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Full text of "Das Radium, seine Darstellung und seine Eigenschaften"

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Das  Radium 


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Seine  Darsteilungr  und  seine  £igrensehaften 

von 

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Verlag  voa  Veit  v  Comp,  in  I^eipzlg 


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Das  Radium 

Seine  Darstellung  und  seine  Eigenschaften 


von 

Dr.  Jacques  Danne 

Privatassistenten  des  Herrn  Professor  Pierre  Curie 


Mut    einem    Vorwort 


Charles  Lauth 
Direktor  der  Hochschule  für  angewandte  Physik  und  Chemie  zu  Paris 


Mit  zahlreichen   Figuren 
Autorisierte  Ausgabe 


Verlag  von  Veit  &  Comp,  in  Leipzig 
1904 


Druck  von  Metzger  &  Wittig  in  Leipzig. 


Vorwort 

Gelegentlich  einer  der  Zusammenkünfte,  zu  welchen 
das  „Gänie  Civil"  die  Mitglieder  seines  Hauptredaktions- 
ausschusses einladet,  wobei  die  Teilnehmer  die  Aufmerksam- 
keit auf  neue  Errungenschaften  ihres  Gebietes  lenken,  habe 
ich  auf  die  Entdeckungen  des  Herrn  und  der  Frau  Cükie 
hingewiesen.  Ich  habe  über  die  langwierigen  Unter- 
suchungen in  den  Laboratorien  der  Hochschule  für  an- 
gewandte Physik  und  Chemie  zu  Paris,  deren  Zeugen 
wir  seit  mehreren  Jahren  sind,  und  ihre  Wichtigkeit 
nicht  allein  vom  Standpunkt  der  Physik  und  Chemie  aus, 
sondern  auch  vom  Gesichtspunkt  unserer  philosophischen 
Auffassungen  von  der  Natur  des  Stoffs  und  von  der  Energie 
berichtet. 

Man  ist  mit  dem  Ersuchen  an  mich  herangetreten, 
Herrn  Curie  oder  einen  seiner  Mitarbeiter  anzugehen, 
die  Ergebnisse  dieser  Forschungen  in  einem  Aufsatz  zu- 
sammenzufassen.     Da    Herr    Curie    mit    Laboratoriums- 


4  Vorwort 


arbeiten  überbürdet  war,  übertrug  er  Herrn  Danne  die 
Abfassung  der  Abhandlung,  die  er  vor  dem  Druck  durch- 
gesehen hat. 

Herr  Danne,  der  bei  Herrn  Cueie  als  Assistent  tätig 
ist,  ist  einer  unserer  ausgezeichnetsten  Schüler.  Die  Stelle,  die 
er  bekleidet,  befähigt  ihn,  den  Gegenstand  mit  größter  Sach- 
kenntnis zu  behandeln,  und  die  Genesis  der  Entdeckung 
des  Herrn  und  der  Frau  Cübie  und  die  bis  jetzt  gewonnenen 
wissenschaftlichen  Ergebnisse  sowie  die  Folgerungen,  die 
sich  daran  knüpfen  lassen,  darzustellen. 

Die  seit  der  Zuerkennung  des  Nobelpreises  erfolgten 
Veröffentlichungen  nötigten  zu  einer  anderen  Behandlung  des- 
Gegenstandes; beim  Lesen  dieser  mehr  oder  weniger  phan- 
tastischen Berichte  ist  es  dem  Publikum  unmöglich,  sich  ein 
Bild  von  der  Unmasse  Arbeit,  der  Geduld,  dem  umfassenden 
Blick,  welchen  die  Untersuchungen  erfordert  haben,  zu  machen. 
Zweifellos  kannte  die  wissenschaftliche  Welt  die  Wichtigkeit 
der  Entdeckungen,  die  in  dem  Laboratorium  der  Rue  Lhomond 
seit  den  letzten  vier  Jahren  sich  vollzogen,  waren  sie  doch 
in  gelehrten  Vereinigungen  wiederholt  erörtert  worden ;  allein 
die  Bescheidenheit  ihrer  Urheber  hatte  das  große  französische 
Publikum  in  Unwissenheit  darüber  gelassen,  und  erst  als  es 
sah,  welcher  Auszeichnungen  sie  für  würdig  befunden  wurden, 
erfaßte  es  die  Größe  des  Werkes  unserer  Landsleute^ 
Es  ist  allgemein  bekannt,  daß  Herr  und  Frau  Cueie  be- 
rufen waren,  den  Nobelpreis  für  Physik  mit  Herrn  H.  Bec- 
QUEREL  zu  teilen,  und  daß  Herr  Curie  kurz  vorher  die 
goldene  Davymedaille,  die  höchste  Auszeichnung,  über 
welche  die  Londoner  Königliche  Gesellschaft  verfügt,  er- 
halten hat.  Auch  die  Pariser  Akademie  der  Wissenschaften 
hatte  bereits  in  den  Jahren  1901  und  1902  ihr  Interesse 
an  den  CuRiEschen  Entdeckungen  bekundet,  indem  sie  dem 
Ehepaar  die  La  Caze-  und  Debroussepreise   zusprach.     Es 


Vorwort 


macht  uns  stolz,  heute  ihr  Verdienst  überall  anerkannt  zu 
«ehen,  und  der  Direktor  der  Hochschule  schätzt  sich  glück- 
lich, dazu  haben  beitragen  zu  können,  die  Forschungen, 
deren  Entwickelung  er  verfolgen  durfte,  völlig  ans  Licht 
zu  stellen. 

Dannes  Arbeit,  die  wir  dem  Publikum  vorlegen,  stellt 
den  „gegenwärtigen  Stand"  unserer  Kenntnisse  von  den 
Eigenschaften  der  Radiumsalze  dar;  es  sind  darin  nur  die 
endgültig  für  die  Wissenschaft  gewonnenen  Tatsachen  nieder- 
gelegt. 

Der  Autor  hat  seine  Abhandlung  in  mehrere  Kapitel 
zerlegt.  Zunächst  geht  er  auf  die  Geschichte  der  Ent- 
deckung ein,  dann  bespricht  er  die  Art  der  Gewinnung  und 
•die  Darstellung  der  Radiumsalze,  wobei  er  sich  auch  mit 
bestimmten,  bisher  noch  nicht  veröffentlichten  Einzelheiten 
beschäftigt;  hierauf  erörtert  er  ihre  charakteristischen 
Eigenschaften,  ihre  Strahlung  und  die  Effekte,  die  das 
Radium  erzeugt,  ihre  so  ungemein  interessante  physio- 
logische Wirkung,  die  wiederum  neue  Gesichtspunkte  von 
höchster  Wichtigkeit  für  die  Therapie  absehen  läßt.  End- 
lich behandelt  er  die  induzierte  Radioaktivität  und  ihre  Ent- 
stehung, und  schließt  mit  der  Prüfung  der  verschiedenen 
Hypothesen,  die  aufgestellt  sind,  um  die  beobachteten  Phä- 
nomene, die  im  Widerspruch  mit  den  allgemein  geltenden 
Gesetzen  der  Physik  und  Chemie  zu  stehen  scheinen,  zu 
erklären.  Alle  diese  Tatsachen  beschäftigen,  wie  man  weiß, 
im  höchsten  Grade  die  gesamte  wissenschaftliche  Welt. 

Herr  Danne  mußte  bei  bestimmten  Teilen  seiner  Arbeit 
auf  verschiedene  Einzelheiten  näher  eingehen,  deren  Er- 
örterung jedoch  unerläßlich  für  das  Verständnis  von  so 
schwer  zu  behandelnden  Fragen  ist.  Diese  klar  vor- 
getragenen Einzelheiten  ermöglichen  es ,  besonders  auch 
den  Chemikern,  die  technischen  Teile  mit  Genuß  zu  lesen. 


Die  auf  die  Eigenschaften  und  die  Anwendung  der 
Radiumsalze  bezüglichen  Teile  sind  von  einem  wahrhaft 
fesselnden  Interesse  und  werden  nicht  verfehlen,  auf  alle 
Leser  des  kleinen  Buches  ihre  Wirkung  auszuüben. 

Charles  Lauth, 

Direktor  der  Hochschule  für  angewandte 
Physik  und  Chemie  der  Stadt  Paris. 


Inhalt 


Seite 

Geschichtliches 9 

Erster  Abschnitt. 

Messung  der  Strahlung-sinteusität  der  radioaktiven 

Substanzen. 

Photographische  Methode       13 

Elektrische  Methode 15 

Zweiter  Abschnitt. 

Extraktion  der  Radiumsalze. 

Erze 22 

Verarbeitung  der  Pechblende 23 

Dritter  Abschnitt. 
Eigenschaften  der  Radiumsalze. 

Chemische  Eigenschaften 27 

Färbung  der  Flamme  und  Spektrum 28 

Atomgewicht 29 

Leuchtfähigkeit  der  Radiumsalze 30 

Wärmeentwicklung  der  Radiumsalze 30 

Aktivitätsveränderungen  der  Radiumsalze 32 

Durch     Radiumsalze    hervorgerufene    Strahlung    und    induzierte 

Radioaktivität 33 

Vierter  Abschnitt. 
Die  Strahlung  der  Radiumsalze. 

Trennung  der  verschiedenen  Strahlengruppen 33 

«-Strahlen 35 

^-Strahlen 36 

T'-Strahlen 43 

Fünfter  Abschnitt. 

Durch  die  Strahlung  der  Radiumsalze  erzeugte  Effekte. 

Fluoreszenz-  und  Lichteffekte 44 

Färbung  der  Körper  durch  die  Einwirkung  der  Radiumstrahlen  .     46 


8  Inhalt 

Seite 

Chemische  und  photographische  Wirkungen 47 

Ionisierende  Wirkung  der  Radiumstrahlen .50 

Verwendung  der  Radiumsalze  beim  Studium  der  atmosphärischen 

Elektrizität 52 

Physiologische  Wirkungen 52 

Wirkung     der  Temperatur  auf  die  Strahlung 55 

Sechster  Abschnitt. 

Die  induzierte  Radioaktivität  und  die  Emanation 

des  Radiums. 

Aktivierungserscheinung 56 

Emanation  des  Radiums 58 

Verschwinden    der    durch    die   Radiumsalze    induzierten    Radio- 
aktivität in  geschlossenem  Gefäß 59 

Verschwinden  der  durch    das  Radium   auf  den    festen  Körpern 

induzierten  Radioaktivität 63 

Induzierte  Aktivität  von  Flüssigkeiten 66 

Strahlung  der  gelösten  Radiumsalze       66 

Siebenter  Abschnitt, 
Ei g-eu Schäften  der  Badiumemanation. 

Phosphoreszenzwirkungen 68 

DiflPusion  der  Emanation 69 

Radiumemanation  und  das  Gesetz  von  Gay  Lussac 69 

Kondensation  der  Emanation 70 

Destillation  der  induzierten  Radioaktivität 71 

Induzierte  Radioaktivität  mit  Radiumsalzen  in  Lösung  gebrachter 

Substanzen 72 

Durch  andere  Agentien  als  radioaktive  Substanzen  erzeugte  in- 
duzierte Aktivität 73 

Gegenwart  der  Emanation  in  der  Luft  und  im  Quellwasser     .     .  73 

Natur  der  Emanation 75 

Durch  die  Radiumsalze  gebildetes  Helium 76 

Achter  Abschnitt. 

Natur  der  durch  die  Badiumsalze  erzeugten  Erscheinungen  77 

Literatur 80 


Geschichtliches 

Die  Entdeckung  der  Erscheinungen  der  Radioaktivität 
ist  eine  Folge  der  seit  der  Entdeckung  der  Eöntgenstrahlen 
unternommenen  Untersuchungen  über  die  photographischen 
Wirkungen  der  phosphoreszierenden  und  fluoreszierenden 
Substanzen.  Die  Kenntnis  der  Eigenschaften  der  Röntgen- 
strahlen hat  in  der-  Tat  mehrere  Gelehrte  angeregt,  zu  er- 
forschen, ob  die  Eigenschaft,  sehr  durchdringende  Strahlen 
auszusenden,  nicht  etwa  eng  mit  der  Phosphoreszenz  ver- 
knüpft wäre. 

H.  Becqüerel  hatte  im  Jahre  1896  beim  Studium 
der  durch  die  phosphoreszierenden  Körper  ausgesandten 
Strahlen  beobachtet,  daß  u.  a.  die  Uransalze  die  Quelle 
spezieller  Strahlungen  waren,  die  große  Ähnlichkeit  mit 
den  Kathodenstrahlen  und  den  Röntgenstrahlen  aufweisen. 
Dieser,  ihre  Energie  nicht,  wenigstens  nicht  in  sichtbarer 
Weise,  aus  vorausgegangener  Absorption  von  Wärme-,  Licht-, 
ultravioletten,  Kathoden-  oder  Röntgenstrahlen  schöpfenden 
Strahlenaussendung  gegenüber  befand  man  sich  vor  einer 
unbedingt  neuen,  von  der  Phosphoreszenz  und  FJuoreszenz 
sehr  verschiedenen  Erscheinung,  da  der  Stoff  bei  diesen 
letzteren  nur  als  Transformator  von  Strahlen  mit  kurzer 
Wellenlänge  in   Strahlen  von    größerer  Wellenlänge   dient. 

Das  metallische  Uran  und  seine  Verbindungen  haben 
die  Eigenschaft,  solche  Strahlen  selbsttätig  und  fortgesetzt 
auszusenden. 


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Geschichtliches  1 1 


Diese  neuen  Strahlen  wirken  auf  gegen  Licht  geschützte 
photographische  Platten  ein  und  vermögen  durch  alle  festen, 
flüssigen  und  gasförmigen  Substanzen  hindurchzudringen 
unter  der  Bedingung,  daß  deren  Dicke  genügend  gering 
ist;  beim  Durchdringen  machen  sie  die  gasförmigen  Sub- 
stanzen zu  schwachen  Elektrizitätsleitern. 

Im  Jahre  1898  fanden  Herr  Schmidt  und  Frau  Cueie, 
ein  jeder  für  sich,  daß  das  Thor  ähnliche  Eigenschaften  be- 
sitzt. Frau  Cueie  benannte  Substanzen,  wie  Uran  und  Thor, 
„radioaktive  Substanzen^^  und  „Becquerel-Strahlen"  die  von 
diesen  selbsttätig  ausgesandten  Strahlen.  Frau  Curie,  die  die 
Becqüerel sehen  Studien  wieder  aufgenommen  hatte,  be- 
stätigte außerdem  die  einige  Jahre  früher  von  diesem  Ge- 
lehrten aufgestellte  Hypothese,  daß  die  Radioaktivität  der 
Uran-  und  Thorverbindungen  als  eine  dem  Atom  anhaftende 
Eigenschaft  sich  darstelle.  Die  beobachteten  Erscheinungen 
hängen  tatsächlich  nur  von  dem  in  der  Verbindung  ent- 
haltenen Element  Uran  oder  Thor  ab. 

Im  Laufe  ihrer  Untersuchungen  bemerkte  Frau  Cueie, 
daß  gewisse  natürliche  Verbindungen  eine  von  den  vorher- 
gehenden Ergebnissen  ganz  verschiedene  Aktivität  auf- 
wiesen. So  zeigte  sich  die  Pechblende  (Uranoxyderz)  viermal 
aktiver  als  das  metallische  Uran.  Der  Chalkolit  (kristalli- 
siertes Kupfer-  und  Uranphosphat)  war  zweimal  aktiver  als 
das  Uran. 

Nach  den  oben  gemachten  Ausführungen,  wonach  der 
Radioaktivität  der  Charakter  der  Atomeigenschaft  bei- 
gemessen wird,  hätte  sich  jedoch  keine  der  Substanzen 
aktiver  als  das  Uran  zeigen  dürfen.  Anderseits  besaß  ein 
künstlich  nach  Debeays  Verfahren  mittels  reiner  Produkte 
gewonnener  Chalkolit  nur  eine  gewöhnliche,  zweieinhalbmal 
schwächere  Aktivität  als  das  metallische  Uran. 

Der  in  diesen  Mineralien  zur  Wirkung  gebrachte  Aktivi- 
tätsüberschuß konnte  also  lediglich  auf  die  Gegenwart  einer 
kleinen  Menge  stark  radioaktiven,  vom  Uran,  Thor  und 
den    bislang    bekannten    einfachen    Körpern    verschiedenen 


12  Geschichtliches 


Stoffes  zurückgeführt  werden.  Man  vermochte  das  Problem 
zu  lösen,  indem  man  auf  nassem  Wege  die  Analyse  der 
Pechblende  ausführte  und  die  Radioaktivität  aller  ge- 
wonnenen Produkte  maß.  Im  Jahre  1900  endlich  ent- 
deckten Herr  und  Frau  Cükie  nach  langer,  mühsamer 
und  kostspiehger  Arbeit  zwei  neue,  millionmal  aktivere 
Elemente  als  das  Uran:  das  Polonium,  einen  dem  Wismut 
verwandten  Körper,  und  das  Radium,  einen  dem  Baryum 
verwandten  Körper.  Später  hat  Debierne  das  Actinium 
abgeschieden,  eine  neue,  zur  Gruppe  der  seltenen  Erden 
gehörige  radioaktive  Substanz. 

Das  Radium  ist  ein  neues  Element.  Es  wurde  als 
reines  Salz  gewonnen  und  hat  das  Studium  der  Radio- 
aktivität mächtig  angeregt  und  vorwärts  gebracht. 

Die  Entdeckung  des  Poloniums  und  des  Radiums  und  die 
über  diese  Substanzen  angestellten  zahlreichen  Untersuchungen 
sind  von  Herrn  und  Frau  Cüeie  in  dem  Laboratorium 
der  Hochschule  für  angewandte  Physik  und  Chemie  der 
Stadt  Paris,  dank  der  wohlwollenden  Gastfreundschaft  des 
Herrn  Schützenberger,  des  verstorbenen  Leiters  dieser 
Lehranstalt,  und  des  Herrn  Lauth,  des  hervorragenden 
gegenwärtigen  Leiters,  gemacht  worden. 


Erster  Abschnitt. 

Messung  der  Strahlungsintensität  der 
radioaictiven  Substanzen. 

Bei  dem  Studium  der  Radioaktivität  der  verschiedenen 
radioaktiven  Substanzen  kommt  entweder  die  photogra- 
phische  oder  die   elektrische  Methode  in  Anwendung. 

1.  Die  photographische  Methode. 

Die  photographische  Methode,  die  den  großen  Vorzug 
hat,  keinerlei  besonderes  Material  zu  erfordern,  bildet  keine 
eigentliclie  Messungsmethode.  Die  mit  ihr  gewonnenen  Er- 
gebnisse sind  unter  sich  nicht  vergleichbar.  Wohl  aber 
kann  sie  in  gewissen  Fällen  ein  wertvolles  Entdeckungs- 
hilfsmittel abgeben  und  beispielsweise  beim  Aufsuchen 
der  radioaktiven  Mineralien    vorteilhaft  angewandt  werden. 

Die  von  Sir  W.  Crookes  angegebene  Methode  gestattet 
die  Anwesenheit  radioaktiver  Mineralien  festzustellen  und 
in  ihnen  die  aktiven  von  den  inaktiven  Teilen  zu  unter- 
scheiden. 

Zu  diesem  Behufe  schleift  man  die  Oberfläche  des 
Versuchserzes  so,  daß  eine  glatte  Fläche  entsteht,  welche 
man  auf  eine  photographische  Platte  legt,  indem  man  ein 
dünnes  schwarzes  Papierblättchen  dazwischenschiebt.  Nach 
einem  mehrstündigen  Belassen  in  der  Dunkelheit  ist  die 
Platte  entwickelt  (s.  Figg.  2  bis  6). 


14    Messung  der  Strahlungsintensität  der  radioaktiven  Substanzen 

Überall,  wo  radioaktive  Substanzen  vorhanden  sind,  ist 
eine  Einwirkung  auf  die  Platte  wahrnehmbar.  Die  Gegenwart 
des  radioaktiven  Stoffes  wird  auf  der  Platte  durch  ein 
schwarzes    Fleckchen    angezeigt;    dieser   Fleck    ist   um    so 


Figg.  2  bis  6. 
Mittels  radioaktiver  Mineralien  hergestellte  Photographien. 


schwärzer  je  aktiver  der  Stoff  ist.  Es  ist  alsdann  nicht  schwer, 
die  verschiedenen  Teile  desselben  Erzes  unter  dem  Gesichts- 
punkt ihrer  Aktivität  miteinander  zu  vergleichen. 

Dieses  sehr  leicht  anwendbare  Verfahren  empfiehlt  sich 
namentlich  für  die  Untersuchung  radioaktiver  Mineralien; 
es  gestattet,  eine  sehr  große  Anzahl  von  Proben  schnell  und 
ohne  erhebliche  Kosten  zu  untersuchen. 

Ein  vom  Licht  vollständig  abgeschlossener  Kasten,  einige 
photographische  Platten  und  das  photographische  Material 
zur  Entwicklung  bilden  den  für  diese  Art  des  Sichtbar- 
machens  notwendigen  Apparat.  Mit  einer  photographischen 
Platte  9x12  kann  man  etwa  20  Mineralien  prüfen;  Proben 
von  1  qcm  Oberfläche  genügen,  um  die  Gegenwart  etwa  darin 


Messung  der  Strahlungsintensität  der  radioaktiven  Substanzen     15 

vorhandener  Radioaktivität  festzustellen.  Die  mittels  Hammer 
grob  zerschlagenen  Mineralien  werden  nach  dem  Dazwischen- 
schieben  eines  dünnen  schwarzen  Papierblättchens  auf  die 
empfindliche  Platte  gebracht.  Das  Papierblättchen  ist  er- 
forderlich, damit  jedwede  unmittelbare  chemische  Reaktion 
zwischen  der  Platte  und  dem  Versuchserz  vermieden  wird. 
Die  Expositionsdauer  beträgt  ungefähr  S  bis  10  Stunden. 
Falls  die  Versuchssubstanz  nicht  homogen  ist,  prüft 
man  jeden  Teil  einzeln.  Mitunter  ist  es  vorteilhaft,  die 
mittlere  Aktivität  der  Probe  zu  kennen;  zu  diesem  Zwecke 
zerreibt  man  die  Substanz  und  untersucht  das  Pulver  wie 
vorher  beschrieben. 


2.  Elektrische  Methode, 
a)  Mittels  Elektroskops. 

Die  elektrische  Methode  bildet  ein  wirkliches  Messungs- 
verfahren.    Sie   besteht  in  der  Bestimmung  der  durch  die 


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Figg.  7  und  8.     Messung  der  Aktivität  der  radioaktiven  Substanzen 
durch  das  Elektroskop. 

Luft  unter  Einwirkung  der  radioaktiven  Substanzen  er- 
worbenen Leitfähigkeit.  Die  Bestimmung  kann  insofern 
sehr  einfach  ausgeführt  werden,  als  man  nur  die  Entladungs- 
gechwindigkeit  eines  geladenen  Elektroskops  zu  beobachten 
hat.  Hierzu  bedient  man  sich  der  durch  Figg.  7  u.  8  dar- 
gestellten Vorrichtung. 

Die  beiden  Platten  Ä  und  B  eines  Kondensators  sind 


16     Messung  der  Strahlungsintensität  der  radioaktiven  Substanzen 

verbunden,  die  eine  mit  der  Erde,  die  andere  mit  einem 
mit  Elektrizität  geladenen  Goldblatt-Elektroskop. 

Unter  gewöhnlichen  Umständen  ist  die  zwischen  den 
Platten  enthaltene  Luft  nicht  leitend  und  das  Elektroskop 
bleibt  geladen;  bringt  man  jedoch  auf  die  Platte  B  die  fein 
pulverisierte  aktive  Substanz,  so  strömt  die  Ladung  des  Elek- 
troskops  an  der  Erde  aus  und  zwar  um  so  schneller  je 
aktiver  die  Substanz  ist.  Es  genügt,  die  Fallgeschwindigkeit 
der  Goldblättchen  zu  messen,  um  einen  Wert  der  Aktivität 
der  Substanz  zu  erhalten:  je  größer  die  Fallgeschwindigkeit, 
desto  aktiver  ist  die  Substanz.  Die  Bestimmung  der  Fall- 
geschwindigkeit der  Goldblättchen  geschieht  in  höchst  ein- 
facher Weise  dadurch,  daß  man  während  der  Fallzeit  die 
Lageveränderung  eines  der  Goldblättchen  mittels  eines  Mi- 
kroskopes  M  beobachtet.  Während  des  Experiments  be- 
deckt man  die  Platten  Ä  und  B  mit  der  Hülle  C,  die  an 
der  Scheibe  c  (Fig.  7)  befestigt  wird. 

Dieses  bequem  anwendbare  Verfahren  liefert  indessen 
nur  wenig  befriedigende  und  unsichere  Resultate. 

Um  feinere  Messungen  auszuführen,  empfiehlt  es  sich, 
es  durch  eine  elektrometrische,  unendlich  empfindlichere 
Methode  zu  ersetzen. 

b)  Mittels  des  Elektrometers. 

Die  zu  diesem  Zweck  zu  verwendende  Vorrichtung 
besteht,  wie  beim  vorigen  Apparat,  aus  einem  aus  zwei 
Platten  Ä  und  B  hergestellten  Kondensator  (Fig.  9).  Die 
eine  der  Platten  B  wird  auf  ein  hohes  Potential  gebracht, 
indem  man  sie  mit  dem  einen  Pole  einer  Akkumulatoren- 
batterie P  mit  einer  großen  Anzahl  Elemente  verbindet, 
deren  andrer  Pol  zur  Erde  abgeleitet  ist.  Die  zweite 
Platte  A  wird  auf  dem  Potential  der  Erde  durch  den  Draht 
CD  gehalten.  Wenn  man  nun  auf  die  Platte  B  eine  radio- 
aktive Substanz  bringt,  so  wird  ein  elektrischer  Strom 
zwischen  den  beiden  Platten  hergestellt. 


Messung  der  Strahlungsintensität  der  radioaktiven  Substanzen     17 

Das  Potential  der  Platte  Ä  wird  durch  ein  Elektro- 
meter E  angezeigt.  Unterbricht  man  bei  C  die  Verbindung 
mit  der  Erde,  so  ladet  sich  die  Platte  Ä  und  die  Ladung 
bewirkt  eine  Ablenkung  des  Elektrometers.  Die  Geschwin- 
digkeit der  Ablenkung  ist  proportional  der  Intensität  des 
Stromes  und  kann  zu  deren  Messung  dienen.  Es  empfiehlt 
sich  jedoch,  die  Messung  derart  auszuführen,  daß  man 
die  Ladung  der  Platte  A  kompensiert,  so  daß  das  Elektro- 
meter auf  Null  erhalten  wird.     Die  in  Frage  kommenden 


Terre 


Fig.  9.     Das  elektrometrisclie  Verfahren. 


Ladungen    sind    ungemein    schwach;    sie  können    mit  Hilfe 
eines  piezo-elektrischen  Quarzes  Q  kompensiert  werden. 

Der  von  J.  und  P.  Cüeie  dargestellte  piezo-elektrische 
Quarz  bildet  einen  vollkommen  konstanten  Maßstab  für 
die  Elektrizitätsmenge.  Der  Apparat  basiert  auf  folgendem 
Prinzip:  Wenn  man  auf  einen  Quarzkristall  senkrecht 
zur  Richtung  der  binären  optischen  Achse  eine  Zugkraft 
von  bekannter  Größe  ausübt,  so  wird  der  Kristall  in  der 
Richtung  der  binäroptischen  Achse  elektrisch  polarisiert, 
und  die  beiden  Endflächen  erscheinen  entgegengesetzt 
elektrisch    geladen.      Umkleidet   man    die    beiden    Flächen 

Danne,  Das  Radium.  2 


18     Messung  der  Strahlungsintensität  der  radioaktiven  Substanzen 

mit   Zinnblättchen,    so  stellt  man  einen   Kondensator   her, 
der   mit  Elektrizität   geladen  wird,   sobald   man    die    Zug- 


Figg.  10  und  11.     Piezoelektrischer  Quarz. 

kraft  ausübt;  wenn  man,  nachdem  die  Zinnblättchen  ent- 
laden wurden,  alsdann  die  Zugkraft  aufhebt,  so  wird  der 
Kondensator  abermals  geladen;    allein   die  Ladungen   sind 


Messung  der  Strahlungsintensität  der  radioaktiven  Substanzen     19 

diesmal  auf  jeder  Fläche  zwar  gleich  den  im  ersten  Ver- 
such erhaltenen,  jedoch  von  entgegengesetztem  Vorzeichen. 

Der  Apparat  besteht  aus  einem  langen  dünnen,  passend 
geschnittenen  Quarzplättchen,  das  mit  seinen  beiden  Enden 
bei  H  und  B  (Figg.  10  und  11)  in  Metallschuhe  eingekittet 
ist.  Diese  dienen  zur  Übertragung  einer  mit  Hilfe  von  den 
auf  einer  Platte  befindlichen  Gewichten  ausgeübten  Zug- 
kraft. Das  Ende  H  ist  an  einem  festen  Haken  frei  auf- 
gehängt. An  das  untere  Ende  B  schließt  sich  zur  Über- 
tragung der  Zugwirkung  unmittelbar  ein  Stiel  an.  Die 
beiden  einander  gegenüberliegenden  Flächen  der  Quarz- 
platte sind  mit  isolierten  Zinnblättchen  bedeckt  —  also 
mn,  m  n,  auf  denen  sich  die  Elektrizität  entwickelt.  Zwei 
kleine  schwache  Federn  r  und  /  setzen  diese  Zinnblättchen 
mit  den  elektrischen  Apparaten  in  Verbindung. 

Die  durch  die  Quarzplatte  entwickelte  Elektri^itäts- 
menge  ist  proportional  dem  Spannungsgewicht. 

Um  den  im  Kondensator  erzeugten  Strom  zu  kom- 
pensieren, unterwirft  man  die  Quarzplatte  durch  ein  auf 
Platte  P  (Fig.  9)  aufgesetztes  Gewicht  einer  Zugkraft  von 
bekannter  Größe.  Man  unterbricht  bei  G  die  Verbindung 
der  Platte  Ä  mit  der  Erde  und  hebt  mit  der  Hand  all- 
mählich das  Gewicht  von  der  Platte  P.  Durch  diese  Vor- 
nahme wird  eine  allmähliche  Entwicklung  einer  bekannten 
Elektrizitätsmenge  während  einer  zu  messenden  Zeit  bewirkt. 

Der  Vorgang  kann  so  geregelt  werden,  daß  in  jedem 
Augenblick  eine  Kompensation  zwischen  der  den  Kon- 
densator durchfließenden  Elektrizitätsmenge  und  der  mit 
dieser  nicht  gleichnamigen,  welche  vom  Quarz  herrührt, 
stattfindet.  Auf  diese  Weise  läßt  sich  die  während  einer 
gegebenen  Zeit  den  Kondensator  durchfließende  Elektrizitäts- 
menge, d.  h.  die  Stromintensität,  ihrem  absoluten  Betrage 
nach  messen.  Die  unter  solchen  Umständen  ausgeführte 
Messung  ist  unabhängig  von  der  Empfindlichkeit  des  Elek- 
trometers. Dieses  Verfahren  ist  äußerst  empfindlich;  man 
kann     beispielsweise     die     Radioaktivität     eines    Produktes 


20     Messung  der  Strahlungsintensität  der  radioaktiven  Substanzen 

unterscheiden,  wenn  sie  auch  nur  7^^^  von  der  des  metal- 
lischen Urans  beträgt. 

Gleichwohl  aber  ist  die  durch  dieses  Verfahren  meß- 
bare Aktivität  ziemlich  beschränkt;  es  kann  nämlich  ge- 
schehen, daß  das  Quarz  in  einer  angemessenen  Zeit  eine 
genügende  Elektrizitätsmenge  nicht  mehr  liefern  kann. 
Man  wendet  diese  Schwierigkeit  ab,  indem  man  die  Ober- 
fläche der  aktiven  im  Kondensator  befindlichen  Substanz 
verändert.  Je  größer  die  Oberfläche,  desto  stärker  ist  der 
den  Kondensator  durchfließende  Strom.  Für  jede  der  be- 
nutzten Oberflächen  bestimmt  man  ein  für  allemal  den  rela- 
tiven Wert  der  gemessenen  Ströme,  indem  man  alle  auf  eine 
gleiche  Oberfläche  zurückführt.  Dies  Verfahren  geschieht 
sehr  einfach  durch  Messung  der  mit  einem  und  demselben 
Produkt  für  verschiedene  Oberflächen  gewonnenen   Ströme. 

Bei  sehr  aktiven  Produkten  muß  man  sehr  kleine  Ober- 
flächen verwenden;  es  resultiert  daraus  ein  bemerkenswerter 
Irrtum  bei  der  Messung,  denn  es  ist  schwierig,  eine  gut  ab- 
gegrenzte Oberfläche  zu  erlangen.  In  diesem  Falle  zieht  man 
es  vor,  eine  etwas  veränderte  Vorrichtung  anzuwenden,  die 
darin  besteht,  das  Produkt  unterhalb  des  Kondensators  in 
eine  größere  oder  kleinere  Entfernung  von  demselben  zu 
bringen,  je  nach  der  Aktivität  der  zu  messenden  Substanz. 
Die  Strahlung,  die  die  Platten  des  Kondensators  durchläuft, 
kann  auf  diese  Weise  erheblich  herabgesetzt  werden. 

Man  könnte  den  Strom  allerdings  auch  mit  Hilfe  eines 
empfindlichen  Galvanometers  messen;  allein  diese  Methode 
ist  ziemlich  langwierig  und  schwer  anzuwenden,  weil  man 
nach  jeder  Messung  die  Empfindlichkeit  des  Galvanometers 
feststellen  muß. 

Wenn  man  bei  einem  gleichen  Kondensator  und  einer 
gleichen  zwischen  die  beiden  Platten  gebrachten  radioaktiven 
Substanz  den  Potentialunterschied  verändert,  so  stellt  man 
fest,  daß  der  gemessene  Strom  mit  dem  Potentialunter- 
schiede zunimmt.  Gleichwohl  strebt  der  Strom  für  hohe 
Potentialdifferenz  einem  Grenzwert  zu,  der  ziemlich  konstant 


Messung  der  Strahlungsintensität  der  radioaktiven  Substanzen     21 


r 

Bist,  via 

t.  2^^ 

\ 

^ 

Dist.pL 

lt.  2"Vm. 

ist.  Dies  ist  der  Grenzstrom,  den  man  als  Maß  der  Radio- 
aktivität nimmt.  Die  Größenordnung  der  Grenzströme,  die 
man  mit  den  Uranverbindungen  erhält,  ist  10-^^  Ampere 
für  einen  Kondensator,  dessen  Platten  8  cm  Durchmesser 
halten  und  die  3  cm  Abstand  haben.  Das  ist  die  Inten- 
sität,  die  als  Einheit  im  Diagramm  Fig.  12  dargestellt  ist. 

0,3 


'^0,1 


O  50  WO  150  200 

Djfference  depofenüel  en  volts 

Fig.  12.     Die  Stromintensitäten  und  die  Potentialdifferenzen  \ 
zwischen  den  Kondensatorplatten. 

Wenn  man  als  Aktivitätseinheit  den  mit  dem  metallischen 
Uran  gewonnenen  Strom  nimmt,  so  wird  die  Aktivität  der 
anderen  Substanzen  als  Funktion  der  Aktivität  des  Urans 
ausgedrückt  werden. 

Diese  Methode  ist's  gerade,  welche  Herr  und  Frau  Curie 
schon  von  Anfang  ihrer  Forschungen  an  bei  den  Konzen- 
trationsversuchen  der  aktiven  Produkte  angewendet  haben. 
Sie  maßen  die  Radioaktivität  eines  Produkts  und  unterwarfen 
dieses  einer  chemischen  Trennungsoperation.  Alsdann  maßen 
sie  die  Radioaktivität  aller  gewonnenen  Produkte  und  stellten 
auf  diese  Weise  fest,  wie  und  in  welchen  Verhältnissen  die 
radioaktive  Substanz  unter  den  verschiedenen  getrennten 
Teilen  verteilt  war.  Herr  und  Frau  Curie  erzielten  auf  diese 
Weise  Indikationen,  die  teilweise  den  durch  die  Spektral- 
analyse gelieferten  vergleichbar  sind. 

Diese  Untersuchungsmethode  hatte,  im  Falle  der  Radio- 
aktivität, den  großen  Vorzug,  erheblich  empfindlicher  zu 
sein,  als  die  Spektralmethode. 


22  Extraktion  der  Radiumsalze 

Zweiter  Abschnitt. 
Extraktion  der  Radiumsalze. 

Erze. 

Das  Radium  findet  sich  in  der  Form  von  Spuren  in 
einer  gewissen  Anzahl  von  Mineralien,  in  der  Pechblende 
und  dem  Karnotit.  Es  begleitet  Uran  und  Baryum  in  diesen 
Mineralien,  niemals  aber  findet  man  es  in  Baryummineralien, 
die  kein  Uran  enthalten. 

Herr  und  Frau  Curie  glaubten,  diese  letztere  Experi- 
mentaltatsache  aufklären  zu  müssen,  indem  sie  sich  über- 
zeugten, daß  das  Handelsbaryumchlorid  kein  Radiumchlorid 
enthält.  Zu  diesem  Zweck  unternahmen  sie  die  Fraktio- 
nierung einer  großen  Menge  Handelsbaryumchlorid  durch 
eine  weiter  unten  zu  besprechende  Methode,  in  der  Meinung, 
dadurch  die  Radiumchloridspur,  die  sich  etwa  darin  vor- 
finden mochte,  zu  konzentrieren.  Das  so  gewonnene  Produkt 
zeigte  jedoch  keinerlei  Radioaktivität,  enthielt  also  auch 
kein  Radium.  Infolgedessen  ist  dieser  Körper  in  Erzen, 
die  das  Handelsbaryum  liefern,  nicht  vorhanden. 

In  Europa  ist  es  die  Joachimtsthaler  und  neuerdings 
zumeist  die  bei  Freiberg  i.  S.  gefundene  Pechblende,  aus 
welcher  man  gegenwärtig  das  Radium  gewinnt.  Die  Pech- 
blende ist  ungefähr  zwei-  bis  dreimal  aktiver  als  das 
metallische  Uran  und  ergibt  1  bis  2  Dezigr.  Radiumbrom id 
für  die  Tonne  verarbeitetes  Erz. 

Die  Komplexität  des  Urstoffes  in  Verbindung  mit  dem 
sehr  geringfügigen  Gehalt  an  Radium  hat  äußerst  mühsame 
Untersuchungen  notwendig  gemacht. 

Die  Pechblende  ist  ein  von  vielen  anderen  Metallen, 
wie  Eisen,  Aluminium,  Calcium,  Blei,  Wismut,  Kupfer, 
Arsenik,  Antimon  und  den  neuen  radioaktiven  Stofien,  Po- 
lonium, Radium  und  Actinium,  begleitetes  Uranoxyd. 

Nach  den  neuesten  Experimenten  Elsters  und  Geitels 
darf  angenommen  werden,  daß  die  radioaktiven  Substanzen 


Extraktion  der  Radiuinsalze  23 


sich  in  fast  gleichförmiger  Weise  über  die  Erdoberfläche 
verbreitet  finden.  Eine  sehr  große  Anzahl  von  Körpern 
dürften  sie  enthalten,  doch  nur  in  sehr  geringer  Menge. 

Elster  und  Geitel  ist  es  gelungen,  sehr  wenig  aktive 
lehmige  Stoffe  aus  Produkten  zu  ziehen,  deren  Aktivität  der 
des  Urans  vergleichbar  war. 

Verarbeitung  der  Pechblende. 

Die  Verarbeitung  der  Pechblende  geht  in  drei  vonein- 
ander ganz  verschiedenen  Phasen  vor  sich. 

In  der  ersten  Phase  wird  die  Pechblende  zunächst  von 
allem  darin  enthaltenen  Uran  befreit.  Seither  geschah  dies 
an  Ort  und  Stelle  der  Förderung  des  Erzes. 

Die  Rückstände  dieser  Behandlung  enthalten  stark  radio- 
aktive Substanzen.  Eine  neue  in  der  Fabrik  vorgenommene 
Behandlung  bezweckt  die  Trennung  und  Reinigung  der  Teile 
mit  reichem  Gehalt  an  Radium,  Polonium  und  Actinium. 
Diese  neue  Vornahme  bildet  die  zweite  Phase  der  Ver- 
arbeitung. Ein  jeder  Teil  wird  hierauf  für  sich  behandelt, 
um  die   darin   enthaltene  radioaktive  Substanz  darzustellen. 

Der  das  Radium  einschließende  Teil  ist  ungefähr  60  mal 
aktiver  als  das  Uran;  man  entzieht  ihm  das  Radium  durch 
eine  Reihe  am  radiumhaltigen  Baryumbromid  ausgeführter 
Fraktionierungen.  Diese  im  Laboratorium  vorgenommenen 
Fraktionierungen  bilden  die  dritte  und  letzte  Phase  der 
Verarbeitung. 

Wir  werden  nunmehr  die  verschiedenen  Phasen  der 
Verarbeitung  etwas  eingehender  prüfen. 

1.  Abscheidung  des  in  der  Pechblende  enthaltenen  Urans. 

Das  zerkleinerte  und  zerriebene  Erz  wird  mit  Soda  ge- 
röstet. Das  Produkt  dieser  Behandlung  wird  zunächst  mit 
warmem  Wasser,  um  die  löslichen  Salze  zu  entfernen,  hierauf 
mit  verdünnter  Schwefelsäure  ausgelaugt.  Die  Lösung  enthält 
ausschließlich  Uran.      Der    unlösliche,    früher    als    wertlos 


24  Extraktion  der  Kadiumsalze 

angesehene  Rückstand  wird  sorgfältig  gesammelt;  er  enthält 
die  ungemein  stark  radioaktiven  Substanzen.  Seine  Aktivität 
ist  vier-  bis  fünfmal  größer  als  die  des  Urans. 

2.  Behandlung  des  Kückstandes. 

Der  Rückstand  enthält  hauptsächlich  Blei-  und  Calcium- 
Sulfate,  Silicium,  Aluminium  und  Eisenoxyd.  Außerdem 
findet  man  darin  in  größerer  oder  kleinerer  Menge  fast  alle 
Metalle  (Kupfer,  Wismut,  Zink,  Kobalt,  Mangan,  Nickel, 
Vanadium,  Antimon,  Thallium,  die  seltenen  Erden,  Niobium, 
Tantal,  Arsenik,  Baryum  usw>).  Das  Radium  findet  sich 
verstreut  als  Sulfat  in  diesem  Gemenge  und  ist  das  wenigst 
lösliche  der  Sulfate. 

Die  erste  mit  diesem  Rückstand  ausgeführte  Operation 
besteht  darin,  ihn  mit  konzentrierter  Salzsäure  zu  be- 
handeln. Die  Substanz  wird  stark  zersetzt  und  geht  teil- 
weise in  Lösung.  Aus  dieser  Lösung  kann  man  das  Po- 
lonium und  Actinium  ausscheiden;  das  erstere  wird  durch 
Schwefelwasserstoff  niedergeschlagen;  das  andere  findet  sich 
in  den  durch  Ammoniak  aus  der  von  den  Sulfaten  ge- 
trennten und  oxydierten  Lösung  niedergeschlagenen  Hydraten. 
Das  Radium  bleibt  in  dem  zunächst  mit  Wasser  gewaschenen, 
hierauf  mit  einer  konzentrierten  kochenden  Sodalösung  be- 
handelten unlöslichen  Teile,  eine  Maßnahme,  mit  welcher 
die  Verwandlung  der  in  der  vorigen  Reaktion  nicht  an- 
gegrifienen  Sulfate  bewirkt  wird.  Hierauf  wäscht  man  die 
Substanz  gründlich  mit  Wasser  und  unterwirft  sie  der  Ein- 
wirkung von  Salzsäure,  die  frei  von  Schwefelsäure  sein  muß. 
Auf  diese  Weise  erhält  man  rohe  Sulfate  von  radiumhaltigem 
Baryum,  die  zugleich  Kalk,  Blei,  Eisen  enthalten  und  auch 
etwas  Actinium  mit  sich  führen. 

Eine  Tonne  Rückstand  liefert  etwa  10  bis  20  kg  Roh- 
sulfate, deren  Aktivität  30  bis  60  mal  größer  als  die  des 
metallischen  Urans  ist. 

Alsdann  nimmt  man  die  Reinigung  der  Sulfate  vor.  Man 
läßt  sie  zu  diesem  Zweck  mit  einer  konzentrierten  Lösung 


Extraktion  der  Radi  um  salze  25 

Natriumkarbonat  kochen  und  wandelt  die  gewonnenen  Kar- 
bonate in  Chloride  um.  Die  mit  Schwefelwasserstoff  be- 
handelte Lösung  liefert  einen  leichten  Niederschlag  von  aktiven 
Sulfiden,  der  Polonium  enthält.  Man  filtriert  sie,  oxydiert 
sie  mit  Kaliumchlorat  und  schlägt  sie  mit  reinem  Ammo- 
niak nieder. 

Die  Oxyde  und  niedergeschlagenen  Hydrate  sind  sehr 
aktiv;  sie  enthalten  immer  noch  ein  wenig  Actinium.  Die 
filtrierte  Lösung  wird  mit  Soda  niedergeschlagen.  Die 
niedergeschlagenen  Karbonate  der  Erdalkalien  werden  ge- 
waschen und  in  Chloride  verwandelt.  Diese  Chloride  werden 
zur  Trockenheit  eingedampft  und  mit  konzentrierter  reiner 
Salzsäure  gewaschen.  Das  Chlorcalcium  wird  fast  vollständig 
gelöst,  während  das  radiumhaltige  Chlorbaryum  unlöslich 
bleibt.  Die  obenstehende  Lösung  enthält  infolgedessen  den 
Kalk  und  kann  etwas  Radium  mit  sich  führen.  Man  schlägt 
sie  mit  Schwefelsäure  nieder.  Nach  und  nach  setzt  sich  ein 
sehr  aktives  Sulfat  ab,  das  man  einer  neuen  Behandlung 
unterwirft.  Das  in  konzentrierter  Salzsäure  unlösliche 
radiumhaltige  Chlorbaryum  wird  durch  Wasser  wieder  auf- 
genommen. Die  Lösung  wird  abermals  durch  Natrium- 
karbonat niedergeschlagen.  Die  gewaschenen  Karbonate  der 
Erdalkalien  werden  diesmal  mit  Bromwasserstoffsäure  be- 
handelt, um  sie  in  Bromide  zu  verwandeln. 

Nach  dieser  langen  Reihe  von  Vornahmen  gewinnt 
man  pro  Tonne  verarbeiteten  Urstoffes  8  bis  10  kg  radium- 
haltiges  Baryumchlorid,  dessen  Aktivität  ungefähr  60  mal 
größer  als  die  des  metallischen  Urans  ist.  Dieses  Chlorid  ist 
reif  zur  Fraktionierung. 

3.    Fraktionierung  der  radiumhaltigen  Baryumsalze. 

Durch  die  Fraktionierung  sollen  an  Radium  mehr  oder 
minder  reiche  radiumhaltige  Baryumchloride  gewonnen 
werden.  Das  angewendete  Verfahren  besteht  darin,  das 
Bromidgemisch  einer  Reihe  von  Kristallisationen  zunächst 
in  reinem,  dann  in  einem  mit  Bromw^asserstoff  vermischten 


26  Extraktion  der  Radiumsalze 

Wasser  zu  unterwerfeD.  Man  benutzt  die  Differenz  der 
Löslichkeiten  der  beiden  ßromide,  da  das  Bromid  des  Radiums 
weniger  löslich  ist  als  das  des  Baryums. 

Bei  Beginn  ihrer  Untersuchungen  über  die  Trennung 
des  Radiums  führten  Herr  und  Frau  Curie  die  Fraktionie- 
rungen an  den  Chloriden  aus.  Giebel  hat  indessen  erkannt, 
daß  die  Trennung  des  Baryums  und  Radiums  durch  fraktio- 
nierte Bromidkristallisationen  viel  vorteilhafter  wäre,  nament- 
lich zu  Anfang  der  Fraktionierung. 

Die  Bromide  werden  in  destilliertem  Wasser  aufgelöst 
und  die  Lösung  bei  Siedehitze  zur  Sättigung  gebracht. 
Hierauf  läßt  man  sie  unter  Abkühlung  in  einem  bedeckten 
Gefäß  kristallisieren.  Auf  diese  Weise  erhält  man  auf 
dem  Boden  schöne  Kristalle,  die  man  durch  Abgießung 
von  der  obenauf  schwimmenden  Flüssigkeit  abscheidet.  Diese 
Kristalle    sind   ungefähr  fünfmal   aktiver  als  Chloridlösung. 

So  hat  man  denn  das  Salz  in  zwei  Teile  zerlegt,  an 
welchen  man  dieselbe  Operation  genau  wiederholt.  Die 
Lösung  der  Bromide  wird  verdampft  und  heiß  zur  Sättigung 
gebracht;  die  Salze  werden  abermals  gelöst  und  dann 
wiederum  zur  Kristallisation  gebracht. 

Sind  die  Kristallisationen  beendigt,  so  hat  man  vier  neue 
Teile  vor  sich.  Die  obenauf  schwimmende  Lösung  des 
aktivsten  Teiles  (Kristalle)  wird  mit  den  Kristallen  des  am 
wenigst  aktiven  Teiles  (Lösung)  vereinigt;  diese  beiden 
Substanzen  haben  sichtlich  die  gleiche  Aktivität.  So  hat 
man  nun  drei  Teile,  die  einer  gleichen  Behandlung  unter- 
zogen werden.  Die  Fraktionierung  wird  stets  nach  der- 
selben Methode  fortgesetzt.  Nach  jeder  Operationsreihe 
wird  die  aus  einem  Teile  herrührende  gesättigte  Lösung 
auf  die  von  dem  folgenden  Teile  herrührenden  Kristalle 
geschüttet.  Daraus  folgt,  daß  die  mehr  und  mehr  aktiven 
Produkte  und  die  weniger  und  weniger  aktiven  Produkte 
einen  Verlauf  im  umgekehrten  Sinne  nehmen. 

Nun  läßt  man  aber  nicht  etwa  die  Zahl  der  Auf- 
teilungen   ins    Unendliche  wachsen.      Wenn    die   verarmten 


Eigenschaften  der  Radiumsalze  27 

Produkte  (Schluß  der  Fraktionierung)  nur  noch  eine  un- 
bedeutende Aktivität  besitzen,  läßt  man  sie  weg.  Ebenso  ist 
es  mit  den  angereicherten  Teilen  (Kopf  der  Fraktionierung), 
wenn  die  gewünschte  Anzahl  der  Teile  erzielt  worden  ist. 
Man  arbeitet  dann  mit  einer  ständigen  Anzahl  von  Teilen. 
Man  scheidet  fortwährend  und  zwar  nach  Maßgabe  der  Zahl 
der  Fraktionierungen  einerseits  sehr  wenig  aktive,  ander- 
seits sehr  radiumreiche  Produkte  aus. 

Die  geringe  Stofifmenge,  über  welche  man  heutzutage 
verfügt,  hat  nicht  erlaubt,  die  chemischen  Eigenschaften 
der  Radiumsalze  vollkommen  zu  prüfen.  Das  Studium  dürfte 
zweifellos  zu  einigen  interessanten  Modifikationen  hinsichtlich 
der  Geschwindigkeit  der  Darstellung  dieser  Körper  führen. 

Man  hat  eine  gewisse  Anzahl  Salze,  Bromid,  Chlorid, 
Nitrat,  gewonnen,  allein  man  hat  noch  kein  Radium  in 
metallischem  Zustande  präpariert.  Und  doch  würde  es 
leicht  sein,  diese  wenig  Interesse  bietende  Darstellung  nach 
der  von  Bunsen  für  Baryum  angewendeten  Methode  aus- 
zuführen. 


Dritter  Abschnitt. 

Eigenschaften  der  Radiumsalze. 

Chemische  Eigenschaften. 
Das  so  gewonnene  Radiumchlorid  hat  eine  ungefähr  million- 
mal größere  Aktivität  als  das  metallische  Uran.  Alle  Radium- 
salze wie  Chlorid,  Nitrat,  Karbonat,  Sulfat  haben  das  gleiche 
Aussehen  wie  Baryumsalze,  wenn  sie  in  festem  Zustande 
dargestellt  sind;  sie  erscheinen  weiß.  Jedoch  färben  sie 
sich  mit  der  Zeit  gelb  und  sogar  violett. 

Vom  chemischen  Gesichtspunkte  aus  haben  alle  Radium- 
salze durchaus  den  entsprechenden  Baryumsalzen  vergleich- 
bare Eigenschaften,  jedoch  sind  Radiumchlorid  und  -bromid 
weniger  löslich  als  Baryumchlorid  und  -bromid.      Das    ist 


28  Eigenschaften  der  Radiumsalze 

die  Haupteigenschaft,  die  bei  der  Trennung  des  Radiums  und 
des  Baryums  verwandt  wird. 

GiESEL  hat  festgestellt,  daß  das  Radiumchlorid  im 
flüssigen  oder  festen  Aggregatzustande  fortgesetzt  Wasser- 
stoff erzeugt.  Ein  einige  Zeit  in  einem  Gefäß  eingeschlossen 
gewesenes  Radiumchlorid  gibt  starken  Chlorgeruch  ab,  wenn 
man  das  Gefäß  zerbricht. 

Färbung  der  Flamme  und  Spektrum. 

Die  Radiumsalze  geben  der  Flamme  einen  ausgeprägten 
Karminglanz. 

Bald  nach  Beginn  der  Untersuchungen  des  Herrn  und 
der  Frau  Curie  über  die  radioaktiven  Substanzen  hat  der 
verstorbene  Demarqay  sich  mit  der  spektroskopischen  Prü- 
fung dieser  Substanzen  befaßt.  Die  Unterstützung  eines 
so  hervorragenden  Spektroskopikers  hat  die  Hypothese  von 
dem  Vorhandensein  neuer  radioaktiver  Elemente  einer  wich- 
tigen Nachprüfung  unterstellt.  Die  Spektralanalyse  hat 
bezüglich  des  Radiums  diese  Hypothese  vollkommen  be- 
stätigt. 

Das  Studium  des  Spektrums  ist  seitdem  von  Runge 
und  PßECHT,  sowie  von  Ceookes  wieder  aufgenommen  worden. 

Das  Spektrum  des  Radiums  ist  sehr  charakteristisch; 
sein  Gesamtanblick  entspricht  dem  der  Erdalkali-Metalle, 
d.  h.  man  findet  bei  ihm  starke  Linien  mit  etlichen  nebligen 
Banden. 

Mit  dem  Funken  und  einer  reinen  Radiumchloridlösung 
erzielte  DEMAßgAY  ein  Spektrum,  dessen  Linien  alle  eng 
abgegrenzt  und  scharf  sind.  Die  drei  Hauptlinien  sind:  die 
erste  im  Blau  (l  —  468,30),  die  beiden  letzteren  im  Violett 
U  =  434,06)  und  im  Ultraviolett  (Z  =  381,47).  Diese  drei 
Linien  sind  stark  und  erreichen  die  Gleichheit  mit  den 
stärksten  gegenwärtig  bekannten  Linien.  Man  bemerkt  gleich- 
zeitig im  Spektrum  zwei  starke  neblige,  verschwommene 
Banden;  die  erste  im  Blau,  die  andere  beginnt  im  Indigo- 
blau  und  nimmt  gegen  das   Ultraviolett  zu  ab. 


Eigenschaften  der  Radiumsalze  29 

Nach  Demaeqay  soll  das  Radium  unter  den  Körpern 
figurieren,  die  die  feinste  Spektralreaktion  besitzen.  Man 
erblickt  zuerst  die  Hauptlinie  des  Radiums  {X  =  381,47) 
mit  50  mal  aktiveren  Stoffen  als  Uran.  Die  Feinheit  bezw. 
Empfindlichkeit  der  spektroskopischen  Methode  ist  jedoch 
in  nichts  vergleichbar  mit  der  Empfindlichkeit  der  vorher 
beschriebenen  elektrischen  Methode;  dieselbe  läßt  tatsäch- 
lich die  Gegenwart  einer  radioaktiven  Substanz  auch  dann 
noch  erkennen,  wenn  ihre  Aktivität  nur  Yioo  ^^^  ^^^  ^^^ 
Urans  beträgt. 

Das  Flammenspektrum  der  Radiumsalze  enthält  nach 
den  Untersuchungen  Giesels  zwei  schön  rote  Banden, 
eine  Linie  im  Blau  und  zwei  schwache  Linien  im  Violett. 
Das  Spektrujn  ist  sehr  strahlend. 

Atomgewicht. 

Das  Atomgewicht  des  Radiums  ist  von  Frau  Cukie 
bestimmt  worden;  es  ist  gleich  225. 

Zu  seiner  Bestimmung  wendete  Frau  Cueie  die  klas- 
sische Methode  an,  die  darin  besteht,  das  in  einem 
bekannten  Gewicht  wasserfreien  Chlorids  enthaltene  Chlor 
als  Chlorsilber  zu  bestimmen.  Das  für  die  letzteren  Messungen 
verwendete  Chlorid  wurde  sorgfältig  gereinigt  und  voll- 
kommen von  dem  es  begleitenden  Baryum  befreit,  indem 
die  Fraktionierungen  recht  häufig  wiederholt  werden.  Von 
Demaeqay  im  Spektroskop  geprüft,  enthält  es  seines  Er- 
achtens  nur  unendlich  schwache  Spuren  von  Barj^um,  die 
nicht  geeignet  sind,  das  Atomgewicht  in  merklicher  Weise 
zu  beeinflussen. 

Das  Radium  bildet  ein  neues  Element  in  der  Gruppe 
der  Erdalkali-Metalle.  In  dieser  Reihe  stellt  es  das  höhere 
Homologe  des  Baryums  dar. 

Nach  seinem  Atomgewicht  steht  das  Radium,  in  der 
Tabelle    von    Mendelejefe^    auf  Baryum    folgend,    in    der 


natürlich  auch  in  L.  Meyers  Tabelle. 


30 


Eigenschaften  der  Eadiumsalze 


senkrechten  Reihe  der  Erdalkali-Metalle  und  auf  der  Quer- 
reihe, die  bereits  das  Uran  und  das  Thor  enthält. 


Leuchtfähigkeit  der  Radiumsalze. 

Alle  Radiumsalze  sind  in  der  Dunkelheit  leuchtend. 
Diese  Leuchtfähigkeit  tritt  besonders  stark  hervor  bei  Radium- 
chlorid und  -bromid,  sobald  das  Produkt  erwärmt  worden 
ist;  sie  nimmt  ab,  sobald  das  Salz  Feuchtigkeit  anzieht. 
Die  Radium  Chloride  und  -bromide,  die  sehr  hygrometrisch 
sind,  müssen  in  verschlossene  Röhren  gebracht  werden,  um 
den  nach  der  Erwärmung  angenommenen  Glanz  zu  erhalten. 
Das  durch  die  Radiumsalze  ausgesandte  Licht  erinnert  hin- 
sichtlich seiner  Farbe  an  das  Glühwürmchen  (Lampyrus); 
es  kann  so  stark  sein,  daß  es  sogar  am  hellen  Tage  ge- 
sehen werden  kann. 


Wärmeentwicklung  der  Radiumsalze. 

Die  Radiumsalze  sind  der  Sitz  einer  fortgesetzten  selbst- 
tätigen Wärmeentwicklung.  Ein  vor  mehreren  Monaten  her- 
gestelltes Gramm  Radiumbromid  entwickelt  durchschnitt- 
lich 100  kleine  Kalorien  in 
der  Stunde,  d.  h.  ein  Gramm 
Radium  kann  in  der  Stunde 
etwas  mehr  als  eine  gleich 
schwere  Eismenge  schmelzen. 
Diese  Wärmeentwick- 
lung ist  stark  genug,  um 
selbst  bei  einem  groben,  mit 
einem  Thermometer  ausge- 
führten Experiment  wahr- 
genommen zu  werden. 

Ein  Thermometer  t  und 
ein  Gefäß  a  mit  7  Dezigramm 
Radiumbromidinhalt  werden  beispielsweise  in  ein  Gefäß  mit. 
Wärmeschutzmantel  Ä  gestellt.     (Figg.  13  u.  14.) 


Figg.  13  u.  14  Wärmeentwicklung 
der  Radiumsalze. 


Eigenschaften  der  Radiumsalze 


31 


Sobald  das  Wärmegleichgewicht  hergestellt  ist,  zeigt 
das  Thermometer  t  beständig  einen  Temperaturüberschuß 
von  3  Grad  gegen  die  Angaben  eines  zweiten  Thermo- 
meters t',  das  unter  sonst  gleichen  Umständen  neben  einem 
ein  inaktives  Salz,  z.  ß.  ßaryumchlorid,  enthaltenden  Gefäß 
aufgestellt  ist. 

Die  entwickelte  Wärmemenge  wird  mittels  des  Bunsen- 
schen  Kalorimeters,  indem  man  in  dasselbe  eine  Radium- 
salz enthaltende  Glasröhre  stellt,  gemessen;  man  konstatiert 
einen  anhaltenden  Wärmezufluß,  der  aufhört,  sobald  man  das 
Eadium  entfernt.  Man  kann  auch  den  in  Fig.  15  dar- 
gestellten Apparat  verwenden,  in  welchem  man  die  durch 
das  Eadium  erzeugte  Wärme  benutzt,  um  ein  verflüssigtes 
Gas  zum  Sieden  zu  bringen.  Dieses  Experiment  gelingt 
besonders  gut  mit  flüssigem  Wasserstoff. 

Ein  Reagenzglas  A  (am  unteren  Teile  geschlossen  und 
mit  Weinhold schem  Wärmeisolator  umgeben)  enthält  etwas 
flüssigen  Wasserstoff  H\  ein  Ent- 
wicklungsrohr t  ermöglicht  es,  das 
Gas  in  einem  mit  Wasser  gefüllten 
graduierten  Röhrchen  E  aufzu- 
fangen. Das  Reagenzglas  Ä  und 
sein  Isolator  tauchen  alle  beide 
in  ein  Bad  flüssigen  Wasser- 
stoffes H'  ein.  Unter  diesen  Um- 
ständen wird  in  A  keine  Gasent- 
wicklung hervorgebracht;  führt  man 
jedoch  in  den  Wasserstoff  des 
Reagenzglases  A  ein  Röhrchen  mit 
Radium  salz  ein,  so  erfolgt  eine  fort- 
gesetzte Gasentwicklung,  die  man 
in  E  auffängt 

7  Dezigramm  Radiumbromid  entwickeln  ungefähr  70ccm 
Gas  in  der  Minute. 

Ein  frisch  präpariertes  Radiumsalz  entwickelt  eine  ver- 
hältnismäßig  schwache   Wärmemenge.      Die    in    einer    ge- 


Fig.    15.      Siedendmachen 

von  flüssigem  Wasserstoff 

durch  Radiumsalze. 


32  Eigenschaften  der  Kadiumsalze 

gebenen  Zeit  entwickelte  Wärme  nimmt  alsdann  fortgesetzt 
zu  und  strebt  einem  Endwert  zu,  der  nach  Verlauf  eines 
Monats  noch  nicht  völlig  erreicht  ist. 

Wenn  man  ein  Radiumsalz  in  Wasser  auflöst  und  die 
Lösung  in  eine  verschlossene  Röhre  bringt,  so  ist  die  von 
der  Lösung  entwickelte  Wärmemenge  zunächst  schwach ;  sie 
nimmt  aber  zu  und  wird  nach  Verlauf  eines  Monats  ziem- 
lich konstant.  Wenn  der  Grenzzustand  erreicht  ist,  ent- 
wickelt das  in  der  verschlossenen  Röhre  enthaltene  Radium- 
salz die  gleiche  W" armem  enge  im  festen  wie  im  flüssigen 
Zustand. 


Aktivitätsveränderungen  der  Radiumsalze. 

Die  im  gleichen  physikalischen  Zustand  erhaltenen 
Radiumsalze  besitzen  eine  dauernde  Aktivität,  die  selbst 
nach  Verlauf  mehrerer  Jahre  keine  merklichen  Unterschiede 
aufweist. 

Hat  man  jedoch  ein  Radiumsalz  im  festen  Zustande 
frisch  hergestellt,  so  besitzt  es  vorerst  keine  konstante 
Aktivität;  diese  nimmt  erst  mit  der  Zeit  zu  und  erreicht 
einen  ziemlich  unveränderlichen  Grenzwert  nach  Verlauf 
ungefähr  eines  Monats.  Die  Grenzaktivität  ist  vier-  bis 
fünfmal  größer  als  die  Anfangsaktivität. 

Das  umgekehrte  Phänomen  wird  hervorgerufen,  wenn 
man  ein  Radiumsalz  in  Wasser  auflöst.  Die  Aktivität  der 
Lösung  ist  zunächst  sehr  groß;  dann  aber,  wenn  die  Lösung 
der  freien  Luft  ausgesetzt  worden  ist,  verliert  sie  rasch 
einen  Teil  ihrer  Aktivität  und  nimmt  endlich  eine  Grenz- 
aktivität an,  die  erheblich  schwächer  als  die  des  Anfangs- 
produktes sein  kann. 

Wenn  man  ein  Radiumsalz  erwärmt,  so  nimmt  seine 
Aktivität  ab,  allein  diese  Abnahme  bleibt  nicht  bestehen, 
wenn  man  das  Salz  auf  die  Temperatur  der  atmosphärischen 
Luft  zurückführt.  Das  Salz  nimmt  allmählich  seine  ursprüng- 
liche Aktivität  wieder  an. 


Die  Strahlung  der  Radiumsalze  33 


Durch   die  Radium  salze   hervorgerufene   Strahlung  und 
induzierte  Radioaktivität. 

Die  Radiumsalze  senden  selbsttätig  fortgesetzt  eine  zur 
Hervorbringung  von  Erscheinungen  von  erheblicher  Stärke 
besonders  fähige  Strahlung  aus. 

Sie  vermögen  ihre  Eigenschaften  schließlich  allen  in 
ihrer  Nähe  befindlichen  Körpern  mitzuteilen.  Diese  Er- 
scheinung wird  induzierte  Radioaktivität  genannt. 

Diese  beiden  Eigenschaften  sind  ungemein  wichtig  so- 
wohl vom  Gesichtspunkte  der  Erscheinungen  selbst  als  der 
Effekte,  die  sie  zu  erzeugen  vermögen.  Sie  verdienen,  daß 
man  ihnen  einen  größeren  Raum  beim  Studium  der  durch 
die  Radiumsal?e  hervorgerufenen  Erscheinungen  widmet. 


Vierter  Abschnitt. 
Die  Strahlung  der  Radiumsaize. 

Trennung  der  verschiedenen  Strahlengruppen. 

Die  durch  die  Radiumsalze  ausgesandten  Strahlen 
pflanzen  sich  geradlinig  fort;  sie  werden  weder  zurück- 
geworfen, gebrochen,  noch  polarisiert.  Sie  bilden  ein  kom- 
pliziertes Gemisch,  das  man  in  drei  Hauptgruppen  einteilt. 
RuTHEKFOED  hat  die  verschiedenen  Gruppen  durch  die  Buch- 
staben a^  ß,  y  bezeichnet  (Fig.  16.) 

Die  Wirkung  eines  stark  magnetischen  Feldes  und  die 
größere  oder  geringere  Leichtigkeit,  mit  welcher  sie  die 
verschiedenen  Stoffe  zu  durchdringen  vermögen,  dienen  zu 
ihrer  Unterscheidung. 

Denken  wir  uns  eine  kleine  Menge  eines  Radiumsalzes 
auf  dem  Boden  einer  in  einen  Bleiblock  P  gegrabenen 
tiefen  Höhlung  (Fig.  16).  Die  Strahlung  entweicht  alsdann 
daraus  in  Gestalt  eines  geradlinigen  Bündels.  Versetzen 
wir  diese  kleine  Mulde  in  ein  gleichförmiges  und  sehr  inten- 
sives magnetisches  Feld,  das  durch  einen  starken  Elektro- 

Danne,    Das  Radium.  3 


34 


Die  Strahlung  der  Radiumsalze 


magneten  erzeugt  wird,    der  so  aufgestellt  ist,   daß   er  mit 
seinem  Nordpol  vor  der  Ebene  der  Figur,  mit  seinem  Südpol 

hinter  der  kleinen  Mulde 
liegt  (Fig.  17).  Unter 
diesen  Bedingungen  wer- 
den die  Strahlengruppen 
ci,  ß,  Y  voneinander  ge- 
trennt werden. 

Die  Alpha- Strahlen 
werden  von  der  geradlini- 
gen Bahn,  selbst  durch  die 
stärksten  Felder,  nur  sehr 
schwach  nach  links  abge- 
lenkt. Sie  bilden  den  wich- 
tigsten Teil  der  Kadium- 
strahlung,  wenigstens  bei 
der  Messung  der  Strah- 
lung durch  die  Größe 
der  Leitfähigkeit,  die  sie 
der  Luft  mitteilen. 

Die  Beta -Strahlen 
werden  sehr  stark  durch 
das  magnetische  Feld  ab- 
gelenkt und  zwar  in  der 
gleichen  Weise  und  im 
gleichen  Sinne  wie  die 
Kathoden-Strahlen. 

Die  Gamma-Strahlen 
endlich  werden  gar  nicht 
von  ihrer  geradlinigen 
Bahn  abgelenkt;  sie  sind 
Feldes  den  Röntgenstrahlen  ver- 
gleichbar und  bilden  nur 


Fig.  16. 

Wirkung    des    magnetischen    Feldes 

auf  die  Radiumsalze. 


Fig.  17. 
Wirkung    des    magnetischen 
auf  die  Radiumsalze. 


einen  schwachen  Teil  der  Strahlung. 

Prüfen  wir  nun  flüchtig  die  Konstitution  dieser  Strahlen- 
gruppen. 


Die  Strahlung  der  Radium  salze  35 

Die  «-Strahlen  sind  sehr  wenig  durchdringend.  Sie 
werden  bei  ihrem  Austritt  aus  dem  Radiumsalz  durch  die 
Luft  sehr  schnell  absorbiert;  ein  Aluminiumblättchen  von 
etlichen  Hundertstelmillimeter  Dicke  hält  sie  vollständig  auf. 

Die  Absorptionsgesetze  dieser  Strahlen  durch  die  iso- 
lierenden Substanzen  gestatten,  unabhängig  von  der  Aktion 
des  magnetischen  Feldes,  sie  von  den  Röntgenstrahlen  klar 
und  bestimmt  zu  unterscheiden.  Beim  Durchlaufen  der 
aufeinanderfolgenden  isolierenden  Substanzen  werden  die 
«-Strahlen  immer  weniger  durchdringend  (bei  den  Röntgen- 
strahlen hingegen  entsteht  die  umgekehrte  Erscheinung). 
Um  dieses  Resultat  zu  erklären,  ist  man  geneigt  anzunehmen, 
daß  diese  Strahlen  als  Projektile  gebildet  werden,  deren 
Energie  während  des  Durchdringens  jeder  isolierenden  Sub- 
stanz abnimmt.  Auch  konstatiert  man,  daß  eine  gegebene 
isolierende  Substanz  die  «-Strahlen  viel  stärker  absorbiert, 
wenn  sie  vom  Radiumsalz  weit  entfernt,  als  wenn  sie  in 
dessen  unmittelbarer  Nähe  sich  befindet. 

Alpha-Strahlen  («). 

Die  «-Strahlen  werden  durch  die  stärksten  elektrischen 
und  magnetischen  Felder  sehr  wenig  abgelenkt.  Zuerst  hatte 
man  sie  sogar  als  magnetisch  unablenkbare  Strahlen  er- 
achtet. Mittels  einer  scharfsinnigen  Vorrichtung  ist  es 
Rutherford  jedoch  gelungen,  die  Ablenkung  dieser  Strahlen 
im  magnetischen  Felde  zu  zeigen  und  zu  messen. 

Aus  diesen  Untersuchungen  erhellt,  daß  die  «-Strahlen 
sich  wie  von  einer  bedeutenden  Geschwindigkeit  beseelte, 
mit  positiver  Elektrizität  geladene  Projektile  verhalten.  Sie 
sind  den  Kanalstrahlen  Goldsteins  analog. 

Nach  den  neuesten  Messungen  von  des  Coüdres  ist  die 
Geschwindigkeit  dieser  Projektile  20 mal  geringer  als  die 
des  Lichtes.  Wenn  man  annimmt,  daß  die  elektrische 
Ladung  eines  dieser  Projektile  gleich  ist  der  eines  Wasser- 
stoffatoms in  der  Elektrolyse,  so  findet  man,  daß  seine  Masse 
in   der   Größenordnung   einem    Wasserstoffatom    entspricht. 


36  Die  StrahluDg  der  Radiumsalze 


E      • 

WMMmmm 


Die  Alpha-Strahlen  bilden  eine  Gruppe,  die  homogen 
erscheint;  sie  werden  alle  in  gleicher  Weise  durch  das 
magnetische  Feld  abgelenkt. 

Sie  sind  es  auch,  die  in  dem  von  Crookes  unter 
der  Benennung  Spinthariskop  hergestellten  kleinen  Apparat 
wirken.  Bei  diesem  Apparat  ist  außen  am 
Ende  eines  Metalldrahtes  a  (Fig.  18)  ein 
Milligrammteil  eines  Radiumsalzes  befestigt. 
Diesen  Bruchteil  legt  man  einige  Zehntel- 
millimeter von  einem  Schirm  E  entfernt  in 
SiDOTsche  Blende:  während  man  mit  einer 
starken  Lupe  L  den  dem  Radium  zugekehrten 
Schirm  im  Dunkeln  prüft,  bemerkt  man  auf 
Fig.  18.       dem    Schirm    kleine   Lichtpünktchen.      Diese 

Spinthariskop  Lichtpünktchen    erscheinen    bald,    bald    ver- 
von  Crookes.  ^  ' 

schwinden   sie;   es   macht  den  Eindruck,   wie 

das  Sternengefunkel  am  nächtlichen  Firmament.  Der  Effekt 
ist  sehr  seltsam.  Man  kann  sich  vorstellen,  daß  jeder  er- 
scheinende und  verschwindende  Lichtpunkt  vom  Stoß  eines 
Projektiles  herrührt.  Beim  ersten  Male  könnte  man  glauben, 
es  mit  einer  Erscheinung  zu  tun  zn  haben,  die  die  indi- 
viduelle Einwirkung  eines  Atoms  zu  unterscheiden  gestattet. 


Beta-Strahlen  {ß\ 

Die  /9-Strahlen  sind  analog  den  Kathoden-Strahlen; 
sie  werden  wie  jene  durch  das  magnetische  Feld  leicht 
abgelenkt. 

Die  Ablenkung  der  Beta- Strahlen  durch  das  magnetische 
Feld  kann  man  mittels  folgenden  Experiments  darstellen: 
Ein  Radiumsalz  R  enthaltendes  Glasgefäß  wird  an  einem  Ende 
eines  Bleirohres  mit  sehr  dicken  Wänden  AB  (Fig.  19) 
angebracht.  Dieses  Rohr  wird  zwischen  die  Schenkel  eines 
Elektromagneten  gesetzt  und  normal  zur  Pollinie  iVÄ  ge- 
richtet. In  einer  bestimmten  Entfernung  von  dem  Ende  B 
des  Bleirohres  bringt  man   ein    mit  Elektrizität   geladenes 


Die  Strahlung  der  Radiumsalze 


37 


Elektroskop  an.  Die  durch  das  Radiumsalz  ausgesandten  und 
durch  das  Rohr  kanalisierten  Strahlen  bewirken  die  Ent- 
ladung des  Elektroskopes.  Wenn  man  den  Strom  in  den 
Draht  des  Elektromagneten  leitet,  werden  die  /?- Strahlen 
auf  die  Wände  des  Bleirohres  zurückgeworfen,  die  y-Strahlen 
wirken  ausschließlich  und  die  Entladung  geht  sehr  lang- 
sam vor  sich.  Die  Alpha-Strahlen  werden  von  der  Luft 
unmittelbar  in  der  Nähe  des  Radiumsalzes  absorbiert,  und 


Elecfroscope 
E 


O 


^ 


A 


Fig.  19.    Ablenkung  der  (?- Strahlen  durch  das  magnetische  Feld. 

vermögen  nicht  bis  zum  Elektroskop  zu  gelangen.  Hört 
man  auf,  den  Strom  durch  den  Elektromagneten  laufen  zu 
lassen,  so  rufen  die  yÖ-Strahlen  die  Entladung  des  Elektro- 
skopes rasch  hervor. 

Die  /9-Strahlen  stellen  ein  heterogenes  Gemenge  dar. 
Man  kann  sie  voneinander  durch  ihr  Durchdringungsver- 
mögen und  durch  die  veränderliche  Ablenkung,  die  sie  im 
magnetischen  Felde  erleiden,  unterscheiden.  Bestimmte  unter 
ihnen  werden  leicht  durch  ein  Aluminiumblättchen  von 
einigen  HundertstelmiUimeter  Dicke  absorbiert,  während 
andere  mehrere  Millimeter  Blei  durchdringen. 


38  Die  Strahlung  der  Kadiumsalze 


Die  durch  die  im  magnetischen  Felde  abgelenkten 
/9-Strahlen  beschriebenen  Bahnen  sind  kreisförmig  und 
stehen  zu  der  Richtung  des  magnetischen  Feldes  senk- 
recht. Die  Strahlen  der  beschriebenen  kreisförmigen  Bahnen 
variiren  in  weiten  Grenzen.  Wenn  man  diese  Strahlen  auf 
einer  photographischen  Platte  B  C  auffängt  (Fig.  16),  so 
sieht  man,  daß  die  Platte  von  Strahlen  beeinflußt  wird, 
die,  nachdem  sie  Kreisbahnen  beschrieben  haben,  auf  die 
Platte  zurückgeworfen  werden  und  diese  im  rechten  Winkel 
schneiden.  Becquerel  hat  gezeigt,  daß  der  also  bewirkte 
Eindruck  eine  breite  diffuse  Bande,  das  echte  kontinuier- 
liche Spektrum  bildet,  was  beweist,  daß  das  von  der 
Quelle  ausgesandte  ablenkbare  Strahlenbündel  aus  einer 
unendlichen  Zahl  von  verschieden  ablenkbaren  Strahlungen 
besteht. 

Wenn  man  die  Platte  mit  verschiedenen  absorbierenden 
isolierenden  Substanzen,  wie  Papier,  Glas,  Metalle,  bedeckt, 
so  findet  sich  nur  ein  Teil  des  Spektrums  beseitigt  und  man 
konstatiert,  daß  die  im  magnetischen  Feld  am  stärksten 
abgelenkten  Strahlen,  d.  h.  die,  deren  Bahn  den  kleinsten 
Krümmungsradius  hat,  am  stärksten  absorbiert  werden.  Bei 
jeder  isolierenden  Substanz  beginnt  die  Einwirkung  auf  die 
Platte  erst  in  einer  gewissen  Entfernung  von  der  Strahlungs- 
quelle; diese  Entfernung  ist  um  so  größer,  je  absorbier- 
fähiger die  isolierende  Substanz  ist. 

Die  /9- Strahlen  des  Radiums  sind  mit  negativer  Elek- 
trizität geladen.  Die  experimentelle  Vorführung  dieser  Tat- 
sachen bestätigt  die  Analogie  dieser  Strahlen  mit  den 
Kathoden-Strahlen.  Die  Kathoden-Strahlen  sind,  wie  Perein 
nachgewiesen  hat,  ebenfalls  mit  negativer  Elektrizität  ge- 
laden: sie  vermögen  ihre  Ladung  durch  mit  der  Erde 
verbundene  Metallhüllen,  sowie  durch  isolierende  Platten 
hindurch  zu  führen.  An  allen  Stellen,  wo  die  Kathoden- 
Strahlen  absorbiert  werden,  findet  eine  fortgesetzte  Ent- 
wicklung von  negativer  Elektrizität  statt. 

Mittels  eines  ähnlichen  Verfahrens  ist  es  leicht,  experi- 


Die  Strahlung  der  Radiumsalze 


89 


mentell  nachzuweisen,  daß  die  /9-Strahlen  mit  negativer 
Elektrizität  geladen  sind.  Indessen  ist  diese  Entwicklung 
schwach;  um  sie  sichtlich  zu  machen,  bedarf  es  einer  voll- 
kommenen Isolation  des  Leiters,  der  die  Strahlen  absorbiert. 
Zu  diesem  Zwecke  stellt  man  den  Leiter  vor  der  Luft 
geschützt  auf,  indem  man  ihn  entweder  mit  einem  gut 
dielektrischen  festen  Körper  umgibt  oder  in  ein  vollständig 
luftleeres  Rohr  bringt. 

Der  hierzu  verwendete  Apparat  (Fig.  20)  besteht  aus 
einer  leitenden  Scheibe  M,  die  durch  einen  Metallstab  t  mit 


Fig.  20.     Apparat  zum  Studium  der  j5-Strahlen. 

einem  Elektrometer  verbunden  ist.  Die  Scheibe  und  der 
Stab  sind  mit  dem  Isoliermittel  i  vollständig  umgeben  und 
das  Ganze  von  einer  Metallhülle  E  bedeckt,  die  in  an- 
dauernder Verbindung  mit  der  Erde  steht.  Wenn  man 
den  Apparat  der  Strahlung  eines  Radiumsalzes  R,  das  sich 
frei  in  einem  kleinen  ßleitrog  befindet,  aussetzt,  so  durch- 
setzen die  Strahlen  die  Metallhülle,  die  isolierende  Schicht 
und  werden  durch  die  Scheibe  M  absorbiert. 

Man  stellt  alsdann  eine  konstante  Entwicklung  nega- 
tiver Elektrizität  am  Elektrometer  fest. 

Die  erzeugte  Elektrizitätsmenge  ist  sehr  schwach:  sie 
steht  in  der  Größenordnung  von  10~^^  Coulomb  in  der 
Sekunde  für  jedes  sehr  aktive  radiumhaltige  Baryumchlorid, 
das  eine  Schicht  von  2,5  qcm  Oberfläche  und  0,2  cm  Dicke 
bildet;  die  benutzten  Strahlen  durchdringen,  ehe  sie  vom 
Leiter  M  absorbiert  worden  sind,  eine  Aluminium  schiebt 
von  0,01  mm  und  eine  Hartgummis chicht  von  0,3  mm. 


40  Die  Strahlung  der  Kadiumsalze 

Wenn  man  das  Kadiumsalz  entfernt,  oder  wenn  man 
ein  weniger  aktives  Produkt  verwendet,  so  sind  die  Ladungen 
schwächer. 

Das  umgekehrte  Experiment  besteht  darin,  das  Radium- 
salz in  die  Mitte  der  Isoliermasse  zu  bringen  und  den  das 
Salz  enthaltenden  Trog  mit  dem  Elektrometer  (Fig.  21)  in 
Verbindung  zu  setzen.    Unter  diesen  Umständen  stellt  man 


Terre 


E 


^  ^ t    I       / 


m///>//>M/m^////M^ 


l 


Fig.  21.     Apparat  zum  Studium  der  /9-Strahlen. 

fest,  daß  das  Radium  eine  positive  Ladung  von  gleicher 
Größe  wie  die  negative  Ladung  beim  ersteren  Experiment 
annimmt.  Die  sehr  durchdringenden  Strahlen  des  Radiums 
nehmen  die  negativen  Ladungen  mit  sich  fort. 

Es  geht  aus  diesen  beiden  Experimenten  hervor,  daß 
ein  in  ein  vollständig  isolierendes  Gefäß  eingeschlossenes 
Radiumsalz  sich  selbsttätig,  wie  eine  Leidener  Flasche,  mit 
Elektrizität  laden  muß.  Dies  läßt  sich  mit  einer  seit  einer 
gewissen  Zeit  Radiumsalz  enthaltenden,  verschlossenen  Glas- 
röhre nachprüfen.  Wenn  man  mit  einem  Glasmesser  einen 
Strich  auf  deren  Wand  macht,  so  tritt  an  dieser  Stelle  ein 
Funken  aus,  der  das  infolge  des  Schnitts  verdünnte  Glas 
durchbohrt  hat;  gleichzeitig  verspürt  der  Experimentator 
einen  leichten  Schlag  in  den  Fingern  infolge  des  Durch- 
ganges der  Entladung. 

Das  Radium  liefert  das  erste  Beispiel  eines 
Körpers,  der  sich  selbsttätig  mit  Elektrizität  ladet. 

Man  kann  diese  letztere  Tatsache  auch  noch  mittels 
eines  von  Stkutt  hergestellten  kleinen  Apparates,  wie  er  in 
Fig.  22  abgebildet  ist,  vorführen.  Ein  kleines  Glasgefäß  E 
enthält  ein  Radiumsalz;    es    hängt   an    einem  Quarzstift  Q 


Die  Strahlung  der  Radiumsalze 


41 


und  das  Ganze  ist  in  einem  Glasbehälter  T  untergebracht 
Zwei  sehr  dünne  Goldblättchen  bilden  ein  kleines  Elek- 
troskop;  diese  Blättchen  können,  indem  sie  sich  spreizen, 
zwei  dauernd  mit  der  Erde  verbundene  Metalldrähte  a 
und  a  berühren.  Im  Behälter  stellt  man  eine  möglichst 
vollkommene  Leere  durch  das  Röhrchen  V  her. 


Terre 


Terre 


Fig.  22.     Strütts  Perpetuum  mobile. 


Das  Funktionieren  des  Apparates  ist  sehr  einfach.  Die 
positive  Ladung  des  kleinen  Radiumgefäßes  wird  den  Gold- 
blättchen mitgeteilt  und  diese  divergieren  progressiv,  in  dem 
Maße  wie  die  Ladung  zunimmt.  Wenn  die  Blättchen  genügend 
gespreizt  sind,  berühren  sie  die  beiden  Metalldrähte  a  und 
a ,  und  die  Ladung  strömt  am  Boden  aus,  die  Blättchen 
fallen  nieder,  nehmen  wieder  eine  andere  Ladung  auf  und 
divergieren  von  neuem.    Da  die  Elektrizitätserzeugung  fort- 


42  Die  Strahlung  der  Radiumsalze 

gesetzt  wird,  spreizen  und  nähern  die  Blättchen  sich  an- 
haltend. 

Die  Ladungen  und  Entladungen  folgen  in  um  so 
kürzeren  Zeiträumen  aufeinander,  je  größer  die  Radium- 
bromidmenge  in  dem  Gefäße  ist.  Damit  das  Experiment 
gut  gelingt,  muß  das  ßadiumgefäß  vollkommen  isoliert  sein, 
weshalb  es  eben  gerade  an  einem  Quarzfaden,  der  einen 
sehr  guten  Isolator  abgibt,  in  dem  ganz  evakuierten  Apparat 
aufgehängt  wird.  Auf  diese  Weise  vermeidet  man  die  durch 
die  Tatsache,  daß  die  Luft  unter  dem  Einfluß  der  radio- 
aktiven Substanzen  zum  Leiter  wird,  bewirkten  Elektrizitäts- 
verluste. 

Man  darf  annehmen,  daß  die  Beta -Strahlen  durch 
mit  negativer  Elektrizität  geladene  und  n>it  großer  Ge- 
schwindigkeit vom  Radium  her  geschleuderte  Projektile 
(Elektrone)  gebildet  werden. 

Die  Messung  der  Ablenkungen  dieser  Strahlen  unter 
der  Einwirkung  eines  magnetischen  Feldes  führte  Becquerel 
und  später  Kaufmann  zur  Bestimmung  der  Geschwindig- 
keiten dieser  Projektile.  Diese  für  die  verschiedenen 
/5-Strahlen  veränderlichen  Geschwindigkeiten  liegen  zwischen 
2,36  X  1010  cm  i^  ^^r  Sekunde  und  2,83  x  lOi^cm  in  der 
Sekunde.  Man  ersieht  daraus,  daß  gewisse  /^-Strahlen  eine 
der  des  Lichtes  vergleichbare  Geschwindigkeit  haben.  Ander- 
seits lassen  theoretische  Schätzungen  vermuten,  daß  die  Masse 
eines  jeden  dieser  Projektile  2000 mal  kleiner  als  die  eines 
Wasserstoffatoms  ist. 

Man  begreift  unschwer,  daß  mit  solcher  Geschwindig- 
keit beseelte  Projektile  einer  so  kleinen  Masse  ein  sehr 
bedeutendes  Durchdringungsvermögen  gegenüber  der  Materie 
besitzen  können. 

Die  Radiumstrahlen,  und  hauptsächlich  die  Beta- 
Strahlen,  können  sich  zerstreuen.  Sendet  man  auf  einen 
dünnen  Schirm  ein  von  Radiumsalz  herrührendes  Strahlen- 
bündel, so  werden  die  Alpha-Strahlen  absorbiert,  die 
Gamma-Strahlen  durchdringen  in  gut  abgegrenzten  Bündeln 


Die  Strahlung  der  Radiumsalze  43 


mit  scharfen  Rändern  teilweise  den  Schirm.  Was  die  Beta- 
Strahlen  anlangt,  so  werden  sie  nach  allen  Richtungen  zer- 
streut. Allein  diese  Diffusion  scheint  keine  konstante  Eigen- 
schaft der  /^-Strahlen  zu  sein.  Becquerel  hat  gezeigt,  daß 
ein  Beta-Strahlenbündel  sich  in  gut  bestimmtem  Zustande 
im  Paraffin  fortpflanzt. 

Gamma- Strahlen. 

Die  v-Strahlen  sind  den  Röntgenstrahlen  durchaus  ver- 
gleichbar; sie  besitzen  also  keine  elektrische  Ladung.  Sie 
bilden  nur  einen  sehr  schwachen  Teil  der  Strahlung  des 
Radiums.  Gewisse  /-Strahlen  weisen  ein  außergewöhnliches 
Durchdringungsvermögen  auf;  einige  vermögen  sogar  mehrere 
Zentimeter  Blei  zu  durchdringen.  Sie  ionisieren  die  Luft 
schwach  und  lassen  eine  durchaus  scharfe,  aber  schwache 
Spur  auf  der  photographischen  Platte  zurück.  Es  ist  nun 
aber  doch  nicht  ausgeschlossen,  daß  die  Energie  dieser 
Strahlen  erheblich  ist;  denn,  wenn  die  Effekte  auf  der 
empfindlichen  Platte  und  die  Gase  schwach  sind,  so  liegt 
dies  größtenteils  an  der  schwachen  Absorption,  der  diese 
Strahlen  unterliegen. 

Alles  in  allem  besitzen  die  durch  das  Radium  aus- 
gesandten Strahlen  alle  Merkmale  derjenigen,  welche  von 
der  Crookesröhre  ausgehen.  Die  positiv  geladenen  Alpha- 
Strahlen  entsprechen  den  GoLDSTEiNschen  Kanalstrahlen,  die 
Beta -Strahlen  den  Kathoden- Strahlen  und  die  Gamma- 
strahlen den  Röntgenstrahlen. 

Die  Strahlen  des  Radiums  sind  indessen  durchdringen- 
der. Während  die  Kanalstrahlen  im  Vakuum  nur  eine 
Entfernung  von  etlichen  Zentimetern  durchlaufen,  durch- 
laufen die  Alpha-Strahlen  dieselbe  Entfernung  in  der  Luft 
bei  atmosphärischem  Druck.  Die  Kathoden-Strahlen  durch- 
dringen nur  schwer  ein  Aluminiumblatt  von  4  tausendstel 
Millimeter.  Wenn  endlich  die  Röntgenstrahlen  auch  eine 
ziemlich  große  Dicke  gewisser  lichtundurchlässiger  (opaker) 
Körper  zu  durchdringen  vermögen,  so  werden  sie  hingegen 


44      Die  durch  die  Strahlung  der  Radiumsalze  erzeugten  Effekte 

doch  von  einem  Bleiblatt  von  1  oder  2  mm  Dicke  völlig 
aufgehalten,  während  man  einen  merklichen  Effekt  der 
/-Strahlen  durch  eine  Bleidicke  von  5  oder  6  cm  hindurch 
feststellen  kann. 


Fünfter  Abschnitt. 

Durch  die  Strahlung  der  Radiumsalze  erzeugte  Effekte. 

Fluoreszenz-  und  Lichteffekte. 

Die  durch  die  Radiumsalze  ausgesandten  Strahlen  rufen 
die  Fluoreszenz  einer  sehr  großen  Anzahl  von  Körpern 
hervor.  Mit  einigen  Substanzen  gestaltet  sich  die  Fluores- 
zenz sehr  schön,  wenn  das  verwendete  radiumhaltige  Produkt 
sehr  aktiv  ist.  Die  alkalischen  und  erdalkalischen  Salze, 
das  Kaliumuranyldoppelsulfat,  die  organischen  Stoffe  (Baum- 
wolle, Papier,  Haut,  Cinchoninsulfat),  Quarz,  Glas  werden 
kraft  der  Einwirkung  der  Becquerelstrahlen  phosphores- 
zierend. Unter  den  verschiedenen  Glasarten  ist  das  sogen. 
Thüringer  Glas  besonders  leuchtend.  Die  empfindlichsten 
Körper  sind  das  Platinocyanid  des  Baryums,  das  eine 
prächtige  grüne  Phosphoreszenz  annimmt^  sowie  das  Kalium, 
das  schön  himmelblau  wird.  Der  Willemit  (natürliche 
Zinksilikatkristall),  die  SiDOTSche  Blende,  der  Diamant 
nehmen  unter  diesen  Voraussetzungen  einen  äußerst  lebhaften 
Glanz  an.  Der  Kunzit  (Erozit),  ein  von  Kunz  in  Amerika 
entdecktes  Mineral,  worin  der  Forscher  das  Morgenröte- 
tierchen (Eozoon)  erkannte,  wird  lachsrosafarbig. 

Alle  Strahlengruppen  scheinen  geeignet,  die  Phosphores- 
zenz hervorzubringen;  der  Willemit  und  das  Baryum- 
platinocyanid  aber  zeigen  sich  besonders  leuchtend  mit  den 
durchdringenden  Beta-Strahlen,  während  es  für  die  Alpha- 
Strahlen  vorzuziehen  ist,  SiDOTSche   Blende  zu   verwenden. 

Man  kann  die  Fluoreszenz  des  Baryumplatinocyanids  auch 
dann  noch  beobachten,  wenn  dasselbe  vom  Radium  mittels 


Die  durch  die  Strahlung  der  Radiumsalze  erzeugten  Effekte      45 


eines  absorbierenden  Scbirms  getrennt  ist.  Der  Baryum- 
platinocyanidschirm  ist  noch  leuchtend,  wenn  man  ihn  durch 
den  menschlichen  Körper  vom  Radium  trennt. 

Die  Phosphoreszenz  ist  sogar  noch  sehr  sichtbar,  wenn 
das  Radiumsalz  2  oder  3  m  von  dem  Schirm  entfernt 
wird.  Dann  aber  ist  es  unerläßlich,  daß  das  verwendete 
Salz  sehr  aktiv  ist.  Mit  einem  Platinocyanidkristall  ist  die 
erzeugte  Leuchtfähigkeit  sehr  intensiv,  namentlich,  wenn  das 
Radiumsalz  gegen  den  Kristall  gebracht  wird. 

Die  schöne  mit  dem  Diamant  gewonnene  Phosphores- 
zenz eignet  sich  recht  gut  für  die  praktische  Anwendung. 
Es  ist  tatsächlich  möglich,  den  Diamant  kraft  der  Ein- 
wirkung der  Radiumstrahlen  von  seinen  Nachahmungen, 
wie  Straß,  Bleiglas  usw.,  zu  unterscheiden.  Diese  letzteren 
besitzen  eine  äußerst  schwache  Leuchtfähigkeit  gegenüber 
der  des  Diamants. 

Mit  Zinksulfid  bleibt  die  Leuchtfähigkeit  ziemlich  lange 
bestehen,  wenn  man  die  Einwirkung  der  Strahlung  beseitigt. 

Es  darf  angenommen  werden,  daß  die  selbsttätige 
Leuchtfähigkeit  der  Radiumsalze  dem  Umstände  zugeschrieben 
werden  muß,  daß  sie  sich  selbst  durch  die  Einwirkung  der 
von  ihnen  ausgehenden  Becquerelstrahlen  in  Phosphoreszenz 
versetzen. 

In  gewissen  Fällen  ist  sie  intensiv  genug,  um  dabei  ein 
Buch  lesen  zu  können;  sie  vermag  sogar  am  hellen  Tage 
wahrgenommen  zu  werden.  Das  vom  Bromid  ausgesandte 
Licht  ist  das  stärkste. 

Dieses  Licht  wurde  neuerdings  von  Herrn  und  Frau 
HuGGiNS  im  Spektroskop  geprüft.  Sie  haben  die  sehr  merk- 
würdige Tatsache  festgestellt,  daß  das  Spektrum  nicht  völlig 
kontinuierlich  ist;  es  weist  Verstärkungen  auf,  deren  Stel- 
lungen genau  den  glänzenden  Banden  des  Spektrums  des 
Stickstoffs  entsprechen,  das  gewonnen  wurde,  indem  man 
das  mittels  elektrischer,  durch  dieses  Gas  hindurchgehender 
Entladungen  hervorgebrachte  Licht  analysierte. 

Es    ist    zulässig,    diese   Banden    auf    die    elektrischen 


46      Die  durch  die  Strahlung  der  Radiumsalze  erzeugten  EflFekte 

Entladungen  der  Radiumstrahlung  zurückzuführen,  die  durch 
die  einschließende  oder  umgebende  Luft  verursacht  werden. 
Das  gesamte  Licht  der  Radiumsalze  dürfte  also  nicht  der 
Phosphoreszenz  derselben  zuzuschreiben  sein. 


Färbung  der  Körper  durch  die  Einwirkung  der 
Kadiumstrahlen. 

Die  einer  verlängerten  Einwirkung  der  Radiumsalze 
unterworfenen  phosphoreszierenden  Substanzen  werden  im 
allgemeinen  allmählich  verändert  und  sodann  minder  reizbar 
und  weniger  leuchtend  unter  der  Einwirkung  der  Salze.  Man 
stellt  gleichzeitig  fest,  daß  die  meisten  dieser  Körper  eine 
sehr  erhebliche  Veränderung  in  ihrer  Färbung  erleiden. 
Anderseits  ist  es  jedoch  nicht  ausgeschlossen,  daß  diese 
Färbungsveränderungen  von  einer  chemischen  Modifikation 
der  phosphoreszierenden  Substanz  begleitet  sein  können. 

Die  Strahlen  des  Radiums  färben  Glas  violett,  braun 
oder  schwarz;  diese  Färbung  erfolgt  in  der  Glasmasse  selbst 
und  bleibt,  auch  wenn  man  das  Radiumsalz,  das  sie  erzeugt 
hat,  entfernt.  Die  alkalischen  Salze  werden  gelb,  violett, 
blau  oder  grün  gefärbt;  der  durchsichtige  Quarz  ver- 
wandelt sich  in  Rauchquarz;  der  farblose  Topas  wird 
orangegelb  usw. 

Unter  der  Einwirkung  der  Radiumstrahlung  bräunt  sich 
das  Baryumplatinocyanid ;  aber  teilweise  nimmt  es  seine 
ursprüngliche  Farbe  wieder  an,  wenn  man  es  einige  Zeit 
dem  Lichte  aussetzt.     Das  Kalium uranylsulfat  wird  gelb. 

Das  vom  Radium  gefärbte  und  nachher  auf  500  Grad 
erhitzte  Glas  entfärbt  sich.  Die  Entfärbung  wird  gleich- 
zeitig von  einer  Lichtaussendung  begleitet.  Die  unter  dem 
Namen  Thermolumineszenz  bekannte  Phänomen  war  bereits 
an  einigen  Körpern,  wie  am  Flußspat,  beobachtet  worden. 
Der  Flußspat  wird  leuchtend,  wenn  man  ihn  erhitzt.  Diese 
Leuchtfähigkeit  erschöpft  sich  allmählich.  Man  kann  ihm 
jedoch  die  Fähigkeit,   leuchtend  zu  werden,   durch  Wärme 


Die  durch  die  Strahlung  der  Radiumsalze  erzeugten  Effekte     47 

wiedergeben,  indem  man  ihn  der  Einwirkung  eines  Funkens 
oder  eines  Radiumsalzes  aussetzt.  Unter  diesen  Voraus- 
setzungen geht  der  Flußspat  auf  seinen  Urzustand  zurück. 

Diese  Erscheinung  ist  der  bei  Radiumstrahlen  aus- 
gesetztem Glase  identisch.  Es  geht  eine  Umformung  in 
dem  Glase  vor  sich,  während  es  der  Einwirkung  der 
Radiumsalze  unterworfen  ist,  wobei  die  Färbung  progressiv 
zunimmt;  wenn  man  es  erhitzt,  findet  die  umgekehrte  Um- 
wandlung statt,  die  Färbung  verschwindet  und  die  Er- 
scheinung ist  von  einer  Lichtemission  begleitet.  Das  Glas 
ist  auf  seinen  Urzustand  zurückgeführt  worden;  es  ist  nun 
geeignet,  durch  die  Einwirkung  der  Radiumsalze  abermals 
gefärbt  zu  werden. 

Möglich-  ist,  daß  hierbei  eine  Modifikation  chemi- 
scher Art  stattfindet,  mit  welcher  die  Lichtentwickelung 
eng  verknüpft  sein  würde.  Diese  Erscheinung  kann  all- 
gemein sein;  die  durch  die  Einwirkung  der  Radiumsalze 
erzeugte  Fluoreszenz  würde  von  einer  chemischen  oder 
physikalischen  Umwandlung  der  lichtaussendenden  Substanz 
abhängig  sein. 


Chemische  und  photographische  Wirkungen. 

Die  Radiumstrahlen  rufen  verschiedene  chemische 
Wirkungen  hervor.  In  diese  Gruppe  würde  man  bereits  alle 
vorherbeschriebenen  Fluoreszenz-  und  Färbungserscheinungen 
einschalten  dürfen. 

Abgesehen  hiervon  sind  die  durch  die  Radiumsalze  aus- 
gesandten Strahlen  fähig,  sehr  deutliche  chemische  Reaktionen 
zu  erzeugen.    So  wird  weißer  Phosphor  in  roten  verwandelt. 

In  der  Nähe  der  Radiumsalze  kann  man  in  der  Luft 
die  Ozonentwicklung  konstatieren.  Um  aber  Ozon  ent- 
wickeln zu  können,  muß  eine  unmittelbare,  wenn  auch  noch 
so  geringe  Verbindung  zwischen  der  zu  ozonisierenden  Luft 
und  dem  Radium  stattfinden.    Diese  Reaktion  scheint  wohl 


48      Die  durch  die  Strahlung  der  Radiumsalze  erzeugten  EflFekte 

eher  mit  der  Erscheinung  der  weiter  unten  zu  besprechenden 
induzierten  Radioaktivität  zusammenzuhängen. 

Papier  wird  durch  die  Einwirkung  des  Radiums  gelb 
gefärbt;  weiter  wird  es  auch  brüchig  und  bröcklig. 

Die  Radiumsalze  selbst  scheinen  unter  der  Einwirkung 
der  von  ihnen  ausgehenden  Strahlung  eine  Veränderung 
zu  erleiden.  Sie  färben  sich,  entwickeln  Sauerstoffverbin- 
dungen des  Chlors,  wenn  das  Salz  ein  Chlorid,  des  Broms, 
wenn   das  Salz  ein  Bromid  ist.     Giesel  hat  nachgewiesen, 


Fig.  23.     Radiographie  mittels  Radiumsalzen. 

daß  eine  Radiumsalzlösung  ununterbrochen  Wasserstoff 
entwickelt.  Die  Radiumstrahlung  wirkt  auf  die  in  der 
Photographie  verwendeten  Substanzen  in  derselben  Weise 
wie  das  Licht  ein.  Diese  an  die  größere  oder  geringere 
Durchsichtigkeit  der  verschiedenen  Substanzen  für  die 
Strahlung  gebundene  Eigenschaft  ermöglicht  es,  Radio- 
graphien  zu  erlangen,  die  den  mit  den  X-Strahlen  gewonnenen 
vergleichbar  sind,    nur  geschieht  dies   viel   einfacher.     Ein 


Die  durch  die  Strahlung  der  Radiumsalze  erzeugten  Effekte      49 


kleines  Glasgefäß,  das  einige  Zentigramme  eines  Radium- 
salzes enthält,  ersetzt  die  Crookesröhre  und  die  zahlreichen 
für  ihren  Gebrauch  erforderlichen  Vorrichtungen. 

Man  kann  auf  große  Entfernungen  und  mit  Strahlungs- 
quellen von  sehr  kleinen  Dimensionen  arbeiten  und  wird 
immer  ziemlich  gute  Radiographien  (Fig.  23)  erhalten.  Unter 
diesen  Bedingungen  verwendet  man  ß-  und /-Strahlen,  da  die 
«-Strahlen  sehr  rasch  absorbiert  werden.  Die  so  gewonnenen 
Radiographien  ermangeln  der  Schärfe;  die  /9-Strahlen  er- 
leiden beim  Durchstrahlen  des  zu  radiographierenden  Gegen- 
standes tatsächlich  Zerstreuung  und  veranlassen  eine  ge- 
wisse Verschwommenheit. 

Um  ganz  scharfe  Radiographien  zu  erlangen,  ist  es  ratsam, 
die  /^-Strahlen,  zu  beseitigen,  indem  man  sie  durch  einen 
starken  Elektromagneten  ab- 
lenkt. Man  verwendet  hierzu 
die  in  Fig.  24  abgebildete  Vor- 
richtung. Der  zu  radiogra- 
phierende  Gegenstand  0  wird 
auf  die  von  schwarzem  Papier 
P  umgebene  photographische 
Platte  gebracht.  Das  Gefäß 
mit  dem  Radiumsalz  wird  bei 
R  zwischen  den  Polen  eines 
Elektromagneten  angebracht;  er- 
regt man  den  Elektromagneten, 
so  werden  ausschließlich  die 
/-Strahlen  verwandt ;  da  sie 
nur  einen  geringen  Teil  der 
Gesamtstrahlung  ausmachen, 
muß  die  Expositionsdauer  erheblich  vermehrt  werden.  Es 
bedarf  daher  mehrerer  Tage,  ehe  überhaupt  eine  Radiographie 
erzielt  wird.  Die  Radiographie  eines  Gegenstandes,  z.  B. 
eines  Portemonnaies,  braucht  einen  Tag  mit  einer,  von 
einigen  Zentigramm  in  eine  Glasröhre  eingeschlossenem 
Radiumsalz    gebildeten   Strahlungsquelle,    die   Im  von   der 

Dannr,  Das  Radium.  4 


Fig.  24.  Apparat  zur  Erlangung 
von  Radiographien  mit  Radium- 
salzen. 


50      Die  durch  die  Strahlung  der  Radiumsalze  erzeugten  Effekte 

empfindlichen  Platte  entfernt,  vor  welcher  der  Gegenstand 
aufgestellt  ist,  sich  befindet. 

Wenn  die  Eöhre  nur  20  cm  von  der  empfindlichen 
Platte  entfernt  ist,  so  wird  das  gleiche  Resultat  innerhalb 
einer  Stunde   erzielt. 

Alle  hinlänglich  aktiven  Radiumsalze  müssen  von  dem 
photographischen  Laboratorium  ausgeschlossen  werden,  da 
sonst  die  empfindlichen  photographischen  Substanzen,  die 
sich   dort  vorfinden  können,  beeinflußt  werden. 

Ionisierende  Wirkung  der  Radiumstrahlen. 

Die  Radiumstrahlen  machen  die  Luft,  die  sie  durch- 
laufen, zum  Elektrizitätsleiter.  Diese  wichtige  Eigenschaft 
hat  man  für  die  Messung  der  Strahlung  der  radioaktiven 
Substanzen  nutzbar  gemacht. 

Wenn  man  einige  Dezigramm  eines  Radiumsalzes  einem 
geladenen  Elektroskope  nähert,  so  entladet  sich  dasselbe 
unverzüglich.  Die  Entladung  erfolgt  auch  noch,  jedoch 
manchmal  langsamer,  wenn  man  das  Elektroskop  mit  einer 
dicken  Metallwand  schützt.  Blei,  Platin  absorbieren  die  Ra- 
diationen leicht;  dagegen  ist  Aluminium  das  durchlässigste 
Metall.  Die  organischen  Substanzen  sind  verhältnismäßig 
sehr  durchlässig  für  die  Becquerelstrahlen. 

Das  folgende  von  Herrn  Curie  selbst  erdachte  Experi- 
ment zeigt  höchst  anschaulich  die  durch  die  Luft  unter 
dem  Einfluß  der  Radiumsalze  erworbene  Leitfähigkeit. 

Die  Sekundärrolle  einer  Induktionsspule  B  (Fig.  25)  wird 
durch  Metalldrähte  mit  zwei  weit  genug  voneinander  ent- 
fernten Funkenmikrometern  M  und  M'  verbunden,  die  zwei 
verschiedene,  einander  gleichwertige  Wege  für  den  Durch- 
gang bieten. 

Man  reguliert  die  Mikrometer  so,  daß  die  Funken 
ziemlich  reichlich  zwischen  den  Kugeln  eines  jeden  von 
ihnen  hindurchgehen.  Nähert  man  einem  der  Mikrometer 
ein  Radiumsalz  enthaltendes  Gefäß,  so  hören  die  Funken  auf, 
durch  das  andere  hindurchzugehen,  da  der  durch  das  erste 


Die  durch  die  Strahlung  der  Radiumsalze  erzeugten  Effekte      51 

Mikrometer  gebotene  Weg  viel  weniger  Widerstand  bietet, 
als  der  durch  das  zweite  Mikrometer  gebotene. 

Das  Experiment  gelingt  noch  sehr  gut,  wenn  das 
Radiumgefäß  von  einer  mehrere  Zentimeter  starken  Bleiplatte 
geschützt  wird;  die  Wirkung  des  Funkens  wird  nicht  sehr 
vermindert,  selbst  wenn  der  größte  Teil  der  Strahlung  durch 
die  Platte  aufgehalten  wird.  Es  scheint,  als  ob  bei  diesem 
Phänomen  die  sehr  durchdringenden  Strahlen  die  wirk- 
samsten seien. 

Der  Mechanismus  der  in  den  Gasen  vermöge  der 
Becquerelstrahlen    erzeugten    Leitfähigkeit   ist   analog    dem 


«Iilif-, 


Fig.  25.    Apparat  zum  Nachweis  der  der  Luft  durch  die  Radium- 
salze verliehenen  Leitungsfähigkeit. 


den  Röntgenstrahlen  eigentümlichen.  Unter  dem  Einfluß 
dei  Strahlung  wird  das  Gas  ionisiert,  d.  h.  seine  Moleküle 
erleiden  eine  eigenartige  Dissoziation,  deren  Endresultat 
ist,  in  den  Gasen  mit  Elektrizität  geladene  Zentren,  sogen. 
Ionen,  zu  schaffen.  Dieses  in  ein  elektrisches  Feld  gebrachte 
ionisierte  Gas  verhält  sich  wie  ein  Gasleiter.  Je  aktiver 
die  Substanz  ist,  desto  größer  ist  die  erzeugte  lonenzahl 
und  desto  höher  ist  auch  die  Leitfähigkeit.  Die  Leitfähig- 
keit ist  demDach  eng  an  die  Aktivität  der  Substanz  gebunden; 
diese  letztere  Erwägung  rechtfertigt  zum  Teil  die  Anwendung 


52      Die  durch  die  Strahlung  der  Radiumsalze  erzeugten  Effekte 

dieser  Eigenschaft  auf  die  Messung  der  Strahlung  der  radio- 
aktiven Substanzen. 

In  einem  Laboratorium,  wo  man  mit  Radiumsalzen 
arbeitet,  ist  es  ausgeschlossen,  einen  gut  isolierten  Apparat 
zu  besitzen,  denn  die  Luft  des  Zimmers  ist  ein  Leiter. 
Man  muß  also  besondere  Vorrichtungen  treffen,  so  z.  B.  die 
geladenen  Leiter  mit  festen  dielektrischen  Körpern  umgeben. 

Herr  Cueie  hat  nachgewiesen,  daß  die  Radiumstrahlen 
auf  flüssige  dielektrische  Körper  wie  auf  Luft  wirken,  indem 
sie  ihnen  eine  gewisse  elektrische  Leitfähigkeit  mitteilen.  Man 
kann  diese  Erscheinung  mit  Petroläther,  Vaselinöl,  Benzin, 
Amylen,  Schwefelkohlenstoff,  flüssiger  Luft  konstatieren. 

Verwendung  der  Radiumsalze  beim  Studium  der 
atmosphärischen  Elektrizität. 

Die  Radiumsalze  vermögen  vorteilhaft  die  Flammen 
oder  Kelvin  sehen  Tropfapparate,  die  bis  jetzt  allgemein  für 
die  Untersuchung  der  atmosphärischen  Elektrizität  angewendet 
wurden,  zu  ersetzen.  Zu  diesem  Zwecke  wird  das  Radium- 
salz in  eine  kleine  flache  Metallkapsel  eingeschlossen,  deren 
eine  Fläche  aus  einem  sehr  dünnen  Aluminiumplättchen  be- 
steht. Die  Kapsel  ist  am  Ende  eines  durch  einen  mit  einem 
Elektrometer  verbundenen  Metallstabes  befestigt.  Die  Luft 
wird  in  der  Nähe  des  Stabendes  zum  Leiter  gemacht  und 
der  Stab  nimmt  das  Potential  der  umgebenden  Luft  an.  Die 
Messungen  werden  mit  dem  Elektrometer  ausgeführt. 

Physiologische  Wirkungen. 

Die  Radiumstrahlen  rufen  verschiedene  physiologische 
Wirkungen  hervor.  Sie  üben  eine  sehr  deutliche  Wirkung 
auf  die  Epidermis  aus. 

Bringt  man  auf  die  Haut  eine  kleine  Celluloidkapsel, 
die  ein  sehr  aktives  Radiumsalz  enthält,  und  läßt  sie  einige 
Zeit  darauf  liegen,  so  verspürt  man  zwar  noch  keine 
besondere  Empfindung,   aber  14  Tage  bis  3  Wochen  später 


Die  durch  die  Strahlung  der  Radiumsalze  erzeugten  Effekte      53 

erscheint  auf  der  Hautstelle  ein  roter  Fleck,  dann  ein 
Schorf  in  der  Gegend,  wo  das  Gefäß  appliziert  wurde; 
wenn  die  Einwirkung  des  Radiums  ziemlich  lange  gedauert 
hat,  bildet  sich  schließlich  eine  Wunde,  die  zur  Heilung 
mehrere  Monate  erfordern  kann. 

Bei  einem  Experiment  ließ  Herr  Cüeie  ein  strahlendes, 
verhältnismäßig  nicht  sehr  aktives  Produkt  zehn  Stunden 
hindurch  auf  seinem  Arme  liegen.  Es  trat  sofort  Röte 
auf,  und  es  entwickelte  sich  später  eine  Wunde,  zu  deren 
Heilung  vier  Monate  nötig  waren.  Die  Epidermis  wurde  an 
der  betreuenden  Stelle  zerstört  und  bildete  sich  nur  langsam 
und  langwierig  mit  Hinterlassung  einer  sehr  bemerkbaren 
Narbe  neu.  Bei  einem  anderen  Experiment  dauerte  die 
Exposition  mit  dem  Radiumsalz  eine  halbe  Stunde;  die 
Brandwunde  zeigte  sich  erst  nach  Verlauf  von  zwei  Wochen. 
Es  entwickelte  sich  eine  Blase,  die  zwei  Wochen  zur  Heilung 
nötig  hatte.  Bei  einem  dritten  Experiment  endlich,  wo  die 
Exposition  nur  acht  Minuten  gedauert  hatte,  zeigte  sich  der 
rote  Fleck  erst  zwei  Monate  nachher;  der  Effekt  war 
übrigens  unbedeutend. 

Die  vorstehenden  Ergebnisse  weisen  darauf  hin,  daß 
man  ein  Radiumsalz  nicht  anders  als  in  ein  sehr  dickes 
Bleiblatt  eingewickelt  längere  Zeit  bei  sich  tragen  soll. 

Die  Wirkung  der  Radiumstrahlen  auf  die  Haut  ist 
analog  der,  welche  die  Röntgenstrahlen  oder  das  ultra- 
violette Licht  verursachen.  Sie  kann  sich  durch  irgendwelche 
Körper  hindurch  vollziehen,  doch  sind  die  Effekte  weniger 
markant. 

Diese  wenigen  Experimente  bildeten  den  Ausgangs- 
punkt für  zahlreiche  Heilversuche  bei  Lupus,  Krebs  und  ver- 
schiedenen anderen  Hautkrankheiten.  Das  Radium  hat  bis 
heute  ermutigende  Resultate  erbracht.  Die  Technik  der 
Behandlung  dieser  Krankheiten  ist  höchst  einfach:  Die 
infolge  der  Einwirkung  der  Radiumstrahlen  teilweise  zer- 
störte Epidermis  bildet  sich  zum  gesunden  Zustande  zurück. 

Die   Wirkung    des   Radiums    auf  die   Haut  wurde  von. 


54      Die  durch  die  Strahlung  der  Radiumsalze  erzeugten  Effekte 

Dr.  med.  Danlos  im  Hospital  St.  Ludwig  zu  Paris  als  Be- 
handlungsverfahren bei  Lupus  erforscht. 

Herr  Danlos  hat  beobachtet,  daß  die  kranke,  der  Ein- 
wirkung des  Radiums  ausgesetzte  Hautstelle  eine  Reihe  von 
Veränderungen  von  zunehmender  Intensität  zeigt.  Zunächst 
und  allmählich  bildet  sich  ein  roter  Fleck;  nach  einer  Zeit 
von  ein  bis  drei  Wochen  zeigt  die  Epidermis  je  nach  dem 
vorausgegangenen  Zustande  ein  weißliches  Aussehen  und  fällt 
schließlich  ab;  kleine  vereinzelte  Wunden  treten  auf,  ver- 
größern sich  und  entwickeln  sich  endlich  zu  einem  Geschwür, 
das  eine  ziemlich  reichliche  rötliche  Flüssigkeit  absondert. 
Einen  Monat  später  schließt  sich  das  Geschwür  und  es 
bildet  sich  eine  weiße,  glatte  und  weiche  Narbe. 

Diese  Behandlung  würde  im  Vergleich  mit  den  älteren 
Heilverfahren  sehr  einfach  sein  und  ziemlich  rasch  verlaufen. 
Sie  vollzieht  sich  schmerzlos  und  läßt  nur  sehr  selten  ent- 
stellende Narben  zurück. 

Zurzeit  werden  zahlreiche  Versuche  sowohl  in  Paris, 
Wien,  London  als  auch  in  New  York  angestellt.  Freilich 
fehlt  noch  die  Sanktion  der  Erfahrung,  man  darf  aber  wohl 
hoffen,  daß  die  Behandlung  der  Hautkrankheiten  mittels 
Radiums  einen  wichtigen  Platz  neben  der  R-öntgenstrahlen- 
therapie,  deren  Erfolge  bereits  hervorragend  und  zahlreich 
sind,  einnehmen  wird.  Wenn  die  erzielten  Effekte  denen 
vergleichbar  sind,  die  mittels  der  Röntgenstrahlen  oder  des 
ultravioletten  Lichtes  hervorgerufen  werden,  so  liegt  die  Ver- 
mutung nahe,  daß  man  die  Behandlung  mittels  Radium- 
strahlen vorziehen  wird,  denn  mit  einigen  Dezigramm  Sub- 
stanz würde  man  die  Anschaffung  eines  viel  kostspieligeren 
Materials  und  ziemlich  schwierige  Manipulationen  vermeiden. 

GiESEL  hat  nachgewiesen,  daß  die  Radiumstrahlen  auf 
das  Auge  wirken.  Wenn  man  im  Dunkeln  ein  Gefäß  mit 
Radiumsalz  in  die  Nähe  des  geschlossenen  Lides  oder  der 
Schläfe  bringt,  so  wird  im  Auge  eine  Helligkeitsempfindung 
hervorgebracht.  Himstedt  und  Nagel  haben  gezeigt,  daß 
bei  diesen  Experimenten  unter  der  Einwirkung  der  Radium- 


Die  durch  die  Strahlung  der  Radiumsalze  erzeugten  Effekte      55 

strahlen  die  Medien  des  Auges  durch  Phosphoreszenz 
leuchtend  werden,  und  die  Lichtempfindang  ihre  Quelle 
im  Auge  selbst  hat  Die  Blinden,  bei  denen  die  Retina 
intakt  ist,  sind  gegen  die  Radium  Wirkung  empfindlich,  wäh- 
rend solche,  deren  Retina  krank  ist,  keine  Lichtempfindung 
von  den  Strahlen  verspüren. 

Die  Radiumstrahlung  hat  eine  bakterientötende  Wir- 
kung; sie  verhindert  oder  hemmt  die  Entwicklung  mikro- 
bischer Siedlungen.  Diese  Wirkung  ist  indessen  nicht  sehr 
intensiv. 

Danysz  vom  Institut  Pasteur  hat  sich  mit  der  Wirkung 
der  Strahlen  auf  das  Rückenmark  und  Gehirn  besonders 
beschäftigt.  Diese  Wirkung  ist  sehr  kräftig.  So  hat  Herr 
Danysz  festgestellt,  daß,  wenn  man  ein  Gefäß  mit  sehr 
aktivem  Radiumsalz  längs  des  Rückgrats  einer  Maus  eine 
Stunde  lang  anbrachte,  das  Tier  nach  Verlauf  einiger  Tage 
gelähmt  wurde  und  plötzlich  starb.  Analoge  Tatsachen  zeigen 
sich,  wenn  man  das  Gefäß  auf  die  Gehirnmasse  eines 
Kaninchens,  dessen  Schädel  trepaniert  ist,  stellt. 

Herr  Bohn  hat  nachgewiesen,  daß  das  Radium  das 
tierische  Bindegewebe  im  Wachstum  verändert. 

Herr  Giesel  endlich  hat  bemerkt,  daß  die  der  Wirkung 
der  Radiumstrahlung  ausgesetzten  Pflanzenblätter  zunächst 
gilben  und  dann  absterben. 

Herr  Matout  hat  einige  Beobachtungen  über  das 
Keimen  von  Körnern,  die  der  Radiumstrahlung,  bevor  sie 
gepflanzt  worden  sind,  ausgesetzt  wurden,  gemacht.  Nach 
ungefähr  acht  Tage  dauernder  Exposition  von  Kressen-  und 
weißen  Senfkörnern  keimten  diese  nicht  mehr,  als  sie  ge- 
pflanzt wurden;  Die  Radiumstrahlung  hat  also  die  Körner 
in  dem  Maß  beeinflußt,  daß  sie  ihre  Keimfähigkeit  zerstörte. 

Wirkung  der  Temperatur  auf  die  Strahlung. 

Die  Radium  Strahlung  bleibt  die  gleiche,  sei  es,  daß 
das  Radium    in  flüssiger   Luft    {t  ==  —180^)    sich    befindet. 


56    Die  induzierte  Radioaktivität  und  die  Emanation  des  Radiums 

sei  es,  daß  es  der  atmosphärischen  Luft  ausgesetzt  sei. 
Verschiedene  Experimente  beweisen  das.  So  bleibt  die  Leucht- 
fähigkeit eines  radiumhaltigen  Baryumchlorids  bestehen, 
wenn  man  das  Gefäß  mit  dem  Radium  in  flüssige  Luft 
taucht.  Bei  der  Temperatur  der  flüssigen  Luft  unterhält 
das  Radium  die  Fluoreszenz  des  Baryumplatinocyanids. 
Wenn  man  auf  dem  Boden  eines  geschlossenen  Glasrohrs 
ein  Gefäß  mit  Radiumsalz  und  einen  kleinen,  durch  die 
Nähe  des  Radiums  leuchtend  gemachten  Baryumplatino- 
cyanidschirm  bringt,  und  wenn  man  alsdann  das  Glasrohr 
in  flüssige  Luft  taucht,  so  läßt  sich  erkennen,  daß  der 
Baryumplatinocyanidschirm  ebenso  leuchtend  als  vor  dem 
Eintauchen  ist. 

Dies  sind,  kurz  und  bündig  gesagt,  die  Hauptwirkungen 
der  Strahlung  der  Radiumsalze. 

Es  erübrigt  noch,  ein  von  Natur  verschiedenes  und 
wegen  seiner  Konsequenzen  hochbedeutsames  Phänomen 
zu  besprechen.  Diese  unter  dem  Namen  der  induzierten 
Radioaktivität  bekannte  Erscheinung  soll  den  Gegenstand 
des  letzten  Teiles  bilden. 


Sechster  Abschnitt. 

Die  induzierte  Radioaktivität  und  die  Emanation 
des  Radiums. 

Aktivierungserscheinung. 

Alle  festen,  flüssigen  oder  luftförmigen  Körper,  die  eine 
Zeitlang  in  der  Nähe  eines  Radiumsalzes  sich  befinden, 
nehmen  die  strahlenden  Eigenschaften  desselben  an;  sie 
werden  radioaktiv  und  senden  ihrerseits  Becquerel strahlen 
aus.  Es  findet  dabei  eine  Art  Übertragung  der  Aktivität 
des  Radiumsalzes  an  die  in  seine  Nähe  gebrachten  Körper 
statt.  Diese  Tatsache  stellt  das  Phänomen  der  indu- 
zierten Radioaktivität  dar. 


Die  induzierte  Radioaktivität  und  die  Emanation  des  Radiums    57 

Die  induzierte  Kadioaktivität  pflanzt  sich  in  den  Gasen 
von  Ort  zu  Ort  durch  Leitung  fort.  Die  Gase  selbst  werden 
in  der  Nähe  der  Radiumsalze  radioaktiv. 

Die  Erscheinung  tritt  in  besonders  starker  Weise  auf, 
wenn  man  die  zu  aktivierenden  Körper  in  einen  ge- 
schlossenen Eaum  mit  einem  festen  Radiumsalz  oder  besser 
mit  einer  Eadium Salzlösung  bringt.  Rutherford  hat  nach- 
gewiesen, daß  die  durch  die  Körper  angenommene  Aktivität 
viel  erheblicher  war,  wenn  man  sie  zu  einem  im  Vergleich 
mit  den  benachbarten  Körpern  negativen  Potential  lud. 

Man  bringt  in  einen  geschlossenen,  mit  Luft  gefüllten 
Raum  M  (Fig.  26)  in  einer  kleinen  Schale  a  befindliches 
Radiumsalz  und  verschiedene  Substanzen  ABC  DE. 


Fig.  26.     Aktivierung  der  Körper  in  einem  geschlossenen  Räume. 


Unter  diesen  Bedingungen  und  nach  Verlauf  ge- 
nügender Zeit  haben  sich  alle  Körper  aktiviert.  Man 
kann  sie  dann  der  Wirkung  des  Radiums  entziehen,  sie  aus 
dem  Räume  herausnehmen  und  feststellen,  daß  sie  der 
Herd  einer  Becquerelstrahlenaussendung  geworden  sind.  Die 
Aktivität  dieser  Substanzen  kann  mittels  der  weiter  oben 
beschriebenen  Vorrichtung  für  die  Messung  der  Aktivität 
der  radioaktiven  Substanzen  bestimmt  werden. 

Die  durch  die  Körper  BCDE  angenommene  Aktivität 
ist  dieselbe,    gleichviel,  welcher  Natur   diese  Körper  seien 


58    Die  induzierte  Radioaktivität  und  die  Emanation  des  Eadiums 

(Blei,  Kupfer,  Glas,  Hartgummi,  Pappe,  Paraffin,  Celluloid). 
Indessen  ist  die  Aktivität  einer  Fläche  eines  der  Plättchen 
um  so  größer,  je  größer  der  freie  Raum  vor  dieser  Fläche 
ist.  So  ist  denn  die  innere  Fläche  eines  der  Plättchen,  A, 
weniger  aktiv  als  ihre  seine  Fläche. 

Die  aktivierten  und  von  den  Radiumsalzen  entfernten 
Körper  bewahren  eine  Zeitlang  ihre  Aktivität;  dieselbe 
nimmt  allmählich  ab  und  verschwindet  schließlich  ganz. 

Man  stellt  fest,  daß  die  Aktivität  der  Plättchen  zunächst 
zunimmt  mit  der  Dauer  des  Aufenthalts  in  dem  Räume, 
daß  sie  jedoch  bei  einem  hinreichend  verlängerten  Aufent- 
halt einen  gewissen  Grenzwert  erreicht. 

Die  Natur  und  der  Druck  des  Gases,  des  Raumes  und 
die  relative  Stellung  der  zu  aktivierenden  Substanzen  haben 
keinen  Einfluß  auf  die  beobachteten  Phänomene,  und  die 
durch  die  verschiedenen  Körper  angenommene  Aktivität  ist 
proportional   der  sich  darin  befindenden  Radiumsalzmenge. 

Die  Strahlung  des  Radiumsalzes  spielt  bei  der  Er- 
zeugung der  induzierten  Radioaktivität  keine  Rolle;  man 
kann  das  vorige  Experiment  tatsächlich  nochmals  vornehmen, 
nachdem  man  das  Radiumsalz  in  ein  verschlossenes  Gefäß 
gebracht  hat.  Nach  mehreren  Tagen  läßt  sich  dann  am 
Elektroskop  feststellen,  daß  keines  der  in  den  Räume  ge- 
brachten Plättchen  Becquerelstrahlen  aussendet;  sie  haben 
sich  also  nicht  aktiviert. 

Damit  die  Körper  die  Eigenschaft  der  Aussendung  von 
Becquerelstrahlen  anzunehmen  vermögen,  muß  man  diese 
Körper  direkt  oder  vermittelst  eines  gasförmigen  Stoffes  mit 
dem  Radiumsalz  in  Verbindung  bringen. 


Die  Emanation  des  Kadiums. 

Zur  Erklärung  dieser  Erscheinungen  dürfen  wir  mit 
Rutherford  annehmen,  daß  das  Radium  ständig  ein  mate- 
rielles radioaktives  Gas  entwickelt,  welches  man  Emanation 
nennt.    Diese  Emanation  verbreitet  sich  im  Räume,  mischt 


Die  induzierte  Radioaktivität  und  die  Emanation  des  Radiums       59 

sich  mit  den  das  Radiumsalz  umgebenden  Gasen  und  kann 
in  besonderer  Gestalt  an  der  Oberfläche  fester  Körper 
wirken  und  sie  radioaktiv  machen.  Die  Phänomene  der 
induzierten  Radioaktivität  dürften  also  das  Ergebnis  einer 
durch  die  Emanation  bew^irkten  radioaktiven  Energieüber- 
tragung sein. 

Alle  in  der  Nähe  der  Radiumsalze  befindlichen  Gase 
werden  radioaktiv;  nach  der  vorstehenden  Hypothese  sind 
sie  mit  Emanation  geladen.  Diese  Gase  können  also  den 
festen  Körpern,  die  man  ihnen  zugesellt,  Aktivität  mitteilen. 

Wenn  man  das  aktivierte  Gas  in  einen  anderen  Raum 
schafft,  bewahrt  es  eine  ziemlich  lange  Zeit  hindurch  die  Eigen- 
schaft, die  mit  ihm  in  Berührung  gebrachten  festen  Körper 
radioaktiv  zu  machen;  allein  die  mit  dem  Gase  entführte 
Emanation  zerstört  sich  unter  diesen  Umständen  selbst- 
tätig und  das  Gas  verliert  seine  aktivierenden  Eigenschaften. 
Diese  Vernichtungsgeschwindigkeit  ist  so  groß,  daß  die  in 
dem  Gase  enthaltene  Ausströmungsmenge  innerhalb  vier 
Tagen  um  die  Hälfte  abnimmt. 

Die  Radiumsalze  sind  der  Herd  einer  beständigen 
Emanationsabgabe.  Wenn  man  eine  Radiumsalzlösung  in 
ein  bis  zur  Hälfte  mit  einem  flüssigen  Stoffe  gefülltes 
Gefäß  einschließt,  so  häuft  sich  die  Emanation  in  dem 
Gase  über  der  Lösung  an.  Die  angesammelte  Emanations- 
menge wächst  nicht  unbegrenzt;  die  Emanation  wird  teil- 
weise zerstört,  während  das  Radium  tatsächlich  eine  neue 
Menge  davon  erzeugt;  das  Endgleichgewicht  wird  erzielt, 
wenn  der  aus  dem  Verschwinden  der  Emanation  resul- 
tierende Verlust  die  andauernde  Emanationserzeugung  des 
Radiumsalzes  kompensiert. 


Verschwinden  der  durch  die  Radiumsalze  induzierten 
Radioaktivität  in  geschlossenem  Gefäß. 

Nehmen  wir  an,  daß  Emanation  sich  in  einer  Röhre  A 
(Fig.  27)    ansammelt,  indem  man    sie   mit   einem  Gefäß  B, 


60       Die  induzierte  Kadioaktivität  und  die  Emanation  des  Radiums 


das  eine  Radiumsalzlösung  S  enthält,  in  Verbindung  setzt. 
Nach  Verlauf  einiger  Tage  hat  sich  die  in  der  Röhre  A 
enthaltene  Luft  mit  Emanation  geladen:  sie  ist  radioaktiv 
geworden  und  hat  den  Gefäßwänden  Aktivität  mitgeteilt. 
Wenn  man  nun  die  Röhre  von  dem  Gefäß  trennt,  indem 
man  an  der  Lampe  den  Teil  a  zuschmilzt,  so  bemerkt  man, 
daß  die  Röhre  Ä  Becquerelstrahlen  aussendet. 

Zu  diesem  Zwecke  bedient  man  sich  einer  experimentellen 
Vorrichtung  ähnlich   der,   welche    man  für  die  Intensitäts- 


ff 


Fig.  27. 

Auffangen    der 

Emanation  in 

einer  Röhre. 


Fig.  28. 
Zylindrischer   Kondensator   zur   Messung    der 
Aktivität  der  aktiven  Röhren. 


bestimmung  der  Strahlung  der  radioaktiven  Substanzen 
verwendete,  wobei  man  jedoch  den  Plattenkondensator 
durch  einen  zylindrischen  Kondensator  ersetzt.  Dieser 
Kondensator  (Fig.  28)  besteht  im  wesentlichen  aus  zwei 
konzentrischen  Röhren,  deren  eine  B  aus  dünnem  Aluminium 
mit  einer  Batterie  von  einer  großen  Anzahl  Elemente  ver- 
bunden ist,  während  die  andere  aus  Kupfer  in  Verbindung 
mit  dem  Elektrometer  und  Quarz  gesetzt  ist.  Die  beiden 
Röhren  werden  vollständig  in  einen  zur  Erde  abgeleiteten 
Metallkasten  E  gestellt. 

Mit    Hilfe    dieses    Apparates    kann    man    die    äußere 


Die  induzierte  Radioaktivität  und  die  Emanation  des  Radiums       61 

Strahlung  des  Behälters  A  beobachten,  indem  man  ihn  in  den 
inneren  Zylinder  des  Kondensators  stellt.  Die  durch  die 
Röhre  ausgesandten  Strahlen  machen  die  Luft  zwischen 
den  beiden  Zylindern  zum  Leiter.  Der  zirkulierende  Strom 
wird  jeden  Augenblick  durch  den  piezo  -  elektrischen  Quarz 
kompensiert. 

Man   stellt  dann  fest,    daß    die  äußere   Strahlung  der 
Röhre  Ä    mit    der  Zeit  abnimmt  nach    dem    strengen   Ex- 


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Fig.  29.     Kurven   des  Verschwindens  der  durch  die  Radiumsalze 
induzierten  Radioaktivität  in  einem  geschlossenen  Gefäß. 


ponentialgesetz.  Dieses  Gesetz  hat  die  Form  I  =  Iq6-'^S 
wobei  \  der  Anfangswert  der  Strahlung  und  I  der  Wert 
im  Augenblick  t  ist.  Indem  man  den  zweiten  als  Einheit 
nimmt,  hat  man  ä  =  2-01  X  10-^.  Die  Strahlung  sinkt  um 
die  Hälfte  innerhalb  vier  Tagen.  Dieses  Entaktivierungs- 
gesetz (Gesetz  des  Aktivitätsverlustes  [Fig.  29])  ist  durch- 
aus unveränderlich,   unter  welchen   Bedingungen   auch   das 


62       Die  induzierte  Kadioaktivität  und  die  Emanation  des  Radiums 

Experiment  (Größe  und  Beschaffenheit  des  Behälters,  Druck 
und  Natur  des  Gases,  Intensität  des  Phänomens  im 
Anfang,  Temperatur)  ausgeführt  wird.  Die  Zeitkonstante, 
die  das  Verschwinden  der  Aktivität  des  Rohres  kenn- 
zeichnet, ist  ein  charakteristisches  Merkmal  der  zu 
seiner  Aktivierung  verwendeten  Radiumsalze.  Diese  Kon- 
stante würde  auch  zur  Definition  einer  Zeiteinheit  dienen 
können. 

Dieses  Gesetz  ist  in  Wirklichkeit  das  Gesetz  des 
selbsttätigen  Verschwindens  der  Emanation.  Wenn,  nach- 
dem man  ein  Rohr  wie  Ä  aktiviert  hat,  darin  durch  Aus- 
pumpen der  mit  Emanation  beladenen  Luft  ein  Vakuum 
herstellt,  so  stellt  man  tatsächlich  fest,  daß  die  Strahlung 
viel  schneller  abnimmt:  sie  sinkt  um  die  Hälfte  während 
jeder  halben  Stunde.  Dieses  Entaktivierungsgesetz  ist  gleich 
dem,  nach  welchem  die  festen  aktivierten  Körper  in  der 
Luft  ihre  Aktivität  verlieren.  Man  ist  geneigt  anzunehmen, 
daß  die  Aktivität  des  Raumes  Ä  zum  Teil  durch  die  in 
ihm  enthaltene  Emanation  unterhalten  wird,  und  daß  das 
gefundene  Gesetz  der  Zerstörung  der  Emanation  genau 
entspricht. 

Wenn,  nachdem  eine  Röhre  Ä  aktiviert  worden  ist, 
man  ihre  Strahlung  unmittelbar  vor  und  nach  der  Ent- 
fernung der  Luft  mißt,  so  bemerkt  man,  daß  diese  Strahlung 
im  Augenblick,  wo  man  die  aktive  Luft  ausgepumpt  hat, 
nicht  verändert  ist.  Die  Strahlung  der  mit  Emanation 
geladenen  Luft  erzeugt  also  bei  diesem  Experiment  keine 
Wirkung.  Es  ist  gleichwohl  nicht  ausgeschlossen,  daß  sie 
vorhanden  ist,  aber  sie  muß  aus  sehr  gering  durchdringenden 
Strahlen,  die  die  gläserne  Gefäßwand  nicht  zu  durchdringen 
vermögen,  gebildet  sein. 

Das  folgende  Experiment  liefert  eine  sehr  annehmbare 
Bestätigung  dieser  Hypothese.  Eine  IVl  etallröhre  Ä  (Fig.  30) 
ist  mit  einer  Radiumsalzlösung  S  in  Verbindung  und  ist 
durch  einen  Isolierpfropfen  i  am  anderen  Ende  verschlossen; 


Die  induzierte  Radioaktivität  und  die  Emanation  des  Radiums    63 


ElectTom6lre . 


durch  diesen  Pfropfen  geht  ein  Metallstab  C  hindurch, 
der  mit  einem  Elektrometer  verbunden  ist.  Röhre  und  Stab 
bilden  einen  zylindrischen  Kondensator;  die  Metallröhre  ist  mit 
einer  Säule  von  einer  großen  Anzahl 
Elemente  verbunden.  Das  Eohr  BB 
ist  mit  der  Erde  verbunden  und  dient 
als  Schiitzrohr.  Wenn  das  Eobr  Ä 
aktiviert  ist,  trennt  man  es  vom 
Radium,  mißt  die  den  Kondensator 
durchfließende  Stromstärke,  erneuert 
alsdann  die  Luft  und  nimmt  unver- 
züglich eine  neue  Messung  der  Strom- 
stärke vor.  Man  stellt  fest,  daß  der 
Strom  sechsmal  schwächer  geworden 
ist.  Nun  bewirkt  bei  der  zweiten 
Messung  lediglich  die  Strahlung  der 
Wände  eine  Ionisierung  der  Luft, 
während  bei  der  ersten  Messung  auch 
die  Emanation  wirksam  ist;  es  läßt 
sich  also  vermuten,  daß  sie  auch 
Strahlung  aussendet.  Diese  Strahlung 
ist  notwendigerweise  sehr  wenig  durch- 
dringend, da  sie  ihre  Wirkung  nach 
außen  nicht  fühlen  läßt. 


Fig.  30.     Apparat  zur 
Beobachtung  der  Strah- 
lung der  Emanation. 


Verschwinden  der  durch  das  Radium  auf  den  festen 
Körpern  induzierten  Radioaktivität. 

Ein  aktivierter  fester  Körper,  der  der  aktivierenden 
Wirkung  der  Emanation  entzogen  worden  ist,  entaktiviert 
sich  nach  einem  anfangs  verhältnismäßig  komplizierten  Ge- 
setz, aber  nach  zwei  Entaktivierungsstunden  nimmt  die  Akti- 
vität des  Körpers  als  Zeitfunktion  nach  einem  Exponential- 
gesetz  ab:  sie  sinkt  um  dieHälfte  während  jeder  halbstündigen 
Periode. 

Wenn  der  Körper  der  Wirkung  der  Emanation  während 


64        Die  induzierte  Radioaktivität  und  die  Emanation  des  Radiums 


mehr  als  vierundzwanzig  Stunden  ausgesetzt  wurde,  ist  das 
Entaktivierungsgesetz  durch  die  Differenz  zweier  Exponen- 
tialfunktionen gegeben. 

Dieses  Gesetz  hat  die  Form:  l  =  J^[ae-^^  —  {a  —  l)e-'=f], 
wobei  Iq  die  Intensität  der  Strahlung  zu  Beginn  der  Zeit  t 
bedeutet;  d.  h.  im  Augenblick,  wo  man  das  Plättchen  der 
Einwirkung  der  Emanation  entzieht.  Die  Koeffizienten 
haben   als  Werte:   a  =  4-2;   6  =  0-000413:  c  =  0-000538. 


3-ZSg^I 


Dieses  Entaktivie- 
rungsgesetz wird  durch 
die  Kurve  1  der  Fig.  31 
dargestellt.  Man  hat  sich 
die  Logarithmen  der 
Strahlungsstärke  als 
Ordinaten  und  die 
Zeitdauer  als  ausge- 
führt zu  denken.  Zwei 
Stunden  nach  Beginn 
der  Entaktivierung  ist 
eine  der  beiden  Expo- 
nentialfunktionen im 
Verhältnis  zur  ersten 
sehr  klein  geworden 
und  die  Kurve,  die 
das  Gesetz  darstellt, 
wird  auf  Grund  der 
Wahl  der  Einheiten 
durch  eine  gerade  Linie 
dargestellt.  Die  Akti- 
vität sinkt  um  die  Hälfte 
innerhalb  28  Minuten. 
Wenn  die  Aktivierungsdauer  kleiner  war  als  24  Stunden, 
so  erscheint  das  Entaktivierungsgesetz  ungemein  kompli- 
ziert, und  die  das  Phänomen  darstellenden  Kurven  nehmen 
ziemlich  veränderlich  Gestalten  an.  Bei  einer  Akti- 
vierung von  wenigen  Sekunden   z.  B.  stellt  man  vorerst  ein 


J  heutes. 


Fig.  31. 
Einfluß  der  Dauer  der  Aktivierung  auf 
das  Gesetz  der  Entaktivierung. 


Die  induzierte  Radioaktivität  und  die  Emanation  des  Radiums     65 

plötzliches  Sinken  der  Aktivität  fest,  dann  nimmt  die  Strah- 
lung zu,  geht  durch  ein  Maximum  und  beginnt  abermals  zu 
sinken;  zwei  Stunden  später  hat  die  Aktivität  ihren  Normal- 
wert wieder  erlangt:  sie  sinkt  um  die  Hälfte  innerhalb 
28  Minuten.  In  diesem  Falle  wird  die  Erklärung  der 
Erscheinung  ziemlich  schwierig,  weist  aber  ein  hohes  theo- 


Fig.  32.     Gesetz   der  Entaktivierung  einiger  Substanzen,  welche  die 
okkludierte  Emanation  zurückhalten. 

Die  Kurve  1  ist  die  Normalkurve. 


retisches  Interesse  auf.  Man  ist  geneigt  anzunehmen,  daß, 
bei  der  aktivierten  Platte  die  radioaktive  Energie  nach- 
einander drei  verschiedenartige  Zustände  annimmt. 

Wenn  man  gleichviel  welche  Körper  aus  dem  akti- 
vierenden ßaume  herausnimmt,  bemerkt  man,  daß  diese 
Körper  selbst  eine  kleine  Emanationsmenge  auszusenden 
vermögen.     Es  scheint,  als  ob  die  Substanzen  mit  ihr  im- 

Danne,   Das  Radium.  5 


66    Die  induzierte  Radioaktivität  und  die  Emanation  des  Kadiums 


prägniert  wären  und  sie  dann  entwickeln.  Die  Mehrzahl 
der  Körper  verlieren  diese  okkludierte  kleine  Emanations- 
menge während  der  zwanzig  Minuten,  die  dem  Anfang  der 
Entaktivierung  folgen.  Allein  gewisse  feste  Körper,  wie 
Celluloid,  Kautschuk,  Paraffin,  besitzen  die  Eigenschaft, 
sich  mit  Emanation  zu  imprägnieren,  und  dann  mehrere 
Stunden  hindurch,  sogar  mehrere  Tage  lang  Emanation  ab- 
zugeben. Das  Entaktivierungsgesetz  ist  vollständig  modifiziert 
(Fig.  32). 

Wenn  die  Dauer  des  Verweilens  in  Gegenwart  der 
Emanation  sehr  verlängert  wurde,  entaktivierten  sich  zu- 
nächst die  dieser  Wirkung  entzogenen  Körper  nach  dem 
gewöhnlichen  Gesetze  (die  Hälfte  innerhalb  28  Minuten), 
allein  die  Wirkungsfähigkeit  verschwand  doch  nicht  voll- 
ständig; es  blieb  eine  viel  tausendmal  schwächere  Wir- 
kungsfähigkeit als  zu  Beginn,  die  einige  Jahre  hindurch 
erkennbar  blieb. 

Induzierte  Aktivität  von  Flüssigkeiten. 

Flüssigkeiten  können  radioaktiv  werden.  Wenn  man 
in  ein  Gefäß  ein  Radiumsalz  mit  Flüssigkeiten,  als  Wasser, 
Salzlösungen,  Petroleumäther,  bringt,  so  bemerkt  man,  daß 
diese  Flüssigkeiten  sich  schwach  aktivieren;  es  scheint,  als 
ob  die  Emanation  sich  darin  auflöse,  denn  wenn  man  diese 
Flüssigkeiten  in  ein  abgeschmolzenes  Gefäß  einschließt, 
nimmt  die  von  diesem  ausgehende  Strahlung  um  die  Hälfte 
innerhalb  vier  Tagen  ab. 

Strahlung  der  gelösten  Radiumsalze. 

Wenn  man  eine  Radiumsalzlösung  in  eine  verschlossene 
Röhre  bringt,  kann  man  nach  Verlauf  einiger  Zeit,  wenn 
man  die  Röhre  ins  Dunkle  bringt,  feststellen,  daß  das  Glas 
der  Röhre  leuchtend  ist.  Der  mit  dem  Gas  in  Kontakt 
stehende  Teil  der  Röhre  ist  stärker  leuchtend  als  der  mit 
der  Lösung  in  Kontakt  stehende;  das  mit  Emanation  geladene 


Die  induzierte  Radioaktivität  und  die  Emanation  des  Radiums      67 

Gas  wirkt  stark  auf  die  Wand  der  Röhre.  Die  Lösung 
sendet  nur  sehr  wenige  Strahlen  aus,  während  das  mit 
Emanation  geladene  Gas  sowie  die  Wand  stark  strahlen. 
Unter  diesen  Umständen  geht  alles  so  vor  sich,  als  ob  das 
Radiumsalz  nur  noch  als  Emanationserzeuger  diente:  seine 
Eigenschaften  haben  sich  modifiziert  und  seine  Radioak- 
tivität ist  ausgeschaltet. 

Außerdem  läßt  sich  feststellen,  daß  die  Aktivität  des 
Gases  zunimmt  und  erst  einen  Monat  nach  Schließen  des 
Gefäßes  ein  stabiles  Verhalten  erreicht. 

Dieses  Gleichgewicht  stellt  sich  ein,  sobald  der  spontane 
Aktivitätsverlust  der  Emanationserzeugung  gleich  wird. 

Diese  Betrachtungen  erlauben  uns ,  die  Aktivitäts- 
veränderung der  Radiumsalze  durch  Erwärmung  oder  Auf- 
lösung zu  erklären. 

Man  darf  daher  schließen,  daß  die  durch  das  Radium 
erzeugte  Emanation  nur  sehr  schwer  aus  dem  festen  Salze 
entweichen  kann,  daß  sie  darin  gesammelt  wird,  indem  sie 
sich  in  induzierte  Radioaktivität  umsetzt.  Das  Erhitzen  hat 
die  Emanationsent Wicklung  zur  Folge. 

Das  auf  die  ursprüngliche  Temperatur  zurückgeführte 
Salz  sendet  viel  weniger  Strahlen  aus.  Es  nimmt  seine 
Radioaktivität  allmählich  wieder  an,  dank  der  fortgesetzten 
Emanationsabgabe,  die  es  erzeugt  und  die  in  dem  Salze  selbst 
in  Gestalt  von  induzierter  Radioaktivität   sich    ansammelt. 

Der  Effekt  der  Lösung  ist  analog:  die  Lösung  bewirkt 
einen  Teilungszustand  des  Stoffes,  der  die  leichte  Emanation 
ermöglicht.  Wenn  man  die  Lösung  verdampft,  so  wird 
das  trockene  Salz  vorerst  wenig  aktiv,  aber  es  nimmt 
seine  frühere  Aktivität  durch  einen  dem  vorigen  identischen 
Mechanismus  alimählich  wieder  an. 


68  Eigenschaften  der  Radiumemanation 


Siebenter  Abschnitt. 
Eigenschaften  der  Radiumemanation. 

Phosphoreszenzwirkungen. 
Die  Emanation  des  Radiums  verursacht  in  sehr  inten- 
siver  Weise    die    Phosphoreszenz    einer    großen    Zahl    von 
Körpern.     Mit  Emanation  geladene  Luft  enthaltende  Glas- 
behälter sind  leuchtend;   Thüringer   Glas   ist  am   empfind- 


Fig.  33.     Phosphoreszenz  durch  Ausstrahlung  des  Radiums. 

liebsten.  SiDOTsche  Blende  wird  besonders  glänzend  unter 
dem  Einfluß  der  Emanation  und  gibt  alsdann  ein  sehr  inten- 
sives Licht.  Man  kann  z.  B.  mittels  eines,  aus  einem 
großen  Glasbehälter,  dessen  eine  Hälfte  mit  Zinksulfid 
belegt  ist,  bestehenden  Apparates  die  Beobachtung  machen 


Eigenschaften  der  Radiumemanation  69 


(Fig.  33).  Man  stellt  durch  das  Rohr  T  einen  luftleeren 
Raum  in  dem  Apparat  her  und  führt  alsdann  mit  Emanation 
geladene  Luft  aus  dem  Reservoir  A  ein.  Das  Rohr  A 
enthält  eine  Lösung  von  Radiumsalz,  und  die  entwickelte 
Emanation  sammelt  sich  in  dem  gashaltigen  Teil.  Sobald 
man  den  Hahn  R  öffnet,  wird  der  Behälter  B  sehr  leuch- 
tend und  das  durch  das  Zinksulfid  ausgesandte  Licht  ist 
hinreichend  stark,  um  in  einer  Entfernung  von  10  bis 
20  cm  von  der  Röhre  lesen  zu  können. 

Diffusion  der  Emanation. 

Die  Radiumsalze  entwickeln  dauernd  eine  Emanation. 
Diese  Emanation  verbreitet  sich  nach  und  nach  inmitten 
des  Gases,  welches  das  Radiumsalz  umgibt;  sie  diffundiert 
sich  in  den  Gasen ;  sie  kann  sich  von  dem  einen  Behälter  in 
den  andern  selbst  durch  eine  Kapillarröhre  fortpflanzen. 

Das  Studium  der  Diffusion  der  Emanation  durch  die 
Kapillarröhren  hat  den  Wert  des  Diffusionskoeffizienten  zu 
bestimmen  ermöglicht.  Die  angewandte  Methode  ist  sehr 
einfach.  Sie  besteht  darin,  die  durch  ein  mit  aktivierter 
Luft  gefülltes  Glasgefäß  ausgesandte  Becquerelstrahlung  in 
gegebener  Zeit  zu  messen.  Die  Messung  der  Strahlung  der 
Röhre  wird  mit  dem  oben  beschriebenen  Apparat  (Fig.  28) 
vorgenommen.  Aus  der  Messung  der  Strahlung  wird  das 
Gesetz  von  dem  Ausströmen  der  Emanation  abgeleitet. 

Man  findet  dann,  daß  die  Ausströmungsgeschwindigkeit 
der  Emanation  proportional  ist  der  Emanationsmenge,  die 
sich  in  dem  Gefäß  befindet;  sie  variiert  proportional  der 
Weite  der  Kapillarröhre  und  im  umgekehrten  Verhältnis  zu 
ihrer  Länge.  Der  Diffusionskoeffizient  der  Emanation  ist 
gleich  0,10  bei  einer  Temperatur  von  10  Grad.  Er  steht  also 
dem  der  Kohlensäure  in  der  Luft  nahe,   der  0,15  gleich  ist. 

Radiumemanation  und  das  Gesetz  von  Gay-Lussac. 

Die  Emanation  des  Radiums  folgt  dem  Gay-Lussac  sehen 
Gesetz;  sie  dehnt  sich  aus  wie  ein  Gas.  Das  Experiment 
kann  auf  folgende  Weise  angestellt  werden: 


70 


Eigenschaften  der  Radiumemanation 


Zwei  mit  Emanation  gefüllte  Behälter  A  und  B  (Fig.  34) 
sind  durch  ein  Rohr  t  verbunden.  Man  mißt  die  Strahlung 
des  einen  der  Rohre  Ä  in  einem  zylindrischen  Kondensator, 
während  das  andere  auf  der  Temperatur  der  atmosphärischen 
Luft  erhalten  wird.  Wenn  man  dieses  letztere  auf  eine 
höhere  Temperatur  bringt,  so  nimmt  die  Strahlung  des 
Rohres  Ä  zu  und  zwar  so  lange ,  als  man  B  auf  der 
Temperatur  erhält.     Die  Emanationsmenge,  die  in  den  Be- 


Covrraiii 


Fo-Qr 


Fig.  34.     Bestätigung  der  Richtigkeit  des  Gay -Lussac  sehen  Gresetzes 
für  die  Emanation. 

hälter  B  eingetreten  ist,  ist  genau  dieselbe  wie  die,  welche 
man  bei  Anwendung  des  Gay-Lussac sehen  Gesetzes  be- 
rechnen würde. 


Kondensation  der  Emanation. 

RuTHERFOKD  uud  SoDDT  haben  nachgewiesen,  daß  die 
Radiumemanation  in  flüssiger  Luft  sich  kondensiert.  Ein 
mit  Emanation  geladener  Luftstrom  verliert  seine  radio- 
aktiven Eigenschaften,  wenn  er  ein  in  flüssige  Luft  ge- 
tauchtes Schlangenrohr  durchläuft.  Die  Emanation  kehrt 
zu  ihrem  Urzustand  zurück,  wenn  man  das  Schlangenrohr 
auf  die  Temperatur  der  atmosphärischen  Luft  zurückführt. 
Diese  Verdampfung  erfolgt  bei  —150  Grad.     Die  Konden- 


Eigenschaften  der  Radiumemanation 


71 


sationstemperatur     der     Emanation    würde     demnach    150 
Grad  sein. 

Diese  Erscheinung  kann  auf  ausgezeichnete  Weise 
mittels  folgenden  Apparats  (Fig.  35)  dargestellt  werden:  eine 
Radiumsalzlösung  wird  in  einen  Glasbehälter  A  gebracht,  der 
mittels  der  Rohre  t  und  t'  und  der  Hähne  R 
und  R'  mit  zwei  Behältern  B  und  C,  die  in- 
wendig mit  phosphoreszierendem  Zinksulfid 
belegt  sind  und  die  man  vor  Beginn  des  Experi- 
mentes ausgepumpt  hat,  verbunden  werden 
kann.  Wenn  man  den  Apparat  in  Dunkelheit 
bringt,  ist  nur  der  Behälter  Ä  schwach  leuch- 
tend, wenn  man  aber  den  Hahn  B  öffnet, 
so  wird  die  in  Ä  angesammelte  Emanation 
aufgesaugt  und  verbreitet  sich  im  Behälter 
B,  indem  sie  in  intensiver  Weise  die  Phos- 
phoreszenz des  darin  enthaltenen  Zinksulfids 
hervorruft.  Öffnet  man  nun  den  Hahn  R\ 
so  erleuchtet  sich  auch  der  Behälter  C.  Man 
stellt  gleichzeitig  eine  Abnahme  des  Leuch- 
tens  von  B  fest:  die  Emanation  verteilt  sich  im  Verhältnis 
des  Volumens  von  B  zur  Summe  der  Volumina  von  B 
und  C.  Wenn  man  endlich  den  Behälter  C  in  flüssige 
Luft  taucht,  so  nimmt  dieser  Behälter  an  Lichtwirkung  zu, 
während  der  Lichtglanz  von  B  verschwindet:  die  Emanation 
strömt  tatsächlich  allmählich  aus  dem  Behälter  B  aus,  um 
sich  sogleich  in  C  in  der  flüssigen  Luft  zu  verdichten.  Man 
kann  dann  den  Hahn  B'  schließen  und  den  Apparat  aus 
der  flüssigen  Luft  herausnehmen;  die  ganze  Emanation  hat 
sich  in  dem  abgekühlten  Teile  angesammelt;  nur  der  Be- 
hälter C  ist  in  sehr  intensiver  Weise  leuchtend. 


Fig.  35.  Kon- 
densation der 
Emanation  in 

flüssiger  Luft. 


Destillation  der  induzierten  Radioaktivität. 

Ein  zunächst  aktiviertes,  nachher  erhitztes  Platin- 
blech verliert  den  größten  Teil  seiner  Aktivität.  Wenn 
man    das    aktivierte    Blech    mit    einem    anderen,    kalt    er- 


72  Eigenschaften  der  Radiumemanation 

haltenen  während  des  Erhitzens  umgibt,  so  wird  dieses 
zweite  Blech  radioaktiv.  Es  findet  also  eine  Radio- 
aktivitätsübertragung statt.  Die  Erscheinung  ist  übrigens 
ziemlich  kompliziert.  Die  Entaktivierungsgesetze  der  so 
aktivierten  Bleche  hängen  von  der  Temperatur  ab,  bei 
welcher  die  Destillation  ausgeführt  worden  ist.  Bei  dieser 
Erscheinung  darf  man  annehmen,  daß  es  die  Aktivität  ist, 
die  von  dem  aktivierten  Blech  wegdestilliert;  die  induzierte 
Radioaktivität  der  festen  Körper  würde  also  nur  einer  auf 
denselben  kondensierten  Emanation  zuzuschreiben  sein.  Das 
Gesamtergebnis  läßt  die  Annahme  zu,  daß  die  durch  die 
festen  Körper  erworbene  Radioaktivität  drei  aufeinander 
folgende,  verschiedene  Hauptzustände  aufweist.  Die  Ein- 
wirkung der  Temperatur  gestattet,  sie  zu  unterscheiden. 


Induzierte  Radioaktivität  mit  Radiumsalzen  in  Lösung 
gebrachter  Substanzen. 

Wenn  man  ein  gelöstes  Salz  einige  Zeit  in  Berührung 
mit  einer  Radiumsalzlösung  läßt,  so  nimmt  das  Salz  eine 
gewisse  Aktivität  an,  und  wenn  man  es  vom  Radium 
trennt,  besitzt  es  eine  induzierte  Aktivität.  Man  kann 
beispielsweise  mit  dieser  Methode  Baryumsalz  aktivieren. 
Das  aktivierte  Baryum  bleibt  nach  verschiedenen  chemischen 
Umwandlungen  wirksam:  seine  Aktivität  ist  somit  eine 
ziemlich  stabile  Atomeigenschaft.  Das  aktivierte  Baryum- 
chlorid  verhält  sich  bei  der  Fraktionierung  wie  radium- 
haltiges  Baryumchlorid,  indem  die  aktivsten  Teile  in  Wasser 
und  in  verdünnter  Chlorwasserstofisäure  weniger  löslich  sind. 
Das  trockene  Chlorid  ist  selbsttätig  leuchtend;  seine  Becquerel- 
strahlung  ist  analog  der  des  radiumhaltigen  Baryum chlorids. 
Die  Aktivität  eines  solchen  Produktes  kann  die  des  Urans 
tausendmal  übersteigen.  Im  Spektrum  aber  läßt  sich  keine 
Radiumlinie  nachweisen;  die  Aktivität  des  Produkts  nimmt 
sogar  ab,  und  nach  Verlauf  von  drei  Wochen  ist  sie  drei- 
mal schwächer  als  zu  Anfang. 


Eigenschaften  der  Radiumemanation  73 

Durch  andere  Agentien  als  radioaktive  Substanzen 
erzeugte  induzierte  Aktivität. 

Es  ist  interessant  zu  bemerken,  wie  verschiedene  Ver- 
suche angestellt  wurden,  um  die  induzierte  Radioaktivität 
ohne  radioaktive  Substanzen  zu  erzeugen. 

ViLLAED  hat  ein  Stück  Wismut,  das  als  Antikathode 
in  einer  CEOOKES-Eöhre  angebracht  war,  der  Einwirkung  der 
Kathodenstrahlen  unterworfen;  das  Wismut  wurde  auf  diese 
Weise,  übrigens  äußerst  schwach,  aktiv  gemacht,  denn  es 
bedurfte  8  Tage  Exposition,  um  auf  die  photographische 
Platte  einzuwirken.  Mac  Lennan  präparierte  zur  Ent- 
ladung positiv  geladener  Körper  geeignete  Salze. 

Die  Studien  dieser  Art  bieten  ein  hohes  Interesse. 
Wenn  es  möglich  wäre,  in  den  ursprünglich  inaktiven 
Körpern  eine  namhafte  Radioaktivität  zu  schaffen,  indem 
man  sich  bekannter  physikalischer  Agentien  bedient,  dürfte 
man  hoffen,  auf  diese  Weise  auch  die  Ursache  der  selbst- 
tätigen Radioaktivität  gewisser  Stoffe  aufzufinden. 

Gegenwart  der  Emanation  in  der  Luft  und  im  Quellwasser. 

Elstek  und  Gteitel  haben  gezeigt,  daß  die  atmo- 
sphärische Luft  die  Elektrizität  stets  in  merklicher  Weise 
leitet:  sie  ist  stets  schwach  ionisiert.  Diese  Ionisation 
wird  vielfachen  Ursachen  zugeschrieben  werden  müssen. 
Nach  Elsteks  und  Geitels  Arbeiten  enthält  die  atmo- 
sphärische Luft  in  verhältnismäßig  geringer  Menge  eine 
der  durch  die  radioaktiven  Körper  ausgesandten  analoge 
Emanation.  Auf  dem  Gipfel  der  Berge  enthält  die  atmo- 
sphärische Luft  mehr  Emanation  als  in  der  Ebene  oder  am 
Meeresstrand.  Endlich  ist  die  Luft  der  Keller  und  Höhlen 
besonders  stark  mit  Emanation  geladen.  Man  erhält  auch 
an  Emanation  sehr  reiche  Luft,  indem  man  mittels  eines 
in  den  Boden  gesteckten  Rohrs  die  darin  enthaltene  Luft 
aufsaugt. 


74  Eigenschaften  der  Radiumemanation 

Man  hat  die  G-egenwart  der  Radiumemanation  in  aus 
gewissen  natürlichen  Mineralwässern  gewonnenen  Gasen 
erkannt.  Es  ist  wahrscheinlich,  daß  die  physiologischen 
Heilwirkungen  dieser  Wässer  teilweise  den  radioaktiven 
Prinzipien,  die  darin  enthalten  sind,  beizumessen  sind. 
Es  dürfte  hier  eine  für  die  Therapie  hochbedeutsame 
Frage  vorliegen. 

Die  von  dem  Meer-  oder  Flusswasser  herkommende 
Luft  ist  fast  emanationsfrei. 

Schon  von  Anfang  ihrer  Untersuchungen  an  hatten 
sich  Elster  und  Geitel  die  Frage  gestellt,  ob  die  durch 
die  Luft  erworbene  Radioaktivität  nicht  doch  einem  in  der 
Luft  selbst  enthaltenen  Körper  zuzuschreiben  sei;  dann 
aber  würde  die  Emanationsquelle  untrennbar  von  der  Luft 
sein,  oder,  wenn  er  außerhalb  der  Luft  existiert,  müßte 
man  ermitteln,  auf  welchem  Wege  die  Emanation  hinein 
gelangte.     Der  erste  Punkt  wurde  leicht  aufgeklärt. 

Elstee  und  Geitel  schlössen  in  einem  gut  verschlossenen 
Kessel  ein  Luftvolum  von  23  cbm  ein.  Sie  ermittelten  die 
Radioaktivität  der  Luft,  indem  sie  ins  Innere  des  Kessels 
auf  ein  hohes  Negativpotential  gebrachte  Aluminiumdrähte 
führten ;  hierauf  bestimmten  sie  die  durch  den  Draht  er- 
worbene Aktivität.  Ein  unter  diesen  Umständen  mehrere 
Wochen  nach  Schluß  des  Kessels  ausgeführtes  Experi- 
ment lieferte  negative  Resultate,  denn  die  Drähte,  die 
anfangs  aktiviert  wurden,  blieben  einige  Wochen  nachher 
inaktiviert;  demnach  gibt  es  keinen  radioaktiven  Körper  in 
der  Luft.  Die  Emanationsquelle  kann  also  nur  außerhalb 
zu  finden  sein. 

Der  ungemein  reiche  Emanationsgehalt  der  Luft  in 
Kellern  und  Höhlen  führte  zu  dem  Schluß,  daß  dieselbe 
von  den  Wänden  herrühren  oder  wenigstens  vom  umgeben- 
den Boden  durch  Diffusion  ausgehen  müsse. 

Diese  Schlußfolgerung  hat  sich  durch  das  Experiment 
völlig  bewahrheitet;  die  vom  Boden  aufgenommene  Luft 
ist  radioaktiv.     Wenn  man   eine   große  Metallglocke   einige 


Eigenschaften  der  Radiumemanation  75 

Zentimeter  tief  in  die  Erde  steckt,  so  hat  man  einen 
Apparat,  der  als  dauernde  Quelle  einer  mit  Emanation 
geladenen  Luft  arbeitet. 

Im  Meer,  wo  der  Gasausfluß  des  Bodens  fehlt,  ist  die 
Emanation  viel  schwächer  als  auf  dem  Festlande. 

Die  aus  tiefen  Quellen  entspringenden  Wasser  und  über- 
haupt die  Thermalwässer  sind  reich  an  Emanation;  ebenso 
ist  es  auch  mit  rohem  Petroleum,  das  durch  Destillation 
noch  nicht  raffiniert  worden  ist.  Der  Gedanke  ist  logisch, 
daß  diese  flüssigen  Körper  die  Emanation  der  im  Erdboden 
verbreiteten  radioaktiven  Körper  aufgefangen  haben.  Elstee 
und  Geitel  vermochten  ziemlich  aktive  Produkte  von  Stoffen 
wie  Tonerden  (Fangoschlamm)  darzustellen;  in  allen  Fällen 
haben  sie  die  durch  das  Radium  erzeugten  Erscheinungen 
wiedergefunden. 

Es  scheint  also,  daß  unendlich  kleine,  überall  verbreitete 
Spuren  von  Radium  die  Quelle  der  Radioaktivität  in  den 
Poren   der  Erde  und  in   der  atmosphärischen  Luft  bilden. 

Es  ist  möglich,  daß  die  physiologischen  Wirkungen 
der  Gebirgsluft  und  gewisser  Gegenden  teilweise  der  in 
der  Luft  enthaltenen  Emanation  zuzuschreiben  sind. 

Natur  der  Emanation. 

Rutherford  hält  die  Emanation  des  Radiums  für 
ein  materielles,  radioaktives,  zur  Argongruppe  gehöriges  Gas. 
Die  vorher  aufgezählten  Eigenschaften  sind  in  der  Tat  ge- 
eignet nachzuweisen,  daß  in  mancherlei  Beziehungen  die 
Radiumemanation  sich  wie  ein  echtes  Gas  verhält.  Wenn 
man  zwei  Glasbehälter  miteinander  verbindet,  wovon  der 
eine  Emanation  enthält,  der  andere  aber  nicht,  so  geht  die 
Emanation  auch  in  den  zweiten  Behälter  über;  wenn  das 
Gleichgewicht  hergestellt  ist,  konstatiert  man,  daß  die 
Emanation  sich  zwischen  den  beiden  Behältern  im  Ver- 
hältnis der  Volumina  geteilt  hat.  Die  Emanation  folgt  den 
Gesetzen  von  Gay-Lussac  und  Mariotte;  sie  diffundiert 
in  der  Luft  nach  dem  Diffusionsgesetze  der  Gase;  sie  ver- 


76  Eigenschaften  der  Radiumemanation 


dichtet  sich  endlich  bei  niederer  Temperatur  wie  ein 
kondensierbares  Gas. 

Gewisse  Punkte  sind  auf  Grund  dieser  Hypothese  zur 
Zeit  noch  schwer  zu  erklären.  So  hat  man  noch  keinen 
von  der  Emanation  ausgeübten  Druck,  auch  nicht  die  An- 
wesenheit eines  charakteristischen  Spektrums  mit  Sicherheit 
beobachtet.  Mit  der  Emanation  vermochte  keine  chemische 
Reaktion  erzielt  zu  werden.  Schließlich  resultieren  alle 
unsere  auf  die  Eigenschaften  der  Emanation  bezüglichen 
Kenntnisse  aus  ßadioaktivitätsmessungen. 

Wohl  müssen  wir  hierzu  bemerken,  daß  die  neueren 
Untersuchungen  über  die  Emanation  der  Hypothese  eines 
materiellen  radioaktiven  Gases  keine  große  Wahrscheinlich- 
keit verleihen. 

Durch  die  Radiumsalze  gebildetes  Helium. 

Ramsay  und  Soddy  haben  die  Anwesenheit  von  Helium 
in  den  Gasen  festgestellt,  die  eine  bestimmte  Zeit  mit  Radium- 
salz in  einer  verschlossenen  Flasche  aufbewahrt  worden  sind. 

Die  Anwesenheit  des  Heliums  trat  bei  verschiedenen 
Experimenten  in  konstanter  Weise  hervor  und  dieses  Gas 
konnte  durch  sein  mittels  der  Geissler  sehen  Röhre  erzieltes 
Spektrum  scharf  charakterisiert  werden. 

Ramsay  und  Soddy  haben  eine  zweite  Reihe  von  Ex- 
perimenten ausgeführt,  in  welcher  sie  die  Emanation  des 
Radiums  durch  Kondensation  in  flüssiger  Luft  akkumulierten. 
Sie  untersuchten  alsdann  das  Spektrum  der  Emanation  mittels 
einer  Geissler  sehen  Röhre.  Sie  haben  die  neuen  Linien 
wieder  angetroffen.  Das  Helium  war  im  Beginne  der  Ex- 
perimente im  Gase  nicht  anwesend,  allmählich  aber  tauchte 
sein  Spektrum  auf  und  nahm  dauernd  an  Intensität  zu, 
anderseits  verschwanden  die  neuen  Linien  nach  und  nach. 
Daraus  geht  hervor,  daß  das  Helium  als  eines  der  Zer- 
störungsprodukte der  Emanation  angesehen  werden  darf. 
Die  Heliumerzeugung  ist  an  das  Verschwinden  der  Akti- 
vität des  Gasgemenges  gebunden. 


Natur  der  durch  die  Radiumsalze  erzeugten  Erscheinungen      77 

Man  wird  die  Bedeutung  dieses  Ergebnisses  unschwer 
begreifen:  es  erklärt  sich  durch  die  Annahme,  daß  das 
Helium  durch  die  Emanation  des  Radiums  hervorgebracht 
wurde;  man  dürfte  sich  hierbei  vor  einem  Falle  von  Um- 
wandlung der  Elemente  befinden,  d.  h.  das  Radium  erzeugt 
das  Helium. 

Dieses  überraschende  Ergebnis  stimmt  übrigens  mit 
der  Tatsache  überein,  daß  das  Helium  ausschließlich  in 
den  Mineralien  sich  findet,  die  Uran  und  Radium  ent- 
halten, und  sich  aus  diesen  Mineralien  entwickelt,  wenn 
man  sie  erhitzt. 

Noch  zu  beendigende  Experimente  dürften  diese  Resul- 
tate von  geradezu  grundlegender  Bedeutung  bestätigen. 


Achter  Abschnitt. 
Natur  der  durch  die  Radiumsalze  erzeugten  Erscheinungen. 

Herr  und  Frau  Cueie  stellten  bei  ihren  Untersuchungen 
über  die  Radioaktivität  von  Anbeginn  die  Erwägung  an,  ob 
die  Radioaktivität  nicht  etwa  eine  allgemeine  Eigenschaft 
des  Stoffes  sei.  Gegenwärtig  darf  diese  Frage  noch  nicht 
als  gelöst  gelten.  Frau  Curie  hat  eine  große  Anzahl  Körper 
untersucht  und  nachgewiesen,  daß  diese  verschiedenen  Sub- 
stanzen keine  höhere  Aktivität  als  den  hundertsten  Teil  der 
Aktivität  des  Urans  besaßen. 

CoLSON  zeigte  allerdings,  daß  viele  Stoffe  auf  die  Dauer 
auf  Photographenplatten  wirken  können;  einige  neuere  Ar- 
beiten scheinen  diese  Tatsachen  zu  bestätigen. 

Die  kurze  Uebersicht  der  Eigenschaften  der  Radium- 
salze, die  wir  soeben  gegeben  haben,  zeigt,  daß  diese  Salze 
oder,  allgemeiner  noch,  alle  radioaktiven  Körper  Energie- 
quellen darstellen,  die  wir  als  Becquerel Strahlung,  als  kon- 
tinuierliche Produktion  von  Emanation,  als  elektrische, 
chemische  und  leuchtende  Energie,  sowie  als  fortwährende 
Wärmeentwicklung  beobachten. 


78     Natur  der  durch  die  Radiumsalze  erzeugten  Erscheinungen 

Anderseits  scheint  das  Radium  stets  seine  nämlichen 
Eigenschaften  zu  bewahren  und  sich  nicht  zu  verändern: 
diese  Tatsachen  scheinen  mit  den  fundamentalen  Grund- 
sätzen der  Energetik  im  Widerspruch  zu  stehen. 

Da  wir  noch  großes  Vertrauen  in  das  Prinzip  von  der 
Erhaltung  der  Energie  setzen,  ist  die  erste  Frage,  die 
wir  uns  vorlegen  müssen,  zu  ermitteln,  woher  diese  Energie 
stammen  kann. 

Man  hat  sich  oft  gefragt,  ob  die  Energie  in  den  radio- 
aktiven Körpern  selbst  erzeugt  wird,  oder  ob  sie  von 
diesen  Körpern  äußeren  Quellen  entlehnt  wird.  Diese 
beiden  Anschauungsweisen  bilden  den  Ausgangspunkt  zahl- 
reicher Hypothesen,  unter  denen  wir  zwei  hervorheben 
wollen,  die  zurzeit  am  befriedigendsten  erscheinen: 

Man  kann  zum  Beispiel  annehmen,  daß  das  Radium 
ein  in  Umwandlung  begriffenes  Element  ist,  daß  seine  Atome 
sich  langsam  aber  kontinuierlich  umwandeln,  und  daß  die  von 
uns  wahrgenommene  Energie  die  zweifellos  erhebliche  Energie 
ist,  die  sich  bei  der  Umwandlung  der  Atome  entwickelt. 
Die  Tatsache,  daß  das  Radium  fortwährend  Wärme  ent- 
wickelt, spricht  zugunsten  dieser  Hypothese.  Die  Umwand- 
lung dürfte  anderseits  von  einem  durch  die  Ausendung 
materieller  Teilchen  und  die  fortwährenden  Entwicklung 
der  Emanation  verursachten  Gewichtsverlust  begleitet  sein. 
Bis  heute  ist  keine  Gewichtsveränderung  mit  Sicherheit 
festgestellt  worden,  wohl  aber  legt  die  Tatsache,  daß  die 
Radiumsalze  Emanation,  die  in  Helium  umgewandelt  wird, 
entwickeln,  die  Vermutung  nahe,  daß  die  Radiumsalze  an 
Gewicht  verlieren:  diese  letzte  Tatsache  verleiht  dieser 
Hypothese  einen  erheblichen  Wert.  Übrigens  sind  Experi- 
mente über  die  Gewichtsveränderung  unter  Zugrundelegung 
der  Gewichtsbestimmung  des  produzierten  Heliums  im  Gange. 

Die  zweite  Hypothese  besteht  in  der  Vermutung,  daß 
es  im  Räume  noch  unbekannte,  mit  unseren  Sinnen  nicht 
wahrnehmbare  Strahlungen  gibt.     Das  Radium  würde  fähig 


Natur  der  durch  die  Radiumsalze  erzeugten  Erscheinungen      79 

sein,  die  Energie  dieser  hypothetischen  Strahlen  zu  absor- 
bieren und  sie  in  radioaktive  Energie  umzuwandeln. 

Diese  beiden  Hypothesen  sind  vielleicht  nicht  mit- 
einander unverträglich;  jedenfalls  lassen  sich  viele  Gründe 
für  und  gegen  diese  Ansichten  geltend  machen;  zumeist 
haben  die  Versuche,  die  Konsequenzen  dieser  Hypothesen 
auf  experimentellem  Wege  festzustellen,  negative  Ergebnisse 
geliefert. 

Diese  kurze  Darstellung  der  Eigenschaften  der  Radium- 
salze wird  jedoch  imstande  sein,  eine  Vorstellung  von  der 
Bedeutung  der  wissenschaftlichen  Bewegung  geben,  die  durch 
die  schöne  Entdeckung  des  Herrn  und  der  Frau  Cueie 
hervorgerufen  wurde.  Die  beiden  Physiker  haben  der  Wissen- 
schaft zu  einem  Fortschritt  verhelfen,  dessen  Tragweite 
wir  noch  nicht  absehen  können. 

So  abstrakt  die  Forschungen  der  reinen  Wissenschaft 
a  priori  auch  sein  mögen,  so  führen  sie  doch  schneller,  als 
man  es  denkt,  zu  nutzbringenden  Resultaten  für  die  All- 
gemeinheit. 


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6* 


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J.  J.  Thomson,  Nature,  LXXII,  p.  601  (1903). 


Verlag  von  VEIT  &  COMP,  in  Leipzig. 


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THEORIE  DER  DOPPELBRECHUNG. 

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vertraut  sind,  mit  geometrischen  Mitteln  in  die  Theorie  der  Doppel- 
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gr.  8.     1896.     geh.  28  ^,  eleg.  geb.  30  jH,. 

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der  chemischen,  elektrischen  und  rein  mechanischen  Sonderkräftc, 
einschließlich  der  Schwerkraft  aus  der  kinetischen  Energie  beweg- 
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Richard  Wegner. 

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gr.  8.     1904.     geh.  4  Jk. 


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Zwei  Bände. 

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gr.  8.     geh.  21  J(,  40  ^,  geb.  in  Ganzleinen  24  J(,  40  ^. 

Ersten  Bandes  erstes  Heft.  Algebraische  Analysis.  1903.  geh.  5  .^  20  ei^, 
geb.  in  Ganzleinen  6  Jb  20  ^, 

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Funktionen  einer  komplexen  Veränderlichen.  Zweite,  durchgesehene 
und  teilweise  umgearbeitete  Auflage.  1903.  geh.  6  Jb  20  ^, 
geb.  in  Ganzleinen  1  Jb  20  ^. 

Zweiter  Band.  Elliptische  Funktionen.  1899.  geh.  10  Ji^  geb.  in  Ganz- 
leinen 11  .^. 

DIE  ENERGETIK 

NACH  IHRER  GESCHICHTLICHEN  ENTWICKELUNG. 

Von 

Dr.  Georg  Helm, 

0,  Professor  an  der  k.  Technischen  Hochschule  zu  Dresden. 

Mit  Figuren  im  Text. 

gr.  8.     1898.     geh.  %  Jk  60  ^,  geb.  in  Ganzleinen  9  Jb  60  ^. 

GESCHICHTE 

DER 

ELEMENTAR-MATHEMATIK 

IN  SYSTEMATISCHER  DARSTELLUNG 

von 

Dr.  Johannes  Tropfke, 

Oberlehrer  am  Friedrich-Real-Gymnasium  zu  Berlin. 

Zwei  Bände. 

Mit  Figuren  im  Text. 

Lex.  8.     1902  u.  1903.     geh.  20  ^,  geb.  in  Ganzleinen  22  M. 


Verlag  von  VEIT  &  COMP,  in  Leipzig. 

ELEMENTARE  MECHANIK 

als  Einleitung  in  das  Studium  der  theoretischen  Physik. 

Von 

Dr.  Woldemar  Voigt, 

o.  ö.  Professor  der  Physik  an  der  Universität  Göttingen. 

Zweite,  umgearbeitete  Auflage. 

Mit  56  Figuren  im  Text. 

Lex.  8.     1901.     geh.  U  J6,  geb.  in  Halbfranz  16  J6. 

KOMPENDIUM 

DER 

THEORETISCHEN  PHYSIK. 

Von 

Dr.  Woldemar  Voigt, 

o,  ü.  Professor  der  Physik  an  der  Universität  Göttingen. 

Z^wei   Bände. 

gr.  8.     geh.  32  J6,  geb.  in  Halbfranz  35  J6. 

Erster  Band.  Mechanik  starrer  und  nichtstarrer  Körper.  Wärmelehre. 

1895.  geh.  14  ^,  geb.  in  Halbfranz  U  J6. 

Zweiter  Band.     Elektrizität  und  Magnetismus.     Optik. 

1896.  geh.  18  ^,  geb.  in  Halbfranz  20  J6. 

DIE 

FUNDAMENTALEN  PHYSIKALISCHEN  EIGENSCHAFTEN 

DER 

KRYSTALLE 

IN 

ELEMENTAREE  DARSTELLUNG. 

Von 

Dr.  Woldemar  Voigt, 

0.  ö.  Professor  der  Physik  an  der  Universität  Göttingen. 

Mit  52  Figuren  im  Text. 

8.    1898.    geh.  5  Ji. 


Verlag  von  VEIT  &  COMP,  in  Leipzig. 

DAS  STEREOSKOP. 

Seine  Anwendung  in  den  technischen  Wissenschaften. 
Über  Entstehung  und  Konstruktion  stereoskopischer 

Bilder. 

Von 

Wilhelm  Manchot, 

Architekt  und  Professor  am  Städelschen  Kunstinstitut  zu  Frankfurt  a.  M. 

Mit  50  Figuren. 
Lex.  8.     1903.     geh.  1  Ji>  80  ^. 

LEHRBUCH  DER  PHYSIK 

ZU  EIGENEM  STUDIUM  UND  ZUM  GEBRAUCH  BEI  VORLESUNGEN 

von 

Dr.  Eduard  Riecke, 

0.  ö.  Professor  der  Physik  an  der  Universität  Göttingen. 

Zwei  Bände. 

Zweite,  verbesserte  und  vermehrte  Auflage. 

Mit  gegen  800  Figuren  im  Text. 

Lex.  8.     1902.     geh.  24  M^  geb.  in  Ganzleinen  26  M. 

„Unter  den  neuerdings  erschienenen  Lehrbüchern  der  Experi- 
mentalphysik für  Hochschulen  nimmt  das  vorliegende  eine  in  doppel- 
ter Hinsicht  besondere  Stellung  ein.  Es  bietet  einerseits  eine  wirk- 
liche Hochschulphysik,  indem  es  die  elementare  Darstellungsweise 
jener  meist  für  eine  sehr  ungleich  vorgebildete  Zuhörerschaft  be- 
rechneten Werke  völlig  bei  Seite  läßt  und  wirklich  die  Physik  so 
behandelt,  wie  man  es  im  Unterschied  zu  den  vorbereitenden  Lehr- 
anstalten von  der  Universität  erwarten  muß.  Anderseits  aber  enthält  es 
auch  nicht  ein  bloßes  Konglomerat  des  Wissenswürdigsten,  sondern 
es  trägt  den  Stempel  einer  Persönlichkeit,  in  deren  Geiste  der  ganze 
Stoff  gleichsam  flüssig  geworden  und  umgeschmolzen  worden  ist;  es 
zeigt  eine  Art  von  künstlerischem  Gepräge,  das  die  Lektüre  dieses 
Werkes  zu  einem  wahren  Genüsse  macht.  Ein  besonders  günstiger 
Umstand  ist  es,  daß  der  Verfasser  die  theoretische  wie  die  experi- 
mentelle Seite  der  Physik  in  gleichem  Maße  beherrscht;  dement- 
sprechend sind  die  Beziehungen  zwischen  beiden  mit  einer  Voll- 
kommenheit zur  Darstellung  gelangt,  wie  sie  zuvor  noch 
nicht  erreicht  worden  ist." 

{Zeitschrift  für  den  physikalischen  und  chemischen  Unterricht.) 


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