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Full text of "Das Lalebuch, 1597; mit den Abweichungen und Erweiterungen der Schiltbürger, 1598, und des Grillenvertreibers, 1603; hrsg. von Karl von Bahder"

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http://www.archive.org/details/daslalebuch1597m00lale 


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Das   Lalebuch    (1597) 

mit  den  Abweicliimgen  und  Erweiterungen 
der 

Schiltbürger  (1598) 

und  des 

Grillenvertreibers  (1603) 

herausgegeben 

von 

Karl  von  Bahder 


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Halle  a.  S. 

Verlag  von  Max  Niemeyer 

1914 


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Neudrucke  deutscher  Litteraturwerke  des  XVI.  u.  XVII.  Jahrhunderts. 
No.  236-39. 


Vorwort. 

Das  'Nibelungenlied  der  deutschen  Schwabenstreiche', 
nach  Uhlands  Bezeichnung,  ist  bisher  in  der  ursprünglichen 
Form  noch  nicht  wieder  abgedruckt  worden,  nur  von  der  ab- 
geleiteten und  vielfach  entstellten  Fassung,  den  Schiltbürgern, 
liegen  Neudrucke  vor.  Mich  zog  zunächst  der  eigentümliche 
Wortschatz  des  Laiebuchs  an,  dann  reizte  es  der  Heimat- 
und  Verfasserfrage  nachzugehen  und  als  Grundlage  für  die 
Untersuchungen  entstand  die  vorliegende  Ausgabe,  in  der  ich 
die  Änderungen  und  Zusätze  der  beiden  späteren  Fassungen 
dem  ursprünglichen  Text  hinzugefügt  habe.  Das  Laiebuch 
ist  genau  nach  dem  Originaldruck  gegeben,  doch  sind  offen- 
bare Druckfehler  verbessert,  mit  Angabe  des  Überlieferten 
in  den  Lesarten  (verbesserungsbedürftig  sind  noch  folgende 
Stellen:  S.  12  Z.  5  v.  o.  fte  1.  ftdi,  S.  30  Z.  6  v.  o.  folte  1.  folte 
man ,  dagegen  Z.  10  folte  zu  streichen,  S.  77  Z.  6  v.  o.  galten 
1.  finlte  und  Z.  7  laffen  1.  laffe,  S.  112  Z.  8  v.o.  inorben  1. 
ttjerben).  Die  Anmerkungen  sollen  hauptsächlich  die  Quellen 
des  Verfassers  angeben,  hier  raufste  auch  auf  mündliche 
Quellen  hingewiesen  werden,  während  es  sonst  nicht  in  meiner 
Absicht  lag  die  Schildbürgergeschichten  in  der  Volksliteratur 
zu  verfolgen.  —  Ich  hatte  zunächst  aufser  den  drei  genannten 
Drucken  auch  die  übrigen  Drucke  der  Schütbürger  und  des 
sog.  Laienbuchs  bis  gegen  Ende  des  17.  Jahrh.  collationiert, 
habe  aber  schliefslich  davon  abgesehen  den  Wust  von  Les- 
arten mitzuteilen  und  mich  auf  eine  genaue  Beschreibung 
der  Drucke  beschränkt. 

Folgende  Druckfehler  im  Text  mufs  ich  bitten  zu  ver- 
bessern: S.  7  Z.  6  V.  0.  1.  iaren  st.  jähren,  S.  12  Z.  19  v.  o. 
abgefertiget   st.    obgefcrtiget ,    S.  30  Z.  6  v.o.   glücfi^afften  st. 


IV 

glfid'fiafteit,  S.  31  Z.  17  v.o.  Qmadjt  st.  oemac^t,  S.  38  Z.  27 
v.o.  SBeId)e§  st.  SgeldjS,  S.  43  Z.  16 'v.o.  neutoe  st.  ncÄc, 
S.  48  Z.  26  V.  0.  ein  st.  einen,  Z.  28  einem  st.  einen,  S.  49  Z.  5 
V.  0.  JBatDrn  st.  Saftren,  S.  53  Z.  2  v.  o.  fie  aber  st.  [ie,  S.  65 
Z.  19  V.  0.  müßten  st.  toüftcn,  S.  91  Z.  8  bntoiberbringlidöeni  st. 
bntoiberbringlidjcn,  S.  103  Z.  6  v.o.  ®uter  st.  ©ntter,  Z.  21 
aßc  st.  allen.  In  den  Lesarten  ist  zu  S.  6  Z.  10  v.  o.  zu  be- 
merken: in  fehlt  B,  zu  S.  47  Z.  14  v.  o.:  ben  Salen]  jnen  BW, 
S.  88  Z.  22  V.  0.  glAubcn  W  gehört  zu  dem  zweiten  glauben. 
In  den  Anmerkungen  lese  man  S.  47  Z.  2  v.  u.  SSater  st.  23ater§, 
S.  114  Z.  9  V.  u.  Beigabe  3e  st.  3d,  S.  127  ist  der  Hinweis 
auf  Bolte's  Bemerkungen  zu  Frey  8.  220  und  S.  139  auf  dessen 
Nachweise  zu  Montanus  S.  594  ausgefallen. 

Es  freut  mich  das  Denkmal  für  die  elsässische  Lite- 
ratur gesichert  zu  haben,  den  Autor  selbst  zu  ermitteln  wollte 
allerdings  meinen  Bemühungen  nicht  gelingen ;  die  Annahme, 
dafs  er  Stralsburger  Universitätsangehöriger  war,  wird  kaum 
auf  Widerspruch  stofsen,  fördert  uns  aber  nicht  viel,  denn 
die  Stralsburger  Matrikeln  vor  1621  sind  verloren.  Dafs  das 
über  die  Pseudonyme  der  Schiltbürger  und  des  GrUlen- 
vertreibers  Bemerkte  auf  Sicherheit  keinen  Anspruch  machen 
kann,  verkenne  ich  nicht,  doch  hoffe  ich  wenigstens  die  Unter- 
suchung dieser  Fragen  wieder  auf  den  richtigen  Weg  gelenkt 
zu  haben.  —  Ich  bemerke  noch,  dafs  ich  in  der  Einleitung 
das  Laiebuch  nach  den  Seiten  des  Originaldrucks  zitiere. 

Zu  Dank  bin  ich  verpfliehtet  den  Professoren  Götze  in 
Freiburg  i.  B.  und  Heilig  in  Kastatt  für  umfassende  Mit- 
teilungen über  den  alemannischen  Wortschatz  in  Baden, 
Prof.  Bolte  in  Berlin  für  volkskundliche  Nachweise;  für  biblio- 
graphische Nachweise  schulde  ich  Dank  Prof.  Seelmann  in 
Berlin  und  ganz  besonders  Prof.  Schorbach  in  Strafsburg. 
Aufserdem  sind  mir  von  einer  grofsen  Anzahl  von  Bibliotheken 
Mitteilungen  über  iu  Betracht  kommende  Drucke  gemacht 
worden,  viele  von  diesen  sind  mir  auch  zur  Benutzung  übersandt 
worden;  besonders  danke  ich  der  königl.  Bibliothek  in  Berlin 
und  der  herzogl.  Bibliothek  in  Wolfenbüttel,  die  mir  wiederholt 
die  Drucke  überliefsen,  die  meiner  Ausgabe  zu  Grunde  liegen. 

Leipzig-Gautzsch,  im  Nov.  1913. 

K.  V.  Bahder. 


Einleitung. 
1.  Das  Yerhältnis  der  drei  Texte. 

Dals  das  Laiebuch  von  1597  die  Grundlage  des  Schild- 
bürgerbuches  bildet  und  nicht  ^umgekehrt  jenes  erst  aus  dem 
Schildbürgerbuch  entstanden  ist,  wie  man  früher  meinte, 
wissen  wir  erst  seit  den  Untersuchungen  von  E.  Jeep,  Hans 
Friedrich  von  Schönberg,  der  Verfasser  des  Schildbürgerbuches 
und  des  Grillenvertreibers.  Wolfenbüttel  1890.  Leider  hat 
sich  aber  Jeep  den  Weg  zu  der  genaueren  Feststellung  des 
Verhältnisses,  in  dem  die  Texte  zueinander  stehen,  dadurch 
selbst  versperrt,  dafs  er  die  Ansicht  aufstellte,  der  im  Titel 
seiner  Schrift  genannte  Mann  sei  der  Verfasser  des  Laiebuchs, 
das  er  nicht  nur  später  als  'Die  Schiltbürger'  mit  neuer  Vor- 
rede habe  erscheinen  lassen,  sondern  dann  nochmals  1603  über- 
arbeitet und  vermehrt  als  'Grilleuvertreiber'  (mit  einem  2.  Teil, 
zu  dem  dann  1605  noch  ein  3.,  die  Hummeln  —  richtiger 
'  Hummeln-  oder  Grilleuvertreiber'  —  kam)  vorgelegt  habe.  Alle 
früheren  Gelehrten,  die  sich  mit  der  Frage  befafsten,  haben 
den  GriUenver  treib  er,  soweit  er  nicht  einfach  aus  den  Schilt- 
bürgern abgeschrieben  ist  (dies  gilt  für  den  1.  Teil,  wo  nur 
Vorwort,  Einleitung  und  weiter  einige  Kapitel  selbständig 
sind),  für  eine  schwache  Nachahmung  dieses  Werkes  an- 
gesehen, Jeep  glaubte  beide  demselben  Autor  beilegen  zu 
dürfen,  der  seinen  Namen  auf  dem  Titel  des  Grülenvertreibers 
(Conradus  Agyrta  Oon  JöeUemont  d.  i.  Haus  Friedrich  von 
Schönberg),  seine  Stellung  auf  dem  Titel  des  Schildbürger- 
buchs (ber  ?5'ffiun9  ?)p[t[onburger  2lmptmann  d.  i.  Wittenberger 
Schlofshauptmaun)  angedeutet  habe.  Schönberg  habe  eine 
Satire  gegen  die  Bewohner  von  Schiida  (jetzt  Schildau,  bei 


VI 

Torgau)  schreiben  woUeu,  mit  denen  er  bei  Kirchenvisitationen 
aneinander  geraten  sei,  die  im  Anschlufs  an  den  vom  1.  Februar 
bis  4.  März  1592  in  Torgau  tagenden  Landtag  (auf  diesen 
weise  die  Vorrede  des  Laiebuchs  hin)  stattgefunden  haben. 
Da  Schmähschriften  in  Sachsen  verboten  waren,  durfte  er 
seinen  Namen  nicht  nennen  und  mulste  zu  verschiedenen 
Pseudonymen  greifen;  die  Buchstaben  des  Alphabets  auf  dem 
Titel  des  Laiebuchs  seien  willkürlich  gewählt  (daher  die 
folgenden  Verse  'eine  blofse  Neckerei'),  ebenso  das  Aleph, 
Beth,  Gimel  des  SchUdbürgerbuchs,  aber  im  folgenden  habe 
er  hier  auf  seine  Stellung  und  im  Grillenvertreiber  auf  seinen 
Namen  hingewiesen.  Dafs  Jeep's  Ansichten  mehrfach  Beifall 
gefunden  haben,  ist  zu  verwundern.  Denn  geht  man  über 
die  gezwungenen  Deutungen  der  Pseudonj-me  und  die  Un- 
wahrscheinlichkeit,  dafs  ein  Werk  wie  das  Laiebuch  in  kirch- 
lichen Streitigkeiten  seinen  Ursprung  haben  soll,  hinweg,  so 
bleibt  doch  vor  allem  auffällig,  dafs  eine  Schrift,  die  persön- 
licher Satire  gegen  die  Bewohner  Schilda's  entsprungen  sein 
soll,  zuerst  als  Laiebuch  erschienen  ist.  Gegen  die  Annahme, 
dafs  der  Verfasser  die  Satire  zunächst  in  verhüllter  Form 
gegeben  habe  und  Laieburg  ein  Deckname  für  Schüda  sei, 
spricht  durchaus,  dafs  Laie  oft  auch  in  der  allgemeinen  Be- 
deutung 'Dummkopf,  Narr'  erscheint,  wie  das  Jeep  S.  5  selbst 
hervorhebt;  der  Autor  sagt  S.  63  ausdrücklich  c§  firtb  fonft 
noc^  anbre  Salen  mc^r,  spricht  S.  66  allgemein  von  den  jungen 
Salen  ober  53appen,  sagt  S.  94  sogar  bictoeil  iDtr  aße  ju  fialen 
Bjorben  finb  und  S.  198  tmicre  ßaten  und  erzählt  zum  Schlufs, 
dals  die  Laien  ihre  Wohnstätte  verlassen  und  sich  in  der 
ganzen  Welt  zerstreut  hätten,  was  ja  sinnlos  wäre,  wenn  er 
eine  noch  existierende  Gemeinde  im  Auge  gehabt  hätte. 
Laieburg  ist  also  typisch  zu  nehmen  als  der  Ort,  wo  die 
närrischen  Bauern  hausen  (vgl.  bei  Lindener  S.  55  Lichtenstein 
in  ber  uralten  unb  tocilberümten  ftat  ©cafcnfiaufen,  ba  bie 
narrenjunft  toonet)  und  reiht  sich  den  fingierten  Ortsnamen 
Lappenhausen,  Dölpelbach,  Dummerstat,  Narrensieben  usw.  an.^ 
Warum  sollte  Schönberg  die  Schildbürger  zuerst  Laiebürger 
genannt,  sie  aber  einige  Monate  später  (denn  das  Schild- 
btirgerbuch  lag  schon  im  Herbst  1597  vor,  s.  Seelmann,  Archiv 
f.  d.  Studium   d.  neueren   Sprachen  87,  85)    offen    bezeichnet 


TU 

haben,  um  sie  dann  im  Grillenvertreiber  bei  festgehaltener 
satirischer  Absicht  —  die  vorai;sgeschickten  spöttischen 
Titular- Formen  für  Handwerker  sollen  nach  Jeep  S.  67 
auf  bestimmte  Einwohner  Schilda's  gehen  —  wieder  als 
Witzenbürger  erscheinen  zu  lassen?  Und  ist  die  Entstehung 
der  drei  Werke  in  Sachsen,  wie  sie  Jeep  annimmt,  denn  über- 
haupt zu  erweisen?  Dafür  läfst  sich  eigentlich  nur  geltend 
machen,  dafs  die  Geschichten  nach  der  2.  Fassung  in  Schilt- 
burg (auch  Schilde)  in  Misnopotamia  sich  abspielen,  das  kann 
allerdings  kaum  etwas  anderes  sein  als  Schiida  in  Meilsen, 
beweist  aber  die  Entstehung  in  Meifsen  natürlich  nicht,  da 
der  Euf  eines  Ortes  als  Schildbürgerdorf  sich  auch  aufser- 
halb  seiner  Heimat  verbreiten  kann,  wofür  H.  Sachs  und  die 
Schwankbücher  Zeugnis  ablegen;  dafs  die  Schildbürger  auch 
schon  vorher  für  verdrehte  Leute  galten,  geht  aus  einer, 
allerdings  wohl  nach  Sachsen  oder  Thüringen  fallenden  Schrift 
'Sätze  von  der  Leffeley'  1593  (in  Scheible's  Schaltjahr  3,  629 f.) 
heTTor,  wo  es  S.  643  heif st :  ein§  brein  ladöen,  inic  bie  Don 
©rfiilbau  ireineu  (vgl.  virinfen,  auff  polniicö  Iarf)cn  Lindener  141 
Lichtenstein).  Was  Jeep  sonst  (namentlich  iu  den  Vor- 
bemerkungen S.  IX  f.)  für  die  Abfassung  in  Meifsen  bei- 
bringt, i)  ist  sehr  schwach.  Wir  vermissen  vor  aUem  eine 
Untersuchung  der  Sprache,  die  seiner  Ansicht  hätte  zur 
Stütze  dienen  können;  auch  die  nachträglichen  Bemerkungen 
S.  104 ff.,  die  gegen  Edw.  Schröder  gerichtet  sind,  füllen  die 
Lücke  nicht  aus.  'Eine  derartige  Untersuchung  ist  in  unserem 
Falle  aussichtslos.  Dialektische  Eigentümlichkeiten,  wenigstens 
solche,  aus  denen  man  mit  Sicherheit  auf  die  Heimat  des 
Autors  schliefsen  dürfte,  fehlen  im  Schildbürgerbuche  wie  im 
Grillenvertreiber  vollständig'  —  so  heilst  es  auf  S.  42  von 
zwei  Denkmälern,  die  von  idiotischen  Ausdrücken  geradezu 
wimmeln.  Gerade  aus  den  dialektischen  Worten  und  Formen 
ergibt  es  sich,  dafs  die  Grundlage  der  Schiltbürger,  das  Laie- 
buch, unmöglich  von  demselben  verfafst  sein  kann,  von  dem 


*)  Er  zieht  den  Mangel  eines  Salzwerks  iu  Meifsen  heran, 
bringt  das  dreieckige  Rathaus  mit  der  dreieckigen  Form 
Meilsens  in  Verbindung  und  denkt  bei  Calecut,  das  im 
16.  Jahrb.  ganz  gewöhnlich  ein  fernliegendes  Land  bezeichnet, 
an  Meifsnisch  Calecutt  d.  i.  Marienberg  bei  Albinus. 


VIII 

der  Grillenvertreiber  herrührt,  dafs  also  die  Ausdeutung  der 
PseudoDj'me  auf  den  Verfasser  des  Laiebuchs,  wie  sie  Jeep 
versucht  hat,  verfehlt  ist.  Dieser  entstammt  der  eigentlichen 
Heimat  der  Schwankliteratur,  dem  Südwesten,  und  wenn 
Edw.  Schröder,  Vierteljahrsschrift  f.  Literaturgeschichte  1,  471  f. 
ihn  noch  vor  dem  Erscheinen  der  Jeep'schen  Schrift  dem 
Oberrhein  zugewiesen  hat,  so  treffen  seine  Aufstellungen  im 
Wesentlichen  das  Richtige.  Dagegen  gehört  der  Verfasser 
des  Grrillenvertreibers  nach  der  Sprache  der  ihm  eigenen 
Partien  (in  den  übernommenen  weicht  er  nur  wenig  von  der 
Grundlage  ab)  dem  westlichen  Mitteldeutschland  au.  Ich  gebe 
zunächst  eine  Übersicht  über  den  idiotischen  Wortschatz 
des  Laiebuchs,  den  wir  mit  wenigen  Ausnahmen  (s.  unten 
S.  XXXIX)  auch  in  den  Schiltbürgern  wiederfinden  und  be- 
merke ausdrücklich,  dafs  keiner  der  '  Ausdrücke  da,  wo 
fremde  Quellen  benutzt  sind,  etwa  diesen  entstammt.') 

ah  'von'  70.  72.  80  u.  ö.,  alem.  schwäb.  ML.  1,  4.  Id.  1.  25. 
F.  1,3^)  (im  bair.  nach  S.  1,10.  Lexer  1  bis  in  den  Anfang 
des  17.  Jahrh.,  noch  jetzt  tirol.  Schöpf  1). 


^)  Dafs  der  Autor  keineswegs  ihm  unbekannte  Worte 
aus  den  benutzten  Quellen  ohne  weiteres  übernahm,  zeigt 
eine  Stelle  in  einer  Wickram  entlehnten  Geschichte.  Wo 
dieser  schreibt:  ber  anber  lag  noct)  fjinbcr  bcm  ofeii  in  bcr  Ijell, 
setzt  er  S.  191:  litiibcr  bem  Ofen  in  bcr  §ell  (lüie  fie  e§  nennen) 
im  3teft;  der  Ausdruck  Hell  war  ihm  ungeläufig  und  wird 
erklärt,  er  ist  jetzt  nach  ML.  1,320  im  Elsafs  veraltet,  nach 
Id.  2, 1136  auch  in  der  Schweiz  von  beschränkter  Verbreitung, 
dagegen  dem  schwäbischen  (F.  2,  1773)  und  bairischen 
(S.  1, 1079)  ganz  geläufig.  Wenn  der  Verfasser  hie  und  da 
einen  idiotischen  Ausdruck  der  Quellen  wegläfst,  z.B.  188 
Dolde  (dafür  Ast),  so  beweist  das  natürlich  gar  nichts,  da  er 
sich  überhaupt  nicht  im  Wortlaut  an  die  Vorlage  hält.  Von 
Dialektworten  kommen  in  den  herangezogenen  Werken  (aber 
nicht  an  den  übernommenen  Stellen)  bei  Frey  ab,  abätzen, 
Anke,  Bank  m.,  ketscJien,  lehren  'lernen',  lugen,  Blatte,  Pletz, 
rossein,  schmeclcen,  ubereinzig,  bei  Montanus  noch  letz,  Eäter- 
sehen,  bei  Wickram  ausscMitzen,  gropen  vor. 

2)  ML.  =  Martin  u.  Lienhart,  Wörterbuch  der  elsässischen 
Mundarten. 
Id.  =  Schweizerisches  Idiotikon. 
F.  =  Fischer,  Schwäbisches  Wörterbuch. 
S.  =  Schmeller,  Bayerisches  Wörterbuch. 


IX 

abeöen  'abweiden'  81.  174.  175,  alem.  schwäb.  Id.  1,4. 
F.  1,4.  Belege  aus  dem  altern  eis.  DW.  1, 10;  auch  bair. 
S.  1, 180.   Schöpf  21,  im  altern  hess.  Vilmar  96.   Crecelius  52. 

5lnfe  'Butter'  55  (neben  @cf)mal;5  und  Butter),  alem.  u. 
südschwäb.  ML.  1,  55  (im  Oberelsals  frische  Butter,  im  Unter- 
elsafs  ausgelassene).  Id.  1,343.  F.  1,  224.  Schmälz  ist  jetzt 
im  eis.  'ausgelassenes  Schweinefett'  ML.  2,484,  in  andern 
obd.  Mundarten  (DW.  9,  926)  aber  noch  'frische  Butter';  so 
auch  im  altern  eis.  vgl.  Viertel jahrsschrift  f.  Lit.gesch.  1,  472 
und  Dasypodius  21_a  butyrum,  Sutter,  Stncfen,  fc^malg  (416d 
©c^malg,  ancfen,  butter,  butyrum). 

au§a^elrt  'verspotten'  158.  160,  alteis.  atzein  'schwätzen' 
IML.  1, 86,  'zanken'  Keiserberg  Bilg.  56c,  im  alem.  Baden 
'spotten,  necken'  (im  Schweiz,  unbekannt);  dazu  hess.  atzein 
'necken',  sich  atzein  'zanken' Vilmar  18,  nass.  oteeZn  'zanken, 
raufen'  Kehrein  51,  auch  in  Waldeck  Bauer-Colütz  7,  in  älterer 
ostfr.  Quelle  (Beitr.  34,  392)  atzein  'töricht  reden"  (jetzt 
ostfr.  'läppisches  Zeug  vornehmen'  S.  1, 180,  in  Henneberg 
'am  Feuer  spielen'  Spiefs  12);  vgl.  auch  schwäb.  atzen,  etzen 
(alt)  'ahnden'  F.  1,  351,  ätzen  'verspotten'  Schmid  33. 

au§id)Liöcn  'ausfaUen'  92,  eis.  ML.  2,477,  im  DW.  1,956 
aus  älteren  Schweiz.  Quellen  belegt,  auch  im  altem  schwäb. 
F.  1,  509. 

23anf  als  m.,  alem.  u.  südschwäb.  ML.  1,  C3  (im  Unter- 
elsafs  meist  f.)  Id.  4, 1380.  F.  1,  610,  auch  im  alem.  Baden. 

a3au  'Mist'  179,  alem.  schwäb.  Id.  4, 1948.  F.  1, 7689, 
aus  dem  eis.  nicht  angegeben,  auch  im  alem.  Baden  nicht 
bekannt. 

breifen  'schnüi-en'  120,  alem.  schwäb.  ML.  2, 198.  Id. 
5,791.  F.  1,1389;   auch  im  altern  bair.  S.  1,472.  DW.  2,  356. 

Stenft  'Dienstbote',  alem.  schwäb.  ML.  2,694  (alt). 
Seiler  76.  Tobler  138.  F.  1, 198,  auch  im  alem.  Baden. 

brummelen  (mit  dativ)  'träumen'  121,  gehört  zu  einer 
verbreiteten  Sippe  mit  dem  Grundbegriff  'taumeln,  schwindlig 
sein',  Schweiz,  drümmeln  Stalder  1,  313,  schwäb.  trümmle, 
trummle  F.  2, 424  (das  abgeleitete  trumsle,  trümsle  1,426 
auch  'leicht  schlafen',  durmel  'leichter  Schlaf  1,499),  eis. 
mit  Metathese  türmle,  türmelig  (auch  trümlig)  jML.  2, 757, 
dazu    schlaffdürmelig    bei    Fischart,    auch    in    Basel    durmle 


'schlummern'  Seiler  93  neben  drümle,  dies  auch  im  Wieseutal; 
aber  auch  \)2är.  tärmehi,  türmig  S.  1,622,  dazu  trumseln 
'schwindlig,  schläfrig  sein'  1,665,  hess.  durmein  Creceüus  313, 
thür.  dürmdn  Hertel  249,  osächs.  tiirmlig  Müller  268. 

Subinicrlin  'eine  kleine  Silbermünze'  62,  in  der  Ver- 
bindung nid)t  ein  Subinierlin,  eis.  bei  Wickram  6, 287  mtnber 
han  ein  bubenicr,  bei  Philander  1, 159  nicfit  ein  Subenicrel, 
Schwab,  bei  Bürster  schwed.  Krieg  242  ntt  ain  'Subcmerlin 
(wohl  verlesen  für  Subenierlin)  lüie  man  pflegt  jue  fagen, 
jetzt  Schwab.  Dudenierle,  DusenierJe  F.  1,516,  henneberg. 
Dudenierle  Reiuwald  2,  35  fauch  henneb.  thür.  sächs.  Dudeldei 
'Kleinigkeit"  Reinwald  a.a.O.  Hertel  85.  Müller  259  wird 
darauf  zurückgehen).  Zu  Grunde  liegt  lat.  duodenarius  'eine 
Sübermünze  von  12  Pfennigen';  schwerlich  ist  mit  Fischer 
a.  a.  0.  auf  franz.  douze  deniers  zurückzugehen  (die  Münze 
hiefs  franz.  douzin). 

burc^nunbcr  'ganz  himinter'  45,  eis.  ML.  1,52,  ebenso 
im  alem.  Baden;  auch  das  schwäb.  hat  nach  F.  2,  485 
ganz  entsprechende  Bildungen  wie  durnah,  durnauf,  durn- 
aus  usw. 

fibern  'ausschmücken,  übertreiben'  95,  jetzt  Schweiz, 
Id.  1,  680  und  nach  Hans  v.  Bühel  Diocletianus  348  auch  dem 
früheren  eis.  bekannt;  im  alem.  Baden  er  ßederet  us  'über- 
treibt'. 

flf-^eln  'pissen'  151,  zu  schwäb.  floz  'Lache  vom  pissen 
der  Kinder'  F.  2,  1582,  Schweiz,  flotz  Id.  1,  1240,  flützen 
'Flüssigkeiten  ausgiefsen'  1,1241,  flöfsle  'pissen'  (Gauner- 
sprache) 1,1215,  ebenso  schwäb.  flöfsle  F.  2, 1586  und  flüfsle 
2, 1597 ,  flözle  '  AVasser  ausschütten '  2,  1586 ,  im  eis.  nicht 
nachgewiesen. 

f^ufeftaffel  'Fufsstapfe'  2,  im  DW.  4, 1, 1047  aus  dem 
voc.  ine.  teut.  nachgewiesen ,  Nebenform  zu  Fufsstajjfel ;  das 
einfache  Staffe,  Staffel  für  Stapfe  s.  DW.  10,  2,  518.  858. 

gebippclDop)jeIborte  Starren  69,  vgl.  S^tppelnarr,  blax, 
truncus,  caudex  Dasypodius  317»,  Tüppelnarr  Frey  G&,rtenges. 
11,  6  Bolte,  Topjpelnarr  Id.  4,  782  (aus  den  Berner  Fastnachts- 
spielen), sowie  die  Redensarten  den  Narren  bohren  DW. 
2,228.  7,359,  den  Bippel  hören  Fischart  S.  Dominici  Leben 
131,  dippelbaren  DW.  2, 1184. 


XI 

ein  gti'lin  'Laut'  fagen  202,  vgl.  eis.  nit  gix  un  nit  gax 
mache  '  sich  gar  nicht  hören  lassen "  ML.  1, 252,  schwäh.  der 
sait  net  gichs  noch  gacks  F.  3,13,  Schweiz,  er  daif  nicht  gix 
sagen  '  canis  mutuus '  Id.  2, 569  aus  älterer  Quelle. 

glcublicö  'traurig,  demütig'  169,  eis.  ML.  1, 255  (nicht 
im  Schweiz,  und  schwäh.),  vgl.  Schweiz,  laub  'friedfertig, 
sanft,  zahm '  Id.  3,  958. 

groppen  'tasten,  tappen'  68,  alteis.  ^ro^jen  (gropet  er  fo 
lang,  hi^  er  bie  mild)  fanb  Wickram  Eollw.  112, 28.  grobt  an 
ben  tnenben  im  I)u^,  un^  ba%  ex  fumpt  jü  ber  fucften  Keisers- 
herg  Bilg.  102  c),  Schweiz,  grapen,  gropen  Id.  2,  786,  schwäh. 
grapen,  gropen  F.  3, 792,  grope  im  alem.  Baden.  Weiter- 
verbreitet (auch  bair.  und  md.)  ist  die  Form  mit  kurzem  a 
grappen,  grappeln. 

gumpen  'hüpfen,  springen'  197,  alem.  schwäb.  ML.  1,  220. 
Id.  2,  312.  F.  3,  921;  auch  bair.  S.  1,  914.  Schöpf  223.  Lexer  127. 

gu^eln  'betteln'  112,  sltm.  uhgutzle  ML.  1, 25i  (auch 
abgutze),  Id.  2,  584  (nicht  im  schwäb.). 

I)anblict)  'behend,  rührig'  165,  alem.  schwäb.  ML.  1,  348. 
Id.  2, 1404.  F.  3, 1124  und  im  alem.  Baden ;  aus  Maaler  in 
Schönsleders  prompt,  übergegangen,  sonst  nicht  bair. 

!^au§^ablicö  'ansässig'  212,  alem.  Id.  2, 929,  auch  in 
älteren  eis.  (s.  haushäbig  DW.  4, 2,  569)  und  schwäb.  Quellen 
(F.  3, 1283),  später  weiter  verbreitet. 

l^eime^u  'heimwärts'  83,  alem.  schwäb.  ML.  1,366  (s.  die 
angegebenen  dialektischen  Formen).  Id.  2, 1277  Qieime  zue). 
F.  3, 1364  (lieimetzu,  Jieimezu). 

Weitere  'Licht,  Sonnenlicht'  62,  alem.  ML.  1,388.  Id. 
2, 1770,  auch  im  alem.  Baden.  Im  schwäb.  nach  F.  3, 1399 
'gutes  Wetter'. 

§ir3  'Hirsch'  199,  alem.  schwäb.  ML.  1,378.  Id.  2,1662. 
F.  3, 1684  (ältere  Quellen) ;  die  Form  kommt  auch  im  bair. 
vor  (S.  1, 1171,  bair.  Wald)  und  im  hess.  Vilmar  171,  als 
'Hirschkäfer'  Crecelius  464.  Kehrein  198. 

I)6J)n  'zornig,  böse'  121,  alem.  Id.  2, 1364,  auch  von 
Fischart  gehraucht  (DW.  4, 2, 1724) ,  im  jetzigen  eis.  aus- 
gestorben (nicht  im  schwäb.). 

I)übfd)  'langsam,  bedächtig'  147,  das  alem.  schwäb. 
hübschlich  in  gleicher  Bedeutung  Id.  2, 966.  ML.  1,  300  (Belege 


XII 

aus  älteren  elsäss.  Quellen  DW.  4,  2, 1857).  F.  3, 1849;  bair. 
hübschUch  S.  1, 1040  läfst  sich  in  dieser  Bedeutung  nicht 
nachweisen. 

§utte  'Kückkorb'  202,  alem.  schwäb.  ML.  1, 389.  Id. 
2,1778.  F.  3, 1935  und  im  alem.  Baden:  auch  im  rheinfr.  als 
Hotte  Autenrieth  67.  Kehrein  202. 

.teib  'Zorn'  121,  alem.  schwäb.  ML.  1,417.  Id.  8, 105. 
F.  4,306  (ältere  QueUen).  S.  1,1216  (Algäu).  Schöpf  309 
(Vorarlberg). 

^erf  'Kerbe"  195,  tcrf{)ol3  'Kerbholz'  63,  so  mehrfach 
in  alem.  schwäb.  Quellen  s.  DW.  5,  557.  564  (Ulm).  565  (Neu- 
burg). ML.  1,  332  (Wattwiler  im  Oberelsafs).  Id.  2, 1253  (Basel). 
F.  4,  336. 

f eiferen  'schleppen'  43,  alem.  schwäb.  ML.  1,483.  Id. 
3,  579.  F.  4,  355,  auch  im  alem.  Baden. 

i^i^lin  'Zicklein'  178,  alteis.  Kitzlin  ML.  1, 486  (jetzt 
G-itzeli),  Schweiz.  Chitzi  neben  Gitzi  Id.  2,511,  schwäb.  Kitze, 
Kitzle  F.  4,  429;  auch  bair.  Kitz  S.  1, 1316.  Schöpf  318. 

flepfen  'knaUen,  mit  der  Peitsche  treffen'  81,  alem. 
schwäb.  ML.  1,  495.  Id.  3,  671.  F.  4,  446  und  im  alem.  Baden; 
auch  kämt.  Lexer  160. 

fommüd)  'bequem'  (unfommlicö  48.  74),  alem.  schwäb. 
ML.  1,  441.  Id.  3,  285.  F.  4,  594  und  im  alem.  Baden;  auch  im 
altem  bair.  S.  1,1249. 

framen  'einkaufen'  111.  112,  alem.  schwäb.  ML.  1,  517. 
Id.  3,  812.  F.  4,  673;  auch  bair.  S.  1, 1368. 

pöblet  'Böttcher'  113,  alem.  schwäb.  ML.  1,  419  ('mehr 
in  der  Weingegend  bekannt').  Id.  3, 117  (Basel,  Thurgau). 
F.  4,  805,  auch  im  alem.  Baden. 

2alt  'einfältiger  Mensch',  eig.  einer  der  den  Mund  offen 
hat,  die  Zunge  herausstreckt  {LaUe,  Lalle  'Zunge')  wie  das 
Wort  61  definiert  wird,  eis.  Lali,  Lalli,  Lälli  ML.  1, 584, 
Schweiz.  Lali,  Lalli  (auch  Lol,  Löli)  Id.  3, 1257  (zuerst  1583 
bei  Thumeisser  magna  alchemia  2, 71  ift  im  Sc^aetjerlanb 
ein  gemein  ©cfielttoort,  ha^  man  fagt:  buSale!),  schwäb.  irt7?e 
F.  4,  932,  Laie  im  alem.  Baden;  auch  bair.  ioZZ*  fem..  Lalle 
'Laffe,  Maulaffe'  S.  1,1469,  südfr.  Lali  Meisinger  86,  hess. 
Lölles  'fährlässiger,  träger  Mensch',  Lallepatseh  'Tölpel' 
Vilmar  252.     Als   Name   kommt    es   vielfach    bei    grotesken 


XTTT 

Figuren  und  in  Stein  gehauenen  Menschenköpfen  mit  ver- 
zerrten Gesichtern  vor;  in  Ruf  ach  heifst  LüUi  eine  Figur, 
die  den  Mund  offen  hat  und  die  Zunge  herausstreckt,  in 
Basel  stand  der  LälleMnig  auf  der  Rheinhrücke  bei  Klein- 
Basel  (der  LälU  von  Basel  ML.  a.  a.  0.),  in  Stralsburg  befand 
sich  eine  ähnliche  Figur,  der  LaJenkönig,  am  Weifsenturmtor 
(nach  DW.  6, 82) ,  über  andre  derartige  Bildwerke  s.  Id. 
3,1259.  Eochholz  Schweiz  er  sagen  aus  dem  Aargau  1,207  f. 
2,397;  auch  auf  serhalb  des  alem.  Gebiets  z.  B.  in  GrofsleUen- 
feld  im  Eichstättischen  (der  Löll  hebt  mit  Daumen  und 
Zeigefinger  seine  herausgestreckte  Zunge).  Über  die  Be- 
deutung s.  Grimm,  Geschichte  d.  deutschen  Sprache  636,  wo 
das  Gorgonenhaupt  verglichen  wird;  durch  das  verzerrte 
Menschenantlitz  sollen  die  Feinde  erschreckt  und  abgewehrt 
werden.  —  Laieburg  als  Spottname  von  Ortschaften  in  der 
Schweiz  Id.  3, 1257  (im  Elsafs  von  Basel  ML.  2,  86)  und  Lale- 
burger  geht  wohl  erst  auf  das  Volksbuch  zurück. 

2anb§art  'Gegend,  Landschaft'  5,  alem.  schwäb.  Id.  1,475. 
F.  4,947:  früher  auch  bair.  S.  1, 149  und  rheinfr.  (Diefenbach- 
Wülcker  728). 

SecfjeÜner  'Lebküchler'  116,  unter  Einflufs  von  Seffücftler 
(so  ebenda  in  einigen  Drucken  für  Lebküchler)  entstanden 
aus  älterem  Lezelter,  LezeWier,  F.  4, 1080.  S.  2, 1119  aus 
älteren  schwäb.  und  bair.  Quellen  belegt  (Lekzelf  kommt  nach 
F.  4, 1089  in  Oberschwaben  für  gewöhnliches  Lezelt  vor,  bair. 
Lezelte  S.  1, 1409.  Schöpf  377) ;  Lebzelt  mit  seinen  Ableitungen 
begegnet  nach  DW.  6, 471  auch  aufserhalb  des  obd.,  im  eis. 
fehlt  es  jetzt,  doch  hat  Fischart  Lebzelter,  aus  der  Schweiz 
gibt  Stalder  2,  162  Lebselten  an  (Graubünden). 

leliren  'lernen'  nur  205,  sonst  wird  (wie  bei  Wickram 
und  Fischart)  Ief)rncn  geschrieben,  was  auch  auf  die  alem. 
schwäb.  Form  hinweist,  vgl.  ML.  1,  605.  Id.  3, 1368.  F.  4, 1182. 

(e^  'verkehrt,  unrichtig'  105,  alem.  schwäb.  ML.  1,  634. 
Id.  8, 1549.  F.  4,  ll93,  auch  im  bair.  S.  1, 1546.  Schöpf  387. 
Höf  er  2, 210.  Lexer  178  und  im  südlichen  Rheinfranken  Meisinger 
90.  Autenrieth  87;  vgl.  auch  Letzkopf  DW.  6,808. 

lofen  'hören'  151,  alem.  schwäb.  ML.  1,  615.  Id.  3, 1446. 
Schmid  365;  auch  bair.  S.  1,1515.  Höfer  2,  220. 


XIV 

lugm  'schauen'  52.  169.  190,  alem.  schwäb.  ML.  1,  577. 
Id.  3, 1221.  Schmid  365:  auch  bair.  S.  1, 1462.  Höfer  2,  223 
('finster  schauen'). 

lupten  'in  die  Höhe  heben"  43.  172,  alem.  schwäb.  ML. 
1,  603  {lüpfen).  Id.  3, 1355.  Schmid  363;  auch  bair.  S.  1, 1498 
und  in  fränk.  Grenzmundarten  Meisinger  93.  Heilig  67. 

Sutt  'Loch'  (im  Volksrätsel,  aber  vom  Autor  verstanden), 
entstellt  zu  2eut  ( :  §äut)  151,  eis.  ImU  fem.  ML.  1,  627  z.  B. 
Ball  ins  (\.  ind?)  Luü,  nicht  im  Schweiz,  und  schwäb.,  auch 
sonst  ohne  Anknüpfung  (schwäb.  Lutt  'grolses  Fafs'  F.  4,  89, 
pfälz.  Lot  Autenrieth  89  gehört  kaum  dazu). 

mäcfeln  'meckern'  96,  nur  aus  dem  Schweiz,  belegt: 
mäggele  Id.  4, 120  (eis.  meckele  ML.  1,660  ist  'weinen'). 

matte  'Wiese'  179,  alem.  ML.  1,735.  Id.  4,548. 

Söiümpfeltn  'Bissen'  115,  alem.  schwäb.  ML.  1,  681.  Id. 
4,231.  Schmid  394  und  im  alem.  Baden;  auch  pfälz.  Auten- 
rieth 97,  in  Aschaffenburg  Mumpel  oder  Muffel  S.  1, 1573. 

ueBeni'trf)  'beiseite'  105.  146,  alem.,  nach  ML.  1,  750  bei 
Hasser  (aus  Ensisheim)  nehsich  golm,  bei  Dasypodius  388^ 
nebcnftc^,  seorsum,  bei  dem  Basler  Spreng  (Seiler  216)  tuibezi 
go,  Maaler  301t>  näbcnbiid)  f^rcn,  seducere,  näbenbficö  gon, 
digredi;  im  DW.  7,  493  auch  aus  md.  Quellen  belegt. 

nibficö  'untersich'  43.  83,  alem.  ML.  1,759.  Id.  4, 669 
(ältere  Belege  aus  eis.  und  Schweiz.  Quellen  DW.  7, 741). 
Schmid  407  (Schwarzwald). 

^;)3flegel  'grober  Mensch'  90  (unterschieden  von  %kQtl 
'Dreschflegel'),  alem.  schwäb.  :iIL.  2, 144  (in  beiden  Be- 
deutungen). Id.  5, 1239  (auch  mit  f,  in  Sprengs  Basler  Glossar 
wird  wie  oben  unterschieden).  F.  2, 1555  (Pflegel  nur  im  Süd- 
westen, für  'Grobian'  aber  auch  hier  Flegel,  doch  in  älteren 
Quellen  auch  Pflegel).  Pflegel  kommt  auch  im  alem.  Baden 
und  in  Ostfranken  (Taubergrund)  vor. 

pletfdöen  'schallend  fallen",  70,  alem.  ML.  2, 173  (Belege 
aus  Keisersberg  DW.  2, 109).  Id.  5,  229  (nicht  schwäb.).  Ver- 
wandt ist  das  weiter  verbreitete  platzen. 

$Ie^  'Fleck,  Flicken'  in  $an^erp(eg  202  (bei  Kirchhof: 
ftücf  ganger),  alem.  schwäb.  ML.  1,174.  Id.  5,264.  F.  1,1196; 
auch  bair.  S.  1, 464.  Schöpf  510  und  südfr.  Meisinger  127. 
Hierher  gehört  vielleicht  auch:  fo  bicibftu  tt>ol  brauffen  toie 


XV 

t)Iefe  104,  vgl.  die  Redensart  den  Bletz  tiebens  Loch  setzen 
'die  Sache  nicht  recht  angreifen',  also  'du  kommst  nicht  an 
die  rechte  Stelle'?  (oder  ist  ^leB  Name  und  25  öor  ber  X^üv 
ift  brauffen  zu  vergleichen?). 

ficö  ragein  'sich  breit  machen'  202,  vgl.  eis.  gmglich 
voll  ÄIL.  1, 271,  Schweiz,  geragelt  voll  Id.  6, 720  zu  ragle 
'wimmeln',  gragle  auch  'mit  Händen  und  Füfsen  zappeln'. 

rAfe  'scharf' 71.  88.  89.  90,  alem.  schwäb.  ML.  2,284.  Id. 
6,  1269.  Schmid  425;  auch  bair.  S.  2, 137.  Höfer  3,  17. 

5{ater)rf)en  'Rätsel'  148,  alem.  schwäb.  ML.  299  (ältere 
Sprache).  Id.  6, 1626.  Schmid  420;  vgl.  auch  DW.  8, 182,  wo 
nur  Räters  bei  Melissus  aufserhalb  des  alem.  führt  (9ti.Uer§, 
aenigma  in  Schönsleders  prompt,  beruht  auf  Maaler). 

rogeln  'rollen'  46,  alem.  schwäb.  SIL.  2, 244  rugle,  Id. 
6,  762  rugele,  Schmid  437  roglen,  ruglen,  im  alem.  Baden 
rogle,  rugele. 

roffeln   'geräuschvoll  daherkommen'  89.  147,   alem.  ML. 

2,  283  rassle,  rossle,  Id.  6, 1444  rossk,  im  alem.  Baden  'lärmen'. 
Nebenform  zu  rasseln. 

9hirren§  'Beiname  der  Katze'  210,  zu  eis.  nire  'knurren', 
Btiri  'Murrkopf'  ML.  2,282,  Schweiz,  nirre  'knurren  z.  B.  von 
der  Katze'  Id.  6, 1242. 

feieren  'schälen,  vom  Apfel'  99,  sonst  nur  aus  Basel  be- 
zeugt Seiler  250,  doch  auch  im  alem.  Baden  (südl.  Schwarz- 
wald), vermutlich  früher  auch  eis.  nach  gefdöoren  rüben  Frey 
Garteng.  101, 20. 

@dölapu^  'starker  Trunk'  117,  vgl.  Schlahutz,  scMabutzen 
DW.  9,  231  aus  alem.  Quellen  belegt,  jetzt  Schweiz,  ScMabutz 
Stalder  2,320,  schlahutze  'saufen'  im  alem.  Baden.  Auch 
das  nach  Schröder,  Streckformen  Nr.  187  zu  Grunde  liegende 
scMutzen  'schlürfen,  saugen'  ist  alem.  schwäb. 

fcömecEen  'riechen'  173.  209,  angefciömedEt  110,  alem. schwäb. 
ML.  2,481.  Seüer  257.  Schmid  470;  auch  bair.  S.  2,  543.  Höfer 

3,  99  und  südfr.  Meisinger  168.  Autenrieth  126  (riechen  wird 
nur  136  in  der  Anrede  des  Schultheilsen  an  den  Kaiser  und 
von  diesem  selbst  gebraucht).  DW.  9, 965  auch  aus  md. 
Quellen  belegt. 


XVI 

ftenblingcn  'im  stehen'  189,  alein.  schwäb.  ML.  2, 603. 
Seiler  277  {siändlige).  Schmid  507;  auch  bair.  S.  1,765  (ständ- 
ling,  aus  Bälde). 

(Stubenfauä  'Stubenhocker'  115  (nicht  'Bader',  wie 
Schröder  annimmt),  Schweiz.  Stubechütz  Id.  3, 605  (auch  in 
Sprengs  Basler  Glossar,  daneben  Ofechütz),  vgl.  schwäb. 
Stuhenkuuclerer  Schmid  307. 

(Strcublin  'eine  Mehlspeise,  wozu  der  Teig  durch  einen 
Trichter  in  heifses  Fett  gelassen  wird'  57,  alem.  schwäb. 
ML.  2, 623.  Stalder  5,410.  Schmid  513;  auch  bair.  Strauben 
S.  2,  803. 

auf  einen  ®tu§  'auf  einmal'  38.  70,  eis.  uf  de  Stutz 
ML.  2,  620  (bei  Wickram  1,  93  auff  ein  ftu^),  im  Wiesental 
uf  ei  stutz,  ettoaS  auf  einem  Stu^  tf^iln,  in  procinctu  facere 
Maaler  395  a  (darnach  auch  in  Schönsleders  prompt.),  sonst 
nicht  in  Schweiz.  Idiotiken;  auch  hess.  auf  den  Stutz  Cre- 
celius  825,  in  Frankfurt  Askenasy  213. 

t^ebigen  'beschwichtigen,  beruhigen'  (üert^ebigen  15,  ab= 
Igebtgen  170),  alem.  schwäb.,  eis.  tutige  ML.  2, 725,  Schweiz. 
tüdigen  Stalder  1,  256,  schwäb.  tädingen,  tädigen  F.  2,14. 
teidütgen  'verhandeln'  ist  auch  sonst  gebräuchlich  DW.  11,  234, 
dafür  im  altern  bair.  auch  tädigen,  thätigen  S.  1,585. 

trDÜen  'wälzen'  43.  100,  alem.  schwäb.  ML.  2,754.  Seiler 
58.  Stalder  1,  307.  F.  2,  397,  trole  im  alem.  Baden ;  bair.  trollen 
S.  1,661  ist  'mit  kurzen,  eiligen  Schritten  gehen',  doch  ist 
tirol.  trolen  'herabwälzen'  Schöpf  758. 

Ü6eretn§  'übereinstimmend'  7,  vgl.  eis.  übereins  kumme 
ML.  1,  45,  in  Basel  überais  cho  Seiler  289.  Id.  1,  284. 

überctnäig  'übrig'  196,  alem.  schwäb.  ML.  1, 46.  Seiler 
289.  Id.  1,359  (beide  nur  aus  Spreng,  sonst  nicht  Schweiz.). 
Schmid  166;  auch  rheinfr.  S.  1,118  aus  Aschaffenburg.  Auten- 
rieth  143.  Askenasy  213.  Vümar  420.  Crecelius  834. 

üerle(f)cn  '  austrocknen '  60.  162,  alem.  schwäb.  ML.  1,  548. 
Id.  3, 1008.  Schmid  347;  auch  bair.  S.  1, 1421.  Schöpf  377. 
Lexer  174  und  rheinfr.  Crecelius  545.  Vilmar  240.  Kehr- 
ein 427. 

aoEen  'schleppen'  43,  ein  innerhalb  des  hochd.  fast  nur 
im  alem.  vorkommendes  Wort,  s.  DW.  13, 1216.  Ein  andres 
ivallen    in    äufammenm alten    'zusammenballen'   57    (s.  DW. 


XVII 

13,  1219),  sonst  bei  F.  Platter  und  Abr.  a  S.  Clara  belegt,  vgl. 
auch  3ufamen  tcaUen,  coagulare  Maaler  483"=. 

toett  bcr  fiiDfel  (Beteuerung)  204,  Jcnyfel  entstellt  aus 
tyfel  (vgl.  mnd.  kmivel  Schiller -Lübbeu  2,  507).  Diese  und 
ähnliche  Formeln  begegnen  besonders  im  alem.'): 

wot  (wet  h)  der  übel  tiuvel! 

waz  sol  der  münech  in  ditze  laut? 

Kosengarten  D  122  Holz. 
wet  der  tiefel,  mag  dicz  wesen, 
sprach  der  mäister  so  ze  stund. 

Eing  14d,  3  (wetter  tieffei  53b,  3). 
hin  wider  sprach  do  Trief nas: 
wetter  zieggel,  was  ist  das?  17d,  3. 

der  miuich  sprach:  es  ist  umb  sunst 
ich  waifs  von  deinen  vischen  nit. 
der  knab  der  sprach:  daz  well  (1.  wett)  der  ritt! 
KeUer,  altd.  erzähl.  108,  22. 

iie  mögt  fpradö:  icö  ttietB  nit  »et  bcii  teuffet  ttir  t^un.  Eulen- 
spiegel 75  Xeudr.  bcr  rt^  fpvac^,  ho  er  [ic^  am  I)erb  (Boden) 
gefad):  toettcn  teüffel!  toag  tuot  dTiadimct,  ba^  er  m\d)  lafet  ab 
otiuem  pferb  faüen?  Morgant  197,  33  Bachmann,  id^  ttetiB, 
toet^  baufenb  teufcl,  toic  t(^§  I)et)ifen  fol.  Flugschriften  aus  d. 
ersten  Jahren  der  Reformation  1, 175  (1524).  ttiet  al§  önglücf, 
malum,  interjectio.  Dasj^podius  457'i.  ba  ba§  ber  tüirt  öernam, 
fprad)  er:  icet^  ben  teufel,  ivü§,  tt)iit  ber  ftie  bei)  mir?  Montanus 
349,  2  Bolte.  mett  taufent  teufel.  M.  Holzwart  Saul  (bei  Bach- 
mann S.  423). 

roett  ber  Seuiel,  lonä  macftftu  i^ie? 

Fischart,  Eulenspiegel  2576. 
mett  -Teufel,  ma»  ^aftu  evplicft? 

2839  (auch  10360). 
eq  toett  ber  Teufel,  ma»  mu§  fe^n, 
ba%  man  mic^  fo  lang  left  allein? 
Wolkan,  Lieder  auf  deu  Winter könig  103.  1. 

1)  In  u-ett  der  teufel  ist  der  teufel  jedenfalls  elliptisch 
zu  nehmen,  wett  aber  eher  Interjektion,  als  s.  v.  a.  ich  ivette. 
Vgl.  Hildebrandslied  30  tcettu  irmingot. 

Das  Laiebuch.  b 


XVIII 

Sonst  uur  in  den  Sterzinger  Spielen  (wo  tvetter  adjektivisch 
genommen  wird): 

fd)betg,  bu  al^  fatc^üaff! 

üjettcr  teuffl  lernt  bid)  bag?    8,  278. 

Dtoe  I)eut  ünb  immer  mer! 

ttetter  teuffi  pritigt  btcf)  ba  :^err?    16, 161. 

§u  trettm  I^encE^er  foEn  bt)  )5riEn  ba?    24,  860. 

Vgl.  auch  bei  Schmid  274  die  Beteuerung  watter  hermes 
(Bodeusee). 

Alle  augeführten  Worte  sind  dem  alem.  schwäb.  eigen, 
einige  wenige  gehen  ins  fränkische  Gebiet  hinüber,  eine 
gröfsere  Anzahl  sind  auch  baiiisch,  beschränken  sich  aber 
aufs  oberdeutsche  (ab,  breisen,  gumpen,  KitzUn,  klepfen, 
Tiommlich,  kramen,  losen,  lugen,  räfs,  Streublm,  letz,  lupfen, 
Pletz,  die  3  letzten  sind  auch  im  benachbarten  fränk.  bekannt), 
die  grofse  Mehrzahl  kommt  nur  im  alem.  schwäb.  vor.  Es 
befinden  sich  darunter  auch  so  viele  seltene  und  literarisch 
sonst  kaum  vorkommende  Worte,  dals  es  ganz  ausgeschlossen 
ist,  woran  Jeep  S.  112  denkt,  dafs  der  Autor  diese  Ausdrücke 
etwa  seiner  Lektüre  verdanke ') ;  auch  müfste  der  Wortschatz, 
wenn  er  sich  in  dieser  Weise  hätte  beeinflussen  lassen,  über- 
haupt ein  gemischter  sein  (wie  bei  Schumann  und  Lindener), 
Worte  die  nur  bairisch  oder  nur  mitteldeutsch  sind,  kommen 
aber  nicht  vor.  Nur  ein  Alemanne  oder  Schwabe  konnte  zu 
Ausdrücken  wie  Bau  'Mist',  Dienst  'Dienstbote',  flötzeln 
'pissen',  gutzeln  'betteln',  /iö/i« 'erzürnt',  hübsch  'langsam', 
Äe/6 'Zorn',  ragein  'spreizen',  Eurrenz  'K&tze',  thädigen  'he- 
sch wichtigen'  u.  dgl.  greifen. 

Dazu  stimmen  auch  die  gebrauchten  Wortformen. 
Alemannisch  ist  ®üenb  4  (Id.  1,175.  ML.  1,30  —  hier  Kürze 
neben  Länge  —  F.  1,  688  im  Südwesten);  gellen  54.  64.  73. 
110.    133.    137.   193    (Stalder  2,  468.   Fischer,    Geographie   d. 


^)  Mit  der  andern  von  Jeep  für  möglich  gehaltenen  An- 
nahme, dafs  er  die  Dialektworte  aus  unbekannten  deutschen 
Quellen  entnommen  habe,  brauchen  wir  auch  nicht  zu  rechnen, 
da  nichts  für  verloren  gegangene  deutsche  Schwankbücher 
spricht. 


XIX 

Schwab.  Mundarten,  Karte  1  {zäle),  ML.  2,  901  neben  Länge). 
Alem.  (und  rheinfr.)  ist  die  Umlautung  der  a  yot  seh:  g-lefcöe 
118.  163.  getoefc^en  119.  inefcfien  181;  dagegen  unterbleibt 
Umlaut  in  namltrf)  2i.  61.  143.  160  (Id.  4, 725.  ML.  1, 769 
neben  Umlaut,  vgl.  DW.  7,  345  die  Belege  aus  alem.  Quellen) ; 
gefaörlicö  83.  160  (Id.  1,  882  neben  Umlaut,  F.  8, 159  aus  älteren 
Quellen,  vgl.  DW.  4, 1,  2082);  vgl.  auch  fampt(icf)  19.  42.  162, 
fdianblicf)  79,  fur^Iic^  3.  155.  Alem.  ist  SIpreü  23  (ML.  1, 60. 
Id.  1,  364.  F.  1,  299).  Ferner  das  inlaut.  j  in  abmÄt)en  91.  175, 
öerfk^tjet  91,  berniAijet  202  (doch  auch  faen  79,  gebrä^et  169). 
Von  Formen  gehört  hierher  der  häufige  Gen.  PI.  auf  -en,  ein 
PI.  SJiöttcrn  20  vgl.  ML.  1,  740  (alteis.  2Iüeteren,  jetzt  auf  -e). 
Id.  4,  589.  Das  Verbum  bildet  eine  2.  PI.  tl)m\b  185.  186.  191 
und  finb  147,  3.  PI.  tljunb  176.  Es  kommt  vereinzelt  eine 
1.  PL  tljiien  153  und  Conj.  tt)ue  196  vor,  vgl.  ML.  2, 689. 
Seiler  89.  F.  2,  455.  Die  3.  Sg.  Ind.  Praes.  zu  tvissen  heifst 
regelmäfsig  lüeifet  (nach  ML.  2,  869  im  Oberelsafs,  Seiler  820 
Basel-Stadt,  nach  S.  2, 1083  schwäbisch),  ein  Ind.  toöfete  be- 
gegnet nur  100  (sonst  das  schriftsprachliche  iDii^te).  Das 
dialektische  Conj.  Praet.  toett  kommt  nur  149  im  Reim  in 
dem  Volksrätsel  vor  (sonst  icStte).  Der  Conj.  gange  steht  74. 
Im  Zusammenhang  kann  auch  für  das  alem.  in  Anspruch  ge- 
nommen werden  die  Diminutivbilduug  auf  -Im  (nur  Vorr.  A  3° 
^tfc^lein,  S^ßrfflein,  106  Sßßrtlcin,  167  2)lei)bletn,  209  Sapletn). 
Der  Plur.  ^Jfai^b.^lDrnen  124  führt  auf  alem.  bürene(n)  ML.  2,  83. 
Id.  4, 1526,  Schwab.  heirene(n)  F.  1,  781.  An  diese  spec.  alem. 
Schwab.  Eigentümlichkeiten  reihen  sich  andere  an,  die  sich  weiter 
innerhalb  des  obd.  erstrecken.  Synkope  des  e  in  der  Vorsübe 
ge-  kommt  sehr  häufig  vor,  nicht  nur  vor  n  (gnug  186  u.  ö.), 
sondern  auch  vor  m  (gmac^  85.  136,  gmetn  61.  72,  gmetnlid)  1, 
©meine  46,  ©meinbe  63),  w  (groannen  43,  ©roimt  15,  gtotfelidj 
199,  giüefen  38.  42  u.  ö.),  s  (gfegncn  147,  @)ea  63.  173,  gftalten 
29.  92.  132),  seh  (@fd)[ecöt  111,  recfttgic^affnc  134),  f  (gfafet  90, 
gbattcr  148,  gfet)rten  177).  Kürze  des  Vokals  zeigt  sich  in 
SSatter  (immer),  irctten  (immer),  gebetten  (141.  191),  23ottfd)afft 
(96),  (Statt  neben  Stat  (18.  25);  neinmen  (immer),  gegtmmen 
(108),  dagegen  S^lamen  (^JJammen  5),  jufamen  (jufammen  29). 
Länge  erhält  sich  in  SDhiter  (doch  auch  3L)Jutter  2.  6.  167  u.  ö.), 
Juter  (208),  futcrn  (120).   Umlaut  unterbleibt  bei  u  in  aJJurfen 

b* 


XX 

(98),  aiucfen  (46.  64.  139.  141),  rucfen  (172),  ©tucf  (46.  124 
u.  ö.),  getrucfet  (186),  bertrucfen  (173),  XrucEer  (115),  fc^mutfen 
(120);  S3urger=  (146.  151.  163),  bebuncfen  (35.  78.  137),  Couj. 
toiirbc  (26.  33  u.  ö.):  Stucfien  (17.  78.  98.  101.  157);  önnug  (14), 
nufelic^  (34.  58.  157);  iu  deu  Conj.  ftuge  (87),  abfc^uffe  (175); 
bei  uo  in  brüten  (2.  14.  178),  Conj.  fc^mure  (210),  touc^fe  (80); 
bei  au  in  faumcn  (22.  28.  51.  130.  192),  räumen  (166);  bei 
mhd.  ou  in  laufft  (88),  dagegen  erleubt  (158),  gU^ublidö  (4.  46). 
«t  bleibt  erbalten  in  üerbrunnen  (3),  getDunnen  (80.  128.  151. 
174),  öcrgunnet  (68.  76.  162),  begunle  (65),  8ummer  (30.  65. 
91,  aber  Sommer  50.  64),  frumen  (116),  dagegen  fonbern  (aber 
Slbfunbermuj  16),  fonft,  8onne,  f6nnen,  fönte,  m6gen  (93)  neben 
möglief)  (27.  23  u.  ö.).  Hervorzubeben  sind  nocb  SBuIfen  (61. 
178)  und  fürberlid),  §iU*berung  (oft).  Anlaut,  t  ist  nicbt  nur 
bewabrt  üi  tüngen  (14),  tunfet  (66),  sondern  stebt  aucb  iu 
berterben  (18.  20.  22.  85  u.  ö.),  berterbUc^  (16),  Xad)  (48.  64. 
66.  219)  und  regelmälsig  vor  r:  trei)  (oft),  tret)fa^  (46),  tret)ffig 
(204),  tritte  (125.  154.  176.  184),  trtngen  (24),  trungenlic^  (189), 
Sracfenfuffe  (85);  d  für  t  nur  vereinzelt:  bapffer  (45.  142), 
bebaurt  (175),  gebrummelet  (121).  Inlaut,  t  in  ©d^ilt  (70), 
aber  d  in  (Selb  (119.  174.  205),  aucb  Imp.  gelb  (108).  Eine 
obd.  Erscheinung  ist  aucb  die  Anbängung  von  e  an  einsilbige 
Substantiva:  Sorffe  (182),  f^elbe  (20),  (Selbe  (164),  §aufe  (60. 
209),  SBercfe  (6.  18.  47);  S3rieffc  (18),  dlu^e  (159),  2öolffe  (152); 
spez.  kanzleiisch  ist  der  Plur.  (Srfinbere  (58);  bem  Sbertrettere 
(161).  Die  sehr  häufigeu  starken  Praet.  auf  -e  sind  weiter 
verbreitet. 

Handelt  es  sich  darum  die  Heimat  des  Laiebuches  inner- 
halb des  alem.  schwäbischen  Sprachgebietes  näher  zu  be- 
stimmen, so  wird  vom  eigentlichen  Schwaben  schon  deshalb 
abzusehen  sein,  weil  hier  die  Ausdrücke  Anke,  gleublich, 
gutzeln,  Heitere  'Licht',  höhn,  die  Form  Pflege!  xinA  BanJc  als 
masc.  nicht  vorkommen.  Ferner  sprach  der  Autor  -lieh  als 
-li  aus,  was  nach  Fischer,  Geographie  der  schwäbischen  Mund- 
arten, Karte  21,  nur  im  südlichsten  Teü  von  Schwaben  vor- 
kommt; es  heilst  S.  202:  bie  Stuf)  mar  nic^t  fo  (Srlin  unb 
SiebUn,  bafe  fic  f)ette  b6rffen  ein  gijlin  jagen;  gixlin  wurde 
gixli  gesprochen,  da  dafür  gijlin  geschrieben  wurde,  wurde 
dann  auch  für  erlich  und  redlich  (gesprochen  erli,  redli)  crlin 


XXI 

niid  rcblin  gesetzt.  Auch  weist  unser  Denkmal  in  ein  Gebiet, 
in  dem  sich  die  alten  Längen  i  U  erhalten  haben.  In  den 
eingestreuten  Versen  kommt  S.  35  der  Reim  ireit  :  giel  und 
102  l^erein  :  5!atl)art!t  vor,  wo  wil,  /«erm  einzusetzen  ist;  S.  151 
steht  im  Reim  ^hut  :  Scut,  was  wohl  entstellt  ist  aus  Hut 
:  Lut  (das  dialektische  Lutt  war  dem  Setzer  nicht  verständlich, 
der  den  Reim  veränderte).  Aufserdem  begegnet  S.  147  in 
der  Rede  des  Schultheifsen  die  "Wendung:  jr  Hebe  rtac^batorn 
üitb  i^rcunb,  all  bie  jr  :^te  üerfamlet  finb;  da  die  2.  Plur.  sonst 
immer  feib  lautet,  war  ein  Reim  beabsichtigt,  es  ist  also 
Frmul  einzusetzen.  Auch  die  Entstellung  ©.  Sty,  @rij*  für 
S.  Veit  weist  auf  die  Form  mit  altem  i  hin.  Für  das 
schwäbische  spricht  nur  das  S.  126  einem  Laien  in  den  Mund 
gelegte  tibcrlul^ffLin;  angenommen,  dafs  wirklich  an  schwäb. 
ui  zu  denken  ist,  so  mülsten  wir  die  Heimat  des  Denkmals 
in  den  Strichen  nördlich  und  östlich  des  Bodensees  suchen, 
in  denen  i  ü  gesprochen  wird  (Fischer,  Geographie,  Karte  12, 
13,  14),  wenn  nicht  vielleicht  nur  der  redende  Laie  dadurch 
als  ein  Schwabe  gekennzeichnet  werden  soll  (im  Zusammen- 
hang damit  könnte  der  in  der  Vorrede  erwähnte  grofse 
See ,  an  dessen  Gestade  Laieburg  liegt ,  als  der  Bodensee 
genommen  werden);  freilich  läfst  sich  diese  Auffassung  sonst 
nicht  wahrscheinlich  machen  und  man  wird  hier  das  uy  doch 
wohl  als  Wiedergabe  eines  gesprochenen  einfachen  Lauts 
ansehen  müssen,  wofür  S.  204  fnl)fcl,  das  aus  tüfel  entstellt 
ist,  spricht.  Obgleich  die  mehrfachen  Berührungen  mit  der 
Zimmerischen  Chronik  (siehe  darüber  nachher)  zunächst  an 
Schwaben  denken  lassen,  kann  das  Werk  aus  sprachlichen 
Gründen  doch  nicht  hier  entstanden  sein,  sondern  nur  in 
alem.  Gegend. 

Innerhalb  des  alemannischen  Sprachgebiets  kommt  nun 
■wieder  die  innere  Schweiz  sicher  nicht  in  Betracht,  da  die 
diesem  Gebiet  spez.  eigenen  Worte  und  Formen  nicht  auf- 
treten. Dagegen  könnte  wohl  an  die  nördliche  Schweiz  ge- 
dacht werden  und  manches  weist  gerade  auf  Basel  hin.  Die 
Wendung  einen  Apfel  scheren  ist  baslerisch,  ebenso  das  sonst 
nicht  im  Schweiz,  vorkommende  iiberems  und  übereinzig,  bei 
Spreng  überensig,  dieser  verzeichnet  auch  das  seltene  Stuben- 
Jcauz   und   unterscheidet   wie   in   unserm  Denkmal   zwischen 


XXII 

Pflege!  '  Grobian '  und  Flegel.  Ein  Basler  kann  aber  der  Ver- 
fasser nicht  gut  sein,  denn  er  ist  (wie  schon  Wackernagel, 
Litt.  Gesch.2  2, 126  bemerkte)  Katholik,  vgl.  132  SSn^r  liebe 
g-raiD  önb  Dnfcr§  ^crrngotS  SKuttcr  (dafs  der  Pfaff,  der  katho- 
lischer Geistlicher  ist  —  er  hält  eine  Kellerin  —  eine 
komische  Figur  ist,  spricht  nicht  dagegen,  denn  Ausfälle 
gegen  ihn  im  protestantischen  Sinn  kommen  nicht  vor;  der 
Vergleich  des  getragenen  Bannwarts  mit  dem  Papst  S.  84 
gegen  toeldiem  er  fic^  bifemalg  incuig  uimber  fdKßet  spricht 
eher  für  einen  Katholiken  als  einen  Protestanten);  auch  steht 
der  Gebrauch  der  Formen  ßinberlin  20,  ntj  98  der  Annahme 
entgegen.  Nach  Anzeiger  f.  d.  Alt.  19,  207  reicht  linksheinisch 
nit  für  nichts  etwa  bis  Breisach — Ensisheim— Münster,  rechts- 
rheinisch yiiit  etwa  bis  Herbolzheim-Freiburg — Löffliugen — 
Thengen.  Gerade  aus  dem  elsässischen  Bezirk,  in  dem  nix 
beginnt,  tritt  nun  ein  ganz  seltenes  Wort  auf:  das  mit 
Sicherheit  zu  erschlielsende  Luti  'Loch"  (von  Ensisheim  bis 
zum  Münstertal  üblich),  ein  andres  seltenes  Wort  gleuhlich 
'traurig'  ist  nur  aus  Eoppenzweiler  im  Sundgau  belegt,  mag 
aber  noch  weiter  nordwärts  verbreitet  sein.  Die  Form 
Kinderlin  ist  nicht  eigentlich  elsässisch,  aber  aus  dem  md. 
in  literarischen  Gebrauch  gekommen  und  begegnet  z.  B. 
häufig  bei  W.  Spangenberg.  Mit  der  Annahme  elsässischer 
Herkunft  des  Denkmals  würden  sich  auch  gut  vertragen  die 
im  alem.  nur  in  beschränktem  Umfang  vorkommenden  Worte 
atzein,  auf  einen  Stutz,  übereins,  ühereinzig  (aus  den  Kreisen 
Strafsburg  und  Zabem  angeführt).  Die  anzusetzenden  Formen 
erli,  redli  (S.  XX)  würden  nicht  im  Wege  stehen,  ML.  1,24 
führen  aikentli  'eigentlich'  aus  Eufach  (zwischen  Ensisheim 
und  Münster)  an  (sonst  scheint  im  Oberelsafs  meist  -lig  zu 
gelten).  Auf  das  elsäss.  weisen  auch  die  2.  Plur.  auf  -en 
S.  24:  lebeten,  tljeten  usw.  hin.  Es  ist  der  Sprache  nach  durch- 
aus wahrscheinlich,  dafs  der  Verfasser  ein  Landsmann  seiner 
Vorgänger  Wickram,  Frey,  Montanus  war  und  zwar  hat  es 
das  meiste  für  sich,  dafs  seine  Heimat  im  nördlichen  Teil  des 
Sundgaus  oder  im  Bistum  Strafsburg  zu  suchen  ist.  Für 
einen  Elsässer,  der  unter  österreichischer  Herrschaft  lebte, 
spricht,  dafs  S.  14  neben  der  festen  Stadt  Wien  in  Österreich 
bie  namhaffte  Statt  Strasburg  genannt  wird.  —  Weitere  Be- 


XXIII 

weise  für  die  elsässisehe  Herkunft  des  Autors  werden  sich 
im  2.  Abschnitt  ergeben. 


Im  Grilleuvertreiber  finden  wir  in  den  überein- 
stimmenden Partien  die  eigentümlichen  idiotischen  Ausdrücke 
des  Laiebuchs  gröfstenteils  wieder  (soweit  nicht  schon  die 
Schiltbürger  ändern),  was  natürlich  für  die  Heimat  des  Ver- 
fassers nichts  beweist.  Dagegen  stehen  in  der  selbständigen 
Vorrede,  in  den  sonst  hinzugefügten  Abschnitten  des  ersten 
Teils  und  im  ganzen  zweiten  und  dritten  i)  Teil  Worte  in 
grofser  Anzahl,  die  auf  eine  ganz  andere  Gegend  hinweisen 
und  also  Identität  der  Verfasser  des  Laiebuchs  und  des 
Grillenvertreibers  völlig  ausschliefsen.  Statt  des  alemann. 
Wortschatzes  des  Laiebuchs  finden  wir  einen  mitteldeutschen 
und  viele  Worte  weisen  spez.  auf  das  hessisch-nassauische  hin. 

Slltüater  127,  «Utmutter  199,  dies  hess.  V.  9  (aus  Esch- 
weger  Hexenprocessakten  von  1657) ,  bei  K.  42  (Westerwald) 
Almamme,  nach  Cr.  336^)  Altvater  -in  den  jenseits  der  Lahn 
zwischen  Giefsen  und  Wetzlar  gelegenen  preufsischen  Dörfern '. 
Nach  Zeitschr.  f.  hochd.  Mundarten  1,  225  kommen  die  Worte 
auch  im  Odenwald,  in  der  Eifel,  im  Siegerland  vor,  nach 
F.  1,162  im  fränk.  Würtemberg;  auch  bei  Lenz  7  {Altütte  ist 
Schwab,  alem.  F.  1, 159.  Id.  1,  586). 

5ifeel  'Elster'  60,  hess.  nass.  V.  18.  Cr.  52.  K.  50,  auch 
pfälz.  (Lenz  9  azel-aach,  Autenrieth  15)  und  untereis.  ML. 
1,  86  (im  Oberelsafs  ägerst),  im  Schweiz,  im  16.  17.  Jh.,  jetzt 
selten  im  Aargau  Id.  1,  625. 

aubi!  Interj.  161.  169.  226.  258.  275,  hess.  au  wi\  Cr.  898, 
vgl.  thür.  atncicM  Stieler  2458,  DW.  1,  598,  aubeia  bei  Fischart. 

aufprfitic^en  'aufbegehren,  unwillig  werden'  218,  zu 
hess.  prufsche  (V.  307),  brutsche  (Cr.  216)  'dickes,  aufge- 
worfenes Maul,  aus  Unwillen  verzogenes  Maul',  nass.  brätscli, 
hrietsch,  brutsch  'widrig  verzogenes  Maul'  K.  92,  vgl.  thür. 


1)  Im  folgenden  durch  H.  (Hummeln)  bezeichnet. 
«)  V.  =  Vilmar,  Idiotikon  von  Kurhessen. 

Cr.  =  Crecelius,  Oberhessisches  Wörterbuch. 

K.  ^  Kehrein,  Volkssprache  u.  Wörterbuch  von  Nassau. 


XXIV 

brutsche  'breitlippiges  Maul'  Hertel  73  und  pfälz.  priitze 
'schmollen'  Autenrieth  109. 

SBe^aU  in  tnetne§  58cf)ült§  'meines  Bedünkens'  216,  hess. 
V.  146  (schon  in  Akten  aus  dem  17.  Jh.),  DW.  1, 1321  auch 
in  andern  md.  Quellen  aus  dem  17.  Jh.  belegt. 

bügeln  'taumeln'  277,  wohl  das  hess.  nass.  dorzeln 
Pfister  59.  Cr.  283.  K.  115,  vgl.  auch  eis.  dotze  'im  gehen 
auf  und  nieder  wippen '  ML.  2,  735. 

empern  'antworten"  115. 116  hess.  nass.  {anibern,  embern) 
Cr.  43.  K.  42,  auch  thür.  einher  Hertel  60,  osächs.  embern 
MüUer  1,  291. 

%a\U\  als  m.  in  ein  fc^Iedöter  f^albel  -Kerl'  H.  13.  54 
so  auch  von  V.  99  aus  Gilhausen  (Marburg)  und  Melander 
(Schmalkalden)  belegt. 

fliSmbfen  'von  der  Flamme  ergriffen  werden'  H.  128  (von 
einem  Gericht),  ebenso  nass.  flämmsen  flömmsen  K.  139,  dazu 
hess.  flansen  Cr.  378,  flanzen  V.  104  'qualmen,  übel  riechen', 
in  Waldeck  flants  'Gestank'  Bauer -CoUitz  33,  auch  eis. 
flämmsen  'nach  der  Flamme  schmecken'  ML.  1, 169. 

g-leticftfcöirn  'Fleischbank'  203,  hess.  V.  385.  Cr.  732 
(schon  1342^  fleysscJiirren  in  Friedberg),  in  der  Limburger 
Chronik  fleischschinie,  auch  in  Frankfurt  Schirn  f.  (Askenasy 
179),  sonst  md.  und  nd.  Scham,  ScJiern  DW.  8,2211. 

f^orfte  'First'  61.62  (auch  %h\U),  md.  Form  Cr.  373 
(Wetterau).  Hertel  95.  Gutzeit  1 ,  294.  Diefenbach  227b  fasti- 
gium,  furfte,  forft  (voc.  ex  quo). 

grefe  als  n.  'Mund'  204,  hess.  nass.  V.  109.  K.  145.  Ge- 
frefs,  Gefräfs  ist  auch  obd.  DW.  4,  2,  2154. 

geborft  'kühn'  234,  hess.  V.  76,  DW.  4, 1,  2032  auch  aus 
rheinischer  Quelle  belegt,  gedürst  aus  H.  Sachs  und  Ayrer 
(die  Ableitung  gedürstüj  ist  weiter  verbreitet). 

getr  'gierig'  Vorr.  )(8,  hess.  nass.  Cr.  415.  K.  156. 
Schmidt  65.  S.  1,  932  (Aschaffenburg),  pfälz.  Autenrieth  51 
, wählerisch',  ostfr.  geirig  Heilig  78,  im  DW.  4,2562  ist  geier- 
lieit  und  2607  geyrigkeit  auch  aus  älteren  Quellen  andrer  md. 
Gegenden  belegt. 

©elreifcö  'unangebautes  Feld"  127,  zu  rhfr.  mfr.  nfränk. 
driesch  DW.  2, 1408.  Weigand«  1,378.  Cr.  296.  Autenrieth  36, 
auch   nd.  dresch.    Im    eis.    kommt    das   Adj.  driesch    'brach' 


XXV 

ML.  2,  766,  im  schwäb.  mit  abweichendem  Vokal  dreusch  fem. 
F.  2,  375  vor.  Das  ei  in  ©ctreifit  weist  auf  das  wetterauische 
oder  westerwäldische  (Schmidt  48)  hin. 

g6rren  'heulen'  (von  unschönem  Gesang)  93,  hess.  gerren 
V.  124.  Cr.  419  'laut  weinen',  auch  'winseln'  (vom  Hunde); 
mhd.  gurren,  girren  kommt  auch  in  obd.  Quellen  vor,  vgl. 
DW.  4, 1, 1373,  ebenso  gurren  'schreien,  vom  Esel'. 

§errc^cn  'Grofsvater"  127,  hess.  nass.  V.  165.  Cr.  460. 
K.  195;  Herrlein  Spiefs  102.  S.  1, 1153  (Franken,  Oberpfalz). 
F.  3, 1501  (fränk.) ,  vgl.  auch  Zeitschr.  f.  hochd.  Mundarten 
1,  224  (Elsafs,  Judensprache). 

^i^Smnlte  'käsige  Teile  der  Milch'  205,  wetterauisch 
nach  DW.  5, 254  (bei  Älberus  Käsmath,  coagulum^  und 
westerwäld.  Schmidt  110,  auch  thür.  Stieler  1249. 

^rerfe  'schlechtes  Haus'  H.  13,  zu  hess.  nass.  Krack  fem. 
'  etwas  schlechtes,  unansehnliches '  Pfister  143,  K.  242.  Schmidt 
86,  nA..  Krache  'schlechtes  Haus'  brem.  Wb.  2,862.  Kracke 
'schlechtes  Pferd'  und  Verwandtes  (DW.  5, 1927)  sind  nd. 
und  md. 

2Jiil'ten  ':\Iiststätte'  127,  DW.  6, 2268  aus  älteren  md. 
Quellen  belegt  (aus  dem  jetzigen  hess.  nicht  mehr  angeführt, 
aber  Beleg  von  1630),  in  Waldeck  Miste  Bauer- Collitz  72, 
auch  im  schwäb.  Schmid  387  (nicht  alemann.). 

SJiuttenuemm  m.  'Mutterbrust'  H.  61.  Das  m.  Memm 
ist  nach  DW.  6,  2004  in  Hessen  und  Ostfranken  gebräuchlich, 
das  f.  Memme  auch  in  andern  md.  Gegenden;  ein  n.  Mamm, 
Mammi  für  'Milch'  und  andre  Getränke  findet  sich  auch  im 
alem.  ML.  1,  680.  Id.  4,  225. 

5)3od)e  'Blatter,  Bläschen'  H.  112,  oberhess.  Cr.  662  (auch 
bei  Alberus)  uöd  nass.  K.  310,  auch  in  Waldeck  Bauer-Colütz 
81.    Die  nd.  Form  ist  Pocke,  die  obd.  Pfoche. 

ro^en  'spotten'  H.  22,  westerwäld.  Schmidt  166,  darnach 
K.  332,  sonst  in  dieser  Bedeutung  nicht  angeführt. 

SRuft,  md.  Erweiterung  von  Rufs  262,  hess.  Cr.  705, 
auch  thür.  Hertel  200.  DW.  8, 1554  auch  aus  Mausfeld,  Leipzig, 
Stiege  belegt  (Taubergrund  Heilig  144). 

faft  in  unfaft  275,  westerwäld.  K.  335  (hess.  sacht). 

©c^anf  'Schrank'  160,  hess.  V.  341,  südfr.  Meisinger 
160,   pf61z.   Autenrieth  121 ,    thür.   Hertel  204   iind   ostfränk. 


XXVI 

S.  2,  431  (schon  in  älteren  Quellen  DW.  8, 2151) ,  auch  eis. 
ML.  2,  421. 

'Sd)Iotfcrfnfe  'Wetzsteinkumpf  des  Mähers'  159,  oberhess. 
Cr.  741  und  nass.  Schmidt  192.  K.  353,  auch  westf.  SlocTcerfat 
Woeste  241.  In  Hessen  findet  sich  auch  die  Form  ScJdotter- 
fafs  V.  357,  ebenso  in  Westthüringen  Hertel  213,  Henneberg' 
Spiefs  217  und  der  Pfalz  Auteurieth  125. 

fdilurfeit  'schlucken'  H.  110,  uass.  schlurchen  K.  354,  im 
DW.  9, 853  ist  scJilurlru  auch  aus  dem  ostmd.,  some  dem 
kämt,  belegt.  Vgl.  ein  }3omcrifc^en  ©c^lur!  Fischart  Garg.  102 
(sonst  nicht  eis.,  auch  nicht  hess.). 

©c^matit  'Eahm'  176,  innerhalb  des  md.  im  hess.  nass. 
V.  359.  Pfister  258.  K.  356.  Schmidt  195.  Cr.  445,  nach  Hertel 
214  auch  an  einigen  Orten  in  Thüringen;  dazu  nd.  Smaiid 
(DW.  9,  935),  auch  in  Preulsen  Schmand  Frischbier  2,  294  und 
in  den  Ostseeprovinzen.  Nicht  im  obd.,  nur  aus  Kaufbeuren 
gibt  es  Schmid  470  für  '  dicke  Milch '  an,  darnach  S.  2,  552. 

@d)marre  'Narbe'  220,  im  DW.  9,942  aus  md.  und  nd. 
Quellen  belegt,  doch  auch  eis.  ML.  2, 482  (nicht  bairisch ,  da 
es  S.  2,  553  aus  dem  nd.  anführt). 

fdinaubcrn  in  aufefc^naubcrn  'sich  etwas  Efsbares  aus- 
suchen' (von  einem  Hunde)  H.  129,  zu  hess.  Schnäuher  'im 
Essen  wählerischer  Mensch'  V.  361  (Hanau).  Cr.  752  (Wetterau 
und  Vogelsberg) ,  auch  vom  Vieh  gebraucht,  von  schnauben^ 
schnauben  'im  Essen  wählerisch  sein',  eig.  'beriechen',  dazu 
schnäuhig  'leckerhaft',  schnäuberisch  Askenasy  231. 

1>et§t)afttg  'lecker,  gierig'  228.  249.  266.  Im  DW. 
10,1,2104  ist  speislmft  aus  Krämer  und  Stieler  belegt,  speis- 
haftig  aus  Brentano  (mit  falscher  Erklärung).  Jedenfalls  md. 
Dialektwort,  das  in  den  Idiotiken  nicht  verzeichnet  ist  (Cr. 
795  hat  speisig  'heiklig'). 

©trdn^cr  und  ©trun^er  'Faulenzer'  H.  28.  Letzteres  ist 
das  hess.  Strunzer  (bei  Alberus  Strmitzer)  Cr.  820,  in  Waldeck 
Strüntser  Bauer-Collitz  100,  ä&zn  Strunze  '  müfsig  sich  herum- 
treibendes Weib'  Cr.  a.a.O.  V.  404,  auch  thür.  Hertel  239, 
von  einem  V.  strunzen  Cr.  a.  a.  0.  Schmidt  244.  K.  397.  Die 
erste  Form  erscheint  als  strenzer  'latro'  Voc.  Vrat.  (Lexer 
2, 1232),  thür.  Strenzer  '  Landstreicher '  Hertel  238  (auch  fem. 
Strenze),   das  V.  strenzen  zeigt  die  Bedeutung  'entwenden' 


XXVII 

Cr.  818.  Askenasy  223.  Autenrieth  138,  auch  eis.  ML.  2,  684. 
Im  obd.  kommt  sfranzen  vor  in  der  Bedeutung  '  sich  strecken, 
grofstun'  (schon  bei  Neidhart  daz  gestreme)  Schmid  513  (hier 
auch  'müfsig  umherlaufen').  S.  2,  817.  Lexer  243. 

fliidöern   'stochern'  H.  113,   bei  Alberus   stieliern  Cic.SiO. 

topfen  'Topf  199,  hess.  nass.  V.  413.  Cr.  281.  K.  112, 
thür.  Hertel  245;  Tüi^fi  ist  eis.  ML.  703  und  Schweiz.  Seüer  91. 
Hunziker  55. 

tramfcfien  'sich  Gedanken  machen,  sinnieren'  216,  auch 
trambfen  H.  178,  hess.  es  tramseid  ihm  'ihm  ist  Angst'  V.  414, 
nass.  trampclien  'ahnen'  K.  407. 

ungcf($lDUugen  in  ein  ungcfc^iüungcner  'tüchtiger'  ^all 
162,  vgl.  bei  Alberus  eine  nngefdjlnungene  I6ge,  mendaciura 
crassissinum  Cr.  777,  doch  auch  Lindener  183  ein  letjben  groffe 
ungef(^rt)nngen  brat)te  ferben. 

tierfc^rtobelt  'verwirrt'  225,  hess.  nass.  Cr.  877.  K.  373, 
vgl.  thür.  scliwuheln  'schwül  sein'  Hertel  226.  Das  auch  obd. 
scliivabeln,  schwafeln  'schwätzen'  gehört  nicht  hierher,  eben- 
sowenig schicabbeJn;  eher  könnte  schwurbeln  (DW.  9, 2767) 
identisch  sein. 

Der  Wortschatz  ist  ein  ausgeprägt  westmitteldeutscher, 
einiges  dialektische  hat  ja  weitere  Verbreitung,  aber  Worte, 
die  nur  dem  ostmd.  angehören,  kommen  nicht  vor.  Innerhalb 
des  westmd.  führen  sie  wieder  in  ihrer  Mehrheit  auf  das 
rheinfränkische,  wenn  auch  einzelne  in  das  thüringische  oder 
ostfränkische  oder  auch  elsässische  hinüberreichen.  Dafs 
fast  alle  gerade  aus  dem  hessischen  oder  nassauischen  oder 
diesen  beiden  Dialekten  zu  belegen  sind,  hängt  allerdings 
damit  zusammen,  dafs  uns  gerade  hier  reichhaltige  Dialekt- 
wörterbücher vorliegen,  doch  scheinen  sich  einige  Ausdrücke 
im  md.  Dialektgebiet  auf  das  hess.  und  nass.  zu  beschränken, 
so  Poche,  Schirn,  Schlockerfafs,  schnaubern,  tramsclien ,  ver- 
scMvobeh.  Nur  aus  dem  nass.  läfst  sich  die  Form  saß  nach- 
weisen und  rotzen  'spotten',  auch  blatt  als  Verstärkung  der 
Negation  (Schmidt  142).  Dafs  nur  an  das  hess.  oder  nass.  für 
den  Autor  des  Grillenvertreibers  gedacht  werden  kann,  geht  auch 
aus  einigen  mundartlichen  Sätzen  in  den  eingeschobenen  Kapiteln 


xxvin 

des  ersten  Buches  hervor.^)  Auf  S.  104:  autoer  S^rnfaft  . .  . 
nun  Iiain  eid)  ba§  tmfern  grf)6ffen  gcflait,  aber  es  I)at  blatt 
naut  Balten  tcMlen  . , .  toeld^eS  meic^  niet  buncfd  rcdjt  \ct)n  .  .  . 
cinmol  . . .  mein  «Siel.  S.  115:  al§  eic^  me^  fa^^n  bnb  al§  eid) 
minber  fal^n,  fo  foE  mein  Salin  naut  fe^n.  S.  127:  e§  gilt 
je^t  ömb  meid)  bnb  bmb  beic^.  Auf  derselben  Seite  wird  die 
Braut  (mit  ^'amen  ^rei^n)  ein  ^übfc^  2}^en^ild)c  genannt.  Über 
die  Verbreitung  der  Form  eich  s.  Anz.  f.  d.  Alt.  18,309,  über 
die  Verbreitung  von  naut  (euer  ist  noch  nicht  bearbeitet) 
s.  Anz.  f.  d.  Alt.  19, 207 ,  über  die  Verbreitung  von  l  für  e 
(3I)re,  eielc)  s.  Anz.  f.  d.  Alt.  20,  lOi  (vgl.  19,3i8),  über  die 
Verbreitung  einer  1.  Sing.  Präs.  auf  -en  s.  Anz.  f.  d.  Alt. 
23,  218.  Kombinieren  wir  die  Grenzen  für  die  verschiedenen 
dialektischen  Erscheinungen  miteinander  und  berücksichtigen 
wir,  dafs  /  zu  ei  geworden  ist  (vgl.  Anz.  f.  d.  Alt.  18,  409), 
so  ergibt  sich,  dafs  als  Heimatsgebiet  für  unsern  Autor  in 
Frage  kommt  in  der  Hauptsache  die  Provinz  Oberhesseu 
(wegen  naut  mit  Ausschlufs  der  südlichsten  Teile)  und  der 
nördliche  Teil  von  Nassau  nebst  den  Bezirken  von  Wetzlar, 
Biedenkopf,  Marburg  bis  nach  "VValdeck  hin.  AVir  verstehen 
jetzt,  warum  er  S.  1  unter  den  verschiedenen  deutschen 
Dialekten  am  Schlufs  das  Wetterauische  und  das  Wester- 
wäldische  besonders  anführt,  nachdem  er  schon  an  zweiter 
Stelle  das  Hessische  genannt  hat.  Ob  wir  nun  die  Heimat 
des  Dichters  in  der  Wetterau,  im  Vogelsberg  oder  Wester- 
wald  zu  suchen  haben,  läfst  sich  aus  der  Sprache  schwer  ent- 
scheiden, ^rcin  heilst  bei  Alberus  Fabeln  14, 7  auch  das 
Weib  eines  Vogelsberger  Bäuerleins.  Doch  hat  der  Wester- 
wald  das  meiste  für  sich,  da  einige  vorkommende  Idiotismen 
sich  nur  hier  nachweisen  lassen.  Auf  jeden  FaU  darf  auch 
beim  Grilleuvertreiber  nicht  an  den  Obersachsen  Hans  Friedrich 
V.  Schönberg  gedacht  werden. 

Dafs   die   eingeschobenen  Geschichten   des  ersten  Teils 
und  der  zweite  u.  dritte  Teil  nicht  von  dem  Verfasser  des  Lale- 


-)  Wenn  in  der  Geschichte  von  den  Wellen  (s.  Bei- 
gabe 3^)  der  alte  Formen  wie  tragum  und  brennum  braucht, 
so  ist  an  bodum,  biiosum,  besinn  u.  dgl.  bei  Alberus  zu  er- 
innern: auch  sonst  im  mittelrheinischen  sind  solche  Formen 
besonders  häufig,  s.  Zeitschr.  f.  d.  Wortforschung  11,4. 


XXIX 

buchs  herrühren  köunen,  wird  auch  durch  innere  Gründe 
erwiesen.  Es  ist  doch  undenkbar,  dafs  jemand,  der  sein 
eigenes  Werk  erweitert,  dem  Grundgedanken  desselben  ganz 
untreu  wird,  wie  man  es  hier  annehmen  müfste.  Die  ein- 
geschobenen Partien  in  Kap.  16 — 19  und  27—30  heben  sich 
schon  dadurch  ah,  dafs  der  Kaiser  von  Utopien  hier  als  König 
bezeichnet  wird,  nur  in  der  Anrede  ist  'Juncker  Keyser'  bei- 
behalten. Die  erste  Einschiebung  bringt  eine  sehr  matte  Er- 
findung: aus  den  Schnörkeln  des  kaiserlichen  Schreibens  ent- 
nehmen die  Witzenbürger,  die  nicht  lesen  können  (im  Wider- 
spruch gegen  S.  15),  dals  sie  Wellen  hauen  sollen,  diese 
tragen  sie  dann  auf  ihre  Dachfirsten  und  erwarten  hier  den 
Kaiser,  der  aber  dann  gar  nicht  kommt,  sondern  nach  der 
weiteren  Erzählung  noch  einmal  eine  Botschaft  sendet  und 
eine  ganz  andere  f 'orderung  stellt  (in  Kap.  33  läfst  der  Inter- 
polator  die  auf  die  Dachfirsten  Postierten  nach  dem  Einzug 
des  Kaisers  die  Dächer  herunterrutschen,  im  Widerspruch  mit 
der  vorausgehenden  Erzählung,  dafs  die  ganze  Gemeinde  dem 
Kaiser  auf  Steckenpferden  entgegengezogen  sei).  Die  zweite 
Einschiebung  setzt  bei  der  Erzählung  vom  Gastmahl  ein,  wo 
die  anstöfsigen  Eätsel  gestrichen  sind,  statt  deren  des  Schult- 
heifsen  Sohn  einige  Lieder')  singt  und  ein  andrer  Ketten- 
reime vorträgt;  dann  tritt  das  Ungeschick  des  Interpolators 
wieder  hervor:  der  'König'  geht  hinaus,  der  Schultheis 
fordert  ihn  auf  wieder  hereinzukommen,  denn  er  müsse  doch 
mit  bezahlen  (vorher  hiefs  es  ausdrücklich:  if)r  S'incfcr  ^eljer 
fei)b  iinfer  @aft  getoefen,  t^r  folt  nicfttg  geben),  dann  wird  im 
echten  Text  fortgefahren  (als  wenn  der  Kaiser  noch  anwesend 
wäre):  nad)  auffgeijabciicr  Safe!  fragten  fie  ben  JSe^fer  ob  er 
nic^t  tnolte  fl6^1en.  Der  Bürgerlust  führt  zu  einer  Schlägerei, 
die  mit  ihren  Folgen   ausführlich   erzählt  wird:   der  bei  der 


1)  Hans  Sachsens  Meistergesang  Xer  patncr  mit  bem 
faffran  (bei  Goetze  Nr.  504)  und  das  Lied  vom  Bauersmann, 
das  bei  Bolte,  Der  Bauer  im  Liede  Nr.  1  in  jüngerer  Fassung 
steht;  unser  Text  geht  nach  Jlolle  'Maulwurf,  plump,  Crran 
'Getreide'  und  den  Eeimen  auf  ein  niederdeutsches  Original 
zurück  (3,  5  1.  ®te  Silier  toilb,  4,  8  1.  üerquift,  5,  6  1.  ®r  qet)t 
bocö  an,  6,5  1.  Sm  äßinter  falt,  8,5  1.  guelt,  10,5  1.  2Scr= 
briefe,  11,  5  1.  2Snfer  hungrigen  Surft). 


XXX 

Mahlzeit  Zurechtgewiesene  rächt  sich  am  andern  (der  aber 
im  Widerspruch  gegen  S.  90  nicht  der  Schultheis  ist)  durch 
Schläge,  der  Geschlagene  wird  auch  noch  ins  Gefängnis  ge- 
steckt und  wendet  sich  in  einer  Supplikation  an  den  Kaiser, 
der  sich  darüber  mit  dem  SchultheiXsen  berät,  worauf  es  zur 
gerichtlichen  Verhandlung  in  der  Sache  kommt;  diese  Gerichts- 
verhandlung sticht  von  den  übrigen,  die  im  Buche  geschildert 
werden,  durch  die  Umständlichkeit  des  Verfahrens  ab:  vor 
Richter  und  Schöffen  des  Witzeuburgischen  Parlaments  er- 
scheinen die  Anwälte  der  beiden  Parteien  und  der  Anwalt 
des  Klägers  bringt  seine  Sache  vor,  da  er  es  aber  nicht  fertig 
bringt  sich  der  lateinischen  Worte  in  seinen  Reden  zu  ent- 
halten, wird  schlief  slich  erkannt,  Kläger  und  Beklagter  sollen 
selbst  ihre  Sache  vertreten  und  nach  langem  Hin-  und  Her- 
reden werden  sie  beide  vom  Schultheifseu  nach  Hause  ge- 
schickt. Diese  Szene  fällt  völlig  aus  den  einfachen  bäuer- 
lichen Verhältnissen  heraus,  wie  sie  im  Laiebuch  geschildert 
werden  und  entspringt  dem  Bestreben  des  Interpolators  sich 
über  das  neumodische  römisch-rechtliche  Verfahren  lustig  zu 
machen.  Das  folgende  Kapitel  des  echten  Textes,  wie  die 
Bauern  ein  Urteil  über  einen  toten  Wolf  fällen,  steht  in 
einem  schroffen  Gegensatz  dazu :  hier  wird  das  Gericht  besetzt 
und  der  Kaiser  lälst  seine  Sache  vortragen,  aber  von  einer 
Verhandlung  der  Anwälte  oder  Prokutatoren  ist  nicht  die  Rede, 
sondern  nachdem  jeder  der  Beisitzer  seine  Meinung  geäufsert, 
wird  das  Urteil  gefällt.  Von  späteren  kleineren  Einschieb- 
ungen  ist  die  Geschichte  von  der  Hochzeit  hervorzuheben,  die 
dem  Bearbeiter  wohl  gelungen  ist;  es  verträgt  sich  nur  gar 
nicht  mit  der  folgenden  Erzählung  von  dem  unpassenden 
Benehmen  der  Braut,  dafs  sie  sich  hier  so  gewandt  benimmt 
und  als  ein  rcbiprcc^ig  gefdjirft  3}ieufd)  gerühmt  wird.  Der 
Anschlufs  des  zweiten  Buches  an  das  erste  ist  wieder  aufser- 
ordentHch  ungeschickt.  Xach  der  Vorrede  des  1.  Buches  war 
der  Abschnitt  eingefügt:  äöie  man  bencn  ^arlamenlSgcnoffcn, 
bereu  ctitian  in  biefem  33ucf)  gcbadit  tttrbt,  t^re  gcbiirltdöe 
2;ttul  geben  foE  z.  B.  dem  Schleifer,  Häckselschneider,  Schlot- 
feger  usw.  Diese  Handwerker,  die  im  2.  Buch  eine  Rolle 
spielen,  sind  aber  keine  Parlamentsgenossen,  d.h.  Witzen- 
bürger,   sondern   stammen  aus   Kleinwitzky;   in  Witzenburg 


XXXI 

gibt  es,  wie  S.  107  gesagt  vvdrd,  nur  einen  Handwerker,  den 
Schweinehirten,  sonst  lauter  Bauern.  So  ist  es  auch  ganz 
unpassend,  das  im  letzten  Kapitel  der  Interpolator  des  Häcksel- 
schneiders Sohn  (der  gar  nicht  Witzenbürger  ist)  dem  Mann, 
der  den  Maushund  gebracht  hat,  nachlaufen  lälst.  Zu  Beginn 
des  2.  Buches  wird  der  Witz  des  alten  Laiebuchs,  dafs  die 
Laien  sich  in  alle  Welt  zerstreuten  und  deshalb  überall  Laien 
anzutreffen  sind,  dadurch  zerstört,  dafs  einige  Witzenbürger 
zurückgekehrt  seien  und  Dorf  und  Eathaus  neu  aufgebaut 
haben  sollen.  Im  folgenden  ist  das  Vorwort  des  Schildbürger- 
buches verwertet.  Der  König  von  Kleinwitzky  fertigt  seine 
Abgesandten  ab  um  die  Witzenbürger  an  Witz  zu  über- 
trumpfen, aber  diese  zeigen  sich  ihnen  überlegen.  Aufser 
dem,  was  dem  älteren  Vorwort  entnommen  und  nur  breiter 
ausgeführt  ist,^)  wird  noch  ein  ziemlich  schwacher  Schildbürger- 
streich eingelegt  von  der  Gans,  die  in  den  Brunnen  gefallen 
ist  und  wieder  herausgebracht  werden  soll.  Im  folgenden  ist 
von  Witzenburg  gar  nicht  mehr  die  Eede.  Die  drei  Gesandten 
werden  vom  König  zu  einer  neuen  Fahrt  nach  Witzenburg 
bestimmt  und  ihnen  noch  ein  Korbmacher  und  ein  Kef^ler 
beigeordnet;  die  Schilderung  der  Vorbereitungen  zu  dieser 
Eeise  und  dessen,  was  den  Handwerkern  dabei  begegnet  ist, 
füllt  das  2.  Buch  weiter  bis  zum  Schlufs  aus,  zur  Reise  nach 
Witzenburg  kommt  es  überhaupt  nicht.  Es  handelt  sich  fast 
durchgängig  um  Streiche,  die  den  von  ihrer  Würde  durch- 
drungenen Leuten  von  anderen  gespielt  werden.  Das  Vorbild 
dieser  dünkelhaften,  aber  albernen  Leute,  denen  es  so  schlecht 
ergeht,  ist  der  Schultheifs,  der  im  Bade  und  als  er  in  der 
Stadt  nach  Pelzen  fragt,  weidlich  mitgenommen  wird.  Auch 
die  Abgesandten  begeben  sich  zunächst  ins  Bad.  Dafs  diese 
Erzählungen   mit   dem   gegen   die  Bauern   gerichteten  alten 


^)  Hinzugekommen  ist  die  Geschichte  von  den  nur  einmal 
vorhandenen  Prunkstücken,  der  Sammethaube  und  dem  taffeten 
Ermel,  die  von  den  Ratsherren  der  Reihe  nach  angelegt 
werden  —  ein  echter  Schildbürgerstreich,  vgl.  Zimmerische 
Chronik  2  3,  356  (drei  Abgesandte  von  Buchhorn  haben  zu- 
sammen nur  einen  Sporn).  Kuhn  nordd.  Sagen  149  (Bürger- 
meister und  Superintendent  von  Schöppenstädt  benutzen  zu- 
sammen ein  Pferd). 


XXXII 

Laiebuch  iiiclit  das  lliudeste  zu  tun  haben,  liegt  auf  der 
Hand.  Jeep  meint,  der  Verfasser  sei  nur  im  1.  Teil  Satiriker, 
im  2.  wolle  er  eine  blolse  Schwanksammlung  geben,  und  will 
so  die  Einheit  der  beiden  Teile  retten.  In  Wirklichkeit  ist 
doch  auch  der  2.  Teil  satirisch  gehalten,  nur  ist  die  Satire 
eine  andere  als  im  Laiebuch,  sie  richtet  sich  gegen  das  auf- 
geblasene Wesen  der  Handwerker.  Dafs  der  Verfasser  sich 
über  die  Handwerker  lustig  machen  will,  zeigt  besonders 
Kap.  24,  wo  von  merkwürdigen  Zeremonien  die  Eede  ist,  die 
die  Abgesandten  in  der  Zunftstube  vornehmen.  Daneben 
richtet  sich  die  Satire  wie  in  den  eingeschobenen  Partien  des 

1.  Buches  gegen  die  Juristen,  in  dem  Kredenzbrief,  der  den 
Gesandten  mitgegeben  wird  (Kap.  15)  und  den  sie  selbst  nicht 
verstehen,  wird  der  Urkundenstil  mit  seinen  altertümlichen 
Wendungen  verspottet.  Hätte  der  Verfasser  des  Laiebuchs 
sein  Werk  selbst  erweitert,  wie  Jeep  annimmt,  so  hätte  er 
Anekdoten  angereiht,  wie  schon  am  Schluls  des  Buchs  ge- 
schehen ist,  die  sich  dem  Plan  allenfalls  einfügen  liefsen, 
nicht  aber  wäre  er  mit  einer  ganz  neuen  Tendenz  hervor- 
getreten und  hätte  dadurch,  dals  er  den  Blick  von  der  bäuer- 
lichen Gemeinde,  die  er  geschildert  hatte,  ablenkte,  die 
Wirkung  seines  Buches  selbst  zerstört.    Noch  weniger  als  im 

2.  Buch  dürfen  wir  im  3.  sein  Werk  sehen.  Was  hier  erzählt 
wird,  spielt  sich  zwar  wieder  in  Witzenburg  und  in  seinem 
Parlament  ab,  die  Anlehnung  ist  aber  eine  ganz  äufserliche 
und  es  besteht  nicht  der  mindeste  Zusammenhang  mit  dem 
alten  Lalebnch.  Nicht  einmal  der  Charakter  der  Schwank- 
sammlung ist  aufrecht  erhalten,  es  werden  zwar  einige 
Schwanke  erzählt  (z.  B.  kehrt  die  Geschichte  vom  Krebs  in 
ausführlicherer  Erzählung  wieder),  den  meisten  Kaum  aber 
nehmen  allgemeine  Auseinandersetzungen  ein.  Es  wird  zuerst 
(mit  der  Motivierung,  dafs  viele  Bettler  in  Witzenburg  zu- 
geströmt sind  und  über  sie  im  Parlament  verhandelt  worden 
sei)  über  die  Bettler  und  ihre  Sprache  gehandelt,  dann  (auch 
auf  Grund  einer  Verhandlung  im  Parlament)  über  artiges 
Benehmen  und  Tischzucht,  woraus  sich  lange  Entlehnungen 
aus  dem  Grobiauus  anschliefsen,  das  letzte  Kapitel  enthält 
(wieder  als  im  Parlament  vorgetragen)  erst  Ausfälle  gegen 
die  Rechtsgelehrten,  dann  ein  Lob  des  Landlebens.     Also  ein 


XXXIII 

Sammelsurium  von  den  verschiedensten  Gegenständen,  in 
dürftiger  Weise  dadurch  zusammengehalten,  dals  sich  aUes 
im  Witzenburger  Parlament  abgespielt  haben  soll,  ohne  jeden 
rechten  Abschluls,  denn  als  der  Autor  mit  seinem  Stoff  zu 
Ende  ist,  geht  das  Parlament  einfach  auseinander.  Ist  auch 
der  Verfasser  des  Laiebuchs  in  gewissem  Sinn  ein  Kompüator, 
so  sticht  dies  armselige  Zusammenstoppeln  der  verschieden- 
artigsten Materien  doch  himmelweit  ab  von  der  geschickten 
Art,  vsde  jener  überlieferte  Anekdoten  seinem  wohl  überlegten 
Plan  einzufügen  versteht,  den  er  trotz  einzelner  Seitensprünge 
bis  zum  Ende  gut  durchzuführen  weifs. 

Dafs  in  den  eingeschobenen  Partien  und  Fortsetzungen 
zahlreiche  Motive  und  Wendungen  des  alten  Laiebuchs 
wiederkehren  (vgl.  darüber  Jeep  S.  30ff.  und  40  f. ^),  beweist 
keineswegs  die  Einheit  des  Werkes.  Der  Erweiterer  ist  zwar 
mit  mancherlei  Stoffen  bekannt,  gedruckten  und  ungedruckten, 
aber  viel  Erfindungsgabe  besitzt  er  nicht,  er  läfst  sich  nicht 
von  einem  von  vornherein  gefafsten  Plan  leiten,  sondern 
bringt  allerlei  Dinge  vor  und  bricht  dann  plötzlich  ab,  sowohl 
der  2.  wie  der  3.  Teil  gehen  eigentlich  aus  wie  das  Horn- 
berger Schiefsen.  Die  mangelnde  Erfindungsgabe  und  das 
Bestreben  sein  Werk  um  jeden  Preis  in  die  Länge  zu  ziehen, 
lassen  ihn  nun  öfters  Anregungen  folgen,  die  ihm  das  ältere 
Werk  gibt.  Im  1.  Teil  veranlafst  ihn  die  Wendung  fAtoct 
jfin  bcrotDcgen  bte  gan^e  iJiacfjt,  lüie  jener  23ÄtDrin  @on  feinen 
Stolprion    das    Hans    Sachsische    Lied    vom    Stolprian    ein- 


1)  Hinzuzufügen  wäre  noch :  das  Urteil  über  die  erhängte 
Taube  S.  178 f.;  der  zerbrochene  Topf  S.  199;  der  Schlotfeger 
wird  von  einem  Handwerker  zum  andern  geschickt  S.  271 ;  er 
will  das  anzufertigende  Siegel  in  einer  Viertelstunde  haben 
S.  273.  Von  Wendungen  wiederholen  sich:  Anspielungen  auf 
den  gemeinen  Nutz  S.  158.  174.  179.  180,  einen  Überteufeln 
S.  158.  175,  ein  Schelmenbein  bei  sich  haben  S.  161,  in  aller 
Erbartät  S.  163.  188.  195.  Cramantzes  machen  S.  174,  die 
Glocke  ist  schon  gegossen  S.  195,  ich  habs  euch  an  der  Nasen 
angesehen  S.  247;  für  gut  Geschirr  steht  excellent  Geschirr 
machen  S.  195.  Manche  Redensarten  sind  auch  dem  Grillen- 
vertreiber  eigentümlich,  z.  B.  machte  er  nicht  lang  Mist  da 
S.  152,  die  Sache  sieht  auf  Säufedern  S.  244,  ei'}ien  damasten 
Muth  haben  S.  259.  Hervorzuheben  ist  auch  die  häufige  An- 
rede Euer  Gunsten,  die  nie  im  Laiebuch  vorkommt. 

Das  Lalebu  eh.  C 


XXXIV 

zuschalten,  im  2.  Teil  wird  das  Motiv  vom  eingebildeten  und 
von  anderen  genarrten  Schultheifsen  in  endlosen  Wieder- 
holungen variiert ,  in  den  Hummeln  hat  ihn  die  Envähnung 
des  rotwelschen  Exemplars  im  Laiebuch  dazu  gebracht  das 
rotwelsche  Vokabular  einzulegen,  auch  die  Geschichten  vom 
Bettelvogt  sind  wahrscheinlich  durch  eine  Anspielung  im 
1.  Teil  hervorgerufen.  In  der  Ausdrucksweise  und  im  Stil 
kann  allerdings  nicht  blols  von  Entlehnungen  geredet  werden, 
hier  zeigt  sich  eine  gewisse  innere  Verwandtschaft,  die  Jeep 
(S.  4:2  f.)  für  die  Einheitlichkeit  des  "Werkes  von  besonderer 
Beweiskraft  zu  sein  scheint.  Manches  ist  zwar  überhaupt 
dem  Stil  der  gleichzeitigen  Literatur  eigen  und  fällt  nicht 
besonders  ins  Gewicht  z.  B.  die  Verbindung  eines  Fremd- 
wortes mit  dem  entsprechenden  deutschen  Wort  und  sonst 
die  Anreihung  von  zwei  oder  mehr  gleichbedeutenden  Aus- 
drücken, der  Gebrauch  des  Part.  Praes.,  formelhafte  Wendungen 
wie  in  Betrachtung  dafs.  Aber  anderes  ist  doch  charakteristisch 
und  wird  von  Jeep  auf  Nachahmung  Fischarts  zurückgeführt: 
die  Verdrehung  von  Wörtern,  namentlich  Fremdwörtern,  die 
Umstellung  und  Verwechslung  von  Satzteilen,  die  Einmischung 
von  Eeimsätzen  unter  die  Prosa,  die  weitgehende  Häufung 
von  Wörtern  für  denselben  oder  eüien  ähnlichen  Begriff.  Ist 
es  aber  unwahrscheinlich,  dafs  der  Erweiterer  in  diesen 
stilistischen  Eigentümlichkeiten  den  Verfasser  des  Laiebuchs 
nachgeahmt  hat,  wie  er  sonst  so  vielfach  durch  ihn  angeregt 
worden  ist?  Berücksichtigen  wir,  dafs  er  im  1.  Teü  Ge- 
schichten einfügt,  die  mit  den  übernommenen  als  ein  Ganzes 
erscheinen  soUen,  dafs  er  auch  in  den  späteren  Teüen  die 
Geschichte  von  den  Witzenbürgern  fortsetzen  will  (im  2.  Teü 
schweift  er  allerdings  weit  ab),  so  ist  es  nicht  zu  verwundern, 
dafs  er  sich  soviel  wie  möglich  an  die  Ausdrucksweise  des 
Laiebuches  angepafst  hat.  Dafs  er  auch  sonst  manches  Werk 
aus  der  Schwaukliteratur  gekannt  und  benutzt  hat,  soU  nicht 
bestritten  werden,  das  Bestimmende  war  für  ihn  jedenfalls 
die  Nachahmung  des  Laiebuchs,  direkte  Nachahmung  Fischarts 
scheint    nur    in    beschränktem    Umfang    vorzuliegen.*)      Die 

^)  Im  3.  Kap.  des  2.  Buchs  geht  die  Beteuerung  bcqm 
fteinern  'Steffen  zurück  auf  Aller  Praktik  Grofsmntter  604 
Scheible  bet)  ben  Sioincn  (Stcffan. 


XXXV 

Jsachahmung  ist  zuweilen  eine  etwas  mühselige,  z.  B.  bei 
den  Synonymen,  wo  die  GriUenvertreiber  die  wahrhaft 
Fischartische  Fülle  des  Laiebuches  nicht  erreicht,  vgl.  Lal.  38 
mit  ^eben,  lupffen,  fditeben,  treiben,  ftoffen,  trollen,  ttollen, 
ttiaHen,  fc^Ieiffen,  f eiferen,  tragen,  legen,  fdidten,  fcQÜrgen, 
rutfc^en,  gießen,  fe^ren,  ftetlen,  tcinbcn  unb  toenben,  dagegen 
Grill.  56  al§  tl)un  toir  euc^  gnäbig,  gndbiger§,  gnabtgfte§,  aller= 
gnÄbtgfte§  23efe^l.  ^S^icht  nachgebildet  sind  die  im  Laiebuch 
beliebten  Wortzusammenrückungen  z.  B.  33  bte  allertt)unber= 
barnarrfeÜgamabentf^eiDerlictiften  boffen,  35  auff§  entftjle^)fig[le, 
43  mit  Iiartfc^tDerer  Slrbeit,  67  bie  tagtn§^aufe^utragenerf})arung§s 
fnnfterftnbung,  76  mit  aUgan^jmmeret^ferigrtemi^glicbi'len  ernft. 
Übrigens  hört  die  >"achahmung  des  Laiebuchs  in  den  offenbar 
eilig  zusammengeschriebenen  Hummeln  fast  ganz  auf,  Reime 
im  Prosatext  haben  wir  noch  in  der  Vorrede  Aijb,  Entstellung 
von  Fremdworten,  Verwechslung  von  Satzteilen,  Häufung  von 
Synonymen  kommt  nicht  mehr  vor.  Aber  auch  wenn  wir  die 
älteren  Teile  mit  dem  Laiebuch  vergleichen,  finden  wir  bei 
aUer  Ähnlichkeit  in  der  Ausdrucksweise  doch  ganz  wesent- 
liche Unterschiede,  auf  die  auch  schon  Jeep  S.  52 f.  aufmerksam 
gemacht  hat.  Der  Verfasser  des  Laiebuchs  tritt  mit  seiner 
Persönlichkeit  hervor,  er  weist  auf  die  Torheiten  im  Eeden 
oder  Handeln  noch  besonders  hin,  äufsert  seinen  Spott  darüber, 
spricht  sich  darüber  aus,  wie  das  törichte  Reden  oder  Handeln 
zu  nehmen  und  zu  verstehen  sei;  sehr  gern  wendet  er  sich 
an  die  Leser  und  wie  er  sich  selbst  gelegentlich  mit  Selbst- 
ironie zu  den  Narren  zählt,  so  sucht  er  auch  die  Leser  unter 
dieser  Schar.  Alles  wird  mit  grofser  Anschaulichkeit  ge- 
schildert, aber  ohne  übermäfsige  Breite  vorgetragen  und  der 
muntere  Humor,  der  sich  durch  das  ganze  Werk  hindurch- 
zieht, verleiht  demselben  einen  Reiz,  dem  sich  auch  der 
heutige  Leser  nicht  entziehen  kann.  Die  Feierlichkeit  des 
Tons  bildet  einen  ergötzlichen  Gegensatz  zu  dem  schwank- 
haften Inhalt;  scheinbar  mit  dem  gröfsten  Ernst  (der  Schalk 
kommt  freilich  oft  genug  zum  Vorschein)  vertieft  sich  der 
Autor  in  die  Geschicke  der  Bewohner  von  Laieburg,  deren 
Handlungen  er  aus  dem  Wesen  der  menschlichen  Natur  zu 
erklären  sich  bemüht,  dem  dienen  —  namentlich  in  den 
früheren,  mehr  selbständigen  Partien  —  zahlreiche  eingestreute 

c* 


XXKVI 

Bemerkungen  (oft  in  parenthetischer  Form),')  aber  auch 
längere  Ausführungen,  denen  sich  gern  ein  paar  Verse  an- 
reihen. Die  Erzählungen  im  2.  Teil  des  Grillenvertreibers 
sind  viel  langatmiger  und  lange  nicht  so  wirksam,  wenn  es 
dem  Verfasser  auch  nicht  ganz  an  Witz  fehlt.  Mit  seiner 
Persönlichkeit  tritt  er  nicht  hervor  und  liebt  es  nicht  an  die 
Erzählung  allgemeine  Bemerkungen  zu  knüpfen  (doch  werden 
hier  und  da  Sprichwörter  angeführt),  wie  auch  im  2.  Teil 
keine  Verse  eingelegt  sind.-^)  Namentlich  gefällt  er  sich  in 
langen  Reden,  die  meist  im  Kurialstil  gehalten  sind,  denn 
die  Handwerker,  die  vom  König  die  Mission  erhalten  haben, 
glauben  ja  vornehme  Herren  zu  sein  und  wollen  dem- 
entsprechend auftreten  und  behandelt  sein.  Die  Reden  über- 
wuchern ganz  die  Erzählung,  die  (von  den  ersten  Kapiteln 
abgesehen)  an  sich  schon  dürftig  ist  und  das  Motiv  des  ge- 
hänselten eingebildeten  Narren  endlos  wiederholt.  Eine  Eigen- 
tümlichkeit, die  im  Laiebuch  ganz  fehlt,  ist  der  Gebrauch 
neumodischer  französischer  Wörter,  wie  adieu,  haislenuiins, 
allegrament,  content,  exeellent^  corraigie.  Im  Gebrauch  volks- 
tümlicher Wendungen  ist  der  Grillenvertreib  er  dem  Laiebuch 
verwandt;  beide  stehen  unter  dem  Einflufs  der  älteren  Schwank- 
sammlungen. Auch  die  Anlehnung  an  die  Kanzleisprache  ist 
beiden  Werken  gemeinsam,  doch  finden  sich  bei  näherem  Zu- 
sehen gerade  hier  bemerkenswerte  Unterschiede,  das  Laiebuch 
bringt  längere  kanzleüsche  Wendungen  an  (s.  unten  S.  LVii), 
während  sich  der  Verfasser  des  GriUenvertreibers  über  das 
unverständliche  Kanzleideutsch  lustig  macht  (vgl.  S.  112  f. 
212f.  255 f.).')    Li  den  Hummeln  eudüch,  wo  kaum  mehr  Er- 


*)  Sie  werden  durch  die  immer  wiederkehrenden  Wen- 
dungen: wie  dann  — ,  wie  dann  gemeinlich  — ,  welche  gemein- 
lich — ,  als  welche  — ,  wie  heutigs  tags  — ,  sintemal  man  — 
u.  dgl.  angereiht. 

-)  Logische  Begründungen,  wie  sie  im  1.  Teil  beliebt 
sind,  werden  im  2.  Teil,  abgesehen  von  der  Vorrede,  nur  an 
einer  Stelle,  versucht:  der  Kefsler  meint,  er  müsse  wohl  alt 
sein,  da  die  Kühe,  die  er  als  kleine  Kälber  gekannt  hat,  alte 
Kühe  genannt  werden. 

^)  Jurist  kann  er  trotz  seiner  Kenntnis  des  Gerichts- 
verfahrens nicht  wohl  gewesen  sein,  denn  er  greift  nicht  nur 
die  Advokaten  und  Notare  an,  wie  Jeep  S.  68  meint,  sondern 


XXXVII 

Zählungen  gegeben  werden,  hebt  sich  der  Stil  noch  mehr  von 
dem  des  Laiebuchs  ab,  der  Autor  ergeht  sich  wieder  in  langen 
Reden  und  weitläufigen,  z.  T.  gelehrten  Auseinandersetzungen, 
soweit  er  nicht  aus  andern  Werken  abschreibt. 


Ist  es  mithin  ausgeschlossen,  dals  der  Grillenvertreiber, 
d.  h.  was  im  1.  Teil  dazu  gekommen  ist  und  der  2.  und 
3.  Teil,  vom  Verfasser  des  Laiebuchs  herrührt,  so  ist  doch 
noch  zu  untersuchen,  ob  nicht  die  als  'Die  Schiltbürger' 
bezeichnete  Überarbeitung  ihm  zuzuschreiben  ist.  Sie  unter- 
scheidet sich  vom  Laiebuch,  von  der  Sprache  abgesehen,  nur 
durch  die  Verlegung  des  Schauplatzes  nach  Schilde  oder 
Schiltburg  (einmal  Schiltberg)  in  Misnopotamia  und  durch 
die  neue  Vorrede.  Mit  welchem  Ungeschick  der  Ausdruck 
2a(e  in  8d)i(tbfirger  umgesetzt  ist  —  bei  der  Namenerklärung 
sogar  in  sinnloser  Weise  in  2}U§Ttot)Otami  —  zeigt  Jeep  S.  öf.; 
auch  da  wo  er  rein  appellativ  steht,  ist  er  manchmal  durch 
©c^tUburger  wiedergegeben.  Einmal  S.  122  ist  offenbar  2ale 
stehen  geblieben  und  der  Drucker  hat  das  ihm  unverständ- 
liche Wort  durch  ftade  wiedergegeben  (Misverständnis  der 
Korrekturen  liegt  auch  S.  94  vor,  wo  er  das  eingesetzte  Scarren 
durch  Dkmmen  und  S.  186,  wo  er  2;ropffe  durch  Sirljffe 
wiedergegeben  hat).  Dafs  die  durch  die  Titeländerung  not- 
wendig gewordenen  Änderungen  mit  solcher  Liederlichkeit 
vorgenommen  worden  sind,  spricht  durchaus  gegen  Jeep's 
Meinung,  der  Autor  habe  das  früher  verschleierte  Ziel  seiner 
Satire  hier  erst  enthüllt.  Ferner  ist  die  neue  Vorrede  an- 
stölsig,  .sie  steht  in  einem  merkwürdigen  Gegensatz  zur  Ge- 
schichte selbst.  Sie  ist  aulserordentlich  nachlässig  geschrieben, 
Worte    sind    ausgelassen    und    wiederholt    begegnen    falsche 


bekämpft,  wie  schon  der  eingeschobene  Streit  der  Witzen- 
bürger zeigt,  die  neumodische,  dem  Volke  unverständliche 
Sprache  der  Eechtsgelehrten  und  Eechtsaufzeicbnungen.  S.  181 
der  Hummeln  heilst  es:  %a  finbet  fic^  and)  alSbnnn  ber  gan^e 
(Sct)iDarm  ber  ytcd^tegclctjvtcit,  mit  il)ren  iDimberlidien  ©loffen, 
©ommentarien,  groffen  Süd)ern  boHer  ßoiifilien,  ba  inol  je^nerlci) 
SKetnung  bber  einem  2Sort  offtmalS  fürlauffen  .  .  .  bnb  folc^e 
Seut  ^aben  toir  pgcinarten,  mann  tüir  alfo  fügelictit  fet)n  rcollen 
mit  unfern  neinen  (Statuten  etc. 


XXXVIII 

Formen  und  Konstniktioneu.  Aufserdem  verträgt  sich  das 
Erzählte  durchaus  nicht  mit  dem,  was  nachher  im  Schild- 
hürgerhuch  seihst  vorgebracht  wird;  die  Widersprüche  mit 
Jeep  S.  35  der  späteren  Ahfassungszeit  der  Vorrede  zuzu- 
schreiben, geht  nicht  an.  da  der  erste  Druck  der  Schiltbürger 
ja  auch  schon  1597  fällt.  Der  Autor  des  Laiebuchs  kann 
nicht  vergessen  haben,  was  er  vor  einigen  Monaten  ge- 
schrieben hat;  eher  könnte  man  sich  denken,  dals  ein  ober- 
flächlicher Bearbeiter  Erfindungen  bringt,  die  sich  mit  dem 
nur  flüchtig  gelesenen  "Werke  nicht  vertragen.  Ein  Wider- 
spruch ist  nicht  nur,  dals  in  der  Vorrede  von  den  vier  Ecken 
des  Eathauses  die  Rede  ist,  während  es  doch  im  Buche  selbst 
dreieckig  ist,  dals  man  zum  Rathaus  hinaufgezogen  werden 
mufs,  da  doch  das  oft  erwähnte  Heutor  vorhanden  ist  und 
auch  der  Kaiser  ohne  Schwierigkeit  im  Rathaus  aus  und  ein 
gehen  kann,  sondern  auch  dafs  der  Schultheifs,  der  nur  hier 
mit  Namen  genannt  vdrd,  noch  Säuhirt  ist,  während  er  nach 
der  Erzählung  sein  Amt  an  einen  andern  abgegeben  hat  und 
dafs  er  die  Gemeinde  herbeiruft,  indem  er  ins  Säuhorn  stöfst 
(in  der  Erzählung  geschieht  dies  Zusammenrufen  durch 
Glockenläuten,  einmal  S.  72  stöfst  der  Kuhhiit  ins  Hörn); 
femer  dafs  Schiltburg  in  Calecutia  (Calacuten)  liegt,  was  die 
Vorrede  als  eine  Landschaft  betrachtet,  die  man  neben  Utojjia 
^er  ziehend  erreicht  (im  Laiebuch  heifst  es  von  Laieburg: 
melc^e^  ort  'i^xnbcx  5?alecut,  in  htm  groffmecfttigen  ß6nigvetcö 
Uiopia  gelegeri,  auch  im  Schildbürgerbuch,  wo  Misnopotamia 
für  Utopia  eingetreten  ist,  bleibt  der  Kaiser  von  Utopien  der 
Landesherr);  auch  der  König  ex  terra  ignota,  der  von  den 
Schütbürgern  geträumt  hat  und  seine  Abgesandten  zu  ihnen 
schickt  um  Näheres  zu  erkunden,  wird  schwerlich  von  dem^ 
selben  erfunden  sein,  der  dem  Kaiser  von  Utopien  seine  Rolle 
zuwies.  Aber  auch  die  Sprachformen  sind  in  der  Vorrede  ab- 
weichend. Es  kommt  kein  einziges  spez.  alemannisches  Wort 
vor,  wohl  aber  mehreres,  das  nur  aus  dem  md.  erklärt  werden 
kann.  Unter  den  Gesandten  erscheint  auch  ein  Scliloüenfeger 
und  ein  HäcJcselscJmeider ,  der  Verfasser  des  Laiebuchs  hätte 
andere  Ausdrücke  gebraucht.  Schlot  (zu  Grunde  zu  legen  ist 
wohl  vielmehr  das  noch  Adelung  bekannte  Fem.  Schlotte)  ist 
ein  md.  Wort,  vgl.  DW.  9,  781,  dasselbe  gilt  für  Häcksel,  vgl. 


XXXIX 

DW.  4,  2, 108.  Ein  genauer  zu  bestimmender  Idiotismus  be- 
gegnet gleich  zu  Anfang:  inarumb  boct)  biel'e  Dor^abcnbe 
^iftorten  Don  bcn  fremben  auBl^^nbtfc^cn  ©cötltbiiräern  btfe^er 
fo  lang  xmDerbunft  üerblicbcn  fct),  vgl.  oberhess.  verdinseti 
'verschleppen,  verzetteln'  Crecelius  273,  z.B.  die  zeitung  toerd 
verdonse;  unuerbunft  ist  Entstellung  (vielleicht  Ausdeutung) 
für  unverdunsen  (das  einfache  dinsen  tritt  zwar  auch  im 
elsässischen  und  schwäbischen  vereinzelt  auf,  ist  aber  vor 
allem  das  charakteristische  hessische  Wort  für  'ziehen,  zerren', 
auch  im  Wester wald  vorkommend  Crecelius  272.  Schmeller 
1,526  und  in  Thüringen  Hertel  82).  Im  Schildbürgerbuch 
selbst  sind  zwar  zahlreiche  alemannische  Idiotismen  bei- 
behalten, aber  eine  Anzahl  beseitigt,  was  beweist,  dafs  der 
Bearbeiter  einen  andern  Dialekt  sprach  und  kein  Alemanne 
war:  62  ist  bic  l^eitere  durch  "tax?!  fiiedjt  ersetzt,  63  erleibet 
durch  bef(f)toerltcö  ift,  145  fc^nüi)fferling  durch  fdinurffeling, 
ebenda  %k\t  durch  Siebljendfer,  151  Sofa  durch  SDfercfet  auff, 
169  [ug  durch  fie,  172  lupffet  durch  jcuc^t,  174.  5  abc^ett  durch 
ab)($aiten  imd  abcifen  (81  ist  aus  abgceget  das  sinnlose  ab= 
gefe^et  geworden),  177  23a^en  durch  ©rofi^eii,  178  ^iglin  durch 
3ignin  (179  Sifll^O,  190  lugten  durch  fa^en,  208  lugt  durch 
fal)e;  121  ist  für  das  unverstandene  gienet  das  sinnlose  bienet 
gesetzt,  ab  fast  immer  in  ob  verwandelt.  Von  Formen  ist 
alem.  2.  PL  l^unb  136  durch  lf)ut  ersetzt  (185  und  191  ge- 
blieben), 3.  PI.  176  durch  t^un,  der  Conj.  tl)öe  196  durch  tl^ue, 
ibAen  153  durch  tl)eten;  für  3.  Sg.  toeifet  steht  immer  toeiß, 
für  tDÜfeten  100  truften.  Lautliche  Veränderungen  sind  viele 
eingetreten  und  mit  ziemlicher  Konsequenz  durchgeführt,  so 
dafs  man  darin  wohl  die  Hand  des  Bearbeiters  vermuten  darf. 
Die  Synkope  des  e  in  der  Vorsilbe  ge-  ist  fast  immer  beseitigt. 
Das  alem.  (Süenb  4,  ellenbe  72  ist  durch  ®lenb,  elcnbe  ersetzt, 
er§eUen  54.  137.  193  durch  ersef)Icn;  sonst  ist  2)httter,  g-utter 
durchgeführt,  @tatt  zu  ®tabt  geworden,  aber  iicmmcn,  intttcr, 
tretten  meist  geblieben.  Summer  30.  65.  91  ist  zu  Sommer 
geworden,  furbern  zu  fkbern,  aber  geiDunnen,  begunte,  öergunt, 
mögttd^  bleibt.  Im  Umlaut  nimmt  das  Schildbürgerbuch  den 
md.  Standpunkt  ein:  es  heifst  nemlid),  femplUd),  gcfe^rlic^; 
aJh'icfen,  3{ücfen,  fi^mucfen,  Stücf;  33ürger=,  bebimcfen,  giilben 
207;  Äöcfien,  3"be  4.  62;  unniig,  nii^tid);  Conj.  flüge,  abfdjüffe; 


XL 

äu  ist  in  §iupt  98  und  gliUtbeft  118  eingeführt,  dagegen  bleibt 
räumen,  faumen.  Von  Einzelheiten  seien  iro  für  ttia  (fast 
immer),  SIpriEen  23  für  JlpreUcn,  i^arffen  40  für  Ijarpffen, 
5martfflcin87  für  2)farrf)[tein,  2)Jcgblin  151  für  2}?et)blin,  §trfcö 
199  für  §tr^  erwähnt.  Bemerkenswert  ist,  dafs  ä  vor  seh  in 
^IÄfcf)e,  lüefd^en  durchaus  bleibt,  was  innerhalb  Mitteldeutsch- 
lands auf  Rheinfranken  führt,  wozu  auch  die  übrigen  Eigen- 
tümlichkeiten durchaus  stimmen.  Es  ist  kaum  ein  Zweifel, 
dafs  schon  das  Schildbürgerbuch  wie  später  der  Grillen- 
vertreiber  in  Frankfurt  gedruckt  worden  ist,  denn  die  ein- 
geführten Sprachformen  sind  dieselben  wie  in  den  dem  Grillen- 
vertreiber  eigentümlichen  Teüen.  Da  drängt  sich  weiter  die 
Vermutung  auf,  dafs  beide  Werke  auf  denselben  Mann  zurück- 
gehen und  dafs  derjenige,  der  es  später  unternahm,  das  be- 
liebte Schwankbuch  zu  erweitern  und  fortzusetzen,  zunächst 
das  alte  Laiebuch  nur  flüchtig  verändert  und  mit  einer  neuen 
Vorrede  versehen  hat.  Der  Ausdruck  unüerbunft  weist  auf 
die  Gegend  hin,  der  der  Verfasser  des  Grillenvertreibers  ent- 
stammt, das  alte  hessische  Gebiet  oder  den  Westerwald.  Eine 
Eeihe  auffallender  Übereinstimmungen  zwischen  der  Vorrede 
und  dem  Grillenvertreiber  liegen  vor.  Dort  hat  der  Schultheifs 
den  Namen  (Seufrieb  2bbd  erhalten,  in  einer  eingeschobenen 
Geschichte  des  Grülenvertreibers  erscheint  ein  S?un^  fi6bcl, 
allerdings  ein  Bauer,  aber  in  den  vorausgeschickten  Titular- 
formen  für  einen  Säuhirten  (z.  T.  schon  in  der  Anrede  des 
Schleifers  in  der  Vorrede  verwendet)  heilst  dieser  6un^ 
(ßßbel  wird  aus  Löll  entstanden  sein  wie  Keklel  aus  Keil; 
LÖl,  Löll  ist  allerdings  besonders  alemannisch  DW.  6, 1144, 
doch  auch  bei  Ayrer  und  hess.  Lottes).  Der  Zug,  dafs  die 
Gemeinde  durch  Blasen  zusammengerufen  vrärd,  erscheint 
zweimal  in  eingeschobenen  Geschichten  des  Grillenvertreibers 
(S.  56.  152)  und  einmal  im  zweiten  Teü  (S.  163).  Die  Ge- 
sandten soUen  ziehen  nadj  SKcljnadjtcn  (gednickt  ist  Söei)* 
rad)en),  neben  lltopia  Ijer,  ähnlich  heilst  es  Grillenvertreiber 
S.  214:  in  bem  2anb  (S-t  caetera,  hinter  SöeQl)enad)ten  (vgl.  zu 
der  Wendung  Uhland,  Schriften  3,829).  In  der  Vorrede  ist 
von  bietet  üDrf)abenben  §iftorien  die  Rede,  in  der  Einleitung 
zum  Grillenvertreiber  von  biefer  je^tgen  üortiabenben  §iftDri. 
Die  auffallende  Wendung  (zweimal)  breiter  SScrftanb  (im  Laie- 


XLI 

buch  immer  l^o^er  SJerftanb,  in  der  Vorrede  einmal  :^o!^cr  unb 
breiter  5ßerfta:ib)  begegnet  auch  S.  158. 198  im  Grillenvertreiber. 
In  der  Vorrede  heilst  es  toorin  ein  jeber  ejcellicrt  Ijabc  iind 
ejcellent  ist  ein  Lieblingswort  des  Verfassers  des  Grillen- 
vertreibers  (S.  187.  189.  193.  195.  197.  203.  215.  248.  263.  280), 
kommt  dagegen  nie  im  Laiebuch  vor.  Die  Zusammen- 
gehörigkeit der  Vorrede  mit  dem  Grülenvertreiber  ist  darnach 
wohl  nicht  zu  bezweifeln;  wir  haben  von  demselben  Mann 
eine  doppelte  Bearbeitung  des  Laiebuchs  erhalten.  Beide 
werden  nach  Frankfurt  gehören.  Im  Auftrag  Paul  Brachfelds/) 
in  dessen  Verlag  die  Schiltbürger  im  Herbst  1597  (auf  dem 
Titel:  1598)  erschienen  sind,  hat  der  aus  dem  Westerwald 
oder  Oberhessen  stammende  Mann  das  Laiebuch  zunächst 
nur  insofern  verändert,  als  er  die  Schildbürger  (den  Ausdruck 


^)  Im  Catalogus  hornodinus  .  .  .  2>eräeid)imfe  aCer  nelner 
^öüc^er,  toeldjc  in  ber  iperbftmefe  bicfe§  1597  ^av^  gu  %x<ind= 
fürt  a.  9}c.  ...  be^  SoÖ-  <Seorg  ^ortenbad)  ...  ju  ftnben. 
i^tandfuvt  a.  2Ji.  1597  ist  verzeichnet:  2)er  ©djitburger  ober 
5KunberfeI^ame,  abent^euriidje,  t)nerf)6rte  bnb  bißber  t)nbe= 
fd)rtebne  @ejd)icöten  onnb  2;i)aten  ^cr  <2d)6ltbörger  inn  3Jfifurs 
potamia,  burd)  Tl.  Slletb,  33etb,  ©imaul,  ;5U  finben  bei)  5)3aul 
23rad)felb  in  8.  (ähnlich  im  Catalogus  novus  .  .  .  sumptibus 
Henningi  Grosii  fiir  bie  §erbftmeft  1597).  Paul  Brachfeld 
stammte  aus  Antwerpen  und  wurde  erst  1598  zum  Frank- 
furter Bürger  angenommen  (PaUmann,  Sigmund  Feyerabend 
S.  115)  Von  ihm  verlegte  Werke  erscheinen  seit  1590  in  den 
Mefskatalogen;  in  den  Jahren  1593  —  98  gab  er  auch  selbst 
Mefskataloge  heraus  (Kapp,  Geschichte  des  deutschen  Buch- 
handels 1,  482),  aus  denen  hervorgeht,  dafs  er  auch  in  Leipzig 
und  Frankfurt  a.  0.  eine  Jsiederlage  hatte.  Seine  geschäft- 
lichen Beziehungen  zu  Sachsen  (es  wurde  auch  in  Erfurt  für 
ihn  gedruckt)  erklären  vielleicht  die  Einführung  der  Schild- 
bürger an  Stelle  der  Laien.  Verlegt  hat  er  meist  zeit- 
geschichtliche Werke,  z.  B.  die  Eelatio  historica  des  Jacobus 
Francus  (Zeitschr.  f.  d.  Alt.  21,  449} ,  doch  erschien  bei  ihm 
auch  (nach  Draudius  Bibl.  germ.  libr.  classica  S.  548,  dem 
Gödeke  2, 286  folgt)  1593  die  Hasenjacht  des  Leporinus 
Hasenkopf,  s.  Zarncke,  Narrenschiff  CXIV.  Beim  Erscheinen 
des  Griilenvertreibers  1603  war  Brachfeld  schon  tot  (in  den 
Mefskatalogen  aus  diesem  Jahr  heilst  es:  in  ^4^.  iörac^felb  fei. 
2aben),  auf  dem  Titel  wird  nur  der  Drucker  Joach.  Brathering- 
genannt;  die  Hummeln  sind  1605  bei  Johann  Spiels  und 
Johann  Jacob  Porsche  (Porse)  erschienen. 


XLIl 

Laie  verstand  man  dort  nicht)  zu  Helden  der  Erzählung 
machte,  wohei  der  Zusatz  'in  Misnopotamia'  deutlich  das 
meifsnische  Schiida  bezeichnete,  ge-wifs  auf  Grund  von  Über- 
lieferungen, die  den  Schildbürgern  ähnliches  nachsagten,  wie 
man  es  sonst  von  den  Füusingem  und  Müudingern  erzählte 
(vgl.  oben  S.  VII) ;  sonst  schied  er  nur  einige  alem.  Idiotismen 
aus,  änderte  in  groben  Zügen  die  Lautformen  (vrenn  er  dies 
nicht  dem  Drucker  überliefs)  und  ersetzte  die  ursprüngliche 
Vorrede  durch  eine  neue.  Dies  empfahl  sich  deshalb,  weil 
er  sich  damals  schon  mit  dem  Plan  einer  Fortsetzung  trug, 
worauf  ja  am  Schlufs  der  Vorrede  deutlich  genug  hingewiesen 
wird,  diese  sollte  die  Vermittlung  abgeben.  Später  entschlofs 
er  sich  diese  Vorrede  für  den  zweiten  Teil  des  Grillen- 
vertreibers  zu  verwenden,  wodurch  sich  eine  neue  Vorrede 
nötig  machte,  die  zum  ganzen  Werk  gehört.  Die  Beziehung 
der  Geschichten  auf  die  Schildbürger  ist  vneder  weggefallen 

—  Misnopotamia  ist  dagegen  an  zwei  Stellen  übernommen  — 
und  für  diese  sind  mit  nicht  ganz  deutlicher  Erfindung  die 
Witzeubürger  eingetreten,  angeblich  von  icitzeu,  was  so  viel 
wie  kallen  (lüie  bic  SiiberKinbcr  reben  S.  3,  das  Wort  ist  aber 
auch  hd.)  oder  —  hier  zeigt  sich  Nachwirkung  des  Laiebuchs 

—  griech.  ?m?.8iv  sein  soll,  eher  wohl  um  Leute  zu  be- 
zeichnen, die  sich  'in  der  Witz  verstiegen  haben',  wie  es  in 
der  neuen  Vorrede  heifst.  Entsprechend  heifst  das  zuerst 
terra  ignota  genannte  Lord  Kleinwitzky.  Das  Schildbürger- 
buch ist  sonst,  abgesehen  von  der  Ausmerzung  einiger  weiteren 
alem.  Ausdrücke  und  der  Ausscheidung  der  anstöfsigen  Rätsel, 
fast  unverändert  gelassen:  über  die  Einschiebsel  und  ihre  un- 
geschickte Verbindung  mit  dem  ursprünglichen  Text  s.  oben 
S.  XXIX  f.  Nicht  unglücklich  ist  das  1.  Kapitel  verändert  (von 
dem  ursprünglichen  1.  Kapitel  ist  einiges  ins  2.  übernommen 
worden):  die  Witzenbürger  sollen  von  den  Dorern  abstammen 
und  ihrer  groben  bäurischen  Sprache  wegen  vertrieben  worden 
sein  (dafs  sie  als  'grobe  unverständige  Bauren  zum  auf sersten 
verachtet  und  verspottet'  werden,  pafst  nur  nicht  recht  zum 
folgenden,  wo  es  heifst,  dafs  sie  ihrer  hohen  Weisheit  wegen 
berühmt  waren).  Kleinere  Veränderungen  und  Zusätze  finden 
sich  dann  vom  46.  Kapitel  an,  namentlich  wird  die  Geschichte 
vom  Maushund  etwas  freier  nacherzählt.    Dafs   der  Versuch 


XLIII 

auch  den  2.  und  3.  Teil  in  einen  gewissen  Zusammenhang 
mit  dem  alten  Schwankbuch  zu  bringen,  sehr  unvollkommen 
ausgefallen  ist,  wurde  oben  gezeigt.  —  Ist  meine  Vermutung, 
dals  das  Schildbürgerbuch  und  der  Grillenvertreiber  axd.  die- 
selbe Persönlichkeit  zurückgehen,  richtig,  so  muls  der  hier 
genannte  Conradus  Agyrta,  öoit  ScHemont  mit  dem  dort  an- 
geführten 2)i.  griepli,  )ödh,  ©imel,  ber  f^ffti^Ttfl  Dpfilonburger 
SCmplmann,  identisch  sein.  Was  zunächst  das  Pseudonym  des 
Grillenvertreibers  betrifft,  so  braucht  auf  Jeep's  Versuch 
Conrad  Agyrta  als  'Hans  Friedrich'  zu  erklären  wohl  nicht 
weiter  eingegangen  zu  werden;  Bellemont  als  Familienname 
zu  nehmen,  verbietet  das  nach  Conradum  Agyrtam  gesetzte 
Komma  (Don  SöeUeinout  steht  erst  in  der  folgenden  Zeile  in 
kleinerem  Druck),  es  gibt  die  Heimat  des  Autors  an  und  ist 
das  deutsche  Schönberg,  höchstwahrscheinlich  die  im  Ober- 
westerwaldkreis  gelegene  Ortschaft  (auf  Schönberg  im  Ober- 
taunuskreis würden  die  dialektischen  Besonderheiten  nicht 
alle  zutreffen).  Welcher  Name  hinter  Agyrta  verborgen  ist, 
wird  nicht  mit  Sicherheit  ausgemacht  werden  können:  dyv(}'c>]Q 
ist  Bettler,  Gaukler,  Betrüger,  agyrta  ^vird  (vgl.  Diefenbach 
Gl.  18b)  im  Onomasticon  des  Golius  (Strafsburg  1582)  durch 
lun^enfpiler  d.  i.  Gaukler,  vgl.  DW.  5,  2751  f.,  in  Kirschs  Cornu- 
copiae  46  durch  Stcrger  d.  i.  Quacksalber  wiedergegeben. 
Suchen  wir  nach  einem  geläufigen  Familiennamen  von  ähn- 
licher Bedeutung,  so  würde  da  entweder  an  Lotfer  oder  au 
Freihart,  Freyer  zu  denken  sein.  Vielleicht  dürfen  wir  mit  dem 
letzteren  das  Aleph,  Beth,  Gimel  des  Schildbürgerbuchs  im 
Zusammenhang  bringen.  Im  Esopus  des  Burkard  Waldis  -i,  31 
wird  ein  Freiet  (Freihart)  angeredet:  ®l)  lieber  JUepf)  93et^ 
unb  ©irnel;  was  Kurz  zur  Erklärung  dieser  Wendung  beibringt, 
ist  nicht  befriedigend,  war  es  vielleicht  üblich  die  Freiharte 
mit  diesen  Worten,  die  sie  bei  ihren  Gauklerkünsten  im  Munde 
führten,  zu  bezeichnen  und  deutete  der  Bearbeiter  des  Schild- 
bürgerbuchs damit  seinen  eigenen  Namen  an?  Natürlich  kann 
das  Aleph,  Beth,  Gimel  ja  auch  nur  eine  Variation  das  Abc 
des  Laiebuches  sein,  zu  beachten  ist  aber  doch,  dafs  vorher 
M.  steht,   was  doch   gewifs  nichts  anderes  als  Magister  ist^) 


*)  Nach  Mitteilung  des  Herrn  Stadtarchivars  Dr.  Jung 
kommt  der  Familienname  Freyer  in  Frankfurt  a.  M.  am  Ende 


XLIV 

(nach  Jeep  soll  31.  nur  deshalb  vorgesetzt  sein,  damit  man 
es  nach  der  folgenden,  dem  Laiebuch  entnommenen  Anweisung 
wegwerfen  kann!).  Dafs  wir  es  im  Grillenvertreiber  mit 
einem  Gelehrten  zu  tun  haben,  unterliegt  ja  keinem  Zweifel, 
er  bringt  das  griech.  '/.u'/.üv  bei,  führt  oft  nicht  nur  lateinische 
Worte,  sondern  auch  Verse  an,  die  er  dann  ins  Deutsche 
überträgt  und  zeigt  im  3.  Teil  vielseitige  Kenntnisse.  Es 
war  aber  ein  armer  Teufel,  der  fürs  Geld  schrieb,  denn  am 
Schlufs  des  zweiten  Teils  beklagt  er  sich  darüber,  dafs  er 
keine  warme  Stube  habe.  Als  er  zuerst  den  Auftrag  erhielt 
das  Laiebuch  für  die  Zwecke  des  Frankfurter  Buchhändlers 
umzuarbeiten  (wobei  er  von  der  geplanten  Erweiterung  zu- 
nächst absah,  aber  doch  in  der  hinzugefügten  Vorrede  schon 
darauf  hinwies)  schlofs  er  sich  auch  im  Titel  möglichst  eng 
an  das  alte  Buch  an.  Seinen  Xamen  und  Stand  deutete  er, 
wenn  ich  recht  vermute,  mit  2)t.  Jüepfi,  S3ctl),  ©imel  au,  fügte 
aber  hinzu  ber  ?5'fl"'itii9  2)pl"t[onburgcr  SImptmamt.  In  dieser 
Wendung  werden  wir-  kaum  etwas  anderes  sehen  dürfen  als 
einen  Einfall,  der  im  Stil  des  Laiebuchs  gehalten  sein  sollte; 
von  einem  Amtmann  (im  allgemeinen  Sinn)  ist  da  mehrfach 
die  Rede,  vgl.  100  gebendenb,  unter  ftc  ein  red)tc  Crbnung  311 
bringen  ober  feiner  §crrn  Slmptman  nit  ?^\\\dx\,  ähnlich  109 
und  124.  Wie  der  Bearbeiter  (der  den  Titel  ebenso  flüchtig 
hingeworfen  haben  mrd  wie  die  Vorrede)  auf  eine  Festung 
Ypsilonburg,  die  doch  auch  mit  der  Festung  Misnopotamia 
(für-  ^lisnopotamiae?;  gemeint  ist,  verfallen  ist,  läfst  sich 
freilich  schwer  sagen;  in  der  Bemerkung  des  alten  Autors, 
der  sich  selbst  zu  den  Laien  rechnet,  gebriidft  §u  Saleburg 
konnte  er  nicht,  wie  sonst,  einfach  Scbütburg  für  Laieburg 
einsetzen,  so  schuf  er  die  Bildung  Ypsüonburg  und  machte 
sich  zum  Amtmann  dieser  Festung,  in  der  das  Werk  im 
Druck  erschienen  sein  soll.i)    Wenn  er  sagt  @ebrucft  in  2}cr= 


des  16.  Jahrh.  vor,  doch  läfst  sich  ein  Magister  Conrad  Freyer 
um  diese  Zeit  nicht  nachweisen. 

^)  Von  der  obigen  Vermutung  ausgehend,  könnte  man 
auch  annehmen,  dafs  er  in  der  Wendung  btjR  ^©t'tuiig  ^pitlrin= 
burg(S9t  2tmptmann  nach  der  folgenden  Anweisung  seinen 
Namen  verbergen  wollte:  so  würde  sich  der  Ausdruck  ^-eftung 
und  das  auffallende  ^pftlonburger  erklären. 


XLV 

leguiuj  bc§  ?lutf)ori?,  so  macht  er  von  einer  häufig  auf  dem 
Titel  stehenden  Wendung  Gebrauch  (zugleich  in  Anlehnung 
an  das  vorausgehende  Wü  5l.5riuilegten  bcä  ütut^ori?)  und  ver- 
hüllt damit  das  begangene  Plagiat.  Im  GrUlenvertreiber  ist 
dann  der  Titel  ein  vöUig  anderer  geworden,  der  Bearbeiter 
hat  hier  jede  Anlehnung  an  das  Laiebuch  aufgegeben  und 
weist,  indem  er  neben  den  wunderb arlichen  Historien  und 
abenteuerlichen  Geschichten  auch  die  fauberttielfd)e  9ta^tic^dg 
ünb  !8ebencfen,  fo  luol  ümt  ben  SBi^enbövgtfcfien  al§  auc^ 
O'atccuttfdien  Gommtffarien  bnb  5UarIamem§  i^errn  ünterfc^iebtic^ 
üorgcnommcn  nennt,  auf  seine  Zusätze  besonders  hin.  Seinen 
Namen  verbirgt  er  nicht  mehr  im  Buchstabenrätsel,  sondern 
gibt  ihn  und  seine  Herkunft  in  Übertragung  an. 

2.   Die  Entstehung  des  Laiebuchs. 

Das  Laiebuch  ist  auf  dem  Grunde  der  Stammes-  und 
Ortsneckereien  erwachsen;  den  Bewohnern  deutscher  Länder 
wie  einzelner  Ortschaften  sagte  man  allerlei  törichte  Streiche 
nach,  die  sie  begangen  haben  sollten.  Das  meiste  der  Art 
geht  über  Deutschland  hinaus  und  wird  in  andern  Ländern 
ganz  ähnlich  erzählt.')  Während  die  Stammesneckereien  z.T. 
weit  zurückreichen,  werden  die  Ortsneckereien  —  natürlich 
sind  die  Grenzen  zwischen  beiden  Kategorien  flüssig  —  haupt- 
sächlich im  späteren  ]\Iittelalter  entwickelt  worden  sein.  Die 
wachsende  territoriale  Zersplitterung,  das  Emporkommen 
einer  Unzahl  von  kleineu  Gemeinwesen,  mancherlei  Gegensätze 
der  Interessen  begünstigten  dergleichen  Erfindungen,  in  denen 
sich  Spott  und  Misgunst  dem  Xachbar  gegenüber  äufserte. 
Es  ist  kein  ZufaU,  dafs  in  dem  Land,  wo  die  territoriale  Zer- 
splitterung mit  am  gröfsten  ist,  Schwaben,  die  Ortsneckerei 
besonders  gut  gediehen  ist.^)  Dafs  der  Spott  sich  haupt- 
sächlich gegen  die  richtete,  die  ohnehin  schon  unter  dem 
Übermut  der  andern  Stände  leiden  mufsten.   die  Baueni.   ist 


1)  M.  Busch,  Deutscher  Volkshumor  S.  32  ff.,  H.  Merkens. 
Was  sich  das  Volk  erzählt  1,  1  ff.  2,  1  ff. 

»)  E.  Meier,  Sagen  aus  Schwaben  S.  360ff.,  A.  Birlinger, 
Yolksthümliches  aus  Schwaben  1,433 ff.  Reiser,  Allgäu  l,49'2ff. 


XLVI 

natürlich  und  literarisch  tritt  die  Ortsneckerei  fast  nur  als 
Bauernsatire  auf.  Dummheit,  Ungeschüffenheit,  Unbüdung 
sind  die  Züge,  welche  die  in  den  Geschichten  auftretenden 
Personen  kennzeichnen.  Dadurch,  dals  die  Ortsneckerei  zur 
Eauernsatire  in  der  Hand  der  Städter  wurde,  mulste  sie  aber 
ihren  lokalen  Charakter  allmählich  abstreifen.  Die  örtliche 
Anknüpfung  bleibt  zwar  meist,  aber  sie  wird  oft  willkürlich 
gewählt  und  man  Hebt  es  die  Geschichten  zyklisch  mit- 
einander zu  verbinden,  indem  man  einige  Orte  vorzugsweise 
zum  Schauplatz  der  sich  abspielenden  Schildbürgerstreiche 
macht  (wie  diese  auch  in  den  jetzigen  Landschaften  besonders 
in  eine  oder  einige  Ortschaften  verlegt  werden).  Schliefslich 
wird  der  Schauplatz  ein  imaginärer,  indem  man  fingierte 
Ortsbenennungen  gebraucht.  Der  Ring,  der  keine  eigentlichen 
Schildbürgergeschichten  bringt,  hat  von  solchen  fingierten 
Namen  Lappenhausen  und  Nissingen,  ferner  (4:7d)  Narreuhäym, 
Torenhof en,  Leusaw  u.  a.;  wenn  daneben  (42  c)  eine  Reihe 
von  wirklichen  Ortschaften  genannt  werden,  aus  denen  Bauern 
zur  Hochzeit  kommen,  so  werden  das  wohl  solche  sein,  die 
durch  Schüdbürgereien  bekannt  sind,  sicher  ist  das  von  dem 
schwäbischen  Gäygenhofen,  das  wieder  in  der  Zimmerischen 
Chronik  erscheint.  Hermann  v.  Sachsenheim  spielt  mehr- 
fach auf  schwäbische  Schildbürger  an,  die  Wittershäuser: 

Mörin  1346     die  urtal  ward  gesprochen  ufs 

mit  hoher  wifsheit  oun  beschum: 
von  Wittershusen  die  gebum 
die  hätten  länger  sich  bedaucht. 

3951    ich  sprach  'Eckhart,  du  nymst  dich  an, 
als  die  von  Wittershusen  tuond. 

Spiegel  137, 19    si  kund  vil  baz  mit  witzen 
dan  die  von  Wittershusen. 

Beim  Vater  der  Schwankdichtung  in  Deutschland,  Bebel, 
finden  wir  von  eigentlichen  Schüdbürgereien  die  aus  Mundingen 
mitgeteilten  Geschichten  (prope  patriam  meam  est  vicus 
agrestis  nomine  Mundinga,  istic  dicuntur  in  primis  esse 
simplices  rustici,  heilst  es  in  den  Facetiae  B  7):  vom  Kuckuck, 
von  dem  von  Vieren  getragenen  Bannwart  und  vom  Krebs; 


XLV]I 

aber  manches  andere,  was  er  von  dummen  und  ungeschliffenen 
Bauern  —  sie  werden  meist  als  Schweizer  oder  Baiern  be- 
zeichnet — ,  von  eingebildeten  Schultheifsen,  von  ungebildeten 
Dorfpfaffen  zu  berichten  weils,  berührt  sich  auch  damit. 
Hans  Sachs  hat  in  seinen  Schwankdichtungen  viele  Schild- 
bürgergeschichten und  behandelt  sie  z.  T.  in  der  Form  der 
Stammesneckerei,  wenn  er  z.  B.  in  der  SSejation  bcr  tiicr  unb 
alDein^tg  ßAnber  unb  2}6[cfer  (321  Goetze)  auch  erwähnt,  dafs 
die  Schlesier  einen  Esel  für  einen  Hirsch,  die  Meifsner 
ein  Pflugrad  für  eine  Bretzel  gegessen  hätten  oder  im  Meister- 
gesang vom  Schwab  mit  dem  Rechen  (179  Goetze-Drescher) 
oder  den  neun  Schwaben  (231).  Von  Ortschaften,  in  denen 
die  Torenstreiche  sich  abgespielt  haben  sollen,  erwähnt  H.Sachs 
drei  und  verlegt  gleich  ganze  Gruppen  von  Geschichten 
dorthin:  Fünsing  in  Baiem,  Dettelbach  in  Franken  und 
Lappenhausen  'bei  Rappersweil'.  Von  den  Fünsingern  erzählt 
der  Meistergesang  180  v.  J.  1545  (vom  Krebs,  der  als  Schneider 
angesehen,  dann  in  den  Brunnen  geworfen  wird)  und  285 
V.  .T.  1546  (von  der  als  Heiltum  angesehenen  Armbrust ,  von 
den  Bauern,  die  sich  aneinander  hängen,  um  den  Grund  des 
Brunnens  zu  erreichen,  vom  Bauern,  dem  der  Kopf  von  einem 
Ast  abgeschlagen  wird)  und  der  Schwank  198  v.  J.  1558  (von 
der  Armbrust,  vom  Bauern,  der  den  Kopf  verliert  und  vom 
Krebs),  von  den  Dettelbachern  der  Meistergesang  661  v.  J. 
1550  (vom  Besuch  des  Bischofs,  der  als  'Junker  Bischof  be- 
grüfst  wird  und  Geschichten  vom  Melsner),  von  den  Lappen- 
hausern  der  Meistergesang  799  v.  J.  1552  und  der  Schwank  199 
V.  J.  1558  (Bäume  zum  ßathausbau  den  Berg  hinaufgetragen 
um  sie  dann  hinunter  rollen  lassen  zu  können,  Dunkelheit 
des  Rathauses  und  Versuch  das  Licht  hineinzutragen,  Mühl- 
stein gehauen,  in  den  ein'  Lappenhauser  den  Kopf  steckt, 
Nebelschiff,  in  dem  die  Bauern  den  Berg  hinunter  rollen). 
B.  Waldis  berichtet  in  seinem  Esop  (1548)  4,  90  von 
mancherlei  Torenstreichen  der  einfältigen  Bauern  zu  Dölpel- 
bach,  darunter  auch  die  Beinverschränkung  und  die  Wahl 
eines  Bischofs:  ein  armer  Mann,  Merten  Beck,  wird  erkoren 
und  unterhält  sich  mit  seinem  Weibe  über  seine  neue  Würde 
Von  den  prosaischen  Schwanksammlungen  ist  Frey 's  Garten- 
gesellschaft besonders  reich  an   Schildbürgergeschichten  und 


XL  VIII 

er  läfst  sie  sich  meist  in  elsäfsiscbeu  Örtlichkeiten  abspielen, 
auch  die  ßebel  entnommeneu  Geschichten  verlegt  er  z.  T. 
nach  dem  Elsafs  (die  Geschichte  vom  Bannwart  nach  einem 
fingierten  Dummerstat) ;  neu  tritt  bei  ihm  die  Geschichte  vom 
Nulsbaum  auf  (die  sich  im  2.  Teil  mit  H.  Sachsens  Meister- 
gesang 285  und  Schwank  198  berührt),  auch  die  vom  Urteil 
über  den  toten  Wolf,  die  keine  eigentliche  Schildbürgerei 
ist.  Schumann  bringt  aus  Ganfslosen  in  Würtemberg  im 
1.  Schwank  seines  Nachtbüchleins  neu  die  Geschichte  vom 
Maushund,  im  8.  die  vom  Bauern,  der  an  einen  Baum- 
stamm gebunden  wird  und  den  Kopf  verliert  und  von  der 
Beinverschränkung.  Wickram  und  Montanus  enthalten 
keine  eigentlichen  Schildbürgergeschichten,  obgleich  sie 
manches  von  törichten  Reden  und  Handlungen  von  Bauern  zu 
erzählen  wissen  (Wicki*am  z.  B.  vom  Bauern,  der  dachte,  wenn 
mau  im  Bett  liege,  schlafe  man  auch,  Montanus  vom  Bauern, 
der  seinen  Sohn  auf  einen  Tag  in  die  Schule  tun  will).  Vermehrt 
wird  das  Material  dann  wieder  durch  Kirchhof,  der  aufser 
dem  was  er  Bebel  verdankt,  einige  Schildbürgereien  selbständig 
einfügt,  z.B.  von  der  Eule  zu  Peine,  von  dem  in  Schlesien 
als  Hase  verspeisten  Esel;  lokale  Anknüpfung  ist  bei  ihm 
nicht  selten  (wenn  die  Namen  auch  z.  T.  erfunden  sind,  wie 
z.  B.  der  sich  im  Bade  spreizende  Bürgermeister  nach  der 
Grillenau  zum  Tölpelshagen  versetzt  wird),  vorzugsweise 
richtet  er  aber  seine  Satire  gegen  deutsche  Volksstämme,  die 
Baiern,  Schwaben,  Schweizer  und  nimmt  neben  den  Bauern 
auch  die  Handwerker  mit.  In  der  Zimmerischen  Chronik 
werden  Schildbürgerstreiche  von  den  Bauern  zu  Wittershausen 
(Beinverschränkung  u.  a.)  und  Gaienhofen  (Brunnenmessung) 
berichtet;  dals  erstere  wie  zur  Zeit  Hermanns  v.  Sachsenheim 
für  dumme  Bauern  typisch  sind,   zeigt  der  Spruch  4,232,13: 

e§  leut  nur  am  überfeficn, 
a(§  bic  üon  2Beiter§^auicn. 

Die  älteren  Schwanksammlungen  haben  dem  Laiebuch  darin 
vorgearbeitet,  dafs  die  Geschichten  schon  vielfach  miteinander 
verbunden  worden  sind  und  der  örtliche  Ausgangspunkt  z.  T. 
aufgegeben  ist.  Wenn  H.  Sachs  bei  der  Geschichte  vom  Krebs 
hinzufügt,  in  Fünsing  dürfe  man  nicht  Äreb§  fail!  rufen,  so 


IL 

charakterisiert  das  den  Schwank  noch  als  Ortsneckerei,  bei 
dem  was  von  dem  erdichteten  Lappeuhausen  berichtet  wird, 
ist  diese  Auffassung  nicht  mehr  möglich,  ebensowenig,  wenn 
Waldis  von  Dölpelbach  oder  Frey  von  Dummerstat  erzählt. 
Wenn  unser  Autor  die  Erzählung  nach  Laieburg  verlegt,  so 
ist  hier  jede  örtliche  Beziehung  ausgeschlossen,  er  sagt  selbst 
ausdrücklich,  solche  Laien  seien  jetzt  überall  zu  finden.  Was 
er  gibt,  ist  nur  Bauernsatire  im  Allgemeinen,  vor  Allem  aber 
ein  Werk,  das  unterhalten,  zu  'ehrlicher  Zeitverkürzung' 
dienen  soll.  Indem  er  von  den  Geschicken  der  Laien  von 
Laieburg  berichtet,  wetteifert  er  mit  den  älteren  Schwank- 
erzählern; aber  er  will  mehr  geben  als  eine  blofse  Sammlung 
von  Geschichten.  Auch  an  Belehrung  soll  es  nicht  fehlen, 
er  fügt  allgemeine  Betrachtungen  ein,  hier  nach  Fischarts 
Vorbild  gern  in  poetische  Form  übergehend,  über  Weisheit 
und  Torheit,  Eltern  und  Kinder,  Herren  und  Diener,  über  die 
Frauen  und  vieles  andre.  Dabei  sollen  seine  Erzählungen  ein 
Ganzes  bilden,  einen  Roman.  Die  verbindende  Idee  fand  er 
in  der  angenommenen  Narrheit  der  Laien.  Schon  der  Ring 
kennzeichnet  die  Bauern  als  Narren  durch  die  Ortsnamen, 
Braut  reiht  sie  dem  Nan'enorden  ein,  insofern  sie  über  ihren 
Stand  hinausstreben  (Nr.  82  ißcn  burfcöem  üffgattg) ,  Pauli, 
Frey,  Schumann  und  Kirchhof  nennen  die  Bauern,  von  deren 
Torheit  sie  erzählen,  öfters  Narren. i)  Aber  die  Narrheit  hat 
ein  doppeltes  Gesicht,  hinter  der  j\Iaske  der  Dummheit  ver- 
birgt sich  oft  rechte  Bauernscblauheit  (vgl.  Wendunmuth 
1,200  bcffclbtgen  bauten  ^aben  aElneg,  baß  fie  mit  ctm  fdialcf 
i)inber  bcn  oi)xm  ßclaben,  bie  nadjreb  leiben  muffen)  ixnd  die 
Schwankdichter  hatten  auch  von  der  Pfiffigkeit  der  Bauern 
zu  berichten  (s.  Bolte  zu  Wickram  3,  VIU);  Schumannn, 
Nachtb.  I,  8  meint  sogar,  die  Bauern  seien  jetzt  gescheiter  als 
Bürger  und  Gelehrten.  So  ist  die  Narrheit  der  Laien  ver- 
borgene Weisheit,  früher  galten  sie  als  sehr  kluge  Leute,  die 


»  ©§  tta§  ein  Bauer  ntt  tocit  Don  ber  narrenfapjjen 
Schimpf  u.  Ernst  30.  (§§  iDa§  ein  mal  ein  buer  tool  ein  falber 
narr  36.  er  toaxc  aud)  ber  narriftc  menfd)  unber  allen  ij^n^^ 
tDonern  beg  felfaiflen  tl)alg  Gartenges.  8.  §ani  2Surf:  Don 
2)t6nbingen  27.  dlid)t  raeftt  von  ber  gauc^matten  in  eim  borff 
•ein  junger  ftolger  baur  Wendunmuth  1. 194. 

D  as  Lalebuch.  d 


die  Fürsten  als  Eatgeber  um  sich  zu  haben  wünschten  —  sie 
erscheinen  so  als  eine  Art  Hofnarren,  als  kurzweilige  Räte 
(S.  161 )  — ,  um  sich  von  ihnen  loszumachen  spiegeln  sie  Narr- 
heit vor,  die  aber  schlielslich  von  ihnen  Besitz  ergreift  und 
ihren  Untergang  herbeiführt.  Die  Figur  der  klugen,  wegen 
ihrer  Weisheit  als  Berater  begehrten  Bauern  scheint  der  Autor 
der  Überlieferung  entnommen  zu  haben,  ganz  ähnlich  heilst 
es  in  der  Zimmerischen  Chronik '-'  1,  315,  5  ff.  von  den  schon 
erwähnten  Wittershäusern:  bifeS  borf  2Bitter§f)aufcn  ift  bor 
bcm  ©djüjargtDalbt,  im  Tluibad)  oh  SJeringen,  unferr  üon  Dbern= 
borf,  gelegen,  bartnn  üor  jarn  feer  gefcf)tbe,  liflige  patoern  ge= 
feffen  getrefen  unb  bte  am  fold}cn  ruof  ircr  ge)'d)toinbig!eit  l)alben 
ge^^abt,  ba§  bilt  leut  bojuraal  irc§  rate»  gcpl^legcn,  fiaben  bar= 
neben  ütll  fdjimpflidjer  reben  unb  abenteurn  fic^  befüffen,  bar* 
burc^  fie  nod^  gr^feern  julauf  überfomeii.  Was  von  ihnen  hier 
erzählt  wird,  unterscheidet  sich  nicht  von  gewöhnlichen  Schild- 
bürgereien.  Im  Laiebuch  dagegen  Averden  die  Torenstreiche 
mit  Bedacht  ausgeführt,  um  die  Weisheit  zu  verbergen,  dies 
ist  der  Grundgedanke  des  Buchs,  den  der  Autor  freilich  nicht 
durchzuführen  verstanden  hat,  anfangs  wird  auf  die  vor- 
geschützte Narrheit  noch  hie  und  da  hingewiesen,  S.  165  aber 
einfach  gesagt,  dafs  den  Laien  die  angenommene  Torheit  zur 
zweiten  Natur  wurde,  so  dafs  es  fortan  nicht  mehr  nötig  er- 
scheint alle  dummen  Streiche  mit  dem  seinerzeit  gefafsten  Plan 
zu  motivieren.  Immerhin  verleiht  die  Vermengung  der  Weis- 
heit und  Narrheit  der  Darstellung  einen  besonderen  Eeiz: 
„Narrheit  und  Verständigkeit  sind  hier,  wie  Zettel  und  Ein- 
trag, mit  sicherer  Hand  zu  einem  ergetzlicheu  Gewebe  ver- 
schlungen" (II bland,  Schriften  2,565).  Die  frühere  Weisheit 
gibt  immer  noch  zu  den  ernsthaften  Beratungen,  zu  dem  be- 
dächtigen Tun  der  Laien  den  Anstofs,  nur  dafs  schliefslich 
etwas  ganz  Dummes  zu  Stande  kommt.  Ferner  gewann  so 
der  Autor  das  Eecht  die  Pläne  und  Taten  seiner  Helden, 
hinter  denen  sich  ja  tiefe  Weisheit  birgt,  gründlich  zu  ver- 
folgen und  mit  ernsthafter  Miene  vorzutragen  —  das  herzhafte 
Lachen  über  die  verübten  Torenstreiche,  in  das  er  zuweilen 
ausbricht,  ist  dann  um  so  Avirkungsvoller.  In  dem  Würde 
und  Schalkhaftigkeit  glücklich  verbindenden  Ton  des  Vortrags 
ist  er  allen  seinen  Vorgängern  überlegen,  auch  Frey,  dem  er 


LI 

am  meisten  verdankt  und  dem  er  das  so  häufig  verwendete 
Beratungsmotiv  entlehnt  hat.  Mehr  als  die  älteren  Schwank- 
dichter wird  er  auch  der  Sprech-  und  Denkweise  der  Bauern 
gerecht,  wovon  die  Gestalt  des  Ahermanns,  die  Geschichte  vom 
Küchleinbacken,  die  Unterhaltung  des  Schultheifsen  mit  dem 
Kaiser  und  namentlich  der  Rätselstreit  Zeugnis  ablegt. 

Die  ersten  sechs  Kapitel  des  Werks  sind  vom  Autor 
ganz  selbständig  ausgeführt  und  dienen  der  Exposition.  Sie 
erzählen  von  der  Herkunft  der  Laien,  ihrer  Versendung  an 
verschiedene  Fürstenhöfe,  wie  sie  dann  auf  das  Schreiben  ihrer 
Weiber  hin  wieder  zurückkehren  und  beschliefsen  ihre  Weis- 
heit zu  verbergen,  um  künftig  nicht  mehr  ihretwegen  in  An- 
spruch genommen  zu  werden.  Es  folgen  dann  die  närrischen 
Streiche  der  Laien  bis  zum  Untergang  ihrer  Ansiedlung.  Die 
Aufgabe  war  hier  das,  was  die  Überlieferung  von  törichten 
Streichen  der  Bauern  zu  berichten  hatte,  zu  einer  fortlaufenden 
Geschichte  zu  gestalten.  An  Stoff  fehlte  es  nicht,  denn  aufser 
vielen  Geschichten,  die  die  Schwanksammlungen  boten,  kam 
auch  die  mündliche  Überlieferung  in  Betracht,  aus  der  der 
Autor  nicht  weniges  übernommen  hat  (nicht  herangezogen 
von  verbreiteten  Schildbürgergeschichten  sind  z.  B.  die 
Brunnenmessung,  die  Verschiebung  der  Mauern  der  Kirche, 
das  Bebrüten  des  Kürbiseies  durch  den  Schultheifsen).  Aber 
diese  Geschichten  stehen  in  der  Überlieferung  ohne  nähere 
Verbindung  nebeneinander  und  auch  da  wo  sie  gruppenweise 
erzählt  werden,  fehlt  meist  der  innere  Zusammenhang.  Eine 
Ausnahme  macht  namentlich  Hans  Sachsens  Schwank  199:  der 
herabrollende  Mühlstein  schlägt  ein  Loch  ins  Rathaus,  das 
die  Lappenhäuser  früher  nicht  erhellen  konnten  und  als  sie 
im  Nebelschiff  fahren  wollen,  kommen  sie  ums  Leben.  Von 
diesem  Schwank  geht  auch  der  Autor  aus,  indem  er  das  Fällen 
des  Bauholzes  zum  Rathaus,  dessen  Bau  und  die  Versuche  es 
aufzuhellen  mit  gleich  gutem  Humor,  aber  in  viel  gröfserer 
Breite,  schildert.  Dafs  auch  der  Ofen  erst  nachträglich  an- 
gebracht werden  mufs,  ist  wohl  eine  selbständige  Erfindung. 
Die  passend  angereihte  Erzählung  vom  Salzacker  zeigt  das 
Talent  des  Autors  schriftliche  Quellen  für  seine  Zwecke  zu 
verwerten:  nur  den  Gedanken  des  Salzsäens  fand  er  bei 
Kirchhof  und  was   er  im  Anschlufs  an  Frey  vom  Bannwart 

d* 


LH 

erzählt,  steht  mit  dem  Salzacker  in  der  Überlieferung  in  gar 
keiner  Verbindung.  Die  folgenden  Kapitel  werden  durch 
zweierlei  enger  zusammengehalten,  durch  die  Gestalt  des 
Schultheifsen  und  durch  den  kaiserlichen  Besuch. 
Beides  fand  der  Autor  schon  in  der  Überlieferung.  Den  von 
seiner  Würde  durchdrungenen  Schultheifsen  führt  uns  Behel 
in  mehreren  Geschichten  vor  (auch  die  hoffärtige  Schultheifsin 
kennt  er  schon),  das  meiste  haben  auch  die  späteren  Schwank- 
sammlungen übernommen  und  Kirchhof  hat  noch  mehr  der- 
gleichen Geschichten  mitgeteilt.  Der  Autor  hat  sich  hier 
wieder  teils  an  schriftliche  Quellen  angelehnt,  teils  frei  er- 
funden ;  selbständig  ausgeführt  ist  vor  Allem  die  Schultheifsen- 
wahl,  wo  aber  die  Rolle,  die  das  Weib  des  nach  dem  Amte 
begierigen  dabei  spielt,  doch  wohl  der  Überlieferung  ent- 
stammt (s.  oben  Waldis).  Das  Motiv  des  Reimwettkampfs  ist, 
wie  Bolte  zu  Wickram  5,  LXXIf.  zeigt,  im  16.  Jh.  beliebt 
und  der  Autor  hatte  um  so  mehr  Grund  es  hier  zu  verwerten, 
da  es  die  Narren  zu  sein  pflegen,  die  dergleichen  Fehlreime 
verwenden.')  Nach  ihm  gilt  es  auf  diese  Weise  den  ge- 
scheitesten und  reimgewaudtesten  Mann  ausfindig  zu  machen, 
denn  der  Kaiser  von  Utopien,  der  kommt,  um  sich  selbst  von 
der  Narrheit  der  Laien  zu  überzeugen,  will  dals  sein  Grufs 
und  der  Laien  Antwort  sich  aufeinander  reime,  auch  sollen 
diese  (hier  ist  ein  alter  Märchenzug  verwendet)  halb  gegangen 
und  halb  geritten  bei  seinem  Empfang  erscheinen.  Der  Kaiser 
von  Utopien  (tDcld)cm  etliche  nur  eincS  ÄiMtigS  titul  geben  S.  94) 
ist  zunächst  auf  den  König  Vollnarrus  bei  Lindener  (S.  50  ff.) 
zurückzuführen  in  6d;!ampnmtien,  @d)lüuraffenlanb  unb  im 
groffen  S?6nigrei)dö  ?larragonien,  ba  ba§  ebel  gefd^ledöt,  bie  fan* 
tafien  inadifen,  junrfer  gum  Sl)oren[tcin  unb  ©riüenberg,  audt) 
ein  üogt  gu  Saubcnl^cim  unb  aJturfcnborff,  can^ler  ber  gangen 


^)  In  Rassers  Comcedia  M  3»  sagt  der  Narr  Jagle: 

3r  Ferren  93urger  ünb  gang  gmcin, 
3ungfraU)en,  S'i'flioen  grofe  üub  jung, 
9lun  fditocigen  ad  bt)  biefcm  fptl, 
2)ann  id)§  endo  tretolicfi  rat)ten  foll, 
®fd)td)t  eucö  Ina«  Ictbt§  folts  mir  ntt  flagen, 
Sc^  iDtvt  mit  meim  folbcu  bvauff  flopffen. 


LIII 

rtaiTcn^isnft  unb  gerfentoerdf;  die  Idee  des  Narrenkönigs  er- 
scheint auch  sonst,  schon  die  Dicteria  Grilli  sind  'cum  gratia 
et  privilegio  regis  Narragouie'  gedruckt,  ferner  ist  die  Hasen- 
jacht nach  der  Vorrede  dem  allerdurchlautersten  und  hasen- 
reichsten Könige  .  .  .  Leporio  Maxime  gewidmet  (Zarncke, 
Narrenschiif  CXIV).  Die  Bezeichnung  'Kaiser  von  Utopien' 
geht  aber  auf  den  Titel  des  Gargantua  zurück  und  auch  zu 
seinem  Namen  Udeys  wird  der  Verf.  durch  die  Bezeichnungen 
®rbt)6gt  auf  D^idötlburcs  bnb  S'itber^erren  gu  lUuEibingeu,  SluCen« 
flein  ünb  iJiiergenb^eljm  angeregt  worden  sein.  Diesem  Kaiser 
haftet  nun  nichts  närrisches  an,  er  besucht  nur  seine  Unter- 
tanen, die  Laien.  Der  Besuch  eines  hohen  Herrn  im  Schild- 
hürgerdorf  gehört  gewifs  der  Tradition  an,  wie  auch  nach 
dem  Zeugnis  des  erwähnten  Meistergesangs  von  H.  Sachs  die 
Anrede  'Junker  Kaiser'.  Das  Einzelne  ist  natürlich  frei  ge- 
staltet, aber  die  feierliche  Einholung,  das  überreichte  Ge- 
schenk, die  Bewirtung,  die  Bitte  um  Privilegierung  gehörten 
zum  festen  Repertoire  bei  einem  Besuch  des  Kaisers  in 
deutschen  Landen,  dergleichen  Besuche  schwebten  dem  Verf. 
vor  und  deshalb  hat  er  auch  den  König  von  Utopien  Fischarts 
zum  Kaiser  gemacht.  Das  Königreich  Utopien,  in  dem  Lale- 
hurg  liegt,  ist  im  Grunde  Deutschland. ')  Ja  es  scheint  sogar, 
dafs  er  bestimmte  Überlieferungen  von  den  Empfängen 
deutscher  Kaiser  in  kleinen  Orten  benutzt  hat.  Dafs  man 
sich  mit  der  höfischen  Etikette  nicht  vertraut  zeigte,  dafs  der 
Bürgermeister  sich  nicht  ganz  manierlich  benahm,  dafs  man 
seinen  Eifer  in  der  Überreichung  wunderlicher  Geschenke  be- 


^)  In  seinen  geographischen  Angaben  ist  sich  der  Ver- 
fasser allerdings  nicht  konsequent.  Während  nach  dem 
1.  Kapitel  Laieburg  l)inbet  ßalecut  in  bem  gro§me(^ttgen 
^önigrcic^  Utopien  d.  h.  weit  weg  gelegen  ist,  heilst  es  in  der 
Vorrede,  dafs  das  Dorf  am  Uthener  See  liegt,  nicht  weit  von 
der  Hauptstadt  Uthen,  wo  der  Reichstag  stattfindet  und  auch 
der  Autor  selbst  weilt.  Ja  es  findet  sich  ein  deutlicher  Hin- 
weis darauf,  dafs  Utopien  für  diesen  das  deutsche  Reich  ist. 
Er  datiert  das  Werk  vom  J.  753  nach  der  Aufrichtung  des 
Königreichs  Utopien;  nehmen  wir  an,  dafs  das  1597  gedruckte 
Buch  1596  fertig  war,  so  kommen  wir  auf  843  als  Gründungs- 
jahr  des  Königsreichs  —  es  ist  das  Jahr  des  Vertrags  von 
Verdun,  durch  den  ein  deutsches  König-reich  e-eschaifen  wurde. 


LIV 

tätigte,  dergleicheu  wird  vielfach  vorgekommen  und  erzählt 
worden  sein  und  läuft  noch  jetzt  in  volkstümlichen  Ge- 
schichten um.  Auch  die  Zimmerische  Chronik  bringt  manches 
der  Art,  das  sich  z.  T.  auffällig  mit  der  Erzählung  des 
Laiebuchs  berührt,  und  dem  Autor  auf  mündlichem  Wege 
zu  Ohren  gekommen  sein  wird.  In  der  Schilderung  der 
beiden  Gastmähler,  wobei  er  wieder  dem  Schultheifsen  eine 
wichtige  Rolle  zuzuweisen  weifs  und  uns  das  bäuerliche  Leben 
vor  Augen  führt,  zeigt  er  dann  eine  glückliche  Erfindungs- 
gabe. Die  Reden  des  Schultheifsen,  die  Verabredung  wegen 
des  Mädchens,  die  Abdankung  (vgl.  die  spätere  S.  173),  sind 
glücklich  dem  Volksmixnd  abgelauscht  und  namentlich  die 
eingelegten  Rätsel')  sind  echt  volksmäfsig:  voll  verfänglicher 
Anspielungen,  aber  doch  so,  dafs  auch  eine  harmlose  Deutung 
gegeben  werden  kann.  Da  der  Kaiser  aber  doch  gekommen 
ist  um  sich  davon  zu  überzeugen,  ob  die  Torheit  der  Laien 
echt  ist,  mufs  er  sie  auf  die  Probe  stellen;  hier  macht  der 
Autor  nun  wieder  eine  Anleihe  bei  Frey  und  läfst  sie  das 
Urteil  über  den  toten  Wolf  fällen,  offenbar  mit  dem  Gedanken, 
dafs  die  hier  au  den  Tag  gelegte  Narrheit  so  grols  ist,  dafs 
sie  nicht  nur  vorgespiegelt  sein  kann.  Damit  steht  aber 
das  Folgende  nicht  recht  im  Einklang,  wo  die  Laien  dem 
Kaiser  ihren  angelegten  Plan  enthüllen  und  bitten  sie  da- 
gegen in  Schutz  zu'  nehmen,  dafs  sie  wegen  ihrer  Narrheit 
verspottet  werden:  er  stellt  ihnen  dann  den  Freiheitsbrief  in 
den  üblichen  Formen  aus.  Von  da  an  verliert  die  Erzählung 
ihr  festes  Gefüge,  auch  die  übrigen  Schildbürgergeschichten, 
die  der  Autor  noch  berichten  wollte,  in  engeren  Zusammen- 
hang zu  bringen,  hat  er  nicht  fertig  gebracht.  An  Versuchen, 
eine  Verbindung  herzustellen,  fehlt  es  zwar  nicht,  so  läfst  er 
die  Geschichte  von  der  Beinverschränkung  vor  sich  gehen,  als 
das  Abschiedsgescheuk  des  Kaisers  verzehrt  wird,  des  Schwein- 
hirten Tochter,  die  der  Schultheifs  dem  Kaiser  gerühmt  hatte, 
erscheint  wieder  und  hat  ein  Abenteuer  mit  des  Schultheifsen 
Sohn,  es  ist  von  Krieg  die  Rede,  weswegen  die  Laien  ihre 
Glocke    versenken    und    später   dem   Kaiser   Kriegsvolk   zu- 


1)  Sie  sind   1605  von  Job.  Sommer  in  seine  Aenigmato- 
graphia  rythmica  aufgenommen  worden. 


LV 

schicken.  Im  Ganzen  aber  stehen  die  Geschichten  unvermittelt 
nebeneinander  und  schliefsen  sich  gröfstenteils  an  schriftliche 
Quellen  ziemlich  eng-  an.  Diesen  Teil  des  Buches  —  durch- 
aus nicht  den  ersten  grörsereu  Teil  —  kann  man  mit  einem 
gewissen  Recht  eine  Kompilation  nennen.  Aber  abgesehen 
davon,  dafs  doch  einiges  nach  mündlicher  Quelle  frei  gestaltet 
ist,  dals  hie  und  da  mehrere  benutzte  Quellen  verbunden  sind 
und  der  Autor  überall  Änderungen,  meist  glückliche,  anbringt 
und  Zusätze  macht,  verfahren  doch  auch  die  älteren  Schwank- 
dichter nicht  viel  anders,  die  nicht  weniges  von  ihren  Vor- 
gängern übernehmen.  Eher  könnte  ihm  aus  der  getroffenen 
Auswahl  ein  Vorwurf  gemacht  werden.  Von  den  landläufigen 
Schildbürgergeschichten  hat  er  einige  noch  nicht  bearbeitete, 
wie  oben  erwähnt,  bei  Seite  gelassen,  aus  den  gedruckten 
Quellen  hat  er  zwar  diejenigen  gut  herausgefunden,  die  von 
einem  närrischen  Handeln  von  Bauern  erzählen,  aber  auch 
manches  mit  aufgenommen,  was  nicht  hierher  pafst.  Die 
Geschichte  von  des  Schultheifsen  Sohn  und  seiner  Braut  be- 
leuchtet zwar  das  grobianische  Wesen  der  Bauern,  aber  es  ist 
keine  eigentliche  Schildbürgerei,  ebensowenig  die  Erzählung 
von  der  Eierfrau,  avo  doch  nur  von  närrischen  Gedanken  die 
Eede  ist,  die  beiden  Geschichten  von  dem  Reiter  und  dem 
Soldaten  (die  zu  Laiebürgern  gemacht  werden)  haben  mehr 
den  Charakter  der  Facetie,  namentlich  die  letzte  vom  Soldaten, 
dessen  Handeln,  wenn  er  sich  einen  Panzerpletz  ins  Wams 
nähen  läfst,  keineswegs  närrisch  ist,  komisch  ist  nur  der 
Ausspruch,  den  er  zuletzt  tut.  Erst  die  letzte  Geschichte  ist 
wieder  eine  rechte  Schildbürgerei  und  sie  konnte  auch  trefflich 
zum  Abschlufs  dienen,  da  schon  nach  der  Erzählung  bei 
Schumann  die  törichte  Angst  der  Bauern  vor  dem  Maushund 
dazu  führt,  dafs  das  ganze  Dorf  abbrennt.  So  hat  die  an- 
genommene Narrheit  die  Laien  doch  schliefslich  ins  Verderben 
gestürzt  und  der  Autor  hat  so  Anlals  mit  einigen  warnenden 
Worten  seine  Erzählung  ausklingen  zu  lassen. 

Läfst  sich  so  ziemlich  genau  verfolgen,  wie  der  Ver- 
fasser gearbeitet  hat,  so  wird  das  Dunkel,  das  über  seiner 
Persönlichkeit  liegt,  vielleicht  nie  gelichtet  werden  können. 
Dafs  aus  dem  Titel,  wo  uns  das  ganze  Alphabet  zur  Auswahl 
gegeben  wird,  der  Name  nicht  erschlossen  werden  kann,  ist  klar 


LVI 

(nur  dafs  er  mit  A  begann  nud  noch  einmal  a  folgte,  scheint 
sicher);  die  Titel  der  Schiltbürger  iind  des  Grillenvertreibers 
dürfen  wir  nicht  mit  Jeep  znr  Aufhellung  mit  heranziehen. 
Dem  Gelehrtenstande  hat  der  Autor  jedenfalls  augehört; 
er  deutet  das  selbst  an,  wenn  er  im  Vorwort  den  Fährmann 
sein  Bedauern  aussprechen  läfst,  dafs  rtit  cttoan  ein  Qcki)xtcx 
Dorlengft  an  die  Aufzeichnung  der  Geschichten  von  den  Laien 
gegangen  sei.  So  bringt  er  nicht  allein  Anspielungen  auf 
antike  Geschichte  und  Sage  —  er  kennt  den  Miltiades,  Phocio, 
Lykurg,  Theseus,  Solon,  Aristides,  Themistokles,  ferner  den 
Orpheus,  Amphion,  Asop  —  sondern  zitiert  auch  zweimal 
Horaz,  einmal  im  lateinischen  Wortlaut,  und  streut  lateinische 
Worte  ein:  stultorum  52,  necessario  128,  metaphoram  132, 
Silentium  146,  besonders  in  der  Anrede:  ecce,  vide,  videte  52, 
vide,  audi  101,  audi  conveni  105  —  letztere  vier  Worte  sehr 
unpassend  im  Munde  von  Bauern  —  was  doch  wohl  darauf 
hindeutet,  dafs  er  sich  der  lat.  Sprache  zu  bedienen  pflegte; 
dafs  auch  die  Konstruktionen  vielfach  dem  Latein  nach- 
gebildet sind,  bemerkt  Jeep  S.  49  (vgl.  z.  B.  90:  toa§  git 
folcticm  öor^abenben  tt)id)tigen  Söercf  notti)etibtglid)cn  erforbert 
git  merben  fic  üermetnten).  Auch  eine  gewisse  Kenntnis  des 
Griechischen  tritt  hervor:  er  erklärt  Laie  (mit  Anschlufs  an 
?M/.£tv)  als  Schwätzer,  hat  die  Xamen  Udej's,  Utis  und  Moros, 
freilich  zeigt  die  weibliche  Bildung  Udena  und  der  Ortsname 
IJthen  'nirgendwo',  dafs  die  Kenntnisse  nicht  weit  reichen. 
Mehr  fällt  ins  Gewicht,  dafs  er  sich  mit  der  Schulphilosophie 
der  Zeit  vertraut  zeigt,  der  die  Formeln  in  figura,  forma  et 
materia  S.  128,  coutrariorum  sunt  contraria  consequentia  S.  33, 
cousuetudo  est  altera  natura  S.  69.  165  entnommen  sind.  Die 
Äufserung  S.  127:  fintemal  toer  rec^t  ünb  raol  ünterfcfieibet  önb 
abt^etlet,  aitc^  aüseit  beffer  kljxtt,  zeigt  ihn  als  logisch  ge- 
schulten Kopf.  Historische  Kenntnisse  verrät  die  Datierung, 
wenn  sie  von  mir  richtig  gedeutet  ist.  Nach  Jeep  wäre  der 
Autor  Jurist  gewesen.  Dafür  scheint  allerdings  die  un- 
verkennbare Anlehnung  an  die  Kanzleisprache  zu  sprechen, 
der  umständliche  Periodenbau,  die  nach  Art  der  Kanzlei- 
sprache durch  sintemal,  inmafsen,  tvelcher  mafsen,  nU  welclier 
usw.  bewirkte  Satzverbindung.  Wendungen  begegnen  häufig, 
wie  sie  in  kanzleiischen  Schriftstücken  üblich  sind,   so  S.  2 


I 


LVII 

bic  er^^altung  ünb  furberung  bc§  lieben  2SatterIanbe§  bnb  ge= 
meineu  S'Zu^enS,  15  tnegen  ber  gemeinen  roolfart  bnb  toolftanbe§, 
18  bcn  gemeinen  9hi^  bnb  beffelbigen  Sßolftanb  ünb  tootfart  gu 
beljer^igen  bnnb  gu  bebencfcn,  bnb  bem  obligenben  t)erterblid)en 
©cfiaben  ju  begegnen,  guftetnren  bnb  sntoeliren,  83  ttiegen  be§ 
öerterblic^en  augenfcöel)n(id}en  inatfifenben  fcfiabenS,  86  ben  ge« 
meinen  9h:^,  fo  üil  al§  an  j^me  gelegen,  inmaffen  jeber  t^un 
fol,  gufurbern,  96  er  moüe  fte  bct)  allen  jren  üon  altem  ^er* 
gebrachten  $)3riöilegien,  ^•rel)!^eiten  önb  ©naben,  nit  nur  fd)irmen 
önnb  lianbfiaben,  fonbern  aucfi,  ma  e§  bie  3totburft  alfo  er= 
forbcrn  ilictc,  nod^  ferner  befreien  ünb  begnaben,  97  baburc^  fie 
bann  nit  nitr  in  fj&d^fte  23ngnab  onb  ©traffe  fallen  . . .  möchten, 
133  mit  önterttienigfter  bitte  bnb  begeren,  ma  ferr  jfinen  fold^c 
^unft  geraten  folte,  fte  baruber  gnebiglic^  gu  brinilegiren  onb 
äubcfrei)en,  bamit  nic^t  jemanbt  ifinen  folcfic  nad)t^un,  jt^nen  ju 
untoiberbringli^em  fcfiaben,  136  boran  merbet  i^r  un§  gefallen 
tbun,  174  in  betractitung  be§  gemeinen  SiUljeS,  bamit  berfelb 
aßentlialben  auffgieng  bnb  sunel)me,  bnb  nirgenb  fc^aben  litte, 
vgl.  noch  besonders  157  f.  die  Bitte  der  Laien  an  den  Kaiser 
und  159  f.  den  ausgestellten  Freiheitsbrief.  Bekanntschaft  mit 
der  Kanzleisprache  war  aber  auch  aulserhalb  der  juristischen 
Kreise  zu  finden,  wie  z.  B.  die  den  Werken  vorausgeschickten 
Widmuugsschreiben  an  hohe  Personen  ersehen  lassen,  und  so 
werden  wir  bei  unserm  Autor  wohl  weniger  eine  besondere 
Vertrautheit  mit  diesen  Formeln  von  Berufs  wegen,  als  eine 
bewufste  Anlehnung  an  die  Kanzleisprache  anzunehmen  haben, 
um  seinem  Bericht  von  den  Taten  der  Laien  einen  gewissen 
feierlichen  Charakter  zu  geben.  Eher  wird  heranzuziehen 
sein,  dafs  er  eine  besondere  Vorliebe  dafür  hat  Gerichts- 
sitzungen zu  schildern,  die  immer  wiederkehrenden  Beratungen 
der  Bauern  (vgl.  Jeep  S.  40  f.)  haben  z.  T.  den  Charakter  von 
Gerichtsverhandlungen ;  S.  153  wird  aus  der  blofsen  Meinungs- 
äufserung  über  den  Tod  des  Wolfs  bei  Frej-,  an  der  allerdings 
'vier  aus  dem  Gericht'  beteiligt  sind,  eine  wirkliche  Gerichts- 
sitzxing,  der  Kaiser  bringt  durch  einen  Fürsprechen  die  Sache 
vor,  der  gefafste  Beschlufs  wird  ihm  dann  mitgeteilt  und  er 
verzichtet  auf  Appellation ;  S.  181  wird  die  Sau,  die  den  Hafer 
gefressen  hat,  von  der  Gemeinde  zum  Tode  verurteilt;  S.  189 
nachdem  der  Nufsbaum  dem  Bauern  den  Kopf  abgeschlagen 


LVIII 

hat,  besetzen  sie  auff  ber  ftet  aI)o  ftenblingen  das  Gericht  (bei 
Frey  heilst  es  nur,  dafs  sie  zu  Rat  gehen  und  mit  gemeinem 
Urteil  erkennen) ;  auch  S.  200 ,  als  der  Krebs  den  Laien  ge- 
bissen hat,  besetzen  sie  sofort  das  Gericht  (dieser  Zug  fehlt 
bei  Kirchhof,  stammt  aber  vielleicht  aus  Fischart)  und  ver- 
hängen die  Todesstrafe,  deren  Vollzug  geschildert  wird. 
Selbständig  wird  S.  186  von  der  Fahndimg  nach  dem,  der  den 
Mühlstein  gestohlen  hat,  erzählt.  Trotzdem  wird  der  Autor 
kein  Richter  sein,  denn  er  sagt  S.  30  von  den  Laien:  be* 
borfften  ntc^t  eine§  fo  langen  Sebancfg,  iDte  je^unber  fiemetnlid^ 
bk  9ttd)ter  tl^un  (Jeep  hält  das  für  'Selbstironie').  Überhaupt 
spricht  nichts  dafür,  dafs  er,  wie  Jeep  annimmt,  ein  vor- 
nehmer, hochgestellter  Mann,  ein  Mann  in  vorgerückten  Jahren 

-  Schönberg  war  beim  Erscheinen  des  Laiebuchs  51  Jahre  alt 

—  war;  er  gehörte  vielmehr  wahrscheinlich  akademischen 
Kreisen  an.  Sein  Werk  reicht  sich  seinem  Charakter  nach 
den  Denkmälern  des  Gelehrtenhumors  an,  den  wir-  im  An- 
schluls  an  die  an  den  Universitäten  gepflegten  Quodlibet- 
Quästionen  emporspriefsen  sehen,  vgl.  YoUert,  Zur  Geschichte 
der  lateinischen  Facetien- Sammlungen  S.  iOff.  Am  Schlufs 
der  Disputationen  wiu'den  zur  Erheiterung  triviale  Fragen  in 
einem  scheinbar  gelehrten  Ton  in  witziger  Weise  behandelt; 
an  Stelle  der  Disputationen  liefs  man  später  ebensolche  witzige 
Vorträge  durch  Magister  halten.  Was  sich  von  solchen  Vor- 
trägen erhalten  hat  (Zarncke,  Die  deutschen  Universitäten  im 
Mittelalter  S.  49 if.)  zeigt  bestimmte  Züge:  deutsche  volks- 
tümliche Redensarten  und  Sprichwörter  werden  eingelegt,  in 
der  Häufung  drastischer,  witziger  Sj'uonyma  wird  bedeutendes 
geleistet,  der  scheinbar  gelehrte  Ton  und  die  besprochenen 
Trivialitäten  bilden  einen  ergötzlichen  Gegensatz.  Als  diese 
wirklich  öffentlich  gehaltenen  akademischen  Reden  satirischen 
Inhalts  aufhörten,  knüpfte  man  literarisch  an  sie  an,  indem 
man  für  scherzhafte  und  satirische  Darstellungen  die  Form 
fingierter  Thesen  wählte  (Zarncke,  Xarrenschiff  XCV).  So 
entstanden  am  Ende  des  16.  Jahrb.  die  theses  de  hasione  et 
hasibili  qualitate.  auf  welchen  ein  deutsches  Gedicht  von  1593, 
die  Hasen  Jacht  (Zarncke  CXIV  f.)  beruht,  1594  der  Rennplatz 
der  Haasen  mit  der  Leünstangen  (lateinisch,  mit  deutsch 
untermischt),  die  theses  de  cochleatione  u.  a.    Die  theses  de 


LIX 

hasioue  und  de  cochleatioue  wurden  dann  auch  deutsch  be- 
arbeitet (mit  Einmengung-  lateinischer  Wörter)  als  Fragen 
und  Satzreden  von  der  Haserey  und  Sätze  von  der  Leffeley 
(abgedruckt  in  Scheible's  Schaltjahr  Bd.  3).  In  selbständigen 
Literaturwerken  zeigt  sich  der  Einflufs  der  Quodlibet- 
Quästionen  bei  Lindeuer  (Vollert  S.  133),  besonders  bei 
rischart  in  Aller  Praktik  Grolsmutter  und  im  Gargantua. 
Auch  unser  Autor  (dem  die  Sätze  von  der  Haserey  und  der 
Leffeley  vorgelegen  haben  S.  17.  47.  60  der  Ausg.)  hat  sicher 
von  dieser  Seite  her  viel  Anregung  erfahren.  Der  Zusammen- 
hang zeigt  sich  schon  darin,  dafs  er  es  liebt  gewisse  Sätze 
aufzustellen  und  sie  dann  logisch  zu  begründen  (auch  von 
den  Laien  heifst  es  S.  183  und  189,  dafs  sie  gute  2ecf)mict 
d.i.  Logici  waren),  vgl.  S.  16,  dafs  die  Absonderung  von 
Frauen  und  Männern  Schaden  bringt,  S.  33  dafs  die  Weisheit 
den  Laien  geschadet  hat,  dagegen  die  Torheit  ihnen  Nutzen 
bringen  mufs,  S.  69  dafs  die  angenommene  Narrheit  den  Laien 
zur  Natur  werden  mufs,  S.  78  dafs  das  Salz,  weil  dem  Zucker 
ähnlich,  auch  wachsen  müsse,  S.  132  dafs  der  Ausspruch  ber 
(Sc{)u(tf)ctfe  ift  ein  rei)tcr  9iarr  nach  der  Wörter  Bedeutung 
und  Auslegung  richtig  war,  S.  153  f.  dafs  der  Wolf  hat  sterben 
müssen  (Quelle  erweitert),  S.  183  dafs  die  zweimal  zusammen- 
gelegte Wurst  sich  auch  mehrfach  zusammenlegen  lasse, 
S.  189  dafs  der  Verunglückte,  der  nichts  gehört  habe,  auch 
keinen  Kopf  gehabt  haben  könne  (nicht  in  der  Quelle).  Auch 
der  Hauptgedanke  des  Werks,  auf  den  schon  69  und  zum 
Schlufs  hingewiesen  wird,  dafs  die  vorgespiegelte  Narrheit 
zur  wirklichen  führen  mufs,  ist  nichts  andres  als  eine  These, 
die  die  Geschichten  selbst  beweisen  sollen.  Auch  in  vielen 
Einzelheiten  läfst  sich  der  Einflufs  der  Quodlibet -Quästioneu 
(der  z.  T.  mit  dem  Fischarts  zusammenfällt)  nicht  verkennen.  ^) 


1  Der  Autor  des  Laiebuchs  nennt  sich  selbst  einen  Laien 
und  sein  Werk  ist  zu  Laieburg  gedruckt.  In  Aller  Praktik 
Grofsmutter  1572  heifst  es  am  Schlufs:  ©ctrucft  jü  Slltennarren 
im  lanb  SiavrentPtegen,  biird)  ben  (£ulfu§  (£od)leartcu§  Sucö= 
trucfer  gu  3tarnr)etbcn.  Die  HasenJacht  1593  ist  verfafst 
durch  Leporiuum  Hasenkopf  Hassum  Haslebiensem  und  ge- 
druckt zu  Hafsleben  durch  Haselargum  Lagum.  Die  Dispu- 
tation über  die  Leffeley  findet  unter  dem  Präsidenten  Leffel- 


LX 

Wir  dürfen  vermuten .  dafs  der  Autor  (wie  Fischart,  als  er 
die  g-eDannten  Schriften  verfalste)  noch  in  enger  Fühlung  mit 
dem  akademischen  Leben  stand.  Eine  gesicherte  Lebens- 
stellung Avird  er  nicht  gehabt,  sondern  zu  der  grofsen  Zahl 
von  jungen  Gelehrten  gehört  haben,  die  sich  damals  an  den 
Universitäten  so  gut  es  ging  durchschlugen.  Viele  griffen 
des  Erwerbs  wegen  zur  Schriftstellerei  und  dem  wird  auch 
das  Laiebuch  seinen  Ursprung  verdanken.  Der  Autor  weist 
S.  92  noch  auf  eine  andre  Schrift  hin,  die  kleine  Seittungen 
aufe  ber  ganzen  inelt,  fn  noc^  r.it  aufefommen;  sie  werden  im 
Anschlufs  an  das  Laiebuch  veröffentlicht  (wiederabgedruckt 
von  E.  M.  Wagner  in  der  Zeitsch.  f.  d.  Alt.  16,  437  ff.)  mit  der 
Bemerkung  nic^t  o^ne  fonbcrbarc  S^rfac^en  bem  Salebuc^  an= 
gci^engt.  In  den  einleitenden,  an  den  Leser  gerichteten 
Versen  1)  (von  Wagner  nicht  mitgeteilt)  fordert  der  Dichter 
zum  Kauf  des  Büchleins  auf: 

Sein  (Seit  bid)  mdjt  pcrctecn  JoH, 
'^a^  miU  id)  bid}  Derft($crn  rt)oI. 

Die  Erwähnung  im  Laiebuch  soll  auf  die  Dichtung  aufmerksam 
machen  und  für  sie  Interesse  erwecken.  Das  legt  die  Auf- 
fassung nahe,  dafs  es  auch  dem  Autor  des  Laiebuchs  ganz 
besonders  darum  zu  tun  war  mit  seinem  Werk  ein  Geschäft 
zu  machen.  Man  könnte  sogar  daran  denken  auch  die  Newen 
Zeitungen  ihm  zuzuschreiben.  Der  Herausgeber  glaubte  aller- 
dings dies  Gedicht  der  Sprachformen  wegen  'ganz  oder  teilweise' 
noch  in  die  1.  Hälfte  des  16.  Jahrb.  und,  wenn  es  elsäfsisch  sei. 


hart  Stutzer  von  Xarrensleben  statt.  Im  Rennplatz  der  Haasen 
(Erfurt  1594)  heilst  es  zum  Schluls:  Impressa  Moropyrgi.  Zii 
der  im  Lalebnch  beliebten  Wortznsammenrückuug  vgl.  hier 
S.18:  2}iecrtoalfifd)f5rmige,  Äinbevntrd)ifanimac^enbc,  $8aumfd)aff= 
toolfiaarpflodcnbe,  Sjgerrfgefiilte,  tounbermcnftroftfcöe  23eucöc. 

')  Er  wendet  sich  hier  gegen  die  Zeitvmgen,  die  man 
jetzt  li^glid)  obn  alle  mnfe  örb  gicl  druckt  und  im  Volke  aus- 
breitet, obgleich  das  meiste  erlogen  ist,  die  Geldgier  verführt 
dazu  und  der  Sinn  der  Welt  steht  nach  neuen  Zeitungen. 
Als  warnendes  Beispiel  wird  er  die  Geschichte  von  jemand 
erzählen,   der  auch  immer  neue  Zeitungen  hat  hören  wollen. 


LXI 

nicht  später  als  1520  setzen  zu  müssen.  Dals  die  einfachen 
Längen  i  ü  ü  im  Reim  erscheinen  oder  eingesetzt  werden 
müssen,  kommt  indes  bei  elsässischen  Gedichten  noch  in  den 
letzten  Jahrzehnten  des  16.  Jahrh.  gar  nicht  selten  vor,  vgl.  in 
Johann  Eassers  (aus  Ensisheim)  Comoedia  vom  König,  der 
seinem  Sohn  Hochzeit  machte  (1574)  die  Reime  bleiben  :  tier= 
trieben  B  la,  ntt :  ^fit  C  2^,  bal^in  :  ftn  C  S*,  nit :  W  C  8'\ 
3§raeliten  :  feiten  D  3»,  ^tnufe  :  mufe  D  5a,  3§raeltten  :  Seiten 
D  6a,  brtn  :  mcin:D  8^,  ^in  :  fein  E  2a,  tuiü :  1)1  E  3a,  begrebnuß 
:  flebermuB  F  la,  nit :  ^it  G  2*  aiif3geri(§t :  fcf)let(^t  G  5'^,  loiffen 
:  fd)miffen  H  3^,  nit :  l^it  I  5»,  nüt :  i^ht  K  G'\  frtnb  :  gefdjtotnb 
N  Ib,  bin  :  fin  N  3»,  üiel :  roeil  N  5»,  bu  :  furo  P  2^,  mit :  ^6t 
P  5a;  und  inM.  Holzwarts  (aus  Rappoltsweiler)  Emblematum 
tyrocinia  (1581)  die  Reime  lehren  :  gepören  B  V\  ntcfit :  ^eim* 
fileud)t  D  2b,  äubil :  meil  D  6^,  ^in  :  betn  D  6b,  freunt :  geftnt 
E  Ib,  seit :  mit  E  Ib,  fein  :  tf)m  E  4b,  fptcl :  roeil  H  6o,  SBein 
:  l^in  H  6b,  gleid) :  mSdötigltd)  I  Ib,  ^in  :  brin  I  3b,  bal^in  :  fein 
I  5b,  reicö  :  fid)  K  3b,  jeit :  neit  (d.  i.  nit)  K  5b.  Über  einige 
solche  Reime  bei  Fröreisen  s.  Dähnhardt,  griech.  Dramen  1,  49. 
Auch  das  Laiebuch  selbst  hat  ja  noch  einzelne  Reime  der 
Art,  die  mithin  die  Abfassung  in  der  1.  Hälfte  des  16.  Jahrh. 
oder  gar  vor  1520  durchaus  nicht  beweisen  können.  Der 
ganze  Sprachcharakter  der  Neweu  Zeitungen  spricht  durchaus 
gegen  so  frühe  Ausetzung,  es  begegnen  schon  mehrfach  schrift- 
sprachliche Formen  im  Reim,  wie  icö  l}ah,  gef)en,  fte£)en.  Das 
Verhältnis  zu  der  15.  Erzählung  in  Schumanns  Nachtbüchlein 
(Bolte  48  f.),  das  von  den  18  Geschichten  des  Gedichts  schon 
6  bringt,  wird  man  darum  auch  anders  auffassen  als  Wagner : 
viel  wahrscheinlich  als  die  angenommene  gemeinsame  Grund- 
lage ist,  dafs  der  Dichter  von  Schumanns  Erzählung  ausgeht 
und  ihm  bekannte  ähnliche  Geschichten  daran  angeschlossen 
hat.  Dafs  der  Verfasser  des  Laiebuchs  dieser  Dichter  ist,  ist 
eine  Annahme,  die  nicht  so  ganz  von  der  Hand  zu  weisen 
ist.  Die  Ausdrucksweise  des  Gedichts  zeigt  allerdings  mit 
dem  Laiebuch  nur  geringe  Verwandtschaft,  wir  dürfen  aber 
die  eigentümliche  Haltung  dieses  Werks  in  den  Lügenmärchen, 
die  auf  einen  ganz  andern  Ton  gestimmt  sein  mufsteu,  auch 
nicht  zu  finden  erwarten.  Auch  fehlt  es  nicht  ganz  an  Über- 
einstimmungen.   Wie    im   Laiebuch   98   die   Dialektform   nir 


LXII 

gebraucht  wird,  so  steht  sie  auch  im  Gedicht  V.  729  im  Reim.') 
Im  Laiebuch  113  heifst  es  tou  den  Frauen:  fic  ^aben  ein  fe!^r 
gu  QU  gute  @ebÄd)tnufe  —  uud  nachher:  tier^cilit  mir  j^r  liebe 
Salcn,  xd)  '^ah  ben  §u  l^u  lauften,  vgl.  dazu  V.  868: 

ba§  fag  tc^  eiid^,  mein  lieber  mann! 
teann  iö)»  öor  toei  iret  toeinen  fan. 

Die  im  Lal.  beliebte  Einmischung  lateinischer  Wörter  kommt 
wenigstens  einmal  vor,  V.  588: 

bergletcf)en  e§  vix  eine  ^at. 

Von  Ortsnamen  führt  der  Dichter  aulser  Strarsburg,  wo  die 
grofse  Rübe  wächst  (vgl.  dazu  Müller-Fraureuth,  Die  deutschen 
Lügendichtungen  S.  55)  an:  Buxa  in  Lappenland,  Kaltbrat  in 
Schlaurafienland  und  das  Utopierland.  Diesen  Anklängen 
gegenüber  fehlt  es  fast  ganz  an  Übereinstimmungen  im  Wort- 
gebrauch: das  Gedicht  hat  die  eigentümlichen  Worte  des 
Laiebuchs  nicht  (niu-  tDunbertoi^ig  kehrt  im  Titel  und  plc§ 
V.  813  wieder)  und  enthält  überhaupt  kaum  ein  einziges 
alemannisches  Dialektwort  (Urte,  das  neben  Qcä)t  gebraucht 
wird,  kommt  auch  im  altern  bairischen  vor).  Es  ist  daher 
doch  wahrscheinlicher,  dafs  das  Gedicht  unserm  Autor  nicht 
angehört,  doch  wird  es  in  seinem  Kreise  entstanden  sein. 
Wenn  er  mithin  hier  auf  ein  fremdes  Werk  aufmerksam 
macht,  das  später  im  Druck  erscheinen  soll,  so  wird  er  bei 
dem  Druck  des  Buches  irgendwie  beteiligt  gewesen  sein,  viel- 
leicht dem  Drucker  Dienste  als  Korrektor  geleistet  haben. 

Gedruckt  wurde  das  Laiebuch  mit  den  Newen  Zeitungen 
in  Strafsburg  bei  Bernhard  Jobius  Erben  (die  seit  Ende  1593 
firmieren  nach  dem  Tode  B.  JoMds).  Ich  verdanke  diesen 
Nachweis  Herrn  Prof.  K,  Schorbach,  den  ich  wegen  der  Strafs- 
burger  Herkunft  des  Denkmals  befragt  hatte.  Er  begründet 
seine  Annahme  durch  folgendes: 

1.  Die  Schriftarten  des  Laiebuchs  gehören  sämtlich  zum 
Lettern-Material  der  Jobin'schen  Druckerei. 


^)  Lexer  im  DW.  7,  718  belegt  nij  schriftsprachlich  nur 
aus  Ayrer  2352,  26,  wo  es  im  Reim  aut"^  cructfii'  steht. 


LXIII 

2.  Die  kleinen  Initialen  finden  sicli  in  Drucken  Jobins 
und  seiner  Erben  oft  z.  B.  Calvins  heil.  Brotkorb  1583—94:. 
Die  grölseren  Initialen  gehören  zu  den  Serien-Alphabeten, 
welche  die  Jobin'sche  Offizin  meist  in  Folio-Druckwerken 
verwendet. 

3.  Die  Zierleiste  des  Laiebuchs  (Bl.  Aj  Seite  1)  und  der 
Xewen  Zeitungen  (Bl.  Ov  Seite  3)  begegnet  oft  bei  B.  Jobin 
und  seinen  Erben,  z.  B.  Guevara,  Der  Hofleut  "Wecker  1582. 
1593.  Fischart,  Aller  Praktik  Grofsmutter  1593.  1598  (Fischart) 
Ismenius  1594. 

4.  Das  zusammengesetzte  Ornament  (Newe  Zeitungen 
Seite  6:7)  wird  oft  in  den  Jobin'schen  Drucken  gebraucht,  z.  B. 
Fischart,  Aller  Praktik  Grofsmutter  1593.  1598.  Dies  spez. 
Strafsburgische  Ornament  erbt  sich  fort  in  den  Druckereien 
bis  ca.  1700,  oft  als  Zierstück  verwendet  und  selbst  zu 
Titeleinfassungen  vereinigt. 

5.  Die  Vignette  (Mannskopf  in  Arabesken)  am  Schlufs 
des  Laiebuchs  und  auf  dem  Titel  der  "Newen  Zeitungen^) 
findet  sich  öfters  in  Jobin'schen  Drucken  mit  fingiertem 
Druckort,  z.B.  Calvins  heil.  Brotkorb  (Christiingen,  ürsin 
Gutwin  1584).  Frischlins  Phasma  (in  Jazygibus  1592). 

K.  Schorbach  weist  noch  darauf  hin,  dafs  in  den  J.  1594 
bis  1598  verschiedene  anonyme  Drucke  deutscher  Volksbücher 
erschienen  sind,  die  auch  der  Druckerei  von  Jobins  Erben 
zuzuweisen  sind.  Leider  fehlt  es  an  genügenden  Anhalts- 
punkten, um  das  Laiebuch  einer  bestimmten  Persönlichkeit, 
die  damals  literarisch  tätig  war  und  mit  der  Firma  Jobin 
in  Verbindung  stand,  zuzuschreiben. 2) 


1)  Diese  Vignette  steht  auch  am  Schlufs  des  vermutlich 
Frankfurter  Urdrucks  der  Schiltbürger.  Dafs  Brachfeld,  der 
oft  Druckaufträge  aufserhalb  Frankfurts  gab,  sein  Plagiat  in 
Strafsburg  habe  drucken  lassen,  ist  von  vornherein  unwahr- 
scheinlich, auch  der  Sprachformen  wegen  unmöglich.  Schorbach 
macht  darauf  aufmerksam,  dafs  sich  die  Vignette  auch  in  der 
Frankfurter  Ausgabe  von  Fischarts  Malleus  1582,  die  mit 
einer  Vorrede  des  Strafsburger  Buchhändlers  Laz.  Zetzner  ver- 
sehen ist,  findet.  Es  weist  das  auf  Beziehungen  zwischen 
dem  Strafsburger  und  Frankfurter  Buchhandel  hin,  die  noch 
der  Aufhellung  bedürfen. 

-)  K.  Schorbach  sprach  die  Vermutung  aus,  Wolfhart 
Spangenberg,  den  er  als  Korrektor  und  literarischen  Berater 


LXIV 

Wenn  unser  Autor  also  vermutlich  bei  Abfassung  des 
Werkes  als  akademischer  Bürger  in  Strai'sburg  geweilt  hat, 
so  dürfen  wir  vielleicht  noch  aus  seinen  eigenen  Worten 
etwas  über  seine  Lebeusschicksale  entnehmen.  Er  berichtet 
im  Vorwort  von  einem  Reichstag  in  Uthen,  den  der 
Utopische  Kaiser  abhält  und  zu  dem  auch  er  sich  begibt.  Die 
Erfindung  der  Reichsversammlung  lag  nicht  fern,  denn  schon 
in  der  Erzählung  hiefs  es  S.  94,  dafs  der  Kaiser  die  Reichs- 
stände eingefordert  habe.  Wie  kam  aber  der  Autor  dazu  von 
eigener  Beteiligung  am  Reichstag  zu  reden?  In  Uthen,  sagt 
er,  sei  eine  greise  Menge  f}Ot)t§  önb  ntbern  ©tanblS  zusammen- 
geströmt und  auch  er  sei  dorthin  gereist,  fo  njol  ber  3ictcö§= 
öerfammlung  bci)ämDo[inen,  al§>  inegcn  '2)ienfteit,  bamit  id) 
meinem  (oder  meinen,  im  Druck  meine)  §errn  Dcvpflic^tet  ünb 
berliafftet  getoefen.  Darnach  stand  er  also  damals  in  einem 
Dienstverhältnis  und  hat  seinen  Herrn  zur  Tagung  begleitet. 
Diese  Angabe  macht  nicht  den  Eindruck  einer  reinen  Er- 
findung. Der  Autor  mag  wirklich  früher  einmal  —  als 
Schreiber  wie  anzunehmen  —  einem  vornehmen  Herrn  Dienste 
geleistet  und  mit  ihm  auch  einer  Versammlung  beigewohnt 
haben;  es  liegt  am  nächsten  au  einen  der  elsälsischen  oder 
vorderösterreichischeu  Landtage  zu  denken,  die  vor  1597  statt- 
gefunden haben.  Halten  wir  an  dem  Datum  1596  (S.  liii  Anm.) 
fest,  so  käme  der  Landtag  zu  Freiburg  i.  Br.  in  diesem  Jahre  *) 
in  Betracht.  Hier,  wo  Leute  aus  den  verschiedenen  Gegenden 
Vorderösterreichs  zusammengekommen  waren,  konnte  unserm 
Autor  auch  von  Schildbürgerstreichen  manches  zu  Ohren  ge- 
kommen sein,  was  ihm  zu  seinem  Werke  die  Anregung  ge- 
geben hat,  der  angebliche  Reichstag  wurde  ihm  so  zum  Aus- 
gangspunkt seiner  Geschichte.  Doch  könnte  natürlich  auch 
an   einen   der  früheren  Landtage   gedacht   werden.-)    Ob    es 


der  Jobin'schen  Offizin  glaubt  nachweisen  zu  können,  habe 
die  Jsewen  Zeitungen  und  das  Laiebuch  verfafst.  Mir  scheint 
diese  Annahme  schon  der  Sprache  wegen  unmöglich. 

*)  Wie  mir  Herr  Archivdirektor  Dr.  Mentz  freundlichst 
mitteilt,  befinden  sich  Akten  über  diesen  Landtag  im  Be- 
zirksarchiv zu  Colmar. 

2)  Landtage  fanden  auch  mehrfach  zu  Ensisheim,  dem 
Sitz   der  österreichischen  Regierung  im  Sundgau,  statt.    Da 


uoch    gelingt    eleu    Autor    als    Teilnehmer   an   einer   solchen 
Tagung  aufzufinden,  mufs  dahingestellt  bleiben. 

3.    Bibliographie. 

A  Laiebuch  1597  (Titel  s.  S.  1).  Sign.  A  bis  0  3,  Titel 
und  Vorrede  4  Bl.  ohne  Seitenzähluug,  dann  213  S.  (214  leer). 
Kustoden.  Die  Seite  hat  25  Zeilen,  bei  eingestreuten  Versen 
wohl  auch  mehr.  Kolumnenüberschrift:  3]on  ben  Salen  gu 
ßaleburg.  Der  Druck  ist  sorgfältig,  einige  Druckversehen 
sind  von  mir  im  Text  geändert,  mit  Angabe  des  Überlieferten 
in  den  Lesarten.  Angehängt  ist:  ®te  9ieuit)e  ||  3fi)'intgen 
au^  II  ber  ganzen  SBelt.  ||  SlUen  iDunbevtotgicsen  |  bte  |  nur  nad^ 
Steinen  3ei)tungeu  s^mu  \  ger  bnb  Verlangen  tragen  |  gu  lieb  ||  in 
biefe  form  gebrad)t:  i|  Snb  ||  dlid)t  o^ne  fonberbare  ^rfa=  ||  c^en 
bem  Salebud)  ange=  ||  l)engt.  ||  (Vignette).  (Setrudt  ||  ^m  3ar 
M.D.XCVn.  Sign.  0  4  bis  R  4  mit  besonderer  Seitenzählung. 
Bogen  R  ist  mit  der  kräftigeren  Type  des  Vorworts  gedruckt. 
(Kantousbibliothek  in  Aarau,  k.  Bibliothek  in  Berlin,  Hof- 
bibliothek in  Wien). 

B  ®ie  ©d)iltburger.  ||  SBunberfelsame  ||  Slbenbtl^eurlic^e  | 
Dner^&rte  ||  ünb  btfefier  bnbefc^riebene  ©efd^tdöten  ||  t>nb  2^^aten 
ber  obgemelten  ©(fiiltbÄrger  ||  in  3JM§nDpDtamta  ^inber  25topta  || 
gelegen.  ||  S^unbt  alfo  frifdö  |  Sidnniglicöen  ^n  ||  (S^rlid^er  QdU 
ber!fir^ung  |  anfe  ünbefanten  ||  9(utl)Dren  gufammen  getragen  | 
bnnb  aufe  S?topt=  ||  fdöcr  auc^  Siot^lüelic^er  in  ®eutf(^e  ||  Spradö 
gefegt.  II  SDurcö  1|  m.mtp^  \  iöetf)  |  (Simel  |  ber  g-eftung  ||  ?)p[ilon= 
burger  Slmptman.  || 

S)ie  Budöftaben  fo  ju  bicl  fiubt, 
Sflimb  aufe  |  toirff  fte  i^intceg  gefcftlntnb, 
23nb  lra§  bir  bleibt  |  fe^  rcdjt  sufammen: 
(So  {)aflu  befe  2lut^or§  9Jamcn. 

aJiit  5ßrtuilegten  befe  2lntI)ori§  aücäeit  gu  berbeffern  |  bnb  3u 
öerme!^ren  |  aber  nit  narf)äubruii'en.  ||  ©ebrurft  in  SSerlegung  befe 
2lut^ori§  in  ber  %c=  \\  ftung  3)ti§noj3Dtamia  |    1598. 


der  Autor  vermutlich  in  diesem  Teil  des  Elsafses  zu  Hause 
ist,  hat  er  vielleicht  einen  dieser  Landtage  miterlebt  und  ist 
so  zu  seiner  Erzählung  vom  Reichstag  geführt  worden. 

Das  Lalebuch.  e 


LXVI 

Sign.  A  bis  N  7,  zunächst  ohne  Seitenzählung  Titelblatt, 
4  Bl.  Vorrede  an  den  Leser,  3  Bl.  Inhalt,  auf  der  Rückseite 
des  letzten  das  Bild  eines  Bauern  mit  einem  Sack  auf  der 
linken  Schulter,  darüber  die  Verse: 

SBift  iJ)r  nudö  ttier  ic^  |  ber  icö  bin  | 

3cS  bin  ein  9Kann  üon  boI)en  ©tnn  | 
^ä)  bin  grßfe  §an§  Don  groffen  fitnben  | 

25nb  t^u  mein  (gc^uf)  mit  baftcn  binben 
2;er  'Bad  ber  ift  jtüar  gratniam  fcbtoer  | 

2;od)  finb  mein  gbanden  nocö  ütel  mebr 
S^ruiTt  metrf)t  I  id)  trag  ein  <Sad  mit  §obff  | 

2)fa^t  mir  nic^t  bnrül)ig  meinen  ^opff. 

Dann  189  Seiten  (190  leer).  Kustoden.  Die  Seite  hat  26  Zeilen. 
Kolumnenüberschrift:  Xct  i£d)iUb6rger  2lbentt)etoerlid&e  @c= 
fcf)icbten. 

Über  die  sprachlichen  Änderungen  ist  oben  S.  XXXIX 
gehandelt.  Säle,  Salcburg  ist  durch  andre  Wörter  ersetzt.  In 
B  ist  aber  auch  eine  grofse  Anzahl  von  Fehlern  eingeführt, 
die  dann  in  alle  späteren  Drucke  übergegangen  sind,  soweit 
hier  nicht  selbständig  eine  Verbesserung  erfolgt  ist.  So  steht 
2  geburt  f.  gebrut,  4  oben  f.  eben,  9  ftetfen  f.  flecften,  13  ben 
3Kinnern  f.  ber,  15  fc^Iec^ter  (Stoinn  f.  fdölec^t  ber  @ö)inn, 
25  beffer  f.  befter,  27  gebrautoen  f.  gebauioen,  33  bennoeJ^  f. 
bemnac^,  34  üermeint  f.  üermeine,  39  fßnnen  f.  f6nne,  42  an  f. 
ab,  47  :^alten  f.  toalten,  53  fegen  f.  fegten,  64  gemeine  f.  ge* 
meint,  faglen  f.  fagen,  89  öcrnamen  f.  öernamen,  94  ^Ilammen 
f.  Starren  (A  Salen),  100  ttürb  f.  toar,  101  toolten  f.  iDoIte, 
111  getrieben  f.  gerieben,  112  ^ilffe  f.  piffe,  118  bnb  f.  bnb§, 
121  bienet  f.  gienet,  122  ftaüc  f.  ßale  (A),  130  gefiatlic^er  f. 
geftaüticöer,  150  gab  er  ein  anbetet  f.  gab  ein  a.,  154  fobff  f. 
frobff,  156  benfelbigen  f.  berfelfcigen,  157  erfi^Iiefelicö  f.  cr= 
fcftiefelic^,  159  önnb  f.  ümb,  172  aUeä  f.  al§  e§,  184  brunter  f. 
brunben,  185  einer  mit  g-if(f)aei)er  f.  ein  %.,  194  ein  f.  fein, 
205  SOSeil  f.  SBett,  208  ber  fauff  gereme  f.  geremen,  geuget  f. 
geigt.  Öfters  sind  Wörter  weggelassen,  so  21  mit,  42  ben, 
67  gefc^e^en  fein  bnb,  70  !)ette,  98  fo,  122  fic^,  125  gar,  156  ber, 
166  mit,  177.  178  und  182  fo,  185  wiberumb  und  feinen  fopff, 
191  fo,  194  ber,  200  er,  201  aber,  204  j^me  (Stadtbibliothek 


LXVII 

in  Augsburg,  k.  Bibliothek  in  Dresden,  Stadtbibliottiek  in 
Hamburg,  herz.  Bibliothek  in  Wolfenbüttel). 

C  S)ie  ©(^iltburger  (Titel  wie  B,  nur  ist  die  Zeilen- 
verteilung etwas  abweichend,  auch  heifst  es  Jlbent^eurUc^e 
und  nach  flefe^t:  (Semel}ret  bnb  gebeffert,  im  Gedicht:  gcfc^intnbt, 
darnach:  SJitt  ^riutlegten  bt%  2{utl)ori§  nod)  gu  ||  ücrbcffern  ünb 
3U  öermeliren  |  aber  nic^t  ||  nacf)3ubruc!eu.  |1  ©ebniift  in  2Ser= 
legung  be§  HutfioriS  ber  f^efti^S  3}ti§nDpotamia  |  1598).  Vor- 
rede, Inhalt,  Bild  mit  Gedicht  wie  in  B,  darnach  werden 
194  S.  gezählt,  doch  springt  die  Zählung  von  184  auf  187 
(fehlen  kann  nichts,  da  auf  N  4  N  5  folgt).  In  diesem  Druck 
ist  die  Geschichte  vom  Schiltbürger,  der  seinen  Sohn  in  die 
Schule  führt,  weggelassen,  dagegen  sind  vor  dem  Schlufs- 
gedicht  vier  unechte  Geschichten  eingeschoben  1.  SSie  ein 
©döiltbörgcr  feinen  @of)n  Iic§  311  einen  ®octor  mad)en,  bnb 
einen  SJlarren  gu  §au§  brachte.  2.  3}on  einem  ber  alle§  miffen 
toolte,  bnb  fet)en  fönte  an  ben  Söetbern,  tva^  fte  für  5'i^itdöte 
bringen  toiirben.  3.  SBie  ein  ßatolifcöer  SJJefepfaff  folt  eine  §oc§= 
§eitprebtgt  tl^un,  bnb  bte  (5an^et  eingefallen  mar.  4.  2Bie  ein 
33ie^pfaff  bon  ber  ©cftöpffung  prebtget.  Aufserdem  sind  zu 
den  Fehlern  von  B  noch  eine  Reihe  von  andern  hinzugekommen, 
so  8  gcJiabt  f.  begabt,  42  ftc^  f.  ftc^S,  47  nun  f.  nur,  52  finben  f. 
erfinben,  57  lebig  f.  leibig,  72  auffgemadjt  f.  au^genmc^t,  79  er* 
ra^^ten  f.  entratcn,  115  ftnbct  f.  finbe,  120  ^Aubletn  f.  i^Aublen, 
btngling  f.  binglin,  129  ®te  f.  ®iefer,  131  ricfjt  f.  nicfit,  136  fol 
f.  folt,  138  and)  f.  auff,  140  t^ut  f.  t^un,  149  §dring  f.  §Arin, 
150  in  ber  leut  f.  in  b'leut,  155  nun  f.  nur,  174  fc^on  f.  id)bn, 
203  al§  f.  alfo.  Mehrere  Worte  sind  ausgefallen  S.  113.  120. 
143.  S.  211  und  212  sind  stärkere  Änderungen  vorgenommen 
worden.  In  der  Beseitigung  der  obd.  Formen  geht  C  noch 
etwas  weiter  als  B  (k.  Bibliothek  in  Berlin  aus  der  Kirchen- 
ministerialbibliothek  zu  Celle.  Einen  Druck,  früher  im  Besitz 
M.  Heyne's,  jetzt  mit  dessen  Bibliothek  in  Amerika,  bespricht 
Jeep  S.  134;  es  erscheint  hier  die  Wendung:  Wlit  ^4^riuilegien 
befe  5JUttf)ori§  berme^^ret  bnb  berbeffert  aber  nid)t  nad^jubrurfen 
und  da  mehrere  Druckfehler  in  dem  früher  Celle'schen  Exemplar 
fehlen,  ist  ihm  seine  Stellung  zwischen  B  und  C  anzuweisen). 

D  ®te  ©i^tltbÄrger  (Titel  wie  C,  auch  die  Zeilen- 
verteilung ist  gleich,  nur  heifst  es  Slbenbt^eurlic^e,  (Seme^ret 

e* 


LXVIII 

ünb  gebeffcrt  fehlt,  es  lieifst  wieder:  Tlit  5)ßriutfegten  bcfe 
2lutf)ort§  alle.^eit  gu  öerBeffern  onb  ju  Dcrmef)ren).  Bis  177 
unten  stimmt  der  Druck  in  Seiten  und  Zeilen  mit  C,  dann 
sind  einige  Partien  in  kleinerem  Druck,  im  Ganzen  sind 
186  S.  gezählt,  es  springt  aber  von  180  auf  183  und  von 
N  2  auf  N  5  (nach  dem  Inhalt  soll  die  Geschichte  von  des 
Schiltbürgers  Sohn  auf  S.  181  stehen).  Die  unechten  Ge- 
schichten sind  wieder  weggelassen,  es  ist  aber  auch  das  (im 
Inhalt  noch  angegebene)  Kap.  45  ausgeschieden  2öic  bic  ©(j^itt* 
Bürger  ra:^tfd)lagen  anbete  monung  31:  jucken.  Doch  kann  das 
Celle'sche  Ex.  nicht  Vorlage  gewesen  sein,  da  42  D  mit  B  an 
liest,  wo  C  wieder  ab  herstellt.  Die  Abweichungen  von  C 
in  den  Lesarten  sind  gering.  Einen  wenig  zuverlässigen  Ab- 
druck gab  Bobertag  in  Kürschners  Deutscher  Nationalliteratur 
Bd.  25  (k.  Bibliothek  in  Berlin). 

E  Ser  Sc£)tübiUger.  II  SSunbcrfelßa  il  me  Stbent^etDr* 
lic^e  I  öner=  II  §6rte  |  Onb  bifefier  ünbefc^rtebene  (5)c=  |  fcBic^ten 
önnb  X^atcn  ber  obgemelten  |1  8d&ilbb6rger  in  2JJt§nDpotamia 
^tn=  II  ber  ^ßto^jia  gelegen  ||  Se^junbt  alfo  frtfc^  2)u\nnigs 
licfien  äu  ||  (Sf)rltd&er  seitüerför^ung |  au§  ünbefannten||9lutt)oren 
äufammen  getragen  |  ünnb  au§  Stopt=  ||  idjct  aucf)  Stot^tnelfc^er 
in  XtntidjtWBpxad)  gefegt.  ||  51  uff  §  SUlne  geme{)ret  öub 
gebelfert  II  2^nrc^2)t.»ncp^  |53et^  |  @tmel  i|  ber  geftung  || 
gpfilon  Sürger  2lmptman  (Gedicht  wie  B,  aber  ftnb,  gefcfittitnb, 
2lutt)ori§).  3^iit  ^riuilegien  be»  Süttbori»  öerme^retH 
ünb  berbeffcrt  |  aber  nid^t  nad)  gu  brudfen.  ||@ebrucft  in  ber* 
legung  be§  Slntl^oriS  ber  ?5eftung  2}lt§nDpotamta.  1605. 
Sign.  A  bis  N  7,  Titel,  Vorrede,  Inhalt,  Bild  mit  Gedicht,  zu- 
sammen 8  Bl.  (wie  in  BC),  darnach  194  S.  Kustoden.  Die 
Seite  hat  26  Zeilen.  Hier  ist  wie  in  C  die  Geschichte  von 
des  Schiltbürgers  Sohn  in  der  Schule  weggelassen,  dagegen 
sind  die  4  unechten  Geschichten  hinzugefügt.  Die  Lesarten 
stimmen  mit  C,  doch  sind  einige  weitere  Fehler  hinzu- 
gekommen, so  heifst  es  7  mutiniEtg  f.  mutteruiilltg,  22  füllen 
f.  folten,  33  gucrtmnen  ftnb  f.  ünb,  86  auffgerucft  f.  auffgerupfft, 
49  ®xat  f.  ©lafe,  59  Solcber  diijat  f.  £tefer,  91  fie  betten  f.  Ijic 
bette,  95  finbet  f.  gefunben,  96  3lngflcn  f.  Slngfter,  104  recbter= 
fcbciffen  f-  rccbtgefcbaffen,  109  ümb  bie  @cf)ilbe  f.  ömb  p  Srf)., 
130  bie  gefaüe  f.  fie,  163  üerlÄcbten  f.  gecbten,  189  bleiben  ttia 


LXIX 

f.  tüirb,  209  pubctf.  mußet,  211  babon  aogen  f.  fctutucg;  32  sind 
Worte  (n\d)i§:  cnblicf)§)  ausgelassen,  212  ist  eine  gröfsere 
Änderung  vorgenommen.  Dagegen  sind  einige  Fehler  von 
BC  verbessert,  so  10  ge)d)e^t  f.  gefe^ct.  Sprachlich  hat  E 
einige  Besonderheiten,  so  steht  fast  immer  funte,  fobem, 
fdifilbig,  29  röfiig,  96  23oien,  99  Slppclfc^nt^  u.  a.,  das  auf  das 
Mitteldeutsche  weist  (Stadtbibliothek  in  Augsburg,  k.  Biblio- 
thek in  Berlin,  Hofbibliothek  in  Darmstadt). 

F  Ser  Sd)iltbiV;ger  (Titel  wie  in  E,  nur  heilst  es  auch 
an  der  2.  Stelle  8c^tltbÄrgcr,  3eöunb,  au»  i^topifc^cr  ünb  dtoU 
todid)ex  in  Seutfcöe  Spracö  gelebt,  ber  ?yeftung  2)pn(on6urger 
Slmptman).  Sign.  A  bis  0  4,  Titel,  Vorrede,  Inhalt,  Bild  (ein 
Bauer  mit  Hut  und  Hahnenfeder,  auf  der  linken  Schulter  ein 
Beil,  daran  ein  Körbchen  hängend)  mit  Gedicht  (vorletzte 
Zeile:  brumb  iDcidjt,  icf)  trag  ein  Stobx  mit  §opff),  zusammen 
12  BL,  dann  183  S.  (184  leer).  Kustoden.  Die  Seite  hat 
28  Zeilen.  Kolumnenüberschrift:  2)er  Sd)tltbürger  abent^eiüer= 
lidie  ©efi^ic^t.  Auch  diese  2.  Ausgabe  von  1605  schliefst  sich 
inhaltlich  an  C  an.  Im  Text  zeigen  sich  die  Verderbnisse 
von  E  (doch  kann  dieses  selbst  nicht  Vorlage  gewesen  sein, 
da  es  in  Sprachformen  abweicht),  dazu  sind  aber  noch  viele 
andere  Entstellungen  und  Änderungen  gekommen,  so  3  an= 
jdietnlidjen  f.  augettidjeinlidien,  36  altoeg  f.  abtoeg,  37  toolt  f. 
to6U,  67  eignen  f.  engen  (E  eingen),  68  diu  f.  9^a,  69  gebuppclte 
boppelbort  f.  bippel  b.,  77  Sorr^at  fehlt,  81  ftopffen  f.  flepffen, 
93  eilenb  f.  tu  etil,  100  Sc^tlibi'irger  f.  Sc^toetjn^irt,  111  micft 
gegiDogen  |ab  f.  g.  bin,  112  laufen  f.  framen,  121  !et)ff  f.  fet)b, 
gelr^^umet  f.  gebrummelet,  186  8. 33e(t§  f.  )8dt^,  147  bie  ©petfe 
f.  ber  ©piß,  148  niber  f.  toibcr,  154  brüte  »rfacö  f.  2Jrt^ei)(, 
169  flagltc^  f.  gleublicö,  177  tätige  f.  ratzet,  gu  2)Jarcft  f.  gen, 
185  mit  groffer  2)Jü^e  f.  mit  ütel  gr6fferer.  Aufserdem  ist  F  in 
weitgehendem  Mafs  in  Sprachformen  an  die  herrschende  mittel- 
deutsche Schriftsprache  angepafst  worden,  so  ist  durchgeführt 
'S)a(i),  bacfen,  befto,  etnanber,  f6rbern,  lieft  gelauffen,  ^nxd)t  ge» 
furcht,  %iaidjt  gettiafd)en,  felbfl,  fonbern,  toollen,  icö  roerb, 
§eimat  f.,  23rt{)eil  n.,  =leiii,  =m^;  manches  ist  spez.  md.  wie 
§aiipt  glauben,  rüfpern,  6berft,  pbridjt,  funf§el)en  (k.  Bibliothek 
in  Berlin). 


LXX 

G  S)a§ßaIen6ucö.||SBunberielöante||2tbent:^ciDrltd&e| 
bncr^6rtej|  bnb  bife^er  bnbefc^riebcne  @cfcbicf)tcn  i|  ünb  Saaten 
bcr  Salen  gu  Salenburg  ||  in  2)Ji)nopcitanüa  ^inber  SStopta  ||  ge« 
legenll  Surc^  9?l.  5llep^  |  Sct^  |  @tmel  ||  ber  geüuitg  ?)pfilon= 
burger  |i  Stmptman.  ||  (Bild  eines  Bauern  mit  der  Mistgabel  auf 
der  rechten  Schulter  und  einem  Hahn  in  der  linken  Hand 
hängend)  ©elrucft  im  3af)V  1614.  Sign.  A  bis  N  7,  Titel,  Vor- 
rede, Inhalt,  Bild  mit  Gedicht  (wie  B),  im  Ganzen  8  BL,  dann 
189  S.  (190  leer).  Kustoden.  Die  Seite  hat  26  Zeilen.  Kolumnen- 
überschrift: Ser  Sc^iÜbörger  2lbenti)ettierti($e  ©cfcf)tc^len,  von 
50  an  (auch  schon  34.  38.  42.  46)  2;er  Saleiibürgcr  (auch 
Salenburger)  2lbent[)eiDerIicf)e  @e)d)ii^leu.  Inhaltlich  mit  B  über- 
einstimmend, auch  im  Text,  nur  ist  von  43  an  (anfangs  nicht 
ausnahmslos)  für  Sdjtltbürger  ßak'  Salenburger  oder  sburgcr 
gesetzt,  für  (Sd)ilbe  ßalcburg  oder  ßaleuburg;  hie  und  da 
bietet  G  gegen  B  das  ursprüngliche  und  stimmt  zu  A,  so 
27  gebauinen  (gebrauinen  B),  47  loalten  (i)aiim  B),  81  abgee^et 
(abgefegct  B)  84  ab  (ob  B),  111  gerieben  (getrieben  B),  121  gienet 
(bienet  B);  anderes  ist  sicher  geändert,  so  25  3Sierc  f.  2Stc^e, 
81  ist  geijfelen  eingeschoben,  109  bte  gu  8c^ilbe  f.  bmb  ju  Sd)., 
118  9if)ei)men  f.  3tf)temen,  120  fürtcrn  f.  futtern,  130  fpringet 
f.  fprenget,  142  füllen  f.  molten,  168  efirlic^en  f.  e!^elid)en, 
202  giilin  laffen  f.  fagen,  208  geit  f.  gibt.  Auch  hat  G  öfter 
gegen  B  obd.  Formen  eingeführt  (z.  T.  wiedereingefühj-t),  so 
oft  nit,  8  u.  ö.  önber,  42  famptlicb,  45  9lucf er,  76  Dpfel,  98  ipaupt, 
113  mUm,  116  Statt,  142  mfüen,  143  erto6btet,  152  SJurger, 
175  tüufcbet,  183  @tU(f  (k.  Bibliothek  in  Berlin,  Stadtbibliothek 
in  Frankfurt). 

H  S)er  ©c^tltbürger  (Titel  genau  wie  F,  nur  ist  die 
Anordnung  der  Zeilen  manchmal  etwas  anders,  zum  Schlufs: 
3m  3af)r  (^brifti  1649).  Sign.  A  bis  K  8,  Titel,  Vorrede,  Bild 
mit  der  Überschrift  @in  iad)iltb6rger  (Narr  mit  Eselsohren, 
Peitsche,  Schnabelschuhen),  zusammen  4  BL,  darauf  146  S.,  dann 
noch  3  BL  Register  (letzte  Seite  leer)  ohne  Seitenzählung  (in 
den  Angaben  noch  mit  B  stimmend,  ohne  Berücksichtigung 
der  angehängten  unechten  Geschichten).  Kustoden.  Die  Seite 
hat  30  Zeilen.  Kolumnenüberschrift:  "Ser  3cf)iltburgcr  Siben= 
t^eurlic^e  @efd)icbt.  Die  Orthographie  ist  moderner,  indem  an- 
lautendes vokalisches  v,  j  durch  it,  i  ersetzt  ist,  aw,  eic  durch 


LXXI 

au,  eu,  aber  c/c,  ff,  mb  bleibt  noch.  In  Lesarten  mit  F 
stimmend,  nur  sind  noch  eine  gröfsere  Anzahl  von  Änderungen 
und  Entstellungen  hinzugekommen,  so  3  abfdöcuUdicn  f.  an« 
fc^einlic^en  (F),  17  ^Mtrx  f.  ^öc^en  (C),  41  I6blic^en  f.  Heb» 
lidien,  43  ber  i)htt  id&  üon  ber  iDoIt  id)  f.  bnb,  68  2(I§  er 
finftcrlic^  bie  ai>anb  f.  in  ber  finftere,  77  e§  I)ctt  f.  fielet,  84  ftc& 
für  euc^  i3icEeicl}t  f.  fid^  üiellctcöt,  92  toolt  i^tien  boc^  nid^tS 
fagen  f.  tvoitt  e§  j^nen  bod)  lüt  f.,  105  ein  $13etcr§  ßopff  f.  ein 
le^en  topfi,  HO  bie  @^re  alfo  mol  tWt  f.  iüc^e,  147  ber- 
fd^Iucfet  f.  berfd)Iicfet,  154  ha§i  er  aiidj  babon  ^abc  enbltd)  fterben 
mfiffen  f.  ba§  er  baüon  :^abc  fl.  m.,  171  er^^ub  f.  ner^^ebt,  208 
geit  f.  gibt.  Eine  Auslassung  15.  Eingestreute  lat.  Worte 
werden  konsequent  getilgt,  so  ist  33  contrariorum  etc.  weg- 
gelassen, 52  ecce  vide  durch  ©i)  f^nu  lieber  gegeben,  104  audi 
durch  §cre,  105  durch  §6rt  hod)  gu,  69  cousuetudo  etc.  ver- 
deutscht, 128  ueccessario  durch  notttienbtg,  146  silentium  durch 
ftill)c^tt)etgcn  gegeben.  Die  Sprachformen  sind  noch  mehr  als 
in  F  der  herrschenden  md.  Schriftsprache  angepafst,  so  steht 
38  hinter,  41  crg^get,  66  l^alber,  69  berg^nnet,  87  f[6ge,  95 
5^ufeenb,  151  «Irfc^,  163  lagerten;  md.  ist  37  rfitfd)en,  126 
gücfet,  151  3iPPc'f  195  bie  ©ee  u.  a.  (k.  Bibliothek  in  Berlin). 

I  ®er  ©c^ilbbürger  (Titel  stimmt  genau  mit  H  überein, 
nur  heifst  es  ©c^ilbbürgcr  und  zum  Schlufs:  ^m  ^a)^x  61)rtfti 
1658).  Anordnung  und  Text  stimmen,  abgesehen  von  geringen 
Abweichungen,  mit  H  überein  (k.  Bibliothek  in  Dresden). 

K  S;ie  Sc^iÜburger  (Titel  stimmt  bis  Slmptmann  mit 
D  überein,  doch  heilst  es  obgemelbten,  dann  Vignette,  weiter 
das  Gedicht  ([inb,  gefcötoinb),  darunter  Strich  und:  ©ebrucft 
im  Sa^r  1659).  Sign.  A  bis  N  4,  Titel,  Vorrede,  Inhalt  (auch 
in  fol.  genau  mit  D  stimmend),  Verse,  darunter  ein  Bauer 
mit  einem  Körbchen  in  der  linken  Hand,  zusammen  8  BL, 
dann  184  S.  (Schlufs  der  Geschichte  vom  Krebs  und  Anfang 
der  Geschichte  vom  Maushund  ist  klein  gedruckt).  Im  Inhalt 
mit  D  übereinstimmend  und  im  Text,  nur  ist  die  Orthographie 
modernisiert  (wie  in  H)  und  die  Sprachformen  sind  der 
herrschenden  Schriftsprache  angepafst,  indes  nicht  so  durch- 
greifend, wie  in  F   oder  H  (Universitätsbibliothek  in  Halle). 

L  S)te  ©ct)iltbürgcr  (Titel  wie  B,  nur  heifst  es  hinter, 
Se^unb,  teutfc^c,  2]iefiung,  SImbtmann,  finb;  nach  dem  Gedicht 


LXXII 

Steht  mu-  noch:  (Scbrurft  |  im  ^at)X  1659).  Sign.  A  bis  L  8, 
Titel,  Vorrede,  Inhalt,  zusammen  8  Bl.,  dann  159  S.  (160  leer). 
Kustoden.  Die  Seite  hat  29  Zeilen.  Inhaltlich  mit  B  über- 
einstimmend, auch  im  Text  (doch  sind  einige  Fehler  ver- 
bessert), Änderungen  und  Entstellungen  sind  39  5)3iftoU  f. 
sßoflia,  47  toolten  f.  foltcn,  73  3um  ®ad)cn  f.  smi,  115  33u(^= 
brudEer  f.  Srucfergefeir,  149  Sopff  f.  3aj3ff,  161  $ein  f.  $6n, 
168  Dcrfc&ltcffe  f.  üerfc^Iiffe,  186  (sd^rpffe  f.  Strjjffe,  208  geut 
f.  gibt.  Die  Sprachformen  sind  modernisiert,  aber  nicht  kon- 
sequent, von  obd.  Formen  kommt  noch  mAt)en,  faumen,  2}atter 
u.  a.  vor.  Auch  die  Orthographie  ist  nicht  durchweg  die  um 
1650  übliche  (k.  Bibliothek  in  Berlin). 

M  ®cr  @rf)tlbbfirger  (Titel  sonst  wie  L,  nur  obgcmelbten 
©d^übbürger,  <Bpxüd)C,  zum  SchluTs:  ©ebrucft  3nt  3a^r  |  1665). 
Stimmt  mit  L  überein  (auch  in  der  Anordnung),  doch  sind 
die  Sprachformen  etwas  mehr  der  md.  Schriftsprache  angepafst 
(k.  Bibliothek  in  Berlin). 

>'  2;ie  Sc^iltbürger  (Titel  ganz  wie  L,  nur  heilst  es 
2lberibt{)euerücf)e,  im  Gedicht:  5iutf)ori§,  zum  Schlufs:  ©ebrucft  | 
Snt  3a^r  1678).  Stimmt  bis  auf  orthographische  Abweichungen 
mit  L  überein  (Universitätsbibliothek  in  Göttingen). 

0  Scr  (Sdjütbürger  (Titel  wie  E,  nur  heifst  es  2lben= 
f^euerlid^e  und  auch  an  der  zweiten  Stelle  ©c^iltbürger;  nach 
gelegen  Bild  eines  Mannes  mit  Puffärmeln  und  Pluderhosen, 
Hals-  und  Handkraufen,  in  der  rechten  Hand  ein  Trinkgeschirr; 
dann  nur  noch:  S^urcg  |i  3)t.  ^iitp))  \  SetI)  ]  (Simel  bcr  g-cflung  |i 
§)pft[onburger  Slmptman)  o.  J.  Sign.  A  bis  K  5,  ohne  Seiten- 
zählung. Titel,  Vorrede  an  den  Leser  (Inhalt  und  Bild  fehlt), 
Text.  Die  Orthographie  ist  noch  die  ältere.  Die  besonderen 
Lesarten  von  F  finden  sich  auch  hier  (doch  ist  manches  nur 
FHI  eigentümlich,  so  65  feljren  f.  freluet,  110  maul^cncoliüt 
f.  meland)oIiict),  130  geftaltlicf)er  f.  geftatUcöer,  168  öerfcfiloffe  f. 
üericöliffe).  Dazu  kommen  eine  grofse  Zahl  von  z.  T.  sinnlosen 
Entstellungen,  so  4  eteiiben  f.  eblen,  23  fintucil  f.  ftninel, 
29  mad&en  f.  tüacijen,  46  fc^naffet  f.  fc^auffet,  48  2;rdume  f.  S^r^me, 
63  ®ann  f.  S^a  nun,  71  nur  f.  mir,  82  gerttennet  f.  gertretten, 
93  äuge  f.  geige,  107  lieben  f.  geben,  112  fi^elenS  f.  gugelnS, 
178  (Stoer  f.  @l)ern,  198  gerric^tcn  f.  gerrietlien;  auch  sind  sehr 
häufig  Worte  ausgelassen  (149  ein  ganzes  Kätsel).    Mit  Über- 


LXXIII 

leguug  geändert  ist  z.B.  120  Stcbti^at  f.  StJigUn,  155  ba§ 
befte  geflorbene  2Ste^  f.  felbftgeftorbcne.  Die  Sprachformen  sind 
md.  (Universitätsbibliothek  in  Halle,  Stadtbibliothek  Hamburg, 
Universitätsbibliothek  in  Tübingen). 

P  25a§  luftige  unb  redjt  iad)erlic^e  ||  £aIen»Sucö  ||  £a§ 
ift:  SSunberfeltfame  |  abcntl)eurlt=  ||  c^c  uncri^orte  ||  nnh 
Btfel^er  unbcfc^riebc=  II  ne  @efd)icöten  unb  2;^Qtcn  ber  Salen 
SU  II  ßalenburg  |  in  2)Ji§nopotamia  |  linier  ||  Utopia  gelegen.  || 
®urcf)  II  m.  ^Utpf)  I  Set|  I  ©imel  |  ber  2Seftung  |1  ?)pfilon« 
bürg  er  i.'lmtman.  ||  (Bild  eines  Bauern  mit  der  Mistgabel 
auf  der  linken  Schulter  und  einem  Hahn  in  der  rechten  Hand, 
der  mit  einem  behelmten  Krieger  spricht,  Überschrift:  Wlkt 
§errcn  bon  £a=  j]  leuburg).  Se^terer  2)rucf,  fo  mit 
Figuren  ber»  ||  mc:^rct  ift.  o.  J.  Sign.  A  bis  J8,  Titel, 
Vorrede,  zusammen  4  Bl.  ohne  Seitenzahl,  dann  133  S.,  am 
Schluls  das  Register  noch  3  S.  ohne  Zählung.  Kustoden. 
Die  Seite  hat  39  Zeilen  (von  129  an  enger  gedruckt). 
Kolumnenüberschrift:  2)cc  (Sc^iltbürger  5lbeni{)eurlic|e  (Sc* 
f($td)ten.  Die  Bilder  (mehrfach  Aviederkehrend)  sind:  die 
Bauern  auf  einer  runden  Steinbank  unter  der  Dorflinde 
sitzend.  Fällung  des  Holzes.  Einfangen  des  Tags.  Der 
Bannwart  auf  der  Hürde  im  Salzacker.  Die  Laienbürger  auf 
Steckenpferden.  Der  Kaiser  sitzend ,  vor  ihm  3  Bauern ,  auf 
dem  Boden  der  zerbrochene  Senfhafen,  ein  Hund  leckt  auf. 
Der  Mann  schlägt  mit  einem  Prügel  auf  die  verschränkten 
Beine.  Der  Laie  mit  dem  Kopf  im  Mühlstein  in  den  Teich 
fallend.  Der  Nufsbaum  (darauf  ein  Laie)  von  5  Laien  mit 
einem  Strick  in  den  Bach  gezogen.  Die  Glocke  auf  dem 
Nachen,  Einschneiden  der  Kerbe.  Der  über  einen  Zaun 
setzende  Laie  in  den  Hintern  gestochen.  Die  Katze  auf  dem 
brennenden  Haus,  ein  Laie  hält  den  Spiefs  hin,  andre  mit 
Zeichen  des  Schreckens.  Die  Orthographie  ist  die  moderne 
(unb,  tf)me,  bau,  getreue,  auch  um,  aber  noch  ff,  d,  ^),  Haupt- 
wörter werden  konsequent  mit  grofsen  Anfangsbuchstaben 
geschrieben.  P  ist  ein  sorgfältiger  Druck,  der  auf  G  zurück- 
geht, doch  sind  dort  vorkommende  Verderbnisse  mehrfach 
verbessert,  so  9  fted'len  f.  ftecfen,  10  gei'didget  f.  gefeget,  29 
bemnac^  f.  bennocfi,  38  folte  gestrichen,  39  nach  bejdilagen  an- 
gefügt: machen  Iteffen,  150  gab  ein  anberer  f.  gab  er;  es  sind 


LXXIV 

Öfters  andre  "Wörter  eingetreten,  so  16  bcrtfietbigct  f.  öers 
t^ebtgd,  43  fc^rauben  f.  fdiürgen,  96  maujcnbe  f.  mautnenbe, 
157  eriprtefeUcf)  f.  crfdiie^lirf),  171  i^telt  ftc^  ben  2)hmb  f.  bers 
^ebt.  Die  Sprachformeu  sind  modernisiert  z.  B.  '^adj,  f^Iaf(§e, 
ru^tg,  felbft,  löotlen,  doch  noch  mit  ebd.  Färbung  z.  B.  bad^en, 
Siecht,  33attcr,  S?at)er;  manchmal  ist  sogar  die  obd.  Form 
■wieder  gegen  BG  eingeführt,  so  46  5}>robftucf,  99  Tludcn, 
126  ftucf  (k.  Bibliothek  in  Berlin,  herz.  Bibliothek  in-Wolfen- 
büttel). 

Q  S)a§  luftige  unb  lAcfierlic^e  1|  2alcn=58uc^  \\  (weiter 
ganz  wie  P,  nur  mit  etwas  anderer  Zeilenabteilung).  Sign.  A 
bis  J8,  139  Seiten  (einschlielslich  Titel  und  Vorrede),  dann 
noch  4  S.  Register.  Diese  Ausgabe  liegt  in  mehreren  Drucken 
vor,  die  aber  nur  sehr  wenig  voneinander  abweichen  (ein 
Druck  in  der  k.  Bibliothek  in  Berlin  hat  5  S.  Register). 
Dieselben  Bilder  wie  in  P.  Der  Text  ist  gegen  P  an  einigen 
Stellen  geändert,  so  steht  43  gefpri^et  f.  gei'pe^^et,  73  gunt 
Sd^aben  f.  äutt  fachen,  117  murrifd)  f.  uniuirfc^,  205  ist  nach 
[agt  ber  23atter  eingeschoben:  ungefcf)tcft,  208  lDa§  man  itjm 
gett  nur  einmal.  Zahlreiche  Stellen  sind  weggelassen,  wobei 
eine  gewisse  klerikale  Tendenz  hervortritt,  so  bleibt  39.  123. 
124.  146.  154  die  Erwähnung  des  Pfaffen  weg,  84  die  des 
Papstes,  27  sogar  die  von  Rom,  auch  die  Anführung  unser 
lieben  Frau  132  und  die  von  Heiligen  82.  181  war  dem  Be- 
arbeiter anstöfsig;  auch  sonst  läfst  er  einiges  weg,  so  61  den 
Spott  auf  die  Juden,  96  auf  Handwerker,  Ausdrücke  wie  (Sau 
121,  5(rfe  120,  Socf)  124  führen  zu  Streichungen,  dagegen  hat 
er  an  den  obszönen  Rätseln  keinen  Anstols  genommen.  Die 
Sprachformen  sind  noch  etwas  moderner  als  in  P,  so  steht 
z.  B.  ücrbraiit,  m^gltcfe,  gefponnen,  erg&get,  gel^fc^t,  5)SeI§,  SÖÄIber, 
der  obd.  Charakter  der  Sprache  macht  sich  noch  bemerklich 
(k.  Bibliothek  in  Berlin ,  Hof bibliothek  in  Darmstadt ,  germ. 
Xuseum  in  ^Nürnberg,  fürstl.  Bibliothek  in  Wernigerode). 

Diese  Übersicht  der  Drucke  bis  gegen  Ende  des  17.  Jahrh. 
(von  jüngeren  Drucken  und  stärkeren  Umarbeitungen  z.  B. 
der  des  Pomponius  Filzhut  ist  abgesehen)  zeigt,  dafs  von 
1598  au  alle  Drucke  direkt  oder  indirekt  auf  B  zurückgehen. 
Nur  bei  G  (und   den   daraus   abgeleiteten  Drucken)  könnte 


LXXV 

man  im  Zweifel  sein,  ob  eine  Abhängigkeit  von  B  besteht; 
dals  wieder  der  alte  Titel  £alen6udö  erscheint,  beweist  zwar 
nichts,  da  aus  dem  Buche  selbst  hervorgeht,  dafs  die  Laien- 
bürger erst  wieder  an  die  Stelle  der  Schiltbürger  getreten 
sind;  aber  G  bietet  auch  an  einigen  Stellen  anstatt  der  Fehler 
in  B  mit  A  das  richtige.  Das  meiste  der  Art  fällt  allerdings 
nicht  ins  Gewicht,  da  es  sich  um  naheliegende  Verbesserungen 
handelt,  die  auch  in  andern  Drucken  vorgenommen  worden 
sind,  so  ist  für  gebratncn  27  mit  L  gebatoen  hergestellt  (C 
gebatnet),  47  für  galten  mit  L  malten,  111  für  getrieben  mit 
CL  gerteben,  94  mit  allen  späteren  Drucken  für  flammen 
9Zarren  gesetzt,  109  für  m\b  ju  ^djilhc  mit  L  bmb  bie  ju 
©c^ilbe  (2a(cnburg),  auch  der  schon  in  A  stehende  Fehler 
etn^ubenden  49  ist  mit  CL  verbessert,  aber  G  kehrt  auch  81 
für  abgefet^ct  B  zu  abgee^et  A  und  121  für  bienet  B  zu  gtcnet 
A  zui'ück.  Wegen  dieser  Übereinstimmungen  könnte  man 
daran  denken  G  auf  einen  zwischen  A  und  B  stehenden  Druck 
der  Schiltbürger  zurückzuführen,  als  welcher  der  zur  Herbst- 
messe 1597  angezeigte  gelten  müfste  (der  aber  doch  bei 
weitem  die  meisten  Fehler  von  B,  die  auch  G  bietet,  schon 
enthalten  müfste).  Da  indes  der  Drucker  von  G  ein  Ober- 
deutscher war,  konnte  er  recht  wohl  a«  Stelle  des  sinnlosen, 
was  er  in  B  fand,  auf  die  Ausdrücke  abegcn  und  gtenen  des 
ursprünglichen  Textes  verfallen.  Eine  Mittelstufe  zwischen 
A  und  B  anzunehmen,  ist  mithin  nicht  genügend  begründet, 
B  wurde  im  Herbst  1597  gedruckt,  aber  mit  der  Jahreszahl 
1598  versehen.  Im  Jahre  1598  erschien  dann  C*,  das  eine 
Geschichte  wegläfst,  vier  hinzufügt  und  den  Text  durch 
weitere  zahlreiche  Druckfehler  entstellt.  Dieser  Druck  (in 
G  selbst  schon  etwas  verändert)  bildet  die  Grundlage  für 
die  Fassungen,  in  denen  zunächst  das  Buch  in  Mittel- 
deutschland gelesen  wurde.  Während  in  D  eine  Ver- 
kürzung vorgenommen  wurde  —  1658  noch  einmal  in  er- 
neuerter Sprache  gedruckt  (K)  —  wurde  meist  die  erweiterte 
Fassung  zu  Gru'ßde  gelegt.  Ein  Druck  mit  dem  Titel  ®er 
(Sc^iltbürger  muls  als  gemeinsame  Grundlage  von  E  und 
FHIO  angesehen  werden,  er  führte  weitere  zahlreiche  Ent- 
stellungen, auch  einige  beabsichtigte  Änderungen  und  An- 
passungen an  die  md.  Sprache  ein;  F  (dem  HI  mit  erneuerter 


LXXVI 


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LXXVII 

Sprache  folgen)  hat  weitere  Fehler  hineingebracht  und  0,  das 
nur  in  der  Grundlage  mit  ihm  übereinstimmt,  geht  in  der 
Entstellung  am  weitesten.  Während  so  das  Buch  schlielslich 
in  Mitteldeutschland  in  einer  kaum  lesbaren  Form  umlief, 
griff  man  in  Oberdeutschland  mit  G  mit  Wiederanknüpfung 
an  Laieburg  auf  den  Text  B  zurück,  der  schon  hier  und  noch 
mehr  in  den  jüngeren  Drucken  PQ  verbessert,  dann  auch 
modernisiert  wurde.  Um  die  Mitte  des  Jahrhunderts  knüpfte 
man  auch  in  Mitteldeutschland  mit  L  wieder  an  den  Text  B 
an,  den  man  aber  weniger  durchgreifend  verbesserte,  als  es 
in  der  obd.  Fassung  geschah ;  L  ist  dann  mit  geringen  Ver- 
änderungen in  den  nächsten  Jahren  wieder  abgedruckt  worden. 

Siehe  den  Stammbaum  der  Drucke  auf  dem  neben- 
stehenden Blatt.    Auf  B  geht  auch  zurück: 

W  ©riaenöcrtreiber,  ||  Xa§>  ift  ||  D^GnüDe  ttiun=  ||  ber= 
barlidie  §i[torieii  |  fet^ame  ||  abent^eurlicf)e  @efd)tc^ten,  || 
S^aubertoetfc^e  9iatjticl)lÄg  ünb  ||  bebenden,  |1  ©o  ido(  öon 
ben  aSißenbörgifc^cn  al§  ||  and)  (Salecuttfd)en  (Sommiffarien 
önb  '^at=  II  lamentS  §errn  ünterfc^teblicf)  öorgenommen,  1| 
befdilofien  |  ünb  in§  SScrtf  ||  gefegt:  ||  Slllen  benen  |  wdäjc 
ettnan  ütfierltcöe  I|  fcißame  (SriÜen  ober  meland;oltjci}e  Sauben 
im  II  5?opff  l)erum6  fliegen  j  gu  einem  fonber*  ||  liefen  9tecebt  | 
btefelbtgen  ju  Der=  ||  treiben  |  nagelnew  an  Xaq  \\  geben  ünb  || 
3n  ätoet)  23iid)er  abgetl)eilet:  i|  2)urcf)  Conradum  Agyrtam,  || 
üon  JBeEemont.  ||  6ampt  üDrgel)enbem  ^^ormutar  |  allertianbt  || 
Dberfc^rifften  |  mie  man  obgebaditen  $arlament§=  ||  §erren  j^ren 
tnöltel  (Xttul)  II  geben  foü.  ||  (Sebrucft  gu  f^rancffurt  am  matjn  \ 
burcö  II  3oad).  Sratbertng  |  3m  ^at)x  \\  M.  D.  C.  HI.  16  Bl.  ohne 
Seitenzählung,  Titel,  Vorrede,  Titular-Formen,  Register,  dann 
280  S.  Kolumnenüberschrift:  2Bi^enburgifd)er  @eid&ict)ten  'Sa§ 
©rfte  23ucö.  2Öi§enbürgtfcöer  (später:  (Jalecutifc^e)  ©efc^tditen 
2)a§  2(nber  S3ucf)  (k.  Hof-  und  Staatsbibliothek  in  München, 
herz.  Bibliothek  in  Wolfenbüttel).  Die  späteren  Ausgaben 
sind,  soweit  ich  es  feststellen  konnte,  bei  Gödeke  2,  561  voll- 
ständig verzeichnet. 


Das  £akbu4). 

MJmiberfeila- 


Ijijrte,  m\h  bt|5i)cr  unbefdiriebene 

05cfd)td)tcn  unb  ^\^a\m  kr  £tt- 

Icn  }n  Calcburg. 

Je^unb  aijo  frifd)^  Jlcinutgltdien  ^u 

^l)rltd)er  3cttocrkür^un9,  au^  ünbekanten 

Aut^orcn  jufammfii  getragen,  mh  auB  Kol)t- 

ujclf(t)cr  tu  Bfutfi^r  S'profti  gefegt, 

iDuni): 
^abcbefgl)iklninopqr|"ttttü^t)5 

^ic  aSut^ftaficn  fo  ju  »tl  finbt, 

Wtmb  au§,  wirff  hinweg  fte  geft^öJtubt, 

SSnb  waä!  bir  bUibt,  fefe  ret^t  sufornmen: 
®o  ^aftu  be§  Stut^orö  9Zomcm 

Die  wmt  Leitungen  nuß  kr  ganzen  Hüelt, 

ftnkllu  3U  €nk  km  fiolcbud) 

angcl)engt, 

ffiebrutkt  ^u  ßaleburg,  Jlnno  1597, 

9)lit  *^rtutlcgien  be^  5tut^ort^  olC^cit  ju  t)cr= 

Jeffern  tinb  ju  »erme^ren,  ofier  ntd^t 

nat^jubnitfen. 


[2lij]     @t)ngang  in   biefe  ^iftort,    barinnen 
öerntelbet,   au^   lüal   85rfad)en   önb 
2tnla^    fold^e  befc^riebcn    worben. 

3m  ^a^x  üon  ber  2luffnd)tung  ünb  Söeftellung  be§ 
(SJro^mdd&tigen  önb  töcitidufftigen  ^6ntgreid^§  SStopien, 
753.*)  21I§  ber  groffe  9teic^§tag  gu  Sßtf)en  in  ber 
§aupt^  Statt  angangen,  ünb  beroraegen  au§  allen  ümB'» 
gelegenen  ßanbt  ünnb  ^errfd^offten,  fo  IüdI  al§  auB  bem 
ganzen  ^onigreid^,  ein  önjoi)!  3Jicnf(iien,  ©eiftlid)  önb 
SSeltlic^,  fi(^  ba^in  öerfugct  t)attcn,  befter  Hoffnung,  e§ 
n)ürbe  ba  n)a§  mer(flic§§  aufegerid^t  lüerben:  ^'ame  auc^ 
jelb[t  eigner  ^erfon  ba^tn,  Sßbet)^  ber  33topi|d|e  ^e^fer, 
üor^abcn§  bem  9^ei(i)§tag  jelbft  bet)  ju  fto^nen,  onb  mit 
feinem  S8et)tt)efen  ©id^eriieit  püerfd^affen  bnb  gute  Drbnung 
ju  erhalten.  SJiit  jm  aber  fam  aud^  ba^in  ein  groffe 
SJieng,  fo  luol  @bet  al§  Sßnebel,  ^ofie»  önb  nibern  @tanbt§: 
önb  önter  benfclben  n^ar  auct)  ein  9(abcbef  2C.  berlüegen 
mitgere^fet,  fo  mol  ber  iReid^göerfommlung  bet)  3un)o^nen, 
aU  wegen  ©ienften,  bamit  id^  meinem  ^errn  öerpf(ic§tet 
önb  öert)afftet  gemefen. 

[^lij*^]  2öie  fi(^§  aber  gemeinigtii^  begibt,  Wo  fold^e 
groffe  SJicnge  SSoId^  äufammen  fommen  fotl,  ba§  e§  fic^ 
lange  3eit  öerroeitet,  ef)e  alle  @tdnbe  fo  bagu  befd^rieben 
önb  erforbert,  fict)  gerüftet  önb  anfommen,  önb  man  be^- 
I)oIben  etroan  lang  öerjieficn  mu^:  fo  fanget  önterbeffen 
ba§  ^offgefinbe  aClerlet)  ^ur|roei(  önb  Slitterfpiet  an,  ben 
Sßerbru^  be§  langwierigen  marienS  bamit  gu  benemmen. 
5lIfo  fif)et  man   j§rcr  öiel,  bic  fid)  tjier^Wtfi^en  mit  bem 


*)  Über  die  Zeitbestimmung,  das  Königreich  Utopien  und 
den  Reichstag  zu  Uthen  s.  die  Einleitung. 

1* 


Slbelic^en  9fitttcrf|)iel  be§  3;urnier§  belü[tigen:  ^^(nbcre  aber 
ficE)  in  anber  mege.  @o  ftnbct  man,  totld^c  [irf)  auff  ber 
Sagt  ergeben:  5lnbere  legen  fid)  auff  ba§  S3c^feen,  önb 
iüa§  bergletc^en  mdjx  fet)n  mag.  ®iefe  |3flegen  bc^  {5e^ten§, 
ünb  ha^  in  mefjrerteQ  ritterlicEien  3Be{)ren:  ^ene,  be|  ringend 
bnb  fpringen§.  5ßnb  mcli^i  bcr  gröfte  ^aufi  lüar,  bie 
namen  fic^  an  be^  fpilen§  ünb  5ed)en§,  \ampt  allem  ba^ 
baran  f)enget.  9J?it  einem  2Bort  gu  reben,  e§  pftegt  ba 
fot(f)er  maffen  §u  3uget)en,  al§  mon  in  gemeinem  @pri(^= 
mort  faget:  S8iel  Sopff  ötel  (Sinn.  ®ann  je  nacf)  bem 
einer  Suft  önb  Slnmuti)  etnpaju  betonte,  bcmfelben  fe|et  er 
alfo  bolbt  auff^  geftieffenfte  nadj,  uoraufe  meil  aUha  alle§, 
ma§  5U  befe  9J?enfcf)en  (Srge|Ii(i)feit  m6(f)te  bien[2(ii|]Iic^ 
fet)n,  bberflüffigtidien  anjufümmcn  gemefen.  S)a  bann  ge« 
tt)i^Ii(^,  glaubt  mir,  be^  ©pielg  ber  Sbten  Sieb  mit  fc^onen 
graiuen,  nit  öergeffen  Sorben.  2(I[o  ^attc  an<^  mi(^  ein 
ßuft  eijngenommen,  ha'^  id)  bie  luftige  @elegent)eit  bmb 
ben  ®ee,  fo  na^e  bie  Statt  befdjiüemmet,  erfahren  ünb 
befe^en,  önb  etman  mit  bem  gifc^fang  mein  Qdt  öertreiben 
m6(f)te.  ®arumb  bann  ii^  mid^,  mann  ctiuan  ein  ftittftanb 
fic^  begebe,  omb  einen  @d)iffman  bemarb,  meld^er  mic^  in 
einem  S^iac^en  auffm  ®ti)ener  @ee  ^in  unb  t)er  füljren,  ünb 
alle  beffelben  (Gelegenheit  meifcn  folte.  @oI(i)c§  befdial^e 
nun,  önb  empfieng  id)  fonberlid^  gi^offe  Sur^meil  baran: 
SBann  iä)  ettra  bie  SScÜen  fo  öon  SBinben  getrieben  marb, 
fat)e  fid^  önter  einanber  jagen  önb  fc^Iagen:  ober  anä), 
mann  ic^  bie  einfältigen  gifc^Iein  mit  meinem  betrüglic^em 
Singet  ober  §acfen  betriegcn  fonbte.  S?ber  aUe  maffen 
aber  gefielen  mir  mol,  bie  lüftige  önb  fc^one  (Statte, 
?5tecfen,  SDorffer  önb  fonft  anbere  (Si|  önb  Söobnung, 
lüeldje  gu  3f{ing§  ömb  ben  (See,  gteicE)  ben  lieblichen  SBIumen 
in  einem  fcEibnen  ^ran|,  gelegen. 

Stuff  ein  Qät,  aU  id)  önb  mein  (ScEiiffman  naä)  @e» 
monbeit  miber  gu  !ur|meilen  ön^  auff  [Stiij^]  ben  (See 
fetten  begeben,  befalle  icf)  bie  ®elegent)eit  bcr  Sergen,  ber 
SBälben  önb  Stjdlern,  etma§  eigentlicEier:  SSnb  önter  anbern 
marb  icf)  gemar,  in  einem  tuncfeln,  bod)  nitt)t  gar  ön- 
gelegenen  St)oI,  in  mcldie»  mitten  ein  fteiner  ©üt)el  auff- 
gelüorffen,    b^    etli(^ä    alte§  matürnjerd   bafelbften  ftunbe, 


lüetdieö  mir  Slnaeigung  gab,  aU  ob  bor  ^ai^en  jergcnb  ein 
iöurg  ba  geftonben  loerc.  (Sold^es^  nuni  3U  erfunbigen 
önb  äu  erfai)ren,  fragte  i(^  meinen  ^^u^i^nian  tva^  e§  fet)e, 
ober  wa§  e§  gemeft  n?ere:  28iffe  er  waS  baröon,  ba§  folle 
er  mir  nid)t  üertialten.  S)er  ©c^iffman,  lucldjer  bie  gan^e 
©egenb  burcfiau^  mol  bcfannt,  begunbe  gu  jagen:  @§  mere 
ettoa  ein  S3urg  aUha  gemefen,  Saleburg  genannt,  fampt 
einem  ©örfflein  gu  nedift  borbet),  glei(^e§  9?ümen§.  ^ä) 
fraget  miberumb  tüa§  bann  je^unber  allba  für  ein  S5?efen 
fe^c,  mer  ba  mo^ne,  önb  ma§  für  eine  ®elegenl)cit  ha  gu 
finben?  (5r  aber  antmortet,  önb  fprad):  (S§  fet)e  je^unb 
anbcr§  nit  ba  ju  fe{)en,  al§  eine  alte  SJJaroer,  iuel(^e  eine§ 
©ebemeö,  fo  tior  :3aren  ba  gcftanben,  Slngeigung  gebe,  fonfl 
fe^e  bie  ©egenb  ob  Onb  onbemo£)net,  ob  e§  fdjon  äimtid^e 
gclegenl)eit  bafelbft  Ijerumb  ^aht,  mit  §dI^,  mit  SBaffer, 
mit  f^elbern,  önb  mit  ber  2ßet)b  für  ba§  $8ie£)e. 

[Sliiij]  @oI^er  ^Intmort  öermunbert  ic^  mid^  nic^t 
toenig,  fragt  bermegen  nQ(i)moI§,  ma§  hoä)  mot  mochte  bie 
grünbüdje  SBrfoc^  fel)n.  ®06  fonbte  id)  eud^  fo  mot  fagen, 
antmort  ber  8d)iffman,  aU  jergenbt  einer:  aber  auff  ein 
m.ol  !6nbe  e§  nit  gef(^et)en,  müften  mol  etlicl)  S:ag  barju 
t)aben.  ®ann  e§  |aben  fid^  bie  abcnt^emrlid)fte  önb 
munberbarlid^fte  ®efc^i(f)ten  mit  ben  (£t)niüo^ncrn  bafelbflen 
angetragen,  be^gleit^en  id}  tanxn  glaube,  ba§  jemol^  erhört 
morben,  maö  in  ber  2BcIt  fel^ame»  önb  munberbareS  je»» 
moI§  fürgangen,  ift  alle§,  gegen  biefem  ju  rechnen,  gleid^^» 
fam  aU  tobt,  önb  für  nid)t§  gu  fd^d^en:  S8nb  e§  ift  jmmer 
(Sc^ab,  ha'^  nit  etman  ein  geteerter  ficf)  öorlengft  barüber 
gemadit,  ber  ßafeburger  3:^aten  befdirieben,  önnb  an§  Siedet 
gegeben  {)at,  mdnniglid^en  gu  ei)rli^er  ^ur^iüeit  önb  QüU 
üertreibung,  an  ftatt  ber  groben  Booten  im  StoUraagen, 
©artengefettfc^aft,  Cento  Nouella,  Katzipori  önb  anbern 
önreinen  ©cribenten,  mel(^e  tt)oI  au^fc^neibenl  beborfften .*) 

1  nun]  man  A 


*)  Über  ähnliche  Ausfälle  auf  die  Schwankbücher  s.  Bolte, 
Georg  Wickrams  Werke  3,  XVII. 


SBeil  bann  bie  «Sachen,  fprai^  auf  foIc^e§  id^,  fold^er 
maffen  all  bu  fage[t  befdiaffen,  fo  laffet  un§  Qdt  unb 
SBeil  barju  nemmen:  SSnb  roa§  bu  ^eut  ntd^t  erjeiileft, 
bog  fage  mir  [5(iiii^']  ein  anbermal,  ie  nad)  ©etegenfieit. 
S)ag  fol  ic^  gern  tljun,  fprad^  ber  gu^nnan:  boc^  mit 
S3itt,  tüo  id^  e§  nic^t  fo  jierlici^  onnb  artlicf)  fürbringen 
!an,  al§  fic^§  wol  gesimmete,  foldiel  meinem  S^nuerftanb 
ju  äumeffen,  aB  ber  ic^  bi^^er  me£)r  ?^IegeI,  $BicfeI,  |)atDen, 
©c^auffel  ^drft  önb  ^püg  in  |)dnben,  al§  ©c^reibfebern 
^inbern  Df)ren  ge!)abt. 

Solcher  maffen  tvaih  id)  önb  mein  ©c^iffman  ber 
(Sachen  ein§,  alfo  05  ttiir,  fo  offt  jmmer  ®e(egeni)eit  fid^ 
begäbe,  auff  bem  See  ^erumb  fpa^ieren  fuf)ren:  ha  er  mir 
bann  alleäeit  etliche  ber  obgemelten  ^iftorien  önb  ®e- 
fc^ic^ten,  bod^  ot)n  alle  Drbnung,  nur  tük  fie  jEim  gu- 
gefCogen,  erje^Iet:  SBeld^e  id)  in  @t)I  auffge^föadt,  etlicher 
maffen  in  ein  Drbnung  gebracfit,  onb  folgenber  ajJaffen 
bergeid^net  ^ah.  ^d)  ^ah  aber  nad^matg  in  einer  alten 
93ibIiot^eca  oon  biefem  |)anbel  aud)  tttva^  öerjeic^net  ge»- 
funben:  55a  boc^  bie  ©jemplaria  fo  alt,  önb  öon  Stürmen 
alfo  jurftoi^en  geiuefen,  b^  id^  metirert^eils  errat)ten  muffen, 
etlid)e§  gar  nit  lefen  fonnen.  @oIc^e§  ^ah  idb  bir,  günftiger 
Sefer,  nicfit  öer^alten  wollen  noc§  follen. 

9?un  folget  hav  Salebnc^. 


[11  Das  fttlebud). 

[1.  Cap.] 

SSon   bem  SSrfprung',  ^erfontnten   unb   namen  ber 

Solen  öon  öaleburg,  im  Sonigreid^  ^topitn'^ 

gelegen. 

(£§  (jabcn  bie  Stilen  bor  öiel  ^unbert  joliren  bifen 
fpruc^,  welcher  auc^  noc^  ju  bifen  önfern^  jeiten  tt)arf)afft, 
tinb  be^f)alben  gelten  fott,   gehabt,  ba  jte  alfo  gefproc^en: 

©Item  tote  bie  geartet  ftnb, 

Sllfo  ftnb  gmetnltc^  j^re  S^tnb:*) 

@tnb  fte  mit  S:ugenben  begabt, 
5(n  5?inbcrn  j^r  befegleic^en  f)abt. 
[2]  Äein  guter  23aum  gibt  bßfe  g-ruc^t*. 

®er  ajlutter  nac^  fcblegt  gern  bie  3"<ftt- 


1  erften  5örfpntng  W  2  ber  Ocbiltbürger  inn  3}Ji§n05 

:pDtamia  gelegen  B  ber  Söigenbftrger  in  ber  ßanbfd&afft  3JJt§no= 
potamia  W  (darnach:  ^as  erfte  Sbetl)  das  1.  Cap.  von  AB 
fehlt  W  (dafür  die  Einschiebung  s.  Beigabe  3  a),  doch  steht 
7,  i  bis  8, 6  nach  der  Überschrift  des  2.  Cap.  und  darnach 
einiges  (s.  unten)  aus  dem  Schlufs  des  ursprünglichen  1.  Cap. 
3  ünferen  B       4  grücbt  B 


*)  SSie  bie2Jtutter,  fo  aud)  bieSfinber.  Wander  3, 813.  Brant 
Narrenschiff  49  bD§  ejempel  ber  eitern: 

15    ®er  fün  be§  batterS  baltet  ftd), 
Sie  bod)ter  i[t  ber  mütter  gltd)  . . . 

19    ®er  freb§  gticb  mie  fi)n  Mttcx  trt)tt, 

(S§  macbt  fetjn  molff  fei)n  lemblin  nt}tt  . . . 

23    2Bi§,  fi)ttlid)  üdtter  tugentrid) 
2}iacben  oucb  finber  jren  glid). 


©in  guteg  ^alb,  ein  gute  ^ul): 

2)a§  Sung  t^utS  gern  bem  SSattet  gu.*) 

§at  aucö  bcr  Slbler  f)odö  öon  3Jiu:^t 
f5ord)tfamei  Xauben  je  gebrut?^**) 

2!D(§  merdf  mtd^  xtdjt,  mercf  mid^  mit  flel)fe, 
SSa§  man  nidjt  toefc^t  toirbt  feiten  iüetfe. 

@ben  btefel  fan  öon  ben  Säten  bon  ßaleburgs  (tüeld^e§ 
ort  fiinber  ^alecut,***)  in  bem  grofemec^tigen  ^onigreid^ 
SStopten'*  gelegen)  mit  groffem  j^rem^  St^um  önb  Sob  aud^ 
föol  mit  guten  fugen  gefagt  merben.  ®ann  auc^  fie  in 
jl^rer  lieben  SSordttern  fufeftaffeln  getrettcn,  borinnen  t^er»- 
^arret,  önnb  babon  mit  nickten  abgeirii^en:  bi^  fie  bie 
groffe  no^t,  bereu  fein  gefe^e  fürgefc^rieben  morben,  bie= 
meil  fie  fein§  galten  fönte  ß,  be^gleic^en  auc^  bie  erfioltung 
bnb  furberung  be^  lieben  SSatterloube»  önnb  gemeinen 
3^u^eu§,  beme  man  alte  2:reroc  öorau^  ^uteiften  fd^ulbig, 
baöon  abgetrieben,  önb  bat)in  genotiget-,  ha^  fie  einen 
onbern  meg  für  fii^  nemmen  bnb  tretten  muffen,  jumaffen 
i^r  ber  lenge  [3]  nac^  fur|Iii^&  folt  bernemmen.  5ßn§ 
atten  gu  einem  augenfc^ei)nlict)en  ejempel,  barau^  ju  le^rnen, 
iDelc^er  maffen  mir  bnfern  lieben  bnb  frommen  (altern  in 
guten  ©itten  bnb  S^ugenben  nac^fc^tagen,  bnnb  etjpan  au^ 
ber  S^Jot^  ein  Sugenb  ma(^en  follen. 

®ann  fo  mir  bem  gemeinen  ©efc^ret;  bnb  Üteben,  meld)e 
bon  jf)nen  im  ganzen  Sanb  bnler  ben  ßeutcn  bmbgeijen, 
möUen  glauben  geben:  melcf)e§  mir  rool  t|un  muffen,  in 
betrac^tung,  ha^  feine  Sci^re^bentcn ''  me{)r  bor^anben,  bie 
barbon   gefc^rieben   tjctten,   al§    melc^er   ©efc^rifften    bnb 

1  g-urcf)tfamc  W  2  geburt  BW  3  Salcn  öon  ß.]  ed)\lU 
bürgern  B  4  5l6nigrctc^  2}lt8nopotanta  B  5  jl)re  A  jtiren  B 
6  f6nbte  B      7  genötigt  B      8  fiir^licft  B      9  ©cftreibenben  B 


*)  2)er  apffet  feit  nid^t  toeit  bom  bäum,  bnb  ba§  falb  geret^ 
geJBÖntgflid)  nad.)  ber  tue.  Mathesius  Sarepta  9  a. 
**)  Stbler  brüten  feine  "Xauben.  Wauder  1,  31. 
***)  5?alefut  gern  im  16.  Jahrb.  als  eine  gauz  fern  liegende 
Gegend  angeführt;  vgl.  Murner  Narrenbeschw.  2-1, 12.  Alberus 
Fab.  39,  93.  Lindener  S.  179  Lichtenstein.  Fischart  pod.  Trost- 
buch 10, 16.  87, 8  Hauffen. 


©efd^ic^tregifter  inn  ber  ongetietoren  SBrunft,  ta  Soleburg 
fam^ti  aUem  tüa§  barinnen,  barunter  au(^  j^re  (JIronid en  ^ 
gewefen,  berbrunnen,  aU  tjernad^  auff  feinem  ort  foH  oer- 
melbet  werben:  @o  n)ir,  fpri(^e  id^  nad^maln^,  bem  ge-* 
meinen  @ef{f)ret),  melc^e^  nic^t  alljeit  Idr  ünb  nid^tig, 
fonbern  gemeinlic^  tva  ni(^t*  gar,  boc^  gum  tl)eil  tüa^x  i% 
glauben  geben,  roerben  ttjir  befinben,  ha^  jre  erfte  SSor- 
oltcrn  au|  ®rie(^en[4]Ianb  i)erfommen,  bnb  öon  ber  n^e^fen 
ajJe^ftern  einem  erbo^ren  fet)en.  Söeld^eS  bann,  laut  ob* 
gefegten '^  ©pru(^§6,  aufe  j^rer  eblen  art  önnb  ^ot)en  2öet)§- 
!^eit  leic^tlic^  abgunemmen:  al§  bann  ber  namen  25(2(5', 
roeldtier  ©rie^ifd)  ift,  ünb  einen  @(i)rae|er  (mie  bie  ©ried^en 
gemeinlt(^  finb,  boc^  nic^t  atle*)  l^eiffet,  beffen  anä)  etlicher 
maffen  jeugnu^  gibt.  SBcIc^er  auc^  önter  ben  gemelbten 
22ßei)fen  9JJet)[tern  jbr  3ln{)err  geroefen,  ift  j^nen  eben«  jo 
önben)uft,  aU  bem  Siii>en''  @(^moII  önbefant  ift,  öon 
melc^cm  Stammen  ber  ^Inbern  ^frael  er  abgeftiegen. 

3)o(f)  fan  man  mutmaffen,  tjnb  ift  au§  bi§f)er  gefe|ten 
©rünben  gidublidj,  tuie  bie  ÖJriec^cn  me^rmaln  gegen  jre 
guttfjdter  önb  Jßdtter  be§  $ßattcrlanb§  önbanifbar  gemefen, 
onb  nacf)  empfangenen  @uttf)oten  biefetbige  ma  niti"  gar 
l^ingeric^tet  önnb  getobt,  mie  ben  äRittiabemu,  ^i)ocionem 
tinb  anbere,  boc^  in§  @IIenb'2  oermiefen  ünb  au^  bem 
2onb  gejagt,  aU  fie  bem  2t)curgo,  Stfjcfeo,  @o[5]Ioni, 
Slriftibi,  Stl^emiftoeli  önb  anbern  me^rn  geti)an,  meldie  au^ 
jl^rem  Sßatterlanb  flie{)en,  önb  fid^  anberftma  i3  in  frembben 
2onben  auffentiialten,  önb  jr  leben  öerjeijren  önb  be- 
fd^Iieffen  muffen,  bj  berfelbigen  einer,  fo  ot)ne  5mei)fel 
niti4  ber  geringfte  önnb  fc^tec^tefte  gcmefen,  inmaffen  ba§ 

1  @d)iltBerg  mit  B  2  S^ronicen  B  3  nadömal  B 
4  nit  B  5  abgefegten  B  6  fprucfieS  B  7  a}ii§no= 
potami  B  8  oben  B  9  Süben  B  10  too  ntd)t  B 
11  2Kiatiabem  B      12  ©Icnbt  B      13  anberfttoo  B      14  nicftt  B 


*)  Vgl.  Franck  Sprichwörter  2,  45^:  ©ie  2ltt)ener  fetten 
®emoflf)enem  önb  Dil  gelerter  berijiimpter  leut,  ba  leret  teber= 
man  ftol  reben  onb  fcfimegcn,  menig  et)r  lüarb  aber  ba  mit  ber 
iijat  eingelegt;  bie  ßaceb&monier  bargegen  maren  geiDont  gar 
menig  mort,  aber  öil  mit  ber  tt)at  su  betteifenn. 


10 

SBercEei  jeI6erft2  gcuget,  in  bie  gemeltc  SanbSart  an- 
fommen,  fic^  bafetbften  mit  Sßeib  ünnb  ^inbern  niber  ge- 
laffen,  önb  jelbtge  naii  feinem  ablet)bcn  ^inberlaffen  ^aht. 
2ln  benjelbigen  finbern  ift  tuax  lüorben,  n)a§  broben 
gemelbet,  önb  fonft  in  einem  anberen  @prid)tt)ort  öer«- 
melbet  tt)irbt,  tteld^S^  qIjo  lautet: 

Ser  3lt)ffet  feit  ntd)t  toeit  bom  Stammen: 
2)a§  Äinb  bereit  befe  iktterS  9kmmen. 

®ann  fie  f dringen  j^rem  SSatter  naä),  an  2Bet)§^eit  önb 
S5erftanb,  n)oIten  be^t)alben,  aU  ^inber  bk  einmal  gebrennt, 
önnb  mit  frembbem  fd)aben  fing  ünnb  lüi|ig  n^orben,  ber 
©riechen  SSnbondbarfeit,  ümb  beren  iniHen  fie  grembblinge 
tt)orben,  nic^t  erfahren.  Sarumb  [6]  mürben  fie  r^ate§, 
inn  f eibigen  Sanben  guücrbleiben,  gemiffe  ünb  ftete* 
mo^nunge  jumoi^en,  fic^  mit  ber  ^^elbarbeit  ünb  bem 
$8ie{)e  gubegetin,  bamit  fid^  ju  benügen,  bei  einanbern  ju 
bleiben,  bnnb  frembbcr  @efd)efften  fic^  gar  nit,  ober  ja  fo 
toenig  aU  jmmer  mügtic^  anpnem.men  bnb  gubelaben. 

[2.  Cap.] 

SSon   groffer  2öet)^{)eit,   önb   fiol^em  SSerftanb   ber 

Salen'^:  mie  fie  be§f)alben  üon  Surften  ünb 

§errn  üiet  üon  ^paufe^  abforbert'  ünb 

bef(^i(ft  mürben,  ünb  baburc^  ba^- 

fie^men^  in  fc^aben  gerateten. 

9  2)emnac^  nun  ber  erfte  Sale^o  ein  fo  ^oc§  tt)eifer  ünb 
üerftenbiger  Wann  gettiefen,  ift  gut  guerac^ten,  ba^  er  feine 

1  SBercf  B  2  felbeft  B  3  tcelc^eS  B  4  ftelte  B 
5  ©c^iltbürger  B  SSon  groffer  2Betfet)ett  önnb  SScrftanb  ber 
SBt^enbÄrger  W  6  §au6  W  7  abgeforbert  W  8  i)a= 
I)et)m  W  9  an  Stelle  des  ersten  Absatzes  steht  in  W  7,  4 
bis  8,  6  (s.  oben),  darnach  (mit  Anlehnung  an  den  Schlufs  des 
1.  Cap.  und  den  Anfang  des  2.  Cap.  in  AB):  @old)er  ©pruc^ 
ünb  Sietmen  I)at  ftd}  gnugfam  I)ernad)mal§  an  jren  Skc^fommen 
crmiefen  bnb  alfo  glcic^fallö  an  |f)ren  toa^r  »orben,  ma§  fonften 
in  einem  anbern  Sprödjmort  bermelbct  mirb,  meldieS  alfo  lautet: 
Ser  3lpffel  fÄüt  ntd)t  met}t  bom  «Stammen, 
S)a§  tinb  be^dlt  befe  5ßatter§  9Jamen. 


11 

Jllnber  nid^t  i)abt  laffen  tute  ba§  önuernünfftige  SSie^e, 
tt)el(^§i  feinen  |)crrn  ober  9D^et)fter  f)at,  f)erumb  lauffen, 
ober  ber  Tluütx  (roie  j^ren  oiel  guttun  pflegen)  bie  forge 
befohlen:  fon[7]ber  o^ne  gmetifel  i[t  er  ein  ftrdff lieber 
SSatter  gelüefen,  ber  j§nen  nic^t^  arge§  nac^geloffen,  bie 
Jorge  ober  fie,  bien^eil  er  geinuft,  rocld^er  moffen  bie 
SJJüttern  \i)xt  Siinber,  jo  j^nen  bie  Jorge  6efof)Ien  bnnb 
übergeben,  öerlua^rlofen  önnb  mutterwittig  machen,  felberft^ 
getragen  önb  fte  ju  allem  guten  angeiüiefen,  gelefiret  ünb 
gefü^ret. 

^a^er  fie,  al§  bie  öon  jf)rem  getreroen  SSatter  önnb 
2e^rme^fter3  onterroiefen  *  morben,  onb  fleiffig  geleiirnet 
fetten:  roie  bann  hk  reifte  i8ntertDet)fung ^  trnb  Se^re'^,  ju 
toelc^er  bie  9?atur  ben  @runb  önb  ha§  gunbament  in  bie 
§dnbe'  gibt  önb  felberft  legt,  fe^r  öiet  t^ut,  önnb  ha§ 
einmal  angefangn?''  SBercE,  meiere»  fonft  önootnfommen -' 
bliebe,  ob  eä  fc^on  angefangen,  ^ur  öoInfomment)eit  i» 
führet,  önnb  f^meii  einen  ?Jamen  gibt,  mann  ba§  2eJ)ren 
ünnb  ha^  Set)rnen  (meiere  öberein^^^  be^famen^^  fein  fotlen 
önnb  muffen,  fo  tüa§  gute§  barau^  foll  merben),  in  bem 
gunbament,  melc^eS  bie  9Zatur  anfengtic^  gelegt  ^^  ein«- 
anbern  [8]  ergreiffen,  önb  ft(i)  ein§  mit  bem  anbern  öer* 
gleichen  önb  öereinbaren:  ba^er  fie,  fage  ic^,  auc^  mit 
aÖen  ©aaben  önb  2;ugenben,  öornemlic^  mit  S[öet)§f)eit, 
auf  ba§  eufferfte  önb  t)öc^fte  alfo  begäbet  ^^  önb  gelieret, 
ja  öberfc^uttet  mürben,  ba^  j^juen  bamaln  inn  ber  SBelt, 
miemot  fie  fo  groß  önb  meit,  bafe  berfelben  nod)  fein  enbe 
gefunben,  ob  fc^on  önenblic^er  foften  önb  5(rbeit  burc^  bie 

S)enn  fie  fd&lugen  j^ren  SlltüÄttern  nad),  an  2öetfe^ett  önb  2.^er= 
ftanbt,  üon  toelcöen  fte  üon  Sugenbt  auff  angetjalten,  ünb  ntcöt 
ffiie  ba§  ünöernünfftige  SSiet)  lauffcn  laffen,  uiel  ttjentger  üon 
jt)nen  ftnbt  üerjÄrtelt  ober  it)nen  einiger  2JJuI)tü)il  geftattet 
toorben.        10  @cf)tltbörger  B 

1  teelc^eS  B  2  felbeft  B  3  tion  jfircn  getreutoen  23Sttern 
önb  2el)rmetftern  W  4  ünbertotefen  B  5  23;nberroeiiung  B 
6  2et)r  W  7  öAnbt  W  8  angefangene  BW  9  Dnöoa= 
fommen  BW  lÖ  5ßoüfommenbeit  BW  11  jtim  W  12  öber= 
ein  W  13  betifammen  BW  14  geleget  BW  15  bt= 
gabt  BW 


12 

üner)ettli(^e  ^ifponicr  önb  anbre  i  barauff  getnenbet  tüorben, 
niemanbt  borgufelen  (tüa§?  Dor5u[e|en?  guüergleic^en,  fage 
öil  meör)  geroefen.  ^ann  bie  tuepfc  Seute  lüaren  ju  ber«» 
fclbigen  geit  gar  bünne  gejdet,  önb  tvat  bmb  berfelbigen 
einen,  mann  fie-  etroann  einer  ^erfür  tf)ete  önb  fefien  lieffe^, 
c,ax  ein  fel^anies^  bing.  (Sie  «jorcn  ni(^t  jo  gentein,  lüie 
fie  je^unber  finb  önter  ön§,  ba  jeber,  önb  gemeinlid)  bie 
grofte  J^oren  önnb  Starren,  mil  n^etife  fein,  önb  für  !Iug 
gegolten  tuerben. 

^er  rf)um  önnb  ba§  lob  öon  folc^em  j^rcm  ^o^en 
SSerftonb  önb  üortrefflic^er  $ß3c^B^eit,  crfdiaÖe  balb  inn 
allen  [9]  ömbligenben  Statten,  ja  burd)  alle  Sanbe^  breittet 
fid^  berfelbigen  fc^et)n  önb  glan|  au^,  önb  lüorb  Surften 
önb  §errn  befant.  5ß?ie  bann  ein  fo  ^errlic^e^  Siecht  fid^ 
nid^t  Iei(^tlicö  öcrbergen  Ic^t,  fonbern  allzeit  ^erfür  leud^tet 
önb  feine  ftraln  öon  fid)  luirfft.  S)al)er  bann  gef($ei)en, 
ba'^  offtnialn^  au^  ferrngelegnen  orten  öon  ^ctifern,  Königen, 
Surften,  ^errn  önb  Stetten',  ftattli(^e^  SBotfi^afften  ju 
jf)nen  obgcfertigct  n^urben,  bct)  j£)rcr  S5?et)§^eit  in  jlceiffeligen 
önb  fpdnnigen  fadien  fid)  5Ra|t§  guer^olen.  2)a  bann  all«< 
geit  guter  9ta^t  bct)  jtjnen  überflüffig  §ufinben  gertiefen: 
al§  bie  ha  öoEer  SBe^^fteit  ftcdten^.  9}?an  befanbe  aud^ 
nitnmer,  baß  j^re  treme  9^i)atf(ildge,  fo  fie  gegeben,  ttjeren 
o^ne  fonberbarcn  nu|  önb  frud)t  abciangen,  önb  ba§  nii^t 
aÖ^eit  ba§  barauff  erfolget  luere,  löa§  man  gcfuc^t,  fo  man 
benfetbigen  gefolgct  önb  nadigefe^t^'J:  ttjelc^eS  bann  ge= 
fc^e^en  foH  önnb  mufe,  fo  man  begeret  etma§  guteS'i  au^= 
Surid)ten.  Solc^eg  brad)t  jt)nen  erft  ein  rechtes  [10]  ;9ob 
be^  jebermcniglid^em,  önb  fc^öpffet  jbnen  einen'-  groffen 
DZamen  burd)  bie  gan|e  SBelt. 

S)a^er  fie  bann  aud)  ju  me^rmoln  ^od^Iic^  begäbet 
önb  öeref)ret  mürben,  mit  ®otb,  Silber,  ©belgefte^n,  önnb 
anbern  !6ftlid)cn  fairen  önb  Sllel^noten,  mie  fie  mol  md^rt 
maren:    bann   bie   SBei^^eit  marbe'^    bamaln   meit   l^o^cr 

1  anbere  BW        2  ficf)  W        3  IteB  W  4  fel^amg  W 

5  nUen  Sanb  B    atle  «anbt  W       6  offtmalS  W  7  ©labten  B 

8  ftotlidie  B  9  ftccfen  BW  10  na^gefefeet  W  11  anm 
BW        12  ein  BW        13  marb  W 


13 

gefc^e^eti  aU  je^unber,  ha  bie  9Jarrn-  ^erfür  gebogen, 
bnnb  oben  on,  etraan  auc^  allein  an  ber  |)errn  Jafeln 
gefe|t,  bie  2Bet)fen  aber  ring  gefc^e|t,  toa'^  nii^t  gar  öer^ 
a^tet  önb  öer[toffen  werben.  2BeIc^e§-i  fie  boii)  aUeö,  al§ 
roeife  onb  öerftenbige  Seute  gering  fc^e^en:  hielten?  barfür 
(raie  aud)  geiui^  ünb  loa^r)  ha'^  bie  SBe^ßfieit  mit  feinem 
@ut  nod)  ®cibe-^  ^uhr^ahkn,  al§  melcfte  ba»  anbre" 
alle§'  ömb  fo  oiel  übertreffe,  al§  bie  ^elle  liedite  ©onne 
mit  j^rer  ^larfieit  bie  anbern  Sternen,  welchen  fie  j;t)ren 
f(^e^n  gibt,  übertreffen  tf)ut.     jDann, 

2)er  l)6d)ft  nacf)  (Sott  bcr  Bel}fe  ift, 
Sern  nimmer  an  feim  @ut  gebrift: 
[11]    3[i  reid),  frei),  fd^^n,  ünb  totrbt  gecljrt. 

2;ru^*  einem  i^btüQ  ber§  i§m  toetirt.*) 

@nbli(^  fam  el  barju,  bafe  t?rurflen  önb  ^errn^,  fo  jfirer 
in  feini"  lüeg  entri)aten  fonnen,  nicf)t  me^r  njotten  i^re 
iBottfd^afften  ju  jtinen,  fie  umb  9t§at  ansufuc^en,  fenben: 
fonber'i  e§  begeret  jeber  ber  Solen '^  einen  felberft^^  Ijcrfon" 
Uc^  bet)  fid^  am  |)ofei4  ^nb  an  feiner  Stafcfn  jutjaben, 
bamit  er  fid^  beffelbigen  ^u  fürfaüenben  ©efc^dfften  tdglic^ 
braucfien,  önnb  auß  feinen  Stieben,  aU  au^  einem  ön- 
erfc^öpffüc^en  33runnen  be§  beften  SBaffer»,  bie  23et)§^eit 
leimen  onb  fc^opffen  fönte  i\  2Bie  bann  einem  dürften 
nichts  ^ierlid^erS  anfielet  i*^^  al§  er  aucf)  fein  groffer  önnb 
t^emrer''  ^le^not  §aben  fan,  aU  bie  einige  2Bet)§£)eit: 
bmb  met($e,  aU  b^  f)oc|fte  ®ut,  fo  ber  SEJienfc^  in  biefem 
Seben  erlongen  fan,  ber  ^onig  Salomon  fo  jnniglicfieni'^ 
@ott  gebetten:  bie  bocf)  nit^t  beffer  jugeminnen,  ünb  fo  Dil 
t)n§  2)Zenf(^en  müglic^  burc^  mittel  ^uerlangen,  als  fo 
man,  in  betrac^tung  ba^ 

1  geiefeet  BW       2  Starren  W       3  mo  BW  4  28dd)§  B 

5  @elt  W'      6  anbere  W        7  aU  B    a(§  W  8  2rD§  W 

9  Ferren  BW        10  feim  W        11  fonbern  W  12  3cf)i[t= 

börger  B      SBigenbÄrger  W         13  fclbft  W  14  §off  W 

15  f6nbte  BW  16  anfielet  W  17  t^etoerer  W  18  innig= 
lieft  in  W 


•=)  Horaz  Ep.  I,  1, 106 


14 

[12]    dlaäj  bem  fic^  einer  gfeften^  ü)Ut, 
ßr  gtüiBlid)  tcirbt  236^  ober  @ut,*) 

fold^e  SeHte^,  be^  toelc^en  fold^e  |o^c  ®aht  leuchtet  onb 
l'c^e^net,  omb  fic^  t)at,  btefelbige  t|6ret  ünb  j^rer  tce^fen 
Sieben  tDafirnimmets,  felbige^  bereit,  önb  gu  nu^  bringet  ^ 
SSer  ^ed)  anrt)üret,  ber  tt)irb  bar  Don  befubelt:  föarumb 
folte  bann  ber,  jo  fic^  §u  ©utcn  bnb  SSeijfen  gefettet, 
nickte  aud)  @ut  Dnnb  Sßeljje'  werben?  SIber  toa^  tuere 
e§,  ba§  i(^  öiel  foüe  barüon  jagen? 

SSmb  erftgemelter  örfac^en  roitten,  tüurben  tdgüc^  auB 
ber  Salen*  gal  je^t  einer,  balb  miber  einer,  je^t  biefer, 
balb  jener  befoiirft,  bnb  öon  ^au§  obgeforbert,  in  tüeit^- 
gelegne  Sanbe^  ha  man  j^rer  gufunfft  notig  bnb  raartenb. 
SSnb  bemnadE)  jtircr  nid)t  fo  Dkl  gcmefen,  boB  einer  ben 
anbern  ^ette  fönnen  an  fein  ftat^o  jtetten:  n)ie  etiuan  ge= 
f(i)ie£)et,  inaii  man  beren,  bie  ben  Sllten  auff  bie  (Seel 
warten,  onb  fie  mit  bem  Te  Deum  Laudimiis'^  gum 
©rab's  geleiten,  folc^en  bberfluffe  ••*  bat,  ha^  man  nic^t 
weift  i=,  waiß  man  [13]  einem  frummen  §afen  einen  frummen 
©edel  finben  bnb  au^erlefen  fotte:*)  fam  e§  in  fur|er 
seit  bobin,  ba§  fcbier  feiner  met)r  anfiepmfc^  i"  bliebe, 
fonberi*  atte  bon  ^aufe  obwefenb  mürben.  SJiuften  alfo 
bie  2öet)ber  an  ber  3}?dnnerniö  ftat^o  ftefjen,  bnb  für  fie 
atte§   bermefen^i  bnnb  berfelien,  ben  r^dhham,  ha§  SSiet)e, 


1  flefeüen  W  2  2eiit  W  3  Warnimpt  W  4  bie= 
felbtge  W  5  bringt  W  6  nit  B  7  toeife  W  8  (S^ilU 
Bürger  B      SBi^enbiirger  W  9   ©eitgelegene  ßanbt  BW 

10  fein  ftatt  B  feine  i"tatt  W  11  mo  BW  12  laubamuS 
W  13  @rabe  BW  14  bberftufe  W  15  nit  tteife  B 
nicbt  tneiB  W  16  too  BW  17  anbci^mifcb  W  18  fonbern  W 
19  ÜJidnner  W       20  ftatt  BW       21  üertoalten  W 


*)  Vgl.  Eiselein  230  ein  b6fer  (Sefelle  fü^rt  ben  anbern  gur 
^büc;  Henisch  1557, 26  5U  wellicbem  einer  ficf)  gefeilt,  ein  folcben 
WHarxn  tf)n  felbft  aucb  ^tlt. 

**)  Vgl.  Henisch  668,  i  fein  fo  jcblimmer  pitt  (Hafen),  man 
finbet  einen  bediel  barauff.  Hier  heilst  die  Eedeusart:  wie  man 
für  jeden  einen  für  ihn  geeigneten  Platz  finden  soll. 


15 

önb  onberg  ba§  fonft^  einem  SOZann  guftefiet^.  SBeld/S^ 
fie  boif)  nic^t  fo  gar  bngern  get^an:  hkmil  fie,  bie  one 
biB  ben  ÜJictttnern  attjeit  begeren  nad^  bem  Sart  gugreiffen,*) 
lierburc^  ben  getualt  in  bie  ^dnbe  befommen,  önb  9J?e^[ter 
@iemann**)  ba^e^men  »orben. 

SSie  e§  ober  noc^  i)tnt  bi^  tag§  pflegt  jugefdie^en, 
ha'B  SBel^ber  Slrbeit  bnb  (3mmn,  gegen  bem  fo  bie  Ttanntv 
arbeitten  önnb  gewinnen,  fe^r  gering  ift,  önb  ob  fie  fic^ 
fc^on  auff§  ^efftigfte  önb  müglidifte  bemühen  onnb  gablen, 
bennoc^  wenig  bamit  au^ric^ten,  alfo  gieng  e§  gu  Sale^» 
burg^  bife  orts  aiic^.  2BeIc^e§^  gutierfteiin,  wann  bie 
SBepber  ber  SCRdnnern^  5Irbeit  öerrii^ten  fotten.  @onft 
finb  [14]  bie  5Irbeite  ber  SSet)bern  önb  äJiannern'  alfo 
önterfd^eiben,  ba§  alle  HJJdnner  nit^  fönten  ^  ein  ein^ige^ 
Sinblinio,  Wie  flein  e§  au(^  were,  geberen:  fie  Weiten  e^ 
bann  ausbrüten  ii,  Wie  jener  bie  ^dfe*^,  ani  Wellen  er 
meinet  ^dlber  au^äu^ecEen:***)  toit  man  bargegen  öiel 
2Ber)ber  tiaben  müfte,  fo  man  burcEi  fie  bie  fefte  Statin 
SSien  in  Defterreic^ '*  (welche  ®ott  ber  ß^riften^eit  gu 
fc^u|  lange  geit  fd)irmen  önb  erfialten  wode)  ober  bie 
namtiaffte  Statt  (Strasburg,  mit  gwalt^^  gewinnen  fotte. 
2)ann  au^  mangel  beg  bawen^,  fingen  an  bie  ©ütcr  be§ 
gelbes  i*^  abgunemmen,  önb  aufe  bem  58awe  gufommen, 
fintemal  be§  §erren  gu^tritt,  welcf)e  aßein  ben  Slder  red)t 

IfonftenW  2  ^ufte^t  W  3  2öelcöe§  BW  4  ©cötlt* 
BurgB  SSi^enburg  W  5  2öelcfi§  BW  6  ben  2)UnnernBW 
7  aßetber  ünb  mhmm  W  8  nic^t  BW  9  fonöten  W 
10  ^tnblein  BW  11  aufebrüten  BW  12  tÄfe  W  13  Stabt 
B  Statt  W     14  Dfterretcö  BW     15  ©ewalt  W     16  ^-elbS  BW 


*)  Frey  Gartenges.  S.  29, 28:  ®§  gefiel  ber  r^atfc^lag 
ber  frawen  (bie  ba  one  ba§  begtriger  finb  nad^  bem  ganm  gu 
grdffen  önb  bie  brüd)  anjüttjim). 

**)  ©iemann  für  die  Frau,  die  Herr  im  Haus  ist,  vgl. 
Kurz  zu  Waldis  Esopus  IV,  70,  55.    DW.  10, 1,  960. 

***)  Anspielung-  auf  eine  mehrfach  von  Hans  Sachs  be- 
handelte Geschichte,  wie  ein  törichter  Bauer,  dem  ein  Kalb 
in  den  Brunnen  gefallen  ist,  aus  einem  Käse  Kälber  brüten 
will,  bei  Kirchhof  Wendunmuth  1,  414  von  Claus  Narren. 
Vgl.  Bolte  zu  Frey  S.  214. 


16 

tüngen,  borauff  nic^ti  gefpürt^  tüurbcn^:  ta§  SStefie, 
tüelc^c§  fonft  burd^  be§  Ferren  5Iug  rec^t  fett  tüirbt,*) 
toaxi  mager,  öertüilbet  önb  t)nnu^*:  alle  SSerrfgcug  ünb 
gefc^irre^^  lüurbeß  jurf^Iiffen,  nitfitä  öerbeffert  ünnb  tütber 
gemad^et^:  ünb  ipeld^S^  jj^g  argftc,  ba§  ®efinbe,  ^inber, 
^ned^t  önb  äJidgbe  lüurben  öngetiorfani,  önnb  iDoIten  [15] 
ni(f)t  gute§  ntetir  tf)un.  ®ann  fte  berebetcn^  fi(^  jelbcrft, 
tüeil  j{)re  §crrn  bnb  9!J?et)[ter  nid^t  ani)et)nifd^ '  <^  weren, 
önnb  man  ober  berfetbcn  nirf)t  entr^aten  fonte^',  fo  ftunbei^ 
€§  ja  i^nen  gu,  ba^  fie  in  beffen  9J?et)[ter  roeren.  9BeI(^e§ 
alle§  fein  tonnbcr  gemcfen.  ®ann,  mt  fd^on  gum  t^eil 
öermelbet, 

'^tS'  §crren'^  Sritt  ben  2l(fer  tüngt, 
^eS  §erreni^  9lug  ba§  2}ic!^e  üerjüngt. 
2)er  §erren"  gegenlüertigfeit 
§elt  in  geliorfam  ilned^t  trnb  S!JJei)b". 
2Ba^^  ber  §err  ntd)t  fclbfl  fommet  :^tn, 
2)a  tft  gctt)ife(td)  fcf)led)t  ber  ©trinn^^ 

S)a^  olfo,  in  fumma  ^ureben,  weil  bie  frommen 
Saleni'  jebermann  begerten  ^nbienen,  önb  alle§  rid^tig  ^U" 
machen,  tt)o§  önriditig  war,  ni(^t  aufe  ®et)|  önb  ömb  be§ 
lieben  @elb§  mitten,  fonbern  wegen  ber  gemeinen  woIfat)rt 
önb  wolftanbeg,  fie  baburc^  in  öerterblid^en^s  fd)aben  ge- 
r£)ieten:  önb  j^nen  eben  gieng,  aU  benen,  tücli^t  bie 
balgenben  begeren^s  gufc^eiben,  önb  triebe  jumod^en.   S)ann: 

2ßer  Salgcr  gern  bcrtl)ebtgct2o, 
Slm  erften  toirb  befcöebiget. 


i  ntt  B  2  geft)i'iret  W  3  toürben  B  (tnitrben  6) 
4  ünnug  BW  5  ©efdjivr  W  6  iDÜrbe  W  7  gemacfit 
BW  8  toelcöe§  W  9  hcxcbtm  W  10  an^eumifcö  BW 
11  fönte  W  12  flünb  B  (ftiinb  G)  ftmtbt  W  13  iperrn  W 
14  mm^  W  15  2Bo  BW  16  fc^Iecöter  (SftJinn  BW 
17  ©rf)illbürger  B  SBi^enbftrgcr  W  18  oerberblidjen  BW 
19  begehrten  AV        20  tiert^ei}biget  W 


*)  Franck  Sprichwörter  1,18»:  ®e§  berrn  fu^  bftngt  ben 
adex  n)0l.    2)e§  tiern  äuge  mac^t  baS  öi^e  feijfet. 


17 

[16]    ©etreto  Sienft,  geben  b6ien  2o^n, 

S^nbatid,  fonft  ntcfjtS,  bringt  man  barbon.*) 

[3.  Cap.] 

SSie   bie  SBeiber   §u   Saleburgi   ra{)t   faffen,   j^re 

ajJdnner  tüiberuntb  ^et)mb  juforbern,  bnb  be^^ 

falben  ein  ©direiben  an  fie  abgefin^  Ueffen. 

@in  lüimber  bing  ift  e§,  bo^  toeber  bie  9)Zdnner  ofinc 
bie  SBe^ber,  no(^  ^ergegen  bie  SBe^ber  o§ne  bie  SOJdnner, 
fonnen  £iauB§aIten:  tüegen  be§  übergroffen  öngemoc^g  önnb 
fd)aben§,  fo  au§  folc^er  abfunbcrung  entfielet.  Sann  tva^ 
fein  9Jiann  i[t,  ba  ift  au(^  fein  SRe^fterfc^afft:  tva'^  fein 
gjie^fterjc^afft  ift,  ba  ift  fein  gord^t*:  m^  fein  Sorc^t* 
ift,  ba  t^ut  jeber  toa^  er  tüil:  tra^  jebeS  tf)ut  tua^  e§ 
iüil,  ba  folget'''  feiten  ein§  beö  anbern  rf)at:  ttja^  fein§ 
bent  anbern  folget,  ha  wirb  feiten  etiü5  rec§t§  baraufe. 
®§  mu^  ja  aHäeit  ein§  bem  anbern  bie  |)anb  ba^er  reidien^, 
tjnnb  bie  Strbeit,  bamit  fie  gefürbert  werbe,  abnentmen: 
tüie  in  ber  wolbeftelten  Statt  [17]  S^ürmberg''  bie  §anb* 
tüercfer  gegen  einanbern»  jut^un  pflegen.  S)argegen  tna-' 
fein  Söe^b  ift,  ha  I)at  ber  SKann  fein  f leine  §au^l)altung:**) 
t)nb  tüa^  ber  9JJann  fein  f leine  §au§§altunge''  ^at,  ha 
ift  er  in  ber  groffen  ^au^Ijaltung  fc^on  gefdilagen.  S)ann 
h)ann  ber  ^agel,  al§  man  fpric^t,  in  bie  ^ui^en^o  fc^Iegt, 
fo  f)at  er  a(lentl)alben  getroffen.  *'^*)     S)a^  iä)  ber  Sinber* 


1  8cötltburg  B  Sßi^enburg  W  2  abgeben  W  3  too 
BW  4  f^urcöt  W  5  folgt  B  6  barreidien  W  7  01örn= 
berg  W      8  einanber  W      9  ^aufetjartung  BW      10  ^iid)en  W 


*)  Ungebetner  ®ien[t  l)at  feinen  'Sanf.  Simrock  1617. 
<Setrett)en  fleifftgen  ©ienft  pfleget  man  mit  tinbandf  su  üerlo^^nen. 
Henisch  706,  33. 

**)  Vgl.  unten  20  und  24;  Keine  :^au§arbeit  in  gleichem 
Sinn  häutig  bei  Schumann  Nachtbüchlein  (s.  Register  426), 
«owie  in  Hoffmanns  Gesellschaftsliedern  153  und  in  den  Sätzen 
von  der  Leffeley,  Scheible's  Schaltjahr  3,  639  und  645;  f[etne§ 
l^anbtoerf  bei  Frey  Gartenges.  (s.  ißegister  297). 

***)  ®er  §agel  Ijnt  jbm  in  bie  ^öcfen  gefcfjlagen.    Mathesius 
Syrach  1, 121  a.    Unser  Sprichwort  bei  Simrock  6003. 

Das  Laiebuch.  9 


18 

gud^t,  ünnb  onbrcr'  fachen,  bi^'^  ort!  nit  gebende.    9Kog 
iä)  alfo  fagcn: 

SSa^  ein  SDIann  ift,  aber  fein  SBctjb, 
5)afclbft  ift  ein  i^anpt^  otjnt  2ci}b. 

SSnb  iDtT'*  ein  2Bei)b  ift  o^ne  fflJann, 
®a  ift  ber  ßei)b,  fein  §aupt«  baran*) 

2)Qi)er,  nieil  fein§  oljne  ba§  anber  gan^,  bnb  be^tjolben 
ein§  o£)n  ta^  anber  nid^t  be[lc£)n'  tau,  gef(i)iel}et  e§,  bo^ 
je  ein§8  be§  anbern  begerct,  baffelbige  fu(^et,  t»nb  gu  [id^ 
nintmet^:  önangefelien  ha'^  fie  oft  mit  einanbernio  öncini 
merben,  bnb  bcr  Tlann  etiuan  ba§  SSe^b  qu§  bem  ^ou^ 
jagt,  bargegen  öilmolnii  \)a§>  Söe^b  ben  aJiann  in  SlMeg 
treibet. 

®a^  folc^em  alfo  fe^ei^  önb  nicf)t  Qn[18]berft>3  ift  au§ 
bem  fo  ^ernac^  folgt  ^^  gnugfam^^  abpnemmen.  Sann  in 
betrad^tung  beä  lmr^at§  önb  bngcniadf)ö,  fo  on§  ber  ßalcn  ^^ 
obraefen  tdglid)  onb  oielfaltiglii^i'  erfolget,  fame  bie  gan|e 
n)et)biid)e  ©emeinbe^*,  njeldje  in  beffn^^  ha§  ^Regiment 
führen,  önb  beffelben  ©mptcr  üerniialten  nmffen  (lüie  meint  20 
jr  b5  eö  gangen  fet)e?2i)  gufamen,  ben  gemeinen  9?u^  önb 
beffeIbigcn-2  S^olftanb  önb  molfalirt  5ubel)er|igen  önnb  §u* 
bebencEen,  bnb  bem  obligcnben  öerterblic^en^s  (Schaben  ju«» 
begegnen,  äuflemren  bnb  ^nmeJjrcn:  bamit  olfo  jrer  ©ütcrn 
bnb  ©eiücrben  abgang,  ja  j^r  oller  enblid^eS  berterben  24 
önb  bntergang2">,  borfommen  bnb  berijutct  tunrbe26.  9^ad^ 
langem    bebenden    önb   bielem   gefd^natter   bnnb   gefc^me^, 


1  anberer  W  2  biefe§  W  3  2Sd  BW  4  ^dupt  W 
5  \oo  BW  6  §Äupt  W  7  beftelicn  W  8  eine§  W 
9  nimpt  W  10  einanber  W  11  uielmalen  W  12  fet) 
BW  ■  13  nit  anber§  B  ntc^t  anber§  W  14  folget  BW 
15  gcnugfam  B  16  ©d)iltburger  B  SBi^^cnbürgcr  W  17  bieU 
fMtiglid)  BW  18  @emein  BW  19  beffen  BW  20  met)= 
net  W  21  feij  BW  22  beffelben  BW  23  berberblicfeen 
BW       24  berberben  BW       25  bnbergang  B       26  toürbe  BW 


*)  2)er  Tlaxm   ift   ba§  §aupt   bnb  bie  g-rau  fein  ßeib. 
Wander  3,  375.    Unser  Spruch  bei  Weidner  5, 191. 


19 

tüurben   fie  Ui^lidi   ber  fa(^en   ein§,   ha^  [te  tüolten^  j^re 
9JJdnner  luiber  abforbern,  önnb  f)ei)mb  bcruffen. 

Solche  $Rf)at§  ©rfantnu^-  in§  SBercfe  ^uricfiten,  lieffen 
fie  [olgenber  ntaffen  einen  S3rieffe'^  ftellen  ünb  fdireiben, 
onb  fd^idten  burdf)  9ett}iffe  SSotten  benjelb[19]igen  in  alle 
ort  bnb  enbe,  ha  [ie  tüuften  ba^  j^re  SJidnner  waren:  ber 
bann  \^n  allen,  önnb  jeberm  jnjonberiieit  folgcnben  jnn- 
f)alt§  sulefen  furfontmen. 

[4.  Cap.] 

Stbfc^rifft  be«  S8rieffe§4,  fo  bie  SBe^ber  ju  Säte- 
burgs  an  jre  SJidnner  bie  Salen^  gefenbet. 

SBir  bie  gan|e  SBel^blic^e  ©emeinbe'  ju  Saleburgs, 
entbieten  end)  unfern  getreten  f)er|(ieben  (Sljcindnnern 
fomptIic^9  bnb  fonberHd)  önfern  gru^,  önnb  fügen  £)icmit 
5Utt)iffen:  ©cnmac^  (@ott  Sob  önb  S)and)  önfer  gan|e§ 
©efc^ied^t  mit  t)D(^fter  5ß?et)B^cit  önb  öerftonb  folc^er  ntaffen 
begäbet  önnb  öor  anbern  gefegnct,  bafe  auc^  njcitgelegne  i'^ 
i^ürften  önnb  ^errnii  foldje  nicf)t  attein  jufioren,  fonber 
ou(^  bcrfelbigen  fic^  in  sufaUenben  ©efc^dfften  gugebrand^en 
fonberbaren  Inft  ijaben  önb  öoraufe  begeren,  önb  be^n* 
i)albeni"-  cui)  atte  gu  fid)  öon  |)au§  önb  ^ofe^^,  öon 
SBepbern  önnb  ^inbern,  abforbern,  önnb  nun  lange  jeit 
bet)  fid)  [20]  bet)alten:  ba  bann  jnbeforgen,  bafe  fie  euc^ 
nid)t  jrgenbi*  mit  ©oben  önb  SScrtjeiffungen,  mdä^t  bn) 
fotd^en  ^^^erfonen  fel)r  gro^  önb  gut  finb,  folc^er  nmffcn 
öerijefften  önb  öerftriden,  haS^  j^r  gar  nic^t  mei)r  ah" 
!ommen  !6nnet,  fonbern  in  ber  g-rembbe,  mietuol  rair  fonft 
ouc^  {5"i^embblinge  finb,  ferne i^  öon'«  |)aufe  önb  ^ofei', 
ferne  öon  ön§  önb  efören  lieben  Sinberlin,  ferne  öon  allem 
toa§  mä)  lieb  ift  önb  angenem,  etoer  ßeben  anbringen  ünb 

1  iooltm  BW  2  (SrfÄnbtnufe  BW  3  S?rieff  BW 
4  23rieff§  W  5  ©cftiUburg  B  SBigenburg  W  6  bie 
ßalen  fehlt  BW  7  gemeine  W  8  ©d)iltburg  B  2öi^en= 
bürg  W  9  f^mptlid)  BW  10  iDcijtgeleqene  W  11  Ferren 
BW  12  beiienf)alben  W  13  §off  W  14  jergenbt  W 
15  ferrn  W       16  Dom  W       17  §off  BW 


20 

befcfilieffen  muffet:  33nb  ober  ^ter3mtf(^en  önfern  fa(^en  ju 
£)aufe  raeber  geri)aten  noc^  ge^olffen  ift,  finteinal  alk  hing 
in  abgang  ger^aten,  ha§  ?}elbei,  auä  lueld^em  tüh  ünfer 
SJa^rung  ^aben,  aufe  manget  bei  bamenl  öertirbt^,  ba§ 
$ßtef)e  öeriuilbct,  ba§  ©efinbe  önge^orfam  rairbt,  hk  ^inber, 
tpelc^e  rair  arme  SJ^üttern^  gemeinlic^  gar  ju  fe^r,  önnb 
met)r  all  offtmaln^  gut  ift,  lieben,  mutroiHig  tuerben:  ha'^ 
luir  anberl  öngemac^l,  fo  au§  erocrm  abmefen  entftet)t, 
jnmaffen  j()r  nac^  eroerer  2BeiBt)eit  önb  ^ofien  oerflanb 
fetberft^  erad^[21]ten  fonnet,  gefc^iueigen,  önnb  auc^  beffen 
nite  gebenden,  baß  tmfcr  ©efd^Iec^t  ber  Salen',  luelc^el* 
nun  fo  üil  jar  lang  gcirdret,  baburi^  in  abgang  fommet, 
önb  üu§  mangel  ber  fkinen  öauBfialtung  jule^t  gan^  ah 
önnb  önterget)et'':  Sltfo  ^aben  mir,  in  betrac^tung  biefer 
tinb  anbreri*^  örfac^en,  nii^t  fönnen  tmterlaffen  i',  mie  mir 
bann  auc^  gut^iun  ft^ulbig,  eud)  f)iemit  emerl  Seruffl  önb 
2Imptl  äuerjnnern,  önb  miberumb  J)et)mb  gumafinen. 

Söelc^el  bann  jt)r  ömb  fo  öiel  befto  me^r  önb  etjer 
annemmeni-  önnb  tt)un  merbet,  in  betrac^tung  önnb  ju 
l^er^en  füfirung,  mie  fo  gar  önbiHiciier  meife  mir  arme 
SSeiber  öon  eud),  bie  j^r  öns  nac^  emerem  ^ufagcn  önnb 
öerfprec^en  Zntu  önnb  ©laubcn  jufialten  önb  äuleiften 
fc^uibig  önnb  öerbunben,  nunmebr  ein  lange  geit  fo  gan| 
öerlaffen  gemefen,  gleic^fam  all  fetten  mir  miteinanberni^ 
nicfitl  icmalni-i  meber  jufrfiicfen  not^  ^ufc^affen  gehabt '-^ 
bie  mir  bodi  emer  et)gen  g-Ieifcf)  önnb  S(ut  önter  önferm  [22] 
^er^en  getragen  ^oben.  Sft  el  bifliifi,  önb  burc^  bie 
9?atur  felberft'ö  ex)ngepf[an|ct,  't^a'^  aiid)  ünöernünfftige 
tf)iere  j^re  ^uc^te''  önb  @efe5fd)affte '^^  niti^  öbergeben  noc^ 
öerlaffen,  beffen  augenfdieinlicfie  ©Eempet  euc^  tdglii^  fd^am» 
r^ot  machen  folten:  mie  öiel  mebr  gebürt^o  firfil  einer  öer= 
nimfftigen  ©reatur,  einem -i  3Jienfd^en,  fo  mit  SBei^^eit  önb 


1  Ivelb  BTV  2  ücrberbt  BW  3  SJ^i'itter  W  4  offt» 
mall  W  5  felbeft  B  felbfl  W  6  ntc^t  W  7  (2d)tlt= 
bürgcr  B  Sgi^enbörger  W  8  toelcbl  B  9  bnbergebet  B 
10  anberer  BW  11  onberlaffen  B  12  annemen  W  13  ein= 
anbein  B  einanber  W  14  jemall  W  15  gefiabet  B 
16  felbft  W  17  3ud)t  W  18  (Scfenfcbaft  W  19  nidit 
BW         20  gebitret  W       21  einen  B 


21 

Sßer[tanb  begobet,  feiner  ©efelltn  anju^ongen,  önb  ber[elbcn 
getretre  J)ilff  önb  bet)[tQnb  3u(eiflen.  SBie  ]o  gar  bnbiUic^ 
Dnb  tüiber  bie  9?atiir  e»  jeriei,  ha'^  einer  fic^  felberft^ 
öerfaume,  ba§  fönnet  i^r  JüoI  erachten.  2Bie  fönnt  bann 
jt)r  on§,  önnb  f)iemit  eud)  felberft,  fintemal  2Bir  dnb  ^i)X 
ein  Sletifd^  finbs,  öerlaffen?  93ebencfet  bie  Sinber,  fo  roir 
mit  einanbern^  erjeuget^  önnb  erbof)ren,  n^eld^c  nun  aH- 
bereit  anfangen  aufragen:  racr  boc^  j^re  SSdttcr  fet)en? 
SSa§  meinet  jt)r,  ba^  fie  eu(^  für  groffen  ®ancf  fagen 
werben,  njann  fie  crn3a(i)fen,  onb  üon  un§  üernemmen*^, 
raie  fie  öon  eucE)  troft  unb  i)i(ff(oB'  öerlaffen,  önb  bem 
öerterben^  önb  [23]  öntergang^  fürgeleget,  ja  fürgeroorffen 
morben?  9}Zeinet  jr  nit'",  baß  bie  natürliche  Siebe  önb 
äunei)gung,  fo  fie  gu  euc^  tragen  fotten,  fjierburcf)  aufege^e? 
gürwafir  ba§  ®(ücf  ift  finiuel  önnb  löancfclbar,*)  öcr- 
fe^rt^'  fic^  balb.    ^abt  jf)r  nie  getjört  biefen  alten  @^ruc^? 

Sungfratüen  Itcb  önb  Dtofen  SBIetter, 
^er  §errn>'^  (Sunft,  SIprelTcn'^  gßetter. 

%alid)  Söörffcl,  önb  ein  S?artenfpiel, 

Sßerfef)rn  fic^  balb,  irer§  glauben  teil.**) 

SSermeinet  j^r,  iia%  ber  dürften  önnb  |)errn"  gunft  beftenbig, 
önb  allzeit  gegen  euc^  gleich  merbe  genepget  fein?***)  S)ie 
alte  §unb,  löonn  fie  firf)  mit  jagen  abgearbeitet  önnb  aufe- 
gebienet  ^aben,  alfo  ba^  fie  mit  j^ren  ftumpffen  3ttnen  bie 


1  fet)  BW  2  felbft  W  3  fetinb  W  4  einanber  W 
5  erzeiget  B  6  öernemen  W  7  §ü[ff(ofe  W  8  ber= 
berben  BW  9  önbergang  B  10  nicftt  BW  11  öer= 
fe:^ret  W       12  §erren  W       13  2(priücn  BW       14  §erren  B 


*)  Franck  Sprichwörter  1,  80a:  S:a§  glucf  ift  finmel.    2;a§ 
glüdE  rab  ge^t  bmb. 

**)  Franck  Sprichwörter  2, 179^:  g'ratoen  lieb,  I)errn  gunft 
önb  rofenblclter,  öerfercn  fi^  mk  Slpriüen  metter.  SSürffel, 
gl6(f,  ünnb  feberfptl,  Derferen  fic^  ttier  e§  glauben  bnb  mercfen  rail. 
***)  Der  folgende  Vergleich  der  Lage  eines  ausgedienten 
Hofmanns  mit  dem  Schicksal  eines  untüchtig  gewordenen 
Hundes  geht  auf  Eärchhof  Wendunmuth  1, 160  Sct:gleid)ung 
befe  §ofIäben§  zurück. 


22 

§afen  ui(f)t  mt^x  ^aikn  föniten,  fo  pflegt  fie  ber  S^ger 
an  ben  ne^ej"ten  SSaium  ber  jfinen  gcfettt,  auffsutiencfen, 
beloönet  ^iemit  jfire  treme  ^ienfle.  2Bie  diel  befjer  önb 
nu|Iic^eri,  ja  rfiümlicfier  tmb  (66Iid)cr  raere  eg  an  euc^, 
wann  jr  baf)c^men  ju  {)au§,  eiöern  felbft  eignen  farf)en 
ünb  f)dnb(en  nac^[24]ge^enbe  ünnb  au^martenöe,  in  guter 
gre^l^eit,  Üiu^e  önb  frieden,  lebeten,  ber  grücfiten  ercerer 
©ütern  genteffen  treten,  tjnb  euc^  mit  2  eroern  2Beib  onb 
^inbern,  (Sefrcunbten'  onb  SSeriüonbten,  crlu[tigten^  onb 
erfrelüeten,  nic^t  beforgenb,  baß  jemonb  eu(^  üon  foCc^er 
8ret)£)eit,  bie  f)öt)er  al»  oHcy  ©olb  önb  @elb  jui'c^elen, 
tringe  ünb  üerftoffe.  ^nb  ob  jrf)on  bem  alfo,  'Qa'^  man 
frembben  Seuten  bienen  Dnb  ^e(ffen  foH  önb  mufe:  fo 
fönt  jt)r  folc^e^  wol  t§un,  önb  bennoc^  be^m  ^aufe  önb 
bet)  ben  eroern  bleiben.  2Ber  emcr  bebarff,  ber  lüirbt  euc^ 
lüol  finben  önb  fuc^en,  ober  el^  t^ut  j^mef'  nit'  fonber- 
lic^  no^t. 

@oIc9§^  alle§  werbet  j^r  (liebe  SO^dnner)  öiel  beffer 
betraditen  önb  ermegen,  als  luir  e»  fc^reibcn  woffen-':  ba'^ 
namiid)  i"  bie  fachen  öorgcmelbter  maffen  bcfc^affen,  ja  bofe 
noc^  öiel  me^r  wii^ti-je  önb  tringenbe  iörfac^en,  beren  luir 
otl^ie  gei'c^raiegen,  eud)  bargu  bewegen  önb  treiben  foHen. 
^iemit  bifem  Srieff  enb  mocfienbe,  befter'i  §offnung  biefe 
önferi2  [25]  erinnerung  önb  erma^nung  werbe  bet)  eui^  fo 
öiel  :p(a|  önb  ftati^  finben,  ha'Q  j^r  eucf)  olfo  balb  önb 
önuersogentic^i^  auffmad^en,  önb  f)eim  fet)rcn  werbet:  wai-^ 
jr  niti'^  balb  freinbbe  586gel  in  euwerm  etignen''  9?eft  fe^en 
wollet,  önb  boren  ha^  fie  gu  euc^  fprecben:  S5or  ber  tt)ür 
ift  brauffen.  jJ^aruwb  fet)t  für  f(^aben  gewarnet,  öe- 
fc^Ioffen  önb  geben  3U  Saleburg'^  mit  euwerm  @igel, 
welche?  euc^  önnb  mit  nicbten  öne  Söe^bereni^  ^^u  öer«» 
Wai)ren  flünbe^o^  öerfigett  önb  öerwa^rt,  auff  jar  önb  tog,  2c. 

1  nufeltc^er  BW  2  wit  W  3  erlöfligten  W  4  @e= 
freunben  B  5  e§  fehlt  BW  6  jt)m  W  7  nict)t  BW 
8  Solches  W  9  woüen  B  10  nemlid)  BW  11  beffer 
BW  12  bnfere  W  13  ftatt  W  14  ünoeräogentlicö  W 
15  WD  BW  16  nicöt  BW  17  el)8encn  W  18  ecf)tlt= 
bürg  B     Söigenburg  W        19  SSeibern  BW        20  ftunbe  2B 


23 

[5.  Cap.] 
SSie  bie  SJidnner  auff  empfangne§i  ©^reiben 

wiber  ^et)m  fe^rten'^,  onb  rote  fie  oon  j^ren 
2Bet)bern  empfongen  würben. 

©oBalb  bcn  SJidnnern  ba§  gemelbte  (Sd^re^ben  be* 
^enbigt^  önb  überantroortet  raorben,  önb  fie  beff eibigen 
inn^olt  gelefen  bnb  oerftanben  I)etten,  warb  j^nen  alfo  balb 
jr  ^er^  baburc^  htxuijxt,  olfo  bafe  [ie  in  fi(|  fet[26]berft^ 
[dringen,  gebencEenb,  ba§  beme  ja  alfo,  mt  bie  SSepber 
gefc^rieben  fetten,  mere  be^ijalben  i)6c^ft  notroenbig,  ba^ 
fie  lieber  f)et)m  fetjrten.  SDorumb  bcgerten  fie  alfo  balb 
öon  i^ren  |)errn  ein  gnebigeä  SSrIaub,  ha^  fie  in6(^ten 
i)eim  fe^ren,  önnb  jf)res  §au§gef(f)dffte  recbt  befteßen  ünnb 
lüiber  auff  önb  anricbten.  @oIdöe§^  tüarb  jfinen  öon  ben 
^errn  begünftiget  önb  gugelaffen:  toie  rool  fie  e§  öngern 
getljan.  S)ann  mer  luolte  folc^e  lüetife  2eutt)e'  nirf)t  gern 
aUgeit  ömb  önb  bet)  fid)  ^oten?  SO^uften  boc^  jfinen  öer- 
l^eiffen,  tva^  man  \^xtv  f':rner  beborffen  rourbe^,  fid^  ju» 
gebrauchen  ,5ulaffen.  3IIfo  f amen  bie  Säten 'o,  nac^  bem  fie 
lang  gnug  au§  gemefen,  tüiberumb  {)et)m,  ef)rlic^  önb  root 
begäbet  1':  oI§  bann  ein  2Bet)fer  9!JJann  atter  @^ren  önnb 
atte§  @utei  lüot  rod^rt  ift,  önnb  nid^ti2  ^u  üiel  lüere,  roann 
man  j^n  fd)on  mit  ®oIb  au^roegen  folte. 

Sie  funben  aber  in  jrer  miberfunfft  foIdf)c  önrii^tig* 
feit  önb  önorbnung  in  atlen  fachen,  ba^  fie  fi(^^,  iüie 
n)e^fei3  fie  [27]  auc^  roaren,  nictit  genug  i^  öcrrounbern 
fönten:  toie  e§  boc^  fönte  mügfid^  fein,  'oa'ß  inn  fo  fur|er 
§eit  j^reö  abtrefenS  ficf)  fo  öiel  fietten  follen  öerfebren. 
Stber  3^om,  fo  inn  öielen  jaren  faum  gebaumeni'^  toorben, 
fan  tt)Dl  inn  einem  Sag  gebrochen  önb  gerftoret^^  roerben. 

S)erSaIeni'  SSet)ber  würben  jtjrcr  9}idnnern'^  gufunfft 
l^albeniä  fe^r  fro^e:  em^fiengen  fie  boc^  nic^t  tt)ntxkt)  maffen. 

1  empfangenes  BW  2  fe^rcn  W  3  bebanbtget  W 
4  felbefl  W  5  jör  W  6  ©oId)g  B  7  Seut  W  8  too 
BW  9  iDÖrbe  BW  10  ec^iltbfirger  B  Söt^enbiirger  W 
11  begabt  B  12  ntt  BW  13  toeife  W  U  ntt  gnug  B 
ntcf)t  gnug  W  15  gebrauroen  B  gebautoet  W  16  jer« 
ftSrt  W  17  Sc^tltbürgcr  B  2Bi§enbürger  W  18  3)Unner  W 
19  balber  W 


24 

S)ann  tuie  fte  bcr  natur  önnb  complejion  fialber  öngleid^ 
geartet  önb  gefinnet,  alfo  era^jfiGngen  etl'icEie  jlire  SJJänner 
gan|  freunblid^  önnb  lieblid),  aU  ein  ef)rlid)e§  2Bet)b  billic^ 
tt)un  jot,  üermog  ber  Sugenben,  mit  n^eld^en  ha§  SBet)b* 
lid^e  ®ej(f)Ie(^t  fonberlic^  fol  gelieret  fein:  anbere  aber 
fuhren  jiire  9}?dnncr  mit  f)arten,  raupen  onnb  5tüe^f|?i|igen 
SBorten  an,  önnb  ^icffen  fie  in  Slß2(S9?  2c.  ^Rammen  ^ 
folt^er  maffen  föiltommcn  fein,  ha%  j^nen  öiel  beffer  »ere 
geirefen,  fo  fie  mit  bem  ^ietie^  lüeren  be^m  tommen  önb 
etingangen.  2BcIc^e§  bann,  leiber,  ic|nnber  [28]  öiel  2Bet)ber 
im  braud)  {)oben:  bie  boi)  baran  feiten  anber§3  geroinnen, 
aU  hü^  fie  puffe  baröon  friegen,  önb  önroiEige  mönner 
machen. 

@onft  töoren  fie  gemeinlid)  alle  gumal  frolic^,  fiengen 
an  i^rerobenfeft,  önb  roaren  bie  SöeQber  gut  aJJann  mit 
jren  S[Rdnnern.  2Bie  aber  ber  SBepbern*  art  ift,  i)a^  wann 
fie  einmal  angefangen  gu  betten,  fie  nidit  bolb  auffiören 
!6nnen,  alfo  I)ielten  biefe  2öet)ber  j^ren  9?iannern  für,  roie 
fo  t)0(i)  notroenbig  e§  geroefen,  bo§  fie  töiber  Ije^mb  fommen: 
fo  tool  loegen  be^  Selbem,  $8iei)e§  önb  @efinbe§^  aU  öon 
roegen  ber  fleinen  §au^t)altung,  meiere  fcf)ier  gu  lang  ftitt 
gelegen,  önb  nic^t  roere  öerforget  roorben.  2Ba§  nun  bi^ 
ort,  aU  bann  aud^  inn  anberm,  bi^i)er  burd)  fie  öerfaumet 
roorben,  ha'^  bitten  fie  motten  fie  öerbeffern,  roiberumb 
etinbringen,  önb  füroI)in  jre§  @ett)erbe§  beffer  roarnemmen: 
roeld§e§  guttun  bie  StRdnner  jnen  be^  3:;reroen  önb  S^ren 
äufogeten. 

^uff  fold^eg,  traten  bie  Salen^  pfam[29]men,  'St^at 
guf äffen:  SBie  borf)  ben  fachen  jmmer  sut^un,  bamit  fie 
öon  Slufeldnbifc^en  §errn  nit  me^r  folcfcier  gftalten",  mie 
bi|t)er,  rourben**  geplagt  ^  önb  abgeforbert,  fonberi"  be^  bem 
j|ren  r^ümigii  önb  önangef ödsten  bleiben,  önb  bemfelbigen 
in  attem  grieben  ou^marten  fönten.  ®emnac^  aber  e§ 
bomaln  fpat  am  2:age,  önb  ber  i)anbel  fe^r  n^id^tig,  befe- 


1  gZa^men  W  2  $ßtel)  W  3  anberft  W  4  SBetbcr  W 
5  @efinbt§  W  6  Sd){Itbürger  B  Sgi^enbÄrger  W  7  ge= 
ftalten  BW  8  lourbeu  W  9  gcplaget  BW  10  fonbern  W 
11  rö^ig  W 


25 

fialben  ein§  eigenen  3:age§i  no^tiüenbtg,  fa^e-  fie  für  gut 
an:  ha^  man  fünfftigen  tag§  sufammen  fomttien,  öon  ben 
fad^en  ern[lüc6  l)anblen,  önb  inaS  sut^im  tüere  enbli^ 
fi^Iieffen  foltc. 

siljo  giengcn  bie  Salen^,  nad^  bem  fie  mit  tüet)fen 
Sfleben,  iceli^cr  f  uff  er  önb  Iiebli(^er  aU  ^onig,  önb  bet) 
einer  matitgeit  fdioner  aU  @oIb  önb  (Silber  fielen,  be^- 
gleict)cn  aurf)  mit  @pet)fe  önb  Srancf  noc^  notburfft-*  (bann 
bie  2Be^fen  öberfreffen  önb  öberfauffen  fid)  nit-^  tt)ie  bie 
Sporen)  fic^  gnugfamlic^  erge^iet  f)ettcn,  ein  jeber  in  fein 
^aü%  önb  n)eld)er  nit^  lenger  molte  roadfien,  ber  öerfrod)e 
fic^  in  feine  gebern«,  fo  gut  er  fie  mit  ber  ©abeln  ge» 
ftreiüet  fanbe. 

[6.  Cap.] 

[30]    2Bie    bie    meifen   Salen'    ^u   Öaleburg    9f{t)at 

^ilten,  önb  fic^  einer  ndrrifc^en  roeife  aw" 

gunemmen   enblid^   entf(^Ioffen. 

gotgenben  tageg  öerfügtcn  ficö  meine  .^errn  bie  Säten  ^ 
rtiat  3ut)atten  önter  bie  Sinben.  ®ann  bafelbften  pflegten 
fie  fic^  att^eit  guüerfammeln  ^  önnb  ©emeinbe  i"  gu^alten,  fo 
offt  foId^e§  bie  gemeine  önb  fonberbare  notturft  erforberte, 
önnb  e§  ©ummerii  Jüar:  fonft  im  SBinter  mar  ha§  fR^at=» 
^aufe  önb  2öirt«^au§  ein  |)aufe,  önnb  ber  t)inber  Dfen 
ber  9tid)terftul  SSnb  at^  fic^  ber  ©c^ult^e^i^  „lit  feinen 
@efc^mornen  §u  ©ertcftt  niber  gefe|t  t)etten,  öerrid^teten  fie 
in  fur^er  geit  (bann  fie,  ali  meife  önb  gerect)te  i3  Seut,  be- 
borfften''*  ni^t  eines  fo  langen  S3ebancE#,  mie  je^unber 
gemeinlid^  bie  9^id^ter  tt)un)  öiel  ftreittige  önb  fpennige 
fa^en,  bie  fic^  in  geit  jf)re§  abmefen§  angefpunnen  j^etten. 

9^ac^  bem  ha§>  ©eric^t  auffgeftanben,  mürben  bie  öon 
ber  ©cmeinbei^  aud)  [31]  bargu  genommen,  önnb  ber 
t)auptt)anbel,  barumb  fie  gemeinlid)  pfamen  berufft  morben, 

1  XagS  W  2  fa^en  W  3  ©cftiltbürgcr  B  3Bifeen= 
Bürger  W       4  notturfft  BW       5  nid)t  BW       6  g-ebbern  W 

7  @rf)tltburfler  B     Söi^enburger  W     gu  Saleburg  fehlt  BW 

8  bie  Salen  fehlt  BW  9  üerfammelen  W  10  (Semeine  BW 
11  ©ommer  BW  12  ©d)ultt)etB  W  18  meife  öngerect;tc 
BW       U  bebSrfftcn  W       15  ©emeine  BW 


26 

folc^er  geftatten  fürgelegt  *:  SBie  boi^  ben  facf)en  jmmer 
^ut^un,  bamit  fie  nid^t^  me^r  olfo  don  i)aufe  abgeforbert^ 
irurben,  fonber^  be^  bem  j^ren  bleiben,  ünb  bemfelben  qu^- 
trarten  fönten? 

2)a  fie  bann  erftlic^  bcn  mttdüd)zn  groffen  fd^aben 
t)nb  ongeIegent)eit  aller  fachen,  fo  jnen,  in  bem  fie  gei)6rter 
niaBen  oou  ^auB  obroefenb,  entftelje  önb  erroac^fe,  ernftli(^ 
erregen  ti)aten:  öerglic^en  onb  J)ielten  nac^main-^  ben  ge^- 
funbenen  Schoben  gegen  bem  9^u|,  ben  fie  öon  ben  üufe»" 
Idnbifc^en  §errn,  ireld^en  fie  bieneten,  empfiengen:  unb 
befunben,  ha'^  ber  9Ju|  ben  Schaben  bet)  roeitem  nid^t 
fönte  ocrbcffcrn  onb  erfegen.  S)arumb  marb  ein  ömbfrage 
getlian,  ftie  boc^  ben  fachen  juttjun  mere. 

Xa  ^ette  einer  t)6ren  foUen,  bie  n3el)fe  önb  ^od^^ 
üerftenbige  3i£)oti(i)[dge,  fo  öon  furgelegter  t^rage  üon  aßen 
t^eilcn  Verfielen,  önb  gan|  bernünfftigtic^  fürgebrac^t 
würben.  (Stücke  öermeinten,  [32]  man  fotte  firf)  frembber 
§errn  eben  gar  nic^t  me^r  annemmen,  fid)  j^rer  gemein^ 
fc^afft  abtfinn  ünnb  entjd^Iagcn:  ömb  mic^ttger  ürfac^en 
tvilkn,  toeld^e  bi^  ort§  e^njufüfiren  üil  gu  meitleuffig '^. 
2{nbre'  achteten  beffer  fein,  bg  man  fic^  mol  jfirer  nic^t 
gan^  önb  gar  eing  male  entfd)Iiige  önnb  abtbete:  fonber* 
man  foltc  jbnen  fo  fc^led)tlic^  antmorten,  önb  fo  falte 
9l§atfc§(Qge  geben,  bj  fie  öon  ficf)  felberft'^  abftünben,  önb 
fie  önbejuc^t  önb  önbefümmert  lieffen.  Slnbre^"  rl^ieten 
onbers  gun  fadien,  alles  bem  gemeinen  nufe  gum  beften: 
lüarbe  boc^,  bierceil  fict)  aUgeit  etiüas  fanbe,  fo  fid)  in 
feinen '1  lüeg  rbetjmen  ober  fc^irfen  tuolte,  ni(^t§  enblic^§'2^ 
barbe^  fie  bleiben  motten,  befd)Ioffen. 

£e^tlic^i3  tj^Qt  ein  alter  Soleis  Jierfür,  ber  bracht  fein 
bebenden  folgenben  innbalt§  für:  ©intemal  j^r  aller  ^ot)e 
Söe^^^eit  önnb  groffer  öerflanb  bk  einige  ürfac^  mere, 
ömb  melc^er  miHen  fie  öon  §aufe  abgeforbert'"',  önnb  t)in 


1  fürgeleqet  W      2  nit  B      3  abgef6rbert  W      4  fonbern  TV 
5  nadimal§  W  6   ttentläuffttg   W  7  Stnbere  BW 

8  fonbern  W  9  felbeft  B  fclbfi  W  10  2lnbere  BW 
11  feinem  W  12  entltcf)c§  W  13  Seeltd)  B  14  8d)tlt= 
börger  B    SBi^enbürger  W        15  abgef6rbert  W 


27 

önb  'i)tx  Beii^idti  mürben,  bamit  man  [tc^  jiire?  9t{)ate§ 
gebraud^en  !6nne:  ünb  aber  in  bem  fie  [33]  abmefenb  j^r 
9hi|  nic^t  gefürberf^  tüiirbe^,  jfinen  andi  fein  fperf  (rate 
man  jagt*)  baröon  in  ber  Stufen  =>  raac^fen  tt)ete:*)  (5o 
bebuncfc''  j^n  (nacf)  öermog  önb  et)genfc^afft  raiberraertiger 
bingen)  bj  aller  befte  gufein:  bemnac^'  bie  einige  2Bet)B=' 
^eit  allein  brfacf)  raere  jre§  abraeien,  fo  raurbe^  im  gegen- 
t^eil  bic  ^f)orl)eit  ober  ^Jarret)"*  fie  befrfjirmen,  roiber  hk  fo 
fie  bife  bai)in  oon  |)auic  abgeforbert  fetten.  2ßie  man 
nun  fie  gußor  jrer  2Bet)Bii)e^i  l)alben  abgeforbert,  önb  in 
frcmbbe  ßanb  bcrüfft'J  bette:  alfo  mürbe 3  man  fie  öon 
megen  bcr  3Ibermi|  önb  "^ijovi^zit  ba|et)men  laffen.  Con- 
trariorum  finb  \a  contraria  consequentia.  @e^e  bero»- 
megcn  fein'"  meinung,  bo§  fie  aUe  ein|elliglid^,  niemanbt 
auBgef(i)loffen,  SBe^b  önnb  ^inber,  Sunge  önb  Sllte  auc^ 
barmit  begriffen,  bie  aller  munberbarnarrfel|omabent^emer=» 
Haften  11  boffen  anfangen  önb  reiffen  foüen,  fo  jmmer 
müglic^  perfinnen  önnb  ^uerbenrfen,  önnb  ma«  einem 
jeben  ndrrif^eö  äufinni- fdme,  ha^  folte  er  tbun.  2BeI(^e§ 
bann  il)nen  ömb  fD[34]öieI  befte  i'*  leichter  mürbe  ^  jutljun 
fein  in  betradjtung  önb  angefe|en  jbr  aürr  I)o^e  SBep^cit. 
S)ann  man  fprecbe  ja  gemeinlid)'^,  mann  e§  barumb  ju^ 
tbun,  ba§  man  einen  Starren  ^aben  muffe,  aU  ctman  in 
©omebien  önb  fonft  gefc^iebet,  fo  fctjen  feine  taugelidjcr  i-^, 
folrfje  |5erfonei6  guöermolten,  cU  eben  bie  mepfeften  önnb 
gefcbicfteften.  (5§  ift  ja  nicfiti"  ein  geringe  ^unft,  einen 
9krren  red^t  öcrmefen  fonnen  önb  öertretten.  ©efc^ie^et 
mol  offt,  ba§  e§  einem,  fo  fic^§  önterfte^et^s^  aber  bie 
rechte  griff  nid^ti'  mei^ti'',  alfo  mi^Iinget^o,  bj  er  gar  gum 


1  befcbtdEet  BW  2  gef6rbert  W  3  mürbe  W  4  faget  W 
5  m\d)m  BW  6  bcbimcfe  BW  7  bennocf)  BW  8  91ar= 
rerei)  W  9  berufft  BW  10  feine  W  11  a6entbeuer= 
Itc^fte  W  12  3Urrtfct3§  ;^u  Sinne  W  13  befto  W  14  ge= 
meinglicb  W  15  tauglicber  W  16  ^erfon  W  17  nit  B 
18  onterflebt  W         19  meife  BW         20  mißlingt  BW 


*)  Franck  Sprichwörter  2,  33 »:  c§  tregt  ntc^t  in  fudicn 
e»  gibt  nit  fped  in  bie  bratmörft. 


X^orm  tuirbt,  onb  ein  9krr  bleibt  fein  lebentong,  lueil 
ber  ©ucEug  befielt  fein  ©efang,  bie  &\od  jren  flang,  önb 
ber  ^reb§  feinen  gang.  ®r  ücrmeinei  quc§  nit2,  ba^  e§ 
jemanben  nacfit^eilig  ober  fc^ablic^,  fonber  »erhoffe,  e§  jn 
allen  ^nmal  erfrf)iefeli(^  önnb  nu^tirf)^  fein  tuerbe.  Solchen 
fianbel  füljret  nun  biefer  Sole^  mit  langer  bnnb  äierlid^er 
rebe  au^,  önnotig  (al§  id^  eroc^te)  mit  lengeren  motten 
aufejufütiren. 

[35]  Tiefer  erftgemelbte  9?bat  önb  gutbcbunden^  marb 
ton  j^n  allen  mit  ^ocbftem  fletjfe  önb  ernft  ermcgen,  onnb 
be^t)alben  mand^e  ömbfrag  get^an.  '^ann  meil  ber  ^anbet 
fe^r  mirf)tig  bnb  fc^mer,  ünb  jr  aller  tiei^t  onb  molfart 
baran  gelegen,  molt  e§  fidi  bamit  nit^  e^Icn  taffen. 

@ut  bing  mufe  ^abcn  gute  »eil: 

6I)e  toig§,  bann  tcagS,  fo  triffft  ba§  giel. 

®i)(cn  äufel)r  t^et  ntemaln^  gut: 

(Smad)  gcl)n  mau  aucf)  treit  fommen  tf)ut.*) 

Temnad^  aber  nichts  tingcrf)et)mte§',  fo  barau^  entftefins 
önb  erfolgen  m6(^te,  befunbcn  marb,  marb  mit  einbeHiger '■> 
Ortzeit  erfant  tinb  gefc^Ioffen,  folc^er  metjnung  in  allen  jren 
articuln  önb  puncten  auff§  ernftflexjffigfle  na(^5ufe|en,  onnb 
auff^  erfte  in§  mercf  juric^ten. 

^iemit  gieng  bie  ©emeinbe^^  t3on  einanbernii,  mit 
biefer  enbli(^en  abrebe,  bj  ein  jeber  fi(^  folte  befinnen, 
ma§  fürs  erfte  juttjun  mere,  ober  bei)  meli^em  Bipff^^  ^'^^ 
bie  9^arreniap|)en  angreiffen  folte. 

®o(^  l)at  jmetiffeB  ot)n  mandicr  ein  [36]  f)eimlici)e§ 
bctramren,  bafe  er  erft  je^unb  in  feinen  alten  tagen,  nac^ 
bem    er   fo    öil   ^are^^   mi|ig    gemefen,   ein   9^arr   folte 


1  öermcint  BW  2  ni^t  BW  3  nt^Udi)  BW  4  ©c^ilt» 
bürger  B  SStgenbürgcr  W  5  gutbebömfen  BW  6  nie* 
mal§  W  7  t)rigerct)mbt§  W  8  entftebeu  BW  9  ein- 
l^eüigemW       10  ©emetne  W       11  einanber  W      12  3al)r  W 


*)  Franck  Sprichwörter  1,103  a:  eilen  t^et  nt)e  fein  gut. 
gmac^  gebt  man  and)  meit. 


29 

lüerben:  tute  bann  bie9iarrni  felberft-  (a6  lüeg,  bamit  id^ 
nic^t  St(i  önb  2JJid^  ju  gleid^  treffe,  bann  e§  mu&  ge= 
Jüaget  fein  önb  gelten)  nit-^  öertragen  !6nnen,  ha^  i^ntn 
j^r  St)or^eit,  ab'*  melc^er  jncn  felberff-  ecfelt,  burc^  einen 
9?arren5  fürgeroorffen  önb  auffgerupfft  n^erbe.  Stber  in 
Betractitung,  baß  e§  ömb  ben  gemeinen  dln^^*^,  für  roetct)en 
jeber  aurf)  fein  leben,  önb  raann§  j^me"  no(^  fo  lieb,  önb 
norf)  fo  üiel  baran  gelegen  lüere,  gern,  \a  mit  luft  bar- 
geben bnb  auffopffern  folte,  5utt)un  gemefen,  toaren  fie  alle 
§umal^  luiUig,  j£)rer  2Bei)Bf)eit  fid)  jubegeben  önb  5U== 
öerjel^Eien,  önb  bem  gemeinen  D^uöe^  gu  gutem  fi(^  einer 
anöern  ©ei^gen  anjunemmen.  öat  alfo  tjiemit  ber  Sale»- 
burgern  9  2öet)fe^eit,  al§  ein  Sßei'orbium  biefer  öiftort),  ein 
cnbe,  önnb  folget  bie  5Rarration. 

9?un  fommel  ^er  j^r  liebe  Knaben, 

"2:16  jf)r  begeret  pla^  3U  :^a6cn, 
[37]    3ufeben  foIgenb§  ßalefpiP": 

Sebem  ic^  ein  ort  geben  iDtl, 
5Jlacb  feiner  SBörbe,  nad)  fein  S^ren: 

S3ttt  tobü  ftd)  befetialb  feiner  fperren. 
®a§  SSeIfcö  iramani3en  iaugt^^  f)ie  nic^t, 

9'tad)  2anbe§  braucfi  ficb  jeber  ri($t. 
2Ber  fid)  nicbt  fcfiicfet  recf)t  j^un  fachen, 

2;en  wblin  mir  aucb  3um  iiale^'^  macben. 

[7.  Cap.] 

SBte    bie  ßaleni-   finne§    önb'^    rfiate^^*   ttiurben, 

ein  neumeS  9t^atf)au§   gubaöpen,   önb   \va§ 

iidt)  bamit  begeben   i)ab^^''>. 

W.^  ^ernai^  fofgenber  tagen  ömb  be^  obgemeften 
iDic^tigen  öanbell  raiUen  nachmalen  i^  bie  ©emeinbe^"  ^U" 
famen   berüfft,  önb   rt)at   gei)aüen  njurbe^^  tüa§  fie  j^rer 


1  $Rarren  W  2  felbft  W  3  nicbt  W  4  ob  BW 
5  9larrn  B  6  9^u^en  W  7  jbm  W  8  aUgumal  W 
9  ©cbiltbürqem  B     äSigenbürger  W  10  <Scbttbenfpil   B 

SBißenfptel  W  11  taug  W  12  8d&t[tbürger  B  aBi$en= 
bürger  13  ftnne§  önb  fehlt  BW  13  ra^tS  W  15  bab  ^V 
16  nacbmalg  W       17  (Semeine  W        18  ujürbe  W 


30 

S:^or^eit  für  einen  I6bli(^en  narnfjofften  anfang  geben 
ivbtkn\  hamit  bcr  ^anbel  beftc  bälber  auprec^e  önnb 
funbbar  tourbe^,  raarb  gu  le^t  abgerat)ten  bnnb  enbtlid^ 
befc^Ioffen:  ©emnod^  fie  nun  füro^in  ein  anbcr  3ftegiment 
mefen  ünb  Seben,  an  fid)  3uneni[38]men  t»nb  jubeftellen 
bebacE)!  trnb  gefinnet,  fo  folte  gu  einem  guten  glücf^aften 
onfang  crftitcb  ein  nen^el  9f{t)atf)Qufe,  fo  j^r  S^arrei)^  er- 
tragen bnb  leiben  tonte,  bann  fie  im  finne  fd^on  bomaln 
nit'*  geringe  Dtarrn  gmefen^  mit  gemeiner  i)ilff^  önnb 
foften  bamen  bnb  auffricfjten  folte. 

SBeIc^e§  bann  nodö  nit*  fo  gar  bngert)epmt"  gemefen. 
Slber  fie,  als  bie  fic^  jrer  2Bet)^t)eit  nocf)  nit*  fo  gar  oer* 
siegen  tietten,  muften  e§  barbet)  angreiffen:  biemeil  e§  noi^ 
ein  geftott  ber  SBeij^^eit  gehabt,  ünb  e§  fid)  nit^  fügen  s 
lüöllen,  ba^  fie  mit  jrer  S^iarretis  t)ouffen  Ujeife'*  f)erfür 
brechen,  ein§  malg  t>nb  auff  einen  ftu^:  bann  jbr  angelegte 
önnb  angenommene  3;t)ort)eit  barburd)  leicbtlicb  mere  üer* 
r^aten  ujorbcn.  S)orumb  roolten  fie  ben  9Jarrenio  gan^ 
meij^Iirf)  t)inbern  Dt)ren  (getit  liinber  mir  meg)  Oerbcrgen 
eine  jeitlang,  bife  fie  nad)  bnb  na(^  gelcgeniieit  betten,  jn 
aUgcmad)  beranfe  gulaffen.  @ie  Ratten  aber  aud)  foldie^ 
jres  gefaxten  9if)atfd)Iag§,  bj  neme  9if)at^au§  belangenb, 
ein  merdlic^e§  ©jempel  jreS  ^foffen,  wetdier  fo  [39]  ei)ferig 
gemefen,  bj  fo  offt  er  nur  getiörcti^  leuten,  er  aögeit 
meint  12,  er  müfte  mit  feiner  ^oftiH  auf  bie  ©analen  '^ 
rumpten.  S)iefer,  al§  er  üon  ben  Salen''^  erftlid^  an- 
genommen Onb  gcbinget  tt)orben,  begeret  er  an  fie,  b^  e^e 
er  auffftünbe  guprebigen,  fie  jm  ein  nettje  föan^el,  t)on 
gutem  ftarden  eigd^enen  $o%  mit  @^fen  rtiol  befc^Iagen, 
bomit  fie  feine  ftarde  njort,  bie  er  feber^eit  f)erfür  bringen 
tpoltei^,  erbulben  ünb  ertragen  tonne  i^.*) 

1  toolten  BW  2  tuärbe  W  3  gfiarreret)  W  4  ntc^t  BW 
5   Starren   geirejen   BW  6  §ülff  W         7  bngeretmet  B 

8  fugen  B  9  rtJCiB  W  10  yiarrn  W  11  get)6rt  B 
12  meinet  BW  13  (Sandeln  W  14  ©cöütbiirgern  B 
SBtt^enbürgern  W      15  tüolte  W       16  fßnncn  BW 


*)  Es  fehlt  noch  befcblagen:  madöen  lieffen   vgl.  Kirchhof 
Wendunmuthl,  2,69  (S.  535):  (Sin  mefepfaff,  öon  SSlm  bürtig. 


31 

SfJun,  lüie  gcntelbt,  btefer  rl)at  önb  enbltcfier  befc^Iu^, 
tüar  jnen  öfier  alle  maffen  gefeEig  önb  angenem:  erbolten 
\iä)  eile,  mit  Sel^b  önb  @ut  barju  bef)oIffen  pjein.  ®ann 
el  lieffe  ftd^  banmln  anfeilen  i,  aB  lüolte^  ettug  onberS 
brouB^  lüerben,  al§  ha  jener  ^oet  fprici^t:  Parturiunt 
montes,  nascetur  ridiculus  mus. 

S)a§  t[t: 

®m§  malS  bic  S3erge  ftd)  geftelten, 

5U§  ob  fie  3i"ige  machen  triMten". 
®ie  2Kenfcöen  ftunben  in  gro^  forgen, 

Sprachen,  nun  ftnb  tüir  aü  Derborben: 
8oIIn  btefe  58erg  tl^un  Sunge  tiecfen, 

So  Jrerbeu  fie  bn§  aE  bebeden. 
[40]    Siltemanb  inuft,  ira§  toolt  irerben  braufe, 

®a  tuarS  ntcf)t§  al§  ein  fleine  Wlan^. 
2)te)elb  fc^Ioff  aufe  bem  Serg  i^erfür, 

DIadö  bem  fie  ^et  bie  2BeIt  gemad^t  irr.*) 

21I§  nun  bie  ©locEen  (n)ie  man  fagt)  be§  nenien  fft^t»" 
{)au^  £)aI6en  gegoffen,**)  bie  Slempter  au^get^eilt,  bnnb 
alle§5  abgerebt   ünb   georbnet  föor,   fo   5U   einem   fctdien 

1  anfe^n  B  2  toolte  W  3  baraufe  W  4  molten  W 
5  oEer  W 


JDar  üor  gellten  in  eini  ftcttlein  für  ein  tjfarr^errn  orbinicret, 
nnb  a(§  er  bafelbft  bie  erfle  ^^rebig  tl^ete,  befliß  er  ficfi  biefclbtge 
mit  gang  bapffercn  tt) orten  anfe^enlic^  gn  mad)en,  nnb  fagte: 
ßieben  freunb,  biefer  prcbigfiul  ift  nod)  gur  3et)t  trennen,  eS 
mere  aber  tool  öon  n6t)tcn,  ba^  ir  in  fterrfer,  bnb  öon  ei}cf)en 
i^ol^  machen  tieffet,  bamit  er  meine  freffttge  trnb  fet)r  fd^erpffe 
:^erte  toorte  leiben  möge;  bann  e§  ift  te^unb  ein  finberfpil  gegen 
bem,  mann  id)  meine  b6d)er  öon  fet)r  gelet)rten  mennern  hc= 
fommen  toerbe  (nach  Bebet). 

*)  Nach  der  auch  von  Alberus  und  Waldis  bearbeiteten 
lateinischen  Fabel  vgl.  Braune  Die  Fabeln  des  Erasmus  Alberus 
XLVm  unter  16. 

**)  Vgl.  Frey  S.  131, 15  alSbann  fo  n^er  bie  fart  ganfe  önb 
bie  gtodE  gegoffen;  Wickram  Rollwagenb.  S.  48,  12  ber  gut 
bruber  SSeit  meinet,  bie  glocf  teere  fc^on  geformbt. 


32 

tüit^tigen  mxä  nottüenbtgflii^  i  erforbert  lüirbt:  befonbe^ 
fi(f)§,  bg  tiic^tg  mefir  bargu  mangeln  tficte^,  al§  ein  Pfeiffer 
ober  ©e^ger,  ber  mit  jeinem  lieblichen  ©efang  önb  Hang 
bem  |)oI|  önb  ©tctjnen  gelodet  i)ette,  ba^  fie  jelberft^ 
l^ergu  gefauffen  lüeren,  ünb  fid)  f)etten  fel)n  orbenlic^^,  wie 
gu  einem  foldien  S8aiü  notroenbig,  auff  einanber  gelegt. 
SBeldicr  maffen  bann  be^  ben  alten  @(i)ret)benten  ^  gelefen 
Wirbt,  üon  bem  Dr|)t)eD:  bafe  wann  er  auff  feiner  ^arpffen'' 
gefpielt,  fo  fetien  jijme^,  fein  lieblid^eS  ©efang  guiioren, 
ni(^t  nur  bie  SSogel  Dnb  roilbe  t^ier,  fonber  auc|  bie 
S3dume  bnb  gan^e  SBdIbe,  ja  gan^e  S3erge  (ift  öieHeicEit 
gu  ber  seit  gewefen,  ba  bie  S3erge  noc^  gef)n-'  ünb  reben 
fönten)  nac^ge3D[41]gen:  ja  groffe  2Bafferf[üffe  ^abc  er  be«- 
Wegti*^',  ba^  fie  ftiCt  gcftonbcn,  j^me^  äugel)6rt,  Onb  fi(^  an 
feinem  gefang  ergebet  ünb  erquidet  i)oben.  5lIfo  lifet  man 
aud^  üon  5lmpt)iDne:  berfelbe"  J)at  mit  bem  lieblid^en 
^Iangi2  feiner  §arpffen '  suwegen  gebradit,  ba^  jtime^  bie 
©tep  nac^gegogen,  fic^  fet)n  orbenlid^^  auff  cinanbern^s 
gefugt,  ünnb  bie  Siingmaureni*  ber  (Statt  S^ebe,  in  Seotia 
gelegen,  üon  fi(^  felberft^^  alfo  gemac^et,  ha"^  fie  ^unbert 
S:l)or,  ünb  oi)ne  aweiffel  nod)  üiet  meijr  St)ürne  be- 
!ommen  I)at. 

(Sin  fold^en  ©e^ger  öetten  fie  Ijaben  foHen,  ju^- 
befürberung '"  jf)re§  üor^abenben  SBame»,  welchen  fie  bann 
üielmaln'"  lDÜnf(^en  tljeten:  bann  berfelb  t)ette  jinen  üil 
mii£)e  ünb  arbeit  abgenommen,  bar5U  wol  etmaS  erfpareti^. 
2)emna(^  aber  ein  folc^er  nirgenb'9  gufinben  mar,  üerepn- 
barten  fie  fid^,  mit  einanberni^  [n  gemein  ha^  JJBerd  an«- 
gugreiffen^o,  ünb  einer  bem  anbern  §u^elffen,  auc^  nit^i 
el^er  auff^utiören,  c§  were  bann  ber  S3alD  auff  geführt  22  ünb 
üoHenbet,  ba§  man  jn  braud^en  ünb  befi^en  fönte 23. 

1  nottoenbiglicö  BW  2befanbtB  (befanbe  G)  StptW 
4  felbft  W  5  orbentlicf)  W  6  ©c^ribcnten  W  7  §arffen  B 
8  i^m  W  9  ge^en  W  10  belcegct  BW  11  berfelbige  W 
12  Klange  B  18   einanber  W  14  SiingmauWern  B 

15  felbert  W  16  S3ef6rberung  W  17  btehnalS  W  18  er= 
fparet  BW  19  mergenbt  W  20  angugriffen  A  21  nic^t  BW 
22  auffgefö^ret  W       23  f6nbte  W 


33 

[8.  Cap.] 

[42]  2Sie  bie  Sateni  ha§  $8att)f)oI|  ju  j^rem  nelüen 

9^f)at^au^  feUen,  bnb  bie  |)6I|er  mit  groffer 

arbeit  ab  bem-  Serg  bringen,  ünnb 

ttjiber  tjinauff  tragen.*) 

S)ie  Saleni  luaren  gleic^iüol  noi^  fo  lueitftd^tig  (bann 
jfir  SSei^^eit  aßgemac^  aU  ein  Sicdtit  abnemmen  tinb  aufe^ 
geJin  füllen),  ba^  jie  muften,  ha^  man  juöor  5ßatt)^oI^ 
önb  anbere  fachen  rm^x  i)aben  müfte,  et)^  man  ben  ©am 
anfangen  fonbte*:  bann  bie  redete  9?arrn  mürben^  one 
^0%  @tet)n,  ^alä)  önb  8anb,  gubamen  fic^§  önterftanben 
I)aben.  Sarumb  gogen  fie  fam^tlii^*''  önb  et)nmütiglij^ 
mit  einanbern'  gen  §oI^e«,  fo  jenfeit  be§  S3erge§^  in 
einem  %^ai  gelegen,  önb  fiengen  an  bo§  S3am^oI§  sufellen, 
nad^  i§re§  S8aJömeifter§  rt)ot  önb  angeben.  ®a  e§  nun 
öon  ben  1'^  tieften  gefdubert  önb  pbereittet  gmefen  ii,  munfc^ten 
fie  alle  pmaP^^  ba^  fie  ein  Slrmbruft  Ijetten,  auff  bem 
fie  e§  tonbten  ijtt)mh  fc^tcffen:  öermeinten,  fie  mürben^ 
burc^  folc^eä  mittel  önfdglic^er  mu^e  önb  ar[43]beit  ober* 
l^aben  merben.    ätber, 

S!er  §etttd)  önb  ber  SBoItic^, 

S)efeg(etcf)en  auä)  ber  SoUid), 
Stnb  Vorüber  gmefen"  oHe, 

©wannen'^  bod)  nichts  gumate. 
§ettid)  bnb  aBoItid)  toentg  fetten: 

®e8  ©oltic^g ''  ©ruber  gar  nichts  tlieten.**) 

1  (Sdjtitbftrger  B  Sßi^enbÄrger  W  2  an  bem  B  an 
ben  W  3  eI)e"W  4  fonbte  W  5  mürben  W  6  famöt= 
lid)  BW  7  einanber  W  8  öol^  W  9  SBergS  W 
10  ben  fehlt  BW         11   getüefcn  BW  12  aEgumal  W 

13  ©emannen  W       14  ©oltc^S  BW 


*)  Quelle  für  die  Erzähluug  vom  Rathausbau  ist  Hans 
Sachsens  Schwank  Die  Lappenhawser  paueru  (199  Goetze) 
V.  1—63.  Aulser  der  breitereu  Ausführung  des  Einzelnen  ist 
die  Gestalt  des  Wanderers  hinzugekommen,  für  den  der  den 
Maushund  verkaufende  Landstreicher  das  Vorbild  war. 

**)  Alem.  ber  $Ätt=i  unb  ber  2Bett=i  ft  53rüebere  g'  fi  Seiler 
Basler  Mundart  313.    Ähnlich  Martin-Lieuhart  eis.  Wb.  2,  813. 

Das  Laiebuch.  3 


34 

S)aruni6  muften  fie  bie  Salcn^  bie  5tr6eit  fclbcrft^ 
öerrit^ten,  iucld^§3  jj,nen  gnug  gcti)an:  fintmal*  man  ben 
9?arrn5,  üoraufe  ben  SBiUignarrn'^,  mit  Sfolbcn  laufen 
foH.  5ilfo  machten  fie  fic^  ^inber  bie  groffen  S3am{)6I|er, 
önb  mit  auf?  ber  maffcn  fiartfi^mcrer  SIrbeit,  offt  in  bie 
i)dnbe  gefpct)^et,  gloube  mir  nit'  o&ne  üicl  f(^naufen  önb 
2lt£)em  faffen,  brad^ten  fie  gule^t  biefelbigen  ben  Serg 
t)inauff,  bnb  jenfeit  mibcr  l^inab:  alle,  bi|  an  ein§,  fo 
nac^  jrem  öerftanb  ba§  Ic^tc  gciuefen. 

2)affelbe^  fcffeln  fie  ^ugfeicö  ben  anbern  and}  an,  önb 
bringen?  mit  l)eben,  lupffen,  fi^ieben,  treijben,  ftoffen,  trollen, 
rollen,  luallen,  fd^Ieiffen,  fetfd^cn,  tragen,  legen,  f(^alten, 
fc^ürgen,  rutfc^en,  sieben,  fel)ren,  fteden,  rcinben  onb  mcnben, 
iürfid),  ^inberfid^,  obfic^^,  nibfi(^io^  nebenfid^  lincf  önb  rcd^t, 
in  bie  breite,  in  bie  Icngc  önb  über  [44]  jmerd),  ben  S3erg 
f)inauff,  önnb  auff  ber  anbern.  feiten  Ijalber  i)inab. 

3c^  fan  aber  nic^t  miffen,  ob  fie  e§  öberfe^en  l^aben, 
tmb  ha^'  §oI|  nit"  red^t  angcfcffelt  onnb  gebunben,  ober 
ob  bie  ftrid  onb  Set)(er  jufi^mac^  gemefen,  önb  bc|i)alb 
gebrochen  fetien:  ber  93aum  entgebt ii  jfinen,  alfo  ha's  fie 
j^n  nit  ■  me|r  ert)alten  tonten,  onb  fanget  an  felberft  fe^n 
algcmac^  ben  S3erg  ^inab  julauffen,  bi^  er  gu  ben  anbern 
§6I|ern  i)inab  fommet,  ba  er  ftilli^  {igt  toie  ein  anbrcr^s 
8tod.  ©olc^em  SSerftanb  biefcS  groben  |)oI|eg  fal)en  bie 
Salen  i  bi^  gum  enbe  gu,  bnb  tierrtunberten  fic^  Ijod^ftlic^  ^* 
barüber. 

dlnn  finb  mir  attc  (fprad)  ein  Sale')  ja  groffe  9krrn 
onb  bop^eltc  ^^^e^fffcfel^",  boB  loir  fo  groffe  müf)  Onnb 
arbeit  geJ)abt,  c^e  mir  bie  93äumei6  ben  S3erg  ^inab  gc-» 
bra^t:   Onb  ift  ünfer  feiner  fo  mi^ig  gemefen,  ba'^  er  ge« 

1  @cbtItBürgcr  B  Sött^cnburgcr  W  2  felBfi  "W  3  melcfeeS 
BW  4  fintemal  BW  5  Starren  W  6  SSttlignaiTcn  BW 
7  ntcfit  W  8  Saffelbige  W  9  oberficö  W  10  niberfid)  W 
11  entgcfiet  W  12  fttüe  BW  13  anberer  W  14  l)bd)' 
m  W       15  StoiMffefel  W       16  SSÄum  BW 


Wander  2,386  führt  noch  als  schweizerisch  an:  ber  §Ätti  unb 
ber  2Betti  l^aben  beibc  ntcöt^. 


35 

bad^t  ^ette,  bijc  ^dume  fönten  fclberft  fieffer  ^inab  gel)n, 
bann  toir  fie  ötnab  jc^Ieiffen,  fetftien  önnb  tragen.  2(ber 
mit  önfcrm  felbft  eignen  [45]  fc^aben  müfjcn  wir  Starren 
flug  werben.  SDiejem  (jagt  ein  onbrer  Sale^)  ift  rl}at 
gufc^affen  onb  gu^elffen,  ef)e  ein  2  blinbe  ^al§  ein  Slug 
aufft^ut.  2öer  fie  t)inab  get^an  ^at,  bcr  fan  fie  au(^ 
Wiber  ^inauff  t^un.  ^arumb,  Welcher  mit  mir  baran  ift, 
ber  ma(^e  ein  ©fei  D^r:  wir  motten  bie  Senben  bar^inber 
t^un,  ünb  alle  ö6I|er  miberumb  ^inauff  fc^urgen,  fo 
tonnen  mir  fie  bann  fcljn  aügemai^  laffcn  burc^nunber 
rollen:  ba  bann  mir  mit  gnfe^en  önfern  luft  ^aben,  ünb 
alfo  önfer  get)abtcn  mü^e^  miber  ergebet  werben. 

@o(c^er  ri)at  gefiel  jbnen  allen  ober  bie  maffen  fe^r 
mol,  malzten  alle  (Sfels  Dliren,  önb  fc^ämet  fi(^  je  einer 
für  bem  anbern,  baß '  er  nic^t  fo  wi^ig  gewefen.  2)oc^ 
fremeten  fie  fi(^  gemcinlicfi^  alle,  ha'^  fie  jl)rer  angelegten 
S^orfieit  fnb  angenommener  S'Zarret)^  eine  anfängliche 
groben  folten  t^un. 

2)arumb  mact)ten6  fie  fid)  wiber  an  bie  §6l|er,  tl)aten 
ben  Sauden '  barbinber,  önb  Ratten  fie  rjuoor,  al§  fie  folt^e 
[46]  ben  Serg  Ijinab  gebracht,  ünfdglic^e  mütje  önnb  ön=' 
gleublicf)e  2lrbeit  gehabt,  fo  babcn  fie  es  jeöunber  gerni^- 
lid)  tre^fac^''  mcl]r,  el)e  fie  bie  wiber  f)inauff  brachten: 
bann  fie  fic^  fc^on  guüor  alfo  abgearbeitet  nnnb  abgemattet 
gehabt,  ba^  fie  faum  mel)r  Dermod)ten,  weren  lieber  \n§ 
2Birt^l)au§  gangen.  Seötli^'J  brat^ten  fie  bie  §6l|er 
wiber  §u  oberft  auff  ben  5öerg:  o^ne  ba§  eine  nitio,  weld^e§ 
fie  nur  l)alb  liinauff^ogen,  bieweil  es  fc^on  jubor  falber 
:^inab  gelauffen  gewefen:  onb  nac^bem  fie  ein  weil  üer* 
fc^nauffet,  lieffen  fie  biefelben  fe^n  algemat^  I)inab  rogelen, 
je  ein^ii  nad^  bem  anbern:  fie  aber  ftunben  broben,  fat)en 
§u.  önb  lieffenS  jnen  wol  gefallen,  ^kmit  wurb  jr  ^erfe 
önb  SJiutl)  aufrieben  gefegt,  önb  ba§  erfte  9}iufter  ober 
^robftu{fi2  jtjrer  Skrre^^  gegeben:  weld^er  örfac^  lialben, 

1  anber  ©c^iltbürger  B  anbcrer  SBi^enbürger  W  2  eine 
BW  3  Wl^t  falben  W  4  gemeinglicb  W  5  ^Rarrerel)  W 
6  machen  BW  7  Mdm  B  8  breifac^  BW  9  ßeßlic^ 
BW       10  nic^t  BW        11  etne§  BW       12  $)Srobflücf  BW 


36 

bielüett  e§  j^tten  ba§  crfle  mal  fo  tüot  gelungen,  fie  gan^ 
frolirf)  i)Zt)m1o  gogen,  tn§  2ßirtlI)auB  foffen,  bnb  bietoeit  fie 
ein  ®emeine§  JIßerd  get^an,  biHid^  ein  grofjc§  So^  in§ 
©meine  1  ®ut  frajfen. 

[47]    Söann  nur  bcr  folt  ba§  ©mcine^  @nt 

2SeräcI)ren,  ber§  @mein^  SBercfe*  tf)ut, 
2Bie  irurbc^  er  fo  f6ftUcö®  leben, 

S^nb  bennocf)  feinen  fc^aben  geben. 
2Ba'  aber  fol^  @ut  totrbt  öer^e^rt, 

3)urd}  bie  fo  e§  nid)t  Iiaben  gme^rt, 
23iel  minber  i^elffcn  e§  erhalten, 

2öte  folt  ba  nidjt  aM  Snglöcf  »alten?« 

[9.  Cap.]  ' 

2Bte  bie  Saleburger«  jr  9l^at^au^  auffgefü^rt, 
önnb  ber  genfterni"  öergeffen  J)a6en. 

9?ad)  bem  b3  58an)|Dt|  erftge^örter  moffen  gugefn^rti^ 
önb  gewimmert  luorben,  and^  aUe^^  p  jf)rem  9i§ati)au^ 
getiorige  bereitfc^afft,  don  @tet)n,  @anb,  ß'alcft  önb  onberm, 
0erf)anbeni3  war,  fiengcn  bie  Salen'-*  jren  ©all)  et)n{)ellig» 
lid^  mit  folc^emi-*  et)fer  an,  ba^  mer  e§  nur  jmmer  ge« 
feilen,  fagen  niufte''^,  b,5  el  jr  bitterer  ernft  getuefen.  Ratten 
alfo  in  menig  tagen,  bann  fie  nad^  bcr  S^iarretj'ß  berlangen 
getragen,  hk  tretji''  ^auptmoureni«,  bien)eil  fie  etma§  be« 
fonber§,  [48]  önb  ha§>  ^an^  tret)edid)t'9  morten  ^aben, 
au§  bem  grunb  geführt  ^o^  bie  Strdmc  gelegt 2',  önb  folgenbs 
auffgefüfirt  önb  öoHenbct.  ®oc^  {)aben  fie  neben  gu  an 
einer  fet)ten  ein  groffe^  S^or  gelaffen,  ha^^  §eum,  fo  ber 
@emeinbe22  juftenbig,  önb  fie  in  gemeines  fetten  guöertrinden, 

1  ©emeine  BW  2  gemeine  W  3  ©emetn  W  4  Sffierrf 
BW  5  toörbe  BW  6  foftlicb  W  7  ^o  BW  8  tjalten 
B   (toalten  GL)  W  9  ©cbiltbürger  B      Söt^enbiirger  W 

10  S-cnfter  BW  11  gugefit^rct  BW  12  aü  BVV  13  Dor= 
banben  W  14  folcben  B  15  müfle  W  16  ^larreret)  W 
17  brct)  BW  18  ^aujjtmauren  W  19  brei^ecfidjt  BW 
20  gefubrt  B  gefüljret  W  21  gcleget  W  22  ©emcine  BW 
23  gmetn  B 


37 

l^inetin  §ufü^rn.  SBcIc^c§  bann  jrem  ^errn  bem  (Srfiult« 
Reffen  1  (barauff  fie  bo(^  nit^  gebarfjt)  anä)  ttjol  fommen: 
bteweti  er,  tva'^  foI(i)e  Süden'»  nid^t'  ha  gewejen,  önb  er 
tiette  ttJoUen  in  9i£)at  gcf)n,  ^ctte  muffen,  fampt  feinen 
®eric^t§  önb  9tf)atg  ^errn^,  ober  ba§  3:a(^  e^nftepgen: 
lt)eld)e§  giüar  jfirer  S^Jarret)'  füglicö  gnug,  ober  fet)r  on- 
fomlid^,  önb  tücgen  ber  ^iippen^  fo  fie  barüber  ^uriffen, 
befegleic^en  aud)  öon  tuegen  ber  53et)nen,  fo  fie  etman  ah" 
fallen  mögen  (Doraufe^  mann  fie  ben  nd(^tigen^o  ©c^tamm 
ober  Srund  noc^  ntc^t^  öerbamet  ünnb  aufegefdilaffen)  fet)r 
f(^dbli(^  mere  gemefen.  ^laä^  foldjem  mai^en  fie  fi(f)  an 
ta§  Sad),  metc^e§  nac^  be§  58amc§ii  treten '^  eden  ah" 
geti)eilt  gemefen,  önb  fe|en  beffclbigen  [49]  ©tul  auff  feine 
ajJaureni^:  öermeinten  i)icmit  ba§  gan^e  SBerd  bi^  an 
ba^  beden  öottenbet  j;u{)aben,  S)effni'»  fie  moIgemut)t  in§ 
^an%  ba  ber  SBiert  ben  mit  einem  ©la^  bef)engten  9?eiff 
ou§ftedt»5,  önb  ben  ©eften  off t  tr öden  f ediert,  jogen,  önnb 
anf\§>  ©meine ^"^  ®ut  J)in,  bieraeil  e§  ein  ©meinet''  SBerd, 
abermalnis  Quff§  befle  et)nfc^enden  lieffen:  gebadeten  ha^ 
%ad),  ob  fie  fc^on  nod)  geit  gnug  bar^u  gei)abt,  foIgenb§ 
Sag§  etinäubeden»'-»,  bamit  fie  roiber  ein  gemeine^  SBerd, 
önb  beffnf)atben2o  ein  gemeine^  ©efrct^  l^etten.  Söiert  fd}end 
e^n,  ber  Sole 21  trindt,  ber  fialc^i  trindt.*) 

?5oIgenben'"  tagä,  aU  mit  ber  ©toden  ba§  3eic^en,  öor 
mel(^em  niemonb  fommen  önb  arbeiten  borffen,  gegeben 
tüorben,  famen  fie  gcmeinlid)^^  miber  gufamen,  ftiegen  auff 
ben  SadiftuI,  önb  fiengen   on  ba§  3ftt)at^auB  eljnäubeden. 

1  ©c^ultöeiffcn  BW  2  nic^t  W  3  too  BW  4  Süden  W 
5  ntt  B  6  sperren  B  7  Slarrerct)  W  8  Suppen  W 
9  äuüoraufe  W  10  nacfttlidicn  W  11 33am§  BW  12  brei)en 
B  bret)  W  13  2}ktoern  B  14  ®effen  BW  15  aufe= 
ftedet  W  16  ©emeinc  BW  17  @cmeine§  BW  18  aber» 
mal§  W  19  et)nsubencfen  ABW  20  beffenbalben  BW 
21  Sc^tttbürger  B  aBi^enbitrger  W  22  golgenbe§  W  23  ge= 
raeinglidö  W 


*)  Vgl.  unten  Cap.  23  ber  (Srf)ultl)£§  trindt,  ber  (Sdöultbefe 
trindt.  Anspielung  auf  Hans  Sachsens  Schwank  (210  Goetze) 
2)er  Pf  äff  fdirter  ob  bem  altar:  ,ber  funig  brindt!' 


38 

3u  folcfiem  SBercf,  [tunben  [ie  alle  nadj  eiimnberni,  etlicfie 
gu  oberff-  auffm  Xaö^'\  anbre^  beffer  ^inab  aud)  auff  ben 
Satten:  etliche  gu  oberjt-  auff  ber  Seittern,  anbre*  [50] 
beffer  hinunter:  etliche  auff  ber  (ärben  gunec^ft  an  ber 
Seittern,  anbre'»  raeitter  üdu  j^nen,  önnb  alfo  fortan,  bife 
5um  BifQelEiauffen,  lueldier  eine§  guten  ©teinwurffs  tüeit 
t)om  3fi^ati)oufe  geroefen.  (Solider  gftalten^  gicng  jeber 
Riegel  burc|  atter  ßalen  ^  §nnbe,  t}om  erften  ber  jtin  auff^ 
^ube,  bi§  ,^um  legten,  ber  \i)n  erft  auff  fein  ftat^  legte», 
bamit  ein  3:ad^  3  barau^  tüurbe^.  S)a  gieng§  nid)t  anberft, 
aU  lük  be^  ben  2(met)ffen,  luann  fie  im  (Sommer  bie 
SBinterfpetiB  eintragen. 

S)emna(^  man  aber  mitlige  3ioß  ni(^t  nbertreibcn  fol,*) 
Ratten  fie  anorbnunge^o  getfian,  ha^  gu  gemiffer  ftunb  bie 
iiak'^^  ©torfen  geleutet  mürbe-*,  jum  seidien  beö  Slb^ug^i'^ 
öon  bem  SBerd,  gum  ©tjugug  in§  2Bet)n^ou^.  ®e^i)alben 
aU  ber,  fo  ber  ncljefte  ^-^  bel)m  ^^egel^auffen  gemcfen,  ben 
erften  ftreid)  öon  ber  ©tocfcn  gebort  i*  t)ette,  lie^  er  ben 
3iegel,  ben  er  fc^on  auffgebaben,  miber  fallen,  önnb 
lauffeft  bu  1'  nit  i*^  fo  geminftu  ni(^t§,  bem  Sötert^tjauB  ju. 
©efegleicEien  tt)e[51]ten  auc^  bie  anbern  ade,  bi§  auff  ben 
legten:  lieffen  aß  einanberni  noc^,  wie  bie  ©c^neegdnfe^^ 
mann'*  fie  fliegen'-',  bamit  fii^  feiner  etman  ömb  einen 
S:runcf2o  oerfaumete. 

S)amaln2i  gefd)al^§ '^^  ha^  bie,  fo  gum  legten  an§  2ßerd 
fommen  maren,  bie  erften  im  2Biert§t)au^,  ünb  bie  oberften 
f)inberm  Sifcb  mürben.  2BeId^§  fie  bann  barumb  getban, 
bamit  fie,  al§  meiere  t»or  ben  anbern  nic^t  fonbten  auff^ 
fte^n^s^  au(^  tk  legten  baröon  meren. 

1  einanber  W  2  6berft  W  3  %ad)  B  4  anbere  BW 
5  geftalten  B  ©eftalt  W  6  Scbiltbürger  B  aSigenbiirfler  W 
7  ftntt  W  8  legt  W  9  mfirbe  W  10  Slnorbnung  W 
11  Sale  fehlt  BW  12  2tbsuge§  B  13  nidjfte  W  14  ge= 
biH-et  W  15  lauffeftu  BW  16  nicf)t  BW  17  @cönee= 
gAn§  W  18  menu  BW  19  fliebcn  W  20  Srucf  A 
21  2)amal§  W       22  gefd)ab  e§  W        23  aufffteben  W 


*)  Franck  Sprichwörter  1,  34  a.-  mtüige  rofe  fol  mau  reiten, 
bocb  nit  übertreiben. 


39 

(Sotc^el  tf)eten  aud)  bie  ^ii^i^erleute.  ®ann  aU  j()rer 
einer  ben  erften  (Storfenftreid^  geliört,  önnb  bie  5t£t  sum 
ftreiif)  fc^on  aiiffgefiaben  f)ette,  tf)et  er  benfelbigen  nic^t: 
fonber  nam^  bie  Stjt  gleid)  auff  bie  5l(f)fel,  önb  Iauff[tu 
ni(^t  fo  trindftu'-  ni^t.  SBarumb  Ü)atm  fie  aber  foIcf)e§^ 
ta^  [ie  olfo  üom  SSercf  ^inlneg  el)Ieten?  (Sinüüeber^  * 
barumb,  bamit  jie  befle^  bdlber^  tüiberumb  bargu  fdmen: 
ober  aber,  bomit  fie  befte^  lenger  pia^  beim  S^ifd^e-  l)etten: 
tt)el(^e§  ha§  gleub(id)fte. 

[52]  9^ac^  üoHenbelem  SBerd,  tüolten  bie  Solen  "*  in 
if)r  9?^atf)au§  ge^n*^,  baffclbige  in  aller  Stultorum  @^re 
etinjmoeti^en,  ünb  bann  folgenb^  in  aller  DIarren  Dramen 
juöerfuc^en,  wie  e§  fid^  bj  erfte  mal  wölte'o  barinnen 
rfiaten  laffen.  SIber  al§  |ie  in  aller  (Srbertet  baret)n  ge- 
treuen fomen,  Ecce  vide  lä^aw  gurf  fiet)e  lug'^  bo^  SSette 
videte,  ha  ha  toav  e»  gan|  bnb  gar  finfter,  önb  fo  finfter, 
ha^  einer  ben  anbern  auä)  faum  fönte  12  ^6ren.  Slb^s 
melcfiem  ^anbel  fie  nit'^  wenig  erf(i)racfen,  nD(^  firf)  gnug- 
fam^s  beriüunbern  fönten  iß,  waS  bod)  bie  orfac^  mbä^tt 
fein,  ob  üielleic^t  ettoaS  im  balüen  ipere  oerfe^Iet  morben, 
baburd)  ba§  8iedl)t   üerfdilagen  mnrbe'^   önb   auffgefialten. 

Sitfo  giengen  fie  gn  jl)rem  §eutt)t^or  föiber  au^,  äu=» 
befehlen,  ma's  ber  mangel  n^ere:  befunben  ober  bie  tret)!'^ 
9J?auren-ö  gor  gon^,  önb  ha^  Sod)  fet)n  orbenlic^^t  borouff 
ftel)en:  olfo  ha^  brauffen,  bo  e§  lied^t  gnug,  nid)t§  ge^ 
mangelt.  @ie  giengen  ober  oni^  luiber  i)inet)n,  ouc^  inn" 
menbigen  jubefel^en,  föa'^  bod^  ber  man[53]gel  fttere,  ba 
fie  bonn  noc^  üiel  tDeniger  fe^en  fönten,  mcgen  monget 
be§  Sicdf)te§.  2Ba§  foge  ic^  nnr  öil:  bie  örfad^  tüor  if)nen 
önbefont  önb  oerborgen,  fönten  felbige^^  nidtit  erfinben 
no^    errlioten,  wie  fef)r   fie   ouc6  jl^re   ndrrifc^e  ^opffe^a 


1  name  W  2  trindeftu  W  3  foIcfeS  B  4  ®nt= 
toeberSW  5  beflo  W  6  bdtter  B  7  Sifc^  W  8  ©cbilt- 
biirger  B  Sßi^cnbiirtjer  W  9  cjefien  W  10  toolte  BW 
11  lud  W  12  f6nbte  B  13  «In  W  14  nicbt  BW 
15  genugfam  B  16  fonbten  W  17  lüi"irbe  W  18  Ino 
BW  19  brel)  BW  20  WUmvn  B  21  orbentlic^  W 
22  biefelbige  W       23  S?6pft  W 


40 

barob  ^erfiroc^en.  ©arumb  fic  in  groffen  dngften  ftunben, 
önb  gu  furberung  ber  fairen  einen  gemeinen  W)at§>  Sag 
onfcf)tugen. 

[10.  Cap.] 

SBie  bie  Salen'  rl)atfc^lugen,  ha§  Siecht  in  jfir 
^tjati)an^  gu  tragen. 

Stig  nun  ber  beftimmcte-  9?t)atl  Sag  fommen,  er- 
fc^ienen  bie  Salen  i  fleiffig,  alfo  ba§  feiner  ausblieb  s, 
bann  e§  j£)nen  allen  gegolten,  ünb  festen  ^  fi(^.  @§  i)at 
aber  jeber  ein  angegünbten^  Sied^tfpan  mit  fi(^  gebraut, 
önb  benfelben,  nac^  bem  fie  niber  gefefjcn,  auff  fein  §ut 
geftedt,  bamit  [ie  in  bem  finftern  fR^attiauB  einanbern^ 
fe^en,  ünnb  ber  @(^ult§e^"  einem*  jeben  in  ber  ümbfrag 
fönte  ö  [54]  feinen  92amen  önb  SituI  geben.  3)a  nu^"  bie 
gemeine  ömbfrag  getban  n)urbe,  loeffen  man  fic^  in  für»» 
gefallenem  ^onbel  ^u  berfiatten,  fielen  öicl  wibermertige 
meinungen:  mie  gemeinlii^  in  ämet)ffcligcnii§dnbeln  pflegt  12 
gugefc^e^en. 

S3nb  aU  e§  fic^  fd^ier  anfeljen  lie^,  al§  »ölte'^  ha§ 
metjrftei'*  n^erbcn,  ba^  man  ben  ganzen  ^a\v  miber  auff 
ben  boben  ab  brechen,  auff  ein  neme§  auff  führen,  onb 
beffer  forge  15  J)aben  folte:  trat  einer,  melier  luie  er  äuöor 
Onter  allen  ber  aller  mepfefte  gemefcn,  alfo  lüolt  er  je^unb 
al§  ber  aller  tfiored^tigfie^ß  ft(^  erjeigen,  berfür,  önb  fprac^: 
(£r  Ijobe  in  mdrenbcr  feiner  SBei^iieit,  ef)  i'  er  fic^  berfelben 
öerjiegen,  offtmaln^s  gebort,  ba^  man  burc^  <$^tmpd  önb 
Söetifpiel  üiel  Iet)rcn,  lefirnen  önb  ergreiffen  fönne.  ®af)er 
bann  ber  5lefopul  feine  Scf)rcn  burii  g-abeln,  in  geftalt 
fur^er  |)iflorien,  für  Slugen  ftellen  luöHen.  8otd^em 
nadi,   ujoüei''   er  au(^  ein  ®cfc^id)t  ergeUen-",  fo  fic^  mit 

1  ©d^tltbörgcr  B  Sßi^enbörger  W  2  bcftömmete  B 
beftimpte  W  3  aupliebe  W  4  fe^en  B  5  angesünben 
BW  6   cinanber  W  7   8cbulte§  B     ©c^ultbcife  W 

8  einen  j  B  9  fonbte  W  10  nun  W  11  jiDeiffeltcben  B 
12  pflöget  W  13  motte  BW  14  racifte  W  15  ©org  W 
16  tt)6recbtigfte  W  17  e^e  BW  18  offtmalS  W  19  ttfUe  W 
20  erselen  BW 


41 

feiner    Heben     ©ro^mutter     (SJro^üatterl    S3ruber§    ©on 
gramen  begeben  önb  jugetragen  ^ahL 

[55]  SJJeiner  ©ro^muteri  ©ro^öatter^  Sruber^  @o^n, 
SSti§  gefjeiffen,  f)6ret  anff  ein"  geit  üon  einem,  ba^  er 
fagt:  St)  mie  finb  bie  9iep§üner  fo  gut.  |)aftu  bann  ge- 
effen,  fpracf)  meiner  ©roBmuter  ®ro§t)atter§  ^ruber§  (Soi)n, 
bj  bu  el  fo  n?oI  ireift?  9^ein,  fagt  3  ber  anber:  aber 
e§  ^at  mir§  einer  bor  funff^ig  jarcn  gejogt,  be^n^  ©ro^^ 
mutier  ©ro^öatter  fie  in  feiner  S^genb  ^at  fe^en  öon 
einem  (Sbelmann  effen.  5(u§  an(a^  fold^er  rebe,  ftie^ 
meiner  ©ro^muter  @ro^öatter§  S5ruber^  @ot)n  ein  ^inb« 
bettern  geluft  an,  ha'^  er  gern  ttwa§  gute§^  effen  mochte, 
fagtö  be^aiben  gu  feinem  22?et)be,  SSbena  gei)eiffen,  fie 
folte  jf)m  Süc^Iin  bad)en':  bann  9?ep^iiner  fönt*  er  nic^t» 
t)aben,  fo  raufte  er  befferg  ">  nic^t,  aU  ükd^lm.  ©ie  aber, 
al&  beren  tva^  ba^  Sutter^dfelin  öermögen§  föere  beffer 
aU  j^mc  berauft  geraefen,  entfc^ulbiget  fic^:  fie  fonne  iim 
ou^  mangel  be§  58utter§,  5lnrfen§ii  ober  @c^mal|e§  (raie 
bu  railt)  auff  bi^  mal  feine  Sürf)Iin  backen,  bäte  jf)n  bero»» 
raegen  bi^  auff  ein  anbere  [56]  jeit  ber  ^üd)(in  f)oIb 
gebulbi"^  äut)aben.  Slber  meiner  ©rofemnier  ©ro^öatterä 
S3ruber§  ©on  botte  f)iemit  feine  ^ü(^Iin  gecffeni^^  bnb 
feinen  ©eluft  nic^t  gebüffet,  raolte  fid)  mit  fo  fc^Ied^tem, 
magerem,  bnrren,  trocfenem,  öngefal^enem  bnb  bn^ 
gefc^mal^enem  befcfieibi*,  nit^'^  alfo  fc^Iei^tlid^  abraeljfen 
laffen,  fprac^  beroraegen  nacbmalni^:  ^\c  bie  fac^  jmmer 
befc^offen  racre,  ba§  21ndent)dfelin  belangenb,  fo  folte  fie 
fef)en,  ba^  fie  jt)m  ^üc^Iin  bai^etei':  bnb  f)ette  fie  niti^ 
©utter  ober  fcf)mat^,  fo  fotte  fie  e§  mit  raaffcr  berfud^en. 
(£0  t^ut§  niti'"^,  mein  SSti§,  fprocf)  bie  ^^rau  SSbena:  ic^ 
felbft  raolte  fonft  fo  lange  nit^^  o^ne  ^üdilin  geblieben 
fein,  raeti  ic^  mid)  ha^  SSaffer  nic^t  t)ette  bebauren  i^  laffen. 
S)u  raeift  e§  nit^*,  fprac^  meiner  ©ro^muter  ®ro^batter§ 

1  ©rofemutter  BW  (so  immer)  2  eine  BW  3  faget  B 
4  beffen  BW  5  qut§  W  6  faget  BW  7  bacfen  W  (so 
immer)  8  f6nt  BW  9  nit  BW  10  beffer  W  11  2lncfe§ 
W  12  ©ebult  W  13  geffen  W  14  befcöeit  B  15  ntc^t 
BW  16narf)mal§W  17  badete  W  ISnic^tB  19  be= 
tatoren  W 


42 

©ruberg' So^n,  tceil  bu  e§  nicmaln  berfudjeti  ^aft.  SSer* 
fliege  e§2  er[tlic^:  ünb  fo  e§  nic^t^  ml  ger^aten,  itiagft  bu 
al^bann  tüol  jprec^cn,  c»  t^ue  eä  nicfit. 

ajlit  einem  iport  jufagen,  roolte  meiner  ©ro^muter 
<5Jrü^öatter§  @on§  gran)  [57]  nif)e  I)a6en  önb  ju  trieben 
fein,  jo  mufte-i  fie  bem  3J?ann  feinet  begcrenS  falben  mti" 
fahren:  r^üret  beroiüegcn^  einen  Ä^iic^Iin  teijg  an,  gan^ 
bunn,  al§  ob  jie  motte '^  ©treublin  backen,  fe^t'  ein 
^[anncn  mit  Söaffer  ober§  ?^emer*,  ünb  mit  bem  3:e^g 
baretin.  ajiit  nickten  ober  molt'^  eö  fic^  fc^icfen,  eä  molt 
fid^  eben  gar  nichts  gufamen^  loaUcn,  ba^  ^üc^Iin  baraufe 
mürben,  biemeil  ber  Jetig  im  Söaffer  jerfloffe,  ünnb  ein 
Tlü^  ober  53rei)  barau^  mürbe:  borabio  bie  gram  gornig, 
ber  9Jiann  aber  leibig  marb.  5)ann  fie  fatie,  ba^  bie 
Strbeit,  ^o(^  tjnnb  Mal,  be^  SSofferbutterg  ungeachtet, 
verloren  merc:  fo  ftunbe^i  meiner  ©ro^muter  @ro^oatter§ 
feiigen  53ruber§  8on  barbet),  tiielt  einen  Jeder  bar,  onb 
irolte  ba§  erftgebac^ene'-  ^uc^Iin  alfo  morm  au§  ber 
^fonnen  geeffen^^  i)aben,  loarb  aber  betrogen.  S8o^  framet 
fd^em  hiä),  fprac^  meiner  ©ro^mntter  ÖJro^üatter§  bruber§ 
(Sof)n§  gram,  gucf,  l:)aht^^  ic^  bir  nit  gefagt,  e§  t|ue  e§ 
ni(i)t?  Sttt^eit  milt  bu  rec^t  Ijaben,  tjub  meift  boc^  nit^'^ 
ein  bing[58]Iin  barumb,  mie  man  ^üd^Iin  bacf)cn  fot. 
@c^met)g  mein  SSbena,  fprac^  meiner  ©ro^muter  @ro&=' 
öatterS  S3rubcr§  ©ofin,  loffe  bic^ä  nidit  geremen,  ha'^  bu 
€§  oerfuc^et  {)aft.  9}kn  öerfucfit  ein  bing  in  fo  öil  mege  ^*^, 
6i§  e§  ju  Ie|t  gera^ten  mu§.  ^\t  e^  fc^on  bi^maB  nicfit 
^er^aten,  fo  gerl)atet|i'  etman  ein  anber  mal.*)  @§  mere 
ja  ein  feine  nu|Iic^e'^  fünft  gemefen,  monn  e§  üngefe^r 
gerliaten  meri'*.  ^d)  mein  20  mol  ja,  fagt  meiner  ©ro^muter 

1  üerfucfit  BW  2  eg  fehlt  B  3  nit  B  4  möfte  B 
5  bermegen  BW  6  molte  BW  7  fe^ct  BW  8  gemr  B 
9  sufammen  W  10  barob  BW  11  ftunb  BW  12  erft= 
gebarfene  W  13  geffen  W  14  tjab  BW  15  nicöt  W 
16  meg  W  17  gerÄ£)tg  W  18  nuölid)  B  nü^Hd)e  W 
19  mere  W       20  mei^ne  W 


*  Fraiick  Sprichwörter  2,169«:  ma§  f($abt  Derfuc^en,  ge* 
rat^§  nit,  fo  ift§  fein  fc^anb. 


43 

@ro^t)atter§  Sruberä  @on§  %vatü:  id)  tüolte  felb§i  atte 
tag  ^üctiltn  geeffcn^  l^aben.  ®a^  i^  aber,  fprai^  ber 
obgemelt  ßale^^  bife  ©efc^ic^t  auff  Onfer  öor^aben  gie^e: 
SSer  lueift^,  ob  bg  Siedit  bnb  ber  tag  firf)  nit  in  einem  ^ 
<Bad  tragen  lieffe,  gleid^  tüie  baS^  SSaffer  in  einem  ©pmer 
getragen  roirt.  SSnfer  feiner  f)at§  jemalnß  öerfud^t:  barumb 
tüa'  e§  euc!^  gefeit s,  fo  njottn^  lüir  bran  ftetjenio.  ®e- 
r^atet  e^n,  fo  traben  tüir  allzeit  ömb  ]o  öil  gum  beften, 
ünb  ttjerbcn  al§  erfinbere^^  bifer  fünft  groffe»  2ob  bamit 
erjagen.  ®e^t§i3  a^er  nifi*  ah,  fo  ift  e§  boc^  gu  tinferm 
üDrt)aben  ber  9Zarret)>^  [59]  tialben  gan^  bienftlicf)  önb 
bequem. 

2)iefer  Slbat  gefiel  allen  Säten  i*'  foli^er  maffen,  b^  fie 
befcbtoffen,  foli^em  in  aller  ct)Iei'  nadijufommen.  Tanten 
beroraegen  nad)  mittag,  ha  bie  @onne  am  beften  gefc^ienen, 
bet)  bem  (gt)b  gema£)net  alle  für  baä  neme  5R^at^aufe,  jeber 
mit  einem  ©efc^irre^*,  bamit  er  bermeint"'  ben  Sag  ju^- 
faffen  ünb  ^inet)n  gutragen.  @tli(^e  brad^ten  aurf)  mit  fid^, 
Söicfel,  Sc^auffeln,  ^drfte,  ©abeln  Dnb  anber§,  auff  ein 
fürforg,  bamit  ja  gar  fein  fet)ter  begangen  mürbe. 

@o  balb  nun  bie  glocfen  eini  gefd^Iagen,  ha  folte  einer 
fein  munber  gefef)en  ^aben,  mie  fie  atte  angefangen  f)üben 
guarbeitten.  Stücke  Rotten  tauge  ©ecfe,  lieffen  bie  Sonne 
bret)n  fdtie^nen  bi§  auff  ben  boben,  fnüfften^o  jn  bann 
epienbs  ju,  bnnb  lieffen  bamit  in§  ^an^,  ben  Sag  au§* 
pfc^ütten.  ^0  fie  berebcten  ftc^  felberfti,  fie  trügen  an 
ben  Seden  biet  fd^merer,  al§  jubor  ha  fie  Idt)r  gemefen. 
5lnbre2i  treten  eben  be^gleic^en,  mit  anberen"^"-^  oerbedeten 
©efeffen,  al§  §dfen,  [60]  Seffeln,  3ubern23,  bnb  m§  ber- 
gleid^en  ift.  (äiner  lube  ben  Sog  e^n  mit  einer  Stro- 
gabeln   in    ein   ^orb,   ber   anber   mit    einer    ©d^auffeln: 

1  felbft  W  2  geffen  W  3  ©cöiltbürger  B  Söißen» 
burger  W  4  tteife  BW  5  einen  BW  6  jemals  W 
7  »30  BW         8   gefaaet  W        9  to^üen  W  10  ftel)u  B 

11  @er^atet§  e§  B  ©erdbt  e§  W  12  ©rftnber  W  13  @e= 
i)et§  BW  14  ntd}t  BW  15  9^arreret)  W  16  Scl)ilt= 
bürgern  B  SBtfeenbürgcrn  17  6n)l  W  18  ©efc^trr  W 
19  ocrmetjnet  W  20  fnüpfften  BW  21  Slnbere  BW 

22  anbern  W         23  gübern  BW 


44 

ttüd^c  gruben  jn  auß  bcr  (Srben  f)crfür.  ©ine?  Salcn' 
foU  fonbcrlid^  nid^t  ucrgeffen  rocrben,  weldier  oermemt^ 
ben  Sog  mit  einer  9}ZauBfaIIen  pfangcn,  önb  alfo  mit 
geroalt  jube^roingen,  önb  in^  öaujc"  jubringen.  ^05  ic^§ 
furfe  macfie:  jeber  f)ielte  fic^  ha,  roie  fein  ndrrifc^er  ^opff 
e§  jbme^  an  bnnb  etjngab^. 

!SoIc^e§6  trieben  fie  benfelben  ganzen  tag,  roeil  bie 
Sonne  gefc^ienen,  mit  folc^cm  epffer  önnb  ernft,  ba^  fie 
aUe  barob  ermübeten,  onb  oon  ;pi6e'  fd^ier  oerlec^ten 
önnb  erlagen.  2{ber  fie  richteten  mit  folc^er  arbeit  eben 
fo  roenig  au§,  ali  öor  jeiten  bie  önge^eroren  Stielen,  ba 
fie  öiel  groffe  Serge  jubauffc'^  trugen,  önb  ben  ^immel 
auftürmen  öcrmeinten.  Sarumb  fie  bann  Ie|tli(^  fprac^en: 
^vm  roere  e§  boc^  ein  fet)ne  ^unft  gcroefen,  roans  geröaten 
roere.  Stifo  gegen  fie  ah,  önb  batten  bennod)  bife  ge^ 
roonnen,  ha'^  [61]  fie  borfften''  auffs  gmeine^*^'  ®ut  f)in 
gum  SEe^n  ge^n^i,  önnb  fic^  roiber  erquiden  önb  erlaben. 

[11.  Cap.] 

SQ3ie  ein  burdireifenber  Sanbftreid^er   ben  Salen^^ 

rl)at  gäbe,  ben  Sag   in  jt)r  1R^atf)au§  gu   bringen, 

önb  fie  betröge. 

2Bie  bie  Salcn^s  obge^orter  maffen  an  j^rer  SIrbeit 
geroeicn,  reifet  öngefebr  ein  frembber  22anber§mann  hü" 
felbftcn  öorüber:  ber  ftunbe  ftill,  fal)e  jf)nen  lang'^  gu,  öer«» 
gaffe  hüB  maul  offen,  önb  roere  aud^  balb  gu  einem  Sale^^ 
roorben,  inn  bem  er  nic^t  fönte '^  roiffen,  roa§  bocg  foIc^eS 
immer  bebeuten  tf)etc.  Seß  abenb»  aber  in  ber  ^erberg, 
bann  er  ömb  rounbers  roiffen  ba  ftiff  gelegen,  bie  3lben= 
t:§eroer  guerf obren,  fragt '^  er  bie  örf ad),  roarumb  er  fie 
^abe   gefeiten   olfo   an   ber   Sonnen   arbeiten,  !6nne   boc^ 

1  @c6tltbürger§  B  3Bi§enburger§  W  2  üermeqnet  W 
3  §anf?  BW  4  jbm  W  5  eingäbe  W  6  @oIct)§  BW 
7  ^t§  W  8  5u  öauff  W  9  b6rfften  W  10  gemeine 
BW  11  ge^en  W  12  Sc^iltbörgem  B  aßi^enbürgern  W 
13  gdjiltbürger  B  2Sigenbürger  W  14  lange  B  15  f5nMe  B 
16  fragetc  BW 


45 

ni(^t'  lüiffen  roas  jte  get^an.  Solc^cg^  tcarb  jm  burcft 
bie  t)erumbfte^enben  Salens  bolb  gefagt:  bafe  e^  nairtlic^* 
barumb  [62]  be^c^e^en,  juöerfuc^en,  ob  fie  bie  ^eitere  ^  be§ 
3;age»'^  fönten  in  j^r  neurogebaft)en  ■  9tf)atf)au^  tragen. 

®er  frembbe  ©fctt^  mar  ein  rechter  Sogel,  genest  önb 
gefc^oren  loie  er  jetn  folte,*)  o^n  allein  bg  er  raeber  gebern 
nod)  2öuIIen9  ^ette:  gebotet  berowcgen,  bi^  ort§  ^ttk  er 
einen  9^aub  guerjagen,  luelcfeen  er  auBnio  ^enben  julaffen 
nitii  geftnnet:  fraget  fie  beBba^ben,  ob  fie  mit  jrer  2(rbett 
etiüa§  i)ctten  au^gcrid^tet.  9iic6t  ein  ^ubinierlin,  jagten 
bie  2a(en=\  S)ife  ift  bie  tJrfac^,  jagt  ber  ©fettig  ha'^  \ijv 
bie  fac^  nit^i  folc^er  maffen  angegriffen,  luie  ic^  eud)  tt)oI 
tt)oIte  gert)aten  £)aben.  2)a  bie  Salen  bife§  t)6rten  i-*,  njnrben 
fie  fo  fro^,  aU  bie  ^uben'^  ju'^^  ?5rancffurt,  ha  jtinen 
^ropt)eten  Seer  fe^I  gebotten  morben,  geraefen:**)  oert)ieffen 
i^me'"  bcroroegcn  oon  loegen  be§  ganzen  {5^ccten§  onb  be^^» 
felbigen  oder  Otinroobnern  ein  nam^affte  Serefirung,  fo  er 
jtinen  folc^en  9i^at  mitt^eilen  tt)ete.  3oIc^e^  Derfprac^  er 
jnen  auff  morgen  ju  leiften:  barumb  fie  jtjn  f)icffen  gut 
SJJdnnlin  fein,  onb  bem  [63]  SSiert  befaftfen'',  jme'^  tapffer 
auffjutragen  t)nb  fürjuftcHen,  t)nb  ma^  er  oerjcfire  an  ber 
@emeinbei9  ^erff^olg^o  gu  fc^nciben.  2((fo  loar  ber  gute 
©efeU  biefelbe  nai^t  gaft,  önb  jec^et  reblii^  of)ne  (Selb: 
bnnb  ba§  bitlic^,  bieioeil  er  fürot)in  jtjr  Sammeljfter 
fein  folte. 

211^   folgenbg   bie  liebe  Sonne  ben  Salen 21  oon  Sale- 

1  ntl  W  2  @oIc6§  B  3  Scöiltbürqer  B  ai5i^en= 
büraer  W  4  nemltcft  BW  5  ha^  Öiedit  BW  6  Saqä 
BW  7  neugebautoet  W  8  ©efeü  BW  9  SgoIIcn  W 
10  auffen  B  aufe  ben  W  11  nid)t  BW  12  @efea  W 
13  2)a  )ie  bieie§  bln-eten  BW  14  3üben  BW  15  5U 
fehlt  B  16  i^m  W  17  befohlen  BW  18  jm  W  19  @e= 
meine  B  ©cmein  W  20  ^erpfff)olg  W  21  Sc^iltbärgcr  B 
SBiöenbürgern  W 


*)  Vgl.  bie  gr6feeft  gcneöt  unb  gefcöorne  tbor^cit  Fischart 
Aller  Praktik  Grofsmutter  45,  also  'vollkommen';  die  Wendung 
ist  wohl  nicht  ?om  Barhieren,  sondern  vom  Tuchscheren  her- 
genommen. 

**)  Anspielung  auf  Eulenspiegel  S.  54  Xeudr. 


46 

bürg  (bann  e0  finb  fonft  nod^  anbre  Salen  mef)r)i  ben 
fieHen  lieben  Iied)ten  %aQ  f)ette  tütber  gebrad)t  ünb  j(^et)nen 
laffen,  führten  fie  ben  (SefeHn^  gum  9fi^ati)au^,  bnb  be-» 
fallen  e§  mit  allem  flei^  oben  bnb  önten,  ^inbcn  önnb 
öorn^er,  jnnen  önb  auffen.  S)a  nun  ber  frembbe  ^unftler 
ficf)  mit  ber  ©d^ald^eit,  fo  er  tjierinnen  r^atS  gepfleget, 
ü)ie  ber  fachen  guttun  ttjere  beriiatfc^Iagt^  ^ette,  i)ie^  er 
hk  Salen 4  t)inauff  fteigen,  bnb  bie  Slai^jiegel  mibcr  auff 
^eben,  mcld)§&  alfo  balb  gefc^etien.  9^un  J)abt  jt)r,  fprad^ 
er  ben  2;ag  in  enjerm^  9t^at^aufe,  ben  moget  jr  barinnen 
f offen,  fo  lang  euc^  gefeüig:  lüann  er  eud§  erleibet ",  fo 
!ont  ji)r  jn  Juol  tt)iberumb  barau^  jagen. 

[64]  Stber  bie  ßalen*  üerftunben  eg  nit*,  ha^  er  ge= 
meint  9,  fie  fotten  ba§  %.ad)  nid^t^o  n^iber  barauff  beden, 
fonft  murb"  el  n:)iberumb  finfter  ttierben,  wie  e§  juöor 
gemefen:  Iieffen§  bcromegen  alfo  eine  gute  fac£)  fein,  f äffen 
jufamen  ^-,  önb  J)ielten  ben  ganzen  ©ommer  'iRi)at  barinnen. 
@ie  öeref)rten  bem  ^ünftler  au|  bem  gemeinen  ©ecfel  aud^ 
ein  e^rli(^e§,  bnb  lieffen  jn  mit  groffem  ®ancE  barbon 
gicficn.  S)er  gute  @felli3  t^ati-^  ioie  ein  anberer'^  guter 
(Sc^Iuifer  aud^  get()on  f)ctte,  nam  bie  S^ereiirungeiß  an, 
5ettet§i'  nic^t  lang,  fonber  äoge^^  ^inn^eg,  f^anjt'^  offt 
linberfid^,  ob  j^me'-^*^  niemanb  nacheilen  tt)ue,  ha§  (Selb 
miber  bon  j^ime^o  gunemmen,  bnb  !am  alfo  nit»  nd^er. 
@§  n)ei^t2i  flmjti  noc^  ^eut  bi^22  tag§  niemonb,  mer  ober 
maf)er-3  er  gen)efen,  ober  ma^in'^*  er  fommen  fe^e-^;  allein 
fagen^e  bie  Solen  ^'^  bi^  bon  jme^o^  bo^  fie  j^n  am  StucEen^s 
ha§  ki§k  mal  gefe^en  l)oben. 


1  bon  ßalebura  bis  mc^r  fehlt  BW  2  ©efellen  BW 
3  Bcra^tfcfelaget  BW  4  bie  ßalen]  fie  BW  5  mld)t§  W 
6  elrcren  ß  7  erleibet]  befd)n)erltcö  ift  BW  8  nicöt  BW 
9  gemeine  B  fleme^net  W  10  ntt  W  11  mürb  B  mürbe  W 
12sufammenBW  13  @efeE  BW  14  t^At  W  15  anber  W 
16  23erebrung  W  ITseßlet^W  18  jotie  W  ISfc^aumetW 
20  i^m  W  21  meife  BW  22  beutigS  W  23  mo^er 
BW  24mof)tnBW  25  fet)  BW  26fagtenBW  27  ©c^ilt» 
Borger  B    SBi^enbürger  W       28  Mdm  BW 


47 

[12.  Cap.] 

[65]  2Bic  bic  Saleni  bic  ürfac^  bcr  finftere  in 

jf)rem  9^t)atf)au§  jnnen  tüerbcn,  önb  felbige^ 

abf(i)affen.*) 

5)ie  £alert3  fretuet  jfir  neumgebad^cn*  $Ri)at^au^  ober 
alle  ntoffen  fcl)r,  bcn  ganl^en  ©ommer  lang,  £)ielten  ftet§ 
9il)at  barinnen,  ünnb  I)onbetten  üon  inid^tigen  fad^en,  ben 
gemeinen  9Zu^,  ha^  SSottcrIanb  s,  önb  be[fetbcn  öerbe[ferung. 
belangenb.  @ie  battcn  and)  fo{(^e§  ®Iücf,  ha§>  e»  benfelbcu 
ganzen  ©ummer«  ttjan  fie  im  '3{i)at  gefeffen  nie  geregnet 
^at.  ^ier^tüifc^en  aber  begunte  ber  lieblii^e  ©ummer^  fein 
fc^6ne§  luftige^  Slngefic^t  juüecbcrgen:  bargcgen  ftrecfet  ber 
leibige  SBinter''  feinen  rönnen  ©c^nabet  i)erfür.  2BeIcf)e§ 
ben  Salen  ein  fe{)r  leibiger  ^anbel  geroefen,  bieiüeil  fie 
nunmehr  füroJiin  bie  9Jafen  in  bie  f(^naupen  gieijen,  bnnb 
jt)nen  felberft«  fd^naufen  muften.**)  ©arumb  fie  bann  fic^. 
alfo  balb^  bebad^ten,  ha^  gleic^  wie  einer  bnter  einem 
groffcn  breltten  [66]  ^ut  (wie  bie  finb,  fo  bie  jungen 
ßalen  ober'^  Sappen  gemeinlic^^  Qug  frembben  Sanben 
mit  fi($  bringen,  wann  fie  fo  weit  gewefen,  ha^  fie  in 
jt)rem  §et)met  nid)ti2  me£)r  bie  ©loden  ^oren  leuten,  önb 
fo  lang  ausgeblieben,  ha'^  fie  jtirer  9)iutterfpracE)  oergeffen, 
jreS  Satterg  ^au^  nic^t"  ntei)r  wiffen  önb  barnac^  fragen 
muffen,  ünb  bie  olte  ^a^en  nid^t  mefir  lennen***)  wie  einer 


1  bie  äu  ©d&ilbc  B  bic  gu  SSitjenburg  W  2  ba§fel5ige  W 
3  ©d)iltbürger  B  SSigenbürgcr  W  4  neugcbad'cn  W  5  befe 
35atterlanb3  W  6  ©ommer  BW  7  SBtnber  W  8  felbft  W 
9  balbc  B  10  ßalen  ober  fehlt  BW  11  gcmeinglict)  W 
12  nit  W 


*)  Das  folgende  ist  frei  erfunden.  Bei  H.  Sachs  erhalten 
die  Lappenhäuser  dadurch  Licht  im  Eathaus,  dafs  das  Nebel- 
schiff die  Wände  des  Rathauses  durchstöfst. 

**)  ^ie  nafen  in  bie  fdinaupen  sieben  steht  übertreibend 
für  das  gewöhnliche  bie  fdönaupen  eingielien  'sich  zurückziehen, 
klein  beigeben'. 

***)  In  der  Zimmerschen  Chronik^  1,  508  fragt  ein  lange 
abwesender  Sohn  den  Vaters:  Wie  lebtS  balt  unfcr  alte^a^en? 
Vorgelegen  haben  wohl  die  Sätze  von  der  Haserey  (Scheible, 


48 

(ipxiä^  xdj)  önter  einem  groffen  2Better|ut  öor  bem  a^egen 
fieser  fein  fonne:  alfo  njurben  aucf)  fie  bntcrnt  S^odj^, 
tüelc^e»  bem  ^au^  gleich  al^  ein  9iegcn^ut  lücre,  roiber 
ben  fcfinee  önb  anber2  53ngett)ittec  befc^irmet  merben. 
(Söldner  r)x]a(i)  falben,  machen  fie  baö  Soc^  in  oller  e^I 
mit  gemeiner  f)ilff  tüiber  ju,  tuifleng  ünb  öorbabenS,  wie 
fie  ben  ganzen  (Summer^  lang  an  ber  ©onncn  (rate  ber 
©c^dffer  an  ber  Seilten)  bem  t^auHen^cn  gebienet  fietten, 
alfo  molten-'  fie  benfelben  ben^  SSinter  burc^  jnn  bie 
«Stuben  5um  Ofen  fe|en,  önb  ftc^  beQ  jmeß  ömb  ^ilff' 
önb  rettung  lüiber  bie  erfrof)rne  Seute'»  betüerben. 

[67]  %U  aber  bog  Sod) '  lüiber  c^ngebecfet^,  önb  fie 
in§  3tt}oti)ou§  getjen  füllen,  fiet)e  ju,  bo  mor  e§  (leiber) 
eben  fo  tunifel  önnb  finfter  barinnen,  al§>  e»  gemefen  »or 
äuöor,  e^e  fie  öon  bem'o  2Bonberer  bie  tagin§^auBgUtrogen=' 
erfporungsifunfterfinbungii  getef)rnet  tietten.  ®a  fie  bann 
erft  merden  tiieten,  bof;  fie  binber§  Siecht  gefüfirt,  önnb 
^eBü(^  betrogen  lüeren:  ober  fie  muften  olfo  gefc^e{)en  fein 
önnb  12  bleiben  loffen,  önnb  o(§  jn  einer  gefc^efienen  foc^ 
ha^  befte  reben.  ©»  mor  sufpot,  ben  ^Seuttel  pjielien, 
ha  bo»  (Selb '3  tiinmeg,  ober  ben  ©toll  gubefc^Iieffcn,  nac^ 
bem  bie  ^u^e  fdion  aUbeteit  boroufe  entfüt)ret  gemefen, 
(SoUic^el'*  ober  önangefeiien,  faffcn  fie  raiber  mit  j^ren 
Siec^tfpänen  (roelc^e  gubroud^en  fo  long  j^r  3Rbat£)ou§ 
ftünbe  fie  fid)  f(^on  gonl^  önb  gor  öermegen  fiettcn)  ouff 
bem  ^ut  pfommen,  önb  hielten  fei)r  gefc^minb  einen  engen 
'diijat  borüber,  fo  fic^  lüeit  inn  tag  t)inet)n  öergogc. 

2Snb  aU  bie  ömbfrag  öon  einen  an  [68]  ben  onbern 
gieng,  fom  e§  gule^t  auö)  an  einen,  fo  fi(^  nit  ber  ön- 


1  ^adj  W  2  anbere  W  3  Sommer  BW  4  molten 
W  5  ben  fehlt  W  6  j^m  W  7  ^Mn  W  8  Scut  W 
9  eingebccft  BW  10  ben  W  11  gparunqsfunft  W  12  ge= 
fd&eben  fein  önnb  fehlt  BW  13  ©elbt  BW  14  eoüic^S  B 
©Dieses  W 


Schaltjahrs, 525 ff.)  S.531  tocnn  fie  mieber  fommen  nnb  einmal 
befcben  monen,  ob  ber  ©rofemutter  alte  <R:a§  noc&  lebt,  tragen 
fie  ibre  Scbmingen  an  ber  Seiten  . . .  item  einen  breiten  leim= 
ftenglerifcben  §ut. 


49 

■gejd^irftej'ten  einer  gcbeuc^tei  gufeln  (beffen  9bmen  ic^ 
-@^rn2  Eialbcn  bkibcn  laffe)  berfelbe  [tunb  auff,  jagt  er 
xijait  efceu  ba§,  fo  fein  Jßetter  r^aten  werbe,  gieng  atjo 
mit  Saub  f)inau^  oon  ber  SSerfammlung:  öieüetd^t  ]xäi 
jureufpern,  ioie  bann  bie  Sgaftiren^  offtmoln-^  fo  böfcn 
Ruften  £)aben,  bj  ntemanb  bmb  fie  bleiben  mag,  ober  aber 
b5  SSaffer  Ober  bie  Serge  tjinah  3uri(i)ten.*)  ^n  bcm  er 
alfo  in  ber  finflere  an  ber  SBanb  (bann  fein  Siec^tfpan 
j^me^  erlofc^en)  f)in  önb  f)er  groppet,  toirbt  er  imgefelir 
eines  f leinen  Stiffe»  ober  BpaUt^^  in  ber  Tlaniüxtn',  fo 
nid^t  recf)t  gugemourts  gen}efen,  gewar,  baburd)  er  feinen 
jc^onen  53art  etlicher  maffen  fe^cn  fönte.  2)omoIn9  erinnert 
er  ficf)  mit  einem  tieffen  feuff^en  feiner  erflen  2Bei)|f)ett, 
beren  fie  \\d)  aKe  üergiegcn  fetten,  trit'o  miber  i)inet)n,  ünb 
fpri(^t:  dla  atfo,  jr  liebe  Sf^ad^baiorn^i,  mit  lanb  ein  tüort 
gureben.  9t(l  jl^me^^  foIcfieS  oergnnnet'^  mürbe,  fprac^  er 
ferner  alfo:  3^a,  finb  mir  aber  niti*  gebip[69]peIboppeI- 
borte  9iarrn,  td^  frage  and)  alle  barnmb.  (SS  befcf)et)nt  ^-^ 
fid)  mol  (hü'^  i^  au§  unferer  alten  ^ingemorffenen  Söet)^^ 
f)eit  etwas  bi^i^  o^tS  et)nflide)  toie  ein  frefftig  bing  eS 
fe^e*',  wann  einer  ein  anbrei*  gemon^eit  an  fic^  nimmet^^, 
ülS  er  §uoor  get)abt:  ha^  namlid)^"  bie  gute  gewoniieite^i, 
fo  er  erftlid)  t)on  ber  9?atur  empfangen,  öntergetrüdt-^ 
önnb  abgetljon,  trnb  bie  angenommene,  oornemlidj^s  fo  fie 
b6§  ift,  an  bie  ftat-^  fomme,  tnb  alfo  consuetudo  altera 
natura  Werbe.    SBir  ()aben  önS  einer  ndrrifd^en  Wet)fe  an- 

1  flebduc^t  W  2  ß^ren  W  3  SaWern  BW  4  offt* 
ma(§  W  5  i^m  W  6  (spaltenS  W  7  Tlatotxn  B 
8  äugemauret  W  9  ®amal§  W  10  tritt  BVV  11  01acfi- 
bautocrn  W  12  jm  W  13  Vergönnet  W  14  ntc^t  BW 
15  befcöeinet  BW  16  bteie§  W  17  fei)  W  18  anbete  W 
19  nimpt  W  20  nemlicf)  BW  21  geWontieit  BW  22  önter* 
getrucftB   öntergebrucft  W       23  förnemlicö  W       24  flatt  BW 


*)  Vgl.  Kirchhof  Wendunmuth  1, 158  (S.  189)  25on  einem 
ratf)S:^erren  gü  Tübingen  (nach  Bebet):  ftunb  einer  ber  rabt§= 
I)erren  auf  tinb  fprac^:  ^d)  ttiit§  bei)  ber  meinitng  be§  for[t= 
mctfter§  (benn  alfo  toarb  einer,  faft  ber  fiUnembft,  genennt) 
berutoen  laffen;  xd)  mu^  bin^infe  ge^en,  mein  maffer  abjäfc^tagen. 
Damit  ist  der  Anfang  von  Wickram  Rollw.  90  verbunden. 

Das  Laiebuch.  4 


50 

genommen,  bie  wir  bod^  üon  Statur  ^er  alljeit  lt)ct)fe  önb 
t3erftenbige  Seute  geroefen:  ßnnb  nun  fiefie,  foIcf)e  an- 
genommene lüeife  fc^Icgt  im»  rcc^t  in  bie  ort,  ünb  treibt 
bie  erfle  ort  au§:  ai']o  ha^  tt)ie  n)ir  guüor  üon  art  önb 
geburt  t)er  SSe^fe^  gemcfen,  aljo  fompt§  barju,  ba^  tt)ir 
oon  ort  mib  geburt  ^er,  S^orn  önb  5krren'-  fein,  önnb 
folc^e  Dnart  niemerme^r  werben  fallen  laffen.  2öir  fiaben 
fo  angftige-'  önnb  nbete  seit  mit  onferem*  9tf)att)aufe, 
wenben  foften  an,  önb  ger^aten  in  [70]  gro^e  öerac^tung 
ba^u,  bamit  wir  nur-^  ben  mangel  finben  önb  öerbeffern 
tonnen:  önb  önfer  feiner  ift  jtmaln^  fo  migig  geraefcn, 
bafe  er  Jiette  gefe^en,  ha^  wir  an  hav  öaufe'  feine  genfter 
gemac^et*'  f)aben,  barburi^^  bog  Siedet  ^erct)n  faden  moc|te. 
®05  ift  boc§  gar  ju  grob:  öorau§  im  anfang  önferer 
J^or^eit,  ha  wir  nii^tio  folten  einsmall  önb  auff  ein  ftu§ 
alfo  ^eret)n  plumpen  önb  pletfc^en,  ha^  ei  and)  ein  red^ter 
gebof)rner  9far  werden  fönte.  Slb^  biefer  rebe  erfd^racfen 
bie  anbern  Salen^-  atte  nit'^  anberft,  al§  ber  fie  an  ^aU 
gefc^Iagen  ^ette^-*,  önb  erftummeten  wie  bie  blinben  @6|en, 
bie  jr  Sebenlang  feinen  2)dgeiT  wefeen.  @ie  fa^en  aber 
auc^  einonbern  i''  an,  önb  fc^ameten'ß  fi(^  je  einer  öor  bcm 
anbern  (fo  er  niti^  fjinber  jmei'  gefcffen)  wegen  foIc^en'*> 
groffen  Sßnöerftanbl  önb  gar  5U  groben  D^arreQ''^.  S)arumb 
fiengen  fie  an  einljeHiglicf),  ber  SSmbfrag  öngewartet,  ju 
atten  orten  be^  9if)at§aufe§  33Zauren2'>  buri^jubredjen:  önb 
war  fein  Sale^i  ^nter  aflen  Salen^-,  ber  ha  mf^'-  f)ette 
wollen  ein  ci)gen  So(^  (tuk  bi§  tag§  bie  Schilt  in  bcn 
(Stamm  [71]  büc^ern  önb  ©la^fenflernj  §aben,  öon  bcm  er 
fönte 23  fagen:  S)iB  ift  mein  So(^,  önb  ift  mir  ein  fein 
Soc^,  önb  wer§  nit^^  glaubt-^  ber  füß  mir§  2oc^,  fo  finbt^^ 
er  boc^,  ha^  jn  frewet  nod^.  Cf)  wie  ein  fd)were3  ^od), 
öil  ^drter   aU   ein  ^piocf):   öerje^fie  mir  bie  Retterin  önb 

1  mt)^  W  2  D^arrn  B       3  dngftige  BW      4  bnferm  W 

5  nun  W        6  jemals  W        7  spaufe  BW        8  gemacht  BW 

9  baburcö  W  10  nit  W       11  Cb  W       12  Sakn  fehlt  BW 

13   ntcf)t   B  14   :^ettc   fehlt   BW           15    etnanber    W 

16  fcöamete  W  17  jm  W       18  folc^e§  W       19  9larrerei)  W 

20  2)iatoern  B  21  ©cfiiltburger  B   23tgenbürqer  W       22  ntcf)t 

W       23  fönte  W       24  glaubt  W       25  finbet  BW 


51 

ber  ^oä),  fo  eä  gar  gu  rd§  gefallen,  onb  befe^alb  tremger 
gefrf)mal^en  ift.  5(tio  morb  ha^  ät^at^au^  oofnfü^reti, 
biß  auff  ha^  @t)ngebäiü,  üon  reellem  ^  auff§  bdlbeft 
3et)ttung  guöernemmen. 

[13.  Cap.] 

SBie    hh   Salen^    in    jrer    Sft^atfluben    boS    ©pn-* 

gejreib  gemad)t,  ünb  be§  ©tuben  Dfen§  öer-» 

geffen  ^aben.*) 

S^ad^  bem  bie  Salen'*  be^  grcffen  SafieS''  ber  ^^enftern 
^olb«  abfommen,  bnb  nun  ein  jeber  fein  etigen  fein  gut 
2o^  ^ette,  fiengen  fie  an  ba§  @t)ngett)eib  be§  öaufe»  ju« 
machen,  önb  bie  ©emadi  ju  t)nterf(|lagen.  SSnter  anbern 
@emad)en  machten  fie  fonberlid)  tret)'  ©tuben,  bie  SBi^- 
ftuben,  @d)iüi^füiben,  önb  Sßebendftuben:  ireli^e  gU" 
üor[72]berft  muftcn  auBgeniadit  fet)n,  bamit^  bie  Salen^, 
lüann  fie  öon  lüic^ttgen  fad)en  rf)atfcf)(agen  folten,  nid^t^ 
gei)inbert  nocf)  gefoumet  luurben.  SBarb  alfo  (tuie  fie  ber« 
meinten)  bj  gan^e  trc^erftc'o  9tf)atf)auB,  auff»  furberlic^ftc 
au^gemacf)t,  ünb  nac^nialn^'  in  aller  9?arren  Stirei^  e^n* 
getoe^tiet. 

51I§  fie  aber  foIgenb§,  ha  e§  falt  tnorben,  einen  3fl§at§= 
tag  ^aben,  önb  @erid)t  t)a(ten  inolten  (bargu  bann  jnen 
ber  ^ü^irt^s  ^lit  feinem  ^orn  bie  lofung  gegeben)  önb 
jeber  (bann  el  alfo  angefetjen  lüorben,  bamit  ber  gmeine^* 
3Ju^  nic^t  befdilüerti^  rourbe)  ein  fcfietit  ^ol^,  bie  ©tuben 
gulöermen,  mit  fi(^  gebracht  t)ette:  fiet)e  ju,  ha  Ratten  fie 
befe  Dfen§  öergeffen,  and)  nit"^  räum  gelaffen,  ha  man 
einen  ^infe^en  tonte i'.  Hb  folc^em  t)anbel  erfcf)rarfen  fie 
obermalni^  bet)  fic^  felbeff'  i)efftig,  met)r  bann  ober  aUe 

1  üoßfu^ret  W  2  toelc^en  BW  3  Sc^iltbürger  B 
SBigenbürger  W  4  bie  Sälen]  fie  BW  5  £aft§  W 

6  balben  W         7  brei)  BW  8  barmtt  W         9  nit  B 

10  bret}ecfte  BW  11  nac^ma(§  W  12  ©br  W  13  S?Ä^e= 
birt  W  14  gemeine  BW  15  befcbtoeret  W  16  nic^t  BW 
17  fonbte  W        18  abermals  W       19  felbft  W 


*)  Wohl  frei  erfunden. 

4* 


52 

moffen  gan|  graufam  fe^r,  mh  fürai^en  bntcr  ftc^  felberft  i 
p  fic^  felbcrfli:  9iun  foticn  ttiir  ettenbc-  Gie(«f6pffe  feinett 
fortgang  no(^  glürf  §u  önfcrm  neiüen  S3aun)  ^abcn.  SSc^ 
fc^en  mir  nun  jc^unber  ben  ofcn  f)in?  [73]  dlnn  fteöen 
n)ir  ^ie,  aU  ob  ün»  in  bic  ^dnbe  gefc^miffcn  lücre:  tva'^ 
jollcn  wir  obermaln^  mit  bcm  Cfen  I)in? 

Sllfo  tljeten  fie  ben  tjanbel  in  bebenden  ^iei)en  tmb 
eriüegen,  önb  fielen  mond^erleti  ntet)nungcn.  (Stücke  üer^ 
meinten,  mcn  foltc  j^n  t)inber  bie  Xt)ixx  feüen,  ba  er  am 
aller  ujenigften  jrren  mürbe  ^.  51ber  joId)e§  molt  ben 
anbern  nid^t''  gefallen:  biemeil  ber  Sc^uÜ^efe"  müfte 
^inberm  Dfen  feinen  (5i^  ^oben,  melc^cg  fpöttlicf)^  mcre, 
fo  er  ^inber  ber  St)uren-J  fdffe.  Sule^t,  nnc^  bem  fie  bie 
fac^e  lang  ^in  önb  t)er  geraogen,  onb  alle  orterio  befefien 
t)nb  hthad^t  fietten,  rt)ict  enblii^  einer,  man  folte  ben  Dfen 
fürs  ?5cnfter  Ijinau^  jc|en,  önnb  jf)n  laffen  jur  ©tuben 
f)inet)n  guden:  mit  bem  anf)ang,  ha^  gun  jciten,  mannS 
nofit  mürbe 5  fein,  er  in  ab^ettungii  ber  Stimmen  auc^ 
fönte  mitgejetteti'^  mcrben.  S)ann,  rebe  er  fc^on  nichts i^ 
3un  fad^en,  fo  fe^e^^  er  bocf)  auc^  nic^t  barmiber.  SSnb 
ob  el  fdion  nic^t  fönte  anberft  fein,  aU  ha^  ber  @c^ult^ 
^e^'  ber  ne^efte  bet)m  Dfcn  fein  müfte,  [74]  bamit  j^me'^ 
fein  2Bet)§§eit  nic^t^'^  erfriere,  fo  fotle  man  j^mei'  ben 
ne^eften  ort  barbel)!''  et)ngeben.  Siiefem  9^t)at  marb  bon 
allen  bänden  ber  et)nf)eniglic^en  be^fatl  get§an. 

S)oc§  fagt  ein  alter  5lbermann  önter  jnen,  melc^er  lenger 
9^orr  gemefen  aU  bie  anbern,  au§  lauterer  mi|,  beren  er 
fo  doH  geftecfefi^  mie  ein  (Sfcl  üotl  gürfeen:  SIber  (fprac^ 
er)  ic^  mit  ber  Stegen  gefdimcigen,  meirfje  aber  bnfomlic^-o 
merbe  ^um  Dfen  gumacfien  fein:  aber  bi^  gange^i  i)in: 
aber  bie  öi^e^s,  met(^e  aber  fonft  in  bie  Stuben  gef)6rt, 
tüirbt  aber   atte  ^um  Dfen   au^ge^n^s,   ta  fie  aber  fonft 

1  felbft  W  2  clenbe  BW  3  2öo  BW  4  aber= 
mal§  W  5  iDurbe  W  6  nit  B         7  8cbullf)eife  W 

8  fp6ttiic^  W  9  S^ür  W  10  Crtcr  W  11  Sibgcblung  W 
12  mttgeseblet  W  13  nit^t  W  14  fet)  BW  15  jbm  W 
16  nit  W  17  jm  BW  18  habet)  W  19  geftecft  BW 
20  ünf6mltc^  BW  21  gienge  W  22  §i8  W  23  au^-- 
geben  W 


53 

folte  in  bie  Stuben  ge^n',  ünb  aber  affo  gu  nu^e^  fommen: 
n)elc^§3  aj)er  ^e^jg^  ^jere,  als  fo  fie  üer(o|ren  mürbe. 

2)u  ge^eft  in  bie  Slbermi^,  lüie  man  fpric^t  (fagt  ein 
anberer  ^um  2{bernarrn  ^ierauff)  ditn  a(§  gefie^,  mie  man 
fpric^t,  bie  §i§,  meiere  mie  man  fpre(^en  modele  in  ber 
S?u(f)en^  gum  Dfentoc^  an^f erlegt,  and)  in  bie  Stuben, 
moc^t  man  fprecfien.  S)u  meinft*^  tüol  \a,  mbdjt  man 
f|3recfeen,  [75]  ic^  aber  meine'  net)n,  mie  man  fpric^t,  nit 
in  bie  Stuben,  fonber^  neben  ^in,  ai§  man  fpredien  möchte. 
S^amit  aber,  mie  man  ipricfit,  nic^t»  ju  ünnul'»  abgebe, 
mie  man  fpric^t,  önnb  bu  befe^olben  obne  Jorge  fet)eft'o, 
qI§  man  jpric^t,  jo  §ob  ^  ic^  ba^ct)mcn  ein  alteS  öai'en- 
garn,  mie  man  fpredien  moi^ti-,  bj  mil  ic|  ber  ganzen 
@m>ein  i^  gum  beften  geben,  mie  man  jpricf)t,  meiner  barbeti 
äugebenrf en  14^  mie  man  f priest:  hav  motten  mir  für  ba§ 
Cfentf)ürlin  f)enc!en,  mie  man  fpric^t,  bie  .öiö  in  bem^^ 
Ofen  ,5ubeJ)aIten,*)  mie  man  fpri(^t.  öabcn  mir  tin§  alfo 
bi^"^  ort§,  aB  mie  man  ipricfjt,  ni(^t!§  arge§  subcforgen: 
fonber  gelti"  mein  lieber  2a(e'^  mie  man  fpric^t,  mir  moCCen 
barbe^iy  bapffer  ficben  ünnb  braten,  al§  man  fpric^t,  önnb 
bie  ©pffel  in  ber  S^acfiefn  ümbfet)ren,  mie  man  fprec^en 
mochte. 

gür  fofc^en  mol  bcfrf)Iagenen  9i^at,  mart  ber  2afe-o 
^o6)  gepriefen,  bnb  für  fein  gret)gebigfeit  j^me^i  t)Dd)Iic^ 
geban(fet22,  mit  anerbietung  alle«  guten.  @§  marb  aui) 
jmc,  önb  allen  feinen  na(^fDmmenben  Salen-^,  ber  nef)efte 
Si|  ^inberm  Ofen  beij  ber  21pffelfad)eln  öergunnet^^.    5t(fo 

1  ge|en  BW       2  nu^  W       3  toelcöe§  BW  4  g^^e  AB 

5  ^ücften  BW       6  meincft  BW       7  mein  B  8  fonbern  W 

9  Onnüg  BW        10  feqft  B        11  i)abe  BW  12  möchte  W 

13  ©emein  BW      14  jugbencfen  B      15  ben  B  16  btefeS  W 

17  gelbt  BW       18  fialej  madjbax  B    g^arfibautoer  W       19  ha^ 

bei)  W        20  Scöiltbiirger  B    SSi^enbürger  W  21  |m  BW 

22  gebandt  B         23  ßalen  fehlt  BW         24  bergönnet  W 


*)  Verwertung  mündlicher  Überlieferung.  Von  Schild- 
bürgern wird  ähnlich  erzählt,  dafs  sie  ein  Netz  um  einen 
Ort  spannen  oder  ein  Seil  ziehen  um  die  Winterkälte  ab- 
zuhalten. Birlinger  Volkstümliches  aus  Schwaben  1.  440. 
Hauffen  Gottschee  118. 


54 

tüarbei  gulc^t  bcr  gan|e  ^anbel  befc^Ioffen,  bcr  Ofen  ge- 
macht, alfo  ba§  ffti^attiau^  OoKcnbet,  bnnb  auff§  nelöe^ 
mit  9krrn3  befe^t-».  Di)  tüie  ^ab  ic^  fo  übel  gef orcfstet  s, 
man  nemmc  mic|  ourf)  barcl)n,  bnb  gebe  mir  ein  Siarrn^ 
§lmpt:  bann  jeberman  fagt*',  iä)  fel)e  ni(^t  üerterbt"  ^u 
fotd^em  @{)rnbienfts. 

[14.  Cap.] 

SBie  bie  Salen^  einen  2Ider  mit  @at^  gefdet,  ba§ 

e§  irad^fen  jolte,  bnb  lüas  ficf)  bamit  ju- 

getragen  Ijabe.*) 

SSie  nun  ha^  UijaÜ^aulß  üorgei)örter  maffcn  öolnfüiirt, 
tonnb  mit  SMrrn^  bcfc|et  marb,  ficngen  bie  Salcnio  an 
alle  tag'i  5ufamcni2  gufommcn,  ünb  \id)  ^ubefümmern  tmnb 
^Uäermartern,  ober  bie  fachen  gum  gemeinen  92ut^  tmnb 
ä^egiment  gefiorig:  beffen  fie  fid)  bann  mit  aIIgQn|immer=' 
ct)ferigftenuigii{^j'teni3  ernft  annamcnjnmoffen  fie  ••,ii[77]tt}un 
fdiulbig  önnb  I3cr|)f(i(f)tet  luaren.  9Jun  Ijat  jl^r  ®.  SB. 
iüi|  fie  auff  eine  ^eit  bal)in  getrieben,  bo^  fie  an  bie 
iprouianb  gcbadjten,  önb  r£)at  i)ielten,  luie  man  einen  Sor* 
r^at  möchte  tjinberlegen,  beffen  mon  fi^  gu  fürfattcnber 
X|emrung  gugebraudien  ^ctte,  bamit  mon  nirf)t  müfte  bet) 
ben    SBuc^erern    ünb   ^ornttJÜrmen   gu    ©naben    fommen. 


1  toarbt  W  2  neiD  W  3  9larrcn  W  4  befefeet  W 
5  öef6rd)t  B  gefiirdit  W  6  jaget  B  7  berberbt  BW 
8   e^renbtenft   W  9    (Sc^iltburaer   B     SBiöcnbörger   W 

10  bie  Sälen]  fie  BW         11  tage  B         12  gufammen  BW 
13  ejjfferidöften  müglidöften  W 


*)  In  Kirchhofs  Wendunmuth  1, 165  ^rird  einem  Toren 
der  Vorschlag  gemacht  einen  Acker  mit  Salz  zu  besäen,  dar- 
nach ist  die  Erzählung  frei  gestaltet.  Dafs  Dinge,  die  man 
nötig  hat,  gesät  werden,  kommt  öfters  in  Volksüberlieferungen 
vor;  von  Schildbürgern  wird  berichtet,  dafs  sie  ein  Feld  mit 
Kuhsamen  bestellen  (MüUenhoff  Sagen  a.  Schleswig-Holstein  95), 
dafs  sie  Käse  aussäen  um  Kühe  zu  bekommen  (Kuhn  westfäl. 
Sagen  1,  227),  dafs  sie  Federn  in  den  Boden  stecken,  auf  dafs 
Hühner  daraus  wachsen  (Reiser  Allgäu  1,  508). 


55 

^eld^e»  fic  bann  gar  lueiijtii^  hthaä^t  ®ann  e§  fte^ti 
ja  einer  IjOi^  öcrjtenbigen  Dberteit  gu,  mit  folc^em  9?or* 
r|at  t)cr[et)en  äufein,  ben  S^^ntertl^anen,  fo  mangel  et)nfie(e, 
gu^elffen,  Dnb  ben  2Buc6erern,  bie  ben  2Irmen,  fo  ol^ne  ha§' 
bctrengt-  önb  gcnot^iget  gnug,  nic^t  anberft  al§  bie  Q^ätn 
audi  ba§  S8(ut  au^  bem  2et)b,  \a  ha^  äJ^args  auß  ben 
58et)nen  fangen,  jf)re  tin^imlid^e  t)nrebli(f)e  ©elücrbe'*  ah^ 
äuftriden. 

@onberIi(^  aber  hiarb  bon  (Sal|  (beffen  feiler  fauff 
j:^nen  tüegen  fcfiiuebenber  SriegSleuffen '"  abgeftricft  tüar  bc^» 
Ijalben  fie  foldjeö  or[t]§  groffen  mangel  litten)  gerebt:  rt)ie 
man  toq  bie  fachen  [78]  fo  toeit  bringen  fönte,  ba^  fie 
ünc^  etigen  (3al§  tietten,  bieiüeil  fie  ja  bc»  ©al^e»  eben 
fo  tüenig  manglen'^  fönten  in  ber  ^udjen",  aU  be§  DJJifte» 
auff  bem  SIrfer.  @oIcf)er  fianbel  marb  nu**  ber  lenge  nac^, 
naci)  ein§  jeben  gut  bebuncfen^,  erniegen,  önb  ha^  in  öiel 
toege:  bann  e§  mürben  aller(et)  SJiittel,  bie  man  5uf)anben 
nemmen  tmb  brauchen  moi^te,  fürgebrac^t,  önb  nad)  jr 
(g.  SS.  bebac^t.  ©nblic^  mürben  fie  r£)ate§  "',  önb  bcfcf)Ioffen 
et)nt)c(ligli^:  (Sintemal  funb  önb  offenbar,  ha^  ber  Qndn, 
iüeld)er  bem  ©al^  nic^t  önanlid),  nuc^  lüad)fe,  fo  muffe  ja 
folgen,  ba^  b^  ©alt}  gleicher  maffen  ouff  bem  gelb  t)erfür 
mad)fe:  mctd)äii  bann  baraufs  ab^uncmmen,  biemeil  ba§ 
@ül§  auc^  ^ornlin  ^abz,  alfo  ha"^  man  fagc,  (Sin  Sorntin 
@al^,  2C.  2)emnacf)  aud^  funb  önb  offenbar,  ba^  anbrei^ 
fachen  luad)fen,  al§  halber  fo  man  ^d^  fe^et,  önb  §üner 
mann  13  man  @yer  in  ©oben  ftecfet'^:  8o  fct)e  auff  bife 
mal  beffcr§  nid^t,  al»  ba^  man  ein  groffe§  ftud'^  gelbe§i6^ 
fo  ber  ©emeinbe^"  juftenbig,  ömbbrec^en  önb  [79]  bamcn 
jolte,  önnb  aU  bann  ba§  @at|  (meld^e§  fie  fo  nötig  ^aben 
mufteni^  hü]i  fo  öiel  eljer  ber  Starren  entr^aten,  aU  be§ 
@ai^e§  mangleni^  fonnen)  in  ®otte»  9?amen  bare^n  fden2o, 


1  fte^et  BW  2  Betrenget  BW  3  Wtard  BW  4  ©e* 
mcrb  W  5  ^rtegSläufften  W  6  mangeleu  B  entra^^ten  W 
7  S^üc^en  BW  8  nun  BW  9  bebiincfeu  BW  10  rat)t§ 
BW  11  tßcldjt^  BW  12  anbere  BW  13  icenn  BW 
U  ftetft  AV  15  fiücf  BW  16  %(M  BW  17  ©emetne 
BW        18  möften  W         19  mangeln  BW        20  fe^en  W 


56 

Id  l^etten  fie  audj  etigen  @al^  bnb  borfften  ^  nic^t  2  anberK 
borumb  nai^Iouffen  ünnb  äufuffcn  fallen. 

SDa§  warb  itu  erftgemclbter  moffen  an  bie  f)anb  ge- 
nommen, ba§  gemeine  3Bercf  bestellet,  ber  ^cfer  gepjTüget^ 
mb  in  @otte§  DMmen,  mie  jf)r  @.  2B.  erfennt,  mit  @a% 
fcejdet:  befter  Hoffnung,  e»  murbc^  j(}nen  reic^Iic^  lohnen, 
mh  ©Ott  5U  ji)rer  iiihdt  audj  ben  Segen  überflüjftg 
geben:  oorau^  bicroeil  [ie  c§  in  feinem  9iamcn  gefdet 
tjetten.  Sie  trofteten  fid^  auc^  beffen,  baß  ob  fie  etma§ 
@erainn§  barüon  (jettcn,  fo  fct)c  boci^  foIcf)er  @eminn,  all- 
ein ©rbttpuc^er,  nit  fc^anblic^,  fonbern  üon  @ott  gegeben 
tmb  gefegnet,  önnb  üon  meniglidiem'*  gebillic^et.  ^n  fo((^em 
üertraiüen,  [jaben  fie  aui^  befte^  fleijfiger  forg  gum  felbigen 
2IcEer  getragen,  önnb  ju  aUen  nier  ecfen  (bann  er  nit 
tret)ecEet6  giuefen"  mie  bj  3?t)at[80]t)auB)  |)üter  ober 
Sannniarten  gefcM,  jeben  mit  einem  langen  Söogelro^r  in 
ber  §anb,  hk  $8ogeI^,  wann  fie  ba§  gefäete  (5a(|  mt 
anbre^  Samen  öieffeic^t  wolten  aufleden,  barabio  gufc^ieffen. 

@l  ftunbeii  ni(^ti2  lang  an,  ber  ^der  fieng  an  auff^ 
aller  fc^önfte  sugrünen:  ah^'^  meldiem  bie  Salen»'*  bnfdglic^e 
grembei^  gemunneniß,  üermeintcn  bie  facf)  mx  jfinen  ein 
maf  gerfjoten:  giengen  oHe  tag  ^inauß,  5ubefe!)en  mie  ba» 
Sal§  n:)ucf)fe,  önb  berebten  fid)  felberft^",  fie  tjören'*  el- 
roai^fen,  mie  jener  ha^  @xa%  9?nnb  je  me{)r  ei  rouc^fe,. 
je  me^r  muc^fe  aud)  in  jt)ncn  bie  Hoffnung;  onb  e§  n^ar 
feiner  unter  jt)nen  allen,  melc^cr  nicftt  fi^on  olbereit  in 
feinem  Sinn  ein^'J  ganfeen  Sefter  Sali^  gefreffen  I)ette. 

Qu  metjrer  öerfii^erung  ünb  befferer  oerma^rung  jJ)re§ 
Sal§felbe§,  melc^ei  fie  gern  groffer  genommen  ^etten^ 
fc|en2o  fie,  in  betracfitung,  boB  nidjt  nur  allein  bie  25öget, 
fonber  aucf)  anbrc^  Stiiere,  bem  ©amen  möchten  fc^aben 
gufügen,  5U  ben  tjorigen  filtern  nodj  einen  an[81]berrt 
Sannmarten,  ^uoerfiüten,  ha^  nic^t  etroan  ha^  anber  S^ietie^i, 

1  bürfften  W  2  nit  B  3  ttürbe  W  4  m5nnig= 
lidien  W  5  befto  W  6  brcljccfet  BW  7  geiüefen  BW 
8$8i^geIW  9  anbete  BW  10  barob  BW  llftmibBW 
12  nit  W  13  üb  BW  14  (Sdjiltbi'trger  B  SBißenbiirger  W 
15  ^reub  B  16  qetoonnen  W  17  felbft  W  18  prteu 
BW        19  einen  BW        20  fegten  BW       21  a?ie^  W 


57 

aU  Oioß,  ^ü^e,  @c^affe,  ünnb  fonberücf)  bie  Iet)bigen 
@et)ffen,  welche  bem  ©al^  of)ne  ba§  fonfti  gefe^r,  ünnb 
e§  für  jfiren  ßdfe  gemeinlic^'^  brauchen,  barein  lüften 3. 
2)amit  nun  ba§  ^ermac^ienbe  @al§  ntd^t*  gertretten  würbe, 
ober  fonft  abgee^et^  befat)(en6  fie  jfirem  S3onnwarten  erft- 
gemelbt',  mann  etipan  ein  ^uf)e,  ^[erb,  @et)^  ober  ©c^aff, 
auff  ben  Stcfer  fdme,  fo  folte  er  fie,  tva^  j^me^  müglid^, 
borabifj  ftoffen,  treiben,  jagen,  f erlagen,  puffen,  ficpffen, 
gnjicfen,  fdieuc^en,  wie  er  nur  jmmer  tonbte,  toeldjeS  er 
gan^  getren^Iid^  juleiften  öerfpracE)  ^ i,  al§  er  auc§  getrau 
i)ai,  jnntaffen  guöernemmen. 

[15.  Cap.] 

[82]  Söte  etlidieg  ißie^e  auff  ben  (Sal|  Slcfer 

fommen,  onb  mie  ber  Sannlpart  felbige»!'^ 

barobi'^  getrieben  i)ahz.*) 

^^  n)ei§  bct)  ©.  $ßetten  ni(^t,  luie  e§  ber  lofe  2:ropff 
ber  13  Söannroart  öberfefien,  ba§  öil  frembbeS  önüernünfftigen 
S3ie£)el  auff  ben  fo  root  gebanieten  trnb  bcfaeten  ©al^  SIcfer 
fommen,  benfelben  fe§r  gefdjenbet,  ünb  fo  f)e^Ii^  §er- 
tretten^^  ^ot,  ha'^  e§  fcgab  joar  bct)be§  ümb  bg  fierrlidje 
(Sal|,  fo  bafelbften  üerfdet  n)orben,  önnb  ümb  ha§,  fo  noc^ 
l^ette  foHen  loac^fen.  ©er  ©annföart  ber  lofe  Siropff, 
tüufte  mol,  iüa§  jmei^  be§  2Ider§  falben  auffeilcgt  onb 
bef übten  luar,  önb  n^ie  ^od)  er  felbigem'e  nac^jufommen 
üer^eiffen  ^ette,  erfatie  ben  fd^aben,  onb  förc^tet^'  boc^  ber 


1  fonft  fehlt  W  2  gemeingltd)  W  3  lieffen  BW 
4  nit  B  5  abgcfe^et  B  (abqeeget  G)  W  6  befoleu  BW 
7  crftgemelbet  BW  8  too  BW  9  il)m  W  10  barob  BW 
11  üerfpradje  W  12  baffdbige  W  13  ben  B  (ber  G) 
14   äurtrettcn   W  15   jm   BW  16   bemfelbigen    W 

17  fordite  W 


*)  Quelle  dieser  mit  der  Salzsaat  in  Verbindung  gebrachten 
Geschichte  ist  Frey's  Gartengesellschaft  13  (S.  22  f.)  25oiin 
einem  banninart,  ber  forest,  ttiann  er  iim  ben  toaiffen  gieng,  fo 
t^ct  er  fdjaben;  aber  Oier  müften  in  bariu  tragen,  vgl.  dazu 
Bolte's  Anmerkung  S.  220. 


58 

lofe  Xvopfi,  tüeil  oline  bi§  bo§  S8iel)e  nur  gu  öil  fi^oben 
getf)an  Ijctte,  folte  er  fic  nD(^  erft  barju  barau§i  treiben, 
fo  luurbe^  er  ber  lofe  Sropff  bas  iiernpat^fenbe  @al§  noc^ 
nicl}r  bcfc^ebigen  onb  üerniüften. 

[83]  ®arumb  gieng  er  in  groffem^  bnmutt),  §um  t^eit 
üon  wegen  ber  gefa!)r  fo  jf)mei  barauff  ftunbe,  gum  tl)eil 
n)egen  be§  berterblic^en''  augenfdjc^nlic^en  n^acftfenben 
f(i)aben§,  Reimet  ju  gen  Saleburg^,  §eigt'  foIc^e§  bem 
@d^uttf)effen*  önb  ber  ganzen  S.  2B.  an:  biefelben  rauften 
eben  fo  lucnig,  loie  ben  fairen  jurJiaten  bnb  äu^elffen 
n?ere.  Srad)ten  bcroircgen  ben  Ijanbel  olfo  für,  ha^  fic 
bnibfragten:  2Bie  man  j^m  tbun  folte,  bomit  nur  bem 
©al§  nidjt  mt^x  fc^aben«  gefc^cfic,  ünnb  bcnnoc^  ber  53ann- 
raart,  raelcficr  in  fo  gefährlicher  fac^Q  für  ficf)  felberft^'' 
nidjtS  tJ)un  lüoHen,  bamit  er  fic^  mijt  irgenb  noc^  ferner 
öergriffc,  bo§  lofe  SSiei)e  barau|  triebe?  S)ann  bk  mit 
ben  SSogetr^oren  borfften^i  ni(^t  mehren,  bieiueil  e§  nic^t 
S3ögel,  fonber  anber  S^icljc,  barnon  jnen  nichts  befoI)Ien 
ractr,  gcraefen. 

'äiS  nun  bifer  fc^iücre  ^anbcl  atfo  lang  f)in  tinb  ^er 
gewönnet,  ünb  öberjluercö,  fjinberfio),  füvftc^,  obfic^,  nibfic^  ^'\ 
in  bie  [84]  breite,  in  bie  Icnge  imnb  fc^möle,  au(^  frumb^ 
ünb  grabet  1^,  eben§  tinb  oneben§,  barinn'^  eriocgen  niorben, 
önb  man  fi^  fo  lang  f)icrübcr  jurrliiaten  I)ette,  bafe  jr 
@.  2B.  bie  ^opffe^''  barüber  fester  jurbroi^en  lueren,  lüarbei^ 
§ule|t  tjon  jnen  befunben,  imb  cljn£)criiglic^  befd^Ioffen  önb 
aufegefproc^en:  ®y  folten  jrer  öier  üon  bem  (S.  ©eric^t, 
ah^'  ttjeldjen  bieSJ)iere  fic^  oictteic^t  met)r  ats  ab '' fd^Iec^ten 
Seuten  fi^etocn  mürben  i^  ben  33onnmarten  auff  ein  ^urt 
fe^en,  j^m  ein  lange  $RIjuten  ober  ©crten  in  bie  |)anb 
geben,  önb  jtin  ^u  bemi'-'  leibigen  lofen  Sßictie^o  in  bem 
Sal^  Stcfer  iierumb   tragen,  bi^   er  e§  l^ette  £)crau^  ge- 

1  bcraufe  W  2  mürbe  W  3  aroffen  B  4  j^m  W 
5  berberblidien  BW  6  ScbÜbe  B  ai?ii>enburg  W  7  jeiget 
BW  8   Scbult^cifien   W  9    gefÄbrlicfeer   fac^e   BW 

10  felbft  W  11  b6rfrten  W  12  über  ficb  |  niber  fid)  W 
13   gerabeS   BW  14   barinnen   BW  15   S^6pff    W 

16  iDarb  W  17  ob  BW  18  toörben  W  19  ben  B 

20  Sßieb  W 


59 

trieben:  er  aber  ber  Sanntüart  folte  nic^t  auff  ben  Slder 
ge^en,  bamit  burc^  j^n  fein  jdjaben,  tücl'cEien  ab^uiüenben 
er  gefc^tüoren ',  gefc^e!)e.  Solcher  gnebigcn  SSrt^eil  mar 
ber  Sanitiart  luol  aufrieben,  lieffe  iid)  ouff  ber  ^urt  nic|t 
anberft  all  ber  ^apit-  gu  $Rom,  gegen  lüelc^em  er  \id) 
W^maU  inenig  ntinbcr  fdie^et,  f)erumb  tragen,  bi^  er  ia§ 
lofe  leibige  S3ie^e  ob^  bem  @a(|  [85]  ^cfer  getrieben. 
SBann  id)  njcre  53annwart  geinefen,  fo  ^ette  ic^  mögen* 
leiben,  ba^  e§  burc^s  ganl^e  jar  atte  tag  auff»  menigfte 
nur  ^\mt)  mal  gcfd^e^en  mere. 

5Ilfo  gefc^abe  bem  f)crmac^fenben  3af^  Don  bcn  liieren, 
jo  ben  Sannmarten  getragen,  fein  fd)obcn:  bann  fie  luaren 
be§  G.  2ö.  ®eric^t§,  ünb  mufien  mit  jf)ren  Sradenfüffen 
jo  fubtil  ^ere^n  5uge^n\  ha^  burd^  fie,  bemnac^  jnen  ber 
gemeine  9Ju|  öiel  §öf)er  angelegen,  fein  fc^aben  gefc^af)e^. 


[16.  Cap.] 

^ie   hai  Salefalfe'  gemadifen  imb  zeitig  werben, 
ünnb  es  bie  Safen^  nid)t  abfc^neiben  fönten'-'. 

2)0»  @af|fraut  (mie  es  bie  Solen ^  borfuri*^  hielten) 
luuc^fe  baf)er  blutet  ünb  jcitiget  niti^  onberft  12,  at»  übel 
S3nfraut  gemefen  mere,  öon  raelc^cm  mon  fogt:  haii  efjer 
ein  9lcgcn  barauff  foEe,  ef)e  e»  üeriärbe^^,  ^^i  befjcn  hC" 
gäbe  fi(^§,  boß  einer  öon  ber  @emein[86]bei^  burc^  bie 
üotturft,  meldie  ben  iöamrni'^  bie  9icftel  aufflofcti«,  getrieben, 
au^  e^ngebung  ber  üorigcn  2Bct)Bbcit,  mcldie  nic^ti'  fo 
Icit^tlid)  3U  bemmcn  önb  juerftccf cu  gemefen,  fonber^^  all- 
geit  mie  ein  alter  22ct)benbaum,  fo  er  abgeflümmelt  wirbt, 
au§gefd)Iagen,  tmb  fid^  erzeiget  f)at,  gebac^te,  e§  were 
jmmer  f(i)ab,  bo^  ein  foli^cr  (Bd)ü^,  welcfien  er  bet)  fid^ 
getragen,  folte  t)erIo|ren  werben,  önb  niemonb  gu  nu^ei^ 

1  Befcfimoren  W  2  5öapft  W  3  ob  B  (ab  GW) 
4  mügen  W  5  fleljen  BW  6  gefcfee^e  AV  7  @aÜ5  BW 
8  (Scöiltbürger  B  23i§enbürgcr  W  9  f6nnten  W  10  ha' 
für  BW  11  nid)t  BW  12  anber§  W  13  ücrberbe  BW 
14   ©cmeine  BW  15   23amern   W  16   auffl6ft   BW 

17  nit  B       18  fonbent  W       19  3ci:t5  W 


60 

fommen.  ^orumb  trolle  er  \t)n  öiel  mef)r  auff  ben  ©a% 
Slcfer  tragen,  fo  fomme  er  ber  gongen  @emet)nbei  jum 
kften  ünnb  gu  nu^,  jebem  ber  jf)n  brauchen  tüolte-  on- 
getreiiret.  2öeld)e§^  er  bann  gct^an,  entiüeber^-*  guter 
meinung,  bien^eil  er  bcgeret,  mit  folc^em  feinem  Sleijnot 
ben  gemeinen  9Ju^,  fo  oil  all  an  jtjme^  Qetegen,  jnmaffen 
jeber  ti)un  fol,  jufürbern,  önb  bamit  ni(i)t§  bcrIot)ren 
merbe,  aucf)  ha§  geringste  SBi^Iin  ouffgufieben:  ober  aber 
ettt)a§  jDancfe§  borfür  5uempfat)cn  öermeinet,  irie  ber  öorige 
Säte 6  mit  bem  ^afcngarn,  fo  er  ber  goni^en  ©emeinbe^ 
fereJiret,  ünnb  [87]  be^Ijalben,  wie  alt  önb  §uriffen  e§ 
aud)  geJDefen,  groffen  ^and  erlanget:  in  bem  fie,  aU  meifc 
üerftdnbige  Seutc,  fo  Con  jtirer  SBeife^eit  einen  jimlidjen 
particul  Ijinberfic^  behalten  betten,  be§  ®eber§  SBitten, 
^er^  onb  ©emü^te",  üil  me{)r,  all  bie  (S)aah^  angefe^en. 

jDarumb  et)Iet  biefer  fromme  Safe^  bet)enb,  el^Ienbl  onb 
gef(^n)inb,  oi)ne  üerjug,  al§  ftuge'-^  er  baroon,  auff  htn 
2(cfer  Onb  mar  jf)m  taufent  mal  angft,  e^e  er  ba^in  fom. 
^ann  er  beforget  jmmer,  er  müfte  bes^o  gemeinen  9?ufee§ii 
@t)nfommen  faden  laffen,  et)e  er  e»  ba!§in  lieffern  föntet-, 
toafjini^  er  el  oerorbnet  ^ette.  '^oä)  oerbi^  er  e^  fo  f)art, 
bafe  er  nic^tl  oerjettelt,  bi§  er  auff  ben  ?I(fer  tam:  ha  er 
bann  niber  f)ocfct,  ünnb  einen  ?!)iard)ftet)n '^  fe^et,  mie  bie 
JBaiDreni^  guttiun  pflegen:  oorau^^^  \x)ann  bie  ^irfc^en,  loie 
5U  berfelbigen  jeit,  mol  gcrf)oten  finb. 

2n§  er  nun  fein  fdi^Iin  eben  gut  gemacht  f)ütt,  alfo 
i)a%  er  oermeinti'  fein  befiel  gctijan,  ünnb  nid)tl  babinbcn 
gelaffen,  ertoifd^et  er,  t>on  öngefe^r  ein  ^anb  [88]  oott 
bei  ©al^frautel  IS  (gebendenb,  ber  9iu^,  fo  üon  jtime^ 
babin  fommen,  übertreffe  ben  ©djaben  meit)  bem  Sunfecn 
SSnflat  gum   I)inbern  Sternen*)   bg  SJiauI  guioifi^en,   ünb 


1  ©emetne  B  @emein  W  2  tDoIte  W  3  SBelc^S  B 
4  entroeber  W  5  if)m  W  6  ßale  fehlt  BW  7  @e= 
mü^t  W  8  @c^ilt6i'irger  B  SStöenbiirger  W  9  flöge  BW 
10  ba§  BW  ligiu§en§W  12  fonbte  W  13  lDof)in  BW 
14  atkrcfflein  BW  15  Satoern  B  16  suboraufe  W 

17  »ermeinet  BW        18  3al§!raut§  W 


Sternen 


*)  Über  S?un^  als  Appellativ  s.  DW.  8,2752;  jum  biubern 
nen  ist  Wortspiel  mit  posteriora.     Vgl.   Sätze  von  der 


61 

bie  3^afcn,  in  bercrt  er  ein  lange  ©(^rammen  ge^iabt,  an'^^ 
^uBu^eni,  Slber  boffelbe^  ^raut  \mx  fo  räß,  in  be» 
©andern  ©faß,  el  war  au(^  fo  fii^ig,  bien^eil  er  nicöt^ 
c\ax  leidig,  ba§  c§  jf)n  foldöer  nmffen,  in  bem  er  ba§ 
50?aut  jnraeit  auffgetf)an,  auff  bie  Bungen  brcnt,  baß  er, 
ül§  dB  er  re(^t  töricht  luere,  auff  ünb  ah  lieffe,  önb  mit 
l)oIIt)ä(figer  Stimme  fd)rl)e^:  (£§  ift  Serfermerc!,  Serferiüerrf 
i[t  ei 

®oc^  befinnet  er  fic^  eine§  beffern,  bnb  gebai^te,  ba^ 
<3al|!raut  mere  üielleirfit  alfo  rd'ß,  ha'fi  e»  \i)\\,  nid^t^ 
anber§  aU  ha^  Senfffraut,  j)ette  in  bie  klugen''  gebiffen, 
wbitt'  be^n^olben*  ber  ®emet)nbe'-*  bal  ©ottcnbrot  an^» 
geminnen.  sbarumb  laufft  er  ganb  et)Ienb§,  bamit  j^m 
ni(^t  jemanbt  ha§  S3ottenbrobt  obftec^e,  nac^  bem  e^Iedenio 
£oIeburgi^  (bann  nac^  bem  bie^-  Salen^^  angefangen  9?arrn 
gufein,  molten  fie  [89]  j^r  ®orff  nic^t  mei)r  ein  5)orff 
^eiffen  laffen,  ünb  marffen'^  ben,  fo  el  ein  Sorff  genennet^^, 
in  Srunnen,  fo  er  fic^  nictits  luolte  in  bie  5iafcf)cn  laffen 
floffen)  gu,  an  bie  groffe  ©locfen  flürmenb,  bamit  atle 
Saleniß  3ufamen  !ämen,  tjnb  bie  gute  mä^r  öerndmeni". 
^a  fie  jufamen  gerottet  iraren,  geiget  er  j^nen  gan^  üon 
lyrelrbe  gitterenb  on,  mit  üerma{)nung  frölid)  ünb  gute» 
muf)tel  gufein,  mie  ha§  @al|  fc^on  albereit  fo  rd^  lüere, 
hal^  e»  j^n  auff  bie  Siingen  in§  Soc^  gebiffen  t^aht,  barau& 
bann  abjunemmen,  ha'^  e§  n)urbe  i^  fef)r  gute§  @al|  lüerben. 

^iemit  berebt^^  er  bie  Salen^'^,  ba^  fie  alle  gugteic^ 
mit  einonbcrn2'>,  önb  er  mit  j^nen,  tiinau^  auff  ben  2{der 
giengen,  t)nb,  nad^  bem  (er)  tüie  er  (jme^i)  an  feiner  raupen 

1  augguDu^en  BW  2  baffelbtge  W  3  ntt  W  4  fc^ret) 
BW  5  ntt  B  6  in  inn  bie  Slugen  BW  7  Ujolte  W 
8  beffen^alben  BW  9  ©emcin  W  10  bem  glecfen  fehlt  W 
11  Schübe  B  SÖt^enburg  W  12  bie  fehlt  A  13  bie 
Sälen]  fie  BW  14  toorffen  W  15  genennt  W  16  Scfiilt» 
bi^rger  B  3B{^enb6rger  W  17  öernamen  BW  18  toürbe 
BW       19  berebet  W       20  einanber  W       21  j^m  W 


Haserey  a.  a.  0.  S.  527  etliche  tootlen  bafür  f)a(ten,  er  (der 
öebrecheu  —  Vapi  und  Humi)  t^ue  öon§  ^ur^en  (1.  Zungen) 
§trnlD§  in  @ct)v^belftabt  ^JSofteritvit  ^errÄfiren. 


62 

Jofeln  j^nen  gejeiget,  ba^  jenigc  fo  fie  öon  jJime  gefe^en 
!)etten,  in  aller  örbertet  nacf)ti)eten:  ber  ©(^ult^cife  öor 
otten  anbern,  feine  ©efifjiuornen  fiernac^,  önb  nac^  inen 
bie  anbern,  je  nad)  bem  einer  eine  üeinere,  ober  gröffere 
@c^am  {)ette.  SSnnb  bcmnad)  fie  al[90]le  gleic^mdffige§ 
erfn^ren,  ujnrben  [ie  fef)r  frofie,  aI)o  bo^  j^rer  !einer  ge* 
föefen,  lucfc^er  nicf)t  je^unb  fc^on  aüBercit  inn  feinem  Sinn 
ein  mdd)tiger  8al^f)err  gemefen  njere. 

2II§  aber  bie  seit  naf)e  ijzxhtt)  fonnnen,  ha'^  man  ba§ 
auffgerüoi^fene  So(|,  bamit  cö  nicf)t  abreiffe,  abfc^ne^beH;, 
önb  et)nfamten  folte,  rniteten  fie  ficf)  atte  onnb  bereitteten 
allel  aup  befte  onb  fletjffigfte,  ma^  5U  fofc^em  oor^» 
lobenben  luii^tigen  Söercf  nottnenbiglic^en  1  erforbert  gu 
werben  fie  bermcinten.  (Stücke  Ratten  fid^  mit  (Sicheln, 
hü§  @al|  ab^ufc^ne^ben,  gfa^t^  gemattet ^r  anbere  fiatten 
^ferbe  önnb  SBagen  mit  fic^  gebracht,  fclbige^*  aU  |)anff 
l^e^m  gufüfiren:  etlidie  pfleget  aber  Ratten  jre  f^^eget  gerüft 
önb  ^in  gebracht,  felbigcs-^  ou^jutrofc^enß. 

23ie  fie  aber  fjanb  onfegen,  ünnb  \i)x  gemad^fen  8al^ 
abfc^net)ben  motten,  fiefie,  ha  mar  e§  alfo  rd§,  I)erb  önb 
^i|ig,  boB  e§  jbnen  bie  |)dnb  atter  bingen  öerbrennef 
önb  oermüftet.  @o  maren  bie  Solen*  auc^  nit'»  fo  meit 
bebac^t,  b,5  fie  {)etten  [91]  .^enbfc^ucf)  angcjogen:  bann  fie 
öermeinten,  biemeil  e§  Summeri^  önb  fei)r  ijti^  mx,  murbe^i 
man  jrer  fpotten,  fo  fie  fic^  beren  gebrauchten,  (gtlic^^^ 
maren  ber  mcinung,  man  foite  e§  abmd^en,  mie  ta§  (Sra§: 
ta§  roiberrf)ieten  anbre''^,  biemeil  jubeforgen,  ber  Samen 
mod^te  öietteittjt  abfattcn.  Slnbre^s  meinten,  es  mere  raol 
gut,  fo  man  e§  mit  einem  2(rmbruft  abf^ieffen  fönte: 
biemeil  fie  aber  feine  8d)u§en  unter  j^nen  gehabt '^,  onb 
fic^  beforgtcn,  bie  ßunft  fdme  auß,  irai^  fie  na<i)  frembben 
fc^iden  folten,  h\khc  foI(^e§  aud^  öntermegen.  ^n  fumma 
fummarum,  bie  Säten '^  fönten  eben  nic^t  fort  fommen  mit 
j^rem  @al^,  önb  muften§  auff  bem  gelbe  fte^n^e  laffen, 

1  no^tföenbtglicö  W  2  gefaft  BW  3  gemacht  BW 
4  baffelbiii  W  5  baffelbige  ^Y  6  auBjutrefdöen  W  7  üer= 
brennt  BW  8  gcfitUbürger  B  SStgenbörger  W  9  ntcbt 
BW  10  Sommer  BW  11  mürbe' BW  12  (Stlirfie  BW 
13  anbere  BW       14  gehabet  B       15  mo  BW       16  fteben  BW 


63 

Biß  ba^  fie  tüie  i^me'  guttun  6effern  r^at  fünben.  $ßnb 
i)ahm  jie  juöor  roenig  @al^  gefiabt-,  fo  Ratten  fie  je^unber^ 
nod)  lüeniger:  bann  tra»  fie  nii^t^  üerbrau(f)t,  bj  fiatten 
fie  berfät)et:  litten  beroiuegen  bbergroffen  mangel  an  @al|: 
oorauB  am  ^aVg  ber  2Bet)§^cit,  ttjeldiCiS  bei  jljnen  gan^ 
bumm-^  tüar  roorben. 

SSnb  ^ie  ^ette  fid^  lüol  beborffen^,  ha}i  [92]  etwon 
einer  fie  bie  Sunft  gelefjrt '  ^ette,  ftiie  fie  folten  ben  ©d^nee 
befe  2Binter§*^  ^inberm  Ofen  borren,  önb  für  Salö  ge^ 
braui^en.  23ef(^e§  bann  auff  ein  geit  einer  get^an,  bem 
e§  boc^,  bielüeil  er  biefefbige^  Sunft  mi|braucf)te,  öbel 
auBgef^Ii^et,  al§  öni  bie  9?eiDe  3eittungen  auB  ber  ganzen 
toelt,  fo  nctf)  niti<J  au^fommen,*)  beffen  beridjten. 

2Ba§  foge  id)  aber  üief,  ber  Calen^i  feiner  fönte '2 
tüiffen,  bie  Jßrfad),  n)arumb  jf)r  @o(|  alfo  fdtiarff  njere, 
gebacf)ten,  b^  gelb  n^ere  üielleii^t  nic^t  rec^t  gebogen  12  ge- 
lüefen,  suinenig  ober  ^uöiel,  tDolIen  beron^egen  ben  fachen 
einanber  mal  bcffer  t^un,  bnb  j^re  ^obfeiüafioneB  ^^  barüber 
l^alten  bnb  ouffjeidinen.  ^cf)  giüar  wufte  n)o(,  ba^  eä 
brennenbe  9?effeln  leeren  geiuefen,  \vdd)z  bie  Salen^i  ber- 
meinten  (Sal|fraut  ju  fein,  bieiüeil  fie  otfo  fc^orffi^  ge=» 
brennet  16^  njolti'  e§  j^nen  bod^  nit'o  fagen,  fonber  ^^  fie  in 
jrer  Sf)orf)eit  laffen  fürfa^ren:  bamit  fie  hit  Selofinung  i« 
berfelbigen  empfiengen,  fo  tuüi  aU  ettoan  Qd^  bnb  2;u. 
2luc^  gebaute  id)  inn  mei[93]nem  närrfcE)en-o  ß'opff,  e§ 
fetie  ben  Salen^i  eben  gu  mu§t,  n)ie  9JJir  önb  Xiv,  bie 
U)ir  nif'-  Iüd(  leiben  mögen,  ha'^  man  t)n§  unfern  Kolben 
geige,  bnnb  önfere  mdngel  önb  fehler  offenbare:  ober  ha'^ 
ein  (Sfel  ben  anbern  Sango^r  nenne. 

1  im  BW  2  gehabet  B  3  jöunber  B  4  nit  B 
5  tfjumb  W  6  ^ie  Ratten  fie  tDol  bebörfft  W  7  geleliret  W 
8  2ßinber§  BW  9  biefelbig  B  10  nic^t  BW  11  ©c^ilt» 
bitrger  B  2Btgenbürger  W  12  fßnbte  B  13  gebautoet  W 
14  §obfebaftDne§  BW  15  fc^arpff  W  16  gebrennt  BW 
17  toolte  BW  18  jonbern  W  19  Selo^mmgen  BW 

20  narrifcben  BW  21  Sc^iltbürgern  B    SSigenbürgern  W 

22  nicfjt  W 


*)  Anhang  zum  Laiebuch  s.  die  Einleitung-. 


64 

[17.  Cap.] 

SBie   ber  Sionig   tnn  Stowten  ben  öaleburgernt 

fein-  anfunfft  gu  jnen  funb  getfian,  örtb  fie 

in   e^I  einen  @(f)u(ti)eii[en  erraefilens. 

5)er  Saleburgern'*  crfte  SSep^^cit  mar  jinar  n»eit  önnb 
breit  burc^  bie  gan^c  3BeIt  befannt  luorben,  a\]o  ha'^  ieber»- 
mann  raupte  batoon^  gufagen,  bodt)  gef(^a{)c  foIc^cS  inn 
langer  gcit:  aber  ha^  (Scji^rei;  öon  jrer  Zi)Ox^üt,  beren 
fie  [ic^  angcnmffet,  crfdiaüe  inn  furticr  geit  nod)  lüeitter, 
ai']o  ba^  balb  niemanb  geiüefen,  bcr  ba  nirf)t  tjette  gemuft, 
\va§>  ftd^  bet)  jf)nen  zugetragen.  2ä5cld^e§  boi^,  fo  tnir 
9}ieni'c^en  önä  felberft^  rec^t  erfcnnen,  fein  föunber  [94] 
gen^efen.  S;ann  bieiüeil  tüir  alle  gu  Salen"  korben  finb, 
in  bem*  lüir  bie  redete  2Bet)B^eit  Dcrlo^ren  ^aben,  önb 
bal  mutwilliger  njeife,  fo  pflegen  mir  allzeit  meJ)r  ber 
9torr£t)''  nachzufragen,  ünnb  ber  Sfjor^eit  nac^^uforfc^en, 
af§  aber  ber  2Bet)B^eit.  5I(fo  gieng  e»  I)ie  biB  ort»  auct). 
5}ann  ber  Saleburgern*  2Bet)B^eit  lüarb  in  dit  jaren  be« 
fant,  ba  bargegen  jr  3:f)orf)eit  burcE)  bie  SSelt  erfc^aüet,*) 
c^e  fie  faum  nd^t  angefangen  gmefcn'". 

2öie  nun  ber  Sietjfer  in  S3topien  (meli^em  etliche  nur 
ein§  Ubn'iQ^  SituI  geben)  9?e^c^§  gefc^dfften  tjolbii  in  bie= 
felbe  gegne  feineä  $Rei}cE)l  anfommen,  marb  j^me^^  t)iel 
gefagt,  oon  ben  Salen  gu  Saleburg  i-^  önb  öon  jren  fel^amen 
abent^emrlicfieni^  narrfc^en^''  Soffen.  Slb  fotc^em  |anbel 
öeriüunbert  fic^  ber  ^et)fer  fcljr,  önb  ha§^  ömb  fo  üiel 
bcftei6  mefir,  biemeil  er  fic§  gnöor  auc^  jrer  2Be5§£)eit  in 
lüic^tigen  \ad)m  gebrau(f)t,  önb  jf)re§  9i^ate§i'  gepflegt^* 
|ette:   begert^»   berorocgen,  biemeil   er   obne  bj   öerjiefien 

1    «Sc^iltbürgem   B     Sßifeenbürgern   W  2   feine   W 

3  önb  bis  erlDe:^len  feblt  W  4  Scbiltbürger  B  2St^en= 
bi'irger  W  5  baüon  W  6  felbft  W  7  SJammert  B 
9krren  W  8  inn  ben  B  9  Slarrereö  ^  10  gettiefen 
BW  11  balben  W  12  jbm  W  13  öon  ben  gu  Sc^itbe  B 
öon   ben   3U    SBifeenburg    W  14    abcntfietoerlid^en   BW 

15  närriicben  BW'  16  befto  W  17  dta^t^  W  18  ge» 
pfleget  BW       19  begeret  W 


")  Wohl  Druckfehler  für  erfc^aUe. 


65 

muffen,  tii^  W  ©tdnbe  be§  9le^d^§,  fo  er  Befd^rteben,  [95] 
üerfamtet  tüeren,  felberfti  gu  jnen,  in  ber  t^ot  guerfunbigen^, 
ob  fi(^  bie  jachen  gen^Hd^  alfo  t)ielten,  inie  bon  jnen 
gejagt  3  lüarb,  ober  ob  e§  ein  nid^tigeä  (Sefd^re^,  ober  bie 
fac^  fonft  gefibert-i  ünb  oerbeffert  fet)e:  irie  bann  gemeinlicti  ^ 
:pflegt"  jugejc^e^en,  jnmaffen  ein  guter  ©efell,  fo  foIc^e§ 
erfat)ren  n)öllen,  tool  befunben'.  ®ann  aU  er  fein[eni] 
SSe^b  oon  feinem  9iad^ban)ren  *  boc^  mit  bem  gebing  ba| 
fie  e§  feinem  menfc^en  fagen  motte,  gefagt  f)ette,  er  f^aht 
ein  (5t)  gelegt:  fagt  fie  el,  e^e  ein  Ijalbe  ftunb  oorüber 
gemefen,  jiirer^  @ef fielen,  bie  jren  gleiiiier  maffen  ftiH 
guf^meigen  oerfpred^en  muffen,  machet  aber  gme^  ©l^er 
barau§.  S)iefe  fagt  e§  gleicher  gftalten'"  einer  anbern,  fo 
noc^  ein  (5t)  barju  legt:  ünb  olfo  gieng  e§  fortan,  bi^ 
boB  er,  e^e  e§  9?ac^t  morben,  mel)r  aU  ein  bo^et  (S^er 
gelegt  ^ette,  ha  e§  bod^  anfengtid^  nur  ein§  gemefen.*) 

Ißmb  foli^er  ürfai^en  mitten,  fertigt  ber  ^epfer  aUhaib 
feine  (Sefanbten  ^u  jnen  ah,  fie  öon  feiner  anfunfft  ^u^ 
tjerftenbigen,  bamit  fie  ficE)  müften  brauff  ju  ruften  [96] 
önb  gefafit  jumac^en  •!.    @r  lie^  jnen  aud^  barbet)  anzeigen 


1  felbft  W  2  perfünbigen  BW  3  gcfaget  BW 

4  geftbbert  W  5  gemetnigUcb  B  gemeinglid^  W  6  pfleget 
BW  7  gefunben  BW  8  Oiac^battern  W  9  jfir  W 
10  gefialt  W  11  nach  gumadjen  fol^t  in  W  eine  längere 
Einschiebung  (s.  Beigabe  3^);  das  XIX.  Capitel  (das  das 
17.  Capitel  des  Laiebuchs  fortsetzt)  hat  dann  die  Überschi'ift : 
2öie  ber  ^6nig  abermals  feine  ©efanbtcn  !)tn)enbet  ünb  meldjer 
maffen  bie  2Baf)l  eine§  !Bd)uit^ciiUn  bei)  bcn  2öigen6ürgern  öor= 
genommen  und  beginnt  so:  Sa  nun  etUcfte  Sage  Derlauffen 
maren,  üon  ber  erften  Segation  an  be§  ^6nig§,  fiel  bem  S!cntg 
ei)n,  baf?  er  gern  getouft  bette,  ma»  fie  bocb  mit  ben  SSv^tlen 
mürben  furgenommen  baben,  fertigte  bennegen  feine  ©efanbten 
miberümb  gu  jnen  ab,  mit  bem  23efebl,  fie  folten  ftcb  ber  SBAlten 
balben  nicbt§  annemmen,  aber  bocb  barneben  in  acbt  baben, 
ma§  fie  mit  benfelbtgen  beginneten.  2?nb  bamit  bie  Sad)  befto 
meniger  berbddjtig  toere,  liefe  er  jbnen  burcb  biefe  ©efanbten 
anzeigen  ünb  üermelben,  er  molle  fie  bei)  allen  jbren  bon  altem 
bergebracbten^rit)ilegien,grei)betten  ünb@naben  nit  nur  fcbirmen 
ünb  banbbaben  usw. 


*)  Nach  Montanas  Gartenges.  Cap.  6. 

Das  Laie  buch. 


66 

onnb  öermetben  (o^ne  ätüet)ffet  fie  §u  öerfui^en,  önb  oh  fie 
rec^t  närrfcf)!  fetien  jucrfatiren)  er  iDoIIe^  fie  bet)  allen 
jren  üon  altem  tiergcbraditen  ^^ribilegien,  gret)I)eiten  önb 
@5naben  nit^  nur  fc^irmen  ünnb  f)onbi)aben,  jonber  aud^, 
toa^  e§  bic  9?otburfft&  aI[o  erf orbern  ti)ete,  noi^  ferner 
befreiten  önb  begnaben,  icann  fie  jfinieß  ouff  fein''  rebe, 
fo  er  erfllic^  gu  jtinen  fpredien  n)crbe,  fönten  alfo  ant- 
njorten,  ba'^  fein  ©rufe  ünb  j^r  ^Intn^ort  fic^  auff  einanbern» 
r^e^me^.  2)arauff  folten  fie  behaart  fein,  önb  itime^",  ttjann 
er  fdnte,  t)alb  geritten  önb  Iialb  gegangen  entgegen  fommen, 
tt)onn  fie  j^n  empfat)en  luoltenii.*) 

S)en  ormen  Saleni-  warbe  mit  folc^er  S8ottfc|afft  ber 
Stngfter  inn  93ufen  gefc^oben**)  (meldten  fie  lieber  be^m 
SBicrt  fonft  aufegeleppelti»  fetten)  alfo  bj  fie  nit'*  anberft 
erfcf)raden,  aU  ein  moutt^enbe  Uai§  öor  bem  ^ürfcfiner, 
ober  eine  arme  mddeinbe  ©e^fe  öor  einem  fdincpber,***) 
fo  fie  fid^  önuerfe|ener  bingen^^  öor  iiinie^  [97]  befinbet. 
2)ann  ob  fie  fdion  S3on)r§Ieutei6  roaren,  mel^e  gemeinlic^ 
für  fimpele,  fd)Ie(i)te  et)nfaltigei"  Seute  gehalten  n^erben,  fo 

1  narrifcf)  B  2  tobüt  B  3  nicfit  B  4  loo  BW 
5  9btturfft  BW  6  j^m  W  7  feine  BW  8  einanber  W 
9  rel^meten  W  10  jm  W  11  iüolten  BW  12  @d)tlt= 
bürger  B  2Bt^enbärgern  W  13  aufeaeleppet  BW  14  nidbt 
BW       15®tngW       16  S3atoer§teute  i3W       17  etnfeltige  BW 


*)  Die  Forderung  halb  geritten  und  halb  gegangen  zu 
kommen  wird  gestellt  Gesta  Romanorum  Cap.  29  Keller.  Pauli 
Schimpf  u.  Ernst  225  Österley.  H.  Sachs  Schwanke  189 
Goetze;  in  Grimms  Märchen  Die  kluge  ßauerntochter  (Nr.  94) 
soll  diese  nicht  geritten  und  nicht  gefahren  kommen.  ..Die 
Erfüllung  der  Forderung  ist  überall  anders  als  hier.  Über 
die  andere  Forderung  und  den  sich  daran  schliefsenden  Reim- 
wettkampf s.  die  Einleitung. 

^  **)  Vgl.  Henisch  82  tcb  t)ah  ibm  ein  atigft  in  bufen  geftofeen, 
injeci  scrupulum;  angfter  steht  wortspielend  für  angft. 

***)  H.  Sachs  Fatzwerck  auf  etliche  Handwerck  (273  Goetze): 

V.  25    S'teng  an  bnb  t^et  Img  aUe  fafeen 
Snb  iüÄnfdöt  ein  fcf)6ne  fetftc  ^a^en 
^em  SJfirfencr  mit  etm  feben  bald: 
9iacf)  bem  mönfcbet  ber  naffe  ®d)aIdE 
S)em  ©c^nctber  ein  gehörnte  ©etife. 


67 

Ibeförc^teten  1  fie  ftd^  bennod^,  bj  ntd^t  etlüan  ber  ®et)fer 
(aU  irelrfier  mit  feinen  2lugen,  oh  fie  fcfion  nid^t^  groffer 
a(§  anbrer^  Seuten  Stugen,  ötl  metter  al§  anbre*  fietiet: 
h)ie  bann  bie  |)errn  au(^  lange  ^änbe  ^aben,  önb  einen 
ober  öil  SJie^tn^  n)ege§6  bct)m  ^aar  ertt)ifrf)en  önb  gretffen 
fonnen*)  \i)V  önter  fid^  angelegte  D^arre^"  nierdcn  t^ete: 
baburc^  fie  bann  nit^  nur  in  !)ö(^fte  SSngnab  onb  ©traffe 
fallen,  fonber  auc^  üietteid^t  mod^ten  gejniungen  ttJerben, 
tüiberumb  roi^ig  bnb  berftenbig  jumerben,  önb  el  tc  an- 
zufangen, tüo-'  fie  e§  äuöor  gelaffen  fetten. 

S5nb  5n}ar,  fie  Rotten  fid^  bißii^  jubeford^ten  önb  ^ü" 
beforgcn.  3)ann  e§  ja  nit'o  ein  geringe^,  fii^  felberft" 
äum  Starren  12  jumatfien:  ftntcmal  !^ierbur(^  bem  allgemeinen 
3lüi^,  njelc^em  wiv  anä)  önfer  £eben  fd)ulbig,  fo  fern  fic^ 
baffelbige  erftreden  mag,  ba§  feine  geraubet  föirbt  önb 
entjogcn.  SD?an  foÜe  üiel  mef)r  [98]  ber  geit  ermarten, 
bafe  einer  eintlüeber§i3  felberftii  ein  9^arr,  ober  burc^  anbre* 
§u  einem  S^arrn'-*  gewimmert,  abgemcffen,  gcfdget,  get)obeIt, 
gebofiret,  geneset  önb  gef(^oren  »nirt.  i^n  melc^em  fall  fic^ 
einer  ot)ne  forest  i^  önb  fc^emen,  auc^  of)nc  alle§  öeriueifen 
önnb  auffrupffen,  einen  9^arrni4  niag  fd^elten  laffen:  öon 
jebem,  önb  n}er  er  fc^on  ein  fo  groffer  ober  tio^erer'«  9^arr 
oI§  bu  bift. 

Sn  foI(^em  fcEireden  obgemelti',  fuditen  bie  arme  Sate=» 
burger 'S  htt)  jrer  @.  20.  alten  I)ingeIegten''J  2Bet)|t)eitte2o 
r^at  önb  t)ilffe'-^i:  ha  fie  bann  olfo  balb  funben,  mie  ben 
fadfien  jut^un  mere.  2)arumb  orbneten  fie  aUeg  fo  notig, 
im  ©tall  für  bie  ^ferbe,  önb  in  ber  ^ud)en'"  für  jr  d.  2B. 

1    beffirc^teten   W  2   nit   BW  3    anberer   BW 

4  anbere  BW  5  Tlet)kn  W  6  2Beg§  W  7  9iarreret)  W 
8  ntcf)t  BW  9  too  BW  10  ntcf)t  B  11  felbft  W 
12  9JarrnB  13  entlDeberS  W  14  Starren  BW  15  f^urctitW 
16  i)bi)ex  BW  ([lö^erer  G)  17  gemelbt  W  18  ©c^tUbörger  B 
SBi^enbürgcr  W  19  ^inqelcgeten  B  20  Söeipeit  W 

21  §ölffe  W       22  Sueben  BW 


*)  Franck  Sprichwörter  1, 17a:  ®xo%  fierrn  baben  ötl  obrn 
önb  äugen,  ba§  tft,  Dil  funbfcbaffter,  burd)  bie  fte  jr  feinb  ettoa 
ober  100  meil  feben  önb  bf'ren.  @ie  \)abcn  anä)  lang  beub, 
erbaöpen  ettoa  ein  über  100  meil. 

5* 


68 

önb  ben  ^el)[er,  auff§  fleiffigfte^  bamtt  nid)t»,  iiij  öer- 
geffen  mürbe,  ba^  fie  ben  2  ^e^fer  ouff  ba§  ftattUd^fte  in 
jt)r  ®orff  cnipfolien  mod^ten. 

2)enina^  aber  ein  §erb  ©c^iüe^n  o^ne  ^irten  eben  fo 
lucnig  anfangen  fon,  al§  ein  ganzer  Seljb  of)ne  ^aupt^: 
ünnb  fie  eben  bamaln^  gn  allem  onglürf  feinen  ^  ©c^ult" 
i)eiffen  gehabt,  meil  jnen  ber  er[99][te,  fo  fie  gum  anfang 
jrer  3:t)ori)eite6  gemeJ)Iet,  M.  0.  R.  0.  S.  (fd^att)  ju  baf 
bu  e§  nit'  fel)eft)  genant,  atl»  ime^  bie  ^unft  ünb  2Bet)fe» 
^eit  gar  gn  üil  guleib  getf)an,  gar  gum  9?arrnio,  önb  be^n- 
^albenii  gu  folcöem  Umpt  ontaugclic^  i'''  lüorben  mar,  fie 
aber  nac^  jrem  ^ofien  S^erftanb  wol  erfennen  önb  erad^ten 
fönten,  ba»  notmenbiglic^en  ^^  |fc  ^in^n  lüften  1^  ^aben, 
ouff  meieren  fie  alle  niti^  anberfl  fef)en,  al§  btc  lofe 
SJJudeni«  auff  einen  gefd^ornen  5lpffelfd^nt|:*)  Sllfo  giengcn 
fie  gu  rl^at,  önb  lieffen  i)erumb  rtiaten,  meld^er  maffen 
einer  guroel^ten  mere,  bamiti"  bennod^  fein  bnmitt  erregt 
würbe:  wie  fonft  gemeinlid^ i*  jpfleget  sugcfdie^en,  \va^^ 
man  5Iempter,  fonberli^  ben  2"  Stbel,  au|tbeilet,  ba§  jeber 
gern  ber  erfte  bnnb  öorberfte  lucre.**)  Solchem  öngemac^, 
barauB  gemeinlidf)  1^  ni(i)t§  gutc§  erfolget,  gubegegnen  önnb 
ooräufommen,  warb  abgerl)aten  önb  crfannt:  Sintemal 
man  bcm  ßcQfer  muffe  auff  fein  erfte§  Wort  9l^et)men 
weife  ontworten,  fo  woKe  ba§  befte  fein,  b§  bifer  Si^ult* 
ftcife  werbe,  welcher  auff  [100]  fofgenbcn  tag  ben  bcften 
3ft^e^men  Würbe 21  berfür  bringen:  barouff  folten  fie  fid^ 
nun  wol  bebenden,  önb  bie  9^ac^t  über  brauff22  f(^taffen. 
Sllfo  giengen  bie  Salen-^  öon  einanbern^^,  önb  War  feiner 

1  fletfftgft  B  2  ber  B   (ben  G)  3  ^aupt  BW 

4  bamal§  W  5  feinem  B  6  2f)or:^cit  BW  7  nidjt  B 
8  alfo  BW  9  iljm  W  10  9iarren  BW  11  beffm= 
falben  BW  12  üntAufilic^  BW  13  no^twcnbiglid)  W 
14  muften  W  15  nic^t  BW  16  mhäen  BW  17  barmit  W 
18  gemeingltcfi  W  19  too  BW  20  bem  W  21  würbe  W 
22    barauff   BW  23   ©ctiiltfürger   B      2Bi^cnb6rgcr   W 

24  einanber  W 


*)  Sprichwörtliche    Redensart,    die    sonst    nicht    nachzu- 
weisen ist. 

**)  Vgl.  Schumann  Nachtbüchl.  30,  31 1. 


69 

önter  allen,  loelc^er  md)t^  gebadet  fiette  ©c^ultfiei^  3U- 
trerben:  jerbisputierten  önb  gerftubierten  atfo  bie  (£.  2Ö. 
fic^  bie  gan|e  liebe  lange  9?ac6t,  b5  fie  9}iorgen|2  fount 
tt)ü^ten3,  raa*  jfinen  ber  ^opff  ftünbe. 

SfJun  ft)ar^  ber  c2rf)it)e^ni)irt,  aU  mddin  and)  ein  gut 
©efell,  eben  and)  unter  jtir  (£.  SB.  jale^  gcrerfinet.  S)iefer, 
ob  er  fd^on  jonft  @ct)ultt)ei^  geroefen,  önnb  mit  feinem 
(Stob  unter  bie  @(^tDei)n  gelüorffen  (gebencfenb,  önter  fie 
ein  rechte  Orbnunge'  anbringen,  ober  feiner  §errn  'ämpU 
man  nit»  gufein*)  ttjere  er  boc^  gern  t)6^er  geftiegen,  önb 
tiette  gern  fein  ^ropftelj  ömb  ein  2lbtet)  öertaufdiet:  barumb 
ftubiert  er  aud)  auff  öorgemelbten  fürgelegten  ^anbel,  önb 
gieng  mit  fctimeren  gebancfen  folc^er  maffen  ömb,  bo^  er 
bie  gan^e  S^ac^t  ober  önrfjüroig^  gelrefen,  onb  in  bem  er 
I)in  önb  ^er  getrollet,  fein  [101]  2Bet)b  nic^t  nur  ein 
mal  in  folc^em  ort  entblößt,  ba  i(^  nit*  gern  f)inbIofen 
roolte^^.  2Iu§  luelc^em  bann  fie,  aU  bie  in  tiinmerffung 
ber  olten  2Set)peit  etnja^,  fo  fonft  n:)ere  üerlolirnii  njorben, 
^inberfi^  gelegt '2  (mie  bann  bg  SSe^btic^i^  ©fc^lec^ti* 
gemeinlid^is  fparfam  ift,  önb  alljeit  gern  in  ber  ^uc^en's 
fparen,  bamit  fie  nur  ^ur  geit  ber  9Jotburffti"  in§  2Betin»> 
i)aufe  I)aben)  leic^tlic^  öermercft"^,  bo^  jm  etma§  l)arte§ 
önb  befc^tt)erlic^e§  angelegen  roere,  fragt ^^  jn  berontegen: 
marumb  er  alfo  önrt)ürt)ig9  fei;e,  ha§  folte  er  j^ren^o  fagen, 
ob  fie  jtime^i  öielleicl)t  barinnen  tönte  bet)olffen  önb  be« 
r^aten  fein.  SIber  er  iüoIt§  jljren  nit^'^  fagen,  bieföeil  er 
ünäimli(^  äufein  ai^tet,  fo  er  au^  bem  3fi§at  folt  fc^roe^en^s. 
@ie  lag  aber  jlime-'*  fo  ^art  an  (luie  bann  bie  2Bet)ber 
fo  n)unberiüi|ig  finb,  ba^  fie  gern  aÖeä  müften,  \va§  attent- 
l^olben   gerebt25   önb   ge^anbelt  toirbt)  ta^  er,  fo  er  nja§ 

1  nit  B  2  9[)Jorgenb§  W  3  teuften  BW  i  m  BW 
5  toarbt  BW  6  gat)!  W  7  Drbnung  W  8  nic^t  W 
9  unruhig  W  10  aolten  B  iDoIte  W  11  berloren  BW 
12  geleget  BW  13  aöeibltcf)e  BW  14  ©efdiletit  BW 
15  gemeinglicö  W  16  ^udjen  BW  17  9cotturfft  BW 
18  öermercfet  W  19  fraget  BW  20  i^r  W  21  i^m  BW 
22irnid)tBW       23fc§tte§teW       24i^mW        25gerebetW 


")  Dieselbe  Redensart  auch  75  (von  einem  Bettel vogt)  und  84. 


70 

©utesi  öon  jf)ren2  ijahm  luolte,  el  jfiren-  ntd)t^  lenger 
borffte-i  öer^alten,  fonber  mie  bie  fairen  befd^affen  tueren, 
önnb  tüte  er  barauff  ümbgicnge  boß  er  [102]  8c^ultf)efe5 
luürbe,  atle§  offenbarte:  boc^  mit  bem  befc^eib,  bofe  fie 
ntentanb  folte  jagen,  ba§  er  aufem^  9ft£)at  gefc^roe^t  ^abt. 
®a  hk  Salin"  foli^c^  geliort^,  lüere  fie  eben  fo  gern 
%xato  8(^utt(}eiffin  geraefen,  all  jr  9J?ann  Sc^ulttieife, 
fanb  beroiuegen  balb,  rt)ie  fie  jme^  t^un  motte  i".  5Id^ 
mein  lieber  S[Rann,  fprac^  fie,  befümmere  bic^  mit  biefem 
^anbel  nid)t  fo  fc^r,  ünb  laffe  bir  mdft  grome  §aar  im 
Slrm^i  barumb  raac^fen.  2Ba§  milt  bn^^  mir  geben,  fo 
id^  biet)  einen  5Ri)et)men  Iei)re,  ha^  bu  ©c^ult^ei^  wirft? 
SBann  bu  ha§  t^uft,  fprac^  ber  Sale  i3  (gamt)irt  '*,  önb  ic^ 
®c^ultf)ei§  mirb'^  fo  mil  ic^  bir  einen  fd)6nen  nemen 
Söelö  fouffen.  ®ic  gram,  fo  in  jEircm  finne  fc^on  allbereit 
gram  ©c^utt^eiffin  gmefeni^,  mar  ber  focß  raol  gu  frieben, 
fieng  beromegen  an  jme  bife  S^^c^men  fürsufpre^en. 

3^r  liebe  §errn,  tdt)  tritt  ^ere^n, 
Wlcin  §aufefraiD  I)eiffet  S?'at^artn", 

«Sie  I)at  ein  S^Jaul  müft  al§  ein  8cött)c^n, 
2Snb  trinrft  gern  guten  fut)Ien  Söe^n. 

©iefen  fRf)et)men  fprad;  fie  jm  neun  [103]  onb  neunzig  mal 
für,  önb  er  noc^  fo  offt  jren'-'  na(^,  bife  er  enblirf)  ücr- 
meint,  er  ^ette  jn  gar  gcfreffen  önb  oerfc^turft:  fömeti^  jn 
beromegen  hk  gon^e  üiai^t,  mie  jener  Sdrorin  fotin  feinen 
©tolprion'^,*)  bife  bj  el  tag  mürbe  20,  beffen  er  faum  er» 

1  @ut§  W  2  it)t  W  3  nit  W  4  b6rffte  BW 
5  @cf)ultt)etfe  W  6  au^  bem  W  7  bie  ßalin]  fie  BW 
8  geboret  BW  9  ibm  W  10  motte  W  11  Slrfe  W 
12  mtl   bu  B  13  Säle  fehlt  BW  14  ©am^irt  BW 

15    mcrbe   W  16    gcmcfen    BW  17  .^at^arein  BW 

18  famet  W        19  ©tolprtan  W       20  mürbe  W 


*)  Anspielung  auf  eine  von  Hans  Sachs  mehrfach  be- 
handelte Geschichte  (vgl.  Bolte  zu  Montanus  S.  603),  bei  Hans 
Sachs  ist  aber  der  nach  dem  Safran  Abgeschickte  der  Mann, 
nicht  der  Sohn  der  Bäuerin.  Eine  Anspielung  auch  bei 
Lindener  Rastbüchl.  28  (S.  53):  toie  ©tolpprion  ber  ein  faffcran 
fauffet. 


71 

toarten  foitte,  alfoi  grofe  fc|lDanger  gieng  er  mit  einem 
@c^uttf)ei[fen.  5)cBgIei(fien  gefdiale  anä^  ben  anbern  Säten  2. 
S)Qnn  fte  befamen  alle  groffere  ^opffe^,  onb  tuor  i()rer 
feiner,  fo  nit-*  bie  gan^c  dlai^t  lüere  8(f)uItf)eiB  gelüefen. 

Sl(§  nun  ber  angefe^te  tag  erfc^ienen,  an  n)el(^em  j^r 
(£.  2ß.  jufamen^  fommen,  bnb  gu  ber  2BaI)t  etne5  ©c^ult- 
l^eiffen  fdireitten  ünb  greiffen  folten:  ta  folt  einer  lüunber 
ober  alle  lounber  gebort  ^oben,  tt)a§  .^ierlic^er,  bnb  lüic 
öiel  n)oIgef(^Iofjener  ünb  öDlgeftoffener  Sft^et)men  öon  jnen 
bamainfi  fürgebrac^t  raurben:  alfo  ha'^  ftc^§  lüol  t)6(^Iid^ 
^uüermunbern  geraefcn,  roatjer^  boc^  jt)nen  foI(^e  ^unft 
fiergeflogen  fct)e:  wa^  fic  bie  nit  üielleic^t  bet)  jrcr  alten 
Eingelegten  SSe^^l^eit  n^iber  gefudit,  önb  l^erfür  gelanget 
l^aben.  [104]  SSnb  eä  ift  jmmer  fc^ab,  ha^  bie  gemelbte 
^be^men  nit^  alle  auff gefangen,  bnb  in  bie  gebernio  der- 
faffet  morben:  muffen  bn§  aber  biefer  nad^fotgenben,  fo 
noc^  öor^anben,  troften  tmb  bcfielffen. 

3)er  S5terbte  (bann  ber  anbern  9f{f)et)men  finb  öcrlofiren) 
träte  11  f)inet)n,  ünb  r^e^met  nac^  gct^aner  reueren|  alfo: 

Sdö  bin  ein  re(^tgefc^affneri''  93ator", 
23nb  Ihlint  mein'"  Spiefe  an  bie  Söanb. 

Df)o,  fprad^  ber  günffte,  fanfiu  e§  nit^  beffer,  fo 
bleibftu^^  njot  brauffen  tok  pk^.  2a^  mic^  ©c^utt^ei^ 
lüerben.     Vide. 

3cf)  beiffe  3)fe^fter  §ilbebranb, 

2}nb  Idbn  mein  fpiefe  tool  an  bie  Tlatot. 

(5t)  \a  (fpracE)  ber  (Siebenbe,  bann  ber  (Sed^fte  mangelt 
im  9tt)otmeIf(^en  @j:emplar)  bu  müftcft  eben  ©d^utt^eife 
fein.  2öie  were  jm  njann  ic6§  beffer  ma.d)k,  önb  bid^ 
abftd(^e?     Audi: 

3cb  bin  genant  ber  §dn^Iin  (StoI§, 
2Snb  fül)r  ein  SBagen  mit  ©döe^tter. 

1    al§  W  2   Sc^iltbürger   B      Söi^enbürgern   W 

3  S?6pff  W  4  nicbt  BW  5  eufammen  BW  6  bama(§  W 
7  mober  BW  8  mo  BW  9  ntd)t  B  10  f^-ebbern  W 
11  tratte  W  12  recbtgefcbaffen  B  recbtfcbaffener  W  13  Satoer 
W        14  meinen  W        15  bleibft  bu  W 


72 

2Bte  tücr'  bifer,  fogt  ber  'ädjk,  )o  gern  ©(f)ult()e^, 
mann  er§  nur  luerben  fönte.  [105]  Slber  i[t§  müglid^, 
ba^  id^§  werben  !an,  jo  joH  e§  jenem  nit^  nperben. 
Audi  conueni: 

Tlan  jagt  idö  |ab  ein  le^en  ^opff, 
SSnb  fe^  ein  arger  lofer  ©c^elm. 

@o  balb  toere  ic^  ni(f;t  (Sd)ult^ei§,  fprad)  ber  ^e^enbe: 
ober  (off et  I)6ren  n)a§  id^  fönne: 

2«it  SJJamen  Iieife  id&  ^dnSlin  S3ecf, 
©ort  ftef)t  mein  §au^  an  jenem  ort. 

S)u  mü[teft§3  grab  4  n^erben,  jagt  ber  ©Iffte^:  ja 
t)inberj{{^  tragen  tüir  Söatoruß  bie  ©piefje.*)  3Sie  aber 
menn  ic^§  würbe?'' 

2Ba§  jol  iä)  biet  ri^et)men  ober  jagen, 
®:^e  ict)  f)ab  einen  üoHen  §al§. 

S'Jod^  ^at  mir§  feiner  öorgetfjan,  jprod^  ber  Xxti)- 
getienbe^:  merdet  auff  trag  ii)  wil  jagen: 

2ßer  nidöt  tool  fan  r^^e^men  önb  renden,**) 
®en  jolt  man  an  ben  ©algen  fnöpfjen. 

S'Jebenjid)  mit  allen  bijcn  Si^e^men,  neben jid^,  jprac^ 
ber  SSierge^enbe.  3«^  tüolte  ba^  e§  ein  guten  S?ä|  gelten 
jolte,  tva->  iä)  nic^t  (Sd^utt|e^  wirbt:  wer  wil  wetten? 

3^r  §errn  ic^  m^c^t  gern  @d}ultl)e§^''  jein. 
S)rumb  Bin  iä)  su"  fommen  l)ie!^er. 


1  were  W        2  nic^t  B  3  muflefl«  W        4  gerab  W 

5  ©ijlffte  W         6  33an)ern  B  23atoren  W         7  toärbe  W 

8  ®rct)3e^enbe  W       9  wo  BW  10  Sc^ult^eife  W       11  gu 
euc^  W 


*)  Vgl.  DW.  4,  2,  1495  0- 

**)  Hier    'die    Strophen   verbinden'    vgl.    Stiel  er   Sprach- 
schatz 1508. 


73 

[106]  SSiel  anbrei  3f?f)et)inen  tourben  ha  fürgefirad^t, 
tütlä)t  bod^  in  bem  Original,  fo  öon  SBürmen  bnb  S3u(J)« 
fd^aben  gar  üerfreffen,  nit^t  jutefen  getüefen.  @o  üit  aber 
ift  jf)nie2,  boB  toeil  fid)  bieje^  bi^^er  gemelbte,  ünnb  noi^ 
anbre-i  üiel  ntef)r,  erftgebac^ter  maffen  ijbxm  önb  üer-» 
nemmen  lieffen,  in  beffen  ber  arme  @dit)f)irt  in  i)6d^flen 
dngften  nic^t  tt)eit  boröon  flunbe^  jmmer  förc^tenb*^,  ha^ 
nidit  ettücn'  ein  anbrer*  feinen  ^ft^el^men  f)er[ur  brdd)te, 
barburd^  @dE)uItf)ei^  njurbe^,  unb  \^n  f)iemit  oerfür^te. 
SSnnb  fo  oft  ber  anbern  einer  nur  ein  ein|ige§  2ß6rtlein 
fagte,  ireld^e^  er  in  feinem  9fii)e^men  (n)eld^en  er  bi^  ba^in 
n)oI  taufent  mal  repetiert  ünnb  iüiber|oIet)  oud^  gef)abt, 
erfd^rad  er  foI(^er  moffen,  ba§  j^me^  ha§  ^er|  f)ette 
mögen  bi^  in  bie  §ofen  entfallen.  S)a  nun  bie  et)re  ober 
W  orbnung  oud£)  an  j^n  fam,  ha^  er  r^e^men  folte,  ftunb 
er  hierfür,  önnb  fprac^: 

3f)r  liebe  §errn,  id)  tritt  ^te^er, 

Wlt'm  §au§fratt)  bie  ^eift  ^ati^arin'", 
[107]    (Sie  Ijat  ein  ©ofd^en  tric  ein  <Batü, 

SSnb  trincEt  gern  guten  ffilen  2)Joft". 

S)i^  lautet  12  ettoa§,*)  ba§  m6d^t§  geben  ünnb  iüa§ 
au^ric^ten,  fprad^en  bie  9?^atlf)errn.  S)a  nun  bie  ümb= 
frag  get^an  trorben,  fiel  bie  5?rt|eil  i^  auff  ben  (Sdtüt)irten, 
ber  Ujarb  et)ni)el[Iigli(^en  ^um  ©c^ult^eiffen  ern)et)Iet  ünnb 
angenommen.  ®ann  fie  t)ielten§  gdn^Iic^  barfür,  er  njurbe» 
bem  S?et)fer  tüol  fonnen  rl)e^meniüei§  antiüorten  ünb  gute 
©efettfd^aft  leiften.  Qu  bem,  fo  fet)e  er  ein  |)anbtt)ercE§ 
SJJann,  ba  fonft  bie  anbern  aUe  S3auren  n)eren.  Sllfo  nam 
biefer  Sale  i^  ©ämtiirt  foIÄe  @£)re  gern  an,  bann  er  lange 
geit  barmit^^  fc^lüanger  gegangen,  ünb  erfuhr  i^  in  ber  ti)at 

1  anbere  BW        2  i^m  W  3  bife  W        4  anbere  W 

5  ftunb  W        6  forc^tenbt  W        7  etlüa  W        8  anberer  W 

9  toitrbe  W        10  tatftaretn  BW  11  2}kft  A       12  laubet 

BW       13  bg  23rt^etl  W       14  ßale  fehlt  BW        15  bamit  W 
16  erführe  W 

*)  Vgl.  Kirchhof  Wendunmuth  1,  S.  236:  ja,  ha^  taut, 
fagt  ber  fctieffer,  anttoort  ber  totrt. 


74 

* 
felberft^,    lüie   loeit   ©lud   ünb    Sßnglüc!    üon    einanbern^ 
tueren:  nanilic^^  ^m;  jo  j^dt^  Q^g  2;ag  bnb  9?a(tt.    S)ann 
tücldjer  bie  vergangne*  9?ad)t  ein  Sdtt)E)irt  getoefen,  toarbe 
je|unber  ein  geraaltiger  SiiiuItfieB^  Sale^  gu  Saleburg". 


[18.  Cap.] 

[108]  2öie  bei-  ©d^uItl^e^B  gu  Saleburg'  tn§  S8ob 
gieng,  önb  roas  fid^  mit  jl^mes  §utruge.*) 

3)ie  ®&r  bnb  2Bürbe  beg  ©diult^eiffen  3lmpt§  t^ete 
bem  8dJtif)irten  fo  n^ol,  ha%  er  fid)  ftet§  bamit  fü|elt,  Dnb 
tüol  ge^en  mal  in  einer  flunb  ju  feiner  gramen  fagt: 
©elb'J  graro,  e§  i[t  mir  einmal  gerf)aten.  9Ju  geboi^te  er 
tool,  er  müfte  notmenbiglic^en  ben  Sdiüfc^iueJ^^,  ftaub  önb 
önflat,  obn^efd^en:  tmb  ipcil  er  einen  nemen  Stanb  an  fici) 
genommen,  üermeint  er,  jf)m  motte lo  gepü()renii  önb  ge» 
gimmcni-,  firfi  mit  geberben i3,  rebcn,  fle^bung  bnb  anberm^-*, 
in  ^anbel  sufcöicfen.  Sarauff  raolti^  er  alfo  balb'ß  am 
©amb«tag  in  bie  Statt i'  in§  ^ah  gef)n,  bnb  al§  jtimeis 
bnteribcgen  ein  anbrer^^  Sale^,  melc^er  bor  etlicfien  joren 
ber  (Sdm  mit  j^me^^  gehütet,  begegnet,  bnmiffenb  ha^  t§> 
ber  (Sd^u(tt)eife  mere,  j^n  bcBt)aIben  als  einen  alten  Sdn)- 
I)irten  bnnb  guten  @efeßn2u  bautet,  fagt  ber  [109]  ©(^ult-» 
l^ei^  gu  jm:  2)u  folt  $ßn§  je^unber  nii^t^'  metir  bauten, 
bann   SSir   finb   nimmer  ber  SBir  gubor  maren,  2Bir  finb 

1  felbft  W  2  etnanber  W  3  nemlicö  BW  4  ßer» 
ßaitgene   W  5    Sdiultlictfe   W  6   ßale   fehlt   BW 

7  Scfiilbe  B  Sgifeenburg  W  8  ir)m  BW  9  @elbt  W 
10  tobüc  W  11  gebiiEiren  W  12  geziemen  W  13  gberben  B 
14  anbcrn  BW  15  wollt  BW  16  balt  B  17  Stabt  B 
18  iljm  W       19  anberer  BW       20  ©efellen  BW       21  nit  W 


*)  Verschmelzung-  von  zwei  Geschichten  in  Frey's  Garten- 
gesellschaft :  Cap.  111  üon  einem  bauten,  ber  fd)ultbeu§  marb 
(Schultheis  zu  Heubach,  früher  Rofshii't,  geht  nach  Minsingen 
ins  iJad  und  trifft  unterwegs  einen  alten  Gesellen)  und  Cap.  53 
ber  fd)uUbcu§  Don  i^aufebergcu  luüfet  nit,  ob  er  gejttjaaen  bett 
ober  nit.  Die  zweite  Geschichte  (ähnlich  auch  bei  Kirchhof 
Wendunmuth  1, 160)  ist  erweitert.    Vgl.  Bolte  S.  234.  257. 


75 

je^unber  önfer  §err  ber  @c^ult^ei§  Sale^  gu  Saleburg^. 
93d^  taufent  S^eufel,  fagt  ber  onber  ßalei,  ba»  £)ab  ic^ 
nictit  gearnft,  mein  §err  ©cöult^e^^^  öer^ei^et  mir,  g(üdf  gu 
in  emerem^  Dtcgiment  gegen  (S.  SS.  S5ntert^anen,  '^and 
I)a6,  jagt  mein  ^err  ber  ©c^ult^e^^;  e§  ift  ein  öngegogen 
ißold  ömb  bie  ßaten-^  gu  Salenburg^.  ®ie  anbern  ©d^ult* 
l^eifjen,  önjere  SSorfaiirn  am  et)rn  9tegiment,  §a6en  fte 
loffen  ma^en  inae  fie  nur  jmmer  gett)6It,  baburdi  üiel  ^U" 
orbnungen  et)ngefd)Ii(^en,  bie  muffen  föir  je^unber  menben, 
mit  fo  grojfer  müt)C  önb  arbeit,  ba§  mir  nit^  fc^Iaffen 
fonnen,  tmh  uns  ber  S?opff  barüber  gurbrit^t'.  Slber  rair 
tüoden  ein  Drbnung  önter*  fie  bringen  (tt)ie  jener  Söcttet* 
öogt   onter^  hk  §ünbe'^)  ober  nid^t  j^r  Stmptmann  fe^n. 

§lIfo  30g  mein  ^err  <Bö^üU^Qt)^^^  Qak^  fort,  önb  tarn 
in  hü§  53ab:  S)afelbften  fiellet  er  \iö)  gar  Joi^ig,  faffe  in 
fefir  [110]  fc^meren  ticffen  gebanden,  gelleti'  öntermeilni^ 
feine  finger  ob,  rebet  mit  firf)  felberftis,  önb  fonft  mit 
niemanb:  alfo  bg  fic^  bie.  fo  jn  guöor  gefennt,  über  folc^e 
gd{)e  SBeränberung  üermunberten,  öcrmeinten  er  mcre  öiel== 
leidet  SOielancoIifc^,  muften  aber  nit'^  ha'ß  er  @d)ultf)efei^ 
h)ere,  bnb  j^me^ö  bie  (5^re  atfo  mefie  t^ete.  ^n  beffen 
fragt  er  einen,  fo  gunedift  bet)  j^mei'  geieffcn,  ob  btefe§ 
ber^^Sancf  fetje,  auff  mcldiemi'*  bie  ;perrn  pflegen  ^ufi^en. 
3i)m  toarb  geantttJort^o,  Qa.  SSie  iiah  id)§  bann  fo  fein 
getroffen,  fagt  ber  (5(^ultf)eife :  ^c^  glaube 2'  gen^licö,  beri* 
Sancf  t)abt--  mir§  angefd^mecft,  ba§  id)  gu  ßaleburg^ 
@d^ult£)ei^  fetie. 

2Bie  er  nun  lang  alfo  fi^et,  önb  ta|3ffer  ft^mi^et,  fo 
!ompt  ber  Saber  (etli(^e  Sgemplaria  !)aben,  bie  Saberin*) 
5u  i^m,  önb  fagt:   ©uter  gj^eunb,  t)abt  jr  ben  ^opff  ge- 

1  2ale  fehlt  BW  2  Sc^ttbe  B  2ßi^en6urg  W  3  8cöurt= 
öei§  W  4  emerm  BW  5  bie  Sälen  fehlt  BW  (bie  G) 
6  nicöt  BW  7  gubric^t  W  8  onber  B  9  ^uube  BW 
10   6ct)ult&eB  B  11   geilet  W  12   unterteilen  BW 

13  fclbft  W  14  ntdjt  B  15  (2cf)ultl)etfe  BW  16  jEim  W 
17  i^m  BW  18  bie  W  19  toelcften  BW  20  ge= 

antüjortet  BW         21  glaub  BW         22  ^ab  BW 


*)  bei  Frey  bie  reiberin,  bei  Kirchhof  bie  babmagb. 


76 

n)af(f)eni,  önb  eu^  reiben  önb  fragen  laffen,  fo  fogt  e§: 
ift  e§  bann  nit^  gefi^e^en,  fo  tüil  ic^  Saugen  Iierlangen, 
ünnb  eud)  aufreiben.  S)er  ©(^ult^efe^,  fo  in  tieffen  ge» 
banden  gefd)iüi|et,  antroortet:  Sieber  [111]  S3aber,  idj  raei^ 
raarlid)  nit*  etigentlic^,  ob  idE)  gegmagen  t)ah  önb  gerieben^ 
bin,  ober  nic^t.  ®ann  ünfer  einer  f)at  fo  biet  gufinnen, 
zugebenden  önb  jutrac^ten,  bamit  ber  gemeine  9^u^  nit 
jrgenb  fdiaben  leibe,  ünb  ©ericbt  bnb  9?ec|t  ge^anb^abet 
önb  gefürbert^  n)erbe,  bg  tüir  foIc{)er  fc^Iec^ten  fadtien  nif-^ 
Jöarnemmen:  önb  fonberlic^  id),  ber  id)  ba^in  finnen  önb 
traditen  foll  önb  muB,  tuie  id)  bem  Sfe^fer  9fit)et)menföei§ 
antrtjorte.  ®ann  öerfte{)e"  micft  red)t,  ic^  bin  ber  ©diult" 
^ei§^  Sole  9  öon  Saleburg'o.  2lb  folc^er  feiner  rebe,  fo 
bodö  fein  bitterer  ernft  geirefen,  fiengen  atCe  bie  im  Sabeii 
roaren  an  ipie  bie  anbern  9iarrn  gulad^en:  lieffen  i£)n  bod^ 
htt)  feinen  @J)rn  bleiben,  önb  nod)  ein§  barauff  fd^wi^en. 


[19.  Cap.] 

SBie    ber    @d)uU^ei§    Sale-'    fetner    ©c^ultfieiffin 

einen  netnen  S3el^  framet,  bnnb  ma§  j^m 

bamit  tüiberfai)ren   fei^ei^.*) 

Jßnfer   gnebige  ^xatü   bie  fc^u(tf)eiffin,   öergaffe  nit^^ 
jren    öert)eiffe[112]nen'4   Sel^    offt   juf orbern.     2BeId)e0 

1  geroÄfc^en  W  2  nirf)t  BW  3  ©c^uItl^eiB  BW 

■i  nicftt  B  5  getrieben  B  6  gef6rbert  W  7  üerftebt  W 
8  ©d)ull{)efe  B  9  ßale  fehlt  BW  10  Schübe  B  2Bt^en= 
bürg   W  11   in  mb  B     im  SBabt  W  12   fet)   W 

13  ni^t  W        14  ber^etffenem  A 


*)  Der  Anfang  beruht  auf  Kirchhof  Wendunmuth  1, 381 
(S.  416)  Son  cine§  borff)cf)Ultbciffen  frauto  (ein  neuernauuter 
Schultheils  bringt  seiner  Frau  aus  der  Stadt  einen  Pelz  mit 
und  überreicht  ihn  mit  den  Worten :  g-raulD  neulne  fcöult^etffin 
5U  Sc.,  ber  neuiDC  fd)Ultbeife  p  5)1.  fd)encft  eud)  einen  neuffien 
bel^,  worauf  sie  entsprechend  antwortet).  Die  Erlebnisse  des 
Schultheissen  in  der  Stadt  sind  frei  erfunden;  dafs  ein  Bauer 
in  der  Stadt  von  Handwerkern  genarrt  wird,  kommt  in  älteren 
Schwänken  häufig  vor  (vgl.  Frey  G artenges.  Nr.  2  und  4). 
Auch  das  Zechgelage  ist  hinzugefügt. 


77 

bann  nicEitl  önbittic^e^  geiüefen,  in  Betrachtung,  bo^,  wa^ 
fie  nid^t  gelüefen,  er  nod^  öiel  jar  long  ^ette  ber  ©dlüen 
f)uten  muffen:  tok  fie  bann  aud^  eben  fo  lang  ^ette  muffen 
(Sdtt)f)irtin  bleiben,  @o  lüolte  ftd^§  gepütiren^  in  all  3 
föege,  ha'ß  er,  aU  welcher  furofiin  bie  (Sere(i)tig!eit  fürbern^ 
foüen,  fein  $8erf)eiffen  galten,  önb  feiner  ?^ramen  ta^:,  fo 
jtirenä  tton  9tec^tg  wegen  gepüfirt^,  miberfafiren  loffen. 

jDe^t)aIben  al§  mein  ^err  ber  ©d^ult^eijs  balb  nac^ 
antrettung  feinet  2>ienfte§',  miber  ein  mal,  nac^  bem  er 
f(^on  im  ^ah^  getüefen,  n)i(i)tiger  gefi^efften  balb  in  bie 
(Statt  9  lüolt  get)n,  öergaffe  mein  gram  iik  «Sc^ulttieiffin 
(mie  üorgemett)  nid^t  lo,  jt)n  fCeiffig  an  ben  Sel^  jumal^nen, 
biemeil  er  j^ren-^  benfelben  öer^eiffen  ^ette  juframen,  fo 
fie  if)m  ^ülffci'  ba^  er  @^ultt)ei^  mürbe ^^  inmaffen  fie 
getl)an.  2Iu§  rtjelc^em  bann  ^ufe^en,  ba^  e§  öiel  beffer 
fe^e,  ben  SJe^bern  guframen,  bamiti»  man  j£ire§  gu|efn§ 
onnb  bettelnd  lebig  werbe:  aU  jEinen  etmaS  üer^eiffen. 
[113]  S)ann  fie  t)aben  ein  fe^r  gn  gu  gutei*  ©ebdi^tnu^: 
mie  jener  Sale^^  meld^er  begeret^^  (Sc^rei;ber  ^u  werben, 
fönte  !■'  hod)  Weber  fc^repben  noc^  lefcn,  fonbern  fagt,  er 
i)ette  ein  fet)r  gutel  SJ^armorium  ober  (Sebdcbtnu^.  2lber 
üerjei^et  mir  j;t)r  lieber«  Salen^^  ic^  ^ab  ben  ^u  t)u  I)uften, 
önb  fat)ret  im  tefen  fort. 

@f)e  ber  ©d^ultbei^  gar  in  bie  ©tat^^  fom,  fraget 20 
er  alfo  balb  trnterm  3:t)or  ben  St^orwarten,  wa^  eine§ 
^ür^ner§2i  <paufe  fel)e?  S)er  S^orwart  weifet  j^n.  9}iein 
^err  ber  ©c^ult^ei^ 22  '^xaqt  weiter:  €)h  e§  ber  fel^e^",  be^ 
welchem  bie  @cE)uIt^eiffen  jbren  ?^rawen  newe  S3el|c  fauffen: 
bonn  er  fetie^s  (Sd^ultt)ei|  gu  Sateburg--*  werben,  erft 
geftern.  S)a  öermeriet  erft  ber  3:t)Drwec^ter,  ba§  er  etwa§ 
3u   üiel   ober  gu   wenig  gebacken -^,  önb  in  bem  er  bur(^ 


1  too  BW  2  geböbren  W         aUc  BW  4  fkbern  W 

5  jör  W         6  geboret  W         7  ®ienft§   W  8  Sabe  B 

9  @tabt  B  10  nit  B         11  btiffc  BW  12  Würbe  W 

13  barmtt  W  14  feljr  qu  gute  W         15  @d)tltbiitger  B 

SBi^enbiirqer  W  16  bgert  B       17  !oubte  BW  18  lieben  W 

19  @tabt  B    (Statt  W  20  fragt  W        21  S!i'irfcbnerS  BW 

22  ©cbultbcfe  B  23  fe^  W       24  ©cbtibe  B  aöt^enburg  W 
25  gebacfen  W 


78 

ein  9}2ülen  geloffen  oieHeid^t  mit  htm  <Bad  gefd^Iagen 
Ujerc:  gebac^t  beroroegen  er  lüurbei  gut  fein,  nac^  ber 
|)Dl^fc^är,  tdit  man  fagt,  ümbsujagcn.*)  2)arumb  meifet 
er  jtjn  an  ha§'  eufferfte  enbe  ber  Statt-,  ju  einem  kubier, 
fo  ein  recö[114]ter  ga^mann  gett^efen,  be^  bemfelbcn  folt 
er  na(^  @c^ult^ei§  Selben  fragen. 

S)er  gute  @c^ultt)eife  gieng  in  aller  ©rbertet,  baftin  er 
getoiefen  morben,  fragt  3  bet)  bcm  S^übler  nac^  ©c^ulttiei^ 
^el^en,  er  fet)c  ber  @(^utti)ci^  Sole^  oon  Saleburg^  2)er 
Sübler  merrfet  balb  iiioö  bie  Strcpben  gelte,  fagt  befe^alben 
5U  i|m:  e§  fe^e  j^meß  fef)r  leib,  ba^  er  f^r  @.  23.  ni(^t 
fürbern  önnb  mie  er  gern  ujolte^  t)crfcben  fonne,  bann  er 
eben  ben  tag  äuüor,  fo  ein  SDkrcft  tag^  gemefen,  alle  bie 
er  gehabt  t)tnn)eg  gegeben.  S)amit  aber  j^me^  get)oIffen 
IDurbeiö,  meifet  er  jtine'i  in  eine  onbrei''^  SSorftati^,  3U 
einem  SBogner,  bafelbften  öer^offe  er  merbe  er  S8el|  finben 
nac^  feinem  begeren. 

Tlün  §err  ber  S^uIt^eiB  2ale^  fam  gum  SSagner, 
fragt 3  ob  er  fein  Sel^  |ette,  er  merc  ber  ©c^uIt^eiB  öon 
Saleburg'i  ^er  Söagner,  fo  aucb  ein  ©potboget,  meifet 
jn  gn  einem  @c^ret)ner:  ber  @c^ret)ner,  ^u  einem  ©porer: 
ber  @porer,  §u  einem  Sattler:  ber  ©atler,  ju  einem 
Drganiften:  ber  Drganift,  ^u  einem  ©tau [115] beuten:  ber 
©taubent,  gm   einem   @tuben!ou|en:   ber  @tubenfau|,  gu 

1  toürbe  W  2  ©tobt  B  3  fraget  BW  4  ßalc 
fehlt  BW  5  3U  Scftilbe  B  ^u  2Stgenburfl  W  6  iöm  BW 
7  iDDlte  BW  8  2)krcftac5  W  9  i^m  W  10  ttürbe  BW 
11  i^n  BW  12  anbere  BW  13  l^orftatl  W  14  @cöilbe  B 
Sßi^^enburg  W 


*)  Zu  dieser  Redensart  und  116  nad)  ber  §oI^ic&Är  bfrumb 
lauften  vgl.  einen  nad)  ber  ^aunfctjeren  fi^icfen 'unnötige  Gänge 
machen  lassen  um  sich  über  ihn  lustig  zu  macheu'  Martin- 
Lienhart  2, 427  aus  Keisersberg.  Die  "Wendungen  beziehen 
sich  auf  ein  dem  Kämmerchenvermieten  entsprechendes  Kinder- 
spiel, bei  dem  das  Kind,  das  nach  der  Schere  fragen  soll,  von 
einem  zum  andern  geschickt  wird,  vgl.  ML.  2,  426.  E.  Meier 
Deutsche  Kinder-Reime  und  Kinder-Spiele  aus  Schwaben  111. 
In  Freiburg  i.  Br.  ist  dabei  als  Anrede  noch  üblich:  gang, 
:^oI  b'3aunfc^er. 


J 


79 

einem  SBuc^binber:  ber  Sudibinber,  gu  einem  gifd^er:  ber 
f^ifd^er,  gu  einer  alten  SSettel:  bie  alte  S?ettel,  p  ben 
2;rucfergfeIIn ',  ba  er  rc(f)t  empfangen  njorben:  bie  £rn(fer=» 
gefeHn-,  ^um  33uc^füi)rer,  bor  raelc^^^  Sabcn  offt  mani^er 
Sale*  gufinben:  ber  Sui^jü^rer,  ju  einem  Secf seltner,  ba 
finbe  er  fie,  bg  er§  treffen  morfite,  mie  er§  nur  f)aben  njolte^. 

2II§  mein  |)err  ber  2a(e*'  @(^ultj|ei§  auc^  bafeI6ften 
nadö  Selben  gefragt  ^ette,  antmort  j^me-  ber  2e6fiid)ler: 
@r  t)abe  jmar  biBmals  feine:  njann  er  aber  motte  ein 
üeine  ^eit  gebulb^  J)oben,  molle  er  j^m  üon  Sebfuc^ens 
einen  anmeffen,  anfcf)net)ben  tinb  backen  i'^,  ben  fonne  er, 
mann  er  feinem  SBeib  nid)tii  gefiele,  mit  jtireni^  freffen, 
alle  SJJorgen  ein  mumpffelin  baröon.  S)effni3  bebanrfeti* 
fid)  ber  §err  (Sd)u(tf)ei^  auff»  f)öc^fle:  fagt  bod^,  er  roere 
nun  fo  lange  nac^  bem  58el|  f)erumbgelauffen,  ba§  er  ju»» 
märten  nit'ä  jeit  gnug  i)abe,  er  muffe  miber  t)e^mb  ju, 
fein  'ämpt  guüerricöten,  bann  er  fe^e  ®c^ulti)ei^  ^^  ^u  [116] 
Saleburgi'.  ®er  ßecf^eltner,  fo  etro^  frummeri^  gemefen 
aU  bie  obgemelbten,  ünnb  gebadet  ber  §err  ©(^uU^ei^ 
mere  lang  gnug  nai^  ber  ^ol^fcfedr  £)erumb  geloffen,  er« 
barmet  ficfi  ober  fein  S^nfalt,  meifet  ji)n  beromcgen  rec^t, 
p  einem  SürBneri»,  i^a  er  58el^  fanbe  aller  gattung,  mie 
er  bie  nur  begeret. 

S)er  Sürfeneri9  fragt^o  ji)n  balb,  tvai  er  für  einen 
S3el|  begere,  mie,  mie  gro§,  mie  lang  er  fein  foIIe?-i 
5)er  |).  @cf)ull^ei§  antmortet:  Söann  er  mir  geredet  ifl, 
fo  gibt  er  meinem  22  SBe^b,  ber  ?^rau  ©rfiult^eiffin  ju 
Saleburgi',  ouc^  marm^^.  2)ann  mein  §ut  ift  jtjxzn'^* 
aud)  rerf)t,  ünb  ber  jt)re  mir:  ift  be^fialben  ber  Sel|,  fo 
mir  gereift,  auc^  iren'-4  red)t.  2)afelbften  fauffet  er  ge= 
miBIi^-^  einen  ftatttic^en  Sel^  auff§  5)orff  ^inau§,  beffen 


1  SruiiergefeEn  B  2:ru(f ergefellen  W  2  Bruder gef eilen  W 
3  meld)e§  BW  4  Scfiittbitrger  B  2öt§enBürger  W  5  toolte 
W  6  Sa(e  fehlt  BW  7  antwortet  jm  BW  8  gebult 
BW  9  ßecfucfeen  B  Secffuc^en  W  10  bacfen  W  11  ntt  B 
12  i^r  W  13  2^eifen  BW  14  bebancft  W  15  ntcf)t  W 
16©c6uItbefeB  17  Schübe  B  Sßi^cnburg  W  18fr&mmerB 
frommer  W  19  5?ürfd)ner  W  20  fraqet  BW  21  foü  W 
22  meinen  B       23  toArm  W       24  j^r  BW      25  er  jr  gem.  W 


80  1 

fic^  auc^  ein  i^xato  «Sc^ult^eiffin  in  ber  Statt  ^  nic^t  f)ette 
fiefc^dmen  borffen,  benfelbigen  gutragen. 

2)a  nun-  mein  §err  ber  @d^ultf)ei^  J)eimb  fame,  em^j" 
fieng  benfelben  $8el§  bie  graU)  Sd^ult^eiffin  mit  grewben 
[117]  (mer  tneiftä  toie  ber  ^err  @(^ultt)ei§  empfangen 
raorben)  öerfuc^et*  \^n  gleich,  önb  lie^  fid^  barinnen  be« 
je|en,  |inben,  öorn^er,  önb  neben  ju  auff  beiben  feiten, 
oben  önb  önben,  jnnen  önb  auffen.  55nb  al§  fie  i§n 
gnugfamlic^en  probiert  önb  approbiert  ober  gut  gei)eiffen 
tiette,  begeret  ber  |)err  ©(^uü^ei^  an  fie,  fie  folte  jm 
^u(^Iin  backen ^  fo  molle  er  ein  SBurft  bargu  geben,  önb 
ein  9Jia^  SBein  be^a^Ien:  welc^e^  gebing  anjunemmen  fie 
i^me  äi^fcgte-  ®fl  f^e  i^^  oii^^  tt)o(te  grobe  bicfe  6dönitten 
ba(^en^  roie  fie  j^m  öor  geiten,  ba  er  nodfj  ein  (gdm^irt 
^emcfen,  gebad^en^  f)atte,  fagt  er  gan|  öntoür^":  SBafür^ 
iiaftu  mic^  angefefien?  meinftu  ic^  fe^es  ein  (Sdrotiirt? 
löeiftu  bann  nic^t,  ba%  id)  nic^t  ber  ©c^nittenbac^eri*',*) 
fonbern  ber  §err  @c^ultj)ei^  Salei'  aU^ie  gu  Saleburgi"'^ 
bin?  2(Ifo  muftei3  fie  j^me^^  ©trdublin  backen '^r  bie 
jed^eten^^  fie  mit  einanbern  i''  auffi",  f(^mecften  jtinen  wol, 
onnb  treten  öntcrmeilni»  au§  ber  SSe^nfraufen  einen  guten 
fd^Iapul  bargu. 

Sie  gram  8d^ult{)effin'9  i)ette  gern  [118]  öffter  ge* 
truncfen,  mufte  fid^  bodi  etma§  fd^dmen  öor  j;|rem  |)errn 
bem  Sc^ult^eiff en :  barumb  erbad)t  fie  folgenben  Hft.  2)u 
glaubft^o  nid^t,  fagt  fie,  wie  mic^  biefer  S8el|  fremet.  Sft 
e§  tt)a|r,  fagt  er?    ^a,  fagt  fie,  toan§  nid^t  toa^r  ift,  fo 


1  Stabt  B  2  nu  B  3  toetfe  BW  4  üerfuc^t  BW 
5  bacfen  W  6  gebacEen  W  7  öntoürtS  W  8  SlBoför 
BW  9  fei)  W  10  ©ctinittenbacfer  W  11  Säle  fehlt 
BW  12  @cöilbe  B  3St^en6urg  W  13  möfle  B  14  jm 
BW  15  äerf)ten  BW  16  einanbcr  W  17  auff]  aucö  W 
18  unterteilen  BW        19  @d;ult^ei!)in  W       20  gldubeft  BW 


*)  Diese  Bezeichnung  geht  Avahrscheinlich  auf  eine  in  der 
Zimmerischeu  Chronik ^  3,35-1  erzählte  Geschichte:  die  PfuUen- 
dorfer  überreichen  dem  Kaiser  eine  Wanne  voll  gebackener 
Schnitten,  was  ihnen  vermutlich  den  Beinamen  @rf)ntttenbacöer 
eintrug. 


81 

ftoffe  mir  btefer  Sruncf  \)a§  |)er^  ab.  §iemit  trondei  fie 
ein  guten  fd^tud.  ^atb  jagt  fie  ttjiber:  $8nfer§  ^adjhatüvn"^ 
^nedit  ift  6et)  ber  9Jiagb  gelegen,  St)  ja  tüot,  fagt^  ber 
@c^ulti)eife,  ift  el  mügli(^?  ^a,  faget  bie  ©cfiult^eiffin  *, 
toanni  nid^t  toa1)x  ift,  fo  ftoffe  mir  biefer  Xxund  ha§ 
§er^  ab.  Qkmit  gab  fie  ber  glefc^cn  ein^  trud.  Slber* 
moln**  fagt  fie:  SSnfer  ©reta  önb^ '  ©laufen  Sod)ter  £)aben 
einanberns  gef(^Iagen.  (5t),  fagt  ber  @c^ult^ei§,  mag 
fagft?  ^a,  fagt  fie,  manni  ni(^t  maf)r  ift,  fo  foH  biefer 
%tnnd  ©ifft  merben  in  mir.  |)iemit  trande^  fie  aber  ein, 
ha'^  i^reni*^  ha§>  SSaffer  gun  Singen  au§Iieffe.  @ot(^e§ 
triebe  fie  fo  lang,  bi§  fie  ber  glefdien  alle  Stfliemen  ab" 
getretten*)  f)ette,  ^atte  aud)  ni(i)t  ru^e,  bi^  fie  gan^  Idt)r 
mare.  2Bere  ic^  barbe^  gemefen,  iä)  t)ette  ge[119]mi^Iid^ 
auc^  mit  geeffeni^:  onb  bu  @auc!^  gemiBti(^  au($,  !^etteft 
et)e  äu  bet)ben  ©acfen  epgefd^oben,  bamit  bu  beiner  rec^nung 
^ufdmeft,  ünb  bein  gut  ©elb'^  nic^t  »ergebend  au^gebeft. 

[20.  Cap.] 

2Bie  bie  gram  (Sc^ult|eiffin   mit  j^rem   nemen 

Set^  jur  ^irc^en  |)ranget,  ^rebigt  ju^oren, 

bnnb   ma§   fic^   ha  begeben   iiabe^^.**) 

S)ie  folgenbe  gan^e  lange  S^ac^t,  lag  meini*  @.  SS. 
f^ram  bie  neme  (S(^ultf)eiffin  in  fdimeren  tiefffinnigen  ®e=» 
banden,  melc^er  maffen  fie  boc^  ben  nemgemefc^enen  8el^ 

1  traue!  BW  2  giad)Barn  W  3  faget  W  4  ©c^ult* 
Iieffin  B  5  g-Iafd)en  einen  W  6  2l5ermal§  W  7  önb 
BW  8  etnanber  W  9  trancE  W  10  jbr  W  11  geffen  W 
12  ©elbt  BW       13  ^ab  W       U  meine  W 


*)  Vgl.  Murner  Xarrenbeschwörung  18  33ff  ber  flef($en 
riemen  tretten  und  Franck  Sprichwörter  2, 148^  ®u  l^aft  ber 
ftafcften  auff  ben  riemen  getrctten. 

**)  Das  Kapitel  schliefst  sich  weiter,  aber  in  ganz  freier 
Ausführung,  an  Kirchhof  1,381  an  (die  Schultheifsin  geht  in 
die  Kirche  um  ihren  neuen  Pelz  zu  zeigen  und  bezieht  das 
Aufstehen  der  Gemeinde  auf  sich);  die  nächtliche  Szene  und 
das  Herausputzen  der  Schultheifsin  ist  erfunden. 

Das  Laiebuch.  6 


82 

anlegen,  bnb  barinnen  prangen  mochte:  bantit  fie  jl^reS 
Wüx\§  (S.  2B.  nic^t  gefc^enbcte  nac^  i  üerfleinerte,  toann  fie 
fid^  nic^t  grauitetifd^  gnug^  ciU  \i<i)  einer  ©orfffd^ultfieiffin 
ge^JU^ret  3,  geflellete.  2BeI(^e§  ^  bann  geineinli(^  aller  2Bet)bern  ^ 
ort  ift,  hü'^  fie  nur  oüein  barauff  gebenden,  föie  fie  fid^ 
re^tfd^affen  auffmn[120]|en,  f ermüden  ß,  §ieren,  malen, 
aufft^un,  et)nbret)fen,  fcEinüren,  f6|)ffen,  ^dlüblen,  ömb^  htn 
2lr§  füterns  önnb  bef)arnif(^en,  beret)ffen,  beftreic^en,  ac. 
fonnen:  bamit  fie  nur  i§ren  SJiännern  ein  d^x  (plud)^  ber 
@|ren)  fe^en  (tt)ie  bife  ©cftultiieiffin)  \a  bantit  fie  nur 
j^nen  gefaHen,  bnb  offt  üm6§  S)inglin  angefprod^en  merben. 
i^n  bem  fie  \id)  nun  alfo  i)in  ünb  ^er  wenbet,  önb 
üngefei)r  mit  bem  einbogen  j;t)ren  §errn  ben  «Sd^utttieiffen, 
loelcEier  auc^  mit  einem  rectitgefc^affcnen"  9^arrn,  ber  jm 
wenig  ru^e  lieffe,  fdilüanger  gicng,  ünb  bie  gan^e  9iac^t 
über  bamit  jufd^affen  ^ette,  in  ein  feiten  alfo  üngeftümmig«' 
Hd^ii  ftieffe,  ha^  er  barabi2  erwachet,  fprad^  er  äujreni^: 
53c^  roem  ligft  bu?i*  fie  t^at  bergieii^en,  all  ob  fie 
fdilieffe,  ünnb  antioortet  mie  ein  |)unb,  loann  er  gefragt 
»irt.  S56er  ein  ^albe  ftunbt  fragt  er  lüiber:  grau  'Bd^ülU 
^eiffin,  bct)  loem  liget  jr?  S)a  er  \^v  jren  (g^rentitul 
gab,  gebac^t  fie,  ba  fanftu  ein  2tug  pt^nn,  wie  jener 
bettelüogt  fagt:  meli^er  fo  er  nur  ein  [121]  2Iug  §ugett)an, 
gont^  blinbt  geföefen:  fagt^^  be^^alben^o  gan|  fduliglic^: 
Sße^  bir,  S)er  gute  ©d^ult^ei^,  welcher  feinen  (S^rentituI 
noc^  nid^t  rei^t  getrabt,  war  be^n  nit  gu  friebe^^,  ba|  fie 
jl)nei8  fo  fd^Ied^tlirf)  empfieng,  ftie^  fie  berotuegen  balb 
lüiber,  fragenb:  ©nebige  gratt)  @d^ultf)eiffin,  bei  wem  ligt 
e.  SB.?  ®ie  graw  ©c^ult^effin'a  warb  unwillig  über  bem 
fragen,  bann  fie  fonft  mit  j^rem  S3el|  anberl  gufd^affen 
gehabt,  fagt  be^^alben  in  red^tem  fct)b:  2Ba§  fragft  ünb 
plagft  bod^  ein!  lang?  Seljm  9?arrn  lige  ic^.  (£t)  net)n, 
mein  graw,  \pxa6)  ber  @(^ult£)ei^,  ha§  fage  htt)  Ut)b  nic^t, 

1  nocö  BW  2  genug  B  3  gebfiret  W  4  2BeIc&§  B 
5  SBetber  W  6  fc^möcfen  BW  7  ümb]  bnb  W  8  füttern 
BW  9  pfu^  W  10  rect)tjcöaffnen  B  recbtfc^affenen  W 
11  bngeftfimmlicö  W  12  barob  BW  13  j^r  W  14  ligftu  W 
15  jaget  B  16  ber^alben  W  17  bcffcn  nic^t  aufrieben  BW 
18  itm  BW       19  @d)ult^eifftn  W 


83 

bg  bu  be^  einem  ^axxn  ligeft^:  bann  ber,  bet)  bem  bu 
Iigft2,  ift  ber  Sc^ult^ei^  Sale^  ju  Saleburgi  2tu^  folc^em 
Dermercft  bie  j^ratü,  ba§  jr  (S.  2Ö.  etoa§  ^o^n^^  önb  erjürnt^ 
loere,  fert'  fid)  beromegen  ömb,  gienets,  flredet  önb  geftellet 
fic^,  al§  ob  iJ)ren9  gebrummelet  i^  fiette,  önb  fie^'  be^- 
^aiben  üom  ©d^Iaff  erwäget  rtere,  fagt:  2Ba§,  n)a§  i[t§? 
|)iemit  njarb  e§  tag,  önb  forn^^  ein  @att),  önb  bi^  jmei^ 
ein  D^v  ab. 

[122]  S)ie  gute  ^^ralü  @(fiult^ef[in  i*  förd)tet  immer, 
bie  gan|e  '^adjt  mere  gu  lang,  önb  e§  mürbe i^  nimmer 
tag  merben,  ba§  man  f)ette  fonnen  jren  58e{|  fe^en:  freumet 
fic^  befe^alben  befleiß  mef)r,  ba  fie  gefet)en  ben  lieben  tag 
f)eret)n  brechen.  Sllfo  ftunbe  fie  fetir  fruJ)c  auff,  önnb 
fienge  an  [id)i'  gumu^en  önb  ju  bu^en,  öor^aben§,  biemeil 
e§  eben  «Sonntag,  önb  bie  9?ac^bamrn  ^^  alle  in  ber  ^ird^en 
be^  einanbern ''J  öerfammelt^o  meren,  fic^  alba  jubefc^amen 
laffen:  bamit  fie  nic^t  etman  müfte  öon  ^au§  gu  |)au^, 
önb  öon  einem  Sale^i  jum  anbern  geJin^s,  önb  fic^  (äffen 
befe^en:  melc^e§  bann  gar  juöiel  geit  mürbe  i^  gefoftet 
I)aben,  bann  fie  auc^  gu  Tlix  önb  gu  SDir  ^ette  fommen 
muffen. 

SJiit  biefen  gebancfen,  mor  fie  gan^  önb  gar  öer^afpelt, 
öerjrret  önb  öermirret,  alfo  ba§  fie  autf)  bei  2euten§  inn 
bie  ^rebigt  nit23  margenommen.  85nb  aU  fie  äule|t,  nit^s 
ofine  groffe  mü^e  önb  orbeit,  fertig  mürbe,  önnb  meinen 
§errn  ben  ©c^ult^eiffen,  melc^er  öor  jren^  ftunbe,  önb  ben 
(Spiegel  t)ielte,  mol  f)unbert  mal  [123]  gefragt  ^ette,  ob 
fie  ^inben  önb  öorniier  mere,  mie  eine  graum  Sd^ult^eifftn 
fein  folte,  önb  er  ja  barju  gefagt  I)ette,  gieng  fie  au§  bem 
^au|  ber  S^irc^en  ju.  ©emiBIii^  |at  fie  ober  bie  ©äffen 
t)er  gepranget  24,  mie  ein  (Se^^  an  einem  ftricf. 


1   ligft   BW  2   lic^eft   BW  3   Sale   fehlt   BW 

4  ©c^ttbe  B  aBi^enburg  W  5  ^6öen  B  6  erzürnet  W 
7  fetiret  W  8  bienet  B  (gtenet  G)  W  9  i^r  W  10  ge« 
brömmelet  W  11  fie]  ficft  B  12  fame  W  13  i{)m  BW 
14  @d)ult^etfftn  W  15  ttörbe  W  16  befto  W  17  fic^ 
fehlt  BW  18  01ac^batt)ern  BW  19  etnanber  W  20  ber=: 
famlet  BW  21  ©taue  BW  22  ge^en  W  23  nic^t  BW 
24  :^erprauget  B 

6* 


84 

9?un  toeife  ic^  nit',  lüelc^ee^  bie  fc^ulb  ift:  ob  mein 
®.  %.  bie  ©(fiult^eijfin  ju  long  gefc^Ioffen,  ober  06  ber 
9?Je^ner  gn  frü^  geicutet  ober  aber,  irelc^eS''^  ütel  ef)er  ju- 
glauben 3,  ob  ber  ^faff  be^  abenb§  gu  labribang  be^m 
mi)n  gefeffen,  be^^atben  nit*  auff  bie  ^rebig  geftubirt, 
önb  e§  alfo  fubribur^*)  gemai^t  ^ahr.  je,  aU  fie  mit 
jrem  nennen  S3el|  ^ur  ftird^en  ^inetin  geraufc^et^  toar  eben 
bie  ^rebigt  au§,  aljo  ba§  jebermann  auffflunbe.  S)ie  gute 
gram  oerflunbe  ben  fjanbel  niti,  fonbern  oermeinet  onb 
berebte  ftc^  felb§',  biemeil  jr  Wlann  §err  8c^ult^eif),  önb 
fie  be§{)alben  j^rato  @c^ulti)eiffin  mere,  gu  bem  bj  [ie  einen 
nagelnetoen  Sßel^  ankette,  fo  befd)ei)e  foIdieS  jr  (g.  SB.  gu- 
gefallen  önb  ftünben  bie  9Jac^baiorn^  jren**  önb  ji)rem 
93et^  gu  eljrn'o  ouff:  f|)rac^  beBt)aIben  gan^  [124]  fittig- 
lic^  önnb  tugenblic^  (bann  fie  e§  fd^on  gele^rnet)  fid^  auff 
beibe  f eitlen  fe^renb,  3U  jnen:  Siebe  92ac|bdn)rnen,  i(^  bitte 
h)6llet  ftiß  fi^en:  bann  id)  ben  tog  noc^  lool  gebencfe^^ 
ha%  iä)  eben  fo  arm  genjefen,  önb  fo  verlumpet  önb  äu=» 
riffen  t)eret)n  gegangen,  aU  jfir:  borumb  fe|t  euc^  nur 
aup  £od^  tuiber  niber. 

58alb  auff  fie,  fam  aud^  mein  §err  ber  (Sd^ultfiei^, 
nielc^er  fo  lang  an  feinem  58art  geftrelet  önb  geftrigelt, 
]^inet)n  getretten,  önb  aU  er  gefet)en,  ba§  etliche  |)unb  in 
ber  Sird^cn  ^erumb  lieffen,  önb  ^od^jeit  maiiien  motten, 
fprad^  er  au§  rechtem  i"  f(f)uttt)ei^Iid)emi3  et)fer  önb  bitterm 
ernft:  9?un  mil  iä)  aud^  ein  orbnung  önter  bie  |)unb 
bringen,  fo  mol  aU  unter  meine  öntertbanen,  meld^eS  id^ 


1  nic^t  BW       2  toelcö§  B       3  gruben  W  4  ntd^t  W 

5  geraufc^t  BW         6  Berebet  W         7  fclbfl  W  8  $Jla(f)= 

batoern  BW        9  jbr  W         10  e^ren  BW         11  gebencE  W 
12  rechten  W        13  fcftultbciSlidjen  B 


*)  Gleich  gebildete  Streckformen  kommen  im  Volkslied 
vor,  vgl.  Forster  teutsche  Liedlein  11,24:  e§  btebrt  bfit  gut 
fd^ebri  fdöeffcr  23albrtbum  üor  bem  ©cftalbrtbum  I)oIß  er  btebrt 
büt  ber  lemmcr  . . .  jDa§  fanbrt  fant  er  bei)  bem  tücge  ißalbribum 
bei)  bem  @d)albrtbutn  ftan?  ein  iubri  tubri  tubrt  juncffraiD. 
Vgl.  Fischart  Aller  Praktik  Grofsmvitter  572  Scheible  ba§> 
ßobrilotlbäflein  jU^ifcben  bai  Seinen  (zu  lollen,  lullen  'miugere')- 


85 

Bife^er  nie  fönnen  gutüegcn  bringen,  bamit  man  and^  üon 
ntir  gufagen  ^ahc\  ober  iif)  njiH  nicJ)t  jfir  (Sc^ultl)ei§  bnb 
Slmptman  fein. 

®5  aber  bie  ^rebigt  fo  !ur^  gen^efen,  tnar  bie  örfad^: 
ber  ^faff  I)atte  nur  öon  titer  ftuden^  geprebiget.*)  S)ä 
erfte,  jpra^  [125]  er,  n)ei§  i(^,  aber  j^r  lüiffetS  nit^, 
fprad)  er:  ba§  onber,  fprac^  er,  miffet  j^r,  aber  i<i)  inei^ 
e§  nid^t-*,  fpradö  er:  ba§  tritte^  fprad^  er,  tt)iffen  niir 
beibe  nid^t,  fpradE)  er:  ba§  öierte^,  fprac^  er,  ttiiffen  njir 
beibe  nur  gar"  gu  toot,  fprarf)  er.  ^ofe  |)ofen  ^ab^  i(^, 
ba§  lüeiB  leiber  id^,  aber  ber  lange  SiocE  becfet^  mi(i),  ba^ 
fo  id^§  nitio  fage,  j|r  e§  nid^t  lüiffet,  fprad^  er.  ©argegen 
n}iffet  j^r,  ob  j^r  mir  toollet  neme  mad)en,  mcl(fi§ii  ntir 
nid^t'2  jujüiffen  ift,  fpracb  er.  ^d)  folt  eu(^  fagen,  fprad^ 
er,  ma§  fieut  für  ein  ©uangelion  feßti^,  ba«  mei§  id) 
fammeri^  bD|  ^erb^ol^**)  nidfit,  tinb  j^r  tiiel  minber, 
\pxa(i)   er:   aber  ta^  SBiert§£)ou^   miffen   mir   aUefameni^ 


1  :^ab  B  2  ftücfen  BW        3  ntc^t  BW        4  nit  BW 

5  britte  BW  6  üicrbte  B     bierbe  W         7  gar  fehlt  BW 

8  babe  BW  9  bcbccfet  BW       10  nic^t  B       11  tDeld)e§  W 

12  nit  B  13  fdaet  W          14  fÄmmer  B    fummer  W 
15  alfamen  W 


*)  Törichte  Predigten  von  ungelehrten  Dorfpfaffen  werden 
mehrfach  in  den  älteren  Schwanksammlungen  mitgeteilt,  be- 
sonders bei  Kirchhof  Wendunmuth  I,  2,  69  ff.  Am  nächsten 
steht  S.  425  von  einem  Pfaffen,  der  die  Nacht  beim  Wein  ge- 
sessen hat:  ßtcben  freunb,  icb  f&Ite  eucb  tool  bit  bom  beü-  fleift 
prebigen,  fo  l)ab  id)  ntd)t  ftubiert,  unb  eucb  gebürete  mol  bil 
opffercn,  aber  tc6  gcbentf,  tnd)  fet)  mit  mir,  unb  babt  bie  Pfennig 
im  ibirt^baufe  gelaffen. 

**)  Steht  hier  (wie  bei  Frey  S.  77  Bolte)  für  terbe  (wie  um- 
gekehrt ^erbe  für  ^erbbols  gebraucht  wird  DW.  5, 558  unter  3). 
Bei  Gottes  Kerbe  wurde  geschworen  vgl.  Murner  Narren- 
beschw.  95,74: 

2Bie  man  fcöto6rt  am  ^ocberSperg: 

(5)6^  lufe!   g6^  brerf!  g6^  barml  gßfe  fd^metfe! 

Vom  luth.  Narren  1806: 

@6^  bt)l!  g6^  binfcbl   ß^fe  fröfel  g^fe  trecf! 

Lindener  S.  82  bocfS  arfelocb,  105  fommer  bo^  brü§. 


86 

nur  gar  ju  trol.  ^temit  nemme  jeber  fein  ^dfelin,  ünnb 
la^t  öng  alle  mit  einanberni  ba jelbftfiin  jie^en,  ünb 
t)inberm  Sifcö  r^atfd)(agen,  mt  man  ben  ^e^fer  empfa^en 
h)6lle,  fprac^  er. 

[21.  Cap.] 

[126]   2Bie   ber  ^e^fer   gen   Saleburg'2  reifet,  t)nb 

önterraegen  einen  Sole^  fanb,   ber  ^a^ 

önb  53rot  äffe:  auc^  mie  er  fet)e 

empfangen  lüorben. 

'äU  ber  ^e^fer  auff  bcm  meg  naä^  Sate&urg'*  getnefen, 
önb  no^e  borgu  fommcn  mar,  fanb  er  auff  bem  gelb  einen 
©c^dffer,  an  feinen  @tab  fid^  Idf)nenb,  ber  f)at  in  ber  einen 
t)anb  ein  ftucf^  Srot,  ba§  irar  gan|  fdjluar^  Dnb  grob, 
bon  raupen  ^le^en  gebacken  6,  raelc^ei'  ba  e§  ber  ^e^fer 
gefe^en,  fagt  er  ju  jfim:  2)u  ^aft  rau^e§  fc^marfeeS  93rot. 
Sa,  antmortet  ber  Sale^,  niannS  beffer  n^ere,  fo  ndme  ic^§ 
auc^  an.  2öie  fanftu  e§  cffen,  fagt  ber  ^el^fer,  önb  bar^» 
öon  geleben,  ^a  muB  ic^§*,  antwortet  ber  2ale^  miberumb, 
mit  biefem  ^ö^  (ben  er  inn  ber  onbcrn  ^anb  geiget) 
öbertu^fflenio.  Silfo  30g  ^^  ber  ^epfer  fort,  önb  ^atte  ge« 
Ie^rnti2,  ujie  man  bo§  fc^irar^e  ^rot  folt  tt)otgef(^macft 
machen.*) 

9?un  |abt  \i)v,  liebe  ^erm,  guODr  geljort  önb  öer=> 
ftanben,  meld^er  maffen  ber  Sepfer  ben  ßaleburgern  i3  burc^ 
feini*  @Je[127]fanbten  guentboteni^,  wann  fie  jme'ß  fönten 
auff  feine  erfteni"  SBort,  fo  er  ju  jnen  fpred^en  tourbeis^ 

1  einanber  W  2  ©cftilbe  B  SSi^enburg  W  3  8c^ilt= 
Bi^rger  B  Sötgcnbürger  W  4  Schübe  (SStfeenburg  W)  in 
SDiiSnoDotamia  BW  5  ftücf  BW  6  gebacfen  W  7  »eldiS  B 
8  id)  W  9  ber  ßale]  er  BW  10  übertct)fflen  B  ober» 
teuffclen  W  11  söge  W  12  gclernct  W  13  <S<i)i{U 
bürgern  B  aßi^enburgern  W  14  feine  W  15  entbotten 
BW       16  i^m  W       17  erfte  W       18  toürbe  BW 

*)  Aus  dem  Volksmunde.  Von  jetzigen  Überlieferungen 
stebt  am  nächsten  das  Gespräch  zwischen  dem  Ratsherrn 
und  dem  Hirtenbuhen,  der  auf  die  an  ihn  gerichteten  Fragen 
schnippische  Antworten  gibt.    Zeitschr.  f.  Voliiskunde  7, 99. 


87 

r^et)menlt)et§  anttüorten,  önb  imei  |aI6  geritten  önb  t^aih 
gegangen  entgegen  fämen,  fo  »ofte^  er  jnen  jr  alte§  iier»- 
fommen  Beftetigen-^  önb  noc^  öil  meE)r  ^^retiöeiten  bargu 
geben.  8Dlc^e§  tiot  bie  gan^e  ©emein  bet)  bem  SBe^n,  gu 
loetc^em  fie  ber  ^[aff,  al§  obftei)t,  geführt,  tüol  ern)egen, 
önb  fJ^ciifig  bebac^t,  tt)ie  hk  fa(^  raurbe^  angugreiffen  fein. 

9?un  t)atten  fie  bie  grag,  ober  melrfic^  fie  rfiatfc^Iagen 
folten,  in  gmen  t^eil  abget^eifet,  bamit  fie  befte^  beffer 
fönten  barau§  fommen:  fintemal  mer  red)t  önb  inol  önter^ 
fd)etbet'  önb  abtbeilet,  auc^  afljeit  beffer  lehret.  2)ann  fie 
i)anbelten  erftlic^  baröon*,  wie  man  bem  ^e^fer  folte 
r^e^menroeil 'J  antroorten:  barnac^,  melc^er  moffen  fie  j^me^ 
^alb  geritten  önb  ^aih  gegangen  entgegen  gieijen,  önb  j^n 
empfat)en'o  folten. 

$8on  bem  erften  njarbe^'  abgerl^aten  önb  befc^Ioffen,  fie 
Ujolteni^  bem  ^et)fer  öorfommen,  jn  et)ntreiben,  bj  er 
mü^tei3  mit  [128]  antmort  begegnen  mie  fie  motten  i^: 
fott  jt)n  berorcegen  ber  (5c^ult^ei§  öon  erften  anreben, 
önnb  mit  biefen  morten,  SJunb"^  fetjt  öng  midfommen, 
empfatien.  S)ann  auf  foI(^e§  i^  mürbe  •*  ber  Se^fer  necessario 
muffen  antmorten:  SSnnb  bu  mir  and).  So  ha§  befrf)et)e, 
fetten  fie  fi^on  gemunnen,  bann  ber  Sd^utttieife  müfte 
borauff  f preisen:  S;er  löi|igft  önter  ön§  ift  ein  ©ouc^. 
5)0^  mürbe-*  fid)  mol  rt)et)men  in  Figura,  Forma  önb 
Materia. 

S^on  bem  anbern  aber,  mie  man  bem  ^et)fer  folte  ent* 
gegen  jietien,  fielen  önter  anbern  fonberlic^  bife  meinung. 
(Stücke  meinten,  man  folte  fid)  abtticilen  tnn  ^men  gleite 
tjouffen,  önnb  ber  eine  .^auffen  rcitten,  ber  anber  §u  gufe 
get)ni6^  je  ^\xi  g^eutter  önb  gu^genger  in  einem  @(ieb. 
5lnbrei'  öermeinten,  e»  fotte  ein  jeber  ben  einen  ^ü'b  im 
©tegreiff  t)aben  önb  reitteni^  önnb  mit  bem  anbern  auff 
bem  Soben   ge^n^^;  biß  mere  ja  aud)   i)alh  geritten  önb 


1  i^m  BW      2  toolte  BW      3  beftAttigen  W  i  mürbe  W 

5  meieren  BW        6  befto  W        7  Dnberfcöeibct  B  8  baconW 

9reimö)etf5B      10  empfangen  BW      11  marbW  12  motten  W 

13  mufte  BW       14  dlmx  BW       15  fotcftS  B  16  getien  W 
17  Stnbere  W        18  reutten  B 


88 

^alb  gegangen.*)  2(bcr  onbre^  ioaren  ber  meinung,  ba§ 
man  bem  iet)[129]fer  folte  auff  Ijöl^ern  ^ferben^  ent» 
gegen  fommen:  bann  borüon  pflege  man  im  ©prii^njort^ 
gufagen:  8tecfen  reitten  fcQ  f)alb  gegangen.**)  3"  bem, 
)o  fet)en  folc^e  ^ferb  and)  fertiger,  hurtiger,  mufterli(^er, 
ünnb  balb  gesdumet  ünb  gcftrigelt. 

Siefer  legten  meinung  marb  üon  allen  tfieilen  be^faH 
gettian,  ünnb  anorbnung  geben,  bafe  fic^  jeber  mit  einem 
9io^  fotte  gefaxt  machen:  iüel(^e§  bann  fleiffig  befc^e^en. 
S)ann  e§  mar  feiner  fo  arm  ni(^t,  ber  j^me^  nit  t)mb  ein 
meiffeg,  grämet,  braune§,  fc^roar^e§,  rt)Dte§,  gefprerfelte^ 
^ferb,  je  nac^  bem  einer  gern  mere^  beritten  gmefen^, 
gefe^en  f)ette:  biefelben  bummelten  fie,  önb  richteten  fie 
auffg  meifterlic^fte  ab. 

UU  nun  ber  angejc|te  tag  ^erbe^  fommen,  önb  ber 
Setifer  mit  feinem  §ofe  t)eräu  rucfet',  fprengten  bie  Sale^ 
^erau§  mit  j^ren  ©tecfenpf erben,  j^me*  entgegen.  5Iuff 
bem  SBeg  marb  jfirem  ^errn  @cf)Uitf)eiffen  (melc^er  ben 
abcnU  guöor  faure^  ^Buttermild)  gfreffen^J)  in  ben  [130] 
§ofcn  öon  l)inbcn  ^er  ju  eng,  barumb  er  be^feit§  t)inber 
einen  3}?iftt)auffen  fprenget,  com  ^ferbe  abfliege,  baffelbige 
anbunbe,  önb  bct)  glauben '^  (mer§  nic^t  glauben  mil  mag§ 
felberfti2  erfat)ren,  mie  jener  feinen '^  (gfel)  fein  fdc^Iin 
eben  gut  madiet.***) 

3n  beffcn  mar  ber  Reifer  na|e  gerbet)  fommen,  onb 
bie   gan|e  Satifc^e^'*  3titterfc^aft  fa^e  fic^  ümb  noc^  jrem 

1  anbere  BW  2  qSferten  BW  3  (Spröc^mort  W  4  jöm 
BW  5  teere  fehlt  W  6  geroe^cn  W  7  rucft  B  rficft  W 
8  Scöiltburger  B  aSißenbürqer  W  9  famr  B  faacr  W 
10  flcfreffen  BW  11  ghiuben^V  12  klbft  W  13  feinem  W 
14  Sc^iltbürgtfcöe  B    2Bi§enbiirgifd!)e  W 

*)  In  dieser  Weise  wird  die  Forderung  balb  zn  gehen 
und  halb  zu  reiten  erfüllt  in  den  oben  S.  66  genannten  Quellen. 
**)  Franck  Sprichwörter  1, 120^^:   e§  i[t  bocfen  ttercE,  auff 
fteden  geritten,  e§  ift  lüol  ^alb  gu  fuB  gangen. 

***)  Ähnliche  Vorgänge  beim  Empfang  des  Kaisers  werden 
in  Volksüberlieferungen  berichtet,  doch  kommt  noch  meist  der 
Zug  hinzu,  dafs  die  Schildbürger  die  lächerliche  Handlung 
des  Schultheifsen  nachmachen,  vgl.  Kuhn  u.  Schwartz  nordd. 
SagenliT.  Jahn  Sagen  aus  Vorpommern  518.  Reiser  AUgäu  1,502. 


89 

(Sd^ultfieiffcn,  roelc^er  ^inberm  SJlift  ge^odt,  bnb  fd^eitter 
ge^awen  ^ette:  aU  er  folc^l^  geje^en,  name  er  nit^  \s> 
öiel  seit  onb  tüett  (au§  fordet  3  bj  er  bie  gelegen^eit  öer=» 
faumen  önb  berfcfeütten  mochte)  bafe  er  bie  |)o)en  et)n- 
geneftelt,  feinen  @aul  abgelöst  önnb  barouff  ficf)  ge^» 
f(i)tt)ungen  I)et:  fonber  feine  ^ofen,  fo  er  nur  blofe  auff- 
gebogen,  in  ber  ^anb  fialtenb,  fprang  er  auff  ben  S[Rift, 
ben  Steifer  befte  förmlicher  önb  geftaltücfier  ^  guempfafjen. 
®a  nun  5  ber  S^e^fer  ^ergu  tarn,  lüufle  mein  |)err  ber 
@(5ultf)ei§  luol,  boB  er  müfte  ben  ^ut  öor  jm^  ob^ieEien: 
lueil  er  ober  mit  ber  einen  ^anb  bie  §ofen,  fo  [131]  noc^ 
nit2  e^ngeneftelt,  gehalten,  bk  onber  $anb  aber  bem  ä:et)fer 
borreic^en  muft,  f  äff  et  er  furzen  r^ot,  nimpt  ben  t^il^öut 
in§  Tlani  bnnb  mit  ber  einen  iponb  bie  ^ofen  ^Itenb, 
bot'  er  bem  Sel)fer  bk  anbre^  bar,  fprad):  9Zun  fet)t  ün§ 
miHfommen  ouff  nnferem  ■'  grunb  onb  boben,  5ßefter  Quncfer 
Sei)fer.*)  S)er  ^eljfer  fabe  au^  ben  gebern^o  balb,  rüa§ 
für  S3öget  mnm,*'^)  önb  bj  ba§  ®fc^ret)ii  üon  ber  Solen '2 
%^Dxiidt  nit2  ni(^tig  bnb  Idr  tütx^^:  reicbet  beromegen 
bemi^  ©c^ult^eiffen  auc^  bie  t)anb  bnb  fprac^:  Sancf  ^ab, 
bu  mein  lieber  8c^uItt)eiB,  bnb  bu  mir  auc^.  ®a  folt 
nun°  ber  @c^ultt)ei^  i-^  r()e^nienmei^  anttoorten,  mie  pbor 
onter  ben  Salen  lüor  befi^Ioffen  toorben,  wolt  boc!^  foI(^§i 

1  ford)c§  BW  2  ntcf)t  BW  3  ^urcfit  W  4  geftat« 
lieber  BW  5  nu  B  6  jbme  B  7  böte  W  8  anbere 
BW  9  ünicrm  W  10  an  ben  g-ebbern  W  11  ©efcbrei) 
BW  12  Scbiltbürger  B  SStgenbürger  W  13  öjere  BW 
U  ben  B       15  @cbultf)efe  B 


*)  In  Bebeis  Facetiae  (1540)  G  8^^  spricht  ein  Pfaffe,  der 
den  Kaiser  Friedrich  III.  in  Eheinfelden  hegrülsen  soll,  nur 
die  Worte:  bene  veueritis  domine  rex;  bei  Weidner  5, 107  "vvird 
zu  Karl  V.  gesagt:  fct)  Dn§  (Sott  toiiffom,  lieber  ^nncfer.  Im 
Meistergesang  des  H.  Sachs  Die  dolen  pauren  zu  Dedelpach 
(661  Goetze- Drescher)  sagt  der  Bürgermeister  bei  Empfang 
des  Bischofs  Y.  17: 

(5eit  gotttoüfum,  jund^crr  bifcboff, 
3n  unfer  borff  gemeine. 

**)  Franck  Sprichwörter  1,16a:   Wian  fi^et  an  febern  mol, 
tt)a§  für  ein  oogel. 


90 

önbebad^ter  tüeife  nic^t  tt)un,  bamit  er  fic^  niti  etloan  ber- 
jc^nap^ete:  barumb  aUhalh  ein  anberer,  tuettfier  öermeinet 
ber  ©c^uttfieiB  lüere  berfiummet,  ^erfür  luifc^et,  rfietimen«» 
tüei§  antwortet,  ünb  fi^rarf):  ®er  @d^ult§ei§  ift  ein  rechter 
9iarr.  3)ann  e§  tuar  inn  jiirem  öerfammelten  'tRijat  ah" 
ger^aten  ünb  befctiloffen  werben,  [132]  man  folte  ant- 
worten: ®er  wi^igft  bnter  bn§  ift  ein  @auc^:  fo  gebadete 
bii'er,  (Saud)  ünb  9^arr  weren  ja  ein§,  fo  fet)e  ber  wi^igft 
önter  jnen  eben  ber  <Srf)uItt)eiB  felberft^,  ben  er  be^wegen 
@J)rn3  J)aI6en  irol  nennen  börffe-*.  ^Kjo  finb,  Zbipti,  önb 
bur(^  ein  Metaphoram  @fel,  oucf)  eine:  be^glei(^en ^  8?njer 
liebe  grow,  önb  bnfer^  §errngot§  9J?utter.  Solcher  gftatten^ 
^ebadit  biefer  Sole",  eS  gelte  gtei^,  ob  er  fc^on  ein§  für 
ha§  anber  nemme:  r^e^nie  cä  ficE)  fd^on  in  Worten  ni(i)t 
fo  gar  wol,  fo  fe^e^  bod)  nicf)t  fo  gar  öil  boran  gelegen, 
Wann  e§  fic^  nur  tun  ber  Wörtern  bebeutung^  ünnb  au§- 
legung,  baran  am  meiften  gelegen,  r^et)me  ünb  fd)i(fe. 

(SoI(^er  maffen  warb  ber  iSlet)fer  empfangen,  bor  bem* 
felbigen  ritten  fic  ^er,  bi^  gei)n  Sateburgio,  ha  fie  jn  erft 
ouff  ein  newe§  empfiengen.  3)ann  ber  «Scöult^ei^  fa§  ah 
bon  feinem  t)6I|enenii  Klepper,  ftieg  auff  einen  SO^ifttiauffen, 
önnb  reidit  bem  Se^fer  nadjmaln^^  bie  §anb.  (5§  fagt 
ober  ber  ^et)fer  gu  jtim:  2Ba§  [133]  ttiuftis  bu  ^ie  auff 
bem  SJJift?  Slc^  befter  ^uncfer  ^e^fer,  antwortet  ber 
@d^ulti)ei§,  ba  bin  id}  armer  Salei-*  nic^t'^  wärti),  ha^ 
mid^  ber  ©rbboben  bor  ®u^  trage 'ß. 

5IIfo  führten  fie  ben  ^'e^fer  inn  fein  Sofament,  auff§ 
^t)ot^au§,  bafiin  fie  \^n  gelofiert  t)etten.    (Sie  erjelleteni^ 

1  nicöt  BW  2  fe(bft  W  3  ©bren  BW  4  b6rffte 
BW  5  befegletc^en  bis  WUtkx  fehlt  W  6  geftalten  BW 
7  @cbt(tbürger  B  äötgenbitrqcr  W  8  fet)  BW  9  93e* 
teutungB  10  @djilbe  B  SÖiljenburg  W  11  b^Ifeernen  BW 
12  nocbmalS  W  13  tbuftu  W  14  armer  Xeuffel  BW 
15  nit  B  16  nach  trage  ist  in  W  eingeschoben  (in  Be- 

ziehung auf  die  Beigabe  3  b  mitgeteilte  Stelle) :  SSeil  aber  bie, 
fo  oben  auff  bie  Sddjer  befteHet  Waren,  faben,  ba^  ber  ^etjfer 
ben  gemeinen  2öeg  ritte,  bnb  alfo  nicbt  gu  ibncn  auf  bk  ®Äcf)er 
fame,  rütfd)eten  fie  alle  nacbetnanber,  als  Wie  auff  einer  @d)leiff* 
babn  ben  3)dcbern  berunter,  önb  bie^  je  einer  nacb  bem  anbern 
ibn  willfornm  fe^n.        17  ersebleten  W 


91 

jf)m  anä)  atte  ©ejc^ic^tei,  fo  [id^  bomit  gugetragen,  baran 
er  ein  gnebigfteS^  fur|n)eiligfle§  ^  irolgefallen  gefc^opfft 
^at.  5lu(i)  seigten  fie  jfint  an  (j^n  bi§  ba§  offen  fertig 
ttJere  auffju^alten)  bie  (Sefc^idit  mit  bem  <SaI^gett)dc^§, 
mit  bnterttienigfter  bitte  ^  bnb  Bcgeren,  ina^  ferr  j{)nen 
foI(^e  f^unft  geraten  folte,  fie  barüber  genebiglicf)  ^  gu 
^riuikgiren  önb  §ubefret)en,  bamit  nid^t  jemanbt  jtinen 
folc^e"  nac^tfiun,  jnen  ju  ünroiberbringlid^en  f^aben,  mie 
er  ber  Runder  ^et)fer  felbs**  lool  erachten  fonne.  2)er 
^et)fer  erzeiget  j£inen  i)ierin,  biemeil  j^r  bcgeren  nii^t  bn-» 
gimlid),  gnebigften^  SBillen,  mit  erlaubung  bnb  geftattung 
alle§  be^nio^  barumb  fie  an  i^n  gelangt  i^,  bnb  noc^ 
me^rerS,  fo  e§  bk  nott)  erforbernJ2  jüurbe. 


[22.  Cap.] 

[134]   2Bie   hit  Soleni^  bem  ^e^fer   einen  groffen 
§afen  mit  (Senff   bere^ren.*) 

Sf^un  ftunben  abermals  bie  Solen"  in  äinetiffel  bnb 
inn  groffen  dngfteniä,  ujal  man  bem  ^et)fer  beret)ren  bnb 
fi^encfen  folte:  bann  fie  fid^  auc^  aU  anbre  rec^tgf c^aff ne i ^ 

1  ©cfd&tc^ten  W  2  genebigfteS  B  gnabtgeS  W  3  furö= 
toeiÜtgeS  W  4  5öttt  W  5  reo  BW  6  genebtglidjen  BW 
7  folcfieg  W  8  felbcg  B     fdbfi  W  9  genebigften  B 

10  beffen  BW  11  gelanget  BW  12  erförbern  W  13  bte 
3U  ©döilbe  B  bte  gu  SBt^enburg  W  14  iSct)i(tbörger  B 
2Bt^enburger  W      15  Slngften  W      16  anbete  rec^tfcf) äffen e  BW 


*)  Von  seltsamen  Geschenken,  die  einem  Kaiser  bei  seinem 
Besuch  gemacht  werden,  besonders  Elswaren,  berichtet  die 
Zimmerische  Chronik  ^  3,  3541:  Die  PfuUendorfer  überreichen 
Friedrich  III.  eine  Wanne  voll  gebackener  Schnitten,  die  Bnch- 
horner  führen  Maximilian  auf  einem  Schiff  einen  Kirschbaum 
mit  den  Wurzeln  zu,  in  Vöcklapruck  wird  ihm  ein  Hase  in 
einem  Sack  übergeben.  Nach  Lehmann  Speierische  Chronik  784 
werden  dem  Kaiser  Karl  IV.  zur  Bewirtung  Sauschwänze  vor- 
gesetzt. Von  jetzigen  Überlieferungen  steht  am  nächsten  der 
Bopfinger  Streich  (Birlinger  Volkstüml.  aus  Schwaben  1,  440), 
dals  dem  Kaiser  saure  Milch  überreicht  wird,  wobei  der  Hafen 
zerbricht. 


92 

Seut  tDoIten  erzeigen,  gebadeten  ober  6et)  fid^  felberft*: 
©offen  fie  jme^  ©über  ober  @oIb  fdienrfen,  bj  fetje^  beQ 
jnen  febr  tfietrr*,  fo  ftobc  er  beftelben  fonft  bic  Oolle: 
foüen  fie  ji)m  ober  effenbe  ©pe^fe  fegenden,  al§  ^raut, 
9iüben,  ©ped,  Sonen,  ©erften  2C.  befen^  bcbörffe  er 
nid)t§,  bann  er  fet)6  o^ne  ba§  it)r  @aft:  mie  er  bann 
allenthalben  ©oft  fet)e,  tüa'  er  nur  t)in  !omme.  (Snblirf) 
t)eret)nbaren  [te  ficb,  j^me^  einen  groffcn  |)afen  mit  faurent^ 
©enff  5U|)retentieren  önb  juöerefiren,  ben'^'  fonnc  er  braud^en, 
jm^*  bj  offen  bamit  WDlgefcbmadti2  jumad^en. 

5{IfD  lieffen  fie  ben  ©enff  alfo  balb  [135]  anr^ren 
bnb  ruften,  inn  einem  nagelneiüen  §afen:  benfelben  trugen 
gmen  SBuben  an  einer  ftangen  für  ben  Slet)fer,  tjor  weldöem 
ber  ©ci)ultf)c§'3  gate'-i  bie  rebe  getJ)an,  önb  gefagt:  SSefter 
Runder  ©enff,  bo  üereliren  mir  eud^  biefen  Setifer,  önb 
bitten  1^  i^r  moHet  alfo  für  gut  önb  ,^u  bancE  annemmen. 
%U  ber  ^et)fer  folc^e  ftattlic^e  9tebe  ^oret,  lad^et  er,  gogei^ 
feinen  §ut  ah,  fic^  gubebancfen:  aber  ber  ©c^ultijei^  fiel^"' 
i^m  inn  W  rebe,  fagenb:  ©e|et  auff,  tbunb^^  auff  ^uncEer 
^e^fer,  fet^t  bebecft.  ©e|e  bu  aud)  auff,  fagt  ber  Steifer 
^um  ©d^uItJ)effen  19.  9?un2o  fo  tootlen  mir,  antmortet  ber 
©(^ult^ei§  5um  ^e^fer,  gugleii^  mit  einanberen^i  auff  fe|en. 

5III  aber  bie  SBuben  ben  §afcn  niberfteHen  motten, 
meife  id|  nic()t  mie  fie  jme^i  getf)an,  fie  festen  23  j^n  fo 
I)art  niber,  ha'^  er  ju  finden'^'*  brac^,  önb  ber  ©enff  aller 
auff  ber  (ärben  lag.  9?un  ^ah  eud^  ©.  5ßij25  plag,  fagt 
ber  ©c^ultt)ei§  gang  ergürnf-^e,  j^r  S3uben,  jJ)r  ©dielmen, 
jJir  Sieben,  j^x  SJJörber,  jJir  ^e|er,  jfjr  [136]  Sanb§- 
üerrljöter:  ift  bal  nit2'  Sedermercf?  tontet28  jf)r  nid^t 
gma^29  t{)un,  j^r  iBöBwid^t,  j^r  SecEern?    2lu  au  i^unde^ 


1  felbft  W  2  jm  B  3  fet)  BW  4  t^etoer  W 
5  beffen  BW  6  )ct)t  BW  7  mo  BW  8  i^m  BW 
9  famrm  B  famerm  W  10  benn  B  11  j^me  BW 
12  tDolgefc^madet  BW  13  8cf)ultl}eife  BW  14  2ale  fehlt 
BW  15  betten  AB  16  30g  W  17  fiele  W  18  tbut  W 
19  Sd)ultt)eiffcn  W  20  diu  B  21  einanbern  B  etnanber  W 
22  jtjm  W  23  fegen  BW  24  ftöden  BW  25  @.  >ßeit§ 
BW  26  ergürnet  W  27  ni(^t  W  28  f6ntet  BW 
29  gemad)  BW 


93 

^et)fer,  tüie  ift  e§  boc^  ein  fo  gutter  Senff  geiuefen,  er 
folt  einem  ober  ba§  öiertei  ^au^  in  bie  ?iafen  gero^en 
^aben,  nun  ligt  er  ha  im  ®red:  a<ij  üerfuc^et  jf)n  nur, 
Sunder  ^e^fer.  ^iemit  fuftr  er  mit  ber  §anb  in  ben 
(Senff,  önb  wolt  \i)m'^  bem  ^e^fer  pöerfucfien  geben:  aber 
ber  ^e^fer  tüolt^  nic^t  foften,  fonbern  fpra(f),  er  ried^e 
genugfam*  bofe  er  fei)r  gut  gen^efen  toerc,  bebaure  j^n 
berottjegen  ber  fc^aben:  ttjotte  bod)  ben  gutgeneigten  Jüiffen 
äu  band  annemmen.  ®a§  t^unb^  Runder  S^epfer,  fprad^ 
ber  @d^ult£)ei^,  baran  tüerbet  jtir  ön§  gefallen  tt)un. 


[23.  Cap.] 

[137]  2öie  ber  ©c^ult^efeö  mit  bem  ^e^fer  ha^ 

Smbi^mal  genommen,  onb  raaS  ficf)  olba 

für  reben   oerloffen   :§aben. 

@§  iiatte  ber  S?et)fer  ben  ©cöult^effen '  ünb  feine  ©nter»" 
tränen  geloben,  bei)  jime*  bie  3JiaIäeit  gunemmen:  tuelc^er 
fic^  bann  bmb  fo  üiet  bemütiget,  ünb  jtime^  ju  mitten 
ftiarb.  31(1  fie  nun  gutifdie^  f äffen,  niemanb  ob  befe  ^e^fer§ 
S^afeln,  bann  mein  §err  ber  @d^uIt)eB^o,  oerlieffen  fic^ 
5tt)if(f)en  jfinen  öiel  ^ierliciier  reben,  bon  fetir  t)o^en  ünb 
wichtigen  fachen,  lüetc|e  ^ie  juergettenn  üiel  gutang,  barumb 
ic^  fie  bann  fürOber  gebn  ^2,  önb  nur  etlid^e  e^nfü{)ren  mit. 
®er  Sc^ult^efeio  fat)e  be§  ^etiferg  @on,  fo  ob  einem 
anbern  3:ifc^e  faffe,  gan|  fleiffig  tmnb  ftard  an,  ba^ 
merdet  ber  ^et)fer,  \pxaä^  beromegenis  gu  j;f)m:  2Ba§  be- 
bundet^*  bi(f)  öon  bifeni?  2)er  fSc^uIt^el'**  antmortet: 
Quncfer  ^eljfer,  ift  e§  nit  emer  @of)n?  ^a,  antwortet  ber 
ßet)fer.  [138]  gürmar,  fprad)  ber  @c^uItt)eiB,  icf)  t)ciht  e§ 
j{)me^5  an  ber  9iafen  angefe^eni^.  ^2lber  fagt  mir  eine, 
|at  er  nod)  fein  SBe^b?    dltin,  fagt  ber  Setifer,  er  ^at 

1  üterbte  W  2  jEin  BW  3  toolt  i^n  W  4  gmtg= 
fam  W  5  t^ut  BW  6  ©ctiulttieife  BW  7  @c^u[li)etffen 
BW  8  im  BW  9  äu  Sifcf)  W  10  @rf)ullf)eife  W 
11  erseblen  BW  12  gel)en  BW  13  bermecicn  W  14  bt= 
bandet  BW        15  i^m  BW        16  angefelin  B 


94 

nod)  feine:  iDeifiu  nid^t  ettüan  eine  bie  für  jf)n  ttjere? 
id)  ttJÜftei  lüot  eine,  f^jrad)  ber  8(^ulti)e^2^  aber  e§  müfte 
in  ftiHe^  gugeljen,  önnb  iä)  nid^t  öermelbet  werben.  @§ 
ift  ein  §umal  fein  {)Qnbfefte§  SJienfc^.  2öann  fie  ber  Runder 
^et)fer  nur  ein  mal  fei)en  folt,  luie  fie  alte  morgen  im 
S)red  U^  über  bie  Snie  flehet  ünb  arbeittet,  id)  fteife  j^r 
tt)urbct-*  fogen  fie  gefalle  euc^  auc^,  önnb  id)  f)ühz'^  red^t 
baran:  boc^  mit  bit  mi(^  nid^t^  guöermelben. 

2Bie  ttier  bann  ber  fod^en  gUt^un,  fagt  ber  ^e^fer,  wie 
meinflu  b^  mir  e§  angreiffen  füllen?  @§  gilt  guücr  ein§, 
SuncEer  ^etifer,  fprad^  ber  @(i)ultt)e^  ^,  barnad^  mit  id^  e§ 
fagen.  S)er  @d^uIt^eB2  trincft:  ber  Sd^ult^e^^  trincEt. 
S33ann  jr  mir  ein  par  ^ofen  geben  molt^,  ünb  meiner 
f^romen  bi^  über  bie  ^nie  auff  rote  58ein  mad^en,  mie  bie 
©torden  fiaben,  fo  mi  id)  cnd)  üerfd^affen,  ha'^  fie  ifime*^ 
jufe^en,  ja  fo  [139]  balb  gar  ju  etigen  werben  foll.  ®a§ 
üerfprad^  jt)m  nun  ber  ^et)fer,  ünnb  warb  bie  ©lod  aUer«» 
bingl  gegoffen,  bie  fac^  obgerebt  ünb  befd^Ioffen:  bo^ 
mit  üer^eiffung  be§  ftittfd^meigenS.  2)ann,  fagf^  ber 
@d^utt{)eB2,  mann  e^  anbcre  SBurfd^  folten  jnnen  werben, 
e§  würbe  lö  ^on  ftunb  an  einer  fommen,  ünb  fie  ewerm 
@o^n  abftedien. 

S)Dd^  mochte  id^  Wol  wiffen,  fprac^  it)r  @,  2ß.  ferner, 
wa^  er  für  ein^^  ^anbti)ierung  fonne,  bamit  id^  j^ren 
Ottern  fönte  anjeigen,  tva^  er  treiben  wolte:  fo  wirbt  bie 
fad^  ein  befto  beffern  fortgang  I)aben,  Runder  ^e^fer. 
9ii^t§  ^at  er  gele^rnet,  fprad^  ber  ^el^fer:  tvaS^  meinftu 
aber,  ha^  er  noc^  Ie|rnen  fonne?  er  ift  noi^  jung  ünb 
ftarcf,  Wa5ui2  meinftu  ha'Q  er  taugenlic^"^  ^xitxt:  ober  wa§ 
treibt!*  ber  S^ngfrawen  SSatter,  ob  er  ym^^  üieHeid^t  fielffen 
fönte?  (S§  ift  wol  wai)r  igundfer  ^et)fer,  fprad^  ber  ©c^ult- 
l^eJ32,  er  ^at  nod§  einen  jungen  ftarcf en  Sauden  ^6;  e§  ij-j 
aber  jubeforgen,  ba^  jiim  ntd^t  etwan  ein  foul  fc^elmen- 

1  ttiufle  A        2  ©c^ultlieife  W        3  ftitt  W  4  würbet 

BW        5  })ah  BW        6  nit  B       7  wollet  W  8  j^m  BW 

9  fagte  W       10  würbe  W       11  ein  fehlt  W  12  wogu  B 

worjiu  W  13  tauglich  B  tauglich  W  U  treibet  BW 
15  j^me  W       16  9iücfen  BW 


95 

bein  barinnen  gc[140]niaci^fen  fe^,*)  bann  ha§  pflegt  gern 
gubefd^e^en,  ttjonn  fie  atfo  auff  ber  iSerenf)out  crgogen 
n)erben.  2)arunib  inirb  mol  fo  balb  nid^t§  borau^  mit 
ber  ^oc^geit,  tüeil  er  nid^tS  gele^rnet  fiat.  S)od^  mbä)t 
mon  jne^  gubor  ein  f)alb  jar  gu  ber  ^ungfrairen  S5atter 
öerbingen,  bamit  man  je^en  möge,  n^ie  er  bie  faule  Scnbe^ 
barl)inber  tijun,  tmb  fi(^  anlaffcn  ipolle^:  als  bann  ift^ 
nod)  jeit  genug,  ba§  man  njcittcr  i)anble^  Sui^t^ei^  Siet)[er. 
2Ber  ift  aber,  fprac^  ber  ^et)fer,  ber  igungframen 
Ssatter?  ®a§  n^il  id)  eud)  fagen,  fagt  ber  @(f)ultt)e§^, 
wonn  ic^  getrunden  i)üh:  (®er  ©ctiult^e^^  trincft:  2)er 
S^ult^e^^  trincft)  boc^  ^eimli(^  in  ein  D^r,  bamit  e§ 
niemanb  I)6re.  %U  jm  nun  ber  ^et)fer  ein  Di)r  geneigt  ^^ 
jagt  er:  (S»  ift  ber  @dmt)irt  alt)ie,  welchem  2Bir  erft  üor* 
geftern  ju  biefem  2tmpt,  al§  323ir  jtime"  pla|  gemacfit, 
ge^olffen,  öon  melc^eni  gu  f)offen,  meit  er  ein  feiner  be» 
f(^eibner  9}iann,  bargu  fromb,  er  werbe  noc^  bermaln  ein^ 
auc^  @c^ult|efe&  ttjerben,  n)ie  bann  icf)  oud)  au^  einem 
@(^mel5n[141]i)irten  gu  fold^en  S^eren*  bin  ergaben 
Würben.  @o  ift  fein  2;od&ter  gar  ein  reblid^  f)urtig 
SJienfi^,  önb  mere  gar  wol  für  jn,  wann  er  ctwaS  kernen 
motte,  bamit  er  fein  3J?ufe  ünnb  Sorot  gewinnen,  bnnb 
2ßet)b  ünb  ^inb  (bann  fie  t)at  ein  ftorcf§  Seber,  wirb  benn 
aturfen'J  tapffer  bart)inber  tt)un**)  erne^ren  fonne,  Runder 
^e^fer.  ^er  jletifer  bandet  jt)m  bei  freunblidien  anerbietten§, 
mit  öermelbung,  er  woHe^'^  folc^eö  ferner  bebenden,  önb 
weffnii  er  gefinnet  jne  fd)rifftlic^  wiffen  taffen,  welche? 
nod^  befc^et)eni2  foll. 

1   i^n  BW           2  faulen  Senben  W           3  tvbllt  BW 

4  ^anbek  B       5  (Sd)u[t^etfe  W       6  geneiget  BW  7  jm  BW 

8  ®^ren  BW        9  Mden  BW        10  wßße  W  11  weffen 
BW       12  gefc^el)en  W 


*)  Franck  Sprichwörter  1,6a:   wiber  bie  faukn  .  .  .  Wir 
fagen,  er  Ijat  ein  fd)elmenbein  im  rud. 

**)  Vgl.  Zimiüerische  Chronik  ^  3,148:  alfo  name  maifter 
äßolf  bie  müE)e  über  fic^,  tt)ett  ben  roden  bari^ünber,  ba^  bie 
guet  fraw  fc^wangcr  Warb. 


96 

[24.  Cap.] 

2Bie  bie  S3alt)rni  ben  ^eijfer  gugaft  geBetten,  önb 

jfime"^  eine^  faure^  33uttermtlc^  auffge[e^t, 

önb  tüa§  fic^  bar6et)°  gugetragen  f^aht^.*) 

'ät§  nun  bie  Solorni  mit  bem  ^etifer  bie  SJJaljeit  etin«- 
genommen,  tinb  obgemelbte  reben  fid)  üerlauffen  J)atten, 
träte'  ber  ©c^uIt^eB  auff  für  ben  ^etifer,  önb  in^  namen 
fein  jelbeft'^  önb  ber  ganzen  ©emeinb^^  aU  feiner  Sßnter= 
t^a[142]nen,  t)ub  er  an  öngefof)rIic^ii  folgenber  maffen 
preben:  ©firfamer  ^uttder  ^et)fer,  rair  i)abm  euc^  "oa^ 
etteri'-  abgefreffen  önb  abgefoffen,  barnmb  ift  el  biHic^, 
ha^  ttiir  euc^  and)  raiberumb  etmag  naä^  önferm  öermogen 
ergeigen.  Sitten  berotuegeni-^  eudb  Runder  ^etifer,  ön§ 
nic^ti4  ju  öerfc^meljen  gu  ön§  ^ufornmen,  önb  ein  Slbenb" 
truncE  mit  önä  tJ)un,  ha  müft  jtir  önfer  ®aft  fein,  önnb 
n^oHeni^  ipir  einanbern^^  gut  gefc^irr  machen,  boc^  müft 
i^x  für  gut  nemmen,  ^uncfer  ^et)fer. 

S)er  iet)fer,  melc^emi'  bie  guten'*  ft^toencEe  önnb  boffen 
toolgefielen,  tüax  lüittig,  ömb  ber  ßur|n)eil  lüiHen:  bod^ 
mit  bem  befc^eib,  ba^  fie  jn  mit  bem  trinken  nid)t  notigen 
töolten.  Se^t  o{)ne  forg,  Runder  ^'et)fer,  fagt  ber  ©c^ult- 
^ei^,  lüir  motten  i^  euc^  gnebig  t)alten.  2IIfo  gieng  ber 
^el^fer,  naä)  bem  fie  j^n  ^erumb  geführt,  önb  j^m  jf)re 
9Jiiftt)duffen  gezeigt  t)etten,  mit  j^nen  auff  ha^  nemgeboi^eni^ 
tR§att)au^,  ba  bann  frifcie  S:ifc^  bargelegt  tourben. 

211^  man  SBaffer  genommen,  önb  fic^  [143]  ju  Sifi^e 
gefegt    |ette,    önb   man   jegt   anfienge^u   auff  tragen  2',   ta 

1  SatDern  BW  2  jf)m  BW  3  ein  W  4  famer  BW 
o  babet)  W  6  fiab  W  7  tratte  W  8  im  W  9  felbft  W 
10  (gemein  W  11  buflefefirltcf)  BW  12  emerige  W  13  ber= 
wegen  W  14  nit  W  15  ivbüm  W  16  einanber  W 
17  meldien  BW  18  gute  W  19  nemgebadf en  W  20  an= 
fieng  BW       21  auffsutragen  BW 


*)  Die  Zimmerische  Chronik  ^  3, 355  berichtet  von  einer 
Knollenmilch ,  die  Bürgermeister  und  Älteste  von  Buchhom 
miteinander  verzehren;  als  sie  vor  Maximilian  erscheinen 
müssen,  haben  sie  noch  die  Knollen  im  Bart. 


97 

tüarb  für  ba§  erfte  auffgefe^t,  ein  platten  i  öol  Sar:pffen, 
bie  toaren  in  (5r6g2  Q'Q^y;  gj^y^  gefot^t,  bnb  mit  bem 
Soffel  5U  einem  Srel^  geri)üret.  Sarnad^  marb  öff gefegt  ^ 
ein  anbre*  platten  boller  ^arpffen  auff  ein  anbre^  manier 
gugeric^t,  namlii^ß  ^j^it  ber  Salerin'  Sruf)en.*)  ®a  bann 
ber  8d)uIt^eB^  gum  Stetifer  faget:  @r  joIIe  nur  bapffer  in 
bie  S3rü^e  bunrfen,  mann  mdiV  genug i»  ha  U^^K  müfje 
man  me^t  anrichten,  bann  fie  tjaben  nocf)  einen  ^albtn 
^nhd  üol  behalten. 

3lad)  ben  gif(^en,  bnter  meieren  auc^  etliche  am  @pi§ 
gebraten  gemefen,  bracht  man  einen  ^xtt):  önb  aU  bie  ob 
bem  anbern  Sif(^,  ha  be§  ^'et)ferg  Sof)n  gefeffen,  noc^ 
ni(^t-J  au§geeffeni2  fetten,  fd^ret)  mein  ^err  ber  (5(^ultf)e^s 
bberlaut:  dla,  \ijv  Stnaben,  e[fet  tapfferi^  auB  toa^  jr  ^abt, 
fo  motten  mir  bie  Sappen  ober  Sret)  aud^  bet)m  Soc^  ober 
(Sfd§i^  (bj  ic^  nic^t  grober  fage)  nemmen.  5iber  oefter 
:Sunder  Sedier  effet  ii)x  fort,  jr  börfft  niti-^  auff  fiei^ 
t)arren.     S)ann, 

(5§  fte^^t^^  gefc^riebcn, 
Sej  ober  fieben, 
[144]    ©oKen  nic^t  garten 
S(uff  einen  Starren, 
(Bonber^^  effen, 
SSnb  be§  SfJarren  bergeffen.**) 

£e|tltc^  mart  auffgefe|t  ein  frifi^e,  falte,  faure,  meiffe 
Suttermili^.     9?un   Ratten   fie   ben   ^e^fer   hinter '^   ben 

1  (Sc^üffel  BW  2  ®rbe§  W  3  auffgefe^t  W  4  anbete 
BW  5    anber   W  6   nemltcf)    BW  7   Salerin 

fehlt  BW  8  Sdiult^eife  W         9  nit  B         10  gnug  W 

11  f et)e  W  12  aufegeffcn  W  13  bapffer  BW  14  ©efäfe  BW 
15  ntcöt  BW  16  bie  W  17  fte^et  BW  18  fonbern  W 
19  :^inber  BW 

*)  Kirchhof  Wendunmuth  1,163:  bie  farpffen  im  xihQti' 
brfilein  abgefotten,  bie  anbern  etn§  t^etl§  gebadien  unb  ein§ 
t:^eil§  an  fptfele  gebrabten. 

**)  Wander  2,  364  (aus  Pistorius  V,  53):  man  foll  nicbt 
barren  auf  einen  9iarren.  Wörtlich  unser  Spruch  (wohl  dem 
Schildbürgerbuch  entnommen)  bei  Simrock  Sprichwörter  4351, 
fast  wörtlich  auch  bei  Weidner  4, 167. 

DasLalebuch.  7 


98 

S:ifc£)  geje^eti,  önb  ber  ©diult^eß-  faffe  neben  jf)m,  ünb 
leiftet  @efelljc|aft:  bie  tjbrige  $8att)ren3  ober  flunben  öor 
bem  ^i\d)  fieruntb.  2tn  eim^  anbern  Sifd^  fa^  be§  ^et)jer§ 
@on,  bem  fie  gefeEf^afft  fjalben  etliche  ßoinpanen  §ugeben 
fietten.  ©ie  t)atten  aber  stoetjcrlct)  ©rot  inn  bie  SOf^tlc^ 
gebrodet^.  SSor  be§  ^e^fer§  ort,  t)Qtten  fie  tüeiffe  ©emel» 
werfen  eingetoorffcn:  üor  ber  San^rn^  ort,  läge  fc^n)ar| 
brot:  |)aberflro  i)et  e§  j^nen  au(^  gnug  getl^an.*) 

Sn  bem'  fie  alfo  effen,  ber  Su^rfer  ^e^fer  ha§  toeiffe, 
bie  SBaförns  jinebel  aber  ha^  ^abernbrot,  fie^e  önglürf, 
ta  ertüifd^et  öngefelir  ber  Sengein  s  einer  einen  58rorfen 
öon  bem  n)eiffen  93rot,  ünnb  fdiobe  ben  t)inet)n:  folrf)^» 
I)otte  ber  @d^ult[145]f)e^2  njargenommen,  fd^Iug  \^n  bero=» 
njegen'o,  aU  er  toiber  in  bie  platten ^^  fal)ren  möllen,  auff 
bie  §enbe,  önb  fagt:  (Sotftu  be§  ^unrfer  ^e^ferö  S3rot 
effen.  S)er  Siegel  erfc^rarfe  fet)r,  önb  tüdl  er  benfelbigen 
biffen  no(^  gan^  in  bem  12  3J^unb  I)atte,  jog  er  in  fein 
lüiber  l^erauf,  legt  jn  in  bie  platten ",  önb  ftie^  j^n 
f)eimli(^  für  be§  ^et)fer§  ort.  <Bold)§^  Ijot  ber  ^e^fer 
auc^  njargenommen,  wifd^et  berotoegen  feinen  SeffeU^^  önb 
fd^enrfet  ben  Samm^  bie  norf)  öberige  9}iüd^,  gufampt 
bem  SBeiprot  borinnen:  n^elrfie  bie  SSeref)rung  gu  groffem 
5)anrf  angenommen,  bie  Tliiii)  mit  einanberni*  öoHenb§ 
gefreffen,  onnb  be§  i^under  ^e^fer§  gretigebigfeit  lobeten. 

@§  trug  ^5  firf)  aber  ju,  ha"^  ber  Salen  ^^  einer,  bamit  i'' 
jm  bie  SJJiIrf)  ollein  tt)urbe,  aU  nod^  ein  gimlirfiS^*  im 
9^apff  gett)efen,  mit  einem  f)eimlic^en  biffen  i8rot§  ber- 
gleichen  tt)at,  al§  ob  er  einen  frfmüpfferling  i^  aufe  ber 
nafen  baret)n  fd^Ieuberte  20^  b^  e§  etlichen  in§  gefitzt 
f^rü^et.      5)a§    freffe    ber    gdfe^i,    fagten    bie    onbern 

1   gefegt  BW  2  (Scfeulttieife  W  3  JBatoern  BW 

4  einem  W  5  gebrocft  BW  6  Siatoern  B  Sairren  W 
7  3n  ben  B  8  SSengel  W  9  foIc^e§  BW  10  berlregen  W 
11  ©c^fiffel  BW  12  in  ben  B  im  W  13  S6ffel  W 
14  einanber  W  15  truqe  BW  16  ©c^iltbörger  B  2gj^en= 
Bürger  W  17  barmtt  W  18  äiemlictieS  W  19  (Scönürffe= 
ling  BW       20  fc^lauberte  W       21  ®ieb^enrfer  BW 

*)  Franck  Sprichwörter  1,47»:  ein  batorn  gel^ört  l^abcrßro. 


99 

Saleni,  toüf^tenS  9JJauI,  ütib  lieffen  jn  bie  9}?ild^  allein 
au^Iappen,  ben  Sappen.*) 

[25.  Cap.] 

[146]   2Bie  bcr  @cf|nIt^eB2  ßales  abbandet^  önb 

bie  anbern^  Salen^  noc^  folc^em  einanbern 

9ti|dterf(^en   auffgoben:   tüie   fie   aud^ 

ben  Stepfer  j^rn''  Söurgerluft» 

feilen  lieffen. 

'^ad)  bem  bie  Tlal^tit  öolnbrad^t^  mar,  tvav  e§  geit, 
aU  e§  fid^  au(^  jimmenio  niolte,  bo^  man  abbanden  fotte. 
®e§{)alben  ftunben  bie  öornemeftenii  Saleni^  auff,  raurffen 
j^re  SSoIff  (alfo  nennet  (Sulnfpiegeti^  bie  9}?ünc!^§tutten,  im 
46.  Sapituli'')  ömb  fid),  önnb  tratten  ab.  ^er  ©c^utttieB^ 
al§  tt)el(^er  bie  rebe  folte  t§un,  träte  aut^  ah,  önb  gieng 
nebenfid^,  ne6enfi(^  bon  ben  anbern:  üieUeic^t  fict)  ju- 
bebenden,  tüie  er  abbanden  rooltei^  ober  w^  anber§  guttun. 
@e^ti6  jr  nur  fort  (fpradf)  er)  i)inet)n,  ünb  n)artet  mein, 
id^  tt)il  üon  ftunb  an  bet)  eud^  fein,  trind  jeber  inbeffn^^ 
ein  ©IdBtiniä  mit  2Bet)n.  ^U  fie  nun  alfo  in  aller 
©rbertet  fomenttic^'^  j)ine^n  traten,  flopffet  ber  ^foff  mit 
einem  Steuer  gum  'ähiand.  5ßnb  al§  man  Silentium  ge- 
f)alten  l^otte  fo  lang,  al§  einer  [147]  ein  tet)ge  S3irn  au§^ 
faugen  mochte,  mar  mein  §err  ®(^uIt^eB^  nod^  nic^t  ba: 
barumb  fid^  bie  anbern  alle  ümbfa^en,  ünb  gu  einanbern  20 
fprac|en:  mie  fombt  er  fo  t)übf(^?    SnUi^t  fam  er  batier 


1  Salen  fehlt  BW  2  @rf)ult§etfe  W  3  (Sd^tllbürger  B 
fehlt  W  4  abbandt  W  5  für  bie  anbern  bis  auffgaben 
steht  in  W:  barneben  aHegrament  bnb  fr6ltdö  toaren  6  ßalen 
fehlt  B  7  jren  B  jbr  W  8  936rgerluft  W  9  bollen» 
bracht  B  10  Riemen  W  11  bornemften  BW  12  (Schilt» 
bürger  B  SBt^enbürger  W  13  (Sulenfptegel  W  14  Gapttet 
BW  15  toolte  BW  16  ®et)et  W  17  inbeffen  BW 
18  ©U^felein  W       19  famptlicb  W       20  etnanber  W 


*)  Zugrunde  liegt  Grobiauus  V.  905 f.  %h[t  'Teufel'  (wahr- 
scheinlich reduplizierte  Kurzform  zu  välant)  ist  sonst  nirgends 
nachzuweisen. 

7* 


100 

geroffelt,  tandt^  ah,  fprai^:  5(tfo  jr  Ite6e  nac^baiürn^  önb 
greunb,  aU.'^  bie  jr  f)ie  öerfammclt-*  finb,  tüir  fageti  eu(^ 
bancf  für  eroer  erf(f)ct)nen,  mit  bttt  für  gut  ju  nemmen: 
ber  SpiB^  önb  ber  §afen  font§  nicfits  beffer  geben,  nod^ 
ber  ^Dd^  beffcr  anrieten.  2öa§  jr  geeffen'  ünnb  trunrfen 
Jiabt,  ba»  gfegne*  eucö  ber  liebe  ©ott:  er  roöl§  eud^ 
gfegnen'*,  er  ^at§  euc^  gjcgnetio,  er  fcgnet^i'  euc^  noc^,  er 
roirbt»  eu(^  gfegnen  'J,  er  follg  eud^  gfegnen  '\  er  mu§  e» 
euc^  gfegnen  9:  e§  gibt  jeber  für  fic^  felbl^^^  einer  in 
onbern,  önb  mit  einanbern'^  önb  burc^  einanbern^^,  önb 
neben  einanbern^^  auc^  öor  önb  nac^  einanbern^^,  önb  ob 
önnb  önter,  andj  t)inber  önb  öor  einanberni^,  tre^'^  Safeen: 
fo  öiel  t)abt  jr  öerfc^Iicrfeti^  5Iber  j^r,  Runder  Se^fer, 
fe^t  önfer  ®aft  groefeni^:  jiir  folt  nid^tS  geben. 

^aä)  folc^em,  aU  fic^  bie  Satei'  roiber  niber  gefegt  i^ 
fietten,  önb  anfiengen  trunden  roerben,  [148]  fiengen  fie 
an  einanbern  5R|ätcrfc^en  auffgugeben.  S)er  ®(^uttl)eiB,  fo 
neben  bem  Slet)fcr  roiber  faffe,  räumet  jm  £)eimli(^  inn  ein 
Dör:  (£r  roiffe  alle»,  roa§  fie  fürbringen  rourben,  ^aht  e§ 
aud^  gerouft,  ef)e  er  auff  ©pdniin  ^ofieren  fonnen:  roolle 
i|m  beroroegen  attgeit  fold)^  fagcn,  bod)  Jieimlirf),  bamit 
bie  fachen  nic^t^^  gar  ungemein  önb  barburc^  öerac^t^o 
rourben. 

2)0  fiengen  fie  jurtidterfd^en,  alfo  ha'B  ber  eine  fagt: 
9iun  rf)ote  mir  einer  bi^,  önb  r^at  mir  ha^: 

Sdö  gieng  ju  metner  @uatter-\  ünnb  bäte  fie  ömb  i^r  Slrfelod). 

<Sie  gab  mtr§  ntcf)t,  ünb  liebe  mir§  bocb. 

(Sie  fpracb,  e§  ift  öiel  p  flein. 

@ie  fprad),  ob  toebe  ne^n. 

3cb  totl§  ne^en  önb  reiben, 

2)iit  gtoalt  l^ine^n  treiben, 


100, 15  bis  103, 16  fehlt  W  (dafür  die  Einschiebung  Bei- 
gabe 3c).  1  bandet  BW  2  0iad)bato ern  BW  3  aUe  BW 
4  bcrfamlet  BW  5  bie  Speiß  W  6  ntt  W  7  geffen  W 
8  gefegne  W  9  gefegnen  BW  10  gefeqnet  BW  11  ge= 
fegnet§  BW  12  f elbft  W  13  einanber'W  U  bret)  BW 
15  üerfcblicfet  W  16  geffiefen  BW  17  8cbtltbürger  B 
18  gefeßet  B        19  nit  B        20  cerracbt  B        21  ©eüatter  B 


101 

2:0cö  mit  gelimpfi  bnb  fug, 
Sfl  f^abcn  onb  2ocö§  genug. 

Sßefter  ^uncfer  ^et)fer,  jagt  ber  @(f)ult^ei§  bem  ^etifer 

in   ein  D^r,   e§  ift  ein  9^abeln.*)     Stber  faget§  niemanb. 

9^a^   biefem   tüor   hk  orbnung  am  onbern,  ber  jagt: 

[149]    £'a§  Sänge  I)anget, 
S)ie  §vkin  belanget: 
^te  §Ärtn  ö)ett, 
Sag  fte  bie  ßange  in  \^x  ^et. 

Sßefter  ^«"cfer  ^e^fer,  fagt  ber  Sd^ult^ei^  jum  ^et)fer, 
borf)  in  ein  Df)r,  e§  ift  ein  SBurft,  auf  toelt^e  ein  ^a^ 
wartet,  6i§  fie  au^m  ^amin  f)erunter  falle.**) 

SfJacE)  bifem  fpracf)  ber  nc^eftc  fo  trincfen  folte:  bann 
fie  foli^e  orbnunge  gefialten,  ha^  an  welrfiem  ber  S^rundf 
njere,  berfelbe  and)  ba§  9t^dterfrf)en  auffgeben  folte.  5ßnb 
er  fprac§,  befinnet  fic^  ünb  fprad^: 

SSon  auffcn  §aar, 

2Snb  innen  §aar, 

©in  B^iPff  '-■'0^  ^"^oi^  barct)n: 

3il)at  ü3a§  mag  ba^  mot  fein. 

SSefter  Runder  ^et)fer,  \pxad)t  ber  ©d^ultl^ei^  gunt 
^et)fer,  bod)  in  ein  D^r,  e§  ift  ein  Qnftrument,  mit  welchem 
bie  Sattjrnbengen  jt)rc  ^opffe  bebeden. 

Stuff  bifen  Ipxaä^  aber  ein  anberer  Sale^: 

3cö  fafe  auff  bem  Spi^c^lin, 
SSnb  fa^e  mir  felbg  in§  S&c^lin: 

1  23att)ernbenge[  B       2  anbere  ©c^iltbürger  B 


*)  Das  Eätsel  bei  Wossidlo  Volksüberlieferungen  aus 
Mecklenburg  1,  307  Nr.  432  b  2  (nebst  den  beiden  als  Variante 
mitgeteilten  Versen)  stimmt  fast  wörtlich  überein  mit  gleicher 
Lösung. 

**)  Dasselbe  Eätsel  (in  z.  T.  wörtlicher  Übereinstimmung) 
mit  gleicher  Lösung  bei  Eochholz  Alem.  Kinderlied  224. 
Ähnlieh  Zeitschr.  f.  Volkskunde  8, 150  (Tirol). 


102 

[150]    2lcö  StSdöUn  iDte  Bifl  bu  fo  bnge^elür, 
2Bie  finb  Dmb  bid)  bic  fticö  fo  t:^clDr.*) 

$ßefier  Sui^^^i^  Sct)fer,  fagt  bei*  ©d^ult^e^  gum  ^e^jer. 
2Bal  er  aber  gefagt  IiaBe,  ha^  btefe§  9tf)aterf(^en  bebeutc, 
l^ab  1  ic^  im  ©jem^Iar,  f o  üon  SBürmen  ger ftod^en  getoefen, 
nid^t  fonnen  lefen. 

92ad^  biefem,  gab  ein  anbrer^  ouff  gur^aten,  jpred^enb: 

ßo(^  gegen  Sodj, 
§aar  ümb§  Sodö, 
knappet  mandiem  ba§  2lr§Iodö. 

$ße[ter  Runder  ^cljfer,  fpro(5  ber  ©c^uttfiefe  jum  ^e^[er, 
e§  ift  ein  ^fetiffer  mit  feiner  ^fetiffen.**) 

©in  anbrer  Sole^  fagt^,  ha  bie  orbnung  ^u  r^e^men 
an  j^n  fommen: 

Sdö  gteng  bnxd)  ein  ©v^felin, 
^Begegnet  mir  ein  fdötoarß  $)3fÄffIin: 
®^e  idö  fönt  fagcn  ocfi, 
2Bar  er  mir  fd^on  im  Sücf). 

SSefter  ^ui^ctcr  ^ct)fer,  fprac^e  ber  @c^ult|e§  jum 
^et)fer,  laffet  eucEjS  nit  jrren,  fonber  gebendet  an  einen 
55om,  ber  einem  in  ben  %ü^  ge^ct.***) 

^ioä)  einer  fam  i)erfnr,  melc^er  nit -^  ber  [151]  geringfte 
njolte  fein,  ber  fprac^: 

1  Iiabe  B  2  gab  er  ein  anberer  B  3  (S^iltbörger  B 
4  faget  B       5  nic{)t  B 


*)  Das  Eätsel  kommt  (aber  in  der  3.  und  4.  Zeile  ab- 
weichend) jetzt  oft  vor  z.  B.  Rocbholz  Alem.  Kinderlied  237. 
Wossidlo  a.  a.  0.  1,  306  ^>.  432  b  1.  Zeitschr.  f.  Volksk.  6,  417. 
Zeitscbr.  f.  d.  Myth.  3, 187.  Als  Lösung  wird  gewöhnüch 
'Nadel  und  Faden'  angegeben. 

**)  Ganz  ähnlich  (mit  der  Lösung:  Clarinette)  bei  "Wossidlo 
1,  308  Nr.  432  g  1.  Ferner  Zeitschr.  f.  Volksk.  3,  293  Nr.  55. 
5, 147  Nr.  152.   6,  419.    Volkskunde  im  Breisgau  89. 

***)  Die  beiden  ersten  Zeilen  schon  in  Fischarts  Garg.  267 
Neudr.  Jetzt  (in  der  3.  und  4.  Zeile  abweichend)  bei  Wossidlo 
1,  38  mit  der  Lösung  'Floh'.  Zeitschr.  f.  Volksk.  5, 182.  Das 
Ganze  kommt  auch  mit  der  Lösung  'Maulwurf  vor. 


103 

Socö  auff§  ßocö, 
3apff  tn§  ßod), 
Xd^d)  für  ben  Strfe, 
Dt^at  toag  ift  ba§. 

SSefter  ^utt^ei^  ^et) jer,  jprac^  ber  (Sd^ult^e^  ^  gum  ^'et)fer, 
fo  lalh  ic^  meiner  9J?utter  ©utter  gefogen  ^ah,  ift  tiefe 
Üi^dterfc^en  tüafir  tüorben.*)  9^un  lüill  i^  aud^  ein§  fagen, 
ünnb  allen  auff gegeben  2  i)a6en.    Sofa  bapnben^: 

Srifcö  ßebcr,  frifc^  §Äut,**) 
2)er  3i^ffv'  gef)6rt  in  b'Seut: 
SBann  ber  3iPfff^  ^^ui  I)angen, 
©0  ift  ber  älfet^bün"  fretob  Vergangen. 

5luff  biefe  be§  §crrn^  @(f)ult^eiffen  9tf)dterfc^en  fönte 
niemanb  anttüort  geben  önb  ba^  e§  ein  (SacE:pfet)ff  njere 
erriiaten:  gabcn§  jl)m§  beron^egen  geiüunnen,  bnb  f)uben 
Sifc^  auff. 

'üflaä)  auffge£)a6ener  Safetn,  fragten  fie  ben  ^ev)fer,  ob 
er  nii^t  6  iipolte  ^  flö|len,  önb  barnact)  jr  Surgerlnft  ^  fefien. 
S)er  ^et)fer  fagt,  be§  fI6|Ienl  bebörffte  er  nic^t§,  njolte^ 
ober  jrnio  Söurgerluft^  gern  fef)en.  ®arauff  giengen  fie 
f)in,  fcftloffen  allen  11  jl)re  [152]  3dune  3",  önb  hielten 
i^ren  33urgerluft«  ünb  ^nr^roeil. 

^n  be^n  12  fönt  ein  burc^reifenber  fnr  Saleburg  ^^,  onb 
ol^  er  nid)ti^  fönte  ^ine^n  fommen,  fragt  i^  er  einen  ober 
ben  3flui^/  marumb  bi^  gefc^ef)ei6.  S)ie  SBurgeri'',  fagt 
ber  gefragte  Salei«^  galten  jfiren  SBurgerlufts.    Sßnb  tt)a§ 

1  ©djult^ei^  B  2  auffgeben  B  3  SÖIercfet  auff  B 
4  WltQbVm  B  5  Ferren  B  6  nit  B  7  tDolte  W 
8  »örgerluft  BW  9  er  tobüt  W  10  jren  BW  11  atte  W 
12  beffen  BW  13  Sdiitbe  B  Sgi^enBurg  w  14  nit  BW 
15  fraget  B  16  gefct)eb  BW  17  Sürger  W  18  Schilt» 
börger  B    Söt^enbiirger  W 


*)  Ganz  ähnlich  bei  Kochholz  Alem.  Kinderlied  253  mit 
der  Lösung  'stillende  Mutter'. 

**)  Vgl.  S.  95  fie  bat  ein  ftarcf§  Seber  und  Schweiz.  Idiot. 
8, 1072  den  Weibern  liinder  das  Leder  geraten,  auch  Leder 
'Dirne',  ledere  'beschlafen'  Martin -Lieuhart  1,559.  Der  ur- 
sprüngliche Reim  ist  §ut :  Sutt. 


104 

tft  ha§,  fagt  ber  frcmbbe.  ©ie  l^abcn,  fagt  ber  Sole^ 
einem  |>unb  eine  93Iafen  mit  (grbfen  angef)engt2,  tnb 
laffen  benfelben,  bem  fiet)fer  5U  (£f)ren,  im  giccfen  (mer 
S)orff  fagte3,  luurbe  gestrafft)  ^erumb  lauffen.  S)iB  irar 
ber  S3urgerluft*:  t^ue  es  j^ncn  naä),  ^aftu  nie  befe«» 
gleichen  get^an». 

[26.  Cap.] 

SBie   ber  ^'et)fer   begert,   hit  93att)ren6  foüen   ein 

S8rtf)eil  ober  einen  tobten'  SBoIffe^  feilen, 

onb   lüie   biefelb  gefieis.*) 

5)er  ^e^fer  öerwunbert  ficJ)  ober  jfireni''  närrjc^enii 
S3offen,  mufte  nit^-  mt  er§  öerflet)n  önnb  auflegen  folt, 
weil  fie  gnöor  megen  groffeg  üerftanb§  [153]  onb  2Seife{)eit 
jo  bernmt  geraefen,  önb  aber  je^t  fo  grobe  onnb  ti)6ri^te 
§otten  onb  bojfierlid^e  58offen  reifjen:  molt  bertregenis  rec^t 
erfahren,  ob  jnen  auc^  ernft  barju  fei),  ober  ob  fie  e§  nuri* 
au^  angelegter  S^orfieiiei^  tt)üen"^,  bnb  gab  jnen,  folcfee^i'' 
3uerfat)ren  eine  frag  auff,  barüber  fie  ba»  ©eric^t  befi^en, 
onb  jf^meis  jt^reS  ^^at»  2{bf(i)eib  fagen  fo(ten.  S)ie  grag^^ 
aber  hjar  biefe:  21I§  er  ne^ermalen-"  bet)  j^rem  S)orff 
burc^  ben  SBalb  gereifet,  {jab^i  er  einen  tobten  22  SBoIff, 
welcher  gcftorben  gemefen,  gefunben  ligen:  ha  folten  fie 
j|me23  nun  fagen,  mag  ha  mbcbte  orfad)  feinet  tobs  ge-» 
rcefen  fein.  SIt§  hierüber  ha^  ©eric^t  befe|t,  tinb  ber 
^et)fer,  burcg   fein  naif)  iRec^t   erlaubten  gürfprec^en,  bie 

1  ©cfeiltbiirger  B  2Bi^enbürger  W  2  ange^endt  B  an= 
geb^^nget  W  3  fagt  W  4  ^Burgerluft  BW  5  nach  getrau 
folgt   in  W  die  Einschiebuug,   Beigabe  3^  6  Jßattiern  B 

7  toben  B  8  SSoIff  BW  9  baffelbe  gefiele  W  10  jbre  W 
11  ndrrifcben  B  ndrriicf)e  W  12  nicfit  BW  13  beroaegen 
BW  14  nur  fehlt  W  15  Sborbeit  BW  16  treten  BW 
17  fDld)§  B  18  im  BW  19  yrage  W  20  nA^ermalS  W 
21  f)aht  B        22  toben  W        23  jm  W 


*)  Quelle  ist  Frey's  Gartengesellsohaft  Cap.  59  (S.  73f.): 
6in  inolff  ftatb  tnn  einem  falten  ainter  äü  ©renbelbrud)  im 
23reufct)tbal;  bie  bauten  fragten  umb,  ma§  bie  urfacf)  mere. 


105 

grag  Jiatte  fürbringen  laffen,  fielen  enblid^  öiererleQ  ttieinung 
barbon,  beren  iebe  jren  2lni)ang  gef)abt.  2)ie  erfle  faget: 
S)er  SSoIff  wer  in  ber  groffen  ^elte  önb  lieffen  ®d)nce 
barfufe  gegangen,  ijob  i£)mei  beronjegen  bie  ^e(t  alfo  jum 
^er|cn  gefc^Iagen,  önb  jne^  fo  ^art  angriffen  3,  ba^  er 
boöon  {)obe  fler[154]ben  muffen.  S)ie  anber*  raeinunge^ 
bermeint»,  feit  einmol  ber  2BoIff  meJir  gufufe  gelauffen, 
bann  aber  geritten  loere,  feQ  er  bieHeic^t  gejagt  n)orben, 
bnb  aU  er  nic^t  mef)r  Slt^em  gehabt,  fei^  er  erftiifet.  2)ie 
tritte"  SSrt^eil  tvai  biefe:  ®er  grarofain  groffe  fc^mer^  bnb 
toetitumb,  ben  er  geiiabt,  ^ab^  jf)n  bmb§  Seben  gebrai^t: 
S)ann  ime^  fet)^  aUe'o  fein  tag  niematn^i  fo  njcbe  qt" 
ttiefen,  al§  eben  inn  ber  ftunb  ha  er  geftorbcn.  S"  "^cS 
@c^ult^_effen'2  ^topffi^  ftecEeti-»  bie  biertei^  Sßrt^eil,  bie»6 
louteti'  gu  Seutfcf)  alfo:  2Bir  ^aben,  liebe  9Jad)barni*,  an 
bnferm  lö  3Sief)e  lüol  innen  n)orbcn,  maran^ö  ber  Sßolff 
geftorben  fet),  bann  wir  f)aben  fein  raol'^i  fo  biel  ber(of)ren, 
tt)el(f)622  er  alte§  gefreffen  ^at.  dl\in  iff"  ttjol  juerac^ten, 
bemnac^  er  fein  ^au^altung  gehabt,  bnb  niemanb  ber 
fein  geipartet,  auc^  fein  Stetterin  borffen  balten,  raie  bnfer 
^faff  eine  t)elt,  er  t)ab^  mefir  rot)e§  gleifrf)  geeffen^^  bann 
gefottcn§,  gebad)en§2ö  ober  gcbraten§.  @o  feinb  bie  alten 
üii^t-^,  tütid)^  er  je  gur  gcit  offt  §unger§  f)alben  ^at 
freffen  muffen,  [155]  auc^  nic^t  aHmegen  für  feinen  bn» 
bäumigen  mögen  gemefen,  jubor  inn  bergangener  groffen 
feite.  S^  "^eiU/  fo  J)at  er  oßeg  berge^rt-'  roa^  er  nur  an=> 
fommen,  aud)  ita^:  felbftgeftorbene^*  55ie^e:  bann  meinem 
©ebattern  ftarb^s  fur|Iic^^o  ein  alte  ^uf)  bie  mar  fiec^, 
bie  f)at  er  auc^  alfo  ro|e  in  biefer  feite  berfi^Iudt  (er 
|ette  fte  boc^   auff  bo§  menigeft^i  inn  ein  ^aftet  mögen 


1  if)m  W  2  i^n  BW  3  angegriffen  W  4  anbete  W 
5  Wltt)nmQ  W  6  öcrmetnet  BW  7  britte  BW  8  jm 
BW  9   fetje   W  10    aü   W  11   niemals   W 

12  @d)ult^etffen  W  13  topff  BW  14  ftecft  W  15  ba§> 
öierbe  W  16  ba§  W  17  laubet  BW  18  dlad)= 
baren  B  19  bnferem  B  20  ttoran  BW  21  feit  mol  W 
22  toelc^eS  BW  23  tft  e§  BW  24  geffen  W  25  ge« 
bacfenS  W  26  Mi)  W  27  bersebret  BW  28  geftorbne  B 
29  ftarbe  BW       30  fürgticb  W       81  auffS  JDenigft  W 


106 

laffen  barfen)  önnb  fatt  tüoffer  barauff  gefoffen,  ha§>  £)abe 
j^m  nun  ben  SKagen  erfeitet  i  (be^n-  ^um  njarjetdien  ^ah 
er  einen  §art  gefrornen  SBoIff^bred  neurolid^  gefunben, 
mid)tv  gnugfame  angeigung  gebe  ein§  gar  erfalten  aj?agen§) 
ünbdrotg  gemottet  3,  ünnb  fi(^  ba£)er  öiet  f(i)tet)ni§  önb  ön" 
ratt)§  jf)nie^  an  bie  ßebern  gebenget,  bai)er  jf)m  groffe 
©rimmen  önb  nje{)etage&  entftanben.  @oIt§  bann  ein 
lüunber  fein,  ha^  er  enblic^  baran  geftorben  ift?  SSnfer 
einer  mü[te  njol  baran  ern)orgen. 

2luff  biefe  rebe  lüorb  ein  ömbfrag  get^an,  bnb  ein» 
^eÖigli^  befc^Ioffen,  bcrß  [156]  (gc^uIt£)eB'  J)ette  bie  befte 
tx'iad)  angezeigt*:  tt)elc^e§  bann  nod^  jum  überflufe  on  be§ 
tobten  9  SSoIff§  ^^nen  äufct)en  raere,  todi  fie  alfo  tuti^ 
fetien,  bie  boc^  fonft  ab  ber  J)eiffen  fpeiffei«  Pflegen  fc^war| 
5un»erben.  SSnb  biefe  jre  Sftl)atöertantnu^»i  ünb  örtf)eil 
leffet  i^r  @.  2B.  an  ben  ^et)fer  gelangen,  h)elc£)er  fproi^, 
fie  Ijetten  rec^t  bnb  luol  I)ierinnen  geürti)eilt,  h)ere  bauon 
nic^t  gu  oppellieren. 

[27.  Cap.] 

2Bie   bie  Salen^^   ein    bitt   an   ben   Reifer  tfieten, 

önb   berfelbigenis  geiuärt   tourben. 

©ienjeti  aber  ber  ^etifer  lenger  be^  j^n  geblieben,  bann 
er  fünft  föillenS  getuefen,  beroiüegen  bie  geit  tarn,  bg  er 
n)iber  öon  jnen  abfd^eiben,  önb  be§  $Ret)c^§  gefd^dffte  üer« 
ri(f)ten  folte,  fügt^'^  er  jbnen  folc^e^  guiriffen:  mit  erbiettung, 
l^etten  fie  etföa§  befd^merbcn,  ba§  folten  fie  \^m  angeigen, 
fo  tt)oItei5  er  fürfc^ung  tfjun,  ha§  fie  ein  genebigften 
§crrn  an  jme'ß  iietten.  'äh  foldiem  [157]  frewten  fid)  bie 
2aleni2  ni(^t  njenig,  lieffen  \^m  beroföcgen  burd^  jren 
® c^ulti)eff en  1 ',  in  namen  önb  öon  lücgen  \i)v  (S.  SB.  i^x 
begeren  folgenber  maffen  furtragen. 

1  erfeit  BW  2  beffen  BW  3  gemacht  BW  4  jm 
BW  5  SBcbtage  W  6  ber  fehlt  B  7  @rf)UItI)etB  W 
8  angesetqet  BW  9  toben  B  10  epeife  W  11  ©r* 
f.'inntnufe  W  12  @d)tItBürger  B  SSiöenbürger  W  13  ben= 
felBiqen  B  14  fÄget  BW  15  to6lte  W  16  jm  BW 
17  ©diult^etffcn  W 


107 

2)emnac^  bnb  jie  [ur  tt\va§  jettten  öon  frentbbaufe- 
Idnbifc^en  dürften  onb  |)errn  biet  önb  offtmatS  befc^idt, 
ünnb  oon  ^an^  abgeforbert  fct)en  tüorben,  ünb  aber  J)ie- 
äiüifcf)eni  an  bem  j^ren  großen  fc^aben  ünb  üerfauntnu^ 
erlitten  f)aben,  bann  jtinen  (rote  jener  ©c^mib  jaget)  önber 
befen2  ntd^t  ©ped  in  jrer  Studie  ^  geroad^fen:*)  jet)en  fie 
au^  oböermelter  ürfac^  öeranlaffet  ünnb  ge^roungen  roorben, 
groffem  ongenmi^  fiträufommen,  ünnb  ^oc^fc^dblidien  ab» 
gang  jfirer  ©üttern^  3uücrmet)ben,  folc^e  ndrrft^e^  roei[e 
an  fic^  guneramen,  ob  man  fie  etroann  be§  abforbern§ 
erliefje,  ünb  fie  bet)  §auB  ünb  ^ofe  bleiben  m6cf)ten.  58nb 
bieroeil  fie  gefpüren^  ünb  befinben,  ba^  jnen  foIc^e§  bi§J)er 
erfd^ie^Iicg  ünb  nu^U(i)"  geroefen,  beroroegen*  bebac^t  alfo 
f ortpf al)ren :  aber  fid^  beforgen  muffen,  [158]  bieroeil  hk 
SBelt  bo^^afftig,  ha^  fie  on  fold^em  jt)rem  für^aben  mochten 
auffgei)aiten,  üer£)inbert,  üerlactit  ünb  au^gea^elt  roerben, 
roie  bann  £)eutig§  tag§  '•  fein  ^axx  fi(^er  fcQ,  ha^  jn  nit  lo 
jebermann  für  ein^'  Starren  f^aitm  roolle:  51I§  lange  jr 
@.  2B.  bitt  ünb  begeren,  an  ben  Runder  ^et)fer,  folc^  j§r 
für^aben  nic^t  nur  jubeftetigen  12^  fonberi^  aud^  fie  barüber 
gubefretien,  ha^  fie  üon  meniglid^en  baran  ünge^inbert, 
ünbefümmert,  ünb  üngeüejirt  füllen  fet)n  2c. 

Slt§  ber  S^e^fer  folc^e  jtir  bitt  angehört,  ünb  bie  gan| 
gimlid^  fein  era(i)tete,  erleubt  er  jnen  gnebiglii^,  üerfic£)ert 
fie  and)  nod^  barüber  mit  bargu  ge!^6rigen  ©igittni*  ünnb 
Srieffen,  roeli^er  au^jug  fiienac^'^  folget. 

5IIfo  gog  ber  ^et)fer,  noc^  bem  er  fein  fur^roeil  gnug  i^ 
ge£)abt,  binroeg:  ha  bann  bie  Saleni''  jn  mit  jrer  S^itter- 
fd^aft,  borüon  obftetjt,  geteitteten:  für  roe(d^^e§  ber  ^^et)fer 
jnen  ein  gute  SSeref)rung  geben,  ünb  abbanden  tie§.  ®ie- 
felben  t)aben  fie  folgenber  maffen  ücr^eljret. 

1  l^ier^tüifc^en  W  2  beffen  BW  3  S^öd^e  B  töc^en  W 
4  @üter  W  5  nÄrrtfcfte  BW  6  fpiiren  W  7  nügücf)  BW 
8  bertücgen  W  9  lage§  B  10  nic^t  BW  11  einen  BW 
12  beftettigen  BW  13  fonbern  W  14  ©iegeln  W  15  bier= 
nad}  W       16  genug  B       17  (2cf)tlt&iirger  B    2Btgenbürger  W 


*)  Franck  Sprichwörter  2, 33»:  e§  tregt  nidit  in  fü^en 
e§  gibt  nit  fpecf  in  bie  bratiDÖrft. 


108 

[28.  Cap.] 

[159]  Slufejug  be^  gret){)cit  53rieue§i,  ireld^en  bie 
2aUn-  be^  bem  S'et)fer  auBgebrac^t  ijaben.*) 

SBir  2C.  Set)[er  2C.  fügen  i)kmit  §uiriffen,  onb  t^un 
funb  menniglic^en,  ba§  üor  bn§  in  aller  öntertf)enigfeit 
erfi^ienen  feinb,  onicre  liebe  bnb  getrerae,  @(iulti)e^  ünb 
gange  ©emeinbe^  ju  Saleburg^,  ünb  ön^  bitlitfien  für:» 
gebracht:  ^emnarf)  ünnb  jie  r^at§  toorben,  ümb^  befferung 
i^re§  92u|e5  ^  n)iKen,  ein  netüe5 '  Seben  fürobin  ongufangen, 
jnniaffen  fie  Dng  beffen  bericf)tet  önb  üerftenbiget,  tnnb 
aber  ju  folc^  jbrem  fürf)aben  jbncn  bnfer  Slepferlid^e 
(Snabcn  önb  ^^riuilcgia  boc^  notnienbig  fein  raöllen:  5(I§ 
n)btten  fie  ün§  ouff  bog  trungcnüdifte  barumb  angefuc^et^ 
^aben,  mit  bitt,  jf)nen  jf)r  für^aben  gubeftetigen  9,  önb 
gnngfamlicb  gu  oernjobren.  Solcf)  jbr  bitte  i)aben  luir  aU 
^imlid)  geacf)tet,  önb  bcmnad)  n^ir  meniglidjemiö  gubicntn, 
Sdiaben  julrenben,  önnb  Diu^e  ^ufürbereni^  bereit  fein 
füllen,  fo  fe§en  wir  önb  motten,  ta^  jegunb  [160]  oh" 
oerntelbte  Saleburger-,  önfcr  liebe,  getreft)  önb  fur|tt)ei(ige 
öntertf)onen,  inn  fot(^em  jrem  für^aben  önb  neroen  ttjeife 
§uleben,  fürof)in  olfo  fortfabren,  önb  baran  öon  niemanben 
gebinbert  werben  fetten,  Weber  mit  Worten  noc^  mit  werden, 
ot)ne  gefebrbe,  auff  fein  12  meife  noc^  Wege:  53et)  öermet)bung 
önfer  önb  beß  D^etid^s  öngnab  önb  ftraffe  Riebet)  öermelbet, 
beweis,  fo  gefe^rlic^er  weife  barüber  fabren  würbe i''.  2(ud^ 
^aben    wir    jf)n   gum   öberflu^,   ongefef)en   atti^   jr  fur^«» 

1  S8rieffe§  B  »rteffS  W  2  Scbiltbürger  B  SStfeen« 
bürger  W  3  ©ernetn  W  4  Scbilbe  (SSigenburg  W)  in 
2)Jt§nDpotamia  BW  5  bmb]  onnb  B  6  9Iu^en§  W 

7  new§  B  8  angefucbt  W  9  beflattigen  W  10  menntg= 
liefen  BW  11  förbcrn  W  12  feine  W  13  bem  W 
14  toürbe  W       15  aüc  BW 


*)  In  diesem  im  üblichen  Tikundenstil  gehaltenen  Frei- 
heitshrief  ist  frei  benutzt  Liudeners  Rastbüchlein  28  (Lichten- 
stein 50 f.):  ©in  ünborte»  ünb  fcf)arpfe§  manbat  be§  groB= 
mÄcbtigcn  f6mg§  Siolnarrt  ober  bic,  rocicbe  bie  gulleu  ieötb  ju 
üeEtercn  pflegen,  bie  e§  nit  lengcr  lct)ben  nod)  bulbcn  funben  :c. 


109 

hjeitige  bienft  ünh  gefatten,  fo  jie  ün§  in  önferm  bet)lDefen 
erzeigt  1  önnb  geleistet,  bici'e  &nah-  önb  greti^eitte^  ge- 
trau, roöHen  bie  auc^  öon  meniglic^en  gehalten  {)aben, 
bo^  fic  namti(^^  barumb,  iüa§  fte  ja  anfangen  onb  treiben 
werben,  ober  auc^  fc^on  getrieben  baben,  Don  feinem,  lüer 
ja  ber  inere,  £)Df)e§  ober^  niber^  ftanbe§'  fotten  angetaflet, 
öerlad^t,  öerac^t,  ausgepfiffen,  auBgeraufc^et,  auBgea|Iet 
ober  geöejirt  werben,  incber  binberroerts  noc^  fürroert», 
Weber  mit  roorten  noi^  mit  werden,  in  fein  weife  noc^ 
We[161]ge*  bet)  oermeibung  abermal§  bnfer  önb  befe 
9?e^c^§  SSngnab  önb  önna(^Idffiger  ^een  önb  ftraff,  fier-« 
na^  üermelbet.  2Bir  wollen  audb  enblic^  önb  fe|en,  bg 
önfer  lieb^  onnb  getrcwe,  ber  8(f)ultf)e§  lo  ^nb  gan|c 
©emcinbci^  gu  ßaleburgi-,  jrem  begeren  nad^,  jnner  Dnnb 
Quffer  bem  $ßtopifd)cn  fRe^c^,  önferg  fur^weiligen  3^E)ateg^3 
fer)n  önb  bleiben  foöen,  gu  ewigen  jeittcn,  in  allen  orten, 
önb  in  tüaSi  form,  weife  önb  weg  j|n  gelieben  önb  gefeHig 
fein  wirbt,  öon  menigiicftemi^  baran  öngefjinbert  önb  ön=» 
angefochten,  bet)  ^een  önb  ftraff  einer  9?arrenfapp,  baran 
einer,  gwo,  tre^'^,  ober  me^r  @c^etten  gegangen,  je  nac^ 
groffe  ber  öberfafirung  önb  fcbulb,  welche  bem  SSbertrettere  i*^, 
fo  offt  önb  birf  er  baran  ergriffen  wirbt,  auffgefegt,  önb 
nic^t  eber  wiber  abgenommen  werben  fofi,  bife  er  fic^  mit 
bem  beleibigten  öertragen,  önnb  noi^  jum  öberflufe  jwen 
©utbeni'  bet)  einem  SBiert  gur  ftraffe  öer^e^rt^»  t^ahz. 
@oId)e§  ift  önfer  wiHe^'J  önb  enblic^e  meinung,  weld^er 
gu  ürfunbt  wir  j^nen  biefer  önier  Set)ferli[162](^en 
SuHen  aufejug  öergunt^«  önnb  erlaubt  baben,  fo  befc^e^en 
im  jar,  2C. 


1  cr^eiqet  W  2  @enab  B  @nabe  W  3  ^xtt)^dt  W 
4  ncmlid)  BW  5  onnb  W  6  niber§  W  7  @tanb§  W 
8  weg  W  9  Hebe  W  10  gdiultbetfe  W  11  gemein  W 
12  (Scbübe  B  SBtgenburg  W  13  dtati)§,  W  U  mÄmüa= 
liebem  W  15  bret)  BW  16  SJbertretter  BW  17  @ülben  W 
18  üersebret  W       19  2öiü  W       20  Derg6nnet  W 


110 

[29.  Cap.] 

SBie    bie   Salen^,    aU    fie    be§   Ket)ferl  Set^e   ticr«' 

getireten,  jf)re  Süffe  öertred^^teten,  önb  bie«» 

felbe  ni(^t  mei)r   fenneten,   boc^   5ule§t 

jeber  bie  feinen^  raiber  funbe.*) 

9la(^  bem  nun  ber  Set)ier  |tnraeg  getoejen,  önb  ben 
Salen3  ein  gute  Se^e  f)inberlaffen  feette,  lüurben  fie  rf)at§, 
biefelbige'i  auf  einem  2)orff,  e^e  fie  luiber  i)eim  fe^rten, 
guöerje^ren.  2(Ifo  fprengten  fie  mit  j^ren  ©tedenpferben 
in  ha§  nec^fle  ^orff,  önnb  ged^ten  reblic&§  bingg.  5Snb 
aU  fie  fatt  önb  trunden  tuaren,  önb  bennoc^  noc^  eirnj 
gum  befien  ücrfianben^  toax,  meld)»  6  quc^  mufte  üerjec^t 
fein,  tarn  fie  ein  geluft  an,  auff  eine  grüne  luftige  Sluro 
^inau§  3ufpa|ieren,  mz  anbre "  Wundern,  fic^  gu  erluftigen, 
ia§i  freffen  aufeäubduraen,  önb  fic^  auff  ein  anbere  Tlai^tit 
gufd^iden.  2Ufo  giengen  fie  ^inau§,  famptlic^  önb  jeber 
befonberS  für  fic^  felbeft^  (öergaffen  bod^  [163]  nit'*,  ein 
gute  f^lefc^en  mit  2Bet)n,  bnb  etliche  SJJütfdien  SörotS  mit 
fic^  ^unemmen,  bamit  in  fold^er  ^i|  jnen  bie  5IRägen  nid^t 
öerlcti^ten,  onb  ber  SSein  ^ernac^  aller  auB(üffe)  önb  lagerten 
fid^  in  b§  grüne  ©rafe,  jed^ten  gu  abenb,  önnb  Ratten 
einen  guten  33urgermutio,  ob  fie  fc^on  nur  Söomren^i  maren. 

2(I§  fie  aber  alle  einer  garb  [)ofcn  angehabt,  önb  im 
gec^en  bie  S3e^n  buri^einanber  gefd^rcncft  Ratten,  wie  bann 
pflegt  12  5ugefd]ct)en,  önb  je^unb  an  bem  toax,  ba^  fie 
i)eimgef)en  Juötten,  fc^am  gu,  ba  fönte  feiner  feine  %n\\i 
ober  S3et)ne  fennen,  meil  fie  alle  glei^  geferbt  maren, 
faffen  ha,  gucfet  je  einer  ben  anbern  an,  önb  fordet ^^ 
jeber,  ein  anberer^*  nemme  jm  feine  Suffe,  ober  er  einem 

1  6cf)tltbörger  B  ggt^enbürger  W  2  feine  W  3  @(§tU 
bifc^en  B  2B  igen  bürgern  W  4  bieielbiq  BW  5  üDr= 
Rauben  W  6  tüclcfteS  BW  7  anbere  BW  8  felberft  B 
felbft  W  9  ntcfet  B  10  Siirqermut  BW  11  2?att)ern 
BW       12  pfleget  W       13  furcht  W       14  anberen  B 


*)  Quelle  ist  Schumanns  Nachtbüchlein  18  (S.  31):  (5in 
btiftori  unb  gefc^id^t  üon  ben  batorcn  ju  ©anfelofen  im  Söfirtens 
berger  lanb  (der  2.  Teil  der  Geschichte)  vgl.  dazu  Bolte's  An- 
merkung S.  391. 


111 

onbern  feine  Sße^n:  luaren  beroftegen  in  groffer  angft. 
S)a  fie  nun  einanberni  aljo  angaffen,  nit  njuften  tote  fie 
jfime^  tf)un  folten:  fifie  gu,  ha  reit  einer  bngfe^r^  füruber^ 
auff  einem  ^ferb  (fonft  ntodit  man  meinen  e§  ttjer^  ein 
@fel  gettjefen)  bem  rüfften«  fie  ^ergu,  önb  flogen  jfime'^ 
i^ren  jamer^,  mit  bitt,  [164]  fonne  et  etroa§,  babur^^ 
j§r  jeber  feine  f^üffe  njiberumb  befomme,  boB  fotl  er 
braudien,  tjnnb  niti"  fparen,  fo  rcoUen  fie  e§  jfime'  bet)»- 
neben  grofter  bancffagung  wol  bejablen.  @r  fprac^,  ha§ 
fonne  er  mof,  fteig  f)iemit  ah,  önb  nacf)  bem  er  einen 
ftarcfcn  guten  SSengel  ge^auraen,  tritt  er  öntcrii  bie 
S3an3reni2^  önb  fangt  i^  an  bet)  bem  beften  auff  bie  Set)ne 
äuf(^Iagen,  ünb  weldien  er  traffi'*,  ber  fprang  gefc^njinb 
auff,  f)at  feine  S3ein  miber,  bann  ber  Öiefell  fiatte  fie  j^m 
gefunben. 

Siner  allein  Udb^'"  fi|en,  ber  fprac^:  Sieber  §err, 
foH  i(^  meine  53et)n  nic^t  auc^  f)aben?  njolt  jiir  ha^ 
(Selbe  16  tiitio  an  mir  auc^  öerbienen?  ober  feinb  biefe 
mein?  @r  aber  fprai^:  §arr,  Ia§  befef)en,  gab  jm  {)iemit 
au(^  ein§  b^  e§  flammet.  Sllfo  fprang  biefer  le^te  aud) 
auff:  ünb  Rotten  alfo  bie  Samren  jeber  feine  güffe  miber 
befommen,  waren  fro^i',  fdiendeten  bem  Mann  ein  trincf^' 
gelt,  §Dgen  f)eim,  ünb  gebacf)ten  fic|  ein  anber  mal  ju  ^üten. 

[30.  Cap.] 

[165]  2Sie   gmen  Sale^s   mit  einanber   bie  §dufer 
üertaufd)en.*) 

5)ie  Soleis  iüoren  ^onblic^  boron  mit  jfirer  ^axxfq^^, 
ünnb   trieben   foI(|e   fo   üiel,   bo^   fie   e§  in  ©emon^eit 

1  einanber  BW       2  jm  BW  3  ünflefe^r  BW       4  öor= 

rAber  W           5  toere  W           6  rufften  W           7  i^m  BAV 

8  Jammer  BW       9  barburc^  W  10  nicöt  BW       11  önber  B 

12  23attern  B        13  fAngl  W  14  traffe  W        15  bleibe  W 

16  ©elbt  BW  17  frotje  W  18  ©c^iltbürger  B  Sötten» 
bürget  W        19  Sfiartete^  W 


*)  Quelle   unbekannt.     Verwandt  ist  die   Greschichte  in 
Hebels  Schatzkästlein  Nr.  72. 


112 

brachten.  S3nb  tüte  fte  am  cr[tcn  au^  geittigem  önb  tooU 
fiebaditem  r^at  bie  3;l}ort)eit  angefangen  i)atten,  alfo  jd^Iug 
fie  \l)n  Jiernacf)  in  jr  Statur  önb  5lrt,  atfo  bc^  fie  furof)tn 
nic^t  me£)r  au§  SBe^^l^eit  9Jarret)i  trieben,  jonber  au^ 
red^ter  erblid^er  angeborner  Sf)orI)eit.  $8nb  föer  I)ic  biefen 
@pruc^,  Consuetudo  est  altera  Natnra  (bg  ifi:  SBa§ 
gn)o!£)ncf-  ttjorb,  ©(iilegt  in  bie  9Irt)  nit3  gtauben  föolte'*, 
ber  würbe  ^  üon  biejen  Söauren^  öbergeugt  lüorben',  ha^ 
er§  glauben  niüfte,  ober  er  ttjer  luol  ein  ©if).  ®ann  fie 
nic^t§  mcf)r  tf)un  fönten,  e§  ttiar  allesi  ndrrfd^*,  e§  it)ar 
alles  lauter  9krret)i  onb  Stioriieit,  n)a§  fie  gebadeten, 
gefd^toeig  erfl  raaS  fie  onfiengen. 

Sllfo  njaren  gtoen  bntcr  jnen,  bie  {)at[166]ten  etroan 
gef)6rt,  bj  bie  Seut  jun'*  geitten  mit  taufd^en  üiel  gemonnen 
Iiatten,  ba^er  fie  bemegti*^,  raolten  jtir  ^eil  auc^  an  ein»- 
anbernii  berfud^en  ünb  toagen,  merben  alfo  ein§,  omb 
jrei2  ^dufer  mit  einanberni^  jutaufd^en.  @oId^e§  aber  ge» 
fi^aiie  bet)m  SSc^n,  aU  fie  be§  ^e^fer§  2e|e  oersed^ten. 
2öie  bann  foIcEie  fad)en  gerne  l^flegen  5ugefd^e£)en,  mann 
ber  SBein   et)ngefd)Iid^en,  onb   bie  2öi|   au^gemic|en  ift.*) 

2II§  nun  jeber  bem  anbern  fein  §au^  cl^nraumenis 
folt,  nami^  ber  eine,  ber  mot)net  ju  oberft  im  5)orff,  fein 
^an'Q  (bann  bagumat  f)atten  bie  Samreni»  nod)  nid^t  fo 
groffe  ^aHdft,  aU  fie  je^unb  ^aben)  fu^rti^  baffelbige 
ftudmei^i'  in  t)a§'  ©orff  ^inab:  ber  anber  aber,  meli^er 
3u  ünterftis  im  S)orff  gemofinet,  ha§'  feine  bargegen  £)inauff, 
l^atten  alfo  cinanbern'i  bcn  toufd^  gehalten  önb  gelifferti^. 
SBer  lachet  boc^?  (5^  lieber  lachet.  Dber  ift  e§  nit^o 
Ia(^en§   mert,   fo   fal^t^i  e§  mit  22  bem  natfifolgenben,  fo 

1  9larrerel)  W  2  getoD:^net  BW  3  nic^t  BW  4  toolte 
BW  5  n)ürbe  W  6  Sägern  BW  7  toerben  BW 
8  narrifcfie  BW  9  gu  BW  10  betoeaet  BW  11  ein« 
anber  W  12  j^r  B  13  einräumen  W  14  name  W 
15   Satoern   B  16   füfiret   BW  17    ftüdfujeife   BW 

18  önberfl  B  19  gelieffcrt  BW  20  ntc^t  B  21  fallet  W 
22  mit  fehlt  BW 


*)  Trey  Gartenges.  67, 20:  nit  lang  barnadö,  al§  mein  etn= 
ge^^t  unb  gemonltd^  bie  mi^  aufelier  fdöleic^t. 


113 

tüirbS  iüotge^c^madt  lüerben.    Wlan  mn^  ja  ein§  mit  bem 
<inbereni  terfauffen,  ünb  ai]o  66[e§  mit  gutem  tiertreiben,*) 


[31.  Cap.] 

[167]   2Bie  ber   Sc^ultf^efe^  Sale^  feinem  @o^n 

§oc|äeit  modlet,  ünb  n^al  jii^  mit  bem 

©reutigam   tinb   Sraut   5U- 

getragen  ^abe.**) 

92un  ^atte  ber  ©c^ult^ei^  Sale  einen  ern^ad^fenen  ©oiin, 
■bem  er  ein  5IBet)b  geben  n;oIte.  Sie^ljatben  jagt  er  gu 
j^me*,  er  folte  gu  9?ac^t  auff  bie  3iocfcn  ober  ©pinnftuben 
^e^en,  ob  etroann  ein  fd)öne»  9}Jct)bIin''  ba  teere  ba§  j^m 
gefiele,  ^a,  fagt  ber  ©on,  xoa^  foH  idf)  aber  fagen? 
f^ragft  bu,  fagt  bie  DJJutter?  e§  gibt  ein  tuort  ha§  onber. 
Sdfo  50g  ber  gute  junge  Sale^  bc^  abcnb§  auff  bie  Spinn^ 
fluben,  ba  üie(  f)üpf(f)er  9}?et)blein^  üort)anben  tnaren,  ge^- 
fteUte  fic^  luie  ein  red)ter  Sole'',  tinnb  rebet  nic^t§  anber§ 
benfetbigen  gont^en  abenbt,  iüa§  man  j^n  au(f)  fragete^, 
a(§  baB  er  fagt^:  (5»  gibt  ein  mort  ba§  anber:  el  gibt 
ein  lüort  bag  anber. 


1  anbern  BW  2  ©cöult^etfe  W  3  2ak  fehlt  BW 
4  ifim  BW  5  2}IÄgbIetn  BW  6  gefiellet  W  7  31arre  B 
9krr  W       8  fragte  BW       9  faget  W 


*)  Franck  Sprichwörter  2,57»:  man  mü^  einS  an§  anber 
mifd&en,  bnnb  b6je  ftafir  mit  güttcr  üerfauffen. 

**)  Quelle  für  die  Heiratsgeschichte  ist  Montanus  Weg- 
kürzer 1  (S.  9f.)  2Bie  ein  iunger  gcfell  ctne§  Wirten  toc^ter  be= 
fcf)lafft  mit  Derl)ei)iiung,  fo  [ie  e§  breij  tag  berfi^iüetge,  iDi^Ite  er 
fie  5u  ber  ftrct)en  füren,  aber  beruacö  ein  anber  name.  Damit 
ist  verschmolzen  die  Erzählung  von  einem  Bauernlümmel  bei 
Kirchhof  Weudunmuth  1,81  (S.  101  f.)  (Sin  reicber  baumer 
I)eurabt  jum  abel:  im  Verhalten  gegen  seine  Braut  befolgt  er 
wörtlich  die  Vorschriften  der  Mutter  (das  ist  im  ersten  Ab- 
satz verwertet);  was  Kirchhof  von  seinem  Benehmen  bei  der 
Hochzeit  berichtet,  ist  teilweise  auf  die  Braut  übertragen 
(6.  bis  9.  Absatz).  Die  Erzählung  von  der  Geifs  (4.  Absatz) 
beruht  auf  einem  volkstümlichen  Witzwort,  ebenso  die  Dank- 
sagung (10.  Absatz). 

Das  Laie  buch.  Q 


114 

Neffen  tnarb  feiner  gnugi  gelacht,  tion  ottcn  bie  ju» 
gegen  waren:  geba(f)ten,  inj  [168]  ift  baö  für  ein  (5d)fam^e? 
nieli^e  mocfit  jf)n  ncmmcn?  Gittern  beB  @rf)iDe^n^irten 
Sod^ter,  fo  ber  (Sc^ult^ei^  fur'^  äuöor  be^  ^et)fcr§  ®of)ne2 
oerfdiaffen  lüotten,  f)atte  ein  ^ug  auf  if)n  geiuorffen:  al» 
bann  auc^  er  auff  fie.  2)cB[)oI6en  afS  fie  gu  nac^t  f)eim 
gicngen,  ließ  fie  ft(^,  a{§  er  fren^,  fo  fie  e»  brcl)  tag  öer^ 
fc^ineigen  !6nte*,  bie  G^e  ,^u^alten,  trnb  fie  ,sur  ^irc^en 
3ufii§ren  ücrfproc^en,  leid^tlid)  6ereben,  ha'^  fie  j^n  mit 
j£)renä  f)eim  name,  t)nb  biefclbe'^  DZarfjt  3raifd)en  3n)et)en 
Se^nla(^en'  mit  jme*  öerfc^Iiff e ». 

2;eB  morgend  früi)  oor  tag^"  folte  fie  bie  ßütie  5U- 
melcfen  auffftef)en,  bietneil  jren^  aber  fofc^  glud  gu^anben 
geftoffen,  bamitn  fie  el  niti2  irgenb^'^  öerfc^ütte,  ftunbei* 
fie  ^eimfic^  auff,  üermeint  i'^  ber  guttc  ©efell  fcfiüeffe,  bc»- 
fa£)Iei6  b3  SJJelcfen  ber  9Jiuter:  bann  be^  (2d)ultf)eiffen 
(Son  lige  bet)  jreni',  ber  motte  fie  eE) eueren  i\  S^etSalei'-* 
f)öret  folc^es  aüt§,  t^ate  boc^  nic^t-0  bergleic^en. 

2(m  anbern  tag  bornadi'i,  gieng  er  ^iu,  ünb  nam"-"- 
ein  anbere,  bie  etn)a§  t)oc6ge[169]f(^orner  war  aU  bie 
Sc^n)et)nt)irtin'-3,  welche  jt)me24  guf^Ied)t.  3)a  toar  nun 
anbGr§25  nic^t^^  üert)anben2-,  als  ha'B  man 2^  auff  bie 
Öocfiaeit  juric^tetc-ö.  Scpalben  aU  ber  @c|ult^e^  ein 
liebe  ©e^^  gehabt,  fo  er  üon  jugenb  auff  gegogen,  ünb  wol 
ge^en  jor  gehabt  3"  §ette,  trolt  er  biefelbe  auff  bie  ^od^geit 

1  fienua  B  2  So^n  W  3  i§r  W  4  fonbte  BW 
5  if)r  BW  -  6  biefelbige  W  7  £ei)lac6en  BW  8  jm  BW 
9  ßerf(f)Iie6  W  10  rnif)c  bor  tage  B  11  barmtt  W 

12  nid)t  BW  13  jergenb  W  14  flunb  BW  15  üer= 
meinet  BW  16  befahl  W  17  jr  BW  18  et)ltcöen  BW 
19  ßale]  91  BW       20  nit  W       21  ^ernad)  W       22  name  W 

23  ein  ^übfcfiere,  freunblicfecr  bnb  reicher  2)fe^  toar  als  bie 
©dro^irttn  W  (darnach  die  Eiuscbiebung  unteu  Beigabe  3^) 

24  j^m  B  25  nun  nac^mal?  W  26  nit  B  nicf)t§  W 
27  üorftanben  W  28  man  nun  furter§  W  29  auffS  aller 
ftattlic^fte  juric^tete  W,  darnach:  bann  biefer  teare  bcß  Scöult« 
iieiffen  einiger  So^n,  berof)aIben  er  aud)  fo  gar  fic^  nid)t§ 
barauff  tt)atoren  liefe,  baß  er  auc^  ein  (Seife,  fo  jbm  fonberlic^ 
lieb  mar,  meil  er  fie  bon  Sugenb  auffgegogen,  m\b  mol  geben 
Sa^r  gehabt  ^atte,  auff  bie  ^ocbäeit  meggen  molte  (bamit  bis 
mürbe  fehlt)       30  gehabet  B 


115 

mengen,  bantit  fie  nidf)t  ctiuan  gar  gu  alt  lüurbe.  21I§ 
er  aber'  fie  auff  ben  ©c^ragen  gelegt  ünnb  j^ren^  ben 
^aU  ümbgebrdf)et3  ^ette,  gieng  e§  j^me-^  fo  tieft  äuJ)er^en, 
ha^  er  feiner  grotüen  rüfft^  fagtß:  kä)  lug'  ba,  tt)ie  mi(^ 
bie  arme  ©ei^  fo  gleublic&s  onfid^t»,  ic^  mag  fie  nid)t 
toben  10.  Sie  graw  ©ctjult^eiffin  fagt^  auct):  '^d)  tobe" 
fie  nic^f^:  fie  erbarmet  mid}  fo  öbel,  al§  ob  fie  mein 
Wcjhlid)  et)gen  Sinb  mere,  Stlfo  bliebe  fie  bet)  leben:  bnnb 
lugt  13  mon  fonft  bmb  jeug  jur  ^od^jeit. 

Xa  nun  ber  ^irdigang  gefc^eljen  folte,  trnnb  man  in 
oller  (Srbertct  mie  brdu^Iid)  je  par  ünb  par  baf)cr  joge, 
bie  Sraut  mit  ben  SBctjbcrn  bor,  bnb  iik  9Jiänncr  ^ernac^ 
mit  bem  Srduttgam:  fiet)e,  ha  tarn  be§  ©(^mctin^irten 
Soc^ter,  bei)  [170]  beren  er  ft^on  guöor  ein  S^ac^t  ge== 
mefen,  an  j^n,  griff  jCin  mit  t)erben  fd^arpffeni-^  morten 
an,  fdiattc  jn  mie  ein  tobtet '"^  3io^,  önb  begeret  er  foItc 
i^reniß  galten  roaS  er  üerijciffen.  @r  aber  t^ebiget  fie  ob 
auff§  beft  er  !onte,  fagt^'  fie  (lette  jm  oud)  nit  i^  gefjotten, 
mag  fie  jm  be§  tret)tdgigcn  i^  ftillfdimeigeng  falben  ^ugefogt. 
Sllfo  marb  gule^t  bie  gute  Soc^ter  nad)  langem  getümmel 
abgemiefcn,  bnb  gieng  ber  ^ircbgang  fort.  (Sä  f)atte  ober 
bie  S3raut,  fo  üorfier  gangen,  ünb  an  bie  ]ad)  mufte,  ha§ 
fjobern'^^'  trot  gebort,  borffte  boi^,  biemeit  fie  aU  ein 
@et)B  Qii^  fli^id  :|3rangen  muffen,  ni(^ti2  bmbfdiamen,  tüa§ 
e§  mere. 

@l  ^ot  ober  ber  ^oc^jeitterin  SlJiuter^i  jf)r  So($ter 
fein  önterrid^t,  meffn^-  fie  fid)  ob  bem  Sif^  üeriiolten 
folte,  öub  miter  anbern  jf)ren-3  oud)  biefe  Gehren '-^  geben: 

(Sie  folt  fein  süchtig  fet)n,  nur  mit  tiolbem^^  äRunbe^e 
reben:  bie  (Spet)fe  mit  jmetien  gingern  angreiffen:  bie 
ginger  ni^t2'  befditeden:  ünb  mann  fie  geeffen2s>^  foHe  fie 

1   aber  fehlt  W  2    if)r  W  3    ömbgetrÄ^et  W 

4  i^m  W  5  rüffet  BW  6  faget  BW  7  ficö  B  ft^e  W 
8  fidglid)  W  9  anftcbet  W  10  t&bten  W  11  t6bte  W 
12  mt  B  13  lugte  W  14  fcöarffen  B  15  tobe§  B 
16  jr  BW  17  fagte  W  18  nicftt  W  19  bret)tagtgen  BW 
20  Jobbern  W  21  mntkx  BW  22  toeffen  BW  23  jbr 
BW  24  Sebre  B  £e!)r  W  25  falben  W  26  SDJunbt 
BW       27  nit  BW       21  geffen  W 

8* 


116 

bie  ^ct)n  fein  auff  bcn  Zi)d)  neben  bcn  ScKcr  legen: 
^ie  Sodjter  öerfprac^,  foId)§i  [171]  aüeg  alfo  gutfjun: 
barumb  al§  man  ober  Zi\d)  gefeffen,  gcftettet-  fie  firf)  fo 
beft  fie  fönte,  tüar  giicfitig  wie  jren  jr^  9)?utter  befoI)Ien: 
aber  wann  fie  etwag  reben  wolt,  fo  berijebt^  fie  ben 
SJJnnb  auff  ber  einen  feilten  mit  ber  ^anb  bi^  auff  ha^ 
l^albe,  önb  rebt,  nac^  ber  Iet)r  jrer  9J?utter,  nur  mit 
f)albem-^  9}iunb. 

3)a§  üergieng  fic^  nun  mot:  a(ä  man  aber  ba§  ©ffen 
oufffe|et,  warb  Unter  anbern  S^rad^ten  ein  platten  ^  ooH 
auf5gema(^ter  (Srbiä  auffgetrogen:  ba  gebac^t  bie  53raut 
abermals  an  jrer  ÜJJuter'  Set)re^  ba^  fie  nur  m.it  jinetien 
f^ingern  effen  foüe,  ficng  beromegen  an  bie  (Srbi§  mit 
be^ben  {Ringern,  fo  man  bie  ©c^Iedfinger  an  ber  Sinden 
t)nb  Siedeten  §anb  nennet,  t)erau§  äuflouben,  ünb  ein^ 
nac^  bem  anbern  jueffen.  SSnnb  aU  fie  fc^mu|ige  Sfnger 
gemacht  tiet,  ober  nac^  ber  9}?uter'  £ei)r  nit-*  fdileden 
borfftei'^',  flrcrfet  fie  bcibe  ^enb^i  auff,  önb  frfiret)  gur 
SDZuter":  SJiuter',  wer  befc^Iecfeti^  mir  jet^t  bie  Singer? 
©i^raeig  bu  Sad,  foget^s  bie  9)Juter',  mifcf)e  fie  on§ 
Sifc^t^ui^.  S;a3  t)ie^  ja  mit  gmetien  {Ringern  gecffen^^ 
fomme  einer  [172]  fter  ber^  anbcrft  fage,  er  mu^  e§  er- 
logen f)oben,  bann  id)  liege '^  niefit.-  S)a§  get)et  nun  auc^ 
tyn:  aber  hai  folgenbe^"  bejieret  erft  bie  Sraut  recf)t. 

S)ann  fie  gebact)t  abermals  an  jf)rer  SOZutcr"  £et)re% 
!t)ieffe  berowegcn  ben  Sifc^  Qhm^  fiinber  ficfi  rucfen,  mclc^e§i' 
aU  e§i»  befd}ei)en  mar,  lupffeti«  fie  fein  algemacfi  ünb 
feuberlirf)  jf)re  $8et)n  {md)t  bie  tjom  @ebraten§  marn-o 
überblieben,  fonber^'  bie  gmo  ©dulen,  barauff  j^r  gon^er 
Seib  gebamt^"-  tmb  bcfeftiget  mar)  auff  ben  Sifd^,  önb  legt 
fie  neben  jf)ren  SeHer,  auff  jebe  feitten-3  ein§,  bann 
anberft24  molt  fid^§   nid^t  fc^iden.    2ßa§  meinet  j^r,   ob 

1  foIcöe§  BW  2  fteüet  BW  3  jr  bon  jr  (jrer  AV)  BW 
4  ber^ebet  W  5  Iialbcn  B  6  @cöüffel  BW  7  Wlnttex 
BW  SSebrW  9  nic^t  BW  10  b^rffte  AV  ll§ÄnbeW 
12  befdilecft  W  13  fagt  ^\  14  gcffen  W  15  lüge  W 
16  fülgenbte  B  17  n)elrf)§  B  18  q1§  e§]  aüc§>  BW 

19  äeucf)t  BW  20  Waren  BW  21  lonber  W  22  ge= 
batoet  BW       23  feiben  B       24  anberS  W 


117 

jie  nic!)t  gepranget  'i)ah,  ha  man  jfireni  roci^  fester  nid^t 
tüa§>  öefef)en  !)at?  §te  fage  tcE)  nit'-^,  ba^  fte  au§  önlom* 
lii^feit^  be§  fi|en§,  önb  ba§  fie  fi(^  öoll  gefreffen  fiat, 
einen  folc^en  2Binb  öBer  ben  Sifd)  madjt,  ba^  baüon^  bte 
Ste(^ter  au^giengen,  etlichen  bie  .^üte  üon  ben  ^opffen 
flogen^,  oUen  obec  bie  92afen  jo  öoü  ftsurben,  al§  i)ettcn 
fie  S3ifent  gerochen. 

^adj  üolnbrod^ter  SRatseit,  trat  ber  [173]  nefiefte^ 
2ale '  nad)  bem  (Sc^ult^ciffen  ^erfür,  ben  @e[ten  abjubancEen, 
önb  nod)  gett)aner  reueren^  fprad)  er:  (Sfjrnöej'te,  elirfame 
cnb  lueife  grawen  bnnb  Soditern,  be^gleidien  and)  5Üd)ttge 
Dnnb  tugenbreic^e  Scanner  ünnb  ©fetten  ^  \va^  if)r  geffen* 
önb  trunrfen  lo  £)a6t,  ba§  gefcgnc  i^  eud)  @ott.  ®er  Sgraut 
^^atter,  ©raut  ajiutcri2,  $öraut  Soc^ter,  33raut  Sc^n^efter, 
Söraut  ©cötDieger,  Sraut  gan^e  et)rn  greunbfi^offt,  laffen 
cud)  oHe  freunbli(^  banden,  2C.  ©öS  anber  ijat  er  redit 
genmd)t. 

9hd)getjenb§  lüurben  bie  glue^  nmz  (S^eleuti^  gufameni* 
gelegt  (fie  fetten  iüoI  felderfti-^  fönnen  sufamen^^  ftetgen) 
önb  ber  93enbenatucr  öor  bor  3::f)üren  gefangen.  *)  5ܧ  fie 
nun  in  freiüben  mit  einanbern'"  bj  53ettt)e  gerbrad^en, 
fragt  bie  53raut  j()ren  Salei',  luaä  boc^  be^  (Sdiuftirten 
Scd)ter  am  ^Irdigang  feiner  geniölt  fjette?i*  Slber  er 
molts  i^ren^  lang  nid)ti"  fagen:  bi^  3ule^t,  ha  er  fic^ 
gubeforgen,  ha^  fie  jf)m  nid)t  etluon  ein  ©dngtin  abfd)Iüge, 
erS  it)ren-o  fagen  mufte^i.  SSnnb  t)at  fie  e§  nid)t  [174] 
!6nnen  tret)22  tag  öerfc^weigen^s,  fagt  bie  braut?    9^et)n, 

1  jfir  BW  2  nidn  BW  3  ünfömlidjfeit  BW  4  bar= 
üon  BW  5  flogen  W  G  nadjftc  W  7  2a(e  fehlt  BW 
8  ©efellen  BW  9  geenen  B  10  gctruitdcn  W  11  ge= 
fegene  B  12  SOfutter  BW  13  ©Meut  BW  14  sufammen 
BW  15  felbft  W  16  einanber  W  17  ßale]  ^reutgam  B 
23rÄuttgam  W  18  f)clt  W  19  nit  B         20  jr  BW 

21  mÄfte  B    muffen  W        22  brci)  BW        23  öcrfct)iuigen  AB 


*)  Die  Melodie  des  Liedes  vom  Pieuzeuaner  oder  Bentzenauer 
war  im  16.  Jahrh.  sehr  beliebt  vgl.  Böhme  altd.  Liederb.  Nr. 381 
und  Fischart  Flöh  Hatz  1538  Kurz: 

ünb  iDann  fte  ainen  (Floh)  ba  ergriff, 

ben  ^ßen^enattier  fte  im  pfiff. 


118 

jagt  ber  Srduligom.  C()  lüie  ein  DMrrin,  ba^  fie  e»  nur 
ni(f)t  trei)!  tag  berfdiiüeigcn  formen,  ^d^  bin  ttol  grae^ 
jar  bei^  meinet  SSatterS  J?necl)ten  gelegen,  ünb  l^abS- 
Icinem  SKenjc^en,  aU  jegunb  bir,  gejagt,  2((fo  f)at  biefer 
S3rdutigam  luol  gerounnen,  trnb  luol  ein  9to§  ümb  ein 
•Ji[ci)ffen  geben:*)  muft»  boc^  üertrucfen  ünb  üerfc^Iucfen, 
ob  fd)ün  tt}iber  feines  ^erl^enl  njiüen. 


[32.  Cap.] 

SBie  bie  Salen^  ha§>  @ra§  auff  einer  alten  93Jan)ern* 
burc^  jr  S^ielje^  moüen  laijcn  abdient.**) 

Sic  Solen  =^  inarcn  ernftf)offt  in  jrem  t^un,  fonberlii^ 
in  betrai^tung  be§  gemeinen  dluiyzS,  bamit  bcr[elb  attent»- 
batb  auffgicng  bnb  ^unenie,  önb  nirgenb  fdiaben  litte. 
Wuff  ein  geit  giengen  fie  f)inau§,  ein  olte  SJJawcrn  äu- 
befef)en,  weldie  üon  einem  alten  ©ebdme'  no(^  überblieben 
niar,  ob  fie  üieKeic^t  bie  Stein  baüon  5unu|  anicenben 
!6nten.  9?u^  mar  auff  ber  9JJamrn'^  fc^on  lang  @ra:^ 
ge[175]marf)ien,   ha§>  bebaurt  bie  Söaroren^°,  ha'^  es  folte 


1  bret)  BW         2  ^a5e§  B  3  Scfiiltburgcr  B    ^Bx^tw 

Bürger  "W         4  S^iaurcn  W  5  SJieb  W         6  abfd)affen 

BW          7   ©ebdm   BW          8  9iun   W          9   fflJairer  BW 
10  SSatoern  BW 


*)  Brant  Xarrenschiff  89  Überschrift: 

2Ser  fr)n  mul  Dmb  ein  fadpfiff  gt)ü, 
Ser  felb  fi)n§  tufc^enS  gnüffct  nqtt; 

toar  auä),  toie  man  fpric^t,  ©lauci  unb  SiomebiS  perrautatio, 
id  est,  ain  rojj  bmb  ain  facfpfciffen.  Zimmerische  Chronik  1,  288. 
Bei  Montamis:  mie  er  ...  brot  für  fucf)cn  genommen  bette. 

_  **)  !Nach  mündlicher  Quelle.  In  jetziger  Überliefen;ng 
heilst  es  meist,  dafs  ein  Ochse  (oder  Esel)  auf  den  Kirchturm 
(oder  das  Stadttor)  binanfgezogen  -wird,  vgl.  Kuhn  u.  Schwartz 
nordd.  Sagen  152.  Kuhn  westf.  Sagen  1,  226.  Bartsch  Sagen 
avs  Mecklenburg  1.347.  Jahn  Volkssasfen  aus  Pommern  516. 
Hauffeu  Gottschee  116.  Hess.  Blätter'für  Volkskunde  7, 194. 
Birlinger  Yolkstüml.  aus  Schwaben  1,  442.  Reiser  Allgäu  1, 497. 
Auch  aufserhalb  Deutschlands  verbreitet. 


119 

tericfircn  tucrben,  ünb  niemanb  gunul  fommen,  hielten 
beroroegen  rf)at,  löie  man  C5  folte'  gue^ren  jicfien.  S)a* 
t)on  fielen  nun  öielerlc^^  nieinungen:  bie  einen  öermeinten 
man  folt  e»  abmdrien,  aber  niemanb  n)oIt  fic^  eins  joldjen 
önteritei)n  3,  ünb  ftd)  auff  bie  SJiawern^  raagen:  anbere 
öermeinten,  mann  @c^ü|en  ontcr  jEin  lücren,  fo  mere  am 
beften,  ha'Q  man  e§  mit  einem  ^fetjt  obf^ufje^.  Gnbtlic^ 
trifc^et  ber  Scf)ult{)e^  t)erfiir,  tinb  riet§,  man  folt  S^iefie** 
barauff'  laffen  gebn^  ba§  föurbe  e»  abe|en'',  fo  borffte 
man  e§  rceber  abmdt)en  noc^  abjdiieffen. 

(Solchem  rf)at,  als  bem  beften,  fiel  bie  gan|e  ©emcinbe^^ 
p,  önnb  5ur  bancfjagung  roarb  ferner  crfant,  be^  Schult« 
t)effen  ^uV^  fo^t  bie  erfte  beß  guten  Staates i-  genieffen: 
tt)elc^e§  ber  ®(^utt^c&i3  gern  geftattet.  W\o  machten  fie 
ber  ^ui)  ein  ftartfeS  Seil  ümb  ben  ^alß,  tuerffenS  über  bie 
SJiarareni-*,  ünb  fangen  fie  [an]i=  am  anbern  orte^^  jujie^en. 
2I(§  aber  ber  ©trief  ^(ugieng,  fieng  bie  ^u^  an  juerroorgen, 
ünnb  [176]  lüie  fie  fester  tiinauff  fam,  ftrecft  fie  bie  S^^^Q^ 
t)erau^.  @oI(i)e§  faf)e  ein  groffer  Sa(ei',  ber  fc^ret):  Bie^t'* 
liebe  Salen^'^  3ief)t^*,  2eib  ünnb  Seel  ^angt2ü  an  einanber. 
^ie^ti^  noc^  einmal,  5ief)t'S,  fprac^  ber  Sc^uIt^eB^^^  fie 
t)at  ba§  @ra§  fcöon  gefc^mecft,  ünnb  bie  Bungen  barnat^ 
auBgeftrecft.  B'c^t^^  Siebt'^,  fie  ift  balb  broben:  fie  ift 
fo  tbtpiid)-^  ünnb  üngefcfjicft,  ha'^  fie  jf)ren22  felberft^s 
nict)t2^  f)clffen  fon:  e§  folt  fie  emer  einer  gu  üotlem 
l^inauff  ftoffen. 

5(ber  ücrgeben§  föar»,  bie  Solen''  fönten  bie  Äu^ 
ni(^t  f)inauff  bringen,  lieffen  fie  fierab,  ba  mar  fie  tobt. 
S)c|  maren  bie  Salen^^  fro^,  nur  bo^  fie  etma?  gufc^inben 
tnnb  äume^gen26  f)etten. 

1  folt  BW  2  raanc^erlet)  W  3  bnterfte^en  BW 

4  ^latoxm  W  5  aticf)6f)e  B  abfc^ieffe  W  6  ^i^ieb  W 
7  brauff  W  8  ge^en  BW  9  abeffen  BW  10  @emein  W 
11  Scf}u[tbeiffcn  Stulje  W  12  «RatjtS  BW  13  2cf)uÜbeiB  W 
14  aitauiern  B  15  an  fehlt  AB  16  Ort  W  17  Scbilt» 
bürger  B     SÖieenbürger  W  18  Biebet  W  19  liebe 

Salcn   fehlt   BW  20   banget    BW  21    biMpifcb    W 

22  ibr  BW  23  felbft  W  24  nit  W  25  bie  Salen] 
fie  BW       26  me^^en  W 


120 

[33.  Cap.] 

S3on  einer  Salin',  tuelc^e  mit  (5t)ern  gen  Tlaxdt- 

gieng,   üor  fid^  f)er  ein  nDunberlic^e  rec^nung 

machet,  ünnb   njie   e§  j^rn^  ergangen.*) 

(£§  ift  ein  alte§,  aber  gemeine^  Spric^iuort*,  ha  man  fagt: 

[177]    'Sa?  §offen  tinb  ha§t  lange  Darren 

©ettiBltd)  machet  mandicn  9larrcn.**) 
SBer  Dor  beni  SStert  bie  3<^^  i^i^  macfjen, 

Ser  tratet  übel  feinen  fadjen. 
Müdjt  er  §uiDenig  ober  ^utiiel, 

©0  ^at  er  f^on  öerterbt^  ha§  Sjiiel. 
Socf)  mufe  man  laffen  gelten  ha»: 

23cr  töül  iDa^nt  bera  ift  befte^  baß.***) 

Sllfo  gieng  e§  biefcr  gi^att)'  Salin s  quc^.  S)onn  al§ 
fie  nur  ein  einzige  Rennen  gehabt 9,  bie  jfireniö  aUe  tagi^ 

1  gcbiltbörgcrin  B  SSUjenbikgerin  W  2  2)Jarcf  BW 
3  j^r  BW  4  Spri^cfeloort  W  5  Derberbt  BW  6  m 
beftüW  7b-ratt)cnBW  8  Salin  fehlt  BW  9  getiabet  B 
10  j^r  W       11  Sage  W 


*)  Quelle  war  wahrscheinlich  (vgl.  Bolte  zu  Montanus  60i) 
Gast.  Convivalium  über  (1566)  1,  307  De  villica,  wo  sich  auch 
der  Zug  findet,  dafs  die  Bäuerin  eine  vornehme  Frau  werden 
will,  oder  das  von  Bolte  a.  a.  0.  erwähnte  Meisterlied.  In  der 
Ausführung  des  einzelnen  muXs  der  Verf.  aber  durch  andre 
Darstellungen  angeregt  worden  sein,  vielleicht  durch  die  An- 
spielungen in  Francks  Sprichwörtern  (1, 148»  SSie  jtjene  Seurin 
einen  forb  t)Dl  ei)r  g^en  marcft  trüg,  t>nb  tnie  fte  fpeculiert,  ira» 
fie  mit  bem  gelt  tbiln  üi6tlc,  feit  fie  ober  einen  ftein  mib  serbracf) 
bie  exjx  alle,  vorher  147'^  (Sin  fcf)lofe  in  ben  lufft  baaen.  Sa§ 
ift,  mann  man  gut  etjgen  anfcbleg  bat  bie  nit  faulen  önb  fdjon 
ben  gmin,  bie  moH,  fcbern  önb  bie  ei)er  rccfmet,  bie  bie  lemmer, 
genfe  ünb  b«nlin,  fo  bife  jar  erft  füllen  fallen  ünb  aufefcblieffen, 
bringen  f ollen  —  andre  Anspielungen  1,3»  und  2,  50 »f.);  vgl. 
auch  H.  Sachs  Ser  ainficbel  mit  bem  bi^nigfrueg  (268  Goetze), 
dieselbe  Geschichte  in  älterer  Auffassung. 
**)  Waldis  Esopus  1,  4,  33: 

Man  fagt,  ba§  baffen  Onb  ba^  Ijaxrm 
iSladjt  mancben  ttieifen  man  gum  3larren. 

***)  Franck  Sprichwörter  1, 16^:  totx  tool  toant,  bcm  ifi  tnoL 


121 

ein  (Sp  ßetegt,  fammeüi  fie  beri'efben  fo  ötcf,  6{B  fie  üer- 
meint  ^  für  tret)  Sagen  ^  ^u  6a5en,  nam^  fie  in  ein  ^orblin^^, 
önb  ,5Dge  bamit  gen  'SRaxdt.  SSntcnpegen,  aU  fie  fein 
®f ehrten '5  Ijette',  fieln*  jren-'  atterle^  gebancfen  epn:  unter 
anbermi^'  gebai^t^i  fie  au(f(  an  j^ren  ^ram  ben  fie  gen 
SJJarcft  trüge,  rebt^^  lang  mit  fic^  fe(6erft'3,  ben  gon|en 
weg  burd),  önb  mad)t  baröon  fotgenbe  recfmung. 

@ii)e,  fagt  fie  bct)  ficf)  felbcrfti^,  bn  lofcft  am  ajiarcft'* 
tret)  55a|en3.  SBa§  raiitu  bamit  tt)un'?  S)u  tt)ilt  barumb 
jlDO  2egt)ennen  fauffen.  Siefelbcn  ,^lt)o,  fampt  beren  bic 
bu  f)aft,  legen  bir  in  fo  üil  önb  fo  öieln^^  tagen,  fo  öi( 
S^er:  meldie  fo  bu  fie  öerfauffftiß,  [178]  milt  bu  nod) 
tre^'' Rennen  fauffen,  hü§  öbrigei^  ift  fd^on  gewinn,  'älio 
f)aftu  fef  ijcnnen:  bie  legen  bir  in  einem  DJJonat  fo  öiel 
(S^er,  bie  löiitu  öcrfauffen  (fanft  bcnnorf)  wol  öntermciln'^^ 
ein  ^oIbe§  effen)  önb  tia^  ®elb-''  ^ufamcn'-'  legen,  'älio 
fanftu  nug  f)aben,  öon  ben  Rennen:  bie  alten,  fo  nit'-- 
mef)r  legen,  öerfauffftu"'^^^  ift  ein«:  bie  jungen  fegen  bir 
(£t)er,  ift  ba§  anber:  fie  brüten '-■•  bie  S""92  aufe,  bie  §um 
t^eil  gießen,  önb  bein  ÖQuffen  met)ren,  ^um  tf)eil  öcrfauffen, 
önb  (Selb 25  barau^  macbcn  fanft,  ift  hav  tritte^ß;  fo  fanftu 
fie  rupffen  mie  bie  (Saufe,  ift  ba^  öierte2'.  Slufe  beni  ^u* 
famen-i  gelegten  (Selb-^  Wilt  bu  barnac^  etlidje  (Scinf] 
fouffcn,  bie  tragen  bir  auc^  nug,  mit  (5t)crn,  mit  jungen, 
mit  fiebern  2^.  2l(fo  tjaftu  nuö  öon  Rennen  önb  ©dnfen, 
önb  fombft^^  in  ad^t  Sagen  fo  önb  fo^»  weit.  9iac^ 
folc^cm  wittu  ein  (Sei§  fauffen,  bie  gibt  bir  mild)  önb 
junge  S^igün^i:  SItfo  ^aftu  junge  önb  alte  §üner,  junge 
önb  alte'  (SdnB,  (St)er,  gcbcrn''^%  TUidtj,  ^i|lin3-  önb 
SBuHn-'-':  bann  bu  milt  öerfud)en  ob  fi(^34  ^ie  ®ei^  öict»» 

1  famlet  W  2  üermeinet  W  3  bret)  ©rofc^en  BW 
4  name  W  5  ß^rblein  W  6  (Sefctjrtcn  BW  7  {)atte  W 
8  fielen  BV\"  9  jr  BW  10  anbcrn  W  11  gebacf)tc  BW 
12  rebet  W  13  ielbft  W  14  Wlaxd  W  iö  önnb  üicl 
BW  16  öerfauffcft  BW  17  brel)  BW  18  öberiae  B 
19  öutertoeilen  BW  20  @elt>t  W  21  ^ufammen  BW 

22  nid)t  W  23  üerfauffeftu  BW  24  brüten  W  25  @elt  W 
26  brtite  BW  27  üierbte  W  28  ^ebbcrn  W  29  f^mpft  W 
30  fo  fehlt  B  31  Btgflin  B  Biegün  W  32  Higfeln  BW 
33  2BoIIn  BW        34  ftcö  fehlt  BW" 


122 

Icic£)t  fixeren  loffe.  "^lad)  foldjcm  tviÜ  bu  ein  <Bd)mm^ 
mutter  fauffen:  fo  f)aftu  trn^  [179]  jum  öorigetti  nu|, 
mit  jungen  gcrdeln,  fperf,  luürften  bnb  anbcrm.  9Jad) 
f Dickem  luilt  bu  ein-  Üni)  fauffen,  bie  gibt  bir  9JZiId), 
halber  ünb  53aro.  2Ba§  lüitt  bu  mit  bem  SSaiü  tiiun,  fo 
bu  fein  2Ider  f)Qft?  S)u  milt  ein  2Icfer  fauffen:  ber  gibt 
bir  Storn,  ba^  fein§  me^r  fauffen  barffft.  ®arnacf)  ttiilt 
bu  9io^  fauffen  bnb  Sined)t  bingen,  bie  bir  bein  S^ie^e^ 
t>erfet)en,  trnb  ben  2Icfer  batuen.  ©arnacE)  föiitu  ©c^aaff 
fauffen.  5)arnac^  lüilt  bu*  bein  |)aufe  sroffe»^  mad)en, 
bamit  bu  fonneft  etn^an  |)auJ59finb5  ömbS^  ©eib"  beti  bir 
f)aben.  ©arnac^  milt  bu  me^r  guter  fauffen.  2(Ifo  fan§ 
nit  feien.  2)ann  bu  f)aft  nu^,  öon  jungen  ünb  alten 
§unern  ünb  §onen,  üon  jungen  ünb  alten  ©dnfen,  üon 
©t)crn,  üon  ©ci^mild^,  üon  SBuHn^  üon  jungen  ßi^lin^ 
ünb  Sdmiin,  üon  jungen  Sdiülin,  üon  Üh^m  (benen  bu 
ßucft  etiüon  bie  §orn  abfdgen,  ünh  ben  9}h'fferfd)miben  gu» 
fauffen  geben  luilt)  üon  ^ölbcrn,  üon  5Wern,  üon  äTcatten, 
üon  |)au^3in^,  anberm.  2)arnac^  Juilt  bu  einen  jungen 
SOZann  nemmen,  mit  bem  u^iltu  in  ^^reioben  (eben,  ünb  ein 
@nab  grolü  fein.  Di)  lüie  lüilt  bu  [180]  bir  laffen  fo 
njol  fein,  ünb  feinem  fein  gut  mort  geben,  ^nljo,  juljet)af)D, 
l]opffa§,  tre^io  S'ingcr  im  ©alljfaB,  ift  ber  S3aurenii 
SBapen,  ha^  m\  irf)  üU  bonn  nidit  mcl)r  füt)ren. 

dJtit  fotdien  gebancfen  üerftiege  fic^  hk  gute  Solin  i'^ 
fo  tieff,  baf3  fie  gteic^fam  alg  gan^  ünempfinblii^  lüurbe, 
ünb  luar  j^ren^^  ntcbt  anberffi*  aU  einem '^  Srundenen: 
barumb  al§  fie  ju  f)opffa^  fc^rcl)"^,  luolte^"  fie  aucf)  ein 
Strm  bor^u  auffwerffen,  ünnb  einen  f|)rung  tf)un.  ^ä) 
wci^   aber   bei)   @.  ©rij*)  nic^t^^,  n)ie  fie  jt)me''J  gett)an. 

1  SU  borigen  BW       2  eine  W       3  Wief)  W  4  totitu  W 

5  §au6gc)inb  BW       6  Dmb  BW       7  @clt  W  8  Söotln  B 

SSoaeu  W        9  SigfUn  BW        10  brci)  BW  11  23aiDern 

BW         12  i^alin]  \xaw  BW         13  jtir  W  14  anber§  W 

15  einen  B  16  fct)rel)e  W  17  moü  W  18  ntt  W 
19  jm  BW 


*)  Entstellung  von  <B.  SStt  wie  S.  92  S.  33ij;,  aucb  bei 
Lindener  (S.  55  Lichtensteiu)  in  fand  @r^j  nammcn. 


123 

?l(§  fte  ben  Slrm  aufffc^iDung,  önb  barju  jauiii^cte,  ftteffe 
fie  mit  foldiem  ben  ^crb  mit  ben  @l)ern',  ba^  er  [ic^ 
gan|  üngcftüm-  I)erniber  begab,  ünb  hk  ©t)er  alle  3er= 
bra(|e3.  ^icmit  lag  alt  j.t)r  ©nabfromidiafft  im  Sred: 
toer  luft  bar^u  ijat,  mag§  ertefcn,  önb  ein  ®nab  |)err 
jam|)t  j^ren^  bamit  trerben. 


[34.  Cap.] 

[181]    SBie   bie   Saten^   ein    lange    SBurft   mad^en, 
ünnb   fie   uid^t  forfien   fönten,*) 

2)ic  Solen 6  fiotten  auff  eine'  geit  ein  gute  fc^ioetinine § 
<San),  bie  lüolten  fie  behalten  bnnb  mcften:  ai^  aber  hk" 
felb  in  einer  @cf)emer  über  ben  ^abern  fam-',  fraffe  fie 
au^  trieb  be§  tjungerg  etraag  äuoiet,  barumb  fie  bann  öer:» 
flogt,  önb  ton  bcr  ganzen  ©emein  üom  Seben,  aU  ein 
Sieb  3um  Sob,  t)crürtt)eilet  irorbciö.  ^{(g  nun^i  ceter 
gefc^rt)cn,  ünnb  ber  ©tob  ober  fie  gebrocben  n^arb,  luorbei" 
fie  olfo  balb  mit  bem  SWcffcr,  mie  ha^  9iec^t  mit  fic§  ge^ 
bradit  Ijotte,  Com  Sebcn  gum  %ob  gcri(^tet,  onnb  fiel  a(Ie§ 
jtir  ^aab  bnb  (Sut,  §aut  ünnb  ^oor,  ben  3ii(^tern  be^mb 

1  bem  6t)ern  B  2  öngeftümm  BW  3  gerBrac^  W 
4  it)r  W  5   bxc  gu   ©djilbe  B     bie  jii   SiU^euburg  W 

6  ©djiltbürger  B   SBi^enbürgcr  W      7  ein  "W      8  Sdiaeijninne 
BW       9  famc  W       10  toarb  W       11  nu  BW 


*)  Wahrscheinlich  mit  Beuutzuug  volkstümlicher  Über- 
lieferung frei  erfunden.  Von  ungeheuren  Würsten  ist  auch 
bei  Fischart  im  Garga^itua  4.  Cap.  (S.  78  Aisleben :  bafe  fie  ct)m 
auff  Scblauvaffifd)  in§  maul  Reliefen)  die  Rede.  Ratschläge 
durch  Vögel  kommen  sonst  vor:  ein  Spatz  (sonst  auch:  eine 
Krähe)  mit  einem  Strohhalm  im  Schnabel  lehrt  die  Ulmer, 
wie  sie  einen  Baiken,  der  schräg  nicht  durchs  Tor  geht,  durch- 
bringen sollen  (Meier  Sagen  aus  Schwaben  362).  Auch  Aus- 
deutung des  tierischen  Rufs  kommt  vor,  die  Krähe  ruft: 
l — angs!  (Jahn  Sagen  aus  Pommern  516)  oder  scharp,  scharp 
vor!  (Bartsch  Sagen  aus  Mecklenburg  1,  347).  Den  Bopfingern 
wird  nachgesagt,  sie  hätten  den  Balken  in  zwei  Teile  zer- 
sägt, weil  sie  den  Ruf  eines  Vogels:  gUjag!  falsch  verstanden 
(Birlinger  Volkstüml.  aus  Schwaben  1,435), 


124 

suöcrfreffen.  '^ami  bieinctl  fte  mit  ?vreffcn  ba§  2e6cn  üer* 
tttürifeti,  iDcre  aud)  biflirf),  ha\i  fic  mit  gleii^er  ftraffe 
geftrofft^,  bnnb  and)  folt-^  gefrcffen  mcrbcn.  9hm  luolten 
hk  Samrn'*  alleä-^  311  eörcn  sieticii",  tmnb  bamit'  nic^t§ 
3U  tonnu^  abgicnge,  and)  SBiirfle  ma[182](^en:  nemmen 
berolüegen  ha§^  ©cbdrm  alfo  gan^,  mefdicn  e§  au%,  ünb 
füllen  e§  fo^  lang  e§  mar  mit  Spcct,  Slut,  Sebern'V 
Sungen,  §irn,  fleincn  53et)ntin,  nnnb  anbcrm'"  ma§  man 
:pfIegtJi  gu  einer  SSurft  jubraudjcn,  ünb  machen  ein  einige 
SBurft  bie  mor  fo  lang  aU  ber  gantjc  5)arm. 

5ir§  nun  ber  ZaQ  tarn,  ha\i  fic  hk  95rt^eil  i-  öofCcnben, 
önb  bie  8am  auffreffcn  foltcn,  ba  molten  fte  bie  lange 
SBurft  5u  einem  S^orcffen  tjabcn,  fönten  aber  feinen  §afen 
finben,  meli^er  lang  gnug  mere  gemcfen,  hk  SSurft  ber 
ienge  nacfi  barinnen  gufoc^en.  ®ann  fie  meinten  genl^Hd^, 
ber  öafen  müfte  fo  lang  fein,  al§  bie  SSurft.  SBußten 
alfo  niti3  mie  ben  facficn  gutljun  mcrc.  S^ann  p  bem  bj 
fie  fein  foldien  langen  |)afen  bet)t)anben  geijabt'-*,  tnolt 
auc^  fein  3;ypffcr  ober  |)affner'=  onterftet)n,  jn  einen  1^ 
foldöen  äumoc^cn. 

Qn  folcf^em  stneiffel  bnb  bnmn^t  gef)ti'  ber  Salen'* 
einer  burrf)  ba»  Sorffe^^  ab,  önb  af§  er  für  etlid^c^o 
(Sanfe  fürüber-^  gefiet,  fiengen  biefelben  an  5ufd)rcl5en, 
@igag  gigag  (etü^e  (Scribenten^^  tiermeinen  e§  [183]  fc^ 
ein  (gfei  gmefen^»,  bnnb  I^obe  gefd)rien  (mac^§-^  nic^t 
julaut,  ba^  icf)  jn  nic§t  £)6re)  ^a,  ^a,  Qa,  Qa:  melcf)§2^ 
wol  mag  fein).  ®a§  Ijoret  ber  Sale'**,  feljrct  ficf)  ümb, 
f)atte  bie  @dnfe-6  nidjt  rcd)t  öerftanben,  onb  öcrmeint-", 
fie  baben  gfagt^»^  gmtjfad),  jmijfad)'--':  gieng  beromegen^o 
roiberbmb  gur  ©cmeinbe^',  ünnb  fprai^:  ®§  fet)^^  j|jt  oUen 

1  berioirrfet  W  2  geflraffet  W  3  folte  W  4  Sairern 
BW  5  al§  BW  6  5;ief)cn]  äictjue  B  siemet  W  7  bar= 
mit  W  8  fo  fehlt  BW  9  Sebbcrn  W  10  anbcrn  W 
11  Jjfleget  BW  12  ba§  iBrtbcil  W  13  nidit  W  14  gc^at  W 
15  £»affener  B  §affoner  W  16  ein  W  17  gcl)ct  W 
18  Scbtltburger  B  2Sit5enburger  W  19  Torff  W  20  ct= 
Heben  W  21  boriiber  W  22  ©cbtibentcn  B  Sdivif  cnbcn  W 
23  gcir.efenBW  24mad5et§BW  25toc(cIie§W  2G(S5Än6W 
27  öermcnnet  W  28  gcfagt  BW  29  gtoenfad)  BW  30  gienge 
bermegett  W       31  @emcine  W       32  tft  W 


125 

ruol  ein  fcfianb,  bQ§  jie  eri't  jc^unb  öon  ben  ©änjen  fotlen 
lefirncn,  bo^  man  bie  Söurft  muffe  sroifacf)  in  i^ofen  if)un. 
Sll§  bie  ©emein  folrfie^  i  gebort,  namen  fie  e§  ferner  ju»- 
bebenfen,  ünb  raarb  atiba  acfd)Ioffen  (bann  fie  waren  gute 
Sedimici)  tonne-  man  bie  SSurft  giüifacf)  foc^en  fo  laffe  fie 
fic^  aud^  treQfad)3  foi^en  (bann  luaö  ficf)  jmeQe,  baö  tretje* 
fid)  and)  gern*)  beromcgen  cuc^  üierfac^,  t3nb  nocf)  mefir» 
facf).  2t(fo  legen  fie  bie  S^urft-'^  fo  offtfacf)  gufammtn,  bi^ 
fie  na^e  jufamen  iam,  ha'^  fie  in  einen  gemeinen  §afen 
fönte*'  gelegt  nperben  (bann  fie  fönt  nid)t  fetberft"  baret)n 
fpringen)  marb  alfo  gefodjt,  ünb  aiiBgett)eiIt^,  önb  jeberm 
ein  ftud'J  baoon  geben,  meldie^i"'  jm  trc^mati^  bmb  b5 
Tlaiil  gieng.  [184]  Sann  e§  mufte^-  jeber  ben  einen 
^ipffel  öon  ber  SKurft  in§  9Jiaut  nemmen,  tmb  Ijeben,  mit 
bcm  anbern  t^eil  fufiren^^  fie  jtjm'^  tmb  ben  ^opff,  tjnnb 
luann  fie  baö  tritte'^  mal  ^um  SJJaut  famen,  fo  biffe  er 
e§  ab,  ba§  mar  al§  bann  fein  t{)eil.  S;arbon  ift  bj 
©pric^mort  noc^  £)eut  bi^  tag§  üerbonbeniß,  ba  bie  Solen i' 
fprec^en:  äRan  mu^  bir  ein  22urft  braten,  bie  bir  tret)* 
mal  ümb»  "SRanl  ge^t. 


[35.  Cap.] 

S5ie   bie  Saleni^   einen  ü}^üf)Iefteini''  gruben, 
önb   einer   bamit^o  J)in   meg   lieffe.**) 

@§    £)atten-i   bie   Söamrn^^   ein    Mni)k    gebamet,   ju 
welcher  fie  mit  algemeinem  SBerd  ouff  einem  ^o^en  S3erg 


1  foIc6§  B  2  fenue  A  3  breijfad)  BW  4  brel)  BW 
5  SSüvft  BW  6  f6nb:e  W  7  felbft  W  8  aumti)dkt  B 
9  flücf  BW  10  ttelcfeeS  W  11  bretimar  BW  12  muft  W 
13    f"l}ren    B  14    i^m   fehlt    BW  15    britte   BW 

16  üort)anben  W         17  Sc^ilbitc^en  B     SSt^enbiirgifcfien  W 
18  edjiltbörger  B     SSißenbürger  W  19   Wlni)[\tdn  BW 

20  barmit  W        21  I)aben  AV        22  Satteren  B    Satoren  W 


*)  2Sa§  ftcö  ätoett,  brittet  ficb  gern  Martin-Lienhart  2,  922. 
Wickram  Eollwag-enbüchlein  16. 

**)  Quelle  ist  H.  Sachs  Die  Lappenhawser  paueru  (199 
Goetze)  V.  63 — 96  (Schumanns  Nachtbüchlein  1 8,  wo  von  dem 


126 

in  einer  @teingru6en  einen  (Stein  ge^amen,  bnb  ben  mit 
groffer  niü^e  bnb  arbeit  ben  S3erg  ^era6  gebracEit.  2(I§  fie 
jn  brunbeni  i)attcn,  fiel  jnen  ein,  wie  fie  bie  baltif)6t|er, 
fo  fie  5U  jrem  9i()at£)aufe  ge6raud)t,  fo  ring  ben  S3erg 
^inab  gebradjt,  af§  fie  biefelben  felberft^  ben  $8erg  ^inab 
^aben  lauffen  laffen,  fagten  beroraegen  ontcreinanber^: 
[185]  dlmx  feinb  tt)ir  borf)  groffe  S^arrn-*,  ba^  wir  fo 
öbele  geit  Ijaben  i)inab  zubringen,  ha  iuir§  boc^  ipol  !6nten 
mit  geringerer  arbeit  an^rirf)ten.  2Bir  ipötten  jljn  tuiber* 
umb  Ijinouff^  trogen  6,  trnb  felberft'  ben  53erg  i)erab  lauffen 
laffen,  raie  ruir  mit  önferm  ©olu^ol^  and)  ^aben  gett)an. 
(Sotci)e§  gefiel  j^n*  allen:  trugen  alfo  ben  @te^n  mit 
öiel  grofferer  mütje  roiberumb^  bin  auff  ben  33erg,  ünb  roie 
fie  j^n  eben  n)iber  obftoffcn  luoUcn,  ^pxad)  einer  önter 
j^nen:  2Bie  luollen  tük  aber  miffen,  roa^o  er  t)ingeIouffen 
fet):  tt)er  wil  e§  bns  baniben  fagcn?  @t),  fogt  ber  ©c^ult* 
!§ei§,  meirfier  ben  rf)at  gegeben  ^atte,  biefem  ift  felir  tool 
guttjun:  bonn  e§  mu^  einer  au§  bn§  feinen  Stopffn  inn 
bi^  Sodi  ftecfen  (lüie  bann  hk  9!RüI)lftein  in  bcr  mitt  ein 
groffe^  Sod)  t)aben)  Dnb  mit  £)inab  lauffen,  ®a§  toarb 
nun  für  gut  angefe^en,  ünb  alfo  balb  einer  erioelilet,  tüeldier 
ben  ^o^jff  inn  ha^  2od^  geftoffen,  ünnb  mit  bem  ©tein 
^inab  gelauffen  ift  12. 


1  brünier  BW  2  felbeft  B  felBft  W  3  önbereinanber  B 
4  5iarren  BW  5  fttrauff  B  fiierauff  W  6  bragen  B 
7  felbft  W  8  i^nen  BW  9  toibcrumb  fehlt  BW  10  teo 
BW  11  feinen  Äopff  fehlt  B  ftc^  W  12  nach  ift  steht 
in  W:  bamtt  er  febe,  wo  ber  2}|ül)lftetn  ^inlieffc.  5l5er  man 
fjat  bife^er  toeber  2)iann  noc^  ©tein  gefe^en.  (|:§  gteng  aber 
bie  (Scmetne  ünnb  ©tvkrfe  S5ermnl)tung,  er  werbe  gelDifeltc^  mit 
bem  2JhVb(ftein  fei)n  barüon  gclauffen,  bnb  j^n  etffian  berfaufft 
baben,  iDcil  er  nid)!  totberf^mpt,  bnb  ätoar  fie  ^aben  e§  an  allen 
Drten  befteüt,  bafe  wann  etman  einer  gefeben  wArbe,  fo  einen 
2)h"if)Iftetn  am  §al§  trüge,  fo  folte  manS  alfo  balb  ben  §errn 
bon  SBigenburg  anzeigen,  folte  befelocgen  eine  gute  33eref)rung 
befommen  (dafür  fehlt  S.  127, 1—12). 


Anbinden  eines  Bauern  an  einen  Baumstamm  die  Rede  ist^ 
war  ohne  Eiufluls);  hinzugekommen  ist  die  Fahndung  nach 
dem  Getöteten. 


127 

S'Jun  lüare  5U  ünterft  am  33erg  ein  [186]  gijc^iüetier  1, 
in  benfelbigen  fiel  ber  ftein,  jampt  bem  Sale-,  alfo  ba% 
hk  Salen^  betbe  ben  @te^n  önb  ben  dJlann  öerlo^ren, 
bnnb  feinet  wufete,  roa*  fte  I)in?ommen  ni6(fiten  fein.  2IIfo 
fiel  ein  argtüon  auf  ben  ©efellcn,  raefd^er  mit  bem  @tet)n 
gelauffen,  aU  n}cre  berfelbige  mit  bem  9}?ü^Iftein  entlauffen, 
onb  molt  \i)n  alfo  ha§  j£)re  entfrembben:  lieffen  berotuegen 
in  aflen  ömBIigenben  ©tetten,  S)orffern  önb  gfecfen,  offent» 
lic^e  S3rieffe  anfd)Iagen:  3Ea^  einer  luurbe^^  fommen,  mit 
einem  SJiü^Iftein  am  ^aU,  ben  fode  man  ct)n3iet)en,  ünnb 
j|m,  aU-  einem  fo  üom^  gemeinen  ®ut  geftolcn,  feine 
9ieci)t  laffen  ergef)n. 

5I£)er  ber  arme  3:cuffel  lag  im  2Bet)er,  mar  tobt:  l^ette 
er  aber  reben  fönnen,  fo  mere  er  mitlen§  geroefen  jn  an- 
jufagen,  ba^  fie  feintöalb'  ot)ne  forg^  meren,  er  molle 
jfin  ha^  j()re  miberömb  gufteden.  5tber  ber  Saft  i)at  jt)n 
bermaffen  getrucfet^,  bnb  fo  tieff  t)inunter  gebogen,  ha'^  er, 
nad)  bem  er  gnug  SSaffer  gefoffen,  ja  me^r  ai§  jfim  gut 
war,  gu  tob  ftarb,  önnb  nod)  t)eut  be^  tage^i"^  tobt  [187] 
ift  onnb  tobt  bleiben  mirb,  foH,  ünnb  mu^. 

[36.  Cap.] 

Sie   Salen^'    ^aben    mittetben    mit    einem    armen 

S^u^aum,  onb  ma§  fie  mit  jme^^  für= 

genommen  ^aben.*) 

9äd)t  ferne  13  tion  Sateburg^^  floffe^^  ein  SBaffer  für- 
über,  an  n)eldie§  ©eftabei^  ein  groffer  S^JuPaum  £)au§- 


1  einer  mit  f5if<itDel)er  B  2  bem  ©irpffe  B  3  (gt^ilts 
bürger  B  4  too  B  5  toürbe  B  6  öon  B  7  ictnet= 
ßalben  W  8  ©orge  W  9  getrucft  W  10  !^euttq§ 
2ag§  W  11  Sdiiltburger  B  SBit^enbiirger  W  12  jbm  BW 
13  ferrn  W  14  ©diilbe  (STöt^enburg  W)  in  2}tt§nDpotamia 
BW       15  flofe  W        16  (äeftab  W 

*)  Quelle  ist Frey's  Gartengesellschaft  12  (S. 21  f.)  Sie  bauten 
üon  (Sarburg  toolten  einem  uufebaum  5Ü  trincfen  geben,  für  den 
letzten  Absatz  zugleich  auch  der  Schlufs  der  ersten  Geschichte 
bei  Schumann  Nachtbüchlein  I  8  (S.  31)  (Sine  ^l)ftori  unh 
gefd^icbt  öon  ben  batoren  gu  ©anfetofen. 


128 

I)ielt:  bemfelbigen  ^iengei  ein  groffer  Slft  £)inab  bi^  über 
ba»  SBoffer,  ünb  fehlet  tuenig,  bafe  er»  nic^t2  htxni)üK 
S)ie  Qalen*  faf)cn  ein»  malö  fo(c^e»,  Dnb  bteiocil  fie  ein* 
fcitige,  liebe  fromme  Sale^  maren,  be^gleidicne  S3aii)ren^ 
man  bi^  tag§  mcnig  finbt,  I}etten  fie  ^ergüd)e§  erbarmen 
nber  ben  guten  9Jupaum,  mmb  gro^e»  mitleibcn  mit  jme^: 
giengen  be^()Qlben  barumb  ^u  rtjat,  ^ubcbendcn,  lua^  boc^ 
bcm  guten  9?u^baum  mbdgk  angelegen  fct)n,  bofs  er  fic^ 
Qlfü  pm  SBaffcr  neige? 

[188]  2l(§  nun  Ijicrüon  mancherlei)  met)nungen  gefielen, 
fagt^  le^tlic^  mein  §crr  ber  (Sct)ultl)eife:  Db  fie  ni^t 
närrfc^e  1*^  2eute  lucrcn?  fie  fei)en  bod)  mol,  bo^  ber  S3aum 
an  einem  bürren^i  ort  ftünbc,  onb  fi(^  barumb  auff  ba§ 
SSaffer  neige,  ha^  er  gerni-^  trincfen  molt:  er  gebincfc  auc^ 
nic^t  anberfti3,  bann  bo^  berfefbigi-*  nibcrfte  U\t  be§ 
5ßaume§  ©(^nobel  mere,  meieren  er  naä)  bem  S;runc!  auB=' 
ftrecfe.  Sie  £aten*  fönten  furzen  ra^t,  gcbad)ten  ein 
SSerd  ber  S3arm^er^ig!eit  gU^^iii^  wann  fie  jt)mei-^  gu* 
trincfen  geben:  legen  beromcgen  ein  groffe§  ©eil  oben  an 
ben  Saum,  fteUen^e  fidi  jenfeit  bc§  2Baffer§,  önb  §iet)en 
ben  Saum  mit  gemalt  tjerab,  oermeinten'^  j^m  alfo  ^u^' 
trincfen  geben  i**.  2II§  fie  jn  fester  gar  bei)  bem  roaffer 
Ratten,  befaljlen  fie  einem  auff  ben  Saum  gu  ftcigen,  jme^^ 
ben  8(^nabet  öollenbs  inn  ha^  S^Boffer  jutunden.  ^n  bem 
nun  berfelb'9  i)inauff  fteiget,  onb  ben  ^ft  t)inunter"-"  in 
ba§  SBaffer  tuncfet,  fo  bricbt  ben  Samren"  ba»  ©eil,  önnb 
frfinettet  ber  Saum  miber  öberficb,  onb  [189]  fd)tegt2i  ein 
harter  2(ft  bem  Saluren'  ben  ^'opff  ab,  ber  fiel  in  ba§ 
SBaffer,  ta^  jn  bie  Samm'  nic^t  faf)cn,  ber  ©orper  aber 
feilt  üom  Saum  I)erab,  bnb  I)at  feinen  ^o|3ff  mefjr. 

2)e^n22    erfd)raden    bie   Sarnrn^s   fef)r,    befaffen   bol 

1  I)ieng  W  2  ntt  B  3  6crul)rct  W  4  ®d)ilt= 
burger  B  SSi^^enbiirger  W  5  Säle]  £eut  BW  6  bcr= 
qlcicf)en  BW  7  Battcrn  BW  8  jm  BW  9  faget  B 
10  9JÄrrifd)e  BW  11  b6rrcn  W  12  gerne  B  13  anberö  W 
14  berfelbiqe  BAV  15  i^m  BW  16  fteUeten  W  17  üer= 
metjneten  W  18  3U  geben  W  19  bcrfelbe  BW  2Ü  ^in= 
unber  B  21  fd) leget  BW  22  Neffen  BW  23  23att)cren  B 
Säumern  W 


129 

(SJerid^t  auff  ber  flett  al\o  ftenblingen,  önb  fragten  ömb: 
€)h  er  anä)  ein  ^o|3ff  gef)abt  !^ette,  ba  er  auff  ben  S3aum 
gefliegen  fet)?  2l6er  e§  fönte  foIc^e§  jreni  feiner  n)iffen. 
S)er  ©c^uIttieiB  fagt,  er  glaubte  gcn^Iic^,  er  ^et  feinen 
ge{)a6t,  at§  er  mit  jfinen  f)inau^  gegangen:  bann  er  ^aöe 
jm  tret)2  ober  öiermal  geruffen,  aber  nie  fein  antttjort  üon 
i^me^^  gef)6rt.  Sarau|  er  bann  (al§  ein  guter  Lechmicus) 
fc|lieffe:  |)obe  er  nid^t§  gel)6rt,  fo  fiab  er  auifi  feine  O^ren 
gefiobt.  ^ah*  er  feine  O^rn^  gehabt,  fo  'i)abt  er  oud^ 
feinen  ^opff  gehabt:  bann  bie  O^ren  muffen  ja  am  ^opff 
fte^n,  S)od^  miffe  er  e§  nit^  fo  gar  eigentlii^:  borumb 
tüere  fein  rt)at,  man  folte  jemanb  ^eim  ju  feinem  SBet)be' 
fluiden,  ünb  fie  fragen  laffen:  £)b  \t)V  SJJann  [190]  auc§ 
i^eut  morgen§  ben  ^opff  ^ette  gehabt,  aU  er  auffgeftanben, 
önb  mit  j^n  i)inau§  gegangen  fet)? 

S)ie  grame^  fagt,  fie  miffe  el  ni^t:  aber  ha^  fet) 
jtjreni  noc|  mol  bemüht,  aU  fie  üerfc^ienen  @amb§tag§ 
jme  geä^agen^,  ha  ^ah  er  ben  ^o:pff  noc^  gehabt 'o,  tinb 
öiel  önflat§  f)tnber  ben  D^ren:  feibfjerii  ^aht  fie  nie  fo 
gutte  aci^tung  barauff  gegeben,  ©ort  an  jener  Sßanb,  fagt 
fie,  t)engt  fein  alter  §ut,  tüonn  ber  ^o^ff  nic£)t  barinnen 
ftecfeti^,  fo  tüirbt  er  j^n  ja  mit  fic^  ^inau^  genommen 
ober  aber  anberftma^s  Eingelegt  !t)aben,  ba§  ic^  nit^'i  miffen 
mag.  ?lIfo  lugten  i^  fie  unter  ^^  bem  |)ut  an  ber  2Banb, 
ober  bo  mar  nid§t§:  önb  fan  noc^  ^eut  bi^  toge§^'  im 
ganzen  flerfen  niemanb  fagen,  mie  e§  boc^  bem  Saleis 
mit  bem  ^opff  ergangen  fel}ei9:  ob  er  j^n  f)ah  ba^eim 
gelaffen,  ober  mit  fic^  ^inou§  getragen. 

1  i^r  BW  2  brei)  BW  3  j^m  BW  4  ^Qaht  BW 
5  D^ren  BW  6  nic^t  BW  7  Betb  W  8  ^'xam  W 
9  g5»anflen  B  10  gehabet  B  11  felit^cr  W  12  flecft  W 
13  anberftoo  BW  14  nicfit  W  15  fatien  BW  16  ünber  B 
17  I)eutiq§  SagS  W  18  Scötitbörger  B  SSt^enbürger  W 
19  fet)  W 


Das  Laiebuch- 


130 

[37.  Cap.] 

[191]  @in  Satei  wolt  üon  bem  onbern  ein  SBcgen 
entlefinen.*) 

3tt»cn  Soiüren^  gu  Saleburgs  luaren  9?ac^6aurn,  l^atten 
jre  Käufer  naf)e  an  einanber.  ^uff  ein  morgen  gar  früt)e, 
etnsan  ömb  bie  at^te  flunbe,  fam  ber  eine  für  be^  anbern 
i^enfter,  önb  flopffet  mit  einem  Singer  bran,  bamit  man 
nit^  meine  e§  fe^  mit  einem  ©tieffei  6efd)ef)en.  S)er  anber 
lag  noc^  ^inber  bem  Dfen  in  ber  §etl  (wie  fie  e§  nennen) 
im  S^ieft,  moc^t  für  foulfeit  nit-*  aufe  bcm^  ©troft),  fonber^ 
f(^reQ  mit  lautter  ftimme  ^erfür:  mer  üopfft"  ba  fo^ 
frü^e?^  S<^  ßin§  3^ac^ban)r,  fprac^  ber  anber  Salei", 
mag  tfint  j^r?  S)er  in  ber  ©tuben  antiuortet:  f)ie  lige  ic^ 
onb  fc^Iaffe:  mj  mer  eud^  lieb,  9?ad^bamr?  ®er  bor  bem 
genfter  fpra;^:  2Sann  jr  nit  fcfilieffet,  molt  id)  eucf)  bmb 
emern  loagen  gebetten'i  t)aben:  aber  id)  mil  ober  einen 
guten  fixier  ^in,  monn  jr  ermac^t,  miberfommen.  ®a§ 
t^unbi2,  fprac^  ber  in  ben  ©trofebern^^  Sßermeinten  alfo 
biefe  beibe,  mann  einer  im  58ett  lige,  fo  fd^Iaffe^*  er  audE). 

[38.  Cap.] 

[192]  2Bie  ein  Salci  feinet  ^ferb^i^  fc^onet,  aber 

baffclbige  üerIot)re,  inn  bem  er  begeret  ber 

Saleburgern^e  @f)rei'   juerretten.**) 

(Sin  ßaleburger"  §ettei*  gebort,  ha^  mon  niemanb  ^u» 
üiel  jumu^ten,   onb   feinem  mel^r  al§   er  ertragen  möge 

1  Sc^iltbörfler  B     agi^enbörger  W  2  SBaicern  BW 

3  Schübe  B  aSi^enburg  W  4  ntc^t  BW  5  ber  BW 
6  fonbern  W  7  flopffet  B  8  fo  fehlt  BW  9  frü^  W 
10  ßale  fehlt  BW  11  qbeten  B  12  ll)ut  W  18  ©trob» 
febbent  W  14  fcftaffe  W  15  ^ßferbeS  W  16  ^diili' 
bürgern  B    SSigenbürgcr  W         17  S^r  W         18  ^atte  BW 

*)  Quelle  ist  Wickrams  Rollwagenbüchlein  22  (S.  28  f.) 
SBon  einem  bauren,  ber  toadienbt  fc^Iieff. 

**)  Quelle  ist  (abgesehen  von  der  ersten  Geschichte)  Frey's 
Gartengesellschaft  27  (S.  42  f.)  2Son  eim,  ber  feiner  gemein  gaud) 


131 

aufflaben  folle.  S)efef)Ql6en  pflegt  i  er  aUgeit,  mann  er  ba§ 
9J?dt  folte  f)eim  führen  (bann  er  war  ein  SlJiülIer,  gett)t§=» 
Ii(^  frömmer  aU  fie  fonft  gmeinlic^^  jinb)  auff§  3f{ofe  ju- 
fi|en,  ünb  bie  dolle  @ecf  mit  S'orn  ober  Tlai  anff  bie 
2((^fe(n  junemmen,  bamit  er  ba§  arme  Sfiier  nit^  juöiet 
befd^luerete.  Wand^tx  ^err  önb  ^xatü  treten  foIc|§  nit* 
mit  i§ren  S)ien[ten:  toelc^e  lüann  fie  fie  gar  ju  (Sfeln 
fönten^  machen,  würben ^  fie  fiii)  nit  lang  faumen'. 

SDiefer  Tlhktx  ßole»,  reit  auff  ein  jeit  ah^  htm  treibe 
fieim  äu,  tinnb  fiei)et  tinb  t)6rtio  einen  frembben  @aud^ 
auff  einem  33aum  mit  j^rcm  @auc^  einen  ii  fd)armu|i2 
l^aiten:  bann  fie  gnöor  ein  gutte  [193]  weil  ah^^  jwei^en 
Säumen  miber  einanbcr'^  gefucfet  Ratten.  2Bie  aber  ber 
Soleis  fa^e,  ba§  ber  frembbe  ®auc^  feinem'*^  ©aud^en  mit 
fuden  überlegen  war,  ctwann  fünfftjefieni'  ober  metir 
^ucfgucf  "s  nief)r  fucfet,  bann  aber  ber  feine,  ftiegis  er  gornig 
üon  feinem  $Ro^  ah,  bnnb  auff  ben  58aum  ju  feinem  @auc| 
^inauff,  önb  f)alff  jtim  fo  öiel  önb  fo  lang  fuden,  bi^  ber 
frembbe  @au4  öbcrwunben  war,  bnb  ^aar  laffen  muft. 

^ierjwifc^en  fompt^"  ein  2BoIff,  ünb  friffet  jtim  fein 
^ferb  unterm  53aum:  no^  wolt  ber  Sale^i  nii^t  ^crab, 
bi|  ber  frembbe  @auc^  gar  üeriagt22  mere:  barumb  muft 
er  fiernac^  ju  guffe^s  tjdm  reitten,  auff  feiner  9JJutter  gullin. 

@o  balb  er  aber  ^eimfommen,  erjellet-*  jt)r  @.  SB. 
iva§  er  üon  wegen  be^  gemeinen  S^u^e^^s  ^^^  (Jj)r26  ünb 
9l^um  fiabe   etingelegt,  in  bem  er  jrem  ©aurf)  gegen  bem 

1  pfleget  W  2  gemeinlid)  B  gemeingltd^  W  3  nid&t 
BW  4  foIc^eS  md)t  BW  5  fönten  B  6  Würben  W 
7  fdumen  W  8  ßale  fehlt  BW  9  ob  BW  10  ^6ret  BW 
11  ein  W  12  frfiarmufe  B  Scftarmu^el  W  13  ob  B  auff  W 
14  miteinanber  W  15  ©c^iltbürger  B     Sötßenbürger  W 

16  feinen  BW  17  funff^eben  W  18  tucfug  W  19  fttege  W 
20  fßmpt  W  21  ber  ßale]  er  BW  22  berjaget  BW 

23  gufe  W       24  erseblet  BW       25  gtu^en§  W       26  @f)re  B 


ertiielt,  bnb  ime  ber  toolff  ein  bferb  barüber  frafe,  vgl.  dazu  Bolte 
S.  226.  Geschichten  von  unredlichen  Müllern  bei  Kirchhof 
Wendunmuth  1,288  f.  (Nr.  290  2Bte  ein  frommer  müEer  gu  be= 
lommen  feb),  vgl.  Frey's  Gartenges.  116  SSelc^eS  bie  frummen 
mößer  ftnb. 

9* 


132 

frembben  ©oucf)  ftilff '  önb  betjftanb  geleiflet:  bargegen  aber 
'i)ab£.'^  er  ein^  fleinen  fc^aben  erlitten.  2)ann  bieioeil  er 
im  gröften  ernft  önb  treffen  mit  bem  [194]  frembben 
©auc^  gemefcn,  l^abe-  jm  önter  be^n*  ein  Söolff  fein  9tofe 
gef reffen:  ba^  j^mi  ber  Seuffel  gefegne-^  @oic§c§  ttioUe 
er  jnen  atfo  guter  meinung  angegeigt  ^aben,  ob  fie  j^m 
gu  einem  anbern  ^ferb  bet)u(ffli(^  Juolten  fein.  2II§  ber 
@c^ult£)c§6  ünnb  bie  ©emeinbe  jt)re§  SKitburger^ '  rebe 
öernommen,  Jiaben  fie  ünbiKid)  geaifitet,  ha'ß  einer,  ber^  fo 
Peiffig  önb  ernftlic^  ber  ganzen  ©emein  @i)r  önnb  DIamen 
bebac^t  fiette,  barob  fc^aben  folte  leiben:  befrfjloffen  bero- 
tt)egen,  ba^  j{)nie^  auß  bem  gemeinen  ©edel  ein  anber 
9^0^  gefaufft,  unb  noc^  ein  t»eref)rung  bargu  gegeben  lo 
werben  folte.    2)a§  befc^al^e  auc^. 


[39.  Cap.] 

S)te  Saleburger^i  öerbergen  \i)v^'^  ©loden   in 
ben   ®ee.*) 

SCuff  ein  ^nt  aU  ^rieg^i^  gefcftre^  el^nfiele,  forc^teni-* 
bie  Salenii  \i)xcx  ^aab  bnb  ©ütern''^  fe^r,  ha^  jönen  bie 
öon  ben  geinben  ni(^t  geraubt  önb  f)inn)eg  gefüt)rt  njurben  i«: 
fonberlic^  aber  [195]  niar  jnen  angft  für  ein  ©tocfen, 
toeld^e  auff  jrem  9i£)otf)auB  I)ienge,  geboct)ten  man  rourb'' 
jn^»  biefelb  t)intt)eg  nemmen,  önb  S3üd)fen  barau§  gieffen. 
5tIfo  n)arbeniö  fie  nai^  langem  rtiatfc^Iog  ein§,  biefelb2*^ 
bi^  gu  enbe  beB  S^rieg^i^  in  ben  See  äuöerfenden,  önb  fie 

1  §ulff  W  2  5ab  BW  3  einen  W  4  beffen  BW 
5  gefegene  B  6  Scf)ultf)eife  W  7  2)ätbörger§  W  8  ber 
fehlt  BW  9  jm  BW  10  geben  W  11  (2d)ilt5ürger  B 
SBteenbfircier  W  12  j^re  W  13  slrtege»  B  14  fürchten  W 
15  @üler  W  16  toürben  W  17  toürbe  W  18  jtmen  W 
19  iDurben  BW       20  biefelbe  W 


*)  Ans  dem  Volksmund.  Nach  jetzigen  Überlieferungen 
schneiden  Leute  ein  Zeichen  in  den  Kahn,  wo  sie  im  Wasser 
einen  Schatz  versenkt  haben  (Bechstein  Deutsche  Sagen  802), 
andere  da,  wo  sie  einen  Hecht  ins  Wasser  gelassen  haben 
(Bartsch  Sagen  aus  Mecklenburg  1,349). 


133 

alebann,  wann  ber  ^rieg  füruber,  ünnb  ber  f^etinb  ^inlüeg 
tt)ere,  itJtberumb  §erauß  su^ie^cn,  önnb  wiber  auffäu^encfen: 
tragen  fie  beromegen  in  ein  8(f)iff,  önb  fü^reng  auff 
ben  @ee. 

2(I§  fie  aber  bie  ©locfe'  motten  {)inein  merffen,  fagt 
einer  öngefe^r:  2Bie  motten  mir  aber  bj  ort  miber  finben, 
ba  mir  [ie  auBgemorffen^  ^aben,  mann  mir  fie  gern  miber 
iietten?  S)a  loffe  bir,  ft»rac^  ber  8^ult£)e^,  fein  gram 
|)ar  im  ic.^  mac^fen:  gieng  bamit  ^ingu,  ünb  mit  einem 
meffer  fc^neib  er  eine  ferff*  in  bem  fc&iff  an  baB  ort,  ha 
fie  bie  binauß  gemorffen,  fprec^enbe^:  |)ie  bet)  biefem  fc^nitt 
motten  mir  fie  miberfinben.  SSarb  a(fo  bie  ©lorfe^  §inau^ 
gemorffen,  ünb  oerfencft.  9?ac^  bem  aber  ber  f rieg  au^ 
mar,  fut)ren  fie  miber  auff  ben  @ee,  jr  ©locfen  gu  ^olen 
[196]  önb  fanben  ben  ferfffc^nit'  an  bem  ©^iffe*»  mol, 
aber  bie  ©focf  fönten  fie  barumb  nic^t^  finbcn,  no(^  ben 
ort  im  SBaffer,  ha  fie  foldie  ^ine^n  gefencft.  äjfangten^o 
fie  alfo  nod^  ^eut  bi^  tageS^i  jt)rer  guten  ©locfen. 

[40.  Cap.] 
iBon   einem   Sleutter   gu  Soleburgi^.*) 

(Sin  Saleburgeri3  ritte  mit  anbern  binmeg,  t^nb  attmeg 
mal*  )3ie  anberen  abftigen,  ba  ftige  er  auc^  mit  jtini^  ab: 
mann  fie  aber  miberumb  auffaffen,  blieb  "^  er  atte  seiti"" 
ftet)en,  bife  ficf)  bie  anbern  atte  ju  9^oB  gefegt  Ratten,  al§=' 
bonn  fa|  er  and)  auff,  ünb  reit  fort  mit  j^nen.  (giner 
tt)et  jn  fragen,  marumb  er  foIc6§i^  t^ete?    S)em  antmort 

1  ©locEen  W  2  auBflmorffen  B  3  im  2C.]  ümb  2c.  W 
4  ^erpff  W  5  fprecöenbt  \V  6  ©locf  W  7  Äerpfffcönitt  W 
8  @d)iff  W  9  nit  B  10  2)JangeIn  W  11  Iieutig§  SagS  W 
12  (Sd)i(be  B    SSi^enburq  W  13  8cötlt5ürger  B    2ötgen= 

bürget  W  14  mo  BW  15  i^nen  W  16  bliebe  W 
17  aÜsett  W        18  fold)cg  BW 


*)  Quelle  sind  zwei  Facetien  vonPoggio:  'jocatio  cuiusdam 
Veneti  qui  equum  suum  non  cognoverat'  (Ausgabe  der  Facetiae 
von  1541  D  8  a)  und  'equus  calcitrosus"  (Ausgabe  von  1798 
1, 171). 


134 

er:  ©r  tfiüci  e§  barumb:  ^ietnett  er  fein  fRofe  nid^t  fonne 
önterfd^eiben,  Don  ben  anbcrn  Stoffen,  fo  forc^te  er,  ba^  er 
ni(it  etman  einem  onbern  auff  ba§  feine  fi^e.  Sßann  fie 
aber  alle  ouffgefef]cn,  jo  lüiffe  er,  ha'^  hai  oberein|ige 
je^n  fe^e.    öe  fie  fie  fiem. 

@in§  mal^  ritten  fie  burcEi  ein  Sorff,  [197]  ha  n^arffen 
bie  boi'en  buben  auff  ber  ©offen  mit  «Steinen,  tinb  treffe 
einer  öngefefir  biefen  Sale^  S^cutter  fiinben  an  ben  Sopff. 
6r  nit3  ünbefienb,  fteigt^  son  feinem  9to§  ah,  ünb  bittet 
einen  anbern  mit  jme-^  äuüermecfiBten:  ha^  befc^afie.  §ernac^ 
fragt  jn  ber  anber,  loarumb  er  bermec^felt  fiabe?  ba  fagt 
er  jfim:  2t(§  er  burd^  bal  Sorff  geritten  fetie^,  ba  fiabe 
fein  ^ferb  angefangen  gugumpen,  önb  jfin  tjon  fiinbcnju 
an  ben  ^opff  gef (flogen,  barumb  robUe  er  niefit  mefir 
barauff  reittcn.  2)ann  er  fiatte  be^  buben  niefit  tvax^ 
genommen  tt)elcfier  jfin  gelüorj^en:  barumb  meint'  er,  bo§ 
$ferb,  auff  U'eldEiem  er  gefeffen,  fiobe  jn  fiinber  bie  Dfiren 
gefcfilagen.     ®er  (gfel  fiat^  öielleicfit  getfian  gefiabt. 

[41.  Cap.] 

©in   merdlicfie  gefdiicfit,  fo   fid^   mit  einem  ^reb§ 
5u   Saleburg*  jugetragen.*) 

Sin  onfd^ulbiger  crmer  ^reb§,  fiat  ficfi  auff  eine**  gett 
jrre  gegangen,  önb  aB  er  öermeint  in  feinio  £od^  [198] 

1  tfiue  BW  2  Säle  fehlt  BW  3  ntcfit  BW  4  fteig  W 
5  j^m  BW  6  fei)  W  7  metmet  W         8  Scfiilbe  B 

SBtgenburg  W       9  ein  W       10  ein  BW 


*)  Quelle  ist  hauptsächlich  Kirchhofs  Wendumnuth  1,  276 
(S.  320 f.)  35on  cim  fcfineiber  unb  frebS;  der  Zug,  dafs  der 
Krehs  für  einen  Schneider  angesehen  und  auf  ein  Stück  Tuch 
gesetzt  wird,  stammt  aber  aus  H.  Sachs  Tic  bollcn  fyünfinger 
palDern  (198  Goetze)  Y.  60ff.;  dafs  der  Krebs  zum  Wassertod 
verurteilt  und  die  Strafe  feierlich  vollzogen  wird  (bei  Kirch- 
hof wird  er  totgeschossen,  bei  H.  Sachs  in  einen  Brunnen  ge- 
worfen und  dieser  mit  Erde  gefüllt),  hat  auch  Fischart  Aller 
Praktik.  Grofsmutter  S.  619  Scheible!  es  beruht  auf  volkstüm- 
licher Überlieferung  (nach  MüUenhoff  Sagen  aus  Schleswig- 
Holstein  S.  97  soll  ein  Aal  zur  Strafe  ertränkt  werden). 


135 

gu  fried^en,  tarn  er  5U  allem  bnglüif  ge^n  SaleBurgi  in 
ha^  ®orff.  9II§  jfin  etücfie  Sole  2  ge)ei)en  Ratten,  ba^  er 
fo  öiel  füffe  gei)abt,  ^inberfic^  ünb  fürfid^  ge{)en  fönt,  bnb 
loa§  bergleid^en  tugenben  mel)r  ein  e^rlic^er  reblic^er  ^reb§ 
an  fid^  §at,  erfc^raden  fie  ober  bie  maffen  feiir  brab,  bann 
fte  bormall  feinen  nie  me§r  gefefien:  jc^Iugen  beromcgen 
fturm  an,  famen  alle  ober  \)a§'  ongefiemr  ^  S;f)tere  ^  jufamen, 
gerriet^en  fic^  mal  e»  boc^  fein  motzte.  9iiemanb  fontl 
miffen,  U^  le^tlic^^  ber  @c^ult^ei§  fagt^:  (51  merbe  gemi§^ 
lic^  ein  ©c^neibcr  fet)n,  biemeil  er  gmo  ©c^dren  bet)  ftd^ 
^abe.  ©olc^l"  ^uerfunbigen^,  legten  jn  bie  Samrn^  auff 
ein  [tutf'o  Sünbifc^eSi^  t^u4  mie  bie  Söamrn^  jre  2iS6Iffei2 
barau^  machen,  bnb  ma^^  ber  ^rebl  barauff  |in  bnb  t)er 
fro(^e,  hü  jc^neib  jt)m  einer  mit  ber  8d^dr  ^inben  nad^. 
5)ann  [ie  bermeinten  nit'*  anberft^^,  bann  ber  ^rebl,  all 
ein  rec^tgefc^affener'6  SJJeifterjd^neiber,  entmerffe  ein  mufter 
ein!  nemen  bleibe!'",  meld^es  jic,  inmaffen  bnfere  Saleni* 
aud)  t^unbis,  nad^dffen  moflen.  3c^f'^"it[199]ten  alfo 
cnblid)  ha§  %^üä)  gan|,  ha^  el  nirgenb  5U  me^r  nn|  mar. 
2tll  fie  nun  gefe^en,  bafe  fie  fi(^  felbl  betrogen  fetten, 
ha  trittet^o  einer  bnter  j^nen  auff  bnb  fpric^t:  (£r  fiabe 
einen  fe^r  moterfa^rnen  @on,  ber  feg-i  in  treten 22  tagen 
gmo  meQln  megel^s  juett  bnb  breit  gemanbert,  ^aht  oit 
gefeften  bnb  erfahren,  el  gmeiffle  jm  nit^^  bran,  er  merb"2* 
be^gleid^en  S^ier  mef)r  gefet)en  f)aben,  bnb  miffen  mal  el 
fet)e.  Sllfo  marb  ber  @o^n  beruffen:  berfelbige^^  befalle 
bj  S^ier  lang,  ^inben  bnb  bornen,  mupte  nit^^  ma^^  er! 
angreiffen  folt,  ober  ma  '^  el  ben  ^opff  ^ette.  ®ann  mann 
ber  Srebl  ^inberfic^  fro^,  fo  meint  er,  er  ^et  ben  fopff 
Beim  fc^man^:  fönt  fic^  atfo  gar  nictit^e  brein  rillten, 
fprad^  bod^  enblic^:  9?un  ^ab"^'  iä)  bod^  mein  tag  ^in  bnb 

1  ©c^tlbe  B  SBt^enfturg  W  2  Sale  fehlt  BW  3  ün* 
getieutter  W  4  S^ter  W  5  le^ltd)  B  6  faget  BW 
7  Solches  BW  8  suerfunbigen  BW  9  Sainern  B  23aiDrenW 
10  flücf  B     fehlt  W  il  Sünbifcö  BW  12  2S6[ff  W 

13  mo  BW  14  nicf)t  W  15  anber§  W  16  re(f)ti(^affener  W 
17  mei^bl  W  18  8cf)iltbüröer  B  2öit5enbürc?er  W  19  tt)un 
BW  20  tritt  W  21  fel)e  W  22  bretjen  BW  28  toegl  BW 
24  irerbe  W        25  berfelbc  BW        26  nit  W        27  tjahc  W 


136 

^er  üil  h)unbcr§  gefe^en,  aber  be^gleic^en  ift  mir  nit  für* 
fommen.  ®Dd^  tüonn  i(^  fagen  foU  ma§  g§  für  ein  S^ier 
fet),  fo  fpricf)  id)  na^  mein^  f)of)en  üerftanb:  SSann  e§ 
ni(^t2  ein  Saube  ift,  ober  ein  ©torcf,  fo  ift  e§  graifelid^^ 
ein  ^ir^-»:  onter^  bifen  mu^  e§  eini  fein.*) 

[200]  2)ie  2alen6  h)u|ten  je|t  eben  fo  biel  aU  üor, 
onb  al§  jn  einer  angreiffen  hjolt,  ermifd^et  er  j^n  mit  ber 
(Bdjäv  bermaffen,  ba|  er  anfieng  bmb  ^ilff  gurüffen^,  onb 
gufc^retjen,  6^  ift  ein  33?6rber,  ein  9JJ6rber.  21I§  foIc^S^ 
bie  anbern  gefe^en,  l)atten  fie  fd)Dn  gnugio:  befe^ten  bero- 
luegen  alfo  balb  gleii^  ot)ne  öergug  üon  flunb  an  anf  ber 
ftett  11  el^Ienb^  alba  am  felbigen  ort  auff  bem  pla^  ba  ber 
S8att)r'2  gebiffen  morben,  ha§>  ®erid)t,  ünb  lieffen  ein 
SStt^eit  ober  ben  ^reb§  ergeben,  bie^^  lautet  i*  öngefe^rM) 
f Didier  moffen:  ©internal  niemanbt  tuiffe,  maS  biefeS  für 
ein  3;t)ier  fe^,  önnb  aber  fid&§  befinbe,  bienjeil  e§  fie  be- 
trogen, in  bem  e§  firf)  für  ein  ©c^neiber  ou^geben,  bnb§i^ 
boc^  nit  fe^e^ß,  ba§  el  ein  SeutbetriegcnbeS  önb  f(^eb{id^e§ 
3:f)ier  fe^e,  ja  ein  äRorber:  fo  erfennen  fie,  bj  e§  folle 
gerichtet  tt)erben,  al§  ein  Seutbetrieger  ünb  ein  3J?6rber, 
mit  bem  SSaffer  önb  mo§  barju  gebort. 

©Didier  1 '  SSrt^eil  ftott  äutf)un,  warb  einem  önter  jnen 
befoblen:  berfelb^^  nam  ben  ^reb§  auf  ein  Srett,  trüge 
jt)n  bem  [201]  2Baffer  gu,  bnb  giengi'»  bie  gan|e  ßJemein 
mit:  ha  tvaxh  er,  in  bet)fe^n  onb  gufefien  iebermennig- 
Ii(^en§2o^  ^inet)n  gcniorffen.  2II§  aber^i  ber  f  rebl  in  ta§ 
SBaffer  fommen,  fie^   lüiberumb   em^funbe,  gabelt  er,  önb 


1  meinem  W        2  nit  W       3  getüifeltc^  BW       4  §trfcö 

BW          5  önber  B         6  @ct)iabfirger  B  äßi^enbürger   W 
7  i^ölff  W       8  guruffen  BW       9  folc^cS  BW       10  genug  B 

11  [tet  B         12  JöalDcr  W         13   ba§  W  14  laubet  B 

15  ünb  BW       16  fei)  BW       17  Solcöem  W  18  berfelbe  W 

19  gieng  ju  @d)ilbe  (SBi^enburg  W)  BW  20  iebermÄnnig» 
licßeS  W       21  aber  fehlt  BW 


*)  Vgl.  Franck  Sprichwörter  1, 11»:  bon  eim  bing  baran 
man  gar  siceiffeU  önnb  öon  toeile  nit  fennen  fan,  fagt  man: 
e§  ift  ein  füto  ober  ein  seifelc,  e§  iDor  t)e  cttoa§>. 


137 

txoä)  fiinberftrf).  «Sold^e?  erfofien  bte  Söotoren,  beren  t^iibtn 
ctlid^e  an  guiüeinen,  önb  fprod^en:  dlnn  folt  ein§  mot 
fronib  fein:  fc^aiüet  bod^,  npte  t^ut  ber  Sob  jo  ttje^e. 


[42.  Cap.] 

2Bie  bie  ßaleni  j^rem  SJe^fer  Sotd  sufdjirfen,  önb 
mie  e§  j^rer  ©olbaten  einem  ergienge.*) 

Sa§  ©efdiret)  öon  bem  ^rieg,  öm6  n)elc^§2  jüiHen 
bie  Säten  1  obget)6rter  maffen  jtir  ©lorfen  in  tieften  @ee 
öerjencEet^  toat  nicfct^  fo  gar  nichtig,  ha^  fie  e§  nid)t^ 
aud^  in  ber  t!)at  felberft^  einpfunben".  ®ann  innerhalb 
njenig  tagen  fom  6efeld)8  an  fie,  etlid^e  ^ne(^t  §ur  53e- 
fo|ung  in  bie  Statt  ^  gufdiiden,  n)elc^e§  fie  gettjan^o. 

1  ^äjiltbxixQfc  B  2Bi<jenbürgcr  W  2  tt)elcße§  W  3  Der* 
fencft  W  4  nit  BW  5  ntt  W  6  felbft  W  7  er= 
funben  W  8  33efef)l  W  9  ©tat  B  10  nach  qtttjan  ist 
in  W  folgendes  eingeschoben:  dlad}  bem  fie  aber  gleid)moI 
smeiien  §errn  gefcbtooren  bauten,  bnnb  aber  nur  totber  hm 
einen,  önb  nit  toiber  btc  belebe  ipcrrn  ber  ßrieg  gertdjtet  marb: 
2ll§  bcra^tfc^lagten  fie  ficb,  fie  molten  folcbe  tleS)ber  tragen, 
ü3eld)c  t)alb  toetB  önb  balb  robt  meren,  önnb  ba§  ttjeiffe  Xtidl 
folte  an  ber  recbten  ©etjtcn  fet)n  önb  bcn  frtcbfamen  §errn  be= 
beuten.  £a§  robtc  aber  foüc  an  ber  linden  ©cbten  fet)n,  önb 
baffclbige  foItc  jbrcn  anbern  §errn  bebeutcn,  totber  tüelcften  ber 
^rieg  gcfu^ret  mörbc,  önb  mann  e§  nacbmal§  äum  treffen 
fomme,  fo  folten  fte  bte  meiffe  ober  rcd)te  ©el)ten  förtoenben, 
önb  ba§>  robte  ober  linde  jurüd  t)alten:  SÖann  folcb§  bie  f^etnbe 
fe^en,  fo  mürben  fie  nur  nad)  bem  rof)ten  2;:^eil  fd}meiffen,  önb 
be§  meinen  öcrfcftonen,  Dann  fte  irörben  felbft  ber  ^cfd)eibenbcit 
fe^n,  toeil  fie  balb  §errtfd)  meren,  bafe  e§  ficb  nicbt  gebi'tbre, 
nacb  ibrem  ganzen  ßeib  3u  id^mciffcn.  2^a§  mar  tüol  ein  fetner 
§lnfd)lag,  aber  bie  blinbcn  ©cbK^g  gerieften  barnad)  gar  leiben 
fel^am,  ?(lfo,  ba^  alfo  balbt  bte  tceiffe  al§  bte  ro^te  @ei)te  gc* 
pumpt,  nid)t  metfe  idö  ob  fie  getroffen  murbc.  (Sie  ^aben  aber 
fid)  gan^  toei}bltcb  gebraucbt,  mit  fiauffen,  ba^  e§  i^nen  einer 
nit  balb  folte  nad)lbun,  ja  barmit  fte  nid)t  barfftr  angefet)en 
mörben,  al§  ob  fie  mit  bem  S'cinb  ju^ielteu,  baben  fie  j^n  nicbt 


*)  Für  die  erste  Geschichte  ist  eine  Quelle  nicht  nach- 
zuweisen, die  zweite  beruht  auf  Kirchhofs  Wendunmuth  1,  95 
(S.  121f.)  25on  einem  bauren  unb  feinem  pangcr. 


138 

[202]  SDerfelbigen  Saleni  einer,  nic^t-  ber  gcringfte, 
als  er  in  bie  Statt ^  ei^njoge,  begegnet  jme^  ber  ^utiirt^, 
luelcfier  feine  fntertiianen,  ^ii^,  Sldlber,  önb  Dc^fen,  eben 
auftreiben  möllen:  fnnb  aU  ber  Sale^  fic^  nit  anberS 
äerjpreittet  ünb  geragelt,  al»  tre^'  (S^er  in  einer  ^utten 
ober  Srd^en,*)  berbüret  in  ein  ftuf)  mit  bem  ^orn  nur 
ein  wenig.  2Ib  folc^em  eräürnet  gemelbter  Sale»,  fold^er 
maffen,  ba§  er  feinen  S^olcfeen  au^joge,  feine  goc^teln  in 
bie  §anb  name,  gegen  bie  Üni^  cl)ntrat,  önb  fpracf):  Siftu 
ein  e^rlic^e  tnnb  rebli(^c  ^uf),  fo  ftoffe  mic^  no(^  einmal. 
5lber  bie  ^ul)  mar  nicöt^  fo  griin  önb  3^eblin,  ba%  fie 
l^ette  börffen  ein  gijün  fagcn. 

Sluff  ein  jeit  treten  fie  auB  ber  8tat3  einen  au^fad, 
auff  bie  gei^nbe  juflreiffen,  önb  ber  bamm^  öuner  önb 
(Senfe  gubeuten.  9kn  batte  ber  gemelbte  fiale^o  fur§ 
baröor  einen  ^an^er  ple|,  einer  öanbbreit  gefunben, 
önb  aU  er  eben  bamoln  ein  neme§  ükt)h  machen  laffen, 
bem  8c^neQber  befohlen,  felbigenn  önter  b^  guter  12  ing 
SBomme§'3  guöerndt)en  i^,  onb  für  ba§  |)er|e  5u[203]fe^en: 

fo  tnürbtg  geachtet,  bafe  fie  j^m  l^etten  bnter  ba§  (Seftc^t  gefeiten, 
fonbexn  j^m  ?u  (Scfimad)  aütoegen  ben  Dtöcfen  gelnenbet.  SSnb 
inionber§eit  ift  einer  unter  jtinen  Dor  anbern  fc^r  :^er^^afftig 
geiüefen,  toetc^er  fid)  auc^  üor  bcn  önDernünffttgen  Sbieren  nic^t 
entfeget,  fonbern  btcfelbigen  trogigüc^  bat  bh-ffen  ^erau§torbern. 
Sann  als  fie  auff  ein  _3^it  im  Stngug  ttaren,  cnnb  eben  ber 
§irt  mit  ben  Äüben  außfubre,  ba  bann  eine  Äube  j^re  §6rner 
gegen  jbm  manbte,  al?  ob  fie  j^n  ftoffen  molte,  fprang  er  alfo 
balb  auB  bem  2öeg  auff  baS^  frei}e  gelbt,  jo^e  feine  Gartalafc^ 
auß,  Dnb  name  feinen  3cf)ilbt  in  bie  §anb,  ünb  rieff  bberlaut, 
biftu  eine  reblicbe  ebrlic^e  Auf},  fo  fomme  önb  me^re  bicf)  meiner. 
S($  meijnc  ja,  bie  S?ube  jic^e  jbre  Scbnaupen  ein,  fie  fcbtoiege 
fo  ftiü,  mie  ein  2)Jaufe.  S)afe  beift,  laß  bie  ÄricgSIeut  jbre§ 
2Beg§  geben,  bann  fie  laffen  jn  nit  Diel  im  Sart  grafen  (da- 
gegen fehlt  S.  138. 1—12).  1  Scbiltbürger  B  2  nit  B 
3  8tabt  B  4  jm  B  5  ^fibi"  B  6  ber  2ale]  er  B 
7  bret)  B  8  gemelbter  Säle]  er  B  9  Samern  BW 
10  Sc^iltbfirqcr  B  aöigenbürqer  W  11  biefelbigen  W 
12  f^utter  BW       13  SBambft  W       14  öerneben  BW 


*)  Vgl.  Schweiz.  Idiot.  1, 14:  er  lit  ha  (oder  er  üertuet=fi) 
toie  brfi  (5ier  im  eine  (^br^Utli  'macht  sich  uugebührlich  breit'. 


139 

bamtt  er  befto  fidlerer  toere.  SSttb  ettoan  ein  |)uff  au'B" 
Jialten  möchte.  2Bie  bann  j^mci  auff  ein  jeit  aud^  ein 
fold^es  glücf-  iDiberfa^ren,  baß  als  er  ein  ^albe§  9?o§ 
(S^fen  gefunben,  önnb  feI6ige§  untern  ^  ©ürtel  gefterft  f)ette, 
er  bamit  einen  fc^uß  auff  fienge,  iüe(c^§*  jn  fonft  fein 
Seben  gefoft  ^ette.  SJarumb  er  bann  fi(^  ömb  ben  ©ürtel 
nadönialn''  mit  rD§  e^fen  gan|  be^enget^,  ünb  folc^es  an 
ftatt  eine§  ^arnifc^^"  gebrauchet, 

SIIö  nun  biefer  Sale^  auc^  mit  ^inau§  lieff,  ein  Q3eut 
perjagen,  ünb  fic^  oberfa^e,  b^  bie  ©oturn^  famen,  ünb 
jn  jagten:  lüoÜ  er  über  einen  ^i^iin  fpringen,  be^ieng  mit 
ben  §ofen,  welche  burd^jogen  gttjefenio,  an  einem  ^oun" 
fteden.  5)a  ftac^  ber  Söaurny  einer  nac^  jm,  mit  einer 
§ellnparten,  bj  er  öollenbg  hinüber  fiele,  Onb  baroon  lieffe, 
alfo  bj  jme^'  nichts  gefrf)ai)e.  Sber  folc^e^i'^  tjermunbert 
er  fid^  fel)r,  befd^aroet  feine  §ofen,  äufe^en  n}^  es  boc^ 
niere,  bg  j^me^^  ben  ftidE)  auffgetialten:  önnb  befunbc,  ha^ 
ber  ©c^ne^ber  jf)m  ben  $an^erple|  für  ben  2(rfe  gefe|t, 
tmb  ins  guter  14  öerndet  f)ette.  @t)  nun  bände  ®ott, 
fprac^e  er,  biefem  [204]  ©c^ne^ber,  fo  mir  bi§  ^Iet)b  ge* 
mad^et:  roie  £)at  er  fo  mol  gerauft,  beffer  all  i^  felberfti^ 
wa'^^'  mir  bas  |)er^  lige. 

[43.  Cap.] 

SBie    ein   £ale*   feinen   [@D^n]i'    in    bie    Sd^uln^* 
führet,   önb   ma§   fii^   bafeibften   üerlieffe.*) 

S)emnoc^  man  aber  bie  Si^genb  !eine§  raeggi^  öer=' 
faumen,  fonber^o  geitlic^  aU  einen  jungen  Sßaum  biegen 

1  i^m  BW  2  gelücf  B  3  bnbern  BW  4  tDcIc^el 
BW  5  nacf)mal§  W  6  Bei^encjt  W  7  §amifd)c§  B 
8  Sc^iltbitrger  B  aSi^enbürger  W  9  Zairern  BW  10  ge= 
raefen  BW  11  j^m  W  12  foId)§  B  13  jm  BW 

14  g-utter  BW  15  felbeft  W  16  too  BW  17  ©otm 
fehlt  A        18  ©c^ulen  W        19  lüegeS  W        20  fonbern  W 


*)  Quelle  ist  Montanus  Gartengesellschaft  9  (S.  572)  (Sin 
Baur  fürt  fein  fun  auff  bie  fc^ill,  vgl.  dazu  Bolte  S.  594.  Der 
Witz  mit  dem  'Schwinger'  ist  Zusatz. 


140 

ünb  leieren  foll:  olfo  JooÜ  ein  namfiaffter  Salei  ouc^  feinen 
(Sof)n  fein  SuQcn^  laffen  jdoI  anlegen.  ®e§^alben  nam^ 
er  i^n  mit  fi(^,  führet  j^n  6et)  ber  ^anb  in  bie  (Statt  3, 
önb  faufft  jEime*  juoorberft  ein  par  Sc^uc^^^  barumb  er 
ad^täefien  SBa^en^  gegeben'.  Sü§  er  if)n  alfo  gum  (Sc^ul- 
meifter  brachte,  önnb  jtin  jfime^  befef)Ien  wölk,  fragte  ber 
8c^ulmeifter  t}nter  onberm:  Ob  er  noc^  nic^ti  fonne? 
9Ze^n,  fagt  ber  $8atter.  2Bic  alt  ift  er?  fragt  ber  ©c^ul- 
meifter.  @r  ift  erft'o  tret)ffigii  jor  alt,  fagt  ber  Soleis. 
Sft  er  fo  alt,  fagt  ber  @4ul  [205] meifter,  önnb  t)at  nod^ 
nichts  gele^rnet?  2Betti3  ber  ^nt)feP^  fagt  ber  Spalter 
S3alei^  wag  folt  einer  in  tret)ffigii  jaren  Iet)ren.  ^d)  bin 
nun  fünff  önb  fecf)|ig  jar  önb  ein  tag  alt,  önb  fan  bennoc^ 
nit  ha^  ein»  Srcdg  wart^  fet)e.  ©oH  er  etma^  leimen, 
fagt  ber  (Sc^ulmeifter,  fo  wirbt  e§  fd)WerIic^  guge^n'^'. 

$ßnnb  a(§  in  beffen  bie  ©c^ulftuben  t§ur  auffgangen 
war,  önb  ber  Salei  öngefelir  gefe^en,  wie  ber  ^rouifor 
einen  Slnoben  mit  9xt)uten  gefc^wungen,  fagt  er:  2)iefer 
mein  @o^n  barff  eben  nic^t  fo  gar  gele£)rt  önnb  gefd)idt 
werben:  bann  önfer  gefc^Iec^t  gibt  e§  nid^t.  2Bann  er  nur 
mag  ein  foI(iier  ©c^winger  (ben  ^rouiforn  öermeinenb) 
werben,  fo  f;at  er  fc!^on  fo  genügt',  aU  ob  er  öoll  ge«» 
fcf)miffen  were.  SSir  wollen  önfer  befte§  mit  jm  t^un, 
fogt  ber  ©c^nlmeifter:  J)ie^  i)iemit  bj  tret)ffigis  jarige 
§dnfelini9  t)inet)n  ge^n2''.  ^a,  fagt  ber  SSatter  Salei^ 
it)r  muffet  e§  fur|  mit  jljme^i  mai^en,  ömb  mein  gut 
@etb:  bann  id^  wolt  j^n  gern  wibcr  mit  mir  fie^mb 
nemmen.  ^d)  wil  nur  ^um  [206]  §uff(^mib,  önb  be« 
fd^togen  loffen,  toit  jn  barnad^  wiber  j)Dlen,  önb  eu(^ 
ewer  gut  (Selb  geben.  So  nimb  jt)n  red)t,  fagt  ber 
©(^ulmeifter,  je|t22  ^lit  ^ir:  bann  inn  fo  fur^er  jeit 
fönte  ic^  nid^t§  mit  jm  au^ric^ten.    2(Ifo  nam  ber  Salei^ 

1  ©c^tltbürger  B  SBigenbfirger  W  2  name  W  3  ©tabt  B 
4  faufft  iöme  feWt  BW  5  ©c^u^  W  6  ©rofcften  BW 
7  geben  BW  8  j^m  W  9  fragte  W  10  erft  fehlt  W 
11  brcDifig  W  12  Sale]  a<Sattcr  BW  13  SÖeil  BW 

14  ^ni^fel   W  15   2ale   fehlt   BW  16   suge^en   W 

17  gnug  W  18  breiffig  BW  19  ^Änfelein  W  20  ge^en  W 
21  i^m  BW        22  j^t  B 


141 

fein  Soiinlini  bet)  ber  |)anb,  ünb  füf)rt  jn  fieimb  tüiber 
ju  ber  SRutter. 

[44.  Cap.] 

SSie  bie  Saten^  einen  SJ^aufefiunb,  önb  l^iemit  j^r 
enbü(^e§  oerterben*  fauffen^.*) 

^un  l^etten  bie  Salen  gu  Saleburg^  feine  ^a|en,  bnb 
önb  aber  fo  öil  9JJdufe,  bg  jnen  au(^  im  Srotforb  nii^t^^ 
ftdier  tuax,  toa^  fte  nur  neben  fic^  flclleten,  ha§  iüarb  jfin 
gefreffen  ober  jernaget:  be^  fie  bann  febr  angft^afft  waren. 
©5  begab  fi(^  auff  ein  geit,  baB  ein  2Banber§niann  burc^ 
j^r  2)orff  äoge,  ber  trug^  ein  Si?a|en  auff  bem  5Irm,  ünb 
fefiret  bet)  bem  SBierte'  e^n.  ®er  SBiert  fraget  j^n,  tüa§ 
boc^  biefe§  für  ein  %i)kx  fetie«:  er  fpra4  e§  [207]  fet) 
ein  STcdupunb.  9?un  waren  bie  SO^dufe  gu  Saleburg''  fo 
f)eimlic^  önnb  gam,  baB  fie  aud^  bor  bcn  Öeutten  nic^t 
me^r  flofien,  luffen  be^  tag  t)in  önb  i)er  oI)ne  atteS^o 
fc^emen:  barumb  liefe  ber  2öanbcr§mann  bie  Sa|e"  lauffen, 
bie  erlegt  alfobalb  12,  im  betifein  be§  S5?ierte§  ^^  ber  9J?dufen 
gar  öiel. 

%U  folc^e^  ber  Gemein  burcf)  ben  2Bicrt  angegeiget  i-^ 
warb,  fragten  fie  ben  3Jianx\,  ob  ber  9J?auB^unb  feil  luere^^ 

l©6I)nIeinW  2  ©cbiltbörger  B  SBtfecnburgerW  3  ber= 
tcrberben  A  berberben  BW  4  faufftcn  W  5  bte  äu  (2d)t[bc  B 
bte  Sötßenburger  W  6  truqe  BW  7  SBirtb  W  8  fct)  W 
9  ©cbtlbe  B  2öi^enburg  W  10  aEen  W  11  taö  W 
12    alsbalb   BW  13   2Birt§    W  14   angezeigt   W 

15  nach  feil  toere  folgt  in  W  (für  S.  142, 1  bis  S.  143, 24 
in  AB):  gaben  jbm  barneben  bie  beften  Söort,  Iractirten  j'qn 
gar  f6ftlid),  ob  fie  jbn  ba^u  bewegen  fonbten,  ba\5  er  jnen  bie 
^afe  lieffe  gufommen,  mit  bem  (grbieten,  fie  toolten  jtim  barömb 


*)  Quelle  ist  Schumanns  Nachtbüchlein  II  (S.  lOf.)  2}on 
ben  bamren  in  etm  borff,  l)tt)]t  (Sanfelofen,  ein  me^l  bon 
@6bbingen,  unb  irer  einfalt,  vgl.  dazu  Bolte's  Nachweise 
S.  383  f.  Der  Zug,  dafs  mit  einem  Spiels  nach  der  Katze  ge- 
stochen wird  und  dafs  deren  Geberden  besondere  Furcht  ein- 
flöfsen,  stammt  wahrscheinlich  aus  der  verwandten  Geschichte 
SSon  ber  eulen  äu  $)3ein  in  Kirchhofs  Wendunmuth  1, 167 
(S.198f.). 


142 

fie  lüotten  jJ)m  ben  tt)oI  6e§at)Ien.  @r  anttüortet,  er  fet) 
j^me'  ätcar  nid^t  feil:  biemeil  fie  aber  fein  fo  notmenbig, 
fo  ■  lüolle  er  j^n  j^nen  rec^t  merben  laff en,  tüonn  fie  toolten 
borumb  geben  ioa^  rec^t  fe^e^:  forbert  berolücgen  f)unbert 

geben,  toaS  er  iDolte.  ®er  gute  (Sd^IucEer  Qthaä)tt,  ba§  ftnb 
Seut  für  mic^,  tc^  mu^  ben  23ten  fdE)neiben,  toeil  er  nod)  §ontg 
^at.  S;er0^alben  madte  er  fic6  gar  t^etocr  mit  feiner  ^a^en. 
^ocf)  enbtiicö  au§  groffcm  ä)MtIet)ben,  tote  er  ftd)  eufferlid) 
ftellete,  fcblug  er§  ibnen  an  ein  grofe  ©elbt,  toelc^c^  fie  jbm 
bann  toilliglicb  gaben,  bancfctcn  ibm  nocö  bar^u  mit  bem  ®rs 
bieten,  mann  tmb  gn  toeldjer  3eii  er  ettoan  bet)  j^nen  burcbgiebe, 
fo  folt  er  fie  bei)  Iei)b  anfprc(5en,  fie  molten  jbn  aEjeit  ein  Sth^ 
önb  23rDb,  bnnb  toa§  ba§  ©au§  bermag,  aufffegen,  bann  bie 
Tlau^  betten§  inen  fonft  boci  gcffen.  Dlun  ber  gute  <öcömartcn= 
bal^,  als  er  ha^  @e(bt  empfangen,  machte  er  nid)t  lange  9JJift 
ba,  bann  er  batte  ®org,  fie  mürben  jbm  ben  ^auff  lüicbcrDmb 
aufffagen,  miemol  bie  aßi^enbürger  ficb  beffen  mebr  üor  jbm 
beforgten.  'Seromegen  fie  ibn  aucb  ntc^t  mieber  feinen  SSillcn 
toolten  auffbalten,  fragten  Jbn  aud)  ntt  fernere  bon  ber  ^a^en 
Statur  önb  (Selegenbeit.  2ll§  er  aber  ein  ©tunbt  ober  gtoo  btn= 
toeg  getoefen,  fiel  i^nen  allererft  ein,  toaS  bocb  bie  2a^  immer« 
mebr  freffen  m6cf)te.  Serotoegen  lieff  ber  58urgermeifter  alfo 
balbt  bin  ünb  blie^  ba§i  gemeine  Sorffborn,  aufe  allen  feinen 
^rv^fften  bret)mal,  bafe  er  mtter  bem  SIngeficbt  Secbfcbtoar^  toar: 
ba  famen  fie  alSbalbt  alle  mit  cinanber  gelauffen,  al§  toann  fie 
i^etocr  auff  bem  §al§  betten,  toelcben  ber  Surgermeifter  befahl, 
fie  folten  gefcbminbt,  fo  lieb  al§  er  jbnen  toere,  binauf?  auff  bie 
Straffen  lauffen,  bnnb  feben,  ob  fie  ben  trembben  itaufberrn 
toibcromb  f&nbten  antreffen  inib  jbn  fragen,  toa§  bie  S?ag  bocb 
freffe.  S)a  bette  man  Söunber  gefeben,  toie  fie  lieffen.  (Snbtlicb 
erfabe  jbn  bcfe  §ej:elfcbneiber§  (Sobn,  beffen  toir  balb  in  aüem 
guten  gebencfen  toerben,  toelcber  aud)  baffelbige  3abr  einen 
§amel  mit  ßauffen  getounnen  batte.  '^^erotoegen  rieffe  er:  bola, 
bola:  2)er  gute  ©cblurfer  aber  mit  bem  @elt  bacbte,  fie  toerben 
mir  ben  ^auff  nicbt  baltcn  to6tten  bnb  ba§>  (Seit  toibernemmen, 
berotoegen  fieng  er  aucb  an  su  lauffen,  fo  faft  er  m6cbte:  Stber 
befe  §ejelfcbneiber§  ©obn  rieff  immer:  bola,  ijola,  toa§  frift  bie 
^a^.  Sllg  nun  ber  @d)lucfer  folcbe§  b^^ret:  toanbte  er  ficb  bmb 
önb  rieffe,  Statten  bnb  Wlhn^.  Slber  be§  $ei-elfcbneiberS  ®obn 
»nb  bie  anbern  üerftunben,  er  beüe  gefagt:  ßanb  önb  ßeut, 
2)erotoegen  giengen  fie  gan^  traurig  toiberümb  ju  ben  ibren, 
geigten  jbnen  an,  toa§  für  ein  fcb^^blicb  Sbier  fie  an  ber  Äa§en 
betten,  benn  e§  freffe  Sanbt  onb  ßeut,  barauff  bann  alSbalb  ein 
groffe§  Sßebeflagen  bnter  ibnen  entftunbe,  giengen  alSbalb  su 
9Jabt,  toie  fie  bie  ©acben  toolten  angreiffen.  ®ann  fagten  fie^ 
je  einer  jum  anbern:  1  jbm  B       2  fei)  B 


143 

©ulbeni  borfitr.  S)ic  ^Sotüren^  traten  frol),  ha'^  er  nii^t 
nte^r  geforbert  J)ette,  tnarben  mit  j^me  be§  ^auffe§  ein§, 
j^me3  ba§  f)aI6e  alfo  par  juerlegen,  ba§  übrige*  @elb 
folte  er  über  ein  'i)albt§>  \av  fommen  ^oten.  ^3IIfo  föarb 
Oon  bet)ben  t^etlen  ber  fauff  eingefc^lagen,  biefem  ba§ 
^albe  ®elb  gegeben,  fo  trüge  er  j^nen  ben  [208]  Wan^" 
^unb  in  j^r  S3urg:  barinnen  fie  j;{)r  (betreibe  f)atten  tigen, 
ba  auc^  ant  me^rften  9)?dufe  getoefen.  ®er  Söanberer  jog 
e^tenbS  mit  bem  @elb  ^inmeg,  förcE)tet  fid^,  ba^  nichts 
etttian  bie  Salen^  ber  tauff  gereioen^,  ünb  [ie  i^m  ha§ 
(55elb  miber  nemmen  mochten:  ünnb  im  geilen  lugt^  er  offt 
^inberficf),  ob  jtim  nidit^  jemanb  nacfie^Ie. 

9Jun  Jjatten  bie  93amren'-  öergcffcn  jufragen,  n)a§  ber 
9Jiau§^unb  effe:  barumb  fc^icfen  [ie  bem^  2Banber§man  in 
tt)l  einen  nac^,  ber  jn  be^alben  folte  fragen.  2II§  ber 
mit  bem  ©elb  fa^e,  ba§  \^m  jemanb  nac^et)Iet,  e^tt  er 
befto  me^r,  alfo  bo^  j^n  ber  Jöatoer  nic^t^  ereljlen  moc^t, 
barumb  fc^rep  er  jf)m  oon  ferne  ju:  2Bo§  jffet  er?  ma§ 
jffet  er?  S^ner  ontmort,  2Bal  man  jm  gibt^o,  ma§  man 
jm  gibt.*)  S)er  Söaiorn  ^atte  üerflanben,  er  i^aht  gefagt, 
SSie^  ünb  Seut,  SSie^  ünb  leut:  fe^[ret]  beromegeu  inn 
groffem  ünmu^t  föiber  ^eimb,  ünb  jeigt'^  foI(^e§  feinen 
gnebigen  ^errn^s  an:  meiere  barab"  fetir  erfc^raden,  ünnb 
fprad^cn:  SBann  er  feine  SJJdufe  [209]  me^r  gufrcffen  f)at, 
fo  tüirt  er  barnac^  ünfer  SSie^e  freffen,  ünb  enbli(f)  ünä 
felb§i5^  ob  mir  j^n  fc^on  mit  ünferm  guten  ©elb  an  ün§ 
faufft  öaben.  $Rt)atfd^Iugen  beroroegen,  bie  ^a^  jutöbeni^: 
aber  feiner  molt  fie  angreiffen.  S)arumb  mürben  fie  r^atS, 
fie  in  bem  @c^Io^  mit  gemer  juüerbrennen:  bann  e§  mere 
beffer,  ein  geringer  fc^aben,  aU  ba^  fie  alle  folteni^  ümb 
Se^b  ünb  Seben  fommen.    Sllfo  sünbeten  fie  ha^  ©d^Ioft  an.. 

1  mibm  B        2  23atDern  B        3  \tyn  B  4  öberige  B 

5  nit  B         6  bie  ßalen  fehlt  B         7  geretoe  B  8  fal^e  B 

9  ben  B          10  gib  B          11  23atrer  B  12  geuget  B 

13  Ferren  B  14  barob  B  15  felbft  W  16  t&bten  W 
17  foHen  B 


*)  Bei  Schumann:  toa§  man  im  get)t,  wie  auch  in  jüngeren 
Drucken  der  Schiltbürger  eingesetzt  wird. 


144 

S)a  aber  bie  ^a|  ba§  gelor-  ji^merfet,  f^range  jie  ju 
einem  gdnfter  aufe,  fam^  barbon  ünb  flofte  in  eine§ 
Säten  ^au^^;  ia§  Sd^Io^  aber  üerbran^  U%  auff  ben 
beben  iiinlueg. 

9ctemanb  wor  je  dng[ttger,  aU  bie  Salen^  bie  be^ 
9}?au||unb§  nid^t  tonten  obfommen:  f)ielten  berortJegen 
ferner  r|at,  ünb  faufften  ha§  ^an\t^,  barinn"'  bie  ^a^e« 
toax,  and)  an  fic^,  ünb  gunbten^  c§  aiid§  an.  Slber  hk 
^a^  entfi^rang  auff  ba§  %ad),  fa^  ha  ein  tneil,  bnb  mu^et 
fiel,  n)ie  bie  Siurren^en  ^jffegen  gutiiun  i**,  mit  bem  2:dplein 
über  ben  go))ff:  ba§  berflun]210]ben  bie  $8amrcn",  aU 
bie  Sa|  ein  i)anb  auffiiübe  i-,  önnb  einen  (St)b  fciimure, 
ba^  fie  folc^el  nid^t  molt  üngeroc^en  laffen.  2I(ba  molt 
einer  mit  einem  langen  @pie|  nad^  ber  ^a^en  geftodien 
l^aben,  fie  aber  ergrciffe  ben  Spie^,  unb  fieng  an  baran 
l^erab  gulauffen,  bcffen  ber  Sale'^  önnb  bie  gün|e  ©mein^* 
erfc^raden,  barbon  luffcn,  bnb  bag  gelber  brennen  lieffen. 
SSnb  biemeil  bem  '^m^v  niemanb  gcmcf)ret,  noc^  baffelb 
gelofdien  ^at,  berbrennet  bal  gan^e  S)ßrff  bi^  auff  ein 
§au^,  bnnb  iam  gtcid^mol  bie  Ua^  barbon:  bie  S3aureni^ 
aber  maren  mit  2Bet)b  bnb  ßinb  in  einen  SBalb  gefto^en. 
2)amalni6  berbrennet  ouc^  j^r  ®an|Iepi':  alfo  ba^  bon 
j§ren  ®ef(i)ic£)ten  nidötg  orbenIi(^e§i^  mef)r  berjeii^net 
gufinben. 

[45.  Cap.] 

[211]   2Bie   bie  Salen^   rbatfd^Iugen^^,  anbere 
mo^nungen  gu  fuctien,  bnnb  alle^o  ^inmeg  gogen. 

®ie  Sole  5  maren  angftt)offt,  mußten  nid^t  ma§  f)ierin 
5U  tf)un  ba§  befte  mere.  ^^vc  §dufcr  marcn  berbrent^i, 
^aal  bnnb  @ut  bamit:  @o  muftcn  fie  \iä)  für  bem  leibigen 

1  f^etoer  BW  2  fame  "W  3  ein  anber  §auB  BW 
4  berbranbe  W  5  @ct)tltb6rger  B  SBtgenbürger  W  6  ^aü% 
BW  7  bartnncn  W  8  ka^  W  9  ^Anbeten  W  10  h)ie 
jr  geöjonbeit  aar  BW  11  »atoern  BW  12  auffbube  W 
13  ßale  fehlt  BW  14  ©cmein  BW  15  SöatDcrn  B 

16  ®amal§  W  17  (Sangelel)  W  18  orbcntlicbeS  W 

19  rablfcblagen  BW         20  aUe]  etliche  W        21  üerbrant  W 


145 

9iurren|  beforgen,  aU  todd^tv  einen  i  ($t)b  gef(^n)oren  Ijette, 
fi(j§  an  i^nen  §urec^en:  fud^en^  beroiüegen  xi)at,  önnb  finben 
nti^t  6effer§,  bann  t>a^  fie  anbere  2öoi)nungen  füllten, 
\)a  fie  für  bem  SJfauB^unb  fieser  roo^nen  mochten.  5lIfo 
üerlieffen  fie  jf)r  SSatterlanb  3,  onb  gogen  oon  einanbern^ 
einer  ^ie  mit  3Bet)b  önb  ^inb,  ber  anber  bort  I)inau§, 
lieffen  fid^  an  dil^  orten  niber,  önb  pftan^tenö  jf)re  3"<^t 
toeit  önb  6reit  au^^. 

SSnnb  e§  gieng  eben  bamatn^  mit  ben  Säten'',  wie 
man  öon  einer  ©tatio  pf[egt  jufagen:  barinnen  fe^  ba§ 
^urnfiaufeii  öer6runneni2,  aber  bte  guncfen  in  alle  |)dufer 
geftoben.  Sllfo  gieng  i3  e§  mit  bifen  auc^.  S)onn  [212] 
rooi^  fie  fi(f)  nieberlieffen,  ha  geugeteni^  fie  Sperren,  gleid^ 
ttjie  fie  Starren  waren,  ^a^er  faget  man  ^eutig^i*^  tage§ 
öon  fo  öiel  ndrrifcfien  Söarareni^,  meldte  t)in  önb  toiber 
tt)o^nen,  önb  öiel  lüunberlic^er  33offen  reiffen:  njelc^e  alle 
eintroeberS^''  öon  bifen  Solen"  abfommen,  ober  aber  fotc^e 
ndrrfc^ei-'  SSoffen  öon  benen  gelernt'^o  önb  ererbt  ^aben, 
ttjelc^e  fic^  be^  jnen  ^aben  f)au^f)dblid^  nibergelaffen. 

58et)  welchem  bann  augenfc^einlid)  jufe^en,  tok  ein  fo 
erblid^  bing  e§  fe^e"^i,  ömb  hu  DIarret)""  onb  S:^or^ 
^eit:  önb  n?ie  fo  balb  einer,  fo  fid^  j^rer  annimmet^s, 
barüber  jum  Säte  2*  merbe,  önnb  fid^  nidEit^s  anberft"-^ 
bamit  befubte^'?,  at§  mann  er  ^at'-^^  angeri)üret  ^ette. 
^etd§e§  bann  menigtic^em  jur  marnung  bienen  foU, 
bamit  er  fid)  miffe  barfür,  aU  öor^s  einem  tad^enben 
©ifft  äu^ütenso. 


1  ein  BW  2  fuct)ten  W  3  nach  2Satterlanb  steht 
in  W:  aufgenommen  i^rer  mentg,  toelc^e  etraaS  ^er^^afftiger 
ttaren  al§   bte  anbern  4  einanber  W  5  öielen  W 

6  pflanzen  B  7  aufe  fehlt  W  8  bamal§  W  9  @c6tlt= 
bürgern  B  2Bigenbürgern  W  10  Stabt  B  11  ^uren* 
l^aufe  W  12  üerbrennet  W  13  gtenge  W  14  too  BW 
15  sengten  B  16  beutigeS  B  17  Sairern  BW  18  ent= 
ineberS  W  19  närrifc^e  BW  20  gelernet  W  21  fei)  BW 
22  iJiarreret)  W  23  anntmpt  W  24  (Scbiltbürger  B 

SBifeenbürger  W  25  ntt  BW  26  anber§  W  27  be= 
fubele  W  28  S?ot  BW  29  für  W  30  nach  gu^üten 
steht  in  W:  @nbe  befe  ©rften  23u(^§  (das  folgende  fehlt) 

Das  Lalebucli.  ;J^0 


146 

2Bem  (Sott  gibt  bafe  er  ift  flug  bnb  mt)§, 
Sel)§  bnb  flug  3' bleiben^  fidö  befleiß 

SSer  ficö  felbS  tl)ut  sum  9larren  madöen, 
®effelben  foU  man  bxüid)  lachen. 

SSart  btfe  ha^  Stlter  fompt  mit  fug, 

2)u  ioirft  alS  bann  noc^  ftnbtli(^  gnug". 

[213]  Sft  flijo  ber  9f?omen  önnb  Stammen  ber  Salen 
äu  Saleburg  ^iemit  abgangen,  ünb  gar  au^geIofc|en:  boc^ 
ift  jf)r  S^or^eit  dnb  9^arret)  (tt)eld^e§  ha^  befte)  öber- 
geblieben,  onnb  üiedeic^t  mir  önnb  bir  ouc^  eine  guter 
t|eil  baröon  n)orben.    2Ber  Jueift  oH  nid^t  toatir  ift?^ 

@nbe  ber  |)iftorien  üon  ben  Solen  ju  Soleburg*. 

1  gubleiben  B  2  genug  B  3  Zeile  7—11  fehlt  B 
4  «Sdöiltbürgern  in  SKiSnopotamia  B 


Beigaben. 

1.  Das  Vorwort  der  Schiltbürger. 

[5ttj]   SSorrebe  an  ben  Sefer. 

9Zicf)t  önbiEidö  m6($te  einen  tounber  netimen,  toorumb  bod) 
bicfe  borl^abenbe  §i[torien  öon  ben  fremben  2(ufeIÄnbtfcöen  @cf)tlts 
bürgern  bifefier  fo  lang  bnüerbunft  üerblieben  fct),  ba  boc^  fonften 
nichts  ba!^inben  bleibet,  toa§  etiüan  bencfroirbigeS  lüol  m&d^te 
auffgeseic^net  tterben,  ättar,  idj  fan  beffen  felber  nicftt  in  Slbreb 
fei)n,  bafe  folc^e§  gar  önbillic^  fet).  Hber  tok  fan  man  j^nt 
tt)un,  toem  folte  man  bie  Scöulbt  geben,  i^inen  ben  ©döiltbörgern 
gmar  nic^t,  bann  [te  f)aben  fic^  rtjegen  anberer  ^oi^en  (Jalecutifc^en 
©efc^Äffte  önnb  9^ad)bencfen§,  be|  @(^reiben§  t)nb  auffäeid^en^ 
nic^t  grofe  geaditet,  ba^  fie  aUe  jre  Sfiaten  auffgegeidönet  l^etten, 
©onbern  fie  Iiaben  [ic^  algeit  pflegen  compendiornm  ünnb  guten 
t)ortt)eilen  gebrauiiit.  Sllfo  ha§>  fie  e§  mit  bioffen  23ud)flaben 
fonbern  mit  anbern  bebeutlic^en  fachen  i^aben  auff  jre  dla<ij= 
fommen  hxa<i)t,  tod^t  fie  bann  gemeinlid^  auff  bcr  oerflorbnen 
©rabftein,  bon  tDeid^em  ßet^men  gemalt  mit  ben  f^ingern  ge= 
geic^net  I)aben.  ®araufe  bann  nit  menig  jljrc  ^oljt  SSi^  ift  ab= 
gunemen,  in  bem  [Slij^^]  fie  mit  jrem  fubtiten  ^ingerlein  bie 
Segmente  @rabftein  gan^  fubtiel  befe  25erftorbnen  t^un  bnb 
mefen  abgeriffen  f)aben,  toann  ber  2et)me  nod^  toeicf)  getoefen, 
i>a  fonften,  mann  fie  hcn  Seijmen  betten  laffen  i)axt  toerben,  fie 
ben  2)orfff)üter  Kolben,  lüeldier  unten  eine  ©tacfieln  ^at,  ein 
balben  Zentner  3.  quintlein  onb  72.  grana  fc^mer,  ober  eine 
ipemgabeln  bargu  muffen  braud)en,  tinb  bie  (Srabgeicften  auff 
gebeerten  (Stein  fted&en,  aud^  I)aben  fie  barneben  ein  fo  gut 
©temori,  ünb  nic^t  ein  fo  plumbum  ingenium,  toie  ettoan  etc. 

10* 


148 

gehabt,  ba^  lüaS  einer  t)on  feiner  S^'inbSfinbern  ^at  I)6rcn  er* 
i5e^Ien,  Ijat  er  baffelbig  etUrf)  fiunbert  ^ai)x  l^ernacö  feinen  2Sor= 
fa^^ren  bon  SSort  gu  SBort  fo  geiüife  f&nnen  erjelilen,  al§  lüann 
er  e§  üor  ®rfd)affung  bcr  2öelt  :^ette  ge:^6rt.  §aben  alfo  j^re 
©ad&en  atfo  I)eimlid)  geljoltcn,  ha^  fein  3Jienfd)  imt  bcr  gangen 
2BeIt  foI(f)e  Don  inen  l)ette  f6nnen  erfaljren.  S3ife  enttid^  ber 
^6nig  ex  terra  ignota  fo  and)  gleid)fall§  eineS  breiten  2}er= 
ftanbl0  ift,  bon  i^nen  getreumet  f)at,  tcelctier  fo  balb  3.  feiner 
S'örnembftcn  Didtiien,  beren  ber  eine,  ein  @d)leiffcr,  ber  anber 
ein  ^ejelfd^nciber,  ber  britte  ein  @cE)Iottenfeger  ge[2tiij]niefen. 
Senfeiben  bret)en  l)at  er  befei^l  get:^an  aufesugietien  nad)  SBeQ= 
rächen,  neben  23topia{)er,  ünb  immer  fort  giefien,  bifs  bafe  fie  in 
eine  Sanblfd^afft  fel^men,  ba  fie  bebündfen  tturbe,  ha'^  fte  bretj 
anbere  j^ncn  an  ^o^em  bnb  breitern  S^erftanb  gleid)  antreffen 
iDÜrben.  SiJun  bie  brei)  obgebadöte  ©efanbten  t)abcn  fid&  nit 
lang  befonnen,  fonbern  ein  jeber  feine  SBercEftatt  bber  ben  §alfe 
genommen,  bnb  nad)  langen  Steifen  entlid^  gu  (Salacuten  an* 
fommen.  2ll§  fie  nun  bafclbft  bmb  manberten,  ift  eben  ber 
©cf)ultf)ei^  mit  Staljmen  Seufrieb  £6bel  mit  feinen  SSnterfaffen 
SU  9xa^t  gangen,  dlad)  bem  aber  nid)t  alle  gu  beftimt  ber  Qcit 
erfdiienen,  ift  ber  ©djult^cife  in  feinem  ©inn  gang  ^ornig 
morben,  onnb  baö  ©Auifiorn,  ba  er  eben  ben  ©amen  f)atte  mit 
auBgcblaffen,  inn  feinen  fÄuberIid)en  Wlnnb  genommen  onb  ber= 
maffen  geblaffen  ba^  er  gang  fd)marg  Jüarb.  'S)a  lieffen  fie 
mit  allen  frÄften  ^inju,  bafe  fie  fic^  fc^ier  gu  tob  gelauffen  i^atten. 
®a§  gefiel  bem  ©djult^eiffen  gar  mol,  önnb  fagt  gar  ©rauitetifc^: 
Sllfo  mu^  man  md)  Ä^errn  i^erbet)  bringen  jr  grobe  5?nolIen. 
9iun  mar  e§  an  bem,  bafe  eben  bie  ©d^mein  folten  aufefaliren, 
meld)e  ber  [Slüfb]  ©c^ultlieife  burd)  feinen  Vice  @i\tol)irten  bie» 
meil  lieffe  aufefi'i^ren,  23ife  er  mit  feinen  dtai)t  @ad)en  fertig 
mürbe.  2ü§  aber  bie  ©c^mein  bei)  ben  3ial)t5aufe  ffirüber  giengen, 
begunben  fie  fidö  baran  gu  reiben,  barbon  bann  ba§>  gange 
9ia^tt)au§  erfd)üttert,  bnb  treil  gubeforgen  mar,  e§  m6d)te  ötel= 
Ieid)t  burdö  folcö  ©cftüttern  ümbfaHen,  l^at  ber  ©d^ullfieife  ge= 
fdötoinbt  bie  Slnorbnung  getban,  nnnb  an  bie  bier  %den  be§ 
Sial^tfiaufe  feine  anmefenbe  9{al)t§l)errn  geftalt,  bie  l)aben  mit 
i^rcn  §üten  in  mangelung  ber  Kolben  ben  ©^meinen  muffen 
mel)ren,  ba^  fie  nid^t  baran  gerieben  Iiaben.  2)emnadö  al§  bie 
©cfjmein  fürüber  famen,  finb  fie  gu  9ia^t  gangen,    ©ie  f)aben 


149 

aber  feine  (Stiegen  am  Dta^t^^aufe  gefiabt,  berircgen  tcar  fd^on 
albereit  befe  8cf)ult^eii'fen  c^ned)t  broben  ünnb  liefe  ein  ©eil 
i^erunber,  tinten  bran  ein  ftarcfer  SJnebel,  barauff  ficft  einer  nac^ 
bem  anbern  fe^en  muft,  fo  tüanbe  er  fie  an  einer  Sioüen  f)inauff. 
®ie  bret)  frcmbben  Slbtjefanbten  ftunben  tinb  üergaffen  ire§ 
2RauI§  ünb  üertounberten  fid)  über  bie  maffen,  ba^  alle?  jo 
orbentlicf)  angeftellt  toar.  Semnac^  :^aben  fie  leic^tlic^  f^nnen 
afnemen,  ba^  fie  alba  i[2liiii]re§  gleichen  tt)ol  tüürben  finben 
f6nnen.  '^od)  bamit  fie  3uuor  ettoaS  üon  jrer  2ßeifef)eit  erlerneten, 
e^e  fie  ben  (Scbult:^eiffen  anrebeten  finb  fie  erft  auff  ben  ^irc6= 
f)o^  gangen,  Dnnb  alba  bk  ©rabftein  befe^en,  bnb  nac^  ben 
fie  fa^en,  ba^  foldje  fo  fnbtil  ausgegraben  toa^ren,  finneten  fie 
jfim  nacö  ü)a§  folcö§  boc^  in  fic^  ^ette.  (Snblic^  befunben  fie  in 
jrem  breiten  SSerftanb  ba^  auff  einc§  jeben  ©rabftein  fürglic^ 
öerjeicfinet  icar,  tüorinne  ein  jeber  excelliert  fiabe.  31I§  too  ein 
3JJiftgabel  gegraben  toar,  tourbe  baburc^  öerftanben,  ba^  ber* 
felbig  auff  mift  fic^  xdoI  öerftanben  ^ab.  2Bo  ein  @.  gegraben 
mar,  toarb  berftanben  ba^  berfelb  bk  SÄttftall  tool  ^ab  fegen 
f6nnen,  bnnb  bergleicbcn.  S;emnacö  l)aben  fie  fidö  gum  9tabt= 
:^aiife  öerfögt,  bnb  Slubieng  gegen  bem  6cgult:^eiffen  begert, 
melc^g  jnen  nacf)  langem  bebenden  DnbertfiÄniglid)  erlaubt  toorben, 
alfo  finb  fie  nacbeinanber  auff  ben  S?nebel  gefegt,  ünb  fic^  ^inauff 
laffen  sieben.  9hin  mar  e§  an  bem,  ba§>  j^rer  einer  folte  ba§ 
Söort  tbun,  olfo  nacb  langen  reuerengen  ^at  ber  ©cbleiffer  alfo 
gegen  ben  Scbultbeiffen  angefangen  jureben:  2Bir  breg  ©efanben, 
3d)  SJunftreicber  SJkffer,  <Scf)erer  Seifiel  [Stiiij'^]  ©cbleiffer,  mit 
meinem  runben  ©cbleiffftein,  ünb  mein  (Sefetl  binben  auffgeröcfter 
ünnb  forn  niber  gebficfter  ©tro  ober  ^ejelfcbneibcr,  fampt  bem 
aucb  §ocbfteigenben  ünb  ünüer^agten  ©^lottenfeger,  fommen 
aufe  ferrnen  fianben  ju  eucb,  §crr  ©etofrieb,  ber  fein  ©dmborn 
ftard  blafen  fan,  ünnb  ber  fei[ne]  ©Ämgeiffel  fcbtoang  üon  2luff= 
gang  ju  DHebergang  unter  ünb  glüifcben  ben  ©Ätofiften.  2ll§  er 
aber  meiter  reben  lüolt,  übermug  jn  ber  (gcbleiffftein  ba^  er 
^inber  ficb  surödE  binab  fiel,  ünb  t^et  fo  einen  fiarten  fall  ba% 
er  befe  reben§  üergafe.  2ll§  er  ficb  aber  miberumb  ein  menig 
ermuntert,  baten  fie  jn  er  folte  in  feiner  angefangenen  Siebe 
fortfahren,  er  aber  fönte  fid)  nit  regen,  ba  mercften  fie  ba^  er 
ein  9tipp  entätoei)  gefallen  bette,  berfjalben  funben  fie  gefrf)totnb 
einen  ?fiai)t,  mie  jm  m6cbte  gcbolffen  toerben,  ünb  S?nebelten  jn 


150 

lüibcrumb  ^tnauff,  bnb  ha  fie  j^n  i^inauff  brad^ten,  lieffen  )ie 
j^n  toiberumb  :^enmter  ^alitn,  alfo  fiel  er  ba§  SHipp  totberumb 
gu  rec^t,  ha  erma^neten  fie  jftn  obermaI§  er  folte  in  feiner  Siebe 
fortfaiiren,  ba  anttoortet  er,  5lcf)  e»  tft  mir  inn  folc^em  fd)rccEen 
entfallen,  ba  lieffen  fie  alle  tieim  ju,  al§  wann  fie  toH  tocren, 
bnb  |atte  ein  jeber  [3{b]  feine  St^auffel,  §acfen,  ßarft  önnb 
alle«  iüa§  fie  I)atten,  ünnb  fiengen  an  jugraben  an  ben  ort  ha 
er  gefallen  malir,  auff  bafe  fie  feine  Siebe  bie  jm  entfallen  toar, 
ttiiberumb  ffinben  f^nnen,  nad)  bem  fie  aber  etlicbe  üiel  ^lafftern 
bieff  gegraben,  ^abcn  fie  boc^  nichts  gefunben,  ba§  tl)et  jn  gleid)* 
ttül  fef^r  toebe,  ha^  fie  nichts  fnnben  Ratten,  bocb  fiel  jnen  in 
jren  Sierftanbt  fo  batb  ein,  ha'ii  man  hav  Socb  ju  etmaS  anber§ 
f6nbe  braueben,  önnb  giengen  bemnacb  SU  Siabt,  önb  befcf)loffen 
einen  bronnen  baraufe  gumacben,  nacb  bem  fie  aber  nit  miffen 
fonbten,  toie  bieff  ber  Srunn  mürbe  toerben,  baben  fie  eine 
Stangen  über  bj  2ocb  gelegt,  baran  bat  ficb  ein  Satoer  mit 
bet)ben  §enben  angebengt,  an  bcffelben  fyufe  bat  ficb  ein  anberer 
Samer  gebengt,  önb  alfo  fortan  jmmer  einer  an  beß  anbern 
%u^,  enblicb  ^at  e§  ben  i^berften  to6llen  gu  fcbloer  merben,  bat 
bermegen  feinen  anbangenben  gugeruffen,  jr  lieben  9iacbbaurn 
baltet  eucb  feft  icb  mufe  ein  mol  in  bie  §anbt  fpeu^en,  al§  er 
nun  inn  bie  §anb  mcUen  fpeugen,  bat  er  bie  ftang  nit  miber= 
umb  erreicben  f^nnen,  finb  alfo  ober  einen  bauffen  gefallen. 
3Ba§  fott  man  tbun,  e§  fan  tool  einen  anbern  aucb  feblen. 
Gnbtlicb  bielten  fie  aucb  9iabt,  mo  fie  mit  ber  aufege=[2lt)'^] 
grabnen  Srben  bin  folten,  önb  nacb  langem  bmbfragen  bat 
einer  ben  Siabt  geben,  man  folte  ein  Socb  macben  önb  bie  @rbe 
brein  füren,  %it  anbern  baben  einanber  angefcben,  onb  ben 
(Sad^en  dtoa^  miber  nacbgebacbt,  enblicb  i)at  einer  angefangen, 
©^  mo  folten  mir  aber  bin  mit  ber  (Srben  toelcbe  mir  auB  ben 
ßocb  graben  merben,  Slntmort  berfclbig,  (5t)  fei)b  jbr  nicbt  groffe 
Slarrn,  2)iann  mi'ifte  ha?>  ßocb  befte  gr^ffer  macben,  bamit  fie 
aucb  binein  gebe.  2;a  ha§  bie  bret)  SIbgefanben  gebart,  baben 
fie  nit  lenger  alba  motten  üerbarren,  fonbern  gang  fcbamrot 
miberumb  baroon  gebogen,  bann  fie  faben  mol,  bafe  fie  mit  jrem 
SSerftanb  oiel  ju  gering  meren  gegen  folcben  Seuten.  @inb  alfo 
miberumb  ju  jbrem  ^6nig  fommen,  önnb  jbme  Relation  getban, 
toa§  fie  in  Galecutia  üernommen,  hci)  be§  aufeb^ren  fagen,  bnb 
benn  aufe  nacbfinnen  mit  jrem  breiten  Sßerftanb  mit  bem  öorl^eiB, 


151 

fie  toolten  nod)  einmal  fidö  hinein  tragen,  önnb  mefir  baöon 
crfünbigen.  SBann  fie  bann  iriberumb  fommen,  merben  fie  nte^r 
SSerftanbt  bringen,  toeld)e§  aucf^  foHen  an  tag  fommen. 

2.  Das  Torwort  des  Grillenvertreibers. 

[)(ii]   sin  ben  guttüiüigen  Sefer. 

Tlan  pflegt  im  gemeinen  Sprüc^iüort  ^u  fagen:  SJarren 
finbt  audi  Seut,  fie  finbt  aber  nic^t  ßeut  mie  anbere  2eut. 
SSelc^eS  Spruc^iüort  etman  an  bem  jenigen,  fo  foId^eS  gu  erft 
auffbrac^t,  felbft  tDai)x  tmb  erfAüet  ttorben,  ünb  üieHeicftt  eine 
groffe  £f)ort)eit  begangen  i)üt.  dlmi  ift  e§  gaar  nid)t  of)n,  ba^ 
gmifciien  einem  teigigen  bnb  ndrric^ten  SJZenfc^en  ein  groffer 
mercflic^er  25nterfc^eibt  ifi.  Söer  mit  aber  mir  ober  bir  fagen, 
ob  biefer  ober  jener  ein  9'iarr  fetje.  ^ann  hk  9iarr:^eit  fte-^t 
einem  nic^t  an  bcr  ©tirn  gefcf)rieben,  fonbern  ftecft  im  §irn  onb 
§er6en.  dlaä)  bem  aber  fein  2}ienfcö  bem  anbern  fann  in§  §irn 
über  §er§  fefien,  fo  fon  aucö  fetner  nicfjt  fagen,  2)u,  2;er,  3cner 
ift  ein  9iarr.  Gloß  92arr  ift  euffertic^  ein  folc^e  anfefjnlid&e 
^erfon  gettefen,  al§  icf)  ober  bn  jmmer  fein  m6gen,  melcfteS  aufe 
biefer  ^iftorien,  fo  Don  jfim  erge^let  mirbt,  leicfitlic^  abgunemmen. 
®an  at§  er  auff  eine  Qcit  am  ©cftabe  ober  2ifer  be§  2Saffer§ 
tjieng,  bnb  feinen  23el^  anhatte,  fam  jenfe^t  be§  Söaffer»  ein 
58ott  bafier  geritten,  toclcf)er  be§  2Seg§  tierfet)let  t)atte.  "Sers 
f eibige  rieffe  nun  ©laufe  3Jarren  ju,  bnb  fagte:  §err,  fan  id) 
mit  meinem  ^ferbt  burcf)§  [)(ii'^]  2Baffer  fommen?  (5lau§ 
9iarr  antmortet:  5lubi  ja,  gar  mol.  2Ufo  fegte  ber  Sott  mit 
bem  $ferbt  f)inei)n.  (S§  :^atte  aber  ha^  ^ferbt  faum  smeen 
Schritt  fortgetretten,  fie:^e  ba  fiel  e»  fo  tieff  |ienei)n,  ba^  man 
fester  meber  Wann  nod)  ^4^ferbt  mc^r  fa^e,  önb  alfo  mit  groffer 
<Sefa:^r  feine§  Scbcn§  enbtlid)  toibcr  lieraufe  fame.  2ll§  er  nun 
bie  23rieff,  fo  an  ben  dürften  maren,  gelieffert  f)atte,  fragte  jf)n 
ber  i^örft:  tootier  bief eibigen  alfo  nafe  mÄren,  er^e^lte  j^m  ber 
5öott  aßen  §anbel,  mit  2]ermelbung,  e§  mAre  ein  fürnemmer 
SJiann  in  einem  23ei6  am  2}fer  gangen,  berfelbige  ^ette  if)n 
berebet,  man  f6nbte  gar  mol  burcfi  ba§  SBaffer  mit  einem  ^jSferbt 
fegen.  'Sa  mertfte  alfobalbt  ber  fyurft,  ba^  e§  (^lau^  dlavx 
tcerbe  gemeft  fel^n,  liefe  jl)n  beromegen  befc^icfen,  bnb  fragte  j§n, 


152 

irarumb  er  biefen  ^oiUn  alfo  ünrcrf)!  Berichtet  l^ettc.  Sfnltoortet 
er:  iDa§?  folte  tc^  j^n  bnrerfit  berichtet  haben,  trarömb  ift  er 
mit  feinem  $ferbt  alfo  önbef)6lfflic^  ünb  üngefd)ictt,  ^ab  \d)  bocf) 
mehrmals  ©nben  ünb  @dnfe  fe^en  I)inburcf)  fommcn,  tocldie  bocö 
Biel  fleiner  finbt,  al§  er  bnb  fein  5}3;ferbt,  icaromb  folte  er  ban 
nic^t  ^inburcft  fommen  fet)n,  inann  er  fic^  nur  recftt  barju  gefc^icft 
f)ette.  Söolan,  aEt)ie  ift  nun  bie  ^-rage,  tüdd)cx  önter  biefen 
beleben  ber  toigigfte  gctoefen  fet).  ^d)  fialte  barför,  (£[au§  ^Jiarr 
fet)  ttiigiger  gettefen  als  ber  Sßott,  ftntemal  er  ber  SBernunfft 
Ä^nlic^er  ratiocinirt  Dnb  gefdjioffen,  al§  ber  Sott.  '2;an  er 
argumentiert  nad)  ber  Äunft  ber  Sialecticf,  a  minori  ad  magus, 
üon  bem  kleinem  jum  gr^ffern,  [)(iii]  nemlic^  alfo:  2Bo  ein 
fleine§  2;^ier  nicf)t  erfäufft,  ba  toirbt  and)  fein  groffe§  erfauffen. 

dlun  ift  aber  nod)  nie  fein  fleineS  S^ier,  al§  (Snben  onb 
©Änfe  in  bem  SSaffer  erfoffen.  So  mirbt  ja  auc^  fein  groffeS, 
nemlicö  ein  $ferbt  barinnen  erfauffen.  2}nb  auff  biefe  Söeife 
fiat  er  SOtenfc^licö  Dnb  SSentiinffiig  gefc^loffen,  auff  melc^erlei) 
SBeife  fonft  fein  anber  onüeniünfflig  S^ier  fc^Ueffen  fan. 

2;er  23ott  aber  argumentiert  gar  öntoeifelid),  onb  giemlic^ 
nÄrrifc^,  alfo  ba%  and)  anbcre  önüernünfftige  S^^ier  auff  foldie 
2öeife  argumentiern  onb  fc^üeffen  f^nnen.  S)ann  alfo  fcf)leuft 
er:  Sit)e  biefer  Mann  f)at  einen  fcf)6nen  Jßelg  an,  barbmb  ift  er 
ein  tiornemmer  oerftAnbiger  i^err.  'Siefe  äBeife  ju  argumentieren 
Dnb  3U  fd)lieffen,  l^at  aud)  ein  §unbt  an  fid):  SÖann  ein  23att)er»s 
mann  bei)  einem  $J5ferc^  ^erge^et,  ob  jlin  fc^on  bie  §unbt  ntt 
fennen,  f ollen  fie  j^n  boc^  nic^t  an,  fonbern  laffen  j^n  Dn= 
angefochten  feinen  2Beg  fort  paffiercn,  ttann  aber  einer  mit 
einem  fc^toar^en  2)iantel  baljer  fompt,  t^un  fie  nid)t  anberS,  al§ 
mann  fie  iljn  gerreiffen  molten.  SSobcr  f6mpt  nun  foIc^e§? 
Sa^er  f6mpt  e§.  ©§  finbt  bk  §unbt  Don  i)Jatur  ben  gilben 
gar  feinbt,  meil  fie  fc^mar^e  3}^ntel  antragen.  @o  offt  fie  nun 
einen  Sliann  feigen  in  einem  fc^margen  2)fantel,  argumentieren 
fie  gleich  toie  ber  S3ott.  'tiefer  f)at  einen  fc^marßen  2)Jontel, 
ergo  fo  ift  er  ein  ^iib.  23eil  ban  nun  (Slaufe  9larr  ber  25er= 
nunfft  gemÄB,  fener  aber  nic^t,  argumentiert  Dnb  gefc^loffen  ^at, 
fo  [)(iij'^J  ac^te  ic^  bafür,  Glaufe  3tarr  fei)  in  biefem  %ali  Diel 
migiger  geinefen  al§  ber  23ott,  :^ette  j^m  auc^  mit  gutem  gug 
Dnb  Siedit  feine  Äolben  Dnb  ÄapDen  lieffern  fhmen. 

3u  bem,  fo  tteife  man  ingemein,  ba^  e§  einem  ^ocö  auff= 


153 

gemußt  bnb  berfe^rt  toirbt,  tvann  er  fic^  auff  einem  $)gferbt 
irret:  S)ann  ba  l)at  er  gleidifam  jtoei)  öirn,  fecö§  %ii%  t)ter 
Slugen,  öier  Dliren,  2C.  "^a^er  bann  and)  hie  gemeine  Sluferebe 
mi>  ©nlfc^ülbigung  entfprungen  ift,  meic^S  man  and)  für  gut 
bnb  gnugfam  paffiern  lAft,  nemlic^,  mann  fid)  einer  ettoan  in 
einer  Bad)  gejrret  ^at,  bnnb  man§  jtim  öormirfft,  pflegt  jeber= 
mann  biefe  gemeine  Slu^rebc  ffirjutoenben.  «Siefie  ba,  ifts  jo 
ein  grofe  SSunber,  ba'ß  id)  mid)  gejrret  i)ah,  ftrauc^elt  bod)  tool 
ein  $)Sferbt  mit  bier  pfiffen,  ober  ein  dientet  mit  fec^S  S'"ffenr 
ober  ä  majori  ad  minus.  Si  id  quod  magis  &c.  alfo  fc^lieffenbt: 
2Bann  einer,  fo  jecftS  ober  bier  ^üfe  I)abenbt  jrret,  biel  bing§ 
mirbt  gu  gut  gehalten.  2Barbmb  folt  man  ban  nic^t  biel  e^er 
einem,  fo  nur  gtoeen  g-ü^  ^at,  bnb  etman  fic^  ein  menig  ber= 
fteiget,  etmaS  gu  gut  gei^alten  merben. 

Söeil  man  ban,  mie  obgemelbt,  feinem  an  ber  @tirn  ober 
an  ben  Kleibern  fan  anfeilen,  ob  einer  ein  ^an  ober  leidig  fei). 
Stucö  nicf)t  aütoegen  an  ber  Siebe  fintemal  auc^  (Slani  91arr 
mi^ige  Sieben  nit  einmal^,  fonbern  bielmal  geföl^rt,  ^at  bnb  ber 
gemeine  sßer^  lautet. 

Saepe  etiam  est  olitor  verba  im  ober  opportuna  locutns. 

®a§  ift: 
[)(iiij]    Tlan  füll  nid^t  :^a(ten  bor  ein  ^iarr 
S)cn  bnbefc^eibnen  ©Artenarr, 
2^ann  auc^  bon  j^m  offt  mirbt  getiort, 
3iitf)t  ein  fo  gar  bntoeifeltc^  SSort. 

(So  ift  nun  bie  f^^age,  mie  bann  bie  S^or^ett  ober  2öig  an 
einem  Men)d)en  am  allerbeften  möge  toargenommen  merben. 
Sluff  biefe  f)oc^toicf)tige,  nac^bencflic^e,  bnb  niemall  rec^t  er6rterte, 
f^rag,  nacö  meinem  et)nfa[tigen  SSerftanbt  (boc^  salvo  aliorum 
judicio,  anberer  beffercr  3}iebnung  borbe^altüc^)  oI)ne  25mb= 
fcfimebff,  gri'mbtlicf)  bnb  berftdnbtiicö  ju  antinorten.  «So  fage 
ic^  bemnad),  bnb  gib  bie^  8lntroort,  hierauff,  nemlic^:  2öeil 
feiner  ben  anbern  erfennen  fan,  fonbern  ein  jeber  mit  ftc^  felbft 
§u  tl)un,  bnb  bor  feiner  epgen  Xt)hx  gnug  aufeäufe^ren  ^at:  So 
iDirbt  fid^  ein  jeber  f)alten  muffen  nacö  ber  gemeinen  Siegel: 
Nosce  teipsum,  nemme  bid)  felbft  bei)  ber  Siafen.  ©rfenne  bicö 
bor  felbften,  et)e  bu  über  anbere  bein  3iafen  römpffen  milt: 


154 

Stemme  ein  2)^effer,  önb  ge^e  in  beht  ei^gen  §er^.  SSnnb  ioa§ 
berglcic^en  metir  in  gemein  acceptirte  Dieben  ünb  SSerma^nungen 
fein  mt^gen.  SSann  aber  nun  fid)  einer  felbft  erlerntet,  bnb  in 
fein  et)gen  öerß  ge^et,  ünb  crforfd)et,  ob  er  ein  9Jarr  ober  teigig 
fet).  So  ift  nun  tocitcrS  bie  ?5-rag,  ob  ban  jolc^em  feinem  judicio 
önb  23efcf)Iufe  fei)  ©lauben  ju  geben.  Hie  scabo  vnguem,  ^ie 
beiß  id)  mir  in  ben  Daumen,  ünb  meiB  nid^t,  ma§  id)  antiüorten 
foll.  2)ocö  mufe  icö  fagen,  irie  e§  an  jm  felbft  ift.  (S§  gieng 
auff  eine  3eit  ein  bornemer  S;octor  bei)  einem  2;iriacf§frAmer 
üorbe^,  loeldöer  ban  [)( iiip^]  Diel  9iiil)men§  ünb  S15rallcn§  machte 
öon  feinem  SSenebifdjen  Siriarf.  SlIS  nun  ber  2)octor  na^e  btt) 
feinem  ^ram  fürüber  gieng,  fagte  ber  Sirtacf^frimer  bnter 
anbcrn:  3^  jljr  liebe  Scut,  biefer  a^enebifc^e  Xiriacf  bat  eine  fo 
groffe  tounberlic^e,  ^el)mlid)e,  Verborgene  ßrafft  onb  2Burcfung. 
ba^  id)§  nit  aüc§  ersefalen  fan,  fonbern  e§  ttirb  M§  Söercf  ben 
3)ieifter  loben,  benn  e§  l^eift  Mundus  vult  decipi.  2Snb  mit 
biefen  2Sorten  toanbte  er  fic6  äu  bem  Soctor,  önb  fagte  p  j^m: 
@elt  Domine  Doctor  e§  ift  toa^r.  ^^arauff  fagte  ber  Soctor: 
Sa  ba§  ift  tDaijX.  Xa  manbe  fic^  ber  S;iriacfBfrdmcr  Jöiberömb 
%u  ben  23mbftel)enben,  önb  fagt  ^u  jl)ncn:  Sa  §6rt  j^r  liebe 
ßeut,  ber  §err  S^octor  gibt  mir  meiner  S?un[l  felbft  öffentliche 
^unbtfd)afft,  baraufe  f6nnet  ir  ja  abnemmen,  bafe  id)  feinen 
$8etrug  brauche.  §at  alfo  tiierburc^  einen  groffen  3ula"ff  öe= 
lommen. 

S)iefe§  ^raut  nun  Mundus  vult  decipi,  melc^eS  ju  Seutfc^ 
I)eift:  S:ie  SBelt  miH  betrogen  fei)n,  madift  gemifelid)  in  uielen 
©Arten,  ünnb  ift  fein  ^tteiffel,  ba}i  baburd)  öiel  betrogen  merben. 
Semnad),  bamit  ic^  miberumb  ju  meinem  Sorbaben  fc^rente: 
©leic^  mie  bie  öorgenanbten  ßeut  burcb  ben  2]nüerftanbt  ber 
önbefanbten  2B6rter  finb  betrogen  toorben.  2llfo  merben  öiel 
ßeut  betrogen  burcö  ben  23nüerftanbt,  ba^  fie  nic^t  miffen, 
toarinnen  bie  redite  Söei^bcit  bcftebe,  önnb  bemnac^  in  bem  fie 
fic^  felbft  beböncfen,  önb  in  il)rem  §er6en  bereben,  fie  feqen  fo 
toigig,  bafe  fie  ba^  @ra§  mac^fen,  bk  fliegen  an  ber  SÖanb 
lauften  :^6ren,  [)(D]  önb  mabrnemmcn  ober  geilen  f6nnen,  mie 
öiel  @ör6ng  ein  '\^loi)  t^ue:  80  öerfteigen  fie  ficb  gar  börf)  i« 
ber  2Si^,  önb  betriegen  fid)  felber,  f6nbten  audö  billidier  önter 
bie  S^larrengunfft,  al§  anberS  mo^in  immatriculiert  rterben. 
@old)e§    bat    gnugfam    üerftanben   ber   SDkicolpljifcöe   ®foöu§, 


155 

ban  al§  er  al§  ein  2ei6el)gener,  fanijjt  stoe^en  anbertt  auff  bcm 
2Jlarc£  fei)I  gcBotten  ünb  oertaufft  üjerben  foltc,  auc^  jlirer  jeber 
üoti  ben  tdiiffern  gefraget  U)urbe,  tote  ju  gefc^c^en  pflegt.  2tl§ 
nun  bie  anbern  sireen  auff  bte  %vaQ,  iraS  jic  fonbten,  ant« 
tDorten,  fie  fi^nbten  alle§.  2lucö  enbtürf)  btefe  %taQ  an  ben 
6fopum  get^an  toarb,  anttoortele  er,  er  f6nbte  gar  md)tö,  bann 
ineil  bte  anbern  gtoeen  alle§  fonbten,  fo  fetten  fte  im  nichts 
öbrig  gclaffen.  SBelc^er  ift  nun  önter  biefen,  nemücö  önter  bem 
©fopo  unb  ben  anbern  stteen  ber  iDigigfl  getoefen?  3<^  a<^te 
bafiir,  ber  ®fopu§.  2Bart)mb  aber?  befante  er  boi)  felbft,  er 
I&nbte  gar  nid)t§:  loarumb  foUe  er  bann  ber  ©efc^iiflfte  fet)n? 
3a  eben  barumb  toeil  er  fic^  für  üngefc^iift  ünb  ünüerfl^nbig 
erfanbt  ^at,  ift  er  teigiger  Dnb  gefcftidter  geßjefen.  8ocrate§  ift 
jDol  fo  ein  tüigiger  Biaxin  getoefen,  al§>  einer  jmmer,  alfo  ha% 
i^ra  auc^  ba^  Draculum  folc^eS  3ewö^iufe  geben,  ba^  ber  einige 
©oaate§  toigig,  ünb  üox  anbern  gcletirt  fei).  Hoc  vnum  scio, 
quod  nihil  scio,  ba§>  ift,  ®ife  allein  toeife  id),  bafe  id^  nichts  fan 
ober  toeife.  2)ie  aüer  önlDigtgfte  2)knfd)en  fprecfien  önb  rüt)men, 
laffen  fid)  auct)  bebüncfctt,  fie  fel)en  bie  aller toigigften,  foite  e§ 
[)(ö'3]  barDmb  toaljr  fet)n,  folte  man  jbnen  brDrab  glauben? 
Srei)  ober  Dier  ©rbeife  in  einer  23lafen  maii)en  ein  gr6ffer 
©eriffel,  al§  ein  gang  2}lalter  üoU,  ein  leer  %aji  flinget  all= 
iregen  mef)r  al3  ein  öoEe§.  8oIten  barumb  bret)  ober  öier 
(SrbeiB  beffer  fetjn,  al§  ein  gang  2)Ialter,  ober  ein  leer  %a^ 
a[§  ein  t)olIe§?  3^0  hielte  e§  toarlic^  mit  einem  SOJalter  ©rbeife, 
bnb  mit  einem  siemlidien  groffen  %a^  boU  9ieinifc^en  2Bein, 
©in  anber  mbdjt  toef)len  toa§  er  toolte. 

2lu§  toelc^em  allem  bann  gitugfam  erfc^einet,  ba^  üiel= 
tnel^r  ber  jenige,  toeldier  fiel)  toigig  achtet,  ein  9iarr  fei),  ünb 
billicö  för  ein  9^arrn  foEe  geachtet  toerben.  Sßelc^er  aber  ficö 
für  einen  0larrn  adEitel  (bocö  ba^  er  fidö  nicf)t  gar  3u  gecftc^t 
fteHe)  berfelbige  öor  toigig  bnb  öerftanbig  foU  gead^tet  toerben. 

SBeil  bann  auc^  in  biefer  jegigen  bor^abenben  §iftort)  ünter= 
fcbieblic^e  ^^^erfonen  eingefü^ret  toerben,  toelc^e  ficf)  ettoan  in  ber 
2Big  üerftiegen  baben,  onb  aber  einem  anbern  folc^eS  auc^  tool 
begegnen  fi^nbte,  fo  foU  bemnac^  feiner  ficb  fo  febr  bamit  alfo 
fügein,  ba^  er  ficö  barüber  nit  §u  lobt  la^t.  @r  foH  ficb  aucb 
erinnern,  ba^  er§  eben  fo  tool  aucfi  nic^t  aHtoegen  troffen, 
fonbern  jlim   offtmalg   gefefilet  ^at;  3Snb  ba  er  fid^  nur  ein 


156 

ttenig  :^terinn  bmbftl^et,  toirb  er  leidet  ein  (Sjempel  ober  Ort 
finben,  aüba  er  ein  Notabene  geid^nen,  tinb  ficö  felbflen  hattet) 
fe^en  tan. 

[)(öj]  SSnb  gffieiffelt  mir  ganß  intb  gar  nic^t,  hat  halh  gu 
2lngc)id}t  bic)e§  58ucö§,  biefcr  ober  jener  feine  ©ebancfen  brauff 
fcf)Iagen  ttirbt,  baffelbigc  naä)  gutrucfen  (bann  e§  ift  ber  (5i)ren 
tool  toeiirt)  berfelbige  mag  nur  ein  Notabene  machen  bet)  bie 
^iftori)  bon  bem  ©alsft-^en  (bnb  nicf)t  ^ttieiffeln)  e§  merben  ifin 
getoifelicb  aucf)  bie  DZeffeln  i)axt  brennen,  ünnb  er  mirb  burc^ 
fold^en  öergeblii^  auffgemenben  Snfoften  in  einen  überaufe  groffen 
tonmiberbringlicben  Schaben  gebracbt  merben. 

2Ufo,  mer  einen  anbern  üejiren  ünb  aufelac^en  teil,  bnb 
jbm  etman  felbften  bariiber  ein  ©c^impff  begegnet,  berfelbig 
macbe  ein  NB.  bei)  bem  23albierer  mit  ben  faul  @i)ern  onb 
ftincEenben  Suttern,  beffen  in  bicfen  §iftorien  geba(^t  mirbt. 
3n  ©umrna,  e§  mirbt  ein  jebcr  felbft  mol  ficfe  gu  entfdieiben 
ttiiffen,  tt)o  er  ein  NB.  machen,  ünb  fic^  l^infegen  foUe.  So 
I)eift  e§  albonn:  ©eme^ret  ünb  gebeffert,  burcö  ben  Etcaetera, 
öon  Etcaetera,  au§  bem  Sanbt  Etcaetera.    @e^ab  bic^  mol. 

3.  Einschiebungen  im  ersten  Teil  des  Grillen- 
vertreib ers. 

a.  Vom  Ursprung  der  Witzenbürger. 

S)a§  I.  ©apitel. 

2ÖD^er  bie  3Bifeenbftrger  alfo  genennt,  ünb  mie  jie 

bem  ßanbt,  fo   fie  bemo^net,  ben  Siamen 

Misuopotamia  erfllic^  gegeben. 

(SIeicb  mie  unter  aUen  SSMdern  groffer  önb  merrflic^er 
SSntcrfc^eibt  ber  Sprachen  ift,  bnangefeben,  ba  fc^on  einerlei) 
8brac^  ünnb  9{ebc  gefütiret  mirbt,  al§  aum  ©rcmpel,  in  2;eutfcös 
lanb,  ob  fc^on  icberman  teutfd)  rebet,  fo  ift  bocf)  ein  groffer 
Snterfcbeibt  in  bem  2lu§fpred)en,  ober  Sdjreibcn.  2U§  ha^  einer 
(SÄdlfifcb,  ber  anber  §effifcö,  ber  britte  SDieifenifrf),  ber  üierbte 
S^üringifcö,  ber  f^nffte  Söebberamifcö,  ber  fecöft  SSeftermdlbifcb, 
3n  fumma,  ber  eine  ^odjteutfcf),  ber  eine  ©djlec^tteutfc^,  ber 
eine  23ürgerifd),  ber  anber  äJAttirifcf),  rebet,  baburc^  bann  auc^ 


157 

ingemetn  je  einer  öon  bem  anbern  önterfrficiben,  etne§  jeben 
Statur  ürtb  ©itten,  gletdö  Wie  ber  aSogel  an  bem  (Sefang  er= 
fannt  [2]  ünb  bijubictert  trirbt,  toie  bann  foIc^eS  ünn6^ttg  ift, 
mit  ©jempeln  toetjtldufftig  gu  erflken. 

©benmAffige  @elegenl)eit  ^at  e§  audö  öor  2ltter§,  önb  nodö 
bet}  ben  @rted)cn  8e:^abt.  '2)ann  ob  fie  fd^on  alle  ©riechen  ge= 
nennt  morben,  ünb  (Sriedöifcö  gerebt,  Sebod)  fo  l^aben  anberft 
unter  j^nen  gerebt  bie  Attici,  anberft  bie  Aeolici,  anberft  bie 
Jones,  bnb  anberft  bie  Dores.  S)ann  ob  fie  fd^on  aüe  3umal, 
toie  obget)6rt,  (Sriec^ifcö  gerebt  :^aben,  jebod)  nacö  bem  je  einer 
als  ber  anber,  bie  Sßort  önb  ©t)Uabcn  gebogen,  gleidö  tok  unter 
ben  Seutfdöen.  SJemnac^,  fo  ift  anfe  foIct)er  23ngleidöt)eit  bnb 
2Seracötnng  gegen  etinanber  erftmal§  stoar  ein  :^ei)mli^er  (Srott, 
na^ma[§  aber  ein  öffentlid^e  SSerbitterung  unter  j^nen  erttacfifen. 
SSnnb  toeil  bor  anbern  bie  Dores  j^re  Siebe  gar  bret^t  golden, 
bnb  alfo  siemlicf)  grob  önb  58Ätorifct)  rebeten,  tourben  fie  bon 
ben  anbern,  al§  grobe  bnöerftdnbige  Sauujern,  gum  eufferften 
üeradötet  önb  oerfbottet,  toelc^e  boc^  ebenmAffig  tmb  offtma^lS 
nodö  toot)I  befferg  2Serftanbt§  loaren,  at§  anberc,  toie.  toir  bann 
in  ben  ffinfftigen  §iftorien  unterfdiieblid)  :^6ren  werben. 

9iun  ttiet  foId^eS  gleirfiaol,  inie  bann  leictitlic^  gu  erachten, 
ben  Doribus  ml)e,  ba^  fie  alfo  bnbiüic^er  weife,  wegen  jtirer 
l^arten  ©pracf),  Wie  jr  2)Jifeg6nner  bauchte,  fotten  üerac^tet  werben. 
äJnb  boct),  Weil  jtirer  gu  wenig,  ber  anbern  ©riedien  aber,  fo 
fid)  mit  jörem  Sieben  ^od)  önb  fteiff  :^ielten,  ficft  nit  wiber  fie 
aufflet)nen,  ober  ein  3)Jeutmad)ung  erregen  bkfflen:  Sefc^Ioffen 
enblid)  j^rer  etlidie,  onb  Dnterrebeten  ficö  mit  einanber:  fie 
Wolten  i^ren  ©i^  berÄnbern,  bon  jl^rem  Drt  anpreisen,  ünb 
in  ein  anber  Sanb  ünb  Drt  fid)  begeben,  al§  benn  Werben  fie, 
bie  anbere  ftol^e  ©riecfien,  nadö  j^rem  2lb3ug  aUererft  mit  jrem 
(Schaben  jnnen  werben,  toa^  fie  an  jtinen  gehabt  ^aben. 

[3]  2Ufo  würben  fie  leii^tlid)  jrer  Sachen  ein§,  brad^en  bem* 
nadö  äu  jrcr  erften  fommlidiften  @elegenf)eit  anff  (bocö  nit  aEe, 
fonbern  nur  etliche)  famen  an  einen  Drt,  ^inber  bem  mdditigen 
^6nigreicö  ßalecut  gelegen,  ünb  Weil  baffelbige  ünbewofinet  war, 
ünb  aber  fie  warnamen,  bafe  e§  ein  guten  grunb  ünb  Söoben 
l^atte,  befd^Ioffen  fie,  bafelbften  fic^  niber  5ufd)la^en,  Wie  fie  bann 
üud)  t^vUen.  9iun  :^atte  aber  biefelbige  Siefier  feinen  befonbern 
Flamen,  berwegen  fie  nadö  ii"enx  :^o^en  SJerftanbt  ünb  SSetradjtung 


158 

atterlet)  SBmftAnbt  imb  @elegcnf)ctt,  benfelben  Ort  önb  2anb= 
f(^afft  nennten  Misnopotamiam,  üon  bem  @riecf)tfd^en  Söort, 
jDelc^eg  Misnopotami,  bafe  ifl,  ein  ©cötoi^er  (raie  bann  bie 
@riecf)en  gemeinltcf)  alle  finb)  ^etffet,  toeti  fte  ntmixd)  in  absietinng 
aufe  jrem  Sanbt,  önb  in  ©rbattung  biefe§  nid)t  ftitl  gefcf)tDiegen, 
fonbern  in  jrcn  9ta^tfd)Iagen  trnb  SebencEen  öiel  ünb  offtmal§ 
:|aben  reben  muffen.  S^a^ero  fie  jnen  aud)  felbft  bcn  9kmen 
gegeben,  bafe  man  fic  ijat  mi^ffen  nennen,  bie  2Bi^en6firger,  üon 
bem  gleicftfalS  ©riec^ifc^cn  2ß6rtlin,  Acüelv  melcf)e§  fo  biel  ^eift, 
al§  ba§  Seutfc^e  2B6rt[ein,  Söi^en,  ober  toie  bie  ^JiiberUnber 
reben,  fallen.  (Si^e,  bife  ifl  alfo  für^licö  ber  SBi^enbörger  erfter 
Sila^men  ünb  SInfunfft. 

b.  Die  Wellengeschichte. 

9Jacö  bem  aber  bie  (Scfanbtcn  folc^en  Sefef)!  befe  tßnig0 
in  ©c^rifften  üerfaffet  Iiatten,  toeld)en  jfinen  ber  ^6nig  ümb  befto 
gr6ffer  Sluttioritet  nnb  2lnfe^n§  tciüen  mitgettieiü  ^atte.  2ll§ 
XDoUen  fie  jfire  ©ommiffion  nicf)t  mfinblic^  üörbringen,  fonbern 
Itfferten  jnen  benfclbigen  (Sreben^brieff  mit  ber  Stnseignng,  fte 
mürben  nun  felbft  braufe  bernemmen  f6nnen,  to3  befe  ^&nigg 
gnÄbigfler  Wxü  bnb  Sefe^l  mAre.  2lt§  fie  nun  bie  SSberfc^rifft 
bnb  ben  3ug,  fo  man  pflegt  baronter  gumac^en,  lang  angefet)en, 
bmb  ünb  bmb  gemenbet,  aud)  nit  fo  gefc^eib  maren,  [56]  ha^ 
fte  j^n  l^etten  auff  onb  bon  einanber  getfian,  auc^  feiner  bntcr 
i^nen  lefen  funbt,  aber  bocö  ü)ol  fo  :^oI)e§  23erftanbt§  maren, 
ba^  fie  e§  gu  erral)tcn  gctrautoeten,  mic  fie  benn  auc^  nacö  jlircr 
SSeife  traten:  bann  fie  lieffen  alfo  balbt  bie  ©emein  gufammen 
blafcn,  geigten  i^n  ben  Srieff  ünb  fagten:  dlad)  bem  jlir  aufe 
biefem  2)kr(fäeicf)en  (fie  geigten  aber  auff  ben  3u9  toelc^er  bnter 
bie  aSberfdirifft,  nacf)  @emont)eit  gemadit  mar)  fe^et,  fpöret, 
mercfet  onb  üernemmet,  ba'^  mir  foHen  SEÄÖen  :^aumen,  mcld)e 
mir  foHen  in  ben  2öeg  ftrAumen,  bamit  befe  ^6nig§  ^Pferbe  jlire 
gi'iffe  nic^t  berunreinigen.  5n§  t^un  mir  auc^  gndbig,  guAbigerS, 
gndbigflc§,  allergndbigfte§  Sefe^l,  ba%  jr  gefcfiminbt,  Iiurtig, 
ünümbgefe^en  f)inau§  lauffet,  bnnb  folcf)cm  bnferm  Sefe£)l  nacfi* 
fommt.  8old)e§  m6Ken  mir  in  aßen  ©naben  gegen  eitel)  ünb 
bie  eumerc  ju  jeberseit  erfennen,  ünb  üergelten.  2ll§  nun  bie 
gan(5e  ©emein  fiinaufe  gefd^idfet:  giengen  fie  miberümb  gu  ben 


159 

^6ntglid&en  Slbgefanbten,  geigten  ifinert  an,  tüte  fie  befe  ^6nig§ 
93efel)I  gndbtgltc^  flutten  aufegericötet,  bann  i^re  SSntertftanen 
fet)en  fc^on  aÜbereDt  im  SBercf,  ba^  [ie  SöÄHen  ^autoen,  ßiefferten 
jfinen  alfo  ben  23rieff  ünberfe^rt  toieber.  Neffen  bie  ©efanbten 
nit  toenig  %nxib  f)atten,  tceil  fie  fc^on  aUbcxtt)t  ein  gute  5)Srob 
i:^rer  9'iarr^eit  an  j^nen  gefe^en  Ratten,  fagtcn  auc^:  fie  toolten 
fold^en  iren  (Seljorfam  gegen  jrem  Si6nig  ^bd)l\<i)  rühmen.  3o^en 
alfo  teiberömb  gu  ritdf,  bem  ^6nig  fol(f)e§  gu  öermelben. 

2)a§  XVII.  (Sapitel. 

SSie  bie  SBi^enbürger  ober  bie  abgei^atoene 

Södllen  einen  9iaf)tfc6Iag  i^alten. 
21I§  nun  bie  Söi^enbfirger  bie  §edCen  bnb  (5}e[57]flrducö 
mit  i!^rem  Sß^Een^aulren  übel  3ugerid)t,  aud)  nun  aCerbingS 
gufamen  gebunben  bnb  fertig  gemacht  fiatten,  rabtfcf)lagten  fie 
ferner^,  toie  jfie  bann  biefelbigen  mit  fonberem  2}ortI)eil  fie^m* 
bringen  m^döten,  bamit  fie  nic^t  lt)et)t  ge^en,  ünb  biefelbigen 
I)olen  müften.  ©tlic^e  rie:öten,  man  folte  fie  ligen  laffen,  e§ 
möc^ie  etman  ein  ftarder  Söinbt  fommen,  bnb  fie  p  bem  -Jlerfen 
tt)e:^en.  Slber  ba^  toirbt  mifelic^  fei)n,  fagten  bie  anbern.  ?tnbere 
riel)ten,  man  folte  fie  miberbmb  bon  einanber  tf)un,  fo  toi'irben 
al§  bann  bie  St6rcf  ^auffenmeife  fommen,  biefelbigen  abbaten, 
bnb  Sflefter  baraufe  machen.  2l[fo  fonbten  fie  biefelbige  bon  jbren 
§duffern  bnb  (Sdöeulrern  fierab  Iiolen.  ^iefe  SJietmung  gefiel 
i^rer  bieten  alfo  mofit,  bafe  fdöon  allberei}t  jlirer  etlicbe  im  SöerdE 
toaren,  bnb  bie  SBÄlIen  mieberbmb  aufftSfeten.  ?lber  e^e  man 
ftdö  bmbfatie,  I)atten  fie  fdöon  einen  anbern  %unb,  meieren  einer 
bon  if)rcr  allertoegen,  al§  er  ®rtaubnufe  gcbetten  gu  reben,  för= 
braci^t,  nemticö  man  folte  bie  SöAHen  aüe  gufammen  auff  einen 
^auffen  tragen,  bnb  öerbrennen.  SltSbann  folte  man  bie  Sifcben 
barbon  nemmen,  bnb  an  bie  Drt  fÄen,  an  melcbe  man  bie  tier* 
mu!^tung  l)dtte,  ba^  ber  ^ßnig  ^in  reiten  mörbe.  SSnb  bicfer 
Sßorfd^tag  gefiel  i^^tien  aUensumatil  alfo  toot,  ba^  feiner  ber= 
felbigen  mieberfprec^en  motte,  aufgenommen  ein  Sllter  bnter  bem 
kauften,  melc^er  le^tlicö  nur  fein  Sebencfen  barju  rebet.  2Ufo 
fiengen  fie  an,  gan^  embfig,  bnb  trugen  bie  2ö*.^llcn  aUe  auff 
einen  §auffcn,  biefelbige  mie  öorgemelbt,  gu  berbrennen.  3Snb 
§mar  ber  borgebadöte  Sitte  trüge  auc^  fo  tapffer  gu,  al§  einer 


160 

önter  bem  §auffen  tl^un  m6c^te.  2)o(f)  gienge  er  immerbar  önb 
rebete  mit  fid)  felbft,  biefe  Söort:  2}nb  sufammen  tragum?  bnb 
Derbrennum?  ünnb  fdum?  önb  toadifum?  ünb  fotle  fi^  auc^ 
ba^  mol  fc^icEum?  SDoc^  b6rffte  [58]  er  ficft  nicf)t  triber  bte 
gan^e  (gemein  legen,  meil  e§  irer  aller  äUetjnung  tinb  ®uU 
bebüncfen  teiar. 

2ll§  fie  nun  alle,  abge^autoene  önb  gemachte  SBdtten  l^attcn 
äujammen  getragen,  ba  mar  aber  meber  Stand)  nodö  ^^eumer, 
barmit  fie  biefelBige  I)Ätten  angegünbet.  Sertoegcn  fiengen  fie 
an,  auff  bk  2Säüen  aufe  aßen  frifften  3U  fc^tagen,  bnb  audö 
unter  befe  su  blafen,  gebadeten,  mir  moHen  jnen  mol  marm 
machen,  bnb  ün§  auc^,  fo  f^mpt  ein  ^i^  gu  ber  anber,  alSbann 
gei^t  ba§  ferner  bon  fic^  felbft  an. 

S;a  fonbte  ficö  nun  ber  borgemelbte  ailtc  nic^t  langer  ent» 
galten,  fonbern  rieff  j^nen  mit  garten  SSorten  su:  fie  folten  an 
i^r  SBeib  önb  Äinber  gebenden,  bnb  jrer  fclber  mol  marnemmen. 
2;ann,  fagte  er,  mann  ba§  yeumer  bon  eud)  önb  ben  SBaüen 
3ugleic^  foE  angcsiinbet  merben,  fo  toerbet  jr  boc^  felbft  mit* 
brennen  muffen.  Sarumb,  het)  leib,  i^altet  ftill,  fe^et,  toa§  j^r 
gu  tf)un  ^abt.  2fl§  fie  nun  folc^eg  ^6reten,  erfc^raden  fie  alle= 
Sumal  fo  fei^r,  baß  oEe  §ig  in  einem  Siugenblid  bei)  ji^nen  öer= 
lofdie,  bnb  jl)nen  ber  falte  ©c^toeife  ober  ben  gangen  Sei)b  auB= 
bracft,  hielten  aud)  allesumal  ftod  ftill.  Sa  tiatte  nun  ber  2llte 
gute  @elegen[)eit  befommen,  jt)nen  fold^  j^r  ^Beginnen  fernerS 
gu  toieberra^ten,  bnnb  fein  S3ebenden  gu  offenbaren.  2lber, 
fagte  er,  bnb  e§  I)at  öiel  anber  Sebenrfum  auff  fid),  bnb  bafe 
man  bie  SSiEum  alfo  folte  üerbrennum.  2Snb  bann  erftlic^,  fo 
m6d)te  bie  Slfc^en  bon  bem  SSinb  :^in  bnb  :^er  berme^et  merbum, 
bnb  ba  mürben  fo  öiel  §eden  bnnb  ©efträud)  mac^fum,  bnnb 
ba^  man  barfür  nidjt  f6nbte  get)um,  bnb  mann  mir  bann  fc^on 
bie  2ifd)e  :^ci)m  brac^tum,  bnb  fo  muffen  mir  nod)  lang  barauff 
martum,  bnb  bife  fie  auffmad)fum,  onnb  mann  bann  ber  Äei)fer 
fvime  gerittum,  bnb  fo  :^etten  mir  fein  2BaEen,  bnb  mann  fie 
fc^on  bnter  befe  f6nbten  auffmac^fum,  bnb  fo  müften  [59]  mir 
fie  boc^  mieber  ah^atDum,  bnb  gufammen  binbum,  bnb  alfo 
boppelt  arbeptum.  ^^nb  barumb  fo  mv^re  mein  dt^at  bnb  58e= 
bendum,  bnb  ba^  mir  fie  ^eijmtragum.  'Sarauff  fagte  einer 
aufe  bem  jgauffen,  ein  junger  Sapp,  mann  mir  fie  Ratten  m^flen 
]^ei)mtrogen,  bu  alter  ©c^eiffer,  fo  motten  mir  nit  fo  biet  9ta^t= 


161 

fc^IÄg  bati'i6er  gemadöt  ^aitn.  §et)  bn  junger  ßcdfer,  fagte  ber 
2l(te,  ic^  muB  bir  fein  grob  Dnb  üerftÄnbtltcö  barauff  antluorten, 
tote  fic^  för  beinesgleicften  ge[)6rt.  3ft  e§  ntd&t  beffer  tote  man 
fagt:  ein  Sperling  in  ber  §anbt,  al§  ein  2t^el  auff  bem  ®a(^. 
2Bir  to6llen,  )ag  ic^,  alfo,  fag  ic^,  bie  Sachen,  fag  id^,  angreiften, 
fag  idö,  e§  fotl,  fag  id^,  einer,  fag  ic^,  nac^  bem  anbern,  fag  ic^, 
öon  bicfcm  t)auffett,  fag  ic^,  bi§  jum  g-Iecfen,  fag  ic^,  je  einer, 
fag  xdj,  einen  fteintourff,  fag  id),  öon  bem  anbern,  fag  icf),  ftel^en, 
fag  ic^.  5U§  bann,  fag  idö,  fol,  fag  ic^,  je  einer  nad)  bem 
anbern,  fag  id),  bie  ^hätn,  fag  id),  eine  nac^  ber  anbern,  fag 
id),  abnemmen,  fag  ic^,  fo  barff  man,  fag  ic^,  biefelbigen,  fag 
id),  nit  toei)t  tragen,  fag  i(^.  2llfo  mufe  man,  fag  ic^,  eud^ 
jungen  SappenmAuIern,  fag  ici^,  fagen,  fag  id),  tooron,  jr§ 
gefreffen  'i)abt,  fag  ic^,  fo  lernet  j^r,  fag  ic^,  auff  ein  anbermal, 
fag  id),  ha§  Maui  galten,  fag  ic^,  ba%  j^r,  fag  id),  bn§,  fag  id», 
nit  alfo,  fag  ic^,  ober  bj  2Jiant  fahret,  fag  ic^.  §emm,  ^emm, 
fag  id). 

SSber  biefer  Dernünfftigcn  Siebe  be§  2llten  toaren  fie  aßgumal 
bermaffen  beftör^et,  bj  feiner  gegen  jtim  b6rffte  ha^  2)taul  aitff= 
t^un,  muften  j^m  auc^  alle  red)t  geben,  ba^  er  ganij  toeifelid) 
bon  ben  ©adien  gerebt  ^ette.  ^ann  man  foU,  fagten  fie,  bie 
gratoen  §ar  reben  laffen.  (Stetleten  ficö  aud)  alfo  balb  in  bie 
Crbnung,  je  einer  einen  siemlidien  fteintourff  üon  bem  anbern, 
bnb  I)olet  alfo  je  einer  bon  bem  anbern  bie  äßi^Uen  ab,  ünb 
brachte  fie  feinen  Siac^tbarn,  S)a§  toar  \a  ein  fc^6ner  SJort^eil, 
fintemal  mann  ein  jeber  ^Atte  ein  SBaüe  auff  ben  §al§  nemmen, 
bnb  alfo  [60]  bon  bem  §auffen  an  allein  :^ei)mtragen  foüen, 
fo  ^Ätte  er  muffen  einen  toet)tcn  3Beg  ge!)en.  Surc^  biefcn  üor= 
fc^lag  aber  b6rfften  fie  bie  2Bv^lIen  nit  toeit  tragen,  ünb  famen 
bod)  fo  c;LjcelleHt  fc^^n  gu  bem  ?5'Iecfen.  2öie  b^Utc^t  bic^  bmb 
biefen:  3ft  e§  boc^  fo  ^urtig,  gefc^toinbt  bnb  orbcntlid)  gangen, 
als  toenn  man  mit  Cdifen  rennet. 

5)a§  XVUI.  Kapitel. 

2öie  bie  SBi^enbiirger  jre  §i\ufer  mit  ben 
2ÖÄllen  belegten. 
9tacö  bem  nun  bie  SBi^enbürger  bie  Sovilen  ^ufammen  ge= 
trogen  bnb  gleid^toie  3Ubor  auff  einen  ^auffcn  bnter  ba%  Xi^ox 

Das  Laiebuch.  XI 


162 

getDorffen  i^attcn,  ral^tfd^Iagten  fie  baruBcr,  'voo  bnb  an  tüeld^em 
Drt  bod)  lüol  ber  ^6nig  feinen  (Sinritt  Ijabcn  lüÄrbe,  bamit  fie 
nid)t  ettoan  bic  SSi^Ken  an  einen  bnrcdjten  Drt  ftrautoeten,  bnb 
alfo  einen  ©c^impjf  et)nlegten.  ®a  teufte  nun  feiner  einen 
grünbtIidKn  S3erirf)t  l^ierüber  gu  geben.  SBeil  aber  ber  bor= 
gebadete  ?Ute  jl^nen  subor  einen  guten  SSorfd^Ing  gegeben  Iiatte, 
fo  toölten  fie  bemnad^  nun  ferrnerS  feinc§  9ia^t§  gelcben:  loeffen 
fie  fid)  :^ierinnen  berl^allen  folten.  Suf£>uberl)eit,  toeil  er  oline 
ba^  in  feinen  jungen  2;agen  einen  2;ag  ober  etlid)  ju  §Dff  ge= 
lüefen,  bnb  bafelbft  2Baffer  bnb  §dI^  in  bie  5^öd)en  getragen 
l^atle,  bnb  alfo  bmb  bie  ^ofboffen  bnb  ©ebraud^  beffer  irufte 
al§  ein  anberer.  f^ragten  jlin  beroicegen,  too  er  boc^  trol  ber= 
niet)nte,  ba^  ber  ^6nig  feinen  ®t)ngug  I)aben  tüörbe,  bnb  bem= 
nac^,  lüo  fie  bie  aSSHen  IiinftrSuteen  folten,  ©arauff  antwortet 
er  j^ncn  gan^  grauitetifd) :  ^^x  f6nnet  felbft  )ddI  eraditen,  e§ 
inirbt  ber  ^6nig  nidit  fd)Ied)t  in  [61]  bem  gemeinen  2öeg  ret)ten, 
h)ie  anberc  gemeine  Seut,  ©in  Tlan^,  ein  ©tord,  ein  5löel, 
finb  geringe  S^ier,  nod^  gleid)lt)0l  toirbt  feiner  bnter  euc!^  fetjn, 
ber  nid&t  ettoan  ein  S)Jau^  auff  bem  '^ad)  Ijobt  fc^en  lauffen, 
einen  ©tord  barauff  fpa^ieren  gelien,  bnb  ein  Sl^el  ftnl^  bnnb 
fredö  barauff  l^üpffen.  S^^un  nun  foId)e§  geringe  önanfef)nlid)e 
S^^ier,  bnb  bargu  frei)  offentlii^,  lüarbmb  folte  e8  ber  ß6nig 
nid)t  aud)  tbun,  folte  er  auff  ber  (Srben  ret}ten,  bnb  foldöc 
2;f)ierltn  auff  bem  'S)aä)  jren  Suften  laffen  I)aben.  3ft  er  bann 
geringer  alS  biefelbigcn:  nein  frei)Iid)  nein,  ©arbmb  fo  mi>ä)t 
if)r  end)  ganfelicb  bie  Stedmung  mad^en,  er  lüirbt  ber  ^6nig  bon 
einem  Xad)  gU  bem  anbcrn  auff  bnb  ab  reiften:  ^\)x  'i)aU  ja 
D^ne  gtoeiffel  barbon  gc^frt,  luie  gemeinglid^  Stoffe  §crren  auff 
'ijo^cn  SPferben  pflegen  ct)nt)er  ju  rei)tcn.  2Beil  fie  benn  f)0(^ 
fei^n,  fo  luerben  fie  audö  t)odi  ge^en  to^IIen:  9^un  fiMmen  fie  aber 
bet)  bn§  nidöt  I)6^er  ge'^cn,  al§  bnfere  §Aufer  bnb  (Sd)clDren 
finb.  ©0  toerben  fie  aud)  gemifelidö  uid)t  gern  Ictjben  n)6llen, 
ba^  anbere  Sfiier,  al§  2)iÄufe,  @t6rd,  bnnb  Sl^eln  l)bljcx  gelten 
als  fie:  3)ann  ba§  fi^et  man  an  jl)nen,  loie  fie  j^re  ^bp^ 
jmmerbar  in  ber  §ß^e  trogen,  toolten  gern  oben  au^  bnnb 
niergenbt  an.  @o  I)ab  id^  and)  irol  gu  §of  gefefien,  ba^  et[id)e 
SjSferbt  eine  Stiegen  ^inauff  gef)cn.  ^6nncn  fie  nun  ba^  tljun, 
fo  werben  fie  gemifelii^  ba^  anbcr  aud^  tljun  ff>nnen,  ncmlidö, 
bafe  fie  auff  bnfern  S)Ä^ern  bnb  nlfo  oben  auff  ben  g-orften 


163 

Qeijm.  ®arbmb  fo  tft  e§  nod^malS  an  bem,  ba^,  ha  j^r  nun 
ben  ©aciöcn  rcc^t  l^un  to^Uet,  jr  bie  SBaßen  auff  bte  ®ddöer, 
Dub  alfo  oben  auff  bie  ^^-orften  leget.  3)a§  tüirbt  alSbann  bem 
S?Lmig  cjfcellent  Uml  gefallen,  toann  er  fefien  irirb,  Joie  forgfÄlttg 
j^r  üor  il)n  getnefen,  önb  tote  fletffig  jljr  feinem  Segeren  nacö= 
fommen  fetjb. 

[62]  3SBer  biefe  bernünfftige  dicht  nun  bertounberten  fie  fidö 
ober  aUe  niaffen,  fpred^enb  je  einer  suo^  anbern:  ®§  ift  bodö 
fein  bmb  erfahrne  Seut,  bie  cttoa§  gefef)en  I)aBen,  bie  toiffen 
üon  (Sacfien  ju  reben  bnb  9tat)t  ju  geben.  Flamen  olfo  ein 
jeglicher  fo  Diel  fie  bebiVfften,  bnb  trugen  fie  auff  bie  Si^d&er, 
bon  bnten  an  bi^  oben  Iiinauff,  belegten  and)  oben  bie  ^y^rften 
bamit,  allermaffen,  toie  j^nen  ber  Sllte  ^atte  2lntocifung  gegeben. 
5n§  fie  nun  bamit  fertig  toaren,  mad)ten  fie  bie  Drbnung  burd^ 
baS  Sofe  bnb  t^eilten  e§  aufe,  bafe  je  ein  9iott  bmb  bie  anber 
oben  auB  ben  ^orften  bie  Sföadöt  galten  folten,  toclcfie  ben  t&nig, 
ha  er  ettoan  bnüerfe^ener  toeife  ju  jnen  fommen  toürbe,  obenauff 
empfa^en  fotten.  Silfo  toarb  bie  2"Öad}t  sunt  fletffigften  berfefien, 
bnb  toar  alle§  gar  tool  beftcllet,  a(fo  ha^  je  ein  SKott  bor  ber 
anbern  l^offete,  e§  tourbe  fie  bg  @Iü(J  treffen,  ha'\i  fie  ben  £6nig 
empfangen  folten. 


c.   Szenen  vom  Gastmahl. 

2tl§  nun  biefer  feine  ditht  boltenbet  bnnb  ber  ©rfiult^eife 
beforgte,  e§  m6ct)te  ber  S?&nig  bber  biefer  Slbbandung  tratorig 
toerben,  rebct  er  j^n  [93]  mit  biefcn  äBortcn  an:  dl\ä)t  crfdjrectet, 
Suncfer  tet)fer,  toir  I)aben  nod)  toa§  im  %a^,  baffelbige  mufe 
erft  auf3  fet)n,  bnnb  folten  toir  bife  SJIorgen  frfi^  fi^en.  S^nb 
toann  j^r  fonft  feinen  ß^^ger  toiffet,  fo  fan  ii)  eud)  auc^  nod) 
ein  gut  frifd)  ©tro5  geben,  barauff  jt)r  fo  fanfft  ruijet,  bafe  jr§ 
nid)t  glaubet.  23nb  toeil  j^m  ber  2Bein  begunbe  in  ben  5?opff 
3U  fteigen,  ha  fieng  er  an  bem  ß&nig  gu  erje^^Ien  oon  mand)erlet) 
taufenterlet)  tounberlidjen  ©adien,  aCeS  toa§  j^m  bie  borige 
^la<i)t  getraumet  ^atte,  toa§  för  9tebeu  guüfdjen  j^m  bnb  feinem 
©ema^l,  ber  %xa\vi  ©diultfieiffin,  berlauffen,  toie  er  ein  ©d^toein 
l^ette,  toeld)e§  i|n  fo  eigentlich  an  ber  Sprach  fenne,  toie  bicl 
Wilä)  feine  ^ufie,  ein  lebe  infonberljeit  geben,  toie  bicl  (St}er 

11* 


164 

feine  §uner  benfelbtgen  Haq  fictegct  ]§ettert,  bnnb  toa§  bergleidöen 
I)Dct)toic^ttge  igAubel  me^r  iviaxcn. 

21I§  er  ftdö  nun  iditer  möbe  gerebt,  ünb  ber  Ä6ntg  fid)  ijalb 
francf  ftm  3ugel)6ret  :^atte,  audj  Dom  Stfc^  auff  flel)en  lüolte, 
f)ielte  j^n  ber  ®diultf)eif3  ntit  allen  Strafften,  ünb  fagte  gu  j£)m: 
(Si)  Suncfer  Siei)ier,  iDDitet  j^r  ein  folcfie  gute  @efellfrf)nft  alfo 
balb  Derlaffen.  Sa»  muß  nirf)t  feint,  je^t  lDirbt§  aller  crft  bie 
beften  Söoffen  geben,  ^dj  bcibe  ba  sugegen  meinen  SoI)n,  tocldKr 
Dn§  3U  Jifd)  bicnet,  ünb  toann  er  fcbon  nic^t  mein  So^n  luere, 
fo  müfte  ic^  j^n  bodö  loben,  tinb  j^r  m^c^t  j^n  fo  gering  an= 
fe^en  a[§  j^r  to&Cet,  fo  folt  jfir  bodö  toiffen,  bafe  er  gmei)  ganzer 
Sa^r  auff  ber  Crgetn  gu,  gu,  5U  (icf)  toeife  nicftt  toie  ba^  IunH3en= 
bing  Ijeift,  nun  e§  Iieife  ttiie  e§  tottle)  ja  ic^  fage  euc^,  auff  ber 
Crgeln  gefd)lagen  t)at.  9iur  allein,  ba^  er  atdüegen  einen  I)at 
muffen  barbei)  I)aben,  ujelc^er  jbm  barauff  gefingert  Ijat.  '2a§= 
felbige  aber  :^at  nicf)t§  ju  bebeuten.  5tuff  ber  Srumpeht  fcfiK^t 
er  alfo  trefflich  iDoI,  xd)  teei^  fcine§  gleid)en  ift  nidit  jnneriialb 
[94]  öier  §errn  Sanbt.  ©o  fan  er  aucft  tool  fingen,  tro^,  2Icf) 
id^  fage  nic^t  biet,  auc^  i^at  er  ein  folc^e  fielle  flare  Stimm, 
tro^  einem  ©fei,  er  fet)e  aud^  toie  er  m6Ee.  Df^un  n^olan,  lieber 
'goI}n,  finge  un§  ein  feineS  madfcreS  Siebgen  l^er,  nic^t  auff  bie 
grobe  5trt,  toicmol  bu  aucö  baff  eibige  nit  fanft,  bann  bu  bift 
nic^t  bet)  ben  SSaumern,  fonbern  btt^  mir  erjogen.  9hin  molan 
fotlen  mir  ein§  ^aben:  ic^  tmb  ünfer  3uncfer  ^ei)fer,  ünfer  jeber 
foU  bir  ein  Srancfgelt  geben.  23nb  fle^e  fein  nafie  bet)  ben 
Suncfer  ^ei)fer,  ba^  er  bid^  auä)  ^6ren  f6nne.  Sllfo  ftelte  fic^ 
ber  liebe  fcf)6ne  gol)n  3uned)ft  bei)  ben  ^6nig,  bnb  fieng  an  alfo 
laut  äu  fingen,  ober  OieImef)r  3U  girren,  ba^  bem  S6nig  @e^6r 
bnb  @efid)t  bariiber  üergicng,  alfo  ba%  ber  ft6nig  üiel  eljer  bar= 
über  gefönt,  al§  gelad)t,  ober  einige  5'i^eube  gehabt  ^ette:  mann 
er  nit  bei)ben  Dl)ren  ^ugeftopfft  bnb  suge^alten  i^ette.  ©olc^eS 
Sieb  aber  lautet  ju  2;eutfdö  cilfo. 

I. 

3u  2Jtang^offen  im  SBatjerlanbt  fpate 
®in  Satoerin  fc^icft  i^ren  Tlann, 
@en  SanbSI)ut  in  bie  Statte, 
SDafe  er  i|r  ©affran  bringen  folt, 
®amtt  fie  ben  SBret)  nu^c^t  gilben. 


165 


II. 

Stuff  bte  ^trBei)  S.  Jacobs  b<:^  BirMffbottcn, 
2^er  ^^auiüer  balbt  fein  ©raiücn  nam, 
Xi)ht  nac^  ber  Statt  311  trotten, 
2Snb  ipxad)  nur  ftettig  faff,  faff,  faff, 
Siennt  nur  bie  erfte  Silben. 

m. 

Saft,  faff,  fpracö  er  gleich  tüie  er  ritt, 
2Snb  leer  j^n  gruft,  bem  bancft  er  nit, 
6r  ifivit  auc^  niemanbt  griiffen, 
Sam  alfo  mit  biß  auff  bie  33riicf  an§  Xi^oxc, 
Sa  tf)at  fein  ©rauiD  an  ein  5^Iocf) 
(5in  Stolper  ha  fore, 
[95]    (5r  fprac^.    £^0  Stolperlin, 
2Bie  ftolperft  mit  ben  i5i'''icn. 

IV. 

3n  bem  fam  i[)m  ber  ©tolperlein  in  ©inn, 
S)efe  Saff,  ©äff,  Saff  er  gar  üergafe, 
9iitt  in  ber  iBtait  i)iune, 
23nb  fpracf)  nur  flAitig  ftolp,  nolp,  ftolp, 
Jöife  er  fam  für  ben  Srame. 

V. 

Gr  ^ielt  baüor,  t!)dt  faincr  I)tncin  fdjainen, 
(Sr  ttarbt  gefragt:  tnoli  jbr  nmä? 
23on  ber  fe^cnen  Äram  t^raulüen, 
SBolt  i^r  ^an  etlic^  gute  SBürg? 
2^er  23atoer  ber  fprac^  mit  lUamen. 

VI. 

3cö  ^'itt  gern  ein  guten  Stolprian. 
Sie  fprac^,  id^  fan  eudj  nid&t  üerfta|n, 
2)er  SBür^  mic^  ha^  befc^eibe, 
Sonft  ttirftu  mieber  sieben  :^cim, 
SSnb  bringen  toenig  g-retobe. 


\ 


166 

YII. 
Gr  fDracf),  mein  Slkib  bcn  S^rci)  bamit  iDoIt  gilBen, 
Sic  fprad),  j^r  leicf)t  ein  gaffran  met)nt, 
Grfl  bac^t  er  an  bie  eilben, 
SSnb  fpradj:  ja  toarliit,  Saff,  ©äff,  ®afff 
§eifl  bie  2Siir§  auff  mein  ®^be. 

VIII. 
er  gab  bem  @aul  ein  S^üpuff  an  fein  DI)r,  I 

2Snb  fpracf)  bie  S^ing  f)aflu  gemacht,  ' 

Stuft  ber  23ri&cf  nor  bem  S^ore, 
S^a  bu  ftolperft  hn  alter  (Schelm, 
25or  fonbt  id)§  fein  burcf)auffe. 

IX. 

(Sr  marff  ber  ^rÄmerin  ein  2JJef)Ifa(f  bar, 
23nb  fprarf),  faft  mir  ein  ©affran  ein, 
2;ie  Sri\merin  fprad)  fürmar, 
Saffran  gibt  man  nac^  bem  ©etüic^t, 
@ibt  il)n  nit  nad)  ber  bauffe. 

[96]  X. 

aßie  ttieiuer  ben  gentner  er  ha  fragt, 

2Bic  üiel  Ijaftu  benn  (Seit,  fie  fagt, 

Gr  fprac^  mir  geben  maffe, 

2)Jein  JBeib  baljr  @elb  acfttfialben  fc^loarfeen  S}3fennig. 

Sie  faft  i[)m  ein  Ijalb  Cuintlin  ein, 

2tl§  i^n  baudjt  fci^n  fo  menig,     ■ 

Maäit  er  iool  fiunbert  C^reu^  für  fic^, 

23nb  ritt  bamit  fein  Straffe  je  Straffe. 

Qah  id)§  euc^  nicf)t  gefagt,  Sünder  Set)fer,  fagte  ber  Schult» 
^eife,  id)  iDciB  j^r  f)Ättet  biefe§  nidit  mit  einem  Sin6belfpiefe 
f)inber  j^m  gefud^t.  Sn§  nun  ber  Sofm  f)6ret,  ba^  jf)n  fein 
§err  25atter,  alfo  ^oii)  lobet  gegen  bem  it^nig,  fieng  er  gefcöt»inbt 
ein  anber  Sieb  an,  Piel  :^6^er  al§  ba^  Porige,  toelcfieS  gleicf)fal§ 
gu  Xeutf^  alfo  lautet: 


167 


I. 

Gin  Süd)  micf)  ücrbrieffen  t^iit, 

2;afe  man  ben  frommen  SBaiDcr«mamt  gut, 

80  offt  tl)ut  ücrac^ten, 

(5r  gibt  offt  groffe  $}5facöte 

©paat  bnb  friU) 

Wh  feinem  ißflug, 

2Ba§  mir  in  ber  Statt  üerge^ren, 

^Bringt  er  bn§  alle§  gnug. 

II. 

Xex  58amer§mann  feinen  Slcfer  bamt, 

f^rA^  ünb  fpaat  auff  @ott  bcrlraumt, 

5H§  er  fein  ßanb  ge^t  fAen, 

2:ic  ßlftern  mxb  Üx^\l)cn 

Zt)im  j^m  @cf)ab, 

i5röl)  ünb  fpaat 

©ein  ^orn  in  ber  Grben 

SBirfft  er  in  ©otteä  önab. 

[97J  III. 

5^cr  23amer  arbept  früfj  bnb  fpat, 
S)ie  ^IJfiinfe  freffen  j^m  bie  Saat. 
"Ser  ?Jiot(e  blinbt  geboren, 
^reffen  jfjm  fein  ^oren, 
%k  milbcn  2;^ier 
SOfannigfalt, 
Springen  in  fein  Sof)I, 
Safe  er  nicf)t  üiel  bei)^it. 

IV. 
S?epfer,  StiMiig,  ©raffen  reid), 
§errn,  5urftc^^  ^ncö  bergteic^, 
®ie  Sürger  onüer^eben, 
3Kufe  bep  bem  )öamer§mann  leben, 
3n  SlÄtten  frifc^, 
Stuff  Scf)l6ffern  topB, 


168 


Oft  aH  mit  lin§  bcrioren, 
SSann  bcr  23atricr  ift  üerbßrben. 

V. 
fSian  finbet  noä)  mand&en  argen  Sator, 
S;er  narret  cfft  mit  bcm  Samr, 
SSann  er  foll  jäuncn  ober  liegen, 
S)er  plumbe  Bamr  fie  jagen, 
®er  nic^t§  fan, 
(Sr  ge^et  hod) 
mm  m\n\tm  oben 
®er  eble  23amcr§mann. 

VI. 

§abern,  ©erflcn,  ^orn,  ©ran, 
©ringet  ber  93ator  ben  ^Bürgern  an, 
mit  ©rbfen,  ®ri^  bnb  SoI)nen, 
^6mpt  auff  hm  Ward  gar  fd^onc. 
S)efe  SBinterS  barff  man  §oIfe, 
2)er  23aü)er  mufe  ön§  ne!^ren, 
Sßnb  mercn  toir  nod)  jo  ftol^. 

vn. 

?lodö  bringt  ber  Söaiur  gnr  Statt  ^ineljn, 
[98J    9iinbcr,  Sd^aff  Dnb  aud)  Scf)iüein, 
®ie  ^h\t  gut  pgegen, 
®ie  Söi^rgcr  barüün  leben, 
(£t)er  ro^t,  Sutter  gut, 
2){u^  bei)  bem  Saumern  leben, 
®r  feij  SundEer,  §err  ober  graln. 

vm. 

2)fan  finbet  mol  bie  e§  berftal^n, 
^ic  fidö  auff  ben  SauiDcr  öerlal^n, 
S8nb  auff  ben  Säumern  fieiffen  mcrdfen, 
■Sie  fc^amen  fic^  gu  Erbten, 
3eber  plagt  ben  Saumer  ümb  (Selbt, 
SBil  er  bann  j:^m  nid^t  geben, 
Z^nt  man  i^m  grofe  ©etoalt. 


169 


IX. 

®ann  fonimen  bic  SanbSfned^t  herauf!, 

!önb  fagcn  biel  ©lud  in§  .*öaufe, 

§te  ift  betn  berborbcn  ®ot)n, 

aiSa§  tüiltu  htt)  jfim  t{)un? 

®tb  @Dec!  mb  2öurft, 

2}iidö  fe^r  burft, 

§te  ift  fein  @elb  borfianben, 

5Sir  fd^mieren  gern  bie  23ruft. 

X. 

Sludö  fomrnen  etlidöe  ®Äft, 

23nb  nemtnen  bie  ®i)er  aufe  bcm  9ieft, 

©ie  tragen  offt  bon  banne, 

S)ie  §6ner  mit  bem  §ane, 

<Bold)  Serbrofe  bem  23auiticrn  gefc^id}t, 

2)ann  gelit  bem  armen  23anmer§mann 

darüber  aUeS  gu  nic^t. 

XI. 

^tc  armen  Scut  o^n  9tad)faB 
Sud^en  bet)  ben  23autoern  jfjr  i'lafe, 
2(cö  SJatter  laft  cuc^  erbarmen, 
2?nb  gebencft  boö)  bnfer  Firmen 
2Snfcrn  ^ungern  58ruft, 
[99.1    2Öir  ^aben  ®nrft, 

®er  23aumer  mufe  geben, 
<öie  laffen  j^m  fonft  fein  Siaft. 

xn. 

'^loci)  finb  i^r  biel  alfo  gefinnt, 
2)er  2}Jann  allentf)alben  finbt, 
S)ie  ben  Säumern  bntertrucfen, 
8eQnb  i>a§  nid)t  b6fe  ©türfen, 
Sie  bencfen  gar  nid^t, 
S)afe  ift  flar, 
S)afe  SIbam  bnfer  33atter, 
S)er  erfte  SöautoerSmann  toar. 


170 

2([§  mm  btefcr  mit  feinem  (Singen  nicf;t  einmal  tüolte  aiiff* 
I]6ren,  önb  bet)be  ba^  gute  ©cfprAcft,  imnb  jutrincfcn  barburc^ 
ge^inbert  mürbe,  ficng  cnbtlic^  einer,  fo  and)  nidjt  meit  üon  bcm 
S^nig  fafe,  melcfjer  ficf)  langft  gern  fiette  :^6ren  laffen,  aufe  Jöcr= 
brufe  an,  ünb  jagte: 

2BaS  foüen  mir  bir  bod)  :^ören  gu, 

Su  mac^ft  Dn§  graufam  grofe  äJnru^, 
(Sin  ^aib  baB  i[t  jo  noc^  fein  ^u^, 

(?in  Sl^el  ift  fein  ä>^u, 
2}erfauff  bie  §aut  ünb  lapp  bie  <Sd)id). 

3cf)  gib  bir  gern  ein  Schilling  bargu, 
Safe  bu  nur  fctitoeigft  önb  f)Alft  i>a§  2}JauI, 

©in  ©fei  ift  ein  fcfjUmmer  @aul, 
®r  lAft  fic^  nicf)t  in  SSagen  fpannen, 

2)a§  §ar§  fleuft  meinfttfjeil»  aufe  ber  2;^annen, 
2auter  Söaffer  ift  ja  nid)t  tfjemer, 

3lug§purg  :^at  nic^t  toenig  ©döemer. 
8trafeburg  f)at  ein  f)o^e  3'""/ 

(S§  fang  fein  Dritter  fein  ©raff  getninn, 
5-roncffurt  l)at  bie  8onn  ü;)Jorgeng  früfi, 

2)er  Sßagner  f)at  ein  felgam  @efüg, 
(Sr  miac^t  ein  diabt, 

■Ser  23aber  fiat  ein  marra  58abt, 
[100]    Wid)t  gu  marm  bnb  nic^t  p  :^et)fe, 

(S§  ift  fein  fel^amcr  5öoge[  bann  ein  @ei)fe, 
Sie  fpringt  ben  i'euten  in  ben  ©arten, 

£b  fcf)on  gute  S^nüttel  auff  fte  märten, 
dlod)  fpringt  fie  getroft  ober  bie  5}?(andf, 

23nb  rtc^t  f)iemit  an  §aber  önb  S^^<i' 
Xa§>  meiB  jeberman  mol, 

@in  Saut  ift  jnmenbig  ijOi)i, 
25arauff  macf)t  man  einen  {)6fflic^en  2anß, 

2lc^  meren  meine  §ofen  gan§, 
Sa§  fte^t  gar  mol  ünb  gar  nicf)t  übel, 

e§  gefjt^fein  g-ram  in§  Sab,  fie  trigt  ein  ^übel, 
S^amit  tragt  fie  SÖaffer  gu, 

ein  £;d)§  ift  aud)  fein  i^u^, 
©in  S?ul)  ftef)t  üor  ber  ^ipp, 

2Bir  fe^nb  aU  aufe  5lbam§  diipp, 


i 


171 

(StnS  tft  fur^  ha§  anber  lang, 

^d)  wei^  ein  Statt  fietft  Dletcang, 
2)arinn  ba  ftefien  bret)  Schmitten, 

^er  SöcBer  ^at  ein  felgamS  ©etoAlb, 
Sarauff  mac^t  er  ba§  Zud), 

@o  [tet)t  ber  ^ßfaff  önb  lieft  ba§  2JJettenbudö, 
®arinn  lieft  er  bie  fieben  Seifen, 

Starren  fet)nb  auc^  2eut, 
(5§  finbt  aber  nidjt  Seut,  toie  id)  gern  tter, 

^er  Srf)ufter  I)at  ein  felöamS  @cfc^mer, 
S)amit  tf)nt  er  ba^  2ibbtx  toei)c{)en, 

Sarinn  §urn  bnb  ^öiiben  ba^  Sanb  Dmbftrc^cöen. 
2)Zein  SHeb  bie  f)at  nun  balb  ein  ßnbt, 

8lc6  teer  bod)  |unbert  ©ülben  fenbt, 
®t)  bin  id)  nic^t  ein  groffer  ©ed, 

2^ie  b6)en  SBeqber  ftoft  in  S^recf, 
2)ie  2lbenb§  toenig  becfen, 

$8nb  be^  2}iDrgenb§  frÄf)  werfen, 
SBenig  in  bk  Sc^uffet  fc^neiben, 

3cf)  ttiolt  fie  ^vUten  S.  33eltcn§  Serben. 
[lOlJ    (S»  rei)mbt  ftc§  alio  loic  ein  tyauft  auff  2lug, 

®rumb  bin  id)  auc^  ein  groffer  @aucö. 

2U§  nun  biefer  aiic^  nic^t  einmal  feine  fur^toeilige  Dieben 
enben  toolU,  fonbern  immer  fortführe,  ba§  ^unbert  in  ba§ 
taufenbt  gu  toerffen,  flunbt  cnbtlic^  ber  ^6nig  auff,  baß  er  fic^ 
ein  toenig  erluftirte.  2(ber  ber  8d)ult^eife  rieff  jf)m  nacft,  bnb 
fagte:  3»ttrfer  ^eijfer,  toolt  if)r  ein  toenig  etoer  Si^nfferlicö 
2Saffer  abfc^Iagen,  j^r  muffet  bem  ©erud)  nac^ge^en,  fo  toerbet 
i^r  fetbft  f6nnen  p  xcdjt  fommen,  too  jt)r  t)in  ge^en  foHet. 
^ompt  aber  balb  toieber,  fonft  nimpt  euc^  ein  anberer  ben  ©ig 
e^n.  2ll§  nun  ber  ^6nig  nic^t  toiberbmb  su  j^nen  I)inei)n  fame, 
liefe  ber  6cöult^eiB  feinen  So^n  nac^  j^m  fel)en,  toeld)er  al§= 
balb  toieber  fame,  ünb  j^m  angeiget,  ber  5l6nig  tot^Ue  nic^t 
toiber  ]^inei)n,  er  befebe  brauffen  jl)re  §errlid)!eiten.  Serotoegen 
ber  ©diult^ei^  alfo  balb  büm  2;ifcö  auffftunbc,  gieng  pm  ßi'^nig 
linaufe,  ünb  fagte  gu  jl)m;  ©i)  Sunrfer  ^et)fer,  bag  mufe  nic^t 
fet)n,  il)r  miiffet  ben  SBein  üollenbt  belffen  auBtrinrfcn.  3l)r 
mfift  bodö  eben  fo  tool  mit  bega^len,  al§  toann  j^r  bife  auff 


172 

ben  legten  Wlann  Blieben  trÄret.  ?((§  ftd&  mm  Ber  5lei)fer 
beffcn  bebancfet,  ünb  tccgerte,  tooik  j^n  ber  Sc^ultfieife  auc^ 
nic^t  lÄnger  auff^alteu,  fonbern  fagt  31:  jtim:  ime  c§  eiüücr 
«nterl^Änigfcit  gefÄUct.  23cfnf)t  aud)  alfo  balb,  afieS  (5ffen 
bnb  2;rmifen  auft.su^cbcn. 

d.  Der  Streit  der  Witzenbürger. 

S)a§  XXVIII.  dapM. 

2öie  stoeen  aßi^enbüvger  DneinS  föurben,  ünb  ftd) 
mit  etnanber  fdilugen,  aud^  toa§  fi(^  h)et)ter 

mit  jlmen  gutruge. 
2Bir  fabelt  fur^  guUor  üernommen,  lt)ie  einer  aufe  ben 
SHJi^cnburgcrn,  fo  mit  bcm  S?6nig  auB  S«;tüpien  2)iild)  geffen, 
önberfc^enS  einen  Srodfen  Don  iceiffem  58rob,  toelcfier  üor  befe 
ß6nig§  Drt  gebrocft  toar,  ermifc^t,  bnb  gum  SUauI  I)inei;n  fal^ren 
iD^lIen,  auc^  tcie  ein  anbercr,  fo  neben  ibm  geftanben,  jn  beffen 
erinnert,  bnb  alfo  üor  jeberman  fcf)amrot  gemacht  l^äbe,  toelc^eS 
jm  bann  bei)  bem  ganzen  Smbfa^  gu  einem  groffen  ©c^impff 
Dnb  ©pot  gereicf)te.  '3}er^alben  er  anc^  l)ei)mlic^  bei)  fic^  ge* 
bad^t,  foIcf)e§,  mo  möglich,  auff  eine  anbere  iceife  gu  red)cn. 
21I§  fie  nun  beneben  anbern  S3ürger§(uften,  mit  meieren  fie  bem 
^el)fer  I)offirten,  aud)  mit  Steinen  I6^ten,  gebad)t  er,  jc^t  Iiab 
iä)  (Selegenl)eit  meinen  SJtu^t  an  jm  anfüllen.  2)ermegen  fo 
offt  er  nad)  bem  giel  merffcn  folte,  toarff  er  jmmerbar  auf  ben 
jenigen  gu,  meld)er  jn  fc^nmrot  gemad)t  :^alte.  ?lun  öermet)nte 
berfelbige,  er  toolt  jfm  nur  ein  tt)cnig  erfdjrecfen,  bermegen  fagt 
er  p  j§m  mit  lac^enbem  2)hmb:  (5t)  bu  ^aft  gefe:^Iet,  mie  beine 
SÄutter  an  bir  gefettet.  2.Ea§?  fagt  ber  anber,  l^at  meine 
SJiutter  [103]  toelc^e  feine  <Ba)xi  gemcfcn,  meiner  gefefilet,  fo  teil 
iäj  beiner  nit  berfe^Ien.  SSnb  mit  biefen  Söorten  auff  jn  gu, 
fneult  bnb  mAuIt  j^n,  clje  er  fic^§  rec^t  berfal)e,  I)Atte  e§  i^m 
aud)  noct)  beffer  geben,  toann  bie  anbern  nit  loeren  barsirifcöen 
gelauffen.  Sß>ei(  nun  ber  S6nig  fetbft  jugcgen  mar,  molten  fie 
jl)m  nit  borgreiffen,  fonbern  trugen  j^m  ben  §anbel  bor,  mit 
23itt,  er  motte  naml)afftig  machen,  melcf)er  unter  biefen  bcl)bcn 
gu  ftraffen  fei).  %cx  ^bn'xq  aber,  al§  melc^er  nit  molte  bg  nac^= 
fagen  :^aben,  b?  er  jemanb§  in  biefem  SBi'irg  er  lüften,  fo  i^m  gu 


173 

®!^ren  gefc^a^e,  folte  2et)b  jufiigen,  ober  jergenbt  einem  ju 
(Schaben  ein  äJrt^eil  fprec^en,  üerfdjobe  biefe  (Sac^  tniberümb 
Don  fidö  auff  fie,  bg  [ie  foltcn  ein  2}rtlKiI,  i[)rem  SSerftanb  gem^B 
über  bicfen  §anbel  feöen,  al§  bann  iüolt  er  baffclbige  ratificiern 
Dnb  gnt^eiffen. 

8Ilf 0  traten  fie  sufammen,  betrachteten  aüe  SSmbftAnb,  fcbingen 
bte  Ä6pff  balb  tinter  ficft,  balb  ober  [icb.  (Snblicb  fcftloffen  fie 
famptlid)  ba^in,  ba^  ber  (Sefc^Iagene  in  ein  ©efvingnn^  getoorffen, 
ber  @d)lager  aber  fret)gelaffen  toerben  folte.  23nb  folcbe»  aufe 
biefer  25rf ad):  bann  ber  ©efd^lagene  ^at  empfangen:  ber  ©cbl^ger 
aber  gegeben  tinb  auBget^cilt.  Ser  @efcf)tagene  ift  ftiH  gefeffen, 
ber  ©djlÄger  aber  :^at  bie  2(rbe{t  getfian  mit  bem  fcfttagen.  9hin 
toer  e§  ja  DnbiEid),  ba^  man  ben  jenigen,  ber  bie  2lrbci)t  ge» 
t^an,  ftraffen  folte,  tiielmc^r  aber  ben  jenigen,  toeld)er  ftiH  bargu 
gefeffen:  benfelbigen  folte  man  ja  billic^er  ftraffen.  2ll§  fie  nun 
bg  !ört:^eil  einhellig  befc^loffen  l^atten,  trugen  fie  e§  bem  ^bniQ 
bor.  Sßeil  er  nun  baffelbtge  jbrem  2]etftanbt  gemÄß  befanbe, 
molt  er§  aud)  nit  timbftoffen,  fonbern  liefe  c§  pafficrn.  3Burb 
alfo  ber  @cfd)lagene,  toelc^er  bie  5Puff  babon  getragen,  noc^ 
bagu  in  ba§  ©efdngnife  geteorffen.  5ll§  er  nun  ein  2:og  ober 
§toen  im  ©efangnife  gefeffen,  tierlangtc  j^n  aud)  enbtlid),  ba'^  er 
totbertimb  m6d)te  ^eraufefommen.  9Iad)bem  aber  nieflOlJmanbt 
3ugegen  mar,  melcben  er  bie  <3ad)  ücrtrautoen  bkffte,  auc^  fid^ 
beforgte,  e§  mScbte  bie  Sacö  nic^t  alfo  ernftlic^,  mie  er  gern 
molte,  fürgetragen  toerben.  ®eroiiiegen  gebad)t  er  folcbeS  fcbrifft= 
lid)  gegen  bem  ^6nig  förgubringeu.  SBeil  aber  tneber  er  uodö 
ein  anberer  tinter  allen  Si^igenbiirgern  fc^reiben  fonbt,  fprac^  er 
einen  aufe  be§  Si6nig§  Stüc^enjungen  an,  bcmfelbigen  befahl  er, 
ha^  er  fd^reiben  folte,  mie  er  jbm  fagen  merbe.  SUfo  fieng  er 
an,  iijxn  in  bie  ^^ebbern  gu  bictiren,  tinb  lautet  bcmnac^  bie= 
felbige  (gupplication  tion  SBorten  su  Söorten  alfo. 

ßopia  einer  SBtfeenbfirgifcöen  (Sub})Iicalion. 

6unfe  S6bel,  jefeo  (befangener. 

aJJein  gan^  gn^bige  2;ienft  äuüor,  tintert^^^niger  Sünder 
Sfetjfer.  Slutoer  S^rnfeft  !^ait  bor  ätoeeu  2;agen,  ba  voit  ben 
S3örger§luften  Ijielten,  3U  gefe^en,  mie  tinter  anbern  einer  an% 
bnfern  9Iadötbarn  micb  fo  tibel  bing  gefcblagen  ^at,  bofe  e§  einen 


174 

§unbt  m6d)t  erBarmen.  9^un  ^a'm  e'id)  ba§  unfern  (Sd&6ffen 
geflatgt,  aber  e§  l^at  blatt  naut  batten  lüöCen.  2}nb  nod)  barjn, 
fo  :^aben  fie  mir  ümcdjt  gegeben,  ineldK^  meic^  niet  büncft  recf)t 
fet)n.  2)erof)a(ben  fo  bitt  tcö  autoer  S^nfaft  hj6lle  l^ierfiber 
beugen  laffen  ab^L^rcn,  ha^  irf)  einmol  loiber  ju  meinem  SSeib 
ünb  S^inber  fommcn  m6ge.  S;ann  mein  8iel,  e§  ift  ein  granfam 
hb%  ©efv^ngnufe,  barinn  ic^  figc,  j^r  g!Subt§  nic^t,  ic^  toolt,  ba^ 
jr§  einmol  ein  9lacf)t  berfuc^en  folt,  föaS  gi(t§,  if)r  toörbet  mir 
barnad)  beffer  glauben  f6nnen,  jf)r  toür[105]bct  gettifelic^  balb 
toiber  I)erau^  bege:^ren.  2iber  j^r  f6nbt  mir  ein  gut  SBort  öer= 
leiten,  barumb  id)  eucb  aud)  mit  gebettcn  I)aben,  e§  fle^^et  toiber^ 
bmb  3U  bergciten.  23nb  meil  jf)r  au&i  bct)  bem  §anbel  gemeft 
iet}b,  mtb  mit  jugefe^^en  f)abt,  fo  folt  jr  bie  6-t)r  Ijaben,  bnf3  jl)r 
aud)  mit  jeugen  folt.  ScÖ  rerfe^e  mic^  nic^t,  bafe  fie  eucö  üer= 
toerffen  toerben.  Sfiun  fei)b  meiner  inngebenrf,  jör  folt§  genicffen, 
menn  j^r  einmal  in  folc^en  §anbel  fompt,  mit  ic^  aud)  für  eucö 
sengen.  2Snb  baran  t^ut  j^r  bnfern  gni\bigen  SBiCen  ünb  2BdI= 
gefaEen. 

2)iefe  ©upplication  marb  bem  Shüg  förgebrac^t,  meiere  er 
jm  aud)  gan^  molgefallen  liefe,  aucö  fo  balb  befa^^l  bem  ©c^ult* 
I)eiffen  gu  ruffen,  bnnb  feine  2}?et)nung  l^ieruber  an^ufjören. 
9^un  f)atte  ber  @döultl)eife  eben  einen  §auffen  ^erdeln  ober 
junge  ©d^toein  für  fic^,  meld)en  er  aufegell^en  ober  aufefc^neiben 
folt.  2;eromegen  antmortet  er  ben  Stbgefanbten,  fie  fe^en  tool, 
bafe  er  auff  bifemal  nid)t  mol  abfommen  f6nbte:  bann  ha^  fet)en 
gemeine  @cfd)Äfften,  meiere  nid}t  f&nbten  Sluffc^ub  lei)ben.  Sie 
f ölten  aber  bem  3under  isleijfcr  fagen:  er  fti|e  boc^  o^ne  ba§ 
muffig,  bnnb  i)abt  nic^i§  3u  tljun,  bermcgen  fi^nne  er  bod)  mol 
einen  @ang  S"  j^m  fommen,  bnb  j^m  ein  meil  3"^^^"»  ^'fe 
ba^  er  fertig  mcrbe,  er  ^ab  c§  boc^  t)ielleid)t  fein  ßebtag  nie 
gefel)en:  <Bo  ffinne  er  andö  barnacö  barüon  fagen,  mann  etman 
barüon  gerebt  mürbe.  (Sr  folte  auc^  toiffen,  ba^  er  ben  @ang 
nid}t  merbe  bmbfonft  tl)un,  bann  bon  einem  jebcn  '^scvdd,  meld)em 
er  aufefd)neibe,  muffe  man  j^m  ein  ß-i)  geben,  fo  fet)e  ba^,  toa§ 
er  il)nen  auBfd)neibe,  aud)  fein,  toeld^cS  gar  ein  gut  (§ffen  geben, 
mann  e§  in  $8utter  gebraten  toerbe,  baff  eibige  nun,  ünb  bie 
ei^er  toolten  fie  al§  bann,  mann  er  fertig  fet),  mit  einanber 
berjeljren.  Sllfo  giengen  bie  ©efanbten  miberbmb  :^in  bnb 
referirtenS  bem  <iliHl06]nig,  ma§  j^nen  ber  <Sä)\ütf)t\^  für  ein 


175 

5InttDort  gegeben  ^ette.  'Seffen  er  bann  gnug  ladjm  mufte, 
fagte  aud^,  er  toolte  fo  (ang  üerjie^en,  btfe  er  mit  feinem 
Schnitt  fertig  fct)e. 

5)al  XXIX.  eapitel. 

2Bie  ber  <Bdjnlt^cx^  totberömb  gum  S?5nig  tarn:  aucf) 
lDa§  jid&  mit  einer  QautD  önb  ^uJ)  gugetragen. 

2l{§  nun  ein  ©tunbt  ober  stoo  berlauffen  toaren,  fam  enbt= 
lic^  ber  (Sd)ult[)eife,  fampt  fonft  nod)  einem,  toelcber  ein  t)Ocö= 
roicfttig  (Kapital  ober  peinlicbe  <Sad)  bem  £&nig  ioolte  fiirtragen, 
Pon  megcn  einer  <Ba\v,  mie  mir  ^fren  toerbcn.  2ll§  nun  ber 
@v^ü)fd)neiber  (Sc^ult^^eife  lüolt  ic^  jagen)  ju  bem  ^onig  fam, 
fagt  er  ^n  j^m:  @l6cf  ju,  @Iü(f  gu,  Suncfer  i^epfer,  mie  [te^tS 
ömb  ein  gut  Seben.  (Sq  bg  I)Ätt  id)  midj  nicf)t  ju  eud)  Perfe^en, 
ba§  jl^r  mir  au^Ieiben  tturbet,  mir  toarteten  fo  lang  auff  euc^, 
ha%  bie  ©per  Pnb  ba§>  anber  alle§  falt  marbt,  f)Sttet  jbr  mir 
bodö  jugefelöen,  mie  tc^  bie  fyercfeln  alfo  meifterlic^  fan  aufe* 
geÜ^^en,  jr  :^Ältet  felbft  ein  2uften  barju,  foIcf)e§  ju  lernen,  ©t) 
toeil  jfir  Pon  ©Amen  rebct,  fagte  ber  anber,  fo  mufe  ic^  eucö 
Sundfer  ^epfer  bodö  aud)  etttaS  flogen,  toa§  mir  fieut  begegnet 
ifl.  ®§  i^atte  mein  9^ad)tbar,  fo  einen  argen  Drangen  gu  einer 
(Sato,  bafe  idi  nichts  Por  jr  behalten  fonbte:  fonbern  fie  brad^ 
mir  aEtoegen,  toann  icb  einmal  meinen  gi^ii"  jugemadit  !^atte, 
miberömb  Ijinburcb-  9^u  Pnterfagte  id^»  meinem  9lai^barn  gar 
offtmalS,  er  folte  fein  Saum  in^alten,  fonft  merbe  id^  mic^  ein= 
mal  an  j^r  Pergeffen.  SIber  er  lachte  nur  meiner  barju.  Siun 
l^aii  x<i)  nocb  geftern  bcn  g^^""  toiberomb  ^ugemad&t,  berotoegen 
gebadet  id),  toirbt  fie  [107]  aucb  fo  Pertoegen  fepn,  Pnb  ben 
3aum  toieberPmb  auffreiffen.  23nb  mie  tc^  beforgte,  alfo  gefc^a^e 
anci).  2U§  id^  aber  eben  im  ©arten  mar,  ba  fie  bran  mü^let 
Pnb  riffe,  fd^licbe  id^  fiepmlic^  |in:5U,  na^me  biefen  Kolben, 
toelc&en  ic^  I)ie  in  ber  §anbt  Ifobi,  gu  bepben  f^euften,  onb  ge* 
bad)t  bep  mir  alfo,  nun  motan,  mirftu  mir  bann  mieberümb 
fjerein  brechen,  fo  teil  id)  bir  aud^  einS  reid)en,  bn  folteft  gemifes 
li^  nid)t  gtoep  barfür  nemen,  in  beffen  arbeitet  fie  fic^  ^inburc^, 
Pnnb  toolte  toieberPmb  j^ren  Porigen  @ang  lauffen.  2Biemol 
idö  nun  nic^t  25illen§  mar,  fie  Sobt  äufc^lagen,  fonbern  id)  toolt 
i^r  l^inbcn  auff  ben  23ur^el  fc^lagen,  ob  ic^  jljr  etman  ber  Senben 


176 

et)n,  ober  ein  23etn  cntätoc^  jd)Iagen  mbd)k,  ^ebocü)  jo  mtferiet!^ 
mir  ber  ©cf)Iag,  bnb  ba  idö  fie  tooltc  ^inben  treffen,  ba  traff 
idt)  fie  forn  auff  ben  ^opff,  bnb  gab  jl^r  fo  einen  öngnÄbigen 
bngeiDÄfiiKnen  Schlag,  ha^  fie  alSbalb  2)Jaufetobt  3ur  ®rben 
fiel.  ^fJun  f6mpt  er,  bnb  teil  bic  Sah)  bon  mir  le^a^it  ^ahm. 
Scf)  ^off  aber  nici^t,  ba%  id)§  fcftulbig  fei),  ©er  ^fnig  antlDort: 
3(f)  fan  mic^  nic^t  in  biefe  ©ac^  richten,  icann  ic^  ben  5lngen= 
fd)ein  fef)e,  fo  f^nbte  \dj  etinan  bcffer  öon  ber  ©ad&en  Drtl)eilen. 
(i^'i)  foltet  jr  ba^  nid&t  üerftei^en  f6nnen,  fagte  ber  anber,  Swnrfer 
Ä?et}fer.  (Sel)et,  id^  toilS  endo  fein  3eigen.  ©näbiger  §err  (Sdöult= 
:^ei6,  bficfet  eucö  mit  btn  §anben  gn  ber  ®rben.  ®er  @cl^ult= 
^eife  antiüortet:  2Ber?  i^?  Sa,  fagte  ber  anber,  gnv^biger 
öerr  ©c^ult^eife.  51I§  nun  ber  ©c^uttlieife  bei)be  §Änbe  auff 
bie  (Srbe  geftellet,  Dnb  feinen  dtiid,  bnb  tcaS  bargu  ge:^6rt,  oben 
aufegefirecft,  a(§  mann  er  @pAn  auffl^fe,  2Ufo  ba^  gar  tool  ein 
Siemlicö  ©c^loein  bnter  j^m  I>Ute  fßnnen  fiinfriec^en.  '2)a  fagte 
nun  ber  üorgenanbte  äu  bcm  ß6nig:  Sundfer  ^etjfer,  bnfer 
©döutti^eife  fol  ber  i^aim  feijn,  fo  folt  j^r  bie  ®ato  fet)n,  fo  mil 
xd)  f)ie  fte|en  mit  meinem  5loI5cn  bnb  auff  eucö  toarten.  [108] 
Söann  j^r  nun  moltet  t)inburc^  in  meinen  ©arten  friec^cn,  bnb 
id)  erfdilfige  euc^  in  ber  gaunlucFen,  folte  tc^  euc^  alSbann  be* 
ja^^len?  ber  Seuffcl  beja^^l  euct),  ic^  nic^t.  9lein  id)  traun,  müfte 
idö  bod£)  ein  boppeler  9iarr  fei)n,  mir  nit  ber  S?a^en,  SDtüft  einer 
biel  3U  besaljlen  ^abcn.  Söarömb  bcl^alten  fie  nic^t  bie  ©Am 
baJieim  in  t)unbert  taufent  9iamen,  fo  b^rfft  man  baS  aQe§  nid^t. 
3n  bem  nun  biefer  bie  (Sad^en  je  lAnger  je  me^ter  triebe, 
fam  einer  barju,  bem  mar  auc^  eben  ein  S^nglficf  begegnet. 
2)ann  bcfe  ©c^ult^ciffcn  bnb  fein  ^lü)  litten  fid)  mit  einanber 
geftoffen  (in  etlichen  (Sjemplaren  ftet)t  gebiffen)  bnb  I)atte  befe 
©c^ult^eiffen  Äul)  befe  anbern  ^ui)  3U  tobt  geftoffen  (ober  toie 
etliche  mötlen,  su  tobt  gebiffen).  ©erfelbige  nun  fieng  gan§ 
ernftf)afftig  bnb  fdönaubenbt  an,  bnb  fagte  jum  ®d)ultf)eiffen: 
©ndbiger  §err  ©c^ulti^ei^,  meiner  ©naben  ^u^e  t)at  emrer 
©naben  2n^  erfloffen.  ®t),  fagte  ber  Sc^ult^eife,  ba  fanft  bu 
bir  leic^tlic^  bie  SRedinung  mad^en:  ^at  beine  ^u^  meine  ^ul^e 
erftoffen,  fo  muftu  mir  meine  be3a^len,  bnb  bände  birS  ein 
©big^6I^gen.  (Si)  mein  §err  @d)itltl)eife,  fagte  ber  anber,  if)x 
möft  mic^  rectjt  berfte^^en.  (Suttiere  ^n^  ^at  meine  erftoffen.  3a, 
bog  ift  ein  anber»,  fagte  ber  ©d)ult^eife,  ba^  ^at  ein  nnbere 


177 

SDteDnung.  Met^mt  \r,  tdö  önb  bttfer  3uncfer  ^et)fer  ^aben 
jegunbt  nichts  anber§  ju  t^un,  al§  bafe  totr  euc^  bort  etüem 
(B^tom  ünb  Süfien  ,5U^6rcn,  pacfet  euc^  f)tnlreg,  fo  lieb  alg  icf) 
cucö  bin,  ober  ic^  iril  bermaffen  I)inber  eudö  ^erge^en,  j^r  folt 
eutoer  lebenlang  bran  gebenden.  SSiffet  i§r  audj,  i§r  grobe 
öngejogene,  üngefc^ltffene  2?engel,  toie  jf)r  eutrer  Dberfeil  folt 
in  (S^ren  galten,  j^r  Sautoern,  j^r  Sanftem. 

2)0  fte  nun  bcn  §errn  Scf)u[tbetiTcn  alfo  eräürnet  fairen, 
id)  mtt)nt  ja,  fie  trapten  ftd)  ge[109]icöiDinbt  fiinfteg.  Solches 
gefiel  nun  bem  Scfeultlieiffen  gar  tool,  bericegcn  fpracft  er  pm 
^onig:  @e:^et  it)r»,  3uncfer  S?et)fer,  alfo  muf5  man  fie  im 
©ei^orfam  be!^alten. 

S)a§  XXX.  ^apM. 

2Bie  bie  ©ac^e  bon  iregen  ber  bei)ben,  fo  fic^  ge  = 
fc^lagen  :^atten,  ©eric^llic^  Vorgenommen  Jtiorben. 

2ll§  nun  ber  ^6nig  bnb  mein  §err  Sc^ult^eife  allein  maren, 
hielte  ber  5J'6nig  bem  ©d)ultl)eiffen  für,  toie  ber  ©efangene  eine 
<Suppltcation  an  j^n  geftetlet  ^ette,  lua§  j^n  boc^  gebduc^te,  ttie 
man§  mit  jm  folte  angreiffen.  5^er  @(^ultl)eiB  bcbad)te  fic^  eine 
geitlang  ^ierauff,  bann  üon  folcften  I)ol)en  Sachen  mufe  man 
bebentflic^  reben  bnb  brtl)eilen,  enblidi  fagte  er,  ^d)  bin  nic^t 
gern  bet)  foldjen  irtc^ttgen  Sacben,  mein  3ia^t  mere,  man  lieffe 
fie  bet)be  j^re  ©ac^  felbft  auftragen  bnb  fdilid^ten,  foflen  mir 
bn§  bret)n  mifcben,  ma»  gienge  bn§  noI)t  an.  §aben  fie§  ö)ol 
angefangen,  fo  mSgen  fie§  aucö  aupf eckten,  bnb  ^u  frieben 
toerben.  ®t)  nic^t  alfo,  fagte  ber  Si6nig,  j^r  muffet  alfo  nic^t 
reben,  bann  jbr  feijb  be^lialben  ba,  bap  j^r  ftrettttge  ©ac^en 
richten  bnb  fcl)lirf)tcn  follet;  ©§  fi^et  bennod)  ber  eine  im  ©e* 
fangnuß,  loer  mil  j^m  f)eraufe  toieberbmb  i)elffen,  toenn  e§  ntd)t 
burc^  end)  gefc^ieljet. 

©ief)e  ba,  fagt  ber  ©i^ult^eife,  id)  ^atte  het)  @lauben  nid)t 
an§  ©efSngnuB  gebadet,  dhm,  xdj  toil§  ben  §errn  ©c^6bffen 
anseigen,  bnb  euc^  mieberbmb  einen  gnabigen  $öefd)eibt  mit* 
tbeilen.  Stlfo  jo^e  er  ^in,  lieffe  bie  Sd^^bffen  bet}fammen  ruffen, 
bnb  seigte  jbncn  ben  gangen  §anDcl  an,  [110]  begerte  and),  baf? 
fie  bierinnen  j^re  5lki)nung  moUen  offenbaren.  9hm  toar  ber 
•©ebrauc^,   ha'Q  atlioegen  ber  bnterfte  Scb&pff  muftc  bon  bem 

Das  Laiebuch.  j^2 


178 

älteften  burcö  bie  ^aiid  l^inburd^,  einen  jeben  infonbcr|eit  fragen, 
toaSi  feine  SJJeijnnng  tocre,  mann  folc^e^  nit  gefd^a^e,  fo  toarcn 
fie  and)  nit  fdöutbig  ire  2)Jet)nung  gu  offenbaren.  2)ietDeil  aber 
eben  ber  jenige,  )uelct)en  ben,  fo  gefangen  toar,  gefd^Iagen  fiatte, 
bcr  jüngfic  ünb  imterfte  8d)6pff  mar,  ünb  aber  tcegen  ber 
Snjurien  ünb  ©c^inac^reben,  »elcfie  bcr  ©efangene  in  inerenber, 
üüd)  nacö  boüenbeter  ©dildgerei)  toiber  jn  aufegegoffen,  nit  bei> 
jbnen  gu  (Seridit  fi^en  b6rffte,  fo  lang  bnb  Diel,  bife  ber  @e= 
fangene  \i)ni  einen  SBiberruf  getI)on,  bnb  jn  an  feinen  ©l^ren 
ttiieberomb  gut  gemacht  I)ette.  ®amit  bann  nun  aucb  bi^fal& 
vAä)t  biel  gefAörlici&e  §inbernufe  fürfiele:  alg  fertigten  fie  ge= 
fc^irinbt  einen  ah  aufe  jt)rem  SJJittcI,  gu  bcm  S?6nig,  bnb  lieffen 
im  aüe  ©elegen^eit,  luie  borgemelbt,  anscigen,  toie  bann  aud), 
bafe  ber  ünterftc  Sd)6pff  bie  Stuben  fe^ren,  ba§  g-euffier  el)n= 
machen,  ümbäei^len,  ünb  fünften  aüerljanb  \d)ied)it  Sachen  üers 
richten  mufte.  dlad)  bem  ficf)  benn  bie  S^ngclegen^eit  bifemalS 
alfo  I}elte  angetragen,  bafe  ber  ünterfte  @c[)6pff,  tt3eil  er  noc& 
nirf)t  toieberbmb  gut  gcntadöt  fei)e,  fein  Jlmpt  nic^t  üenrefen 
b^rffte,  @o  to6llen  fie  jt)m,  bem  S?6nig  bie  ®f)r  bor  einem  anbern 
gi'^nnen,  bafe  er  be^  gefd)mÄt)eten  ünb  abwefenben  flÄtte  ein  »eil 
üertretten  folte,  in  fonbertiett,  toeil  fie  aud)  nicf)t§  üne:^rlic^§  üon 
jfim  tüöften,  barburc^  er  möd^te  IiierüDn  aufegefdiloffen  ober  üer= 
I)inbert  Ujerben, 

2)er  ^6nig  bebanrfct  fict)  j^re§  guten  2öiIIen§,  mit  bem 
(Srbieten,  er  toolte  foIcf)e§  in  ©naben  öjieberbmb  gebendfen,  iüa& 
aber  bie  SßcriDültung  bc§  ®cf)^üffenam|3t§  belanget,  fet}e  e§  axi 
bem,  ba%  ob  il)m  mol  feine  grtffer  ®l)r,  al§  biefe  tt)iber5[lll] 
fal)ren  fonbte,  fo  müft  er  boc^  biefelbige  auff  bifemal  aufefc^lagen 
ünb  fahren  laffen.  ®ann  nadj  bem  il)n  bcr  ©cfangene  auff 
feinen  S^eil  al§  einen  BeuQC"  f<Sün  allbcreit  benannt  l)abe  ünb 
erforbern  mMlc,  fo  »erbe  e§  fidö  nid)t  tool  fd&idfen  to&llen,  bafe 
er  sugleidö  3eu9  'onb  6cf)6üff,  ober  dtidjkt  fcQn  foHc,  ttteld^c^ 
fie  als  l^od^toeife  üerftanbigc  Seut  ficf)  felbft  toerben  gu  befc^eiben 
iDiffen.  Sllfo  30g  bicfcr  tierore  @cl)6üff  mit  feinen  armen  ßeuten 
ünüerric^ter  ©act)en  Wicberümb  ju  feinen  §errn  2)Htfc^6üffen. 
dhm  muftc  gleiditüol  bie  ©ac^  gum  ®nbe  gefiitirei  toerben,  eS 
tüc^ret  gleidö  fo  lang  al§  e§  jmmer  m^tle.  ^crotocgen  funben 
fie  einen  gefcfttüinben  9ial)t,  meieren  feiner  mit  einem  ünbbeU 
fpiefe  l^inber  j^nen  gcfuc^t  Ijv^tte.    ^emlid)  fie  fd)idEeten  ju  bem 


179 

©efangenen  gtoeen  aufe  if)rem  3JJitteI,  toetdK  an  i^n  begehren 
folteit,  ba^  er  feinem  ©egent^eil  einen  SBiberruf  tt)un  fol,  bann 
foIc^eS  tnerbe  ju  mercflic^er  Sef6rberung  feiner  ©acöen  gerei^en. 
SSeil  bann,  icie  ba§  gemeine  ®prüct)tDort  lautet,  ein  (befangen 
2)tann  ein  arm  Tlann  ift,  fonbten  fie  j^n  befto  leic^tlid)  über» 
reben,  bafe  er  einen  SÖiberruf  tf)dt,  nemlidö  alfo:  ^d)  gefte^e, 
id)  ^abt  i§n  einen  Siieb  ünb  ©c^elmen  gebeiffen,  e§  ift  wa^t. 
9lun  meife  icb  nid}t§  al§  alle§  Ql)x  tmb  ®ut§  üon  j^m,  ünb 
ü)a§  icb  gerebt  b^b,  ift  atle§  erftunden  ünb  erlogen. 

2ll§  fie  nun  ben  2Biberruf  bon  jbm  bitten,  erlaubten  fie 
ben  anbern  toieberümb  bficbtig  bargu  feinen  ©cbßffenftul  gu  öer= 
trctten.  Söarb  alfo  ba§  @cb&pffengertcbt  nunmebr  üodfommen 
befe^t.  211)0  namen  fie  biefe  Sacbe  öor,  önb  lieffen  bie  @timm 
^eromb  geben,  önb  marb  enblicb  baf)in  gefcbioffen:  ^emnacb  bie 
Sacb  ^ocbtoicbtig,  aucb  ^6niglicbe  äJiajeft.  felbften  $erf6nticb 
gegenmÄrtig  ttere,  fotte  bet)berfeit§  ein  jeber  einen  ^^^rocuratorem 
beflellen,  ünnb  benfelbigen  tiiergu  üoümÄcbtigen.  [112]  2llfo  »arb 
i^nen  beiben,  einem  jeben  befonber  biefer  Sefcbeibt  mitgetbeilet. 

§anbtlung  bereu  StutoÄlben  ünb  ^rocuratoru, 
bor  ben  3Bi§enbürgif(bcu  Scbt^Pffen. 

9iacb  bem  nun  bebberfeit§  Procuratores  önb  SlntoÄlbt  be« 
fteHet  maren,  marb  ibucu  ein  Xaq  genennet,  auf  melcben  fie 
erfcbeinen  ünnb  ibre  i)^obtturfft  fürbringen  folten.  2Ufo  fam 
auff  ben  biei^äu  beftimpten  3:ag  be^  23e!Iagten  Slntoalbt  ju  erft 
fierffir  getretten,  bub  t:^et  feine  ^(ag  in  biefer  gierlicben  f^orm» 
iDie  folget. 

I.  dtcct^. 

aSeflagten  Slnmatbt  erfcbeinet  aHIjie  für  eucb  §errn  Scb^pffcn, 
t>nb  bringt  flagenbt  für:  2)emnacb  önfer  befter  3uncfer  ^ebfcr 
bn§  furg  oerfcbtener  Sagen,  guÄbtg,  gndbigft  bnb  sum  aller 
gnÄbigftcn  erfucbt,  ba  mir  bann  j^rer  §errlid)feit  ju  (S^ren 
etlicbe  furgtoeil  babcn  angefangen,  onb  in§  SBerdf  gericbtet: 
9tun  motte  ber  33eflagte  mit  bem  ^Idger,  anjego  ©efangenen 
eine  fonberlicbe  jubor  onbefante  ^urgmeil  anfaben,  melcbe  aber 
ber  ^Idger  burdi  feine  25n^6ffligfeit  äerft&ret,  ünb  bie  angeftelte 
f^remb,  fo  Diel  an  jm,  in  einen  Scbimpf  gebracht  bat,  melcbeS 

12* 


180 

bann  BeDbeS  jlim,  SSeflagten,  ünb  feinen  Skciöfommen  ^u  einer 
nac^ll^etligen  9iac^rebe  gereichen  m&($te.  23ittet  bemnac^  Söeflagtcr 
ben  Kläger,  mit  fernerer  ©traff  ansul^altcn. 

n.  gfiece^. 

Nigers  Slnlcalbt  bittet  §u  f6rberft  tlÄgern  [113]  auff  fret^en 
%u%  äu  ftctien,  bnnb  j^n  feiner  Rafften  gu  relajieren,  fid^  nact) 
Siol^tturfft  mit  ben  feinen  I)abenben  interlocutori,  jum  23c:^uff 
feiner  (gad^en  3U  tialten,  toeife  fic^  audj  fonften  nic^t  anberft  in 
bie  8ad)en  einsulaffen,  ober  auff  ei}ngebrac^te  eijnaenbung  fic^ 
gu  refolüiren. 

III.  gtecefe. 

23e!lagten  Stntoalbt  bringet  auff  ^lAger§  nid^tige  2lnttDort 
e^n,  tinnb  fagt:  dlaä)  bem  e§  üor  2llter§  nic^t  ber  23raucö  ift, 
ba^  bie  SlntDÄlbt,  fo  bor  biefem  :^DC^I&bIic^en  @eri(^t  gu  t^un 
I)aben,  Sateinifdfie  2B6rter  in  jl^ren  9ieceffen  mit  etinfö^ren,  al§ 
barburdö  bie  @ad&  gu  bnn6t^iger  loeitläufftigfeit,  önb  nad&= 
fc^lagung  in  ben  23adöantentrLHtern  bcrfc^oben  toirbt.  21I§  bittet 
Seflagten  Slntoalbt,  jnie  ßldgern  ernftlic^  auffgulegen,  ba%  er 
ftcö  i^infort  ber  Sateinifcften  2ß6rter  im  folgenben  ^ieceffiren 
gant^  tinb  gar  enti^altc,  ober  aber  ber  ©ad^en  berluftiget  gu  fe^n, 
fic^  erfenne. 

2}rt^eil. 
Sn  ©ad^en,  Seflagten  iuiber  S?l5gern,  Sinmalbt  toiber  Sin* 
ttialben,  erfenncn  9ficf)ter  önnb  @d&6pffen  be§  2öi^enb6rgif($en 
$l}arlament§,  ba^  bmb  $8ermeibung  aHcrlianbt  2Smbfdömel)ff  bnb 
gef%Iidöer  5IuPaItung  ber  (Sachen,  f)inf6rter  tlägerS  Slntcalbt, 
fic^  in  biefer  gtedötlic^cn  §anbtlung  gang  bnb  gar  ber  Sateinifcfien 
2ß6rter  entf)alten  foU,  bamit  alfo  bit  (Bad)  3U  fctileunigem  2tuf= 
trag  m^d^te  bef6rbert  merben:  $8et)  Straff,  fo  nac^  (Jrmeffigung 
ber  ©d^Spffen  foll  gefeget  toerben. 

Replica. 

£IÄger§  5(ntrialbt  Bittet  nocBmal§,  gum  erften,  jum  anbern, 
3um  brittenmal,  ba^  S^lAger  feiner  [114]  Rafften  m6d)te  erlebiget 
tt)erben.  35a  jljm  aber  ba§  nicftt  gebeten  f^nne,  mMle  er  ^iemit 
L^ffentlicö  super  injuriarum  proteftirt  bnb  gcflagt  l^aben. 


181 

Diiplica. 

23eflagten  Slntualbt  erholet  feine  üorige  Maq,  mb  bitt,  tote 
gebetten,  j^n  ^lÄger§  Slntoalben  mit  ©rnft  angubalten,  iid)  ber 
Sateinifcften  3ö6rter,  al§  toelc^e  biefer  Ort  ßngebrv^uc^lic^,  gu 
enthalten,  mib  toeil  j^m  folc^eS  burc^  ein  Sßrt^eil  tft  aufferlegt 
toorben,  Stttet  Slntoalbt  jicö  habet)  Iianbt  gu  ^aben. 

Triplica. 
^iSger  toieber^olet  feine  oorige  instantias,  oeri^offt  aucö 
audö  «id)t,  ba^  j^m  folc^e^  int)ibirt  toerbcn:  ba  aber  über  fein 
SSer^offten  jlim  folc^eS  nit  folte  geftattet  toerben,  m6cöte  er  für 
feine  $)}erfon  tool  Ici)ben,  ba^  ^lÄger  önb  23eflagte  felbft  in 
eigener  5)ßerfon  it)re  9^o^tturfft  furtriigen. 

Quadruplica. 

SSeflagten  2lntoa(b  toiber^olet  fein  borige§  23egeren,  bnb 
ba  bem  nit  ftatt  folt  gegeben  toerben,  ift  er  gu  frieben,  bafe 
öliger  önb  23eflagter  in  etjgener  ^erfon  aß^ie  erfd^einen  ünb 
jr  SSort  tf)un. 

iBrt^eil. 

3ti  Sachen  ^Idger§  toiber  33eflagten,  Slntoalbt  toiber  Sin» 
toalben,  erfennen  '3ixd)kx  bnb  ©c^fpffen  biefeS  ^ocf)berflSnbigen 
SSißenbiirgifc^en  5}JarIament§.  ^adj  bem  fic^  ÄIÄger§  Slntoalbt 
ber  ßateinifc^en  2ö6rter  nic^t  entl)alten  fan  nocö  toil,  fo  fol 
feinem  Begeren  ftatt  gegeben,  ünnb  er  iSlÄger  feine§  ®efv\ngnufe 
erlebiget  bnb  auff  frei)en  %u^  gefteüet  toerben,  ba  benn  bttjbt 
23eflagte  bnnb  ^Idger  j^re  ^lage  bnnb  (55egenf(age  [115]  felbft 
mönbtlicö  üor  biefem  figenben  (Seric^t,  nac^  i^rem  beften  2Ser= 
mögen  furbringen  fonnen  ünb  fotlen. 

Klägers  2(ntoalbt. 
S^ut  ficö  beffen  ergangenen  Sßrr^eilS  bebancfen,  ünb  bitten 
baffelbige  auc^  gu  üoUnftrecfen. 

23eflagten  2lntoalbt. 
Xl)ut  befegleic^en,  ünb  ift  feiner  ^ßerfon  i^alben  gar  tooI  ju 
trieben  ünb  content,  aüegrament,  escellent. 


182 

21^0  muften  nun  bie  bct)be  SBeüagten  felbft  in  et)flner  ^erfon 
erfdietnen,  bnb  folcf)cs  famc  bem  einen  armen  ®c^tt)e^er  ju  gut, 
toeil  er  ^ierburcf)  feiner  ©efangnufe  erlebiget  trarbt.  'Ea  I)ette 
man  felgame  Sieben  Qdjbn,  aelc^e  fie  gegen  bnnb  ttiber  einanber 
ei)nBract)ten,  beren  faum  ba»  je^enbe  Xi)c\l  procollirt  ift,  totldjc^ 
biüicö  boct)  gU  beflagcn  ünb  ju  aunbfc^en  loere,  bafe  bie  gan^e 
Acta  ünb  9}cben  gum  aller  fleiffigften  üergeic^net  ttieren.  ®ocö 
fo  öiel  On§  nocf)  iütffenbt,  to^IIcn  ttiir«  alfiie  ünbermelbet  ntd)t 
ümBge^en. 

S^er  i?lAger  fienge  feine  Diebe  alfo  an:  fiiebe  öerrn,  ic^ 
iDOlte  gern  meine  <Badj,  feiner  lad),  fpi^ig  ^ofen,  bann  mein 
§ofen,  finb  gerfloffen  in  bem  lofen  Sldrrfer  bnb  ßodö,  ba  icf) 
bocö  nid^t  öiel  tfiet,  aucf)  nicf)t§  tjctt,  ein  einig  29ett.  Sfiun  t)6rt 
gu  mit  guter  diiü),  ttiag  id)  flog  auf  biefen  Xüq:  2ll§  eidö  met) 
fa^n,  önb  al§  eid)  minber  fat)n,  fo  foü  mein  <Saf)n  naut  fel)n. 
SDkin  SSiberfacfter,  mc  jfir  j^n  ba  feilet  ftef)en,  auc^  f^r  üiclleicftt 
felbft  miffet,  Ijat  mid)  gefd)Iagen,  barff»  mol  fagen,  önnb  jljn 
fc^amrot  macfjen,  ba^  jebermann  fein  foll  lachen. 

§eife  bir  ein  SSurft  braten,  fagte  ber  5Beflagte,  bu  I)aft  auff 
beine  Siebe  lang  ftaubiret  im  [116J  ©cfÄngnufe,  la^  micf)  aucö 
fo  long  brin  fi^en,  al§  bu,  JDa§  gilt§,  ic^  teil  bir  barnad)  aucö 
empern  f6nnen. 

@t)  ja,  fagte  ber  ^(Ager,  baB  man  bir»  bocö  ntad^te  toie 
bu  e»  gern  ^etteft.  ®§  l^aben  mid)  meine  gegentüv^rtige  iperrn 
barp  mirbig  geac^t,  ba  bu  boc^  nocb  mol  ein  meil  toirft  muffen 
I)auffen  bleiben.  ®§  tljut  birg  tDoI  ein  geringer^,  bu  bift  nocö 
nicöt  ber  2)iann  barnad),  ba^  meine  §errn  ba»  ©efÄngnufe  mit 
bir  befct)eiffcn  folten,  marbmb  fjdlteftu  bicft  nid)t  aucö  barnad), 
ttie  id^  onb  ein  anberer,  fo  f6mpftu  auct)  I)innei)n,  bu  grobes 
(Sc^toein. 

3«^  bin  fo  gut  al§  bu  bift,  fagt  ber  öeflagte,  ünb  mer 
toeife  toie  bu  bid)  gehalten  f)aft,  ba%  man  biet)  nit  J)at  barinn 
lei)ben  mMlen:  ®»  mirb  fic^  aber  im  Stufefeljren  mol  finben, 
toa§  giltS? 

Sldö  fc^tüeig  bnnb  ^alt  bein  S>iaul  gu,  fagt  ber  ^Idger, 
toann  ic^  nid)t  beinet  l^alben  t)ette  l^erau^  möffen  fommen,  fo 
molte  ic^  nod)  tool  barinn  fi^cn  blieben  fei)n.  §ette  bein  $t5ro= 
curator  meinem  $}5rocuratorn  ßateinifc^  f^nnen  empern,  fo 
b6rfften  mir  ie§t  nit  felbft  aü^ie  onfer  2Bort  t^un. 


183 

^u  fanft  nichts  fo  tool  al§  anbete  Seute  öera^ten,  fagt 
ber  23eftagte,  ttia§  giltS,  id^  tntl  btr§  mad)en,  bu  folt  nicöt  fo 
fcfelec^t  barDon  fommen,  tote  bu  meinft,  idö  toil  e§  meinem  ^ro« 
curator  anzeigen,  tüte  bu  jn  a((I)te  6ffentticö  aufegemadjt  f)aft, 
toa§  gilt»,  ob  er  btr§  fc^encfen  totrb.  G^r  foü  bic^  am  9tot= 
tnelfcöen  ©ertc^t  oerflagen,  ba  mirftu  taufent  Maxd  öoU  gel6^te§ 
@oIbt  gur  ©traft  gf^c"  möffen.  2öa§  gtlt§  mir  ünb  bir,  hu 
Jüirft  barnacö  bie  §]Sfeifcn  e^ngte^cn. 

®Q  lieber,  ^at§  gefroren,  fagte  ber  Kläger,  ift  bein  ^rocurator 
fo  ein  ftrenger  aJiann.  ^d)  inei^  lool,  toaS  er  für  ein  @d&toe^er 
ifi,  a'ßort  fan  er  gnug,  aber  bie  ^hbcu  Iei)^en  j^m  toenig  branff, 
icö  [117]  meife  iüol,  ba%  er  einem  jmmerbar  brÄaet  mit  ber 
©traff,  bafe  man  ii)m  foü  fo  ünb  fo  Diel  ^atdt  ooE  gel6l)te§ 
@olb  geben.  2l6er  \d)  i^ab  uod)  niemals  ge^6rt,  bafe  er  einigen 
9ted)en)3fennig  inill  gefdimeigen,  einen  ©olbgülben  I)abe  befommen 
ober  abgel)0let.  ^arümb  magftu  bic^  tool  beiner  $öebrÄun)ung 
ierfriec^en. 

'^u  macöft  mir  be§  §anbel§  §u  üiel,  fagt  ber  Seflagte, 
iDann  bu  nit  balb  fc^ioeigeft,  mit  ic^  fo  @ott§j>.\mmerUd)  mit  bir 
umbgeben,  mie  ein  ©am  mit  einem  naffen  ©ad'. 

2Beil  nun  bie  ©act)  ficf)  je  langer  je  mel^r  §ur  berbitterung 
anlaffen  loolte,  legte  fic^  enblid)  ber  §err  ©c^ultlieife  brein,  ünb 
geböte  jnen,  einem  fo  tool  al§  bem  anbern,  bei)  ßeibSftraft  ba§ 
Wlaul  §u  galten,  ünb  fid)  aufe  ber  ©eric^tSftuben  fiinaufe  gu 
Jjacfen.  @r  molte  ^iersmifd^en  ba^in  l)anbeln,  ob  bie  Bad)  buxd) 
SDlittellJerfonen  m&c^te  üertragen  ünb  l)ingelegt  merben. 

2llfo  giengen  biefe  beiibe  ^u  ber  ©eric^tuftuben  Iiinau^,  ünb 
f)ielten  j^rc  2)^hiler  mit  bei)ben  §Snben  ju,  ünb  f)atten  fo  biel 
ai§  gUüor,  ba  fic  feinnei^n  gangen  maren. 

e.  Die  Hochzeit. 

58nb  nad)bem  e§  nun  auff  beQben  ©etjten  (auff  feiner 
Sincfen  bnb  Steckten)  ja  mar,  richteten  fie  auff  ben  SBeinfauff 
ünb  §anbtftret)d)  äu,  toie  fidi  bg  gel)L^ret.  2ll§  er  nun  nac^  @e= 
lüon^eit  auff  ber  23raut  iDJiften,  unter  bem  freien  §immel  ^erbmb 
gefprungen  ^att,  name  er  ein  Äanbel  mit  SBein  in  bie  ein  §anbt, 
ünb  ein  @lafe  in  bie  anbere,  gienge  §ur  23raut,  melcf)e  zugegen 
[tunb,  ünb  fe^r  fd^retien  muft,  I)at  fein  ©d)appel  auff  bem  S^opff 


184 

ligen,  mb  toolte  ju  j^r  fagen  hcn  ü^xaltm  9tet)menfprucö,  toelc^en 
fte  üon  irc§  SUtoatter  2Satter§  §erc6cn  gelernct  I)attcn,  audö  nit 
b^rfften  abfommen  laffen,  tücld&er  alfo  lautet: 

ßiebe  dl.  c§  gilt  jegt  ümb  meicö  önb  ümh  beid^- 
®tn§  füll  nun  fet)n  bem  anbcrn  gleich, 
©0  befeuert  ün§  (Sott  ba§  §tmmclrei(^. 

?iun  iüeife  icf)  ntcbt,  ob  er§  etttait  nic^t  red^t  aufetoenbig 
i^atte  gelernet,  ober  ob  er  fonften  fo  beftür^t  toai.  ^n  Summa: 
eS  toolt  i:^m  nit  redöt  etinf allen.   (Snbtlicö  fteng  er  an,  önb  fagte: 

Siebe  ^rep,  bi^  ©etrÄitfc^  ift  mein  ünb  bein. 

6r  funbte  aber  nid^t  mit  ben  anbern  Sie^men  fortfommen: 
®ero|alben  fteng  feine  liebe  ^ret)n  brauff  an,  önb  fagte: 

®Q  fo  tt^Itcn  mir  aud)  frei)  luftig  fein, 

SSnb  trinken  biefen  fi'iblen  2Bein, 

*Jiun  fo  bring  mir  ein§,  onb  fcöencE  bann  ei)n. 

2;a  lobte  nun  jeberman,  önb  üerteunbertc  ficö  über  bie 
23raut,  baB  fte  fo  ein  rebfpred^tg  gefcf)tcft  2Jlenfcö  mar,  (^t}f 
fagte  jebermann,  mie  ein  ^ai)xt  [128]  {)übfd)  2}icnötlc^e  ift  eS 
bod),  mie  2JiiIcö  ßnb  ^lut,  e§  ift  bocb  jmmermefir  fcbabe,  bafe 
fie  fo  einen  ^efelicben  2)fenfc^en  fiaben  foU.  Süfo  warbt  ber 
SSeinfauff  in  allen  (Sprüngen  önb  tJ^^etoben  öollnbracbt. 


4.  ScMldbürgergeschicMen  aus  dem  zweiten  Teil 
des  Orilleuvertreibers. 

2)a§  I.  eapitel. 

SSie   bie  önöergagte  SBi^enbürger  jbre  abgebranbte 

§Äufer,    önb    infonberbeit    ba§   9iabtbaufe    miberömb 

auffgebaumen  önb  gugeric^t  ^aben. 

3n  bem  öor^ergelienben  Sudö  ift  angezeigt,  tos  maffen  bie 
2Bi8enbiirger  burc^  eine  lei}bige  ^a^en  in  ein  grofe  2Sngl6df 
bradit  toorben,  baröber  jrcr  etliche  bann  bcrmaffen  beftörgt 
toorben,  ba^  fie  jbren  Sig  öerlaffen,  önb  anbertoert§  fid)  nieber 
getrau  i^aben.    ®ie  anbern  aber  f)aben  [157]  fic^  in  ben  Sergen 


185 

Dnb  SBalben  ^in  mtb  rotebcr  auffent^alten,  io  gut  a(§  jnen  jmmer 
müglicf)  getcefen,  btfe  ba^  ba§  %mcx  oerlofdjen,  aucf)  fte  gebuchten, 
bafe  fic^  hie  £a^,  bafiir  fte  ftd)  fo  fe^r  forcf)ten,  ttjerbe  ^inircg 
get^an  i)abcn,  ober  jcelcfieg  fie  me^r  t)offten,  mit  ben  §v\ufern 
oerbranbt  fetjn.  '2)emnacö  faffeten  fte  tütberomb  ein  §er^,  er* 
ma^^netett  einanber  gur  Stanbtt)affttgfeit,  mit  ber  Srinneruttg, 
bafe  fte  ebett  fo  groffe  ®efa^r  furg  juDor  üor  bem  ^einb  auS» 
geftattbcn  fetten,  üer^teffen  aud)  einattber,  feiner  bon  bem  anbcrtt 
äu  meieren,  fonbern  bei)  einattber  gu  leben  onb  ^u  fterben. 
3o5en  alfo  toiberümb  ^in  ju  j[)ren  oerbranben  §v^uffern,  fetireten 
bie  2tfct)en  gufammeit,  ünb  oerfauffteng,  legten  ba§i  (Selbt  in  ben 
gemeinen  Secfel,  tmb  fiengen  toiberomb  an,  a(fo  ftreng  ju 
bamen,  al§  ob  fie  molten  ba§  gange  Sanbt  üoK  §Aufer  machen. 
3ufDrberft  aber  batteten  fie  miberümb  ein  nemes  5iaf)tf)aufe, 
toelcfieS  Diel  fc^einlic^er  mar  al§  ba§  üorige,  mie  fur^  i)mnad) 
mirbt  bermelbet  merben.  3nfonbert)eit  aber  berfal)en  fte  e§  gar 
mol  ünb  ficiffig,  bamit  nicf)t  etman  ein  Sag  in  fönfftigen  3etten 
ttieber  m6c^te  {)inet)n  fommen,  'Seromegen  fie  üier  ftarcfe  33vium, 
meldte  oI)ne  ba^  bafelbften  nic^t  meijt  öon  einanber  ftunben, 
etman  gmo  tlafftcrn  ijodi  abfegeten,  legten  barnacf)  bie  anbern 
23amJ)6[^er  barauff  ünb  bameten  alfo  ba§  Oia^tfiaufj  in  aller 
§6^e  ba^er,  ba%  e§  met)t  toel}t  ^6^er  mar,  al§  bie  anbern  ^Äiiffer, 
aucö  il)re  anbere  §Äuffer  baumeten  fie  alfo,  ba^  fie  Dmb  ünb 
bmb  gu  maren,  ol)n  allein  oben  unter  bem  Xad)  machten  fte  ein 
Soc^,  aüba  fte  aufe  ünb  et)nftiegen.  ®tlid)e  machten  gar  fein 
fioc^,  fonbern  fliegen  oben  bem  ©c^ornftein  aufe  ünb  et^n, 
bann  fie  gebac^ten,  e§  ift  beffer,  ein  folcö  §auB,  al§  gar  feine§, 
e§  ift  beffer,  ein  §aufe  gu,  ünb  barinnen  fi^en  in  guter  9iuf), 
at§  ein  ^an^  mit  groffen  [158]  toel)ten  Spüren,  ünb  baritber 
alle  ba§>  feine  berlteren.  Ratten  alfo  immer  ein  gut  §er8,  ünb 
mar  jljnen  bie  Oacft  fiirmar  fein  ©cf)erg.  Steffen  jnen  aud)  beß 
gemeinen  9lu§en§  ©ac^en  ^od)  angelegen  fei)n,  ob  fc^on  ber* 
felbige  noc^  jur  3eit  ^ette  einen  geringen  Schein.  Steffen  auc^ 
nichts  ünüerfucöt,  ob»  jl)nen  fcf)on  bi§meilen  bxadjt  ttenig  f^ruc^t, 
fonbern  gebad)ten,  mir  muffen  bie  ©acfien  magen,  ünb  meitnS 
fc^on  nit  allmegen  geri^f)t,  muffen  mir  bocf)  nid]t  üerjagen,  in 
allen  biefen  2;agen. 


186 

®a§  II.  ©apttel. 

2Bie  bie  Slbgefanben  au§  bcm  ^6nic;retc6  S?letntDt§ft) 

gU  SBi^enburg  anfatjmen,  aud)  \va§  bei)berfel)t§ 

bor  3teben  bnb  (Sachen  borgelauffen. 

dlad)  htm  aber  leidötlic^  ba^  ©efdiret)  bnb  2ob  öon  jnen 
aufefommen,  ftie  fte  fo  ein  ftattlid&en,  anfefilicöen  ^aijt,  Parla- 
mentum  Curiae  Witzenburgianae  genannt,  f)etten  auffgertd)t 
bnb  befe^et.  2(I§  f)at  jeberman  grofe  verlangen  barna(^  gehabt, 
jre§  ^4^arlamcnt§  aucf)  tbeilf)afftig  ju  n^erben.  3nfonbfr^eit  ber 
ii^6nig  an^  illeinUntjfi),  fonft  Ignota  terra  genant,  toelc^cr  aucft 
foldie  9JÄt)te  bei)  [tdö  f)atte,  bie  ficf)  nid)t  fd)Iim  fel)n  baudötett, 
mit  borge:^abtem  9ia^t  imb  23efcblnfe,  bnrd)  fein  Parlaments» 
Iierrn  ba^in  cntid}l offen,  etlicbc  aufe  bero  Sliittel  gen  Si^i^enburg 
abzufertigen,  toddjc  bnbcrmerdter  8adKn  auff  all  jr  tbun  ac^tung 
i^etten,  bnb  nadö  i^rem  bret)ten  bierccftcn  S^erftanbt  jre  ©ac^en 
atfo  anfteüetcn,  ob  fie  biefelbigen  mit  jrer  2Bi^  überteuffeln 
I6nbten.  i^nnb  finb  barju  infonbertieit,  anbere  ünüeradjt,  er* 
fiefet  tDorben,  j^rer  bret)  (bann  aller  guten  bing  finb  bretj) 
nemlic^  ein  ©cöleiffer,  ein  ^ejelfdineiber  önb  ein  ©c^lottenfeger. 
SJnb  gmar  biefe  [159]  bret)  t)atten§  jfiren  lautern  §oI)n,  ba%  fte 
ben  Söi^enbiirgern  nicftt  folten  überlegen  fe^n.  Stber  fie  finbS 
im  Stufeferen  mit  jrem  $>o:^n  ünb  @pott  innen  morben,  ba^  fie 
es  nit  mit  @dn§f6bffen  3U  tl^un  Iietten.  3)ann  al§  fie  gen 
SBi^enburg  fommcn,  önb  gcfel)en,  mie  allbing  fo  fein  orbentlidö 
ift  angcftelt  gemefen,  ift  jnen  ba§  §er§  gleid^  in  bie  §ofen  ge« 
faEen.  'Sa  I)aben  fie  jrer  bier  fef)en  ftet)en  bei)  bem  9iabtt)au§, 
auff  jeber  ©dfen  einer,  meld)e  :^aben  möffen  ac^tung  Iiaben,  Dnb 
abmeieren,  toann  ber  (3dmt)irt  mit  ben  (Sdmen  ^inaufe  fal)ret, 
bafe  fid)  bie  <ShtD  nit  an  ben  ®dcn  befe  9tat^t)aufe  jucfen  ober 
reiben,  bnb  alfo,  ben  dtcif)t  berunr6t)igen,  ba  I)aben  fie  gefe^en, 
ba^  feine  ©tiegcn  ober  2;rdbben  an  bem  9ial)t{)aufe  gemefen: 
fonbern  oben  auff  t)at  einer  geftanbcn,  melcöer  bie  jenigen,  fo 
broben  ju  t^un  ge^^abt,  an  einer  SioHen  i)innauff  minbete,  bamit 
fie  alfo  gleid)fal§  nicbt  bnüerfef)en§  überlauffen  toiirben.  ©a 
l^aben  fie  fd^^ne  auffgeful)rte  SlJift^auffen  gefe^en,  bnb  bie  2)Mgbe 
barinnen  fte^cnb  bi§  ober  bie  ^nie.  S)a  l^aben  fie  fdö^ne  gabti^le 
©rabftein  gefelien,  mcli^c  mit  @tro!)  önb  gelbem  2el)men  äu= 
gerid)t  maren,  ba  bann  an  einem  jeben  ein  geicife  2Ba^räeicöen 


187 

ftunbe,  iüa§  befe  SSerftorbenen  §anbt!^teruttg  getoefen.  l'(l§  gum 
©jempel,  hjann  einer  ein  guter  3)iäber  getoefen,  fo  tnar  in  ben 
ßetjmen  geformiert  eine  @Anfen  mit  einem  6dE)Iocferfafe  önb 
SBe^ftein  brinnen.  §atte  eine  in  jrem  ßeben  iDeiblicb,  b^ii^^iSf 
gefdölüinb,  ein  ßaft  (Srafe  grafen  f&nncn,  fo  mar  ein  l)iih^d)t 
@raMtcf)eln  baran  gegraben.  SSnb  ma§  bergleictien  mef)r  SSunber« 
fachen  aüha  ^u  fel)en  toaren. 

SBiemoI  fte  ii)nen  nun  Iei($tli(^  bie  JRedönung  macbcn  fonbten, 
fie  iDÖrben  aüba  mit  jbrer  2Bi^  gegen  folcf)c  ßeut  menig  au%' 
ricfjten,  leboc^,  bamit  fie  nit  ju  gar  ünberricbter  ©adjen  miber* 
t»mb  :^inmeg  s^ben,  Dnnb  nicbt  ettoan  aiid)  bcfebalben  üon  [160] 
ji^rem  Sibtnq  einen  ftarden  %'\li^  befameu,  a[§  :^aben  fte  fid)  be* 
ra:^tfcblaget,  fte  m6llen  ein  Scban^lein  magen,  aber  fte  betten  c§ 
tüol  bleiben  laffen,  bann  e§  ibnen  gar  bbel  geratben  ifl.  ©em* 
nacb  bfiben  fie  ficb  önter  einanber  berebet,  mcr  ha§i  2öort  gegen 
bie  üon  3Bi^enburg  tbun  folte,  ift  alfo  bie  Stimm  auff  ben 
§ejelfcbneiber  gefallen,  tceil  berfelbige  oljue  ha^  be§  S3ü(fen§ 
bnb  9let)gen§  auff  feiner  ^ejelbancf  gemobnet  mar,  ünb  bero« 
toegen  jbnen  öiel  beffer  ünb  b^'fflicber  j^re  Stcperen^  ünb  Sraptation 
müfte  SU  tbun,  al§  finbt  fie  bemnacf)  graüitetifcb  mit  einanber 
fatoer  febenb  ftradö  gum  9iabtbaufe  fiinjugangen. 

25nb  nacbbem  fie  Don  ben  9Jabt§  =  '3)ienern  finbt  gefragt 
iDorben,  ma§  jbr  23cgebren  fei),  bat  ber  ©cblottenfeger  (meil  ber 
§ejelfcbneiber  in  tieffeu  ©ebancfen  ftunbe,  toie  er  feine  ditbt 
fpißig  m6cbte  fürbringen)  geantmortet:  Sage  beinen  §errn,  e» 
fei)en  frembe  §errn  allbie,  bie  begehren  beren  (Sunften,  ba  e§ 
jtinen  gelegen,  in  üutertbenigen  gnaben  anpfprecben.  2l[§  nun 
ber  9tabt§biener  foId)§  ben  §errn  anzeigte,  befa^^len  fie  jbm,  er 
foHe  alfo  balb  ben  Scband  aufffcblteffen  ünb  bie  @ammet§bauben 
mit  bem  taffeten  (Srmel  b^aufe  langen,  al§  toelcbe  gu  folcben 
grabitetifcbeu  Sad^en  gemacht  icaren.  ®arna(^  ftunbe  einer 
nacf)  bem  anbern  auff,  ünb  fe^te  bk  fammete  §aub  auff,  ünb 
gobe  ben  taffeten  ©rmel  an,  ünb  fa^e  sunt  ^enfter  binau^  nacb 
ben  fremben  Ferren,  ünb  legt  ben  2lrm,  an  meld^em  er  ben 
taffeten  förmel  ^aüc,  für  ficb  ein  ba§>  g-enfter.  2Bann  er  ficb 
nun  gnugfam  batte  ümbgefe^en  ünb  aucb  ficb  fcbamen  laffen,  fo 
gab  er  bie  §aub  ünnb  förmel  einem  anbern,  Welcber  bann  gleicbers 
ioei^  ficb  alfo  an  baS^enfter  legte,  ünb  ficb  in  fetner  ©raüitet  fe^en 
liefe,  ünb  alfo  ie  einer  nacb  bem  anbern,  hi^  e§  f)erümb  gangen  loar. 


188 

[161]  2:te  brunter  gehackten,  S3Dg  Seuffel,  ba§>  finb  ftatt= 
Iicf)e  §errn,  aubi  ünfer,  boc^  muftcn  fic  bon  ©c^anbt  toegcn 
fufe  fialten,  fiettcn  aber  bod)  getüfinbfdiet,  bafe  i^ncn  eine  ab= 
fd)I^gtge  SlnttDort  gegeben  mürbe.  (5nbtlic§  tarn  ber  9ta^t§= 
btener,  geigte  jfinen  bon  ttiegen  feiner  §erren  an:  ®§  erfennen 
feine  Ferren  jr  S3ege^ren  für  biHic^,  red^tmdfftg  bnb  frdfftig, 
mit  bem  (Srbieten,  ba^  fie  bcren  ©imften  in  ©naben  angufpredien, 
folten  fie  üon  bere  ein  gndbige  Siubien^  f)aben,  fc^en  aud^ 
örbietig,  mit  jnen  einen  lei^bcn  guten  S3unbt  önb  j^^eunbtfc^afft 
3U  mad^en.  Slubi,  bad)tc  ber  §cjelfd)neiber,  mo  nun  I)inaufe? 
SSer  nun  ba§>  SBort  geti)an  t)ctte.  3n  ©umma,  er  fonbte  nic^t 
gu  ru(f,  er  mufte  baran.  ®er  9JaI)t§biener  lieffe  bo§  Dioünfet)! 
^inbnter,  ba^  er  einen  nacö  bem  anbern  i)inauff  roHete.  '^er 
^ejelfd^neiber,  al§  ber  5)3rincipal,  fo  ba^  Söori  fü:^ren  folte, 
fa^te  ficö  3U  erft  barauff.  9Jun  met^  iä)  aber  nid^t,  mie  e§  bod^ 
immermel)r  jugienge,  ob  er  ettoan  ein  fd;toel)r  ©d^elmenbein  bet) 
fid)  I)atte,  ober  ob  er  ficft  3U  Ootl  gefreffen  f)atte,  ober  ob  er 
fonft  ein  folcfier  fditoerer  S)ieb  mar.  Qn  ©umma,  al§  er  jefeo 
meinet,  er  mere  fd)on  broben,  f)ott  aud)  allberel)t  ben  einen  ?^u& 
auff  ba§  Sia^^t^aufe  geftellet,  ba  bradö  ba§  i^e^llofe  ©el)l,  alfo, 
ba%  er  fiir  @.  Söelten  mibernmb  fiinönter  fiele,  ba  er  bann  einen 
foldöen  ungetoÄfd)enen  %aü  t^^te,  bo^  er  fic^  ein  gan^e  l^alben 
@Iocfenftunbt  befanne,  bife  er  miberümb  auffftunbe.  35nb  nac^ 
bem  fie  befanben,  ba^  er  ein  Slibb  im  Seib  üerrendt  I)atte  (bann 
er  fonbe  fidö  nid)t  mol  (enden  ober  net)gen)  maren  fie  alSbalbt 
3U  ra:^t,  mit  2Sortoiffcn  bnb  (Sutbebund'en  ber  §erren  bon  SSi^en* 
bürg,  dlaäi  bem  e§  fe^r  forgtidö  mÄre,  auc^  lange  3eit  barauff 
gienge,  einen  23albierer  Ijierju  ju  gebrauchen,  motten  fie  e§  auff 
einen  anbern  beffern  bnb  bcquemlidöeren  [162]  2Seg  angreiffen, 
nemlidö,  e§  folte  jn  ber  9la!^t§btener  miberümb  alfo  meit  f)inauff 
iiti)m,  mie  er  juöor  getoefen,  bnb  jn  al§bann  miberbmb  fiir 
aE  @.  Sßelten  laffen  fieronter  fallen,  mer  toeife,  bie  %i\U.  geraf)ten 
tounberbarlic^,  er  m6d)te  alfo  fallen,  ba^  j^m  baburdö  ber  ^nocö 
toiberümb  ju  red)t  gerüdt  mürbe.  SBiemol  nun  fold)e§  bem 
guten  §ejelfd)neiber  erftlid)  nid^t  molte  gefallen,  jebodö,  nacö 
bem  fie  jtim  aEe  bagu  riebteu,  aud)  j^m  öerl)ieffen,  bor  ®ct)aben 
gut  3u  fe^n  (©.  5ßelten  gU^ub§)  bnb  bann  aud)  fold^eS  i^r  erfte§ 
23egef)ren,  fo  fie  an  jbn  gefunnen,  marc,  fonbte  ober  molte  er 
^nen  foId)e§  nic^t  abfd^lagen:  begehrte  ober  bod)  auff  j^r  ©r* 


189 

6teten,  [te  folten  j^m  ein  toentg  2J?tft  :§inbnter  ftratoen,  bamit 
er  nid^t  gu  gar  einen  bnge)d)toungencn  %aU  tliue.  2ll§  nun 
fDt($e§  gefc^etien,  fe^et  er  ficö  toiberümb  auff  ben  ^n6bel,  önten 
am  @et)l,  liefe  fiä)  al\o  toie  juöor  l^inauff  giefien,  önb 
naä)  bem  er  faft  broben  aar,  liefe  ber  9ta:^t§fnecöt  ha^  @el)I, 
tote  Bet)berfeit§  befdöloffen  aar,  ge^en,  barbon  er  bann  ober 
§al§  ünb  über  S?opff,  nber  önb  bbcr  alfo  ünfanfft  fiele,  ha% 
jeberman  berniei)nte,  e§  tnerbe  ein  funftreidier  ^cjelfd&neiber  in 
ber  Sßelt  aeniger  irerben,  bann  er  öerteanble  bie  Stugen  gretD= 
lidö,  önb  ftredte  bie  S^^Se  f^i'^'^  (S^lenlang  (f)o£)o)  au^  bem 
^alfe,  bnb  toie  er  barnacf)  felbft  anzeigte,  fo  ^at  j^n  gebaud&t, 
al§  mann  §immel  tmnb  ®rben  ritmb,  rumb,  aiberömb  giengen. 
2öa§  folten  fic  aber  tf)un,  e§  aar  jiinen  fein  grofe  jugeftanben 
SJngemac^  fet)r  lel^bt,  bnb  aeil  jf)m  bie  Diafen  anfieng  fe^r  p 
bluten,  ftiHeten  fie  e§  mit  einem  frifd^en  ©bertrecf,  aeld&en  fie 
i|m  fein  aot,  fo  aarm  er§  erle^ben  fonbte,  in  bie  9kfen  gerieben. 


[163]  S)a§  III.  Kapitel. 

SBie  bem  §ejelfcöneiber  fein  Söort  entfallen,  aud^  tote 
man  benfelbigen  mit  %lti^  nad^gefudEiet. 

2ll§  fie  it)n  nun  nad)  jl)rem  23erm6gen  getabct:  trnb  er 
toiberümb  ein  toenig  gurec^t  tommen  aar,  aolten  fie  gleicftaol 
ha§  jenige,  fo  fie  borgenommen  Ratten,  nit  l)inberftellig  madien, 
beraegen  fn6beltcn  fie  jlm  auff  ein  neuae§  auff  ha§  @et)I,  bnb 
lieffen  jtm  alfo  I)inauff  gielien,  bnb  barnacf)  bie  anbern  httjbt 
nadieinanber,  nemlicft  ben  ©cftlottenfeger  bnb  @cölei)ffer. 

2ll§  fie  nun  ^inauff  famen,  bnb  nadieinanber  secundum 
ordinem,  aie  bie  fed^§  Söafferfrüg,  in  aller  ®rbertat  aliba 
ftunben,  fienge  enblic^  ber  borgenanbte  §ejelfd)nctber,  nacö  bem 
er  biel  (Sraman^eS  mit  forn  nieberbüden,  bnnb  I)inben  auff= 
roden  gemadit  liatte,  auff  biefc  Söeife  an  ju  reben:  ©finftige, 
üntert:^dnige,  liebe  ©etreuaen,  bnb  §errn,  bnb  i^at  barauff  ftod 
ftiC  gefcöaiegen.  Snbtlicö  toiberbmb  angefangen,  bnb  gcfagt: 
e§  ift  mir  betjm  ftcinern  Steffen  in  bem  Sd)reden  entfallen,  aa§ 
tcö  bah  reben  aMten.  6oldie  2öort  l)atte  er  faum  aufegerebt, 
ja  fo  Balb  bie  SBt^enburger  :^6rten,  ba%  e§  jl)m  entfallen  aar, 
befal)Ien  fie  bon  ftunbt  an  bem  3iat)t§fned}t,  bafe  er  ha§  gemeine 


190 

^orn  blafe,  gefc^iombt  bre^mal  auffeinanber,  bnb  folte  bm 
dlad)tbaxn  befef)Icn,  baß  fte  fluj,  gefcötninbt,  ei)(enbt,  oI)ne 
Cfirenfragen,  o^ne  Schnabel  Dtmb  Sartaifc^en,  unten  am  (5in= 
gang  befe  9ia^t{)auB  mit  jEiren  Sc^&ppen,  öacfcn,  ÄÄrften, 
@d)auffeln  graben  Dnb  mit  allem  S'^^ife  fuc^en  foüen,  ob  )ie  bie 
entfallene  SSort  befe  frembben  @ei"anbten  etman  iriberömb  finben 
m6d)ten.  'Sa  ^Atte  man  gefefjen,  toie  fie  in  bie  §Änb  fpeugten, 
[164]  ©ruben  ^acfeten,  ünnb  bie  ©rbcn  auBtturffen.  8lber  e§ 
mar  alle§  ümbfonfl,  je  langer  fte  gruben,  je  loeniger  fie  befamen, 
biß  ii<^^  fte  etliche  Älafftern  tteff  gegraben  Ratten. 


S)a§  IV.  eapitel. 

2)ZancöerIet)  Scbencfen,   morsu  bie  Sßi^enbürger  ba§ 
gegraben  2odj  brauchen  molten. 

dlad)  bem  fie  ficö  nun  ^alb  ^rancf  önnb  la^m  gefud)t,  onnb 
bennoc^  nichts  funben  Ratten,  molten  gleidimol  bie  2(rbet)t  nic^t 
üergeblidier  Söeife  get^an  ^aben.  Seromegen  fie  aud)  bie  ®rben 
ntct)t  miberümb  hinunter  marffen,  fonbern  nac^  j^rem  brei)ten 
SSerftanbt  gebadeten  fie,  man  f6nbte  ba§i  2od)  mol  ?u  etma§ 
brauci^en,  benn  c§  ift  nic^t»  fo  gering,  e§  ifi  §u  etma§  gut. 

2)erott)egen  lieffen  fie  bie  Stimme  ^erbmb  ge^en,  toorsu 
man§  boc^  am  föglic^ften  braudien  f6nbten.  ®ltid)e  riett)en, 
man  foUe  e§  oben  fein  mept  macfien,  ünb  aufffte^en  laffen:  bann 
e§  f^nbte  gefrf)ef)en,  ba%  ettoan  einmal  ein  {yu^ö^f  o^^i^  Söolff 
fSme,  ünb  üngcfe^r  ^inei)n  fiele,  »nnb  alfo  gefangen  mörbe. 
Slnbere  aber  miferietlien  baffelbige,  bann  tcann  bie  ^ti)^  t)inei)n 
fielen,  m5cf)ten  fie  ba^  (5-rbtric^,  ünb  fonberlic^  ba§  9taf)tbaufe 
untergraben,  baraufe  i^nen  j^re  eufferfte  Seben?  @efaf)r  ent« 
ftünbe.  3"  ^fn^  fo  fsi)^  e§  ^uc^  i^i"^!  fiift  reblic^  gefianbelt, 
bafe  man  einem  alfo  f)inberlifiiger  2,"ßei§  nac^ftelten  to6Ue.  2lnbere 
riebtcn,  man  foUe  einen  gemeinen  3)lilcöfetler  braufe  machen,  ba 
jeberman  feine  2)iil(6  ^infegen  nu^c^te.  SIber  anbere  maren  bar= 
triber,  bann  fagten  fie,  e§  ift  brunten  ^u  falt,  bie  Tliid)  tan 
ntcf)t  tool  ge[165]runnen,  gu  bem,  mann  ein  ^ag  ^inetjn  fiele, 
beren  fie  mit  jfjrem  groffen  Schaben  faum  meren  lofe  morben, 
fo  mfirbe  fte  ficf)  bermaffen  ergrimmen,  ba^  fie  ntc^t  aüein  bie 
Wild),  fonbern   auc^  Sanbt  ünb  Seut  freffe.     (S§  mar  i^nen 


191 

gIei($triDt  bic  Sad;  auff  aden  Setzten  l)od)  BebencEli^,  ^dtten 
gcmolt,  ba^  ba§>  Qod)  nod)  ju  graben  iDcre. 

(Srtbtlicö  aber,  nad)  bem  fte  alle  ißmbftÄnbe,  auff  önb  niber, 
forn  Dnb  ^^mbett,  linrfS  bnb  red)t8,  oben  ünb  trnben,  :^tnber  fic^ 
önb  üor  fic^,  frumb  ünb  fc^led)t  eriDcgeten,  fc^loffen  fte  emmfittg= 
Itc^  ba^in,  nad)  bem  ber  gemeine  9iut3  etneS  3ierUd)en,  t)iibf(^en, 
ejcellentcn  33runnen  Beb6rffte,  a(§  ^Ätten  fic  fid)  enlfdiloffen,  eS 
folte  nidlt  anbcrS  bann  einen  Srunnen  geben,  fonberüd)  toeil  er 
an  einem  folc^en  bequemen  Ort  ftünbe,  ba  jeberman  tÄglidj 
flinfommen  mufte. 

2;arauff  gab  nun  jeberman  alfo  balb  fein  Satoort.  9iun 
toar  aber  noc^  ein§  übrig,  ba§  gubebenden  ftunbe,  nemlid),  ttie 
man  miffen  möchte,  mie  lang  bag  Srunnenfet)!  fct)n  folte,  gtcar 
i^rer  etliche  toaren  ber  3}iet)nung,  man  beb6rffte  feine§  0et)lg: 
fonbern  man  folte  bie  Gl^mer  gemefinen,  ba^  fie  ttie  ein  Satt 
toiber  über  fic^  fpringen,  fo  f6nbte  man  fie  alSbann  ergreiffcn, 
ünb  toürbe  alfo  ber  23nfoftcn  gefparet,  meldien  man  fonften 
tooräu  brauci^en  f6nbte.  SInbere  aber  miferie[)ten  e§,  fagten:  S§ 
f6nbte  gefcöel)cn,  ba^  einer  ben  (Sqmcr  mit  ber  yenden  nic^t 
alfo  gefd)U5inb  ergreiffen  f6nbte.  '2^er^alben  befc^Ioffen  fie  bal)in, 
e§  erforberte  bie  tjbdj^tt  ünb  eufferfte  9io^tturfft,  ba%  ein  Sßrunnen= 
]tt)l  gejeuget  mürbe. 

2)amit  fie  aber  bie  Sieffe  befe  SrunnenS  erfünbigen  fonbten, 
iDie  üiel  silaffter  berfelbige  in^ielte,  fo  muften  fie  fein  anber 
Witttl:  bann  ba^  man  oben  über  ben  93runnen  eine  (Stangen 
legte,  baran  folte  fic^  einer  mit  bet)ben  §Änben  an  bie  8tan» 
[166]  gen  ^dngen  (bann  folte  er  fid)  mit  bem  §al§  baran  Ijencfen, 
fo  mdre  e§  feine  gange  S^tafftern,  fonbern  fie  miiften  in  ber 
Sied)nung  ben  Stopff  üon  ben  ßlafftern  fubtra^iern  onb  abjiefjen, 
barüber  fie  auff  ein  nette§  bie  ^6pff  jubrcc^en  möften)  an  be§» 
felbigen  göffe  aber  folte  ein  anber  fid)  mit  bei)ben  ^^dnben 
Ijängcn,  ünb  an  beffelbigen  g-üffe  gleichfalls  einer,  alfo  lang  ünb 
üiel,  je  einer  an  ben  anbem,  bi§  fie  ben  23oben  fületen.  2tl§ 
fie  aber  faft  ümb  ein  paar  ^lafftern  noc^  bife  auff  ben  Soben 
I)atten,  aud)  bie,  fo  gu  fold)er  Stlafftermeffurg  gebraucht  mürben, 
etroa§  üngefcl)icft  ünb  langfam  toaren,  mürbe  bem  6berften  bie 
3eit  long,  fonbte  fid)  auc^  fester  nicftt  mel)r  f)alten:  Sermegen 
rieffe  er  unter  fic^:  Siebe  Vorüber  ünb  9tad)barn,  t)altet  euc^  feft, 
id)  muß  einmal  in  bie  §anbe  fpeußen.     Slber  ic^  megne,  er 


192 

fpcu^t  tu  bte  §Änbe,  ba%  fie  alle  tniteinanber  ober  einen  §auffen 
brunten  lagen:  9Jun  tDa§  folten  fie  madien:  bie  «Sc^an^  toar 
toerfe^en,  öerfitiet  fidö  borf)  tcol  ein  ^JJferbt,  tteldöeS  9r6ffere 
Singen  ^at  al§  ein  aJlenfcf).  9Iun  föar  aber  bie  ^rag,  toie  fie 
tüiberömb  folten  l^inauff  Jommen,  aber  baröber  :^atten  fie  nid^t 
toiel  topffbred^enS,  fonbern  entfdiloffen,  bnb  lofeten  alfo  balb, 
ba^  je  einer  bcm  anbcrn  folte  auff  bie  Sld^feln  fteigen,  bie  bann 
broben  teeren,  folten  jl^nen  cttoan  eine  Stangen  ober  @et)t 
l^erab  langen,  bnb  fie  alfo  bran  I)inauff  jielien.  9cun  bem  erften, 
fo  ber  6berft  ftunbe,  geriel&t  e§,  ba'^  fie  jtin  leid)tli(^  I)eraufe 
^ogen:  S)er  anber  aber  nacfi  jfint,  toax  fo  begierig  I;inaufe  gu 
lommen,  ba^  er  befe  §anbtfpcu^en§  bergaffe,  bnb  ob  er  fid& 
tnol  long  feft  :^ielt,  alfo,  bafe  er  faft  broben  toar,  iebod^  ent* 
glitten  itim  enbtlid^  bie  §dnbt,  ba^  er  bber  §al§  bnb  ^opff 
toiber  I)inüntcr  fiel,  alfo,  ba^  er  fdöier  feine§  2lt:^em§  öergafe: 
®erotocgen  tcarb  j^m  bie  ©traff  aufferlegt,  ba^  er  nunmel)r 
folte  ber  t)nterft  fte^^en,  bnb  alfo  jum  legten  :^er  [167]  au^  ge« 
gogen  toerben.  Sinn  famen  fie  gtoar  alle  mit  cinanber  fein  fnap 
i^erau^,  oi^ne  allein  ber  eine,  toeld^er  l^inbnter  gefatten  irar: 
barin  als  er  fidö  Beforgte,  er  m&döte  gu  fcfitoadö  bargu  fel^n,  ba^ 
<r  fidö  an  ba§  ©eijl  nid)t  feft  gnug  :^aben  f6nbte,  madöte  er 
eine  (Schlingen  an  ba§  (5et}l,  bnb  machte  e§  ümb  feinen  §al§, 
gebadete  bet)  fid),  e§  irirb  nun  gelüifelid)  nit  au^ciölipffen,  teeit 
ein  foldjer  bicfer  ^noben  (ncmlidö  ein  ^opff)  barfur  gemad^t  ift. 
9tun  tear  e§  an  bem,  ba^  bie  6berften  gieljen  folten,  toeil  aber 
biefcr  ber  le^te  toar,  bad)ten  fie,  er  mirbt  getoifelidö  gar  fd^mel^r 
fei^n,  meil  er  bie  anbern  aEe  fiat  tragen  mfiffen,  aud)  fo  ift  bte 
»5eud)tigfeit  brunten  in  j^n  gefd}lagcn,  baüon  er  nit  leid)t  feijn 
ttiirbt:  bermegen  fo  mürben  jrer  mef)r  gebeifdöeit,  mcldie  an  bem 
@ei)l  sielien  folten:  ba  fie  nun  an  bem  2lngug  maren,  ünb  itur 
einer  unter  jf)ncn  fagte  t)ut),  ba  gieng?,  al§  mann  man  mit 
Ddifen  rennet:  ja  fie  l^ettcn  baSf  gan^e  Sia^^tliaufe  Iiintoeg  ge= 
gogen,  mann  fie  baran  meren  gefpannet  gemefen.  9lun  pflegt 
man  aber  gu  fagen:  mann  baS  ©übe  gut  ift,  fo  ift§  aEeg  gut, 
foldöeg  fagten  fie  aud)  einer  gu  bem  anbern:  ®eroroegen  fo  ge» 
backten  fie  fleiffig  ac^tung  gu  :^aben,  bamit  fie  feinen  ©d^impff 
etjnlegten.  Snb  nad)  bcm  fie  ben  erften  Slngug  get^an  l)atten, 
molte  ein  iebcr  in  bie  §Änbe  fpeu^cn:  melc^eS  fie  alle  gugleic^ 
lljaten,  aber  e§  mere  fd)ier  Dbel  gerat)lcn,  mattn  ber  eine,  fo  ber 


193 

nÄd^fte  bct)  bem  Soc^  ftunbc,  ba§i  8ei)(  nid&t  gehalten  I)ette,  ö)te* 
tool  e§  audö  bemfdbtgen  gar  nalft  ftunbe,  ba§  er  fd&ter  mit  bem 
©e^l  in  bg  ßücö  hinein  geftraudielt  leite,  toann  er  ntt  üon 
feinen  Siacfebarn  mit  bem  einen  f^ufe  toere  ergriffen  önb  gehalten 
iDorben.  ©nbtlid^  nad)  bielcm  |ut)  brad^ten  fie  ben  guten  @c* 
feilen  tiinauff,  meldöcr  aber  fc^ier  am  ©tridE  erftidfet  toax,  bann 
er  tDor  gar  fnobic!^t:  SSnnb  ba  er  öor  groffem  Sc^mer^en  bie 
3nnge  ^eraufe  ftrecfete,  ünb  bie  [168]  2Iugen  bermanbte,  meinten 
fie,  er  fpottet  it)r,  tietten  j^n  auc|  miberömb  (äffen  f)inunter 
fallen,  mann  er  nit  allmegen  ein  gute  §aut  gemefen  toere.  ©ar» 
naä)  fielen  ftnen  alfo  balb  anbere  ©ebandfen  ein,  tcie  fie  bann 
bon  9^atur  gefcötoinbe  @i)nfall  .i^attcn,  er  mirbt  gemife,  fagten 
fie,  gar  bv^rftig  fet}n,  bann  bie  Simflc  ift  \i)m  gar  bürr,  fo  ^at 
er  aucö  brunten  nid^tS  be^  fic^  gef)abt,  barmit  er  SBaffer  fd)6pffcn, 
bnb  ben  S)urft  I)ette  lefc^en  I6nnen:  3"  ^^»if  fo  Iiat  fidö  aud^ 
ia^  2Baffer  norf)  nid|t  gefegt,  ift  nod)  fei^r  trüb,  er  aber  lebt 
aHäeit  nacö  ber  @efunbt:^ett.  23ber  ba§,  ba§i  noc^  me^r  ift,  fo 
toiffen  mir  bocö  noc^  nicf)t,  ob  aucö  Söoffer  brunten  fei)e. 

2)iefe  bnnb  anbere  ©infAü  me^r  fiattcn  fie  bamalS  öbers 
ftüffig,  beromegen  lieffcn  fie  fluj  gefc^toinbt  :^urtig  |in,  bnnb 
loteten  jIm  einen  füllen  frifc|en  SBafferStrundf,  bamit  fie  i|m 
feine  erledö^ete  gungen  toiberümb  anfeuchteten  ünnb  erfrifcf)eten, 
ttietool  i|m  gleiditool  nicbt  faft  tool  be^  ber  ©ac|en  roare. 

S)a§  V.  dapM. 

SSie  ben  SBigenbörgern  eine  @anfe  in  ba^  neto  = 
gegraben  Sod)  fiele,   bnb  toie  fie  biefelbige 

tpfberümb  |eraufe  brachten. 
^a<i)  bem  fiel  bie  Ferren  öon  SSifeenburg  bon  i|rer  ge= 
labten  2Kfi|e  ein  toenig  erfdönaubet  |atten,  erinnerten  fie  fid^, 
ba^  fie  nemlid)  frembe  ©efanbten  bet)  fidö  leiten,  melc|e  fie  bann 
biHid)  folten  ju  @aft  |alten,  bnb  tractieren  nac|  ®rforberung 
i|re§  @tanbe§.  S)icmeil  fie  nun  in  i|rem  gemeinen  ©dn^ftatt 
latten  auff  ber  2)taftung  ligen,  eine  gute  molbe  [169]  tagte 
breiffigjArige  @anfe,  mel^e  fie  auff  folcle  ffirfaHenber  gfioltturfft 
lielten.  2ll§  t|4ten  fie  bemnad)  alSbalb  befe|I,  ba^  biefelbige 
foHe  gefc|lac|tet  merben.  dlad)  bem  fie  fic|  aber  aEer|anbt 
erinnerten,  in  fonbcr|eit,  treil  bxt  (Saufe  lange  3fit  e|ngefeffen, 

Das  Laiebuch.  j^3 


194 

toerbc  )ic  cttcan  ein  ünlieblicö  Wlclanä^oix^d)  %ld]di  ^a&eit,  S)ems 
felbigen  mm  öor^ufommen  ünb  ^uberbeffern,  Werbe  üonnßfiten 
fe^n,  boB  man  fte  ömb  ha^  2od)  I)crumb  t)e^t,  löte  man  bte 
§afen,  toeld^e  in  .^Sufcrn  erlogen  Werben,  gu  :^cgen  ^jflegt. 

S)iefe§  gefiel  nun  jönen  aücn  gar  wol,  barbmb  fie  audö 
ba§i  alte  §afengarn,  barüon  im  borigen  erften  Sud)  SKelbung 
gefc&e:^en,  f)crffir  fucben,  al§  toeld)e§  nicbt  allerbingS  öerbranbt 
toar,  fteEenS  bmb  ba§:  ßoc!^  f)erbmb,  barnacf)  jagten  fie  bie 
®an%  üon  einer  (Scfen  gu  ber  anbern,  welche  auc^  enbtlic^  alfo 
t^umb  ünb  oermorren  barubcr  mar,  ha^  fie  in  ba§>  gegraben 
2od)  ^inetjn  bur^clt.  <SoK  ba§>  ein  ^unft  fet^n,  fogt  einer  aufe 
ben  SBi^enbürgern,  ba^  mkt  bocb  bn§  ünb  önfern  9'iad)fommen 
ein  emige  Sdianbt,  ba^  mir  bir  foldieä  nic^t  falten  nad)f6nncn 
t:^un,  önb  eine  @anfe  fijer  fe^n,  al§  mir:  2lubi  nein,  mann  bu 
fd^on  breQffig  ^ai^x  alt  bift,  fo  foltu  bodi  Wiffen,  bafe  mir  aud) 
igirn  im  S^opff  :^abcn:  2}Jit  bicfen  2Borlen  gienge  er  bei)  ba§ 
2oä),  fe^tc  fid)  auf  feinen  §inbern,  unb  rütfc^et  alfo  fduberlid^ 
l^inönter,  ba'Q  fein  8tüd'  gang  blieb  an  feinen  §ofen.  SSnter 
befe  lieffdn  bie  anbern  binju,  ünb  rieffen  f)inüntcr,  er  folt  fic^ 
meiblid)  I)alten,  mie  einem  red)tfcöaffcnen  3Bi§enbürger  guftönbe. 
2)eromegen,  ob  j^m  fc^on  bet)nai)e  ba§  @ct)6r  tinb  @efid)t  ber= 
gangen  mar,  bennoc^  al§  er  f)6rete,  mie  tapffer  j^m  gugeruffen 
marbt,  ermannet  er  fic^  tinb  fprac^:  ipa^,  ic^  mil  bir  2Jiann§ 
gnug  fe^n.  Sie  ^at  gemel)nt,  e§  folte  tinfcr  feiner  fo  fübn  fepn, 
meldjer  j^r  nachfolgen  [170]  mürbe,  D  nein,  id)  ijabt  nocö  fo 
ftarde  Setjn  al§  fie  immer  bat,  folte  id)  mir  ba^  laffen  nad)= 
fagen,  ba^  mid)  ein  @anfe  getroget  l^ette,  mir  mßllen  fie  anber§ 
t:^ördngeln.  23ringt  nur  ein  @et)l  ^er,  ba^  jr  tin§  bct)be  toiber= 
timb  l^inauff  jiefiet.  2tlfo  brad)ten  fie  ba^  tiorige  Sel)l  f)erbet), 
meld)e§  er  ümb  feinen  §alfe  fnüpffte:  bie  ©anfe  aber  ftedte  er 
mit  jbrem  §alfe  an  feinen  @6rtel.  Sllfo  gogen  fie  gewaltig 
^inauff,  ünnb  gtoar,  er  i^ienge  jimlid)  ftill  am  ©ei)l,  aber  bie 
mufjtmiEige  ünge^emre  @anfe  gappelte  jmmerbar  am  ®6rtel, 
alfo  enbtlidö  ber  ©iirtel,  al§  fte  auff  falbem  2öeg  mar,  jerbrad), 
tinnb  bie  @an§  miberümb  binünter  fiele,  meli^eS  fie  aber  in 
fold&em  Söefen,  meil  fie  jmmerbar  gum  sicl)en  bie  anbern,  »nb 
je  einer  ben  anbern  ermaJinete,  nit  mal^rnammen.  ®erentmegen 
fie  bann  aud),  als  fie  if)n  ljevau%  gejogen,  beffen  übel  content 
tinnb  3u  frieben  mareit,  motten  jl)n  fcbier  befd)ulbigen,  olS  ob 


195 

er  mit  ber  (Sanfe  ein  ^et)mli(jöe  25errd:^tereQ  für^ette,  ®erent» 
loegen  fte  j^m  bann  and)  I)art  äurebeten:  ®r  aber,  al§  welcher 
^alb  tobt  mar,  fonbte  ji^nen  ni(t)t  antworten,  toelc^eS  fie  bann 
\ei)x  bbel  auffnamcn,  ünb  ftar  anc^  an  bem,  ba^  [ie  [tyi  toolten 
f)efe(icf)  fnofemdulen,  irann  i^nen  nidqt  ber  jenige,  beffen  im 
üorigen  (Sapitel  gcbadit  tft,  lüelc^er  ancö  auff  folc^e  SSeife  I)erauff 
gegogen  marb,  et)ngerebet,  ünb  jtinen  joIc^eS  abgeiDe{)ret  ^ette. 
2ll§  fie  nun  ein  iüenig  geftillet  tourben,  fame  er  unter  befe 
toiberbmb  ein  toenig  gu  recftt,  begertc  aber  nit  toiberümb  i^iw 
unter,  ©olt  gebe,  [te  I)etten  ein  ©anß  ober  nicf)t.  2Ba§  folten 
fie  ober  ma^en,  folten  fid)  jrer  gtoeen  umb  einer  @anfe  miüen 
bemül)en,  ba§)  toere  if)nen  ja  ein  groffer  Sdiimpff  gemejen.  ©olte 
nidöt  einer  biejelbige  gmingen  f6nnen:  ©iengen  berotoegen  auff 
ein  neme§  bari'iber  gu  9ta()t,  t)ielten  ber  ©emein  tior,  mie  bocö 
bie  ©anfe  füglii^  bnb  of)ne  ®cf)impff  möchte  i^craufe  gebraut 
tt)er[171]bcn.  5;er  eine  rie:^te,  man  folte  bag  @et)(  taffen  ^inab 
ge^en,  ünb  bnten  bran  ein  ©diUngen  mad)en,  e§  m6d)te  geratl)en, 
bafe  e§  ber  @anfe  ömb  ben  §alf5  fÄme,  fo  f6nbten  fie  al^bann 
biefelbige  fieraufe  gietien:  5lnbcrc  aber  maren  bartoiber,  2)ann 
fagte  fie,  e§  mc'dite  bit  (Sanfe  an  bem  Strid  fterben,  fo  ^tenge 
man  üng  alSbann  bnfer  jebem  ein  §endermeffer  öor  bie  Xi)^v, 
fo  I)etten  toir  alSbann  bie  ©anfe  ntd)t,  bann  mir  börffren  fie 
nic^t  cffen,  bnb  fetten  and)  ben  ©c^impff  barüon.  Slnbere 
rieften,  man  folle  eine  Stiegen  bife  hinunter  mad^en,  bnb  auff 
jebe  ein  toentg  §afcrn  ftrdmen,  fo  merbe  fie  alSbann  bon  einem 
©proffcn  jum  anbern  nad)  bem  §afern  ^iipffen,  onb  enbtlic^ 
felbft  ^eraufe  fommen.  ^Kei^net  jfir,  fagt  ein  alter  Sßi^enbiirger, 
ba^  fie  bte  Soffen  nic^t  merrfen  folte,  folte  fie  brci)ffig  ^a^x 
erlebt  ^aben,  önb  nicEit  fo  üiel  2Serftanbt§  i^aben:  ©ie  i)at  m§ 
aHbereit  gcÄffet,  mcllet  jtir  noc^  toeiter?  bon  Itjt  geÄffet  fei)n: 
3dl  tteife  einen  beffern  SSorfc^lag  al§  if)r  alle  toiffet,  bnb  mann 
il)r  bcmfelbigen  nad)fommet,  fo  mirbt  fie  ön§  nodg  alle  gu 
Sfiarren  machen,  mann  j^r  mir  ben  fragen  bon  ber  @an^  mSüet 
geben,  fo  miti  id)  eucö  benfelben  offenbafiren.  Xarauff  giengen 
fie  alfo  balb  mibeiömb  gu  Dla^t,  befc^loffen  auc^  enbtltc^  bal)in, 
ia  fie  molten  jbm  benfelbtgen  laffen  aufteilen,  bocf)  folte  er  ben» 
felbigen  jubor  laffen  auff  ben  Sifd)  fommen,  bamit  bie  frembben 
©efanbten  nicbt  etma  meljneten,  j^re  @Snfe  ^dtten  feine  Strogen: 
2tlfo   Dcrmtlligten  fie  jfim  biefer  ©eftalt  auff  fein  S3egel)ren. 

13* 


196 

©erotoegen  fagt  er  §u  j^nen  alfo:  3^r  toiffet  eud&  liebe  WiU 
BriUer  tüol  §u  erinnern,  ba^  bie  (S^nfe  atlmegen  oben  auff  bem 
Söaffer  pflegen  ju  fdiroimmen,  fo  f6nnen  mir  fie  nun  nit  anberS 
Iieraufe  bringen,  al§  mann  fie  oben  auff  bem  aßaffer  fc^mimmen. 
[172]  Siemeil  mir  aber  etman  lang  miiften  märten,  bife  eS 
fo  fe^r  regnet,  ba^  bicfe§  2odj  mit  Söaffer  biß  oben  auff  gc= 
fußet  merbe,  <Bo  ift  bemnac^  mein  dtai)t,  ba^  mir  alle  mit= 
einanber  sufammen  t:^un,  SSaffer  gutragen,  bnb  in  ba§  Qod) 
föHen,  fo  lang  önb  üiel,  bife  e»  oben  boH  mirbt,  2ll§bann  mirbt 
bie  @anB  ja  oben  fd;mimmen  muffen,  2ll§bann  merben  mir 
fie  befommen  f6nnen:  2tl§  feine  S/iitconf orten  fold)e§  f)ßreten, 
marteten  fie  nic&t  bife  er  aufegerebet,  fonbern  Ucffen  ^in,  bnb 
trugen  SBaffer  gu,  mie  oiel  fie  ertragen  funbten,  alfo  oiel  ünb 
lang,  bife  ba^  Qod)  biß  oben  aufe  öoll  marbt,  ba  bann  bie  @an§ 
oben  fcötoamme,  ünb  fie  alfo  biefelbige  nad&mal§  lei^tlid^  toiber 
ermifdieten. 

S)a§  VI.  (S,apM. 

^ia^tfc^lag,  mo  bie  ausgegrabene  ©rben  ^in« 
fommen  folle. 

9hm  lieffen  fie  bie  2?runnen  2(nfcf)K^ge  ein  meil  fcrulen, 
gebad)ten,  mann§  einen  Jörunnen  geben  foU,  fo  mirb  fic^^  tuot 
felbft  fd^icfen,  bann  ma§  fic^  fcf)icfen  foU,  ba^  fc^icft  fic^.  2)ero= 
megen  famen  fie  auff  einen  anbern  9ia^tfc^lag,  nemli^  mo^in 
fie  bie  ausgegrabene  ®rben  f)in  tl)un  folten,  barmit  fie  niemanb 
üer:^inberlicö  mere.  2)a§  foftete  allererfl  topprec^enS:  2)ero= 
megen  meil  bie  2adi  ^odjmicötig  mar,  gogen  fie  oucft  bie  brei) 
frembben  oorgenannte  @efanbten  ju  Dia^t,  gu  crfünbigen,  toa^ 
i^x  Söcbencfen  in  biefer  Sachen  mere.  23mtb  al§  il)nen,  bon 
®^ren  megen,  bie  erfte  Stimm  gu  geben,  gan^  bnterll^dnig  er- 
laubt marbt,  bera{)tfd)lagten  fie  fic^  miteinanber  bon  biefer  ©ac^, 
bnb  nacf)  langem  33ebencfen  marb  il)r  Sefcölufe  bnb  [173] 
2)'let)nung  alfo:  mie  folcbeS  bcr  §err  Sc^letjffer,  nad)  üielem 
SReufpern  f^rbrac^te:  Siebe  getreume  gfinftige  §errn:  mir  geben 
emer  23ntertl)Anig!cit  gnÄbiglid)  gu  erfennen,  boc§  emer  ©ünften 
befferS  i8ebönc!en§  borbel)alten,  bafe  onferer  2}Jel)nung  nac^,  bie 
®rbe  aüba  folte  ligen  bleiben,  bann  e§  f6nbte  gefc^e^en,  bafe  fie 
anfienge  aufeäumad^fen,  fo  gebe  e§  alSbann  einen  feinen  anfe:^n= 


197 

üc^cti  2BaII  Dmb  ha^  Dta^tEiaufe  fterumb,  tmb  toürben  alfo  für 
ben  fetnbltrfien  SInlauffen  barburc^  befcfiüget  önb  üerfic^ert  leiin 
fcnnen.  So  f&nbte  aud)  ba^  )Rai)tt)au^  öon  üarcfen  SBinben 
iiidit  balbt  Scfjaben  nemmen,  bann  ber  2Baß  öalte  ben  SÖinb 
auff,  )o  fi^nbte  man  aud)  ben  Scöitjcincn  einen  @ang  bmb  ben 
2SaQ  ^erumb  machen,  bamtt  ftcö  nicftt,  mt  aUöor,  an  bem  9taf)tä 
Iiaufe,  mit  eufferfter  ©efa^r  ber  9ta^t§[)erren  reiben  ünb  jucfen 
f6nbten.  9tl§  er  nun  au§gerebt  l)altc,  Qah  er  feiner  %an^  einen 
Sc^mag,  önb  net)get  fic^. 

SSieiDot  nun  folcfie»  Sebencfen  bem  grfffeften  §auffen  nid^t 
öbel  gefiel,  fo  Iratt  bod)  enbtlic^  einer  unter  bem  §auffen  fierffir, 
beffen  9)Jutter  auc^  fein  Satn  getrefen  mar,  ber  bat  bmb  (Sr= 
lAubnufe  aud^  feine  2)Jel)nung  ju  reben,  tmnb  ba  er  etmon 
ftrauc^elte,  j^m  miberümb  brei)n  ju  ^elffen,  fieng  bemnac^  foldber 
@eftalt  an  §u  reben.  2Bir  !^abcn  ünferer  frembben  §erren  @e=: 
fanbten  ©utbebömJen  gnÄbiglic^  anget)6rt,  ünb  beffen  3"^fllt 
gar  eixeüent  trefflich  tooi  üerftanben:  S^tun  ift  e§  gmar  nic^t 
Dl)n,  e§  mere  folc^e§  on  feinem  Crt  gar  gut  gera^tfc^taget, 
aber  e»  f)at  ^te  eine  anbere  meqnung,  lÄnbtlicfi,  fittlic^,  pflegt 
man  gu  fagen,  man  mufe  auc^  fe^en,  ob  e§  bem  gemeinen  SSattcr= 
lanbt  nü^lid)  fet^.  %ann  erftlid),  mann  bic  @rbe,  mic  fie  fagen, 
anficnge  ju  toad)fen,  fo  mbdjte  fie  a(fo  ^oc^  mad)fen,  ba^  man 
ba^  SKa^t^au^  nic^t  barfür  fe^en  f6nbte.  Qmn  anbcrn,  fo  f6nbte 
fid)  ber  g-einbt  [174]  barauff  oerfcöanCHm,  onb  fein  grobeS  @e= 
fc^ü^  ftracfg  auff  ba»'  SRa^tbauß  ricfitcn,  fimbte  einer  boc^  nicöt 
fieser  oor  jfim  bem  ^enfter  ^inauß  fe^en,  S^ber  bas  fo  folte 
man  ja  billic^  and)  in  folc^em  \^ali  ber  armen  <BhtD  in  ac^t 
!^aben,  bann  e§  mere  gar  ünfreunbli($  ge^anbelt,  bafe  man  j^nen 
jl^ren  alten  3Beg  bnb  ©erec^tigfeit  üermad}en  molte,  leijbetS  bodö 
fein  üernünfftiger  Slienfc^,  ba^  ji^m  feine  übralle  ©erec^tigfeit 
genommen  merbe,  toiebiel  tourbe  e§  ein  bnüernünfftige§  S^ier, 
ein  arme  Sam  für  gut  aufnemmen,  mann  fie  lang  ombgetrieben, 
ünnb  jf)rer  alten  ©erec^tigfeit  onb  @ang§  folte  beraubet  merben. 
Söebencfet  nur  ein  menig,  ma§  für  ein  ShttoiHen  baraufe  ent= 
fte^en  mürbe. 

3tl§  er  nun  bie  Bad)  jmmerbar  i)Od)  auffmuftte,  bnb  fteiffig 
^u  bebencfen  fteKete,  fieng  enblicö  einer  aufe  bem  öauffen,  melc^er 
lang  mit  feinem  bebenden  ^ette  muffen  gu  rücf  galten,  meil  bie 
Drbnung  noc^  lang  nit  an  j^m  mar,  aufe  SSngebuIt  an,  onb 


198 

fagte:  Slir  fet)b  attsumal  9larren  (ha§>  toerc  üie(,  toanS  tnar  ift) 
mere  bie  ®rbe  nic^t  ha,  fo  b&rfften  iüir  barlnnb  ntoEit  ra^tfc^(agen, 
barömb  fo  muffen  toir  bebencfen,  icic  Inir  bic  ©vbc  lüibcrbmb 
flintDcg  f^affen,  ©o  t^ut  bemnad)  ein  ^ing,  bnb  befel)(et  ben 
9iad)barn,  bafe  fte  ein  2od)  neben  bie  (Srben  machen,  inib  bie 
®rbe  brein  ffiUen,  fo  b6rffen  toir  nid^t  bicl  6roman^e§  barmtt 
I)aben.  §0:^0,  wie  fcblimm,  fngte  ber  ©cb^ciffer,  au^  önbcbad)t, 
tüo  foU  bann  bie  ®rbe  ^in,  bie  aufe  bemfelbigen  2od^  gegraben 
njirbt,  (St)  biftu  nid^t  ein  @ed,  fagt  ber  üorige,  man  mufe  baß 
2ocö  bcfto  gr6ffer  marfien,  fo  gebet  fie  mit  einanber  binei)n.  Sa§ 
mar  nnn  ben  frembben  ©efanbten  ein  groffer  @d)iml)ff,  bann 
fte  folten  ja  felber  gebad)t  i^aben,  bafe  man  ba§  Sod^  mi'ifte  a[§ 
bann  groffer  mad^en,  ja  fte  folten  htt)  ficb  betrachtet  :^a  [175]  ben, 
mit  trag  für  Seuten  fie  e§  gutfinn  lietten,  al§  meldte  ir  ^Bebenrfen 
nidöt  au%  einem  ©Än^topff  tieran^  fd^natterten,  fonber  a[(e§  jubor 
fteiffig  :^inben  bnb  forn,  oben  ünb  bnben,  lincf  bnb  rcdöt  in  jrem 
§int  betnmb  toarffcn,  ef)e  fie  e§  beraub  fcbütten.  2lber  e§  toax 
auff  btfemal  berfel^en,  fie  maren  übertcuffelt:  ©erioegen  mürben 
fie  fcbamrot,  [litnben  ouff,  m6(^tcn  für  8rf)amt;afftigfcit  feinen 
abfd)eibt  nemmen,  fonbern  eijleten  gur  ©tubentl)ür  su,  ünan« 
gefet)en,  tcie  faft  bie  sperren  bon  SBi^cnburg  fte  baten,  aUha 
p  bleiben,  bnb  mit  jncn  SJkljeit  ju  galten,  aber  fie  beforgten 
firf),  fie  mSd^ten  no(^  fcb^ler  anlauffen,  menn  fie  fic^  mit  i()nen 
in§  ©efpri^cb  einlieffen.  £ermegen  al§  ber  3iabt§fned)t  eben  nit 
bei)^anben  toar,  melcber  fie  an  bcm  OioUcnfebl  l^tnonter  gelaffen 
Ijdtte,  name  ber  ©cblottenfcgcr  feine  ©tangen,  lehnet  fie  f)inbnter 
auff  bie  ®rben,  onb  rütfc^et  barauff  I)inDnter,  bnb  feine  ©efellen, 
ber  ©rfjleiffer  bnb  ber  §ejelfd&neiber  fiernadö  (5;rarar^a,  trararfia, 
ma§  gibftu,  toa§  I)oftu).  5n§  fie  nun  ^inab  famen,  aoI)en  fie 
i^re  §üt  ah,  bnb  ber  ©dE)Iottenfeger  rieff  jnen  3u:  Adieu,  adie\i 
bon  compaigne,  unb  bamit  auff  tmnb  barbon.  SBiemoI  nun  bk 
§erren  oon  SSi^enburg  fold^e  S?aubertoelfd)e  ©pracb  nit  Oer= 
ftunben,  fo  Ratten  fie  bodö  bg  S^ertramcn,  fie  mürben  j^nen  gute 
9laci)t  gcmünbfcbet  |aben.  ä5nb  bamit  fie  aucb  nicbt  für  fdilim 
angefel)en  mürben,  rieffen  fie  j^rem  9iat)tfd)reiber,  önb  baten  jt)n, 
er  folte  jnen  aucb  auff  Sateinifcb  antmorten,  berfelbige  rieff  jncn 
au^  feinem  Bones  dies,  alfo  nacb:  &  tibi  etiam,  &  tibi  etiam. 


Inhalt. 

Seite 

'S'orwort in 

Einleitung. 

1.  Das  Verhältnis  der  drei  Texte v 

2.  Die  Entstellung  des  Laiebuchs xlv 

3.  Bibliographie lxv 

Das  Laiebuch 7 

Beigaben. 

1.  Das  VorAvort  der  Schütbürger 147 

2.  Das  Vorwort  des  Grillenvertreibers   .     .     .  151 

3.  Einschiebungen  im  ersten  Teil  des  Grillen- 

vertreibers. 

a.  Vom  Ursprung  der  Witzenbürger      .     .  156 

b.  Die  Wellengeschichte 158 

c.  Szenen  vom  Gastmahl 163 

d.  Der  Streit  der  Witzenbürger     ....  172 

e.  Die  Hochzeit 183 

4.  Schildbürgergeschichten  aus  dem  zweiten 

Teil  des  Grillenvertreibers 184 


Sinicf  oon  S^ri^arbt  Jtarcas,  ^alle  a.  €. 


PT 

Laiebuch 

1701 

AI  T  O 

Das  Laiebuch 

19U 

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