, die die Schwanksammlungen boten, kam
auch die mündliche Überlieferung in Betracht, aus der der
Autor nicht weniges übernommen hat (nicht herangezogen
von verbreiteten Schildbürgergeschichten sind z. B. die
Brunnenmessung, die Verschiebung der Mauern der Kirche,
das Bebrüten des Kürbiseies durch den Schultheifsen). Aber
diese Geschichten stehen in der Überlieferung ohne nähere
Verbindung nebeneinander und auch da wo sie gruppenweise
erzählt werden, fehlt meist der innere Zusammenhang. Eine
Ausnahme macht namentlich Hans Sachsens Schwank 199: der
herabrollende Mühlstein schlägt ein Loch ins Rathaus, das
die Lappenhäuser früher nicht erhellen konnten und als sie
im Nebelschiff fahren wollen, kommen sie ums Leben. Von
diesem Schwank geht auch der Autor aus, indem er das Fällen
des Bauholzes zum Rathaus, dessen Bau und die Versuche es
aufzuhellen mit gleich gutem Humor, aber in viel gröfserer
Breite, schildert. Dafs auch der Ofen erst nachträglich an-
gebracht werden mufs, ist wohl eine selbständige Erfindung.
Die passend angereihte Erzählung vom Salzacker zeigt das
Talent des Autors schriftliche Quellen für seine Zwecke zu
verwerten: nur den Gedanken des Salzsäens fand er bei
Kirchhof und was er im Anschlufs an Frey vom Bannwart
d*
LH
erzählt, steht mit dem Salzacker in der Überlieferung in gar
keiner Verbindung. Die folgenden Kapitel werden durch
zweierlei enger zusammengehalten, durch die Gestalt des
Schultheifsen und durch den kaiserlichen Besuch.
Beides fand der Autor schon in der Überlieferung. Den von
seiner Würde durchdrungenen Schultheifsen führt uns Behel
in mehreren Geschichten vor (auch die hoffärtige Schultheifsin
kennt er schon), das meiste haben auch die späteren Schwank-
sammlungen übernommen und Kirchhof hat noch mehr der-
gleichen Geschichten mitgeteilt. Der Autor hat sich hier
wieder teils an schriftliche Quellen angelehnt, teils frei er-
funden ; selbständig ausgeführt ist vor Allem die Schultheifsen-
wahl, wo aber die Rolle, die das Weib des nach dem Amte
begierigen dabei spielt, doch wohl der Überlieferung ent-
stammt (s. oben Waldis). Das Motiv des Reimwettkampfs ist,
wie Bolte zu Wickram 5, LXXIf. zeigt, im 16. Jh. beliebt
und der Autor hatte um so mehr Grund es hier zu verwerten,
da es die Narren zu sein pflegen, die dergleichen Fehlreime
verwenden.') Nach ihm gilt es auf diese Weise den ge-
scheitesten und reimgewaudtesten Mann ausfindig zu machen,
denn der Kaiser von Utopien, der kommt, um sich selbst von
der Narrheit der Laien zu überzeugen, will dals sein Grufs
und der Laien Antwort sich aufeinander reime, auch sollen
diese (hier ist ein alter Märchenzug verwendet) halb gegangen
und halb geritten bei seinem Empfang erscheinen. Der Kaiser
von Utopien (tDcld)cm etliche nur eincS ÄiMtigS titul geben S. 94)
ist zunächst auf den König Vollnarrus bei Lindener (S. 50 ff.)
zurückzuführen in 6d;!ampnmtien, @d)lüuraffenlanb unb im
groffen S?6nigrei)dö ?larragonien, ba ba§ ebel gefd^ledöt, bie fan*
tafien inadifen, junrfer gum Sl)oren[tcin unb ©riüenberg, audt)
ein üogt gu Saubcnl^cim unb aJturfcnborff, can^ler ber gangen
^) In Rassers Comcedia M 3» sagt der Narr Jagle:
3r Ferren 93urger ünb gang gmcin,
3ungfraU)en, S'i'flioen grofe üub jung,
9lun fditocigen ad bt) biefcm fptl,
2)ann id)§ endo tretolicfi rat)ten foll,
®fd)td)t eucö Ina« Ictbt§ folts mir ntt flagen,
Sc^ iDtvt mit meim folbcu bvauff flopffen.
LIII
rtaiTcn^isnft unb gerfentoerdf; die Idee des Narrenkönigs er-
scheint auch sonst, schon die Dicteria Grilli sind 'cum gratia
et privilegio regis Narragouie' gedruckt, ferner ist die Hasen-
jacht nach der Vorrede dem allerdurchlautersten und hasen-
reichsten Könige . . . Leporio Maxime gewidmet (Zarncke,
Narrenschiif CXIV). Die Bezeichnung 'Kaiser von Utopien'
geht aber auf den Titel des Gargantua zurück und auch zu
seinem Namen Udeys wird der Verf. durch die Bezeichnungen
®rbt)6gt auf D^idötlburcs bnb S'itber^erren gu lUuEibingeu, SluCen«
flein ünb iJiiergenb^eljm angeregt worden sein. Diesem Kaiser
haftet nun nichts närrisches an, er besucht nur seine Unter-
tanen, die Laien. Der Besuch eines hohen Herrn im Schild-
hürgerdorf gehört gewifs der Tradition an, wie auch nach
dem Zeugnis des erwähnten Meistergesangs von H. Sachs die
Anrede 'Junker Kaiser'. Das Einzelne ist natürlich frei ge-
staltet, aber die feierliche Einholung, das überreichte Ge-
schenk, die Bewirtung, die Bitte um Privilegierung gehörten
zum festen Repertoire bei einem Besuch des Kaisers in
deutschen Landen, dergleichen Besuche schwebten dem Verf.
vor und deshalb hat er auch den König von Utopien Fischarts
zum Kaiser gemacht. Das Königreich Utopien, in dem Lale-
hurg liegt, ist im Grunde Deutschland. ') Ja es scheint sogar,
dafs er bestimmte Überlieferungen von den Empfängen
deutscher Kaiser in kleinen Orten benutzt hat. Dafs man
sich mit der höfischen Etikette nicht vertraut zeigte, dafs der
Bürgermeister sich nicht ganz manierlich benahm, dafs man
seinen Eifer in der Überreichung wunderlicher Geschenke be-
^) In seinen geographischen Angaben ist sich der Ver-
fasser allerdings nicht konsequent. Während nach dem
1. Kapitel Laieburg l)inbet ßalecut in bem gro§me(^ttgen
^önigrcic^ Utopien d. h. weit weg gelegen ist, heilst es in der
Vorrede, dafs das Dorf am Uthener See liegt, nicht weit von
der Hauptstadt Uthen, wo der Reichstag stattfindet und auch
der Autor selbst weilt. Ja es findet sich ein deutlicher Hin-
weis darauf, dafs Utopien für diesen das deutsche Reich ist.
Er datiert das Werk vom J. 753 nach der Aufrichtung des
Königreichs Utopien; nehmen wir an, dafs das 1597 gedruckte
Buch 1596 fertig war, so kommen wir auf 843 als Gründungs-
jahr des Königsreichs — es ist das Jahr des Vertrags von
Verdun, durch den ein deutsches König-reich e-eschaifen wurde.
LIV
tätigte, dergleicheu wird vielfach vorgekommen und erzählt
worden sein und läuft noch jetzt in volkstümlichen Ge-
schichten um. Auch die Zimmerische Chronik bringt manches
der Art, das sich z. T. auffällig mit der Erzählung des
Laiebuchs berührt, und dem Autor auf mündlichem Wege
zu Ohren gekommen sein wird. In der Schilderung der
beiden Gastmähler, wobei er wieder dem Schultheifsen eine
wichtige Rolle zuzuweisen weifs und uns das bäuerliche Leben
vor Augen führt, zeigt er dann eine glückliche Erfindungs-
gabe. Die Reden des Schultheifsen, die Verabredung wegen
des Mädchens, die Abdankung (vgl. die spätere S. 173), sind
glücklich dem Volksmixnd abgelauscht und namentlich die
eingelegten Rätsel') sind echt volksmäfsig: voll verfänglicher
Anspielungen, aber doch so, dafs auch eine harmlose Deutung
gegeben werden kann. Da der Kaiser aber doch gekommen
ist um sich davon zu überzeugen, ob die Torheit der Laien
echt ist, mufs er sie auf die Probe stellen; hier macht der
Autor nun wieder eine Anleihe bei Frey und läfst sie das
Urteil über den toten Wolf fällen, offenbar mit dem Gedanken,
dafs die hier au den Tag gelegte Narrheit so grols ist, dafs
sie nicht nur vorgespiegelt sein kann. Damit steht aber
das Folgende nicht recht im Einklang, wo die Laien dem
Kaiser ihren angelegten Plan enthüllen und bitten sie da-
gegen in Schutz zu' nehmen, dafs sie wegen ihrer Narrheit
verspottet werden: er stellt ihnen dann den Freiheitsbrief in
den üblichen Formen aus. Von da an verliert die Erzählung
ihr festes Gefüge, auch die übrigen Schildbürgergeschichten,
die der Autor noch berichten wollte, in engeren Zusammen-
hang zu bringen, hat er nicht fertig gebracht. An Versuchen,
eine Verbindung herzustellen, fehlt es zwar nicht, so läfst er
die Geschichte von der Beinverschränkung vor sich gehen, als
das Abschiedsgescheuk des Kaisers verzehrt wird, des Schwein-
hirten Tochter, die der Schultheifs dem Kaiser gerühmt hatte,
erscheint wieder und hat ein Abenteuer mit des Schultheifsen
Sohn, es ist von Krieg die Rede, weswegen die Laien ihre
Glocke versenken und später dem Kaiser Kriegsvolk zu-
1) Sie sind 1605 von Job. Sommer in seine Aenigmato-
graphia rythmica aufgenommen worden.
LV
schicken. Im Ganzen aber stehen die Geschichten unvermittelt
nebeneinander und schliefsen sich gröfstenteils an schriftliche
Quellen ziemlich eng- an. Diesen Teil des Buches — durch-
aus nicht den ersten grörsereu Teil — kann man mit einem
gewissen Recht eine Kompilation nennen. Aber abgesehen
davon, dafs doch einiges nach mündlicher Quelle frei gestaltet
ist, dals hie und da mehrere benutzte Quellen verbunden sind
und der Autor überall Änderungen, meist glückliche, anbringt
und Zusätze macht, verfahren doch auch die älteren Schwank-
dichter nicht viel anders, die nicht weniges von ihren Vor-
gängern übernehmen. Eher könnte ihm aus der getroffenen
Auswahl ein Vorwurf gemacht werden. Von den landläufigen
Schildbürgergeschichten hat er einige noch nicht bearbeitete,
wie oben erwähnt, bei Seite gelassen, aus den gedruckten
Quellen hat er zwar diejenigen gut herausgefunden, die von
einem närrischen Handeln von Bauern erzählen, aber auch
manches mit aufgenommen, was nicht hierher pafst. Die
Geschichte von des Schultheifsen Sohn und seiner Braut be-
leuchtet zwar das grobianische Wesen der Bauern, aber es ist
keine eigentliche Schildbürgerei, ebensowenig die Erzählung
von der Eierfrau, avo doch nur von närrischen Gedanken die
Eede ist, die beiden Geschichten von dem Reiter und dem
Soldaten (die zu Laiebürgern gemacht werden) haben mehr
den Charakter der Facetie, namentlich die letzte vom Soldaten,
dessen Handeln, wenn er sich einen Panzerpletz ins Wams
nähen läfst, keineswegs närrisch ist, komisch ist nur der
Ausspruch, den er zuletzt tut. Erst die letzte Geschichte ist
wieder eine rechte Schildbürgerei und sie konnte auch trefflich
zum Abschlufs dienen, da schon nach der Erzählung bei
Schumann die törichte Angst der Bauern vor dem Maushund
dazu führt, dafs das ganze Dorf abbrennt. So hat die an-
genommene Narrheit die Laien doch schliefslich ins Verderben
gestürzt und der Autor hat so Anlals mit einigen warnenden
Worten seine Erzählung ausklingen zu lassen.
Läfst sich so ziemlich genau verfolgen, wie der Ver-
fasser gearbeitet hat, so wird das Dunkel, das über seiner
Persönlichkeit liegt, vielleicht nie gelichtet werden können.
Dafs aus dem Titel, wo uns das ganze Alphabet zur Auswahl
gegeben wird, der Name nicht erschlossen werden kann, ist klar
LVI
(nur dafs er mit A begann nud noch einmal a folgte, scheint
sicher); die Titel der Schiltbürger iind des Grillenvertreibers
dürfen wir nicht mit Jeep znr Aufhellung mit heranziehen.
Dem Gelehrtenstande hat der Autor jedenfalls augehört;
er deutet das selbst an, wenn er im Vorwort den Fährmann
sein Bedauern aussprechen läfst, dafs rtit cttoan ein Qcki)xtcx
Dorlengft an die Aufzeichnung der Geschichten von den Laien
gegangen sei. So bringt er nicht allein Anspielungen auf
antike Geschichte und Sage — er kennt den Miltiades, Phocio,
Lykurg, Theseus, Solon, Aristides, Themistokles, ferner den
Orpheus, Amphion, Asop — sondern zitiert auch zweimal
Horaz, einmal im lateinischen Wortlaut, und streut lateinische
Worte ein: stultorum 52, necessario 128, metaphoram 132,
Silentium 146, besonders in der Anrede: ecce, vide, videte 52,
vide, audi 101, audi conveni 105 — letztere vier Worte sehr
unpassend im Munde von Bauern — was doch wohl darauf
hindeutet, dafs er sich der lat. Sprache zu bedienen pflegte;
dafs auch die Konstruktionen vielfach dem Latein nach-
gebildet sind, bemerkt Jeep S. 49 (vgl. z. B. 90: toa§ git
folcticm öor^abenben tt)id)tigen Söercf notti)etibtglid)cn erforbert
git merben fic üermetnten). Auch eine gewisse Kenntnis des
Griechischen tritt hervor: er erklärt Laie (mit Anschlufs an
?M/.£tv) als Schwätzer, hat die Xamen Udej's, Utis und Moros,
freilich zeigt die weibliche Bildung Udena und der Ortsname
IJthen 'nirgendwo', dafs die Kenntnisse nicht weit reichen.
Mehr fällt ins Gewicht, dafs er sich mit der Schulphilosophie
der Zeit vertraut zeigt, der die Formeln in figura, forma et
materia S. 128, coutrariorum sunt contraria consequentia S. 33,
cousuetudo est altera natura S. 69. 165 entnommen sind. Die
Äufserung S. 127: fintemal toer rec^t ünb raol ünterfcfieibet önb
abt^etlet, aitc^ aüseit beffer kljxtt, zeigt ihn als logisch ge-
schulten Kopf. Historische Kenntnisse verrät die Datierung,
wenn sie von mir richtig gedeutet ist. Nach Jeep wäre der
Autor Jurist gewesen. Dafür scheint allerdings die un-
verkennbare Anlehnung an die Kanzleisprache zu sprechen,
der umständliche Periodenbau, die nach Art der Kanzlei-
sprache durch sintemal, inmafsen, tvelcher mafsen, nU welclier
usw. bewirkte Satzverbindung. Wendungen begegnen häufig,
wie sie in kanzleiischen Schriftstücken üblich sind, so S. 2
I
LVII
bic er^^altung ünb furberung bc§ lieben 2SatterIanbe§ bnb ge=
meineu S'Zu^enS, 15 tnegen ber gemeinen roolfart bnb toolftanbe§,
18 bcn gemeinen 9hi^ bnb beffelbigen Sßolftanb ünb tootfart gu
beljer^igen bnnb gu bebencfcn, bnb bem obligenben t)erterblid)en
©cfiaben ju begegnen, guftetnren bnb sntoeliren, 83 ttiegen be§
öerterblic^en augenfcöel)n(id}en inatfifenben fcfiabenS, 86 ben ge«
meinen 9h:^, fo üil al§ an j^me gelegen, inmaffen jeber t^un
fol, gufurbern, 96 er moüe fte bct) allen jren üon altem ^er*
gebrachten $)3riöilegien, ^•rel)!^eiten önb ©naben, nit nur fd)irmen
önnb lianbfiaben, fonbern aucfi, ma e§ bie 3totburft alfo er=
forbcrn ilictc, nod^ ferner befreien ünb begnaben, 97 baburc^ fie
bann nit nitr in fj&d^fte 23ngnab onb ©traffe fallen . . . möchten,
133 mit önterttienigfter bitte bnb begeren, ma ferr jfinen fold^c
^unft geraten folte, fte baruber gnebiglic^ gu brinilegiren onb
äubcfrei)en, bamit nic^t jemanbt ifinen folcfic nad)t^un, jt^nen ju
untoiberbringli^em fcfiaben, 136 boran merbet i^r un§ gefallen
tbun, 174 in betractitung be§ gemeinen SiUljeS, bamit berfelb
aßentlialben auffgieng bnb sunel)me, bnb nirgenb fc^aben litte,
vgl. noch besonders 157 f. die Bitte der Laien an den Kaiser
und 159 f. den ausgestellten Freiheitsbrief. Bekanntschaft mit
der Kanzleisprache war aber auch aulserhalb der juristischen
Kreise zu finden, wie z. B. die den Werken vorausgeschickten
Widmuugsschreiben an hohe Personen ersehen lassen, und so
werden wir bei unserm Autor wohl weniger eine besondere
Vertrautheit mit diesen Formeln von Berufs wegen, als eine
bewufste Anlehnung an die Kanzleisprache anzunehmen haben,
um seinem Bericht von den Taten der Laien einen gewissen
feierlichen Charakter zu geben. Eher wird heranzuziehen
sein, dafs er eine besondere Vorliebe dafür hat Gerichts-
sitzungen zu schildern, die immer wiederkehrenden Beratungen
der Bauern (vgl. Jeep S. 40 f.) haben z. T. den Charakter von
Gerichtsverhandlungen ; S. 153 wird aus der blofsen Meinungs-
äufserung über den Tod des Wolfs bei Frej-, an der allerdings
'vier aus dem Gericht' beteiligt sind, eine wirkliche Gerichts-
sitzxing, der Kaiser bringt durch einen Fürsprechen die Sache
vor, der gefafste Beschlufs wird ihm dann mitgeteilt und er
verzichtet auf Appellation ; S. 181 wird die Sau, die den Hafer
gefressen hat, von der Gemeinde zum Tode verurteilt; S. 189
nachdem der Nufsbaum dem Bauern den Kopf abgeschlagen
LVIII
hat, besetzen sie auff ber ftet aI)o ftenblingen das Gericht (bei
Frey heilst es nur, dafs sie zu Rat gehen und mit gemeinem
Urteil erkennen) ; auch S. 200 , als der Krebs den Laien ge-
bissen hat, besetzen sie sofort das Gericht (dieser Zug fehlt
bei Kirchhof, stammt aber vielleicht aus Fischart) und ver-
hängen die Todesstrafe, deren Vollzug geschildert wird.
Selbständig wird S. 186 von der Fahndimg nach dem, der den
Mühlstein gestohlen hat, erzählt. Trotzdem wird der Autor
kein Richter sein, denn er sagt S. 30 von den Laien: be*
borfften ntc^t eine§ fo langen Sebancfg, iDte je^unber fiemetnlid^
bk 9ttd)ter tl^un (Jeep hält das für 'Selbstironie'). Überhaupt
spricht nichts dafür, dafs er, wie Jeep annimmt, ein vor-
nehmer, hochgestellter Mann, ein Mann in vorgerückten Jahren
- Schönberg war beim Erscheinen des Laiebuchs 51 Jahre alt
— war; er gehörte vielmehr wahrscheinlich akademischen
Kreisen an. Sein Werk reicht sich seinem Charakter nach
den Denkmälern des Gelehrtenhumors an, den wir- im An-
schluls an die an den Universitäten gepflegten Quodlibet-
Quästionen emporspriefsen sehen, vgl. YoUert, Zur Geschichte
der lateinischen Facetien- Sammlungen S. iOff. Am Schlufs
der Disputationen wiu'den zur Erheiterung triviale Fragen in
einem scheinbar gelehrten Ton in witziger Weise behandelt;
an Stelle der Disputationen liefs man später ebensolche witzige
Vorträge durch Magister halten. Was sich von solchen Vor-
trägen erhalten hat (Zarncke, Die deutschen Universitäten im
Mittelalter S. 49 if.) zeigt bestimmte Züge: deutsche volks-
tümliche Redensarten und Sprichwörter werden eingelegt, in
der Häufung drastischer, witziger Sj'uonyma wird bedeutendes
geleistet, der scheinbar gelehrte Ton und die besprochenen
Trivialitäten bilden einen ergötzlichen Gegensatz. Als diese
wirklich öffentlich gehaltenen akademischen Reden satirischen
Inhalts aufhörten, knüpfte man literarisch an sie an, indem
man für scherzhafte und satirische Darstellungen die Form
fingierter Thesen wählte (Zarncke, Xarrenschiff XCV). So
entstanden am Ende des 16. Jahrb. die theses de hasione et
hasibili qualitate. auf welchen ein deutsches Gedicht von 1593,
die Hasen Jacht (Zarncke CXIV f.) beruht, 1594 der Rennplatz
der Haasen mit der Leünstangen (lateinisch, mit deutsch
untermischt), die theses de cochleatione u. a. Die theses de
LIX
hasioue und de cochleatioue wurden dann auch deutsch be-
arbeitet (mit Einmengung- lateinischer Wörter) als Fragen
und Satzreden von der Haserey und Sätze von der Leffeley
(abgedruckt in Scheible's Schaltjahr Bd. 3). In selbständigen
Literaturwerken zeigt sich der Einflufs der Quodlibet-
Quästionen bei Lindeuer (Vollert S. 133), besonders bei
rischart in Aller Praktik Grolsmutter und im Gargantua.
Auch unser Autor (dem die Sätze von der Haserey und der
Leffeley vorgelegen haben S. 17. 47. 60 der Ausg.) hat sicher
von dieser Seite her viel Anregung erfahren. Der Zusammen-
hang zeigt sich schon darin, dafs er es liebt gewisse Sätze
aufzustellen und sie dann logisch zu begründen (auch von
den Laien heifst es S. 183 und 189, dafs sie gute 2ecf)mict
d.i. Logici waren), vgl. S. 16, dafs die Absonderung von
Frauen und Männern Schaden bringt, S. 33 dafs die Weisheit
den Laien geschadet hat, dagegen die Torheit ihnen Nutzen
bringen mufs, S. 69 dafs die angenommene Narrheit den Laien
zur Natur werden mufs, S. 78 dafs das Salz, weil dem Zucker
ähnlich, auch wachsen müsse, S. 132 dafs der Ausspruch ber
(Sc{)u(tf)ctfe ift ein rei)tcr 9iarr nach der Wörter Bedeutung
und Auslegung richtig war, S. 153 f. dafs der Wolf hat sterben
müssen (Quelle erweitert), S. 183 dafs die zweimal zusammen-
gelegte Wurst sich auch mehrfach zusammenlegen lasse,
S. 189 dafs der Verunglückte, der nichts gehört habe, auch
keinen Kopf gehabt haben könne (nicht in der Quelle). Auch
der Hauptgedanke des Werks, auf den schon 69 und zum
Schlufs hingewiesen wird, dafs die vorgespiegelte Narrheit
zur wirklichen führen mufs, ist nichts andres als eine These,
die die Geschichten selbst beweisen sollen. Auch in vielen
Einzelheiten läfst sich der Einflufs der Quodlibet -Quästioneu
(der z. T. mit dem Fischarts zusammenfällt) nicht verkennen. ^)
1 Der Autor des Laiebuchs nennt sich selbst einen Laien
und sein Werk ist zu Laieburg gedruckt. In Aller Praktik
Grofsmutter 1572 heifst es am Schlufs: ©ctrucft jü Slltennarren
im lanb SiavrentPtegen, biird) ben (£ulfu§ (£od)leartcu§ Sucö=
trucfer gu 3tarnr)etbcn. Die HasenJacht 1593 ist verfafst
durch Leporiuum Hasenkopf Hassum Haslebiensem und ge-
druckt zu Hafsleben durch Haselargum Lagum. Die Dispu-
tation über die Leffeley findet unter dem Präsidenten Leffel-
LX
Wir dürfen vermuten . dafs der Autor (wie Fischart, als er
die g-eDannten Schriften verfalste) noch in enger Fühlung mit
dem akademischen Leben stand. Eine gesicherte Lebens-
stellung Avird er nicht gehabt, sondern zu der grofsen Zahl
von jungen Gelehrten gehört haben, die sich damals an den
Universitäten so gut es ging durchschlugen. Viele griffen
des Erwerbs wegen zur Schriftstellerei und dem wird auch
das Laiebuch seinen Ursprung verdanken. Der Autor weist
S. 92 noch auf eine andre Schrift hin, die kleine Seittungen
aufe ber ganzen inelt, fn noc^ r.it aufefommen; sie werden im
Anschlufs an das Laiebuch veröffentlicht (wiederabgedruckt
von E. M. Wagner in der Zeitsch. f. d. Alt. 16, 437 ff.) mit der
Bemerkung nic^t o^ne fonbcrbarc S^rfac^en bem Salebuc^ an=
gci^engt. In den einleitenden, an den Leser gerichteten
Versen 1) (von Wagner nicht mitgeteilt) fordert der Dichter
zum Kauf des Büchleins auf:
Sein (Seit bid) mdjt pcrctecn JoH,
'^a^ miU id) bid} Derft($crn rt)oI.
Die Erwähnung im Laiebuch soll auf die Dichtung aufmerksam
machen und für sie Interesse erwecken. Das legt die Auf-
fassung nahe, dafs es auch dem Autor des Laiebuchs ganz
besonders darum zu tun war mit seinem Werk ein Geschäft
zu machen. Man könnte sogar daran denken auch die Newen
Zeitungen ihm zuzuschreiben. Der Herausgeber glaubte aller-
dings dies Gedicht der Sprachformen wegen 'ganz oder teilweise'
noch in die 1. Hälfte des 16. Jahrb. und, wenn es elsäfsisch sei.
hart Stutzer von Xarrensleben statt. Im Rennplatz der Haasen
(Erfurt 1594) heilst es zum Schluls: Impressa Moropyrgi. Zii
der im Lalebnch beliebten Wortznsammenrückuug vgl. hier
S.18: 2}iecrtoalfifd)f5rmige, Äinbevntrd)ifanimac^enbc, $8aumfd)aff=
toolfiaarpflodcnbe, Sjgerrfgefiilte, tounbermcnftroftfcöe 23eucöc.
') Er wendet sich hier gegen die Zeitvmgen, die man
jetzt li^glid) obn alle mnfe örb gicl druckt und im Volke aus-
breitet, obgleich das meiste erlogen ist, die Geldgier verführt
dazu und der Sinn der Welt steht nach neuen Zeitungen.
Als warnendes Beispiel wird er die Geschichte von jemand
erzählen, der auch immer neue Zeitungen hat hören wollen.
LXI
nicht später als 1520 setzen zu müssen. Dals die einfachen
Längen i ü ü im Reim erscheinen oder eingesetzt werden
müssen, kommt indes bei elsässischen Gedichten noch in den
letzten Jahrzehnten des 16. Jahrh. gar nicht selten vor, vgl. in
Johann Eassers (aus Ensisheim) Comoedia vom König, der
seinem Sohn Hochzeit machte (1574) die Reime bleiben : tier=
trieben B la, ntt : ^fit C 2^, bal^in : ftn C S*, nit : W C 8'\
3§raeliten : feiten D 3», ^tnufe : mufe D 5a, 3§raeltten : Seiten
D 6a, brtn : mcin:D 8^, ^in : fein E 2a, tuiü : 1)1 E 3a, begrebnuß
: flebermuB F la, nit : ^it G 2* aiif3geri(§t : fcf)let(^t G 5'^, loiffen
: fd)miffen H 3^, nit : l^it I 5», nüt : i^ht K G'\ frtnb : gefdjtotnb
N Ib, bin : fin N 3», üiel : roeil N 5», bu : furo P 2^, mit : ^6t
P 5a; und inM. Holzwarts (aus Rappoltsweiler) Emblematum
tyrocinia (1581) die Reime lehren : gepören B V\ ntcfit : ^eim*
fileud)t D 2b, äubil : meil D 6^, ^in : betn D 6b, freunt : geftnt
E Ib, seit : mit E Ib, fein : tf)m E 4b, fptcl : roeil H 6o, SBein
: l^in H 6b, gleid) : mSdötigltd) I Ib, ^in : brin I 3b, bal^in : fein
I 5b, reicö : fid) K 3b, jeit : neit (d. i. nit) K 5b. Über einige
solche Reime bei Fröreisen s. Dähnhardt, griech. Dramen 1, 49.
Auch das Laiebuch selbst hat ja noch einzelne Reime der
Art, die mithin die Abfassung in der 1. Hälfte des 16. Jahrh.
oder gar vor 1520 durchaus nicht beweisen können. Der
ganze Sprachcharakter der Neweu Zeitungen spricht durchaus
gegen so frühe Ausetzung, es begegnen schon mehrfach schrift-
sprachliche Formen im Reim, wie icö l}ah, gef)en, fte£)en. Das
Verhältnis zu der 15. Erzählung in Schumanns Nachtbüchlein
(Bolte 48 f.), das von den 18 Geschichten des Gedichts schon
6 bringt, wird man darum auch anders auffassen als Wagner :
viel wahrscheinlich als die angenommene gemeinsame Grund-
lage ist, dafs der Dichter von Schumanns Erzählung ausgeht
und ihm bekannte ähnliche Geschichten daran angeschlossen
hat. Dafs der Verfasser des Laiebuchs dieser Dichter ist, ist
eine Annahme, die nicht so ganz von der Hand zu weisen
ist. Die Ausdrucksweise des Gedichts zeigt allerdings mit
dem Laiebuch nur geringe Verwandtschaft, wir dürfen aber
die eigentümliche Haltung dieses Werks in den Lügenmärchen,
die auf einen ganz andern Ton gestimmt sein mufsteu, auch
nicht zu finden erwarten. Auch fehlt es nicht ganz an Über-
einstimmungen. Wie im Laiebuch 98 die Dialektform nir
LXII
gebraucht wird, so steht sie auch im Gedicht V. 729 im Reim.')
Im Laiebuch 113 heifst es tou den Frauen: fic ^aben ein fe!^r
gu QU gute @ebÄd)tnufe — uud nachher: tier^cilit mir j^r liebe
Salcn, xd) '^ah ben §u l^u lauften, vgl. dazu V. 868:
ba§ fag tc^ eiid^, mein lieber mann!
teann iö)» öor toei iret toeinen fan.
Die im Lal. beliebte Einmischung lateinischer Wörter kommt
wenigstens einmal vor, V. 588:
bergletcf)en e§ vix eine ^at.
Von Ortsnamen führt der Dichter aulser Strarsburg, wo die
grofse Rübe wächst (vgl. dazu Müller-Fraureuth, Die deutschen
Lügendichtungen S. 55) an: Buxa in Lappenland, Kaltbrat in
Schlaurafienland und das Utopierland. Diesen Anklängen
gegenüber fehlt es fast ganz an Übereinstimmungen im Wort-
gebrauch: das Gedicht hat die eigentümlichen Worte des
Laiebuchs nicht (niu- tDunbertoi^ig kehrt im Titel und plc§
V. 813 wieder) und enthält überhaupt kaum ein einziges
alemannisches Dialektwort (Urte, das neben Qcä)t gebraucht
wird, kommt auch im altern bairischen vor). Es ist daher
doch wahrscheinlicher, dafs das Gedicht unserm Autor nicht
angehört, doch wird es in seinem Kreise entstanden sein.
Wenn er mithin hier auf ein fremdes Werk aufmerksam
macht, das später im Druck erscheinen soll, so wird er bei
dem Druck des Buches irgendwie beteiligt gewesen sein, viel-
leicht dem Drucker Dienste als Korrektor geleistet haben.
Gedruckt wurde das Laiebuch mit den Newen Zeitungen
in Strafsburg bei Bernhard Jobius Erben (die seit Ende 1593
firmieren nach dem Tode B. JoMds). Ich verdanke diesen
Nachweis Herrn Prof. K, Schorbach, den ich wegen der Strafs-
burger Herkunft des Denkmals befragt hatte. Er begründet
seine Annahme durch folgendes:
1. Die Schriftarten des Laiebuchs gehören sämtlich zum
Lettern-Material der Jobin'schen Druckerei.
^) Lexer im DW. 7, 718 belegt nij schriftsprachlich nur
aus Ayrer 2352, 26, wo es im Reim aut"^ cructfii' steht.
LXIII
2. Die kleinen Initialen finden sicli in Drucken Jobins
und seiner Erben oft z. B. Calvins heil. Brotkorb 1583—94:.
Die grölseren Initialen gehören zu den Serien-Alphabeten,
welche die Jobin'sche Offizin meist in Folio-Druckwerken
verwendet.
3. Die Zierleiste des Laiebuchs (Bl. Aj Seite 1) und der
Xewen Zeitungen (Bl. Ov Seite 3) begegnet oft bei B. Jobin
und seinen Erben, z. B. Guevara, Der Hofleut "Wecker 1582.
1593. Fischart, Aller Praktik Grofsmutter 1593. 1598 (Fischart)
Ismenius 1594.
4. Das zusammengesetzte Ornament (Newe Zeitungen
Seite 6:7) wird oft in den Jobin'schen Drucken gebraucht, z. B.
Fischart, Aller Praktik Grofsmutter 1593. 1598. Dies spez.
Strafsburgische Ornament erbt sich fort in den Druckereien
bis ca. 1700, oft als Zierstück verwendet und selbst zu
Titeleinfassungen vereinigt.
5. Die Vignette (Mannskopf in Arabesken) am Schlufs
des Laiebuchs und auf dem Titel der "Newen Zeitungen^)
findet sich öfters in Jobin'schen Drucken mit fingiertem
Druckort, z.B. Calvins heil. Brotkorb (Christiingen, ürsin
Gutwin 1584). Frischlins Phasma (in Jazygibus 1592).
K. Schorbach weist noch darauf hin, dafs in den J. 1594
bis 1598 verschiedene anonyme Drucke deutscher Volksbücher
erschienen sind, die auch der Druckerei von Jobins Erben
zuzuweisen sind. Leider fehlt es an genügenden Anhalts-
punkten, um das Laiebuch einer bestimmten Persönlichkeit,
die damals literarisch tätig war und mit der Firma Jobin
in Verbindung stand, zuzuschreiben. 2)
1) Diese Vignette steht auch am Schlufs des vermutlich
Frankfurter Urdrucks der Schiltbürger. Dafs Brachfeld, der
oft Druckaufträge aufserhalb Frankfurts gab, sein Plagiat in
Strafsburg habe drucken lassen, ist von vornherein unwahr-
scheinlich, auch der Sprachformen wegen unmöglich. Schorbach
macht darauf aufmerksam, dafs sich die Vignette auch in der
Frankfurter Ausgabe von Fischarts Malleus 1582, die mit
einer Vorrede des Strafsburger Buchhändlers Laz. Zetzner ver-
sehen ist, findet. Es weist das auf Beziehungen zwischen
dem Strafsburger und Frankfurter Buchhandel hin, die noch
der Aufhellung bedürfen.
-) K. Schorbach sprach die Vermutung aus, Wolfhart
Spangenberg, den er als Korrektor und literarischen Berater
LXIV
Wenn unser Autor also vermutlich bei Abfassung des
Werkes als akademischer Bürger in Strai'sburg geweilt hat,
so dürfen wir vielleicht noch aus seinen eigenen Worten
etwas über seine Lebeusschicksale entnehmen. Er berichtet
im Vorwort von einem Reichstag in Uthen, den der
Utopische Kaiser abhält und zu dem auch er sich begibt. Die
Erfindung der Reichsversammlung lag nicht fern, denn schon
in der Erzählung hiefs es S. 94, dafs der Kaiser die Reichs-
stände eingefordert habe. Wie kam aber der Autor dazu von
eigener Beteiligung am Reichstag zu reden? In Uthen, sagt
er, sei eine greise Menge f}Ot)t§ önb ntbern ©tanblS zusammen-
geströmt und auch er sei dorthin gereist, fo njol ber 3ictcö§=
öerfammlung bci)ämDo[inen, al§> inegcn '2)ienfteit, bamit id)
meinem (oder meinen, im Druck meine) §errn Dcvpflic^tet ünb
berliafftet getoefen. Darnach stand er also damals in einem
Dienstverhältnis und hat seinen Herrn zur Tagung begleitet.
Diese Angabe macht nicht den Eindruck einer reinen Er-
findung. Der Autor mag wirklich früher einmal — als
Schreiber wie anzunehmen — einem vornehmen Herrn Dienste
geleistet und mit ihm auch einer Versammlung beigewohnt
haben; es liegt am nächsten au einen der elsälsischen oder
vorderösterreichischeu Landtage zu denken, die vor 1597 statt-
gefunden haben. Halten wir an dem Datum 1596 (S. liii Anm.)
fest, so käme der Landtag zu Freiburg i. Br. in diesem Jahre *)
in Betracht. Hier, wo Leute aus den verschiedenen Gegenden
Vorderösterreichs zusammengekommen waren, konnte unserm
Autor auch von Schildbürgerstreichen manches zu Ohren ge-
kommen sein, was ihm zu seinem Werke die Anregung ge-
geben hat, der angebliche Reichstag wurde ihm so zum Aus-
gangspunkt seiner Geschichte. Doch könnte natürlich auch
an einen der früheren Landtage gedacht werden.-) Ob es
der Jobin'schen Offizin glaubt nachweisen zu können, habe
die Jsewen Zeitungen und das Laiebuch verfafst. Mir scheint
diese Annahme schon der Sprache wegen unmöglich.
*) Wie mir Herr Archivdirektor Dr. Mentz freundlichst
mitteilt, befinden sich Akten über diesen Landtag im Be-
zirksarchiv zu Colmar.
2) Landtage fanden auch mehrfach zu Ensisheim, dem
Sitz der österreichischen Regierung im Sundgau, statt. Da
uoch gelingt eleu Autor als Teilnehmer an einer solchen
Tagung aufzufinden, mufs dahingestellt bleiben.
3. Bibliographie.
A Laiebuch 1597 (Titel s. S. 1). Sign. A bis 0 3, Titel
und Vorrede 4 Bl. ohne Seitenzähluug, dann 213 S. (214 leer).
Kustoden. Die Seite hat 25 Zeilen, bei eingestreuten Versen
wohl auch mehr. Kolumnenüberschrift: 3]on ben Salen gu
ßaleburg. Der Druck ist sorgfältig, einige Druckversehen
sind von mir im Text geändert, mit Angabe des Überlieferten
in den Lesarten. Angehängt ist: ®te 9ieuit)e || 3fi)'intgen
au^ II ber ganzen SBelt. || SlUen iDunbevtotgicsen | bte | nur nad^
Steinen 3ei)tungeu s^mu \ ger bnb Verlangen tragen | gu lieb || in
biefe form gebrad)t: i| Snb || dlid)t o^ne fonberbare ^rfa= || c^en
bem Salebud) ange= || l)engt. || (Vignette). (Setrudt || ^m 3ar
M.D.XCVn. Sign. 0 4 bis R 4 mit besonderer Seitenzählung.
Bogen R ist mit der kräftigeren Type des Vorworts gedruckt.
(Kantousbibliothek in Aarau, k. Bibliothek in Berlin, Hof-
bibliothek in Wien).
B ®ie ©d)iltburger. || SBunberfelsame || Slbenbtl^eurlic^e |
Dner^&rte || ünb btfefier bnbefc^riebene ©efd^tdöten || t>nb 2^^aten
ber obgemelten ©(fiiltbÄrger || in 3JM§nDpDtamta ^inber 25topta ||
gelegen. || S^unbt alfo frifdö | Sidnniglicöen ^n || (S^rlid^er QdU
ber!fir^ung | anfe ünbefanten || 9(utl)Dren gufammen getragen |
bnnb aufe S?topt= || fdöcr auc^ Siot^lüelic^er in ®eutf(^e || Spradö
gefegt. II SDurcö 1| m.mtp^ \ iöetf) | (Simel | ber g-eftung || ?)p[ilon=
burger Slmptman. ||
S)ie Budöftaben fo ju bicl fiubt,
Sflimb aufe | toirff fte i^intceg gefcftlntnb,
23nb lra§ bir bleibt | fe^ rcdjt sufammen:
(So {)aflu befe 2lut^or§ 9Jamcn.
aJiit 5ßrtuilegten befe 2lntI)ori§ aücäeit gu berbeffern | bnb 3u
öerme!^ren | aber nit narf)äubruii'en. || ©ebrurft in SSerlegung befe
2lut^ori§ in ber %c= \\ ftung 3)ti§noj3Dtamia | 1598.
der Autor vermutlich in diesem Teil des Elsafses zu Hause
ist, hat er vielleicht einen dieser Landtage miterlebt und ist
so zu seiner Erzählung vom Reichstag geführt worden.
Das Lalebuch. e
LXVI
Sign. A bis N 7, zunächst ohne Seitenzählung Titelblatt,
4 Bl. Vorrede an den Leser, 3 Bl. Inhalt, auf der Rückseite
des letzten das Bild eines Bauern mit einem Sack auf der
linken Schulter, darüber die Verse:
SBift iJ)r nudö ttier ic^ | ber icö bin |
3cS bin ein 9Kann üon boI)en ©tnn |
^ä) bin grßfe §an§ Don groffen fitnben |
25nb t^u mein (gc^uf) mit baftcn binben
2;er 'Bad ber ift jtüar gratniam fcbtoer |
2;od) finb mein gbanden nocö ütel mebr
S^ruiTt metrf)t I id) trag ein <Sad mit §obff |
2)fa^t mir nic^t bnrül)ig meinen ^opff.
Dann 189 Seiten (190 leer). Kustoden. Die Seite hat 26 Zeilen.
Kolumnenüberschrift: Xct i£d)iUb6rger 2lbentt)etoerlid&e @c=
fcf)icbten.
Über die sprachlichen Änderungen ist oben S. XXXIX
gehandelt. Säle, Salcburg ist durch andre Wörter ersetzt. In
B ist aber auch eine grofse Anzahl von Fehlern eingeführt,
die dann in alle späteren Drucke übergegangen sind, soweit
hier nicht selbständig eine Verbesserung erfolgt ist. So steht
2 geburt f. gebrut, 4 oben f. eben, 9 ftetfen f. flecften, 13 ben
3Kinnern f. ber, 15 fc^Iec^ter (Stoinn f. fdölec^t ber @ö)inn,
25 beffer f. befter, 27 gebrautoen f. gebauioen, 33 bennoeJ^ f.
bemnac^, 34 üermeint f. üermeine, 39 fßnnen f. f6nne, 42 an f.
ab, 47 :^alten f. toalten, 53 fegen f. fegten, 64 gemeine f. ge*
meint, faglen f. fagen, 89 öcrnamen f. öernamen, 94 ^Ilammen
f. Starren (A Salen), 100 ttürb f. toar, 101 toolten f. iDoIte,
111 getrieben f. gerieben, 112 ^ilffe f. piffe, 118 bnb f. bnb§,
121 bienet f. gienet, 122 ftaüc f. ßale (A), 130 gefiatlic^er f.
geftaüticöer, 150 gab er ein anbetet f. gab ein a., 154 fobff f.
frobff, 156 benfelbigen f. berfelfcigen, 157 erfi^Iiefelicö f. cr=
fcftiefelic^, 159 önnb f. ümb, 172 aUeä f. al§ e§, 184 brunter f.
brunben, 185 einer mit g-if(f)aei)er f. ein %., 194 ein f. fein,
205 SOSeil f. SBett, 208 ber fauff gereme f. geremen, geuget f.
geigt. Öfters sind Wörter weggelassen, so 21 mit, 42 ben,
67 gefc^e^en fein bnb, 70 !)ette, 98 fo, 122 fic^, 125 gar, 156 ber,
166 mit, 177. 178 und 182 fo, 185 wiberumb und feinen fopff,
191 fo, 194 ber, 200 er, 201 aber, 204 j^me (Stadtbibliothek
LXVII
in Augsburg, k. Bibliothek in Dresden, Stadtbibliottiek in
Hamburg, herz. Bibliothek in Wolfenbüttel).
C S)ie ©(^iltburger (Titel wie B, nur ist die Zeilen-
verteilung etwas abweichend, auch heifst es Jlbent^eurUc^e
und nach flefe^t: (Semel}ret bnb gebeffert, im Gedicht: gcfc^intnbt,
darnach: SJitt ^riutlegten bt% 2{utl)ori§ nod) gu || ücrbcffern ünb
3U öermeliren | aber nic^t || nacf)3ubruc!eu. |1 ©ebniift in 2Ser=
legung be§ HutfioriS ber f^efti^S 3}ti§nDpotamia | 1598). Vor-
rede, Inhalt, Bild mit Gedicht wie in B, darnach werden
194 S. gezählt, doch springt die Zählung von 184 auf 187
(fehlen kann nichts, da auf N 4 N 5 folgt). In diesem Druck
ist die Geschichte vom Schiltbürger, der seinen Sohn in die
Schule führt, weggelassen, dagegen sind vor dem Schlufs-
gedicht vier unechte Geschichten eingeschoben 1. SSie ein
©döiltbörgcr feinen @of)n Iic§ 311 einen ®octor mad)en, bnb
einen SJlarren gu §au§ brachte. 2. 3}on einem ber alle§ miffen
toolte, bnb fet)en fönte an ben Söetbern, tva^ fte für 5'i^itdöte
bringen toiirben. 3. SBie ein ßatolifcöer SJJefepfaff folt eine §oc§=
§eitprebtgt tl^un, bnb bte (5an^et eingefallen mar. 4. 2Bie ein
33ie^pfaff bon ber ©cftöpffung prebtget. Aufserdem sind zu
den Fehlern von B noch eine Reihe von andern hinzugekommen,
so 8 gcJiabt f. begabt, 42 ftc^ f. ftc^S, 47 nun f. nur, 52 finben f.
erfinben, 57 lebig f. leibig, 72 auffgemadjt f. au^genmc^t, 79 er*
ra^^ten f. entratcn, 115 ftnbct f. finbe, 120 ^Aubletn f. i^Aublen,
btngling f. binglin, 129 ®te f. ®iefer, 131 ricfjt f. nicfit, 136 fol
f. folt, 138 and) f. auff, 140 t^ut f. t^un, 149 §dring f. §Arin,
150 in ber leut f. in b'leut, 155 nun f. nur, 174 fc^on f. id)bn,
203 al§ f. alfo. Mehrere Worte sind ausgefallen S. 113. 120.
143. S. 211 und 212 sind stärkere Änderungen vorgenommen
worden. In der Beseitigung der obd. Formen geht C noch
etwas weiter als B (k. Bibliothek in Berlin aus der Kirchen-
ministerialbibliothek zu Celle. Einen Druck, früher im Besitz
M. Heyne's, jetzt mit dessen Bibliothek in Amerika, bespricht
Jeep S. 134; es erscheint hier die Wendung: Wlit ^4^riuilegien
befe 5JUttf)ori§ berme^^ret bnb berbeffert aber nid)t nad^jubrurfen
und da mehrere Druckfehler in dem früher Celle'schen Exemplar
fehlen, ist ihm seine Stellung zwischen B und C anzuweisen).
D ®te ©i^tltbÄrger (Titel wie C, auch die Zeilen-
verteilung ist gleich, nur heifst es Slbenbt^eurlic^e, (Seme^ret
e*
LXVIII
ünb gebeffcrt fehlt, es lieifst wieder: Tlit 5)ßriutfegten bcfe
2lutf)ort§ alle.^eit gu öerBeffern onb ju Dcrmef)ren). Bis 177
unten stimmt der Druck in Seiten und Zeilen mit C, dann
sind einige Partien in kleinerem Druck, im Ganzen sind
186 S. gezählt, es springt aber von 180 auf 183 und von
N 2 auf N 5 (nach dem Inhalt soll die Geschichte von des
Schiltbürgers Sohn auf S. 181 stehen). Die unechten Ge-
schichten sind wieder weggelassen, es ist aber auch das (im
Inhalt noch angegebene) Kap. 45 ausgeschieden 2öic bic ©(j^itt*
Bürger ra:^tfd)lagen anbete monung 31: jucken. Doch kann das
Celle'sche Ex. nicht Vorlage gewesen sein, da 42 D mit B an
liest, wo C wieder ab herstellt. Die Abweichungen von C
in den Lesarten sind gering. Einen wenig zuverlässigen Ab-
druck gab Bobertag in Kürschners Deutscher Nationalliteratur
Bd. 25 (k. Bibliothek in Berlin).
E Ser Sc£)tübiUger. II SSunbcrfelßa il me Stbent^etDr*
lic^e I öner= II §6rte | Onb bifefier ünbefc^rtebene (5)c= | fcBic^ten
önnb X^atcn ber obgemelten |1 8d&ilbb6rger in 2JJt§nDpotamia
^tn= II ber ^ßto^jia gelegen || Se^junbt alfo frtfc^ 2)u\nnigs
licfien äu || (Sf)rltd&er seitüerför^ung | au§ ünbefannten||9lutt)oren
äufammen getragen | ünnb au§ Stopt= || idjct aucf) Stot^tnelfc^er
in XtntidjtWBpxad) gefegt. || 51 uff § SUlne geme{)ret öub
gebelfert II 2^nrc^2)t.»ncp^ |53et^ | @tmel i| ber geftung ||
gpfilon Sürger 2lmptman (Gedicht wie B, aber ftnb, gefcfittitnb,
2lutt)ori§). 3^iit ^riuilegien be» Süttbori» öerme^retH
ünb berbeffcrt | aber nid^t nad) gu brudfen. ||@ebrucft in ber*
legung be§ Slntl^oriS ber ?5eftung 2}lt§nDpotamta. 1605.
Sign. A bis N 7, Titel, Vorrede, Inhalt, Bild mit Gedicht, zu-
sammen 8 Bl. (wie in BC), darnach 194 S. Kustoden. Die
Seite hat 26 Zeilen. Hier ist wie in C die Geschichte von
des Schiltbürgers Sohn in der Schule weggelassen, dagegen
sind die 4 unechten Geschichten hinzugefügt. Die Lesarten
stimmen mit C, doch sind einige weitere Fehler hinzu-
gekommen, so heifst es 7 mutiniEtg f. mutteruiilltg, 22 füllen
f. folten, 33 gucrtmnen ftnb f. ünb, 86 auffgerucft f. auffgerupfft,
49 ®xat f. ©lafe, 59 Solcber diijat f. £tefer, 91 fie betten f. Ijic
bette, 95 finbet f. gefunben, 96 3lngflcn f. Slngfter, 104 recbter=
fcbciffen f- rccbtgefcbaffen, 109 ümb bie @cf)ilbe f. ömb p Srf).,
130 bie gefaüe f. fie, 163 üerlÄcbten f. gecbten, 189 bleiben ttia
LXIX
f. tüirb, 209 pubctf. mußet, 211 babon aogen f. fctutucg; 32 sind
Worte (n\d)i§: cnblicf)§) ausgelassen, 212 ist eine gröfsere
Änderung vorgenommen. Dagegen sind einige Fehler von
BC verbessert, so 10 ge)d)e^t f. gefe^ct. Sprachlich hat E
einige Besonderheiten, so steht fast immer funte, fobem,
fdifilbig, 29 röfiig, 96 23oien, 99 Slppclfc^nt^ u. a., das auf das
Mitteldeutsche weist (Stadtbibliothek in Augsburg, k. Biblio-
thek in Berlin, Hofbibliothek in Darmstadt).
F Ser Sd)iltbiV;ger (Titel wie in E, nur heilst es auch
an der 2. Stelle 8c^tltbÄrgcr, 3eöunb, au» i^topifc^cr ünb dtoU
todid)ex in Seutfcöe Spracö gelebt, ber ?yeftung 2)pn(on6urger
Slmptman). Sign. A bis 0 4, Titel, Vorrede, Inhalt, Bild (ein
Bauer mit Hut und Hahnenfeder, auf der linken Schulter ein
Beil, daran ein Körbchen hängend) mit Gedicht (vorletzte
Zeile: brumb iDcidjt, icf) trag ein Stobx mit §opff), zusammen
12 BL, dann 183 S. (184 leer). Kustoden. Die Seite hat
28 Zeilen. Kolumnenüberschrift: 2)er Sd)tltbürger abent^eiüer=
lidie ©efi^ic^t. Auch diese 2. Ausgabe von 1605 schliefst sich
inhaltlich an C an. Im Text zeigen sich die Verderbnisse
von E (doch kann dieses selbst nicht Vorlage gewesen sein,
da es in Sprachformen abweicht), dazu sind aber noch viele
andere Entstellungen und Änderungen gekommen, so 3 an=
jdietnlidjen f. augettidjeinlidien, 36 altoeg f. abtoeg, 37 toolt f.
to6U, 67 eignen f. engen (E eingen), 68 diu f. 9^a, 69 gebuppclte
boppelbort f. bippel b., 77 Sorr^at fehlt, 81 ftopffen f. flepffen,
93 eilenb f. tu etil, 100 Sc^tlibi'irger f. Sc^toetjn^irt, 111 micft
gegiDogen |ab f. g. bin, 112 laufen f. framen, 121 !et)ff f. fet)b,
gelr^^umet f. gebrummelet, 186 8. 33e(t§ f. )8dt^, 147 bie ©petfe
f. ber ©piß, 148 niber f. toibcr, 154 brüte »rfacö f. 2Jrt^ei)(,
169 flagltc^ f. gleublicö, 177 tätige f. ratzet, gu 2)Jarcft f. gen,
185 mit groffer 2)Jü^e f. mit ütel gr6fferer. Aufserdem ist F in
weitgehendem Mafs in Sprachformen an die herrschende mittel-
deutsche Schriftsprache angepafst worden, so ist durchgeführt
'S)a(i), bacfen, befto, etnanber, f6rbern, lieft gelauffen, ^nxd)t ge»
furcht, %iaidjt gettiafd)en, felbfl, fonbern, toollen, icö roerb,
§eimat f., 23rt{)eil n., =leiii, =m^; manches ist spez. md. wie
§aiipt glauben, rüfpern, 6berft, pbridjt, funf§el)en (k. Bibliothek
in Berlin).
LXX
G S)a§ßaIen6ucö.||SBunberielöante||2tbent:^ciDrltd&e|
bncr^6rtej| bnb bife^er bnbefc^riebcne @cfcbicf)tcn i| ünb Saaten
bcr Salen gu Salenburg || in 2)Ji)nopcitanüa ^inber SStopta || ge«
legenll Surc^ 9?l. 5llep^ | Sct^ | @tmel || ber geüuitg ?)pfilon=
burger |i Stmptman. || (Bild eines Bauern mit der Mistgabel auf
der rechten Schulter und einem Hahn in der linken Hand
hängend) ©elrucft im 3af)V 1614. Sign. A bis N 7, Titel, Vor-
rede, Inhalt, Bild mit Gedicht (wie B), im Ganzen 8 BL, dann
189 S. (190 leer). Kustoden. Die Seite hat 26 Zeilen. Kolumnen-
überschrift: Ser Sc^iÜbörger 2lbenti)ettierti($e ©cfcf)tc^len, von
50 an (auch schon 34. 38. 42. 46) 2;er Saleiibürgcr (auch
Salenburger) 2lbent[)eiDerIicf)e @e)d)ii^leu. Inhaltlich mit B über-
einstimmend, auch im Text, nur ist von 43 an (anfangs nicht
ausnahmslos) für Sdjtltbürger ßak' Salenburger oder sburgcr
gesetzt, für (Sd)ilbe ßalcburg oder ßaleuburg; hie und da
bietet G gegen B das ursprüngliche und stimmt zu A, so
27 gebauinen (gebrauinen B), 47 loalten (i)aiim B), 81 abgee^et
(abgefegct B) 84 ab (ob B), 111 gerieben (getrieben B), 121 gienet
(bienet B); anderes ist sicher geändert, so 25 3Sierc f. 2Stc^e,
81 ist geijfelen eingeschoben, 109 bte gu 8c^ilbe f. bmb ju Sd).,
118 9if)ei)men f. 3tf)temen, 120 fürtcrn f. futtern, 130 fpringet
f. fprenget, 142 füllen f. molten, 168 efirlic^en f. e!^elid)en,
202 giilin laffen f. fagen, 208 geit f. gibt. Auch hat G öfter
gegen B obd. Formen eingeführt (z. T. wiedereingefühj-t), so
oft nit, 8 u. ö. önber, 42 famptlicb, 45 9lucf er, 76 Dpfel, 98 ipaupt,
113 mUm, 116 Statt, 142 mfüen, 143 erto6btet, 152 SJurger,
175 tüufcbet, 183 @tU(f (k. Bibliothek in Berlin, Stadtbibliothek
in Frankfurt).
H S)er ©c^tltbürger (Titel genau wie F, nur ist die
Anordnung der Zeilen manchmal etwas anders, zum Schlufs:
3m 3af)r (^brifti 1649). Sign. A bis K 8, Titel, Vorrede, Bild
mit der Überschrift @in iad)iltb6rger (Narr mit Eselsohren,
Peitsche, Schnabelschuhen), zusammen 4 BL, darauf 146 S., dann
noch 3 BL Register (letzte Seite leer) ohne Seitenzählung (in
den Angaben noch mit B stimmend, ohne Berücksichtigung
der angehängten unechten Geschichten). Kustoden. Die Seite
hat 30 Zeilen. Kolumnenüberschrift: "Ser 3cf)iltburgcr Siben=
t^eurlic^e @efd)icbt. Die Orthographie ist moderner, indem an-
lautendes vokalisches v, j durch it, i ersetzt ist, aw, eic durch
LXXI
au, eu, aber c/c, ff, mb bleibt noch. In Lesarten mit F
stimmend, nur sind noch eine gröfsere Anzahl von Änderungen
und Entstellungen hinzugekommen, so 3 abfdöcuUdicn f. an«
fc^einlic^en (F), 17 ^Mtrx f. ^öc^en (C), 41 I6blic^en f. Heb»
lidien, 43 ber i)htt id& üon ber iDoIt id) f. bnb, 68 2(I§ er
finftcrlic^ bie ai>anb f. in ber finftere, 77 e§ I)ctt f. fielet, 84 ftc&
für euc^ i3icEeicl}t f. fid^ üiellctcöt, 92 toolt i^tien boc^ nid^tS
fagen f. tvoitt e§ j^nen bod) lüt f., 105 ein $13etcr§ ßopff f. ein
le^en topfi, HO bie @^re alfo mol tWt f. iüc^e, 147 ber-
fd^Iucfet f. berfd)Iicfet, 154 ha§i er aiidj babon ^abc enbltd) fterben
mfiffen f. ba§ er baüon :^abc fl. m., 171 er^^ub f. ner^^ebt, 208
geit f. gibt. Eine Auslassung 15. Eingestreute lat. Worte
werden konsequent getilgt, so ist 33 contrariorum etc. weg-
gelassen, 52 ecce vide durch ©i) f^nu lieber gegeben, 104 audi
durch §cre, 105 durch §6rt hod) gu, 69 cousuetudo etc. ver-
deutscht, 128 ueccessario durch notttienbtg, 146 silentium durch
ftill)c^tt)etgcn gegeben. Die Sprachformen sind noch mehr als
in F der herrschenden md. Schriftsprache angepafst, so steht
38 hinter, 41 crg^get, 66 l^alber, 69 berg^nnet, 87 f[6ge, 95
5^ufeenb, 151 «Irfc^, 163 lagerten; md. ist 37 rfitfd)en, 126
gücfet, 151 3iPPc'f 195 bie ©ee u. a. (k. Bibliothek in Berlin).
I ®er ©c^ilbbürger (Titel stimmt genau mit H überein,
nur heifst es ©c^ilbbürgcr und zum Schlufs: ^m ^a)^x 61)rtfti
1658). Anordnung und Text stimmen, abgesehen von geringen
Abweichungen, mit H überein (k. Bibliothek in Dresden).
K S;ie Sc^iÜburger (Titel stimmt bis Slmptmann mit
D überein, doch heilst es obgemelbten, dann Vignette, weiter
das Gedicht ([inb, gefcötoinb), darunter Strich und: ©ebrucft
im Sa^r 1659). Sign. A bis N 4, Titel, Vorrede, Inhalt (auch
in fol. genau mit D stimmend), Verse, darunter ein Bauer
mit einem Körbchen in der linken Hand, zusammen 8 BL,
dann 184 S. (Schlufs der Geschichte vom Krebs und Anfang
der Geschichte vom Maushund ist klein gedruckt). Im Inhalt
mit D übereinstimmend und im Text, nur ist die Orthographie
modernisiert (wie in H) und die Sprachformen sind der
herrschenden Schriftsprache angepafst, indes nicht so durch-
greifend, wie in F oder H (Universitätsbibliothek in Halle).
L S)te ©ct)iltbürgcr (Titel wie B, nur heifst es hinter,
Se^unb, teutfc^c, 2]iefiung, SImbtmann, finb; nach dem Gedicht
LXXII
Steht mu- noch: (Scbrurft | im ^at)X 1659). Sign. A bis L 8,
Titel, Vorrede, Inhalt, zusammen 8 Bl., dann 159 S. (160 leer).
Kustoden. Die Seite hat 29 Zeilen. Inhaltlich mit B über-
einstimmend, auch im Text (doch sind einige Fehler ver-
bessert), Änderungen und Entstellungen sind 39 5)3iftoU f.
sßoflia, 47 toolten f. foltcn, 73 3um ®ad)cn f. smi, 115 33u(^=
brudEer f. Srucfergefeir, 149 Sopff f. 3aj3ff, 161 $ein f. $6n,
168 Dcrfc<cffe f. üerfc^Iiffe, 186 (sd^rpffe f. Strjjffe, 208 geut
f. gibt. Die Sprachformen sind modernisiert, aber nicht kon-
sequent, von obd. Formen kommt noch mAt)en, faumen, 2}atter
u. a. vor. Auch die Orthographie ist nicht durchweg die um
1650 übliche (k. Bibliothek in Berlin).
M ®cr @rf)tlbbfirger (Titel sonst wie L, nur obgcmelbten
©d^übbürger, <Bpxüd)C, zum SchluTs: ©ebrucft 3nt 3a^r | 1665).
Stimmt mit L überein (auch in der Anordnung), doch sind
die Sprachformen etwas mehr der md. Schriftsprache angepafst
(k. Bibliothek in Berlin).
>' 2;ie Sc^iltbürger (Titel ganz wie L, nur heilst es
2lberibt{)euerücf)e, im Gedicht: 5iutf)ori§, zum Schlufs: ©ebrucft |
Snt 3a^r 1678). Stimmt bis auf orthographische Abweichungen
mit L überein (Universitätsbibliothek in Göttingen).
0 Scr (Sdjütbürger (Titel wie E, nur heifst es 2lben=
f^euerlid^e und auch an der zweiten Stelle ©c^iltbürger; nach
gelegen Bild eines Mannes mit Puffärmeln und Pluderhosen,
Hals- und Handkraufen, in der rechten Hand ein Trinkgeschirr;
dann nur noch: S^urcg |i 3)t. ^iitp)) \ SetI) ] (Simel bcr g-cflung |i
§)pft[onburger Slmptman) o. J. Sign. A bis K 5, ohne Seiten-
zählung. Titel, Vorrede an den Leser (Inhalt und Bild fehlt),
Text. Die Orthographie ist noch die ältere. Die besonderen
Lesarten von F finden sich auch hier (doch ist manches nur
FHI eigentümlich, so 65 feljren f. freluet, 110 maul^cncoliüt
f. meland)oIiict), 130 geftaltlicf)er f. geftatUcöer, 168 öerfcfiloffe f.
üericöliffe). Dazu kommen eine grofse Zahl von z. T. sinnlosen
Entstellungen, so 4 eteiiben f. eblen, 23 fintucil f. ftninel,
29 mad&en f. tüacijen, 46 fc^naffet f. fc^auffet, 48 2;rdume f. S^r^me,
63 ®ann f. S^a nun, 71 nur f. mir, 82 gerttennet f. gertretten,
93 äuge f. geige, 107 lieben f. geben, 112 fi^elenS f. gugelnS,
178 (Stoer f. @l)ern, 198 gerric^tcn f. gerrietlien; auch sind sehr
häufig Worte ausgelassen (149 ein ganzes Kätsel). Mit Über-
LXXIII
leguug geändert ist z.B. 120 Stcbti^at f. StJigUn, 155 ba§
befte geflorbene 2Ste^ f. felbftgeftorbcne. Die Sprachformen sind
md. (Universitätsbibliothek in Halle, Stadtbibliothek Hamburg,
Universitätsbibliothek in Tübingen).
P 25a§ luftige unb redjt iad)erlic^e || £aIen»Sucö || £a§
ift: SSunberfeltfame | abcntl)eurlt= || c^c uncri^orte || nnh
Btfel^er unbcfc^riebc= II ne @efd)icöten unb 2;^Qtcn ber Salen
SU II ßalenburg | in 2)Ji§nopotamia | linier || Utopia gelegen. ||
®urcf) II m. ^Utpf) I Set| I ©imel | ber 2Seftung |1 ?)pfilon«
bürg er i.'lmtman. || (Bild eines Bauern mit der Mistgabel
auf der linken Schulter und einem Hahn in der rechten Hand,
der mit einem behelmten Krieger spricht, Überschrift: Wlkt
§errcn bon £a= j] leuburg). Se^terer 2)rucf, fo mit
Figuren ber» || mc:^rct ift. o. J. Sign. A bis J8, Titel,
Vorrede, zusammen 4 Bl. ohne Seitenzahl, dann 133 S., am
Schluls das Register noch 3 S. ohne Zählung. Kustoden.
Die Seite hat 39 Zeilen (von 129 an enger gedruckt).
Kolumnenüberschrift: 2)cc (Sc^iltbürger 5lbeni{)eurlic|e (Sc*
f($td)ten. Die Bilder (mehrfach Aviederkehrend) sind: die
Bauern auf einer runden Steinbank unter der Dorflinde
sitzend. Fällung des Holzes. Einfangen des Tags. Der
Bannwart auf der Hürde im Salzacker. Die Laienbürger auf
Steckenpferden. Der Kaiser sitzend , vor ihm 3 Bauern , auf
dem Boden der zerbrochene Senfhafen, ein Hund leckt auf.
Der Mann schlägt mit einem Prügel auf die verschränkten
Beine. Der Laie mit dem Kopf im Mühlstein in den Teich
fallend. Der Nufsbaum (darauf ein Laie) von 5 Laien mit
einem Strick in den Bach gezogen. Die Glocke auf dem
Nachen, Einschneiden der Kerbe. Der über einen Zaun
setzende Laie in den Hintern gestochen. Die Katze auf dem
brennenden Haus, ein Laie hält den Spiefs hin, andre mit
Zeichen des Schreckens. Die Orthographie ist die moderne
(unb, tf)me, bau, getreue, auch um, aber noch ff, d, ^), Haupt-
wörter werden konsequent mit grofsen Anfangsbuchstaben
geschrieben. P ist ein sorgfältiger Druck, der auf G zurück-
geht, doch sind dort vorkommende Verderbnisse mehrfach
verbessert, so 9 fted'len f. ftecfen, 10 gei'didget f. gefeget, 29
bemnac^ f. bennocfi, 38 folte gestrichen, 39 nach bejdilagen an-
gefügt: machen Iteffen, 150 gab ein anberer f. gab er; es sind
LXXIV
Öfters andre "Wörter eingetreten, so 16 bcrtfietbigct f. öers
t^ebtgd, 43 fc^rauben f. fdiürgen, 96 maujcnbe f. mautnenbe,
157 eriprtefeUcf) f. crfdiie^lirf), 171 i^telt ftc^ ben 2)hmb f. bers
^ebt. Die Sprachformeu sind modernisiert z. B. '^adj, f^Iaf(§e,
ru^tg, felbft, löotlen, doch noch mit ebd. Färbung z. B. bad^en,
Siecht, 33attcr, S?at)er; manchmal ist sogar die obd. Form
■wieder gegen BG eingeführt, so 46 5}>robftucf, 99 Tludcn,
126 ftucf (k. Bibliothek in Berlin, herz. Bibliothek in-Wolfen-
büttel).
Q S)a§ luftige unb lAcfierlic^e 1| 2alcn=58uc^ \\ (weiter
ganz wie P, nur mit etwas anderer Zeilenabteilung). Sign. A
bis J8, 139 Seiten (einschlielslich Titel und Vorrede), dann
noch 4 S. Register. Diese Ausgabe liegt in mehreren Drucken
vor, die aber nur sehr wenig voneinander abweichen (ein
Druck in der k. Bibliothek in Berlin hat 5 S. Register).
Dieselben Bilder wie in P. Der Text ist gegen P an einigen
Stellen geändert, so steht 43 gefpri^et f. gei'pe^^et, 73 gunt
Sd^aben f. äutt fachen, 117 murrifd) f. uniuirfc^, 205 ist nach
[agt ber 23atter eingeschoben: ungefcf)tcft, 208 lDa§ man itjm
gett nur einmal. Zahlreiche Stellen sind weggelassen, wobei
eine gewisse klerikale Tendenz hervortritt, so bleibt 39. 123.
124. 146. 154 die Erwähnung des Pfaffen weg, 84 die des
Papstes, 27 sogar die von Rom, auch die Anführung unser
lieben Frau 132 und die von Heiligen 82. 181 war dem Be-
arbeiter anstöfsig; auch sonst läfst er einiges weg, so 61 den
Spott auf die Juden, 96 auf Handwerker, Ausdrücke wie (Sau
121, 5(rfe 120, Socf) 124 führen zu Streichungen, dagegen hat
er an den obszönen Rätseln keinen Anstols genommen. Die
Sprachformen sind noch etwas moderner als in P, so steht
z. B. ücrbraiit, m^gltcfe, gefponnen, erg&get, gel^fc^t, 5)SeI§, SÖÄIber,
der obd. Charakter der Sprache macht sich noch bemerklich
(k. Bibliothek in Berlin , Hof bibliothek in Darmstadt , germ.
Xuseum in ^Nürnberg, fürstl. Bibliothek in Wernigerode).
Diese Übersicht der Drucke bis gegen Ende des 17. Jahrh.
(von jüngeren Drucken und stärkeren Umarbeitungen z. B.
der des Pomponius Filzhut ist abgesehen) zeigt, dafs von
1598 au alle Drucke direkt oder indirekt auf B zurückgehen.
Nur bei G (und den daraus abgeleiteten Drucken) könnte
LXXV
man im Zweifel sein, ob eine Abhängigkeit von B besteht;
dals wieder der alte Titel £alen6udö erscheint, beweist zwar
nichts, da aus dem Buche selbst hervorgeht, dafs die Laien-
bürger erst wieder an die Stelle der Schiltbürger getreten
sind; aber G bietet auch an einigen Stellen anstatt der Fehler
in B mit A das richtige. Das meiste der Art fällt allerdings
nicht ins Gewicht, da es sich um naheliegende Verbesserungen
handelt, die auch in andern Drucken vorgenommen worden
sind, so ist für gebratncn 27 mit L gebatoen hergestellt (C
gebatnet), 47 für galten mit L malten, 111 für getrieben mit
CL gerteben, 94 mit allen späteren Drucken für flammen
9Zarren gesetzt, 109 für m\b ju ^djilhc mit L bmb bie ju
©c^ilbe (2a(cnburg), auch der schon in A stehende Fehler
etn^ubenden 49 ist mit CL verbessert, aber G kehrt auch 81
für abgefet^ct B zu abgee^et A und 121 für bienet B zu gtcnet
A zui'ück. Wegen dieser Übereinstimmungen könnte man
daran denken G auf einen zwischen A und B stehenden Druck
der Schiltbürger zurückzuführen, als welcher der zur Herbst-
messe 1597 angezeigte gelten müfste (der aber doch bei
weitem die meisten Fehler von B, die auch G bietet, schon
enthalten müfste). Da indes der Drucker von G ein Ober-
deutscher war, konnte er recht wohl a« Stelle des sinnlosen,
was er in B fand, auf die Ausdrücke abegcn und gtenen des
ursprünglichen Textes verfallen. Eine Mittelstufe zwischen
A und B anzunehmen, ist mithin nicht genügend begründet,
B wurde im Herbst 1597 gedruckt, aber mit der Jahreszahl
1598 versehen. Im Jahre 1598 erschien dann C*, das eine
Geschichte wegläfst, vier hinzufügt und den Text durch
weitere zahlreiche Druckfehler entstellt. Dieser Druck (in
G selbst schon etwas verändert) bildet die Grundlage für
die Fassungen, in denen zunächst das Buch in Mittel-
deutschland gelesen wurde. Während in D eine Ver-
kürzung vorgenommen wurde — 1658 noch einmal in er-
neuerter Sprache gedruckt (K) — wurde meist die erweiterte
Fassung zu Gru'ßde gelegt. Ein Druck mit dem Titel ®er
(Sc^iltbürger muls als gemeinsame Grundlage von E und
FHIO angesehen werden, er führte weitere zahlreiche Ent-
stellungen, auch einige beabsichtigte Änderungen und An-
passungen an die md. Sprache ein; F (dem HI mit erneuerter
LXXVI
-O'
?2 «^
~^^-
—^
— S
M
— P^ —
— !=< —
1
i^
ö
'^
CO
o
■^ — '
^ — '
— pH -
-w-
-H
— P-
-M
LXXVII
Sprache folgen) hat weitere Fehler hineingebracht und 0, das
nur in der Grundlage mit ihm übereinstimmt, geht in der
Entstellung am weitesten. Während so das Buch schlielslich
in Mitteldeutschland in einer kaum lesbaren Form umlief,
griff man in Oberdeutschland mit G mit Wiederanknüpfung
an Laieburg auf den Text B zurück, der schon hier und noch
mehr in den jüngeren Drucken PQ verbessert, dann auch
modernisiert wurde. Um die Mitte des Jahrhunderts knüpfte
man auch in Mitteldeutschland mit L wieder an den Text B
an, den man aber weniger durchgreifend verbesserte, als es
in der obd. Fassung geschah ; L ist dann mit geringen Ver-
änderungen in den nächsten Jahren wieder abgedruckt worden.
Siehe den Stammbaum der Drucke auf dem neben-
stehenden Blatt. Auf B geht auch zurück:
W ©riaenöcrtreiber, || Xa§> ift || D^GnüDe ttiun= || ber=
barlidie §i[torieii | fet^ame || abent^eurlicf)e @efd)tc^ten, ||
S^aubertoetfc^e 9iatjticl)lÄg ünb || bebenden, |1 ©o ido( öon
ben aSißenbörgifc^cn al§ || and) (Salecuttfd)en (Sommiffarien
önb '^at= II lamentS §errn ünterfc^teblicf) öorgenommen, 1|
befdilofien | ünb in§ SScrtf || gefegt: || Slllen benen | wdäjc
ettnan ütfierltcöe I| fcißame (SriÜen ober meland;oltjci}e Sauben
im II 5?opff l)erum6 fliegen j gu einem fonber* || liefen 9tecebt |
btefelbtgen ju Der= || treiben | nagelnew an Xaq \\ geben ünb ||
3n ätoet) 23iid)er abgetl)eilet: i| 2)urcf) Conradum Agyrtam, ||
üon JBeEemont. || 6ampt üDrgel)enbem ^^ormutar | allertianbt ||
Dberfc^rifften | mie man obgebaditen $arlament§= || §erren j^ren
tnöltel (Xttul) II geben foü. || (Sebrucft gu f^rancffurt am matjn \
burcö II 3oad). Sratbertng | 3m ^at)x \\ M. D. C. HI. 16 Bl. ohne
Seitenzählung, Titel, Vorrede, Titular-Formen, Register, dann
280 S. Kolumnenüberschrift: 2Bi^enburgifd)er @eid&ict)ten 'Sa§
©rfte 23ucö. 2Öi§enbürgtfcöer (später: (Jalecutifc^e) ©efc^tditen
2)a§ 2(nber S3ucf) (k. Hof- und Staatsbibliothek in München,
herz. Bibliothek in Wolfenbüttel). Die späteren Ausgaben
sind, soweit ich es feststellen konnte, bei Gödeke 2, 561 voll-
ständig verzeichnet.
Das £akbu4).
MJmiberfeila-
Ijijrte, m\h bt|5i)cr unbefdiriebene
05cfd)td)tcn unb ^\^a\m kr £tt-
Icn }n Calcburg.
Je^unb aijo frifd)^ Jlcinutgltdien ^u
^l)rltd)er 3cttocrkür^un9, au^ ünbekanten
Aut^orcn jufammfii getragen, mh auB Kol)t-
ujclf(t)cr tu Bfutfi^r S'profti gefegt,
iDuni):
^abcbefgl)iklninopqr|"ttttü^t)5
^ic aSut^ftaficn fo ju »tl finbt,
Wtmb au§, wirff hinweg fte geft^öJtubt,
SSnb waä! bir bUibt, fefe ret^t sufornmen:
®o ^aftu be§ Stut^orö 9Zomcm
Die wmt Leitungen nuß kr ganzen Hüelt,
ftnkllu 3U €nk km fiolcbud)
angcl)engt,
ffiebrutkt ^u ßaleburg, Jlnno 1597,
9)lit *^rtutlcgien be^ 5tut^ort^ olC^cit ju t)cr=
Jeffern tinb ju »erme^ren, ofier ntd^t
nat^jubnitfen.
[2lij] @t)ngang in biefe ^iftort, barinnen
öerntelbet, au^ lüal 85rfad)en önb
2tnla^ fold^e befc^riebcn worben.
3m ^a^x üon ber 2luffnd)tung ünb Söeftellung be§
(SJro^mdd&tigen önb töcitidufftigen ^6ntgreid^§ SStopien,
753.*) 21I§ ber groffe 9teic^§tag gu Sßtf)en in ber
§aupt^ Statt angangen, ünb beroraegen au§ allen ümB'»
gelegenen ßanbt ünnb ^errfd^offten, fo IüdI al§ auB bem
ganzen ^onigreid^, ein önjoi)! 3Jicnf(iien, ©eiftlid) önb
SSeltlic^, fi(^ ba^in öerfugct t)attcn, befter Hoffnung, e§
n)ürbe ba n)a§ mer(flic§§ aufegerid^t lüerben: ^'ame auc^
jelb[t eigner ^erfon ba^tn, Sßbet)^ ber 33topi|d|e ^e^fer,
üor^abcn§ bem 9^ei(i)§tag jelbft bet) ju fto^nen, onb mit
feinem S8et)tt)efen ©id^eriieit püerfd^affen bnb gute Drbnung
ju erhalten. SJiit jm aber fam aud^ ba^in ein groffe
SJieng, fo luol @bet al§ Sßnebel, ^ofie» önb nibern @tanbt§:
önb önter benfclben n^ar auct) ein 9(abcbef 2C. berlüegen
mitgere^fet, fo mol ber iReid^göerfommlung bet) 3un)o^nen,
aU wegen ©ienften, bamit id^ meinem ^errn öerpf(ic§tet
önb öert)afftet gemefen.
[^lij*^] 2öie fi(^§ aber gemeinigtii^ begibt, Wo fold^e
groffe SJicnge SSoId^ äufammen fommen fotl, ba§ e§ fic^
lange 3eit öerroeitet, ef)e alle @tdnbe fo bagu befd^rieben
önb erforbert, fict) gerüftet önb anfommen, önb man be^-
I)oIben etroan lang öerjieficn mu^: fo fanget önterbeffen
ba§ ^offgefinbe aClerlet) ^ur|roei( önb Slitterfpiet an, ben
Sßerbru^ be§ langwierigen marienS bamit gu benemmen.
5lIfo fif)et man j§rcr öiel, bic fid) tjier^Wtfi^en mit bem
*) Über die Zeitbestimmung, das Königreich Utopien und
den Reichstag zu Uthen s. die Einleitung.
1*
Slbelic^en 9fitttcrf|)iel be§ 3;urnier§ belü[tigen: ^^(nbcre aber
ficE) in anber mege. @o ftnbct man, totld^c [irf) auff ber
Sagt ergeben: 5lnbere legen fid) auff ba§ S3c^feen, önb
iüa§ bergletc^en mdjx fet)n mag. ®iefe |3flegen bc^ {5e^ten§,
ünb ha^ in mefjrerteQ ritterlicEien 3Be{)ren: ^ene, be| ringend
bnb fpringen§. 5ßnb mcli^i bcr gröfte ^aufi lüar, bie
namen fic^ an be^ fpilen§ ünb 5ed)en§, \ampt allem ba^
baran f)enget. 9J?it einem 2Bort gu reben, e§ pftegt ba
fot(f)er maffen §u 3uget)en, al§ mon in gemeinem @pri(^=
mort faget: S8iel Sopff ötel (Sinn. ®ann je nacf) bem
einer Suft önb Slnmuti) etnpaju betonte, bcmfelben fe|et er
alfo bolbt auff^ geftieffenfte nadj, uoraufe meil aUha alle§,
ma§ 5U befe 9J?enfcf)en (Srge|Ii(i)feit m6(f)te bien[2(ii|]Iic^
fet)n, bberflüffigtidien anjufümmcn gemefen. S)a bann ge«
tt)i^Ii(^, glaubt mir, be^ ©pielg ber Sbten Sieb mit fc^onen
graiuen, nit öergeffen Sorben. 2(I[o ^attc an<^ mi(^ ein
ßuft eijngenommen, ha'^ id) bie luftige @elegent)eit bmb
ben ®ee, fo na^e bie Statt befdjiüemmet, erfahren ünb
befe^en, önb etman mit bem gifc^fang mein Qdt öertreiben
m6(f)te. ®arumb bann ii^ mid^, mann ctiuan ein ftittftanb
fic^ begebe, omb einen @d)iffman bemarb, meld^er mic^ in
einem S^iac^en auffm ®ti)ener @ee ^in unb t)er füljren, ünb
alle beffelben (Gelegenheit meifcn folte. @oI(i)c§ befdial^e
nun, önb empfieng id) fonberlid^ gi^offe Sur^meil baran:
SBann iä) ettra bie SScÜen fo öon SBinben getrieben marb,
fat)e fid^ önter einanber jagen önb fc^Iagen: ober anä),
mann ic^ bie einfältigen gifc^Iein mit meinem betrüglic^em
Singet ober §acfen betriegcn fonbte. S?ber aUe maffen
aber gefielen mir mol, bie lüftige önb fc^one (Statte,
?5tecfen, SDorffer önb fonft anbere (Si| önb Söobnung,
lüeldje gu 3f{ing§ ömb ben (See, gteicE) ben lieblichen SBIumen
in einem fcEibnen ^ran|, gelegen.
Stuff ein Qät, aU id) önb mein (ScEiiffman naä) @e»
monbeit miber gu !ur|meilen ön^ auff [Stiij^] ben (See
fetten begeben, befalle icf) bie ®elegent)eit bcr Sergen, ber
SBälben önb Stjdlern, etma§ eigentlicEier: SSnb önter anbern
marb icf) gemar, in einem tuncfeln, bod) nitt)t gar ön-
gelegenen St)oI, in mcldie» mitten ein fteiner ©üt)el auff-
gelüorffen, b^ etli(^ä alte§ matürnjerd bafelbften ftunbe,
lüetdieö mir Slnaeigung gab, aU ob bor ^ai^en jergcnb ein
iöurg ba geftonben loerc. (Sold^es^ nuni 3U erfunbigen
önb äu erfai)ren, fragte i(^ meinen ^^u^i^nian tva^ e§ fet)e,
ober wa§ e§ gemeft n?ere: 28iffe er waS baröon, ba§ folle
er mir nid)t üertialten. S)er ©c^iffman, lucldjer bie gan^e
©egenb burcfiau^ mol bcfannt, begunbe gu jagen: @§ mere
ettoa ein S3urg aUha gemefen, Saleburg genannt, fampt
einem ©örfflein gu nedift borbet), glei(^e§ 9?ümen§. ^ä)
fraget miberumb tüa§ bann je^unber allba für ein S5?efen
fe^c, mer ba mo^ne, önb ma§ für eine ®elegenl)cit ha gu
finben? (5r aber antmortet, önb fprad): (S§ fet)e je^unb
anbcr§ nit ba ju fe{)en, al§ eine alte SJJaroer, iuel(^e eine§
©ebemeö, fo tior :3aren ba gcftanben, Slngeigung gebe, fonfl
fe^e bie ©egenb ob Onb onbemo£)net, ob e§ fdjon äimtid^e
gclegenl)eit bafelbft Ijerumb ^aht, mit §dI^, mit SBaffer,
mit f^elbern, önb mit ber 2ßet)b für ba§ $8ie£)e.
[Sliiij] @oI^er ^Intmort öermunbert ic^ mid^ nic^t
toenig, fragt bermegen nQ(i)moI§, ma§ hoä) mot mochte bie
grünbüdje SBrfoc^ fel)n. ®06 fonbte id) eud^ fo mot fagen,
antmort ber 8d)iffman, aU jergenbt einer: aber auff ein
m.ol !6nbe e§ nit gef(^et)en, müften mol etlicl) S:ag barju
t)aben. ®ann e§ |aben fid^ bie abcnt^emrlid)fte önb
munberbarlid^fte ®efc^i(f)ten mit ben (£t)niüo^ncrn bafelbflen
angetragen, be^gleit^en id} tanxn glaube, ba§ jemol^ erhört
morben, maö in ber 2BcIt fel^ame» önb munberbareS je»»
moI§ fürgangen, ift alle§, gegen biefem ju rechnen, gleid^^»
fam aU tobt, önb für nid)t§ gu fd^d^en: S8nb e§ ift jmmer
(Sc^ab, ha'^ nit etman ein geteerter ficf) öorlengft barüber
gemadit, ber ßafeburger 3:^aten befdirieben, önnb an§ Siedet
gegeben {)at, mdnniglid^en gu ei)rli^er ^ur^iüeit önb QüU
üertreibung, an ftatt ber groben Booten im StoUraagen,
©artengefettfc^aft, Cento Nouella, Katzipori önb anbern
önreinen ©cribenten, mel(^e tt)oI au^fc^neibenl beborfften .*)
1 nun] man A
*) Über ähnliche Ausfälle auf die Schwankbücher s. Bolte,
Georg Wickrams Werke 3, XVII.
SBeil bann bie «Sachen, fprai^ auf foIc^e§ id^, fold^er
maffen all bu fage[t befdiaffen, fo laffet un§ Qdt unb
SBeil barju nemmen: SSnb roa§ bu ^eut ntd^t erjeiileft,
bog fage mir [5(iiii^'] ein anbermal, ie nad) ©etegenfieit.
S)ag fol ic^ gern tljun, fprad^ ber gu^nnan: boc^ mit
S3itt, tüo id^ e§ nic^t fo jierlici^ onnb artlicf) fürbringen
!an, al§ fic^§ wol gesimmete, foldiel meinem S^nuerftanb
ju äumeffen, aB ber ic^ bi^^er me£)r ?^IegeI, $BicfeI, |)atDen,
©c^auffel ^drft önb ^püg in |)dnben, al§ ©c^reibfebern
^inbern Df)ren ge!)abt.
Solcher maffen tvaih id) önb mein ©c^iffman ber
(Sachen ein§, alfo 05 ttiir, fo offt jmmer ®e(egeni)eit fid^
begäbe, auff bem See ^erumb fpa^ieren fuf)ren: ha er mir
bann alleäeit etliche ber obgemelten ^iftorien önb ®e-
fc^ic^ten, bod^ ot)n alle Drbnung, nur tük fie jEim gu-
gefCogen, erje^Iet: SBeld^e id) in @t)I auffge^föadt, etlicher
maffen in ein Drbnung gebracfit, onb folgenber ajJaffen
bergeid^net ^ah. ^d) ^ah aber nad^matg in einer alten
93ibIiot^eca oon biefem |)anbel aud) tttva^ öerjeic^net ge»-
funben: 55a boc^ bie ©jemplaria fo alt, önb öon Stürmen
alfo jurftoi^en geiuefen, b^ id^ metirert^eils errat)ten muffen,
etlid)e§ gar nit lefen fonnen. @oIc^e§ ^ah idb bir, günftiger
Sefer, nicfit öer^alten wollen noc§ follen.
9?un folget hav Salebnc^.
[11 Das fttlebud).
[1. Cap.]
SSon bem SSrfprung', ^erfontnten unb namen ber
Solen öon öaleburg, im Sonigreid^ ^topitn'^
gelegen.
(£§ (jabcn bie Stilen bor öiel ^unbert joliren bifen
fpruc^, welcher auc^ noc^ ju bifen önfern^ jeiten tt)arf)afft,
tinb be^f)alben gelten fott, gehabt, ba jte alfo gefproc^en:
©Item tote bie geartet ftnb,
Sllfo ftnb gmetnltc^ j^re S^tnb:*)
@tnb fte mit S:ugenben begabt,
5(n 5?inbcrn j^r befegleic^en f)abt.
[2] Äein guter 23aum gibt bßfe g-ruc^t*.
®er ajlutter nac^ fcblegt gern bie 3"<ftt-
1 erften 5örfpntng W 2 ber Ocbiltbürger inn 3}Ji§n05
:pDtamia gelegen B ber Söigenbftrger in ber ßanbfd&afft 3JJt§no=
potamia W (darnach: ^as erfte Sbetl) das 1. Cap. von AB
fehlt W (dafür die Einschiebung s. Beigabe 3 a), doch steht
7, i bis 8, 6 nach der Überschrift des 2. Cap. und darnach
einiges (s. unten) aus dem Schlufs des ursprünglichen 1. Cap.
3 ünferen B 4 grücbt B
*) SSie bie2Jtutter, fo aud) bieSfinber. Wander 3, 813. Brant
Narrenschiff 49 bD§ ejempel ber eitern:
15 ®er fün be§ batterS baltet ftd),
Sie bod)ter i[t ber mütter gltd) . . .
19 ®er freb§ gticb mie fi)n Mttcx trt)tt,
(S§ macbt fetjn molff fei)n lemblin nt}tt . . .
23 2Bi§, fi)ttlid) üdtter tugentrid)
2}iacben oucb finber jren glid).
©in guteg ^alb, ein gute ^ul):
2)a§ Sung t^utS gern bem SSattet gu.*)
§at aucö bcr Slbler f)odö öon 3Jiu:^t
f5ord)tfamei Xauben je gebrut?^**)
2!D(§ merdf mtd^ xtdjt, mercf mid^ mit flel)fe,
SSa§ man nidjt toefc^t toirbt feiten iüetfe.
@ben btefel fan öon ben Säten bon ßaleburgs (tüeld^e§
ort fiinber ^alecut,***) in bem grofemec^tigen ^onigreid^
SStopten'* gelegen) mit groffem j^rem^ St^um önb Sob aud^
föol mit guten fugen gefagt merben. ®ann auc^ fie in
jl^rer lieben SSordttern fufeftaffeln getrettcn, borinnen t^er»-
^arret, önnb babon mit nickten abgeirii^en: bi^ fie bie
groffe no^t, bereu fein gefe^e fürgefc^rieben morben, bie=
meil fie fein§ galten fönte ß, be^gleic^en auc^ bie erfioltung
bnb furberung be^ lieben SSatterloube» önnb gemeinen
3^u^eu§, beme man alte 2:reroc öorau^ ^uteiften fd^ulbig,
baöon abgetrieben, önb bat)in genotiget-, ha^ fie einen
onbern meg für fii^ nemmen bnb tretten muffen, jumaffen
i^r ber lenge [3] nac^ fur|Iii^& folt bernemmen. 5ßn§
atten gu einem augenfc^ei)nlict)en ejempel, barau^ ju le^rnen,
iDelc^er maffen mir bnfern lieben bnb frommen (altern in
guten ©itten bnb S^ugenben nac^fc^tagen, bnnb etjpan au^
ber S^Jot^ ein Sugenb ma(^en follen.
®ann fo mir bem gemeinen ©efc^ret; bnb Üteben, meld)e
bon jf)nen im ganzen Sanb bnler ben ßeutcn bmbgeijen,
möUen glauben geben: melcf)e§ mir rool t|un muffen, in
betrac^tung, ha^ feine Sci^re^bentcn '' me{)r bor^anben, bie
barbon gefc^rieben tjctten, al§ melc^er ©efc^rifften bnb
1 g-urcf)tfamc W 2 geburt BW 3 Salcn öon ß.] ed)\lU
bürgern B 4 5l6nigrctc^ 2}lt8nopotanta B 5 jl)re A jtiren B
6 f6nbte B 7 genötigt B 8 fiir^licft B 9 ©cftreibenben B
*) 2)er apffet feit nid^t toeit bom bäum, bnb ba§ falb geret^
geJBÖntgflid) nad.) ber tue. Mathesius Sarepta 9 a.
**) Stbler brüten feine "Xauben. Wauder 1, 31.
***) 5?alefut gern im 16. Jahrb. als eine gauz fern liegende
Gegend angeführt; vgl. Murner Narrenbeschw. 2-1, 12. Alberus
Fab. 39, 93. Lindener S. 179 Lichtenstein. Fischart pod. Trost-
buch 10, 16. 87, 8 Hauffen.
©efd^ic^tregifter inn ber ongetietoren SBrunft, ta Soleburg
fam^ti aUem tüa§ barinnen, barunter au(^ j^re (JIronid en ^
gewefen, berbrunnen, aU tjernad^ auff feinem ort foH oer-
melbet werben: @o n)ir, fpri(^e id^ nad^maln^, bem ge-*
meinen @ef{f)ret), melc^e^ nic^t alljeit Idr ünb nid^tig,
fonbern gemeinlic^ tva ni(^t* gar, boc^ gum tl)eil tüa^x i%
glauben geben, roerben ttjir befinben, ha^ jre erfte SSor-
oltcrn au| ®rie(^en[4]Ianb i)erfommen, bnb öon ber n^e^fen
ajJe^ftern einem erbo^ren fet)en. Söeld^eS bann, laut ob*
gefegten '^ ©pru(^§6, aufe j^rer eblen art önnb ^ot)en 2öet)§-
!^eit leic^tlic^ abgunemmen: al§ bann ber namen 25(2(5',
roeldtier ©rie^ifd) ift, ünb einen @(i)rae|er (mie bie ©ried^en
gemeinlt(^ finb, boc^ nic^t atle*) l^eiffet, beffen anä) etlicher
maffen jeugnu^ gibt. SBcIc^er auc^ önter ben gemelbten
22ßei)fen 9JJet)[tern jbr 3ln{)err geroefen, ift j^nen eben« jo
önben)uft, aU bem Siii>en'' @(^moII önbefant ift, öon
melc^cm Stammen ber ^Inbern ^frael er abgeftiegen.
3)o(f) fan man mutmaffen, tjnb ift au§ bi§f)er gefe|ten
©rünben gidublidj, tuie bie ÖJriec^cn me^rmaln gegen jre
guttfjdter önb Jßdtter be§ $ßattcrlanb§ önbanifbar gemefen,
onb nacf) empfangenen @uttf)oten biefetbige ma niti" gar
l^ingeric^tet önnb getobt, mie ben äRittiabemu, ^i)ocionem
tinb anbere, boc^ in§ @IIenb'2 oermiefen ünb au^ bem
2onb gejagt, aU fie bem 2t)curgo, Stfjcfeo, @o[5]Ioni,
Slriftibi, Stl^emiftoeli önb anbern me^rn geti)an, meldie au^
jl^rem Sßatterlanb flie{)en, önb fid^ anberftma i3 in frembben
2onben auffentiialten, önb jr leben öerjeijren önb be-
fd^Iieffen muffen, bj berfelbigen einer, fo ot)ne 5mei)fel
niti4 ber geringfte önnb fc^tec^tefte gcmefen, inmaffen ba§
1 @d)iltBerg mit B 2 S^ronicen B 3 nadömal B
4 nit B 5 abgefegten B 6 fprucfieS B 7 a}ii§no=
potami B 8 oben B 9 Süben B 10 too ntd)t B
11 2Kiatiabem B 12 ©Icnbt B 13 anberfttoo B 14 nicftt B
*) Vgl. Franck Sprichwörter 2, 45^: ©ie 2ltt)ener fetten
®emoflf)enem önb Dil gelerter berijiimpter leut, ba leret teber=
man ftol reben onb fcfimegcn, menig et)r lüarb aber ba mit ber
iijat eingelegt; bie ßaceb&monier bargegen maren geiDont gar
menig mort, aber öil mit ber tt)at su betteifenn.
10
SBercEei jeI6erft2 gcuget, in bie gemeltc SanbSart an-
fommen, fic^ bafetbften mit Sßeib ünnb ^inbern niber ge-
laffen, önb jelbtge naii feinem ablet)bcn ^inberlaffen ^aht.
2ln benjelbigen finbern ift tuax lüorben, n)a§ broben
gemelbet, önb fonft in einem anberen @prid)tt)ort öer«-
melbet tt)irbt, tteld^S^ qIjo lautet:
Ser 3lt)ffet feit ntd)t toeit bom Stammen:
2)a§ Äinb bereit befe iktterS 9kmmen.
®ann fie f dringen j^rem SSatter naä), an 2Bet)§^eit önb
S5erftanb, n)oIten be^t)alben, aU ^inber bk einmal gebrennt,
önnb mit frembbem fd)aben fing ünnb lüi|ig n^orben, ber
©riechen SSnbondbarfeit, ümb beren iniHen fie grembblinge
tt)orben, nic^t erfahren. Sarumb [6] mürben fie r^ate§,
inn f eibigen Sanben guücrbleiben, gemiffe ünb ftete*
mo^nunge jumoi^en, fic^ mit ber ^^elbarbeit ünb bem
$8ie{)e gubegetin, bamit fid^ ju benügen, bei einanbern ju
bleiben, bnnb frembbcr @efd)efften fic^ gar nit, ober ja fo
toenig aU jmmer mügtic^ anpnem.men bnb gubelaben.
[2. Cap.]
SSon groffer 2öet)^{)eit, önb fiol^em SSerftanb ber
Salen'^: mie fie be§f)alben üon Surften ünb
§errn üiet üon ^paufe^ abforbert' ünb
bef(^i(ft mürben, ünb baburc^ ba^-
fie^men^ in fc^aben gerateten.
9 2)emnac^ nun ber erfte Sale^o ein fo ^oc§ tt)eifer ünb
üerftenbiger Wann gettiefen, ift gut guerac^ten, ba^ er feine
1 SBercf B 2 felbeft B 3 tcelc^eS B 4 ftelte B
5 ©c^iltbürger B SSon groffer 2Betfet)ett önnb SScrftanb ber
SBt^enbÄrger W 6 §au6 W 7 abgeforbert W 8 i)a=
I)et)m W 9 an Stelle des ersten Absatzes steht in W 7, 4
bis 8, 6 (s. oben), darnach (mit Anlehnung an den Schlufs des
1. Cap. und den Anfang des 2. Cap. in AB): @old)er ©pruc^
ünb Sietmen I)at ftd} gnugfam I)ernad)mal§ an jren Skc^fommen
crmiefen bnb alfo glcic^fallö an |f)ren toa^r »orben, ma§ fonften
in einem anbern Sprödjmort bermelbct mirb, meldieS alfo lautet:
Ser 3lpffel fÄüt ntd)t met}t bom «Stammen,
S)a§ tinb be^dlt befe 5ßatter§ 9Jamen.
11
Jllnber nid^t i)abt laffen tute ba§ önuernünfftige SSie^e,
tt)el(^§i feinen |)crrn ober 9D^et)fter f)at, f)erumb lauffen,
ober ber Tluütx (roie j^ren oiel guttun pflegen) bie forge
befohlen: fon[7]ber o^ne gmetifel i[t er ein ftrdff lieber
SSatter gelüefen, ber j§nen nic^t^ arge§ nac^geloffen, bie
Jorge ober fie, bien^eil er geinuft, rocld^er moffen bie
SJJüttern \i)xt Siinber, jo j^nen bie Jorge 6efof)Ien bnnb
übergeben, öerlua^rlofen önnb mutterwittig machen, felberft^
getragen önb fte ju allem guten angeiüiefen, gelefiret ünb
gefü^ret.
^a^er fie, al§ bie öon jf)rem getreroen SSatter önnb
2e^rme^fter3 onterroiefen * morben, onb fleiffig geleiirnet
fetten: roie bann hk reifte i8ntertDet)fung ^ trnb Se^re'^, ju
toelc^er bie 9?atur ben @runb önb ha§ gunbament in bie
§dnbe' gibt önb felberft legt, fe^r öiet t^ut, önnb ha§
einmal angefangn?'' SBercE, meiere» fonft önootnfommen -'
bliebe, ob eä fc^on angefangen, ^ur öoInfomment)eit i»
führet, önnb f^meii einen ?Jamen gibt, mann ba§ 2eJ)ren
ünnb ha^ Set)rnen (meiere öberein^^^ be^famen^^ fein fotlen
önnb muffen, fo tüa§ gute§ barau^ foll merben), in bem
gunbament, melc^eS bie 9Zatur anfengtic^ gelegt ^^ ein«-
anbern [8] ergreiffen, önb ft(i) ein§ mit bem anbern öer*
gleichen önb öereinbaren: ba^er fie, fage ic^, auc^ mit
aÖen ©aaben önb 2;ugenben, öornemlic^ mit S[öet)§f)eit,
auf ba§ eufferfte önb t)öc^fte alfo begäbet ^^ önb gelieret,
ja öberfc^uttet mürben, ba^ j^juen bamaln inn ber SBelt,
miemot fie fo groß önb meit, bafe berfelben nod) fein enbe
gefunben, ob fc^on önenblic^er foften önb 5(rbeit burc^ bie
S)enn fie fd&lugen j^ren SlltüÄttern nad), an 2öetfe^ett önb 2.^er=
ftanbt, üon toelcöen fte üon Sugenbt auff angetjalten, ünb ntcöt
ffiie ba§ ünöernünfftige SSiet) lauffcn laffen, uiel ttjentger üon
jt)nen ftnbt üerjÄrtelt ober it)nen einiger 2JJuI)tü)il geftattet
toorben. 10 @cf)tltbörger B
1 teelc^eS B 2 felbeft B 3 tion jfircn getreutoen 23Sttern
önb 2el)rmetftern W 4 ünbertotefen B 5 23;nberroeiiung B
6 2et)r W 7 öAnbt W 8 angefangene BW 9 Dnöoa=
fommen BW lÖ 5ßoüfommenbeit BW 11 jtim W 12 öber=
ein W 13 betifammen BW 14 geleget BW 15 bt=
gabt BW
12
üner)ettli(^e ^ifponicr önb anbre i barauff getnenbet tüorben,
niemanbt borgufelen (tüa§? Dor5u[e|en? guüergleic^en, fage
öil meör) geroefen. ^ann bie tuepfc Seute lüaren ju ber«»
fclbigen geit gar bünne gejdet, önb tvat bmb berfelbigen
einen, mann fie- etroann einer ^erfür tf)ete önb fefien lieffe^,
c,ax ein fel^anies^ bing. (Sie «jorcn ni(^t jo gentein, lüie
fie je^unber finb önter ön§, ba jeber, önb gemeinlid) bie
grofte J^oren önnb Starren, mil n^etife fein, önb für !Iug
gegolten tuerben.
^er rf)um önnb ba§ lob öon folc^em j^rcm ^o^en
SSerftonb önb üortrefflic^er $ß3c^B^eit, crfdiaÖe balb inn
allen [9] ömbligenben Statten, ja burd) alle Sanbe^ breittet
fid^ berfelbigen fc^et)n önb glan| au^, önb lüorb Surften
önb §errn befant. 5ß?ie bann ein fo ^errlic^e^ Siecht fid^
nid^t Iei(^tlicö öcrbergen Ic^t, fonbern allzeit ^erfür leud^tet
önb feine ftraln öon fid) luirfft. S)al)er bann gef($ei)en,
ba'^ offtnialn^ au^ ferrngelegnen orten öon ^ctifern, Königen,
Surften, ^errn önb Stetten', ftattli(^e^ SBotfi^afften ju
jf)nen obgcfertigct n^urben, bct) j£)rcr S5?et)§^eit in jlceiffeligen
önb fpdnnigen fadien fid) 5Ra|t§ guer^olen. 2)a bann all«<
geit guter 9ta^t bct) jtjnen überflüffig §ufinben gertiefen:
al§ bie ha öoEer SBe^^fteit ftcdten^. 9}?an befanbe aud^
nitnmer, baß j^re treme 9^i)atf(ildge, fo fie gegeben, ttjeren
o^ne fonberbarcn nu| önb frud)t abciangen, önb ba§ nii^t
aÖ^eit ba§ barauff erfolget luere, löa§ man gcfuc^t, fo man
benfetbigen gefolgct önb nadigefe^t^'J: ttjelc^eS bann ge=
fc^e^en foH önnb mufe, fo man begeret etma§ guteS'i au^=
Surid)ten. Solc^eg brad)t jt)nen erft ein rechtes [10] ;9ob
be^ jebermcniglid^em, önb fc^öpffet jbnen einen'- groffen
DZamen burd) bie gan|e SBelt.
S)a^er fie bann aud) ju me^rmoln ^od^Iic^ begäbet
önb öeref)ret mürben, mit ®otb, Silber, ©belgefte^n, önnb
anbern !6ftlid)cn fairen önb Sllel^noten, mie fie mol md^rt
maren: bann bie SBei^^eit marbe'^ bamaln meit l^o^cr
1 anbere BW 2 ficf) W 3 IteB W 4 fel^amg W
5 nUen Sanb B atle «anbt W 6 offtmalS W 7 ©labten B
8 ftotlidie B 9 ftccfen BW 10 na^gefefeet W 11 anm
BW 12 ein BW 13 marb W
13
gefc^e^eti aU je^unber, ha bie 9Jarrn- ^erfür gebogen,
bnnb oben on, etraan auc^ allein an ber |)errn Jafeln
gefe|t, bie 2Bet)fen aber ring gefc^e|t, toa'^ nii^t gar öer^
a^tet önb öer[toffen werben. 2BeIc^e§-i fie boii) aUeö, al§
roeife onb öerftenbige Seute gering fc^e^en: hielten? barfür
(raie aud) geiui^ ünb loa^r) ha'^ bie SBe^ßfieit mit feinem
@ut nod) ®cibe-^ ^uhr^ahkn, al§ melcfte ba» anbre"
alle§' ömb fo oiel übertreffe, al§ bie ^elle liedite ©onne
mit j^rer ^larfieit bie anbern Sternen, welchen fie j;t)ren
f(^e^n gibt, übertreffen tf)ut. jDann,
2)er l)6d)ft nacf) (Sott bcr Bel}fe ift,
Sern nimmer an feim @ut gebrift:
[11] 3[i reid), frei), fd^^n, ünb totrbt gecljrt.
2;ru^* einem i^btüQ ber§ i§m toetirt.*)
@nbli(^ fam el barju, bafe t?rurflen önb ^errn^, fo jfirer
in feini" lüeg entri)aten fonnen, nicf)t me^r njotten i^re
iBottfd^afften ju jtinen, fie umb 9t§at ansufuc^en, fenben:
fonber'i e§ begeret jeber ber Solen '^ einen felberft^^ Ijcrfon"
Uc^ bet) fid^ am |)ofei4 ^nb an feiner Stafcfn jutjaben,
bamit er fid^ beffelbigen ^u fürfaüenben ©efc^dfften tdglic^
braucfien, önnb auß feinen Stieben, aU au^ einem ön-
erfc^öpffüc^en 33runnen be§ beften SBaffer», bie 23et)§^eit
leimen onb fc^opffen fönte i\ 2Bie bann einem dürften
nichts ^ierlid^erS anfielet i*^^ al§ er aucf) fein groffer önnb
t^emrer'' ^le^not §aben fan, aU bie einige 2Bet)§£)eit:
bmb met($e, aU b^ f)oc|fte ®ut, fo ber SEJienfc^ in biefem
Seben erlongen fan, ber ^onig Salomon fo jnniglicfieni'^
@ott gebetten: bie bocf) nit^t beffer jugeminnen, ünb fo Dil
t)n§ 2)Zenf(^en müglic^ burc^ mittel ^uerlangen, als fo
man, in betrac^tung ba^
1 geiefeet BW 2 Starren W 3 mo BW 4 28dd)§ B
5 @elt W' 6 anbere W 7 aU B a(§ W 8 2rD§ W
9 Ferren BW 10 feim W 11 fonbern W 12 3cf)i[t=
börger B SBigenbÄrger W 13 fclbft W 14 §off W
15 f6nbte BW 16 anfielet W 17 t^etoerer W 18 innig=
lieft in W
•=) Horaz Ep. I, 1, 106
14
[12] dlaäj bem fic^ einer gfeften^ ü)Ut,
ßr gtüiBlid) tcirbt 236^ ober @ut,*)
fold^e SeHte^, be^ toelc^en fold^e |o^c ®aht leuchtet onb
l'c^e^net, omb fic^ t)at, btefelbige t|6ret ünb j^rer tce^fen
Sieben tDafirnimmets, felbige^ bereit, önb gu nu^ bringet ^
SSer ^ed) anrt)üret, ber tt)irb bar Don befubelt: föarumb
folte bann ber, jo fic^ §u ©utcn bnb SSeijfen gefettet,
nickte aud) @ut Dnnb Sßeljje' werben? SIber toa^ tuere
e§, ba§ i(^ öiel foüe barüon jagen?
SSmb erftgemelter örfac^en roitten, tüurben tdgüc^ auB
ber Salen* gal je^t einer, balb miber einer, je^t biefer,
balb jener befoiirft, bnb öon ^au§ obgeforbert, in tüeit^-
gelegne Sanbe^ ha man j^rer gufunfft notig bnb raartenb.
SSnb bemnadE) jtircr nid)t fo Dkl gcmefen, boB einer ben
anbern ^ette fönnen an fein ftat^o jtetten: n)ie etiuan ge=
f(i)ie£)et, inaii man beren, bie ben Sllten auff bie (Seel
warten, onb fie mit bem Te Deum Laudimiis'^ gum
©rab's geleiten, folc^en bberfluffe ••* bat, ha^ man nic^t
weift i=, waiß man [13] einem frummen §afen einen frummen
©edel finben bnb au^erlefen fotte:*) fam e§ in fur|er
seit bobin, ba§ fcbier feiner met)r anfiepmfc^ i" bliebe,
fonberi* atte bon ^aufe obwefenb mürben. SJiuften alfo
bie 2öet)ber an ber 3}?dnnerniö ftat^o ftefjen, bnb für fie
atte§ bermefen^i bnnb berfelien, ben r^dhham, ha§ SSiet)e,
1 flefeüen W 2 2eiit W 3 Warnimpt W 4 bie=
felbtge W 5 bringt W 6 nit B 7 toeife W 8 (S^ilU
Bürger B SBi^enbiirger W 9 ©eitgelegene ßanbt BW
10 fein ftatt B feine i"tatt W 11 mo BW 12 laubamuS
W 13 @rabe BW 14 bberftufe W 15 nit tteife B
nicbt tneiB W 16 too BW 17 anbci^mifcb W 18 fonbern W
19 ÜJidnner W 20 ftatt BW 21 üertoalten W
*) Vgl. Eiselein 230 ein b6fer (Sefelle fü^rt ben anbern gur
^büc; Henisch 1557, 26 5U wellicbem einer ficf) gefeilt, ein folcben
WHarxn tf)n felbft aucb ^tlt.
**) Vgl. Henisch 668, i fein fo jcblimmer pitt (Hafen), man
finbet einen bediel barauff. Hier heilst die Eedeusart: wie man
für jeden einen für ihn geeigneten Platz finden soll.
15
önb onberg ba§ fonft^ einem SOZann guftefiet^. SBeld/S^
fie boif) nic^t fo gar bngern get^an: hkmil fie, bie one
biB ben ÜJictttnern attjeit begeren nad^ bem Sart gugreiffen,*)
lierburc^ ben getualt in bie ^dnbe befommen, önb 9J?e^[ter
@iemann**) ba^e^men »orben.
SSie e§ ober noc^ i)tnt bi^ tag§ pflegt jugefdie^en,
ha'B SBel^ber Slrbeit bnb (3mmn, gegen bem fo bie Ttanntv
arbeitten önnb gewinnen, fe^r gering ift, önb ob fie fic^
fc^on auff§ ^efftigfte önb müglidifte bemühen onnb gablen,
bennoc^ wenig bamit au^ric^ten, alfo gieng e§ gu Sale^»
burg^ bife orts aiic^. 2BeIc^e§^ gutierfteiin, wann bie
SBepber ber SCRdnnern^ 5Irbeit öerrii^ten fotten. @onft
finb [14] bie 5Irbeite ber SSet)bern önb äJiannern' alfo
önterfd^eiben, ba§ alle HJJdnner nit^ fönten ^ ein ein^ige^
Sinblinio, Wie flein e§ au(^ were, geberen: fie Weiten e^
bann ausbrüten ii, Wie jener bie ^dfe*^, ani Wellen er
meinet ^dlber au^äu^ecEen:***) toit man bargegen öiel
2Ber)ber tiaben müfte, fo man burcEi fie bie fefte Statin
SSien in Defterreic^ '* (welche ®ott ber ß^riften^eit gu
fc^u| lange geit fd)irmen önb erfialten wode) ober bie
namtiaffte Statt (Strasburg, mit gwalt^^ gewinnen fotte.
2)ann au^ mangel beg bawen^, fingen an bie ©ütcr be§
gelbes i*^ abgunemmen, önb aufe bem 58awe gufommen,
fintemal be§ §erren gu^tritt, welcf)e aßein ben Slder red)t
IfonftenW 2 ^ufte^t W 3 2öelcöe§ BW 4 ©cötlt*
BurgB SSi^enburg W 5 2öelcfi§ BW 6 ben 2)UnnernBW
7 aßetber ünb mhmm W 8 nic^t BW 9 fonöten W
10 ^tnblein BW 11 aufebrüten BW 12 tÄfe W 13 Stabt
B Statt W 14 Dfterretcö BW 15 ©ewalt W 16 ^-elbS BW
*) Frey Gartenges. S. 29, 28: ®§ gefiel ber r^atfc^lag
ber frawen (bie ba one ba§ begtriger finb nad^ bem ganm gu
grdffen önb bie brüd) anjüttjim).
**) ©iemann für die Frau, die Herr im Haus ist, vgl.
Kurz zu Waldis Esopus IV, 70, 55. DW. 10, 1, 960.
***) Anspielung- auf eine mehrfach von Hans Sachs be-
handelte Geschichte, wie ein törichter Bauer, dem ein Kalb
in den Brunnen gefallen ist, aus einem Käse Kälber brüten
will, bei Kirchhof Wendunmuth 1, 414 von Claus Narren.
Vgl. Bolte zu Frey S. 214.
16
tüngen, borauff nic^ti gefpürt^ tüurbcn^: ta§ SStefie,
tüelc^c§ fonft burd^ be§ Ferren 5Iug rec^t fett tüirbt,*)
toaxi mager, öertüilbet önb t)nnu^*: alle SSerrfgcug ünb
gefc^irre^^ lüurbeß jurf^Iiffen, nitfitä öerbeffert ünnb tütber
gemad^et^: ünb ipeld^S^ jj^g argftc, ba§ ®efinbe, ^inber,
^ned^t önb äJidgbe lüurben öngetiorfani, önnb iDoIten [15]
ni(f)t gute§ ntetir tf)un. ®ann fte berebetcn^ fi(^ jelbcrft,
tüeil j{)re §crrn bnb 9!J?et)[ter nid^t ani)et)nifd^ ' <^ weren,
önnb man ober berfetbcn nirf)t entr^aten fonte^', fo ftunbei^
€§ ja i^nen gu, ba^ fie in beffen 9J?et)[ter roeren. 9BeI(^e§
alle§ fein tonnbcr gemcfen. ®ann, mt fd^on gum t^eil
öermelbet,
'^tS' §crren'^ Sritt ben 2l(fer tüngt,
^eS §erreni^ 9lug ba§ 2}ic!^e üerjüngt.
2)er §erren" gegenlüertigfeit
§elt in geliorfam ilned^t trnb S!JJei)b".
2Ba^^ ber §err ntd)t fclbfl fommet :^tn,
2)a tft gctt)ife(td) fcf)led)t ber ©trinn^^
S)a^ olfo, in fumma ^ureben, weil bie frommen
Saleni' jebermann begerten ^nbienen, önb alle§ rid^tig ^U"
machen, tt)o§ önriditig war, ni(^t aufe ®et)| önb ömb be§
lieben @elb§ mitten, fonbern wegen ber gemeinen woIfat)rt
önb wolftanbeg, fie baburc^ in öerterblid^en^s fd)aben ge-
r£)ieten: önb j^nen eben gieng, aU benen, tücli^t bie
balgenben begeren^s gufc^eiben, önb triebe jumod^en. S)ann:
2ßer Salgcr gern bcrtl)ebtgct2o,
Slm erften toirb befcöebiget.
i ntt B 2 geft)i'iret W 3 toürben B (tnitrben 6)
4 ünnug BW 5 ©efdjivr W 6 iDÜrbe W 7 gemacfit
BW 8 toelcöe§ W 9 hcxcbtm W 10 an^eumifcö BW
11 fönte W 12 flünb B (ftiinb G) ftmtbt W 13 iperrn W
14 mm^ W 15 2Bo BW 16 fc^Iecöter (SftJinn BW
17 ©rf)illbürger B SBi^enbftrgcr W 18 oerberblidjen BW
19 begehrten AV 20 tiert^ei}biget W
*) Franck Sprichwörter 1,18»: ®e§ berrn fu^ bftngt ben
adex n)0l. 2)e§ tiern äuge mac^t baS öi^e feijfet.
17
[16] ©etreto Sienft, geben b6ien 2o^n,
S^nbatid, fonft ntcfjtS, bringt man barbon.*)
[3. Cap.]
SSie bie SBeiber §u Saleburgi ra{)t faffen, j^re
ajJdnner tüiberuntb ^et)mb juforbern, bnb be^^
falben ein ©direiben an fie abgefin^ Ueffen.
@in lüimber bing ift e§, bo^ toeber bie 9)Zdnner ofinc
bie SBe^ber, no(^ ^ergegen bie SBe^ber o§ne bie SOJdnner,
fonnen £iauB§aIten: tüegen be§ übergroffen öngemoc^g önnb
fd)aben§, fo au§ folc^er abfunbcrung entfielet. Sann tva^
fein 9Jiann i[t, ba ift au(^ fein SRe^fterfc^afft: tva'^ fein
gjie^fterjc^afft ift, ba ift fein gord^t*: m^ fein Sorc^t*
ift, ba t^ut jeber toa^ er tüil: tra^ jebeS tf)ut tua^ e§
iüil, ba folget''' feiten ein§ beö anbern rf)at: ttja^ fein§
bent anbern folget, ha wirb feiten etiü5 rec§t§ baraufe.
®§ mu^ ja aHäeit ein§ bem anbern bie |)anb ba^er reidien^,
tjnnb bie Strbeit, bamit fie gefürbert werbe, abnentmen:
tüie in ber wolbeftelten Statt [17] S^ürmberg'' bie §anb*
tüercfer gegen einanbern» jut^un pflegen. S)argegen tna-'
fein Söe^b ift, ha I)at ber SKann fein f leine §au^l)altung:**)
t)nb tüa^ ber 9JJann fein f leine §au§§altunge'' ^at, ha
ift er in ber groffen ^au^Ijaltung fc^on gefdilagen. S)ann
h)ann ber ^agel, al§ man fpric^t, in bie ^ui^en^o fc^Iegt,
fo f)at er a(lentl)alben getroffen. *'^*) S)a^ iä) ber Sinber*
1 8cötltburg B Sßi^enburg W 2 abgeben W 3 too
BW 4 f^urcöt W 5 folgt B 6 barreidien W 7 01örn=
berg W 8 einanber W 9 ^aufetjartung BW 10 ^iid)en W
*) Ungebetner ®ien[t l)at feinen 'Sanf. Simrock 1617.
<Setrett)en fleifftgen ©ienft pfleget man mit tinbandf su üerlo^^nen.
Henisch 706, 33.
**) Vgl. unten 20 und 24; Keine :^au§arbeit in gleichem
Sinn häutig bei Schumann Nachtbüchlein (s. Register 426),
«owie in Hoffmanns Gesellschaftsliedern 153 und in den Sätzen
von der Leffeley, Scheible's Schaltjahr 3, 639 und 645; f[etne§
l^anbtoerf bei Frey Gartenges. (s. ißegister 297).
***) ®er §agel Ijnt jbm in bie ^öcfen gefcfjlagen. Mathesius
Syrach 1, 121 a. Unser Sprichwort bei Simrock 6003.
Das Laiebuch. 9
18
gud^t, ünnb onbrcr' fachen, bi^'^ ort! nit gebende. 9Kog
iä) alfo fagcn:
SSa^ ein SDIann ift, aber fein SBctjb,
5)afclbft ift ein i^anpt^ otjnt 2ci}b.
SSnb iDtT'* ein 2Bei)b ift o^ne fflJann,
®a ift ber ßei)b, fein §aupt« baran*)
2)Qi)er, nieil fein§ oljne ba§ anber gan^, bnb be^tjolben
ein§ o£)n ta^ anber nid^t be[lc£)n' tau, gef(i)iel}et e§, bo^
je ein§8 be§ anbern begerct, baffelbige fu(^et, t»nb gu [id^
nintmet^: önangefelien ha'^ fie oft mit einanbernio öncini
merben, bnb bcr Tlann etiuan ba§ SSe^b qu§ bem ^ou^
jagt, bargegen öilmolnii \)a§> Söe^b ben aJiann in SlMeg
treibet.
®a^ folc^em alfo fe^ei^ önb nicf)t Qn[18]berft>3 ift au§
bem fo ^ernac^ folgt ^^ gnugfam^^ abpnemmen. Sann in
betrad^tung beä lmr^at§ önb bngcniadf)ö, fo on§ ber ßalcn ^^
obraefen tdglid) onb oielfaltiglii^i' erfolget, fame bie gan|e
n)et)biid)e ©emeinbe^*, njeldje in beffn^^ ha§ ^Regiment
führen, önb beffelben ©mptcr üerniialten nmffen (lüie meint 20
jr b5 eö gangen fet)e?2i) gufamen, ben gemeinen 9?u^ önb
beffeIbigcn-2 S^olftanb önb molfalirt 5ubel)er|igen önnb §u*
bebencEen, bnb bem obligcnben öerterblic^en^s (Schaben ju«»
begegnen, äuflemren bnb ^nmeJjrcn: bamit olfo jrer ©ütcrn
bnb ©eiücrben abgang, ja j^r oller enblid^eS berterben 24
önb bntergang2">, borfommen bnb berijutct tunrbe26. 9^ad^
langem bebenden önb bielem gefd^natter bnnb gefc^me^,
1 anberer W 2 biefe§ W 3 2Sd BW 4 ^dupt W
5 \oo BW 6 §Äupt W 7 beftelicn W 8 eine§ W
9 nimpt W 10 einanber W 11 uielmalen W 12 fet)
BW ■ 13 nit anber§ B ntc^t anber§ W 14 folget BW
15 gcnugfam B 16 ©d)iltburger B SBi^^cnbürgcr W 17 bieU
fMtiglid) BW 18 @emein BW 19 beffen BW 20 met)=
net W 21 feij BW 22 beffelben BW 23 berberblicfeen
BW 24 berberben BW 25 bnbergang B 26 toürbe BW
*) 2)er Tlaxm ift ba§ §aupt bnb bie g-rau fein ßeib.
Wander 3, 375. Unser Spruch bei Weidner 5, 191.
19
tüurben fie Ui^lidi ber fa(^en ein§, ha^ [te tüolten^ j^re
9JJdnner luiber abforbern, önnb f)ei)mb bcruffen.
Solche $Rf)at§ ©rfantnu^- in§ SBercfe ^uricfiten, lieffen
fie [olgenber ntaffen einen S3rieffe'^ ftellen ünb fdireiben,
onb fd^idten burdf) 9ett}iffe SSotten benjelb[19]igen in alle
ort bnb enbe, ha [ie tüuften ba^ j^re SJidnner waren: ber
bann \^n allen, önnb jeberm jnjonberiieit folgcnben jnn-
f)alt§ sulefen furfontmen.
[4. Cap.]
Stbfc^rifft be« S8rieffe§4, fo bie SBe^ber ju Säte-
burgs an jre SJidnner bie Salen^ gefenbet.
SBir bie gan|e SBel^blic^e ©emeinbe' ju Saleburgs,
entbieten end) unfern getreten f)er|(ieben (Sljcindnnern
fomptIic^9 bnb fonberHd) önfern gru^, önnb fügen £)icmit
5Utt)iffen: ©cnmac^ (@ott Sob önb S)and) önfer gan|e§
©efc^ied^t mit t)D(^fter 5ß?et)B^cit önb öerftonb folc^er ntaffen
begäbet önnb öor anbern gefegnct, bafe auc^ njcitgelegne i'^
i^ürften önnb ^errnii foldje nicf)t attein jufioren, fonber
ou(^ bcrfelbigen fic^ in sufaUenben ©efc^dfften gugebrand^en
fonberbaren Inft ijaben önb öoraufe begeren, önb be^n*
i)albeni"- cui) atte gu fid) öon |)au§ önb ^ofe^^, öon
SBepbern önnb ^inbern, abforbern, önnb nun lange jeit
bet) fid) [20] bet)alten: ba bann jnbeforgen, bafe fie euc^
nid)t jrgenbi* mit ©oben önb SScrtjeiffungen, mdä^t bn)
fotd^en ^^^erfonen fel)r gro^ önb gut finb, folc^er nmffcn
öerijefften önb öerftriden, haS^ j^r gar nic^t mei)r ah"
!ommen !6nnet, fonbern in ber g-rembbe, mietuol rair fonft
ouc^ {5"i^embblinge finb, ferne i^ öon'« |)aufe önb ^ofei',
ferne öon ön§ önb efören lieben Sinberlin, ferne öon allem
toa§ mä) lieb ift önb angenem, etoer ßeben anbringen ünb
1 iooltm BW 2 (SrfÄnbtnufe BW 3 S?rieff BW
4 23rieff§ W 5 ©cftiUburg B SBigenburg W 6 bie
ßalen fehlt BW 7 gemeine W 8 ©d)iltburg B 2öi^en=
bürg W 9 f^mptlid) BW 10 iDcijtgeleqene W 11 Ferren
BW 12 beiienf)alben W 13 §off W 14 jergenbt W
15 ferrn W 16 Dom W 17 §off BW
20
befcfilieffen muffet: 33nb ober ^ter3mtf(^en önfern fa(^en ju
£)aufe raeber geri)aten noc^ ge^olffen ift, finteinal alk hing
in abgang ger^aten, ha§ ?}elbei, auä lueld^em tüh ünfer
SJa^rung ^aben, aufe manget bei bamenl öertirbt^, ba§
$ßtef)e öeriuilbct, ba§ ©efinbe önge^orfam rairbt, hk ^inber,
tpelc^e rair arme SJ^üttern^ gemeinlic^ gar ju fe^r, önnb
met)r all offtmaln^ gut ift, lieben, mutroiHig tuerben: ha'^
luir anberl öngemac^l, fo au§ erocrm abmefen entftet)t,
jnmaffen j()r nac^ eroerer 2BeiBt)eit önb ^ofien oerflanb
fetberft^ erad^[21]ten fonnet, gefc^iueigen, önnb auc^ beffen
nite gebenden, baß tmfcr ©efd^Iec^t ber Salen', luelc^el*
nun fo üil jar lang gcirdret, baburi^ in abgang fommet,
önb üu§ mangel ber fkinen öauBfialtung jule^t gan^ ah
önnb önterget)et'': Sltfo ^aben mir, in betrac^tung biefer
tinb anbreri*^ örfac^en, nii^t fönnen tmterlaffen i', mie mir
bann auc^ gut^iun ft^ulbig, eud) f)iemit emerl Seruffl önb
2Imptl äuerjnnern, önb miberumb J)et)mb gumafinen.
Söelc^el bann jt)r ömb fo öiel befto me^r önb etjer
annemmeni- önnb tt)un merbet, in betrac^tung önnb ju
l^er^en füfirung, mie fo gar önbiHiciier meife mir arme
SSeiber öon eud), bie j^r öns nac^ emerem ^ufagcn önnb
öerfprec^en Zntu önnb ©laubcn jufialten önb äuleiften
fc^uibig önnb öerbunben, nunmebr ein lange geit fo gan|
öerlaffen gemefen, gleic^fam all fetten mir miteinanberni^
nicfitl icmalni-i meber jufrfiicfen not^ ^ufc^affen gehabt '-^
bie mir bodi emer et)gen g-Ieifcf) önnb S(ut önter önferm [22]
^er^en getragen ^oben. Sft el bifliifi, önb burc^ bie
9?atur felberft'ö ex)ngepf[an|ct, 't^a'^ aiid) ünöernünfftige
tf)iere j^re ^uc^te'' önb @efe5fd)affte '^^ niti^ öbergeben noc^
öerlaffen, beffen augenfdieinlicfie ©Eempet euc^ tdglii^ fd^am»
r^ot machen folten: mie öiel mebr gebürt^o firfil einer öer=
nimfftigen ©reatur, einem -i 3Jienfd^en, fo mit SBei^^eit önb
1 Ivelb BTV 2 ücrberbt BW 3 SJ^i'itter W 4 offt»
mall W 5 felbeft B felbfl W 6 ntc^t W 7 (2d)tlt=
bürgcr B Sgi^enbörger W 8 toelcbl B 9 bnbergebet B
10 anberer BW 11 onberlaffen B 12 annemen W 13 ein=
anbein B einanber W 14 jemall W 15 gefiabet B
16 felbft W 17 3ud)t W 18 (Scfenfcbaft W 19 nidit
BW 20 gebitret W 21 einen B
21
Sßer[tanb begobet, feiner ©efelltn anju^ongen, önb ber[elbcn
getretre J)ilff önb bet)[tQnb 3u(eiflen. SBie ]o gar bnbiUic^
Dnb tüiber bie 9?atiir e» jeriei, ha'^ einer fic^ felberft^
öerfaume, ba§ fönnet i^r JüoI erachten. 2Bie fönnt bann
jt)r on§, önnb f)iemit eud) felberft, fintemal 2Bir dnb ^i)X
ein Sletifd^ finbs, öerlaffen? 93ebencfet bie Sinber, fo roir
mit einanbern^ erjeuget^ önnb erbof)ren, n^eld^c nun aH-
bereit anfangen aufragen: racr boc^ j^re SSdttcr fet)en?
SSa§ meinet jt)r, ba^ fie eu(^ für groffen ®ancf fagen
werben, njann fie crn3a(i)fen, onb üon un§ üernemmen*^,
raie fie öon eucE) troft unb i)i(ff(oB' öerlaffen, önb bem
öerterben^ önb [23] öntergang^ fürgeleget, ja fürgeroorffen
morben? 9}Zeinet jr nit'", baß bie natürliche Siebe önb
äunei)gung, fo fie gu euc^ tragen fotten, fjierburcf) aufege^e?
gürwafir ba§ ®(ücf ift finiuel önnb löancfclbar,*) öcr-
fe^rt^' fic^ balb. ^abt jf)r nie getjört biefen alten @^ruc^?
Sungfratüen Itcb önb Dtofen SBIetter,
^er §errn>'^ (Sunft, SIprelTcn'^ gßetter.
%alid) Söörffcl, önb ein S?artenfpiel,
Sßerfef)rn fic^ balb, irer§ glauben teil.**)
SSermeinet j^r, iia% ber dürften önnb |)errn" gunft beftenbig,
önb allzeit gegen euc^ gleich merbe genepget fein?***) S)ie
alte §unb, löonn fie firf) mit jagen abgearbeitet önnb aufe-
gebienet ^aben, alfo ba^ fie mit j^ren ftumpffen 3ttnen bie
1 fet) BW 2 felbft W 3 fetinb W 4 einanber W
5 erzeiget B 6 öernemen W 7 §ü[ff(ofe W 8 ber=
berben BW 9 önbergang B 10 nicftt BW 11 öer=
fe:^ret W 12 §erren W 13 2(priücn BW 14 §erren B
*) Franck Sprichwörter 1, 80a: S:a§ glucf ift finmel. 2;a§
glüdE rab ge^t bmb.
**) Franck Sprichwörter 2, 179^: g'ratoen lieb, I)errn gunft
önb rofenblclter, öerfercn fi^ mk Slpriüen metter. SSürffel,
gl6(f, ünnb feberfptl, Derferen fic^ ttier e§ glauben bnb mercfen rail.
***) Der folgende Vergleich der Lage eines ausgedienten
Hofmanns mit dem Schicksal eines untüchtig gewordenen
Hundes geht auf Eärchhof Wendunmuth 1, 160 Sct:gleid)ung
befe §ofIäben§ zurück.
22
§afen ui(f)t mt^x ^aikn föniten, fo pflegt fie ber S^ger
an ben ne^ej"ten SSaium ber jfinen gcfettt, auffsutiencfen,
beloönet ^iemit jfire treme ^ienfle. 2Bie diel befjer önb
nu|Iic^eri, ja rfiümlicfier tmb (66Iid)cr raere eg an euc^,
wann jr baf)c^men ju {)au§, eiöern felbft eignen farf)en
ünb f)dnb(en nac^[24]ge^enbe ünnb au^martenöe, in guter
gre^l^eit, Üiu^e önb frieden, lebeten, ber grücfiten ercerer
©ütern genteffen treten, tjnb euc^ mit 2 eroern 2Beib onb
^inbern, (Sefrcunbten' onb SSeriüonbten, crlu[tigten^ onb
erfrelüeten, nic^t beforgenb, baß jemonb eu(^ üon foCc^er
8ret)£)eit, bie f)öt)er al» oHcy ©olb önb @elb jui'c^elen,
tringe ünb üerftoffe. ^nb ob jrf)on bem alfo, 'Qa'^ man
frembben Seuten bienen Dnb ^e(ffen foH önb mufe: fo
fönt jt)r folc^e^ wol t§un, önb bennoc^ be^m ^aufe önb
bet) ben eroern bleiben. 2Ber emcr bebarff, ber lüirbt euc^
lüol finben önb fuc^en, ober el^ t^ut j^mef' nit' fonber-
lic^ no^t.
@oIc9§^ alle§ werbet j^r (liebe SO^dnner) öiel beffer
betraditen önb ermegen, als luir e» fc^reibcn woffen-': ba'^
namiid) i" bie fachen öorgcmelbter maffen bcfc^affen, ja bofe
noc^ öiel me^r wii^ti-je önb tringenbe iörfac^en, beren luir
otl^ie gei'c^raiegen, eud) bargu bewegen önb treiben foHen.
^iemit bifem Srieff enb mocfienbe, befter'i §offnung biefe
önferi2 [25] erinnerung önb erma^nung werbe bet) eui^ fo
öiel :p(a| önb ftati^ finben, ha'Q j^r eucf) olfo balb önb
önuersogentic^i^ auffmad^en, önb f)eim fet)rcn werbet: wai-^
jr niti'^ balb freinbbe 586gel in euwerm etignen'' 9?eft fe^en
wollet, önb boren ha^ fie gu euc^ fprecben: S5or ber tt)ür
ift brauffen. jJ^aruwb fet)t für f(^aben gewarnet, öe-
fc^Ioffen önb geben 3U Saleburg'^ mit euwerm @igel,
welche? euc^ önnb mit nicbten öne Söe^bereni^ ^^u öer«»
Wai)ren flünbe^o^ öerfigett önb öerwa^rt, auff jar önb tog, 2c.
1 nufeltc^er BW 2 wit W 3 erlöfligten W 4 @e=
freunben B 5 e§ fehlt BW 6 jt)m W 7 nict)t BW
8 Solches W 9 woüen B 10 nemlid) BW 11 beffer
BW 12 bnfere W 13 ftatt W 14 ünoeräogentlicö W
15 WD BW 16 nicöt BW 17 el)8encn W 18 ecf)tlt=
bürg B Söigenburg W 19 SSeibern BW 20 ftunbe 2B
23
[5. Cap.]
SSie bie SJidnner auff empfangne§i ©^reiben
wiber ^et)m fe^rten'^, onb rote fie oon j^ren
2Bet)bern empfongen würben.
©oBalb bcn SJidnnern ba§ gemelbte (Sd^re^ben be*
^enbigt^ önb überantroortet raorben, önb fie beff eibigen
inn^olt gelefen bnb oerftanben I)etten, warb j^nen alfo balb
jr ^er^ baburc^ htxuijxt, olfo bafe [ie in fi(| fet[26]berft^
[dringen, gebencEenb, ba§ beme ja alfo, mt bie SSepber
gefc^rieben fetten, mere be^ijalben i)6c^ft notroenbig, ba^
fie lieber f)et)m fetjrten. SDorumb bcgerten fie alfo balb
öon i^ren |)errn ein gnebigeä SSrIaub, ha^ fie in6(^ten
i)eim fe^ren, önnb jf)res §au§gef(f)dffte recbt befteßen ünnb
lüiber auff önb anricbten. @oIdöe§^ tüarb jfinen öon ben
^errn begünftiget önb gugelaffen: toie rool fie e§ öngern
getljan. S)ann mer luolte folc^e lüetife 2eutt)e' nirf)t gern
aUgeit ömb önb bet) fid) ^oten? SO^uften boc^ jfinen öer-
l^eiffen, tva^ man \^xtv f':rner beborffen rourbe^, fid^ ju»
gebrauchen ,5ulaffen. 3IIfo f amen bie Säten 'o, nac^ bem fie
lang gnug au§ gemefen, tüiberumb {)et)m, ef)rlic^ önb root
begäbet 1': oI§ bann ein 2Bet)fer 9!JJann atter @^ren önnb
atte§ @utei lüot rod^rt ift, önnb nid^ti2 ^u üiel lüere, roann
man j^n fd)on mit ®oIb au^roegen folte.
Sie funben aber in jrer miberfunfft foIdf)c önrii^tig*
feit önb önorbnung in atlen fachen, ba^ fie fi(^^, iüie
n)e^fei3 fie [27] auc^ roaren, nictit genug i^ öcrrounbern
fönten: toie e§ boc^ fönte mügfid^ fein, 'oa'ß inn fo fur|er
§eit j^reö abtrefenS ficf) fo öiel fietten follen öerfebren.
Stber 3^om, fo inn öielen jaren faum gebaumeni'^ toorben,
fan tt)Dl inn einem Sag gebrochen önb gerftoret^^ roerben.
S)erSaIeni' SSet)ber würben jtjrcr 9}idnnern'^ gufunfft
l^albeniä fe^r fro^e: em^fiengen fie boc^ nic^t tt)ntxkt) maffen.
1 empfangenes BW 2 fe^rcn W 3 bebanbtget W
4 felbefl W 5 jör W 6 ©oId)g B 7 Seut W 8 too
BW 9 iDÖrbe BW 10 ec^iltbfirger B Söt^enbiirger W
11 begabt B 12 ntt BW 13 toeife W U ntt gnug B
ntcf)t gnug W 15 gebrauroen B gebautoet W 16 jer«
ftSrt W 17 Sc^tltbürgcr B 2Bi§enbürger W 18 3)Unner W
19 balber W
24
S)ann tuie fte bcr natur önnb complejion fialber öngleid^
geartet önb gefinnet, alfo era^jfiGngen etl'icEie jlire SJJänner
gan| freunblid^ önnb lieblid), aU ein ef)rlid)e§ 2Bet)b billic^
tt)un jot, üermog ber Sugenben, mit n^eld^en ha§ SBet)b*
lid^e ®ej(f)Ie(^t fonberlic^ fol gelieret fein: anbere aber
fuhren jiire 9}?dnncr mit f)arten, raupen onnb 5tüe^f|?i|igen
SBorten an, önnb ^icffen fie in Slß2(S9? 2c. ^Rammen ^
folt^er maffen föiltommcn fein, ha% j^nen öiel beffer »ere
geirefen, fo fie mit bem ^ietie^ lüeren be^m tommen önb
etingangen. 2BcIc^e§ bann, leiber, ic|nnber [28] öiel 2Bet)ber
im braud) {)oben: bie boi) baran feiten anber§3 geroinnen,
aU hü^ fie puffe baröon friegen, önb önroiEige mönner
machen.
@onft töoren fie gemeinlid) alle gumal frolic^, fiengen
an i^rerobenfeft, önb roaren bie SöeQber gut aJJann mit
jren S[Rdnnern. 2Bie aber ber SBepbern* art ift, i)a^ wann
fie einmal angefangen gu betten, fie nidit bolb auffiören
!6nnen, alfo I)ielten biefe 2öet)ber j^ren 9?iannern für, roie
fo t)0(i) notroenbig e§ geroefen, bo§ fie töiber Ije^mb fommen:
fo tool loegen be^ Selbem, $8iei)e§ önb @efinbe§^ aU öon
roegen ber fleinen §au^t)altung, meiere fcf)ier gu lang ftitt
gelegen, önb nic^t roere öerforget roorben. 2Ba§ nun bi^
ort, aU bann aud^ inn anberm, bi^i)er burd) fie öerfaumet
roorben, ha'^ bitten fie motten fie öerbeffern, roiberumb
etinbringen, önb füroI)in jre§ @ett)erbe§ beffer roarnemmen:
roeld§e§ guttun bie StRdnner jnen be^ 3:;reroen önb S^ren
äufogeten.
^uff fold^eg, traten bie Salen^ pfam[29]men, 'St^at
guf äffen: SBie borf) ben fachen jmmer sut^un, bamit fie
öon Slufeldnbifc^en §errn nit me^r folcfcier gftalten", mie
bi|t)er, rourben** geplagt ^ önb abgeforbert, fonberi" be^ bem
j|ren r^ümigii önb önangef ödsten bleiben, önb bemfelbigen
in attem grieben ou^marten fönten. ®emnac^ aber e§
bomaln fpat am 2:age, önb ber i)anbel fe^r n^id^tig, befe-
1 gZa^men W 2 $ßtel) W 3 anberft W 4 SBetbcr W
5 @efinbt§ W 6 Sd){Itbürger B Sgi^enbÄrger W 7 ge=
ftalten BW 8 lourbeu W 9 gcplaget BW 10 fonbern W
11 rö^ig W
25
fialben ein§ eigenen 3:age§i no^tiüenbtg, fa^e- fie für gut
an: ha^ man fünfftigen tag§ sufammen fomttien, öon ben
fad^en ern[lüc6 l)anblen, önb inaS sut^im tüere enbli^
fi^Iieffen foltc.
siljo giengcn bie Salen^, nad^ bem fie mit tüet)fen
Sfleben, iceli^cr f uff er önb Iiebli(^er aU ^onig, önb bet)
einer matitgeit fdioner aU @oIb önb (Silber fielen, be^-
gleict)cn aurf) mit @pet)fe önb Srancf noc^ notburfft-* (bann
bie 2Be^fen öberfreffen önb öberfauffen fid) nit-^ tt)ie bie
Sporen) fic^ gnugfamlic^ erge^iet f)ettcn, ein jeber in fein
^aü% önb n)eld)er nit^ lenger molte roadfien, ber öerfrod)e
fic^ in feine gebern«, fo gut er fie mit ber ©abeln ge»
ftreiüet fanbe.
[6. Cap.]
[30] 2Bie bie meifen Salen' ^u Öaleburg 9f{t)at
^ilten, önb fic^ einer ndrrifc^en roeife aw"
gunemmen enblid^ entf(^Ioffen.
gotgenben tageg öerfügtcn ficö meine .^errn bie Säten ^
rtiat 3ut)atten önter bie Sinben. ®ann bafelbften pflegten
fie fic^ att^eit guüerfammeln ^ önnb ©emeinbe i" gu^alten, fo
offt foId^e§ bie gemeine önb fonberbare notturft erforberte,
önnb e§ ©ummerii Jüar: fonft im SBinter mar ha§ fR^at=»
^aufe önb 2öirt«^au§ ein |)aufe, önnb ber t)inber Dfen
ber 9tid)terftul SSnb at^ fic^ ber ©c^ult^e^i^ „lit feinen
@efc^mornen §u ©ertcftt niber gefe|t t)etten, öerrid^teten fie
in fur^er geit (bann fie, ali meife önb gerect)te i3 Seut, be-
borfften''* ni^t eines fo langen S3ebancE#, mie je^unber
gemeinlid^ bie 9^id^ter tt)un) öiel ftreittige önb fpennige
fa^en, bie fic^ in geit jf)re§ abmefen§ angefpunnen j^etten.
9^ac^ bem ha§> ©eric^t auffgeftanben, mürben bie öon
ber ©cmeinbei^ aud) [31] bargu genommen, önnb ber
t)auptt)anbel, barumb fie gemeinlid) pfamen berufft morben,
1 XagS W 2 fa^en W 3 ©cftiltbürgcr B 3Bifeen=
Bürger W 4 notturfft BW 5 nid)t BW 6 g-ebbern W
7 @rf)tltburfler B Söi^enburger W gu Saleburg fehlt BW
8 bie Salen fehlt BW 9 üerfammelen W 10 (Semeine BW
11 ©ommer BW 12 ©d)ultt)etB W 18 meife öngerect;tc
BW U bebSrfftcn W 15 ©emeine BW
26
folc^er geftatten fürgelegt *: SBie boi^ ben facf)en jmmer
^ut^un, bamit fie nid^t^ me^r olfo don i)aufe abgeforbert^
irurben, fonber^ be^ bem j^ren bleiben, ünb bemfelben qu^-
trarten fönten?
2)a fie bann erftlic^ bcn mttdüd)zn groffen fd^aben
t)nb ongeIegent)eit aller fachen, fo jnen, in bem fie gei)6rter
niaBen oou ^auB obroefenb, entftelje önb erroac^fe, ernftli(^
erregen ti)aten: öerglic^en onb J)ielten nac^main-^ ben ge^-
funbenen Schoben gegen bem 9^u|, ben fie öon ben üufe»"
Idnbifc^en §errn, ireld^en fie bieneten, empfiengen: unb
befunben, ha'^ ber 9Ju| ben Schaben bet) roeitem nid^t
fönte ocrbcffcrn onb erfegen. S)arumb marb ein ömbfrage
getlian, ftie boc^ ben fachen juttjun mere.
Xa ^ette einer t)6ren foUen, bie n3el)fe önb ^od^^
üerftenbige 3i£)oti(i)[dge, fo öon furgelegter t^rage üon aßen
t^eilcn Verfielen, önb gan| bernünfftigtic^ fürgebrac^t
würben. (Stücke öermeinten, [32] man fotte firf) frembber
§errn eben gar nic^t me^r annemmen, fid) j^rer gemein^
fc^afft abtfinn ünnb entjd^Iagcn: ömb mic^ttger ürfac^en
tvilkn, toeld^e bi^ ort§ e^njufüfiren üil gu meitleuffig '^.
2{nbre' achteten beffer fein, bg man fic^ mol jfirer nic^t
gan^ önb gar eing male entfd)Iiige önnb abtbete: fonber*
man foltc jbnen fo fc^led)tlic^ antmorten, önb fo falte
9l§atfc§(Qge geben, bj fie öon ficf) felberft'^ abftünben, önb
fie önbejuc^t önb önbefümmert lieffen. Slnbre^" rl^ieten
onbers gun fadien, alles bem gemeinen nufe gum beften:
lüarbe boc^, bierceil fict) aUgeit etiüas fanbe, fo fid) in
feinen '1 lüeg rbetjmen ober fc^irfen tuolte, ni(^t§ enblic^§'2^
barbe^ fie bleiben motten, befd)Ioffen.
£e^tlic^i3 tj^Qt ein alter Soleis Jierfür, ber bracht fein
bebenden folgenben innbalt§ für: ©intemal j^r aller ^ot)e
Söe^^^eit önnb groffer öerflanb bk einige ürfac^ mere,
ömb melc^er miHen fie öon §aufe abgeforbert'"', önnb t)in
1 fürgeleqet W 2 nit B 3 abgef6rbert W 4 fonbern TV
5 nadimal§ W 6 ttentläuffttg W 7 Stnbere BW
8 fonbern W 9 felbeft B fclbfi W 10 2lnbere BW
11 feinem W 12 entltcf)c§ W 13 Seeltd) B 14 8d)tlt=
börger B SBi^enbürger W 15 abgef6rbert W
27
önb 'i)tx Beii^idti mürben, bamit man [tc^ jiire? 9t{)ate§
gebraud^en !6nne: ünb aber in bem fie [33] abmefenb j^r
9hi| nic^t gefürberf^ tüiirbe^, jfinen andi fein fperf (rate
man jagt*) baröon in ber Stufen => raac^fen tt)ete:*) (5o
bebuncfc'' j^n (nacf) öermog önb et)genfc^afft raiberraertiger
bingen) bj aller befte gufein: bemnac^' bie einige 2Bet)B='
^eit allein brfacf) raere jre§ abraeien, fo raurbe^ im gegen-
t^eil bic ^f)orl)eit ober ^Jarret)"* fie befrfjirmen, roiber hk fo
fie bife bai)in oon |)auic abgeforbert fetten. 2ßie man
nun fie gußor jrer 2Bet)Bii)e^i l)alben abgeforbert, önb in
frcmbbe ßanb bcrüfft'J bette: alfo mürbe 3 man fie öon
megen bcr 3Ibermi| önb "^ijovi^zit ba|et)men laffen. Con-
trariorum finb \a contraria consequentia. @e^e bero»-
megcn fein'" meinung, bo§ fie aUe ein|elliglid^, niemanbt
auBgef(i)loffen, SBe^b önnb ^inber, Sunge önb Sllte auc^
barmit begriffen, bie aller munberbarnarrfel|omabent^emer=»
Haften 11 boffen anfangen önb reiffen foüen, fo jmmer
müglic^ perfinnen önnb ^uerbenrfen, önnb ma« einem
jeben ndrrif^eö äufinni- fdme, ha^ folte er tbun. 2BeI(^e§
bann il)nen ömb fD[34]öieI befte i'* leichter mürbe ^ jutljun
fein in betradjtung önb angefe|en jbr aürr I)o^e SBep^cit.
S)ann man fprecbe ja gemeinlid)'^, mann e§ barumb ju^
tbun, ba§ man einen Starren ^aben muffe, aU ctman in
©omebien önb fonft gefc^iebet, fo fctjen feine taugelidjcr i-^,
folrfje |5erfonei6 guöermolten, cU eben bie mepfeften önnb
gefcbicfteften. (5§ ift ja nicfiti" ein geringe ^unft, einen
9krren red^t öcrmefen fonnen önb öertretten. ©efc^ie^et
mol offt, ba§ e§ einem, fo fic^§ önterfte^et^s^ aber bie
rechte griff nid^ti' mei^ti'', alfo mi^Iinget^o, bj er gar gum
1 befcbtdEet BW 2 gef6rbert W 3 mürbe W 4 faget W
5 m\d)m BW 6 bcbimcfe BW 7 bennocf) BW 8 91ar=
rerei) W 9 berufft BW 10 feine W 11 a6entbeuer=
Itc^fte W 12 3Urrtfct3§ ;^u Sinne W 13 befto W 14 ge=
meinglicb W 15 tauglicber W 16 ^erfon W 17 nit B
18 onterflebt W 19 meife BW 20 mißlingt BW
*) Franck Sprichwörter 2, 33 »: c§ tregt ntc^t in fudicn
e» gibt nit fped in bie bratmörft.
X^orm tuirbt, onb ein 9krr bleibt fein lebentong, lueil
ber ©ucEug befielt fein ©efang, bie &\od jren flang, önb
ber ^reb§ feinen gang. ®r ücrmeinei quc§ nit2, ba^ e§
jemanben nacfit^eilig ober fc^ablic^, fonber »erhoffe, e§ jn
allen ^nmal erfrf)iefeli(^ önnb nu^tirf)^ fein tuerbe. Solchen
fianbel füljret nun biefer Sole^ mit langer bnnb äierlid^er
rebe au^, önnotig (al§ id^ eroc^te) mit lengeren motten
aufejufütiren.
[35] Tiefer erftgemelbte 9?bat önb gutbcbunden^ marb
ton j^n allen mit ^ocbftem fletjfe önb ernft ermcgen, onnb
be^t)alben mand^e ömbfrag get^an. '^ann meil ber ^anbet
fe^r mirf)tig bnb fc^mer, ünb jr aller tiei^t onb molfart
baran gelegen, molt e§ fidi bamit nit^ e^Icn taffen.
@ut bing mufe ^abcn gute »eil:
6I)e toig§, bann tcagS, fo triffft ba§ giel.
®i)(cn äufel)r t^et ntemaln^ gut:
(Smad) gcl)n mau aucf) treit fommen tf)ut.*)
Temnad^ aber nichts tingcrf)et)mte§', fo barau^ entftefins
önb erfolgen m6(^te, befunbcn marb, marb mit einbeHiger '■>
Ortzeit erfant tinb gefc^Ioffen, folc^er metjnung in allen jren
articuln önb puncten auff§ ernftflexjffigfle na(^5ufe|en, onnb
auff^ erfte in§ mercf juric^ten.
^iemit gieng bie ©emeinbe^^ t3on einanbernii, mit
biefer enbli(^en abrebe, bj ein jeber fi(^ folte befinnen,
ma§ fürs erfte juttjun mere, ober bei) meli^em Bipff^^ ^'^^
bie 9^arreniap|)en angreiffen folte.
®o(^ l)at jmetiffeB ot)n mandicr ein [36] f)eimlici)e§
bctramren, bafe er erft je^unb in feinen alten tagen, nac^
bem er fo öil ^are^^ mi|ig gemefen, ein 9^arr folte
1 öermcint BW 2 ni^t BW 3 nt^Udi) BW 4 ©c^ilt»
bürger B SStgenbürgcr W 5 gutbebömfen BW 6 nie*
mal§ W 7 t)rigerct)mbt§ W 8 entftebeu BW 9 ein-
l^eüigemW 10 ©emetne W 11 einanber W 12 3al)r W
*) Franck Sprichwörter 1,103 a: eilen t^et nt)e fein gut.
gmac^ gebt man and) meit.
29
lüerben: tute bann bie9iarrni felberft- (a6 lüeg, bamit id^
nic^t St(i önb 2JJid^ ju gleid^ treffe, bann e§ mu& ge=
Jüaget fein önb gelten) nit-^ öertragen !6nnen, ha^ i^ntn
j^r St)or^eit, ab'* melc^er jncn felberff- ecfelt, burc^ einen
9?arren5 fürgeroorffen önb auffgerupfft n^erbe. Stber in
Betractitung, baß e§ ömb ben gemeinen dln^^*^, für roetct)en
jeber aurf) fein leben, önb raann§ j^me" no(^ fo lieb, önb
norf) fo üiel baran gelegen lüere, gern, \a mit luft bar-
geben bnb auffopffern folte, 5utt)un gemefen, toaren fie alle
§umal^ luiUig, j£)rer 2Bei)Bf)eit fid) jubegeben önb 5U==
öerjel^Eien, önb bem gemeinen D^uöe^ gu gutem fi(^ einer
anöern ©ei^gen anjunemmen. öat alfo tjiemit ber Sale»-
burgern 9 2öet)fe^eit, al§ ein Sßei'orbium biefer öiftort), ein
cnbe, önnb folget bie 5Rarration.
9?un fommel ^er j^r liebe Knaben,
"2:16 jf)r begeret pla^ 3U :^a6cn,
[37] 3ufeben foIgenb§ ßalefpiP":
Sebem ic^ ein ort geben iDtl,
5Jlacb feiner SBörbe, nad) fein S^ren:
S3ttt tobü ftd) befetialb feiner fperren.
®a§ SSeIfcö iramani3en iaugt^^ f)ie nic^t,
9'tad) 2anbe§ braucfi ficb jeber ri($t.
2Ber fid) nicbt fcfiicfet recf)t j^un fachen,
2;en wblin mir aucb 3um iiale^'^ macben.
[7. Cap.]
SBte bie ßaleni- finne§ önb'^ rfiate^^* ttiurben,
ein neumeS 9t^atf)au§ gubaöpen, önb \va§
iidt) bamit begeben i)ab^^''>.
W.^ ^ernai^ fofgenber tagen ömb be^ obgemeften
iDic^tigen öanbell raiUen nachmalen i^ bie ©emeinbe^" ^U"
famen berüfft, önb rt)at gei)aüen njurbe^^ tüa§ fie j^rer
1 $Rarren W 2 felbft W 3 nicbt W 4 ob BW
5 9larrn B 6 9^u^en W 7 jbm W 8 aUgumal W
9 ©cbiltbürqem B äSigenbürger W 10 <Scbttbenfpil B
SBißenfptel W 11 taug W 12 8d&t[tbürger B aBi$en=
bürger 13 ftnne§ önb fehlt BW 13 ra^tS W 15 bab ^V
16 nacbmalg W 17 (Semeine W 18 ujürbe W
30
S:^or^eit für einen I6bli(^en narnfjofften anfang geben
ivbtkn\ hamit bcr ^anbel beftc bälber auprec^e önnb
funbbar tourbe^, raarb gu le^t abgerat)ten bnnb enbtlid^
befc^Ioffen: ©emnod^ fie nun füro^in ein anbcr 3ftegiment
mefen ünb Seben, an fid) 3uneni[38]men t»nb jubeftellen
bebacE)! trnb gefinnet, fo folte gu einem guten glücf^aften
onfang crftitcb ein nen^el 9f{t)atf)Qufe, fo j^r S^arrei)^ er-
tragen bnb leiben tonte, bann fie im finne fd^on bomaln
nit'* geringe Dtarrn gmefen^ mit gemeiner i)ilff^ önnb
foften bamen bnb auffricfjten folte.
SBeIc^e§ bann nodö nit* fo gar bngert)epmt" gemefen.
Slber fie, als bie fic^ jrer 2Bet)^t)eit nocf) nit* fo gar oer*
siegen tietten, muften e§ barbet) angreiffen: biemeil e§ noi^
ein geftott ber SBeij^^eit gehabt, ünb e§ fid) nit^ fügen s
lüöllen, ba^ fie mit jrer S^iarretis t)ouffen Ujeife'* f)erfür
brechen, ein§ malg t>nb auff einen ftu^: bann jbr angelegte
önnb angenommene 3;t)ort)eit barburd) leicbtlicb mere üer*
r^aten ujorbcn. S)orumb roolten fie ben 9Jarrenio gan^
meij^Iirf) t)inbern Dt)ren (getit liinber mir meg) Oerbcrgen
eine jeitlang, bife fie nad) bnb na(^ gelcgeniieit betten, jn
aUgcmad) beranfe gulaffen. @ie Ratten aber aud) foldie^
jres gefaxten 9if)atfd)Iag§, bj neme 9if)at^au§ belangenb,
ein merdlic^e§ ©jempel jreS ^foffen, wetdier fo [39] ei)ferig
gemefen, bj fo offt er nur getiörcti^ leuten, er aögeit
meint 12, er müfte mit feiner ^oftiH auf bie ©analen '^
rumpten. S)iefer, al§ er üon ben Salen''^ erftlid^ an-
genommen Onb gcbinget tt)orben, begeret er an fie, b^ e^e
er auffftünbe guprebigen, fie jm ein nettje föan^el, t)on
gutem ftarden eigd^enen $o% mit @^fen rtiol befc^Iagen,
bomit fie feine ftarde njort, bie er feber^eit f)erfür bringen
tpoltei^, erbulben ünb ertragen tonne i^.*)
1 toolten BW 2 tuärbe W 3 gfiarreret) W 4 ntc^t BW
5 Starren geirejen BW 6 §ülff W 7 bngeretmet B
8 fugen B 9 rtJCiB W 10 yiarrn W 11 get)6rt B
12 meinet BW 13 (Sandeln W 14 ©cöütbiirgern B
SBtt^enbürgern W 15 tüolte W 16 fßnncn BW
*) Es fehlt noch befcblagen: madöen lieffen vgl. Kirchhof
Wendunmuthl, 2,69 (S. 535): (Sin mefepfaff, öon SSlm bürtig.
31
SfJun, lüie gcntelbt, btefer rl)at önb enbltcfier befc^Iu^,
tüar jnen öfier alle maffen gefeEig önb angenem: erbolten
\iä) eile, mit Sel^b önb @ut barju bef)oIffen pjein. ®ann
el lieffe ftd^ banmln anfeilen i, aB lüolte^ ettug onberS
brouB^ lüerben, al§ ha jener ^oet fprici^t: Parturiunt
montes, nascetur ridiculus mus.
S)a§ t[t:
®m§ malS bic S3erge ftd) geftelten,
5U§ ob fie 3i"ige machen triMten".
®ie 2Kenfcöen ftunben in gro^ forgen,
Sprachen, nun ftnb tüir aü Derborben:
8oIIn btefe 58erg tl^un Sunge tiecfen,
So Jrerbeu fie bn§ aE bebeden.
[40] Siltemanb inuft, ira§ toolt irerben braufe,
®a tuarS ntcf)t§ al§ ein fleine Wlan^.
2)te)elb fc^Ioff aufe bem Serg i^erfür,
DIadö bem fie ^et bie 2BeIt gemad^t irr.*)
21I§ nun bie ©locEen (n)ie man fagt) be§ nenien fft^t»"
{)au^ £)aI6en gegoffen,**) bie Slempter au^get^eilt, bnnb
alle§5 abgerebt ünb georbnet föor, fo 5U einem fctdien
1 anfe^n B 2 toolte W 3 baraufe W 4 molten W
5 oEer W
JDar üor gellten in eini ftcttlein für ein tjfarr^errn orbinicret,
nnb a(§ er bafelbft bie erfle ^^rebig tl^ete, befliß er ficfi biefclbtge
mit gang bapffercn tt) orten anfe^enlic^ gn mad)en, nnb fagte:
ßieben freunb, biefer prcbigfiul ift nod) gur 3et)t trennen, eS
mere aber tool öon n6t)tcn, ba^ ir in fterrfer, bnb öon ei}cf)en
i^ol^ machen tieffet, bamit er meine freffttge trnb fet)r fd^erpffe
:^erte toorte leiben möge; bann e§ ift te^unb ein finberfpil gegen
bem, mann id) meine b6d)er öon fet)r gelet)rten mennern hc=
fommen toerbe (nach Bebet).
*) Nach der auch von Alberus und Waldis bearbeiteten
lateinischen Fabel vgl. Braune Die Fabeln des Erasmus Alberus
XLVm unter 16.
**) Vgl. Frey S. 131, 15 alSbann fo n^er bie fart ganfe önb
bie gtodE gegoffen; Wickram Rollwagenb. S. 48, 12 ber gut
bruber SSeit meinet, bie glocf teere fc^on geformbt.
32
tüit^tigen mxä nottüenbtgflii^ i erforbert lüirbt: befonbe^
fi(f)§, bg tiic^tg mefir bargu mangeln tficte^, al§ ein Pfeiffer
ober ©e^ger, ber mit jeinem lieblichen ©efang önb Hang
bem |)oI| önb ©tctjnen gelodet i)ette, ba^ fie jelberft^
l^ergu gefauffen lüeren, ünb fid) f)etten fel)n orbenlic^^, wie
gu einem foldien S8aiü notroenbig, auff einanber gelegt.
SBeldicr maffen bann be^ ben alten @(i)ret)benten ^ gelefen
Wirbt, üon bem Dr|)t)eD: bafe wann er auff feiner ^arpffen''
gefpielt, fo fetien jijme^, fein lieblid^eS ©efang guiioren,
ni(^t nur bie SSogel Dnb roilbe t^ier, fonber auc| bie
S3dume bnb gan^e SBdIbe, ja gan^e S3erge (ift öieHeicEit
gu ber seit gewefen, ba bie S3erge noc^ gef)n-' ünb reben
fönten) nac^ge3D[41]gen: ja groffe 2Bafferf[üffe ^abc er be«-
Wegti*^', ba^ fie ftiCt gcftonbcn, j^me^ äugel)6rt, Onb fi(^ an
feinem gefang ergebet ünb erquidet i)oben. 5lIfo lifet man
aud^ üon 5lmpt)iDne: berfelbe" J)at mit bem lieblid^en
^Iangi2 feiner §arpffen ' suwegen gebradit, ba^ jtime^ bie
©tep nac^gegogen, fic^ fet)n orbenlid^^ auff cinanbern^s
gefugt, ünnb bie Siingmaureni* ber (Statt S^ebe, in Seotia
gelegen, üon fi(^ felberft^^ alfo gemac^et, ha"^ fie ^unbert
S:l)or, ünb oi)ne aweiffel nod) üiet meijr St)ürne be-
!ommen I)at.
(Sin fold^en ©e^ger öetten fie Ijaben foHen, ju^-
befürberung '" jf)re§ üor^abenben SBame», welchen fie bann
üielmaln'" lDÜnf(^en tljeten: bann berfelb t)ette jinen üil
mii£)e ünb arbeit abgenommen, bar5U wol etmaS erfpareti^.
2)emna(^ aber ein folc^er nirgenb'9 gufinben mar, üerepn-
barten fie fid^, mit einanberni^ [n gemein ha^ JJBerd an«-
gugreiffen^o, ünb einer bem anbern §u^elffen, auc^ nit^i
el^er auff^utiören, c§ were bann ber S3alD auff geführt 22 ünb
üoHenbet, ba§ man jn braud^en ünb befi^en fönte 23.
1 nottoenbiglicö BW 2befanbtB (befanbe G) StptW
4 felbft W 5 orbentlicf) W 6 ©c^ribcnten W 7 §arffen B
8 i^m W 9 ge^en W 10 belcegct BW 11 berfelbige W
12 Klange B 18 einanber W 14 SiingmauWern B
15 felbert W 16 S3ef6rberung W 17 btehnalS W 18 er=
fparet BW 19 mergenbt W 20 angugriffen A 21 nic^t BW
22 auffgefö^ret W 23 f6nbte W
33
[8. Cap.]
[42] 2Sie bie Sateni ha§ $8att)f)oI| ju j^rem nelüen
9^f)at^au^ feUen, bnb bie |)6I|er mit groffer
arbeit ab bem- Serg bringen, ünnb
ttjiber tjinauff tragen.*)
S)ie Saleni luaren gleic^iüol noi^ fo lueitftd^tig (bann
jfir SSei^^eit aßgemac^ aU ein Sicdtit abnemmen tinb aufe^
geJin füllen), ba^ jie muften, ha^ man juöor 5ßatt)^oI^
önb anbere fachen rm^x i)aben müfte, et)^ man ben ©am
anfangen fonbte*: bann bie redete 9?arrn mürben^ one
^0% @tet)n, ^alä) önb 8anb, gubamen fic^§ önterftanben
I)aben. Sarumb gogen fie fam^tlii^*'' önb et)nmütiglij^
mit einanbern' gen §oI^e«, fo jenfeit be§ S3erge§^ in
einem %^ai gelegen, önb fiengen an bo§ S3am^oI§ sufellen,
nad^ i§re§ S8aJömeifter§ rt)ot önb angeben. ®a e§ nun
öon ben 1'^ tieften gefdubert önb pbereittet gmefen ii, munfc^ten
fie alle pmaP^^ ba^ fie ein Slrmbruft Ijetten, auff bem
fie e§ tonbten ijtt)mh fc^tcffen: öermeinten, fie mürben^
burc^ folc^eä mittel önfdglic^er mu^e önb ar[43]beit ober*
l^aben merben. ätber,
S!er §etttd) önb ber SBoItic^,
S)efeg(etcf)en auä) ber SoUid),
Stnb Vorüber gmefen" oHe,
©wannen'^ bod) nichts gumate.
§ettid) bnb aBoItid) toentg fetten:
®e8 ©oltic^g '' ©ruber gar nichts tlieten.**)
1 (Sdjtitbftrger B Sßi^enbÄrger W 2 an bem B an
ben W 3 eI)e"W 4 fonbte W 5 mürben W 6 famöt=
lid) BW 7 einanber W 8 öol^ W 9 SBergS W
10 ben fehlt BW 11 getüefcn BW 12 aEgumal W
13 ©emannen W 14 ©oltc^S BW
*) Quelle für die Erzähluug vom Rathausbau ist Hans
Sachsens Schwank Die Lappenhawser paueru (199 Goetze)
V. 1—63. Aulser der breitereu Ausführung des Einzelnen ist
die Gestalt des Wanderers hinzugekommen, für den der den
Maushund verkaufende Landstreicher das Vorbild war.
**) Alem. ber $Ätt=i unb ber 2Bett=i ft 53rüebere g' fi Seiler
Basler Mundart 313. Ähnlich Martin-Lieuhart eis. Wb. 2, 813.
Das Laiebuch. 3
34
S)aruni6 muften fie bie Salcn^ bie 5tr6eit fclbcrft^
öerrit^ten, iucld^§3 jj,nen gnug gcti)an: fintmal* man ben
9?arrn5, üoraufe ben SBiUignarrn'^, mit Sfolbcn laufen
foH. 5ilfo machten fie fic^ ^inber bie groffen S3am{)6I|er,
önb mit auf? ber maffcn fiartfi^mcrer SIrbeit, offt in bie
i)dnbe gefpct)^et, gloube mir nit' o&ne üicl f(^naufen önb
2lt£)em faffen, brad^ten fie gule^t biefelbigen ben Serg
t)inauff, bnb jenfeit mibcr l^inab: alle, bi| an ein§, fo
nac^ jrem öerftanb ba§ Ic^tc gciuefen.
2)affelbe^ fcffeln fie ^ugfeicö ben anbern and} an, önb
bringen? mit l)eben, lupffen, fi^ieben, treijben, ftoffen, trollen,
rollen, luallen, fd^Ieiffen, fetfd^cn, tragen, legen, f(^alten,
fc^ürgen, rutfc^en, sieben, fel)ren, fteden, rcinben onb mcnben,
iürfid), ^inberfid^, obfic^^, nibfi(^io^ nebenfid^ lincf önb rcd^t,
in bie breite, in bie Icngc önb über [44] jmerd), ben S3erg
f)inauff, önnb auff ber anbern. feiten Ijalber i)inab.
3c^ fan aber nic^t miffen, ob fie e§ öberfe^en l^aben,
tmb ha^' §oI| nit" red^t angcfcffelt onnb gebunben, ober
ob bie ftrid onb Set)(er jufi^mac^ gemefen, önb bc|i)alb
gebrochen fetien: ber 93aum entgebt ii jfinen, alfo ha's fie
j^n nit ■ me|r ert)alten tonten, onb fanget an felberft fe^n
algcmac^ ben S3erg ^inab julauffen, bi^ er gu ben anbern
§6I|ern i)inab fommet, ba er ftilli^ {igt toie ein anbrcr^s
8tod. ©olc^em SSerftanb biefcS groben |)oI|eg fal)en bie
Salen i bi^ gum enbe gu, bnb tierrtunberten fic^ Ijod^ftlic^ ^*
barüber.
dlnn finb mir attc (fprad) ein Sale') ja groffe 9krrn
onb bop^eltc ^^^e^fffcfel^", boB loir fo groffe müf) Onnb
arbeit geJ)abt, c^e mir bie 93äumei6 ben S3erg ^inab gc-»
bra^t: Onb ift ünfer feiner fo mi^ig gemefen, ba'^ er ge«
1 @cbtItBürgcr B Sött^cnburgcr W 2 felBfi "W 3 melcfeeS
BW 4 fintemal BW 5 Starren W 6 SSttlignaiTcn BW
7 ntcfit W 8 Saffelbige W 9 oberficö W 10 niberfid) W
11 entgcfiet W 12 fttüe BW 13 anberer W 14 l)bd)'
m W 15 StoiMffefel W 16 SSÄum BW
Wander 2,386 führt noch als schweizerisch an: ber §Ätti unb
ber 2Betti l^aben beibc ntcöt^.
35
bad^t ^ette, bijc ^dume fönten fclberft fieffer ^inab gel)n,
bann toir fie ötnab jc^Ieiffen, fetftien önnb tragen. 2(ber
mit önfcrm felbft eignen [45] fc^aben müfjcn wir Starren
flug werben. SDiejem (jagt ein onbrer Sale^) ift rl}at
gufc^affen onb gu^elffen, ef)e ein 2 blinbe ^al§ ein Slug
aufft^ut. 2öer fie t)inab get^an ^at, bcr fan fie au(^
Wiber ^inauff t^un. ^arumb, Welcher mit mir baran ift,
ber ma(^e ein ©fei D^r: wir motten bie Senben bar^inber
t^un, ünb alle ö6I|er miberumb ^inauff fc^urgen, fo
tonnen mir fie bann fcljn aügemai^ laffcn burc^nunber
rollen: ba bann mir mit gnfe^en önfern luft ^aben, ünb
alfo önfer get)abtcn mü^e^ miber ergebet werben.
@o(c^er ri)at gefiel jbnen allen ober bie maffen fe^r
mol, malzten alle (Sfels Dliren, önb fc^ämet fi(^ je einer
für bem anbern, baß ' er nic^t fo wi^ig gewefen. 2)oc^
fremeten fie fi(^ gemcinlicfi^ alle, ha'^ fie jl)rer angelegten
S^orfieit fnb angenommener S'Zarret)^ eine anfängliche
groben folten t^un.
2)arumb mact)ten6 fie fid) wiber an bie §6l|er, tl)aten
ben Sauden ' barbinber, önb Ratten fie rjuoor, al§ fie folt^e
[46] ben Serg Ijinab gebracht, ünfdglic^e mütje önnb ön='
gleublicf)e 2lrbeit gehabt, fo babcn fie es jeöunber gerni^-
lid) tre^fac^'' mcl]r, el)e fie bie wiber f)inauff brachten:
bann fie fic^ fc^on guüor alfo abgearbeitet nnnb abgemattet
gehabt, ba^ fie faum mel)r Dermod)ten, weren lieber \n§
2Birt^l)au§ gangen. Seötli^'J brat^ten fie bie §6l|er
wiber §u oberft auff ben 5öerg: o^ne ba§ eine nitio, weld^e§
fie nur l)alb liinauff^ogen, bieweil es fc^on jubor falber
:^inab gelauffen gewefen: onb nac^bem fie ein weil üer*
fc^nauffet, lieffen fie biefelben fe^n algemat^ I)inab rogelen,
je ein^ii nad^ bem anbern: fie aber ftunben broben, fat)en
§u. önb lieffenS jnen wol gefallen, ^kmit wurb jr ^erfe
önb SJiutl) aufrieben gefegt, önb ba§ erfte 9}iufter ober
^robftu{fi2 jtjrer Skrre^^ gegeben: weld^er örfac^ lialben,
1 anber ©c^iltbürger B anbcrer SBi^enbürger W 2 eine
BW 3 Wl^t falben W 4 gemeinglicb W 5 ^Rarrerel) W
6 machen BW 7 Mdm B 8 breifac^ BW 9 ßeßlic^
BW 10 nic^t BW 11 etne§ BW 12 $)Srobflücf BW
36
bielüett e§ j^tten ba§ crfle mal fo tüot gelungen, fie gan^
frolirf) i)Zt)m1o gogen, tn§ 2ßirtlI)auB foffen, bnb bietoeit fie
ein ®emeine§ JIßerd get^an, biHid^ ein grofjc§ So^ in§
©meine 1 ®ut frajfen.
[47] Söann nur bcr folt ba§ ©mcine^ @nt
2SeräcI)ren, ber§ @mein^ SBercfe* tf)ut,
2Bie irurbc^ er fo f6ftUcö® leben,
S^nb bennocf) feinen fc^aben geben.
2Ba' aber fol^ @ut totrbt öer^e^rt,
3)urd} bie fo e§ nid)t Iiaben gme^rt,
23iel minber i^elffcn e§ erhalten,
2öte folt ba nidjt aM Snglöcf »alten?«
[9. Cap.] '
2Bte bie Saleburger« jr 9l^at^au^ auffgefü^rt,
önnb ber genfterni" öergeffen J)a6en.
9?ad) bem b3 58an)|Dt| erftge^örter moffen gugefn^rti^
önb gewimmert luorben, and^ aUe^^ p jf)rem 9i§ati)au^
getiorige bereitfc^afft, don @tet)n, @anb, ß'alcft önb onberm,
0erf)anbeni3 war, fiengcn bie Salen'-* jren ©all) et)n{)ellig»
lid^ mit folc^emi-* et)fer an, ba^ mer e§ nur jmmer ge«
feilen, fagen niufte''^, b,5 el jr bitterer ernft getuefen. Ratten
alfo in menig tagen, bann fie nad^ bcr S^iarretj'ß berlangen
getragen, hk tretji'' ^auptmoureni«, bien)eil fie etma§ be«
fonber§, [48] önb ha§> ^an^ tret)edid)t'9 morten ^aben,
au§ bem grunb geführt ^o^ bie Strdmc gelegt 2', önb folgenbs
auffgefüfirt önb öoHenbct. ®oc^ {)aben fie neben gu an
einer fet)ten ein groffe^ S^or gelaffen, ha^^ §eum, fo ber
@emeinbe22 juftenbig, önb fie in gemeines fetten guöertrinden,
1 ©emeine BW 2 gemeine W 3 ©emetn W 4 Sffierrf
BW 5 toörbe BW 6 foftlicb W 7 ^o BW 8 tjalten
B (toalten GL) W 9 ©cbiltbürger B Söt^enbiirger W
10 S-cnfter BW 11 gugefit^rct BW 12 aü BVV 13 Dor=
banben W 14 folcben B 15 müfle W 16 ^larreret) W
17 brct) BW 18 ^aujjtmauren W 19 brei^ecfidjt BW
20 gefubrt B gefüljret W 21 gcleget W 22 ©emcine BW
23 gmetn B
37
l^inetin §ufü^rn. SBcIc^c§ bann jrem ^errn bem (Srfiult«
Reffen 1 (barauff fie bo(^ nit^ gebarfjt) anä) ttjol fommen:
bteweti er, tva'^ foI(i)e Süden'» nid^t' ha gewejen, önb er
tiette ttJoUen in 9i£)at gcf)n, ^ctte muffen, fampt feinen
®eric^t§ önb 9tf)atg ^errn^, ober ba§ 3:a(^ e^nftepgen:
lt)eld)e§ giüar jfirer S^Jarret)' füglicö gnug, ober fet)r on-
fomlid^, önb tücgen ber ^iippen^ fo fie barüber ^uriffen,
befegleic^en aud) öon tuegen ber 53et)nen, fo fie etman ah"
fallen mögen (Doraufe^ mann fie ben nd(^tigen^o ©c^tamm
ober Srund noc^ ntc^t^ öerbamet ünnb aufegefdilaffen) fet)r
f(^dbli(^ mere gemefen. ^laä^ foldjem mai^en fie fi(f) an
ta§ Sad), metc^e§ nac^ be§ 58amc§ii treten '^ eden ah"
geti)eilt gemefen, önb fe|en beffclbigen [49] ©tul auff feine
ajJaureni^: öermeinten i)icmit ba§ gan^e SBerd bi^ an
ba^ beden öottenbet j;u{)aben, S)effni'» fie moIgemut)t in§
^an% ba ber SBiert ben mit einem ©la^ bef)engten 9?eiff
ou§ftedt»5, önb ben ©eften off t tr öden f ediert, jogen, önnb
anf\§> ©meine ^"^ ®ut J)in, bieraeil e§ ein ©meinet'' SBerd,
abermalnis Quff§ befle et)nfc^enden lieffen: gebadeten ha^
%ad), ob fie fc^on nod) geit gnug bar^u gei)abt, foIgenb§
Sag§ etinäubeden»'-», bamit fie roiber ein gemeine^ SBerd,
önb beffnf)atben2o ein gemeine^ ©efrct^ l^etten. Söiert fd}end
e^n, ber Sole 21 trindt, ber fialc^i trindt.*)
?5oIgenben'" tagä, aU mit ber ©toden ba§ 3eic^en, öor
mel(^em niemonb fommen önb arbeiten borffen, gegeben
tüorben, famen fie gcmeinlid)^^ miber gufamen, ftiegen auff
ben SadiftuI, önb fiengen on ba§ 3ftt)at^auB eljnäubeden.
1 ©c^ultöeiffcn BW 2 nic^t W 3 too BW 4 Süden W
5 ntt B 6 sperren B 7 Slarrerct) W 8 Suppen W
9 äuüoraufe W 10 nacfttlidicn W 11 33am§ BW 12 brei)en
B bret) W 13 2}ktoern B 14 ®effen BW 15 aufe=
ftedet W 16 ©emeinc BW 17 @cmeine§ BW 18 aber»
mal§ W 19 et)nsubencfen ABW 20 beffenbalben BW
21 Sc^tttbürger B aBi^enbitrger W 22 golgenbe§ W 23 ge=
raeinglidö W
*) Vgl. unten Cap. 23 ber (Srf)ultl)£§ trindt, ber (Sdöultbefe
trindt. Anspielung auf Hans Sachsens Schwank (210 Goetze)
2)er Pf äff fdirter ob bem altar: ,ber funig brindt!'
38
3u folcfiem SBercf, [tunben [ie alle nadj eiimnberni, etlicfie
gu oberff- auffm Xaö^'\ anbre^ beffer ^inab aud) auff ben
Satten: etliche gu oberjt- auff ber Seittern, anbre* [50]
beffer hinunter: etliche auff ber (ärben gunec^ft an ber
Seittern, anbre'» raeitter üdu j^nen, önnb alfo fortan, bife
5um BifQelEiauffen, lueldier eine§ guten ©teinwurffs tüeit
t)om 3fi^ati)oufe geroefen. (Solider gftalten^ gicng jeber
Riegel burc| atter ßalen ^ §nnbe, t}om erften ber jtin auff^
^ube, bi§ ,^um legten, ber \i)n erft auff fein ftat^ legte»,
bamit ein 3:ad^ 3 barau^ tüurbe^. S)a gieng§ nid)t anberft,
aU lük be^ ben 2(met)ffen, luann fie im (Sommer bie
SBinterfpetiB eintragen.
S)emna(^ man aber mitlige 3ioß ni(^t nbertreibcn fol,*)
Ratten fie anorbnunge^o getfian, ha^ gu gemiffer ftunb bie
iiak'^^ ©torfen geleutet mürbe-*, jum seidien beö Slb^ug^i'^
öon bem SBerd, gum ©tjugug in§ 2Bet)n^ou^. ®e^i)alben
aU ber, fo ber ncljefte ^-^ bel)m ^^egel^auffen gemcfen, ben
erften ftreid) öon ber ©tocfcn gebort i* t)ette, lie^ er ben
3iegel, ben er fc^on auffgebaben, miber fallen, önnb
lauffeft bu 1' nit i*^ fo geminftu ni(^t§, bem Sötert^tjauB ju.
©efegleicEien tt)e[51]ten auc^ bie anbern ade, bi§ auff ben
legten: lieffen aß einanberni noc^, wie bie ©c^neegdnfe^^
mann'* fie fliegen'-', bamit fii^ feiner etman ömb einen
S:runcf2o oerfaumete.
S)amaln2i gefd)al^§ '^^ ha^ bie, fo gum legten an§ 2ßerd
fommen maren, bie erften im 2Biert§t)au^, ünb bie oberften
f)inberm Sifcb mürben. 2BeId^§ fie bann barumb getban,
bamit fie, al§ meiere t»or ben anbern nic^t fonbten auff^
fte^n^s^ au(^ tk legten baröon meren.
1 einanber W 2 6berft W 3 %ad) B 4 anbere BW
5 geftalten B ©eftalt W 6 Scbiltbürger B aSigenbiirfler W
7 ftntt W 8 legt W 9 mfirbe W 10 Slnorbnung W
11 Sale fehlt BW 12 2tbsuge§ B 13 nidjfte W 14 ge=
biH-et W 15 lauffeftu BW 16 nicf)t BW 17 @cönee=
gAn§ W 18 menu BW 19 fliebcn W 20 Srucf A
21 2)amal§ W 22 gefd)ab e§ W 23 aufffteben W
*) Franck Sprichwörter 1, 34 a.- mtüige rofe fol mau reiten,
bocb nit übertreiben.
39
(Sotc^el tf)eten aud) bie ^ii^i^erleute. ®ann aU j()rer
einer ben erften (Storfenftreid^ geliört, önnb bie 5t£t sum
ftreiif) fc^on aiiffgefiaben f)ette, tf)et er benfelbigen nic^t:
fonber nam^ bie Stjt gleid) auff bie 5l(f)fel, önb Iauff[tu
ni(^t fo trindftu'- ni^t. SBarumb Ü)atm fie aber foIcf)e§^
ta^ [ie olfo üom SSercf ^inlneg el)Ieten? (Sinüüeber^ *
barumb, bamit jie befle^ bdlber^ tüiberumb bargu fdmen:
ober aber, bomit fie befte^ lenger pia^ beim S^ifd^e- l)etten:
tt)el(^e§ ha§ gleub(id)fte.
[52] 9^ac^ üoHenbelem SBerd, tüolten bie Solen "* in
if)r 9?^atf)au§ ge^n*^, baffclbige in aller Stultorum @^re
etinjmoeti^en, ünb bann folgenb^ in aller DIarren Dramen
juöerfuc^en, wie e§ fid^ bj erfte mal wölte'o barinnen
rfiaten laffen. SIber al§ |ie in aller (Srbertet baret)n ge-
treuen fomen, Ecce vide lä^aw gurf fiet)e lug'^ bo^ SSette
videte, ha ha toav e» gan| bnb gar finfter, önb fo finfter,
ha^ einer ben anbern auä) faum fönte 12 ^6ren. Slb^s
melcfiem ^anbel fie nit'^ wenig erf(i)racfen, nD(^ firf) gnug-
fam^s beriüunbern fönten iß, waS bod) bie orfac^ mbä^tt
fein, ob üielleic^t ettoaS im balüen ipere oerfe^Iet morben,
baburd) ba§ 8iedl)t üerfdilagen mnrbe'^ önb auffgefialten.
Sitfo giengen fie gn jl)rem §eutt)t^or föiber au^, äu=»
befehlen, ma's ber mangel n^ere: befunben ober bie tret)!'^
9J?auren-ö gor gon^, önb ha^ Sod) fet)n orbenlic^^t borouff
ftel)en: olfo ha^ brauffen, bo e§ lied^t gnug, nid)t§ ge^
mangelt. @ie giengen ober oni^ luiber i)inet)n, ouc^ inn"
menbigen jubefel^en, föa'^ bod^ ber man[53]gel fttere, ba
fie bonn noc^ üiel tDeniger fe^en fönten, mcgen monget
be§ Sicdf)te§. 2Ba§ foge ic^ nnr öil: bie örfad^ tüor if)nen
önbefont önb oerborgen, fönten felbige^^ nidtit erfinben
no^ errlioten, wie fef)r fie ouc6 jl^re ndrrifc^e ^opffe^a
1 name W 2 trindeftu W 3 foIcfeS B 4 ®nt=
toeberSW 5 beflo W 6 bdtter B 7 Sifc^ W 8 ©cbilt-
biirger B Sßi^cnbiirtjer W 9 cjefien W 10 toolte BW
11 lud W 12 f6nbte B 13 «In W 14 nicbt BW
15 genugfam B 16 fonbten W 17 lüi"irbe W 18 Ino
BW 19 brel) BW 20 WUmvn B 21 orbentlic^ W
22 biefelbige W 23 S?6pft W
40
barob ^erfiroc^en. ©arumb fic in groffen dngften ftunben,
önb gu furberung ber fairen einen gemeinen W)at§> Sag
onfcf)tugen.
[10. Cap.]
SBie bie Salen' rl)atfc^lugen, ha§ Siecht in jfir
^tjati)an^ gu tragen.
Stig nun ber beftimmcte- 9?t)atl Sag fommen, er-
fc^ienen bie Salen i fleiffig, alfo ba§ feiner ausblieb s,
bann e§ j£)nen allen gegolten, ünb festen ^ fi(^. @§ i)at
aber jeber ein angegünbten^ Sied^tfpan mit fi(^ gebraut,
önb benfelben, nac^ bem fie niber gefefjcn, auff fein §ut
geftedt, bamit [ie in bem finftern fR^attiauB einanbern^
fe^en, ünnb ber @(^ult§e^" einem* jeben in ber ümbfrag
fönte ö [54] feinen 92amen önb SituI geben. 3)a nu^" bie
gemeine ömbfrag getban n)urbe, loeffen man fic^ in für»»
gefallenem ^onbel ^u berfiatten, fielen öicl wibermertige
meinungen: mie gemeinlii^ in ämet)ffcligcnii§dnbeln pflegt 12
gugefc^e^en.
S3nb aU e§ fic^ fd^ier anfeljen lie^, al§ »ölte'^ ha§
metjrftei'* n^erbcn, ba^ man ben ganzen ^a\v miber auff
ben boben ab brechen, auff ein neme§ auff führen, onb
beffer forge 15 J)aben folte: trat einer, melier luie er äuöor
Onter allen ber aller mepfefte gemefcn, alfo lüolt er je^unb
al§ ber aller tfiored^tigfie^ß ft(^ erjeigen, berfür, önb fprac^:
(£r Ijobe in mdrenbcr feiner SBei^iieit, ef) i' er fic^ berfelben
öerjiegen, offtmaln^s gebort, ba^ man burc^ <$^tmpd önb
Söetifpiel üiel Iet)rcn, lefirnen önb ergreiffen fönne. ®af)er
bann ber 5lefopul feine Scf)rcn burii g-abeln, in geftalt
fur^er |)iflorien, für Slugen ftellen luöHen. 8otd^em
nadi, ujoüei'' er au(^ ein ®cfc^id)t ergeUen-", fo fic^ mit
1 ©d^tltbörgcr B Sßi^enbörger W 2 bcftömmete B
beftimpte W 3 aupliebe W 4 fe^en B 5 angesünben
BW 6 cinanber W 7 8cbulte§ B ©c^ultbcife W
8 einen j B 9 fonbte W 10 nun W 11 jiDeiffeltcben B
12 pflöget W 13 motte BW 14 racifte W 15 ©org W
16 tt)6recbtigfte W 17 e^e BW 18 offtmalS W 19 ttfUe W
20 erselen BW
41
feiner Heben ©ro^mutter (SJro^üatterl S3ruber§ ©on
gramen begeben önb jugetragen ^ahL
[55] SJJeiner ©ro^muteri ©ro^öatter^ Sruber^ @o^n,
SSti§ gefjeiffen, f)6ret anff ein" geit üon einem, ba^ er
fagt: St) mie finb bie 9iep§üner fo gut. |)aftu bann ge-
effen, fpracf) meiner ©roBmuter ®ro§t)atter§ ^ruber§ (Soi)n,
bj bu el fo n?oI ireift? 9^ein, fagt 3 ber anber: aber
e§ ^at mir§ einer bor funff^ig jarcn gejogt, be^n^ ©ro^^
mutier ©ro^öatter fie in feiner S^genb ^at fe^en öon
einem (Sbelmann effen. 5(u§ an(a^ fold^er rebe, ftie^
meiner ©ro^muter @ro^öatter§ S5ruber^ @ot)n ein ^inb«
bettern geluft an, ha'^ er gern ttwa§ gute§^ effen mochte,
fagtö be^aiben gu feinem 22?et)be, SSbena gei)eiffen, fie
folte jf)m Süc^Iin bad)en': bann 9?ep^iiner fönt* er nic^t»
t)aben, fo raufte er befferg "> nic^t, aU ükd^lm. ©ie aber,
al& beren tva^ ba^ Sutter^dfelin öermögen§ föere beffer
aU j^mc berauft geraefen, entfc^ulbiget fic^: fie fonne iim
ou^ mangel be§ 58utter§, 5lnrfen§ii ober @c^mal|e§ (raie
bu railt) auff bi^ mal feine Sürf)Iin backen, bäte jf)n bero»»
raegen bi^ auff ein anbere [56] jeit ber ^üd)(in f)oIb
gebulbi"^ äut)aben. Slber meiner ©rofemnier ©ro^öatterä
S3ruber§ ©on botte f)iemit feine ^ü(^Iin gecffeni^^ bnb
feinen ©eluft nic^t gebüffet, raolte fid) mit fo fc^Ied^tem,
magerem, bnrren, trocfenem, öngefal^enem bnb bn^
gefc^mal^enem befcfieibi*, nit^'^ alfo fc^Iei^tlid^ abraeljfen
laffen, fprac^ beroraegen nacbmalni^: ^\c bie fac^ jmmer
befc^offen racre, ba§ 21ndent)dfelin belangenb, fo folte fie
fef)en, ba^ fie jt)m ^üc^Iin bai^etei': bnb f)ette fie niti^
©utter ober fcf)mat^, fo fotte fie e§ mit raaffcr berfud^en.
(£0 t^ut§ niti'"^, mein SSti§, fprocf) bie ^^rau SSbena: ic^
felbft raolte fonft fo lange nit^^ o^ne ^üdilin geblieben
fein, raeti ic^ mid) ha^ SSaffer nic^t t)ette bebauren i^ laffen.
S)u raeift e§ nit^*, fprac^ meiner ©ro^muter ®ro^batter§
1 ©rofemutter BW (so immer) 2 eine BW 3 faget B
4 beffen BW 5 qut§ W 6 faget BW 7 bacfen W (so
immer) 8 f6nt BW 9 nit BW 10 beffer W 11 2lncfe§
W 12 ©ebult W 13 geffen W 14 befcöeit B 15 ntc^t
BW 16narf)mal§W 17 badete W ISnic^tB 19 be=
tatoren W
42
©ruberg' So^n, tceil bu e§ nicmaln berfudjeti ^aft. SSer*
fliege e§2 er[tlic^: ünb fo e§ nic^t^ ml ger^aten, itiagft bu
al^bann tüol jprec^cn, c» t^ue eä nicfit.
ajlit einem iport jufagen, roolte meiner ©ro^muter
<5Jrü^öatter§ @on§ gran) [57] nif)e I)a6en önb ju trieben
fein, jo mufte-i fie bem 3J?ann feinet begcrenS falben mti"
fahren: r^üret beroiüegcn^ einen Ä^iic^Iin teijg an, gan^
bunn, al§ ob jie motte '^ ©treublin backen, fe^t' ein
^[anncn mit Söaffer ober§ ?^emer*, ünb mit bem 3:e^g
baretin. ajiit nickten ober molt'^ eö fic^ fc^icfen, eä molt
fid^ eben gar nichts gufamen^ loaUcn, ba^ ^üc^Iin baraufe
mürben, biemeil ber Jetig im Söaffer jerfloffe, ünnb ein
Tlü^ ober 53rei) barau^ mürbe: borabio bie gram gornig,
ber 9Jiann aber leibig marb. 5)ann fie fatie, ba^ bie
Strbeit, ^o(^ tjnnb Mal, be^ SSofferbutterg ungeachtet,
verloren merc: fo ftunbe^i meiner ©ro^muter @ro^oatter§
feiigen 53ruber§ 8on barbet), tiielt einen Jeder bar, onb
irolte ba§ erftgebac^ene'- ^uc^Iin alfo morm au§ ber
^fonnen geeffen^^ i)aben, loarb aber betrogen. S8o^ framet
fd^em hiä), fprac^ meiner ©ro^mntter ÖJro^üatter§ bruber§
(Sof)n§ gram, gucf, l:)aht^^ ic^ bir nit gefagt, e§ t|ue e§
ni(i)t? Sttt^eit milt bu rec^t Ijaben, tjub meift boc^ nit^'^
ein bing[58]Iin barumb, mie man ^üd^Iin bacf)cn fot.
@c^met)g mein SSbena, fprac^ meiner ©ro^muter @ro&='
öatterS S3rubcr§ ©ofin, loffe bic^ä nidit geremen, ha'^ bu
€§ oerfuc^et {)aft. 9}kn öerfucfit ein bing in fo öil mege ^*^,
6i§ e§ ju Ie|t gera^ten mu§. ^\t e^ fc^on bi^maB nicfit
^er^aten, fo gerl)atet|i' etman ein anber mal.*) @§ mere
ja ein feine nu|Iic^e'^ fünft gemefen, monn e§ üngefe^r
gerliaten meri'*. ^d) mein 20 mol ja, fagt meiner ©ro^muter
1 üerfucfit BW 2 eg fehlt B 3 nit B 4 möfte B
5 bermegen BW 6 molte BW 7 fe^ct BW 8 gemr B
9 sufammen W 10 barob BW 11 ftunb BW 12 erft=
gebarfene W 13 geffen W 14 tjab BW 15 nicöt W
16 meg W 17 gerÄ£)tg W 18 nuölid) B nü^Hd)e W
19 mere W 20 mei^ne W
* Fraiick Sprichwörter 2,169«: ma§ f($abt Derfuc^en, ge*
rat^§ nit, fo ift§ fein fc^anb.
43
@ro^t)atter§ Sruberä @on§ %vatü: id) tüolte felb§i atte
tag ^üctiltn geeffcn^ l^aben. ®a^ i^ aber, fprai^ ber
obgemelt ßale^^ bife ©efc^ic^t auff Onfer öor^aben gie^e:
SSer lueift^, ob bg Siedit bnb ber tag firf) nit in einem ^
<Bad tragen lieffe, gleid^ tüie baS^ SSaffer in einem ©pmer
getragen roirt. SSnfer feiner f)at§ jemalnß öerfud^t: barumb
tüa' e§ euc!^ gefeit s, fo njottn^ lüir bran ftetjenio. ®e-
r^atet e^n, fo traben tüir allzeit ömb ]o öil gum beften,
ünb ttjerbcn al§ erfinbere^^ bifer fünft groffe» 2ob bamit
erjagen. ®e^t§i3 a^er nifi* ah, fo ift e§ boc^ gu tinferm
üDrt)aben ber 9Zarret)>^ [59] tialben gan^ bienftlicf) önb
bequem.
2)iefer Slbat gefiel allen Säten i*' foli^er maffen, b^ fie
befcbtoffen, foli^em in aller ct)Iei' nadijufommen. Tanten
beroraegen nad) mittag, ha bie @onne am beften gefc^ienen,
bet) bem (gt)b gema£)net alle für baä neme 5R^at^aufe, jeber
mit einem ©efc^irre^*, bamit er bermeint"' ben Sag ju^-
faffen ünb ^inet)n gutragen. @tli(^e brad^ten aurf) mit fid^,
Söicfel, Sc^auffeln, ^drfte, ©abeln Dnb anber§, auff ein
fürforg, bamit ja gar fein fet)ter begangen mürbe.
@o balb nun bie glocfen eini gefd^Iagen, ha folte einer
fein munber gefef)en ^aben, mie fie atte angefangen f)üben
guarbeitten. Stücke Rotten tauge ©ecfe, lieffen bie Sonne
bret)n fdtie^nen bi§ auff ben boben, fnüfften^o jn bann
epienbs ju, bnnb lieffen bamit in§ ^an^, ben Sag au§*
pfc^ütten. ^0 fie berebcten ftc^ felberfti, fie trügen an
ben Seden biet fd^merer, al§ jubor ha fie Idt)r gemefen.
5lnbre2i treten eben be^gleic^en, mit anberen"^"-^ oerbedeten
©efeffen, al§ §dfen, [60] Seffeln, 3ubern23, bnb m§ ber-
gleid^en ift. (äiner lube ben Sog e^n mit einer Stro-
gabeln in ein ^orb, ber anber mit einer ©d^auffeln:
1 felbft W 2 geffen W 3 ©cöiltbürger B Söißen»
burger W 4 tteife BW 5 einen BW 6 jemals W
7 »30 BW 8 gefaaet W 9 to^üen W 10 ftel)u B
11 @er^atet§ e§ B ©erdbt e§ W 12 ©rftnber W 13 @e=
i)et§ BW 14 ntd}t BW 15 9^arreret) W 16 Scl)ilt=
bürgern B SBtfeenbürgcrn 17 6n)l W 18 ©efc^trr W
19 ocrmetjnet W 20 fnüpfften BW 21 Slnbere BW
22 anbern W 23 gübern BW
44
ttüd^c gruben jn auß bcr (Srben f)crfür. ©ine? Salcn'
foU fonbcrlid^ nid^t ucrgeffen rocrben, weldier oermemt^
ben Sog mit einer 9}ZauBfaIIen pfangcn, önb alfo mit
geroalt jube^roingen, önb in^ öaujc" jubringen. ^05 ic^§
furfe macfie: jeber f)ielte fic^ ha, roie fein ndrrifc^er ^opff
e§ jbme^ an bnnb etjngab^.
!SoIc^e§6 trieben fie benfelben ganzen tag, roeil bie
Sonne gefc^ienen, mit folc^cm epffer önnb ernft, ba^ fie
aUe barob ermübeten, onb oon ;pi6e' fd^ier oerlec^ten
önnb erlagen. 2{ber fie richteten mit folc^er arbeit eben
fo roenig au§, ali öor jeiten bie önge^eroren Stielen, ba
fie öiel groffe Serge jubauffc'^ trugen, önb ben ^immel
auftürmen öcrmeinten. Sarumb fie bann Ie|tli(^ fprac^en:
^vm roere e§ boc^ ein fet)ne ^unft gcroefen, roans geröaten
roere. Stifo gegen fie ah, önb batten bennod) bife ge^
roonnen, ha'^ [61] fie borfften'' auffs gmeine^*^' ®ut f)in
gum SEe^n ge^n^i, önnb fic^ roiber erquiden önb erlaben.
[11. Cap.]
SQ3ie ein burdireifenber Sanbftreid^er ben Salen^^
rl)at gäbe, ben Sag in jt)r 1R^atf)au§ gu bringen,
önb fie betröge.
2Bie bie Salcn^s obge^orter maffen an j^rer SIrbeit
geroeicn, reifet öngefebr ein frembber 22anber§mann hü"
felbftcn öorüber: ber ftunbe ftill, fal)e jf)nen lang'^ gu, öer«»
gaffe hüB maul offen, önb roere aud^ balb gu einem Sale^^
roorben, inn bem er nic^t fönte '^ roiffen, roa§ bocg foIc^eS
immer bebeuten tf)etc. Seß abenb» aber in ber ^erberg,
bann er ömb rounbers roiffen ba ftiff gelegen, bie 3lben=
t:§eroer guerf obren, fragt '^ er bie örf ad), roarumb er fie
^abe gefeiten olfo an ber Sonnen arbeiten, !6nne boc^
1 @c6tltbürger§ B 3Bi§enburger§ W 2 üermeqnet W
3 §anf? BW 4 jbm W 5 eingäbe W 6 @oIct)§ BW
7 ^t§ W 8 5u öauff W 9 b6rfften W 10 gemeine
BW 11 ge^en W 12 Sc^iltbörgem B aßi^enbürgern W
13 gdjiltbürger B 2Sigenbürger W 14 lange B 15 f5nMe B
16 fragetc BW
45
ni(^t' lüiffen roas jte get^an. Solc^cg^ tcarb jm burcft
bie t)erumbfte^enben Salens bolb gefagt: bafe e^ nairtlic^*
barumb [62] be^c^e^en, juöerfuc^en, ob fie bie ^eitere ^ be§
3;age»'^ fönten in j^r neurogebaft)en ■ 9tf)atf)au^ tragen.
®er frembbe ©fctt^ mar ein rechter Sogel, genest önb
gefc^oren loie er jetn folte,*) o^n allein bg er raeber gebern
nod) 2öuIIen9 ^ette: gebotet berowcgen, bi^ ort§ ^ttk er
einen 9^aub guerjagen, luelcfeen er auBnio ^enben julaffen
nitii geftnnet: fraget fie beBba^ben, ob fie mit jrer 2(rbett
etiüa§ i)ctten au^gcrid^tet. 9iic6t ein ^ubinierlin, jagten
bie 2a(en=\ S)ife ift bie tJrfac^, jagt ber ©fettig ha'^ \ijv
bie fac^ nit^i folc^er maffen angegriffen, luie ic^ eud) tt)oI
tt)oIte gert)aten £)aben. 2)a bie Salen bife§ t)6rten i-*, njnrben
fie fo fro^, aU bie ^uben'^ ju'^^ ?5rancffurt, ha jtinen
^ropt)eten Seer fe^I gebotten morben, geraefen:**) oert)ieffen
i^me'" bcroroegcn oon loegen be§ ganzen {5^ccten§ onb be^^»
felbigen oder Otinroobnern ein nam^affte Serefirung, fo er
jtinen folc^en 9i^at mitt^eilen tt)ete. 3oIc^e^ Derfprac^ er
jnen auff morgen ju leiften: barumb fie jtjn f)icffen gut
SJJdnnlin fein, onb bem [63] SSiert befaftfen'', jme'^ tapffer
auffjutragen t)nb fürjuftcHen, t)nb ma^ er oerjcfire an ber
@emeinbei9 ^erff^olg^o gu fc^nciben. 2((fo loar ber gute
©efeU biefelbe nai^t gaft, önb jec^et reblii^ of)ne (Selb:
bnnb ba§ bitlic^, bieioeil er fürot)in jtjr Sammeljfter
fein folte.
211^ folgenbg bie liebe Sonne ben Salen 21 oon Sale-
1 ntl W 2 @oIc6§ B 3 Scöiltbürqer B ai5i^en=
büraer W 4 nemltcft BW 5 ha^ Öiedit BW 6 Saqä
BW 7 neugebautoet W 8 ©efeü BW 9 SgoIIcn W
10 auffen B aufe ben W 11 nid)t BW 12 @efea W
13 2)a )ie bieie§ bln-eten BW 14 3üben BW 15 5U
fehlt B 16 i^m W 17 befohlen BW 18 jm W 19 @e=
meine B ©cmein W 20 ^erpfff)olg W 21 Sc^iltbärgcr B
SBiöenbürgern W
*) Vgl. bie gr6feeft gcneöt unb gefcöorne tbor^cit Fischart
Aller Praktik Grofsmutter 45, also 'vollkommen'; die Wendung
ist wohl nicht ?om Barhieren, sondern vom Tuchscheren her-
genommen.
**) Anspielung auf Eulenspiegel S. 54 Xeudr.
46
bürg (bann e0 finb fonft nod^ anbre Salen mef)r)i ben
fieHen lieben Iied)ten %aQ f)ette tütber gebrad)t ünb j(^et)nen
laffen, führten fie ben (SefeHn^ gum 9fi^ati)au^, bnb be-»
fallen e§ mit allem flei^ oben bnb önten, ^inbcn önnb
öorn^er, jnnen önb auffen. S)a nun ber frembbe ^unftler
ficf) mit ber ©d^ald^eit, fo er tjierinnen r^atS gepfleget,
ü)ie ber fachen guttun ttjere beriiatfc^Iagt^ ^ette, i)ie^ er
hk Salen 4 t)inauff fteigen, bnb bie Slai^jiegel mibcr auff
^eben, mcld)§& alfo balb gefc^etien. 9^un J)abt jt)r, fprad^
er ben 2;ag in enjerm^ 9t^at^aufe, ben moget jr barinnen
f offen, fo lang euc^ gefeüig: lüann er eud§ erleibet ", fo
!ont ji)r jn Juol tt)iberumb barau^ jagen.
[64] Stber bie ßalen* üerftunben eg nit*, ha^ er ge=
meint 9, fie fotten ba§ %.ad) nid^t^o n^iber barauff beden,
fonft murb" el n:)iberumb finfter ttierben, wie e§ juöor
gemefen: Iieffen§ bcromegen alfo eine gute fac£) fein, f äffen
jufamen ^-, önb J)ielten ben ganzen ©ommer 'iRi)at barinnen.
@ie öeref)rten bem ^ünftler au| bem gemeinen ©ecfel aud^
ein e^rli(^e§, bnb lieffen jn mit groffem ®ancE barbon
gicficn. S)er gute @felli3 t^ati-^ ioie ein anberer'^ guter
(Sc^Iuifer aud^ get()on f)ctte, nam bie S^ereiirungeiß an,
5ettet§i' nic^t lang, fonber äoge^^ ^inn^eg, f^anjt'^ offt
linberfid^, ob j^me'-^*^ niemanb nacheilen tt)ue, ha§ (Selb
miber bon j^ime^o gunemmen, bnb !am alfo nit» nd^er.
@§ n)ei^t2i flmjti noc^ ^eut bi^22 tag§ niemonb, mer ober
maf)er-3 er gen)efen, ober ma^in'^* er fommen fe^e-^; allein
fagen^e bie Solen ^'^ bi^ bon jme^o^ bo^ fie j^n am StucEen^s
ha§ ki§k mal gefe^en l)oben.
1 bon ßalebura bis mc^r fehlt BW 2 ©efellen BW
3 Bcra^tfcfelaget BW 4 bie ßalen] fie BW 5 mld)t§ W
6 elrcren ß 7 erleibet] befd)n)erltcö ift BW 8 nicöt BW
9 gemeine B fleme^net W 10 ntt W 11 mürb B mürbe W
12sufammenBW 13 @efeE BW 14 t^At W 15 anber W
16 23erebrung W ITseßlet^W 18 jotie W ISfc^aumetW
20 i^m W 21 meife BW 22 beutigS W 23 mo^er
BW 24mof)tnBW 25 fet) BW 26fagtenBW 27 ©c^ilt»
Borger B SBi^enbürger W 28 Mdm BW
47
[12. Cap.]
[65] 2Bic bic Saleni bic ürfac^ bcr finftere in
jf)rem 9^t)atf)au§ jnnen tüerbcn, önb felbige^
abf(i)affen.*)
5)ie £alert3 fretuet jfir neumgebad^cn* $Ri)at^au^ ober
alle ntoffen fcl)r, bcn ganl^en ©ommer lang, £)ielten ftet§
9il)at barinnen, ünnb I)onbetten üon inid^tigen fad^en, ben
gemeinen 9Zu^, ha^ SSottcrIanb s, önb be[fetbcn öerbe[ferung.
belangenb. @ie battcn and) fo{(^e§ ®Iücf, ha§> e» benfelbcu
ganzen ©ummer« ttjan fie im '3{i)at gefeffen nie geregnet
^at. ^ier^tüifc^en aber begunte ber lieblii^e ©ummer^ fein
fc^6ne§ luftige^ Slngefic^t juüecbcrgen: bargcgen ftrecfet ber
leibige SBinter'' feinen rönnen ©c^nabet i)erfür. 2BeIcf)e§
ben Salen ein fe{)r leibiger ^anbel geroefen, bieiüeil fie
nunmehr füroJiin bie 9Jafen in bie f(^naupen gieijen, bnnb
jt)nen felberft« fd^naufen muften.**) ©arumb fie bann fic^.
alfo balb^ bebad^ten, ha^ gleic^ wie einer bnter einem
groffcn breltten [66] ^ut (wie bie finb, fo bie jungen
ßalen ober'^ Sappen gemeinlic^^ Qug frembben Sanben
mit fi($ bringen, wann fie fo weit gewefen, ha^ fie in
jt)rem §et)met nid)ti2 me£)r bie ©loden ^oren leuten, önb
fo lang ausgeblieben, ha'^ fie jtirer 9)iutterfpracE) oergeffen,
jreS Satterg ^au^ nic^t" ntei)r wiffen önb barnac^ fragen
muffen, ünb bie olte ^a^en nid^t mefir lennen***) wie einer
1 bie äu ©d&ilbc B bic gu SSitjenburg W 2 ba§fel5ige W
3 ©d)iltbürger B SSigenbürgcr W 4 neugcbad'cn W 5 befe
35atterlanb3 W 6 ©ommer BW 7 SBtnber W 8 felbft W
9 balbc B 10 ßalen ober fehlt BW 11 gcmeinglict) W
12 nit W
*) Das folgende ist frei erfunden. Bei H. Sachs erhalten
die Lappenhäuser dadurch Licht im Eathaus, dafs das Nebel-
schiff die Wände des Rathauses durchstöfst.
**) ^ie nafen in bie fdinaupen sieben steht übertreibend
für das gewöhnliche bie fdönaupen eingielien 'sich zurückziehen,
klein beigeben'.
***) In der Zimmerschen Chronik^ 1, 508 fragt ein lange
abwesender Sohn den Vaters: Wie lebtS balt unfcr alte^a^en?
Vorgelegen haben wohl die Sätze von der Haserey (Scheible,
48
(ipxiä^ xdj) önter einem groffen 2Better|ut öor bem a^egen
fieser fein fonne: alfo njurben aucf) fie bntcrnt S^odj^,
tüelc^e» bem ^au^ gleich al^ ein 9iegcn^ut lücre, roiber
ben fcfinee önb anber2 53ngett)ittec befc^irmet merben.
(Söldner r)x]a(i) falben, machen fie baö Soc^ in oller e^I
mit gemeiner f)ilff tüiber ju, tuifleng ünb öorbabenS, wie
fie ben ganzen (Summer^ lang an ber ©onncn (rate ber
©c^dffer an ber Seilten) bem t^auHen^cn gebienet fietten,
alfo molten-' fie benfelben ben^ SSinter burc^ jnn bie
«Stuben 5um Ofen fe|en, önb ftc^ beQ jmeß ömb ^ilff'
önb rettung lüiber bie erfrof)rne Seute'» betüerben.
[67] %U aber bog Sod) ' lüiber c^ngebecfet^, önb fie
in§ 3tt}oti)ou§ getjen füllen, fiet)e ju, bo mor e§ (leiber)
eben fo tunifel önnb finfter barinnen, al§> e» gemefen »or
äuöor, e^e fie öon bem'o 2Bonberer bie tagin§^auBgUtrogen='
erfporungsifunfterfinbungii getef)rnet tietten. ®a fie bann
erft merden tiieten, bof; fie binber§ Siecht gefüfirt, önnb
^eBü(^ betrogen lüeren: ober fie muften olfo gefc^e{)en fein
önnb 12 bleiben loffen, önnb o(§ jn einer gefc^efienen foc^
ha^ befte reben. ©» mor sufpot, ben ^Seuttel pjielien,
ha bo» (Selb '3 tiinmeg, ober ben ©toll gubefc^Iieffcn, nac^
bem bie ^u^e fdion aUbeteit boroufe entfüt)ret gemefen,
(SoUic^el'* ober önangefeiien, faffcn fie raiber mit j^ren
Siec^tfpänen (roelc^e gubroud^en fo long j^r 3Rbat£)ou§
ftünbe fie fid) f(^on gonl^ önb gor öermegen fiettcn) ouff
bem ^ut pfommen, önb hielten fei)r gefc^minb einen engen
'diijat borüber, fo fic^ lüeit inn tag t)inet)n öergogc.
2Snb aU bie ömbfrag öon einen an [68] ben onbern
gieng, fom e§ gule^t auö) an einen, fo fi(^ nit ber ön-
1 ^adj W 2 anbere W 3 Sommer BW 4 molten
W 5 ben fehlt W 6 j^m W 7 ^Mn W 8 Scut W
9 eingebccft BW 10 ben W 11 gparunqsfunft W 12 ge=
fd&eben fein önnb fehlt BW 13 ©elbt BW 14 eoüic^S B
©Dieses W
Schaltjahrs, 525 ff.) S.531 tocnn fie mieber fommen nnb einmal
befcben monen, ob ber ©rofemutter alte <R:a§ noc& lebt, tragen
fie ibre Scbmingen an ber Seiten . . . item einen breiten leim=
ftenglerifcben §ut.
49
■gejd^irftej'ten einer gcbeuc^tei gufeln (beffen 9bmen ic^
-@^rn2 Eialbcn bkibcn laffe) berfelbe [tunb auff, jagt er
xijait efceu ba§, fo fein Jßetter r^aten werbe, gieng atjo
mit Saub f)inau^ oon ber SSerfammlung: öieüetd^t ]xäi
jureufpern, ioie bann bie Sgaftiren^ offtmoln-^ fo böfcn
Ruften £)aben, bj ntemanb bmb fie bleiben mag, ober aber
b5 SSaffer Ober bie Serge tjinah 3uri(i)ten.*) ^n bcm er
alfo in ber finflere an ber SBanb (bann fein Siec^tfpan
j^me^ erlofc^en) f)in önb f)er groppet, toirbt er imgefelir
eines f leinen Stiffe» ober BpaUt^^ in ber Tlaniüxtn', fo
nid^t recf)t gugemourts gen}efen, gewar, baburd) er feinen
jc^onen 53art etlicher maffen fe^cn fönte. 2)omoIn9 erinnert
er ficf) mit einem tieffen feuff^en feiner erflen 2Bei)|f)ett,
beren fie \\d) aKe üergiegcn fetten, trit'o miber i)inet)n, ünb
fpri(^t: dla atfo, jr liebe Sf^ad^baiorn^i, mit lanb ein tüort
gureben. 9t(l jl^me^^ foIcfieS oergnnnet'^ mürbe, fprac^ er
ferner alfo: 3^a, finb mir aber niti* gebip[69]peIboppeI-
borte 9iarrn, td^ frage and) alle barnmb. (SS befcf)et)nt ^-^
fid) mol (hü'^ i^ au§ unferer alten ^ingemorffenen Söet)^^
f)eit etwas bi^i^ o^tS et)nflide) toie ein frefftig bing eS
fe^e*', wann einer ein anbrei* gemon^eit an fic^ nimmet^^,
ülS er §uoor get)abt: ha^ namlid)^" bie gute gewoniieite^i,
fo er erftlid) t)on ber 9?atur empfangen, öntergetrüdt-^
önnb abgetljon, trnb bie angenommene, oornemlidj^s fo fie
b6§ ift, an bie ftat-^ fomme, tnb alfo consuetudo altera
natura Werbe. SBir ()aben önS einer ndrrifd^en Wet)fe an-
1 flebduc^t W 2 ß^ren W 3 SaWern BW 4 offt*
ma(§ W 5 i^m W 6 (spaltenS W 7 Tlatotxn B
8 äugemauret W 9 ®amal§ W 10 tritt BVV 11 01acfi-
bautocrn W 12 jm W 13 Vergönnet W 14 ntc^t BW
15 befcöeinet BW 16 bteie§ W 17 fei) W 18 anbete W
19 nimpt W 20 nemlicf) BW 21 geWontieit BW 22 önter*
getrucftB öntergebrucft W 23 förnemlicö W 24 flatt BW
*) Vgl. Kirchhof Wendunmuth 1, 158 (S. 189) 25on einem
ratf)S:^erren gü Tübingen (nach Bebet): ftunb einer ber rabt§=
I)erren auf tinb fprac^: ^d) ttiit§ bei) ber meinitng be§ for[t=
mctfter§ (benn alfo toarb einer, faft ber fiUnembft, genennt)
berutoen laffen; xd) mu^ bin^infe ge^en, mein maffer abjäfc^tagen.
Damit ist der Anfang von Wickram Rollw. 90 verbunden.
Das Laiebuch. 4
50
genommen, bie wir bod^ üon Statur ^er alljeit lt)ct)fe önb
t3erftenbige Seute geroefen: ßnnb nun fiefie, foIcf)e an-
genommene lüeife fc^Icgt im» rcc^t in bie ort, ünb treibt
bie erfle ort au§: ai']o ha^ tt)ie n)ir guüor üon art önb
geburt t)er SSe^fe^ gemcfen, aljo fompt§ barju, ba^ tt)ir
oon ort mib geburt ^er, S^orn önb 5krren'- fein, önnb
folc^e Dnart niemerme^r werben fallen laffen. 2öir fiaben
fo angftige-' önnb nbete seit mit onferem* 9tf)att)aufe,
wenben foften an, önb ger^aten in [70] gro^e öerac^tung
ba^u, bamit wir nur-^ ben mangel finben önb öerbeffern
tonnen: önb önfer feiner ift jtmaln^ fo migig geraefcn,
bafe er Jiette gefe^en, ha^ wir an hav öaufe' feine genfter
gemac^et*' f)aben, barburi^^ bog Siedet ^erct)n faden moc|te.
®05 ift boc§ gar ju grob: öorau§ im anfang önferer
J^or^eit, ha wir nii^tio folten einsmall önb auff ein ftu§
alfo ^eret)n plumpen önb pletfc^en, ha^ ei and) ein red^ter
gebof)rner 9far werden fönte. Slb^ biefer rebe erfd^racfen
bie anbern Salen^- atte nit'^ anberft, al§ ber fie an ^aU
gefc^Iagen ^ette^-*, önb erftummeten wie bie blinben @6|en,
bie jr Sebenlang feinen 2)dgeiT wefeen. @ie fa^en aber
auc^ einonbern i'' an, önb fc^ameten'ß fi(^ je einer öor bcm
anbern (fo er niti^ fjinber jmei' gefcffen) wegen foIc^en'*>
groffen Sßnöerftanbl önb gar 5U groben D^arreQ''^. S)arumb
fiengen fie an einljeHiglicf), ber SSmbfrag öngewartet, ju
atten orten be^ 9if)at§aufe§ 33Zauren2'> buri^jubredjen: önb
war fein Sale^i ^nter aflen Salen^-, ber ha mf^'- f)ette
wollen ein ci)gen So(^ (tuk bi§ tag§ bie Schilt in bcn
(Stamm [71] büc^ern önb ©la^fenflernj §aben, öon bcm er
fönte 23 fagen: S)iB ift mein So(^, önb ift mir ein fein
Soc^, önb wer§ nit^^ glaubt-^ ber füß mir§ 2oc^, fo finbt^^
er boc^, ha^ jn frewet nod^. Cf) wie ein fd)were3 ^od),
öil ^drter aU ein ^piocf): öerje^fie mir bie Retterin önb
1 mt)^ W 2 D^arrn B 3 dngftige BW 4 bnferm W
5 nun W 6 jemals W 7 spaufe BW 8 gemacht BW
9 baburcö W 10 nit W 11 Cb W 12 Sakn fehlt BW
13 ntcf)t B 14 :^ettc fehlt BW 15 etnanber W
16 fcöamete W 17 jm W 18 folc^e§ W 19 9larrerei) W
20 2)iatoern B 21 ©cfiiltburger B 23tgenbürqer W 22 ntcf)t
W 23 fönte W 24 glaubt W 25 finbet BW
51
ber ^oä), fo eä gar gu rd§ gefallen, onb befe^alb tremger
gefrf)mal^en ift. 5(tio morb ha^ ät^at^au^ oofnfü^reti,
biß auff ha^ @t)ngebäiü, üon reellem ^ auff§ bdlbeft
3et)ttung guöernemmen.
[13. Cap.]
SBie hh Salen^ in jrer Sft^atfluben boS ©pn-*
gejreib gemad)t, ünb be§ ©tuben Dfen§ öer-»
geffen ^aben.*)
S^ad^ bem bie Salen'* be^ grcffen SafieS'' ber ^^enftern
^olb« abfommen, bnb nun ein jeber fein etigen fein gut
2o^ ^ette, fiengen fie an ba§ @t)ngett)eib be§ öaufe» ju«
machen, önb bie ©emadi ju t)nterf(|lagen. SSnter anbern
@emad)en machten fie fonberlid) tret)' ©tuben, bie SBi^-
ftuben, @d)iüi^füiben, önb Sßebendftuben: ireli^e gU"
üor[72]berft muftcn auBgeniadit fet)n, bamit^ bie Salen^,
lüann fie öon lüic^ttgen fad)en rf)atfcf)(agen folten, nid^t^
gei)inbert nocf) gefoumet luurben. SBarb alfo (tuie fie ber«
meinten) bj gan^e trc^erftc'o 9tf)atf)auB, auff» furberlic^ftc
au^gemacf)t, ünb nac^nialn^' in aller 9?arren Stirei^ e^n*
getoe^tiet.
51I§ fie aber foIgenb§, ha e§ falt tnorben, einen 3fl§at§=
tag ^aben, önb @erid)t t)a(ten inolten (bargu bann jnen
ber ^ü^irt^s ^lit feinem ^orn bie lofung gegeben) önb
jeber (bann el alfo angefetjen lüorben, bamit ber gmeine^*
3Ju^ nic^t befdilüerti^ rourbe) ein fcfietit ^ol^, bie ©tuben
gulöermen, mit fi(^ gebracht t)ette: fiet)e ju, ha Ratten fie
befe Dfen§ öergeffen, and) nit"^ räum gelaffen, ha man
einen ^infe^en tonte i'. Hb folc^em t)anbel erfcf)rarfen fie
obermalni^ bet) fic^ felbeff' i)efftig, met)r bann ober aUe
1 üoßfu^ret W 2 toelc^en BW 3 Sc^iltbürger B
SBigenbürger W 4 bie Sälen] fie BW 5 £aft§ W
6 balben W 7 brei) BW 8 barmtt W 9 nit B
10 bret}ecfte BW 11 nac^ma(§ W 12 ©br W 13 S?Ä^e=
birt W 14 gemeine BW 15 befcbtoeret W 16 nic^t BW
17 fonbte W 18 abermals W 19 felbft W
*) Wohl frei erfunden.
4*
52
moffen gan| graufam fe^r, mh fürai^en bntcr ftc^ felberft i
p fic^ felbcrfli: 9iun foticn ttiir ettenbc- Gie(«f6pffe feinett
fortgang no(^ glürf §u önfcrm neiüen S3aun) ^abcn. SSc^
fc^en mir nun jc^unber ben ofcn f)in? [73] dlnn fteöen
n)ir ^ie, aU ob ün» in bic ^dnbe gefc^miffcn lücre: tva'^
jollcn wir obermaln^ mit bcm Cfen I)in?
Sllfo tljeten fie ben tjanbel in bebenden ^iei)en tmb
eriüegen, önb fielen mond^erleti ntet)nungcn. (Stücke üer^
meinten, mcn foltc j^n t)inber bie Xt)ixx feüen, ba er am
aller ujenigften jrren mürbe ^. 51ber joId)e§ molt ben
anbern nid^t'' gefallen: biemeil ber Sc^uÜ^efe" müfte
^inberm Dfen feinen (5i^ ^oben, melc^cg fpöttlicf)^ mcre,
fo er ^inber ber St)uren-J fdffe. Sule^t, nnc^ bem fie bie
fac^e lang ^in önb t)er geraogen, onb alle orterio befefien
t)nb hthad^t fietten, rt)ict enblii^ einer, man folte ben Dfen
fürs ?5cnfter Ijinau^ jc|en, önnb jf)n laffen jur ©tuben
f)inet)n guden: mit bem anf)ang, ha^ gun jciten, mannS
nofit mürbe 5 fein, er in ab^ettungii ber Stimmen auc^
fönte mitgejetteti'^ mcrben. S)ann, rebe er fc^on nichts i^
3un fad^en, fo fe^e^^ er bocf) auc^ nic^t barmiber. SSnb
ob el fdion nic^t fönte anberft fein, aU ha^ ber @c^ult^
^e^' ber ne^efte bet)m Dfcn fein müfte, [74] bamit j^me'^
fein 2Bet)§§eit nic^t^'^ erfriere, fo fotle man j^mei' ben
ne^eften ort barbel)!'' et)ngeben. Siiefem 9^t)at marb bon
allen bänden ber et)nf)eniglic^en be^fatl get§an.
S)oc§ fagt ein alter 5lbermann önter jnen, melc^er lenger
9^orr gemefen aU bie anbern, au§ lauterer mi|, beren er
fo doH geftecfefi^ mie ein (Sfcl üotl gürfeen: SIber (fprac^
er) ic^ mit ber Stegen gefdimcigen, meirfje aber bnfomlic^-o
merbe ^um Dfen gumacfien fein: aber bi^ gange^i i)in:
aber bie öi^e^s, met(^e aber fonft in bie Stuben gef)6rt,
tüirbt aber atte ^um Dfen au^ge^n^s, ta fie aber fonft
1 felbft W 2 clenbe BW 3 2öo BW 4 aber=
mal§ W 5 iDurbe W 6 nit B 7 8cbullf)eife W
8 fp6ttiic^ W 9 S^ür W 10 Crtcr W 11 Sibgcblung W
12 mttgeseblet W 13 nit^t W 14 fet) BW 15 jbm W
16 nit W 17 jm BW 18 habet) W 19 geftecft BW
20 ünf6mltc^ BW 21 gienge W 22 §i8 W 23 au^--
geben W
53
folte in bie Stuben ge^n', ünb aber affo gu nu^e^ fommen:
n)elc^§3 aj)er ^e^jg^ ^jere, als fo fie üer(o|ren mürbe.
2)u ge^eft in bie Slbermi^, lüie man fpric^t (fagt ein
anberer ^um 2{bernarrn ^ierauff) ditn a(§ gefie^, mie man
fpric^t, bie §i§, meiere mie man fpre(^en modele in ber
S?u(f)en^ gum Dfentoc^ an^f erlegt, and) in bie Stuben,
moc^t man fprecfien. S)u meinft*^ tüol \a, mbdjt man
f|3recfeen, [75] ic^ aber meine' net)n, mie man fpric^t, nit
in bie Stuben, fonber^ neben ^in, ai§ man fpredien möchte.
S^amit aber, mie man ipricfit, nic^t» ju ünnul'» abgebe,
mie man fpric^t, önnb bu befe^olben obne Jorge fet)eft'o,
qI§ man jpric^t, jo §ob ^ ic^ ba^ct)mcn ein alteS öai'en-
garn, mie man fpredien moi^ti-, bj mil ic| ber ganzen
@m>ein i^ gum beften geben, mie man jpricf)t, meiner barbeti
äugebenrf en 14^ mie man f priest: hav motten mir für ba§
Cfentf)ürlin f)enc!en, mie man fpric^t, bie .öiö in bem^^
Ofen ,5ubeJ)aIten,*) mie man fpri(^t. öabcn mir tin§ alfo
bi^"^ ort§, aB mie man ipricfjt, ni(^t!§ arge§ subcforgen:
fonber gelti" mein lieber 2a(e'^ mie man fpric^t, mir moCCen
barbe^iy bapffer ficben ünnb braten, al§ man fpric^t, önnb
bie ©pffel in ber S^acfiefn ümbfet)ren, mie man fprec^en
mochte.
gür fofc^en mol bcfrf)Iagenen 9i^at, mart ber 2afe-o
^o6) gepriefen, bnb für fein gret)gebigfeit j^me^i t)Dd)Iic^
geban(fet22, mit anerbietung alle« guten. @§ marb aui)
jmc, önb allen feinen na(^fDmmenben Salen-^, ber nef)efte
Si| ^inberm Ofen beij ber 21pffelfad)eln öergunnet^^. 5t(fo
1 ge|en BW 2 nu^ W 3 toelcöe§ BW 4 g^^e AB
5 ^ücften BW 6 meincft BW 7 mein B 8 fonbern W
9 Onnüg BW 10 feqft B 11 i)abe BW 12 möchte W
13 ©emein BW 14 jugbencfen B 15 ben B 16 btefeS W
17 gelbt BW 18 fialej madjbax B g^arfibautoer W 19 ha^
bei) W 20 Scöiltbiirger B SSi^enbürger W 21 |m BW
22 gebandt B 23 ßalen fehlt BW 24 bergönnet W
*) Verwertung mündlicher Überlieferung. Von Schild-
bürgern wird ähnlich erzählt, dafs sie ein Netz um einen
Ort spannen oder ein Seil ziehen um die Winterkälte ab-
zuhalten. Birlinger Volkstümliches aus Schwaben 1. 440.
Hauffen Gottschee 118.
54
tüarbei gulc^t bcr gan|e ^anbel befc^Ioffen, bcr Ofen ge-
macht, alfo ba§ ffti^attiau^ OoKcnbet, bnnb auff§ nelöe^
mit 9krrn3 befe^t-». Di) tüie ^ab ic^ fo übel gef orcfstet s,
man nemmc mic| ourf) barcl)n, bnb gebe mir ein Siarrn^
§lmpt: bann jeberman fagt*', iä) fel)e ni(^t üerterbt" ^u
fotd^em @{)rnbienfts.
[14. Cap.]
SBie bie Salen^ einen 2Ider mit @at^ gefdet, ba§
e§ irad^fen jolte, bnb lüas ficf) bamit ju-
getragen Ijabe.*)
SSie nun ha^ UijaÜ^aulß üorgei)örter maffcn öolnfüiirt,
tonnb mit SMrrn^ bcfc|et marb, ficngen bie Salcnio an
alle tag'i 5ufamcni2 gufommcn, ünb \id) ^ubefümmern tmnb
^Uäermartern, ober bie fachen gum gemeinen 92ut^ tmnb
ä^egiment gefiorig: beffen fie fid) bann mit aIIgQn|immer='
ct)ferigftenuigii{^j'teni3 ernft annamcnjnmoffen fie ••,ii[77]tt}un
fdiulbig önnb I3cr|)f(i(f)tet luaren. 9Jun Ijat jl^r ®. SB.
iüi| fie auff eine ^eit bal)in getrieben, bo^ fie an bie
iprouianb gcbadjten, önb r£)at i)ielten, luie man einen Sor*
r^at möchte tjinberlegen, beffen mon fi^ gu fürfattcnber
X|emrung gugebraudien ^ctte, bamit mon nirf)t müfte bet)
ben SBuc^erern ünb ^ornttJÜrmen gu ©naben fommen.
1 toarbt W 2 neiD W 3 9larrcn W 4 befefeet W
5 öef6rd)t B gefiirdit W 6 jaget B 7 berberbt BW
8 e^renbtenft W 9 (Sc^iltburaer B SBiöcnbörger W
10 bie Sälen] fie BW 11 tage B 12 gufammen BW
13 ejjfferidöften müglidöften W
*) In Kirchhofs Wendunmuth 1, 165 ^rird einem Toren
der Vorschlag gemacht einen Acker mit Salz zu besäen, dar-
nach ist die Erzählung frei gestaltet. Dafs Dinge, die man
nötig hat, gesät werden, kommt öfters in Volksüberlieferungen
vor; von Schildbürgern wird berichtet, dafs sie ein Feld mit
Kuhsamen bestellen (MüUenhoff Sagen a. Schleswig-Holstein 95),
dafs sie Käse aussäen um Kühe zu bekommen (Kuhn westfäl.
Sagen 1, 227), dafs sie Federn in den Boden stecken, auf dafs
Hühner daraus wachsen (Reiser Allgäu 1, 508).
55
^eld^e» fic bann gar lueiijtii^ hthaä^t ®ann e§ fte^ti
ja einer IjOi^ öcrjtenbigen Dberteit gu, mit folc^em 9?or*
r|at t)cr[et)en äufein, ben S^^ntertl^anen, fo mangel et)nfie(e,
gu^elffen, Dnb ben 2Buc6erern, bie ben 2Irmen, fo ol^ne ha§'
bctrengt- önb gcnot^iget gnug, nic^t anberft al§ bie Q^ätn
audi ba§ S8(ut au^ bem 2et)b, \a ha^ äJ^args auß ben
58et)nen fangen, jf)re tin^imlid^e t)nrebli(f)e ©elücrbe'* ah^
äuftriden.
@onberIi(^ aber hiarb bon (Sal| (beffen feiler fauff
j:^nen tüegen fcfiiuebenber SriegSleuffen '" abgeftricft tüar bc^»
Ijalben fie foldjeö or[t]§ groffen mangel litten) gerebt: rt)ie
man toq bie fachen [78] fo toeit bringen fönte, ba^ fie
ünc^ etigen (3al§ tietten, bieiüeil fie ja bc» ©al^e» eben
fo tüenig manglen'^ fönten in ber ^udjen", aU be§ DJJifte»
auff bem SIrfer. @oIcf)er fianbel marb nu** ber lenge nac^,
naci) ein§ jeben gut bebuncfen^, erniegen, önb ha^ in öiel
toege: bann e§ mürben aller(et) SJiittel, bie man 5uf)anben
nemmen tmb brauchen moi^te, fürgebrac^t, önb nad) jr
(g. SS. bebac^t. ©nblic^ mürben fie r£)ate§ "', önb bcfcf)Ioffen
et)nt)c(ligli^: (Sintemal funb önb offenbar, ha^ ber Qndn,
iüeld)er bem ©al^ nic^t önanlid), nuc^ lüad)fe, fo muffe ja
folgen, ba^ b^ ©alt} gleicher maffen ouff bem gelb t)erfür
mad)fe: mctd)äii bann baraufs ab^uncmmen, biemeil ba§
@ül§ auc^ ^ornlin ^abz, alfo ha"^ man fagc, (Sin Sorntin
@al^, 2C. 2)emnacf) aud^ funb önb offenbar, ba^ anbrei^
fachen luad)fen, al§ halber fo man ^d^ fe^et, önb §üner
mann 13 man @yer in ©oben ftecfet'^: 8o fct)e auff bife
mal beffcr§ nid^t, al» ba^ man ein groffe§ ftud'^ gelbe§i6^
fo ber ©emeinbe^" juftenbig, ömbbrec^en önb [79] bamcn
jolte, önnb aU bann ba§ @at| (meld^e§ fie fo nötig ^aben
mufteni^ hü]i fo öiel eljer ber Starren entr^aten, aU be§
@ai^e§ mangleni^ fonnen) in ®otte» 9?amen bare^n fden2o,
1 fte^et BW 2 Betrenget BW 3 Wtard BW 4 ©e*
mcrb W 5 ^rtegSläufften W 6 mangeleu B entra^^ten W
7 S^üc^en BW 8 nun BW 9 bebiincfeu BW 10 rat)t§
BW 11 tßcldjt^ BW 12 anbere BW 13 icenn BW
U ftetft AV 15 fiücf BW 16 %(M BW 17 ©emetne
BW 18 möften W 19 mangeln BW 20 fe^en W
56
Id l^etten fie audj etigen @al^ bnb borfften ^ nic^t 2 anberK
borumb nai^Iouffen ünnb äufuffcn fallen.
SDa§ warb itu erftgemclbter moffen an bie f)anb ge-
nommen, ba§ gemeine 3Bercf bestellet, ber ^cfer gepjTüget^
mb in @otte§ DMmen, mie jf)r @. 2B. erfennt, mit @a%
fcejdet: befter Hoffnung, e» murbc^ j(}nen reic^Iic^ lohnen,
mh ©Ott 5U ji)rer iiihdt audj ben Segen überflüjftg
geben: oorau^ bicroeil [ie c§ in feinem 9iamcn gefdet
tjetten. Sie trofteten fid^ auc^ beffen, baß ob fie etma§
@erainn§ barüon (jettcn, fo fct)c boci^ foIcf)er @eminn, all-
ein ©rbttpuc^er, nit fc^anblic^, fonbern üon @ott gegeben
tmb gefegnet, önnb üon meniglidiem'* gebillic^et. ^n fo((^em
üertraiüen, [jaben fie aui^ befte^ fleijfiger forg gum felbigen
2IcEer getragen, önnb ju aUen nier ecfen (bann er nit
tret)ecEet6 giuefen" mie bj 3?t)at[80]t)auB) |)üter ober
Sannniarten gefcM, jeben mit einem langen Söogelro^r in
ber §anb, hk $8ogeI^, wann fie ba§ gefäete (5a(| mt
anbre^ Samen öieffeic^t wolten aufleden, barabio gufc^ieffen.
@l ftunbeii ni(^ti2 lang an, ber ^der fieng an auff^
aller fc^önfte sugrünen: ah^'^ meldiem bie Salen»'* bnfdglic^e
grembei^ gemunneniß, üermeintcn bie facf) mx jfinen ein
maf gerfjoten: giengen oHe tag ^inauß, 5ubefe!)en mie ba»
Sal§ n:)ucf)fe, önb berebten fid) felberft^", fie tjören'* el-
roai^fen, mie jener ha^ @xa% 9?nnb je me{)r ei rouc^fe,.
je me^r muc^fe aud) in jt)ncn bie Hoffnung; onb e§ n^ar
feiner unter jt)nen allen, melc^cr nicftt fi^on olbereit in
feinem Sinn ein^'J ganfeen Sefter Sali^ gefreffen I)ette.
Qu metjrer öerfii^erung ünb befferer oerma^rung jJ)re§
Sal§felbe§, melc^ei fie gern groffer genommen ^etten^
fc|en2o fie, in betracfitung, boB nidjt nur allein bie 25öget,
fonber aucf) anbrc^ Stiiere, bem ©amen möchten fc^aben
gufügen, 5U ben tjorigen filtern nodj einen an[81]berrt
Sannmarten, ^uoerfiüten, ha^ nic^t etroan ha^ anber S^ietie^i,
1 bürfften W 2 nit B 3 ttürbe W 4 m5nnig=
lidien W 5 befto W 6 brcljccfet BW 7 geiüefen BW
8$8i^geIW 9 anbete BW 10 barob BW llftmibBW
12 nit W 13 üb BW 14 (Sdjiltbi'trger B SBißenbiirger W
15 ^reub B 16 qetoonnen W 17 felbft W 18 prteu
BW 19 einen BW 20 fegten BW 21 a?ie^ W
57
aU Oioß, ^ü^e, @c^affe, ünnb fonberücf) bie Iet)bigen
@et)ffen, welche bem ©al^ of)ne ba§ fonfti gefe^r, ünnb
e§ für jfiren ßdfe gemeinlic^'^ brauchen, barein lüften 3.
2)amit nun ba§ ^ermac^ienbe @al§ ntd^t* gertretten würbe,
ober fonft abgee^et^ befat)(en6 fie jfirem S3onnwarten erft-
gemelbt', mann etipan ein ^uf)e, ^[erb, @et)^ ober ©c^aff,
auff ben Stcfer fdme, fo folte er fie, tva^ j^me^ müglid^,
borabifj ftoffen, treiben, jagen, f erlagen, puffen, ficpffen,
gnjicfen, fdieuc^en, wie er nur jmmer tonbte, toeldjeS er
gan^ getren^Iid^ juleiften öerfpracE) ^ i, al§ er auc§ getrau
i)ai, jnntaffen guöernemmen.
[15. Cap.]
[82] Söte etlidieg ißie^e auff ben (Sal| Slcfer
fommen, onb mie ber Sannlpart felbige»!'^
barobi'^ getrieben i)ahz.*)
^^ n)ei§ bct) ©. $ßetten ni(^t, luie e§ ber lofe 2:ropff
ber 13 Söannroart öberfefien, ba§ öil frembbeS önüernünfftigen
S3ie£)el auff ben fo root gebanieten trnb bcfaeten ©al^ SIcfer
fommen, benfelben fe§r gefdjenbet, ünb fo f)e^Ii^ §er-
tretten^^ ^ot, ha'^ e§ fcgab joar bct)be§ ümb bg fierrlidje
(Sal|, fo bafelbften üerfdet n)orben, önnb ümb ha§, fo noc^
l^ette foHen loac^fen. ©er ©annföart ber lofe Siropff,
tüufte mol, iüa§ jmei^ be§ 2Ider§ falben auffeilcgt onb
bef übten luar, önb n^ie ^od) er felbigem'e nac^jufommen
üer^eiffen ^ette, erfatie ben fd^aben, onb förc^tet^' boc^ ber
1 fonft fehlt W 2 gemeingltd) W 3 lieffen BW
4 nit B 5 abgcfe^et B (abqeeget G) W 6 befoleu BW
7 crftgemelbet BW 8 too BW 9 il)m W 10 barob BW
11 üerfpradje W 12 baffdbige W 13 ben B (ber G)
14 äurtrettcn W 15 jm BW 16 bemfelbigen W
17 fordite W
*) Quelle dieser mit der Salzsaat in Verbindung gebrachten
Geschichte ist Frey's Gartengesellschaft 13 (S. 22 f.) 25oiin
einem banninart, ber forest, ttiann er iim ben toaiffen gieng, fo
t^ct er fdjaben; aber Oier müften in bariu tragen, vgl. dazu
Bolte's Anmerkung S. 220.
58
lofe Xvopfi, tüeil oline bi§ bo§ S8iel)e nur gu öil fi^oben
getf)an Ijctte, folte er fic nD(^ erft barju barau§i treiben,
fo luurbe^ er ber lofe Sropff bas iiernpat^fenbe @al§ noc^
nicl}r bcfc^ebigen onb üerniüften.
[83] ®arumb gieng er in groffem^ bnmutt), §um t^eit
üon wegen ber gefa!)r fo jf)mei barauff ftunbe, gum tl)eil
n)egen be§ berterblic^en'' augenfdjc^nlic^en n^acftfenben
f(i)aben§, Reimet ju gen Saleburg^, §eigt' foIc^e§ bem
@d^uttf)effen* önb ber ganzen S. 2B. an: biefelben rauften
eben fo lucnig, loie ben fairen jurJiaten bnb äu^elffen
n?ere. Srad)ten bcroircgen ben Ijanbel olfo für, ha^ fic
bnibfragten: 2Bie man j^m tbun folte, bomit nur bem
©al§ nidjt mt^x fc^aben« gefc^cfic, ünnb bcnnoc^ ber 53ann-
raart, raelcficr in fo gefährlicher fac^Q für ficf) felberft^''
nidjtS tJ)un lüoHen, bamit er fic^ mijt irgenb noc^ ferner
öergriffc, bo§ lofe SSiei)e barau| triebe? S)ann bk mit
ben SSogetr^oren borfften^i ni(^t mehren, bieiueil e§ nic^t
S3ögel, fonber anber S^icljc, barnon jnen nichts befoI)Ien
ractr, gcraefen.
'äiS nun bifer fc^iücre ^anbcl atfo lang f)in tinb ^er
gewönnet, ünb öberjluercö, fjinberfio), füvftc^, obfic^, nibfic^ ^'\
in bie [84] breite, in bie Icnge imnb fc^möle, au(^ frumb^
ünb grabet 1^, eben§ tinb oneben§, barinn'^ eriocgen niorben,
önb man fi^ fo lang f)icrübcr jurrliiaten I)ette, bafe jr
@. 2B. bie ^opffe^'' barüber fester jurbroi^en lueren, lüarbei^
§ule|t tjon jnen befunben, imb cljn£)criiglic^ befd^Ioffen önb
aufegefproc^en: ®y folten jrer öier üon bem (S. ©eric^t,
ah^' ttjeldjen bieSJ)iere fic^ oictteic^t met)r ats ab '' fd^Iec^ten
Seuten fi^etocn mürben i^ ben 33onnmarten auff ein ^urt
fe^en, j^m ein lange $RIjuten ober ©crten in bie |)anb
geben, önb jtin ^u bemi'-' leibigen lofen Sßictie^o in bem
Sal^ Stcfer iierumb tragen, bi^ er e§ l^ette £)crau^ ge-
1 bcraufe W 2 mürbe W 3 aroffen B 4 j^m W
5 berberblidien BW 6 ScbÜbe B ai?ii>enburg W 7 jeiget
BW 8 Scbult^cifien W 9 gefÄbrlicfeer fac^e BW
10 felbft W 11 b6rfrten W 12 über ficb | niber fid) W
13 gerabeS BW 14 barinnen BW 15 S^6pff W
16 iDarb W 17 ob BW 18 toörben W 19 ben B
20 Sßieb W
59
trieben: er aber ber Sanntüart folte nic^t auff ben Slder
ge^en, bamit burc^ j^n fein jdjaben, tücl'cEien ab^uiüenben
er gefc^tüoren ', gefc^e!)e. Solcher gnebigcn SSrt^eil mar
ber Sanitiart luol aufrieben, lieffe iid) ouff ber ^urt nic|t
anberft all ber ^apit- gu $Rom, gegen lüelc^em er \id)
W^maU inenig ntinbcr fdie^et, f)erumb tragen, bi^ er ia§
lofe leibige S3ie^e ob^ bem @a(| [85] ^cfer getrieben.
SBann id) njcre 53annwart geinefen, fo ^ette ic^ mögen*
leiben, ba^ e§ burc^s ganl^e jar atte tag auff» menigfte
nur ^\mt) mal gcfd^e^en mere.
5Ilfo gefc^abe bem f)crmac^fenben 3af^ Don bcn liieren,
jo ben Sannmarten getragen, fein fd)obcn: bann fie luaren
be§ G. 2ö. ®eric^t§, ünb mufien mit jf)ren Sradenfüffen
jo fubtil ^ere^n 5uge^n\ ha^ burd^ fie, bemnac^ jnen ber
gemeine 9Ju| öiel §öf)er angelegen, fein fc^aben gefc^af)e^.
[16. Cap.]
^ie hai Salefalfe' gemadifen imb zeitig werben,
ünnb es bie Safen^ nid)t abfc^neiben fönten'-'.
2)0» @af|fraut (mie es bie Solen ^ borfuri*^ hielten)
luuc^fe baf)er blutet ünb jcitiget niti^ onberft 12, at» übel
S3nfraut gemefen mere, öon raelc^cm mon fogt: haii efjer
ein 9lcgcn barauff foEe, ef)e e» üeriärbe^^, ^^i befjcn hC"
gäbe fi(^§, boß einer öon ber @emein[86]bei^ burc^ bie
üotturft, meldie ben iöamrni'^ bie 9icftel aufflofcti«, getrieben,
au^ e^ngebung ber üorigcn 2Bct)Bbcit, mcldie nic^ti' fo
Icit^tlid) 3U bemmcn önb juerftccf cu gemefen, fonber^^ all-
geit mie ein alter 22ct)benbaum, fo er abgeflümmelt wirbt,
au§gefd)Iagen, tmb fid^ erzeiget f)at, gebac^te, e§ were
jmmer f(i)ab, bo^ ein foli^cr (Bd)ü^, welcfien er bet) fid^
getragen, folte t)erIo|ren werben, önb niemonb gu nu^ei^
1 Befcfimoren W 2 5öapft W 3 ob B (ab GW)
4 mügen W 5 fleljen BW 6 gefcfee^e AV 7 @aÜ5 BW
8 (Scöiltbürger B 23i§enbürgcr W 9 f6nnten W 10 ha'
für BW 11 nid)t BW 12 anber§ W 13 ücrberbe BW
14 ©cmeine BW 15 23amern W 16 auffl6ft BW
17 nit B 18 fonbent W 19 3ci:t5 W
60
fommen. ^orumb trolle er \t)n öiel mef)r auff ben ©a%
Slcfer tragen, fo fomme er ber gongen @emet)nbei jum
kften ünnb gu nu^, jebem ber jf)n brauchen tüolte- on-
getreiiret. 2öeld)e§^ er bann gct^an, entiüeber^-* guter
meinung, bien^eil er bcgeret, mit folc^em feinem Sleijnot
ben gemeinen 9Ju^, fo oil all an jtjme^ Qetegen, jnmaffen
jeber ti)un fol, jufürbern, önb bamit ni(i)t§ bcrIot)ren
merbe, aucf) ha§ geringste SBi^Iin ouffgufieben: ober aber
ettt)a§ jDancfe§ borfür 5uempfat)cn öermeinet, irie ber öorige
Säte 6 mit bem ^afcngarn, fo er ber goni^en ©emeinbe^
fereJiret, ünnb [87] be^Ijalben, wie alt önb §uriffen e§
aud) geJDefen, groffen ^and erlanget: in bem fie, aU meifc
üerftdnbige Seutc, fo Con jtirer SBeife^eit einen jimlidjen
particul Ijinberfic^ behalten betten, be§ ®eber§ SBitten,
^er^ onb ©emü^te", üil me{)r, all bie (S)aah^ angefe^en.
jDarumb et)Iet biefer fromme Safe^ bet)enb, el^Ienbl onb
gef(^n)inb, oi)ne üerjug, al§ ftuge'-^ er baroon, auff htn
2(cfer Onb mar jf)m taufent mal angft, e^e er ba^in fom.
^ann er beforget jmmer, er müfte bes^o gemeinen 9?ufee§ii
@t)nfommen faden laffen, et)e er e» ba!§in lieffern föntet-,
toafjini^ er el oerorbnet ^ette. '^oä) oerbi^ er e^ fo f)art,
bafe er nic^tl oerjettelt, bi§ er auff ben ?I(fer tam: ha er
bann niber f)ocfct, ünnb einen ?!)iard)ftet)n '^ fe^et, mie bie
JBaiDreni^ guttiun pflegen: oorau^^^ \x)ann bie ^irfc^en, loie
5U berfelbigen jeit, mol gcrf)oten finb.
2n§ er nun fein fdi^Iin eben gut gemacht f)ütt, alfo
i)a% er oermeinti' fein befiel gctijan, ünnb nid)tl babinbcn
gelaffen, ertoifd^et er, t>on öngefe^r ein ^anb [88] oott
bei ©al^frautel IS (gebendenb, ber 9iu^, fo üon jtime^
babin fommen, übertreffe ben ©djaben meit) bem Sunfecn
SSnflat gum I)inbern Sternen*) bg SJiauI guioifi^en, ünb
1 ©emetne B @emein W 2 tDoIte W 3 SBelc^S B
4 entroeber W 5 if)m W 6 ßale fehlt BW 7 @e=
mü^t W 8 @c^ilt6i'irger B SStöenbiirger W 9 flöge BW
10 ba§ BW ligiu§en§W 12 fonbte W 13 lDof)in BW
14 atkrcfflein BW 15 Satoern B 16 suboraufe W
17 »ermeinet BW 18 3al§!raut§ W
Sternen
*) Über S?un^ als Appellativ s. DW. 8,2752; jum biubern
nen ist Wortspiel mit posteriora. Vgl. Sätze von der
61
bie 3^afcn, in bercrt er ein lange ©(^rammen ge^iabt, an'^^
^uBu^eni, Slber boffelbe^ ^raut \mx fo räß, in be»
©andern ©faß, el war au(^ fo fii^ig, bien^eil er nicöt^
c\ax leidig, ba§ c§ jf)n foldöer nmffen, in bem er ba§
50?aut jnraeit auffgetf)an, auff bie Bungen brcnt, baß er,
ül§ dB er re(^t töricht luere, auff ünb ah lieffe, önb mit
l)oIIt)ä(figer Stimme fd)rl)e^: (£§ ift Serfermerc!, Serferiüerrf
i[t ei
®oc^ befinnet er fic^ eine§ beffern, bnb gebai^te, ba^
<3al|!raut mere üielleirfit alfo rd'ß, ha'fi e» \i)\\, nid^t^
anber§ aU ha^ Senfffraut, j)ette in bie klugen'' gebiffen,
wbitt' be^n^olben* ber ®emet)nbe'-* bal ©ottcnbrot an^»
geminnen. sbarumb laufft er ganb et)Ienb§, bamit j^m
ni(^t jemanbt ha§ S3ottenbrobt obftec^e, nac^ bem e^Iedenio
£oIeburgi^ (bann nac^ bem bie^- Salen^^ angefangen 9?arrn
gufein, molten fie [89] j^r ®orff nic^t mei)r ein 5)orff
^eiffen laffen, ünb marffen'^ ben, fo el ein Sorff genennet^^,
in Srunnen, fo er fic^ nictits luolte in bie 5iafcf)cn laffen
floffen) gu, an bie groffe ©locfen flürmenb, bamit atle
Saleniß 3ufamen !ämen, tjnb bie gute mä^r öerndmeni".
^a fie jufamen gerottet iraren, geiget er j^nen gan^ üon
lyrelrbe gitterenb on, mit üerma{)nung frölid) ünb gute»
muf)tel gufein, mie ha§ @al| fc^on albereit fo rd^ lüere,
hal^ e» j^n auff bie Siingen in§ Soc^ gebiffen t^aht, barau&
bann abjunemmen, ha'^ e§ n)urbe i^ fef)r gute§ @al| lüerben.
^iemit berebt^^ er bie Salen^'^, ba^ fie alle gugteic^
mit einonbcrn2'>, önb er mit j^nen, tiinau^ auff ben 2{der
giengen, t)nb, nad^ bem (er) tüie er (jme^i) an feiner raupen
1 augguDu^en BW 2 baffelbtge W 3 ntt W 4 fc^ret)
BW 5 ntt B 6 in inn bie Slugen BW 7 Ujolte W
8 beffen^alben BW 9 ©emcin W 10 bem glecfen fehlt W
11 Schübe B SÖt^enburg W 12 bie fehlt A 13 bie
Sälen] fie BW 14 toorffen W 15 genennt W 16 Scfiilt»
bi^rger B 3B{^enb6rger W 17 öernamen BW 18 toürbe
BW 19 berebet W 20 einanber W 21 j^m W
Haserey a. a. 0. S. 527 etliche tootlen bafür f)a(ten, er (der
öebrecheu — Vapi und Humi) t^ue öon§ ^ur^en (1. Zungen)
§trnlD§ in @ct)v^belftabt ^JSofteritvit ^errÄfiren.
62
Jofeln j^nen gejeiget, ba^ jenigc fo fie öon jJime gefe^en
!)etten, in aller örbertet nacf)ti)eten: ber ©(^ult^cife öor
otten anbern, feine ©efifjiuornen fiernac^, önb nac^ inen
bie anbern, je nad) bem einer eine üeinere, ober gröffere
@c^am {)ette. SSnnb bcmnad) fie al[90]le gleic^mdffige§
erfn^ren, ujnrben [ie fef)r frofie, aI)o bo^ j^rer !einer ge*
föefen, lucfc^er nicf)t je^unb fc^on aüBercit inn feinem Sinn
ein mdd)tiger 8al^f)err gemefen njere.
2II§ aber bie seit naf)e ijzxhtt) fonnnen, ha'^ man ba§
auffgerüoi^fene So(|, bamit cö nicf)t abreiffe, abfc^ne^beH;,
önb et)nfamten folte, rniteten fie ficf) atte onnb bereitteten
allel aup befte onb fletjffigfte, ma^ 5U fofc^em oor^»
lobenben luii^tigen Söercf nottnenbiglic^en 1 erforbert gu
werben fie bermcinten. (Stücke Ratten fid^ mit (Sicheln,
hü§ @al| ab^ufc^ne^ben, gfa^t^ gemattet ^r anbere fiatten
^ferbe önnb SBagen mit fic^ gebracht, fclbige^* aU |)anff
l^e^m gufüfiren: etlidie pfleget aber Ratten jre f^^eget gerüft
önb ^in gebracht, felbigcs-^ ou^jutrofc^enß.
23ie fie aber fjanb onfegen, ünnb \i)x gemad^fen 8al^
abfc^net)ben motten, fiefie, ha mar e§ alfo rd§, I)erb önb
^i|ig, boB e§ jbnen bie |)dnb atter bingen öerbrennef
önb oermüftet. @o maren bie Solen* auc^ nit'» fo meit
bebac^t, b,5 fie {)etten [91] .^enbfc^ucf) angcjogen: bann fie
öermeinten, biemeil e§ Summeri^ önb fei)r ijti^ mx, murbe^i
man jrer fpotten, fo fie fic^ beren gebrauchten, (gtlic^^^
maren ber mcinung, man foite e§ abmd^en, mie ta§ (Sra§:
ta§ roiberrf)ieten anbre''^, biemeil jubeforgen, ber Samen
mod^te öietteittjt abfattcn. Slnbre^s meinten, es mere raol
gut, fo man e§ mit einem 2(rmbruft abf^ieffen fönte:
biemeil fie aber feine 8d)u§en unter j^nen gehabt '^, onb
fic^ beforgtcn, bie ßunft fdme auß, irai^ fie na<i) frembben
fc^iden folten, h\khc foI(^e§ aud^ öntermegen. ^n fumma
fummarum, bie Säten '^ fönten eben nic^t fort fommen mit
j^rem @al^, önb muften§ auff bem gelbe fte^n^e laffen,
1 no^tföenbtglicö W 2 gefaft BW 3 gemacht BW
4 baffelbiii W 5 baffelbige ^Y 6 auBjutrefdöen W 7 üer=
brennt BW 8 gcfitUbürger B SStgenbörger W 9 ntcbt
BW 10 Sommer BW 11 mürbe' BW 12 (Stlirfie BW
13 anbere BW 14 gehabet B 15 mo BW 16 fteben BW
63
Biß ba^ fie tüie i^me' guttun 6effern r^at fünben. $ßnb
i)ahm jie juöor roenig @al^ gefiabt-, fo Ratten fie je^unber^
nod) lüeniger: bann tra» fie nii^t^ üerbrau(f)t, bj fiatten
fie berfät)et: litten beroiuegen bbergroffen mangel an @al|:
oorauB am ^aVg ber 2Bet)§^cit, ttjeldiCiS bei jljnen gan^
bumm-^ tüar roorben.
SSnb ^ie ^ette fid^ lüol beborffen^, ha}i [92] etwon
einer fie bie Sunft gelefjrt ' ^ette, ftiie fie folten ben ©d^nee
befe 2Binter§*^ ^inberm Ofen borren, önb für Salö ge^
braui^en. 23ef(^e§ bann auff ein geit einer get^an, bem
e§ boc^, bielüeil er biefefbige^ Sunft mi|braucf)te, öbel
auBgef^Ii^et, al§ öni bie 9?eiDe 3eittungen auB ber ganzen
toelt, fo nctf) niti<J au^fommen,*) beffen beridjten.
2Ba§ foge id) aber üief, ber Calen^i feiner fönte '2
tüiffen, bie Jßrfad), n)arumb jf)r @o(| alfo fdtiarff njere,
gebacf)ten, b^ gelb n^ere üielleii^t nic^t rec^t gebogen 12 ge-
lüefen, suinenig ober ^uöiel, tDolIen beron^egen ben fachen
einanber mal bcffer t^un, bnb j^re ^obfeiüafioneB ^^ barüber
l^alten bnb ouffjeidinen. ^cf) giüar wufte n)o(, ba^ eä
brennenbe 9?effeln leeren geiuefen, \vdd)z bie Salen^i ber-
meinten (Sal|fraut ju fein, bieiüeil fie otfo fc^orffi^ ge=»
brennet 16^ njolti' e§ j^nen bod^ nit'o fagen, fonber ^^ fie in
jrer Sf)orf)eit laffen fürfa^ren: bamit fie hit Selofinung i«
berfelbigen empfiengen, fo tuüi aU ettoan Qd^ bnb 2;u.
2luc^ gebaute id) inn mei[93]nem närrfcE)en-o ß'opff, e§
fetie ben Salen^i eben gu mu§t, n)ie 9JJir önb Xiv, bie
U)ir nif'- Iüd( leiben mögen, ha'^ man t)n§ unfern Kolben
geige, bnnb önfere mdngel önb fehler offenbare: ober ha'^
ein (Sfel ben anbern Sango^r nenne.
1 im BW 2 gehabet B 3 jöunber B 4 nit B
5 tfjumb W 6 ^ie Ratten fie tDol bebörfft W 7 geleliret W
8 2ßinber§ BW 9 biefelbig B 10 nic^t BW 11 ©c^ilt»
bitrger B 2Btgenbürger W 12 fßnbte B 13 gebautoet W
14 §obfebaftDne§ BW 15 fc^arpff W 16 gebrennt BW
17 toolte BW 18 jonbern W 19 Selo^mmgen BW
20 narrifcben BW 21 Sc^iltbürgern B SSigenbürgern W
22 nicfjt W
*) Anhang zum Laiebuch s. die Einleitung-.
64
[17. Cap.]
SBie ber Sionig tnn Stowten ben öaleburgernt
fein- anfunfft gu jnen funb getfian, örtb fie
in e^I einen @(f)u(ti)eii[en erraefilens.
5)er Saleburgern'* crfte SSep^^cit mar jinar n»eit önnb
breit burc^ bie gan^c 3BeIt befannt luorben, a\]o ha'^ ieber»-
mann raupte batoon^ gufagen, bodt) gef(^a{)c foIc^cS inn
langer gcit: aber ha^ (Scji^rei; öon jrer Zi)Ox^üt, beren
fie [ic^ angcnmffet, crfdiaüe inn furticr geit nod) lüeitter,
ai']o ba^ balb niemanb geiüefen, bcr ba nirf)t tjette gemuft,
\va§> ftd^ bet) jf)nen zugetragen. 2ä5cld^e§ boi^, fo tnir
9}ieni'c^en önä felberft^ rec^t erfcnnen, fein föunber [94]
gen^efen. S;ann bieiüeil tüir alle gu Salen" korben finb,
in bem* lüir bie redete 2Bet)B^eit Dcrlo^ren ^aben, önb
bal mutwilliger njeife, fo pflegen mir allzeit meJ)r ber
9torr£t)'' nachzufragen, ünnb ber Sfjor^eit nac^^uforfc^en,
af§ aber ber 2Bet)B^eit. 5I(fo gieng e» I)ie biB ort» auct).
5}ann ber Saleburgern* 2Bet)B^eit lüarb in dit jaren be«
fant, ba bargegen jr 3:f)orf)eit burcE) bie SSelt erfc^aüet,*)
c^e fie faum nd^t angefangen gmefcn'".
2öie nun ber Sietjfer in S3topien (meli^em etliche nur
ein§ Ubn'iQ^ SituI geben) 9?e^c^§ gefc^dfften tjolbii in bie=
felbe gegne feineä $Rei}cE)l anfommen, marb j^me^^ t)iel
gefagt, oon ben Salen gu Saleburg i-^ önb öon jren fel^amen
abent^emrlicfieni^ narrfc^en^'' Soffen. Slb fotc^em |anbel
öeriüunbert fic^ ber ^et)fer fcljr, önb ha§^ ömb fo üiel
bcftei6 mefir, biemeil er fic§ gnöor auc^ jrer 2Be5§£)eit in
lüic^tigen \ad)m gebrau(f)t, önb jf)re§ 9i^ate§i' gepflegt^*
|ette: begert^» berorocgen, biemeil er obne bj öerjiefien
1 «Sc^iltbürgem B Sßifeenbürgern W 2 feine W
3 önb bis erlDe:^len feblt W 4 Scbiltbürger B 2St^en=
bi'irger W 5 baüon W 6 felbft W 7 SJammert B
9krren W 8 inn ben B 9 Slarrereö ^ 10 gettiefen
BW 11 balben W 12 jbm W 13 öon ben gu Sc^itbe B
öon ben 3U SBifeenburg W 14 abcntfietoerlid^en BW
15 närriicben BW' 16 befto W 17 dta^t^ W 18 ge»
pfleget BW 19 begeret W
") Wohl Druckfehler für erfc^aUe.
65
muffen, tii^ W ©tdnbe be§ 9le^d^§, fo er Befd^rteben, [95]
üerfamtet tüeren, felberfti gu jnen, in ber t^ot guerfunbigen^,
ob fi(^ bie jachen gen^Hd^ alfo t)ielten, inie bon jnen
gejagt 3 lüarb, ober ob e§ ein nid^tigeä (Sefd^re^, ober bie
fac^ fonft gefibert-i ünb oerbeffert fet)e: irie bann gemeinlicti ^
:pflegt" jugejc^e^en, jnmaffen ein guter ©efell, fo foIc^e§
erfat)ren n)öllen, tool befunben'. ®ann aU er fein[eni]
SSe^b oon feinem 9iad^ban)ren * boc^ mit bem gebing ba|
fie e§ feinem menfc^en fagen motte, gefagt f)ette, er f^aht
ein (5t) gelegt: fagt fie el, e^e ein Ijalbe ftunb oorüber
gemefen, jiirer^ @ef fielen, bie jren gleiiiier maffen ftiH
guf^meigen oerfpred^en muffen, machet aber gme^ ©l^er
barau§. S)iefe fagt e§ gleicher gftalten'" einer anbern, fo
noc^ ein (5t) barju legt: ünb olfo gieng e§ fortan, bi^
boB er, e^e e§ 9?ac^t morben, mel)r aU ein bo^et (S^er
gelegt ^ette, ha e§ bod^ anfengtid^ nur ein§ gemefen.*)
Ißmb foli^er ürfai^en mitten, fertigt ber ^epfer aUhaib
feine (Sefanbten ^u jnen ah, fie öon feiner anfunfft ^u^
tjerftenbigen, bamit fie ficE) müften brauff ju ruften [96]
önb gefafit jumac^en •!. @r lie^ jnen aud^ barbet) anzeigen
1 felbft W 2 perfünbigen BW 3 gcfaget BW
4 geftbbert W 5 gemetnigUcb B gemeinglid^ W 6 pfleget
BW 7 gefunben BW 8 Oiac^battern W 9 jfir W
10 gefialt W 11 nach gumadjen fol^t in W eine längere
Einschiebung (s. Beigabe 3^); das XIX. Capitel (das das
17. Capitel des Laiebuchs fortsetzt) hat dann die Überschi'ift :
2öie ber ^6nig abermals feine ©efanbtcn !)tn)enbet ünb meldjer
maffen bie 2Baf)l eine§ !Bd)uit^ciiUn bei) bcn 2öigen6ürgern öor=
genommen und beginnt so: Sa nun etUcfte Sage Derlauffen
maren, üon ber erften Segation an be§ ^6nig§, fiel bem S!cntg
ei)n, baf? er gern getouft bette, ma» fie bocb mit ben SSv^tlen
mürben furgenommen baben, fertigte bennegen feine ©efanbten
miberümb gu jnen ab, mit bem 23efebl, fie folten ftcb ber SBAlten
balben nicbt§ annemmen, aber bocb barneben in acbt baben,
ma§ fie mit benfelbtgen beginneten. 2?nb bamit bie Sad) befto
meniger berbddjtig toere, liefe er jbnen burcb biefe ©efanbten
anzeigen ünb üermelben, er molle fie bei) allen jbren bon altem
bergebracbten^rit)ilegien,grei)betten ünb@naben nit nur fcbirmen
ünb banbbaben usw.
*) Nach Montanas Gartenges. Cap. 6.
Das Laie buch.
66
onnb öermetben (o^ne ätüet)ffet fie §u öerfui^en, önb oh fie
rec^t närrfcf)! fetien jucrfatiren) er iDoIIe^ fie bet) allen
jren üon altem tiergcbraditen ^^ribilegien, gret)I)eiten önb
@5naben nit^ nur fc^irmen ünnb f)onbi)aben, jonber aud^,
toa^ e§ bic 9?otburfft& aI[o erf orbern ti)ete, noi^ ferner
befreiten önb begnaben, icann fie jfinieß ouff fein'' rebe,
fo er erfllic^ gu jtinen fpredien n)crbe, fönten alfo ant-
njorten, ba'^ fein ©rufe ünb j^r ^Intn^ort fic^ auff einanbern»
r^e^me^. 2)arauff folten fie behaart fein, önb itime^", ttjann
er fdnte, t)alb geritten önb Iialb gegangen entgegen fommen,
tt)onn fie j^n empfat)en luoltenii.*)
S)en ormen Saleni- warbe mit folc^er S8ottfc|afft ber
Stngfter inn 93ufen gefc^oben**) (meldten fie lieber be^m
SBicrt fonft aufegeleppelti» fetten) alfo bj fie nit'* anberft
erfcf)raden, aU ein moutt^enbe Uai§ öor bem ^ürfcfiner,
ober eine arme mddeinbe ©e^fe öor einem fdincpber,***)
fo fie fid^ önuerfe|ener bingen^^ öor iiinie^ [97] befinbet.
2)ann ob fie fdion S3on)r§Ieutei6 roaren, mel^e gemeinlic^
für fimpele, fd)Ie(i)te et)nfaltigei" Seute gehalten n^erben, fo
1 narrifcf) B 2 tobüt B 3 nicfit B 4 loo BW
5 9btturfft BW 6 j^m W 7 feine BW 8 einanber W
9 rel^meten W 10 jm W 11 iüolten BW 12 @d)tlt=
bürger B 2Bt^enbärgern W 13 aufeaeleppet BW 14 nidbt
BW 15®tngW 16 S3atoer§teute i3W 17 etnfeltige BW
*) Die Forderung halb geritten und halb gegangen zu
kommen wird gestellt Gesta Romanorum Cap. 29 Keller. Pauli
Schimpf u. Ernst 225 Österley. H. Sachs Schwanke 189
Goetze; in Grimms Märchen Die kluge ßauerntochter (Nr. 94)
soll diese nicht geritten und nicht gefahren kommen. ..Die
Erfüllung der Forderung ist überall anders als hier. Über
die andere Forderung und den sich daran schliefsenden Reim-
wettkampf s. die Einleitung.
^ **) Vgl. Henisch 82 tcb t)ah ibm ein atigft in bufen geftofeen,
injeci scrupulum; angfter steht wortspielend für angft.
***) H. Sachs Fatzwerck auf etliche Handwerck (273 Goetze):
V. 25 S'teng an bnb t^et Img aUe fafeen
Snb iüÄnfdöt ein fcf)6ne fetftc ^a^en
^em SJfirfencr mit etm feben bald:
9iacf) bem mönfcbet ber naffe ®d)aIdE
S)em ©c^nctber ein gehörnte ©etife.
67
Ibeförc^teten 1 fie ftd^ bennod^, bj ntd^t etlüan ber ®et)fer
(aU irelrfier mit feinen 2lugen, oh fie fcfion nid^t^ groffer
a(§ anbrer^ Seuten Stugen, ötl metter al§ anbre* fietiet:
h)ie bann bie |)errn au(^ lange ^änbe ^aben, önb einen
ober öil SJie^tn^ n)ege§6 bct)m ^aar ertt)ifrf)en önb gretffen
fonnen*) \i)V önter fid^ angelegte D^arre^" nierdcn t^ete:
baburc^ fie bann nit^ nur in !)ö(^fte SSngnab onb ©traffe
fallen, fonber auc^ üietteid^t mod^ten gejniungen ttJerben,
tüiberumb roi^ig bnb berftenbig jumerben, önb el tc an-
zufangen, tüo-' fie e§ äuöor gelaffen fetten.
S5nb 5n}ar, fie Rotten fid^ bißii^ jubeford^ten önb ^ü"
beforgcn. 3)ann e§ ja nit'o ein geringe^, fii^ felberft"
äum Starren 12 jumatfien: ftntcmal !^ierbur(^ bem allgemeinen
3lüi^, njelc^em wiv anä) önfer £eben fd)ulbig, fo fern fic^
baffelbige erftreden mag, ba§ feine geraubet föirbt önb
entjogcn. SD?an foÜe üiel mef)r [98] ber geit ermarten,
bafe einer eintlüeber§i3 felberftii ein 9^arr, ober burc^ anbre*
§u einem S^arrn'-* gewimmert, abgemcffen, gcfdget, get)obeIt,
gebofiret, geneset önb gef(^oren »nirt. i^n melc^em fall fic^
einer ot)ne forest i^ önb fc^emen, auc^ of)nc alle§ öeriueifen
önnb auffrupffen, einen 9^arrni4 niag fd^elten laffen: öon
jebem, önb n}er er fc^on ein fo groffer ober tio^erer'« 9^arr
oI§ bu bift.
Sn foI(^em fcEireden obgemelti', fuditen bie arme Sate=»
burger 'S htt) jrer @. 20. alten I)ingeIegten''J 2Bet)|t)eitte2o
r^at önb t)ilffe'-^i: ha fie bann olfo balb funben, mie ben
fadfien jut^un mere. 2)arumb orbneten fie aUeg fo notig,
im ©tall für bie ^ferbe, önb in ber ^ud)en'" für jr d. 2B.
1 beffirc^teten W 2 nit BW 3 anberer BW
4 anbere BW 5 Tlet)kn W 6 2Beg§ W 7 9iarreret) W
8 ntcf)t BW 9 too BW 10 ntcf)t B 11 felbft W
12 9JarrnB 13 entlDeberS W 14 Starren BW 15 f^urctitW
16 i)bi)ex BW ([lö^erer G) 17 gemelbt W 18 ©c^tUbörger B
SBi^enbürgcr W 19 ^inqelcgeten B 20 Söeipeit W
21 §ölffe W 22 Sueben BW
*) Franck Sprichwörter 1, 17a: ®xo% fierrn baben ötl obrn
önb äugen, ba§ tft, Dil funbfcbaffter, burd) bie fte jr feinb ettoa
ober 100 meil feben önb bf'ren. @ie \)abcn anä) lang beub,
erbaöpen ettoa ein über 100 meil.
5*
68
önb ben ^el)[er, auff§ fleiffigfte^ bamtt nid)t», iiij öer-
geffen mürbe, ba^ fie ben 2 ^e^fer ouff ba§ ftattUd^fte in
jt)r ®orff cnipfolien mod^ten.
2)enina^ aber ein §erb ©c^iüe^n o^ne ^irten eben fo
lucnig anfangen fon, al§ ein ganzer Seljb of)ne ^aupt^:
ünnb fie eben bamaln^ gn allem onglürf feinen ^ ©c^ult"
i)eiffen gehabt, meil jnen ber er[99][te, fo fie gum anfang
jrer 3:t)ori)eite6 gemeJ)Iet, M. 0. R. 0. S. (fd^att) ju baf
bu e§ nit' fel)eft) genant, atl» ime^ bie ^unft ünb 2Bet)fe»
^eit gar gn üil guleib getf)an, gar gum 9?arrnio, önb be^n-
^albenii gu folcöem Umpt ontaugclic^ i''' lüorben mar, fie
aber nac^ jrem ^ofien S^erftanb wol erfennen önb erad^ten
fönten, ba» notmenbiglic^en ^^ |fc ^in^n lüften 1^ ^aben,
ouff meieren fie alle niti^ anberfl fef)en, al§ btc lofe
SJJudeni« auff einen gefd^ornen 5lpffelfd^nt|:*) Sllfo giengcn
fie gu rl^at, önb lieffen i)erumb rtiaten, meld^er maffen
einer guroel^ten mere, bamiti" bennod^ fein bnmitt erregt
würbe: wie fonft gemeinlid^ i* jpfleget sugcfdie^en, \va^^
man 5Iempter, fonberli^ ben 2" Stbel, au|tbeilet, ba§ jeber
gern ber erfte bnnb öorberfte lucre.**) Solchem öngemac^,
barauB gemeinlidf) 1^ ni(i)t§ gutc§ erfolget, gubegegnen önnb
ooräufommen, warb abgerl)aten önb crfannt: Sintemal
man bcm ßcQfer muffe auff fein erfte§ Wort 9l^et)men
weife ontworten, fo woKe ba§ befte fein, b§ bifer Si^ult*
ftcife werbe, welcher auff [100] fofgenbcn tag ben bcften
3ft^e^men Würbe 21 berfür bringen: barouff folten fie fid^
nun wol bebenden, önb bie 9^ac^t über brauff22 f(^taffen.
Sllfo giengen bie Salen-^ öon einanbern^^, önb War feiner
1 fletfftgft B 2 ber B (ben G) 3 ^aupt BW
4 bamal§ W 5 feinem B 6 2f)or:^cit BW 7 nidjt B
8 alfo BW 9 iljm W 10 9iarren BW 11 beffm=
falben BW 12 üntAufilic^ BW 13 no^twcnbiglid) W
14 muften W 15 nic^t BW 16 mhäen BW 17 barmit W
18 gemeingltcfi W 19 too BW 20 bem W 21 würbe W
22 barauff BW 23 ©ctiiltfürger B 2Bi^cnb6rgcr W
24 einanber W
*) Sprichwörtliche Redensart, die sonst nicht nachzu-
weisen ist.
**) Vgl. Schumann Nachtbüchl. 30, 31 1.
69
önter allen, loelc^er md)t^ gebadet fiette ©c^ultfiei^ 3U-
trerben: jerbisputierten önb gerftubierten atfo bie (£. 2Ö.
fic^ bie gan|e liebe lange 9?ac6t, b5 fie 9}iorgen|2 fount
tt)ü^ten3, raa* jfinen ber ^opff ftünbe.
SfJun ft)ar^ ber c2rf)it)e^ni)irt, aU mddin and) ein gut
©efell, eben and) unter jtir (£. SB. jale^ gcrerfinet. S)iefer,
ob er fd^on jonft @ct)ultt)ei^ geroefen, önnb mit feinem
(Stob unter bie @(^tDei)n gelüorffen (gebencfenb, önter fie
ein rechte Orbnunge' anbringen, ober feiner §errn 'ämpU
man nit» gufein*) ttjere er boc^ gern t)6^er geftiegen, önb
tiette gern fein ^ropftelj ömb ein 2lbtet) öertaufdiet: barumb
ftubiert er aud) auff öorgemelbten fürgelegten ^anbel, önb
gieng mit fctimeren gebancfen folc^er maffen ömb, bo^ er
bie gan^e S^ac^t ober önrfjüroig^ gelrefen, onb in bem er
I)in önb ^er getrollet, fein [101] 2Bet)b nic^t nur ein
mal in folc^em ort entblößt, ba i(^ nit* gern f)inbIofen
roolte^^. 2Iu§ luelc^em bann fie, aU bie in tiinmerffung
ber olten 2Set)peit etnja^, fo fonft n:)ere üerlolirnii njorben,
^inberfi^ gelegt '2 (mie bann bg SSe^btic^i^ ©fc^lec^ti*
gemeinlid^is fparfam ift, önb alljeit gern in ber ^uc^en's
fparen, bamit fie nur ^ur geit ber 9Jotburffti" in§ 2Betin»>
i)aufe I)aben) leic^tlic^ öermercft"^, bo^ jm etma§ l)arte§
önb befc^tt)erlic^e§ angelegen roere, fragt ^^ jn berontegen:
marumb er alfo önrt)ürt)ig9 fei;e, ha§ folte er j^ren^o fagen,
ob fie jtime^i öielleicl)t barinnen tönte bet)olffen önb be«
r^aten fein. SIber er iüoIt§ jljren nit^'^ fagen, bieföeil er
ünäimli(^ äufein ai^tet, fo er au^ bem 3fi§at folt fc^roe^en^s.
@ie lag aber jlime-'* fo ^art an (luie bann bie 2Bet)ber
fo n)unberiüi|ig finb, ba^ fie gern aÖeä müften, \va§ attent-
l^olben gerebt25 önb ge^anbelt toirbt) ta^ er, fo er nja§
1 nit B 2 9[)Jorgenb§ W 3 teuften BW i m BW
5 toarbt BW 6 gat)! W 7 Drbnung W 8 nic^t W
9 unruhig W 10 aolten B iDoIte W 11 berloren BW
12 geleget BW 13 aöeibltcf)e BW 14 ©efdiletit BW
15 gemeinglicö W 16 ^udjen BW 17 9cotturfft BW
18 öermercfet W 19 fraget BW 20 i^r W 21 i^m BW
22irnid)tBW 23fc§tte§teW 24i^mW 25gerebetW
") Dieselbe Redensart auch 75 (von einem Bettel vogt) und 84.
70
©utesi öon jf)ren2 ijahm luolte, el jfiren- ntd)t^ lenger
borffte-i öer^alten, fonber mie bie fairen befd^affen tueren,
önnb tüte er barauff ümbgicnge boß er [102] 8c^ultf)efe5
luürbe, atle§ offenbarte: boc^ mit bem befc^eib, bofe fie
ntentanb folte jagen, ba§ er aufem^ 9ft£)at gefc^roe^t ^abt.
®a hk Salin" foli^c^ geliort^, lüere fie eben fo gern
%xato 8(^utt(}eiffin geraefen, all jr 9J?ann Sc^ulttieife,
fanb beroiuegen balb, rt)ie fie jme^ t^un motte i". 5Id^
mein lieber S[Rann, fprac^ fie, befümmere bic^ mit biefem
^anbel nid)t fo fc^r, ünb laffe bir mdft grome §aar im
Slrm^i barumb raac^fen. 2Ba§ milt bn^^ mir geben, fo
id^ biet) einen 5Ri)et)men Iei)re, ha^ bu ©c^ult^ei^ wirft?
SBann bu ha§ t^uft, fprac^ ber Sale i3 (gamt)irt '*, önb ic^
®c^ultf)ei§ mirb'^ fo mil ic^ bir einen fd)6nen nemen
Söelö fouffen. ®ic gram, fo in jEircm finne fc^on allbereit
gram ©c^utt^eiffin gmefeni^, mar ber focß raol gu frieben,
fieng beromegen an jme bife S^^c^men fürsufpre^en.
3^r liebe §errn, tdt) tritt ^ere^n,
Wlcin §aufefraiD I)eiffet S?'at^artn",
«Sie I)at ein S^Jaul müft al§ ein 8cött)c^n,
2Snb trinrft gern guten fut)Ien Söe^n.
©iefen fRf)et)men fprad; fie jm neun [103] onb neunzig mal
für, önb er noc^ fo offt jren'-' na(^, bife er enblirf) ücr-
meint, er ^ette jn gar gcfreffen önb oerfc^turft: fömeti^ jn
beromegen hk gon^e üiai^t, mie jener Sdrorin fotin feinen
©tolprion'^,*) bife bj el tag mürbe 20, beffen er faum er»
1 @ut§ W 2 it)t W 3 nit W 4 b6rffte BW
5 @cf)ultt)etfe W 6 au^ bem W 7 bie ßalin] fie BW
8 geboret BW 9 ibm W 10 motte W 11 Slrfe W
12 mtl bu B 13 Säle fehlt BW 14 ©am^irt BW
15 mcrbe W 16 gcmcfen BW 17 .^at^arein BW
18 famet W 19 ©tolprtan W 20 mürbe W
*) Anspielung auf eine von Hans Sachs mehrfach be-
handelte Geschichte (vgl. Bolte zu Montanus S. 603), bei Hans
Sachs ist aber der nach dem Safran Abgeschickte der Mann,
nicht der Sohn der Bäuerin. Eine Anspielung auch bei
Lindener Rastbüchl. 28 (S. 53): toie ©tolpprion ber ein faffcran
fauffet.
71
toarten foitte, alfoi grofe fc|lDanger gieng er mit einem
@c^uttf)ei[fen. 5)cBgIei(fien gefdiale anä^ ben anbern Säten 2.
S)Qnn fte befamen alle groffere ^opffe^, onb tuor i()rer
feiner, fo nit-* bie gan^c dlai^t lüere 8(f)uItf)eiB gelüefen.
Sl(§ nun ber angefe^te tag erfc^ienen, an n)el(^em j^r
(£. 2ß. jufamen^ fommen, bnb gu ber 2BaI)t etne5 ©c^ult-
l^eiffen fdireitten ünb greiffen folten: ta folt einer lüunber
ober alle lounber gebort ^oben, tt)a§ .^ierlic^er, bnb lüic
öiel n)oIgef(^Iofjener ünb öDlgeftoffener Sft^et)men öon jnen
bamainfi fürgebrac^t raurben: alfo ha'^ ftc^§ lüol t)6(^Iid^
^uüermunbern geraefcn, roatjer^ boc^ jt)nen foI(^e ^unft
fiergeflogen fct)e: wa^ fic bie nit üielleic^t bet) jrcr alten
Eingelegten SSe^^l^eit n^iber gefudit, önb l^erfür gelanget
l^aben. [104] SSnb eä ift jmmer fc^ab, ha^ bie gemelbte
^be^men nit^ alle auff gefangen, bnb in bie gebernio der-
faffet morben: muffen bn§ aber biefer nad^fotgenben, fo
noc^ öor^anben, troften tmb bcfielffen.
3)er S5terbte (bann ber anbern 9f{f)et)men finb öcrlofiren)
träte 11 f)inet)n, ünb r^e^met nac^ gct^aner reueren| alfo:
Sdö bin ein re(^tgefc^affneri'' 93ator",
23nb Ihlint mein'" Spiefe an bie Söanb.
Df)o, fprad^ ber günffte, fanfiu e§ nit^ beffer, fo
bleibftu^^ njot brauffen tok pk^. 2a^ mic^ ©c^utt^ei^
lüerben. Vide.
3cf) beiffe 3)fe^fter §ilbebranb,
2}nb Idbn mein fpiefe tool an bie Tlatot.
(5t) \a (fpracE) ber (Siebenbe, bann ber (Sed^fte mangelt
im 9tt)otmeIf(^en @j:emplar) bu müftcft eben ©d^utt^eife
fein. 2öie were jm njann ic6§ beffer ma.d)k, önb bid^
abftd(^e? Audi:
3cb bin genant ber §dn^Iin (StoI§,
2Snb fül)r ein SBagen mit ©döe^tter.
1 al§ W 2 Sc^iltbürger B Söi^enbürgern W
3 S?6pff W 4 nicbt BW 5 eufammen BW 6 bama(§ W
7 mober BW 8 mo BW 9 ntd)t B 10 f^-ebbern W
11 tratte W 12 recbtgefcbaffen B recbtfcbaffener W 13 Satoer
W 14 meinen W 15 bleibft bu W
72
2Bte tücr' bifer, fogt ber 'ädjk, )o gern ©(f)ult()e^,
mann er§ nur luerben fönte. [105] Slber i[t§ müglid^,
ba^ id^§ werben !an, jo joH e§ jenem nit^ nperben.
Audi conueni:
Tlan jagt idö |ab ein le^en ^opff,
SSnb fe^ ein arger lofer ©c^elm.
@o balb toere ic^ ni(f;t (Sd)ult^ei§, fprad) ber ^e^enbe:
ober (off et I)6ren n)a§ id^ fönne:
2«it SJJamen Iieife id& ^dnSlin S3ecf,
©ort ftef)t mein §au^ an jenem ort.
S)u mü[teft§3 grab 4 n^erben, jagt ber ©Iffte^: ja
t)inberj{{^ tragen tüir Söatoruß bie ©piefje.*) 3Sie aber
menn ic^§ würbe?''
2Ba§ jol iä) biet ri^et)men ober jagen,
®:^e ict) f)ab einen üoHen §al§.
S'Jod^ ^at mir§ feiner öorgetfjan, jprod^ ber Xxti)-
getienbe^: merdet auff trag ii) wil jagen:
2ßer nidöt tool fan r^^e^men önb renden,**)
®en jolt man an ben ©algen fnöpfjen.
S'Jebenjid) mit allen bijcn Si^e^men, neben jid^, jprac^
ber SSierge^enbe. 3«^ tüolte ba^ e§ ein guten S?ä| gelten
jolte, tva-> iä) nic^t (Sd^utt|e^ wirbt: wer wil wetten?
3^r §errn ic^ m^c^t gern @d}ultl)e§^'' jein.
S)rumb Bin iä) su" fommen l)ie!^er.
1 were W 2 nic^t B 3 muflefl« W 4 gerab W
5 ©ijlffte W 6 33an)ern B 23atoren W 7 toärbe W
8 ®rct)3e^enbe W 9 wo BW 10 Sc^ult^eife W 11 gu
euc^ W
*) Vgl. DW. 4, 2, 1495 0-
**) Hier 'die Strophen verbinden' vgl. Stiel er Sprach-
schatz 1508.
73
[106] SSiel anbrei 3f?f)et)inen tourben ha fürgefirad^t,
tütlä)t bod^ in bem Original, fo öon SBürmen bnb S3u(J)«
fd^aben gar üerfreffen, nit^t jutefen getüefen. @o üit aber
ift jf)nie2, boB toeil fid) bieje^ bi^^er gemelbte, ünnb noi^
anbre-i üiel ntef)r, erftgebac^ter maffen ijbxm önb üer-»
nemmen lieffen, in beffen ber arme @dit)f)irt in i)6d^flen
dngften nic^t tt)eit boröon flunbe^ jmmer förc^tenb*^, ha^
nidit ettücn' ein anbrer* feinen ^ft^el^men f)er[ur brdd)te,
barburd^ @dE)uItf)ei^ njurbe^, unb \^n f)iemit oerfür^te.
SSnnb fo oft ber anbern einer nur ein ein|ige§ 2ß6rtlein
fagte, ireld^e^ er in feinem 9fii)e^men (n)eld^en er bi^ ba^in
n)oI taufent mal repetiert ünnb iüiber|oIet) oud^ gef)abt,
erfd^rad er foI(^er moffen, ba§ j^me^ ha§ ^er| f)ette
mögen bi^ in bie §ofen entfallen. S)a nun bie et)re ober
W orbnung oud£) an j^n fam, ha^ er r^e^men folte, ftunb
er hierfür, önnb fprac^:
3f)r liebe §errn, id) tritt ^te^er,
Wlt'm §au§fratt) bie ^eift ^ati^arin'",
[107] (Sie Ijat ein ©ofd^en tric ein <Batü,
SSnb trincEt gern guten ffilen 2)Joft".
S)i^ lautet 12 ettoa§,*) ba§ m6d^t§ geben ünnb iüa§
au^ric^ten, fprad^en bie 9?^atlf)errn. S)a nun bie ümb=
frag get^an trorben, fiel bie 5?rt|eil i^ auff ben (Sdtüt)irten,
ber Ujarb et)ni)el[Iigli(^en ^um ©c^ult^eiffen ern)et)Iet ünnb
angenommen. ®ann fie t)ielten§ gdn^Iic^ barfür, er njurbe»
bem S?et)fer tüol fonnen rl)e^meniüei§ antiüorten ünb gute
©efettfd^aft leiften. Qu bem, fo fet)e er ein |)anbtt)ercE§
SJJann, ba fonft bie anbern aUe S3auren n)eren. Sllfo nam
biefer Sale i^ ©ämtiirt foIÄe @£)re gern an, bann er lange
geit barmit^^ fc^lüanger gegangen, ünb erfuhr i^ in ber ti)at
1 anbere BW 2 i^m W 3 bife W 4 anbere W
5 ftunb W 6 forc^tenbt W 7 etlüa W 8 anberer W
9 toitrbe W 10 tatftaretn BW 11 2}kft A 12 laubet
BW 13 bg 23rt^etl W 14 ßale fehlt BW 15 bamit W
16 erführe W
*) Vgl. Kirchhof Wendunmuth 1, S. 236: ja, ha^ taut,
fagt ber fctieffer, anttoort ber totrt.
74
*
felberft^, lüie loeit ©lud ünb Sßnglüc! üon einanbern^
tueren: nanilic^^ ^m; jo j^dt^ Q^g 2;ag bnb 9?a(tt. S)ann
tücldjer bie vergangne* 9?ad)t ein Sdtt)E)irt getoefen, toarbe
je|unber ein geraaltiger SiiiuItfieB^ Sale^ gu Saleburg".
[18. Cap.]
[108] 2öie bei- ©d^uItl^e^B gu Saleburg' tn§ S8ob
gieng, önb roas fid^ mit jl^mes §utruge.*)
3)ie ®&r bnb 2Bürbe beg ©diult^eiffen 3lmpt§ t^ete
bem 8dJtif)irten fo n^ol, ha% er fid) ftet§ bamit fü|elt, Dnb
tüol ge^en mal in einer flunb ju feiner gramen fagt:
©elb'J graro, e§ i[t mir einmal gerf)aten. 9Ju geboi^te er
tool, er müfte notmenbiglic^en ben Sdiüfc^iueJ^^, ftaub önb
önflat, obn^efd^en: tmb ipcil er einen nemen Stanb an fici)
genommen, üermeint er, jf)m motte lo gepü()renii önb ge»
gimmcni-, firfi mit geberben i3, rebcn, fle^bung bnb anberm^-*,
in ^anbel sufcöicfen. Sarauff raolti^ er alfo balb'ß am
©amb«tag in bie Statt i' in§ ^ah gef)n, bnb al§ jtimeis
bnteribcgen ein anbrer^^ Sale^, melc^er bor etlicfien joren
ber (Sdm mit j^me^^ gehütet, begegnet, bnmiffenb ha^ t§>
ber (Sd^u(tt)eife mere, j^n bcBt)aIben als einen alten Sdn)-
I)irten bnnb guten @efeßn2u bautet, fagt ber [109] ©(^ult-»
l^ei^ gu jm: 2)u folt $ßn§ je^unber nii^t^' metir bauten,
bann SSir finb nimmer ber SBir gubor maren, 2Bir finb
1 felbft W 2 etnanber W 3 nemlicö BW 4 ßer»
ßaitgene W 5 Sdiultlictfe W 6 ßale fehlt BW
7 Scfiilbe B Sgifeenburg W 8 ir)m BW 9 @elbt W
10 tobüc W 11 gebiiEiren W 12 geziemen W 13 gberben B
14 anbcrn BW 15 wollt BW 16 balt B 17 Stabt B
18 iljm W 19 anberer BW 20 ©efellen BW 21 nit W
*) Verschmelzung- von zwei Geschichten in Frey's Garten-
gesellschaft : Cap. 111 üon einem bauten, ber fd)ultbeu§ marb
(Schultheis zu Heubach, früher Rofshii't, geht nach Minsingen
ins iJad und trifft unterwegs einen alten Gesellen) und Cap. 53
ber fd)uUbcu§ Don i^aufebergcu luüfet nit, ob er gejttjaaen bett
ober nit. Die zweite Geschichte (ähnlich auch bei Kirchhof
Wendunmuth 1, 160) ist erweitert. Vgl. Bolte S. 234. 257.
75
je^unber önfer §err ber @c^ult^ei§ Sale^ gu Saleburg^.
93d^ taufent S^eufel, fagt ber onber ßalei, ba» £)ab ic^
nictit gearnft, mein §err ©cöult^e^^^ öer^ei^et mir, g(üdf gu
in emerem^ Dtcgiment gegen (S. SS. S5ntert^anen, '^and
I)a6, jagt mein ^err ber ©c^ult^e^^; e§ ift ein öngegogen
ißold ömb bie ßaten-^ gu Salenburg^. ®ie anbern ©d^ult*
l^eifjen, önjere SSorfaiirn am et)rn 9tegiment, §a6en fte
loffen ma^en inae fie nur jmmer gett)6It, baburdi üiel ^U"
orbnungen et)ngefd)Ii(^en, bie muffen föir je^unber menben,
mit fo grojfer müt)C önb arbeit, ba§ mir nit^ fc^Iaffen
fonnen, tmh uns ber S?opff barüber gurbrit^t'. Slber rair
tüoden ein Drbnung önter* fie bringen (tt)ie jener Söcttet*
öogt onter^ hk §ünbe'^) ober nid^t j^r Stmptmann fe^n.
§lIfo 30g mein ^err <Bö^üU^Qt)^^^ Qak^ fort, önb tarn
in hü§ 53ab: S)afelbften fiellet er \iö) gar Joi^ig, faffe in
fefir [110] fc^meren ticffen gebanden, gelleti' öntermeilni^
feine finger ob, rebet mit firf) felberftis, önb fonft mit
niemanb: alfo bg fic^ bie. fo jn guöor gefennt, über folc^e
gd{)e SBeränberung üermunberten, öcrmeinten er mcre öiel==
leidet SOielancoIifc^, muften aber nit'^ ha'ß er @d)ultf)efei^
h)ere, bnb j^me^ö bie (5^re atfo mefie t^ete. ^n beffen
fragt er einen, fo gunedift bet) j^mei' geieffcn, ob btefe§
ber^^Sancf fetje, auff mcldiemi'* bie ;perrn pflegen ^ufi^en.
3i)m toarb geantttJort^o, Qa. SSie iiah id)§ bann fo fein
getroffen, fagt ber (5(^ultf)eife : ^c^ glaube 2' gen^licö, beri*
Sancf t)abt-- mir§ angefd^mecft, ba§ id) gu ßaleburg^
@d^ult£)ei^ fetie.
2Bie er nun lang alfo fi^et, önb ta|3ffer ft^mi^et, fo
!ompt ber Saber (etli(^e Sgemplaria !)aben, bie Saberin*)
5u i^m, önb fagt: ©uter gj^eunb, t)abt jr ben ^opff ge-
1 2ale fehlt BW 2 Sc^ttbe B 2ßi^en6urg W 3 8cöurt=
öei§ W 4 emerm BW 5 bie Sälen fehlt BW (bie G)
6 nicöt BW 7 gubric^t W 8 onber B 9 ^uube BW
10 6ct)ult&eB B 11 geilet W 12 unterteilen BW
13 fclbft W 14 ntdjt B 15 (2cf)ultl)etfe BW 16 jEim W
17 i^m BW 18 bie W 19 toelcften BW 20 ge=
antüjortet BW 21 glaub BW 22 ^ab BW
*) bei Frey bie reiberin, bei Kirchhof bie babmagb.
76
n)af(f)eni, önb eu^ reiben önb fragen laffen, fo fogt e§:
ift e§ bann nit^ gefi^e^en, fo tüil ic^ Saugen Iierlangen,
ünnb eud) aufreiben. S)er ©(^ult^efe^, fo in tieffen ge»
banden gefd)iüi|et, antroortet: Sieber [111] S3aber, idj raei^
raarlid) nit* etigentlic^, ob idE) gegmagen t)ah önb gerieben^
bin, ober nic^t. ®ann ünfer einer f)at fo biet gufinnen,
zugebenden önb jutrac^ten, bamit ber gemeine 9^u^ nit
jrgenb fdiaben leibe, ünb ©ericbt bnb 9?ec|t ge^anb^abet
önb gefürbert^ n)erbe, bg tüir foIc{)er fc^Iec^ten fadtien nif-^
Jöarnemmen: önb fonberlic^ id), ber id) ba^in finnen önb
traditen foll önb muB, tuie id) bem Sfe^fer 9fit)et)menföei§
antrtjorte. ®ann öerfte{)e" micft red)t, ic^ bin ber ©diult"
^ei§^ Sole 9 öon Saleburg'o. 2lb folc^er feiner rebe, fo
bodö fein bitterer ernft geirefen, fiengen atCe bie im Sabeii
roaren an ipie bie anbern 9iarrn gulad^en: lieffen i£)n bod^
htt) feinen @J)rn bleiben, önb nod) ein§ barauff fd^wi^en.
[19. Cap.]
SBie ber @d)uU^ei§ Sale-' fetner ©c^ultfieiffin
einen netnen S3el^ framet, bnnb ma§ j^m
bamit tüiberfai)ren fei^ei^.*)
Jßnfer gnebige ^xatü bie fc^u(tf)eiffin, öergaffe nit^^
jren öert)eiffe[112]nen'4 Sel^ offt juf orbern. 2BeId)e0
1 geroÄfc^en W 2 nirf)t BW 3 ©c^uItl^eiB BW
■i nicftt B 5 getrieben B 6 gef6rbert W 7 üerftebt W
8 ©d)ull{)efe B 9 ßale fehlt BW 10 Schübe B 2Bt^en=
bürg W 11 in mb B im SBabt W 12 fet) W
13 ni^t W 14 ber^etffenem A
*) Der Anfang beruht auf Kirchhof Wendunmuth 1, 381
(S. 416) Son cine§ borff)cf)Ultbciffen frauto (ein neuernauuter
Schultheils bringt seiner Frau aus der Stadt einen Pelz mit
und überreicht ihn mit den Worten : g-raulD neulne fcöult^etffin
5U Sc., ber neuiDC fd)Ultbeife p 5)1. fd)encft eud) einen neuffien
bel^, worauf sie entsprechend antwortet). Die Erlebnisse des
Schultheissen in der Stadt sind frei erfunden; dafs ein Bauer
in der Stadt von Handwerkern genarrt wird, kommt in älteren
Schwänken häufig vor (vgl. Frey G artenges. Nr. 2 und 4).
Auch das Zechgelage ist hinzugefügt.
77
bann nicEitl önbittic^e^ geiüefen, in Betrachtung, bo^, wa^
fie nid^t gelüefen, er nod^ öiel jar long ^ette ber ©dlüen
f)uten muffen: tok fie bann aud^ eben fo lang ^ette muffen
(Sdtt)f)irtin bleiben, @o lüolte ftd^§ gepütiren^ in all 3
föege, ha'ß er, aU welcher furofiin bie (Sere(i)tig!eit fürbern^
foüen, fein $8erf)eiffen galten, önb feiner ?^ramen ta^:, fo
jtirenä tton 9tec^tg wegen gepüfirt^, miberfafiren loffen.
jDe^t)aIben al§ mein ^err ber ©d^ult^eijs balb nac^
antrettung feinet 2>ienfte§', miber ein mal, nac^ bem er
f(^on im ^ah^ getüefen, n)i(i)tiger gefi^efften balb in bie
(Statt 9 lüolt get)n, öergaffe mein gram iik «Sc^ulttieiffin
(mie üorgemett) nid^t lo, jt)n fCeiffig an ben Sel^ jumal^nen,
biemeil er j^ren-^ benfelben öer^eiffen ^ette juframen, fo
fie if)m ^ülffci' ba^ er @^ultt)ei^ mürbe ^^ inmaffen fie
getl)an. 2Iu§ rtjelc^em bann ^ufe^en, ba^ e§ öiel beffer
fe^e, ben SJe^bern guframen, bamiti» man j£ire§ gu|efn§
onnb bettelnd lebig werbe: aU jEinen etmaS üer^eiffen.
[113] S)ann fie t)aben ein fe^r gn gu gutei* ©ebdi^tnu^:
mie jener Sale^^ meld^er begeret^^ (Sc^rei;ber ^u werben,
fönte !■' hod) Weber fc^repben noc^ lefcn, fonbern fagt, er
i)ette ein fet)r gutel SJ^armorium ober (Sebdcbtnu^. 2lber
üerjei^et mir j;t)r lieber« Salen^^ ic^ ^ab ben ^u t)u I)uften,
önb fat)ret im tefen fort.
@f)e ber ©d^ultbei^ gar in bie ©tat^^ fom, fraget 20
er alfo balb trnterm 3:t)or ben St^orwarten, wa^ eine§
^ür^ner§2i <paufe fel)e? S)er S^orwart weifet j^n. 9}iein
^err ber ©c^ult^ei^ 22 '^xaqt weiter: €)h e§ ber fel^e^", be^
welchem bie @cE)uIt^eiffen jbren ?^rawen newe S3el|c fauffen:
bonn er fetie^s (Sd^ultt)ei| gu Sateburg--* werben, erft
geftern. S)a öermeriet erft ber 3:t)Drwec^ter, ba§ er etwa§
3u üiel ober gu wenig gebacken -^, önb in bem er bur(^
1 too BW 2 geböbren W aUc BW 4 fkbern W
5 jör W 6 geboret W 7 ®ienft§ W 8 Sabe B
9 @tabt B 10 nit B 11 btiffc BW 12 Würbe W
13 barmtt W 14 feljr qu gute W 15 @d)tltbiitger B
SBi^enbiirqer W 16 bgert B 17 !oubte BW 18 lieben W
19 @tabt B (Statt W 20 fragt W 21 S!i'irfcbnerS BW
22 ©cbultbcfe B 23 fe^ W 24 ©cbtibe B aöt^enburg W
25 gebacfen W
78
ein 9}2ülen geloffen oieHeid^t mit htm <Bad gefd^Iagen
Ujerc: gebac^t beroroegen er lüurbei gut fein, nac^ ber
|)Dl^fc^är, tdit man fagt, ümbsujagcn.*) 2)arumb meifet
er jtjn an ha§' eufferfte enbe ber Statt-, ju einem kubier,
fo ein recö[114]ter ga^mann gett^efen, be^ bemfelbcn folt
er na(^ @c^ult^ei§ Selben fragen.
S)er gute @c^ultt)eife gieng in aller ©rbertet, baftin er
getoiefen morben, fragt 3 bet) bcm S^übler nac^ ©c^ulttiei^
^el^en, er fet)c ber @(^utti)ci^ Sole^ oon Saleburg^ 2)er
Sübler merrfet balb iiioö bie Strcpben gelte, fagt befe^alben
5U i|m: e§ fe^e j^meß fef)r leib, ba^ er f^r @. 23. ni(^t
fürbern önnb mie er gern ujolte^ t)crfcben fonne, bann er
eben ben tag äuüor, fo ein SDkrcft tag^ gemefen, alle bie
er gehabt t)tnn)eg gegeben. S)amit aber j^me^ get)oIffen
IDurbeiö, meifet er jtine'i in eine onbrei''^ SSorftati^, 3U
einem SBogner, bafelbften öer^offe er merbe er S8el| finben
nac^ feinem begeren.
Tlün §err ber S^uIt^eiB 2ale^ fam gum SSagner,
fragt 3 ob er fein Sel^ |ette, er merc ber ©c^uIt^eiB öon
Saleburg'i ^er Söagner, fo aucb ein ©potboget, meifet
jn gn einem @c^ret)ner: ber @c^ret)ner, ^u einem ©porer:
ber @porer, §u einem Sattler: ber ©atler, ju einem
Drganiften: ber Drganift, ^u einem ©tau [115] beuten: ber
©taubent, gm einem @tuben!ou|en: ber @tubenfau|, gu
1 toürbe W 2 ©tobt B 3 fraget BW 4 ßalc
fehlt BW 5 3U Scftilbe B ^u 2Stgenburfl W 6 iöm BW
7 iDDlte BW 8 2)krcftac5 W 9 i^m W 10 ttürbe BW
11 i^n BW 12 anbere BW 13 l^orftatl W 14 @cöilbe B
Sßi^^enburg W
*) Zu dieser Redensart und 116 nad) ber §oI^ic&Är bfrumb
lauften vgl. einen nad) ber ^aunfctjeren fi^icfen 'unnötige Gänge
machen lassen um sich über ihn lustig zu macheu' Martin-
Lienhart 2, 427 aus Keisersberg. Die "Wendungen beziehen
sich auf ein dem Kämmerchenvermieten entsprechendes Kinder-
spiel, bei dem das Kind, das nach der Schere fragen soll, von
einem zum andern geschickt wird, vgl. ML. 2, 426. E. Meier
Deutsche Kinder-Reime und Kinder-Spiele aus Schwaben 111.
In Freiburg i. Br. ist dabei als Anrede noch üblich: gang,
:^oI b'3aunfc^er.
J
79
einem SBuc^binber: ber Sudibinber, gu einem gifd^er: ber
f^ifd^er, gu einer alten SSettel: bie alte S?ettel, p ben
2;rucfergfeIIn ', ba er rc(f)t empfangen njorben: bie £rn(fer=»
gefeHn-, ^um 33uc^füi)rer, bor raelc^^^ Sabcn offt mani^er
Sale* gufinben: ber Sui^jü^rer, ju einem Secf seltner, ba
finbe er fie, bg er§ treffen morfite, mie er§ nur f)aben njolte^.
2II§ mein |)err ber 2a(e*' @(^ultj|ei§ auc^ bafeI6ften
nadö Selben gefragt ^ette, antmort j^me- ber 2e6fiid)ler:
@r t)abe jmar biBmals feine: njann er aber motte ein
üeine ^eit gebulb^ J)oben, molle er j^m üon Sebfuc^ens
einen anmeffen, anfcf)net)ben tinb backen i'^, ben fonne er,
mann er feinem SBeib nid)tii gefiele, mit jtireni^ freffen,
alle SJJorgen ein mumpffelin baröon. S)effni3 bebanrfeti*
fid) ber §err (Sd)u(tf)ei^ auff» f)öc^fle: fagt bod^, er roere
nun fo lange nac^ bem 58el| f)erumbgelauffen, ba§ er ju»»
märten nit'ä jeit gnug i)abe, er muffe miber t)e^mb ju,
fein 'ämpt guüerricöten, bann er fe^e ®c^ulti)ei^ ^^ ^u [116]
Saleburgi'. ®er ßecf^eltner, fo etro^ frummeri^ gemefen
aU bie obgemelbten, ünnb gebadet ber §err ©(^uU^ei^
mere lang gnug nai^ ber ^ol^fcfedr £)erumb geloffen, er«
barmet ficfi ober fein S^nfalt, meifet ji)n beromcgen rec^t,
p einem SürBneri», i^a er 58el^ fanbe aller gattung, mie
er bie nur begeret.
S)er Sürfeneri9 fragt^o ji)n balb, tvai er für einen
S3el| begere, mie, mie gro§, mie lang er fein foIIe?-i
5)er |). @cf)ull^ei§ antmortet: Söann er mir geredet ifl,
fo gibt er meinem 22 SBe^b, ber ?^rau ©rfiult^eiffin ju
Saleburgi', ouc^ marm^^. 2)ann mein §ut ift jtjxzn'^*
aud) rerf)t, ünb ber jt)re mir: ift be^fialben ber Sel|, fo
mir gereift, auc^ iren'-4 red)t. 2)afelbften fauffet er ge=
miBIi^-^ einen ftatttic^en Sel^ auff§ 5)orff ^inau§, beffen
1 SruiiergefeEn B 2:ru(f ergefellen W 2 Bruder gef eilen W
3 meld)e§ BW 4 Scfiittbitrger B 2öt§enBürger W 5 toolte
W 6 Sa(e fehlt BW 7 antwortet jm BW 8 gebult
BW 9 ßecfucfeen B Secffuc^en W 10 bacfen W 11 ntt B
12 i^r W 13 2^eifen BW 14 bebancft W 15 ntcf)t W
16©c6uItbefeB 17 Schübe B Sßi^cnburg W 18fr&mmerB
frommer W 19 5?ürfd)ner W 20 fraqet BW 21 foü W
22 meinen B 23 toArm W 24 j^r BW 25 er jr gem. W
80 1
fic^ auc^ ein i^xato «Sc^ult^eiffin in ber Statt ^ nic^t f)ette
fiefc^dmen borffen, benfelbigen gutragen.
2)a nun- mein §err ber @d^ultf)ei^ J)eimb fame, em^j"
fieng benfelben $8el§ bie graU) Sd^ult^eiffin mit grewben
[117] (mer tneiftä toie ber ^err @(^ultt)ei§ empfangen
raorben) öerfuc^et* \^n gleich, önb lie^ fid^ barinnen be«
je|en, |inben, öorn^er, önb neben ju auff beiben feiten,
oben önb önben, jnnen önb auffen. 55nb al§ fie i§n
gnugfamlic^en probiert önb approbiert ober gut gei)eiffen
tiette, begeret ber |)err ©(^uü^ei^ an fie, fie folte jm
^u(^Iin backen ^ fo molle er ein SBurft bargu geben, önb
ein 9Jia^ SBein be^a^Ien: welc^e^ gebing anjunemmen fie
i^me äi^fcgte- ®fl f^e i^^ oii^^ tt)o(te grobe bicfe 6dönitten
ba(^en^ roie fie j^m öor geiten, ba er nodfj ein (gdm^irt
^emcfen, gebad^en^ f)atte, fagt er gan| öntoür^": SBafür^
iiaftu mic^ angefefien? meinftu ic^ fe^es ein (Sdrotiirt?
löeiftu bann nic^t, ba% id) nic^t ber ©c^nittenbac^eri*',*)
fonbern ber §err @c^ultj)ei^ Salei' aU^ie gu Saleburgi"'^
bin? 2(Ifo muftei3 fie j^me^^ ©trdublin backen '^r bie
jed^eten^^ fie mit einanbern i'' auffi", f(^mecften jtinen wol,
onnb treten öntcrmeilni» au§ ber SSe^nfraufen einen guten
fd^Iapul bargu.
Sie gram 8d^ult{)effin'9 i)ette gern [118] öffter ge*
truncfen, mufte fid^ bodi etma§ fd^dmen öor j;|rem |)errn
bem Sc^ult^eiff en : barumb erbad)t fie folgenben Hft. 2)u
glaubft^o nid^t, fagt fie, wie mic^ biefer S8el| fremet. Sft
e§ tt)a|r, fagt er? ^a, fagt fie, toan§ nid^t toa^r ift, fo
1 Stabt B 2 nu B 3 toetfe BW 4 üerfuc^t BW
5 bacfen W 6 gebacEen W 7 öntoürtS W 8 SlBoför
BW 9 fei) W 10 ©ctinittenbacfer W 11 Säle fehlt
BW 12 @cöilbe B 3St^en6urg W 13 möfle B 14 jm
BW 15 äerf)ten BW 16 einanbcr W 17 auff] aucö W
18 unterteilen BW 19 @d;ult^ei!)in W 20 gldubeft BW
*) Diese Bezeichnung geht Avahrscheinlich auf eine in der
Zimmerischeu Chronik ^ 3,35-1 erzählte Geschichte: die PfuUen-
dorfer überreichen dem Kaiser eine Wanne voll gebackener
Schnitten, was ihnen vermutlich den Beinamen @rf)ntttenbacöer
eintrug.
81
ftoffe mir btefer Sruncf \)a§ |)er^ ab. §iemit trondei fie
ein guten fd^tud. ^atb jagt fie ttjiber: $8nfer§ ^adjhatüvn"^
^nedit ift 6et) ber 9Jiagb gelegen, St) ja tüot, fagt^ ber
@c^ulti)eife, ift el mügli(^? ^a, faget bie ©cfiult^eiffin *,
toanni nid^t toa1)x ift, fo ftoffe mir biefer Xxund ha§
§er^ ab. Qkmit gab fie ber glefc^cn ein^ trud. Slber*
moln** fagt fie: SSnfer ©reta önb^ ' ©laufen Sod)ter £)aben
einanberns gef(^Iagen. (5t), fagt ber @c^ult^ei§, mag
fagft? ^a, fagt fie, manni ni(^t maf)r ift, fo foH biefer
%tnnd ©ifft merben in mir. |)iemit trande^ fie aber ein,
ha'^ i^reni*^ ha§> SSaffer gun Singen au§Iieffe. @ot(^e§
triebe fie fo lang, bi§ fie ber glefdien alle Stfliemen ab"
getretten*) f)ette, ^atte aud) ni(i)t ru^e, bi^ fie gan^ Idt)r
mare. 2Bere ic^ barbe^ gemefen, iä) t)ette ge[119]mi^Iid^
auc^ mit geeffeni^: onb bu @auc!^ gemiBti(^ au($, !^etteft
et)e äu bet)ben ©acfen epgefd^oben, bamit bu beiner rec^nung
^ufdmeft, ünb bein gut ©elb'^ nic^t »ergebend au^gebeft.
[20. Cap.]
2Bie bie gram (Sc^ult|eiffin mit j^rem nemen
Set^ jur ^irc^en |)ranget, ^rebigt ju^oren,
bnnb ma§ fic^ ha begeben iiabe^^.**)
S)ie folgenbe gan^e lange S^ac^t, lag meini* @. SS.
f^ram bie neme (S(^ultf)eiffin in fdimeren tiefffinnigen ®e=»
banden, melc^er maffen fie boc^ ben nemgemefc^enen 8el^
1 traue! BW 2 giad)Barn W 3 faget W 4 ©c^ult*
Iieffin B 5 g-Iafd)en einen W 6 2l5ermal§ W 7 önb
BW 8 etnanber W 9 trancE W 10 jbr W 11 geffen W
12 ©elbt BW 13 ^ab W U meine W
*) Vgl. Murner Xarrenbeschwörung 18 33ff ber flef($en
riemen tretten und Franck Sprichwörter 2, 148^ ®u l^aft ber
ftafcften auff ben riemen getrctten.
**) Das Kapitel schliefst sich weiter, aber in ganz freier
Ausführung, an Kirchhof 1,381 an (die Schultheifsin geht in
die Kirche um ihren neuen Pelz zu zeigen und bezieht das
Aufstehen der Gemeinde auf sich); die nächtliche Szene und
das Herausputzen der Schultheifsin ist erfunden.
Das Laiebuch. 6
82
anlegen, bnb barinnen prangen mochte: bantit fie jl^reS
Wüx\§ (S. 2B. nic^t gefc^enbcte nac^ i üerfleinerte, toann fie
fid^ nic^t grauitetifd^ gnug^ ciU \i<i) einer ©orfffd^ultfieiffin
ge^JU^ret 3, geflellete. 2BeI(^e§ ^ bann geineinli(^ aller 2Bet)bern ^
ort ift, hü'^ fie nur oüein barauff gebenden, föie fie fid^
re^tfd^affen auffmn[120]|en, f ermüden ß, §ieren, malen,
aufft^un, et)nbret)fen, fcEinüren, f6|)ffen, ^dlüblen, ömb^ htn
2lr§ füterns önnb bef)arnif(^en, beret)ffen, beftreic^en, ac.
fonnen: bamit fie nur i§ren SJiännern ein d^x (plud)^ ber
@|ren) fe^en (tt)ie bife ©cftultiieiffin) \a bantit fie nur
j^nen gefaHen, bnb offt üm6§ S)inglin angefprod^en merben.
i^n bem fie \id) nun alfo i)in ünb ^er wenbet, önb
üngefei)r mit bem einbogen j;t)ren §errn ben «Sd^utttieiffen,
loelcEier auc^ mit einem rectitgefc^affcnen" 9^arrn, ber jm
wenig ru^e lieffe, fdilüanger gicng, ünb bie gan^e 9iac^t
über bamit jufd^affen ^ette, in ein feiten alfo üngeftümmig«'
Hd^ii ftieffe, ha^ er barabi2 erwachet, fprad^ er äujreni^:
53c^ roem ligft bu?i* fie t^at bergieii^en, all ob fie
fdilieffe, ünnb antioortet mie ein |)unb, loann er gefragt
»irt. S56er ein ^albe ftunbt fragt er lüiber: grau 'Bd^ülU
^eiffin, bct) loem liget jr? S)a er \^v jren (g^rentitul
gab, gebac^t fie, ba fanftu ein 2tug pt^nn, wie jener
bettelüogt fagt: meli^er fo er nur ein [121] 2Iug §ugett)an,
gont^ blinbt geföefen: fagt^^ be^^alben^o gan| fduliglic^:
Sße^ bir, S)er gute ©d^ult^ei^, welcher feinen (S^rentituI
noc^ nid^t rei^t getrabt, war be^n nit gu friebe^^, ba| fie
jl)nei8 fo fd^Ied^tlirf) empfieng, ftie^ fie berotuegen balb
lüiber, fragenb: ©nebige gratt) @d^ultf)eiffin, bei wem ligt
e. SB.? ®ie graw ©c^ult^effin'a warb unwillig über bem
fragen, bann fie fonft mit j^rem S3el| anberl gufd^affen
gehabt, fagt be^^alben in red^tem fct)b: 2Ba§ fragft ünb
plagft bod^ ein! lang? Seljm 9?arrn lige ic^. (£t) net)n,
mein graw, \pxa6) ber @(^ult£)ei^, ha§ fage htt) Ut)b nic^t,
1 nocö BW 2 genug B 3 gebfiret W 4 2BeIc&§ B
5 SBetber W 6 fc^möcfen BW 7 ümb] bnb W 8 füttern
BW 9 pfu^ W 10 rect)tjcöaffnen B recbtfc^affenen W
11 bngeftfimmlicö W 12 barob BW 13 j^r W 14 ligftu W
15 jaget B 16 ber^alben W 17 bcffcn nic^t aufrieben BW
18 itm BW 19 @d)ult^eifftn W
83
bg bu be^ einem ^axxn ligeft^: bann ber, bet) bem bu
Iigft2, ift ber Sc^ult^ei^ Sale^ ju Saleburgi 2tu^ folc^em
Dermercft bie j^ratü, ba§ jr (S. 2Ö. etoa§ ^o^n^^ önb erjürnt^
loere, fert' fid) beromegen ömb, gienets, flredet önb geftellet
fic^, al§ ob iJ)ren9 gebrummelet i^ fiette, önb fie^' be^-
^aiben üom ©d^Iaff erwäget rtere, fagt: 2Ba§, n)a§ i[t§?
|)iemit njarb e§ tag, önb forn^^ ein @att), önb bi^ jmei^
ein D^v ab.
[122] S)ie gute ^^ralü @(fiult^ef[in i* förd)tet immer,
bie gan|e '^adjt mere gu lang, önb e§ mürbe i^ nimmer
tag merben, ba§ man f)ette fonnen jren 58e{| fe^en: freumet
fic^ befe^alben befleiß mef)r, ba fie gefet)en ben lieben tag
f)eret)n brechen. Sllfo ftunbe fie fetir fruJ)c auff, önnb
fienge an [id)i' gumu^en önb ju bu^en, öor^aben§, biemeil
e§ eben «Sonntag, önb bie 9?ac^bamrn ^^ alle in ber ^ird^en
be^ einanbern ''J öerfammelt^o meren, fic^ alba jubefc^amen
laffen: bamit fie nic^t etman müfte öon ^au§ gu |)au^,
önb öon einem Sale^i jum anbern geJin^s, önb fic^ (äffen
befe^en: melc^e§ bann gar juöiel geit mürbe i^ gefoftet
I)aben, bann fie auc^ gu Tlix önb gu SDir ^ette fommen
muffen.
SJiit biefen gebancfen, mor fie gan^ önb gar öer^afpelt,
öerjrret önb öermirret, alfo ba§ fie autf) bei 2euten§ inn
bie ^rebigt nit23 margenommen. 85nb aU fie äule|t, nit^s
ofine groffe mü^e önb orbeit, fertig mürbe, önnb meinen
§errn ben ©c^ult^eiffen, melc^er öor jren^ ftunbe, önb ben
(Spiegel t)ielte, mol f)unbert mal [123] gefragt ^ette, ob
fie ^inben önb öorniier mere, mie eine graum Sd^ult^eifftn
fein folte, önb er ja barju gefagt I)ette, gieng fie au§ bem
^au| ber S^irc^en ju. ©emiBIii^ |at fie ober bie ©äffen
t)er gepranget 24, mie ein (Se^^ an einem ftricf.
1 ligft BW 2 lic^eft BW 3 Sale fehlt BW
4 ©c^ttbe B aBi^enburg W 5 ^6öen B 6 erzürnet W
7 fetiret W 8 bienet B (gtenet G) W 9 i^r W 10 ge«
brömmelet W 11 fie] ficft B 12 fame W 13 i{)m BW
14 @d)ult^etfftn W 15 ttörbe W 16 befto W 17 fic^
fehlt BW 18 01ac^batt)ern BW 19 etnanber W 20 ber=:
famlet BW 21 ©taue BW 22 ge^en W 23 nic^t BW
24 :^erprauget B
6*
84
9?un toeife ic^ nit', lüelc^ee^ bie fc^ulb ift: ob mein
®. %. bie ©(fiult^eijfin ju long gefc^Ioffen, ober 06 ber
9?Je^ner gn frü^ geicutet ober aber, irelc^eS''^ ütel ef)er ju-
glauben 3, ob ber ^faff be^ abenb§ gu labribang be^m
mi)n gefeffen, be^^atben nit* auff bie ^rebig geftubirt,
önb e§ alfo fubribur^*) gemai^t ^ahr. je, aU fie mit
jrem nennen S3el| ^ur ftird^en ^inetin geraufc^et^ toar eben
bie ^rebigt au§, aljo ba§ jebermann auffflunbe. S)ie gute
gram oerflunbe ben fjanbel niti, fonbern oermeinet onb
berebte ftc^ felb§', biemeil jr Wlann §err 8c^ult^eif), önb
fie be§{)alben j^rato @c^ulti)eiffin mere, gu bem bj [ie einen
nagelnetoen Sßel^ ankette, fo befd)ei)e foIdieS jr (g. SB. gu-
gefallen önb ftünben bie 9Jac^baiorn^ jren** önb ji)rem
93et^ gu eljrn'o ouff: f|)rac^ beBt)aIben gan^ [124] fittig-
lic^ önnb tugenblic^ (bann fie e§ fd^on gele^rnet) fid^ auff
beibe f eitlen fe^renb, 3U jnen: Siebe 92ac|bdn)rnen, i(^ bitte
h)6llet ftiß fi^en: bann id) ben tog noc^ lool gebencfe^^
ha% iä) eben fo arm genjefen, önb fo verlumpet önb äu=»
riffen t)eret)n gegangen, aU jfir: borumb fe|t euc^ nur
aup £od^ tuiber niber.
58alb auff fie, fam aud^ mein §err ber (Sd^ultfiei^,
nielc^er fo lang an feinem 58art geftrelet önb geftrigelt,
]^inet)n getretten, önb aU er gefet)en, ba§ etliche |)unb in
ber Sird^cn ^erumb lieffen, önb ^od^jeit maiiien motten,
fprad^ er au§ rechtem i" f(f)uttt)ei^Iid)emi3 et)fer önb bitterm
ernft: 9?un mil iä) aud^ ein orbnung önter bie |)unb
bringen, fo mol aU unter meine öntertbanen, meld^eS id^
1 nic^t BW 2 toelcö§ B 3 gruben W 4 ntd^t W
5 geraufc^t BW 6 Berebet W 7 fclbfl W 8 $Jla(f)=
batoern BW 9 jbr W 10 e^ren BW 11 gebencE W
12 rechten W 13 fcftultbciSlidjen B
*) Gleich gebildete Streckformen kommen im Volkslied
vor, vgl. Forster teutsche Liedlein 11,24: e§ btebrt bfit gut
fd^ebri fdöeffcr 23albrtbum üor bem ©cftalbrtbum I)oIß er btebrt
büt ber lemmcr . . . jDa§ fanbrt fant er bei) bem tücge ißalbribum
bei) bem @d)albrtbutn ftan? ein iubri tubri tubrt juncffraiD.
Vgl. Fischart Aller Praktik Grofsmvitter 572 Scheible ba§>
ßobrilotlbäflein jU^ifcben bai Seinen (zu lollen, lullen 'miugere')-
85
Bife^er nie fönnen gutüegcn bringen, bamit man and^ üon
ntir gufagen ^ahc\ ober iif) njiH nicJ)t jfir (Sc^ultl)ei§ bnb
Slmptman fein.
®5 aber bie ^rebigt fo !ur^ gen^efen, tnar bie örfad^:
ber ^faff I)atte nur öon titer ftuden^ geprebiget.*) S)ä
erfte, jpra^ [125] er, n)ei§ i(^, aber j^r lüiffetS nit^,
fprad) er: ba§ onber, fprac^ er, miffet j^r, aber i<i) inei^
e§ nid^t-*, fpradö er: ba§ tritte^ fprad^ er, tt)iffen niir
beibe nid^t, fpradE) er: ba§ öierte^, fprac^ er, ttiiffen njir
beibe nur gar" gu toot, fprarf) er. ^ofe |)ofen ^ab^ i(^,
ba§ lüeiB leiber id^, aber ber lange SiocE becfet^ mi(i), ba^
fo id^§ nitio fage, j|r e§ nid^t lüiffet, fprad^ er. ©argegen
n}iffet j^r, ob j^r mir toollet neme mad)en, mcl(fi§ii ntir
nid^t'2 jujüiffen ift, fpracb er. ^d) folt eu(^ fagen, fprad^
er, ma§ fieut für ein ©uangelion feßti^, ba« mei§ id)
fammeri^ bD| ^erb^ol^**) nidfit, tinb j^r tiiel minber,
\pxa(i) er: aber ta^ SBiert§£)ou^ miffen mir aUefameni^
1 :^ab B 2 ftücfen BW 3 ntc^t BW 4 nit BW
5 britte BW 6 üicrbte B bierbe W 7 gar fehlt BW
8 babe BW 9 bcbccfet BW 10 nic^t B 11 tDeld)e§ W
12 nit B 13 fdaet W 14 fÄmmer B fummer W
15 alfamen W
*) Törichte Predigten von ungelehrten Dorfpfaffen werden
mehrfach in den älteren Schwanksammlungen mitgeteilt, be-
sonders bei Kirchhof Wendunmuth I, 2, 69 ff. Am nächsten
steht S. 425 von einem Pfaffen, der die Nacht beim Wein ge-
sessen hat: ßtcben freunb, icb f&Ite eucb tool bit bom beü- fleift
prebigen, fo l)ab id) ntd)t ftubiert, unb eucb gebürete mol bil
opffercn, aber tc6 gcbentf, tnd) fet) mit mir, unb babt bie Pfennig
im ibirt^baufe gelaffen.
**) Steht hier (wie bei Frey S. 77 Bolte) für terbe (wie um-
gekehrt ^erbe für ^erbbols gebraucht wird DW. 5, 558 unter 3).
Bei Gottes Kerbe wurde geschworen vgl. Murner Narren-
beschw. 95,74:
2Bie man fcöto6rt am ^ocberSperg:
(5)6^ lufe! g6^ brerf! g6^ barml gßfe fd^metfe!
Vom luth. Narren 1806:
@6^ bt)l! g6^ binfcbl ß^fe fröfel g^fe trecf!
Lindener S. 82 bocfS arfelocb, 105 fommer bo^ brü§.
86
nur gar ju trol. ^temit nemme jeber fein ^dfelin, ünnb
la^t öng alle mit einanberni ba jelbftfiin jie^en, ünb
t)inberm Sifcö r^atfd)(agen, mt man ben ^e^fer empfa^en
h)6lle, fprac^ er.
[21. Cap.]
[126] 2Bie ber ^e^fer gen Saleburg'2 reifet, t)nb
önterraegen einen Sole^ fanb, ber ^a^
önb 53rot äffe: auc^ mie er fet)e
empfangen lüorben.
'äU ber ^e^fer auff bcm meg naä^ Sate&urg'* getnefen,
önb no^e borgu fommcn mar, fanb er auff bem gelb einen
©c^dffer, an feinen @tab fid^ Idf)nenb, ber f)at in ber einen
t)anb ein ftucf^ Srot, ba§ irar gan| fdjluar^ Dnb grob,
bon raupen ^le^en gebacken 6, raelc^ei' ba e§ ber ^e^fer
gefe^en, fagt er ju jfim: 2)u ^aft rau^e§ fc^marfeeS 93rot.
Sa, antmortet ber Sale^, niannS beffer n^ere, fo ndme ic^§
auc^ an. 2öie fanftu e§ cffen, fagt ber ^el^fer, önb bar^»
öon geleben, ^a muB ic^§*, antwortet ber 2ale^ miberumb,
mit biefem ^ö^ (ben er inn ber onbcrn ^anb geiget)
öbertu^fflenio. Silfo 30g ^^ ber ^epfer fort, önb ^atte ge«
Ie^rnti2, ujie man bo§ fc^irar^e ^rot folt tt)otgef(^macft
machen.*)
9?un |abt \i)v, liebe ^erm, guODr geljort önb öer=>
ftanben, meld^er maffen ber Sepfer ben ßaleburgern i3 burc^
feini* @Je[127]fanbten guentboteni^, wann fie jme'ß fönten
auff feine erfteni" SBort, fo er ju jnen fpred^en tourbeis^
1 einanber W 2 ©cftilbe B SSi^enburg W 3 8c^ilt=
Bi^rger B Sötgcnbürger W 4 Schübe (SStfeenburg W) in
SDiiSnoDotamia BW 5 ftücf BW 6 gebacfen W 7 »eldiS B
8 id) W 9 ber ßale] er BW 10 übertct)fflen B ober»
teuffclen W 11 söge W 12 gclernct W 13 <S<i)i{U
bürgern B aßi^enburgern W 14 feine W 15 entbotten
BW 16 i^m W 17 erfte W 18 toürbe BW
*) Aus dem Volksmunde. Von jetzigen Überlieferungen
stebt am nächsten das Gespräch zwischen dem Ratsherrn
und dem Hirtenbuhen, der auf die an ihn gerichteten Fragen
schnippische Antworten gibt. Zeitschr. f. Voliiskunde 7, 99.
87
r^et)menlt)et§ anttüorten, önb imei |aI6 geritten önb t^aih
gegangen entgegen fämen, fo »ofte^ er jnen jr alte§ iier»-
fommen Beftetigen-^ önb noc^ öil meE)r ^^retiöeiten bargu
geben. 8Dlc^e§ tiot bie gan^e ©emein bet) bem SBe^n, gu
loetc^em fie ber ^[aff, al§ obftei)t, geführt, tüol ern)egen,
önb fJ^ciifig bebac^t, tt)ie hk fa(^ raurbe^ angugreiffen fein.
9?un t)atten fie bie grag, ober melrfic^ fie rfiatfc^Iagen
folten, in gmen t^eil abget^eifet, bamit fie befte^ beffer
fönten barau§ fommen: fintemal mer red)t önb inol önter^
fd)etbet' önb abtbeilet, auc^ afljeit beffer lehret. 2)ann fie
i)anbelten erftlic^ baröon*, wie man bem ^e^fer folte
r^e^menroeil 'J antroorten: barnac^, melc^er moffen fie j^me^
^alb geritten önb ^aih gegangen entgegen gieijen, önb j^n
empfat)en'o folten.
$8on bem erften njarbe^' abgerl^aten önb befc^Ioffen, fie
Ujolteni^ bem ^et)fer öorfommen, jn et)ntreiben, bj er
mü^tei3 mit [128] antmort begegnen mie fie motten i^:
fott jt)n berorcegen ber (5c^ult^ei§ öon erften anreben,
önnb mit biefen morten, SJunb"^ fetjt öng midfommen,
empfatien. S)ann auf foI(^e§ i^ mürbe •* ber Se^fer necessario
muffen antmorten: SSnnb bu mir and). So ha§ befrf)et)e,
fetten fie fi^on gemunnen, bann ber Sd^utttieife müfte
borauff f preisen: S;er löi|igft önter ön§ ift ein ©ouc^.
5)0^ mürbe-* fid) mol rt)et)men in Figura, Forma önb
Materia.
S^on bem anbern aber, mie man bem ^et)fer folte ent*
gegen jietien, fielen önter anbern fonberlic^ bife meinung.
(Stücke meinten, man folte fid) abtticilen tnn ^men gleite
tjouffen, önnb ber eine .^auffen rcitten, ber anber §u gufe
get)ni6^ je ^\xi g^eutter önb gu^genger in einem @(ieb.
5lnbrei' öermeinten, e» fotte ein jeber ben einen ^ü'b im
©tegreiff t)aben önb reitteni^ önnb mit bem anbern auff
bem Soben ge^n^^; biß mere ja aud) i)alh geritten önb
1 i^m BW 2 toolte BW 3 beftAttigen W i mürbe W
5 meieren BW 6 befto W 7 Dnberfcöeibct B 8 baconW
9reimö)etf5B 10 empfangen BW 11 marbW 12 motten W
13 mufte BW 14 dlmx BW 15 fotcftS B 16 getien W
17 Stnbere W 18 reutten B
88
^alb gegangen.*) 2(bcr onbre^ ioaren ber meinung, ba§
man bem iet)[129]fer folte auff Ijöl^ern ^ferben^ ent»
gegen fommen: bann borüon pflege man im ©prii^njort^
gufagen: 8tecfen reitten fcQ f)alb gegangen.**) 3" bem,
)o fet)en folc^e ^ferb and) fertiger, hurtiger, mufterli(^er,
ünnb balb gesdumet ünb gcftrigelt.
Siefer legten meinung marb üon allen tfieilen be^faH
gettian, ünnb anorbnung geben, bafe fic^ jeber mit einem
9io^ fotte gefaxt machen: iüel(^e§ bann fleiffig befc^e^en.
S)ann e§ mar feiner fo arm ni(^t, ber j^me^ nit t)mb ein
meiffeg, grämet, braune§, fc^roar^e§, rt)Dte§, gefprerfelte^
^ferb, je nac^ bem einer gern mere^ beritten gmefen^,
gefe^en f)ette: biefelben bummelten fie, önb richteten fie
auffg meifterlic^fte ab.
UU nun ber angejc|te tag ^erbe^ fommen, önb ber
Setifer mit feinem §ofe t)eräu rucfet', fprengten bie Sale^
^erau§ mit j^ren ©tecfenpf erben, j^me* entgegen. 5Iuff
bem SBeg marb jfirem ^errn @cf)Uitf)eiffen (melc^er ben
abcnU guöor faure^ ^Buttermild) gfreffen^J) in ben [130]
§ofcn öon l)inbcn ^er ju eng, barumb er be^feit§ t)inber
einen 3}?iftt)auffen fprenget, com ^ferbe abfliege, baffelbige
anbunbe, önb bct) glauben '^ (mer§ nic^t glauben mil mag§
felberfti2 erfat)ren, mie jener feinen '^ (gfel) fein fdc^Iin
eben gut madiet.***)
3n beffcn mar ber Reifer na|e gerbet) fommen, onb
bie gan|e Satifc^e^'* 3titterfc^aft fa^e fic^ ümb noc^ jrem
1 anbere BW 2 qSferten BW 3 (Spröc^mort W 4 jöm
BW 5 teere fehlt W 6 geroe^cn W 7 rucft B rficft W
8 Scöiltburger B aSißenbürqer W 9 famr B faacr W
10 flcfreffen BW 11 ghiuben^V 12 klbft W 13 feinem W
14 Sc^iltbürgtfcöe B 2Bi§enbiirgifd!)e W
*) In dieser Weise wird die Forderung balb zn gehen
und halb zu reiten erfüllt in den oben S. 66 genannten Quellen.
**) Franck Sprichwörter 1, 120^^: e§ i[t bocfen ttercE, auff
fteden geritten, e§ ift lüol ^alb gu fuB gangen.
***) Ähnliche Vorgänge beim Empfang des Kaisers werden
in Volksüberlieferungen berichtet, doch kommt noch meist der
Zug hinzu, dafs die Schildbürger die lächerliche Handlung
des Schultheifsen nachmachen, vgl. Kuhn u. Schwartz nordd.
SagenliT. Jahn Sagen aus Vorpommern 518. Reiser AUgäu 1,502.
89
(Sd^ultfieiffcn, roelc^er ^inberm SJlift ge^odt, bnb fd^eitter
ge^awen ^ette: aU er folc^l^ geje^en, name er nit^ \s>
öiel seit onb tüett (au§ fordet 3 bj er bie gelegen^eit öer=»
faumen önb berfcfeütten mochte) bafe er bie |)o)en et)n-
geneftelt, feinen @aul abgelöst önnb barouff ficf) ge^»
f(i)tt)ungen I)et: fonber feine ^ofen, fo er nur blofe auff-
gebogen, in ber ^anb fialtenb, fprang er auff ben S[Rift,
ben Steifer befte förmlicher önb geftaltücfier ^ guempfafjen.
®a nun 5 ber S^e^fer ^ergu tarn, lüufle mein |)err ber
@(5ultf)ei§ luol, boB er müfte ben ^ut öor jm^ ob^ieEien:
lueil er ober mit ber einen ^anb bie §ofen, fo [131] noc^
nit2 e^ngeneftelt, gehalten, bk onber $anb aber bem ä:et)fer
borreic^en muft, f äff et er furzen r^ot, nimpt ben t^il^öut
in§ Tlani bnnb mit ber einen iponb bie ^ofen ^Itenb,
bot' er bem Sel)fer bk anbre^ bar, fprad): 9Zun fet)t ün§
miHfommen ouff nnferem ■' grunb onb boben, 5ßefter Quncfer
Sei)fer.*) S)er ^eljfer fabe au^ ben gebern^o balb, rüa§
für S3öget mnm,*'^) önb bj ba§ ®fc^ret)ii üon ber Solen '2
%^Dxiidt nit2 ni(^tig bnb Idr tütx^^: reicbet beromegen
bemi^ ©c^ult^eiffen auc^ bie t)anb bnb fprac^: Sancf ^ab,
bu mein lieber 8c^uItt)eiB, bnb bu mir auc^. ®a folt
nun° ber @c^ultt)ei^ i-^ r()e^nienmei^ anttoorten, mie pbor
onter ben Salen lüor befi^Ioffen toorben, wolt boc!^ foI(^§i
1 ford)c§ BW 2 ntcf)t BW 3 ^urcfit W 4 geftat«
lieber BW 5 nu B 6 jbme B 7 böte W 8 anbere
BW 9 ünicrm W 10 an ben g-ebbern W 11 ©efcbrei)
BW 12 Scbiltbürger B SStgenbürger W 13 öjere BW
U ben B 15 @cbultf)efe B
*) In Bebeis Facetiae (1540) G 8^^ spricht ein Pfaffe, der
den Kaiser Friedrich III. in Eheinfelden hegrülsen soll, nur
die Worte: bene veueritis domine rex; bei Weidner 5, 107 "vvird
zu Karl V. gesagt: fct) Dn§ (Sott toiiffom, lieber ^nncfer. Im
Meistergesang des H. Sachs Die dolen pauren zu Dedelpach
(661 Goetze- Drescher) sagt der Bürgermeister bei Empfang
des Bischofs Y. 17:
(5eit gotttoüfum, jund^crr bifcboff,
3n unfer borff gemeine.
**) Franck Sprichwörter 1,16a: Wian fi^et an febern mol,
tt)a§ für ein oogel.
90
önbebad^ter tüeife nic^t tt)un, bamit er fic^ niti etloan ber-
jc^nap^ete: barumb aUhalh ein anberer, tuettfier öermeinet
ber ©c^uttfieiB lüere berfiummet, ^erfür luifc^et, rfietimen«»
tüei§ antwortet, ünb fi^rarf): ®er @d^ult§ei§ ift ein rechter
9iarr. 3)ann e§ tuar inn jiirem öerfammelten 'tRijat ah"
ger^aten ünb befctiloffen werben, [132] man folte ant-
worten: ®er wi^igft bnter bn§ ift ein @auc^: fo gebadete
bii'er, (Saud) ünb 9^arr weren ja ein§, fo fet)e ber wi^igft
önter jnen eben ber <Srf)uItt)eiB felberft^, ben er be^wegen
@J)rn3 J)aI6en irol nennen börffe-*. ^Kjo finb, Zbipti, önb
bur(^ ein Metaphoram @fel, oucf) eine: be^glei(^en ^ 8?njer
liebe grow, önb bnfer^ §errngot§ 9J?utter. Solcher gftatten^
^ebadit biefer Sole", eS gelte gtei^, ob er fc^on ein§ für
ha§ anber nemme: r^e^nie cä ficE) fd^on in Worten ni(i)t
fo gar wol, fo fe^e^ bod) nicf)t fo gar öil boran gelegen,
Wann e§ fic^ nur tun ber Wörtern bebeutung^ ünnb au§-
legung, baran am meiften gelegen, r^et)me ünb fd)i(fe.
(SoI(^er maffen warb ber iSlet)fer empfangen, bor bem*
felbigen ritten fic ^er, bi^ gei)n Sateburgio, ha fie jn erft
ouff ein newe§ empfiengen. 3)ann ber «Scöult^ei^ fa§ ah
bon feinem t)6I|enenii Klepper, ftieg auff einen SO^ifttiauffen,
önnb reidit bem Se^fer nadjmaln^^ bie §anb. (5§ fagt
ober ber ^et)fer gu jtim: 2Ba§ [133] ttiuftis bu ^ie auff
bem SJJift? Slc^ befter ^uncfer ^e^fer, antwortet ber
@d^ulti)ei§, ba bin id} armer Salei-* nic^t'^ wärti), ha^
mid^ ber ©rbboben bor ®u^ trage 'ß.
5IIfo führten fie ben ^'e^fer inn fein Sofament, auff§
^t)ot^au§, bafiin fie \^n gelofiert t)etten. (Sie erjelleteni^
1 nicöt BW 2 fe(bft W 3 ©bren BW 4 b6rffte
BW 5 befegletc^en bis WUtkx fehlt W 6 geftalten BW
7 @cbt(tbürger B äötgenbitrqcr W 8 fet) BW 9 93e*
teutungB 10 @djilbe B SÖiljenburg W 11 b^Ifeernen BW
12 nocbmalS W 13 tbuftu W 14 armer Xeuffel BW
15 nit B 16 nach trage ist in W eingeschoben (in Be-
ziehung auf die Beigabe 3 b mitgeteilte Stelle) : SSeil aber bie,
fo oben auff bie Sddjer befteHet Waren, faben, ba^ ber ^etjfer
ben gemeinen 2öeg ritte, bnb alfo nicbt gu ibncn auf bk ®Äcf)er
fame, rütfd)eten fie alle nacbetnanber, als Wie auff einer @d)leiff*
babn ben 3)dcbern berunter, önb bie^ je einer nacb bem anbern
ibn willfornm fe^n. 17 ersebleten W
91
jf)m anä) atte ©ejc^ic^tei, fo [id^ bomit gugetragen, baran
er ein gnebigfteS^ fur|n)eiligfle§ ^ irolgefallen gefc^opfft
^at. 5lu(i) seigten fie jfint an (j^n bi§ ba§ offen fertig
ttJere auffju^alten) bie (Sefc^idit mit bem <SaI^gett)dc^§,
mit bnterttienigfter bitte ^ bnb Bcgeren, ina^ ferr j{)nen
foI(^e f^unft geraten folte, fie barüber genebiglicf) ^ gu
^riuikgiren önb §ubefret)en, bamit nid^t jemanbt jtinen
folc^e" nac^tfiun, jnen ju ünroiberbringlid^en f^aben, mie
er ber Runder ^et)fer felbs** lool erachten fonne. 2)er
^et)fer erzeiget j£inen i)ierin, biemeil j^r bcgeren nii^t bn-»
gimlid), gnebigften^ SBillen, mit erlaubung bnb geftattung
alle§ be^nio^ barumb fie an i^n gelangt i^, bnb noc^
me^rerS, fo e§ bk nott) erforbernJ2 jüurbe.
[22. Cap.]
[134] 2Bie hit Soleni^ bem ^e^fer einen groffen
§afen mit (Senff bere^ren.*)
Sf^un ftunben abermals bie Solen" in äinetiffel bnb
inn groffen dngfteniä, ujal man bem ^et)fer beret)ren bnb
fi^encfen folte: bann fie fid^ auc^ aU anbre rec^tgf c^aff ne i ^
1 ©cfd&tc^ten W 2 genebigfteS B gnabtgeS W 3 furö=
toeiÜtgeS W 4 5öttt W 5 reo BW 6 genebtglidjen BW
7 folcfieg W 8 felbcg B fdbfi W 9 genebigften B
10 beffen BW 11 gelanget BW 12 erförbern W 13 bte
3U ©döilbe B bte gu SBt^enburg W 14 iSct)i(tbörger B
2Bt^enburger W 15 Slngften W 16 anbete rec^tfcf) äffen e BW
*) Von seltsamen Geschenken, die einem Kaiser bei seinem
Besuch gemacht werden, besonders Elswaren, berichtet die
Zimmerische Chronik ^ 3, 3541: Die PfuUendorfer überreichen
Friedrich III. eine Wanne voll gebackener Schnitten, die Bnch-
horner führen Maximilian auf einem Schiff einen Kirschbaum
mit den Wurzeln zu, in Vöcklapruck wird ihm ein Hase in
einem Sack übergeben. Nach Lehmann Speierische Chronik 784
werden dem Kaiser Karl IV. zur Bewirtung Sauschwänze vor-
gesetzt. Von jetzigen Überlieferungen steht am nächsten der
Bopfinger Streich (Birlinger Volkstüml. aus Schwaben 1, 440),
dals dem Kaiser saure Milch überreicht wird, wobei der Hafen
zerbricht.
92
Seut tDoIten erzeigen, gebadeten ober 6et) fid^ felberft*:
©offen fie jme^ ©über ober @oIb fdienrfen, bj fetje^ beQ
jnen febr tfietrr*, fo ftobc er beftelben fonft bic Oolle:
foüen fie ji)m ober effenbe ©pe^fe fegenden, al§ ^raut,
9iüben, ©ped, Sonen, ©erften 2C. befen^ bcbörffe er
nid)t§, bann er fet)6 o^ne ba§ it)r @aft: mie er bann
allenthalben ©oft fet)e, tüa' er nur t)in !omme. (Snblirf)
t)eret)nbaren [te ficb, j^me^ einen groffcn |)afen mit faurent^
©enff 5U|)retentieren önb juöerefiren, ben'^' fonnc er braud^en,
jm^* bj offen bamit WDlgefcbmadti2 jumad^en.
5{IfD lieffen fie ben ©enff alfo balb [135] anr^ren
bnb ruften, inn einem nagelneiüen §afen: benfelben trugen
gmen SBuben an einer ftangen für ben Slet)fer, tjor weldöem
ber ©ci)ultf)c§'3 gate'-i bie rebe getJ)an, önb gefagt: SSefter
Runder ©enff, bo üereliren mir eud^ biefen Setifer, önb
bitten 1^ i^r moHet alfo für gut önb ,^u bancE annemmen.
%U ber ^et)fer folc^e ftattlic^e 9tebe ^oret, lad^et er, gogei^
feinen §ut ah, fic^ gubebancfen: aber ber ©c^ultijei^ fiel^"'
i^m inn W rebe, fagenb: ©e|et auff, tbunb^^ auff ^uncEer
^e^fer, fet^t bebecft. ©e|e bu aud) auff, fagt ber Steifer
^um ©d^uItJ)effen 19. 9?un2o fo tootlen mir, antmortet ber
©(^ult^ei§ 5um ^e^fer, gugleii^ mit einanberen^i auff fe|en.
5III aber bie SBuben ben §afcn niberfteHen motten,
meife id| nic()t mie fie jme^i getf)an, fie festen 23 j^n fo
I)art niber, ha'^ er ju finden'^'* brac^, önb ber ©enff aller
auff ber (ärben lag. 9?un ^ah eud^ ©. 5ßij25 plag, fagt
ber ©c^ultt)ei§ gang ergürnf-^e, j^r S3uben, jJ)r ©dielmen,
jJir Sieben, j^x SJJörber, jJir ^e|er, jfjr [136] Sanb§-
üerrljöter: ift bal nit2' Sedermercf? tontet28 jf)r nid^t
gma^29 t{)un, j^r iBöBwid^t, j^r SecEern? 2lu au i^unde^
1 felbft W 2 jm B 3 fet) BW 4 t^etoer W
5 beffen BW 6 )ct)t BW 7 mo BW 8 i^m BW
9 famrm B famerm W 10 benn B 11 j^me BW
12 tDolgefc^madet BW 13 8cf)ultl}eife BW 14 2ale fehlt
BW 15 betten AB 16 30g W 17 fiele W 18 tbut W
19 Sd)ultt)eiffcn W 20 diu B 21 einanbern B etnanber W
22 jtjm W 23 fegen BW 24 ftöden BW 25 @. >ßeit§
BW 26 ergürnet W 27 ni(^t W 28 f6ntet BW
29 gemad) BW
93
^et)fer, tüie ift e§ boc^ ein fo gutter Senff geiuefen, er
folt einem ober ba§ öiertei ^au^ in bie ?iafen gero^en
^aben, nun ligt er ha im ®red: a<ij üerfuc^et jf)n nur,
Sunder ^e^fer. ^iemit fuftr er mit ber §anb in ben
(Senff, önb wolt \i)m'^ bem ^e^fer pöerfucfien geben: aber
ber ^e^fer tüolt^ nic^t foften, fonbern fpra(f), er ried^e
genugfam* bofe er fei)r gut gen^efen toerc, bebaure j^n
berottjegen ber fc^aben: ttjotte bod) ben gutgeneigten Jüiffen
äu band annemmen. ®a§ t^unb^ Runder S^epfer, fprad^
ber @d^ult£)ei^, baran tüerbet jtir ön§ gefallen tt)un.
[23. Cap.]
[137] 2öie ber ©c^ult^efeö mit bem ^e^fer ha^
Smbi^mal genommen, onb raaS ficf) olba
für reben oerloffen :§aben.
@§ iiatte ber S?et)fer ben ©cöult^effen ' ünb feine ©nter»"
tränen geloben, bei) jime* bie 3JiaIäeit gunemmen: tuelc^er
fic^ bann bmb fo üiet bemütiget, ünb jtime^ ju mitten
ftiarb. 31(1 fie nun gutifdie^ f äffen, niemanb ob befe ^e^fer§
S^afeln, bann mein §err ber @d^uIt)eB^o, oerlieffen fic^
5tt)if(f)en jfinen öiel ^ierliciier reben, bon fetir t)o^en ünb
wichtigen fachen, lüetc|e ^ie juergettenn üiel gutang, barumb
ic^ fie bann fürOber gebn ^2, önb nur etlid^e e^nfü{)ren mit.
®er Sc^ult^efeio fat)e be§ ^etiferg @on, fo ob einem
anbern 3:ifc^e faffe, gan| fleiffig tmnb ftard an, ba^
merdet ber ^et)fer, \pxaä^ beromegenis gu j;f)m: 2Ba§ be-
bundet^* bi(f) öon bifeni? 2)er fSc^uIt^el'** antmortet:
Quncfer ^eljfer, ift e§ nit emer @of)n? ^a, antwortet ber
ßet)fer. [138] gürmar, fprad) ber @c^uItt)eiB, icf) t)ciht e§
j{)me^5 an ber 9iafen angefe^eni^. ^2lber fagt mir eine,
|at er nod) fein SBe^b? dltin, fagt ber Setifer, er ^at
1 üterbte W 2 jEin BW 3 toolt i^n W 4 gmtg=
fam W 5 t^ut BW 6 ©ctiulttieife BW 7 @c^u[li)etffen
BW 8 im BW 9 äu Sifcf) W 10 @rf)ullf)eife W
11 erseblen BW 12 gel)en BW 13 bermecicn W 14 bt=
bandet BW 15 i^m BW 16 angefelin B
94
nod) feine: iDeifiu nid^t ettüan eine bie für jf)n ttjere?
id) ttJÜftei lüot eine, f^jrad) ber 8(^ulti)e^2^ aber e§ müfte
in ftiHe^ gugeljen, önnb iä) nid^t öermelbet werben. @§
ift ein §umal fein {)Qnbfefte§ SJienfc^. 2öann fie ber Runder
^et)fer nur ein mal fei)en folt, luie fie alte morgen im
S)red U^ über bie Snie flehet ünb arbeittet, id) fteife j^r
tt)urbct-* fogen fie gefalle euc^ auc^, önnb id) f)ühz'^ red^t
baran: boc^ mit bit mi(^ nid^t^ guöermelben.
2Bie ttier bann ber fod^en gUt^un, fagt ber ^e^fer, wie
meinflu b^ mir e§ angreiffen füllen? @§ gilt guücr ein§,
SuncEer ^etifer, fprad^ ber @(i)ultt)e^ ^, barnad^ mit id^ e§
fagen. S)er @d^uIt^eB2 trincft: ber Sd^ult^e^^ trincEt.
S33ann jr mir ein par ^ofen geben molt^, ünb meiner
f^romen bi^ über bie ^nie auff rote 58ein mad^en, mie bie
©torden fiaben, fo mi id) cnd) üerfd^affen, ha'^ fie ifime*^
jufe^en, ja fo [139] balb gar ju etigen werben foll. ®a§
üerfprad^ jt)m nun ber ^et)fer, ünnb warb bie ©lod aUer«»
bingl gegoffen, bie fac^ obgerebt ünb befd^Ioffen: bo^
mit üer^eiffung be§ ftittfd^meigenS. 2)ann, fagf^ ber
@d^utt{)eB2, mann e^ anbcre SBurfd^ folten jnnen werben,
e§ würbe lö ^on ftunb an einer fommen, ünb fie ewerm
@o^n abftedien.
S)Dd^ mochte id^ Wol wiffen, fprac^ it)r @, 2ß. ferner,
wa^ er für ein^^ ^anbti)ierung fonne, bamit id^ j^ren
Ottern fönte anjeigen, tva^ er treiben wolte: fo wirbt bie
fad^ ein befto beffern fortgang I)aben, Runder ^e^fer.
9ii^t§ ^at er gele^rnet, fprad^ ber ^el^fer: tvaS^ meinftu
aber, ha^ er noc^ Ie|rnen fonne? er ift noi^ jung ünb
ftarcf, Wa5ui2 meinftu ha'Q er taugenlic^"^ ^xitxt: ober wa§
treibt!* ber S^ngfrawen SSatter, ob er ym^^ üieHeid^t fielffen
fönte? (S§ ift wol wai)r igundfer ^et)fer, fprad^ ber ©c^ult-
l^eJ32, er ^at nod§ einen jungen ftarcf en Sauden ^6; e§ ij-j
aber jubeforgen, ba^ jiim ntd^t etwan ein foul fc^elmen-
1 ttiufle A 2 ©c^ultlieife W 3 ftitt W 4 würbet
BW 5 })ah BW 6 nit B 7 wollet W 8 j^m BW
9 fagte W 10 würbe W 11 ein fehlt W 12 wogu B
worjiu W 13 tauglich B tauglich W U treibet BW
15 j^me W 16 9iücfen BW
95
bein barinnen gc[140]niaci^fen fe^,*) bann ha§ pflegt gern
gubefd^e^en, ttjonn fie atfo auff ber iSerenf)out crgogen
n)erben. 2)arunib inirb mol fo balb nid^t§ borau^ mit
ber ^oc^geit, tüeil er nid^tS gele^rnet fiat. S)od^ mbä)t
mon jne^ gubor ein f)alb jar gu ber ^ungfrairen S5atter
öerbingen, bamit man je^en möge, n^ie er bie faule Scnbe^
barl)inber tijun, tmb fi(^ anlaffcn ipolle^: als bann ift^
nod) jeit genug, ba§ man njcittcr i)anble^ Sui^t^ei^ Siet)[er.
2Ber ift aber, fprac^ ber ^et)fer, ber igungframen
Ssatter? ®a§ n^il id) eud) fagen, fagt ber @(f)ultt)e§^,
wonn ic^ getrunden i)üh: (®er ©ctiult^e^^ trincft: 2)er
S^ult^e^^ trincft) boc^ ^eimli(^ in ein D^r, bamit e§
niemanb I)6re. %U jm nun ber ^et)fer ein Di)r geneigt ^^
jagt er: (S» ift ber @dmt)irt alt)ie, welchem 2Bir erft üor*
geftern ju biefem 2tmpt, al§ 323ir jtime" pla| gemacfit,
ge^olffen, öon melc^eni gu f)offen, meit er ein feiner be»
f(^eibner 9}iann, bargu fromb, er werbe noc^ bermaln ein^
auc^ @c^ult|efe& ttjerben, n)ie bann icf) oud) au^ einem
@(^mel5n[141]i)irten gu fold^en S^eren* bin ergaben
Würben. @o ift fein 2;od&ter gar ein reblid^ f)urtig
SJienfi^, önb mere gar wol für jn, wann er ctwaS kernen
motte, bamit er fein 3J?ufe ünnb Sorot gewinnen, bnnb
2ßet)b ünb ^inb (bann fie t)at ein ftorcf§ Seber, wirb benn
aturfen'J tapffer bart)inber tt)un**) erne^ren fonne, Runder
^e^fer. ^er jletifer bandet jt)m bei freunblidien anerbietten§,
mit öermelbung, er woHe^'^ folc^eö ferner bebenden, önb
weffnii er gefinnet jne fd)rifftlic^ wiffen taffen, welche?
nod^ befc^et)eni2 foll.
1 i^n BW 2 faulen Senben W 3 tvbllt BW
4 ^anbek B 5 (Sd)u[t^etfe W 6 geneiget BW 7 jm BW
8 ®^ren BW 9 Mden BW 10 wßße W 11 weffen
BW 12 gefc^el)en W
*) Franck Sprichwörter 1,6a: wiber bie faukn . . . Wir
fagen, er Ijat ein fd)elmenbein im rud.
**) Vgl. Zimiüerische Chronik ^ 3,148: alfo name maifter
äßolf bie müE)e über fic^, tt)ett ben roden bari^ünber, ba^ bie
guet fraw fc^wangcr Warb.
96
[24. Cap.]
2Bie bie S3alt)rni ben ^eijfer gugaft geBetten, önb
jfime"^ eine^ faure^ 33uttermtlc^ auffge[e^t,
önb tüa§ fic^ bar6et)° gugetragen f^aht^.*)
'ät§ nun bie Solorni mit bem ^etifer bie SJJaljeit etin«-
genommen, tinb obgemelbte reben fid) üerlauffen J)atten,
träte' ber ©c^uIt^eB auff für ben ^etifer, önb in^ namen
fein jelbeft'^ önb ber ganzen ©emeinb^^ aU feiner Sßnter=
t^a[142]nen, t)ub er an öngefof)rIic^ii folgenber maffen
preben: ©firfamer ^uttder ^et)fer, rair i)abm euc^ "oa^
etteri'- abgefreffen önb abgefoffen, barnmb ift el biHic^,
ha^ ttiir euc^ and) raiberumb etmag naä^ önferm öermogen
ergeigen. Sitten berotuegeni-^ eudb Runder ^etifer, ön§
nic^ti4 ju öerfc^meljen gu ön§ ^ufornmen, önb ein Slbenb"
truncE mit önä tJ)un, ha müft jtir önfer ®aft fein, önnb
n^oHeni^ ipir einanbern^^ gut gefc^irr machen, boc^ müft
i^x für gut nemmen, ^uncfer ^et)fer.
S)er iet)fer, melc^emi' bie guten'* ft^toencEe önnb boffen
toolgefielen, tüax lüittig, ömb ber ßur|n)eil lüiHen: bod^
mit bem befc^eib, ba^ fie jn mit bem trinken nid)t notigen
töolten. Se^t o{)ne forg, Runder ^'et)fer, fagt ber ©c^ult-
^ei^, lüir motten i^ euc^ gnebig t)alten. 2IIfo gieng ber
^el^fer, naä) bem fie j^n ^erumb geführt, önb j^m jf)re
9Jiiftt)duffen gezeigt t)etten, mit j^nen auff ha^ nemgeboi^eni^
tR§att)au^, ba bann frifcie S:ifc^ bargelegt tourben.
211^ man SBaffer genommen, önb fic^ [143] ju Sifi^e
gefegt |ette, önb man jegt anfienge^u auff tragen 2', ta
1 SatDern BW 2 jf)m BW 3 ein W 4 famer BW
o babet) W 6 fiab W 7 tratte W 8 im W 9 felbft W
10 (gemein W 11 buflefefirltcf) BW 12 emerige W 13 ber=
wegen W 14 nit W 15 ivbüm W 16 einanber W
17 meldien BW 18 gute W 19 nemgebadf en W 20 an=
fieng BW 21 auffsutragen BW
*) Die Zimmerische Chronik ^ 3, 355 berichtet von einer
Knollenmilch , die Bürgermeister und Älteste von Buchhom
miteinander verzehren; als sie vor Maximilian erscheinen
müssen, haben sie noch die Knollen im Bart.
97
tüarb für ba§ erfte auffgefe^t, ein platten i öol Sar:pffen,
bie toaren in (5r6g2 Q'Q^y; gj^y^ gefot^t, bnb mit bem
Soffel 5U einem Srel^ geri)üret. Sarnad^ marb öff gefegt ^
ein anbre* platten boller ^arpffen auff ein anbre^ manier
gugeric^t, namlii^ß ^j^it ber Salerin' Sruf)en.*) ®a bann
ber 8d)uIt^eB^ gum Stetifer faget: @r joIIe nur bapffer in
bie S3rü^e bunrfen, mann mdiV genug i» ha U^^K müfje
man me^t anrichten, bann fie tjaben nocf) einen ^albtn
^nhd üol behalten.
3lad) ben gif(^en, bnter meieren auc^ etliche am @pi§
gebraten gemefen, bracht man einen ^xtt): önb aU bie ob
bem anbern Sif(^, ha be§ ^'et)ferg Sof)n gefeffen, noc^
ni(^t-J au§geeffeni2 fetten, fd^ret) mein ^err ber (5(^ultf)e^s
bberlaut: dla, \ijv Stnaben, e[fet tapfferi^ auB toa^ jr ^abt,
fo motten mir bie Sappen ober Sret) aud^ bet)m Soc^ ober
(Sfd§i^ (bj ic^ nic^t grober fage) nemmen. 5iber oefter
:Sunder Sedier effet ii)x fort, jr börfft niti-^ auff fiei^
t)arren. S)ann,
(5§ fte^^t^^ gefc^riebcn,
Sej ober fieben,
[144] ©oKen nic^t garten
S(uff einen Starren,
(Bonber^^ effen,
SSnb be§ SfJarren bergeffen.**)
£e|tltc^ mart auffgefe|t ein frifi^e, falte, faure, meiffe
Suttermili^. 9?un Ratten fie ben ^e^fer hinter '^ ben
1 (Sc^üffel BW 2 ®rbe§ W 3 auffgefe^t W 4 anbete
BW 5 anber W 6 nemltcf) BW 7 Salerin
fehlt BW 8 Sdiult^eife W 9 nit B 10 gnug W
11 f et)e W 12 aufegeffcn W 13 bapffer BW 14 ©efäfe BW
15 ntcöt BW 16 bie W 17 fte^et BW 18 fonbern W
19 :^inber BW
*) Kirchhof Wendunmuth 1,163: bie farpffen im xihQti'
brfilein abgefotten, bie anbern etn§ t^etl§ gebadien unb ein§
t:^eil§ an fptfele gebrabten.
**) Wander 2, 364 (aus Pistorius V, 53): man foll nicbt
barren auf einen 9iarren. Wörtlich unser Spruch (wohl dem
Schildbürgerbuch entnommen) bei Simrock Sprichwörter 4351,
fast wörtlich auch bei Weidner 4, 167.
DasLalebuch. 7
98
S:ifc£) geje^eti, önb ber ©diult^eß- faffe neben jf)m, ünb
leiftet @efelljc|aft: bie tjbrige $8att)ren3 ober flunben öor
bem ^i\d) fieruntb. 2tn eim^ anbern Sifd^ fa^ be§ ^et)jer§
@on, bem fie gefeEf^afft fjalben etliche ßoinpanen §ugeben
fietten. ©ie t)atten aber stoetjcrlct) ©rot inn bie SOf^tlc^
gebrodet^. SSor be§ ^e^fer§ ort, t)Qtten fie tüeiffe ©emel»
werfen eingetoorffcn: üor ber San^rn^ ort, läge fc^n)ar|
brot: |)aberflro i)et e§ j^nen au(^ gnug getl^an.*)
Sn bem' fie alfo effen, ber Su^rfer ^e^fer ha§ toeiffe,
bie SBaförns jinebel aber ha^ ^abernbrot, fie^e önglürf,
ta ertüifd^et öngefelir ber Sengein s einer einen 58rorfen
öon bem n)eiffen 93rot, ünnb fdiobe ben t)inet)n: folrf)^»
I)otte ber @d^ult[145]f)e^2 njargenommen, fd^Iug \^n bero=»
njegen'o, aU er toiber in bie platten ^^ fal)ren möllen, auff
bie §enbe, önb fagt: (Sotftu be§ ^unrfer ^e^ferö S3rot
effen. S)er Siegel erfc^rarfe fet)r, önb tüdl er benfelbigen
biffen no(^ gan^ in bem 12 3J^unb I)atte, jog er in fein
lüiber l^erauf, legt jn in bie platten ", önb ftie^ j^n
f)eimli(^ für be§ ^et)fer§ ort. <Bold)§^ Ijot ber ^e^fer
auc^ njargenommen, wifd^et berotoegen feinen SeffeU^^ önb
fd^enrfet ben Samm^ bie norf) öberige 9}iüd^, gufampt
bem SBeiprot borinnen: n^elrfie bie SSeref)rung gu groffem
5)anrf angenommen, bie Tliiii) mit einanberni* öoHenb§
gefreffen, onnb be§ i^under ^e^fer§ gretigebigfeit lobeten.
@§ trug ^5 firf) aber ju, ha"^ ber Salen ^^ einer, bamit i''
jm bie SJJiIrf) ollein tt)urbe, aU nod^ ein gimlirfiS^* im
9^apff gett)efen, mit einem f)eimlic^en biffen i8rot§ ber-
gleichen tt)at, al§ ob er einen frfmüpfferling i^ aufe ber
nafen baret)n fd^Ieuberte 20^ b^ e§ etlichen in§ gefitzt
f^rü^et. 5)a§ freffe ber gdfe^i, fagten bie onbern
1 gefegt BW 2 (Scfeulttieife W 3 JBatoern BW
4 einem W 5 gebrocft BW 6 Siatoern B Sairren W
7 3n ben B 8 SSengel W 9 foIc^e§ BW 10 berlregen W
11 ©c^fiffel BW 12 in ben B im W 13 S6ffel W
14 einanber W 15 truqe BW 16 ©c^iltbörger B 2gj^en=
Bürger W 17 barmtt W 18 äiemlictieS W 19 (Scönürffe=
ling BW 20 fc^lauberte W 21 ®ieb^enrfer BW
*) Franck Sprichwörter 1,47»: ein batorn gel^ört l^abcrßro.
99
Saleni, toüf^tenS 9JJauI, ütib lieffen jn bie 9}?ild^ allein
au^Iappen, ben Sappen.*)
[25. Cap.]
[146] 2Bie bcr @cf|nIt^eB2 ßales abbandet^ önb
bie anbern^ Salen^ noc^ folc^em einanbern
9ti|dterf(^en auffgoben: tüie fie aud^
ben Stepfer j^rn'' Söurgerluft»
feilen lieffen.
'^ad) bem bie Tlal^tit öolnbrad^t^ mar, tvav e§ geit,
aU e§ fid^ au(^ jimmenio niolte, bo^ man abbanden fotte.
®e§{)alben ftunben bie öornemeftenii Saleni^ auff, raurffen
j^re SSoIff (alfo nennet (Sulnfpiegeti^ bie 9}?ünc!^§tutten, im
46. Sapituli'') ömb fid), önnb tratten ab. ^er ©c^utttieB^
al§ tt)el(^er bie rebe folte t§un, träte aut^ ah, önb gieng
nebenfid^, ne6enfi(^ bon ben anbern: üieUeic^t fict) ju-
bebenden, tüie er abbanden rooltei^ ober w^ anber§ guttun.
@e^ti6 jr nur fort (fpradf) er) i)inet)n, ünb n)artet mein,
id^ tt)il üon ftunb an bet) eud^ fein, trind jeber inbeffn^^
ein ©IdBtiniä mit 2Bet)n. ^U fie nun alfo in aller
©rbertet fomenttic^'^ j)ine^n traten, flopffet ber ^foff mit
einem Steuer gum 'ähiand. 5ßnb al§ man Silentium ge-
f)alten l^otte fo lang, al§ einer [147] ein tet)ge S3irn au§^
faugen mochte, mar mein §err ®(^uIt^eB^ nod^ nic^t ba:
barumb fid^ bie anbern alle ümbfa^en, ünb gu einanbern 20
fprac|en: mie fombt er fo t)übf(^? SnUi^t fam er batier
1 Salen fehlt BW 2 @rf)ult§etfe W 3 (Sd^tllbürger B
fehlt W 4 abbandt W 5 für bie anbern bis auffgaben
steht in W: barneben aHegrament bnb fr6ltdö toaren 6 ßalen
fehlt B 7 jren B jbr W 8 936rgerluft W 9 bollen»
bracht B 10 Riemen W 11 bornemften BW 12 (Schilt»
bürger B SBt^enbürger W 13 (Sulenfptegel W 14 Gapttet
BW 15 toolte BW 16 ®et)et W 17 inbeffen BW
18 ©U^felein W 19 famptlicb W 20 etnanber W
*) Zugrunde liegt Grobiauus V. 905 f. %h[t 'Teufel' (wahr-
scheinlich reduplizierte Kurzform zu välant) ist sonst nirgends
nachzuweisen.
7*
100
geroffelt, tandt^ ah, fprai^: 5(tfo jr Ite6e nac^baiürn^ önb
greunb, aU.'^ bie jr f)ie öerfammclt-* finb, tüir fageti eu(^
bancf für eroer erf(f)ct)nen, mit bttt für gut ju nemmen:
ber SpiB^ önb ber §afen font§ nicfits beffer geben, nod^
ber ^Dd^ beffcr anrieten. 2öa§ jr geeffen' ünnb trunrfen
Jiabt, ba» gfegne* eucö ber liebe ©ott: er roöl§ eud^
gfegnen'*, er ^at§ euc^ gjcgnetio, er fcgnet^i' euc^ noc^, er
roirbt» eu(^ gfegnen 'J, er follg eud^ gfegnen '\ er mu§ e»
euc^ gfegnen 9: e§ gibt jeber für fic^ felbl^^^ einer in
onbern, önb mit einanbern'^ önb burc^ einanbern^^, önb
neben einanbern^^ auc^ öor önb nac^ einanbern^^, önb ob
önnb önter, andj t)inber önb öor einanberni^, tre^'^ Safeen:
fo öiel t)abt jr öerfc^Iicrfeti^ 5Iber j^r, Runder Se^fer,
fe^t önfer ®aft groefeni^: jiir folt nid^tS geben.
^aä) folc^em, aU fic^ bie Satei' roiber niber gefegt i^
fietten, önb anfiengen trunden roerben, [148] fiengen fie
an einanbern 5R|ätcrfc^en auffgugeben. S)er ®(^uttl)eiB, fo
neben bem Slet)fcr roiber faffe, räumet jm £)eimli(^ inn ein
Dör: (£r roiffe alle», roa§ fie fürbringen rourben, ^aht e§
aud^ gerouft, ef)e er auff ©pdniin ^ofieren fonnen: roolle
i|m beroroegen attgeit fold)^ fagcn, bod) Jieimlirf), bamit
bie fachen nic^t^^ gar ungemein önb barburc^ öerac^t^o
rourben.
2)0 fiengen fie jurtidterfd^en, alfo ha'B ber eine fagt:
9iun rf)ote mir einer bi^, önb r^at mir ha^:
Sdö gieng ju metner @uatter-\ ünnb bäte fie ömb i^r Slrfelod).
<Sie gab mtr§ ntcf)t, ünb liebe mir§ bocb.
(Sie fpracb, e§ ift öiel p flein.
@ie fprad), ob toebe ne^n.
3cb totl§ ne^en önb reiben,
2)iit gtoalt l^ine^n treiben,
100, 15 bis 103, 16 fehlt W (dafür die Einschiebung Bei-
gabe 3c). 1 bandet BW 2 0iad)bato ern BW 3 aUe BW
4 bcrfamlet BW 5 bie Speiß W 6 ntt W 7 geffen W
8 gefegne W 9 gefegnen BW 10 gefeqnet BW 11 ge=
fegnet§ BW 12 f elbft W 13 einanber'W U bret) BW
15 üerfcblicfet W 16 geffiefen BW 17 8cbtltbürger B
18 gefeßet B 19 nit B 20 cerracbt B 21 ©eüatter B
101
2:0cö mit gelimpfi bnb fug,
Sfl f^abcn onb 2ocö§ genug.
Sßefter ^uncfer ^et)fer, jagt ber @(f)ult^ei§ bem ^etifer
in ein D^r, e§ ift ein 9^abeln.*) Stber faget§ niemanb.
9^a^ biefem tüor hk orbnung am onbern, ber jagt:
[149] £'a§ Sänge I)anget,
S)ie §vkin belanget:
^te §Ärtn ö)ett,
Sag fte bie ßange in \^x ^et.
Sßefter ^«"cfer ^e^fer, fagt ber Sd^ult^ei^ jum ^et)fer,
borf) in ein Df)r, e§ ift ein SBurft, auf toelt^e ein ^a^
wartet, 6i§ fie au^m ^amin f)erunter falle.**)
SfJacE) bifem fpracf) ber nc^eftc fo trincfen folte: bann
fie foli^e orbnunge gefialten, ha^ an welrfiem ber S^rundf
njere, berfelbe and) ba§ 9t^dterfrf)en auffgeben folte. 5ßnb
er fprac§, befinnet fic^ ünb fprad^:
SSon auffcn §aar,
2Snb innen §aar,
©in B^iPff '-■'0^ ^"^oi^ barct)n:
3il)at ü3a§ mag ba^ mot fein.
SSefter Runder ^et)fer, \pxad)t ber ©d^ultl^ei^ gunt
^et)fer, bod) in ein D^r, e§ ift ein Qnftrument, mit welchem
bie Sattjrnbengen jt)rc ^opffe bebeden.
Stuff bifen Ipxaä^ aber ein anberer Sale^:
3cö fafe auff bem Spi^c^lin,
SSnb fa^e mir felbg in§ S&c^lin:
1 23att)ernbenge[ B 2 anbere ©c^iltbürger B
*) Das Eätsel bei Wossidlo Volksüberlieferungen aus
Mecklenburg 1, 307 Nr. 432 b 2 (nebst den beiden als Variante
mitgeteilten Versen) stimmt fast wörtlich überein mit gleicher
Lösung.
**) Dasselbe Eätsel (in z. T. wörtlicher Übereinstimmung)
mit gleicher Lösung bei Eochholz Alem. Kinderlied 224.
Ähnlieh Zeitschr. f. Volkskunde 8, 150 (Tirol).
102
[150] 2lcö StSdöUn iDte Bifl bu fo bnge^elür,
2Bie finb Dmb bid) bic fticö fo t:^clDr.*)
$ßefier Sui^^^i^ Sct)fer, fagt bei* ©d^ult^e^ gum ^e^jer.
2Bal er aber gefagt IiaBe, ha^ btefe§ 9tf)aterf(^en bebeutc,
l^ab 1 ic^ im ©jem^Iar, f o üon SBürmen ger ftod^en getoefen,
nid^t fonnen lefen.
92ad^ biefem, gab ein anbrer^ ouff gur^aten, jpred^enb:
ßo(^ gegen Sodj,
§aar ümb§ Sodö,
knappet mandiem ba§ 2lr§Iodö.
$ße[ter Runder ^cljfer, fpro(5 ber ©c^uttfiefe jum ^e^[er,
e§ ift ein ^fetiffer mit feiner ^fetiffen.**)
©in anbrer Sole^ fagt^, ha bie orbnung ^u r^e^men
an j^n fommen:
Sdö gteng bnxd) ein ©v^felin,
^Begegnet mir ein fdötoarß $)3fÄffIin:
®^e idö fönt fagcn ocfi,
2Bar er mir fd^on im Sücf).
SSefter ^ui^ctcr ^ct)fer, fprac^e ber @c^ult|e§ jum
^et)fer, laffet eucEjS nit jrren, fonber gebendet an einen
55om, ber einem in ben %ü^ ge^ct.***)
^ioä) einer fam i)erfnr, melc^er nit -^ ber [151] geringfte
njolte fein, ber fprac^:
1 Iiabe B 2 gab er ein anberer B 3 (S^iltbörger B
4 faget B 5 nic{)t B
*) Das Eätsel kommt (aber in der 3. und 4. Zeile ab-
weichend) jetzt oft vor z. B. Rocbholz Alem. Kinderlied 237.
Wossidlo a. a. 0. 1, 306 ^>. 432 b 1. Zeitschr. f. Volksk. 6, 417.
Zeitscbr. f. d. Myth. 3, 187. Als Lösung wird gewöhnüch
'Nadel und Faden' angegeben.
**) Ganz ähnlich (mit der Lösung: Clarinette) bei "Wossidlo
1, 308 Nr. 432 g 1. Ferner Zeitschr. f. Volksk. 3, 293 Nr. 55.
5, 147 Nr. 152. 6, 419. Volkskunde im Breisgau 89.
***) Die beiden ersten Zeilen schon in Fischarts Garg. 267
Neudr. Jetzt (in der 3. und 4. Zeile abweichend) bei Wossidlo
1, 38 mit der Lösung 'Floh'. Zeitschr. f. Volksk. 5, 182. Das
Ganze kommt auch mit der Lösung 'Maulwurf vor.
103
Socö auff§ ßocö,
3apff tn§ ßod),
Xd^d) für ben Strfe,
Dt^at toag ift ba§.
SSefter ^utt^ei^ ^et) jer, jprac^ ber (Sd^ult^e^ ^ gum ^'et)fer,
fo lalh ic^ meiner 9J?utter ©utter gefogen ^ah, ift tiefe
Üi^dterfc^en tüafir tüorben.*) 9^un lüill i^ aud^ ein§ fagen,
ünnb allen auff gegeben 2 i)a6en. Sofa bapnben^:
Srifcö ßebcr, frifc^ §Äut,**)
2)er 3i^ffv' gef)6rt in b'Seut:
SBann ber 3iPfff^ ^^ui I)angen,
©0 ift ber älfet^bün" fretob Vergangen.
5luff biefe be§ §crrn^ @(f)ult^eiffen 9tf)dterfc^en fönte
niemanb anttüort geben önb ba^ e§ ein (SacE:pfet)ff njere
erriiaten: gabcn§ jl)m§ beron^egen geiüunnen, bnb f)uben
Sifc^ auff.
'üflaä) auffge£)a6ener Safetn, fragten fie ben ^ev)fer, ob
er nii^t 6 iipolte ^ flö|len, önb barnact) jr Surgerlnft ^ fefien.
S)er ^et)fer fagt, be§ fI6|Ienl bebörffte er nic^t§, njolte^
ober jrnio Söurgerluft^ gern fef)en. ®arauff giengen fie
f)in, fcftloffen allen 11 jl)re [152] 3dune 3", önb hielten
i^ren 33urgerluft« ünb ^nr^roeil.
^n be^n 12 fönt ein burc^reifenber fnr Saleburg ^^, onb
ol^ er nid)ti^ fönte ^ine^n fommen, fragt i^ er einen ober
ben 3flui^/ marumb bi^ gefc^ef)ei6. S)ie SBurgeri'', fagt
ber gefragte Salei«^ galten jfiren SBurgerlufts. Sßnb tt)a§
1 ©djult^ei^ B 2 auffgeben B 3 SÖIercfet auff B
4 WltQbVm B 5 Ferren B 6 nit B 7 tDolte W
8 »örgerluft BW 9 er tobüt W 10 jren BW 11 atte W
12 beffen BW 13 Sdiitbe B Sgi^enBurg w 14 nit BW
15 fraget B 16 gefct)eb BW 17 Sürger W 18 Schilt»
börger B Söt^enbiirger W
*) Ganz ähnlich bei Kochholz Alem. Kinderlied 253 mit
der Lösung 'stillende Mutter'.
**) Vgl. S. 95 fie bat ein ftarcf§ Seber und Schweiz. Idiot.
8, 1072 den Weibern liinder das Leder geraten, auch Leder
'Dirne', ledere 'beschlafen' Martin -Lieuhart 1,559. Der ur-
sprüngliche Reim ist §ut : Sutt.
104
tft ha§, fagt ber frcmbbe. ©ie l^abcn, fagt ber Sole^
einem |>unb eine 93Iafen mit (grbfen angef)engt2, tnb
laffen benfelben, bem fiet)fer 5U (£f)ren, im giccfen (mer
S)orff fagte3, luurbe gestrafft) ^erumb lauffen. S)iB irar
ber S3urgerluft*: t^ue es j^ncn naä), ^aftu nie befe«»
gleichen get^an».
[26. Cap.]
SBie ber ^'et)fer begert, hit 93att)ren6 foüen ein
S8rtf)eil ober einen tobten' SBoIffe^ feilen,
onb lüie biefelb gefieis.*)
5)er ^e^fer öerwunbert ficJ) ober jfireni'' närrjc^enii
S3offen, mufte nit^- mt er§ öerflet)n önnb auflegen folt,
weil fie gnöor megen groffeg üerftanb§ [153] onb 2Seife{)eit
jo bernmt geraefen, önb aber je^t fo grobe onnb ti)6ri^te
§otten onb bojfierlid^e 58offen reifjen: molt bertregenis rec^t
erfahren, ob jnen auc^ ernft barju fei), ober ob fie e§ nuri*
au^ angelegter S^orfieiiei^ tt)üen"^, bnb gab jnen, folcfee^i''
3uerfat)ren eine frag auff, barüber fie ba» ©eric^t befi^en,
onb jf^meis jt^reS ^^at» 2{bf(i)eib fagen fo(ten. S)ie grag^^
aber hjar biefe: 21I§ er ne^ermalen-" bet) j^rem S)orff
burc^ ben SBalb gereifet, {jab^i er einen tobten 22 SBoIff,
welcher gcftorben gemefen, gefunben ligen: ha folten fie
j|me23 nun fagen, mag ha mbcbte orfad) feinet tobs ge-»
rcefen fein. SIt§ hierüber ha^ ©eric^t befe|t, tinb ber
^et)fer, burcg fein naif) iRec^t erlaubten gürfprec^en, bie
1 ©cfeiltbiirger B 2Bi^enbürger W 2 ange^endt B an=
geb^^nget W 3 fagt W 4 ^Burgerluft BW 5 nach getrau
folgt in W die Einschiebuug, Beigabe 3^ 6 Jßattiern B
7 toben B 8 SSoIff BW 9 baffelbe gefiele W 10 jbre W
11 ndrrifcben B ndrriicf)e W 12 nicfit BW 13 beroaegen
BW 14 nur fehlt W 15 Sborbeit BW 16 treten BW
17 fDld)§ B 18 im BW 19 yrage W 20 nA^ermalS W
21 f)aht B 22 toben W 23 jm W
*) Quelle ist Frey's Gartengesellsohaft Cap. 59 (S. 73f.):
6in inolff ftatb tnn einem falten ainter äü ©renbelbrud) im
23reufct)tbal; bie bauten fragten umb, ma§ bie urfacf) mere.
105
grag Jiatte fürbringen laffen, fielen enblid^ öiererleQ ttieinung
barbon, beren iebe jren 2lni)ang gef)abt. 2)ie erfle faget:
S)er SSoIff wer in ber groffen ^elte önb lieffen ®d)nce
barfufe gegangen, ijob i£)mei beronjegen bie ^e(t alfo jum
^er|cn gefc^Iagen, önb jne^ fo ^art angriffen 3, ba^ er
boöon {)obe fler[154]ben muffen. S)ie anber* raeinunge^
bermeint», feit einmol ber 2BoIff meJir gufufe gelauffen,
bann aber geritten loere, feQ er bieHeic^t gejagt n)orben,
bnb aU er nic^t mef)r Slt^em gehabt, fei^ er erftiifet. 2)ie
tritte" SSrt^eil tvai biefe: ®er grarofain groffe fc^mer^ bnb
toetitumb, ben er geiiabt, ^ab^ jf)n bmb§ Seben gebrai^t:
S)ann ime^ fet)^ aUe'o fein tag niematn^i fo njcbe qt"
ttiefen, al§ eben inn ber ftunb ha er geftorbcn. S" "^cS
@c^ult^_effen'2 ^topffi^ ftecEeti-» bie biertei^ Sßrt^eil, bie»6
louteti' gu Seutfcf) alfo: 2Bir ^aben, liebe 9Jad)barni*, an
bnferm lö 3Sief)e lüol innen n)orbcn, maran^ö ber Sßolff
geftorben fet), bann wir f)aben fein raol'^i fo biel ber(of)ren,
tt)el(f)622 er alte§ gefreffen ^at. dl\in iff" ttjol juerac^ten,
bemnac^ er fein ^au^altung gehabt, bnb niemanb ber
fein geipartet, auc^ fein Stetterin borffen balten, raie bnfer
^faff eine t)elt, er t)ab^ mefir rot)e§ gleifrf) geeffen^^ bann
gefottcn§, gebad)en§2ö ober gcbraten§. @o feinb bie alten
üii^t-^, tütid)^ er je gur gcit offt §unger§ f)alben ^at
freffen muffen, [155] auc^ nic^t aHmegen für feinen bn»
bäumigen mögen gemefen, jubor inn bergangener groffen
feite. S^ "^eiU/ fo J)at er oßeg berge^rt-' roa^ er nur an=>
fommen, aud) ita^: felbftgeftorbene^* 55ie^e: bann meinem
©ebattern ftarb^s fur|Iic^^o ein alte ^uf) bie mar fiec^,
bie f)at er auc^ alfo ro|e in biefer feite berfi^Iudt (er
|ette fte boc^ auff bo§ menigeft^i inn ein ^aftet mögen
1 if)m W 2 i^n BW 3 angegriffen W 4 anbete W
5 Wltt)nmQ W 6 öcrmetnet BW 7 britte BW 8 jm
BW 9 fetje W 10 aü W 11 niemals W
12 @d)ult^etffen W 13 topff BW 14 ftecft W 15 ba§>
öierbe W 16 ba§ W 17 laubet BW 18 dlad)=
baren B 19 bnferem B 20 ttoran BW 21 feit mol W
22 toelc^eS BW 23 tft e§ BW 24 geffen W 25 ge«
bacfenS W 26 Mi) W 27 bersebret BW 28 geftorbne B
29 ftarbe BW 30 fürgticb W 81 auffS JDenigft W
106
laffen barfen) önnb fatt tüoffer barauff gefoffen, ha§> £)abe
j^m nun ben SKagen erfeitet i (be^n- ^um njarjetdien ^ah
er einen §art gefrornen SBoIff^bred neurolid^ gefunben,
mid)tv gnugfame angeigung gebe ein§ gar erfalten aj?agen§)
ünbdrotg gemottet 3, ünnb fi(^ ba£)er öiet f(i)tet)ni§ önb ön"
ratt)§ jf)nie^ an bie ßebern gebenget, bai)er jf)m groffe
©rimmen önb nje{)etage& entftanben. @oIt§ bann ein
lüunber fein, ha^ er enblic^ baran geftorben ift? SSnfer
einer mü[te njol baran ern)orgen.
2luff biefe rebe lüorb ein ömbfrag get^an, bnb ein»
^eÖigli^ befc^Ioffen, bcrß [156] (gc^uIt£)eB' J)ette bie befte
tx'iad) angezeigt*: tt)elc^e§ bann nod^ jum überflufe on be§
tobten 9 SSoIff§ ^^nen äufct)en raere, todi fie alfo tuti^
fetien, bie boc^ fonft ab ber J)eiffen fpeiffei« Pflegen fc^war|
5un»erben. SSnb biefe jre Sftl)atöertantnu^»i ünb örtf)eil
leffet i^r @. 2B. an ben ^et)fer gelangen, h)elc£)er fproi^,
fie Ijetten rec^t bnb luol I)ierinnen geürti)eilt, h)ere bauon
nic^t gu oppellieren.
[27. Cap.]
2Bie bie Salen^^ ein bitt an ben Reifer tfieten,
önb berfelbigenis geiuärt tourben.
©ienjeti aber ber ^etifer lenger be^ j^n geblieben, bann
er fünft föillenS getuefen, beroiüegen bie geit tarn, bg er
n)iber öon jnen abfd^eiben, önb be§ $Ret)c^§ gefd^dffte üer«
ri(f)ten folte, fügt^'^ er jbnen folc^e^ guiriffen: mit erbiettung,
l^etten fie etföa§ befd^merbcn, ba§ folten fie \^m angeigen,
fo tt)oItei5 er fürfc^ung tfjun, ha§ fie ein genebigften
§crrn an jme'ß iietten. 'äh foldiem [157] frewten fid) bie
2aleni2 ni(^t njenig, lieffen \^m beroföcgen burd^ jren
® c^ulti)eff en 1 ', in namen önb öon lücgen \i)v (S. SB. i^x
begeren folgenber maffen furtragen.
1 erfeit BW 2 beffen BW 3 gemacht BW 4 jm
BW 5 SBcbtage W 6 ber fehlt B 7 @rf)UItI)etB W
8 angesetqet BW 9 toben B 10 epeife W 11 ©r*
f.'inntnufe W 12 @d)tItBürger B SSiöenbürger W 13 ben=
felBiqen B 14 fÄget BW 15 to6lte W 16 jm BW
17 ©diult^etffcn W
107
2)emnac^ bnb jie [ur tt\va§ jettten öon frentbbaufe-
Idnbifc^en dürften onb |)errn biet önb offtmatS befc^idt,
ünnb oon ^an^ abgeforbert fct)en tüorben, ünb aber J)ie-
äiüifcf)eni an bem j^ren großen fc^aben ünb üerfauntnu^
erlitten f)aben, bann jtinen (rote jener ©c^mib jaget) önber
befen2 ntd^t ©ped in jrer Studie ^ geroad^fen:*) jet)en fie
au^ oböermelter ürfac^ öeranlaffet ünnb ge^roungen roorben,
groffem ongenmi^ fiträufommen, ünnb ^oc^fc^dblidien ab»
gang jfirer ©üttern^ 3uücrmet)ben, folc^e ndrrft^e^ roei[e
an fic^ guneramen, ob man fie etroann be§ abforbern§
erliefje, ünb fie bet) §auB ünb ^ofe bleiben m6cf)ten. 58nb
bieroeil fie gefpüren^ ünb befinben, ba^ jnen foIc^e§ bi§J)er
erfd^ie^Iicg ünb nu^U(i)" geroefen, beroroegen* bebac^t alfo
f ortpf al)ren : aber fid^ beforgen muffen, [158] bieroeil hk
SBelt bo^^afftig, ha^ fie on fold^em jt)rem für^aben mochten
auffgei)aiten, üer£)inbert, üerlactit ünb au^gea^elt roerben,
roie bann £)eutig§ tag§ '• fein ^axx fi(^er fcQ, ha^ jn nit lo
jebermann für ein^' Starren f^aitm roolle: 51I§ lange jr
@. 2B. bitt ünb begeren, an ben Runder ^et)fer, folc^ j§r
für^aben nic^t nur jubeftetigen 12^ fonberi^ aud^ fie barüber
gubefretien, ha^ fie üon meniglid^en baran ünge^inbert,
ünbefümmert, ünb üngeüejirt füllen fet)n 2c.
Slt§ ber S^e^fer folc^e jtir bitt angehört, ünb bie gan|
gimlid^ fein era(i)tete, erleubt er jnen gnebiglii^, üerfic£)ert
fie and) nod^ barüber mit bargu ge!^6rigen ©igittni* ünnb
Srieffen, roeli^er au^jug fiienac^'^ folget.
5IIfo gog ber ^et)fer, noc^ bem er fein fur^roeil gnug i^
ge£)abt, binroeg: ha bann bie Saleni'' jn mit jrer S^itter-
fd^aft, borüon obftetjt, geteitteten: für roe(d^^e§ ber ^^et)fer
jnen ein gute SSeref)rung geben, ünb abbanden tie§. ®ie-
felben t)aben fie folgenber maffen ücr^eljret.
1 l^ier^tüifc^en W 2 beffen BW 3 S^öd^e B töc^en W
4 @üter W 5 nÄrrtfcfte BW 6 fpiiren W 7 nügücf) BW
8 bertücgen W 9 lage§ B 10 nic^t BW 11 einen BW
12 beftettigen BW 13 fonbern W 14 ©iegeln W 15 bier=
nad} W 16 genug B 17 (2cf)tlt&iirger B 2Btgenbürger W
*) Franck Sprichwörter 2, 33»: e§ tregt nidit in fü^en
e§ gibt nit fpecf in bie bratiDÖrft.
108
[28. Cap.]
[159] Slufejug be^ gret){)cit 53rieue§i, ireld^en bie
2aUn- be^ bem S'et)fer auBgebrac^t ijaben.*)
SBir 2C. Set)[er 2C. fügen i)kmit §uiriffen, onb t^un
funb menniglic^en, ba§ üor bn§ in aller öntertf)enigfeit
erfi^ienen feinb, onicre liebe bnb getrerae, @(iulti)e^ ünb
gange ©emeinbe^ ju Saleburg^, ünb ön^ bitlitfien für:»
gebracht: ^emnarf) ünnb jie r^at§ toorben, ümb^ befferung
i^re§ 92u|e5 ^ n)iKen, ein netüe5 ' Seben fürobin ongufangen,
jnniaffen fie Dng beffen bericf)tet önb üerftenbiget, tnnb
aber ju folc^ jbrem fürf)aben jbncn bnfer Slepferlid^e
(Snabcn önb ^^riuilcgia boc^ notnienbig fein raöllen: 5(I§
n)btten fie ün§ ouff bog trungcnüdifte barumb angefuc^et^
^aben, mit bitt, jf)nen jf)r für^aben gubeftetigen 9, önb
gnngfamlicb gu oernjobren. Solcf) jbr bitte i)aben luir aU
^imlid) geacf)tet, önb bcmnad) n^ir meniglidjemiö gubicntn,
Sdiaben julrenben, önnb Diu^e ^ufürbereni^ bereit fein
füllen, fo fe§en wir önb motten, ta^ jegunb [160] oh"
oerntelbte Saleburger-, önfcr liebe, getreft) önb fur|tt)ei(ige
öntertf)onen, inn fot(^em jrem für^aben önb neroen ttjeife
§uleben, fürof)in olfo fortfabren, önb baran öon niemanben
gebinbert werben fetten, Weber mit Worten noc^ mit werden,
ot)ne gefebrbe, auff fein 12 meife noc^ Wege: 53et) öermet)bung
önfer önb beß D^etid^s öngnab önb ftraffe Riebet) öermelbet,
beweis, fo gefe^rlic^er weife barüber fabren würbe i''. 2(ud^
^aben wir jf)n gum öberflu^, ongefef)en atti^ jr fur^«»
1 S8rieffe§ B »rteffS W 2 Scbiltbürger B SStfeen«
bürger W 3 ©ernetn W 4 Scbilbe (SSigenburg W) in
2)Jt§nDpotamia BW 5 bmb] onnb B 6 9Iu^en§ W
7 new§ B 8 angefucbt W 9 beflattigen W 10 menntg=
liefen BW 11 förbcrn W 12 feine W 13 bem W
14 toürbe W 15 aüc BW
*) In diesem im üblichen Tikundenstil gehaltenen Frei-
heitshrief ist frei benutzt Liudeners Rastbüchlein 28 (Lichten-
stein 50 f.): ©in ünborte» ünb fcf)arpfe§ manbat be§ groB=
mÄcbtigcn f6mg§ Siolnarrt ober bic, rocicbe bie gulleu ieötb ju
üeEtercn pflegen, bie e§ nit lengcr lct)ben nod) bulbcn funben :c.
109
hjeitige bienft ünh gefatten, fo jie ün§ in önferm bet)lDefen
erzeigt 1 önnb geleistet, bici'e &nah- önb greti^eitte^ ge-
trau, roöHen bie auc^ öon meniglic^en gehalten {)aben,
bo^ fic namti(^^ barumb, iüa§ fte ja anfangen onb treiben
werben, ober auc^ fc^on getrieben baben, Don feinem, lüer
ja ber inere, £)Df)e§ ober^ niber^ ftanbe§' fotten angetaflet,
öerlad^t, öerac^t, ausgepfiffen, auBgeraufc^et, auBgea|Iet
ober geöejirt werben, incber binberroerts noc^ fürroert»,
Weber mit roorten noi^ mit werden, in fein weife noc^
We[161]ge* bet) oermeibung abermal§ bnfer önb befe
9?e^c^§ SSngnab önb önna(^Idffiger ^een önb ftraff, fier-«
na^ üermelbet. 2Bir wollen audb enblic^ önb fe|en, bg
önfer lieb^ onnb getrcwe, ber 8(f)ultf)e§ lo ^nb gan|c
©emcinbci^ gu ßaleburgi-, jrem begeren nad^, jnner Dnnb
Quffer bem $ßtopifd)cn fRe^c^, önferg fur^weiligen 3^E)ateg^3
fer)n önb bleiben foöen, gu ewigen jeittcn, in allen orten,
önb in tüaSi form, weife önb weg j|n gelieben önb gefeHig
fein wirbt, öon menigiicftemi^ baran öngefjinbert önb ön=»
angefochten, bet) ^een önb ftraff einer 9?arrenfapp, baran
einer, gwo, tre^'^, ober me^r @c^etten gegangen, je nac^
groffe ber öberfafirung önb fcbulb, welche bem SSbertrettere i*^,
fo offt önb birf er baran ergriffen wirbt, auffgefegt, önb
nic^t eber wiber abgenommen werben fofi, bife er fic^ mit
bem beleibigten öertragen, önnb noi^ jum öberflufe jwen
©utbeni' bet) einem SBiert gur ftraffe öer^e^rt^» t^ahz.
@oId)e§ ift önfer wiHe^'J önb enblic^e meinung, weld^er
gu ürfunbt wir j^nen biefer önier Set)ferli[162](^en
SuHen aufejug öergunt^« önnb erlaubt baben, fo befc^e^en
im jar, 2C.
1 cr^eiqet W 2 @enab B @nabe W 3 ^xtt)^dt W
4 ncmlid) BW 5 onnb W 6 niber§ W 7 @tanb§ W
8 weg W 9 Hebe W 10 gdiultbetfe W 11 gemein W
12 (Scbübe B SBtgenburg W 13 dtati)§, W U mÄmüa=
liebem W 15 bret) BW 16 SJbertretter BW 17 @ülben W
18 üersebret W 19 2öiü W 20 Derg6nnet W
110
[29. Cap.]
SBie bie Salen^, aU fie be§ Ket)ferl Set^e ticr«'
getireten, jf)re Süffe öertred^^teten, önb bie«»
felbe ni(^t mei)r fenneten, boc^ 5ule§t
jeber bie feinen^ raiber funbe.*)
9la(^ bem nun ber Set)ier |tnraeg getoejen, önb ben
Salen3 ein gute Se^e f)inberlaffen feette, lüurben fie rf)at§,
biefelbige'i auf einem 2)orff, e^e fie luiber i)eim fe^rten,
guöerje^ren. 2(Ifo fprengten fie mit j^ren ©tedenpferben
in ha§ nec^fle ^orff, önnb ged^ten reblic&§ bingg. 5Snb
aU fie fatt önb trunden tuaren, önb bennoc^ noc^ eirnj
gum befien ücrfianben^ toax, meld)» 6 quc^ mufte üerjec^t
fein, tarn fie ein geluft an, auff eine grüne luftige Sluro
^inau§ 3ufpa|ieren, mz anbre " Wundern, fic^ gu erluftigen,
ia§i freffen aufeäubduraen, önb fic^ auff ein anbere Tlai^tit
gufd^iden. 2Ufo giengen fie ^inau§, famptlic^ önb jeber
befonberS für fic^ felbeft^ (öergaffen bod^ [163] nit'*, ein
gute f^lefc^en mit 2Bet)n, bnb etliche SJJütfdien SörotS mit
fic^ ^unemmen, bamit in fold^er ^i| jnen bie 5IRägen nid^t
öerlcti^ten, onb ber SSein ^ernac^ aller auB(üffe) önb lagerten
fid^ in b§ grüne ©rafe, jed^ten gu abenb, önnb Ratten
einen guten 33urgermutio, ob fie fc^on nur Söomren^i maren.
2(I§ fie aber alle einer garb [)ofcn angehabt, önb im
gec^en bie S3e^n buri^einanber gefd^rcncft Ratten, wie bann
pflegt 12 5ugefd]ct)en, önb je^unb an bem toax, ba^ fie
i)eimgef)en Juötten, fc^am gu, ba fönte feiner feine %n\\i
ober S3et)ne fennen, meil fie alle glei^ geferbt maren,
faffen ha, gucfet je einer ben anbern an, önb fordet ^^
jeber, ein anberer^* nemme jm feine Suffe, ober er einem
1 6cf)tltbörger B ggt^enbürger W 2 feine W 3 @(§tU
bifc^en B 2B igen bürgern W 4 bieielbiq BW 5 üDr=
Rauben W 6 tüclcfteS BW 7 anbere BW 8 felberft B
felbft W 9 ntcfet B 10 Siirqermut BW 11 2?att)ern
BW 12 pfleget W 13 furcht W 14 anberen B
*) Quelle ist Schumanns Nachtbüchlein 18 (S. 31): (5in
btiftori unb gefc^id^t üon ben batorcn ju ©anfelofen im Söfirtens
berger lanb (der 2. Teil der Geschichte) vgl. dazu Bolte's An-
merkung S. 391.
111
onbern feine Sße^n: luaren beroftegen in groffer angft.
S)a fie nun einanberni aljo angaffen, nit njuften tote fie
jfime^ tf)un folten: fifie gu, ha reit einer bngfe^r^ füruber^
auff einem ^ferb (fonft ntodit man meinen e§ ttjer^ ein
@fel gettjefen) bem rüfften« fie ^ergu, önb flogen jfime'^
i^ren jamer^, mit bitt, [164] fonne et etroa§, babur^^
j§r jeber feine f^üffe njiberumb befomme, boB fotl er
braudien, tjnnb niti" fparen, fo rcoUen fie e§ jfime' bet)»-
neben grofter bancffagung wol bejablen. @r fprac^, ha§
fonne er mof, fteig f)iemit ah, önb nacf) bem er einen
ftarcfcn guten SSengel ge^auraen, tritt er öntcrii bie
S3an3reni2^ önb fangt i^ an bet) bem beften auff bie Set)ne
äuf(^Iagen, ünb weldien er traffi'*, ber fprang gefc^njinb
auff, f)at feine S3ein miber, bann ber Öiefell fiatte fie j^m
gefunben.
Siner allein Udb^'" fi|en, ber fprac^: Sieber §err,
foH i(^ meine 53et)n nic^t auc^ f)aben? njolt jiir ha^
(Selbe 16 tiitio an mir auc^ öerbienen? ober feinb biefe
mein? @r aber fprai^: §arr, Ia§ befef)en, gab jm {)iemit
au(^ ein§ b^ e§ flammet. Sllfo fprang biefer le^te aud)
auff: ünb Rotten alfo bie Samren jeber feine güffe miber
befommen, waren fro^i', fdiendeten bem Mann ein trincf^'
gelt, §Dgen f)eim, ünb gebacf)ten fic| ein anber mal ju ^üten.
[30. Cap.]
[165] 2Sie gmen Sale^s mit einanber bie §dufer
üertaufd)en.*)
5)ie Soleis iüoren ^onblic^ boron mit jfirer ^axxfq^^,
ünnb trieben foI(|e fo üiel, bo^ fie e§ in ©emon^eit
1 einanber BW 2 jm BW 3 ünflefe^r BW 4 öor=
rAber W 5 toere W 6 rufften W 7 i^m BAV
8 Jammer BW 9 barburc^ W 10 nicöt BW 11 önber B
12 23attern B 13 fAngl W 14 traffe W 15 bleibe W
16 ©elbt BW 17 frotje W 18 ©c^iltbürger B Sötten»
bürget W 19 Sfiartete^ W
*) Quelle unbekannt. Verwandt ist die Greschichte in
Hebels Schatzkästlein Nr. 72.
112
brachten. S3nb tüte fte am cr[tcn au^ geittigem önb tooU
fiebaditem r^at bie 3;l}ort)eit angefangen i)atten, alfo jd^Iug
fie \l)n Jiernacf) in jr Statur önb 5lrt, atfo bc^ fie furof)tn
nic^t me£)r au§ SBe^^l^eit 9Jarret)i trieben, jonber au^
red^ter erblid^er angeborner Sf)orI)eit. $8nb föer I)ic biefen
@pruc^, Consuetudo est altera Natnra (bg ifi: SBa§
gn)o!£)ncf- ttjorb, ©(iilegt in bie 9Irt) nit3 gtauben föolte'*,
ber würbe ^ üon biejen Söauren^ öbergeugt lüorben', ha^
er§ glauben niüfte, ober er ttjer luol ein ©if). ®ann fie
nic^t§ mcf)r tf)un fönten, e§ ttiar allesi ndrrfd^*, e§ it)ar
alles lauter 9krret)i onb Stioriieit, n)a§ fie gebadeten,
gefd^toeig erfl raaS fie onfiengen.
Sllfo njaren gtoen bntcr jnen, bie {)at[166]ten etroan
gef)6rt, bj bie Seut jun'* geitten mit taufd^en üiel gemonnen
Iiatten, ba^er fie bemegti*^, raolten jtir ^eil auc^ an ein»-
anbernii berfud^en ünb toagen, merben alfo ein§, omb
jrei2 ^dufer mit einanberni^ jutaufd^en. @oId^e§ aber ge»
fi^aiie bet)m SSc^n, aU fie be§ ^e^fer§ 2e|e oersed^ten.
2öie bann foIcEie fad)en gerne l^flegen 5ugefd^e£)en, mann
ber SBein et)ngefd)Iid^en, onb bie 2öi| au^gemic|en ift.*)
2II§ nun jeber bem anbern fein §au^ cl^nraumenis
folt, nami^ ber eine, ber mot)net ju oberft im 5)orff, fein
^an'Q (bann bagumat f)atten bie Samreni» nod) nid^t fo
groffe ^aHdft, aU fie je^unb ^aben) fu^rti^ baffelbige
ftudmei^i' in t)a§' ©orff ^inab: ber anber aber, meli^er
3u ünterftis im S)orff gemofinet, ha§' feine bargegen £)inauff,
l^atten alfo cinanbern'i bcn toufd^ gehalten önb gelifferti^.
SBer lachet boc^? (5^ lieber lachet. Dber ift e§ nit^o
Ia(^en§ mert, fo fal^t^i e§ mit 22 bem natfifolgenben, fo
1 9larrerel) W 2 getoD:^net BW 3 nic^t BW 4 toolte
BW 5 n)ürbe W 6 Sägern BW 7 toerben BW
8 narrifcfie BW 9 gu BW 10 betoeaet BW 11 ein«
anber W 12 j^r B 13 einräumen W 14 name W
15 Satoern B 16 füfiret BW 17 ftüdfujeife BW
18 önberfl B 19 gelieffcrt BW 20 ntc^t B 21 fallet W
22 mit fehlt BW
*) Trey Gartenges. 67, 20: nit lang barnadö, al§ mein etn=
ge^^t unb gemonltd^ bie mi^ aufelier fdöleic^t.
113
tüirbS iüotge^c^madt lüerben. Wlan mn^ ja ein§ mit bem
<inbereni terfauffen, ünb ai]o 66[e§ mit gutem tiertreiben,*)
[31. Cap.]
[167] 2Bie ber Sc^ultf^efe^ Sale^ feinem @o^n
§oc|äeit modlet, ünb n^al jii^ mit bem
©reutigam tinb Sraut 5U-
getragen ^abe.**)
92un ^atte ber ©c^ult^ei^ Sale einen ern^ad^fenen ©oiin,
■bem er ein 5IBet)b geben n;oIte. Sie^ljatben jagt er gu
j^me*, er folte gu 9?ac^t auff bie 3iocfcn ober ©pinnftuben
^e^en, ob etroann ein fd)öne» 9}Jct)bIin'' ba teere ba§ j^m
gefiele, ^a, fagt ber ©on, xoa^ foH idf) aber fagen?
f^ragft bu, fagt bie DJJutter? e§ gibt ein tuort ha§ onber.
Sdfo 50g ber gute junge Sale^ bc^ abcnb§ auff bie Spinn^
fluben, ba üie( f)üpf(f)er 9}?et)blein^ üort)anben tnaren, ge^-
fteUte fic^ luie ein red)ter Sole'', tinnb rebet nic^t§ anber§
benfetbigen gont^en abenbt, iüa§ man j^n au(f) fragete^,
a(§ baB er fagt^: (5» gibt ein mort ba§ anber: el gibt
ein lüort bag anber.
1 anbern BW 2 ©cöult^etfe W 3 2ak fehlt BW
4 ifim BW 5 2}IÄgbIetn BW 6 gefiellet W 7 31arre B
9krr W 8 fragte BW 9 faget W
*) Franck Sprichwörter 2,57»: man mü^ einS an§ anber
mifd&en, bnnb b6je ftafir mit güttcr üerfauffen.
**) Quelle für die Heiratsgeschichte ist Montanus Weg-
kürzer 1 (S. 9f.) 2Bie ein iunger gcfell ctne§ Wirten toc^ter be=
fcf)lafft mit Derl)ei)iiung, fo [ie e§ breij tag berfi^iüetge, iDi^Ite er
fie 5u ber ftrct)en füren, aber beruacö ein anber name. Damit
ist verschmolzen die Erzählung von einem Bauernlümmel bei
Kirchhof Weudunmuth 1,81 (S. 101 f.) (Sin reicber baumer
I)eurabt jum abel: im Verhalten gegen seine Braut befolgt er
wörtlich die Vorschriften der Mutter (das ist im ersten Ab-
satz verwertet); was Kirchhof von seinem Benehmen bei der
Hochzeit berichtet, ist teilweise auf die Braut übertragen
(6. bis 9. Absatz). Die Erzählung von der Geifs (4. Absatz)
beruht auf einem volkstümlichen Witzwort, ebenso die Dank-
sagung (10. Absatz).
Das Laie buch. Q
114
Neffen tnarb feiner gnugi gelacht, tion ottcn bie ju»
gegen waren: geba(f)ten, inj [168] ift baö für ein (5d)fam^e?
nieli^e mocfit jf)n ncmmcn? Gittern beB @rf)iDe^n^irten
Sod^ter, fo ber (Sc^ult^ei^ fur'^ äuöor be^ ^et)fcr§ ®of)ne2
oerfdiaffen lüotten, f)atte ein ^ug auf if)n geiuorffen: al»
bann auc^ er auff fie. 2)cB[)oI6en afS fie gu nac^t f)eim
gicngen, ließ fie ft(^, a{§ er fren^, fo fie e» brcl) tag öer^
fc^ineigen !6nte*, bie G^e ,^u^alten, trnb fie ,sur ^irc^en
3ufii§ren ücrfproc^en, leid^tlid) 6ereben, ha'^ fie j^n mit
j£)renä f)eim name, t)nb biefclbe'^ DZarfjt 3raifd)en 3n)et)en
Se^nla(^en' mit jme* öerfc^Iiff e ».
2;eB morgend früi) oor tag^" folte fie bie ßütie 5U-
melcfen auffftef)en, bietneil jren^ aber fofc^ glud gu^anben
geftoffen, bamitn fie el niti2 irgenb^'^ öerfc^ütte, ftunbei*
fie ^eimfic^ auff, üermeint i'^ ber guttc ©efell fcfiüeffe, bc»-
fa£)Iei6 b3 SJJelcfen ber 9Jiuter: bann be^ (2d)ultf)eiffen
(Son lige bet) jreni', ber motte fie eE) eueren i\ S^etSalei'-*
f)öret folc^es aüt§, t^ate boc^ nic^t-0 bergleic^en.
2(m anbern tag bornadi'i, gieng er ^iu, ünb nam"-"-
ein anbere, bie etn)a§ t)oc6ge[169]f(^orner war aU bie
Sc^n)et)nt)irtin'-3, welche jt)me24 guf^Ied)t. 3)a toar nun
anbGr§25 nic^t^^ üert)anben2-, als ha'B man 2^ auff bie
Öocfiaeit juric^tetc-ö. Scpalben aU ber @c|ult^e^ ein
liebe ©e^^ gehabt, fo er üon jugenb auff gegogen, ünb wol
ge^en jor gehabt 3" §ette, trolt er biefelbe auff bie ^od^geit
1 fienua B 2 So^n W 3 i§r W 4 fonbte BW
5 if)r BW - 6 biefelbige W 7 £ei)lac6en BW 8 jm BW
9 ßerf(f)Iie6 W 10 rnif)c bor tage B 11 barmtt W
12 nid)t BW 13 jergenb W 14 flunb BW 15 üer=
meinet BW 16 befahl W 17 jr BW 18 et)ltcöen BW
19 ßale] 91 BW 20 nit W 21 ^ernad) W 22 name W
23 ein ^übfcfiere, freunblicfecr bnb reicher 2)fe^ toar als bie
©dro^irttn W (darnach die Eiuscbiebung unteu Beigabe 3^)
24 j^m B 25 nun nac^mal? W 26 nit B nicf)t§ W
27 üorftanben W 28 man nun furter§ W 29 auffS aller
ftattlic^fte juric^tete W, darnach: bann biefer teare bcß Scöult«
iieiffen einiger So^n, berof)aIben er aud) fo gar fic^ nid)t§
barauff tt)atoren liefe, baß er auc^ ein (Seife, fo jbm fonberlic^
lieb mar, meil er fie bon Sugenb auffgegogen, m\b mol geben
Sa^r gehabt ^atte, auff bie ^ocbäeit meggen molte (bamit bis
mürbe fehlt) 30 gehabet B
115
mengen, bantit fie nidf)t ctiuan gar gu alt lüurbe. 21I§
er aber' fie auff ben ©c^ragen gelegt ünnb j^ren^ ben
^aU ümbgebrdf)et3 ^ette, gieng e§ j^me-^ fo tieft äuJ)er^en,
ha^ er feiner grotüen rüfft^ fagtß: kä) lug' ba, tt)ie mi(^
bie arme ©ei^ fo gleublic&s onfid^t», ic^ mag fie nid)t
toben 10. Sie graw ©ctjult^eiffin fagt^ auct): '^d) tobe"
fie nic^f^: fie erbarmet mid} fo öbel, al§ ob fie mein
Wcjhlid) et)gen Sinb mere, Stlfo bliebe fie bet) leben: bnnb
lugt 13 mon fonft bmb jeug jur ^od^jeit.
Xa nun ber ^irdigang gefc^eljen folte, trnnb man in
oller (Srbertct mie brdu^Iid) je par ünb par baf)cr joge,
bie Sraut mit ben SBctjbcrn bor, bnb iik 9Jiänncr ^ernac^
mit bem Srduttgam: fiet)e, ha tarn be§ ©(^mctin^irten
Soc^ter, bei) [170] beren er ft^on guöor ein S^ac^t ge==
mefen, an j^n, griff jCin mit t)erben fd^arpffeni-^ morten
an, fdiattc jn mie ein tobtet '"^ 3io^, önb begeret er foItc
i^reniß galten roaS er üerijciffen. @r aber t^ebiget fie ob
auff§ beft er !onte, fagt^' fie (lette jm oud) nit i^ gefjotten,
mag fie jm be§ tret)tdgigcn i^ ftillfdimeigeng falben ^ugefogt.
Sllfo marb gule^t bie gute Soc^ter nad) langem getümmel
abgemiefcn, bnb gieng ber ^ircbgang fort. (Sä f)atte ober
bie S3raut, fo üorfier gangen, ünb an bie ]ad) mufte, ha§
fjobern'^^' trot gebort, borffte boi^, biemeit fie aU ein
@et)B Qii^ fli^id :|3rangen muffen, ni(^ti2 bmbfdiamen, tüa§
e§ mere.
@l ^ot ober ber ^oc^jeitterin SlJiuter^i jf)r So($ter
fein önterrid^t, meffn^- fie fid) ob bem Sif^ üeriiolten
folte, öub miter anbern jf)ren-3 oud) biefe Gehren '-^ geben:
(Sie folt fein süchtig fet)n, nur mit tiolbem^^ äRunbe^e
reben: bie (Spet)fe mit jmetien gingern angreiffen: bie
ginger ni^t2' befditeden: ünb mann fie geeffen2s>^ foHe fie
1 aber fehlt W 2 if)r W 3 ömbgetrÄ^et W
4 i^m W 5 rüffet BW 6 faget BW 7 ficö B ft^e W
8 fidglid) W 9 anftcbet W 10 t&bten W 11 t6bte W
12 mt B 13 lugte W 14 fcöarffen B 15 tobe§ B
16 jr BW 17 fagte W 18 nicftt W 19 bret)tagtgen BW
20 Jobbern W 21 mntkx BW 22 toeffen BW 23 jbr
BW 24 Sebre B £e!)r W 25 falben W 26 SDJunbt
BW 27 nit BW 21 geffen W
8*
116
bie ^ct)n fein auff bcn Zi)d) neben bcn ScKcr legen:
^ie Sodjter öerfprac^, foId)§i [171] aüeg alfo gutfjun:
barumb al§ man ober Zi\d) gefeffen, gcftettet- fie firf) fo
beft fie fönte, tüar giicfitig wie jren jr^ 9)?utter befoI)Ien:
aber wann fie etwag reben wolt, fo berijebt^ fie ben
SJJnnb auff ber einen feilten mit ber ^anb bi^ auff ha^
l^albe, önb rebt, nac^ ber Iet)r jrer 9J?utter, nur mit
f)albem-^ 9}iunb.
3)a§ üergieng fic^ nun mot: a(ä man aber ba§ ©ffen
oufffe|et, warb Unter anbern S^rad^ten ein platten ^ ooH
auf5gema(^ter (Srbiä auffgetrogen: ba gebac^t bie 53raut
abermals an jrer ÜJJuter' Set)re^ ba^ fie nur m.it jinetien
f^ingern effen foüe, ficng beromegen an bie (Srbi§ mit
be^ben {Ringern, fo man bie ©c^Iedfinger an ber Sinden
t)nb Siedeten §anb nennet, t)erau§ äuflouben, ünb ein^
nac^ bem anbern jueffen. SSnnb aU fie fc^mu|ige Sfnger
gemacht tiet, ober nac^ ber 9}?uter' £ei)r nit-* fdileden
borfftei'^', flrcrfet fie bcibe ^enb^i auff, önb frfiret) gur
SDZuter": SJiuter', wer befc^Iecfeti^ mir jet^t bie Singer?
©i^raeig bu Sad, foget^s bie 9)Juter', mifcf)e fie on§
Sifc^t^ui^. S;a3 t)ie^ ja mit gmetien {Ringern gecffen^^
fomme einer [172] fter ber^ anbcrft fage, er mu^ e§ er-
logen f)oben, bann id) liege '^ niefit.- S)a§ get)et nun auc^
tyn: aber hai folgenbe^" bejieret erft bie Sraut recf)t.
S)ann fie gebact)t abermals an jf)rer SOZutcr" £et)re%
!t)ieffe berowegcn ben Sifc^ Qhm^ fiinber ficfi rucfen, mclc^e§i'
aU e§i» befd}ei)en mar, lupffeti« fie fein algemacfi ünb
feuberlirf) jf)re $8et)n {md)t bie tjom @ebraten§ marn-o
überblieben, fonber^' bie gmo ©dulen, barauff j^r gon^er
Seib gebamt^"- tmb bcfeftiget mar) auff ben Sifd^, önb legt
fie neben jf)ren SeHer, auff jebe feitten-3 ein§, bann
anberft24 molt fid^§ nid^t fc^iden. 2ßa§ meinet j^r, ob
1 foIcöe§ BW 2 fteüet BW 3 jr bon jr (jrer AV) BW
4 ber^ebet W 5 Iialbcn B 6 @cöüffel BW 7 Wlnttex
BW SSebrW 9 nic^t BW 10 b^rffte AV ll§ÄnbeW
12 befdilecft W 13 fagt ^\ 14 gcffen W 15 lüge W
16 fülgenbte B 17 n)elrf)§ B 18 q1§ e§] aüc§> BW
19 äeucf)t BW 20 Waren BW 21 lonber W 22 ge=
batoet BW 23 feiben B 24 anberS W
117
jie nic!)t gepranget 'i)ah, ha man jfireni roci^ fester nid^t
tüa§> öefef)en !)at? §te fage tcE) nit'-^, ba^ fte au§ önlom*
lii^feit^ be§ fi|en§, önb ba§ fie fi(^ öoll gefreffen fiat,
einen folc^en 2Binb öBer ben Sifd) madjt, ba^ baüon^ bte
Ste(^ter au^giengen, etlichen bie .^üte üon ben ^opffen
flogen^, oUen obec bie 92afen jo öoü ftsurben, al§ i)ettcn
fie S3ifent gerochen.
^adj üolnbrod^ter SRatseit, trat ber [173] nefiefte^
2ale ' nad) bem (Sc^ult^ciffen ^erfür, ben @e[ten abjubancEen,
önb nod) gett)aner reueren^ fprad) er: (Sfjrnöej'te, elirfame
cnb lueife grawen bnnb Soditern, be^gleidien and) 5Üd)ttge
Dnnb tugenbreic^e Scanner ünnb ©fetten ^ \va^ if)r geffen*
önb trunrfen lo £)a6t, ba§ gefcgnc i^ eud) @ott. ®er Sgraut
^^atter, ©raut ajiutcri2, $öraut Soc^ter, 33raut Sc^n^efter,
Söraut ©cötDieger, Sraut gan^e et)rn greunbfi^offt, laffen
cud) oHe freunbli(^ banden, 2C. ©öS anber ijat er redit
genmd)t.
9hd)getjenb§ lüurben bie glue^ nmz (S^eleuti^ gufameni*
gelegt (fie fetten iüoI felderfti-^ fönnen sufamen^^ ftetgen)
önb ber 93enbenatucr öor bor 3::f)üren gefangen. *) 5ܧ fie
nun in freiüben mit einanbern'" bj 53ettt)e gerbrad^en,
fragt bie 53raut j()ren Salei', luaä boc^ be^ (Sdiuftirten
Scd)ter am ^Irdigang feiner geniölt fjette?i* Slber er
molts i^ren^ lang nid)ti" fagen: bi^ 3ule^t, ha er fic^
gubeforgen, ha^ fie jf)m nid)t etluon ein ©dngtin abfd)Iüge,
erS it)ren-o fagen mufte^i. SSnnb t)at fie e§ nid)t [174]
!6nnen tret)22 tag öerfc^weigen^s, fagt bie braut? 9^et)n,
1 jfir BW 2 nidn BW 3 ünfömlidjfeit BW 4 bar=
üon BW 5 flogen W G nadjftc W 7 2a(e fehlt BW
8 ©efellen BW 9 geenen B 10 gctruitdcn W 11 ge=
fegene B 12 SOfutter BW 13 ©Meut BW 14 sufammen
BW 15 felbft W 16 einanber W 17 ßale] ^reutgam B
23rÄuttgam W 18 f)clt W 19 nit B 20 jr BW
21 mÄfte B muffen W 22 brci) BW 23 öcrfct)iuigen AB
*) Die Melodie des Liedes vom Pieuzeuaner oder Bentzenauer
war im 16. Jahrh. sehr beliebt vgl. Böhme altd. Liederb. Nr. 381
und Fischart Flöh Hatz 1538 Kurz:
ünb iDann fte ainen (Floh) ba ergriff,
ben ^ßen^enattier fte im pfiff.
118
jagt ber Srduligom. C() lüie ein DMrrin, ba^ fie e» nur
ni(f)t trei)! tag berfdiiüeigcn formen, ^d^ bin ttol grae^
jar bei^ meinet SSatterS J?necl)ten gelegen, ünb l^abS-
Icinem SKenjc^en, aU jegunb bir, gejagt, 2((fo f)at biefer
S3rdutigam luol gerounnen, trnb luol ein 9to§ ümb ein
•Ji[ci)ffen geben:*) muft» boc^ üertrucfen ünb üerfc^Iucfen,
ob fd)ün tt}iber feines ^erl^enl njiüen.
[32. Cap.]
SBie bie Salen^ ha§> @ra§ auff einer alten 93Jan)ern*
burc^ jr S^ielje^ moüen laijcn abdient.**)
Sic Solen =^ inarcn ernftf)offt in jrem t^un, fonberlii^
in betrai^tung be§ gemeinen dluiyzS, bamit bcr[elb attent»-
batb auffgicng bnb ^unenie, önb nirgenb fdiaben litte.
Wuff ein geit giengen fie f)inau§, ein olte SJJawcrn äu-
befef)en, weldie üon einem alten ©ebdme' no(^ überblieben
niar, ob fie üieKeic^t bie Stein baüon 5unu| anicenben
!6nten. 9?u^ mar auff ber 9JJamrn'^ fc^on lang @ra:^
ge[175]marf)ien, ha§> bebaurt bie Söaroren^°, ha'^ es folte
1 bret) BW 2 ^a5e§ B 3 Scfiiltburgcr B ^Bx^tw
Bürger "W 4 S^iaurcn W 5 SJieb W 6 abfd)affen
BW 7 ©ebdm BW 8 9iun W 9 fflJairer BW
10 SSatoern BW
*) Brant Xarrenschiff 89 Überschrift:
2Ser fr)n mul Dmb ein fadpfiff gt)ü,
Ser felb fi)n§ tufc^enS gnüffct nqtt;
toar auä), toie man fpric^t, ©lauci unb SiomebiS perrautatio,
id est, ain rojj bmb ain facfpfciffen. Zimmerische Chronik 1, 288.
Bei Montamis: mie er ... brot für fucf)cn genommen bette.
_ **) !Nach mündlicher Quelle. In jetziger Überliefen;ng
heilst es meist, dafs ein Ochse (oder Esel) auf den Kirchturm
(oder das Stadttor) binanfgezogen -wird, vgl. Kuhn u. Schwartz
nordd. Sagen 152. Kuhn westf. Sagen 1, 226. Bartsch Sagen
avs Mecklenburg 1.347. Jahn Volkssasfen aus Pommern 516.
Hauffeu Gottschee 116. Hess. Blätter'für Volkskunde 7, 194.
Birlinger Yolkstüml. aus Schwaben 1, 442. Reiser Allgäu 1, 497.
Auch aufserhalb Deutschlands verbreitet.
119
tericfircn tucrben, ünb niemanb gunul fommen, hielten
beroroegen rf)at, löie man C5 folte' gue^ren jicfien. S)a*
t)on fielen nun öielerlc^^ nieinungen: bie einen öermeinten
man folt e» abmdrien, aber niemanb n)oIt fic^ eins joldjen
önteritei)n 3, ünb ftd) auff bie SJiawern^ raagen: anbere
öermeinten, mann @c^ü|en ontcr jEin lücren, fo mere am
beften, ha'Q man e§ mit einem ^fetjt obf^ufje^. Gnbtlic^
trifc^et ber Scf)ult{)e^ t)erfiir, tinb riet§, man folt S^iefie**
barauff' laffen gebn^ ba§ föurbe e» abe|en'', fo borffte
man e§ rceber abmdt)en noc^ abjdiieffen.
(Solchem rf)at, als bem beften, fiel bie gan|e ©emcinbe^^
p, önnb 5ur bancfjagung roarb ferner crfant, be^ Schult«
t)effen ^uV^ fo^t bie erfte beß guten Staates i- genieffen:
tt)elc^e§ ber ®(^utt^c&i3 gern geftattet. W\o machten fie
ber ^ui) ein ftartfeS Seil ümb ben ^alß, tuerffenS über bie
SJiarareni-*, ünb fangen fie [an]i= am anbern orte^^ jujie^en.
2I(§ aber ber ©trief ^(ugieng, fieng bie ^u^ an juerroorgen,
ünnb [176] lüie fie fester tiinauff fam, ftrecft fie bie S^^^Q^
t)erau^. @oI(i)e§ faf)e ein groffer Sa(ei', ber fc^ret): Bie^t'*
liebe Salen^'^ 3ief)t^*, 2eib ünnb Seel ^angt2ü an einanber.
^ie^ti^ noc^ einmal, 5ief)t'S, fprac^ ber Sc^uIt^eB^^^ fie
t)at ba§ @ra§ fcöon gefc^mecft, ünnb bie Bungen barnat^
auBgeftrecft. B'c^t^^ Siebt'^, fie ift balb broben: fie ift
fo tbtpiid)-^ ünnb üngefcfjicft, ha'^ fie jf)ren22 felberft^s
nict)t2^ f)clffen fon: e§ folt fie emer einer gu üotlem
l^inauff ftoffen.
5(ber ücrgeben§ föar», bie Solen'' fönten bie Äu^
ni(^t f)inauff bringen, lieffen fie fierab, ba mar fie tobt.
S)c| maren bie Salen^^ fro^, nur bo^ fie etma? gufc^inben
tnnb äume^gen26 f)etten.
1 folt BW 2 raanc^erlet) W 3 bnterfte^en BW
4 ^latoxm W 5 aticf)6f)e B abfc^ieffe W 6 ^i^ieb W
7 brauff W 8 ge^en BW 9 abeffen BW 10 @emein W
11 Scf}u[tbeiffcn Stulje W 12 «RatjtS BW 13 2cf)uÜbeiB W
14 aitauiern B 15 an fehlt AB 16 Ort W 17 Scbilt»
bürger B SÖieenbürger W 18 Biebet W 19 liebe
Salcn fehlt BW 20 banget BW 21 biMpifcb W
22 ibr BW 23 felbft W 24 nit W 25 bie Salen]
fie BW 26 me^^en W
120
[33. Cap.]
S3on einer Salin', tuelc^e mit (5t)ern gen Tlaxdt-
gieng, üor fid^ f)er ein nDunberlic^e rec^nung
machet, ünnb njie e§ j^rn^ ergangen.*)
(£§ ift ein alte§, aber gemeine^ Spric^iuort*, ha man fagt:
[177] 'Sa? §offen tinb ha§t lange Darren
©ettiBltd) machet mandicn 9larrcn.**)
SBer Dor beni SStert bie 3<^^ i^i^ macfjen,
Ser tratet übel feinen fadjen.
Müdjt er §uiDenig ober ^utiiel,
©0 ^at er f^on öerterbt^ ha§ Sjiiel.
Socf) mufe man laffen gelten ha»:
23cr töül iDa^nt bera ift befte^ baß.***)
Sllfo gieng e§ biefcr gi^att)' Salin s quc^. S)onn al§
fie nur ein einzige Rennen gehabt 9, bie jfireniö aUe tagi^
1 gcbiltbörgcrin B SSUjenbikgerin W 2 2)Jarcf BW
3 j^r BW 4 Spri^cfeloort W 5 Derberbt BW 6 m
beftüW 7b-ratt)cnBW 8 Salin fehlt BW 9 getiabet B
10 j^r W 11 Sage W
*) Quelle war wahrscheinlich (vgl. Bolte zu Montanus 60i)
Gast. Convivalium über (1566) 1, 307 De villica, wo sich auch
der Zug findet, dafs die Bäuerin eine vornehme Frau werden
will, oder das von Bolte a. a. 0. erwähnte Meisterlied. In der
Ausführung des einzelnen muXs der Verf. aber durch andre
Darstellungen angeregt worden sein, vielleicht durch die An-
spielungen in Francks Sprichwörtern (1, 148» SSie jtjene Seurin
einen forb t)Dl ei)r g^en marcft trüg, t>nb tnie fte fpeculiert, ira»
fie mit bem gelt tbiln üi6tlc, feit fie ober einen ftein mib serbracf)
bie exjx alle, vorher 147'^ (Sin fcf)lofe in ben lufft baaen. Sa§
ift, mann man gut etjgen anfcbleg bat bie nit faulen önb fdjon
ben gmin, bie moH, fcbern önb bie ei)er rccfmet, bie bie lemmer,
genfe ünb b«nlin, fo bife jar erft füllen fallen ünb aufefcblieffen,
bringen f ollen — andre Anspielungen 1,3» und 2, 50 »f.); vgl.
auch H. Sachs Ser ainficbel mit bem bi^nigfrueg (268 Goetze),
dieselbe Geschichte in älterer Auffassung.
**) Waldis Esopus 1, 4, 33:
Man fagt, ba§ baffen Onb ba^ Ijaxrm
iSladjt mancben ttieifen man gum 3larren.
***) Franck Sprichwörter 1, 16^: totx tool toant, bcm ifi tnoL
121
ein (Sp ßetegt, fammeüi fie beri'efben fo ötcf, 6{B fie üer-
meint ^ für tret) Sagen ^ ^u 6a5en, nam^ fie in ein ^orblin^^,
önb ,5Dge bamit gen 'SRaxdt. SSntcnpegen, aU fie fein
®f ehrten '5 Ijette', fieln* jren-' atterle^ gebancfen epn: unter
anbermi^' gebai^t^i fie au(f( an j^ren ^ram ben fie gen
SJJarcft trüge, rebt^^ lang mit fic^ fe(6erft'3, ben gon|en
weg burd), önb mad)t baröon fotgenbe recfmung.
@ii)e, fagt fie bct) ficf) felbcrfti^, bn lofcft am ajiarcft'*
tret) 55a|en3. SBa§ raiitu bamit tt)un'? S)u tt)ilt barumb
jlDO 2egt)ennen fauffen. Siefelbcn ,^lt)o, fampt beren bic
bu f)aft, legen bir in fo üil önb fo öieln^^ tagen, fo öi(
S^er: meldie fo bu fie öerfauffftiß, [178] milt bu nod)
tre^'' Rennen fauffen, hü§ öbrigei^ ift fd^on gewinn, 'älio
f)aftu fef ijcnnen: bie legen bir in einem DJJonat fo öiel
(S^er, bie löiitu öcrfauffen (fanft bcnnorf) wol öntermciln'^^
ein ^oIbe§ effen) önb tia^ ®elb-'' ^ufamcn'-' legen, 'älio
fanftu nug f)aben, öon ben Rennen: bie alten, fo nit'--
mef)r legen, öerfauffftu"'^^^ ift ein«: bie jungen fegen bir
(£t)er, ift ba§ anber: fie brüten '-■• bie S""92 aufe, bie §um
t^eil gießen, önb bein ÖQuffen met)ren, ^um tf)eil öcrfauffen,
önb (Selb 25 barau^ macbcn fanft, ift hav tritte^ß; fo fanftu
fie rupffen mie bie (Saufe, ift ba^ öierte2'. Slufe beni ^u*
famen-i gelegten (Selb-^ Wilt bu barnac^ etlidje (Scinf]
fouffcn, bie tragen bir auc^ nug, mit (5t)crn, mit jungen,
mit fiebern 2^. 2l(fo tjaftu nuö öon Rennen önb ©dnfen,
önb fombft^^ in ad^t Sagen fo önb fo^» weit. 9iac^
folc^cm wittu ein (Sei§ fauffen, bie gibt bir mild) önb
junge S^igün^i: SItfo ^aftu junge önb alte §üner, junge
önb alte' (SdnB, (St)er, gcbcrn''^% TUidtj, ^i|lin3- önb
SBuHn-'-': bann bu milt öerfud)en ob fi(^34 ^ie ®ei^ öict»»
1 famlet W 2 üermeinet W 3 bret) ©rofc^en BW
4 name W 5 ß^rblein W 6 (Sefctjrtcn BW 7 {)atte W
8 fielen BV\" 9 jr BW 10 anbcrn W 11 gebacf)tc BW
12 rebet W 13 ielbft W 14 Wlaxd W iö önnb üicl
BW 16 öerfauffcft BW 17 brel) BW 18 öberiae B
19 öutertoeilen BW 20 @elt>t W 21 ^ufammen BW
22 nid)t W 23 üerfauffeftu BW 24 brüten W 25 @elt W
26 brtite BW 27 üierbte W 28 ^ebbcrn W 29 f^mpft W
30 fo fehlt B 31 Btgflin B Biegün W 32 Higfeln BW
33 2BoIIn BW 34 ftcö fehlt BW"
122
Icic£)t fixeren loffe. "^lad) foldjcm tviÜ bu ein <Bd)mm^
mutter fauffen: fo f)aftu trn^ [179] jum öorigetti nu|,
mit jungen gcrdeln, fperf, luürften bnb anbcrm. 9Jad)
f Dickem luilt bu ein- Üni) fauffen, bie gibt bir 9JZiId),
halber ünb 53aro. 2Ba§ lüitt bu mit bem SSaiü tiiun, fo
bu fein 2Ider f)Qft? S)u milt ein 2Icfer fauffen: ber gibt
bir Storn, ba^ fein§ me^r fauffen barffft. ®arnacf) ttiilt
bu 9io^ fauffen bnb Sined)t bingen, bie bir bein S^ie^e^
t>erfet)en, trnb ben 2Icfer batuen. ©arnacE) föiitu ©c^aaff
fauffen. 5)arnac^ lüilt bu* bein |)aufe sroffe»^ mad)en,
bamit bu fonneft etn^an |)auJ59finb5 ömbS^ ©eib" beti bir
f)aben. ©arnac^ milt bu me^r guter fauffen. 2(Ifo fan§
nit feien. 2)ann bu f)aft nu^, öon jungen ünb alten
§unern ünb §onen, üon jungen ünb alten ©dnfen, üon
©t)crn, üon ©ci^mild^, üon SBuHn^ üon jungen ßi^lin^
ünb Sdmiin, üon jungen Sdiülin, üon Üh^m (benen bu
ßucft etiüon bie §orn abfdgen, ünh ben 9}h'fferfd)miben gu»
fauffen geben luilt) üon ^ölbcrn, üon 5Wern, üon äTcatten,
üon |)au^3in^, anberm. 2)arnac^ Juilt bu einen jungen
SOZann nemmen, mit bem u^iltu in ^^reioben (eben, ünb ein
@nab grolü fein. Di) lüie lüilt bu [180] bir laffen fo
njol fein, ünb feinem fein gut mort geben, ^nljo, juljet)af)D,
l]opffa§, tre^io S'ingcr im ©alljfaB, ift ber S3aurenii
SBapen, ha^ m\ irf) üU bonn nidit mcl)r füt)ren.
dJtit fotdien gebancfen üerftiege fic^ hk gute Solin i'^
fo tieff, baf3 fie gteic^fam alg gan^ ünempfinblii^ lüurbe,
ünb luar j^ren^^ ntcbt anberffi* aU einem '^ Srundenen:
barumb al§ fie ju f)opffa^ fc^rcl)"^, luolte^" fie aucf) ein
Strm bor^u auffwerffen, ünnb einen f|)rung tf)un. ^ä)
wci^ aber bei) @. ©rij*) nic^t^^, n)ie fie jt)me''J gett)an.
1 SU borigen BW 2 eine W 3 Wief) W 4 totitu W
5 §au6gc)inb BW 6 Dmb BW 7 @clt W 8 Söotln B
SSoaeu W 9 SigfUn BW 10 brci) BW 11 23aiDern
BW 12 i^alin] \xaw BW 13 jtir W 14 anber§ W
15 einen B 16 fct)rel)e W 17 moü W 18 ntt W
19 jm BW
*) Entstellung von <B. SStt wie S. 92 S. 33ij;, aucb bei
Lindener (S. 55 Lichtensteiu) in fand @r^j nammcn.
123
?l(§ fte ben Slrm aufffc^iDung, önb barju jauiii^cte, ftteffe
fie mit foldiem ben ^crb mit ben @l)ern', ba^ er [ic^
gan| üngcftüm- I)erniber begab, ünb hk ©t)er alle 3er=
bra(|e3. ^icmit lag alt j.t)r ©nabfromidiafft im Sred:
toer luft bar^u ijat, mag§ ertefcn, önb ein ®nab |)err
jam|)t j^ren^ bamit trerben.
[34. Cap.]
[181] SBie bie Saten^ ein lange SBurft mad^en,
ünnb fie uid^t forfien fönten,*)
2)ic Solen 6 fiotten auff eine' geit ein gute fc^ioetinine §
<San), bie lüolten fie behalten bnnb mcften: ai^ aber hk"
felb in einer @cf)emer über ben ^abern fam-', fraffe fie
au^ trieb be§ tjungerg etraag äuoiet, barumb fie bann öer:»
flogt, önb ton bcr ganzen ©emein üom Seben, aU ein
Sieb 3um Sob, t)crürtt)eilet irorbciö. ^{(g nun^i ceter
gefc^rt)cn, ünnb ber ©tob ober fie gebrocben n^arb, luorbei"
fie olfo balb mit bem SWcffcr, mie ha^ 9iec^t mit fic§ ge^
bradit Ijotte, Com Sebcn gum %ob gcri(^tet, onnb fiel a(Ie§
jtir ^aab bnb (Sut, §aut ünnb ^oor, ben 3ii(^tern be^mb
1 bem 6t)ern B 2 öngeftümm BW 3 gerBrac^ W
4 it)r W 5 bxc gu ©djilbe B bie jii SiU^euburg W
6 ©djiltbürger B SBi^enbürgcr W 7 ein "W 8 Sdiaeijninne
BW 9 famc W 10 toarb W 11 nu BW
*) Wahrscheinlich mit Beuutzuug volkstümlicher Über-
lieferung frei erfunden. Von ungeheuren Würsten ist auch
bei Fischart im Garga^itua 4. Cap. (S. 78 Aisleben : bafe fie ct)m
auff Scblauvaffifd) in§ maul Reliefen) die Rede. Ratschläge
durch Vögel kommen sonst vor: ein Spatz (sonst auch: eine
Krähe) mit einem Strohhalm im Schnabel lehrt die Ulmer,
wie sie einen Baiken, der schräg nicht durchs Tor geht, durch-
bringen sollen (Meier Sagen aus Schwaben 362). Auch Aus-
deutung des tierischen Rufs kommt vor, die Krähe ruft:
l — angs! (Jahn Sagen aus Pommern 516) oder scharp, scharp
vor! (Bartsch Sagen aus Mecklenburg 1, 347). Den Bopfingern
wird nachgesagt, sie hätten den Balken in zwei Teile zer-
sägt, weil sie den Ruf eines Vogels: gUjag! falsch verstanden
(Birlinger Volkstüml. aus Schwaben 1,435),
124
suöcrfreffen. '^ami bieinctl fte mit ?vreffcn ba§ 2e6cn üer*
tttürifeti, iDcre aud) biflirf), ha\i fic mit gleii^er ftraffe
geftrofft^, bnnb and) folt-^ gefrcffen mcrbcn. 9hm luolten
hk Samrn'* alleä-^ 311 eörcn sieticii", tmnb bamit' nic^t§
3U tonnu^ abgicnge, and) SBiirfle ma[182](^en: nemmen
berolüegen ha§^ ©cbdrm alfo gan^, mefdicn e§ au%, ünb
füllen e§ fo^ lang e§ mar mit Spcct, Slut, Sebern'V
Sungen, §irn, fleincn 53et)ntin, nnnb anbcrm'" ma§ man
:pfIegtJi gu einer SSurft jubraudjcn, ünb machen ein einige
SBurft bie mor fo lang aU ber gantjc 5)arm.
5ir§ nun ber ZaQ tarn, ha\i fic hk 95rt^eil i- öofCcnben,
önb bie 8am auffreffcn foltcn, ba molten fte bie lange
SBurft 5u einem S^orcffen tjabcn, fönten aber feinen §afen
finben, meli^er lang gnug mere gemcfen, hk SSurft ber
ienge nacfi barinnen gufoc^en. ®ann fie meinten genl^Hd^,
ber öafen müfte fo lang fein, al§ bie SSurft. SBußten
alfo niti3 mie ben facficn gutljun mcrc. S^ann p bem bj
fie fein foldien langen |)afen bet)t)anben geijabt'-*, tnolt
auc^ fein 3;ypffcr ober |)affner'= onterftet)n, jn einen 1^
foldöen äumoc^cn.
Qn folcf^em stneiffel bnb bnmn^t gef)ti' ber Salen'*
einer burrf) ba» Sorffe^^ ab, önb af§ er für etlid^c^o
(Sanfe fürüber-^ gefiet, fiengen biefelben an 5ufd)rcl5en,
@igag gigag (etü^e (Scribenten^^ tiermeinen e§ [183] fc^
ein (gfei gmefen^», bnnb I^obe gefd)rien (mac^§-^ nic^t
julaut, ba^ icf) jn nic§t £)6re) ^a, ^a, Qa, Qa: melcf)§2^
wol mag fein). ®a§ Ijoret ber Sale'**, feljrct ficf) ümb,
f)atte bie @dnfe-6 nidjt rcd)t öerftanben, onb öcrmeint-",
fie baben gfagt^»^ gmtjfad), jmijfad)'--': gieng beromegen^o
roiberbmb gur ©cmeinbe^', ünnb fprai^: ®§ fet)^^ j|jt oUen
1 berioirrfet W 2 geflraffet W 3 folte W 4 Sairern
BW 5 al§ BW 6 5;ief)cn] äictjue B siemet W 7 bar=
mit W 8 fo fehlt BW 9 Sebbcrn W 10 anbcrn W
11 Jjfleget BW 12 ba§ iBrtbcil W 13 nidit W 14 gc^at W
15 £»affener B §affoner W 16 ein W 17 gcl)ct W
18 Scbtltburger B 2Sit5enburger W 19 Torff W 20 ct=
Heben W 21 boriiber W 22 ©cbtibentcn B Sdivif cnbcn W
23 gcir.efenBW 24mad5et§BW 25toc(cIie§W 2G(S5Än6W
27 öermcnnet W 28 gcfagt BW 29 gtoenfad) BW 30 gienge
bermegett W 31 @emcine W 32 tft W
125
ruol ein fcfianb, bQ§ jie eri't jc^unb öon ben ©änjen fotlen
lefirncn, bo^ man bie Söurft muffe sroifacf) in i^ofen if)un.
Sll§ bie ©emein folrfie^ i gebort, namen fie e§ ferner ju»-
bebenfen, ünb raarb atiba acfd)Ioffen (bann fie waren gute
Sedimici) tonne- man bie SSurft giüifacf) foc^en fo laffe fie
fic^ aud^ treQfad)3 foi^en (bann luaö ficf) jmeQe, baö tretje*
fid) and) gern*) beromcgen cuc^ üierfac^, t3nb nocf) mefir»
facf). 2t(fo legen fie bie S^urft-'^ fo offtfacf) gufammtn, bi^
fie na^e jufamen iam, ha'^ fie in einen gemeinen §afen
fönte*' gelegt nperben (bann fie fönt nid)t fetberft" baret)n
fpringen) marb alfo gefodjt, ünb aiiBgett)eiIt^, önb jeberm
ein ftud'J baoon geben, meldie^i"' jm trc^mati^ bmb b5
Tlaiil gieng. [184] Sann e§ mufte^- jeber ben einen
^ipffel öon ber SKurft in§ 9Jiaut nemmen, tmb Ijeben, mit
bcm anbern t^eil fufiren^^ fie jtjm'^ tmb ben ^opff, tjnnb
luann fie baö tritte'^ mal ^um SJJaut famen, fo biffe er
e§ ab, ba§ mar al§ bann fein t{)eil. S;arbon ift bj
©pric^mort noc^ £)eut bi^ tag§ üerbonbeniß, ba bie Solen i'
fprec^en: äRan mu^ bir ein 22urft braten, bie bir tret)*
mal ümb» "SRanl ge^t.
[35. Cap.]
S5ie bie Saleni^ einen ü}^üf)Iefteini'' gruben,
önb einer bamit^o J)in meg lieffe.**)
@§ £)atten-i bie Söamrn^^ ein Mni)k gebamet, ju
welcher fie mit algemeinem SBerd ouff einem ^o^en S3erg
1 foIc6§ B 2 fenue A 3 breijfad) BW 4 brel) BW
5 SSüvft BW 6 f6nb:e W 7 felbft W 8 aumti)dkt B
9 flücf BW 10 ttelcfeeS W 11 bretimar BW 12 muft W
13 f"l}ren B 14 i^m fehlt BW 15 britte BW
16 üort)anben W 17 Sc^ilbitc^en B SSt^enbiirgifcfien W
18 edjiltbörger B SSißenbürger W 19 Wlni)[\tdn BW
20 barmit W 21 I)aben AV 22 Satteren B Satoren W
*) 2Sa§ ftcö ätoett, brittet ficb gern Martin-Lienhart 2, 922.
Wickram Eollwag-enbüchlein 16.
**) Quelle ist H. Sachs Die Lappenhawser paueru (199
Goetze) V. 63 — 96 (Schumanns Nachtbüchlein 1 8, wo von dem
126
in einer @teingru6en einen (Stein ge^amen, bnb ben mit
groffer niü^e bnb arbeit ben S3erg ^era6 gebracEit. 2(I§ fie
jn brunbeni i)attcn, fiel jnen ein, wie fie bie baltif)6t|er,
fo fie 5U jrem 9i()at£)aufe ge6raud)t, fo ring ben S3erg
^inab gebradjt, af§ fie biefelben felberft^ ben $8erg ^inab
^aben lauffen laffen, fagten beroraegen ontcreinanber^:
[185] dlmx feinb tt)ir borf) groffe S^arrn-*, ba^ wir fo
öbele geit Ijaben i)inab zubringen, ha iuir§ boc^ ipol !6nten
mit geringerer arbeit an^rirf)ten. 2Bir ipötten jljn tuiber*
umb Ijinouff^ trogen 6, trnb felberft' ben 53erg i)erab lauffen
laffen, raie ruir mit önferm ©olu^ol^ and) ^aben gett)an.
(Sotci)e§ gefiel j^n* allen: trugen alfo ben @te^n mit
öiel grofferer mütje roiberumb^ bin auff ben 33erg, ünb roie
fie j^n eben n)iber obftoffcn luoUcn, ^pxad) einer önter
j^nen: 2Bie luollen tük aber miffen, roa^o er t)ingeIouffen
fet): tt)er wil e§ bns baniben fagcn? @t), fogt ber ©c^ult*
!§ei§, meirfier ben rf)at gegeben ^atte, biefem ift felir tool
guttjun: bonn e§ mu^ einer au§ bn§ feinen Stopffn inn
bi^ Sodi ftecfen (lüie bann hk 9!RüI)lftein in bcr mitt ein
groffe^ Sod) t)aben) Dnb mit £)inab lauffen, ®a§ toarb
nun für gut angefe^en, ünb alfo balb einer erioelilet, tüeldier
ben ^o^jff inn ha^ 2od^ geftoffen, ünnb mit bem ©tein
^inab gelauffen ift 12.
1 brünier BW 2 felbeft B felBft W 3 önbereinanber B
4 5iarren BW 5 fttrauff B fiierauff W 6 bragen B
7 felbft W 8 i^nen BW 9 toibcrumb fehlt BW 10 teo
BW 11 feinen Äopff fehlt B ftc^ W 12 nach ift steht
in W: bamtt er febe, wo ber 2}|ül)lftetn ^inlieffc. 5l5er man
fjat bife^er toeber 2)iann noc^ ©tein gefe^en. (|:§ gteng aber
bie (Scmetne ünnb ©tvkrfe S5ermnl)tung, er werbe gelDifeltc^ mit
bem 2JhVb(ftein fei)n barüon gclauffen, bnb j^n etffian berfaufft
baben, iDcil er nid)! totberf^mpt, bnb ätoar fie ^aben e§ an allen
Drten befteüt, bafe wann etman einer gefeben wArbe, fo einen
2)h"if)Iftetn am §al§ trüge, fo folte manS alfo balb ben §errn
bon SBigenburg anzeigen, folte befelocgen eine gute 33eref)rung
befommen (dafür fehlt S. 127, 1—12).
Anbinden eines Bauern an einen Baumstamm die Rede ist^
war ohne Eiufluls); hinzugekommen ist die Fahndung nach
dem Getöteten.
127
S'Jun lüare 5U ünterft am 33erg ein [186] gijc^iüetier 1,
in benfelbigen fiel ber ftein, jampt bem Sale-, alfo ba%
hk Salen^ betbe ben @te^n önb ben dJlann öerlo^ren,
bnnb feinet wufete, roa* fte I)in?ommen ni6(fiten fein. 2IIfo
fiel ein argtüon auf ben ©efellcn, raefd^er mit bem @tet)n
gelauffen, aU n}cre berfelbige mit bem 9}?ü^Iftein entlauffen,
onb molt \i)n alfo ha§ j£)re entfrembben: lieffen berotuegen
in aflen ömBIigenben ©tetten, S)orffern önb gfecfen, offent»
lic^e S3rieffe anfd)Iagen: 3Ea^ einer luurbe^^ fommen, mit
einem SJiü^Iftein am ^aU, ben fode man ct)n3iet)en, ünnb
j|m, aU- einem fo üom^ gemeinen ®ut geftolcn, feine
9ieci)t laffen ergef)n.
5I£)er ber arme 3:cuffel lag im 2Bet)er, mar tobt: l^ette
er aber reben fönnen, fo mere er mitlen§ geroefen jn an-
jufagen, ba^ fie feintöalb' ot)ne forg^ meren, er molle
jfin ha^ j()re miberömb gufteden. 5tber ber Saft i)at jt)n
bermaffen getrucfet^, bnb fo tieff t)inunter gebogen, ha'^ er,
nad) bem er gnug SSaffer gefoffen, ja me^r ai§ jfim gut
war, gu tob ftarb, önnb nod) t)eut be^ tage^i"^ tobt [187]
ift onnb tobt bleiben mirb, foH, ünnb mu^.
[36. Cap.]
Sie Salen^' ^aben mittetben mit einem armen
S^u^aum, onb ma§ fie mit jme^^ für=
genommen ^aben.*)
9äd)t ferne 13 tion Sateburg^^ floffe^^ ein SBaffer für-
über, an n)eldie§ ©eftabei^ ein groffer S^JuPaum £)au§-
1 einer mit f5if<itDel)er B 2 bem ©irpffe B 3 (gt^ilts
bürger B 4 too B 5 toürbe B 6 öon B 7 ictnet=
ßalben W 8 ©orge W 9 getrucft W 10 !^euttq§
2ag§ W 11 Sdiiltburger B SBit^enbiirger W 12 jbm BW
13 ferrn W 14 ©diilbe (STöt^enburg W) in 2}tt§nDpotamia
BW 15 flofe W 16 (äeftab W
*) Quelle ist Frey's Gartengesellschaft 12 (S. 21 f.) Sie bauten
üon (Sarburg toolten einem uufebaum 5Ü trincfen geben, für den
letzten Absatz zugleich auch der Schlufs der ersten Geschichte
bei Schumann Nachtbüchlein I 8 (S. 31) (Sine ^l)ftori unh
gefd^icbt öon ben batoren gu ©anfetofen.
128
I)ielt: bemfelbigen ^iengei ein groffer Slft £)inab bi^ über
ba» SBoffer, ünb fehlet tuenig, bafe er» nic^t2 htxni)üK
S)ie Qalen* faf)cn ein» malö fo(c^e», Dnb bteiocil fie ein*
fcitige, liebe fromme Sale^ maren, be^gleidicne S3aii)ren^
man bi^ tag§ mcnig finbt, I}etten fie ^ergüd)e§ erbarmen
nber ben guten 9Jupaum, mmb gro^e» mitleibcn mit jme^:
giengen be^()Qlben barumb ^u rtjat, ^ubcbendcn, lua^ boc^
bcm guten 9?u^baum mbdgk angelegen fct)n, bofs er fic^
Qlfü pm SBaffcr neige?
[188] 2l(§ nun Ijicrüon mancherlei) met)nungen gefielen,
fagt^ le^tlic^ mein §crr ber (Sct)ultl)eife: Db fie ni^t
närrfc^e 1*^ 2eute lucrcn? fie fei)en bod) mol, bo^ ber S3aum
an einem bürren^i ort ftünbc, onb fi(^ barumb auff ba§
SSaffer neige, ha^ er gerni-^ trincfen molt: er gebincfc auc^
nic^t anberfti3, bann bo^ berfefbigi-* nibcrfte U\t be§
5ßaume§ ©(^nobel mere, meieren er naä) bem S;runc! auB='
ftrecfe. Sie £aten* fönten furzen ra^t, gcbad)ten ein
SSerd ber S3arm^er^ig!eit gU^^iii^ wann fie jt)mei-^ gu*
trincfen geben: legen beromcgen ein groffe§ ©eil oben an
ben Saum, fteUen^e fidi jenfeit bc§ 2Baffer§, önb §iet)en
ben Saum mit gemalt tjerab, oermeinten'^ j^m alfo ^u^'
trincfen geben i**. 2II§ fie jn fester gar bei) bem roaffer
Ratten, befaljlen fie einem auff ben Saum gu ftcigen, jme^^
ben 8(^nabet öollenbs inn ha^ S^Boffer jutunden. ^n bem
nun berfelb'9 i)inauff fteiget, onb ben ^ft t)inunter"-" in
ba§ SBaffer tuncfet, fo bricbt ben Samren" ba» ©eil, önnb
frfinettet ber Saum miber öberficb, onb [189] fd)tegt2i ein
harter 2(ft bem Saluren' ben ^'opff ab, ber fiel in ba§
SBaffer, ta^ jn bie Samm' nic^t faf)cn, ber ©orper aber
feilt üom Saum I)erab, bnb I)at feinen ^o|3ff mefjr.
2)e^n22 erfd)raden bie Sarnrn^s fef)r, befaffen bol
1 I)ieng W 2 ntt B 3 6crul)rct W 4 ®d)ilt=
burger B SSi^^enbiirger W 5 Säle] £eut BW 6 bcr=
qlcicf)en BW 7 Battcrn BW 8 jm BW 9 faget B
10 9JÄrrifd)e BW 11 b6rrcn W 12 gerne B 13 anberö W
14 berfelbiqe BAV 15 i^m BW 16 fteUeten W 17 üer=
metjneten W 18 3U geben W 19 bcrfelbe BW 2Ü ^in=
unber B 21 fd) leget BW 22 Neffen BW 23 23att)cren B
Säumern W
129
(SJerid^t auff ber flett al\o ftenblingen, önb fragten ömb:
€)h er anä) ein ^o|3ff gef)abt !^ette, ba er auff ben S3aum
gefliegen fet)? 2l6er e§ fönte foIc^e§ jreni feiner n)iffen.
S)er ©c^uIttieiB fagt, er glaubte gcn^Iic^, er ^et feinen
ge{)a6t, at§ er mit jfinen f)inau^ gegangen: bann er ^aöe
jm tret)2 ober öiermal geruffen, aber nie fein antttjort üon
i^me^^ gef)6rt. Sarau| er bann (al§ ein guter Lechmicus)
fc|lieffe: |)obe er nid^t§ gel)6rt, fo fiab er auifi feine O^ren
gefiobt. ^ah* er feine O^rn^ gehabt, fo 'i)abt er oud^
feinen ^opff gehabt: bann bie O^ren muffen ja am ^opff
fte^n, S)od^ miffe er e§ nit^ fo gar eigentlii^: borumb
tüere fein rt)at, man folte jemanb ^eim ju feinem SBet)be'
fluiden, ünb fie fragen laffen: £)b \t)V SJJann [190] auc§
i^eut morgen§ ben ^opff ^ette gehabt, aU er auffgeftanben,
önb mit j^n i)inau§ gegangen fet)?
S)ie grame^ fagt, fie miffe el ni^t: aber ha^ fet)
jtjreni noc| mol bemüht, aU fie üerfc^ienen @amb§tag§
jme geä^agen^, ha ^ah er ben ^o:pff noc^ gehabt 'o, tinb
öiel önflat§ f)tnber ben D^ren: feibfjerii ^aht fie nie fo
gutte aci^tung barauff gegeben, ©ort an jener Sßanb, fagt
fie, t)engt fein alter §ut, tüonn ber ^o^ff nic£)t barinnen
ftecfeti^, fo tüirbt er j^n ja mit fic^ ^inau^ genommen
ober aber anberftma^s Eingelegt !t)aben, ba§ ic^ nit^'i miffen
mag. ?lIfo lugten i^ fie unter ^^ bem |)ut an ber 2Banb,
ober bo mar nid§t§: önb fan noc^ ^eut bi^ toge§^' im
ganzen flerfen niemanb fagen, mie e§ boc^ bem Saleis
mit bem ^opff ergangen fel}ei9: ob er j^n f)ah ba^eim
gelaffen, ober mit fic^ ^inou§ getragen.
1 i^r BW 2 brei) BW 3 j^m BW 4 ^Qaht BW
5 D^ren BW 6 nic^t BW 7 Betb W 8 ^'xam W
9 g5»anflen B 10 gehabet B 11 felit^cr W 12 flecft W
13 anberftoo BW 14 nicfit W 15 fatien BW 16 ünber B
17 I)eutiq§ SagS W 18 Scötitbörger B SSt^enbürger W
19 fet) W
Das Laiebuch-
130
[37. Cap.]
[191] @in Satei wolt üon bem onbern ein SBcgen
entlefinen.*)
3tt»cn Soiüren^ gu Saleburgs luaren 9?ac^6aurn, l^atten
jre Käufer naf)e an einanber. ^uff ein morgen gar früt)e,
etnsan ömb bie at^te flunbe, fam ber eine für be^ anbern
i^enfter, önb flopffet mit einem Singer bran, bamit man
nit^ meine e§ fe^ mit einem ©tieffei 6efd)ef)en. S)er anber
lag noc^ ^inber bem Dfen in ber §etl (wie fie e§ nennen)
im S^ieft, moc^t für foulfeit nit-* aufe bcm^ ©troft), fonber^
f(^reQ mit lautter ftimme ^erfür: mer üopfft" ba fo^
frü^e?^ S<^ ßin§ 3^ac^ban)r, fprac^ ber anber Salei",
mag tfint j^r? S)er in ber ©tuben antiuortet: f)ie lige ic^
onb fc^Iaffe: mj mer eud^ lieb, 9?ad^bamr? ®er bor bem
genfter fpra;^: 2Sann jr nit fcfilieffet, molt id) eucf) bmb
emern loagen gebetten'i t)aben: aber id) mil ober einen
guten fixier ^in, monn jr ermac^t, miberfommen. ®a§
t^unbi2, fprac^ ber in ben ©trofebern^^ Sßermeinten alfo
biefe beibe, mann einer im 58ett lige, fo fd^Iaffe^* er audE).
[38. Cap.]
[192] 2Bie ein Salci feinet ^ferb^i^ fc^onet, aber
baffclbige üerIot)re, inn bem er begeret ber
Saleburgern^e @f)rei' juerretten.**)
(Sin ßaleburger" §ettei* gebort, ha^ mon niemanb ^u»
üiel jumu^ten, onb feinem mel^r al§ er ertragen möge
1 Sc^iltbörfler B agi^enbörger W 2 SBaicern BW
3 Schübe B aSi^enburg W 4 ntc^t BW 5 ber BW
6 fonbern W 7 flopffet B 8 fo fehlt BW 9 frü^ W
10 ßale fehlt BW 11 qbeten B 12 ll)ut W 18 ©trob»
febbent W 14 fcftaffe W 15 ^ßferbeS W 16 ^diili'
bürgern B SSigenbürgcr W 17 S^r W 18 ^atte BW
*) Quelle ist Wickrams Rollwagenbüchlein 22 (S. 28 f.)
SBon einem bauren, ber toadienbt fc^Iieff.
**) Quelle ist (abgesehen von der ersten Geschichte) Frey's
Gartengesellschaft 27 (S. 42 f.) 2Son eim, ber feiner gemein gaud)
131
aufflaben folle. S)efef)Ql6en pflegt i er aUgeit, mann er ba§
9J?dt folte f)eim führen (bann er war ein SlJiülIer, gett)t§=»
Ii(^ frömmer aU fie fonft gmeinlic^^ jinb) auff§ 3f{ofe ju-
fi|en, ünb bie dolle @ecf mit S'orn ober Tlai anff bie
2((^fe(n junemmen, bamit er ba§ arme Sfiier nit^ juöiet
befd^luerete. Wand^tx ^err önb ^xatü treten foIc|§ nit*
mit i§ren S)ien[ten: toelc^e lüann fie fie gar ju (Sfeln
fönten^ machen, würben ^ fie fiii) nit lang faumen'.
SDiefer Tlhktx ßole», reit auff ein jeit ah^ htm treibe
fieim äu, tinnb fiei)et tinb t)6rtio einen frembben @aud^
auff einem 33aum mit j^rcm @auc^ einen ii fd)armu|i2
l^aiten: bann fie gnöor ein gutte [193] weil ah^^ jwei^en
Säumen miber einanbcr'^ gefucfet Ratten. 2Bie aber ber
Soleis fa^e, ba§ ber frembbe ®auc^ feinem'*^ ©aud^en mit
fuden überlegen war, ctwann fünfftjefieni' ober metir
^ucfgucf "s nief)r fucfet, bann aber ber feine, ftiegis er gornig
üon feinem $Ro^ ah, bnnb auff ben 58aum ju feinem @auc|
^inauff, önb f)alff jtim fo öiel önb fo lang fuden, bi^ ber
frembbe @au4 öbcrwunben war, bnb ^aar laffen muft.
^ierjwifc^en fompt^" ein 2BoIff, ünb friffet jtim fein
^ferb unterm 53aum: no^ wolt ber Sale^i nii^t ^crab,
bi| ber frembbe @auc^ gar üeriagt22 mere: barumb muft
er fiernac^ ju guffe^s tjdm reitten, auff feiner 9JJutter gullin.
@o balb er aber ^eimfommen, erjellet-* jt)r @. SB.
iva§ er üon wegen be^ gemeinen S^u^e^^s ^^^ (Jj)r26 ünb
9l^um fiabe etingelegt, in bem er jrem ©aurf) gegen bem
1 pfleget W 2 gemeinlid) B gemeingltd^ W 3 nid&t
BW 4 foIc^eS md)t BW 5 fönten B 6 Würben W
7 fdumen W 8 ßale fehlt BW 9 ob BW 10 ^6ret BW
11 ein W 12 frfiarmufe B Scftarmu^el W 13 ob B auff W
14 miteinanber W 15 ©c^iltbürger B Sötßenbürger W
16 feinen BW 17 funff^eben W 18 tucfug W 19 fttege W
20 fßmpt W 21 ber ßale] er BW 22 berjaget BW
23 gufe W 24 erseblet BW 25 gtu^en§ W 26 @f)re B
ertiielt, bnb ime ber toolff ein bferb barüber frafe, vgl. dazu Bolte
S. 226. Geschichten von unredlichen Müllern bei Kirchhof
Wendunmuth 1,288 f. (Nr. 290 2Bte ein frommer müEer gu be=
lommen feb), vgl. Frey's Gartenges. 116 SSelc^eS bie frummen
mößer ftnb.
9*
132
frembben ©oucf) ftilff ' önb betjftanb geleiflet: bargegen aber
'i)ab£.'^ er ein^ fleinen fc^aben erlitten. 2)ann bieioeil er
im gröften ernft önb treffen mit bem [194] frembben
©auc^ gemefcn, l^abe- jm önter be^n* ein Söolff fein 9tofe
gef reffen: ba^ j^mi ber Seuffel gefegne-^ @oic§c§ ttioUe
er jnen atfo guter meinung angegeigt ^aben, ob fie j^m
gu einem anbern ^ferb bet)u(ffli(^ Juolten fein. 2II§ ber
@c^ult£)c§6 ünnb bie ©emeinbe jt)re§ SKitburger^ ' rebe
öernommen, Jiaben fie ünbiKid) geaifitet, ha'ß einer, ber^ fo
Peiffig önb ernftlic^ ber ganzen ©emein @i)r önnb DIamen
bebac^t fiette, barob fc^aben folte leiben: befrfjloffen bero-
tt)egen, ba^ j{)nie^ auß bem gemeinen ©edel ein anber
9^0^ gefaufft, unb noc^ ein t»eref)rung bargu gegeben lo
werben folte. 2)a§ befc^al^e auc^.
[39. Cap.]
S)te Saleburger^i öerbergen \i)v^'^ ©loden in
ben ®ee.*)
SCuff ein ^nt aU ^rieg^i^ gefcftre^ el^nfiele, forc^teni-*
bie Salenii \i)xcx ^aab bnb ©ütern''^ fe^r, ha^ jönen bie
öon ben geinben ni(^t geraubt önb f)inn)eg gefüt)rt njurben i«:
fonberlic^ aber [195] niar jnen angft für ein ©tocfen,
toeld^e auff jrem 9i£)otf)auB I)ienge, geboct)ten man rourb''
jn^» biefelb t)intt)eg nemmen, önb S3üd)fen barau§ gieffen.
5tIfo n)arbeniö fie nai^ langem rtiatfc^Iog ein§, biefelb2*^
bi^ gu enbe beB S^rieg^i^ in ben See äuöerfenden, önb fie
1 §ulff W 2 5ab BW 3 einen W 4 beffen BW
5 gefegene B 6 Scf)ultf)eife W 7 2)ätbörger§ W 8 ber
fehlt BW 9 jm BW 10 geben W 11 (2d)ilt5ürger B
SBteenbfircier W 12 j^re W 13 slrtege» B 14 fürchten W
15 @üler W 16 toürben W 17 toürbe W 18 jtmen W
19 iDurben BW 20 biefelbe W
*) Ans dem Volksmund. Nach jetzigen Überlieferungen
schneiden Leute ein Zeichen in den Kahn, wo sie im Wasser
einen Schatz versenkt haben (Bechstein Deutsche Sagen 802),
andere da, wo sie einen Hecht ins Wasser gelassen haben
(Bartsch Sagen aus Mecklenburg 1,349).
133
alebann, wann ber ^rieg füruber, ünnb ber f^etinb ^inlüeg
tt)ere, itJtberumb §erauß su^ie^cn, önnb wiber auffäu^encfen:
tragen fie beromegen in ein 8(f)iff, önb fü^reng auff
ben @ee.
2(I§ fie aber bie ©locfe' motten {)inein merffen, fagt
einer öngefe^r: 2Bie motten mir aber bj ort miber finben,
ba mir [ie auBgemorffen^ ^aben, mann mir fie gern miber
iietten? S)a loffe bir, ft»rac^ ber 8^ult£)e^, fein gram
|)ar im ic.^ mac^fen: gieng bamit ^ingu, ünb mit einem
meffer fc^neib er eine ferff* in bem fc&iff an baB ort, ha
fie bie binauß gemorffen, fprec^enbe^: |)ie bet) biefem fc^nitt
motten mir fie miberfinben. SSarb a(fo bie ©lorfe^ §inau^
gemorffen, ünb oerfencft. 9?ac^ bem aber ber f rieg au^
mar, fut)ren fie miber auff ben @ee, jr ©locfen gu ^olen
[196] önb fanben ben ferfffc^nit' an bem ©^iffe*» mol,
aber bie ©focf fönten fie barumb nic^t^ finbcn, no(^ ben
ort im SBaffer, ha fie foldie ^ine^n gefencft. äjfangten^o
fie alfo nod^ ^eut bi^ tageS^i jt)rer guten ©locfen.
[40. Cap.]
iBon einem Sleutter gu Soleburgi^.*)
(Sin Saleburgeri3 ritte mit anbern binmeg, t^nb attmeg
mal* )3ie anberen abftigen, ba ftige er auc^ mit jtini^ ab:
mann fie aber miberumb auffaffen, blieb "^ er atte seiti""
ftet)en, bife ficf) bie anbern atte ju 9^oB gefegt Ratten, al§='
bonn fa| er and) auff, ünb reit fort mit j^nen. (giner
tt)et jn fragen, marumb er foIc6§i^ t^ete? S)em antmort
1 ©locEen W 2 auBflmorffen B 3 im 2C.] ümb 2c. W
4 ^erpff W 5 fprecöenbt \V 6 ©locf W 7 Äerpfffcönitt W
8 @d)iff W 9 nit B 10 2)JangeIn W 11 Iieutig§ SagS W
12 (Sd)i(be B SSi^enburq W 13 8cötlt5ürger B 2ötgen=
bürget W 14 mo BW 15 i^nen W 16 bliebe W
17 aÜsett W 18 fold)cg BW
*) Quelle sind zwei Facetien vonPoggio: 'jocatio cuiusdam
Veneti qui equum suum non cognoverat' (Ausgabe der Facetiae
von 1541 D 8 a) und 'equus calcitrosus" (Ausgabe von 1798
1, 171).
134
er: ©r tfiüci e§ barumb: ^ietnett er fein fRofe nid^t fonne
önterfd^eiben, Don ben anbcrn Stoffen, fo forc^te er, ba^ er
ni(it etman einem onbern auff ba§ feine fi^e. Sßann fie
aber alle ouffgefef]cn, jo lüiffe er, ha'^ hai oberein|ige
je^n fe^e. öe fie fie fiem.
@in§ mal^ ritten fie burcEi ein Sorff, [197] ha n^arffen
bie boi'en buben auff ber ©offen mit «Steinen, tinb treffe
einer öngefefir biefen Sale^ S^cutter fiinben an ben Sopff.
6r nit3 ünbefienb, fteigt^ son feinem 9to§ ah, ünb bittet
einen anbern mit jme-^ äuüermecfiBten: ha^ befc^afie. §ernac^
fragt jn ber anber, loarumb er bermec^felt fiabe? ba fagt
er jfim: 2t(§ er burd^ bal Sorff geritten fetie^, ba fiabe
fein ^ferb angefangen gugumpen, önb jfin tjon fiinbcnju
an ben ^opff gef (flogen, barumb robUe er niefit mefir
barauff reittcn. 2)ann er fiatte be^ buben niefit tvax^
genommen tt)elcfier jfin gelüorj^en: barumb meint' er, bo§
$ferb, auff U'eldEiem er gefeffen, fiobe jn fiinber bie Dfiren
gefcfilagen. ®er (gfel fiat^ öielleicfit getfian gefiabt.
[41. Cap.]
©in merdlicfie gefdiicfit, fo fid^ mit einem ^reb§
5u Saleburg* jugetragen.*)
Sin onfd^ulbiger crmer ^reb§, fiat ficfi auff eine** gett
jrre gegangen, önb aB er öermeint in feinio £od^ [198]
1 tfiue BW 2 Säle fehlt BW 3 ntcfit BW 4 fteig W
5 j^m BW 6 fei) W 7 metmet W 8 Scfiilbe B
SBtgenburg W 9 ein W 10 ein BW
*) Quelle ist hauptsächlich Kirchhofs Wendumnuth 1, 276
(S. 320 f.) 35on cim fcfineiber unb frebS; der Zug, dafs der
Krehs für einen Schneider angesehen und auf ein Stück Tuch
gesetzt wird, stammt aber aus H. Sachs Tic bollcn fyünfinger
palDern (198 Goetze) Y. 60ff.; dafs der Krebs zum Wassertod
verurteilt und die Strafe feierlich vollzogen wird (bei Kirch-
hof wird er totgeschossen, bei H. Sachs in einen Brunnen ge-
worfen und dieser mit Erde gefüllt), hat auch Fischart Aller
Praktik. Grofsmutter S. 619 Scheible! es beruht auf volkstüm-
licher Überlieferung (nach MüUenhoff Sagen aus Schleswig-
Holstein S. 97 soll ein Aal zur Strafe ertränkt werden).
135
gu fried^en, tarn er 5U allem bnglüif ge^n SaleBurgi in
ha^ ®orff. 9II§ jfin etücfie Sole 2 ge)ei)en Ratten, ba^ er
fo öiel füffe gei)abt, ^inberfic^ ünb fürfid^ ge{)en fönt, bnb
loa§ bergleid^en tugenben mel)r ein e^rlic^er reblic^er ^reb§
an fid^ §at, erfc^raden fie ober bie maffen feiir brab, bann
fte bormall feinen nie me§r gefefien: jc^Iugen beromcgen
fturm an, famen alle ober \)a§' ongefiemr ^ S;f)tere ^ jufamen,
gerriet^en fic^ mal e» boc^ fein motzte. 9iiemanb fontl
miffen, U^ le^tlic^^ ber @c^ult^ei§ fagt^: (51 merbe gemi§^
lic^ ein ©c^neibcr fet)n, biemeil er gmo ©c^dren bet) ftd^
^abe. ©olc^l" ^uerfunbigen^, legten jn bie Samrn^ auff
ein [tutf'o Sünbifc^eSi^ t^u4 mie bie Söamrn^ jre 2iS6Iffei2
barau^ machen, bnb ma^^ ber ^rebl barauff |in bnb t)er
fro(^e, hü jc^neib jt)m einer mit ber 8d^dr ^inben nad^.
5)ann [ie bermeinten nit'* anberft^^, bann ber ^rebl, all
ein rec^tgefc^affener'6 SJJeifterjd^neiber, entmerffe ein mufter
ein! nemen bleibe!'", meld^es jic, inmaffen bnfere Saleni*
aud) t^unbis, nad^dffen moflen. 3c^f'^"it[199]ten alfo
cnblid) ha§ %^üä) gan|, ha^ el nirgenb 5U me^r nn| mar.
2tll fie nun gefe^en, bafe fie fi(^ felbl betrogen fetten,
ha trittet^o einer bnter j^nen auff bnb fpric^t: (£r fiabe
einen fe^r moterfa^rnen @on, ber feg-i in treten 22 tagen
gmo meQln megel^s juett bnb breit gemanbert, ^aht oit
gefeften bnb erfahren, el gmeiffle jm nit^^ bran, er merb"2*
be^gleid^en S^ier mef)r gefet)en f)aben, bnb miffen mal el
fet)e. Sllfo marb ber @o^n beruffen: berfelbige^^ befalle
bj S^ier lang, ^inben bnb bornen, mupte nit^^ ma^^ er!
angreiffen folt, ober ma '^ el ben ^opff ^ette. ®ann mann
ber Srebl ^inberfic^ fro^, fo meint er, er ^et ben fopff
Beim fc^man^: fönt fic^ atfo gar nictit^e brein rillten,
fprad^ bod^ enblic^: 9?un ^ab"^' iä) bod^ mein tag ^in bnb
1 ©c^tlbe B SBt^enfturg W 2 Sale fehlt BW 3 ün*
getieutter W 4 S^ter W 5 le^ltd) B 6 faget BW
7 Solches BW 8 suerfunbigen BW 9 Sainern B 23aiDrenW
10 flücf B fehlt W il Sünbifcö BW 12 2S6[ff W
13 mo BW 14 nicf)t W 15 anber§ W 16 re(f)ti(^affener W
17 mei^bl W 18 8cf)iltbüröer B 2öit5enbürc?er W 19 tt)un
BW 20 tritt W 21 fel)e W 22 bretjen BW 28 toegl BW
24 irerbe W 25 berfelbc BW 26 nit W 27 tjahc W
136
^er üil h)unbcr§ gefe^en, aber be^gleic^en ift mir nit für*
fommen. ®Dd^ tüonn i(^ fagen foU ma§ g§ für ein S^ier
fet), fo fpricf) id) na^ mein^ f)of)en üerftanb: SSann e§
ni(^t2 ein Saube ift, ober ein ©torcf, fo ift e§ graifelid^^
ein ^ir^-»: onter^ bifen mu^ e§ eini fein.*)
[200] 2)ie 2alen6 h)u|ten je|t eben fo biel aU üor,
onb al§ jn einer angreiffen hjolt, ermifd^et er j^n mit ber
(Bdjäv bermaffen, ba| er anfieng bmb ^ilff gurüffen^, onb
gufc^retjen, 6^ ift ein 33?6rber, ein 9JJ6rber. 21I§ foIc^S^
bie anbern gefe^en, l)atten fie fd)Dn gnugio: befe^ten bero-
luegen alfo balb gleii^ ot)ne öergug üon flunb an anf ber
ftett 11 el^Ienb^ alba am felbigen ort auff bem pla^ ba ber
S8att)r'2 gebiffen morben, ha§> ®erid)t, ünb lieffen ein
SStt^eit ober ben ^reb§ ergeben, bie^^ lautet i* öngefe^rM)
f Didier moffen: ©internal niemanbt tuiffe, maS biefeS für
ein 3;t)ier fe^, önnb aber fid&§ befinbe, bienjeil e§ fie be-
trogen, in bem e§ firf) für ein ©c^neiber ou^geben, bnb§i^
boc^ nit fe^e^ß, ba§ el ein SeutbetriegcnbeS önb f(^eb{id^e§
3:f)ier fe^e, ja ein äRorber: fo erfennen fie, bj e§ folle
gerichtet tt)erben, al§ ein Seutbetrieger ünb ein 3J?6rber,
mit bem SSaffer önb mo§ barju gebort.
©Didier 1 ' SSrt^eil ftott äutf)un, warb einem önter jnen
befoblen: berfelb^^ nam ben ^reb§ auf ein Srett, trüge
jt)n bem [201] 2Baffer gu, bnb giengi'» bie gan|e ßJemein
mit: ha tvaxh er, in bet)fe^n onb gufefien iebermennig-
Ii(^en§2o^ ^inet)n gcniorffen. 2II§ aber^i ber f rebl in ta§
SBaffer fommen, fie^ lüiberumb em^funbe, gabelt er, önb
1 meinem W 2 nit W 3 getüifeltc^ BW 4 §trfcö
BW 5 önber B 6 @ct)iabfirger B äßi^enbürger W
7 i^ölff W 8 guruffen BW 9 folc^cS BW 10 genug B
11 [tet B 12 JöalDcr W 13 ba§ W 14 laubet B
15 ünb BW 16 fei) BW 17 Solcöem W 18 berfelbe W
19 gieng ju @d)ilbe (SBi^enburg W) BW 20 iebermÄnnig»
licßeS W 21 aber fehlt BW
*) Vgl. Franck Sprichwörter 1, 11»: bon eim bing baran
man gar siceiffeU önnb öon toeile nit fennen fan, fagt man:
e§ ift ein füto ober ein seifelc, e§ iDor t)e cttoa§>.
137
txoä) fiinberftrf). «Sold^e? erfofien bte Söotoren, beren t^iibtn
ctlid^e an guiüeinen, önb fprod^en: dlnn folt ein§ mot
fronib fein: fc^aiüet bod^, npte t^ut ber Sob jo ttje^e.
[42. Cap.]
2Bie bie ßaleni j^rem SJe^fer Sotd sufdjirfen, önb
mie e§ j^rer ©olbaten einem ergienge.*)
Sa§ ©efdiret) öon bem ^rieg, öm6 n)elc^§2 jüiHen
bie Säten 1 obget)6rter maffen jtir ©lorfen in tieften @ee
öerjencEet^ toat nicfct^ fo gar nichtig, ha^ fie e§ nid)t^
aud^ in ber t!)at felberft^ einpfunben". ®ann innerhalb
njenig tagen fom 6efeld)8 an fie, etlid^e ^ne(^t §ur 53e-
fo|ung in bie Statt ^ gufdiiden, n)elc^e§ fie gettjan^o.
1 ^äjiltbxixQfc B 2Bi<jenbürgcr W 2 tt)elcße§ W 3 Der*
fencft W 4 nit BW 5 ntt W 6 felbft W 7 er=
funben W 8 33efef)l W 9 ©tat B 10 nach qtttjan ist
in W folgendes eingeschoben: dlad} bem fie aber gleid)moI
smeiien §errn gefcbtooren bauten, bnnb aber nur totber hm
einen, önb nit toiber btc belebe ipcrrn ber ßrieg gertdjtet marb:
2ll§ bcra^tfc^lagten fie ficb, fie molten folcbe tleS)ber tragen,
ü3eld)c t)alb toetB önb balb robt meren, önnb ba§ ttjeiffe Xtidl
folte an ber recbten ©etjtcn fet)n önb bcn frtcbfamen §errn be=
beuten. £a§ robtc aber foüc an ber linden ©cbten fet)n, önb
baffclbige foItc jbrcn anbern §errn bebeutcn, totber tüelcften ber
^rieg gcfu^ret mörbc, önb mann e§ nacbmal§ äum treffen
fomme, fo folten fte bte meiffe ober rcd)te ©el)ten förtoenben,
önb ba§> robte ober linde jurüd t)alten: SÖann folcb§ bie f^etnbe
fe^en, fo mürben fie nur nad) bem rof)ten 2;:^eil fd}meiffen, önb
be§ meinen öcrfcftonen, Dann fte irörben felbft ber ^cfd)eibenbcit
fe^n, toeil fie balb §errtfd) meren, bafe e§ ficb nicbt gebi'tbre,
nacb ibrem ganzen ßeib 3u id^mciffcn. 2^a§ mar tüol ein fetner
§lnfd)lag, aber bie blinbcn ©cbK^g gerieften barnad) gar leiben
fel^am, ?(lfo, ba^ alfo balbt bte tceiffe al§ bte ro^te @ei)te gc*
pumpt, nid)t metfe idö ob fie getroffen murbc. (Sie ^aben aber
fid) gan^ toei}bltcb gebraucbt, mit fiauffen, ba^ e§ i^nen einer
nit balb folte nad)lbun, ja barmit fte nid)t barfftr angefet)en
mörben, al§ ob fie mit bem S'cinb ju^ielteu, baben fie j^n nicbt
*) Für die erste Geschichte ist eine Quelle nicht nach-
zuweisen, die zweite beruht auf Kirchhofs Wendunmuth 1, 95
(S. 121f.) 25on einem bauren unb feinem pangcr.
138
[202] SDerfelbigen Saleni einer, nic^t- ber gcringfte,
als er in bie Statt ^ ei^njoge, begegnet jme^ ber ^utiirt^,
luelcfier feine fntertiianen, ^ii^, Sldlber, önb Dc^fen, eben
auftreiben möllen: fnnb aU ber Sale^ fic^ nit anberS
äerjpreittet ünb geragelt, al» tre^' (S^er in einer ^utten
ober Srd^en,*) berbüret in ein ftuf) mit bem ^orn nur
ein wenig. 2Ib folc^em eräürnet gemelbter Sale», fold^er
maffen, ba§ er feinen S^olcfeen au^joge, feine goc^teln in
bie §anb name, gegen bie Üni^ cl)ntrat, önb fpracf): Siftu
ein e^rlic^e tnnb rebli(^c ^uf), fo ftoffe mic^ no(^ einmal.
5lber bie ^ul) mar nicöt^ fo griin önb 3^eblin, ba% fie
l^ette börffen ein gijün fagcn.
Sluff ein jeit treten fie auB ber 8tat3 einen au^fad,
auff bie gei^nbe juflreiffen, önb ber bamm^ öuner önb
(Senfe gubeuten. 9kn batte ber gemelbte fiale^o fur§
baröor einen ^an^er ple|, einer öanbbreit gefunben,
önb aU er eben bamoln ein neme§ ükt)h machen laffen,
bem 8c^neQber befohlen, felbigenn önter b^ guter 12 ing
SBomme§'3 guöerndt)en i^, onb für ba§ |)er|e 5u[203]fe^en:
fo tnürbtg geachtet, bafe fie j^m l^etten bnter ba§ (Seftc^t gefeiten,
fonbexn j^m ?u (Scfimad) aütoegen ben Dtöcfen gelnenbet. SSnb
inionber§eit ift einer unter jtinen Dor anbern fc^r :^er^^afftig
geiüefen, toetc^er fid) auc^ üor bcn önDernünffttgen Sbieren nic^t
entfeget, fonbern btcfelbigen trogigüc^ bat bh-ffen ^erau§torbern.
Sann als fie auff ein _3^it im Stngug ttaren, cnnb eben ber
§irt mit ben Äüben außfubre, ba bann eine Äube j^re §6rner
gegen jbm manbte, al? ob fie j^n ftoffen molte, fprang er alfo
balb auB bem 2öeg auff baS^ frei}e gelbt, jo^e feine Gartalafc^
auß, Dnb name feinen 3cf)ilbt in bie §anb, ünb rieff bberlaut,
biftu eine reblicbe ebrlic^e Auf}, fo fomme önb me^re bicf) meiner.
S($ meijnc ja, bie S?ube jic^e jbre Scbnaupen ein, fie fcbtoiege
fo ftiü, mie ein 2)Jaufe. S)afe beift, laß bie ÄricgSIeut jbre§
2Beg§ geben, bann fie laffen jn nit Diel im Sart grafen (da-
gegen fehlt S. 138. 1—12). 1 Scbiltbürger B 2 nit B
3 8tabt B 4 jm B 5 ^fibi" B 6 ber 2ale] er B
7 bret) B 8 gemelbter Säle] er B 9 Samern BW
10 Sc^iltbfirqcr B aöigenbürqer W 11 biefelbigen W
12 f^utter BW 13 SBambft W 14 öerneben BW
*) Vgl. Schweiz. Idiot. 1, 14: er lit ha (oder er üertuet=fi)
toie brfi (5ier im eine (^br^Utli 'macht sich uugebührlich breit'.
139
bamtt er befto fidlerer toere. SSttb ettoan ein |)uff au'B"
Jialten möchte. 2Bie bann j^mci auff ein jeit aud^ ein
fold^es glücf- iDiberfa^ren, baß als er ein ^albe§ 9?o§
(S^fen gefunben, önnb feI6ige§ untern ^ ©ürtel gefterft f)ette,
er bamit einen fc^uß auff fienge, iüe(c^§* jn fonft fein
Seben gefoft ^ette. SJarumb er bann fi(^ ömb ben ©ürtel
nadönialn'' mit rD§ e^fen gan| be^enget^, ünb folc^es an
ftatt eine§ ^arnifc^^" gebrauchet,
SIIö nun biefer Sale^ auc^ mit ^inau§ lieff, ein Q3eut
perjagen, ünb fic^ oberfa^e, b^ bie ©oturn^ famen, ünb
jn jagten: lüoÜ er über einen ^i^iin fpringen, be^ieng mit
ben §ofen, welche burd^jogen gttjefenio, an einem ^oun"
fteden. 5)a ftac^ ber Söaurny einer nac^ jm, mit einer
§ellnparten, bj er öollenbg hinüber fiele, Onb baroon lieffe,
alfo bj jme^' nichts gefrf)ai)e. Sber folc^e^i'^ tjermunbert
er fid^ fel)r, befd^aroet feine §ofen, äufe^en n}^ es boc^
niere, bg j^me^^ ben ftidE) auffgetialten: önnb befunbc, ha^
ber ©c^ne^ber jf)m ben $an^erple| für ben 2(rfe gefe|t,
tmb ins guter 14 öerndet f)ette. @t) nun bände ®ott,
fprac^e er, biefem [204] ©c^ne^ber, fo mir bi§ ^Iet)b ge*
mad^et: roie £)at er fo mol gerauft, beffer all i^ felberfti^
wa'^^' mir bas |)er^ lige.
[43. Cap.]
SBie ein £ale* feinen [@D^n]i' in bie Sd^uln^*
führet, önb ma§ fii^ bafeibften üerlieffe.*)
S)emnoc^ man aber bie Si^genb !eine§ raeggi^ öer='
faumen, fonber^o geitlic^ aU einen jungen Sßaum biegen
1 i^m BW 2 gelücf B 3 bnbern BW 4 tDcIc^el
BW 5 nacf)mal§ W 6 Bei^encjt W 7 §amifd)c§ B
8 Sc^iltbitrger B aSi^enbürger W 9 Zairern BW 10 ge=
raefen BW 11 j^m W 12 foId)§ B 13 jm BW
14 g-utter BW 15 felbeft W 16 too BW 17 ©otm
fehlt A 18 ©c^ulen W 19 lüegeS W 20 fonbern W
*) Quelle ist Montanus Gartengesellschaft 9 (S. 572) (Sin
Baur fürt fein fun auff bie fc^ill, vgl. dazu Bolte S. 594. Der
Witz mit dem 'Schwinger' ist Zusatz.
140
ünb leieren foll: olfo JooÜ ein namfiaffter Salei ouc^ feinen
(Sof)n fein SuQcn^ laffen jdoI anlegen. ®e§^alben nam^
er i^n mit fi(^, führet j^n 6et) ber ^anb in bie (Statt 3,
önb faufft jEime* juoorberft ein par Sc^uc^^^ barumb er
ad^täefien SBa^en^ gegeben'. Sü§ er if)n alfo gum (Sc^ul-
meifter brachte, önnb jtin jfime^ befef)Ien wölk, fragte ber
8c^ulmeifter t}nter onberm: Ob er noc^ nic^ti fonne?
9Ze^n, fagt ber $8atter. 2Bic alt ift er? fragt ber ©c^ul-
meifter. @r ift erft'o tret)ffigii jor alt, fagt ber Soleis.
Sft er fo alt, fagt ber @4ul [205] meifter, önnb t)at nod^
nichts gele^rnet? 2Betti3 ber ^nt)feP^ fagt ber Spalter
S3alei^ wag folt einer in tret)ffigii jaren Iet)ren. ^d) bin
nun fünff önb fecf)|ig jar önb ein tag alt, önb fan bennoc^
nit ha^ ein» Srcdg wart^ fet)e. ©oH er etma^ leimen,
fagt ber (Sc^ulmeifter, fo wirbt e§ fd)WerIic^ guge^n'^'.
$ßnnb a(§ in beffen bie ©c^ulftuben t§ur auffgangen
war, önb ber Salei öngefelir gefe^en, wie ber ^rouifor
einen Slnoben mit 9xt)uten gefc^wungen, fagt er: 2)iefer
mein @o^n barff eben nic^t fo gar gele£)rt önnb gefd)idt
werben: bann önfer gefc^Iec^t gibt e§ nid^t. 2Bann er nur
mag ein foI(iier ©c^winger (ben ^rouiforn öermeinenb)
werben, fo f;at er fc!^on fo genügt', aU ob er öoll ge«»
fcf)miffen were. SSir wollen önfer befte§ mit jm t^un,
fogt ber ©c^nlmeifter: J)ie^ i)iemit bj tret)ffigis jarige
§dnfelini9 t)inet)n ge^n2''. ^a, fagt ber SSatter Salei^
it)r muffet e§ fur| mit jljme^i mai^en, ömb mein gut
@etb: bann id^ wolt j^n gern wibcr mit mir fie^mb
nemmen. ^d) wil nur ^um [206] §uff(^mib, önb be«
fd^togen loffen, toit jn barnad^ wiber j)Dlen, önb eu(^
ewer gut (Selb geben. So nimb jt)n red)t, fagt ber
©(^ulmeifter, je|t22 ^lit ^ir: bann inn fo fur^er jeit
fönte ic^ nid^t§ mit jm au^ric^ten. 2(Ifo nam ber Salei^
1 ©c^tltbürger B SBigenbfirger W 2 name W 3 ©tabt B
4 faufft iöme feWt BW 5 ©c^u^ W 6 ©rofcften BW
7 geben BW 8 j^m W 9 fragte W 10 erft fehlt W
11 brcDifig W 12 Sale] a<Sattcr BW 13 SÖeil BW
14 ^ni^fel W 15 2ale fehlt BW 16 suge^en W
17 gnug W 18 breiffig BW 19 ^Änfelein W 20 ge^en W
21 i^m BW 22 j^t B
141
fein Soiinlini bet) ber |)anb, ünb füf)rt jn fieimb tüiber
ju ber SRutter.
[44. Cap.]
SSie bie Saten^ einen SJ^aufefiunb, önb l^iemit j^r
enbü(^e§ oerterben* fauffen^.*)
^un l^etten bie Salen gu Saleburg^ feine ^a|en, bnb
önb aber fo öil 9JJdufe, bg jnen au(^ im Srotforb nii^t^^
ftdier tuax, toa^ fte nur neben fic^ flclleten, ha§ iüarb jfin
gefreffen ober jernaget: be^ fie bann febr angft^afft waren.
©5 begab fi(^ auff ein geit, baB ein 2Banber§niann burc^
j^r 2)orff äoge, ber trug^ ein Si?a|en auff bem 5Irm, ünb
fefiret bet) bem SBierte' e^n. ®er SBiert fraget j^n, tüa§
boc^ biefe§ für ein %i)kx fetie«: er fpra4 e§ [207] fet)
ein STcdupunb. 9?un waren bie SO^dufe gu Saleburg'' fo
f)eimlic^ önnb gam, baB fie aud^ bor bcn Öeutten nic^t
me^r flofien, luffen be^ tag t)in önb i)er oI)ne atteS^o
fc^emen: barumb liefe ber 2öanbcr§mann bie Sa|e" lauffen,
bie erlegt alfobalb 12, im betifein be§ S5?ierte§ ^^ ber 9J?dufen
gar öiel.
%U folc^e^ ber Gemein burcf) ben 2Bicrt angegeiget i-^
warb, fragten fie ben 3Jianx\, ob ber 9J?auB^unb feil luere^^
l©6I)nIeinW 2 ©cbiltbörger B SBtfecnburgerW 3 ber=
tcrberben A berberben BW 4 faufftcn W 5 bte äu (2d)t[bc B
bte Sötßenburger W 6 truqe BW 7 SBirtb W 8 fct) W
9 ©cbtlbe B 2öi^enburg W 10 aEen W 11 taö W
12 alsbalb BW 13 2Birt§ W 14 angezeigt W
15 nach feil toere folgt in W (für S. 142, 1 bis S. 143, 24
in AB): gaben jbm barneben bie beften Söort, Iractirten j'qn
gar f6ftlid), ob fie jbn ba^u bewegen fonbten, ba\5 er jnen bie
^afe lieffe gufommen, mit bem (grbieten, fie toolten jtim barömb
*) Quelle ist Schumanns Nachtbüchlein II (S. lOf.) 2}on
ben bamren in etm borff, l)tt)]t (Sanfelofen, ein me^l bon
@6bbingen, unb irer einfalt, vgl. dazu Bolte's Nachweise
S. 383 f. Der Zug, dafs mit einem Spiels nach der Katze ge-
stochen wird und dafs deren Geberden besondere Furcht ein-
flöfsen, stammt wahrscheinlich aus der verwandten Geschichte
SSon ber eulen äu $)3ein in Kirchhofs Wendunmuth 1, 167
(S.198f.).
142
fie lüotten jJ)m ben tt)oI 6e§at)Ien. @r anttüortet, er fet)
j^me' ätcar nid^t feil: biemeil fie aber fein fo notmenbig,
fo ■ lüolle er j^n j^nen rec^t merben laff en, tüonn fie toolten
borumb geben ioa^ rec^t fe^e^: forbert berolücgen f)unbert
geben, toaS er iDolte. ®er gute (Sd^IucEer Qthaä)tt, ba§ ftnb
Seut für mic^, tc^ mu^ ben 23ten fdE)neiben, toeil er nod) §ontg
^at. S;er0^alben madte er fic6 gar t^etocr mit feiner ^a^en.
^ocf) enbtiicö au§ groffcm ä)MtIet)ben, tote er ftd) eufferlid)
ftellete, fcblug er§ ibnen an ein grofe ©elbt, toelc^c^ fie jbm
bann toilliglicb gaben, bancfctcn ibm nocö bar^u mit bem ®rs
bieten, mann tmb gn toeldjer 3eii er ettoan bet) j^nen burcbgiebe,
fo folt er fie bei) Iei)b anfprc(5en, fie molten jbn aEjeit ein Sth^
önb 23rDb, bnnb toa§ ba§ ©au§ bermag, aufffegen, bann bie
Tlau^ betten§ inen fonft boci gcffen. Dlun ber gute <öcömartcn=
bal^, als er ha^ @e(bt empfangen, machte er nid)t lange 9JJift
ba, bann er batte ®org, fie mürben jbm ben ^auff lüicbcrDmb
aufffagen, miemol bie aßi^enbürger ficb beffen mebr üor jbm
beforgten. 'Seromegen fie ibn aucb ntc^t mieber feinen SSillcn
toolten auffbalten, fragten Jbn aud) ntt fernere bon ber ^a^en
Statur önb (Selegenbeit. 2ll§ er aber ein ©tunbt ober gtoo btn=
toeg getoefen, fiel i^nen allererft ein, toaS bocb bie 2a^ immer«
mebr freffen m6cf)te. Serotoegen lieff ber 58urgermeifter alfo
balbt bin ünb blie^ ba§i gemeine Sorffborn, aufe allen feinen
^rv^fften bret)mal, bafe er mtter bem SIngeficbt Secbfcbtoar^ toar:
ba famen fie alSbalbt alle mit cinanber gelauffen, al§ toann fie
i^etocr auff bem §al§ betten, toelcben ber Surgermeifter befahl,
fie folten gefcbminbt, fo lieb al§ er jbnen toere, binauf? auff bie
Straffen lauffen, bnnb feben, ob fie ben trembben itaufberrn
toibcromb f&nbten antreffen inib jbn fragen, toa§ bie S?ag bocb
freffe. S)a bette man Söunber gefeben, toie fie lieffen. (Snbtlicb
erfabe jbn bcfe §ej:elfcbneiber§ (Sobn, beffen toir balb in aüem
guten gebencfen toerben, toelcber aud) baffelbige 3abr einen
§amel mit ßauffen getounnen batte. '^^erotoegen rieffe er: bola,
bola: 2)er gute ©cblurfer aber mit bem @elt bacbte, fie toerben
mir ben ^auff nicbt baltcn to6tten bnb ba§> (Seit toibernemmen,
berotoegen fieng er aucb an su lauffen, fo faft er m6cbte: Stber
befe §ejelfcbneiber§ ©obn rieff immer: bola, ijola, toa§ frift bie
^a^. Sllg nun ber @d)lucfer folcbe§ b^^ret: toanbte er ficb bmb
önb rieffe, Statten bnb Wlhn^. Slber be§ $ei-elfcbneiberS ®obn
»nb bie anbern üerftunben, er beüe gefagt: ßanb önb ßeut,
2)erotoegen giengen fie gan^ traurig toiberümb ju ben ibren,
geigten jbnen an, toa§ für ein fcb^^blicb Sbier fie an ber Äa§en
betten, benn e§ freffe Sanbt onb ßeut, barauff bann alSbalb ein
groffe§ Sßebeflagen bnter ibnen entftunbe, giengen alSbalb su
9Jabt, toie fie bie ©acben toolten angreiffen. ®ann fagten fie^
je einer jum anbern: 1 jbm B 2 fei) B
143
©ulbeni borfitr. S)ic ^Sotüren^ traten frol), ha'^ er nii^t
nte^r geforbert J)ette, tnarben mit j^me be§ ^auffe§ ein§,
j^me3 ba§ f)aI6e alfo par juerlegen, ba§ übrige* @elb
folte er über ein 'i)albt§> \av fommen ^oten. ^3IIfo föarb
Oon bet)ben t^etlen ber fauff eingefc^lagen, biefem ba§
^albe ®elb gegeben, fo trüge er j^nen ben [208] Wan^"
^unb in j^r S3urg: barinnen fie j;{)r (betreibe f)atten tigen,
ba auc^ ant me^rften 9)?dufe getoefen. ®er Söanberer jog
e^tenbS mit bem @elb ^inmeg, förcE)tet fid^, ba^ nichts
etttian bie Salen^ ber tauff gereioen^, ünb [ie i^m ha§
(55elb miber nemmen mochten: ünnb im geilen lugt^ er offt
^inberficf), ob jtim nidit^ jemanb nacfie^Ie.
9Jun Jjatten bie 93amren'- öergcffcn jufragen, n)a§ ber
9Jiau§^unb effe: barumb fc^icfen [ie bem^ 2Banber§man in
tt)l einen nac^, ber jn be^alben folte fragen. 2II§ ber
mit bem ©elb fa^e, ba§ \^m jemanb nac^et)Iet, e^tt er
befto me^r, alfo bo^ j^n ber Jöatoer nic^t^ ereljlen moc^t,
barumb fc^rep er jf)m oon ferne ju: 2Bo§ jffet er? ma§
jffet er? S^ner ontmort, 2Bal man jm gibt^o, ma§ man
jm gibt.*) S)er Söaiorn ^atte üerflanben, er i^aht gefagt,
SSie^ ünb Seut, SSie^ ünb leut: fe^[ret] beromegeu inn
groffem ünmu^t föiber ^eimb, ünb jeigt'^ foI(^e§ feinen
gnebigen ^errn^s an: meiere barab" fetir erfc^raden, ünnb
fprad^cn: SBann er feine SJJdufe [209] me^r gufrcffen f)at,
fo tüirt er barnac^ ünfer SSie^e freffen, ünb enbli(f) ünä
felb§i5^ ob mir j^n fc^on mit ünferm guten ©elb an ün§
faufft öaben. $Rt)atfd^Iugen beroroegen, bie ^a^ jutöbeni^:
aber feiner molt fie angreiffen. S)arumb mürben fie r^atS,
fie in bem @c^Io^ mit gemer juüerbrennen: bann e§ mere
beffer, ein geringer fc^aben, aU ba^ fie alle folteni^ ümb
Se^b ünb Seben fommen. Sllfo sünbeten fie ha^ ©d^Ioft an..
1 mibm B 2 23atDern B 3 \tyn B 4 öberige B
5 nit B 6 bie ßalen fehlt B 7 geretoe B 8 fal^e B
9 ben B 10 gib B 11 23atrer B 12 geuget B
13 Ferren B 14 barob B 15 felbft W 16 t&bten W
17 foHen B
*) Bei Schumann: toa§ man im get)t, wie auch in jüngeren
Drucken der Schiltbürger eingesetzt wird.
144
S)a aber bie ^a| ba§ gelor- ji^merfet, f^range jie ju
einem gdnfter aufe, fam^ barbon ünb flofte in eine§
Säten ^au^^; ia§ Sd^Io^ aber üerbran^ U% auff ben
beben iiinlueg.
9ctemanb wor je dng[ttger, aU bie Salen^ bie be^
9}?au||unb§ nid^t tonten obfommen: f)ielten berortJegen
ferner r|at, ünb faufften ha§ ^an\t^, barinn"' bie ^a^e«
toax, and) an fic^, ünb gunbten^ c§ aiid§ an. Slber hk
^a^ entfi^rang auff ba§ %ad), fa^ ha ein tneil, bnb mu^et
fiel, n)ie bie Siurren^en ^jffegen gutiiun i**, mit bem 2:dplein
über ben go))ff: ba§ berflun]210]ben bie $8amrcn", aU
bie Sa| ein i)anb auffiiübe i-, önnb einen (St)b fciimure,
ba^ fie folc^el nid^t molt üngeroc^en laffen. 2I(ba molt
einer mit einem langen @pie| nad^ ber ^a^en geftodien
l^aben, fie aber ergrciffe ben Spie^, unb fieng an baran
l^erab gulauffen, bcffen ber Sale'^ önnb bie gün|e ©mein^*
erfc^raden, barbon luffcn, bnb bag gelber brennen lieffen.
SSnb biemeil bem '^m^v niemanb gcmcf)ret, noc^ baffelb
gelofdien ^at, berbrennet bal gan^e S)ßrff bi^ auff ein
§au^, bnnb iam gtcid^mol bie Ua^ barbon: bie S3aureni^
aber maren mit 2Bet)b bnb ßinb in einen SBalb gefto^en.
2)amalni6 berbrennet ouc^ j^r ®an|Iepi': alfo ba^ bon
j§ren ®ef(i)ic£)ten nidötg orbenIi(^e§i^ mef)r berjeii^net
gufinben.
[45. Cap.]
[211] 2Bie bie Salen^ rbatfd^Iugen^^, anbere
mo^nungen gu fuctien, bnnb alle^o ^inmeg gogen.
®ie Sole 5 maren angftt)offt, mußten nid^t ma§ f)ierin
5U tf)un ba§ befte mere. ^^vc §dufcr marcn berbrent^i,
^aal bnnb @ut bamit: @o muftcn fie \iä) für bem leibigen
1 f^etoer BW 2 fame "W 3 ein anber §auB BW
4 berbranbe W 5 @ct)tltb6rger B SBtgenbürger W 6 ^aü%
BW 7 bartnncn W 8 ka^ W 9 ^Anbeten W 10 h)ie
jr geöjonbeit aar BW 11 »atoern BW 12 auffbube W
13 ßale fehlt BW 14 ©cmein BW 15 SöatDcrn B
16 ®amal§ W 17 (Sangelel) W 18 orbcntlicbeS W
19 rablfcblagen BW 20 aUe] etliche W 21 üerbrant W
145
9iurren| beforgen, aU todd^tv einen i ($t)b gef(^n)oren Ijette,
fi(j§ an i^nen §urec^en: fud^en^ beroiüegen xi)at, önnb finben
nti^t 6effer§, bann t>a^ fie anbere 2öoi)nungen füllten,
\)a fie für bem SJfauB^unb fieser roo^nen mochten. 5lIfo
üerlieffen fie jf)r SSatterlanb 3, onb gogen oon einanbern^
einer ^ie mit 3Bet)b önb ^inb, ber anber bort I)inau§,
lieffen fid^ an dil^ orten niber, önb pftan^tenö jf)re 3"<^t
toeit önb 6reit au^^.
SSnnb e§ gieng eben bamatn^ mit ben Säten'', wie
man öon einer ©tatio pf[egt jufagen: barinnen fe^ ba§
^urnfiaufeii öer6runneni2, aber bte guncfen in alle |)dufer
geftoben. Sllfo gieng i3 e§ mit bifen auc^. S)onn [212]
rooi^ fie fi(f) nieberlieffen, ha geugeteni^ fie Sperren, gleid^
ttjie fie Starren waren, ^a^er faget man ^eutig^i*^ tage§
öon fo öiel ndrrifcfien Söarareni^, meldte t)in önb toiber
tt)o^nen, önb öiel lüunberlic^er 33offen reiffen: njelc^e alle
eintroeberS^'' öon bifen Solen" abfommen, ober aber fotc^e
ndrrfc^ei-' SSoffen öon benen gelernt'^o önb ererbt ^aben,
ttjelc^e fic^ be^ jnen ^aben f)au^f)dblid^ nibergelaffen.
58et) welchem bann augenfc^einlid) jufe^en, tok ein fo
erblid^ bing e§ fe^e"^i, ömb hu DIarret)"" onb S:^or^
^eit: önb n?ie fo balb einer, fo fid^ j^rer annimmet^s,
barüber jum Säte 2* merbe, önnb fid^ nidEit^s anberft"-^
bamit befubte^'?, at§ mann er ^at'-^^ angeri)üret ^ette.
^etd§e§ bann menigtic^em jur marnung bienen foU,
bamit er fid) miffe barfür, aU öor^s einem tad^enben
©ifft äu^ütenso.
1 ein BW 2 fuct)ten W 3 nach 2Satterlanb steht
in W: aufgenommen i^rer mentg, toelc^e etraaS ^er^^afftiger
ttaren al§ bte anbern 4 einanber W 5 öielen W
6 pflanzen B 7 aufe fehlt W 8 bamal§ W 9 @c6tlt=
bürgern B 2Bigenbürgern W 10 Stabt B 11 ^uren*
l^aufe W 12 üerbrennet W 13 gtenge W 14 too BW
15 sengten B 16 beutigeS B 17 Sairern BW 18 ent=
ineberS W 19 närrifc^e BW 20 gelernet W 21 fei) BW
22 iJiarreret) W 23 anntmpt W 24 (Scbiltbürger B
SBifeenbürger W 25 ntt BW 26 anber§ W 27 be=
fubele W 28 S?ot BW 29 für W 30 nach gu^üten
steht in W: @nbe befe ©rften 23u(^§ (das folgende fehlt)
Das Lalebucli. ;J^0
146
2Bem (Sott gibt bafe er ift flug bnb mt)§,
Sel)§ bnb flug 3' bleiben^ fidö befleiß
SSer ficö felbS tl)ut sum 9larren madöen,
®effelben foU man bxüid) lachen.
SSart btfe ha^ Stlter fompt mit fug,
2)u ioirft alS bann noc^ ftnbtli(^ gnug".
[213] Sft flijo ber 9f?omen önnb Stammen ber Salen
äu Saleburg ^iemit abgangen, ünb gar au^geIofc|en: boc^
ift jf)r S^or^eit dnb 9^arret) (tt)eld^e§ ha^ befte) öber-
geblieben, onnb üiedeic^t mir önnb bir ouc^ eine guter
t|eil baröon n)orben. 2Ber Jueift oH nid^t toatir ift?^
@nbe ber |)iftorien üon ben Solen ju Soleburg*.
1 gubleiben B 2 genug B 3 Zeile 7—11 fehlt B
4 «Sdöiltbürgern in SKiSnopotamia B
Beigaben.
1. Das Vorwort der Schiltbürger.
[5ttj] SSorrebe an ben Sefer.
9Zicf)t önbiEidö m6($te einen tounber netimen, toorumb bod)
bicfe borl^abenbe §i[torien öon ben fremben 2(ufeIÄnbtfcöen @cf)tlts
bürgern bifefier fo lang bnüerbunft üerblieben fct), ba boc^ fonften
nichts ba!^inben bleibet, toa§ etiüan bencfroirbigeS lüol m&d^te
auffgeseic^net tterben, ättar, idj fan beffen felber nicftt in Slbreb
fei)n, bafe folc^e§ gar önbillic^ fet). Hber tok fan man j^nt
tt)un, toem folte man bie Scöulbt geben, i^inen ben ©döiltbörgern
gmar nic^t, bann [te f)aben fic^ rtjegen anberer ^oi^en (Jalecutifc^en
©efc^Äffte önnb 9^ad)bencfen§, be| @(^reiben§ t)nb auffäeid^en^
nic^t grofe geaditet, ba^ fie aUe jre Sfiaten auffgegeidönet l^etten,
©onbern fie Iiaben [ic^ algeit pflegen compendiornm ünnb guten
t)ortt)eilen gebrauiiit. Sllfo ha§> fie e§ mit bioffen 23ud)flaben
fonbern mit anbern bebeutlic^en fachen i^aben auff jre dla<ij=
fommen hxa<i)t, tod^t fie bann gemeinlid^ auff bcr oerflorbnen
©rabftein, bon tDeid^em ßet^men gemalt mit ben f^ingern ge=
geic^net I)aben. ®araufe bann nit menig jljrc ^oljt SSi^ ift ab=
gunemen, in bem [Slij^^] fie mit jrem fubtiten ^ingerlein bie
Segmente @rabftein gan^ fubtiel befe 25erftorbnen t^un bnb
mefen abgeriffen f)aben, toann ber 2et)me nod^ toeicf) getoefen,
i>a fonften, mann fie hcn Seijmen betten laffen i)axt toerben, fie
ben 2)orfff)üter Kolben, lüeldier unten eine ©tacfieln ^at, ein
balben Zentner 3. quintlein onb 72. grana fc^mer, ober eine
ipemgabeln bargu muffen braud)en, tinb bie (Srabgeicften auff
gebeerten (Stein fted&en, aud^ I)aben fie barneben ein fo gut
©temori, ünb nic^t ein fo plumbum ingenium, toie ettoan etc.
10*
148
gehabt, ba^ lüaS einer t)on feiner S^'inbSfinbern ^at I)6rcn er*
i5e^Ien, Ijat er baffelbig etUrf) fiunbert ^ai)x l^ernacö feinen 2Sor=
fa^^ren bon SSort gu SBort fo geiüife f&nnen erjelilen, al§ lüann
er e§ üor ®rfd)affung bcr 2öelt :^ette ge:^6rt. §aben alfo j^re
©ad&en atfo I)eimlid) geljoltcn, ha^ fein 3Jienfd) imt bcr gangen
2BeIt foI(f)e Don inen l)ette f6nnen erfaljren. S3ife enttid^ ber
^6nig ex terra ignota fo and) gleid)fall§ eineS breiten 2}er=
ftanbl0 ift, bon i^nen getreumet f)at, tcelctier fo balb 3. feiner
S'örnembftcn Didtiien, beren ber eine, ein @d)leiffcr, ber anber
ein ^ejelfd^nciber, ber britte ein @cE)Iottenfeger ge[2tiij]niefen.
Senfeiben bret)en l)at er befei^l get:^an aufesugietien nad) SBeQ=
rächen, neben 23topia{)er, ünb immer fort giefien, bifs bafe fie in
eine Sanblfd^afft fel^men, ba fie bebündfen tturbe, ha'^ fte bretj
anbere j^ncn an ^o^em bnb breitern S^erftanb gleid) antreffen
iDÜrben. SiJun bie brei) obgebadöte ©efanbten t)abcn fid& nit
lang befonnen, fonbern ein jeber feine SBercEftatt bber ben §alfe
genommen, bnb nad) langen Steifen entlid^ gu (Salacuten an*
fommen. 2ll§ fie nun bafclbft bmb manberten, ift eben ber
©cf)ultf)ei^ mit Staljmen Seufrieb £6bel mit feinen SSnterfaffen
SU 9xa^t gangen, dlad) bem aber nid)t alle gu beftimt ber Qcit
erfdiienen, ift ber ©djult^cife in feinem ©inn gang ^ornig
morben, onnb baö ©Auifiorn, ba er eben ben ©amen f)atte mit
auBgcblaffen, inn feinen fÄuberIid)en Wlnnb genommen onb ber=
maffen geblaffen ba^ er gang fd)marg Jüarb. 'S)a lieffen fie
mit allen frÄften ^inju, bafe fie fic^ fc^ier gu tob gelauffen i^atten.
®a§ gefiel bem ©djult^eiffen gar mol, önnb fagt gar ©rauitetifc^:
Sllfo mu^ man md) Ä^errn i^erbet) bringen jr grobe 5?nolIen.
9iun mar e§ an bem, bafe eben bie ©d^mein folten aufefaliren,
meld)e ber [Slüfb] ©c^ultlieife burd) feinen Vice @i\tol)irten bie»
meil lieffe aufefi'i^ren, 23ife er mit feinen dtai)t @ad)en fertig
mürbe. 2ü§ aber bie ©c^mein bei) ben 3ial)t5aufe ffirüber giengen,
begunben fie fidö baran gu reiben, barbon bann ba§> gange
9ia^tt)au§ erfd)üttert, bnb treil gubeforgen mar, e§ m6d)te ötel=
Ieid)t burdö folcö ©cftüttern ümbfaHen, l^at ber ©d^ullfieife ge=
fdötoinbt bie Slnorbnung getban, nnnb an bie bier %den be§
Sial^tfiaufe feine anmefenbe 9{al)t§l)errn geftalt, bie l)aben mit
i^rcn §üten in mangelung ber Kolben ben ©^meinen muffen
mel)ren, ba^ fie nid^t baran gerieben Iiaben. 2)emnadö al§ bie
©cfjmein fürüber famen, finb fie gu 9ia^t gangen, ©ie f)aben
149
aber feine (Stiegen am Dta^t^^aufe gefiabt, berircgen tcar fd^on
albereit befe 8cf)ult^eii'fen c^ned)t broben ünnb liefe ein ©eil
i^erunber, tinten bran ein ftarcfer SJnebel, barauff ficft einer nac^
bem anbern fe^en muft, fo tüanbe er fie an einer Sioüen f)inauff.
®ie bret) frcmbben Slbtjefanbten ftunben tinb üergaffen ire§
2RauI§ ünb üertounberten fid) über bie maffen, ba^ alle? jo
orbentlicf) angeftellt toar. Semnac^ :^aben fie leic^tlic^ f^nnen
afnemen, ba^ fie alba i[2liiii]re§ gleichen tt)ol tüürben finben
f6nnen. '^od) bamit fie 3uuor ettoaS üon jrer 2ßeifef)eit erlerneten,
e^e fie ben (Scbult:^eiffen anrebeten finb fie erft auff ben ^irc6=
f)o^ gangen, Dnnb alba bk ©rabftein befe^en, bnb nac^ ben
fie fa^en, ba^ foldje fo fnbtil ausgegraben toa^ren, finneten fie
jfim nacö ü)a§ folcö§ boc^ in fic^ ^ette. (Snblic^ befunben fie in
jrem breiten SSerftanb ba^ auff einc§ jeben ©rabftein fürglic^
öerjeicfinet icar, tüorinne ein jeber excelliert fiabe. 31I§ too ein
3JJiftgabel gegraben toar, tourbe baburc^ öerftanben, ba^ ber*
felbig auff mift fic^ xdoI öerftanben ^ab. 2Bo ein @. gegraben
mar, toarb berftanben ba^ berfelb bk SÄttftall tool ^ab fegen
f6nnen, bnnb bergleicbcn. S;emnacö l)aben fie fidö gum 9tabt=
:^aiife öerfögt, bnb Slubieng gegen bem 6cgult:^eiffen begert,
melc^g jnen nacf) langem bebenden DnbertfiÄniglid) erlaubt toorben,
alfo finb fie nacbeinanber auff ben S?nebel gefegt, ünb fic^ ^inauff
laffen sieben. 9hin mar e§ an bem, ba§> j^rer einer folte ba§
Söort tbun, olfo nacb langen reuerengen ^at ber ©cbleiffer alfo
gegen ben Scbultbeiffen angefangen jureben: 2Bir breg ©efanben,
3d) SJunftreicber SJkffer, <Scf)erer Seifiel [Stiiij'^] ©cbleiffer, mit
meinem runben ©cbleiffftein, ünb mein (Sefetl binben auffgeröcfter
ünnb forn niber gebficfter ©tro ober ^ejelfcbneibcr, fampt bem
aucb §ocbfteigenben ünb ünüer^agten ©^lottenfeger, fommen
aufe ferrnen fianben ju eucb, §crr ©etofrieb, ber fein ©dmborn
ftard blafen fan, ünnb ber fei[ne] ©Ämgeiffel fcbtoang üon 2luff=
gang ju DHebergang unter ünb glüifcben ben ©Ätofiften. 2ll§ er
aber meiter reben lüolt, übermug jn ber (gcbleiffftein ba^ er
^inber ficb surödE binab fiel, ünb t^et fo einen fiarten fall ba%
er befe reben§ üergafe. 2ll§ er ficb aber miberumb ein menig
ermuntert, baten fie jn er folte in feiner angefangenen Siebe
fortfahren, er aber fönte fid) nit regen, ba mercften fie ba^ er
ein 9tipp entätoei) gefallen bette, berfjalben funben fie gefrf)totnb
einen ?fiai)t, mie jm m6cbte gcbolffen toerben, ünb S?nebelten jn
150
lüibcrumb ^tnauff, bnb ha fie j^n i^inauff brad^ten, lieffen )ie
j^n toiberumb :^enmter ^alitn, alfo fiel er ba§ SHipp totberumb
gu rec^t, ha erma^neten fie jftn obermaI§ er folte in feiner Siebe
fortfaiiren, ba anttoortet er, 5lcf) e» tft mir inn folc^em fd)rccEen
entfallen, ba lieffen fie alle tieim ju, al§ wann fie toH tocren,
bnb |atte ein jeber [3{b] feine St^auffel, §acfen, ßarft önnb
alle« iüa§ fie I)atten, ünnb fiengen an jugraben an ben ort ha
er gefallen malir, auff bafe fie feine Siebe bie jm entfallen toar,
ttiiberumb ffinben f^nnen, nad) bem fie aber etlicbe üiel ^lafftern
bieff gegraben, ^abcn fie boc^ nichts gefunben, ba§ tl)et jn gleid)*
ttül fef^r toebe, ha^ fie nichts fnnben Ratten, bocb fiel jnen in
jren Sierftanbt fo batb ein, ha'ii man hav Socb ju etmaS anber§
f6nbe braueben, önnb giengen bemnacb SU Siabt, önb befcf)loffen
einen bronnen baraufe gumacben, nacb bem fie aber nit miffen
fonbten, toie bieff ber Srunn mürbe toerben, baben fie eine
Stangen über bj 2ocb gelegt, baran bat ficb ein Satoer mit
bet)ben §enben angebengt, an bcffelben fyufe bat ficb ein anberer
Samer gebengt, önb alfo fortan jmmer einer an beß anbern
%u^, enblicb ^at e§ ben i^berften to6llen gu fcbloer merben, bat
bermegen feinen anbangenben gugeruffen, jr lieben 9iacbbaurn
baltet eucb feft icb mufe ein mol in bie §anbt fpeu^en, al§ er
nun inn bie §anb mcUen fpeugen, bat er bie ftang nit miber=
umb erreicben f^nnen, finb alfo ober einen bauffen gefallen.
3Ba§ fott man tbun, e§ fan tool einen anbern aucb feblen.
Gnbtlicb bielten fie aucb 9iabt, mo fie mit ber aufege=[2lt)'^]
grabnen Srben bin folten, önb nacb langem bmbfragen bat
einer ben Siabt geben, man folte ein Socb macben önb bie @rbe
brein füren, %it anbern baben einanber angefcben, onb ben
(Sad^en dtoa^ miber nacbgebacbt, enblicb i)at einer angefangen,
©^ mo folten mir aber bin mit ber (Srben toelcbe mir auB ben
ßocb graben merben, Slntmort berfclbig, (5t) fei)b jbr nicbt groffe
Slarrn, 2)iann mi'ifte ha?> ßocb befte gr^ffer macben, bamit fie
aucb binein gebe. 2;a ha§ bie bret) SIbgefanben gebart, baben
fie nit lenger alba motten üerbarren, fonbern gang fcbamrot
miberumb baroon gebogen, bann fie faben mol, bafe fie mit jrem
SSerftanb oiel ju gering meren gegen folcben Seuten. @inb alfo
miberumb ju jbrem ^6nig fommen, önnb jbme Relation getban,
toa§ fie in Galecutia üernommen, hci) be§ aufeb^ren fagen, bnb
benn aufe nacbfinnen mit jrem breiten Sßerftanb mit bem öorl^eiB,
151
fie toolten nod) einmal fidö hinein tragen, önnb mefir baöon
crfünbigen. SBann fie bann iriberumb fommen, merben fie nte^r
SSerftanbt bringen, toeld)e§ aucf^ foHen an tag fommen.
2. Das Torwort des Grillenvertreibers.
[)(ii] sin ben guttüiüigen Sefer.
Tlan pflegt im gemeinen Sprüc^iüort ^u fagen: SJarren
finbt audi Seut, fie finbt aber nic^t ßeut mie anbere 2eut.
SSelc^eS Spruc^iüort etman an bem jenigen, fo foId^eS gu erft
auffbrac^t, felbft tDai)x tmb erfAüet ttorben, ünb üieHeicftt eine
groffe £f)ort)eit begangen i)üt. dlmi ift e§ gaar nid)t of)n, ba^
gmifciien einem teigigen bnb ndrric^ten SJZenfc^en ein groffer
mercflic^er 25nterfc^eibt ifi. Söer mit aber mir ober bir fagen,
ob biefer ober jener ein 9'iarr fetje. ^ann hk 9iarr:^eit fte-^t
einem nic^t an bcr ©tirn gefcf)rieben, fonbern ftecft im §irn onb
§er6en. dlaä) bem aber fein 2}ienfcö bem anbern fann in§ §irn
über §er§ fefien, fo fon aucö fetner nicfjt fagen, 2)u, 2;er, 3cner
ift ein 9iarr. Gloß 92arr ift euffertic^ ein folc^e anfefjnlid&e
^erfon gettefen, al§ icf) ober bn jmmer fein m6gen, melcfteS aufe
biefer ^iftorien, fo Don jfim erge^let mirbt, leicfitlic^ abgunemmen.
®an at§ er auff eine Qcit am ©cftabe ober 2ifer be§ 2Saffer§
tjieng, bnb feinen 23el^ anhatte, fam jenfe^t be§ Söaffer» ein
58ott bafier geritten, toclcf)er be§ 2Seg§ tierfet)let t)atte. "Sers
f eibige rieffe nun ©laufe 3Jarren ju, bnb fagte: §err, fan id)
mit meinem ^ferbt burcf)§ [)(ii'^] 2Baffer fommen? (5lau§
9iarr antmortet: 5lubi ja, gar mol. 2Ufo fegte ber Sott mit
bem $ferbt f)inei)n. (S§ :^atte aber ha^ ^ferbt faum smeen
Schritt fortgetretten, fie:^e ba fiel e» fo tieff |ienei)n, ba^ man
fester meber Wann nod) ^4^ferbt mc^r fa^e, önb alfo mit groffer
<Sefa:^r feine§ Scbcn§ enbtlid) toibcr lieraufe fame. 2ll§ er nun
bie 23rieff, fo an ben dürften maren, gelieffert f)atte, fragte jf)n
ber i^örft: tootier bief eibigen alfo nafe mÄren, er^e^lte j^m ber
5öott aßen §anbel, mit 2]ermelbung, e§ mAre ein fürnemmer
SJiann in einem 23ei6 am 2}fer gangen, berfelbige ^ette if)n
berebet, man f6nbte gar mol burcfi ba§ SBaffer mit einem ^jSferbt
fegen. 'Sa mertfte alfobalbt ber fyurft, ba^ e§ (^lau^ dlavx
tcerbe gemeft fel^n, liefe jl)n beromegen befc^icfen, bnb fragte j§n,
152
irarumb er biefen ^oiUn alfo ünrcrf)! Berichtet l^ettc. Sfnltoortet
er: iDa§? folte tc^ j^n bnrerfit berichtet haben, trarömb ift er
mit feinem $ferbt alfo önbef)6lfflic^ ünb üngefd)ictt, ^ab \d) bocf)
mehrmals ©nben ünb @dnfe fe^en I)inburcf) fommcn, tocldie bocö
Biel fleiner finbt, al§ er bnb fein 5}3;ferbt, icaromb folte er ban
nic^t ^inburcft fommen fet)n, inann er fic^ nur recftt barju gefc^icft
f)ette. Söolan, aEt)ie ift nun bie ^-rage, tüdd)cx önter biefen
beleben ber toigigfte gctoefen fet). ^d) fialte barför, (£[au§ ^Jiarr
fet) ttiigiger gettefen als ber Sßott, ftntemal er ber SBernunfft
Ä^nlic^er ratiocinirt Dnb gefdjioffen, al§ ber Sott. '2;an er
argumentiert nad) ber Äunft ber Sialecticf, a minori ad magus,
üon bem kleinem jum gr^ffern, [)(iii] nemlic^ alfo: 2Bo ein
fleine§ 2;^ier nicf)t erfäufft, ba toirbt and) fein groffe§ erfauffen.
dlun ift aber nod) nie fein fleineS S^ier, al§ (Snben onb
©Änfe in bem SSaffer erfoffen. So mirbt ja auc^ fein groffeS,
nemlicö ein $ferbt barinnen erfauffen. 2}nb auff biefe Söeife
fiat er SOtenfc^licö Dnb SSentiinffiig gefc^loffen, auff melc^erlei)
SBeife fonft fein anber onüeniünfflig S^ier fc^Ueffen fan.
2;er 23ott aber argumentiert gar öntoeifelid), onb giemlic^
nÄrrifc^, alfo ba% and) anbcre önüernünfftige S^^ier auff foldie
2öeife argumentiern onb fc^üeffen f^nnen. S)ann alfo fcf)leuft
er: Sit)e biefer Mann f)at einen fcf)6nen Jßelg an, barbmb ift er
ein tiornemmer oerftAnbiger i^err. 'Siefe äBeife ju argumentieren
Dnb 3U fd)lieffen, l^at aud) ein §unbt an fid): SÖann ein 23att)er»s
mann bei) einem $J5ferc^ ^erge^et, ob jlin fc^on bie §unbt ntt
fennen, f ollen fie j^n boc^ nic^t an, fonbern laffen j^n Dn=
angefochten feinen 2Beg fort paffiercn, ttann aber einer mit
einem fc^toar^en 2)iantel baljer fompt, t^un fie nid)t anberS, al§
mann fie iljn gerreiffen molten. SSobcr f6mpt nun foIc^e§?
Sa^er f6mpt e§. ©§ finbt bk §unbt Don i)Jatur ben gilben
gar feinbt, meil fie fc^mar^e 3}^ntel antragen. @o offt fie nun
einen Sliann feigen in einem fc^margen 2)fantel, argumentieren
fie gleich toie ber S3ott. 'tiefer f)at einen fc^marßen 2)Jontel,
ergo fo ift er ein ^iib. 23eil ban nun (Slaufe 9larr ber 25er=
nunfft gemÄB, fener aber nic^t, argumentiert Dnb gefc^loffen ^at,
fo [)(iij'^J ac^te ic^ bafür, Glaufe 3tarr fei) in biefem %ali Diel
migiger geinefen al§ ber 23ott, :^ette j^m auc^ mit gutem gug
Dnb Siedit feine Äolben Dnb ÄapDen lieffern fhmen.
3u bem, fo tteife man ingemein, ba^ e§ einem ^ocö auff=
153
gemußt bnb berfe^rt toirbt, tvann er fic^ auff einem $)gferbt
irret: S)ann ba l)at er gleidifam jtoei) öirn, fecö§ %ii% t)ter
Slugen, öier Dliren, 2C. "^a^er bann and) hie gemeine Sluferebe
mi> ©nlfc^ülbigung entfprungen ift, meic^S man and) für gut
bnb gnugfam paffiern lAft, nemlic^, mann fid) einer ettoan in
einer Bad) gejrret ^at, bnnb man§ jtim öormirfft, pflegt jeber=
mann biefe gemeine Slu^rebc ffirjutoenben. «Siefie ba, ifts jo
ein grofe SSunber, ba'ß id) mid) gejrret i)ah, ftrauc^elt bod) tool
ein $)Sferbt mit bier pfiffen, ober ein dientet mit fec^S S'"ffenr
ober ä majori ad minus. Si id quod magis &c. alfo fc^lieffenbt:
2Bann einer, fo jecftS ober bier ^üfe I)abenbt jrret, biel bing§
mirbt gu gut gehalten. 2Barbmb folt man ban nic^t biel e^er
einem, fo nur gtoeen g-ü^ ^at, bnb etman fic^ ein menig ber=
fteiget, etmaS gu gut gei^alten merben.
Söeil man ban, mie obgemelbt, feinem an ber @tirn ober
an ben Kleibern fan anfeilen, ob einer ein ^an ober leidig fei).
Stucö nicf)t aütoegen an ber Siebe fintemal auc^ (Slani 91arr
mi^ige Sieben nit einmal^, fonbern bielmal geföl^rt, ^at bnb ber
gemeine sßer^ lautet.
Saepe etiam est olitor verba im ober opportuna locutns.
®a§ ift:
[)(iiij] Tlan füll nid^t :^a(ten bor ein ^iarr
S)cn bnbefc^eibnen ©Artenarr,
2^ann auc^ bon j^m offt mirbt getiort,
3iitf)t ein fo gar bntoeifeltc^ SSort.
(So ift nun bie f^^age, mie bann bie S^or^ett ober 2öig an
einem Men)d)en am allerbeften möge toargenommen merben.
Sluff biefe f)oc^toicf)tige, nac^bencflic^e, bnb niemall rec^t er6rterte,
f^rag, nacö meinem et)nfa[tigen SSerftanbt (boc^ salvo aliorum
judicio, anberer beffercr 3}iebnung borbe^altüc^) oI)ne 25mb=
fcfimebff, gri'mbtlicf) bnb berftdnbtiicö ju antinorten. «So fage
ic^ bemnad), bnb gib bie^ 8lntroort, hierauff, nemlic^: 2öeil
feiner ben anbern erfennen fan, fonbern ein jeber mit ftc^ felbft
§u tl)un, bnb bor feiner epgen Xt)hx gnug aufeäufe^ren ^at: So
iDirbt fid^ ein jeber f)alten muffen nacö ber gemeinen Siegel:
Nosce teipsum, nemme bid) felbft bei) ber Siafen. ©rfenne bicö
bor felbften, et)e bu über anbere bein 3iafen römpffen milt:
154
Stemme ein 2)^effer, önb ge^e in beht ei^gen §er^. SSnnb ioa§
berglcic^en metir in gemein acceptirte Dieben ünb SSerma^nungen
fein mt^gen. SSann aber nun fid) einer felbft erlerntet, bnb in
fein et)gen öerß ge^et, ünb crforfd)et, ob er ein 9Jarr ober teigig
fet). So ift nun tocitcrS bie ?5-rag, ob ban jolc^em feinem judicio
önb 23efcf)Iufe fei) ©lauben ju geben. Hie scabo vnguem, ^ie
beiß id) mir in ben Daumen, ünb meiB nid^t, ma§ id) antiüorten
foll. 2)ocö mufe icö fagen, irie e§ an jm felbft ift. (S§ gieng
auff eine 3eit ein bornemer S;octor bei) einem 2;iriacf§frAmer
üorbe^, loeldöer ban [)( iiip^] Diel 9iiil)men§ ünb S15rallcn§ machte
öon feinem SSenebifdjen Siriarf. SlIS nun ber 2)octor na^e btt)
feinem ^ram fürüber gieng, fagte ber Sirtacf^frimer bnter
anbcrn: 3^ jljr liebe Scut, biefer a^enebifc^e Xiriacf bat eine fo
groffe tounberlic^e, ^el)mlid)e, Verborgene ßrafft onb 2Burcfung.
ba^ id)§ nit aüc§ ersefalen fan, fonbern e§ ttirb M§ Söercf ben
3)ieifter loben, benn e§ l^eift Mundus vult decipi. 2Snb mit
biefen 2Sorten toanbte er fic6 äu bem Soctor, önb fagte p j^m:
@elt Domine Doctor e§ ift toa^r. ^^arauff fagte ber Soctor:
Sa ba§ ift tDaijX. Xa manbe fic^ ber S;iriacfBfrdmcr Jöiberömb
%u ben 23mbftel)enben, önb fagt ^u jl)ncn: Sa §6rt j^r liebe
ßeut, ber §err S^octor gibt mir meiner S?un[l felbft öffentliche
^unbtfd)afft, baraufe f6nnet ir ja abnemmen, bafe id) feinen
$8etrug brauche. §at alfo tiierburc^ einen groffen 3ula"ff öe=
lommen.
S)iefe§ ^raut nun Mundus vult decipi, melc^eS ju Seutfc^
I)eift: S:ie SBelt miH betrogen fei)n, madift gemifelid) in uielen
©Arten, ünnb ift fein ^tteiffel, ba}i baburd) öiel betrogen merben.
Semnad), bamit ic^ miberumb ju meinem Sorbaben fc^rente:
©leic^ mie bie öorgenanbten ßeut burcb ben 2]nüerftanbt ber
önbefanbten 2B6rter finb betrogen toorben. 2llfo merben öiel
ßeut betrogen burcö ben 23nüerftanbt, ba^ fie nic^t miffen,
toarinnen bie redite Söei^bcit bcftebe, önnb bemnac^ in bem fie
fic^ felbft beböncfen, önb in il)rem §er6en bereben, fie feqen fo
toigig, bafe fie ba^ @ra§ mac^fen, bk fliegen an ber SÖanb
lauften :^6ren, [)(D] önb mabrnemmcn ober geilen f6nnen, mie
öiel @ör6ng ein '\^loi) t^ue: 80 öerfteigen fie ficb gar börf) i«
ber 2Si^, önb betriegen fid) felber, f6nbten audö billidier önter
bie S^larrengunfft, al§ anberS mo^in immatriculiert rterben.
@old)e§ bat gnugfam üerftanben ber SDkicolpljifcöe ®foöu§,
155
ban al§ er al§ ein 2ei6el)gener, fanijjt stoe^en anbertt auff bcm
2Jlarc£ fei)I gcBotten ünb oertaufft üjerben foltc, auc^ jlirer jeber
üoti ben tdiiffern gefraget U)urbe, tote ju gefc^c^en pflegt. 2tl§
nun bie anbern sireen auff bte %vaQ, iraS jic fonbten, ant«
tDorten, fie fi^nbten alle§. 2lucö enbtürf) btefe %taQ an ben
6fopum get^an toarb, anttoortele er, er f6nbte gar md)tö, bann
ineil bte anbern gtoeen alle§ fonbten, fo fetten fte im nichts
öbrig gclaffen. SBelc^er ift nun önter biefen, nemücö önter bem
©fopo unb ben anbern stteen ber iDigigfl getoefen? 3<^ a<^te
bafiir, ber ®fopu§. 2Bart)mb aber? befante er boi) felbft, er
I&nbte gar nid)t§: loarumb foUe er bann ber ©efc^iiflfte fet)n?
3a eben barumb toeil er fic^ für üngefc^iift ünb ünüerfl^nbig
erfanbt ^at, ift er teigiger Dnb gefcftidter geßjefen. 8ocrate§ ift
jDol fo ein tüigiger Biaxin getoefen, al§> einer jmmer, alfo ha%
i^ra auc^ ba^ Draculum folc^eS 3ewö^iufe geben, ba^ ber einige
©oaate§ toigig, ünb üox anbern gcletirt fei). Hoc vnum scio,
quod nihil scio, ba§> ift, ®ife allein toeife id), bafe id^ nichts fan
ober toeife. 2)ie aüer önlDigtgfte 2)knfd)en fprecfien önb rüt)men,
laffen fid) auct) bebüncfctt, fie fel)en bie aller toigigften, foite e§
[)(ö'3] barDmb toaljr fet)n, folte man jbnen brDrab glauben?
Srei) ober Dier ©rbeife in einer 23lafen maii)en ein gr6ffer
©eriffel, al§ ein gang 2}lalter üoU, ein leer %aji flinget all=
iregen mef)r al3 ein öoEe§. 8oIten barumb bret) ober öier
(SrbeiB beffer fetjn, al§ ein gang 2)Ialter, ober ein leer %a^
a[§ ein t)olIe§? 3^0 hielte e§ toarlic^ mit einem SOJalter ©rbeife,
bnb mit einem siemlidien groffen %a^ boU 9ieinifc^en 2Bein,
©in anber mbdjt toef)len toa§ er toolte.
2lu§ toelc^em allem bann gitugfam erfc^einet, ba^ üiel=
tnel^r ber jenige, toeldier fiel) toigig achtet, ein 9iarr fei), ünb
billicö för ein 9^arrn foEe geachtet toerben. Sßelc^er aber ficö
für einen 0larrn adEitel (bocö ba^ er fidö nicf)t gar 3u gecftc^t
fteHe) berfelbige öor toigig bnb öerftanbig foU gead^tet toerben.
SBeil bann auc^ in biefer jegigen bor^abenben §iftort) ünter=
fcbieblic^e ^^^erfonen eingefü^ret toerben, toelc^e ficf) ettoan in ber
2Big üerftiegen baben, onb aber einem anbern folc^eS auc^ tool
begegnen fi^nbte, fo foU bemnac^ feiner ficb fo febr bamit alfo
fügein, ba^ er ficö barüber nit §u lobt la^t. @r foH ficb aucb
erinnern, ba^ er§ eben fo tool aucfi nic^t aHtoegen troffen,
fonbern jlim offtmalg gefefilet ^at; 3Snb ba er fid^ nur ein
156
ttenig :^terinn bmbftl^et, toirb er leidet ein (Sjempel ober Ort
finben, aüba er ein Notabene geid^nen, tinb ficö felbflen hattet)
fe^en tan.
[)(öj] SSnb gffieiffelt mir ganß intb gar nic^t, hat halh gu
2lngc)id}t bic)e§ 58ucö§, biefcr ober jener feine ©ebancfen brauff
fcf)Iagen ttirbt, baffelbigc naä) gutrucfen (bann e§ ift ber (5i)ren
tool toeiirt) berfelbige mag nur ein Notabene machen bet) bie
^iftori) bon bem ©alsft-^en (bnb nicf)t ^ttieiffeln) e§ merben ifin
getoifelicb aucf) bie DZeffeln i)axt brennen, ünnb er mirb burc^
fold^en öergeblii^ auffgemenben Snfoften in einen überaufe groffen
tonmiberbringlicben Schaben gebracbt merben.
2Ufo, mer einen anbern üejiren ünb aufelac^en teil, bnb
jbm etman felbften bariiber ein ©c^impff begegnet, berfelbig
macbe ein NB. bei) bem 23albierer mit ben faul @i)ern onb
ftincEenben Suttern, beffen in bicfen §iftorien geba(^t mirbt.
3n ©umrna, e§ mirbt ein jebcr felbft mol ficfe gu entfdieiben
ttiiffen, tt)o er ein NB. machen, ünb fic^ l^infegen foUe. So
I)eift e§ albonn: ©eme^ret ünb gebeffert, burcö ben Etcaetera,
öon Etcaetera, au§ bem Sanbt Etcaetera. @e^ab bic^ mol.
3. Einschiebungen im ersten Teil des Grillen-
vertreib ers.
a. Vom Ursprung der Witzenbürger.
S)a§ I. ©apitel.
2ÖD^er bie 3Bifeenbftrger alfo genennt, ünb mie jie
bem ßanbt, fo fie bemo^net, ben Siamen
Misuopotamia erfllic^ gegeben.
(SIeicb mie unter aUen SSMdern groffer önb merrflic^er
SSntcrfc^eibt ber Sprachen ift, bnangefeben, ba fc^on einerlei)
8brac^ ünnb 9{ebc gefütiret mirbt, al§ aum ©rcmpel, in 2;eutfcös
lanb, ob fc^on icberman teutfd) rebet, fo ift bocf) ein groffer
Snterfcbeibt in bem 2lu§fpred)en, ober Sdjreibcn. 2U§ ha^ einer
(SÄdlfifcb, ber anber §effifcö, ber britte SDieifenifrf), ber üierbte
S^üringifcö, ber f^nffte Söebberamifcö, ber fecöft SSeftermdlbifcb,
3n fumma, ber eine ^odjteutfcf), ber eine ©djlec^tteutfc^, ber
eine 23ürgerifd), ber anber äJAttirifcf), rebet, baburc^ bann auc^
157
ingemetn je einer öon bem anbern önterfrficiben, etne§ jeben
Statur ürtb ©itten, gletdö Wie ber aSogel an bem (Sefang er=
fannt [2] ünb bijubictert trirbt, toie bann foIc^eS ünn6^ttg ift,
mit ©jempeln toetjtldufftig gu erflken.
©benmAffige @elegenl)eit ^at e§ audö öor 2ltter§, önb nodö
bet} ben @rted)cn 8e:^abt. '2)ann ob fie fd^on alle ©riechen ge=
nennt morben, ünb (Sriedöifcö gerebt, Sebod) fo l^aben anberft
unter j^nen gerebt bie Attici, anberft bie Aeolici, anberft bie
Jones, bnb anberft bie Dores. S)ann ob fie fd^on aüe 3umal,
toie obget)6rt, (Sriec^ifcö gerebt :^aben, jebod) nacö bem je einer
als ber anber, bie Sßort önb ©t)Uabcn gebogen, gleidö tok unter
ben Seutfdöen. SJemnac^, fo ift anfe foIct)er 23ngleidöt)eit bnb
2Seracötnng gegen etinanber erftmal§ stoar ein :^ei)mli^er (Srott,
na^ma[§ aber ein öffentlid^e SSerbitterung unter j^nen erttacfifen.
SSnnb toeil bor anbern bie Dores j^re Siebe gar bret^t golden,
bnb alfo siemlicf) grob önb 58Ätorifct) rebeten, tourben fie bon
ben anbern, al§ grobe bnöerftdnbige Sauujern, gum eufferften
üeradötet önb oerfbottet, toelc^e boc^ ebenmAffig tmb offtma^lS
nodö toot)I befferg 2Serftanbt§ loaren, at§ anberc, toie. toir bann
in ben ffinfftigen §iftorien unterfdiieblid) :^6ren werben.
9iun ttiet foId^eS gleirfiaol, inie bann leictitlic^ gu erachten,
ben Doribus ml)e, ba^ fie alfo bnbiüic^er weife, wegen jtirer
l^arten ©pracf), Wie jr 2)Jifeg6nner bauchte, fotten üerac^tet werben.
äJnb boct), Weil jtirer gu wenig, ber anbern ©riedien aber, fo
fid) mit jörem Sieben ^od) önb fteiff :^ielten, ficft nit wiber fie
aufflet)nen, ober ein 3)Jeutmad)ung erregen bkfflen: Sefc^Ioffen
enblid) j^rer etlidie, onb Dnterrebeten ficö mit einanber: fie
Wolten i^ren ©i^ berÄnbern, bon jl^rem Drt anpreisen, ünb
in ein anber Sanb ünb Drt fid) begeben, al§ benn Werben fie,
bie anbere ftol^e ©riecfien, nadö j^rem 2lb3ug aUererft mit jrem
(Schaben jnnen werben, toa^ fie an jtinen gehabt ^aben.
[3] 2Ufo würben fie leii^tlid) jrer Sachen ein§, brad^en bem*
nadö äu jrcr erften fommlidiften @elegenf)eit anff (bocö nit aEe,
fonbern nur etliche) famen an einen Drt, ^inber bem mdditigen
^6nigreicö ßalecut gelegen, ünb Weil baffelbige ünbewofinet war,
ünb aber fie warnamen, bafe e§ ein guten grunb ünb Söoben
l^atte, befd^Ioffen fie, bafelbften fic^ niber 5ufd)la^en, Wie fie bann
üud) t^vUen. 9iun :^atte aber biefelbige Siefier feinen befonbern
Flamen, berwegen fie nadö ii"enx :^o^en SJerftanbt ünb SSetradjtung
158
atterlet) SBmftAnbt imb @elegcnf)ctt, benfelben Ort önb 2anb=
f(^afft nennten Misnopotamiam, üon bem @riecf)tfd^en Söort,
jDelc^eg Misnopotami, bafe ifl, ein ©cötoi^er (raie bann bie
@riecf)en gemeinltcf) alle finb) ^etffet, toeti fte ntmixd) in absietinng
aufe jrem Sanbt, önb in ©rbattung biefe§ nid)t ftitl gefcf)tDiegen,
fonbern in jrcn 9ta^tfd)Iagen trnb SebencEen öiel ünb offtmal§
:|aben reben muffen. S^a^ero fie jnen aud) felbft bcn 9kmen
gegeben, bafe man fic ijat mi^ffen nennen, bie 2Bi^en6firger, üon
bem gleicftfalS ©riec^ifc^cn 2ß6rtlin, Acüelv melcf)e§ fo biel ^eift,
al§ ba§ Seutfc^e 2B6rt[ein, Söi^en, ober toie bie ^JiiberUnber
reben, fallen. (Si^e, bife ifl alfo für^licö ber SBi^enbörger erfter
Sila^men ünb SInfunfft.
b. Die Wellengeschichte.
9Jacö bem aber bie (Scfanbtcn folc^en Sefef)! befe tßnig0
in ©c^rifften üerfaffet Iiatten, toeld)en jfinen ber ^6nig ümb befto
gr6ffer Sluttioritet nnb 2lnfe^n§ tciüen mitgettieiü ^atte. 2ll§
XDoUen fie jfire ©ommiffion nicf)t mfinblic^ üörbringen, fonbern
Itfferten jnen benfclbigen (Sreben^brieff mit ber Stnseignng, fte
mürben nun felbft braufe bernemmen f6nnen, to3 befe ^&nigg
gnÄbigfler Wxü bnb Sefe^l mAre. 2lt§ fie nun bie SSberfc^rifft
bnb ben 3ug, fo man pflegt baronter gumac^en, lang angefet)en,
bmb ünb bmb gemenbet, aud) nit fo gefc^eib maren, [56] ha^
fte j^n l^etten auff onb bon einanber getfian, auc^ feiner bntcr
i^nen lefen funbt, aber bocö ü)ol fo :^oI)e§ 23erftanbt§ maren,
ba^ fie e§ gu erral)tcn gctrautoeten, mic fie benn auc^ nacö jlircr
SSeife traten: bann fie lieffen alfo balbt bie ©emein gufammen
blafcn, geigten i^n ben Srieff ünb fagten: dlad) bem jlir aufe
biefem 2)kr(fäeicf)en (fie geigten aber auff ben 3u9 toelc^er bnter
bie aSberfdirifft, nacf) @emont)eit gemadit mar) fe^et, fpöret,
mercfet onb üernemmet, ba'^ mir foHen SEÄÖen :^aumen, mcld)e
mir foHen in ben 2öeg ftrAumen, bamit befe ^6nig§ ^Pferbe jlire
gi'iffe nic^t berunreinigen. 5n§ t^un mir auc^ gndbig, guAbigerS,
gndbigflc§, allergndbigfte§ Sefe^l, ba% jr gefcfiminbt, Iiurtig,
ünümbgefe^en f)inau§ lauffet, bnnb folcf)cm bnferm Sefe£)l nacfi*
fommt. 8old)e§ m6Ken mir in aßen ©naben gegen eitel) ünb
bie eumerc ju jeberseit erfennen, ünb üergelten. 2ll§ nun bie
gan(5e ©emein fiinaufe gefd^idfet: giengen fie miberümb gu ben
159
^6ntglid&en Slbgefanbten, geigten ifinert an, tüte fie befe ^6nig§
93efel)I gndbtgltc^ flutten aufegericötet, bann i^re SSntertftanen
fet)en fc^on aÜbereDt im SBercf, ba^ [ie SöÄHen ^autoen, ßiefferten
jfinen alfo ben 23rieff ünberfe^rt toieber. Neffen bie ©efanbten
nit toenig %nxib f)atten, tceil fie fc^on aUbcxtt)t ein gute 5)Srob
i:^rer 9'iarr^eit an j^nen gefe^en Ratten, fagtcn auc^: fie toolten
fold^en iren (Seljorfam gegen jrem Si6nig ^bd)l\<i) rühmen. 3o^en
alfo teiberömb gu ritdf, bem ^6nig fol(f)e§ gu öermelben.
2)a§ XVII. (Sapitel.
SSie bie SBi^enbürger ober bie abgei^atoene
Södllen einen 9iaf)tfc6Iag i^alten.
21I§ nun bie Söi^enbfirger bie §edCen bnb (5}e[57]flrducö
mit i!^rem Sß^Een^aulren übel 3ugerid)t, aud) nun aCerbingS
gufamen gebunben bnb fertig gemacht fiatten, rabtfcf)lagten fie
ferner^, toie jfie bann biefelbigen mit fonberem 2}ortI)eil fie^m*
bringen m^döten, bamit fie nic^t lt)et)t ge^en, ünb biefelbigen
I)olen müften. ©tlic^e rie:öten, man folte fie ligen laffen, e§
möc^ie etman ein ftarder Söinbt fommen, bnb fie p bem -Jlerfen
tt)e:^en. Slber ba^ toirbt mifelic^ fei)n, fagten bie anbern. ?tnbere
riel)ten, man folte fie miberbmb bon einanber tf)un, fo toi'irben
al§ bann bie St6rcf ^auffenmeife fommen, biefelbigen abbaten,
bnb Sflefter baraufe machen. 2l[fo fonbten fie biefelbige bon jbren
§duffern bnb (Sdöeulrern fierab Iiolen. ^iefe SJietmung gefiel
i^rer bieten alfo mofit, bafe fdöon allberei}t jlirer etlicbe im SöerdE
toaren, bnb bie SBÄlIen mieberbmb aufftSfeten. ?lber e^e man
ftdö bmbfatie, I)atten fie fdöon einen anbern %unb, meieren einer
bon if)rcr allertoegen, al§ er ®rtaubnufe gcbetten gu reben, för=
braci^t, nemticö man folte bie SöAHen aüe gufammen auff einen
^auffen tragen, bnb öerbrennen. SltSbann folte man bie Sifcben
barbon nemmen, bnb an bie Drt fÄen, an melcbe man bie tier*
mu!^tung l)dtte, ba^ ber ^ßnig ^in reiten mörbe. SSnb bicfer
Sßorfd^tag gefiel i^^tien aUensumatil alfo toot, ba^ feiner ber=
felbigen mieberfprec^en motte, aufgenommen ein Sllter bnter bem
kauften, melc^er le^tlicö nur fein Sebencfen barju rebet. 2Ufo
fiengen fie an, gan^ embfig, bnb trugen bie 2ö*.^llcn aUe auff
einen §auffcn, biefelbige mie öorgemelbt, gu berbrennen. 3Snb
§mar ber borgebadöte Sitte trüge auc^ fo tapffer gu, al§ einer
160
önter bem §auffen tl^un m6c^te. 2)o(f) gienge er immerbar önb
rebete mit fid) felbft, biefe Söort: 2}nb sufammen tragum? bnb
Derbrennum? ünnb fdum? önb toadifum? ünb fotle fi^ auc^
ba^ mol fc^icEum? SDoc^ b6rffte [58] er ficft nicf)t triber bte
gan^e (gemein legen, meil e§ irer aller äUetjnung tinb ®uU
bebüncfen teiar.
2ll§ fie nun alle, abge^autoene önb gemachte SBdtten l^attcn
äujammen getragen, ba mar aber meber Stand) nodö ^^eumer,
barmit fie biefelBige I)Ätten angegünbet. Sertoegcn fiengen fie
an, auff bk 2Säüen aufe aßen frifften 3U fc^tagen, bnb audö
unter befe su blafen, gebadeten, mir moHen jnen mol marm
machen, bnb ün§ auc^, fo f^mpt ein ^i^ gu ber anber, alSbann
gei^t ba§ ferner bon fic^ felbft an.
S;a fonbte ficö nun ber borgemelbte ailtc nic^t langer ent»
galten, fonbern rieff j^nen mit garten SSorten su: fie folten an
i^r SBeib önb Äinber gebenden, bnb jrer fclber mol marnemmen.
2;ann, fagte er, mann ba§ yeumer bon eud) önb ben SBaüen
3ugleic^ foE angcsiinbet merben, fo toerbet jr boc^ felbft mit*
brennen muffen. Sarumb, het) leib, i^altet ftill, fe^et, toa§ j^r
gu tf)un ^abt. 2fl§ fie nun folc^eg ^6reten, erfc^raden fie alle=
Sumal fo fei^r, baß oEe §ig in einem Siugenblid bei) ji^nen öer=
lofdie, bnb jl)nen ber falte ©c^toeife ober ben gangen Sei)b auB=
bracft, hielten aud) allesumal ftod ftill. Sa tiatte nun ber 2llte
gute @elegen[)eit befommen, jt)nen fold^ j^r ^Beginnen fernerS
gu toieberra^ten, bnnb fein S3ebenden gu offenbaren. 2lber,
fagte er, bnb e§ I)at öiel anber Sebenrfum auff fid), bnb bafe
man bie SSiEum alfo folte üerbrennum. 2Snb bann erftlic^, fo
m6d)te bie Slfc^en bon bem SSinb :^in bnb :^er berme^et merbum,
bnb ba mürben fo öiel §eden bnnb ©efträud) mac^fum, bnnb
ba^ man barfür nidjt f6nbte get)um, bnb mann mir bann fc^on
bie 2ifd)e :^ci)m brac^tum, bnb fo muffen mir nod) lang barauff
martum, bnb bife fie auffmad)fum, onnb mann bann ber Äei)fer
fvime gerittum, bnb fo :^etten mir fein 2BaEen, bnb mann fie
fc^on bnter befe f6nbten auffmac^fum, bnb fo müften [59] mir
fie boc^ mieber ah^atDum, bnb gufammen binbum, bnb alfo
boppelt arbeptum. ^^nb barumb fo mv^re mein dt^at bnb 58e=
bendum, bnb ba^ mir fie ^eijmtragum. 'Sarauff fagte einer
aufe bem jgauffen, ein junger Sapp, mann mir fie Ratten m^flen
]^ei)mtrogen, bu alter ©c^eiffer, fo motten mir nit fo biet 9ta^t=
161
fc^IÄg bati'i6er gemadöt ^aitn. §et) bn junger ßcdfer, fagte ber
2l(te, ic^ muB bir fein grob Dnb üerftÄnbtltcö barauff antluorten,
tote fic^ för beinesgleicften ge[)6rt. 3ft e§ ntd&t beffer tote man
fagt: ein Sperling in ber §anbt, al§ ein 2t^el auff bem ®a(^.
2Bir to6llen, )ag ic^, alfo, fag ic^, bie Sachen, fag id^, angreiften,
fag idö, e§ fotl, fag id^, einer, fag ic^, nac^ bem anbern, fag ic^,
öon bicfcm t)auffett, fag ic^, bi§ jum g-Iecfen, fag ic^, je einer,
fag xdj, einen fteintourff, fag id), öon bem anbern, fag icf), ftel^en,
fag ic^. 5U§ bann, fag idö, fol, fag ic^, je einer nad) bem
anbern, fag id), bie ^hätn, fag id), eine nac^ ber anbern, fag
id), abnemmen, fag ic^, fo barff man, fag ic^, biefelbigen, fag
id), nit toei)t tragen, fag i(^. 2llfo mufe man, fag ic^, eud^
jungen SappenmAuIern, fag ici^, fagen, fag id), tooron, jr§
gefreffen 'i)abt, fag ic^, fo lernet j^r, fag ic^, auff ein anbermal,
fag id), ha§ Maui galten, fag ic^, ba% j^r, fag id), bn§, fag id»,
nit alfo, fag ic^, ober bj 2Jiant fahret, fag ic^. §emm, ^emm,
fag id).
SSber biefer Dernünfftigcn Siebe be§ 2llten toaren fie aßgumal
bermaffen beftör^et, bj feiner gegen jtim b6rffte ha^ 2)taul aitff=
t^un, muften j^m auc^ alle red)t geben, ba^ er ganij toeifelid)
bon ben ©adien gerebt ^ette. ^ann man foU, fagten fie, bie
gratoen §ar reben laffen. (Stetleten ficö aud) alfo balb in bie
Crbnung, je einer einen siemlidien fteintourff üon bem anbern,
bnb I)olet alfo je einer bon bem anbern bie äßi^Uen ab, ünb
brachte fie feinen Siac^tbarn, S)a§ toar \a ein fc^6ner SJort^eil,
fintemal mann ein jeber ^Atte ein SBaüe auff ben §al§ nemmen,
bnb alfo [60] bon bem §auffen an allein :^ei)mtragen foüen,
fo ^Ätte er muffen einen toet)tcn 3Beg ge!)en. Surc^ biefcn üor=
fc^lag aber b6rfften fie bie 2Bv^lIen nit toeit tragen, ünb famen
bod) fo c;LjcelleHt fc^^n gu bem ?5'Iecfen. 2öie b^Utc^t bic^ bmb
biefen: 3ft e§ boc^ fo ^urtig, gefc^toinbt bnb orbcntlid) gangen,
als toenn man mit Cdifen rennet.
5)a§ XVUI. Kapitel.
2öie bie SBi^enbiirger jre §i\ufer mit ben
2ÖÄllen belegten.
9tacö bem nun bie SBi^enbürger bie Sovilen ^ufammen ge=
trogen bnb gleid^toie 3Ubor auff einen ^auffcn bnter ba% Xi^ox
Das Laiebuch. XI
162
getDorffen i^attcn, ral^tfd^Iagten fie baruBcr, 'voo bnb an tüeld^em
Drt bod) lüol ber ^6nig feinen (Sinritt Ijabcn lüÄrbe, bamit fie
nid)t ettoan bic SSi^Ken an einen bnrcdjten Drt ftrautoeten, bnb
alfo einen ©c^impjf et)nlegten. ®a teufte nun feiner einen
grünbtIidKn S3erirf)t l^ierüber gu geben. SBeil aber ber bor=
gebadete ?Ute jl^nen subor einen guten SSorfd^Ing gegeben Iiatte,
fo toölten fie bemnad^ nun ferrnerS feinc§ 9ia^t§ gelcben: loeffen
fie fid) :^ierinnen berl^allen folten. Suf£>uberl)eit, toeil er oline
ba^ in feinen jungen 2;agen einen 2;ag ober etlid) ju §Dff ge=
lüefen, bnb bafelbft 2Baffer bnb §dI^ in bie 5^öd)en getragen
l^atle, bnb alfo bmb bie ^ofboffen bnb ©ebraud^ beffer irufte
al§ ein anberer. f^ragten jlin beroicegen, too er boc^ trol ber=
niet)nte, ba^ ber ^6nig feinen ®t)ngug I)aben tüörbe, bnb bem=
nac^, lüo fie bie aSSHen IiinftrSuteen folten, ©arauff antwortet
er j^ncn gan^ grauitetifd) : ^^x f6nnet felbft )ddI eraditen, e§
inirbt ber ^6nig nidit fd)Ied)t in [61] bem gemeinen 2öeg ret)ten,
h)ie anberc gemeine Seut, ©in Tlan^, ein ©tord, ein 5löel,
finb geringe S^ier, nod^ gleid)lt)0l toirbt feiner bnter euc!^ fetjn,
ber nid&t ettoan ein S)Jau^ auff bem '^ad) Ijobt fc^en lauffen,
einen ©tord barauff fpa^ieren gelien, bnb ein Sl^el ftnl^ bnnb
fredö barauff l^üpffen. S^^un nun foId)e§ geringe önanfef)nlid)e
S^^ier, bnb bargu frei) offentlii^, lüarbmb folte e8 ber ß6nig
nid)t aud) tbun, folte er auff ber (Srben ret}ten, bnb foldöc
2;f)ierltn auff bem 'S)aä) jren Suften laffen I)aben. 3ft er bann
geringer alS biefelbigcn: nein frei)Iid) nein, ©arbmb fo mi>ä)t
if)r end) ganfelicb bie Stedmung mad^en, er lüirbt ber ^6nig bon
einem Xad) gU bem anbcrn auff bnb ab reiften: ^\)x 'i)aU ja
D^ne gtoeiffel barbon gc^frt, luie gemeinglid^ Stoffe §crren auff
'ijo^cn SPferben pflegen ct)nt)er ju rei)tcn. 2Beil fie benn f)0(^
fei^n, fo luerben fie audö t)odi ge^en to^IIen: 9^un fiMmen fie aber
bet) bn§ nidöt I)6^er ge'^cn, al§ bnfere §Aufer bnb (Sd)clDren
finb. ©0 toerben fie aud) gemifelidö uid)t gern Ictjben n)6llen,
ba^ anbere Sfiier, al§ 2)iÄufe, @t6rd, bnnb Sl^eln l)bljcx gelten
als fie: 3)ann ba§ fi^et man an jl)nen, loie fie j^re ^bp^
jmmerbar in ber §ß^e trogen, toolten gern oben au^ bnnb
niergenbt an. @o I)ab id^ and) irol gu §of gefefien, ba^ et[id)e
SjSferbt eine Stiegen ^inauff gef)cn. ^6nncn fie nun ba^ tljun,
fo werben fie gemifelii^ ba^ anbcr aud^ tljun ff>nnen, ncmlidö,
bafe fie auff bnfern S)Ä^ern bnb nlfo oben auff ben g-orften
163
Qeijm. ®arbmb fo tft e§ nod^malS an bem, ba^, ha j^r nun
ben ©aciöcn rcc^t l^un to^Uet, jr bie SBaßen auff bte ®ddöer,
Dub alfo oben auff bie ^^-orften leget. 3)a§ tüirbt alSbann bem
S?Lmig cjfcellent Uml gefallen, toann er fefien irirb, Joie forgfÄlttg
j^r üor il)n getnefen, önb tote fletffig jljr feinem Segeren nacö=
fommen fetjb.
[62] 3SBer biefe bernünfftige dicht nun bertounberten fie fidö
ober aUe niaffen, fpred^enb je einer suo^ anbern: ®§ ift bodö
fein bmb erfahrne Seut, bie cttoa§ gefef)en I)aBen, bie toiffen
üon (Sacfien ju reben bnb 9tat)t ju geben. Flamen olfo ein
jeglicher fo Diel fie bebiVfften, bnb trugen fie auff bie Si^d&er,
bon bnten an bi^ oben Iiinauff, belegten and) oben bie ^y^rften
bamit, allermaffen, toie j^nen ber Sllte ^atte 2lntocifung gegeben.
5n§ fie nun bamit fertig toaren, mad)ten fie bie Drbnung burd^
baS Sofe bnb t^eilten e§ aufe, bafe je ein 9iott bmb bie anber
oben auB ben ^orften bie Sföadöt galten folten, toclcfie ben t&nig,
ha er ettoan bnüerfe^ener toeife ju jnen fommen toürbe, obenauff
empfa^en fotten. Silfo toarb bie 2"Öad}t sunt fletffigften berfefien,
bnb toar alle§ gar tool beftcllet, a(fo ha^ je ein SKott bor ber
anbern l^offete, e§ tourbe fie bg @Iü(J treffen, ha'\i fie ben £6nig
empfangen folten.
c. Szenen vom Gastmahl.
2tl§ nun biefer feine ditht boltenbet bnnb ber ©rfiult^eife
beforgte, e§ m6ct)te ber S?&nig bber biefer Slbbandung tratorig
toerben, rebct er j^n [93] mit biefcn äBortcn an: dl\ä)t crfdjrectet,
Suncfer tet)fer, toir I)aben nod) toa§ im %a^, baffelbige mufe
erft auf3 fet)n, bnnb folten toir bife SJIorgen frfi^ fi^en. S^nb
toann j^r fonft feinen ß^^ger toiffet, fo fan ii) eud) auc^ nod)
ein gut frifd) ©tro5 geben, barauff jt)r fo fanfft ruijet, bafe jr§
nid)t glaubet. 23nb toeil j^m ber 2Bein begunbe in ben 5?opff
3U fteigen, ha fieng er an bem ß&nig gu erje^^Ien oon mand)erlet)
taufenterlet) tounberlidjen ©adien, aCeS toa§ j^m bie borige
^la<i)t getraumet ^atte, toa§ för 9tebeu guüfdjen j^m bnb feinem
©ema^l, ber %xa\vi ©diultfieiffin, berlauffen, toie er ein ©d^toein
l^ette, toeld)e§ i|n fo eigentlich an ber Sprach fenne, toie bicl
Wilä) feine ^ufie, ein lebe infonberljeit geben, toie bicl (St}er
11*
164
feine §uner benfelbtgen Haq fictegct ]§ettert, bnnb toa§ bergleidöen
I)Dct)toic^ttge igAubel me^r iviaxcn.
21I§ er ftdö nun iditer möbe gerebt, ünb ber Ä6ntg fid) ijalb
francf ftm 3ugel)6ret :^atte, audj Dom Stfc^ auff flel)en lüolte,
f)ielte j^n ber ®diultf)eif3 ntit allen Strafften, ünb fagte gu j£)m:
(Si) Suncfer Siei)ier, iDDitet j^r ein folcfie gute @efellfrf)nft alfo
balb Derlaffen. Sa» muß nirf)t feint, je^t lDirbt§ aller crft bie
beften Söoffen geben, ^dj bcibe ba sugegen meinen SoI)n, tocldKr
Dn§ 3U Jifd) bicnet, ünb toann er fcbon nic^t mein So^n luere,
fo müfte ic^ j^n bodö loben, tinb j^r m^c^t j^n fo gering an=
fe^en a[§ j^r to&Cet, fo folt jfir bodö toiffen, bafe er gmei) ganzer
Sa^r auff ber Crgetn gu, gu, 5U (icf) toeife nicftt toie ba^ IunH3en=
bing Ijeift, nun e§ Iieife ttiie e§ tottle) ja ic^ fage euc^, auff ber
Crgeln gefd)lagen t)at. 9iur allein, ba^ er atdüegen einen I)at
muffen barbei) I)aben, ujelc^er jbm barauff gefingert Ijat. '2a§=
felbige aber :^at nicf)t§ ju bebeuten. 5tuff ber Srumpeht fcfiK^t
er alfo trefflich iDoI, xd) teei^ fcine§ gleid)en ift nidit jnneriialb
[94] öier §errn Sanbt. ©o fan er aucft tool fingen, tro^, 2Icf)
id^ fage nic^t biet, auc^ i^at er ein folc^e fielle flare Stimm,
tro^ einem ©fei, er fet)e aud^ toie er m6Ee. Df^un n^olan, lieber
'goI}n, finge un§ ein feineS madfcreS Siebgen l^er, nic^t auff bie
grobe 5trt, toicmol bu aucö baff eibige nit fanft, bann bu bift
nic^t bet) ben SSaumern, fonbern btt^ mir erjogen. 9hin molan
fotlen mir ein§ ^aben: ic^ tmb ünfer 3uncfer ^ei)fer, ünfer jeber
foU bir ein Srancfgelt geben. 23nb fle^e fein nafie bet) ben
Suncfer ^ei)fer, ba^ er bid^ auä) ^6ren f6nne. Sllfo ftelte fic^
ber liebe fcf)6ne gol)n 3uned)ft bei) ben ^6nig, bnb fieng an alfo
laut äu fingen, ober OieImef)r 3U girren, ba^ bem S6nig @e^6r
bnb @efid)t bariiber üergicng, alfo ba% ber ft6nig üiel eljer bar=
über gefönt, al§ gelad)t, ober einige 5'i^eube gehabt ^ette: mann
er nit bei)ben Dl)ren ^ugeftopfft bnb suge^alten i^ette. ©olc^eS
Sieb aber lautet ju 2;eutfdö cilfo.
I.
3u 2Jtang^offen im SBatjerlanbt fpate
®in Satoerin fc^icft i^ren Tlann,
@en SanbSI)ut in bie Statte,
SDafe er i|r ©affran bringen folt,
®amtt fie ben SBret) nu^c^t gilben.
165
II.
Stuff bte ^trBei) S. Jacobs b<:^ BirMffbottcn,
2^er ^^auiüer balbt fein ©raiücn nam,
Xi)ht nac^ ber Statt 311 trotten,
2Snb ipxad) nur ftettig faff, faff, faff,
Siennt nur bie erfte Silben.
m.
Saft, faff, fpracö er gleich tüie er ritt,
2Snb leer j^n gruft, bem bancft er nit,
6r ifivit auc^ niemanbt griiffen,
Sam alfo mit biß auff bie 33riicf an§ Xi^oxc,
Sa tf)at fein ©rauiD an ein 5^Iocf)
(5in Stolper ha fore,
[95] (5r fprac^. £^0 Stolperlin,
2Bie ftolperft mit ben i5i'''icn.
IV.
3n bem fam i[)m ber ©tolperlein in ©inn,
S)efe Saff, ©äff, Saff er gar üergafe,
9iitt in ber iBtait i)iune,
23nb fpracf) nur flAitig ftolp, nolp, ftolp,
Jöife er fam für ben Srame.
V.
Gr ^ielt baüor, t!)dt faincr I)tncin fdjainen,
(Sr ttarbt gefragt: tnoli jbr nmä?
23on ber fe^cnen Äram t^raulüen,
SBolt i^r ^an etlic^ gute SBürg?
2^er 23atoer ber fprac^ mit lUamen.
VI.
3cö ^'itt gern ein guten Stolprian.
Sie fprac^, id^ fan eudj nid&t üerfta|n,
2)er SBür^ mic^ ha^ befc^eibe,
Sonft ttirftu mieber sieben :^cim,
SSnb bringen toenig g-retobe.
\
166
YII.
Gr fDracf), mein Slkib bcn S^rci) bamit iDoIt gilBen,
Sic fprad), j^r leicf)t ein gaffran met)nt,
Grfl bac^t er an bie eilben,
SSnb fpradj: ja toarliit, Saff, ©äff, ®afff
§eifl bie 2Siir§ auff mein ®^be.
VIII.
er gab bem @aul ein S^üpuff an fein DI)r, I
2Snb fpracf) bie S^ing f)aflu gemacht, '
Stuft ber 23ri&cf nor bem S^ore,
S^a bu ftolperft hn alter (Schelm,
25or fonbt id)§ fein burcf)auffe.
IX.
(Sr marff ber ^rÄmerin ein 2JJef)Ifa(f bar,
23nb fprarf), faft mir ein ©affran ein,
2;ie Sri\merin fprad) fürmar,
Saffran gibt man nac^ bem ©etüic^t,
@ibt il)n nit nad) ber bauffe.
[96] X.
aßie ttieiuer ben gentner er ha fragt,
2Bic üiel Ijaftu benn (Seit, fie fagt,
Gr fprac^ mir geben maffe,
2)Jein JBeib baljr @elb acfttfialben fc^loarfeen S}3fennig.
Sie faft i[)m ein Ijalb Cuintlin ein,
2tl§ i^n baudjt fci^n fo menig, ■
Maäit er iool fiunbert C^reu^ für fic^,
23nb ritt bamit fein Straffe je Straffe.
Qah id)§ euc^ nicf)t gefagt, Sünder Set)fer, fagte ber Schult»
^eife, id) iDciB j^r f)Ättet biefe§ nidit mit einem Sin6belfpiefe
f)inber j^m gefud^t. Sn§ nun ber Sofm f)6ret, ba^ jf)n fein
§err 25atter, alfo ^oii) lobet gegen bem it^nig, fieng er gefcöt»inbt
ein anber Sieb an, Piel :^6^er al§ ba^ Porige, toelcfieS gleicf)fal§
gu Xeutf^ alfo lautet:
167
I.
Gin Süd) micf) ücrbrieffen t^iit,
2;afe man ben frommen SBaiDcr«mamt gut,
80 offt tl)ut ücrac^ten,
(5r gibt offt groffe $}5facöte
©paat bnb friU)
Wh feinem ißflug,
2Ba§ mir in ber Statt üerge^ren,
^Bringt er bn§ alle§ gnug.
II.
Xex 58amer§mann feinen Slcfer bamt,
f^rA^ ünb fpaat auff @ott bcrlraumt,
5H§ er fein ßanb ge^t fAen,
2:ic ßlftern mxb Üx^\l)cn
Zt)im j^m @cf)ab,
i5röl) ünb fpaat
©ein ^orn in ber Grben
SBirfft er in ©otteä önab.
[97J III.
5^cr 23amer arbept früfj bnb fpat,
S)ie ^IJfiinfe freffen j^m bie Saat.
"Ser ?Jiot(e blinbt geboren,
^reffen jfjm fein ^oren,
%k milbcn 2;^ier
SOfannigfalt,
Springen in fein Sof)I,
Safe er nicf)t üiel bei)^it.
IV.
S?epfer, StiMiig, ©raffen reid),
§errn, 5urftc^^ ^ncö bergteic^,
®ie Sürger onüer^eben,
3Kufe bep bem )öamer§mann leben,
3n SlÄtten frifc^,
Stuff Scf)l6ffern topB,
168
Oft aH mit lin§ bcrioren,
SSann bcr 23atricr ift üerbßrben.
V.
fSian finbet noä) mand&en argen Sator,
S;er narret cfft mit bcm Samr,
SSann er foll jäuncn ober liegen,
S)er plumbe Bamr fie jagen,
®er nic^t§ fan,
(Sr ge^et hod)
mm m\n\tm oben
®er eble 23amcr§mann.
VI.
§abern, ©erflcn, ^orn, ©ran,
©ringet ber 93ator ben ^Bürgern an,
mit ©rbfen, ®ri^ bnb SoI)nen,
^6mpt auff hm Ward gar fd^onc.
S)efe SBinterS barff man §oIfe,
2)er 23aü)er mufe ön§ ne!^ren,
Sßnb mercn toir nod) jo ftol^.
vn.
?lodö bringt ber Söaiur gnr Statt ^ineljn,
[98J 9iinbcr, Sd^aff Dnb aud) Scf)iüein,
®ie ^h\t gut pgegen,
®ie Söi^rgcr barüün leben,
(£t)er ro^t, Sutter gut,
2){u^ bei) bem Saumern leben,
®r feij SundEer, §err ober graln.
vm.
2)fan finbet mol bie e§ berftal^n,
^ic fidö auff ben SauiDcr öerlal^n,
S8nb auff ben Säumern fieiffen mcrdfen,
■Sie fc^amen fic^ gu Erbten,
3eber plagt ben Saumer ümb (Selbt,
SBil er bann j:^m nid^t geben,
Z^nt man i^m grofe ©etoalt.
169
IX.
®ann fonimen bic SanbSfned^t herauf!,
!önb fagcn biel ©lud in§ .*öaufe,
§te ift betn berborbcn ®ot)n,
aiSa§ tüiltu htt) jfim t{)un?
®tb @Dec! mb 2öurft,
2}iidö fe^r burft,
§te ift fein @elb borfianben,
5Sir fd^mieren gern bie 23ruft.
X.
Sludö fomrnen etlidöe ®Äft,
23nb nemtnen bie ®i)er aufe bcm 9ieft,
©ie tragen offt bon banne,
S)ie §6ner mit bem §ane,
<Bold) Serbrofe bem 23auiticrn gefc^id}t,
2)ann gelit bem armen 23anmer§mann
darüber aUeS gu nic^t.
XI.
^tc armen Scut o^n 9tad)faB
Sud^en bet) ben 23autoern jfjr i'lafe,
2(cö SJatter laft cuc^ erbarmen,
2?nb gebencft boö) bnfer Firmen
2Snfcrn ^ungern 58ruft,
[99.1 2Öir ^aben ®nrft,
®er 23aumer mufe geben,
<öie laffen j^m fonft fein Siaft.
xn.
'^loci) finb i^r biel alfo gefinnt,
2)er 2}Jann allentf)alben finbt,
S)ie ben Säumern bntertrucfen,
8eQnb i>a§ nid)t b6fe ©türfen,
Sie bencfen gar nid^t,
S)afe ift flar,
S)afe SIbam bnfer 33atter,
S)er erfte SöautoerSmann toar.
170
2([§ mm btefcr mit feinem (Singen nicf;t einmal tüolte aiiff*
I]6ren, önb bet)be ba^ gute ©cfprAcft, imnb jutrincfcn barburc^
ge^inbert mürbe, ficng cnbtlic^ einer, fo and) nidjt meit üon bcm
S^nig fafe, melcfjer ficf) langft gern fiette :^6ren laffen, aufe Jöcr=
brufe an, ünb jagte:
2BaS foüen mir bir bod) :^ören gu,
Su mac^ft Dn§ graufam grofe äJnru^,
(Sin ^aib baB i[t jo noc^ fein ^u^,
(?in Sl^el ift fein ä>^u,
2}erfauff bie §aut ünb lapp bie <Sd)id).
3cf) gib bir gern ein Schilling bargu,
Safe bu nur fctitoeigft önb f)Alft i>a§ 2}JauI,
©in ©fei ift ein fcfjUmmer @aul,
®r lAft fic^ nicf)t in SSagen fpannen,
2)a§ §ar§ fleuft meinfttfjeil» aufe ber 2;^annen,
2auter Söaffer ift ja nid)t tfjemer,
3lug§purg :^at nic^t toenig ©döemer.
8trafeburg f)at ein f)o^e 3'""/
(S§ fang fein Dritter fein ©raff getninn,
5-roncffurt l)at bie 8onn ü;)Jorgeng früfi,
2)er Sßagner f)at ein felgam @efüg,
(Sr miac^t ein diabt,
■Ser 23aber fiat ein marra 58abt,
[100] Wid)t gu marm bnb nic^t p :^et)fe,
(S§ ift fein fel^amcr 5öoge[ bann ein @ei)fe,
Sie fpringt ben i'euten in ben ©arten,
£b fcf)on gute S^nüttel auff fte märten,
dlod) fpringt fie getroft ober bie 5}?(andf,
23nb rtc^t f)iemit an §aber önb S^^<i'
Xa§> meiB jeberman mol,
@in Saut ift jnmenbig ijOi)i,
25arauff macf)t man einen {)6fflic^en 2anß,
2lc^ meren meine §ofen gan§,
Sa§ fte^t gar mol ünb gar nicf)t übel,
e§ gefjt^fein g-ram in§ Sab, fie trigt ein ^übel,
S^amit tragt fie SÖaffer gu,
ein £;d)§ ift aud) fein i^u^,
©in S?ul) ftef)t üor ber ^ipp,
2Bir fe^nb aU aufe 5lbam§ diipp,
i
171
(StnS tft fur^ ha§ anber lang,
^d) wei^ ein Statt fietft Dletcang,
2)arinn ba ftefien bret) Schmitten,
^er SöcBer ^at ein felgamS ©etoAlb,
Sarauff mac^t er ba§ Zud),
@o [tet)t ber ^ßfaff önb lieft ba§ 2JJettenbudö,
®arinn lieft er bie fieben Seifen,
Starren fet)nb auc^ 2eut,
(5§ finbt aber nidjt Seut, toie id) gern tter,
^er Srf)ufter I)at ein felöamS @cfc^mer,
S)amit tf)nt er ba^ 2ibbtx toei)c{)en,
Sarinn §urn bnb ^öiiben ba^ Sanb Dmbftrc^cöen.
2)Zein SHeb bie f)at nun balb ein ßnbt,
8lc6 teer bod) |unbert ©ülben fenbt,
®t) bin id) nic^t ein groffer ©ed,
2^ie b6)en SBeqber ftoft in S^recf,
2)ie 2lbenb§ toenig becfen,
$8nb be^ 2}iDrgenb§ frÄf) werfen,
SBenig in bk Sc^uffet fc^neiben,
3cf) ttiolt fie ^vUten S. 33eltcn§ Serben.
[lOlJ (S» rei)mbt ftc§ alio loic ein tyauft auff 2lug,
®rumb bin id) auc^ ein groffer @aucö.
2U§ nun biefer aiic^ nic^t einmal feine fur^toeilige Dieben
enben toolU, fonbern immer fortführe, ba§ ^unbert in ba§
taufenbt gu toerffen, flunbt cnbtlic^ ber ^6nig auff, baß er fic^
ein toenig erluftirte. 2(ber ber 8d)ult^eife rieff jf)m nacft, bnb
fagte: 3»ttrfer ^eijfer, toolt if)r ein toenig etoer Si^nfferlicö
2Saffer abfc^Iagen, j^r muffet bem ©erud) nac^ge^en, fo toerbet
i^r fetbft f6nnen p xcdjt fommen, too jt)r t)in ge^en foHet.
^ompt aber balb toieber, fonft nimpt euc^ ein anberer ben ©ig
e^n. 2ll§ nun ber ^6nig nic^t toiberbmb su j^nen I)inei)n fame,
liefe ber 6cöult^eiB feinen So^n nac^ j^m fel)en, toeld)er al§=
balb toieber fame, ünb j^m angeiget, ber 5l6nig tot^Ue nic^t
toiber ]^inei)n, er befebe brauffen jl)re §errlid)!eiten. Serotoegen
ber ©diult^ei^ alfo balb büm 2;ifcö auffftunbc, gieng pm ßi'^nig
linaufe, ünb fagte gu jl)m; ©i) Sunrfer ^et)fer, bag mufe nic^t
fet)n, il)r miiffet ben SBein üollenbt belffen auBtrinrfcn. 3l)r
mfift bodö eben fo tool mit bega^len, al§ toann j^r bife auff
172
ben legten Wlann Blieben trÄret. ?((§ ftd& mm Ber 5lei)fer
beffcn bebancfet, ünb tccgerte, tooik j^n ber Sc^ultfieife auc^
nic^t lÄnger auff^alteu, fonbern fagt 31: jtim: ime c§ eiüücr
«nterl^Änigfcit gefÄUct. 23cfnf)t aud) alfo balb, afieS (5ffen
bnb 2;rmifen auft.su^cbcn.
d. Der Streit der Witzenbürger.
S)a§ XXVIII. dapM.
2öie stoeen aßi^enbüvger DneinS föurben, ünb ftd)
mit etnanber fdilugen, aud^ toa§ fi(^ h)et)ter
mit jlmen gutruge.
2Bir fabelt fur^ guUor üernommen, lt)ie einer aufe ben
SHJi^cnburgcrn, fo mit bcm S?6nig auB S«;tüpien 2)iild) geffen,
önberfc^enS einen Srodfen Don iceiffem 58rob, toelcfier üor befe
ß6nig§ Drt gebrocft toar, ermifc^t, bnb gum SUauI I)inei;n fal^ren
iD^lIen, auc^ tcie ein anbercr, fo neben ibm geftanben, jn beffen
erinnert, bnb alfo üor jeberman fcf)amrot gemacht l^äbe, toelc^eS
jm bann bei) bem ganzen Smbfa^ gu einem groffen ©c^impff
Dnb ©pot gereicf)te. '3}er^alben er anc^ l)ei)mlic^ bei) fic^ ge*
bad^t, foIcf)e§, mo möglich, auff eine anbere iceife gu red)cn.
21I§ fie nun beneben anbern S3ürger§(uften, mit meieren fie bem
^el)fer I)offirten, aud) mit Steinen I6^ten, gebad)t er, jc^t Iiab
iä) (Selegenl)eit meinen SJtu^t an jm anfüllen. 2)ermegen fo
offt er nad) bem giel merffcn folte, toarff er jmmerbar auf ben
jenigen gu, meld)er jn fc^nmrot gemad)t :^alte. ?lun öermet)nte
berfelbige, er toolt jfm nur ein tt)cnig erfdjrecfen, bermegen fagt
er p j§m mit lac^enbem 2)hmb: (5t) bu ^aft gefe:^Iet, mie beine
SÄutter an bir gefettet. 2.Ea§? fagt ber anber, l^at meine
SJiutter [103] toelc^e feine <Ba)xi gemcfcn, meiner gefefilet, fo teil
iäj beiner nit berfe^Ien. SSnb mit biefen Söorten auff jn gu,
fneult bnb mAuIt j^n, clje er fic^§ rec^t berfal)e, I)Atte e§ i^m
aud) noct) beffer geben, toann bie anbern nit loeren barsirifcöen
gelauffen. Sß>ei( nun ber S6nig fetbft jugcgen mar, molten fie
jl)m nit borgreiffen, fonbern trugen j^m ben §anbel bor, mit
23itt, er motte naml)afftig machen, melcf)er unter biefen bcl)bcn
gu ftraffen fei). %cx ^bn'xq aber, al§ melc^er nit molte bg nac^=
fagen :^aben, b? er jemanb§ in biefem SBi'irg er lüften, fo i^m gu
173
®!^ren gefc^a^e, folte 2et)b jufiigen, ober jergenbt einem ju
(Schaben ein äJrt^eil fprec^en, üerfdjobe biefe (Sac^ tniberümb
Don fidö auff fie, bg [ie foltcn ein 2}rtlKiI, i[)rem SSerftanb gem^B
über bicfen §anbel feöen, al§ bann iüolt er baffclbige ratificiern
Dnb gnt^eiffen.
8Ilf 0 traten fie sufammen, betrachteten aüe SSmbftAnb, fcbingen
bte Ä6pff balb tinter ficft, balb ober [icb. (Snblicb fcftloffen fie
famptlid) ba^in, ba^ ber (Sefc^Iagene in ein ©efvingnn^ getoorffen,
ber @d)lager aber fret)gelaffen toerben folte. 23nb folcbe» aufe
biefer 25rf ad): bann ber ©efd^lagene ^at empfangen: ber ©cbl^ger
aber gegeben tinb auBget^cilt. Ser @efcf)tagene ift ftiH gefeffen,
ber ©djlÄger aber :^at bie 2(rbe{t getfian mit bem fcfttagen. 9hin
toer e§ ja DnbiEid), ba^ man ben jenigen, ber bie 2lrbci)t ge»
t^an, ftraffen folte, tiielmc^r aber ben jenigen, toeld)er ftiH bargu
gefeffen: benfelbigen folte man ja billic^er ftraffen. 2ll§ fie nun
bg !ört:^eil einhellig befc^loffen l^atten, trugen fie e§ bem ^bniQ
bor. Sßeil er nun baffelbtge jbrem 2]etftanbt gemÄß befanbe,
molt er§ aud) nit timbftoffen, fonbern liefe c§ pafficrn. 3Burb
alfo ber @cfd)lagene, toelc^er bie 5Puff babon getragen, noc^
bagu in ba§ ©efdngnife geteorffen. 5ll§ er nun ein 2:og ober
§toen im ©efangnife gefeffen, tierlangtc j^n aud) enbtlid), ba'^ er
totbertimb m6d)te ^eraufefommen. 9Iad)bem aber nieflOlJmanbt
3ugegen mar, melcben er bie <3ad) ücrtrautoen bkffte, auc^ fid^
beforgte, e§ mScbte bie Sacö nic^t alfo ernftlic^, mie er gern
molte, fürgetragen toerben. ®eroiiiegen gebad)t er folcbeS fcbrifft=
lid) gegen bem ^6nig förgubringeu. SBeil aber tneber er uodö
ein anberer tinter allen Si^igenbiirgern fc^reiben fonbt, fprac^ er
einen aufe be§ Si6nig§ Stüc^enjungen an, bcmfelbigen befahl er,
ha^ er fd^reiben folte, mie er jbm fagen merbe. SUfo fieng er
an, iijxn in bie ^^ebbern gu bictiren, tinb lautet bcmnac^ bie=
felbige (gupplication tion SBorten su Söorten alfo.
ßopia einer SBtfeenbfirgifcöen (Sub})Iicalion.
6unfe S6bel, jefeo (befangener.
aJJein gan^ gn^bige 2;ienft äuüor, tintert^^^niger Sünder
Sfetjfer. Slutoer S^rnfeft !^ait bor ätoeeu 2;agen, ba voit ben
S3örger§luften Ijielten, 3U gefe^en, mie tinter anbern einer an%
bnfern 9Iadötbarn micb fo tibel bing gefcblagen ^at, bofe e§ einen
174
§unbt m6d)t erBarmen. 9^un ^a'm e'id) ba§ unfern (Sd&6ffen
geflatgt, aber e§ l^at blatt naut batten lüöCen. 2}nb nod) barjn,
fo :^aben fie mir ümcdjt gegeben, ineldK^ meic^ niet büncft recf)t
fet)n. 2)erof)a(ben fo bitt tcö autoer S^nfaft hj6lle l^ierfiber
beugen laffen ab^L^rcn, ha^ irf) einmol loiber ju meinem SSeib
ünb S^inber fommcn m6ge. S;ann mein 8iel, e§ ift ein granfam
hb% ©efv^ngnufe, barinn ic^ figc, j^r g!Subt§ nic^t, ic^ toolt, ba^
jr§ einmol ein 9lacf)t berfuc^en folt, föaS gi(t§, if)r toörbet mir
barnad) beffer glauben f6nnen, jf)r toür[105]bct gettifelic^ balb
toiber I)erau^ bege:^ren. 2iber j^r f6nbt mir ein gut SBort öer=
leiten, barumb id) eucb aud) mit gebettcn I)aben, e§ fle^^et toiber^
bmb 3U bergciten. 23nb meil jf)r au&i bct) bem §anbel gemeft
iet}b, mtb mit jugefe^^en f)abt, fo folt jr bie 6-t)r Ijaben, bnf3 jl)r
aud) mit jeugen folt. ScÖ rerfe^e mic^ nic^t, bafe fie eucö üer=
toerffen toerben. Sfiun fei)b meiner inngebenrf, jör folt§ genicffen,
menn j^r einmal in folc^en §anbel fompt, mit ic^ aud) für eucö
sengen. 2Snb baran t^ut j^r bnfern gni\bigen SBiCen ünb 2BdI=
gefaEen.
2)iefe ©upplication marb bem Shüg förgebrac^t, meiere er
jm aud) gan^ molgefallen liefe, aucö fo balb befa^^l bem ©c^ult*
I)eiffen gu ruffen, bnnb feine 2}?et)nung l^ieruber an^ufjören.
9^un f)atte ber @döultl)eife eben einen §auffen ^erdeln ober
junge ©d^toein für fic^, meld)en er aufegell^en ober aufefc^neiben
folt. 2;eromegen antmortet er ben Stbgefanbten, fie fe^en tool,
bafe er auff bifemal nid)t mol abfommen f6nbte: bann ha^ fet)en
gemeine @cfd)Äfften, meiere nid}t f&nbten Sluffc^ub lei)ben. Sie
f ölten aber bem 3under isleijfcr fagen: er fti|e boc^ o^ne ba§
muffig, bnnb i)abt nic^i§ 3u tljun, bermcgen fi^nne er bod) mol
einen @ang S" j^m fommen, bnb j^m ein meil 3"^^^"» ^'fe
ba^ er fertig mcrbe, er ^ab c§ boc^ t)ielleid)t fein ßebtag nie
gefel)en: <Bo ffinne er andö barnacö barüon fagen, mann etman
barüon gerebt mürbe. (Sr folte auc^ toiffen, ba^ er ben @ang
nid}t merbe bmbfonft tl)un, bann bon einem jebcn '^scvdd, meld)em
er aufefd)neibe, muffe man j^m ein ß-i) geben, fo fet)e ba^, toa§
er il)nen auBfd)neibe, aud) fein, toeld^cS gar ein gut (§ffen geben,
mann e§ in $8utter gebraten toerbe, baff eibige nun, ünb bie
ei^er toolten fie al§ bann, mann er fertig fet), mit einanber
berjeljren. Sllfo giengen bie ©efanbten miberbmb :^in bnb
referirtenS bem <iliHl06]nig, ma§ j^nen ber <Sä)\ütf)t\^ für ein
175
5InttDort gegeben ^ette. 'Seffen er bann gnug ladjm mufte,
fagte aud^, er toolte fo (ang üerjie^en, btfe er mit feinem
Schnitt fertig fct)e.
5)al XXIX. eapitel.
2Bie ber <Bdjnlt^cx^ totberömb gum S?5nig tarn: aucf)
lDa§ jid& mit einer QautD önb ^uJ) gugetragen.
2l{§ nun ein ©tunbt ober stoo berlauffen toaren, fam enbt=
lic^ ber (Sd)ult[)eife, fampt fonft nod) einem, toelcber ein t)Ocö=
roicfttig (Kapital ober peinlicbe <Sad) bem £&nig ioolte fiirtragen,
Pon megcn einer <Ba\v, mie mir ^fren toerbcn. 2ll§ nun ber
@v^ü)fd)neiber (Sc^ult^^eife lüolt ic^ jagen) ju bem ^onig fam,
fagt er ^n j^m: @l6cf ju, @Iü(f gu, Suncfer i^epfer, mie [te^tS
ömb ein gut Seben. (Sq bg I)Ätt id) midj nicf)t ju eud) Perfe^en,
ba§ jl^r mir au^Ieiben tturbet, mir toarteten fo lang auff euc^,
ha% bie ©per Pnb ba§> anber alle§ falt marbt, f)Sttet jbr mir
bodö jugefelöen, mie tc^ bie fyercfeln alfo meifterlic^ fan aufe*
geÜ^^en, jr :^Ältet felbft ein 2uften barju, foIcf)e§ ju lernen, ©t)
toeil jfir Pon ©Amen rebct, fagte ber anber, fo mufe ic^ eucö
Sundfer ^epfer bodö aud) etttaS flogen, toa§ mir fieut begegnet
ifl. ®§ i^atte mein 9^ad)tbar, fo einen argen Drangen gu einer
(Sato, bafe idi nichts Por jr behalten fonbte: fonbern fie brad^
mir aEtoegen, toann icb einmal meinen gi^ii" jugemadit !^atte,
miberömb Ijinburcb- 9^u Pnterfagte id^» meinem 9lai^barn gar
offtmalS, er folte fein Saum in^alten, fonft merbe id^ mic^ ein=
mal an j^r Pergeffen. SIber er lachte nur meiner barju. Siun
l^aii x<i) nocb geftern bcn g^^"" toiberomb ^ugemad&t, berotoegen
gebadet id), toirbt fie [107] aucb fo Pertoegen fepn, Pnb ben
3aum toieberPmb auffreiffen. 23nb mie tc^ beforgte, alfo gefc^a^e
anci). 2U§ id^ aber eben im ©arten mar, ba fie bran mü^let
Pnb riffe, fd^licbe id^ fiepmlic^ |in:5U, na^me biefen Kolben,
toelc&en ic^ I)ie in ber §anbt Ifobi, gu bepben f^euften, onb ge*
bad)t bep mir alfo, nun motan, mirftu mir bann mieberümb
fjerein brechen, fo teil id) bir aud^ einS reid)en, bn folteft gemifes
li^ nid)t gtoep barfür nemen, in beffen arbeitet fie fic^ ^inburc^,
Pnnb toolte toieberPmb j^ren Porigen @ang lauffen. 2Biemol
idö nun nic^t 25illen§ mar, fie Sobt äufc^lagen, fonbern id) toolt
i^r l^inbcn auff ben 23ur^el fc^lagen, ob ic^ jljr etman ber Senben
176
et)n, ober ein 23etn cntätoc^ jd)Iagen mbd)k, ^ebocü) jo mtferiet!^
mir ber ©cf)Iag, bnb ba idö fie tooltc ^inben treffen, ba traff
idt) fie forn auff ben ^opff, bnb gab jl^r fo einen öngnÄbigen
bngeiDÄfiiKnen Schlag, ha^ fie alSbalb 2)Jaufetobt 3ur ®rben
fiel. ^fJun f6mpt er, bnb teil bic Sah) bon mir le^a^it ^ahm.
Scf) ^off aber nici^t, ba% id)§ fcftulbig fei), ©er ^fnig antlDort:
3(f) fan mic^ nic^t in biefe ©ac^ richten, icann ic^ ben 5lngen=
fd)ein fef)e, fo f^nbte \dj etinan bcffer öon ber ©ad&en Drtl)eilen.
(i^'i) foltet jr ba^ nid&t üerftei^en f6nnen, fagte ber anber, Swnrfer
Ä?et}fer. (Sel)et, id^ toilS endo fein 3eigen. ©näbiger §err (Sdöult=
:^ei6, bficfet eucö mit btn §anben gn ber ®rben. ®er @cl^ult=
^eife antiüortet: 2Ber? i^? Sa, fagte ber anber, gnv^biger
öerr ©c^ult^eife. 51I§ nun ber ©c^uttlieife bei)be §Änbe auff
bie (Srbe geftellet, Dnb feinen dtiid, bnb tcaS bargu ge:^6rt, oben
aufegefirecft, a(§ mann er @pAn auffl^fe, 2Ufo ba^ gar tool ein
Siemlicö ©c^loein bnter j^m I>Ute fßnnen fiinfriec^en. '2)a fagte
nun ber üorgenanbte äu bcm ß6nig: Sundfer ^etjfer, bnfer
©döutti^eife fol ber i^aim feijn, fo folt j^r bie ®ato fet)n, fo mil
xd) f)ie fte|en mit meinem 5loI5cn bnb auff eucö toarten. [108]
Söann j^r nun moltet t)inburc^ in meinen ©arten friec^cn, bnb
id) erfdilfige euc^ in ber gaunlucFen, folte tc^ euc^ alSbann be*
ja^^len? ber Seuffcl beja^^l euct), ic^ nic^t. 9lein id) traun, müfte
idö bod£) ein boppeler 9iarr fei)n, mir nit ber S?a^en, SDtüft einer
biel 3U besaljlen ^abcn. Söarömb bcl^alten fie nic^t bie ©Am
baJieim in t)unbert taufent 9iamen, fo b^rfft man baS aQe§ nid^t.
3n bem nun biefer bie (Sad^en je lAnger je me^ter triebe,
fam einer barju, bem mar auc^ eben ein S^nglficf begegnet.
2)ann bcfe ©c^ult^ciffcn bnb fein ^lü) litten fid) mit einanber
geftoffen (in etlichen (Sjemplaren ftet)t gebiffen) bnb I)atte befe
©c^ult^eiffen Äul) befe anbern ^ui) 3U tobt geftoffen (ober toie
etliche mötlen, su tobt gebiffen). ©erfelbige nun fieng gan§
ernftf)afftig bnb fdönaubenbt an, bnb fagte jum ®d)ultf)eiffen:
©ndbiger §err ©c^ulti^ei^, meiner ©naben ^u^e t)at emrer
©naben 2n^ erfloffen. ®t), fagte ber Sc^ult^eife, ba fanft bu
bir leic^tlic^ bie SRedinung mad^en: ^at beine ^u^ meine ^ul^e
erftoffen, fo muftu mir meine be3a^len, bnb bände birS ein
©big^6I^gen. (Si) mein §err @d)itltl)eife, fagte ber anber, if)x
möft mic^ rectjt berfte^^en. (Suttiere ^n^ ^at meine erftoffen. 3a,
bog ift ein anber», fagte ber ©d)ult^eife, ba^ ^at ein nnbere
177
SDteDnung. Met^mt \r, tdö önb bttfer 3uncfer ^et)fer ^aben
jegunbt nichts anber§ ju t^un, al§ bafe totr euc^ bort etüem
(B^tom ünb Süfien ,5U^6rcn, pacfet euc^ f)tnlreg, fo lieb alg icf)
cucö bin, ober ic^ iril bermaffen I)inber eudö ^erge^en, j^r folt
eutoer lebenlang bran gebenden. SSiffet i§r audj, i§r grobe
öngejogene, üngefc^ltffene 2?engel, toie jf)r eutrer Dberfeil folt
in (S^ren galten, j^r Sautoern, j^r Sanftem.
2)0 fte nun bcn §errn Scf)u[tbetiTcn alfo eräürnet fairen,
id) mtt)nt ja, fie trapten ftd) ge[109]icöiDinbt fiinfteg. Solches
gefiel nun bem Scfeultlieiffen gar tool, bericegcn fpracft er pm
^onig: @e:^et it)r», 3uncfer S?et)fer, alfo muf5 man fie im
©ei^orfam be!^alten.
S)a§ XXX. ^apM.
2Bie bie ©ac^e bon iregen ber bei)ben, fo fic^ ge =
fc^lagen :^atten, ©eric^llic^ Vorgenommen Jtiorben.
2ll§ nun ber ^6nig bnb mein §err Sc^ult^eife allein maren,
hielte ber 5J'6nig bem ©d)ultl)eiffen für, toie ber ©efangene eine
<Suppltcation an j^n geftetlet ^ette, lua§ j^n boc^ gebduc^te, ttie
man§ mit jm folte angreiffen. 5^er @(^ultl)eiB bcbad)te fic^ eine
geitlang ^ierauff, bann üon folcften I)ol)en Sachen mufe man
bebentflic^ reben bnb brtl)eilen, enblidi fagte er, ^d) bin nic^t
gern bet) foldjen irtc^ttgen Sacben, mein 3ia^t mere, man lieffe
fie bet)be j^re ©ac^ felbft auftragen bnb fdilid^ten, foflen mir
bn§ bret)n mifcben, ma» gienge bn§ noI)t an. §aben fie§ ö)ol
angefangen, fo mSgen fie§ aucö aupf eckten, bnb ^u frieben
toerben. ®t) nic^t alfo, fagte ber Si6nig, j^r muffet alfo nic^t
reben, bann jbr feijb be^lialben ba, bap j^r ftrettttge ©ac^en
richten bnb fcl)lirf)tcn follet; ©§ fi^et bennod) ber eine im ©e*
fangnuß, loer mil j^m f)eraufe toieberbmb i)elffen, toenn e§ ntd)t
burc^ end) gefc^ieljet.
©ief)e ba, fagt ber ©i^ult^eife, id) ^atte het) @lauben nid)t
an§ ©efSngnuB gebadet, dhm, xdj toil§ ben §errn ©c^6bffen
anseigen, bnb euc^ mieberbmb einen gnabigen $öefd)eibt mit*
tbeilen. Stlfo jo^e er ^in, lieffe bie Sd^^bffen bet}fammen ruffen,
bnb seigte jbncn ben gangen §anDcl an, [110] begerte and), baf?
fie bierinnen j^re 5lki)nung moUen offenbaren. 9hm toar ber
•©ebrauc^, ha'Q atlioegen ber bnterfte Scb&pff muftc bon bem
Das Laiebuch. j^2
178
älteften burcö bie ^aiid l^inburd^, einen jeben infonbcr|eit fragen,
toaSi feine SJJeijnnng tocre, mann folc^e^ nit gefd^a^e, fo toarcn
fie and) nit fdöutbig ire 2)Jet)nung gu offenbaren. 2)ietDeil aber
eben ber jenige, )uelct)en ben, fo gefangen toar, gefd^Iagen fiatte,
bcr jüngfic ünb imterfte 8d)6pff mar, ünb aber tcegen ber
Snjurien ünb ©c^inac^reben, »elcfie bcr ©efangene in inerenber,
üüd) nacö boüenbeter ©dildgerei) toiber jn aufegegoffen, nit bei>
jbnen gu (Seridit fi^en b6rffte, fo lang bnb Diel, bife ber @e=
fangene \i)ni einen SBiberruf getI)on, bnb jn an feinen ©l^ren
ttiieberomb gut gemacht I)ette. ®amit bann nun aucb bi^fal&
vAä)t biel gefAörlici&e §inbernufe fürfiele: alg fertigten fie ge=
fc^irinbt einen ah aufe jt)rem SJJittcI, gu bcm S?6nig, bnb lieffen
im aüe ©elegen^eit, luie borgemelbt, anscigen, toie bann aud),
bafe ber ünterftc Sd)6pff bie Stuben fe^ren, ba§ g-euffier el)n=
machen, ümbäei^len, ünb fünften aüerljanb \d)ied)it Sachen üers
richten mufte. dlad) bem ficf) benn bie S^ngclegen^eit bifemalS
alfo I}elte angetragen, bafe ber ünterfte @c[)6pff, tt3eil er noc&
nirf)t toieberbmb gut gcntadöt fei)e, fein Jlmpt nic^t üenrefen
b^rffte, @o to6llen fie jt)m, bem S?6nig bie ®f)r bor einem anbern
gi'^nnen, bafe er be^ gefd)mÄt)eten ünb abwefenben flÄtte ein »eil
üertretten folte, in fonbertiett, toeil fie aud) nicf)t§ üne:^rlic^§ üon
jfim tüöften, barburc^ er möd^te IiierüDn aufegefdiloffen ober üer=
I)inbert Ujerben,
2)er ^6nig bebanrfct fict) j^re§ guten 2öiIIen§, mit bem
(Srbieten, er toolte foIcf)e§ in ©naben öjieberbmb gebendfen, iüa&
aber bie SßcriDültung bc§ ®cf)^üffenam|3t§ belanget, fet}e e§ axi
bem, ba% ob il)m mol feine grtffer ®l)r, al§ biefe tt)iber5[lll]
fal)ren fonbte, fo müft er boc^ biefelbige auff bifemal aufefc^lagen
ünb fahren laffen. ®ann nadj bem il)n bcr ©cfangene auff
feinen S^eil al§ einen BeuQC" f<Sün allbcreit benannt l)abe ünb
erforbern mMlc, fo »erbe e§ fidö nid)t tool fd&idfen to&llen, bafe
er sugleidö 3eu9 'onb 6cf)6üff, ober dtidjkt fcQn foHc, ttteld^c^
fie als l^od^toeife üerftanbigc Seut ficf) felbft toerben gu befc^eiben
iDiffen. Sllfo 30g bicfcr tierore @cl)6üff mit feinen armen ßeuten
ünüerric^ter ©act)en Wicberümb ju feinen §errn 2)Htfc^6üffen.
dhm muftc gleiditüol bie ©ac^ gum ®nbe gefiitirei toerben, eS
tüc^ret gleidö fo lang al§ e§ jmmer m^tle. ^crotocgen funben
fie einen gefcfttüinben 9ial)t, meieren feiner mit einem ünbbeU
fpiefe l^inber j^nen gcfuc^t Ijv^tte. ^emlid) fie fd)idEeten ju bem
179
©efangenen gtoeen aufe if)rem 3JJitteI, toetdK an i^n begehren
folteit, ba^ er feinem ©egent^eil einen SBiberruf tt)un fol, bann
foIc^eS tnerbe ju mercflic^er Sef6rberung feiner ©acöen gerei^en.
SSeil bann, icie ba§ gemeine ®prüct)tDort lautet, ein (befangen
2)tann ein arm Tlann ift, fonbten fie j^n befto leic^tlid) über»
reben, bafe er einen SÖiberruf tf)dt, nemlidö alfo: ^d) gefte^e,
id) ^abt i§n einen Siieb ünb ©c^elmen gebeiffen, e§ ift wa^t.
9lun meife icb nid}t§ al§ alle§ Ql)x tmb ®ut§ üon j^m, ünb
ü)a§ icb gerebt b^b, ift atle§ erftunden ünb erlogen.
2ll§ fie nun ben 2Biberruf bon jbm bitten, erlaubten fie
ben anbern toieberümb bficbtig bargu feinen ©cbßffenftul gu öer=
trctten. Söarb alfo ba§ @cb&pffengertcbt nunmebr üodfommen
befe^t. 211)0 namen fie biefe Sacbe öor, önb lieffen bie @timm
^eromb geben, önb marb enblicb baf)in gefcbioffen: ^emnacb bie
Sacb ^ocbtoicbtig, aucb ^6niglicbe äJiajeft. felbften $erf6nticb
gegenmÄrtig ttere, fotte bet)berfeit§ ein jeber einen ^^^rocuratorem
beflellen, ünnb benfelbigen tiiergu üoümÄcbtigen. [112] 2llfo »arb
i^nen beiben, einem jeben befonber biefer Sefcbeibt mitgetbeilet.
§anbtlung bereu StutoÄlben ünb ^rocuratoru,
bor ben 3Bi§enbürgif(bcu Scbt^Pffen.
9iacb bem nun bebberfeit§ Procuratores önb SlntoÄlbt be«
fteHet maren, marb ibucu ein Xaq genennet, auf melcben fie
erfcbeinen ünnb ibre i)^obtturfft fürbringen folten. 2Ufo fam
auff ben biei^äu beftimpten 3:ag be^ 23e!Iagten Slntoalbt ju erft
fierffir getretten, bub t:^et feine ^(ag in biefer gierlicben f^orm»
iDie folget.
I. dtcct^.
aSeflagten Slnmatbt erfcbeinet aHIjie für eucb §errn Scb^pffcn,
t>nb bringt flagenbt für: 2)emnacb önfer befter 3uncfer ^ebfcr
bn§ furg oerfcbtener Sagen, guÄbtg, gndbigft bnb sum aller
gnÄbigftcn erfucbt, ba mir bann j^rer §errlid)feit ju (S^ren
etlicbe furgtoeil babcn angefangen, onb in§ SBerdf gericbtet:
9tun motte ber 33eflagte mit bem ^Idger, anjego ©efangenen
eine fonberlicbe jubor onbefante ^urgmeil anfaben, melcbe aber
ber ^Idger burdi feine 25n^6ffligfeit äerft&ret, ünb bie angeftelte
f^remb, fo Diel an jm, in einen Scbimpf gebracht bat, melcbeS
12*
180
bann BeDbeS jlim, SSeflagten, ünb feinen Skciöfommen ^u einer
nac^ll^etligen 9iac^rebe gereichen m&($te. 23ittet bemnac^ Söeflagtcr
ben Kläger, mit fernerer ©traff ansul^altcn.
n. gfiece^.
Nigers Slnlcalbt bittet §u f6rberft tlÄgern [113] auff fret^en
%u% äu ftctien, bnnb j^n feiner Rafften gu relajieren, fid^ nact)
Siol^tturfft mit ben feinen I)abenben interlocutori, jum 23c:^uff
feiner (gad^en 3U tialten, toeife fic^ audj fonften nic^t anberft in
bie 8ad)en einsulaffen, ober auff ei}ngebrac^te eijnaenbung fic^
gu refolüiren.
III. gtecefe.
23e!lagten Stntoalbt bringet auff ^lAger§ nid^tige 2lnttDort
e^n, tinnb fagt: dlaä) bem e§ üor 2llter§ nic^t ber 23raucö ift,
ba^ bie SlntDÄlbt, fo bor biefem :^DC^I&bIic^en @eri(^t gu t^un
I)aben, Sateinifdfie 2B6rter in jl^ren 9ieceffen mit etinfö^ren, al§
barburdö bie @ad& gu bnn6t^iger loeitläufftigfeit, önb nad&=
fc^lagung in ben 23adöantentrLHtern bcrfc^oben toirbt. 21I§ bittet
Seflagten Slntoalbt, jnie ßldgern ernftlic^ auffgulegen, ba% er
ftcö i^infort ber Sateinifcften 2ß6rter im folgenben ^ieceffiren
gant^ tinb gar enti^altc, ober aber ber ©ad^en berluftiget gu fe^n,
fic^ erfenne.
2}rt^eil.
Sn ©ad^en, Seflagten iuiber S?l5gern, Sinmalbt toiber Sin*
ttialben, erfenncn 9ficf)ter önnb @d&6pffen be§ 2öi^enb6rgif($en
$l}arlament§, ba^ bmb $8ermeibung aHcrlianbt 2Smbfdömel)ff bnb
gef%Iidöer 5IuPaItung ber (Sachen, f)inf6rter tlägerS Slntcalbt,
fic^ in biefer gtedötlic^cn §anbtlung gang bnb gar ber Sateinifcfien
2ß6rter entf)alten foU, bamit alfo bit (Bad) 3U fctileunigem 2tuf=
trag m^d^te bef6rbert merben: $8et) Straff, fo nac^ (Jrmeffigung
ber ©d^Spffen foll gefeget toerben.
Replica.
£IÄger§ 5(ntrialbt Bittet nocBmal§, gum erften, jum anbern,
3um brittenmal, ba^ S^lAger feiner [114] Rafften m6d)te erlebiget
tt)erben. 35a jljm aber ba§ nicftt gebeten f^nne, mMle er ^iemit
L^ffentlicö super injuriarum proteftirt bnb gcflagt l^aben.
181
Diiplica.
23eflagten Slntualbt erholet feine üorige Maq, mb bitt, tote
gebetten, j^n ^lÄger§ Slntoalben mit ©rnft angubalten, iid) ber
Sateinifcften 3ö6rter, al§ toelc^e biefer Ort ßngebrv^uc^lic^, gu
enthalten, mib toeil j^m folc^eS burc^ ein Sßrt^eil tft aufferlegt
toorben, Stttet Slntoalbt jicö habet) Iianbt gu ^aben.
Triplica.
^iSger toieber^olet feine oorige instantias, oeri^offt aucö
audö «id)t, ba^ j^m folc^e^ int)ibirt toerbcn: ba aber über fein
SSer^offten jlim folc^eS nit folte geftattet toerben, m6cöte er für
feine $)}erfon tool Ici)ben, ba^ ^lÄger önb 23eflagte felbft in
eigener 5)ßerfon it)re 9^o^tturfft furtriigen.
Quadruplica.
SSeflagten 2lntoa(b toiber^olet fein borige§ 23egeren, bnb
ba bem nit ftatt folt gegeben toerben, ift er gu frieben, bafe
öliger önb 23eflagter in etjgener ^erfon aß^ie erfd^einen ünb
jr SSort tf)un.
iBrt^eil.
3ti Sachen ^Idger§ toiber 33eflagten, Slntoalbt toiber Sin»
toalben, erfennen '3ixd)kx bnb ©c^fpffen biefeS ^ocf)berflSnbigen
SSißenbiirgifc^en 5}JarIament§. ^adj bem fic^ ÄIÄger§ Slntoalbt
ber ßateinifc^en 2ö6rter nic^t entl)alten fan nocö toil, fo fol
feinem Begeren ftatt gegeben, ünnb er iSlÄger feine§ ®efv\ngnufe
erlebiget bnb auff frei)en %u^ gefteüet toerben, ba benn bttjbt
23eflagte bnnb ^Idger j^re ^lage bnnb (55egenf(age [115] felbft
mönbtlicö üor biefem figenben (Seric^t, nac^ i^rem beften 2Ser=
mögen furbringen fonnen ünb fotlen.
Klägers 2(ntoalbt.
S^ut ficö beffen ergangenen Sßrr^eilS bebancfen, ünb bitten
baffelbige auc^ gu üoUnftrecfen.
23eflagten 2lntoalbt.
Xl)ut befegleic^en, ünb ift feiner ^ßerfon i^alben gar tooI ju
trieben ünb content, aüegrament, escellent.
182
21^0 muften nun bie bct)be SBeüagten felbft in et)flner ^erfon
erfdietnen, bnb folcf)cs famc bem einen armen ®c^tt)e^er ju gut,
toeil er ^ierburcf) feiner ©efangnufe erlebiget trarbt. 'Ea I)ette
man felgame Sieben Qdjbn, aelc^e fie gegen bnnb ttiber einanber
ei)nBract)ten, beren faum ba» je^enbe Xi)c\l procollirt ift, totldjc^
biüicö boct) gU beflagcn ünb ju aunbfc^en loere, bafe bie gan^e
Acta ünb 9}cben gum aller fleiffigften üergeic^net ttieren. ®ocö
fo öiel On§ nocf) iütffenbt, to^IIcn ttiir« alfiie ünbermelbet ntd)t
ümBge^en.
S^er i?lAger fienge feine Diebe alfo an: fiiebe öerrn, ic^
iDOlte gern meine <Badj, feiner lad), fpi^ig ^ofen, bann mein
§ofen, finb gerfloffen in bem lofen Sldrrfer bnb ßodö, ba icf)
bocö nid^t öiel tfiet, aucf) nicf)t§ tjctt, ein einig 29ett. Sfiun t)6rt
gu mit guter diiü), ttiag id) flog auf biefen Xüq: 2ll§ eidö met)
fa^n, önb al§ eid) minber fat)n, fo foü mein <Saf)n naut fel)n.
SDkin SSiberfacfter, mc jfir j^n ba feilet ftef)en, auc^ f^r üiclleicftt
felbft miffet, Ijat mid) gefd)Iagen, barff» mol fagen, önnb jljn
fc^amrot macfjen, ba^ jebermann fein foll lachen.
§eife bir ein SSurft braten, fagte ber 5Beflagte, bu I)aft auff
beine Siebe lang ftaubiret im [116J ©cfÄngnufe, la^ micf) aucö
fo long brin fi^en, al§ bu, JDa§ gilt§, ic^ teil bir barnad) aucö
empern f6nnen.
@t) ja, fagte ber ^(Ager, baB man bir» bocö ntad^te toie
bu e» gern ^etteft. ®§ l^aben mid) meine gegentüv^rtige iperrn
barp mirbig geac^t, ba bu boc^ nocb mol ein meil toirft muffen
I)auffen bleiben. ®§ tljut birg tDoI ein geringer^, bu bift nocö
nicöt ber 2)iann barnad), ba^ meine §errn ba» ©efÄngnufe mit
bir befct)eiffcn folten, marbmb fjdlteftu bicft nid)t aucö barnad),
ttie id^ onb ein anberer, fo f6mpftu auct) I)innei)n, bu grobes
(Sc^toein.
3«^ bin fo gut al§ bu bift, fagt ber öeflagte, ünb mer
toeife toie bu bid) gehalten f)aft, ba% man biet) nit J)at barinn
lei)ben mMlen: ®» mirb fic^ aber im Stufefeljren mol finben,
toa§ giltS?
Sldö fc^tüeig bnnb ^alt bein S>iaul gu, fagt ber ^Idger,
toann ic^ nid)t beinet l^alben t)ette l^erau^ möffen fommen, fo
molte ic^ nod) tool barinn fi^cn blieben fei)n. §ette bein $t5ro=
curator meinem $}5rocuratorn ßateinifc^ f^nnen empern, fo
b6rfften mir ie§t nit felbft aü^ie onfer 2Bort t^un.
183
^u fanft nichts fo tool al§ anbete Seute öera^ten, fagt
ber 23eftagte, ttia§ giltS, id^ tntl btr§ mad)en, bu folt nicöt fo
fcfelec^t barDon fommen, tote bu meinft, idö toil e§ meinem ^ro«
curator anzeigen, tüte bu jn a((I)te 6ffentticö aufegemadjt f)aft,
toa§ gilt», ob er btr§ fc^encfen totrb. G^r foü bic^ am 9tot=
tnelfcöen ©ertc^t oerflagen, ba mirftu taufent Maxd öoU gel6^te§
@oIbt gur ©traft gf^c" möffen. 2öa§ gtlt§ mir ünb bir, hu
Jüirft barnacö bie §]Sfeifcn e^ngte^cn.
®Q lieber, ^at§ gefroren, fagte ber Kläger, ift bein ^rocurator
fo ein ftrenger aJiann. ^d) inei^ lool, toaS er für ein @d&toe^er
ifi, a'ßort fan er gnug, aber bie ^hbcu Iei)^en j^m toenig branff,
icö [117] meife iüol, ba% er einem jmmerbar brÄaet mit ber
©traff, bafe man ii)m foü fo ünb fo Diel ^atdt ooE gel6l)te§
@olb geben. 2l6er \d) i^ab uod) niemals ge^6rt, bafe er einigen
9ted)en)3fennig inill gefdimeigen, einen ©olbgülben I)abe befommen
ober abgel)0let. ^arümb magftu bic^ tool beiner $öebrÄun)ung
ierfriec^en.
'^u macöft mir be§ §anbel§ §u üiel, fagt ber Seflagte,
iDann bu nit balb fc^ioeigeft, mit ic^ fo @ott§j>.\mmerUd) mit bir
umbgeben, mie ein ©am mit einem naffen ©ad'.
2Beil nun bie ©act) ficf) je langer je mel^r §ur berbitterung
anlaffen loolte, legte fic^ enblid) ber §err ©c^ultlieife brein, ünb
geböte jnen, einem fo tool al§ bem anbern, bei) ßeibSftraft ba§
Wlaul §u galten, ünb fid) aufe ber ©eric^tSftuben fiinaufe gu
Jjacfen. @r molte ^iersmifd^en ba^in l)anbeln, ob bie Bad) buxd)
SDlittellJerfonen m&c^te üertragen ünb l)ingelegt merben.
2llfo giengen biefe beiibe ^u ber ©eric^tuftuben Iiinau^, ünb
f)ielten j^rc 2)^hiler mit bei)ben §Snben ju, ünb f)atten fo biel
ai§ gUüor, ba fic feinnei^n gangen maren.
e. Die Hochzeit.
58nb nad)bem e§ nun auff beQben ©etjten (auff feiner
Sincfen bnb Steckten) ja mar, richteten fie auff ben SBeinfauff
ünb §anbtftret)d) äu, toie fidi bg gel)L^ret. 2ll§ er nun nac^ @e=
lüon^eit auff ber 23raut iDJiften, unter bem freien §immel ^erbmb
gefprungen ^att, name er ein Äanbel mit SBein in bie ein §anbt,
ünb ein @lafe in bie anbere, gienge §ur 23raut, melcf)e zugegen
[tunb, ünb fe^r fd^retien muft, I)at fein ©d)appel auff bem S^opff
184
ligen, mb toolte ju j^r fagen hcn ü^xaltm 9tet)menfprucö, toelc^en
fte üon irc§ SUtoatter 2Satter§ §erc6cn gelernct I)attcn, audö nit
b^rfften abfommen laffen, tücld&er alfo lautet:
ßiebe dl. c§ gilt jegt ümb meicö önb ümh beid^-
®tn§ füll nun fet)n bem anbcrn gleich,
©0 befeuert ün§ (Sott ba§ §tmmclrei(^.
?iun iüeife icf) ntcbt, ob er§ etttait nic^t red^t aufetoenbig
i^atte gelernet, ober ob er fonften fo beftür^t toai. ^n Summa:
eS toolt i:^m nit redöt etinf allen. (Snbtlicö fteng er an, önb fagte:
Siebe ^rep, bi^ ©etrÄitfc^ ift mein ünb bein.
6r funbte aber nid^t mit ben anbern Sie^men fortfommen:
®ero|alben fteng feine liebe ^ret)n brauff an, önb fagte:
®Q fo tt^Itcn mir aud) frei) luftig fein,
SSnb trinken biefen fi'iblen 2Bein,
*Jiun fo bring mir ein§, onb fcöencE bann ei)n.
2;a lobte nun jeberman, önb üerteunbertc ficö über bie
23raut, baB fte fo ein rebfpred^tg gefcf)tcft 2Jlenfcö mar, (^t}f
fagte jebermann, mie ein ^ai)xt [128] {)übfd) 2}icnötlc^e ift eS
bod), mie 2JiiIcö ßnb ^lut, e§ ift bocb jmmermefir fcbabe, bafe
fie fo einen ^efelicben 2)fenfc^en fiaben foU. Süfo warbt ber
SSeinfauff in allen (Sprüngen önb tJ^^etoben öollnbracbt.
4. ScMldbürgergeschicMen aus dem zweiten Teil
des Orilleuvertreibers.
2)a§ I. eapitel.
SSie bie önöergagte SBi^enbürger jbre abgebranbte
§Äufer, önb infonberbeit ba§ 9iabtbaufe miberömb
auffgebaumen önb gugeric^t ^aben.
3n bem öor^ergelienben Sudö ift angezeigt, tos maffen bie
2Bi8enbiirger burc^ eine lei}bige ^a^en in ein grofe 2Sngl6df
bradit toorben, baröber jrcr etliche bann bcrmaffen beftörgt
toorben, ba^ fie jbren Sig öerlaffen, önb anbertoert§ fid) nieber
getrau i^aben. ®ie anbern aber f)aben [157] fic^ in ben Sergen
185
Dnb SBalben ^in mtb rotebcr auffent^alten, io gut a(§ jnen jmmer
müglicf) getcefen, btfe ba^ ba§ %mcx oerlofdjen, aucf) fte gebuchten,
bafe fic^ hie £a^, bafiir fte ftd) fo fe^r forcf)ten, ttjerbe ^inircg
get^an i)abcn, ober jcelcfieg fie me^r t)offten, mit ben §v\ufern
oerbranbt fetjn. '2)emnacö faffeten fte tütberomb ein §er^, er*
ma^^netett einanber gur Stanbtt)affttgfeit, mit ber Srinneruttg,
bafe fte ebett fo groffe ®efa^r furg juDor üor bem ^einb auS»
geftattbcn fetten, üer^teffen aud) einattber, feiner bon bem anbcrtt
äu meieren, fonbern bei) einattber gu leben onb ^u fterben.
3o5en alfo toiberümb ^in ju j[)ren oerbranben §v^uffern, fetireten
bie 2tfct)en gufammeit, ünb oerfauffteng, legten ba§i (Selbt in ben
gemeinen Secfel, tmb fiengen toiberomb an, a(fo ftreng ju
bamen, al§ ob fie molten ba§ gange Sanbt üoK §Aufer machen.
3ufDrberft aber batteten fie miberümb ein nemes 5iaf)tf)aufe,
toelcfieS Diel fc^einlic^er mar al§ ba§ üorige, mie fur^ i)mnad)
mirbt bermelbet merben. 3nfonbert)eit aber berfal)en fte e§ gar
mol ünb ficiffig, bamit nicf)t etman ein Sag in fönfftigen 3etten
ttieber m6c^te {)inet)n fommen, 'Seromegen fie üier ftarcfe 33vium,
meldte oI)ne ba^ bafelbften nic^t meijt öon einanber ftunben,
etman gmo tlafftcrn ijodi abfegeten, legten barnacf) bie anbern
23amJ)6[^er barauff ünb bameten alfo ba§ Oia^tfiaufj in aller
§6^e ba^er, ba% e§ met)t toel}t ^6^er mar, al§ bie anbern ^Äiiffer,
aucö il)re anbere §Äuffer baumeten fie alfo, ba^ fie Dmb ünb
bmb gu maren, ol)n allein oben unter bem Xad) machten fte ein
Soc^, aüba fte aufe ünb et)nftiegen. ®tlid)e machten gar fein
fioc^, fonbern fliegen oben bem ©c^ornftein aufe ünb et^n,
bann fie gebac^ten, e§ ift beffer, ein folcö §auB, al§ gar feine§,
e§ ift beffer, ein §aufe gu, ünb barinnen fi^en in guter 9iuf),
at§ ein ^an^ mit groffen [158] toel)ten Spüren, ünb baritber
alle ba§> feine berlteren. Ratten alfo immer ein gut §er8, ünb
mar jljnen bie Oacft fiirmar fein ©cf)erg. Steffen jnen aud) beß
gemeinen 9lu§en§ ©ac^en ^od) angelegen fei)n, ob fc^on ber*
felbige noc^ jur 3eit ^ette einen geringen Schein. Steffen auc^
nichts ünüerfucöt, ob» jl)nen fcf)on bi§meilen bxadjt ttenig f^ruc^t,
fonbern gebad)ten, mir muffen bie ©acfien magen, ünb meitnS
fc^on nit allmegen geri^f)t, muffen mir bocf) nid]t üerjagen, in
allen biefen 2;agen.
186
®a§ II. ©apttel.
2Bie bie Slbgefanben au§ bcm ^6nic;retc6 S?letntDt§ft)
gU SBi^enburg anfatjmen, aud) \va§ bei)berfel)t§
bor 3teben bnb (Sachen borgelauffen.
dlad) htm aber leidötlic^ ba^ ©efdiret) bnb 2ob öon jnen
aufefommen, ftie fte fo ein ftattlid&en, anfefilicöen ^aijt, Parla-
mentum Curiae Witzenburgianae genannt, f)etten auffgertd)t
bnb befe^et. 2(I§ f)at jeberman grofe verlangen barna(^ gehabt,
jre§ ^4^arlamcnt§ aucf) tbeilf)afftig ju n^erben. 3nfonbfr^eit ber
ii^6nig an^ illeinUntjfi), fonft Ignota terra genant, toelc^cr aucft
foldie 9JÄt)te bei) [tdö f)atte, bie ficf) nid)t fd)Iim fel)n baudötett,
mit borge:^abtem 9ia^t imb 23efcblnfe, bnrd) fein Parlaments»
Iierrn ba^in cntid}l offen, etlicbc aufe bero Sliittel gen Si^i^enburg
abzufertigen, toddjc bnbcrmerdter 8adKn auff all jr tbun ac^tung
i^etten, bnb nadö i^rem bret)ten bierccftcn S^erftanbt jre ©ac^en
atfo anfteüetcn, ob fie biefelbigen mit jrer 2Bi^ überteuffeln
I6nbten. i^nnb finb barju infonbertieit, anbere ünüeradjt, er*
fiefet tDorben, j^rer bret) (bann aller guten bing finb bretj)
nemlic^ ein ©cöleiffer, ein ^ejelfdineiber önb ein ©c^lottenfeger.
SJnb gmar biefe [159] bret) t)atten§ jfiren lautern §oI)n, ba% fte
ben Söi^enbiirgern nicftt folten überlegen fe^n. Stber fie finbS
im Stufeferen mit jrem $>o:^n ünb @pott innen morben, ba^ fie
es nit mit @dn§f6bffen 3U tl^un Iietten. 3)ann al§ fie gen
SBi^enburg fommcn, önb gcfel)en, mie allbing fo fein orbentlidö
ift angcftelt gemefen, ift jnen ba§ §er§ gleid^ in bie §ofen ge«
faEen. 'Sa I)aben fie jrer bier fef)en ftet)en bei) bem 9iabtt)au§,
auff jeber ©dfen einer, meld)e :^aben möffen ac^tung Iiaben, Dnb
abmeieren, toann ber (3dmt)irt mit ben (Sdmen ^inaufe fal)ret,
bafe fid) bie <ShtD nit an ben ®dcn befe 9tat^t)aufe jucfen ober
reiben, bnb alfo, ben dtcif)t berunr6t)igen, ba I)aben fie gefe^en,
ba^ feine ©tiegcn ober 2;rdbben an bem 9ial)t{)aufe gemefen:
fonbern oben auff t)at einer geftanbcn, melcöer bie jenigen, fo
broben ju t^un ge^^abt, an einer SioHen i)innauff minbete, bamit
fie alfo gleid)fal§ nicbt bnüerfef)en§ überlauffen toiirben. ©a
l^aben fie fd^^ne auffgeful)rte SlJift^auffen gefe^en, bnb bie 2)Mgbe
barinnen fte^cnb bi§ ober bie ^nie. S)a l^aben fie fdö^ne gabti^le
©rabftein gefelien, mcli^c mit @tro!) önb gelbem 2el)men äu=
gerid)t maren, ba bann an einem jeben ein geicife 2Ba^räeicöen
187
ftunbe, iüa§ befe SSerftorbenen §anbt!^teruttg getoefen. l'(l§ gum
©jempel, hjann einer ein guter 3)iäber getoefen, fo tnar in ben
ßetjmen geformiert eine @Anfen mit einem 6dE)Iocferfafe önb
SBe^ftein brinnen. §atte eine in jrem ßeben iDeiblicb, b^ii^^iSf
gefdölüinb, ein ßaft (Srafe grafen f&nncn, fo mar ein l)iih^d)t
@raMtcf)eln baran gegraben. SSnb ma§ bergleictien mef)r SSunber«
fachen aüha ^u fel)en toaren.
SBiemoI fte ii)nen nun Iei($tli(^ bie JRedönung macbcn fonbten,
fie iDÖrben aüba mit jbrer 2Bi^ gegen folcf)c ßeut menig au%'
ricfjten, leboc^, bamit fie nit ju gar ünberricbter ©adjen miber*
t»mb :^inmeg s^ben, Dnnb nicbt ettoan aiid) bcfebalben üon [160]
ji^rem Sibtnq einen ftarden %'\li^ befameu, a[§ :^aben fte fid) be*
ra:^tfcblaget, fte m6llen ein Scban^lein magen, aber fte betten c§
tüol bleiben laffen, bann e§ ibnen gar bbel geratben ifl. ©em*
nacb bfiben fie ficb önter einanber berebet, mcr ha§i 2öort gegen
bie üon 3Bi^enburg tbun folte, ift alfo bie Stimm auff ben
§ejelfcbneiber gefallen, tceil berfelbige oljue ha^ be§ S3ü(fen§
bnb 9let)gen§ auff feiner ^ejelbancf gemobnet mar, ünb bero«
toegen jbnen öiel beffer ünb b^'fflicber j^re Stcperen^ ünb Sraptation
müfte SU tbun, al§ finbt fie bemnacf) graüitetifcb mit einanber
fatoer febenb ftradö gum 9iabtbaufe fiinjugangen.
25nb nacbbem fie Don ben 9Jabt§ = '3)ienern finbt gefragt
iDorben, ma§ jbr 23cgebren fei), bat ber ©cblottenfeger (meil ber
§ejelfcbneiber in tieffeu ©ebancfen ftunbe, toie er feine ditbt
fpißig m6cbte fürbringen) geantmortet: Sage beinen §errn, e»
fei)en frembe §errn allbie, bie begehren beren (Sunften, ba e§
jtinen gelegen, in üutertbenigen gnaben anpfprecben. 2l[§ nun
ber 9tabt§biener foId)§ ben §errn anzeigte, befa^^len fie jbm, er
foHe alfo balb ben Scband aufffcblteffen ünb bie @ammet§bauben
mit bem taffeten (Srmel b^aufe langen, al§ toelcbe gu folcben
grabitetifcbeu Sad^en gemacht icaren. ®arna(^ ftunbe einer
nacf) bem anbern auff, ünb fe^te bk fammete §aub auff, ünb
gobe ben taffeten ©rmel an, ünb fa^e sunt ^enfter binau^ nacb
ben fremben Ferren, ünb legt ben 2lrm, an meld^em er ben
taffeten förmel ^aüc, für ficb ein ba§> g-enfter. 2Bann er ficb
nun gnugfam batte ümbgefe^en ünb aucb ficb fcbamen laffen, fo
gab er bie §aub ünnb förmel einem anbern, Welcber bann gleicbers
ioei^ ficb alfo an baS^enfter legte, ünb ficb in fetner ©raüitet fe^en
liefe, ünb alfo ie einer nacb bem anbern, hi^ e§ f)erümb gangen loar.
188
[161] 2:te brunter gehackten, S3Dg Seuffel, ba§> finb ftatt=
Iicf)e §errn, aubi ünfer, boc^ muftcn fic bon ©c^anbt toegcn
fufe fialten, fiettcn aber bod) getüfinbfdiet, bafe i^ncn eine ab=
fd)I^gtge SlnttDort gegeben mürbe. (5nbtlic§ tarn ber 9ta^t§=
btener, geigte jfinen bon ttiegen feiner §erren an: ®§ erfennen
feine Ferren jr S3ege^ren für biHic^, red^tmdfftg bnb frdfftig,
mit bem (Srbieten, ba^ fie bcren ©imften in ©naben angufpredien,
folten fie üon bere ein gndbige Siubien^ f)aben, fc^en aud^
örbietig, mit jnen einen lei^bcn guten S3unbt önb j^^eunbtfc^afft
3U mad^en. Slubi, bad)tc ber §cjelfd)neiber, mo nun I)inaufe?
SSer nun ba§> SBort geti)an t)ctte. 3n ©umma, er fonbte nic^t
gu ru(f, er mufte baran. ®er 9JaI)t§biener lieffe bo§ Dioünfet)!
^inbnter, ba^ er einen nacö bem anbern i)inauff roHete. '^er
^ejelfd^neiber, al§ ber 5)3rincipal, fo ba^ Söori fü:^ren folte,
fa^te ficö 3U erft barauff. 9Jun met^ iä) aber nid^t, mie e§ bod^
immermel)r jugienge, ob er ettoan ein fd;toel)r ©d^elmenbein bet)
fid) I)atte, ober ob er ficft 3U Ootl gefreffen f)atte, ober ob er
fonft ein folcfier fditoerer S)ieb mar. Qn ©umma, al§ er jefeo
meinet, er mere fd)on broben, f)ott aud) allberel)t ben einen ?^u&
auff ba§ Sia^^t^aufe geftellet, ba bradö ba§ i^e^llofe ©el)l, alfo,
ba% er fiir @. Söelten mibernmb fiinönter fiele, ba er bann einen
foldöen ungetoÄfd)enen %aü t^^te, bo^ er fic^ ein gan^e l^alben
@Iocfenftunbt befanne, bife er miberümb auffftunbe. 35nb nac^
bem fie befanben, ba^ er ein Slibb im Seib üerrendt I)atte (bann
er fonbe fidö nid)t mol (enden ober net)gen) maren fie alSbalbt
3U ra:^t, mit 2Sortoiffcn bnb (Sutbebund'en ber §erren bon SSi^en*
bürg, dlaäi bem e§ fe^r forgtidö mÄre, auc^ lange 3eit barauff
gienge, einen 23albierer Ijierju ju gebrauchen, motten fie e§ auff
einen anbern beffern bnb bcquemlidöeren [162] 2Seg angreiffen,
nemlidö, e§ folte jn ber 9la!^t§btener miberümb alfo meit f)inauff
iiti)m, mie er juöor getoefen, bnb jn al§bann miberbmb fiir
aE @. Sßelten laffen fieronter fallen, mer toeife, bie %i\U. geraf)ten
tounberbarlic^, er m6d)te alfo fallen, ba^ j^m baburdö ber ^nocö
toiberümb ju red)t gerüdt mürbe. SBiemol nun fold)e§ bem
guten §ejelfd)neiber erftlid) nid^t molte gefallen, jebodö, nacö
bem fie jtim aEe bagu riebteu, aud) j^m öerl)ieffen, bor ®ct)aben
gut 3u fe^n (©. 5ßelten gU^ub§) bnb bann aud) fold^eS i^r erfte§
23egef)ren, fo fie an jbn gefunnen, marc, fonbte ober molte er
^nen foId)e§ nic^t abfd^lagen: begehrte ober bod) auff j^r ©r*
189
6teten, [te folten j^m ein toentg 2J?tft :§inbnter ftratoen, bamit
er nid^t gu gar einen bnge)d)toungencn %aU tliue. 2ll§ nun
fDt($e§ gefc^etien, fe^et er ficö toiberümb auff ben ^n6bel, önten
am @et)l, liefe fiä) al\o toie juöor l^inauff giefien, önb
naä) bem er faft broben aar, liefe ber 9ta:^t§fnecöt ha^ @el)I,
tote Bet)berfeit§ befdöloffen aar, ge^en, barbon er bann ober
§al§ ünb über S?opff, nber önb bbcr alfo ünfanfft fiele, ha%
jeberman berniei)nte, e§ tnerbe ein funftreidier ^cjelfd&neiber in
ber Sßelt aeniger irerben, bann er öerteanble bie Stugen gretD=
lidö, önb ftredte bie S^^Se f^i'^'^ (S^lenlang (f)o£)o) au^ bem
^alfe, bnb toie er barnacf) felbft anzeigte, fo ^at j^n gebaud&t,
al§ mann §immel tmnb ®rben ritmb, rumb, aiberömb giengen.
2öa§ folten fic aber tf)un, e§ aar jiinen fein grofe jugeftanben
SJngemac^ fet)r lel^bt, bnb aeil jf)m bie Diafen anfieng fe^r p
bluten, ftiHeten fie e§ mit einem frifd^en ©bertrecf, aeld&en fie
i|m fein aot, fo aarm er§ erle^ben fonbte, in bie 9kfen gerieben.
[163] S)a§ III. Kapitel.
SBie bem §ejelfcöneiber fein Söort entfallen, aud^ tote
man benfelbigen mit %lti^ nad^gefudEiet.
2ll§ fie it)n nun nad) jl)rem 23erm6gen getabct: trnb er
toiberümb ein toenig gurec^t tommen aar, aolten fie gleicftaol
ha§ jenige, fo fie borgenommen Ratten, nit l)inberftellig madien,
beraegen fn6beltcn fie jlm auff ein neuae§ auff ha§ @et)I, bnb
lieffen jtm alfo I)inauff gielien, bnb barnacf) bie anbern httjbt
nadieinanber, nemlicft ben ©cftlottenfeger bnb @cölei)ffer.
2ll§ fie nun ^inauff famen, bnb nadieinanber secundum
ordinem, aie bie fed^§ Söafferfrüg, in aller ®rbertat aliba
ftunben, fienge enblic^ ber borgenanbte §ejelfd)nctber, nacö bem
er biel (Sraman^eS mit forn nieberbüden, bnnb I)inben auff=
roden gemadit liatte, auff biefc Söeife an ju reben: ©finftige,
üntert:^dnige, liebe ©etreuaen, bnb §errn, bnb i^at barauff ftod
ftiC gefcöaiegen. Snbtlicö toiberbmb angefangen, bnb gcfagt:
e§ ift mir betjm ftcinern Steffen in bem Sd)reden entfallen, aa§
tcö bah reben aMten. 6oldie 2öort l)atte er faum aufegerebt,
ja fo Balb bie SBt^enburger :^6rten, ba% e§ jl)m entfallen aar,
befal)Ien fie bon ftunbt an bem 3iat)t§fned}t, bafe er ha§ gemeine
190
^orn blafe, gefc^iombt bre^mal auffeinanber, bnb folte bm
dlad)tbaxn befef)Icn, baß fte fluj, gefcötninbt, ei)(enbt, oI)ne
Cfirenfragen, o^ne Schnabel Dtmb Sartaifc^en, unten am (5in=
gang befe 9ia^t{)auB mit jEiren Sc^&ppen, öacfcn, ÄÄrften,
@d)auffeln graben Dnb mit allem S'^^ife fuc^en foüen, ob )ie bie
entfallene SSort befe frembben @ei"anbten etman iriberömb finben
m6d)ten. 'Sa ^Atte man gefefjen, toie fie in bie §Änb fpeugten,
[164] ©ruben ^acfeten, ünnb bie ©rbcn auBtturffen. 8lber e§
mar alle§ ümbfonfl, je langer fte gruben, je loeniger fie befamen,
biß ii<^^ fte etliche Älafftern tteff gegraben Ratten.
S)a§ IV. eapitel.
2)ZancöerIet) Scbencfen, morsu bie Sßi^enbürger ba§
gegraben 2odj brauchen molten.
dlad) bem fie ficö nun ^alb ^rancf önnb la^m gefud)t, onnb
bennoc^ nichts funben Ratten, molten gleidimol bie 2(rbet)t nic^t
üergeblidier Söeife get^an ^aben. Seromegen fie aud) bie ®rben
ntct)t miberümb hinunter marffen, fonbern nac^ j^rem brei)ten
SSerftanbt gebadeten fie, man f6nbte ba§i 2od) mol ?u etma§
brauci^en, benn c§ ift nic^t» fo gering, e§ ifi §u etma§ gut.
2)erott)egen lieffen fie bie Stimme ^erbmb ge^en, toorsu
man§ boc^ am föglic^ften braudien f6nbten. ®ltid)e riett)en,
man foUe e§ oben fein mept macfien, ünb aufffte^en laffen: bann
e§ f^nbte gefrf)ef)en, ba% ettoan einmal ein {yu^ö^f o^^i^ Söolff
fSme, ünb üngcfe^r ^inei)n fiele, »nnb alfo gefangen mörbe.
Slnbere aber miferietlien baffelbige, bann tcann bie ^ti)^ t)inei)n
fielen, m5cf)ten fie ba^ (5-rbtric^, ünb fonberlic^ ba§ 9taf)tbaufe
untergraben, baraufe i^nen j^re eufferfte Seben? @efaf)r ent«
ftünbe. 3" ^fn^ fo fsi)^ e§ ^uc^ i^i"^! fiift reblic^ gefianbelt,
bafe man einem alfo f)inberlifiiger 2,"ßei§ nac^ftelten to6Ue. 2lnbere
riebtcn, man foUe einen gemeinen 3)lilcöfetler braufe machen, ba
jeberman feine 2)iil(6 ^infegen nu^c^te. SIber anbere maren bar=
triber, bann fagten fie, e§ ift brunten ^u falt, bie Tliid) tan
ntcf)t tool ge[165]runnen, gu bem, mann ein ^ag ^inetjn fiele,
beren fie mit jfjrem groffen Schaben faum meren lofe morben,
fo mfirbe fte ficf) bermaffen ergrimmen, ba^ fie ntc^t aüein bie
Wild), fonbern auc^ Sanbt ünb Seut freffe. (S§ mar i^nen
191
gIei($triDt bic Sad; auff aden Setzten l)od) BebencEli^, ^dtten
gcmolt, ba^ ba§> Qod) nod) ju graben iDcre.
(Srtbtlicö aber, nad) bem fte alle ißmbftÄnbe, auff önb niber,
forn Dnb ^^mbett, linrfS bnb red)t8, oben ünb trnben, :^tnber fic^
önb üor fic^, frumb ünb fc^led)t eriDcgeten, fc^loffen fte emmfittg=
Itc^ ba^in, nad) bem ber gemeine 9iut3 etneS 3ierUd)en, t)iibf(^en,
ejcellentcn 33runnen Beb6rffte, a(§ ^Ätten fic fid) enlfdiloffen, eS
folte nidlt anbcrS bann einen Srunnen geben, fonberüd) toeil er
an einem folc^en bequemen Ort ftünbe, ba jeberman tÄglidj
flinfommen mufte.
2;arauff gab nun jeberman alfo balb fein Satoort. 9iun
toar aber noc^ ein§ übrig, ba§ gubebenden ftunbe, nemlid), ttie
man miffen möchte, mie lang bag Srunnenfet)! fct)n folte, gtcar
i^rer etliche toaren ber 3}iet)nung, man beb6rffte feine§ 0et)lg:
fonbern man folte bie Gl^mer gemefinen, ba^ fie ttie ein Satt
toiber über fic^ fpringen, fo f6nbte man fie alSbann ergreiffcn,
ünb toürbe alfo ber 23nfoftcn gefparet, meldien man fonften
tooräu brauci^en f6nbte. SInbere aber miferie[)ten e§, fagten: S§
f6nbte gefcöel)cn, ba^ einer ben (Sqmcr mit ber yenden nic^t
alfo gefd)U5inb ergreiffen f6nbte. '2^er^alben befc^Ioffen fie bal)in,
e§ erforberte bie tjbdj^tt ünb eufferfte 9io^tturfft, ba% ein Sßrunnen=
]tt)l gejeuget mürbe.
2)amit fie aber bie Sieffe befe SrunnenS erfünbigen fonbten,
iDie üiel silaffter berfelbige in^ielte, fo muften fie fein anber
Witttl: bann ba^ man oben über ben 93runnen eine (Stangen
legte, baran folte fic^ einer mit bet)ben §Änben an bie 8tan»
[166] gen ^dngen (bann folte er fid) mit bem §al§ baran Ijencfen,
fo mdre e§ feine gange S^tafftern, fonbern fie miiften in ber
Sied)nung ben Stopff üon ben ßlafftern fubtra^iern onb abjiefjen,
barüber fie auff ein nette§ bie ^6pff jubrcc^en möften) an be§»
felbigen göffe aber folte ein anber fid) mit bei)ben ^^dnben
Ijängcn, ünb an beffelbigen g-üffe gleichfalls einer, alfo lang ünb
üiel, je einer an ben anbem, bi§ fie ben 23oben fületen. 2tl§
fie aber faft ümb ein paar ^lafftern noc^ bife auff ben Soben
I)atten, aud) bie, fo gu fold)er Stlafftermeffurg gebraucht mürben,
etroa§ üngefcl)icft ünb langfam toaren, mürbe bem 6berften bie
3eit long, fonbte fid) auc^ fester nicftt mel)r f)alten: Sermegen
rieffe er unter fic^: Siebe Vorüber ünb 9tad)barn, t)altet euc^ feft,
id) muß einmal in bie §anbe fpeußen. Slber ic^ megne, er
192
fpcu^t tu bte §Änbe, ba% fie alle tniteinanber ober einen §auffen
brunten lagen: 9Jun tDa§ folten fie madien: bie «Sc^an^ toar
toerfe^en, öerfitiet fidö borf) tcol ein ^JJferbt, tteldöeS 9r6ffere
Singen ^at al§ ein aJlenfcf). 9Iun föar aber bie ^rag, toie fie
tüiberömb folten l^inauff Jommen, aber baröber :^atten fie nid^t
toiel topffbred^enS, fonbern entfdiloffen, bnb lofeten alfo balb,
ba^ je einer bcm anbcrn folte auff bie Sld^feln fteigen, bie bann
broben teeren, folten jl^nen cttoan eine Stangen ober @et)t
l^erab langen, bnb fie alfo bran I)inauff jielien. 9cun bem erften,
fo ber 6berft ftunbe, geriel&t e§, ba'^ fie jtin leid)tli(^ I)eraufe
^ogen: S)er anber aber nacfi jfint, toax fo begierig I;inaufe gu
lommen, ba^ er befe §anbtfpcu^en§ bergaffe, bnb ob er fid&
tnol long feft :^ielt, alfo, bafe er faft broben toar, iebod^ ent*
glitten itim enbtlid^ bie §dnbt, ba^ er bber §al§ bnb ^opff
toiber I)inüntcr fiel, alfo, ba^ er fdöier feine§ 2lt:^em§ öergafe:
®erotocgen tcarb j^m bie ©traff aufferlegt, ba^ er nunmel)r
folte ber t)nterft fte^^en, bnb alfo jum legten :^er [167] au^ ge«
gogen toerben. Sinn famen fie gtoar alle mit cinanber fein fnap
i^erau^, oi^ne allein ber eine, toeld^er l^inbnter gefatten irar:
barin als er fidö Beforgte, er m&döte gu fcfitoadö bargu fel^n, ba^
<r fidö an ba§ ©eijl nid)t feft gnug :^aben f6nbte, madöte er
eine (Schlingen an ba§ (5et}l, bnb machte e§ ümb feinen §al§,
gebadete bet) fid), e§ irirb nun gelüifelid) nit au^ciölipffen, teeit
ein foldjer bicfer ^noben (ncmlidö ein ^opff) barfur gemad^t ift.
9tun tear e§ an bem, ba^ bie 6berften gieljen folten, toeil aber
biefcr ber le^te toar, bad)ten fie, er mirbt getoifelidö gar fd^mel^r
fei^n, meil er bie anbern aEe fiat tragen mfiffen, aud) fo ift bte
»5eud)tigfeit brunten in j^n gefd}lagcn, baüon er nit leid)t feijn
ttiirbt: bermegen fo mürben jrer mef)r gebeifdöeit, mcldie an bem
@ei)l sielien folten: ba fie nun an bem 2lngug maren, ünb itur
einer unter jf)ncn fagte t)ut), ba gieng?, al§ mann man mit
Ddifen rennet: ja fie l^ettcn baSf gan^e Sia^^tliaufe Iiintoeg ge=
gogen, mann fie baran meren gefpannet gemefen. 9lun pflegt
man aber gu fagen: mann baS ©übe gut ift, fo ift§ aEeg gut,
foldöeg fagten fie aud) einer gu bem anbern: ®eroroegen fo ge»
backten fie fleiffig ac^tung gu :^aben, bamit fie feinen ©d^impff
etjnlegten. Snb nad) bcm fie ben erften Slngug get^an l)atten,
molte ein iebcr in bie §Änbe fpeu^cn: melc^eS fie alle gugleic^
lljaten, aber e§ mere fd)ier Dbel gerat)lcn, mattn ber eine, fo ber
193
nÄd^fte bct) bem Soc^ ftunbc, ba§i 8ei)( nid&t gehalten I)ette, ö)te*
tool e§ audö bemfdbtgen gar nalft ftunbe, ba§ er fd&ter mit bem
©e^l in bg ßücö hinein geftraudielt leite, toann er ntt üon
feinen Siacfebarn mit bem einen f^ufe toere ergriffen önb gehalten
iDorben. ©nbtlid^ nad) bielcm |ut) brad^ten fie ben guten @c*
feilen tiinauff, meldöcr aber fc^ier am ©tridE erftidfet toax, bann
er tDor gar fnobic!^t: SSnnb ba er öor groffem Sc^mer^en bie
3nnge ^eraufe ftrecfete, ünb bie [168] 2Iugen bermanbte, meinten
fie, er fpottet it)r, tietten j^n auc| miberömb (äffen f)inunter
fallen, mann er nit allmegen ein gute §aut gemefen toere. ©ar»
naä) fielen ftnen alfo balb anbere ©ebandfen ein, tcie fie bann
bon 9^atur gefcötoinbe @i)nfall .i^attcn, er mirbt gemife, fagten
fie, gar bv^rftig fet}n, bann bie Simflc ift \i)m gar bürr, fo ^at
er aucö brunten nid^tS be^ fic^ gef)abt, barmit er SBaffer fd)6pffcn,
bnb ben S)urft I)ette lefc^en I6nnen: 3" ^^»if fo Iiat fidö aud^
ia^ 2Baffer norf) nid|t gefegt, ift nod) fei^r trüb, er aber lebt
aHäeit nacö ber @efunbt:^ett. 23ber ba§, ba§i noc^ me^r ift, fo
toiffen mir bocö noc^ nicf)t, ob aucö Söoffer brunten fei)e.
2)iefe bnnb anbere ©infAü me^r fiattcn fie bamalS öbers
ftüffig, beromegen lieffcn fie fluj gefc^toinbt :^urtig |in, bnnb
loteten jIm einen füllen frifc|en SBafferStrundf, bamit fie i|m
feine erledö^ete gungen toiberümb anfeuchteten ünnb erfrifcf)eten,
ttietool i|m gleiditool nicbt faft tool be^ ber ©ac|en roare.
S)a§ V. dapM.
SSie ben SBigenbörgern eine @anfe in ba^ neto =
gegraben Sod) fiele, bnb toie fie biefelbige
tpfberümb |eraufe brachten.
^a<i) bem fiel bie Ferren öon SSifeenburg bon i|rer ge=
labten 2Kfi|e ein toenig erfdönaubet |atten, erinnerten fie fid^,
ba^ fie nemlid) frembe ©efanbten bet) fidö leiten, melc|e fie bann
biHid) folten ju @aft |alten, bnb tractieren nac| ®rforberung
i|re§ @tanbe§. S)icmeil fie nun in i|rem gemeinen ©dn^ftatt
latten auff ber 2)taftung ligen, eine gute molbe [169] tagte
breiffigjArige @anfe, mel^e fie auff folcle ffirfaHenber gfioltturfft
lielten. 2ll§ t|4ten fie bemnad) alSbalb befe|I, ba^ biefelbige
foHe gefc|lac|tet merben. dlad) bem fie fic| aber aEer|anbt
erinnerten, in fonbcr|eit, treil bxt (Saufe lange 3fit e|ngefeffen,
Das Laiebuch. j^3
194
toerbc )ic cttcan ein ünlieblicö Wlclanä^oix^d) %ld]di ^a&eit, S)ems
felbigen mm öor^ufommen ünb ^uberbeffern, Werbe üonnßfiten
fe^n, boB man fte ömb ha^ 2od) I)crumb t)e^t, löte man bte
§afen, toeld^e in .^Sufcrn erlogen Werben, gu :^cgen ^jflegt.
S)iefe§ gefiel nun jönen aücn gar wol, barbmb fie audö
ba§i alte §afengarn, barüon im borigen erften Sud) SKelbung
gefc&e:^en, f)crffir fucben, al§ toeld)e§ nicbt allerbingS öerbranbt
toar, fteEenS bmb ba§: ßoc!^ f)erbmb, barnacf) jagten fie bie
®an% üon einer (Scfen gu ber anbern, welche auc^ enbtlic^ alfo
t^umb ünb oermorren barubcr mar, ha^ fie in ba§> gegraben
2od) ^inetjn bur^clt. <SoK ba§> ein ^unft fet^n, fogt einer aufe
ben SBi^enbürgern, ba^ mkt bocb bn§ ünb önfern 9'iad)fommen
ein emige Sdianbt, ba^ mir bir foldieä nic^t falten nad)f6nncn
t:^un, önb eine @anfe fijer fe^n, al§ mir: 2lubi nein, mann bu
fd^on breQffig ^ai^x alt bift, fo foltu bodi Wiffen, bafe mir aud)
igirn im S^opff :^abcn: 2}Jit bicfen 2Borlen gienge er bei) ba§
2oä), fe^tc fid) auf feinen §inbern, unb rütfc^et alfo fduberlid^
l^inönter, ba'Q fein 8tüd' gang blieb an feinen §ofen. SSnter
befe lieffdn bie anbern binju, ünb rieffen f)inüntcr, er folt fic^
meiblid) I)alten, mie einem red)tfcöaffcnen 3Bi§enbürger guftönbe.
2)eromegen, ob j^m fc^on bet)nai)e ba§ @ct)6r tinb @efid)t ber=
gangen mar, bennoc^ al§ er f)6rete, mie tapffer j^m gugeruffen
marbt, ermannet er fic^ tinb fprac^: ipa^, ic^ mil bir 2Jiann§
gnug fe^n. Sie ^at gemel)nt, e§ folte tinfcr feiner fo fübn fepn,
meldjer j^r nachfolgen [170] mürbe, D nein, id) ijabt nocö fo
ftarde Setjn al§ fie immer bat, folte id) mir ba^ laffen nad)=
fagen, ba^ mid) ein @anfe getroget l^ette, mir mßllen fie anber§
t:^ördngeln. 23ringt nur ein @et)l ^er, ba^ jr tin§ bct)be toiber=
timb l^inauff jiefiet. 2tlfo brad)ten fie ba^ tiorige Sel)l f)erbet),
meld)e§ er ümb feinen §alfe fnüpffte: bie ©anfe aber ftedte er
mit jbrem §alfe an feinen @6rtel. Sllfo gogen fie gewaltig
^inauff, ünnb gtoar, er i^ienge jimlid) ftill am ©ei)l, aber bie
mufjtmiEige ünge^emre @anfe gappelte jmmerbar am ®6rtel,
alfo enbtlidö ber ©iirtel, al§ fte auff falbem 2öeg mar, jerbrad),
tinnb bie @an§ miberümb binünter fiele, meli^eS fie aber in
fold&em Söefen, meil fie jmmerbar gum sicl)en bie anbern, »nb
je einer ben anbern ermaJinete, nit mal^rnammen. ®erentmegen
fie bann aud), als fie if)n ljevau% gejogen, beffen übel content
tinnb 3u frieben mareit, motten jl)n fcbier befd)ulbigen, olS ob
195
er mit ber (Sanfe ein ^et)mli(jöe 25errd:^tereQ für^ette, ®erent»
loegen fte j^m bann and) I)art äurebeten: ®r aber, al§ welcher
^alb tobt mar, fonbte ji^nen ni(t)t antworten, toelc^eS fie bann
\ei)x bbel auffnamcn, ünb ftar anc^ an bem, ba^ [ie [tyi toolten
f)efe(icf) fnofemdulen, irann i^nen nidqt ber jenige, beffen im
üorigen (Sapitel gcbadit tft, lüelc^er ancö auff folc^e SSeife I)erauff
gegogen marb, et)ngerebet, ünb jtinen joIc^eS abgeiDe{)ret ^ette.
2ll§ fie nun ein iüenig geftillet tourben, fame er unter befe
toiberbmb ein toenig gu recftt, begertc aber nit toiberümb i^iw
unter, ©olt gebe, [te I)etten ein ©anß ober nicf)t. 2Ba§ folten
fie ober ma^en, folten fid) jrer gtoeen umb einer @anfe miüen
bemül)en, ba§) toere if)nen ja ein groffer Sdiimpff gemejen. ©olte
nidöt einer biejelbige gmingen f6nnen: ©iengen berotoegen auff
ein neme§ bari'iber gu 9ta()t, t)ielten ber ©emein tior, mie bocö
bie ©anfe füglii^ bnb of)ne ®cf)impff möchte i^craufe gebraut
tt)er[171]bcn. 5;er eine rie:^te, man folte bag @et)( taffen ^inab
ge^en, ünb bnten bran ein ©diUngen mad)en, e§ m6d)te geratl)en,
bafe e§ ber @anfe ömb ben §alf5 fÄme, fo f6nbten fie al^bann
biefelbige fieraufe gietien: 5lnbcrc aber maren bartoiber, 2)ann
fagte fie, e§ mc'dite bit (Sanfe an bem Strid fterben, fo ^tenge
man üng alSbann bnfer jebem ein §endermeffer öor bie Xi)^v,
fo I)etten toir alSbann bie ©anfe ntd)t, bann mir börffren fie
nic^t cffen, bnb fetten and) ben ©c^impff barüon. Slnbere
rieften, man folle eine Stiegen bife hinunter mad^en, bnb auff
jebe ein toentg §afcrn ftrdmen, fo merbe fie alSbann bon einem
©proffcn jum anbern nad) bem §afern ^iipffen, onb enbtlic^
felbft ^eraufe fommen. ^Kei^net jfir, fagt ein alter Sßi^enbiirger,
ba^ fie bte Soffen nic^t merrfen folte, folte fie brci)ffig ^a^x
erlebt ^aben, önb nicEit fo üiel 2Serftanbt§ i^aben: ©ie i)at m§
aHbereit gcÄffet, mcllet jtir noc^ toeiter? bon Itjt geÄffet fei)n:
3dl tteife einen beffern SSorfc^lag al§ if)r alle toiffet, bnb mann
il)r bcmfelbigen nad)fommet, fo mirbt fie ön§ nodg alle gu
Sfiarren machen, mann j^r mir ben fragen bon ber @an^ mSüet
geben, fo miti id) eucö benfelben offenbafiren. Xarauff giengen
fie alfo balb mibeiömb gu Dla^t, befc^loffen auc^ enbtltc^ bal)in,
ia fie molten jbm benfelbtgen laffen aufteilen, bocf) folte er ben»
felbigen jubor laffen auff ben Sifd) fommen, bamit bie frembben
©efanbten nicbt etma meljneten, j^re @Snfe ^dtten feine Strogen:
2tlfo Dcrmtlligten fie jfim biefer ©eftalt auff fein S3egel)ren.
13*
196
©erotoegen fagt er §u j^nen alfo: 3^r toiffet eud& liebe WiU
BriUer tüol §u erinnern, ba^ bie (S^nfe atlmegen oben auff bem
Söaffer pflegen ju fdiroimmen, fo f6nnen mir fie nun nit anberS
Iieraufe bringen, al§ mann fie oben auff bem aßaffer fc^mimmen.
[172] Siemeil mir aber etman lang miiften märten, bife eS
fo fe^r regnet, ba^ bicfe§ 2odj mit Söaffer biß oben auff gc=
fußet merbe, <Bo ift bemnac^ mein dtai)t, ba^ mir alle mit=
einanber sufammen t:^un, SSaffer gutragen, bnb in ba§ Qod)
föHen, fo lang önb üiel, bife e» oben boH mirbt, 2ll§bann mirbt
bie @anB ja oben fd;mimmen muffen, 2ll§bann merben mir
fie befommen f6nnen: 2tl§ feine S/iitconf orten fold)e§ f)ßreten,
marteten fie nic&t bife er aufegerebet, fonbern Ucffen ^in, bnb
trugen SBaffer gu, mie oiel fie ertragen funbten, alfo oiel ünb
lang, bife ba^ Qod) biß oben aufe öoll marbt, ba bann bie @an§
oben fcötoamme, ünb fie alfo biefelbige nad&mal§ lei^tlid^ toiber
ermifdieten.
S)a§ VI. (S,apM.
^ia^tfc^lag, mo bie ausgegrabene ©rben ^in«
fommen folle.
9hm lieffen fie bie 2?runnen 2(nfcf)K^ge ein meil fcrulen,
gebad)ten, mann§ einen Jörunnen geben foU, fo mirb fic^^ tuot
felbft fd^icfen, bann ma§ fic^ fcf)icfen foU, ba^ fc^icft fic^. 2)ero=
megen famen fie auff einen anbern 9ia^tfc^lag, nemli^ mo^in
fie bie ausgegrabene ®rben f)in tl)un folten, barmit fie niemanb
üer:^inberlicö mere. 2)a§ foftete allererfl topprec^enS: 2)ero=
megen meil bie 2adi ^odjmicötig mar, gogen fie oucft bie brei)
frembben oorgenannte @efanbten ju Dia^t, gu crfünbigen, toa^
i^x Söcbencfen in biefer Sachen mere. 23mtb al§ il)nen, bon
®^ren megen, bie erfte Stimm gu geben, gan^ bnterll^dnig er-
laubt marbt, bera{)tfd)lagten fie fic^ miteinanber bon biefer ©ac^,
bnb nacf) langem 33ebencfen marb il)r Sefcölufe bnb [173]
2)'let)nung alfo: mie folcbeS bcr §err Sc^letjffer, nad) üielem
SReufpern f^rbrac^te: Siebe getreume gfinftige §errn: mir geben
emer 23ntertl)Anig!cit gnÄbiglid) gu erfennen, boc§ emer ©ünften
befferS i8ebönc!en§ borbel)alten, bafe onferer 2}Jel)nung nac^, bie
®rbe aüba folte ligen bleiben, bann e§ f6nbte gefc^e^en, bafe fie
anfienge aufeäumad^fen, fo gebe e§ alSbann einen feinen anfe:^n=
197
üc^cti 2BaII Dmb ha^ Dta^tEiaufe fterumb, tmb toürben alfo für
ben fetnbltrfien SInlauffen barburc^ befcfiüget önb üerfic^ert leiin
fcnnen. So f&nbte aud) ba^ )Rai)tt)au^ öon üarcfen SBinben
iiidit balbt Scfjaben nemmen, bann ber 2Baß öalte ben SÖinb
auff, )o fi^nbte man aud) ben Scöitjcincn einen @ang bmb ben
2SaQ ^erumb machen, bamtt ftcö nicftt, mt aUöor, an bem 9taf)tä
Iiaufe, mit eufferfter ©efa^r ber 9ta^t§[)erren reiben ünb jucfen
f6nbten. 9tl§ er nun au§gerebt l)altc, Qah er feiner %an^ einen
Sc^mag, önb net)get fic^.
SSieiDot nun folcfie» Sebencfen bem grfffeften §auffen nid^t
öbel gefiel, fo Iratt bod) enbtlic^ einer unter bem §auffen fierffir,
beffen 9)Jutter auc^ fein Satn getrefen mar, ber bat bmb (Sr=
lAubnufe aud^ feine 2)Jel)nung ju reben, tmnb ba er etmon
ftrauc^elte, j^m miberümb brei)n ju ^elffen, fieng bemnac^ foldber
@eftalt an §u reben. 2Bir !^abcn ünferer frembben §erren @e=:
fanbten ©utbebömJen gnÄbiglic^ anget)6rt, ünb beffen 3"^fllt
gar eixeüent trefflich tooi üerftanben: S^tun ift e§ gmar nic^t
Dl)n, e§ mere folc^e§ on feinem Crt gar gut gera^tfc^taget,
aber e» f)at ^te eine anbere meqnung, lÄnbtlicfi, fittlic^, pflegt
man gu fagen, man mufe auc^ fe^en, ob e§ bem gemeinen SSattcr=
lanbt nü^lid) fet^. %ann erftlid), mann bic @rbe, mic fie fagen,
anficnge ju toad)fen, fo mbdjte fie a(fo ^oc^ mad)fen, ba^ man
ba^ SKa^t^au^ nic^t barfür fe^en f6nbte. Qmn anbcrn, fo f6nbte
fid) ber g-einbt [174] barauff oerfcöanCHm, onb fein grobeS @e=
fc^ü^ ftracfg auff ba»' SRa^tbauß ricfitcn, fimbte einer boc^ nicöt
fieser oor jfim bem ^enfter ^inauß fe^en, S^ber bas fo folte
man ja billic^ and) in folc^em \^ali ber armen <BhtD in ac^t
!^aben, bann e§ mere gar ünfreunbli($ ge^anbelt, bafe man j^nen
jl^ren alten 3Beg bnb ©erec^tigfeit üermad}en molte, leijbetS bodö
fein üernünfftiger Slienfc^, ba^ ji^m feine übralle ©erec^tigfeit
genommen merbe, toiebiel tourbe e§ ein bnüernünfftige§ S^ier,
ein arme Sam für gut aufnemmen, mann fie lang ombgetrieben,
ünnb jf)rer alten ©erec^tigfeit onb @ang§ folte beraubet merben.
Söebencfet nur ein menig, ma§ für ein ShttoiHen baraufe ent=
fte^en mürbe.
3tl§ er nun bie Bad) jmmerbar i)Od) auffmuftte, bnb fteiffig
^u bebencfen fteKete, fieng enblicö einer aufe bem öauffen, melc^er
lang mit feinem bebenden ^ette muffen gu rücf galten, meil bie
Drbnung noc^ lang nit an j^m mar, aufe SSngebuIt an, onb
198
fagte: Slir fet)b attsumal 9larren (ha§> toerc üie(, toanS tnar ift)
mere bie ®rbe nic^t ha, fo b&rfften iüir barlnnb ntoEit ra^tfc^(agen,
barömb fo muffen toir bebencfen, icic Inir bic ©vbc lüibcrbmb
flintDcg f^affen, ©o t^ut bemnad) ein ^ing, bnb befel)(et ben
9iad)barn, bafe fte ein 2od) neben bie (Srben machen, inib bie
®rbe brein ffiUen, fo b6rffen toir nid^t bicl 6roman^e§ barmtt
I)aben. §0:^0, wie fcblimm, fngte ber ©cb^ciffer, au^ önbcbad)t,
tüo foU bann bie ®rbe ^in, bie aufe bemfelbigen 2od^ gegraben
njirbt, (St) biftu nid^t ein @ed, fagt ber üorige, man mufe baß
2ocö bcfto gr6ffer marfien, fo gebet fie mit einanber binei)n. Sa§
mar nnn ben frembben ©efanbten ein groffer @d)iml)ff, bann
fte folten ja felber gebad)t i^aben, bafe man ba§ Sod^ mi'ifte a[§
bann groffer mad^en, ja fte folten htt) ficb betrachtet :^a [175] ben,
mit trag für Seuten fie e§ gutfinn lietten, al§ meldte ir ^Bebenrfen
nidöt au% einem ©Än^topff tieran^ fd^natterten, fonber a[(e§ jubor
fteiffig :^inben bnb forn, oben ünb bnben, lincf bnb rcdöt in jrem
§int betnmb toarffcn, ef)e fie e§ beraub fcbütten. 2lber e§ toax
auff btfemal berfel^en, fie maren übertcuffelt: ©erioegen mürben
fie fcbamrot, [litnben ouff, m6(^tcn für 8rf)amt;afftigfcit feinen
abfd)eibt nemmen, fonbern eijleten gur ©tubentl)ür su, ünan«
gefet)en, tcie faft bie sperren bon SBi^cnburg fte baten, aUha
p bleiben, bnb mit jncn SJkljeit ju galten, aber fie beforgten
firf), fie mSd^ten no(^ fcb^ler anlauffen, menn fie fic^ mit i()nen
in§ ©efpri^cb einlieffen. £ermegen al§ ber 3iabt§fned)t eben nit
bei)^anben toar, melcber fie an bcm OioUcnfebl l^tnonter gelaffen
Ijdtte, name ber ©cblottenfcgcr feine ©tangen, lehnet fie f)inbnter
auff bie ®rben, onb rütfc^et barauff I)inDnter, bnb feine ©efellen,
ber ©rfjleiffer bnb ber §ejelfd&neiber fiernadö (5;rarar^a, trararfia,
ma§ gibftu, toa§ I)oftu). 5n§ fie nun ^inab famen, aoI)en fie
i^re §üt ah, bnb ber ©dE)Iottenfeger rieff jnen 3u: Adieu, adie\i
bon compaigne, unb bamit auff tmnb barbon. SBiemoI nun bk
§erren oon SSi^enburg fold^e S?aubertoelfd)e ©pracb nit Oer=
ftunben, fo Ratten fie bodö bg S^ertramcn, fie mürben j^nen gute
9laci)t gcmünbfcbet |aben. ä5nb bamit fie aucb nicbt für fdilim
angefel)en mürben, rieffen fie j^rem 9iat)tfd)reiber, önb baten jt)n,
er folte jnen aucb auff Sateinifcb antmorten, berfelbige rieff jncn
au^ feinem Bones dies, alfo nacb: & tibi etiam, & tibi etiam.
Inhalt.
Seite
'S'orwort in
Einleitung.
1. Das Verhältnis der drei Texte v
2. Die Entstellung des Laiebuchs xlv
3. Bibliographie lxv
Das Laiebuch 7
Beigaben.
1. Das VorAvort der Schütbürger 147
2. Das Vorwort des Grillenvertreibers . . . 151
3. Einschiebungen im ersten Teil des Grillen-
vertreibers.
a. Vom Ursprung der Witzenbürger . . 156
b. Die Wellengeschichte 158
c. Szenen vom Gastmahl 163
d. Der Streit der Witzenbürger .... 172
e. Die Hochzeit 183
4. Schildbürgergeschichten aus dem zweiten
Teil des Grillenvertreibers 184
Sinicf oon S^ri^arbt Jtarcas, ^alle a. €.
PT
Laiebuch
1701
AI T O
Das Laiebuch
19U
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