Skip to main content

Full text of "Das Quadergebirge oder die Kreideformation in Sachsen, mit besonderer Berücksichtigung der glaukonitreichen Schriften"

See other formats


Gar 


DAS OUADERGERIRGE 


IN SACHSEN. 


= rar ‚nk 


AR a A 


PREISSCHRIFTEN 


GEKRÖNT UND HERAUSGEGEBEN 


VON DER 


FÜRSTLICH JABLONOWSKUSCHEN GESELLSCHAFT 


ZU LEIPZIG. 


“A, 


H. B. Geinitz, Das Quadergebirge oder die Kreideformation in Sachsen. 


LEIPZIG 
- WEIDMANN’SCHE BUCHHANDLUNG. 
"1850. 


H. B. GEINITZ, 


DAS QUADERGEBIRGE 


ODER DIE 


KREIDEFORMATION IN SACHSEN, 


MIT BESONDERER BERÜCKSICHTIGUNG DER GLAUKONITREICHEN 
SCHICHTEN. 


Versuch einer Lösung der von der 


Fürstlich Jablonowski’schen Gesellschaft gestellten Preisfrage : 

»An welchen Punkten im Bereiche der sächsischen Kreideformation finden sich 
vorzüglich glaukonitreiche Varietäten von Mergel oder Sandstein in stetig fortsetzen- 
den und nach Befinden für den Abbau hinreichend mächtigen Schichten; wie gross 


ist der mittlere Glaukonitgehalt einer jeden Varietät und wie gross der Kaligehalt 
ihres Glaukonites? « 


Motto: Das Vaterland, das theure, will ich kennen. 


Gekrönt am 4. Februar 1850. 


a aan 


.* I; 


NAAHIAR ME WM IRA oT 


VLERIERRTDA IA HA: ABNTRERN: A Ran nos m 
AL i NTHINHNG 


[2 f ‘ N 


an une ‚ - 


oda anilaeay Nallienin prrth a Inwapiehil, ur) Be y 


2 se 
Be . f 
av ungenau N) Kacye Ma ee A ER whr 17% 02 
. \ VI = 
ICh Br ar er ek een Akte 023 


en ar re ee ah a aa er 


are A aha. Arc Gt Are 
u TIL RETTEN 0, 1 5 27 
\ .* 
i His 2 m ar 
2 x 
DATE 
4 °7 T 
j 
) 
[ 
er \ 
> 


DAS 


QUADERGEBIRGE 


ODER DIE 


KREIDEFORMATION 


IN 


SACHSEN, 


MIT BESONDERER BERÜCKSICHTIGUNG DER GLAUKONITREICHEN 
SCHICHTEN. ' 


GEKRÖNTE PREISSCHRIFT 


VON 


HANNS BRUNO GEINITZ, 


Dr. PHIL. IN DRESDEN. 
MIT EINER COLORIRTEN TAFEL. 


—————— [U 


LEIPZIG 
WEIDMANN’SCHE BUCHHANDLUNG 


1850. 


nom KA IL 


LER 


u) 


‚NIa 


MNDIHATMORULID 


THran98 atanı arnoayad Ken 


ID ONIHEEnAE 
Arster un nt re N .\. 


AELT UHREN Man tie 


e N i { e 
f N 


DEN TEE 


AT SEMANHDUE SHE 


= 


EINLEITUNG. 


D: neuesten Untersuchungen *) im Gebiete der Kreideformation haben gelehrt, 
dass diese Gruppe von Gebirgsarten auf die folgenden Etagen zu vertheilen ist: 
1. denoberen Quadersandstein, 
2. den Quadermergel, und zwar 
a. den oberen Quadermergel, 
b. den mittlen Quadermergel, 
c. den unteren Quadermergel, 
3. den unteren Quadersandstein, 
4. den Galt (in Deutschland fehlend oder wenigstens noch nicht er- 
kannt), 
5. den Hils. 

Glaukonitreiche Mergel oder Sandsteine sind im Allgemeinen in jeder die- 
ser bezeichneten Etagen zu finden. Diesem Glaukonitgehalte verdankt jener viel- 
umfassende Name «Grünsand» seine Entstehung, welcher in England sowohl für 
das Aequivalent des deutschen Hils (unteren Grünsand) als für den unteren Qua- 
dersandstein und Qnadermergel (oberen Grünsand) gebraucht wird. Und wäh- 
rend man in Frankreich und in der Schweiz vorzugsweise die Etage des Galt als 
Grünsand bezeichnen hört, so bezieht sich dieser Name in Deutschland sowohl 
auf den unteren Quadersandstein als auf jene drei, den Quadersandstein spal- 
tenden Quadermergel. 

Von jenen oben bezeichneten Etagen der Kreideformation sind in Sachsen 
nur folgende vier vorhanden: 

1. der obere Quadersandstein, 

2. der mittle Quadermergel, 

3. der untere Quadermergel, 

4. der untere Quadersandstein, 
welche durch ihre Lagerungsverhältnisse, sowie durch die in ihnen eingeschlos- 
senen Versteinerungen gehörig unterschieden sind. 


*) Geinitz, Quadersandsteingebirge. 1849. 


D) Das QUADERGEBIRGE IN SACHSEN 


I. 
DER OBERE QUADERSANDSTEIN. 


Der obere Quadersandstein, welcher überall von Glaukonit frei 
zu sein scheint,*) bildet alle bekannten Felsmassen der sächsischen Schweiz, 
welche im Elbthale selbst zum Vorscheine kommen. Herr Professor Naumann hat 
ihn auf der geognostischen Karte von Sachsen bereits auf dem Raumebildlich dar- 
gestellt, welcher zwischen Pirna und Königstein von dem Gottleubethale (und 
zwar bei Kritzschwitz, Neundorf, Langhennersdorf und Hermsdorf), der Leupol- 
dishainer Schlucht, dem Hüttengrunde bei Königstein und dem linken Elbufer 
begränzt wird. Er ist hier überall von dem unteren Quadermergel unterlagert, 
auf dessen nähere Schilderung später eingegangen werden soll. 

Er kommt ferner in den Umgebungen des Cottaer Berges vor, bildet na- 
mentlich die Höhe des Ladenberges bei Berggieshübel und einen Theil des Qua- 
dersandsteines zwischen dem Dorfe Gross- Cotta und dem in das Gottleubethal 
mündenden Lohmflüsschen. 

An dem rechten Elbufer aber zieht sich der obere Quadersandstein von 
Copitz (Pirna gegenüber), dem Wesnitzgrunde, woan mehreren Stellen, besonders 
auf den nach Zatzschke gehörigen Grundstücken, der Quadermergel deutlich er- 
kannt worden ist, Dittersbach und Dürr-Röhrsdorf an über Lohmen, Rathewalde 
und Schandau bis über die Gränze von Sachsen und Böhmen hinaus. 

Es ist dieser Sandstein durch seine vielfache Anwendung zu Bauten so all- 
gemein in Sachsen bekannt, dass hier wohl füglich eine weitere Beschreibung des- 
selben unterlassen werden kann. Nur soviel muss aber bemerkt werden, dass 
in seinen tieferen Schichten die ihn zusammensetzenden Quarzkörner in der Re- 
gel viel fester verkittet sind, als in den höheren Schichten. Das thonige, wenig 
kalkhaltige Bindemittel ist in den ersteren in grösster Menge vorhanden, und 
nimmt nach oben hin allmälig ab. Während zwischen den untersten gar häu- 
fig dünne Thonschichten (von Y; bis A Zoll Stärke) eingelagert sind, oder die 
Sandsteine selbst durch Aufnahme von Thon und Kohlenbrocken sehr thonig wer- 


*), Die einzige bis jetzt bekannte Ausnahme hiervon macht vielleicht eine etwa 6 Fuss 
mächtige Thonschicht, die bei Naundorf in der sächsischen Schweiz, Wehlen gegenüber, auf 
der Höhe des Sandsteinplateau’s im oberen Quader vorkommt. Diese führt, nach der Angabe 
Naumann’s, sowohl Kohlenbrocken als auch bisweilen Glaukonitkörner. (Erläuterungen zu Sec- 
tion X der gecgnostischen Karte des Königreiches Sachsen, 5. Hft. p. 361.) 


von H. B. GEnITz. 3 


den, so bildet die obere Region dieses wohl gegen 1000 Fuss mächtigen Quaders 
einen sehr gleichartigen, meist gelblich-weissen, lockern Sandstein. 

Jene tieferen Schichten des oberen Quaders lassen sich an mehreren Orten 
des Elbthales vortrefflich beobachten,*) so an der nach Thürmsdorf gehörenden 
Ziegelei unterhalb Königstein und bei dem Durchstiche der Eisenbahn zwischen 
Königstein und Schandau, gegenüber dem Dorfe Prossen. Hier würde ein sehr 
zu wünschender Bohrversuch sicher den Quadermergel in geringer Tiefe erken- 
nen lassen. 

Eine Versteinerung, Terebratula octoplicata Sow., welche noch niemals **) 
in tieferen Schichten als im Plänerkalke gefunden worden ist, kann als wahre 
Leitmuschel für den oberen Quader bezeichnet werden. Man findet sie unter al- 
len hier vorkommenden Versteinerungen am häufigsten und am weitesten ver- 
breitet. Sie fehlt in keinem Sandsteinbruche des Elbthales, findet sich beson- 
ders in den tieferen Schichten, zu denen auch die an ihr so reichen Sandsteine 
im Lachsthale unterhalb Schandau bei der Winkler’schen Mühle gehören, steigt 
aber auch zu bedeutender Höhe empor, woman ausserihr kaum noch eine andere 
Versteinerung findet. Ihre treuen Begleiter sind Pecten quadricostatus Sow. und 
Lima canalıfera Goldf., welche, wie jene Terebratel, nicht unter den Plänerkalk 
herabzusteigen scheinen. Leider aber kann dieser Pecten zu leicht mit dem tiefer 
vorkommenden Pecten quinquecostatus,und jene Lima nicht selten mit Lima mul- 
ticostata Gein. aus dem unteren Quader verwechselt werden. Auch finden sich 
hier und da Inoceramus Brongniarti Sow., welcher mit dem unteren Quadermer- 
geı beginnt, im Plänerkalke jedoch erst häufig ist, Pinna diluviana Schloth., Pinna 
Uorlai Gein., Ostrea Columba Lam. und Spongia Saxonica Gein., die sowohl im 
unteren als oberen Quader vorkommen, ein schöner Seestern, Asterias Schulzi 
Cotta, und jene oblongen Höhlungen, welche mit bröckliger Pechkohle erfüllt sind 
und an ihren Wänden kugelige und keulenförmige Ausfüllungen von Bohrlöchern 
zeigen. Man möchte diese Kohle als ehemaliges Treibholz betrachten, welches 
durch Bohrmuscheln durchbohrt worden ist. Dashäufige Vorkommen dieser koh- 
ligen Substanz in dem Quader hat schon öfterszu jedenfalls stets nutzlosen 
Versuchen nach Steinkohlen Veranlassung gegeben. 


*) Sie wurden nebst dem Quadermergel darunter auf der 432. Station der sächsisch- 
böhmischen Eisenbahn bei Ober-Vogelgesang in diesem Jahre recht schön blossgelegt, jedoch 
bald nachher wieder durch starke Mauern verkleidet. 

**) Das Vorkommen dieser Terebratel in dem Bielaer Grunde ist stets auf sekundärer 
Lagerstätte beobachtet worden. Die Angaben von Reuss in Bezug auf ihr Vorkommen im un- 
teren Quader und unteren Pläner von Böhmen sind zweifelhaft. 


A* 


Das QUADERGEBIRGE IN SACHSEN 


en 


HR. 
DER MITTLE QUADERMERGEL. 


Der mittle Quadermergel tritt in Sachsen als oberer Pläner oder Plä- 
nerkalk auf, welcher in den Kalksteinbrüchen von Strehlen bei Dresden und 
Weinböhla in der Nähe von Meissen am deutlichsten aufgeschlossen ist. Der Plä- 
nerkalk ist ein hell-aschgrauer, oft gelblich beschlagender, mergeliger Kalkstein, 
mit unebenem bis erdigem Bruche, welcher in dünnen und stärkeren Platten ab- 
gelagert ist. Er enthält allermeist mehr als 75 Procent kohlensauren Kalk, wenig 
kohlensaure Talkerde, etwas in Säuren lösliche Thonerde und Eisenoxyd, und 
gegen 20 Procent in Säuren unlöslichen Thon. Dieses Gestein eignet sich trefllich 
zum Brennen, und liefert einen sich gut und schnell löschenden, fet‘en gebrann- 
ten Kalk, welcher sowohl als Luft- wie als Wassermörtel gebraucht werden kann‘) 
und besonders als Luftmörtel sehr häufige Anwendung findet. Auch wird der 
Kalkstein von Strehlen vielfach als Düngemittel verwendet. Noch an keinem an- 
deren Orte von Sachsen hat man zur Zeit wahren Plänerkalk aufgefunden, woran 
wohl zum Theil jene irrige Ansicht mit Schuld sein mag, nach welcher der säch- 
sische Pläner mit der Tiefe, oder gar mit dem Alter, an’ Kalkgehalt zunehme. Um- 
gekehrt muss hier verfahren werden; man kann Plänerkalk nur in den höchsten 
Theilen der Region des Pläners erwarten. Ihm entsprechen ihrer Lage nach manche 
untergeordnete Schichten dünnplattigen Pläners, welche, wie bei Goppeln, Rip- 
pien, Giltersee u. a. O., von dem unteren Pläner durch eine Thon- oder Letten- 
schicht von A bis 1% Ellen Mächtigkeit getrennt werden. 

Man hat in dem Plänerkalke schon an 200 Arten von Petrefacten wohl un- 
terscheiden können, wodurch auch seine Lage in Bezug auf die verschiedenen 
Glieder der Kreideformation in anderen Ländern vollkommen sicher bestimmt 
werden konnte. Die gewöhnlichsten von ihnen sind folgende: 

Zähne der Haifischgattungen Corax: heterodon Reuss, Oseyrhina Mantelli Ag.. 
Otodus appendiculatus Ag., Plychodus mammillarıs Ag., Excremente des Eck- 
schuppers Macropoma Mantelli Ag., Schuppen von Osmeroides Lewesiensis Ag., 
und Beryx ornatus Ag., — von Krebsen: Klytia Leachi Mant., Pollicipes laevis Sow. 
b. Fitton, Pollicipes glaber Röm. und Oytherina subdeltoidea Mün., — von Wür- 
mern: Serpula Plexus Sow. und Serpula triangularis Mün., — von Kopffüssern: 


*) Vgl Stöckhardt in Geinitz Quadersandsteingebirge in Deutschland p. 46 und 47. 


von H. B. GeimiTtz. 5 


Nautilus elegans Sow., Ammonites peramplus Sow., Scaphites aequalis Sow., Ha- 
mites armalus Sow., Hamites ellipticus Mant., Turrilites polyplocus Röm. und Ba- 
eulites baculoides Mant., — von Schnecken : Scalaria decorata Röm., Actaeon ovum 
Duj., Natica canaliculata Mant., Pleurotomaria linearis Mant., Rostellaria Reusst 
Gein., Voluta Römeri Gein., Cerithium clathratum Röm. und Dentalium decussatum 
Sow., — von Muscheln: Gastrochaena amphisbaena Goldf., Cardita tenuicosta Sow. 
b. Fitt., Cyprina quadrata d’Orb., Lucina Reichi Röm., Nucula pectinata Sow., 
Arca Römeri Gein., Inoceramus Brongniarti Sow., Inoceramus striatus Mant., Ino- 
ceramus Cwvieri Sow., Pecien Dujardini Rüm., Pecten qwinquecostatus Sow., Pecten 
membranaceus Nilss., Pecten Nilssoni Goldf., Lima elongata Sow., Lima Hoperi Mant., 
Spondylus spinosus Iam., Ostrea semiplana Sow., Ostrea Hippopodium Nilss., — 
von Brachiopoden: Terebratula carnea Sow., Terebratula octoplicata Sow., Tere- 
bratula Mantellianea Sow., Terebratula gracılis Schloth., — von Strahlthieren : 
Spatangus cor anguinum Lam., Spatangus planus Mant., Cidaris granulosus Goldf., 
— vonKorallen: Turbinalia centralis Mant., Scyphia angustata Röm., — von Pflan- 
zen : Stengel von Coniferen, Zweige von Geinitzia cretacea Endlicher (Araucarites 
Reichenbachi Gein.) und Chondrites furcillatus Römer. 

Unter diesen aber wurden von Scaphiten, Hamiten, Turriliten, Baculiten 
und den genannten Terebrateln,*) welche hier gerade am häufigsten sind, in an- 
deren Schichten der sächsischen Kreideformation noch niemals Spuren gefunden, 
während mehrere der anderen genannten Versteinerungen, wenn auch höchst 
selten, doch schon in tieferen Schichten beginnen. 

In diesem oberen Pläner aber beschränkt sich der ganze Gehalt an 
Glaukonit auf höchst vereinzelte und nur sehr selten vorkommende grünliche 
Ausscheidungen. 


*, mit Ausnahme im oberen Quader. 


6 Das QUADERGEBIRGE IN SACHSEN 


JER. 


DER UNTERE QUADERMERGEL. 


Der untere Quadermergel ist es, in welchem der Gehalt an Glaukonit 
vorzugsweise bemerkbar wird, wesshalb auch seine Verbreitung hier ganz 
besondere Berücksichtigung verdient. Dieser Region gehört Alles an, was, mit 
Ausnahme des vorher bezeichneten oberen Pläners, in dem Gebiete der sächsischen 
Kreideformation Pläner genannt wird. Die dünnen Platten, in welchen zu brechen 
er grosse Neigung hat, und welche unter dem Namen «Zwickpläner» so häu- 
fig als Zwischenlagen zwischen Quadersandsteinstücken bei Bauten Anwendung 
finden, haben diesem Gesteine gerade den Namen «Pläner» verschafft. Von da 
aus ist er indess auch auf andere ähnliche Gesteine übertragen worden, undnicht 
selten hört man in Sachsen wohl auch einen Thonschiefer als Pläner bezeichnen, 
wenn erindünnen Platten bricht. Solch ein Missbrauch dieses Wortes kann nicht 
gutgeheissen werden, und der Begriff des Wortes Pläner darf nicht über die 
Gränzen der Kreideformation hinausgetragen werden. Es kommen in seinem Be- 
reiche auch stärkere Platten bis zu mehreren Fussen Mächtigkeit vor. Zum Theil 
als graue, ocherig beschlagende, thonige und sandige Kalkmergel (Plänermer- 
gel), die an der Luft zerfallen, zum Theilalslichtgraue, oft buntfleckige, mergelige 
Sandsteine (Plänersandsteine), welcheluftbeständigsind, auftretend, wech- 
selt der untere Pläner in seinen chemischen Bestandtheilen nicht selten so auf- 
fallend ab, dass kleine Handstücken von ihm auf der einen Seite bisweilen nur 5 
bis 10, auf der anderen dagegen 20 bis 40 Procent kohlensauren Kalk enthalten. 
Glaukonitkörner und fleckige Ausscheidungen dieses Minerals 
sind gar häufig in ihm zu finden, und öfters enthalten die unteren Schichten auch 
Kohlenbrocken. Der untere Pläner ist theilweise von gallertartiger Kieselsäure 
durchdrungen worden, welche in den untersten Bänken dieses Gesteines bei Kau- 
scha und Koschütz mehrere Ellen weit fortlaufende Hornstein - oder Feuerstein- 
Ausscheidungen entstehen liess. Diese Kieselsäure ist aber auch die Ursache, dass 
man in dem unteren Pläner einen Theil des kohlensauren Kalkesan die Kieselsäure 
häufig so fest gebunden findet, dass dieser nicht mehr in verdünnten Säuren ge- 
löst werden kann. Und während der Rückstand einer Lösung in concentrirter 
Salzsäure bei dem oberen Pläner aus Thon besteht, so erhält man bei dem 
unteren Pläner als Rückstand meistens nur Kieselsäure, welche das Brennen die- 
ses Gesteines höchst schwierig macht. In der Hitze verbindet sich nämlich die 


r 
Ä 


von H. B. Geisitz. 


Kieselsäure mit dem Kalke chemisch, wodurch ein Todtbrennen des Steines be- 
wirkt wird. Diess haben, wie schon früher bei Koschütz, Zehista, Zatzschke, 
Lückendorf in der Oberlausitz und an anderen Orten, neuerdings auch die kost- 
spieligen Versuche mit dem unteren Pläner in der Nähe des letzten Hellers und 
von Klotzscha bei Dresden zur Genüge herausgestellt. Jegliche Mühe, die man 
sich bis jetzt gegeben hat, diess Gestein in einen brauchbaren gebrannten Kalk 
umzuwandeln, war vergeblich. Auch werden künftighin dergleichen Versuche 
mit dem unteren Pläner hauptsächlich an der zu grossen Mannigfaltigkeit in der 
Mischung dieses Gesteines scheitern. An ein Auslesen oder Ausscheiden gleich- 
artiger Stücken aber ist hier nicht zu denken, wenigstens kann diess in der Praxis 
mit Vortheil nicht ausführbar sein. Gerade die unbeständigsten, an Kalk bald 
reicheren, bald ärmeren Plänersandsteine sind es, welche so oft schon zu Verwech- 
selungen mit brauchbarem Kalksteine Veranlassung gaben ; die oberen Schichten des 
unteren Pläners treten stets als thonreiche Plänermergel mit ziemlich beständiger 
Mischung auf; und erst über ihnen liegt der zum Brennen sich eignende Plä- 
nerkalk. Jenem Plänersandsteine ist schwerlich etwas dem Oekonomen Nutzba- 
res abzulocken, Plänermergel hingegen möchten als Düngung von sandigen Fel- 
dern sich eher empfehlen. 

Der untere Quadermergel verläugnet bisweilen gänzlich seine Plänernatur. 
Er tritt in den Quadersandsteinbrüchen von Bannewitz, Welschhufa und Pabis- 
nau als feiner weisser Sand und als loser Sandstein über einer 4 bis ”/, Ellen 
mächtigen Thonschicht auf, die ihn vom unteren Quadersandsteine trennt. Man 
sieht ihn hier ganz allmälig in den kalkigen Plänersandstein von Goppeln ver- 
laufen, von welchem er um so weniger zu trennenist, alser die charakteristischen 
Versteinerungen des unteren Pläners neben Millionen der Serpula Plexus Sow. 
enthält. Vor allem kommen mit diesen verkieselten Wurmröhren Serpula septem- 
sulcata Reich, Scyphia isopleura Reuss und Ostrea conica Sow. vor. Er tritt aber 
auch, und diess ist in seinen tiefsten Schichten, wie in dem Tunnel von Oberau 
und in der sächsischen Schweiz der Fall, als glaukonitreicher und Koh- 
lenbrocken führender Sandmergel und kalkiger Sandstein auf, 
dessen Ansehen durch Aufnahme krystallinischer Gebirgstrümmer öfters mannig- 
faltig verändert wird. 

Weicht nun der untere Quadermergel schon durch die Beschaffenheit seines 
Gesteines wesentlich von dem monotonen oberen Pläner ab, so sind es ausserdem 
noch seine Versteinerungen, welche ihn als eine ganz verschiedene Bildung be- 
zeichnen. Zu den gewöhnlichsten Versteinerungen des unteren Quadermergels 
in Sachsen gehören vorzüglich die folgenden: von Fischen: Oxyrhina angustidens 
Reuss, Lamna raphiodon Ag., Pycnodus complanatus Ag., — von Würmern: Ser- 
pula septemsulcata Reich, *Serpula Plecxus Sow., — von Kopffüssern: *Belemnites 
lanceolatus Sow., *Nautilus elegans Sow., *Ammonites rhotomagensis Brongn., *Am- 
monites Mantelli Sow., — von Schnecken: Eulima arenosa Reuss, Nerinea Geinitzi 
Goldf., Natica nodosa Gein., Pleurotomaria tescta Mün., — von Muscheln: Gast- 
rochaena Ostreae Gein., Opis bicornis Gein., Pectunculus obsoletus Goldf., *Mytilus 
lineatus Sow. b. Fitton, Mytilus Galliennei d’Orb., Perna lanceolata Gein., *Inoce- 
ramus mytiloides Mant., Pecten laevis Nilss., Pecten acuminatus Gein., Pecten elon- 
gatus Lam., Pecten notabilis Mün., Lima tecta Goldf., *Lima divaricata Duj., Lima 


8 Das QUADERGEBIRGE IN SACHSEN 


Reichenbachi Gein., Spondylus striatus Sow., Spondylus capillatus d’Arch., Ostrea 
carinata Lam., Ostrea diluviana L., *Ostrea Hippopodium Nilss., Ostrea biauricu- 
lata Lam., Ostrea lateralıs Nüss., Ostrea conica Sow., Ostrea haliotoidea Sow. und 
Ostrea sigmoidea Reuss, — von Brachiopoden : Hippurites ellipticus Gein., Hippu- 
rites Germari Gein., Terebratula gallina Brongn., Terebratula biplicata Sow., — 
von Strahlthieren: Cidarites vesiculosus .Goldf. und Cidarites claviger Mant., — 
von Korallen: Scyphia heteromorpha Reuss, Scyphia infundibuliformis Goldf., Scy- 
phia isopleura Reuss, Onemidium acaule Mich. und Tragos astroides Gein. 

Zwar kommen einige dieser hier aufgeführten Arten (sie sind mit einem * 
bezeichnet) auch in dem oberen Pläner vor; dagegen findet sich eine grosse An-- 
zahl hier nicht genannter im unteren Pläner, welche nicht nur in Sachsen ihm 
ausschliesslich angehören, sondern die auch mit denen der Tourtia-Bildung von 
Tournay, oder der unteren chloritischen Kreide von Frankreich, identisch sind, 
während der obere Pläner seinen Versteinerungen nach dem Chalk-marl der Eng- 
länder entspricht. Da jedoch jene Versteinerungen bisher nur an einem Orte ge- 
funden worden sind, so glaubte ich, sie hier nicht nennen zu dürfen. 

Der Tunnel von Oberau, die Gehänge des Plauenschen Grundes, sowie ein 
kleiner Bruch in der Nähe des Kammergutes Gross-Sedlitz und der Pläner des 
Dohnaer Grundes haben bis jetzt das meiste Material zur Erforschung der ausge- 
storbenen Thierwelt des unteren Quadermergels gegeben. 

Der westlichste Punkt, an welchem in Sachsen die Kreideformation über- 
haupt und der Quadermergel im Besonderen vorkommt, ist die Gegend von Meis- 
sen, von wo aus derselbe in der Richtung von Nordwest nach Südost in einzelnen 
Partien das rechte, sowie fast ohne Unterbrechung das linke Elbufer bis in die 
Gegend von Pirna begleitet. Von hier aus aber zieht er sich unter den Quader- 
sandsteinfelsen der sächsischen Schweiz hin, welche durch ihn gerade zu oberem 
Quadersandsteine werden, und tritt sowohl in dem Elbthale selbst, als auch im 
Wesnitzgrunde, an den beiden Gehängen der Gottleube und in den Umgebungen 
des Cottaer Berges auf, um in der Gegend von Hermsdorf und an dem Ladenberge 
bei Berggieshübel sein östlichstes Ende in Sachsen zu erreichen. 


a. Unterer Quadermergel des rechten Elbufers in der Gegend von 
Meissen und Dresden. 


Einige, bei dem Bau des ehemaligen Chausseehauses von Cölln entblösste 
Plänerschichten, welche die steile Syenit- und Porphyr-Wand gegenüber Meissen 
bedecken, lassen den unteren Quadermergel in dieser Gegend zum ersten Male er- 
kennen; deutlicher aber ist er noch jetzt an dem Berge von Zscheila über Granit 
zu beobachten. Er ist an beiden Orten der gewöhnliche untere Pläner. Man fand 
diesen früher auch in der Umgegend von Gröbern mehrfach aufgeschlossen, hatte 
aber vor Allem Gelegenheit, den unteren Quadermergel bei dem Bau des Tunnels 
der Leipzig-Dresdener Eisenbahn bei Oberau zu studiren. 

Seine Schichten, welche im Tunnel unter 5 bis 10 Grad gegen Osten hin 
fallen, ruheten bier unmittelbar auf dem Gneisse, welcher vom westlichen Ende 
aus in dem Tunnel noch 129 Ellen weit durchschnitten worden ist, und welchen 


von H. B. GemıTtz. 9 


man vor dem westlichen Ausgange des Tunnels noch gegenwärtig, von zahlreichen 
Granitgängen durchsetzt, beobachten kann. Auf diesem Gneisse lag ein dunke- 
ler Grünsand, welcher, bei einer durchschnittlichen Mächtigkeit von 4 bis 5 
Ellen, an der westlichen Tunnelmündung sich bis an die Decke derselben erhob, 
und im Tunnel selbst bis etwa dorthin zu finden war, wo jetzt die Chaussee von 
Radeberg nach Meissen den Tunnel überschreitet. 

Dieser Grünsand stellt sich als ein dunkelgraugrüner sandiger Mergel dar, 
in dem eine grosse Menge Glaukonitkörnchen eingesprengt sind. Theils 
mehr oder weniger fest, theils thoniger oder mergeliger, zerfällt er beim längeren 
Liegen an der Luft. Doch wird eine lange Zeit hierzu erfordert, denn noch ge- 
genwärtig, nachdem es bereits 10 Jahre der Atmosphäre ausgesetzt war, ist diess 
Gestein erst zum Theil zerfallen. 

In seinen tiefsten Lagen war er durch Aufnahme vieler scharfeckiger Bruch- 
stücke von Gneiss und Granit zu einer Gonglomeratschicht geworden, welche an 
einigen Stellen in eine nur 30 Ellen lange, 8 Ellen breite und 6 bis 8 Zoll mäch- 
tige graulich-weisse, mehr sandige Schicht, einen gleichsam «zerfressenen Sand- 
stein,» wie ein früherer Beobachter sich ausdrückt, überging, an einer anderen 
Stelle aber in eine kalkreiche Conglomeratschicht von lichter Farbe, bei einem 
gänzlichen Mangel an Glaukonit. 

Der Grünsand des Tunnels aber, diese tiefste Bildung des unteren Quader- 
mergels, muss wegen seines grossen Glaukonitgehaltes hier besonders die 
Aufmerksamkeit auf sich ziehen. 

Ueber ihm entwickelt sich der Plänermergel, dessen Mächtigkeit nahe 
dem östlichen Ende des Tunnels wohl an 35 Fuss betragen mag. Von ziemlich 
gleichmässigem, feinem Korne, ist er meistens dunkelaschgrau gefärbt, beschlägt 
an der Luft ocherig-gelb und unterliegt, je nach seinem geringeren oder grösseren 
Kalkgehalte, früher oder später dem Einflusse der atmosphärischen Luft; denn 
jetzt, nach 10 Jahren, ist fast das ganze, früher so feste Gestein zu einer bröck- 
ligen oder blätterigen Masse zerfallen. 

Diess Gestein enthält durchschnittlich 40 bis 45 Procent kohlensau- 
ren Kalk. 

Wenig von ihm verschieden, doch oft ärmer an Kalk, ist jener Pläner von 
Gröbern, Zscheila und Cölln, sowie der an dem Eingange des Moritzburger Wal- 
des, den der Granit bedeckt, und das Gestein, welches sich von dem Tunnel aus 
bis nach Weinböhla, dem Spitzgrund und dem nach Brockwitz gehörenden Walde 
erstreckt, um durch den Plänerkalk (mittlen Quadermergel) überlagert zu 
werden. 

In seinen oberen Schichten wird er stets thoniger, und diesen gehören die 
weisslichen Pläner an, welche in Zaschendorf neuerdings bei dem Grundgraben 
zu mehreren neuen Häusern, sowie nahe bei Zaschendorf, an dem nordöstlichen 
Abhange des Spaargebirges, aufgedeckt worden sind. Sowie schon früher im 
Rietzschgrunde am Spaargebirge ein vergeblicher Versuch nach Plänerkalk ange- 
stellt worden ist, so ist auch neuerdings wieder durch Röder aus Sörnewitz an 
dem nordöstlichen Gehänge dieses Gebirges, nahe über einer, an dem Fuhrwege 
von Zaschendorf nach Sörnewitz zu demselben Zwecke gemachten Entblössung 
eine Nachgrabung nach Kalkstein unternommen worden. In der Thatscheint man 


10 Das QUADERGEBIRGE IN SACHSEN 


hier schon in die Region des oberen Pläners gelangt zu sein, wenn auch bis jetzt 
noch kein brauchbarer Kalkstein zu Tage gefördert worden ist. Nur weiter hinauf 
an dem Abhange! da ist er wohl noch am ersten zu finden. 

Ich kehre zurück zu dem Tunnelgestein, diesem Normalgesteine für Plä- 
nermergel, um noch ein Merkmal für dasselbe hervorzuheben, welches allen ihm 
entsprechenden Bildungen der sächsischen Kreideformation gleichfalls zukommt. 
Es finden sich in demselben ziemlich häufig kalkreichere knollenförmige 
Absonderungen mit grossfleckigen Ausscheidungen von Glau- 
konit, zwischen welchen stets eine grosse Anzahl der Serpula Plexus Sow. (Ser- 
pula gordialis Schloth.) verwebt ist. . Sie widerstehen der Verwitterung viel länger, 
als das sie umschliessende Gestein und liegen gegenwärtig in grosser Anzahl zwi- 
schen dem zerblätterten und zerfallenen Mergelgesteine umher. 

Besonders den mittleren Schichten des Plänermergels gehören sie an, und 
waren in der Nähe des östlichen Tunnelendes am häufigsten. An allen Orten 
aber zeigen sie sich, wo der untere Pläner auftritt, und mit ihnen trifit 
man an Versteinerungen am häufigsten /noceramus striatus Mant. und Inoceramus 
mytiloides Mant., bisweilen auch Ammonites Rhotomagensis, Ammonites Mantelli 
U..,3-: Im. 

Nur diesen Schichten, in keinem Falle aber dem oberen Pläner oder Plä- 
nerkalke, gehören die neuerdings wieder, Behufs der Kalkgewinnung, vergeblich 
eröffneten Pläner zwischen dem letzten Heller und Klotzscha, nördlich von Dres- 
den, an. Wohl sind die charakteristischen Knollen mit Glaukonit in ihnen 
zu finden, aber nie Plänerkalk, wohl die Versteinerungen des unteren Pläners, 
aber nicht die des oberen. Musste es dem geübten Auge bei dem ersten Anblicke 
klar werden, welches Resultat hier zu erwarten war, so haben auf der anderen 
Seite die nutzlosen Versuche nach Kalkstein auch hier die grosse Verschiedenheit 
des unteren Pläners von dem Plänerkalke von neuem dargethan. 


b. Unterer Quadermergel des linken Elbufers zwischen Gauernitz, 
Dresden und Pirna. 


Ununterbrochen verfolgt man den Plänermergel von Gauernitz an bis an 
den Plauenschen Grund, fast überall den gleichen Charakter habend, welcher 
früher bezeichnet wurde. Seine oberen Schichten trifft man zunächst links von 
dem Fahrwege an, welcher von Gauernitz nach Begenau führt; sie zeigen im Gar— 
ten des Fährmanns König in Constappel einen ähnlichen Thonreichthum, wie die 
in Zaschendorf; nicht vergeblich sucht man in einem den Berg hinaufführenden 
Hohlwege, und an anderen entblössten Stellen zwischen Constappel und Nieder- 
wartha, den Plänermergel mit seinen glaukonitischen Knollen, undbeson- 
ders häufig sind diese in den am Granite steil aufgerichteten Plänerschichten, wel- 
che in der von Niederwartha nach Weistropp heraufführenden Schlucht das In- 
teresse der Geognosten auf sich gezogen haben. An dem Hügelgehänge zwischen 
Niederwartha und Costebaude findet man manche Gelegenheit, diess Gestein zu 
erkennen; zwischen Costebaude und Leiteritz wird er, theils Plänersandstein, 
theilsPlänermergel, von einem grünkörnigen Quadersandsteine getragen; 


von H. B. GEmITZz. MA 


und in allen nach dem Elbthale herabführenden Schluchten, sowie bei den Dör- 
fern Mobschatz, Bodnitz, Merbitz, Kemnitz und in dem ihn durchschneidenden 
Zschoner Grunde ist er durch zahlreiche Brüche eröffnet worden. Die lange steile 
Wand dicht unter Priessnitz zeigt den Plänermergel mitseinem /noceramus mytıloı- 
des Mant. und Inoceramus Cripsi Mant. besonders schön. Ueberall aber enthält 
der untere Pläner des linken Elbufers jene Glaukonit führenden kalkrei- 
chen Knollen, sowie auch hier und da feine, inihm eingesprengte Körnchen 
von Glaukonit. 

Zwischen dem Zschoner Grunde und Plauenschen Grunde nehmen die 
Schichten des unteren Pläners den ganzen Flächenraum ein, welcher durch die 
Dörfer Priessnitz, Ockerwitz, Pennrich, Pesterwitz, Neu-Nimtsch, Teltschen 
(Dölzschen) und Plauen begränzt wird. Wie überall in seiner Zusammensetzung 
sehr variirend,, ist er auch hier, .bei verschiedenem Gehalte an Thon, Kalk und 
Kieselerde, bald leichter zerstörbar, bald fester, bald leichter der Verwitterung 
zugänglich, bald luftbeständiger. Hiernach richtet sich natürlich auch seine ver- 
schiedene Anwendung, wie zu Bausteinen, welche besonders bei Leutewitz 
in mehreren im Felde gelegenen Brüchen gebrochen werden; zu Dorfmauern, 
die in dem ganzen Terrain wahre Musterkarten des unteren Pläners darstellen ; 
und zu Zwickpläner,'wozu nur die dünnen, meist oberen Lagen des unteren 
Pläners gebraucht werden. Knollen mit Glaukonit sind auch hier überall, 
wenn auch vereinzelt, zu finden. 

Hier und da kommt der untere, nicht selten glaukonitische Quader unter 
diesem Pläner zum Vorschein. 

Die Schichten des Pläners, welche das rechte Gehänge des Plauenschen 
Grundes bedecken, knüpfen sich eng an die des gegenüberliegenden Teltschen an 
und können auch hier zum Theil auf dem Quader aufliegend beobachtet werden, 
während sie in der Regel unmittelbar auf Syenit ruhen. Denn das Meer, welches 
den Pläner abgesetzt hat, hatte ein höheres Niveau, als jenes, aus welchem der 
untere Quader sich früher abgeschieden hatte. Gerade solche Stellen aber, wel- 
che die untersten Schichten des unteren Pläners erkennen lassen, sind in mehr- 
facher Beziehung interessant. Nicht allein, dass dieselben die reichsten Fund- 
gruben für Versteinerungen sind, welche mit denen im Grünsande des Tunnels 
von Oberau übereinstimmen, sondern siehaben auch den grössten Gehalt an Kie- 
selsäure, welche diese Meeres- Absätze einst in gallertartigem Zustande durch- 
drungen hat, und sie führen auch häufig, wie diess bei Plauen und Teltschen na- 
mentlich der Fall ist, mehr glaukonitische Flecken, als in ihren höheren Schichten. 
Vom Syenite umschliesst dieser Pläner übrigens zahlreiche Rollstücken, so dass 
trotz der schiefen Lage der Plauenschen Plänerschichten an ein jüngeres Alter des 
Syenites niemals gedacht werden kann. 

Der ganze Pläner zwischen dem Plauenschen Grunde und dem 
Lockwitz-Thale, welcher nach dem Elbthale einfällt, wird nach seiner süd- 
lichen, also höher gelegenen Gränze hin, wo er bei Koschütz, Gittersee, Zschied- 
gen, Cunnersdorf, Bannewitz, Eutschütz, Welschhufa, dem Goligberge, Rippien 
(Rippchen), Goppeln, Gaustritz, Pabisnau (Pabstenau) auf Quadersandstein liegt, 
von dem er fast überall durch eine 4 — 2 Ellen starke Thonschicht getrennt ist, 
mehr und mehr sandig (Plänersandstein) und hierdurch oft dem Quader sehr ähnlich. 


12 Das QUADERGEBIRGE IN SACHSEN 


Grösserer Thongehalt, Brausen mit Säuren, buntfarbige Flecken, die ihn 
durchziehen, die allerdings in ihm seltener werdenden glaukonitischen Knollen, 
an manchen Orten die zahlreichen Wurmröhren (Serpula Plescus Sow.) darin, mit 
einigen anderen Versteinerungen, als Ostrea conica Sow. und Serpulaseptemsulcata 
Reich, lassen jedoch bei einiger Uebung in ihm den unteren Quadermergel ge- 
wöhnlich nicht leicht verkennen. In der Regel ist er an diesen höher gelegenen 
Punkten nur schwach entwickelt; dem Elbthale zu, wo sein Kalk- und Thonge- 
halt mehr und mehr zunimmt, wird der Pläner zugleich immer mächtiger. 

Bei Kaiditz (Kaitz) und Zschärtnitz ist er als das feste Gestein vorherr- 
schend, welches auf dem unteren Elbufer bei dem letzten Heller und Klotzscha, 
mit dem er noch jetzt im engsten Zusammenhange steht, angetroffen wird; zwi- 
schen Räcknitz und Dresden zeigte er sich an dem Bergkeller bei dem Graben 
des Grundes, sowie eines Brunnens ganz wie der Plänermergel des Tunnels von 
Oberau; bei dem Durchschnitte der sächsisch- böhmischen Eisenbahn zwischen 
der Plauenschen und Räcknitzer Strasse, sowie beim Graben des Brunnens der 
Taubstummenanstalt zu Dresden, war .er noch thoniger, ähnlich dem Zaschen- 
dorfer Gesteine, und dieselbe Beschaffenheit haben auch die obersten Schichten 
des unteren Pläners, welche den Plänerkalk von Strehlen unmittelbar un- 
terlagern. ; 

Unter der Stadt Dresden selbst sind diese thonigen Schichten bei dem 
Bohren der beiden artesischen Brunnen in grosser Mächtigkeit durchschnitten 
worden.*) 

Wie bei Kaiditz, Nöthnitz und Bannewitz, Rosentütz und Eutschütz, Gop- 
peln, Gaustritz und Kauscha sind auch bei Söbrigen (Sobrigau) und Lockwitz 
mehrfache Brüche im Plänersandsteine eröffnet worden. Diese lassen, bei meh- 
reren Eigenthümlichkeiten des Gesteines, sowohl einzelne Glaukonit führende 
Knollen als kleinere hier und da eingesprengte Glaukonitkörner bisweilen 
erkennen. Zu jenen Eigenthümlichkeiten des Plänersandsteins dieser Gegenden 


*), Die Anordnung und Mächtigkeit der Schichten war in dem Bohrloche auf dem Antons- 
platze in Dresden: 


54 Fuss aufgeschwemmtes Land, 


220 - Schieferthon, 
89 - Mergel, Plänermergel, 
154 - Schieferthon, 
68 - Quadersandstein, 
82 - röthlicher und grauer Sandstein, mit 
rothem Thone wechselnd, 5 
476 - Conglomerat, mit rothem Thone und Rothliegendes; 


Sandstein wechselnd. 


840 Fuss. 
(Cotta, geognost. Wander. I. p. 132.) 
Der artesische Brunnen in Antonstadt durchschnitt: 
57 Fuss Sand und Kies, 


742 - Merzel und Kalkstein Pläner 782 Fuss, 
40 - reinen Mergel 
20 - grauen Sandstein (Quadersandstein). 


(Cotta in Leonhard Bronns Jahrbuche 1837, p. 41.) 


von H. B. GeinItz. 13 


aber gehört das häufige Vorkommen von den mit losem Sande erfüllten Höhlungen 
darin, welche ihre Entstehung wahrscheinlich einem Auslaugungsprocesse des 
kohlensauren Kalkes durch kohlensäurehaltige Gewässer verdanken, sowie auch 
der Reichthum an Kieselsäure, welche eine förmliche Hornstein- oder Feuerstein- 
schicht in den untersten Bänken des Pläners von Koschütz und Kauscha gebil- 
det hat. 

Man erkennt diesen Plänersandstein wie an dem linken, so auch am rech- 
ten Gehänge des Lockwitzthales zwischen Lockwitz, Klein- und Gross-Borthen 
und Burgstädtel; in Gorknitz wird er von Zeit zu Zeit in einer Grube gebrochen ; 
im nahe gelegenen Sürsen hat man ihn früher bereits erkannt, und zwischen Fal- 
kenhain, Ploschwitz und Dohna sieht man ihn an mehreren Stellen den Granit 
überlagern ; in grosser Entwickelung aber findet man den unteren Pläner, theils 
als Plänersandstein, theils als Plänermergel und nicht selten mit glaukonitischen 
Knollen, an einer steilen Wand, die sich an der linken Seite der Müglitz zwischen 
der bei Dohna gelegenen Brandmühle bis zu der am Ausgange des Thales erbau- 
ten Erlichtmühle erhebt. Von der erstgenannten Mühle zieht er sich in nord- 
westlicher Richtung bis in die Gegend von Luga, lässt zwischen Gamig und Meu- 
scha in seinem Gemenge Glaukonitkörnchen erblicken, und ist an dem von Dohna 
nach Lockwitz führenden Fusswege nahe der Lugaer Schenke, welche auf der 
Höhe des Hügels erbaut ist, entblösst. 

Auf dem rechten Ufer der Müglitz bedeckt er zwischen Heidenau und Dohna 
den Granit, und wird namentlich an dem Schäferhofe in Dohna als fester Bau- 
stein gebrochen. Wie hier erreicht diess Gestein auch bei Klein- und Gross-Sed- 
litz eine ansehnliche Mächtigkeit, und in einem kleinen Granitbruche, in welchem 
zugleich die tiefsten Plänerschichten erscheinen, rechts an dem Fusswege, der 


von dem Kammergute nach dem Dorfe Gross -Sedlitz heraufführt, überzeugt man. 


sich noch einmal durch seine zahlreichen Versteinerungen, dass diess derselbe 
Pläner sei, welcher die Höhen des Plauenschen Grundes bedeckt. 

Von diesen Dörfern aus zieht sich derselbe in südöstlicher Richtung über 
Krebs, Zuschendorf, wo ihn die Chausee nach Liebstadt, Zehista, wo ihn dienach 
Berggieshübel durchschneidet, nach dem auf Pläner ruhenden Dorfe Goes und bis 
in die Nähe von Rottwernsdorf hin; in östlicher Richtung aber findet er sei- 
nen nächsten Anknüpfungspunkt in dem die Stadt Pirna tragenden Pläner. 


c. Quadermergel der sächsischen Schweiz auf dem rechten Ufer 
der Elbe. 


Bei Pirna kriecht der untere Pläner unter die Thalsohle ein, um von nun 
an nicht mehr als blosse Decke des Quadersandsteines, sondern vielmehr, den 
Namen «Quadermergelb rechtfertigend, als Einlagerung zwischen oberemund un- 
terem Quadersandsteine zu erscheinen. 

Seine Schichten liegen am rechten Elbufer bei Nieder- und Ober-Posta 
noch unter dem Spiegel der Elbe und kommen im ganzen Elbthale bis über die 
sächsisch- böhmische Gränze hinaus nirgends deutlich zum Vorschein. Dagegen 
erheben sie sich in nördlicher Richtung von Pirna schon dieser Stadt gegenüber 


u Zu en ee tee ee ee ee EEE 


EEE RR EI IRETBEEDEE 


1% Das QUADERGEBIRGE IN SACHSEN 


bei Copitz darüber hinaus, und sind in noch höherem Niveau in dem Wesnitz- 
Thale, besonders auf Zatzschker Gebiete, durch mehrfache Bohr- und andere 
bergmännische Versuche auf Steinkohlen genügend erkannt worden. 

An dem vorletzten Hause von Copitz, dicht an der nach Lohmen führenden 
Strasse, erhält man in einem kleinen Bruche ein Bild im Kleinen von der Be- 
schaffenheit des unteren Quadermergels und seines Verhaltens zum oberen Qua- 
der in der sächsischen Schweiz überhaupt. Man sieht hier von oben nach 
unten: 

2 bis 3 Ellen lockeren Quadersandstein, 

6 Ellen sandige Letten, mit grauen Thonschichten wechselnd, 

einen 12 bis 15 Zoll starken grauen grobkörnigen, kalkigen Sandstein, 
mit grossen Körnern von Glaukonit und Kohlenbrocken, welche 
Bank im Niveau der Strasse liegt, 

darunter gewöhnlichen unteren Pläner, zum Theil mit Kohlenbrocken. 

Jener glaukonitische kalkreiche Sandstein enthält die charakteristischen 
Versteinerungen des untersten Pläners, welchem er zu parallelisiren ist. 

Die eben erwähnten Versuche nach Steinkohlen aber sind nördlich von 
Zatzschke, in dem in den Wesnitzgrund mündenden Zatzschker Thale ausgeführt 
worden. 

In früheren Zeiten wurden hier durch den verstorbenen Herrn von Bur- 
chardi auf Gross- Cotta zwei Bohrlöcher niedergebracht, in welchen man, nach 
dem damals gegebenen Bohrberichte, folgende Schichten durchschnitten hat: 


A. B. 
1. A8 Ellen Sand, 
2. 6 —  Schieferthon, 
3. 2 — Sandstein, 
k. 2 —  Schieferthon, 
5: 2 - Sand, m 
6. 21, -— Schieferthon, u ey 
ze 1 — Kohle, 
8. 45 — Schieferthon, 18 Ellen Schieferthon, 
9. 4 — Sandstein, 5% -— Sandstein, 
10. k — Schieferthon, 13 — Schieferthon, 
44. %, - Sand, 2 — Sandstein, 
12. 5 - Sandstein, welcher 21% - Schieferthon, 
nach unten weiter 45 - Sandstein, 
fortsetzte. Y — Schieferthon, 
3 - Sandstein, welcher 
nach unten weiter 
fortsetzte. 


Unter Nr. 4 scheint diluvialer oder alluvialer Sand gemeint zu sein; ein Theil 
der als Schieferthon aufgeführten Schichten brauste mit Säuren und gehört zu dem 
Quadermergel, und 

Nr. 7 ist ein an Kohlenbrocken reicher unterer Quadermergel, welcher dem kal- 


von H. B. Geinitz. 15 


kigen, glaukonitischen Sandstein von Copitz entspricht und in der Nähe die- 
ses Bohrloches viel mächtiger wird. 
Nr. 42 ist unterer Quadersandstein. 

In den letzten 40 Jahren sind durch den Richter Wehner in Zatzschke in 
dieser Gegend vielleicht zehn ähnliche Versuche angestellt worden. Unter ihnen 
ist besonders ein 204 Fuss tiefes Bohrloch desselben hervorzuheben, bei welchem 
nach Herrn Wehner’s Angabe die Reihenfolge und Mächtigkeit der Schichten etwa 
folgende war: 


1. .— Ellen Kies, 
25116 -  Schieferthon, 
3. 24 -  Kohlensandstein, 
4. 40—12 - Muschelgebirge, 
br Y, —  Schwefelkies, 
6. Y —  Schieferthon, 
7: Yn —  Schwefelkies, 
8. 9 - röthlicher Sandstein, 
9, 50 —  Schieferthon, 
10. — -  weisslicher Sandstein. 


Unter Nr. A ist auch hier diluviales oder alluviales Gerölle zu verstehen ; 
Nr. 2 begreift wahrscheinlich mehrere Schieferthonschichten, wie sie in der un- 
tersten Region des oberen Quaders gewöhnlich sind. 
Nr. 3 ist wohl nichts anderes als oberer Quadersandstein, 
Nr. 4— 7 möchte den unteren Pläner bezeichnen, 
Nr. 8 ist wahrscheinlich ein Plänersandstein, 
Nr. 9 würde dann der Thonschicht zwischen dem unteren Quadermergel und un- 
teren Quadersandsteine entsprechen und 
Nr. 10 ist der untere Quadersandstein selbst. 
Grössere Sicherheit in der Deutung erlaubt ein anderer Versuch, welchen 
Herr Wehner in dieser Gegend unmittelbar am Fusse einer senkrechten Quader- 
sandsteinwand angestellt hat, wo er 4 bis 5 Ellen Mergel, 


2 - Sandstein, 
4 — Mergel, 
3 - Sandstein, 


—  - Mergel durchsenkte. 

Wie man sich noch täglich an den umherliegenden Bruchstücken überzeu- 
gen kann, ist dieser Mergel Plänermergel, und der von ihm eingeschlossene, viele 
Kohlenbrocken führende Sandstein jener bei Copitz auftretende, an Glaukonit und 
Kalk reiche grobkörnige Sandstein, wenn auch bei Zatzschke gegenwärtig in ihm 
der Glaukonit nicht mehr zu erkennen ist. 

Er ist es vorzugsweise, welcher durch den Reichthum an Kohlenbrocken, 
die auch dem ihn umgebenden Pläner nicht fehlen, zu ganz nutzlosen Ver- 
suchen auf Steinkohle verleitet hat. Man wird sich dort wohl mit dem auf- 
gefundenen Mergel begnügen müssen, und schon hat man denselben als Dünge- 
material mit Vortheil verwendet. Die Nachforschungen nach Kalkstein, welche 
Herr Wehner ganz zweckmässig an den oberen Stellen des Zatzschker Grundes 
unternommen hat, haben einen festen Kalkmergel zu Tage gefördert, welcher jenem 


16 Das QUADERGEBIRGE IN SACHSEN 


ganz gleich ist, der neuerdings am nordöstlichen Abhange des Spaargebirges ent- 
deckt worden ist. 

Die oberen, sehr thonigen Schichten des Plänermergels ziehen sich von dem 
Zatzschker Thale aus in südwestlicher Richtung bis in das Niveau der Wesnitz 
herab, wo sie sich zunächst durch zahlreiche Quellen, die über ihnen hervorbre- 
chen, zu erkennen geben. Ohngefähr in derMitte zwischen dem Punkte, an wel- 
chem der von Copitz nach Lohmen führende Fussweg die Chaussee durchschnei- 
det, und der Herrn Herzog gehörigen Mühle, sieht man sie im Bache selbst und 
in einem kleinen Wasserrisse noch anstehen, und hier enthalten sie auch diejene 
Schichten bezeichnenden Versteinerungen: Zähne von Corax heterodon Ag., Oto- 
dus appendiculatus Ag. und Osxcyrhina Mantelli Ag., Schalen von Inoceramus Brong- 
niarti Mant., Lima elongata Sow., Cardita tenuicosta Sow. b. Fitton und Spatan- 
gus planus Mant., welche sämmtlich im Plänerkalke von Strehlen vorkommen. 
Der Plänermergel im Wesnitzbache enthält: 

74,479 im Salzsäure unlöslichen Thon, 
2,177 lösliche Thonerde und Eisenoxyd, 
21,150 kohlensauren Kalk, 
2,194 organische Substanz und wenig Wasser. 
(Geinitz, Quadersandsteingebirge p. 56). 

Selbst an dem rechten Ufer der Wesnitz ist diess Gestein in der neuesten 
Zeit durch einen, natürlich gleichfalls vergeblichen Versuch aufSteinkohlen, wel- 
chen Herr Herzog dicht an seiner Mühle im October d. J. noch fortsetzte, erkannt 
worden. 

An anderen Orten des rechten Elbufers ist der Quadermergel bis jetzt 
noch nicht zum Vorschein gekommen, wiewohl er den ganzen Quadersandstein 
des rechten Elbthales unterlagern mag; auch die in Freiesleben’s Oryktographie 
Hft. 7. p. 204 sich findende Notiz*) kann sich nur auf ein bei Rathewalde an der 
Gränze zwischen Granit und oberem Quadersandstein, allerdings auf dem letzte- 
ren liegendes Gestein beziehen, welches wohl eher zu der über den Quader her- 
ausgeführten Juraformation gehören möchte. 

Bei Lohmen sucht man an der Braussnitz, wie hier die Wesnitz genannt 
wird, vergeblich nach solch einem Mergel, sowie auch den ältesten Leuten des 
Dorfes keine Spur von demselben bekannt ist. 


d. Quadermergel der sächsischen Schweiz auf dem linken Ufer der 
Elbe bis an das rechte Ufer der Gottleube. 


Deutlicher noch als an dem rechten Elbufer tritt das Verhältniss zwischen 
Quadermergel und Quadersandstein an dem linken hervor. Unmittelbar bei 


*) «Dagegen gehört ein sehr mächtiges Lager von dichtem rauchgrrauem Mergel, das ohn- 


weit Lohmen an der Braussnitz (Wesnitz) auf Quadersandstein aufliegt, zum Pläner. Er ent- ° 


hält eingemengte Knollen von dichtem Kalkstein (zum Theil mit interessanten Versteinerungen), 
sowie auch andererseits Mergeltrümmer in den dortigen kalkigen Sandstein einsetzen. Verwittert 
bildet es einen schiefrigen Kalkmergel und wird besonders zum Mergeln der Felder, weniger 
zum Brennen, gebraucht.» (Freiesleben a. a. O.) 


u u u En An 


vox H. B. GeEmttz. 47 


Pirna, und zwar an der Stelle, wo einst das alte Schiesshaus gestanden hat, sieht 
man den deutlichsten Pläner in einer kleinen Schlucht, die sich in dem darüber 
liegenden Quadersandsteine emporzieht. Seine Anwesenheit wird noch eine ganze 
Strecke weit in dem sogenannten Vogelgesange, wie man auch das Wäldchen 
zwischen Pirna und dem Dorfe Vogelgesang nennt, am Fusse der Quadersand- 
steinwand durch Quellen verrathen, und bei Ober - Vogelgesang dicht unter der 
Königsnase wird er von der sächsisch-böhmischen Eisenbahn durchschnitten. 
Noch im Juli 1849 war hier (Station 432) der untere Quadermergel sehr schön 
entblösst und einige 400 Fuss weit zu verfolgen. Bei dem Graben des Grundes 
jener hohen und dicken Mauern, welche ihn jetzt verdecken, gelangte man durch 
Kohlenbrocken führende sandige Plänermergel, in und unter dem Niveau der 
Eisenbahn, auf denselben glaukonitischen, kalkreichen Sandstein, welcher am 
anderen Elbufer bei Copitz und Zatzschke gefunden wird. Er bildet hier mehrere, 
einige Zoll starke Platten, welche ihrer sehr grossen Festigkeit halber den Arbei- 
tern wohl im Gedächtniss bleiben werden. Unter ihm lag ein mergeliger Thon. 
Die thonigen Plänermergel sah man, wie überall, auch hier die sandigen Pläner 
ziemlich bis zu der Höhe der jetzigen Mauer bedecken, und über diesen entwickelt 
sich hoch der obere Quader mit seiner Terebratula octoplicata und den anderen, 
früher genannten Versteinerungen. 

An keinem anderen Orte des Elbthales selbst sah man bis jetzt diese 
Schichten des unteren Quadermergels zu Tage ausgehen. Sie müssen jedoch vor- 
handen sein, müssen sich ganz nahe unter den thonreichen unteren Schichten des 
oberen Quadersandsteins, welche mit Säuren nicht brausen, finden, die sowohl 
Wehlen gegenüber als an der Ziegelei von Thürmsdorf vorkommen, und welche 
die Eisenbahn neuerdings zwischen Königstein und dem vor Schandau gelegenen 
Rietzschgrunde durchschnitten hat. 

Die ganze Ebene des Quadermergels, welche den oberen Quadersandstein 
trägt, hebt sich sowohl von Pirna aus in südöstlicher Richtung bis zu dem Fusse 
des hohen Schneebergs in Böhmen allmälig empor,*) sie senkt sich aber auch 
zugleich nach dem Elbthale zwischen Pirna und Schandau herein. 

Welches Gestein es ist, in welchem der nur 340 Ellen**) tiefe Brunnen 
der 439 Ellen hoch über dem Elbspiegel liegenden Festung Königstein endet, ob 
Quadermergel, ob jene von Naundorf über Thürmsdorf sich vielleicht bis in den 
Felsen des Königsteins verbreitende Thonschicht des oberen Quaders (vgl. Cap I), 
ist unbekannt. So viel ist dagegen gewiss, dass die starke Theresienquelle am 
Königsbrunnen, nach welcher jetzt ein Fahrweg aus dem Hüttengrunde bei Kö- 
nigstein nach Leupoldishain neben der Schlucht sich emporzieht, über dem hier 
wenigstens 20 Fuss mächtigen Pläner und unter dem oberen Quader heraus- 
quillt. Jener Quadermergel tritt auch hier als ein grauer, ocherig gefleckter oder 
geflammter sandiger Mergel auf, welcher zahlreiche Kohlenbrocken und bisweilen 


*) Naumann, geognostische Charte von Sachsen, Section XI. und Erläuterungen hierzu, 
fünftes Heft. 


**) Nach Wiemann; s. Schiffner, Beschreibung von Sachsen, 4845. p. 405. — Nach 
Wiemann ist die Festung Königstein 4444’ Par. — 638,8 Dr. Ellen hoch, die Mündung des Biel- 
baches bei Königstein in die Elbe 346’ Par. — 498. Dr. Ellen. 


.- 


m. 


= 


18 Das QUADERGERIRGE IN SACHSEN 


auch einzelne Glaukonitkörner führt, und welcher nach oben hin, wie überall, 
immer thoniger wird. Da auch der untere Quader hier nicht fehlt, so ist dieser 
Punkt in geognostischer Beziehung jedenfalls ein sehr wichtiger. 

Bei Hermsdorf durchschneidet die hochgelegene Chaussee, welche nach 
Rosenthal führt, ähnliche Schichten des Quadermergels. Dieses den Quadersand- 
stein trennende Glied wird an vielen Stellen der sich von Hermsdorf, Langhen- 
nersdorf, Neundorf, Kritzschwitz, Rottwernsdorf nach Pirna hinziehenden Ge- 
hänge erkennbar. Der unter ihm befindliche Quadersandstein ist in diesen Ge- 
genden meistens jener festere und feinereBildhauersandstein, während der obere 
Quader aus gröberen, loser verbundenen Körnern zusammengesetzt ist. 

Die Bewohner von Langhennersdorf haben den auch hier Glaukonit 
führenden Plänermergel bei dem Graben nach Wasser an mehreren Stellen auf 
der rechten Seite des Dorfbaches entblösst ; in allen Abänderungen und grosser 
Mächtigkeit sieht man den unteren Quadermergel an der rechten Seite einer klei- 
nen Schlucht, welche nördlich von Hennersdorf in der Richtung zwischen Klein- 
Cotta und der nach Hermsdorf gehörigen Windschenke (neuerdings Forsthaus ge- 
nannt) sich in den oberen Quadersandstein hereinzieht. Dünnplattige Plänermer- 
gel bilden die oberen Schichten; stärkere Plänersandsteine, welche auch Kohlen— 
brocken und Glaukonit enthalten, die unteren. 

Zwischen dem Hennersdorfer Wasserfalle und Neundorf bezeichnen mehr- 
fache, zum Theil Kalk absetzende Quellen ein gleiches Gestein. Eine ganze Strecke 
der dortigen Nadelholzwaldung ist durch dieselben in Morast verwandelt, in wel- 
chem das seltene Equisetum Telmateja Ehrh. eine Höhe von mehr als 3 Ellen 
erreicht. 

Man findet diesen Ort am besten, wenn man von den letzten Häusern von 
Neundorf aus das sogenannte Hemmflüsschen verfolgt; denn dieses kleine, den 
Berg herab rieselnde Wasser führt zwischen Laubholzpflanzungen an dem terras- 
senartig angelegten Berge, wo sich auch bisweilen glaukonitische kalkige 
Sandsteine zeigen, an jenen Pläner, der dieses Wasser, selbst in dem heissesten 
Sommer, nicht versiegen lässt. 

Die Mühlsteinbrüche von Neundorf gehören dem unteren Quader an, dess- 
gleichen die Bildhauersandsteinbrüche bei Rottwernsdorf. Sie liegen sämmtlich 
unter dem Quadermergel, welcher als kalkiger Plänersandstein wieder die Berg- 
kuppen bildet, die sich von Krietzschwitz aus nach Neundorf und nach Rottwerns- 
dorf ziehen. In diesem Pläner finden sich, wenn auch selten, Zähne des Corax 
heterodon, häufiger grosse Inoceramen, wahrscheinlich Inoceramus Brongniarti Sow.., 
und die von Arca glabra Sow. kaum zu trennende Arca Ligeriensis d’Orb. 

Zwischen Rottwernsdorf und Pirna endlich streichen die Schichten des un- 

teren Quadermergels an dem Wege aus, welcher nahe dem erstgenannten Dorfe 
an dem Gehänge herabkommt. Sie erscheinen theils als Plänermergel und Pläner- 
sandstein, theils aber auch als jene groben und festen, glaukonitischen und 
kalkreichen Sandsteine. Und sie, welche stets den untersten Quadermergel be- 
zeichnen, enthalten Terebratula conpressa Lam. (gallina Brongn.), eine der verbreite 
testen Versteinerungen dieser Schicht, und Hippuriten, welche in Sachsen und 
Böhmen nur in dem unteren Quadermergel und unteren Quadersandsteine 
zu finden sind. 


vos H. B. Geisıtz. 49 


e. Quadermergel am linken Ufer der Gottleube. 


Wir hatten in einem früheren Abschnitte den Pläner bei Zehista und Goes 
verlassen, und gezeigt, wie derselbe nur die Fortsetzung dessen ist, welcher in 
der Nähe von Meissen beginnt und sich auf dem linken Elbufer über Dresden und 
Dohna bis hierher ohne Unterbrechung verbreitet. Kommen in ihm bei Gross- 
Sedlitz, wie in dem Pläner von Plauen: Ostrea haliotoidea Sow., Ostrea diluviana 
L., Spondylus striatus Sow., Spondylus capillatusd’Arch., Pecten acuminatus Gein., 
Pecten elongatus Lam., Pleurotomaria tescta Mün., Cidarites claviger Mant., Oida- 
rites vesiculosus Goldf., Serpula Plexus Sow., Serpula septemsulcata Reich, Otodus 
appendiculatus Sow. und Oxyrhina angustidens Reuss, noch häufig vor, so findet 
man in dem Pläner von Zuschendorf und Krebs, welcher meistens durch Kohle 
sehr geschwärzt ist, Ostrea Columba Lam., Ammonites Rhotomagensis v. Buch und 
Manon Phillipsi Reuss, welche bei Koschütz gleichfalls gefunden werden. 

Von Pirna aus steigen die Schichten auch an dem linken Gottleubeufer 
allmälig empor. Kurz vor der Walkmühle treten sie daher im Gottleubethale 
zuerst über die Thahlsohle heraus. Der hier in einem früheren, nutzlosen Ver- 
suchsbaue nach Steinkohlen an das Licht gezogene Plänermergel ist ganz derselbe, 
welcher im Wesnitzbache bisweilen zum Vorschein kommt, nur enthält er an der 
Walkmühle noch mehr Versteinerungen. Diese «Ammonites Neptuni Gein., Rostel- 
laria Reussi Gein., Turritella multistriata Reuss, Ringicula cassis d’Orb., Natica vul- 
garis Reuss, Dentalium decussatum Sow., Nucula pectinata Sow., Pectunculus Lens 
Niss., Lima elongata Sow., Pecten membranaceus Nilss. und Inoceramus Brongni- 
arti Sow.» bezeichnen diess thonige Gestein doch gewiss als die obersten Schich- 
ten des unteren Pläners, wenn nicht gar als den oberen Pl.iner selbst. 

Zwischen der Walkmühle und dem zu ihr gehörigen Wehre stehen jene 
festen grobkörnigen, glaukonitischen, kalkigen Sandsteine an, welche zuerst 
bei Copitz angetroffen wurden, und deren in diesen Blättern schon oft Erwäh- 
nung geschah. Auch sie führen Terebratula gallina Brongn. Fast überall auch 
kommt hier der eigentliche Pläner mit mehr oder weniger Kalk- und Thongehalt 
zum Vorschein. Bis an die Brücke, welche zwischen der Walkmühle und der zu 
Rottwernsdorf gehörigen kleinen Mühle eine Strasse nach Goes über die Gottleube 
führt, tritt derselbe, in den tieferen Schichten als Plänersandstein, bis in die Thal- 
sohle herab, lässt aber von nun an den unteren Quader unter sich erkennen. 

In einer von der kleinen Mühle nach Goes aufsteigenden Schlucht ist die 
Ueberlagerung des Quaders durch Plänersandstein noch bemerkbar, und auf den 
benachbarten Feldern, welche zwischen der Schlucht und jenem Dorfe liegen, 
werden die glaukonitischen «Copitzer Sandsteine» nicht selten ausgeackert. 
Nach Rottwernsdorf zu werden die Schichten des unteren Quaders immer mäch- 
tiger und verdrängen die des Quadermergels, so dass dicht vor dem Dorfe nuı 
noch der Quader vorhanden ist. Man bricht diesen hier in dem nach Goes gehö- 
rigen Winkler’schen Sandsteinbruche. 

Dieser feinkörnige, in seinen tieferen Schichten durch Kohlen -Brocken 


9%* 


20 Das QUADERGEBIRGE IN SACHSEN 


und Streifen schwarzgrau gefleckte Quader, in welchem Inoceramus mytiloides und 
Pinna diluviana vorkommen, wird von den Sandsteinen der Goeser Brüche an der 
linken Seitedes bei Rottwernsdorf in das Gottleubethalmündenden Lohmthales nur 
durch einen Sandsteinberg (auf welchem die sogenannten Dreistrichfelder liegen) 
gleicher Art getrennt. Man ist hier bestimmt im unteren Quader. 

Steigt man aber von da in das Lohmthal herab, so ist man nicht weniger- 
staunt, den Halden dieser Brüche unmittelbar gegenüber, an der rechten Seite 
des Thales in einem verhältnissmässig sehr tiefen Niveau ein graues Mergelgestein 
anzutreffen, welches seiner ganzen Beschaffenheit nach nur für Pläner gehalten 
werden kann. Man verlässt diesen Mergel auf dieser Thalseite fast nie, wenn man 
den Bach bis an den Ursprung der Goeser Quellen verfolgt, und er findet sich 
auch in der von Cotta in das Lohmthal herabziehenden Schlucht, wo er gleich- 
falls von Quadersandstein bedeckt ist. Am mächtigsten ist er in dem ersten der 
beiden Thäler an den Goeser Quellen zu sehen, welche über ihm entspringen und 
von wo das Wasser an den Goeser Sandsteinbrüchen vorbei, über die Dreistrich- 
felder hinweg, in einer Röhrenleitung nach dem Dorfe Goes geführt wird. 

Seine unteren Schichten haben durch ihren Reichthum an Kohlenbrocken 
auch hier zu vergeblichen Versuchen auf Steinkohlen Veranlassung gegeben. 
Nicht selten enthalten dieselben Glaukonitkörnchen eingesprengt und man 
kann überhaupt diess Gestein durch nichts von dem Pläner unterscheiden. Dieser 
Mergel liegt an jenen Quellen in einem höheren Niveau als die Pläner des Dorfes 
Goes, von welchem er sonach recht füglich als die Fortsetzung angesehen werden 
kann. Er senkt sich aber mit dem Lohmbache nach und nach so tief unter die 
Schichten des unteren Quadersandsteines der Goeser Steinbrüche herab, dass 
man versucht ist, zu glauben, man habe in ihm ein Gestein, welches unter dem 
unteren Quader liegt, also der Lage nach dem Galt entspricht. Der Quader- 
sandstein desHoffmannschen Bruches, welcher über diesem Mergel zu liegen scheint, 
unterscheidet sich wenig von dem Bildhauersandsteine der Goeser Brüche an der 
linken Seite des Lohmthales; auch sind die in ihm vorkommenden Versteiner- 
ungen «Pinna dilwiana Schloth., Limapseudocardium Reuss, ein Inoceramus, viel- 
leicht I. Lamarcki Brongn., Pinna Cottai Gein., Spatangus cor anguinum Lam. und 
Spongia Sasconica Gein.» noch nicht geeignet, ein sicheres Resultat in Bezug auf 
das Alter gerade dieses Sandsteins zu geben ; sie sprechen vielleicht eher für 
oberen Quader. 

Unwillkührlich aber drängt sich dem Beobachter dieser Gegend die An- 
sicht auf, dass durch das Emportreten des Basaltes am Cottaer Spitzberge gerade 
hier eine Schichtenverrückung eingetreten sei, dass nämlich dieser Mergel der 
wahre Pläner sei, welcher über den Quader der Goeser Brüche gehört, dass bei 
der Erhebung des Cottaer Berges ein Riss in der Quadersandstein-— und Pläner — 
decke entstand, welcher das an seinem Anfange gleich sehr tiefe und schmale 
Lohmthal bildete, und dass die zwischen demselben und Gross-Coita gelegenen 
Schichten des Quaders und Pläners in die Tiefe herabsanken. Ob das starke Fal- 
len dieses Quadermergels an der rechten Seite des Thales bei den Goeser Quel- 
len schon eine Folge dieser Katastrophe war, oder ob es erst später durch andere 
Ursachen eintrat, lasse ich dahin gestellt sein. Versteinerungen kennt man aus 
diesen Schichten noch nicht. 


vox H. B. Gemitz. 21 


Der Cottaer Basaltberg ist von einem Plänerringe umgeben, der nur auf der 
Klein-Cottaer Seite nicht geschlossen ist. Er ist durch den Basalt in ein höheres 
Niveau getragen worden, als sein ursprüngliches war. In seinen oberen Schich- 
ten erscheint er als fester dünnplattiger Steinmergel, welcher zwischen dem Dorfe 
Gross-Cotta und der Cottaer Ziegelei, also auf der südwestlichen Seite des Berges, 
einen niedrigen Wall bildet;*) und es istnicht unwahrscheinlich, dass man in ihm 
den Repräsentanten des oberen Pläners oder Plänerkalkes habe. Doch fehlen 
zur Zeit noch Versteinerungen. 

In etwas tieferem Niveau ist der untere Quadermergel deutlich ausgespro- 
chen. Es finden sich seine thonigen Plänermergel mit ihren Schaalen des Inoce- 
ramus mytiloides und Glaukonit führenden Knollen ; noch tiefer nehmen die Schich- 
ten an Sandgehalt zu und enthalten zum Theil nicht selten faustgrosse Stücken 
von Pechkohle, zum Theil aber auch gröbere glaukonitreiche kalkige Sand- 
steine. In den letzteren sah ich einen Pecten, welcher wahrscheinlich P. quin- 
quecostatus Sow. ist, und Terebratula gallina. Sämmtliche Schichten des unteren 
Quadermergels wurden in der neuesten Zeit an der nordwestlichen Seite des Ber- 
ges, sowie in dem Hofe und Lustgarten des Rittergutes Gross-Cotta mehrfach auf- 
geschlossen. Man hat diese Nachforschungen dem regen wissenschaftlichen Eifer 
des Herrn und der Frau von Burchardi und ihren Bemühungen, am Fusse des 
Berges Wasser zu finden, zu danken. Diese Schichten, durchschnittlich 7 bis 16 
Ellen mächtig, werden im Lustgarten von einem schwachen, gegen 1 Fussdicken, 
groben Sandstein überlagert, welcher, seines Reichthums an Terebratula octopli- 
cata wegen, wohl nur für oberen Quader gehalten werden kann. 

Ein für unsere gegenwärtigen Betrachtungen besonders wichtiger Punkt aber 
liegt an der Südseite des Cottaer Berges, nahe derZiegelei. Man gräbt hier einen 
mergeligen Thon, dessen oberste Lagen mit Säuren nicht brausen, während der 
Kalkgehalt mit der Tiefe zunimmt. Dieser Thonmergel, welcher ohngefähr 8 Fuss 
Mächtigkeit haben soll, wird besonders zu Dachziegeln verwendet. Als Decke dar- 
über findet sich hier der in diesen Blättern oft schon genannte grobe kalkige Sand- 
stein mit Körnern von Glaukonit. Es ist genauderselbe, welcherbei Copitz, 
an der Walkmühle bei Pirna und an anderen Orten des Gottleubethales erscheint. 
Er bildet hier eine 12 bis 14 Zoll starke feste Platte, welche zwar am Bergabhange 
nur eine kleine Strecke weit zu verfolgen ist, jedoch mit den glaukonitischen kal- 
kigen Sandsteinen unter dem Cottaer Rittergute noch in Verbindung stehen mag. 
Terebratula gallina findet sich auch hier. 

Schreitet man von hier aus dem Ladenberge bei Berggieshübel zu, so ge- 
langt man sehr bald in die Schichten jenes lockeren grobkörnigen Sandsteines, 
welcher die Höhe dieses von der Chaussee durchschnittenen Berges bildet. Lässt 
schon sein ganzes Ansehen und das Vorkommen der Terebratula octoplicata die- 
sen Sandstein als oberen Quader erkennen, so findet man für diese Bezeichnung 
desselben noch eine weitere Bestätigung einige 100 Schritte unterhalb der Höhe 
des Berges an der rechten Seite der nach Berggieshübel herabführenden Chaussee. 
Hier tritt an einer kleinen Entblössung der rothe Porphyr unter dem, gegen diess 


*) Diese Stelle war vor 6 Jahren am besten entblösst, jetzt ist sie wieder verwachsen 
doch sieht man noch Bruchstücke des Pläners umherliegen. 


22 Das QUADERGEBIRGE IN SACHSEN 


Gestein einfallenden, demnach überstürzten, Thonschiefer hervor. Beidesind von 
einigen horizontalen Bänken Quadersandsteins überlagert. Ein mergeliger Thon, 
der diesen bedeckt, jenem an der Cottaer Ziegelei entsprechend, und der unver- 
kennbarste Plänermergel darüber, beide zusammen gegen 8 Ellen mächtig, tren- 
nen auch hier den unteren Quadersandstein von dem oberen. 

Ein ähnliches Vorkommen des Quadermergels soll einige 100 Schritte wei- 
ter östlich von dieser Stelle entfernt an einer starken Quelle zu beobachten sein. 

Das beiliegende Profil zwischen Berggieshübel, dem Cottaer Spitzberge 
und der Walkmühle bei Pirna wird die hier beschriebenen Verhältnisse zwischen 
Quadersandstein und Quadermergel noch augenscheinlicher machen, als es die 
Worte dem mit der Gegend Unkundigen vermögen. 

Doch bevor ich diese interessante Gegend, die man alsSchlüssel zum Ver- 
ständniss der ganzen sächsischen Schweiz betrachten kann, verlasse, muss ich 
noch eines Umstandes gedenken. 

Wahrscheinlich auch um Kohlen zu graben, hatte in der jüngsten Zeit ei- 
ner der Bewohner von Neundorf, Namens Kretzschmar, auf dem sogenannten Mi- 
lanenfelde, einer östlich von Gross- Cotta unterhalb der Cottaer Bildhauersand- 
steinbrüche, und zugleich unterhalb des Quadermergels des jenseitigen Gehänges 
einen thonigen Mergel, vielleicht Quadermergel, 3 Ellen tief erschlossen, und war 
unter diesem wieder auf Sandstein gestossen, während sie, der Beschreibung des 
Mannes wenigstens nach, durch den 4 Fuss mächtigen glaukonitischen Sandstein 
bedeckt gewesen waren. 

Es würde diess eine neue verführerische Thatsache sein, diese Schichten, 
gleichwie den Mergel im Lohmthale als unter dem Bildhauersandsteine liegend zu 
betrachten, wäre es nicht auf der anderen Seite gerade hier viel wahrscheinlicher, 
besonders auch wegen des angeblich gleichzeitigen Vorkommens jeneskalkreichen 
glaukonitischen Sandsteins, dass diese Schichten des Quadermergels sich erst 
nach der Bildung dieses kleinen Thales abgelagert haben. 


von H. B. Geinıtz. 23 


IV. 
DER UNTERE QUADERSANDSTEIN. 


Schon in den früheren Abschnitten ist hier und da des unteren Quader- 
sandsteines Erwähnung geschehen, in welchem, wie schon mehrfach angedeutet 
worden ist, gleichfalls glaukonitische Schichten zu finden sind. Bei einer 
mehr loseren Beschaffenheit sind sie als Grünsand, bei einem festeren Zusam- 
menhange aber als Grünsandstein zu bezeichnen. 


a. Der untere Quadersandstein im linken Elbthale zwischen 
Meissen und Pirna. 


Im linken Elbthale begegnen wir dem unteren Quader zuerst zwischen 
Costebaude und Leiteritz, wo er als feinkörniger, zahlreiche Glaukonitkörn- 
chen führender lichter Grünsandstein auftritt. Deröstlichste Punkt, an wel- 
chem man ihn hier kennt, ist bei Costebaude, auf dem Weinberge des Friedrich- 
städter Hegereiters, Herrn Heinicke. Unfern davon wurde er später bei dem Gra- 
ben eines Brunnens, an dem von Costebaude nach Leiteritz führenden Wege, am 
Bergabhange bei dem Bormann’schen Hause, hervorgezogen. Ohne Unterbrechung 
zieht er sich nun von hier unter den Plänerhöhen fort bis an den Anfang der von 
Leiteritz nach Mobschatz herabführenden Schlucht, wo er aufGneiss und Porphyr- 
conglomerat aufliegt. Dieser Sandstein, der in einem Steinbruche zwischen der 
Hauptschlucht und einem Seitenthale derselben gebrochen wird, nimmt in seinen 
oberen Schichten an Glaukonitgehalt ab, in seinen tieferen dagegen daran zu. 
Die letzteren aber sind in der Hauptschlucht nahe bei Leiteritz zu beobachten, 
wo ein früherer Versuchsstollen auf Steinkohlen einige Schichten von mergeligem, 
gelblich-grauem Schieferthon mit einer 8 bis 140 Zoll starken Lage kohliger Letten 
(Quaderkohle) als die älteste Bildung des unteren Quaders zum Vorschein ge- 
bracht hat.*) 

Wie der ganze, von Costebaude bis in das Gottleubethal vorkommende 
untere Quadermergel im Allgemeinen auf unterem Quadersandsteine ruht, wenn 
er sich auch an mehreren Orten über denselben noch hinaus verbreitet, diess be- 


*) Naumann, Erläut. Heft 5. p. 347. 


94 Das QUADERGEBIRGE IN SACHSEN 


weisen die vielen Punkte, an welchen man ihn auf diesem Landstriche erkannt 
hat. An mehrfachen Stellen tritt er zunächst unter seiner Plänerdecke hervor, 
welche der Zschoner Grund, zwischen Merbitz, Bodnitz (Bodomus), Pennrich, 
Ockerwitz und Unzewitz, durchschneidet. 

Zwischen dem Zschoner und dem Plauenschen Grunde wurde seine An- 
wesenheit durch den Bau des Elbstollns, der von dem Zaukeroder Steinkohlen- 
werke bis nach Priessnitz führt, am deutlichsten nachgewiesen. Dieser Stolln ist 
von seinem Mundloche aus, also von Priessnitzer Seite, etwa 420 Lachter (2989 
Fuss, weit im unteren Pläner (Plänermergel undPlänersandstein), dann aber 365 
Lachter (= 2555 Fuss) weit im glaukonitischen Sandsteine und Conglomerate 
getrieben worden, worauf er den Syenit erreicht hat (Naumann Erläut. Heft 5. 
p- 348). 

Man hatte hier Gelegenheit, wohl zu bemerken, wie jener grünkörnige 
Sandstein meistens derselbe war, welcher bei Leiteritz bricht, während er öfters 
auch durch dunklere Färbung, grösseren Thongehalt und Aufnahme von Conglo- 
meraten dem früher beschriebenen Grünsande des Tunnels von Oberau auf- 
fallend ähnlich wurde. Eine scharfe Trennung beider von einander lässt sich kaum 
rechtfertigen. Denn da an der Gränze des unteren Quaders und unteren Pläners 
solch ein dunkler Grünsand auch an andern Orten von Deutschland, z. B. bei 
Goslar und in Westphalen, vorkommt, und die unteren Schichten des unteren 
Quaders gleichfalls oft reich an Glaukonit sind, so werden beide da in einander 
verschwimmen müssen, wo der untere Quader nicht mächtig ist. Die Versteiner- 
ungen, welche man in dem Elbstolln gefunden hat, stimmen theils mit den ge- 
wöhnlichen des unteren Quaders überein (durch Pecten asper Lam., Ostrea Co- 
lumba Lam., Pecten aequicostatus Lam., Spongia Saxonica Gein.), theils aber auch 
mit denen des unteren Pläners (durch Ostrea haliotoidea Sow., Ostrea conica Sow.., 
Spondylus striatus Sow., Terebratula gallina Sow.). 

Solch ein glaukonitischer Sandstein wurde nach Naumann (Erl. Hit. 
5. p. 348.) bei Ober - Gorbitz unweit des 7ten Lichtloches des Elbstollns, sowie 
auch an der Gränze zwischen Pesterwitz und Pennerich aufgefunden. 

Ueber dem rechten Gehänge desPlauenschen Grundes bricht man den un- 
teren Quader in einem Steinbruche, der in den Feldern zwischen dem Dorfe Ko- 
schütz und dem bewaldeten Bergabhange, Teltschen gegenüber, liegt. Er ist frei 
von Glaukonit, führt aber die gewöhnlichste Versteinerung des unteren Quaders, 
nämlich den dem Inoceramus concentricus Sow. sehr ähnlichen Inoceramus stria- 
tus Mant. In ihm liegt zugleich eine zur Beurtheilung des Alters der Conglomerat- 
schichten des Elbstollns nicht unwichtige Thatsache vor. Die aufgedeckte Wand 
des gelblich- weissen Sandsteines wird nämlich durch faust- bis kopfgrosse, 
ganz zersetzte Syenitgeschiebe, welche sich in verschiedenen horizontalen Li- 
nien zusammengruppiren, undeutlich in einige mächtige Bänke gesondert; sie 
aber sind von einer an solchen Geschieben sehr reichen losen Sandschicht bedeckt. 
Diese Conglomeratschicht, welche auch unter dem Dorfe Koschütz in einem Brun- 
nen 4 Ellen tief durchsunken worden ist, die sich ferner in der von Grassr's Villa 
emporlaufenden Schlucht findet, soll nach Naumann (Erläut. Hft. 5. p. 349) we- 
sentlich mit dem Conglomerate des Elbstollns übereinstimmen, das in der Nähe 
des öten Lichtloches durchfahren worden ist. 


von H. B. Gemtz. 25 


Besser ist sie in einem verlassenen Bruche am Waldsaume selbst über dem 
Quadersandsteine zu finden, welche Stelle noch das Interesse gewährt, dass sie 
den auf ihr ruhenden Pläner noch sehen lässt, den man in dieser Gegend doch 
gewöhnlich unmittelbar auf Syenit antrifft. Es liegt dieser Ort ganz nahe dem 
verlassenen Koschützer Kalkofen, und, von ihm aus den kleinen Fussweg in das 
Laubholz einschlagend, welches die Bergwand über der Pulvermühle bekleidet, 
gelangt man zu den sogenannten Muschelfelsen. Diese viel besuchten An- 
häufungen des Pectunculus obsoletus Goldf. und einiger anderen Muschelarten, die 
in einer festen Quadersandsteinmasse zusammen verkittet sind, kann man wohl 
nur als frühere Spaltausfüllungen im Syenite betrachten. Ganz nahe dabei, allein 
oberhalb des Fussweges, trifft man mehrfache Brocken des Quaders unter der 
Moosdecke an, und zwar sowohl den wegen seiner schwarzbraunen Flecken so 
benannten Tigersandstein, als auch einen von dem Leiteritzer nicht abwei- 
chenden Grünsandstein. 

Südlich von Koschütz beginnt bei Zschiedgen eine Kette von Hügeln, die 
in der Richtung von Nordwest nach Südost durch die Höhe bei Zschiedgen, den 
1022 Fuss hohen Horkenberg, den 1061 Fuss hohen Goligberg (Göligberg, goldne 
Höhe) und den 10146 Fuss hohen Zughübel bei Pabisnau (Pabstenau) bezeichnet 
wird. Diese Hügel bestehen aus dem unteren Quadersandsteine, der an seinem 
steilen südwestlichen Abhange auf dem Rothliegenden, oder am Goligberge auf 
einem Thonsteinporphyr aufliegt, nach Nordosten aber mit nur schwacher Neigung 
unter die versandeten Schichten des unteren Quadermergels einschiebt. Eine 
durchschnittlich 2 bis 5 Fuss mächtige, bisweilen sandige Thonschicht bewirkt in 
dieser Gegend fast überall die Trennung des unteren Quaders von dem, meist als 
Plänersandstein erscheinenden Quadermergel. 

Der Quader des Horkenberges wird: in den westlich von Bannewitz 
gelegenen Brüchen, welche theils nach Klein- Naundorf, theils Herrn v. Könneritz 
auf Nöthnitz und Herrn v. Burgk auf Burgk gehören, gebrochen. Der Bruch des 
Herrn von Burgk ist es, wo über drei zu gröberer Bildhauerarbeit benutzten 
Bänken eines hellen festen Sandsteines jene Thonschicht 5 Fuss Stärke erreicht, 
und wo über derselben in einem überaus feinen losen Sande oder lockeren Sand- 
steine Millionen verkieselter Wurmröhren der Serpula Plexus begraben wurden. 

Am nördlichen Abhange des Goligberges liegt der grosse, Herrn van der 
Becke auf Bärenclause gehörige, Welschhufaer Bruch, in dem eine 7 bis 8 Ellen 
mächtige Sandsteinbank sich gleichfalls zu gröberen Bildhauerarbeiten trefflich 
eignet. Zwei Ellen jener Thonschicht trennen dieselbe auch hier von dem sandi- 
gen Quadermergel, welcher in den kalkreicheren von Goppeln verläuft. Die tief- 
sten Schichten aber des Welschhufaer Quaders, die in der Nähe des Porphyrs 
vorkommen, sind wiederum nicht frei von Glaukonit. 

Zwischen der goldnen Höhe und Rippjen liegt an dem südlichen Abhange 
des Goligberges der nach seinem früheren Pachter oft noch jetzt so benannte Hil- 
ler’sche Bruch. Der achtellige Quader, den man hier bricht, ist nicht mehr so 
weiss, wie jener in den vorher bezeichneten Steinbrüchen, sondern wird man- 
nigfaltig röthlich gefärbt und von ziegelrothen Adern durchzogen. Die ihn dek- 
kende sandige Thonschicht, die in vier Ellen Höhe allınälig in Plänersandstein 
übergeht, ‚enthält viele Nieren eines sandigen Rotheisensteins mit runzeliger oder 


26 Das QUADERGEBIRGE IN SACHSEN 


warziger Aussenfläche und feinem Rotheisensteinsande im Innern. Grün- 
sandstein ist hier eben so wenig als an dem Horkenberge gefunden worden. 

Dagegen wird der Quader, welcher am westlichen Ende des Dorfes Ripp- 
jen in einem kleinen Bruche noch jetzt, sowie der, welcher früher (1840) am öst- 
lichen Ende desselben gebrochen wurde, durch Aufnahme von kleinen Glaukonit- 
körnern zu einem lichten Grünsandsteine, und denselben Sandstein trifft 
man noch gegenwärtig in einem kleinen Bruche hinter dem Hause des Müllers 
und Schänkwirths in Eutschütz an. 

Ueberall sind diese grünen Schichten: die tiefsten des unteren Quaders, 
welche denen von Leiteritz in jeder Beziehung gleichen. 

Weiter unten im Thale, in dem zur Brauerei von Nöthnitz gehörigen Plä- 
nersandsteinbruche von Rosentütz hat man vor etwa 40 Jahren Quadersandstein 
der Tiefe entnommen. 

In ähnlicher Weise sieht man ihn noch über den Schichten desRothliegen- 
den im Kaiditzer Thale, wo er sich, zum Theil als Grünsandstein, bis zuder 
Obermühle unterhalb Cunnersdorf und in der, nach Kaiditz zulaufenden Boderit- 
zer Schlucht herabzieht (Naumann Erläut. Hft. 5. p. 353). 

Der Quader des Zughübels ist am besten in den Brüchen westlich vor Pa- 
bisnau entblösst, allein grüne Körner zeigen sich nicht in ihm. Nur in dem Dorfe 
selbst sah man früher in einer, jetzt mit Wasser erfüllten Grube den grünen 
Sandstein. 

Recht reich'an Glaukonitkörnern, wie beiCostebaude, kommt dieser 
in einem Wasserrisse zum Vorschein, der vom Dorfe Gaustritz nach dem unter 
Goppeln gelegenen Thale führt, wo er abermals auf Rothliegendem aufliegt.- 

Dass der Grünsandstein in dieser Gegend nicht selten ist, geht schon 
daraus hervor, dass man ihn hier von Zeit zu Zeit zur Besserung von Wegen be- 
nutzt, und an allen Punkten, wo zwischen Gaustritz, Golberode und Goppeln die 
Auflagerung des Quaders auf dem Rothliegenden sichtbar wird, fehlt auch der 
Grünsandstein nicht. Am jenseitigen Gehänge hat man ihn bei Goppeln wenig- 
stens noch nicht beobachtet, wenn auch vor mehreren Jahren nahe dem Riet- 
schel’schen Plänerbruche deutlicher Quadersandstein von weisser Farbe hier ge- 
brochen wurde. Oestlich und westlich von Golberode übrigens ist auch die san- 
dige Thonschicht über dem Quader stets dessen treue Begleiterin. 

Der ganze Quadersandstein zwischen dem Plauenschen Grunde und Lock- 
witzthale, dessen Verbreitung bis unter die Stadt Dresden bereits nachgewiesen 
worden ist, hat, mit Ausnahme der erwähnten Abänderungen, eine grosse Ein- 
förmigkeit. SeineFarbe ist durchschnittlich gelblich-weiss, bisweilen in’s Bräun- 
liche fallend, und besonders bei Pabisnau sehr reich an Eisenoxydhydrat; sein 
Korn ist fein und gleichartig, seine Festigkeit ziemlich gross, sein Thongehalt ge- 
ring; kohlensaurer Kalk fehlt ihm ziemlich ganz. Die Versteinerungen, welche 
man in ihm fast überall antrifft, sind folgende : Pecten aequicostatus Lam., Osirea 
carinata Lam., Ammonites Mantelli Sow., Terebratula gallina Sow. (seltener) und 
Scyphia subreticulata Mün., (welche man sämmtlich in Sachsen noch niemals über 
den unteren Pläner hat aufsteigen sehen,) Pinna diluviana Schloth., Mytilus Nep- 
tuni (Cardium N.) Goldf., Avicula anomala Sow. b. Fitt., Ostrea Columba Lam. 
und Inoceramus siriatus Mant., diegewöhnlichsten Arten, Spongia Saxonica Gein., 


| 
| 
| 


von H. B. Geimitz. 27 


in ihrer schönsten Entwickelung, grossen Hirschgeweihen ähnlich, bei Welsch- 
hufa, und Holzstämme mit Bohrlochausfüllungen von Gastrochaenen. Die oberen 
Schichten enthalten nicht selten Serpula septemsulcata Reich und Lima pseudocar- 
dium Reuss. 

Von dem Lockwitzer Grunde an bis in das Thal der Seidewitz, die sich 
bekanntlich bei Pirna in die Gottleube ergiesst, wird der Quadersandstein fast 
überall durch Plänersandstein verdrängt, und die ganzen buntfleckigen mergeligen, 
selten aber glaukonitischen Sandsteine, welche die Gehänge des Lockwitzer 
Thales zu beiden Seiten zwischen Sobrigau (Söbrigen), Lockwitz, Klein-Borthen 
und Burgstädtel bedecken, scheinen eher dem Plänersandsteine als dem Quader- 
sandsteine zugerechnet werden zu müssen. Sie sind auch hier, wie es bei Gitter- 
see, zwischen Rippjen und Goppeln und in Goppeln selbst der Fall war, durch 
eine mehrere Fuss mächtige Thonschicht (welche meistens Plasticität besitzt) von 
plattenförmigem Zwickpläner (vielleicht oberem Pläner) getrennt. 

Nur im Südosten von Pabisnau auf einer Kuppe südlich von Burgstädtel 
und in der Nähe von Gorknitz in einem Holze, welches westsüdwestlich vom 
Dorfe gelegen ist, trifft man wieder wahren unteren Quader mit seiner monoto- 
nen gelblichen Farbe und mit seinen Versteinerungen an. 

Bei Dohna scheint er durch einige Schichten von Sandstein und Quarz- 
conglomerat vertreten zu werden, welche am rechten Ufer der Müglitz zwischen 
Granit und Pläner hervorstossen, und an dem Fusswege von Dohna nach Gross- 
Sedlitz den zerrütteten Granit überlagern (Naumann Erläut. Hft. 5. p. 354). 

Weit mächtiger und ausgedehnter tritt der untere Quader bei Zuschendorf 
auf, wo man ihn an der nach Liebstadt führenden Chaussee als einen festen, 
lichtgelben Sandstein unter seine Plänerdecke einschiessen sieht, und Naumann 
beobachtete ihn in dieser Gegend sowohl an beiden Seiten des Bahregrundes als 
ein festes quarziges Gestein, als auch an einer Prallstelle der Bahre, unter dem 
vonDohma nach Zuschendorf laufenden Fahrwege, wo er ein grobes Conglomerat 
mit Geschieben von Granit, Schiefer und anderen Gesteinen bilden soll (Naumann 
Erläut. Hft. 5. p. 35%). 


b. Der untere Quadersandstein auf der linken Elbseite in der 
sächsischen Schweiz. 


Von Zuschendorf und Dohma zieht sich der untere Quader in östlicher 
Richtung unter dem Quadermergel der Goeser Höhe nach der Gegend von Rott- 
wernsdorf, um von hier aus, vielleicht nur mit Ausnahme der kurzen Strecke 
zwischen dem Lohmthale und dem aus dem Gottleubethal nach Gross-Cotta em- 
porführenden Fahrwege, ohne Unterbrechung das linke Gehänge der Gottleube 
bis an den Ladenberg bei Berggieshübel zusammenzusetzen. Hier aber ist er, 
wie früher gezeigt worden ist, von dem Quadermergel und oberen Quader be- 
deckt, welcher letztere wohl vorzugsweise die Zehister Wände schuf. 

Die Goeser Brüche an der rechten Seite des Lohmthales stehen im unteren 
Quader. 


28 Das QUADERGEBIRGE IN SACHSEN 


Dieser, besonders in den letzten Jahren Behufs feinerer Bildhauerarbeiten 
hier gebrochene feinkörnige Sandstein (Bildhauersandstein) hat einen geringen 
Gehalt an kohlensaurem Kalk, und nähert sich sowohl durch sein feinesKorn und 
durch grösseren Thongehalt, als auch durch die ihn häufig durchziehenden bräun- 


lichen und grauen Flecken einiger Maassen dem Plänersandsteine. Von Verstei- | 


nerungen sind in ihm Inoceramus mytiloides Mant., Lima pseudocardium Reuss, 
Pinnadiluviana Schloth. und Pinna Oottai Gein., Spongia Saxonica Gein. und Höh- 
lungen mit bituminöser Kohle und den als Sclerotites von Geinitz beschriebenen Bohr- 
lochausfüllungen die gewöhnlichsten. Pecten aequicostatus Lam., Ostrea carinata 
Lam., Scyphia subreticulata Mün. kennt man hier nicht. 

Weder die Sandsteinbrüche von Gross-Cotta, welche nordöstlich vom 
Dorfe am Fusse des Berges liegen, noch die mehr an der Ostseite des Berges ge- 
legenen Klein-Cottaer Brüche lassen irgend einen Unterschied von dem Bildhauer- 
sandsteine der Goeser Brüche erkennen. Auch sie liegen in der Region des un- 
teren Quaders, welche an dem jenseitigen Gehänge bei Rottwernsdorf und Neun- 
dorf durch den auf dem nämlichen Bildhauersandsteine aufliegenden Quadermer- 
gel ganz sicher bestimmt ist. 

Der unter dem Pläner liegende Quadersandstein verbreitet sich von dem 
Gottleubethale aus nach dem Bielaer Grunde, der ihn durchschneidet, bis unter die 
Höhe des hohen Schneeberges in Böhmen, schen von Tetschen. 

Da es von Wichtigkeit ist, die Versteinerungen des oberen Quaders genau 
zu kennen, um auch in dieser Beziehung den Unterschied von dem unteren im- 
mer fester zu begründen, so sollen hier die Versteinerungen angeführt werden, 
welche an dem über dem Pläner gelegenen hohen Schneeberge aufgefunden wor- 
den sind, und mit Hülfe des gewöhnlichen Führers auf diesen Berg, des Schuh- 
machers aus dem Dorfe Schneeberg, noch jederzeit aufgefunden werden können. 
Sie sind: «Terebratula octoplicata Sow., Pecten quadricostatus Sow., die gewöhn- 
lichsten Arten ; Pecten multicostatus Nilss. (zweifelhaft, doch ziemlich wahrschein- 
lich), Lima canahfera Goldf. (wenn nicht Limamulticostata Gein.), Spatangus sub- 
orbicularis Defr., (die drei letzten sind nur in den obersten Kreidebildungen zu 
finden), Inoceramus mytiloides Mant. (selten), Ostrea columba Lam. und Spongia 
Saxonica Gein., welche drei letztgenannten auch im unteren Quader vor- 
kommen.» 

Vielleicht mit Ausnahme des Lampersteines, Müllersteines, Katzsteines 
und Rothsteines, scheint der ganze Sandstein zwischen dem Bielaer Grunde und 
Zwieselbache in der Nähe des Schneeberges, der in den Gunnersbach bei Gun- 
nersdorf verläuft und zwischen dem Pfaffensteine und Quirl in die Biela mündet, 
unterer Quader zu sein. 

Welche Partien aber zwischen dort und dem Elbthale von Königstein auf- 
wärts bis an die böhmische Gränze dem unteren oder oberen Quadersandsteine 
zuzurechnen sind, liess sich bis jetzt noch immer nicht genau feststellen. Eben- 
sowenig aber hat sich jemals in diesem Gebiete Glaukonit gezeigt. 


— 


von H. B. Geinıtz. 29 


c. Unterer Quadersandstein zwischen Tharand und Niederschöna, 
Dippoldiswalda und Gross - Oelsa. 


Professor Naumann sagt in den Erläuterungen zu Section X der geognosti- 
schen Karte von Sachsen, 1845, p. 362: «Südwestlich vom Bassin des Rothliegen- 
den, bei Gross- Opitz, besonders aber im Tharander Walde und in der Gegend 
von Gross-Oelsa, findet sich der Quadersandstein in ununterbrochener Lagerung 
theils auf Gneiss und Thonschiefer, theils aufPorphyr ruhend. Es unterliegt wohl 
gar keinem Zweifel, dass alle diese und die weiter nach Südosten (im Gebiete von 
Section XI) auftretenden Parcellen des Quadersandsteines ursprünglich einer zu- 
sammenhängenden Decke angehörten, welche ihrerseits wiederum mit denen, 
unter der Plänerdecke des linken Elbufers liegenden Sandsteinschichten im Zu- 
sammenhange gestanden haben mag, bevor durch die letzten Erhebungen des 
Erzgebirges diejenigen Zerreissungen und Auswaschungen des Terrains zur Aus- 
bildung gelangten, welche in unseren gegenwärtigen Thälern vorliegen.» 

Es sind diese Gegenden sowohl durch den verstorbenen Oberforstrath 
Cotta und den Professor Bernhard Cotta,*) als auch durch ausgezeichnete Männer 
von Fach, welche in Freiberg**) gelebt und gewirkt haben, so ausgebeutet und 
genau beschrieben worden, dass mir nur wenig noch übrig bleibt, über sie zu 
bemerken. Diese Kürze lässt sich hier wohl noch um so eher rechtfertigen, als 
in diesem ganzen Terrain bis jetzt nur ein einziger Punkt bekannt worden ist, 
wo Glaukonit auftritt. Diess ist, nach Naumann (Erläut. Hft. 5. p. 365), in 
dem westlich von Grüllenburg an der Chaussee gelegenen Steinbruche der Fall, 
wo die Strasse nach Hetzdorf abgeht. «Man sieht» nach diesem Beobachter «hier 
über dem unteren, mächtig geschiedenen Sandsteine eine 5Fuss starke, mit Por- 
phyrtrümmern und Glaukonit gemengte Schicht von grobem quarzigem Sand und 
Grus, welche von plänerartig-plattenförmigem Sandsteine bedeckt wird.» 

Aller Quadersandstein zwischen Tharand und Niederschöna, Dippoldiswalda 
und Gross-Oelsa, dessen Verbreitung auf Section X und XI der geognostischen 
Karte von Sachsen genau erörtert ist, kann seinen Versteinerungen nach nur un- 
tererQuader sein, welchem er aus geognostischen Gründen bereits zugesellt wor- 
den ist. 

Pecten aequicostatus Lam. und Ostrea carinata Lam., die besten Leite- 
muscheln für ihn, findet man fast überall; Hippurites Saxoniae Röm. und Hippu- 
rites Germari Gein., welche sowohl in dem Tharander Walde wie auch bei Malter 
und Ober-Hesslich (Ober-Hässlich) nördlich von Dippoldiswalda nicht selten sind ; 
Fungia coronula Goldf., ebenso von Niederschöna, wie aus dem Quader von Gop- 
peln bekannt, Pecten notabilis Goldf. und Pecten digitalis Röm., im Tharander 
Walde zu finden, Pecten Cometa d’Orb., eineseltene, bei Malter vorkommende Art, 


*), Vgl. dessen geognostische Wanderungen, 1836. 


**) Vgl. Naumann, Erläuterungen zur geognostischen Karte von Sachsen. — Freiesle- 
ben, Magazin für die Oryktographie von Sachsen, Hft. 7 und 41. 


30 Das QUADERGEBIRGE IN SACHSEN 


Pecten acuminatus Gein., welcher im unteren Quader vieler Orte erkannt worden 
ist, Mytilus Galliennei d’Orb., beiDippoldiswalda gefunden, Ostrea haliotoidea Sow. 
und Spondylus striatus Sow., diese alle sah man sich noch niemals über die unte- 
ren Schichten des unteren Quadermergels erheben. Dagegen finden sich mit ih- 
nen auch solche Versteinerungen vor, welche jüngere Schichten mit älteren ge- 
mein haben; von diesen nenne ich nur: Nautilus elegans Sow. (bei Niederschöna 
vorkommend), Ostrea diluviana L., Ostrea semiplana Sow., Inoceramus striatus Mant.., 
Pinna diluviana Schloth., Pinna Cottai Gein., Ostrea (Exogyra) Columba Lam. und 
Spongia Saxonıca Gein. 

Bei Wendisch-Carsdorf in der Dippoldiswaldaer Haide enthält der Quader 
in seiner obersten Schicht (dem sogenannten Oberschaalstein) des dortigen Stein- 
bruches eine zweite Art Seeschwamm, Spongia Ottoi Gein., von welcher der Ent- 
decker, Herr von Otto auf Possendorf, dem Kön. Mineraliencabinete zu Dresden 
prächtige Exemplare geschenkt hat, sowie in einer tieferen Bank, die bei gelb- 
licher oder weisser Farbe durch zahllose gelbliche Streifen und Flecken ausge- 
zeichnet ist, eine seltene Algel, Keckia cylindrica v. Otto, welche, ungetheilten 
Stücken, dicken Federspulen, auch grossen Blutegeln nicht unähnlich ist. 

Beide Sandsteinbänke aber sind hier durch mehrere Schichten des soge- 
nannten Mittelsteines getrennt, welcher ziemlich weiss ist und durch viele grobe 
Quarzkörner hier und da in eine Kieselbreccie übergeht. 

Ein anderes Interesse gewährt der bei Paulsdorf nordwestlich von Dippol- 
diswalda gelegene Sandsteinbruch, dessen Quader unmittelbar auf dem Gneisse 
ruht. Wie mir ein zuverlässiger Beobachter*) unter Beilegung der nöthigen Be- 
legstücken neuerdings berichtete, so ist die Reihenfolge der Schichten in dem et- 
wa 10 Minuten südwestlich von Paulsdorf auf einer Höhe nahe am Walde liegen- 
den Bruche von oben aus folgende: 

Unter dem Abraume liegt: 

1. eine stückige und bröckelige Schicht braunschwarzen oder ie arzgrauen 
Schieferthones, 2 bis 3 Fuss; 
2. ein bräunlicher glimmerreicher Sandstein, der sogenannte faule Stein, mit 
Unmassen von grossen und kleinen Holzstämmen ;**) 
3. und 4. Sandsteinbänke mit groben Quarzgeschieben ; 
. und 6. glimmerreicher Sandstein von mittlem Korne; 
7. und 8. glimmerreicher, sandiger schwarzgrauer Schieferthon. 

Alle diese Schichten zusammen nehmen die Höhe von 16 Ellen ein. 

Jene unter 4., 7. und 8. aufgeführten schwarzgrauen Schieferthonlagen 
veranlassten den Besitzer des Bruches zu einem, auch hier verunglückten Ver- 
suche auf Steinkohlen. Nach den Angaben des Unternehmers wurden von der 
Sohle des Steinbruches aus folgende Schichten durchsunken : 


| Or 


*) Herr von Otto auf Possendorf. 

**) Bruchstücke derselben: haben nicht selten bei 2 Fuss Länge 42 Zoll Stärke und wei- 
chen von denen, welche im unteren Quader von Bannewitz und Welschhufa oft mit Bohrloch- 
ausfüllungen versehen (Geinitz Charakteristik Taf. 3 4. 5.), gefunden werden, nicht wesentlich 
ab. Mit ihnen liegen Zweige und wahrscheinlich dazu gehörige Früchte von Geinitzia cre- 
tacea Endl. zusammen, einer Nadelholzart, die fast in allen Schichten der Kreideformation 
vorgekommen ist. ‘ 


von H. B. GeimITz. 31 


3 Ellen schwarzer, lettiger, glimmerreicher Sandstein, 


11 - wirklicher Sandstein, 
3 - schwärzliche Thonletten, 
3 - grober Sandstein, 
k  - rothe Letten, 

Gneiss. 


Aehnlich wie hier zeigte sich auch bei Paulshain, wohin der Paulsdorfer 
Quader in westlicher Richtung fortsetzt, eine schwarze glimmer- und sandreiche 
Lettenmasse, welche grosse Klüfte, die den dortigen Sandstein trennen, theilweise 
ausfüllt und den angränzenden scharfkörnigen Sandstein einige Zoll weit schwarz 
gefärbt hat. 

Die Schichten von Paulsdorf und Paulshain sind die untersten Schich- 
ten desunteren Quaders und sie erinnern sehr lebhaft an die viel bespro- 
chenen und beschriebenen *) Schichten von Niederschöna nordöstlich von Freiberg. 
Cotta fand dort die Anordnung der Schichten von oben nach unten im Steinbruche 
zunächst dem Dorfe, wie bekannt, in folgender Weise: 

1. Feinkörniger Sandstein 6 — 8 Fuss; 
Schieferthon mit Pflanzenresten 2 — 4 Fuss; 
Feinkörniger Sandstein 3 — 6 Fuss; 
Schieferthon mit Pflanzenresten %, — 3 Fuss; 

. Feinkörniger Sandstein, Baustein, 8 — 12 Fuss; 

6. Gneiss. 

Unter den bei Niederschöna vorkommenden fossilen Pflanzenresten ver- 
dienen besonders genannt zu werden: Credneria cuneifolia Bronn, Pterophyllum 
saxconicum Reich und Pterophyllum eretosum Reich, Cunninghamites oxycedrus Presl, 
eine Früchte tragende Cupressinee, Cupressinea insignis Gein., welche Reich Ly- 
copodites insignis, Rossmässler Lycopodium strobiliferum, Sternberg Bergeria minula 
nannteundBronn als Conites beschrieb, Pecopteris linearis Reich, Pecopteris Schönae 
Reich und Chiropteris Reichi Rossm. (Haliserites Sternb.) 

Solche Süsswasserbildungen aber, wie diese Schieferthonschichten inmit- 
ten des unteren Quadersandsteines, einer so entschiedenen Meeresbildung, be- 
zeichnen überall, wo sie vorkommen, die nahe Küste des alten Continents. Wie 
noch heut zu Tage in die jetzigenMeere, so mündeten Flüsse auch in das frühere 
Quadermeer ein, Schlamm aller Art mit sich führend, welcher sich zwischen die 
Meeresabsätze, gewiss auch öfters gewaltsam, wie vielleicht bei Paulshain, ein- 
drängte. . Jene Pflanzenreste in ihnen, die das damalige Festland schmückten, 
wurden durch die Strömung der Flüsse mit fortgerissen und in dem Schlamme, 
der ihnen noch jetzt seine schwarzgraue Farbe verdankt, begraben. 

Die zahlreichen versteinerten Stammstücken aber und Kohlenbrocken, die 
man inmitten der ausgedehnten Quadersandsteinmassen, allermeist von Bohr- 
würmern benagt, noch auffindet, zeigen uns hinlänglich, dass auch ein grosser 
Theil jener Landpflanzen von dem heimatlichen Boden weit fort geführt worden 


*) Cotta, geognost. Wand. I. p. 57. u.a a. O. — Naumann, Erl. Hft. 5. p. 366 368. — 
Geinitz, Quadersandsteingebirge p. 55. 


32 Das QUADERGEBIRGE IN SACHSEN 


ist. Es gehören die Hölzer des Quadersandsteines sowohl den Familien der 
Nadelhölzer und Palmen, als auch den Dicotyledonen an. 

An anderen Orten in diesen Blättern ist schon ähnlicher Süsswasserbil- 
dungen, wie derer von Paulsdorf und Niederschöna gedacht worden. Icherinnere 
nur an den Schieferthon und die Quaderkohle bei Leiteritz, an den Schieferthon 
von Weissig, nördlich von Pillnitz (vergleiche den folgenden Abschnitt), den bei 
Waltersdorf in der Nähe der Lausche, und erwähne schlüsslich, dass man auch 
bei Erligt, nördlich von Niederschöna ein 10 bis 20 Zoll mächtiges Flötz jener 
kohligen Letten, und 7 Ellen unter derselben ein zweites von gleicher Mächtigkeit 
und Beschaffenheit aufgefunden hat. 

Sie haben mehrfach zu Nachgrabungen oder Bohrversuchen nach Stein- 
kohlen Veranlassung gegeben. Diese jedoch wird man im Gebiete der sächsischen 
Kreideformation niemals finden. Die Quaderkohle aber, wie man die hier vor- 
kommende Kohle bezeichnen müsste, hat noch an keinem Orte, wo sie bis jetzt 
sich gezeigt hat, Brauchbarkeit zu technischen Zwecken und Reichhaltigkeit inih- 
rem Vorkommen gezeigt. Ueberall ist sie zu lettenreich, überall eine zu lokale, 
zu untergeordnete Bildung. 

Welcher denkende Mann aber könnte sich wohl nach Beachtung der hier 
gegebenen Winke noch verleiten lassen, aus dem Vorkommen von Kohlenbrocken 
im Gebiete des Quadersandsteingebirges auf das Vorhandensein eines Kohlenla- 
gers darunter Schlüsse zu ziehen und zur Ausbeutung desselben sein Geld nutz- 
los vergeuden zu wollen? 

Das Treibholz, welches auf den Wogen eines Meeres umherirrt, kann uns 
wohl die Pflanzen verrathen, welche an der Küste wachsen, eswirdunsaber nie- 
mals auf einen untermeerischen Wald hinweisen. 

Der wissenschaftliche Irrthum endlich, den man damit beging, dass man 
die Schieferthon-Schichten von Niederschöna früher der Wealdenformation paral- 
lel gestellt hat, schreibt sich’vorzüglich daher, dass der untere Quadersandstein 
Sachsens immer dem unteren Grünsande von England verglichen wurde, an wel- 
chem Irrthume freilich die bis vor wenig Jahren noch immer sehr ungenügende 
Kenntniss dieses englischen Grünsandes in England selbst ihren grossen Antheil 
mit hat. Jetzt aber weiss man nach sorgfältigerem Studium der Versteinerungen, 
dass der untere Grünsand in England dem Neocomien in Frankreich oder dem 
Hils in Hannover und Braunschweig entspricht, welche Bildung in Sachsen gänz- 
lich fehlt, und dass der untere Quadersandstein von Sachsen nur dem oberen 
Grünsandsteine von England gleichgesetzt werden kann. Unter dem Hils erst liegt 
die Sachsen gleichfalls mangelnde Wealden- oder Wälderformation, von welcher 
die neueren Untersuchungen zur Genüge gelehrt haben, dass sie als oberstes Glied 
der Juraformation zu betrachten sei, und nicht mehr, wie früher geschah, zu der 
Kreideformation gerechnet werden könne. 


d. Unterer Quadersandstein auf der rechten Elbseite. 


Eine isolirte, auf Granit und Mandelstein aufliegende Sandsteinpartie, 
welche nördlich von Pillnitz bei Weissig vorkommt, kann man nach ihren Ver- 


es 


von H. B. Gemitz. 33 


steinerungen nur für unteren Quader ansehen. Denn es finden sich hier die für 
ihn so charakteristischen Fossilien: Peeten aeqwicostatus Lam. und Pecten notabi- 
lis Mün., Inoceramus striatus Mant., ganz wie bei Welschhufa und Koschütz, Li- 
ma pseudocardium Reuss und Avicula anomala Sow. b. Fitton, die im unteren Qua- 
der fast nirgends fehlen, mit Ostrea Columba Lam., Spongia Saxonica Gein. und 
einigen anderen Versteinerungen, die der obere Quader mit dem unteren gemein 
hat. Terebratula octoplicata Sow. und Pecten quadricostatus Sow. sucht man bei 
Weissig vergebens. Auch hier kommen Schieferthonschichten mit Pflanzen vor, 
welche denen von Paulsdorf und Niederschöna entsprechen. Ueber sie sagt der 
Entdecker derselben, Herr von Gutbier, in seiner geognostischen Beschreibung 
des Zwickauer Schwarzkohlengebirges, 1834, p. 155: «Zwischen der nördlich 
von Weissig gelegenen Hügelkette und demDorfe ist vordem ein Versuch aufKoh-- 
len gemacht worden. Man fand hier, nächst sehr glimmerreichem Sandsteine mit 
Pflanzenresten, Gesteine genau wie der Mergel von Niederschöna bei Freiberg und 
ebenso Spuren der dort vorkommenden Pflanzen — deutlich Pecopteris Schönae 
Reich. » 

Dagegen ist auf dem ganzen übrigen Raume der rechten Elbseite zwischen 
Pirna und Herniskretzschen, wo sich der Quader von Copitz aus über Liebethal 
nach Dittersbach allmälig emporzieht, um sich zwischen Dürr-Röhrsdorf, Hohn- 
stein, Waitzdorf, Altendorf und Hinter-Hermsdorf an dem Granite emporzurich- 
ten*) und an seiner Gränze zum Theil von der älteren emporgerissenen Jurafor- 
matjon überdeckt zu werden, noch keine Thatsache bekannt, welche den unteren 
Quader hätte mit Sicherheit erkennen lassen. Der ganze hier so mächtige Sand- 
stein muss oberer Quader sein, welcher sich von der sächsischen Gränze aus dann 
sowohl in südlicher als in südöstlicher Richtung nach Böhmen und in die sächsi- 
sche Oberlausitz verbreitet. 

Dafür sprechen namentlich auch die geognostischen Verhältnisse in der 
Umgegend von Kreibitz in Böhmen, wo nicht nur oberer Quader zu finden ist, 
sondern auch noch eine Bildung auftritt, welche in Sachsen fehlt, nämlich der 
obere Quadermergel; es sprechen hierfür die an den verschiedensten Orten zwi- 
schen dem Elbthale und der nordöstlichen Gränze des Quadersandsteines aufge- 
fundenen Versteinerungen, unter denen Terebratula octoplicata Sow., seltener Te- 
rebratula Mantellianea Sow., Pecten quadricostatus Sow., Lima canalıfera Goldf. 
oder Lima multicostata Gein , Inoceramus Brongmiarti Sow., Inoceramus mytiloides 
Mant., Pinna diluviana Schloth., Ostrea Columba Lam., Höhlungen von Cidari- 
tenstacheln, Spongia Saxconica Gein. und jene Höhlungen, welche mit Kohlen- 
brocken und Bohrlochausfüllungen erfüllt sind, die bedeutendste Rolle spielen. 

Glaukonit fand sich im ganzen Gebiete dieses Quaders noch nie. 


e. Quadersandstein und Quadermergel der sächsischen Oberlausitz. 


Wie in dem vorigen Abschnitte schon gesagt worden ist, bildet der Qua- 
dersandstein der Oberlausitz nur die Fortsetzung dessen, welcher von dem Elb- 


*) Cotta, geognost. Wand. II. 1838. 


34 Das QUADERGEBIRGE IN SACHSEN 


thale zwischen Pirna und Tetschen aus in ost-süd-östlicher RiehtungüberKreibitz 
und Böhmisch -Kamnitz bis in die Gegenden von Spittelgrund, südlich von 
Grottau und Gabel in Böhmen weiter fortsetzt. 

In der sächsischen Oberlausitz nimmt er, an seiner nördlichen Gränze zum 
Theil am Granite emporgerichtet, übrigens mehrfach von Klingsteinen und Basal- 
ten durchbrochen, den Flächenraum ein, welcher etwas westlich von der Lausche 
beginnt und durch die Dörfer Waltersdorf, Johnsdorf, Oybin, Lückendorf und 
Hain bezeichnet wird. Ziemlich überall scheint er von Quadermergel getragen 
zu werden. 

Das ansehnliche Dorf Lückendorf ruht fast ganz auf diesem Gesteine, das 
seinen Versteinerungen nach wahrscheinlich unterer Quadermergel ist. Sowohl öst- 
lich als westlich vom Dorfe, namentlich aber auf Wünschens Höhe, hat man, Be- 
hufs der vergeblichen Nachforschung nach einem brauchbaren Kalksteine, Pläner- 
sandstein und plattenförmigen Pläner zum Theil mit mehr als 45 Procent kohlen- 
sauren Kalkes in einem Steinbruche entblösst. 

Nach einem früheren Berichte des Herrn Anton Hallbauer an das königl, 
Ministerium des Innern, die Untersuchung auf mineralische Brennmaterialien 
und Düngemittel betreffend, 1840, hat in dem sogenannten Wiesengrunde am 
Fusse des Hochwalds die Olbersdorfer Gewerkschaft einen 60 Ellen tiefen Schacht 
zur Auffindung von Kalkstein abgeteuft, jedoch mit demselben nur einige, 6 bis 
8 Zoll mächtige Schichten jenes kalkigen Sandsteines gefunden. 

Nach demselben Beobachter hat man ferner an der sogenannten Kümmel- 
wiese, nahe an der Strasse von Zittau nach Gabel, mit einem Stolln circa 30 Ellen 
auf einer dergleichen kalkigen Sandsteinschicht aufgefahren, ohne ein günstiges 
Resultat in Bezug auf Kalkgewinnung zu erlangen. Dieses Gestein war der äch- 
teste untere Pläner, wie er bei Plauen, Koschütz und am Heller bei Dresden ge- 
funden wird. 

Man hat diese Schichten gleichfalls im Dorfe Hain beim Graben von Brun- 
nen (im oberen Dorfe) und Kellern erkannt. 

Glaukonit fehlt in diesem Quadermergel zwar nicht ganz, doch ist er zu 
untergeordnet, um hier Berücksichtigung zu verdienen; dagegen enthält er nicht 
selten Kohlenbrocken. Zu seiner Würdigung soll hier noch angeführt werden, 
welche Versteinerungen aus ihm erlangt worden sind. 

Serpula Plexcus Sow. fand ich in diesen Schichten an der Strasse von Zittau 
nach Leipa am sogenannten Pferdeberge und in dem Pläner der Kümmelwiese; 
Pecten laevis Nilss., ganz wie im Pläner von Plauen und Goppeln, wurde im Brun-— 
nen von Hain und an anderen Orten entdeckt; Pecten curvatus Gein., wie in dem 
Pläner von Plauen, Niederwartha und Gross-Cotta, ein anderes Pecten, entweder 
Pecten notabilis oder Pecten striato-costatus Goldf., undeutliche Hippuriten und kleine 
Ostreen, welche letztere auch anderwärts im unteren Pläner häufig sind, fanden 
sich an mehreren der bezeichneten Orte. 

Durch die Lage dieser kalkigen Schichten gegen den Qnadersandstein lässt 
sich nun leicht bestimmen, dass fast der ganze Sandstein der sächsischen Ober- 
lausitz oberer Quader ist, wofür auch sein meist grobes Korn und meist locke- 
res Gefüge sprechen. Der merkwürdig feste, zu Mühlsteinen so gesuchte Sand- 
stein in den Johnsdorfer Brüchen, welcher durch Berührung mit Basalt die Säu- 


von H. B. Geinurz 35 


lenform des letzteren angenommen hat, ist wohl auch hierdurch gerade von dem 
anderen so abweichend fest geworden. In diesem findet man Ostrea Columba 
Lam., Ostrea diluviana L. und eine Lima, welche wahrscheinlich Lima canalıfera 
Goldf. ist. 

Nur den Sandstein bei Waltersdorf, sowohl an dem nordöstlichen Fusse 
der Lausche, als auch auf der anderen Seite des Dorfes, wo er in dem sogenann- 
ten rothen Bruche am besten zu beobachten ist, kann man nicht für oberen Qua- 
der halten. Hier zeigt sich deutlich der feinkörnige untere Quader des linken 
Elbthales mit seinen bekannten Versteinerungen wieder: Inoceramus striatus 
Mant., Terebratula gallina Brong., Avicula anomala Sow., Pecten membranaceus 
Nilss., Pinna diluviana Schloth., Ostrea diluwviana L., Spongia Saxonica Gein. und 
Cardium hillanum Sow. 

In dem rothen Bruche bei Waltersdorf ist es auch, wo sich über den eisen- 
schüssigen Sandsteinbänken jene früher erwähnte 1'/;, Fuss mächtige Schiefer- 
thonschicht mit zahlreichen Pflanzenresten vorfindet, die das Analogon der be- 
schriebenen Schichten von Weissig, Paulsdorf und Niederschöna ist. 

Von Glaukonit aber ist im Gebiete des eigentlichen Quadersandsteins 
der Oberlausitz noch keine Spur zu entdecken gewesen. 


3* 


36 Das QUADERGEBIRGE IN SACHSEN 


V. 


ÜBER DEN MITTLEREN GLAUKONITGEHALT DER VORZÜGLICH 

GLAUKONITREICHEN VARIETÄTEN VON MERGEL UND SANDSTEIN 

IM BEREICHE DER SÄCHSISCHEN KREIDEFORMATION, UND ÜBER 
DEN GEHALT IHRES GLAUKONITES AN KALI. 


Die glaukonitreichen Schichten im Bereiche der sächsischen Kreideforma- 
tion lassen sich, wie in den vorhergehenden Blättern gezeigt worden ist, auf fol- 
gende Gruppen zurückführen : 

a. Grünsandstein, ein durch kleine Glaukonitkörnchen lichtgrün ge- 
färbter Quadersandstein. 

b. Grünsand, ein durch Glaukonitkörnchen und fein vertheilte Kohle 
dunkel-grau-grün gefärbter thoniger Sandmergel. 

c. Glaukonitischer kalkiger Sandstein, ein sehr festes, ge- 
wöhnlich aschgraues Gestein, das aus scharfkörnigen Quarzkörnern, von der 
Grösse eines Hirsekorns bis zu der einer Erbse, und Glaukonitkörnern von mitt- 
lerer Grösse besteht, die durch ein kalkreiches Bindemittel zusammen verkittet 
sind und nicht selten Brocken von Pechkohle in ihr Gemenge mit aufgenommen 
haben. 

d. Glaukonitische Pläner, sandige Kalkmergel, mit vereinzelten 
Glaukonitkörnchen in ganz unconstantem Verhältnisse. 

e. Glaukonitische kalkreiche Knollen des unteren Pläners. 

a. Der Grünsandstein bildet überall, wo er vorkommt, nur die un- 
tersten Schichten des unteren Quaders, und zeigt sich namentlich da, wo dieser 
unmittelbar auf dem Rothliegenden ruhet. Er würde am leichtesten in den be- 
reits bezeichneten Gegenden des linken Elbufers bei Costebaude, Leiteritz, Cun- 
nersdorf, Boderitz, Eutschütz, Rippjen, Gaustritz, Golberode und Pabisnau, wo 
man demselben im Allgemeinen eine Mächtigkeit von etwa 4 Fuss zuschreiben 
muss, zu erhalten sein. 

Sein Reichthum an Glaukonit nimmt in der Regel von unten nach oben 
hin ab. Die sub 1 beiliegende Probe von Leiteritz ist von mittlerem Gehalte. 


von H. B. Geinıtz. 37 


Die längere Einwirkung der Atmosphärilien auf dieses Gestein lässt den 
Glaukonit ganz allmälig verwittern. Die kleinen rundlichen und stumpfeckigen 
Körnchen desselben zerblättern in lauter concentrische Kugelhüllen, und das Ei- 
senoxydul des Glaukonites verwandelt sich dabei in Eisenoxydhydrat, wodurch 
die grünliche Farbe des Gesteines in eine lichtbräunliche nach und nach verändert 
wird. Doch bedarf es zur gänzlichen Zersetzung gewiss mehrerer, wenn nicht 
vieler Jahrzehnte. 

Um den mittleren Gehalt dieses Gesteines an Glaukonit zu erfahren, blieb 
kein anderes Mittel übrig, als die eingesprengten Körnchen desselben zu zählen. 
Man kann sie nämlich wegen der fast vollkommenen Uebereinstimmung ihres 
specifischen Gewichtes mit dem des Quarzes und dem des Kalkspathes nicht durch 
Schlämmen abscheiden; sie lassen sich aber eben so wenig auf chemischem 
Wege von ihren Begleitern vollständig trennen, besonders auch, weil ein Theil 
von ihnen schon der Verwitterung unterlegen ist. Zwar üben verdünnte Säuren 
fast gar keine Wirkung auf diesen unzersetzten Glaukonit aus, und man könnte 
durch sie einen Theil des vorhandenen kalkigen Bindemittels auflösen; allein auch 
nur einen Theil des letzteren, da ein solches ausser dem Kalke stets auch Thon- 
erde und Kieselerde enthält. Hat aber die Zersetzung des Glaukonites schon be- 
gonnen, wie diess an allen Orten der Fall ist, so bleibt auch Kieselsäure des 
Glaukonites zugleich mit zurück. Und eben so vergeblich, wie es bei dem rohen 
Steine der Fall ist, wird man nun bei dem mit verdünnter Säure behandelten 
durch einen Schlämmprocess zu einem reinen Glaukonite gelangen. 

Auch starke Säuren (Salzsäure, Salpetersäure, Königswasser) greifen den 
frischen Glaukonit, selbst in der Hitze, sehr wenig an und man wird nach 
dreistündigem Kochen den grössten Theil desselben ziemlich unverändert finden. 

Durch Glühen aber schliesst man dieses Gestein am schnellsten auf. Eine 
gelinde Rothglühhitze reicht hierzu vollkommen aus. Hat man z. B. 10 Gramm 
eine Viertelstunde lang im offenen Tiegel so stark erwärmt, so kann man auch 
sicher darauf rechnen, dass nach höchstens einstündigem Kochen mit Königswas- 
ser von allen Bestandtheilen des Gesteins nur schneeweisse Kieselsäure, zum 
Theil als Quarzkörner, zum Theil aus dem Glaukonite ausgeschieden, zurück- 
bleibt. Natürlich verwandelt sich bei dem Glühen an der Luft das Eisenoxydul 
des Glaukonites in Eisenoxyd, wodurch die ursprüngliche Verbindnng der Be- 
standtheile dieses Minerales aufgehoben wird. 

Ein Pariser Quadratzoll des Grünsandsteines von Leiteritz, den 
man in dem sub 1 beifolgenden Bruchstücke als Repräsentanten für alle Grün- 
sandsteine Sachsens betrachten muss, enthält 1280 — 1920 — 2560 — 3200 
Glaukonitkörnchen, im Mittel also 2255. Da die Quadratwurzel aus dieser Zahl 
47,48, und die Cubikzahl von 47,48 gleich 107067,4 ist, so enthält 1 Pariser 
Gubikzoll 107067,4 solcher Körnchen. Die Grösse derselben differirt von 0,003 
— 0,004 — 0,005 und 0,006, im Mittel also 0,0045 Pariser Zoll. Berechnet man 
aber nach diesen Zahlen den Procentgehalt, so findet man, dass dem Volumen 
nach in diesen Grünsandsteinen von Sachsen durchschnittlich 
0,98 Procent Glaukonit enthalten sind. 

Um nun den Gehalt des Glaukonites an Kali zu bestimmen, wurden die 
verschiedenen Bestandtheile des ganzen Sandsteines möglichst sorgfältig untersucht 


38 Das QUADERGEBIRGE IN SACHSEN 


und bestimmt. Ein anderes Verfahren blieb wegen der Unmöglichkeit, den Glau- 
konit selbst rein zu erhalten, nicht übrig. 

Der Gang, der bei dieser Untersuchung, sowie bei den folgenden einge- 
schlagen wurde, ist folgender: Der pulverisirte lufttrockene Sandstein wurde 
gewogen, schwach geglüht und wieder gewogen. Der durch das Erwärmen ent- 
standene Verlust an Wasser war durch die eingetretene höhere Oxydation des 
Eisens nothwendig um etwas verringert worden, worauf indess hier keine Rück- 
sicht genommen werden konnte. In einem Glaskolben wurde durch Kochen mit 
Königswasser alles Lösbare gelöst und der Rückstand gewogen. Aus der Lösung 
wurden Eisenoxyd und Thonerde durch Ammoniak,' Kalk durch oxalsaures Ammo- 
niak,Magnesia durch phosphorsauresNatron und, nach vorsichtigerVerflüchtigungder 
Ammoniaksalze, das Kali durch Platinchlorid gefällt. Für die immer mitSchwierigkei- 
ten verbundene, vollständigeAusscheidung der Magnesia wurde möglichste Sorge ge- 
tragen, und von dem Vorhandensein des Kali’s überzeugte man sich ausserdem noch 
auf andere Weisen, z. B. durch Fällung desselben mit einer alkoholischen Lösung 
von Weinsteinsäure. Auf solche Weise gelangte man zu dem folgenden Resultate: 


40 Gramm des lufttrockenen Grünsandsteines verloren bei schwacher 


Rothglühhitze: . . . 0,146 Gramm. 
Der Rückstand nach dan Kaene in Königs- 
wasser betrug . . 9,446 - 
DieLösung anne ni ok 0,325 - 
Man bekam kohlensauren Kalk . . . . 0,022 = 
phosphorsaure Magnesia (Mg 2 e) . ,..,0,00M - 
metallisches Platin . . . . 200 - 
Diese Zahlen entsprechen 
in 10 Grammen: in 100 Grammen: 

einem Glühverluste vn . . 0,14600 1,4600 
in Säuren unlöslichem sen 9,44600 94,4600 
Eisenoxyd und Thonerde . . . 0,32500 3,2500 
TE NN 0,1230 
Maomesiar E92 2082022000256 0,0256 
Kalı 20.0.2. 0. en 2.207100000257 0,0047 
9,93233 99,3233 


Da nun die fast vollkommene Uebereinstimmung des specifischen Gewich- 
tes des Glaukonites mit dem seiner Begleiter einen Vergleich der dem Volumen 
nach gefundenen Bestandtheile des Grünsandsteines mit den dem Gewichte nach 
erhaltenen gestattet, so ergiebt sich aus der Rechnung, dass 

der Kaligehalt des Glaukonitesin diesem Grünsandsteine 
0,48 Procent beträgt, der Gehalt an Magnesia aber 2,16 Procent. 

Gehörte der ganze gefundene Kalk dem Glaukonite an, so enthielte der 
letztere 12,51 Procent von ihm, eine Zahl, die jedenfalls zu gross ist. Sicher bil- 
det ein Theil dieses Kalkes, sowie auch ein grosser Theil der gefundenen Thon- 
erde, das Bindemittel dieses Grünsandsteines. 

b. Der oben charakterisirte Grünsand, welcher im Gebiete der säch- 
sischen Kreideformation hauptsächlich an dem westlichen Ende des Tunnels von 


von H. B. Geinitz. 39 


Oberau und in dem Zaukeroder Elbstolln aufgefunden worden ist (s. a. a. O.), 
zerfällt an der Luft zu einer sandig-thonigen oder thonig-sandigen Masse. Die 
Zersetzung schreitet ebenso vor, wie es bei dem Grünsandsteine gezeigt worden 
ist. Es bedarf auch hierzu einer längeren Zeit, denn noch gegenwärtig, bereits 
nach 40 Jahren seiner Ausförderung, kann man sich, selbst von der Aussenfläche 
der Halden, die den Tunnel bedecken, von ihm Stücken verschaffen, welche fast 
ganz ihr früheres Ansehen , sowie ihre frühere Festigkeit ziemlich erhalten 
haben. 

Die sub 2 beiliegende Probe jenes Grünsandes aus dem Tunnel von Obe- 
rau ist erst im October dieses Jahres Behufs einer Untersuchung desselben den 
Halden entnommen worden. 

Ein Pariser Quadratzoll dieses ae enthält 1820 — 2560 — 3200 
— 3840 — 4480 — 5120 — 6400, also im Mittel 3917 Körnchen von Glaukonit. 
Da die Quadratwurzel aus dieser Zahl 62,58, und die Cubikzahl hiervon 
245125,86 ist, so giebt die letztere Zahl die Menge der Glaukonitkörnchen in 
einem Cubikzolle an. Ihre Grösse beträgt 0,005 — 0,006 — 0,007, im Mittel 
demnach 0,006 Pariser Zoll. Berechnet man aus diesen Zahlen den Procentgehalt, 
so ergiebtsich, dass der Grünsand des Tunnels von Oberau dem Volu- 
men nach durchschnittlich 5,29 Procent Glaukonit enthält, eine 
Zahl, welche für die wenigen anderen diesem Grünsande entsprechenden Gesteine 
in Sachsen ebenfalls gilt. 


6 Gramme dieses lufttrockenen Grünsandes verloren bei schwacher 


Rothglühhitze: . . . - 0,434 Gramm. 
Der Rückstand nach dem Kochen.i in Königs- 
wasser betrug . . 3,125 - 
Die Lösung enthielt Fischäzgd untl Thonsisde 0,950 - 
Man bekam kohlensauren Kalk . . . . 1,378 - 
phosphorsaure Magnesia (Mg2P) . . 0,080 - 
metallisches Platin . . . . 2...» 0,0045 - 
Diese Zahlen entsprechen aber 
in 6 Grammen: in 400 Grammen: 
einem Glühverluste vn . . 0,4340 — 7,2000 
in Säuren unlöslichem Rückstande 3,1250 — 52,0833 
Eisenoxyd und Thonerde . . . 0,9500 — 15,8333 
kohlensaurem Kalk . . . . . 4,3780 — 22,9666 
EEE ae > 00, oe Bad — 0,1000 
ee se LEN — 0,0146 
5,9170 98,1948 


Da der grösste Theil des Kalkes in dem Grünsande von Oberau als koh- 
lensaurer Kalk enthalten ist und die Menge des kieselsauren Kalkes im Glaukonite 
dieses Gesteines verhältnissmässig eine sehr geringe Rolle spielen muss, so ist 
hier der ganze Kalk gleich als kohlensaurer Kalk aufgeführt worden. 

Vergleicht man nun auch hier wieder die Menge des dem Volumen nach 
bestimmten Glaukonites mit der in Gewichtsprocenten erhaltenen Menge an Kali, 
so ergiebtsich, dassder Glaukonit des Grünsandesaus dem Tunnelvon 


k0 Das QUADERGEBIRGE IN SACHSEN 


en wie ernoch gegenwärtig von den Halden zu erlangen ist, 
22 Erden Kali enthält. 


c. Der oben unter c beschriebene glaukonitische kalkige Sand- 
stein gehört dem unteren Quadermergel der sächsischen Schweiz an. Man fin- 
det denselben an den letzten Häusern von Copitz, gegenüber Pirna ; er zeigt sich 
im Elbthale selbst sowohl dicht beiPirna, in der Gegend des ehemaligen Schiess- 
hauses, und man durchschnitt ihn bei Ober-Vogelgesang unter der Königsnase. 
Man sieht ihn am rechten Gehänge der Gottleube zwischen Rottwernsdorf und 
Pirna nahe dem letztgenannten Dorfe, bei Neundorf in der Nähe des Hemmflüss- 
chens und an anderen, früher bezeichneten Orten. Das linke Gehänge der Gott- 
leube lässt ihn zwischen der Walkmühle bei Pirna und dem nahe gelegenen 
Wehre erkennen, am schönsten aber ist er in und bei Gross-Cotta, besonders an 
der zu diesem Dorfe gehörigen Ziegelei zu finden und zu technischen Zwecken zu 
erlangen. Höchst wahrscheinlich aber unterlagert er, wie schon früher gezeigt 
worden ist, den grössten Theil der Quadersandsteinfelsen der ganzen sächsischen 
Schweiz. Seine Mächtigkeit beträgt durchschnittlich Y, bis 4%, Pariser Fuss. 

Diess Gestein ist leichter zersetzbar als die beiden vorher geschilderten. 
Die Atmosphärilien verwandeln es in eine bräunliche, bröcklige Masse, was 
gewiss auch auf einen grösseren Gehalt seines Glaukonites an Basen schliessen 
lässt. In der That ist er es auch, der von allen bekannten Varietäten der in das 
Gebiet der sächsischen Kreideformation gehörigen Schichten ziemlich die grösste 
Menge an Kali enthält. 

Die in Untersuchung genommene Masse, die den vorherrschenden Charak- 
ter dieses Gesteines am deutlichsten zeigt, ist von der Ziegelei bei Gross- Cotta 
entnommen, und auch von ihr liegen sub 3 und 4 Proben bei. 

Ein Pariser Quadratzoll von ihr enthielt 428 — 176 — 192 — 200, im 
Mittel also 17% Glaukonitkörner. Da die Quadratwurzel hieraus 13,2 und die 
Cubikzahl hiervon 2396,8 ist, so enthält ein Pariser Gubikzoll dieses Gesteines 
2396,8 Glaukonitkörner. Die Grösse derselben beträgt 0,018 — 0,02 — 0,022, 
also durchschnittlich 0,02 Pariser Zoll, welches einem Procentgehalte von 
1,947 Glaukonitin jenem kalkigen Sandsteine entspricht. 


8 Gramme dieses lufttrockenen glaukonitischen kalkigen Sandsteines 


verloren bei schwacher Rothglühhitzee . 0,152 Gramm. 
Der Rückstand nach dem Kochen in Königs- 

wasser betrug . . 7,120 - 
Die Lösung enthielt Ei eayd und Thonerde 0,256  - 
Man bekam kohlensauren Kalk . . . . 0,308 - 

phosphorsaure Magnesia (Mg2P) . . 0,040 - 

metallisches Platin . . . 2. ..2......0,004 z 


Auch in diesem Gesteine war der Kalk vorzugsweise in dem Bindemittel 
als kohlensaurer Kalk vorhanden, während Magnesia und Kali lediglich als Be- 
standtheile des Glaukonites betrachtet wurden. Würde aber ein Theil der Mag- 
nesia dem Bindemittel angehören, so würde sich dadurch der begangene Feh- 
ler wegen der Nichtberücksichtigung des kieselsauren Kalkes um so eher com- 
pensiren. 


® 


u 


von H. B. Geiz. kN 


Die bestimmten Gewichte dieser Substanzen entsprechen 


in 8 Grammen: in 100 Grammen: 

einem Glühverluste vn . . . 0,15200 1,900 
in Säuren unlöslichem Rückstande 7,12000 89,000 
Eisenoxyd und Thonerde . . . 0,28600 | 3,575 
kohlensaurem Kalk . . . . . 0,30800 3,850 
I. 05. 00L BG SED EEE Er 2 3 1) 0,183 
ee N 000087 0,006 

7,82913 98,51% 


Vergleicht man auch hier die Menge des dem Volumen nach bestimmten 
Glaukonites mit der in Gewichtsprocenten erhaltenen Menge Kali, so geht ausder 
Rechnung hervor, dass der Glaukonit dieses kalkigen Sandsteines 
0,313 Procent Kali enthält. *) 

d. Glaukonitische Pläner oder Pläner, welche feine Glau- 
konitkörnchen eingesprengt enthalten, kommen in dem ausführlich 
bezeichneten Gebiete des Plänersandsteines fast überall vor. Sie gehören vor- 
zugsweise den tieferen Schichten desselben an, die sich dem Grünsande des 
Tunnels bei Oberau anschliessen. Ihr Gehalt an Glaukonit ist indess so gering 
und zugleich so unbeständig, dass er hier keine weitere Berücksichtigung ver- 
dienen kann. 

e. Glaukonitische kalkreiche Knollen des unterenPläners. 
In diesen Knollen, deren in unseren Blättern so vielfach Erwähnung geschehen 
ist, drängt sich der Glaukonit zu grossfleckigen Partien zusammen, welche aller- 
meist mit Nestern der Serpula Plexus Sow. (Serpula gordialis Schloth.) verwebt, 
in einer dichten Kalksteinmasse angehäuft sind. Die beiliegenden Proben sub 5 
und 6, welche dem Plänermergel aus dem Tunnel von Oberau entnommen sind, 
zeigen am deutlichsten ihren vorherrschenden Charakter. Ich fand die mit Nr. 5 
bezeichnete Kalksteinmasse in folgender Weise zusammengesetzt: 


*, Dieser geringe Gehalt des Glaukoniltes an Kali in den verschiedenen Mergeln und 
Sandsteinen der sächsischen Kreideformation muss allerdings sehr auffallen, nachdem Berthier 
in den grünen Körnern einer chlorıtischen Kreide aus Deutschland (von unbekanntem Fundorte) 
5,3 Proc. Kali aufgefunden hatte, während er in den grünen Körnern der chloritischen Kreide 
von Schirmeck (Dept. der Vogesen), welche von concentrirter Säure eben so wenig angegriffen 
wurden, wie der Glaukonit aus Sachsen, kein Kali angiebt, und dasselbe höchstens in dem auf 
4 Proc. veranschlagten Verluste mit inbegriffen sein kann (vgl. Rammelsberg, Handwörterbuch 
der Mineralogie I. p. 286. 287). Derselbe fand in einem Glaukonite aus der Gegend von Havre 
sogar 10 Proc. Kali, Seybert wies in einem anderen A0,ı2 Proc. dieses Stoffes nach, und 
Rogers zeigte in den Grünsanden und grünkörnigen Mergeln von New Jersey zum Theil 
einen noch weit höheren Gehalt (durchschnittlich 5,: bis 44,43 Proc.) davon an (Rogers, Geolo- 
gical Survey of the State of New Jersey, 4836. p. 30, 46, 47, 60, 61, 63, 74, 80, 84, 82). Da- 
gegen ist nach Rogers ein Glaukonit aus dem Grünsande von Gay Head in Massachusetts aus 
56,7 Kieselsäure, 43,3» Thonerde, 20,ı Eisenoxyd, A,ı76 Magnesia und A,cas Kalk zusammenge- 
setzt (Dana, Syst. of Min. 2. Ed. 4844. p. 525, nach Glocker, Synopsis gen. etspec. Min. 4847), 
so wie auch Turner in dem Glaukonite eines Grünsandes, (wahrscheinlich) aus Folkstone, 
gleichfalls kein Kali, sondern nur 48,; Kieselsäure, 47 Thonerde, 3,3 Magnesia, 22 Eisenoxydul 
und 7 Wasser bestimmte (Turner in Lond. andEdinb. phil.Mag. XI. p. 36, nach Rammelsberg, 
Handw. d. Min. I. p. 457). 


42 Das QUADERGEBIRGE IN SACHSEN 


2 Gramme der lufitrockenen Substanz verloren durch längeres Erwär- 


men bei etwa 100°C. an Gewicht . . 0,045 Gramm. 
Der in Königswasser unlösliche Rückstand 
beiwmg .....\. schiff 0 
Aus der Auflösung re gefällt: 
Eisenoxyd und Thonerde . . . » . . 0,029  - 
koblensaurer Kalk "ana 2.1.0 Bm - 
kohlensaure Magnesia . » .» 2 ..2..2...0,008  - 
1,9524 ,.— 
Dieses Supich einer Zusammensetzung in 400 Theilen von 
Verlust durch Austrocknen . . 0,75 


in Säuren unlöslicher Rückstand, 
Kieselsäure und Thonerde . . 18,75 


Eisenoxyd und Thonerde . . . 1,45 
kohlensaurer Kalk. . . . . 76,75 
kohlensaure Magnesia . . . . 0,42 

98,12 


Wegen ihres so grossen Kalkgehaltes widerstehen hs Knollen dem Ein- 
flusse der Atmosphäre ungemein lange. Denn, während ringsum der sie umschlies-- 
sende Plänermergel des Tunnels von Oberau längst schon zerblättert und zerfal- 
len ist, haben sie nur wenig Veränderung erlitten. Wollte man sie daher, viel- 
leicht zum Düngen der Felder, technisch verwenden, was bei dem grossen Ge- 
halte an kohlensaurem Kalke und dem Vorhandensein von Glaukonit in ihnen 
nützlich sein muss, so würde man sie vorher jedenfalls brennen müssen , wobei 
wenigstens nicht so grosse Vorsicht anzuwenden ist, als wie bei demBrennen des 
in seinen Bestandtheilen so sehr abweichenden unteren Pläners selbst. 

Wer aber vermöchte, in diesen Knollen den Gehalt an Glau- 
konit oder gar den Gehalt des letzteren an Kali auch nur an- 
nähernd zu bestimmen? 

Lässt sich schon bei der sehr ungleichen Vertheilung derselben im unteren 
Pläner die relativeMenge dieser Knollen in den verschiedenen Gegenden nur ganz 
unsicher schätzen, so zeigt auch die Menge des in ihnen enthaltenen Glaukonites 
an dem nämlichen Orte die grössten Verschiedenheiten. Durch Zählen derselben 
auf einem Flächenraume in einer Gegend liesse sich wohl ein annäherndes’Resul- 
tat in der ersteren Beziehung erlangen, alleinzu der auch nur ungefähren Bestim- 
mung des mittleren Kaligehaltes in ihnen würde man wenigstens mit Gentnern, 
wenn nicht ganzen Fudern dieser Knollen, operiren müssen; und hierdurch er- 
führe man immer auch nur den mittleren Gehalt der gesammten Knollen an Kalı, 
in keinem Falle den an Glaukonit selbst oder den an Kali im Glaukonit. Glaube 
man nicht, dass die Menge des Glaukonites aus der Menge des gefundenen Kali’s 
zu berechnen sei. 

Würde man den Glaukonit aus jenen Knollen vollkommen trennen können, 
so dass sich hierauf die Bestandtheile dieses Minerales mit Sicherheit bestimmen 
liessen, so wäre diess möglich; da man hierzu aber keine Mittel besitzt, so lässt 
sich auch der Kaligehalt ihres Glaukonites eben so wenig berechnen, als ihr Gehalt 
an Glaukonit. 


von H. B. GemiTtz. k3 


Indess wird es hierauf gerade zur praktischen Verwendung dieses Materia- 
les auch weniger ankommen. Soviel ist gewiss, dass auch in dem Glaukonit je- 
ner kalkreichen Knollen das Kali nicht fehlt, wenn man auch nur Spuren von ihm 
darin auffinden kann. 

Diese Knollen empfehlen sich also vorzüglich zum Düngen der Felder, so- 
wohl durch Kalkreichthum, als durch ihren Kaligehalt, zumal sie wegen ihrer 
grossen Verbreitung im unteren Pläner Sachsens an einigen Orten, wie bei Obe- 
rau und Priessnitz an der Elbe nicht schwer zu erlangen sind. 

Zu ökonomischem Gebrauche möchte aber vorzüglich auf jenen kalkreichen 
glaukonitischen Sandstein Rücksicht genommen werden, welcher unter c näher 
beschrieben worden ist. Er ist anKali reicher, als der unter @ beleuchtete Grün- 
sandstein, und seine Verbreitung unter einem grossen Theile der Sandsteinmas- 
sen der sächsischen Schweiz und in der Umgegend von Gross-Cotta ist bedeutend. 
Derselbe kann sich zwar schon im Verlaufe von wenigen Jahren an der Luft zer- 
setzen, sofort wird er indess zu einem brauchbaren Düngemittel umgewandelt, 
wenn man ihn beim Zutritte der Luft einige Zeit hindurch glüht. 

Auf gleiche Weise müsste man auch mit dem, unter a beschriebenen, 
Grünsandsteine verfahren, den man alsdann einem fetten Boden gewiss nicht 
unvortheilhaft beimengen könnte. Ueberhaupt wird man alle glaukonitführenden 
Schichten aus dem Bereiche der sächsischen Kreideformation, die man zum Dün- 
gen verwenden will, mit mehr oder weniger Vorsicht zunächst erhitzen müssen, 
damit der Glaukonit zersetzt, der vorhandene Kalk gebrannt, die ganze Masse 
dadurch aufgeschlossen und aufgelockert und so der Einwirkung der Gewässer 
zugänglicher gemacht werde. 

Dass nun künftig auch eine geschicktere Hand, als die meine es ist, die 
hier angestellten Versuche wiederholen und die Richtigkeit der eben niederge- 
legten Resultate prüfen könne, sind die nöthigen Proben von jenen wichtigsten 
glaukonitischen Steinen der sächsischen Kreideformation beigefügt worden. 

Dem Vaterlande aber mögen diese Blätter zum Nutzen gereichen! 


| 
| 
I 


INHALT. 


Seite. 
Einleitung | 
I. Der obere Onaderändstein) ) 
II. Der mittle Quadermergel 4 
III. Der untere Quadermergel . : 6 
a. Unterer Quadermergel des rechten Elbufers” in Er Eh von Ireresen nal Dee 8 
b. Unterer Quadermergel des linken Elbufers zwischen Gauernitz, Dresden und Pirna 40 
c. Quadermergel der sächsischen Schweiz auf dem rechten Ufer der Elbe . 13 
Pr d. Quadermergel der sächsischen Schweiz auf dem linken Ufer der Elbe bis an das neehte 
Ufer der Gottleube e 16 
e. Quadermergel am linken Ufer der Goftleuke 49 
IV. Der untere Quadersandstein 93 
a. Der untere Quadersandstein im linken Eibthale DER IE Meikeen alla Pins _ 
db. Der untere Quadersandstein auf der linken Elbseite in der sächsischen Schweiz 97 
ce. Unterer Quadersandstein zwischen Tharand und Niederschöna, Dippoldiswalda und 
Gross-Oelsa 3 le 29 
d. Unterer Quadersandstein auf der rechten. Elbseite ; ; 32 
e. Quadersandstein und Quadermergel der sächsischen bonn : 33 
V. Ueber den mittleren Glaukonitgehalt der vorzüglich glaukonitreichen Variefälen von 
Mergel und Sandstein im Bereiche der sächsischen Kreideformation, und über den Ge- 
halt ihres Glaukonites an Kali 36 
a. Grünsandstein . —_ 
b. Grünsand . ne © 38 
c. Glaukonitischer Kallieer Sandstem : 40 
d. Glaukonitische Pläner, oder Pläner, aklorıa elankonitkernehen Sngonerg) En 
ide foas 4 


halten 
e. Glaukonitische kalkreiche Knollen des uitteren Pläners 


Druck von Breitkopf und Härtel in Leipzig. 


Fu: beandz Abhandlung. 


PROFIL 


zwischen Berggielshübel und 4». Kohlberge zur Firma: 


ZB Gh Se Je DL 


Cottaer Spitz B A933! 


Laden B./040! Liegeler.. 
— 


L _ ABerigielshüb eIK 953! 


Oveser Steinbrüche. Winklers Steinbruch 
m ER OGrals-Cotta E.732" 
Cottleuh, Bo DEREN = \ 
Bach &7/ 4 Gottleubebach, Di eistrichfelder 


He. Does 354 4 


en 


Leine «IT. 


Brüce. 


Spiegel des Gottleubebadhes ba Pirna 338. 


Spiegel der Nordsee 


Langen Maasstab von 


ee AR ist in dreilicher Orolse des Langen. Maasstabes. 
7072 PerOE 3222 7207 7 e0B 7 25 DET EN Der Höhen Haasstab ist ın rdh 4 


— /Resestunde 


Die Zahlen ‚geben die Hohen: in Farıser Fussen über der Nordsee an, 
/ 
und zwar nach Wriemanns Messungen. 


Thon. Rother Unterer  Onader Oberer ba - Allu - £ 
schicher Porphnjr Onade  mergel Ouade:  salt  pium: 


r P > - - 
i Be 
| - x 
° ” 
5 
: a es a en nn Eu EEE a —- BR REN EEE 
| | 
* 
E A . 
- 
j 1 r 
. 
; Er D ” 
. P 
= * 
. 
£ > ‘ 
F * 
z ’ 
© - 

ı t ? f 
L- . Y £ 

= & . 

Be P ’ = „e - 

. a x l 2 


In der Weidmann’schen Buchhandlung in Leipzig sind erschienen: 


PREISSCHRIFTEN gekrönt und herausgegeben von der Fürstlich 
Jablonowskischen Gesellschaft zu ee Ba. I. hoch 4. 1847. br. 
20 Ngr. 


Inhalt: 


H. GRASSMANN, :Geometrische Analyse geknüpft an die von Leibniz erfundene geometri- 
sche Characteristik. Mit einer erläuternden Abhandlung von A. F. Möbius. 


ABHANDLUNGEN bei Begründung der Rönigl. Sächsischen Gesell- 
schaft der Wissenschaften am Tage der zweihundertjährigen Geburts- 
feier Leibnizens herausgegeben von der Fürstl. Jablonowskischen Gesellschaft. 
Mit dem Bildnisse von Leibniz in Medaillon und zahlreichen Holzschnitten und 
Rupfertafeln. 61 Bogen in hoch 4. 1846. broch. Preis 5 Thlr. 

Inhalt: 


W. WACHSMUTH, Briefe von Leibniz an Christian Philipp. 
A. F. MÖBIUS, Ueber eine neue Behandlungsweise der analytischen Sphärik. 
“u (Einzeln 16 Ngr.) 
M. W. DROBISCH, Ueber die mathematische Bestimmung der musikalischen Intervalle. 
(Einzeln 12/ Ngr.) 


A. SEEBECK, Ueber die Sen der Saiten. (Einzeln 10 Ngr.) 
C. F. NAUMANN, Ueber die Spiralen der Conchylien. f (Einzeln 16 Ngr.) 
F. REICH, Elektrische Versuche. (Einzeln 7% Ngr.) 


WILHELM WEBER, Elektrodynamische Maassbestimmungen. Mit vielen Holzschnitten. 
(Einzeln 1 Thlr.) 


E. H. WEBER, Zusätze zur Lehre vom Baue und den Verrichtungen der Geschlechts- 
organe. Mit 9 Rupfertafeln. (Einzeln 1 Thlr. 10 Ngr.) 


Ü. G. LEHMANN, Beiträge zur Renntniss des Verhaltens der Kohlensäureexhalation unter 
verschiedenen physiologischen und pathologischen Verhältnissen. (Einzeln 10 Ngr.) 


BERICHTE über die Verhandlungen der Königl. Sächs. Gesellschaft der Wissen- 
schaften zu Leipzig. Erster Band. Aus den Jahren 1846 und 1847. Mit 


Rupfern. 12 Hefte gr. 8. broch. a 10 Ngr. 
—— Zweiter Band. Aus dem Jahre 1848. Mit Rupfern. 6 Hefte. gr. 8. 
‚broch. a 10 Ngr. 
—— Jahrgang 1849. Philologisch - historische Classe. Mit Kupfern. 
9 Hefte. gr. 8. broch. a 10 Ngr. 
—— Jahrgang 1849. Mathematisch- physische Glasse. 1. u. 2. Heft. 
gr. 8. broch. a 10 Ngr. 


Von den Abhandlungen der mathematisch-physischen Glasse der 
hönigl. Sächs. Gesellschaft der Wissenschaften sind bis jetzt ausgegeben: 


P. A. HANSEN, Allgemeine Auflösung eines beliebigen Systems von linearischen Gleichun- 
gen. — Ueber die Entwickelung der Grösse 1—2 «H-+ «°) T 2 nach den Potenzen 


von c. In 4. broch. 12 Ngr. 

A. F. MÖBIUS, Ueber die Grundformen der Linien der dritten Ordnung. In 4. broch. 
24 Ngr. 

€. F. NAUMANN, Ueber die eyelocentrische Conchospirale und über das N 
von Planorbis corneus. In A. broch. 10 Ngr. 

A. SEEBECK, Ueber die Querschwingungen gespannter und nicht gespannter elastischer 


Stäbe. In 4. broch. 10 Ngr. 


Druck von Breitkopf und Härtel in Leipzig. 


4 


> 2 in 
Tas U _ 
A ie ee REN En 


PR us 


FE 


FE: 


ern 


u nn DE er — 
2 ni > + 


u 


Er nn Mimß pr er‘ f 

Bu WEGE FEBES 

* ” % En N a 
% TER. > 


a 


Er 
Fr 9 i 
En, 


m, 2. ER 
rn non ; 
Sr ee