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Full text of "Das Lustwäldchen :"

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DAS LUSTWÄLDCHEN 


Galante Gedichte aus der deuiſoben Barockseit 


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Gesammel# und herausgegeben 
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* | Verlag Neues Beben Wilhelm Borngraeber / Berlin 


Wiener Verlag 
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Digitized by the Internet Archive 
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DAS LUSTWÄLDCHEN 
Galante Gedichte aus der deulſchen Darockzeit 


Gesammelt und herausgegeben 


072 


Franz Plei 


Achte Auflage 


Berlin / im Verlag Neues Leben 
Wilhelm Dorngraeber 


Alle Rechte sind vom Verleger gewahrt. 
JUnberechtigter Nachdruck wird gerichtlich 
verfolgt. Den Vordertitelzeichnete Conflan 
von eſomoſſ Gl. Petersburg, den Rückentitel 
Else Gericke, Berlin. Ginhundert Gxem= 
plare wurden auf echt Zanders - Bütten 
gedruckt, gebunden und numeriert. Die 
in jedem Gxemp/are der Vorzugsausgabe 
verschiedenen Vorsafpapiere sind Aand. 
drucke der Wiener Werkftätten nach Ent 
würfen des Professor Hofmann in Wien. 


Für Hans von Müller 


Die Dichter der deutſchen Barockzeit erfreuen ſich 
insgeſamt einer ſehr ſchlechten Reputation in allen 
Literaturgeſchichten. Roh, ſchwülſtig, platt, gemein, 
maniriert: mit ſolchen Worten tut ſie die Geſchichts⸗ 
ſchreibung raſch ab, allzu raſch, will mich dünken. Ge⸗ 
wiß: mit den beſten der Minneſänger und dem Volks⸗ 
liede verglichen werden Hoffmannswaldau und ſeine 
dichteriſchen Genoſſen die Unmittelbarkeit und Schlicht⸗ 
heit des Tones vermiſſen laſſen, und an dem ſpäteren 
Günther gemeſſen, mag der redneriſche Aberſchwang 
ihrer Gefühle oft recht albern erſcheinen. Und doch 
haben ſie, worauf Max von Waldberg zuerſt aufmerkſam 
gemacht hat, eine pſychologiſche Verwandtſchaft mit den 
Frauendienern des deutſchen Liederfrühlings; und daß 
ſie in ihren Bemühungen um Form und bildlichen 
Ausdruck ohne Bedeutung für die ſpäteren geweſen ſein 
ſollen, wer möchte das behaupten? Aber ganze Zeiten 
deutſcher Literatur ſcheinen nur dafür geweſen zu ſein, 
daß ihre ſummariſche Geſchichte in gelehrten Werken 
ſpäterer Zeiten abgetan wird; noch ſummariſcher geht 
dann dieſes Urteil in die populären Literärgeſchichten, 
aus denen es der Leſer hinnimmt, ohne ſich weiter um 
die Be⸗ und meiſt Verurteilten ſelber zu kümmern. 


7 


Man wird in diefem Luſtwäldchen eine Auswahl 
dieſer deutſchen Barockgedichte leſen. Man wird viel- 
leicht ihren Manirismus nicht ohne künſtleriſchen Reiz 
finden und ſich gar nicht darum kümmern, ob dieſe 
Dichter ein ehrliches Gefühl ausdrücken oder einen 
Einfall wie im Spiele formen wollen. Iſt nicht, was 
Form und nichts als Form iſt — wenn ſolches es 
überhaupt gibt — dem ehrlichſten Gefühle in den 
Künſten vorzuziehen, wenn dieſes Gefühles große Echt⸗ 
heit der Kraft mangelt, ſich eine Form zu geben? 
Die Affekte des Lebens, die im Schrei, im Fluch, im 
Stammeln ſich äußern und uns unmittelbar ſtark be⸗ 
eindrucken, weil ſie einen Zuſtand mit einem ent⸗ 
hüllen, wer möchte ſich mit ſolchem Leben in den Künſten 
begnügen, die ein anders geformtes Leben ſind? Die 
Echtheit des Gefühles allein hat noch keinem das Ge⸗ 
dicht gegeben. 

Die barocken Dichter, bürgerlich meiſt ſehr ehren⸗ 
werte und recht ſolide Herren, ergingen ſich in dem 
Luſtwäldchen ihrer Poeſie zumeiſt nur höchſt platoniſch 
mit den Dorinden und Selimenen, die ſie ſich oft nur 
imaginierten und mit denen ſie ſich nur in der 
poetiſchen Lizenz zu Bett begaben. Wen ärgert der 
Betrug? Was hier die Lüge oft ſo reizvoll ſchuf, 
ſollte man es ſich nicht einmal gefallen laſſen? Und 
dann: dieſe Lüge war ſo intenſive Mode, daß ſie ſchon 
wieder eine Wahrheit wurde, die bildende Kraft der 
Wahrheit bekam. Und endlich: man müßte aus den 
beiden Worten Wahrheit und Lüge ein drittes bilden, 
das den Zuſtand des Dichters bezeichnen könnte. 


8 


Man hat in diefe Sammlung nur Liebesgedichte 
aufgenommen, weil ſie die Art dieſer Dichter ſtärker 
zeigen, und weil uns die Gegend der Liebe vertrauter 
iſt als irgendeine andere. Galant zu ſein, das war 
die geſellſchaftliche Regel, unter der dieſe recht grobe 
Zeit ſtand, wie jene frühere unter der andern: der 
Fraue zu dienen. Die Epiſteln, die geiſtlichen oder 
gar die Vermählungs⸗ und Begräbnisgedichte und die 
meiſten Epigramme mit den längſt ſtumpf gewordenen 
Spitzen — alles das mag ungehoben in den Büchern 
ruhen, aus deren Beſtem dieſes Luſtwäldchen aufge— 
richtet wurde, mit dem Dichter Chriſtian Weiſe am 
Eingang, dort, wo noch freie Halde iſt, mit dem 
Dichter Chriſtian Günther am Ausgang, wo der Weg 
ſteil zum Parnaß ſtrebt. 


München, 1907. 
Franz Blei. 


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Chriſtian Felix Weiſe 
Thränen der Jungfernſchaft. 


Süßes Gift verliebter Herzen, 
Schwaches Werkzeug voller Kraft, 
Wertes Ziel der keuſchen Schmerzen, 
Du berühmte Jungfernſchaft, 
Freilich gehet deine Zier 

Allen ſchönen Sachen für. 


Wie die Roſen in dem Waien 
Ihre bleiche Lieblichkeit 

Niemals ſchöner von ſich ſtreuen, 
Als wenn ihre Sicherheit 
Unberührt und unbefleckt 

in dem grünen Stocke ſteckt, 


Alſo muß man dich erheben, 
Weil du keiner fremden Hand 
Dich zum Raube willft ergeben, 
Sondern das geliebte Pfand 
Aller Ruh und Lebensraſt 

An der ſüßen Freiheit haſt. 


Doch wie lange kann es währen? 
Endlich muß die Jugend ſich 
Durch den ſchnellen Lauf verzehren 
oder es berufet dich 

Liebe, Luſt und Eitelkeit 

In der Tugend Wetteſtreit! 


11 


Will man bei den Apfelbäumen 
Zu der Luſt ſpazieren gehn, 

Darf man nicht die Zeit verſäumen, 
Wann ſie in der Blüte ſtehn, 

Eh der Gärtner nach der Saat 
Auch die Frucht gebrochen hat. 


Wanches Schäfchen trägt die Schwere 
Seiner Wolle mit Verdruß, 

Weil es auf des Schäfers Schere 
Gar zu lange warten muß. 

Manche Rofe krümmt den Stiel, 
Weil ſie niemand brechen will. 


Gute Nacht, du leere Schüſſel, 

O du Leuchter ohne Licht, 

Feſtes Schloß doch ohne Schlüſſel, 
Gute Wag und kein Gewicht! 
Ach, wie wohl iſt die daran, 

Die bei Zeiten freien kann! 


12 


Chriſtian Felix Weiſe 


Nachſprung nach dem Tanze. 


Luſtig, ihr Mädchen, die Hochzeit iſt aus, 


Wandert mit euren Bedienten hinaus, 
Laſſet euch aber beileibe nicht herzen, 
Gehet fein leiſe, die Mutter die wacht, 
Laſſet die Kerle ein andermal ſcherzen, 
Hätten ſie vorher ſich luſtig gemacht. 


Gehet geſchwinder, ihr Kinderchen ihr, 

Leget euch nieder und ſchlafet darfür, 

Sehet die armen verliebeten Schafe, 

Sind ſie nicht trunken? ſie ſtehen gar kaum, 
Springet inzwiſchen und tanzet im Schlafe, 
Worgen erzählet den luſtigen Traum. 


Gehet und leget euch immer zur Ruh. 

Hört ihr noch lange den Ständchen zu? 
Sehet, die Wutter, die legt ſich ans Fenſter, 
Nehmet euch beſſer im Finſtern in Acht, 
Wünſchet, ihr niedlichen Gaſſengeſpenſter, 
Allerſeits eine geruhige Nacht. 


13 


Chriſtian Felix Weiſe 


Als ich meiner Rofili3... 


Als ich meiner Noſilis 
Neulich an die Schürze grieffe, 

Sagte ſie mir gar gewiß, 

Ich wär fromm, doch wann ich ſchliefe, 
Sonſten wär ich in der Haut 

Ein rechtſchaffen böſes Kraut. 


Ja, mein Liebchen, fing ich an, 
Ich geſteh es, wenn ich wache, 
Daß ich es nicht laſſen kann. 
Doch es iſt ſo eine Sache: 
Stelle deine Schönheit ein, 
So will ich nicht loſe ſein. 


Aber dieſes bin ich doch 

In dem Schlafe fromm und ſtille, 
Drum, mein Engel, iſt es noch 
Dein und mein beliebter Wille, 
Suchſt du die Gewogenheit 

Blos in meiner Frömmigkeit, 


Ei, ſo ſchlaf einmal bei mir, 
Sonſten muß ich es geſtehen, 
Daß ich niemals kann zu dir 
Fromm und eingezogen gehen. 
Soll ich fromm ſein, meine Zier, 
Ei, ſo ſchlaf einmal bei mir. 


14 


Chriſtian Reuter 
Clarille auf den Tod ihrer Frau Mutter. 


Ich hätte nicht vermeint, daß ſie ſo bald verreckte, 
Da ihr das Klebebier noch in der Gurgel ſteckte. 
Was hilfts, das Leben iſt wie meine Jungfernſchaft: 
Durch einen kleinen Stoß iſt beides hingerafft. 


Wer gibt mir künftig Geld, die Röcke zu verbrämen, 
Wo ſoll ich Strümpf und Hemd, wo die Fontange 
nehmen? 
Ach Andres, lieber Herr, weil die Frau Wutter tot, 
So gieb mir einen Mann und hilf mir aus der Not! 


15 


Daniel Caſpar von Lohenſtein 


Komm braune Nacht. 


Komm, braune Nacht, umhülle mich mit Schatten 
Und decke den mit deiner Schwärze zu, 
Der ungeſtört ſich will mit Sonnen gatten 
Und im Bezirk der Engel ſicher ruh, 
Ja, hilf mein Ach! eh du noch wirſt euch wen 
Wit milder Hand von meiner Seele binden. 


Wie? Hör ich nicht (willkommen, mein Verlangen!) 
Schon im Gemach mit leiſer Stimme gehn? 
Fühl ich mich nicht mit Lilien umfangen 
Und meinen Fuß auf dieſen Grenzen ſtehn, 
Wo mir Celinde wird aus Thränen lachen, 
Aus Flammen Eis, dem Bette Himmel machen? 


So tilge nun, o Heldin, meine Schmerzen, 
Wirf mit dem Flohr die leichte Zartheit hin, 
Laß meine Hand mit deinem Reichtum ſcherzen 
Und mich entzückt das ſchöne Tal beziehn, 
Da ſich im Tau die ſtummen Lüjte kühlen, 
Und Tag und Nacht mit ihren Farben ſpielen. 


Mein Wort erſtirbt, die Seele will entweichen, 
Ach laß ſie doch in enge Himmel ein! 

Laß Schiff und Waſt in deinen Hafen ſchleichen 
Und deine Hand mir einen Leitſtern ſein! 

Du ſollſt alsbald die eingeladnen Gaben 

Nebſt voller Fracht ſtatt der Belohnung haben. 


16 


Daniel Caſpar von Lohenſtein 


An Caliſten. 


Ich kann mir nicht mehr widerſtreben, 
Die Schönheit flößt mir das Gelüſten ein. 
Im Paradies kann keiner leben 
Und ohne Fall und Fehltritt fein. 
Dein Edenplatz, mein Kind Caliſte, 
Zieht meine Hand 
Auf deinen Kreis der runden Brüſte 
Und meinen Leib in dein gelobtes Land. 


Der Lenz pflegt uns in Herbft zu leiten, 
Das Jahr läßt uns nach Blumen Früchte ſehn: 
Laß mich doch auch nach deinen Zeiten 
In deinen Anmutsgarten gehn. 
Wein Frühling iſt ein Kuß geweſen, 
Laß aus der Schooß 
Wich endlich reife Früchte leſen, 
Wie in dem Stand der Unſchuld nackt und bloß. 


Du kannſt den Leib mir nicht verſchließen, 

Von welchem du mir ſchon das Herz entdeckt. 
Laß unſern Geiſt zuſammenfließen, 

Weil doch kein Kuß ihm ſelber ſchmeckt. 
Vergrabe mich im Elfenbeine 

Voll Fleiſch und Blut, 
Denn werd ich gleich darin zum Steine, 

So weiß ich doch, daß mir es ſanfte tut. 


2 Blei, euſtwäldchen. 17 


Eröffne mir das Tor zum Lande, 
Wo Zucker rinnt und Wolluſt Tafel hält; 
Laß meinen Kahn am engen Strande 
In deine neuerfundne Welt. 
Du darfſt dich nicht, Caliſte, ſchämen: 
Das Feigenblatt, 
Das Eva für ſich mußte nehmen, 
Zeigt und entdeckt nicht unſre Lagerſtatt. 


Beſtrafe mich mit keinem Tadel, 
Daß deine Schooß mein Herze lieb gewinnt, 
Denn der Wagnet forſcht mit der Nadel, 
Bis er den Wittelpunkt ergründt. 
Ein Schäfchen graſt in Tal und Auen, 
Wo Schatten iſt: 
Mein Herze will das deine ſchauen, 
Drum ſuch ich es, da wo du offen biſt. 


18 


Chriſtian Hoffmann von Hoffmannswaldau 


Es dachte Lesbie . 


Es dachte Lesbie, ſie ſäße ganz allein, 
Indem ſie wohl verwahrt die Fenſter und die Türen, 
Doch ließ ſich Sylvius den geilen Fürwitz führen 
And ſchaute durch ein Loch in ihr Gemach hinein. 


Auf ihrem linken Knie lag ihr das rechte Bein, 

Die Hand war höchſt bemüht, den Schuh ihr zuzu— 

ſchnüren, 

Er ſchaute, wie das Moos Zinober weiß zu ziehren, 
Und wie Cupido will mit Luſt gewieget ſein. 


Es rufte Sylvius: wie zierlich ſind die Waden 
Mit warmem Schnee bedeckt, mit Elfenbein beladen! 
Er ſahe ſelbſt den Ort, wo ſeine Hoffnung ſtund. 


Es lachte Sylvius. Sie ſprach: du biſt verloren, 
Zum Schmerze biſt du dir und mir zur Pein erkoren, 
Denn deine Hoffnung hat ja gar zu ſchlechten Grund. 


Chriſtian Hoffmann von Hoffmannswaldau 


Ich eilte 


Ich eilte Lesbien aus Kurzweil zu erwecken, 
Als gleich Aurorens Glanz um ihr Geſichte ſtund, 
Die Rofen krönten ihr die Wangen und den Mund, 
Durch weißes Elfenbein ließ ſich der Hals bedecken. 


Ich wollte meine Hand auf ihre Brüſte ſtrecken, 
Es tat ein naſſer Kuß ihr meine Geilheit kund, 
Als Lesbie rief: iſt dein Verſtand geſund, 

So führe keine Brunſt in meine keuſchen Hecken. 


Ich war darob beſtürzt und fluchete dem Glücke 
Und fuhr den Himmel an und feine reichen Blicke, 
Ich ſprach: wo Roſen ſtehn, da müſſen Dornen fein. 


Weil mich denn ihr Befehl verjaget und vertrieben, 


So hab ich dieſes Wort in ihr Gemach geſchrieben: 
Auf Worgenröte folgt gar ſelten Sonnenſchein. 


20 


Chriſtian Hoffmann von Hoffmannswaldau 


An Albanie. 


Albanie, gebrauche deine Zeit 
Und laß den Liebeslüſten freien Zügel. 
Wenn uns der Schnee der Jahre hat beſchneit, 
So ſchmeckt kein Kuß, der Liebe wahres Siegel. 
Im grünen Wai nur grünt der bunte Klee, 
Albanie. 


Albanie, der ſchönen Augen Licht, 
Der Leib und was auf den beliebten Wangen, 
Iſt nicht für dich, für uns nur zugericht. 
Die Apfel, die auf deinen Brüſten prangen, 
Sind unſre Luſt und ſüße Anmutsſee, 
Albanie. 


Albanie, was quälen wir uns viel 
Und züchtigen die Nieren und die Lenden? 
Nur friſch gewagt das angenehme Spiel! 
Jedwedes Glied iſt ja gemacht zum Wenden, 
Und wendet doch die Sonn ſich in der Höh, 
Albanie. 


Albanie, ſoll denn dein warmer Schoos 
So öd und wüſt und unbebauet liegen? 
Im Paradies, da ging man nackt und blos 
Und durfte frei die Liebesäcker pflügen. 
Welch Wenſchenſatz macht uns dies neue Weh, 
Albanie? 


21 


Albanie, wer kann die Süßigkeit 
Der zwei vermiſchten Geiſter recht entdecken? 
Wenn Lieb und Luſt ein Eſſen uns bereit, 
Das wiederholt am beſten pflegt zu ſchmecken, 
Wünſcht nicht dein Herz, daß es dabei vergeh, 
Albanie? 


Albanie, weil noch der Wolluſttau 
Die Glieder netzt und das Geblüte ſpringet, 
So laß doch zu, daß auf der Venusau 
Ein brünſtger Geiſt dir knieend Opfer bringet, 
Daß er vor dir in voller Andacht ſteh, 
Albanie! 


Chriſtian Hoffmann von Hoffmannswaldau 


Was aueh) Die... 


Was zürnſt du, Florida, jo ohne Maaß und Ziel, 
Daß meine Zunge hat die Grenzen übergangen? 

Die Schuld iſt nicht zu groß, und tat ſie dir zu viel, 
Wie haſt du ſie dann nicht, wie ſie's verdient, gefangen? 


Doch daß dir kundbar ſei, warum ich es getan, 

Daß ich die Zunge dir ließ Schlund und Gaumen lecken: 
Ich dachte, weil ſie mehr als billig plaudern kann, 
Sie möchte ſonſt aus Neid mein Liebesſpiel entdecken. 


23 


Chriſtian Hoffmann von Hoffmannswaldau 


Als ich die Les bie 


Als ich die Lesbie nächſt in der Kammer fand, 
Da ſie ſich überhin und ſchläfrig angeleget, f 
So ſchaut ich eine Bruſt, die ſchönre Apfel träget. 

Als jemals vorgebracht das reiche Morgenland. 


Die Bruſt zog meinen Geiſt, der Fürwitz trieb die 
gand 
Zu ſuchen, was fi hier in dem Bezirk beweget. 
Dies hat der Lesbie ſo großen Zorn erreget, 
Daß ſie in höchſtem Grimm iſt gegen mich ent⸗ 
10 0 brannt. 


Sie trieb mich weg von ſich, ſie ſtieß mich zu der Seiten, 
Sie hieß mich unverweilt aus ihren Augen ſchreiten; 
Ich ſprach, indem ſie mich aus ihrer Kammer ſtieß: 


Dieweil ich allzukühn und mehr als ſichs gebühret 


Die mir verbotne Frucht der Apfel angerühret, 
So ſtößt ein Engel mich jetzt aus dem Paradies. 


2A 


Chriſtian Hoffmann von Hoffmannswaldau 


Niemand Weiß 


Niemand weiß, wie ſchwer mirs fällt, 
Flammen in der Bruſt zu hegen 
Und ſie dennoch vor der Welt 
Nicht ans freie Licht zu legen. 
Feuer läßt ſich nicht verhehlen, 
Denn ſein Glanz iſt allzuklar, 
Und die Glut verliebter Seelen 
Wacht ſich ſelber offenbar. 


Hundert Augen, die von Neid 
Und von lauter Argwohn brennen, 

Sind auf mich zu ſehn bereit, 
Ob ſie was vermerken können. 
Noch verberg ich meine Schmerzen, 

Daß man keine Funken ſieht, 
Da die Liebe doch im Herzen 

Wie ein andrer Atna glüht. 


Dieſes iſt der Liebe Kunſt: 
Amor ſuchet Finſterniſſen, 

Und von ſeiner ſtillen Brunſt 
WMWuß der helle Tag nichts wiſſen. 
Venus bricht mit ihrem Sterne 

Erſt bei dunkler Nacht herein, 
Daß die zarte Jugend lerne, 

In der Liebe heimlich ſein. 


25 


Drum gewöhne dich mein Mut, 
Deine Flammen zu verſchweigen. 

Laß von der verborgnen Glut 
Weder Wund noch Auge zeugen. 
Mußt du dich gleich etwas zwingen, 

Iſt gleich die Verſtellung ſchwer: 
Aus den allerſchwerſten Dingen 

Kommt die größte Luſt oft her. 


26 


Chriſtian Hoffmann von Hoffmannswaldau 


An Clorinde. 


Tlorinde, kannſt du luſtig ſtehen, 
Wenn einer Roſe ſchönes Haupt 
Auf ihrem Stocke muß vergehen? 
Nicht etwa von der Fauſt geraubt, 
So ſie mit Würden könnte tragen, 
Sie legen auf die ſchöne Bruſt, 
Und mit erfriſchtem Herzen ſagen: 
Hier iſt ein Königreich voll Luſt. 


Nein nein, du ſchauſt beſtürzt darnieder, 

Läßt tiefe Seufzer von dir gehn, 
Das kleinſte deiner zarten Glieder 

Muß in dem Trauerſtande ſtehn. 
Wie klagſt du über ſolche Sachen, 

Die man in allen Gärten bricht? 
Laß ſich dasſelbe traurig machen, 

So dir ein übel Urteil ſpricht. 


Erkenne dich und lerne kennen, 
Daß wo jetzt Blut und Blüte ſiegt, 
Wo allerhand Begierden brennen 
Und eine faule Wurzel liegt, 
Es werden deine zarten Wangen 
Nicht ſtetig Roſenſtöcke ſein, 
Bei ihnen fällt ſowohl das Prangen 
Als bei der Roſe Zier und Schein. 


27 


Drum laß mich deine Roſen brechen, 
Weil hier noch Stock und Blüte neu, 
Ach weine! werd ich ſelten ſprechen, 
Das friſche Gras gibt welkes Heu. 
Komm, komm, und folge meiner Lehre, 
Die Venus hat es auch getan 
Und tauſend mehr! Was iſt die Ehre? 
Ein kluges Nichts, ein bloßer Wahn. 


28 


Chriſtian Hoffmann von Hoffmannswaldau 


Mein Engel kannſt du. 


Mein Engel, kannſt du mich nicht lieben, 
Iſt meine Not dir nur ein Gaukelſpiel? 
Verlacheſt du denn mein Betrüben 
Und hat dein Grauſamſein kein Ziel? 

Du ſagſt zwar viel von deiner Güte, 

Doch wo iſt Frucht? 

Iſt deine Gunſt nur lauter Blüte, 

So iſt dein Brennen nichts als Waſſerſucht! 


Warum willſt du das Thor verſchließen, 
In dem die Liebe Einzug nehmen will? 
Laß deine Brunſt doch ſicher ſchießen 
Und halte meiner Regung ſtill. 
Du darfſt dich nicht, mein Engel, SL 
Den Ehrenpreis 
Wird niemand können von dir nehmen, 
Weil ich allein von dieſem Diebſtahl weiß. 


So darf die Furcht dich nicht verblenden, 
Als wenn der Schmerz unüberwindlich ſei, 
Ich weiß bereits aus meinen Händen: 
Die Angeln reißen nicht entzwei. 

Du wirſt als Helden dich begrüßen, 

Wenn etwas Blut 

Gleich möcht aus zarten Adern fließen, 

Genug: du weißt, daß es uns ſachte tut. 


29 


Will dein Gewiſſen nicht erſchrecken, 

So denk, die Jugend ſei in Glut entbrannt, 
Wer wird in heißen Flammen ſtecken, 
Dem eine Löſchung iſt bekannt? 

Es wird das Alter bald verſtören, 

Was Feuer iſt, 

Und du wirft ſolches beſſer ehren, 

Wenn in der Blüt du abgekühlet biſt. 


Ich wüßte nicht, was dich ſollt neigen, 
Daß deiner Schoß du keine Feier gönnſt, 
Ach! ſorge nicht für einen Zeugen, 
Weil du mein treues Lieben kennſt! 
Die Kunſt kommt der Natur zu Hülfe, 
Kein Anker haft', 
Wenn er geſenkt im erſten Schilfe 
Und nur vom Schlunde nicht wird hingerafft. 


Drum laß die Stützen von einander, 
Auf welchen dieſes Schloß ſich ruht. 
Du weißt, ich bin nicht Alexander, 
Der alles mit der Hitze tut. 
Ich will beim Kindchen erſt probieren, 
Was Sanftmut ſei, 
And wo er ſich nicht wird verlieren, 
Alsdann zerbricht den Trotz die Wacht entzwei. 


Fort! Laß das warme Etwas ſchießen, 

Das ich gefühlt und nicht zu nennen weiß, 
Laß dieſen Nektar mich umfließen, 

Wach mich in deinen Armen heiß! 


30 


Dein Auge jelber heget Flammen 
Vom bloßen Dunſt, 
Laß unſre Hitze doch zuſammen, 
Mach mich beſeelt durch ganz erteilte Gunſt! 


Was hilft mir doch ein bloß Berühren, 
Wenn ich die Ros vom Stock nicht pflücken ſoll, 
Darf ich die ſchnöden Hände zieren 
Und füllen nicht das Herze voll? 

Verachte nicht die andern Glieder, 

Weil keines ſchlecht — 

Sind dir die Finger nicht zuwider, 

Warum iſt dir der Daumen denn nicht recht? 


31 


Chriſtian Hoffmann von Hoffmannswaldau 


An Liſette. 


Liſette, willſt du alle Luſt 

Auf deiner ſchwanenweichen Bruſt 
Der was verwegnen Hand verſagen, 

Da mich dennoch dein warmer Schoß, 

Von aller Wenſchheit quitt und los, 
Soll bis an Liebeshimmel tragen? 


Gedenke, daß ich durch den Kuß 

Der Wolluſt reinen Aberfluß 
Zugleich dir in das Herze drücke. 

Es fühlt ein jedes Glied die Glut, 

Wenn ich mit deiner Lippen Blut 
Den abgematten Geiſt erquicke. 


Wird meine Gunſt nun weiter gehn 
Und heiß entzücket vor dir ſtehn, 
Wirſt du als Roſe dich aufſchließen? 
Wenn dein verliebtes Auge lacht, 
Dort in der Blätter Purpurpracht 
Ein perlenrunder Tau kommt fließen. 


Ich weiß, daß dir durch Mark und Bein 
Das ſüße Weſen rinnet ein, 

Und du nicht mehr kannſt ſtille liegen. 
Du lehrſt durch deiner Lenden Werk 
Und den gewölbten Hinterberg, 

Daß ich mich tiefer ſoll verfügen. 


32 


Liſette, rühre dich nur wohl, 

Ob ich gleich hier verſinken ſoll, 
Ich will in dieſem Grabe ſterben; 

Doch daß nach einer Stunde Lauf 

Die Kräfte wieder kommen auf 
Und ich kann größre Gunſt erwerben. 


Zwar weiß ich, daß durch gleiche Glut 
Du mir aufs Neue meinen Mut 

Zu heißen Flammen kannſt bewegen, 
Wenn du als wie ein ſanfter Pfühl 
Der zarten Glieder Warmorſpiel 

Wirſt unter meine Hüfte legen. 


Liſette, laß uns ſo verſchränkt 

Und gleich den Ketten angehenkt 
Geiſt, Seel und Leben von uns ſpritzen. 

Erkenne, wie wir ſind beglückt, 

Weil es der Himmel ſo geſchickt, 
Daß wir in Lieb beiſammenſitzen. 


3 Blei, Luſtwäldchen. 33 


Chriſtian Hoffmann von Hoffmannswaldau 


An Melinde, 


Nicht ſchäme dich, du ſaubere Welinde, 
Daß deine zarte Reinlichkeit 
Der feuchte Mond verweiſt in eine Binde 
And dir den bunten Einfluß dräut. 
Der große Belt hegt Ebb' und Flut, 
Was Wunder, wenns der Wenſch der kleine tut. 


Die Rötlichkeit bei deinen bunten Sachen 
Hat niemals deinen Schooß verſehrt. 
Wie Wuſcheln ſich durch Purpur teuer machen, 
So macht dein Schneckenblut dich wert. 
Wer liebt ein Tintenmeer wohl nicht, 
Weil man daraus Korallenzinken bricht? 


Nur einmal bringt das ganze Jahr uns Nelken, 
Dein Blumenbuſch bringts monatlich, 
Dein Roſenſtrauch mag nicht verwelken, 
Sein Dorn, der hält bei dir nicht Stich, 
Denn was die ſanften Blätter macht, 
Das iſt ein Tau von der Johannisnacht. 


Kannſt du gleich nicht die Lenden hurtig rühren, 
Lobt man dich doch im Stilleſtehn, 

Der Augen Blau wird leichtlich ſich verlieren, 
Dann wirſt du ſein noch eins ſo ſchön. 

Man ſammelt, ſpricht die ganze Welt, 

Viel beſſre Frucht, wenn ſtarke Blüte fällt. 


34 


3* 


Laß mich darum noch keine Faſten halten. 
Ein König nimmt den Rang zwar ein, 
Doch muß er fort, wenn ſich die Waſſer ſpalten, 
Der Geiſt muß ausgeſtoßen ſein. 
Man geht, wie jedermann bekannt, 
Durchs rote Meer in das gelobte Land. 


35 


Chriſtian Hoffmann von Hoffmannswaldau 


— 


An Lauretten. 


Laurette, bleibſt du ewig Stein? 
Soll forthin unverknüpfet ſein 

Dein Engeltum und dein Erbarmen? 
Komm komm, und öffne deine Schooß 
Und laß uns beide nackt und bloß 

Umgeben ſein mit Geiſt und Armen! 


Laß mich auf deiner Schwanenbruſt 
Die oftverſagte Liebesluſt 

Hier zwiſchen Furcht und Scham genießen. 
Und laß mich tauſend tauſend mal 
Nach deiner güldnen Haare Zahl 

Die geiſterreichen Lippen küſſen. 


Laß mich den Ausbund deiner Pracht, 
Der Sammt und Noſen nichtig macht, 
Wit meiner ſchlechten Haut bedecken. 
Und wenn du deine Lenden rührſt, 
Und deine Schooß gen Himmel führſt, 
Sich zuckerſüße Luſt erwecken. 


Und ſollte durch die heiße Brunſt 
Und deine hohe Gegengunſt 

Mir auch die Seele gleich entfließen, 
So iſt dein zarter Leib die Bahr, 
Die Seele wird dreiviertel Jahr 

Dein himmelrunder Bauch umſchließen. 


36 


Und wer alsdann nach meiner Zeit 
Zu lieben dich wird ſein bereit, 
Und hören wird, wie ich geſtorben, 
Wird ſagen: wer alſo geliebt 
Und in dem zarten Schooße ſtirbt, 
Hat einen ſanften Tod erworben. 


37 


Chriſtian Hoffmann von Hoffmannswaldau 


Als die Venus 


Als die Venus neulich ſaße 
In dem Bade nackt und blos 
Und Cupido auf der Schooß 
Von dem Liebeszucker aße, 
Zeigte ſie dem kleinen Knaben 
Alles was die Frauen haben. 


Warmorhügel ſah er liegen, 
Von Begierden aufgebaut; 
Sprach zur Wutter überlaut: 
Wann werd ich dergleichen kriegen, 
Daß mich auch die Schäferinnen 
Und die Damen liebgewinnen? 


Venus lacht aus vollem Munde 

Aber ihren kleinen Sohn, 

Denn ſie ſah und merkte ſchon, 
Daß er was davon verſtunde. 
Sprach: du haſt wohl andre Sachen, 
Die verliebter können machen. 


Bnterdeſſen ließ fie ſpielen 
Seine Hand auf ihrer Bruſt, 
Denn ſie merkte, daß er Luſt 

Hatte, weiter nachzufühlen, 

Bis ihr endlich dieſer Kleine 

Kam an ihre zarten Beine. 


38 


Als er fih an fie geſchmieget, 
Sprach er: liebes Wütterlein, 
Wer hat an das dicke Bein 

Euch die Wunde zugefüget? 

Müßt ihr Weiber denn auf Erden 

Alle ſo verwundet werden? 


Venus konnte nichts mehr ſagen 
Als: du kleiner Böſewicht, 
Packe dich, du ſollſt noch nicht 

Nach dergleichen Sachen fragen. 

Wunden, die von Liebespfeilen 

Kommen, die ſind nicht zu heilen. 


39 


Benjamin Neukirch 


An Sylvien. 


Was fluchſt du, Sylvia, wenn meine ſchwarze Hand 
Um deinen Buſen ſpielet? 

Sie war ſo weiß als du, eh ſie der Liebe Brand 
Und deine Wacht gefühlet. 

Flößt du das Feuer nun in meine Glieder ein, 

So kann ja meine Hand nicht Schnee und Marmor ſein. 

Du ſprichſt: ſie hat ja nichts zu ſuchen und zu tun. 
Gar recht. Es ſoll auch bleiben. 

Sie ſuchet nichts als dich, ſie wünſchet bloß zu ruhn 

Und ihren Scherz zu treiben. 
Was Urſach haſt du dann, daß du dich ſo beklagſt, 
Da du doch dieſe Gunſt den Flöhen nicht verſagſt? 


40 


Benjamin Neukirch 


Die ſchöne Lesbia. 


Die ſchöne Lesbia ſaß mit geſchränkten Füßen, 
Ihr netter Finger war um Schuh und Strumpf 
bemüht, 
Ich konnte, was ſie ſonſt doch jedem Aug entzieht, 
Durch einen kühnen Blick in ſtiller Luſt genießen. 


Die Seide hatte kaum dem Warmor weichen müſſen, 
Als ſich der leichte Rock von ihrem Leibe ſchied; 
Doch als die ſichre Hand die weiße Bruſt verriet, 

Da ward ich unvermerkt in Ohnmacht hingeriſſen: 


Die Augen ſanken hin, die Beine wurden matt. 
Die nackte Sylvia ſtieg ſicher in das Bad, 
Eh ich mein Auge konnt aus der Verwirrung führen. 


Und alſo ward ſie mir kein ganz entdecktes Land; 
Doch hatt die bloße Bruſt mir ſoviel Kraft ent— 
wandt — 


Was würde Sylvius erſt in der Schooß verlieren! 


41 


Joachim Beccau 


Auf eines Bereiters Hochzeit. 


Sprich, warum wollteſt du dir eine Wittwe nehmen? 
Iſt keine Jungfer mehr, die dich entzünden kann? 
Nun, jene pflegen ſich viel leichter zu bequemen, 
Und weil du ſolche nimmſt, ſo tuſt du wohl daran. 
Denn wahrlich le cheval acheminèé zu reiten, 
Gehſt du nicht ohne Grund bei deiner Hochzeit ein, 
Es treibt die Blödigkeit die Jungfern an die Seiten, 
Dieweil ſie mehrenteils doch nur Raminques ſein. 
Sie ſind, greift man fie an, als wie chevaux qui s’arment, 
Wo nicht le Cavecon die Escapades hemmt, 
Und ob par les yeux fie gleich die Kenner charment, 
So reißen ſie doch aus, wenn nur la gaule kömmt. 
Doch ein cheval loya! kennt alsbald die Seccaden, 
Und weil es chatoilleux, jo macht's airs reveles. 
Es iſt nicht des deux coeurs, man braucht es ohne 
Schaden, 
Wo nur der Reiter nicht gar iſt ein bistourne. 
Das, hoff ich, biſt du nicht; drum legs aufs arrondieren, 
Doch rend la main beizeit, ſonſt wird cheval à bout 
Und fordert dann von ſelbſt durch viele Courbatüren 
Von Caprioles matt die angenehme Ruh. 
Doch die hat lange Zeit. La langue serpentine 
Zeigt noch genugſam Feuer durch ebrouieren an, 
Und glaub ich nicht, daß dir fo langes Reiten diene, 
Als dein Alenzan clair allèvre halten kann. 
Betrachte ſelber nur les actions de bouche, 
Wodurch dein Piaffeur dir zu verſtehen gibt, 


42 


Quil tres volontiers dans lit requis se couche, 
Wo ſelbſt als im harras ihm die lecon beliebt. 
Und wenn man nun auch gleich la selle für dich hätte, 
De monter à poil biſt du noch mehr gewohnt, 
Beim Notfall halte dich nur feſt à les mollettes, 
So wirſt du vor Gefahr des Abwurfs leicht verſchont. 
Was bin ich doch bemüht, dir des lecons zu geben! 
Du weißt ja nach der Kunſt und auch nach der Natur, 
La main und jedes Glied zu ſenken und zu heben 
Und alſo kennſt du ſchon Mandge de Pamour. 


43 


C. E. 


Geſteh' es nur mein Rind... 


Geſteh es nur mein Kind und lächle nicht zu viel, 

Gewiß, du weiſeſt mir das erſte Liebesſpiel; 

Denn als dein ſüßer Mund ein Wort von Würfeln 
ſprach, 

Da dacht ich allererſt den Sachen weiter nach. 


Er würfelt gar zu wohl mit ſeiner Augen Paar, 
Ich hört und wußte nicht, was das geredet war. 
Indem ſo blickeſt du mich gar zu freundlich an, 
Da dacht ich allererſt, wie einer würfeln kann. 


Iſt dies die Würfelart, wo mag das Brettſpiel ſein? 
Indem ſo führteſt du mich bei der Hand hinein. 
Es lag mit Flohr bedeckt, ich macht es ſanfte los 
Und ſetzte mich damit auf deinen ſüßen Schooß. 


Ach, das geliebte Brett, das mir gezeigt ward, 
War doppelt, rund und zart, wie Marmor weiß und hart, 
Die Augen gaben mir den rechten Würfellauf, 
Der Wund den beſten Stein, den ſetzt ich küſſend drauf. 


Wie wohl war mir dabei, voraus, mein Liebchen, dir, 
Denn du, du ſuchteſt ſelbſt die beſten Spiel herfür: 
Dick⸗dack und Kontrapuff, Verkehren, Ausundein, 
Die ſollten unſere Kurz- und Langeweile ſein. 


44 


Indem fo rufeſt du: ach ſtill! ich höre was! 

Die Frau, Frau Mutter kommt ſie ſieht, fie merket das. 
Ach, wie entſetzt ich mich! Ach, wie erſchrackeſt du! 
Da deckten wir in Eil das Brettſpiel wieder zu. 


So war das Spiel geſtört. Trag aber keinen Groll, 
Zeig mir die Würfel nur, im Fall ich ſpielen ſoll. 
Ihr Mädchen, lernet dies, die ihr mich ſpielen ſeht: 
Ich hab den beſten Stein in meiner Liebſten Brett. 


45 


C. E. 
Du ſanftes Band... 


Du ſanftes Band, das meinen Geiſt beſtrickt 
Und meine Freiheit bindet, 
Ich werde ſtets durch friſche Glut entzündet, 
So oft mein Aug auf deine Schönheit blickt. 
Ich liebe dich, nicht weil du ſeiden biſt, 
Noch weil die Kunſt des Webers dich geſchlagen, 
Nein, ſondern weil dein Atlas würdig iſt, 
Daß Philis ihn an ihrem Knie getragen. 


Ich löſte dich, da mir das Glücke rief, 
Von ihren zarten Waden, 
Die die Natur mit warmem Schnee beladen, 
Ob ich ſchon ſelbſt in mein Verderben lief. 
Ihr Fuß ward frei und meine Hand verſchränkt, 
Ja, was noch mehr, mein Herze ſelbſt gefangen. 
Doch freut es ſich, wenn es an dich gedenkt 
Und wünſchet nur, in deinem Schmuck zu prangen. 


Ich halte dich dann höher als Demant, 
Als Perlen und Rubinen, 

Du mußt des Nachts mir ſtatt des Kiſſens dienen, 
Des Tages trag ich dich an meiner Hand, 
Im Traume red' ich einzig nur von dir, 

Und wach ich dann, ſo biſt du mein Ergetzen. 
Denn ohne dich und deiner Philis Zier 

Kann ſonſten nichts mich in Vergnügung ſetzen. 


46 


Erdmann Neumeiſter 


Madrigal auf die Schürzenmode. 


Sie fangen wohl recht artge Moden an: 
Die eine ſetzt ſich was von Golde dran, 
Die andere traget Frangen, 

Und die Brabanter Spitzen, 

Die andre hat ich weiß nicht was dran ſitzen. 
Die nähet ſie mit ihrem Namen aus, 

Die eine macht des Liebſten ſeinen drauf. 
Soll ich davon mein wenig Urteil fällen, 
So möchten ſie noch wohl zu dulden ſein, 
Man nähe nur die Worte mit darein: 

Hier drunter iſt der nächſte Weg zur Höllen. 


47 


Johann Burchard Menke nach Buſſy⸗Rabutin 


Liebes⸗Maximen. 


1 
Ihr, die ihr ſelber nicht verſteht, 
Was ihr für Regung bei euch fühlet, 
Und doch indeſſen früh und ſpät 
Wit euren zarten Banden ſpielet, 
Damit ihr euren Zuſtand wißt, 
So ſei euch kurz ſo viel geſchrieben: 
Daß Lieben ein Verlangen iſt, 
Das nur die lieben, die wir lieben. 


2 
Edelſtes Geſchlecht der Erden, 
Aller Schönheit Aberfluß, 
Dem die Sinne zinsbar werden 
Und das Herze dienen muß — 
Liebet, doch daß eure Pflicht 
In der Stille wird getrieben, 
Denn die Liebe ſtürzt euch nicht, 
Aber wohl die Art zu lieben. 


3. 
Man hält es insgemein für ſchwer, 
Daß wahre Liebe läßt in Freundſchaft ſich verwandeln, 
Doch das befremdet mich weit mehr, 
Und mein ich, die Natur muß wohl gar unrecht handeln, 
Wenn einer, der ſich lang als Freund hat aufgeführt, 
Auf einmal einen Trieb von Liebe ſpürt. 


48 


A. 
Ich bin bemüht, Chlorinden anzutreiben, 
Sich zu der Zahl der Liebenden zu ſchreiben, 
Allein ſie nennt es eine ſchwere Laſt 
Und ſpricht, ſie ſei noch nicht darauf befliſſen, 
Will aber wohl von mir die Regeln wiſſen. 
Chlorinde, wo du Luſt zu lieben haſt, 
So wird ſich ſchon die Liebe nicht entfernen. 
Ach, liebe nur, ſo wirſt du Liebe lernen. 


— 


ei 
Fragſt du, welche von den beiden unſrer Liebe mehr 
genießt, 
Die im Lieben unerfahren oder die erfahren iſt, 
So iſt meine Meinung die: beide werden dich betrügen, 
Aber jene bringt mehr Ruhm, und die letzte mehr Ver— 
gnügen. 
6. 
Wie, Sylivia? biſt du denn allzeit zufrieden? 
Und klagſt du über mich gar nicht? 
Verſicherte Liebe wird ſchlecht unterſchieden, 
Wo man die Früchte ſicher bricht 
Denn ſoll man ſich herzen, ſo muß es auch ſchmerzen, 
Wer eifrig liebt, dem wird es ſchwer. 
Ach Sylivia liebet mich ſchwerlich von Herzen! 
Warum? Sie trauet mir zu ſehr. 


% 
Nicht meine, Chloris, daß dein Mann 
Uns in der Liebe ſtören kann. 
Sein Eifern iſt nicht zu verdammen. 


4 Blei, Luſtwäldchen. 49 


Denn er vermehrt der Liebe Frucht 
Und bringt durch feine Eiferſucht 
Ans beiderſeits in volle Flammen. 


8. 
Du machſt, daß du verdächtig biſt, 
Damit dich Damon nicht ſoll freventlich verlaſſen — 
Ach, brauche keine ſolche Liſt 
Und liebe recht und gut, wo man dich nicht ſoll halfen, 
Denn durch Verdacht und falſchen Schein 
Erſtickt die Liebe bleich in zarten Blüten — 
Soll das Vergnügen völlig fein, 
So muß ein Herze ſich auch vor ſich ſelber hüten. 


9. 
Lesbia, ich ſoll dir ſagen, 

Wie es kommt, daß wir ſtets klagen, 
Alſo gib mir nun Gehör: 
Einer hat ſtets Schuld von beiden 
Denn indem wir beide leiden, 

Leidet einer immer mehr. 


10. 
Wer nicht mehr tut, 
Als was man fodert, 
Hegt eine Glut, 
Die kaum noch lodert. 
Doch durch Begier 
Kommt einer ſtets dem Andern mie 
Ja, der erhält 
Bei Lieb und Kriege 


50 


Zwar wohl das Feld, 

Doch wenig Siege, 

Wer nur die Pflicht 

And ſonſt nichts rühmliches verricht. 


II: 
Du bildeſt dir, mein lieber Strephon, ein, 
Als dürfeſt du allein treubrüchig ſein. 
Doch mußt du nicht von deiner Frau bekennen, 
Sie ſei auch ein zerbrechlich Ding zu nennen? 


12 
Ob man die Liebe gleich für einen Weiſter ſchätzt, 
Der uns ſchon für ſich ſelbſt genug kann unterrichten, 
So fordern doch dabei der Liebe ſchwere Pflichten, 
Daß du dem andern ſagſt, was dich in Flammen ſetzt. 


13. 
Eh man einander noch recht kennt, 
Pflegt man ſich Sie und Sie zu nennen, 
Allein wenn wir uns beſſer kennen, 
So iſt uns ſchon weit mehr vergönnt; 
Denn Sie und Sie klingt zwar galant, 
Doch Du und Du iſt mehr touchant. 


14. 
Du frageſt mich, geliebteſte Liſette, 
Ob ich dich lieber tot als falſch und untreu hätte, 
So nimm die Antwort ein: 
Ich wollte wohl mit Luſt mein Leben für dich geben, 
Hingegen wirſt du mir viel lieber ohne Leben 
Als ohne Liebe ſein. 


48 51 


15. 
Wenn ich der Liebe Frucht bei dir genießen will, 
So ſpricht du: hoffe nur, es lieben ihrer viel, 
Die dem Verlangen ſelbſt gemeßne Grenzen ſetzen. 
Nun liebet jeder zwar ſo wie er es verſteht, 
Ich aber glaube dies: wer niemals weiter geht, 
Den muß die Liebe ſelbſt für einen Stümper ſchätzen. 


52 


Chriſtian Fr. Hunold 
Die Schooß. 


Ich bin das Paradies, vor dem die Keuſchheit wachet, 
In deſſen Gegenden die Lebensfrüchte blühn, 

Wo unſer Leben wird wie Feuer angefachet, 

Dabei die Söhne ſich, wie Adam, gerne mühn; 
Ein gutes Feld, das nur geratne Früchte bringet, 
Ein Garten, den der Tau der Wolluſt überfließt, 
Ja, der die Anmut hat, die alle Welt bezwinget, 
Und deſſen Blumenfeld fein eigner Fluß begießt; 
Ein Meer, wo Ebb und Flut dem Wondenlaufe gleichet; 
Ein ſpiegelglattes Eis, wo auch ein Rieſe fällt; 
Ein Hafen, den vergnügt die Zuckerflott erreichet; 
Die Schule, die man nur für junge Männer hält; 
Der Liebe Wuſterplatz, die Mannſchaft auszuüben; 
Ein Zwinger, welcher zu, doch nicht verſchloſſen iſt; 
Die Wahlſtatt, wo wohl auch ein Simſon iſt geblieben; 
Das Schützenhaus, in dem ein jeder gerne ſchießt, 
Ein Bergwerk, welches Gold und Silberadern heget 
(Die Wünſchelrute ſchlägt oft allzu heftig an); 

Ein Land, das unbeſät auch keine Früchte träget; 
Ein Abgrund, wo die Welt die Perlen fiſchen kann; 
Der Männer größter Schatz liegt oft in meinem Fache, 
Denn das Behältnis bin ich eigentlich dazu, 

Drum hält die Eiferſucht bei mir ſo ſcharfe Wache, 
Damit demſelbigen kein Fremder Eingriff tu. 

Der Liebe Ruheſtatt, die liegt auf meinem Grunde, 
Ihr Forſt, in welchem fie die ſchönſten Zobel jagt, 
Die Männer ſind dabei die beſten Jägerhunde, 


33 


Denn ihr verwegner Geiſt iſt immer unverzagt. 
Wenn ich verſchloſſen bin, ſo geht die Luſt im Leide, 
Oft werden gar darum die Länder ruiniert 

Und ſpinnen Trauerflor anſtatt der weißen Seide, 
Weil meine Wuſchel nicht den Thron mit Perlen ziert. 
Nur eines ärgert mich, daß auch die Kinder wiſſen, 
Was die Erwachſenen in meinem Garten tun, 

Wie ſie durch ihren Tau mein Blumenfeld begießen 
Und mit der größten Luſt auf dieſem Bette ruhn. 
Ach könnt ich dieſer Brut unnütze Reden ſtillen! 
Ein Vorſchlag fallt mir ein: ich will demnächſt einmal 
Ihr ungewaſchnes Maul mit meinem Waſſer füllen, 
Wer weiß, befrei ich mich dadurch von meiner Qual. 
Doch meine Blöße heißet jetzt mich ſtille ſchweigen, 
Drum hüll ich wieder mich in meine Decken ein 
Und will nur noch mein Tun dadurch gebilligt zeigen: 
Wo Blumen ſollen blühn, muß Tau und Regen ſein. 


54 


Chriſtian Fr. Hunold 
Hilf Himmel! welchen Schmuck.. 


Hilf Himmel! welchen Schmuck der perlenweißen Glieder 
Ließ mich der zarte Leib an ſeiner Blöße ſehn! 
Die Brüſte lagen hier ganz ungewöhnlich ſchön, 

Die Hände ſpitzte ſie am Bauche hin und wieder, 


Sie hub das eine Bein zu waſchen auf und nieder, 
Daß mir das Paradies recht offen konnte ſtehn. 
Ich ſang: Amalia, laß mich doch zu dir gehn, 

Allein ſo Scham als Zorn verſtimmen meine Lieder. 


Ach Venus unſerer Zeit! Du biſt Diana nicht, 
Die in dem Brunnen gleich das Todesurteil ſpricht, 
Doch ſucht dein ſtrenger Grimm mein Leben zu verkürzen. 


So fällt Narziſſus dort in Brunnen, den er ſieht: 
Weil nun mein ſtolzer Geiſt zu gleichem Spiegel 
flieht, 

So kannſt du mich zur Straf in deinen Brunnen ſtürzen. 


55 


A. B. im „Schleſiſchen Helicon‘ 
An Roſetten. 


Ach komm du zuckerſüße Stunde, 
Was ſäumeſt du? ach komm heran, 
Daß ich aus der Roſetten Munde 
Der Liebe Julep ſaugen kann, 
Da ich von höchſter Wolluſt voll 
Vor ihrem Glanz als Wachs zerſchmelzen ſoll. 


Tritt her, du Himmelsbild Roſette, 
Die Finſternis dringt ſchon herein, 
Drum wirſt du mir in meinem Bette 
Wein Angelſtern und Sonne ſein. 
Was acht ich denn der dunklen Nacht, 
Wenn nur mein Licht und Sonne bei mir wacht! 


Erquick mich nun mit Ambraküſſen, 
Füg deine Bruſt zu meiner Bruſt, 
Laß alle Glieder heut zerfließen 
Von dieſer honiggleichen Luſt, 
Und laß den lilienweißen Leib 
Sein heute nichts als meinen Zeitvertreib. 


Fall ich? es fielen ſelbſt die Engel 

Wer taumelt nicht von einem Venus⸗Trunk! 
Ich bin ein Menſch, drum hab ich Mängel 

Und fühle ſüße Kitzelung. 

Doch fall ich, alsdann fall ich bloß 

In deinen Arm, mein Kind, und zarten Schooß. 


56 


„‚Schleſiſcher Helicon‘ 
Der glückliche Schoßhund. 


Ach Kind, wie kannſt du doch ſo unbarmherzig ſein! 

Wenn ich dich küſſen will, ſo weicheſt du zurücke 

Und reißeſt durch den Blitz erzürnter Augenblicke 
Den Bau der ſchönſten Hoffnung ein. 


Indeſſen tut dein Hund, was ich nicht wagen darf, 

Melampo fügt ſein Maul zu deinem zarten Wunde, 

Du gönnſt ihm manche Luſt und angenehme Stunde, 
Nur gegen mich biſt du ſo ſcharf. 


Hat meine Liebe denn nicht einen beſſern Grund? 

Soll eine Beſtie mein ſüßes Ziel verhindern? 

Ach, halte mich doch nur, um meinen Schmerz zu lindern, 
Zum wenigſten wie deinen Hund. 


‚Schleſiſcher Helicon‘ 
Ich muß es wohl geftehn... 


Ich muß es wohl geſtehn, verliebte Salimene, 

Du tuſt zu Linderung der angenehmen Pein, 

So ich dir jetzt geklagt, mit mir jetzt ziemlich ſchöne: 
Du räumeſt mir dein Herz zu meinem Lager ein, 
Es iſt ein ſüßer Ort. Allein, verbuhlte Seele, 

Ich ſag es glatt heraus: Es ſteht mir nun nicht an. 
Es liegen andre ſchon in dieſer Roſenhöhle, 

Die Lieb und Eiferſucht nicht um ſich leiden kann. 
Vor dieſem hab ich dich zwar oft darum gebeten, 
Als mich ein ſtarker Trieb zu deinen Knieen riß, 
Da ſeufzt' ich: laß mich einſt zu dieſen Roſen treten 
Und öffne meiner Hand dein ſchönes Paradies. 
Nun aber mag ich nicht in dieſen Garten kommen, 
Es ſind ſchon andre da, die haben zweifelsohn 
Die beſten Blumen längſt vom Stocke weggenommen, 
Und alſo bau ich mir da keinen Wolluſtthron. 

Der Ort, an welchem ſich mein Herze ſoll vergnügen, 
Muß ſtets verſchloſſen fein und mir nur offen ſtehn. 
Wo andre Wohnung haben, da mag ich nicht liegen, 
Wein Schatz muß nur allein mit mir zu Bette gehn. 


58 


Gottlieb Siegmund Corvinus 


An den eiferſüchtigen Leander. 


Leander, laß die Sorgen fahren 
And ſtelle deinen Eifer ein, 
Du kannſt die tollen Grillen ſparen 
Und ſolcher überhoben fein, 
Ich komme dir nicht in die Flanken, 
Was beißt du dich mit mir herum? 
Laß doch die thörichten Gedanken, 
Dein Wädchen iſt mir viel zu dumm! 


Du wirſt es, zeigtens die Gebärden, 
Ohnfehlbar wohl noch vor Verdruß 

Zu einem Baſilisken werden, 
Der endlich gar zerberſten muß. 

Ach! huſte nur nicht in die Höschen, 
Wenn man zu deinem Wädchen lacht 

Und mit ihr dann und wann ein Chöschen 
Wiewohl dir nur zum Scherze macht. 


Gottlieb Siegmund Corvinus 


Auf einen unſchuldigen Nebenbuhler. 


Puffchen, wiſch dir von dem Näschen 
Doch den Rotz, den man noch ſchaut, 
Ehe du verliebtes Häschen 

Dich bei Sylvien ins Kraut 

Willſt wie großes Wildpret ſetzen. 
Lauf, ſonſt laß ich ſicherlich 

Dich daraus mit Hunden hetzen, 
Sylvia iſt nicht für dich. 


Was ſoll ihr dein gelber Schnabel, 
Jüngelchen, probier es doch, 

Ob du wohl bis an den Nabel 
Oder etwas tiefer noch 

Kannſt mit deinem Patſchchen langen, 
Doch beileibe zaudre nicht! 

Mein! Wie willſt du Meifen fangen, 
Da der Sprenkel dir gebricht! 


Irr ich nicht, ſo klebt der Zucker 
Dir noch wirklich am Gebiß, 

Den noch nächſt dir armen Schlucker 
Der Krikrihahn ſcharren ließ. 

Ei, wie riecht dein Atem ſüße, 

Der nach Wutterbietze ſchmeckt, 

Und von Päpp und dem Gemüſe 
Uns den Nachſchmack noch entdeckt. 


60 


Iſt der Popel aus der Naſe? 

Hat die Muhme dich gebürſt 

Und was dir im Grinde ſaße 

Mit dem Daumen todgeknirſcht? 
Lepſch! willſt du zur Jungfer gehen? 
Sind auch deine Höschen rein? 
Läßt du deine Puppe ſtehen, 

Die jaloux darüber ſein? 


Großerwachſnes Frauenzimmer 
Spielt mit keinem Hampelmann, 
Denn die Jungfern ſuchen immer 
Einen bärtgen Courtiſan. 

Ei, der Affe muß dich krellen, 
Daß du dieſes ſchöne Kind 
Willſt zu Steckenpferden ſtellen, 
Die für dich zum Reiten ſind. 


61 


Martin Brandenburg 


Aber den von allen Schoßhündchen zu be— 
klagenden Abſchied eines artigen Joiſie. 


Kommt, ihr artigen Charmanten 
Wit den ſpielenden Plaiſanten 
Und beklaget eure Not, 
Seid betrübet, ihr Brünellen, 
Nebſt Amours und Forabellen! 

Euer Joiſie iſt tot. 


Laſſet tauſend Hündchens preiſen 
und wie etwas Rares weiſen, 
Die ein Frauenzimmer liebt; 
Dennoch wird die Frage fallen, 
Ob es unter dieſen Allen 
Zweie ſeines gleichen gibt. 


Erſtlich war ihm keine Schande, 
Daß er von dem Vaterlande 
Nicht ein Bologneſer hieß, 
Weil das Glück, ihm liebzukoſen, 
Bei den edlen Vernau-Roſen 
Ihn die Welt erblicken ließ. 


Die Geburts- und Lebenſtunde 
Fiel mit allerbeſtem Grunde 
In die ſchöne Frühlingszeit, 
Denn ſie mußte prophezeien 
Von dem künftigen Gedeihen 
Seiner luſtgen Artigkeit. 


62 


Was die Eltern anbelanget, 
Hat er mit dem Ruhm gepranget, 
Daß man von ihm ſagen kann, 
Wie er ſeinen Vater kannte, 
Welchen ehemals Servante, 
Als die Wutter, lieb gewann. 


Beide wird man beſſer kennen 
Und vollkommen artig nennen, 
Wenn man ſich vor Augen ſtellt, 
Wie die Wahrheit ähnlich ſcheine, 
Daß ein Apfel insgemeine 
Nicht ſo weit vom Stamme fällt. 


Weislich wären ſeine Glieder, 
Aber dennoch hin und wieder 
Etwas bräunlich untermiſcht; 
Seine Wunterkeit und Scherze 
Hat in Wahrheit jedes Herze 
Zum Vergnügen angefriſcht. 


So viel ungemeine Gaben 
Wollten einen Titel haben, 

Der ſich reimte mit der Tat; 
Dieſes iſt der ſchöne Name, 
Da ihn eine kluge Dame 

Joiſie genennet hat. 


Unter dreien, die geboren, 
Ward dies Hündchen auserkoren 
Und des Glückes Favorit, 


63 


Da im Gegenteil die andern 
Mußten nach dem Dorfe wandern, 
Wo man ihren Vater ſieht. 


Alle Tugenden zu loben, 
Wird notwendig aufgeſchoben, 
Denn es fehlet an der Zeit; 
Doch nur etwas zu berühren, 
Und die größten anzuführen, 
Heißet Pflicht und Schuldigkeit. 


Kann die Dankbarkeit auf Erden 
Sonſten kaum gefunden werden, 
War ſie doch ſein größter Ruhm. 
Muß die Treue ſich verkriechen, 
Hatte ſie doch Joiſiechen 
Gleichſam als ſein Eigentum. 


Denn man ſahe dieſes Hündchen 

Nimmermehr ein Viertelſtündchen 
Außer dem gewohnten Schooß, 

Da es konnte ſicher liegen 

Und beſtändig mit Vergnügen 
Lebensunterhalt genoß. 


Hamburgs weltberühmte Gaſſen 
Hat er neulich ſehen laſſen, 

Daß er ſchön und artig ſei; 
Dieſem Zeugnis aus der Ferne 
Leget auch von Herzen gerne 

Lüneburg ſein Votum bei. 


6⁴ 


Aber muß wohl auf der Erden 

Etwas angetroffen werden, 
Welches lange dauern kann? 

Joiſiechen hat's erfahren, 

Denn nach zweien viertel Jahren 
Nahte ſein Termin heran. 


Eben warens dreimal ſieben, 

Die wir im Oktober ſchrieben, 
Als er unvermutlich ſtarb 
Und ſich in dem ſchönſten Garten, 
Die Verweſung zu erwarten, 

Eine kühle Gruft erwarb. 


Kommet alſo, ihr Charmanten 
Wit den ſpielenden Plaiſanten 
Und beklaget eure Not, 

Seit betrübet, ihr Brünellen, 
Nebſt Amours und Forabellen: 
Euer Joiſie iſt tot. 


5 Blei, Luſtwäldchen. 65 


Regina Maria Pfitzerin 


Auf den Tod des Schoßhündchens 


Amourettchen. 
Man raubt mir ohne Schuld mein Leben, 
Rief Kaiſer Titus, als er ſtarb; 
Und Ratzeburg wird Zeugnis geben, 
Daß Amourettchen fo verdarb. 
Ein Näſcher bleibt oft ungerochen, 
Wie gern er was verbotnes frißt, 
Da nur ein Beinchen, nur ein Knochen, 
Das ihm den zarten Hals durchſtochen, 
Der Tod von Amourettchen iſt. 


Doch ſtirb nur, holdes Amourettchen, 

Stirb, weil es ſo dein Schickſal heißt, 
Genug, daß dich dein Sterbebettchen 

Nicht gänzlich von der Erde reißt. 
Sind deine Glieder ſchon verdorben, 

So blühet dein Gedächtnis doch, 
Denn wer der Damen Gunſt erworben, 
Iſt, wenn er ſtirbt, nur halb geſtorben: 

In ihrem Herzen lebt er noch. 


Ein Widder trug einſt güldne Wolle, 
Die gab man für was rares aus, 

Wan ſchrieb ihn in der Sternen Rolle, 
Man hing fie in ein Götzenhaus. 

O ſchriebe doch die klügſte Feder 
Dies Hündchen auch den Sternen ein, 


66 


So wie ein ausgeſtopftes Leder 
Auch ſonder Blut und ohn Geäder 
Uns ſoll ein ewigs Denkmal fein. 


Wohl uns! die Wünſche ſind geraten! 

Der ganze Pindus regt ſich ſchon! 
Wan ſingt von Amourettchens Taten 

Sogar auf Noſtocks Helikon! 

Wir aber, dem das Glück zuwider, 

Mir, der ich mühſam reimen kann, 
Wir ſchlägt die Furcht den Griffel nieder, 
Denn hier ſind ſo viel Schwanenlieder, 

Wer hört der Gänſe Schnattern an! 


67 


Wittekind⸗Koromandel 


An Fleuretten. 


Was quäleſt du die kleinen Dinger 


Und ſchnürſt ſie ins Gefängnis ein? 
Erlaube dem barmherzgen Finger, 
Daß er darf ihr Erlöſer ſein. 


Mit unrecht haſt du fie verdammet, 
Sie haben dir ja nichts getan, 

Kein geiles Feur hat ſie beflammet, 
Sie gehn noch auf der Unſchuld Bahn. 


In dieſer engebrüſtgen Klauſe 

Hat ſich ihr Leben ganz verſteckt 
Und unter der vermummten Krauſe 
Wit Angſt und Seufzern zugedeckt. 


Sie ſind von Traurigkeit geſchwollen, 
Sie wanken zitternd hin und her, 

Und wenn ſie Atem ſchöpfen wollen, 
Wie drückt ſie dann das Gitter ſchwer. 


O laß die ſüßen Trauben ſchauen, 
Laß ſie aus ihrer Kelter gehn, 
Trifft ſie verliebter Blicke Tauen 
Was gilts, ſie reifen noch ſo ſchön. 


68 


Gottlieb Siegmund Corvinus 


Der ſchlimme Traum. 


Laß mich ſchlafen, liebſte Seele, 
Willſt du nicht zufrieden ſein, 
Daß ich mich am Tage quäle 
Und mein Herz viel tauſend Pein 
Deinetwegen muß ertragen? 
Soll mich noch ein Schattenſpiel 
Mit verliebten Träumen plagen? 
Engelskind! das iſt zu viel! 


Können doch verhaßte Sklaven, 
Weil das Schiff im Anker liegt, 
Bei der Nacht geruhig ſchlafen, 
Ich allein ſchlaf unvergnügt. 
Auch die Nacht will mich nicht ſchützen, 
Denn mein Herz erfährt dabei, 
Daß es muß erbärmlich ſchwitzen: 
Tag und Nacht iſt einerlei. 


Wenn der überhäufte Kummer 
Meinen ſchwachen Gliederreft 
Ja zuletzt in einem Schlummer 
Auf das Bette ſinken läßt — 
Schlaf ich doch auf Jakobs Steinen, 
Denn da wird mir bei der Nacht 
Gleich was in dem Traum erſcheinen, 
Das ſich Engeln ähnlich macht. 


69 


Ich darf zwar im Himmel fteigen, 
Welcher deinen Schooß umſchleußt, 
Weil dein gütiges Bezeugen 
Wir im Traum die Leiter weiſt, 
Und genieße Zuckerleben, 
Das mir deine karge Hand 
Nimmermehr wird wachend geben, 
Denn du biſt von Diamant. 


Amor läßt mich träumend ſiegen, 
Denn ich ſeh der Palmen ſatt 

Auf der weißen Wahlſtatt liegen, 
Die mein Arm erfochten hat; 

Und bei meinem ſüßen Schlafen, 
Wenn ſich Maſt und Segel regt, 

Läuft mein Schiff in deinen Hafen, 
Den die Venus angelegt. 


Ich beſchiff bei Sturm und Blitzen 
Deine neuerfundne Welt, 

Wenn die Wellen um mich ſpritzen 
Und der Schaum ins Bette fällt, 

Land ich, eh ich michs verſehe, 
An den Zuckerinſeln an, 

So daß ich ſie in der Nähe 
Halbentzückt beſteigen kann. 


Wenn ich mich mit Träumen paare, 
Find ich keinen Widerſtand, 

Den ich oft bei Tag erfahre; 
Denn im Schlaf darf meine Hand 


70 


Nach der Purpurmuſchel greifen, 
Die dein Ufer ausgeſät, 
Ja, ich mag noch weiter greifen, 

Weil mir alles offen ſteht. 


Aber ach! wenn ich erwachet, 
Sinket mir mein ſteifer Mut, 
Ob ich gleich im Schlaf gelachet 
Und es mir noch ſanfte tut, 
Läßt mich doch der Glaube leſen, 
Der mir in die Hände kömmt, 
Daß mich nur ein ſchäumicht Weſen 
Bei den Träumen überſchwemmt. 


Meine Glieder ſind geſchlagen, 
Und der ausgebrochne Schweiß 
Stehet, daß ichs kaum mag ſagen, 
Auf dem Leibe tropfenweis. 
Ich kann kaum die Lenden rühren, 
Denn die Geiſter ſind dahin, 
And mich aus den Federn führen, 
Weil ich matt und müde bin. 


Drum ſo ſtelle, liebſte Seele, 
Künftighin dein Wartern ein, 
Da ich mich am Tage quäle, 
Laß die Nächte meine ſein; 
Sich am bloßen Schatten laben, 
Iſt ein Eis, das bald zerbricht — 
Was ich nicht ſoll wachend haben, 
Mag ich auch im Traume nicht. 


71 


Johann Friedrich Riederer 


Rede einer ſchwangern Tochter, welche auf 
ihrer eigenen gottloſen Mutter Schooß die 
Ehre verloren. 


Ihr Sterne! helft: ich ſterb in unzuchtvollen Flammen 
Auf meiner böſen Mutter ach! verfluchter Schooß. 
Sie ſchränket Bein und Bein und Arm um Arm zu⸗ 
ſammen, 
Sie häufet Schand und Schimpf und macht mich 
ehrenlos; 
Ich muß der Zunder ſein, an dem ſie ungerochen 
Den Schwefel geiler Brunſt dem Buhler zündet an, 
Nun iſt mein Feuerzeug mit Stein und Stahl zer⸗ 
brochen, 
Daß keine Liebeshand recht Feuer ſchlagen kann. 
Ach, ach, auf helle Glut wird hölliſch Nauchwerk 
brennen, 
Der Erde keuſcher Ehr iſt Unzucht eingeſteckt! 
Ein Gärtner, der ſich ſonſt Baronen gleich darf nennen, 
Hat meiner Blume Blüt mit Schwefel blau befleckt. 
Wein Kleindd iſt verſcherzt, die Jungfernſchaft geſtorben, 
Die in der Mutter Schooß ihr Grab gefunden hat. 
Was an mir liebenswert, das alles iſt verdorben 
Durch meiner Mutter Schuld, durch ihre Kupplertat. 
Was hat dich Tigertier, dich Teufelsherz bewogen, 
Zu löſchen geile Glut an meiner keuſchen Bruſt? 
Ein Wechſel hat vielleicht den blinden Geiz betrogen, 
Ein Wechſel, der nur Ehr vertauſcht mit Buhlerluſt, 
Mit Luft, die meine Bruſt ganz grauſam endlich quälte, 


72 


Ob gleich die Kitzelung durch beide Lenden lief, 
Ob er gleich tauſend Küß auf meine Lippen zählte 
Und ſtets: o Himmelsbild, o Liebesgöttin rief. 
Die Küſſe waren Qual, die Worte Donnerkeile, 
Daß alſo Mund und Ohr ihr Anteil halb verflucht, 
Der Kitzel, als wenn man mit einem ſtumpfen Pfeile 
Der Feinde warmes Blut in ihren Adern ſucht. 
Ach dieſes Gleichnis füllt mein Aug mit heißen Zähren, 
Ich bin auf gleiche Weis mit ſolchem Pfeil verletzt! 
Ach daß der Himmel mir doch dieſes wollt gewähren, 
Daß meiner Wutter würd die Grabſchrift aufgeſetzt: 
„Hier liegt das Aas, um das ſo Geiz als Geilheit 
kämpfen. 
Gewinnſucht war ihr Vor-, ihr Zunam' Kupplerin. 
Sie hielt ihr eigen Kind des Buhlers Brunſt zu 
dämpfen, 
And gab der Tochter Ehr um fünfzig Thaler hin.“ 


73 


Johann Friedrich Riederer 


Die eheliche Pflicht. 


Als einſt ein alter Herr ein junges Mädchen freite 
Und ihm ſein ſchwacher Leib nichts gutes prophezeite, 
Sprach er zu ihr: mein Kind. ſie wird ſich ja bequemen, 
Und wird die ehl'ge Pflicht quartalweis von mir nehmen. 
Ihr Widerfragen war, da fie ſich kaum bedacht: 

Allein, wie viel Quartal, gibts denn in einer Nacht? 


74 


Johann Friedrich Riederer 


Die ſchöne Gertraud. 


Die ſchöne Gertraud, jo ſich jüngſt vermählt, wollt 
wiſſen, 
Wann wohl die beſte Zeit der Lieb zu pflegen wär; 
Ein Doktor ſaß bei ihr, der war ſogleich befliſſen, 
Bedacht ſich auf die Frag und ſagt ihr ohngefähr: 
Wenn man des Worgens Früh die Roſen denkt zu 
pflücken, 
Iſt's das geſündſte Spiel und für die Lenden gut; 
Die aber bei der Nacht ſich zu der Arbeit ſchicken, 
Genießen tiefre Luſt, um weil es ſüßer tut. 
Wohl, ſagt die junge Frau, dann will ich künftig ſorgen, 
Zu pflücken in dem Bett die Frücht der jungen Zeit, 
Vorerſt, weil es geſund, zu Früh am hellen Morgen 
Und wann es Abend wird, dann um die Süßigkeit. 


75 


Johann Friedrich Niederer 


Der jungen Tochter einfältige Fragen an 
die Mutter. 


Ach Wutter, ach Leanders Küſſen 
Schmeckt beſſer als der beſte Sekt, 
Ich möchte doch die Vrſach wiſſen, 
Und was er täglich an mir leckt, 

Er greift mich an, er ſchnürt mich zu, 
Er ſchwört, daß ers aus Liebe tu, — 
Drum, liebe Wutter, ſagt, ich bitt, 
Was meint, was meint er wohl damit? 


Er ſetzet mich auf ſeinem Schooße, 

Er wünſcht bei mir allein zu ſein, 

Er machet meine Brüſte bloße, 

Er drücket ſeine Finger drein, 

Er küſſet mich, er ſtreichelt, ſpielt, 

Bis daß er weiß nicht wohin fühlt — 
Drum, liebe Wutter, ſagt, ich bitt, 
Was meint, was meint er wohl damit? 


Er gibt mir Zucker, iſt mir holde, 
Beſiehet Hände, Füß und Naſ', 

Als ob er mich durchgucken wollte 

Und ſeufzt zuletzt, weiß nicht um was; 
Er jagt, ich hätt's, und gibt nicht Ruh, 
Ich leugne und er lacht dazu — 

Drum, liebe Wutter, ſagt, ich bitt, 
Was meint, was meint er wohl damit? 


76 


Letzt da er aus dem Schlaf mich weckte, 
Kroch er ganz ſanfte neben mich. 

So bald er ſich ein dischen ſtreckte, 

So wurde mir ganz wunderlich. 

Gleich war mein Wunſch und mein Begehr: 
Ach, lieber Freund, komm öfter her — 
Drum, liebe Wutter, ſagt, ich bitt, 

Was meint, was meint er wohl damit? 


Den andern Worgen kam er wieder, 

Er ſchlich ſich ein zur Kammertür 

Und legte ſich ganz hurtig nieder, 

Ich war vor Wolluſt außer mir. 

Wein Kind, ſo waren ſeine Worte, 

Ich wiſch das Maul und ſchnurre fort — 
Drum, liebe Wutter, ſagt, ich bitt, 
Was meint, was meint er wohl damit? 


Nun heißt er mich ſein liebes Weibe, 
Ich bin ſein Hennchen, er der Hahn. 
Seit geſtern ſpür ich was im Leibe, 

Es klopfet wie ein Hammer an. 

Und der Leander ſpöttelt nur 

And ſpricht: ei, ei, du arme Hur! 
Drum, liebe Mutter, ſagt, ich bitt, 
Was meint, was meint er wohl damit? 


77 


„Neuer Vorrath' 


Der Weiber wohlcandirte Privilegia. 
In nachfolgende elende Reime gebracht 
Durch den Angebundenen von Bremen. 


Der Wann ſoll (wenn er will) gehorchen ſeinem Weibe 
Und ihr mehr gutes tun, als ſeinem eigenen Leibe. 


Er ſoll die Arbeit tun, zuhaus und auf dem Felde 
Und ja den Schlüfſel nicht begehren zu dem Gelde, 


Der Wann ſoll (wenn ſichs ſchickt) ſo bald er wird 
erwachen, 
Noch früh ſein drauf bedacht, die Stube warm zu machen. 


Das Waſſer ſoll er bald ihr wärmen und ingleichen, 
Wenn ſie gewaſchen iſt, ein weißes Handtuch reichen. 


Ein Schälchen von Confect ſoll er bei Handen haben, 
Damit ſie auf den Schlaf ſich wieder mög erlaben. 


Sie (wenn es ihm beliebt) ins warme Bett zu führen. 
Wo etwas überbleibt, ſo kann er's auch genießen, 


Des Abends will dem Wann auch wiederum gebühren, 
Doch frag er wohl zuvor, es möcht ſie ſonſt verdrießen. 


Die Neſtel überall gebührt ihm aufzubinden, 
Doch daß ſie ſolche früh auch möge wieder finden. 


Hierbei ſo wird der Mann ſich auch bequemen müſſen, 
Zu wärmen allemal das Haupt- und Schulterkiſſen. 


78 


Den Wärmſtein ſoll er fein auf ihre Seite bringen, 
Und ihr, wenn fie es heißt, ein Wiegenliedlein fingen. 


Begehrt ſie etwas mehr, ſo ſoll er ſie verſorgen 
Zu Witternacht ſowohl als an dem lichten Worgen. 


Will ſie einmal zur Luſt mit jemand ausſpazieren, 
So laß er, wen ſie nennt, ſie bei den Händen führen. 


Bleibt ſie aus über Nacht, ſo laß er's auch geſchehen, 
Sie wird doch überall nach ihrem Nutzen ſehen. 


Beliebet ihr, ein Spiel bisweilen anzuſtellen, 
Es ſei auch, wo es will, mit andern Junggeſellen, 


So ſoll er ſie darum nicht neiden oder haſſen, 
Vielmehr die Luſt ihr herzlich gerne laſſen. 


Er ſoll, wo er nur kann, auch zu verſchmerzen wiſſen, 
Wenn ſie auf ihren Mund ein guter Freund will küſſen. 


Auch darf ſie ohne Scheu mit guten Freunden ſcherzen 
Und, wo ſich's ſchicken will, ſich zehnmal laſſen herzen. 


Sollt auch der Mann nicht mehr ihr gönnen ſolche 
Freuden 


Und (was nicht billig iſt) noch länger können leiden, 


So ſoll ſie allerdings befugt ſein, ſich zu rächen, 
And (wie es ihm gefällt) das Urteil ſelbſt zu ſprechen. 


Ihr ſoll vergönnet ſein, ihn wirklich abzuſtrafen, 
Und fortan keine Nacht ihn laſſen bei ſich ſchlafen. 


79 


Sie mag ihn auch bei Nacht zu viel nicht laſſen raſten, 
Und (wenn es ihm gefällt) drei ganzer Tage faſten. 


Sit das Verbrechen groß, jo nehme fie die Ruten, 
Und ſtreiche weidlich zu, bis er beginnt zu bluten 


Und ſpricht: hör auf mein Kind, laß dich doch wieder 


ſtillen, 
Ich will nun frömmer fein und tun nach deinem Willen. 


80 


Le Pansif 


Begerine und ihr Galan Ente, 


Unter allen Frauenzimmer 
In dem deutſchen Elb-Athen 
Wird des Nachts bei Sternenſchimmer 
Keine nicht gaſſaten gehn, 
Als die geile Begerine, 
Die Studenten-Violine. 


Wenn dies Nachtlicht nun erſcheinet, 
Stellt ſich bald die Lichtputz ein, 
Die das Licht zu putzen meinet, 
Ob es gleich von Fleiſch und Bein, 
Und da hält die arme Nille 
Wie ein Lamm geduldig ſtille. 


Fügt ſich nun ihr Liebesglücke 

Fragt ſie nicht: wer, wie und wo, 
Sie iſt zwar vom Wittelſtücke 

Weit beſchrien, doch iſts nicht ſo, 
Ihre Jungferſchaft iſt enge 
In die Quer und in die Länge. 


Poſſen! ihre Liebestaſche 
Iſt mit nichten ausgedehnt, 
Allenfalls hat ſie die Flaſche 
Von Luiſen ſchon entlehnt, 
Deren Tropfen (helf mir lachen!) 
Weite Jungfern enge machen. 


6 Blei, Luſtwäldchen. 81 


Darum bleibet fie doch ſchöne; 
Ob ihr gleich zum Zeitvertreib 
Dann und wann die Wuſenſöhne 
Höckern auf den geilen Leib. 
Sie lacht nur zu ſolchen Poſſen 
Weil die meiſten fehlgeſchoſſen. 


Tauſendmal hat ſie probieret, 
Wie der Liebeshampelmann 
Mit den Jungfern courtiſieret, 
Daß ſie mehr erzählen kann 
Von verliebten Necktarflüſſen, 
Als wohl manche Weiber wiſſen. 


Dennoch bleib ich ihr gewogen, 
Weil ich ihren Leibesſeim 
Und ſie meinen eingeſogen, 
Welcher als wie Vogelleim 
Mein Herz an ihr Herze klebet, 
Das ihr ganz zu eigen lebet. 


Nimmermehr kann unſer Kater 
Seiner Wieze günſtig ſein, 
Und ich glaube, mein Herr Vater 
Kann nicht ſo ein Gläschen Wein, 
Kein Altweib die welke Rüben 
Als ich Begerinen lieben. 


Denk ich ihrer Liebes⸗Choſen, 
Hüpft mir der Hopheiſaſa 

In den erzverliebten Hoſen, 
Die ich von der Großmama 


82 


EN 


Ihrem roten Scharlachrocke 
Wachen ließ beim Ziegenbocke. 


Ach du Fixſtern meiner Seele 

Laß mich durch den Tubus doch 
Sehn in deine Leibeshöhle, 

In das zuckerſüße Loch, 
Wo ſchon bei ſo jungen Jahren 
Mancher aus- und ein gefahren. 


Wenn du wüßteſt, wie mich brennte 
Deiner Augen heißer Strahl, 
Ließeſt du die arme Ente, 
Die ſo quäcket, gern einmal 
Zu dir in dein Bette ſteigen 
Und dich von Sankt Stephan geigen. 


Nun ich ſtehe vor der Türe, 
Laß mich Lumpenbettler ein, 
Denn es warten ihrer Viere 
Neben mir in heißer Pein, 
Wirſt du uns nicht Kühlung gönnen, 
Müffen wir vor Glut verbrennen. 


Sprich ein Wörtchen der Genaden 
Offne aus Barmherzigkeit 

Den verſchloßnen Fenſterladen, 
Höre wie die Ente ſchreit. 

Laß mich in dein Zimmer ſteigen, 

Ich will auch dein Leibſtück geigen. 


83 


Le Pansif 


An eine Sechzigjährige. 


Schämt euch doch, ihr alte Wutter, 


Daß ihr noch ein Unterfutter 
Der Studenten wollet ſein, 
Wenn euch plagt die Liebespein. 


Habt ihr allen Witz verloren, 

Daß ihr einen Schatz erkoren, 
Der für euch ſo reimet ſich 
Als wie Wars und Friederich? 


Schicken vierundzwanzig Jahre 

Sich zu eurem grauen Haare 
And ein junger friſcher Leib 
Für ein alt verſchrumpelt Weib? 


Was wär das für eine Liebe, 

Wenn man eine welke Rübe 
(Die iſt für Studenten nicht) 
Neben ſich ins Bette kriegt. 


Ach du altes Ungeheuer, 

Brennt dich noch das Liebesfeuer, 
Ei jo gieße Kammer⸗Naß 
In dein rauhes Spühllichtfaß. 


Ol von ſchwarzem Nauchtabake, 
Zwiebelſaft und Heringslacke, 
Das gehört für eine Frau, 
Die ſchon unterm Nabel grau. 


8⁴ 


Le Pansif 


Vergebliche Ungeduld. 


Was fragt die Not nach unſerm Dräuen? 
Sie achtet weder Spieß noch Schwert. 

Und wenn wir noch ſo kläglich ſchreien, 
Wird unſer Wunſch doch nicht gewährt. 

Sie läßt durch Seufzen und durch Stöhnen 
Sich nicht erweichen, noch verſöhnen. 

Das Wurren iſt ihr noch verhaßter, 

Drum bleibet wohl in Leid und Weh 
Geduld das allerbeſte Pflaſter 

Und die bewährtſte Panacee. 


85 


Le Pansif 
Streit der fünf Sinne. 


Die Sinne hatten einen Streit 
Von nicht geringer Wichtigkeit. 
Denn ſie wollten gerne wiſſen, 
Wen die Venus könnte miſſen. 


Das Sehen trat zuerſt herfür 

Und ſprach: der Rang gebühret mir! 
Wer mich nicht hat, ſiehet nimmer 
Engelſchönes Frauenzimmer. 


Das Schmecken ſprach: was hilft das Sehn, 
Wenn gar kein Küßchen darf geſchehn? 
Ohne mich wird niemand wiſſen, 

Wie ſo ſüße ſchmeckt das Küſſen. 


Das Riechen ſagte darauf gleich: 

Ich ſetze mich noch über euch! 

Wenn man will zum Mädchen kriechen, 
Muß man ſie zuvor beriechen. 


Das Hören ſagte: das iſt Tand! 
Wer riecht, obs Mädchen angebrannt? 
Was hilft ſchmecken, was hilft ſehen, 
Wenn ſie taub bei unſerm Flehen. 


Das Fühlen lachte überlaut 

Und ſagte: was nützt eine Braut, 
Mit der wir im Bette ſpielen, 
Wenn wir nicht den Kitzel fühlen! 


86 


Le Pansif 


Jungfern⸗Geſänge. 


Ein Mädchen kaum von vierzehn Jahren 
Ficht ſchon die MWännerſehnſucht an, 
Drum wünſcht ſie täglich ſich zu paaren 
Und ſingt: ach gebt mir einen Mann, 
Der mir fein ſanft das Leibchen drücke, 
Denn meine Jungferſchaft iſt flügge. 


Sind ſechzehn Jahre erſt vergangen, 

So brennt das Wädchen lichterloh 

Und ſingt vor brennendem Verlangen 

(Ihr lieben Jungfern iſts nicht ſo ?): 

Will noch kein Mann mir Löſchung gönnen? 
Ach ſoll ich armes Ding verbrennen? 


Sind zwanzig Jahre ran gekommen, 

So ſeufzt das Mädchen Tag und Nacht, 
Bis ihr die Jungfernſchaft genommen, 
Die ihr die Nächte ſchlaflos macht; 

Sie ſingt: ach komm ein Mann noch heute, 
Sonſt geh ich ſelber auf die Freite. 


Kommts dreißgſte Jahr ſchon angetreten, 
So fleht ſie den Sankt Andres an 

(Den ſie pflegt knieend anzubeten) 

Und ſingt: ach, gib mir einen Mann, 
Den ich im Bette kann umarmen, 
Sankt Andres, laß dichs doch erbarmen! 


87 


Hat fie nun vierzig Jahr getragen 

Das zentnerſchwere Jungfernjoch, 

Wird ſie die Mannsnot doch noch plagen. 
Warum? der Kitzel ſticht ſie noch. 

Drum ſingt ſie: will kein Mann mich punzeln? 
Die Jungferſchaft bekommt ſchon Nunzeln. 


Sind aber fünfzig Jahr verfloſſen, 

Wird die verſchrumpfte Jungferſchaft 
Mit Tränenwaſſer nun begoſſen, 

Doch ſingt ſie noch aus Leibeskraft: 

Ach komm ein Mann, ach komm behende, 
Wo nicht, ſo komm mein Lebensende. 


88 


Le Pansif 


Epigramme. 


1. 
Aſſine lag gar krank an heißem Liebesfieber. 
Als nun ihr guter Wann ſie zu kurieren kam, 
Merkt es Aſſine gleich, daß feine Lanze lahm, 
Drum gab ſie vor Verdruß derſelben einen Stüber. 


2 
Auweh mein Mann iſt tot! ich armes Weibelein! 
Ach deckt die Brunnen zu, ſonſt ſpringe ich hinein! 
So ſprach Lupine kurz nach ihrem Witwenorden, 
Nun iſt ſie im Bordell vor Gram zur Hure worden. 


| 3. 

Betrübe dich nur nicht, zu kleingebrüſtes Kind, 
Weil deine Pietzchen kaum ſo groß wie Erbſen ſind. 
Deswegen findt ſich doch ein Käterchen zum Wietzchen, 
Iſt nur das Täſchchen gut, wer fraget nach den Pietzchen? 


4, 


Nur zwei Buchſtaben hat das Jungfern A-B-C. 
Der erſte heißet G, der andre heißet W. 

Wenn man ſie küſſen will, ſo ſpricht das Mündchen G. 
Wenn man ſie ſtechen will, ſo ſchreit das Dingchen W. 


5 


Es machet die Blondine 
Zwar eine tendre Wiene, 
Doch leget die Brünette 
Sich eher auf das Bette. 


89 


‚Deliciae Poeticae‘ 


Auf die ftille Laute. 


Stille Laute ſtiller Schmerzen, 
Sollſt du meinem ſtillen Herzen 
Nicht mehr zur Vergnügung ſein? 
Ach, vor Sehnſucht und Verlangen 
Iſt mir alle Luſt vergangen, 
Dein Gedächtnis macht mir Pein. 
Wer ließ mich die Luſt verſcherzen? 
Stille Laute ſtiller Schmerzen. 


‚Deliciae Poeticae‘ 


An eine gehaubte Braut. 


Ei du angenehmes Weibchen, 
Setze nur das nette Häubchen 
Auf dein noch weit nettres Haar. 
Unter tauſend ſüßen Küſſen 
Wirſt du nun mit Luſt genießen, 
Was dir geſtern fremde war. 


Gelt, das Mannsvolk weiß die Sachen 
So vergnügt, ſo gut zu machen, 

Wan kriegt kaum des Dinges ſatt. 
Freilich, nach dem Schlafengehen 
Lernt ein Mädchen erjt verſtehen, 

Was ihr noch gemangelt hat. 


Kehre dich nur an kein Lachen, 
Frägt man tauſend dumme Sachen 
Von der überſtandnen Nacht: 
Ach, ſie ſuchen durch viel Fragen 
Dir die Nöte raus zu jagen, 
Die dich noch viel ſchöner macht. 


Wenn die Bräute doch geſtünden, 
Was ſie bei dem Liebſten finden, 
Was er macht und wie ers hält, 
Wenn ſie doch haarklein beſchrieben, 
Wie das Züngelchen im Lieben 
Auf die rechte Schale fällt! 


91 


Rede, wenn die Zeit wird Tommen; 

Ward dir geftern was genommen, 
Glaube nur: es ſchadt dir nicht. 

Wer die Perle nur kann finden, 

Wird den Schaden leicht verwinden, 
Wenn die Muſchel gleich zerbricht. 


92 


‚Deliciae Poeticae‘ 


Auf ihre Schooß. 


Du ſchönes Luſtrevier, wo weder Froſt noch Eis, 
Du Brunnen, der du nie gefriereſt noch verſiegeſt, 
Du Tal, das alle Zeit an ſchönen Schatten liegeſt, 

Voll Anmut, voller Luſt iſt ſtets dein bunter Kreis. 


Wie ſteht der ſchwarze Buſch ſo allerliebſt auf Weiß, 
Dein Sitz iſt aufgeſchwellt, mit dem du alles biegeſt, 
Dein Wittel eng geſchlitzt, mit dem du mich be⸗— 

kriegeſt, 

Bei tauſend Seltenen behältſt du doch den Preis. 


Du biſt die zarte Schooß der ſchöne Lesbien, 
Mich hat ein freier Geiſt gefangen und gebunden, 
Der Schlitz, den ich berührt, macht meinem Herzen 

Wunden. 


Mein Sinn kennt ſich nicht mehr und fragt ſich: bin 

ichs denn? 

Ach, ſoll ich meine Ruh erſt nach dem Tode haben? 
Lebendig will ich mich an dieſem Ort begraben. 


93 


‚Deliciae Poeticae‘ 


Mit ihr in einem Gewächshaus. 


Liebſter Engel, 

Laß die Mängel 
Unberührt. 

Denn das Deine 

Hat das Weine 
So geführt; 

Wenn man lange 

Im Geſange 
Sachte pfeift, 

Wacht mans endlich 

So verſtändlich, 
Daß mans greift. 


Wir verrichten 
Was bei Früchten 
Nötig iſt: 
Die Gewölber, 
Wie du ſelber 
Eines biſt, 
Nehmen gerne 
Frucht und Kerne 
In ſich ein. 
Soll der Sturzel 
Meiner Wurzel 
Giftig ſein? 
Ich probiere, 
Und die Türe 
Springt mir auf. 


94 


Ach, wir ftopfen 
Und wir pfropfen 
Ziemlich drauf. 

Engel, ſage, 

Wird der Klage 
Noch gedacht, 

Wenn mein Stengel 

Lauter Engel 
Aus dir macht? 


Gib die Küſſe, 
Die ſo ſüße 
Wie du biſt, 
Bis das meiſte 
Von dem Geiſte 
In dich fließt. 
Wacht die Regung 
Und Bewegung 
Etwas matt, 
O wir haben 
Dieſes Graben 
Niemals ſatt. 


95 


‚Deliciae Poeticae‘ 


Lieben und doch nichts genießen... 


Lieben und doch nichts genießen 
Iſt nur Marter und Verdruß. 
Was will der von Freude wiſſen, 
Welcher täglich faſten muß, 
Da ſich doch die ſüßen Speiſen 
Seinem Wunde ſtündlich weiſen? 


Liebſt du mich, mich nur zu quälen? 
Haft du Luft an meiner Pein? 
Nein, du willſt mir ja befehlen, 
Munter und vergnügt zu ſein, 
Und verſprichſt mit ſüßem Lachen, 
Meine Wünſche wahr zu machen. 


O Geliebte mache, mache, 

Schaffe dir und mir die Luſt! 
Lieg ich, o erwünſchte Sache! 

Dir im Herzen, an der Bruſt, 
So beſiegle mein Vergnügen, 
Laß mich auch, du weißt wo, liegen. 


96 


‚Deliciae Poeticae‘ 


Epigramme. 


115 
Cordille war blutrot, als ich ſie konnte küſſen. 
Und endlich ward ich gar ein loſer Dieb geheißen. 
Verdroß mich dieſer Schimpf? ach nein, ich dankte noch 
Und ſprach: bin ich ein Dieb, ſo ſtecke mich ins Loch. 


2 
Warilis iſt fromm und keuſch, ſie verachtet alle Küſſe, 
Sie kann nichts von Liebe hören, ſie veracht das 
MWännerfleiſch, 
Freilich, denn es will niemand, wenn ſie ſich gleich 
gerne ließe. 
Sie iſt wie des Teufels Mutter und ſo ſchön als fromm 
und keuſch. 


3. 
Ich weiß, du gibſt dir Müh, dem Wanne vorzuſchwatzen, 
Daß ihm dein enger Weg ein Himmelreich beſcheert, 
Allein wie wird ſich doch der Narr am Kopfe kratzen, 
Wenn ihn der weite lehrt, daß er zur Hölle fährt. 


4. 
Courage? ja, die iſt bei Julien ſehr groß, 
Sie hat vor keinem noch aus Furcht die Flucht ge— 
nommen, 
Es darf ihr nur ein Wenſch ein wenig nahe kommen, 
Sie wirft die Kleider weg und wagt eins auf den Stooß. 


7 Blei, Luſtwäldchen. 97 


5. 
Der du voll Reinlichkeit vor allen Leuten gleißeſt, 
Wie kommts, daß man dich auch einmal ertappen kann, 
Und zwar ich weiß nicht wie. Doch weil du Jonas 
heißeſt, 
Siehſt du das Wenſch vielleicht für einen Walfiſch an. 


6. 
Als ich den Nachbar Klaus nächſt um ſein Reitpferd 
bat, 
Sprach er, weil er ſehr groß mit dieſem Tiere tat: 
Viel lieber will ich ihm mein Weibchen nicht verſagen. 
Ich dachte: braucht man die, ſo wird man dich nicht 
fragen. 
7. 
Dein Haar, dein ſchönes Haar, davor ſich Seide ſcheut, 
Woran ſich Venus ſelbſt und auch ihr Sohn erfreut, 


Iſt zwar weit feiner noch als die berühmten beide, 
Doch niemand weiß, was ich in dieſen Banden leide. 


98 


Celander 


An die Herrin. 


Wie oft betracht ich nicht die wunderſchönen Gaben 
Und denke bei mir ſelbſt: die ſiehet alle Welt, 
Was muß nicht dieſes Kind für andere Sachen haben, 
Die ſie nicht zeigen will und mir verborgen hält! 
Du wirſt dies Heiligtum doch ewig nicht verſtecken, 
Sonſt geht die Süßigkeit mit deiner Jugend hin, 
Und biſt du es geſinnt, vor einem aufzudecken, 

So glaub ich, daß ich dir der allernächſte bin. 

Du darfſt die Jungferſchaft nicht mit zu Grabe tragen, 
Ihr ſeid von unſerm Fleiſch und unſerm Bein gemacht, 
Doch ſollt es deine Scham bei Tage mir verſagen, 
So gönne mir die Luſt bei ſchattenreicher Nacht. 
Ich will mein Paradies auch nicht im Finſtern fehlen, 
Der angenehme Weg iſt mir nicht unbekannt, 
Indeſſen: ſollt ich nicht die rechte Straße wählen, 
So ſei du Führerin, ich folge deiner Hand. 


27 99 


Celander 


An Arismene. 

Warum wird die Frucht des Lebens, 

Schönſter Engel, mir verſagt? 
Lieb ich denn ſo gar vergebens? 

Darf kein Griff nicht ſein gewagt? 
Soll ein ſteter Sklave bleiben 

Wein ſo ſehr entbrannter Sinn? 
Darf ich nicht die Finger treiben 

An das Land der Lüſte hin? 
Kann man das wohl dreiſte nennen, 

Was die treue Hand verübt? 
Die zum Opfer ſich verbrennen, 

Hat man jederzeit geliebt. 
Iſt es nicht des Schooßes Ehre, 

Wenn ſie krönet meine Hand? 
Weil ich ihr ganz zugehöre, 

Grüße ich das ſchöne Land. 
Wo ſind wohl die zarten Wellen, 

Die des Lebens Perlen thaun, 
Und der Wolluſt Lagerſtellen, 

Als in ihrer Schooß zu ſchaun? 
Sie iſt Pharos, Port und Leuchte 

Und das ſchöne Worgenland, 
Ihre angenehme Seichte 

Macht des Glückes Strand bekannt. 
Ihre dunklen Opferhallen, 

Die ein Myrthenwald umgibt, 


100 


Sind gezieret mit Corallen, 

Deren Schmuck ein Jeder liebt. 
Nicht zu ſtrenge, Arismene! 

Ach, hegt doch Barmherzigkeit, 
Seid ſo gütig als ihr ſchöne, 

So wird meine Bruſt erfreut. 
Führet meine treuen Sinnen 

In den angenehmen Port, 
Daß ſie freudig ſagen können, 

Dieſes iſt der ſchöne Ort. 
Alle Tage ſich von neuen 

Da ein neu Ergötzen regt, 
And der rechte Liebes-Reihen 

Wird in einer Schooß gehegt. 


101 


Celander 
Verſchwendung im Schlafe. 


Mein Mädchen, laß hinfort mich nicht verſchwendriſch 
ſein 
Und nimm die Perlenmilch in deine Muſchel ein. 
Groß Schade, daß fie wird ſo lüderlich zerſpritzet, 
Da wo ſie keiner Schooß, auch nicht den Tüchern nützet. 
Dein Hartſein gegen mich verſchwendet meinen Schatz, 
Vergönne mir hinfort in deinem Schooße Platz 
Und laß den Liebesthau daſelbſten ſich ergießen, 
Wo er mit größrer Luſt wird als im Schlafe fließen. 
Dein dürrer Acker wird alsdann von Wolluſt feiſt, 
Die Brüſte härten ſich, die Luſt entzückt den Geiſt, 
Die Anmut, die durchdringt des ganzen Leibes Glieder, 
In Lachen ſteigt man ein, mit Kitzeln kommt man nieder. 
Nichts als Ergötzung bringt er deiner Marmorſchooß, 
Die Venus ſpannt dir dann den Jungferngürtel los 
Und läßt dir alle Luſt, die ſie beſitzet, ſchmecken. 
Der Hymen wird nach Schmerz den ſüßten Scherz 
erwecken. 
Ach, ſtelle doch, mein Kind, die Sprödigkeit nur ein, 
Laß deine Wuſchel mir nicht mehr verſchloſſen ſein, 
Eröffne ihren Helm, die Nahrung zu empfangen, 
Wo in dem Liebesthau die Anmutsperlen prangen. 
Sperrt nun dein Muſchelſchloß die Tore willig auf 
Und hemmt kein Widrigſein mir meinen Liebeslauf, 
So ſoll der Liebesſaft mit ſüßen Quellen fließen 
Und ſich mit vollem Strom in deine Muſchel gießen. 


102 


Celander 
Mein Kind ſei doch ſo blöde nicht. 


Mein Kind, ſei doch ſo blöde nicht, 
Laß deinen Buſen offen, 

So ſieht man, daß dir nichts gebricht, 
Daß alles eingetroffen. 

Sonſt denket man gewiß von dir, 

Du hätteſt nicht der Brüſte Zier. 


Ein Griff entweiht nicht deine Bruſt 
Und macht ihr keine Flecken. 

Was nützt ein Schatz, der unbewußt, 
Den Sand und Steine decken? 

Die Perle, die verborgen liegt, 

Wit ihrem Glanze nicht vergnügt. 


Was die Natur uns Wenſchen gibt, 
Das darf man allen zeigen, 

Am meiſten dieſem, der uns liebt, 
Dem wir die Sinne beugen. 

Was iſt es, das zum Sklaven macht, 

Wohl anders denn der Brüſte Wacht? 


Was uns die Liebe heilig heißt, 
Das laſſe auch verehren, 

Und wenn denn ſeine Pflicht erweiſt, 
So mußt du den nicht ſtören, 

Dem deine Bruſt der Altar iſt, 

Auf dem er deine Gottheit küßt. 


103 


rn 


Daniel Stoppe 
Mädchenlied. 


Soll ich armes Ding denn ewig warten? 
Ich geh gleich wohl ſchon ins zwölfte Jahr; 
Nein, ich will die Sache beſſer karten, 

Die Geduld iſt bei mir ziemlich rar. 

Werf ich gleich das Netze ſelber aus, 

Ach! ein Wädchen macht ſich nichts daraus. 


Kein Galan kommt uns ins Waul geflogen, 
Wenn man ſtets in ſeiner Klauſe ſitzt: 

In der Einſamkeit wird man betrogen, 
Wenn man ſich auf einen Wann verſpitzt. 
Ich geh fleißig nach Geſellſchaft aus, 

Denn ein Wädchen macht ſich nichts daraus. 


Bruſt und Apfel ſchnür ich in die Höhe, 
Daß das liebe Gut ins Auge fällt, 

Daß man, wenn ich unter Leute gehe, 

Wich für erzgalant und artig hält. 

Sieht mein Krämchen zu handgreiflich aus, 
Ach! ein Wädchen macht ſich nichts daraus. 


Ich weiß meine Farbe zu erheben, 

Wenn ein roter Strich die Backen netzt, 
Das heißt der Natur den Ausſchlag geben, 
Der die halbe Welt in Liebe ſetzt. 

Sieht mein Walen gleich was kennbar aus, 
Ach! ein Mädchen macht ſich nichts daraus. 


104 


Leg ich mich gleich fleißig auf das Küſſen, 
Wenn man ſich nur nicht aufs Bette legt. 
O das ſchadet nicht, wenn wir gleich wiſſen, 
Wie man einen Kuß zu geben pflegt. 
Täglich teil ich hundert Mäulchen aus, 
Ach! ein Wädchen macht ſich nichts daraus. 


Und geſetzt, daß ichs verſehen hätte, 

O ſo ſchleich ich bei der ſtillen Nacht 

In ein abgelegnes Wochenbette, 

Wo man wenig Federleſens macht. 

Sieht mein Jungfernkranz zerhudelt aus, 
Ach! ein Mädchen macht ſich nichts daraus. 


10⁵ 


Daniel Stoppe 


Troſtgedanken eines Studenten. 


Dumme Welt, was willſt du drüber klagen, 
Daß ich unſrer Magd ein Kind gemacht? 
Bäume, welche zeitig Früchte tragen, 
Sind ja ſonſten hoch und wertgeacht. 
Ob mich gleich der Kitzel zeitig ſticht, 
Meine Wutter klagt deswegen nicht. 


Fehlt es mir ſchon an charmanten Worten, 
O ſie karreſiert mich in der Tat, 

Wahre Liebe wird ja aller Orten 
Von den Komplimenten niemals ſatt. 
Wenn das plumpe Ding nicht artig ſpricht, 
Meine Mutter brummt deswegen nicht. 


Prahlt ſie nicht des Tags mit ſchönen Kleidern, 
Was fehlt meiner Frau doch wohl zur Nacht, 
Wenn ſie meinen Leib trotz allen Schneidern 
Selbſt zu ihrem Oberrocke macht? 
Iſt ſie gleich auf dieſen Staat erpicht, 
Meine Mutter flucht deswegen nicht. 


106 


Daniel Stoppe 


Aria. 


Die Lieblichkeit, die in dem Lieben 
Den Wermut überzuckern muß, 
Wird zwar von vielen hochgetrieben, 
Jedoch ſie ſtecket voll Verdruß, 
Wenn Eiferſucht die Seele kränket 
Und oft auf Word und Totſchlag lenket. 


Und ſchmecket das Wäulchen noch ſo ſüße, 
Die Bitterkeit folgt gleichwohl nach, 
Das ſtille Gift verbuhlter Küſſe 
Senkt das Gemüt in Ungemach, 
Je mehr man an der Liebſten leckt, 
Je mehr wird man in Brand geſteckt. 


Bringt manchem gleich ein Griff in Ehren 
Entzückende Gedanken bei, 

So trau ich mir doch drauf zu ſchwören, 
Daß größrer Vorteil dabei ſei, 
Wenn man an ſeinen Waden ſpielt 
Als an die Jungfernäpfel fühlt. 


107 


Daniel Stoppe 


Der Volontair im Lieben. 


Du meinſt, ich ſei dir recht getreu, 
Allein, das heißt gefehlt, 

Weil falſcher Dunſt und Heuchelei 
In meiner Karte wählt. 

Ich liebe dich nur oben hin, 
Weil ich durchaus von Flandern bin. 


Betrüg dich nicht, du armes Kind, 
Und traue nicht zu viel, 

Ich mache nichts als lauter Wind, 
Wenn ich dich fangen will. 

Die Flatterieen kommen dir 
Wie himmelfeſte Schlöſſer für. 


Wenn dich manchmal mein falſcher Mund 
Mit ſüßen Worten wiegt, 

So denke dennoch, daß der Hund 
Auch hier begraben liegt. 

Weil das nicht ſtets die Probe hält, 
Was einem in das Auge fällt. 


108 


Chriſtian Günther 
Soll kluge Schönheit.. 


Soll, kluge Schönheit, dein Vergnügen 
Wit deiner Bruſt ins Kloſter gehn? 

Wie? ſoll der Garten brache liegen, 
Auf welchem Zuckerroſen ſtehn? 

Was willſt du, da ſich andre freuen, 
Wit Faſten deinen Leib kaſteien? 


Ach, ſchönſtes Kind, die enge Zelle 
Iſt deiner Hoffnung weites Grab: 
Hier wächſt und iſt die Qual der Hölle, 
Hier nimmt der Stern des Lebens ab, 
Und in den langen Kirchenmauern 
Muß auch Canariſekt verſauern. 


Der Jungfernhonig nährt die Galle, 
Die Einſamkeit gebiert den Tod: 

Die Jungfrau ſchwindet vor dem Falle 
Und leidet vor dem Leiden not. 

Der Roſenkranz, der Freiheit Ende, 
Beſchwert der Nonnen Herz und Hände, 


Komm, laß dich in ein Kloſter führen, 
Wozu der Abt den Schlüſſel trägt, 
Und Amor über allen Türen 
Dies in erhabner Schrift geprägt: 
Zu Unſrer Lieben Frauen Orden 
Iſt dieſer Ort gewidmet worden, 


109 


Den Altar geben deine Brüſte, 
Das Rauchwerk glüht in deiner Schooß, 
Hier ſtillen wir des Fleiſches Lüſte 
Und dämpfen ſie auf einen Stoß, 
Bis wir durch ein geſchwächtes Küſſen 
Auch in das Complett treten müſſen. 


110 


Chriſtian Günther 


Einladung. 


Hier ſetze dich, verſchämtes Kind! 


Hier iſt gut ſein, hier laß uns bleiben, 

Wo Lind' und Weſt geſprächig ſind, 

Und Fels und Wald den Gram vertreiben; 
In dieſer grünen Einſamkeit, 

Wo Bach und Stein und Blätter rauſchen, 
Soll weder Liſt, Gefahr noch Neid 

Den ſüßen Frühlingsſcherz belauſchen. 


Die Schätze deiner keuſchen Zucht 

Und der noch unberührten Brüſte 

Sind wahrlich eine ſeltne Frucht, 

Nach der ich innerlich gelüſte; 

Erſchrick nicht vor der ſchnellen Hand 
Und laß ſie in dem Buſen ſpielen, 

Ich führe dich in einen Stand, 

Des Lebens Kern und Wark zu fühlen. 


Vor was erröteſt du, mein Licht? 

Ich werde dich nichts Böſes lehren, 

Du kennſt das ſüße Spiel noch nicht, 
Dein Anblick raubt mir Sehn und Hören; 
Die Liebe wünſcht dich in ihr Reich, 
Gehorch ihr doch auf mein Erklären, 

Sie wird ſich dir, und dies zwar gleich, 
Mit aller ihrer Luſt gewähren. 


111 


Beſchau die Werke der Natur, 
Betrachte Bäume, Feld und Tiere, 
Und lerne, wie der Liebe Spur 
Dich überall zum Scherzen führe! 
Wodurch ſind ich und du denn da? 
Zu was biſt du nebſt mir geboren? 
Der ſo die Welt im Weſen ſah, 
Hat uns zum Lieben auserkoren. 


112 


Chriſtian Günther 
An Luiſe. 


Ach Luiſe, deine Küſſe, 
Die mein Mund zuvor geſchmeckt, 
Waren mir wie Manna ſüße 
Und mit Edens Tau bedeckt: 
Ja, zu dieſem Freigerichte 
Ludeſt du mich ſelber ein, 
Deiner Schönheit Rofenfrüchte 
Sollten mir ein Garten ſein. 


Dieſer Garten wird zur Wüſten, 
Und dein Auge wird zur Nacht, 
Denn ein Griff nach deinen Brüſten 
Hat dich ſo erzürnt gemacht. 
Solcher Apfel Wilchkorallen 
Heißen die verbotne Frucht, 
Die ich auf den Marmorballen 
Mir zum Tode ſelbſt geſucht. 


Senke meine Schuld der Lüſte 
In dein tief Erbarmen ein! 
Laß den Schnee gewölbter Brüſte 
Meine Totenbahre ſein! 

Deines Leibes runde Enge 
Zeige mir mein Grabmal an, 

Daß ich nach beliebter Länge 
Wieder auferſtehen kann. 


8 Blei, Luſtwäldchen. 113 


Chriſtian Günther 


Eröffne mir... 


Eröffne mir das Feld der Lüſte, | 
Entſchleuß die wolluſtſchwangre Schooß, 
Gib mir die ſchönen Lenden blos, 

Bis ſich des Monden Neid entrüſte! 
Die Nacht iſt unſrer Luſt bequem, 

Die Sterne ſchimmern angenehm 

Und buhlen uns nur zum Exempel. 
Drum gib mir der Verliebten Koſt, 
Ich ſchenke dir der Wolluſt Moſt 

Zum Opfer in der Keuſchheit Tempel. 


114 


Chriſtian Günther 
Ohne Lieben. 


Ohne Lieben iſt das Glücke 

Hier auf Erden nichts als Dunſt: 
Reichtum kann den Gram nicht lindern, 
Ehre kann den Schmerz nicht mindern, 
Nur die Liebe kann die Kunſt. 

Eitle Wünſche bleibt zurücke! 


Aus der Liebe quillt Vergnügen 

Und der Nachſchmack güldner Zeit: 
Ein galant und treu Gemüte 

Reizt uns nebſt der Schönheit Blüte, 
Bis die Wolluſt Flammen ſtreut. 

Ach, mein Herz, halt dies verſchwiegen. 


115 


Chriſtian Günther 
Hochzeit-Scherz. 


Da habt ihr die Zeugen zum ewigen Bunde: 
Da kommt nun, da iſt nun die ſelige Stunde! 
Da ſchickt ſie die Vorſicht, da wälzt ſie der Lauf 
Des milden Geſtirnes von Oſten herauf. 
Die Stunde der Wolluſt, die Freundin vom Lachen, 
Die Wutter voll niedlicher, künſtlicher Sachen; 
Die Stunde, worinnen die reichliche Glut 
Die Schätze der flüchtigen Jugend vertut; 
Die Stunde, worinnen Umarmung und Schmeicheln, 
Behägliches Schäckern, empfindliches Heuceln, 
Und ſtärkender Atem und brünſtiger Wind, 
Und redliches Schnäbeln verſchwenderiſch ſind. 
Die Stunde, dergleichen wohl Götter begehrten, 
Die Venus und Juno kaum ſchöner gewährten. 


O ſeltenes Beiſpiel der glücklichſten Bräute, 

Nun ruht Dir Dein heißes Verlangen zur Seite, 
Es labt Dich Dein Liebſtes, es ſchenkt Dir die Gunſt 
Der weiſen Vorſehung die würdigſte Brunſt. 

Es ſchüttert, es freut ſich Dein doppeltes Bette, 

Als wenn es des Glückes Empfindlichkeit hätte. 
Nun liebe den Lieben, nun drück und behalt 
Den willigen Sklaven in ſüßer Gewalt. 

Es reizt ihn der Aufruhr der blühenden Lüſte, 

Der jauchzenden Hügel, der hüpfenden Brüſte, 

Es zieht ihn der Haare gewaltiges Gold, 
In welches die Sonn’ ihren Haupt-Schmud gerollt. 


116 


Jetzt ſchilt er des Tages beſchwerliche Länge, 
Jetzt wird ihm der Kleider Gefängnis zu enge; 
Er dehnt ſich, er wartet, er ſehnet und ſchreit: 
Ach! komm doch, Du Auge der nächtlichen Zeit! 


Die Sonne befchleunigt den Abzug und ſinkt, 
Nachdem ſie vorher dem Bruder gewinkt. 

Der Hesperus, deſſen verſilberte Wangen 

Der Innigverliebte mit Regung empfangen, 
Betritt den Geſichts-Kreis der oberſten Welt, 
Und führet die Sterne durchs ewige Feld. 

Nun ſchleichet Dein Schätzchen mit wankendem Schritte, 
Nun ſchleicht ſie zu Bette, nun mißt ſie die Tritte, 
O welche Veränderung droht ihr der Ort! 
Auf! künftiger Ehmann, und mache Dich fort 

Und laß ſie nicht etwa im Kranze zurücke! 
Sie zittert, ſie bebet, verkleinert die Blicke, 
Vor Warten der Dinge, die jetzo geſchehn, 
Sie grämt ſich zu fühlen, und ſcheut ſich zu ſehn, 
Verhüllet den Wohlſtand der züchtigen Röte, 
Und bin ich im Lieben kein fremder Poete, 
So mein ich, es lock ihr der nahe Verluſt 
Die frühe Bereuung aus Augen und Bruſt. 
Verfolge ſie kühnlich, und laß dich nicht irren, 
Betäub ihr die Seufzer durch Küſſen und Kirren, 
Verſchluck ihr den Kummer, verzehr ihr die Pein, 
Und ſauge die Tränen der Jungfernſchaft ein. 
Empfängt nun der Braut⸗Pfühl die reizenden Glieder, 
Und zieht dich ihr artiges Lager darnieder, | 
So biſt Du vergnügter und glücklicher dran, 
Als böte Dir Mogul ſein Kronengold an. 


117 


Ich wenigſtens wäre noch beſſer zufrieden, 

Als wenn mir gleich Anna drei Reiche beſchieden. 
Hier mache das Vorſpiel, hier ſpitze die Hand 
Und bringe das Hauptwerk der Wolluſt in Stand, 

Erhitze die Adern durch ſanftes Bewegen, 

Und klatſch ihr die Backen mit freundlichen Schlägen, 
Und küß ihr die Augen und netz ihr das Kinn, 
Bald grüble von Weitem, bald wälze dich hin, 

Bald ſtrecke den Vorwitz der liſtigen Finger, 

Bald kneipe die runden und wonnigen Dinger, 
Und küſſe nach vieler Erfindung und Art, 

Und forſche, was Amor am tiefſten verwahrt. 
Beſinn ich mich richtig, ſo wird ſie dich ſtrafen, 
So dichtet ſie Anfangs ein nötiges Schlafen, 

So nennt ſie dich loſe, ſo zuckt ſie und rückt, 

So weit ſichs im Bette der Breite nach ſchickt. 
Sie droht dir und droht nun, ſie will ſich erboſen, 
Sie ſtemmt ſich, den Angriff zurücke zu ſtoßen, 

Sie wehrt ſich mit Tränen, ſie krümmt ſich und 

ſpricht, 

Und weinet dazwiſchen: Ach! thu es doch nicht! 


Doch thu es nur immer und halt ihr die Armen, 
Denn hieher gehört nicht des Nächſten Erbarmen. 
Sie ſtreitet, Du ſtreiteſt, ihr ſtreitet zugleich, 
Durch Streiten und Kämpfen mehrt Venus ihr 
Reich. 
Durch Streiten und Kämpfen wächſt Cypripors 
Stärke — 
Die Stunden verfließen, drum ſchreite zum Werke, 


118 


Und brauche, ſobald Du den Vorteil erlernt, 
Den lieblichen Not⸗Zwang, den ſcherzenden Ernſt. 

Erhaſche den weichen und fliehenden Nacken, 

Es mag auch ſein Widerſtand noch ſo ſehr knacken, 
Und prüfe die Schönheit der ganzen Perſon — 
Ein Diener der Liebe beſichtigt den Lohn. 

Bald ſenke Dich unten, bald breite Dich oben, 

Verwechſle die Glieder, verſuche die Proben: 

Sei immer geſchäftig und überall da, 
Und bring es dem ehrlichen Kinde fo nah, 

Bis hinten am Rücken und vorne am Leibe 

Kein einziges Fleckchen entſchuldiget bleibe — 
Vom Nacken zum Halſe, vom Halſe zur Bruſt: 
Hier bläſt Dir ein Zephyr die Fäuſte voll Luſt, 

Noch tiefer, noch weiter, noch mehr zu ergründen — 

Ich darf es nicht nennen, Du wirſt es wohl finden. 
Hierunter hat Venus ein Wunder geſenkt 
Und Flammen und Funken zuſammengemengt. 

Umgib es mit tauſend erſinnlichen Spielen — 

Es läßt ſich nicht nennen, es läßt ſich nur fühlen. 
O würde dem Dichter das Wuſter gebracht! 

Er hätte den Abriß natürlich gemacht. 

Vergiß auch nicht Amors beredtes Gefallen, 

Die ſchlüpfrigen Reden, das zärtliche Lallen: 

Hier zieren die Fehler der Sprache den Mund, 
Hier tut ſich die geile Gelehrſamkeit kund. 

Verbeſſre das Stammeln, verbeiß und vermiſche 

Das buhlriſche Spritzeln, das geile Geziſche: 

So girren die Täuber, ſo ſpielet der Weſt, 
Wenn Mittag und Sommer die Wälder verläßt. 


119 


So bald nun die Pfeile des mächtigen Knaben 
Den kindiſchen Eckel gebändiget haben, 

So gibt ſie es näher, ſo gibt ſie ſich drein, 
Im Purpur der Keuſchheit gefällig zu ſein. 
Drauf flicht ſie wohl ſelber die fleiſchlichen Schlingen: 
Sie weigert ſich fälſchlich, Du ſollſt ſie nur zwingen, 
Denn ſo überwunden, heißt ſiegreich gemacht; 

O dreimal und drüber beſtätigte Nacht! 

Jetzt wird Dir der Nektar am herrlichſten ſchmecken, 
Jetzt wird Dir ihr Wäulchen erſt Hunger erwecken, 

Ihr Wäulchen, der Erſtling ſo baldiger Frucht, 

Von welcher kein Räuber zu koſten geſucht, 
Nun lernt ſich die furchtſame Schönheit bequemen, 
Entzückung zu geben, Entzückung zu nehmen — 

O ſelige Ruhe! O himmliſches Bild, 

Das gleiche Vergnügen mit gleichen vergilt! 
Jetzt hauchen die Lippen ein kräftiges Leben, 

Jetzt ſuchen die Seelen am Gaumen zu kleben, 

Jetzt taumelt der einmal begierige Geiſt, 

Wohin ihn die blinde Gelegenheit reißt. 

O Himmel, was hör ich für gierige Küſſe! 
O Himmel! Was rauſchen für kräftige Flüſſe! 

O Himmel! wie kitzelt das züngelnde Spiel! 

O Liebe, wie machſt du der Freuden ſo viel! 
Jetzt nimmt ſie den Finger, o ſollt' er mich rühren! 
Die künſtliche Freiheit herum zu ſpazieren. 

Jetzt dehnt ſie den Zeiger, jetzt zieht ſie ihn zu — 

O dreimal und drüber beſeligte Ruh! 


Ergreift doch, ruft Amor, ergreift doch die Waffen! 
Mein Bräutgam ſoll köſtliche Beute verſchaffen, 


120 


Nun mache Dich fertig und tritt ins Gewehr, 
Die friedliche Feindin rückt plötzlicher her. 
Bemüh Dich, die ſchleudernde Lanze zu ſenken, 
Ihr chriſtlicher Blut-Durſt begehrt ſich zu tränken — 
Jetzt ſpringt ſie, jetzt ſchnappt ſie, jetzt reißt ſie ſich 
los, 
Erlaub ihr doch endlich den ſehnlichen Stoß, 
Begleite den Nachdruck mit Hüften und Händen, 
Befördre die Arbeit der hurtigen Lenden, 
Verſüß es dem Wädchen, gewähr ihr den Mann, 
Und ſtreich ihr die Nieren, bis keines mehr kann, 
Bis Geiſter und Glieder verſchäumen und weichen, 
Bis Nerven und Brüſte ſich legen und keuchen, 
Bis Nebel und Schlafen das Auge verſtellt, 
Und Schlummer und Ohnmacht den Willen befällt. 
O ſchwenkt doch noch öfter die brünſtigen Schenkel! 
Zieht ähnliche Kinder, zeugt Neffen und Enkel, 
Damit ſie, bricht endlich das Alter herein, 
Verdrießlichen Jahren ein Zeitvertreib ſein. 
Sie ſtützen euch künftig den biegenden Rücken, 
Sie werden euch unter den Sorgen erquicken, 
Und wenn fie euch langſam als Leichen beſchaun, 
Nach eurem Exempel die Nachwelt erbaun. 


121 


Bibliographiſche Schlußbemerkung. 


Nicht alle Gedichtebücher, die in Hinſicht auf dieſes 
Luſtwäldchen geleſen wurden, ergaben zu ſeiner Er⸗ 
richtung einen Beitrag: wie immer gab es auch da- 
mals recht viele ſchlechte Reimer. Es ſind in dem 
Folgenden nur jene Bücher mit den genauen Titeln 
angeführt, aus denen Stücke in dieſe Sammlung ge⸗ 
nommen wurden. Bemerken muß ich noch: da es mir 
auf den lebendigen Genuß und nicht den antiquariſchen 
Scherz ankam, habe ich den Gedichten überall dort 
die heute gebräuchliche Schreibweiſe gegeben, wo das 
ohne Schädigung von Reim und Rythmus möglich 
war. Eine Schreibung, wie ſie Arno Holz in ſeiner 
„Phillis“ anwendet, um gewiſſes Komiſches zu char⸗ 
gieren, hat es übrigens nie gegeben. Es folgen nun 
die Bücher: 

[Chriſtian Felix Weife] Der grünenden Jugend 
überflüſſige Gedanken. Aus vielfältiger und mehren- 
theils frembder Erfahrung in offenhertziger Einfalt 
Allen Jungen und Luſtbegierigen Gemüthern vor⸗ 
geſtellet, Jetzo aber auffs Neue überſehen und an 
vielen Orten wie auch mit einer neuen Vorrede 
verbeſſert. Leipzig Verlegts Johann Fritzſche 
Anno 1678. 

Herrn von Hofmannswaldau und anderer Deut- 
ſchen auserleſene und bisher ungedruckte Gedichte. 
Leipzig bey Thomas Fritſch. Band Eins 1695; 


122 


Zwei 1697; Drei 1703; Vier 1706; Fünf 1710; 
Sechs 1712; Sieben 1727. (Herausgeber war Ben⸗ 
jamin Neukirch.) 

[Chriſtian Fr. Hunold] Galante, Verliebte und 
Satyriſche Gedichte Erſter und Anderer Theil. Von 
Menantes. Hamburg Verlegts Johann Wolffgang 
Fickweiler Buchhändler im Dom 1711. (Dritte Auf⸗ 
lage des folgenden:) 

[Hunold] Die Edle Bemühungen müßiger Stunden 
In Galanten, Verliebten, Sinn⸗, Scherz: und Sa⸗ 
tyriſchen Gedichten. Hamburg 1702. 

Theatraliſche Gedichte und Aberſetzungen, Denen Lieb- 
habern der teutſchen Poeſie mitgetheilt Von Beccau. 
Hamburg, Bey Chriſtian Liebezeit und Theodor 
Chriſtoph Felginer. 1720. 

[Joh. Burchard Menke! Philanders von der Linde 
Galante Gedichte, Darinnen ſo wohl eigene verliebte 
Erfindungen, als allerhand auswärtigen Poeten 
überſetzte Liebesgedichte, wie auch inſonderheit des 
berühmten Graffen von Buſſy-RNabutin Liebes⸗ 
Maximen enthalten. Leipzig, Verlegts Johann 
Friedrich Gleditſch. 1705. 

Des Schleſiſchen Helicons auserleſne Gedichte 
Oder Etlicher vortrefflicher Schleſier biß anhero ohn— 
bekannte Boötifche Galanterien, Nebſt einer Vorrede 
von Vortrefligkeit der Neueren Deutſchen Posten. 
Frankfurt und Leipzig, In Verlegung Wichael 
Rohrbachs feel. Wittib und Erben in Liegnitz, 1699. 
Ander Theil 1700. 

[Wittekind] Koromandels Nebenſtündiger Zeitver⸗ 
treib in Teutſchen Gedichten. Dantzig und Leipzig, 
Bey J. H. Rüdiger. 1747. 


123 


Leichen⸗ Hochzeit: Vermiſcht und Geiſtliche Gedichte 
von Joh. Friedr. Riederer. Nürnberg 1711. 

Neuer Vorrath recht curiöſer Gedichte vor alle 
Wenſchen. Zum Nutz und Luſt der Liebhaber in be- 
liebten Schertze vorgetragen von J. E. M. Leipzig, 
Anno 1718. 

Deliciae Poeticae, Oder: Poöétiſche Ergötzlichkeiten, für 
alle Menſchen, Beſtehend in allerhand unge— 
zwungenen wohl fließenden, netten, galanten, ſchertz⸗ 
und ernſthafften, curieuſen, deutſchen Gedichten, 
Welche hin und wieder von Sinnreichen Köpfen 
derer beſten Boöten unſerer Zeiten verfertigt worden; 
Vor ietzo aus dem Staube der Vergeſſenheit ſorg— 
fältig wieder zuſammen geleſen und denen Lieb—⸗ 
habern der reinen Poeſie, zur Zeit⸗kürtzenden Luſt, 
ſonderlich aber der ſtudierenden Jugend zum beſten 
mitgetheilet. Erſte, Andere Parthie. Aus der Pos 
tiſchen Rammer-Druderey 1728. 

Celanders Verliebte- Galante, Sinn- Vermiſchte 
und Grabgedichte. Hamburg und Leipzig, Bey 
Chriſtian Liebezeit. Anno 1716. 

Poetiſche Grillen bey Müßigen Stunden gefangen von 
Le Panſiv. Erfurt, Auf Koſten des Autoris. 
1729. 

Erſte Sammlung Von Daniel Stoppens Siles. 
Teutſchen Gedichten. Frankfurt und Leipzig 1728. 
Zweyte Sammlung 1729. 

Sammlung von Johann Chriſtian Günthers, 
aus Schleſien, bis anhero herausgegebenen Ge— 
dichten, Vierdte Auflage. Breßlau und Leipzig, Bey 
Michael Hubert. 1746. (Erſte Ausgabe: 1724.) 


124 


Seite 
SIDE ee en 7 
Weiſe, Chriſtian Felix. N 
Thränen der Jungfernfhaft - .» . - » - a 2 ee: 11 
Nachſprung nach dem Taneau 13 
e e eee , ee rel 14 
Reuter, Chriſtian. 
Clarille auf den Tod ihrer Frau Mutter 15 
von Lohenſtein, Daniel Caſpar. 
ee, ⁰ 16 
Fr ³ elne 17 
v. Hoffmannswaldau, Chriſtian Hoffmann. 
Es dachte Lesbe FFF 19 
I NE EEE 0 
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M Clorinde r 27 
eie ae e 8 29 
e e, N ee ee u 32 
r ee 34 
An Lauretten rt 8 36 
e ,,, 38 
Neukirch, Benjamin. 
T ( 440 
Die ſchöne Les ba e 41 


Beccau, Joachim. 


Auf eines Bereiters Hochzeit! 42 
C. E. 

Geſteh es mir, mein Kind 44 

Du ſanftes Band 46 
Neumeiſter, Erdmann. 

Madrigal auf die Schürzenmodddee 47 
Menke nach Buſſy⸗Rabutin, Johann Burchard. 

Liebes⸗Marime nnd a 48 
Hunold, Chriſtian Friedrich. 

Die Schoen 8 53 

Hilf Himmel! welchen Schmu k 55 
A. B. im „Schleſiſchen Helicon“. 

An Roſettee ns ee. 56 

Der glückliche Schoß hund 57 

Ich muß es wohl geſte nnn 58 
Torvinus, Gottlieb Siegmund. 

An den eiferſüchtigen Leandennmza 22.0. 59 

Auf einen unſchuldigen Nebenbuhleee ea 60 


Brandenburg, Martin. | 
Über den von allen Schoßhündchen zu beklagenden Abſchied 


eines artigen Joiſ ie & 62 
Pfitzerin, Regina Maria. 
Auf den Tod des Schoßhündchens Amourettchen 66 
Wittekind⸗Koromandel. 
An Fleurettenn . ee, tele 68 
Corvinus, Gottlieb Siegmund. 
Der ſchlimme Traun mmm en 69 


Riederer, Johann Friedrich. 
Rede einer ſchwangeren Tochter, welche auf ihrer eigenen 


gottloſen Mutter Schooß die Ehre verloren 72 
Die eheliche Pflicht 74 
Die ſchöne Gertraud 75 


Der jungen Tochter einfältige Fragen an die Mutter 76 


„Neuer Vorrath“. 
Der Weiber wohlcandirte Privile giga 78 


126 


Le Penſif. 
Begerine und ihr Galan Ente 81 
Aiden Sechzigfah ge en 84 
Vergebliche Ungedugdsns”‚‚kdd 23 85 
Streit de fünf Sinne arte an 86 
F/ ⁰¶ꝙyd 87 
e p t ale he ee ya tet in 89 
„Delicise Poeticae“. 
e e n,, a el ee 90 
An eine gehaubte Braut. . » 2» 2 2 2 m nn ren 91 
/// ͤ y y an 93 
Mit ihr in einem Gewächs haas. 94 
Lieben und doch nichts genie een 96 
ee, 97 
Celander. 
e eee e ee ee a ee 99 
eee Be er a 100 
Berihwendung Schafe u man 102 
Mein Kind, ſei doch fo blöde nidt . - - - > 2 220. 103 
Stoppe, Daniel. 
FC ah ee en net 104 
Troſtgedanken eines Studenten 106 
CC ĩ A ĩðͤ ee 107 
Der Volontair im Lieben . . ne 108 
Günther, Chriſtian. 
Se eee ;,, 2 u a a 109 
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Bibliographiſche Schlußbemerkuun ek? 122 


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